rp. UM * in m^ ^^'•A.. ^Jr4 A^!f 1: > a: / it ■c^ •^ '^T^x ^ikarn of tl« Slitsaxm -o -j COMPARATIYE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. jFouuticlJ I);)) jjciöate subscrfptfon, fit 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. /3Z::. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN iKiDEIllE DIR WlSSeiCHllFTEI MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. ACHTUNDZWANZIGSTER BAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1858. SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ACHTÜNDZWANZIGSTER BAND. Jahrgang 18Ö8. ~ N- 1 bis 6. (Hit 25 Cnffln.) WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1858. I N II ALT. Seite Sitzung; vom 7. Jänner 18S8. Kudelka, Über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem 3 Brücke, Nachschrift zu Prof. Joseph Kudelka's Abhandlung, betitelt: „Über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem," nebst einigen Beobachtungen über die Sprache bei Mangel des Gaumensegels 63 Üitscheiner, Über die grapliische Parabel-Methode. (Mit 2 Tafeln.) 93 Sitzung' vom 14. Jänner 1858. Unger, Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. (Mit 2 Tafeln.) . 111 Dltscheiner, Über die graphische Hyperbel-Methode. (Mit2 Tafeln.) 134 Heller, Über neue fossile Stelleriden. (Mit 3 Tafeln.) 15S Schrötter, Bericht über den gegenwärtigen Standpunkt •der Erzeu- gung und Verarbeitung des Aluminiums in Frankreich . . 171 Sitzung* vom 21. Jänner 1858. Aus Dr. Karl Scherzer's Mittheilungen an die kaiserl. Akademie über einige , während des Aufenthaltes Sr. Majestät Fre- gatte Novara in Funchal (Madeira) und Rio de Janeiro gewonnene Resultate 175 Reslhuher, Über das Wetterleuchten 177 Zippe, Die Kupfererz-Lagerstätten im Rothliegenden Böhmens . 192 Hyrd, Inhaltsanzeige der von Prof. Luschka inTübingen für die Denkschriften eingesendeten Abhandlung: Die Halsrippen und die Onsa suprastcrnuUa des Mensehen 198 Ditscheiner, Über die Zonenflächen. (Mit 2 Tafeln.) 201 Kolcnati, Zwei für Osterreich neue Arten von Fledermäusen. (Mit 1 typo-lithographischen Tafel.) 243 VI Seite Sifziiiig; vom 4. Februar 1858. Pehval, Über HerrnSpitzer's Abhandlung: Die Integration meh- rerer DifTerential-Gleichungen betreffend, und die darin erhobenen Prioritäts-Ansprüche 2S3 Diesing, Zwei Worte über Diporpa und Diplozoon 269 &railich. Der Römerit, ein neues Mineral aus deniRammelsbcrge, nebst Bemerkungen über die Bleiglätte. (Mit 1 Tafel.) . 272 Perger, Ritter v., Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen 289 Boue, Über die Erdbeben im Deeember 1837, dann im Jänner und Februar 1858 321 Sifziiiig; vom 11. Februar 1858. Zantedeschi, Della lunghezza delle onde aeree, della loro velocitä neue canne a bocca, e dell' influenza che escreiano i varii elementi sulla loro tonalitä. Memoria VII 327 — Studio critico-sperimentale del metodo comunemente seguito dal fisici nella determinazione dei nodi e ventri delle colonne aeree vibranti entro canne a bocca. Memoria VIII. (Mit 2 Tafeln.) 341 MoUn, Versuch einer Monographie der Filarien. (Mit 2 Tafeln.) . 363 Sitzung; vom 25. Februar 1858. Frankl, Bericht über die Erwerbung von sieben Racenschädeln, während einer Reise im Orient 463 Etlingshausen , C. v., Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka in Unter-Steiermark. (Mit VI Tafeln.) ... 471 Brücke, Über die reducircnden Eigenschaften des Harns gesunder Menschen 568 Czermak , Über reine und nasalirte Voeale 575 Vorgelegte Druckschriften (Jänner und Februar) I — VI! SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEM \TISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXVIII. B4IVD. SITZUNG VOM 7. JÄNNEE 1858. N? 1. SITZUNG VOM 7. JANNER 1858. Vorträge. Über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. Von Dr. Joseph Kudelka, Professor der Physik io Linz. (Vorg'elegt in der Sitzung am 3. December 1837.) 1. Einleitung, Teranlassung ond Zweck gegenwärtiger Abliandlung. In der Vorrede zur Physiologie und Systematik der Sprachlaute von Herrn Dr. Ernst Brücke (erschien in der Zeitschrift für öster- reichische Gymnasien VII. Jahrgang, 1856) lesen wir folgende Stelle: „Da eben jetzt die systematische Anordnung der Sprachlaute die Grundlage einer allgemeinen, phonetischen Schreibweise werden soll, über welche Sprachforscher und Missionsgesellschaften sich behufs der gleichförmigen Transscription fremder Sprachen unter einander zu einigen wünschen, so müssen Streitfragen auf diesem Gebiete durch die Betheiligung aller , die dazu mitwirken können, gesehlichtet werden, damit sich in die neue Schreibweise nicht Mängel einschleichen, die sich dereinst auf empfindliche Weise fühl- bar machen und dann schwerer als jetzt zu beseitigen sein möchten." Diese Stelle war, wiewohl nicht der erste Impuls, so doch mit unter den Gründen, die mich bestimmten Herrn Brücke's System der Sprachlaute einer wo möglich umfassenden Kritik zu unterwerfen und es in Bezug auf seinen Werth, den es der Anwendung bieten kann, etwas näher zu beleuchten. Auch ich habe zu Anfang des Jahres 1856 über denselben Ge- genstand ein kleines Werk, unter dem Titel: „Analyse der Laute der 1» ^ K u d e I k a. menschlichen Stimme vom physicalisch-physiologischen Standpunkte.** (Linz 1856, Druck und Verlag von J. Feichtinger's Erben), ver- öffentlicht und da mit den Ergebnissen , zu denen ich durch die Erfahrung und darauf basirte Schlussfolgerungen gelangt bin, nicht immer jene des HerrnB rücke übereinstimmen, sondern häuOg davon sehr stark divergiren,so erachtete ich es im Interesse meines Werkes für nothwendig, eine Widerlegung des fremden zu versuchen. Damit konnte ich auch noch einen andern Zweck verbinden. Mein Werk ist nämlich zu wenig ausführlich und ich musste besor- gen, dass desshalb die Deutlichkeit leide. Unternahm ich somit eine Discussion der streitigen Punkte, so war mir die Gelegenheit ge- boten, das Versäumte nachzuholen, die etwa begangenen Fehler zu berichtigen, das Mangelnde hinzuzufügen. Von diesem Gesichtspunkte aus beirachtet, konnte die neue Arbeit gleichsam eine Ergänzung, — ein Supplement der früheren werden. In Betreff ihrer Anordnung wird es, glaube ich, am besten sein, wenn ich sie in Paragraphe eintheile, deren jeder eine oder nach Um- ständen auch einen ganzen Complex von Streitfragen behandelt. Die Streitfragen selbst werde ich an die Spitze des ihnen gewidmeten Paragraphen voranstellen und zwar in dem Falle, wo es kaum möglich wäre, sich kürzer zu fassen, mit den Worten des Originals, sonst aber blos dem Sinne nach; hierauf werde ich die Skrupel und die Einwürfe folgen lassen und dort, wo ich an die Stelle des Negirten etwas Positives zu setzen wissen werde, es nicht unterlassen. Übrigens werde ich, was sich ohnehin von selbst versteht, nur jene Theile der Systematik in den Bereich meiner Kritik ziehen, deren Argumentationen eine naturwissenschaftliche Grundlage haben; das rein Geschichtliche der Laute und ihrer verschiedenen Systeme fällt daher weg. 2. Das h oder der spiritus asper der Griechen. In dem zweiten Abschnitte der Systematik behandelt Herr Brücke jene Laute, die schon im Kehlkopfe entstehen. Das h ge- hört zu diesen Lauten. Er versteht darunter das Geräusch, welches die Luft, nachdem sie durch die weit offene Stimmritze gegangen, erst durch ihren Anfall gegen die Wände der Rachenhöhle erzeugt. Jedermann würde sich hi(>rnach die Ansicht bilden, dass das h in der Rachenhöhle und nicht im Kehlkopfe entstehe, weil das über Herrn Dr. Brücke's Laiitsystem. 5 demselben entsprechende Geräusch in jener und nicht in diesem zu Stande kommt; allein da der zweite Abschnitt, wie seine Über- schrift andeutet, den Kehlkopflauten gewidmet ist und da wir ferner S. 512 die kategorische Behauptung lesen, das ä werde bereits im Kehlkopfe und nicht erst in der Mund- oder Rachenhöhle gebildet, so steht unsere kaum gewonnene Ansicht damit im Widerspruche. Wir fragen, was nöthigt Herrn Brücke den Ursprung des h, seiner oben gegebenen Entstehungsweise zum Trotz, in den Kehl- kopf zu versetzen? Darauf antwortet er uns , es sei zweckmässig , das h bei der phonetischen Untersuchung und systematischen Anordnung der Con- sonaiiten von denselben auszuschliessen, da es durch keine der Be- dingungen entsteht, welche alle übrigen Consonanten hervorbringen. Diese Bedingungen sind Bildung oder Lösung eines Verschlusses in der Mund- oder Rachenhöhle oder Herstellung einer Enge, wodurch beim Durchströmen der Luft ein Reibungsgeräusch erzeugt oder ein leicht beweglicher Theil, z. B. die Zunge oder das Zäpfchen, in Vibration versetzt wird; durch Eintreten von dergleichen Bedingun- gen bei weit offener Stimmritze wird das k unmöglich gemacht und es werden statt seiner die tonlosen Consonanten p, t, k, f, hartes s, ch, erzeugt. Hier wird also behauptet, man könne das h unter die übrigen Consonanten nicht einreihen, da es unter keiner der Bedingungen entsteht, welche die letzteren hervorbringen ; allein diese Behauptung scheint uns zu gewagt, denn unter diesen Bedingungen finden wir die Herstellung einer Enge in der Mund- oder Rachenhöhle angeführt und es ist denn doch nicht unmöglich, dass das h als continuirliches Geräusch, d.i. ein solches, das man dehnen oder dessen Dauer man beliebig verlängern kann, unter dieser Bedingung entstehe. Man darf hier nicht einwenden, dass bei dem Agar keine solche Veren- gung wahrzunehmen sei, denn wenn das auch wahr wäre, so ist ja der Begritl' der Enge ein relativer und es kann somit ihr Werth bis auf Null herabsinken. Nach dieser Anschauungsweise Hesse sich das h jedenfalls unter die Laute einreihen, welche in der Mund- oder Racheii- höhle entstehen und es fiele somit der Grund hinweg, warum es Herr Brücke in den Kehlkopf versetzen zu müssen für gut fand. Auch wäre zu erwägen gewesen, ob eine blosse Strömung durch die Stimmritze und dazu noch eine geräuschlose schon hinreiche, um 6 K u d e 1 k a. die Entstehung dieses Lautes in den Kehlkopf zu versetzen. Bei allen Lauten findet eine Strömung durch die Stimmritze Statt und insofern wären alle Laute Kehikopflaute. Freilich gehört zur physiologischen Charakteristik des h nach Herrn Brücke auch das Merkmal der weit offenen Stimmritze, allein dieses Merkmal kann doch unmöglich durch seine Hinzufügung zu den früheren den Laut zu einem Kehlkopflaute machen. Herr Brücke könnte jedoch einwenden, dassjaauch die anderen Laute nicht immer an dem Orte entstehen, wo man ihre Erzeugungs- bedingungen eintreten lässt. So z. B. entstehe das s nicht gerade dort, wo die Enge gebildet wird, sondern die Luft, die durch diese Enge streicht, erzeugt erst durch ihren Anfall gegen die Zähne, also an einem anderen Orte einen Schall und es könnte somit folgerecht das h noch immer ein Kehlkopflaut bleiben, obgleich das ihm eigen- thümliche Geräusch erst in der Bachenhöhle entsteht. Dagegen bemerken wir, dass, sobald die Stimmritze weit offen gedacht wird, ihre Wirkung keine andere, als die jedes anderen Querschnitts der Luftröhre oder der Bachenhöhle sein kann und es hätte somit jeder Querschnitt des Canales, durch welchen die Strömung geht, dasselbe Becht wie der Kehlkopf als Ursprung des h betrachtet zu werden. Sonderbar klingt die Behauptung, dass statt des h tonlose Consonanten erzeuget werden, sobald man irgend welche der allgemeinen Bedingungen der Consonanten - Erzeugung eintreten lässt und wir fragen überrascht, warum entstehen denn in diesem Falle blos die tonlosen und nicht auch die tönenden Consonanten? Die Antwort auf diese Frage lässt sich im Sinne der Syste- matik in folgendem Syllogismus zusammenfassen : die tonlosen Con- sonanten entstehen bei weit offener Stimmritze , die tönenden bei verengter; da nun das h zu den ersteren gehört, so kann statt dessel- ben, d. h. so lange die Stimmritze weit offen ist, kein tönender Con- soiiant entstehen. Herr Brücke zählt also das k zu den tonlosen Consonanten; andere Autoritäten ,?worunter Hr. Purkyne, halten es für tönend; diese beiden Ansichten sind einander gerade entgegengesetzt und es ist im Allgemeinen, unserem Dafürhalten nach, keine derselben unbe- dingt richtig; die Wahrheit liegt in der Verbindung beider Ansichten, d. h. das h ist weder tonlos noch blos tönend, sondern es kann bald über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. 7 das eine, bald das andere sein, indem es ganz von unserenn Willen abhängt, ob wir es mit dem Tone der Stimme verbinden oder nicht. 3. Der spiritus leuis der Griechen (leise Hauch des Hrn. Purkyne). Ks dürfte passend sein, an den spiritus asper alsogleich und unmittelbar den spiritus lenis anzuschliessen. Die Charakteristik die- ses Lautes beginnt mit den letzten Zeilen S. 511. Seine Erzeugung geschieht nach folgender Anweisung: „Beim vocalischen Anlaut und bei sanft ausfliessender Luft kann man den Ton allmählich entstehen lassen und dann geht ihm ein sehr leises Geräusch vorher, das die Luft beim Ausfliessen aus der Stimmritze macht, ehe die Stimmbän- der in Schwingungen gerathen sind." Da demgemäss der spiritus lenis blos beim vocalischen An- laute möglich ist und für sich allein gar nicht hervorgebracht wer- den kann, so hält ihn Herr Brücke für kein besonderes, qualita- tiv charakterisirtes Sprachelement und führt ihn als solches auch nicht auf. Dieser Ansicht muss direct widersprochen werden; es muss behauptet werden, dass der spiritus lenis gleich den anderen Lauten eine selbstständige Existenz habe und dass er somit auch für sieh allein hervorgebracht werden könne. In meinem oben citirten Werke „Analyse der Laute" lasse ich die eben besprochenen zwei Laute, nämlich den spiritus asper und den spiritus lenis gemeinsam mit dem ch an derselben Stelle der Rachenhöhle durch Verengung des Querschnittes entstehen und linde mich auch gegenwärtig nicht bewogen, meine Anschauungs- weise zu ändern. Diese Laute sind ja so ähnlich, dass sich die An- nahme eines gemeinschaftlichen Ursprunges derselben gleichsam von selbst aufdringt. Aus dem von mir entwickelten Systeme geht deut- lich hervor, dass, wenn an irgend einer Stelle der Mundhöhle Geräuschlaute entstehen, die im Allgemeinen dieselbe Entstehungs- bedingung, z. ß. Verengung eines Querschnittes des Mundcanales haben, ihre Zahl stets drei sein müsse und dass sich diese drei Laute blos durch den Grad ihrer Härte unterscheiden. Die Gründe, die ich dort für diese Erscheinung anführe, geben keinem Zweifel Raum, und sie wird dadurch zur unbestreitbaren Thatsache. Dem- gemäss sind auch die obigen drei Laute nur verschiedene Stufen eines und desselben Geräusches. Nur zwei dieser Stufen hatten O K II (1 e I k a. hergebrachte Namen, nämlich „hart und weich"; der dritten neu hinzugekommenen musste erst ein Name gegeben werden, und ich wählte die Bezeichnung „mild". Übrigens werden wir auch im Verlaufe dieser Abhandlung Gelegenheit haben uns zu überzeugen, dass die Unterscheidung eines dreifachen Härtegrades bei den in der Mundhöhle entstehenden Geräuschlauten eine in der Einrichtung des Sprachorgans wurzelnde Nothwendigkeit sei. Zu dem harten ch rechnen die Linguisten gewöhnlich das Jot als weichen Zwillingsbruder und so ihut es auch Herr Brücke auf Seite S44. Im Sinne meines Systems ist dafür das h (der sjm'itus asj)er}zi\ setzen. Ich betrachte somit das h als einen Consonanten und zwar als den weichen Drillingsbruder des ch; der milde ist der spirittis lenis. Herr Brücke konnte natürlich dem A diesen Platz nicht anweisen , da er es für keinen Consonanten und auch für keinen weichen Laut« hält, aber da es doch wegen der im Consonantensysteme herrschenden Analogie noth wendig schien, dem ch einen weichen Gesellschafter beizugesellen, so wurde diese Rolle dem Jot übertragen. Kehren wir nun zurück zu der oben gegebenen Entstehungs- weise des Spiritus lenis. Nach Herrn Brücke entsteht auch dieser Laut schon im Kehlkopfe; er ist das Geräusch, das die Luft beim sanften Austliessen aus der Stimmritze macht, ehe die Stimmbänder in Schwingungen gerathen sind. Dieses Geräusch würde also schon im Kehlkopfe und nicht wie beim h erst in der Rachenhöhle zu Stande kommen. Aufweiche Weise wird aber dieses Geräusch im Kehlkopfe erzeugt? etwa durch die Reibung der Luft an den Rändern der Stimm- bänder? Aber da Herr Brücke auf diese Weise auch noch andere Laute entstehen lässt, so ist nicht einzusehen, wie wir im Stande sind, den Grad dieser Reibung bei den verschiedenen Lauten zu bemessen. Nach meiner Ansicht entsteht der spirUns lenis, wie schon oben gesagt wurde, an demselben Orte und auf dieselbe Art, wie der Spiritus asper, nur mit dem alleinigen Unterschiede, dass bei dem letzteren dieNasenhölile vermittelst des Gaumenvorhangs verschlossen wird, bei dem ersten aber nicht. In meinem Werke S. 15 findet sich bezüglich der Laute h und ch die Bemerkung, dass bei ihrer Entstehung höchst wahrscheinlich das Zäpfchen durch seine Vibrationen, so wie auch der weiche Gaumen eine bedeutende Rolle spiele. Dieses ist ein Irrthum und muss hier über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. () berichtiget werden. Weder dem h noch dem ch als einfachen Lauten liegen solche Vibrationen zu Grunde: es kann jedoch das h mit diesen Vibrationen combinirt werden und dann entsteht ein Coincidenzlaut, 4. Tönende und tonlose Censonanten. Herr Brücke theilt die Consonanten in tönende und tonlose ein. Er findet diese ßezeichnungsweise, die schon bei den Indern gebräuchlich war, exact, hingegen jene von „weich und hart" un- passend. Seiner Ansicht zu Folge werden die weichen Consonanten daran erkannt, dass sie tönen, die harten daran, dass sie nicht tönen. Das Tönen erscheint ihm also als ein wesentliches Unterscheidungs- merkmal der weichen Laute. Dagegen erhebt er zwar selbst einen sehr gewichtigen Einwurf, nämlich: wie kommt es, dass wir beim leisen Sprechen, beim Flü- stern noch die weichen Laute von den harten zu unterscheiden ver- mögen, da wir dabei die ersteren Laute eben so tonlos hervorbrin- gen, wie die letzteren? Dieser Einwurf scheint mir so kräftig, dass er für sich allein schon hinreichen könnte, jene Eintheilung der Consonanten in tönende und tonlose umzustossen; doch Herr Brücke ist anderer Meinung: er lässt ihm die Widerlegung auf dem Fusse folgen, oder vielmehr er schickt sie ihm voran. Die Widerlegung ist ihm Axiom, der Ein- wurf CoroUar. Ein Beibungsgeräusch soll es sein, das bei mittlerer Grösse der Stimmritze, d. h. wenn sie weder bis zum Tönen ver- engt, noch weit offen ist, durch Beibung der herausströmenden Luft an den Rändern der Stimmbänder entsteht und das beim Flüstern den Ton der Stimme ersetzt so zwar, dass es ein anderes Geräusch durch sein Hinzutreten zu einem weichen , durch sein Ausbleiben zu einem harten Consonanten zu machen vermag. Wir wollen nicht weiter untersuchen, ob dieses hypothetische Geräusch möglich und zweitens ob es fähig sei, den Ton der Stimme zu ersetzen; denn selbst, wenn wir beides annehmen und gelten lassen, können wir doch jene Eintheilung der Consonanten in tönende und tonlose aus einem anderen Grunde für immer zum Falle brin- gen. Die Erfahrung lehrt nämlich, dass nicht alle Laute, welche wir weich nennen, den Ton der Stimme haben, oder was dasselbe ist, dass sie tönend hervorgebracht werden. Es gibt darunter solche, die stets tonlos erzeugt werden und die durchaus nicht tönen diDfen, IQ K II d e I k a. wenn sie noch ihren Charakter behalten und das bleiben sollen, was sie sind. Zu diesen gehören nebst noch andern die Laute b und d. Würde man diese Laute mit dem Tone der Stimme verbinden, so würde man statt des b nicht mehr b, sondern m und statt des d nicht mehr d, sondern n erzeugen und vernehmen. Anstatt ba, da würde man ma, na hören. Die Entstehung der Laute b und d ist bedingt durch die luft- dichte Absperrung der Mundhöhle von der äusseren Atmosphäre. Diese Absperrung wird bewirkt durch das Gaumensegel einerseits und durch die Zunge oder die Lippen andererseits. Unter diesen Umständen können jedoch die Stimmbänder nur so lange schwingen und tönen, bis die Dichte der Luft in der abgesperrten Mundhöhle gleichgeworden ist jener in den Lungen. Da diese Gleichheit fast augenblicklich eintritt, so dauert auch jener Ton (Blählaut des Herrn Purkyne) nur einen Augenblick. Man kann ihm aber eine ansehn- liche Dauer geben, wenn man den abgesperrten Raum vergrössert, indem man die Nasenhöhle nicht durch den Gaumenvorhang ver- sperrt, sondern mit den Fingern zuhält und sie demgemäss zur Mundhöhle hinzuschlägt. Hat man das gethan, so gelingt es ohne alle Schwierigkeit, den Process , durch welchen die Laute 6 und <^ entstehen, auszuführen, bevor noch der Blählaut aufgehört hat, und sich so von der Richtigkeit der obigen Behauptung zu überzeugen. Wir können aber den Entstehungsprocess der Laute b und d auch bei ganz otfener Nase ausführen. Die so entstehenden Laute sind alsdann das milde b und d; sie verbinden sich sehr leicht mit dem Klange des Kehlkopfes, da hier die Nase offen ist und folglich die Stimmbänder ungestört vibriren können; geschieht dieses, so hört man auch hier nicht ba, da, sondern mu, na. Beim g verhält es sich anders ; es behält den G-Laut auch wenn es tönt. Der Grund für diese Erscheinung ist darin zu suchen, dass durch die Verbindung dieser Laute mit dem Kehlkopfklange (diese Verbindung in dem Sinne genommen, dass beide zeitlich voll- kommen coincidiren) ein zusammengesetzter Laut entstehet, und dass nach Umständen bald dereine, bald der andere der componiren- den Laute das Übergewicht erhält und sich vorzugsweise hörbar macht, wie dies Seite 42 meines Werkes ausführlicher zu lesen ist. Da nun die Brücke ''sehe Eintheilung nicht alle Consonan- ten umfasst , sondern da wenigstens einige derselben ausserhalb über Herrn Dr. Brücke's Lniitsystem. 11 der Eintheilung liegen , so müssen wir sie als unstatthaft ver- werfen. Auch sind die tönenden Consonanten, wie schon oben bemerkt wurde, keine einfachen Laute, sondern sie sind zusammengesetzt. Soll sich also die Eintheilung blos auf die einfachen Consonanten erstrecken, so enthält sie einen Widerspruch und muss somit auch aus diesem Grunde als unlogisch bezeichnet Morden. 5. Der heisere Hauch der Araber Ha oder Hha. Auch dieser Laut entsteht nach Hrn. Brücke bereits im Kehlkopfe und zwar auf die Weise, dass man das an den Rändern der Stimm- bänder sich entwickelnde Reibungsgeräuscli (dasselbe, welches vor- hin den Ton der Stimme zu vertreten hatte) durch kräftiges Hervor- treiben der Luft bedeutend verstärkt. Ferner soll bei diesem Laute auch noch der Glottisraum an irgend einer Stelle eine Verengung erleiden und der Beiklang der Heiserkeit, der das Ha charakterisirt, desto stärker hervortreten, je enger diese Öffnung, durch welche die Luft ausströmt, gemacht wird. Diese Entstehungsweise des Ha ist ganz und gar als hypothe- tisch zu betrachten ; ja sie stellt sich sogar als unwahrscheinlich heraus, weil der Laut dadurch von den übrigen ganz isolirt wird und sich folglich nicht systemmässig unter die übrigen einreihen lässt. Ich frage, könnte das arabische Ha nicht als eine Zusammen- setzung des Spiritus asper mit den Vibrationen des Gaumensegels betrachtet werden ? Wir werden darauf zurückkommen. 6. Das Kehlkopf- 72 der Niedersachsen and das Ain der Araber. Das, was Hr. B. über die Genesis des ersteren dieser beiden Laute sagt, ist ganz dunkel. Wir erfahren, dass man, um das Kehl- kopf-/2 zu erhalten, einen immer tieferen und tieferen Ton singen und zuletzt die untere Grenze seines Stimmumfanges überschreiten müsse. Hat man das gethan, so tönen die Stimmbänder nicht mehr in der gehörigen Weise, sondern sie zittern in einzelnen vernehm- baren Stössen und erzeugen dadurch ein dem Quacken der Frösche nicht unähnliches Geräusch, wodurch sich eben das Kehlkopf-/? charakterisirt. Was soll man hiernach von dem fraglichen Laute denken? Ist es im Allgemeinen noch ein Ton? ist es irgend ein Vocal? man 12 K u d e 1 k a. sollte es meinen, da er noch durch Schwhigungen der Stimmhänder, wenngleich nicht in gehöriger Weise, erzeugt wird; aber Herr B. verlangt, dass man dabei die untere Grenze seines Stimmumfanges überschreite; unterhalb dieser Grenze gibt es aber keine Töne mehr. Ist es also ein Geräusch ? Hr. B, hält ihn dafür, aber wozu alsdann die ganze Scala der Töne durchwandern, um zu diesem Geräusche zu gelangen? — Man ist ausser Stande sich eine klare Vorstellung von diesem Laute zu machen. Hr. B. muss sich über seine Natur geirrt haben. In Bezug auf das Ain sagt Hr. B. : Wenn man das Kehlkopf-jß hervorbringt und dann mit dem Tone der Stimme in die Höhe geht, aber doch das Zittern beizubehalten sucht, so erzeugt man einen knarrenden Ton. Dies ist das Ahi der Araber. Diese Worte enthalten etwas, was unausführbar scheint; denn da beim Kehlkopf-^, wie uns kurz vorher gesagt wurde, die Schwin- gungen der Stimmbänder nicht in gehöriger Weise vor sich gehen, beim Tone der Stimme in gehöriger, so fragen wir, wie ist es mög- lich, zwei derlei sich ausschliessende Schwingungsweisen zu gleicher Zeit eintreten zu lassen, was doch die citirten Worte zu verlangen scheinen? Hätten wir auch gegen den Sinn dieser W^orte nichts einzu- wenden, so wüssten wir doch noch nicht, welchen Werth wir dieser Art, einen Laut zu bestimmen oder zu charakterisiren, beizulegen haben, denn es scheint, dass uns Hr. B. in diesen Worten noch nicht die physiologisclie Construction des Ain habe geben wollen, weil er die physiologischen Bedingungen für seine Hervorbringung erst später untersucht und erörtert. Im Verlaufe dieser Erörterung hebt Hr. B. die Ansicht W^a 1- lin's hervor, die er als die richtige bezeichnet und auf die wir eben- falls die Aufmerksamkeit lenken. Diese Ansicht besteht darin, dass wenn man zum arabischen Ha, dem heiseren Hauche, die Stimme tönen lässt, das Ain hervorgebracht werde. Es springt in die Augen, dass diese Ansicht dem obigen Cital widerspricht, denn hier ist es das Ha, dort das Kehlkopf-^, welches mit dem Tone der Stlnime zu verbinden wäre. W^ie konnte sie also Hr. B., da sie der seinigen, wofern wir sie recht verstanden haben, widerstreitet, als die richtige bezeichnen? übrigens stimmt er ihr auch nicht unbedingt bei, sondern durch ein eigenes Raisonnement geleitet, sucht er die Betheiligung über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. 13 der obern oder falschen Stimmbiindei- bei der Erzeugung des Ain als wahrscheinlich hinzustellen. Ich habe nie Gelegenheit gehabt, das Ha und das Am aus dem Munde eines Arabers oder einer des Arabischen kundigen Person zu hören. Es wäre daber vermessen von meiner Seite, etwas bestimmtes darüber auszusprechen. Im Sinne meines Systemes sind jedoch zwei zusammengesetzte Laute möglich, wovon der eine durch Verbindung des weichen h (spiritus asper) mit den Vibrationen des Gaumensegels, der andere aber dadurch entsteht, dass man zu dem ersteren zusammengesetzten Laute auch noch den Ton der Stimme hinzufügt. Diese zwei Laute müssen in das vollständige Lautsystem auf- genommen und darin auf ihre gehörigen Plätze gesetzt werden, ohne Rücksicht, ob sie in einer Sprache vorkommen oder nicht. Da also diese zwei Laute zu den möglichen gehören, so ist nur zu untersuchen, ob das Ha und das Am in dem Munde eines Arabers gerade so lauten, wie die nach der gegebenen Anweisung eon- strnirten. — Das würde nun mit der Ansicht Wallin's vollkommen übereinstimmen. Wir haben gesehen, dass es nicht nöthig sei, den Ursprung des Spiritus asper, spiritus lenis, des Ha und des Ain einzig und allein in den Kehlkopf zu versetzen. Den Stimmbändern fällt nach dem allgemeinen Urtheil der Physiker die Aufgabe zu, durch ihre geregelten Schwingungen den Ton zu erzeugen und durch die Dauer derselben die Höhe des Tones zu bestimmen; ihnen noch andere Functionen beilegen, scheint uns zu gewagt und es müssten derlei Functionen insolange hypothetisch bleiben , als bis sie experimentell nachgewiesen würden, oder als bis es sich mit Gewissheit heraus- stellen würde, dass gewisse Laute durchaus nicht auf irgend eine andere , als eben nur auf die supponirte Weise sich erklären lassen. Ein System der Laute muss vollständig und abgerundet sein, es muss nicht nur alle möglichen einfachen Laute, sondern auch alle Combi- nationen (zusammengesetzte Laute, Coincidenzlaute) enthalten und zwar in ihrem natürlichen, durch die Einrichtung des Sprachorganes bedingten Zusammenhange. Wie will nun Hr. B. die Laute des II. Abschnittes an die anderen systematisch anreihen, wie will er sie alle unter ein Dach bringen, wenn er sie auf eine so unbestimmte, auf eine so regellose Weise bereits im Kehlkopfe entstehen lässt? 14 Kudelka. Da man die Vocale beim Flüstern ebensogut, wie beim lauten Sprechen unterscheiden kann, so ist zur Hervorbringung derselben, wie Hr. B. selbst pag. 517 bemerkt, gar kein Ton nöthig, d. h. wenn die Stimmbänder unfähig wären zu schwingen und wenn auch die Stimmritze unveränderlich dieselbe Grösse beibehielte, so könnten doch noch alle Vocale erzeugt werden. Sie wären alsdann sehr schwache Laute, hörbar nur in sehr kleinen Entfernungen, sie hätten auch keinen Klang, aber sie wären vollkommen zu unterscheiden. Auch alle Consonanten wären bei der so modificirten Beschaffenheit des Kehlkopfes erzeugbar, nur die Laute des II. Abschnittes wären es nicht, denn zu ihrer Erzeugung müsste die Stimmritze in ihrer Grösse abgeändert werden können, die Stimmbänder müssten fähig sein auch auf abnorme, ungehörige Weise zu schwingen etc. 7. Das Yocalsystem des Herrn Brücke. Nach den Kehlkopflauten behandelt die Systematik die Vocale. Ich werde die Ansichten, welche Hr. B. darüber entwickelt, nicht wörtlich, sondern blos dem Sinne nach mittheilen, blos übersichtlich, jedoch in dem gehörigen Zusammenhange, damit der Leser den Faden, der das Ganze verbindet, verfolgen könne. Dem menschlichen Stimmwerke, dem Kehlkopfe ist ein Ansatz- rohr in Gestalt der Mund- und Bachenhöhle beigegeben. Die Vocale werden nun, dem Willis^schen Versuche gemäss, durch Verlänge- rung und Verkürzung , sowie durch anderweitige Änderung der Gestalt dieses Ansatzrohres hervorgebracht. Seine Länge wird gemessen vom Kehlkopfe an bis zur Mundspalte; sie ist am grössten beim (7, indem der Kehlkopf gesenkt und die Lippen vorgeschoben werden; am kürzesten beim 7 und dem A entspricht eine mittlere Länge des Ansatzrohres. Zudem ist beim U das Ansatzrohr an seinem Ende (also die Mundöffnung) verengt, beim / in seiner Mitte (zwischen Zungen- rücken und harten Gaumen); beim A aber nirgends. Werden diese Bedingungen genau eingehalten, so sind die Vocale deutlich unterscheidbar und klingend (helle Resonanz); wer- den sie nicht genau erfüllt, so sind die Vocale dumpf. Erstere heissen auch die vollkommen gebildeten, letztere die unvollkommen gebil- deten. So verliert das U die helle Resonanz , wenn die Mundöffnung nicht gehörig verengt ist und ebenso das /, wenn der Kehlkopf nicht über Herrn Dr. Brücke's Lautsyslera. IS gehörig gehoben und somit das Ansatzrohr nicht gehörig verkürzt wird. Die drei Vocale /, A und U sind die Grundpfeiler des Vocal- systemes; das lehrt die Entwickkingsgesehichte der indo- europäi- schen und der semitischen Sprachen in Übereinstimmung mit der Physiologie. Die übrigen Vocale sind nur Zwischenlaute , von denen zuerst die der natürlichen Vocalreihe betrachtet werden, d. i. die, welche zwischen i und n und zwichen a und u liegen. Geht man von der Stellung für das a als der ursprünglichen aus, so werden die Zwischenlaute gegen das i hin gebildet durch stufenweise Verkürzung des Ansatzrohres und Verengerung desselben in der Mitte; die Zwischenlaute gegen das u hin werden hervor- gebracht durch stufenweise Verlängerung des Ansatzrohres und stufenweise Verengerung der Austlussöffnung. Auf die Frage, wie viele Zwischenlaute man zwischen i und a und a und n unterscheiden solle, wird geantwortet: so viele als ein gewöhnliches Ohr ohne besondere Übung zu unterscheiden vermag. Demnach räth Hr. B. an, jede dieser zwei Lücken durch drei Zwi- schenvocale auszufüllen und er bekommt auf diese Weise folgende neun Vocale : i, e, e", a\ a, n", o", o, n. Wird nun weiter die Verlängerung oder Verkürzung des Ansatz- rohres und die theilweise Verengerung desselben gleichzeitig ange- wendet, so kann man noch Vocale erhalten, die in der eben gegebenen Reihe nicht enthalten sind. Das hiebei einzuschlagende Verfahren erhellet aus folgendem Beispiele: man bringe ein i hervor und suche aus demselben allmählich, ohne in e überzugehen, zum u zu gelangen, indem man zunächst die Mundöffnung verengt und das Ansatzrohr vorne, d. i. durch die Lippen verlängert; so bekommt man den Laut i"; wird überdies das Ansatzrohr auch nach hinten verlängert, indem man das Zungenbein mit dem Kehlkopfe sinken lässt, so erhält man u\ Auf ähnliche Weise, wie hier, erhält Hr. B. beim Übergange aus e in 0 ebenfalls zwei neue Vocale ; beim Übergange von e" in o" wird nur ein Vocal unterschieden. Diese fünf Vocale geben mit den früheren die Summe 14, und wenn man sie nun in ein Dreieck zusammenstellt, so zeigt es sich, dass wenn dieses Dreieck ein i6 K II d e I k a. gleichseitiges sein solle, d. h. wenn auf jeder Seite desselben fünf Voeale stehen sollen , man nothwendig noch eines fünfzehnten bedürfe. Dieser fünfzehnte wird daher der Symmetrie wegen noch eingeschaltet. Alle die bisher besprochenen Voeale sind vollkommen gebildete; sie können jedoch alle nacheinander mit der dumpfen Resonanz her- vorgebracht werden und zwar dadurch, dass man den Bewegungen beim Übergänge von einem zum andern weniger Ausdehnung gibt. Namentlich ändert sich die Mundölfnung bei der dumpfen Resonanz wenig oder gar nicht und auch der Spielraum, innerhalb dessen sich der Kehlkopf auf und ab bewegt, ist kleiner. Das y der Polen gehört in diese Kategorie. Herr R. v. Raum er behauptet, dass die langen Voeale von den kurzen nicht blos quantitativ durch die Zeitdauer, sondern auch qualitativ durch die Art der Hervorbringung und ihren Klang ver- schieden seien. Diese Ansicht wird von Hrn. B. als unrichtig bezeich- net, denn ein Vocal könne als solcher durch die Zeit, während welcher er andauert, nicht verändert, d. h. in einen andern umge- wandelt werden. Er ist jedoch geneigt einzuräumen, dass einige der kurzen Voeale (o, u, ö) namentlich in der Umgangssprache auf die oben angegebene unvollkommene Weise gebildet werden, während wir die gedehnten oder langen Voeale stets vollkommen zu bil- den pflegen. Das ist das Brücke'sche System der einfachen Voeale mit allen seinen Hauptmomenten , nur dass letztere hier näher an einander gerückt erscheinen und somit einen kleineren Raum einnehmen. Dagegen lässt sich sehr viel einwenden; ich werde jedoch nur einige der wichtigeren Einwürfe anführen, da ich weiter unten das von mir aufgestellte System der Voeale folgen lassen werde, wo- durch sich die Widerlegung des Brück e'schen von selbst ergeben dürfte. 1. Es mag sein, dass die Entwicklungsgeschichte der indo- europäischen und der semitischen Sprachen die drei Voeale i, a und iL als die Grundpfeiler des Vocalsystemes hinstelle; allein dass es auch die Physiologie thue, das ist sehr problematisch. Warum sollten sie auch die Grundpfeiler sein ? etwa durch ihre Entstehungsweise ? aber dann können , wie wir am gehörigen Orte sehen werden, auch andere Voeale auf diese Rolle Ansprüche erheben. über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. \*J 2. Die Norm, nacli welcher die Einschaltungen zwischen die drei Grundpfeiler, so wie auch jene zwischen die neun Laute der natürlichen Vocalreihe , vorzunehmen sind , ist unbestimmt und unsicher und es wird daher die Zahl der einzuschaltenden Vocale ganz der Willkür überlassen. Die Methode der Einschaltungen ist eine Fiction, ein Spiel des ordnenden Geistes, — sie fliesst nicht unmittelbar und ungezwungen aus dem positiv Gegebenen. 3. Hr. B. stützt seine Theorie der Vocale auf die Willis'schen Versuche. Die Willis'schen Versuche setzen es wohl ausser allen Zweifel , dass man durch successive Verlängerung eines an ein Zungenwerk angesetzten Rohres die Vocale i, e, a, o und u erzeugen könne, und dass sie bei successiver Verkürzung des Rohres wiederum, aber in umgekehrter Ordnung erscheinen. Geht aber daraus schon hervor, dass auch das natürliche Ansalzrohr, die Mundhöhle, alle jene Verlängerungen oder Verkürzungen zulasse, wie sie auch nur jenen fünfVocalen entsprechen? Das hat Hr. B. nicht untersucht; er gewährt demWillis'sclien Versuche eine unbedingte Anwendung auf das Sprachorgan; immer ist es die Länge des Mundcanales, welche man abändern muss , um von einem Vocale zum andern zu gelangen. Hr. B. ist hier in einem Irrthume befangen, denn die Anwendung die- ses Mittels ist thatsächlich sehr beschränkt, sie ist in den meisten Fällen unmöglich. Das Vocalsystem, wie es Hr. B. aufstellt, ist also in der That ein Phantasiegebilde ohne alle reelle Unterlage. 4. Herr v. Raum er behauptet nicht, dass ein Vocal durch die Zeit, während welcher er anhält, verändert, d. h. in einen andern umgewandelt werde; seine Behauptung geht vielmehr dahin, dass die Vocale , welche man im Sprachgebrauche lange Vocale nennt, nicht blos quantitativ, sondern auch qualitativ verschieden seien von jenen, die man kurze Vocale nennt; ihm erscheinen die Epitheta „lang und kurz" ganz unpassend, indem sie nicht den wesentlichen, factisch vorhandenen Unterschied bezeichnen und er will nicht, dass man die sogenannten langen Vocale als die Dehnung der sogenannten kurzen betrachte, wie es gewöhnlich geschieht. Es sei mir nun erlaubt, meine Ansichten über die Vocale zu ent- wickeln. Zwar sind diese Ansichten der Hauptsache nach bereits in meiner Analyse der Laute zu lesen, allein da ich gegenwärtig einige neue Bemerkungen hinzuzufügen habe, so fordert das Verständniss derselben, dass ich die Materie im Zusammenhange vortrage. Silzl). d. niathem.-ualurw. Cl. XXVIU. Bd. Nr. 1. 2 \g K u (1 e 1 k n. Die Erfahrung lehrt, dass die Vocale künstlich, d. i. durch mechanische Vorrichtungen auf einem dreifachen Wege erzeugt werden können, nämlich 1. indem man eine cylindrische oder prismatische Röhre an ein Zungenwerk ansetzt und ihre Länge von Null angefangen allmählich vergrössert; man erhält sie alsdann in der Ordnung i, e, a, o, u; dem i entspricht die kleinste, dem u die grösste Länge. 2. Nimmt man ein konisches Ansatzrohr , bedeckt die grössere Mündung mit einem Brette und vergrössert hierauf allmählich die Öffnung durch Verschieben des letzteren, so erhält man ebenfalls alle fünf Vocale, aber in umgekehrter Ordnung; allein in diesem Falle muss der angesetzte Trichter sehr flach sein; es muss seine Mündung wenigstens so gross sein, dass er im unbedeckten Zustande noch ein i zu geben vermag. Mit einem Trichter, der im unbedeckten Zustande ein a erzeugt, kann man wohl durch theilweise Bedeckung die Öffnung verkleinern und so o und u erhalten, man kann sie aber nicht grösser machen und so wird e und i unmöglich. 3. Das drifte Mittel besteht darin, dass man die ganze Gestalt der Röhre verändert. So brachte Kratzen stein die Vocale hervor, indem er für jeden ein eigenes Ansatzrohr von mitunter wunderlicher und complicirter Gestalt verfertigte. Bei Kempelen's Versuchen bildet das trichterförmige Ansatz- rohr mit der Fläche der Hand ein System und indem er letztere in verschiedene Lagen brachte , änderte er dadurch wenigstens theil- weise die Gestalt des Canals, durch welchen die Strömung ging. Bei dem menschlichen Sprachorgane wird diese Änderung durch einen äusserst beweglichen Theil, die Zunge, bewirkt. Bei der natürlichen Erzeugung der Vocale stehen uns alle drei Mittel zu Gebote. Wir können die Länge der Mundhöhle, wir können die Grösse ihrer Mündung verändern; wir können auch die Zunge innerhalb derselben in verschiedene Lagen bringen und dadurch den Canal, durch welchen die Strömung geht, wesentlich umgestalten. Es hat den Anschein, als bedienten wir uns für gewöhnlich aller drei Mittel gleichzeitig, um irgend einen Vocal hervorzubringen. Die- sem Umstände mag es zuzuschreiben sein, dass wir die Vocale schär- fer, deutlicher erzeugen, als es durch Kunst, wenn jedes Mittel ein- zeln gebraucht wird, geschehen kann; allein derselbe Umstand hat auch ihr Studium von jeher sehr bedeutend erschwert. über Herrn Dr. Brücke's Laiitsystem. 19 Die Fragen, die sich uns hier zunächst aufdringen, sind: Kann das Sprachorgan diese drei Mittel nicht auch isoliren und so jedes für sich, ohne Mitwirkung der beiden andern gebrauchen? und wenn dies der Fall ist, kann es durch jedes derselben alle fünf Vocale oder vielleicht nur einige davon hervorbringen? und wenn es im letzteren Falle nur einen oder nur zwei etc. hervorrufen kann, welches sind diese? Zu diesen Fragen haben wir wenigstens in Betreff der beiden ersten Mittel volle Berechtigung, denn es kann zweifelhafterscheinen, ob man der Mundhöhle wirklich alle jene Längen geben könne, welche die cylindrische Ansatzröhre in dem Willis'schen Versuche bekom- men muss und ebenso, ob man der Mundspalte alle jene Grössen geben könne, welche die Mündung des Trichters haben muss, um alle Vocale hinter einander entstehen zu machen. Was aber das dritte Miüel anbelangt, so lässt sich a priorika'm Grund angeben, warum es nicht in seinem vollen Umfange angewen- det werden könnte, es lässt sich keine Ursache denken, warum die Zunge bei ihrer wuuderbaren Beschaffenheit nicht jederzeit die Gestalt der Mundhöhle so abändern könnte, wie es nöthig ist, damit dieser oder jener Vocal ertöne. Es ist klar, dass die obigen Fragen nur durch die Erfahrung beantwortet werden können und es ist dem gemäss an uns, mit unserem Sprachorgane die geeigneten Versuche zu machen. Am natürlichsten wird es sein, wenn wir dabei von derjenigen Einstellung der Sprachwerkzeuge ausgehen , welche sie bei gewöhn- licher, ungezwungener Haltung haben. Die Lippen liegen knapp an den Zähnen und bilden nur eine enge Spalte und die Zunge liegt ausgestreckt und ruhig auf dem Boden der Mundhöhle. Lassen wir nun bei dieser Gestalt der Mundhöhle (welche bei Leuten, die die Lippen nicht ganz schliessen, sicher die gewöhnliche ist), ohne sie im geringsten zu verändern, die Stimmbänder ertönen, so hören wir ein 0. Die Mundhöhle hat also in diesem Falle gerade die Länge, die nöthig ist, um ein 0 zu erzeugen. Desshalb habe ich diese Gestalt der Mundhöhle die 0-Gestalt genannt. Da bei dieserGestalt die Lippen an den Zähnen anliegen, so lassen sich dieselben nur vor- nicht aber zurückschieben und es ist daher von diesem Ausgangspunkte nur eine Verlängerung, nicht aber eine Verkürzung der Mundhöhle möglich. Verlängern wir nun letztere mittelst der Lippen, während alles andere 2* 20 K 11 d p 1 k a. beim Alten bleibt, so erhalten wir ein U, und diese Gestalt der Mund- höhle heisst die C/-Gestalt. Bei diesem Laute hört die Anwendung des ersten Mittels auf, eben weil wir nicht im Stande sind, die Mund- höhle in dem Grade zu verkürzen, dass auch ein a, e und i zum Vor- schein komme. Nach Herrn B. wird wohl die Länge der Mundhöhle auch durch die Hebung oder Senkung des Kehlkopfes geändert, allein dabei sind immer Bewegungen der Zunge im Spiel, die wir hier sorg- fältig vermeiden müssen. Wir wollen nun der Mundhöhle wieder die 0-Gestalt geben und das zweite Mittel in Anviendung bringen, nämlich die Mundöffnung vergrössern. Wir werden finden, dass soweit wir auch den Mund auf- sperren, wir keinen andern Laut, als nur a hören. Bei diesem Laute hört also die Anwendung des zweiten Mittels auf und die Gestalt der Mundhöhle, bei welcher er erzeugt wird, heisst vl-Gestalt. Wir sehen also, dass die beiden ersten Mittel nur eine sehr beschränkte Anwendung zulassen. Durch das erste können wir kein a, kein e und kein / erzeugen, weil es unmöglich ist, die Mundhöhle entsprechend zu verkürzen und ebenso können wir durch das zweite Mittel kein e und kein i erzeugen , weil es unmöglich ist die Mund- spalte über die von der Natur gesteckte Grenze zu vergrössern. Prüfen wir nun das dritte Mittel, aber sorgen wir dafür, dass, welche Bewegungen auch die Zunge mache, die Länge der Mund- höhle, so wie auch ihre Mündung ungeändert bleibe, dass also die Lippen keine Bewegungen vornehmen. Alsdann zeigt es sich, dass die Zunge fähig sei , bei jeder der drei Gestalten der Mundhöhle die zur Hervorbringung alier fünf Vocale nöthigen Stellungen oder Lagen ein- zunehmen und dass man somit z. B. bei der 0-Gestalt der Mundhöhle alle fünf Vocale blos durch einen entsprechenden Gebrauch der Zunge aussprechen könne; ein gleiches gilt bei der A und T-Gestalt. Die Vocale klingen, wie natürlich, bei jeder Gestalt der Mundhöhle anders; sie nehmen bei jeder Gestalt einen andern Charakter an. Durch diese Thatsache findet unsere oben ausgesprochene Ver- muthung, dass durch die Zunge alle Vocale hervorgebracht werden können, ihre volle Bestätigung. Die Vocale aber, die nur mit Hilfe der Zunge entstehen und ohne sie gar nicht möglich wären, sind e und i. Das eben Gesagte bestimmt unser Urtheil in Betreff der vom Herrn B. gemachten Eintheilung der Vocale in vollkommen und unvoll- l'her Herrn Or Briioke's f.aiitsysteiii. 21 kommen gebildete; jedem Vocale, den wir eben zu erzeugen beabsich- tigen, entspricht eine bestimmte Einstellung der Sprachorgane und wurde diese Einstellung genau beobachtet , so ist der Vocal voll- kommen gebildet. Auch sieht man. dass es unter den Vocalen, da sie alle gleich berechtigt sind, keine solchen gebe, denen man die Rolle von Grundpfeilern des Vocalsystemes zuweisen könnte. Es wäre wohl kaum möglich alle die Lagen zu studiren, welche die Zunge bei jeder Gestalt der Mundhöhle annehmen muss , um die Vocale hervorzubringen. Das ist aber auch überflüssig und unnöthig, wenn es sich blos darum handelt, ein System der Vocale aufzustellen. Jedermann weiss es durch Übung, wie er die Zunge zu stellen habe, um diesen oder jenen Vocal zu erzeugen und bedarf somit dazu keiner Anweisung. Aus dem Gesagten ist ersiclitlich, dass nur bei den drei Vocalen 11, 0 und n ein übereinstimmendes Zusammenwirken der Zunge mit den beiden andern Mitteln zu demselben Zwecke möglich sei und so wird denn bei der 0-Gestalt, das 0 am deutlicbsten zum Vorschein kommen, wenn dabei auch die Zunge die dem 0 entsprechende Lage annimmt und ebenso wird bei der ^-Gestalt das deutlichste a und bei der 6-Gestalt das deutlichste u erscheinen, wenn dabei die Zunge übereinstimmend wirkt. Wenn aber das Bestreben der Zunge nicht im Einklänge stehet mit der Gestalt der Mundhöhle wie z. B. wenn die Zunge ein a zu erzeugen beabsichtigt, während die Mundhöhle dieO-Gestalthat und somit für sich nur ein 0 zu erzeugen vermöchte, so setzen sich diese beiden Wirkungen zusammen und der resulti- rende Laut hat theilweise die Färbungen der componirenden Laute. Ausser den oben angegebenen drei Gestalten der Mundhöhle kann man keine andern unterscheiden. Zwar kann die Mundhöhle mittelst der Lippen bald etwas mehr, bald etwas weniger verlängert werden, allein es wird doch immer ein u gehört; auf der ganzen Strecke, bis zu welcher die Vorschiebung der Lippen geschehen kann, wird nur ein n vernommen. Dasselbe gilt von dem a. Auch bei diesem können die Vergrösserungen der Mundspalte bis zu der äussersten, überhaupt erreichbaren Grenze vorgenommen werden, ohne dass es seinen Charakter im Allgemeinen ändert. Der Bereich des o ist von engeren Grenzen eingeschlossen und wenn wir das u durch das zweite Mittel erzeugen wollten, so müssten sich die Lippen theilweise schon berühren. 22 K u d e 1 k a. Ob also die Lippen mehr oder weniger vorgeschoben sind, so ist es doch die [7-Gestalt und ebenso ist es die -4-Gestalt, der Mund mag weit oder weniger weit offen sein. Ein Gleiches muss auch von den Lagen der Zunge behauptet werden. Wird die Zunge aus der einem bestimmten Vocale entspre- chenden Lage verrückt, so kann dieser in so lange, als diese Ver- rückung gewisse Grenzen nicht überschreitet, noch immer seinen all- gemeinen Charakter beibehalten. Wir haben hier denselben Fall, wie bei der Dispersion des Lichtes. Jede Änderung der Brechbarkeit ändert auch die Farbe, aber erstere muss eine gewisse Grenze überschreiten, damit die Änderung der letzteren für uns bemerkbar werde. Wenn gleich kleine Verrüikungen der Zunge den Vocal als solchen noch nicht so weit verändern, dass er in einen andern über- gehet, so ist doch anzunehmen, dass er nur bei einer bestimmten Lage derselben am deutlichsten , am reinsten zum Vorschein komme und dass diese Eigenschaften sich vermindern mögen, wenn die Zunge von der Lage, welche die Bedingungen am besten erfüllt, ein wenig abweicht. Da wir nun bei jeder Gestalt der Mundhöhle durch die blosse Wirkung der Zunge alle 5 Vocale hervorbringen können, so haben wir schon 15 Vocale, nämlich: 1. Vocale der 0-Gestalt: i' , e'\ a" , o'\ u" , 2 U- {" e" a" n" ?/" 3. „ „ A- „ i", e", a"; o", ii". Der als Exponent dienende Buchstabe ist hier nicht etwa auszu- sprechen, sondern er hat nur anzuzeigen, bei welcher Gestalt der Mundhöhle der Vocal zu erzeugen sei. Die Hervorbringung dieser IS Vocale ist so leicht, dass dazu keine nähere Anweisung nöthig ist. Will ich z. B. i" erzeugen, so gebe ich der Mundhöhle die 0-Gestalt und versetze hierauf die Zunge in die dem i entsprechende Lage. Allein die Zahl der Vocale ist noch weit grösser als 15; denn jeder dieser 15 Vocale kann auf zwei wesentlich von einander ver- schiedene Arten ausgesprochen \\ erden, nämlich so, dass vom Beginne seiner Entstehung bis zu seinem völligen Verschwinden, jeder Augen- blick nur dasselbe wiederholt, was im vorhergehenden da war, oder so , dass der Vocal innerhalb dieses Zeitintervalls sich wirklich und zwar stetig ändert und somit jeder folgende Augenblick nicht mehr Ülier Hi'rrn [)r. Biüt-ke's Laiitsyslem. 23 ganz dasselbe darstellt, was im vorhergehenden da war. Ersteres findet Statt, wenn während der ganzen Dauer des Vocals die Einstel- lung des Sprachorganes unveränderlich dieselbe bleibt; letzteres hin- gegen, wenn er während eines Übei'ganges von einer Einstellung zu einer anderen hervorgebracht wird. Ersleres, wenn m;in den Vocal, bevor man zu irgend einem anderen Laute übergeht, dadurch unter- bricht, dass man die Vibrationen der Stimmbänder aufhören lässt; letzteres hingegen, wenn man die Vibrationen der Stimmbänder nicht aufhebt, sondern sie, ^\ ährend des Wechsels der Einstellung fortbe- stehen lässt. Sju-eche ich demnach dieGruppe it aus, so kann ich das t erst dann erzeugen, wenn das i zu tönen bereits aufgehört hat, oder was dasselbe ist, wenn die Stimmbänder zu vibriren bereits aufgehört haben; oder ich kann die Zunge in die dem t entsprechende Lage eilen lassen, während noch das i tönt, während noch die Stimm- bänder vibriren. In beiden Fällen ist der EiTect auf unser Gehörorgan sehr ver- schieden, so zwar, dass es nothwendig ist, sie auch in der Schrift entsprechend zu unterscheiden. Durch diese Betrachtung ist meinem Dafürhalten nach, die Frage über die Natur der sogenannten langen und kurzen Vocale entschieden. In der Analyse der Laute habe ich die ersteren Vollvocale, die letzteren geschnittene Vocale genannt. Der geschnittene Vocal wird also von der Phasenfolge gebildet, welche der Laut bei dem Übergange der Sprachwerkzeuge von einer Einstellung zu einer anderen durchlauft. Während also die Sprach- werkzeuge bei einem Vollvocale im Zustande der Ruhe beharren, ist dies bei einem geschnittenen Vocale nicht der Fall, sondern sie führen Bewegungen aus. Um die eigenthümliche BeschafTenheit eines geschnittenen Vocales recht deutlich aufzufassen, spreche man z. B. a aus und während man es spricht, schliesse man rasch den Mund mittelst der Lippen, gleichsam als wollte man ein |) folgen lassen; da man nun das letztere nicht wirklich erzeugt, denn dazu wäre es nöthig den Mund wiederum zu öfTuen, so ist das, was man hört, blos das geschnittene a, obgleich wir uns der Täuschung hingeben, als hätten wir zu dem a auch schon ein p ausgesprochen. Überdies lehrt die Erfahrung, dass wir bei jeder Gestalt der Mundhöhle jeden Vollvocal auf mehrere verschiedene Arten ausspre- chen können. So können wir bei der O-Gestalt mehrere von einander verschiedene i, ebenso viele von einander verschiedene a etc. hervor- 24 K II d e I k a. bringen. Diese Thatsache scheint anzudeuten, dass die Vollvocale sich ebenfalls nach den Artieulationsstellen verändern. Bezüglich der geschnittenen Vocale ist wenigstens daran nicht zu zweifeln. Ist dem sü, so treten die Vocale dadurch in eine innige Verbindung mit den Consonanten und beide Classen von Lauten bilden dann ein einziges System zusammen. 8. Die Diphthonge. In Betreff der Diphthonge äussert Herr B. folgende Ansicht : Geht man aus der Stellung für einen Vocal in die für einen andern über und lässt während der Bewegung und nur während derselben die Stimme lauten, so entsteht bekanntlich keiner der beiden Vocale, sondern ein neuer Laut, ein Diphthong. Wir können nicht zugeben, dass in diesem Falle keiner der beiden Vocale entstehe, wir sind vielmehr der Meinung, dass jeder derselben wirklich entstehe und dass somit der Diphthong nichts anderes sei, als die Verbindung zweier aufeinander folgender Vocale zu einer Sylbe. Die Vocale bilden mit Consonanten Sylben, warum sollten sie nicht auch mit einander Sylben bilden können ? Geht man aus der, einem bestimmten Vocale entsprechenden Einstellung, in die, einem anderen Vocale, entsprechende über; so muss es zwischen beiden Einstellungen eine Grenze geben, wo die Bedingungen für den einen Vocal aufgehört haben, während sie für den andern begin- nen. Der erste Vocal erleidet eine beständige Änderung, je mehr man sich dieser Grenze nähert, er wird, so zu sagen, immer unvollkom- mener, aber sein Charakter ist noch immer derselbe. Über jene Grenze hinaus werden die Bedingungen für den zweiten Vocal immer vollkommener erfüllt, und somit kommt auch dieser immer deutlicher zum Vorschein. Während des Überganges von einer Einstellung zur andern müssen also in der That beide Vocale und zwar nach einander entstehen; es kann sich kein Laut bilden der von ihnen wesentlich verschieden wäre. 9. Der Nasenton. Auf der Seite 526 behandelt Herr B. den Nasenton. Hören wir, was er darüber sagt: Alle Vocale, sowohl die einfachen als die Diphthonge können rein und mit dem Nasenton hervorgebracht werden. Der Nasenton über Herrn Dr. Briicke"s Lautsystem. 2o beruht darauf, dass die Luft in der Nasenhöhle durch die von den Stimmbändern ausgehenden Schallwellen in Mitschwingungen ver- setzt wird, was bei den reinen Vocalen nicht der Fall ist. Man halte ein mit kleiner Flamme brennendes Licht, einen brennenden Wachsstock so vor das Gesicht, dass die Flamme vom Hauch der Nase, aber nicht von der des Mundes getroffen wird und bringe einen reinen Vocal continuirlich hervor, so wird die Flamme unbewegt bleiben, sie wird aber anfangen zu flackern, wenn man demselben Vocale den Nasenton mittheilt. Sobald man einen Vocal, z. B. das a rein ausspricht, so hebt sich das Gaumensegel nach oben und hinten , so dass es von dem Luftstrome nur an seiner vorderen Fläche getroffen wird und diesen ganz in die Mundhöhle hineinleitet, und wenn man die Lippen schliesst, so dass aus dem a ein ab wird, so presst die Luft das Gaumensegel fest gegen die Hinterwand des Rachens an, so dass es der Luft den Weg in die Nasenhöhle nach Art eines Ventils hermetisch ver- schliesst. Sobald man aber das a mit dem Nasenton hervorbringt, hängt das Gaumensegel schlaff herab und der Luftstrom theilt sich zwischen Mund und Nase. Es versteht sich übrigens von selbst, dass nicht der Ausfluss der Luft aus der Nase als solcher den Nasenton hervorbringt, sondern die Schwingungen der Luft in der Nasenhöhle, und dass man desshalb auch bei zugehaltener Nase und zwar sehr stark näseln kann. Das lehrt Hr. B. vom Nasenton. Wir müssen diese Lehre in ihrem ganzen Umfange bestreiten. Hr. B. betrachtet den Nasenton als eine Eigenschaft, die dem Vocale ertheilt werden kann, nicht aber als einen für sich bestehen- den Laut. Einen Vocal mit dem Nasenton hervorbringen , würde dieser seiner Vorstellungsweise gemäss nichts anderes bedeuten, als beide gleichzeitig hervorrufen, so dass sie vollständig coincidiren. Das würde aber mit anderen Worten so viel bedeuten, als: die Ein- stellung, welche dem Vocale entspricht, ungeändert fortbestehen lassen, während man zu gleicher Zeit die Bedingungen für das Ent- stehen des Nasentones erfüllt. Würde durch den letzteren Process die dem ersteren Laute entsprechende Einstellung wesentlich verändert, so würde man nicht mehr diesen, sondern einen andern Laut mit dem Nasentone ver- binden. 26 K u de I k a. Dies scheint mir die wahre Ursache zu sein, warum Hr. B. zum Behufe der Ermöglichung einer solchen Verbindung hauptsäch- lich nur das Gaumensegel und seine Bewegungen in Anspruch nimmt, denn geht nur dieses aus einer Lage in eine andere über, so bleibt ja alles andere beim Alten. — Bei den reinen Vocalen soll sich nun das Gaumensegel nach oben und hinten heben, so dass es von dem Luftstrome nur an der vorderen Fläche getrolTen wird und so denselben ganz in die Mundhöhle hineinleitet; bei den mit dem Nasentone hervorgebrachten hänge es schlatT herab und der Luft- strom theilt sich zwischen Mund und Nase. Diese Functionen des Gaumensegels in dem eben angegebenen Sinne sind durchaus nicht eine durch Beobachtung constatirte That- sache, sondern vielmehr ein Postulat der Anschauungsweise, welche Hr. B. über den Nasenton hat ; denn aus dem Versuche mit dem brennenden Wachsstocke kann man wohl unmittelbar schliessen, dass die Luft einmal durch den Mund, das andere Mal ganz oder theil- weise durch die Nase gehe; allein es lässt sich daraus durchaus nicht folgern, dass das Gaumensegel es sei, welches die Richtung der Strömung verändert, weil dem Sprachorgane auch noch ein anderes Mittel dazu zu Gebote stehet, und es lässt sich daraus auch nicht entnehmen, ob beide Laute Vocal und Nasenton gleichzeitig entstehen und bestehen; denn sie könnten ja auch auf einander folgen, der Vocal könnte zuerst, der Nasenton nach ihm erzeugt werden und es müsste das Flämmchen, welches nur vor der Aus- mündung der Nase gehalten wird, doch auch zu flackern beginnen, nämlich dann, wenn der Nasenton bereits begonnen hat. Hr. B. sagt, soll ein Vocal mit dem Nasentone hervorgebracht werden, so muss ein Tbeil der Strömung durch die Nase gehen. Wir wollen das annehmen, Mir wollen es unterschreiben; allein da er später sagt, nicht diese Strömung (Ausfluss), sondern die Vibration der Luft in der Nasenhöhle sei die Ursache des Nasen- tones, so gewinnt es wenigstens den Anschein, als wenn jene Strö- mung, wenn auch nicht die Ursache des Nasentones, doch die Ursache oder die Bedingung dieser Vibration wäre. Dagegen müssen wir aber einwenden, dass es zum Mittönen einer Luftmasse durch- aus nicht erforderlich sei, dass ein Luftstrom gegen dieselbe gerich- tet werde. Die Luft in der Nasenhöhle könnte daher bei jedem (reinen) Vocale mittönen, ohne dass es nöthig wäre die Strömung über Herrn Dr. Brücke's Laiitsystem. 2T ZU theilen, gerade so, wie die Luft eines Resonanzkastens mit der Saite mittönt, und dies scheint wirklich der Fall zu sein; denn wenn man, während man einen bestimmten Vocal gedehnt ausspricht, die Nase mit der Hand abwechselnd schliesst und öffnet, so ist ein entschiedenes Nachlassen und Anschwellen des Tones bemerkbar. Warum sollte aber auch die Luft der Nasenhöhle nicht mittönen, da sogar die festen Theile mittönen? Da nun aber dieses Mittönen der Luft in der Nasenhöhle den Vocal noch nicht näselnd macht, so wird man gegen seinen Willen zu dem Schlüsse gedrängt, dass zur Hervorbringung eines Nasentones wirklich eine Strömung durch die Nase, oder wenigstens, wenn sie zugehalten wird , in dieselbe statt- finden müsse. Ich habe den Nasenton mit «, mit o etc. verbunden und habe mich bemüht, genau zu beobachten, ob die Zunge dabei ihre Lage, wie sie dem a, dem o etc. entspricht, nicht verändere. Ich habe gefunden, dass sie dies thue; stets hebt sich die Zungenwurzel und nähert sich dem Gaumen. Zwar findet dabei kein förmliches, luft- dichtes Anschliessen der Zunge an den Gaumen Statt, denn wenn man die Nase mit der Hand zuhält, so hört das Tönen (der Nasen- ton) nicht auf, es kann beliebig fortgesetzt werden, was doch nicht möglich wäre, wenn der Mund mittelst der Zunge luftdicht abge- sperrt worden wäre. Da aber die Zunge durch diese Annäherung an den Gaumen eine wesentliche Veränderung ihrer Lage erlitten hat, so kann jetzt nicht mehr a oder o etc. erzeugt werden, sondern der Nasenton allein ist es, der gehört wird. Die Resonanzlaute i?i, n etc. (in meinem Werke heissen sie Nasenlaute, oder auch Nasenklänge) entstehen, wenn die Mundhöhle durch die Lippen oder durch die Zunge vollkommen abgesperrt, und wenn der Luft blos durch die Nase der Ausgang gestattet wird; die Vocale hingegen entstehen, wenn die Mundhöhle offen ist und somit durch diese die Strömung gehet. Aber abgesperrte und offene Mund- höhle sind Redingungen , die sich wechselseitig ausschliessen und somit ist es unmöglich, dass ein Resonanzlaut gleichzeitig mit einem Vocal hervorgebracht werde; sie können nur auf einander folgen. Hr. R. unterscheidet aber den Nasenton von den Resonanzlauten. Und in der That, es ist dabei ein Unterschied, nämlich der, dass bei dem Nasentone die Mundhöhle durch die Zungenwurzel nicht vollständig, nicht luftdicht abgesperrt ist, sondern dass eine sehr 28 K u d e 1 k a. kleine Öffnung übrig bleibt, durch welche eine schwache Luft- strömung in die Mundhöhle geht. Dessenungeachtet muss aber auch rücksichtlich des Nasentones behauptet werden, dass er nicht gleichzeitig mit dem Vocale hervor- gebracht werden , sondern dass er nur auf den Vocal folgen oder nur ihm vorhergehen könne. Dies erhellet bereits aus dem früher Gesagten, denn der Vocal ist, bei dieser neuen Lage der Zunge, welche die Bedingung zur Entstehung des Nasentones ist, nicht mehr erzeugbar. Es ist schon gesagt worden, dass die Möglichkeit der Erzeu- gung eines Lautes innerhalb gewisser Grenzen liege. Zwischen diesen Grenzen werden die Bedingungen bald genau, bald weniger genau erfüllt. Die Articulationsstelle, d. i. der Schauplatz, wo gewisse Thätigkeiten stattfinden, ist nicht ein Punkt, sondern sie hat eine gewisse Ausdehnung und ich kann somit z. B. ein /erzeugen, auch wenn die Unterlippe nicht ganz an die Zähne des Oberkiefers angelegt wird, sondern von ihnen ein wenig absteht; ebenso ein ^ , auch wenn die Lippen nicht ganz geschlossen sind, sich nicht in allen, sondern nur in einigen Punkten berühren. Ganz dasselbe findet nun auch bei den Resonanzlauten Statt; auch sie entstehen, wenn die Absperrung der Mundhöhle nicht eben ganz genau erfüllt wird. Das Gehörorgan ist für diese Unterschiede sehr empfänglich und die Laute zeichnen sich in diesem Falle durch Feinheit und Milde aus. Aus alledem geht hervor, dass der Nasenton zwar ein selbst- ständiger, aber kein ganz neuer Laut sei, sondern dass er blos eine Modification des ihm entsprechenden Resonanzlautes darstelle. Wie er in den Worten: „temps", „nn" gehört wird, ist er nichts anderes als das ii^ in meinem Systeme (siehe: Analyse der Laute) mit der eben angedeuteten Modification, dass nämlich die Mundhöhle durch die Zunge nicht vollständig abgesperrt wird, sondern dass zwischen Gaumen und Zunge eine sehr kleine Öffnung übrig bleibt, — so klein, dass dabei keine Vocale mehr erzeugt werden können, und dass in dieser Hinsicht die Mundhöhle als verschlossen zu betrachten ist, — dass sie aber hinreicht die Resonanzlaute merklich abzuändern. Die Deutschen sprechen das erste 71 in „fangen", nämlich das n^, bei ganz verschlossener Mundhöhle; die Franzosen hingegen machen bei dem ^^5 den Verschluss nicht luftdicht; das ist der einzige Unter- über Herrn Dr. B riieke's Lautsysfem. 29 schied. In diesem Sinne haben auch alle anderen Resonanzlaute den ihnen entsprechenden Nasenton. Am Schlüsse dieses Paragraphen muss ich noch einen Punkt berühren. Indem Hr. B. bei Gelegenheit des Nasentones von Vocalert spricht, scheint er anzunehmen, dass bei ihrer Erzeugung die Nasen- höhle nicht abgesperrt werde; damit dürfte nun eine Stelle auf pag. 598 im Widerspruche sein, denn dort wird eine solche Absper- rung postulirt. Ich erwähne dieses Umstandes, weil auch Kern p eleu die Vocale bei abgesperrter Nasenhölile entstehen lässt. Dies ist ein Irrthum; bei der Erzeugung der Vocale ist sowohl Mund- als Nasenhöhle offen. Wir wollen den Mund schliessen und versuchen, bei verschlossenem Munde irgend einen Vocal, z. B. i hervorzu- bringen. Das wird natürlich nicht gelingen , weil dazu ein offener Mund iiöthig ist; allein, da das Sprachorgan dem blossen Gedanken gehorcht, so werden sich die andern Bedingungen von selbst erfüllen. Die Zunge namentlich wird die dem / entsprechende Lage einnehmen und wenn das Gaumensegel dabei ebenfalls eine Function hat , so wird es sie verrichten. Besteht nun diese Function darin, dass es die Nasenhöhle verschliesst, so werden wir, da jetzt die Absperrung von der äusseren Atmosphäre vollständig ist, gar keinen Laut, oder höchstens nur den Blählaut des Hrn. Purkyne hervorbringen; bleibt aber die Nasenhölile unverschlossen, so werden wir, wenn auch kein i, so doch irgend einen andern continuirlichen Laut hervor- rufen. Da nun das letztere wirklich der Fall ist, so muss daraus geschlossen werden, dass bei der actuellen Erzeugung der Vocale die Nasenhöhle durch den Gaumenvorhang nicht abgesperrt werde. Hrn. Czermak's Fühlhebelversuch vermag diesen Beweis nicht zu entkräften, denn der Fühlhebel ist nicht das Mittel, um einen luft- dichten Verschluss zu constatiren. Wohl kann man die Vocale auch bei verschlossener Nase, wenn man sie z. B. mit den Fingern zuhält, hervorbringen, allein thatsächlich wird bei ihrer Erzeugung die Nasenhöhle durch das Gaumensegel nicht geschlossen. 10. Entstehongsbedingungen der Consonanten and Articulationsstellen. Der IV. Abschnitt der Systematik handelt von den Consonanten. Hr. B. gibt zuerst die Entstehungsbedingungen der Consonanten an, nämlich: ^d K u d e I k a. 1. Durch Absperrung sowohl der Nase als des Mund-Canales ent- stehen die Verschlusslaute; ich nannte sie Stosslaute. 2. Durch Verengung des Mund-Canales bei abgesperrter Nasen- höhle entstehen die Reibungsgeräusche und die L-Laute , je nachdem die Verengung in der Mittel-Ebene des Mund-Canales oder seitwärts gebildet wird. In der Analyse der Laute werden die ersteren Aspirations-, die letzteren Murmellaute genannt. 3. Durch Vibration irgend eines Theiles bei abgesperrter Nasen- höhle entstehen die Zitterlaute und 4. geht der Luftstrom durch die Nasenhöhle bei abgesperrtem Mund-Canal, — die Resonanten , welche ich Nasenlaute oder Nasenklänge genannt habe. Unter diese vier Rubriken werden mit Ausschluss der bereits früher besprochenen Kehlkopflaute sämmtliche Consonanten einge- reihet. Jede dieser Rubriken zerfällt aber wiederum in drei Reihen, je nach den Theilen, welche in der Mittelebene des Mund-Canales einander genähert sind, — oder je nach der Stelle in der Mittelebene des Mundes, an der Verschluss oder Enge gebildet wird. Das ist der Regriff der Articulationsstelle. Es gibt drei Articulationsstellen, denn es kann der Verschluss oder die Enge ausgeführt werden : 1. Von der Unterlippe mit der Oberlippe oder den oberen Schneide- zähnen ; 2. von dem vorderen Theile der Zunge mit den Zähnen oder dem Gaumen, und endlich 3. von der Mitte oder dem hinteren Theile der Zunge mit dem Gaumen. Dagegen erlauben wir uns folgende Remerkungen. Mit der Definition der Articulationsstelle sind wir einverstanden; sie ist die Stelle in der Mittelebene des Mundes, wo Verschluss oder Enge gebildet wird ; allein Hr. R. bleibt dieser Definition nicht ganz getreu, denn sonst müsste er an der 1. Articulationsstelle nebst den Lippen und Zähnen auch die Zunge als mitwirkenden Theil hinzu- nehmen, denn die Zunge reicht ja mit ihrer Spitze bis zu dieser Stelle und inwiefern sie an dieser Stelle thätig ist, muss auch ihre Vy^irkung nothwendig dieser Stelle angehören. Hr. R. rechnet die Zungenspitze, so wie überhaupt den ganzen vorderen Theil der Zunge schon zu der 2. Articulationsstelle und über Herrn Dr. B r ii c k e "s Lautsytem. 31 daher nolhvvendig auch jene Laute, welche durch Zusammenwirken der Zunge mit den Zähnen oder Lippen entstehen. Er legt bei der Bestimmung der Articulationsstelle zu viel Ge- wicht auf die Theile der Zunge , so wie auch auf ihre Krümmungen, wie sich dies bei der Behandlung der Laute, die auf der zweiten Articulationsstelle entstehen, unzweideutig zu erkennen gibt. Uns scheint die Zunge in ihrem Verlaufe keine so abweichende Beschaf- fenheit ihrer Theile darzubieten und ebenso scheinen uns ihre etwaigen Krümmungen von keiner solchen Bedeutung, dass ihr dieserwegen das Recht eingeräumt werden müsste, die Articula- tionsstelle zu bestimmen. Es scheint uns demnach ganz gleichgiltig, mit welchem ihrer Theile die Zunge den Verschluss oder die Enge bildet. Der Effect bleibt derselbe, er mag durch diesen oder jenen Theil der Zunge zu Stande kommen, aber es ist natürlich, dass die Zunge sich immer jenes Theiles bedient, durch welchen der be- sagte ElTect am sichersten, am bequemsten und am schnellsten erreicht wird. Anders verhält es sich mit dem Gaumen ; dieser weiset in der That eine grosse Verschiedenheit seiner Theile auf. Sein vorderer Theil ist hart und rauh; sein hinterer weich, nachgiebig; der Gau- menvorhang beweglich, nicht unähnlich einer schlaffen Membrane; auch seine Krümmung ist von Bedeutung; der oberste Theil seiner Wölbung ist eine nahezu ebene Fläche, ein ringsum von krummen Abhängen getragenes Plateau. Wenn wir einen befeuchteten Finger gegen irgend einen Körper aufdrücken und ihn dann abheben, so ist der Laut, den wir da hören, verschieden je nach der BeschalTenheit des Körpers; er ist anders bei einem harten , anders bei einem weichen Körper etc. , und muss nicht das Gleiche stattfinden, wenn sich die feuchte Zunge von verschiedenen Theiien des Gaumens ablöset? Findet aber eine Strö- mung der Luft Statt, so muss ebenfalls der Charakter des Schalles sich verändern, je nachdem erstere gegen diesen oder jenen Theil des Gaumens gerichtet wird. Obgleich nun der Gaumen es ist, der hauptsächlich die Arti- culationsstelle zu bestimmen hat, so gilt dieses doch nicht in Bezug auf die Vocale, denn bei diesen kommen auch die Lagen der Zunge und ihre Krümmungen in Betracht, insofern dadurch die Gestalt des Mundcanales abgeändert wird. 32 K u d e I k a. Hr. B. unterscheidet drei Articulationsstellen; ich nehme deren fünf an; es ist demnach hier der Ort die Gründe anzugeben, derent- wegen ich mich für die Zahl fünf entschieden habe. Der Mund, wo Lippen, Zähne und Zunge zusammenstossen, so wie auch jene Gegend des Mundcanales, wo das Gaumensegel mit dem Zäpfchen der Zungenwurzel gegenüber liegt — die Rachen- enge — dürften ohne Widerrede von Jedem als Articulationsstellen bezeichnet werden; letztere Stelle ist als Einmündung, erstere als Ausmündung des Canals von Wichtigkeit. Aber auch der oberste Theil des Gaumens dürfte dazu geeignet sein, denn er ist eine mehr ebene Fläche, deren Beschaffenheit sich sowohl von dem gekrümmten Theile des harten Gaumens, als auch vom Gaumensegel unterscheidet. Ausserdem habe ich noch zwei intermediäre Stellen angenom- men , nämlich die eine zwischen der Rachenenge und der Mitte des Gaumens, die andere zwischen letzterer und dem Munde liegend. Beide Stellen sind gleichsam sehr geeignete Operationspunkte; die Strömung kann von der ersteren gegen das Plateau des Gaumens, von der letzteren gegen die Zähne gerichtet werden. Schon die blosse Einrichtung der Mundhöhle scheint demnach dafür zu sprechen, dass die Articulation der Laute hauptsächlich nur an diesen fünf durch Lage und Beschaffenheit sich bemerkbar machenden Stellen ausgeführt werde; allein wir müssen gestehen dass die Processe, welche der Lautbildung zu Grunde liegen, näm- lich die Bildung eines Verschlusses oder einer Enge , auch an jeder anderen Stelle des Gaumens eingeleitet werden können ; streng genommen gibt es daher unzählige, stetig an einander liegende Arti- culationsstellen. Wir haben hier einen ähnlichen Fall, wie beim Licht-Spectrum. Jede Farbe besitzt daselbst eine gewisse Ausdeh- nung; die Änderung, welche die Brechbarkeit des Lichtes vom unteren Ende einer farbigen Partie bis zu ihrem oberen erleidet, vermag nicht den allgemeinen Charakter der Farbe umzuwandeln; die Brechbarkeit muss erst eine gewisse Grenze überschreiten, um den Eindruck einer andern Farbe zu erzeugen. Ganz so dürfte es sich auch mit der Articulation verhalten. Jene fünf Stellen des Gaumens darf man also keineswegs als Punkte betrachten; es kommt vielmehr jeder eine gewisse Ausdehnung, ein gewisser Bereich zu, innerhalb dessen noch immer im Allgemeinen derselbe Eindruck auf über Herrn Dr. Brücke's Lautüysteiii. 33 das Gehörorgan ausgeübt wird. Auch dürfte die Ausdehnung der verschiedenen Articuhitionsstellen verschieden gross sein, gerade so, wie dies bei den farbigen Partien des Spectrums der Fall ist. Das Gehörorgan muss daher bei der Bestimmung der Articula- tionsstellen befragt werden; es hat die entscheidende Stimme. Nur solche Stellen, an denen durch denselben Process wirklich ganz ver- schiedene Laute zum Vorschein kommen. Laute von denen der eine durchaus nicht als eine blosse Nüancirung des andern betrachtet werden kaim, dürfen als Articulationsstellen anerkannt werden. Durch- wandert man nun von der Mundöfl'nung angefangen in der Richtung gegen die Rachenenge in stetiger Folge alle Punkte des Gaumens, indem man an jedem derselben denselben Process wiederholt, z. B. eine Enge bildet, durch welche man die Luftströmung heraustreten lässt, so wird man tinden, dass die VVirkung oder der Effect jenes Processes in Beziehung auf das Gehörorgan, d. i. der Laut, sich nur dreimal wesentlich verändert: der Laut erscheint wirklich gleichsam in drei verschiedenen Farben. Ich führe hier als Beispiel nur die drei Laute s,s' und sz aus dem polnischen Alphabete an. Diese drei Laute entstehen an verschiedenen Stellen des Gaumens und da sie Niemand für blosse Nuancen halten , sondern Jedermann nur als wesentlich verschiedene Farben betrachten kann, so muss man jene Stellen, wo sie entstehen, als Articulationsstellen anerkennen. Zwischen der Mund- öffnung und der Rachenenge sind also drei Articulationsstellen enthalten. In meiner Analyse der Laute ist die Ordnung der Articulations- stellen folgende: 1. Die Stelle, wo Unter- und Oberlippe, Zunge und Zähne zusammengrenzen. Hier sind unter den sechs möglichen Amben nur folgende vier praktisch : aj Oberlippe mit Unterlippe, b) Oberlippe mit Zunge, cj Unterlippe mit den Zähnen und d} Zunge mit den Zähnen des Oberkiefers. Unter den Temen ist nur eine praktisch, nämlich Unterlippe, Zunge und Zähne. 2. Die Stelle zwischen Mund und Mitte des Gaumens. 3. Die Mitte des Gaumens. 4. Die Stelle zwischen der Mitte des Gaumens und der Rachen- enge. Silib. d. iiiMtheiii.-iiatiirw. Cl. XXVUI. Bd. .Nr. 1. 3 34 K u d e I k a. 5. Die Racheiienge. Alle Laute, welche durch denselben Process hervorgerufen werden, bilden eine Gattung; die Anzahl ihrer Arten wird gegeben durch die Anzahl der Articulationsstellen. Indem Herr Brücke nur drei Articulationsstellen annimmt, so kann er durch reine Combination derselben mit den Processen, welche der Consonantenbildung zuGrunde liegen, unmöglich ein vollständiges Lautsystem construiren. Das ist der Grund, warum er, um noch feh- lende Laute zu erhalten, seine Zuflucht zu den Krümmungen der Zunge nahm und warum er auch ihre Theile über Gebühr ins Spiel zog. Eine weitere Folge davon mag auch die sein , dass er gewisse Laute als zusammengesetzt betrachtet, die es durchaus nicht sind, wie z. B. die oben angeführten s' und sz, doch davon später. Manche seiner Laute mögen auch blosse Nuancen eines und desselben Lautes sein, wie z. B. die verschiedenen eh. U. Laute der ersten Reihe. An der ersten Articulationsstelle unterscheidet Herr Brücke folgende Laute: Verschlusslaute: das /> entsteht, indem der durch die Lippen verschlossene Mund geötTiiet wird oder auch, indem man die Lippen plötzlich schliesst und so dem Luftstrom den Ausweg plötzlich ab- schneidet. Auf diese letzte Art wird das p in dem Worte midshipman gebildet. Man kann aber auch den Verschluss mit der Unterlippe und den oberen Zähnen bilden und erhält so eine zweite Art des p. Ersteres wird mit jOj, letzteres mit p^ bezeichnet. Das b unterscheidet sich von p nur dadurch, dass bei ersterem die Stimme bei Lösung des Verschlusses tönt, bei letzterem aber der Ton der Stimme immer erst beginnen kann, nachdem der Verschluss bereits eine merkliche Zeit gelöst ist. Das habe schon Kempelen genau und richtig auseinandergesetzt. Den zwei Arten des p ent- sprechen auch zwei Arten des h, nämlich />, und ho. Reibungsgeräusche: Das f entsteht, indem man die oberen Schneidezähne lose auf die Unterlippe setzt und zwischen beiden die Luft hindurchstreichen lässt (= f^). Eine andere Art des /" entsteht , wenn man die Enge, durch welche die Strömung geht, über Herrn Dr. Brücke's Laiitsysleai. 3») ohne Mitwirkuti» der Zähne, blos durch Annäherung- der Lippen aneinander herstellt (= /',). Richtet man den Mund für das /' ein und lässt man während dem Heraushiasen der Luft die Stinnne tönen, so bekommt man w, wovon es natürlich auch zwei Arten geben muss. Zitterlaut: Dieser entsteht durch Vibration der Lippen. Resonanten : Wenn man die Lippen schliesst, wie zum ft, und die Luft bei tönender Stimme zur Nase herausströmen lässt, su ent- steht das nii- Aus dem b-, lässt sich nt<, ableiten, welches aber nicht gebräuchlich ist. Dagegen lassen sich folgende Einwürfe machen: Die beiden Processe, durch welche Herr Brücke das /7 ent- stehen lässt, sind einander gerade entgegengesetzt und es beschleicht uns somit ein gerechter Zweifel, ob wirklich durch beide derselbe Efiect iiervorgebracht m erden könne. Kann das p in midshipman, welches Herr Brücke auf die zweite Art, nämlich durch plötzliches Schliessen des Mundes, entstehen lässt, durchaus nicht auf die erste Art hervorgebracht werden? Erst wenn dies absolut unmöglich wäre, hätten wir das Recht eine andere Entstehungsart aufzustellen. Nun aber kann Aas p in midshipnmn wirklich auf dieselbe Art, wie jedes andere p erzeugt werden, nändich durch Oll'nen der abgesperr- ten Muiidhiihle, mit dem alleinigen Unterschiede, dass dieses ÖlTnen nicht mittelst der Lippen, sondern mittelst des Gaumenvorhanges bewerkstelligt wird und dass somit der Luft der AusAveg nicht durch den Mund, sondern durch die Nase gestattet wird. Das ÖtYnen der abgesperrten Mundhöhle kann überhaupt auf eine dreifache Weise geschehen, und zwar: 1. in der geraden Richtung, die man sich von der Rachenenge zum Munde gezogen denkt, 2. seitwärts davon und 3. indem der Verschluss der Chuanen durch Zurücktreten des Gaumenvorhanges aufgehoben wird. Die Stoss- oder Verschlusslaute haben jedoch in allen diesen drei Fällen ganz denselben allgemeinen Charakter, wenigstens gibt es für das Ohr keinen bemerkbaren Unterschied, der durch den Ort. wo das Öffnen der Mundhöhle geschieht, bedingt würde. Das d, das wir in da, dla und dna hören, scheint in allen diesen Complexionen ganz dasselbe zu sein, wiewohl der Ölfnungsprocess, durch den es 3* 36 K u d e I k a. entsteht, bei jedei- derselben v»n einer andern Stelle vorgenommen wird. Bei der Erzeugung der Stosslaute ist ein Doppeltes 7A\ berück- sichtigen. Es wird erstens der Verschluss der Mundhöhle an irgend einer von den drei Stellen geöttnet und dann zweitens gleichzeitig ein Luftstrom durch die sich bildende ()lTnung getrieben. Die blosse Trennung der Lippen von einander oder der Zunge vom Gaumen, ohne dass noch die Luft durch die gebildete Oflnung ausströmt, muss schon für sich einen Laut erzeugen. Diesen Laut könnte man Tren- nungslaut nennen. Findet gleichzeitig eine Luftströmung Statt, so bildet diese den Nachhall, Hauch oder Wind. Trennungslaut und Nachhall machen zusammen den Stosslaut aus. Der Trennungslaut muss sich nothwendig verändern, wenn die Beschaffenheit der sich abtrennenden Theile eine andere wird, und ebenso muss der Nachhall sich verändern, wenn die Luftströ- mung gegen andere Theile des Sprachorgans gerichtet wird. Darin lieert eben der Eintluss der Articulationsstellen. Wiewohl sich nun diese Theorie durch ihre Natürlichkeit em- pfiehlt und wiewohl ihre Richtigkeit kaum zu bezweifeln sein dürfte, so lässt sich doch gegen dieselbe ein gewichtiger Einwurf machen. Jeder Stosslaut kann von seinem Nachhall durch einen darauf folgenden, continuirlichen Laut, d.i. einen solchen, dessen Dauer man beliebig verlängern kann, befreit oder gereinigt werden; es ist dazu nur nöthig, dass die Strömung, durch welche der continuirliche Laut entsteht, eben so stark sei, wie der Nachhall. Unter dieser Bedingung geht der Nachhall gleichsam in den continuirlichen Laut selbst über. Geschieht die Reinigung eines Stosslautes durch einen Resonanzlaut, so kann dies immer nur durch denjenigen geschehen, der mit dem Stosslaute dieselbe Articulationsstelle hat. Sprechen wir minpmo, tno, kn^o so aus, dass die Stosslaute in dieser Combination gereinigt werden, so wird in allen diesen Fäl- len die Mundhöhle, behufs der Erzeugung der Stosslaute, vermittelst des Gaumenvorhanges geöffnet und es sind die Theile, die sich von einander trennen, immer dieselben; wie kommt es nun, dass der Stosslaut dessenungeachtet in allen diesen Fällen verschieden ist, und dass wir noch ein j:>, ein t, ein k zu unterscheiden vermögen? Da es ausser Zweifel ist, dass durch die Ablösung des Gaumen- segels von der hinteren Rachenwand immer nur ein und derselbe über Herrn Dr. Brücke's Lautsysteni. 37 Trennungslaut entstehen könne, so verfallen wir in die Alternative, dass die angedeutete Verschiedenheit der Laute entweder blos eine Täuschung sei, oder dass ihre Erklärung in anderen Gründen zu suchen sei. Ich neige mich zu der ersteren Ansicht, nämlich zu der, dass wir uns täuschen, wenn wir heim Aussprechen der obigen drei Combinationen verschiedene Stosslaute zu vernehmen glauben. Es lässt sich übrigens diese Ansicht motiviren, denn wenn wir die Stosslaute p, t, k, jeden ganz allein , ohne also einen Resonanten darauf folgen zu lassen, aussprechen, oder was dasselbe ist, wenn wir jeden dieser Laute unrein, d. i. mit seinem durch die Nase ge- henden Winde erzeugen, so ist unter denselben gar kein Unter- schied bemerkbar. Die Täuschung würde demnach erst dann hervor- treten, Menn man die genannten Stosslaute durch die entsprechen- den Resonanten reinigt. Weil der Resonant einer bestimmten Articu- lationsstelle nur einen an dieser Stelle selbst entstehenden Stoss- laut zu reinigen vermag, so stattet man diesen letzteren immer mit den dieser Stelle entsprechenden Eigenschaften aus. Ich habe bis jetzt nur von solchen Stosslauten gesprochen , die durch einen Öffnungsprocess der Mundhöhle zu Stande kommen. Herr Brücke bringt jedoch einen ^j-Laut auch durch plötzliches Schliessen der Mundhöhle hervor. Er sagt: „Wir können auch einen 2?-Laut hervorbringen, wenn wir bei erweiterter Stimmritze und ab- gesperrtem Nasencanale die Lippen plötzlich schliessen, so dass dem Luftstrom sein Ausweg plötzlich abgeschnitten wird. So wird das p in midshipman lediglich durch Herstellen des Verschlusses, nicht durch Aufheben desselben gebildet." Diese Ansicht verdient eine genauere Untersuchung. Es ist Thatsache, dass durch jeden Zusammenstoss zweier Kör- per ein Schall erzeugt wird; da nun beim plötzlichen Schliessen der Mundhöhle ebenfalls gewisse Theile derselben zusammenstossen, so muss auch hier ein Schall oder Laut entstehen. Man kann diesen Schall ganz für sich erzeugen, wenn nämlich keine Strömung vor- hergeht, die durch das Schliessen der Mundhöhle zu unterbrechen wäre und er ist, wie natürlich, ganz ohne Nachhall. Kann nun ein solcher Laut ein Element der Sprache abgeben? es scheint nicht, denn wenn er iiuch eine selbständige Existenz hat, wie z. B. der oben bes|)rochene'l'rennungslaut, so liesse er sich doch, eben weil ihm der Nachhall fehlt, nicht mit jedem beliebigen Laute verbinden. 38 K u d e I k a. Die oben citirte Stelle ist übrigens aueb nicbt ganz deutlich ; es heisst, man solle bei erweiterter Stimmritze die Lippen plötzlich schliessen; in dem Worte midshipman geht das / dem j^ voran; das i entsteht bei verengter Stimmritze; also findet auch die Strömung, welche zu unterbrechen ist, bei verengter Stimmritze Statt; das wäre also gerade das Gegentheil von dem, was Herr Brücke fordert. Lasse ich aber das / früher aufhören (indem ich die Vibrationen der Stimmbänder aufhören mache), so müsste ich ihm einen tonlosen Hauch nachfolgen lassen und diesen hierauf durch Schliessung der Lippen unterbrechen; dann könnte das p allenfalls bei weit offener Stimmritze entstehen , allein wäre dies praktisch ? ist dies die Aussprache der Engländer? AufTallend ist es, dass Herr Brücke bios an der ersten Arti- culationsstelle von solchen Lauten, die durch plölzliches Schliessen entstehen, Erwähnung thut; er führt blos das p und das b an. Müss- ten denn nicht auch t und d, k und g durch plötzliches Schliessen zu Stande konnnen können? Könnte denn nicht bei allen Verdopplun- gen dieser Laute, namentlich derjenige davon, der die Sylbe schliesst, immer auf diesem Wege entstehend gedacht werden, wie z. B. in „hatte" das erste t1 Diese Ansicht, wiewohl consequent, ist freilich der meinigen entgegen, denn ich behaupte, dass dort, wo wir einen Stosslaut ver- doppeln, wie z. B. in „hatte", „Kappe" der erste derselben, sobald er nicht durch Offneti der Mundhöhle entsteht, als solcher gar nicht gehört werde; dass es eine Täuschung sei, wenn wir ihn zu hören glauben. Aber, wird Herr Brücke sagen, der Laut, der durch das Zu- sammenstossen der Lippen oder auch anderer Tbeile der Mund- höhle entsteht, ist ja etwas ganz Fremdartiges und muss von dem a (in unseren obigen Beispielen) als nicht dazu gehörig unterschieden werden. Dagegen bemerke ich: Der Laut, welcher beim Zusammen- stossen der Lippen entsteht, ist im Verhältniss zum Treimungslaute nur sehr schwach; beim Zusammenstossen der Zunge mit dem Gau- men ist er fast gar nicht bemerkbar. Es ist also sehr problematisch, ob er für gewidinlich wirklich gehört wird. Die Eigentbümliehkeit, welche die geschnittenen Vocale besitzen, kommt auch dann zum Vorschein, wenn die den Verschluss bildenden Tbeile nur sanft in über Herrn Dr. Brücke's Laiitsystem. 39 Berührung kommen und auch dann„ wenn die Vocale nicht durch Stoss- huite sondern durch Aspirationslaute (Reibungsgeräusche) geschnitten werden. Die Verschiiessung der Mundhöhle mittelst des Gaumensegels gibt gar kein wahrnehmbares Geräusch und doch kann einTon auch auf diese Weise geschnitten werden, d. h. es scheint uns, als wenn der Ton einen Stosslautim Gefolge hätte. Es sei z. B. die Mundhöhle mittelst der Lippen abgesperrt, gegen die Nase zu aber offen, so kann man unter diesen Umständen den Nasenklang m aussprechen und ihn beliebig dehnen; schickt man sich nun an, diesem m ein p folgen zu lassen , so wird sich alsogleich die Nasenklappe (Gaumenvorhang) verschliessen und es wird der F^ant m während dieser Bewegung des Gaumensegels eine Reihenfolge von Phasen durchlaufen, welche ganz analog ist jener bei geschnittenen Vocalen. Die Veränderung, die das m auf diese Weise erleidet, ist so auffallend, dass sie nicht ver- kannt werden kann. Zu dem allen lässt sich aber auch beweisen, dass das Geräusch welches durch den Zusammenstoss der den Verschluss bildenden Mundtbeile entsteht, in allen jenen Fällen, wo durch den Verschlies- sungsprocess ein Ton geschnitten wird, als solches nicht einmal wahrgenommen werden kann, denn der geschnittene Ton (Vocal oder Nasenklang) übergeht allmählich und nothwendig in den Fur- kyne'schen Blühlaut, durch welchen er verlängert wird; er erreicht folglich sein Ende nicht in dem Augenblicke, in welchem der Verschluss vollbracht ist, sondern erst ein wenig später; er überdeckt also noth- wendig das Geräusch, welches durch den Zusammenstoss der Mund- tbeile entsteht und macht es unkenntlich. Dieses Geräusch erscheint demgemäss auch nicht am Ende der Sylbe; es folgt nicht auf den Vocal , sondern fällt mit ihm zusammen; es karm allenfalls diesen Vocal moditlciren. aber als besonderen Tjaut darf man es nicht unterscheiden. LSpricht man am aus, so wird bei dem Übergange von a zu w/ die Mundhöhle mittelst der Lippen geschlossen. Herr B. muss der Consequenz wegen annehmen, dass auch hier durch den Zusammen- stoss der Lippen ein Geräusch (also p oder b) entstehe. Warum wird es a])er hier nicht gehört? eben weil es durch den weit stärke- ren Ton überdeckt wird. Dasselbe Argument nehmen wir nun auch für die Combination ap in Anspruch, wenn wir die Strömung des a durch plötzliches Scb Hessen des Mundes unterbrechen. Das m klingt 40 K 11 d e I k u. iuicli, in Verbindung mit einem Vo^^ttl, ganz anders, als Menn es isolii't ausgesprochen wird. Dasselbe tindet Statt wenn man ma aus- spricht; beim Übergange von m zu a wird nothwendig die Mund- höhle geöflnet, daher nothwendig auch der Trennungslaut erzeugt. Dieser wird aber auch nicht gehört, weil er von dem Tone der Stimme überdeckt wird. Nach alledem halte ich dafür, dass es hauptsächlich der ÖtF- nungsprocess der Mundhöhle ist, durch welchen die Stosslaute unse- rer Sprachen entstehen, denn nur dann sind sie mit dem Naeiihall behaftet, der sie zur Verbindung mit jedem anderen Laute befähigt. Herr B. unterscheidet noch eine zweite Art des p, das unge- wöhnlicbe; dieses soll entstehen, wenn man den Verschluss nicht mit den beiden Lippen, sondern mit der Unterlippe und den oberen Zähnen bildet. Dieses ungewöhnliche p erscheint uns geradezu unmöglich, denn wie kann man mittelst der Unterlippe und der oberen Zähne einen luft- dichten Verschluss herstellen? bleiben da nicht die Zwischenräume welche die Zähne bilden, für den Durchzug der Luft frei? muss nicht in diesem Falle vielmehr ein f entstehen? Doch wir lesen ja pag. 531, das /werde gebildet, indem man die oberen Schneidezähne lose auf die Unterlippe setzt und zwischen beiden die Luft hindurch- streichen lässt. Hier wird auf die Worte „lose" und „zwischen bei- den" offenbar der Nachdruck gelegt; allein wir müssen bemerken, dass auch in diesem Falle dieLuft wenigstens theilweise zwischen den Zäh- nen hindurchstreichen müsse. Ich bestreite nicht, dass man ein /"erzeu- gen kann, auch wenn man die Zähne nur lose auf die Unterlippe setzt, allein bei seiner gewöhnlichen Erzeugung wird meinem Dafürhalten nach ein inniger Contact zwischen beiden hergestellt. In beiden Fällen entsteht ein f, nur ist es im ersteren Falle milder als iin letzteren. Auch vom /unterscheidet HerrB. noch eine zweite Art, nämlich M'enn die Enge ohne Mitwirkung der Zähne, nur durch Annäherung der Lippen aneinander gebildet wird. Dieses /"ist allerdings möglich, es ist das /der Zahnlosen. Die Behauptung, das w entstehe wenn wir den Mund für das / einrichten, aber anstatt nur die Luft herauszublasen, die Stimme tönen lassen, ist eine irrige, denn das w existirt als ein Geräusch, das von dem /wesentlich verschieden ist, und das wir als yi? anerkennen, wenn es auch nicht tönt. über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. 4-1 Herr B. verschweigt die Gründe, warum er den Resonanten blos aus dem weichen Stosshiute und nicht auch aus dem harten ableitet. Er sagt blos, wenn man die Lippen schliesst, wie bei &,, und die Luft bei tönender Stimme zur Nase herausströmen lässt, entstellt Wj. Sollte der Resonant nicht auch entstehen können, wenn man die Lippen schliesst, wie zum jjj ? da sich ^>, und öj nach Herrn B. durch den Verschluss als solchen nicht unterscheiden, so sollte man meinen, dass es für den Resonanten ganz gleichgiltig sei , ob man das eine oder das andere von zwei ganz gleichen Dingen thut. Dass sich ferner aus dem b^ ebenfalls ein m.. ableiten lasse, müssen wir schon der Consequenz wegen bestreiten, denn da wir oben pi als einen unmöglichen Laut bezeichnet haben, so ist es auch b-i und folglich auch m^. 12. Laute der zweiten Reihe. An der zweiten Articnlationsstelle lässt Herr B. folgende Laute entstehen. Verschlusslaute. Der T-Laut entsteht auf 4 Arten: i . Man presst die Seitenränder der Zunge an die oberen Backenzähne und legt den vorderen Theil sammt der Spitze an das hintere Zahnfleisch der oberen Schneidezähne so an, dass ein luft- dichter Verschluss gebildet wird. Dies ist das alveolare T=ti. 2. Wird die Spitze der Zunge nach aufwärts gekrünunt und an den höchsten Theil des Gaumens angelegt, während ihre untere Seite nach vorn convex wird und theilweise den Gaumen berührt, so ent- steht das cerebrale T=f... 3. Schliesst man mit dem vorderen convex gemachten Theile des Zungenrückens gegen den vorderen Theil des Gaumens, während die Zungenspitze nach abwärts gebogen und gegen die unteren Schneidezähne gestemmt ist, so bekommt man das dorsale T=fi. 4. Für die 4. Art des T-Laules ist es wesentlich, dass die Zunge den V'erschluss nur mit den Zähnen und nicht auch mit dem Gaumen bilde. Dies ist das dentale T=ti^. Die vier entsprechenden Arten des D .sind: di, d,, d^ und d^. Sie unterscheiden sich von den T'-Lauten durch nichts, als die zum Tönen verengte Stimmritze. Reibungsgeräusche. Diese entstehen ans den J"- Lauten und zerfallen in die Zischlaute und die jL -Laute, je nachdem die 42 K u d e I k a. Enge vorn oder seitwärts neben den hinleren Backenzähnen gebil- det wird. Die harten Zischlante sind: s*, s^, s^. s* nnd die ihnen entspre- chenden weichen: z^, z", z^, z'*. Letztere entstehen aus den ersteren durch Mittönen der Stimme. Ich citirehier folgende das s* betreffende Stelle: „das ^* gibt uns als entsprechendes Reibnngsgeräusch das scharfe t/i (=•8*) der Engländer. Das Wesentliche für diesen Laut ist, dass die Zunge mit den oberen Schneidezähnen und zwar mit ihnen allein die Enge bil- det, während das charakteristische Zischen des s daraus hervorgeht, dass die Enge nicht mit den Zähnen, sondern hinter den Zähnen gebildet wird nnd der durch die Enge hervorgetriebene Lnftstrom durch seinen Anfall gegen die Zähne das Zischen hervorbringt. Dess- halb musste das t'*, das rein dentale Tals ein besonderer Laut unter- schieden werden, da es uns als Stammlant für ein von den übrigen Sibilanten wesentlich verschiedenes Reibungsgeräusch dient. Vom d bemerkt Herr B. dass es im Auslaute nie den Ton der Stimme behält, sondern immer wie f lautet, so dass in phonetischen Transscriptionen deutscher Schriftstücke für d im Auslaute immer t substituirt werden müsste. Die harten oder tonlosen L-Laute sind: l\ l", As A* und die wei- chen oder tönenden: IK l~, /^ und /*. Rücksichtlich des polnischen l ist Herr B. nicht entschieden. Er sagt jedoch, dass dieAn.sicht vonPurkyne beachtenswerth sei. P u r- kyne gibt an, dass dabei der Zungenrücken den Gaumen und zwar in der Lage wie bei k und g berühre, während die Luft zu beiden Seiten ausströmt. Hiernach m ilrde, bemerkt Herr B., das polnische I erstindie dritteReihegehören, in der sonst keine I-Laute vorkommen. Zitterlaut. Der Zitterlaut dieser Reihe ist das gewöhnliche oder Zungen-/t, welches durch Vibration der Zunge entsteht (das tönende =r, das tonlose ='^)- Resonanten. Bildet man den Verschluss im Mundcanale ganz wie zum dK d-, d-\ d* und lässt dabei die Luft bei tönender Stimme zur Nase heraustreten , so bilden sich n^, it", n'\ w*. Das sind die Laute, welche nach Herrn B. an der zweiten Articulationsstelle entstehen. Ich lasse nun die Einwürfe folgen. Unter den 4 Arten des T- Lautes bin ich nur mit der Bildungs- weise des alveolaren, des t\ einverstanden nnd zwar nur insofern. Ülier Herrn Dr. B r (i c k e"s r.autsystem. 4-3 als der Öffmingsprocess der Miindhölile an der /weiten Artionlations- stellc im Sinne meines Systenies vorgenommen wird. Es ist dies das t , wie es im Deutschen ausgesprochen wird. Das cerehrale und das dorsale T {t^ und t^^ sind ganz und gar hypothetisch. Es wird dabei zu viel Gewicht auf die Krümmungen der Zunge gelegt, so wie mitunter auch darauf, welclier ilirer Theile mit einem bestimmten Theile des Gaumens in Berühnmg kommt. Derlei Bedingungen dürften für einen V'erschhisslaut, wie schon an einem anderen Orte bemerkt wurde, ganz und gar nnwesentlicii sein. Die Zunge wirkt dabei hauptsächUch als weicher Körper und ob sie sich bei dem ÖtTnungsprocesse der Mundhöhle mit ihrer Spitze oder einer weiter davon gelegenen Stelle betlieiligt, das seheint mir ganz gleichgiltig. Sollten sich aber wirklich Unterschiede daraus ergeben, so könnten sie nur höchst gering sein und sie könnten nur eine Nüancirung, aber keine in die Augen springende Verschiedenheit der Laute bewirken. Damit müI ich aber nicht behaupten, dass das dor- sale und das cerebrale T blosse Nuancen seien, sondern nur, dass diese Laute, falls sie wirklich als wesentlich verschiedene Laute existiren, nicht auf die vom Herrn B. angegebene Art entstehen. Was endlich die vierte Art des ^-Lautes, das t* anbelangt, so muss es als unmöglich bezeichnet werden, denn es ist unausführbar, dass die Zunge nur mit den Zähnen einen luftdichten Verschluss bilde. Die Zunge ist sehr geübt im Täuschen und ich glaube, dass, wenn Herr Brücke im vorliegenden Falle wirklich ein T erhalten hat. dieses nur mit Mitwirkung des Gaumens zu Stande gekommen sei. Eine Articulationsstelle ist etwas fest bestimmtes, d. h. ein und derselbe Process muss an dieser Stelle immer dieselbe Wii-kung, immer denselben Laut hervorbringen. Erst wenn der Process ein anderer wird, kann ein anderer Laut zum Vorschein kommen. Es ist nur dann möglich eine gründliche Anweisung zum Hervorbringen der Laute zu geben, wenn man die Articulationsstellen gehörig abgrenzt und die Processe, die der Lautbildung zu Grunde liegen, unzwei- deutig bestimmt. Da nun die Verschlusslaute (Stosslaute) durch einen ganz be- stimmten Process entstehen, wie kommt es nun, dass Herr Brücke durch Anwendung dieses Processes auf der zweiten Articulations- stelle mehr als einen Laut, — dass er deren vier erhält? Muss mau daraus nicht folgern, dass es entweder mehr Articulationsstellen 44 Ku d el k a. gibt, als Herr Brücke annimmt und dass mögliclierweise bei den vier T-Lauten zum Tbeil scbon ein Übergriff auf fremdes Gebiet geschehen sei, oder zweitens, dass es ausser den angegebenen, be- kannten, die Lautbildung bedingenden Processen, noch andere gebe, durch deren successive Anwendung die in Frage gestellten T-Laute zum Vorschein kommen, sobald über die Grenzen der Articulations- stellen kein Zweifel obwaltet oder drittens, dass vielleicht beides zugleich Platz greife, d. h. dass sowohl die Zahl der Articula- tionsstellen , als auch jene der Processe nicht genau ausgemittelt wurde? Da Herr Brücke die Reibungsgeräusche, dann die L-Laute und die Resonanten dieser zweiten Reihe aus den vier T- bezie- hungsweise aus den vier /)- Lauten ableitet, so gilt das, was in Betreff dieser letzteren gesagt wurde, nothwendig auch von den ersteren. War schon die Erzeugung der T-Laute nach der gegebenen Anweisung unsicher und mangelten uns dabei alle Anhaltspunkte, um über die Identität des wirklich erzeugten Lautes mit dem beab- sichtigten mit Bestimmtheit zu entscheiden , so ist dies in nicht geringerem Grade auch bei den übrigen Lautkategorien der Fall. Aus den vielen Lauten dieser Reihe will ich noch das eng- lische th und das polnische J einer näheren Discussion unter- werfen. Das scharfe th der Engländer leitet Herr Brücke aus dem dentalen T = t* ab, oder vielmehr, es wurde letzteres geschaf- fen, um das erstere daraus ableiten zu können. Nun aber haben wir gezeigt, dass das t* imaginär sei und somit kann daraus auch nichts abgeleitet werden, oder was dasselbe ist, das th als reeller Laut kann nicht jenen imaginären zum Stammlaule haben. Die Erzeugungsart dieses Lautes wird übrigens von Herrn Brücke ganz richtig beschrieben; er entsteht durch Zusammenwirken der oberen Zähne und der Zunge, aber seine Articulationsstelle ist nicht die zweite, sondern die erste im Sinne meines Systems. Der Leser wird sich erinnern, wie das /"gebildet wurde; die Unterlippe bildete mit den oberen Schneidezähnen eine Enge; hier bei dem th ist es die Zunge, die mit den oberen Schneide- zähnen eine Enge bildet. Da somit von dem einen Laute zum andern sich nichts ändert, als dass nur die Zunge statt der Unterlippe Ül>er Herr» Dr. Brücke's Laiitsystein. 43 gesetzt wird, so könnte man daraus folgern, dass der Charakter des f in der Unterlippe, der Charakter des tk hingegen in der Zunge stecke. Allein bei dieser Verwechslung sind doch nicht alle übrigen Umstände gleich geblieben, denn indem die Zunge an die Zähne angelegt wird, nähert sie sieh nothwendig aucli dem Gaumen und bildet mit diesem nothwendig eine Enge, wie zum .s. Das th der Engländer scheint mir daher nur ein gedämpftes s zu sein: die Dämpfung wird bewirkt durch das Anlegen der Zunge an die Zähne. Da jedoch die Dämpfung auch durcb das Anlegen der Unter- lippe an die Zähne geschehen kann, so brauchte man, um das th zu erzeugen, nur noch die Zunge in die dem s entsprechende Lage zu bringen; — in diesem Falle entstände aber das th durch Combination von drei Elementen, nämlich Unterlippe, Zähne und Zunge. In Betreff des l theile ich die Ansicht des Herrn Pu rk yne, dass es dieselbe Articulationsstelle habe, wie das k; es entsteht auf die Weise, dass das Gaumensegel mit seiner Mitte die Zun- genwurzel berührt, zu beiden Seiten dieser Stelle aber davon ab- steht so zwar, dass es eine Theilung des Stromes bewirkt. Zur Aussprache des l ist es gar nicht nöthig die Zunge zu krümmen oder mit ihrer Spitze den Gaumen zu berühren. Das l gehört der fünf- ten Articulationsstelle meines Systems an. Der Behauptung, dass das d im Auslaute immer wie t laute, kann unmöglich beigestimmt werden. Sie ist jedoch eine noth- wendige Folge der Ansicht, welche Herr Brücke von den wei- chen Lauten hat; denn ist das d nichts anderes als ein t, mit dem man den Ton der Stimme verbunden hat , so muss es nothwendig wiederum zum t werden, sobald man ihm den Ton der Stimme ent- zieht. Allein diese Ansicht ist irrig. Das d unterscheidet sich nicht erst dann von dem t, wenn es tönt, sondern der Laut, den wir mit d bezeichnen, ist so gut ein Geräusch, wie der Laut, den wir mit t bezeichnen, und beide unterscheiden sich schon als blosse Geräusche wesentlich von einander. Das werden wir später zu begründen suchen. K u d e i k a. 13. Die Laute der 3. Reihe and die EiDwände dagegen. Herr Brücke sagt, die Articiilatioii des k beginne da, wo die l'ür das t aiifiiört, doch könne man bei der Bildung des cacu- niinalen t weit über die vordere Grenzlinie des k hinaus nach rückwärts greifen und doch noch immer ein T hervorbringen; dies sei bei dem dorsalen t, welches in Rücksicht auf die Zun- genlage dem k am nächsten steht, nicht möglich. Diese Erschei- nung erklärt er so, dass schon der L'nterschied zwischen t und k hauptsächlich von der Grösse des hinter dem Verschlusse liegen- den Kehlrauines abhänge; dieser sei beim t beträchtlicher als beim k und ebenso ist er beim cacuminalen t wegen der nach rückwärts concaven Gestalt der Zunge beträchtlicher als beim dorsalen. Ich bin der Meinung, dass es bei der Krümmung der Zunge, die Herr ßl'ücke für das cacuminale t stipulirt, sehr schwer sein dürfte mit der Zungenspitze jene Region des Gaumens, die dem k angehört , zu erreichen , und ich hege somit einen gerechten Zweifel, ob es Herrn Brücke gelang, die rückwärtige Grenze der T-Laute zu überschreiten : wenn es ihm aber wirklich ge- lang, so nuisste er nothwendig ein k hören und nicht ein t. Die obige Erklärung ist also für eine Erscheinung gegeben, welche nicht existirt. Auch müsste die Behauptung, dass bei der Unterscheidung des t und k es wesentlich auf die Grösse des hinter dem Ver- schlusse liegenden Kehlraumes ankomme, anderweitig bewiesen wer- den, denn sie ist mit der Natur der Verschlusslaute nur sehr schwer zu vereinbaren. Herr Brücke untersclieidet zwei Arten des ä% eine, welche am harten Gaumen entsteht (k palatale = k^) und eine, welche am weichen Gaumen gebildet wird (k velare = ä^). In beiden kön- nen, je nachdeui der Verschluss weiter vorn oder weiter hinten liegt, noch Unterabiheilungen gemacht werden. An der hinteren Grenze dieser sämmtlichen A^-Laute, also auch der V^erschlusslaute überhaupt, liege das kaf der Araber. Jenseits dieser Grenze sei eine gleich- zeitige Abschliessung des Kehlraumes gegen Mund- und Nasenhöhle nicht mehr möglich; sondern, verschliesst man die Mundhöhle , so bleibt die Nase olTen; versperrt man aber die Nasenhöhle, so bleibt über Herrn Dr. Brücke's Lautsystein. 47 die Mundhöhle offen. Im ersteren Falle könne noch ein Resonant, im letzteren noch ein Reibungsgeräusch zu Stande kommen. Wir sind vollkommen einverstanden, dass es mehrere if gebe ; denn da der weiche Gaumen eine gewisse Ausdeluuing hat, so kann der Verschluss an verschiedenen Stellen desselben vorgenommen werden. Allein alle diese K haben denselben allgemeinen Charakter und sie dürften blosse Nuancen sein, bestimmt durch die örtliche RescbatTenheit der Stelle, wo der Verschluss stattlindet. Das eine K lautet etwas anders, als das andere; es ist aber doch noch ein K: erst, wenn sein Laut so verändert würde, dass wir sagen müssten, es ist nicht mehr K, erst dann, glaube icb, hätten wir das Recht, es als einen besonderen Laut zu betrachten und mit einem besonderen Zei- chen zu belegen. Damit stelle ich aber noch gar keine kategorische Behauptung in Betreff der beiden K des Herrn B. auf; d. h. ich behaupte weder, dass sie Nuancen sind, noch dass sie es nicht sind; denn um so was aussprechen zu können, müsste ich diese Laute aus dem Munde des Herrn B. gehört haben. Meine Behauptung ist nur bedingt, nämlich, wenn diese Laute wirklich wesentlich verschieden waren, so sind sie an verschiedenen Articulationsstellen hervorgebracht worden. Herr B. bemerkt jedoch, dass sich das k^ schon von selbst mit e und / und das A*- schon von selbst mit a, o und u verbinde. Dieser Umstand würde andeuten, dass seine beiden K wirklich nur Nuancen seien, denn nur bei diesen kann man es der Zunge überlassen, die- jenige Lage zu wählen, aus welcher derÜbergang zum folgenden Laute am bequemsten ist. Die Alternative aber, die Herr B. jenseits des Kaf der Araber annimmt, müssen wir in solange in den Bereich des Glaubens ver- weisen, bis er uns positive Beweise dafür gegeben haben Avird. Das G ist für Herrn B. nichts anderes, als ein tönendes K und es gibt so viele Arten des G, als es Arten des /f gibt. Herr B. behauptet, dass das G im Auslaute, namentlich wenn es auf einen Resonanten folgt, nicht bemerklich gemacht werden könne, und dass sein Laiitwerth stets A'sei, wie z.B. in „Gang" welches, wenn im Auslaute überhaupt ein Verschlusslaut gehört wird , Gank lautet. Das lange Raisonement, durch welches Herr B. diese seine Behauptung begreilüch machen will, lässt sich kurz in folgendem Trugschlüsse zusammenfassen : 4ö K u d e I k a. Das G ist nichts anderes, als ein tönendes K. Im Auslaute darf jedoch das /T nicht tönen (weil sonst das Wort nicht in die media G, sondern in einen ihr angehängten Vocal aus- lauten würde) : Also kann im Auslaute auch kein G entstehen. Hier ist die erste Prämisse otTenbar falsch; denn das G unter- scheidet sich nicht erst durch die zum Tönen verengte Stimmritze von dem K; sondern das G ist ein Geräusch, das so wie das Ä' bei weit offener Stimmritze entsteht und seinen Charakter als G behält, auch wenn es nicht tönt; das G unterscheidet sich schon als blosses Geräusch von dem K. Das Reibungsgeräusch der 111. Reihe ist das eh. Es gibt ebenso viele M-Arten, als es if-Arten gibt, da der erstere Laut aus dem letzteren abgeleitet wird. Das dem K^ entsprechende ch bezeichnet Herr B. mit )^', das dem K^ entsprechende mit x~- Nebstdem unter- scheidet Herr B. noch ein ch, dem kein Äf mehr entspricht; es ist dies der eine von den zwei Lauten, die aus der oben erwähnten Alternative entspringen. Seine Beschreibung ist folgende: „Der mittlere Theil des Ganmensegels wird stark nach hinten und oben gegen die hintere Rachenwand hingeschoben, die hinteren Gau- menbögen nähern sich von beiden Seiten, aber so , dass zwischen ihnen noch ein Raum von etwa 1 1/3 Linien Breite bleibt; die vor- deren Gaumenbögen verlieren ihre Krümmung, so dass sie zwei gerade Schenkel bilden, die oben in der Mittellinie des Gaumen- segels in einem fast rechten Winkel zusammenlaufen , der hintere Theil der Zunge hebt sich und legt sich an die vorderen Gaumen- bögen, die Mandeln und das Zäpfchen aber so, dass neben dem letzteren zu beiden Seiten etwas Luft hindurchströmen kann, wo- durch ein dem ch ähnlicher, aber tieferer und rauherer Laut erzeugt wird." Das ist das x^. Ich will nicht untersuchen, ob die in dieser Beschreibung enthaltenen Daten ihre volle Richtigkeit haben, denn das wäre wohl vergeblich; ich mache den Leser hauptsächlich nur auf jene Stelle aufmerksam, wo Herr B. die Luftströmung durch das Zäpfchen theilen lässt. Dieser Passus lässt vermuthen , dass der vom Herrn B. erhaltene Laut, der so umfangreiche Vorbereitun- gen beansprucht, möglicherweise nur eine durch den Druck un- wesentlicher Nebenumstände missrathene Form des polnischen l sein könne. über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. 49 Nun kommen wir zu dem Jota, einem Laute von sehr unbe- stimmter Natur. Nach Herrn B. entsteht es aus dem ch , wenn man zu diesem die Stimme mittönen lässt; auf diese Weise bekommt man ebenso viele Jotas, als es Arten des cli gibt. Kempelen sagt Folgendes über das Jota: „Das i ist der ein- zige Selbstlauter, der zu Zeiten auch die Dienste eines Mitlauters vertritt. In den Worten Jahr, Jammer ist das J ein Mitlauter. Er ent- steht auf folgende Art: Bei dem i lässt dieZunge der Stimme nur eine ganz kleine Öffnung zum Ausgang; soll aus dem i ein Jota werden, so geschieht weiter nichts anderes, als dass sich diese kleine Öffnung noch ein wenig mehr zusammenzieht, welches verursacht, dass die- jenige Menge Luft, die der Laut des i mit sich führt, nicht bequem durchziehen kann, sondern sich mit Gewalt durchdrängen muss, wo- durch ein kleines Nebengeräusch entsteht, welches sogleich dem / seine Reinheit benimmt und es eben dadurch zu einem Mitlauter macht. Man kann das i auch so betrachten, als wenn es ein blosses ch wäre, bei dem die Stimme mitlautet. Das ch, wie es in dem Worte „ich" lautet hat ganz die nämliche Lage, wie das Jota."" Diese Stelle hat insofern ein Verdienst, als sie uns deutlich aus- einandersetzt, was man unter dem Jota eigentlich zu verstehen habe. Es ist ein durch ein Geräusch verunreinigtes i. Das Jo^a kann, meiner Ansicht nach, durchaus nicht als das dem harten ch entsprechende weiche Reibungsgeräusch gelten, schon aus dem einzigen Grunde nicht, weil es dem ch zu unähnlich ist und dann auch, weil durch eine solche Annahme die Harmonie des Lautsystemes eine Störung erfährt. Ist es denn nicht hinreichend dabei zu bleiben, dass das Jota ein mit einem Wind hervorgebrachtes i sei? Man kann ja jeden Vocal mit einem solchen Wind hervorbringen und solcher Gestalt seine Reinheit trüben. Ist dies einmal anerkannt, so bleibt es jeder einzel- nen Sprache überlassen, zu constatiren, ob sie derlei verunreinigte Vocale gebrauche oder nicht; aber ihnen eine besondere Articulations- stelle anzuweisen, oder sie gar als Mitlauter zu betrachten , das scheint mir unzulässig. Der dem ch entsprechende weiche Laut muss ebenfalls ein Geräusch sein und man kann dafür, meiner Meinung nach, keinen anderen Laut ansehen als das h. Die Vibrationen des Zäpfchens erzeugen nach Herrn B. das r gutturale. Ich muss zum Behufe der Ergänzung meines Systemes Sitib. d. mathem.-iiaturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. 1. 4 50 K u d e 1 k a. hier die Bemerkung machen, dass ich diesen Laut darin speciell nicht angeführt hahe. Schliesslich leitet Herr B. aus den zwei Arten des G zwei Reso- nanzlaute ab; zu diesen fügt er noch einen dritten hinzu, welcher der andere von den zwei aus der ohen erwähnten Alternative ent- springenden Lauten ist. Er hat diesen letzteren anfänglich mit Kempelen für das n nasale der Franzosen in im, ranger etc. gehalten, später entschied er sich aber dafür, dass das w nasale der Franzosen gar kein Consonant sei, sondern nichts als der dem vorher- gehenden Vocale mitgetheilte Nasenton. Der Nasenton werde den Vocalen dadurch ertheilt, dass sich das Gaumensegel herabsenkt, so dass es mit seinem freien Rande über der Stimmritze schwebt und sich mithin der Luftstrom zwischen Mund und Nase theilt. Niemand zweifle, dass die Vocale in un, ranger etc. den Nasenton haben; es zweifle also auch Niemand , dass das Gaumensegel herabgesenkt sei, es handle sich nur darum , ob es noch etwas von der Zungenwurzel entfernt bleibt, oder ob es sich wirklich soweit herabsenkt, dass es dieselbe mit seinem freien Rande berührt und somit den Verschluss für jenen dritten oben erwähnten Resonanten bildet. Herr B. glaubt, dass dies nach der herrschenden Aussprache der Franzosen nicht mehr der Fall sei. Dagegen erlaube ich mir zu bemerken , dass jener dritte Reso- nant, welcher von keinem g mehr abgeleitet wird , insolange zu den problematischen gehören müsse, als seine Existenz nicht gründlich nachgewiesen wird. Nach dem, was wir vorhin über den Nasenton gesagt haben, müssen wir nothwendig zweifeln, dass die Vocale in un, ranger etc. den Nasenton haben und eben so müssen wir zweifeln , dass das Gaumensegel in der angegebenen Art und zu dem angegebenen Zwecke herabgesenkt sei. Da Herr B. auch an der 3. Articulationsstelle durch jeden ein- zelnen Process mehr als einen Laut erhält, so gelten die in dieser Hinsicht bei der 2. Articulationsstelle gemachten Einwände auch hier. 14. Einwände betreifend den 5. Abschnitt der Systematik. Herr B. beginnt diesen Abschnitt mit folgender Behauptung : „Bei den Verschlusslauten steht das Zeichen für den Verschluss, nicht für die bei der Durchbrechunsr desselben stattfindende hörbare über Herrn Dr. B r ii cke's Lnutsystem. O 1 Explosion, denn diese kann fehlen, wie dies immer der Fall ist, wenn auf den Verschliisslaut der ihm entsprechende Resonant folgt, indem dann der Mundcanal für den Resonanten geschlossen bleiben muss und die Luft durch den Nasencanal ausgelassen wird. Das Zeichen steht auch nicht für das Klappen bei Bildung des Verschlusses, denn dieses kann gleichfalls fehlen, wie dies stets der Fall ist im Anlaute." Aus dieser Stelle ergibt sich , dass Hr. B. unter der hörbaren Explosion blos jene versteht , die durch Offnen des Mundcanales in seiner Mittellinie entsteht. Allein wozu ihren Begriff in dieser Art beschränken? Ist es denn, wenn es sich blos um das Offnen der Mundhöhle handelt, nicht gleichgiltig, an welchem Orte es geschieht? ist es, wenn es sich blos um das Entweichen der Luft handelt, nicht gleichgiltig, ob die Luft in gerader Richtung zur Mundspalte heraus, oder ob sie durch die Nase, oder endlich seitwärts zwischen Zunge und Backenzähnen herausgelassen wird ? Niemand, das scheint uns gewiss, wird einen Stosslaut hervor- bringen, ohne vorher auf eine dieser drei Arten die Mundhöhle geöffnet zu haben. Der Stosslaut beginnt in dem Augenblicke, wo das Öffnen der Mundhöhle beginnt. Auf Seite 590 begegnen wir folgender Stelle: „Man könnte meinen, bei der Verdopplung des Zeichens eines Verschlusslautes stehe das eine für das Geräusch der Bildung des Verschlusses, das zweite für die Explosion. Man würde aber hiedurch zu unhaltbaren Consequenzen geführt, denn die Zeichen der Reibungsgeräusche etc. werden nach denselben Grundsätzen verdoppelt, wie die der Ver- schlusslaute; man müsste also auch annehmen, dass z. B. das Zei- chen s nicht die Stellung für das s und den bei derselben tönenden Laut, sondern das Zustandekommen und Vergehen dieser Stellung bedeute" etc. Diese Stelle citire ich darum , weil sie mir nicht logisch genug erscheint. Bildung eines Verschlusses, dann die darauf folgende Explosion sind bestimmte Processe; jeder derselben hat einen An- fang und ein Ende; er beginnt, dauert durch eine gewisse Zeit und hört dann auf. In dem folgenden Beispiele bezüglich des s wird jedoch mit diesen Begriffen ein ganz anderer Sinn verbunden, näm- lich ein solcher , als würde die Bildung eines Verschlusses blos den Anfang oder das Zustandekommen eines Processes und als würde die Explosion das Vorgehen dieses Processes bedeuten. 4* 52 K u d e 1 k a. Auf der Seite 592 erfahren wir, was HerrB. unter den gedehn- ten Voealen , so wie unter dem Dehnungszeichen h verstehe. Jeder- mann dachte sich unter der Dehnung eine Verlängerung der Dauer und unter dem Dehnungszeichen h blos das Zeichen, welches jene Dehnung andeutet. Herr B. ist anderer Meinung. Nach ihm lassen wir bei einem gedehnten Vocale durch leichtes Eröffnen der Stimmritze den Ton momentan schwinden. Da nicht ausdrücklich gesagt wird, dass mit der Vibration der Stimmbänder auch die Strömung über- haupt aufzuhören habe, so müssen wir diese fortbestehen lassen und zwar aus dem Grunde, weil sonst die folgenden Zeilen keinen Sinn hätten. Beim Lesen dieser Zeilen drängt sich uns nämlich die Über- zeugung auf, dass Herr B. unter dem h als Dehnungszeichen nichts anderes verstehen könne, als das Geräusch, welches die den Ton des Vocals überdauernde Strömung erzeugt; dass also das h, wel- ches wir als Dehnungszeichen gebrauchen, nicht ein blosses Zeichen der Dehnung sei, sondern dass es einen Laut repräsentire; denn wie könnte sonst Herr B. sagen: „dass das /t trotz der geöffneten Stimmritze nicht seinen vollen Lautwerth erhält, liegt daran, dass die Geschwindigkeit des aus der Lunge hervortretenden Luftstromes zu gering ist?" Ferner zwingt uns auch der Passus: „dass man in den Worten ahnen, sehnen, ein wahres Verhauchen des Vocales wahrnimmt," zu der Annahme, der gedehnte Vocal bestehe nach Hrn. B. aus zwei Theilen, einem tönenden und einem tonlosen, dem Dehnungs-Ä nämlich. Ob Herr B. in diesem Punkte recht habe oder nicht, die Entscheidung darüber fällt, da es sich hier um blosse Aussprache handelt, nicht der Physiologie, sondern den Sprach- forschern anheim. Der Leser wird sich erinnern , wie Herr B. die weichen Laute aus den correspondirenden harten entstehen lässt; nämlich immer so, dass man zu den letzteren die Stimme mittönen lässt. Bücksicht- lich der Verschlusslaute wird dieses jedoch in der Art modificirt, dass bei der media, falls die Stimme während des Verschlusses nicht tönt, doch immer die Stimmritze zum Tönen verengt bleibe, damit die Stimme, wenn sie ausgesetzt hatte, sofort wieder anklin- gen könne, sobald der Verschluss durchbrochen wird. Das sei bei der tenuis nie der Fall. Die zum Tönen verengte Stimmritze bilde somit den wesentlichen Unterschied der media von der tetmis; alle übrigen Unterschiede seien äusserliche, abgeleitete. Dass bei devte?iuis über Herrn Dr. Briieke's Lautsystem. 53 eine stärkere Explosion stattfinde, als bei der media, das sei wahr; aliein es ist eine Erscheinung seeundärer Natur, denn würde sie sich blos durch die Explosion unterscheiden, so miisste der ganze Unter- schied schwinden, sobald der entsprechende Resonant folgt, weil dann die Explosion verloren geht und doch wisse jedermann, dass sich das p in midshipman von dem b in cluhman unterscheide. Es sei auch wahr, dass bei der iemiis ein festerer Verschluss gebildet werde, als bei der media, aber auch diese Erscheinung sei secundär, denn man mag den Verschluss noch so fest machen, wenn man ihn bei tönender Stimme eröffnet, so erscheint immer nur die media, nie die ienuis. In diesen wenigen Worten sind die Ansichten des Hrn. B. über den Unterschied der harten und weichen Laute, so wie über die Gründe dieses Unterschiedes enthalten. Dagegen lässt sich nun sehr viel einwenden, und zwar: 1. Ob wir den Ton der Stimme mit einem harten Laute ver- binden oder nicht verbinden, das scheintHerr B. ganz unserem Willen zu überlassen. Man kann wenigstens daran gar nicht zweifeln, wenn man z. B. folgende Stelle liest: „das lo entsteht, wenn wir den Mund für das /"einrichten, aber anstatt nur die Luft herauszublasen, die Stimme tönen lassen." Allein ist das, was hier gefordert wird, auch möglich ? steht es in unserer Macht, mit dem f, mit dem s (= ^), überhaupt mit den harten Lauten den Ton der Stimme zu verbinden, oder ist das vielleicht gar nicht ausführbar? Die Zweifel, die wir hier erheben, lassen sich folgendermassen motiviren. Bei dem s (= ^) strömt die Luft durch eine sehr kleine Öffnung, die die Zunge mit dem Gaumen an einer bestimmten Stelle bildet, in die Atmosphäre heraus und dadurch wird das Geräusch erzeugt, das wir mit diesem Buchstaben bezeichnen ; wollen wir nun damit den Ton der Stimme verbinden, so müssen die Stimmbänder vibriren; diese Vibration wird durch jenen Theil der Strömung bewirkt, der aus der Luftröhre durch die Stimmritze in die Mund- höhle geht. Die Strömung hat also hier zwei Engen zu passiren, — die Stimmritze und die Enge in der Mundhöhle. Wenn nun durch die erstere Öffnung mehr Luft in die Mundhöhle einströmt, als durch die letztere ausströmt, muss da nicht die Luft in der Mundhöhle sich immer mehr und mehr verdichten ? und wenn dies der Fall ist, 54 K 11 d e I k a. wird nicht der Unterschied in der Dichte der Luft dies- und jenseits der Stimmritze immer geringer? die Strömung durch die Stimm- ritze desshalb immer schwächer? und kann letztere nicht endlich so schwach werden , dass sie die Stimmbänder nicht mehr in Vibration zu versetzen vermag? Wenn aber dies, ist die sehr kleine Öffnung in der Mundhöhle für die Vibration der Stimmbänder, nicht äquivalent einem luftdichten Verschlusse ? Alles das ist möglich, und alles das könnte z. B. bei dem f, bei dem s (= ^) etc. stattfinden. Zwar ist hier die Möglichkeit vorhanden, dass wenigstens im Anfange sich der Ton der Stimme mit dem Geräusche verbinde, allein da diese Ver- bindung nicht dauernd gemacht werden kann, so ist jener Ton, wenn er sich wirklich einstellt, mehr als Blählaut zu betrachten, der bekannt- lich auch den luftdichten Verschluss zu überdauern vermag. Das Gesagte lässt sich übrigens auch durch den V^ersuch unter- stützen. Man denke sich eine Hohlkugel durch eine Scheidewand in zwei Hälften getheilt und in der Scheidewand eine mit einem elasti- schen Plättchen versehene Öffnung; besitzt nun überdies die Kugel an zwei gegenüber liegenden Stellen Löcher , um einen Luftstrom durch dieselben hindurchzuführen, so hat man eine Harmonika, die als Kinderspielzeug verkauft wird. Man kann sich nun leicht überzeu- gen, dass, wenn man die eine ()ffnung durch Bedeckung bis zu einer gewissen Grenze verkleinert, man durch Hineinblasen in die andere Öffnung nicht mehr im Stande ist einen Ton zu erhalten. — Erhält man jedoch, in Folge sehr starken Blasens, dennoch einen Ton, so ist dieser sehr hoch. Dieser letztere Umstand scheint mir merk- würdig und er verdient mit einer besseren Vorrichtung, als es die eben beschriebene ist, untersucht zu werden. 2. Wenn zwei Laute an verschiedenen Stellen des Sprach- organs, der eine in der Mundhöhle, der andere im Kehlkopfe, gleichzeitig erzeugt werden , büssen diese Laute ihren Cha- rakter durch die Zusammensetzung in dem Masse ein, dass sie nicht mehr zu unterscheiden sind ; oder muss nicht vielmehr jeder der beiden Laute auf das Gehörorgan noch immer denselben Ein- druck machen , den er für sich allein gemacht hätte? Müsste nicht das s (= ^), wenn es mit dem Kehlkopfklange zusammen- gesetzt würde, noch inuner als s erkennbar bleiben? Wenigstens unterscheidet das Ohr genau die Töne, die es von verschiedenen Seiten gleichzeitig empfängt, und man sollte meinen, dass dasselbe über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. OÖ auch für die innerhalb der Grenzen des Sprachorgans erzeugten Laute gelte. Spricht man nun das polnische z (= [), oder das 2v tönend aus, so kann das Ohr in dem ersteren Laute durchaus kein s und in dem letzteren durchaus kein /* entdecken; die Geräusche, die es darin entdeckt, sind von den letzteren wesentlich verschieden und sie lauten gerade so, wie das z und tv, wenn wir sie tonlos aussprechen, wie dies beim Flüstern geschieht. Ist dem aber so, so ist schon bei dem blossen Geräusch der Unterschied zwischen dem Harten und Weichen vorhanden und man muss, um ihn zu erklären, nach anderen Gründen forschen, als welche Herr Brücke angibt. 3. Herr B. sagt, bei der Media bleibe auch während des Ver- schlusses die Stimmritze verengt und zwar desshalb, damit die Stimme nach Durchbrechung des Verschlusses sofort wieder anklin- gen könne. Allein ist diese Bereitschaft der Stimmritze nicht über- flüssig? Das Sprachorgan besitzt eine enorme Gewandtheit und geschähe die Verengung der Stimnu-itze erst in dem Augenblicke, wo die Öfl"nung der Mundhöhle beginnt, so geschähe sie noch recht- zeitig genug. 4. Herr Brücke ist der Meinung, dass, wenn auf den Stosslaut ein Besonant folgt, die Explosion verloren gehe. Das müssen wir bestreiten. Die Explosion findet Statt, aber nicht durch den Mund, sondern durch die Nasenhöhle. Endlich 5. Es kann nicht zugegeben werden, dass bei noch so festem Verschlusse stets nur die Media erscheine, wenn man nur Sorge dafür trägt, dass derselbe bei verengter Stimmritze geöffnet werde. Folgender einfache Versuch wird uns vom Gegentheile überzeugen. Man blase die Backen auf, so sehr als man kann; der V^erschluss ist in diesem Falle gewiss sehr fest. Man schicke sich nun an, ein a auszusprechen; da das Sprachorgan dem Gedanken gehorcht, so wird sich alsogleich die Stimmritze verengen, obgleich der Mund noch mittelst der Lippen versperrt ist. Ein a können wir nun zwar nicht bei verschlossenem Munde erzeugen , der Mund muss früher geöff- net werden und dadurch muss ein Stosslaut entstehen. Allein dieser Stosslaut mag ohne unser Zuthun — unwillkürlich entstehen , was werden wir nun hören ? Immer nur ein jJu und nie ein ba. Es kommt also hier eine tenuis zum Vorschein, obgleich die Stimmritze verengt S6 K u d e Ik a. ist; denn dy wir blos das a zu erzeugen beabsichtigten, so haben wir sie ganz gewiss verengt. Nachdem ich die vorzüglichsten Einwürfe gegen die den Un- terschied des Harten und Weichen betreffende Lehre des Herrn Brücke auseinandergesetzt habe, sei es mir erlaubt, in Kürze die Ansicht, welche ich über denselben Gegenstand habe, zu entwickeln. Die Processe, welche der Erzeugung der Geräuschlaute in der Mundhöhle zu Grunde liegen, können ausgeführt werden entweder bei offener oder bei verschlossener Nasenhöhle. Diese zwei Möglichkeiten sind durch die Einrichtung desSprach- organes gegeben und müssen in Betracht kommen. Die Geräusche, welche bei offener Nasenhöhle entstehen, habe ich in meiner Ana- lyse „milde Laute" genannt; sie sind immer mit dem Tone der Stimme verbindbar, weil , da die Nasenhöhle offen ist, die Stimm- bänder ungestört vibriren können. Die milden Laute entstehen also immer dann, wenn wir uns nicht die Mühe geben , die Nase durch das Gaumensegel zu verschliessen , oder wenn wir dies absichtlich unterlassen, oder wenn diese Verschliessung in Folge eines Gebre- chens unmöglich wird. Es ist klar, dass diese Geräusche nur sehr schwach sein können, weil sich die Strömung theilt; der stärkere Theil geht durch die Nase, der schwächere durch die im Mundcanale entweder bereits gebildete oder sich erst bildende Öffnung und dieser letztere erzeugt daselbst entweder die milden Beibungsgeräusche (Aspirationslaute) oder die milden Verschhisslaute (Stosslaute). Der zweite Fall, nämlich der, wo die Nase verschlossen ist, lässt wieder zwei Möglichkeiten zu : nämlich es können mit den in der Mundhöhle entstehenden Geräuschen die Stimmbänder gleichzeitig vibriren oder diese Vibrationen sind unausführbar. Wir wissen, dass die vollständige Absperrung der Mundhöhle von der äussern Atmosphäre die Vibration der Stimmbänder noch nicht unmöglich macht; denn das Eintreten dieser Vibrationen hängt von dem Unterschiede in der Dichte der Luft dies- und jenseits der Stimmritze ab. So lange dieser Unterschied gross ist, geht eine energische Strömung durch die Stimmritze, und die Stimmbänder können vibriren; da aber kein Ausfluss in die Atmosphäre stattfindet, so muss dieser Unterschied in der Dichte rasch abnehmen und die Strömung durch die Stimmritze wird bald so schwach, dass der Ton (Blählaut) nach sehr kurzer Dauer aufhören muss. Es ist klar, dass über Henii Dr. Brücke's Lautsystein. 57 wir die Luft in der Mundhöhle auf den zuletzt angedeuteten Grad der Verdichtung bringen können, ohne dass wir vorläufig auch den Bläh- laut entstehen lassen. Das findet ja z.B. Statt, wenn wir die Backen aufblasen; ist aber die Verdichtung in der Mundhöhle so weit gediehen, alsdann ist eine Vibration der Stimmbänder nicht mehr möglich. Die zuletzt angedeuteten zwei Möglichkeiten lassen sich daher auch auf folgende Weise feststellen : Entweder wird vor der Erzeugung der Geräuschlaute die V^er- dichtung in der Mundhöhle (diese mag übrigens luftdicht abgesperrt sein, oder irgendwo eine sehr kleine Enge enthalten) so gesteigert, dass eine Vibration der Stimmbänder durchaus nicht mehr möglich ist, oder: Es ist dies nicht der Fall, d. h. entweder hat die Enge in der Mundhöhle eine so bedeutende Grösse, dass sie eine Verdichtung bis zu dem angedeuteten Grade unmöglich macht, oder es be- ginnt, falls die Mundhöhle luftdicht verschlossen war, die Strömung durch die Stimmritze nicht früher oder wenigstens nicht viel früher, als der ÖfFnungsprocess der Mundhöhle. Die erste dieser zwei Möglichkeiten bedingt die Entstehung der harten, die zweite die Entstehung der weichen Geräusche. Die harten Beibungsgeräusche (Aspirationslaute) sind , wie aus dieser Darstellung von selbst folgt, mit dem Tone der Stimme gar nicht oder vielleicht nur dann verbindbar, wenn dieser Ton sehr hoch ist; die weichen Beibungsgeräusche hingegen verbinden sich leicht mit dem Tone der Stimme; es hängt übrigens ganz von unserem Willen ab, ob wir diese Verbindung vornehmen oder nicht. Beim Aussprechen eines harten Verschlusslautes (Stosslautes) kann das Tönen der Stimmbänder nicht in demselben Augenblicke mit dem Öffnungsprocesse der Mundhöhle beginnen, sondern etwas später; denn es muss zuerst eine Portion Luft aus der letzteren entweichen und dadurch die Dichte der Luft insoweit herabgesetzt werden, dass eine kräftigere Strömung durch die Stimmritze möglich wird. Bei den weichen Stosslauten kann jedoch der Ton der Stimme in demselben Augenblicke beginnen, in welchem die Mundhöhle geöffnet wird. Auch ist es nothwendige Folge unserer Anschauungsweise, dass die den Verschluss oder die Enge bildenden Theile des Sprach- organes bei den harten Lauten stärker gespannt werden, als bei den 38 K u d e I k a. weichen und dass auch die Strömung bei den ersteren kräftiger ist, als bei den letzteren. Die eben gegebene Eintheilung der Laute in milde, weiche und harte folgt ungezwungen, ja mit Nothwendigkeit aus der Einrichtung des Sprachorganes und seiner Wirkungsweise; das ist der Grund, warum an ihrer Richtigkeit kaum zu zweifeln sein dürfte. Auf Seite 595 lesen wir, dass der Hauch, welcher nach Durch- brechung des Verschlusses auf die Tennis folgt, identisch sei mit dem h, womit der frei durch die offene Stimmritze und den offenen Mund- canal ausfliessende Hauch bezeichnet wird. Wir können diese Ansicht nicht theilen, denn Jedermann kann sieh überzeugen, dass der Hauch, der die Durchbrechung des Verschlusses begleitet, verschieden ist je nach dem Orte, wo der Verschluss gemacht wurde; der Hauch ist anders, wenn die Nasenklappe geöffnet wird, anders, wenn die Zunge an dieser oder jener Articulationsstelle, oder seitwärts vom Gaumen sich ablöset. Unmöglich kann nun das h nebst dem ihm eigenen Laute auch noch alle diese Verschiedenheiten bezeichnen. Herr B. ist der Meinung, dass sich nur die Tenues nicht aber die Mediae aspiriren, d. h. unmittelbar mit einem h verbinden lassen. Er gibt dafür folgenden Grund an: „Da bei der Media die Stimmritze bei der Explosion zum Tönen verengt ist, so muss ihr immer erst ein Vocal angehängt werden, ehe das h folgen kann, bei dem die Stimm- ritze weit offen ist." Diese Begründung ist basirt auf den falschen Begriff, welchen Herr B. von der Media aufgestellt hat und sie verliert daher alle Beweiskraft. Die Media kann so gut wie die Tenuis als blosses Geräusch her- vorgebracht werden, sie hat so gut wie die Tenuis ihren Nachhall oder Wind und die Stimmritze braucht bei ihrer Explosion durchaus nicht verengt zu sein. Wir können zwar bei der Media den Ton der Stimme gleichzeitig mit dem Öffnungsprocesse der Mundhöhle begin- nen lassen, allein das ist nicht durchaus nothwendig; sie kann auch mit einem tonlosen Nachhall hervorgebracht werden. 15. Ton den zusammengesetzten Consonanten des YI. Abschnittes und die Einwürfe dagegen. Herr B. nennt jene Laute zusammengesetzt, welche dadurch gebildet werden, dass die Mundtheile gleichzeitig für verschiedene Consonanten einsrerichtet sind. über Herrn Dr. B r(icke"s Lautsystem. 39 Welchen Sinn kann wohl diese Definition haben? Da die Einrichtung der Mundorgane nothwendig in der Erfüllung gewisser Bedingungen besteht, so können hier im Allgemeinen drei Fälle eintreten, nämlich : 1. entweder sind die Bedingungen für beide Laute vollkommen erfüllbar, so zwar, dass beide Einstellungen, die eine unbeirrt durch die andere, coexistiren; oder 2. sie können nur theilweise erfüllt werden; oder 3. sie schliessen sich wechselseitig aus, so zwar, dass nur immer eine von den beiden Einstellungen möglich oder wirksam ist. Dieser letztere Fall kann selbstverständlich in der obigen Defi- nition nicht enthalten sein; wir haben daher nur die beiden ersten Fälle einer näheren Würdigung zu unterziehen. Versteht man die Zusammensetzung in dem ersten Sinne, so ist es geradeso, als ob man zwei verschiedene Laute gleichzeitig hervor- brächte und das Gehörorgan müsste jeden derselben, obgleich sie zeitlich coincidiren, doch deutlich unterscheiden. In diesem Sinne nimmt jedoch Herr B. die Zusammensetzung nicht; denn er sagt bei Gelegenheit des seh, das er als (aus ch und s) zusammengesetzt betrachtet: „Für die Ansicht, dass seh ein einfacher Laut sei, kann zwar geltend gemacht werden, dass man in ihm weder ein reines s noch ein reines ch hört und dass, wenn einer ein s und ein anderer ein eh spricht, daraus noch kein seh wird. Dies ist aber auch in Rücksicht auf die obige Definition nicht nöthig, denn diese verlangt nur, dass bei der Bildung zusammengesetzter Consonanten die An- ordnung der Mundtheile gleichzeitig verschiedenen Consonanten entspreche." Herr B. kann übrigens die Zusammensetzung in diesem ersten Sinne auch nicht genommen haben, denn man muss das Sprachorgan als Totalität auffassen und, da seine Einstellung für jeden Consonanten eine andere ist, so fragt es sich: wie kann ein Ding (das Sprach- organ) so und zugleich anders als so eingerichtet werden ? und wenn sich die Einstellungen auch nur um ein Merkmal unterscheiden, wie kann ein Ding mit diesem Merkmal und zugleich ohne dasselbe gedacht werden? Es ist also unmöglich die Bedingungen für beide Laute (insofern diese Bedingungen blos in bestimmten Einstellungen des Sprachorganes bestehen) gleichzeitig zu erfüllen. 60 K ud e Ik a. Verdeutlichen wir uns das Gesagte an dem seh. Herr Brücke sagt: „mau bringe nur zuerst ein ch hervor und beuge dann, ohne irgend etwas anderes zu verändern, den vorderen Theil der Zunge so weit nach aufwärts, dass er sich zum s stellt, so wird in demselben Augenblicke das ch in seh verM'andelt werden. Allein wird hier durch die Einstellung für das s jene für das ch nicht aufgehoben? Das Experiment mit der bleiernen Kugel, welche Herr B. auf der Zunge zwischen den beiden (dem ch und s) entspre- chenden Engen, zum Beweise der Existenz dieser letzteren, hin und her rollen lässt, beweiset eigentlich nichts; denn wenn wir auch das Dasein dieser Engen nicht bestreiten, so sind ja die Begriffe der Enge und der Einstellung nicht gleichbedeutend. Der Begriff der Einstellung hat mehr Merkmale als jener der Enge. Bei dem eh muss die Enge an einer bestimmten Articulationsstelle gebildet werden, d. h. die Enge muss an dieser Stelle als Ausmündung des Canales gedacht werden, aus dem die Strömung hervortritt und sich gegen gewisse Theile des diesseits der Enge befindlichen Mundhöhlenraumes richtet; bei dem s findet die verengte Ausmündungan einer andern Articulations- stelle Statt. Wir fragen nun, wie kann die Ausmündung des von der Luft durchströmten Canales gleichzeitig an zwei verschiedenen Stellen locirt werden? Daraus geht deutlich hervor, dass die Ein- stellung für ch mit jener für das s sich nicht combiniren lasse. Es bleibt daher zur Rettung jener Definition nur noch der zweite Fall übrig. Dieser kann bei gewissen Lauten allerdings eintre- ten und Herr B. betrachtet selbst derartige Zusammensetzungen. Er sagt auf pag. 603, dass sich bei p und f nicht nur die Stellungen, sondern bis zu einem gewissen Grade auch die Laute combiniren lassen, wenn man den Verschluss für diese Laute gleichzeitig öffnet. Hier werden die Bedingungen für das p offenbar nur theilweise erfüllt, denn die Verdichtung der Luft reicht nicht bis zum Verschlusse dieses Lautes; daher kommt auch das^, wenn es mit dem t combinirt wird, nicht in seiner gewöhnlichen Form, nämlich, mit seinem Nachhall — sondern blos als Trennungslaut zum Vorschein, weil die Strömung nach Durchbrechung des ersten Verschlusses den zweiten nothwendig schon offen findet. Freilich liegt dieser ganzen Argumentation, mit welcher ich die Ansicht des Herrn B. bekämpfe, der Gedanke zu Grunde, dass der Laut etwas mit seiner Einstellung innig Zusammenhängendes sei, dass über Herrn Dr. Brücke's Lautsystem. 61 seine Beschaffenheit nur von dieser abhänge. Der Laut ist ja eigent- lich die Wahrnehmung der Einsteilung selbst oder besser des durch diese Einstellung bedingten akustischen Processes. Wenn also Herr B. einen Unterschied macht zwischen der Einstellung und ihrem Laute, so macht er nur den Unterschied zwischen der Einstellung und ihrer Wahrnehmung. Wenn er ferner meint, die Laute ch und s setzen sich nicht nothwendig ebenso zusammen wie ihre Einstellungen, so würde das bedeuten, dass wir die Zusammensetzung der Einstellun- gen nicht nothwendig so wahrnehmen, wie sie ist. Was hier von dem seh gesagt wurde, gilt nothwendig auch von den anderen Zusammensetzungen (/und w, s und /'etc.), welche Herr B. für möglich hält. Meiner Meinung nach lassen sich nur Schallquellen combiniren. Solcher Schallquellen gibt es beim Sprachorgane drei, nämlich: 1. Die Vibration der Stimmbänder; 2. die Schwingungen der Luft in dem angesetzten Hohlkörper und 3. die Schwingungen der Zunge oder des Zäpfchens. Die Laute, die durch Combinirung der Schallquellen entstehen, habe ich Coincidenzlaute genannt. Solche Coincidenzlaute wären z. B. das Kha und das Ghahi der Araber, falls sie auf die von Herrn B. pag. 603 angegebene Art entstehen. Das Kha soll nämlich eine Zusammensetzung des ch (= xO "^'^ ^^^ r Uvulare sein und das Ghain durch Hinzufügung des Tones zu den beiden letzteren entstehen. Da jedoch das ch als harter Laut, meiner oben entwickelten Ansicht zufolge, mit dem Tone der Stimme nicht verbindbar ist, und man, sobald dasselbe durch h ersetzt wird, nothwendig in Collision mit den Lauten Hha und Ain geräth, so erstreckt sich das Dunkel, welches die letzteren Laute umgab, auch über die ersteren. 16. Die iiiouiHirteu Laote des Till. Abschnittes. Das Wesen des / mouille und des ii tnouille bezeichnet Herr B. mit wenigen Worten folgendermassen : „sie sind /und n mit unmittel- bar darauf folgendem Jof". Er ist somit der Ansicht dass diese Laute nicht einfach sind und gibt dafür folgendun Beweis: „dass in dem n mouille ein n enthalten sei, daran zweifelt Niemand; es ist aber auch leicht zu zeigen, dass es auch ein Jo^ enthält. Man spreche campagne und versuche das v mouille, mit dem dieses Wort schliesst auszuhalten, so wird man bemerken, dass dies durchaus nicht gelingt , sondern 62 Kudelka. Über Herrn Dr. Brücke's Lautsystoni. dass man entweder nur ein reines n bildet, oder wenn man es zum Moiiilliren gebracht hat, nicht mehr ein n aushält, sondern ein Jot, denn hängt man dem ausgehaltenen Laute ein a an, so hört man ein deutliches J«." Herr ß. beweiset hier nicht das , was er beweisen wollte. Er wollte beweisen, dass das 71 wouiUe ein zusammengesetzter Laut sei, — setzt aber im Widerspruche damit die zusammengesetzte Natur desselben bereits als gewiss voraus, indem er gleich im Anfange seines Beweises einen Bestandtheil des n mouille, nämlich das n, als ganz bestimmt hinstellt und nur noch nachzuweisen sucht, dass der andere das Jot sei. " Wir können nicht zugeben, dass das n mouille ein zusammen- gesetzter Laut sei; es besteht nicht aus n und Jot, sondern es ist ein einfacher Laut, der geradeso wie m oder n entstellt, nur an einer anderen Articulationsstelle. Im Sinne meines Systems ist es die dritte Articulationsstelle. Bildet die Zunge an dieser Stelle einen Verschluss mit dem Gaumen, so tönt das n mouille so lange, als dieser Verschluss fortdauert, — es lässt sich somit beliebig dehnen und ist daher ganz gewiss ein einfacher Laut. — Übrigens haben alle Laute die an der dritten Articulationsstelle entstehen, den i^fo^^^7/e-Charakter. Dieser Charakter kommt nur der dritten Articulationsstelle zu; wenn daher Herr B. behauptet, dass sich alle Arten des n mouilliren lassen, also auch jene, die an anderen Articulationsstellen entstehen, so mag dies in dem Sinne, wo die Mouillirung durch ein angehängtes Jot bewirkt wird , seine Geltung haben , nicht aber in unserem Sinne. Alle Nasenklänge, wie m, n etc., kommen deutlicher zum Vor- schein, wenn man auf dieselben einen Vocal folgen lässt. z. B. a; das- selbe findet auch Statt bei dem mouillirten n; man glaubt dann etwas wie nja zu vernehmen; darin ist aber durchaus kein Jot', denn die Aussprache mit Zuhilfenahme dieses letzteren ist wesentlich verschie- den. Folgender Versuch ist entscheidend. Man drücke die Zungen- spitze mit dem Finger fest gegen den Boden der Mundhöhle und nehme sich vor tui auszusprechen; das wird nicht gelingen, man wird statt dessen immer an erzeugen, nämlich es wird auf das « immer das n mouille folgen, das die Polen mit ü bezeichnen. Brücke. Nachschrift zu Prof. J. Kiulelka's Ahhandliin^ etc. 63 Nachschrift zu Prof. Joseph Kudelkas Abhandlung, heiiteU: „Über Herrn Dr. Bruches Laufsi/stem''^), nebst einigen Beobachtungen über die Sprache bei Mangel des Gaumensegels. Von dem w, M. Ernst Brüeke. Die physiologische Lautlehre hat nicht wie die meisten anderen Zweige der Naturwissenschaften eine regehnässige Fortentwiciielung erfahren. Auf der Grenze stehend zwischen dem Gebiete der Physio- logen und dem der Linguisten wurde sie bald von beiden vernach- lässigt, bald, und zwar bis auf den heutigen Tag, mit unzureichen- den Kräften bearbeitet, weil, wie dies in der Natur der Sache lag, den Linguisten die Kenntnisse der Physiologen , uns Physiologen die Kenntnisse der Linguisten mangelten. Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass auch die meist subjective Natur der Beobachtungen, auf welchen die Ermittlung der Mechanik beruht, durch die ein bestimmter Laut erzeugt wird, in sofern an der Unstetigkeit des Fortschrittes Schuld trägt, als dadurch Irrthümer, Selbsttäuschungen stets von neuem wieder auftauchen , welche man längst für beseitigt halten sollte. Darum findet selbst unter den Physiologen nicht ein- mal über alle diejenigen Laute, welche jedem auch ohne linguistische Bildung zu Gebote stehen, Einigkeit Statt, und man sieht bisweilen in neueren Werken an sich einfache Dinge unrichtig dargestellt, welche in älteren schon viel besser beschrieben sind. Gewiss würde sich indessen das Richtige bereits mehr Boden verschafft haben, wenn die allgemeine Aufmerksamkeit mehr auf die physiologische Lautlehre gerichtet, wenn sie mehr ins praktische Leben übergegangen wäre; aber ihre Anwendung hat sich beinahe ausschliesslich auf den Taubstummenunterricht erstreckt; von den A) Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute für Linguisten und Taub- stunimenlelirer, von E. Brücke. Wien bei Gerold, ISjG. 64 Brücke. Linguisten ist sie fast vollständig vernachlässigt worden. Man behaup- tet nicht zu viel, wenn man sagt, dass in unserem Zeitalter Hunderte sich mit den Sprachlauten beschäftigten, ja gelegentlich über die Entstehung derselben schrieben, ohne auch nur den Kempelen gelesen zu haben. Wenn man das erste beste linguistische Buch in die Hand nimmt, so stösst man auf eine Menge allegorischer Bezeichnungen, wie: verhärtet, erweicht, mouillirt, verflüssigt, abgeschlifTen u. s. w., welche dem Kenner sogleich zeigen, dass sich hier eine ganze Ter- minologie unter dem Einflüsse vollständiger Unbekanntsehaft mit der eigentlichen Natur der Dinge entwickelt hat. Wenn man ferner sieht, wie der Eine einfache Vocale mit Diphthongen verwechselt, der Andere einfache Consonantenzeichen und solche, die für zwei auf einander folgende Laute stehen, zusammenwirft, ein Dritter tonlose und tönende Consonanten nicht zu unterscheiden weiss, wenn man endlieh sieht, dass dies alles nicht etwa Verfassern von Grammatiken und Wörterbüchern für den Hausgebrauch passirt, sondern gelehrten und tiefgebildeten Sprachforschern, deren Arbeiten mit Becht der Stolz ihres Zeitalters sind; dann muss man wohl mit Becht beklagen, dass solche Männer für solche Arbeiten kein besseres Büstzeug fan- den, Dass die Linguisten auch das nicht benutzten, was ihnen die Physiologie hätte bieten können, rührt, wie mir scheint, daher, dass es ihnen nicht nahe genug gebracht, dass es nicht genug für sie zu- gerichtet war und dass man von ihnen zu viel von einer Thätigkeit verlangte, die ihnen fremd und neu war und für die ihnen nicht die hinreichenden Anweisungen gegeben wurden. Ein zweiter Grund lag aber gewiss auch darin, dass die Meinungsverschiedenheiten der Physiologen ihnen nothweiidig ein Misstrauen in die Sicherheit ihrer Beobachtungen einflössen mussten. Ich halte es desshalb für nützlich und nöthig, dass Controversen auf diesem Felde öflentlich discutirt werden und dass man den Linguisten in den einzelnen Fällen den Weg zeige, durch einfache Versuche und leichte Kunstgriffe sich selbst eine Überzeugung zu verschaffen; denn eine Wahrheit, die nicht allgemein anerkannt ist, bleibt zwar darum immer noch eine Wahrheit, aber ihr Nutzen in der Welt hängt wesentlich ab von der Anerkennung, welche sie findet. Diese Bücksicht der allgemeinen Nützlichkeit ist es auch, von welcher ich bei der Abfassung der folgenden Blätter ausgehe. Ich Nachschrift zu Prof. J. Kudelka's Ahhandlting: etc. ß5 werde desshalb solche Einwände, mit denen Professor Kudelka, wie ich glaube, vereinzelt dasteht, nur kurz berühren oder ganz mit Stillschweigen übergehen. Ebenso solche, welche nur nothwendige Consequenzen aus Grundirrthümern sind , die von mir selbstständig besprochen werden. Dagegen werde ich mit alier Sorgfalt diejenigen Punkte behandeln, von denen ich weiss, dass in ihnen ein bedeuten- der Bruchtheil der Linguisten mit Prof. Kudelka übereinstimmt; namentlich werde ich gleich in erster Reihe von den ebenso unrich- tigen als besonders in Deutschland weitverbreiteten Ansichten über den Unterschied der sogenannten harten und der sogenannten weichen Consonanten zu reden haben , die sich wie ein rother Faden durch Prof. Kudelka's ganze Abhandlung hindurchziehen. Der Interschied zwischen harten and weichen Consonanten. Dass die Laute, welche wir die weichen nennen, sich von den entsprechenden harten durch Mittönen der Stimme unterscheiden, war schon den alten Indern bekannt und Kempelen hat die Richtigkeit dieses Satzes durch Controlversuche mit seiner Sprachmaschine so unwiderleglich nachgewiesen, dass man sich billig wundern muss, dass er hierin nicht allgemeine Anerkennung gefunden hat. Professor Kudelka's Ansicht von der Sache lautet kurzgefasst folgendermassen: Zu den harten kann man den Ton der Stimme überhaupt nicht mitlauten lassen, wenigstens nicht wenn man ihn nicht sehr in die Höhe treibt; zu den weichen kann man ihn mit- lauten lassen, aber es ist für ihre Natur als weiche Laute nicht wesentlich, ob es geschieht oder nicht. Es ist allerdings richtig, dass mit einem harten Laute nie die Stimme mittönen kann, denn sobald die Stimme mittönt, ist der Laut eben weich; aber so meint es Prof. Kudelka nicht, er meint dass bei den harten Lauten die Luft in der Mundhöhle so verdichtet sei, dass die Stimmbänder gar nicht mehr auf die gewöhnliche Weise in Schwingungen zu versetzen sind und beruft sich darauf, dass man die Ausflussöffnung einer Mundharmonika soweit decken könne, dass sie sich nicht mehr mit dem gewöhnlichen, sondern nur noch mit einem höheren Tone anblasen lässt. Ich begreife nicht, warum Prof. Kudelka nicht durch ^^s,Experimentum in corpore vivo untersucht hat, ob denn in der That ein solches Hinderniss für die Schwingungen Sitzb. d. roathem.-naturw. Cl. XXVUI. Bd. Nr. 1. ä 66 B r ü e k e. der Stimmbänder vorhanden sei. Er würde sich sogleich vom Gegen- theile überzeugt haben. Der beste Consonant dafür ist f , weil man hier, da er ganz vorn im Munde gebildet wird, die Stellung der articulirenden Theile mittelst des Gesichts eontroliren kann. Man bringe also vor dem Spiegel /* continuirlich hervor, indem man die Luft zwischen der Unterlippe und den oberen Schneidezähnen hin- durchbläst; dann lasse man plötzlich die Stimme mittönen; man wird bemerken, dass man hier auf keinerlei Hinderniss stösst, dass aber das f sofort in römisch v (w"^ meiner Bezeichnung) übergeht, ohne dass sich in der Mundstellung etwas ändert. Diejenigen, welche anhaltende Laute schlecht erkennen , mögen einen Vocal daran hängen und es wird jeder Zweifel schwinden. Ist man so wenig an Selbstbeobachtung gewöhnt, dass man sich darüber täuschen kann, oh die Stimmbänder schwingen oder nicht, so fosse man den eigenen Kehlkopf zwischen Daumen und Zeigefinger und man wird die von den schwingenden Stimmbändern herrührenden Vibrationen deutlich wahrnehmen. Man lasse endlich die Laute in der angeführten Weise von einem Anderen hervorbringen und auscultire den Kehlkopf des- selben mittelst eines gewöhnlichen Stethoskops und man wird in dem Augenblicke, wo das f in iv~ übergeht, die Stimme laut ins Ohr hinein- rufen hören. Ebenso kann man sich überzeugen, dass durch Mittönen der Stimme aus neugriechisch 3-, neugriechisch d, aus dem harten s (^) das weiche (französisch z) wird etc. Es ist unrichtig, wenn Prof. Kudelka behauptet, dass die weichen Consonanten ihren Charakter als solche nicht dem Tönen der Stimme verdanken. Er beruft sich darauf, dass ihr eigenes Ge- räusch in Folge der schwächeren Strömung, mit der sie gebildet werden, von dem der entsprechenden harten verschieden sei, und dass man sie dcsshalb auch in der leisen Sprache, bei der die Stimm- bänder gar nicht schwingen . von den harten Lauten unterscheiden könne. Ich meinerseits habe nur behauptet, dass die Stellung der Mund theile bei den weichen Lauten ganz ebenso sei, wie bei den entsprechenden harten, nicht aber dass die eigenen Geräusche beider vollkommen identisch seien. Die Modification nun, welche das eigene Geräusch erleidet, hängt wesentlich ab vom Zustande der Stimmritze; soll die Stimme fönen, so muss die Stimmritze verengt werden, dadurch wird der Luftstrom geschwächt und das eigene Geräusch des harten Consonanten in das eigene Geräusch des weichen verwandelt. Naclischrift zu Prof. .1. KudelkaVs Ahhandlung- etc. ß^ Wollen wir beim Flüstern die weichen Consonanten von den harten unterscheiden, so schwächen wir ebenfalls durch Verengerung? der Stimmritze den Luftstrom, nur lassen wir die Stimmbänder nicht schwingen, sondern die Luft tritt mit einem leichten Reibungsgeräusche zwischen ihnen hervor, demselben durch das wir bei den geflüsterten Vocalen den Ton der Stimme ersetzen. Der Ton der Stimme verleiht aber den weichen Lauten ihren Charakter nicht nur indirect durch Modification der eigenen Geräusche, sondern auch direct und un- mittelbar. Wir Deutschen sind in Rücksicht auf die Unterscheidung der weichen Laute sehr nachsichtig und lassen z.R. ein geflüstertes, d, h. nur durch Verengerung der Stimmritze modificirtes s in der Conver- sation leicht statt des tönenden passiren, ja in manchen Gauen ist diese Substitution ganz gewöhnlich. Wenn sie sich auch auf der Kanzel und der Rühne niemals anerkannte Geltung verschaff"t hat, so rügt man sie doch kaum ; wenn aber jemand im Französischen v, z oder j, im Englischen ein v oder ein weiches th in der gewöhnlichen lauten Sprache ohne Schwingungen der Stimmbänder aussprechen wollte, so würde er sich eines garstigen Sprachfehlers schuldig machen. Ris jetzt haben wir nur von Reibungsgeräuschen gesprochen, es bleibt noch von den Verschlusslauten, von dem Verhältnisse der Mediae zu den Tenues zu handeln übrig. Dieses Verhältniss ist ebenso wie das der weichen und harten Reibungsgeräusche bereits von Kempelen, auf den ich schon in meiner ersten Abhandlung hinwies, vor nunmehr 67 Jahren mit solcher Gründlichkeit erläutert worden, dass ich hier kaum noch etwas hinzufügen kann und ich muss auch hier wieder auf Rempele n*s Ruch i) verweisen oder auf meine phonetischen Remerkungen^), wo ich Kempelen 's Auseinander- setzung wörtlich angeführt habe. Kempelen hat sich auch hier durch Gegenversuche mit seiner Sprachmaschine von der Richtigkeit seiner subjectiven Reobachtungen überzeugt. Es ist ganz nichts- sagend, wenn man sich Kempelen gegenüber darauf beruft, dass man auch beim Flüstern Tenues und Mediae von einander unter- 1) Mechanismus der menschliclien Si»rache nelist Beschreibung' seiner sprechenden Maschine. Wien 1791. 2) Zeitschrift für österreichisclie Gymnasien. .Tahrg-. 18ö7. S. 7G1. 68 Brücke. scheiden könne, denn auch dem oberflächlichsten Beobachter kann es nicht entgehen, dass, wie ich vorher erwähnte, das FUistern nicht in einem blossen Hervorbringen der Consonantengeräusche besteht, sondern dass wir auch den Ton der Stimme durch ein heiseres Kehl- kopfgeräusch, die sogenannten i?o.r clandestina, ersetzen. Dass Prof. Kudelka die Flüsterstimme ein „hypothetisches" Geräusch nennt, ist in der That etwas stark und er gibt damit der Schärfe seiner Gehörs- Wahrnehmungen kein sehr vortheilhaftes Zeugniss. Diese Flüsterstimme nun wenden wir auf dieMediae beim Leise- sprechen gerade so an, wie beim lauten Sprechen den Ton der Stimme, und da auch bei der Hervorbringung der vox clandestina die Stimmritze verengt wird , so erleidet das eigene Geräusch des Ver- schlusslautes dadurch ähnliche Modificationen wie beim lauten Sprechen durch das Einsetzen der Stimme, denn in beiden Fällen M'ird durch Verengerung der Stimmritze der gegen den Verschluss andrängende Luftstrom in hohem Grade geschwächt. Auch bringt Prof. Kudelka keinen neuen Versuch vor, wenn man nicht etwa den folgenden dahin rechnen will : Man soll die Backen aufblasen so stark man kann und dann plötzlich ein a hervor- bringen, es werde immer pn niemals ha tönen. Man kann aber mit aufgeblasenen Backen ganz nach Belieben ba und pa hervorbringen, je nachdem man mit dem Ton der Stimme vor oder nach der Ex- plosion einsetzt. Wer subjective Beobachtungen über die Bildung der Sprachlaute anstellen will, der muss sich so viel als möglich die Fertigkeit erwerben, die verschiedenen Muskeln und Muskelgruppen seines Sprachapparates isolirt zusammenzuziehen; je weiter er es in dieser Fertigkeit bringt, um so mehr ist er vor Täuschungen gesichert. Denjenigen meiner Leser, welche nicht vorgefassten Meinungen nachgehen, sondern sich selbst überzeugen wollen, rathe ich mittelst eines gewöhnlichen Stethoskops den Kehlkopf eines Individuums zu auscultiren, das Tenues und Mediae abwechselnd in verschiedenen Conibinationen hervorbringt. Dies Individuum muss natürlich Tenues und Mediae gut unterscheiden können und nicht zu denen gehören, welche, wenn sie einen Eigennamen dictiren, erst sagen müssen ob derselbe „mit dem weichen oder harten p" geschrieben werde, und auch nicht zu denen, welche in der lauten Sprache die Mediae flüstern. Nachschrift zu Prof. .). Kudelka's Ahhaudiung etc. 69 Auch ihrer ist in Deutschland, namentlich im mittleren und süd- lichen, eine grosse Anzahl; sie verengern zwar die Stimmritze, wenn sie die Mediae explodiren lassen , aber sie setzen mit dem Ton der Stimme erst nach der Explosion ein. Man kann übrigens mittelst eines elastischen Hörrohres sehr gut seinen eigenen Kehlkopf auscultiren. Ich bediene mich dazu eines gewöhnlichen Kautschukrohres, dessen eines Ende ich in den äusseren Gehörgang schiebe, während ich in das andere einen kleinen gläsernen Trichter stecke, den ich an den Kehlkopf setze, um die Schallschwingungen aus demselben aufzufangen. Ich muss nur noch für den Laien den Ort näher bezeichnen, von dem aus dies am besten gelingt. Wenn man sich vor den Spiegel stellt, so sieht man jederseits von der Gegend hinter dem Ohre gegen die Halsgrube hin einen Wulst herabsteigen, der \om Musculus ster?io-cleido-mastoideus her- rührt, und zwischen diesen beiden Wülsten bemerkt man die unter dem Namen des Adamsapfels bekannte, vom Schildknorpel gebildete Hervorragung. Legt man nun etwas oberhalb des Adamsapfels und unmittelbar nach vorne und innen vom Musculus sterno-cleido- mastoideus jederseits die Finger an den Kehlkopf, so wird man eine weiche Stelle finden, die nach oben und nach unten von harten Kör- pern begrenzt ist. Der untere ist der Schildknorpel, der obere ist das Zungenbein. An dieser weichen Stelle nun hat man die Mündung des Hörrohres aufzusetzen, so dass der Trichter sich mit seinem Rande gleichzeitig auf Schildknorpel und Zungenbein stützt, während die nach hinten gerichtete Seite seiner Wand sich unmittelbar an den Musculus sterno-cleido-mastoideus anlehnt. Ist das Rohr einerseits gut in den äusseren Gehörgang eingebracht, andererseits gut an den Kehlkopf angesetzt, so muss die Stimme mit einem trompetenartigen Tone in das Ohr rufen, der, wenn man die verschiedenen Vocale hervorbringt , beim ii und ü am stärksten , beim a am schwächsten ist. Nun spreche man beispielsweise „loitter" und man wird hören, dass beim i der Ton der Stimme jedesmal aussetzt, und zwar wäh- rend der ganzen Dauer des t; dann spreche man „ividder" und man wird hören, dass die Stimme ununterbrochen forttönt, wenn man die Sylben nicht gewaltsam auseinander reisst, und dass auch dann noch die Stimme während der Bildung und Durchbrechung des Verschlusses tönt und nur während der prolongirten Dauer desselben aussetzt. 70 Brücke. Auch der Besuch von Taubstummen-Instituten ist für unseren Zweck sehr instruetiv. Kempelen's Lehre von den Medien ist näm- lich in einige Taubstummen-Lehrbücher «) übergegangen, in andere nicht. Wo man nach seinen Grundsätzen Tenues und Mediae unter- scheiden lehrt, da werden sie wirklich unterschieden, wo diese Grund- sätze nicht zur Anerkennung gekommen sind, hört man die Zöglinge praune Putter und kute Kesuntheit sagen. Man kann sich hier mit eigenen Ohren überzeugen, wie recht K e m p e 1 e n hatte, als er schrieb : „Wenn man einem, der kein B aussprechen kann, dieses lehren sollte, und sich nur damit begnügte, ihm zu sagen, dass es gelinder und sanfter als P ausgesprochen werden muss, so würde er, wie mir es die Erfahrung gar oft gezeigt hat, das P nur etwas lauter oder gar mit einer Aspiration wie Phe, das B hingegen immer auch wie ein P, nur etwas leiser, oder gar wie ein W aussprechen." Ein solcher Besuch im Taubstummen-Institut kann natürlich nur denjenigen über unseren Gegenstand aufklären > der überhaupt im Stande ist, Tenues und Mediae von einander zu unterscheiden, und so leid es mir thut, so kann ich doch die Bemerkung nicht unter- drücken, dass dies bei Professor Kudelka nicht überall der Fall sei. Er leugnet in der vorstehenden Abhandlung, dass wir auslautende Tenues sprechen, wo wir auslautende Medien schreiben. Wer aber nicht hört, dass man, so weit die deutsche Zunge klingt, noch wie vor Jahrhunderten imt und Gmik spricht, während man jetzt luul und Gang schreibt; kann man von dem wohl sagen, dass ihm sein Ohr in Rücksicht auf die Unterscheidung von Tenues und Mediae ein sicherer Führer sei? Bisher hat man in der Lautlehre nur harte und weiche (tonlose und tönende) Consonanten unterschieden, Prof. Kudelka unter- scheidet noch einen dritten Härtegrad, dessen Vertreter weicher sein sollen als die weichen. Er nennt sie milde Laute und gibt als charakteristisch für sie an, dass sie mit ollener Gaumenklappe gebildet werden. Sie würden sich demnach zu den gewöhnlichen weichen Consonanten so verhalten, wie sich die nasalirten Vocale zu den reinen Vocalen verhallen. Untersuchen wir zuerst, welche Consonanten sich mit otfener Rachennasenöffnung bilden lassen. *) Czech, Vei'sinnlichte Denk- und Spiwchk'liri'. — .AJicIuiel IJ e i 1 1 e f, -Metliudeiibucli ^uin Lnteiiiclil l'ür Taubsluiiiiiie, Wien 1S28. Nachschrifl zu Prof. J. K u d e Ika's Abliandlung etc. 7 \ Um mich hierüber genau zu belehren, untersuchte ich ein junges Mädchen, das sich im hiesigen allgemeinen Krankenhause auf der Abtheilung des Herrn Prof. Sie gmuud befand und dem das Gaumen- segel durch Syphilis zerstört war. Sie war eine böhmische Isiaelitin, der deutschen Sprache kundig, hinreichend intelligent und abgesehen vom Mangel des Gaumensegels frei von jedem Fehler der Sprach- werkzeuge. Die Luftwege der Nase waren auf beiden Seiten frei und die Scheidewand vollständig vorhanden. Man niuss bei der Auswahl von Objecten für derartige Beobachtungen vorsichtig zu Werke gehen, denn bisweilen sind bedeutende Zerstörungen im Gaumen- segel sichtbar, ohne dass desshalb der Verschluss unmöglich wird. Bald betreifen nämlich die Zerstörungen nicht die Theile, welche unmittelbar zum Verschluss gebraucht werden, bald schliessen sich beim Heben des Gaumens durch die Muskelwirkung Öffnungen, die im herabhängenden Segel klafften. Bei dem besagten Mädchen aber konnte von einem Verschlusse durch das Gaumensegel nicht die Rede sein, weil es in der That nicht mehr vorhanden war. Dennoch konnte sie die drei toidosen V^erschlusslaute p, t und k unterscheidbar hervorbringen. Sie bewirkte dies, indem sie den Ver- schluss im Mundcanale wie gewöhnlich bildete und bei der Eröffnung desselben die Luft mit einem plötzlichen Stosse aus der erweiterten Stimmritze hervortrieb , so dass trotz des Abflusses der Luft durch die Nase noch ein leichtes Explosivgeräusch entstand. Am leichtesten gelang es ihr mit p und k, schwerer mit t, das sie auch bisweilen, jedoch selten, verfehlte, so dass statt seiner ein k gehört wurde. Es fiel mir auf, dass ihr das t am besten gerieth, wenn sie es dental bildete (Typus t*^, was ich leicht an der Art erkennen konnte, wie sich die Zunge zwischen den Zähnen präsentirte. Die Medien b, d, ^konnte sie nicht hervorbringen, sondern bildete statt ihrer die entsprechenden Tenues. Sie wusste sehr wohl, dass dieses unrichtig sei, und erklärte, sie habe früher 6 und />,, b, m, f wnii w zustellen. Vielleicht ist Prof. Kudelka durch eine Stelle von Kempelen dazu verführt worden, an der es heisst , das th der Engländer gehöre zum F - Geschlechte. Aus dem Zusammenhange geht aber hervor, dass Kempelen hier- mit nur bezeichnen wollte, dass das th wie das f ein an der Schärfe der oberen Schneidezähne hervorgebrachtes Reibungsgeräusch sei. Oder sollte Prof, Kudelka dadurch bestimmt worden sein, dass in russificirten griechischen Wörtern ein f für das ^ eintritt ? Dies wird hundertfältig aufgewogen von der Vertretung des th der Eng- länder, durch d in allen plattdeutschen und durch t und d in allen hochdeutschen Dialekten ; ferner durch die Abwechslung dieses Lautes mit t, d und s in semitischen Sprachen, ferner durch die Stellung des 3- im Griechischen und endlich noch durch die Ver- wandlung des altgriechischen o in neugriechisch o. In der That trennen, so viel ich weiss, alle Systematiker, sobald sie nach Articulationsstellen Nachschrift zu Prof. .1. K u d e 1 k a's Abhandlung- etc. 77 oderArticuIationsgebieten eintheilen, da.s th der Englander von p und h und stellen es zu t und d. Sie haben Recht und Prof. Kudelka hat Unrecht, denn man braucht nur die kleine Öffnung aus der die Luft ausströmmt, durch eine leichte Zungenbevvegung zu schliessen und dann die Luft durch Lösung des Verschlusses explodiren zu lassen, so wird man stets ein t, aber nie ein p hören. Prof. Kudelka führt an der ersten Articulationsstelle noch ein /an, das er als Z* bezeichnet. Dieses soll gebildet werden, indem man die Zungenspitze an die Oberlippe legt und die Luft seitwärts gegen die Backen bläst. Auf diese Weise lässt sich allerdings ein L-Laut hervorbringen, der aber, so viel ich weiss, nicht in Gebrauch ist, wenigstens sicher nicht bei Menschen die im Besitze ihrer Schneidezähne sind. Das L bei dem die Zungenspitze an diese an- gelegt wird und das in eine Reihe mit dem th gehört, ist in Gebrauch, aber wie das th dem zweiten Articulationsgebiete zuzutheilen. es ist das /* meiner Bezeichnung. IL Prof. Kudelka's zweite Articulationsstelle entspricht ganz meiner Reihe des alveolaren t und d, enthält also nach meiner Bezeichnung die Laute t^, d^, s^, z', w', /*, nur das r ist nicht mit aufgenommen, indem ihm Prof. Kudelka eine Sonderstellung ausserhalb der Reihen anweist, weil ihm zur Zeit, als er sein Buch abfasste, nur ein Zitterlaut bekannt war und er weder das zuerst von du Bois Reymond dem Vater richtig beschriebene proven- ^alische r kannte, noch den von Chladtii auf Grund einer Beobach- tung Forster 's ins Lautsystem eingeführten Zitterlaut der Lippen. Beide habe ich bereits aufgeführt als ich im Jahre 1849 meine Laut- Eintheilung zum ersten Male in diesen Berichten publicirte, es ist also nicht meine Schuld, dass sie der Verfasser erst aus meiner neu- eren Publication kennen gelernt hat. III. Die drifte Articulationsstelle bezeichnet der Verfasser in der vorstehenden Abhandlung als diejenige, welciie die mouillirten Laute giht und in der That finden sich hier in seinem Buche nebst den Zeichen d^, t^ und l^ die Zeichen n, s und i, welche in der pol- nischen Schrift die entsprechenden mouillirten Laute anzeigen. Prof Kudelka hält die mouillirten Laute für einfache Consonanten. ich nicht , indem ich der Ansicht bin, dass sie erst entstehen, wenn den betreffenden einfachen Consonanten noch ein y^ (respective ^0» ein Jo^ angehängt wird. Es ist dies eine der wesentlichen, in der 78 Brücke. vorstehenden Abhandlung zur Sprache gebrachten Controversen. Die Ansicht, welche Prof. Kudelka über die mouillirten Laute vor- trägt, ist unter andern bereits aufgestellt worden von Wolfgang von Kemp eleu und bei der Verehrung, welche ich für diesen Mann hege, würde ich sie sicher nicht verlassen haben, wenn sie haltbar wäre, aber sie ist es nicht. Ich habe es nie gewagt und bin auch nie dazu versucht gewesen, Kempelen zu widersprechen, wo ihm seine Maschine zur Seite stand und wo er mithin die subjective Beobach- tung durch das objective Experiment controliren konnte; aber das war hier nicht der Fall. Er beruft sich nicht auf seine Maschine und erwähntauch bei der Beschreibung der Laute, die er auf ihr hervorbringen konnte, keines einzigen mouillirten. Kempelen sagt vom L mouille: „Das französische L moniUd weicht von dem gemeinen L nur in dem ab, dass die Zunge den Canal nicht mit ihrer Spitze, sondern mit dem mittleren Theile zuschliesst. Hier ist die Zunge bogen- förmig aufgerichtet, ihre Spitze niedergesenkt, und an die unteren Vorderzähne angedrückt, der mittlere Theil legt sich fest an den Gaumen an, und verschliesst dadurch den Zungen-Canal, doch wieder so, dass wie bei dem gewöhnlichen L auf beiden Seiten der Zunge die nöthigen Öffnungen bleiben. Ich habe die Gründe für meine abweichende Ansicht bereits in meinem Buche auf drei Octavseiten auseinandergesetzt und will hier nur auf einen derselben zurückkommen. Die mouillirten Laute können nicht einfach sein, weil auch diejenigen, die keinen Verschlusslaut (wie das mouillirte t und d der Slaven) enthalten, sich nicht in ihrer Totalität continuirlich hervorbringen lassen. Prof. Kudelka erkennt dies Kriterium an, aber er behauptet, dass er die mouillirten Laute in ihrer Totalität continuirlich hervorbringen könne. Ich appellire hier an das Urtheil des Lesers, er versuche z. B. den Endlaut des französischen Wortes travail continuirlich hervorzubringen; er wird finden, dass es ein Jot ist, vermeidet er das Jot, so wird er ein /^ meiner Bezeichnung hervorbringen, das aber nicht mouillirt ist. Spricht er den Endlaut so aus, wie es das französische Ohr verlangt, so wird er bemerken, dass er, nachdem das l^ zu tönen be- gonnen hat, noch eine leichte Zungenbewegung macht, bei der sich die Mittellinie der Zunge vom Gaumen löst und die Seitentheile derselben sich fühlbar gegen ihn und gegen die Backenzähne Nachschrift zu Prof. .1. K u d e I k a's Abhandlung- efc. 79 anlegten. Dies ist eben die Bewegung, mittelst welcher wir während noch die Stimme tönt aus der Stellung für das l' in die Stellung für das y^ {Jot) übergehen. Die Ursachen , wegen welcher die mouillirten Laute von so Vielen für einfach gehalten werden, sind, ausser der Autorität Kem- pelen"s die Schnelligkeit, mit der die erwähnte Bewegung vollführt wird, ihre geringe Ausdehnung und die kurze Dauer der unmittelbar und rasch auf einander folgenden Laute. Diejenigen Individuen, welchen man vorwirft , dass sie statt des L mouille im Französischen L Jo^ sprechen, begehen den Fehler dass sie eine Bewegung, die räch ausgeführt sein will , langsam und schwerfällig vollbringen und zu lange auf den einzelnen Lauten ausruhen, was freilich häufig damit zusammenhängt, dass sie ein /* und kein l^ bilden i)- Hiernach ist es wohl begreiflich, dass ich die Existenz einer Articulationsstelle, an der die mouillirten Laute als Ganzes gebildet werden, nicht zugeben kann, aber es könnte doch Prof. Kudel ka's dritte Articulationsstelle diejenige sein, an der die zu mouillirenden Laute, das heisst t«, d', s^, z^, l^ und n^ meiner Bezeichnung gebildet würden; hiermit stimmt indessen die Beschreibung nicht überein. Es wird nän\lich als Articulationsstelle bezeichnet „die Mitte des Gaumens, das ist der oberste Punkt seiner Convexität, unter Mithilfe des Zungenrückens". Es ist aber unmöglich, mit dem con- vexen Ziingenrücken, der gegen den Gaumen schliesst, ein t oder d hervorzubringen, wenn er nicht auch die vordere Abdachung des- selben berührt. Drückt man den vorderen Theil der Zunge so weit herunter, dass ihr Rücken in der That nur den höchsten Theil und nicht auch die vordere Abdachung berührt, so tönt bei der Explosion nur ein k oder i^, niemals ein t oder d. Diese Angabe Professor Kudel ka's über die Articulationsstelle ist vielleicht veranlasst worden durch die Abbildungen, welche Kempelen vom L mouille und N mouille giht, und in denen der höchste Punkt des Zungen- rückens zu weit nach hinten liegt, wenn anders der Beginn des Lautes dargestellt sein soll, wo in der Mittelebene des Mundcanals noch Verschluss gebildet wird. 1) Verg-Ieiche meine phnnetisohen Bemerkung-en. üstr. Gynina'sialzeKspIirift . .Irthrg-aiif 1837, Seile 73ß. 80 15 1- ü c k e. Ich habe schon vorhin bemerkt, dass sowohl Kern p elen als auch Professor Kudelka übersehen, dass während der Hervor- bringung der mouillirten Laute die Zunge aus der Stellung des zu mouillirenden Lautes in die des mouillirenden übergeht. Hierbei senkt sich der Theil , der den Verschluss bildete und der dahinter liegende, der Articulationsstelle des Jot und also auch des k^ ent- sprechende, wird nunmehr der höchste. Offenbar dadurch, dass Kem- pel en diese Stellung mit der wirklich verschlussbildenden zusammen- warf, ist der Fehler in seinen Abbildungen entstanden und auf die- selbe Weise oder durch Kempelen"s Abbildungen auch der Fehler in Prof. Kudelka's Beschreibung, IV. Als an der 4. Articulationsstelle gebildet führt Professor Kudelka das seh der deutschen nebst dem entsprechendem weichen Laute auf. Er hat aber in der vorstehenden Abhandlung anerkannt, dass beim seh die Zunge dem Gaumen in der Mittelebene des Mundes gleichzeitig an zwei verschiedenen Stellen genähert sei. Da er ferner mit mir über die Definition der Articulationsstelle einverstanden ist, so wird er selbst wohl einsehen, dass wenn man , wie er nach Arti- culationsstellen classificirt, das seh mit seinen zwei Articulationsstellen nicht unter solche Consonanten eingereiht werden kann, die deren nur eine besitzen. Ausserdem finde ich in der Analyse der Laute unter der 4. Articulationsstelle verzeichnet die Symbole w*, d'*, t'*, l^. Keines derselben ist durch ein Beispiel erläutert. Man würde indessen leicht herausbringen können, was der Verftisser meint, wenn nur die Bildungsweise der Laute genau beschrieben wäre. Auch das ist nicht geschehen. Die Articulationsstelle IV. wird nur bezeichnet als „die Stelle zwischen der Mitte des Gaumens und der Rachenenge, wo sich die Zunge zusammenballt". Hiernach bin ich nicht im Stande heraus- zubringen, was Professor Kudelka unter n'*, d'*, t'*, l^ versteht. V. Unter der S. Articulationsstelle führt er das tiefe polnische / (J) an, in Rücksicht auf welches er mit Purkyne übereinstimmt, während K e m p e 1 e n und B ö t h 1 i n g k einerseits und P i o t r o w s k i andererseits davon abweichende Erklärungen geben i). Ausserdem sind hier die Symbole verzeichnet n^,g, k, h und eh. Die Articulationsstelle selbst beschreibt er mit den Worten: „Die Rachenenge durch Zu- sammenwirken der Zungenwurzel und des weichen Gaumens." *) Vergl. meine Grundzüge etc. Seite 41. Xauhschrift zii Prof. .1. K u d e I k a's Abhaiidliiiig etc. 8j[ In der vorstehenden Abhaiullung stellt Professor Kudelka über meine Angaben riicksichtlich der verschiedenen Arten des k eine Reihe von Betrachtungen an, die dadurch verursacht sind, dass er kein yt annimmt, das am harten Gaumen articulirt wird, sondern als Articu- lationsstelle des k in seinem Buche nur den weichen Gaumen an- führt. Es ist dies eine Thatsache, welche zeigt, wie sehr noch die Ansichten verschiedener Schriftsteller über physiologische Lautlehre in wesentlichen Punkten auseinandergehen: denn vor drei Monaten habe ich gegen Dr. Merkel in Leipzig noch vertheidigen müssen, dass es überhaupt ein k gibt, welches am weichen Gaumen arti- culirt wird, indem derselbe der Ansicht war, dass jedes k am har- ten Gaumen articulirt werden müsse, einer Ansicht also, die der des Professors Kudelka diametral entgegengesetzt ist i). Man lege den Zeigefinger auf die Mittellinie der Zunge und spreche dann „Hacke", man wird deutlich fühlen, dass der Finger gegen den hinteren Theil des harten Gaumens angepresst wird, und wenn man im Verschluss des k innehält und dann den Finger hin- und herbewegt, so wird man sich überzeugen, dass die Zunge auch zu beiden Seiten fest an den hinteren Theil des harten Gaumens angelegt ist. Man spreche nun ik in der Weise, wie es die Franzosen thun, wenn sie ich sagen wollen. Sie verschliessen hier unmittelbar die Enge, welche für das / gebildet war und bringen so das vorderste k hervor, welches über- haupt existirt. Man thue dies mit nicht zu sehr genäherten Kiefern und mit gegen dieunterenSchneidezähne angestemmter Zunge, damit man einen Finger leicht zwischen die Zunge und die oberen Schneidezähne einbringen kann. Sucht man hier vorzudringen, so gelangt man an das Gaumendach, kann aber von hier nicht nach hinten fortrücken, weil der Weg durch die an den harten Gaumen angedrückte Zunge ver- sperrt ist; drängt man nun mit dem Finger die Zunge immer weiter am Gaumen zurück und sucht dabei noch fortwährend ein ä, sei es ohne oder mit Vocal, z. B. ka hervorzubringen, so wird man bemerken, dass der Consonant seinen Laut verändert und endlich, wenn die Zunge ganz vom harten Gaumen verdrängt ist, den dumpfen Laut des iT«/" annimmt. Es soll hiermit indessen keinesweges gegen Professor Kudelka behauptet werden, dass beim vorderen k die Zunge nicht auch den weichen Gaumen berührt. *) Zeitschrift für österreichische Gymnasien. Jahrg. 1857, S. 731. Sitzb. (1. inathem.-naturw. Cl. XXVill. Bd. Nr. 1. 6 82 Brück e. Da die untere Fläche des Gaumensegels , sobald es gegen die Nase hin Verschluss bildet, eine dachförmige Gestalt annimmt und da die Zunge bei jedem k, auch beim vordersten, gegen den Gaumen convex heraufgekrümmt ist, so kann man wohl nicht zweifeln, dass sie die Seitentheilc des weichen Gaumens, insonderheit die vordem Gau- menbögen berührt: schwieriger aber ist es zu entscheiden, ob eine solche Berührung auch in der Mittellinie stattfindet, und gerade hieraufkommt es nach der Definition, mit der sich Professor Kudelka einverstanden erklärt hat, an, wenn man entscheiden will, ob sich die Articulationsstelle des vorderen k auch auf den weichen Gaumen aus- dehne oder ob sie auf den harten beschränkt sei. Ich habe mir über diesen Punkt keine Gewissheit verschalTen können, denn wenn ich den Finger zwischen Zunge und Gaumen so tief einbringe, dass ich die Lage der Zunge gegen die Mittellinie des Segels beurtheilen kann; so gelingt es mir gar nicht mehr, ein vorderes k hervorzubringen. Mag sich aber diese Frage wie immer entscheiden, so sind doch fol- gende Punkte nicht zweifelhaft. 1. Dass es verschiedene Arten des k gibt, bei denen der Mund- canal verschieden weit nach vorne verschlossen wird. 2. Dass bei dem vordersten k der Zungenrücken in der Mittel- ebene nur am harten Gaumen und nicht noth wendig auch am wei- chen Gaumen anzuliegen braucht, denn wir haben vorhin eine Person kennen gelernt, welche das k hervorbrachte, obgleich ihr Gaumen- segel bis an den hinteren Rand der Gaumenbeine zerstört war. 3. Dass die Verschiedenheiten der Articulationsstellen einen wesentlichen Einfluss auf den akustischen Efi'ect des k (und ebenso des g; ^ \cli\', y und des entsprechenden Resonanten) ausübt. 4. Dass die Articulationsstelle ferner einen wesentlichen Einfluss ausübtauf die Verbindbarkeit des k (und ebenso des g; x [^^^]' V und des entsprechenden Resonanten) mit verschiedenen Vocalen. Aus Nr. 3 und 4 scheint mir hervorzugehen, dass es praktisch nützlich ist in der Lautlehre wie ich und Andere es gethan haben, ver- schiedene Arten des k und der übrigen Consonanten seiner Reihe zu unterscheiden. Dadurch, dass der Verfasser unter seiner 5. Articulationsstelle auch das h einreiht, verstösst er gegen die Definition der Articulati- onstelle, die er im vorstehenden Aufsatze selbst als richtig anerkannt hat, denn beim li findet sich keinerlei Enge im Mundcanal, er ist Nachschrift zu Prof. J. K u d e I k a's Abhandlung etc. 83 seiner ganzen Länge nach ollen, so class die Ärzte, wenn sie dieFauces inspiciren wollen, den Patienten bisweilen anweisen, er möge bei ofTenem Munde ein h hervorbringen. Die in der vorstehenden Abhandlung vom Verfasser angestellte Betrachtung, dass „ja der Begriff der Enge ein relativer sei und so- mit ilir Werth bis auf Null herabsinken könne" , ist wenig geeignet ihn zu rechtfertigen, denn wenn man auf Grund derselben Engen an- nimmt, wo keine sind und mit Hilfe derselben ein System construirt, so ist dies System in der Phantasie des Verfassers, aber nicht in der Natur der Dins^e beffründet. Die Yerschlusslaute iii ibrer Yerbiuduug mit den Resonantcn. Professor Kudelka unterschied in seiner Analyse der Laute Mundhöhlen- und Nasenstosslaute *)• Er glaubte die Laute p, t, k; b, d, (j eben sowohl durch Öffnen der Ganmenklappe als mittelst Durchbrechung des Verschlusses im Mundcanal hervorbringen zu können, nur sollte der akustische Effect ein verschiedener sein. Dies rührte her von seiner Ansicht, dass die V^erschlusslaute bei ihrer Bildung, d. h. bei Herstellung des Verschlusses keinen charak- teristischen akustischen Effect geben könnten, sondern ein solcher nur mittelst Eröffnung des Verschlusses hervorgebracht werde. Nun spricht er apm, atn und akn, er hört ein y?, t und k und da er den akustischen Eindruck derselben nur von der Durchbrechung des Ver- schlusses ableiten zu dürfen glaubt, so meint er ihn durch Öffnen der Gaumenklappe hervorgebracht zu haben. Die Explosivae ^>, t und A; haben den Ton der Stimme nicht, darüber ist alle Welt einig, sie sind blosse Geräusche, die als solche mittelst Durchbrechung des entsprechenden Verschlusses im Mund- canale hervorgebracht werden können. Der Leser versuche nun sie eben so bar durch ErölTnung der Gaumenklappe zu erzeugen. Er wird sogleich bemerken, dass er nicht den geringsten Erfolg hat, dass er zwar ein Schnaufen aber weder ein p, noch ein t, noch ein k hervor- bringt. Das Auslassen der eingepressten Luft durch die Gaumenklappe ^) Vergleiche seine Analyse der Laute; Seite 1». 84 Brücke. macht ein Geräusch , aber es bringt keine Teniies hervor, wie Pro- fessor Kudelka glaubte i)- In der vorstehenden Abhandkmg hat er sich bereits selbst über diesen Punkt aufgeklärt, er ist aber nun in Folge dessen geneigt, Verschlusslaute vor ihren entsprechenden Resonanten, welche er frü- her zu hören glaubte, für eingebildet zu halten, und stellt eine Reihe von Retrachtungen an, über gereinigte und ungereinigte Stosslaute, geschnittene Vocale etc., auf die ich den Leser aufmerksam mache, da sie deutlich zeigen wie schwer es ist, wieder auf den rechten Weg zu kommen, nachdem man ihn verlassen hat indem man die Schrift- zeichen nicht, wie ich es verlange, nur mit Stellungen der Mundtheile in Verbindung brachte, sondern mit aetiven Rewegungen. Wenn ich sage, p ist der Laut, der entsteht, wenn ich die mittelst geschlossener Lippen und geschlossener Gaumenklappe eingesperrte Luft auslasse, so gibt es freilich, wie dies Professor Kudelka ursprünglich annahm, zwei Arten des 2?» eines das gebildet wird wenn ich die Luft durch Öffnen der Lippen auslasse, eines das gebildet wird wenn ich die Luft durch Öffnen der Gaumenklappe auslasse, nur dass letzteres in einem blossen Schnaufen besteht und mit dem ersteren gar keine Ähnlich- keit hat. Aber p bezeichnet gar nicht jenen Laut, sondern p bezeichnet, wie ich in meinem Ruche ausführlich nachgewiesen habe, den Ver- schluss selber und wir sagen, dass wir ein p hören, wenn wir durch das Herstellungsgeräusch erfahren, dass er eben zu Stande komme, oder durch das Durchbrechungsgeräusch erfahren, dass er eben vor- handen war. Wenn wir apm sagen, so ist darin nichts von dem Ex- plosivgeräusch, das wir in Paul wahrnehmen, und doch sagen wir in beiden Fällen, dass wir ein^; hören, weil die an sich verschiedenen Geräusche, die an sich verschiedenen akustischen Processe , uns in beiden Fällen den identischen Verschluss anzeigen, eben denjenigen, welchen wir mit p bezeichnen. Professor Kudelka sagt in seiner Analyse der Laute, man könne atu auch anders aussprechen , indem man den Verschluss im Mundcanal durchbreche , so das t bilde und erst dann das n ertönen lasse. Dann falle aber der akustische Effect anders aus. Ich füge ^j Analyse der Laiile, Seite 18 und 19. Nacliseliriit zu Prof. .1. K ii d e I k as Abhaiullung etc. (S5 hinzu, dass es dann nach phonetischen Grundsätzen auch anders geschrieben werden muss, nämlich atsn, worin e nach der Übung einiger Linguisten den sogenannten unbestimmten Vocal bedeuten soll. Jeder, der sich anhaltend mit der Relation von Schrift und Spra- che beschäftigt, wird zu der (Überzeugung kommen, dass unsere abendländische Schreibweise darauf beruht, dass wir durch die Schrift- zeichen die Siellimgen anzeigen, in welche sich die Organe nach- einander und zwar jedesmal auf dem kürzesten Wege bege- ben sollen. Wenn ich nun citn so ausspreche, dass ich den Ver- schluss in der Mundhöhle durchbreche, um ein explosives t zu bilden, und erst dann das n ertönen lasse, so gehe ich nicht auf dem kürze- sten Wege aus der Stellung t in die Stellung n über ; denn anstatt die- sen Übergang einfach durch Eröffnen der Gaumenklappe zu bewir- ken, entferne ich erst die Zunge vom Gaumen um sie hernach aa die- selbe Stelle wieder hinzulegen. Die Stellu)ig also, in die sich die Zunge auf diesem Umwege begibt oder vielmehr die Stellung der Sprachorgane im Augenblicke des Umkehrens der Zunge auf diesem Umwege, muss in der Schrift bezeichnet werden, und da der Mund- canal vocalisch offen ist, aber kein bestimmt charakterisirter Vocal gebildet werden soll, so muss das Zeichen des unbestimmten Vocals eintreten. Das p^ und das t* meiner Bezeichnung. Von beiden sagt Professor Ku delka , dass sie als unmöglich bezeichnet werden müssen, denn es sei unausführbar, dass die Unterlippe oder Zunge nur mit den Zähnen einen luftdichten Ver- schluss bilde. Dies ist indessen nur für denjenigen unausführbar, welcher weit aus einander stehende Zähne oder Zahnlücken hat. Jeder, bei dem dies nicht der Fall ist, wird sich überzeugen, dass sich sowohl y'^ als t* bilden lässt. Das erstere ist, wie ich auch bereits erwähnt habe, ungebräuchlich'), letzteres aber kann nicht nur gebildet werden, son- dern es wird von manchen Individuen in der gewöhnlichen Sprache statt des t^ gebildet, wovon man sich bald überzeugen wird, wenn man seine Aufmerksamkeit auf diesen Punkt richtet. 1) V^ergl. B rücke's phonetische Bemerkungen. Zeitschrift für österreichische Gymna- sien. Seite 732. 86 Brücke. Noch häufiger ist d;is ilazugehörige d'* , das uamentlich oft von Deutscheu beim Englischsprechen statt des th gebildet wird. Sie sind geschult, bei diesem Laute die Zunge zwischen die Zähne zu stossen, aber bei mangelhafter Übung passirt es ihnen, dass sie die kleine Öffnung, welche sie für das Reibungsgeräusch des th lassen sollen, verschliessen und desshalb r/* für 2* bilden, wie der Franzose beim Deutschsprechen k^ für -/^^ bildet, und dass sie z. B. d'^öz^ für z'*öz^ (those) und d^'iz^ für zHz^ {these) sprechen. Über die Gründe, welche mich bestimmten, vier Arten des t, vier Arten des d, vier Arten des s etc. zu unterscheiden, siehe meine phonetischen Bemerkungen *). Das t~ und t^. Professor Kudelka meint, dass diese beiden Laute ..ganz und gar hypothetisch" seien; ich hätte zu viel Werth auf die verschiede- nen Krümmungen der Zunge gelegt etc. Vom t^ habe ich ausdrücklich angeführt, dass es mouillirt werde und als mouillirter Laut unter dem Zeichen t im Böhmischen vor- komme. Als solches hat es schon ein früherer Katechet des hiesigen Taubstummeninstituts, der hier noch unter den Lebenden wohl be- kannte sehr ehrenwerthe und verdienstvolle Cz e cli in seiner versinn- lichtenDenk- und Sprachlehre für Taubstumme besclirieben und, wenn auch nicht ganz richtig, abgebildet. Professor Kudelka's Symbole t^, d^ etc. entsprechen ganz den gleichen Symbolen bei mir, wie sie 1849 in diesen Berichten 2) und später in den Grundzügen der Physiologie und Systematik der Sprach- laute angewendet worden sind, wenn er nur seine Articulationsstelle so weit nach vorne rücken will, dass überhaupt ein ^ oder rf ge- bildet werden kann (vergl. Seite 79), und sich überzeugen, dass die hier entstehenden Laute nicht schon an sich die mouillirten sind, sondern erst die mouillirten werden, wenn man sie mit den mouilliren- den X* oder ?/' verbindet. Was das t- anlangt, so habe ich ausdrücklich gesagt, dass es das t cerebrale des vSanskrit sei und Professor Kudelka hätte sich *) Zeitschrift für österreichische Gymnasien. Jahrg. 18!)7, S. 733. 2) Brücke, über die Lautbildiinjr und das natürliche System der Sprachlaute. Diese Berichte, März 1849. Nachschrift zu Prof. J. Kudelka's Abhamlluii}>- etc. 87 über dasselbe belehren können, wenn er eine Sanskritgrammatik znr Hand genommen hätte, z. B. die von Ben fey. Er hätte darin auf Seite S des ersten Bandes gelesen: „Die Kopflaute werden dadurch gebildet, dass bei Aussprache der dazugehörigen T-Laute und des Nasals die Zungenspitze rückwärtsgebogen und hinten an den Gaumen gelegt wird." Ist der entsprechende weiche Laut zum x^ meiner Bezeichnung (c'/i in icJi) das h oder das Jot der Deutschen? Professor Kudelka meint, das Jot könne nicht der entsprechende Laut zum x^ sein, weil es ihm zu unähnlich. Das Jot ist dem x^ füi' das Ohr unähnlich, weil es ein tönender {inilgo weicher) Laut ist, das /J^ ein tonloser (vnfgo harter); es ist von ihm genau so verschie- den wie V Romaiium (jii-) vom f, darum stelle ich es ihm auch als weichen Laut gegenüber, wie ich v Romammi dem /' gegenüber- gestellt habe. Abgesehen davon, ob ein Laut tonlos sei oder tönend, und abge- sehen davon, dass die den drei Reihen entsprechenden Articulations- gebiete nach den sprungweisen Änderungen des akustischen Charak- ters der Verschlusslaute {p; t: k) abgetheilt sind , spielt der Ein- druck, den ein Laut auf das Ohr macht, in meinem Systeme nicht die geringste Rolle und tritt nirgend wo als Eintheilungsgrund auf. Die Stellung der Mundtheile ist aber beim Jot genau so wie beim y^^ und das consonantische Geräusch beider ist ein Reibungsgeräusch, dess- halb sind sie nach den Eintheilungsgründen, auf welche mein ganzes System basirt ist, zusammengehöriger tonloser und tönender Conso- nant. Würde ich, wie es Professor Ku de 1 ka verlangt, das h als ent- sprochenden weichen Laut hingestellt haben, so hätte ich einen sehr groben Fehler begangen, erstens weil h kein tönender Laut ist, son- der ein tonloser *) und zweitens weil beim h der Mundcanal vocalisch offen ist, beim ch aber sehr stark verengt. Wie Professor Kudelka glauben kann, das Jot sei nur ein mit einem „Wind" hervorgebrachtes i, wie mau jeden anderen *) Prof. Kudelka's Behauptung', inau könne zum Ä die Stimme mittönen lassen, ist falsch; man kann ihm nur den Ton der Stimme folgen lassen, denn sein eigenthümliches Geräusch erlischt, sobald die Stimmritze zum Tönen verengt wird. Jeder Leser mag selbst urtheilen, er versuche das h mit der Stimme zu verbin- den, pr wird nie beide g'leirhzeitig' hören, sondern jederzeit nur eines von beiden. 88 ^ '' •' •-' ^ *^- Vo c a 1 auch mit eine m Winde hervorbringen könne, das ist mir vöHig unbegreiflich, da er selbst die Stelle citirt, an der Kem- pelen sagt, beim Jo^ sei der Mundcanal an derselben Stelle aber stärker verengt wie beim i. Eine Beobachtung, von deren Richtig- keit sich doch jeder leicht überzeugen kann, während von Professor Kudelka's Wind nichts zu bemerken ist. Die zusammengesetzten Consonauten. In meinen verschiedenen phonetischen Abhandlungen habe ich deutsch z und altgriechisch t, ferner | und ^ nicht zusammengesetzte Consonanten, sondern Gruppenzeichen genannt, weil sie blosse Sclirift- zeichen für zwei auf einander folgende Consonanten sind. Unter dem Namen der zusammengesetzten Consonanten habe ich einer- seits solche aufgeführt, bei denen gleichzeitig zwei verschiedenartige akustische Processe in der Mundhöhle stattfinden, andererseits solche, bei denen dies zwar nicht der Fall ist , bei denen aber gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Mundcanals Engen vorhanden sind, von denen jede schon für sich allein zu einem Reibungsgeräusche Veran- lassung geben würde. Gegen die erste Kategorie wendet Professor K u d e I k a nichts ein, wohl aber gegen die letztere und bespricht in Sonderheit das ihr angehörende seh der Deutschen. Er leugnet nicht, dass das seit in der von mir beschriebenen Weise entstehe, aber er findet es un- recht, dass ich sage , bei den zusammengesetzten Lauten seien die Mundtheile gleichzeitig für verschiedene Consonanten eingerichtet. Beim seh befindet sich im hinteren Theile des Mundcanals eine Enge, die, wenn sie allein vorhanden wäre, ein ch (x) geben würde; das leugnet Professor Kudelka nicht. Weiter nach vorne befindet sich eine zweite Enge, die, wenn sie allein vorhanden wäre, ein s geben würde, das leugnet Professor Kudelka auch nicht. Wegen dieser beiden Engen nun , die zwei verschiedenen einfachen Consonanten entsprechen, habe ich gesagt, die Mundtheile seien gleichzeitig für beide eingerichtet. Ich bestreite nicht, dass diese Ausdrucksweise durch eine bessere ersetzt werden könne, aber missverstehen lässt sie sich nicht, auch ist sie in Rücksicht auf den wesentlichen Punkt von Pro- fessor Kudelka offenbar nicht missverstanden worden; da er erklärt, dass er das Vorhandensein der beiden Engen nicht bestreite, während er in seiner Analyse der Laute das seh noch mit einer Enge Nachschrift zu Prof. J. K u d e I k ii's Abhaiidluiig etc. 39 entstehen lässt , an der „Stelle zwischen der Mitte des Gaumens und der Rachenenge, wo sich die Zunge zusammenballt." Die Eintiieilung der Vocale. Mein Vocalsystem ist, wie Prof. Kudelka aus meinem Buche entnommen haben wird, eine directe Fortbildung der du Bois- Chlad ni'schen Vocaltafel !)• Ich schloss mich dieser Zusammenstel- lung der Vocale an, weil sie mir die einfachste und natürlichste schien und auch die praktische Erfahrung zu ihren Gunsten entschied, indem sie, alles in allem genommen, unter den Linguisten und Phonetikern noch am meisten Boden gewonnen hat. Prof. Kudelka stellt eine neue ihm eigenthümliche Eintheilung der Vocale auf, der er den Vorzug gibt und mit der er den Leser in der vorstehenden Abhandlung bekannt macht. Letzterer wird vielleicht glauben, dass in Prof. Kudelka's Buch die Anwendung dieses Systems in soweit erläutert sei, dass der Verfasser die bekannten Vocallaute , welche von den Linguisten bei Beschreibung des Lautsystems einzelner Sprachen und in ihren Trans- scriptionen unterschieden werden , doch wenigstens einigermassen vollständig in sein System eingeordnet habe; aber er wird sich ge- täuscht sehen. Man findet in der „Analyse der Laute" nur auf Seite 57 die Angabe dass i^, e", «", o*' und «" so auszusprechen sind, wie sie gewöhnlich im Deutschen im isolirten Zustande ausgesprochen werden; ebenso /" = w, e" = ö und e* ^ «. Ehe ich näher auf diese Eintheilung eingehe, werde ich erst abwarten, ob sie in Aufnahme kommt oder nicht; denn da ich an ihr keine Vortheile erkenne, wegen welcher ich sie empfehlen könnte, so würde im letzteren Falle eine Besprechung zwecklos sein. Die Diphthonge. Professor Kudelka sagt, dass in einem Diphthonge der eine Vocal mit dem andern in ähnlicher Weise sylbenbildend verbunden werde, wie ein Vocal mit einem Consonanten. Diese Bemerkung ist vollkommen richtig, aber in Rücksicht auf den akustischen Effect der Vocale findet doch ein Unterschied Statt. Verbinde ich einen Vocal mit einem Consonanten, so bleibt die vocalische Resonanz in *) (irundziige etc. Seite lOö und 106. 90 ^ '■ " <= k e. der Mundhöhle, so lange sie üherhaupt dauert, in so weit ungeändert, dass sie nicht in die einem anderen Voeale entsprechende übergeht. Ich hin also über die Natur des Vocals, auch wenn er kurz ist, nie in Zweifel, wenn er nicht etwa unvollkommen gebildet wurde. Anders verhält es sich beim Diphthong. Hier wird beim Übergange aus der Anfangsstellung in die Endstellung die vocalische Resonanz in der Mundhöhle fortwährend geändert. Wenn ich z. ß. au sage, so passirt die Resonanz in der Mundhöhle durch eine Reihenfolge von Quali- täten, die ich mit meinen Symbolen bezeichnen könnte als a, «", o% o, ii; aber da die Bewegung der Mundtheile continuirlich ist, so kann keiner von diesen Vocalen für sich zur Geltung kommen. Daher die bekanntlich sehr bedeutende Verschiedenheit der Meinungen in Rück- sicht auf die richtige Schreibweise der Diphthonge, daher die Noth- wendigkeit, in die man sich häufig versetzt sieht, einen Diphthong mit besonderer Langsamkeit zu sprechen oder ihn zu singen, um den Vocal der Anfangsstellung und den der Endstellung riclitig herauszufinden. Reine und nasallrte Yocale (Yoculc mit dem Nasenton). Schon Kempelen wusste, dass bei den reinen Vocalen die Gaumenklappe geschlossen sei. Dzondi stellte die unrichtige Be- hauptung auf, das Gaumensegel bleibe bei allen Selbstlautern unbewegt : diese ist von mir 1840 in diesen Berichten i) widerlegt worden. Pro- fessor Kudclka behauptet noch jetzt, dass die Gaumenklappe bei den reinen Vocalen offen stehe. Czermak's Fühlhebelversuche ~) sollen nach ihm nichts beweisen, da ja das Instrument nicht geeignet sei, die Existenz eines luftdichten Verschlusses darzuthun. Warum ver- schweigt Professor Kudelka seinem Leser, dass Czermak sich auch durch Eingiessen von Wasser durch die Nase von der Existenz des Verschlusses überzeugt hat^)? War dies Mittel etwa auch nicht geeignet die Wahrheit an den Tag zu bringen? Seit dem haben Czermak und ich auf der Klinik des Herrn Professor Schuh eine Operirte untersucht, bei der man das Spiel des Gaumensegels von ohenher frei überblicken konnte *) und ich bin desshalb im Stande 1) Brücke, über Lautluldung uiid das naliirliclie System der Sprachlaute. März 1849. ■■') Diese Berichte Band 14. S.4. 3) L. c. S. 7. *) Brücke, Phonetisclie Bemerkungen in der Zeitschrift für Österr. (iymnasien. Jahr^. 1837, S. 7.'>i. Nachschrift zu Prof. .T. K u d e I k n's AI)liandliiiig elc. 9 \ mit apodiktischer Gewisslieit anszusagen. dass Alles, was Professor Kudelka gegen meine nnd Czermak's Angaben vorbringt, unriciitig ist. Seine falschen Angaben beruhen einfach darauf, dass er wie die meisten Menschen kein directes Bewusstsein davon hat, ob seine Gau- menklappe olYen oder geschlossen ist. Der Versuch, auf den er sich beruft , ist folgender. Man soll die Flippen schliessen und dann bei offener Gaumenklappe ein / intendiren, so dass dabei die LuftzurNase herausstrijmt, dann soll man die Lippen ölfnen, ohne sonst etwas zu verändern, es werde ein / ertüiien, folglieh sei beim / die Gaumen- klappe offen. Nun hat aber Czermak nachgewiesen und ich habe dies bestätigt gefunden, dass beim reinen / die Gaumenklappe nicht nur geschlossen ist, sondern sogar sehr fest geschlossen, viel fester als z. B. beim a. Der Leser wiederhole Professor Ku d el k a's Versuch ; der Erfolg kann ein verschiedener sein. Entweder der Leser lässt beim Öffnen der Lippen die Gaumen- klappe often und dann hört er eiu i mit dem Nasenton, oder er schliesst sie, was freilich bei den meisten unwillkürlichundunbewustgescheheii wird, und dann hört er ein reines i. Kurz, die Sache ist genau so, wie ich sie in meinem Buche und bereits mehr als sieben Jahre früher in meiner Abhandlung über die Lautbildung und das natürliche System der Sprachlaute auseinandergesetzt habe; bei den reinen Vocalen ist die Gaumenklappe geschlossen, hei den nasalirten aber ist sie offen. Ich muss hier noch hinzufügen, dass das vorerwähnte Mädchen, dem das Gaumensegel mangelte, zwar alle Vocale nasalirte, aber kei- nesweges alle so stark, wie sie ein gesunder zu nasaliren im Stande ist. Der Grund hiervon lag eben in dem Mangel des Gaumensegels, das bei uns, wenn es die Hachennasenölfnung nicht verschliesst, her- abhängt und so den Weg, welcher der Luft gegen die Mundhöhle hin ofTensteht, beschränkt. Nur i, ü , e und ö, letztere beiden jedoch schon etwas weniger, waren stark nasalirt, wohl desshalb weil hier die heraufgewölbte Zunge einen ähnlichen Effect hervorbrachte wie sonst das herabhängende Gaumensegel; a, o und n hatten zwar auch einen deutlichen Nasenton, doch war er viel schwächer, wie der. welchen wir willkürlich diesen Vocalen mitzutheilen im Stande sind. 92 Brücke. Nachschrift zu Prof. .1. K u d e I k a's Abhandlung elc. Die Gatturalen der Araber. Professor K u d e 1 k a stimmt niclit mit mir überein in Rücksicht auf die Gutturalen der Araber. In seinem Buche ist von denselben nirgend die Rede und auch in der vorstehenden Abhandlung ist kein Anzeichen vorhanden , dass der Verfasser anderswo als in meinem Buche etwas über dieselben gelesen hat. Ich muss also schliessen, dass er aus meinem Buche nicht allein die ersten, sondern auch die ein- zigen Kenntnisse geschöpft hat, die er über den Gegenstand besitzt. Die arabischen Gutturalen bieten noch manches Dunkle dar und es wird gewiss fruchtbringend sein, wenn Professor Kudelka sich mit ihnen beschäftigen will; aber sollte es nicht besser sein, er schlüge hierbei einen andern Weg ein, etwa einen ähnlichen wie ich ihn ein- geschlagen habe ? Sollte es nicht besser sein, er läse auch noch in anderen Büchern als dem meinigen über den Gegenstand nach, und setzte sich mit einem der Sprache kundigen, wo möglich einem gebornen Araber in Verbindung? A priori, scheint mir, lässt sich in solchen Dingen nicht entscheiden, was richtig ist und was unrichtig. D i t schein er. Über die graphische Parabel-Methode. 93 Über die graphische Parabel- Methode. Von Leander Ditscheiner. (Mit 2 Tafeln.) fVorgetran^eii in der Sitzung am IS. October 1837.) Drei graphische Methoden der Krystallographie sind bereits bekannt. Es sind dies die Neuman n'sche „graphische Linien- Methode" (siehe N eu in an n's Beiträge zur Krystallonomie, Berlin und Posen 1823), die „graphische Punkt-Methode" Quenstedt's (siehe Quenstedt's Methode der Krystallographie, Stuttgart 1840) und die „graphische Kreis-Methode", welche letztere ich im Juli d. J. die Ehre hatte der hochverehrten mathematisch-naturwissen- schaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorzulegen , welche sie auch zum Abdruck in ihre Sitzungsberichte bestimmt hat. Eine vierte Methode, die ,,g r a p h i s c h e E 1 1 i p s e n - M e t h o d e" kann ebenfalls als schon bekannt angesehen werden. Bei ihr sind die Flächen repräsentirt durch Punkte, die Flächenorte sind also Punkte, die Zone aber ist dargestellt durch eine Ellipse, die alle jene Flächen- orte verbindet, deren Flächen einer Zone angehören. Wenn man durch den Mittelpunkt des Krystallaxen-Systems auf alle Flächen eines Krystallsystems senkrechte Linien zieht, und den Durchschnitt aller dieser Linien mit einer Kugel, vom Radius = 1 (und deren Mittel- punkt auch mit dem Mittelpunkte unseres Krystallaxen-Systems zusam- menfällt) sucht, und alle diese Durchschnittspunkte nach den Regeln der darstellenden Geometrie auf die gerade Endfläche P — oo pro- jicirt, so hat man das Bild dieses Systemes nach der graphischen Ellipsen-Methode entworfen. Da auf der Kugel alle Durchschnitts- punkte, die Flächen einer Zone angehören, bekanntlich in grössten Kreisen liegen, so müssen auch ihre Projectionen in Ellipsen liegen, deren Mittelpunkt mit der Projection unseres Krystallaxen-Systems y«* D i t s c h e i n e r. oder mit den Flächenorteii von P — oo zusammenstellen. Die Zonen- linie geht auch in eine Kreislinie von Jiadius = 1 über, dann stellt sie jene Zone dar, in welcher alle verticalen Prismen liegen. Jene Flächen, welche horizontale Comhinationslinicn mit einander her- vorbringen, liegen in Zonen, deren Zonenlinien gerade, durch den Mittelpunkt des Schemas gehende Linien sind. Die folgenden Zeilen sollen aber eine andere, eine fünfte, graphische Methode behandeln, bei welcher die Fläche repräsentirt ist durch eine gerade Linie, wo also der Flächenort wie bei der Q uen stedt'schen graphischen Punkt-Methode eine gerade Linie ist, die Zone aber, zum Unterschiede von dieser, repräsentirt ist durch eine Parabel, an welche alle Flächenorte, die einer und der- selben Zone angehören, tangiren. Der Brennpunkt der hierher gehörigen Parabel liegt immer in dem Mittelpunkt unseres Axen- systems, oder wenn die Axen des Krystallsystems schiefwinklig sind, in irgend einem andern bestimmten Punkt, der von den Abmessungen der Grundgestalt abhängig ist, so dass alle Zonenlinien einen gemein- schaftlichen Brennpunkt haben. Diese graphische Methode heisst desshalb auch die „graphische Parabel-Methode" und soll in den folgenden Zeilen ausführlicher behandelt werden. Über eine „graphische Hyperbel-Methode" hoffe ich in Bälde berichten zu können. Bei ihr verbindet eine Hyperbel alle Flächen- orte einer Zone. Es handelt sich nun wieder vorerst um den Begrilf und die Bestimmung des Flächenortes, welchen wir im Folgenden beibehalten wollen. Wir denken uns zu diesem Behufe zur Krystallfläche, deren Flächenort bestimmt werden soll, eine parallele Ebene durch den Mittelpunkt 0, Fig. 1 des Axensystems gelegt, wodurch man die Fläche 0 CB erhält. Ferner denke man sich auf die Axe 0 Z nach abwärts die Länge 00' ^= 1 und durch den nun so erhaltenen Punkt 0' auf die Krystallfläche 0 B C eine senkrechte Ebene so gelegt, dass sie parallel mit CB geht. Man erhält dadurch die Fläche OB O , welche Ebene die Ebene .v y nach der Linie B' C schneidet, welche otlenbar mit der B C parallel ist. Die Gerade B' C ist nun der gesuchte Flächenort von 0 B C. über die graphische Parahei-Methode. 95 Wenn man 0 M parallel mit 0 M' zieht, so steht ofleiibar 0' M' auf der Ebene 0 B C senkrecht; es ist somit M nichts anderes als der Flächenort nach der Neumann'schen graphischen Linien- Methode, und es steht also auch 0' M auf der M 0 senkrecht. Es folgt somit die folgende einfache Regel für die Bestimmung des Flächenortes nach dieser graphischen Parabel-Methode: Man verbinde den Flächenort der Neumann'schen graphi- schen L i n i e n - M e t h 0 d e mit dem Mittelpunkt des C o o r d i- n a t e n s y s t e m s und zieht d u r c h d e n g e n a n n t e n F 1 ä c h e n- ort eine senkrechte Linie auf diese Verbindungslinie, die so erhaltene Linie ist d e r g e s u c h t e F 1 ä c h e n o r t. Wir gehen nun sogleich auf die Bestimmung der Grössen P B' und 06" über, um auch den Flächenort unabhängig von dem Flächen- ort der graphischen Linien-Methode bestimmen zu können. Die Flächen, deren Flächenort bestimmt werden soll, sei also gegeben durch ihr Axenverhältniss r^, : Ä, : Ci = 1 :mh:nc, so sind dann offenbar die Coordinaten des Punktes M' folgende: 0E = ~ und 0F= — Ol h n c hiernach ergibt sich die Gleichung der Geraden OM' als: y = —x. (1) Die Gleichung irgend einer durch M' gehenden Geraden ist aber: y—OF=a {x —OE) (2) und da B' C\ deren Gleichung bestimmt werden soll, auf OM Gl. 1 senkrecht steht, so ist unser obiges a offenbar nc nih und dieser Werth in die obige Gleichung 2 gesetzt, folgt die Glei- chung von BC: 1 nc ( 1 \ y = — \x HC mh V ml) ) oder diese, auf die gewöhnliche Form einer Gleichung, y z=ax -{-h^ gebracht, ist: 06 Ditscheine nc mo V-mö ncJ Man erhält nun leicht die Werthe für die Grössen OB' und OC, wenn man im ersten Falle y = 0 und x bestimmt und im zweiten Falle .r = 0 setzt und y bestimmt. Man erhält sonach durch eine leichte Rechnung die beiden folgenden Werthe: nc — ?«/> OB' = OC = n-'d nc — 7nl> n m b c Mittelst dieser Gleichungen ist man nun auch leicht im Stande die Flächenorte aller Flächen sogleich in das Schema einzutragen. Wir kommen nun dahin, zu untersuchen, wie sich die Flächen- orte einer Zone in diesem Schema zu einander verhalten, d. i. wir wollen nun die Zonenlinie der graphischen Parabel -Methode bestimmen. Wir werden hier am zweckmässigsten zum Ziele gelangen, wenn wir die erstere der im vorigen Paragraphe gegebenen Bestimmungs- methoden in Anspruch nehmen. Wir erhalten also die Flächenorte aller in einer Zone liegenden Flächen, wenn wir die Zonenlinie ziehen, welche sich nach der graphischen Linien-Methode ergibt, sie sei m)t, Fig. 2, und jeden Pmikt dieser Zonenlinie mit 0 verbinden und auf diese Verbindungslinie eine senkrechte Linie durch den betreffenden Punkt der N euma nn'schen Zonenlinie ziehen. Man erhält dadurch eine Reihe von Flächenorten B' C ; B' C" ; B' C" ; B"" C"" . . . und m n selbst, welche durch die Punkte M , M' , M" , M" , M"" . . . gehen und senkrecht stehen auf den Geraden OM ; OM ; OM" ; OM" ', OM"" . . . Man ersieht nun leicht, dass alle diese Flächen- orte einer Zone Tangenten sind an eine gewisse Curve M S' S" . . , welche also auch nichts anderes als unsere Zonenlinie ist. Unsere Aufgabe geht also dahin, die Form und die Gleichung dieser Zonen- linie zu bestimmen. Wir wollen nun vorerst die Form dieser Zonenlinie näher ins Auge fassen und zu diesem Behufe die Zonenlinie nicht auf unser über die g^raphische Parabel-Methode, Qf früheres Axensystem Oxy, sondern auf ein neues Axensystem be- ziehen, welches jiJ/.r' 2/' ist, in welchen die Neuma nn'sche Zonenlinie mn, die Axe der y' und die durch 0 auf diese Zonenlinie senkrecht gezogene ÖJf die neue Axe der x' ist. Es sei also Fig. 3 dieses neue Axensystem, in welchem M der Coordinaten-Mittelpunkt und OM=ij. ist, so erhalten wir also irgend einen Flächenort, wenn wir 0 mit M verbinden und C M B' senk- recht auf diese Verbindungslinie ziehen. Dieses mehrmals gethan, erhalten wir auch hier wieder die schon oben angeführte Curve MS' S" S'" . . . deren Gleichung bestimmt werden soll. Wir wollen nun das eben Angeführte auch analytisch ausdrücken. Es seien die Coordinaten des Punktes 0 folgende: ^' = ^^ ; 2/' = 0 und jene des Punktes M": x" = 0 ; y" = y", folglich hat die durch 0 und M" gehende Gerade die Gleichung: y = X -\ x, — x^i Xi — x^^ oder wenn man die obigen Coordinaten in diese Gleichung substituirt, erhält man die Gleichung: y = X \>- und die durch M' auf diese Gleichung senkrecht stehende Linie hat die Gleichung: y==j-x + y". (Gl. 1) Die Gleichung einer Tangente aber, die durch den Punkt: M" ; x" = 0 , y" =y an die Parabel : y"^ = Äx gezogen wird, hat nach den Regeln der analytischen Geometrie der Ebene die Gleichung: 2/ = ^^' + 2/.- (Gl- 2) Sitzb. d. maUiem.-naturw. Cl. XXVUl. Bd. Nr. I. 7 98 D i t s c h e i n e r. Man erkennt aber auf den ersten Augenblick die Überein- stimmung der beiden Gleichungen 1 und 2, es ist also die Gleichung 1, die Gleichung einer Tangente an eine Parabel. Es folgt hieraus die Regel : Die Zonenlinie ist eine Parabel, deren Brenn- punkt im Mittelpunkt 0 unseres Coord inaten- Sys tems liegt, deren Parameter gleich der vierfachen Entfer- nung des Coordinaten- Mittelpunktes 0 von der Neu- mann'schen Zonenlinie und deren Axenrichtung mit der Richtung der vom Coordinaten-Mittepunkte 0 auf die Neumann'scheZonenlinie gezogenen senkrechtenLinie, der Lage sowohl als der Richtung nach, zusammen fä II t. §• 3. Nachdem wir nun gesehen haben, dass unsere Zonenlinie der Form nach eine Parabel ist, und nachdem wir auch die Lage ihrer Axen gegen unsere Coordinaten in dem vorigen Paragraphe festge- stellt haben, so wollen wir nun in diesem Paragraphe die Gleichung dieser Zonenlinie auf unser angenommenes Axensystem Oxy Fig. 2 beziehen, um so die allgemeinste Gleichung derselben zu erhalten. Es seien also zu diesem Behufe «^ ; b^ : c^ = 1 : m^ö : 7i^ c und a,^ : b,, : c^, = i : m^^b : 7i^^c die Axenverhältnisse der unsere Zone bestimmenden Flächen, so ist, da : oder auf die gewöhnliche Form der Gleichung einer geraden Linie = ax -{- b gebracht y'~y" ^ 2/ = 3 Z7>^ die Gleichung einer durch zwei Punkte x' , y' und a,-" , y" gehenden Geraden ist, jene y = a? -| (bi. l) die Gleichung der Neumann'schen Zonenlinie, denn sie geht ja durch die Punkte: Ober die graphische Parabel-Methode. 99 _ 1 ( _ 1 Der Winkel a, den diese Neu man n'sche Zonenlinie BC Fig. 4 mit der Abscissenaxe 0^' bildet, ist bekanntlich: ^awcr a = a = und hieraus erhält man nun ganz einfach die beiden folgenden Werthe für sin a und cos oc: S171 a = cos OL = (w,, — « J m, ?«,^ b . / (Gl- 3) In Fig. 4 ist 0 ^ 1/ jenes Coordinatenaxen-System, auf welches wir unsere Zonenliuie MPP beziehen wollen, welche Zonenlinie, be- zogen auf das Coordinaten-System iHf a;' 2/', die bekannte Gleichung ^',2 = /x2/i (Gl. 4) hat, wenn wir die Axe der Parabel (was gewöhnlich nicht geschieht, sich hier aber als zweckmässiger erweist) als die Axe der ^i be- zeichnen. Wir werden unsere Aufgabe also gelöst haben, wenn wir unsere Zonenlinie auf das neue Axensystem 0 x y bezogen werden haben. Wenn man von irgend einem rechtwinkligen Coordinaten- System auf ein anderes rechtwinkliges Coordinaten-System übergeht, so hat man , wenn Xi und 2/1 die Coordinaten in Bezug auf das alte Axensystem, jene x und y die Coordinaten in Bezug auf das neue Axensystem und d und ^ die Coordinaten des neuen Coordinaten- Mittelpunktes sind, hierzu folgende bekannte Gleichungen: Xi = d -\- X . cos (^x . x^) -j- y sin (^x . Xx) y^ = ^ -\- X sin (x . x^) -\- y . cos (x . Xi}. Es handelt sich nämlich nur um die Bestimmung von d . 0 , cos (x . Xi). Die Grösse d ist offenbar = 0 und 0 ist = u. u ist aber 7» j^ 0 0 D i t s c h e i n e r. die Entfernung des Coordinaten- Mittelpunktes 0 von der Geraden M M", welches bekanntlich ist und wenn man statt a und b die ihnen entsprechenden Werthe aus der Gleichung 1 setzt, folgt: U = n, m„ — m, n„ der Winkel {x . ^i), d. i. die Neigung der Richtungen der Coordi- naten X beider Systeme ist aber, wie aus der hieher gehörigen Figur zu ersehen ist = a, also ist: sin {x . xC) = sm a. ; cos {x . x^) = cos a. Es unterliegt nun keiner Schwierigkeit mehr, x^ durch diese Grössen auszudrücken. Setzt man nun der Kürze halber« =— , ^ ^ • ^ • t ^ cos a = — und sin a = — , so ist : V t Xi = X. \- V --r D ^ D X t V und diese Werthe in unsere obige Gleichung 1 gesetzt, erhält man : (x .V -{■ X .ty l^ + x.t .1 + y .V .X oder da sich durch D- abkürzen lässt : (x .V -\- yty = l^-\- X .t .1 -{■ y . v'k als unsere gesuchte, allgemeine Gleichung. In diese Gleichung hat man nun folgende Werthe zu setzen: X = (ji^ m^^ — m^ n^^ V = (m^^ — w^^) ti^ n^^ c t = (w^^ — n^} m^ m^^ h um die durch m^, m^^, n^ und n^^ bestimmte Gleichung der Zonen- linie zu erhalten, sie ist : ((m^^ — m) n^ ?^^, ex + [ii^ — n^} m^ m^^ by)- = {n^ m^^ — m^ n^^. ' ((**/ m^^—rn^ nj -f («,,— w J m^ 7n^^ bx + (jn^—m^) n^ n^, cy). Mittelst dieser Gleichung ist es nun ein leichtes, das y zu bestimmen, wenn x gegeben ist, und umgekehrt. Wir können diese Bestimmung hier füglich übergehen. über die graphische Parabel-Methode- 101 §•4. Wir haben in dem vorigen Paragraphe gesehen , wie wir die Zonenlinie analytisch bestimmen , wenn zwei sie bestimmende Kry- stallflächen gegeben. Wir wollen nun hier sehen , wie wir im glei- chen Falle diese Zonenlinie graphisch construiren. Es seien also B' C und B" C" die Fiächenorte jener zwei Kry- stallflächen, welche die Zonenlinie bestimmen, so ziehen wir nun vom Coordinaten - Mittelpunkte 0 auf jeden dieser Flächenorte ein Perpendikel OD' und OD" . Der Durchschnitt D' und D" des Per- pendikels mit seinem entsprechenden Flächenorte gibt dann den Neumann'schen Flächenort und die durch D' und D" gezogene Linie ist nichts anderes als die Neumann'sche Zonenlinie, welche unseren beiden gegebenen Flächen entspricht. Auf diese Neu- mann'sche Zonenlinie ziehen wir nun ebenfalls vom Coordinaten- Mittelpunkt 0 ein Perpendikel, welches dieselbe in dem Punktet treffen möge. So ist dann A der Scheitelpunkt unserer zu bestim- menden Parabel, AO die Richtung ihrer Axe, 0 der Brennpunkt der- selben und also OA der vierte Theil des Parameters. Mittelst dieser gegebenen Daten ist es nun keiner Schwierigkeit mehr unterlegen, die Parabel selbst nach irgend einer Constructions-Methode zu con- struiren. Der Flächenort einer jeden, in die Zone der beiden gegebenen Flächen gehörigen Fläche muss aber an die nach obigem construirte Parabel tangiren. Es ist dies also auch die graphische Probe, ob eine Fläche in der Zone zweier anderen liegt. Die analytische Glei- chung, welche die Bedingung ausdrückt, dass die Fläche a : b : c = = 1 : mb : nc in der Zone der beiden Flächen a:b/.c/. = 1 mp : : nc und «,, : b : c = 1 : m b : n c ist: wobei in n lU n ,«/. N __ m, ,— m, m , m, P '",/ n — ""/ '"// ;/, n,, III , m, ZU setzen ist. 102 Ditscheiner. §.5. Wenn eine Fläche in zwei Zonen liegt, wenn sie also durch diese beiden Zonen bestimmt ist, so muss ihr Flächenort an die bei- den , die Zonen repräsentirenden Parabeln tangiren. Es ist also die Aufgabe zu lösen, an zwei gegebene Parabeln eine gemeinschaftliche Tangente zu ziehen. Es seien also A VW nnA Ä V W Fig. 6, die die beiden Zonen repräsentirenden Parabeln , so werden wir unsere Aufgabe am ein- fachsten auf folgende Art lösen: Wir verbinden beide Scheiteln der Parabeln (erhalten hierdurch die Richtungen der Axen derselben) mit dem Coordinaten -Mittelpunkte 0 und errichten in den Scheitel- punkten A und Ä auf die Axenrichtungen AO und ÄO senkrechte Linien BC und B' C , welche aber nichts anderes sind, als die Neumann'schen Zonenlinien. Diese beiden Linien schneiden sich nun in einem gewissen Punkt il/, der somit der Neumann'sche Flä- chenort der zu bestimmenden Fläche ist, und die durch den Punkt M auf die MO senkrecht gezogene Linie m7i ist somit der Flächenort unserer zu bestimmenden Flächen. Dass die so erhaltene Linie an beide Parabeln tangirt, bedarf wohl keines weiteren Beweises, indem sie den im §. 2 gestellten Bedingungen beider Zonenlinien entspricht. Aber der Bedingung entsprechend, dass eine Fläche in zwei Zonen liegt, kann ihre Bestimmung nicht nur wie es hier ge- schehen ist, graphisch, sondern sie kann auch analytisch gemacht Averden. Bestimmen nämlich die Gestalten a^:b^:c^=m^a:n^b:p^c und «1 : 6i : c, == w?i n : iii b : p^ c die eine Zone, jene a" : b" : c" == m" a : n" b : p" c und a" : b" : c" = m" a : ?i" b : p" c die zweite Zone, so ist die durch beide Zonen bestimmte Fläche «o : bo : Co = trioa: Tiob ; p^ c durch folgende Gleichungen zu berechnen : rio ^MP'—PM' Po =MN' — NM' in welchen Werthen if , iV, P , M' , N'und P folgende Werthe haben : P,i ^1 — ^^11 Pt M= — N= — P = p n — -n p n'n" P'P" m" p' - — m' p" m' m " p' v" m" n' - — n" m' m m n n M' = — iV' = — P' = ^11 Pi — "^J*// ^,, ^1 — ^ii "*/ m. m,, w, n,. über die graphische Parabel-Methode. 103 §6. Wir übergehen nun auf die Aufgabe : den Fläehenort einer Fläche zu bestimmen, die in einer gegebenen Zone liegt und in einem gegebenen Punkte an die Zonenlinie tangirt. Es sei zu diesem Behufe A VV jene Zonenlinie, an welche der zu bestimmende Flächenort in dem gegebenen Punkte M tangirt. Es sei nun F Fig. 7 der Brenn- punkt der Parabel AVV , also ist auch AF ^= \p. Wir verbinden den Punkt M mit dem Punkte F, halbiren die MF in G und ziehen durch G eine Linie G^/T parallel zur Axe AF Aqv Parabel. Der Punkt H, der Durchschnittspunkt der GH mit der durch den Punkt A auf die Axe der Parabel senkrecht gezogenen Linie AR, mit dem gege- benen Punkte M verbunden , gibt den gesuchten Flächenort M H. Dies ist aber nur dann richtig, wenn der durch F, H und J/ gezo- gene Kreis die AR tangirt, oder was dasselbe ist, wenn GH = FH ist. Um dies zu beweisen , so sei der Punkt M gegeben durch seine Coordinaten : ^^u = ^u '' y" = ^p^" in welchem p den Parameter unserer Zonenlinie A VV bedeutet. Der Punkt i^sei gegeben durch seine Coordinaten: ^' = hp ; y' = 0, demnach sind die Coordinaten des Punktes G folgende: a^o = AQ = 2 ^, = GO = '.ii^ = % Aus der hierher gehörigen Fig. 7 folgt aber GH = AQ, folglich ist auch: gjj^P_+^ (Gl. 1) Aus derselben Figur ersieht man aber auch, dass FG = V GQ^~ + Fö' ist, und Adi G Q = \y (nv,, und Q F =-- AQ — ^F ist, so erhält man auch : 104 Ditscheiuer. FG = V^^ -4- fZill^ _ Z. V = 'l/l6rc,,3 + 8j?a;„ + p^ '4~'~V8 i } ^ 64 oder FG = £+^ (Gl. 2) welche Gleichung aber mit Gleichung 1 vollkommen übereinstim- mend ist, es ist somit: FG = HG somit unsere obige Bestimmung der Tangente vollkommen gerecht- fertigt. Wenn man JfP vertiacl auf die Axe ÄP zieht, und HG bis L verlängert, so ist offenbar 31 L — LP = AH. Man hat also, um den Flächenort in diesem Falle zu bestimmen, d. h. in einem bestimmten Punkt if an die Parabel eine Tangente zu ziehen, folgende einfache Regel: Man halbire die betreffende Ordinate y, ziehe durch den so erhaltenen Halbirungspunkt L eine Parallele zur Axe der x, wo diese Linie die durch den Scheitelpunkt auf die Axe senkrecht gezogene Linie trifft, ist ein zweiter Punkt der Tangente, und dieser mit dem gegebenen Punkte M verbunden gibt diese Tangente selbst. Dass der so erhaltene Flächenort der Zone selbst angehört, ergibt sich schon daraus, dass der Winkel MHF ein Rechter ist, also dem §. 2 entspricht. Um jenen Punkt zu finden, in welchen ein gegebener Flächen- ort an eine gegebene Zonenlinie tangirt, hat man folgende einfache Construction. Man bestimmt den Durchschnittspunkt H des Flächen- ortes MH Fig. 7 mit der durch den Scheitelpunkt auf die Axe senk- recht gezogenen Linie AK, macht das Stück KH dem Stücke AH gleich und zieht durch K eine Parallele KM zur Axe AP der Parabel. Jener Punkt, in welchen die durch K zur Axe parallel gezogene Linie KM unseren Flächenort MH schneidet, ist der gesuchte Tangirungs- punkt. Denn es ist immer HA = KA = -^ also AK=y(üv" =AP, offenbar sowohl ein Punkt der geraden Linie MH, als ein Punkt der Parabel AVY und da der Flächenort 3IH die Parabel (der Voraus- setzung gemäss) nur tangiren kann, so kann der Punkt M auch nur der Tangirungspunkt sein, welchen wir zu bestimmen uns vorge- nommen haben. über die graphische Parabel-Methode. 1U5 §. 7. Wir wollen nun auf die Bestimmung und die Lage der Flächen- orte einiger Grenzgestalten unser Augenmerk richten und zwar vorerst auf jene des orthotypen Krystallsystems. Die Fläche P — oo ist eine unserer Projectionsebene parallele Ebene, jene Ebene, die also ihren Fiächenort bestimmt, ist somit eine verticale Ebene, und da nicht genug Bestimmungsstücke vorhanden sind (denn es fehlt die Richtung des Durchschnittes der geraden Endfläche mit der Projectionsebene), so ist auch die Lage des Flä- chenortes von P — oo nicht vollkommen bestimmt, sondern so viel ist nur gewiss, dass ihr Flächenort durch den Mittelpunkt unseres Coor- dinaten-Systems geht. Jede durch den Co ordinaten - Mittel- punkt gezogene gerade Linie ist also, als derFlächenort der geraden Endfläche P — oo anzusehen. Die verticalen Prismen (P+<^)'"» deren Flächen vertical sind, und welche mit unserer Projectionsebene (wenn sie selbst durch den Mittelpunkt unseres Krystallaxen-Systemes gehen) gerade Linien, als Schritte haben, welche durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehen, wie z. B. AB in Fig. 8, haben ihren Flächenort von 0 aus in unendlicher Entfernung, er ist aber immer dem Schnitte der Prismenfläche mit der Projectionsebene parallel. Somit ist die auf AB senkrecht gezogene CD auch senkrecht auf dem der AB entsprechenden Prismenflächenort. Ebenso sind auch die Flächenorte von Pr -j- oo und Pr -\- oo von 0 aus in unendlicher Entfernung, aber senkrecht stehend auf der respectiven Axenrichtung. Die Flächenorte der horizontalen Prismen sind gerade Linien, welche senkrecht stehen auf den respec- tiven Axenrichtungen der 6 und c und sich von da aus in endlicher Entfernung befinden, welche, wenn z. B. das Zeichen einer solchen Grenzgestalt «i : bi -. c^ = a : mb : oo c, die Grösse — r hat. Die Linien 1.1.1... sind die Flächenorte mb solcher horizontaler Prismen, die zur grössern, und jene 2.2.2.. solche, die zur kleinern Diagonale gehören. Auf eine ähnliche Art, wie sich die Flächenorte der Gestalten des orthotypen Krystallsystems im Schema gegen einander verhalten, verhalten sich auch die Gestalten des rhomboedrischen Krystall- 106 D i t s e h e i n e r. Systems. Die Fläehenorte der Rhomboeder stehen senkrecht auf den Axenrichtungen /, /, /; jene der gleichartigen sechsseitigen Pyra- miden stehen senkrecht auf den Axenrichtungen //, //, //, indem sie immer durch ihren entsprechenden Neumann'schen FJächenort gehen. Der Flächenort des verticalen sechsseitigen Prisma's R-\-ao liegt von 0 aus in unendlicher Entfernung, steht aber senkrecht auf der Axenrichtung OL Ebenso ist jener von P -j- aus von 0 in unendlicher Entfernung, steht aber senkrecht auf der Axenrichtung 0 IL Der Flächenort von E — «» ist wieder jede durch 0 gehende gerade Linie. Die Fläehenorte der Skalenoeder bekommt man wieder dadurch, dass man den Neumann'schen Flächenort mit dem Coordi- naten-Mittelpunkte verbindet, und durch denselben eine Senkrechte auf diese Verbindungslinie zieht. Die Flächenorte der verticalen ungleichkantigen zwölfseitigen Prismen ergeben sich wieder von 0 aus in unendlicher Entfernung , aber parallel mit jenen Skalenoeder- Flächenorten, mit denen sie eine gleiche Ableitungszahl haben. §. 8. Wir wollen nun auch hier wieder einige specielle Lagen der Zonenlinie näher betrachten. Wenn man die Zonenlinie construiren soll, welche der Zone irgend einer Gestalt (P-\-n)"' mit den geraden Endflächen entspricht, so wird man sich vorerst den Flächenort (P-j-w)"" construiren, dann von 0 aus auf denselben eine senkrechte Linie ziehen, den Durchschnittspunkt dieser beiden Linien, als den Neumann'schen Flächenort von (P-j-w)'" mit den Coordinaten- Mittelpunkt, als den Neumann'schen Flächenort von P — oo, ver- binden und durch 0 auf diese so erhaltene Neumann'sche Zonen- linie eine senkrechte Linie ziehen, welche nichts anders ist als die Axe unserer Zonenlinie, welche, wie leicht einzusehen, in diesem Falle eine Parabel vom Parameter ^ = Oist, somit in eine durch 0 gehende gerade Linie übergeht. Jede in dieser Zone liegende Fläche hat also einen solchen Flächenort , der parallel geht mit dem gegebenen Flächenort von (P-f-w)"*. Ist die Zonenlinie zu construiren, welche der Combination (P-l-w)"'.(P+oc.)'"' entspricht, so bestimmt man sich den Flächen- ort von (P-j-w)"*, zieht von 0 aus auf diesen Flächenort eine senk- rechte Linie und erhält so den Neumann'schen Flächenort, von über die graphische Parabel-Methode. 107 diesen zieht man auf die Richtung des Fläehenortes von (^P-{-oo)"* eine senkrechte Linie, welche dann offenbar durch den Neumann- sehen Flächenort von (P+o^)'"' gelit , und erhält so die Neu- mann'sche Zonenlinie dieser Coinbination, auf diese zieht man von 0 aus eine Senkrechte und erhält hierdurch nicht nur den Parameter der Parabel, sondern auch die Axenrichtung derselben. Die Axe der hierher gehörigen Zonenlinie geht also parallel zum Flächenorte des verticalen Prisma's. Desshalb ist auch die Axe der Zonenlinie der Combination (Pr-f-w) . p7'-\-oo . parallel mit der grössten Diagonale und jene der Combination (Pr-|-w) . Pr-f oo . parallel mit der kleineren Diagonale der Basis der Grundgestalt. Der Parameter dieser Parabel ist dann immer die vierfache Entfernung des Flächenortes des horizontalen Prisma's von dem Coordinaten-Mittelpunkte. Ganz dasselbe Verhältniss der Zone, wie wir sie hier vorzugs- weise am orthotypen Krystallsysteme betrachtet haben, findet auch mit einigen unwesentlichen Abänderungen am rhomboedrischen Krystall- systeme Statt, wir können also die näheren Betrachtungen derselben hier füglich übergehen und sie der eigenen Betrachtung des Lesers überlassen. Wir haben bis jetzt gesehen, wie sich die Zonenlinien gegen einander verhalten, wenn das Krystallsystem von solcher Beschaffen- heit ist, dass die Hauptaxe senkrecbt auf der Ebene der Nebenaxe steht, denn wie sich diese Verhältnisse beim orthotypen und rhomboe- drischen Systeme geslalten, so sind sie auch beim hexaedrischen und beim pyramidalen Systeme. Nun wollen wir unser Hauptaugenmerk auf die Zonenverhältnisse jener Krystallsysteme richten, bei denen die Hauptaxe geneigt ist gegen die Ebene der Nebenaxen, und dies vorzugsweise bei jenem Systeme thun, bei welchem die Hauptaxe in einer Ebene der Nebenaxe geneigt ist, nämlich bei dem hemi- orthotypen Krystallsysteme , weil die Verhältnisse der beiden anderen Systeme diesem ganz analog sind. Um die Flächenorte der Gestalten des hemiorthotypen Krystall- systems zu erhalten, denken wir nun jede Fläche durch die Spitze des Grund-Hemiorthotypes gelegt, von dieser Spitze auf die Basis ein Perpendikel gefällt, welches die grössere oder kleinere Diagonale trifft, je nachdem die Abweichung der Hauptaxe in der Ebene der 108 Ditscheiner. grösseren oder kleineren Diagonale stattfindet, und von dem Fuss- punkte des Perpendikels auf die Ebene selbst eine verticale Ebene gelegt, von der BeschafTenheit, dass sie parallel ist mit dem Durch- scbnitte der Ebene der Gestalt selbst mit der Basis. Wir erhalten also auch hier wieder auf unserer Projections-Ebene den gesuchten Fliichenort, welcher parallel ist mit dem Schnitte der Ebene selbst und der Projections-Ebene und durch den Neu mann'schen Flächen- ort geht. Wir können nun nicht mehr die Projection des Krystall- axensystem-Mittelpunktes als unseren Coordinaten- Mittelpunkt an- sehen, wir müssen zu diesem die Projection des Fusspunktes vom Perpendikel wählen, und erhalten also zu unseren Coordinaten-Axen die eine Diagonale, in welcher die Abweichung stattfindet, selbst, und zur zweiten eine dnrch unseren neuen Coordinaten-Mittelpunkt gezogene Parallele zur zweiten Diagonale der Basis unserer Grund- gestalt. Auf diese beiden neuen Axen müssen auch sämmtliche Kry- stallflächen bezogen werden, um leicht den Neumann'schen Flächen- ort zu erhalten. Man hat dann nur wieder den Neumann'schen Flächenort mit dem Coordinaten-Mittelpunkte zu verbinden, und auf diese Verbindungslinie durch den genannten Flächenort eine Senk- rechte zu fällen , um unseren Flächenort zu erhalten. Die Zonen- linien sind dann wieder Parabeln, deren Brennpunkt in dem als Coor- dinaten - Mittelpunkt angenommenen Fusspunkte des Perpendikels liegt, deren Axenrichtung senkrecht auf der Neumann'schen Zonen- linie steht, und deren Parameter gleich der vierfachen Entfernung des Coordinaten-Mittelpunktes von der Neumann'schen Zonenlinie ist. In dem Verhältniss der Zonen findet also auch hier wieder die Übereinstimmung mit jenen der geradaxigen Systeme Statt, wie wir dies bei der „graphischen Kreis-Methode" gesehen haben. Die Entwerfung des Schema's für die beiden anderen schief- axigen Systeme geschieht ganz ähnlich , wie beim hemiorthotypen Krystallsysteme. Man nimmt den Fusspunkt des Perpendikels als Coordinaten-Mittelpunkt und legt durch denselben ein rechtwinkliges Coordinaten-System , deren Axen beim hemiorthotypen Krystall- system beide den Diagonalen der Basis parallel sind, von denen jedoch nur eine Axe eine Diagonale der Basis beim anorthotypen Krystall- systeme parallel ist. Auf dieses Axensystem bezieht man nun alle Flä- chen, kann somit leicht den N e u m a n n'schen Fläehenort bestimmen und dann ist es ein Leichtes, unseren Fläehenort gehörig zu bestimmen. über die graphische Parabel-Methode. 109 §.10. Zur Anwendung dieser Methode wollen wir hier das Schema des prismatischen Topases (triviel: Topas genannt) entwerfen. Die Grundgestalt des prismatischen Topases hat folgende Ab- messungen : P= 1410 7; 101''f)2'; 90» 55' a:b:c= 1 : V 4440 : V 1328. Die wichtigsten und im Schema Fig. 10 dargestellten einfachen Gestalten sind: P — oo = a oo b : oo c P _ 1 = % « : b : c %P- 1 =V3«: b: C P = «: b : c P+ 1 = 2 a : b : C P -\- oc ^= oo a : b : c (%P-iy=V,a: 2 b: C (P 4- oo)2 = oo « : 2 b : c (P -f oo)f = C5Ü a : V. 6: C (P -f oo)3 = oo « : 3 b: c Pr -\- 1 = 2a: b : oo C Pr4-2 =4«: b : oo C Pr -\- oo = oo a : b : oo C Pr+1 =. 2a: oo b : c Pr -{- oo = oo a : oo b C Pr = a : b oo C Ausser diesen Gestalten sind noch mehrere andere im Schema dar- gestellt und können , da sie dort mit ihren M o h s'schen Zeichen bezeichnet sind, leicht herausgelesen werden. Die Zonenlinien sind im Schema punktirt und die Tangirungspunkte mit Ringelchen be- zeichnet, um desto augenfälliger zu sein. Über das weitere Verhalten der Zonen und der Flächenorte ist hier wohl wenig mehr zu sagen. Jene Flächenorte, die horizontale Combinationskanten hervorbringen , sind in unserem Schema immer parallel. In Bezug auf die Zonenlinien macht man die Bemerkung, dass je mehr sie sich vom Coordinaten-Mittelpunkte entfernen, desto grösser wird ihr Krümmungshalbmesser am Scheitelpunkte, desto flächer wird also die Parabel selbst, und wenn einerseits ihr Krümmungshalb- messer = 0 ist, so wird er andererseits unendlich gross. Ebenso kann man aus dem Schema ersehen, dass alle Orthotype , welche mittelst derselben Ableitungszahl nach derselben Diagonale abgeleitet sind (wenn auch ihr Nebenreihen-Coefficient gleich gross ist), paral- lele Flächenorte haben, dass sie also horizontale Combinationskanten hervorbringen. In jeder Zone liegt ein verticales Prisma, dessen Flächenort parallel mit der (die Zone repräsentirenden Parabel-) Axe ist, so leicht im Schema construirt werden kann. Ebenso kann 110 Ditscheiner. Über die graphische Parabel-Methode. auch leicht der Flächenort jenes horizontalen Prisma's gefunden werden, welches in einer gewissen Zone liegt, man braucht nur an die betretTende Parabel eine Tangente parallel der einen oder der anderen Coordinaten-Axe zu ziehen. Aus dem Schema ist es auch hier wieder zu ersehen, dass die Fläche eines jeden Orthotypes zugleich in zwei Zonen liegt, von denen die eine bestimmt ist durch die Com- bination Pr+w . Pr-f-oo und die andere bestimmt ist durch die Com- bination Pr-\-7i . Pr-\-oo, denn im Schema tangirt der Flächenort von P-\-ji an die diese Combination darstellenden Parabeln. Die weiteren Zonenverhältnisse ergeben sich von selbst beim Anblick von unserem Schema ; wir übergehen sie also hier. Dies sind die wichtigsten Grundziige der „graphischen Parabel- Methode". Alle jene Anforderungen, welche man an eine graphische Methode stellen kann, erfüllt sie treulich, wenn wir hier auch nicht von allen ausführlich entsprochen haben. So unterliegt es z. B. keiner Schwierigkeit, aus dem Schema die Neigungen in den Zonen heraus- zulesen oder den ebenen Winkel zu bestimmen, den zwei durch den Durchschnitt von drei Krystallflächen entstandene Krystallkanten mit einander hervorbringen, man bestimmt sich nämlich von allen diesen Flächen die Neumann'schen Flächenörter, wie wir dies so oft gethan, und geht dann genau so vor, wie es Neumann selbst in seinen „Beiträgen zur Krystallonomie," 1. Heft, Berlin und Posen 1823, gezeigt hat, kann somit keinen weiteren Schwierigkeiten mehr unterliegen. »Tt.cIlPllMT II,., .l„-.;r..|'ll l'm^lH'l M.ll.O.l f'ia /. DilsrlMMM-r. f'l.e,- ilie 2rupl..ra,»belMflh Fiff. /». liisdinnw. £i Sii2u«ii.sl.d kAknd.dW^innili.nalurw. ('UXV'inBcl. 1 Hen.Uf Verze ichniss der eingegangenen Druckschriften. VERZEICMISS der EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. Ml Annale n der Chemie undPharmacie, herausgegeben vonH. Wo hl er. Just. Liebig und H.Kopp. Bd. 104, Hft. 1, 2. Anna las des Mines. Paris, 1857, tome IX, livr. 1, 2; So- Carlini, J., Documenti relativi all annuncio del ritorno nel prossimo anno 18S0 della cometa apparsa nell löS6 racolti da. Milane, 1857. 80- Frisch, Ch., Joannis Kepleri astronomi opera omnia. Vol. 1, p. 2. Gallo, Vic. Dot., Guida dei naviganti. Trieste, 1853. S»- — Trattato di navigazione. Vol. I, II. Trieste, 1851. 8o- — Pilotaggio. Navigazione sul circolo massimo. Trieste, 1854. Handels- und Gewerbekammer für das Erzherzogthum Österreich u. d. Enns, Bericht an das k. k. Ministerium des Handels, Ge- werbe und öftentliche Bauten über den Handel, die Industrie und die Verhältnisse des Kammerbezirks in den Jahren 1854, 1855 und 1856. Wien, 1857. S«- Istituto lombardo. Memorie. Vol. VII, fasc. 1. Milano, 1857. 4o- Königsberg, akademische Schriften, 1857. S"" und 4Ö- Lud wig, C, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. I, Abth. 1. Leipzig und Heidelberg, 1857. 8"- Marignac, C, Recherches sur les formes cristallines et la com- Position chimique de divers sels. Paris, 1857. 8"* Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Jahrg. II, Heft 12. 4o- Verein, siebenbürgischer, für Naturwissenschaften zu Hermann- stadt. Verhandlungen und Mittheilungen, Bd. VI, Hft. 7 — 12, 1857. 80- Wirtken, Ph. Dr., Flora der preussischen Rheinprovinz und der zunächst angrenzenden Länder. Mit 2 lith. Tafeln. Bonn, 1857. 4o- SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XWIII. BAND. SITZUNG VOM 14. JÄNNEE 1858. m 2. ' V 111 SITZUNG VOM 14. JÄNNER 1858. Vorträge. Beiträge zur Phy siolo gie der Pflanzen. Von dem w. M. Prof. F. llnger. (Mit Z Tafeln.) (Als Fül'tsetziiiig- der gieicluiamigen Beiträge d. kais. Akad. d. Wiss. mathein.-naturw. Classe, Bd. XXV, S. 441.) VII. über die Allgemeinheit Wcässeriger Ausscheidungen und deren Bedeutung für das Leben der Pflanzen. Die Ausscheidung wässeriger Flüssigkeiten durch verschiedene Thoile der Pflanzen ist ein Vorgang, der bei Meiteni noch nicht seiner ganzen Ausdehnung nach und mit Rücksicht auf den Einfluss erkannt ist, der daraus für andere Verrichtungen und für das Leben der Pflanzen überhaupt hervorgeht. Nur in wenigen und das nicht einheimischen Pflanzen ist die Menge jener Flüssigkeit beträchtlich und eben dadurch in die Augen fallend; bei den meisten übrigen Pflanzen ist diese Ausscheidung so unbedeutend, dass sie leicht übersehen oder ihr doch wenigstens kein besonderer Werth beigelegt werden konnte. Nichts desto weniger ist jedoch auch die geringe Menge jener Ausscheidinigsflüssigkeit nicht bedeutungslos für die Lebenserscheinungen und zeigt sich bei näherer Erforschung sogar als ein nicht unwichtiges Glied in der Kette derselben. Alle diese fraglichen Ausscheidungen zerfallen in zwei Classen. Die einen werden durch eigene Organe und durch ganz besondere 112 U n g e r. Apparate von Drüsen bewerkstelliget und die ausgeschiedenen Flüssig- keiten sind in der Regel in beträchtlicher Quantität durch eben jene Organe angesammelt. Die Ausscheidungen der zweiten Classe hin- gegen geschehen weder durch besondere Organe, noch durch eigent- liche Drüsen, sondern es sind die Blätter, welche dieser Function vorstehen. Gewöhnlich bemerkt man letztere wässerige Ausscheidungen nicht, und es ist daher eine Vereinigung mehrerer Umstände nöthig, um sie für uns bemerklich zu machen. Dies ist auch der Grund, wesshalb dieselben bisher nur an einer verhältnissmässig geringen Anzahl der Pflanzen und selbst an diesen nur zu gewissen Zeiten und Tagesstunden beobachtet wurden, während, wie sich aus dem Nachstehenden ergeben wird , diese Art von Secretion eine sehr allgemeine Erscheinung im Pflanzenreiche zu sein scheint. Schon den älteren Pflanzenphysiologen ist diese sonderbare Erscheinung nicht unbekannt geblieben. Ich führe Phil. Müller i), J. E. Smith 2), Duhamel 3), Senebier*) und Knight^) an, welche die Ausscheidung tropfbar flüssigen Wassers an den Spitzen der Blätter von Arum, Musa , von Gräsern und anderen jungen Pflanzen beobachtet haben. Es entging diesen Forschern nicht, dass dergleichen Excretionen zuweilen auch an Weiden, Papeln und an den Blättern von Reben stattfinden. Von einer ähnlichen sehr auf- fallenden Ausscheidung an Caesalp'uiia lüuviosa DC. in Brasilien gibt uns Pat. Leandro ") Nachricht. Hier tritt die wässerige Flüs- sigkeit aus den Knospen hervor. Mit grösserer Aufmerksamkeit haben Mirbel, Ch.Tr eviranus und F. J. Meyen dieser Erscheinung gedacht. Ersterer ') beob- achtete das Hervortreten von Wassertröpfchen am Rande der Blätter von Tropaeolitm , von Brassica und Papaver, — L. C. Tr evi- ranus 8j an den Blüthenähren von Amomimi Zerumbet L. (Ziiigiber 1) Stephan Haies, veget. stat. 23. 2) Introduction to Bot. U. Ed. p. 188. 3) Phys. d. arbr. I, p. 141. ■*) Phys. des plaiites T. IV, p. 87. ^) Treviranus , Beiträge zur Pflaiizenphysiologie p. 207. '') De Candolle , Physiol. ve'get. I, p. 23S und Prodr. H, p. 483. „Ex arboris rarnis jnnioribus aquae guttae instar pluviae, teste cl. Leandro stillant.-' ^) Eiern, phys. I, p. 201. S) Zeitschrift für Physiol. Ill, p. 7ö. Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. 113 Zerumbet Bosc.^ und von Marantha gibba, wo sich die Flüssigkeit zwischen den Schuppen ansammelte, so wie von Liidolfia glauces- ceus u. s. w. — und F. J. Meyen *} an jungen Mais- und Gersten- Pflanzen. Aber schon geräumige Zeit vorher (1773) hat der Schwede Clas Bjerkanders) und im Jahre 1836 Dr. A. Trinchinetti s) auf die Allgemeinheit dieser Ausscheidung bei vielen wildwachsenden Ptlanzen hingewiesen. Auch fehlte es nicht an einzelnen Botanikern, welche diese Art von Ausscheidung bei verschiedenen Pflanzen zum Gegenstande besonderer Forschungen gemacht haben, so St. Habe- nichts), R. Graf5), Gärtner«) und Dr. Schmidt'). Noch kürzlich ist dieser Gegenstand von Dr. Steph. Joo wieder zur Spra- che gebracht worden s). Bis jetzt waren es vorzüglich die Blätter von Colocasia antiquorum Schott (Arum Colocasia h.), Richardia (lethiopica und des Caladium destillutorium Williams »), die zu diesen Beobachtungen dienten. — In den folgenden Mittheilungen habe ich keineswegs die Absicht das Phänomen der Wasserausscheidung in seinem ganzen Umfange zu betrachten, sondern ich werde mich für jetzt begnügen nur die letztere Form jener Excretion, worüber ich eben die vorhandenen Erfahrungen im Allgemeinen referirte, einer näheren Untersuchung zu unterziehen. Leider fielen die Beobachtungen, welche ich über diese Erscheinung anstellte, nicht in die günstigste Jahreszeit, und dieselben mussten daher auf wenige Pflanzen beschränkt bleiben. Dessungeachtet sind sie dennoch im Stande einige Anhaltspunkte zu liefern, woraus sich manche füi- die Physiologie der Pflanzen nicht unwichtige Folgerungen ziehen lassen. ') Neues System der Pflanzen-Physiologie II, p. 508 seq. *) Bemerkungen über die Ausdünstung der Pflanzen und die Ordnung, wie sie an der- selben Bliitter sitzt. Abhandlungen d. kön. schwed. Akad. d. Wissensch. aus dem Schwed. übers, v. A. G. Kästner, Bd. XXXV, p. 66. 3) Bibl. italian. n. 246, Giugno 1836, V. 82, p. 477 übersetzt Linnaea Bd. IX, Kit. Bericht p. 66. ■») Flora 1840, p. 28. 5) Flora 1823, Bd. II, p. S29. «) Flora 1842, I, Beiblatt. J") Linuaea Bd. VI, p. 63. ^) Ktwas vom Thaue. üsterr. bot. Wochenblatt. 18.')7, Nr. 14. ^"I Ann. of nat. bist. sec. scr. I, p. 188. 114 U n g e r. Ich beginne nun mit der genauen Darstellung des Phänomens und der Organe, wodurch die Wasserausscheidungen bewerkstelliget werden. In keiner Pflanzenfamilie ist die Erscheinung der Aussonderung einer dem klaren Wasser ähnlichen Flüssigkeit allgemeiner verbreitet, als bei den Aroideen. Sowohl die mit ungetheilten, als jene mit getheilten Blättern zeigen dieselbe. In allen Fällen ist die Spitze des Blattes derjenige Theil , durch welchen die Ausscheidung bewerk- stelliget wird und in Folge dessen gewahrt man an denselben von Zeit zu Zeit einen Tropfen Wassers, der entweder abfällt und durch einen neuen ersetzt wird, oder bei geringerem Zuflüsse durch Ver- dunstung sich allmählich verliert. Es ist merkwürdig, dass zu gewissen Zeiten dies Phänomen allgemein auftritt, während es zu anderen Zeiten unmerklich wird oder ganz verschwindet. Die Erfahrung hat gelehrt, dass, wenn die Pflanze im Triebe ist, die Erscheinung am auffallendsten hervortritt, im entgegengesetzten Falle aber nicht wahrgenommen wird. Daraus Hess sich die Vermuthung hegen, dass der Grund jener Aus- scheidung immerfort vorhanden sei, und dass eigentlich nur die Menge der Ausscheidungsmaterie nach der Energie des Lebens- processes wechselt. In der That braucht man nur die Pflanze in eine Atmosphäre zu versetzen, welche reich an Wasserdünsten ist, so erscheint an der gedachten Stelle der Wassertropfen zu jeder Zeit. Indem man nun durch eine Glasglocke, die man über eine derartige Topfpflanze bringt, dieselbe mit einer durch Wasserdampf sattsam imprägnirte Luft umgibt, hat man ein leichtes Mittel in der Hand so lange die Pflanze im Triebe und daher mit ihren Blättern versehen ist, jenes Ausscheidungsphänomen beobachten zu können. Diesem Umstände habe ich es auch zuzuschreiben, dass ich selbst in der ungünstigsten Jahreszeit Beobachtungen hierüber anzustellen im Stande war. Ich begannindess meineUntersuchungen ünBichardia aethiopicn, welche schon im November im Triebe ist, jedoch unter gewöhnlichen Umständen und selbst in Gewächshäusern keine Ausscheidung von wässerigen Flüssigkeiten wahrnehmen lässt. So wie jedoch die um- gebende Luft hinreichende Feuchtigkeit besitzt, ist auch die Spitze des Blattes in kurzer Zeit nass und der Tropfen gebildet (Fig. 1). Ich achtete nun sehr genau darauf, wie und an welchen Theilen der Beiträg-e zur Physiologie der Pflanzen. 115 Tropfen entsteht, nni die Organe kennen zu lernen, die hier dieses interessante und jederzeit willkürlich hervorzurufende Phänomen her- vorzubringen im Stande sind. Ich habe beol)achtet, dass die in Rede stehende wässerige Flüssigkeit weder aus der äussersten Spitze, die in jedem ausgebildeten Blatte vertrocknet ist, noch aus dem tuten- förmigen Grübchen, welches die Blattränder über der cylindrisehen Spitze bilden, und welches keineswegs in irgend eine Öffnung oder in einen Canal fortsetzt, hervortritt. So weit sich die Sache mittelst der Loupe verfolgen lässt, wird jedenfalls zuerst der mittlere voll- kommen fdsche Theil der cylindrisehen Spitze feucht (Fig. 2). Ist derselbe zufällig horizontal gelagert, so sammelt sich das tropfbar flüssige Wasser hier an und lässt sowohl die welke Spitze als den tutenförmigen Grund unberührt. Nur wenn die Spitze nach aufwärts oder nach abwärts gekehrt ist, sammelt sich die Flüssigkeit ent- weder dort oder da, bis sie als Tropfen abfällt oder an der Blatt- fläche herabrinnt. Bei genauer Senkrechtstellung kann man leicht wahrnehmen, dass die Flüssigkeit sowohl an der Vorderseite, als an der Rückseite des Blattes nach der tiefsten Stelle desselben abfliesst, was deutlich dafür spricht, dass die Stelle, wo die Ausscheidung geschieht, ringsumher an der ganzen Oberfläche der cylindrisehen Spitze stattfinden muss. Sucht man bei anderen Aroideen nach dem Organe der Wasser- ausscheidung, so bemerkt man allenthalben nur die Blattspitze als dasselbe, sie mag kürzer oder länger, spitzer oder stumpfer sein. Dass Herr Dr. Schmidt ^ bei Colocasia antiquorum die Flüssig- keit aus einer Öffnung hervortreten sah, die sich in einen Canal fort- setzte, und in welchem er ein Haar einzuführen im Stande war, beruht auf einem Irrthum. Dasselbe m ird zweifelsohne auch bei dem gigantischen Blatte von CuJacUum destillatorium W. der Fall sein. Bei diesen Pflanzen sind die Blattspitzen nicht anders organisirt, als bei den übrigen. Überall finden wir sonach weder die äusserste Spitze, noch die durch Einrollung der Blattränder entstandene Ver- tiefung als das eigentliche Ausscheidungsorgan, sondern den zwischen diesen beiden fallenden Theil der Blattspitze. *) über Ausscheidung' von Flüssigkeiten an der Blattspitze von Arum Colocasia Linnaea VI, p. 63. 116 U n g e r. Hiebei lässt sich die Frage nicht unterdrücken, von weichem eigenthümlichen anatomischen Baue eben diese Stelle des Blattes wohl sein müsse, die solchen Functionen vorsteht, während alle übrigen Blattheile nur ausnahmsweise eine Spur derselben wahrneh- men lassen. Überblickt man die Blattformen der Aroideen, so wird man in der That eine grosse Übereinstimmung finden, nicht so sehr dem Umrisse nach als vielmehr in der Anordnung der Gefässbündel, welche die Nervatur derselben ausmachen, und wir werden aller- dings denselben allgemeinen Typus, der das Blatt von Richardia aethiopica charakteriiirt, bei den übrigen Aroideen wieder finden. Eine sorgfältige Untersuchung jenes Blattes zeigt, dass alle Blattnerven von dem Stiele aus im bogenförmigen Verlaufe von dem Mediannerven abtreten, um sich an der Spitze wieder mit demsel- ben zu vereinigen. Obgleich das Blatt der Richardia eine ansehnli- che Mittelrippe bildet, ist doch der sie versehende Gefässbündel nicht stärker als die nachbarlichen und alle übrigen bis auf die Gefässbündel des Randnerven. Schon Hr. Schmidt hat auf dieses Verhältniss bei Colocasia antiquorum aufmerksam gemacht, unrich- tig aber dieser Randnervatur einen wasserführenden Canal zugeschrie- ben, der, wie wir gleich sehen werden, nicht vorhanden ist. Alle die parallel in kleinen Abständen neben einander verlaufenden Gefässbün- del werden übrigens durch zahlreiche Anastomosten verbunden, so dass endlich ein Maschenwerk hervorgeht, in welchem die letzten Ver- zweigungen in dem Mesophyll blind enden. Durch dieConvergenz aller der stärkeren und schwächeren Gefässbündel sammt den Gefässbün- deln des Blattrandes entsteht endlich in der Spitze des Blattes eine bün- deiförmige Vereinigung, welche, indem sie den Inhalt aller gesonder- ten Gefässbündel des Blattes zusammenfasst, diese daher an Umfang weit aus übertrifft. Ein durch Kochen mit Ätzkali durchscheiniger gemachter Theil der Blattspitze von Richardia ist in Fig. 3 in acht- maliger Vergrösserung treu nach der Natur durch den Sön)mer- ring'schen Spiegel dargestellt und erläutert das eben Gesagte voll- ständig. Diese Betrachtung zeigt auf das Unwiderleglichste, dass die Wasserausscheidung hier mit der Anhäufung der Gefässbündel im Zusammenhange steht, und ich darf wohl hinzusetzen, auch bei den übrigen Aroideon. Es steht nun der eigentlich mikroskopischen Ana- tomie zu, diese Verhältnisse noch weiter aufzuklären und namentlich Beiträge zur Physiolog-ie'der Pflanzen. 117 die Frage zu entscheiden, welcher Theil der Gefässbündel, ob die langgestreckten Zellen oder die Spiralgefässe die eigentlichen Ver- mittler jenes Processes sind, da wohl von selbst verständlich ist, dass, da beide Theile eigentlich als zuführende Organe betrachtet werden müssen, die Ausscheidung selbst nur durch das sie um- gebende Parenchym bewerkstelligt werden kann. Untersuchen wir zuerst einen Querschnitt des zapfenförmigen Fortsatzes der Blattspitze von RicharcUa der etwa an der Stelle * Fig. 4 gemacht ist, bei hinlänglicher Vergrösserung (100 mal), so so sehen wir die Mitte desselben oder wenigstens nahezu die Mitte durch eine Masse von Elementartheilen eingenommen, die sich von dem umgebenden Merenchyme nur zu deutlich unterscheidet. Es wird aus langgestreckten sehr dünnwandigen Zellen und aus Gefässen zu- sammengesetzt, wovon ein Theil nur einen geringen die Zellen kaum übertreflfenden Durchmesser besitzen, indess die übrigen das Drei- bis Sechsfache des ersteren besitzen. Durch Längenschnitte gewinnt man bald die Überzeugung, dass die kleineren Gefässe einfache Spiral- und Ringgefässe sind, deren Spiralfasern in engen Windungen verlaufen, dagegen die grossen Gefässe zwar ebenfalls den Spiroiden angehören, jedoch so feine und soweit von einander abstehende Spiral- fasern besitzen, dass man oft Mühe hat sie zu bemerken. An eine bestimmte Anordnung ist hier nicht zu denken, doch wird man die kleinen Spiroiden grösstentheils am Umfange der übrigen und daher an derGrenze desGefässbündelkörpers überhaupt finden. Der Durch- messer der grössten Spiroiden beträgt 0-07Millim. Eine ganz ähnliche Structur wird man auch an der Spitze der Blätter anderer Aroideen z. B. des Caladium odorum, der Colocasia antiquorum u.s. w. finden. Erst entfernt von diesem Endpunkte des Zusammenflusses der Gefässbündel kann man sich von der Zusammensetzung derselben und der Anordnung ihrer Elementartheile eine richtige Vorstellung verschafTen und es zeigt sich auf eine auffallende Weise, dass die grösseren Spiroiden fortan im Durehmesser zunehmen, je weiter sie sich von der Spitze entfernen, bis sie endlich i/jo Millim. und noch mehr an Weite erreichen. Mit dieser Zunahme an Weite ist aber auch eine andere merkwürdige Eigenschaft, die mir bisher sonst nirgends aufstiess, vergesellschaftet, nämlich die Eigenschaft, dass die Gefässe damit zugleich ihre Spiralfaser verlieren, die nach und nach zarter geworden , nun durchaus nicht mehr zu bemerken ist. 118 U n g e r. Man würde allerdings versucht sein diese Räumlichkeiten für Canäle, welche ohne Membranen zwischen den Zellen verlaufen, anzusehen, wenn der Zusammenhang mit bestimmten Spiroiden nicht dagegen spräche , so wie das zweifellose Vorhandensein von Membranen in dem Falle, wo zwei dergleichen Gefässe neben einander zu liegen kommen und sich gegenseitig berühren, wie das aus der Fig. 14, Taf. II deutlich hervorgeht. Stellt man absichtlich zu diesem Zwecke Messungen an, so über- zeugt man sich dass,so lange der Durchmesser der Gefässe zwischen 0-044 Millim. und 007 Millim. ja bis 0-09 Millim. schwankt, überall die Spiralfaser noch deutlich zuerkennen ist, dass aber sobald derselbe auf 0-7 Millim. oder darüber gestiegen ist, die Spiralfaser auf das äusserste verdünnt und endlich durchaus nicht mehr zu bemerken ist. Beispiele der Art finde ich darum nothwendig hier durch Zeichmingen mitzutheilen, weil diese Eigenthümlichkeit meines Wissens bisher noch nicht beobachtet worden ist. Die Fig. 5, 6 und 7 stellen Spiralgefässe aus dem Blattstiele yow Richardia aethiopica in 360maliger Vergrös- serung dar, deren Durchmesser sich wie 0*044 Millim. — 0-06 Millim. und 0 07 Millim. verhalten. Man sieht deutlich wie mit der Weite des Gefässes auch die Distanz der Windungen der Spiralfaser zunimmt. Mit der Erreichung von 0*08 Millim. Durchmesser Fig. 8 ist die Faser schon gänzlich verschwunden. Noch schöner ist dies bei Caladmm odorum zu verfolgen. Man hat in Fig. 9 zwei Gefässe von 0-06 Millim. vor sich, in Fig. 10 be- trägt der Durchmesser 0-09 Millim., in Fig. 11 und 12 schon 0- 10 Millim. und 0*11 Millim, und es ist hier kaum noch die Spiralfaser zu be- merken. Mit dem Durchmesser von 0-1 15 Millim. Fig. 13 ist die Faser schon verschwunden und dasselbe beobachtet man um so mehr in Ge- fässen, welche wie Fig. 14 einen Durchmesser von 0-142 Millim. und 0-17 Millim. erreichen. Ich will hier nur noch beifügen, dass von Fig. 9 bis 15die Vergrösserung nur i^^i beträgt. Dasselbe lässt sich auch \)q\ Colocnsia antiquorum beobachten und der Fig. 16 gegebene Durchschnitt eines Gefässbündels aus dem Blaitstiele dieser Pflanze zeigt bei einem Durchmesser des Gefässes von 0-11 Millim. dasselbe bereits ohne Spiralfaser. Zum Überflusse mögen hier noch Messungen der Gefässe aus Caladium odorum angeführt werden, welche durchaus dem Blattstiele entnommen sind. ßeiti'äg-e zur Physiologie dt-r Pllauzeu. 110 1. Dui'clim. (1. Spiralgcfässe OOOST Millim. entliältfeincSplralfaseni, 2. „ ,. OOSll „ „ noch 3. „ „ 00680 „ „ „ „ 4. „ „ 0-09S5 „ ohne 5. „ ,; U'IIUä „ „ „ 6. „ „ 01242 „ T. „ „ U'liCMo „ „ „ wobei nur noch zu bemerken ist, dass von Nr. 3, 5 und 6, da sie nicht vollkommen cylindrische Schläuche waren, der weitere Quer- durchmesser genommen wurde. Bei dem Umstände, dass in allen genannten Füllen die Excretion der wässerigen Flüssigkeit im Zusammenhange mit den Gefässbündeln steht, so wie dass die Gefässe nicht hlos eine grosse Weite zeigen, sondern auch durch eigenthümliche Modificationen ausgezeichnet sind, wodurch sie mehr Canälen gleichen, die sonst im Pflanzenorganismus nur zur Führung von Flüssigkeiten dienen, ist es sehr nahe gelegen die Vermuthung zu hegen, dass die Gefässbündel hier wenn nicht aus- schliesslich, doch wenigstens vorzüglich in ihren weiteren Spiral- gefässen zur Leitung eben dieser Flüssigkeit bestimmt sind. Die Entscheidung dieser Frage schien mir um so wichtiger, als nicht blos der in Rede stehende Excretions-Vorgang dadurch eine nicht unwichtige Erläuterung erlangte, sondern auch über die Functionen der Spiralgefässe, die bisher noch nicht ganz erkannt sind , ein neues Licht verbreitet würde. Es schien mir die sichere Lösung des gestellten Problems nur auf eine einzige Weise möglicli, nämlich auf dem Wege des Experimentes und zwar in der Art, dass durch eine Injecfion, welche an einem kleinen abgeschnittenen Stücke der Pflanze mittelst der Luftpumpe gemacht würde, die Wegsamkeit oder die Unwegsamkeit der gedachten Gefässe für das Auge ersichtlich wird. Im ersteren Falle, so ferne die Spiralgefässe nur Luft enthielten, würde die Injectionsmasse in dieselben ohne weiters eindringen, im letzteren Falle, wo sie durch die ihnen eigene Flüssigkeit bereits erfüllt wären, würde natürlicherweise ein Eindringen der Injections- masse unmöglich sein. So einfach die Sache scheint, findet sie doch in der passenden Wahl der Injectionsflüssigkeit ein nicht unbedeu- tendes Hinderniss. Die Injectionsflüssigkeit sollte nebst der dunkleren Färbung und der vollkommenen Flüssigkeit bei niederer Temperatur 120 U n g e r. zugleich die Eigenschaft besitzen, nach und nacii ohne VoUnnsver- mindcrungzu erstarren und so eine für das anatomischeMesser sowohl als für das Mikroskop leicht zugängliche Substanz zu bilden. Allen diesen Anforderungen hat nach meinen bisherigen Versuchen die lehthyocolla (Hausenblase) nicht nur vollkommen entsprochen, son- dern sich zugleich als ein Mittel bewährt, welche zur Erörterung noch mancher anderer anatomischer und physiologischer Zwecke Anempfehlung verdient. Die zu obigem Zwecke angestellte Injection wurde auf folgende Weise ausgeführt. Die Lösung von Fischleim wurde kochend filtrirt, mit Cochenille versetzt und bis auf die Zimmer- temperatur, wobei sie eine kurze Zeit noch flüssig blieb, abgekühlt. Der zu untersuchende Pflanzentheil, unter Wasser von der Pflanze abgeschnitten, wurde vollständig benetzt in die Injectionsmasse gebracht und durch eine Vorrichtung in derselben untergetaucht erhalten. Es durfte nun nicht gesäumt werden das Ganze unter den Recipienten der Luftpumpe zu bringen, und durch Auspumpen der Luft die in der Pflanze enthaltene Luft zu entfernen. Durch die gleich darauf erfolgte Herstellung des Gleichgewichtes nahm nun die Injectionsmasse die Stelle der in der Pflanze enthaltenen Luft ein, wohin sie leicht durch die mittelst des Schnittes geöff'neten Canäle gelangen konnte. Aus der nun bald stockenden Masse wurde der Pflanzentheil herausgenonmien, der sich für die weitere anatomische Untersuchung als vollständig geeignet erwies. In allen Untersuchungen, welche auf solche Weise mit Pflanzen- theilen, die das Phänomen der Wasserausscheidung bemerken Hessen vorgenommen wurden , zeigte sich die Injectionsmasse nicht blos in die kleinsten Luftcanäle eingedrungen, sondern dieselbe hatte auch jedesmal alle Spiroiden fast ohne Ausnahme erfüllt. Es geht somit aus diesem Experimente unzweifelhaft hervor, dass die Spiralgefässe dieser thränenden Organe niemals von Flüssigkeit erfüllt sind, und dass daher die die Spiralgefässe begleitenden langgestreck- ten dünnwandigen Zellen als die alleinigen Organe dieser Saftfüh- rimg angesehen werden müssen. Nächst den Aroideen, wovon ausser Richardia noch mehrere Arten von Colocasin, Caladium und Xauthosoma zum Gegenstande derUntersuchung dienten, habe ich meine Aufmerksamkeit auf ähnliche Ausscheidungen an i?rrtss/c« cretica Lam. gerichtet. Die etwas stei- fen Blätter dieser Pflanze sind mit stumpfen Kerben versehen und es Beiträg'e zur Physiologie der Pflanzen. 121 sind eben nur die Spitzen dieser Kerben oder Zähne, welche die Aus- scbeidiing einer wasserhellen Flüssigkeit veranlassen. Im gewöhnli- chen Zustande, wie diese Topfpflanze in unsern Gewächshäusern vor- kommt, lässt sich durchaus keine Spur irgend einer sichtbaren Aus- scheidung wabrnehmen; bedeckt man jedoch die Pflanze mit einer Glasglocke, so erscheint schon in einer bis zwei Stunden ein kleines Tröpfchen Wasser an der Spitze jedes Zahnes. Über Nacht ver- grössern sich diese Tropfen so sehr, dass sie sich von denselben trennen und immer wieder durch neue Tropfen ersetzt werden. Es gewährt einen sehr schönen Anblick des Morgens jedes Blatt mit eben so zahlreichen Tropfen umsäumt zu sehen, als der Rand Zähne hat. Auch hier wird man vergebens nach einem besondern Organe der Ausscheidung suchen, eben sowenig eine Drüse wahrnehmen, welche Trinchinetti's Beobachtungen zu Folge hier wie in allen übrigen derartigen Fällen die Ausscheidung bewirken sollte. Der wesentliche, auf diese Function am meisten Einfluss nehmende Theil besteht auch hier in einer Vereinigung der Gefässbündel unmittelbar unter jedem Kerbzahne; es wird jedoch hier nicht wie in den Aroideen ein zapfenförmiger Fortsatz gebildet, sondern die aus dem Blattrande so wie aus dem Innern des Blattes zusammentretenden Gefässbündel bilden einen Knoten. Fig. 17 stellt, um dies zu erläutern, ein Stück des Blattrandes von Brassica cretica in 20 maliger Vergrösserung dar. Mit Ausnahme des Gefässbündelnetzes ist hier alles in der Zeichnung weggelassen: a ist einer der Kerbezähne, darunter be- findet sich der Gefassbündelknoten. Um die Structur eines dieser Gefässbündel näher kennen zu lerner), ist Fig. 18 beigefügt, aus der sich ergibt, dass die Spiroiden a sehr enge und wenig zahlreich sind, der Bastkörper b gleichfalls nur aus einer geringen Anzahl ungleicher dickwandiger Zellen bestehe, und dass die Holzzellen c hier wie in den früheren Fällen als die hauptsächlichsten Organe der Saftleitung und als die die Ausscheidung vermittelnden Organe zu betrachten seien. Dasselbe Resultat der Untersuchung lieferten im Wesentlichen auch die Blätter grasartiger Pflanzen. Auch hier erscheint die wässe- rige Ausscheidung unter den gedachten Umständen nur an den Spitzen der Blätter und ausnahmsweise an den Rändern derselben. Weder ein besonderer ofTener Ausführungsgang noch ein drüsenartiger 122 U n g e r. Körper kann als Vermittler der Ausscheidung angesehen werden. Auch hier ist daher nur der Vereinigungs- oder Knotenpunkt der Gefäss- bündel als das hauptsächlichste Organ dieser Function zu betrachten oder dieselbe wenigstens in Abhängigkeit von der Gefässbündelver- einigung zu erkennen. Es geht somit aus allen diesen wenn gleich nicht zahlreichen, jedoch immerhin genau durchgeführten Beobach- tungen hervor, dass die Ausscheidung wässeriger Flüssigkeiten durch die Lauhblätter der Pflanzen keine an besondere Organe geknüpfte Erscheinung sei, sondern dass im Gegentheile die jeder Pflanze speciell zugewiesene Organisation hinreichend sei , unter gewissen Umständen derlei Excretionen zu bewerkstelligen , daher dieselben jedenfalls auf den Charakter der Allgemeinheit Anspruch machen können. Um nun diese Excretionen nach ihrer wahren Beschaffenheit, nach ihrem Übereinkommen mit anderen Erscheinungen im Pflanzen- reiche und somit ihrer Natur nach kennen zu lernen, ist es noth- wendig, auf die Periodicität derselben, so wie auf die chemische Be- schaffenheit der Flüssigkeit ein besonderes Augenmerk zu werfen. Alle Beobachter stimmen bezüglich des ersten Punktes darin überein , dass die Ausscheidung wässeriger Flüssigkeiten an den Pflanzenblättern nur zu gewissen Jahres- und zu gewissen Tages- zeiten vor sich gehe. Fast ausschliesslich nur Pflanzen im jugendlichen Alter und perennirende Gewächse zur Zeit ihres Triebes lassen das gedachte Phänomen wahrnehmen; in jedem andern Alters- und Ent- wicklungszustand wird es nicht wahrgenommen. Es geht daraus her- vor, dass ein besonderer Zustand des Säftereichthumes, den wir für diese Periode annehmen müssen, die Pflanzen für diese Ausschei- dungen befähiget. Eine zweite untergeordnete Periodicität dieser Erscheinung gibt sich nur zu deutlich in dem Unterschiede von Tag und Nacht kund. Fast alle Beobachter welche dieses Phänomens gedenken, haben diese Ausscheidung zuerst nicht unter Tags, sondern in den frühen Morgenstunden bemerkt. Die Verwechslung dieser Excretion mit dem Thaue, gegen welche sich schon Muschenbroek erhob, war daher allgemein. Wer immer bisher darüber Beobachtungen anstellte, erfuhr, dass die Menge des ausgeschiedenen Wassers bei Nacht merklich grösser war als bei Tage. Auch ich kann dies nur bestä- tigen, aber durch eine Beihe von genauer gemachten Beobachtungen Beitrüge zur Physiologie der Pflanzen. 123 bei Richardia aethiopica zugleich noch etwas Näheres hinzufügen, wie dies nachfolgende tabellarische Übersicht darlegt. Um namhaftere und daher leichter messbare Quantitäten zu erhalten, habe ich mehrere (4 — 6) Blätter durch leichte Klammern vereinigt und die aus ihren Spitzen abtropfende Flüssigkeit in kubicirten engen Röhren aufgefangen. In der ersten Reihe der Beobachtungen, welche vom 14. bis 25. November ununterbrochen durch 11 Tage dauerten, wurde aus 6 ausgewachsenen Blättern 26*5 Gramm. Flüssigkeit ausgeschieden. Hierbei blieb die Ptlanze fort und fort unter Glasbedeckung und erhielt gleich anfänglich eine hinlängliche Menge Wassers zur Befeuchtung. Tag der Beobach- Stunde der Beobachtung Zahl IM enge der ausge- tung im November der Tageszeit schiedenen TOU bis Stunden Flüssigkeit in Grm. 14. 9 Morgens S Abends 8 Tag 0-3 U. S Abends 9 Morgens 16 Nacht 1-4 13. 9 Morgens 2 Nachmittags 5 Tag 0-3 16. 2 Nachmittags 9 Morgens 19 Nacht 2-0 16. 9 Morgens 1 Nachmittags 4 Tag 0-3 17. 1 Nachmittags 10 Morgens 21 Nacht 23 17. 10 Morgens 34- Nachmittags 34- Tag 0-3 18. 3| Nachmittags 7 Morgens isi Nacht 31 18. 7 Morgens 12J- Nachmittags 54- Tag 0-9 18. 12| Nachmittags 6 Abends 34- 1-3 19. 6 Abends 7 Morgens 13' Nacht 2-3 19. 7 Morgens 10 Morgens 3 Tag 0-4 20. 10 Morgens 7 Morgens 21 Tag U.Nacht 2-3 20. 7 Morgens 10 Morgens 3 Tag 0-3 21. 10 Morgens 7 Morgens 21 Tag U.Nacht 2-2 21. 7 Morgens 10 Morgens 3 Tag 0-4 21. 10 Morgens 6 Abends 8 0-8 22. 6 Abends 10 Morgens 16 Nacht 1-6 23. 10 Morgens 10 Morgens 24 Tag U.Nacht 1-4 24. 10 Morgens 11 Morgens 23 1-0 25. 11 Morgens 9 Morgens 22 „ 1-2 S( )mit in 11 Tager oder 2 64 Stunden 26-3 Eine 2. Beobachtung wurde an derselben Pflanze durch 10 Tage Ende Decembers und Anfangs Januars vorgenommen. Vier Blätter der Richardia aethiopica geben unter gleichen Umständen Flüssig- keit von sich wie folfft: 124 U n Tag- der Menge der Beobach- Stunde der Beobachtung Zahl ausge- tung' im December der Stunden Tageszeit schiedenen Flüssigkeit und Januar in Grni. 28.-29. 10 Morgens 10 Morgens 24 Tag u.Nachl 4-6 29. 10 Morgens 7 Abends 9 Tag 2-6 30. 7 Abends 10 Morgens 15 Nacht 2-2 30. 10 Morgens 7 Abends 9 Tag 1-6 31. 7 Abends 10 Morgens 15 Tag u. Nacht 3-0 1. 10 Morgens 10 Morgens 24 3? 4-3 2. 10 Morgens 10 Morgens 24 J5 3-7 2. 10 Morgens S Abends 7 Tag 1-5 3. S Abends 12 Mittags 19 Tag u.Naeht 1-7 4. 12 3Iittags 10 Morgens 22 5! 2-5 U. 10 Morgens 10 Morgens 24 2-8 6. 10 Morgens 10 Morgens 24 „ 2-5 7. 10 Morgens 10 Morgens 24 » 30 Somi t in 10 Tagen oder 240 Stunden . . . 36-0 In ähnlicher Weise wurden auch an Xcmthosoma violaceimi Beobachtungen angestellt. Da diese Pflanze aber wie die meisten Aroideen im Herbste und Winter einziehen oder ruhen, so M'ar die Aufsammlung der von den Spitzen der Blätter abträufelnden Flüssig- keit höchst unbedeutend und betrug vom 25. November bis 27. De- cember, also über einen Monat, und zwar aus zwei Blättern nicht mehr als 2 "3 Gramm. Ungeachtet dieser geringen Menge war es doch auch hier auffällig, dass die Tropfen an den Blattspitzen sich nur über Nacht bildeten, hingegen den Tag über kaum eine Vergrös- serung erlangten. Eine etwas reichlichere, wenn auch immerhin noch eine sehr geringe Menge Hess Ccdadium odorum durch 3 Tage vom 18. bis 21. November ausfliessen. Ich sammelte von 4 Blättern 1 • 7 Gramm Flüssigkeit. — Eine besondere Aufmerksamkeit verdient nun wohl eben so die chemische Beschaffenheit der excernirten Flüssigkeit. Es ist wohl von vorn herein abzusehen, dass dieselbe, wenn sie auch in allen Fällen eine wasserhelle, geschmacklose Flüssigkeit darstellt, nichts weniger als pures Wasser ist. Die bisher an dem aus den Blättern von Richardia aethiopica, Amotmim Zeriimbet und Vitls vinifera ausge- schiedenen Säfte gemachten Untersuchungen haben dargethan, dass diese Flüssigkeit an Säuren und Salzen stets eine kleine Menge enthält. Dieses haben auch nachstehende, in Gemeinschaft mit Herrn Prof. Rettenbacher ausgeführte Untersuchungen vollkommen bestätiget. Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. 123 Schon durch das specifische Gewicht hat sich eine wenn gleich sehr geringe Beimengung des Wassers verrathen. Da ich in meh- reren Fällen überdies im Stande war, so viel Flüssigkeit zu sammeln, um eine Bestimmung der darin enthaltenen fixen Bestandtheile vor- zunehmen, und auch eine qualitative Bestimmung derselben noch möglich war, so konnte eine genauere Untersuchung von mehreren dieser Ausscheidungsmaterien geliefert werden. Wie es von solcher dem Wasser sehr ähnlichen Flüssigkeit zu erwarten war, zeigte sich das specifische Gewicht nicht sehr ver- schieden. Ich fand dasselbe bei dem Safte der Richardia aethiopica = \ 00053 Brassica cretica = 10008 Zea Mays = 1-0007 Colocasia antiquorum = 1-0009. Vergleicht man dasselbe mit dem Safte der thränenden Beben so wie mit dem aus angebohrten Birkenstämmen ausfliessenden Safte, wozu ich für ersteren das Mittel von 6 Bestimmungen, für letzteren das Mittel von 8 Bestimmungen i) nehme und das somit für den Saft von Vitis vinifera = 10007 „ Behda alba = 10047 beträgt, so zeigt sich eine auffallende Übereinstimmung in dieser Beziehung^ und wir sind genöthigt, diesfalls zwischen beiden eine Übereinstimmung anzunehmen. Geht man nun weiter in die Untersuchung der chemischen Be- schaffenheit der oben genannten Flüssigkeiten ein, so zeigt sich auch da nicht blos eine auffallende Übereinstimmung bei den verschie- denen Pflanzen, sondern es lässt sich zugleich nachweisen, wie gering der Unterschied derselben von den aus dem Stamme von Vitis und Betida abgezapften Säften ist. In allen Fällen stellt die Excretionsflüssigkeit eine wasserhelle, klare, geschmacklose Flüssigkeit dar, die jedoch längere Zeit selbst in verschlossenen Gefässen aufbewahrt, sich allmählich zu trüben an- fängt und endlich zarte Flocken zu Boden gehen lässt. Untersucht man sie frisch, so bringt Chlorbaryum durchaus keine Trübung, hin- gegen salpetersaures Silberoxyd eine Spur von Opalescenz hervor. 1) Siehe meine Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. Sitzb. d. kais. Akademie d. Wiss. Bd. XXV, p. 443. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVUl. Bd. Nr. 2. 9 126 U n g e r. Auf Anwendung von basischem essigsauren Bleioxyd igt die Trübung jedesmal auffällig und man würde daraus auf die Anwesenheit von Kohlensäure in der ausgeschiedenen Flüssigkeit schliessen können, wenn nicht jedes destillirte Wasser in längerer Berührung mit der atmosphärischen Luft geringe Mengen desselben aufzunehmen im Stande wäre. Lässt man von diesen Flüssigkeiten einige Tropfen auf einer gut gereinigten Glastafel verdunsten, so bleibt stets eine mehr oder minder deutliche Spur eines Rückstandes. Man erkennt darin weniger deutlich Krystalle als eine homogene Substanz, welche, in- dem sie durch starkes Austrocknen Risse erhält, sich wie Gummi ausnimmt. Einer grösseren Hitze ausgesetzt, wird dieselbe schwarz, indem sie verkohlt. Nachdem auch die Kohle verbrennt, bleiben kleine mikroskopische Kryställchen zurück. Ich bringe hier die Resultate der qualitativen Analysen von vier Pflanzen, welche Herr Prof. Redten bacher in meinem Bei- sein ausgeführt hat, in eine tabellarische Übersicht, um dieselben leichter unter einander vergleichen zu können. Ausgeschiedene Flüssigkeit 2' £ . 2 !> C 'S ~ 3 .2 (u Tliln. Ii fixe theile Deren Geh alt an 1 1 aj '^ % S -w S: = ^ O o 'S ^ o TS sus 3 Ol B ra 'O Si '^ a O CS S s" bß = -j c a - « © = « Qj aj ■5 » — . aj O) den Blättern t, 0) o 1 = ü 'S II !2 H von 3 c« a t» a, ■" ü m 't^ " fcii s Ä 1 3 Zea Mays 19-975 0-0100 0-0055 5-000 s 0) 3 a. 1 3 O. «3 Ol s «3 'S ll 3 i: 3 Ol C 3) .s *^ 3 CS 3 ^ -3 ■^ 1 3 C 0) J) 3 O i. u CO bi Cl> ^ CJD Richardia ä2-640 0-0036 0-0016 0-684 2 « 1 = CO ^ S 3j OS o 0) ■2 i:ß Ig. rC aethiopica 0) £ 0) 3 3 V >: ■? "^ S 3 3 .1^ s 3 ■äs Ol OJ 0) CB Colocasia an- 7122 0-004 0-0006 5-615 , j. K 5 o „ 5 o 1 c" •?* bß tiquorum SS 5 Brassica cre- 11-8S6 0-0121 00050 10-200 j; , j j. K tica Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. 127 Wenn man nun auch hier wieder eine Vergleichung mit der Zusammensetzung von Säften anstellt, welche zur Frühlingszeit aus mehreren unserer Holzgewächse gewonnen werden, so springt die Ähnlichkeit beiderlei Säftemassen um so mehr in die Augen. Leider konnte ich zur Vergleichung keinen Saft aus dem Rebenholze unter- suchen*)» dagegen stand mir eine ziemliche Quantität Birkensaft, wel- chen ich seit März 1856 in einer luftdicht verschlossenen Glasröhre aufbewahrt hatte, zu Gebote. Dieser Saft war noch so wasserhell wie früher, hatte ein spec. Gewicht von 1-0031. Es enthielten 62-8 Grm. Saft fixe Bestand- theile 0-2603 Grm., wovon 02484 Grm. Asche waren. In 10.000 Theilen waren also 41-449 fixe Bestandtheile. Bei der verhältnissmässig grossen Menge von Asche war es möglich die löslichen Theile derselben von den unlöslichen zu trennen, und dem Gewichte nach zu bestimmen. Letztere zeigten nur die geringe Menge von 0-002 Grm. Wie in den früheren Fällen reagirte auch hier der wässerige Auszug der unverbrennlichen Bestandtheile alkalisch. Durch Chlor- baryum wurde Schwefelsäure, durch salpetersaures Silberoxyd Chlor, beide in geringer Menge nachgewiesen. Der Rest eingedampft und mit Platinchlorid behandelt, Hess eine sehr grosse Menge Kali erkennen. Der unlösliche Aschenbestandtheil 2 Mil. Grm. wurde in Chlor- wasserstoftsäure aufgelöst, wobei sich ein Rückstand zeigte, welcher nichts anderes als Kieselsäure sein konnte. Auf die gewöhnliche Weise wurde in der Flüssigkeit nun noch Kalk- und Bittererde und durch molybdensaures Ammoniak Phosphorsäure nachgewiesen. Ebenso Hess sich in derselben auch Eisen erkennen. — Auf Grund aller dieser Untersuchungen sind wir nun allerdings berechtiget, in den durch die Blätter ausgeschiedenen Flüssigkeiten dieselbe Natur und Beschaffenheit zu erkennen, wie uns die an den verwundeten Holzgewächsen hervorquellenden Flüssigkeiten dar- bieten. Um die völlige Identität beiderlei Flüssigkeiten zu erkennen, würde nur noch erübrigen in Erfahrung zu bringen, ob auch bei jenen krautartigen Gewächsen aus verletzten Theilen, z. B. aus den Blatt- 1) Man sehe jedoch hierüber „chemische Untersuchungen des Thränenwassers der Weinrebe von Wittstein.« Vierteljahrschrift Bd. VI, S. 192. 9* 128 Ungar. stielen ein Saft hervorquillt, und wenn dies der Fall ist, ob derselbe zugleich in seinen Eigenschaften mit den durch die Blattflächen ausgesonderten übereinstimmt. Es ist nichts leichter als sich von der Wirklichkeit dieser Sache bei den Aroideen zu überzeugen. Scheidet man bei denselben den Blattstiel in was immer für einer Höhe quer durch, so tritt auf der Stelle Flüssigkeit hervor. Wird die Pflanze in trockener Luft ge- halten, so zieht sich die Wundfläche bald zusammen und der Ausfluss hört auf. In feuchter Luft dauert der letztere länger und er ist zu- gleich eine Ursache, wesshalb ein Faulen dieser Theile von der Wunde aus oft rasch eingeleitet wird. Um die nöthige Quantität Flüssigkeit aus solchen Schnittwunden der Blattstiele zu erlangen, habe ich durch eine über den Blattstiel gesteckte Eprouvette das Vertrocknen der Wunde möglichst ver- hindert, dagegen durch eine darunter gestellte Eprouvette die aus- fliessende Feuchtigkeit sorgfältig gesammelt. Auf solche Weise habe ich aus einem Blattstiel von Rlchardta aethiopicain 12 Tagen ungefähr 10 Grm., aus einem durchschnittenen Blattstiel von Colocasia witiqiiorum in 10 Tagen 7*12 Grm. Saft erhalten. Ich muss hierbei bemerken, dass der Saft vorzüglich der ersteren Pflanze anfänglich eine gelblich bräunliche Färbung von dem bei- gemischten Milchsafte hatte, dass aber in der Folge aus derselben Wunde ein vollkommen heller wasserklarer Saft hervorquoll. Die Bestimmung des specifischen Gewichtes an ersterem Safte zeigte genau dieselbe Grösse, wie der Saft aus den Blättern, nämlich 1-000531); dasselbe fand auch bei Colocasia antiquorum Statt. Es versteht sich von selbst, dass der Säfteausfluss nur aus dem mit der Pflanze in Verbindung stehenden Best des Blattstieles erfolgt. 1) Zur Bestimmung- des specifischen Gewichtes des Saftes der Blätter erhielt ich die Zahlen : Gewicht des Picnometer = 3-261 mit destillirtem Wasser bei 14" R. . . = 14397 mit Saft aus der Blattspitze = 14-603 aus dem Blattstiele: Gewicht des Picnometer . . = 2-4!)8 mit destillirtem Wasser = 9o73 mit Saft aus dem Blattstiele .... = 9-3768 Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. 129 dagegen die Schnittwunde des Blattstieles, die mit der Blattfläche in Verbindung ist, trocken bleibt. Aus dem Ganzen des bisher Vorgetragenen ergibt sich als eine nicht zu bezweifelnde Thatsache, dass die Saftabscheldung an den Blättern mit dem Phänomen der Saftfülle in den Stämmen der Holz- pflanzen zusammenfällt und beide im Grunde nur Formen eines und desselben Processes an verschiedenen Organen sind. Schon bei der Untersuchung der Friihlingssäfte im Weinstocke und der Birke musste es mir auffallen *), dass der aus höheren Theilen des Stammes abgezapfte Saft ein geringeres specifisches Ge- wicht zeigte und daher minder reich an fixen Bestandtheilen war, als der aus den tiefer liegenden Stellen. Ich glaubte für dieses unseren Vorstellungen widersprechende Verhältniss von der nach aufwärts fort und fort stattfindenden Assimilation der rohen von der Wurzel aufgenommenen Nahrungssäften den Grund in der Betheiligung der Gefässe und in der in ihnen vor sich gehenden Mischung der Flüs- sigkeiten zu finden. Es scheint mir nach diesen hier aus einander gesetzten Beobachtungen nun nicht nothwendig zu dieser Erklärung die Zuflucht zu nehmen, im Gegentheile ganz im Einklänge mit den- selben zu sein, dass der Saft in den oberen Theilen der Saftführung weniger concentrirt als in den unteren ist. Wenn auch noch keines- wegs eine genügende Menge von Beobachtungen vorhanden ist, so lassen schon die wenigen, welche hier aus einander gesetzt wurden erkennen , dass die an den äussersten peripherischen Theilen der Pflanze ausgeschiedenen Säfte niemals concentrirter und reicher an aufgelösten Bestandtheilen sind , als die an tiefer gelegenen mehr centralen Theilen vorkommenden Säfte. Diese Wahrnehmung gibt für die Saftvertheilung, für die Organe derselben so wie für die Theile der wichtigsten Function in den Pflanzen, d. i. der Assimilation eine von der bisherigen Ansicht ganz verschiedene Auffassung. Fürs erste sind die Gefässbündel der Pflanze, namentlich der innere Theil, und daher auch der Holzkörper der dicotylen Pflanzen sicherlich für nichts anders als für die eigentlichen Organe der Saft- führung anzusehen. Durch diese und durch keine anderen Organe 1) . c. p. 443. 130 U n g e r. wird der von den Wurzeln aufgenommene Saft weiter befördert. Mittelst dieses in den peripherischen Theilen der Blätter auf das weiteste ausgebreiteten Systems wird der rohe Saft erst seiner Veränderung zugeführt, die in diesen Organen durch Luft- und Lichteinwirkung bewerkstelliget wird. Die diluirten von der Wurzel hieher gebrachten Säfte haben noch keine Assimilation erfahren, und die organischen ßestandtheile, namentlich Zucker und Dextrin sind dabei nur mechanisch von den Wurzeln aus, wo sie in grösse- rer Menge angehäuft waren, und eben dadurch die Aufnahme des Wassers und der in demselben gelüsten Substanzen möglich machten, mitgerissen worden. Diese Ansicht setzt jedoch nothwendig voraus, dass die Säfte in diesen Organen nicht, wie man bisher dachte, durch Endosmose gehoben, sondern von den Wurzeln aus hinauf gepresst werden. Für das Steigen der Frühlingssäfte war es wohl von jeher nicht anders möglich, als sich die Druckkraft in den Wurzeln zu denken, und man lernte auch durch ganz einfache Experimente dieselbe zu bestimmen. Es ist wohl leicht einzusehen, dass eine Kraft, welche im Früh- jahre hinreicht das Phänomen des Saftsteigens zu erklären, mit der Beblätterung der Pflanze nicht sogleich aufhören wird wirksam zu sein. Neuere Untersuchungen von W. H ofm e ister i) haben auch in der That dargethan, dass mit der eintretenden Function der Blätter als verdunstende Organe, die Wirkung der Wurzeln nicht verringert wird. Auch bei krautartigen, in voller ßelaubung stehenden Pflanzen lässt sich durch ein an dem abgeschnittenen Stumpf angebrachtes Manometer zeigen, dass die Wirksamkeit des Druckes von den Wur- zeln aus nicht geringer als bei den nicht belaubten Reben sei. Wir können daher weder in der Verdunstung der Blätter noch in der allmählichen Assimilation, welche gegen die höheren und gegen die peripherischen Pflanzentheile fort und fort einen für die Endos- mose und die Safthebung angemessenen Zustand erzeugen sollte, für die Ursache der Hebung der rohen Nahrungssäfte ansehen, sondern dieselbe einzig und allein als eine Folge des Druckes, der von der Wurzel ausgeübt wird, betrachten. Die in Folge dieser Krafläusserung zu überwindenden Hindernisse, welche vorzüglich in dem Widerstände *) über das Steigen des Saftes der Pflanzen. Berichte der k. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1837, p. 149. Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. 131 ungemein zahlreicher Zellwände liegen , können jedoch in keinem Falle von der Art sein, dass sie nicht je nach der Beschaffenheit der Pflanze überwunden werden sollten. Wenn man nach dem über Injec- tionen der Baumstämme im Grossen angestellten Versuche erfährt, dass Nadelhölzer, welche bekanntlich keine den Haarröhrchen ähnliche Spiroiden im Holze besitzen, eben so leicht wie Erlen und Buchen von den Lösungsmitteln durchdrungen werden, und dass zur vollstän- digen Imprägnation eines Mastbaumes nur ein Druck von 42 Fuss Wasser, d. i. viel weniger nöthig ist als der Druck der Wurzel des Weinstockes beträgt, der zur Zeit des Thränens auf die in ihm vor- handene Saftmasse wirkt, so ist wohl nicht zu bezweifeln, dass in allen Fällen die endosmotische Kraft der Wurzel ausreichen wird, die rohe auf dem Wege durch so viele Zellen nach und nach mit assimi- lirten Stoffen zufällig imprägnirte Flüssigkeit nicht nur bis in alle Theile der Pflanze zu treiben, sondern dieselbe unter gewissen Um- ständen sogar aus den Spitzen der Blätter in ihrer unveränderten Form hinauszupressen i). Ohne diese vis a tergo würde es jedenfalls überhaupt schwer sein, die eingangs beschriebene Excretion zu erklären. Da die durch die Gefässbündelnetze in die ganze Blattfläche vertheilte Säftemasse bei Tag unter übrigens gleichen Umständen einen grossen Theil durch Verdunstung verliert, wird es begreiflich wie zu dieser Zeit im Allgemeinen die wässerige Excretion an den Blattspitzen sich vermindern oder ganz aufhören muss, während bei Nacht, wo dieTransspiration beinahe auf 0 zurücksinkt, gewisse Kno- tenpunkte der Gefässbündel ihren Reichthum an Saft unmittelbar austreten lassen müssen. Verfolgt man diese Ansicht über die Saftführung noch weiter, so wird es nun auch begreiflich, wie mit dem aufsteigenden Strome der rohen Säfte auch ein absteigender Strom der assimilirten Säfte noth- wendig in Verbindung stehen muss. Es ist von selbst verständlich, dass der äussere Theil der Gefässbündel, sowie das übrige die Gefässbündeln umgebende Parenchym, vorzüglich die Binde, als die Vermittlerin der abstei- genden Saftrichtung angesehen werden müssen. Durch diese peri- 1) Die am Blatte von Caludium desfUlatorium W. {}. c.) ang-eslell ten Beobaclitiing-en sprechen von einem stossweisen Austritte der Flüssigkeit aus der Blatlspitze. 132 Unger. pherisclien Organe, in welchen höchst wahrscheinlich die Assimi- lation fortwährend fortschreitet, erhält endlich die Wurzel zu allen Zeiten im Sommer eben so wie im Frühling und Herbste jene Pro- ducte, welche es ihr möglich machen, neuerdings die Endosmose ein- zuleiten und so eine fortwährende Circulation der Säfte zu unterhal- ten, die nur von dem Wärme- und Feuchtigkeitsmangel des Bodens retardirt, aber niemals vollständig unterbrochen wird. Erkliirnng der Abbildangen. TAFEL I. Fig. 1. Ein Blatt von Richardia aethiopica in halber natürlicher Grösse mit dem an seiner Spitze befindlichen Tropfen einer daselbst ausgeschie- denen wässerigen Flüssigkeit. „ 2. Die Blattspitze allein vierfach vergrössert , um die Stelle genau zu bezeichnen, von wo die Wasserausscheidung stattfindet. Man gewahrt die cylindrische Spitze an ihrem mittleren Theile bereits von der angesammelten Flüssigkeit umgeben. „ 3. Dieselbe Spitze mit der vollständigen Nervatur, in achtmaliger Ver- grösserung gezeichnet. Sowohl die starken Randnerven als die übrigen Haupt- und Nebennerven des Blattes vereinigen sich in die cylindri- sche Fortsetzung der ßlattspitze, von wo die Wasserausscheidung ausgeht. Um sämnitliche Gefüssbündej, welche die Blattnerven bil- den, genau in ihrer Ausdehnung und in ihrem Zusammenhange kennen zu lernen, war es nöthig diesen Blatttheil zuvor in Ätzkali zu kochen. „ 4. Querschnitt der cylindrischen Spitze in 100 maliger Vergrösserung. Der GefässkSrper aus der Vereinigung siimmtlicher Gefässbündel des Blattes entstanden, nimmt den mittleren Theil ein, während ihm ein nicht unbeträchtliches chlorophyllführendes Parenchym umgibt. Die kleineren Spiralgefässe sind meist am Rande dieses Gefässkörpers gelegen, dagegen die weiten, welche einen Durchmesser von 0'07 Millim. erreichen, meist den inneren Theil einnehmen. Zwischen beiden befin- den sich zahlreiche sehr dünnwandige langgestreckte Zellen. „ 5. Stück eines einfaciien Spiralgefässes aus dem Blattstiel von Richardia in 360maliger Vergrösserung; der Durchmesser beträgt 0'044 Millim. „ 6. Stück eines eben solchen Spiralgefässes aus dem Blattstiele von Richardia in gleicher Vergrösserung. Der Durehmesser beträgt 006 Millim., die Spiralfaser ist etwas zarter und ihre Windungen weiter. Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. 133 Fig. 7. Gleichfalls ein Stück eines Spiralgefässes von derselben Pflanze mit einem nebenliegenden viel engeren Spiralgefässe. Vergrösserung ^^%. Der Durchmesser betrügt 0-07 Millim. Die Spiralfaser des Gefiisses hat noch weitere Windungen als in den vorhergehenden Fällen. Da die Verbindung der Spiralfaser mit der Gefässmembran sehr locker ist, lässt sich dieselbe auch leicht von dieser trennen. Solche getrennte Spiralfasern stellen Fig. 7 b dar. „ 8. Ein grosses Spiraigefiiss derselben Pflanze in Verbindung mit einem ganz kleinen in 360maliger Vergrösserung. Nur in diesen erkennt man die Spiralfaser, während sie in dem weiten Gefässe nicht mehr sichtbar ist. Wie das kleine Gefäss, so gehört auch das nebenliegende Prosenchym zur unmittelbaren Umgebung jenes Gefässes ohne Spi- ralfaser. Der Durchmesser des grossen Gefässes beträgt 0'08 Millim. TAFEL II. „ 9. Zwei Stückchen einfacher Spiralgefässe aus dem Blattstiele von Ca- ladiiim odorum, 165nial vergrössert. Sie besitzen beide einen Durch- messer von 0*06 Millim. Die Spiralfaser ist breit und deutlich erkennbar. „ 10. Ein Spiralgefäss eben daher und in gleicher Vergrösserung. Die Spi- ralfaser ist zarter und macht weitere Windungen. Durchmesser des Gefässes 0-09 Millim. „ 11. Ein eben solches Spiralgefäss von 0-10 Millim. Weite. Man sieht die Spiralfaser nur als dünne zarte Linie. „ 12. Das gleiche ist auch hier der Fall, wo die Weite 0-11 Millim. beträgt. „ 13. Auch ein Spiralgefäss aus dem Blattstiel von Caladium odorum mit umgebendem Zellgewebe in 165maliger Vergrösserung. Der Durch- messer desselben ist Ol 15 Millim. Die Spiralfaser fehlt gänzlich. „ 14. Querschnitt eines Gefässbündels aus dem Blattstiele von Caladium odorum in 165maliger Vergrösserung: a) Zwei an einander liegende weite Spiralgefässe von 0'142 Millim. Durchmesser und daher ohne Spiralfaser. h) Langgestreckte dünnwandige Zellen des Cambiums. „ Ib. Ein noch weiteres Gefäss aus derselben Pflanze im Querdurchschnitte mit den angrenzenden Zellen in gleicher Vergrösserung. Das Lumen dieses Gefässes beträgt 0'17 Millim., eine Spiralfaser fehlt. „ 10. Querschnitt eines Gefässbündels mit dem angrenzenden Zellgewebe aus dem Blattstiele von Colocasia nntiquorum Schott in lOOmaliger Vergrösserung: aj Grosses Spiralgefäss ohne Spirale von 0-11 Millim. Durehmesser. bj Kleines Spiralgefäss mit Spiralfaser. cj Dünnwandiges gestrecktes Gewebe des Cambiums. „ 17. Ein Stück des Blattrandes von Brassica cretica Lam. in Kali gekocht, um die Gefässbündelvertheilung besser zu sehen. Vergrösserung ^%. 134 Ditscheiner. Bei a ein Zahn des Blattrandes , an dem der Tropfen Flüssigkeit hervortritt. Die Gefässbündel machen unter dieser Stelle einen bedeu- tenden Knoten. Fig. 18. Querschnitt eines Gefässbündels dieser Pflanze nächst dem Zahne in SGOmaiiger Vergrösserung: a) Spiralgefässe gewöhnlicher Art. hj ßastzellen. cj Cambiumzellen. Über die graphische Hyperbel- Methode. Von Leander Ditscheiner. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgetragen in der Sitzung am 22. October 1837.) Zwei graphische Methoden der Krystallographie liatte ich bereits die Ehre der hochverehrten mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorzulegen. Es sind dies die „graphische Kreis-Methode" und die „graphische Parabel-Methode". Ich erlaube mir nun mit Gegenwärtigen der hoch- verehrten Classe eine dritte solche Methode, nämlich die „graphische Hyperbel-Methode", vorzulegen. Die „graphische Hyperbel- Methode" ist die sechste in der Reihe der graphischen Methoden der Krystallographie. Bei ihr erscheinen die Flächen ähnlich wie bei der Neumann'schen „graphischen Linien -Methode*, der „graphischen Ellipsen^'^ und der „graphischen Kreis-Methode", durch Punkte repräsentirt, sie unterscheidet sich jedoch von allen genannten graphischen Methoden dadurch, dass der Inbegriff aller Flächenorte einer Zone, also die Zonenlinie, nicht wie bei diesen eine gerade Linie, ein Kreis oder eine Ellipse, sondern eine Hyperbel ist, und in gewissen, jedoch nur speciellen Fällen, auch eine Parabel sein kann , deren Axe dann stets mit der Coordiuatenaxe Oy zusammenfällt. Jede Hyperbel in dem Schema hat ihren eigenen, von den Abmessungen der die Zone bestimmenden Gestalten abhängigen Mittelpunkt, und nur für den Fall, dass der Mittel- punkt der graphischen Zonenlinie der „graphischen Kreismethode" l'iij^vr, lliMli-.ii!> zur riivsicilo^'ip ild- ITIan Sil/.iMii!.sUilk.\k(nl.il\V in.illi iL.iliinrCI.V.WIIIliilX"-! 111 J8, Vn-m-. li.-ilr-.'i.ir «in- PliysioliMÜe (Ti-r Pfhiriz..-]. . TaÜI. i'i.xxvin.Rii .\-"?.is.-. über die graphische Hyperbel-Methode. 135 in die Richtung der Oiv fälU, ist der Mittelpunkt der Hyperbel rnit dem Coordinaten - Mittelpunkt übereinstimmend. Die eine der Assymtoten der Hyperbel ist immer eine verticaie, also zu der Coordinatenaxe Oy parallele Linie, während die zweite Assym- tote keine solche bestimmte Lage hat und von den , die Zone bestimmenden Gestalten abhängig ist. Die Neigung der Assymtoten gegen einander wird nur durch eine Coordinate des Mittelpunktes der Zonenlinie der ^,graphischen Kreismethode" bestimmt. Alle jene Zonenlinien, bei welchen diese Coordinate gleich ist, haben also die Neigung der Assymtoten, oder was dasselbe, das Axenverhältniss gleich. Die Mittelpunkte derselben sind aber dennoch verschieden. Für den Fall, dass diese Coordinate 0 wird, geht die Hyperbel in eine Parabel über. Wir beginnen auch hier wieder mit der Bestimmung der Lage des Flächenortes. Wir denken uns zu diesem ßehufe zu derjenigen Krystallfläche, von welcher der Flächenort bestimmt werden soll, eine parallele Ebene durch einen von 0 aus in einer senkrechten Entfernung = 1 gelegenen Punkt Ä Fig. 1 gelegt, so ist diese Ebene ABC. Denn denken wir uns durch die beiden Punkte A und 0 eine auf die Linie BC senkrecht stehende Ebene gelegt, welche die Ebene ABC nach der Linie AS und jene Oxy nach der Linie OS schnei- det, so ist offenbar die Linie ^*S die „Linie des stärksten Falles" unserer Ebene ^jßC. Dann denken wir uns durch den Punkt P, welcher sich in der Richtung von Oy und von 0 aus in der Entfernung 0 P = \ befindet, eine zur Ebene Oxy parallele Ebene MNPQ gelegt, welche Ebene unsere P roj ections- Ebene ist, und den Durchschnitt unserer Linie AS mit derselben gesucht, der sich z. B. in R ergibt, so ist dann R der gesuchte Flächen ort unserer Ebene .45 C. Der Flächenort der „graphischen Hyperbel-Methode" ist also ein Punkt und darin kommt sie mit der graphischen Linien-, Kreis- und Ellipsenmethode überein. Der Punkt R ist auf unserer Projections-Ebene bestimmt durch seine Coordinaten PT und .ßr. Wir wollen nun sogleich dieselben bestimmen, wenn die Ebene, deren Flächenort bestimmt werden soll, als gegeben angesehen werden kann. 136 D i t s eil e i n e r. Es sei zu diesem Behufe cii : bi : Ci = i : mb : nc unsere Fläche, so sind, wenn 0 der Coordinaten- Mittelpunkt ist, die Coor- dinaten von A und S folgende: A; x^ = 0 ',y^=0 ', z^= \; oder wenn man für Of7und SU die ihnen entsprechenden Werthe von: setzt, so sind auch die Coordinaten für S folgende Grössen : Die durch A und 6" gehende Linie ist aber die Linie des stärk- sten Falles unserer Ebene «i : bi : Ci = 1 : 7nb ; nc, und hat die Gleichung: X = — x^^ (z — 1) y = —vA^ — ^) Ihr Durchschnittspunkt mit der Ebene J/iVPÖ. deren Gleichung ist : ist aber bestimmt durch folgende Coordinaten : X — , z — ; oder wenn wir statt x^^ und y^^ die ihnen entsprechenden Werthe setzen, so erhalten wir : 11 IV?' n — (nfi + n^) X = ', z = - , da wir aber in unserem Schema den Punkt N fernerhin als den Coor- dinaten-Mittelpunkt ansehen wollen, und ausserdem die verticale Coordinate z als jene y ansehen, so haben wir in diesem Falle statt z , 1 — y zu setzen , wornach die Coordinaten unseres Punktes Jt folgende sind : n m^ + w^ X == — ; y = — - — • m m^ n Es kann somit keiner Schwierigkeit unterliegen, jede gegebene Fläche ins Schema einzutragen und gehörig zu verzeichnen. über die graphische Hyperbel-Methode. 13 7 §. 2. Nachdem wir nun gesehen haben, welche Lage die Flächenorte besitzen, so wollen wir nun jetzt untersuchen, wie sich die Flächen- orte einer und derselben Zone gegen einander verhalten und welche Lage sie gegen einander einnehmen, d. h. wir wollen die Form und Lage der Zonenlinie bestimmen. Da der Punkt iSFig. 1 nichts anderes als der Flächenort nach der „graphischen Kreismethode "ist, so folgt, dass alle die Punkte, die einer und derselben Zone angehören, in einer Kreislinie liegen müssen, die durch den Punkt 0 geht. Es liegen also auch alle jene Flächen- linien des grössten Falles, deren Flächen in einer Zone liegen, in einem Kegel, welchen wir den Zonenkegel nennen wollen, dessen Spitze der Punkt A und dessen Leitlinie die Zonenlinie nach der „graphischen Kreismethode" ist. Wir müssen also vorerst die Glei- chung dieses Zonenkegels bestimmen und wollen zu diesem Behufe zuerst annehmen, die Spitze des Kegels liege nicht in A, sondern in irgend einem Punkte: so hat dann jede erzeugende Linie des Kegels die Gleichungen: X — Xi = a {z — Zx) (Gl. 1) y-yx = b{z-z,) (Gl. 2) und die Leitlinie unseres Zonenkegels hat die Gleichungen: cc^ _|_ 2/3 -f 2px -^ 2qy = 0 (Gl. 3) z = —i (Gl. 4) Um die Gleichung unseres Zonenkegels zu erhalten, müssen wir nun diese vier Gleichungen gehörig mit einander verbinden. Man hat, wenn man Gl. 4 mit Gl. 1 und Gl. 2 verbindet, folgendes Glei- chungssystem: a? = .n - a (J + z,) (Gl. 5) y = y,-b(i-\-z,) (Gl. 6) und wenn man diese beiden Gleichungen mit Gl. 3 verbindet, so erhält man : [*'i-«(l-f^.)]"'+[2/.4-Hl + ^i)]^+227(.r.-«(l-|-zO]4- + 2ry(2/i-ni+^.)J -0. (Gl. 7) 138 Ditscheiner. Aus den beiden Gleichungen 1 und 2 folgt aber : x—xi y—yi a = und 0 = Z Jj z — z und diese beiden Werthe in Gl. 7 gesetzt, erhält man folgende Glei- chung : [Xj (z-Zj ) — (x—Xj ) (1 + gj )] =^ [yi (g— gl) - jy-yi) (i +^1)]^ iz-z,Y "^ iz-z,y "*" oder auch: [a?! (« — «1) — (.r — a?i) (1 + «i)]3 4- (2/1 (« — «i) — — (2/ — 2/i)(l+2;i)]' + 2/)(2; — 2;i)Gri(z — «,) — — 0^' — .^'l)(l + zi)] + ^Ö'C« — ^i)[2/i (« — «1) — -(2/-2/i)(l+^i)] = 0 als die allgemeinste Gleichung unseres Zonenkegels. Um nun die Gleichung unseres Zonenkegels zu erhalten, müssen wir die Spitze desselben von il^f nach A verlegen, wodurch also: wird. Modificiren wir unsere allgemeinste Gleichung hiernach, so erhalten wir: x"- -\- y"- — t^xz — 2^2/2; = 0 als die gesuchte Gleichung unseres Zonenkegels. Der Durchschnitt dieses Zonenkegels mit unserer Projectionsebene ist aber unsere Zonenlinie. Die Gleichung der Projectionsebene ist: somit, wenn wir diesen Werth in die Gleichung unseres Zonenkegels setzen, wird: .^'3 -|- 1 — ^yxz — 2^2; = 0 oder in gewöhnlicher Form geschrieben : A'3 _ l^xz — 2qz-{-i =0 die Gleichung unserer Zonenlinie, oder indem wir diese Gleichung auf unsere Projectionsebene beziehen, indem wir statt z das y setzen, haben wir: über die graphische Hyperbel-Methode. 139 a^2 — 2p.vy~2qy-\-\=0 (Gl. 8) als die Gleichung unserei* Zonenlinie. In dieser Gleichung sind 2) und q aber nichts anderes, als die Coordinaten des Mittelpunktes der Zonenlinie der graphischen Kreismethode, welche wir dort als fol- gende Werthe gefunden haben: 1 p' p" (m" ti' — ti" m'} P = + ir q = — 2 m' 7)i" (^ii'p" —p' m") 1 n' n" (ni" p' — m'p") 2 ru' m" (^n'p" — p' ?t") Es handelt sich nun darum, zu untersuchen, welche Curve diese Gleichung bestimmt. Eine Kreislinie kann diese Gleichung nicht sein, denn in ihr kommt ein Glied cu . y vor , welches in keiner Glei- chung einer Kreislinie erscheint. Sondern da sie mit der allgemeinen Gleichung des zweiten Grades identisch ist, so kann sie nur eine Ellipse, eine Parabel oder eine Hyperbel sein. Dies wird die fol- gende Gleichung: B^ — 4.AC = 0 entscheiden, welche der allgemeinen Gleichung des zweiten Grades: Ax^ + B.vy + Cy^ + Il.v -^ Sy -\- F = 0 entnommen ist. Ist nämlich a > 0, so ist die Gleichung jene einer Hyperbel, und da in unserer Gleichung C = 0 und B^ stets > 0 ist, so ist auch die, durch die Gleichung 8 bestimmte Curve eine Hyperbel. Zone ist also nach der graphischen Hyperbel-Methode der In- begriff aller jener Flächen, deren Flächenorte in einer Hyperbel ließen. §. 3. Wir wollen nun von der eben erhaltenen Gleichung: a;-- — 2j}a^y — 2qy-\-\=0 (Gl. 1) welche, wie wir eben gesehen haben, die Gleichung einer Hyperbel ist, die Axen a und b bestimmen, so wie auch die Lage ihres Mittel- punktes in Bezug auf unser Coordinatensystem feststellen. Wir 140 Ditscheiner. werden hier am besten zum Ziele gelangen, wenn wir die Gleichung 1 so transformiren, dass sie auf die Form: Mx^ + %2 + P = 0 gebracht wird. Bei dieser Transformirung unseres Coordinatensystems lassen wir vorerst den Coordinaten- Mittelpunkt, drehen aber unser neues Axensystem gegen unser altes, um einen gewissen Winkel a, so haben wir dann in Gleichung 1 zu setzen : X = cü cos a — y . shi = 0 bis oo wird sin a = o bis ' 4- alsoa= 0" — 450, 2Vl+4jö2 für «iu =-|- y von;; = obisoo wird sm a = o bis f i alsoa=900— 1 + 2Vi+4/y2 Sitzb. d. inathem.-naturw. Cl. XXVIII. ßd. Nr. 2. 10 350. j[;^2 Ditscheiner. ist, die folgenden Werthe: M _l— 1^1 + V 2 Es handelt sich nun noch in unserer Gleichung : Mx^ + Ny^ -]- Rx + Sy + F^O diejenigen Glieder, welche x oder y in der ersten Potenz enthalten, wegzuschaffen, was wir dadurch am besten bezwecken, dass wir jetzt den Coordinaten-Mittelpunkt verändern, während wir die neuen Axen zu den schon um a» gedrehten parallel lassen. Setzen wir also in dieser unserer Gleichung folgende Werthe: X ^= X -^ d und auch y = y -\- d wobei d und d die Coordinaten unseres neuen Coordinaten-Mittel- punktes sein sollen, so erhalten wir folgende neue Gleichung: Mx^- + Ny^- + (2 #^ + R) X + {2No + 5)2/ + Md^ -\- + iVö"3 -\- Rd-\- So-\- F=Q. Wenn wir in dieser Gleichung: a = und 0^ %M IN setzen, so fallen die Glieder mit x und y in der ersten Potenz weg, und wir erhalten: Mx^- + Niß + Md^ + No^ + i2^-l 1 + ^1 + 4^3" zVi+ip^ ^ _ -H ^ y^^TTTj^ + 1 2q l_yi + 4^2 2t/l 4- 4;;2 Der Werth von P in unserer Gleichung 4 ist offenbar P= 1 4i¥ 4iV' oder wenn man statt M, N, R und S die ihnen entsprechenden Werthe setzt, so erhält man: yii + ^l + 4;;3jl/i 4-4^2 "^ (1 — 1^1+4^2)1/1 + 4;>3j 4 =3 1 -f ^ ^ p2 pZ Somit ist die Gleichung unserer Curve folgende: /TTv-1 , , 1/TTI72 + 1 , , P^'+q^ rt rri K^ ; X^A V H ;; — = 0. (Gl. 5) Die Axen der Curve sind hiernach : «=^V 2 (;;2 + 52) ;; tT+V _±y'. 2(i>^+9^) P Vi +4;?3 + l Wir ersehen aus diesen beiden Gleichungen, dass die imaginäre Axe unserer Zonenlinie mit der von uns mit a: bezeichneten neuen Coordinatenaxe zusammenfällt , während die Hauptaxe mit jener y identisch ist. Die negative Axe schliesst also mit unserer alten Coor- dinatenaxe den Winkel a (wobei a zwischen 0" und 45*' liegt) 10* j 44 Ditscli einer. während die Hauptaxe den Winkel 90» -f a mit dieser einschliesst. Würden wir in unserer ganzen Ableitung unseren Winkel a zwischen 90^ und 13S" angenommen haben, so würden wir, wie aus obiger Anmerkung zu ersehen ist, immer statt -}-yi-\-Ap^ den Werth — 1^1-f-4p3 zu setzen gehabt haben, und wieder a als die Hauptaxe und b als die imaginäre Axe der Hyperbel erhalten haben. Wir wollen noch zum Schlüsse dieses Paragraphes die in den- selben enthaltenen Resultate übersichtlich darstellen. Die Längen der Axen der Hyperbel (wobei die imaginäre Axe nach dem allgemeinen Gebrauche mit b benannt ist) sind folgende: ^Y-. b Die Coordinaten des Mittelpunktes dieser Hyperbel sind, wobei sich d auf X und 2 21^1 + 4^ 2q \fVi_+ip^—i_ l + 'V^l +ip^ 2Vi +4^3 und endlich die Steigung der imaginären Axe gegen unsere Coordi- nate x ist « w obei : tang 2ci = -{- 2 p ist und a stets zwischen 0^ und 45" angenommen wird , wo also dann ist : si7ioc = -\- V , und cosc(=-\- \ . Wir kommen nun dahin die Gleichungen der Assymtoten der Hyperbel : x^ — 2pxy — 2qy-i-i=0 (Gl- 1) über die graphische Hyperbel-Methode. 14i) ZU bestimmen. Es sei zu diesem Beliufe oxyx y unser Coordina- tensystem und ^FIF sowie Ä V W Fig. 2. die beiden Äste unserer Hyperbel, welche der Gleichung 1 entspricht, so sind dann offenbar die Coordinaten des Mittelpunktes M: d ^ y^i+v+1 1— t^l + V2 2FI +4j03 l+Vl +4j»3 2F1 + 4;j3 Der Winkel kMB' ist a, somit ;ri)^^= 90»— a = |3, also ist auch: tana ß = cotanq a = "^ ^ '' tang ebenfalls nichts lo2 Ditscheiaer. anderes als verticiile Prismen sind , so findet auch bei ihnen das nämliche Verhältiiiss Statt. Die Flächenorte der horizontalen Prismen zur kleineren Dia- gonale haben ihre Flächenorte der Reihe nach in der Coordinatenaxe 0^ Fig. 5; so sind z. B. 6 , 6 , 6 , . . . Flächenorte von Pr -\- n. Der Werth von Oh ist leicht gefunden, wenn man bedenkt, dass Oh gefunden wird, wenn man die OA, d. i. die durch den Punkt 0 ge- zogene Richtung des grössten Falles, zieht, indem man OC = 1 und AC^mc macht (wobei m folgt, aus dem Verhältnisse «i ; 6i : Ci = = 1 : mc\ oob), den Durchschnitt D derselben mit der Linie DE sucht (wobei CE = 1 ist) und den Punkt D nach B projecirt. B ist dann der gesuchte Flächenort. Man kann sich aber auch OB leicht berechnen, es folgt aus der Projection OB : DB = OC : AC, <\. i. wie OB : 1 = 1 : 7nc, also ist OB = — . m c Da die Richtungen des grössten Falles der horizontalen Prismen zur grösseren Diagonale unserer Projectionsebene parallel sind, so folgt, dass auch diese unsere Projectionsebene nie oder erst in unend- licher Entfernung von 0 aus schneiden , dass wir also im Schema höchstens die Richtung der Linie angeben können, in welcher sich der Flächenort befindet. Man bekommt die Richtung der Linie , in welcher sich der Flächenort befindet, indem man wieder AC = mh (wobei wieder mb aus der Proportion r/, : bt : Ci = i :mh:ooc folgt) und OC = i macht. Die Richtung der AO ist die gesuchte. Hierbei muss noch auf das Zeichen von mb gehörige Rücksicht genommen werden. Man kann sich aber auch jeden Flächenort ganz einfach con- struiren und zwar auf folgende Art. Man bestimmt sich in der hori- zontalen Projection Fig. 6 den Flächenort mi, von der gegebenen Fläche «1 : bi : Ci = i:mb : tic nach der graphischen Kreis-Methode, verbindet diesen Punkt mit 0, und erhält dadurch den Punkt m,,, der sich in der verticalen Projection in m ergibt und unser gesuchter Flächenort ist, wenn man die Linie Om^^j gezogen hat und tn^^^ die verticale Projection von m^ ist. §.9. Jede Krystallfläche schneidet unsere Projections- Ebene nach einer gewissen geraden Linie, deren Bestimmung wir jetzt vornehmen über die graphische Hyperbel-Methode. 153 wollen. Der Schnitt der Fläche selbst mnss durch unseren Flächenort gehen, folglich ist derselbe schon ein Punkt desselben und wir bedürfen zur Bestimmung des Schnittes nur noch eines Punktes. Wir bestimmen also den Flächenort derselben Fläche in der horizontalen Projection nach der graphischen Kreis-Methode und erhalten ihn z. B. in ntt , bestimmen nun ebendort den Flächenort nach der Q uens ted t'schen graphischen Punkt-Methode, indem wir durch wzi eine auf Oi »Zi verticale Linie w?, Fj ziehen, welche die DE, d. i. die horizontale Projection unserer Projections-Ebene, in Fi schneidet, dessen verticale Projection sich in dem Punkte F ergibt, der aber offenbar ein Punkt unserer Krystalltläche ist, somit ist auch mF der gesuchte Flächenschnitt. Die Bestimmung der Neigung zweier Flächen ist nach dem eben Gesagten ebenfalls leicht auszuführen. Man bestimmt sich nämlich die Flächenschnitte beider Krysfalltlächen, und da diese auch nichts anderes als die Q uens ted t'schen Flächenorte auf einer Projec- tions-Ebene sind, die vertical ist, so verfahrt man mit diesen ganz so wie mit jenen Qu ensted t'schen Flächenorten, die auf eine hori- zontale Projections-Ebene projecirt sind. Auf eben dieselbe Art wie man bei der Quenstedt'schen gra- phischen Punkt-Methode den ebenen Winkel findet, der von zwei Combinationskanten eingeschlossen wird, findet man ihn auch bei dieser Methode, wenn man sich nur die Quenstedt'schen Flächen- orte auf die oben angegebene Weise construirt. §.10. Zum Schlüsse der ganzen Abhandlung wollen wir auch hier wieder die „graphische Hyperbel-Methode" auf ein Beispiel anwenden und das Schema der Krystallflächen des prismatischen Topases darstellen. Die in ^'ig. 7 dargestellten Flächen sind folgende: P — oo ; «1 : 61 : Ci = 1 :b :00c P—i Uli :bi :Ci = l:2b:2c P+l ;«i :öi :Ci = l:|6:ic (IP— l)2,:«i :6i:c, = l:J6:|c Pr-{- 1 ;ax : öl : Ci^i.ib : ooc Pr-\-2 ;«! : 6, : ^1 = 1 : 16 :00c iP— 1 ;«! :6, :ci = l:*6:|c P ; «, : 6j : c, = 1 : 6 : c P-|-oo ; ((i : bi : Ci =00« : 6 : c (P-|-oo)2 ; tti : bi : Ci = ooa:b:2c Pr-\-l ; «1 : 61 : Ci = l :oo6:tC Pr ; Ui : bi : Ci = i:b: occ 154- Ditscheiner. Über die graphische Hyperbel-Methode. und noch mehrere andere die aus dem Schema, da sie in diesem mit ihren M o h s'schen Zeichen angegeben, ohnehin leicht zu erkennen sind. Die Abmessung der Grundgestalt des prismatischen Topases sind : P= 14107' ; 101PS2' ; 90o55' a : b : c = i : ^4-440 : ^2^8. Aus dem Schema sind nun auch wieder alle jene Verhältnisse, in Bezug auf die Stellung der Flächenorte und die Lage der Zonen- linien zu ersehen, wie wir sie in den vorhergehenden Paragraphen entwickelt haben. Die Lagen der Parabeln sind ganz deutlich zu ersehen, und man sieht auch, dass je mehr sich ihr Scheitel dem Coordinaten-Mittelpunkte nähert, desto grösser wird ihr Parameter, desto grösser wird also auch ihr Krümmungshalbmesser am Scheitel- punkte. Die eine Assymtote ist parallel der einen Coordinaten-Axe, während in der Richtung der zweiten Assymtote immer jenes hori- zontale Prisma zur grösseren Diagonale liegt, welches der zu dieser Assymtote gehörigen Zonenlinie entspricht. Die Mittelpunkte aller jener Zonenlinien, bei denen q = 0 ist, fallen auch hier, wie wir es oben bewiesen haben, mit dem Coordinaten-Mittelpunkte zusammen. Die Schema's für die übrigen Krystallsysteme sind bei dieser Methode unter sich sowohl, als mit den eben gegebenen fast überein- stimmend, und es wird wohl keiner Schwierigkeit mehr unterliegen dieselben zu entwerfen. So bestehen bis jetzt sechs solche graphische Methoden. Bei der einen dieser Methoden, nämlich : der Quenstedt'schen „graphischen Punkt-Methode" und der „graphischen Parabel-Methode," sind die Flächen repräsentirt durch gerade Linien, bei den andern Methoden, nämlich: der N e u m a n n'schen „graphischen Linien-Methode," der „graphischen Kreis-Methode" der „graphischen Ellipsen-Methode" und der „graphischen Hyperbel-Methode" sind die Flächenorte Punkte. Die Zonenlinien dieser Metboden sind alle Kegelschnittslinien, in welchen die Punkt-Flächenorte selbst liegen. Srl/.ucigso d.k.lk.Kl ilM' nialli nnlunv CLWIllllld MIrfi l8,-,8 Dilsilu'miT- Tflirr du- craplliscllc Mclliiiil \!f, mn' X j j, S iliungsb (l.k.Al!ad.d.W matKnalurw. f IXXTIIIB d '. lief 1 18.; II 4 Heller. Über neue fossile Stelleriden. IS») Über neue fossile Stelleriden. Ton Dr. Camill Heller. (Mit V Tafeln.) (Vorgetragen in der Sitzung vom 7. Jänner 1858.) Die Stelleriden *) bieten in Bezug auf ihr geologisches Vor- kommen manche eigenthümliche Verhältnisse dar. Während die Crinoiden in den paläo- und mesozoischen Formationen den höchsten Formenreichthum entfalten, in den Jüngern Schichten dagegen immer mehr abnehmen, findet bei den Asterien und Ophiuren gerade das umgekehrte Verhältniss Statt. Sie sind in der ersten Vorzeit nur seltene Erscheinungen, und zeigen selbst in der Tertiärformation noch keine auffallende Zunahme, wogegen sie in den jetzigen Meeren in ihrer höchsten Entwicklung und in der grössten Anzahl auftreten, so dass ihre wahre ßlütheperiode erst in die gegenwärtige Epoche zu setzen ist. Die nachfolgenden Mittheilungen, welche einige neue fossile Stelleriden, namentlich aus der Tertiärformation behandeln, dürften nicht unwillkommen sein, da man bis jetzt nur einige wenige Reste, und zwar aus den Tertiär-Schichten des Londoner Beckens, so wie aus jenen von Bordeaux und Saucats kannte. Der grössere Theil der aufgeführten Arten stammt aus dem Wiener Becken, und zwar gehören zwei Arten dem Leithakalke und zwei dem Tegel an. Die übrigen beschriebenen Formen kommen in älteren Schichten vor. Den grössten Theil des Materiales zu vorliegender Arbeit schöpfte ich aus der reichen Sammlung des hie.sigen k. k. Hofmine- ralien-Cabinetes, wo ich gleichzeitig durch alle literarischen Hilfs- mittel und auf jede Weise freundlichst unterstützt wurde. Ich fühle mich desshalb auf das angenehmste verpflichtet, dem Herrn Director Dr. Hörnes für diese liberale Unterstützung hier öffentlich meinen 1) Es sind hier die Stelleriden in dem Sinne Agassiz's genommen, weicher unter diesem Namen die drei Familien der Crinoiden, Ophiuren undAsterien zusaramenfasst. 156 Heller. herzlichsten Dank abzustatten. Auf gleiche Weise bin ich zu dem grössten Danke verbunden den Herren Professoren Dr. Kner und Dr. Langer, welche mir einige sehr werthvoUe Gegenstände auf das zuvorkommendste zur Benützung überliessen, so wie auch der k. k. geologischen Reichsanstalt, wo ich durch Einsicht der Sammlungen mich über manches wichtige Vorkommen belehren konnte. I. ASTERIEN. Alle bis nun in der Tertiärformation beobachteten Arten von Seesternen gehören Geschlechtern an, welche gegenwärtig noch in unseren Meeren leben. Es sind die Geschlechter : Ästeracanthion, Astropecten und Goniaster, vielleicht auch LiiicUa. Die unten aufge- führten vier Arten des Wiener Beckens sind zu Astroi^ecten und Goniaster gehöiig. Astropecten Linck. Dieses Geschlecht gehört nach Müller undTroschel (System der Ästenden) in die 3. Familie, wo die Bauchfurchen mit zwei Tentakel reihen versehen sind und ein After mangelt. Es wird nach diesen Autoren auf folgende Weise charakterisirt: „Der Körper auf beiden Seiten platt mit verlängerten Armen. Am Rande zwei Reihen grosser Platten, die untere mit stachelartigen Schüppchen besetzt, welche sich gegen den Rand hin in längere bewegliche Stacheln vergrössern: diese Platten reichen bis an die Furchenplatten der Arme. Die dorsalen Randplatten sind mit Körnchen bedeckt, die oft borstenartig werden und tragen zuweilen Stacheln. Die flache Rück- seite ist dicht mit Fortsätzen besetzt, deren Gipfel mit Borsten gekrönt ist." Das Kalkgerüste, welches sich hier vorfindet, war wiederholt Gegenstand der genauesten Untersuchung, und kennen wir desshalb dessen Verhältnisse ziemlich vollständig. Schon Tiedemann in seiner Anatomie der Röhren-Holothurie, des pomeranzfarbigen See- sternes und Steinseeigels gab uns 1816 eine ausführliche Beschrei- bung hievon. Noch ausgedehntere Untersuchungen machten darüber, sowie über die bei den Stelleriden vorkommenden festen Gebilde überhaupt Meckel: System der vergleichenden Anatomie II. 1, Halle 1824und Gaudry in den Annales des sciences naturelles Tom. XVI, 1851, sowie neuerlich J. Müller in seiner ausgezeichneten über neue fossile Stellenden. 157 Arbeit über den Bau der Echinodermen , Abbandlung' der Berliner Akademie der Wissenschaften 18S3. Nach letzterem (1. c. pag. 210, tab. VII, fig. 1, sowie Carus Icones zootomicae, tab. V, fig. 21) unterscheidet man beiAstropecten folgende Theile an dem Kalkgerüste: a dorsale Bandplatten, b ven- trale Bandplatten, c Ambulacralplatten, d Adambulacral- oder Saum- platten, e Verbindungs- oder Jochstücke zwischen den Ambulacral- und unteren Bandplatten, f intermediäre Interambulacralplatten, g unpaare Platten hinter den Mundecken, welche nur in der Bauch- höhle sichtbar sind, h die Mundecken, gebildet aus den vordersten Adambulacralplatten zweier Ambulacra. Charakteristisch ist bei dieser Gattung sowie auch bei den übrigen afterlosen Asterien das Vorkommen von Jochstücken, welche bei allen übrigen fehlen. Die intermediäreninterambulacralplatten sind auf eine sehr geringe Anzahl reducirt und stehen unmittelbar hinter der Mundecke, wo sie den Baum zwischen dieser und den untern Band- platten ausfüllen. Die Jochstücke sind an den Armen, wo die inter- mediären Platten fehlen, zwischen die ambulacralen und unterenBand- platten gestellt, am innersten Tlieil der Scheibe, wo intermediäre Plat- ten auftreten, zwischen den ambulacralen und intermediären Platten. Man kennt Seesterne aus diesem Geschlechte im fossilen Zu- stande seit dem Lias. Namentlich wurden mehrere hieher gehörige Arten von Forbes beschrieben und zeichnet sich namentlich die von demselben (Mem. geol. Survey Tom. II, pag. 477, dec. 1, pl. 3) als Astropeden Hastingsiae beschriebene Art durch ihre ganz wohl erhaltene Form aus. Aus der Tertiärformation kennt man ebenfalls einige Arten. Forbes führt aus dem London -Thon folgende neue Arten auf: Astropecten armntus (Monograph of the Echinod. of the Brit. Ter- tiaries p. 29, pl. 4; Mem. geol. Survey, Tom. H, p. 479, dec. 1, pl. 2); Astropecteyi crispatus und Astropecten Colei (ibid.). M. Desmoulins (Actes Soc. Lin. Bordeaux 1832, tom. V) beschreibt als Asterias poritoides und Asterias laevis Fragmente von Seesternen aus dem Eocen von Bordeaux, dessgleichen Frag- mente aus dem Miocen von Saucats als Asterias adriatica, welche zu diesem Geschleehte gehören dürften. Im Nachfolgenden gebe ich die Beschreibung einer neuen Art aus dem Leithakalke von Margarethen. Das betreffende Exemplar, Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIII, Bd. Nr. 3. 11 158 Heller. welches sich in dem hiesigen k. k. Universitätsmuseum befindet und mir von dem Herrn Vorstande, Professor Dr. Kner, gütigst zur Beschreibung überlassen wurde, ist ziemlich wohl erhalten und lässt alle Charaktere des Genus und der Art deutlich hervortreten. Astropecten Forbesi n. sp. Taf. I, Fig. 1—3. Der Körper ist platt und mit fünf langen schmalen Armen ver- sehen. Der Durchmesser der Scheibe beträgt 10 Wien. Linien, die Länge eines Armes 34 Wiener Linien. An jedem Arme zählt man 70 — 80 Randplatten. Die dorsalen sind von Gestalt viereckig, breiter als lang, ziemlich hoch, an ihrer Oberfläche grob granulirt (Fig. 3). Die Granula lassen sich besonders an den Platten gegen die Spitze der Arme hin deutlich bemerken , an jenen gegen die Scheibe sind sie abgerieben. Bios die ventralen Platten sind mit Stacheln bewehrt. Einzelne wenige Stachelspitzen, welche man hie und da, namentlich an der äusseren Seite der dorsalen Platten findet, gehören gewiss auch den ventralen Stacheln an und sind blos die abgebrochenen Enden derselben. Diese ventralen Stacheln sind sehr lang und ragen weit über die beiden Seiten der Arme hervor. An ihrem Ursprünge etwas abgeplattet, werden sie gegen ihre Spitze hin mehr abge- rundet, pfriemenförmig. Man kann an dem vorhandenen Exemplare mit Sicherheit nur eine Reihe solcher Stacheln an jeder Seite eines Armes unterscheiden. Sie stehen entweder stark ab, wie dies namentlich gegen die Basis der Arme hin der Fall ist, oder sind sie an- die Arme dicht angedrückt, wie man es im weiteren Verlaufe der Arme nach aussen häufiger beobachtet. Auch sind hier die pfriemen- förmigen Stachelspitzen noch vollkommen erhalten, während sie mehr nach innen grösstentheils abgebrochen sind. Von anderen Theilen lassen sich sehr gut die von den Ambula- cralplatten gebildeten Columnen unterscheiden. Da der Seestern mit der Rückenfläche nach oben gekehrt ist , so erblickt man dieselben von ihrer Firste, wo die einzelnen Platten oben im Winkel zusam- menstossen und man kann ihren radienartigen Verlauf von der Peri- pherie gegen die Mitte der Scheibe hin ganz wohl an allen fünf Armen beobachten. Eine gute Einsicht in die gegenseitige Lagerung der Theile gewährt der senkrechte Durchschnitt eines Armes, wie er an den grösseren Bruchflächen geboten wird (Fig. 2). Man sieht über neue fossile Stelleriden. 159 hier die ventralen Randplatten, welche sich sonst nirgends deutlich zur Anschauung bringen lassen. Sie haben eine mehr dreieckige Form. Mit ihrer oberen geraden Seite stossen sie mit der entspre- chenden unteren der dorsalen Platten zusammen, von ihrer äusseren gewölbten Fläche entspringen die starken ventralen Stachel, an ihrer Innenseite liegt beiderseits ein kleines dreieckiges Stück, welches als Adambulacralplatte aufzufassen ist, da dasselbe immer als Stütze einer Ambulacralplatte dient und die Ambulacralfurche unmittelbar begrenzt. Gegen den Mund hin, wo die fünf Columnen zusammen- stossen, sind die einzelnen Platten und Balken so zerdrückt und ver- schoben, dass eine sichere Unterscheidung und Deutung derselben nicht mehr möglich ist. Bei vorsichtiger Entfernung des Gesteines stösst man an den Armen zwischen den Rand- und Ambulacralplatten auch auf kleine Jochstücke, sowie man in den Interbracbialräumen die kleinen intermediären Interambulacralplatten ganz leicht in der Tiefe auffindet. In der Nähe des abgebrochenen kürzesten Armes ist bei unserem Exemplare in dem angrenzenden Interbrachialraume eine runde, gewölbte, ziemlich grosse Platte sichtbar. Sie ist an ihrer Oberfläche rauh, uneben und muss als Madreporenplatte betrachtet werden. Die vorbeschriebene Species nähert sich in ihrem Habitus, namentlich durch die langen, schmalen Arme einer Art, welche auch in den jetzigen Meeren ziemlich häufig ist und von J. Müller und Troschel als Ästropecte?i bispinosus beschrieben wurde, doch unterscheidet sie sich wieder auffallend davon durch den gänzlichen Mangel der Stacheln auf den dorsalen Randplatten. Astropecten (?) verrucosus n. sp. Taf. II, Fig. 1-2. Einzelne Randplatten aus dem Tegel von Baden, welche sich in dem k. k. Mineralien-Cabinete, sowie auch in der k. k. geologischen Reichsanstalt vorfinden, dürften ebenfalls dem Geschlechte Astro- pecten angehören. Eine nähere Bestimmung ist wohl erst möglich, wenn deutlichere Überreste aufgefunden worden sind. Die vorhan- denen Randplatten zeigen vornehmlich zweierlei Formen, die einen sind mehr dreiseitig und dürften dem Interradialrand, die andern mehr vierseitig, dem Armrande angehört haben. Die dreiseitigen Platten haben eine obere stark comprimirte und namentlich nach 11' 160 Heller. einer Seite hin viel schmälere Fläche, welche mit mehreren kleinen Tuberkeln besetzt ist, wovon besonders einer in der Mitte des inneren Randes stehender grösser, warzenartig und mit einem mittlem Ein- drucke versehen ist. Die Seitenflächen sind durch eine stark vor- springende, bogenförmig verlaufende Leiste von der obern getrennt. Die anderen Flächen sind ziemlich gerade. Die übrigen mehr vier- eckigen Platten tragen auf ihrer leicht convexen Oberfläche ebenfalls mehrere Tuberkeln, unter welchen sich gleichfalls einer in der Mitte des kürzeren Randes befindlicher durch seine stärkere Entwicklung und dadurch auszeichnet, dass er einen mittleren länglichen Eindruck besitzt. Goniastep Ag. Unter diesem Gattungsnamen werden gewöhnlich alle jene Asterien zusammengefasst, welche eine pentagonale platte Scheibe und am Rande derselben eine Doppelreihe grosser Platten, ferner zwei Tentakelreihen und einen After besitzen. — Rei der grossen Anzahl von Arten, welche hieher gehören und grösstentheils in den jetzigen Meeren noch leben, wurde diese Gattung zur leichteren Übersicht derselben von J. Müller und Troschel in ihrem Systeme der Ästenden in drei Gattungen weiter zerfällt, welche sich durch folgende Charaktere von einander unterscheiden: 1. Astrogoiiiiim. Die grossen Rand platten sind blos an ihrem Rande oder an ihrem Umfange von Granulis bedeckt. 2. GoniocUscus. Die Randplatten sind auf der ganzen Ober- fläche gekörnt. 3. Stellaster. Die grossen Randplatten sind gekörnt, die ven- tralen nebstdem mit einem hängenden Stachel besetzt. Das Kalkgerüste ist bei den pentac'onalen Formen charakterisirt durch den gänzlichen Mangel der Jochstücke und durch die grössere Anzahl und Ausbildung der intermediären Interambulacralplatten, welche ein mehr weniger entwickeltes dreieckiges Feld zwischen den marginalen und adambulacralen Platten bilden. Mehrere hieher gehörige fossile Formen kennt man aus dem Jura und der Kreide. Aus der Tertiärformation sind blos bis nun folgende durchForbes (1. c, pag. 30, 31) bekannt gemacht worden, als: Gojiiaster margmatus F., G. StokesüF. xindG. tubercalatus F. Sie stammen sämmtlich aus dem Thone von Sheppey. über neue fossile Stellenden. 161 Goniaster Mülleri n. sp. Taf. II, Fig. 3—7. Diese Art stammt aus dem Leithakalke von Margarethen. Das vorliegende Exemplar gehört dem Pester Universitätsmuseum an und wurde mir durch Herrn Professor Langer zur Untersuchung und Beschreibung freundlichst überlassen. Während von den meisten fossilen Asterien nur unvollkommene Bruchstücke vorkommen, häufig nur einzelne Tafeln in dem Gesteine zerstreut liegen, zeichnet sich dieses Exemplar durch seine ganz wohl erhaltene Form aus. Es ist in zwei Hälften, eine dorsale und ventrale gespalten, und gestattet dadurch eine genaue Einsicht in die inneren Verhältnisse und den Bau der Asterie. Ich habe mir erlaubt, diese schöne Art mit dem Namen des um die Kenntniss der Echinodermen so verdienstvollen und berühmten deutschen Forschers J. Müller zu schmücken. Die Körperform ist platt, pentagonal, mit massig ausgeschweiften Seiten. Der Durchmesser der Scheibe misst 17 Wiener Linien, die Scheibe sammt der grössten Armlänge 2 Zoll. — Ziehen wir nun zuerst die dorsale Hälfte in Betracht (Fig. 3), so fallen gleich nach aussen die grossen Bandplatten auf, welche den Stern rings um- grenzen und sich an der zugekehrten Seite durch ihre fast regel- mässig viereckige Form auszeichnen. Die meisten haben glatte und ebene Flächen und sind wahrscheinlich die wahren Berührungs- flächen , mit denen die dorsalen Platten auf den ventralen ruhen. Einigewenige sind durch Theilungsflächen unterbrochen und uneben. Man kann an jedem Arme zehn grössere Bandplatten zählen, welche sich bis gegen das Ende der Arme hin fast ziemlich gleich bleiben, ja es erscheinen sogar die beiden im Winkel der Arme liegenden gewöhnlich etwas kleiner als die folgenden. An die zehnte, schon etwas kleiner werdende Bandplatte schliessen sich noch 4 bis 5 rund- liche, hirsekorngrosse Plättchen an, welche die stumpfe Spitze des Armes unmittelbar umgrenzen. — Die meisten Bandplatten sind an ihrem äussern, gegen das Gestein gerichteten Bande mit kleinen weissen Körnchen besetzt, ja an einigen ziehen sie sich auch zwi- schen denselben als dünner Saum hin. Entfernt man das Gestein vorsichtig und legt die Bandplatten bloss, wie es an einer Seite mit Glück versucht wurde, so überzeugt man sich , dass dieselben an ihrer abgewendeten, eigentlich oberen Seite stark gewölbt, und 162 Heller. namentlich an ihrem Umfange mit vielen feinen Granulis besetzt sind. Rücken wir nun in unserer Betrachtung etwas weiter nach innen, so bemerken wir hier sogleich die fünf radienartig vom Armende gegen das Centrum verlaufenden Ambulacralfurchen. Jede ist be- grenzt von einer Doppelreihe gegen einander geneigter Ambulacral- platten. Dieselben sind zum grössten Theilewohl erhalten und lassen sehr gut die zwischen ihnen liegenden Öffnungen, welche zum Durch- tritte der Ambulacra dienten, erkennen. Ganz in der Mitte der Scheibe ragen fünf keilförmige, neben einander gelagerte Plättchen- paare hervor. Die Anordnung derselben ist so, dass immer die Spitze des Keiles nach innen, der dickere Theil desselben nach aussen gewendet ist und dass die Lage jedes einzelnen eine interradiale ist. Es sind dies die fünf Mundecken, gebildet durch die Aneinander- lagerung der ersten Saumplatten. Sie gehören aber nicht der dor- salen, sondern der ventralen Hälfte des Seesternes an, aus welcher sie beim Spalten herausgerissen, an der oberen Hälfte haften blieben, während an der entsprechenden Stelle der anderen Hälfte ein leerer Raum sich vorfindet, in welchen beim Übereinanderlegen der beiden Hälften jene genau hineinpassen. Zwischen den Ambulacralfurchen und den Randplatten liegt ein ziemlich grosses dreieckiges Feld, welches durch die intermediären Interambulacralplatten gepflastert wird (Fig. 5). Letztere sind von den Randplatten durch Form und Grösse bedeutend verschieden und stellen sich als kleine , rundliche bis eckige Plättchen dar, welche reihenförmig vom Centrum gegen den peripherischen Rand hin an einander geordnet sind. Dabei stossen sie nur lose zusammen und lassen zwischen sich kleine Zwischenräume, wo man zahlreiche feine Granula angehäuft findet und die wahrscheinlich die einzelnen Kalk- täfelchen auch an der Oberfläche bedecken. Ihre Grösse nimmt sowohl gegen den Rand als auch nach den Armenden hin ab. An dem inneren Winkel des einen Feldes, wo sich die Platten am vollkom- mensten erhalten zeigen, erblickt man eine besonders grosse Platte, welche nach ihrer Lage vielleicht als Madreporenplatte anzusehen wäre. Sie ist gleich den übrigen Platten in eine gleichförmige Kalk- spathmasse verwandelt und zeigt nichts mehr von der eigenthüm- lichen porösen Structur. Die andere ventrale Hälfte (Fig. 4) des Sternes ist nach aussen ebenfalls von den grossen ventralen Rand platten eingesäumt. Sie Üljer neue fossile Stelleriden. 163 stimmen mit den dorsalen in Form, Grösse und Anzahl überein. Auch findet man zwischen ihnen, sowie am Aussenrande und an der con- vexen Oberfläche theilweise feine Granulation. An der Scheibe bemerkt man wieder deutlich den Verlauf der Ambulacralfurchen, und zwar gegen das Armende bin meist noch Überbleibsel der von den Ambulacralplatten gebildeten Columnen. Im weiteren Verlaufe nach innen sind blos die Stützplatten der Ambulacralplatten, die soge- nannten Saum- oder Adambulacralplatten sichtbar. Sie sind kleiner als die übrigen intermediären Platten, viereckig, und laufen je in zwei Reihen von dem Armende gegen die Mitte. Die letzten von ihnen welche zur Bildung der interradiaien Mundecke zusammentreten, wurden bereits oben beschrieben. — Die intermediären Platten (Fig. 6) im dreieckigen Felde zwischen Saum- und Randplatten ge- legen, sind gross, verschieden gestaltet, und stossen mit ihren Rän- dern innig an einander. Die innersten sind wieder grösser als jene am Rande und an den Armenden, auch bei ihnen lässt sich eine rei- henweise Anordnung erkennen. Eine unpaare, am Innern Winkel des Feldes befindliche und besonders an einem Felde deutlich sichtbare Platte dient unmittelbar zur Anlagerung der Mundecke. — Mit Aus- nahme eines Dreieckes, wo die Tesseraltafeln der unteren Hälfte ganz rein zur Anschauung kommen, sind die übrigen Felder zum Theil noch mit den kleineren intermediären Rückentafeln , welche beim Zersprengen haften blieben, überlagert. Hiedurch bekommt man jedoch diese auch von der Rückseite zu sehen und kann sich von der granulösen Oberfläche derselben überzeugen. — Endlich findet man noch in den Furchen zwischen den Saumplatten, sowie in dem mitt- leren Räume, welcher den Mundecken entspricht, zahlreiche kleine, längliche Plättchen unregelmässig zerstreut, welche den abgefallenen, Ambulacralfurchen und Mundränder begrenzenden Papillen ent- sprechen (Fig. 7). Die Bestimmung, ob die vorbeschriebene Art zu einem der von Müller und Trosehel aufgestellten Geschlechter, namentlich zu Astrogonium oder Goiiiodiscus gehöre, ist aus dem Grunde nicht mit Sicherheit zu nuicben, weil die Oberfläche der Scheibe und der Randplatten grösstentheils im Gesteine versteckt liegt und die Art der Anordnung der Granula, wornach vorzüglich jene Geschlechter charakterisiit werden, nicht genug ersichtlich ist. 164 Heller. Goniaster scrobicalatas n. sp. Taf. III, Fig. 1—7. Das k, k. Hofmineralien-Cabinet besitzt aus dem Tegel von Ott- nang in Oberösterreich Überreste eines Seesternes, welcher durch die bedeutendere Länge der Arme, durch die tiefere Ausbuchtung zwischen denselben, sowie durch die Form der Randplatten sich mehr jenen Formen nähert, welche in den Jura- und Kreideschichten vorkommen und als Asterias jureiisis Münst. , A. qidnqueloba Gold f. und A. Schulzü Cotta bekannt sind. Man kann an dem ge- nannten Exemplare, welches in zwei zusammengehörigen Bruch- stücken vorhanden ist, die Gestalt der dorsalen und ventralen Rand- platten, die Art der intermediären Täfelung, sowie auch einige Am- bulacralplatten noch erkennen. Das grössere Bruchstück (Fig. 1) enthält einen Theil der Scheibe mit zwei aus ihr entspringenden Armen, welche jedoch eben- falls blos zur Hälfte erhalten sind. An den Armen ist die innere Fläche der dorsalen Hälfte dem Beobachter zugekehrt, an derScheibe tritt auch intermediäre Täfelung der ventralen Hälfte hinzu. Am kleineren Bruchstücke (Fig. 2), welches genau auf das grössere passt, findet man einerseits Ergänzungsslücke zu einem Arme , anderseits den Randtheil eines Armes mit der natürlichen Lagerung der dorsalen und ventralen Randplatten (Fig. 3). Die Randplatten haben im Allgemeinen eine dreiseitige Form, namentlich gilt dies von den ventralen. Sie sind schmal und hoch, besonders in der Ausrundung zwischen den Armen an der Scheibe. Die convexe Aussenseite ist mit deutlichen runden Grübchen besetzt (Fig. 4), welche sich auch an den Abdrücken im Gesteine als zurückbleibende kleine runde Höcker bemerkbar machen. Rings um die obere (äussere) Fläche verläuft eine seichte Furche, wodurch jene scheibenartig vorspringt. Die breite, gerade Seitenfläche (Fig. 5), mit der sich die neben einander liegenden Randplatten berühren, ist gleichfalls in ihrem obern Umfange mit Grübchen ver- sehen. Auch die Fläche, wo die übereinander liegenden zusammen- stossen, ist ganz gerade. Die innere Seite der Randplatten bietet insoferne einige V^erschiedenheiten dar, als sie bei den ventralen gerade und eben verläuft und mit der obern einen fast rechten Winkel bildet, während bei den dorsalen nach innen, namentlich an über neue fossile Stelleriden. 163 jenen des Armes, zweierlei Flächen sich vorfinden. Eine gerade, nach innen gerichtete, welche zur Anlagerung der intermediären Rückenphitten dient und durch eine schwach vorspringende Längs- leiste meist wieder in zwei Hälften getheilt wird. Sie reicht nicht bis zur unteren Fläche, sondern zwischen beiden liegt eine kleine schiefe Fläche, welche nach unten und innen sieht. Gegen die Basis der Arme hin wird sie immer kleiner und verschwindet endlich an der Scheibe ganz, wo dann die Dorsal- und Ventralplatten des Randes ganz gleich geformt sind. — Zwischen den Randplatten der Arme findet man kleine prismatische Stücke (intermediäre Interambulacral- platten) (Fig. 7) eingeschaltet, welche gegen das Ende hin in einer Reihe, weiter einwärts in zwei und mehreren Reihen stehen. An der nach innen stehenden Seite sind sie glatt, an ihrer äusseren Fläche ebenfalls mit Grübchen besetzt, wie dies an ausgefallenen Stücken in den Abdrücken, sowie am kleineren Bruchstücke an wirklich mit oberer Fläche vorliegenden Platten ersichtlich ist. — An derScheibe selbst sind verschiedene Platten unter einander gedrückt, doch sind besonders viele kleine, rundliche, linsenförmige Plättchen vorherr- schend. Sie haben wahrscheinlich zur Pflasterung an der ventralen Seite mit beigetragen. — Von Ambulaci-alplatten finden sich nur wenige, und diese meist aus ihrer natürlichen Lage gedrückt, so z. B. an einem der beiden Arme mit doppelten Randplatten, andere sind in der Scheibe zerstreut. Von demselben Fundorte liegt auch in der k. k. geologischen Reicbsanstalt ein Exemplar dieser Art vor, enthält jedoch blos einige wenige Randplatten von dem Scheibenrande, und die oben erwähnten kleinen linsenförmigen Plättchen. II. OPHIUREN. Von dieser Familie kennen Mir bis jetzt aus der Tertiärfor- mation nur eine Art, Sie stammt aus dem London-Thone und wurde erst in neuester Zeit von Forbes (I. c. pag. 32, Taf. IV, fig. 7 a und h) als Opluura Wetherelli beschrieben. Eine andere kommt in den Kalkschiefern des Berges Libanon ziemlich häufig vor und wurde von König in seinen „Icones fossilium sectiles" bereits als Ophiura Ubanotica abgebildet. Doch eine Reschreibung derselben mangelte, auch ist die Abbildung eine höchst unvollkommene, so dass eine Be- stimmung darnach ganz unmöglich ist. 166 Heller. Da sich in dem k. k. Hofmliieralien -Cabinete mehrere sehr schöne Exemplare davon vorfinden, so habe ich nach denselben eine Beschreibung dieser Species entworfen, sowie eine getreue Abbil- dung davon angefertigt. Sie geliört zu dem von d'Orbigny auf- gestellten ausgestorbenen Geschlechte Geocoma. Gcocouia libanotica Kön. Taf, IV, Fig. 1—3. Syn. Ophiura libanotica Koenig;: „Icones fossil, seetiles", tal). II, (ig. 26. Die Scheibe ist sehr klein, an der Oberfläche ganz fein gekörnt. Die Arme sind lang und dünn, sechs- bis siebenmal länger als der Durchmesser der Scheibe , rundlich. Die Bauchplalten derselben (Fig. 3) sind durch ihre Grösse ausgezeichnet und decken sich zum Theile. An ihrem aboralen Rande sind sie mit drei spitzen zahn- artigen Fortsätzen versehen. Der mittlere hievon ragt am meisten hervor und ist länger, schmäler und spitzer als die beiden seitlichen. Alle mittleren zusammen bilden in ihrer Aufeinanderfolge längs der Mittellinie einen kleinen, etwas vorspringenden Kiel, Die seitlichen, mehr stumpfen Fortsätze, welche nach aussen und vorn gewendet sind, tragen einige kleine, spitze Stacheln, welche die Armbreite kaum erreichen. Eigentliche Seitenplatten fehlen und scheinen durch die seitlichen Fortsätze der grossen Mittel- platte vertreten zu werden. Gegen das Ende der Arme hin werden diese Fortsätze immer länger und schmäler, die eigentliche Platte immer kleiner. Von der Beschaffenheit der oberen Fläche kann, da die vorliegenden Exemplare alle mit der Rückenfläche im Gesteine liegen, nichts Näheres angegeben werden. Von der in den lithographischen Schiefern von Solenhofen vor- kommenden Species : Geocoma carinata M ü n s t. unterscheidet sie sich hauptsächlich durch folgende Merkmale: 1. sind ihre Arme mehr abgerundet, während sie bei G. carinata etwas abgeplattet sind, 2. sind die Seitenstacheln kürzer, 3. die mittleren Spitzen am aboralen Rande der Bauchplatten schmäler und länger, 4. ist die Körnung der Scheibe auch bei weitem feiner als bei jener Species. Sie kommt in den erwähnten Kalkschiefern des Berges Libanon mit zahlreichen Resten einer Comatnla vor, deren unten noch Erwähnung geschieht. über neue fossile Stellenden. 167 Crcocoiiia elcgans n. sp. Taf. V, Fig. 1—3. Eine kleine, zartarmige Art, welche sich von der eben beschrie- benen G. libanotica , sowie auch von G. carinata wesentlich unter- scheidet. Die Scheibe ist sehr klein, die Beschailenheit ihrer Ober- tläche jedoch bei keinem der vorliegenden Exemplare ganz deutlieh. Die Arme sind sehr lang und äusserst dünn, meist vielfach gewunden. Die Bauchplatten am Ursprünge der Arme (Fig. 2) sind ziemlich gross. Die Seitenecken am aboralen Rande springen nicht in Form eines spitzen Fortsatzes vor, sondern sind stumpf, breit abgerundet. Die daselbst sich infeiirenden Stacheln sind sehr lang, bei weitem länger als der Querdurchmesser der Arme. Der mittlere, zabnartige, spitze Fortsatz springt nur wenig über den Rand vor, setzt sich jedoch nach hinten in der Mitte der Platte in Form eines deutlichen Kieles bis gegen den adoralen Rand hin fort. Eigentliche Seiten- plättchen fehlen auch hier. Im weiteren Verlaufe gegen die Spitze der Arme hin werden die Platten immer schmäler (Fig. 3). Die Seitentheile bilden nun hier ebenfalls längliche lanzettliche Fort- sätze, welche sich an den mittleren längsten anlegen und auf diese Weise die schmale dreizackige Form erlangen, welche wieder jener bei den anderen Geo com a- Arten an der Spitze der Arme ähnelt. Die Seitenstacheln sind auch hier sehr lang. — Die Oberfläche der Plättchen ist überall, sowohl am Ursprünge der Arme, so auch an der Spitze mit zierlichen feinen Querrunzeln bedeckt. Diese Art kommt in einem bräunlichen, eisenhaltigen thonigen Sandsteine aus dem unteren Jura, der Etage Callovien d'Orbigny angehörig, zu La Voulte (Departement Ardeche) in Frankreich in zahlreichen Exemplaren vor. III. CRINOIDEN. Die Tertiärformation zeigt in ihren fossilen Resten zwar eine bedeutende Abnahme dieser Familie, jedoch ist die Anzahl der bis jetzt aus ihr bekannten Geschlechter noch immer grösser als jene der in der Jetztwelt lebenden. Sie gehören theils zu der Abtheilung der gestielten, theils zu jener der freien Crinoiden. Von den gestielten ist zuerst das Geschlecht Pentacrinns zu erwähnen, von dem man folgende Arten aus den Tertiärschichten 168 Heller. kennt: Pentacrinus alpinus d'Orb. aus dem Grobkalke von Faudon. P. GastaliUi Michel, aus demMiocen von Turin, P. Oakeshottianus Forb., P. Soiverhii Wh et. und P. dklactylus d'Orb. aus dem London-Thone. Letztere Art ist auch aus der Nummuliten-Formation von Vicentin und Biaritz bekannt. Auch in Österreich wurde sie an mehreren Localitäten aufgefunden, so besitzt das k. k. Mineralien- Cabinet Exemplare dieser Art aus Ofen, aus Siebenbürgen und aus der Nummulitenformation der Umgebung von Spalato. Ein anderes Geschlecht aus der Terliärformation ist das von d'Orb ig ny neu aufgestellte Bourgueticrinus mit zwei Arten: B. Thorenti d'Orb. (Mem. de la Soc. geol. de France, Tom. II, 2. ser., pag. 200, pl.V, fig. 20) ausGoulet in Frankreich, und 5. Londinensis Forb. aus dem London-Thone. Ein drittes Geschlecht: Cainocrinus, von Forb es aufgestellt, findet sich in einer Species : C. tintiyinabidiim F. im Crag. Aus der Abtheiiung der freien Crinoiden werden von Forbes (1. c. pag. 10) aus dem Crag mehrere Kelchtheile, namentlich Cen- tralscheiben von dem Geschlechte Comatula beschrieben , welche drei verschiedenen Arten zugehören und als C, Woodwardi, C.Brow- nii und C. Ransomi aufgeführt werden. Schliesslich erwähne ich noch eine, wahrscheinlich zu dem Genus PteroceraAg. gehörige Comatula aus den Kalkschiefern von Libanon Pterocera longipinna n. sp. Es unterscheidet sich diese Art von der bekannten Pterocera pinnataMünst Ag., welche in den Solenhofener Schiefern vor- kommt, hauptsächlich durch ihre langen Pinnulae, sonst bietet sie in den vorliegenden Theilen keine auffallende Verschiedenheit dar. Man kennt sie blos aus Armresten , welche meist vielfach unter einander verschlungen und gekrümmt sind ; von dem Kelche und den Ranken konnte bei keinem Exemplare etwas mit Sicherheit aufge- funden werden. Die einzelnen Armglieder sind kurz, walzig, an der Oberfläche mit kleinen rauhen Körnchen, die in Längsreihen ge- ordnet sind, besetzt. An der ventralen Tentakelfurche finden sich an jedem Gliede zwei keilförmige, spitzige Adambulacralplättchen, welche mit ihrer Spitze gegen das Ende der Arme hin gerichtet sind. Die Pinnulae stehen alternirend. Es entspringt entweder von jedem Armgiiede eine Pinnnla oder es wird in unregelmässigen Zwischen- über neue fossile Stellenden. | 69 räumen eines übersprungen. Im ersteren Falle sind die Aringlieder gleich lang, im letzteren Falle ist das übersprungene immer kleiner als die übrigen. Die Pinnulae sind selbst sehr lang und aus langen, cylindrischen, an ihren Gelenkenden etwas angeschwollenen Gliedern zusammengesetzt, welche sich gegen die Spitze hin mehr und mehr verjüngen. Ihre Oberfläche ist gleichfalls mit kleinen Rauhigkeiten besetzt. Erklärung der Abbildungen. TAFEL I. Fig. 1. Astropecten Forbesi n. sp. aus dem Leithakalke, in natürlicher Grösse von der obern Seite. Man bemerkt hier namentlich die dorsalen Rand- platten , die seitlieh vorragenden Stacheln, die radienartig von aussen gegen die Mitte laufenden Wirbeleolumnen und an der Scheibe die gewölbte Madreporenplatte. „ 2. Senkrechter Durchschnitt an der äussern Bruchtläche eines Armes mit der natürlichen Lagerung der einzelnen Theile gegen einander. Nach aussen die dorsalen und ventralen Itandplatten über einander, nach innen von denselben zwei an ihrem obern Ende abgebrochene Ambula- cralplatfen, gestützt von zwei kleinen dreieckigen Adambulacralplätt- ehen. Etwas vergrössert. „ 3. Obere Fläche einer dorsalen Randplatte mit grober Granulation, etwas vergrössert. TAFEL IL Fig. 1. Dreiseitige, aus dem Winkel der Arme stammende Randplatten von Astropecten verrucosus (n. sp.) aus dem Tegel und zwar a die obere stark compriniirte Fläche derselben, welche mit kleinen Tuberkeln und an ihrem Linenrande mit einem einzelnen grössern warzenartigen, in der Mitte eingedrückten Höcker besetzt ist; b die Seitenfläche mit der vor- springenden Leiste. Natürliche Grösse. „ 2. Vierseilige Randplatten derselben Specles, a von der Rückenfläche, b von der Seite. Natürliche Grösse. „ 3. Goniaster MüUeri n. sp. aus dem Leilhakalk. Obere Hälfte nüt der An- sicht von innen und zwar unterscheidet man hier nach aussen die gros- sen, viereckigen dorsalen Randplatten, nach innen die fünf von der Spitze der Arme gegen das Centrum verlaufenden Doppelreihen gegen einander geneigter Ambulacralplatten, zwischen diesen die dreieckigen Felder mit ihrer Täfelung, welche sich besonders in einem Felde recht wohl erhalten zeigt; in einem solchen Felde eine grössere Tafel als Madreporenplatte und ganz in der Mitte die aus der untern Hälfte her- ausgerissenen Mundeckstücke. Natürliche Grösse. 170 Heller. Über neue fossile Stellenden. Fig. 4. Untere Hälfte derselben ebenfalls mit der Ansicht von innen. Hier erblickt man wieder nach aussen die viereckigen ventralen Randplatten fünf strahlenartig verlaufende, die Ämbulacralfurchen begrenzende Doppelreihen von Adambulacralpliittchen, die dreieckigen Interambula- cralfelder mit ihrer Pflasterung, einen mittleren leeren Raum entsprechend den oben erwähnten Mundeckstüeken und hier so wie in den Ämbulacral- furchen zerstreute Rudimente kleiner Papillen. Natürliche Grösse. „ S. Täfelung eines dorsalen Interambulacralfeldes mit einigen angrenzenden Amhulacralplatten, etwas vergrössert. „ 6- Täfelung eines ventralen Interambulacralfeldes mit den angrenzenden Adambulacralplättchen, etwas vergrössert. „ 7. Papillen, welche in der Mundgegend und in den Ämbulacralfurchen an der untern Hälfte zerstreut sich vorfinden, etwas vergrössert. TAFEL ni. Fig. 1. Goniasfer sirobieulatus (n. sp.) aus dem Tegel. Grösseres Bruchstück mit zwei Armrudimenten und einem Theil der Scheibe. Man unterschei- det namentlich an den Armen die dorsalen Randplatten, dazwischen ein- geschaltete intermediäre Platten mit Rudimenten von Amhulacralplatten und zwar meist mit ihrer Innern Oberfläche dem Beobachter zugekehrt. In der Scheibe erkennt man nebstdem noch kleine runde Täfelchen. Natürliche Grösse. „ 2. Kleineres Bruchstück , auf das vorige genau passend und Ergänzungs- stücke zu einem Arme enthaltend, die dort auch durch Eindrücke angedeutet sind. Natürliche Grösse. „ 3. Ein Stück eines Randtheiles von einem Arme mit der natürlichen Lage- rung der dorsalen und ventralen Randplatten. Natürliche Grösse. „ 4. Eine Randplatte von ihrer Oberfläche angesehen. Massig vergrössert. „ S. Eine dorsale Randplatte von der Seite „ „ „ ,, 6. Eine ventrale „ „ „ „ „ „ „ „ 7. Eine intermediäre Interambulacralplatte, eingeschaltet zwischen den Randplatten der Arme. Massig vergrössert. TAFEL IV. Fig. 1. Geocoma libanotica aus dem Kalksehiefer des Libanon, von der Bauch- seite. Natürliche Grösse. „ 2. Scheibe mit dem Ursprung der Arme. Massig vergrössert, „ 3. Einige Bauchplatten der Arme vergrössert. TAFEL V. Fig. 1. Geocoma elegans aus dem Gallo vien Frankreichs. „ 2. Einige Bauchplatten der Arme in der Nähe der Scheibe. Etwas vergrössert. „ 3. Bauchplatten an der Spitze der Arme. Etwas vergrössert. IlclltT l'l)('r iHMic fossile Slellcritli'?! . Taf.I. 'f -^ /•'ü/. / .'>'. J.vtro^H'cten l'\/rhr.\i ji.rp. JoIl £tr olimayer IittL- ^;,: l WYcÄ■^L C'i.atsdrMikgrei SitKim^sl.. d.kAk.td (l¥in.-itl..Ti;.ti;nv ('l?;XVTnRa.y-'!.1858. Heller, liier neue fossile Stellerideii . T;.1'.ll /'//// 'J A^t rofii'ctrn iH-rtiiroxii.f n.i/>. Pf//.') /. Goriüisfr/' Iftt/Zf?-/' fi .y/>. Sir?.unesl).a. k Aka .1 .(1 .W tu a f 1. . i. a I ii rw ( ' L\.\VDI.R(IP2.1858 Heller, l l)ei" iieiif lo.s.silf Stfllfi-itleii Tai:j]i. -■■f i^'S StrdtiiLayer Iitxi . ■ ■ ■ - Sitzimgsb(lk..\k.i(l.(l\\iMitlli ii.itunv CIXXVIO B'. (reocoi/ifi f ihu/Nif irn äo// DrnJima.Yer jit,' Sit/,iiiit;sl» illv.\k.ul.(l.Wiii.illinatur«('I.XX\']II.Bd.¥^ 118.58. Hell er. 1 iior neu.- lossil.- Mi'llc Tal'.V --c^(?;i!?>frr— — r- / \ N w^^jj^MWBWHSmu»» ' Nil/iin,usli il k .\kail d \i: iii.iil, ii.iiunv V\ XXTUI .15,1 X"'Mi!.;j) Schrott er. Bericht üb. d. gegeiuv. StHiul|i. d. Eizeug. d. Aluminiums in Fraiikr 1 T 1 Bericht über den gegenwärtigen Standpunkt der Erzeugung und Verarbeitung des Aluminiums in Frankreich. Von Prof. A. Schrotte r. Herr Dr. Wilhelm Schwarz, Seetionsrath und Kanzleidirector im kais. österr. Consulate zu Paris, fasste den glücklichen Gedanken, eine Sammlung verschiedenartiger Gegenstande aus Aluminium und mehreren seiner Legirungen, av ie derlei gegenwärtig in Paris in täg- lich wachsender Menge verfertigt werden, zusammen zu stellen und sie hieher zu senden. Es sollte dieselbe sowohl in der kais. Akademie als auch in anderen Kreisen gezeigt, und so die allgemeine Aufmerk- samkeit auf diesen, unter dem befruchtenden Zusammenwirken der hervorragendsten Männer der Wissenschaft und der Industrie Frank- reichs, so rasch aufblühenden Fabrikationszweig gelenkt werden. Herr Dr. Schwarz vertraute mir die Ausführung seines Ge- dankens an und ich bin seiner freundlichen Aufforderung um so lieber gefolgt, als ich überzeugt bin, dass bei der Entwickelung dieses neuen Industriezweiges, der Frucht einer auf deutschem Boden wurzelnden Entdeckung, die Industrie nicht minder betlieiligt ist als die Wissen- schaft. Verdankt ihr diese doch jetzt schon wohlfeiles Natrium und dadurch, um nur eines zu erwähnen, eine wesentliche Erweiterung unserer Kenntnisse des Kiesels, Bors u. s. w. Was wird erst noch die Zukunft in anderen Zweigen bringen! Sowohl S a i n t e - C 1 a i r e D e v i 1 1 e als die Herren M o r i n, T i s- sier u. A. unterstützten Herrn Dr. Schwarz bei seinem Vorhaben aufs Bereitwilligste und die rühmlichst bekannten Fabrikanten, die Herren Honore, Hu lot. Wiese, Loiseau.Delassus&Ledoux, Cardeilhac, Perret, Gaupil u. A. liehen ihre Waare, damit sie hier zur Erläuterung und als Belege für die Verwendbarkeit des Aluminiums und seiner Legirungen diene. Einiges noch Fehlende wurde vom Herrn Seetionsrath Schwarz angekauft, damit ein vollständiges Bild dieses Industriezweiges gegeben werden könne. Se. Excellenz der Herr Handelsminister Bitter von Toggen- burg vermittelte die Übersendung aller dieser Artikel aufs Zuvor- 172 Schrotte r. Über den gegenwärtigen Standpunkt kommendste, wofür ich demselben hier meinen Dank, in den die Classe gewiss einstimmen wird, auszusprechen mich verpflichtet fühle. Ich will an diesem Orte nicht von der Geschichte des Aluminiums ausführlich sprechen, so wenig als von seinen Eigenschaften, da ich beides hier als bekannt voraussetzen darf. Es sei mir nur erlaubt zu bemerken, dass Deville von dem unbeschränkten Credite, welchen ihm Kaiser Napoleon III. zur Ausführung seiner Versuche im" Gros- sen bewilligte, nur 36 000 Francs verbrauchte, eine im Verhältniss zu den erreichten Resultaten gewiss unbedeutende Summe, die zeigt, wie wenig äussere Nachhilfe oft genügt, um einer wichtigen Ent- deckung den Weg aus den Lehrbüchern ins praktische Leben zu bahnen. Bezüglich der Eigenschaften des Aluminiums, die wir noch nicht mit hinreichender Schärfe kennen, da fast alle Versuche sie zu erforschen nicht mit ganz reinem Metalle angestellt wurden, muss ich hervorheben, dass es den edlen Metallen sehr nahe steht, und dass eigentlich blos die Leichtigkeit, mit der es von den Lösungen der Alkalien und alkalischen Erden angegriffen wird, ihm einen von jenen Metallen entfernteren, mehr gegen die elektro-positiven Metalle hin gelegenen Platz anweiset. Ein Blick auf die vorliegende schöne Sammlung von Gegenstän- den aus Aluminium, welche 159 Nummern zählt und einen Werth von 7000 Francs repräsentirt, zeigt unwiderleglich, dass dieses Metall, sowohl für sich als in mehreren seiner Legirungen vollkommen geeignet ist, nach den bekannten Verfahrungsarten verarbeitet zu werden. In der That enthält die Sammlung gegossene dann kalt gestreckte Barren, ferner Bleche und Dräthe von äusserster Fein- heit und gezogene Röhren. Ferner von verarbeitetem Metall, grosse und kleine Löffel, Gabeln, Becher, elegante, theilweise galvanisch vergoldete, ciselirte Tassen und andere Gefässe, Bracelets, Brillen- gestelle von allen Formen, Perspective, Busennadeln von ciselirter Arbeit, zum Theil vergoldet, Hemdknöpfchen, Medaillons u. s. w. Da sich das Aluminium vortrefflich feilen, abdrehen, drücken und radiren lässt, somit auch für feine Theilungen sehr geeignet ist, so wird es ohne Zweifel für physicalische, geodätische und astrono- mische Instrumente, bei denen es so oft auf Leichtigkeit ankommt und deren Theilungen an der Luft unverändert bleiben müssen, eine bedeutende Verwendung finden. (liM- Erzeugung und Veiarl»eitung des Aluminiums in Frankreich. 173 Von den Legirungen sind besonders hervorzuheben die mit Zinn, die mit Silber und endlich die mit Kupfer. Die mit Zinn (3 Theiie Aluminium auf 100 Theile Zinn) ist härter und wird weniger von Säuren angegriffen als dieses. Sie ver- spricht eine grosse Anwendung und wird das reine Zinn bei seinem mannigfaltigen Gebrauche verdrängen. Die Legirung mit Silber und zwar die aus S Theilen von diesen mit 109 Theilen Aluminium wird ihrer Härte und Elasticität wegen bereits in beträchtlicher Menge zu Obst- und Dessertmessern ver- arbeitet. Bei 100 Theilen Silber mit 5 Theilen Aluminium eignet sich die Legirung besonders für Münzen, ur)d es dürfte das Aluminium in nicht allzu ferner Zeit das Kupfer als Beimischung des Silbers bei Münzen ersetzen, wodurch nicht blos die Schönheit und Dauerhaftigkeit der Münzen erhöht, sondern auch noch andere Vortheile erreicht würden. Die grösste Wichtigkeit dürfte jedoch die Legirung von Kupfer und Aluminium erlangen, indem dieselbe bei 5 — 10 "/o Aluminium (^Bronze d'AluminiumJ an Farbe vollkommen dem Golde gleicht und durch Härte, Festigkeit, Elasticität und Unveränderlichkeit in der Luft, in Salzlaugen und sauren Flüssigkeiten ausgezeichnet ist. Diese Legirung wird das Messing und Tombak in allen seinen An- wendungen, wo es sich um Schönheit der Farbe und Dauerhaftigkeit handelt, ersetzen; schon jetzt zieht dieselbe die Aufmerksamkeit der Bijoutiers und Bronce-Arbeiter in hohem Grade auf sich und wird in nicht unbeträchtlicher Menge verarbeitet. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass das Aluminium zur Darstellung seiner Legirungen vielleicht in noch grösserer Menge verbraucht werden wird als in reinem Zustande. Was den Preis des Aluminiums betrifft, so dürfte derselbe für die allgemeine Verwendung dieses Metalles kein Hinderniss mehr sein. Er ist bereits von 1200 auf 300 Francs per Kilogramm gesunken, ja er wird sogar bei Abnahme von grossen Partien, wie 1000 Kilogr. auf 100 Francs für das Kilogramm gestellt. Und doch beschäftigen sich gegenwärtig nur erst zwei Fabriken in Frankreich mit der Erzeugung dieses Metalles. Die eine befindet sich zwei Stun- den von Paris zu Nanterre und steht unter der Leitung des Herrn Paul Morin; sie wurde von Deville gegründet und ist das erste Etablissement für Aluminium undSodium; die zweite wurde vonHerrn William Martin gegründet und befindet sich zu Amfreville-la- sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIU. Bd. Nr. 2. 12 ■J 7 4 Schrotte r. Ülier den geg'eiuvSrtigen Staiidpiinkt etc. Mit-voie bei Rouen; sie steht unter der Leitung der Herren Charles und AlexandreTi ssier. Die erste erzeugt gegenwärtig monatlich 60, die zweite 80 Kilogr. Aluminium. Die letztere ist dadurch besonders merkwürdig, dass sie nicht wie die zu Nanterre das Natrium-Alumi- niiunchlorid NaCljAlgCls, sondern den Kryolith 3NaF, AlaFg nach der Anregung die Heinrich Rose hiezu gegeben hat, verarbeitet. Der Kryolith findet sich nämlich in so enormen Massen an den Küsten Grönlands, dass er zu 3 Frs. per 100 Kilogr., das ist 40 Kreuzer per Ctr. in einen französischen Hafen gestellt wird, und zwar 3000 Tonnen per Jahr, wozu sich die Eigenthümer der Grube durch 20 Jahre ver- pflichten. Da der Kryolith nicht blos ungleich bequemer zu gebrauchen und seiner Reinheit wegen auch noch mit anderen Vortheilen ver- knüpft ist, ferner als Nebenproduct Fluornatrium gibt, das leicht in Soda und Flussspath umgewandelt werden kann, so muss dessen Verwendung zur Erzeugung des Aluminiums einen günstigen Ein- fluss auf den Preis desselben üben, und man darf aimehrnen, dass dieser bis auf 50 Frs. per Kilogr. herabsinken werde. Es hängt dies vorzugsweise von dem Preise ab, um welchen der Fabrikant sich das Natrium verschaffen kann; denn dieses bleibt wohl noch für lange Zeit die Basis der ganzen Aluminium -Industrie. Nach Deville betragen die Gestehungskosten des Natriums aber nur noch 9 Frs. per Kilogr. , und man braucht 3 Kilogr. davon , um 1 Kilogr. Aluminium zu erzeugen. Setzt man den Preis des Aluminiums auf 100 Frs. per Kilogr,, so ist der des Silbers 21/5 Mal höher, da dieses Metall per Kilogr. 220 Frs. kostet. Da aber die Dichte des Aluminiums nur 1/4 von der des Silbers beträgt, so würde mit Rücksicht auf das Volumen der Preis des Aluminiums nur etwas über 1/9 von jenem des Silbers betragen. Dass dieses günstige Verhältniss eintritt, hängt also nur mehr von dem gesteigerten Verbrauche und der dadurch bedingten Concurrenz ab, und es ist bei den vortrefflichen Eigenschaften dieses Metalles, ins- besondere bei seiner absoluten Unschädlichkeit und grossen Wider- standsfähigkeit gegen alle im gewöhnlichen Leben vorkommenden Flüssigkeiten, so wie bei seiner Verwendbarkeit zu Legirungen, mit Sicherheit zu erwarten, dass in nicht allzu ferner Zeit diese Hoffnung realisirt sein wird. Vorgelegte Itriickseliiirien. H Vorgelegte Druckschriften. Nr. 2. Annales des Mines, Serie S, T. VII livr. 2. 3. Astronomische Nachrichten, Nr. 1 1 32. Belli, Sulla possihilita di contrarie corroiiti elelriche simultanee in unu filo condiittore. Pisa, 1857; 8"- Cosmos, Vol. i2, Nr. 1. Ge ogno st i seh -montanistischer Verein für Steiermark. Siebenter Jahresbericht. Grüner t, Job., Archiv der Matbematik und Physik, Band 30, Heft 1. Istituto, LR. lombardo. Memorie, V^)I, V, fasc. I. Istitnto, I. R. Lombardo. Memorie Vol. V. fasc. I. Atti, Vol. I, fasc. I. Kirchner, Leop., Die Ichneumonen von Kaplitz, Prag, 1836; S»- Mühry, A. , Klimatologische Untersuchungen oder Grundzüge der Klimatologie. Leipzig und Heidelberg, 1858; 8»* Bizzoli, Franc, Di une Atresia congenita dell ann in una fanciulla con isbono delT intestino retto nella vulva. Processo operatorio. Bologna, 1857; 4o- Seh lagint weit. Ad., Her., and Bob., Reports on tbe Proceedings of tbe Officers engaged in tbe Magnetic Survey of India. Madras, 1855; 8»- SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLÄSSE. XXYIII. BAND. SITZUNG VOM 21. JANNEE 1858. ^'' m 3. 13 175 SITZUNG VOM 21. JANNER 1838. Aus Dr. Karl Scherzer''s Mittheilungen an die k. Akademie über einige, während des Aufenthaltes Sr. M. Fregatte Novara in Funchal (Madeira) und Rio de Janeiro gewonnene Resultate. .... Noch erübrigt mir einige die mathem.-naturw. C lasse betreffende Mittheilungen beizufügen. Dieselbe hat nämlich in ihren Instructionen darauf aufmerksam gemacht, wie wünschenswerth und wichtig es für die Wissenschaft sei, von dem südamerikanischen Pfeilgifte „Curare" grössere Mengen als dies bisher auf dem gewöhnlichen Handelswege möglich war, zu weiteren Versuchen zu erhalten, seitdem die neuesten damit angestellten Beobachtungen für die Physiologie und Pharmakologie von hoher Bedeutung zu werden versprechen. Im Augenblicke meiner Anwesenheit war dieses berühmte Pfeilgift, welches in der nördlichen Provinz Pura aus dem Safte einer Strychnosart gewonnen wird, in Bio Janeiro in grösseren Quantitäten nicht vorräthig zu finden; doch habe ich mich mit einem ungemein eifrigen Forscher, dem gegenwärtigen Vice -Präsidenten des historisch-geographischen Institutes, Herrn Dr. Manuel Freires Lagos ins Einvernehmen gesetzt, welcher mir versprach unverweilt nach Pura zu schreiben und mindestens eine Quantität von 20 Pfunden für die Zwecke der kais. Akademie der Wissenschaften von dort kommen lassen, und das Gift gleich nach Empfiing direct an das wissenschaftliche Institut in Wien absenden zu wollen. In der ungemein reichen und wohlgewählten Bibliothek des Dr, Lagos (gleichzeitig Mitglied jener wissenschaftlichen Commission , welche im Laufe des 13» 1 76 ■^"^ '^''* Scherzer"s Mittheilung'en an die k. Akademie etc. nächsten Jahres mehrere der noch am wenigsten untersuchten Pro- vinzen des Kaiserreichs zu wissenschaftlichen Zwecken auf Kosten der Regierung durchforschen soll) fand ich eine neuerlich erst in Paris erschienene höchst interessante Abhandlung über dieses merkwürdige Gift, welches, wenn gleich Männern der Wissenschaft, die sich speciell mit diesem Gegenstand beschäftigen, längst geläufig, dem weiteren Gelehrtenkreise gleich wohl weniger bekannt geworden sein dürfte, als dieselbe es verdiente. Es sind dies die Recherches naturelles, chimiques et physiologiques sur la Curare, poison des fleches des sau- vages americains, par Alvaro Reynoso. Paris 1855. — Curare, auch warara, urali, wurali, wourari, woorari, woraro, urari, ourary, voorara wird von den wilden Völkerstämmen Südamerika's jedes Gift genannt, welches dazu dient, Pfeile zu vergiften, es mag von einer einzigen Pflanze oder von mehreren herrühren; die wesentlichste Eigenthümlichkeit dieses Pfeilgiftes besteht darin, dass der Körper nur dann davon afficirt wird, sobald es unverändert in die ßlutbahn dringt, dagegen völlig unschädlich bleibt, wenn es auf andere Weise in den Körper eingeführt wird. Obwohl bereits Humboldt in seinen classischen Reisen nach den Äquinoctialgegenden des neuen Continen- tes eine ziemlich umständliche Beschreibung des Curare und seiner Bereitungsart gibt, so war es dem gelehrten Forscher doch nicht möglich, die Pflanze, von welcher das Gift gewonnen wird, genauer zu bestimmen, indem diese während seines Aufenthaltes am Orinoco gerade nicht in Blüthe stand. Sir Richard Schomburgk, welcher die Schlingpflanze, aus deren Saft die wilden Völkerstämme Süd- amerika's hauptsächlich ihr Pfeilgift bereiten, in Guiana an den Ufern des Pomeroon und des Sururee in Blüthe fand, beschreibt dieselbe als eine Stryclmos toxifera. Schomburgk gebrauchte das Curare, wie er selbst erzählt, längere Zeit gegen ein heftiges Fieber, zwar ohne davon geheilt zu werden, aber auch ohne irgend welche üble Folgen. Nur eine leichte Wunde, die er zufällig auf der Lippe und der Zunge fühlte, war Ursache, dass er die weitere Anwendung dieses angebli- chen unfehlbaren Antidotes gegen alle Arten von Fieber aufgab. Im Ganzen ist über die zerstörende Ursache des Curare sowohl, wie über dessen etwaige Heilkraft, trotz der schätzenswerthen und eifrigen Untersuchungen der Herren Pelouge und Bernard, He well, Hiff, u. s. w. nur wenig Positives bekannt. Möchte es vaterländischen Forschern gelingen, aus der ihnen durch die Vermittlung der kaiserl. R es Ihn b er. Über das Wetlerleiiehten. ]77 Expedition zugeführten Quantität dieses merkwürdigen Giftstoffes Resultate zu gewinnen, weiche die bisher nur zur Vernichtung lebender Organismen angewendeten Eigenschaften dieses Pflanzen- saftes in ebenso viele heilbringende Kräfte für die leidende Mensch- heit verwandeln! — Eingesendete Abhandlung. Über das We 1 1 e r l e u c h t e n. Von P. Ängnstin Reslhober, Direetor der Sternwarte zu Kremsmiiusfer , corresp. Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften. Der Aufsatz, den ich der hohen kais. Akademie vorzulegen mir die Freiheit nehme, wurde zum grossen Theile bereits im Frühlinge des Jahres 1856 niedergeschrieben, aber wegen des Abwartens einer grösseren Zahl von Beobachtungen im Jahre 1856 zur Auf- klärung des abgehandelten Gegenstandes erst gegen Ende des Jahres 1857 vollendet. Veranlassung hiezu gab eine Bemerkung des Herrn Dr. Friedmann in München, welcher in seinen mit sehr grosser Gediegenheit und Fachkenntniss geschriebenen meteorologischen Berichten (veröffentlicht in der allgemeinen Augsburger Zeitung) vom Monate Jänner 1856 bemerkte, „dass man am Abende des „24. Jänner zu München bei heiterem Himmel in der Richtung gegen „West ein starkes Wetterleuchten beobachtet habe." Der Bericht- erstatter fügt noch bei, „dass dieses Phänomen noch immer nicht „gehörig aufgeklärt sei." Als ich diese Nachricht las, schlug ich mein Tagebuch auf, in wel- ches ich mir alle auffallenden Erscheinungen, so viele deren zu meiner Kenntniss kommen, sorgfältig einzeichne, und finde eingeschrieben: „24. Jänner 1856, Stürme mit Blitz und Donner in Antwerpen, „Gent, besonders stark im Ostende, St. Willibrod, Courtrai, Ver- „viers, Namur, Huy, Lille, Havre, Frankfurt, Cöln, Bonn, Aachen, „Trier, Mainz, Aschaffenburg etc." ; es kann sonach kaum ein Zweifel sein, dass das in München beobachtete Wetterleuchten in dem so weit verbreiteten Gewitter seinen Grund hatte. 178 Reslhuber. In der Zeitschrift „Wöchentliche Unterhaltungen im Gebiete der Astronomie, Meteorologie und Geographie", von Dr. G. A. Jahn in Leipzig, befindet sich in Nr. 17 des Jahrganges 1855, Seite 135 ein Bericht des Herrn Sulz er, Pfarrers zu Ittendorf am Bodensee, „dass man am 14. April 1855 von 8^ 15'" Abends bis 10*^ im Ost „über oder hinter einer kaum einige Grade hohen Wolkenschichte „ein starkes Wetterleuchten beobachtet habe. Das Aufleuchten folgte „sich durchschnittlich in Intervallen von 8 — 10 Secunden; da ist „denn doch nicht wohl anzunehmen, dass dieses der Wiederschein „eines fernen Gewitters gewesen sei; denn was müsste das für ein „Gewitter sein, wo auf die Minute sechs Blitzschläge fallen" (es gibt wohl oft noch blitzreichere Gewitter) „und so eine ganze Stunde, „und überdies am 14. April." Ich beobachtete an demselben Abende bei ganz heiterem Himmel von 8^' bis 10^ Abends im West und Nordwest häufiges Blitzen; gegen 12^ Nachts überzog sich der Himmel mit Haufenwolken, die eine sehr schnelle Bewegung von West gegen Ost hatten, ich vermuthete in ihnen die Überreste eines zerstäubten Gewitters; um 2 Uhr Morgens war der Himmel bei uns wieder wolkenfrei. Wir beide Beobachter hatten sonach den Herd der Blitze in unserer Mitte. Bald erfuhr ich aus der allgemeinen Augsburger Zeitung, dass sich an jenem Abende über München und Umgegend ein schweres Gewit- ter entladen habe. Auch in Bodenbach finde ich an diesem Abende in dem meteorologischen Monatsberichte der k. k. Central-Anstalt ein Gewitter angeführt. Somit ist das räthselhafte Phänomen in diesem Falle genügend aufgeklärt. Am 26. Februar 1854 beobachtete man zu Salzburg zwischen 3 und 4 Uhr Morgens im Ost mehrmaliges Blitzen; hier zu gleicher Zeit im West und Nordwest bei fast ganz reinem Himmel, und ver- nahm sehr fernen Donner; vorher tobte die ganze Nacht ein orkan- artiger Südwestwind; um 3'^ 45'" Morgens überzog sich der Himmel, heftiges Schneegestöber begann und hielt durch eine Stunde an. Zu Bied im Innkreise entlud sich ein starkes Gewitter, der Blitz schlug in den Pfarrthurm, zertrümmerte alles Holzwerk der ober dem Glockenhause befindlichen Theile, das Gebälk fing Feuer, der Brand konnte nur mit grösster Anstrengung gelöscht werden. Das Gewitter zog an uns auf der Nordseite vorüber. über das Wetterleuchten. 179 Ich führte diese drei Fälle umständlicher an, weil diese Gewitter zu ungewöhnlichen Zeiten vorkamen und solche ausserordentliche Erscheinungen gewöhnlich durch Zeitungsberichte in einem grösseren Kreise bekannt werden. Im Sommer ist man an Gewitter gewöhnt; beobachtet man nun an einem heiteren Abende an irgend einer Stelle des Horizontes das sogenannte Wetterleuchten, so erfährt man selten etwas von Gewit- tern in entfernteren Gegenden, besonders wenn diese nicht mit auf- fallenden verheerenden Folgen begleitet sind. Obgleich ich für meine Person mir aus vieljähriger Erfahrung durch aufmerksames Beobachten aller Verhältnisse, die dem Phäno- mene des Wetterleuchtens vorangehen, dasselbe hegleiten und welche dieser Erscheinung nachfolgen, längst die feste Überzeugung verschafft habe, in Übereinstimmung mit dem Urtheile aller aufmerk- samen Naturforscher, dass das Wetterleuchten, wenn es sich in irgend einer Gegend des Gesichtskreises mehrere Male wiederholt, jederzeit in einem entfernten Gewitter seinen Grund habe, so ent- schloss ich mich doch, da es noch so Viele gibt, die den Zusammen- hang zwischen Wetterleuchten und Gewittern nicht anerkennen wollen, den Gegenstand einer weiteren Untersuchung zu unterziehen; die Mittel hiezu können natürlich nur Nachrichten aus jenen Gegenden geben, welche in der Richtung des beobachteten Wetterleuchtens liegen. Die grosse Ausdehnung, welche das Netz von meteorologischen Beobachtungs- Stationen im österreichischen Kaiserstaate unter dem Schutze der kais. Akademie der Wissenschaften durch die rühmliche Thätigkeit der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetis- mus seit wenigen Jahren gewonnen hat, und das reiche angesammelte Beobachtungs-Materiale geben die besten Mittel an die Hand, in diesen Gegenstand gründlich einzugehen und das Manchem noch so räthsel- hafte Phänomen vollkommen aufzuklären. Man versteht unter Wetterleuchten im Allgemeinen jedwede blitzähnliche Lichterscheinung, welche von keiner vernehmbaren Detonation begleitet ist. Von dem eigentlichen Wetterleuchten aber kommen auszuscheiden alle verein- zelten Lichterscheinungen, die von helleren Sternschnuppen, Feuer- kugeln herrühren , kommen auszuscheiden die Erscheinungen des Zodiakallichtes, der Polarlichter, so dass man also unter Wetter- 180 Reslhuber. r leuchten versteht mehrere Male wiederholtes Blitzen in irgend einer Himmelsgegend , ohnedass manzu gleich eine Detonation vernimmt, nnd dieses meistentheils hei heiterem Himmel; und solchen Lichterscheinungen liegt nach dem Urtheile und nach vielfacher Erfahrung aufmerksamer Beobachter jederzeit ein entferntes Gewitter zu Grunde. Wenn der gemeine Mann in irgend einer Richtung das Wetter- leuchten beobachtet, so pflegt er zu sagen, und dieses wahrschein- lich nicht ohne einem Erfahrungsgrund, „der Himmel kühle sich ab;" und er hat Recht, denn es erfolgt in den meisten Fällen eine Depression der Temperatur der Luft. Ist schon das Entstehen der Gewitter durch das Zusammentreffen wärmerer Dunstschichten mit kälteren bedingt , wodurch die Temperatur der ersteren erniedriget wird, die Dünste coudensirt und häufige Niederschläge veranlasst werden, so bewirkt in Folge des Gewitters die raschere Verdunstung des Wassers an der Oberfläche der Erde (da durch die Niederschläge die Luft trockener wurde, und nun wieder neue Dünste aufnehmen kann) eine Herabstimmung der Temperatur, indem bei jeder Ver- dunstung ein gewisses Quantum Wärme gebunden wird. Diese Ab- kühlung beschränkt sich aber nicht blos auf den Ort des Gewitters, sondern verbreitet sich wegen des gestörten Gleichgewichtes der Luft einer Gegend auch in einem grösseren Umkreise. Ist das Wetter- leuchten in einem entfernten Gewitter begründet, so ist die Abküh- lung der Luft eine nothAvendige Folge, und der Spruch des gemeinen Mannes gerechtfertiget. Wenn ein Gewitter von stärkerer Intensität aus einer Gegend abgezogen ist, so sieht man in der Richtung des Weges, den es eingeschlagen, oft noch lange fort blitzen ; selbst wenn die Gewitter- wolken längst aus unserem Gesichtskreise entschwunden sind und kein Donner mehr vernehmbar ist, leuchten die Blitze noch beson- ders in dunkler Nacht und bei reinem Himmel am fernen Horizonte herauf; keinem Menschen wird es einfallen, darin etwas Ungewöhn- liches zu erblicken. Sieht man in jener Richtung, woher die Gewitter regelmässig kommen, bei ganz reinem Himmel das Aufleuchten von Blitzen, so löset sich häufig das Räthsel sehr bald; das Gewitter, welches früher unter unserem Horizonte stand, von dem wir nur den Reflex der Blitze in der Luft sahen, steigt allmählich empor und geht über das Wetterleuchten. 181 den Weg, den die diu'ch dasselbe selbst veranlasste Luftströmung es ziehen heisst; wir erhalten die Aufklärung des Phänomens des Wetterleuchtens oft auf die nachdrücklichste und unliebsamste Weise. Manchmal trifft es sich auch, dass das Gewitter sich früher erschöpft, die mit Lichterscheinungen verbundenen elektrischen Entladungen aufhören, bevor es unseren Ort erreicht (und einmal und in einer Gegend muss ja jedes Donnerwetter ein Ende nehmen), dann ziehen wenigstens die Überreste, die Wolken über uns dahin, und bringen nicht selten gedeihlichen Regen. Das Manchem so problematische Wetterleuchten, über welches wir nicht immer gleich Aufklärung erhalten, sieht man am meisten in jenen Gegenden des Horizontes, woher für einen bestimmten Ort Gewitter in der Regel nicht kommen. Rei uns ist der ordentliche Zug der Donnerwetter aus West, Südwest, Nordwest; ganz nahe Gewitter, die durch das Zenith des Ortes gehen (sogenannte über- stehende Gewitter) sind bei uns wenig; im Mittel aus vieljährigen Reobachtungen kommen auf das Jahr 8 nahe und 22 entfernte Gewit- ter; die meisten ziehen auf der Südseite längs der Alpen, oder auf der Nordseite entlang der Flüsse Traun und Donau vorüber. Wir sehen daher das Wetterleuchten am öftesten im SW., S., SO., oder im NW., N., NO. Reobachtet man das Phänomen genauer, so bemerkt man ein Weiterrücken der Stelle, m^o die Rlitze aufleuch- ten, ganz entsprechend dem gewöhnlichen Zuge eines Gewitters. Vielfache Erfahrung lehrt, dass man besonders bei heiterem Himmel, wenn kein vorstehendes Gewölk die möglichst weite Fern- sicht am Horizonte in einer offenen Gegend hindert, den Reflex der Rlitze in der Luft von einem unter unserem Horizonte stehenden Gewitter auf 30 und noch mehr Meilen Entfernung sieht. Rerücksichtiget man die atmosphärischen Verhältnisse, welche dem Phänomene vorangehen, dasselbe begleiten und die demselben folgen, wie den Luft- und Dunstdruck, die Temperatur, die Feuch- tigkeit der Luft, den Wind, Wolkenzug, so ist der Schluss, das Wetterleuchten hänge mit einem entfernten Gewitter zusammen, nicht nur kein gewagter, sondern wir erwarteten nach den obwal- tenden Verhältnissen der Atmosphäre für die eigene Gegend selbst, was wir über eine fernere, wenn auch nur im Abglanze der Rlitze dahinziehen sehen. 182 - Reslhuber. Selten ist der Himmel in der Gegend des Wetterleuchtens ganz vollkommen rein; die Dunkelheit der Nacht lässt uns feine Cirrus von dem gewöhnlichen Dunste oft schwer, höchstens beim Aufleuchten der Blitze unterscheiden , und diese Cirrus sind die Anzeichen, dass noch tiefer unten dichteres Gewölk sich finde, wo die Quelle der Blitze zu suchen ist. Sieht man aber von seinem Beobachtungsorte aus am fernen Horizonte Wolken lagern, aus denen zeitweilig Blitze aufleuchten, so ist es ja doch angemessener, wenn man schon den obersten Theil des Schornsteines vom Feuerherde sieht, die Erschei- nung auf die natürliche Weise zu erklären, anstatt zu erzwungenen Hypothesen seine Zuflucht zu nehmen. Sieht man nach einer Nacht mit Wetterleuchten am Morgen die meteorologischen Instrumente und den Himmel an, so findet man fast durchweg das Barometer gestiegen, die Temperatur erniedrigt, den Himmel mit Wolken umzogen , die uns häufig reichlichen Regen spenden; nur in dem Falle, wenn ich Wetterleuchten tief im SO. oder 0. beobachtete, ohne dass von unserer Gegend dahin ein Gewitter abzog, trifft es sich öfters, dass die meteorologischen Instrumente von den Vorgängen im fernen Osten keine Kunde geben, der Himmel heiter bleibt, wenn die Strömung der Luft nach jener Gegend gerichtet ist. Die zähesten Vertheidiger des Wetterleuchtens als eines selbst- ständigen, von einem Gewitter unabhängigen Phänomenes berufen sich auf die manchmal gemachte Erfahrung, dass man aus hoch- stehenden Wolken häufige Blitze fahren gesehen hat, ohne einen Donner vernommen zu haben. So berichtet R. Stockmann aus Pirna (vide Unterhaltungen im Gebiete der Astronomie, Meteorologie und Geographie von Dr. G. A. Jahn in Leipzig, Jahrgang VIII, pag. 391): „Am 14. Juni dieses Jahres (1854) genossen wir die seltene „Erscheinung, ein wetterleuchtendes Gewölk über unserem Haupte „vorbeiziehen zu sehen, die brillanteste Erscheinung der Art, die ich „je gesehen. Das häufige aber stets geräuschlose, secundenlange „zuckend ausstrahlende Licht aus einzelnen Wolkentheilen, 8 bis „10.000 Fuss über uns, die dann und wann sternschnuppenartig an „den Wolkenrändern entlang schiessenden elektrischen Funken, die „das ganze innere Gewölk aufschliessende Beleuchtung, so wie die „der Landschaft gaben ein Schauspiel, wie ich es ausserdem in ahn- über das Wetterleuchten. 183 „lieber Weise nur dreimal gesehen. Die lange Dauer von S^ 30™ bis „12'' erlaubte jede Art liieher gehörender Beobachtungen anzustellen, „und gerne, sollte es gewünscht werden, stehe ich mit einem Aus- „zuge meines Tagebuches zu Diensten." Ähnliche Fälle werden auch in Gehler's physicalischem Wörter- buche unter dem Artikel „Wetterleuchten" angelulirt. Ich selbst habe eine ähnliehe Erscheinung nie gesehen, aber bei hochgehenden Gewittern schon oft die Bemerkung gemacht, dass man nicht auf jeden Blitz einen Donner vernimmt, wohl aber bei schnell sich folgenden elektrischen Entladungen ein beständiges Rollen des Donners hörbar ist. Dass Gewitter oft in einer bedeutenden Höhe vor- überziehen, ist bekannt; am besten überzeugt man sich hievon im Gebirge. Die Bewohner des Chamouni- Thaies versichern, dass Gewitter zuweilen höher als der Montblanc (14.800 Fuss) gehen (Kämtz Meteorologie). Ist es nun in einem solchen Falle nicht viel- leicht möglich, dass man den Donner wegen der grossen Höhe nicht hören kann ? es kommt hier sehr viel auf die Verhältnisse der Umge- bung einer solchen Gewitterwolke und auf die Medien an, durch welche der Schall bis zu unserem Ohre gelangen soll. Sind keine den Schall reflectirenden und durch die mehrmalige Reflexion ver- stärkenden Wolken da, so kann er in der Höhe verhallen, ohne dass wir auf dem Boden etwas vernehmen. Oder kann nicht die oben herr- schende Luftströmung den Schall horizontal fortführen , dass zwar wir nichts, aber weiter seitwärts des Gewitters befindliche Beobachter denselben hören können? Die Luft ist in grossen Höhen bedeutend dünner, während sie gegen die Erdoberfläche an Dichte stetig zunimmt; Schallwellen in einer dünnen Luft erregt, werden geschwächt, wenn sie in eine dichtere Schichte übergehen, und dieses um so mehr, je stärker die Dichtigkeit der Luft gegen den Boden zunimmt. Schiesst man auf einem hohen Berge, welcher von keinem seiner Nachbarn an Höhe erreicht, viel weniger überragt wird, bei heiterem Himmel und ruhiger Luft ein Feuergewehr los, so ist es möglich, dass man im Thale am Fasse des Berges einen schwachen Schall vernimmt; ist aber die Luft nur etwas unruhig und im Thale bedeutend dichter (lagern Wolken oder Nebel unter der Spitze des Berges in den Niederungen), so verhallt 184 Res] hu her. der Schuss in den Höhen, ohne dass man in der Tiefe etwas hört. Wird in einer ausgedehnten Ebene ziemlich schweres Geschütz bei stark bewegter Luft abgefeuert, so vernimmt man wohl den Schall sehr gut und weit in der Richtung der Luftströmung, nicht aber, oder nur auf geringe Entfernung auf der entgegengesetzten Seite. Luftschiffer berichten, dass, wenn sie einmal in eine bedeutende Höhe emporgestiegen waren, sie den Donner der unter ihnen abgefeuerten Kanonen nicht mehr haben vernehmen können, besonders, wenn unter ihnen eine Wolkenschichle sich befand, und doch geht die Fortpflanzung des Schalles nach oben leichter vor sich, als umgekehrt; eine widrige Luftströmung in der Höhe und die Ver- hältnisse der Bewölkung spielen hier eine wichtige Rolle. Es ist sonach immerhin möglich, dass Gewitter in grosser Höhe über uns oder seitwärts dahinziehen, und wir keinen Donner ungeachtet reichlicher Blitze vernehmen. In dem oben von R. Stockmann angeführten Falle finde ich in dem Monatsberichte der k. k. Ceiitral-Anstalt in Wien am gleichen Tage Gewitter aufgeführt zu Bodenbach, Pilsen, Prag, Pürglitz, Deutschbrod, Czaslau , Senftenberg, nur ist die Tageszeit des Gewitters nicht beigesetzt. Seit dem Jahre 18S3 veröffenthcht die k. k. Central -Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften (mathematisch -naturwissen- schaftliche Classe) monatliche Übersichtstabellen über die Witterung in Osterreich zugleich mit Bemerkungen über besondere Erscheinun- gen; aus diesen entnahm ich für die Abende, an welchen wir fernes Blitzen beobachteten, ohne dass über unsere Gegend ein Gewitter herankam, oder ein solches von hier abzog, die Notizen über gleich- zeitig an anderen Beobachtungsstationen des österreichischen Kaiser- staates stattgehabte Gewitter. Nur ist bei der folgenden Zusammen- stellung noch der Umstand zu erwähnen, dass in den angeführten Tabellen wohl das Datum des Tages, nicht aber die Stunde, zu welcher ein Gewitter stattfand, in allen Fällen angegeben ist. Da jedoch in den meisten Fällen bei uns der Himmel am Tage und Abende vollkommen heiter war und man annehmen kann , dass dieser über das Wetterleuchten. 185 Zustand der Luft in einem grösseren Umkreise von gleicher Beschaf- fenheit war, so kann man füglich schliessen, dass erst bei herein- brechender Nacht die an ferneren Orten aufgeführten Gewitter ein- getreten seien. Unser Ort ist in dem grossen Netze der österreichi- schen Beobachtungsstationen so gelegen, dass wir gegen West und West -Nordwest keine Station mehr haben, an welcher regel- mässige Beobachtungen angestellt werden ; doch ist dieser Mangel nicht so erheblich, da aus jenen Gegenden unser gewöhnlicher Gewitterzug ist und wir über besondere Vorgänge im benachbarten Baiern häufig Nachrichten durch die allgemeine Augsburger Zeitung erhalten. Blitzen beobachtet zu Krems- m ü n s t e r 1853. 29. Juni gegen Mitternacht Blitze im NW., Himmel heiter. 30. „ um 10'' Ab. Bl. im W., rückt gegen SW., S., trüb. 2. Aug. um 10'' Ab. Bi. imSW., etwas trüb, um2''M.entf.Gevv.imSW. 3. „ von 9'' Ab. bis 2'' M. Bl. im W., rückt gegen SW., S., SO., heiter. 26. „ oftmaliges Bl. im SW., heiter. 24. Sept. 7'' 30-" Ab. Bl. in W. u. NW., trüb. 24. „ bis 11'' Nachts Bl. im SW. 1854. 26. Febr. 3'' M. Bl. im NW., heiter, später Donner vernehmbar. 14. Mai nach 9'' Ab. Bl. im W., trüb. 20. Juni nach 8" 45°' Ab.im NW.Bl., trüb. 25. Juli Bl. von 8" bis 9'' Ab. im SW., heiter. 1. Sept. Ab. 7''B1. im S., heiter. 2. „ Ab. 6" u. 9'Bl. im NW., heiter. 1855. 14. April Ab. 8'' bis nach 10'' Bl. im W. u. NW., heiter, um 12'' Nachts Zu gleicher Zeit Gew. zu Sehössl, Pürglitz, Trautenau in Böhmen. Gew. zu Lienz, Salzburg, Aussee, Admont. Gew. zu Bregenz, Lienz, Salzburg. Gew. zu Bregenz, Innsbruck, Lienz, Salz- burg, Klagenfurt, Laibach, Adels- berg, St. Magdalena, Mürzzuschlag. Gew. zu Bregenz. Gew. zu Sehössl, Bodenbach, Strako- nitz, Trautenau, Deutschbrod, Linz mit Stürme. Gew. heftig zu Innsbruck. Gew. zu Bied im Innkreise mit SW. Sturm, ein von 0. nach W. abgezogenes Gew. Gew. zu Sehössl, Bodenbach, Strako- nitz. Pürglitz, Pilsen, Deutschbrod. Linz. Gew. zu Bregenz, Lienz, Alt-Aussee. Gew. zu Admont, Alkus, Lienz. in der Nacht Gew. zu Linz. Gew. in München, Bodenbach. 186 R e s I h u b e r. BI itze i855. S. Mai 2ä. Juni 27. » 31. » 3. » 7. » 8. » 9. » 13. » 15. » 4. Juli 5. „ 7. „ n beobachtet zu Krems- münster trüb mit Cumulis ausW., um 2'' M. wieder heiter. 9" Ab. tief im NW. Bl., trüb. Ab.S" 30'" bis 11'' im SO. häu- fige Blitze, heiter. Ab. 10'' bis Mitternacht Blitze im SW. u. S., fast heiter, in der Nacht Bl. im SW. u. S., trüb. ll"" Nachts tief im SW. Bl., heiter. 8'' 30"" Ab. bis 11'' tief im SO. Bl., heiter. nach 9'' Ab. bisM.N. im SW. Bl., heiter. nach 9'" Ab. bisM.N. heftiges Bl. im 0. u. SO., trüb. Nachts 11'' im SW. starkes Bl., heiter. unaufhörliches Blitzen von 10'' bis 12'' Nachts tief im W., NW. u. N., trüb. Ab. tief im SO. sparsame Bl., trüb. in der Nacht tief im S.Bl.heit. 10" Ab. tief im S. Bl., trüb. 8. 9. 16. 19. 23. „ 10'' Ab. im O.Bl., heiter. „ ll''Nachts im S. Bl., heiter. „ 10"Ab. Bl. imSO., umll''im S., heiter. „ 11'' Ab. im SW. Bl. ; in der Nacht folgte hier Regen. „ 10'' Ab. im SW. Bl., heiter. „ nach 11'' Nachts tief im 0. einzelne Bl., trüb. „ von 8'' 30"' bis 11" N. Bl. im NW., N., halb heiter. Aug. nach 10" Ab. tief im NW. starkes Blitzen, heiter. „ Ab. 9" im W., später im NW., N. heftiges Bl., trüb, nach M. N. Regen. Zu gleicher Zeit Gew. zu Schössl, Deutschbrod. Gew. zu Laibach. Gew. zu Admont, Jolsva. Gew. zu Bregenz, Lienz, Gastein, St. Paul. Gew. zu Bregenz , Admont, Cilli. Gew. in Wüten, Lienz, Gastein, Aussee. Admont. Gew. in Korneuburg. Gew. in Lienz, Gastein. Gew. zu Pilsen, Prag, Pürglilz. Gew. zu Klagenfurt, Laibach, Adels- berg. Gew. zu Admont, Klagenfurt, Cilli. Gew. zu Aussee, Admont, Klagenfurt, Laibach, Adelsberg. Gew. zu Schemnitz. Gew. zu Admont, Adelsberg. Gew. in Laibach, Klagenfurt, St. Mag- dalena, Admont, Aussee. Gew. zu Salzburg. Gew. zu Salzburg. Gew. zu Leutschau, Reichenau. Gew. zu Schössl, Pilsen, Deutschbrod , Trautenau. Gew. zu Reichenau, Linz. über das Wetterleuchten. 187 Blitzen beobachtet zu Krenis- raünster 1855. 28. Aug. gegen 10'' Ab. im SW. Bl., heiter. 30. „ von 10'' Ab. an häufiges Bl. im SW., heiter. 1. Sept. Ab. 8" im SW. Bl., heiter. 6. Oet. von 8'' 15'" Ab. an oftmaliges Bl. im SW., rückt langsam gegen S. vor, fast heiter. 7. „ von T Ab. bis M. N. tief im SSW., S. u. SO häufiges Bl., Himmel heiter, nur in der Gegend derBl. tief am Hori- zonte eineCirrustratus-Bank. von 7'' Ab. bis M. N. tief im SW., später im S. u. SO., häu- figes Bl., trüb. von 7'' Ab. bis gegen M.N.Bl., tief im SW., rückt vor gegen S. u. SO., heiter, von 7'' Ab. bis gegen M. N. Bl. im S. u. SO., heiter. 1856. 15. April von 7'' SO"" bis h'^kh. Bl. im NO., später im 0. nach 9'' Ab. öfteres Bl. im S. von 8'' 45'" bis 9'' SO"» starkes Bl. im SW. , rückt langsam gegen W. u. NW., wo man nach 10'' noch sparsam Bl. aufleuchten sieht. 26. Mai. Ab.8'' 30'" im SO. Bl., so auch im N. aus einer tiefstehenden Gewitterwolke. Ab. 9'' 30'" im NW. öfteres Bl . 4. Juni von 8" 50'" Ab. bis 1" 30"" M. Bl. anfangs im SW., dann im S. u. SO.; Himmel in jener Gegend mit Cirrus bedeckt; gegen M. N. auch hier trüb. 5. „ 9'' Ab. bis lange nach M. N. Bl. anfangs einzeln tief im W., gegen 10'' im WNW. gegen 11'' im NW. mit unge- 27. 28. 30. 15. 29. 30 Zu gleicher Zeit Gew. zu Aussee. Gew. zu Bregenz, Cilli. Gew. zu Laibach. Gew. zu Adelsberg. Gew. zu Laibach, Adelsberg, St. dalena. Gew. zu Kais. Gew. in Lienz, Gastein, Laibach, Adels- berg, Unter-Tilliach, Alkus, Inner- Villgraten, Wien fernes Gewitter. Gew. in Adelsberg. Gew. zu Molk, Gresten. Gew. zu Admont. Gew. zu Trautenau mit Sturm. Gew. zu Wien, Bodenbach von 4'' bis 5'' Ab. zu Pürglitz 5" Ab. Gew. zu Pilsen W' Ab. Gew. südöstlich von Lienz. Gew. zu Kirchdorf von 10''— 12'' N. Gew. zu München 9'' Ab., zu Böhm.- Leipa iO" Ab., von 10" 40'" bis 1^30'" Gew. zu Pilsen, Prag, Senftenberg, Olmütz. 188 R e s I h u b e r. Blitzen beobachtet zu Krenis- m ü n s t e r 18ä6. meiner Heftigkeit (auf die Minute kamen über 60 Bl.); nacb 11'' im N.; die Gew.- Wolke reicht 8 — 10 Grade über den Horizont , hier im übrigen heiter, nur einzelne flüchtige Cumuli kamen aus der Gegend des Gew. 10. Juni von 9'' Ab. bis M. N. im NW. einzelne Bl. in Intervallen von 1 Min.; sehr tief am Horizonte lagern einzelne Cirrus. 11. „ Nachts 10'' Bl. sehr tief im SW. und S., Cirrus an jener Stelle, im übrigen hier heiter. Zu gleicher Zeit 28. 28. Ab. 9'' ßl. im NW. fast ohne Pause rückt gegen N., wo selbst Cirrostratus in einer Höhe von 10 Graden lagern; übrigens heiter. 11" Nachts Bl. im SW., rückt langsam gegen S. und SO.; in jener Gegend Cumuli bis zu einer Höhe von 10 — 12 Graden, Bl. in Intervallen von 30 See. ; übrigens heiter. 30 10'' Ab. zu gleicher Zeit Bl. im SW., S., SO. bis M. N.; in jener Gegend Cirrostratus bis zu 10 Graden Höhe, sonst heiter. 2. Juli 10" Ab. Bl.tief imSW.u.SO.; daselbst wenige Cirrus von 4 — S Graden Höhe , sonst heiter. 4. „ 10'' Ab. und später Bl. im WSW. und SSW. in Inter- vallen V. 10 — 14 See; Cirrus daselbst in einer Höhe 8 — 10 Graden ; der übrige H. heiter. Gew. in fast ganz Böhmen mit derRieh- tung von NW. nach SO. ; zu Schössl 5" 10'" Ab., zu Pilsen, Prag um 10" Ab. etc. Gew. zu Botzen, Trient, Meran von 6" bis 9" Ab., zu Tröpolaoh, Ober- Vellach, St. Paul, Klagenfurt, St. Magdalena. Gew. zu Böhm.-Leipa 9" Ab., zu Pilsen 9'' 30'" Ab., zu Prag. Gew. zu Innichen, Meran heftig, In- ner-Villgratten, St. Jakob bei Gurk, Ober-Vellach, Tröpolach, Unter- Tilliach. Gew. mehrere zu Lienz von 7 — 12", zu Meran heftig, zu Gastein, Kais, In- ner-Villgratten, Kalkstein, zu Plan heftiges Gew. um 9''; zu Tröpolach Unter-Tilliach. Gew. zu Innichen, Inner-Villgratten, Kalkstein, Kais, Lienz, Trient, Unter- Tilliach, Klagenfurt. Gew. zu Trient, Lienz 6" Ab., zu Inner- Villgratten, Kalkstein, Kais, Gastein von 6" 30'" bis 7", zu Klagenfurt, Unter-Tilliach. über (las Wetterleuclitcn. 189 Blitz i'ii beohai'h to t zu Kroms- 111 ü n s t e 1" 1836. 12. Juni Ab. 10'' im W. öfteres Bl. worauf hier Begen foi „ „ Lienz „ » „ 33 „ n „ „ Gastein „ « „ 26 » r> „ „ Salzburg „ „ „ 16 „ „ „ „ Brixen „ „ ,. 31 „ . „ „ Bolzen „ „ » 37 >> „ „ „ Trient „ 9? 44 „ jj „ S. Adelsberg „ „ „ 30 ,j „ „SSO. Klagenfurt „ „ „ 31 ,, „ „ „ Laibach „ „ „ 43 „ „ „ SO. Cilli ^ „ 44 j^ ,, „ „ Gratz „ „ „ 26 ,, j. „ 0. Wien „ „ 34 „ „ „ „ Schemnitz „ „ 68 „ „ „ NO. Brunn „ „ 32 „ » „ N. Prag „ 44 „ „ „ „ Bodenbach ., „ 61 ,, » „ NW. Schössl „ „ 30 n „ „ „ Deutschbrod „ »? „ 44 ,. „ „ „ Pürglitz ,. ,. „ 42 „ „ „ „ Pilsen „ „ 37 » „ Im Mittel von 23 Orten ergibt sich mit Hinweglassung der drei entferntesten Orte; Bregenz, Schemnitz. Bodenbach = 40t9 geogr. Meilen = 37 1 14 192 z i ,, p 0. Vorträge. Die Kiipfererz-Lagersiätten im Rothlieyenden Böhmens . Von dem w. M. F. X. M. Zippe. Die von den deutschen Geognosten des vorigen Jahrhunderts zuerst als besonderes Gh'ed der älteren Fiötzgebirge mit dem Namen Roth es Todtliegendes, auch wohl als Rother Sandstein bezeichnete, gegenwärtig Rothliegendes, oder nach Murchi- son: Permische Formation genannte Gebirgsbildung zeichnet sich in mehreren Ländern ihrer Verbreitung durch einen grossen Reichthum an Kupfer enthaltenden Mineralien aus; hauptsächlich kommen gediegenes Kupfer, Kupferglanz, Malachit und Kupferlasur auf besonderen Lagerstätten in derselben vor und liefern den Reich- thum mehrerer Länder an diesem Metalle. In Deutschland ist es Thüringen, wo seit langer Zeit ein berühmter Bergbau auf Lager- stätten in dieser Formation getrieben wird, durch welchen sie ins- besondere nach ihren geognostischen Verhältnissen zuerst bekannt geworden ist; in Russland, wo sie besonders im Gouvernement Permien verbreitet ist, enthält sie die berühmtesten Kupfererzgruben des Reiches; in Nordamerika gehören die reichen Lagerstätten von Kupfer und Kupfererzen am Lake superior, in Connecticut, Massa- chusets , New- Jersey, Virginia ebenfalls dieser Formation. In allen diesen Ländern sind die Vorkommnisse des Metalles früher bekannt gewesen, ehe die Geognosie einen Aufschluss über die Gebirgsbil- dungen gegeben hat, denen sie angehören. In Röhmen, dem seines Metallreichthumes wegen berühmten Lande gehörte bisher das Vor- kommen von Mineralien zur Ge^vinnung des Kupfers in grösserer Menge zu den Seltenheiten; die Formation des Rothliegenden, durch geognostische Untersuchungen ihr er V^ er breitung nach ziemlich vollständig bekannt, in ihrem Innern aber fast gar nicht aufge- schlossen, lieferte bisher höchst unbedeutende Beiträge zur Gewin- nung dieses Metalles; die Kenntniss derselben gehört der neueren Die Kupferers-Lagerstätlen im Rothliegenden Böhmens. 193 Zeit und eine reiche Lagerstälte wurde erst ganz kürzlich aufge- funden. Die erste Anzeige vom Vorhandensein der Formation des Rothliegenden in Böhmen finden wir in der „Mineralogischen Geo- graphie von Böhmen" von Fr. A. Reuss (dem \ ater) herausge- geben im Jahre iT97. Doch werden hier die durch rotlie Färbung ausgezeichneten Sandsteine nur als Varietäten des Sandsteines im Allgemeinen und nicht als Gesteine einer besonderen Formation unterschieden; nur an einer Stelle (2. Bd., S. 210) wird angegeben, dass der Sandstein dem rothentodten liegenden von Botten- dorf in Thüringen sehr nahe komme, und weiterhin, dass er von einem viel höheren Alter zu sein scheine, als der übrige im (Bunz- lauer) Kreise verbreitete. Karl V. Raum er bezeichnete in seinem Werke: „Das Gebirge Niederschlesiens, der Grafschaft Giatz und eines Theiles von Böhmen und der Oberlausitz" (Berlin 1819) die südliche Begrenzung des ürsehiefergebirges am Jeschken-, Iser- und Riesengebirge durch die Formation des r o t h e n Sandsteines, dann dessen Vorkommen in der Gegend von Braunaii im Zusammenhange mit seiner Verbrei- tung in Schlesien und der Grafschaft Glatz; über die weitere Aus- dehnung desselben in Böhmen wird jedoch nichts bemerkt. Diese weitere V^erbreitung wurde zuerst durch einen meiner Zuhörer in Prag Hrn. Joseph IMotegle k in seiner medicinischen Inaugural- Dissertation, unter dem Titel: „Das rothe Sandsteingebirge zwischen dem linken Iser- und rechten Elbeufer am südlichen Fusse des Iser- und Riesengebirges", Prag 1829, nachgewiesen. Zunächst dieser kleinen Schrift ist das weitere Vorkommen im Nordosten des Landes in der Abhandlung; „Geognostische Beschreibung von einem Theile des niederschlesischen, glatzischen und böhmischen Gebirges von den Herren Zobel und v. Ca mall" in Karsten's „Archiv für Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde", 3. Bd., Berlin 1831, weiter einwärts nach Böhmen bis über die Gegend von Trautenau, Eipel, Kosteletz und Nachod bezeichnet. Nach seiner weiteren Ausdehnung vom Zuge des Riesenge- birges und den nordöstlichen Zweigen der Sudeten , sowie nach seinem isolirten Vorkommen in der Mitte des Landes zwischen Böh- mischbrod, Schwar/kosteletz und Kaui-im, wurde diese Bildung hauptsächlich durch die geognostischen Wanderungen in meinem 194 ^' • i> p "• Vaterlaiide bekannt, deren Resultate zunächst in Sommcr's „Topo- graphie des Königreiches Böhmen" und theilweise auch in ein paar Abhandlungen, deren eine: „Die Flötzgebirge Böhmens mit beson- derer Hinsicht auf ihre Kohlenführung" in den Schriften der k. k. patriotisch- ökonomischen Gesellschaft, Prag 1835; die zweite: „Die Steinkohlen, ihr Wertli , ihre Wichtigkeit und Verbreitung in Böhmen" in der vom Vereine zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen herausgegebenen Zeitschrift des Gewerhewesens, Prag 1842, veröffentlicht sind. In keiner von diesen Schriften geschieht eine Erwähnung vom Vorkommen kupferhaltiger Mineralien in dieser Formation; es war bis zu dieser Zeit keine Spur davon aufgefunden worden, welche Veranlassung zu weiterem Forschen hätte geben können; der Berg- bau auf Steinkohlen, welcher wohl an einigen Orten schon eröffnet war, lieferte auch keine Anhaltspuidite zu anderen bergmännischen Unternehmungen. Die Anführung dieser Verhältnisse mag hier nur als Beleg dienen und auch aus dem Grunde gerechtfertigt erscheinen, weil sie zeigen, durch welche spärlichen Mittel man zu einer Zeit allmählich zur Kenntniss äusserst wichtiger Verhältnisse eines Landes gelangte, in welcher dergleichen Forschungen nur sehr geringe Aufmunterung und Unterstützung fanden. Die erste Nachricht vom Vorkommen von Kupfererzen in dieser Formation in Böhmen gibt Professor Dr. A. E. Reuss (der Sohn) in seiner Schrift: „Kurze Übersicht der geognostischen Verhältnisse Böhmens" Prag 1854, in welcher die vorerwähnten Beobachtungen zusammengestellt und mit einer Menge neuer, von ihm gemachter Erfahrungen vermehrt wurden. Er macht die Bemerkung, dass man diese Formation (in ihrer Verbreitung in Böhmen) in Beziehung auf ihre Erzführung sehr arm nennen müsse und erwähnt das Vorkommen von Kupfererzen bei Starkenbach, hart an der Grenze des sehr steil einfallenden Urschiefers, bei Eipel, dann bei einigen Orten zwischen Böhmischbrod und Kaurim, wo der Sandstein mit Malachit und Kupferlasur imprägnirt ist und Veranlassung zur Eröffnung eines Grubenbaues gegeben hat, bei welchem das Kupfer aus den zu Tage geförderten, wegen ihres vorherrschenden Sandgehaltes nicht wohl schmelzbaren Erzen, durch Schwefelsäure als Kupfervitriol gewonnen wurde. Diesen Vorkommnissen kann ich noch das bei Radowenz un- weit Nachüd beifügen, wo dieselben Mineralien in derselben Art des Die Kupfererz-Lagerstätten im Rothliogeiideu ßöhmeus. I 9b Gemenges durch die von Hrn. Adalb. Lanna unternommenen Schür- fungen auf Steinkohlen aufgefunden wurden. Durch diese Erfahrungen wurde nur das Vorhandensein des Kupfers, welches in dieser Formation fast in allen Ländern ihrer Verbreitung in verschiedenen seiner V^erbindungen bekannt ist, in Böhmen ebenfalls nachgewiesen, ohne jedoch bisher eine bedeutende Aussicht auf besonderen Reichthum davon zu eröffnen. Die Gesteine, welche in anderen Ländern, namentlich in Thüringen die Kupfererze begleiten und als Anzeiger ihres Vorhandenseins, als Leiter zu mon- tanistischen Untersuchungen dienen können, die bituminösen Mergelschieferund die sogenannte Rauchwacke. überhaupt das mit dem Namen Ze c hst ei n bezeichnete Glied der Formation scheinen in der Thaf hier zu fehlen, und so musste denn die Ent- deckung einer Gewinn bringenden Erzführung dem Zufalle anheim gestellt bleiben. Dieser hat sich nun auch in der allerjüngsten Zeit, und zwar im Gefolge einer anderen grossartigen industriellen Unter- nehmung eingestellt und eine reiche Lagerstätte unerwartet aufge- schlossen. Ich erhielt durch Herrn Johann Liebieg, Fabrikanten in Reichenberg, dem ersten Begründer der Pardubitz-Reichenberger Eisenbahn eine Partie Erzstufen zur Bestimmung zugesandt, welcher später auf mein Ansuchen um Auskunft über Fundort, Mächtigkeit und Lagerungsverhältnisse die Notiz folgte, dass die Lagerstätte bei der Grabung eines Einschnittes in das Gebirge bei Ko stialo w-Öls bei Liebstadtl im Jiciner Kreise, welcher beim Baue der Eisenbahn gemacht werden musste, in der Tiefe von 1 Klafter unter der Ober- fläche entblösst wurde. Bei dem Vorwärtsschreiten des Eisenbahn- einschnittes wurde das Lager in einer Fläche von 8 Quadratklaftern aufgedeckt und durch einen Schurfschacht in einiger Entfernung in nordöstlicher Richtimg wurde es in einer Tiefe von 5 Klaftern erreicht. Weitere bergmännische Arbeiten, welche zur Ausrichtung der Lager- stätte unternommen wurden, und durch welche sie bereits auf eine Länge von 250 Klaftern aufgeschlossen ist, ergaben bis jetzt eine Mächtigkeit des zwischen festen Conglomeraten liegenden Flötzes von S'/aFuss bei einem Verflachen von 15« in SSO. In dieser Mächtigkeit fallen 2' 9" auf die erzführenden Schichten, welche beinahe die Mitte des ganzen Lagers einnehmen, während die übrigen bis zurfesten First und Sohle aus Schieferthon nut Ptlanzenabdrücken, hauptsächlich 196 f' ' p p p Calamiten, tlionigem Sandsteine und sandigem Thone mit Eisennieien bestehen. Die Lagerstätte selbst befindet sieh im Hangenden der in der dortigen Gegend an einigen Orten aufgeschlossenen Steinkohlen- lager. Wenn nun dieser Fund schon an sich seines Reichthumes wegen und weil er ein Metall enthält, an welchem das an anderen Metallen sonst so reiche Böhmen bisher arm zu nennen war, von grosser Wichtigkeit ist, so ist er auch in anderer Hinsicht interessant. Die mir zur Bestimmung überschickten Stufen sind nämlich Bruchstücke von plattgedrückten Calamiten von '/o bis 1 1/3 Zoll Dicke; ihre charakteristisch gestreifte Oberfläche, nach welcher sie, so wie nach ihrer Gestalt mit den gewöhnlichen Ptlanzenresten dieser Art, deren Material schwärzlich-grauer Schieferthon ist, ganz übereinkommen, beweiset denselben Ursprung, obwohl ihr Inhalt ein ganz anderer ist. Dieser besteht nämlich aus einem eigenthümlichen Gemenge von Anthracit und Kupferglanz, von denen nur das erste Mineral aus Elementen des ursprünglichen Pflanzenkörpers sich gebildet haben kann, wobei indess jede Spur von organischer Structur verschwunden ist. Die gestreifte Oberfläche dieser Calamiten ist mit einer dünnen spröden, sehr leicht abspringenden grünen, stellenweise blauen Rinde, einem Gemenge von Malachit oder Kupferlasur und sandigem Thone bedeckt; auch auf Klüften, welche die Calamiten durchsetzen, findet sich ein Anflug von Kupferlasur oder Malachit, unstreitig Pro- ducte, welche sich aus dem Kupferglanz gebildet haben. Der Anthracit erscheint von grobkörnigem Gefüge, bildet stel- lenweise den vorwaltenden Gemengtheil; in manchen Stücken ist er auch fast ganz zurückgedrängt. Der Kupferglanz erscheint zwischen dem Anthracit in Gestalt von flachen, stellenweise zusammenhän- genden höhnen- und linsenförmigen Gestalten , auch streifenweise ; in diesen Gestalten wird er auf dem Querbruche sichtbar. Auf Bruch- flächen, durch welche etwas dickere Calamiten ihrer Oberfläche parallel gespalten werden, sieht man den Anthracit die Schichten von Kupferglanz fast im Zusammenhange bedecken, doch erscheinen in ihm sehr zarte Adern des metallischen Minerales. Der Gehalt an Kupfer hat sich nach den bisher damit vorgenommenen Proben von 32 bis zu 50 Percent ergeben, was mit der Ungleichförmigkeit des Gemenges zusammenhängt; manche Stücke zeigen sich auch ärmer an Metallgehalt, diese enthalten jedoch noch sichtbar Schieferthon Die Kn[ifei'erz-Lagerstätten im Rotliliegendeii Böliincns. 197 eingemengt. Die Calamiten liegen vereinzelt zwischen den Schichten des Schiefertliones, in welchen Kupferglanz, Malachit und Kupferlasur ebenfalls in ungleichförmiger Vertheilung vorkommen; Anthracit aber findet sich blos in jenen und hat sich unzweifelhaft aus'dem Kohlen- stoffe des Pflanzenkörpers gebildet. Dass die metallische Substanz an dieser Ausscheidung des Kohlenstoffes als Anthracit ihren Antheil habe, lässt sich wohl annehmen, da unter andern Verhältnissen, wenn die Pflanze in einen Kohlenkörper verwandelt ist, dieser aus Schwarzkohle oder Braunkohle besteht. In Beziehung auf den Anthra- cit mag hier noch bemerkt werden, dass derselbe unter die wasser- haltigen Varietäten dieses Minerals gehört. Der Metallreichthum dieser Lagerstätte ist aus diesen wenigen Angaben zur Geniige ersichtlich , es ist jedoch mit Grund zu erwarten, dass sie nicht als einzelne Erscheinung dastehen werde und nach der letzten Mittheilung des Hrn. Liebieg ist bereits ein zweites Lager hart am Fusse des Hiesengebirges westlich von Freiheit aufgedeckt und in Abbau gesetzt worden; dieses scheint nahe an der Grenze der Formation , da wo sie an den Urschiefer des Schwarzberges angelagert ist, dessen Fuss sie bildet, vorzukommen. Die grosse Entfernung von nahezu 4 Meilen ostnordöstlich von der angezeigten Lagerstätte bei Liebstadtl, dann das mächtige Auftreten des Melaphyrs, welcher als ein kleines Mittelgebirge über die Sandsteinformation sicherhebend diewestliche Partie derselben von der östlichen trennt, lassen hier nicht gerade dieselben geognostischen Verhältnisse erwarten; weitere Mitlheilun- gen, welche zugesagt wm-den, werden darülier Aufschluss geben. 1 98 n y . t InhaUsanzeifje der von Prof. Luschka in Tübingen für die Denkschriften eingesendeten Abhandlung: .,Die Halsrippen und die Ossa suprasternalia des Mensche n^\ Von Prof. Hyrtl. Herr Prof. L u s c h k a bespricht zuerst, nach Vorausschickung einiger historischer Notizen über die Halsrippen, die Eigenthümlich- keiten der Querfortsätze der vier unteren Halswirbel, insbesondere jener des siebenten. Der Knochenkern in der vorderen Spange des Querfortsatzes dieses Wirbels, welcher der Entwicklung einer Hals- rippe zu Grunde liegt, entsteht im sechsten Embryo-Monat, und bleibt, selbst wenn es nicht zur Bildung einer Halsrippe kommt, bis in das vierte Lebensjahr selbststäridig. Bei einer grossen Anzahl von Neii- gebornen fand Luschka am äussern und Innern Ende jenes Kno- chenkernes einen die ganze Dicke des angrenzenden Knorpels durch- setzenden weisslichen Streifen von faseriger Textur. Öfters ersetzte eine spaltförmige Höhle diese Streifen, in welchen Fällen es zur Selbstständigkeit und Beweglichkeit der vorderen Querfortsatzspange, und somit zum Auftreten einer Halsrippe kommen nmss. Die Ab- j^renzung einer Halsrippe vom Wirbelkörper erfolgt nicht an jener Stelle, wo der Kopf der Halsiippe liegt, sondern auswärts von ihr. Der Kopf der Halsrippe bleibt sonach am Wirbelkörper, mit welchem er Eins ist, und erscheint sub forma eines Höckers, welcher am Seitenrande der oberen Begrenzungsfläche des Körpers der fünf unteren Halswirbel hervorragt, und in welchen der obere Rand der vorderen Querfortsatzspange ausläuft. Dieser Höcker (Eminentia costaria) articulirt mit einer lateralen Gelenksdelle des darüber liegenden Wirbelkörpers , wie schon Henle andeutete. Ausnahms- weise erhält auch die Eminentia costaria einen besonderen Ossifi- cationspunkt, jedoch niemals am siebenten Halswirbel, sondern an den übrigen, an welchen das Vorkommen einer Halsrippe bis jetzt noch nicht beobachtet wurde. Die Halsrippen und die Ossa suprasternuliu des Menschen. 199 0hngeai'htt4 inaiiiiigfacher Unterschiede in Länge und Confign- ration bieten die Halsrippen gewisse constante Verliälfnisse dar. Das HöL'kerchen am Wirbeiitürper, mit welchem der sogenannte Kopfder Halsrippe artieulirt, besitzt eine plane oder convexe Gelenkfläclie, — - der Rippenkopf somit eine plane oder concave. Die Gelcnktläche am eigentlichen Querfortsatze ist massig vertieft, jene des Tuberculi costae entspreciiend convex. Ausnahmsweise ist das Capitulum der Halsrippe, oder das Tuberculum, oder beide mit dem betreffenden Theile des Körpers und des Querfortsatzes des siebenten Halswirbels durch Synostose verschmolzen. Das Ligamentum radiahmi capituU costae und das Ligamentum transversarium fehlen bei freien Hals- rippen nie. Das Ligamentum colli costae externum, intermtm und medium, sind in der Regel nur unvollständig ausgebildet. Die Vena vertebralis oAqx cervicalis profunda passiren zwischen der Halsrippe und dem zugehörigen Querfortsatze hindurch; — niemals Ax^Arteria vertebralis, selten eine accessorische Wirbelarterie aus der hinteren Peripherie der ÄfÄc/ari«, welclie sich in Bamos mtisculares und spinales autlöst. Ist die Halsrippe nur 2 — 2*/^ Centimeter lang, so beirrt sie den Verlauf der Arteria subclavia nicht, besitzt jedoch an ihrer oberen Fläche eine Furche für den siebenten Cervicalnerv. Hat die Halsrippe eine Länge von 5*6 Cent., so lauft dieSchlüs- selbeinschlagader über sie w^^^. Das vordere Ende einer solchen Halsrippe ist entweder frei, \\'\q die erste Rrustrippe der Vögel, und erscheint dann koibig aufgetrieben, oder mit einem dünnen Knorpel- überzuge belegt, oder verbindet sich mit der ersten Brustrippe. Diese Verbindung wird L durch fibröse platte Stränge bewerk- stelliget, welche an den inneren Rand der ersten Brustrippe treten. Der Scalenus medius und anticus setzen sich entweder an die knöcherne Halsrippe selbst, oder an ihren fibrösen Verbindungs- strang fest; 2. verbindet sich die Halsrippe mit einem nach aufwärts ragenden Fortsatze der ersten ßrustrippe durch ein Gelenk. Vollkommen ausgebildete Halsrippen erreichen mit ihrem vor- deren Ende das Brustbein. Immer liegt ihr vorderes Ende in diesem ¥2[\\q uwi^Y ([(.n- Extremitas sternalis Äe» Schlüsselbeins, über dem inneren Rande des Knorpels der ersten Rippe, mit welchem es mehr weniger verschmilzt, bevor es das obere Ende des Seitenrandes des Manubriam sterni erreicht. Die Arteria subclavia drückt solchen 200 H yrtl. Die Halsrippen und die Ossa suprasternalia des Mensehen. Halsrippen eine tiefe Furche ein, welche durch die höhere Lüge der dieses Gefäss tragendenRippebedungen wird. In einem vonLusch ka beobachteten Falle einer linksseitigen Halsrippe, war die Länge der letzteren in der Mitte durch eine ligamentöse Zwisehensubstanz unterbrochen. Der hintere Theil derRippe war knöchern, der vordere knorpelig. Das Interstitium intercostale occupirte ein äusserer und innerer Zwischenrippenmuskel. Zwischen beiden waren eine Arteria und Vena, sowie ein Nervus iiitercostaUs eingelagert. Letzterer war ein Zweig vom vorderen Aste des Nervus dorsalis prmius. Von besonderer Wichtigkeit für die Deutung der Ossa supra- sternalia ist das Verhalten derselben zu den Halsrippen. Breschet meinte, dass die Ossa suprasternalia die vorderen Enden von Hals- rippen seien, deren hintere Enden nicht entwickelt wurden, oder nur so unvollkommen, dass sie die vorderen Enden nicht erreichten. Eine Beobachtung L US ch ka's benimmt dieser Ansicht ihre Haltbarkeit. Auf der rechten Seite eines wohlgestalteten 45jährigen Mannes fand sich eine vollständige Halsrippe mit Befestigung am Grille des Brust- beines, links eine unvollständige mit freiem zugespitzten Ende. Gleichzeitig waren schön e\\i\v{cVe\ie. Ossa suprasternalia vorhanden, welche, wenn B res che t's Ansicht die richtige wäre, auf der rechten Seite hätten fehlen müssen. Zwei trefflich ausgeführte Tafeln veranschaulichen die in der Abhandlung umständlich beschriebenen Formen der Halsrippen sammt Zugehör, und verleihen dem Ganzen jenen Werth, welchen ich an allen Leistungen mt^ines hochgeehrten Collegcn anerkenne und bewundere. D i t s c h e i n e r. Üher die Zoiieiitlächen. 201 Über die Z o )i e n f I ä c li e u. Von Leander Ditscheiner. (Mit 2 Tafeln.) ( Vorgetrag'en in der Sitzung^ vom 7. Jänner 1858.) Einleitung. In den graphischen Methoden der Krystallogrtiphie hat man die Mittel kennen gelernt, um die Zone seihst in der Ehene im Allge- meinen als krumme Linien darzustellen. Durch die Darstellung aller Zonen in einer Ebene ist man im Stande den ganzen Zonen-Zusam- menhang durch krumme Linien, in speciellen Fällen auch durch Punkte und durch gerade Linien, in einem Schema bildlich darzu- stellen. Diejenige krumme Linie, welche im Stande ist eine ganze Zone, den InbegrifT aller jener Flächen, die parallele Combinations- kanten unter sich hervorbringen, darzustellen, nennt man die Zonen- linie, welche entweder, wenn die Krystallflächen selbst durch Punkte im Schema vertreten sind, diese alle verbindet, oder an welche alle jene geraden Linien die Flächen vertreten, welche dieser Zone angehören, tangiren. Man hat nach dieser Anschauungsweise bis jetzt sechs graphische Methoden, bei denen der Punkt, die gerade Linie, der Kreis, die Ellipse, die Parabel oder die Hyperbel als Zonenlinie sich ergibt. Ähnlich verhalten sich aber auch die Zonenverhältnisse, wenn man die leitenden Principien, welche den graphischen Melhoden zu Grunde liegen, auf den Raum ausdehnt. Es werden die einzelnen Krystallflächen, theils durch gerade Linien, theils durch Kreislinien, theils durch Ebenen vertreten, während die Zonen selbst sich im Allgemeinen durcii krumme Flächen repräsentiren, welche man die Zonen flächen nennen mag. 202 Ditscheiner. Von diesen Zonenflächen haben wir im Folgenden neun ver- schiedene Arten angeführt und näher in Betrachtung gezogen, welche sich ihrer Hauptform nach in fünf Abtheilungen trennen lassen und zwar als Zonengerade, als Zonenebene, als Zonenkugel , als die Zonenkegeln und als die Zonenconoide. Bei der Methode der Zonengeraden stellt sich die Zone als eine gerade Linie dar, welche durch den Coordinaten-Mittelpunkt geht und als der Durchschnitt aller jener Flächen anzusehen ist, die in dieser Zone liegen. Die einzelnen Krystallflächen selbst stellen sich als Ebenen dar, die durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehen und parallel sind jenen Krystallflächen, die sie vertreten. Die Zonenebene geht durch den Coordinaten-Mittelpunkt und ist als der Inbegriff" aller jener geraden, durch den Coordinaten- Mittelpunkt gehenden Linien anzusehen, die senkrecht auf den Kry- stallflächen dieser Zone stehen. Es sind diese Perpendikel auch die Repräsentanten ihrer entsprechenden Krystallflächen. Ebenso wie die Zonenebene gehen auch die Zonenkugeln alle durch den Coordinaten-Mittelpunkt, ihr Mittelpunkt liegt in den ihnen entsprechenden Zonenebenen und die horizontale coordinirte Ebene wird von ihnen in Kreislinien geschnitten , welche mit den Zonenlinien der graphischen Kreis-Methode identisch sind.Sämmtliche Zonenkugeln schneiden sich gegenseitig in Kreislinien, welche als die Repräsentanten der einzelnen Krystallflächen angesehen werden müssen. Die Mittelpunkte der Zonenkugeln liegen alle über der horizontalen coordinirten Ebene , und der geometrische Ort aller Mittelpunkte der Zonenkugeln einer Krystallreihe ist ein Rotations- Paraboloid, dessen Axe vertical, dessen Scheitel der coordinirte Mittelpunkt und dessen Erzeugende eine Parabel vom Parameter = 1/2 ist. Dieses Rotations-Paraboloid ist vollkommen unabhängig von den Abmessungen der Grundgestalt und selbst von dem Krystallsysteme. In Betreff des Krystallsystems ist zu bemerken, dass beim rhom- boedrischen, pyramidalen, orthotypen und hexaedrischen System, der Scheitel dieses Rotations-Paraboloides immer im Coordinaten-Mittel- punkte liegt, beim hemiorthotypen und anorthotypen Krystallsystem liegt jedoch derselbe nicht mehr in diesem, sondern in einem andern von der Grundgestalt bestimmten Punkte der horizontalen Coordinaten- Ebene, im ersteren Falle noch in einer Diagonale der Basis. über die Zonenfliichen. 203 Die Zonenkegeln lassen sich nach der Form ihrer Leitlinie, in vier verschiedene Arten theilen und je nachdem die Leitlinie ein Kreis, eine Ellipse, eine Parabel oder eine Hyperbel ist, haben wir auch einen kreisförmigen, einen elliptischen, einen parabolischen oder einen hyperbolischen Zonenkegel. Die Spitze des kreisförmigen Zonenkegels liegt im Coordinaten-Mittelpunkte, die Leitlinie ist eine, in einer horizontalen, vom Coordinaten-Mittelpunkte um — 1 abstehenden Ebene, liegende Kreislinie, welche stets durch den Mittelpunkt dieser Ebene geht. Eine erzeugende Kante ist also stets vertical und sämmtlichen Zonenkegeln gemeinschaftlich. Jeder Zonenkegel schneidet die beiden verticalen coordinirten Ebenen in geraden, durch den Coordinaten- Mittelpunkt gehenden, Linien. Die Zonenkegel selbst schneiden sich ebenfalls in geraden durch den Mittelpunkt gehenden Linien, welche die einzelnen Krystallflächen vertreten. Für horizontale Combinations- kanten geht der Zonenkegel in eine verticale, durch den Mittelpunkt gehende Ebene über und für die Combinationskante der verticalen Prismen ist die horizontale Ebene die Zonenfläche. Beim elliptischen Zonenkegel liegt die Spitze eben- falls im Coordinaten-Mittelpunkte und die Leitlinie ist eine Ellipse, die in einer vom Coordinaten - Mittelpunkte um — 1 abstehenden Ebene liegt und ihren Mittelpunkt im Mittelpunkte dieser Ebene hat. Der elliptische Zonenkegel ist also ein gerader Kegel. Die grosse Axe der Leitlinie ist immer =i, sämmtliche Zonen- kegeln tangiren also an einen geraden Kegel, dessen Leitlinie ein Kreis vom Radius = 1 ist. Es entspricht dieser Zonenkegel jener Zone, deren Zonenaxe vertical ist. Jene Zonen, deren Zonen- axe horizontal ist, hat als Zonenlläche eine verticale durch den Mittelpunkt gehende Ebene. Die Leitlinie des parabolischen Zonenkegels ist eine Parabel , die in einer vom Mittelpunkte um die Einheit entfernten horizontalen Ebene liegt und ihren Brennpunkt im Mittelpunkte dieser Ebene hat. Alle Zonenkegel haben den Coordinaten-Mittelpunkt als Spitze gemeinschaftlich, und schneiden sich in geraden durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehenden Linien, welche im Räume die ein- zelnen Krystallflächen vertreten. Die Verbindungslinie der Spitze mit dem Brennpunkte der Leitlinie ist als verticale, durch den Mittel- punkt gellende Linie, ebenfalls allen Zonenkegeln gemeinschaftlich. 204 D i t seh einer. Für eine horizoiilale Zonenaxegehf unser Zonenkegel in eine vei'ticnle, iliireli den Mittelpunkt gehende Ebene über. Der hyperbolische Zonenkegel hat seine Spitze eben- falls im Coordinaten-Mittelpunkte. Die Leitlinie ist hier eine Hyperbel, welche aber nicht mehr wie früher in einer horizontalen, sondern in einer verticalen der O.vz parallelen und vom Coordinaten-Mittelpunkte um die Einheit entfernten Ebene liegt. Alle Zonenkegel haben wieder den Mittelpunkt als Spitzegemeinscliaftlichund schneiden sich in gera- den Linien. Fällt die Zonenaxe in die coordinirte Ebene Ozy. dann geht die Leitlinie in eine Parabel über, der Zonenkegel wird also ein parabolischer. Die Axe der so erhaltenen Leitlinie ist immer vertical. Wenn die Zonenaxe in die Ebene Oa^z zu liegen kömmt, dann bleibt wohl der Zonenkegel ein hyperbolischer, aber die Verbindungslinie der Spitze mit dem Mittelpunkt der Leitlinie fällt mit der Axe Oy zusammen. Der Kegel wird also ein gerader. Für eine horizontale Zonenaxe geht die Leitlinie in eine verticale gerade Linie über, der Zonenkegel selbst wird eine verticale durch den Coordinaten-Mittel- punkt gehende Ebene. Die Conoide, welche im Stande sind die Zone im Räume zu vertreten, haben wir in Bezug auf den, dieselbe Zone vertreten- den Zonenkegel mit kreisförmiger Leitlinie, als stumpferes und spitzeres Zonenconoid benannt. Jedes Zonenconoid besteht aus erzeugenden Geraden, welche als die Repräsentanten der einzelnen Krystallfläehen im Räume zu betrachten sind und in Mielchen sie sich auch gegenseitig schneiden. Die beiden verticalen coordinirten Ebenen schneiden die Zonenconoide in geraden Linien. Eine horizontale vom Coordinaten-Mittelpunkt um — 1 entfernte Ebene schneidet die Conoide in Kreisen, die durch den Mittelpunkt dieser Ebene gehen. Diese neun Zonenflächen werden wir im Folgenden näher betrachten. 1. Die Zonengerade. Das einfachste Element, welches im Stande ist die Zone im Räume zu vertreten, ist die gerade Linie, welche auch desshalb die Zonengerade genannt werden mag. Obwohl die Linie strenge genommen nicht zu den Zonenflächen gerechnet werden kann , so wollen wir dies hier doch thun , da ja auch bei den graphischen über die Zonenflächen. 205 Methoden der Krystallographie, wo im Allgemeinen eine Linie die Zone vertritt, der Punkt als Zonenlinie angesehen wird. Denkt man sich ein rechtwinkliges Coordinaten - System im Räume und durch den Mittelpunkt 0 Fig. 1 desselben, alle in einer Krystallreihe vorkommenden Krystallflächen gelegt, so ist es schon aus der Quenstedt'schen graphischen Punkt-Methode bekannt, dass sich alle Flächen einer und derselben Zone in einer bestimmten Linie sehneiden, welche Quenstedt die Zonenaxe genannt hat. Diese Linie ist es auch, welche wir, der Consequenz wegen mit den andern Zonenflächen, die Zonengerade genannt haben. Da jede bestimmte Zone auch eine bestimmte Zonenaxe oder Zonengerade besitzt, so ist es erklärlich, dass die Zone selbst durch die Zonengeraden vertreten werden kann, denn sobald die Zonengerade selbst be- stimmt ist, ist auch umgekehrt die Zone gegeben. Aus der Entstehungsweise dieser Zonengeraden ersieht man auch, dass alle einen gemeinschaftlichen Punkt, den Coordinaten-Mittelpunkt, be- sitzen, von welchem sie wie Strahlen ausgehen. Wir wollen nun sogleich die Gleichung der Zonengeraden be- stimmen, die einer bestimmten Zone entspricht. Es seien also Ei, a, ; Ä, : c^ = 1 : n, : y, und E,^ , a,, : b^^ : c^, = 1 : n^, h : p^^ c jene beiden Flächen, welche die Zone bestimmen, von deren Zonengeraden wir die Gleichung bestimmen werden. Da unsere beiden Ebenen E^ und E^^ durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehen, so haben sie im Allgemeinen die Form : Ax ->t By -\- Cz = (i und da «„ der z, bn der x und c„ der y entspricht, so sind auch die Gleichungen unserer beiden Ebenen folgende : X V X y in welchem also ist: njt n^Ji p^c p^^c C,, = 1 und /), = D,, = 0. Silzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. 3. 15 206 D itschei 11 e r. Zwei Ebenen A:v -f- B^y + C,2; -f /), = 0 und A.^.v -\- B,jj-\- -\- C^'z -{- D,^ = 0 schneiden sich aber in der durch folgende Glei- chung bestimmten geraden Linie: {Aß,-A,B,).v^(Cß^—C„B^)z^{DB,-D,B) = i} {A, B„ — A,, B;) y + iA^ C, - A^^C^)z-\- (A^ D,^ — D, J J = 0. Setzt man nun für A^ , A^, , B^ , B^^ , C , C^^ , D^ , D,^ die oben ge- fundenen Werthe, so erhält man die Gleichungen : P<— P" "//P, — "iPii n n,, cz y = '■ — p p f) z "i/P/ — ",Pn und diese bestimmen die durch die Zone der beiden Flächen E^ und E^^ bestimmte Zonengerade, welche wir zu bestimmen halten. Mittelst diesen Gleichungen ist man nun leicht im Stande die Werthe für die Neigungswinkel zu finden, welche diese Zonengerade mit den drei coordinirten Axen Oy , O.t und Oz einschliesst. Man hat nämlich die drei Gleichungen : cos (z . Oz)= - ; cos (z . Oy) = yi + a'^ + h^ /l + rta + ^a COS (z . O.v) = — und wenn man in diese Gleichungen die oben gefundenen Werthe von: Pu — p' , », — n„ u = . n 71 ,c . z ; 0 = . p p ,o . z 'hiPi — Pi,", ' ' '^iiPr — Pu", ' ' setzt, so erhält man die drei folgenden Gleichungen : cos (z . \)Z) = —z^i=====^============= ^("nP<—>hP<>)^-^">^"u^(Pa—P<)^'^^i-p,^Pu^(^h—>^"y^^^ COS (^z . Oy) = cos (z . 0 .r) ^(^iiPi — '^iPji)^~t^i,^'hi'^(F/i — Pi)^(^~'\'P,^Pi^(ßi~^'^,iYb^ iPii — Pi^ ^1 ^11 ^ ^O^iiPi — '>^,Pii)^^'K^^^u%Pu — Pi^^^^'tP ,^Pn'^('^i — it-i^^h^ Ebenso kann man auch die Neigungen der Zonengeraden gegen die drei coordinirten Ebenen bestimmen. Da die Neiaruni^ einer durch Ül.er die Z.HieiiHiichi-u. 207 ihre Gleichungen .y = az -\- p und y = hz -^ q gegebenen Linie 1, gegen eine durch ihre Gleichung A.v -\- By -\- Cz -\- D = 0 gege- bene Ebene / gefunden w ird, nach der Rehition : Sin ( / . 1 j und die coordinirlen Ebenen bestimmt sind, durch ihre VVerthe: A^B^X , C = Q ; Ä = C=\ . B = 0 ; B=C=\ , A = 0 so hat man, wenn man auch zugleich die oben angegebenen Werthe von a und b setzt, folgende drei Gleichungen: sm {z..vy) sin (z..vz) ^^ sin (z. yz) = (", — 'Ki^PiPii^ + 0'i,p,~' ^iPii} Die Neigung zweier Zonengeraden, die den Zonen der Flächen E (a^ : b: c) = i :n^b : pc und^^^ , ri^^ : b^/. C,, = 1 : n^b : p^^c sowie E/,n/:b/:c/^l :n/b:p/c und E^/ , a/ : b/ :c/ = 1 :n,/b:p^/c entsprechen, ist gegeben durch die Gleichung: COS (1.2) Avobei die Werthe von a , b . a^ und b^ folgende sind : (i = ;/ n c ; /y = P,P,,'' ",lP, "iPu ' ' ",,P, ^'iPll (( == n ' n'c : b = p p o- I II II II I - I II I I I I / II ",,P, "iPn >',,P, ^UPl, Setzt man diese Werthe in die obige Gleichung, so erhält man fol- gende Gleichung: cos (1 . 2 ) = wobei : 208 D itscheiner. A = (p^^ — P,) (p,/ ~ P/)^^,^^/<^^/ '^ . ) n b Durch diese beiden Gleichungen ist aber die Zonenebene be- stimmt, indem beide in ihr liegen. Man hat also , um die Gleichung der Zonenebene zu erhalten, die Gleichung jener Ebene zu be- stimmen, welche durch die beiden Linien geht. Sie hat im Allge- meinen offenbar die Form: Ar -j- By -\- Cz = 0, p. — p,. p.p, , c «,, — ", ",, " ^h p,'i„ — n, P„ über die Zonenfläfhen. 211 wobei nach unseren gegebenen Daten : A = b, — h = B ■= a — a^ = C=ab~ba = ' "/ '', ,P,Pii ist. Die Gleichung der Zonenebene ist somit: A' -\ y H z = 0. P,P,,C «/ «„ ^ '^,'^iiPiPn Diese Zonenebene wird jede der drei coordinirten Ebenen in gewissen Linien schneiden und die Gleichungen dieser findet man, wenn man in der Gleichung der Zonenebene der Reihe nach .r = 0, y=Q und 2;= 0 setzt; man erhält sodann folgende drei Gleichungen: , {''..— n)P,PuC X = H y ■ ip,n„ — ti,n^,) * ^ y = + .^'^ + Sie gehen alle, wie man aus ihren Gleichungen ersehen kann, durch den Mittelpunkt ihres entsprechenden ebenen Coordinaten-Systems. Für die Neigung der Zonenebene gegen die drei coordinirten Axen bestehen folgende drei Gleichungen, deren Ableitung keiner Schwierigkeit unterliegt. cos {E.Ox) = sin {E.yz) . cos (E.Oy) = sin (E.xz) . cos (F. Oz) = sin (E.xy). Ähnliche Gleichungen bestehen auch für die Neigung der Zo- nenebene gegen die drei coordinirten Ebenen xy , .vz und yz; es sind diese Gleichungen : (7 cos (E . xy) = — B sin (E . xz) = — sin (E . yz) = 212 Ditscheiner. Sind die beiden Gleichungen der durch die Flächen E/. a, : b^ : c^ = 1 : n,b '. p^c und E^/. a^, : h,^ : c^, = \ : n^^ ^^'V ^' sowie Ey. a/ : b/ : c/ = l :n/b : n/c und E,/ : aj : 6,/ : c / = 1 : njb :i),^'c bestimmten Zonenebenen gegeben, so ist es leicht die Gleichung der- jenigen Linie abzuleiten, die durch den Durchschnitt beider Zonen- ebenen entstanden ist, oder was dasselbe ist, die Gleichung der Normale jener Krystallfläche abzuleiten , die durch beide Zonen be- stimmt ist. Sind nämlich : A.cc -{- B^y -Y C^z = Q A„x-^B„y + C,,z = {i die Gleichungen beider Zonenebenen, so ist die Gleichung der durch sie bestimmten Linie: C, n,, — B, C X = y A, i?„ — B, A,, A, C„ — A^, C, A, B,, — B,, A, Setzt man in diese beiden Gleichungen die Werthe : 4 P.—Pn ^ ^ ^h. — n, ^ P,n,, — n,p, Pi Pn ^ ' '*/ ^ifi ^/ ^*/; Pi Pii Pl' Pl,' C nf 11,1 h " ^'i' '^,,' Pi^ Pii' so sind sie durch die Axenverhältnisse der vier Ebenen vollkommen bestimmt. Um die Gleichung der Krystallfläche zu erhalten, so sei x=^uz, y=bz eine durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehende Linie im Räume, so ist die Gleichung der durch den Coordinaten-Mittelpunkt auf diese Linie senkrecht stehenden Ebene bekanntlich: ax-\-by-\-z^=0. Setzt man nun in diese Gleichung die Werthe von a und b aus der Gleichung für die Flächennormale, so ist die Gleichung der Krystall- fläche selbst vollständig bestimmt. Man erhält dadurch wieder die schon öfter abgeleiteten Gleichungen zur Bestimmung einer Fläche, die in zwei bestimmten Zonen liegt. Sind zwei Zonenebenen durch ihre beiden Gleichungen: Ä, x-]-B^y-{-C,z = 0 A,x-^B^^y-]-C^,z = 0 Ober die Zonenflüchen. /& 1 O gegeben, so findet man den Winkel, den diese beiden Ebenen ein- sehliessen, nach folgender Gleichung: Ä,A , + jrB„ + C,C„ cosCE.E) = in welche man nun nur noch für A, , A^^ , B^ , B^, , C und C^^ die oben angegebenen Werthe zu setzen hat. Für das rhomboedrische System haben wir im Allgemeinen sechs, im pyramidalen Systeme acht und im orthotypen Systeme vier verschiedene Lagen der Zonenebene zu unterscheiden. Wenn die Zonenebene horizontal wird, dann entspricht sie der Zone der verti- calen Prismen und es ist blos eine Lage derselben möglich. Für horizontale Combinationskanten wird die Zonenebene eine verticale, durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehende Ebene, welche im rhom- boedrischen Systeme drei, im pyramidalen Systeme vier und im orthotypen Systeme zwei verschiedene symmetrische Lagen annehmen kann. Für das hemiorthotype und das anorthotype Krystallsystem ist die Bestimmung der Lage der Zonenebene wie beim orthotypen Kry- stallsysteme, nur ist es hier wieder erst nothwendig, jede in Bezug auf das ihr entsprechende schiefwinklige Krystallaxensystem gege- bene Krystallfläche, auf unser rechtwinkliges Raumcoordinatenaxen- system zu reduciren. in. Die Zonenkagel. Auf eine ganz ähnliche Art wie sieh die Zonenkreise bei der graphischen Kreismethode verhalten , verhalten sich auch die Z o- nenkugeln, als Repräsentanten der Zonen im Räume, wie jene es auf der Projections-Ebene sind. Bevor wir jedoch auf die Ableitung der Gleichung der einer bestimmten Zone entsprechenden Zonenkugel übergehen, müssen wir zuerst die Entstehung einer solchen etwas näher ins Auge fassen. Es sei zu diesem Behufe Oxyz Fig. 3 ein recht- winkliges Raumcoordinatenaxensystem, von welchem 0 der Coordina- ten-Mittelpunkt ist. O^seider Einheitgleich. So ist es nun aus der gra- phischen Kreis-Methode bekannt, dass wenn man durch den Punkt R alle Krystallflächen einer Zone legt und von jeder dieser Krystall- llächen die Linie des grössten Falles bestimmt, alle diese Linien die hier, alsProjectionsebene angenommene horizontale coordinirte Ebene 214 I) i t s e h e i II e r. Oxy, nach einer durch den Mittelpunkt 0 gehende Kreislinie OSN schneiden, deren Mittelpunkt in P sich ergibt. Wenn man nun von 0 aus auf jede dieser Krystallflächen oder was dasselbe ist, auf jede ihrer Linien des grössten Falles senkrechte Linien zieht, so müssen diese alle in einer Ebene, unserer Zonenebene, liegen. Legen wir nun eine Kugelfläche so durch den Punkt 0, dass sie die horizontale coordinirte Ebene Ox'y nach der Kreislinie OSN schneidet, d. i. die Zonenlinie der graphischen Kreismethode und ihr Mittelpunkt zugleich in der Zonenebene OVWzu liegen kommt, so erhalten wir eine ihrer Lage nach vollkommen bestimmte Fläche, welche wir als unsere Zonenfläche, und da sie eine Kugel ist, als unsere Zonen- kugel ansehen wollen. Wir sehen schon aus dieser Betrachtung, dass einer jeden bestimmten Zone auch eine bestimmte Zonenkugel entsprechen müsse, denn sowohl die Kreislinie als auch die Zonen- linie ist für jede Zone eine bestimmte. Auch ersehen wir schon, dass in der Zonenebene immer ein grösster Kreis unserer Zonenkugel liegen müsse und dass somit, wenn jene, sowie der Radius der Zonen- kuge! gegeben ist, auch diese vollkommen bestimmt sein muss. Nachdem wir nun so den Begriff der Zonenkugel vollkommen präcisirt haben, wollen wir nun auf die Bestimmung der Gleichung der Zonenkugel selbst übergehen. W^ir werden unsere Aufgabe als gelöst betrachten köimen, wenn wir die Coordinaten des Mittel- punktes derselben angegeben und bestimmt haben, wir werden uns also nur darauf beschränken, diese zu bestimmen. Da der Kreis ONS dessen Gleichung bekanntlich ist: ■^^ + r + 2/>.t- + 2^i/ = 0, wobei sind : p p" (^m" n' — n" m') 1 111 in (p n — n p ) n n" i>n" p' — p" '»') 2, i7i' ni" (p" li — »"p') der Schnitt der Ebene O.vy mit unserer Zonenkugel ist, so ist es klar, dass wenn man von dem Mittelpunkte P dieses Kreises ein Per- pendikel auf die Ebene 0,vy zieht, in diesem der Mittelpunkt unserer Zonenkugel liegen müsse, wir haben also für die Coordinaten des Mittelpunktes der Kugel schon die Werthe: .r, = p und ?/, = q. Ülicr die Zonenilächen. 215 Es handelt sich somit nur mehr um die verticale Coordinate PM = z^ = rF'ig. 3. Da wir aber vorausgesetzt haben, dass dieser Mittelpunkt in der Zonenebene liege, diese aber auf jeder Linie des grössten Falles senkrecht, es also auch auf der Linie li N Ist, so sind wir leicht im Stande diese verlangte Coordinate zu bestimmen. Es sei also in Fig. 4 der in unsere Tafelebene gebrachte Schnitt aus Fig. 3 mit denselben Buchstaben wie dort. So ist nun MP^Zi =r die zu bestimmende verticale Coordinate von M, 0 P ist = p = = |,/jy3_|_^3 der Radius der Zonenlinie der graphischen Kreis- Methode, ferner OR=l und Oi\=d = 2p. Es folgt nun aus der Ähnlichkeit der beiden Dreiecke 03IP und ORN die Proportion: OR : ON - OP: MO oder statt OR , ON , OP und MPdie ihnen entsprechenden Werthe gesetzt, erhält man: \ : 2 p == p : z, woraus: z^ :^ r = 2p' = 2(/>^+ g^). Aus der Ähnlichkeit der beiden nämlichen Dreiecke kann man nun auch sogleich die Grösse des Radius der Zonenkugel bestimmen. Es besteht nämlich die Proportion: RO : RN = OP : OM und statt diesen wieder die ihnen entsprechenden Werthe gesetzt, erhält man: 1 :Vl + 4p' = p: ^. woraus wir den Werth für den Radius R der Zonenkugel erhalten als: Sind aber r, p und q die Coordinaten des Mittelpunktes und R der Radius einer Kugel, so ist ihre Gleichung nach den Lehren der ana- lytischen Geometrie des Raumes folgende: (.^' + py + (i/ + qy + (^ + ry = RK Da aber in unserem Falle die Kugel durch den Coordinaten-Mitfel- punkt geht, also ist p- -\- y"^ -\- r~ == R-, so ist die allgemeinste Gleichung unserer Zonenkugel folgende : 216 D i t s c h e i n e r. ^ä + ?/' + -'+ 2p.r + 2qy + 2r2; = 0 oder, wenn man statt p, q und r die ihnen entsprechenden Werthe von: p' p"(m"n' — m' w") n' n" (jn" p' — p" in) P = TZrZ7rrjr—-;7-r'^ n,,p,—p,,mS . . . q = wird, so muss otienbar, da 0 == — ist, auch 2m m^^nj)^^ — i^/"//) über die Zonenflächen. 217 m.,p — P,,m. = 0 sein, oder — = — , welche bleichung die ße- Pi, Pi dingung ausdrückt, dass der Mittelpunkt unserer Zonenkugel in die Ebene Oxy zu liegen kommt. Wird p = 0 oder m' n' — u" in = 0, tu" in! . d. i. — = -7, so liegt der Mittelpunkt der Zonenkugel in der coor- n" h' dinirteii Ebene Oyz, und wird « = 0, so niuss p' ]}" (m" 11 — n' m") = = n' n" (m!' p' — j)" m') sein, dann liegt der Mittelpunkt in der Ebene Oa-y, da aber auch })^-\-q^ = 1 2- ist, so muss auch p^-\-q" = Osein, was nur dann stattfinden kann, wenn sowohl j? als nennen wir nun 0 V die Richtung der ox und oz die Richtung o?/, so ist offenbar 0P= x = \ p"- -{- q~ und QP = ^ ip' -\- q'^^ die verticale Coordinate des Mittelpunktes einer Zonenkugel = y, so besteht otTenbar nun zwischen .r und y die Gleichung: ^^ = \q. Dies ist aber die Gleichung einer Parabel , deren Scheitel im Coor- dinaten- Mittelpunkte ist, deren Axe vertical und deren Parameter = i/a ist. Man ersieht auch aus dieser Gleichung, dass die Curve selbst vollkommen unabhängig sei von der Grundgestalt der betref- fenden Krystallreihe und in der angegebenen Form ebenso dem orthotypen.als dem hexaedrischen, pyramidalen und rhomboedrischen Systeme angehört. Die Gleichung für diese Curve in Bezug auf das hemiorthofype und anorthotype Krystallsystem werden wir weiter unten bestimmen. über die Zoiu'nttiielien. 210 Denkt man sich nun die Curve in jeder durch die coordinirte Axe gelegten verticaien Ebene bestimmt und gezeichnet, so ersieht man sogleich, dass die Mittelpunkte aller Zonenkugeln in einer Rota- tionsfläche liegen müssen, deren Rotationsaxe die coordinirte Axe oz, und deren Erzeugende obige Parabel ist. Diese Rotationsfläche ist also ein Rotations-Paraboloid, und die Gleichung desselben ist leicht bestimmt, wir dürfen nur in der Gleichung r^ 2(j?--f-?^) statt p , q und r die allgemeineren Coordinaten .r , y und z setzen, wodurch man erhält : .^2 -f yi = \z als die Gleichung dieses Rotations-Paraboloides (Fig. 6) . Das Verhältniss und die gegenseitige Lage der Zonenkugeln ist im rhomboedrischen Krystallsysteme fast ganz gleich jener im ortho- typen Krystallsysteme. Nur muss man unterscheiden, dass hier die Zonenkugeln auf ein rechtwinkliges Coordinaten -System bezogen M'erden müssen, während sie dort auf das bekannte schiefwinklige Axensyslem bezogen werden. Es finden hier wieder sechs verschie- dene, im Räume symmetrisch vertheilte Lagen der Zonenkugel Statt, wie wir vier im orthotypen hatten. Das Rotations-Paraboloid ist ebenso wie jenes im orthotypen System. Im pyramidalen Systeme haben wir im Allgemeinen acht ver- schiedene, im Räume ebenfalls symmetrisch vertheilte Lagen der Zonenkugel zu beachten, die weitere Bestimmung derselben ist voll- kommen identisch mit jener des orthotypen Systems, wir können die- selbe hier füglich übergehen, indem wir auf jene verweisen. Jede Krystallfläche selbst ist im Räume durch eine Kreislinie gegeben, die in einer verticaien Ebene durch den Coordinaten- Mit- telpunkt und den Flächenort der betreffenden Fläclie nach der gra- phischen Kreis-Methode geht und ihren Mittelpunkt in der ihr ent- sprechenden Zonengeraden hat. Nach diesen Annahmen unterliegt es somit keiner Schwierigkeit, für eine bestimmte gegebene Krystall- fläche den ihr entsprechenden Kreis im Schema zu bestimmen und zu construiren. Für die nähere Bestimmung der Zonenkugel im hemiorthotypen Krystallsysteme müssen wir jedoch hier einige Bemerkungen machen. Es sei also wieder Fig. 7 O.vyz ein rechtwinkliges Raumcoordina- ten-System und 0 der Mittelpunkt desselben, AOBB,CC, sei ein 220 nitschpincr. Hemiorthotyp , die Grundgestalt jener Krystallreihe , deren Zonen- kugeln wir bestimmen wollen. Ziehen wir von A auf die Ebene O.vy ein Perpendikel JP, welches diese in P schneidet, so wissen wir aus der graphischen Kreis -Methode, dass die Zonenlinien derselben von dieser Krystallreihe nun nicht mehr durch den Coordinaten-Mit- telpunkt 0, sondern durch den Fusspunkt P des Perpendikels gehen, es werden also auch die Zonenkugeln derselben Krystallreihe nicht mehr den Punkt 0, sondern P als gemeinschaftlichen Punkt besitzen. Wenn wir also noch 0 als den Coordinaten -Mittelpunkt des ganzen Schema's ansehen, so wird die Gleichung: -P2 _j_ y2 -f 2;2 -f 2p. V -{- 2qy -{- 2fp2 -\- q^) z = {) für jede unserer Zonenkugeln nicht mehr genügen, da nun im Allge- meinen kein Punkt unserer Zonenkugel mehr mit dem Coordinaten- Mittelpunkt zusammenfällt. Es ändert sich aber, wie ein Blick auf die Figur zeigt, weder das y noch das %, sondern blos das x, wobei wir immer voraussetzen , dass diejenige Diagonale, in welcher die Abweichung der Hauptaxe stattfindet, in der Richtung der 0 .v liege, und wenn wir AP = \ und 0P=^ d setzen, während 0 B = b und OC=c wie früher bleibt, so ist dann oe^ = x-\-d oder x = .r^ — d, welchen Werth wir in die Gleichung unserer Zonenkugel zu setzen haben, um die hier giltige Gleichung zu erhalten. Sie ist somit : x^^ + y"^-\-z"-+2{p-d)x^2fjy-\-2{ir~-^q^)z^d^^-2pd^i). Für p = .r +2^1/+ 20^+^^2 = 0 statt X und y zu setzen x — h und y — e, wodurch wir unsere Glei- chung erhalten, als : .^.4_^y.4_.3+20^-/0.r+2(ry-^)2/+4(/>^ + g^-)t-fA^+ Der Zone der verticalen Prismen entspricht ebenfalls wieder eine Zonenkugel, welche durch den Punkt P und durch 0 geht, wir er- halten aber diese Gleichung, wenn wir in der allgemeinen Gleichung Si(/.l.. (1. in!itliciii.-ii;it'irH . Tl. XXVIU. Bd. Nr. 3. 16 222 Ditscheiner. der anorthotypen Zonenkugel statt p und q die Werthe ih und le setzen, wodurch wir die Gleichung: ^' "f Z/'^ ~l~ ^ — '*'^' — ^y '^ (^~ -f Ä^) 2 = 0 erhidten. Der Radius dieser Kugel ist nach unserer allgemeinen Gleichung für den Radius : B = i \/'e' H- h~ V 1 + e- 4- h\ Das dem anorthotypen Krystallsysteme entsprechende Rotations- Paraboloid geht hier wieder durch den Punkt P, die übrigen Re- stimmungsstücke für dasselbe ändern sich aber nicht, die Relations- axe bleibt vertical und die Erzeugende ist eine Parabel vom Para- meter = T. Wir erhalten die hier giltige Gleichung für das Rota- tions-Paraboloid, wenn wir in der Gleichung jener des orthotypen Systems statt x und y die Werthe a; — h und y — e setzen. Wir erhalten also als diese Gleichung: .p2 -|- yi — 2 luv — 2ey -\- H + fr- + e'' = 0. lY. Die Zonenkegeln. Je nach der Form der Leitlinie, welche den Zonenkegeln zu Grunde liegt, müssen wir dieselben auch unterscheiden. Wir haben, da die Leitlinie ein Kreis, eine Ellipse, eine Parabel, eine Hyperbel sein kann , die Zonenkegel auch in kreisförmige, elliptische, para- bolische und hyperbolische zu trennen , welche wir hier der Reihe nach behandeln wollen. (ij Der kreisförmige Zonen kegel. Wenn wir durch den Coordinaten- Mittelpunkt 0 Fig. 9 eines rechtwinkligen Raumcoordinaten-Systems alle Flächen, die einer und derselben Zone angehören, legen und in diesen ihre Linien des grössten Falles bestimmen, so liegen diese Linien alle in einem Kegel, dessen Spitze im Coordinaten-Mittelpunkte liegt, dessen Leit- linie aber eine Kreislinie ist, deren Ebene horizontal und von 0 um — 1 entfernt ist. Eine Erzeugende dieses Kegels ist vertical , der- selbe ist also kein gerader, sondern ein schiefer Kegel. Denken wir uns nämlich durch den Punkt M, der von 0 um — 1 entfernt ist, eine zu 0,vy parallele Ebene M.v" y", so ist es nach der graphischen über die Zoneiiflächen. 223 Kreis-Methode bekannt, dass alle Linien des grössten Falles der Ebenen einer Zone, diese Ebene nach einer durch den Punkt M gehende Kreislinie MRN schneiden. Jeder Punkt dieser Kreislinie aber mit dem Punkte 0 verbunden gibt den verlangten kreisför- migen Zonenkegel, den wir im Folgenden etwas näher betrach- ten wollen. Um die Gleichung dieses Zonenkegels abzuleiten, sei die Glei- chung der Leitlinie: .,.. _^ y. + 2/>.r + 2qy ^ 0 in Bezug auf die Ebene M.v'i/'. In Bezug auf den Raum wird diese Gleichung sein : .r^-f .y^-f-2yj.r + 29»/ = 0j z = — \ wobei sind : p' p" (m" n — n' in) . n a" (^m" p' — p" m') V "= ,,, „ , —-Z — lind i — » P ) die bekannten Werthe. Die Coordinaten der Spitze des Kegels sind, da diese im Coordinaten-Mittelpunkte ist : j'^ ^ 0 , y, = 0 , z, = 0. Somit ist die Gleichung einer jeden Erzeugenden des Zonenkegels: .r =^ (t z , if = bz. Man erhält aus diesen beiden letzteren Gleichungen a =— und z b = - und wenn man in diese beiden Werthe das 2 = — 1 aus der Gleichung der Leitlinie setzt, so hat man «= — x, b= — y. Setzt man diese Werthe in die zweite Gleichung der Leitlinie, so erhält man die Relation: (r- -\- h~ — 2pa — 2qb = 0 und statt diesen wieder gesetzt — und — erhält man endlich: •^^ + .V~ + 2;j.rt -f 2qyz 0 als die Gleichung unseres Zonenkegels. Jeder Zonenkegel hat also eine verticale erzeugende Kante, die wie jede Erzeugende durch den Coordinaten-Mittelpunkt geht, es 224 Ditscheiner. folgt somit daraus, dass alle Zonenkegeln diese Linie gemeinschaftlieh haben und dass sie je zwei derselben sich immer nur in einer geraden Linie schneiden, die als der Repräsentant der in den beiden Zonen liegenden Krystallfläclien anzusehen ist. Wir wollen nun sogleich einige specielle Varietäten dieser Zo- nenkegel näher ins Auge fassen. Wird p = <7 = 0, dann geht unsere Gleichung für den Zonenkegel über in x'^ -^ y~ ^ i) , welcher Glei- chung aber nur .r = 0 und y = 0 entsprechen können, z selbst wird durch diese Gleichung nicht näher bestimmt, ist als beliebig anzu- sehen. Diesen Bedingungen entspricht aber nur eine verticale durch 0 gehende gerade Linie. Da aber jt> = g' = 0 nur der Zonenlinie der verticalen Prismen entspricht, so ist der Zonenkegel der verticalen Prismen die verticale coordinirte Axe Oz selbst. Wird p = (x> und q = oo, dann gibt unsere allgemeine Gleichung des Zonenkegels keine genügenden Resultate mehr, wir P dividiren also wieder die ganze Gleichung durch q und setzen -=*ii, in jedem Falle ein bestimmtes Verhältniss, so erhalten wir: —+ 27UVZ -\-2yz = 0, woraus folgt, wenn man hier ^ = 0 setzt, die Relation : y = — na^ offenbar eine durch 0 gehende Linie, und da z nicht näher bestinunt ist, so hat dasselbe alle möglichen Werthe, der Zonenkegel geht also für alle jene Zonen, denen eine horizontale Z o- n e n g e r a d e e n t s p r i c h t , in eine d u r c h d e n P u n k t 0 g e- hende verticale Eben e über. Die coordinirte Ebene O^r?/ ent- spricht also als Zonenkegel der Combination P — oo . Pr -^ oc, während die coordinirte Ebene Oyz jcnev Zone entspricht, welche die beiden Gestalten P — oo . Pr -\- oo bilden. Die Zonenkegeln werden die drei coordinirten Ebenen nach gewissen Linien schneiden, welche wir jetzt ein wenig näher be- trachten wollen. Die horizontale Ebene O.vy selbst wird von dem Zonenkegel nur in einem Punkte geschnitten. Jede mit ihr parallele Ebene schneidet unseren Zonenkegel nach einer Kreislinie, von wel- cher ein Punkt der Peripherie immer der Mittelpunkt der schneiden- den Ebene ist. Die näheren Verhältnisse dieser Kreislinie in Bezug über die Zoncnfliii-Iien. 223 auf die Zonenverhiiltnisse haben wir schon in der graphischen Kreis- Methode betrachtet. Wir haben für sie im Allgemeinen die Glei- chung: .^2 -\- y^ -\- 2p P .r + 2p r y =-- 0 , , . p' p" (m" n' — u"m') n' n" Cm' p" — >n" p') wobei p = -^-^ — \ ,, , ^n^r - und q = ■ — ; — ^^ — f —~~ ist, 2m' m Qj n — 7i p) 2in iti (p n ~ n /»') und V die Entfernung der schneidenden Ebene vom Coordiriaten-Mit- telpunkte bedeutet. Die verticale coordinirte Ebene Oxy schneidet unseren Zonenkegel nach zwei im Coordinaten-Mittelpunkte 0 sich schneidenden geraden Linien , deren Neigung gegen einander von der Lage des Zonenkegels abhängig ist. Die eine dieser Linien ist immer vertical, die zweite hat die Gleichung x = — 2j)z, welche Gleichung wir erhalten, wenn wir i/ = 0 in der allgemeinen Glei- chung des Zonenkegels setzen. Jede parallele Ebene schneidet den Zonenkegel nach einer Hyperbel, die im Allgemeinen die Gleichung hat: .r- + 2p xz + Iqcz + r- -= 0, worin v die Entfernung der zu Oxz parallelen schneidenden Ebene vom Mittelpunkte 0 ist. Für v = 1 haben wir diese Gleichung voll- kommen in unserer graphischen Methode untersucht. Wir verweisen desshalb auf dieselbe i)- Ist die schneidende Ebene mit der coordi- nirten Ebene Oyz parallel, so finden ganz ähnliche Verhältnisse Statt, wie wir sie eben betrachtet. Im Allgemeinen ist die Gleichung der Schnittlinie wieder folgende: y- -\- 2qyz -\- 2püz -\- v- = 0, wobei wieder i' die Entfernung der schneidenden Ebene vom Coor- dinaten-Mittelpunkte ist. Für V ^ i finden dieselben Relationen Statt, wie bei der Zonenlinie der graphischen Hyperbel- Methode, wenn man nur in den bezüglichen Formeln statt j; und q die Werthe q und p setzt. Ist die schneidende Ebene die coordinirte Ebene Oyz selbst, dann ist r = 0 und wir erhalten die Gleichung ?/ = — 2qz, aber offenbar entspricht dieser Gleichung eine durch 0 gehende gerade Linie. Da die verticale Kante des Kegels selbst in dieser Ebene liegt. ij „über die grapliisclie IIyi)erbel-Methotle". Sil/.iiiig'sberichte der kais. Akademie der Wissenschaften, math.-iiaturvv. Classe, liand XXVHI. 226 Ditschein er. SO wird der Zonenkegel auch in dieser Linie von ihr geschnitten, wir haben also auch wieder zwei sieh in 0 schneidenden Gerade als Schnitt. Die Krystallfläche selbst ist aber , da der Zonenkegel als ein Aggregat seiner erzeugenden Kanten angesehen werden kann, durch eine gerade Linie im Schema repräsentirt. Ist die Ebene durch An- gabe ihres Axenverhältnisses a^ : b,: c, ^= \ : n, b : p,c , so ist man leicht auch im Stande, jene Gleichung der Erzeugenden zu bestim- men, welche diese Krystallfläche im Räume vertritt. Legt man die Krystallfläche durch den Coordinaten- Mittelpunkt, so bekommt sie bekanntlich die Gleichung: -TT + ^ + ^ ^ 0. n 0 p c Jene Ebene die durch die verticale coordinirte Axe Oz geht und zugleich senkrecht steht auf den Schnitt, den diese Krystallfläche mit der horizontalen coordinirten Ebene hervorbringt, hat aber die Glei- chung : x == — y oder .r y = ü. P, <■ ' !>.<■ ' Diese beiden Ebenen schneiden sieb aber in einer Linie, deren Glei- chungen sind : ", , P, .V = — w und ./' = — - — z, 2 '' 2«, welches die Gleichungen jeder unserer Erzeugenden sind. Für n = oo vind p, = oo sind diese unsere Gleichungen nicht genug bestimmend, was sich dadurch erklären lässt, dass diesen Bedingungen die hori- zontale Endfläche P — oo entspricht, deren Lage auch in der gra- phischen Kreis-Methodo nicht vollkommen zu bestimmen war. Für das rhomboedrische System gestalten sich die Zonenver- hältnisse auch bei der Methode der kreisförmigen Zonenkegel wieder ganz ähnlich denen des orthotypen Systems, nur müssen wieder die auf das dem rhomboedrischen System entsprechende schiefwinklige Axensystem zuerst auf unser rechtwinkliges Raumcoordinaten-System bezogen werden. Mit Zuhilfenahme des Schema's der graphischen Kreis-Methode (Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. XXVI, Heft 1, Seite 279) wird es über die Zonenflächeii. 1227 wohl keiner Schwierigkeit unterliegen, um sich über die Luge jedes bestimmten Zonenkegels Rechenschnft geben zu können. Für das hemiorthotype Krystall-System möge Folgendes als An- haltspunkte angesehen werden. Wir tragen uns vom Coordinaten- systems-Mittelpunkte 0 Fig. 10 nach unten die Länge OM ^ 1 auf und legen nun die Grundgestalt so , dass ihr Mittelpunkt mit dem Punkte 31 zusammenfällt und die Richtung der Axen b und c mit der Richtung der coordinirten Axen Ox und Oy parallel ist. Wir erhal- ten so die Grundgestillt in einer Lage wie sie in Fig. 10 mit ABB' CC A' bezeichnet ist. Von dem Punkte A ziehen wir auf die Ebene Oiv'y" ein Perpendikel AP, welches diese Ebene in P schneidet, welches auch in die Richtung der BB' , jener Diagonale, in welcher die Abweichung der Hauptaxe der Grundgestalt stattfindet. So wissen wir aus der graphischen Kreis-Methode, dass sämmtliche Zonen- linien durch den Punkt P gehen müssen , der bestimmt ist durch die Entfernung 3IP = d xom Coordinaten - Mittelpunkte i1!/, da nun auch OA=^(f ist und A die Spitze jedes unserer Zonenkegeln wird, so finden wir die allgemeine Gleichung des hemiorthotypen Zonen- kegels, wenn wir in der Gleichung des orthotypen Zonenkegels: J..2 _|_ ^2 _|_ 2piez -j- 2gyz = 0 statt ,T , X — d setzen; wir erhalten für ihn also die Gleichung: :v^ + y' + 2 (pz - d) ,v + 2qyz - 2pdz + d^ = 0; der Zone der verticalen Prismen entspricht hier ebenfalls ein Zonen- kegel, dessen Gleichung wir erhalten, wenn wir in obiger Gleichung gr = 0 und p = i setzen, wodurch also die Gleichung folgt: a;Z _|_ yZ _j_ (^ _ 2) d.T — d'z + d' = 0. Ganz ähnlich gestalten sich diese Verhältnisse beim anortho- typen System. Wir tragen wieder 0 31 =^ — 1 (Fig. 11) auf, legen die Grundgestalt wieder so, dass iü/ihr Mittelpunkt ist, dass OB die Richtung ihrer Axe b, parallel mit Oa^ und die zweite Diagonale eben- falls horizontal ist. Das von A auf die Ebene MBC gezogene Per- pendikel schneidet dieselbe in P und es ist AP = 1, 31Q = h und PQ = e, Werthe, die sich leicht aus den Abmessungen der Grund- gestalt berechnen lassen. Alle Zonenkegeln gehen nun wieder durch 228 Ditscheiiier. die Linie AP, und da^ die Spitze desselben ist, so findet man wieder leicht die aligemeine Gleichung des anorthotypen Zoneniiegeis : x^-^y--\-2(pz —lOiV -\-2(gy — e) ij — 2 (ph -\- g e)z-]- e~-\-/r-=^0 und wenn man in dieser Gleichung j[>= |-A und ^ = |c setzt, so erhält man: als die Gleichung des anorthotypen Zonenkegels der verticalen Zonenaxe. bj Der elliptische Zonenkegel. Um den Begriff des elliptischen Zonenkegels vorerst festzu- stellen, denken wir uns wieder in Fig. 12 Oxyz ein rechtwinkliges Raumcoordinatensystem, von welchen 0 wieder der Coordinaten- Mittelpunkt ist. Von 0 tragen wir uns 031= i nach unten auf, und legen durch M eine Ebene #.r, ?/i parallel mit der Ebene Oa^y. Auf dieser Ebene entwerfen wir uns das Schema der graphischen Ellipsen-Methode, wodurch also jede Zone als eine in i^/ ihren Mit- telpunkt besitzende Ellipse dargestellt wird. Jeder Punkt der Ellipse einer Zone mit 0 verbunden gibt uns nun einen geraden Kegel, der in 0 seine Spitze und eine elliptische Leitlinie hat. Diesen Kegel nun wollen wir als unseren elliptischen Zonenkegel ansehen. Bevor wir auf die Ableitung der Gleichung dieses Zonenkegels selbst übergehen, wird es jedoch nicht ganz überflüssig sein, die Gleichung der Leitlinie selbst zu entwickeln. Wir wissen, dass diese Ellipse die horizontale Projection jenes Zonenkreises ist, den man auf einer durch den Mittelpunkt gehenden Kugel erhält, wenn man von dem Mittelpunkt auf jeder Fläche der Zone eine verticale Linie zieht. Dies benützen wir zur Ableitung der Gleichung unserer Zonenlinie. Es sei also in Fig. 13 AÄ BB' CC eine Kugel, die ihren Mittelpunkt in 0 hat und deren Radius = 1 ist. Die Gleichung dieser Kugel ist somit .r- 4-2/- + 2;^= 1. \&i OR=-Xi, 0 Q =yi , so folgt nach dieser Gleichung Zi^=^\ — (^1^+2/1^) oder z, =l/l — (^i^+2/i^)' wobei 2; = QP'isX. Die Gleichungen der durch Pund 0 gehenden Linie sind &om\i X — —z, y = --.z. Die Ebene die durch den Punkt P geht, der durch seine Coordiiiaten .r, , y^ , Zi gegeben ist, und zugleich senkrecht steht auf 0 P, hat die Gleichung: a (.}• — ./•, ) f h (y — y,}-\-(z — Zt)=0 über die Zonenflächen. 229 oder statt n , h und 2;, die entsprechenden Werthe gesetzt, und da ^1 - + 2/1 - + 2;i - -= 1 ist, folgt : 1 1 — .??o "^^ — • Vi a-i Diese Ebene sehneidet aber die drei coordinirten Axen in Punkten, deren Entfernungen vom Coordinaten-Mittelpunkte durch folgende Relationen bestimmt werden: I _ oder für Zo = \ erhält man die Werthe : n .-= - v" 1 — (.V, 3 _|_ 2/, 2) ; y> = -1/1 — (.rr-f y/,2) Da eben als Bedingung, dass eine Fläche in der Zone zweier anderer liege, der Gleichung: N P — H = M n p Genüge geleistet werden muss, so haben wir, um unsere Zonen- gleichung zu erhalten, die gefundenen Werthe für ?i und p in die- selbe zu substituiren ; es folgt also : Y' p lö^^i + -^2/1 = V"! - G^V^ + 2/1 ^) und wenn — = n und — ==7, die oben schon öfter angegebenen Werthe setzt, bekommt man die Gleichung unserer Zonenlinie wie folgt: Diese Gleichung ist aber eine Ellipse, dass der Bedingung B^ — 4^C<0 Genüge geleistet wird, da ip-q~ — 4(3^- — 42^2.73 _0. Wir sind nun im Stande die Gleichung unseres Zonenkegels zu entwickeln. Die Spitze des Zonenkegels ist der Coordinaten-Mittel- punkt, hat somit die Gleichungen cX\ =^ 0 , 3/, = 0 , z^ = 0, jede Erzeugende also die Gleichungen: X = az , y = bz. Die Gleichungen der Leitlinie für den Raum sind: 232 I) i » s p h e i II e r. Nach diesen hat man somit .r ^ a, y = b, wornach die Rehition folgt: p^a^-\-q-h^-\-2pqnf) — qa — pb — 1 =0 X y und in dieser Gleichung wieder gesetzt a = — , b = — , erhält man z z sodann: />2.r2-f q^y^-\- 2pqxy — qopz ■\-2Jyz — z2 = 0 als die Gleichung des parabolischen Zonenkegels. Jede Fläche im Räume die in einer gegebenen Zone liegt und eine Krystallfläche im Räume repräsentirt, tangirt an den ihrer Zone entsprechenden Zonenkegel. Wie man die Linie, an welcher eine bestimmte Fläche an den Zonenkegel tangirt, bestimmt, erhellt schon aus unserer graphischen Parabel-Methode. Verbindet man nämlich den Punkt, in welchen in der graphischen Parabel-Methode die ent- sprechende Flächenlinie an die Zonenlinie tangirt mit dem Coordi- naten-Mittelpunkt, so ist die so erhaltene Linie die gesuchte Tau- girungslinie. Um diejenige Fläche zu finden , die in den zwei gegebenen Zonen liegt, hat man nur an die betrelTenden zwei Zonen- kegeln eine gemeinschaftliche tangirende Ebene zu legen, die offenbar durch den Coordinaten-Mittelpunkt gehen muss, da die Spitze beider Zonenkegel in diesem Punkte ist. Alle Zonenkegel haben eine gemeinschaftliche Spitze im Coor- dinaten-Mittelpunkte und die Verbindungslinie der Spitze mit dem Brennpunkte der Leitlinie ist, da sie durch den Coordinaten-Mittel- punkt geht und vertical ist . ebenfalls sämmtlichen Zonenkegeln gemeinschaftlich, welche überdies jeder noch eine horizontale erzeugende Kante besitzt. Für diejenigen Zonen, welchen horizontale Combinationskanten entsprechen, geht die Zonenlinie in eine durch den Mittelpunkt ge- hende gerade Linie über, der Zonenkegel geht somit in eine verticale durch den Punkt 0 gehende Ebene über, die senkrecht steht auf der dieser Zone entsprechenden Neumann'schen Zonenlinie. Für die verticale Zonenaxe geht unser Kegel in eine durch 0 gehende hori- zontale Ebene über. Jeder Zonenkegel tangirt an die Ebene, da jeder eine horizontale Erzeugende hat, da in jeder Zone ein verticales Prisma liegen muss. über die Zonenttächen. 233 Unsere allgemeine Gleichung für den Zonenkegel vereinfacht sich ebenfalls, wenn wir die Zonenaxe in eine der coordinirten Ebene verlegen. Für ^> = 0 fällt die Zonenaxe in die coordinirte Ebene Oyz und unsere Gleichung reducirt sich auf folgende : q~y^ — ^'^^j -j- «2 — 0. Fällt die Zonenaxe in die coordinirte Ebne Oxz, dann ist y=0 und unsere Gleichung wird: p^x^ — pyz — z'^ = 0. Für j9 = 0 und ^==0 wird z'- = 0, d. h. unsere Ebene geht in eine durch 0 gehende horizontale Ebene über, deren wir schon oben ge- dacht haben. Für p ^= oo und q = oo, wobei wieder yj : q^^n ist, wird unsere allgemeine Gleichung, in der Form wie wir sie oben aufgestellt, durch Division mit q in folgende übergehen : nx-^y = 0. Dies ist aber die Gleichung jener verticalen Ebene, deren wir oben ebenfalls schon gedacht haben, und welche den Zonen mit horizon- taler Zonenaxe entspricht. In Bezug auf das rhomboedrische System gilt hier wieder das- jenige, welches wir bei den übrigen Zonenflächen schon öfter bemerkt haben. Für das hemiorthotype Krystallsystem liegt die Spitze des be- treft'enden Zonenkegels nicht mehr im Coordinaten-Mittelpunkte 0; Fig. 15, sondern in einem Punkte S, der in der Richtung Ox von 0 um die Grösse d entfernt ist, dabei wieder angenommen, dass jene Diagonale, in welcher die Abweichung der Grundgestalt stattfindet, mit der Richtung dieser coordinirten Axe zusammenfällt. Die Brenn- punkte liegen nun nicht mehr in dem Punkteil/, sondern in R, der in der zu Ox parallelen Mx,, um MR=^d entfernt ist. Wir erhalten offenbar die Gleichung dieses neuen Zonenkegels, wenn wir in der allgemeinen Gleichung für das orthotype System .?• — d statt x setzen, wir erhalten also die Gleichung : p^ x^ -\- q"^ y'^ -\- ^jiqxy — 2p~xd — Iqpyd — qxz — pyz -\- -\- pdz-\-j)^d^ — z^ =0. Für die Zone, welche den verticalen Primen entspricht, haben wir in dieser Gleichung zu setzen statt p, id und statt q, 0, wodurch wir die Gleichung erhalten : 234 D it seh ei n er. Für das anorthotype Krystallsystem liegt die Spitze S Fig. 16 des Zonenkegels nicht mehr im Coordinaten-Mittelpunkte, auch nicht mehr in einer der coordinirten Axen, sondern in einem von der Grund- gestalt durch die Coordinaten 0 Q == h und SQ=^e bestimmten Punkte S. Die Brennpunkte sämmtlicher Zonenlinien liegen im Punkte Jt, wovon MT^h und RT=e ist, OM ist =1. Wir erhalten somit die Gleichung für den anorthotypen Zonenkegel, wenn wir in jener des orthotypen statt .v und y setzen x — h und y — e, es ist also: 2}^-{x- — hy-\-q"{y — eY-\-2pq{x — h){y — e)-q{x~h).z . — p {y — e}z — 2;" = 0 die Gleichung für der anorthotypen Zonenkegel. Setzen wir in dieser Gleichung statt j9 und q die Werthe ih und i e, so folgt: Ir-(x — hy-\-e^(y—e)^-^2he{x — h)(y — e) — 2e{.v—h) . —2h(y—e)z—4rZ^-=0 als die Gleichung des, den verticalen Prismen entsprechenden Zonenkegels. dj Der hyperbolische Zonenkegel. Ist Oxyz ein rechtwinkliges Raumcoordinaten- System und durch den Punkt M eine zu der Ebene 0 xz parallele Ebene so ge- legt, dass 0M= 1 ist, so ist diese Ebene bekanntlich die Projections- Ebene der graphischen Hyperbel-Methode. Denken wir uns nun auf dieser Projections-Ebene eine Zonenlinie VA W und V A' W so eonstruirt, als wenn M der Mittelpunkt dieser Projections-Ebene sein würde, und jeden Punkt derselben mit 0' verbunden, der in verticaler Richtung von 0 um die Einheit entfernt ist, so entsteht dadurch ein Kegel, den wir als unsern hyperbolischen Zonenkegel ansehen wollen. Die Gleichung der Leitlinie ist sonach: .},'2 — 2pxz — 'iqz -^ 1 = 0) y = ^)' Die näheren Beziehungen dieser Gleichung zu der von ihr bestimmten Zone haben wir schon in unserer Abhandlung über die graphische Hyperbel-Methode aufgesucht. über die Zonenfläclien. 23b Die Spitze des Kegels ist im Punkte 0', dessen Coordinaten sind x^ ^ y^ — ^, z^ = \. Jede Erzeugende hat also die Gleichungen: X = a(z-\-\) ,y -= h.{z-\- I) , .v=-—.y = cy: b aus diesen Gleichungen erhält man nun, wenn ^ — 1 gesetzt wird, a,' = (^und2= . Setzt man diese beiden Werthe in unsere b erste Gleichung der Leitlinie, so erhält man : c^h — 2pc.{\ ~h) — 2q(^\—b)^-h = 0 und da nun aus den beiden obigen Gleichungen der Erzeugenden die Relationen folgen : so erhält man die Relation: y'i ' z±\ ^* y 2 + i " t-t-1 i+1 oder nach gehöriger Reduction : ^ä _ 22)x{z + 1 — ,.r + ^//)(l +//) 4-r = <>' d. i. die Gleichung des Schnittes des Zonenkegels mit einer horizon- talen, von 0 um — 1 abstehenden Ebene, der Schnitt ist im Allge- meinen offenbar eine Hyperbel. Wird j}^=0 =^ fj, dann folgt aus unserer Gleichung ,v^-\~y- = 0, also offenbar eine verticale Linie die durch 0 geht, wie es auch mit der Natur der Sache ganz übereinstimmend ist. Wird /^ = 0 und dann q = 0, so erhält man die beiden Gleichungen : 9 3 () D i t s f h e i n e r. x^ -\-2qy (y — z) -\- y^ = 0 .r'^+ 2p,v{y — z)-\-y^ = 0 welche Gleichungen offenbar Kegehi mit hyperbolischer Leitlinie bestimmen, von denen die Axe der Leitlinie vertical und durch den p Punkt M gehend ist. Für « -= oo und ö = ooO, sowie — - = h folgt die Gleichung: nx + /y = 0 oder y = — nx offenbar eine verticale Ebene bestimmend, die mit jener des kreis- förmigen Zonenkegels übereinstimmend ist. Setzt man in den gefundenen Gleichungen statt x, x — d, so ist: (.^ _ ,/). + 2(pix - d) + qy)(y - z) -\- y^~ = 0 die Gleichung des hemiorthotypen Zonenkegels. Und wenn man statt X und y die Werthe x — h, y — e setzt, so erhält man: (^a;^hy^2(p(ix-li)-\-q(y-e})(y-z-e)-^(y-er^ = i) als die Gleichung des anorthotypen Zonenkegels. Hat man im ersten Falle p = id, g = 0 und im letzten p =ih und q=ke gesetzt, so folgen ganz leicht die Gleichungen für den, den verticalen Prismen entsprechenden Zonenkegeln. Y. Die Zonenconoide. Obwohl von den Zonenconoiden eine ganze Reihe aufgestellt werden könnte, von denen jedes ein anderes Bildungsgesetz besitzen würde, wie es aus der folgenden Ableitung leicht ersehen werden wird, wollen wir doch imr zwei derselben betrachten, welche die einfachsten ßildungsgesetze besitzen und gleichsam ein entgegengesetztes Ver- halten in Bezug auf die Zonenverhältnisse zeigen. Wir wollen sie zum Unterschiede von einander das stumpfere und das spitzere Zonen- conoid nennen, weil das eine stumpfer und das andere spitzer als der eben dieser Zone entsprechende kreisförmige Zonenkegel ist. a) Das stumpfere Zonenconoid. Wenn wir uns im Baume einen kreisförmigen Zonenkegel denken, und durch den Coordinaten-Mittelpunkt eine verticale Ebene legen, liher die Zonenflachen. 237 SO schneidet diese den Zonenkegel nach einer geraden Linie OP, welche die Ebene TJ/.r'?/', Fig. 18, der Leitlinie in P trifft. Legen wir uns nun durch den Punkt Pin der verticalen Ebene MOP eine gerade Linie RP so, dass sie den Winkel OPiff halhirt, so dass also: Winkel RPM = JRPQ ^ißlPO ist, so entsteht, wenn dies für jede mögliche Ebene geschieht, ein Conoid , welches wir als unser st ump feres Zonenconoid be- zeichnen wollen. Um die Gleicliung des Zonenconoides abzuleiten, denken wir uns in der Ebene M ,r' y' einen Punkt S, der in derselben bestimmt wird durch seine Coordinaten .r, , y^ und durch diesen Punkt eine verticale Ebene MOP gelegt, so wird von ihr der Kegel nach der Linie OP, die Ebene Mx' y' aber nach der Linie iJfP geschnitten. Die Leitlinie desZoneiikegels wird von ihr in Pgeschnitten. Ist somit S durch seine Coordinaten Xi und y^ gegeben, so ist es ein Leichtes jene von P zu finden. Es sei zu diesem Behufe X"-{- y^-\-2j)x -\' 2qy=0 die Gleichung des Leitkreises, x und // die Coordinaten von P, so besteht die Proportion: X : y = Xi : //i oder // = — .7'. Setzen wir diesen Werth in die Gleichung unseres Leitkreises, so haben wir die Relation: X' = — ; X- -\- 2 }) r -\- z (j . — . *• = 0 woraus folgt : .vr + ijx- und diesen Werth in die obige Gleichung y = X gesetzt, erhält man den Werth: und aus diesen beiden Werthen : = 4 Silz.Ii. (1. nialliein.-iiiiliirw. (1. XXVIII. l!.l. Nr. :{. 17 238 I) i t s c h e i II e r. somit ist auch : pXt +-^-i +g.Vi)^ + (-^-i ^ + yi ') + 2(i^a'i + qyx) Vx. 2 + yi 3 /4(;?a;i + ^yi )3 -f (a^j s + j/j 3) + 2(/;.t, + 4 7 V ^ K ^ <^ 7 *^ • / \. ■^ \~ — — ____/l -:?=" Ni/ ) ^ + {qx + r)-£ + s^ = 0 gebrauchten Methode zu höchst einfachen Formeln gelangt, mittelst welcher das Integrale obiger Gleichung fast augenblicklich angegeben werden kann. Es war mir alsdann ein Leichtes, die Methode auf die Integration von Differenzen- und Differentialgleichungen höherer Ordnungen mit Coefficienten der Form a-\-bx auszudehnen!" Man muss sich hier nicht vorstellen, dass die sogenannte „glück- liche Anwendung" der Lionville'schen Methode etwa ein scharfsin- niger Gedanke Spitz er's sei. Ein jeder meiner Schüler oder Leser, der nur eingedrungen ist in die Anfangsgründe der Formenlehre, hat schon eo ipso dasselbe Glück, nur mit dem Unterschiede, dass er von der Methode Liouville's einen zweckmässigen Gebrauch machen wird und nicht, wie Herr Spitzer, sie missbrauchen; denn meine Gleichung und zugleich jene, welche Herr Spitzer hier zum Gegen- stande seiner Rechnungen macht, ist folgende: («a H- 6a ^) 2/" + («1 + bi x) \j + («0 -h *o ^) 2/ = 0. Setzt man in ihr 6o ==0, so fällt sie alsogleich in die Form der Lionville'schen und ist von ihr ein specieller Fall. Wie man nun durch Transformation diesen Coefficienten verschwinden lassen kann, indem man eines der particulären Integrale von seinem exponentiellen Factor befreit und dadurch zur ersten Functionsclasse herabsetzt; 256 Petzval. Über Herrn Spitzer's Abhandlung: Die Integration mehrerer wie sich dies im Allgemeinen bei einer jeden Differentialgleichung thiin lässt und zwar auf so viele verschiedene Arten, als die Ord- nungszahl der Differentialgleichung Einheiten in sich enthält, wie jedesmal der nothwendige Erfolg ein Abfall um mindestens eine Ein- heit in der Gradzahl vom vorletzten auf den letzten Coefficienten sein muss, ist in meinem Werke II. Bd., IV. Abschnitt, •§■. 2, S. 24 — 51, genau und umständlich angegeben, und als eine sehr wichtige Trans- formation, durch die man in der Regel das Integriren vorbereitet, an vielen Stellen meines Buches in Erwähnung gebracht. Also nicht Herr Spitzer, sondern ich war so „glücklich", die Regeln anzuge- ben, nach denen er sich im Rechnen übt, und er war nur so „glück- lich", seine Rechnenproben in die Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu bringen. In den folgenden Zeilen lässt Herr Spitzer, mit den Worten angehend: „Ich bilde den Bruch", eine gebrochene Function wie vom Himmel fallen, ohne zu sagen, woher er ihn beziehe. Hier- durch wird schon im vorhinein seine Abhandlung unverständlich, für alle diejenigen wenigstens, die mein Werk über die Integration der Differentialgleichungen nicht kennen. Ich bemerke daher hier ergän- zungsweise, dass die volle Bedeutung und Bildungsart dieses Bruches in meinem Werke I. Bd. , S. 75 allgemein angegeben sei und dass derselbe ganz ungeänderte Bruch sich noch überdies auf S. 43 vor- finde. Es nimmt also Herr Spitzer zu seinem Integrationsgesehäfte von meiner Integrationsmethode den Anlauf. Ich sage: „von meiner Integrationsmethode", weil es mindestens vorderhand noch unerwiesen ist, dass sie jemandem Anderen, z. B. La place, angehöre. Er folgt Schritt für Schritt meinen an dieser Stelle zu ersehenden Rechnun- gen und braucht sogar dieselben Zeichen, mit dem unwesentlichen Unterschiede, dass er eine Constante, die bei mir Ä' heisst, mit B benennt. Nach Einführung dieser neuen Zeichen schreitet er zu Sub- stitution : y = e^^z und sagt weder woher er sie habe, noch zu welchem Ende er sie vornehme. Über beides findet man Aufschluss und umständliche Be- lehrung in meinem Werke und zwar in den §■§-. 4 — 6 der Formen- lehre, ferner §. 2 der Transformationslehre, wo dieselbe Substitution y = eJ^ z Differentialgl. betreffend, und die darin erhobeneu Prioritäts-Ansprüche. 257 mit ihrer Wirkung allgemein für eine jede Differentialgleichung angegeben ist, die der Gradzahl nach gleich hohe und höchste Coeffi- cienten hat. Endlich ist §. 9 der Transformationslehre die Substitution ganz allgemein bei einer Differentialgleichung der w''^" Ordnung mit beliebigen Coefficienten durchgeführt. Ich bin es also, der eine erschöpfende Theorie dieser sowohl, wie auch anderer ähnlicher Transformationsweisen geliefert hat. Ich sage eine erschöpfende, und gerundete Theorie, der man es auf den ersten Blick ansieht, dass sie das Werk sei einer längeren Zeit und vermuthlich schon vorhanden, als Herr Spitzer an das Integriren überhaupt noch gar nicht dachte, und so ist es im Wesentlichen auch. Nachdem Herr Spitzer auf diese Weise mit einer Transforma- tionsmethode, die mir wenigstens ihre volle Ausbildung verdankt und die ich desshalh als mein, wenigstens gegenüber der gegen mich erhobenen Anklage, in Anspruch nehme, wobei ich aber ausdrücklich bemerke, dass ich dies unter anderen Umständen nicht thun würde, indem ich weiss, dass diese Substitution schon vor mir von vielen Mathematikern geübt worden ist; allein trotzdem, dass ich dies zugebe, so nenne ich sie dennoch mein, weil ich der erste war, der ihren Zweck und ihre Wirkung mit Präcision angegeben hat : Herab- setzung nämlich eines particulären Integrales zur ersten Functionsclasse, und es inuss dies auch Jedem, selbst Nicht- mathematiker, klar sein, wenn er bedenkt, dass ich der erste war, der die Functionen anstatt in algebraisch und transcendent zweck- mässiger in Classen einzutheilen vorgeschlagen habe, und dass man vor mir von einer solchen Eintheilung der Functionen und ihrem Nutzen gar nichts wusste. Nachdem also Herr Spitzer nach meiner Methode transformirt hat, betritt er den von Liouville im Journal de Vecole poli/tech- iiique eingeschlagenen Weg, und gelangt natürlich zu einer Integral- formel, die in der im Bd. XIII, S. 181 dieses Journals angegebenen enthalten ist als specieller Fall. Also auch diese Formel, die Herr Spitzer unter (o) anführt, ist nicht sein Eigenthum, sondern das Liouville's. Der Verfasser fährt fort: „Wir können, bevor wir weiter gehen, folgende Bemerkung nicht unterdrücken u. s. w. Mathematiker sprechen in ihren Werken gern in der vielfachen Zahl, aber nicht von ihrer eigenen Person, sondern sie geben sich gerne 258 Petzval. Über Herrn Spitzer's Abhandlung^: Die Integration mehrerer der Illusion hin, dass sie bei ihren mühevollen Schlussfolgerungen den Leser zum Gefährten haben, welchem gegenüber, die grösst- mögliche Klarheit zu entfalten, sie für eine Pflicht halten. Ich nehme demgemäss auch hier an, dass Herr Spitzer nicht von seiner eigenen. Person, sondern von sich und seinen Lesern spreche. Letzterer bin ich gegenwärtig. Aber ich kann liier wirklich nicht begreifen, warum wir beide in gegenseitigem Einverständnisse eine fremde Bemerkung, die Liouville gemacht hat, in demselben Bande des Journal de l'dcole polytechnique und die er dort ausführlich begründet hat, nicht unterdrücken können. Wesshalb liegt denn also diese Bemerkung Herrn Spitzer so schwer auf dem Herzen, dass er sie nicht unter- drücken kann? Vielleicht will er mich, den Leser, dadurch nur auf- merksam und vorsichtig machen hei dem Gebrauche von Formen, wie Differentialquotienten mit allgemeiner Ordnungszahl. Nun ich habe mich auch der grössten Aufmerksamkeit beflissen, und habe drei Seiten weiter gefunden, dass Herr Spitzer nicht nur die ganze Bemerkung, die er „nicht unterdrücken konnte", rein ver- gessen, sondern sogar die einem jeden Schüler bekannte Integra- tionsconstante ausser Acht gelassen hat. Ich kann indessen in seiner Abhandlung nichts überspringen und muss also später auf diesen Punkt zurückkommen. Nachdem also Herr Spitzer die Bemerkung Liou- ville's gemacht und sie in seiner Weise verwerthet hat, geht er über zur Erörterung der verschiedenen speciellen Fälle, Schritt für Schritt meinen Fussstapfen folgend, und gelangt dadurch zu Formeln auf Seite 35 seiner Abhandlung, von denen die erste auf Seite 79 meines Werkes, die zweite an eben der Stelle zu finden ist. Endlich folgt ungefähr in der Mitte von Seite 35 eine Äusserung, die Herrn Spit- zer eigenthümlich ist. Er spricht nämlich: „Ist daher -|- keine ganze Zahl, so ist das eben in Reihenform gefundene y unbrauchbar, und man muss, um eine bra uchbare Reihe zu erhalten, y duf andere Art entwickeln." Nun entwickelt er wirklich anders und es folgen sechs Seiten, auf deren Inhalt ich keinen Anspruch erhebe, weder für mich, noch für jemanden Ande- ren, denn weder ich, noch sonst ein gediegener Mathematiker würde so etwas haben drucken lassen. Die Rede ist von einer Reihe, die zur Classe der sogenannten halbconvergirenden gehört, d. h. man nähert sich, mehr und mehr Anfangsglieder zusammennehmend , anfänglich dem wahren Werthe Diffei-eutialgl. betreffend, und die darin erhobenen Prioritäts-Ansprüche. 259 der Function, welche dieselbe darstellen soll, immer mehr; dann aber später entfernt man sich von ihm wieder. Diese ist es , die Herr Spitzer für „unbrauchbar" erklärt. Ich erwidere darauf: Ich und mehrere berühmte Analysten vor mir haben sie gebraucht und brauchbar gefunden. Reihen sind eines der wirksamsten analytischen Hilfsmittel, und haben bisher das Schicksal gehabt aller grossen wissenschaftlichen Werkzeuge: erst überschätzt, dann theilweise unterschätzt, sind sie gegenwärtig daran, in gehöriger Weise gewürdigt zu werden. Nach- dem man mit ihrer Hilfe trigonometrische und Logarithmen-Tafeln construirt hatte, fand man, dass sie bei unvorsichtigem Gebrauche zu Irrthümern verleiten und Letzteres namentlich dann, wenn sie diver- giren. Nun waren die grössten mathematischen Geister Europa's, wie Gauss, Cauchy, damit beschäftigt, Kennzeichen der Conver- genz oder Divergenz aufzustellen und es wurde der convergirenden Reihe allein das Recht zugesprochen, die Functionen zu repräsentiren und die divergirende davon ausgeschlossen, bis endlich Cauchy selbst die Remerkung machte, dass überhaupt gar keine unendliche Reihe, wedereine convergirende, noch eine divergirende, als der sichere Repräsentant einer Function angesehen werden könne, weil es Functionen gibt, von denen sämmtliche Glieder der aufsteigenden Reihenentwickelung verschwinden. Wenn man daher in irgend einer Rechnung die Function y einer Variablen x etwa erhielte in der folgenden wohlbekannten Form: X X^ a:^ iß A J O Q ' 1.2.3 ' 1.2.3.5 so kann man nicht mit Gewissheit sagen, dass y=si?i x sei, weil es noch eine unendliciie Menge anderer Functionen gibt, denen die- selbe Reihenentwickelung zukommt, z. R. 1 y = sin X -\- e~'^ y = sin X -j- ^~ ^ u. s. w. Diese Remerkung Cauchy 's hat besonders auf dem Felde der Integration der DilTerenzialgleichungen Werth, weil sich derlei Formen in den Integralen nicht selten nachweisen lassen. Die hier angeführten sind z. R. jedesmal im Integrale vorhanden, wenn der 260 Petzval. Über Herrn Spitzer's Abhandlung: Die Integration mehrerer erste Coefficient der Differentialgleichung den Factor x^ oder x^ besitzt. Was soll man also gegenwärtig anfangen? Die divergirenden Reihen können mitunter zu einem Irrthume verleiten, aber die con- vergirenden auch. Will man alle Reihen exiliren, so hat man die ganze Mathematik aufgehoben. Ich antworte mit der Gegenfrage: Was thut der kluge Inhaber einer Werkstätte, wenn sich einer seiner Arbeiter aus Ungeschicklichkeit mit einem scharfen Werkzeuge ver- letzt hat? Schafft er etwa alle scharfen Werkzeuge ab? Die Antwort liegt auf der Hand; sie lautet: Nein, denn wer ungeschickt ist, kann sich auch mit einem stumpfen Werkzeuge verletzen. Er wird daher lieber seinen Leuten die gehörigen Vorsichten einprägen, und hierin liegt auch der wahre Begriff der mathematischen Strenge. Ich habe also, wie gesagt, die halbconvergirende Reihe, die Hr. Spitzer nicht brauchen kann, nebst ihren ähnlich gestalteten Schwestern unter den gehörigen Vorsichten brauchbar gefunden und wenn erst die fünfte Lieferung meines Werkes erschienen sein wird, hoffeich, dass auch Herr Spitzer in mehreren Beispielen diese Rrauchbarkeit entweder anerkennen oder neu erfinden wird. Aber, welche ist denn jetzt die Form, welche Herr Spitzer anstatt der angeblich unbrauch- baren setzt? Sie ist die folgende: 5)-'fr')4:'© l . 2 dx^ " dx a 3 , 1 ,. ,11+ dx dx 2 \dx^ ' dx"^ dx~ Von diesen Reihen beweist nun Herr Spitzer, dass sie con- vergiren. Er hat die Bemerkung Liouville's, die er früher „nicht Differentialgl. betreffend, und die darin erhobenen Prioritäts-Ansprüche. 261 unterdrücken konnte" ganz vergessen, sowohl bei der Auf- stellung der Reihe, wie bei dem Beweise der Convergenz; er hat ganz vergessen, dass jedem Giiede seines Integrales eine unendliche Reihe mit unbekannten Coeflicienten, von deren Werth man Nichts weiss, als fonction compUmentaire zugesetzt werden muss. Er beweist also, dass eine Reihe von man weiss nicht was, convergire und vergisst sogar im Laufe des Beweises auf die anzuhängende Integrationsconstante. Der Form nach ist dieser Beweis ganz und gar verfehlt; er führt aber dennoch zu einem richtigen Resultate, was jedoch kein Verdienst Herrn S pitzer's ist, sondern den Grund hat in einer allgemeinen Wahrheit, die die Geltung eines Naturgesetzes besitzt, nämlich: Die durch Integration einer Ditferentialgleichung gewonnenen aufsteigenden Reihen convergiren immer, was auch die Form oder Ordnungszahl der Gleichung sein mag und zwar entweder für unbegrenzte oder mindestens für begrenzte Werthe der Grösse X — a, nach deren aufsteigenden Potenzen dieselben geordnet sind. Wenn iC—a kein Factor ist des ersten Gleichungscoefficienten, so findet man den Beweis dieses importanten Satzes Seite 6 meines Werkes über die Integration der Difierentialgleichungen , alhvo er mit dem Existenzbeweise des Integrales in Eines zusammenfliesst. Unter der Voraussetzung, das a; — a unter den Factoren des ersten Coefficienten vorkommt, der sich als der praktisch wichtige heraus- gestellt hat, weil nur dann das aufsteigende Integriren von Nutzen sein kann, ist der Convergenzfrage höhere Aufmerksamkeit geschenkt worden. In der vierten Lieferung nämlich S. 344 u.s.w. ist nicht nur der allgemeine auf alle DiiTerentialgleichungen ausgedehnte Beweis geliefert, dass die gewonnenen aufsteigenden Reihen convergiren, sondern es wird auch die Art und Weise, oder der Grad ihrer Con- vergenz festgestellt. Sie ist nämlich die einer Asymptote des Inte- grales , die in aufsteigender Reihenform gedacht werden muss, entsprechende. Wer also mein Werk studirt hat und die Gleichung, von welcher Spitzer spricht, nur ansieht, der spricht alsogleich folgendermassen: Ich sehe, dass die exponentiellen Asymptoten der zwei particulären Integrale e*^ und e^*-^" sind. Entwickle ich direct das Integral in aufsteigender Reihenform, so muss ich zwei Reihen gewinnen, welche in den späteren Gliedern dieselbe Art der Con- vergenz aufweisen, wie die Reihen für die Exponentialgrössen e*'^ und e~*''. Multiplicire ich hingegen zuvörderst mit irgend einem 262 Petzval. Über Herrn Spitzer'» Abhaudluiig: Die Integratiou mehrerer dieser beiden exponentiellen Factoren, wie dies Herr Spitzer ver- möge der gemachten Substitution gethan, so verwandeln sich die Asymptoten entweder in e'^**^ oder e""^*''. Ich muss mithin Reihen erhalten, die in den späteren Gliedern ein Mai wie diejenige für die Exponentielle e'-**' , ein ander Mal, wie die für e~'^''^ convergiren. Ein jeder meiner Schüler gelangt also, ohne auch nur einen Bleistift anzurühren , schon beim Anschauen der Gleichung zu demselben Er- gebnisse, zu welchem Herr Spitzer mühselig mit einem mangel- haften Beweise kommt; und dies zwar nicht nur bei der in Rede stehenden Differentialgleichung , sondern allgemein bei einer jeden beliebigen durch das wohlbekannte Verfahren der Zerlegung eines oder mehrerer algebraischer Polynome in einfache Factoren. Ein jeder meiner Schüler sieht aber noch überdies, dass Herr Spitzer hier einen grossen Missgriff gemacht hat; durch eine Trans- formation nämlich , die verständig angewendet , in vielen Fällen nützlich ist, aber hier ganz zweckwidrig erscheint, hat er sich sein Rechnungsresultat verderbt, ohne davon kraft seines Beweises auch nur das Geringste gewahr zu werden. Hätte er ohne Transformation die Differentialgleichung aufsteigend integrirt , so hätte er Reihen erhalten , die convergiren, wie die für e+*-^ und e~^^'. Weil er aber transformirt hat, so erhält er andere Reihen, die nur, wie jene für e+26x yj^jj g-2bx convergiren, also weit minder als die früheren, und so, dass er gerade zwei Mal so viele Anfangsglieder zählen muss, bis die seinigen auch nur zu convergiren anfangen. Ein einsichtsvoller Rechner wird sogar in dem Bestreben, sich die vortheilhafteste aufsteigende Reihe zu verschaffen, noch weiter gehen; er wird sagen, wenn man Reihen erhalten kann, die wie e*-^ und e~''^ convergiren, so wird man auch zu noch convergenteren Reihen gelangen, so nämlich, wie e^-^ -\- e~^^ und e^^ — e~*^, oder beiläufig wie si7i b x und cos b x und wird nun darauf los- gehend derselben auch wirklich theilhaftig werden. Wir hätten also beide, Herr Spitzer und ich, die Convergenz der aufsteigenden Reihen bewiesen; zwischen den beiderseitigen Beweisen jedoch waltet ein gar grosser Unterschied, der nämlich zwischen falscher und wahrer Wissenschaft. Es sei mir erlaubt, die Parallele etwas ausführlicher zu ziehen. Herr Spitzer beweist die Convergenz der aufsteigenden Reihe, die man bei der Integration der folgenden Gleichung erhält: Differentialgl. betreffend, und die darin erhobenen Prioritäts-Ansprüche. 263 cey" -\- ay' — b^xy = 0, welche Gleichung ein sehr specieller Fall ist von der am Eingange der Abhandlung sich befindenden: («1 + bix) y" + («a + b^x) 2/'+ «0 + bocc = 0, welche letztere Avieder nur ein winziger Tropfen ist in dem grossen Oceane der Differentialgleichungen. Wohl hat es jemals eine Zeit gegeben, wo solche Specialitäten in dritter Potenz noch dankenswerth waren , weil man bei dem tota- len Mangel an Integrationsmethoden nicht wissen konnte, ob nicht vielleicht in einem anscheinend geringfügigen Kunstgriffe der Keim zu einer solchen verborgen liege. Aber jetzt, wo wir für alle Fälle ausreichende Verfahrungsarten besitzen, hat die Integration einer speciellen Differentialgleichung, die sonst kein Verdienst hat, als sich eben integriren zu lassen, wenn sie auch noch so gut gelingt, offenbar nur mehr den Werth eines Schülerelaborates und ist weiter kein akademischer Gegenstand, und derjenige, der sich auf derlei Aphorismen verlegt, trägt nicht nur gar nichts zum Gedeihen der Wissenschaft bei, sondern entfaltet mit den in gleicher Richtung thätigen Genossen, vielleicht ohne dass er es weiss , nur ein Bestre- ben das edle und gediegene Wissen unter einer Last werthloser Maculatur zu vergraben. Sollte jemals die Wissenschaft wieder in diesem Welttheile untergehen, so kann dies auf keine andere als auf diese Weise geschehen, indem man an die Stelle derselben ein Trug- gebilde setzt, welches zwar wie Wissenschaft aussieht, es aber nicht ist. Nachdem Herr Spitzer seinen Beweis geschlossen, fährt er fort, die Differentialgleichungen , die ich als Beispiele benützt habe, unerbittlich abzumergeln , so dass es beinahe den Anschein gewinnt, als wollte er mir zeigen, wie ich es hätte machen sollen. Dies erscheint um desto wahrscheinlicher, wenn man folgende Worte Herrn Spitzer's erwägt. Er sagt, und zwar gedruckt in einem Blatte der Presse: „Wenn es sich aber nicht um die Form, sondern um den Inhalt einer Arbeit handelt, dann steht es wenigstens dem Herrn Professor Petzval übel an, darüber mit Geringschätzung die Achsel zu zucken, ihm, der seit 11 Jahren an der Herausgabe eines mehr- 264 Petzval. Über Herrn Spitzer's Abhaiidliiiig: Die Integration mehrerer bändigen Werkes arbeitet, dessen wesentliche Mängel und Unrichtigkeiten nach zu weisen ja einer der Haupt- zwecke meiner bescheidenen Abhandlung war." Die Mängel, von denen hier Herr Spitzer spricht, bestehen vermuthlich darin, dass ich es nicht wie er gemacht habe. Nun, ich gebe sehr gerne darüber Rechenschaft, warum ich gerade so gethan und nicht anders. Hr. Spitzer wird hier einen zweiten Unterschied zwischen wahrer und falscher Wissenschaft kennen lernen. Er wird erfahren, dass es feststehende logische Regeln eines wissenschaft- lichen Raues gibt, z. R. die folgende Lehre. Wenn man ein neues Werkzeug der Wissenschaftsforschung, z. R. eine Integrationsmethode, gefunden hat, so hat man sie durch eine sorgfältige Untersuchung auf ihre Tragweite zu erproben, denn da auch hier das : non omnia possumus omnes als allgemeine Wahr- heit gilt, so wird es stets Fälle geben, wo eine solche neugefundene Methode vorzüglich verwendbar ist, und andere, wo sie mindere Dienste leistet. Nicht nur die einen, sondern auch die anderen sind aufzuzählen, damit man den Werth des Werkzeuges gründlich ken- nen lerne. Zum Repräsentanten eines jeden speciellen Falles nimmt man zweckmässig ein passendes Reispiel. Ich habe dies durchgeführt bei allen meinen Integrationsmethoden und habe so einer jeden den Kreis vorzüglicher Wirksamkeit zugewiesen. So ist es bei der Integration mit bestimmten Integralen ebenfalls geschehen und es liegt in der Natur der Sache, wenn einige der von mir gegebenen Reispiele von einer solchen Art sind, dass sie nur eine minder gün- stige Verwendung der Methode verstatten, was in meinem Werke auch jedesmal ausdrücklich bemerkt ist. Der wesentliche Nutzen eines solchen Reispieles ist dann, dass mit demselben jedesmal das Redürfniss einer anderen passenden Methode an den Tag tritt, bis man deren so viele und mannigfaltige hat, dass sie für alle Fälle genügen. Solche Differentialgleichungen verstatten dann natürlich, wenigstens für specielle Zwecke eine vortheilhaftere Integration, und wenn sie auch Herrn S pitzer nicht gelingt, wie wir gesehen haben, so gelingt sie doch mir und einem jeden aufmerksamen Leser meines Werkes, und würde auch Herrn Spitzer gelingen, wenn er in meinem Werke über die Integration der Dilferentialgleichungen den Geist der Wissenschaft suchen würde. Auch er könnte z. R. geleitet durch Retrachtungen, wie die obangeführten, den Rechenstift in die Differentialgl. betreffend, und die darin erhobenen Prioritäts-Ansprüche. 265 Hand nehmen und direet auf die vortheilhaftesten Reihen, die eon- vergiren, wie e'''' -{- e-^'^ und e** — e"*-^, auf Grundlage der von mir aufgestellten Methoden losgehen. Wenige Minuten würden dann hinreichen, das folgende Integral als Rechnungsresultat auf- zuzeichnen: *'^2(« + l)"^2.4(« + l)(fl + 3)"*~3.4.6(a+l)(a + 3)(a+5)'^"*J B r. b^x^ . b'^x't B V, 63a;3 , _J 1 L ~ a;«-i L 2(a— 3)^ 4 («—3) (ß— 5) b^ x^ ] 2.4.6(a— 3)(fl-5)(a-6) Die Convergenz zu beweisen ist überflüssig , weil man nicht blos von derselben im Vorhinein überzeugt ist, sondern auch die Art derselben des Näheren kennt. Aber nicht nur in aufsteigender Reihenform, sondern vielmehr noch in anderen Formen vermag diese Gleichung integrirt zu werden, deren jede ihren besonderen Werth hat , und es wäre mir ein Leichtes , nicht nur über diese Gleichung, sondern noch über viele andere ganze Abhandlungen zu schreiben. Wer wird aber seine Kräfte an solchen Geringfügigkeiten vergeuden im Angesichte des unermesslichen, bisher noch uner- forschten mathematischen Wissensgebietes, und hätte ich gethan wie Herr Spitzer zu wollen scheint, und wie er es auch gemacht hat, nämlich meine Methode auseinandersetzen, mit ihr anfangen und dann die zur Erläuterung dieser Methode gegebenen Beispiele integriren mit einer anderen, so hätte ich gehandelt, wie ein Neu- ling. Es soll jedoch in diesen Worten kein Tadel gegen Herrn Spitzer ausgesprochen werden, denn da unsere Zwecke verschie- den sind, sind auch unsere Pflichten verschieden. Ich errichte näm- lich ein grosses Lehrgebäude und muss daher auch die logischen Vorschriften beobachten ; er hingegen macht nur Beispiele und braucht also keine Logik, diese ist vielmehr bei einem solchen Gewerbe hinderlich, er kann daher integriren, wie es ihm beliebt; ich dagegen kann dies nach einer bestimmten Methode nur dann thun , nachdem ich sie gründlich auseinandergesetzt und in allen ihren Zweigen ausgebildet habe. Ich konnte mithin logischer Weise nicht anderes thun, als ich gethan habe, und eben durch dieses logisc h richtige Verfahren ist es mir gelungen, die Differentialgleichungen 266 Petzval. Über Herrn Spitzer's Abhandlung: Die Integration mehrerer mit veränderlichen Coefficienten , die sonst der Schrecken der Analysten waren, zu den durchsichtigsten Gebilden zu machen. Wer in meinen Schriften gelehrt worden ist, sieht bei dem unmittelbaren Anblicke einer Differentialgleichung oft schon mehr, als der alte Analyst wusste, wenn er, vom Glücke in besonderer Weise begün- stigt, ausnahmsweise wirklich zu integriren im Stande war und sein Integral auch wirklich vorliegen hatte; denn nicht eine, sondern mehrere verschiedene Grundformen des Integrales treten ihm oft schon in kühnen Umrissen geometrisch construirt vor die Augen des Geistes. Nicht selten weiss er so viel, als er braucht, ohne auch nur den Rechenstift anzurühren. Ist es nothwendig, sich das Integral wirklich bis in das kleinste Detail zu verschaffen, so ist ihm auch alsogleich die Form bekannt, in der die einzelnen Bestandtheile gruppenweise aufzufinden sind und die passenden Transformationen, um diese Autfindung vorzubereiten. Keine besondere Erscheinung in der Rechnung befremdet ihn; jede dient vielmehr dazu, die gesuchte Function in ihren Eigenschaften gründlicher zu enthüllen. Dies nenne ich Wissenschaft. Aber aus einem Aphorismengerümpel macht man keine solche. Sie steht ihm vielmehr feindlich gegenüber, denn gerade so wie ein Convergenzbeweis von Herrn Spitzer aufgehört hat eine akademische Arbeit zu sein, weil inPetzvaTs Werk die Convergenz aller solcher Reihen allgemein bewiesen und hiemit für ewige Zeiten abgethan ist, eben so hört auch die Integration einer Differentialglei- chung, die sonst kein anderes Verdienst in der Wissenschaft hat, als dass sie sich von Herrn Spitzer integriren lässt, auf, eine akademische Arbeit zu sein , eben weil in demselben Werke das Integriren aller linearen Differentialgleichungen in zureichender Mannigfaltigkeit der Formen gelehrt wird. Indem ich hiemit den Vorwurf der Mangelhaftigkeit, der meinem Werke von Herrn Spitzer gemacht wird, zurückweise, will ich durchaus nicht behaupten, dass es ohne alle Mängel sei, denn jedes Menschenwerk hat deren und der Verfasser kennt sie am besten. Ich suche sie auch nirgends zu verbergen, fordere vielmehr an mehreren Stellen meines Werkes jüngere Talente auf, über diejenigen Dinge nachzudenken, die zu erledigen durch 26jährige Bemühungen mir nicht gelungen war, z. B. einen Beweis der Nichtexistenz geschlos- sener allgemeiner Formeln für Differentialgleichungen, welche die erste Ordnung übersteigen, die Ausbildung der Theorie der algebrai- Differeutialg-l. betreffend, und die darin erhobenen Prioritäts-Ansprüche. 26T sehen und transcendenten Gleichungen, denn diese sind es hauptsäch- lich, die die Wirksamkeit /neiner Integrationsnielhoden auf dem Felde der physicalischen Wissenschaften als untergeordnete, aber einst- weilen zu wenig bekannte liechnengebilde noch beschränken. Meine Aufforderungen sind nicht ohne Erfolg geblieben, denn in Bezug auf algebraische Gleichungen ist ein grosser und edler Wissensschatz, der durch den zu frühen Tod Fourier's gänzlich verloren gegangen war, durch die Bemühungen Heger's wieder an das Tageslicht gefördert worden und während Herr Spitzer sieh in nutzlosen mathe- matischen Aphorismen ergeht, richten einige edlere Talente schon seit Jahren ihr Augenmerk unablässig auf die transcendenten Gleichun- gen, um auch das letzte wesentliche Hinderniss zu beseitigen, das einer freien mathematisch-physicalischen Wissenschaftsforschung noch im Wege steht. Es gibt also schon noch Mängel und zwar nicht unbedeutende, sowohl in der Theorie der Differentialgleichungen, wie auch in den mit ihr in einigem Zusammenhange stehenden Hilfswis- senschaften. Es fehlt noch eine Formenlehre für Differentialgleichun- gen mit Coefficienten einer höheren Classe; es fehlt noch eine speci- fische Formenlehre für solche partielle Differentialgleichungen, die sich nicht auf eine oder mehrere gewöhnliche zurückführen lassen. VVer aber diese Lücken ausfüllen will, muss ein beharrlicher, tiefer und scharfer Denker sein. Es gibt also Mängel und es sind auch bereits verdienstvolle Männer beschäftigt, ihnen abzuhelfen: Herr Spitzer war aber und ist auch nicht unter ihnen, denn trotz seiner unermüdlichen Beispielschreibsucht entfaltet er doch nur in der Mathematik eine Vielgeschäftigkeit, die mehr schadet als nützt. Herr Spitzer spricht aber nicht nur von Mängeln, sondern auch von Unrichtigkeiten. Dieses Wort scheint allen denjenigen, die den Inhalt meines W^erkes nicht kennen, etwas zu bedeuten, für die anderen aber, die diesen Inhalt kennen, hat es keinen rechten Sinn, und man kommt bald darauf, dass es hier nichts weiter, als einen ierme passione bedeuten soll , der lediglich dazu bestimmt ist , mich etwas zu ärgern, allein ich bin ein Ahalyst der Sprache, vorzugs- weise der mathematischen, und für mich gibt es ebenso wenig einen terme passione , wie für einen Naturkundigen ein ekelhaftes Thier, und sowie jener alles anatomisirt, so gehe auch ich diesem Worte auf den Leib, indem ich frage: Was will Herr Spitzer damit? Hat er vielleicht in meinem Werke Druckfehler entdeckt? Dies wäre aller- Sitzb. d. mathem.-naturw. Ci. XXVIil. Bd. Nr. 4. 20 268 Petzval. Über Herrn Prof. Spitzer's Abhandlung: Die Integration etc. dings dankenswert!!, wenn auch nicht von besonderer Wichtigkeit. Ist vielleicht in meinem Werke irgendwo in einem Beispiele sogar ein Rechnenfehler vorhanden, den er aufgefunden? ich kann dies auch brauchen. Hier zwar nicht so sehr als anderswo. Ich stehe nämlich im Begriffe, den Druck meines optischen Werkes zu beginnen und da kommen Formeln darin vor, auf deren vollkommenen Fehlerfreiheit es ganz absonderlich ankommt, da sie dazu bestimmt sind, in Zahlen übersetzt zu werden und da der allergeringste Fehler, auch nur in einem einzigen Coeffici^nten vorhanden , das Misslingen der danach ausgeführten optischen Combination zur Folge hat. Hier ist also die vollkommenste Fehlerfreiheit etwas sehr Wesentliches; in einem Werke jedoch ganz formell wissenschaftlichen Inhaltes, wie die Inte- gration der Differentialgleichungen, ist ein Druck- oder Rechnenfehler von gar keinem Belange, weil ein solches Werk eigentlich nicht selber rechnet, sondern nur zeigt, wie man zu rechnen habe; es bietet mit andern Worten die Form, in die sich physiealische Wissenschaft giessen lässt. Sollte aber endlich Herr Spitzer logische Unrichtig- keiten meinen in den Methoden, so sage ich einfach : Diese Formen- lehre, diese Transformations- und Integrationsmethoden sind einem kolossalen Gebirgszuge zu vergleichen, in dem sich die Massen gegen- seitig unterstützen. Jede Methode steht so fest, wie das grosse Wies- bachhorn, und auch ein viel besserer Logiker als Herr Spitzer würde ihnen nichts anhaben können. Indem ich hiemit meinen heutigen Vertheidigungsvortrag schliesse, nehme ich mir vor, in der Folge auf die Prioritäts-Ansprüche zurück- zukommen, die Herr Spitzer zu Gunsten Laplace's sowohl, wie auch zu den seinigen zu erheben für gut findet. Diesing:. Zwei , Worte über Diporpa und Diplozoon. 269 Zwei Worte über Diporpa und Diplozoon. Von dem w. M. Dr. K. Itl. D i e s i n g. (Vorgetragen in der Sitzung vom 4. Februar 1838.) Eine Revision der Myzhelminthen , deren Ergebnisse ich in kurzer Zeit der kaiserl, Akademie der Wissenschaften mitzutheilen die Ehre haben werde, hat mich nothwendigerweise auch auf eine wiederholte Prüfung der Charakteristik der beiden Gattungen Diporpa und Diplozoon geführt. Die Gattung Diporpa wurde seit ihrer ersten Entdeckung durch Dujardin abermals von Siebold') zu Freiburg im Breisgau auf den Kiemen der Ellritze wiedergefunden und genau untersucht. V. Siebold fand diese Thiere je zwei kreuzweise mit ihrer Bauchseite an einander gesogen und bei weiterem Suchen entdeckte derselbe ebenda dergleichen kreuzweise vereinigte Diporpen, welche ganz an Diplozoon erinnerten, indem an der Stelle, wo sieh der Saugnapf der Bauchfläche belindet, diese Näpfe gänzlich verschwun- den waren, und eine locale Verschmelzung beider Körper Aev Dipor- pen eingetreten war. V. Siebold glaubte annehmen zu müssen, dass durch diese Vereinigung und Verschmelzung zweier Diporpen wirklich ein Diplozoon entsteht, indem es ihm glückte, verschiedene auf die genannte Weise verschmolzene Diporpen zu Gesicht zu bekommen, bei welchen statt zweier Klammergerüste an den beiden Hinterleibs- enden je vier solcher Organe bemerkt werden konnten, bei anderen verschmolzenen Diporpen Hessen sich auch 6, ja 8 Klammergerüste an jedem Hinterleibsende zählen, kurz v. Siebold erkannte auf das Bestimmteste, dass die einfachen, geschlechtslosen Dipoi'pen 1) V. Siebold, im 28. Jahresbericht der schlesisehen Gesellschaft für vaterlandische Cultur, 18Ö0, S. 36, 37. 20* 270 K. M. Diesing. durch Verschmelzung je zweier Individuen sich in das Doppelthier Diplozoo7i verwandehi. Erst nach erfolgter Verschmelzung zweier Diporpen kommen an jedem Hinterleibsende zu den bereits vorhandenen zweien neue Klammergerüste der Reihe nach hintereinander zum Vorschein, deren allmähliche Entwickelung v. Sie hold an einer Reihe verschmolzener und verschiedenalteriger Diporpen von der ersten Entstehung an bis zur vollkommenen Ausbildung verfolgen konnte. Aus dem Gesagten geht nun allerdings hervor, dass v. Siebold ein durch Verwachsung zweier Individuen von Diporpa entstandenes Doppelthier vor sich hatte, nicht aber dass dieses, wie seine Ansicht ist, mit Nordmann's Dlplozooii paradoxum identisch sei; es muss dasselbe vielmehr als der vollkommene Zustand der Gattung Diporpa betrachtet werden. V. S i e b 0 1 d' s Doppelthier unterscheidet sich von N o r d m a n n' s Diplozoon durch die Art der Verwachsung, so wie durch die ver- schiedene Form und Lage der EinzeUheile so wesentlich, dass beide nicht in eine Gattung vereint werden können. Rei Diporpa nämlich verwachsen zwei Thiere mit ihrer Rauch- seite kreuzweise, bei Diplozoon dagegen sind zwei Thiere mit ihrem Seitenrande in der Mitte durch eine Art von kurzem Joch verwachsen. Die Saugnäpfe am Kopfe sind bei Diporpa nicht durch eine Scheide- wand geschieden, wie bei Diplozoon, wo sie durch eine solche iti zwei Fächer getheilt werden. Diporpa hat einen Saugnapf auf der Rauchseite, der bei Diplo- zoon fehlt. Die 16 Klammergerüste bei Diporpa liegen unmittelbar am Leibe, bei Diplozoon betinden sich je vier derselben auf eben so vielen Schildern, welche am Leibe angewachsen sind. Zum Schlüsse mag noch die Remerkung beigefügt werden, dass, nachdem Doppelthiere bekannt sind, welche mit der Rauchseite, und andere, welche mit ihrem Seitenrande verwachsen sind, es nicht schwer sein dürfte vorherzusagen, dass in dieser Gruppe noch die Entdeckung von Doppelthieren zu erwarten ist, von welchen je zwei mit ihrer Rückenseite zusammenhängen und so einen Notosyngamus darstellen. Die neue Charakteristik der Gattungen Diporpa und Diplozoon wäre somit folgende: Zwei Worte über Diporpu und Diplozoon. 271 Diporpa Dojardin. Charact. auct. Animalciila duo, facie ventrali decussatim intime connata. Corpus animalculi singuli lineare depressum postice sinuato-emargi- natum, uncinulis duobus in medio partis corporis posticae. Caput corpore continuum, subtiis acetabiilis duobus juxtapositis. Os termi- nale. Acetahulum unum ventrale subcentrale inferum (animalculorum decussatione ventrali tectum). Repla primum 2 — 4 demum 6 et tandem 8, 1, 2, 3 v. 4, in utroque sinus postici latere uncinis 4 articulatis oppositis armata. Androgyna ; aperturae genitales . . . Porus excretorius . . . Tractus intestinalis unicruris coecus — Ovipara — Animalciila metamorphosi incompletae subjecta. — Piscium fluviatilium ectoparasita. Status incompletus s. larvae: Animaculum simplex. Corpus ejus lineare depressum postice sinuato-emar- ginatum uncinulis duobus in medio marginis sinus. Caput corpore continuum subtus acetabulis duobus juxtapositis. Os terminale. Acetahulum unum ventrale subcentrale inferum. Repla solummodo duo singulo in utroque sinus postici latere, uncinis 4 articulatis oppositis armata. Organa genitalia adhuc nulla. Piscium fluviatilium ectoparasita. Diporpa Dujardinii Diesing. Character generis etiam ille hujus speciei. Diplozoon Nordmann. Animalcula duo, unum margine laterali dextro, alterum margine laterali sinistro infra medium corporis jugo brevi inter se juncta, extremitatibus divergentibus. Corpus animalculi singuli depressum antrorsum lanceolatum , retrorsum subclavatum, uncinulis duobus in medio partis corporis posticae. Caput corpore continuum, subtus acetabulis duobus juxtapositis singulo septo obliquo biloculari. Os subterminale transverse ellipticum. Repla octo, ventralia, ante limbum posticum intlexum quaternatim scutellis duobus ellipticis mobilibus uniseriatim imposita, oblonga, uncinis quatuor articulatis conver- gentibus armata. Androgyna ; penis in corporum symphysi singulo individuo proprius, apertura genitalis feminea (individui singuli) in margine interno extremitatis posticae. Porus excreiorius . . . Trac- tus intestinalis unicruris coecus. — Ovipara ovulis una extremi- 272 (i r a i I i c h. täte appendice longissimo tiliformi. — Ä/mtialculoriim metamor- pliosis ignota. — Piscium fluviaiilium ectoparasita, Diplozoon paradoxum Nordmann Character generis etiam ille hujus speciei. Der Römerit, ein neues Mineral ans dem Rammeisberge, nebst Bemerkungen über die Bleiglätte. Von Dr. Jos. Clrailich. Herr Friedrich Ulrich, Berg- und Hüttenbeamter zu Oker bei Goslar, schicide mir im Laufe des vorigen Sommers ein Mineral zur Untersuchung das er für ein noch nicht beschriebenes hielt, da so- Avohl die äussern Kennzeichen als auch eine vorläufige ehemische Analyse es von allen bekannten Species merklich unterschied. Die genaue Untersuchung hat diese Ansicht bestätigt und ich lege die folgende Beschreibunq- mit dem Bemerken vor, dass der Name auf Wunsch des Entdeckers zu Ehren des um die geognostische Kennt- niss Norddeutschlands so hochverdienten und seit Jahren unermüd- lich thä'iigen Geologen, Berg- Assessors A. Römer in Clausthal, gewählt wurde. Das Mineral kommt meist in grosskörnigen, wenig dichten Aggre- gaten vor; doch fehlen nicht ausgezeichnete, rundum ausgebildete Individuen, welche eine präcise Bestimmung zulassen. Obschon die Flächen durchaus gestreift und schlecht spiegelnd sind, und desshalb den Gebrauch des Reflexionsgoniometers nicht gestatten, so lagen mir doch hinreichend viele grössere Krystalle vor, um an ihnen die Untersuchung mit dem Handgoniometer durchführen zu können. Auf den ersten Anblick und selbst bei näherer Untersuchung einzelner Individuen glaubt man ein triklinoedrisches Mineral vor sich zu haben. Die genauere optische Untersuchung führt aber bald zur Erkennung des monoklinoedrischen Krystalltypus, der durch die Unregelmässigkeit der Flächenbildung nur gedeckt wird. Der Römerit, ein neues .Mineral aus dem Rammeisberge. 2T3 Figur 1 stellt einen vollständig ausgebildeten Krystall dar. Er ist die Combination einer schiefen Säule (110) mit den beiden Pina- koiden (100) und (010), und der Schiefendfläche (001). Ausser- dem finden sich die Flächen einer vorerst nicht näher zu bestim- menden hinteren Hemipyramide, die jederzeit nur mit einem vorherr- schenden Flächenpaar in die Erscheinung tritt und dadurch wesentlich zur Verhüllung des eigentlichen Charakters der Combination beiträgt. Sämmtliche Flächen sind unterbrochen und verkrümmt; parallel der aufrechten Zonenaxe sind die Prismen und Pinakoidflächen gestreift, während die Schiefendfläcbe und Hemipyramide durch Gruben und Verkrümmungen entstellt werden. Das Reflexionsgonio- meter ist um so weniger in Anwendung zu bringen, als alle ursprüng- lichen Flächen durch eine Schicht verwitterter Substanz bedeckt sind. Mit dem Handgoniometer erhielt ich folgende Kantenwerthe (immer die Supplemente der Winkel gesetzt): 1. Krystall. Rund um ausgebildetes Individuum. DiePrismen- Flächen zerbröckelt, zum Theile stark verkrümmt, wodurch die vorderen zwei Prismenflächen ganz anders gegen das Klinopinakoid geneigt erscheinen, als die beiden hinteren. Berücksichtigt man aber bei der Messung nur die den Kanten unmittelbar anliegende Stelle, so findet man erträgliche Übereinstimmung. 100 110 = 780 110 010 ^ Sio 010 TIO = 470 TIO TTO = 800 no oTo := 320 OTO ITO = 48'?ä HO 001 = 800 010 001 = 90» 110 001 = 980 100 001 = 100-8 no 001 = 1000 OTO 001 = 890 110 001 = 830 hkl 001 = 530 2. Krystall. Rundum ausgebildetes Individuum. Stark ver- witterte Oberfläche. 274 G r a i I i c h. 110 010 = S40 010 110 = 480 010 001 = 900 110 001 = 820 TTO 001 = 1000 3. Kry stall. Bruchstück, die hintere Hälfte gut erhalten eben, mit einer dünnen verwitterten Staubschichte überzogen. 010 TlO = SOo 110 TTO = 80-5 TTO OTO = Sio TlO 001 = 1000 010 001 = 910 TTO 001 = 980 hkl 001 = S2°5 4. Kry stall. Bruchstück; vordere Hälfte erhalten, glanzlos gestreift. 110 001 = 840 010 001 = 890 ITO 001 = 800 5. Kry stall. Bruchstück; hintere Hälfte zum Theil erhalten. TlO 001 = 990 hkl 001 = 520 6. Kry stall. Bruchstück; vordere Hälfte erhalten; die Flä- chen des Klinopinakoides durch Spaltung hergestellt. 010 110 = 550 010 001 = 910 HO 001 = 800 Geht man von den zwei bestdefinirten Kanten 110 010 = ä0°7 HO 001 = 81-5 aus, so erhält man folgende Werthe für die krystallographische Bestimmung : System: mo noklinoedrisch. Verhältniss der Klinodiago- nale a zur Orthodiagonale b = tg. 39o3 : 1 = 0-818S : 1, Neigung der Hauptaxe gegen die Klinodiagonale = 78o 59' : berechnet beobachtet HO ITO = 780 36' 79o 30' HO 010 = SO« 42'* HO TlO = 1010 24' Der Römerit, ein neues Mineral aus dem Rammeisberge. 273 berechnet beobachtet HO 100 = 390 18' HO 001 = 810 30'» TIO 001 = 980 30' 990 6' 010 001 = 900 900 100 001 = 780 59' 790 30' Die Hemipyramide ist nicht näher zu bestimmen; die Neigung einer Fläche derselben gegen 001 ist im Mittel 52o 30'. Theilbarkeit sehr deutlich nach der Fläche des Klinopinakoides 010; Theilungsflächen vielfach unterbrochen. Weniger gut sind die Krystalle nach der Schiefendfläche zu spalten , doch zeigen sie im Bruche sich immer in Ebenen spiegelnd, welche dieser Fläche parallel laufen. Dichte =2-174; Mittel aus mehreren Bestimmungen, die zwi- schen 2-15 und 2-18 schwanken. Härte: 2-7; ritzt Steinsalz und wird durch Calcit geritzt. Optisches Verhalten. In grösseren Partien erscheint die Sub- stanz immer rostbraun, durchscheinend und auf frischem Bruche glänzend, zwischen Fett- und Glasglanz. Bei genauerer Untersuchung findet man aber bald dass die rostbraune Farbe nur das Besultat einer Verunreinigung der Substanz ist. Schleift man nämlich Platten parallel einer Prismen-, Pinakoid- und Schiefendfläche, so findet man, dass die Substanz bis ins Innerste mit einer fremden sehr feinkörnigen Ausscheidung untermischt ist. Unter dem Mikroskope betrachtet, zeigen sich diese Ausscheidungen als Gruppen und Büschel gelblicher und bräunlicher Krystalle in der bräunlichvioleten Grundmasse des Bömerits. Der Bömerit ist stellenweise zerbröckelt und zerplittert und zwar um so mehr, je häufiger diese Einschlüsse vorkommen. Bringt man auf einen Splitter unter dem Mikroskope einen Tropfen Wasser, so löst sich die Grund- masse rasch auf und es fallen die Einschlüsse zu Boden, welche deut- liche schöne Krystallisation zeigen und so viel weniger als die Bö- meritsubstanz löslich sind, dass ihre Umrisse noch nach Stunden wenig abgerundet erscheinen, obsohon die Lösung in ziemlicher Verdünnung darüber steht und selbst durch Oxydation in ihrer Farbe mannigfache Veränderung erlitten hat. Die eingeschlossenen Kry- stalle sind aber durchaus nicht von dem den Bömerit häufig über- ziehenden Misy verschieden, wie Fig 3, 4 nachweist, wo die erstere 276 G r ai I i c h. die Einschlüsse, die letztere die aufgewachsenen Schuppen zeigt. Durch diese Beobachtung ist der Anhaltspunkt für die optische und chemische Analyse gewonnen. 1. Platte parallel (110) geschliffen. Die dichroskopischeLoupe zeigt den grössten Farbenunterschied in einer Stellung, wo die Vibrationen einerseits parallel den Prismenkanten, andrerseits nahezu rechtwinklig dagegen geschehen. Hellbräunlich violet. Im Nörren- berg 'sehen Polarisationsmikroskope keine Spur von Axen. 2. Platte parallel (010) geschliffen. Die dichroskopische Loiipe zeigt die grösste Farbendifferenz in einer Stellung, wo die Vibratio- nen nahezu in den Diagonalen der rhombischen Pinakoidflächen vor sich gehen. Die Absorptionsunterschiede sind sehr beträchtlich: während die Vibrationen, welche parallel der Längen-Diagonale vor sich gehen, fast gar keine Absorption erfahren, sind die Strahlen der Schwingungen die rechtwinklig zur Längendiagonale entfallen, bei dün- neren Schichten der Substanz rosenroth, dann bräunlich violet, dann braunroth. Im Nor renberg'schen Mikroskope zeigt sich ein Axen- büschel, sehr schief austretend; die Ebene der Axen fällt in die Längen-Diagonale des Rhombus des Klinopinakoides. Der Axenwinkel scheint für grün kleiner als für roth; innerhalb des Raumes der rothen Axen ist die Substanz positiv, während sie innerhalb der grünen Axen negativ erscheint. Der Umstand dass nur ein Axenbüschel austritt, muss, wie ich glaube, der unregelmässigen Form der Spaltungsstücke zugeschrieben werden ; die geringe Menge an hinreichend reiner Substanz Hess keine weitere Bestimmung hierüber zu. 3. Platte parallel (001) geschliffen. Die dichroskopische Loupe weist die grösste Farbendifferenz nach, wenn der klinodiagonale Schnitt des Krystalles in den Hauptschnitt der Loupe tritt; die Vibra- tion parallel der Orthodiagonale mehr absorbirt, als die parallel der Klinodiagonale ; beide Strahlen für wechselnde Dicke von rosenroth bis röthlich rostbraun. Im Nörrenberg'schen Mikroskope ein Axenbüschel austretend, aber undeutlich und ganz am Rande des Gesichtsfeldes. Ich nahm bei diesen Beobachtungen nicht das Stauroskop zu Hilfe, weil die Orientirung wegen der unvollkommenen Form der untersuchten Stücke doch immer eine gewisse Unsicherheit behalten hätte, indem ich die wenigen schönen Krystallindividuen, die von diesem Mineral vorhanden sind, nicht zerschneiden mochte. Der Römerit, ein neues Mineral niis dem Rammeisberge. 277 Aus den vorliegenden Beobachtungen lassen sich nun aber schon die Schlüsse ziehen : 1. Dass die Ebene der optischen Axen senkrecht steht auf der Symmetrieebene. 2. Dass diese Ebene ungefähr 40« einschliesst mit der Ebene der Schiefendfläche. 3. Dass die Symmetrieaxe kleinste Elasticitätsaxe ist. Wahr- scheinlich ist sie zweite Mittellinie. Axenwinkel für grün kleiner als für roth. Dispersion beträchtlich. Absorption am stärksten für Vibrationen parallel der Symmetrie- axe, weniger für jene parallel der grössten Elasticitätsaxe, am geringsten für jene parallel der mittleren Elasticitätsaxe; also: Farbe rosenroth bis rostbraun; a rosenroth bis rostbraun ; h farblos bis rosenroth; 3 C heller und dunkler rostbraun; C > g > b !)• Es sind oft schichtenförmige Lagerungen im Krystalle zu bemerken: sie rühren von grösseren oder geringeren Mengen des eingeschlossenen Misy her. Obschon letzteres unter dem Mikroskope sehr schön durchsichtig sich zeigt, so ist doch die absorbirende Wirkung einmal aus der gelblichen Färbung und dann aus der man- nigfachen Durcheinanderlagerung der Krystallplättchcn gut erklärlich. Vor dem Magnete zeigt der Römerit sich kräftig paramagnetisch mit entschiedener, doch an unseren Stücken nicht genau bestimmbarer, axialer Richtkraft. Geschmack salzig, adstringirend; der eigenthümliche Geschmack den der Eisenvitriol der Galläpfeltinte verleiht. Die chemische Bestimmung hat auf meine Bitte Herr Ludwig Tschermak am Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt ausgeführt. Ich theile hier seinen Bericht wörtlich mit: A. Qaalltatlve Bestimmnng. „Die Substanz löst sich bis auf einen sehr geringen Rückstand vollkommen in kaltem Wasser; die Lösung wird durch Chlorbaryum weiss, durch Kaliumeisencyanid blau gefällt, durch Schwefelcyankalium •) über die Bedeutung dieser Symbole s. Sitzb. Bd. XVll. 278 G r a i 1 i c h. dunkelrotli gefärbt; mit Salpetersäure gekocht wird sie durch Ammo- niak braun gefällt, im Filtrate gibt Schwefelammonium einen weissen Niederschlag, in der hievon getrennten und stark concentrirten Flüs- sigkeit erzeugt kohlensaures Ammoniak eine geringe Fällung, im Filtrate entsteht durch phosphorsaures Natron eine höchst geringe Spur eines Niederschlages. Der durch kohlensaures Ammoniak entstandene Nieder- schlag wird durch verdünnte Schwefelsäure vollkommen gelöst. Die feste Substanz gibt im Kolben erhitzt Wasser; mit einem Gemenge von kohlensaurem Natron und Salpeter geschmolzen , färbt sie die Masse sehr schwach bläulich. — Auf diesem Wege wurde die Gegen- wart von Schwefelsäure, Eisenoxydul, Eisenoxyd, Zinkoxyd, Kalkerde, Magnesia, Wasser und Manganoxydul nachgewiesen. B. Quantitative Bestimmang. Die Methode derselben anlangend, ist Folgendes zu erwähnen: Eisenoxyd und Eisenoxydul wurden sorgfältig durch kohlensauren Baryt getrennt, das Eisenoxydul in Oxyd verwandelt und letzteres durch überschüssiges Ammoniak vom Zinkoxyde getrennt, dieses durch Schwefelammonium als Schwefelzink gefällt und durch heftiges Glühen in Oxyd verwandelt, die Kalkerde wurde durch oxalsaures Ammoniak gefällt. In einer neuen Menge der festen Substanz wurde die Menge des Wassers durch Glühen mit Bleioxyd aus dem Verluste bestimmt. In einer ferneren Menge wurde der beim Auflösen sich absetzende aus Schwefeleisen bestehende Rückstand bestimmt, welcher früher beim Eisenoxyde geblieben war, daher die entsprechende Menge an Eisenoxyd dort in Abzug gebracht wurde; die Schwefelsäure ward durch Chlorbaryum gefällt. So wurden zwei Analysen ausgeführt, welche folgende Zusammen- setzung ergaben: a h Mittel Schwefelsäure 41-14 41-94 41-54 Eisenoxyd 20-52 20-75 20-63 Eisenoxydul 6-48 6-03 6-26 Zinkoxyd 1-87 2-06 1-97 Manganoxydul Spur Spur — Kalkerde 0-58 « 0-58 Magnesia Spur Spur — Wasser 28-26 27-74 28-00 Rückstand 072 0-28 0-50 99-48 Der Römerit, eiu neues Mineral aus dem Ranimelsberge. 279 Werden hier, um den Betrag an beigemengtem Gyps wegzu- schaffen 0-58 pCt. Kalkerde, 0-81 pCt. Schwefelsäure und 0-27 pCt. Wasser in Abzug gebracht, so ergaben sich für SO3 FC3O3 FeO ZnO HO 40-73 : ; 20-63 : 6-26 1-97 : 27-63 die Äquivalentverhältnisse . . 10-18 : 2-S7 : 1-74 49 : 30-70 oder nahezu: 4 : 1 : ^^ 1 : 12 Daraus ergibt sich die Formel FegOg 3SO3 + ROSO3 + 12 HO wo unter RO die gefundenen Basen : FeO, ZnO, MnO, MgO begriffen sind. Das zur Analyse verwendete Material erschien frisch und rein; nach der oben angeführten mikroskopischen Untersuchung zeigen sich darin kleine gelbe Krystalle zerstreut liegend, die für Misy erklärt wer- den, dieselben Krystalle fallen auch beim Auflösen im kalten Wasser zu- erst heraus und lösen sich erst viel später; jedoch lassen sie sich nicht zum Zwecke einer genauen Untersuchung von der übrigen Substanz trennen. Ich halte dies jedoch für keine Verunreinigung durch fremdes Material, sondern für eine blosse Umsetzung im Innern. Ich über- zeugte mich durch V^ersuche an zwei ferneren Stücken des Minerals, dass die Menge des Eisens überall die gleiche sei. In dem einen be- stimmte sich die Menge des Eisens als Eisenoxyd zu 27-59, in dem anderen zu 27*68 pCt., was mit der aus dem Mittel beider obiger Ana- lysen berechneten Menge von 27-Ö8 pCt. gut übereinstimmt. Ist bei dieser Veränderung eine geringe Oxydation der früheren Quantität an Eisenoxydul eingetreten, so würde dann die ursprüngliche Zusam- mensetzung des Minerals noch genauer der aufgestellten Formel entsprechen. Das Mineral schwillt, im Kolben erhitzt, auf, wird weisslich und gibt Wasser, etwas schweflige Säure, dann Schwefelsäure, während es sich allmählich bräunt und endlich einen rothbraunen Rückstand lässt, der sich wie Eisenoxyd verhält. Vor demLölhrohre zeigt es die Reactionen von Eisen und Zink. Beim Auflösen desselben in kaltem Wasser bildet sich unten eine rothe, oben eine etwas trübe grünliche Flüssigkeitschicht, während am Boden ein gelbliches krystallinisches Pulver (Misy) und eine ge- ringe Menge schwärzlichen Pulvers (Schwefeleisen) abgesetzt wird. 280 G r a i I i c h. Durch Umrühren geht bis auf letzteres Alles in Lösung die von rother Farbe ist, und an der Luft lange Zeit unverändert bleibt, erwärmt aber sich sogleich trübt und ein rothgelbes in Wasser unlösliches Pulver abscheidet. Wird die Lösung in kaltem Wasser mit etwas Schwefelsäure versetzt und eingedampft, so setzt sich in der endlich dicMüssig gewordenen Masse eine bedeutende Menge eines schwärzlichen, in Wasser mit rother Farbe löslichen Pulvers ab, die übrige Masse gesteht in der Kälte zu einem blaugrünen, amorphen, an der Luft sehr schnell zerfliessenden Salze". Über das Vorkommen dieser Substanz theilt Hr. Ulrich Fol- gendes mit: „Der Rammeisberg liegt südlich von Goslar und gehört zu den Bergen , welche den Nordrand des Harzes bilden. Von S. nach N. durchschnitten zeigt sich folgende Schichtenordnung: zu oberst das älteste Gebilde, Spiriferensandstein (rheinische Grauwacke), dann folgt nach unten Calceola-Schiefev mit Calceola sandalina und dann Wissenbacher Schiefer, welcher bei Wissenbach in Nassau die schönen verkiesten Goniatiten und Orthoceratiten führt. Im letzteren liegt das, aus einem dichteren Gemenge von Schwefelkies, Kupfer- kies, Bleiglanz , Blende etc. bestehende Erzlager und zwar den Schichten conform. Die dortigen Bergbeamten sind nicht einig darüber, ob die Erz- masse ein Lager bildet, oder aus 2 nahe liegenden Sphäroiden besteht. Was nun das Vorkommen des Römerits selbst anlangt, so habe ich Folgendes darüber zu bemerken. Die Erze wurden seit der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts von oben herab (wo die Bleierze vorwalteten) durch Feuersetzen und mit Schlägel und Eisen gewon- nen. Etwa vorgekommene kiesige Erze scheinen unbenutzt geblieben und über die Halden gestürzt worden zu sein. Durch unregelmässigen Bau Gr, Ältere Grauwacke. C. Calceola-Schieter. W. Wissenbacher Schiefer. E Erzlager. U Halde. St. Steinbruch. Der Rönierit, ein neues Mineral aus dem Rammeisberge. 281 entstanden von Zeit zu Zeit grosse Brüche, so dass Wasser von oben zu den Erzen gelangen konnte, auch Vitriollauge (durch Verwittern der aufgestürzten Kiese gebildet) mochte eindringen, und die Ver- witterungsvorgänge des Erzes schritten fort. Durch fortgesetzten Bergbau und namentlich durch das, bis auf den heutigen Tag beibe- haltene, Feuersetzen wurden die Vitriolmassen (aus vielerlei Minera- lien bestehend) nach und nach trocken und sind jetzt zum Theile so fest, dass sie durch Sprengarbeit gewonnen werden müssen. Man nennt diese Massen Kupferrauch und siedet in Goslar Eisenvitriol daraus. Alle diese Massen erstrecken sich jedoch nicht tiefer als bis auf die Grenze der älteren Baue; in der Tiefe sind die Erze unverän- dert. Auch der Römerit stammt aus den oberen Gruben und zwar von einer ziemlich warmen Localität, und war von Eisenvitriol und Misy begleitet, so dass es schon aus dem V^orkommen hervorzugehen schien, dass Römerit aus Eisenvitriol und Misy (Capiapit) aus Römerit ent- standen sei. Verwitternde Kiesmassen waren auch noch in der Nähe, wie diese überhaupt nicht selten unter den vitriolischen Massen sind, und weiss ich nicht, wie sie zur Bildung dieses oder jenes Siilphats gewirkt haben können. Auch Wasser zeigte sich in der Nähe des Anbruches und dieses sowie die Wärme dürften die Haupt-Factoren sein für die Bildung dieses oder jenes Eisensulphats. Dieses beweist schon die leichte Verwitterbarkeit, die Sie an den Ihnen gesandten Stücken gewiss genugsam beobachten konnten. Interessant ist noch das Verhalten des Römerits zu Wasser. Hängt man nämlich einen der braunen Krystalle in kaltes Wasser, so löst sich derselbe auf und in der gelblichen Auflösung fallen feine, gelbe, glänzende Flittern zu Boden, die schwer löslich sind und im Äussern dem Misy (von dem auch an den Ihnen gesandten Stücken sass) gleichen. Wie ich mich an Ort und Stelle überzeugte, hat das schöne Vorkommen des Römerits jetzt aufgehört, weniger gute Stücke werden wohl noch anzuschaffen sein. Das Erzlager streicht nach Herrn Ober-Bergmeister Ahrend in Goslar, dem ich auch die Mittheilung der folgenden Notizen danke, SO.— NW. h. 4— S, und fällt nach SO. unter 40—55«. Die Länge des Erzlagers beträgt oben 250 Lachter (ä 6Fuss 8" hannov.), es verkürzt sich aber an der nordöstlichen Seite der Tiefe zu nach SW. unter einem Winkel von 350 y^d beträgt auf dem tiefsten Punkte, wo noch die ganze Länge aufgeschlossen ist, 115 Lachter. 282 Grailich. Die Mächtifi^keit des Erzlagers kommt an der nordöstlichen Seite bis auf 15 Lachter und nimmt nach Westen zu immer ab, bis sich das Erzlager ganz abzuspitzen scheint". Wir besitzen in der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets ein Stück Coquimbit, eine derbe bräunlich violete Masse, in derben Kupfervitriol eingebettet, das mit häufigen Efflorescenzen von Copiapit bedeckt ist. Es rührt von dem ursprünglichen Fundorte des Minerals in Copiapo in Chile her. Das Aussehen dieses Coquimbits sowie die sonstigen physicalischen Verhältnisse (Dichte=2 — 2'l,Härte2 — 2'5, Geschmack adstringirend. Dana) stimmen vollkommen mit unserem Minerale, nur in der Beschreibung der Zusammensetzung und den Kry- stallformen ilndet ein Untersclned statt der wenigstens vorerst nicht gestattet, die beiden identisch zu setzen. Die Analyse von Prof. H. Rose gibt für den Coquimbit Fe^ O3 SO3 -j- 9H0, auch ist dieser im kalten Wasser vollkommen löslich. Die Abweichung der Analyse von Herrn G. Tschermak, so wie das Herausfallen eines gelben Pulvers im kalten Wasser, dürfte sich aus der Einlagerung (oder Ausscheidung?) von Misy erklären. Immer bleibt aber das Auftreten von Eisenoxydul räthselhaft. Die Krystallform wird hexagonal beschrieben. Unser Coquimbit zeigt aber im Polarisationsmikroskope dieselben Verhält- nisse wieder Römerit: ein einziges Axenbüschel mit dem hyperboli- schen Schattenstreif auf derTlieilungsfläche, entschiedene Dispersion der Axen , Charakter der Doppelbrechung positiv innerhalb der .\xen für rothes, negativ innerhalb der Axen für grünes Licht. Der Winkel von 128^8', der angegeben wird fürdie Axenkantederbexagonalen Pyramide findet sich an unseren Krystallen wieder in den Combinationskanten der unbestimmbaren Hemipyramide (hkl) mit der Schiefendfläche (001). Ich kann daher nicht umhin zu vermuthen, dass unser Mineral und derCoquimbitunsererSammlungeine und dieselbe Species sind; bevor jedoch an anerkannten Coquimhitkrystalien genauere Messungen aus- geführt und zumal das optische Verhalten näher geprüft worden, muss das Harzer Mineral wohl unter besonderem Namen angeführt bleiben, da dasselbe nach seinen physicalischen Eigenschaften voll- ständig, und verschieden von Coquimbit, definirt ist. Ferner übersandte mir Herr Ulrich ein Hüttenproduct : Rünstlichcs Bleioiyd (Bleiglätte), bei der hüttenmännischen Darstellung des Silbers entstanden. Es sind feine, durchsichtige, unregelmässig begrenzte Blätteben von schwe- felgelber Farbe. Der Römerit, ein neues Mineral aus dem Rammeisberge. 283 Die krystallographische Bestimmung macht unmittelbar viele Schwierigkeit, da die Blättchen zwar von allerlei Linien durch- zogen sind, die sich unter dem Mikroskope sehr schön dar- stellen , die Ausdeutung dieser Linien aber manche Willkür zu- lässt. Ich brachte darum die Blättchen zuerst in das Nörrenberg- sche Polarisationsmikroskop. Hier zeigt es sich, dass die Normale der Platten zweite Elasticitätsaxe sei, dass die Ebene der optischen Axen somit in die Ebenen der Blättchen entfällt. Ist die Platten- normale h, so muss durch ein Compensationsverfahren die Lage der grössten Elasticitätsaxe a so wie die der kleinsten c zu ermitteln sein. In der That fand ich, dass mit Hilfe ziemlich dicker Quarzplatten bei steter Neigung derselben unter dem Analyseur Interferenzcurven auf- treten, wenn die Neigungsaxe einebestimmte Lage gegen die Krystall- plättchen einnimmt. Diese Curven treten bei Tageslicht mit gefärbten Säumen auf, wenn die compensirende Quarzplatte wenigstens 8 Millim. dick ist, in homogenem Lichte zeigen sie sich schon bei Quarzplatten von 2 Millim. Dicke; da keines der geprüften Blättchen dicker als i/ao Millimeter ist, so zeugt dies Verhalten für hohes ßrechungs- und Dispersionsvermögen. Indem nun die Stücke sämmtlich optisch parallel gestellt wurden, zeigte sich auch die krystallographische Ausdeutung leicht. Die Linie im Krystalle, welche zur Neigungsaxe der compensirenden Quarz- platten parallel gerichtet ist, ist die Richtung der kleinsten Elastici- tätsaxe c; und da diese, falls die Substanz rhombisch krystallisirt, nothwendig mit einer Krystallaxe coincidirt, falls das Krystallsystem aber klinoedrisch wäre, wenigstens in allen Plättchen gleich gerichtet gegen die morphologischen Elemente sein muss, so kann man die Parallelstellung dadurch leicht erhalten, dass man sämmtliche Plätt- chen so legt, dass die Richtung der kleinsten Elasticitätsaxe dieselbe Lage erhält. In dieser Lage betrachtet, lassen schon die äusseren Umrisse rhombischen Charakter vermuthen; noch deutlicher aber wird dies, sobald das Mikroskop zu Hilfe gezogen wird. Bei einer öOmaligen Vergrösserung nimmt man dann sogleich die einer solchen Orienti- rung entsprechenden Linien wahr, welche der Begrenzung eines Rhombus entsprechen, dessen spitziger Winkel in der Richtung der kleinsten Elasticitätsaxe abgestumpft wird. Sitzb. il. mathem.-naturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. 4. 21 284 Grailicl.. Bleiglätte ist demnach rhombisch; die Ebene der optischen Axen entfällt in den rhombischen Querschnitt (die Basis); die Brachydiagonale ist die Richtung der mittleren Elasticitätsaxe. Die Winkel des Rhombus sind sehr gut unter dem Mikroskope zu bestimmen. Mittelst eines Wa p penhans'schen Instrumentes, welches Eigenthum des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes ist, fand ich an dem beifolgenden Stücke folgende Winkel. 1. Krystall. Auf einer grösseren, unregelmässig begrenzten Platte liegt ein feines ringsum durch Krystallkanten geschlossenes Häutchen. Die Ränder sind zwar mannigfaltig durch einspringende Winkel unterbrochen, doch wird jeder derselben durch solche Linien gebildet die parallel wiederkehren. Die grosse Platte, auf welcher das mikroskopische Individuum aufsitzt, ist voll von Linien, die sich rhombisch durchkreuzen und unter dem kleinen geschlossenen Kry- stalle fortsetzen, so dass man im Stande ist, die vollkommene Parallel- stellung des letzteren mit seiner Unterlage zu constatiren. Das Blätt- chen ist biegsam, bricht jedoch leicht in scharfen geradlinig abge- grenzten Stücken, wenn die Biegungsaxe parallel ab gerichtet ist. a) Krystallindividuum b) Krystallplatte. h = 480 36' a = 97») 10' a = 48» 40' ß = 830 g' c = 4io 30' d= 410 0' e = 48» 0' fz= 480 30' j7= 830 40' h= 840 0' 2. Krystall. Grosse, stark ausgeränderte Platte; ein Theil des Randes bei 90facher Vergrösserung in Fig. 5 dargestellt. Es sind zahlreiche krystallinische parallel gelagerte Schuppen, die regel- mässig nach aussen sich abgrenzen. Die eigentliche Begrenzung der äussern Umrisse wird durch die Theilungsrichtung, welche parallel ist der Brachydiagonale und durch die Rliombenkanten gebildet. a = 480 30' b = 480 16' c = 960 30' d = 830 40' 3. Krystall, Eine längliche Platte; die Orientirung im Polari- sationsmikroskope Nörrenberg's zeigt, dass eines der geradlinigen berechnet 820 59' 410 29' s 90" 0' 970 1' Der Römerit, ein neues Mineral aus dem Rammeisberge. 285 Begrenzungselemente parallel ist der kleinsten Elasticitätsaxe. Im gewöhnlichen Polarisationsmikroskope zeigen die Flächen tropfen- artige Schichten; die rhombischen Linien der Tafel sind ausge- zeichnet entwickelt. (Fig. 6.) c = 980 6 = 480 SO' a = 480 42' d = 810 30' Nimmt man aus diesen verschiedenen Messungen die Mittel und führt sogleich (indem man die Plattennormale als längste Axe setzt) die Symbole der Krystallflächen ein, so erhält man : beobachtet 011 OTl = 830 11' 011 001 = 410 IS' 011 010 = 480 30 's 001 010 = 890 45 'S 011 011 = 970 13' woraus das Axenverhältniss ^ : c = 1 : 0-8845 sich ergibt. Die vorkommenden Formen sind somit (100), (010), (001), (011). Die Dichte ist = 8-02. Gypshärte; nach b weicher als nach c. Platten klingend beim Fall. Theilbarkeit ausgezeichnet nach (010) und (100), Spuren auch nach (011). Streifungen, die die Brachydiagonale unter einem Win- kel von 740 schneiden, waren an mehreren Platten zu beobachten; sie entsprechen nahezu einem Prisma (013), da 013. 010 = 160 3S' = 90 — 730 25, doch sind sie keineswegs Theilungsrichtungen. An manchen Platten finden sich diese Streifen so oft wiederholt, dass sie die Beobach- tung der primären, der Grundform entsprechenden Linien schwierig machen; sie kommen dann ähnlich gehäuft und localisirt vor wie die bekannten secundären Streifen am Glimmer und scheinen wie dort Zwillingslamellen anzugehören, welche aber so fein sind, dass sie im Polarisationsapparate nicht als deutliche Farbenstreifen auf- treten können. Die Plättchen ausgezeichnet biegsam; sie stehen in dieser Beziehung zwischen Gyps und Glimmer. 21* 286 Grailich. Die Farbe ist schwefelgelb. Der Pleochroismus ausgezeichnet, insofern Vibrationen parallel der Brachydiagonale entschieden mehr absorbirt werden. Man hat, da die Brachydiagonale die Richtung der kleinsten Elasticitätsaxe ist, b hell schwefelgelb, in Platten von weniger als VsoMillini. Dicke selbst farblos ; p gesättigt schwefelgelb, selbst in den feinsten Platten noch wahrnehmbar; also Die Ebene der optischen Axen ist die herrschende Fläche (100); es ist somit, wenn wir der Annahme a > b '> c folgen, das Axen- schema der Elasticität bezüglich der Lichtphänomene bac. Über den Charakter innerhalb des spitzen Winkels ist natürlich nichts auszusagen, da die Lage der ersten Mittellinie unbestimmt bleibt. Doppelbrechung und Dispersion beträchtlich. Glasglanz. Die Substanz ist entschieden diamagnetisch. Sehr grosse Platten bis zu einer Oberfläche von 20 Quadrat-Millim. werden von einem grossen Elektromagneten bei Anwendung von 6 Bunsen'schen Ele- menten trefflich abgestossen. Wird die Platte horizontal aufgehängt, so stellt sich b aquatoral, c axial, es ist somit b die Richtung der kräftigsten magnetischen Induction. Über die Darstellung berichtet H. Ulrich: „Glätte: Das Hauptinteresse, welches dieser Körper bietet, möchte vornehmlich darin bestehen, dass er in mehreren leicht und scharf zu unterscheidenden Modificationen entsteht. Namentlich variiren Farbe und Anordnung der Molecule. In ersterer Hinsicht unterscheidet man gelbe und rothe Glätte, in letzterer Beziehung sind dagegen besonders zu erwähnen: Glätte in kleinen Polyedern, krystallinische spaltbare Glätte und Federglätte. aj Glätte in Form von Polyedern erhält man, wenn die flüssige Glätte tropfenweise aus dem Ofen tritt, oder wenn der Glättestrahl auf einen harten Körper fällt. Er zertheilt sich dann in eine Menge kleiner Körner, die man leicht in Wasser oder auf einer vorgehal- tenen Schaufel auffangen kann. Nach dem Erkalten zeigen sieh diese nadelkopf- oder erbsengrosse Körner von einer Menge Krystall- flächen begrenzt. Mitunter scheinen die Flächen so angeordnet, dass Der Romerit, ein neues Mineral aus dem Rammeisberge. 287 ein Pentagonaldodekaeder entsteht, wie an einem Stücke in der Hüttenproductensammlung- des chemischen Laboratoriums zu Claus- thal zu bemerken ist. Meistens aber sind die Flächen ganz unsym- metrisch vertheilt und es scheint, dass diese kleinen hohlen Kügel- chen eine Anhäufung von Biättchen der sub c erwähnten Varietät sind. Die Farbe dieser Modification ist stets bräunlich- oder grün- lich-gelb. bj Krystallinische Glätte, sowohl gelb als roth, bildet sich in dem Glättbatzen an den Stellen, welche während längerer Zeit einer höheren Temperatur ausgesetzt waren, wie namentlich am Kopf, welcher von der aus dem Glättloche entweichenden Hitze überströmt wird. Man findet sowohl eine stängelige als krystallinisch- gross- blätterige Varietät. Versucht man aus Stücken der letzteren durch Spaltung die Kernform der Glättekrystalle darzustellen, so erhält man stets Körper von keil- oder pyramidenförmiger Gestalt, an denen man höchst selten zwei parallele Flächen beobachten kann. So leicht es daher ist, sich Spaltungsformen der Glätte darzustellen, so schwierig möchte es sein , aus diesen die wahre Krystallgestalt derselben abzuleiten. Mit Hilfe eines Messers lassen sich leicht die Spaltungsformen in eine Menge dünner Blättchen weiter zerlegen, und möchte durch diesen Umstand die Ansicht gerechtfertigt sein, dass unsere Modification durch regelmässiges Zusammenwachsen von Krystallen der Federglätte entstanden sei. cj Federglätte bildet sich bei den sub b angeführten Umstän- den in Höhlungen, doch seheint es fast, dass eine längere Gegenwart von geschmolzenem metallischen Blei eine Hauptbedingung ihrer Entstehung sei, denn fast stets findet man in der Nähe der Punkte, wo die Federglätte auftritt, auch metallisches Blei. Die Federglätte stellt sich als äusserst lockere Anhäufung durchsichtiger gelber, an einzelnen Stellen mitunter auch rother, sehr dünner tafelförmiger Krystalle dar, welche nicht selten die Grösse eines Quadratzolles erreichen. Eine vorherrschende regelmässige Begrenzung der Blätt- chen habe ich nicht beobachten können und kann daher auch keine Vermuthungen aussprechen, zu welchem Krystallsystem dieselben gehören mögen; doch scheint diese Modification die reinste und die einzelnen Blättchen wirkliche Krystalle zu sein. Vielleicht ist es möglich durch optische Untersuchungen das Krystallsystem näher zu bestimmen." 288 0 r a i 1 i c h. Der Römerit, ein neues Mineral aus dem Rammeisberge. Vergl. Hartmann, Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 18S4, S. 112. Das Bleioxyd ist als Hüttenproduct schon mehrmals Gegenstand der Untersuchung gewesen. In Rammeisbergs krystallographischer Chemie S. 30, so wie in Gurlt's Übersicht der pyrogenetischen künst- lichen Mineralien S. 44 finden sich die Angaben M itscherlich's, Marx's, Beudant's, Becquerel's, Gauthier de Clanby's, Sandberger's, Ramm elsb erg's und ülrich's zusammengestellt. Das rhombische Krystallsystem wurde schon von Mitscher lieh festgestellt; nach Ramm elsb erg sind die Kanten (beobachtet an einem kleinen grünen durchsichtigen Krystalle von einem Ofenbruch der Königshütte in Oberschlesien): (Ui) (111) = G70 40' (111) (ITI) = 670 40' nahezu (111) (111) = 810 IS' —30' was das genäherte Axenverhältniss a : 6 : c = 1 : 1 : 0-8Ö3 gibt, und er beobachtete ausserdem die Endfläche (100), so wie Andeutungen von (001) und (011). Aus dem angegebenen Axen- verhältniss folgt (011) (OTl) = 84« 0' was mit dem an den Platten gemessenen ebenen Winkel nahezu stimmt. Ulrich macht darauf aufmerksam, dass in der Federglätte oft beträchtliche Mengen von Wismuthoxyd enthalten sind und theilt auch eine Analyse mit, welche bis 35o/o davon nachweist. IJ' *n".'illldis Aur.s.ilz iiImmcLis rKiniMMil . Fr ff. ^. A> ö. Sil/.iii.ösh.lk Ak;i(l il \Vi..,illi M.ihirw CI WVIII l!.l V'|. V. Perger. Marginalien zur Geschichte der polj-graph. Erfindungen. 289 Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. Von A. R. V. Perger. „In der neuen Knnsthistorie nehmen die mancherlei Manieren für den Ahdruck zu stechen, ätzen oder schneiden, eine so wichtige Stelle ein, dass die Frage zu welcher Zeit und unter welchen Umständen diese Kunstarten ihren Anfang mögen genommen haben, von jeher viele Theilnahme erweckten und die trefflichsten Geister beschäftigten." R u m o h r. Unter dem Sammelworte Polygraphie versteht man heut zu Tage die Gesammtheit aller jener artistisch-technischen Verfahrungs- weisen, durch welche Geistesproducte, sowohl literarischer als künstlerischer Art, mittelst der Buchdrucker-, Kupferdruck- oder der lithographischen Presse vervielfältigt werden. Diese vervielfältigenden Künste gehören durchaus der neueren Zeit an, denn die antiken Völker scheinen, mit Ausnahme des Schia- gens ihrer Münzen und einiger Model zum Stempeln der Waaren, nie auf die Idee gekommen zu sein, irgend einen bestimmten Kunst- gegenstand hundert- oder tausendmal wiederholen zu wollen. Von ihren Büchern oder Rollen machten sie, wie das bis zur Erfindung des Tafeldrucks (Blockdrucks im XV. Jahrhundert) beibehalten wer- den musste, Abschriften und selbst bei ihren ceramographischen Arbeiten, welche sie mit so vielem Geschmack auf ihren Vasen anbrachten, und wo doch so leicht eine Patronirung oder doch ein öfteres Aufpausen der Umrisse anzuwenden gewesen wäre, scheinen sie an solche Wiederholnngsmittel entweder gar nicht gedacht, oder dieselben sogar absichtlich vermieden zu haben, da die Bemalungen der vielen Hunderte von derlei Vasen einander wohl hin und wieder ähnlich, aber sich durchaus nicht gleich sind. Der Beginn der vervielfältigenden Künste fällt also für Europa in die Zeit des sogenannten Mittelalters, in jene Epoche nämlich, in welcher die Nacht des Barbarenthums und der Unwissenheit dem 290 V. P erger. zwar langsam, aber mit stetem Schritte heraufsteigenden Lichte wissenschaftlicher Aufklärung weichen musste und wo durch dieses Wachsen des Wissens und der Erkenntniss, neue Bedürfnisse hervor- gerufen wurden, die über das absolut Noth wendige hinweg- schritten und mit dem Nützlichen auch das Schöne zu vereinigen suchten, wie das nicht nur die immer mehr vervollkommneten und reicher geschmückten Waffen, sondern besonders die mittelalterlichen Handschriften mit ihren oft wundervollen Miniaturen und selbst mehrere der ersten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst zu Genüge darlegen. Vieles ist über die polygraphischen Erfindungen geforscht und noch mehr geschrieben worden, und doch ist das historische Feld derselben lange nicht ausgebeutet, denn immer noch tauchen hie und da Einzelnheiten auf, die zu dem schon Vorhandenen gefügt werden müssen, damit sich endlich ein nach allen Seiten abgerun- detes Ganzes zu gestalten vermöge. Auch die nachfolgenden Zeilen sollen nur wieder einige Bausteine bringen und zwar, um jeden wei- teren Eingang abzukürzen, über Opus pimctile, über den xylo gra- phischen Weisschnitt und über Ectypa plantarum. Stieg die Zahl der Erfindungen und Entdeckungen vom X. bis zum XVI. Jahrhundert wirklich auf eine Staunen erregende Weise, so wird sie doch von der Neuzeit gewaltig überboten, indem in unseren Tagen eine Menge von Dingen auftauchten, von denen sich die Philo- sophie der Alten wahrlich nichts träumen Hess. Aber wie auf der einen Seite diese Erfindungen bis in das Überschwengliche heran- wuchsen, wie eine Verbesserung von der andern verdrängt wurde, so ging doch andererseits manches wichtige und lange geübte Artistisch- technische gänzlich verloren. So kann man z. B. die Farben und den Firniss van Eijck's und seiner Zeitgenossen durchaus nicht mehr mit Gewissheit angeben; so ging bekanntlich das prachtvolle Roth, dessen man sich einst zur kirchlichen Glasmalerei bediente, verloren, obgleich es der Nürnberger Abraham Helmhack (um 1717) wieder an das Licht gebracht haben wollte i); so verschwand der Steinguss, denThiemo, Abt zu Salzburg, schon im XL Jahrhundert übte 2); ja *) V. M ur r, Beschreibung: von Nürnberg, p. 740. 2) V. Auszug aus der neuesten Chronik von Salzburg. Salzl)urg 1782, 8**. 2 Vol. T. 1, p. 137. Nach Sandrart wusste auch Adam Kraft, Steinmetz zu Nürnberg (im XV. Jahrhundert) das Geheimniss in Stein zu giessen. V. Deutsehe Akademie Th. FI, 3. B. 2. Cap. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 291 es gerietli sogar die schöne und tiefe Schwärze, mit welcher Guteii- berg die Bibel von 1435 druckte, gänzlich in Vergessenheit und konnte trotz so mancher neuerer Versuche, bis auf den heutigen Tag nicht wieder hergestellt werden i). Es ist nun recht eigentlich die Aufgabe der historischen Forschung, derlei verloren gegangenen Dingen nachzugehen und ihre Geleise aufzusuchen, auf dass diese dann von dem Mann der Praxis aufs Neue befahren werden können und das Entschwundene wieder in das Leben gerufen und allgemein benutzbar werde. — Ich bemerke nur noch dass ich mich in den nachfolgenden Zeilen durchaus nicht an die Theorien und Hypothesen der Kunst- gelehrten sondern vorzüglich an Thatsachen hielt, die jeden Augen- blick als Belege beizubringen sind. Für den Kunstforscher gibt es überhaupt nur eine Art von unwiderleglichen Quellen und diese sind die Kunstwerke selbst. tber das Opus ponctile. Das Opus ptmctile {Opus mallei, der Bunzenschlag) ist sowohl für den Druck mit der Kupferdruckpresse (Tiefdruck) als für den Hochdruck (auf der Buchdruckerpresse) anwendbar und hängt in dieser Beziehung einzig und allein von der Behandlung desjenigen ab, der dieses Opus punctile übt. Beide Arten desselben wurden, wie das Nachstehende zeigen wird, zu verschiedenen Zeiten versucht, allein die Abdrücke von solchen Platten gehören zu den Seltenheiten, so wie die Technik dieser Stechweise für die Gegenwart fast gänzlich versehollen ist, und desshalb umsomehr einer geschichtlichen Erinne- rung würdig sein dürfte. Es ist zu einer Art von Herkommen geworden in allem, was die Erfindung der Kupferstecherei betrifft, dem Vasari zu folgen, welcher *) Einen unwiderleglichen Beweis dafür, dass die Buchdruekerkunst gleich in der ersten Epoche ihres Wirkens in Beziehung auf Schw-Irze und Reinheit des Druckes bisher nicht übertroffen, ja kaum erreicht wurde, liefert u. A. auch ein in der k. k. Hofbibliothek befindliches Breviarium Romanum (8" in 2 Vol.), welches auf Perga- ment gedruckt und mit einigen Miniaturen geschmückt ist. Nicht nur dass der Satz selbst dem kritischesten Auge keinen Wunsch übrig lässt, so sind auch die vielen roth eingedruckten Steilen, so wie blauen Initialen mit der grössten Genauigkeit einge- passt. Besonders merkwürdig ist aber auch die Druckerschwärze ; denn sie ist tief und dunkel und glänzt dabei , schräge gegen das Licht besehen , fast wie Silber, etwas das man jetzt selbst nicht mit dem Satiniren zu erreichen vermag. Das pracht- volle Werk ist, 'den genauesten Vergleichen mit anderen lucunabeln zufolge, aus der Officin des Nicolaus Jenson zu Venedig und wahrscheinlich um 1470 — 148a gedruckt. 292 ^- P e 1- g e r. den Goldschmied Maso da Finiguerra als denjenigen bezeichnet, welcher zuerst den Grund zu dieser Kunst legte, aber neuere und streng kritische Forschungen ^) lassen diese Sage verdämmern wie jene von Luprecht Rüst verdämmerte, der zuerst den Holzschnitt erfunden haben sollte 2), wie die Fabel von dem bergischen Schäfer Franz von Bo c h 0 1 1 3) verschwand und wie endlich auch der Küster Laurenz Janzson als Erfinder der Buchdruckerei vor Gutenberg den documentarischen Begründungen weichen rausste. Das Stechen in Metall wurde nämlich schon weit früher als in Finiguerra's Tagen geübt. Nicht nur die Griechen gruben kupferne Prägestempel für ihre Münzen, auch die Ägyptier verstanden die Kunst des Gravi- rens *) und das Museo Ercolano besitzt eine metallene Schrifttafel von sehr hohem Alter, von welcher Murr 5) sagt: „Anno, si probe memin'i 1755, reperta fidt in Brutiis aenea lamella Utterata qiiae nunc est in Regio Museo Herculanensi repo- sita. — Litterae porro, non sunt viriculo excavatae sed scalpro percussae"; und wenn diese letzte Bemerkung wahr ist, so wäre diese Tafel die älteste Anticagiie auf welcher eine Probe des Opus pundile vor- kommt. Was nun das Mittelalter anbelangt, so zeigt sich, dass schon im VIL Jahrhunderte die Siegelringe der Herzoge von Baiern gravirt wurden 6), T utile, der berühmte Mönch von St. Gallen (f 896) war neben seinen andern Fähigkeiten auch besonders geschickt im Stechen von Metallplatten '') und so Hessen sich noch viele Belege für das Alter des Metallstiches herbeiführen. l)Ruinohr. Untersuchung ob Finiguerra der Erlinder des Kupferdruckes sei. Leip- zig 1841, 80. 2) V. Ch ri st p. 23. Nach ihm soll dieser Rüst auch der Lehrmeister des Martin Schön gewesen sein. 3) Mathias Gnadt von Kinckelbach macht ihn in seiner Schrift „Herrlichkeit der deut- schen Nation" p. 426 zum Erfinder der Kupfersteeherkunst in Deutscliland. 4) Der Bürger Amelin fand in Thebae bei einer weiblichen Mumie gravirte Metallzier- rathen. V. Denoh. Voyage dans la hasse et haute Egypte etc. Paris 1803 , foi. pl. 98. 5) Murr. De papyris seu voluminibus graecis herculanensibus etc. — Argentorati, 1804, 8"., p. 39. 6) H e i n e c c i u s. De sigillis. T. IV, N. 12, 13. "") Stumpf in seiner „Chronik der löbl. Eidgenossenschaft etc. Zürich" 1S86, fol. S.Buch, p. 301, sagt: Tutilo war: füraus kunstreych in mancherley schöner geschickiigkeiten, sonderlich war er ein fürnemer 'AvoY^üitTrj?, das ist ein subtiler slächer in gold, Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 293 Von besonderer Wichtigkeit sind hier aber die gravirten Metall- platten, die sich auf belgischen, englischen, norddeutschen, dänischen und selbst spanischen Grabmälern linden. Die ältesten derselben stam- men, so viel bis jetzt bekannt ist, aus dem XIII, Jahrhundert und ent- standen in den Niederlanden, wo man vermutlilich Mühe hatte, Stein- tafeln von solcher Grösse aufzufinden um daraus lebensgrosse Figuren meisseln zu können. Die älteste bis jetzt edirte dieser Grabplatten Deutschlands ist die des Herzogs B o leslav des Langen (f 6. Decem- ber 1201) in der Stiftskirche zu Leubus. Sie stellt den Herzog in vol- lem Gewaffen dar i). Sehr interessant sind ferner die beiden broncenen gravirten Grabplatten der lübeckischen Bischöfe BurchardvonS er ken (t 13 März 1317) und Johann von Muel (f 10. September 1350) in der Capelle des nördlichen Ganges der Domkirche zu Lübeck s). Dessgleichen die gravirte Erzplatte auf dem Grabe des dänischen Königs Erich Menved und seiner Gemahlin Ingeborg (•[• 1319)^), dann die gravirte Grabplatte des Bischofs Wigbold von Culm (f 21. Juli 1398) und jene des Herzogs von Jülich und Berg (f 19. August 1475) in der Cistercienser-Abtei Altenburg bei Cöln*), beide von zehn Fuss Länge und vier Fuss Breite. Leider soll die erste dieser beiden Platten vor mehreren Jahren an einen Kupfer- schmied aus der Gegend von Solingen verkauft worden sein. Endlich ist auch noch die Bronceplatte in der Marienkirche zu Lübeck ^) auf dem Grabmal des Bürgermeisters Tidemann Berk (f 1521) und seiner Hausfrau Elisabeth (Heinrich Möller's Tochter f 1503), so wie jene der Margaretha S e a n d e r s (f 15, November 1519, Gattin des Malers Geraert Horenbout) zu erwähnen. Alle diese Platten, kupffer, mösch (Messing) oder ander metail. — Seiner Arbeit werdend noch etliche gar kunstliche astronomische taflen vndaustheilung des gestirns vnd himmelslauff auf mösch gar rein in der Librarey zu St, Gallen behalten, die ich selbs nie künstlicher gesehen hab" etc. Wenn es auch nur Klostersage sein sollte, dass eben Tutilo diese astronomischen Tafeln gestochen habe, so waren sie jedenfalls schon sehr alt, da sie Stumpf bereits im XVI, Jahrhundert sah und die Bemerkung machte, dass man in jenen grauen Zeiten diese Kunst, die man „mit einem Griechischen wörtlein 'Ava- YXijTmxd) nennet" überhaupt in den Klöstern übte. 1) V. Georg Thebesius. Liegnitzische Jahrbücher, Jauer. 1733, fol. 11. Theil, p. 31, Fig. V. 2) V. M i 1 d e C. J. Denkmäler der bild, Kunst zu Lübeck. Lübeck 1843, fol. 3) V. Antiquar. Annaler. Kjöbenhavn 1820, Hl. Tab. 1. 4) V. Cornelius Schimmel. Die Cistercienser- Abtei Altenburg bei Cöln. Münster s. ao. fol. 5) M i I d e. a. a. 0. 294 V. Feiger. deren man jetzt nahe an zweihundert kennt, sind ganz auf dieselbe Weise gestochen, wie dieses bei den N i el l i und später bei den Kupfer- platten geschah; und Cornelius Sc himm e P) macht die sehr richtige Bemerkung, dass es höchst auffallend bleibt, wie man nicht schon damals die Kunst, Abdrücke von gestochenenKupferplatten zu machen, geübt habe. Übrigens werden wir in kurzer Zeit sehr nahe Auf- schlüsse über diese für Geschichte und Kunst, für Genealogie und Costüm u. s. w. höchst wichtigen gravirten Grabplatten erhalten, indem Mr. Weale ein besonderes Werk darüber herauszugeben gesonnen ist, in welchem eine Auswahl von siebenzig derlei Platten er- scheinen soll 3). Auf mehreren dieser Tafeln ist nun, wenn gleich nur zur Ausfüllung der leeren Felder, auch 6üs Opus pimctüe angebracht» welches zuerst vonTheophilusPresbyter, der imX. oder XI. Jahr- hundert lebte, auf folgende Weise ausführlich beschrieben wird ^). „Fiunt etiam laminae de cupro — et fodiuntur gracili opere imaginum, florum, sive bestiarum, et ita disponitur opus, ut campt pm^vidi sint , deinde purganttir cum stibtili sabulo , et cum ferris ad hoc opus aptis poliuntur et incoloratur. Post haec ferro punc- torio punctatur, quod hoc modo formatur. Ex chalybe fit ferrum ad mensuram dlgiti longum, in una summitate gracile, in altera grossius. Quod cum iti graciliori parte aequaliter limatum suerit cum subtilissimo ferro et malleolo percutitur in medio ejus subtile foramen, deinde circa ipsum foramen diligenter li?natur, ita ut quocu?ique percutiatur brevissimus circulus appareat. Post haec ipsum ferrtim modice calefactum ut vix candescat, temperatur in aqua. Deinde tene ipsum ferrum sinistra manu et malleolum dextra, sedeatque puer ante te qui laminam teneat super incudem, et aptet iti locis Ulis in quibus percussurus es, sique mediocriter percutiens super ferrum cum malleolo, imple cam- pum unum subtilissimis circidis quanto proprius possis conjungere unum alteri. Impletis campis omnibus in Mine modum, pone lami- nam ipsam super prunas candentes donec percussio?ies illae fulvum colorem recipiant". ») Abtei Altenburg, p. S. *) V. Anzeige von Saint-Genois im Messager des sciences historiques de Belgique. Gand 1837. 2. Livraison, p. 233. *) V. Theophilus Presbyter, publik par Charles de l'Esealopier. Paris 1843, 4". p. 23Ö. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 295 Die Umrisse wurden also zuerst und dann die leeren Felder mit der Bunze*) punktirt, eine Arbeit, die auch bei den Schrottschnitten angewendet wurde und zwar einestheils wie hier zur Hebung der Monotonie, andererseits aber hauptsächlich desshalb, weil grössere, für den Abdruck eingeschwärzte Flächen vom gefeuchteten Papier nicht gut angenommen werden. Indessen blieb dieses Opus punctile so lange nur ein Ausfüll- mittel bis, zu Ende des XV. Jahrhunderts, der Paduaner Giuglio Campagnuola 2) auftrat, der die ßunze zuerst zur Darstellung von menschlichen Figuren benützte, indem er, ganz nach Anweisung des Theophilus, mit grosser Vorsicht und Zartheit und mit äusserst feinen Eisen, alle Schattentöne und Übergänge vertieft in die Platte schlug, so dass diese letztere gleich jenen, die mit dem Stichel geschnitten waren, auf der Kupferdrnckpresse abgedruckt werden konnten. Es sind von ihm folgende Arbeiten dieser Art bekannt: 1 . St. J 0 h a n n d e r T ä u f e r. Mit der Beischrift : Julius Campag- nuola F. Apresso Nieolo Nelli in Venetia (im Hintergrunde eine Landschaft mit zwei Hirten. Die Draperie fast im Style des And. Mantegna. Die Umrisse des Nackten und der Gewandung sind zart vorgeschnitten oder mit der Nadel gerissen, Höhe 11" 8'", Breite 8" T"). 2. Eine nackte w eibliche Figur, liegend (eine sogenannte Venus) unter einer Baumgruppe (Höhe 4'' 6'", Breite 6" 6"') s). 3. Die Samariter in am Brunnen; theils mit dem Stichel, theils mit der Bunze gemacht (Höhe 5", Breite 6" 6"'). Von diesen drei Blättern besitzt die k. k. Hofbibliothek sehr schöne Abdrücke. 1) Bunze, Punze, Bunzen, ital. puncello, puuzone, puncellino (von pungere) franz. poinfon, engl, the dot (von agls. thydan, isl. tuta, der Punkt, Tüpfel). Die Bunze wurde von jeher zu den getriebenen Arbeiten gebraucht, v. Bartsch erwähnt in seiner Ab handlung über die verschiedenen Stichgattungen (Anleitung zur Kupferstich- kunde I, p. 250 — 270) nichts vom ßunzenschlag. Auch in dem Convers. Lexikon für bild. Künste v. Romberg und Faber ist bei dem Buchstaben B keine Nachricht dar- über zu finden. *) Sohn des Girolamo Campagnuola, geboren zu Padua 1481, wesshalb er auch Antenorus d. i. Paduanus genannt wurde. Herzog Ercole I. di Ferrara nahm ihn seiner Talente wegen schon in einem Alter von siebzehn Jahren an seinen Hof. 3j Im Na gl er'schen Künstler-Lexikon bei Campaguuola's Arbeilen nicht erwähnt; bei OtUey. An Inpuiry etc. Vol. H, p. 769, N. 8. 296 V. Feiger. 4. Ein junger Hirt auf einem Hügel, zwei Schalmeien haltend (Höhe 5", Breite 2" 10'"). Nach Giullo Campagnuola schwindet, so viel man bis jetzt weiss, das Opus piuictile und taucht erst in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts wieder auf und zwar nicht in Italien, sondern in Deutschland und in veränderter Anwendung, nämlich nicht für die Kupferdruckpresse, sondern merkwürdiger Weise für den Hochdruck in der Buchdruckerpresse anwendbar. Die k. k. Hofbibliothek besitzt unter ihren zahlreichen Schätzen und Seltenheiten zwei bunzirte Messingplatten, bei denen — anstatt wie bei Campagnuola die Schatten — die Lichtstellen in die Tiefe geschlagen sind, ein Umstand, der mehrfach vorkommt, und, wie sich später zeigen wird, den Kupferstich-Freunden viel zu schaffen machte, indem sie sich durchaus nicht zu erklären vermochten, warum sich ein Künstler so viele Mühe gab um etwas zu erzeugen, das völlig verkehrt*), nämlich dunkel wo es licht, und hell wo es schwarz sein sollte, ausfallen musste. Ihr Irren und die darausfol- genden Missgriffe lagen aber nur darin, dass sie zu sehr an die Kupferdruckpresse gewohnt waren und vom Hochdruck keine Kennt- niss hatten , denn sonst hätten sie auf den ersten Anblick erkennen müssen, dass diese Arbeiten nur auf der Buchdruckerpresse zu drucken seien 2). Die ältere der beiden obengenannten Platten stellt das Brust- bild des Martin Luther (in 3/4 Profil) dar. Die Tafel hat eine Höhe von 6 ", ist 4" 3'" breit und trägt das Digramm I. K. und die Jahreszahl 1S52. Ober dem Kopf des Reformators, der ein Buch (die Bibel?) in den Händen hält, stehen die Worte: 1) Auch Nagler nennt diese Arbeiten immer „verkehrt", z.B. im Künstler-Lexikon, VI. Bd., p, 532 , bei K e n e r t h a 1 e r u.a. a. O. 2) Ohne genaue Kenntniss der Technik bleibt das Schreiben über Kunst immer schwan- kend und führt oft den gpössten Gelehrten in eine Falle. So sagt z. B. Rumolir (Gescliichte und Theorie der Holzschneidekunst. Leipzig 1837, 8**., p. 10) da, wo er be- haupten will, dass Dürer und andere grosse Meister eigenhändig in Holz geschnit- ten hätten, dass diese Meister schon desshalb in Holz schneiden mussten, weil das, „was der Geselle an einem Holzstock zu viel hinweggeuommen, nimmehrmehr ergänztund wiederhergestellt werden kann" und doch ist dieses Aus- bessern und Herstellen in der Praxis mit so wenigen Schwierigkeiten verbun- den, dass Fehler in Kupfer- oder Stahlplatten weit mehr Mühe verursachen, wenn sie ausgehämmert oder gar ausgeschliffen werden sollen. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 297 PESTIS ERAM VIVVS, MORIENS ERO MORS TVA PAPA. Zu beiden Seiten dieser Schrift hängen Wappenschilder herab, die in ihrem Feld einen Kreis mit einer Rose zeigen, in deren Mitte sich ein Kreuz befindet. Unter dem Brustbilde ist zu lesen: ANNO SALVTIS NOSTRAE M. D. XL. VI. DIE XVIII. FEBRVARII OBIIT ISLEVIAE S. DOCTOR MARTINVS LVTHERVS PROPHETA GERMANIAE AETATIS SVE LXIII. Die Platte wurde also sechs Jahre nach Luther's Tod vollendet und ihr Verfertiger scheint, der Überschrift zufolge, ein besonders eifriger Anhänger des Reformators gewesen zu sein. Die zweite Platte (6" 6'" hoch und 4" V" breit) zeigt das Brustbild Kaiser Kar Ps des Fünften (im Profil nach links). Der Kaiser ist geharnischt, er trägt auf dem Haupt die Krone und hält in der Rechten das Schwert und in der Linken den Reichsapfel. Oben auf der Platte steht : D. CAROLI V. IMP. TRIVM ORBIS PARTI VM TRIVMPH IS GLORIOSIS SIMILE EFFIGIE^ 1S60. A. K. Sie ist also um acht Jahre jünger als die vorige, aber von weit ängstlicherer Hand. Die Aufschriften gehen auf beiden Platten von der Linken zur Rechten und sind hier natürlich ganz bequem zu lesen, während sie auf den Abdrücken verkehrt, d. h. von der Rechten zur Linken gehend erscheinen und daher durch den Spiegel gelesen werden müssen , ein Fall , der bei den meisten Arbeiten dieser Art vorkommt. Die Abdrücke von beiden Platten welche ich vorzu- legen die Ehre habe, wurden in der Z amarski'schen, vormals SoUinger 'sehen Buchdruckcrei gemacht. Ein glücklicher Zufall belohnte meine weiteren Nachforschungen über diesen Gegenstand; ich fand nämlich in der Sammlung des Alterthumsfreundes Herrn Lehmann, eine dritte bunzii'te Platte mit dem Brustbilde der heiligen Helena und der Unterschrift: 298 V. Perger. S. HELENA IMPERATRIX MA.ME. F. 1614. Die Heilige trägt eine Krone auf dem Haupt welches von einem kreisförmigen Nimbus umgeben wird. Sie ist mit einem Hermelin- mantel bekleidet und hält mit der Rechten das Kreuz. Die Platte ist von Kupfer und auf der Bildseite stark vergoldet, wodurch die ßun- zenschläge seichter und ihre Ränder minder scharf wurden, so dass man nunmehr auf der Buchdruckerpresse keinen reinen Abdruck erhalten kann i). Die erste Frage nach der Besichtigung dieser Platten ist natür- licher Weise die nach den Verfertigern derselben und über den Meister der zuerst angeführten, mit den Buchstaben I. K. und der Jahreszahl 1552 bezeichnete, dürfte kaum irgend ein Zweifel obwalten. Es ist nämlich Johann Keller thaler, auch der ältere Keller- thaler genannt, der im XVI. Jahrhundert in Sachsen lebte und dessen Thätigkeit in die Jahre von 1545 bis 1560 fallen mag. Man kennt von ihm, ganz in derselben Manier gearbeitet, mit demselben Digramm I. K. und mit der Jahreszahl 1554 bezeichnet, ein Bildniss des Herzog Moriz von Sachsen 2). Die k. k. Hofbibliothek besitzt in ihrer Sammlung von „kleinen Meistern" (Tom. V) einen irriger Weise auf der Kupferdruckpresse gemachten Abzug eines zweiten derartigen Bildnisses des Martin Luth er (7" breit und 8" 3'" hoch). Das Bild ist nach oben mit einem Gewölbe geschlossen, auf dem sich wieder die Worte befinden : PESTRIS ERAM VIVVS MORIENS ERO MORS TVA PAPA. Der Reformator ist hier dargestellt, wie er an einem Pult sitzt und schreibt. Das Wappen auf dem Pulte zeigt dieselbe Rose wie auf *■) Dieses Verg'olden des Bildes erweckte in mir die Ansicht , dass die Platte noch zu irgend einem andern technischen Zwecke verwendet worden sei, und nach man- cherlei Versuchen kam ich darauf, dass sie vielleicht zur Erzeugung von Hausen- hlasenbildern benutzt wurde und dass man die Vergoldung desshalb auftrug, um die Platte bei dem oftmaligen Überstreichen mit Hausenblasenlösuug vor dem Oxy- diren zu schützen. Die Abzüge, die ich mit weisser Farbe auf dunkelgefarbter Hausenblase machte, gelangen vollkommen. 2) In klein Folio. Es sollen auch noch Abdrücke von anderen derlei bunzirten Plat- ten vorkommen , die mit der Jahreszahl 1338 bezeichnet sind, aber bisher nicht genau beschrieben wurden. V. Nagler's Künstler-Lex. V. 6. p. ö33. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 299 der oben beschriebenen Platte, nur stehen noch die drei Buchstaben D. M. L. (Doctor Martin Luther) darüber. Neben dem Pulte sieht man Tintenfass und Streusandbüchse nebst einer Sanduhr und zwei Fläschchen. Unter dem Bilde steht Folgendes : lOANN. 3. NON MISIT DEVS FILIVM SVVM IN MVNDVM VT IVDIDET MV?^DVM, SED VT MVNDVS SALVS FIAT PER EVM . QVI CREDIT IN EVM NON IVDICATVR D. M. L. tlod) ^I)ri0to unseres ^evtn gcburt ßä. p. ditj .il)ar i>en tmi tajj lies ^orntiitfls, ist tset l)ctügc Pactor ß^axlinvs ITutljcr, fjjn propljct bfs Peulsdjcii |"onl>es als er ^xh jl)ttr olt geiDcst 311 CifjUben in d^oit t)ersd)eilicnn. Die Art der Anordnung des Ganzen , die Zeichnung und der ßunzenschlag sind durchaus so, wie auf dem früher beschriebenen Bilde Luther's. Nicht so sicher lässt sich der Verfertiger des Bildnisses Kaiser Karl's V. bestimmen. Allem Anscheine nach dürfte es den beiden Buchstaben A. K. so wie der Jahreszahl und der ganzen Arbeit zufolge ein jüngerer Kelle rthal er sein, da es in jenen Zeiten nicht selten war , dass gewisse Künste nur in bestimmten Familien fortgeführt wurden. Noch schwieriger ist es den Namen desjenigen zu entziffern, der die dritte Platte fertigte und die Chiffer M A. M E. 1614 darunter setzte, mit welchen Buchstaben nur der Name des Matthäus Moria n (geb. 1593, f I60O) übereinstimmt. Dem Style nach könnte diese Bunzirung allenfalls von ihm herrühren und vielleicht als ein Versuch betrachtet werden, den dieser fleissige und arbeitsschnelle Mann in seinem einundzwanzigsten Jahre gemacht hätte. Doch bleibt dies, bis zur Erhebung gründlicher Nachrichten, nur eine Art von Hindeutung. Nach Johann Kellerthaler scheint der Bunzenschlag in grössere Aufnahme gekommen zu sein, da sich im XVII. Jahrhundert mehrere Künstler damit beschäftigten. So gab der Maler, Gold- schmid und Kupferstecher Franz Aspruck von Brüssel im Jahre 1601 zu Augsburg viei'zehn bunzirte Blätter heraus, welche den Heiland und die Apostel darstellen. Er widmete diese Blätter dem Abt Anton vom Kloster Heiligenkreuz zu Augsburg durch folgende Bei- schrift: Sitzb. d. matheiu.-uaturw. Cl. XXVIII. Bd. iSr. 4. 23 300 V. Perger. Adm :rever :in : Chro : patri ac D. D. antonio celeherr : Monaster : ad S. S. Criicem Aug. Vind. praepo : digniss" : l" : infid" : Duo : suo has Chri. opt. max. et S. S. Apostol. efßg : novo hoc in aere typi genere effor. m°^ : observ. ergo D. D. Franciscus Aspntck, B. 1601. und aus den Worten „novo hoc in aere typi etc.'* geht hervor, dass er die Arbeit mit der Bunze für eine neue Erfindung hielt oder sie für eine solche ausgab i). Diesem Aspruck werden auch meh- rere in dieser Weise verfertigte Fruchtstücke zugeschrieben, deren Abdrücke jedoch sehr selten zu finden sind. Die k. k. Hofbibliothek besitzt von diesem Meister ein nach Joseph Heinz bunzirtes Blatt, welches eine weibliche Figur (eine Venus?) mit dem Amor und rück- wärts einen Satyr mit Blumen zeigt. Es trägt die Aufschrift : Avrepwg^. Amor vietatis alium cupidinem superans. Aug. Vind. Josephus Heinz inventor. Franciscus Aspruck B. fecii. Es misst 6" 2'" Höhe und 4" 6'" Breite, ist eng bunzirt, hat aber keine milden Übergänge vom Schatten in das Licht und ist daher etwas hart im Ton. Es ist für den Tiefdruck bestimmt. Ein zweiter Bunzenstecher war Paul Flind (Flint oder Flynd), auch Paul von Nürnberg genannt, da er in dieser Stadt Kupferstecher und Goldschmied war. Er gab im Jahre 1618 zwanzig Blätter mit Pokalen, Kannen, Bechern u. s. w. als Muster für Silberarbeiter heraus. Sie sind in Quart und tragen folgenden Titel: 20 Sthuch Editum A Paulo flind noribergensis 1618 Balthasar Caismoüc excudit. Die Gefässe sind sehr fleissig.und nett mit der Punze geschlagen und ebenfalls für die Kupferdruckpresse bestimmt. Man kennt von ibm auch eine Beihe von Köpfen in derselben Manier, bezeichnet mit P. F. dann verschiedene Blätter mit Arabesken und ein figuralisches Blatt, ebenfalls bunzirt, welches den Orpheus darstellt wie er durch die Macht seiner Musik die wilden Thiere bezähmt. Ein dritter Künstler dieser Art war David Kellerthaler, der noch um 1654 zu Dresden arbeitete 2) und höchst wahrscheinlich ein Nachkomme des oben genannten Johann Kellerthaler war; 1) V. statten, Kunst und Gewerbsgeschichte von Augsburg, p. 416. 2) Na gl er, Kiinstl.-Lex. VI. p. 1303. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 301 auch er arbeitete gleich diesem nicht für die Kupferdruckpresse und bezeichnete seine Tafeln entweder mit seinem ganz ausgeschriebenen Namen oder mit dem Digramm D. K. In der Kunstkarnmer zu Dres- den 1) wurden vergoldete Kupferplatten von seiner Hand aufbewahrt, deren vorzüglichste jene sein sollen, welche den Raub der Sabine- rinen und das Mahl der Götter vorstellen. Die k. k. Hofbibliothek besitzt zwei bunzirte Blätter von ihm , die leider ebenfalls auf der Kupferdruckpresse abgezogen wurden, wodurch alle Lichtstellen dunkel und die Schatten hell erscheinen. Das Eine dieser Blätter stellt den Bacchus und die Ceres nebst einigen Satyren, und im Hintergrunde Mars (?), Amor und Venus vor. Es ist mit dem Mono- gramm I. K. bezeichnet und misst 1" 2'" Höhe und 8" Breite. Die Platte ist, vermuthlich durch die ungeschickte Hand eines Kupfer- druckers, der die zarte Arbeit beim Wischen zu stark rieb, an einigen Stellen beschädigt und zwar besonders bei der Figur der Ceres. Das zweite Blatt stellt die Verwandlung des Actäon vor, der im Hintergrunde, wo sich auch Diana befindet, über einen Felsen herabsteigt. Im Vordergrunde sind drei Nymphen mit einem Jagdhund. Es ist sehr weich gehalten, trägt die Aufscbrift: David Kellerthaler F. 1670 und hat eine Höhe von 1"^'/.,'" und eine Breite von 8" iOi/a'", Der vierte Stecher dieser Art ist Janus Lutma (Sohn des Goldschmiedes Janus Lutma d. alt. zu Amsterdam). Er wurde 1609 geboren, ätzte fünfzig Platten und führte sechs Blätter mit der Bunze aus und zwar für den Druck in der Kupferdruckpresse, Er gab dem Opus pimcfile den neuen Namen Opus mallei. Diese sechs Tafeln von deren jeder sich ein Abdruck in der k. k. Hofbibliothek befindet, sind folgende: 1. Johannes Evangelist in ein Buch schreibend. Bruststück im Geschmack des Guido Reni (Höhe 13"3"', Breite 11"). 2. Das Bildniss des Vaters des Künstlers mit der Aufschrift: Janus Lutma, Posteritati. Obiit. 1669 Aetatis 83. Opus mallei per Janum Lutma F. (hoch 9" 7'", breit 7"). 3. Das Bildniss des Künstlers selbst, mit der Beisehrift: Janus Lutma. Batavus. Ne te quaesiveris extra. Per se opera mallei. 1681 (hoch 10" 6'", breit 7" 10'")- 4. Das Bildniss des Dichters Vo nd el im Profil, mit der Schrift: J. Vondelius. Olor Batavus omnibus. Opus mallei per J. Lutma (hoch 9" 10", breit 8"). 1) V. Keyssler's Reisen. Hannover 1776. 11, p. 1303. 302 V. Per g er. 5. Das Bildniss des Geschichtschreibers P. C. Hooft, mit der Schrift: P. C. Hooft. Alter Tacitus, Opus mallei per janus Lutma, (hoch 10" 7" breit 8"). Alle diese Bildnisse sind in der Form von Büsten dargestellt. Das sechste Blatt 9 ist ein Ornament, welches aus drei Ovalen besteht die durch Guirlanden mit einander verbunden sind. Im mittleren Oval ist eine Nereide und in jedem der seitlichen ein Flussgott angebracht. Auf jeder Guirlande sitzt ein Knabe mit einem Krug. Das Ganze ist nur contourirt, aber sehr nett und fleissig gemacht. Es scheint als ein Muster für Goldschmiede zu dienen. Hin und wieder sieht man die Vorrisse mit der Nadel, welche zur Richtschnur für die Bunze dienten. Das Ornament misst 2" Höhe und 9" Breite; unter demselben steht Janus Lutma fecit 1641. Die Letzten , welche sich den bisherigen Nachrichten zufolge mit dem Opus punctile beschäftigten, waren Johann Ulrich Kraus, Siegmund Salm es weile r^) und Johann Erhard He igle, welcher letztere 1712 zwölf Blätter mit Mustern für Silbergeschirre und Goldschmiedarbeiten herausgab und dafür von Kaiser Karl VI. einen Freiheitsbrief bekam; ferner wird Otto Christian Sah 1er genannt, der um 1770 derlei gehämmerte Arbeiten zu Dresden her- ausgab und 1775 die Bunzenmanier dazu benützte, Zeichnungen nach- zuahmen, die mit dem Rothstein gefertigt waren»); endhch bunzirte auch Karl Ernst Christoph Hess (1776—1778) ein Blatt nach Fratrel und zwei Landschaften nach Kob eil. Dann aber, als man es im Ätzen weiter gebracht und dadurch weit bequemere Manieren (Aquatinta, Mordant, die Salz- und Sandmanier u. s. w.) zur Nach- ahmung von Handzeichnungen aufgefunden hatte, ging die weitere Übung des Opus punctile verloren, so dass man es jetzt und zwar in beiden Richtungen, sowohl für den Hochdruck als Tiefdruck, als gänz- lich der Geschichte und der Vergangenheit gehörig betrachten kann. Über den Weissschnitt. Das Opus punctile schliesst sich, insofern es nämlich auf der Buchdruckerpresse gedruckt werden kann, dem Princip nach an den 1) Bei N a g I e r nicht angeführt. 2) V. Stetten a. a. 0. p. 417. 3) Z. B. eine Zeichnung von Stalbent nach Anth. vait Dijek, Bauern nach Adrian v. d. Velde und Jan Both u. s. w. Vgl. Biblioth. d. schön. VVissensch. I. 2. Stück, p. 3ä7. Die Arbeiten dieses Hess sind übrigens sehr schwach und gehören ganz der Epoche des Verfalles an. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindung'en. 303 xylo graphischen Weiss schnitt, bei welchem die zu drucken- den Striche oder Schatten nicht er st vo r gezeichnet und dann so ausgeschnitten werden, dass sie erhaben stehen bleiben, sondern bei welchem der ganze Holzstock mit einem schwarzen, aus Wachs und Kienruss gemengten Grund überzogen wird, aus welchem man die Lichter mittelst des Messers oder Stichels heraushebt i)- Die Neuzeit verdankt die Methode des Schnittes aus schwarzem Grunde dem Wiedererwecker des Holzschnittes: Thomas Bewick, dessen Arbeiten bei ihrem Erscheinen die allgemeinste Bewunderung erregten. — Die Holzschneidekunst, welche im XV. und XVI. Jahr- hundert einen so hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hatte, musste in dem Laufe der Dinge endlich einer anderen Erfindung, nämlich der Kupferstecherkunst, weichen. Alles was früher in Holz geschnitten wurde, ward nunmehr, von den Landkarten an bis zu historischen Gegenständen, in Kupfer gestochen, dadurch begann die Kunst des Holzschnittes rascher und rascher zu sinken, so dass im ersten Viertel des XVH. Jahrhunderts die Xylographien schon sehr mittelmässig wurden und der Holzschnitt später nur noch für Anfangs- buchstaben, Leisten und Finalstöcke und zuletzt, und zwar auf die elendeste Weise, nur für die ordinärsten Ausgaben von Volksbüchern (z. B. der Haimonskinder, der Melusina, Genofeva u. s. w.) verwendet wurde. Nach so langen trübseligen Zeiten trat am Schlüsse des vorigen Jahrhunderts der genannte Thomas Bewick mit seinen Holzschnitten wie eine Art von Erscheinung hervor; man konnte seines Lobes nicht satt werden und seine „History of Quadrupecls" , die mit achtzig Holzschnitten geziert war, erlebte binnen einem Jahre nicht weniger als fünf Ausgaben 2). Er wich aber bald von der gewöhnlichen Manier, nur die vorgezeichneten Striche auszuschneiden ab; begann, be- sonders an dunklen Stellen , gleich aus dem schwarzen Grund zu schneiden und gelangte auf diese Weise allmählich dahin, mittelst gleicher Strichzüge ganze Tonlagen zu schneiden, wodurch er seine Holzschnitte der Wirkung eines Kupferstiches näher brachte. Dieser ^^ über diese Art von Technik des Holzschnittes findet man in keinem der Werke über die vervielfältigenden Künste etwas erw.ähnt, wesshalb die hier ang-efiihrten Bemerkungen um so mehr an ihrem Platz sein dürften. 2) Seine History of british birds (Newcastle and London 1798, 8") erregte ebenfalls grosses Aufsehen und grosse Theilnahme. 304 ^•- Perger. neuen Art den Holzschnitt zu behandeln, so wie der Anwendung von mancherlei verschieden geformten Sticheln*) und endlich dem sogenannten „Zurichten" der Holzstöcke in der Buchdruckerpresse, verdankt die heutige Xylographie ihre schnelle Verbreitung, ihre grosse Anwendung und Beliebtheit, und sie ist nun im Kunst- und mercantilischen Leben so festgewurzelt, dass sich das eben angeführte Verhältniss umgekehrt zu gestalten scheint und der Kupferstich vom Holzschnitt (im Vereine mit der Lithographie), wenn nicht verdrängt, so doch auf bestimmte Grenzen zurück gewiesen wird. Blieben den alten Formschneidern alle diese eben angeführten Vor- theile, so wie die bedeutenden Verbesserungen der Presse unbekannt, so machten sie doch schon einige Versuche mit dem Weissschnitt, auf den sie höchst wahrscheinlich durch Zufall, z.B. beim Ausschneiden von Wappen und Buchdruckerzeichen u. s. w. gekommen sein mögen. Die k. k. Hofbibliothek besitzt zwei solcher Weissschnitte. Der eine desselben stellt einen Mönch dar, der in einem umzäunten Baumgarten an seinem Schreibpult sitzt. An den vier Ecken des Blattes sind in vier Kreisen die Attribute der vier Evangelisten, nämlich Adler, Löwe, Engel und Ochse, angebracht. Das Blatt misst S" 9'" Höhe und 4" 6'" Breite. Die Kreise haben 1" 6'" im Durchmesser, Das zweite dieser Blätter zeigt die heilige Maria auf dem Halb- mond stehend, mit dem Jesuskinde auf den Armen. Ober ihr schweben zwei Engel, welche eine Krone halten. An den vier Ecken dieses Blattes befinden sich dieselben vier Zeichen der Evangelisten, was mit Recht darauf schliessen lässt, dass beide Tafeln von einer und der- selben Hand gezeichnet wurden, nur ist diese zweite Tafel viel kecker geschnitten, so sind z. B. die Schwungfedern der Engelflügel oft nur mittelst eines einzigen Messerschnittes heraus gehoben. Das Blatt misst an Höhe 5" 9'" und an Breite 3" 9"'. Beide Blätter tragen weder ein Monogramm, noch eine Jahreszahl, sie scheinen jedoch, der Arbeit zufolge, nicht vor i520 und von einem ziemlich gewöhn- lichen Formschneider herzurühren, der übrigens die Technik des Holzschnittes tüchtig in seiner Faust hatte. 1) Die Xylographen des XV. und XVI. Jahrhunderts schnitten alle mit Messern, welche man häufig auf Holzschnitten jener Epoche abgebildet findet, ja in Deutschland gab es noch vor dreissig Jahren Holzschneider, welche nichts davon wussten, dass es Stichel gäbe, mit denen man viel sicherer und schneller arbeiten und die man wechseln könne, wie der Maler seine grösseren und kleineren Pinsel wechselt. Marginalien zur Geschichte der polygrapliischen Erfindungen. 305 In derselben kaiserlichen Sammlung befinden sich auch vier Landsknechte mit Fahnen, die ebenfalls aus schwarzem Grunde ge- schnitten sind. Sie gehören einer Folge von acht Blättern an, welche die Cantone der Schweiz darstellen und sind von Urse Graf ge- zeichnet. Zwei derselben (nicht blos das erste, wie Bruillot, Dict. des monogr. I, p. 290, Nr. 2266 sagt) tragen Urse Grafs Mono- gramm ; der Landsknecht von UNDERWALDEN hat die Jahreszahl 1521, ein anderer die Jahreszahl 1527, so dass diese acht Blätter also binnen sechs Jahren entstanden sein mögen. Der Weissschnitt scheint übrigens stets mehr versuchsweise geübt worden zu sein und die Zahl der in dieser Art geschnittenen Blätter ist im Vergleich zu der übrigen Masse der Holzschnitte des XVI. Jahrhunderts äusserst gering. Übrigens ist diese Stichart be- sonders desshalb wichtig, weil sie den Übergang zu dem sogenann- ten Helldunkeldruck (franz. Clairobscure, ital. Chiaroscuro) bildeti)» bei welcher einst sehr beliebten Methode, auf der dazu gehöri- gen Tonplatte ebenfalls die Lichtstellen herausgeschnitten werden mussten. Das Clairobscure bildet seinerseits wieder den Übergang zu dem xylographischen Farbendruck, über dessen drei Epochen ich mir vorbehalte in der Folge einiges zu erwähnen. Dem Weissschnitt gegenüber steht der Weissdruck, welcher sich dadurch charakterisirt, dass die Lichter anstatt aus dem Holz- stock herausgeschnitten zu werden, mittelst weisser Farbe auf ein, mit einem Ton versehenes Papier gedruckt werden. Hans Sebald B eh am verfertigte in dieser Weise zwei Blätter, auf deren jedem ein Mann mit Weinblättern und einem Granatapfel dargestellt ist 2). Aber auch diese Art scheint nur versuchsweise geübt und nie mer- cantil geworden zu sein , da die Arbeiten in dieser Weise nur sehr selten vorkommen. Nicht ohne Interesse ist es aber, dass jener Weissscbnitt auch von den Japanesen geübt wird; so besitzt die k. k. Hofbibliothek ein japanesisches Werk mit Farbendruck, unter dem Titel: „Hoksai sja siu gwa fu", das ist: Holzschnitte nach den Zeichnungen des be- rühmten Malers Hoksai. Jedo 1813, 4o-, in welchem die vierteBild- 1) Nach Rumohr (zur Gesch. u. Theor. der Formschneidekunst p. S8) soU der erste Clairobscure-Druck der Todesengel von Burgkmayr (l.'ilO) sein. Vgl. Bartsch. P. Grav. T. Vn, p. 213, Nr. 40. 2J V. Oeuvres de Beham. fol. 87. 306 V. P e r g e r. tafel eine japanesisehe Heilige oder Göttin zeigt, die nach der dor- tigen Landessitte auf ihren Fersen kauernd, auf dem Kopf eines haarigen Ungethüms zwischen Wollten herabschwebt. Sie trägt einen Schleier um das Haupt, auf der Brust ein Geschmeide und hat auf der Stirne einen kleinen (symbolischen) Kreis. Die beiden Arme sind gegen- seitig tief in die weiten Ärmel gesteckt, so dass man von den Händen nichts gewahr wird. Um das Haupt hat die Gestalt einen grossen ovalen Nimbus. Das Ganze ist mit breitem Pinsel kühn vorgezeich- net und dann aus dem dunklen Grund geschnitten. (Höhe 12", Breite 7" 6'")i) S.Exc.HerrFeldmarschall-Lieutenant v. Hauslab besitzt ebenfalls einen japanesischen Abdruck von einer auf Wolken stehenden Göttin und zwar ist dieses Blatt ungewöhnlich gross, indem es 3' lOVs" Höhe und V 1%" Breite misst. Um alle diese Schnitt- arten gehörig zu würdigen und ihren Ursprung näher kennen zu lernen, wären noch zweierlei Arten von Forschungen, die bisher nicht mit besonderer Ausdauer betrieben wurden, und selbst für die allgemeine Geschichte des Holzschnittes Werth hätten, von grosser Bedeutung, nämlich erstens: Studien über die alten M o d e 1 b ü c h e r , die im XVI. Jahrhundert zu Frankfurt a/M. Strassburg, Mömpelgart und Basel erschienen und gleich unseren jetzigen Modejournalen Muster „von allerhandt art nehens vnd stickens"^ etc. brachten, und zweitens: Nachsuchungen über die fast gänzlich ausser Acht gelassenen Model, welche bei Anfertigung von Marzipan und Lebkuchen ge- braucht wurden und mindestens bis in die erste Hälfte des XV. Jahr- hunderts hinaufzureichen scheinen; und wenn Glück und Zufall, die bei derlei Forschungen immer die Hand im Spiele haben müssen, irgead einen Sachverständigen begünstigen, möge er um so minder säumen, das Gefundene zu veröffentlichen, da sich noch so wenig darüber aufgezeichnet findet. Vber Ectypa plantarum. Als die Pflanzenkunde nach einem fast tausendjährigen Schlum- mer wieder aufgewacht war, als sich dieselbe nach und nach mehr 1) Dieses ßlatt, welelies von der grossen Technik der Japanesen Kunde gibt, ist übri- gens mit drei Farben gedruckt, der Grund nämlich mit dunklem Grau, der kleine Kreis auf der Stirne, der iVIund und die Gewandung der Göttin mit bleichem Roth und der Nimbus und das Geschmeide mit bleichem Gelb Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 307 verbreitete und endlich zu einer Art von Lieblingsstudium wurde, regte sich auch bald der Wunsch, neben den Sammlungen von ge- trockneten Kräutern, genaue Abbildungen zu besitzen und aus diesem Wunsch entwickelte sich der Gedanke zu versuchen , ob es nicht möglich wäre diese (getrockneten) Pflanzen selbst zum Abdruck zu benützen, und die frühesten Abdrücke dieser Art scheinen für die damalige Zeit und den damaligen St;ind des Wissens ziemlich ge- nügend gewesen zu sein, da man sie in älteren Schriften gerühmt, und die Verfahrungsart, gewissermassen zur Nachahmung auffordernd, wiederholt angegeben findet. Der vorliegende Gegenstand dürfte um so interessanter sein als die Erfindung des „Naturselbstdruckes", welche der k. k. Hof- und Staatsdruckerei ihre Entstehung verdankt, in jüngster Zeit sowohl die Aufmerksamkeit des Botanikers als des Kunsttechnikers in An- spruch nahm und es dem Kunstforscher gewissermassen zur Auf- gabe machte, jenen Versuchen und Proben nachzuspüren, die wie oben angedeutet, in früheren Tagen gemacht wurden; damit auch dieser Zweig der Polygraphie, wie jeder andere, auf historischem Wege verfolgt werde, bis sein Beginn so gut, als unter obwaltenden Umständen möglich ist, festgestellt werde, und es dürfte die nach- folgende chronologis che Aufzählung der Literatur von Ectypa plantarum , mit Beibringung der allenfalls noch vorzufindenden Werke dieser Art, wohl genügen, um mindestens ein allgemeines Bild desjenigen zu liefern, was vor der Erfindung des „Naturselbst- druckes" in gleicher Absicht entstand. Der Naturselhstdruck der k. k. Hof- und Staatsdruckerei bildet dann einen für sich bestehen- den Abschnitt, er gehört nicht in das Gebiet der vorliegenden For- schung, sondern ist schon durch seine enge Verbindung mit der Galvanoplastik das Eigenthum der Gegenwart. Die Idee, Pflanzen nach dem Leben abzudrucken, ist keine be- sonders erkünstelte, sie liegt im Gegentheil sehr nahe ; so erwähnt z. B. Hammani), indem er sich auf den Weltumsegier Cook be- ruft, dass die Frauen auf Tahiti und den Gesellschaftsinseln, um ihre Kleider zu verzieren, eine Art von Farrenkraut mit irgend einer Farbe darauf abdrucken, um wie viel mehr musste dann der- selbe Gedanke bei denjenigen auftauchen, welche die Pflanzenkunde *) Des arts graphiques. Geneve et Paris 1837, 8"., p. 7 308 V. Perger. ZU ihrer besonderen Aufgabe gemacht hatten, und so soll denn die älteste bisher in Werken angeführte Sammlung von Kräuterab- driicken aus dem XVI. Jahrhundert stammen, und im vorigen Jahr- hundert im Besitze eines Professors ßaier gewesen sein i). Die älteste Nachricht über das höchst einfache Verfahren bei diesen Pflan- zenabdrücken findet sich indem Werke des Alessio Pedemon- tese^J. Sie lautet: 3,Ä contrafare d'ogni foglie uerde che paranno naturale. Piglia foglia uerde d'ogni qnalunque sorte, che ti piacerä, dal riuerso U ammacherai le costole piü grosse con un legnetto, poi farai questa tinta. Piglia oglio comune oiier di linosa, ouero altri liquori che faccino fumo, e falli bruggiare nella lucerna, e metfeci sopra nna pigiiatta che tutto il fumo si ci attaccha intorno, poi ricoglie quel fumo, e distemperalo in una scudella con un poco d" oglio, ö vernice e incorpora heue, poi con la detta tinta imbrat- terai la foglia da quel lato doue hai amachate le costole con una pezzetta, ö uerö bambagia, poi riuoltelo sopra la carta doppia sopra alla foglia, e bon la tna mano ouero con una pezza iyi mano va calcando sopra la detta foglia leggiermente, ianto che ti paja che habbia lassato la tinta su la carta, poi levala co?i destrezza e trouarai tutto il disegno naturale della ditta foglia per insino alla minima uenarella , die sorte tale che ti parrä bella, e con tutti i segni naturali e se tu la uorrai far uerde se- condo la sua natura, piglia aceto forte, uerderame, goma arabica, pasta di vesicha; mette insieme e fallo bollire al fuoco, e sarä uerde come s'h detto nel suo capitulo, e con la detta acquarella farai uerde tutte quelle foglie. e farati un bei uerdere, j)er far- ne un fregio intorno alla camera ancho nel tempo dello inuerno. " Dass dieses Verfahren, von welchem Viele von uns noch in der Schule erzählen hörten, nicht immer reine Abdrücke lieferte, lässt sich wohl denken, besonders da die oft dicke Epidermis man- cher Blattarten das Blattgeäder nicht deutlich genug hervortreten liess. Man gerieth daher auf den keineswegs unwichtigen Einfall die Blätter zu obigem Zwecke zu skeletiren, d. h. die obere und *) V. Büchner. MisceUauea physico-medico-inathematica. 1730, p. 1358. — Pritzl, Thes. lit. bot. p. 218. Man schreibt diese Abdrücke einem gewissen Pacini zu. 2) Alessio Pedeniontese: De" Secreti. Miiauo 1337. 8". Parte H. fol. 36. Das Werk wurde 1393 von Hanns Jakob Wecker, Stadtarzt zu Colmar, in das Deutsche übersetzt. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 309 untere Blatthaut durch Macerirung im Wasser oder durch eine che- mische Beize hinweg zu schaffen, um ein vollkommen reines Blatt- gerippe zu erhalten, und Antonio Mizaldi scheint in seiner Schrift „Dendranatome''^) einer der ersten gewesen zu sein, welcher auf derlei Blätterskelete ausging. Indessen fuhr man auch fort, die Blät- ter so abzudrucken, wie man sie eben vorfand; so führt u. A. Beck- mann 2) an, dass Hofrath Butter zu Jena einen Folianten mit Zeichnungen von vielen Thieren und Pflanzen besass, welchem Beck- mann durch den Hofrath Blumenbach zu sehen bekam. Diese Zeichnungen waren von Johann Kentmann und von dessen Sohn Theophilus Ken t mann im XVI. Jahrhundert verfertigt und ihnen eine Sammlung von grünen Abdrücken vieler Blätter mit folgendem Titel beigefügt : „Icones stirpium impressae a Theophilo Kentmanno medico, anno 1583." Dieser Sammlung von Abdrücken waren zwei lateinische Lob- gedichte vorgesetzt, welche von Michael Bojemus aus Pirna ver- fasst wurden. Sie sprechen von der Unbequemlichkeit und Vergäng- lichkeit der getrockneten Pflanzen und handeln endlich von Theophi- lus und seinem Verfahren; so heisst es z. B. in dem ersten Gedicht: „nie igitur pingui tingens fidigme plantas Cum fibris omnes exprimit articidos. Ista nova est ratio plantarmn discere vires Ignota aut certe pluribns ante fuit — " etc. Im Jahre 1605 schrieb Johann v. Obern dorf (OherndorfTer), Arzt zu Regensburg, der mehrere medicinische Werke verfasste, über die Pflanzenabdrücke eines gewissen Zenobius Pacin us, wel- che in einem grossen Band noch zur Zeit des Linne in der Leys- ser 'sehen Bibliothek aufbewahrt wurden. Mittlerweile machte man auch Fortschritte im Skeletiren der Blätter und dem MarcAurel Severin gelang es sogar das Blatt einer Opuntia dergestalt zu präpariren: *) Lutetiae lö60, S». Zugleich gedruckt mit seinem Opusculo de hortensiuin arboruii insitione. 2) Beiträge zur Geschichte der Erfindungen. T. V. p. 144. 310 V. Perger. „dass allesFleisch hinweg und nur die harten /?5r«e gebliehen sind« 1). In des Hieronymiis Carda7ius, Opera 2) erscheint folgende Stelle, die sieh ahermals auf das Abdrucken von Pflanzen bezieht: „eiusdem argumenti est herbas ad vivum ut dicant, in chartis pingere. Herbas virens aerugine carbonibiisque irittis imbuta pro coloris ratione alterutriim augetites chartae im- primitur ut vestigkim quasi ichnographia remanet". Im Jahre 1664 beschreibt Mr. de Moncoys^) die Art, wie Pflanzen abgedruckt werden. Er hatte sie zu Rom von einem Dänen Namens Welgenstein gelernt, der ihm sagte er solle die Blätter an der Flamme einer Lampe anrauchen und dann mittelst eines Falz- beines abdrucken. In der Handschriften -Sammlung der k. k. Hofbibliothek wird (Nr 11, 102) ein Buch mit Pflanzenabdrücken aufbewahrt, welche im Jahre 1685 von dem Cistercienser Silvio ßoccone gefertigt wurden. Es trägt den Titel : „Disegni Naturali et Originali consacrati Alla Siia Maesta Cesarea di Leopoldo Primo inuitto e indefesso Propugnatore della Religione Cattolica. Don Silvio Boccone, Monaco Ci- stercie?ise" . Über diesen Folioband von 42 Tafeln mit 82 Pflanzen schrieb Moretti*) einen Brief an den Doctor Carlo Vi ttadini. Die Ab- drücke sind übrigens sehr schwach und scheinen mit so wenig Sorg- falt gemacht, dass sie durchaus keinen angenehmen Anblick darbie- ten und nur der Seltenheit wegen bemerkt zu werden verdienen. Im Jahre 1687 schreibt Johann Dan. G e y er folgendes über den Abdruck des Dictamnus : 1) V. dessen Zootomia Democritea. Noiimbergae 1645. 4° Cap. Dentrotome. p. 39. Die Abbildung ist nicht ganz deutlich. Im Museum Wormianum (Lugd.Batav. 1633. p. 149) ist dasselbe Blatt abgebildet. Olaus Worm bekam es durch Thomas Bartholin von S e V e r i n o. 2) Lugduni 1663. Vol. HI, p. 381. 3) V. d. Journal des voyages. Lyon 1663—1666, Vol. II, p. 430. *) In der „Minerva Ticinense". Dieser Brief ist auch separat gedruckt unter dem Titel: Sopra alcuni erbiiri del Padre Boccone, conservati nell' imperiale biblioteca di Vienna. LeUera al Sgr. Holt Carlo Vitladini. Padiia 1830. 83. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 311 „Si accuratissime quis velit dictamnum eins quo specido depin- gere, tali modo poferit excellentissimum pictorem super are nimirum si sumat atramentum impressorium, opequae pilae, superillinat folio plantae, acilla, vel manu, vel trochlea, vel sucula laeviter imprimat chartae nonnihil madefncta" ^). Im Jahre 1707 erwähnt Linne eines gewissen Hessel (HesseHus), der in Amerika Pflanzenabdrüeke machte 2). In dem Buche „Nützlicher und curieuser Künstler" ^) ist ein Recept: „Ein natürliches Laub mit allen Adern abzudrucken", angegeben, es ent- hält dieselbe Art, welche schon Alessio Pedem ontese angab. — In demselben Jahre begann Professor Johann Hieronymus Knip- hof im Verein mit dem Buchdrucker und Buchhändler Funke zu Erfurt eine besondere Officin für Pflanzenabdrücke zu errichten, von denen er nicht minder als 1200 herauszugeben gesonnen war. Das Werk trat wirklich ins Leben und das einzige vollständige Exemplar davon befindet sich nach Büchner *) in der Bibliothek der Natur- forscher zu Erfurt. Die k. k. Hofbibliothek zu Wien besitzt von den Kniphofschen Abdrücken : A. Lebendig officinal Kräuter buch, Erfl'urt, Funke 1733, fol. 2 Vol. Ein Band Text, der andere mit 216 Pflanzen- abdrücken, der erste Abdruck stellt das Ingrün, der letzte den Lavendel vor. B. Der lebendigen Kräuter Buch. Erfl'urt. Funke, 1734. fol. 2 Vol. I. Band, I. Centurie : 1. Passionsblume — 100. Persicaria aliis- sima ojficinalis. 1734. II. „ II, Centurie: 1734. 101. Kaiserkrone. — 200. Hirsch- zungen. „ III. Centurie: 1736. 201. Hindläufl"te. — 236. Spring- Körner. Kniphof schrieb auch eine „Nachricht von einer sehr bequemem und nützlichen Art die Kräuter abzudrucken 1) S. dessen Thargelus AppoUiui sacer. Dissert. HI. De Dictamno. Francof. 1687. pag. ultima. 2) Philosophia botan. E. IV. Studio Curtii Sprengel. Halae 1809, Biblioth. p. 18. 3) Nürnberg. 1728, 8». p. 239. 4} V. Büchner's Catalog. biblioth. aead. nat. curios. p. 71. 312 V. Perger. und nach ihrer natürliclien Gestalt abgebildet vor- zustellen i)" und Dr. Ernst Brückmann veröffentlichte ein an Kniphof gerichtetes Sendschreiben über diesen Gegenstand a), worauf Kniphof wieder eine Antwort verfasste s). Auch B rüc le- rn ann gibt eine Beschreibung des Verfahrens. Er streicht Ölfarbe so lange auf Papier bis dieses vollkommen davon gesättigt ist, legt dann die Blätter darauf und fährt mit der Hand über einen darüber gelegten Bogen Maculaturpapier, so dass die Farbe von den Blattrippen auf- gehoben wird, dann legt er sie auf reines Papier und macht den Abdruck *). Er versuchte mehrere Farben, fand aber, dass Kienruss oder Buss von Bernstein am tauglichsten seien. Er sagt das Drucken gehe so schnell, dass man während eines Tages zwei- bis dreihundert Abzüge machen kann und gibt endlich ein Verzeichniss jener Blätter, welche sich am besten abdrucken lassen. Man ersieht aus diesen öffentlichen Correspondenzen und aus den vielen Versuchen welche gemacht wurden, welchen Werth man dazumal auf diese Sache legte. Im Jahre 1742 gab Heck er zu Berlin ein Werk mit Pflanzen- abdrücken heraus. Es führt den Titel: Specimen Florae bei'olinensis. Typ. Henning. Berol. fol. Das beste Werk dieser Art ist aber unstreitig das des Nürnberger Kupferstechers Johann Michael S e 1 i g m a n n. Es führt den Titel : Die Nahrungsgefässe in den Blättern derBäume nach ihrer unter- schiedlichen Austheilung zur Zusammenfügung, wie solche die Natur selbst bildet; abgedruckt von Johann Michael Seligmann, Kupfer- stecher zu Nürnberg. Nebst Tit. Hofraths Christoph Jakob Trew historischen Bericht von der Anatomie der Pflanzen und von der Absicht dieses Werkes. Nürnberg, gedruckt bei Joh. Jos. Fleisch- mann. 1748, fol. Trew gibt in der Einleitung eine ziemlich genaue Übersicht der ersteren Autoren über die Anatomie und Physiologie der Pflanzen und sagt (pag. 4) dass das Unternehmen „wovon gegenwärtig eine Probe g e 1 i e f e r t w i r d , z u r A b s i c h t h a t , e i n e n T h e i 1 i)V. Büchner, Miscell. phys. med. niathem. A. 1729 (Erfurt 1733. 4") p. 779—782. 2) V. ebendaselbst 1734, p. 1346—1333. Auch in Martins „Anweisung- Pflanzen nach dem Leben abzudrucken", abgedruckt. 3) Büchners a. a. 0. 1720, p. 13S3— 1360 und ebenfalls bei Martins. 4) K r ü n i t z Encyclop. 48. p. 73 ff. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 313 der Pflanzen, nämlich die Blätter, fürnehmlich der Bäume, von so vielen Geschlechtern und Arten als zu erlangen möglich ist, nach ihrer Strucktur also für- zustellen, wie solche die Natur selbst bildet. Es han- delt sich I. um dieAnordnung der sogenannten Adern, II. um die Bläslein oder Fächlein, welche den Raum zwischen den Ge fassen ausfüllen und III. um das Häut- lein, welches die Ge fasse von unten und oben bedeckt, darzustellen." Von dem Werke sollten in je vier Wochen zwei Tafeln verfertigt und um fünfzehn Kreuzer verkauft werden. Hieraufnimmt der Kupferstecher Seli gman n das Wort. Er erzählt die Art in welcher Trew die Blätter macerire i) und die sechste Seite dieses Textes endet mit den Worten: „Nun will ich zum Besten derjenigen, die ein Gleiches ver- suchen wollen, einige Anmerkungen beifügen." Diese Anmerkungen finden sich aber in dem mir vorliegenden Exemplare der k. k. Hofbibliothek nicht, denn das nachfolgende Blatt ist herausgeschnitten ^). Das merkwürdige Buch enthält 25 Tafeln mit Blätterabdrücken, welche mit rother Farbe gedruckt wurden ^), die schönsten sind : Taf. VII Blätter von einem Grabenbirnbaum, „ IX „ „ „ Mehlbernbaum, „ XI „ „ einer Frühlinde, „ XIX „ „ einem Ahorn und „ XXI „ „ „ Pfalzbirnbaum. Jede Tafel hat eine in Kupfer gestochene und in dem schörke- ligen Geschmack des XVIII. Jahrhunderts entworfene Randeinfassung und die Aufschriften sind mittelst einer kleinen Platte eingedruckt. 1) Vgl. Trew. Comment. litter. Anno 1832. Hebdom. X. p. 73 seq. 2) Da mir dieser Umstand sehr auffallen und ich fürchten musste , dass dieses Heraus- schneiden eben des wichtigsten Texthlattes von ungevveihter Hand geschehen sein mochte, forschte ich nach, ob nicht ein zweites Exemplar dieses jedenfalls seltenen Buches aufzufinden sei, und da ich vernahm, dass sich ein solches in der Bibliothek zu Erfurt befinde, schrieb ich sogleich dahin und bekam in der Antwort eine aus- führliche Beschreibung des dortigen Exemplars, in welchem ebenfalls die letzten Blätter herausgeschnitten sind. Es scheint also, dass Seeligmann selbst die Scheere anlegte, damit sein Geheimniss nicht in die Welt gehe. 3) Vermuthlich mit Bolus, der sich äusserst fein zertheilen lässt und den Firniss sehr ffut annimmt. 314 V. P e r g e r. Dass diese Tafeln Naturabdrücke sind, beweisen nicht nur die Vertiefungen, welche durch die Stengel und Mittelrippen im Papier hervorgebracht wurden, sondern ganz vorzüglich die Feinheit und Zartheit der Adernetze, welche durch Menschenhand nie mit solcher Genauigkeit nachgeahmt werden können. Auch ergibt sich bei der Untersuchung mit dem Vergrösserungsglase keine Spur von einer Ätzung, noch von einer Führung des Grabstichels oder der Radir- nadel. Was aber besonders wichtig für die Geschichte des Pflanzen- abdruckes erscheint, ist das, dass die metallenenMatrizen dieser Seligmann'schen Blätterabdrücke in der königl. Bibliothek zu Kopen- hagen aufbewahrt werden , wo sich ebenfalls ein Exemplar dieses merkwürdigen Buches befindet. Im Jahre 1750 sieht Uffenbach bei I. Aymon im Haag eine Sammlung von Pflanzenabdrücken, welche der Botaniker Paul Hermann gemacht hatte i). Im Jahre 1757 erschienen bei dem Buchdrucker T r am p e in Halle zwölf Centurien von Pflanzenabdrücken, welcbe auf Anrathen des Geheimrathes Büchner und mit Beihilfe des Professors Lud- w i g verfertigt wurden. Die erste Centurie führt den Titel : Joh. Hier. Kniphofii Botanica in originali seil Herbarium vivum, in quo plantarimi, tarn indigenarum quam exoticarum peculiari quadam et operosa enchiresi, atramento impressorio obductarum, nominibiisque suis, ad methodum illustrium nostri aevi Botanicorum Linnaei et Ludwigii insignitarum, elegantissima ectypa exhibentur , opera et studio Joannis Godafredi Trampe Typographi Halensis. Hulae 1737. fol. Die verschiedenen nach- folgenden Centurien tragen die Jahreszahlen 1750, 1760, 1761, 1762, 1763 und 1764 3). Ebenfalls im Jahre 1757 erschien zu Berlin eine „Flora Berolinensis , das ist: Abdruck der Kräuter und Blumen nach der besten Abzeichnung der Natur, zur Beförderung und Erkenntniss des Pflanzenreichs, veranstaltet von der Realschule in Berlin." Jedes Blatt war mit dem Linnaeischen Namen der Pflanze und jede Centurie mit einem Register versehen. Die Herausgabe dieser Abdrücke ver- anlasste der Oberconsistorialrath und Director der Realschule Joh. 1) V. Uffenbach, Reisen nach Frankfurt und Leipzig, HI, p. 488. 2) Vgl. J. B a u m g a r t e n' s Nachrichten von merkwürdigen Büchern, 30. Stück. Halle 1736, p. 187 ff. Margiiialieu zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 313 Juda Hecker, verfertigt wurden sie von dem Hofbuelidrucker Henning, welcher schon 1741 ähnliche Versuche gemacht hatte. Es erscheinen dreiCenturien. Berlin 1757 bis 1758, fol. In den Jahren 1760 bis 1764 gab der schon oben erwähnte Buchhändler Trampe unter der Leitung des Professors Ludwig abermals eine Reihe von zweihundert Pflanzenabdrücken heraus, die in acht Fascikeln erschienen, colorirt wurden und Nachrichten über die Pflanzen in lateinischer und deutscher Sprache brachten. Das Werk führt den Titel: Ectypa vegetabilium, usibiis medicis praecipue destinatorum et in pharmacopoliis obviormn variisque modis praeparaforiim, ad natiirae similitudinem expressa, accedit eorundem cultui^ae, pro- prietatum viriumque breves descriptio , moderante Christ. Gottl. Ludwig. Impressit Jon : Godofr : Trampius. Die k. k. Hofbibliothek besitzt davon die vier ersten Fascikel (Fasel, Tab. 1—25. Fase. H, Tab. 26—50. Fase. III, Tab. 51—57 und Fase. IV, Tab. 58—100). Im Jahre 1763 bringt die Gazette salutaire (N. U) ein : „Becette pour copier toutesorte de plantes sur du papier,commu- nique ä laSociete de Dublin pur Mr. Guilliaume Neioby ." Im Jahrgang 1773 der „ökonomischen Nachrichten der patrioti- schen Gesellschaft von Schlesien" (1 1 . u. 12. Stück) ist die Weise ange- geben, wie Pflanzen auf einen Bogen Papier abgedruckt werden können. Im Jahre 1777 erschienen zu Hamburg: Icones plantarum , partes colorem magnitudinem, et habitum earum examussim exhibentes, adjectis nominibus Linnaeanis, edi- deriint P. P. Giesecke, J. D. Schnitze, A. A. Abendroth et J. V. Back. Opera et sumptibus J. von Döhren *)• Um 1780 erschien nach der Angabe Cober's^) ein Werk mit Kräuterabdrücken in drei Fascikeln jeder zu 25 Tafeln. Die erste Pflanze ist Boei^havia hirsuta und die letzte Fuciis siliquosus. Hüfrath Weber gibt in seinem Werke „Bekannte und unbe- kannte Fabriken und Künste" (Tübingen 1781, 8»., p. 279) ebenfalls eine Anweisung Pflanzen abzudrucken, und zwar wieder in der alten Weise des Alessio Pedemontese. 1) V. Beckmann, Phys. ökon. Bibliothek, T. 8, 1 Stück, p. 121 ff. 2) V. H. V. Cober'sßüchersammluug zur Naturgeschichte 1782. 8", p.491, N. 37. — Krünitz, Encyclop. T. 48, p. 83. Sitzb. d. mathem.-naturw. CI. XXVIll. ßd. Nr. 4. 23 316 V. P e 1- g e r. Der Provisor der Hofapotheke zu Mainz, Ernst Wilhelm Marti US edirte 1785 seine: Neueste Anweisung Pflanzen nach dem Leben abzudrucken. Wetzlar 1785, 8^., wobei auf einem Quartblatte Agrimonia Eiipa- toria L. abgedruckt ist. Als Martins die Kniphofschen Abdrücke sah, bekam er Lust, dergleichen selbst zu versuchen, sie wollten ihm aber nicht gelingen bis er zu Nürnberg bei dem Apotheker Steding wieder sehr schöne Abdrücke sah, welche ein Gehilfe desselben Hr. B 00 mann gefertigt hatte. Nun verlegte er sich mit grösserem Eifer darauf und brachte bis 1777 zweihundert Pflanzenabdrücke in Quarto zu Stande, welche er dem Professor Hornschuh in Coburg zum Geschenke machte. Er fertigte zu Erlangen 1778 wieder eine Reihe von 112 Pflanzenabdrücken, worunter zwölf von Moosen abgezogen waren und schenkte sie dem Dr. Bartholdy zu Colmar. Von April bis November 1780 fertigte er von 300 Pflanzen zweitausend Abdrücke in klein Folio und setzte vor jede Centurie den Titel: Icones pl(mtarmn originales, und war unermüdlich in dieser seiner Lieblingsbeschäftigung. Von 1787 bis 1793 erschienen von David Heinr. Hoppe: Ectypa plantarum Eatisbonensium , oder : Abdrücke derjenigen Pflanzen, welche um Regensburg wild wachsen. Erstes bisachtes Hundert. Verfertigt und verlegt von Job. Mayr, Schriftstecher und Kupferstecher in Regensburg. (Vifl. Vol. 52 pag. 800, Tab.) Zu Halle war Junghanns in diesem Fache thätig; er gab Icones 'plantariim rariorum und Icones plantarum officinalium heraus. Beide Werke sind (Halae) 1787 und in Folio gedruckt. Gütle in seinem Werke über die Kupferstecherei und den Kupferdruck bringt (T. HI, p. 119, §. 170) ebenfalls eine Anweisung Pflanzen abzudrucken und zwar nach der Angabe des Martins. — In demselben Jahre gibt Hoppe seine „Ectypa plantarum selec- tarum" (Regensburg 1796, fol.) und Ulitsch seine „botanischen Schattenrisse" (Torgau 1796, 4».) heraus. Im folgenden Jahre erschien bei Joh. Friedr. Korn d. ält: eine (anonyme) : „Sammlung von fünfzig in Kupfer gestochenen Abdrücken der vorzüglichsten inländischen Laubhölzer" i)- 1) Breslau, Hirschherg und Lissa in Süd-Preussen 1797, 8". Marginalien zur Geschiciite der polygraphischen Erfindungen. 31 T Dieses Büchlein ist, obgleich es nur, wie schon der Titel sagt: Copien von Blätterabdriicken enthält, doch in so ferne interessant, als der Verfasser i) sagt: dass er nicht nur Schmetterlinge, sondern auch andere Gegenstände mittelst einer Masse nach der Natur abzudrucken im Stande sei. Er fasste, durch den Professor Pflaumer zu Erfurt angeregt, das Vorhaben, ein botanisches Hand- buch oder Lexikon mit derlei Abdrücken herauszugeben ; die Sache ist aber vermuthlich nicht zur Ausführung gekommen. Im Jahre 1798 erschien zu Brandenburg ,1. H. A. Dunker 's „Ptlanzenbelustigung oder Anweisung Avie man getrocknete Pflanzen auf eine leichte und geschwinde Art sauber abdrucken kann." Diese Schrift enthielt fünf schwarze und fünf coiorirte Abbildungen und erlebte zwei Auflagen 2). In demselben Jahre edirte Job. Mayr eine „Flora Deutschlands in schwarzen Abdrücken von den Pflanzen". Regensburg 1798 — 1799, fol. Er lieferte zehn Hefte. Im Jahre 1809 gab Graumüller eine „Neue Methode von natürlichen Pflanzenabdrücken in- und ausländischer Gewächse" heraus s). 1810 wird von dem Apotheker Joseph Schuppe berichtet, dass er im Stande sei. Pflanzen auf Papier, Musselin und Seidenzeuge abzudrucken*). In demselben Jahre edirt Marcellin Bonnet seine „Facies plantarum" (Carcassone, fol., drei Fascikel mit 45 colorirten Tafeln). 1814 Gibt Opp „neue Pflanzenabdrücke, die in- und auslän- dischen Gräser enthaltend" heraus (Jena 1814, fol. 2 Hefte mit 50 Tafeln). 1) P. 9. 2) Busch, Almanach der Fortschritte. T. 4, p. 76. 3) Jena 1809. 4*. 1. Heft mit 12 Tafeln. Im Jahre 1809 erfand ein gewisser A... von G . . . das Abdrucken der Muster von gestickten Kleidern , Kanten oder Spitzen (V. Beiträge zur Belehrung und Unterhaltung I. St. 1809, p.ll, 12.— Busch a. a. 0. T. 13, p. 563). Er legt feines Papier auf die ausgebreiteten Spitzen und überfährt dieses so lange mit einem Zinnlöffel, bis sich die Spitzen durchdrucken und diese erhöhten Stellen von Zinn geschwärzt erscheinen. Es ist dieses nur ein Spiel, aber doch immer ein Vorläufer des Spitzenabdrucks in Blei , der vor beiläufig zwan- zig Jahren in Frankreich zu Beilagen für Müdezeitungen benützt wurde. Auch bei dem „Naturselbstdrucke" der k. k. Hof- und Staatsdruckerei werden die Pflanzen zuerst in Bleiplatten abgedruckt und diese dann in den galvanoplastischen Trog gebracht. "*) Arnstädtische Zeitung nebst wöchentlichen Anzeigen und Nachrichten. 13. Woche, 1810, p. 114. 23* 318 V. Per -er. Im Jahre 1828 betrat der Pflanzenabdruck, welcher bisher nur mit geringen Modificationen in der alten Weise betrieben wurde, einen neuen Boden, nämlich den der Lithographie und Herr Ch. d' Aiguebelle war es, der zuerst auf den Gedanken gerieth, die eingeschwärzten Pflanzen auf den präparirten Stein überzutragen und diesen dann , nach der Art wie Kreidezeichnungen behandelt werden, zu ätzen und zu drucken. Er gab eine Auswahl von zwanzig Pflanzen unter folgendem Titel heraus: „Homographie , ou ChoLv de 20 plcmtes indighies et colo- niales; par brevet d' invention, de perfectionnement et d' impor- tation. Dediee ä S. A. R. Madame duchesse de Berry." Gr. in fol. sur papier Jesus d' Annonay. Paris 1828. Diese lithographischen Pflanzenabdriicke erregten Aufmerksam- keit und das Bulletin des sciences naturelles (Paris 1829, p. 104) sagt: „Mr. d' Aiguebelle imprime non-seulement les feuilles, mais encore les tiges, les branches et toutes les parties de la plante sur la pierre lithographique , qui les transporte avec tonte la perfec- tion possible sur le jyapier, en presentant les parties les plus de'li- cates et les plus compliquees de V Organisation vegetale, dont les details ne peucent etre saisis par V oeil du dessnateur le plus excerce, et que le burhi ne paurrait jamais rendre completemeiit et avec la meme fidelite." Trotz dieses Lobes war die Commission, welche von der Pariser Akadamie der Wissenschaften ernannt wurde, um den Werth dieser Erfindung in Betreff" der Botanik zu erörtern, der Meinung: „Que cette methode, meme en y joignant le secours du dessein ne pourrait donyier que des resultats inferieurs ä ceux que Vo7i peut obtenir de la gravure et de la lithographie ordinaire. " — Und man glaubte, dass diese „Homographie", wenn sie vervoll- kommt würde, nur dadurch eigentlichen Nutzen bringen und mit Vortheil angewendet werden könne, wenn man sie zum Zeugdruck oder zu Tapisserien benützte, wobei der geringe Erzeugungspreis von Wesentlichkeit wäre. Während nun das Abdrucken von Pflanzen immmerfort geübt ward, Hess man auch das Skeletiren der Blätter nicht ausser Augen. Der berühmte Anatom Ruysch verlegte sich mit Eifer auf diesen Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindungen. 319 Gegenstand und gab in seinem „Thesaurus anatomiciis novtis" *) die Abbildungen folgender Blatterskelete heraus : A. Sceleton potius exuviae foliorum Hederae arboreae. B. Sceleton folii Populi nigrae. C. Sceleton folii Pyri sacchari und D. Sceleton folii Fagi nigrae. Auch er, der wie bekannt, sehr ehrgeizig war, wollte ein Opun- tienblatt skeletiren, und nachdem es ihm gelungen war, Hess er es in derselben Schrift (Tab. III) abbilden und zwar mit den Worten : Exuviae Opuntiae Americanae spinosae in IV. lamellas divisae. Ja er ging noch weiter und verlegte sich sogar auf das Skele- tiren von Früchten "). — Gabriel Clauder verwandelte Wein- blätter, den Kelch und das Folliculum der Judenkirsche (Halicacahum) und eine Wurzel von Cicuta in „ein völliges Netz" s). Der Apotheker zu Amsterdam Albert Seba verstand es ebenfalls, die Pflanzen zu skeletiren *) und in seinem „Locupletissimi riatiiralium Thesauri Tomus 7.5) sind zehn Skelete von Früchten und drei von Wurzeln abgebildet 6). Bei diesem Skeletiren der Blätter fand Samuel Christian Holhnann'?), dass das Blätterskelet doppelt sei, das heisst, dass es aus zwei Schichten, einer oberen und einer unteren, bestehe, die sich durch Maceration von einander trennen lassen; er bemerkt ferner, dass das eine dieser Netze (das obere) concav und das andere (untere) convex sei, beide aber vollkommen auf einander passen «). 1) Amstelodarai 1728. 4». Tab. I— III. 2) Die Tab. II (ibid.) zeigt die Exuviae Pyri sacchari. „mit den Saftgefässen und denen reptatus." Abraham Vater schrieb von Wittenberg aus (21. Octob. 1726) an Ruysch, lobte ihn sehr und frug ihn, wie es denn möglich sei, dass er mit so grosser Zartheit arbeiten könne, worauf Ruysch (2. Feh. 1727) unter anderem auf etwas misteriöse Weise antwortet : „ me non esse hujus opificii auctorera, sed satellites mei, puta aniraalcula, quae tunc temporis in usum revocaveram." Vielleicht liess er sich vom Mehlwurm oder von der Ameise helfen. 3) Ephemerid. N. C. Dec. 11. Anno IV, p. 28a. 4) Philosoph. Transaetions. Vol. 36 for the years 1729— 1730. p 441. *) Amstelodami 1734. fol. reg. 6) Ibid. die Blatterskelete Tab. 111, Fig. 2; Tab. IV, Fig. 1 — 10; Tab. V, Fig. i— 10; Tab. VI, Fig. 1—5. Die Wurzel sk e I ete: Tab. II, Fig. 1,2,4. Die Ske- lete der Früchte: Tab. I, Fig. 1—9; Tab. HI, Fig. 3, 6, 9 und 10. ') Professor derLogik und Metaphysik in Göttingen. 8) V.Philos. Transact v. 1741, N- 461, p. 789. Tab. IV. Hier ist dieses Doppelnetz durch acht Figuren erläutert. — Zu denjenigen , die sich mit dem Skeletiren der Blätter 320 V. P er g- er. Marginalien zur Geschichte der polygraphischen Erfindung'en. Auch der Kupferstecher Seligmanii unterscheidet in seinem oben angeführten Werk das obere von dem unteren Blattnetz und bezeich- nete desshalb die Abdrücke der unteren Netzschichte mit einem Sternchen. Der Letzte, der sich, und zwar aus gleichem Grunde wie der eben genannte Seligmann, nämlich um möglichst vollkommene Abdrücke zu bekommen , mit dem Skeletiren der Blätter befasste, war Tommaso Luigi Berta, welcher im Jahre 1830 seine: „Iconograßa del sistema vascolare delle foglie messo a nudo ed impresso" (Parma 4".) herausgab. Das Buch enthält sechszig Tafeln mit Blätterabdrücken. Erlernte das Skeletiren der Blätter (V.pag. 6) von seinem Oheim, dem Pater Zaccharia, erfand sich aber eine neue Methode, durch welche er (pag. 7) in Stand gesetzt war, das Gerippe eines Blattes binnen zwanzig Minuten darzustellen. Er umgeht aber die (jedenfalls wünsehenswerthe) Darlegung dieser Methode, indem er (pag. 11) sagt: „NoH credo iiecessario lo esporre il processo dt cid io mi valgo per mettere a nudo il sistema vascolare delle foglie, perocche i jirogressi odierni della chimica nori solo possono facilmente quello suggerire, ma qualche altro forse migliore; d\dtronde anche col metodo del Seba si possono attenere degli scheletri di una maravigliosa bellezza." Berta's Blätterabdrücke sind nach denen des J. Michael Selig- mann unstreitig die besten *) und er schliesst den Beigen derjenigen, der sich vor dem „Naturselbstdruck" der k. k. Hof- und Staats- Druckerei daran wagten, die Pflanzen selbst zu polygraphischen Zwecken zu benützen. befassten, gehört auch Johann Andreas Biber zu Gotha, welcher (vgl. Göttinger ge- lehrt. Anzeigen, 1774, 12. Mai. 37 Stück, p. 481) der Societät der Wissenschaften zu Göttingen eine Decurie von Blätterskeleten zusandte. Sie waren sehr nett gemacht, lagen auf schwarzem Papier und wurden durch schmale Streifen derart darauf fest- gehalten, dass man sie herausziehen und auf beiden Seiten betrachten konnte. Doch war das Ganze mehr ein Spiel als eine wissenschaftliche Arbeit. *) In dem Exemplare, welches sich in der k. k. Bibliothek des botanischen Gartens der k. k. Universität belindet, sind folgende Abdrücke die gelungensten: fol. 26- Laurus indica, fol. 34. Pyrus communis, fol. 33. Populus alba, fol. 43, Crataegus Crus galli, fol. 44.Carpinus betulus u. s. w. A. Bone. Über die Erdbeben im December 1837 elc. 321 Über die Erdbeben im December 18S7 y dann im Jänner und Februar 18S8. Von dem w. M. Dr. A. Bone. (Vorgelegt in der Sitzung vom 11. Februar 1838.) Als Folge meiner Bemerkungen über Erdbeben fühle ich mich bewogen, die Ciasse auf den besondern Cyklus von Erdbebenwahr- nehmungen aufmerksam zu machen , in welchen wir uns jetzt gerade befinden. Augenscheinlich erstrecken sich diese Bodenbewegungen auf eine Region des Erdballs, welche von S. nach N. mehr Raum als von 0. nach W. einnimmt. Leider haben wir darüber nur die in Europa gemachten Beobachtungen, da Afrika als Beobachtungsland uns noch zu wenig aufgeschlossen ist. Die Grenzen der jetzigen Erdbebenwahrnehmungen scheinen in ihrer Längenausdehnung der südliche Tlieil des mittelländischen Meeres in seiner Mitte so wie die norddeutsche und sarmatische Ebene zu sein, M^äbrend die Breite der gerüttelten Region ungefähr durch die 10 und 20" Greenwicher öst- licher Länge bestimmt wäre. Welche aber die wirklichen Grenzen dieser Phänomene sind, bleibt uns verborgen, weil wir noch keine genügende Anzahl von Seismometren an vielen Orten in Europa besitzen. Dann kann die Lage der Erdbeben-Ursache grossen Verschiedenheiten in der Tiefe im Innern der Erde unterworfen sein, so dass die Bewegungen des Bodens nur hie und da den Menschen Avahrnehmbar werden können. Doch vernimmt man schon, dass selbst jenseits der norddeutschen Ebene, in Scandinavien , auch Erdbeben gespürt wurden; so z. B. den 3. Januar zu Walla im District Wudsbo, zu Bergskyrka auf Bil- lingen, so wie an mehreren anderen Orten in West-Gothland. Diese Localitäten liegen aber gerade in der nördlichen Verlängerung unserer Zone. Der Anfang dieser Erdbebenreihe scheinen diejenigen vom 10. Juni 18S7 zu Fiume, von 7. October zu Cettinje in Montenegro, 322 A. B o u e. vom 20. October zu Triest und vom 15. December zu Creta gewe- sen zu sein. Später kamen die neapolitanischen Erschütterungen vom 16., 17., 19., 20. bis 29. December, dann dieses Jahr die im Januar und besonders den 24. — 2S. Februar, so wie auch den 4., 5., 6. und 9. März (in der Provinz Basilicata), so wie die den 21. Februar zu Corinth und Athen. Wie es scheint sind sie noch jetzt nicht ganz vor- über. Gleichzeitige Bewegungen wurden in der nördlichen Fortsetzung unserer eben begrenzten Zone hier und da gespürt, so z. B. den 10. December zu Komorn, den 20. December zu Agram in Croatien, den 24. — 25. December zu Windischgarsten, so wie in mehreren Or- ten Obersteiermarks, Kärntens und Krains, den 28. — 29. December zu Zara in Dalmatien und Rosegg in Krain u. s. w. Dann kamen dazu die zahlreichen Bewegungen im Monate Januar dieses Jahres, welche sich vorzüglich im nordwestlichen L'ngarn (Sillein u. s. w.), österreichischen Schlesien und im westlichen Galizien stark ausge- drückt haben, wie besonders am 15. Januar. Aber es wurden auch schon den 8. Januar Erdbeben in Krain gespürt. In Wien wurden Bewegungen den O.Januar um 10 Uhr Abends wahrgenommen, und um Mitternacht auf der Wieden und in der Josephstadt; den 10. Ja- nuar war ein Erdbeben in Agram, den 26. eines inParma, den 28. Ja- nuar eines um Passau herum und den 21. Februar 8 Uhr Morgens eines zu Gradiska in Croatien. Die übrigen Erdbewegungen des Jahres 1857 fanden nur meh- rere Monate früher Statt, wie z. ß. den 27. Januar zu Lyon, den 7. und 9. März zu Laibach und Triest, den 8. April zu Stanz und Vaitsch in Steiermark, den 7. Juni zu Judenburg um 10 1/3 Uhr Abends, und zu Mittweida und Dresden um 3 Uhr, zu Zwickau um 3 Uhr 15 Min., den 10. Juni zu Fiume und den 27. Juli in Belgien und in dem preussischen Rheinlande. Obgleich Erdbeben den 17. September 1857 zu Konstantinopel und im October in Georgien stattfanden, möchte man kaum geneigt sein, unsere eben erwähnte Erderschütterungszone mit der mehr östlichen zwischen 25 und 45" Greenw. östl. Länge zu vereinigen, welcher eine merkwürdige Reihe von Erdbeben im Jahre 1856 ange- hören. Ich habe besonders die Bewegungswahrnehmungen im Sinne, welche am 12. October in Ägypten, im Archipel oder überhaupt im östlichen Theile des mittelländischen Meeres stattfanden, so wie diejenigen vom 15. November auf Rhodus und vom 26. December in Ül)er die Erdbeben im December 1857, Jänner und Februar 1838. oZo Tiflis. Zu dieser Zone könnte man auch das Erdbeben am 23. Fe- bruar in Bucbarest zählen. Doch muss ich hervorheben: 1. dass die Erschütterungen vom 12. October 18S6 sich bis Tirol und Zittau, so wie nach Malta oder bis zu der südlichsten Grenze unserer jetzi- gen Erschütterungsregion erstreckten, und dass den 21. — 22. Februar 1858 um 3 Uhr Morgens ein Erdbeben zu Beaupreau in Bretagne gespürt und Corinth denselben Tag zerstört wurde ; 2. in jenem Jahre (1856) empfand man manche Erdbewegungen in unserer Region, wie z. B. den 9. Februar zu Klagenfurt, den 5. — 6. April in Kärn- ten, den 14. Mai, 22. Juni und 20. August im nördlichen Ungarn, den 16. September zu Triest, den 12. October zu Reuti im nörd- lichen Tirol, den 9. November in Krain, den 9. — 10. November zu Triest, den 15. December zu Riva im südlichen Tirol u. s. w.; viel weiter westlicher aber gab es den 12. Januar ein Erdbeben zu Lis- sabon in einer ganz anderen Region; 3. ausser diesen Erdbeben wurde der Erdboden etwas mehr westlich und nordwestlich, beson- ders in der Nachbarschaft des 10. Längengrades, oft und stark ge- rüttelt. Diese Bewegungen bilden namentlich nur einen Theil der Erdbeben in Wallis, so wie auch in Graubünden. Diese zeigten sich besonders heftig den 5. Januar und am 20. — 31. December 1856, so wie vom 17. — 28. Januar im ersten Lande. In Graubünden ver- spürte man solche Bewegungen noch am 28. August 1857. Über- haupt scheint seit 1855 in jener Zone, vorzüglich im nördlichen Italien und der Schweiz, so wie auch im südwestlichen Deutschland, eine besondere Erschütterungsthätigkeit entstanden zusein, welche noch nicht gedämpft ist, indem in demselben Jahre 1855 eine ähnliche in der europäischen und asiatischen Türkei, vorzüglich aber in Alba- nien und am Bosphorus sich offenbarte (s. Sitzungsberichte 1851, Bd. VII, S. 776), und unsere jetzige gerüttelte Zwischenzone damals auch nicht ruhig blieb. Wenigstens können wir von den folgenden Erdbeben berichten, namentlich den 26. Januar und den 17 — 18. März in mehreren Orten Kärntens, den 8 — 9. Februar zu Triest, in Krain und in Steiermark, den 20. April zu Bagusa, den 13. September zu Cilli U.S.W. Die Bewegung vom 25. — 26. Juni 1855 soll auf einer Ausdehnung von 5400Q. -Meilen zwischen dem 221/3 und 281/3" östl. Länge und dem 441/3 und 5Ü1/3O nördl. Breite gespürt worden sein. Diese neuen Erdbeben geben uns Anlass zu folgenden Bemer- kungen. Erstlich fliesst daraus wieder die vollkommene Bestätigung 23** 324 A. B o u e. der Ansieht, dass Erderschütterimgen besonders an gewissen Punk- ten viel leichter und darum viel öfters als anderswo empfunden werden. Diese Gegenden sind vorzüglich die am meisten von früher her gespaltenen oder die in ihrer regelmässigen Schichtung am meisten gestörten Felsenpartien. Zweitens ist die normale Richtung der Stösse immer von Süden nach Norden oder von Norden nach Süden oder mehr oder weniger nach Osten oder Westen gerückt, wie den 18. März 1855 zu Murau, den 15. März 1856 zu Aflenz, den 24. December 1857 zu Rosegg, den 21. — 22. Februar 1858 zu Reaupreau u. s. w., aber in von Osten nach Westen sich erstreckenden Gebirgen, wie in den Alpen u. s. w., verlängern sich die lateralen Oscillationen oft von Osten nach W^e- sten, wie es wieder in den Erdbeben am 26. Januar 1855 zu Villach, den 18. März 1855 zu Klagenfurt, den 24. December 1857 zu Win- dischgarsten, den 5. Februar 1858 um 41/3 Uhr Morgens zu Aarau, um 4 Uhr 10 Min. zu La Chaux de Fonds, den 8. März um 41/3 Uhr Morgens zu Algers u. s. w. der Fall war. Drittens scheinen Geräusche und selbst Detonationen ganz be- sonders in solchen Gegenden vorzukommen, wo tiefe Thäler oder Schluchten nur den obersten Theil von Spalten bilden, welche weit in das Innere der Erde dringen oder spaltenreiche zerrüttete Fels- massen charakterisiren. Solche Beispiele haben uns die letzteren Jahre mehrere geliefert, so z. B. das Erdbeben den 10. Juli 1850 zu Görz, das den 8. October 1852 zu Laibach, das den 16. Januar 1853 zu Rann in Steiermark; die des Jahres 1855 den 26. Januar zu Villach und Tarvis, den 18. März zu Turrach und Murau in Steier- mark, den 13. September zu Cilli; die des Jahres 1856 den 9. März zu Laibach, den 15. März zu Atlenz, den 12. October zu Reuti in Tirol, den 9. November zu Laibach; die Erdbeben des Jahres 1857 den 19. Juni zu Judenburg und den 24. December zu Lienzen und Admont; die des Jahres 1858 den 8. Januar zu Rosegg in Krain, den 19. Januar um 5 Uhr Morgens zu Agram, den 28. Januar bei Passau, den 4., 5. und 6. März zu Viaggiano, Potenza und Sagonara in der neapolitanischen Provinz ßasilicata und den 28. März zu Pinarolo in Piemont. Alle diese Gegenden fallen in der Kategorie der bezeich- neten dynamisch-modificirten Erdgegenden, und oft sind sie selbst nur die Kreuzungspunkte von mächtigen Spaltenthälern, wie bei Tarvis, Komorn u. s. w. über die Erdbeben im December 1837, Jänner und Februar 1838. O/CÖ Viertens scheinen der donnerartige Lärm und die Detonationen bei Erdbeben eher Gasentwickehingen als elektrischen Enthidnngen zugeschrieben werden zu können, denn obgleich letztere sich auch bei Erdbeben ereignen mögen, so erinnert der Lärm der Detona- tionen zu sehr an den einer Gas- oder Pnlverexplosion. Wahr- scheinlich erzeugen die nicht weit unter der äusseren Erdhülle vor sich gehenden chemischen Processe Gasarten, welche dann nur mühsam durch Spalten entwischen können. Wenn ich aber genügende Beispiele von Detonationen gegeben habe und wir solchen neuerdings noch aus der Gegend von Passau erfahren, so wird es wohl Niemanden mehr einfallen, die Detona- tionsphänomene auf der Insel Meleda und überhaupt in Dalmatien für nichts weiter als einen Schwärzerspuck zu erklären. Möglich ist es allerdings, dass solche gesetzwidrige Handlungen durch Niichahmung der Naturphänomene das eine oder das andere Mal erleichtert wurden, aber diese für Meleda behauptete Anomalie ist weit entfernt, das wahre Vorkommen von Detonationen bei Erdbeben anderswo und selbst auf Meleda und in der Umgegend von Ragusa zur Unwahrheit zu stempeln. IV Vorgelegte Druckschriften. Nr. 4. Akademie der Wissenschaften in Berlin. Abhandlungen 1856. Monatsberichte, October, November 18S7. ßauzeitung, 1857. Heft 11, 12. Atlas. Nr. 11, 12. Cosmos. Vol. 12, Nr. 2—5. Flora, Neue Reihe. XV. Jahrgang. Nr. 1 — 48. Gazette medicale d' Orient, 1858. Nr. 10. Lotos, VII. Jahrgang 1857. December. Reichsanstalt, k. k. geologische, Jahrbuch der. VIII. Jahrgang, 1857. Juli, August, September. Society, royal; Philosophical Transactions. Vol. 146, part. 2, 3. — Proeeedings. Nr. 23—26. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXYIII. BAND. SITZUNG VOM 11. FEBEUAK 1858. N? 5. 24 327 SITZUNG VOM 11. FEBRUAR 1838. Eiiig^esendetc Abhandlnngeu. Della lunghezza delle onde aeree, della loro velocitä nelle canne a hocca, e delT infliienza che esevcitano i varü elementi sulla loro tonalitä. Memoria VII del Prof. Zantedeschi. (Vorgelegt in der Sitzung vom 17. December 1857.) PARTE I. Della langhezza delle onde e della loro yelocitä nelle canne a bocca. Si ammette comunemeiite che la velocitä del siiono nelle canne a bocca sia la stessa che in uno spazio indefinito, in base dei calcoli dei matematici e di Duhamel precipuamente, che scrisse nel 1839. lo ho cercato di verificare questa proposizione con canne di diverse lunghezze e di difterenti lati, e dalle molteplici esperienze che io feci alla temperatura prossimamente di -\- Iß^C, ho dovuto convin- cermi non essere esatta. Questa differenza io Pattribuisco alla resi- stenza, che incontra 1' aria lungo le pareti delle canne, dalle quali e circoscritta ne' suoi movimenti. Io sono partito dalla semplice for- V mola, che non ammette eccezione : Z = — ; dove l esprime la Inn- re ghezza deironda, v la velocitä del suono, n il numero delle vibra- zioni per una data tonica eseguite in un minuto secondo. In una canna impertanto della lunghezza di 1™90; della profon- ditä di Ol'lS e della larghezza di 0?10, che dava la fondamentale di 128 uguale ad otto piedi in arte, io ebbi per la temperatura di 24* 328 Zantedesclii. 340 + 160 C. circa: / = ——= 2'" 656; in luogo di 1?90 che rap- 128 presentano la lunghezza della canna. La differenza in lunghezza fu di O^TSe. In un'altra canna della lunghezza di 2'" 10, e del luto quadrato di O^OS per la stessa temperatura di -\- 16oC. prossimamente, io 340 ebbi : l = — — = 2'.°361; in luogo di 2'" 10, clie rappresentano la lunghezza della canna. La differenza in lunghezza fu di 0?261. In una terza canna della lunghezza di 2'" e del lato quadrato di 0?14, per la temperatura costante di + I60 C. ebbi: / == 128 2'!'6S6; in luogo di 2" che rappresentano la lunghezza della canna. La differenza in lunghezza fu di 0"" 656. In una quarta canna della lunghezza di 4? 55, e del lato qua- 340 drato di O-" 14 ebbi per la temperatura anzidetta / = — — = 5? 625; in luogo di 4™ 55, che rappresentano la lunghezza della canna. La differenza in lunghezza fu di 1';'075. In una quinta canna della lunghezza di 9'M9, e del lato qua- 340 drato di Of 14 ebbi per la stessa temperatura: l = = 10'!'625; in luogo di 9"" 19, che rappresentano la lunghezza della canna. La differenza in lunghezza fu di 1'"435. Si scorge impertanto che la lunghezza dell' onda nelle canne a bocca e sempre minore della lunghezza dell' onda in uiio spazio inde- finito, e che varia pure al variarsi della lunghezza della canna, rima- nendo costante il lato quadrato. Impertanto in luogo di v = 340" 00 pel l. esperimento si ebbe „ = 2431' 20 „ II. „ „ „ „ = 302» 40 « III. „ „ „ „ =256-00 „ IV. „ „ „ „ = 290-20 „ V. „ „ „ „ =294-08. PARTE n. Deir Influenza, che esercitano i varii elementi delle canne a bocca sopra 1 loro toni. Questo argomento e stato studiato da varj fisici sperimentatori e da geometri i piü distinti, come abbiamo dalla storia dell' Acustica ; Della lunghezza delle onde aeree, ecc. 329 A. B. C. D. per ciii io vi metto mano con molta temenza, sembrando forse pre- sunzione la mia, percorrere di iiuovo questa parte di aeiistica segna- lata da tanti lavori. L' ommissione tuttavia riscontrata di taluni degli elementi m'inspirö fidueia ad entrarvi con molta cauteia e circos- pezione. Le mie investigazioni si estesero impertanto alla lunghezza, alla profonditä, alla larghezza, alle bocche, alla direzione del velo aereo, e alle difFerenti posizioni della boeca, ritenute le pressioni costanti. Deir infloenza della Inngbezza. II numero delle vibrazioni nelle canne a boeca non segue precisamente la ragione inversa delle lun- gbezze, come nelle cor de. Io ho verificato una tale proposizione con quattro canne paral- lelepipede, che denominerö A, B, C, D, delle quali seguono le dimensioni : lunghezza . . . 0,445 larghezza . . . 0,040 profonditä . . . 0,040 spessore .... 0,007 lunghezza . . . 0,330 larghezza . . . 0,030 profonditä . . . 0,030 spessore .... 0,007 lunghezza . . . 0,330 larghezza . . . 0,030 profonditä . . . 0,030 spessore .... 0,007 lunghezza . . . 0,330 larghezza . . . 0,038 profonditä . . . 0,038 \ [ spessore .... 0,007 La prima e la seconda di queste canne erano aperte, la terza e la quarta erano chiuse nella parte superiore. Vengo ora ai particolari di cadauna. La canna A diede per tono fondamentale il mi* del do di due piedi uguale a 614,4 vibrazioni, e spingendo Taria con maggior impeto form il tono delTottava acuta, ossia mi'' del do di un piede uguale a 1228,88 vibrazioni. 330 Z ii II t e d e s c h i. Ottenuta l'ottava acuta, fu levata la parte superiore della canna, e il tono sensibilmente non si cangiö. Ora misurando le due parti della canna si ritrovo che la lunghezza di qiiella annessa alla bocca era di 0"18, e quella della parte levata era di 0™265. La lunghezza della canna annessa alla bocca fu minore della parte superiore levata di 0?08f>. Questo fatto comprovo che non si puö alle canne applicare la legge delle corde armoniche, che stabilisce che il numero delle vibrazioni e in ragione inversa della lunghezza della corda. La canna B forni il tono fondamentale la del do di un piede = 1706,66 vibr. Spingendo 1' aria con maggior impeto si ebbe Tottava acuta, ritenuto il diaframma aperto; ossia il la del do di un piede = 3413,33. Si osseivö qui che la toniea fondamentale la si ebbe tanto col diaframma aperto, che col diaframma chiuso. La ragione, che si ad- duce dai fisici, si e, che le onde diretta e riflessa sono equivalenti alPintera diretta. Ma osservando le dimensioni delle due parti della canna separate dal diaframma, si ritrovo che la somma delT onda diretta e riflessa e minore deli' onda intiera diretta di tutta la canna di 0'°040. Qui adunque si ebbe la riprova di quanto fu stabilito nel primo caso. La canna C forni il tono fondamentale sol # del do di un piede = 1600 vibr.; e spingendo Taria col maggior impulso, si ebbe la duodecima e la decimaseltima acute: la decimasettima perö fu poco distinta. Questi efi'etti si ottennero a diaframma aperto. A diaframma chiuso non si ebbe che la duodecima. La parte inferiore al diaframma era di 0?07S, e la parte superiore era di 0™255, cioe maggiore della prima di O'MSO. La canna D dava il tono fondamentale /«* del do di un piede = 1634,39 vibr. Spingendo Taria con maggior impeto, si ebbero la duodecima e la decimasettima a diaframma aperto; e col diaframma chiuso si ebbe la duodecima soltanto, comunque si abbia cercato di accrescere l'impulso delT aria. II diaframma era collocato a 0™057 dal labbro inferiore. Si osservö in questo caso che il diaframma era col- locato ad una distanza minore dal labbro inferiore della bocca, in eonfronto di quello della terza canna , a motivo della maggiore pro- fonditä, che aveva la quarta canna rispetto alla terza. La profonditä della quarta era di O^OSS, e quella della terza di O-^OSO. — Nella canna adunque, che aveva maggiore profonditä, si ricercö una lun- Della lunghezza delle oiide aeree, ecc. 331 ghezza minore per avere im tono imissono, in confronto di quella, che aveva ima profonditä minore. Non si trovö perö aleuna relazione determinata, perclie la differenza tra le due profonditä era di O^OOS, e quella delle lunghezze prese dal diaframma al labbro inferiore, era di O-^OIS. La non esistenza delle leggi delle corde applicata alle canne a bocca emerse ancora dalle esperienze eseguite coll'apparato idraulico di Marloye. La canna della lunghezza di 0"'32 e del diametro interno di 0?028 vuota ed intiera diede il do calante di quattro piedi uguale prossimamente a 256 vibrazioni. Riempita fino alla metä di acqua diede il /«, e per avere 11 do superiore, ossia l'ottava acuta, si do- vette portare il livello dell* acqua fino a 0'" 185, per ciii la parte vuota rimase di 0'" 135, cioe minore della metä di 0'"025. Confrontando i risultamenti ottenuti in questo modo di sperimen- tare con quelli avuti col metodo dello sdoppiamento delle ende, si riscontra una differenza; qui non abbiamo noi che il numero delle vibrazioni sia precisamente nella ragione reciproca della lunghezza delle caime; lä in quella vece abbiamo ottenuta la precisa ragione reciproca. Ma e a notarsi che nell'un caso non coesistono le onde aliquote armoniche ; e nell'altro caso coesistono. Vi ha adunque ora influenza delle parti aliquote vibranti, ed ora non v' ha questa influenza. E da questa differenza io ripeto la diversitä degli effetti avuti con i due metodi di sperimentare. Deir inflaenza della profonditä e della dlvergenza e convergenza delle pareti. Nelle canne a bocca il tono non rimane costante a costante lunghezza e larghezza, ed a profonditä va- riabile. Per verificare questa influenza della profonditä, impiegai quattro canne parallelepipede a bocca, contrassegnate dalle lettere A, B', C, D', delle quali seguono le dimensioni : I lunghezza . . . 0,600 ,. , ^ ,, ) larghezza . . . 0,040 dl abete A. / ° ,. , ^ ^ , ^ \ profonditä . . . 0,040 f spessore .... 0,006 332 Z a II t e d e s c h i. di abete B'. C. di noce / D'. lunghezza larghezza profonditä spessore . lunghezza larghezza \ profonditä ( spessore . lunghezza larghezza profonditä spessore . . 0,600 . 0,040 . 0,020 . 0,006 . 0,600 . 0,040 . 0,010 . 0,006 . 0,600 . 0,040 variabile . 0,007 La canna Ä diede il tono fondamentale si del do di quattro piedi = 480 vibrazioni. La canna B' diede il tono do di due piedi = 512 vibiazioni. La canna C diede il tono si del tipo, ossia = 480 vibrazioni. Si ha adunque che la diminuzione della profonditä sino ad un dato punto innalza il tono; e al di lä di questo punto lo abbassa, e tende a restituire il tipo. Non sappiamo perö se questo abbassamento aumenti viemaggior- mente coUa diminuzione maggiore della profonditä. La canna D' colla profonditä di 0'°045 diede calante il tipo. Colla profonditä di Of 02 si ebbe il do immediato superiore 512; e colla profonditä di Of Ol si ebbe il si crescente di un quarto, od il do calante di im quarto. Rendendo la canna a profonditä variabile , di forme divergente alla sommitä aperta, ovvero convergente, varia pure il tono: nel primo caso s' innalza, nel secondo si abbassa. Nella parte superiore si e resa la profonditä di O'f Ol, mentre alla base rimase costante la profonditä di 0?04: il tono fondamentale si (a pareti parallele) divenne il si'' calante. Adunque si abbassö di un semitono crescente. Invertendo la posizione del fondo, cioe con 0"04 alla sommitä e 0™02 alla base si ebbe il do. AI di lä di questi limiti non si e potuto sperimentare, perche la canna nun diede suono netto e distinto. Due altre canne di figura conica , contrassegnate dalle lettere Eq^F, presentarono delle particolaritä, che io non aveva potuto prevedere. Esse erano delle seguenti dimensioni : E. F. Della lunghezza delle onde aeree, ecc. 333 lunghezza 0,600 °. ^. A tipo .... 0,040 prorondita) ^ , > variata . . 0,080 all' apertura prorondita) spessore 0,007 lunghezza 0,600 larghezza ) . r^ r^,r. % ..^A tipo. . . . 0,040 proiondita) arg ezza^ j variata . . 0,080 dalla parte della bocca proiondita) spessore 0,007 La canna E diede il suono quasi inalterato del tipo ; e, piü pre- cisamente, si abbasso di un semitono dal fondamentale. La canna F diede il sol # sotto il tipo , ossia si sarebbe abbas- sato di un tono e mezzo. GH esperimenti, che ho istituiti sulPinfluenza della profonditä nel far variare il tono tipo delle canne a bocca, sono a dir vero assai limitati; e percio mi feci costruire dal sig!' Marzolo altre due canne, che avessero a dare il medesimo tono con lunghezze diverse e pro- fonditä difFerenti; ma sopra una scala piü estesa. üna canna di abete aveva la lunghezza di 1"'48, ed il lato qua- drato di 0"'04; lo spessore delle pareti era di O^OOS, e T apertura della bocca di O^OIS. Essa diede il la del do di otto piedi = 213,33 vibrazioni. 11 timbro della voce fu dolce e netto. Facilmente essa diede, spingendo Taria con maggior impeto, l'ottava, la dodicesima e la quindicesima. Una seconda canna parimenti di abete, e dello stesso spessore aveva la lunghezza di 1™ e la profonditä di 0" 16, ritenuta costante la larghezza della bocca, come nella canna precedente. Questa canna diede ugualmente il la di sopra indicato. Si noti essere stato necessario stabilire in questa canna dei tra- versi di rinforzo nelle posizioni corrispondenti ai piani delT ottava e della quindicesima. Ne fu pure uno stabilito alTestremitä dell' aper- tura. Senza di questi rinforzi la canna non suonava. E collocati i traversi fuori dei piani nodali anzidetti, il suono che rendeva la canna, non era il migliore. 334 Zantedeschi. Le lunghezze impertanto di queste diie canne, che diedero il medesimo siiono, stavano fra di loro prossimamente come 2:3, e le loro profonditä come 2 : 8. Deir Influenza della larghezza. La larghezza di una canna fu studiata in due casi; in uno a pro- porzione della larghezza della canna cresceva pure la larghezza della bocca; nell'altro caso la bocca rimaneva costante, e variava la lar- ghezza della canna. II niimero delle vibrazioni sensibilmente non cangia all' aumen- tarsi della larghezza della bocca; proporzionalmente all' accresceri della larghezza della canna, poste costanti la lunghezza e la pro- fonditä. Questa legge fu comprovata con due canne parallelepipede a bocca, Ä' e 5", delle quali seguono le dimensioni: lunghezza . . . 0,600 di abete B' = 480 vibrazioni della canna larghezza . . . 0,020 profonditä . . . 0,040 spessore .... 0,007 { lunghezza . . . 0,600 j larghezza . . . 0,010 \ profonditä . . . 0,040 I spessore .... 0,007 \ '^ *■ II tono 81 del do di quattro piedi tipo di sopra descritta non si e cangiato sensibilmente, ma non rimase costante ne il timbro, ne 1' intensitä del tono. II che comproA^a che sul timbro e suH' intensitä del tono influiscono varj elementi; ma non per anco bene determinati dai fisici. Bisogna avere riguardo non solo air intensitä del movimento, alla natura della materia componente un istrumento; ma ancora alla forma e alle dimensioni. II numero delle vibrazioni, a bocca costante, varia al variare della larghezza della canna, poste costanti la lunghezza e la pro- fonditä. Per la dimostrazione di questa legge ho fatto uso di due canne parallelepipede a bocca, che denominerö C" e B" , delle quali seguono le dimensioni: Della luiiffhezza delle onde aeree, ecc. 335 di abete D' lunghezza larghezza profondila spessore . lunghezza larghezza \ profonditä spessore . 0,600 0,040; e della bocca 0,020 0,040 0,007 0,600 0,080; e della bocca 0,020 0,040 0,007 La canna C" dal do di 512 della canna lipo si abbassö al si*; e la canna D" diede un tono piü basso ancora, cioe il fa crescente. II numero delle vibrazioni cresce al diminuirsi delTaltezza od apertura della bocca; e viceversa dimi- niiisce coll'accrescersi del l'altezza od apertura della m e d e s i m a. Questa relazione fu verificata con molte canne, tra le quali ne ricordero una di 32 piedi, che col successivo restringimento della bocca diede perfino il do di un quarto di piede. Dell'inflaenza della direzione del velo d'aria sal labbro superiore della bocca nella provocazionc dei toni. Coir imboccatura universale de' fisici ho potuto determinare, che allorquando il velo d' aria e normale al labbro superiore della canna, non si ha suono ; ma che incomincia a generarsi a mano a mano che l'angolo esterno si rende ottuso, incominciando dalla tonica fonda- mentale, e procedendo nelle arnnoniche acute dodicesima, quindice- sima, diecisettesima, ecc. Deir Influenza di piü bocche sul tono delle canne. Nelle canne a piü bocche si innalza il tono fonda- mentale. lo ho verificato questo innalzamento con quattro canne parallele- pipede , che feci costruire dal signor Giuseppe Marzolo, delle quali seguono le dimensioni: lunghezza . . . 0,300 j ,,,, .larghezza . . , 0,053' , dl noce A . / ^ ,.,, /^ r.»« >» una bocca prorondita . . . 0,05o spessore 0,005 336 Zantedeschi. B' di noce / D' a due bocche a tre bocche a quattro bocche lunghezza . . . 0,300") larghezza . . . 0,053 profonditä . . . 0,053 di noce } [ spessore .... 0,005 lunghezza . . . 0,300 larghezza . . . 0,053 profonditä . . . 0,053 spessore .... 0,005 lunghezza . . . 0,300 larghezza . . . 0,053 profonditä . . . 0,053 spessore .... 0,005 La canna Ä" diede il si del do fondamentale 256. „ „ B" „ „ doUI. „ „ C" „ „ do =|=, ed un quarto. „ „ D'" „ „ do =1=» ed un terzo. Questi esperimenti dimostrano V influenza reciproca delle bocche suir accrescimento del tono fondamentale, il quäle pero non e propor- zionale al numero delle medesime. Gli esperimenti furono eseguiti coli' organo lipo del signor Marzolo. Deir inflaenza della posizione della bocca. II cangiamento della posizione della bocca importa cangiamento di tono. Per la dimostrazione di questa legge servirono due canne paral- lelepipede contrassegnate dalle lettere E' ed F', delle seguenti dimensioni : lunghezza . . . 0,300 larghezza . . . 0,040 profonditä . . . 0,035 spessore .... 0,008 lunghezza . . . 0,600 larghezza . . . 0,040 profonditä . . . 0,040 spessore .... 0,007 La canna E' aveva il labbro superiore mobile a cerniera nella direzione dello spiraglio; e la canna F aveva lo spiraglio e il labbro di abete E. di noce F'. Della lunghezza delle oiide aeree, ecc. 337 superiore mobile rispetto al piano primitivo, che era contrassegnato da 0" nella scala annessa. E noto che questo piano forma coli' asse della canna un angolo di 22" e mezzo. Mediante queste due canne si verifico che il restringimento deirapertura della bocca innaiza il tono, come superiormente fu detto, il quäle in questo caso fu di molto minore di quello che abbiamo di sopra registrato; ma abbiamo potuto convineerci che rinclinazione crescente del labbro superiore al di dentro della canna abbassa il tono fundamentale, e Tinclinazione in direzione opposta lo innaiza; ma non sempre con una regolaritä, come si avrebbe potuto a priori prevedere. lo registrerö a schiarimento di tutto questo alcuni risul- tamenti, che ottenni nelle mie investigazioni. I. CoUocato il labbro superiore nel medesimo piano dello spiraglio a 0«, diede il tono si il piü perfetto, del do 256. 11. Spinto lo spiraglio al di dentro di 2^ cessö di suonare. III. Spinto lo spiraglio al di fuori del labbro superiore fino a ö", non cesso intieramente di suonare, sebbene imperfettamente. IV. Spinto lo spiraglio ed il labbro superiore al di fuori dello zero di 18", non si ebbe suono; ma portato lo spiraglio a 16", la canna cominciö a suonare; ma pero con una specie di sbattimento. V. Portato in quella vece a 16" il labbro superiore e ritenuto lo spiraglio a 18", la canna non suonö. VI. Riducendo a 15" tanto il labbro superiore che lo spiraglio, la canna non diede suono. VII. Portati lo spiraglio ed il labbro superiore ad 8", con qualche difficoltä incominciö a suonare. E di qui il suono si rese piü completo a mano a mano che si vennero avvicinando allo zero della scala. VIII. Portati lo spiraglio ed il labbro superiore al di fuori dello zero di 23", la canna con difficoltä appena suonö. IX. Portati il labbro a 20" e lo spiraglio a 22", la canna suonö distintamente. Da questi falti si raccoglie che e meno svantaggiosa alla gene- razione del suono Tinclinazione al di fuori dello zero, di quello che sia per ugual numero di gradi al di dentro della canna. Ugualmente si vede, che un sottile velo d'aria squarciato dal labbro superiore vibra piü di quello che sia un velo piü grosso. 338 Z a n t e rl e s c h i. Rispetto poi alle variazioni, che avvengono nel tono fondamen- tale per la varia iiiclinazione del labbro superiore, noi registreremo i seguenti fenomeni: Portato ii labbro superiore al di dentro dello zero di 2«, il tono fondamentale si di sopra indicato, si abbassö di due sesti di tono. Portato il labbro superiore a 6« al di dentro dello zero, il tono si restitui a due sesti di tono, come nel primo caso. In questo terzo caso adunque con uiia maggiore inclinazione del labbro superiore air indentro della eanna, il tono fondamentale s'innalzö. Portato il labbro superiore a \S^ all' indentro dello zero, e lo spiraglio tenuto fermo a gradi 17, essi pure presi all' indentro dello zero, il tono rimase costante, come nel caso primo e terzo. Portato lo spiraglio a 15", e ritenuto a 18*> il labbro superiore, il tono non vario, ossia rimase costante a due sesti, come ne' casi precedenti. Ritenuto lo spiraglio a 15«, e portato il labbro superiore a 12*> all' indentro dello zero , il tono crebbe di una quantitä appena sen- sibile. Portato il labbro superiore a 0», e lo spiraglio al di fuori dello zero di 20", si ebbe lo stesso abbassamento di due sesti sopra il lipo si. Ritenuto lo spiraglio a 20", e portato il labbro superiore a 18", si ebbe ugualmente abbassamento di due sesti. Ritenuto lo spiraglio a 20", e portato il labbro superiore a 16", si ebbero tuttavia gli stessi due sesti di abbassamento rispetto al tipo sl. Portato lo spiraglio a 12" ed il labbro superiore ad 8", il tono non si alterö; si ebbero cioe tuttavia i due sesti di abbassamento rispetto al tipo si. La varia inclinazione del labbro e dello spiraglio rispetto al piano normale ha un'influenza assai limitata nelle variazioni di tono, Noi non abbiamo potuto ottenere che la variazione di mezzo tono. Tuttavia trattandosi di esperimenti comparativi diretti a determinare le leggi delle vibrazioni aeree rispetto alle lunghezze delle canne, alle loro profonditä e larghezze , bisogna aver riguardo che gli ele- menti della bocca sieno al tutto identici. Credesi ancora di poter soggiugnere, che si dovrebbe sperimentare con canne non solo uguali rispetto alle dimeusioni; ma ancora identiche rispetto alia materia ed allo spessore delle pareti. Tutte queste particolaritä io non le trovo Della liiiigliezza delle oiide aeree, ecc. 339 registrate nei trattatisti di Acustica , e credo che non poche discre- panze derivino da queste noncuranze. Parrä forse a taluno che io sia riuscito troppo minuto nei particolari; ma e nei particolari che ci rivela la natura le sue leggi. Sulp influenza delle dimensioni e carica del mantice io non debbo spendere parole, essendo stato questo argomento magistralmente trat- tato dal celebre F. Savart, con istrumenti manometrici della maggiore precisione (^des phenomenes de Vibration qiii presente V e'coulement des liquides par des ajoutages courts; Memoire posthume de F. Sa- vart. — Comples Rendus, tome XXX VII, p. 208, an. 1853). Nota. Io dehbo registrare qu\ in calce di questa niia Memoria tre conclusioni generali di N. Savart, delle quali io non ho potuto ritrovare negli Annali della Scienza gli esperimenti numerici, che le convalidino in tutta la loro estensione. Si fu per questa ragione che io ho intrapreso le mie investigazioni , colle quali io non intendo di menomare il merito de'fisici, che mi hanno preceduto : Recherches experimentales sur la Constitution des ondes sonores; par M. N. Savart. L'auteur resume, dans les termes suivents, le consequences qui se deduisent des recherches exposees dans son Memoire: „Soit une serie de colonnes d'air de longueurs difFerents, mais ayant toutes un meme carre pour section transversale. Si Ton met en Vibration ces colonnes d'air de teile sorte qu'il ne s'y forme q'une seule demi-onde, ou, en d'autres termes, si Ton tire de chacune d'elles le son le plus grave qu'elle puisse produire, les nombres de vibrations qu'on obtiendra ne seront pas en raison inverse des longueurs; ils dependront des rap- ports qui existent entre ces longueurs et le cote du carre transversal." „Soit, en second lieu, une suite de colon;ies d'air de meme longueur entre elles, mais dont le cote du carre transversal aille en augmentant de grandeur. Ces colonnes, mises en Vibration, comme on vient de le dire, donneront des nombres de vibrations, qui decroitront en meme temps que le cote du carre augmentera." „Soit enfin une serie de colonnes d'air ayant des longueurs differents. II sera possible de leur fair produire un meme 340 Zantedeschi. Della lunghezza delle onde aeree, ecc. nombre de vibrations, en donnant au cote de leur carre trans- versal des dimensions convenables."^ (Comptes Rendus, tome XXXVI, p. 540, an. 1853.) Da' miei esperimenti ho potuto tuttavia raceogliere: 1. ehe la hinghezza e la velocitä della colonna aerea vibrante nelle canne a bocca non sono uguali a quelle, ehe furono determi- nate da' fisici in uno spazio indefinito; 2. che il nuinero delle vibrazioni non e in ragione reciproca della lunghezza della canna in ogni caso; ma soltanto nel modo di sperimentare comune de' fisici colle troncature o coi diaframmi, come io stesso ho praticato in questa Memoria; 3. che l'infliienza delle variazioni del lato della sezione esprimente la profonditä e minore delT Influenza del lato rappresentante la lunghezza della canna a bocca; 4. che r Influenza delle variazioni del lato esprimente la larghezza della canna e nulla , allorche e accompagnata da uguali varia- zioni della larghezza della bocca; ma non cosl allorche le variazioni dell'una non sono uguali alle variazioni delfaltra; 5. che la direzione del velo d'aria sul labbro superiore della bocca concorre alla provocazione del tono e de' suoi gradi; 6. che la posizione della bocca rispetto all'asse della canna non e indifferente nella produzione del suono e della tonalitä; e che vi e una posizione determinata dai pratici , la quäle concorre a provocare il suono il piü netto e preciso ; 7. che l'influenza dell'apertura della bocca e maggiore di quella, che comunemente si ammetteva dai trattatisti. Da trentadue piedi ho potuto far ascendere il suono fino al di lä di un quarto di piede, ritenute tutte le dimensioni della canna costanti, e variando solo l'impulso dell'aria. Zantedeschi. Studio critico-speriraentale del metodo comunemente ecc. 3'il Studio critico-sperimentale del metodo comunemente segtäto dai fisici nella determinazione dei nodi e ventri delle colonne aeree vibranti entro canne a hocca. Memoria VIII*. del Professore Zantedeschi. (Vorgelegt in der Sitzung vom 17. December 1857.) (Mit 2 Tafeln.) Per lo studio di queste delicate ricerche, nelle quali io non riscontro ne tutta la desiderata ehiarezza negli scrittori, ne la piCi perfetta corrispondenza fra di loro, io credetti dover procedere ana- liticamente colla maggior possibile circospezione e diligenza, per non precipitare il mio giudizio, e per rendere quella giustizia, ehe e dovuta alla sagacia de' fisici investigatori. Feci impertanto costruire una eanna parallelepipeda A della tav. I,, aperta alla parte opposta della bocca, della quäle seguono le dimensioni: lunghezza .... l'"000 « \ larghezza .... 0.0S5 -° < profonditä .... 0.070 spessore .... 0.008 apertura della bocca 0.014 Questa canna aveva per tonica fondamentale il re un poco calante del da di quattro piedi: = 256 vibrazioni. Spingendo successivamente con maggior impeto l'aria, si ebbero i toni armonici dell'ottava acuta, della duodecima e della decima- quinta. In questa canna, che mi fu costrutta dal sig. Giuseppe Marzolo, ho fatto praticare due serie di fori, l'una sur una parete laterale alla bocca, e precisamente nelle posizioni corrispondenti ai nodi di una corda di eguale lunghezza. Questa canna, come fn esposto, era della lunghezza di 100 centimetri. Lo zero corrispondeva al labbro infe- riore, ed il cento all'estremo contrassegnante tutta la lunghezza della canna. Ora incominciando dal principio della lunghezza, il Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. XXVIII. Bd. Nr. 3. 25 342 Zantedeschi. Studio critico-sperimentale del metodo conmnemente primo foro trovavasi a 0'"20; il secondo a 0,33.33; il terzo a 0,50; il quarto a 0,66.67; ed il quinto a 0,80. Ecco impertanto le leggi , che ho potuto stabilire : Serie I. Legge prima. Si ha innalzamento di tonosopra ilfondamentale con qualsivoglia apertura di fori. Infatti il minimo innalzamento si fu dal re un poco calante al mi^ , ehe si ottenne con T apertura di cadauno dei fori estremi della canna. Legge seconda. L' innalzamento del tono fundamentale e massimo coir apertura del forocollocato alla metä della canna, 6 si abbassa regolarmente procedendo verso i due estremi, praticando successivamente le aperture de' fori. E per vero dire, il foro di mezzo diede \\ fa naturale; i due attigui il mi; gli estremi finalmente il mi''. Da queste leggi emerge chiaramente che nelle canne in due fori equidistanti dalla metä tanto aperti separatamente, che contempora- neamente danno lo stesso innalzamento di tono. Legge terza. Le aperture, che si praticano sulla parete della bocca, danno gli stessi innalzanienti di quelliche for- niscono le aperture corrispondenti praticate sopra una delle pareti laterali alla bocca. Tutti gli esperimenti eseguili sopra questa parete ci diedero le medesime note, che abbiamo di sopra esposte: mi'' ; mi; fa; mi; mi''. Legge quarta. La simultanea apertura di due fori collaterali da un innalzamento di tono maggiore, che con cadauno dei medesimi. Ciö si e verificato procedendo progressivamente colla apertura separata, e colle aperture simultanee in confronto dei tipi di un seg-uito dai fisici nella determinazione dei nodi e ventri delle cülonne ecc. 343 oraano bene reffistrato. II minimo innalzamento fu il nii'' creseente ottenuto ai due estremi della canna. Legge quinta. Ilmassimo iiinalzamento colla simultan ea apertura dei due fori coli aterali si ha pure all a metä della canna, e il minimo innalzamento alle due estremita. Infatti alla metä si ebbe il sol calante, e procedendo verso la parte superiore della canna si ottenne il fa ed il mi'' creseente. Per converso procedendo verso la bocca, o il principio della lunghezza della canna, si ebbe fa =1=, e il tni creseente. Da questa esposizione si scorge che colla simultanea apertura dei due fori collaterali non si hanno ne i decrescimenti, ne quella regolaritä che abbiamo registrata alla legge seconda. Spingendo con maggior impeto Taria nella canna cd aprendo successivamente i fori, incominciando dal primo superiore collocato ad 80 centimetri, si ottennero i seguenti suoni: coir apertura dei primo foro . . . mi'' acuto, ossia Tottava acuta, coli' apertura dei secondo foro . . re creseente acuto; coli" apertura dei terzo foro . . . re naturale; coir apertura dei quarto foro . . . re creseente acuto; coir apertura dei quinto foro . . . mi'' acuto. Legge sesta. ColTottava acuta sopralafondamentale, il minimo innalzamento s i ha a 1 1 a m e t ä della canna; e d i m a s s i m i innalzamenti si manifestano a cadauno dei due estremi con perfetta regolaritä. E la legge rovesciata registrata al numero secondo. Questa legge risulta evidente dal confronto delle due voci suc- cessivamente ottenute colle apertura separate dei fori a 0,80; 0,66.67; 0,50; 0,33.33; e 0,20. Ancor qui abbiamo confermato la corrispondenza superiormente registrata della costanza dei tono coir apertura separata e simultanea di due fori equidistanti dal medio. Ho fatto costruire dal Marzolo una canna che ho denominata B in tiitto uguale alla canna A precedente (vedi tavola I.), la quäle 2S' 344: Zautedeschi. Studio critico-sperimentale del mefodo coniunemente dava pure il siiono fondamentale re un poco calante di quattro piedi, ossia della tonica di 256 vibrazioni. Essa poteva esser divisa a 0,80: 0,66.67; 0,50; 0,33.33; 0,20; alle quali distanze furono nella canna A praticati i fori. Partendo impertanto dalla fondamentale re calante di quattro piedi; colla prima toncatura ebbi fa di quattro piedi; con due tronca- ture sol # calante di quattro piedi; con tre troncature il suono divenne sl crescente di quattro piedi; con quattro troncature il suono passo al mi imperfetto di due piedi; e finalmente con cinque tronca- ture il tono riusci indeterminato. Credo opportuno di presentare in un prospetto le variazioni comparative ottenute colle aperture dei fori e colle troncature ese- guite alle stesse distanze: Distanze Fori Troncature ^;^ r 0,80 . . m'Mi 4 piedi . . . /« di 4 piedi. -2 ^ \ 0,66.67 . mi di 4 piedi .... so/4= calante di 4 piedi. S ^ Ü \ ö,50 . . fa di 4 piedi . . . . si crescente di 2 piedi. y. V '^ 1 0,33.33 . mi crescente di 4 piedi w?z imperfetto di 2 piedi. fe ?^ l 0,20 . . mi'' di 4 piedi . . . tono indeterminato. In questo prospetto si scorge un proeedimento diverso dalle variazioni di tono ottenute coi fori e colle troncature ad uguale distanza. Nei fori, partendo dalla meta ed andando ai due estremi opposti della canna, abbiamo uguali decrescimenti regolari : nelle troncature in qiiella vece abbiamo, partendo dalla stessa fondamentale, innal- zamento di tono, fino a rendersi indeterminato, senza veruna rego- larita d'innalzamento nelle successive troncature. In tutti e due questi modi di esperimentare col tono fondamentale, non abbiamo riscontrato l'esisfenza di suoni costanti, od uguali al tono fondamentale. Serie II. Abbiamo eseguite esporienze al tutto consimili al caso prece- dente; ma coli' ottava acuta della fondamentale, questa era il re calante di due piedi. Aprendo il primo foro il tono fu mi'' di due piedi; aprendo il secondo foro il tono si conservo mi'' di due piedi; aprendo il terzo seguito dai fisicl nella ileterminazione dei nodi e ventri delle colonne ecc. 34 O foro il toiio riusci costantc , ossia riaparve la tonica re ealante di due piedi. Questa posizione corrisponde al piano nodale della canna a parete membranosa, allorche dava T ottava acnfa sopra la fondamen- tale. Aprendo il quarto foro il tono divenne il mi'' ginsto di due piedi. Procedendo per ugual modo colle troncature ottennl : con la prima troncatura, /"«=!= ealante di quattro piedi: con due troncature, sol =^ c'Aüwie di quattro piedi: con tre troncature, do di due piedi: CDU quattro troncature, fa di due piedi: con cinque troncature, si ealante di due piedi. Ecco il prospetto comparativo delle variazioni di tono, ottenute con r apertura dei fori, e colle troncature, eseguite ad uguali distanze, colla tonica re ealante di due piedi: Distanze Fori Troncature 0) / 0,80 . mi'' di 2 piedi fa^G^\üniQ di 4 piedi. « ._• \ 0,66.67 . mi" di 2 piedi .... so/=j|-calante di 4 piedi, S .S I 0,oO . re ealante di 2 piedi, do di 2 piedi. ^ 2v} \ costtmte I ^ / 0,33.33 . mi^ di 2 piedi ealante . fa di 2 piedi. O [ 0,20 . mV' di 2 piedi giusto . si ealante di 2 piedi. Da questo prospetto appare alla metä della canna, contrassegnata da un foro, il tono costante che e il re ealante di due piedi. Questo e il primo armonico che si manifesta, secondo la teoria, alla metä della canna, partendo dalla fondamentale re ealante di quattro piedi. — Questo suono armonico non appare alla metä delle troncature. E il do di due piedi in luogo dei re ealante di due piedi. E degno d'attenzione il fenomeno che alle due aperture di 0,80 e 0,66.67 il suono conservö la stessa variazione, cioe rimase mi'' di due piedi. Queste due posizioni corrispondono ai due ventri della prima canna con una parete membranosa allorche dava Tottava acuta sopra la fondamentale. Jn generale si osserva ne' fori, che partendo dal mezzo, in cui riapare la tonica, od il primo suono armonico, ed andando agli estremi si ha decremento. Nelle troncature in quella vece, parten do dal mezzo, si ha andando all' estremo superiore della canna abbassa- mento; e procedendo all'estremo inferiore si ha innalzamento di tono. 346 Zantedeschi. Studio crltico-sperimentale del metodo comunemente Serie III. Proseguendo sulle medesime canne A e B gVi esperimenli colla duodecima, cioe la calante di due piedi, ho otteiiuti i seguenti risiil- tamenti: Aprendo il primo foro, il tono fu si'' di due piedi: aprendo il secondo foro, il tono fu st* calante ed incerto di due piedi: aprendo il terzo foro, il tono fu s/* giusto di due piedi: aprendo il quarto foro, il tono fu s^* calante di due piedi: aprendo il quinto foro, il tono fu la calante di due piedi, costante. Secondo i miei esperimenti eseguiti colle canne a parete mem- branosa ho riscontrati i piani nodali a cadauno dei terzi formanti la lunghezza della canna. In questa serie di esperienze non appare la verificazione di una tal legge. Si deve ancora osservare che la seconda armonica, ossia la duodecima della fondamentale, dovrebbe apparire a 0,33.33, ed a 0,66 67 ed in quella vece essa apparve ad */^ cioe a 0,20. Sperimentando per ugual modo colle trancalure, ho risconirato: Colla prima troncatura il tono fa=^ giusto di quattro piedi, aceompagnato dall'ottava superiore: con due troncature, sol=^ di quattro piedi: con tre troncature, do di due piodi: con quattro tron- cature, f'a di due piedi: con cinque troncature, si di due piedi. Ecco il prospetto di questi risultamenti: Distanze Fori Troncature / 0,80 . st''di2piedi . . . /'«=|= giusto di 4 piedi acconipa- 'a l gnato dall' ottava superiore. 0,66.67 . si^ calante incerto sol=^ di 4 piedi. di 2 piedi cv}"\ 0,50 . si'' giusto di 2 p. . do di 2 piedi. 0,33.33 . si' calante di 2 p. fa di 2 piedi. -a I 0,20 . la calante di 2 si di 2 piedi. '-' \ piedi; costante. Questa costante non e preveduta ne dalla teoria, ne dalle esperienze eseguite colle canne a parete membranosa. Dal confronto di questo parallelo risulta che le variazioni in piü e in nieno colle troncature sono maggiori che coi fori corrispondenti. Nelle troncature a 20 centimetri si ebbe il si di due piedi , in luogo del la calante di due piedi ottenuto a questa distanza col foro. segulto dai fisici nella determinazione dei nodi e ventri delle coloniie ecc. 34 T Serie IV. Procedendo con Tordine delle antecedenti serie a sperimentare colla decimaqiiinta, ossia re calante di un piede, non ho potuto otte- nere coll'apertura de' fori alcun risultamento apprezzabile; sono stato perciö costretto a sperimentare colle successive troneature. Colla prima troncatiira ebbi, /«=jj= ealante di diie piedi, misto al /«=!= di qiiattro piedi: con due troneature, la molto calante di due piedi. Colla stessa spinta d'aria la canna ottavizzo; con tre troneature, do crescente di due piedi: con quattro troneature, fa crescente di due piedi: con cinque troneature, do di un piede. E notabile la differenza ottenuta in questa quarta serie, coi fori e colle troneature; e la irregolaritä apparente nelle variazioni di tono, mi fa sempre piü convincere esser noi tuttavia in uno stato d'igno- ranza intorno ai movimenti dell'aria vibrante racchiusa entro alle canne. Serie Y. Le esperienze che vengono descritte in questa quinta serie fu- rono eseguite con altre due canne, che denoniinero C ed E (vedi tavola I.). Esse erano della lunghezza di un metro; del lato quadrato di 0,04; dello spessore di 0,008; della bocca di 0,008; ed aperte da aube le estremita. In esse furono praticati i fori e le troneature alle distanze di — = 0^66.67; - = 0"S0; - = 0^33.33; - = 0^25; 3 a 3 4 — = 0"',20. 5 I suoni che si sono potuti avere da queste due canne furono: il fondamentale; l'ottava acuta; la duodecinia; la deciniaquinta. Incominciando queste esperienze dalla fondamentale, che era mi^ di quattro piedi, colle successive aperture dei fori ho ottenuto: Colla prima apertura, sol di quattro piedi : colla seconda aper- tura, la di quattro piedi: colla terza e quarta apertura, suono imper- fettissimo : colla quinta apertura, suono incerto. Procedendo per ugual modo con le troneature, ebbi : Colla prima troncatura, la di quattro piedi : con due troneature, « o>> 'S 'S O) •w fi 09 seguito dai fisici nella determinazione dei nodi e ventri delle colonne eoo. 361 Ritenuto Tembolo coUa base inferiore tangeiite la parete supe- riore del primo foro, che risponde a 0'^63.4, e tenuti chiusi tutti i fori non si e potuto avere distinta la fondamentale, che avrebbe dovuto essere il si di otto piedi. Si dovette perciö procedere aUa dodicesima, che e il fa^ di due piedi. Ecco i risultamenti ottenuti coUa successiva apertura dei fori. Fori Distanze Toni 1 0,63.4 .... so/+ di 2 piedi. II 0,52.8 .... «0/4= crescente, di 2 piedi. III 0,47.6. . . . so^ calante, di 2 piedi. IV 0,31.7. . . . so/ calante, di 2 piedi. V 0,26.5 . . . . so/ di 2 piedi. VI 0,16.0 .... sol^ di2 piedi. Serie XXVI. Ritenuto Tembolo alia posizione primitiva della serie preeedente, colla decimasettima re=|= di un piede, abbiamo ottenuto eolle apertura successive dei fori i risultamenti che seguono : Fori Distanze Toni / I. . 0,63.4 . 7m calante, di 1 piede. %4\ !'• . 0,52.8 . re+ di 1 piede, costante. ts o- ] ni. . 0,47.6 . re^ di 1 piede, costante. IV. . 0,31.7 . Passaggio dal mi di 1 piede al sol di 2 piedi, che si ode distinto. « =1=/ Q Xf V. . 0,26.5 . re=^ di 1 piede, quasi costante. \ VI. . 0,16.0 . r<94= crescente, di 1 piede. II suono quasi costante che fornisce 1' apertura del quinto foro si avvicina di molto al risultamento dato dal calcoio e dall' esperienza eseguita con una canna a parete membranosa. Serie XXVIl. Si e ancora esperimentato, portando successivamente Tembolo alle aperture dei fori corrispondenti ai suoni che si ottennero inalterati colla duodecima della serie vigesimaterza: Aperto il primo foro si ebbe, si* di due piedi: aperto il terzo foro si ebbe, do di un piede, in luogo del re di due piedi, ottenuto colla dodicesima di tutta la canna chiusa. .e^ 362 Zantedeschi. Studio critico-sperimentale del metodo comiinemente Si vede adunqiie che l'aria superiore al foro aperto della canna cliiusa, come nel caso della dodicesima, iiifluisce sul tono; non e dunque come fosse la canna troncata e chiusa immediatamente al di sopra del foro aperto. Serie XXVIII. Sperimentando colla decimasettima , e portato suecessivamente l'embolo ai fori corrispondenti ai suoni costanti, cioe ai n' I, IV e V si ebbe: AI primo foro, mi di un piede: al quarto foro, fa=^ di un piede: al quinto foro, so/=jf= di im piede; in luogo del si di due piedi, che si ebbe colla decimasettima, di tutta la canna chiusa. Serie XXIX*. In queste Memorie fra i molti casi che ci venne fatto di riscon- trare noteremo quello superiormente regisfrato delle due ottave contemporanee, la grave cioe e l'immediata acuta. Dovranno adun- que coesistere due ende vibranti, le quali siano fra di loro nel rapporfo di 1 a 2. lo ho cercato con altre esperienze di vedere se la posizione dei fori alla quäle risponde un suono costante fosse la stessa per le tron- cature. Nella tavola III sono disegnate due canne, colle quali si possono eseguire le troncature corrispondenti ai fori III; IV; VI; IX e X della canna rappresentata nella tavola II alla lettera B. I risultamenti che m' ebbi furono i seguenti: Non fu possibile da queste due canne, in tutto perfettamente uguali alla ora citata B di cavare la fondamentale. Ebbi netta e pre- cisa l'ottava acuta, sol di due piedi. Con questa tonica eseguita la troncatura al n° VI, che e a 0739.6, ebbi fa crescente della tonica di due piedi in luogo del sol della medesima ottava. Fu adunque di un tono piü basso di quello che si ebbe colla apertura del foro alla stessa distanza. Provocata la duodecima, cioe re di un piede, ed eseguita la troncatura del n" IV, corrispondente a 0^^3.0 ebbi re calante di un piede. Eseguita appresso la troncatura al n° IX, corrispondente alla distanza di 0'"20.0, ebbi re^ crescente di un piede, in luogo del re naturale della stessa ottava. Provocata per ultimo la decimaquinta, cioe sol di un piede, ed eseguita la troncatura del n° III, corrispondente a 0'"59.5, ebbi sol di seguito dai fisici nella deterrainacione dei nodi e ventri delle colonue ece. 363 un piede, costcmte. Eseguita la troricatiira del n° VI, corrispondente a 0™39.6, ebbi sol calante di un piede, in luogo del so/ naturale della stessa ottava. Eseguita la troncatura al n?IX, corrispondente a 0"20.0, ebbi mi di un piede, in luogo del sol della stessa ottava. Eseguita per ultimo la troncatura al n? X, corrispondente a 0"13.4, ebbi la di un piede in luogo del sol della stessa ottava. Da questi esperimenti comparativi emerge chiaramente che la tonalitä corrispondente all' apertura dei fori, si verifiea bens'i esatta- mente in qnalche caso; ma non in tutti coji precisione. Oscilla essa ora in piü ed ora in meno, la quäl oscillazione coniprova T Influenza reciproca delle onde vibranti e dell* attrito delle medesime lungo le pareti della canna. Le piü costanti tonalitä tuttavia sono quelle che rispoudono alla metä della canna nelle ottave; ed a due terzi nelle duodecime. lo ammetto impertanto nelle canne aperte come conseguenza de'miei numerosi esperimenti: I. Che colla fondamentale si ha una sola onda vibrante uguale a tutta la lunghezza della canna. II. Che colla ottava acuta si hanno due oude vibranti attigue fra di loro alla metä della canna. III. Che colla duodecima si hanno tre onde vibranti della stessa lunghezza. IV. Che colla deciniaquinta si hanno quattro onde vibranti uguali. V. Che Tinalterabilitä del tono anche colle canne a fori ed a tron- cature, appare alla posizione dei piani nodali indicati dalla sabbia nelle mie esperienze colle canne a parete membranosa, od in prossimitä; e non mai alla posizione dei ventri, VI. Che esiste un moto progressivo ondulatorio, il quäle nelPinten- sitä decresce a mano a mano che si allontana dalla bocca. Dal quäl fatto si raccoglie la ragione per la quäle la discordanza fra la teoria e i risultamenti ottenuti colle canne a parete membra- nosa, e quelli avuti coi fori e colle troncature, sia maggiore in prossimitä della bocca, e minore o quasi nulla nelle estremitä opposte. II detto dei pratici sulla facilitä di stonare coi fori coUocati in prossimitä deirimboccatura, non ugualmente coi fori piii lontani, ha il fondamento nel fatto sopra indicato. VII. Che il movimento progressivo comprovato dal piegamento di una flamma collocata dentro o fuori della canna e misto, cioe in parte 364 Zanted eschi.Studio critico-sperimeiitale del metodo comunemeiiteecc. diretto, e in parte riflesso; come lo comprova la direzione obbliqua del velo d'ai'ia all' asse della canna, ela necessitä della parete opposta alla bocea. La disegnazione impertanto della posizione dei nodi e dei ventri posta alle canne parigine, non corrisponde ne alla teoria degli armo- nici di Bernoulii, ne a' miei esperimenti. E un' espressione delle con- traddizioni che si riscontrono iiei trattatisti; perche ora essi presero la posizione del piano nodale aereo eorrispondere al piano nodale delle pareti della canna; ed ora ammisero il contrario. Per gli uni i ventri sono nodi; e per gli altri i nodi sono ventri. Da qiieste mie investigazioni sperimentali la questione e sciolta. Kaiitfdcsclii \lenioria V'lll" di Aiiisiira Sit'/.uiigst) il.kAkaidWraaih.naturw Clunll lid V .1 I8.>8 y,.iMl<-(li'Xiiii McniiMin VIII ■■ >ii .Anisln /-r /fei B. o,.,j • Uffffo , ^ ^ <; 5 ■i ^ « 1 ««^ • * .1 K « M o,Me " t n" «s «■ Hxai 9 « 4 a ;< ■* s „.,.. • • • 1 \ 1 1 1 /\7 r • «if/Ä a o,j// e aitt:i • L 1 fn / P / 1 1 '„/a/f a,/.«iiiiiplieii$j^iina Mol in. Os inerme; corpus filiforme; extremltas anterior attenuata; posterior obtusissima ; extremitas caudnlis maris . . . ; vagina penis .... Longit. fem. 11'", crassit. V*'". Filaria Psittaci: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculum. Psittacus Makaonanna mas, Julio, Egenho do Cap Gaina: sub cute ad aurem dextrum (Natter er). M. C. V. Note 1. Ich habe Gelegenheit gehabt nur zwei weibliche Exemplare dieser Art aus einem Individuum zu untersuchen. Note 2. Der Mangel aller übrigen Kennzeichen, welche bei den anderen Filarien vorhanden sind, bestimmte die Selbstständigkeit dieser Art. 2. Filaria rubella Rudolphi. Os orbiculare, inerme; corpus longum, ruhellum; extremitas anterior attenuata, obtusiuscula ; extremitas caudalis maris . . .; vagina penis . . .; extremitas caudalis feminae obtusa. Longit. fem. i%-5%"- Filaria rubella Rudolphi: Synops. 5. et 212. — Duj ardin: Hist. nat. des Helminth. 39. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 173. — D i e s i n g : Syst. Helminth. II. 269. Habitacalom. Rana temporaria: in ventriculo, erratice, Berolini (Klug). — Pelophylax esculentus : in mesenterio et in superficie tunicae ventriculi et intestinorum, complura foiliculo inelusa, Octo- bri, Berolini (Rudolpbi). Note. Genfer: Filariam Runae esciilenfae Vai ent'in. Sp. Nr. 138. 3. Filaria lacrimalis Gurlt. Os orbiculare, inerme; corjjus filiforme, utrinque attennaium; extremitas caudalis maris semispiralis. (Vivipara). Longit. mar. Ö—6"', fem. 7—8'". Versuch einer Monographie der Fihirien. 373 Boneti: Sepucret. Lib. I. Sect. XVIII. Obs. VI. 331. Schulzius: in Ephein. Nat. Cur. Dec. I. Ann. 2. 43. Thelazia Rhodesii Bosc: in Journ. de physique. 1810. 214 et in Dict. des sc. nat. LIII. 440. Fil-aria lacrymalis Gu rl t: Path. Anatomie I. 347. Tai}. V. 1—6. — Gesciieidt: in A mnion's Zeitsehr. f. Ophtiialmoi. III. 40. — Gerber: Handb. d. allgem. Anatom. 1840.211. Tab. VII. 23S. 236. — Creplin: in Ersch et Grub. Eneycl. 1846. I. Seet. XLIV. 172. - Dies in g: Syst. Helmintb. II. 263. — Dubini: Entozoografia umana 98. Habitaculum. Equus Caballus et ßos Taurus dorn.: in ductibus effereutihiis carunculae lacrymalis, interdum intei* palpebras et oculi bulbum (Hbodes et Gurlt). 4. Filaria dipetala Molin. Os orbicidare, iiierme ; corpus siibaequale ; extremitas anterior truncata; posterior ohtusa; extremitas cuudalis maris inflexa; Vagina penis dipetala; extremitas caudalis feminae .... Longit. mar. 8'" ; crassit. %'". Filaria Lanii: in Collect, brasil. M. C. V. HabitacQlaiii. Platyrhynehus Pitangua, Januario, Cuyaba: in cavo abdom. (Natterer). M. C. V. Note. Ich habe nur ein männliches Exemplar dieser Art zu untersuchen Gelegen- heit gehabt, und obgleich mir kein Weibchen zur Verfügung stand, so wage ich aus der Ähnlichkeit mit den Männchen anderer Filarien die Folgerung zu schliessen, dass der fragliche Wurm wirklich eine Filarie ist. S. Filaria aethiopiea Valenciennes. Os hier nie ; corpus depressum ; extremitas anterior attenuata, apice obtusa ; posterior teniiissima, imcinata ; vagina penis . . .; penis .... (Vivipara.) Longit. fem. 4' 7" — 4' 11" 6'" ; crassit ^/jo" Longit. prol. y^, — ^/w" . Filaria aethiopiea Vale nci enne s: in Compt. rend. XLIII. 18ö6. et in Instit. Nr. 1180. 286. — Diesing: in Denkschrift, d. k. Akad. d. Wissenschaft. VIII. 18. Habitaculaoi. Felis jubata fem., Julio, Lutetiae Parisiorum: in tela cellulosa subcutanea pedum et abdominis (Valenciennes). Note 1. Valenciennes gibt auch noch an, dass in dem obengenannten Thiere gegen fünfzehn bis zwanzig Filarien gefunden wurden, von welchen einige kleiner waren, und eine die Haut au der inneren Gegend , ein wenig oberhalb des Schienbeines durchbohrt hatte, und dass die Katze, in welcher diese Würmer hausten, aus Cordofan stammte, einige Zeit in Cairo und Alexandrien Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. 3. 27 374 M o I i II. lebte, und nachdem sie am 19. April 1836 mager und traurig in Paris ange- kommen war, in welchem Zustande sie bis gegen die zweite Hälfte Juli desselben Jahres lebte, endlieh aber zu dieser Zeit starb. Note 2. In dem Aufsatze des Valenciennes findet man ausserdem noch folgende anatomische Details. Die Vulva öffnete sich y.^ Millimeter hinter dem Munde und führte in einen einfachen ganz geraden Eierstock, welcher gegen die Mitte des Körpers 3/., Millim. in der Breite mass und sich fadenförmig gegen das Schwanzende verjüngend blind endigte. 6. Filaria serotiiia Molin. Os orbiculare, inerme ; corpus cylindricum, subaequale ; extre- mitas anterior verrucis quatuor cruciatim oppositis, obtusa ; extre- mitas posterior truncata; caudalis tnaris . . .; caudalis feminae inflexa.Longit. mar. . . .; crassit. . . , Longit. fem. 1^/^" ; cras- sit. 'i:''. Filaria Muscicapae: in Collect, bras. M. C. V. Habitaculam. Lichenops perspicillata mas, Pausecco, Junio : in cavo abdom. (Natterer). M. C. V. Note. Ich hatte nur ein einziges, aber sehr gut erhaltenes weibliches Exemplar dieser Art zu untersuchen Gelegenheit gehabt. 7. Filaria craissicauda Creplin. Os transverse subelHpticum, inerme; corpus longissimum; extremitas caudalis maris spiraliter involuta ; extremitas caudalis feminae incrassata,recta, obtusa. Longit. mar. 6^/2' ; fem. 12 — 13" ; crassit. vix 1'" . Filaria crassicauda Creplin: in Nov. Act. Nat. Cur. XIV. 2. 873. Tab. LH. 1 — 8. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. SO. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846.1. Sect. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth. II. 264. - Ploelnian: in Institut. 1853. Nr. 1033. 353. Habitacalam. Balaena borealis : in corporibiis cavernosis penis, Apriii, Rugiae (Rosen thal). 8. Filaria Clava Wedl. Os inerme, mi?iimum ; corjms subaequale ; extremitas anterior attenuata; posterior incrassata , clavaeformis , obtusa; extremitas caudalis maris..,; vagitia penis.. .; extremitas caudalis feminae sulco praedita hiatu ani excavato. (Vivipara.) Longit. fem. 14"' — iy," ; crassit. V2'". Filaria Clava Wedl: in Sitzungsber. d. math.-naturw. Classe d. kais. Akad. d. Wissensch. 1856. XIX. 124. T. fig. 8. — Diesing: in Denk- schrift, d. k. Akademie d. Wissenschaft. VIII. 18. Versuch einer Monographie der Filarien. 37b Habitaculum. Columba domestica : in tela conjiinctiva ad tra- cheam, Vindobonae (Müller). 9. Filaria fo% eolata M o 1 i n. Osinerme, infundibuUforme ; extremitas anterior ei posterior obtusae , diametro subaequali ; extremitas caudalis maris foveola ventrali limbo tenui cincta, excavata; vagina penis e centro foveo- lae monopetala. Longit. mar. 1 — ö" ; crassit. %'". Longit. fem. 1—10"; crassit. V* — 'A'". Velsch:De vena medinensi. 137. — Lombrichi Redi: Anim. viv. 145 —147. Vers. 216—219. Ascarides Pallas: N. Nord. Beitr. I. 1. 83. Filaria Falconis Gnielin: Syst. nat. 3040. — Zeder: Naturg. 38.— Rudolphi: Entoz. bist. II. 71. Filaria attenuataRii d ol phi : Synops. 4 et 208 (sed tantuni falconum). — B eil i nghain: in Ann. of nat. liist. XIV. 47a. — Ecker: in M ü lle r's Arch. 1845. 501—505. Tab. XV. Fig. 1. 2 et 506—507. Tab. XV. Fig. 3 — 4 (de syst, vas.); id.: in Bericht, über d. Verhandl. d. Naturf.-Gesellsch. zu Basel 1847. 92—93 (de evolutione). — Dnjardin: Hist. nat. des Hel- minth. 50 (sed tantum falconum). — Creplin: in Ersch et Grub. En- cycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172 (sed tantuni falconum). — Blanehard: in Annal. des sc. nat. 3. ser. XI. 156 — 157 (cum anatom.). Tab. VI. 4 (sed tantum falconum). — Die sing: Syst. Helminth. II. 266 (sed tantuni fal- conum). Habitaculam. Faico peregrinus: in abdomine, omni fere anni tempore (Rudolphi, Nitzsch, Bremser, Bellingham et pl. alii) , Martio, Praja de Cajutuba (Natter er). — F. cyanaeus: in auribus et naribus, autumno, — F. ianarius: in abdomine, vere et autumno. — F. Litliofalco: ibidem, autumno. M. C. V. — Corvus frugilegus, omni anni tempore frequens in Helvetia (Ecker). — Thamnophilus stagurus nias et fem., Julio, Meia ponte: in cavo thorac. et abdom.; mas, Augusto, Goius: in cavo abdom. (Natter er). M. C. V. Note 1. niese Species, welche von den Helniinthologen mit der Filaria iitfem/ata zusaramengefasst wird, unterscheidet sich von der Filaria attenuata welche in Brem ser's: Icones Helminthum abgebildet ist, 1. durch die Form des Mundes und des Vorderendes, 2. durch die einfache Penis-Scheide, 3. durch die Lage der Penis - Scheide und den Saum welcher die Grube am Schwänzende umgibt. Der Saum, von oben gesehen, erscheint als ein durchsichtiger Halbmond, welcher das Schwanzende umfasst. Note 2. Ecker gibt in M ü II e r's Archiv 1843, Tab. XV, Fig. 3—4 eine ganz gute und sehr genaue Abbildung dieser Species, welche aber ganz verschieden von derjenigen ist, deren Schwanzende von Bremser abgebildet wurde. 27* 376 Moli n. Ecker gibt aber dennoch an, sie in Corvus fruyilegus gefunden zu haben, während ich nach genauer Untersuchung sehr vieler in dem k. k. Naturalien- Cabinele aufbewahrter Exemplare, sie ausschliesslich nur in den Falconen ge- funden habe. Im Corvus fruyilegus konnte ich nur die F. attenuuta ent- decken. Note 3. Natterer gibt in seinen Notizen an, einmal in einem männlichen und einmal in einem weiblichen Exemplare des Thamnophilus stugurus fünfzehn Fi- larien in der Brust und Bauchhöhle, und ein anderes Mal in einem männlichen Exemplare desselben Vogels nur zwei in der Bauchhöhle frei liegende Filarien gefunden zu haben. Ich habe alle diese Würmer untersucht und fand, dass solche grösstentheils Weibchen waren. Note 4. Zu dieser Art zählte Ui es i ng noch zwei Filarien, von welchen Nat- terer eine in der Augenhöhle und die andere zwischen den Muskeln des Unterkiefers eines Falco Swainsoni gefunden hatte. Nach einer genaueren Un- tersuchung dieser Exemplare aber ergab sich mir , dass diese zwei Filarien zwei sowohl unter sich selbst, als von der behandelten Filarie verschiedene Arten bilden, u. z. dass die erste zur Art Painlloso-anmdata , und die zweite zur Verrucosa gehören. Aus ähnlichen Ursachen musste ich auch die Filarien , welche in Stryx brachyotus, S. Suinda, S. Torquata und S. perlata gefunden wurden, von dieser Art ausschliessen, weil die von Stryx brachyotus die eigene Art Quadri- dens bilden ; die von 5. Suinda bilden ebenfalls die eigene Art Bipupillosa, und von den Filarien aus S. torquata hatte ich nur ein einziges Exemplar zu unter- suchen die Gelegenheit, welches aber zu undurchsichtig war, um daran etwas Genaues zu ermitteln und daher unter die Species Inquirendae gehört. 1 0. Filaria g^racilis H u d o 1 p h i. Charact. reform. Taf. I, Fig. 1, Os inerme, inferne constrictum;exiremitns anterior truncata, crassior; posterior acuminata , tenuior; extremitas caiidalis maris laxe spiraUter torta; vsagina penis Tuonopetala ; extremitas caii- dalis feminae inflexa. Longit. mar. 2 — 4" ; crassit. Ys'". Longit. fem. 1 — 9", crassit. V^'". Henr. Seri veri US et Nie. Stenonis: in ßartholini Act. Hafn. II. 13—14. (Cercopitheci)? Filaria SImiae Mydae Quensel: in Vet. Ac. Nya Handl. 1800. 23ä.? Filaria Siniiae Capiicinae Vi borg: Ind. Mus. Vef. Hafn. 23S. Filaria gracilis Rudolphi: Entoz. bist. II. 57. Tab. I. 1. — Ej. Synops. 2. et 208 (sed tautuni SImiae Capucinae et Apellae). — Brem- ser: Icon. Helniintb. Tab. I. 1 — S. — Du j ardin: Hist. nat. des Hel- minth. 46 (exclusa illa Simiae Panisei). ^Creplin: in Erscb et G rub. Encycl. 1846. I. Seet. XLIV. 171 (excluso syncninio Dubantonii). — Die- sing: Syst.Helniinth.il. 271 (sed tantum Cebl Capueini et ApoHae, et lapsu ealami illis ore armato adnumerata). — Die sing: in Denkschrift, d. k. Akad. d. Wissenschaft. VIII. 18. Versuch einer Monographie der Filarien. 37T Habitacalam. Cercopithecus (Steno nis)? — Jacchus Midas (Queiisel)? — Cebus Capucinus (Albers), Januario , Berolini (Rudolphi), Octobri (B r ems er), Januario et Jiinio (Diesing): in abdomine. — C. Apella: in abdomine et sub lingua, autumno, M. C. Y.: in abdomine, Decembri, in Brasilia; mas:in cavo thorac. Novembri, Matogrosso. — C. arachnoides : in cavo abdom., Febru- ario, Matogrosso. — C, ursinus mas: in cavit. pleurae, Februario, Ypanema. — Jaccbus bicolor mas: in cavo abdom. Septembri, Barra do Rionegro. — J. Rosalia mas: in cavo thorac, Novembri, Mato- grosso (Natter er). M. C. V. Note. Mit Ausnahme der erstgenannten zwei Exemplare habe ich aus allen obge- nannten Thieren männlicher und weiblicher Gattung selir zahlreiche und voll- kommen gut erhaltene Exemplare untersucht. 11. Filaria circiimflexa Molin. Os inerme; corpus circumflexum, densissime ac tenuissime cmmilntum ; extremitas anterior attenuata, truncata; posterior vix attenuata, obtusiuscula ; extremitas caudalis maris...; vagina penis . . . ; penis — Longit. fem. 1"; crassit. Ys". Filaria Trogonis violacei : in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalum. Trogen aurantius mas, Augusto, Egenho do Cap Gama; Octobri, Cidade d. Matogrosso: in cavo abdom. (Natter er). M. C.V. Note. Ich hatte Gelegenheit nur drei weibliche, aber vollkommen gut erhaltene Exemplare dieser Art zu untersuchen; zwei von diesen wurden in einem, und nur eines in einem zweiten Individuum gefunden. 1 2. Filaria iiemicycla Moli n. Os inerme; corpus aequale, semicirculariier inflexum ; extre- mitas anterior obtusissima ; posterior truncata; extremitas cau- dalis maris ... ; vagina penis .. .; penis ... ; extremitas caudalis fe- minae ano terminali. Longit. fem. %", crassit. ^/ß". Filaria Psittaci menstrul: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalam. Psittacus menstruus mas, Septembri, Matogrosso : prope aurein sub cute colli (Natter er). M. C. V. Note i. Ich habe Gelegenheit gehabt, aus einem und demselben Individuum neun wohlerhaltene und vollkommen durchsichtige weibliche Exemplare zu unter- suchen. 378 M o I i n. Note 2. Diese Art wird mehr von negativen als positiven Kennzeichen bestimmt. Der in einen Halbkreis gebogene Körper ist so charakteristisch, dass diese Filarien sich augenblicklich von allen andern ohne eine weitere Untersuchung unterscheiden lassen. 1 3 . Filaria ting;iiiciilata Rudolph i, Os orbicnlnre, inerme ; corpus longum, crassiuscuhim, antror- sum magis attenuatum, antice obtusum; extremitas caudaUs maris ,..; vagina penis . ..; penis ... ; extrematis caiidalis feminae reflexa, unguiculata. Longit. fem. ad 6". Dractinculus Vel scli: De vena media. 137. Fig. a. b. d. Gordiiis Goeze: Naturg. 125. Filaria alaudae Z e d e r : Naturg. 39. — Rudolph!: Entoz. bist. II. 72. FilariaunguiculataRudo Iph i: Synops. 4 et 209. — Diij ardin: Hist. nat. des Helminth. S4. — Creplin: in Er seh et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth. II. 267. Habitaculam. Alauda arvensis: in abdomine (Klug). 14. Filaria nitida Leidy. Os magnum, circulare, inerme; corpus filiforme, rubrum ; ex- tremitas posterior conica; anus terminalis, appendice brevi, tubu- losa praedito. Longit. ad 6'", crassit. ^j 12" ■ Filaria ranae pipientis Leidy: in Trans, am. Phil. Soc. 2. Ser. X. 242. Filaria nitida Leidy: in Proced. of the Acad. of Nat. Seien. Philad. 18S6. VIII. S6. — Diesing: in Denkschrift, d. k. Akad. d. Wissenschaft. VIII. 18. Habitacalam. Rana pipieris: in cistibus peritonei et musculoi'uni abdominalium, in America, Septem. (Leidy). Note. Obwohl aus Leidy's Beschreibung nicht zu ermitteln ist, ob die ange- gebenen Charaktere einem männlichen oder weiblichen Exemplare angehören, nehme ich dennoch keinen Anstand, diese Art unter die Bestimmten aufzu- nehmen, weil die rothe Farbe des Körpers und die röhrenförmige Verlängerung des Afters solche charakteristische Merkmale bilden , dass eine Verwechslung nicht möglich ist. IS. Filaria calcarata Molin. Taf. I, Fig. 2. Os inerme; corpus subaequale ; extremitas anterior sensim attenuata ; extremitas posterior attenuata , calcare apice rotun- dato terminata ; extremitas caudalis maris . ..; vagina penis . . .; penis — Longit. fem. i V2", crassit. %'" . Filaria Colubri: in Collect, brasil. M. C. V. Versuch einer Monog^ra|)hie der Filarien. 379 Habitaculnm. Botlirops Jararacca: in cavo abdom. . in Brasilia (Natterer). M. C. V. Note. Ich habe Gelegenheit gehabt, ein weibliches vollkommen gut erhaltenes Exemplar dieser Art zu untersuchen. Die Form des Schwanzendes, welche in einen Sporn auslief, war so auffallend und gleichzeitig so charakteristisch, dass ich nicht unterlassen konnte, die Selbstständigkeit dieser Art zu begründen. 16. Filaria bacillaris Molin. Os i Herme ; corpus fiHforme, subaequale ; extremitns anterior incrassata, obtusissima, pistUUformis ; extrejnitas posterior sensim attenuata, apice incrnssato , sphaerico ; extremitas caudalis ma- ris ...; Vagina penis ... ; penis Longit. fem. V /i^', crassit. y*'". Filaria Crocodili: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacolam. Champsa nigra fem. , Septemb. , Matogrosso. — C. sclerops fem., Majo, Ciijaba: in eorum pulmonibus (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte Gelegenheit ein sehr gut erhaltenes weibliches Exemplar aus Champsa nigra, und ein nicht ganz gut erhaltenes ebenfalls weibliches aus C. sclerops zu untersuchen. 17. Filaria aciiticauda Mol in. Os inerme ; corpus subaequale ; extremitas anterior cotiica, nodo crasso a reliquo corpore distincta ; extremitas posterior atte- nuata; extremitas caudalis maris in anfractus invohita ; vagina penis monopetala; extremitas caudalis feminae subrecta, acutis- sima. Longit. mar. 2 — 2'/^", crassit. y^ ". Longit. fein. 3 — 6", crassit. y^'". Filaria Dasypodis gyrni: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria Dasypodis novemcincti: in Collect, brasil. M. C V. Filaria Dasypodis nigri: in Collect, brasil. M. C. V. Habltacalaiii. Dasypus loricatus fem., Novembri, Ypanema: inter glandulas colli. — D. niger mas , Februario: sub cute colli; Decembri, Ypanema: ad faciem externam oesophagi (Natter er). M. C. V. Note. Ich habe drei mannliche und sechs weibliche Filarien dieser Art untersucht, welche in einem weiblichen Dasypus loricatus zwischen den Halsdriisen gefunden wurden; dann eine weibliche Filarie eines D. niger, die unter der Haut des Halses hauste; und endlich eine männliche und eine weibliche Filarie aus einem zweiten D. niger, welche aussen an der Schlundröhre gefunden wurde. 380 M o I i n. 18. Filaria nodosa Molin. Taf. I, Fig. 3. Os inerme, minimum; corpus capillare, nodis quhique crassis in anterior i dimidia parte dispositis ; extremitas anterior obtusa ; posterior acuminata, uncinata; extremitas candalis maris...; va- gina penis . . . ; extremitas candalis feminae duobus dentibus mini- mis in apice. Longit. fem. 4^/2", crassit. ^Iiö". Filaria Simiae Leukeurin: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacnlam. Jaechus (Hapale) melanarus , Decembri, Mato- grosso: sub cute ad scapulas et iiiter musculos pectorales. — Cebus pei'sonatus fem., Decembri, Irisaiiga: inter eutem et musculos ad costas (Natterer). M. C. V. Filariae papillicaudae maxime affinis. Note 1. Ich hatte Gelegenheit, zahlreiche aber nur weibliche Exemplare dieser Art zu untersuchen. Note 2. Diese Art ist der /^i7a/-»a 2>«/)j'Wjea;/da sehr nahe verwandt, unterscheidet sich aber von ihr durch das nicht zugespitzte Vorderende und durch die Gegen- wart der, an der vorderen Hälfte des Körpers verdickten fünf Stellen. 19. Filaria papillicauda Molin. Os inerme; corpus capillare, longissimum , ntriiique, retror- stim magis attenuatum; extremitas anterior apice obtnso, incras- sato ; extremitas candalis muris ... ; vagina penis...; extremitas caudalis feminae papillis duabus in apice. Longit. fem. 4 — ö" ; crassit. ^In" . Filaria canis brachyurls: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalam. Canis bracbyuris fem., Octobri, Rio-Araguay: inter fibras musculares cordis; — fem., Octobri , Rio-Araguay: in cavo abdom. (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte Gelegenheit ein vollkommen gut erhaltenes Exemplar aus dem Herzen, dann zwei welche zwischen den Muskeln des Herzens lagen, von welchen jedoch nur die hintere Extremität hervorragte, und endlich ein sehr schönes aus der Bauchhöhle zu untersuchen ; leider waren alle vier Exemplare blos Weibchen. 20. Filaria clavato-verriico.sa M 0 1 i n. Os inerme, minimum; corpus utrinque attenuatum; extre- mitas anterior obtusiuscula ; extremitas posterior clavaeformis, Versuch einer Monographie der Filarien. 381 dunhus verructs in summitate ; eaHremitas candalis maris...; va- glna penis ...; penis .... Longit fem. iV*"; crassit. y^'". Filaria Thamnophili: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculam. Thamnophilus canadensis mas, Marabitanas, Aprili: extus ad intestina (Natter er). M. C. V. Note. Ich habe drei weibliche wohierhaltene Exemplare dieser Art untersucht; alle waren aus einem Individuum. 21. Filaria aiiticlava Molin. Osinerme, magnum; corpus filiforme , iitrinque, retrorsum valde attemiatnm ; extremitas anterior davaeformis , apice frmi- cata; posterior dnabus papillis in apice ; extremitas candalis ma- ris laxe spiraliter torta; vagina penis ... ; penis...; extremitas candalis feminae Longit. mar. 1^/^' ; crassit. Ye'". Filaria Dasypodis gilvipcdis: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalam. Dasypus gilvipes mas, Jiinio, Aldea S. Anna: ad ventriculum (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte Gelegenheit nur ein einziges männliches Exemplar zu untersuchen. Die Form des Vorderendes und des Mundes ist aber so eigenthümlich , dass ich keinen Anstand nahm, eine eigene Art zu bilden. 22. Filaria pistillaris Molin. Os inerme: corpus filiforme , longissimnm, ntrinqne, retror- sum magis attenuatum ; extremitas anterior davaeformis , obtiisa, nodo crasso ante hiatum vulvae a reliquo corpore distincta; extre- mitas candalis maris. ..; vagina penis . .. ; extremitas candalis fe- minae inflexa, apice papillis quatnor, dnabus externis majoribus. Longit. fem. ä^/o" ; crassit. V«'". Filaria Seiuri: in Collect, brasil. M. C. V. üabitacaluni. Sciurus igniventris fem., .lanuario, Marabitanas: sub cute abdominis (Natter er). M. C. V. N ote. Ich hatte Gelegenheit vier sehr gut erhaltene weibliche Exemplare, von einem fünften Weibchen aber nur einige Bruchstücke zu untersuchen. 23. Filaria diacaiitha Molin. Os inerme; corpus utrinque, antrorsum rix, retrorsum valde attenuatum; extremitas anterior obtnsa ; posterior duobus spimdis divergentibtis terminata ; extremitas caudalis maris in anfractns involnta; vagina penis ... ; penis...; extremitas caudalis feminae 382 M o I i n. inflexa. Longii. mar. 1 — iW; crassit. y^g — y«'". Longit. fem. i% — 5%"; crassit. %.—%'". Filaria Hystricis prehensilis: in Collect, brasil, M. C. V. Filaria Loncheri: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacnlain. Hystrix (Cercolabes) prehensilis mas, Aiigusto, Villa Maria: ad pulmones in cavo pleurae; — fem., Majo, Cai9ara: in cavo abdom. — Loncheres rufa mas, OctoLri, Mato grosso: in cavo abdom. (Natter er). M. C. V, Note 1. Die Exemplare, welche ich untersuchte, waren zwei Männchen aus der ^TXisihoXüe ^\\\es Hystrix prehensilis, ein Weibchen aus der Bauchhöhle eines anderen Hystrix prehensilis, dann sechs Männchen und zwölf Weihchen aus der Bauchhöhle eines Loncheres riifa. Zusammen acht männliche und dreizehn weibliche vollkommen gut erlialtene und zur zoologischen Untersuchung geeig- nete Exemplare. Note 2. Um die zwei Stacheln am Schwanzende zu unterscheiden, muss man sie bei sehr starker Vergrösserung beobachten , den Wurm auf die ßauchfläche legen und das Schwanzende zwischen zwei Ohjectfräger drücken. 24. Filaria caudi^pina Mol in. Taf. I, Fig. 4. Os inerme; corpus longissimum; extremitas anterior crassius- cula ; posterior acimiinata tribus spiiiulis armata, altero terminali, reliquis lateraUbus ; extremitas caudalismaris in octo anfractas in- voluta, duobus nodulis siiccessivis atite apicem praedita ; vagina penis dipetala, ab apice distans; penis...; extremitas caiidalis feminae inflexa, duos in anfractus torta. Longit. mar. S*/^ — 5"; crassit. y,'". Longit. fem. 10 — 14" ; crassit. y^ — ^/z"- Dauben ton. Hist. d. Natur. VIII. 1. 14. 13. 20. Tab. II. 3 (Simiae Panisci). Filaria gracilis Rudolph!: Entoz. hist. II. 57. — Ej. Synops. 3 et 208 (Exemtis Ulis Cebi Capucini et Apellce). F'ilaria gracilis Dujardin nee Rudolph!: Hist. nat. des Helminth. 46 (illa eauda papulosa). Filaria gracilis D i e s ! n g nee Rudolph!: Syst. Helm. II. 271 (exemtis Ulis Cebi Capucini et Apellse, sed lapsu calami Ulis ore armato adnumerata). Habitaculoni. Cebiis Panisciis (Dampierre et Camper), autumno (ßr eins er), Aprili (Die sing), .lulio et Octobri, in Bra- silia; — mas, Julio, Volta do Campo dos Veados; — fem., Majo, Fazenda do Padre ßattista. — C. Fatuellus fem., Decembri, Matto dentro. — C. Apella mas, Decembri, Matogrosso; — mas, Aprili, Marabitanas; — fem., Septembri, Villa Maria; — mas, Novembri, Versuch einer Monographie der Filarien. OOO Registo do Rio-Araguay. — C. Arachnoides mas et fem. , Martio, Ypanema. — C. (Callithrix) sciureus mas. Aprili, Marabitanas; — mas, Martio, Rarra do Rio negro; — mas, Octobri, Salto Theotonio; — fem., Octobri, Rarra do Rio negro. — C. lagothrix, Februario, Rio Xie I^anna et Vaupe; — duo mares, Octobri, Salto Theotonio. — C. ursinus, Julio, Rio Mamore; — mas, Septembri, Ypanema. — Ateles variegatus, Serra Arimani. — Jacchus Rosalia, Novembri, Parä; — mas, Januario, Para: in eorum cavo abdom. — Cebus ursinus mas, Septembri, Ypanema. — C. (Callifbrix) sciureus fem., Octobri, Rarra do Rio negro: in eorum cavo tborac. — C. hirsutus mas, Augusto, Mamore: sub cute ad plantas manuum, nee non in regione volari digitorum. — C. personatiis: inter musculos (Nat- terer). M. C. V. Note 1. Ich habe sehr zahlreiche, vollkommen gut erhaltene und durchsichtige, sowohl männliche als weihliche Exemplare dieser Art aus allen oben genannten Thieren untersucht. Note 2. Die drei Stacheln am Scliwanzende des Männchens sind sehr schwer zu unterscheiden. Wenn man aber dieses Ende gestreckt hat, und unter dem Mikro- skope hei sehr starker Vergrösserung zwischen zwei Ohjectträger drückt, so springen rechts und links vom stacheligen Schwanzende zwei andere Stacheln hervor. Note 3. Ausser den obengenannten Filarien, welche ich aus der Fi la riet gratilis ausgeschlossen habe, muss ich auch noch die Filarien aus Siinia InuKS, dann aus Cebus Citruya, C. tririrgatus , Jacchus chrysopyyus und ./. melanurus aus- schliessen. Die »usSimia Inuus wurden von mir zu meiner neuen Gattung: Gongylonema unter dem Namen: G. filiforme gez'Alüt; die aus C. Caruya, C. triviryutus und /. chrysopyyus zähle ich zu AxeSpecies inquirendae, und von denen uns Jacchus melanurus bildete ich die eigene Art: Filaria nodosa. 25. Filaria aequali.«i M o 1 i n. Os inerme; coi'pus siibaequale, filiforme ; extremitas anterior obtusa; posterior subito attetmuta, mucronata ; extremitas caudalis maris in anfr actus involuta , subtus papillosa ; vagina penis glo- bosa, penetn exerens apice unciformem; extremitas caudalis feminae simpliciter unciformis. Longit. mar. l^-J' ; crassit. Ye'". Lo7igit. fem. 2*/^' ; crassit. y*'". Filaria Myrmecophagae jubatae : in Collect, brasil. M. C. V. flabitacalam. Myrmecopbaga jubata, in Rrasilia (Natter er). Note 1. Ich hatte Gelegenheit, sechs wohl erhaltene, u. z. zwei männliche und vier weibliche Exemplare aus einem und demselben Thiere zu untersuchen. Note 2. Sehr interessant ist in dieser Filarie die Form der Penis-Scheide. Sie ist nicht sehr gross und hat die Form einer Kugel, durch deren Axe der ziemlich lange, au seinem freien Ende hakenförmig gebogene Penis läuft. 384 M o 1 i n. Wenn man aber die Scheide genauer ins Auge fasst, so scheint sie nicht aus einem einzigen Stücke zu bestehen, sondern aus mehreren Segmenten zusam- mengesetzt zu sein, welche auf der Seite, wo die Scheide aus dem Körper her- austritt, zusammen verbunden, auf der entgegengesetzten Seite aber von ein- ander getrennt, und nur gegen einen Punkt zusammenlaufend sind. Note 3. Über das Organ und den Ort wo die Filarie aufgefunden wurde, findet man in N a 1 1 e r e r's Katalog keine genauere Bezeichnung:. 26. Filaria immitis Leidy. Os orbicuJare , 2)arvum, inerme; corpus longissimum , cylin- dricum; extremitas anterior et posterior obtusae ; extremitas cau- dalis maris spiraliter torta , utrinque serie quinque verrucariim et limbo tenui praedita ; penis ante aperturam ani extans; extremitas caudalis feminae — Longit. mar. adö" ; crassit. Vi'". Longii.fem. ad 10" ; crassit. ^/s". Filaria canis cordis L e i d y : in Proceed. of the Äcad. of Nat. Scien.V. 118. Filaria immitis Leidy: in Proceed. of the Acad. of Nat, Seien. 1856. VIII. 55. — Diesing: in Denkschrift, d. k. Akad. d. Wissenschaft. VlII. 18. Habitacnlom. Canis familiaris : in ventriculo et atrio dextro cortlis, in arteria pulmonali, ejusque ramificationibus in pulmoni- bus; nee non juniora individua in sanguine; in America, Septem. (.1 0 n e s). Note. Über das Vorkommen dieser Filarien gibt Leidy sehr interessante Notizen, demgeraäss dürfte es nicht iilierflüssig sein, dieselben hier zu wiederholen. „Mr. Joseph Jones schenkte mir kürzlich 2 Exemplare von Hundeherzen. In der rechten Kammer des einen waren j der gerade beschriebenen Filarien. In dem andern Exemplare war der rechte Vorhof und die rechte Kammer , so wie die Lungenarterie in ihren Verzweigungen durch die Lungen buchstäblich mit Filarien vollgestopft. Eine Portion Blut von diesem Hunde, die mir Mr. Jones gab , enthielt eine grosse Zahl junger Filaria-Brut". „Hinsichtlich der Symptome, welche die Anwesenheit dieser Würmer im Herzen , wührend die Hunde noch lebten , begleiteten , gab mir Mr. Jones folgende Notizen" : „Das Herzj das die 5 Würmer enthielt , stammte von einem miinnlichen Vorstehhunde (^Pointe)- (log), dessen Appetit ausserordentlich und unersüttlich war, und ungeachtet derselbe mit Futter in Überfluss versehen wurde, blieb er doch in einem sehr dürren Zustande. Das Herz und die Lungen , welche die grosse Anzahl von Würmern enthielten, waren aus einem Hofhunde (cur dog), der immer so dürr war, dass er einem Skelete glich, und selbst bei der reichlichsten Fütterung es unmöglich war seineu Zustand zu verbessern". „Beide Hunde waren von einer ausserordentlich rastlosen Disposition. Sie starben nicht in Folge der Anwesenheit der Filarien , sondern sie wurden zum Behufe einiger physiologischen Experimente getödtet". Versuch einer Monographie der Filarien. 38o 27. Filaria Scrpicula Mol in. Os inerme, minimum; corpus longum, capillare , utrinque uttenuatiim ; extremitas anterior conico-truncata, crassior; poste- rior obfushisciila; cxtremitds caudaUs maris in anfractus involuta, ante apicem sex paribus papillarmn exigiiarmn ; vayina penis papillaeformis ; extremitas caudalis feminae inflexa. Loiigit. mar. 2". Longit. fem. 2 — 4". Filariii Phyllostoinatos: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculoiu. Phyllostonia Itreviciiuduin mas et tresfem,, Octobri, Ypanenia. — Pii. spiciilaturn inas, Junuario, Ypanema. — Ph.sp.incerta, Februario, Rio JVIuria : in eorum cavo abdom. (Natterei').M. C. V. Note. 1. Ich habe fünf niämiliclie und zahlreiche weibliche Exemplare aus zwei verschiedenen Individuen, und aus einem dritten auch noch ein weibliches Exemplar untersucht. Alle waren sehr gut erhalten, und zu Untersuchungen vollkomnien geeignet. Note 2. Für diese Alt hahe ich den Namen Serpicula gewählt, weil das Vorder- ende des Thieres, unter dem iMikroskope beobachtet, dein Vordertheile einer Schlange sehr ähnlich sieht. Note. 3. In den Katalogen Natterer's sind über diese Filarien noch folgende interessante Notizen : Von Phyllostoma brevicaudum hatten drei Exemplare nur einzelne Stücke dieser Filarie, eines derselben hatte aber sehr viele. In einem männlichen Phyllostoma spiculatum fand man drei Filarien in der Bauch- höhle ; in zwei anderen Männchen und fünf Weibchen desselben Thieres, welche untersucht wurden, fand man gar keine Filarie. Das Phyllostoma, von welchem die Art nicht zu ermitteln ist, war ein kleines, mit spitziger Schnauze in Weingeist gelegtes Exemplar. 28. Filaria inultipapilla Mo Nu. Os inerme; corpus subaequale , spinulis acutissimis , irregu- lariter dispositis, densissime exasperatum ; extremitas anterior obtusa; posterior sensim attenuata; extremitas caudalis maris in anfractus involuta, subtus seriebus duabus papillarum, singula series imdecim papillis ante, unica post aperturam gefiitalem; Va- gina penis mofiopetala, brevis, styloidea ; penis .. .; extremitas cau- dalis feminae recta, obtusiuscula. Longit. mar. l'/ß' ; crassit. V« " • Longit. fem. Sy/'; crassit. V*'". Filaria Lacertae: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalam. Thoi-ictis Dracaeiia fem., Majo, Matogrosso: in cavo et pariete abdoin. — Hypsilopbus tiiberculatus fem., Augusto, Cuyaba : in cavo abdom. (Natter er). M. C. V. 386 M o I i .1. Note. Ich habe zehn männliche und acht weibliche Exemplare dieser Art aus Thorictis Draccena, und ein weibliches aus Hypsilophus iuherculatus untersucht. Alle waren gut erhalten. 29. Filaria annulata Mol in. Taf. I, Fig. ä, 6, 7. Os inerme; corpus densissime et gracillime annulis salien- tibus chictum; extremiias anterior obtusa; posterior acumitiata; extremitns cmidalis maris in anfractus involuta, suhtus fovea ovali parva limhis lateralibns nsque ad apicem caudalem cincta, papil- lisque quatuor utrinque exornata; vagina penis monopetala. unci- nata; jyßnis . . .; extremitns caudalis feminae subrecta. simpliciter acuminata. Longit. mar. 11" — 1" ; crassit. y«'". Longit. fem. 2" ; crassit. y^'". Filaria Simiae Maeaco Barrigae: in Collect, brasil. M. C. V. HabitaCDluio. Cebiis Lagothrix , in Brasilia (Natterer). M. C. V. Note. Von dieser Art hatte ich Gelegenheit vier Männehen und vierzehn Weibchen zu untersuchen. Ich fand sie in der Sammlung der brasilianischen Entozoeu des k. k. Hof-Naturalien-Cabinets in demselben Gefässe, in welchem sich die Filaria torta befand, und glaube daher, dass beide dieser Arten aus einem und demselben Individuum gesammelt wurden. Was übrigens in der 2. Note von der Filaria torta gesagt wurde , gilt ebenfalls für die Filaria annulata. 30. Filaria flexuosa Wedl. Charact. aiicto. Os ifierme; corpus filiforme , tenuissime densissimeque annn- latum; extreynitas anterior attenuata ; jyosterior crassior; extre- mitas caudalis maris in anfractus involuta, retroflexa, corpus am- plectens, limhis lateralibus ac siibtus duabus papillarum seriebus; vagiiia peiiis monopetala , ligidaeformis ; penis spiraliter tortus; extremitas caudalis feminae in anfractus involuta, appendiculata, obtusa. (Vivipara.) Longit. mar. ^Iz ; crassit. ^/-J"- Longit. fem. l^lz l crassit. ^/.J". Filaria flexuosa Wedel: in Sitzungsb. der niiilh. naturw. Cl. d. k. Akad. d. Wissensch. 1 8ii6. XIX. 122. — D i e s i n g: in Denkschrift, d. k. Akad. d.Wissensch. VIII. 18. Habitaealani. Cervus elaplius , vere, Vindobonae: siib cute (Wedel). Versuch piiier Monographie der Filarien. Oo7 Note. Mein Collega Prof. Wedel hatte die fiiife mir sowoiil die Würmer dieser Art als seine hiezu bezüglichen Präparate zu zeigen. Bei der Untersuchung derselben wurde ich gewahr, dass an dieser Art noch andere ausser die von Wedel bezeichneten Charaktere zu bemerken wären , nämlich die Ringelung des Körpers und die Form der Penisscheide. Da diese Kennzeichen mir sowohl für die Bestimmung als für die Stelle, welche diese Art in dem Systeme einnehmen muss, sehr wichtig erscheinen, so habe ich sie in die Diagnose aufgenommen. 3 1 . Filaria perforaiis M o I i n. Osinerme; corpus filiforme , longissimum; e xtre mit as ante- rior attenuuta, ohtusa ; posterior valde attenuata ; extremitas can- dalis maris in anf'ructus involuta, limbis lateralibus jjraelongis et ampiis iti apice caudae conjunctis , papillis ntrinque quinque fili- formibus, limbo accessorio parvo apicem caudae cingente ; vagina penis monopetala, f'alciformis ; penis . . . ; extremitas caudalis fe- minae inflexa, acuminata; apertura vulvce ad os, in arteriore cor- poris apice. (Vivipara.) Longit. mar. 2 — 3"; crassit. 7» — V* • Longit. fem. 4 — 7"; crassit. 7* — Ya". Redi: Anim. viv. 24. 25. Tab. IX. 3. vers. 34. Filaria Martis Gmelin: Syst. nat. 3040.— Zeder: Natiirg. 38. Filaria medinensis? Rosa: Lettere zoolog. 2. Filaria Mustelaruni Rudoiphi: Entoz. bist. II. 69. III. 379. — Ej. Synops. 7. et 216. — Ales san drin i : in nuovi Annali di storia naturale. Bologna. 1838. I. 1 — 17. Tab. I. (cum Anatom.), et in Isis 1843. 530. — Diesing: in Denkschrift, d. k. Akad. d. Wissenschaft. VIII. 18. Filaria quadrispina Di es i n g: Syst. Helminth. 11.271. Filaria Mustelae barbarae: in Collect, brasii. M. C. V. Habitacolum. Mustela Foina, M. putorius et M. Martes: sub cute et inter musculos (Redi, Rosa, Bremser et A 1 e s s a n d r i n i). M. e.V. — Mustela Foina etM. putoiius mas et fem., omni anni tempore, Patavii: sub cute et in tela conjunctiva intermusculari (Mol in). — Gulo barbatus mas, Decembri, Ypanema: in eavo thorae. (Nat- ter er). M. C. V. Note 1. Ich fand sehr zahlreiche, sowohl männliche als weibliche Exemplare dieses Entozoums unter der Haut und zwischen den Muskeln sowohl in der Mustela Putorius als in der Mustela Foina vorzüglich bei den Schulterblätter« und an der Gelenkpfanne des Oberschenkels, und habe sie noch lebend unter- sucht. Note 2. Ich hatte auch Gelegenheit, ein weibliches Exemplar aus der Brusthöhle des Gulo harhatus zn untersuchen. Es stimmte mit der Beschreibung überein , nur das Schwanzende war sehr stumpf. Seine Dimensionen halten eine Länge von 6" und eine Breite von Vj'"- 388 M o I 1 n. 32. Filaria acntiuscula Molin. Os inerme ; corpus filiforme, subaequale ; extremitas anterior incrassata, obtuso-conica ; extremitas caudalis maris in anfr actus involuta, foveola ovali limbis lateralibus utrinque papillis quinque clavatis ; vagina penis monopetala, brevissitJia ; penis linearis, lon- gissimus, basi incrassatus ; extremitas caudalis feminae inflexa, obtusa. Longit, mar. V/. — fW; crassit. V^'". Longit. fem. 2'/6 — ^Vi"; crassit. y^ — y^'". Filaria Suis labiati: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria Suis Tajassu: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria Canis N. 45: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculam. Canis Azarrae fem., Octobri , Barra do Rio Jauru: ad costas sub miisculis pectoralibus. — Dicotyles albirostris nias., Novenibri, Matogrosso: in cistibus inter laminas peritonei et inter tunicas ventriculi. — D. torquatus mas, Februario, Cai^ara : in mes- enterio (Natter er). M. C. V. Note 1. k'li hatte Gelef;euheit drei iniinnliclie und eilf weibliche Exemplare aus Aem Gekriise eines ßkotylei' albirostris, (iann zwei weibliche aus einem Z>/t-o- tyles torquatus, und endlich auch noch ein weibliches Exemplar aus einem Canis Azarrae zu untersuchen. Alle diese Exemplare waren vollkommen gut erhalten. Note 2. Bei der Untersuchung- der Männchen findet man allein nur stichhaltige Charaktere, welche die Selbständigkeit dieser Art legitimiren, und sie von der Filaria e«cra.ssäte unterscheiden. Diese Kennzeichen sind : Die Form des Penis und die Zahl der Papillen an den männlichen Ceschlechtstheilen. Die Weibchen der Filaria actitiuscnla sind den Weibchen der Filaria incrassata so ähnlich, dass man sie kaum durch die Form des vordem Körperendes von einander unterscheiden kann. Note. 3. In den Katalogen N atterer's wird angegeben, dass in einem Dicotyles albirostris zwei Filarien zwischen den Häuten des Mesenteriums und zugleich 16 Filarien zwischen den Häuten des Magens in eigenen Kapseln eingeschlossen gefunden wurden; dass die Filarien des Dicotyles torquatus ohne Kapseln waren, und endlich dass Canis Azarrce ein Weibchen von Lohinho do Campo war. 33. Filaria striata Molin. Os inerme, minimum; corpus filiforme, longissimum, tenuis- sime transversim striatum; extremitas anterior crassior; et ptoste- rior obtusae ; extremitas caudalis maris laxe spiraliter torta, fo- veola ante apiceni limbo cincta, Septem papillis jyermagnis utrinque praedita; vagina penis tubulosa ; petiis brevissimus, uncinatus ; ex- tremitas caudalis feminae inflexa. Longit. mar. ^'/g"; crassit. y*'". Longit. fem. 1' 3" ; crassit. /a". Versuch eiuer Monographie der Filarien. 389 Filaria Felis coneoloris: in Collect, brasii. M. C. V. Habit acalani. Felis concolor mas, Novembri, Cai^ara : sub cute abdom. inter fibras musculares, — F. macroura mas, Junio, Quartel do Poste: inter cutem et musculos antibracbii (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte Gelegenheit sehr zahlreiche und gut erhaltene, sowohl miinnliche als weibliche Exemplare dieser Art aus beiden oben genannten Thieren zu untersuchen. 84. Filaria iiicrassata M o I i n. Os inerme, minimum; cor jnis filiforme, antrorsum incrassahim, retrorsum attenuatum ; extremitas anterior obtusa; posterior obtusissima ; extremitas caudalis maris arcte in anfractus involuta, fovea ovali amplissima limbis cincta, utrinqiie novem papillis cla- vatis; vagina penis monopetala , brevis; penis vagina longior, aequaiis ; extremitas caudalis f'eminae subrecta. Lo/igit. mar. P/s'; crassit. ^/s". Longit. fem. 4 — 7"; crassit. y^'". Filaria Viverae: in Collect, brasii. M. C. V. Filaria Bradypi tridactyli: in Collect, brasii. M. C. V. Habitaculam. NasuaNarica mas, Julio, Nas Treehas: in paniculo adiposo sub cute abdom. — Bradypus tridactylus mas, Martio, Boiba : in cavo axillari et in tunica superf. ventric. majoris; Aprili, Barra do Rio negro: inter fibras diaphragmatis (Natter er). M. C. V. Note 1. Ich habe vier männliche und vier weibliche Exemplare aus einer JNöÄVa Narica, und ausserdem fünf Weibchen aus zwei verschiedenen Individuen des Bradypus untersucht ; sie waren alle gut erh.iltene Exemplare. Note 2. Diese Art ist mit der Filaria annulata sehr nahe verwandt, unterscheidet sich aber von dieser durch die Abwesenheit der Ringe , durch die männlichen Geschlechtslheile und durch das umgebogene viel stumpfere Schwanzende. 35. Filaria laevis Creplin. Os minhmim, inerme; corpus longissimum, gracillimnm, retrorsum sensim attenuatum, laeve, apice rotundatum, rigidulum, subfuscum; extremitas caudalis maris spiraliter torta, anfractibus 3 — 4, utrinque alata, alis angustis, semilanceolatis, transverse costatis, subtus papillarum serie ornata ; vagina penis . ..; penis . . .; extremitas caudalis femitiae subrecta, apice obtusa, papillis 1 — 3. Longit. mar. 8'" — i^W ; crassit. . . . Longit. fem. 2^-4 — 3^/2"; crassit. . . . Sitzb. d. mathem.-uaturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. 5. 28 390 Molin. Filaria lae vis C r e p 1 i n : in B u r m e i s t e r's Beitrg. z. näh. Kenntniss der Gattung Tarsius im Anhange. — Diesing: Syst. Helminth. II. 205. Habitacalam. Tarsius Spectrum : in tela cellulosa subcutanea (B urmeister). 36. Filaria convoliita Mol in. Os inerme', corpus filiforme, irregulariter convohitum ; extre- mitas anterior et posterior sensim aitenuatae, acuminatae ; extre- mitas caudalis maris...; vagina penis . . . ; penis — Longit. fem. i^U'; crassit. y*'". Filaria ranae : in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculaui. Cystignathus Gigas mas, Novembri, Ypanema. — Leptodactylus sibilatrix fem., Novembri, Ypanema: in eorum cavo abdom. (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit, sechs sehr gut erhaltene Exemplare weiblichen Geschlechts dieser Art zu untersuchen, welche aus Cystignathus Gigas itaram- ten, und ein nicht ganz gutes Exemplar aus Leptodactylus sibilatrix. 37. Filaria lenti.«i Diesing. Os orbiculare , inerme ; corpus breve, subaequale , spiraliter involutum; extremitas a7iterior . . . ; posterior...; extremitas cau- dalis maris ,..; vagina penis .. .; penis ... ; extremitas caudalis feminae clavata, apice mucronata. Longit. fem. % — ^Va"; crassit. Y^'" vix. Filaria oculi humani Nord mann: Mikrograph. Beitr. I. 7. II. IX. — Gescheidt: inAmmon's Zeitschr. f. Ophthalmol. III. 4. 16 et 32. — Froriep's Notiz. XXXIX. 53. — Ammon: Klinisch. Darstell, d. Krank- heit, d. mensch). Auges I. 37. Tab. II. 22—23. (Fragmentum.) III. 72. Tab. XIV. 21 (Individuum integrum). — Siebold: in Wiegmann's Arch. 1839. I. 2. 158. — Dubini: Entozoografia umana 99. Filaria lentis Diesing: Syst. Helminth. II. 265. HabitacolDm. Homo: in bumore Morgagni lentis cataractosae (Nord mann et Fried. Ammon); in lente Cataracta viridi alienata, Majo, Berolini (Jünkens). 38. Filaria torta Mol in. Taf. II, Fig. 1, 2, 3, 4. Os inerme; cor jms filiforme, utri?ique attenatum, in anfractus tortum; extremitas anterior et posterior acuminatae ; extremitas caudalis maris subtus fovea ovali amplissima limbis lateralibus usque ad apicem caudalem praedita, limbus singulus quatuor Versuch einer Monographie der Filarien. 391 papillis ornntns; vagina petiis monopetala; penis — Longit.mar. 7'" ; crassit. V»'". Longit. fem. ./%"; crassit. Y*'". Filaria Simiae Macaco barrigae: in Collect, brasil. M, C. V. Habitacalam. Cebiis Lagothrix, in Brasilia (Natterer). Note. 1. Von dieser Species hatte ich die Gelegenheit zahlreiche Exemplare beiderlei Geschlechter zu untersuchen. Sie stammten wahrscheinlich alle aus einem Individuum. Note 2. Ich kann mit keiner Genauigkeit angeben, in welchem Organe diese Filarien gefunden wurden, und ob sie aus einem oder aus mehreren Individuen herstammen; so kann ich auch nichts über den Ort, wo sie gesammelt wurden, hinzufügen, weil in dem Kataloge Natterer's keine entsprechenden Notizen zu finden sind. Nach der Etikette, welche auf dem Gelasse zu lesen ist, kannte ich nur schliessen, dass sie aus Cehus Lagothrix herstammen. 39. Filaria subspiralis Diesing. Charact. aucto. Os orbiculare , inerme ; corpus filiforme, spiraliter torhim, tenuissime ac dentissime annulntum : e.vtremitas cmterior atte- miata, obtusiuscula ; posterior vix aitenuata, crassior ; extremitas caudalis maris uncinata, subtus excavata, papillis undecim appro- ximatis; vagina penis motiopetala, linearis, longissima; penis. ..; extremitas caudalis fcminae obtusiuscula. Longit. mar. 9 — 13 " ; crassit. y^ — y^'". Longit. fem. 1 — Sy/'; ci'assif. y,'". Filaria Ardeae einereae Rudolphi: Entoz. bist. II. 72. — Ej. Synops. 9. — Duj ardin: Hist. nat. des Helminth. 56. Filaria Ardeae: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria subspiralis Diesing: Syst. Helminth. II. S6. Habitacalam. Ardea cinerea: prope pedis tendinem (ß ra un); sub pelle fernoris, vere. M. C. \. — A. leiicogaster fem., Praja de Cajutuba: inter tendines digitorum (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit, Männchen und Weibchen aus der Ardea cinerea, dann acht Mannchen und zehn Weihchen aus der Ardea leiicogaster zu unter- suchen. Alle waren sehr gut erhaltene Exemplare. 40. Filaria hcliciua Moli n. Os inerme; corpus spiraliter tortum, dense et minutissime vittatum; extremitas anterior crassior; et posterior attenuatae; extremitatis caudalis maris anfractus minores; apertura genitalis maris papillosa; extremitatis caudalis feminae anfractus majores. Longit. mar. i^jtl'; crassit. ^/e'", Longit. fem. Sy»"; crassit. ^/n'"' Filaria Ploti : in Collect, brasil. M. C. V. 28* 392 Molin. Habitacolam. Plotus Anhinga nuis , Octobri, Registo do Rio Araguay; — fem., Novembri, Registo do RioAraguay: in eorum cere- bi'o; — fem. et mas, Septembri, Matogrosso: inter tmiicas cerebri; — fem., Septembri, Matogrosso: in eistibus ad involucra cerebralia inter cerebrum et eerebellum; — fem., Aprili, Marabitanas: inter involucra cerebralia; — mas., Octobri, Cai^ara: in cisti ad eerebel- lum (Natterer). M. C. V. Note 1. Natterer gibt in seinen Notizen an , dass er in dem ersten der oben genannten Vögel zwei ganze Filarien und sieben Fragmente derselben , in dem zweiten mehrere, in dem dritten drei, in dem vierten vier, in dem fünften acht in zwei Capseln, in dem sechsten dreissig, und in dem siebenten drei Filarien gefunden hat. Note 2. Ich habe alle diese Würmer untersucht und darunter zahlreiche Männchen als auch Weibchen gefunden. 41. Filaria verrucosa Mol in. Os inerme ; corpus utidique verrucis irregulariter ornatum; eoctremitas anterior obtusa, crassior ; extremitas caiidalis maris...; Vagina penis ...; penis . . .; extremitas caudalis feminae subrecta, obtusiusculn. Longit. fem. 13"; crassit Va". Filaria attenuata Falconis picti : in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculaiu. Falco Swainsonii, Julio, Matogrosso: inter miiscu- los ad maxillam inferiorem (Natter er). M. C. V. Note 1. Ich hatte die Gelegenheit nur ein einziges weibliches , aber sehr gut erhaltenes Exemplar zu untersuchen. Note 2. Die Knötchen auf der Oberfläche des Körpers sind ganz unregelmässig zerstreut, und nur an den Rändern unter dem Mikroskope zu sehen. Dieses Phänomen könnte aber von den Falten der Haut abhängen. Lässt man jedoch den Wurm um seine Längenaxe sich drehen und fixirt einige Erhabenheiten, so verschwinden diese plötzlich und erscheinen an andern Stellen; ein Beweis, dass es wahre Knötchen sind. 42. Filaria caitipaniilafa Molin. Taf. II, Fig. 5, 6, 7. Os inerme, mininmm; corpus articulis campaniformibus, im- bricatis compositum; extremitas anterior attenuata, crassior, obtusa; posterior attenuata; extremitas caudalis maris . ..; vagina penis . . . ; penis .. .; extremitas caudalis feminae subrecta , acumi- nata. Longit. fem. T'Vs'"; crassit. V*'". Filaria Falconis magnirostris: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculam. Falco magnirostris fem., Februario, Ypanema: sub membrana nictitante (Natter er). M. C. V. Versuch einer Monographie der Filarien. 393 Note 1. Ich hatte die Oelegenheit nur ein einziges, aher sehr wohl erhaltenes weibliches Exemplar dieses wunderschönen Wurmes zu untersuchen und den- selben naturgetreu aliliilden lassen. Note 2. Bei einer obertlaehlichen Untersuchung scheint dieses Thier, gleich den meisten Cestoideen, einen zusammengesetzten Leib zu haben. Bei sorgfältiger Beobachtung ergibt sich jedoch , dass seine Leibeshöhle ununterbrochen durch den ganzen Körper sich erstreckt, und dass die Gliederung nur anscheinend und nur von der äusseren Haut abhängig ist. Die Regelmässigkeit dieser Ringe- lung widerspricht ihrer Zufälligkeit. Note. 3. Die Lage der Vulva, welche bei a sehr deutlich gezeichnet ist, bestimmte mich, diesen Rundwurm unter die Filarien aufzunehmen. B. FAUX DENTIBUS ARMATA. 43. Filaria fridens Mo I i n. Os orbiculare , inerme ; faux dentibus tribns, singulo radice duplici armnta ; corpus filiforme ; extremitas anterior attenuata; posterior obtusa ; extremitas caudalis maris inflexa ; vagina pe7iis monopetala; jjenis spiraliter tortus ; extremitas caudalis feminae recta. Loiigit. mar. 1 — P/^' ; crassit y,'". Longit. fem. '/g — 2^/'\; crassit. %'". Linguatula bilinguis Schrank: Samml. 231. Tab. II. A. ß. Tentacularia cylindrica Zeder: Naturg. 45. Tab. I. 2. Hamularia cylindrica Rudolphi: Entoz. bist. II. 83. Tab. XII. 6. Filaria Collurionis pulnionalis Rudolphi: Synops. 8. et 217. Filaria nodulosa Rudolphi: inHoris phys. Berolin. 13. — Cr eplin: in Erseh et Grub. Encyel. 1846. 1. Sect. XLIV. 172. - Diesing: Syst. Helminth. II. 275. Filaria Orioli : in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalam. Lsinius Collurio: ad pleiiram(Schrank), ad bron- chia (Zeder), vere et aestate (Bremser). — Icterus cristatus mas, Octobri, Barra do Rio negro : inter tiinicas parietis abdom. et in cavo abdom. — I. baeinorrlious mas, Novembri, Tybaya. — I. (Psaracolius) icterocepbalus mas, Septembri , Rio amazona. — I. Chopi fem., Aprili, Ypanema: in eorum cavo abdom.; — mas, Augusto, Ypanema: in regione renum. — I. sericens fem., Novembri, Joanna Leite: in cavo abdom. et in regione renum. — Cassicus ater fem., Septem- bri, Ypanema: in cavo thorac. et abd., nee non pkires sub renibus; Decembri, Para: in cavo abdom. — C. viridis fem., Septembri, Barra do Rio negro: in cavo et inter tunicas parietum abdom. (Natter er). M. C. V. 394 Mol in. N ot e. 1. Ich habe sechs männliche und acht weibliche Filarien aus Icterus crista- tus ; eine weibliche aus /. hacmorrkoiis ; sieben männliche und sechs weibliche aus /. icferocepha/us ; eine männliche und drei weibliche aus einem weiblichen /. Chopi ; zwei weibliche aus einem männlichen /. Chopi ; drei weibliche aus einem /. sericeusj dreizehn weibliche aus einem Weibchen von Cassicus ater, und vier andere weibliche aus einem zweiten Vogel derselben Art, und endlich eine männliche und zwei weibliche aus einem C. viridis untersucht. Note 2. Natter er gibt in seinen Notizen an, in dem weiblichen Cassicus viridis, den er untersuchte, sowohl Filarien frei in der Bauchhöhle als an deren Wänden verflochten gefunden zu haben. Derselbe Forscher bestimmte aber nicht die Zahl der gefundenen Filarien. In dem Gefässe , in welchem die Filarien von C. viridis im k. k. hofzoologischen Museum aufbewahrt werden, fand ich zehn wohl erhaltene Rundwürmer, deren drei zu Filaria tridens , sieben aber zu F. attenuata zu zählen sind. Zu F. attemiata gehören auch die Filarien von C. Yuracarcs. Note 3. Obwohl Die sing die Filarien, welche an der Pleura und in den Bronchien des Lanius Collurio gefunden wurden, zur Filaria nodulosa zählt, musste ich dennoch mich entschliessen , sie zur Filaria tridens zu übertragen, und dies um so mehr, als ich an zwei sehr wohl erhaltenen Exemplaren von Filarien aus der Lunge des obengenannten Vogels, welche im zoologischen Hofcabinele aufbewahrt werden, mich auf das genaueste überzeugt hatte, dass sie wirklich zu Filaria tridens gehören. Aus der Vergleichung mit der Abbildung von Hamularia cylindrica, welche in R u d o 1 p h i's Entozoorum historia zu sehen ist, ergab sich, dass diese den von mir untersuchten Würmern durchaus nicht ent- S|)richt , da nach jeuer Abbildung die Filarien aus der Lunge des Lanius Collurio eine vngina dipetala haben sollten, was sich in der That nicht erweisen lässt. 44. Filaria atteBiuato-verrucosa Mol in. Os inerme; fanx clentibus duobiis , apicibus divergentibus, radicibus ternis armata; corpus filiforme, subaeguale, antice attemiatum; extrcmitas cmterior obtusinscula , verriicis quatuor ; extremitas posterior obtusa; caudalis maris inflexa, subtus foveo- lata; vagina penis monopetala ; penis spiraliter tortus; extremitas caudalis feminae recta. Longit. mar. 11 "; crassit. V*'". Longit. fem. l^/z"; crassit. ^/s". Filaria Thamnophili: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacnlum. Thamnophilus canadensis mas, Novembri, Rio negro sub Poiares : in cavo abdom. et tborac. (Niitterer). M. C. V, Note. Ich habe drei Männchen und neun Weibchen dieser Art untersucht. Alle waren sehr gut erhalten und stammten aus einem und demselben Individuum. 45. Filaria attenuata Rudolphi. Charact. reform. Os orbiculare, inerme; faux dentibus quatuor in centrum oris convergentibus, inclusis armata; extremitas anterior obtusa, cras- Versuch einer Monographie der Filarien. 393 slor jwsteriore ; extremitas caudnlis maris inflexa, complmiata, truncata; vagina penis monopetala ; penis spiraUter tortus, prope apicem caudalem; extremitas caudnlis feminae subrecta, acumi- nata. (Vivipara.) Longit. mar. 1 — iVa'; crassit. y*'". Longit. fem. 3 — ü"; crassit. y» — ^/s". Lombrichi Redi: Anim. viv. ISO. vers. 223. Ascarides Pallas: N. Beytr. I. 1. 83. Filaria Cornicis G niel i n: Syst. nat. 3040. — Zeder: Naturg. 39. — Rudolph!: Entoz. hist. IF. 70. Filaria attenuata Rud olphi: in Wi e demann's Arch. III. 2. 3. — Ej. Entoz. hist. II. 58. — Ej. Synops. 4 et 208 (sed tantum corvorum). — AI ess andrini: in Annali di storia naturale 1829. II. 378 — 383. — Bremser: Icon. Helniinth. Tab. I. 6 — 7. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 50 (sed tantum corvorum). — Creplin: in Erseh et Grub. Encycl- 1846. I. Seet. XLIV. 172 (sed tantum corvorum). — Blanchard: in Annal. des sc. nat. 3. ser. XI. 156 — 157 (cum anatom.). Tab. VI. 4 (sed tantum corvorum). — Diesing: Syst. Helminth. II. 266 (sed tantum corvorum). — Leidy: in Proeed. of the Acad. of Nat. Seien. 1856. VIII. 56. Habitaculum. Corvus Cornix: in abdomine, Novembri, Grypbiae (Rudolph!); omni anni tempore (Bremser); autumno, Patavii (Mol in). — C. Caryocatactes: ibidem, autumno et hieme. — C. Corax: in auribus, hieme et vere. — C.Corone, autumno et hieme. — C.fru- gilegus, vario anni tempore frequens (Brem ser); autumno, Patavii (Mol in). — C. glandarius, autumno et hieme. — C. Monedula, vere. — C. Plca, autumno. — C. Pyrrhoeorax , vere (Bremser). — C. eya- nomelas, in Brasilia (Natterer): in eorum abdomine. M. C. V. — Sturnella ludovieiana. — Colaptus auratus: in eorum cavo abdom., in America (Braid). — Cassicus viridis fem., Septembri, Borra do Rio negro: in cavit. et inter tunicas parietum abdom. — C. Yuracares mas, Novembri, Matogrosso: in pulmonibus (Natterer). M. C. V. — Ardea purpurea fem., Septembri, Bononiae: in tela conjunetiva ad faciem in- ternam maxillae inferioris (Alessa n drini). Note 1. Aus dem Corvus cyanomelas untersuchte ich sechs wohl erhaltene weib- liche, a»s Cassicus viridis vier männliche und drei weibliche Exemplare; aus Cassicus Yuracares ein wohl erhaltenes männliches und Bruchstücke von einem weiblichen Exemplare, und endlich sehr zahlreiche, sowohl männliche als weibliche Exemplare aus den europäischen Rahen. Note 2. Siehe: Filaria tridens. Note 2. 396 Mol in. 46. Filaria filiformis Mol in. Os orbiculare , inerme ; fanx dentihus sex , ternatim in latus dextrum et sinistrum convergentibus ; corpus filiforme, subaequnle; extremitas anterior incrassata, obtusiuscula ; posterior obtusa; extremitas caudalis maris . . ,; vaglna penis. ..; penis . ..; Longit. fem. 2^/2"; crassit. V.,'". Filaria Tuidi: in Collect, bras. M. C. V. Habitacaluin. Anabates rufifrons mas, Julio, Ciiyaba: in cavo ab- dom. (Natter er). M. C. V. Note. Ich habe Geleg-enheit gehabt, nur ein wohl erhaltenes weibliches Exemplar zu untersuchen, welches aus Anabates rufifrons stammte. 47. Filaria affiiiis R u d 0 1 p b i. Charact. aucto. Os orbiculare, inerme; faux dentibus sex, ternatim i?i latus superimi et inferum convergentibus armata; corpus longum, sub- ae quäle ; extremitas anterior attetiuata, apice truncata; extremitas caudalis maris inflexa, obtusa; vagina petiis monopetala, ensi- formis; penis spiraliter tortus; extremitas caudalis feminae obtusa. Longit. mar. 1" ; crassit. V* "• Longit. fem. 1 — 3" ; crassit. rix ^/s". Filaria affinis Rudolphi: Synops. 4. et 209. — Dujardin: Hist. nat. des Heliniuth. S4. — Creplin: in Erseh et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Die sing: Syst. Helminth. II. 268. HabitacQlam. Fringilla hispaniolensis: in abdomine, Algesirae. (Natter er). M. C. V. Note. Ich habe zwei männliche und sechs weibliche Exemplare dieser Art unter- sucht. Alle waren aus einem einzigen Individuum, und vollkommen gut erhalten. 48. Filaria abbreviata Rudolpbi. Charact. auct. Os inerme , infundib ili forme ; faux dentibus sex, ternatim in latus superum et inferum convergentibus armata; corpus longum, spinulis deciduis in series longit udinales dispositis exasperatum ; extremitas anterior subito attemiata, truncata ; posterior crassior ; extremitas caudalis maris inflexa , truncata ; vagina penis moiio- petala, ensiformis ; penis spiraliter tortus; extremitas caudalis feminae recta, obtusa. Longit. mar. Ya — 1"; crassit. y*'". Longit. fem . l'/i — 2 "; crassit. 7^ — Va'". Filaria abbreviata Rudolphi: Synops. 4. et 210. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 52. — Creplin: in Erseh et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth. II. 268. Versuch einer Monog-raphie der Filarien. 397 Filaria Tiirdoriim Rudolph!: Sinops. 9. Filaria Motaeillaruin Rudolph!: Synops. 9. Filaria Motaciilae Rudolph!: Synops. 63ä. HabitaculoDi. Motacilla melanoceplutla : in abdomine, aestate (Bremser). — M. sp. Nr. 144: in abdomine, in Brasilia (Natter er). — SaxicolaOenanthe, aestate. — S. stapezina: in cavo orbitae, vere. — Sylvia rubecola, autiinino (Bremser). — Turdus pilaris. — T. visci- vorus, vere et autumno: in eornm abdomine. M. C. V. — Sturnus pyrrbocephalus fem., Octobri, Cai^ara; — 2 fem., et mas, Junio, Pau- secco: in eorum cavo abdom. — Tanagra Jacapa mas, Aprili, Bio das Pedras (Ribeiräo dasPedras): sub cuticula ad renem dextrum. — Thryotborus polyglottns, Novembri, Yendinba apud Pirapitingui: in cavo abdom. — Furnarius nifiis fem., Junio, Ciiyaba: in cavo abdom.; — mas, Jiilio, Tenente Borgos : ad renes ; — fem., Januario, Cuyaba; — mas, Majo, Cuyaba. — F. leucopus mas, Junio, Cuyaba: in eorum cavo abdom. (Natterer). M. C. V. Note 1. Ich habe nur ein schlechtes Exemplar dieser Art sowohl aus Motacilla me- lanocephala, als aus Sylvia rubecola; ferner zwei männliche Exemplare aus Saxi- cola Oenanfhe; zwei weihliche aus S. stapezina; ein weibliches Exemplar aus Turdus pilaris; zahlreiche sowohl männliche als weibliche Exemplare aus T. viscivorus ; sechs männliche und neun weibliche aus vier verschiedenen Sfuniis pyrrhocephalis (von diesen wurden zwei in einem Weibchen zu Caifara, dann zwei in einem andern Weibchen , fünf in einem dritten Weibchen und sechs in einem .Männchen zu Pausecco gefunden); ein weibliches »\\& Tanagra Jacapa; ein weibliches aus Thryothorus polyylottus; ein männliches und fünf weibliche Exemplare aus vier verschiedenen Furnariis rufis (von welchen übrigens Natterer angibt, in einem Weibchen zu Cuyaba im Juni drei Filarien, in einem zweiten Weibchen ebendaselbst im Jänner zwei Filarien, in einem Männchen im Mai ebendaselbst drei Filarien, und in einem Männchen zu Tenente Borgos zwei Filarien gefunden zu haben) ; und endlich ein männliches und ein weib- liches Exemplar aus F. leucopus untersucht. Note 2. Alle diese Würmer, mit Ausnahme der von Motacilla melanocephala und Sylvia rubecola, waren sehr gut erhalten und vollkommen durchsichtig, so zwar, dass ich mich an den Filarien von Furnarius auf das genaueste überzeugte, dass die Schläuche, welche im Schlünde durchscheinen, wahre Zähne sind. 49. Filaria obtui^ia ß u d o I p b i. Charact. aucto. Os orbiculare, minimum, inerme ; faux dentibus sex, ternatim in latus dextrum et sinistrum convergentibus ; corpus loyigum, aequule , spimdis acutissimis , exiguis , deciduis, in series longitu- dinales dispositis, antrorsum acutiusculum ; extremitns anterior truncata, quatuor verrucis cruciatim oppositis; extremitas caudalis 398 Moli n. maris truncata; vaghia penis monopetala, ensiformis; penis spira- liter torfiis; extremitas caudalis feminae recta, obtusa. Longit. mar. VI^ — 2"; crassit. '/^ — y.J". Longit. fem. 2'/i—6"; crassit. % — '/s'". Filaria obtusa Rudolph!: in Wiedmann's Arch. II. 2. 3. — Zeder: Naturg. 36. — Rudolphi: Entoz. hist. 11. 59. — Ej. Synops. 4. — Du- jardin: Hist. nat. des Helminth. 53. Tab. III. J. I. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth. II. 267. Filaria Myotherae scandentis: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria Xenopis: in Collect, brasil. M. C. V. HabitaculDin. Hirundo rustica, Majo, Grypliiae (Rudolphi), vere et aestate (Bremser). — H. urbica, vere et aestate. — H. riparia, aestate (Brems er). — H. purpiirea mas,Barra doRio negro.Decembri: in eorum cavo abdom. — H. versicolor fem , Junio, Matogrosso : in duplicatura cutis oculi et in cavo abdom.; — mas, JunIo, Matogrosso. — Myothera caudacuta fem., Apriii, Marabifanas. — Xenops Sp.incerta M. e.V. Apriii, Marabitanas : in eorum cavo abdom. (Nattere r). M. C.V. Note t. Ans Hirundo rustica It. urhica und H. purpnrca konnte ich nur einige Bruchstücke untersuciien , an welchen gar nichts zu sehen war. Aus H. riparia untersuchte ich ein wohlerhaltenes weibliches Exemplar ; aus H. vericolor sieben wohl erhaltene Männchen und eben so viele Weibchen ; aus Myothera caudacuta ein wohlerhaltenes weibliches Exemplar, und aus einer unbestimmten Xenops. Art zwei männliche' und drei weibliche Exemplare; alle diese fünf Stücke waren ebenfalls sehr gut erhalten. Note 2. Ich glaube dass die Abwesenheit der Querstreifen, die der Wärzchen am Schwanzende des Männchens und die verschiedene I<"orrii des Vorderendes berechtigen, die Selbstständigkeit dieser Art anzunehmen. Note 3. Von 14 Filarien aus H. versicolor fand Natterer in einem Weibchen zwei auf dem rechten Auge in einen Wulst verflochten, und zehn andere frei in der Bauchhöhle; die übrigen zwei fand er frei in der Bauchhöhle eines Männchens. 50. Filaria quadriverrucosa Mol in. Os orbicidare , inerme ; faux dentibus sex, ternatim in latus dextrum et sinistrum convergentibus, armata; corpus filiforme, subaequale , tenuissime transversim striatum, spimdis acutissimis ac perexiguis in series longitudinales dispositis exasperatum; extremitas anterior truncata, verrucis quatuor craciatim oppositis; extremitas caudalis maris inflexa, obtuso-cofiica , coronula verru- carum einet a ; vagina penis monopetala, ensiformis; penis spira- liter tortus ; extremitas caudalis feminae recta, obtusissima. Longit. mar. i—i'U'; crassit. 7^". Longit. fem. iy,— 27«"; crassit. V,'". Versuch einer Monographie der Filarien. 309 Filaria Dendrocalaptis : in Collect, brasil. M. C. V. Habitaeulam. Dendrocalaptes sp. Nr. 731, M. C. V. mas, Julio, Egenho do Cap Gama; Octobri, Barra do Rio negro. — D. Picu.s mas, Julio, Egeiiho do Cap Gama. — D. rufirostris fem., Auguste, Cuyaba: iu corum cavo abdom. (Natterer). M. C. V. Note 1. Ich habe neun männliche und eilf weibliche Exemplare dieser Art aus einem Dendrocalaptes, welches keine genauere Bezeichnung als die des Nr. 731 hatte, untersucht; dann zwei männliche und ein weibliches aus einem anderen Dendro- calaptes, welches ebenf;ills mit Nr. 731 {Dendrocalaptes Zizifu) bezeichnet war, und endlich ein weibliches aus einem Dendrocalaptes rufirostris. Alle wareu sehr gut erhaltene Exemplare. Note 2. Bei der Untersuchung der Filarie aus Dendrocalaptes rufirostris konnte ich nicht unterlassen mich zu überzeugen, dass, wenn die sechs Zähne des Schlundes nach vorne geschoben werden, sie nicht heraus zu stehen kommen, sondern dem Munde die Form einer Ellipse geben, welche zwischen zwei konischen Lippen eingeschlossen ist. ß) Os papillis eiornatum. 51. Filaria bipapillosa Mol in. Os papillis dtiabus; extremitas anterior obtusissinia, crassior; posterior tenuior ; extremitas caudalis maris valde attemiata, obtusiuscula , ante apicetn foveola limbo tenui cincta excavata; Vagina penis motiopetala e foveola longissime exserta; peius . . .; extremitas caudalis feminae fere diametro aequali anteriori, obtu- sissima, subrecta. Longit. mar. Ya"; crassit. ^/.i"'. Longit. fem. i% — 2 %"; crassit. % — %'". Filaria Strigis bracliyoti: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalum. Strix Suinda mas, Januario, Ytarare; — mas, Mar- tio, Marungaba; — mas, Septembri, Ypanema: sub cute colli (Nat- terer). M. C. Y. No te. Von dieser Art untersuchte ich acht männliche und neun weibliche Exemplare. 52. Filaria papilloso-anniilata Molin. Os papillosum, in centro quadranguli e papillis octo compo- siti; corpus crassiuscuhim ; extremitas anterior attemiata, obtusa, usque ad hiatum vulvae densissime annidata; posterior incrassata, acuminata ; extremitas caudalis maris...; vagina penis...; penis...; extremitas caudalis feminae acutissima. Longit. fem. 2S"'; crassit. Va'". 400 Mol in. Filaria attenuata Falconis pieti: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalam. Faico Swainsonii mas, Majo, Cai^ara: in regione postica cavi orbitae inter musculos (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit zwei weibliche Exem))lare aus der Sammlung der brasilianischen Eingeweidewürmer des k. k. Hof-Naturalien-Cabinets zu unter- suchen. 53. Filaria tricoronata Molin. Os papillosiim, in centro circuli concentrici duplicis e verru- cis alteimis octo singilUdim compositi; corpus filifot^me, subaequale; extremitas anterior uttcniiata, trnncata ; posterior obiiisa ; extre- mitas cfindalis maris inflexa, subtiis faveola coronula verrucarum cincta; vugina penis monopetala ; penis spiraliter tortus ; extre- mitas candalis feminae rectu. Longit. mar. 1 "; crassit. V*'". Longit. fem. ly^"; crassit. V^'"- Filaria Piprae inornatae: in Collect, brasil. M. C. V. Habltacolani. Pipra inornata fem., Majo, Borba: in cavo abdom. (Natter er). Note. Ich habe fünf männliche und sieben weibliche Exemplare dieser Art unter- sucht. Alle zwölf waren vollkommen gut erhalten, und stammten aus einem und demselben Thiere. Y) Os armatam. 54. Filaria bifurea M o 1 i n. Os armatum dentibns duobus apice bifurcatis; corpus cylin- dricum, aequale ; ecctremitas anterior conico-truncata ; posterior obtiisa; extremitas caudalis maris rix inftexa; vagina penis . . .; penis...; extremitas caudalis feminae recta. Longit. mar. y^"; crassit. y*". Longit. fem. 1 — 3"; crassit. y, — ^s". Filaria Museicapae : in Collect, brasil. M. C. V. Uabitacalani. Museicapae sp. Nr. 598. M. C. V. mas, Augusto, Cuyaba. — Museicapae sp. Nr. 562. M. C. V. mas, Septembri, Cidade do Gojaz: in eorum abdomine (Natter er). Note. Von dieser Art hatte ich die Gelegenheit zwei männliche und drei weibliche Exemplare aus der Museicapae Sp. Nr. 398, dann ein männliches und vier weib- liche aus der Museicapae Sp. Nr. S62 zu untersuchen; alle waren vollkommen gut erhalten. Versuch einer Monographie der Filarien. 401 S5. Filaria sphaeropliora Moli n. Taf. II, Ficr. 8. Os armntum dentibus duobus, exiguis, conicis; corpus in anfractus involutum ; cvtremitas anterior subito nttenuata, inflexa; extremitas cauduUs maris...; vaginu penis...; penis...; extre- mitas caudalis feminae sensim attenuata, appendice sphaerica appendiculo termitiali niunita. Filaria Anabatis: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria Lophotis : in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalain. Aiiabates (Auunibias) aiithoides, Aiigusto, Ytarare ; Allgusto, Fazenda do Rio verde. — Muscicapa lophotes , in Brasilia : in iiepate (Natterer). M. C. V. Note 1. Ich hatte Gelegenheit vier weibliche Exemplare aus zwei verschiedenen Individuen des Anahates aiithoides, und die Endspitzen von andern, welche aus der Leber einer Muscicapa lophotes herausschauten, zu untersuchen. Note 2. Natterer gibt in seinen Notizen an, zu Ytarare im August 1821, in ei'xaem Anahates aiithoides vier auf der Leber fest durchgeflochtene Filarien; dann in demselben Vogel zu Fazenda do Rio verde im August 1820 ein fest auf der Leber zusammengerolltes Packet Filarien , und endlich in einem Muscicapa lophotes {Lophotes Natt.) einen Ku.iuel Filarien fest in der Leber gefunden zu haben. 56. Filaria bidentata Mul in. Os armatum dentibus duobus: extremitas anterior et posterior valde attenuatae ; extremitas caudalis maris multos in anfractus involuta, subtus papiUis pluribus praedita, simpUciter acuminata ; Vagina penis...; penis...; extremitas caudalis feminae iiix spiraliter torta, apice mucronato, spinulis pluribus armato. Longit. mar. 14" — i'/^"; crassit. y« — V*'". Longit. fem. i'/^ — 2%"; cras- sit.'u— '!■;"• Filaria Terebra Diesing: Syst. Heiminth. II. 274. (exempta illa Cervi Flapl.i). Filaria Cervorum brasiliensiuni: in Collect, brasil. M. C. V. Dubitacalam. Cerviis Naiiii)i mas, Martio, Cai^ara; — nias, Sep- tembri, Villa Maria. — C. simplicieornis fem., Deeembri, Matodenlro. — C. rufus mas, Jimio et Deeembri, Borba: in eorum cavo a!)dom. (Natterer). M. C. V. Note 1. Ich habe die Gelegenheit gehabt ein Männchen und sechs Weibchen aus der Tela cellu. intest, äes Cervus simplicieornis, drei Weibchen aus der Bauch- 402 M o I i n. höhle eines Cervus rufus, dann zwei Männchen und ein Weibchen aus einem andern Individuum des Cervus rufus, und endlich zwei Weibchen und zwei Männchen aus der Bauchhöhle eines Cervus Namhi, insgesamrat fünf männliche und zwölf weibliche Exemplare zu untersuchen. No te 2. Diese Art ist nur unter dem Mikroskope, und blos durch die Anwesenheit zweier meisselförmigerZähne von der FtVa/va Terebra (Diesing) zu unterscheiden. Merkwüi-dig sind in dieser Art die Geschlechtsunterschiede zwischen den Männchen und Weibchen, da dieses ein bewaffnetes Schwanzende, jenes aber ein unbewaffnetes, mit vielen Wärzchen versehenes besitzt. 57. Filaria nodispina Mol in. Os armatum spinuUs duobns, papillisqiie duabus inermibus invicem alternantibus ; extremitas anterior truncata; posterior obtusa, crassior; extremitas caudalis maris inflexa, complanata ; vagina penis monopetala ; penisque filiformis, spiraliter totus, prope apicem caudalem extantcs ; extremitas caudalis feminae siibrecta. Longit. mar. V/^ ; crassit. Va '• Longit. fem. 2 — 2^/2"; crassit. V/". Velsch: De vena medinensi. 137. Lombriclii Redi: Aiiim. viv. 145—147. vers. 216—219. Ascarides Pallas: N. Nord. Bcitr. 1. 1. 83. Filaria falconis Gmelin:Syst. nat. 3040. — Zeder: Naturg. 38. - Rudolph!: Entoz. hlst. II. 70. Filaria attenuata Rudolphi: vSynops. 4. — Diijardin: Hist. nat. des Helminth. 50. — Creplin: in Erseh et Grub. Encyel. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Blanchard: in Annal. des sc. nat. 3. ser. XI. 156-187 (cum anatom.). Tab. VI. 4. — Diesing: Syst. Helminth. II. 266 (sed omnes tantum Falconis Subbuteonis). Habitacalaiii. Faleo Siibbuteo: in thorace, vario anni tempore. M. C. V. Note. Diese Species unterscheidet sich äusserlicli kaum nur von der Filaria atte- niiati (Rudolphi), und nur unter dem Mikroskope zeigt sie bei sehr starker Vergrösserung zwei Stacheln, welche den Mundrand abwechselnd mit eben so vielen Knötchen umgeben. 58. Filaria trispinulosa Diesing. Os orbiculare, spinulis tribus nodoliformibus armatum; cor- pus breve, subaequale ; extremitas posterior sensim attetmata. Lon- git. fem. 4'" . Filaria oculi caninijG es eh e i d t: in Amnion's Zeitscbr. f. Ophthal- mol. III. 37 et Fr ori e p'sl Notiz. XXXIX. 55. ^ Diesing: Syst. Hel- minth. II. 274. Habitaculum. Canis familiaris fiicator: siib hyaloidea corporis vitrei (Gesch eid t). Versuch einer Monographie der Filarien. 403 Ö9. Filaria inedineii.^is Gnielin. Os orbiculare , noduUs quatuor cruciatim opposids armatum; corpus longissimum , siibaequale, retrorsum sensim attenuatum; e.vtremitas caudalis maris . . .; vagina penis . . .; peius . . . ; extre- mitas caudalis feminae apice micinata. fVivipara.) Loiigit. fem. 9" — 2V2'; crassit. ad i". Longit. proUum 1" ; crassit. vix ^jil" . Apaxovrtov [j-upov Agatliarohiilas apiid Plutarchum Quest. coaviv. Lib. VIII. quest. 9. Opp. moral. od. Düben. Paris. 1841. I. 894. Velsch: Exercit. de vena medin. 1674. c. Tab. aen. Draciinculus Persaruni Kaeinpfer: Diss. inaug. sistens decadem ob- servat. exot. 1694. — Amoenit. cxot. politico-pbysico-medicae 1712. c. Tab. aen. Vermis medinensis Grundl er: in Conimerc. litt. nov. 1740. 329. Tab. V. 1 — 3. c. i. prop. Gordius medinensis Li nn e: Syst. nat. ed. XII. 107S. — Bruguiere in Tabl. Eneycl. Tab. XXIX. 3. Ca rsten-Niebu r: Besciueib. v. Arabien. 1772. 133. Dracunculus List er: in Philosoph. Transact. XIX. 417. 1690. — Gallandatus: in Nov. Act. Nat. Cur. V. 1773. append. 103—116. vers. germ. ab J. G. Krünitz facta: in Neu. Hainburg. Magaz. 96. St. 526 — 549. Filaria medinensis Gmelin: Syst. nat. 3039. — Olfers: de Veget. et Animal. 52. — Rudolphi: Entoz. bist. II. 55. — Ej. Synops. 3. — Jacobson: in Nouv. ann. du Mus. III. 80 et in Annal. des sc. nat. 2. ser. I. 320. — Lamarek: Anim. s. vcrt. 2. edit. III. 667. — Gescheidt: in Ammon's Zeitseh. f. Ophthalmol. III. 40. — Delle Chiaje: Comp, di elmintogr. uman. 2. ediz. I.et99. — ^ Richerand: Nosogr. chir. edit. 3. IV. 12. — Chapotin: in Bullet, de scienc. med. Mai. 1816. — Wil- li amson: Med. and misceli. obser. relat. to tbe Westind. Island. I. 57. — D'lomme Brief an G irard: in Isis. 1819. 102. — Helenus Scott: in Johnson Med. chir. review. Jun. 1823. — Adam: in Trans, of the med. and phys. societ. of Caicutta. March. 1824. — Kennedy et Smyttan: ibid. Sept. 1824. — Young et Jamenson: ibid. V. IL 338. — Sava- rey's: De la Fievre jaune. — Cuvier: Regn. anim. nouv. edit. III. 248. — Weibe: (deFilaria medinensi) Berol. 1832. 8. — Oppenheim : Über den Zustand der Heilkunde in der europ. und asiat. Türkei. 1833. — Charvet: Obs. sur deux esp. du genre Dragonneau: in Ann. du Mus. 1834. — Extr. : in Annal. des sc. nat. 2. ser. IL 123. — Marc: in Dict d. scienc. med. X. 244. (Dragonneau) et Laennec: in Dict. d. scienc. med. XIV. 439. — Froriep's Neu. Notiz. Vlll. 229. 231. — Leblond: quelqu. mater. pour l'hist. d. Filaire. 21. — Isis 1837. 723. — R. Wag ner apud Birkmayer:de Fil. medin. comment. 16 — 18. Fig. 1 — 5. (optimae). 1838. — Clark: in Medico-chirurg. rev. Octob. 1840. 585. — Roane: Natural Hist. of Jamaica. IL 233. fig. 1. — Winterbottom: On the native Africans 404 M o I i II. at Sierra Leona. II. 82. — Po st an: inFroriep's Neu. Notiz. No. 305. 304. — Blott: ibid. No. 377. 48. — Esc bricht: in Act. Nat. Cur. XIX. Suppi. II. 148. — Oke: in Provincial medical Journal London. 1843. Nr. 151. 446. — Siebold: in Wiegmann's Arcb. 1845. 207. — Dujardin: Hist. nat. des Helniinth. 44. — Tutschek: Medic. Zu- stände in Tumale. 1845. 12 — 13. — Sebast. Fischer: in Schmidt's Jahrbuch. Suppi. 1845. 385. et Münchner Jahrbuch. IV. 4. — B u s k : in The medical Times. May. 1846. — Creplin:in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 170—171. - S iebold: in Wie^rman n's Arch. 1850. 2. 358—359. — Duhini: Entozoografia umana 89. Tab. 3. — Diesing: Syst. Helminth. II. 269. — Durkee: in Proced. Boston. Soc, nat. hist. 1856. V. 275. — Leidy: in Proced. of the Acad. of Nat. Seien. 1856. VIII. 55. Furia medinensis Mo de er: in Nya Vetensk. Acad. Handl. 1795. 143-167. Filaria Dracunculus Bremser: Leb. Würmer. 194 — 221. Tab. IV. 1. — Cl eil and: in Caicutta Journal of nat. hist. L 359. Tab. X. 1. mas. 2. fem. et Wiegmann's Arch. 1842. 2. 341. — Pruner: Krankheiten d. Orients. 1847. 250. (Fertit indigenorum.) Filaria hominis oris? Leidy: inProeed of the Acad. ofthe Seien. V. 117. Habitacoluoi. Homo sapiens: in tela cellulosa subcutanoa, prae- sertim pedum et scroti, rarissime siib conjiinctiva ocnli (Bajon, Mon- gin et Blott), inter laminas mesenterii semel (Priinei"),inregionibus tropicis, praeprimis Africae; in Europa nonnisi in hominibus illinc boc malo aegrotatis observatur, M. C. V. Note. In der Sainmluug- des k. k. Hofiiaturalien-Cabiiiets shid nur einige Bruch- stücke dieses in Eunipa so seltenen Entozouins vorhanden. Ich habe sie alle sehr sorgfältig untersucht und darunter nur das Schwanzende, nicht aber das Kopfende gefunden. Das Schwänzende entspricht sehr genau der ßeschreihung Diesing's und der Abbildung B i r kin a y e r"s , es endet n.^iulich hakenförmig. 60. Filaria arniata G e s c b e i d t. Os orbiculare, spinults quatuor iioduUf'ormibus oppositis arma- ium; corpus breve, subaequale; ex'tremitas anterior . . .; posterior increscens , depressiuscula ; ea^tremitas caudalis maris . . . . ; vngina penis . . . ; penis . ■ . ; extremitas caudalis feminae ob- iusa, mucroiiata. Longit. f'etn. S^/J" ; crassit. %■". Filaria armata Gescheid t: in Ammon's Zeitsch. f. Ophthalmol. III. 38. et Froriep's Notiz. XXXIX. 55. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I, Section. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth. II. 275. Habitaculuui. Fab'o Lagopus: in corpore vilreo oculi (Gescbeidt). Versuch einer Monograpliie der Filarien. 400 61. Filaria Terebra Die sing. Os orbiculare, spintdis quatuor cruciatim opposifis armntimi; corpus longum, utriiique, retrorsimi valde attenuatum; extremitas cauddUs maris . . .; feminae valde attemiata, acuta, in anfractus nommllosspiraliterinvoluta. Lo7igit. l^/z — 2^/2";crassit. Va — Va'"- Filaria Cervi Elaphi: Cat. Ent. Vind. 24. — Rudol phi: Syiiops. 8. — Dujardin: Hist. nat. des Hciminth. 49. Filaria tentaculata Mehlis? — Crepiin: in Ersehet Gr üb. Encycl. » 1846. I. Seet. XLIV. 172. Filaria Terebra Die sing: Syst. Helminth. 11. 274. (sed tantuni Cervi Elaphi). Habitaculum. Cervus Elaphus, hieme: in cavo abdom. (Brem- ser). M. e.V. Note. Obwohl Ü uj ardin iu der Beschreibung- dieses Wurmes behauptet, dass dessen Mund mit vier Knötchen (papillcs) sei , so konnte ich mich doch übej-zeugen, dass auf demselben Exemplare, welches von Diesing' untersucht und beschrie- ben wurde, am Munde vier wirkliche Stacheln und nicht vier Knötchen vor- handen sind. Ich behielt daher die Beschreibung des Meisters unverändert. 62. Filaria papulosa Rudol phi. Charact. aucto. Os orbiculare, spimilis quatuor, inferiusque octo, omnibus cru- ciatim oppositis armatum; corpus longissimum, utrinque, retrorsum valde attenuatum ; extremitas caudalis maris laxe spiraliter torta, margine papillis utrinque duabus ; vagina penis . . .; penis . . .; extremitas caudalis feminae subspiralis ; apertura vulvae ad os in anteriore corporis apice. (Vivipara.) Longit. mar. 2 — 3"; fem. ö — 7"; crassit. Vs — Va'"- Spigelii Opera omnia edit. van der Linden: Amstelodami. 1G46. (in humore vitreo oculi Equi). Joh. Rhodeus: Observ. med. Cent. I. Obs. 83. 4d. 1657. (in oculo Equi). Theoph. Boneti: Sepucret. Lib. I. Sect. XVIII. Obs. VI. 331. Schulxius: in Ephem. Nat. Cur. Dec. I. 2. 43. Pauli: in Bartholini Act. Hafn. I. 37. Vandelli: Diss. de Aponi thermis. 67. c. ic. Bourgelat: Mem. present. III. 409—432. Hopkin son: in Transact. of the Americ. Philos. Society. II. No. XVIII. 183. (in Oculo Equi). Morgan: ibid. No. XLIII. 383. — Versio germ. utriusque tractat. in Edinb. Med. Comment. 2. Decad. I. 292—293. (in oculo Equi). Michaelis: Med. pract. Biblioth. I. II. St. 243. (in oculo Equi). Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. S. 29 406 Molin. Gordius equinus Abildgaard: in Zoolog. Dan. III. 49. Tab. CIX. 12. a— c. Filaria Equi Gmelin: Syst. nat. 3039. Filaria papulosa Rudolph!: in Wiedemann's Arch. II. 22. — Zeder: Naturg. 37. — Ru dol ph i: Entoz. bist. II. 63. — Anderson: in Edinb. med. and surg. Journ. 1803. II. 306. (in oeulo Equi). — Sick: in Med. Jahrb. d. k. k. Österreich. Staates. 1813. II. 174—178. (in oeulo Equi). — Laubender: in Teuffel's Magaz. f. theoret. u. prakt. Thier- heilk. 1813. I. 287. cum icone (in oeulo Equi). — Olfers : de vegetat. etc. o4. — Greve: Krankheiten d. Hausthiere. 1818. 174. (in ocuIo Equi).— Weidenkelier's: Wochenblatt d, Viehzucht. 1818. I. Nr. 7. 29. et 1819. II. 72. — Rudolph i: Synops. 6. et 213. — Atkinson: in Lond. med. and phys. Journ. 1820. (August), et in: Froriep's Notiz. 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Filaria equina Bl anchard: in Annal. dessc. nat. 3. ser. XI. 154—153. (cum anatom.). Tab. VI. 3. Versuch einer Monographie der Filarien. 4-07 Habitaculam. Equus Caballus: in cavo abdominis et thoracis; in ejusdem tela peritoneali et musculorum cellulosa; erratice in intesti- norum cavo; inter duram et vasculosam cerebri meningem (Abild- gaard); in corpore vitreo oculi (Spi gel ius); in eamera anteriori oculi band raro, rarius inter tunicas oculi (Hopkinson, Morgan, Greve et pliir. alii). — E. Asinus et Mulus: in cavo abdominis et thoracis (Gurlt). — ßos Taurus domesticus: in cavo abdominis, Vindobonae (Herrmann), rarius in eamera anteriore oculi (Chaig- naud et Gurlt); in tubo intestinali, in America (Leidy). M. C. V. Notel. Diesing-, in seinem Syst. H elmint h. fügt der Beschreibung dieser Species Folgendes zu: „Ipsimet ante plures annos in oculi Cabaili eamera ante- riore hanc Filaiiae speciem, aliquot pollices longam candidissimam, serpentum more vivacissime ac contiiiuo se nioveutem, in schola veterinaria Vindohonensi per horas ohservare licuit." Note 2. Aus dieser Art habe ich die Filaria des ßüffeiochsen ausgeschlossen, weil ich mir aus einem in derSaminlung des k.k.llof-Naturalien-Cabinets vorhandenen Exemplar, obgleich dieses das Einzige und nur ein Bruchstück ist , die genaue Überzeugung verschaffte, dass diese Filara mit der des Pferdes nicht zu einer und derselben Art gehört. Da ich nun kein vollständiges Exemplar zur Unter- suchung benützen konnte, so setzte ich die Filaria Bubali unter die Species inquirendae , an welchem Orte ich auch die Unterschiede angebe , welche sie von jener des Pferdes unterscheiden, und die mich bestimmten sie von einander zu trennen. 63. Filaria quadridens Molin. Os dentibus quatuor in nodum centralem collectis armatnm ; extremitas anterior crassior ; i)oslerior ohtusa; extremitas caiida- lis maris inflexa, limbo praedita; vagina petiis monopetala ; lon- gissima, sublinearis, prope apicefji candalem ; penis . . .; extremitas caudalis fenwiae subrecta. Longit. mar. 1" ; fem. 2^/^ '; crassit. ^/s". Lombrichi Redi: Anim. viv. 147. vers. 219. Ascarides Pallas: N. Nord. Beitr. I. 1. 83. Filaria Strigis Gmelin: Syst. naf. 3040. - Zeder: Naturg. 38. — Rudolph!: Entoz. hist. II. 70. Filaria attenuata Rudolph!: Synops. 4. et 208. (sed tantuni Strigis Brachyoti). — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 50. (sed tantum Stri- gis Brachyoti). — Creplin: in Ersch et Gru b. Encycl. 1846.1. Sect. XLIV. 172. (Mehlis: Briet'I. Mittheil.). —Diesing: Syst, Helminth. . 266. (sed tantum Strigis Brachyoti). Habitacalnm. Strix Brachyotus: in auribus, vario anni tempore, M.C. V.; ad basim linguae in musculis et membrana cellulosa (Meh- lis). M. e.V. 29' 408 Mol in. Note. Diese Species unterscheidet sich von der nodispina durch das Vorderende, welches dicker als das hintere ist, und durcli einen Tuberkel , welcher vom Mittelpunkte des Mundes hervorsteht. Wenn man den Vordertheil des Körpers zwischen zwei Gläser unter dem Mikroskope comprimirt , so spaltet sich der Tuberkel in vier Zähne. Sie unterscheidet sich ausserdem noch von der oben- genannten dadurch , dass das Schwanzende des Männchens mit einem Saume umgeben ist. 64. Filaria Hystrix M o 1 i n. Os armatum dentibus quatuor in centrum convergentibus ; cor- pus filiforme, subaequale, imdique spimdis exiguis, acutissimis, de- ciduis exasperatum; extremitas anterior attenuata, truticata, cras- sior; posterior attenuata, obtusa; extremitas caudalis maris in anfractiis invohda, foveola sub apice limbo tenuissimo sed amplo cincta; vagina penis mo?iopetala, longissima; penis... ; extremitas caudalis feminae inflexa. Lo?igit. mar. l^/s" ; crassit. Vi'". Longit. fem. ^Ya"; crassit. Va'"- Filaria attenuata Strigis flammeae: in Collect. Brasil. M. C. V. Habitaculum. Strix flammea fem., Octobri, Ypanema: in cavo abdom. (Natter er). M. C. V. Note 1. Die Exemplare, welche mir zur Verfügung- standen, waren zwei Männchen und vier Weibchen, und alle vollkommen gut erhalten. Note. 2. Die kleinen Stacheln , welche den Üifferentialcharakter dieser Species bilden, sind so klein, dass man sie nur bei der stärksten Vergrösserung unter- scheiden kann. Sie sind unregelmässig in Büscheln auf der Oberfläche des gan- zen Körpers vertheilt, und vorziiglicli an den Rändern sehr deutlich zu sehen; sie haben auch eine versoliiedene Richtung, von welcher man sich besonders an den Rändern überzeugen kann, und fallen sehr leicht ab. 65. Filaria coronata R u d o I p h i. Charact. aucto. Osorbiculare, magnum, spinulis sex nodtiliformibus armatum; corpus longum, subaequale; extremitas anterior attenuata, apice obtusa; extretnitas caudalis maris in anfractiis convoluta, attenuata, subtus foveolata; foveola coronula sex papillarum cincta, e centro vaginam penis monopetalam, digitifonyiem, falciformem, canalicu- latam exerens; penis brevis, falciformis, in sulcum vaginae decur- rens; extremitas caudalis feminae obtusissima. Longit. mar. 1" ; crassit. y,'". Longit. fem. 1 — 2" ; crassit. % — Va'" et ultra. Lumbrici Frisch: in Miscell. Berolin. 111. 46. Asearis Acus partim Bloch: Abh. 31. — Goeze: Naturg. 90. Tab. II, 5. Asearis Coraciae Gnielin: Syst. nat. 3033. Versuch einer Monographie der Filarien. 409 Fusaria Coraciae Zeder: Naturg. 119. Filaria coronata Rudolph!: Entoz. bist. II. 6a, — Ej. Synops. 6. — Dujardin: hist. nat. des Helniinth. 5)5. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846.1. Sect. XLIV. 173.— Diesing: Syst. Helminth. II. 275. nabitacalam. Coracias Garrula; sub ciite jugulari, versus aiires et inter colli musculos (Frisch, Bloch et Golze), vere et aestate (Bremser), Patavii, aestate (Mol in). M. C. V. Note 1. Ich hatte die Geleg'enheit mehrere weibliche Exemplare dieser Art zu untersuchen, von denen einige noch zwischen den Muskeln des Halses der Cora- cias Garrula eingenistet waren. Alle diese Exemplare werden im k. k. zoologischen Museum in Wien auf- bewahrt. Note 2. fch war beinahe fertig mit der Redaetion dieser Monographie, als ich bei der Untersuchung einer Mandelkrähe zwei lebende Exemplare dieses Ento- zouins fand. Eines davon war ein Männchen , dessen Auffindung mich um so mehr freute, als dieses das erste gefundene Männchen der Filaria coronata ist. Bei gewissenhafter Untersuchung schöpfte ich die Überzeugung, dass der Mund der obengenannten Würmer in derThat von sechs Stacheln umgeben ist, dass aber die Angabe Rud olphi's, der noch dazu einen Stachel am Schwanz- ende gesehen haben will, nur auf einem Beobachtungsfehler beruht. Es meinte also nicht ganz unrichtig Di esi n g, als er schrieb: nee spinulas, nee caudae acumen vidi. 66. Filaria ne^leeta Diesing. Charact. aiicto. Os orbiciüare, spinuUs sex no(hiliformibiis armatum; corpus longum, retrorsum sensim attenuatuni; extremitas anterior et poste- rior obtusae ; vagina petiis monopetala, alata; penis Longit. mar. 4'" ; fem. 10" — 1" ; crassit. y*'". Filaria Ranae eseulentae : Cat. Ent. Vin. 24. — Rudolph!: Synops. 10. Filaria neglecta Diesing; Syst. Helminth. IL 276. Habitacnlum. Pelophylax esculentus: sub cute, aestate, semel hieme M. C. V. Note. Ich hatte Gelegenheit zwei männliche und ein weibliches Exemplar dieser Art zu untersuchen; sie waren alle sehr gut erhalten. 67. Filaria iiodulosa Rudolphi. Characf. aucfo. Os orbiculare, spinulis octo, obtusis, noduUformibus armatum ; corpus longum, subaequale , retrorsum sensim attenuatum; extre- mitas caudalis maris attenuata, recta, subtus foveola limbo cinctaj 410 M o l i n. Vagina penis mofiopetala , longissima, margine serrato ; penis.. .; extremitas caudalis feminae obtusa. Longit. mar. y^ — 1" ; cras- sit. V3'". Longit. fem. iVe"; crassit. % — Ya'". Gordii species Rosa: in Brugnatelli Giorn. fisic.-medic. III. 23. — Recens. Gotting. Anz. 1796. 101. — Rosa Lettere zoolog. 3. Filaria Collurionis subcutanea Rudolphi: Entoz. hist. II. 71. — Ej. Synops 8. et 217. Filaria nodulosa Rudolphi : in Horis phys. Berolin. 13. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I> Seet. XLIV. 172.— Diesing: Syst. Helminth. II. 274. Habitacalam. Lanius Collurio: sub cute(Rosa), aestate (Brem- ser), ad pleuram (Schra nk), sub cute cranii, Berolini (Ramm els- berg). M. C. V. Note 1. Ich h^tte die Gelegenheit nur zwei männliche, aber vollkommen gut erhaltene Exemplare dieser Art zu untersuchen. Note 2. Aus Gründen, welche ich in der Note 3 hei Filaria tridens und in der Note 7, bei Filaria obtuso-caudata angegeben habe, musste ich die Filarien ans der Pleura und Lunge von Lanius Collurio , so wie auch jene von Lanius minor und pomeranus aus dieser Art aussehliessen. Sectio IL Cheilostomi. Os uni-bi-tri aut quadrilabiatum, labiis inermibus, aut papillis vel nodulis distinctis, aut armatis. * MONOCHEILOSTOMI. Os unilabiatum. 68. Filaria quadrituberculata L e i d y. Os orbiculare , unilabiatum (^?J, labio circnlari, elevato; cor- pus capillare, rubrum; extremitas anterior conica ; posterior in- fle.va, conica, papilla conica terminali, et duobus tuberculis parvis utrinque lateralibus praedita. Longit. 4" ; crassit. ^/a". Filaria quadrituberculata Leidy: in Proced. of the Acad. of Nat. Seien. Philad. 1856. VIII. Habitacolum. Anguilla vulgaris, in America: in musculis dorsa- libus (Schafhirt). Note. Obwohl bis jetzt nur ein einziges Exemplar dieses Wurmes gefunden wurde, sind dennoch seine Charaktere so deutlich ausgesprochen, dass diese Art sehr leicht von jeder andern unterschieden werden kann. Versuch einer Monographie der Filarien. 4 11 ** DICHEILOSTOMI. Os bilabiatum, labiis inermibus v. papillis aut nodulis distinctis, v. armatis. a) Os labüs incrmibns. 69. Filaria bilabiafa Diesing. Os bilabiatum, labiis inermibus; corpus subaequale; extre- mitas caudalis maris...; vagina penis...; penis . . .; extremitas caudalis feminae apice acuta. Lougit. fem. 1" ; crassit. ^/z". Füaria Sternae: Cat. Ent. Vind. 24. — Ru d ol p hi : Synops. 10. Filaria bilabiata Diesing: Syst. Helminth. II. 277, DabitacolDin. Sterna Leucopareia: in cavo abdominis, intestinis extiis adherens, aestate. M. C. V. 70. Filaria acuta Diesing. Os bilabiatum, labiis inermibus; corpus retrorsum sensim aite- nuatum ; extremitas caudalis maris . ..; vagina penis ... ; penis . ..; extremitas caudalis feminae apice acuta. Longit. fem. 8 — 11 " ; crassit. vix V2 ". Filaria Colymbi Rudolph!: Synops. 10. Filaria acuta Diesing: Syst. Helminth. II. 277. Habitacalum. Podiceps cristatus: in abdomine, vere (Bremser). — P. cornutus: ibidem, Octobri (Diesing). M. C. V. 71. Filaria bifida Molin. Os inerme, ellgpticum., bilabiatum, labiis inermibus, roiundatis, perexiguis ; extremitas anterior et posterior attenuatae ; apex caudae brevissime bifidus; extremitas caudalis maris in anfr actus involuta; vagina penis tubidosa; penis. . .; extremitas caudalis feminae inflexa. Lotigit. mar. 2" ; crassit. Ve'"- Longit. fem Filaria Muris seandentis: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalum. Dactylomys amblyonix fem., Majo, Ypanema: in hepate (Natterer). Note 1. Ich hatte die Gelegenheit ein wohlerhaltenes männliches Exemplar und von einem weiblichen aber nur drei Bruchstücke zu untersuchen, unter diesen das Schwanzende. Note 2. Diese Art unterscheidet sich von der Filaria lahiata (Creplin) durch das Schwanzende und durch die Form der Lippen, da sie nicht wie jene breite Lippen, noch ein geflügeltes Schwanzende besitzt; durch dieselben Charaktere unterscheidet sie sich auch von der Filaria physalura (Bremserj ; durch die 412 Mo 1 i n. Form der Lippen, welche nicht kegelförmig abgestutzt sind, durch die Form des Körpers und des Schwanzendes von der Filaria ohtuso-caudata (Ru- dolphi); durch die F'orm des Körpers der vorne dünner ist, und durch das Schwanzende von Aar Filaria biluhutu (Diesing) ; und endlich durch dieselben Kennzeichen von der Filaria acuta (Diesing). Ihr positives Differential - Kenn- zeichen ist das sweispitzige Schwanzende. 72. Filaria coiiica Moli n. Osinerme, ellypticum, bilahiatnm, labiis inermibus conicis, yerexiguis ; corpus filiforme ; extremitas anterior attenuata, trun- cata, prope os vix incrassata ; exlremitas posterior attenuata; ex- tremitas caiidalis maris ...; vagina penis ...; petiis . ..; extremitas caudalis feminae inflexa, apice mucronata. Lotigit. fem. P/^' ; crassif. V*'". Filaria Cavia Acuschy: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculum. Cavia Acuschy mas (Cavia N, 133 = Cutia de Rabo), Septembri, Barra do Rio negro: in cavo abdom, (Natterer). Note 1. Ich fand in der Sammlung des k. k. Hof-Naturalien-Cabinets nur ein weib- liches, aber sehr wohlerhaltenes Exemplar dieses Wurmes. Note 2. Ich glaube, dass die Form der Lippen und des Vorderendes zur Auf- stellung einer eigenen Species berechtigen. 73. Filaria labiotruncata Mol in. Os bilabiatiim, labiis truncato-co7iicis ; corpus aequale, lon- gissimum, filiforme; extremitas anterior obtusissima, crassior ; posterior obtusa; vagitia penis,..; petiis Longit. fem. P/2 ~~3^U' ; crassit. y^ — '/z". Filaria Tinami: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacnlam. Tinamus adspersus mas, Majo, Borba: inter cutem et musculos femoris. — T. variegatus fem., Julio, Borba: in cavo abdom. — T. strigulosus fem., Decembri, Parä: inter cutem et mus- culos pectoris et dorsi (Natter er). Note 1. Ich hatte die Gelegenheit nur dreizehn weibliche, aber sehr wohlerhal- tene Exemplare dieser Art zu untersuchen. Sechs von diesen stammten aus T. adspersus , vier aus T. varicgatus , und drei aus Tinamus strigulosus ab. Note 2. Die Form der Lippen unterscheidet diese Filarie von der labiata und die Form des Vorderendes von der physalura. 74. Filaria physalura Bremser. Charact. aucto. Os bilabiatiim, labiis truncato-conicis, inermibus ; corpus lon- gissimwn, utrinque, retrorsum magis attenuatum ; extremitas cau- Versuch einer Monographie der Filarien. 413 dalis maris inflexa, excavata, ulrinque (data , alis arcte quinque costatis; vaghia penis monopetala, f'alciformis; penis...; extre- mitas caudalis feminae recta, obtusissima. Longit. mar, l^/^ — 5" ; crassit. y/'. Longit. fem. 6 — 10" ; crassit. % — 1'". Filaria AIcedinis Rudolph! : Synops. 635. Filaria physalura Bremser: Cat. Ent. Viiid. nisc. — Diesing: Syst. Helminth. II. 276. Habituculain. AIcedinis sp. No. IL Mus. berolin., Februario, in Brasilia: inabdomine (OH'ers) — A. torquata fem., Oetobri, Curytiba: in cavo thorac. ad cor; in cavo abdom, inter intest.; in renibus; in regione coccigea inter musculos et cutein; — fem., Junio, Ypanema — A. Amazona mas, Martio.Ytarare; — fem.Martio Irisanga; — mas, Decembri, Mato dentro: in eorum cavo abdom. (Natter er). M.C.V. Note. Ich liabe zahlreiche, sowohl mannliche als weibliche Exemplare dieser Filarie untersucht, welche aus dem Herzen , der Bauchhöhle, den Nieren und am Steisse unter der Haut eines miinnlichen Alcedo torquata^ dann ein männ- liches und ein weihliches Exemplar welches aus der Bauchhöhle einer weiblichen Alcedo Amatona, zahlreiche weibliehe die aus einem Männchen, ein weibliches weiches aus einem Weibchen, und endlich ein männliches welches aus der Bauchhöhle eines Männchens desselben Vogels gesammelt wurden. Alle diese Würmer waren sehr gut erhalten. 7^. Filaria obtuiso-cauclafa Hudoipbi. Charact. aucto. Os bilabiatum, labiis truncato-conicis, inermibus ; corpus fon- gum, subaequale ; extremitas anterior obtiisa, nodulis octo armata; posterior sensim attenuata; extremitas caudalis maris inflexa, sub- tns foveolata, linibo tenui utrinque quinqiiecostato cincta; vagina penis monopetala, longissima, laminaris, margine serrato ; penis ...; extremitas caudalis feminae recta, obtusa. Longit. mar. 10" — 1^/z'; crassit. y*'". Longit. fem. P/q — ö"; crassit. y, — y/". Filaria Collurionis subcutanea Rudo Iph i : Synops. 8. et 217. Filaria nodulosa Rudolph! : in Horis phys. Berolin. 13. — Creplin: inErsch et Grub. Eneycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. - Diesing: Syst. Helminth. II. 275. Filaria Tefraonis: in Collect, brasil. M. C. V. Filaria obtuso-caudata Rudolphi: Synops. 634. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 55. — Creplin: in Ersch et Grub. Eneycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth II. 277. HabltacuIuDi. Lanius minor et rufus : sub cute vere et aestate M. C. V. — Perdix leucostricta fem., Junio, Borba: inter musculos 414 M o I i n. alarum. — Piciis flavescens mas, Majo, Ypanema : sub ciite colli; — fem., Februario, Rio Moria: inter tunicas oesophagi; — fem., Majo, Borba: sub cute colli et inter tunicas oesophagi; — fem., Aprili, Ypa- nema: sub cute in regione superorbitali. — P. rubricollis fem.,Decem- bri, Parä: sub cute colli. — P. Jumana fem., Decembri Rio negro apud Thomas: ad gutturem sub cute; — Februario, Borba: in tumore colli. — P. passerinus fem., Decembri , Rio negro apud Thomas: ad gutturem sub cute. — P. leucolaemus mas, Julio, Egenho do Gama: ad Collum. — P. aurulentus fem., Junio, Ypanema: sub cute et inter musculos colli. — P. robustus : inter musculos colli. — P. lineatus : in cavo thoracis, in Brasilia (Natter er). M. C. V. Note 1. Von Picus robustus und P. lineatus bekam ich keine Filarie zu unter- suchen , untersuchte aber sechs männliche und zehn weibliche Filarien aus einem männlichen P. flavescens, zwei weibliche aus einem Weibchen, vier männliche und acht und zwanzig weibliche aus einem zweiten Weibchen, eine männliche und eine weibliche aus einem dritten Weibchen derselben Art; dann dreizehn, theils männliche, theils weibliche aus einem weiblichen P, riilricoUis ; zwei weibliche aus einem weiblichen, und zahlreiche weibliche aus einem zweiten weiblichen P. Jumana; zwei weibliche aus einem Weibchen von P. passerinus; eine weibliche aus einem männlichen P. leucolaemus und endlich eine männliche und zwei weibliche aus einem Weibchen von P. aurulentus. Von Perdix leucostricta untersuchte ich zwei männliche und eben so viele weibliche Filarien ; alle vier waren vollkommen gut erhalten. Note 2. Die Filarien aus dem Unterhautzellgewebe von Lam'us minor werden von Diesing ziiv Filaria nodiilosa gezählt. Aus Untersuchungen aber, die ich an zwei männlichen und drei weiblichen Filarien von Lanius minor, und an zwei männlichen von Lanius pomeranus vorgenommen hatte, ergab sich, dass die Würmer nicht zur Filaria nodulosa, sondern zur ohtuso-caudata gehören. 76. Filaria labiata Creplin. Os bilabiatum, lahüs antrorsum latioribns, apice emarghintis, inermibus; corpus longissimum, antrorsum attenuatum ; extremitas caudalis maris attenuata , inflexa , excavata , utrinque alata ; va~ gina penis . . . ; penls ...; extremitas caudalis fembiae recta, obtusa. Longit. mar. vix 3" ; crassit. Ya". Lotigit. fem. 13 — 27" ; cras- sit. ad f". Filaria labiata Creplin: Obs. 1. — Nathusius: in Wiegmann's Arch. 1837. 1. SO. (anatoni.). — S 1 e b o 1 d : ibid. 1838. 2. 292. — D u j a r- din: Hist. nat. desHelniinth, 57. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846.1. Sect. XLIV. 173. — Valenciennes: in Cuvier: Regne anim. nouv. ödit. (Zoophyt.) Tab. XXIV. (cum anatom.). — Blanchard: in Anna!, des sc. nat. 3. ser. XI. 157— lö8. (cum anatom.). — Diesing: Syst. Helminth. II. 276. Versuch einer Monographie der Filarien. 415 Habitacalam. Ciconia nigra : in cavo thoracis, Gryphiae (B a r k o w), Majo (Nathusius),incavothoraciseteri'atice in oesophago, Martio, (Diesing), Parisiis (Valenci ennes). M. C. V. /3) Os labiis papillis aat nodulis distinctis. 77. Filaria rubra Leid y. Os iransversum,bilahiatiim, labiis papillosis ; corpus capillare, atrorubrum; extremitas anterior truncata; posterior obtuso-conica; anus termiiialis, semilunaris. Longit. ad ^y/':.' crassit. f^" . Filaria rubra Leidy: in Proced. of the Acad. of Nat. Seien. Philad. 18S6. VIII. 56. — Diesing: in Denkschriften d. k. Akad. d. Wissen- schaften VIII. 18. HabitaculDDi. Labrax lineatus : in peritoneo, hieme, in America (Leidy). Note. Die Form des Mundes, der Lippen, des Afters und die Farbe des Körpers bilden solche Kennzeichen, dass die Selbstständigkeit dieser Art nicht zu be- zweifeln ist. 78. Filaria fusiformis Moli n. Os inerme, transverse ellypticum, bilabiatum, labiis rotun- datis, margine tiodulis distinctis; corpus fusiforme, inflexum; ex- tremitas anterior truncata; posterior obtusa; extremitas caudalis maris . . . ; vagina penis ...; penis ...; extremitas caudalis feminae recta. (Vivipara.) Longit. fem. 7'" ; crassit. y^'". Filaria Bucconis ealcarati: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacolum. Monasa tranquilla fem. , Octobri, Barra do Rio negro: in cavo tiiorac. sub periostio sterni (Natter er.) M. C. V. Note. Ich habe von dieser Art vier weibliche wohl erhaltene Exemplare unter- sucht. 7) Os Labiis armatis. 79. Filaria bispinosa D i e s i n g. Charact. aucto. Os bilabiatum, labiis antrorsum partim dilatatis, apice trun- catis, Spina subcentrali noduliformi armatis, inter quatuor verru- cas magnas cruciatim dispositas ; corpus longissimum, subaequale, spinulis magnis, irregulariter sparsis, exasperatum; extremitas caudalis maris recta, acutiuscula ; apertura genitalis papulosa; 416 M o 1 i n. minae hiflexa, obtusa. Longit mar. 2^/z" ; crassit^/ij". Longit. fem. 10— U"; crassit ^/„—IJ" Filaria Boae constrictoris Leidy: in Proced. of de Acad. of Nat. Seien. V. 118. Filaria bispinosa Diesing: Syst. Helminth. II. 278. — Leidy: in Proced. of de Acad. of Nat. Seien. 1836. VIII. 56. — Diesing: in Denk- schriften d. k. Akad. d. Wissenschaften VIII. 18. Tab. II. F. 4S— 50. Habitacalam. BoaConstrictor : sub cute, Pliiladelphiae (Leidy), — mas, Junio, Matogrosso : in cavo abdom. — Ophis saurocephalus fem., Julio, Borba : inter tiinicas intestini. — Thamnobius poeci- lostoma, Junio, I^anna: inter membranas oesopbagi et pulmonum (Natter er). M. C. V. Note. Ich habe die (Jeleg-enheit gehabt zwei weibliebe Exemplare aus ßoa con- strictor , drei männliche und drei weibliche aus Ophis saurocephalus , und ein weibliches aus Thamnobius poecilostoma zu untersuchen; alle acht Exemplare waren vollkommen gut erhalten. 80. Filaria liorrida Diesing. Charact. aucto. Os bilabiatum, labiis antrorsum dilatatis, apice triincatis, ad quorum latera externa utriyique Spinae geminae, conicae, inter- jectts spinulis midtis brevioribns ; corpus longissimnm, sidiaequale, tenuissime transversim striatum, utrinque sensim attenuatum; extremitas caudalis maris inflexa, excavata, utrinque alata, alis quitique costatis; vagina penis . . . ; petiis . . . ; extremitas caudalis feminue recta, obtusa. Longit. mar. 1' ; crassit. ad 1'". Longit. fem. idtra 3' ; crassit. ultra 1^/-J". Filaria Rhcae Owen: Lectures on comporative anatomy 74. Filaria horrida Diesing: Syst. Helminth. II. 278. — Diesing: in Denkschriften d. kais. Akad. d. Wissensch. VIII. 19. Tab. III. F. 1—5. Tab. IV. F. 1—23. (anatom.). Habitacaluin. Rhea americana fem et mas, Aprili, Lages: in cavo thorac. ; — mas, Decembri, Arica: in cavo tborac. et sub cute coxae; mas, Martio, Cuyaba : in cavo thorac. ad costas; — fem., Februario, Cai§ara : in cavo thorac. in duabus cistibus aereis (N a 1 1 e r e r). M. C. V. Note 1. Ich habe von dieser Art sehr zahlreiche, sowohl männliche als weibliche Exemplare untersucht. Note 2. In der werthvollen Abhandlung- D i esing's, welche in den Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften zu lesen ist, findet man ausserdem noch eine eben so klare als genaue Schilderung der anatomischen Verhältnisse dieses Thieres. Versuch einer Monographie der Filarien. 4 IT * * * TRICHErLOSTOMI. Os trilabiatum. 8i. Filaria iiie^alocliila Diesing. CharacL reforin. Os trilabiatum, labiis magnis , obtusis, profunde incisis; corpus longum, subaequale, utrinque attenuatum; extremitas cauduUs maris parum inflexa, obtusa; vagina penis permagna, monopetala, Ugulaeformis ; penis in axe vaginae ; extremitas cau- dalis feminae obtusa, mucrouatn. Longit. mar. 1 — i^/z'i fem. 2 — 2'/s'; crassit. V/". Filaria Colubri austriaci: Cat. Ent. Vind. 24. — Rudolph!: Synops. 10. — DiesinfT^: Syst. Helminth. IL 279. Hubitacalaui. Zacholus austriacus : in oesophago, hieme. M. C. V. Note 1. Prohabiliter e preda depasta. Note 2. Ich hatte die Gelegenheit drei männliche und vier weibliche Exemplare dieser Art zu untersuchen; alle sieben waren sehr gut erhalten und stammten aus einem und demselben Individuum; aber nur in einem einzigen Exemplare sah ich sehr deutlich die Penisscheide. Dieses Organ war verhiiltnissmässig sehr breit, glich vollkommen einer spitzigen Zunge, war schwach lichtbreehend und seine Längenaxe war von einem sehr stark lichtbrechenden Faden durch- zogen, welcher etwas über die Zungenspitze hinausragte. * * * * TETRACHEILOSTO.MI. Os quadrilabiatuin. 82. Filaria quadrilaliiaf a M o I i u. Os quadrilabiatum , labiis conicis, magnis; corpus inflexum; extremitas anterior sensim attenuata; posterior spiraliter torta; extremitas caudalis maris attenuata, obtusa; vagina penis tubu- losa, extremitate libera i7icrassata; penis...; extremitas caudalis feminae attenuata, obtusa. (Vivipara.) Longit. mar. 1^^ — i^/s", crassit. y/". Longit. fem. Vj^ — 2"; crassit. Vg'". Filaria Tinami: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacainm. Tinamiis rufescens, Novembri, Cai^ara: in cavo abdoni. — T. maculosus, in Brasilia : sub cute colli (N a 1 1 e r e r). M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit drei männliche und zwei weibliche Exemplare dieser Art zu untersuchen; die ersteren stammten aus einem Tinamiis rufescens und die zweiten aus einem T. maculosus. Alle fünf waren vollkommen gut erhalten. 418 M o I i n. SPECIES INQUIRENDAE. I. Mammalium. 83. Filaria hominis (^broiicliialis) Rudolphi. Os .. .; corpus ieretkisculum, subcornpressum, antrorsum sub- attenuatum , fiiscum, albido-variegatum , retrorsnm siibpellucidum, hamulis subterminalibiis duobus. Lotigit. 1". Hamularia lymphalica Treutier: Obs. patholog. anat. Tab. II. 3 — 7. — Jördens: Helminth, 31. Tab. VI. 9-12. (ie. Treutleri). Tentacularia subcompressa Zed er: Naturgesch. 4ö. Hamularia subcompressa Rudolphi: Entoz. bist. II. 82. — Bremser: Leb. Wurm. 221—223. Tab. IV. Fig. 2. (ic. Treutleri). Filaria hominis bronchialis Ru dol phi: Synops. 7. et 213. — Dujar- din: Hist. nat. des Helminth. 45. — Dubini: Entozoografia umana 96. Tav. I. — Diesing: Syst. Helminth. II. 279. Habitaculuui. Homo: in glandulis bronchialibus individui venere exhausti insolite auctis, hieme (Treu 1 1er). 84. Filaria €ebi Carayae M o I i n. Filaria Simiae Belzebul: in Collect, brasil. M. C. V. fiabitacDlnm. Cebus Caraya mas, Jiilio, Villa Maria: in cavo abdom, (Natter er). M. C. V. Note. An dieser Filarie konnte ich keine genau ausgesproelienen Charaktere ermittein. 85. Filaria €ebi trivir^ati (abdominalis) Molin. Filaria Simiae: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacnlum. Cebus trivirgatus fem., Octobri, Matog-rosso; in cavo abdom. (Na tterer). M. C. V. Note. Ich konnte nicht ermitteln, zu welcher Art sie gehören, weil keine bestimm- ten Kennzeichen zu unterscheiden waren. 86. Filaria iiitercostalis Mulin. Filaria Simiae: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculuui. Cebus (Callitrix) sciurus mas, Augusto, Rio Ma- more : inter musculos intercostales (Natterer). M. C. V. Note. Obwohl ich vier Exemplare dieses Wurmes untersuchte, so konnte ich dennoch nicht mit Bestimmtheit die Art, zu welcher sie gehören, ermitteln. Versuch einer Monographie der Filarien. 419 87. Filaria Jacchi clirysopyg;! (hepatica) Mol in. Filaria Siniiae: in Collect, brasll. M. C. V. Habitaculuni. Jacchus (Hapale) chrysopygus fem., Martio, Ypa- nema: ad hep. (Natter er). M. C. V. Note. In der Sammlung des k. k. Hof'-i\aturalien-Cabinets existirt nur ein einziges Exemplar dieses Wurmes. Zu welcher Art derselbe gehört, könnte ich nicht mit Bestimmtheit angehen. 88. Filaria Vespertilioiiis R u d o 1 p li i. Lojigit. fem. ad 1'" crassit. vLv 1'". Filaria Vespertilionis R u d o 1 p h i : Synops, 7. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 47. — Die sing: Syst. Helminth. II. 279. Habitaculani. Vespertilio discolor : in abdom. aestate. M. C, V. Note. Von dieser Art fand ich in der Sammlung des k. k. Hof-Naturalien-Cabinets nur einige Bruchstücke, aus welchen aber nichts zu ermitteln war. 89. Filaria ITIuistelaruiii (piilnioiialiis^ Rudolph!. Redi: aiiim. viv. 23. vers. 34. Gordius Martis Werner: ßrev. expos. Contin. I. 9. Tab. VIII. 20— 21. Asearis bronehialis Gmelin: Syst. nat. 3031. Nr. IS. Fusaria bronehialis Zeder: Naturg. 116. Dubium Mustelae Foinae , Martis et Putorii Rudolphi: Entoz. hist. III. 263. FüariaMustelarum pulmonalis R ii d o Ip hi : Synops. 8. et 21 6. — Du- jardin: Hisl. nat. des Helminth. 47. — Die si n g: Syst. Helminth. 11.280. Habitacuium. MiistelaFoina (Red i), hieme et vere (Bremser). — M. Martes (\V ern er), hieme (Bremser). — M. Putorius, Augusto, Gryphiae (Rudolphi): in eorum pulmonibus. M. C. V. Note. Obwohl mir Exemplare sowohl ausMiistela Foina als aus zwei verschiedenen Individuen der Mustela Martes, so wie auch Lungenstiicke, in welchen die genannten Filarien eingekapselt waren, zur Verfügung standen, so konnte ich dennoch wegen des schlechten Zustandes dieser Präparate nichts Näheres über die fragliche Art ermitteln. 90. Filaria papulosa haematica Caiiis domestici Gruby et D ela fon d. Corpus alhum, filiforme. Longif. 7"; crassit. ultra y,'". Filaria papulosa iiaematica Canis doinestici Grnby et Delafond: in Compt. read, de l'acad. des scienc. XXXIV. 18ö2. 11. (Extrait de la Cazefte des Hopitaux). 1 — 15. 420 M o I i n. Filaria papulosa haematica Canis familiaris Di esi ng: in Denksehrifton d. k. Akad. d. Wissenseh. XIII. 18. Habitacuiain. Canis familiaris: in ventriculo cordis (vermes adulti) et in vasibus sanguif. , Parisiis, omni anni tempore (Gruby et Delafond). Note 1. Obwohl G rub y und Ü el afond behaupten, dass diese Filarien ausser den specifisehen Charakteren alle übrigen der Filaria papulosa besitzen, so glaube ich dennoch mit D i esi n g, dass diese Heiiauptung auf einer fehlerhaften Beob- achtung beruhe, und dass der Fadenvvurra mit der Filaria imniitis L e id y ein identischer sei. Note 2. Gruby und Delafond geben an, zu Paris in einem Blutcogaulum der rechten Herzkammer eines Hundes acht grosse Filarien, und zwar vier Männ- chen und vier Weibchen , und zwischen den Biutkügelchen in den Gefässen mikroskopisch kleine gefunden zu haben. Nach ihnen ist unter 20 — 23 Hunden durchschnittlich einer mit diesen im Blute lebenden mikroskopischen Filarien behaftet, deren Gesammtzahl für ein Individuum auf 11.000 bis 223.000 ange- nommen werden kann. Drei damit behaftete und beobachtete Hunde zeigten epileptische Anfälle, zwei davon starben, der dritle schien seit einem Jahre geheilt zu sein, obwohl die Würinermenge fortwährend sich als dieselbe zeigte. Das zur Untersuchung nöthige Blut wurde durch Aderlass gewonnen. Die Hunde, deren Blut mit Filarien behaftet ist, erzeugen Abkömmlinge, welche diese Würmer ebenfalls im Blute beherbergen, und zwar so, dass, wenn nur der Vater allein wurmsüchtig war, diese Filarien sich auch nur in den Abkömm- lingen männlichen Geschlechtes vorfinden; war aber nur die Mutter wurm- süchtig, so finden sich diese nur in den weiblichen Abkömmlingen vor; sind aber beide, Vater und Mutter, mit Filarien behaftet, so fand man diese auch in den Abkömmlingen beiderlei Geschlechtes. 91. Filaria Canis t>racli^uri (trachealis} Mol in. Filaria Canis brachyuri (bronchialis) in Collect, biasil. M. C. V. Habitaculnm. Canis brachyurus fem., Octobri, Registo do Rio- Araguay: sub cuticula in trachea (Natterer). M.C. V. Note. Natterer fand nur ein einziges Exemplar dieses Entozoums. In dem k. k. Hof-Naturalien-fabinete werden davon nur ein Paar Bruchstücke , aber ohne Kopf- und Schwanzende, aufbewahrt. 92. Filaria Vwlpis R n d o 1 p h i. Corpus capillare, fragilissimnm, colore rubro fusco. Camper: Krankheit d. Tliiere 46. Filaria Vulpis Rudolphi: Entoz. hisl II. 68. — Ej. Synops. 7. — Diesing: Syst. Hclminth, 11.280. Habitaculuin. Canis Vulpes: in abdomine (Camper). M. C. V. Note. Obwohl ich zahlreiche Exemplare dieses Thieres im k. k. zoologischen Cabinete gefunden und sie alle sorgfältig untersuchte, konnte ich doch zu Versuch einer Monographie der Filarien. 4:21 keinem Resultate g-elangen. Diese Entozoen hatten eine dunkle Rostfarbe und waren eben desshalb nicht durchsichtig- ; das Einzig-e, was ich ermitteln konnte, war: dass sie haarfein und sehr brüchig sind , und zwar so , dass, wenn eines dieser mit der Pincette gefasst wurde, es gleich entzwei brach. 93. Filaria Feli!» inellivorae (pulmonalis) Molin. Filaria Felis Jaguarondi: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculum. Felis mellivora fem., Ypanema, Septembri: in pul- monibiis (Natter er). M. C. V. Note. Von dieser Filarie fand ich in der Sammlung des k. k. zoologischen Hof- Cabinets nur einige Bruchstücke ohne Kopf- und Schwänzende. 94. Filaria Felis Oii4;ae (interinusciilaris} M ol i n. Filaria Felis Onfae: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculoiu. Felis Onga mas, Septembri, Caehoeira do Robo do Ribeirao: inter musculos (Natterer). M. C. V. Note. In der brasilianischen Helminthen-Sammlung des k. k. zoologischen Hof- Museums fand ich nur drei Bruchstücke , worunter zwei Köpfe , aber kein Schwanzende; sie waren jedoch in einem zu schlechten Zustande , um daran etwas Genaueres ermitteln zu können. 9S. Filaria lieoiiis Gmelin. Redi: Anim. viv. 25. vers. 36. Tab. IX. 2. Ascaris Leonis Gmelin : Syst. nat. 3031. Filaria Leonis Gmelin : Syst. nat. 3040. — Diesing: Syst. Hel- minth. II. 280. Filaria Vulpis: Rudolph!: Entoz. bist II. 68. — Ej. Synops. 7. Habitacnlam. Felis Leo: sub pelle (Redi). 96. Filaria lieporis (.«subcutanea) Rudolpbi. Pallas: N. Nord. Beitr. I. 1. 82. Filaria Leporis Gmelin: Syst. nat. 3040. — Zeder: Naturg. 38. — Rudolpbi: Entoz. bist. II. 69. Filaria Leporis subcutanea Rudolpbi: Synops. 8. — Dujardin: Hist. nat. des Helniinth. 48. — Diesing: Syst. Helminth. IL 280. Habitacalam. Lepiis timidus: circa regionem lumbalem et coxam, in Rossia (Pallas). 97. Filaria Bubali (abdominalis) Mol in. Os paplllosum, in centro crucis qnatuor spimdarum; extre- mitas anterior truncata. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. ö. 30 422 Molin. Filaria Bubali: Cat. Ent. Vind. 24. — R udolp hi : Synops. 8. Filaria papulosa Diesing: Syst. Helmintli. II. 272. (sed tantum Bovis Bubali). Habitaculam. ßos Biibalus: in cavo abdom., hieme. M. C. V. Note. Obwohl leh nur ein einziges Bruchstück der Filaria des Büffels zu unter- suchen die Gelegenheit hatte, fand ich mich dennoch genölhigf, dieses Entozo- um von der Filaria papulosa zu trennen. Da dieses Bruchstück der vordere Theil des Körpers war, hatte ich mich überzeugt, dass der zweite Kreis der unteren acht Stacheln daran gänzlich fehlte. 98. Filaria iiiflexocaticlala Siebold. Strongylus inflexus pulmonalis Eschricht: iu Froriep's Neu. Notiz. XX. No. 433. 231. — et: in Isis 1842. 704. Strongylus invaginatus Quekett: in Ann. of nat. bist, VIII. 151. 1842. Filaria inflexo-eaudata Siebold: in Wiegmann's Arch. 1842. 2. 348.— Creplin: in Er seh et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 172. — Diesing: Syst. Helminth. II. 281. — Sieboid: Lehrb. d. vergl. Ana- tom. I. Abtb. I. Hft. 132. in nota (nomen tantum). — Diesing: in Denk- schriften d. k. Akad. d. Wissensch. XIII. 18. Dabitaculain. Delphinus Phocaena: in cystibus tuberculiformibus pulmonum individua 3 — 6 (Quekett et Eschricht), Octobri (Siebold). 99. Filaria Macropodis g^i^anfei Webster. In London Royale College of Surgeons Fase. I. part. 4. 37. — Fro- riep's Neu. Notiz. XLII. 328. — Diesing: Syst. Helminth. II. 280. Habitacalum. Macropus giganteus: in folliculo celluloso ad genu, in Nova HoUandia (Webster). II. Avium. 100. Filaria Strig^is torqualae Mol in. Filaria attenuata Diesing: Syst. Helminth. 11.267 (sed tantum sfrigis torquatae). Habitacalum. Strix torquata, Octobri, in Brasilia: in abdomine (Natter er). M. C. V. Note. Von dieser Art hatte ich die Gelegenheit, nur ein einziges, aber so undurch- sichtiges Exemplar zu untersuchen , dass an demselben nicht einmal das Geschlecht zu unterscheiden war. Ich hätte diese Filarie dennoch nicht von der attenuata getrennt, zu welcher Art sie von Diesing gezählt wurde, wenn ich vor- her mich nicht überzeugt hätte , dass auch die Filarien von S. brachyotus und von S. Suinda, welche nach demselben Forscher ebenfalls zur Filaria attenuata gehören, zwei eigene Arten bilden. S. b. Filaria foveolata Note 3. Versuch einer Monographie der Filarien. 423 101. Filaria Sylviae N o r d m a n n. Mikrograph. Beitr. I. 17. — Diesing: Syst. Helminth. II. 281. Ilabitaculum. Sylvia abietiiia: in eavo orbitae (G log er). 102. Filaria Tiircli oliva.scentis (palpebrali.«»} Mol in. Filaria Turdi: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculnm. Tiirdus olivascens mas, Ocfobri, Matogrosso : sub niembrana nictitnnte (Natterer), M. C. V. No te. Natter e r g-iht in seinen Notizen an, zwei Filarien unter derNickhaut eines T. olivascens gefunden zu haben, welche sich im Wasser sehr streckten und im Weingeist aufsprangen. Ich habe sie beide untersucht , sie waren aber zu schlechte Exemplare, um etwas Bestimmtes zu erforschen. 103. Filaria €ardueli.<$ Rudolphi. Dracuneulus Velsch: De vena niedin. 137. Fig. c. Filaria Carduelis Rudolphi: Entoz. hist. II. 73. — Ej. Synops. 9. — Diesing: Syst. Helminth. II. 281. Habltaculam. Fringilla Carduelis: ad coxam (Spigelius). 104. Filaria leteri pyrrhopf eri (abdoiniiialis} Mo 1 i n. Caput (Hstinctum, bivalve; corpns striatum, utrinque attenua- iuni; extremitas anterior obtusa; posterior acmninata; extremitas caudalis foveola papulosa. Lotigit. 3"; crassit. ^/z'"- Filaria Orioli: in Collect, brasil. M. C V. Estne vere Filaria? Habltaculam. Icterus pyrrhopterus mas, Aprili, Porto do Hio Pa- ranä: in cavo abdom. regione renali (Natter er). M. C. V. Note. Ich zweifle sehr, dass dieser Wurm eine Filarie sei, da die Form des Vorder- endes ganz anders als bei den übrigen von mir untersuchten Filarien ist. Ich liatte übrigens nur ein einziges mir zur Verfügung gestandenes Exemplar unter- sucht, und dieses war zu undurchsichtig", um die Geschlechtstheile daran sehen zu können. 105. Filaria Cassici atri (abdominalis) Mol in. Filaria Orioli: in Collect, brasil. M. C. V. Habitacalum. Cassicus ater fem., Martio, Cai^ara: in cavo abdominis (Natter er). M. C. V. NonneFilaria tridens vel Filaria attenuata? 30* 424 Mol in. Note. Ich hatte die Gelegenheit, nur zwei schlecht erhaltene weil)liche Exemplare von Filarien aus einem Cassicus ater zu untersuchen, welche ich, weil derVcf^el, in welchem sie gefunden wurden , aus einer anderen Gegend stammte als die zwei C ater, in welchem die Filaria tridens hauste, unter die Species inqui- rendae steile. 1 06. Filaria .^turiii R ii d o 1 p h i. Pallas: N. Nord. Beitr. I. 1. 83. Filaria Sturni Rudolphi: Entoz. bist. II, 73. — Ej. Synops. 9. — Die sing: Syst. Helminth. II. 281. Habitaculnin. Sturnns vulgaris: in cavo pectoris et in pulnionibus (Pallas). 107. Filaria Piprae caiidafae (abdominalis} Mol in. Longit. Ya"; crassit. y*'". Filaria Piprae caudatae: In Collect, brasil. M. C. V. Habitacnlam. Pipra caudata: in cavo abdom. externe ad intestina in Brasilia (Natterer). M. C. V. Note. Ich fand in der brasilianischen Entozoen-Sammlung des k. k. zoologischen Hof-Museums einen Wurm, welcher von Natterer, ohne eine anderweitige genauere Angabe, auf dem Darmcanal einer Fipra caudata gefunden wurde. Da er aber so undurchsichtig war, dass ich nicht einmal sein Geschlecht ermit- teln konnte, so stelle ich ihn eben desswegen unter die Species inquirendae. 108. Filaria lUyofherae Re^is (renalis) Mol in. Osmerme; corpus filiforme, utri7ique aitenuatum ; extremitas anterior ohtusa ; posterior acuta; extremitas cauclalis maris . . .; Vagina penis . . . ; penis . . .; extremitas caudalis feminae inflexa. Longit. fem. 8'" ; crassit. Ve ". Filaria M )tlierae Regis: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculuui. Myothera (Turdus) Rex fem., Majo, Marabitanas: ad renes (Natterer). M. C. V. Note 1. Ich konnte nur einige Bruchstücke und nur ein einziges weibliches Exem- plar von diesem Entozoum untersuchen ; dasselbe war aber zu undurchsichtig, um in demselben innere Charaktei e ermitteln zu können. Note 2. Natterer gibt an, acht solche Filarien auf den Nieren gefunden zu haben, von denen einige zwischen den Häuten , andere aber frei in einer weiblichen Myothera gelegen waren. 109. Filaria Myotherae riificipitis Mol in. Os orbiculare; corpus filiforme; extretnitas anterior rix attenuata; jjosterior sensim attenuata, ohtusiuscula. Longit. fem. i" ; crassit. V«"'. Versuch einer Moiiographio der Filarien. 42 Ö Filaria Myotherae: in Collect, brasil. M. C. V, IlabitaculQin. Myotliera nificeps iiras, Majo, Marabitiuias: in cavo abdom. (Natter er). M. C. V. Note. N alter er gibt an, in dem obenerwähnten Thiere 3 Filarien g-eftinden zu haben. Ich fand in der Sammlung- des k. k. zoolog-ischen Hof- .Museums deren nur drei ; sie waren alle Weibchen , und da an ihnen kein difFerentiales Kenn- zeichen zu tindeu war, reihe ich sie unter die Species iiiquirendae. HO. Filaria IVIyotherae eaiiipaiiisouae Molin. Extremitas anterior aitenuata; posterior incrassata. Longit. fem, 1"; crassit. y^'". Filaria Tuidi: in Collect. Inasil. M. C. V. Hnbitaculuin. Myotliera canipanisona nias, Martio, Ypanema : ad oeuluni (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte die Geleg^enheit, nur ein einzig-es weibliches Exemplar dieser Art zu untersuchen ; es war aber zu undurchsichtig, um der Gegenstand genauerer Beobachtung zu werden. 111. Filaria Mj otherae clirysopygae Moli n. Filaria Sylviae: in Collect, brasil. M. C. V. HabHacuInm. Myotliera clirysopyga nias, Aprili, Ypanema: sub eilte prope oeuhini (Natterer). M. C. V. Note. Ich habe ein Männchen und zwei Weibchen dieser Art untersucht, und obgleich sie mir zur Filaria ahbreviata zu gehören schienen , wage ich's den- noch nicht solches mit Bestimmtheit zu behaupten, und stelle sie daher lieber unter die Species iiiquirendae, und dies um so mehr, als alle drei Exemplare zu undurchsichtig waren, um daran die inneren Charaktere zu ermitteln. 112. Filaria Dendrocolaptis prociirvi (lacrynia- lis) Molin. Os incrme; extremitas anterior acuminata ; posterior incras- sata, inflexa; corpus tenuissime annulatum. Long, ö'" ; crassit. vix 'A'". Filaria Dendrocolaptis : in Collect, brasil. M. C. V. Habitacaluiii. Dendroeolaptes proeurvus : extus ad ocnliim, in Brasilia (Natter er). M. C. V. Note. Ich hatte nur ein einziges Exemplar zu untersuchen die Gelegenheit, und dieses war so undurchsichtig, dass ich nichts Anderes, als das in der Diagnose angegebene sehen konnte. Da es mir nicht ermöglicht war, das Geschlecht unterscheiden zu können, so stelle ich diese Art unter die Species iiiquirendae. 426 M o 1 i n. 113. Filaria Trocliili ameth^stini Molin. Filaria Troehili: in Collect, bras. M. C. V. Habitaculom. Trocbilus amethystinus: ad ventriculum , in Bra- silia (Natter er). M. C. V. Note. Ich habe nur ein einziges und sehr schleclit erlialtenes Exemplar dieser Art untersucht. Es war das einzige, welches von N älterer in dem obenge- nannten Vogel gefunden wurde. In den Katalogen desselben Forschers findet man weder eine Angabe über das Geschlecht noch über den Auffindungsort des Vogels. 114. Filaria Aicediiiis supercilio.sae Mol in. Filaria Alcedinis: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculuiii. Aleedo superciliosa tnas , Octobri , Cai^ara : in cavo abdoni. (Natter er). M. C. V. Note. Obwohl Diesing diese Filarie als eine Art F.physulura (Bremser) betrachtet, wollte ich doch sie lieber den zweifelhaften Arten beizählen, Aveil das einzige Exemplar, welches N atterer frei in der Bauchhöhle eines männlichen Aleedo superciliosa fand, zu schiecht erhalten war, um etwas Genaueres daran unter- scheiden zu können, als dass es ein Weibchen wäre. 115. Filaria Ifleropis M. C. V. Charact. reform. Os bilahlatiim, Inhiis conicis; corpus subaequale ; exiremitas anterior obtusa; posterior attenuata; extremitas caudalis maris laxe spiraliter torta, excavata, titrinque alata; vagina penis digitiformis ; penis . . .; extremitas caudalis feminae . . . Lougit. mar. 4'" ; crassit. ^/s'". Filaria Meropis: Cat. Ent. Vind. 24. — Rudolphi: Synops. 9. — Dujardin : Hist. nat. des Helminth. 5ö. — Diesing: Syst. Helminth. 11. 281. nabitacDlom. Merops apiaster: in mesenterio, aestate. M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit nur ein einziges männliches, aber vollkommen gut erhaltenes Exemplar dieses Wurmes zu untersuchen; da aber dieses Exem- plar ein Männchen war und seine Charaktere nicht der Art waren , dass sie keine Verwechslung zuliessen, so lasse ich diese Art an jener Stelle, welche ihr von Diesing angewiesen ivurde, nämlich unter A'ie Species inquirendae. 116. Filaria Bonasiae Nord mann. Longit. ö — 6'". Filaria Tetraonis Bonasiae Nord mann: Mikrof^i'^ph- Beitr. I. 17. — Gescheidt: in Ammon's Zeitschr. f. Ophthalmol. III. i9. — Diesing: Syst. Helminth. II. 282. Habitacoluiii. Tetrao Bonasia: in ocnli sauciati camera postica ad insulam Wikari (Nord mann). Versuch einer Monographie der Filarien. 4-2 T 1 17. Filaria Perdieis deiitataeMolin. Filaria Tetraonis: in Collect, hrasll. M. C. V. Habitnculum. Perdix deiitata: in cavo abdoin., in Brasilia (Nat- ter er). M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit nur ein ein/.i:rcs aher ganz undurchsichtiges Exemplar dieser Art zu nntersucheu , glaube aher übrigens, dass dieses ein Streng) loid und keine Filarie sei. 1 18. Filaria Tinaini variegati {palpebralis) Molin. Filaria Tinami variegati : in Collect, brasil. M. C V. Habitacalnin. Tinamiis variegatus mas, Octobri, Barra do Rio negro: sub membrana nlctitante (Natter er). M. C. V. Note. Natterer gibt in seinen Notizen an zwei aufgesprungene Filarien unter der Nickhaut eines Tinamus variegatus gefunden zu haben. Ich habe nur eine dieser Filarien zur Untersuchung bekommen, ich konnte an derselben jedoch nichts anderes mit Bestimmtheit ermitteln, als dass es ein Weibchen war, welches mir zur Filaria lablotriincata zu gehören schien. Da jedoch das Exemplar zu schlecht erhalten war, um die Kennzeichen mit der erwünschten Genauigkeit ermitteln zu können, und überdies ihr Auffindungsort ganz ver- schieden von jenem Orte ist, wo bis jetzt die Filaria lablotriincata gefunden wurde, so wollte ich sie, bis nach Auffindung genauerer Angaben, unter die Specles inqulrcndae stellen. 1 1 9. Filaria truncato-eaiidaf a D e s 1 o n g c h a m p s. Os . . .; corpus elongatum, aequale, antice obfusiuscuhim, postice trtmcatuni. Longit. iVa"; crussit. Va'"- Filaria truncato-caudafa D e sl enge hanips : in Eneyel. metli. II. 394. — Dujardin: Hist. nat. des Helniinth. 06. — Di es in g: Syst. Helniinth. II. 283. Habitacalani. Vanellus cristatus: in cavo abdominis, Octobri (De sl ongc bamp s). 120. Filaria Cliaradrii M. C. V. Os iiierme; corpus subaequale. Longit. 8'"; crassit. Va'". Filaria Cliaradrii: Cat. Ent. Vind. 24. — Rudolphi: Synops. 10. — Dujardin: Hist. nat. des Helniinth. 56. — Diesing: Syst. Helminth. II. 283. Habitacaluiii. Cbaradrius (minor) fluviatilis: sub pelle narium et aiirium, vere, individua duo feminea, M. C. V. Note. Ich liatte die Gelegenheit nur ein sehr undurchsichtiges Exemplar dieser Art zu untersuchen. 428 >ioii"- 121. Filaria Ardeae (subliii^ualis} Mol in. Filaria Ardeae exilis: in Collect, brasil. M. C. V. Heiafae Mol in. Filaria Colubri: in Collect, brasil. M. C. V. Habitaculam. Cloelia fasciata mas, Augusto, Matogrotiso: in cistibus inter tiinicas ventriculi (Natter er). M. C. V. Note. Natter er gibt in seinen Notizen an, zwei solche lange, Filarien ähnliche Rundwürmer gefunden zu haben. Ich konnte jedocli nicht selbst mich über- zeugen, dass diese Entozoen wahre Filarien sind. 136. Filaria Fupemphig'is inariiiorafi Mol in. Filaria Bufonis: in Collect, brasil. M. C. V. HabitacDlum. Eupemphix niarmoratus mas, Octobri, Cai^ara: in cavo abdom. (Natterer). M. C. V. Note. Ich hatte die Gelegenheit nur zwei schlecht erhaltene weibliche Exemplare dieser Art zu untersuchen. Do aber die weihliche Geschlechtsöffnung nicht in der vordem Hälfte des Körpers vorhanden war, so naiss ich die Folgerung schliessen, dass sie keine Filarien sind. 137. Filaria Ranae M. C. V. Filaria Ranae: in Collect, brasil. M. C. V. DabitacDlnm. Hyp.siboas Faber fem., Martin, Ypanema : in inte- stino (Natter er). M. C. V. Note. Natterer gibt an, in dem Darmcanale dieses Thieres Filarien gefunden zu haben. Ich habe nur ein schlecht erhaltenes Exemplar untersuchen können, und zweifle sehr, dass es wirklich eine Filarie sei. 138. Filaria Ranae e.^ciileiitae Valentin. Repertor. f. Anatom, u. Physiol. VI. 1841. S3. et: in Wi egm a nn's Arch. 1842. 342. — Die sing: Syst. Helminth. II. 284. Habitacaluin. Pelophylax esculentus: inter tunicas musculares et inembranas mucosas ventriculi et intestinorum (Valentin). 139. Filaria aniphiuniae Leidy. Os...; corpus fusiforme utrinque attenuutiim, spirnliter tor- tum; extreinitas (uiterior trimcata; yosterior acuta. Longit. 6" ; crassit. %'". 432 Mo""- FIlariaAmphiuniae Leidy: in Proced. of theNat. Seien. 1856. XIII. 56. Habitaculuin. Amphiuma means : inter tunicas veiitriculi, in America (Leidy). Note. L eid y erzählt , dass viele Exemplnre dieser Filarie aufg^efunden wurden, gesteht jedoch g-Ieichzeitijj , dass diese Exemplare zu lange in Weingeist be- wahrt waren , in Folge dessen die Charaktere der Würmer nur iheilweise be- stimmt werden konnten. Ich glaube daher mit vollem Rechte diese Art unter den Species inquirendae zu lassen. IV. Piscium. 1 40. Mlaria exteuisata Deslongchamps. Corpus maris subaequale, antrorsum attenuatum, apice oblique truncatum ; exfremitas caudalis inflexa, acuta. Lojigit. 1 — 1 /g". Filaria extenuata Deslongchamps: in Encycl. meth. II. Zoophyt. II. 395. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 61. — Diesing: Syst. Hel- mintl). II. 283 fiabitacalum. Mullus surmuletus : in abdoinine, Cäenae(Des- 1 0 n g c h a m p s). 141. Filaria g-lobiceps R u d o 1 p h i. Caput rotundatum; os papillis obsoletis ; corpus aequale, al- bidwn vel fuscum; extremitas caudalis depressa, obtusissima. Longit. 1 — i^z'- Filaria globiceps Rudol phi : Synops. 7 et 215. — Diij ar di n: Hist. nat. des Helminth. 61. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 173. — Diesing: Syst. Helminth. II. 285. Habitacalum. Uranoscopiis scaber : in abdoinine et in genitali- bus. M. C. V. — Pbycis mediterraneus: in ovariis, Junio et Julio, Neapoli. (Rudolpbi). M. C. V. kxi Agamonema ? . . . Non certe Filaria. Note. Ich hatte die Gelegenheit nur ein einziges Exemplar dieser Art aus der Bauchhöhle des Uranoscopus scaber zu untersuchen. Es war aber zu schlecht erhalten, um aus selbem etwas zu ersehen. Ungeachtet dessen konnte ich aber dennoch mich genau überzeugen, dass es keine Filarie war. 142. Filaria Trig'lae Bellingham. Os orbiculare ; corpus filiforme , antice obtusum, postice acu- tum. Longit. 3 — 4". Filaria Triglae Bellingham: in Ann. of nat. hist. XIV. 475. — Die- sing: Syst. Helminth. H. 286. Habitaculuin. Trigla Cuculus: in peritoneo, in Hibernia (Bel- li n g b a m) . Versuch einer Monographie der Filarien. 433 143. Filaria Mug^ilis B ellin gh am. Os orhiculare ; corpus filiforme, ntrinque rotundatum. Longit. circa 4^/2". Filaria Mugilis Bellingham: in Annal. of nat. bist. XIV. 47b. — Diesing: Syst. Helminth. 11.286. Babitaculani. Mugil Capito: in peritoneo, in Hibernia (Bel- lingham). 144. Filaria san^iiiiiea Rudolphi. Corpus fenwiae crassiuscnlum , ntrinque ohtusum, sanguineo- ruhrum. — (Vivipara.) Longit. ad VI2' • Filaria Sanguinea Rudolphi: Synops. 5. et 211. Tab. 1.1. — Du ja r- din: Hist. nat. des Helminth. 61. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I. Seet. XLIV. 173. — Diesing: Syst Helminth. II. 28Ö. Filaria Cyprini rutili? Creplin: Obs. 5. et in: Ersch et Grub. Encycl. 1846. 1. Sect. XLIV. 173. Habitaculuni. Carassiiis Gibelio: in pinna caudali, Martio, Bero- lini (Rudoiphij. — Leuciscus rutiliis: in cavo abdominis, Octobri et Novembri, Gryphyae (C r e p 1 i n). 145. Filaria crassiiiscula Nordmann. Caput truncatum ; os papillis duabus lateralihus ; corpus fe- minae subaequale , extremitate caudali conica. Longit. fem. Ve • Filaria crassiuscula Nord mann: Mikrograph. ßeitr. I. Heft. 20. — Gescheidt: in Ammon's Zeitschr. f. Ophthalra. HI. 20. — Du j ardin: Hist. nat. des Helminth. 62. — Creplin: in Ersch et Grub. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 173. — Diesing: Syst. Helminth. IL 286. Habltacalum. Gadiis Aeglefinus: in oculi camera posteriori (Nordmann). 146. Filaria fiisca R u d 0 1 p h i. Corpus feminae crassiiisculum, utrinque ohtusum, fuscum. — (Vivipara.) Longit. 2 — 4". Filaria fusca Rudolphi: Synops. 5. et 211. — Dujardin: Hist. nat. des Helminth. 62. — Creplin: in Ersch et G r u b. Encycl. 1846. I. Sect. XLIV. 173. — Diesing: Syst. Helminth. IL 284. Habitaculani. Pleuronectes mancns: libere in abdomine, Junio, Neapoli (Rudolph!). M. C. V. 434 Mol in. Note. Ich hatte Gelegenheit nur ein einziges Exemplar dieser Art untersuchen zu können; es war jedoch zu undurchsichtig-, um daran etwas mehr als schon R u d 0 I p h i angegeben hatte, zu unterscheiden. V. Molluscorum. 147. Filaria IiOli§;iiiLs Delle Chi aje. Corjnis suhaequale, ntrinque atienuatum, antrorsimi sub- echinatum. Filaria Loliginis Delle Chi aje: Mem. sulla stör, e notom. IV. S4.61.eti52. Tab. LV. iO. — Diesing: Syst. Helmiatii. IL 286. nabiiaculam. Loligo vulgaris: ad infundibuli lacunam (Delle Chiaje). Vermis forsan siii generis. 148. Filaria 2§ueciiieae Siebold. Lo7igit. 4V2". Filaria Suceineae Siebold: in Wiegmann 's Areh. 1837. 2. 21j.t. — Diesing: Syst. Helniinth. II. 287. Habitacalum. Succinea amphibia : in cavo abdominis (Siebold). Appendix. Filariae aiictorum quae ad Strongyloidea pertinent. 149. Filaria ITIuscicapae coronatae M. C. V. Habitacalam. Muscicapa coronata rnas, Julio, Matogrosso: in eavo abdom. (Natter er). M. C. V. Note. Natterer gibt in seinen Notizen an, einmal eine rothe Filarie in einem männlichen , ein anderes Mal zwei rothe Filarien ebenfalls in einem männ- lichen Exemplare des oben genannten Vogels gefunden zu haben. Aus der Untersuchung ergab sich jedoch, dass diese Würmer keine Filarien, sondern Strongyloiden sind. 150. Filaria Ardearum Rudolph!. Os orbiculare, inerme ; corpus feminae aequale, utrinque ob- tusiusculum. Longit. 2 — ^Vs"; crassit. V*'". Filaria Ardearum Rudolphi: Synops. 636. — Duj ardin: Hist. nat. des Helminth. 56. — Diesing: Syst. Helminth. II. 282. Habitacnlum. Ardeae sp. No. IV. Mus. berolin. : in ventriculo, Aprili; et A. sp. No. VI. Mus. berolin.: in oesophago, ventriculo et Versuch einer Monographie der Filarien. 435 in cavo abdominis , ad hepar et ad intestina libere vel follieulo inelusa, aut in canali proprio cartilaginoso serpentino, Majo, in Brasilia (Ol fers). — A. Leuce, Rio do Boraxudo, Decembri: extus ad ventrieulum in dnctu cartilaginoso proprio. — A.Co^oifem., Barra doRioNegro, Novcnibri: extiis ad oesopbagum (Natter er). M.C.V Note. Ich habe nicht nur Exemplare welche von Olfers, sondern auch diejenigen, welche von Natterer gesammelt wurden, untersucht; und da sowohl diese als jene sehr wohlerhalten waren , so konnte ich mich auf das Genaueste über- zeugen, dass sie keine Filarien, sondern Strongyloiden sind. 151. Filaria Tantali cayenneiisis M. C. V. Habitaealoni. Ibis cayennensis fem. Aprili, Cujaba : inter tunicas proventriculi (Natter er). M. C. V. 1S2. Filaria Colubri aeiiei M. C. V. Habitacalum. Helicops carinicaudus: in cavo abdom. M. C. V. Note. Ich bekam nur zwei schlecht erhaltene, ganz undurchsichtige Exemplare zur Untersuchung, sie schienen mir aber Strongyloiden. 436 Molin. Index systematieus animalium in quibiis filariae hactenus repertae fuere, adjectis simul eoriim sedibiis. (Numerus postpositus spcciem denotat.) Evertebrata. CLASSIS MOLLUSCA. Ordo drasteropoda. SUBORDO PULMONATA. 1. Succinea amphibia Draparnaud. Filaria Succineae. 148. — Abdom. Ordo Cephalopoda. 2. Loligo vulgaris Lamarck. Filaria Loligiiiis. 147. — In infundibulo. Vertebrata. CLASSIS PISCES. Ordo iValacopterygii. Familia AuguilUfonnes. 3. Anguilla vulgaris Cuv. et Val. Filaria quadritubereulata. 48. — In musculis dorsi. Familia Pleuronectides. 4. Pleuronectes mancus Risso. Filaria fusca. 146. — Abdom. Familia Gadoidei. 5. Gadus Aeglefinus Linne. Filaria crassiuscula. — 14S. Oculi cam. poster. ß. Phycis mediterraneus Laroche. Filaria globiceps. 141. — Ovaria. Versuch einer Monograitliie der Filarien. 437 F a in i 1 i a Cyprinoidei. 7. Carassius Gibelio Cuvier. Filaria sanguinea. 144. — Pinna caudalis. 8. Lenciscus rutilus Cuvier. Filaria sanguinea. 144. — Abdom. Ordo Acantoptcrygii. F a ni i 1 i a Mugiloidei. 9. Mugil Capito Cuv. et Val. Filaria Mugilis. 143. — Peritoneum. F a in i 1 i a Cntaphracti. 10. Trigla Cucuius Liiine. Filaria Triglae. — 142. Peritoneum. Familia Percoidei. 11. Labrax lineatus. Cuvier et Valenc. Filaria rubra. 77. — Peritoneum. 12. Uranoscopus seaber Linne. Filaria globiceps. 141, - — Abdom. et genitalia. 13. Mullus surmuletus Linne. Filaria extenuata. 140. — Abdom. CLASSIS AMPHIBIA. Sectio Dlpnoa s. Psiloderma. Ordo Saurobatrachii s. Sozara. Familia Proteidea. 14. Ampbiuma means Cuvier. Filaria Amphiumae. 130. — Inter tunieas ventriculi. Ordo Batrachii s. Miara. Familia Batrachii. 15. Cystignatus Gigas Fitzinger. Filaria convoluta. 36. — Abdom. 1 6. Leptodactylus sibilatrix Fitzinger. Filaria convoluta. 36. — Abdom. 17. Rana pipiens Gmelin. Filaria nitida. 14. — In cistibus peritonei et musculorum abdominalium. Sitil). d. inatliem.-naturw. Ci. XXVIII. Bd. Nr. 3. 31 438 M o I i n. 18. Rana teinporaria Linne. Filaria rubella. 2. — Ventricul. 1 9. Pelophylax esculentus F i t z i n g e r. Filaria neglecta. 66. — Sub cute. Filaria rubella. 2. — Mesent. et superficies tunicae ventriculi et intestinorum. Filaria Ranae esculentae. 131. — Inter tunicas museulares et membranas mueosas ventriculi et intestinorum. 20. Hypsiboas Faber Wag 1er. Filaria Ranae M. C. V. 132. — Intestinum. 21. Eupempbix marmoratus Fitzinger. Filaria Eupemphigis marmorati. 133. — Abdom. Sectio IHonopuoa* Ordo Ophidii. F a m i 1 i a Viperina. 22. ßothrops Jararacca W agier. Filaria calcarata. 15. — Abdom. F a m i 1 i a Asineophes s. Glophodontes. 23. Cloelia fasciata Fitzinger. Filaria Cloeliae fasciatae. 134. — In cistibus inter tunicas ven- triculi. Familia Coluhrina. 24. Opbis saurocephalus Wagler. Filaria bispinosa. 79. — Inter tunicas intestini. 25. Helicops carinicaudus W^agl er. Filaria Colubri aenei. 152. — Abdom. 26. Zacbolus austriacus Wagler. Filaria megalocbila. 81. — Oesophagus. 27. Colubris sp. (americana) dubia. Filaria Colubri. 135. — Intestina. 28. Thamnobius poecilostoma Fitzinger. Filaria bispinosa. 79. — Inter membranas oesophagi et pul- monum. Familia Pythofiina. 29. Boa Constrictor Linn e. Filaria bispinosa. 79. — Abdom. et sub cute. Versuch einer Monographie der Filarien. 4:39 30. Eunectes Scytale Wagler. Filaria Boae, 136. — Pulmones. Ordo Saurii. Familia Lacertini. 31. Thoi'ictis Dracaena Wagler. Filaria multipapilla. 28. — In eavo et pariete abdomiais. 32. Podinema scipta Fitzinger. Filaria Podinemae sciptae. 137. — In adipe cavi abdom. Familia Iguanoidei. 33. Hypsilophus tuberculatus Wagler. Filaria multipapilla. 28. — Abdom. Familia Croco dilini. 34. Champsa nigra S p ix. Filaria bacillaris. 16. — Pulmones. 35. Champsa sclerops Wagler. Filaria bacillaris. 16. — Pulmones. Ordo Chelonii. Familia Chelonii. 36. Emys serrata Schweigger. Filaria solitaria. 131. — Inter tunicas ventric. in eist. 37. Cistudo Carolina Gray. Filaria Cistudinis. 130. — Cor. 38. Chelonura serpentina Bonaparte. Filaria solitaria. 131. — Inter tunicas ventric. in eist. CLASSIS AVES. Ordo Natatores. | Familia Brevipemies s. Urinatores. 39. Podiceps auritus Latham. Filaria subulata. 129. — Abdom. 40. Podiceps cornutus Latham. Filaria acuta. 70. — Abdom. 41. Podiceps cristatus La th am. Filaria acuta. 70. — Abdom. 31* 440 Moli II. F a ni i 1 i a Anatinae. 42. Anas Boschas (dorn.) Linne et Gmeliri. Filaria Anatis. 128. — Ad cor. 43. Anas Cygiius Linne et G m e I i ii. Filaria Cygni. 127. — Abdoin. et intestina. F a m i ii a Stegauüpodes. 44. Piotus Anhinga Linne et G m e 1 i n. Filaria helicina. 40. — Cerebriim,eerebelluni eteoruminvolucra. F a in i I i a Longipemies. 45. Sterna Leucopareia Job. Natterer. Filaria bilabiata. 69. — Abdoin. et intestina. 46. Larus nanutus Pallas. Filaria Lari. 126. — Sub cute colli. 47. Diomedea exulans Linne. Filaria dubia. 12ö. — Membrana niucosa ventrie. in cistibus. Ordo Grallatores. F a m i 1 i a Macrodactyli. 48. Podoa surinamensis II liger. Filaria Podoae (subcutanea). 124. — Sub cute colli. F a m i 1 i a Cultrwostres. 49. Ibis cayennensis Linne et Gmelin. Filaria Tantali cayennensis. 151. — Inter tunicas proventri. 50. Ciconia alba Br i ssoii. Filaria Ciconiae. 123. — Abdom. et sub pelle. 51. Ciconia nigra L i nn e. Filaria Andreae nigrae. 122. — Mesenterium. Filaria labiata. 76. — Tborax et erratice in oesoph. 52. Ardea cinerea Linne et Gmelin. Filaria subspiralis. 39. — Ad tendines pedis et sub cute femoris. 53. Ardea CoQoi Linne et Gmelin. Filaria Ardearum. 150. — Ad oesophagum. 54. Ardea exilis Gmelin. Filaria Ardeae (sublingualis). 121. — Sub lingua. 55. Ardea Leuce Neu \v ie d. Filaria Ardearum. 150. — Ad ventrie. in ductu cartilagineo proprio. Versuch einer Monograpliie der Filarien. 441 56. Ardea leiicogaster G m e 1 i n. Filaria subspiraüs. 39. — Inter teiuliiics digitoruin. 57. Ardea purpurea Linne. Filaria attenuata. 45. — Fela conjunctiva maxil. iiif. 58. Ardeae Sp. No. IV. Mus. berolin. Filaria Ardearum. 150. — Ventriculum. 59. Ardeae Sp. No. VI. M u s. b e r o 1 i n. Filaria Ardearum. 150. — Oesopli., ventric.abdom., ad hepar et intest, libere, vel folliculo inchisa, vel in canali proprio cartilag. serpentino. F a m i 1 i a Pressirostres, 60. Charadrius (minor) fliiviatilis Bech stein. Filaria Charadrii. 120. — Sub pelle narium et aurium. 61. Vanellus cristatus Meyer et Wolf. Filaria truncato-caudata. 119. — Abdom. Familia Proccri. 62. Rhea americana L a t ii a m, Filaria horrida. 80. — Thorax et sub cute coxae nondum in cistibus. Ordo GalÜDae. Familia Cryptiirinae. 63. Tinamus adspersus Temminek. Filaria labiotruncata. 73. — Inter cutem et museulos femoris. 64. Tinamus maculosus Temminek. Filaria quadrilabiata. 82. — Sub cute colli. 65. Tinamus rufescens Temminek. Filaria quadrilabiata. 82. — Abdom. 66. Tinamus strigulosus T e m m i n c k. Filaria labiotruncata. 73. — Inter cutem et muscul. pectoris et dorsi. 67. Tinamus variegatus Latham. Filaria labiotruncata. 73. — Abdom. Filaria Tinami variegati (palpebralis). 118. — Sub membrana nictitante. Familia Tetraoninae. 68. Perdix dentata Temminek. Filaria Perdicis dentatae. 117. — Abdom. 442 Molin. 69. Perdix leucostricta Natter er. Filaria obtuso-caudata. 75. — Inter muscul. alarum. 70. Tetrao Bonasia Linne et Gmelin. Filaria Bonasiae. 116. — Camera postica oculi. F a m i 1 i a Columhinae. 71. Columba domestica Linne et Gmelin. Filaria Clava. 8. — Tela conjunctiva ad tracheam. Ordo Scansores. F a m i 1 i a Psittacinae. 72. Psittaeus Makaonanna Li nne et Gmel in. Filaria simplicissima. 1. — Sub cute ad aurem. 73. Psittaeus menstruiis Linne et Gmelin. Filaria bemieycla. 12. — Sub cute colli prope aurem. F a m i 1 i a Pogonophorae. 74. Monasa tranquilla Vieil lot. Filaria fusiformis. 78. — Thorax, sub periostio sterni. F a m i 1 i a Trogoninae. 75. Trogon aurantius Spix. Filaria circumflexa. 11. — Abdom. F a m i 1 i a Sagittilingues. 76. Picus aurulentus Temminck. Filaria obtuso-caudata. 75. — Sub cute et inter musculos colli. 77. Picus flavescens Linne et Gmelin. Filaria obtuso-caudata. 75. — Sub cute colli et in regione superorb. nee non inter tunicas oesophagi. 78. Picus Jumana Spix. Filaria obtuso-caudata. 75. — Sub cute et in tumore colli. 79. Picus leucolaemus Na tterer. Filaria obtuso-caudata. 75. — Ad Collum. 80. Picus lineatus Linne et Gmelin. Filaria obtuso-caudata. 75. — Thorax. 81. Picus passerinus Linne et Gmelin. Filaria obtuso-caudata. 75. — Sub cute gutturis. 82. Picus robustus Lichten stein. Filaria obtuso-caudata. 75. — Inter musculos colli. Versuch einer Monographie der Filarien. 443 83. Picus rubricollis Lin ne. Filaria übtuso-caiulata. 73. — Sub cute colli. 84. Colaptes auratus S w a i n s o n. Filaria attenuata. 45. — Abdom. Ordo Passerini. F a m i 1 i a Coracianae. 83. Coracias Garrula Linne et Gmelin. Filaria coronata. 6S. — Sub cute et inter musculos colli. F a m i 1 i a Meropinae. %&. Merops Apiaster Linne et Gmelin. Filaria Meropis. IIS. — Mesenterium. F a m i I i a Halcyoninae. 87. Alcedo Amazona Latham. Filaria physalura. 74. — Abdom. 88. AIcedinis sp. No. II Mus. berolin. Filaria physalura. 74. — Abdom. 89. Alcedo superciliosa Linne et Gmelin. Filaria AIcedinis superciliosae. 114. — Abdom. 90. Alcedo torquata Linne et Gmelin. Filaria physalura. 74. — Thorax ad cor, abdom. inter intest., in renibus, in reg. coccig. inter musculos et cutem. F a m i I i a Trochilida. 91. Trochilus amethystinus Latham. Filiara Trochili amethystini. 113. — Ad ventriculum. Familia Anabatidae. 92. Dendrocolaptes Picus L i c h t e n s t e i n. Filaria quadriverrucosa. 50. — Abdom. 93. Dendrocolaptes procurvus T e m m i n c k. Filaria Dendrocolaptes procurvi (lacrymalis). 112. — Extus ad oculum. 94. Dendrocolaptes rufirostris Natter er. Filaria quadriverrucosa. 50. — Abdom. 95. Dendrocolaptis Sp. No. 731 M. C. V. Filaria quadriverrucosa. 50. — Abdom. 96. Furnarius leucopus Swainson. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. 444 Molin. 97. Furnarius riifus Gray. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. et ad renes. 98. Xenops Sp. incerta. M. C. V. Filaria obtusa. 49. — Abdom. 99. Anabates (Anumbius) aiithoides Orb. et Lafr. Filaria sphaerophora. 55. — Hepar. 100. Anabates rufifrons Spix. Filaria filiforniis. 46. — Abdorn. F a m i 1 i a Eridoridae. 101. Myothera campanisona Liehtenstein. Filaria Myotberae campanisonae. 110. — Ad ociil. 102. Myothera caudacuta Lafresnaye. Filaria obtusa. 49. — Abdom. 103. Myothera chrysopyga Temminck. Filaria Myotberae cbrysopygae. 111. — Sub cutepropeoculum. 104. Myothera (Turdus) Rex Gmelin. Filaria Myotberae Regis (renalis). 108. — Ad renes. 105. Myothera ruficeps Spix. Filaria Myotberae ruficipitis. 109. — Abdom. 106. Thamnophilus canadensis Gmelin. Filaria atteniiato -verrucosa. 44. — Abdom. et thor. Filaria clavato-verrucosa. 20. — Extus ad intest. 107. Thamnophilus stagurus Illiger. Filaria foveolata. 9. — Thorax et abdom. F a m i 1 i a Colopteridae. 108. Platyrhynehus Pitangua Temminck. Filaria dipetala. 4. — Abdom. 109. Pipra candata Shaw. Filaria Pipi-ae caudafae (abdominalis). 107. — Abdom. ad intest. 110. Pipra inornata Temminck. Filaria tricoronata. 53. — Abdom. Familia Corvinae. 111. Corvus Caryocatactes Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. Versuch einer Monographie der Filarien. 4-4o 1 1 3. Copviis Cornix L i n n e et G m e I i n. Filaria attenuata. 45. — Abdoin. 1 1 4. Corvus Corone Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. 115. Corvus cyanomelas Vieillot. Filaria attenuata, 45, — Abdom, 116. Corvus frugilegus Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. Filaria foveolata. 9. — Abdom. 117. Corvus glandarius Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. 118. Corvus Monedula Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. 119. Corvus Pica Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. 120. Corvus Pyrrhocorax Linne et Gmelin. Filaria attenuata. 45. — Abdom. F a m i I i a Sturninae. 121. Sturnus pyrrocephalus L i eh tenstein. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. 122. Sturnus vulgaris Linne et Gmelin. Filaria Sturni. 107. — Thorax et pulmon. 123. Sturnella ludoviciana Vieillot. Filaria attenuata. 45. — Abdom. 124. Cassicus ater Vieillot. Filaria Cassiei atri (abdominalis). 105. — Abdom. Filaria tridens. 43. — Thorax, abdom. et sub renibus. 125. Cassicus viridis Vieillot. Filaria attenuata. 45. — Abdom. et inter ejus tunic. Filaria tridens. 43. — Ibidem. 126. Cassicus Yuracares d'Orbigny. Filaria attenuata. 45. — Pulmones. 127. Icterus Chopi Temminck. Filaria tridens. 43. — Abdom. 128. Icterus cristatus Temminck. Filaria tridens. 43. — Abdom. et inter ejus tunicas. 446 Mol in. 1 29. Icterus haemorrhous T e m m i n c k. Filaria tridens. 43. — Abdom. 130. Icterus (Psaraeolius) icterocephalus Wagler. Filaria tridens. 43. — Abdom. 131. Icterus pyrrhopterus Vieillot. Filaria Icteri pyrrhopteri (abdominalis). 104. — Abdom. in reg. renali. 1 32. Icterus sericeus Lichten stein. Filaria tridens. 43. — Abdom. in reg. renali. F a m i 1 i a Fringillinae. 133. Fringilla Carduelis Linne et Gmelin. Filaria Carduelis. 103. — Ad coxam. 134. Fringilla hispaniolensis Temminck. Filaria affinis. 47. — Abdom. 135. Tanagra Jacapa Linne et Gmelin. Filaria abbreviata. 48. — Sub cuticula ad renem dex. F a m i 1 i a Alaiulinae. 136. Alauda arvensis Linne et Gmelin. Filaria unguiculata. 13. — Abdom. F a m i 1 i a Liotrichinae. 137. Tryothorus polyglottus Vieillot. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. F a m i 1 i a Turdinae. 138. Turdus olivascens Natter er. Filaria Turdi olivascentis (palpebralis). 102. — Sub membrana nictitante. 139. Turdus pilaris Linne et Gmelin. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. 140. Turdus viscivorus Linne et Gmelin. Filaria abbreviata, 48. — Abdom. F a m i 1 i a Motacillinae. 141. Motacilla melanocephala Sa vi. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. 142. Motacillae Sp. Nr. 144. M. C. V. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. Versuch einer Monog^raphie der Filarien. 447 143. Saxicola Oenanthe Bechstein. Filaria abbreviata. 48. — Cavum orbitae. 144. Saxicola stapezina Bechste in. Filaria abbreviata. 48. Cavum orbitae. 145. Sylvia abietina Nilson. Filaria Sylviae. 101. — Cavum orbitae. 146. Sylvia rubecula Latham. Filaria abbreviata. 48. — Abdom. F a m i 1 i a Muscicapinae. 147. Liehenops perspicillata Gray. Filaria serotina. 6. — Abdom. 148. Museicapa coronata Vieillot. Filaria Muscicapae coronatae. 149. — Abdom. 149. Museicapa lophotes Natt. et Temm. Filaria sphaeropbora. S3. — Hepar. 150. Muscicapae Sp. Nr. 562. M. C. V. Filaria bifurca. 54. — Abdom. 151. Museicapa Sp. Nr. 598. M. C. V. Filaria bifurca. 54. — Abdom. Familia Lcmiinae. 152. Lanius Collurio Linne et Ginelin. Filaria nodulosa. 67. — Sub cute et ad pleuram. Filaria tridens. 43. — Ad pleuram et broncb. 153. Lanius minor Linne et Gmelin. Filaria obtuso-caudata. 75. — Sub cute. 154. Lanius rufus Bris so n. Filaria obtuso-caudata. 75. — Sub cute. Familia Hirundininae. 155. Hirundo purpurea Linne et Gmelin. Filaria obtusa. 49. — Abdom. 156. Hirundo riparia Linne et Gmelin. Filaria obtusa. 49. — Abdom. 157. Hirundo rustica Linne et Gmelin. Filaria obtusa. 49. — Abdom. 158. Hirundo urbica Linne et Gmelin. Filaria obtusa. 49. — Abdom. 159. Hirundo versicolor Job. Natt er er. Filaria obtusa. 49. — Abdom. et duplieatura cutis oculis. 448 M o 1 i n. Ordo Raptatores. F a in i 1 i a Strigidae. 160. Strix Brachyotiis Forster. Filaria quadridens. 63. — Aures, inusculi et membrana conjunct. ad basim linguae. 161. Strix flammea Linne et Gmeliri. Filaria Hystrix. 64. — Abdom. 162. Strix Silin da Vi eil lot. Filaria bipapillosa. 51. — Sub cute colli. 163. Strix torquata Latbam. Filaria Strigis torqnatae. 100. — Abdom. F a m i 1 i a Accipitrinae. 164. Falco cyanaeus Linne et Gmelin. Filaria foveolata. 9. — Aures et nares. 165. Falco Lagopus Linne et Gmelin. Filaria armata. 60. — Corpus vitreum. 166. Falco lanarius Linne et Gmelin. Filaria foveolata. 9. — Abdom. 167. Falco Lithofalco Linne et Gmelin. Filaria foveolata. 9. — Abdom. 168. Falco magnirostris Linne et Gmelin. Filaria campanulata. 42. — Sub membr. nictit. 169. Falco peregrinus Linne et Gmelin. Filaria foveolata. 9. — Abdom. 170. Falco Subbuteo Linne et Gmelin. Filaria nodispina. 57. — Thorax. 171. Falco Swainsonii Vigors. Filaria papilloso-annulata. 52. — Cavum orbitae iuter musculos. Filaria verrucosa. 41. — Inter muscul. ad maxil. iiifer. CLASSIS MAMMALIA. Ordo üarsopialia. Familia Macropoda. 172. Macropus giganteus Sha w. Filaria Macropodis gigantei. 99. — Ad genu. Versuch einer Moiiugi-a|ihie der Filarien. ^-^V Ordo Cetacea. F a m i I i a Cetacea. 173. Balaeiia borealis Fischer. Filaria crassicauda. 7. — Corpora cavern. peiiis. 174. Delphinus Phocaeiia Liiine. Filaria inflexo-caudata. 98 — Pulmon. in cistib. Ordo Mahongola. Familia Belluae. 175. Dicotyles albiroslris II liger. Filaria acutiuscula. 32. — Inter lam. peritoiiei et tunicas veii- triculi. 176. Dicotyles torquatus Cuvier, Filaria acutiuscula, 32. — Mesenter. Ordo SolidongDla. F a m i 1 i a Solidungula. 177. Equus Asinus (domesticus) Linue. Filaria papulosa. 62. — Thorax et abdoiii. 178. Equus Asinus (Mulus) Linne. Filaria papulosa. 62. — Thorax et abdom. 1 79. Equus Caballus L i n n e. Filaria lacryinalis. 3. — Ductus elFer. carunc. lacrym. interdum inter palp. et bulb. 180. Filaria papulosa. 62. — Thorax et abdom., perit., tela cellul. nuisc. abdom., inter duram et vascul. mening., corpus vitreum, camer. aiit. oculi. Ordo Raminantia. Familia Elaphii. 181. Cervus Elaphus Lin ne. Filaria Flexuosa. 30. — Sub cute. Filaria Terebra. 61. — Abdom. 182. Cervus Nambi Job. Natterer. Filaria bidentata. S6. — Abdom. 183. Cervus rufus F r i e d e r i c Cuvier. Filaria bidendata. S6. — Abdom. 184. Cervus simplicicornis Illiger. Filaria bidendata. 56. — Abdom. 450 M o 1 i n. Familia Cavicornia. 185. Bos Bubalus Brisson. Filaria Bubali (abdominalis). 97. — Abdom. 186. Bos Taurus (domesticus) Linne. Filaria lacrymalis. 3. — Ductus effer. carunc. lacrym., inter- dum inter palp. et oculi bulbum. Filaria papulosa. 62. — Abdom., intest., cam. ant. oculi. Ordo Edentata. Familia Effodientia. 187. Myrmecophaga jubata Linne. Filaria aequalis. 25. 188. Dasypus gilvipes Illige r. Filaria anticlava. 21 — Ad ventriculum. 189. Dasypus loricatus Job. Natter er. Filaria acuticauda. 17. — Inter glandulas colli. 190. Dasypus niger Licbtenstein. Filaria acuticauda. 17. — Sub cute colli et ad faciem externam oesophagi. Familia Tardigrada. 191. Bradipus tridactylus Linne. Filaria incrassata. 34. — Cavum axill. , tunica superfic. ven- tric. maj., inter fibr. diapbrag. Ordo Gllres. Familia Duplicideniata. 192. Lepus timidus Linne. Filaria Leporis (subcutanea). 96. — Circa regionem lumba- lem et coxam. Familia Subungulata. 193. Cavia Acuscbi Desm are ts. Filaria conica. 72. — Abdom. Familia Aculeata. 194. Histrix (Cercolabes) prebensilis Linne. Filaria diacantlia. 23, — Cav. pleurae ad pulm., abdom. Familia Muri form ia . 195. Loncheres rufa II liger. Filaria diacantha. 23. — Abdom. Versuch einer Monographie der Filarien. 4o 1 196. Dactylomys amblyonix Wagner. Filaria bifida. 71. — Hepar, Familia Sciurina. 197. Seiurus igniventris Natter er. Filaria pistillaris. 22. — Sub. cute abdom. Ordo Ferae. Familia Felina. 198. Felis concolor Li nne. Filaria striata. 33. — Sub oute abdom. inter fibras musculares. 199. Felis macroura Neuwied. Filaria striata. 33. — Inter cutem et musculos antibrachii. 200. Felis mellivora Illiger. Filaria Felis mellivorae (pulmonalis). 93. — Pulnion. 201. Felis On^a fjinn e. Filaria Felis On^ae (intermuscularis). 94. — Inter musculos. 202. Felis Leo Linne. Filaria Leonis. 95. — Sub pelle. Familia Canina. 203. Canis Azarrae Ne uwi ed. Filaria acutiuscula. 32. — Ad eostas sub muscul. peetoralibus. 204. Canis bracbyuris Illiger. Filaria papillicauda. 19. — Inter fibras muscul. cordis, abdom. Filaria Canis bracbyuris (Iracbealis). 91. — Trachea. 205. Canis familiaris Linne, Filaria immitis. 26. — Cor, arterla puhiion., sanguis. 206. Canis familiaris Var. fricator Linne. Filaria trispinulosa. 58. — Sub hyaloidea corporis vitrei. Filaria papulosa haematica. 90. Cor, vasa sanguifera. 207. Canis Vulpes Linne. Filaria Vulpis. 92. — Abdom. Familia Mustelina. 208. Mustela Foina Brisson. Filaria Mustelarum (pulmonalis). 89. — Pulmon. Filaria perforans. 31. — Sub cute, inter musculos, tela con- junctiva intermuscul. 452 M o I i n. 209. Mustela Martes Linne. Filaria Mustelarum (pulmonalis). 89. — Pulmon. Filaria perforans. 31. — Sub cute, inter muscul. 210. Mustela Piitorius Linne. Filaria Mustelarum (pulmonalis). 89. — Pulmon. Filaria perforans. 31. - Sub cute, inter muscul., tela conjunc- tiva intermuscul. 211. Gulo barbatus Desrnarets. Filaria perforans. 31. — Thorax. Familia Ursina. 212. Nasua Narica S torrmann. Filaria incrassata. 34. — Panicul. adip. sub cute abdom. Ordo Chiroptera. Familia Nycterina. 213. Vespertilio discolor Job. Natter er. Filaria Vespertilionis. 88. — Abdom. 214. Phyllostoma brevicaudum Neuwied. Filaria Serpicula. 27. — Abdom. 215. Phyllostomatos Sp. incerta. Filaria Serpicula. 27. — Abdom. 216. Phyllostoma spiculatum Lichten stein. Filaria Serpicula. 27. — Abdom. Ordo die drei Stacheln. b" ) „ S. Das vordere Ende einer Filaria anmdata. a die vorderste Spitze, wo der Mund vorhanden ist. ' } . b' \ ringförmige Erhabenheiten der Haut. b") c, c' Darmcanal. d die Stelle, wo der Körper abgeschnitten wurde. „ 6. Das Schwanzende einer männlichen Filaria anmdata. a die Stelle, wo der Körper abgeschnitten wurde. ,, > Papillen am Saume um die Geschlechtsgrube. c Penisscheide. d Schwanzspitze. „ 7. Das Schwanzende einer weiblichen Filaria annulata. a Schwanzspitze. b After. c ) , > Darmcanal. "^ ( d die Stelle, wo der Körper abgeschnitten wurde. Versuch einer Monographie der Filarien. 4-61 TAFEL IL Fig. 1. Das Männchen einer FÜaria toria in natürlicher Grösse. „ 2. Das Weibchen „ „ » » » „ 3. Miinnliches Schwanzende der Filaria torta von der Seite gesehen. a die Stelle, wo der Wurm abgeschnitten wurde. b die Penisscheide. c — c' Papillen am Saume um die Geschlechtsgrube. d Schwanzspitze. „ 4. Dasselbe Bild von unten gesehen. a die Stelle, wo der Wurm abgeschnitten wurde. b Penisscheide. c c' , „ \ vier Papillen c" e — e' der Saum. „ 5. Das Weibchen einer Filaria campanulata in natürlicher Grösse. „ 6. Vorderes Ende desselben Wurmes. a Mund. ^ ) b' \ Segmente, aus welchen der Körper zusammengesetzt erscheint. b") c die Vulva. d die Stelle, wo der Körper abgeschnitten wurde. „ 7. Hinteres Ende der Filaria campanulata. a Schwanzspitze. * ) b' \ Segmente, aus welchen der Körper zusammengesetzt erscheint. b"\ c After. d die Stelle, wo der Wurm abgeschnitten wurde. „ 8. Filaria sphaerophora. a vorderes Ende. b zwei Zähne am Munde. , > die Stellen, wo der Körper abgeschnitten wurde. d hinteres Ende. e kugelförmiger Anhang. /"Anhängsel an der Schwanzspitze. Aloliii. Moiuififiapliip ilrr Filarien. Tal'. to" ■■■•H"i(( ^'{^ . J. Fiff./. Fiff. ^/. Ft^. 6-. J'^.Z. k-i^ d.it.Hsf-t SiaitJdrucJc^jrci Sitziinosl) d k Akacl.il Wmalh.iialuni fimmiid N? 5. 18JI. Alolin. Monographie tlcr Filarien -Fiff.-^ Art d kk Kff-u. Stadtscmcieiti. Sil7,im^"s]).(lk..Akn(i(lA\:nuitli iuitiiru-.rLXX\Tn Bil.N? 5. 1851. Vorgelegte Druckschriften. Vorgelegte Druckschriften. Nr. 5. Dalton, John, New System of cliemical philosophy, III, Bd. 1810, 1827, 1842. London. 8»- — Meteorological Observation. I. Bd. London, 1834; S^- Erlangen, Akademische Schriften für 1857. Ginge, De l'infliience des Academies sur le progres des sciences. Bruxelles, 1857; 8o- — A. J. D'Udestem, De quelques parasites vegetaux developpes sur des amniaux vivants. Bruxelles, 1857; 8*'- Istituto, J. B. Veneto. Atti. F. III. Disp. 1. Kirchner, Leopold, Verzeichniss der um Kaplitz und Budweis vor- kommenden Adlerflügler. (Aus den Schriften des zool. bot. Vereines.) 8"' — Die Bienen des Budweiser Kreises in Böhmen. Prag, 1858; 8*'* — Die Gallenauswüohse des Budweiser Kreises. Prag, 1855; S"* Lund, Akademische Schriften. 1857. — Nordisk Universitaets Tidsehrift, Jahrgang 1855, 56, 57. S»- Mathisen, Dr. A., Verhandling over hef Gips Verband. 1857. Te's Hertogenbosch. 1857; S»- Scheutz, George and Edward, Specimens of Tables, calcnlaled, stereomulded and printed by Machinery. London, 1857; 8"- Sella, Quint. , Sülle forme cristalline di alcuni sali di Piatino et del Boro adamantino. Torino, 1857; 4*'- Society, asiatie of Bengal, Journal. 1854, Heft I, 2, 4; 1855, Heft 5, 6, 7. Soeiete, geolog. de France. Bulletin. Tome XIII. F. 50—56. 1855, und Tome XIV. Fase. 19 — 23. VI Vorgelegte Druckschriften. Vir! et d'Aoust, M., sur les Oeiifs d'injects servant a V alimentation de riiomme et donnant lieu ä la formation du Oelithes dans des calcaires lacrustres. Paris; 4"- Weisse und Kunesch, Stündliche Barometer-Beobachtungen zu Ki-akau. Wien, Hof- und Staatsdruckerei, 1858; 40- Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. XIV. Jahr- gang, Heft 1. SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXYIII. BAND. SITZUNG VOM 25. FEBRUAR 1858. '^"^ N2 6. 33 463 SITZUNG VOM 25. FEBRUAR 1858. Vorträge. Bericht über die Erwerhmig von sieben Bacenschädeln während einer Reise im Oriente. Von Dr. Indw. Aog. Frank I. (Vorgetragen in der Sitzung vom II. Februar 18158.) Als mir vor zwei Jahren eine humanitäre Mission nach Jerusalem zu Theil wurde, erlaubte ich mir der hohen k. Akademie der Wis- senschaften meine geringen Dienste anzubieten und wurde durch den ehrenvollen Auftrag hoch erfreut: für das anatomische Museum in Wien Schädel verschiedener Menschenracen mitzubringen. Für denje- nigen, der den gewiss nicht unbescheidenen Wunsch hat, seinen eige- nen Schädel wieder mit zu bringen, hat eine solche Aufgabe im Orient, wo der Fanatismus die Gräber bewacht, immerhin etwas bedenkliches; doch nahm ich mir vor einen Wunsch zu erfüllen, der denjenigen ehrt, an den er gerichtet und der geeignet ist die W'^issenschaft und ein vaterländisches Institut zu fördern. Es ist mir durch ein Zusammenspielen von günstigsten Zufällen gelungen in Griechenland, in Syrien, in Palästina, in Ägypten sieben Schädel zu erlangen. Ich lege sie hiermit, wie ein Soldat eine Beute, der Wissenschaft zu Füssen, werde mir aber nicht erlauben vor ihrem gelehrten, hohen Senate Gedanken und Anschauungen auszu- sprechen, welche immer nur diejenigen sein könnten, die ich von den glänzenden Männern, die an der Hochschule zu Wien lehren, ge- lernt habe. 33* ^Q^ F r a 11 k I. Bericht über die Erwerbung' Es sei mir nur gütigst gestattet zu erzählen, wo und wie ich in den Besitz dieser beinernen Gedankentempel gelangt bin. Ich besuchte das pathologische Museum in Athen , dessen Schöpfer Herr Dr. Stawrinaki, ein Schüler der leuchtenden Dioskuren unserer Hochschule: Rokitansky und Hyrtl ist. Ich theilte ihm meinen Auftrag mit, den er freudig einen Act der Dankbarkeit üben zu kön- nen, theilweise zu erfüllen versprach. Man war kurz vorher beim Grundbau eines Hauses in Athen mehrere Klafter tief auf ein in den Felsen gehauenes antikes Grab gelangt. Der Besitzer des Grundes, einOfficier der k. griechischen Armee lud unverweilt Herrn Dr. Staw- rinaki ein, den Fund zu besichtigen. Er fand ein vollkommen erhal- tenes Skelet, das bei aller Vorsicht, mit der es heraus gehoben wurde, zerfiel. Nur der Schädel, tief gebräunt, blieb wohlerhalten, um einem späteren Missgeschicke nicht zu entgehen. Auf einer Wanderung auf der ewig glorreichen Ebene von Ma- rathon fand ich einen versteinerten Kieferknochen, an welchem sich aber die Wissenschaft vergebens zu entdecken bemühen dürfte, ob Persien, ob Griechenland Theil an ihn habe? Es möge, mehr als ein Curiosum und zum Andenken an die merkwürdige Stätte, wo er aufgelesen wurde, im Museum seinen Platz finden. Es gewährt mir eine besondere Befriedigung einer interessan- ten Erscheinung, die mir auf der Universität in Athen und in der k. Gesellschaft der Ärzte und Naturforscher daselbst entgegen trat, zu erwähnen. Mit wenigen Ausnahmen sprechen die Professoren na- mentlich der naturhistorischen Fächer alle deutsch und haben ihre Bildung in Deutschland, in München, Heidelberg, Berlin und Wien gewonnen. Im anatomischen und physiologischen Hörsaale, vor Allen aber auf der Klinik erkannte ich den Geist jener Europa berühmten Schule, die in der grossen Hauptstadt Österreichs seit Jahrzehnden apostolisch wirkt. Ich fühle aber noch eine andere Befriedigung in mir, die das Bewusstsein der Dankbarkeit jedesmal in uns wach ruft. Wir in Deutschland, wie in aller gebildeten Welt, sind die Schuldner des alten Hellas. Die ideale Weisheit der platonischen Akademie, die iHisterblich schönen Gestalten der Plastik, die ewige Kunst des Dich- ters, jede Wissenschaft und Begeisterung wie haben sie dem alten Hellenenthume zu danken. Wir sind, wie man sich dagegen auch sträuben mag, seine Schüler und nun geben wir dankbar dem neuen Hellas zurück, was wir selbst an Wissenschaft, an Erkenntniss und von sitihen Raoenscliiidelii wälirend einer Reise im Oriente. 4-65 Kunst besitzen; nicht so Grosses und Erhabenes, als wir empfangen haben, aber doch so viel, um nicht als unwürdige Schuldner da zu stehen. Wie einst griechische Weisheit und griechische Kunst in Deutschland gelehrt wurden , so jetzt deutsche Wissenschaft und deutsche Kunst in Athen! Ich fuhr in einem Boote im Hafen Konstantinopels ans Land. Ein anderes Boot, in welchem ein bewaffneter Türke, folgte und als dieser bemerkte, dass ich ans Land wolle, gebot er das Boot zu wenden und ihm in die Duane zu folgen. Das im Oriente einzig noch lebende und wirksame Zauberwort: „Bakschiesch" , d. h. Trinkgeld half nicht, icht musste folgen und mein Gepäcke einer so strengen Durchsuchung preisgeben , wie sie nur in irgend einem gebildeten Staate Europas üblich ist. Der untersuchende Beamte kam auf den antiken Schädel, der zwischen meiner Wäsche weich und sicher ruhte. Ich konnte an seinen Gesichtszügen ein gewisses Grauen bemerken. Er rief seine Amtsgenossen, denen folgten ihre Unter- gebenen, und ich war bald von einem Haufen Muselmännern umgeben, die genug heftig unter einander zu reden begannen und mich finster betrachteten. Einer von ihnen wollte, dass der Schädel ins Meer geworfen werde, ein zweiter verlangte ihn beerdigt; die übrigen sprachen davon, mich vor den Kadi zu führen. Es war jedenfalls eine bedenkliche Scene; ein glücklicher Einfall rettete mich, führte aber das Verderben des Schädels herbei. Ich Hess den Männern, denen sich mehr gesellten, sagen, dass ich ein Frangi sei, der unter dem Schutze des Sultan ujemsa, d. h. des deutschen Kaisers reise. Ich muss hier bemerken, dass man unter dieser anachronistischen Bezeichnung allein im ganzen Oriente den österreichischen Kaiser kennt. Mehr wirkte noch meine Bemerkung: „was habt ihr für Pietät für diesen Schädel? Wisst, ich komme aus Griechenland und dieser Schädel ist einer von eurem Feinde." Der Beamte, der mit Durchsuchung beschäftigt war, zog seinen kurzen krummen Säbel und hieb wuchtig auf den Schädel , dass er in hundert Stücke zer- splitterte. „Giaur!" rief er zornig, ohne dass ich unterscheiden konnte ob der Schimpf mir oder dem griechischen Erbfeinde gelte. Er stiess mit dem Fusse mein Gepäcke von sich; die Männer gingen und ich war, wiewohl mich der Verlust sehr schmerzte, froh aus der bedenklichen Situation zu gelangen. 4(36 Frankl. Bericht über die Erwerbung Die Äkropolis liegt in Trümmern, nehmen Sie meine Herren! diesen zertrümmerten Schädel symbolisch auf. In minder gefährlicher Art erwarb ich einen andern Schädel, wiewohl der Weg zu ihm zu gelangen, ein todtvoller war. Es war in den ersten Tagen des Mai 1856, als ich in Beirut landete und beschloss über den Libanon zu den Ruinen des Sonnen- tempels von Baalbek, um zu den Zedern zu gehen. Vor mir war noch kein Reisender in diesem Jahre über das Gebirge gegangen und es war nicht ganz sicher, dass aller Schnee schon geschmolzen und der Weg zu den Zedern oifen sei. Von ßaalbek eine weite Hoch- ebene durchreitend, gelangten wir an einem grauen Regentage allmählich wieder in wilde Schluchten, auf hohe Berge, über die einen Weg zu bahnen, seit Urzeiten nicht versucht worden ist. Die Felsen waren durch den Regen glatt und nur die kluge Vorsicht des syrischen Pferdes trug mich kletternd empor, oft so steil, dass ich mächtig in die Mähnen greifen und die Faust mit ihnen umwinden musste, um nicht nach rückwärts über die Gruppe des Pferdes zu gleiten. Endlich gelangten wir in die Schneeregion. Die Sonne brannte so heiss, wie kaum im August bei uns, der Schnee war weich und nicht hoch, aber hoch genug, um uns den Weg, die Felsen die wir gingen, zu verhüllen. Die Berge waren mehrere tausend Fuss hoch, oft so jäh in die Schluchten sich absenkend, dass jeder Schritt den Sturz in die Tiefe und den grauenhaftesten Tod herbei führen konnte. Zur Rechten hoch empor die schneebedeckte Wand, zur Linken den schwindelnden Abgrund mussten wir uns ganz dem prüfenden Schritte der Pferde anvertrauen, die uns gegen Mittag, in Schweiss gebadet, zum Gebirgs- kamme empor brachten. Wir sahen jenseits hinab und erblickten ein grenzenloses Meer von erstarrten Bergen und Hügeln. Die Wolken, die über ihnen schwebten, schienen weisse Segel, die vorüberziehend bald eine neue Welt enthüllten, bald die gesehene den Blicken wieder entzogen. Der Dragoman wies auf einen kleinen bläulich dunklen Fleck in der Tiefe und sagte uns: „Das sind die Zedern"! Nach zweistündigem Ritte gelangten wir hinab. Wir befanden uns vor einem kleinen Wäldchen, das nur einige hundert Schritte im Umfange, nicht über vierhundert, massig dicke hohe Bäume zeigt. Ein Adler, als wir uns näherten, flog über den Zedern empor. von sieben Raeenschiidelu während einer Reise im Oriente. 467 Wir waren etwas enttäuscht und erst, als wir in das Wäldchen eindrangen, starrten uns jene neun Riesen-Urbäume entgegen, denen man es beim ersten Anblicke glaubt, dass sie zur Zeit des Königs Salomo schon grünten und wie es in der heiligen Schrift heisst, ewig sind. Die Stämme die nur 10 Männer mit ausgespannten Armen umschlingen können, sind weisslich grau und gewähren nicht den Anblick von Holz, vielmehr scheinen sie Felsen zu sein, die durch Erdbeben und Blitze zerrissen dastehen. Vorbeiziehende Wolken- streifen ihre Kronen. Nachdem wir uns lagernd unter ihnen erholt und durch schwar- zen KalTee und feurigen Libanonwein erquickt hatten, fing ich an den Wald zu durchwandern. In der Mitte desselben befindet sich eine kleine Capelle, in der ein griechischer Priester wohnt. Der ehrwür- dige Greis trat, mich grüssend, aus seiner der Capelle angebauten Zelle hervor und war mein Begleiter durch den Wald, in welchem einige kleine Mädchen die langohrigen Schafe und Ziegen des Liba- nons weideten. An eine der uralten Zedern gelangt, gewährte sie, eigenthümlich gebogen, fast wie eine Treppe, ein leichtes Emporkletteru. Ich stieg hinauf und schaute fast aus ihrer Krone in den hohlen Stamm hinab, in welchem ich ein Weiss glänzen sah. Herabgestiegen, fragte ich den Priester, was denn im Stamme so Hellschimmerndes läge? „Ein Schädel, Herr!" erwiderte er gleichgiltig. Meine Neugierde, wie er dahin gekommen sei, befriedigte er mit folgender Erzählung: „Es sind zwanzig Jahre jetzt, die Bergvölker lagen im Kampfe mit einander. Eines Tages braciite ein Maronite das abgeschnittene Haupt eines Drusen, den er getödtet hatte, herauf als eine Siegestrophäe. Ich stellte ihm die unmenschliche Lust, die er an derselben hatte, als sündhaft vor und nahm ihm den Kopf zur Beerdigung ab. Es war ein heisser Sommertag, der Verwesungsduft des Kopfes unerträglich, und so legte ich ihn in diese entferntere Zeder. Er blieb lange liegen, bis er völlig entfleischt war, ich näherte mich nicht. Und so blieb er jahrelang in einem eigentlich kostbaren Sarge, wie ihn Könige nicht haben, liegen." Ich fragte den Priester, ob er mir, wenn ich für das Seelenheil des Todten eine kleine Summe in der Capelle niederlegte, den Schä- del nicht überlassen wollte? Er fand keinen Anstand dagegen und so wurde der Schädel mein, der authentisch einem Drusen angehörte, und 468 F r a II k I. Bericht über die Erwerbung- der an der Stirne drei deutliche Spuren der gewaltsamen Tödtung zeigt. Während meines Aufenthaltes in Jerusalem theilte mir der königl. grossbritannische Consul, der gelehrte Herr Finn mit, dass vor einiger Zeit auf dem Blutacker im Thale Josaphat Grabhöhlen ent- deckt worden seien, in denen sich Schädel von verschiedenen Racen gesondert vorfänden. War schon die Mittheilung interessant genug, um der Einladung des. Herrn Finn zu folgen und ihn in diese Grab- höhlen zu begleiten, so nahm ich sie, eingedenk des Auftrages der hohen k. Akademie, noch freudiger auf. Wir begaben uns zum Jaffathore hinaus, und durch das trockene Bett des Kidron schreitend, gelangten wir in die Thalschlucht Hin- non und an einen schroffen, senkrecht, bis 40 Fuss hohen, lang gestreckten Abhang. Dieser ist voll Grabhöhlen, fast nur eine in vielen Kammern getheiite Gruft. Die meisten Grabhöhlen sind mit Steinen und Schutt so verlegt, dass man ihnen nahe sein muss, um sie zu bemerken. Eines dieser Gräber hat da, wo man eintritt, eine vierzeilige, mit hebräischer Quadratschrift geschriebene Inschrift, von der nur fünf Wörter leserlich sind. Die erste Zeile beginnt mit dem Worte nvn, die zweite mit n^iV, in der Mitte der vierten Zeile sind die Wörter )h ÜDH^ und ein ^ kaum sehr deutlich mehr zu lesen. Der phantastische Schilderer Jerusalems Rabbi Hill el, will, durch den letzten Buchstaben, der ein S ist, verleitet, „Salomo" lesen, und so das Grab bis in die Zeiten dieses Königs zurück ver- setzen. Die angeführten hebräischen Wörter bedeuten der Reihen- folge nach: „Tage" — „Jahr" — „Unter der Herrschaft des Königs und Herrn". Leider ist das Wichtigste, die Jahreszahl, verloren. In einem anliegenden Grabe wurden eigenthümlich sich ziehende Adern im Gesteine ebenfalls für jüdische Jnschriften angesehen; an einigen andern sind griechische Inschriften angebracht. Ein neuerer, engli- scher Schriftsteller will diese Gräber, von denen schon Edrisi im zwölften Jahrhundert und Felix Fabri im fünfzehnten Jahrhundert als von alten Judengräbern spricht, entdeckt haben. Sie scheinen dieselben zu sein, von denen Benjamin von Tu dela im dreizehnten Jahrhundert berichtet. Auch wird von diesen Grabstätten als denen für gestorbene Pilger und Fremden gesprochen, in deren Räumen sich fromme Einsiedler, etwa wie die moslimitischen Marabu, aufhielten. von sieben Racenschädeln während einer Reise im Oriente. 469 Ich fragte, wann wir denn das Hakeldama oder den für die dreissig Silberlinge angekauften Blutacker erreichen werden? und erfuhr zu meiner Überraschung, dass wir uns eben auf demselben befunden. Er ist nicht abgegrenzt und nur die Überlieferung bezeich- net seit Jahrhunderten eine gewisse Stelle des Bergabhanges als denselben. Ein langes, steinernes, überwölbtes Gebäude, das in Ruinen liegt und nur den Blick in einen tiefen, kellerartigen Raum gewährt, ist das ehemalige Leichenhaus, durch dessen Öffnung im Gewölbe die Leichen hinab versenkt wurden. Ich erinnerte mich, dass ich zwanzig Jahre früher schon auf der Erde des Blutackers auf dem heiligen Felde in Pisa gestanden habe. Man führte zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts von dieser Erde, die nach frommem Glauben Leichen in 24 Stunden verwesen machen soll, in Schiffen als Ballast und brachte sie nach Italien. ^ Wir hatten, um die Höhlenräume genauer untersuchen zu kön- nen, Kerzen mitgenommen; doch konnten wir sie in den Gräbern selbst erst anzünden, denn nur auf Händen und Füssen uns fortbewe- gend ist hinein zu gelangen. Auf einem in den Fels gehauenen Vorgewölbe sahen wir zur Rechten und zur Linken niedere Öffnungen. Eingetreten, waren in allen offenen Sargtrogen, in denen Schädel, nur wenige sonstige Knochenfragmente und Überreste von Gewändern lagen, zerfaserte kleine Stücke. Nachdem wir in alle sechs Grabhöhlen getreten und wieder in das Yorgewölbe zurückgelangt waren, krochen wir in eine Öffnung, welche dem Eingange gegenüber ist, und zwar nach abwärts. Hier lagen Hunderte von Schädeln chaotisch durcheinander. Die Bildung derselben nur in geringer Anzahl kaukasisch, die meisten hatten den Negertypus; doch mag dies zufällig in dieser Höhle so sein , denn schon in einer andern fanden wir das Verhältniss umgekehrt. Von einer, wie ich in Jerusalem reden hörte, symmetrischen Aufschichtung derselben, wie die in der Schädelgruft zu Sedlec in Böhmen, sahen wir nichts; auch nicht eine Sonderung nach Racen; vielleicht war es ursprünglich so; aber jeder Gast mag wohl, wie wir selber gethan, um sie zu betrachten, Schädel von ihrer Stelle genom- men haben, ohne sie genau wieder an dieselbe zurückzulegen. Mancher rollte uns auch unter den Füssen zu einer andern Höhle hinab. Ich nahm drei der Schädel mit. 470 Frankl. Bericht über die Erwerbung von sieben Racenschädeln etc. Eine andere Gruft hat einen aus zwei Seitensteinen und einem Quersteine gemeisselten Eingang, der letztere hat Zierrathen, zwei Kränze und getlochtene Brode, wie an den Gräbern der Könige zusehen ist. Die Vorhöhle zeigt matte Spuren von blauer und rother Malerei. Vor den Höhlen erwartete uns Herr Dr. Neumann, der wegen seines stärkeren Körperbaues nicht mit uns in die niederen und schmalen Öffnungen schlüpfen konnte. Der Kavass that die Schädel sorgfältig in einen Sack, um den im Interesse der Wissenschaft begangenen Grä- berraub vor den Blicken eines uns etwa begegnenden zu schützen. Juden, Christen und Mohamedaner würden gleich sehr unser Thun verurtheilt haben, wenn wir nicht gar uns einer gefährdenden Misshandlung preisgegeben hätten. Den naturhistorischen Beobachter durfte es, was die landschaft- liche Gestaltung um die Stadt Jerusalem hier betrifft, zu vernehmen angenehm sein, dass sie nicht so traurig und kahl sei, wie sie Rei- sende zu schildern pflegen, oder wie legendenselige Pilger den Boden als verflucht und unfruchtbar darstellen. Der Ölbaum, die Cypresse, der Weinstock , Weizen und Gemüse gedeihen um und in Jerusalem überall, wo der Fleiss sie pflanzt und säet. Noch grünet der Ölberg, wie er in den heiligen Schriften geschildert wird und die von den Griechen und Armeniern gekauften Grundstücke sind in fruchttragende Gärten umgewandelt. Ich habe nur wenig mehr zu berichten. An die Schädel die ich in Cairo von dem aus Ungarn dahin übersiedelten Naturforscher Herrn Odeskalchi kaufte, knüpft sich keine besondere Begebenheit. Der eine dieser Schädel gehörte einem Abyssinier an, der am 16. Jänner 1855 in Cairo starb, der andere einem Bewohner Oberägyptens; beide gelangten von Ärzten als Geschenk an Herrn Odeskalchi, deren Namen an der Stirne der Schädel geschrieben stehen. Und so übergebe ich denn der hohen k. Akademie diese Schädel, als arme und traurige Pilgergaben aus dem Morgenlande; todte Gehäuse, die ein gelehrter und ordnender Geist wieder beseelen wird, damit sie eine geistige Auferstehung erleben und reden zu Meistern und zu Schülern! C. V. Ettiiigshausen. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka, 471 Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka in Untersteiermark. Von dem c. M. Prof. Dr. Constantin Ritter y. Ettingshansen. Mit IV lith. und H Tafeln in Naturselbstdruck. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. November 1857.) Seit dem Erscheinen der werthvollen von Hrn. Prof. Unger gelieferten Arbeit über die fossile Flora von Sotzka (Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Cl., Bd. II, 1850) ist neues Material durch die von Seite der k. k. geologischen Reichsanstalt vermittelten Forschungen gewonnen worden. Die Bearbeitung dessel- ben ist Gegenstand der vorliegenden Schrift. Aber nicht blos auf die neuen bisher noch nicht beschriebenen Pflanzenformen erstreckt sich die Bearbeitung, sondern auch auf viele der bereits von Hrn. Prof. Unger benannten und beschriebenen Fossilien. Die Untersuchung der Original-Exemplare dieser letztern, welche im Museum der geolo- gischen Reichsanstalt aufbewahrt werden, hat mir die Überzeugung verschafft, dass bei ihrer Bestimmung auf die Nervation theils zu wenig, theils gar keine Rücksicht genommen worden ist. Indem ich bemüht war diesem Mangel abzuhelfen, fand ich für viele Fossilreste ihre wahren Analogien in der Flora der Jetztwelt auf. Der erste Abschnitt der vorliegenden Abhandlung beschäftigt sich ausschliesslich mit den Berichtigungen über die bereits aufge- stellten Arten. In dem zweiten Abschnitte sind die neuen Pflanzen- formen, welche aus den Eocen-Schichten von Sotzka zu Tage geför- dert wurden, bestimmt und erklärt; in dem dritten die allgemeinen Resultate der Untersuchung zusammengestellt. Der Anhang enthält die Übersicht sämmtlicher bis jetzt in Sotzka aufgefundener Pflanzenarten, 472 C- *'• E tt i iigsh au s en. ferner eine analytische Tabelle zur Bestimmung der Arten nach den Charakteren, welche die Nervation der Pflanzen bietet. I. Berichtigungen von bereits aufgestellten und beschriebenen Arten der fossilen Florca von Sotzka. Bambusiam sepultam Ung., i, c. pag. 136, Taf. 22, Fig. S— 8. Die a. Fossilreste von Sotzka gehören nicht zu dieser Art der Radoboj-Flora. Die Gleichartigkeit der bezeichneten, in den Schichten von Sotzka nicht selten vorkommenden Pflanzenreste mit den unter obiger Benen- nung in Unger's „Chloris 2)rotogaea" beschriebenen Fossilien von Radoboj ist um so mehr zu bezweifeln , als nach den unvollkommenen Bruchstücken von Sotzka sogar die Bestimmung der Familien für letztere in Frage gestellt werden kann. Ich habe eine ziemlich grosse Anzahl dieser monokotyledonen Reste an den Fundstätten selbst gesammelt und bei der Untersuchung derselben mir viele Mühe gegeben, wenigstens annäherungsweise das Geschlecht zu bestimmen, bin aber nur zu dem negativen Resultate gelangt, dass diese Fossilien nicht zu Bambusium sepultum der Radoboj-Flora gezählt werden dürfen. Ich schlage für dieselben die Bezeichnung Culmites bambusioides vor. Halochloris cyuiodoceoides Ung., i. c. pag. 136, Taf. 22, Fig. 3. Ein unbestimbarer Fossilrest. Diese Bestimmung ist nach dem a. a. 0. abgebildeten höchst mangelhaft erhaltenen Fragment durchaus nicht zu begründen. Eine nähere Besichtigung des Originalstückes überzeugte mich, dass dasselbe zu jenen in den Schichten von Sotzka sehr häufig vorkommenden halbmacerirten, oft mit allerlei Fetzen und Rissen versehenen Pflanzenresten gehört, welche man als unbestimmbar bei Seite legt. Potauiogeton follosuui Ung., l. c. pag. 136, Taf. 23, Fig. 4. Gehört zu Flahellaria Jiaeringiana Ung. Diese Art muss aus der fossilen Flora wieder gestrichen werden, denn man erkennt schon aus der Abbildung, dass das Fossil nichts Beiträge zur Keiintniss der fossilen Flora von Sotzka. 'tTS anderes als ein stark maeerirtes Bruchstück eines Palmenblattes ist, was aber bei Ansicht des Original-Exemplares noch mehr einleuchtet. Es entspricht dasselbe dem Blatt-Basaltheil der in den Schichten von Sotzka vorkommenden Flabellaria haeringimia. Vergl. 1. c. Taf. 23, Fig. 10. Phoenicites spedabilis Ung., i. c. pag. 157, Taf. 23, Fig. 9. Ein wahrscheinlich zu Flabellaria haeringiana gehöriger Fossilrest. Wenn man das Originalstück zu der angeführten Abbildung mit den zu Radoboj nicht selten vorkommenden Fragmenten der Blätter von Phoenicites spectahilis vergleicht, so muss man an der Gleich- artigkeit dieser Reste wohl zweifeln. Solche gespaltene oder geschlitzte parallelnervige Monokotyledonen-Blätter (vergl. auch Taf. 68, Fig. 5 u. 6) fand ich bei Sotzka in Menge. Aus den vollständiger erhaltenen erkannte ich, dass sie Fetzen von grösseren Blättern der Flabellaria haeringiana sind. Die Vergleichung derselben mit ähnlichen Bruch- stücken der Flabellaria von Häring bestätigte meine Ansicht. Ob das erwähnte Bruchstück ebenfalls hierher gehört, lässt sich wegen der höchst unvollkommenen Erhaltung desselben nicht entscheiden. Chamaecyparites Hardtii Endl. Unger, 1. c. pag. 1S7, Taf. 23, Fig. 18. Ist ein Fragment von Araucarites Sternbergii Göp p. Eine nähere Besichtigung des Fragmentes, welche die Veran- lassung zu obiger Bestimmung gegeben, überzeugte mich, dass dasselbe nur ein Zweigchen des in den Schichten von Sotzka sehr häufigen Araucarites Sternbergii Göpp. ist. Diese Conifere ,zeigt öfters Ästchen, deren Blätter etwas entfernter gestellt und nicht sichelförmig nach aufwärts gekrümmt sondern geradlinig, ja selbst sogar nach rückwärts gekrümmt sind. Man vergleiche z. B. Taf. 24, Fig. 2 mit theilweise abgelösten Blättern, Fig. 4 auf Taf. 25 mit längeren, wenig gekrümmten oder geraden Blättern. Das erwähnte Fragment lässt sich von solchen Zweigchen des Araucarites Stern- bergii nicht unterscheiden. Den in der fossilen Flora von Häring in Tirol häufigen Chamae- cyparites Hardtii habe ich bis jetzt unter den Pflanzenfossilien von Sotzka nicht auffinden können. 474 C. V. E ttingshau sen. Ephedrites sotzklanus Ung., i. c. pag. 159, Taf. 26, Fig. 1—11. Das Fossil Fig. 5 ist ein Casuarinen-Fragment; die übrigen Reste sind theils zweifelhaft, theils nicht bestimmbar. Sind schon gewisse Bruchstücke recenter Ephedren und Casuarinen von einander nicht leicht zu unterscheiden , um so mehr muss man dies wohl von den fossilen gelten lassen. Ein unpartei- scher Forscher wird demnach bei der Bestimmung der eigenthüm- lichen gegliederten, mit deutlichen Längsstreifen versehenen, völlig blattlosen Zweigfragmente, welche sich in den Schichten von Sotzka häufig vorfinden, nicht blos das Geschlecht Ephedra in Betracht ziehen, sondern auch die auffallende Ähnlichkeit mit den Casuarina- Formen hervorheben. Wenn aber Hr. Prof. Unger in seiner Ab- handlung über die Sotzka-Flora Seite 159 angibt, dass er diese Ähnlichkeit durchaus nicht finden kann, so hat dies lediglich darin seinen Grund, weil ich dieselbe früher als er bemerkt habe. Ohne die Gründe zu unterschätzen, welche für die Ähnlichkeit der fraglichen Fossilreste mit Ephedra-ZweigQw sprechen, will ich auch der Übereinstimmung dieser Reste mit Casiiarina das Wort reden. Vor allem muss ich hervorheben, dass Prof. Unger fast durch- aus dickere Zweigstücke, an denen man die erwähnte Gliederung und Streifung nur undeutlich wahrnimmt, mitunter auch gar nicht hieher gehörige Trümmer, wie Fig. 7, 8, 9, 10 auf der oben citirten Tafel, abbildet. Er hatte hiebei nur ephedraähnliche Formen im Auge. Von den feineren Zweigchen , welche in den Sotzka-Mergeln häufig vorkommen, die sehr deutliche Glieder und Scheiden zeigen, hat er nur ein Paar auf Fig. 5 beigefügt. Aber eben diese dünnen Zweig- chen, welche die charakteristischen Merkmale am besten erkennen lassen, stimmen offenbar mehr mit CasMan/za-Zweigchen, als mit den Zweigen der Ephedra fragilis überein, denen solche klaffende Scheidchen, wie sie an der bezeichneten Abbildung deutlich genug wahrzunehmen sind, nicht zukommen. Ferner darf nicht übersehen werden , dass in den gleichzeitigen Schichten von Häring ähnliche Reste häufig vorkommen, welche eben so deutlich den Casuarina-1^\iws an sich tragen. Es kamen daselbst auch Ährchen zum Vorschein, welche die grösste Ähnlichkeit mit solchen von Casiiarina bieten. Die Häringer Art scheint mir von der Sotzka-Pflanze verschieden zu sein. (Vergl. meine Abhandlung Beiträge zur Kenntniss der fossilen Floia von Solzka. 475 über „Die tertiäre Flora von Häring in Tirol", Abh. d. k. k. geolo- gischen Reichsanstalt, Bd. II, Nr. 2, Seite 38.) Endlich ist auch der Charakter der Sotzka-Flora in die Wag- schale zu legen. Die neuholländischen Formen sind hier vorherr- schend vertreten. Dies spricht also ebenfalls für Casunrina. Ich schlage daher für die erwähnten eigenthümlichen Fossilreste von Sotzka die Bezeichnung Casiiarina sotzkiana vor. Mjrlca loDgifolia, baeringiana etc. Ung., i. c. p. 156—161, T. 27, 28. Sind Banksia-Arten. Dass die unter obiger Benennung beschriebenen Fossilien nicht zu den Myriceen, sondern nur zu den Proteaceen, und zwar unter Fio-. 1. Fi>. 2. Fi;e^en eine Vereinigung mit Sterctdia Labrusca spricht. Ich habe aber unzweifelhafte Blätter ({'x^j^^v Sterctdia- kv\ , sowohl drei- als rünf-lappige, zu Sotzka gefunden, welche so gross und noch grösser als das angebliche F/c?/s -Blatt sind. Man vergleiche auch das Blatt von Acer sotzkiaimm Ung. (Taf. 50. Fig. 1), welches ebenfalls ein grösseres dreilappiges Blalt der StercnUa Labrusca ist. 484 C" V- Ettingshausen. Platanas Sirii Ung., l. c. pag. i66, Taf. 36, Fig. 1. Gehört zu Sterculia Labrusca Ung. Auch diese Art entbehrt, nach dem einzigen a. a. 0. abgebilde- ten Fossil, welches zur Aufstellung derselben Anlass gegeben, jeder Begründung. Weder die Form der Lappen noch insbesondere Stel- lung und Ursprung der Basalnerven sprechen für die Bestimmung als Platanen-Blatt. Hingegen erkennt man wohl schon auf den ersten Blick die nahe Beziehung desselben in Sterculia Labrusca. Zahlreiche grössere und kleinere fünflappige Blätter dieser Art, welche im Mu- seum der k. k. geologischen Beichsanstalt aus der Localität Sotzka vorliegen, vermitteln in jeder Beziehung den Übergang zu dem an- geblichen Platanen-Blatte. DaphDogene lanceolata Ung., i. c. pag. 167, Taf. 37, Fig. 1—7. Von den a. Blattresten gehören einige zu D. polymorpha Ett. Nicht alle der a. a. 0. abgebildeten Blätter gehören zu dieser auch in der fossilen Flora von Sagor in Krain vorkommenden Daph- nogene-Art. Die Blätter Fig. 5 und Fig. 7 entsprechen ganz der Daphnogene polymorpha Ett., welche Art fast an allen pflanzen- führenden Tertiär-Lagerstätten zum Vorschein kam und auch der fossilen Flora von Sotzka nicht fehlt. Daphnogene paradisiaca Ung., i. c. pag. 167, Taf. 37, Fig. 8—11. Diese Reste gehören theils zu D. polymorpha, theils zu Melastomites Druidiim: Diese in den Schichten des Schwefelflötzes von Badoboj sehr häufig vorkommende interessante Laurinee konnte ich bis jetzt unter den zahlreichen Besten von Sotzka, die mir in die Hände kamen, nicht bemerken. Es überraschte mich daher in Unger's Abhandlung zu lesen, dass er genannte Art zu den verbreitetsten Arten der fossilen Pflanzen von Sotzka zähle. Eine genauere Untersuchung der abgebil- deten Original-Exemplare überzeugte mich bald davon, dass obiger Angabe eine Verwechslung zu Grunde liegt. Diese Originalien sind keineswegs Blätter der Daphnogene paradisiaca. Fig. 8 und 9 ge- hören dem in den Schichten von Sotzka allerdings sehr häufig vor- kommenden Blatt-Fossil'J/e/as^owiiVes Druidum (vergl. Taf. 55, ins- besondere Fig. 7 und 8); das Blaft Fig. 10 und das unvollkommene Blatt - Bruchstück Fig. 1 1 aber der Daphnogene polgniorpha an. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 485 Jedenfalls waren es die gezähnten dreinervigen Blätter von Melasto- mites Druidum, welche Unger für Daphnogene paradisiaca h\e\i. Hieraus erklärt sich auch seine Angabe, dass die Blätter letztgenann- ter Laurinee von der Localität Sotzka durchaus kleiner seien, als die von Radoboj. Daphnogene inelastomaceaUng., l. c.pag. 168, T. 37,F. 12;T. 39, F. 1— S. Das Blatt von Sotzka weicht von den hieher gestellten Blättern der Radoboj- Flora sehr ab; letztere gehören zu D. paradisiaca U n g. Wenn man die Nervation des aus der Flora von Sotzka entnom- menen Blatt-Exemplares (Fig. 12 auf Taf. 37) mit der Nervation der zu dieser Art gestellten Blätter von Radoboj (Taf. 39, Fig. 1 — 5) ver- gleicht, so wird man wohl auf den ersten Blick erkennen, dass erstere von letzterer auffallend abweicht. Während an dem Sotzka -Blatte die Basalnerven nur schwach hervortreten, von dem Primärnerven an Stärke sichtlich übertroffen werden und schon unterhalb der Mitte des Blattes sich verlieren, sind dieselben bei den Radobojer Blättern fast von der Stärke des Mediannervs, treten stark hervor und laufen bis zur Blattspitze. An dem Blatte von Sotzka entspringen ferner die Secundärnerven schon im unteren Dritttheil, treten ziemlich scharf hervor, sind fast von der Stärke der Basalnerven; solche Secun- därnerven fehlen an den Blättern von Radoboj. Das bezeichnete Sotzka-Blatt kann daher mit obigen Blättern von Radoboj nicht zu einer und derselben Species gebracht werden. Was die Deutung des ersterwähnten Fossils betrifft, so sind zwei Fälle möglich. Dasselbe kann einer andern Laurineen- Art angehören und dann dürfte es der Nervation nach am meisten m\i Litsaea übereinstimmen. Oder es kann eine Sterciilia Labrusca ohne Lappen sein, entsprechend den unge- theilten Blättern der Sterciilia diversifolia (vergl. Taf. 49, Fig. 12). Dies letztere scheint mir der wahrscheinlichere Fall zu sein. Die Radobojer Blätter hingegen unterscheiden sich wohl in keiner Weise von den Blättern der Daphnogene paradisiaca ; denn auch bei diesen kommen Abdrücke mit stark verkohlter Blattsubstanz vor, wie z. B. Fig. 4—6 auf Taf. 38 zeigen. Die Angabe der ungleichen Basis bei D. melastomacea zum Unterschiede von jener bei D. paradisiaca, welche mehr gleich und ein w^enig verschmälert sein soll, ist ein Merkmal, welches bei dieser Laurinee gar keinen Werth besitzt, son- dern höchst veränderlich ist. Dies zeigt sich schon unter den wenigen Exemplaren, die Unger abbildet, einmal bei den Blättern der D 486 C. V. Ettingshausen. mclastotnacea (Fig. 2 und 4,) welche eine etwas verschmälerte und fast gleiche Basis bieten, dann bei dem Blatte der D. paradisiaca, welches der Diagnose entgegen eine ungleiche stumptliche Basis besitzt. I/iiarus primigenia Ung., i. c. pag. i68, Taf. 40, Fig. i— 4. Die Bestimmung ist zweifelhaft. Die unter dieser Bezeichnung zusammengefassten Blattreste kommen unter den Pflanzenfossilien von Sotzka nicht selten vor. Unger bringt dieselben geradezu zum Geschlechte Laurus. Eine nähere Betrachtung dieser Blätter jedoch und Vergleichung mit jefztwelllichen Formen ergibt bald, dass diese Bestimmung keine so vollkommen sichere ist. Mit grösserer Wahrscheinlichkeit kann man hier die Familie der Apocyneen, in welcher weit mehr der Form so- wohl als der Nervation nach übereinstimmende Blätter vorhanden sind, nennen. Auch die Familie der Myrtaceen lässt sich hier nicht ausschliessen. Obige Bestimmung hat daher nur den dritten Grad der Wahrscheinlichkeit für sich. Laarus Agathophyllam Ung., i. c. pag. 169, Taf. 40, Fig. 5. Apocynuphyllum lanceolatitm Ung. von Sotzka. Diese Spocies hat Prof. Unger, wie er a. a. 0. angibt, nur nach dem einzigen 1. c. abgebildeten Blatte aufgestellt. Mir sind seither mehrere Blätter aus der Localität Sotzka in die Hände gekom- men, welche ohne Zweifel mit dem erwähnten Blatte zu einer und derselben Art gehören. Betrachte ich nun die Beihe dieser Blätter, so finde ich einen allmählichen Übergang zu jenen, welche Unger als Apocynophyllum lanceolatum bestimmte. (Vergl. Taf. 43, Fig. 1 und 2.) In der That kann man schon nach den von Unger abgebil- deten Blättern die Überzeugung hievon gewinnen. Der Nervation und Textur nach stimmt das Blatt von Laurus AgathophyUum mit jenen von Apocynophyllum lanceolatum (Taf. 43, Fig. 1, 2) genau überein und der einzige Unterschied liegt darin, dass ersteres im Umrisse verkehrt-eifi»rmig, letztere verkehrt-lanzettlich sind. Dieser Unter- schied wird aber durch die erwähnten Übergangsformen aufgehoben. Ich begnüge mich hier damit, die Unhaltbarkeit obiger Art angegeben zu haben und verweise bezüglich der weiteren Deutung dieser Blatt- fossilien auf das bei Apocynophyllum lanceolatum Gesagte. Beiträse zur Kemifiiiss der fossilen Flora von Sotzka. 487 Lanrus Lalagcs Unsr., ]. o. paf?. 100, Taf. 40, Fig. 6—9. hio Bostimiming der a. Reste ist noeli zweifeliiaft. Ollgleich (lio Blätter dieser Ptlanzenart zu den s(;hönsten iiiul am besten erhaltenen gehören , welche in Sotzka vorkommen, so unter- liegt die Deutung derselben manchen Zweifeln. Gegen die Bestimmung als Laurineen-Blätter lässt Fig. 10. sich zwar weder der Form noch der Nervation nach etwas einwenden, jedoch erregt der für eine Laums- Art unverhältnissmässig lange Blattstiel, der an dem Fig. 9 abgebildeten Blatte eine Länge von 8 Linien zeigt, einiges Bedenken. Das Museum tlor k. k. geologischen Beichsaiistalt besitzt ein Blatt dieser Art, dessen Stiel 18 Linien misst. Derart lang gestielte Blätter kommen wohl bei vielen Familien vor, doch wären hier vor allem die Moreen (FicusJ und Apocynaceen (Taher- naeynontana) zu nennen , in welchen Familien sich auch der Form und Nervation nach sehr ähn- liche Blatlbildiingen finden. Ich will nur auf die Unsicherheit obiger Bestimmung aufmerksam ge- macht haben und überlasse die Sicherstellung der Deutung erwähnter Blattreste späteren For- schungen. Dryandroides grandis U n g., i. e. p. 1G9,T.41, F. 11—14. Ist eine Grevillea-Avt. Dass diese Fossilien geeigneter zu Grecillea gebracht werden können, habe ich bereits in der oben cilirten Schrift über die Proteaceen der Vor- welt auseinandergesetzt. Hier füge ich nur noch den Abdruck eines Blattes der nächst verwandten neuholländisehen Grcvillea longifoUa R. Br. bei. Dryandroides liakeaofolia Ung., i. c. p. 100, Taf. 41, Fig. 7—10. Analog einigen Grevilae-Kvian. Unger vergleicht die so benannten Blätter mit denen von Unhca cCrntophyll« B. Br. \(t^ '(^repiiica hnyifoiia. 488 C. V. RUingshausen. finde diese Vergleichung unpassend , da die sehr starren Blätter erwähnter Art mit den Sotzka- Blättern weder in der Form noch in der Zähnung des Randes übereinstimmen, der Nervation nach aber völlig unähnlich sind. Die Secundärnerven entspringen bei den Blät- tern von Sotzka unter wenig spitzen Winkeln und sind schlingläufig; diese Nerven gehen bei Hakea ceratophylla unter sehr spitzen Win- keln ab, sind gabelspaltig, ästig und netzläufig. Am besten lässt sich diese fossile Proteaeee mit Grevillea-krien als G. longifoUa, repanda u. a. aus Neuholland vergleichen. Lomatia Swanteviti Ung., i. c. pag. 170, Taf. 32, Fig. 1, 2. Gehört zu Banksia Ungeri E tt. (Myrica speciosa üng.^ Die nähere Untersuchung dieser Fossilien , von welchen das Original der Abbildung Fig. 1 im Johanneum zu Gratz, das Ori- ginal-Exemplar von Fig. 2 aber im Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt aufbewahrt wird, überzeugte mich, dass dieselben in der Blattform, Zahnung des Randes in der Nervation und Blatttex- tur, die lederartig war, vollkommen mit den Blättern der Banksia Ungeri Ett. (Myrica speciosa Ung.^ übereinstimmen. Diese letztere Art erscheint nicht selten in den Schichten von Sotzka und liegt im Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt in grosser Auswahl vor. Selbst die Vergleichung des Blattes Fig. 2 mit dem von Unger auf Taf. 28, Fig. 7 dargestellten Blatte genannter Banksia-Art dürfte diese Angabe als richtig erscheinen lassen. Der einzige Unter- schied zwischen beiden besteht darin, dass das citirte Blatt von Häring im Umrisse unvollständiger ist, aber die Nervation viel deutlicher erhalten zeigt, als ersteres. Lomatia synaphaeaefolia Ung., i. c. pag. 170, Taf. 42, Fig. 9. Ein zerstörtes unbestimmbares Blattfragment. An der Selbstständigkeit dieser Art ist schon nach der Abbildung des einzigen Blattexemplares Fig. 9, welches der Bestimmung zu Grunde gelegt worden, sehr zu zweifeln. Die Blattform ist sonder- bar, die Abbildung der Nervatur enthält aber geradezu Unnatürliches. Der Mittelnerv endigt plötzlich abgebrochen, nachdem er vorher und sogar unmittelbar in der Nähe der abgebrochenen Stelle deutlich wahrnehmbare Secundärnerven absendet. Dabei gehen in die vermeintlichen Lappen vom Primärnerv aus gar keine Hauptnorven, Beitriig-e zur Keniitniss der fossilen Flora von Sol/.ka. 489 die der Analogie mit anderen gelappten und eingeschnittenen Blättern zufolge, besonders wenn das Blatt mit Lappen endet, wahrzunehmen sein müssten, falls solche überhaupt vorlianden gcAvesen wären; um so mehr als sich die erwähnten ziemlich feinen Secundärnerven voll- kommen deutlich erhalten haben. Nach Vergleichung des Originals der Abbildung aber überzeugte ich mich davon, dass dieses Fossil nichts anders als ein zufällig eingerissenes, schlecht erhaltenes Blatt irgend einer der Qnercus- oder DryandroUles-Arien von Sotzka ist, welche sich bei der Mangelhaftigkeit des Fossils nicht bestimmen lässt. Embothrltes borealls Ung., l. c. pag. 17i, Taf. 42, Fig. 10—12. Die Fossilreste Fig. II, 12 sind wahrsclieinlich Flügelfrüchtc einerMalpighiacee. In den Schichten von Häring in Tirol fanden sich kleine geflü- gelte Samen, welche mit den von Ung er abgebildeten Samen (Fig. 11 — 12) wohl nicht zu einer Art, aber wahrscheinlich zu einem und demselben Geschlechte gehören. Ich habe diese Samen unter der Bezeichnung Embothrites leptospermos in meiner Abhandlung über die „tertiäre Flora von Häring" I. c. beschrieben und abge- bildet, kann aber nicht umhin die Deutung aller dieser Fossilien als Proteaceen- Samen zu bezweifeln. Wenigstens muss ichUnger's Angabe bezüglich der aufTallenden Zartheit der Flügelhaut an den Sotzka - Samen widersprechen. Nach Vergleichung einer Beihe dieser Fossilreste finde ich die Flügel mindestens von der Textur der Früchte von gewissen Banisteria - Arten , mit welchen Früchten genannte Beste überhaupt grosse Ähnlichkeit zeigen. Das zu Embothrites boreaUs gebrachte Blatt Fig. 10 lässt sich von den Blättchen der Cassia hyperborea nicht unterscheiden, wohin es auch ohne Zweifel gehört. Apocynophylluin lanceolatum Ung., i. c. pag. 171, Taf. 43, Fig. 1, 2. Fig. 2 u und 2 b sind Kelcliblütter von Getonia macroplera Ung. Die Blätter Fig. 1, 2 gehören nictit zu der Apocynoph.-kii der Radoboj-Flora. Die unter Fig. 2 a und Fig. 2 b abgebildeten Fossilreste haben, für sich allein betrachtet, zwar Ähnlichkeit mit den Fruchtblättern von Apocynaceen oder Asciepiadeen , so dass man leicht verleitet werden kann, selbe für solche Fruchttheile zu halten; bei näherer Kenntnissnahme des Vorkommens der Fossilreste von Sotzka muss man jedoch ihnen eine ganz andere Deutung geben. Es finden sich 490 C. V. Ettiii<,^shausen. diese Reste unter den Sotzka-Fossillen durchaus nicht selten; gegen 20 Exemplare von verschiedener Grösse und bald schmälerer bald breit-elliptischer Form liegen im Museum der geologischen Reichs- anstalt von denselben vor. Wenn man die Reihe dieser blattartigen Fossilien mit den in den Schichten von Solzka nicht selten vorkom- menden Kelchresten von Getonia (siehe 1. c. Taf. 54) vergleicht, wird man sich davon überzeugen, dass die vermeintlichen Fruchtblätter von ApocynopliyUimunvAiis anderes sind, als einzelne losgetrennte Blätter dieser Kelche. Übrigens dürfte angegebenes Verhältniss schon aus den vonUnger gelieferten sehr getreuen Abbildungen ersichtlich sein; denn es lässt sich in der That kein einziges stichhältiges Merk- mal angeben, um die Fragmente Fig. 2a, 2h auf Tafel 43 von den Kelchblättern der auf Taf. 5 4 Fig. 9 dargestellten Getonia-kvi zu unterscheiden. Absehend von der Form und Textur, die völlig übereinstimmen, will ich nur die Nervalion vergleichen. Dass erstere IJIätter dreinervig und nicht wie Unger's Diagnose angibt, zweinervig sind, erkennt man schon aus den citirten Zeichnungen, denn bei beiden Blättern treten sowohl an der Basis als auch den der Spitze alle drei Nerven vollkonnnen deutlich hervor. Die Quernerven von Fig. 2 a sind auch an einem Blatte oben bezeichneter Getonia angedeutet und bei den besser erhaltenen Resten der mir vorliegenden Sammlung von Getonia-KQ\c\\Q:i\ finde ich ein völlig übereinstimmendes Geäder. Die an der Spitze unvollständigen Rlätter von Sotzka Fig. 1 und 2, welche Unger hioher bringt, sind verschieden von den als Apocyiiophylliim lanceolatum bezeichneten Blättern der fossilen Flora von Radoboj. Die Sammlung der k. k. geologischen Reichs- anstalt enthält einige vollständige Rlätter der Sotzka-Pflanze , nach welchen ersichtlich ist, dass die Form derselben nicht wie bei den Radobojer Rlättern zugespitzt, sondern an der Spitze abgerundet stumpf, oft auch ausgerandet ist. Man kann übrigens auch diese Foi-m aus dem zwar kleineren aber vollständigen, unter der Benennung Zrt7/y»s Agalhophyllum Taf. 40, Fig. 5 abgebildeten Blatt entnehmen , über welches ich bereits früher mitgetheilt, dass es sich in keiner Weise von den in Rede stehenden Blättern unterscheidet. Da die nähere Be- trachtung gut erhaltener Blatt-Exemplare von Apocy/iop/ii//luni lanceo- latum aus den Radobojer Schichten erkennen lässt, dass auch die Ner- vation dieser von der Nervation der Sotzka-Blätter abweicht, so kön- nen diese Fossilien unmöglich einer und derselben Pflanzenart angehört Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Solzka. 491 liiihen. Was die Deutung der rr;iglieheu Blätter von Sutzka boliilTt, so steht der Bestiunnung als Beste von Apoeynaceeu wohl iiiclits entgegen, jedoch können auch andere Familien genannt werden, in welche diese BUUter elienso gut passen, wie z.B. die Moreen (Ficus), die L «urineen (LannisJ. Ich schlage für dieselhen die Bezeichnung ÄpncynophyUum sotzkianum vor, welche Besliininung aher nur den driiteii Grad der Wahrscheinlichkeit hesitzt. .^lyrsiiic fliaiiiaodr.V!* Un g., I. u. j);.;'. 172, TüI'. 43, Fi-. 4, 5. l'-iederbliillcliea voa Lcgiiiulhosi-n. Diese Bestimmung lässt sich nach den heiden eitirten Blattfossilien wohl nicht hegründcn. Dieselhen tragen völlig das Gepräge von Leguniiuoseu-Blällclien ;m sich und gehören höchst wahrscheinlich der Sophora europaen Dng. (vergl. Taf. 63, Fig. \ — ^) an, von welcher Art mir grössere und kleinere Formen von Fiederblätlchen in Menge unter die Hand kamen. Buinclia pygiiiacorum Ung., i. c. pag. 172, Taf. 43, Fig. G. Geliört zu Ce/astrus. Gegen die Bestimmung des kleinen Ijlattes, nach welchem diese Art aufgestellt ist, lässt sich gegründetes Bedenken erheben. Das Blatt der Bumdiü Berteri Spreng., mit welclicm das Fossile verglichen wird, ist wohl lanzettlich und an beiden Enden ziemlich gleichfurmig spitz, zeigt jedoch keineswegs die auHallend ihomhische Form des letzteren. Ferner zeigt dieses fossile Blatt eine Abstumpfung an der Spitze selbst, welche man an dem recenten BameUa-^\<\i\.e vermisst. Die Erklärung dieses in seiner Form eharakterislischen Blatt- foiisils scheint wohl nicht schwierig zu sein, um so weniger als über- einstimmende Blätter sowohl in cocenen als miocenen Fl-jicn nit ht selten vorkonunen , welche mit grosser Wahrscheinlichkcil als Ccl<(iiln(i<-\\\'i\[[ov angenommen werden köunei». Ich verweise nur auf die v(m mir fiii- die tertiäre Flora von lläring 1. c. Seile 72, l'af. 24. Fig. 12 und 10 aufgestellte Celastrus- Art. Dumclia Oroadum Ung., |. c. pag. 172, Tal'. 43. Fig. 7—14. Die liielier gebrachten Fossilien sind nielil gleieliarlig. Als ich bei der Untersuchung der IMlanzenreste von Sotzka die kleinen verkehrt-eiförmigen mit aulVallend starker Kohlensubstanz 492 ^- ^- Etting^shauseii. bedeckteil Blätter, welche Ungei* unter obiger Bezeichnung ver- einigte, neben einander legte, bemerkte ich bald, dass gewisse dieser Blätter sich durch aufTallend genäherte parallele Secundärnerven auszeichnen. Während an den Blättern der eigentlichen Biimelia Oreadum die Secundärnerven wenigstens 1 Linie und darüber ent- fernt stehen, ist die absolute Distanz derselben bei jenen Blättern kaum Ys Linie. Da die Blätter der meisten jetztlebenden Sapotaceen Avohl wenig in der Form und Textur von einander abweichen, hin- gegen der Nervation nach mancherlei Verschiedenheiten zeigen, so ist anzunehmen, dass die erwähnten Blattfossilien, obgleich der Form und Textur nach mit BumeUa Oreadum völlig ähnlich , der angege- benen sehr auffiillenden Verschiedenheit in der Nervation wegen, einer anderen Sapotaceen-Art angehört haben. Blätter mit derart genäherten Secundärnerven kommen bei BumeUa nicht vor, hingegen finden sie sich bei mehreren Arten von Mimusops, Bassia, Sidero- a^ylon u. a. Da das Geschlecht bis jetzt nicht zu ermitteln, so kann die Bestimmung dieser Fossilien nur auf den zweiten Grad der Wahrscheinlichkeit Anspruch machen. Ich brachte dieselben unter das von mir aufgestellte fossile Geschlecht Sapotacites, welches einige in verschiedenen Tertiärfloren repräsentirte , sehr charak- teristische Arten enthält. (Vergl. meine tert. Flora von Häring 1. c. pag. 61—63, Taf. 21, Fig. 6—25.) Ich glaube mich nicht zu irren, auch unter den von Ünger auf Taf. 43 abgebildeten als BumeUa Oreadum bezeichneten Blättern einige zu finden, welche der neuen Sapotacee entsprechen , wenig- stens kann ich dies von den Blättern Fig. 12 und Fig. 14 behaupten, deren Secundärnerven in Vergleich mit den an Fig. 7 und an Fig. 10 ersichtlichen offenbar das oben angegebene Verhältniss bieten. Diospyros Myosotis Ung., l. c. pag. 172, Taf. 43, Fig. IS, 16. Fig. 16 kann ein Ct^/rts//'»s-Kelch sein; Fig. la gehört zu Cousin P/uiseulites. Ich kann nicht umhin meine Zweifel über die Richtigkeit dieser Bestimmung auszusprechen. Das Fossil Fig. 16, als Kelch von Diospyros bestimmt, hat zu wenig Kohlensubstanz und zeigt zu sehr die Blattnatur, als dass man auf einen starren mehr verholzten Kelch schliessen könnte. Die Annahme eines Celastrineen-Kelches dürfte hier wohl mehr Wahrscheinlichkeit für sich haben. Das Gleiche gilt auch von dem unter den Pflanzenfossilien von Radoboj vorkom- Beilriige ^ur Koiiiiiiii.-is ilt-r t'obsilea Flora von Sotzka. 4r03 men(\eii ü\s Diospyros bestiiiiinteii Kelche, von dem mehrere wolil- erhaltene Exemplare im Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt aufbewahrt werden. Was aber die Deutung des in Fig. 15 beige- fügten Blattes betrifl'l, das mit der Diospyros virginiana verglichen wird, so muss ich eine solche entschieden in Abrede stellen. Die ausgezeichnet charakteristische Nervation dieser Diosp} rosart ist an diesem Blatte nicht im entferntesten angedeutet. Auch liisst sich dasselbe von gr(3sseren Fiederblättchen der in den Schichten von Sotzka hiialigen Cassia Phaseoliies (vergl. 1. c, Taf. 65, Fig. 1 — 5) nicht unterscheiden. Andromeda vacciulfolia Ung., i. c. pag. 173, Taf. 44, Fig. 10— lä. Gehört zu Andromeda protogaea Ung. Nach der am a. 0. gegebenen Diagnose sollen sich die zu dieser Art gebrachten Blätter von der Andromeda protogaea nur durch die mehr lanzettliche Form und die Verschmälerung in den Bkittstiel unterscheiden. Die auf Taf. 44 dargestellten Blatt-Exem- plare genügen, um die Unhaltbarkeit dieser Art erkennen zu lassen. Die Blätter Fig. 5 — 7, als Andromeda protogaea bezeichnet, unter- scheiden sich in keiner Weise von denen der A. vaccinifoUa. Die Länge des Blattstiels , die Form und Textur des Blattes , die Zu- spitzung an der Basis stimmen bei allen diesen Blättern so vollkommen überein , dass eine Trennung derselben der Species nach gar nicht zu begründen ist. Anderseits haben die als Andromeda vaccinifoUa bezeichneten Blätter Fig. 12 und Fig. 14 dieselbe stumpfliche Basis, wie Fig. 1, 3 von A. protogaea, und Fig. 13 die mehr lineallanzett- liche Form der letztern. Die blosse Angabe , dass die Blätter der Andromeda vaccinifoUa meist kleiner sind, kann selbstverständlich als kein unterscheidendes Merkmal gelten. Ebenso wenig gibt hiefür auch die Länge des Blattstiels einen Anhaltspunkt, welche, wie schon die abgebildeten Blattexemplare hinreichend beweisen, bei dieser Pflanze sehr veränderlich ist. Audrouieda trlstls Ung., I. c. pag. 173, Taf. 44, Fig. 16, 17. Ist keine selbstständige Art. Auch diese Art lässt sich nach den beiden citirten Blatt-Exempla- ren, von denen Eines unvollständig erhalten ist, nicht begründen. Sitzl). (1. inalhem.-naturw. Cl. XXVIM. Bd. ^V, 6. 35 ;^0^ C. V. Et ti 11 g sh ausen. Dieselben können immerhin der in der Flora von Sotzka sehr häufigen Andromeda protogaea angehören, wenigstens hat diese Ansicht bezüglich des Fig. 16 abgebildeten Blattes viele Wahrscheinlichkeit, dessen zufällig umgekrümmter und vielleicht abgebrochener Stiel ziemlich lang gewesen sein muss. Auf die stärkere Verschmälerung an der Basis kann hier, wie schon oben bemerkt, kein Gewicht gelegt werden , da eine solche auch bei A. protogaea (vergl. Fig. 8) vor- kommt. Fig. 17 lässt verschiedene Deutungen zu; einmal als ein Blatt von A. protogaea, dessen Stiel abgebrochen ist, wogegen weder bezüglich der Form noch der Textur und Tracht etwas eingewendet werden kann; dann, freilich unter der Annahme, dass der Blattstiel vollständig ist, als Sapotacee, Celastrinee, Ericacee u. s. w. Immer- hin scheint die Aufstellung einer besonderen Art nach diesem ein- zigen Blatte sehr gewagt. Tacciniain acheronticum Ung., i. c. pag. 173, Taf. 45, Fig. 1— i7. Unter den a. 0. zusammengestellten Blättern sind auch solche von Myrlaceen, Celastrineen, Sapotaceen und Santalaceen enthalten. Dass unter dieser Benennung sehr verschiedene Blätter zusam- mengestellt wurden, erkennt man wohl bei näherer Betrachtung der auf citirter Tafel abgebildeten Formen sogleich. Nach genauer Unter- suchung und Vergleichung der Originalexemplare dieser Abbildungen und vieler anderer ähnlicher Fossilien glaube ich angeben zu können, dass nur die Blätter Fig. 1, Fig. 3 — 4 und Fig. 6 obiger Bestimmung entsprechen. Die Blätter Fig. 5, 12, 13, 17 gehören zu Eugenia Apollinis Ung. (Man vergl. die Blätter dieser Art Fig. 6, 9, 11, 14, 16.) Fig. 7 ist ohne Zweifel das Blatt einer Celastncs- Art, welche mit einer in der eocenen Flora von Häring vorkommenden Art überein- zustimmen scheint (vgl. C.protogaeus Ett. I.e. Taf. 24, Fig. 17 — 29). Fig. 10 stimmt ganz überein mit den Blättern von Pyrus minor Ung. (vergl. Taf. 59, Fig. 18 und Fig. 22), welche jedoch sicherlich zu den Sapotaceen gehören. Fig. 11, allem Anscheine nach ein Legu- minosen-Blättchen, ist von den Fiederblättchen der Sophora euro- paea Ung. (siehe Taf. 63, Fig. 1 — 5) nicht zu unterscheiden. Die übrigen Blätter dürften zu den Santalaceen gehören. Auch unter den Sapotaceen und Ebenaceen findet man Bläller, die mit den be- trachteten viele Ähnlichkeit haben. (Vergl. die Blätter von Diospyros vaccinifolia Taf. V, Fig. 4, 5.) Beitiüge zur Keniitniss der l'os-iiU'n Florii von Sotzka. ^rOö Rhododendron Iranlae Ung., i. c. pag. 174, Taf. 45, Fig. i9. Diese Bestimmung ist sehr zweifelhaft. Unger stellt diese Art als eine unwiderleglich sichere hin. Allerdings stimmt die Grösse, Form und die BeschafTenheit der Sub- stanz des fossilen Blattes, welches der Bestimmung zu Grunde liegt, mit Blättern von Rhododendron iiberein, jedoch ist die bei den meisten dieser Blätter charakteristische netzlaufige Nervation an dem fossilen Blatte seiner in dieser Beziehung mangelhaften Erhaltung wegen nicht nachzuweisen. Die Ursprungsweise und der Verlauf der feineren Nerven, ja nicht einmal die Tertiärnerven lassen sich an demselben erkennen, und hiedurch fehlen die am meisten verlässlichen Merk- male, die wichtigsten Anhaltspunkte zur Vergleichung und Feststel- lung. Aber aus eben diesem Grunde passt unser Blattfossil zu meh- reren anderen Familien, zerstreut unter allen Abtheilungen der Dikotyledonen. Die gleiche Form und Textur in Verbindung mit jener Vertheilung der Secundärnerven, wie sie das fragliche Fossil zeigt, findet man auch bei Blättern von verschiedenen Laurineen (^Laurus, Nectandra, Tetranthera u. a.), bei Cinchonaceen, Rhizophoreen, ins- besondere aber bei Combretaceen (TerminaUa). Obige Bestimmung hätte demnach, wenn sie überhaupt beibehalten werden sollte, nur den dritten Grad der Wahrscheinlichkeit für sich. Samyda borealis U n g., i. c. pag. 174, Taf. 43, Fig. 20. Gehört zu Quercus Lonchitis Ung. Diese Art ist aus der fossilen Flora hinwegzustreichen. Obgleich das am a. 0. abgebildete Fossil, welches zur Aufstellung der Art Veranlassung gab, ein sehr unvollständiges Blattfragment ist, so kann man doch nach der Beschaffenheit der Substanz, nach der Form und Zahnung, insbesondere aber nach der ausgezeichnet randläufigen Nervation, die es zeigt, mit voller Sicherheit erkennen, dass dasselbe zu Quercus Louchitis Ung. (vergl. Taf. 30, Fig. 4, 7 etc.) gehört. Dass an bezeichnetem Blattfragment oft ein Zahn des Randes zwischen zwei randläufige Secundärnerven zu liegen kommt, ist eine zufällige Bildung, die ich auch an mehreren Blättern von Quercus Lonchitis bemerkt habe. Am rechten Rande des auf Taf. 30, Fig. 4 dargestell- ten Eichenblattes kommt z. B. eine solche vor. Wie sehr die Quercus Lonchitis in Bezug auf Grösse, Distanz und Form der Zähne variirt, 3S* 496 C. V. E 1 1 in SS li ;i use u. entnimmt man leicht, wenn man die Reihe der hieher gehörigen Blattei- betrachtet. Die Eichenblättei- Fig. 5, G (Taf. 30) haben ebenso kleine und noch kleinere Randzähne, das Eichenblatt Fig. 7 ebenso genäherte Zähne wie das als Samyda bezeichnete Blattfragment. Stcrculla Labrusca Ung., i. c. pag. 175, Taf. 49, Fig. 1—11. Angalie der Fürmeureihe dieses Fossils. Zur näheren Kenntniss dieser sehr merkwürdigen fossilen Pflanze dürfte die Angabe nicht ohne Interesse sein, dass aus den Schichten von Sotzka neuerer Zeit fünflappige, sowie auch völlig ungelappte Fiff. 12. Fig. 11. Synaphaea potymorphu. Synaphaeu lUlatata. Blätter dieser Art zum Vorschein kamen. Durch die Yergleichung der ersteren mit den schon vorhandenen Formen stellte sich heraus, dass das fünfiappige, von Unger nhPlntamtsSirü beschriebene Blatt (Taf. 36, Fig. 1), sowie auch das grosse dreilappige an der Basis noch mit zwei kleinen unvollkommen entwickelten Lappen versehene, als Ficiis cnricoides (Taf. 34, Fig. 8) bezeichnete Blatt, in die Reihe der Bhtttformen von Sterculia Labrusca gehören, was nach der Form und Tracht dieser ßlattfossilien ohnehin zu vermulhen war. Die ganzen, ungelappten Blätter stimmen mit den entsprechenden Vovmemley Sierculia diversifolia genau überein, sind aus rhombischer Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 497 Basis zugespitzt und zeigen neben dem hervortretenden Median- nerven noch zwei unvollkommen spitzläufige Basalnerven. Hicher zähle ich auch das als Daphnogene melastomacea bestimmte Blatt (Taf. 37, Fig. 12) und verweise nur auf das weiter oben Gesagte, sowie auf die Vergleichung mit dem recenten i,S'^crc?^/ — 45«. Während letztere Celastrns-^VMQY dem C. montnnns Roth aus Ostindien gleichen, bietet ersteres Blatt Beiträge zur Keniitniss der fossilen Flora von Sotzka. b03 (Fig. 12) die grösste Ähnlichkeit mit südafrikanischen Celastriis- und Pterocelastrus- Arten. Celastras doblus Ung., l. c. pag. 177, Taf. 51, Fig. 14—17. Die hieher gestellten Fossilreste dürften theils zu C. Andromedae, theils zu Weinmannia Sotzkiana gehören. Die Selbstständigkeit dieser Art ist sehr zu bezweifeln. Das Blatt Fig. 14, unter den liieher bezogenen Blättern am besten erhalten, zeigt die randläufige Nervation, welche bei den Celastrineen gar nicht vorkommt. Vielmehr gehört dasselbe mit dem als Celastrus Andromedae bezeichneten Blatte Fig. 8 zu Weinmannia, deren Sei- tenblättchen es ist. Das Blatt Fig. 17 ist wohl nur eine kleinere Form von Celastrus Andromedae, mit welchem selbes in der Tracht und Nervation voll- kommen übereinstimmt. Es erübrigen sonach nur die zwei unvoll- ständig erhaltenen Blätter Fig. 15 und 16, deren Bestimmung als Celastrineen überhaupt zweifelhaft ist. Celastrus elaeaus Ung., i. c. pag. 177, Taf. 51, Fig. 18—21. Das Blatt Fig. 21 entspricht nicht dieser Art. Von den unter dieser Bezeichnung abgebildeten Blattfossilien will ich nur auf das Blatt Fig. 21 aufmerksam machen, welches wohl der Form nach den übrigen gleicht, jedoch in der Nervation und wie ich aus der näheren Untersuchung des Original-Exemplares zu entnehmen glaubte, auch in der Textur von denselben verschieden ist. Die Secundärnerven sind feiner, weniger bogig und entspringen unter etwas spitzeren Winkeln; insbesondere aber ist es das für die Charakteristik der Nervation sehr wichtige Merkmal der mittleren Distanz, welche hier entscheidend ist. Dieselbe beträgt für die h\UiQvyon Celastrus elacnus (Fig. 18 — 20) mindestens 1/5, für das Blatt Fig. 21 aber höchstens i/g- Ich glaube nicht sehr zu irren, in diesem Fossil einen Repräsentanten des neuholländischen Sapindaceen- Geschlechtes Dodonaea zu erkennen, für welche Ansicht Form, Nervation und die dünnere Textur des Blattes und überdies der Um- stand sprechen, dass erwähntes Geschlecht bereits für die Flora der Tertiärperiode nachgewiesen ist. (S. m. tertiäre Flora von Häring. Abhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt Bd. II, S. 68, Taf. 23, Fig. 36 — 43. — 0. Weber, die Tertiärflora der niederrhein. Braun- 504 C. V. E ttingsha US en. kohleiiformation, Palaeoiitogiafica von Dunker ßd. II, S. 85, Taf. 5, Fig. 8.) Ich führe diese Art in nachfolgender Übersicht unter der Bezeichnung Dodonaea sotzkiana an. Celastrus oxyphyllus Ung., l. c. pag. 177, Taf. 51, Fig. 22—24. Diese Blätter gehören zu bereits aufgestellten Arten. Ist wohl keine selbständige Art; denn das Blatt Fig. 22 passt vollkommen zu den Blättern des Celastrus Andromedae (vergl. Fig. 2 — 4) und Fig. 23 gehört gar nicht zu den Celastrineen. Bei Besichtigung des Original-Exemplares letztgenannter Abbildung er- kannte ich dasselbe sogleich als ein kleineres Blatt des in Sotzka sehr häufigen Melustomites Druidum. Die Spuren der seitlichen spitzläufigen Basalnerven, die feinen unter nahezu rechtem Winkel abgehenden Secundärnerven, von denen man einige auch an der Abbildung Fig. 23 im oberen Blattheile wieder gegeben sieht und dann die feine Kerbung des Bandes , wie sie bei MeUistomites Bruidnm vorkommt, lassen hierüber keinen Zweifel entstehen. Das noch übrig bleibende Blatt Fig. 24 ist nicht geeignet die in Bede stehende Art zu begründen, um so weniger, als es sich von den Blät- tern des Celastrus Andromedae nicht trennen lässt, zu dem es wohl gehören dürfte. Unger's Angabe, dass sich der C. oxyphyllus von letztgenannter Art durch die mehr bauchige Form und die längere Spitze unterscheide, wird schon allein din'ch die von ihm auf citirter Tafel gegebenen Abbildungen widerlegt. Denn Fig. 24 gleicht in der Form vollkommen dem Blatte Fig. 4 von C. Andromedae und Fig. 22 zeigt keine grössere Zuspitzung als dem Blatte Fig. 2 zukommt. Übrigens sind die Merkmale in der Diagnose der Art „folits ovato-acuminatis e hast lata in petioliim brevem attennatis, margine tenuissime er enulatis'^' o^ewhviV nach dem Blatte Fig. 23 ent- nommen, welches, wie schon bemerkt, einer andern Familie zufällt. Evonymus Pytbiae Ung., i. c. pag. 178, Taf. 51, Fig. 23, 26. üle cit. Blatlfossilien gehören nicht zu Evonymus. Die Selbstständigkeit dieser Art ist höchst zweifelhaft. Das Blatt Fig. 26 gehört zu Celastrus Andromedae (vergl. Fig. 3). Das Blatt- fragment Fig. 2ö , an dem die Spitze fehlt, lässt mehrere sehr ver- schiedenartige Deutungen zu; aber unter allen hat keine weniger Wahrscheinlichkeit für sich, als die Annahme eines Ero;;?/A/??/s Blattes. Beiti'iige zur Keiiiitiilss der fossilen Flora von Solzlta. SOS Es erregt schon gegen ilicsell)e der auffallend lange Blattstiel, ja sellist die bei Evonymns selten vorkommende Vcrsclimälening an der Basis einiges Bedenken. Die Nervatioii jedoch streitet geradezu gegen diese Bestimmung. Derart genäluM-le netzlautlge Secundärnerven zeigt kein Evonymus-Hhit. Die meiste Wahrschein- lichkeit hingegen hat in diesem Falle die Annahme einer Ceralope- talum-Art für sich, und zwar derselben, von welcher ich aus den Schichten von Häring vollkommener erhaltene Blattexemplare erhielt und die ich C. haeringianum nannte. (S. Tert. -Flora v. Häring 1. e. Seite 65, Taf. 22, Fig. 13—26.) Hex spheiiophylla Ung., i. c. pag. 178, Taf. 51, Fig. 27. Das Fossil von Sofzka ist ein Banksia-\j\r\i\ . Unter den Banicsia-Avion von Sotzka kommt eine Art vm-, welche der Blattform nach auffallend der kurzblältrigeu ffdnhsid oblonfjatd gleicht. Die hiehcr goroclmeten Riattfossilieii zeigen eine vollkoinmen stumpfe, abgerundete oder auch fast flach al»gcsc1init- tene Spitze, an welcher der stark hervortretende Fiiiiiärnerv mit einem sehr kurzen Spitzclien endiget. Die ßlattbasis ist spitz, nie- mals aber in den Blattstiel vorgezogen. Die Secundärnerven sind wie bei den meisten Banksien und allen in der Sotzka-Flora vor- kommenden Arten dieses Geschlechtes sehr fein, zahlreich und ge- nähert, daher sie auch nur an besonders gut erhaltenen Dlattfossilien wahrzunehmen sind. Ich nenne diese Art Banksia örachijphylla und gebe im zweiten Theile der Abhandlung ihre Beschreibung. Das unter obiger Benennung am a. 0, abgebildete Blatt stimmt in jeder Beziehung so vollkommen mit den kleineren Bla! (formen der genannten /?rt/i/is/rt-Art überein, dass ich dasselbeunbediiigt derselben zuzähle. Die interessante Ile,v sphenophylla der Flora von Parschlug habe ich unter den Fossilien von Sotzka bis jetzt nicht finden ki»nnen. Ziziphns Protolotiis Ung., l. c. pag. 178, Taf. 32, Fig. 1, 2. Fallt dem MclaKlomilcs Dnädum Ung. zu. Überblickt man die Formenreihe der Blätter des so häufig in den Schichten von Sotzka erscheinenden Mclastomites Druiiluni., so gewahrt man unter denselben nicht selten verkürzte oder unent- wickelte Blätter von rundlich-eiförmiger bis quer-elliptischer Gestalt, 506 ^- ^- E ttiiigshauseii. an der Spitze vollkommen stumpf und mit schwach oder wellig gezahntem oder auch ganzem Rande. Würde man diese extremen Glieder für sieh allein betrachten, so wäre es allerdings nicht leicht, die enge Beziehung derselben zu Melastomites Druidnm heraus- zufinden; in der Reihe aber sind sie durch zahlreiche unzweifelhafte Übergänge mit letztgenannter Art verbunden. Indess lassen sich die erwähnten Abformen dem eingeübten Auge durch mehrere her- vorstechende gemeinsame Merkmale, als z. B. durch ihren auffal- lend starken dicken Blattstiel, den verhältnissmässig sehr mäch- tigen Primärnerv, den Mangel von hervortretenden Äussennerven an den seitlichen Basalnerven und die derbe lederartige Textur als zusammengehörig erkennen. Die am a. 0. in Fig. 1 — 2 abgebildeten Fossilien sind solche verkümmerte oder unentwickelte Melastomites-Formen. Sie unter- scheiden sich von den ähnlichen Blättern des Ziziplms Protolotus U n g., einer in der fossilen Flora von Parschlug vorkommenden Rham- nee, durch die oben bezeichneten Merkmale. RhaniDUS Eridani Ung., i. c. pag. 178, Taf. 52, Fig. 3—6. Gehört zu Ficus Ji/nx Ung. Es wurde schon h&i Ficus Jynx erwähnt, dass zwischen Rliam- nus Eridani und letztgenannter Art kein Unterschied besteht, indem die mit diesen beiden Namen bezeichneten Fossilien in einander übergehen. Man bemerkt an denselben folgende gemeinsame Merkmale: Der Blatt- stiel ist auffallend lang; dieNervation schlingläufig, der gerade Primär- nerv tritt mächtig hervor, die Secundärnerven sind parallel, verhält- nissmässig stark, etwas bogig gekrümmt, entspringen unter Winkeln von 50 — 700; die Textur des Blattes nach der Beschaffenheit der ziemlich stark verkohlten Substanz zu schliessen lederartig (nicht häutig, wie dies in Unger's Diagnose von Rhamnus Eridani angegeben ist). Unterscheidende Merkmale lassen sich ausser der etwas breiteren Form des als Ficus Jymv bezeichneten Blattes keine wahrnehmen. Was die Bestimmung dieser Fossilien betrifft, so glaube ich, dass die Bezeichnung als Ficus-Blätter die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat, indem der Typus der Nervation, insbesondere der stark hervortretende Primärnerv, dann der auffallend lange Blattstiel sehr hiefür sprechen. Beiträge zur Keniitniss der fossilen Flora von Sotzka. b07 Juglans hydrophila Ung., l. c. pag. 179, Taf. 53, Fig. ä— 9- Die Fossilien von Parschlug gehören zu Quercus medUcrranea Ung., die von Sotzka aber za einer Rhus-Art. Vergleicht man das am a. 0. Fig S abgebildete Fossil von Sotzka mit den als Jiujlans hydrophila bezeichneten Blättern von Parschlng Fig 5 — 9, so muss man doch einiges Bedenken tragen, gegen die Vereinigung des Ersteren mit Letzteren zu einer Species. Dieses Be- denken wächst aber bedeutend, wenn man die grosse Ähnlichkeit der erwähnten Blätter von Parschlug mit den an derselben Localität sehr häufig vorkommenden Blättern von Quercus mediterrcmea, welche daselbst in mannigfaltigen Abänderungen erscheinen , in Betrachtung zieht. Die Formenreihe dieser Blätter, welche ich an einem anderen Orte zur Anschauung bringen werde, lässt unwiderleglich erkennen, dass die als Juglans hydrophila bestimmten Parschluger Fossilien nichts anders sind als Blätter der genannten Eichenart. Die aus breiter eiförmiger Basis längliche oder lanzettliche Form ist vorherrschend, wie dies auch aus der idealisirten Figur (Taf. 53, Fig. «) ersichtlich ist. Die genannte Form, die randläufige Nervation, die feinen, etwas bogig gekrümmten , unter wenig spitzen Winkeln entspringenden Secundärnerven, die starken häufig in eine nach vorne gekrümmte Spitze auslaufenden Zähne verrathen unzweideutig das Blatt der Quercus mediterranea. Das Fig. S abgebildete Fragment eines gefiederten Blattes von Sotzka entspricht selbstverständlich durchaus nicht den erwähnten Blättern von Parschlug. Die schmalen, lineallanzettlichen, gleichför- mig gezähnten Blättchen desselben gleichen weniger denen einer Jughms-Avt als vielmehr den Fiederblättchen von Rhus, welches Geschlecht eine Reihe von Arten mit sehr ähnlichen Blatlformen bietet. Ich habe daher in der nachfolgenden Übersieht dieses Fossil unter der Benennung Rhus hydrophila aufgenommen. Protamjris eoccnica Ung., i. c. pag. 180, Taf. 52, Fig. IS. Gehört zu den Leguminosen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass das Blattfossil, welches zur Aufstellung dieser Art Veranlassung gegeben, ein Fiederblatt ist und jedenfalls einer Pflanze aus der Abtheilung der Dialypelalen angehört. Mit welchem Rechte aber diisselbe zu den Burseraceen bezogen und mit Blättchen yowAmyris verglichen wird, ist nicht ein- 508 C. V. E t tili US hausen. zusehen, zumal als es weit besser zu den Leguminosen passt, wo vorzüglich die Dalbergieen der Form und Nervation nach sehr ähn- liche Blättchen bieten. Die am a. 0. erwähnte Protamyris rado- bojana Ung., welche ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, ist nicht ein „foUtim ternutum", sondern das Endstück eines unpaarig gefie- derten Blattes, das weit mehr Ähnlichkeit mit Leguminosen- oder selbst mit Sapindaceen-Blätlern zeigt. Zanlhoxylou curopacuui Ung., i. c. pag. 180, Taf. 53, Fig. 16. Ist eine Weinmannia-kvi. Auf die grössere Ähnlichkeit dieser zuerst in den Mergelschie- fern von Radoboj entdeckten Pflanze mit Arten von Weinmannia habe ich bereits in meiner Tertiärflora Fi^. 13. von Häring S. 66 hingewiesen. Ich muss hier noch bemerken, dass auch bei Sotzka einzelne losgetrennte Seiten- und Endblättchen dieser Saxifragacee aufge- funden wurden. Die Seitenblättchen sind kleine, höchstens 5 — 6 Linien lange und beinahe 2 — 3 Linien breite, gegen die meist ungleiche sitzende Basis zu ein wenig keilförmig verschmälerte Blältchen mit entfernt gezähntem Rand. Die Nerva- tion derselben ist deutlich randläufig, mit einfachen selten gahelspaltigenSecundär- nerven. Die Endblättchen unterscheiden sich von letzteren nur durch die gleich- förmig keilig verschmälerte Basis. Sie gleichen vollkommen den ent- sprechenden Blättchen der recenten Weinmannien. Getonia petraeaeforniis Ung., i. c. pag. 180, Taf. 54, Fig. 1—4. Das Blatt Fig. 4 gehört nicht zu dieser Art. Das Blatt Fig. 4 zeigt eine nicht unerhebliche Abweichung der Nervation nach von den übrigen hieher bezogenen Blättern. Die Secundärnerven sind feiner, die untersten entspringen unter auf- lallend spitzeren Winkeln (von 30 — 45") als die mittleren und oberen, unter 65 — 75" abgehenden. Die mittlere Distanz der Secun- därnerven beträgt ^/^ — 1/9. Blatt einer Weiiviiunnia- \rt von Neuseeland. Beiträge zur Kenntniss dei' fossilen Flora von Sotzka. ö09 Die Tertiärnerven entspringen von der Aussenseite der seeun- dären unter stumpfen, von der Innenseite derselben unter spitzen Winkeln, sind verbindend und fast längsläufig. Die beiden Blätter Fig. 2 und 3 zeigen etwas stärker hervortretende Primär- und Secun- därnerven; letztere entspringen ziemlich gleichmässig unter Winkeln von 60 — TO" und sind auffallend entfernter gestellt. Die mittlere Distanz derselben ist ^ji — Vg. Die Spuren von Tertiärnerven lassen erkennen, dass selbe unter nahezu rechtem Winkel von beiden Seiten der Seeundären abgehen. Zählt man die letzten Blätter zu Getonia peiraeaeformis (freilich lässt sich die Bestimmung derselben als Combretaceen-Blätter manchen Zweifel zu), so muss demnach das Blatt Fig. 4, mindestens der Species nach, von ihnen getrennt werden, Getonia macroptera Ung., i. c. pag. 181, Taf. S4, Fig. S— 8. Die hieher gestellten Blattformen sind Fiederbliittchen von Cassia Phaseo- lites Ung. Es ist wohl eine sehr schwierige Aufgabe unter den zahlreichen Pflanzenfossilien jene Blätter mit Sicherheit anzugeben, welche den merkwürdigen Getonia- kri&n der Tertiärflora, deren Kelche sich sowohl in den Schichten von Radoboj als in denen von Sotzka erhal- ten haben, angehörten. Allein mit der Auswahl der von Ung er zu Getonia macroptera gebrachten Blätter können wir auf keine Weise einverstanden sein. Dieselben lassen sich von den in Sotzka und Radoboj vorkom- menden als Cassia Phaseolites bezeichneten Fiederblättchen nicht unterscheiden, zu denen sie auch gewiss gehören. Fig. 6 stimmt in Form und Nervation vollkommen mit dem Blättchen Fig. 4 auf Taf. 66, Fig. 7 mit Fig. 3 und 6 auf genannter Tafel überein. Auch Fig. 8 dürfte kaum von den Blättchen Fig. 2 und 5 von Rado- boj zu trennen sein. Vielleicht passt das bei der vorhergehenden Art erwähnte und ausgeschlossene Blatt Fig. 4 hieher. Wenn auch gegen die Bestim- mung desselben als Combretaeeen-Blatt gegründete Zweifel vorzubrin- gen wären, da man es mindestens eben so gut auch als Fieus-BIM gelten lassen könnte, so sprechen doch die Tracht, die Form und Nervation wenigstens dafür, dass es kein Blättchen eines gefiederten Blattes ist; denn solche Blätter kommen dem Geschlechte Getonia nicht zu. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXVIII. Bd. Nr. 6. 36 510 C. V. Et tili g s ha u se 11. Getonia grandis Ung., i. c. pag. 181, Taf. 54, Fig. 9—14. Der Kelch Fig. 9 gehört zu G. petraeaeformis; die Blattformen Fig. 10—14 sind Fiederblättchen von Papilionaceen. Vergleicht mau den als eine besondere Art betrachteten Getonia- Kelcii Fig 9 mit dem Kelche von Getonia petraeaeformis Fig. 1, so findet man als das einzige unterscheidende Merkmal , dass bei ersterem spitze, bei letzterem aber stumpfe Kelchlappen vorkommen. Die F'orm der Kelchlappen ist aber hier sehr veränderlich; dies beweist wohl am besten das als Getonia grandis bezeichnete Fossil selbst, bei welchem zwei dieser Lappen eiförmig und zwei schmal länglich lanzettlich sind. Es wird daher meine Angabe wohl kaum Befremden erregen, dass ich bei der Durchsicht einer grösseren Anzahl von G^^/ow/a-Kelchen ausSotzka zwischen G. grandis und petraeaeformis gar keinen Unter- schied finden konnte. Sowohl spitze als stumpfe Kelchlappen kommen an einem und demselben Exemplare vor. Die hieher bezogenen Blattformen Fig. 10 — 14 sind Theil- blättchen. An Fig. 10 bemerkt man ganz deutlich den sichersten Beweis davon in dem woblerhaltenen Gelenkpolsterchen; selbe kön- nen daher nicht als Ge^ow/a-Blätter betrachtet werden , da zusam- mengesetzte Blätter hei Getonia nicht vorkommen. Es unterliegt kei- nem Zweifel, dass diese Blättchen sämmtlich zu den Papilionaceen gehören und zwar Fig. 10, 11 und 14 zu den Dalbergien , Fig. 12 aber zu Cassia. Termiaalia Fenzllana Ung., i. e. pag. 181, Taf. ö4, Fig. 15—20. Das Blatt Fig. 20 gehört zu den Sapotaceen; Fig. 19 ist unbestimmbar. Das Blatt Fig. 20 gleicht durchaus keinem Terminalia-RhÜ. Nach genauerer Untersuchung des Original-Exemplars bestimmte ich dasselbe als Sapotaceen- Blatt. Das Fig. 19 abgelüldete Blatt- Fragment ist an der Basis und Spitze zu unvollständig, als dass man überhaupt eine Bestimmung desselben begründen könnte. Unter allen Fossilien von Sotzka scheint nur das von Unger als Rhododendron Uraniae Taf. 45, Fig. 19 bezeichnete Blatt am besten als Terminalia-^\M zu passen. Hieher gehören auch, wie bereits oben erwähnt, die als Hiraea Hermis bezeichneten Flüffelfrüchtp T;if. J>0. Fig. 11 — 12. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 511 lelastomites Druidum Ung., i. c. pag. 181, Taf. 5S, Fig. 1—9. Die Bestimmung ist sehr zweifelhaft. Obgleich die mit obigen Namen bezeichneten BLatt-Fossilien mehrere sehr auffallende Merkmale niid Eigenthündichkeiten darbie- ten, ist doch ihre nähere Bestimmung sehr schwierig und selbst die Ermittlung der Familie, welcher selbe angehören, nach den bis jetzt vorliegenden Daten mit Sicherheit nicht möglich. Ausser den Mela- stomaceen müssen noch die Rhamneen und Euphorbiaceen genannt werden, in welche man diese Fossilien mindestens mit gleicher Wahr- scheinlichkeit stellen kann. Der auffallend dicke Blattstiel, der an- sehnliche Primarnerv, der Mangel von hervortretenden Aussennerven an den beiden seitlichen Basalnerven, die derbe lederartige Textur sprechen für die Melastomaceen; die Blattform, Zahnung des Ran- des und das Vorkommen von nur zwei nicht die Spitze erreichenden Busalnerven für eine Gattung der Euphorbiaceen ; endlich die für letztere Familie angegebenen Merkmale und überdies Ursprung und Verlauf der Tertiärnerven für die Familie der Rhamneen, in welcher jedenfalls die meisten Analogien bei Ziziphus, Ceanothus etc. sich vorfinden. Des Formenreichthums der in Betracht stehenden Blattfossilien wurde bereits im Vorhergehenden gedacht. Hier sei noch bemerkt, dass ausser den rundlichen fast ganzrandigen Formen auch schmale, fast lineallanzettliche Abarten in der Sammlung der geologischen Reichsanstalt vorliegen. Diese sind meist auffallend lang zugespitzt, oft auch an der Basis beträchtlich verschmälert. Diese beiden extremen Formen sind durch die zahlreichsten Übergänge unter einander ver- bunden, so dass von einer Trennung derselben keine Rede sein kann. Ich vermuthe, dass der Ceanothus lanceolatus Ung. zu den schmal- blätterigen Abfunnen von Melastonütes Druidum gehört. Pyras troglodytarum Ung., i. c. pag, 183, Taf. S8, Fig. 1— iO. Die unter obigen Namen zusammengestellten Blätter gehören zu verschiedenen Familien. Unter dieser Bezeichnung finden wir a. a. 0. sowohl Blätter von Sotzka als auch von Radoboj abgebildet. Wollen wir uns vor allem mit Ersteren beschäftigen. So mangelhaft die in Fig. 8 — 10 abgebildeten Blattfossilien erhalten sind, so gibt sich doch dem ein- geübten Auge aus der Form sowohl als auch aus den Spuren von 36=* 512 C. V. Ettingshausen. Nervation unverkennbar kund, dass diese Blätter zu drei völlig von einander verschiedenen Pflanzenarten gehören. Das Blatt Fig. 8 zeigt eine aus abgerundeter Basis längliehe Form; eine allmähliche Verschmälerung der Blattfläche von der Basis gegen die Spitze zu lässt sich, obgleich letztere unvollständig erhalten ist, nachdem Umrisse des Blattes mit Sicherheit annehmen. Aus dem geradlinigen Primärnerv entspringen die secundären unter Winkeln von 40 — 50". Ihre Stelking scheint ziemlich genähert gewesen zu sein; wenigstens entnimmt man aus den Spuren von Secundärnerven am untern Dritt- theil des Blattes ganz deutlich absolute Distanzen von nur ly^ bis 2 Linien. Dieses Fossil halte ich für ein Blatt einer Sapotacee, zu welcher Ansicht mich noch überdies die ausgesprochen derbe Textur, der starke Blattstiel und der im Verhältniss zu den Secundärnerven sehr mächtig hervortretende Primärnerv bestimmen. Das Blatt Fig. 9, obgleich an der Spitze mangelhaft, verräth eine elliptische, an beiden Enden stumpfe Form. Die im Verhältniss zur Blattlänge nicht genäherten Secundärnerven entspringen unter Winkeln von 65 — TS»; aus ihrem Verlaufe und den in geringer Ent- fernung vom Rande stärker ungekrümmten Enden lässt sich die Schlingenbildung derselben vermuthen. Durch die angegebenen Merkmale unterscheidet sich dieses Blattfossil leicht von dem vorher- betrachteten. Ich glaube nicht sehr zu irren, wenn ich dasselbe als ein kleineres ziemlich stark macerirtes Blatt von Ficus Jynx ansehe. (Man vergleiche damit Fig. 3 auf Taf. 33.) Der verhältnissmässig lange dünne Stiel, die parallelen, schwach bogig gekrümmten Secundärnerven und die Form des Blattes sprechen insbesondere für diese Angabe. Das Fossil Fig. 10 ist derart unvollständig erhalten, dass an eine sichere Bestimmung desselben wohl nicht gedacht werden kann. Doch kann man aus der Nervation, welche dieser Blattfetzen zeigt, immerhin mit grosser Wahrscheinlichkeit erschliessen , dass die Pflanze, welcher er angehörte, einer besonderen von den beiden oben erwähnten fossilen Pflanzen vielleicht weit verschiedenen Spe- cies entspricht. Der Primärnerv ist im Verhältniss zu dem ansehn- lichen Blattstiel auffallend schwach und tritt kaum stärker hervor als die Secundärnerven. Diese letzteren entspringen unter Winkeln von 80 — 90". Die schief in den Blattstiel zugespitzte Basis, die muth- masslich rundliche oder verkehrt -eiförmige Gestalt des ganzen Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 513 Blattes, insbesondere aber die wenig hervortretenden nahezu unter rechtem Winkel abgehenden Secundärnerven verrathen einige Ähn- lichkeit mit Blättern von Pisonia- Arten. Dass die oben erwähnten Fossilien von Radoboj mit den eben betrachteten Sotzka-Pflanzen nicht gleichartig sind, bedarf keines ausführlichen Beweises, sondern es genügt schon die Vergleichung der auf Taf. ö8 abgebildeten Blätter nach den hier gegebenen charakteristischen Merkmalen, um die Richtigkeit meiner Angabe einzusehen. Zu diesem Ende folgt noch die Diagnose der Blätter von Radoboj (Fig. 1— S). Es sind gestielte, verkehrt-eiförmige oder längliche, stets aber aus breiter meist abgerundeter Spitze gegen die Basis zu allmählich verschmälerte , ganzrandige Blätter von lederartiger Textur. Der geradlinige Primärnerv tritt mächtig hervor; die Secundärnerven sind stark, entspringen unter Winkeln von 4d — 65", laufen im langen Bogen dem Rande zu, an dem sie eine Strecke hinaufziehen. Die relative Distanz dieser Nerven ist % , die absolute 2ya — ^ Linien. Die Tertiärnerven sind verbindend und entspringen an dem oberen Theile des Blattes unter spitzen, an dem mittleren und unteren Theile unter 90^ oder stumpfen Winkeln. Die quaternären Nerven bilden ein feines, aus im Umrisse rundlichen Maschen zusammen- gesetztes Netz. Über die Bestimmung dieser fossilen Blätter der Flora von Radoboj wird in einer anderen Schrift abgehandelt werden. Pyrns Theobroma Ung., I. c. pag. 183, Taf. 59, Fig. 1—7. Diese Bestimmung ist nicht zu begründen. Das Vorkommen dieser fossilen Pflanze in den Schichten von Sotzka muss in Frage gestellt werden. Die beiden Blattfossilien, auf welche diese Annahme gestützt ist, sind wohl zu mangelhaft erhalten, als dass man eine Bestimmung derselben wagen dürfte. Es lässt sich z.B. mindestens mit gleichem Rechte behaupten, was kaum bestritten werden könnte, dass selbe zu den im Mergelschiefer von Sotzka ungemein häufigen Leguminosen gehören. Ja es ist sogar sehr zweifelhaft, ob diese beiden Blattreste einer und derselben Art ent- sprechen. Ich habe desshalb obige in der fossilen Flora von Parschlug häufig vorkommende Pflanzenspecies in mein Ver- zeichniss der Sotzka-Pflanzen nicht aufgenommen. gj[;^ C. V. Etti ngshause n. Pyros Eophemes Ung., i. e. pag. 183, Taf. 89, Fig. 8— IS. Diese Blätter von Sotzka sind Sapotaceen -Blätter und stimmen nicht mit den Fossilien von Parsehlug überein. Blätter von der Gestalt und Beschaffenheit der unter Fig. II — 12 und 14 abgebildeten kommen in den Schichten von Sotzka nicht selten vor. Sie sind gestielt, elliptisch oder oval, ganzrandig, an der Spitze vollkommen abgerundet, an der Basis spitz und öfters in den starken Blattstiel etwas vorgezogen. Die Beschaffenheit der verkohlten Substanz lässt auf eine derbe lederartige Textur schliessen. Der Primärnerv tritt nur bis zur Mitte der Blattfläche stark hervor, gegen die Spitze zu verschmälert er sich bedeutend und verschwindet oft unterhalb derselben. Die Secundärnerven sind sehr fein, entspringen unter wenig spitzen Winkeln; häufig ist ihre Erhaltung unvollständig. Von Tertiär- und feineren Netznerven kann man keine Spur wahr- nehmen. Ich halte diese Reste für Blätter von Sapotaceen, in welcher Familie viele sehr ähnliche Blattformen, vorzüglich bei Sideroxylon zu finden sind. Dass die als Pyrus Euphemes bezeichneten Blätter von Par- sehlug mit den erwähnten Fossilien von Sotzka nicht verwechselt werden dürften, obgleich ihre Form übereinstimmt, geht aus der Verschiedenheit derselben in der Nervation hervor. Pyrüs minor U n g., i. e. pag. 183, Taf. 59, Fig. 16^24. , Diese Blätter gehören zu einer Sapotaeee. Über die Deutung dieser Fossilien als Blätter von Sapota- ceen kann wohl kein Zweifel obwalten. Das Blatt Fig. 23 von Radoboj scheint nicht hieher zu gehören. Die lederartige Consi- stenz verräth sich besonders deutlich an den Parschluger Blättern, deren Nervation auch am besten erhalten ist. Die Exemplare die- ser Art von Häring, wo selbe ebenfalls nicht selten vorkommt, zei- gen die gleiche Erhaltungsweise wie die Blätter von Sotzka. (Siehe das über diese Sapotaeee in meiner tert. Flora von Häring 1. c. S. 62 Angegebene.) Die am nächsten verwandten lebenden Arten gehören zu den Geschlechtern Mimusops , Sidero^vylon und Bumelia. Zur Verglei- chung wurden auf Tai". V in Fig. 8 — 9 Blätter von Arten der beiden erstgenannten Geschlechter dargestellt. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 515 Fig. 14. PraoQS jnglandlformls Ung., i. c. pag. 184, Taf. S.i, Fig. 17. Ist eine Bhamnus - Art. Die bogenläufige Nervation , die von der Aiissenseite der Secundär- nerven unter spitzen, von der Innen- seite derselben unter stumpfen Win- keln entspringenden , verbindenden , fast (juerläiitigen Tertiärnerven, dann aucb die langlicb - elliptische Form des Blattes sprechen hier oiTenhar mehr für eine Rhamnee als für eine Prunus-Art. Hieher gehört auch das auf Taf. 50, Fig. 10 abgebildete als Telrapterh Harpyarum bezeichnete Blatt. (Man vergleiche hierüber das bei dieser Art Gesagte.) In der Stärke und Veitlieilung der Tertiärnerven kommen der fossilen Pflanze Arten von Bhamnus (Fig. 14) am nächsten. In der Blattform, Zahnung des Randes und Vertheilung der Seeun- därnerven hingegen stimmt mit dersel- ben die ostindische Ventilago nitida Reiss. (Taf. 6, Fig. 12) am meisten überein. Blatt einer amerik. Rhamnus-Kvi. Phaseolltes orblcolaris V \^^., I. c. pag. 184, Taf. 60, Fig. 3, 4. Das Fossil Fig. 4 seheint ein Bliittchen von Dalhergia zu sein. Die beiden a. a. 0. dargestellten Fiederblättchen von Papilio- naeeen können unmöglich zu Einer Art gehören. Abgesehen von der Verschiedenheit derForm, zeigt die Nervation eine keineswegs uner- hebliche Abweichung. Bei Fig. 4 sind die mehr geradlinig dem Rande zulaufenden, imter ziemlich gleichen Winkeln entspringenden Secundärnerven durch deutlich hervortretende Schlingenbogen unter einander verbunden, welche vom Rande bis auf 1 '/a Linie entfernt stehen. Die Aussenseite dieser Secundärschlingen wird von mehreren ebenfalls schai-f hervortretenden Tertiärschlingen begrenzt. Die 516 C. V. Ettingshauseu. mittlere Distanz der Secundärnerven beträgt % — i/g- Das Blättchen Fig. 3 hingegen bietet ganz andere Verhältnisse. Die mehr bogig gekrümmten Secundärnerven ziehen eine Strecke dem Blattrande auf- wärts ohne deutlich hervortretende Schlingen zu bilden; dieUrsprungs- winkel derselben sind auffallend ungleich; die mittlere Distanz be- trägt V7 — Yß. Während das letzterwähnte Blättchen immerhin einer Phaseolee angehören kann, dürfte das erstere ein Dalbergien- Blätt- chen sein. Dalbergla primaeva Ung., 1. c. pag. 183, Taf. 60, Fig. 8—12. Die hieher gezilhlten Biattformen gehören nicht zu den Papilionaceen. Die beiden hieher bezogenen Blattfossilien machen eher den Eindruck von Myrtaceen-Blättern {Eiigenia Apollinis Ung.) als von Fiederblättchen einer Papilionacee. Hingegen dürften die als Glycyr- rliyza deperdita Ung. bezeichneten Blättchen (Taf. 60, Fig. 1, 2) passender zu den Hülsen der Dalbergia primaeva zu beziehen sein, wie auch aus der Vergleichung ihrer Form und Nervation mit dem auf Taf, 60 in Fig. a beigefügten recenten Blatte von Dalbergia hervorgeht. Cassia Berenices Ung., 1. c. pag. 188, Taf. 64, Fig. 4—10. Ist von der Cassia hyperborea Ung. nicht verschieden. Die a. a. 0. abgebildeten Leguminosen-Blättchen trennt Ung er von den Blättchen der Cassia hyperborea, welchen ein längerer Stiel zukommen soll. Ich habe schon in meiner Tertiär-Flora von Häring I.e. Seite 91 erwähnt, dass die als C. Berenices bezeichneten Blattformen von denen der Cassia hyperborea auf keine Weise zu unterscheiden sind. Ich glaube hier nur noch die Bemerkung hinzufügen zu sollen, dass aus den Schichten von Sotzka eine grosse Anzahl von Blättchen der Cassia hyperborea erhalten wurden, die gegenwärtig im Museum der geologischen Reichsanstalt aufbewahrt werden, an denen man zur Genüge entnehmen kann, wie veränderlich bei dem Blatte dieser Papilionacee die Länge des Stiels der Theilblättchen ist. Eine scharfe Grenze zwischen den länger und kürzer gestielten gibt es nicht, und daher auch kein Unterscheidungsmerkmal zur Begründung einer be- sonderen, von der bereits aus den Schichten von Radoboj und Par- schlug bekannten C. hyperborea verschiedenen Art. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 517 Cassia Phaseolites Ung., l. c. p. 188, Taf. 65, Fig. 1— S; Taf. 66, Fig. 1—9. Die Bestimmung der Sotzka -Bliitter ist zweifelhaft. Die auf der Taf. 66 dar- gestellten Blattformen von Badoboj sind Fiederblättehen von Sapindus. Gegen die Deutung der auf Taf. 65 abgebildeten Fossilreste als Cassia-BläÜchen lässt sich zwar nichts einwenden, allein es kann nach den bis jetzt Fig. 14. Fiff. IS. vorliegenden Da- ten , welche die mangelhafte Erhal- tung des Blattnetzes bietet, kein Beweis für die Richtigkeit dieser Bestimmung aufgestellt werden. Vielmehr sind eini- ge Familien nam- haft zu machen, in welche die fossile Pflanze, deren Fie- derhlättchen wir betrachten , mit nicht geringerer Wahrscheinlichkeit einzureihen wäre. Ich nenne nur die Bmichen wo» Sapindus. Juglandeen, Anacardiaceen, Connaraceen, Swartzieen und Mimoseen. Die Entscheidung bleibt der Zukunft vorbehalten. Aber gegen die Vereinigung der auf Taf. 66 abgebildeten Blattreste aus den Tertiärschichten von Radoboj mit den erwähnten Fossilresten von Sotzka muss ich Bedenken erheben. Die Ersteren sind, nach ihrem Habitus zu schliessen, ebenfalls Theilblättchen, weichen jedoch in Form und Nervation von den letzteren ab, und lassen wohl unzwei- felhaft die Bestimmung als Sapindaceen- Blättchen zu. Die Ver- gleichung der in beigefügten Figuren und auf Taf. VI, Fig. 9 dar- gestellten Abdrücke von Sapindus-Bläücben mit den bezeichneten Fossilien dürfte für meine Ansicht hinreichend das Wort reden. 318 C. V. Ettingshausen. II. Nachtrag zur fossilen Flora von Sotzka. DaTallia Haidingeri Ettingsh. Taf. II, Fig. S. Fronde tripinnafa, pimiis nlternis 'patentibus, pinnulis oblongo- obovatis iwl ciineatis , obtusiiisculis , sessilibus, incisis vel pintifäifidts; lobis ovatis, obtusis, iniegerrimisvel crenulatis ; 7iervis in quaUbet lacinia binis vel rarkis ternis furcatis. In sehisto inargaceo ad Sotzka Stiriae inferioris. Bei der grossen Seltenheit der Farrnreste in den Eocenschichten von Sotzka ist das Vorkommen eines Farrn, welcher in der Form seines Laubes unverkennbar an die Sphenopteris-kviQw der älteren Formationen erinnert, von vielem Interesse. Ich fand die Reste des- selben nur in einem einzigen Gesteinblock, aus welchem ich sechs Stücke mit deutlich erhaltenen Wedelfragmenten gewinnen konnte. Unter den Farrnkräutern der Jetztwelt kommt unserer Art die Dnvnl- lia canariensis unstreitig am näcbsten. Betula eocenica Ettingsh. Taf. I, Fig. 1. B. foliis ovato-acuminatis , remote dentatis coriaceis; nerva- tione craspedodroma , nervo primnrio valido recto, apicem versus senshn attenuato, nervis secmidariis curvatis, in- fimis siib angidis 30 — 40" orientibus, extrorsum ramosis, superioribus sub angulis obtiisiorihiis egredientibus ; nervis tertiariis obsoletis. In sehisto margaceo ad Sotzka. Obgleich dieses Blatt an der Basis mangelhaft ist, so iässt es sich doch leicht ergänzen. Die Form und Nervalion desselben deu- ten auf Betula, aber auch auf andere Pflanzen, die birkenarlige Blätter tragen, insbesondere aus den Familien der Sterculiaceen fHoheria) und Büttneriaceen. Da die Tertiärnerven und die Netz- nerven höherer Grade an unserem Fossil nicht erhalten sind, so kann die Bestimmung desselben nicht mit Sicherheit hingestellt werden. Wir betrachten das Blatt vorläufig als zu Betula gehörig. Von den Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 519 bisher beschriebenen fossilen Birkenblättern unterscheidet es sich durch die hervortretenden, entfernt gestellten und ziemlich einfachen Zähne des Randes auffallend. Ficus Laorogene Ettingsh. Taf. I , Flg. 2. F. foUis oblotigls, integerrimis, basi rotundatis vel obtusis, pctiolatls , nervatione brochidodroma , nervo prhnario crasso, apicem versus sensini attenuato , recto, nervis secundariis temdbus rectis vel pauliim curvaüs , simplicibus vel saepius fiircntis, ramis conjimdis ; nervis superioribus sub angidis 30 — 4S° , inferioribus sieb angulis 6ö — 80° orientibus. Nervis tertiariis temiissimis , simplicibus vel furcatis, sub angulo recto egredientibus, rete laxum forman- tibus; nervis quaternariis vix distinctis. In schisto margaceo ad Sotzka. Der ziemlich lange Blattstiel , welcher in einen stark bervortre- tenden Primärnerv übergeht, die feinen, oft gabelspaltigen Secundär- nerven, die deutlichen, vom Rande abstehenden Schlingenbogen der- selben sprechen für ein F/cws-Blatt. Der Form und Nervation nach nähert es sich dem Blatte einer in der fossilen Flora von Häring vor- kommenden Art (F. insignis Ett. Tert. Flora von Häring l. c. S. 42, Taf. 10, Fig. 7), unterscheidet sich aber von diesem durch die unter viel stumpferen Winkeln abgehenden unteren Secundärnerven. Ficas apocynoides Ettingsh. Taf. I, Fig. 4. F. foliis ovaiis, petiolatis, integerrimis coriaceis , nervatione brochidodroma, nervo primario valido, versus apicem paulum attenuato, recto; nervis secundariis curvatis, furcatis, sub angulis 7S — SS", infimis sub angulis acutioribus orientibus ; segmentis secundariis obtusis, arcubus tnargiiie subparal- lelis, nervis tertiaribus temdbus, angido recto egredientibus. In schisto margaceo ad Sotzka. Ein Blatt, welcbes durch seinen starken, fast bis zur Spitze gleichmässig hervortretenden Primärnerv, und die ziemlich starken, wenig gekrümmten, unter nahe rechtem Winkel entspringenden Secun- ö20 C. V. Ettingshausen. därnei'ven auffällt. Die Textur desselben war nach dem Eindrucke, welchen der Rand und die Nerven am Steine zeigen, derb lederartig. Ohne Zweifel gehörte dieses Blatt einem Feigenbaume an. Von den bisher bekannt gewordenen fossilen Ficus-Arten nähert sich Ficus Jynx Ung. unserer neuen Art in der Nervation am meisten. Doch ist die genannte Art durch den langen Blattstiel und die stärker her- vortretenden genäherten Secundärnerven sicher von derselben zu unterscheiden. Obige Benennung wurde wegen den unter nahezu rechtem Winkel entspringenden Secundärnerven gewählt, ein Verhält- niss, welches sich häufig bei Apocyncen-Blättern findet. Ficns Heerii Ettingsh. Taf. I, FifT. 3. F. foUis Uncari-lanceolatis , coriaceis , mnrcjhie imdulatis vel repandis, nervatione brochidodroma , nervo primario crasso, recto , nervis secundarüs validis, sub angulis 75 — 90" orientibns , apice ramosis, ramis angulis obtusis divergeti- tihus, arcnbiis margine parallelis; nervis tertiär iis sub angulo recto orientibns , vi.v conspicuis. In schisto margaceo ad Sotzlca. Unter den Pflanzenresten von Sotzka fand ich das hier abgebil- dete Blattbruchstück, welches so hervorstechende Merkmale an sich trägt, dass es wohl keinen Schwierigkeiten unterlag, in demselben die Reliquie einer bis jetzt noch unbekannt gebliebenen fossilen Pflanze zu erkennen. Das Blatt hatte, nach den Umrissen dieses Frag- mentes zu schliessen, mindestens eine Länge von 8" und besass eine derbe, lederartige Textur. Der Rand ist wellig, stellenweise grob ausgeschweift oder fast gekerbt. Die Nervation, obgleich nicht an allen Stellen deutlich erhalten, bietet sehr charakteristische Merkmale und lässt sich als schlingläufig bezeichnen. Aus einem geraden, dicken Primärnerv entspringen starke, fast geradlinig, oder nur wenig bogig verlaufende Secundärnerven nahezu unter rechtem Winkel. Die schlingenbildenden Äste derselben divergiren unter stumpfen Winkeln. Die Schlingenbogen, welche die verhältnissmässig kurzen, abgestutzten, fast rhomboidischen Secun- därsegmente nach aussen abgrenzen, sind wenig gekrümmt, dem Rande bis auf 1"' genähert und mit demselben nahezu parallellaufend. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora vod Sotzka. 521 Die Tertiärnerven, welche sich nur an wenigen Stellen erhalten haben, sind fein und entspringen unter OO». Die angegebenen Merk- male finden wir nur an den Blättern der Moreen und Apocynaceen. Pisonia eocenica Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring. Abhandlungen der k. k. geologischen Rcichsanstalt, Bd. II, Nr. 2, S. 43, Taf. 11, Fig. 7—22. In schisto caicareo-bituminoso ad Häring Tirolis, in schisto margaceo ad Tüffer Stiriae inferioris, ad Sagor Carnioliae, uec non ad montem Promina et ad Sotzka. Unter den Pflanzenfossilien von Sotzka fanden sich Blätter vor, welche mit den von mir zu Pisonia gestellten Blättern der fossilen Flora von Häring völlig übereinstimmen. Sie sind verkehrt-eiförmig, an der spitzen, oft etwas vorgezogenen Basis mit einem ziemlich langen Stiel versehen, an der Spitze abgerundet, stumpf, vollkommen ganzrandig, von derber, fast lederartiger Textur. Der von der Basis an bis zur Mitte des Blattes stark hervortretende Primärnerv wird gegen die Spitze zu schnell feiner und verschwindet oft unter der- selben. Die unter wenig spitzen Winkeln entspringenden Secundär- nerven sind sehr fein und verlieren sich bald in das zarte, rund- maschige Blattnetz. Auffallend ist bei den meisten dieser Blätter die ungleichmässige Entwickelung der Blatthälften. Hieher dürften einige der von Unger als Pyrus-kvi^n abgebildeten Blattfossilien gehören. (Vergl. Foss. Flora v. Sotzka 1. c. Taf. S9, Fig. 7, 13, 23.) Lanrus ocoteaefolia Ettingsh. Fossile Flora von Wien. Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bd. II, Nr. 1, S. 17, Taf. 3, Fig. 4. In schisto margaceo ad Viiidobonam, ad Sagor Carnioliae nee non adSolzka. Von dieser Art kam bis jetzt nur ein einziges Blattfossil zu Sotzka vor. Daphnogene grandifolia Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 45, Taf. 31, Fig. 10. — Die eocene Flora des Monte Promina in Dalmatien. Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften. Bd. VIII, pag. 15), Taf 6, Fig. 9-12. In schisto caicareo-bituminoso ad Haering, in margaceo ad montem Promina Dalmatiae, nee non ad Sotzka. Die Blätter dieser Art unterscheiden sich schon durch ihre Grösse und die starre Blattsubstanz leicht von denen der Daphnoge7ie 522 C. V. Ettingshausen. cinnamomifolia und der D.polymorpha. Unter den Pflanzenfossilien von Sotzka fand sich ein Blatt von W Länge und 3" Breite, welches ich ohne Bedenken zu der D. grandifolia stelle. An seiner glänzen- den, stark verkohlten Substanz kann man neben dem mächtigen, an der Basis über 2'" dicken Primärnerv die beiden seitlichen, spitz- läufigen Hauptnerven deutlich wahrnehmen. Santalum salicinum Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 49, Taf. 12, Fig. 3—5. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, in calcareo margaceo ad Sagor Carnioliae, ad niontem Promina nee non ad Sotzka. Die Blätter dieser Art kommen in den Schiebten von Sofzka nicht sehr selten vor. Sie sind von den ähnlichen Blättern äo-v Andro- meda protogaea durch folgende wenigen Merkmale zu unterscheiden. Die Blattform ist in der Regel schmäler, die Basis verschmälert, der Blattstiel kürzer. Die Textur des Blattes von Santalum salicinum scheint nach der BeschatTenheit der Substanz und des Abdrucks weniger derb gewesen zu sein als die der Blätter von Aiidromeda protogaea. Santälom acheronticum Ettingsh. Tertiäre Flora von Hiiring 1. c. pag. 49, Taf. 12, Fig. 6—19. In schislo calcareo-bituminoso ad Haering, in margaceo ad Sagor, ad montem Promina, ad Radobojum, nee non ad Sotzka. Es sind kleine eiförmige oder längliche, stumpfe, vollkommen ganzrandige, gestielte, an der Basis nicht verschmälerte Blätter, die sehr viele Ähnlichkeit zeigen mit den Blättern einiger neuholländi- scher Santahim-hvii'w. Sie kommen zu Sotzka nicht minder häufig als zu Häring vor. Hiober gehören auch die von Unger als Vacci- niiim bezeichneten Blätter Fig. 2, 8, 9 auf Taf. 45 der oft citirten Abhandlung über die fossile Flora von Sotzka. Santalotn osyriaum Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 49, Taf. 12, Fig. 14—18. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, in schisto margaceo ad montem Promina et ad Sotzka. Diese Art, durch die sclimälere, an beiden Enden zugespitzte Blattform und die autfallend derhere Textur von den beiden vorher- gehenden verschieden , konunt ebenfalls nicht selten bei Sotzka vor. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 523 Santaluin micropliylluni Ettingsh. Tertiäre Flora von Hiiring 1. c. pag. 550, Taf. 12, Fig. H— 13. In sehisto calcareo-bituminoso ad Haering, et in rnargaeeo ad Sotzka. Während diese, der vorigen sehr ähnliche Art in den Schichten von Häring häufig erscheint, gehört seihe in Sotzka zu den Selten- heiten. Ich habe in meiner oben angeführten Abhandlung Zweifel über die Selbstständigkeit dieser Art ausgesprochen und der Miiglich- keit erwähnt, dass die so bezeichneten Santdltmi-BliÄlter nur Abände- rungen von S. osyrinum sind. Da aber die Blätter der letzteren Art an beiden genannten Localitäten gleich häufig vorkonmien, ferner die aufgestellten Merkmale der Arten sich bis jetzt als constant erwiesen haben, so glaube ich die fragliche Art als selbstständig annehmen zu können. Conospermnm sotzkianom Ettingsh. Die Proteaceen der Vorwelt. Sitzungsberichte der mathematisch -naturwissen- schaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bd. VII, pag. 717, Taf. 30, Fig. 3. C. foliis late linearibus, vel anguste-lmiceolatis, integerrimis, coriaceis, petiolatis; nervatione brochidodroma, nervo primario valido, recto, nervis secundarüs distinctis suhflexuosis, iti- fimis angnlo SS — iö", mediis et siiperioribus angido 63 — 75" egredientibvs, arcubiis margine parallelis, nervis tertiariis svb an- gido recto vel obtnso orientibus, inter se conjunctis. In schislo rnargaeeo ad Sotzka. Der Blattform und Nervation nach sehr ähnlich dem neuholländischen Conospermnm longifoliiim Smith, Fig. 17. Das Blatt der fossilen Art unter- scheidet sich von dem der recenten nur durch die toii(/»iicniiiiin vom Rande entfernter stehenden Schlingenbogen. hngifoUum. Fiff. 17. Conospernmni macrophylloni Ettingsh. Die Proteaceen der Vorweit I. c. pag. 716, Taf. 30, Fig. 2. C. foliis lanceolatis, integerrimis, coriaceis, basin versus an- gustaUs, petiolatis, nervatione dictyodroma, nervo primario 524 C. V. Ett in gshaus e n. valido, recfo, apicem versus attenuato; nervis secun- dariis disti7ictis flexuosis , infimis angulo 20 — 30°, mediis et superiofnbus angulo 45 — öS" egredientibus, nervis tertia- riis inconspicuis. In schisto margaceo ad Sotzka, nee non ad Sagor Carnioliae. Von der vorigen Art durch netzläufige, unter spitzeren Winkeln entspringende Secundärnerven verschieden. Die Fig. 18. Persoonia Daphnes Ettingsh. Die tertiäre Flora von Häring in Tirol I. c. pag. 50, Taf. 14, Fig. 1 — 4 Proteaceen der Vorwelt 1. c. pag. 718, Taf. 30, Fig. 6, 7. In schisto margaceo ad Sotzka, nee non in calcareo-bituminoso ad Häring. Unter den Fossilien von Sotzka fand sich ein Blatt vor, welches vollkommen mit den Blät- tern der in den Schichten von Häring von mir aufgefundenen Persoonia Daphnes über- einstimmt und sich seiner deutlich erhaltenen Nervation nach, der ßlattbildung der analogen neuholländischen Persoonia daphnoides (Fig. 18) noch näher als letztere anschliesst. Von den in der Blattform ähnlichen Celastrineen unterscheidet sich diese Persoonia-k\i leicht durch den feineren Mediannerv, die zartere Textur und insbesondere durch die von der oberen Seite unter spitzen, von der Aussenseite unter stumpfen Winkeln entspringenden Tertiär- nerven, Persoonia daphnoides. Persoonia Myrtillus Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. e. pag. 50, Taf. 14, Fig. 5—8. — Die Proteaceen der Vorwelt 1. c. pag. 719, Taf. 30, Fig. 10—14. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, in schisto margaceo ad Sagor nee non ad Sotzka. Unter den Pflanzenfossilien von Sotzka fanden sich Früchtchen vor, welche mit den Persootiia -Früchtchen der fossilen Flora von Häring vollkommen übereinstimmen. Dieselben gehören jedoch hier zu den grössten Seltenheiten. Häufiger kamen Blätter zum Vorschein, Beiträge zur Kenutuiss der fossilen Flora von Sotzka. S23 welche in allen Punkten den in der fossilen Flora von Häring vor- kommenden Blättern von Persoonia Myrtillus gleichen. Banksla haeringiana Ettingsh. Tertiäre Flora von Hüring I. c. pag. S4, Taf. 16, Fig. 1 — 23. — Die Proteaceen der Vorwelt 1. c. pag. 731, Taf. 31, Fig. 17, 18. In schisto caleareo-bituminoso ad Haering, in schisto margaceo ad Sagor Carnioliae, ad montem Promina Dalmatiae nee non ad Sotzka. Diese in den Schichten von Häring häutige Art ist bei Sotzka selten. Bauksia Ungeri Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 54, Taf. 17, Fig. 1—22; Taf. 18, Fig. 1—6. Die Proteaceen der Vorwelt I.e. pag. 731. — Myrica speciosa IJng. Fossile Flora von Sotzka 1. c. pag. 160, Taf. 27, Fig. 3, 4. In schisto caleareo-bituminoso ad Haering, in schisto margaceo ad Sagor Carnioliae, ad montem Promina Dalmatiae nee non ad Sotzka. Die Blätter dieser Art finden sich im Mergelschiefer von Sotzka häufiger als die der vorigen. Die glänzend schwarze, stark verkohlte Substanz, welche sie zeigen, liefert einen sicheren Beleg für die Annahme einer starren lederartigen Blatttextur, wie solche die sehr ähnlichen Blätter der neuholländischen Bauksia serrata und Banksia oblongifolia besitzen. Banksia brachyphylla Ettingsh. B. folns coriaceis, ohovatis vel oblong is bremter petiolatls, basi acutis, apice rotuudatis apiculatis , margine dentatis, ner- vatione subhyphodroma , nervo prlmario valido excurrente, nervis secundariis tenuissimis, crebris, parallelis, aiigulo recto exeuntibus. In schisto margaceo ad Sotzka rarissime. Ich habe dieser Art bereits bei Gelegenheit der Betrachtung eines von Unger abgebildeten, als llea; sphenophylla bezeichneten Blattes von Sotzka erwähnt. Ich füge hier nur noch die Bemerkung bei, dass ähnliche kurzblättrige Banksien in der Tertiärflora der Schweiz vorkommen, welche sich aber durch den Mangel der Rand- zähne und die länger gestielte mehr vorgezogene Basis von der Sitxb. d. malhera.-naturw. Cl. XXVIll. Bd. Nr. 6. 37 526 C. V. Etting-shausen. beschriebenen Art unterscheiden. (Siehe Heer's vortreffliches Werk die „Tertiärfl. d. Schweiz« Seite 98 et sq. Taf. XCVII.) Noteiaea eocenica Ettingsh. Taf. II, Fig. 4. N. foliis coriaceis petiolatis, Icmceolatis , iniegerrimis utrinque aequaliter angustatis, acuminatis; nervatione brochidodroma, nervo primario vnlido, recto, apicem versus attenuato, nervis secundariis rectis, furcatis, sab angidis 40 — SO" orien- tibus, ramis conjunctis ; segmeiitis secundariis obtusis abbre- viatis; nervis tertiariis e nervo primario sub angido recto, e nervis secundariis sub angidis acutis egredientibus , rete laxum distinctum formantibus. In schisto inargaceo ad Sotzka. Blätter, welche in der Form und Textur mit den breiteren lanzettli- chen Abänderungen des Eucalyptus Haidingeri von Sagor übereinstim- men , sich aber von diesen durch die Nervation leicht unterscheiden lassen. Die Secundärnerven sind bei genannter Eucalyptus-Xvi sehr fein, daher an den meisten Blättern nicht erhalten, stets auffallend genähert und bilden niemals hervortretende Schlingenbogen. Das Netz der Tertiärnerven ist sehr zart und engmaschig, daher von dem scharf ausgeprägten lockermascliigen Tertiärnetz der oben beschrie- benen Blätter wesentlich verschieden. Ich glaube, dass diese lederartigen Blätter einer Pflanze aus der Abtheilung der Gamopetalen angehören, denn die am meisten mit denselben übereinstimmenden Blattformen fand ich bei den Familien der Oleaceen (Noteiaea), Cinchonaceen (Coffea, Nauclea) und den Ericaceen (Bhododendreen u. a.). Jedoch konnte ich es bis jetzt nicht mit Bestimmtheit ermitteln, welcher der genannten Fami- lienldiese Blätter einzureihen sind. Die Deutung derselben ^\s Notelaea- Blätter kann nur auf den dritten Grad der Wahrscheinlichkeit An- spruch machen. Als sehr ähnlich erweisen sich die Blätter der neuholländischen Noteiaea reticulata Vent. Apocjaophyllaui ochrosioides Ettingsh. Taf. I, Fig. 5. Ä. foliis subcoriaceis oblong is vel late lanceolatis, petiolatis, integerrimis, basi obtusiuscidis, apicem versus paulum angu- Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. ö2T statis; nervatio7ie dictyodroma , nervo primario valiclo per- ciirrente, nervis secundariis sub ungulo recto exeimtibus, tenuissimis crebris approximatis simplicibus et furcatis. In schisto raargaceo ad Sotzka. Dieses Blattfossil ist den angegebenen Merkmalen nach von allen blattartigen Resten der Flora von Sotzka vollkommen sicher zu unter- scheiden. Mit Banksien, deren Blätter ebenfalls rechtwinklig entsprin- gende, sehr feine und genäherte Secundärnerven besitzen, kann dasselbe seiner völlig abweichenden Form wegen nicht verwechselt werden. Die Vergleichung dieses interessanten Fossils mit den Blatt- gebilden der jetztweltlichen Flora weiset dasselbe unbedingt zur Familie der Apocynaceen. Da in dieser Familie viele ähnliche Blatt- formen, die verschiedenen Geschlechtern angehören, vorkommen, so lässt sich die genauere Bestimmung desselben bis jetzt nicht vor- nehmen. Grosse Ähnlichkeit zeigen wohl die Blätter einiger Ochrosia- Arten, z. B. von 0. borbonica, jedoch fast eben so nahe kommen dem Fossil Blätter von Alyxia-Xview. Bignonia eocenica Ettingsh. Taf. II, Fig. 3. B. foliis phinatis, foliolis coriaceis oblongis vel ovato-laticeo- latis, basi obliqiia acutiusculis , apice acuminatis , marghie inaequaliter grosse dentatis, nervatione brochidodroma, nervo primario recto, basi valido, apicem versus attenuato ; nervis secundariis curvatis, remotis apice furcatis, ramis conjunctis, nervis basilnribus oppositis, sub angulis 40 — SO" , reliquis superioribus sub angulis 63 — 75° orientibus ; nervis tertia- riis e secundariis sub angulo recto egredientibus. In schisto margaceo ad Sotzka. Ein Blattfossil, welches sowohl in der Form als in der Nervation ausgezeichnete Merkmale bietet. Der Beschaffenheit des Abdrucks nach war dasselbe von lederartiger Textur; seine Form ist aus eiför- miger, etwas schiefer Basis, lanzettlich oder länglich, zugespitzt; der Rand zeigt ziemlich grosse, entfernt stehende ungleiche Zähne; der Blattstiel ist am vorliegenden Exemplare abgebrochen, war also jedenfalls länger als 3 — 4'", er erscheint verhältnissmässig dünn. Obgleich nur die Hauptnerven des Blattes erhalten sind, so zeigt die Nervation desselben doch einige charakteristische Verhältnisse. Die 37* Sl28 C. V. E tti ngsha u sen. Secundärnerven sind scharf ausgeprägt und entfernt gestellt. Die untersten entspringen aus dem nur an der Basis stärker hervor- tretenden Primärnerven unter spitzeren Winkeln als die übrigen, sind gegenständig, einfach und ohne Aussennerven. Die mittleren und oberen Secundärnerven sind etwas bogig gekrümmt, am Ende gabelspaltig mit schlingenbildenden unter stumpfen Winkeln diver- girenden Ästen. Die Secundärsegmente sind stumpf, kaum länger als breit; die Schlingenbogen dem Rande fast parallellaufend. Der Verlauf der Tertiärnerven kann nicht mehr deutlich wahrgenommen werden; sie entspringen von den secundären unter nahezu rechtem Winkel. Ungeachtet der nicht wenig bezeichnenden Merkmale unter- liegt die Bestimmung dieses fossilen Blattes vielen Schwierigkeiten. Mit Sicherheit lässt sich wohl nur angeben, dass dasselbe keiner der bisher beschriebenen fossilen Pflanzenarten von Sotzka eingereiht werden kann. Wir haben indess bei der Untersuchung und Verglei- chung dieses interessanten Fossils keine Mühe gescheut, um die Deutung desselben mit einiger Wahrscheinlichkeit geben zu können. Bei der Bestimmung dieses Blattes müssen insbesondere folgende Familien durchgeprüft werden : die Cupuliferen, Betulaceen, Ulmaceen, Moreen, Monimiaceen, Proteaceen, ßignoniaceen, Araliaceen, Büttne- riaceen, Sterculiaceen, Bixaceen, Celastrineen, Ilicineen, Rhamneen und Euphorbiaceen. In allen diesen Familien finden sich Blattformen, welche mit unserem fraglichen Fossil mehr oder weniger auffallende Ähnlichkeit bieten. Allein nach sorgfältiger Vergleichung glauben wir die möglichen Fälle der Bestimmung auf die Geschlechter Quercus, Ficus, Bignonia (Theilblättchen), StercuUa und BLva mit Sicherheit beschränken zu können. Unter diesen sind mir bei Bignonia die an- näherndsten Analogien vorgekommen. Die ziemlich lang gestielten Theilblättchen einiger amerikanischer und indischer Arten zeigen fast die gleiche Form, Zahnung und Nervation wie unser fossiles Blatt. Sapotacites sideroxyloides Ettingsh. Tertiäre Flora von Hüring 1. c. pag. 61, Taf. 21, Fig. 21. — Syn. Sapotacites Mimusops 1. c. pag. 62, Taf. 21, Fig. 22. In schisto calcareo-bituminoso adHaering, in niargaceo adSagor, admontem Promina nee non ad Sotzka. Die Blätter dieser Art kommen in den Schichten von Sotzka und von Sagor viel häufiger als zu Häring vor. Sie sind länglich Beiträge zur Kenntiiiss der fossilen Flora von Sotzka. o29 oder verkehrt- eiförmig, ijanzrandig , an der Spitze abgerundet- stumpf, meist gegen die Basis versciimälert, von starrer lederartiger Textur. Der Mittelnerv tritt fast bis zur Spitze deutlich hervor. Die Seciuidärnerven sind sehr fein, parallellaufend, meist obliterirt. Alle diese Blätter sind mit dicken starken Stielen versehen, an der Spitze oft ausgerandet und zeigen manchmal ungleiche Blattseitcn. Hieher gehören einige von Unger als P//rMs-Blätter bezeichneten Fossilien, wie z. B. Fig. 8 auf Taf. 58; Fig. 11, 12 und 14, Fig. 20 auf Taf. 59, ferner das als Terminalia FenzUana bestimmte Blatt Fig. 20 auf Taf. 54. Sapotacites vaccinioides Ettingsh. Tertiäre Flora von Hiiring: 1. c. pag. S3, Taf. 21, Fig. 10—16. In sehisto caicareo-bituminoso ad Haering, in margaceo ad montem Promina nee non ad Sotzka. Es sind kleine kurzgestielte oder sitzende dickledrige Blätter mit breiter abgestutzter oder ausgerandeter Spitze , keilförmiger Verschmälerung gegen die Basis und gewebläufiger Nervation. Bei Sotzka kommen dieselben häufiger als bei Häring vor. Sie werden wohl am besten mit kleinblättrigen Mimusops- und Bassia-Arten verglichen. Sapotacites Dngerl Ettingsh. S. foliis coriaceis, petiolatis, oblongo-cuneatis, integerrimis apice rotundatis vel emarginatis ; tiervatione cUctgodroma, nervo primario valido percurrente, recto, nervis seciindarns tenuissiinis, numerosis, parallelis, approximatis, siib anguUs 40 — öO" orientibus, simpUcibus vel fw cutis. In sehisto margaceo ad Sotzka. Hieher gehören lederartige länglich-keilförmige Blätter, welche ihrer Form und Tracht nach leicht mit den Blättern der in Sotzka nicht seltenen Biimelia Oreadum verwechselt werden können, bei Betrachtung der Nervation aber als wohl verschieden von jenen erscheinen. Sie zeigen feine, zahlreiche und genäherte Secundär- nerven und stimmen in dieser Beziehung vollkommen überein mit den Blättern verschiedener Sapotaceen- Arten. Besonders ähnlich 330 Fiff. 19. C. V. Ettingsh ausen. Fig. 20. Fig. 21. Blatt einer Bassia-\vt. Blätter vomCargillia australis. sind die Blätter von Bassia- Arten Fig. 19. Entfernter stehen die Blätter von Cargillia australis Fig. 20, 21. Cissus Heerii Ettingsh. Taf. III, Fig. 3, 4. C. foliis pinnatis, foliolis ovatis vel lanceolatis , petiolatis, utrinque acutis, basi plerumque ohliquis, margitie grosse vel inciso-deniatis , dentibiis inaequalihus acutis; nervatione dictyodroma , nervo primario temii, vLv perciirrente , recto, nervis secimdariis tenuissimis, remotis siib angulis 2ö — 30" orientibus, nervis tertiariis obsoletis. In schisto margaceo ad Sotzka. Die beiden hier abgebildeten Blattfossilien stimmen genau mit Theilblättchen von Cissus - Arten überein. Sie sind von zarterer krautartiger Textur, gestielt, ungleichseitig, insbesondere an der Basis schief, am Rande ungleich grob gezähnt. Die Nerven sind sehr fein, die secundären entspringen unter ziemlich spitzen Winkeln. Das Geschlecht Cissus, welches auch in anderen Floren der Tertiär- formation vertreten ist, reicht bis in die Kreidezeit zurück. Unserer beschriebenen Art steht Cissus Schimperi Höchst, von Abyssinien am nächsten. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 531 CIssns stiriacns Ettingsh. Taf. II, Fig. 2. C. foliis petiolattfi pmnatis, folioUs subrotimdis , elUpticis vel oimtis, coriaceis sessilibiis, basi obUquis, inaeqnilaterls, apice obtusiuscidis, margine crenatis vel grosse dentatis, dentibus itiaequalibus obtusis; iiervatione actinodroma, nervo prl- mnrio vaJido, recto, nervis basilaribus sub angulis3S — 4S°, nervis secundarüs sub anguUs 50 — 60" orientibus, remotis ; nervis tertiarüs vioc conspicuis. In schisto margaceo ad Sotzka. Die Bestimmung dieses Fossilrestes unterlag mehreren Schwie- rigkeiten und kann nur auf den dritten Grad der Wahrscheinlichkeit Anspruch machen. Das hier abgebildete Blatt zeigt eine rundlich- elliptische Form, auffallend ungleichförmig ausgebildete Blatthälften, am Bande ziemlich grosse, stumpfe, ungleicbe Zähne, einen starken, hervortretenden Primärnerv und zu beiden Seiten desselben strahl- läufig divergirende Basalnerven, welche aber nicht über die ßlattmitte hinaus zu verfolgen sind. Die spärlichen, jedoch scharf hervortreten- den Secundärnerven entspringen nnter auffallend stumpferen Winkeln als die Basalnerven. Die etwas ungleich abgeschnittene Basis ist einem langen Stiele schief eingefügt. Die starke Verkohlung der Blattsubstanz lässt auf eine lederartige Textur schliessen. Dass dieses mehrere charakteristische Merkmale bietende Fossil keiner der bis jetzt beschriebenen Arten unserer fossilen Flora ein- gereiht werden kann, ist gewiss; denn von dem Blatte des Ficus Hydrarchos Ung., mit welchem es der Zahnung des Bandes und der strahlläufigen Nervation wegen etwa verwechselt werden könnte , ist es durch die abgeschnittene schiefe Basis, die auffallend ungleichen Blatthälften und die derbe Textur leicht zu unterscheiden. Aber nur als eine Vermuthung kann ich hinstellen, dass das fragliche Fossil ein Theilblättchen eines gefiederten Blattes sei, für welche Ansicht einige der oben angegebenen Merkmale sehr sprechen. Unter dieser Vor- aussetzung sind die ihm analogen Blattformen der gegenwärtigen Flora in den Familien der Bignoniaceen, Büttneriaceen und Ampeli- deen zu suchen. Die letztgenannte Familie weiset in dem Geschlechte Cissus mehrere Arten mit drei- und fünfzähligen gestielten Blättern 532 C. V. E tf in gsha iisen. auf, deren Theilblättchen in Be/Aig auf Form, Textur und Nervation mit dem Fossil die meiste Ähnlichkeit zeigen. Ceratopetalnm haeringianum Ettingsh. Tertiäre Flora von Hüring 1. c. pag. 65, Taf. 22, Fig. 13 — 26. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering et in margaceo ad Sotzka. Lanzettliche, ziemlich lang gestielte, am Rande gekerbt-gesägte Blätter von lederartiger Textur, welche Ähnlichkeit mit Blättern von Myrica oder Celastrus zeigen. Sie besitzen eine zierliche, meist wohl erhaltene, netzläufige Nervation mit etwas geschlängelten, in ein lockeres, hervortretendes Netz übergehenden Tertiärnerven, am meisten ähnlich der Nervation von Ceratopetaluni-Avten , als z. B. der neuholländischen C. gummiferum, C. arbutifolium, C. apetalum. In den Schichten von Sotzka finden sich die Blätter dieser Art seltener als in denen von Häring. Weinmannia europaea Ettingsh, Syn. Zanthoxylon europaeum Ung. Chloris protog. Taf. 29, Fig. 2, 3. — Gen. et spec. plant, foss. pag. 476. In schisto margaceo formationis eocenicae ad Sotzka, in formatione mio- cenica ad Radobojum Croatiae et ad Erdöbenje prope Tokaj, Es fanden sich in dem Mergelschiefer von Sotzka Bruchstücke von der geflügelten Blattspindel und einzelne losgetrennte End- und Seitenblättchen dieser Art, doch ist das Vorkommen derselben hier seltener als in den Miocenschichten von Radoboj. Tf einmannia sotzklana Ettingsh. W. foliis simpUciter impari-phmaiis, foliolis coriaceis, dentato- crenatis, terminalibus petiolatis , ohovato-lanceolatis , basi attenuatis, lateralibus ovato - elUpticis , breviter petiolatis vel subsessilibus, basi saepe inaequalibus, apice obtusiusculis. Nervatio craspedodroma, nervo primario distincto, percur- rente, recto ; nervis secundariis rectis, crebris, simplicibus parallelis sub angidis 65 — 73^ orientibus. In schisto margaceo ad Sotzka. Eine durch grössere Fiederblättchen und die hervortretende randläufige Nervation ausgezeichnete Art. Durch letztere unterschei- Beiträge zur Kenntuiss der fossilen Flora von Sotzka. o33 den sich diese Blättchen sicher von den in der Form und Textur ähn- lichen Blättern der Celastrus- Arten, welche die netzläufige Nervation zeigen. Die von Unger als Celastrus Andromedae Fig. 6 und Fig. 8 auf Taf. 51 am oft citirten Orte abgebildeten Blätter, dann das Blatt Fig. 14 1. c. seines Celastrus dubius gehören hieher. Die erstgenannte Blattform entspricht einem Endblättchen, die beiden andern den Seitenblättchen der beschriebenen Weinmannia~Av\. Stercnlia laurlna Ettingsh. Taf. II, Fig. 1. St. foliis coriaceis ohlongo-elUpticis vel lanceolatis, integer- rimis vel denticulatis, 7iervatione brochidodroma , nervo primario valido, recto, percurrente, nervis secimdarüs cur- vatis, distinctis, basilaribus oppositis, sub angulis 25 — 55" orientibus, reliquis alternis sub angulis 65 — TU'' exeuntibus, furcatis, ramis sub angulis obtusissimis divergentibus iiiter se conjunctis ; segmentis secundariis, siibrliomboideis ; nervis tertiariis e primario sub angulo recto , e secimdarüs sub angidis acutis orientibus. In schisto margaceo ad Sotzka. Weniger die Form, als vielmehr die Nervation dieser ßlattfossi- lien bietet charakteristische Merkmale und wichtige Anhaltspunkte für ihre Bestimmung. Aus einem starken, mächtig hervortretenden, gerad- linigen Primärnerv, der nur wenig verfeinert der Spitze zuläuft, ent- springen verhältnissmässig zarte, etwas bogig gekrümmte Secundär- nerven, und zwar die untersten gegenständigen unter auffallend spitzeren Winkeln als die übrigen. Alle sind schlingläufig; die schlin- genbildenden Äste divergiren unter sehr stumpfen Winkeln. Die Sehlingensegmente sind in der Mitte des Blattes noch einmal so breit als lang, fast rhomboidisch. Die langen Schlingenbogen laufen dem Rande nahezu parallel. Die Tertiärnerven gehen von den Primär- nerven unter 90^ von denSecundärnerven unter spitzen Winkeln ab. Genau dieselben Nervations -Verhältnisse treiTen wir bei mehre- ren Arten von Sterculia, dann auch bei Ficus an. Die meiste Ähn- lichkeit mit den fossilen Resten zeigen die Blätter einer ostindischen Sterculia-Xvt. 034 C. V. Ettingshausen. Cupania juglandina Ettiugsli. Taf. III, Fig. 2 und 6. C. foliis impari-pinnatis; foliolis petiolatis lanceolatis vel lineari-lanceolatis, basi obllquis utrinque atigustatis, margine innequaliter denticulatis, nervatione dictyodroma, nervo primario distincto, percurrente, nervis secundariis tenuibits flexuosis, ramosis, inferioribus sub angulis 40 — 3^°, supe- rioribus sub 70 — 90° orientibiis ; nervis tertiariis e nervo primario sub angulis acutis, e secundariis sub 90° egre- dientibus ramosis, rete tenerrimum formantibus. In scliisto niargaeeo ad Sotzka. Der in Fig. 2 dargestellte interessante Fossilrest ist ein Bruch- stück eines unpaarig gefiederten Blattes. An eine schlanke dünne Spindel sind die schmal-lanzettlichen, am Rande gezähnelten Blättchen mittelst ziemlich langer Stiele geheftet. Dieselben verrathen eine dünne, mehr krautartige Textur, haben eine schiefe Basis und zeigen die netzläufige Nervationsform. Der Primärnerv tritt scharf hervor, läuft allmählich feiner werdend bis zur Spitze des Blättchens. Die Secun- därnerven sind an dem erwähnten Abdrucke unvollständig erhalten. Die Verhältnisse derselben, sowie die feineren Nerven lassen sich hingegen sehr deutlich an dem wohlerhaltenen Blättchen Fig. 6 wahrnehmen, welches seiner Form nach ohne Zweifel zu derselben Art gehört, ja wahrscheinlich von derselben Pflanze stammte, da die beiden Reste aus Einem Gesteinsblock gewonnen wurden. Die Secun- därnerven sind fein, etwas hin- und hergebogen oder geschlängelt, verästelt; die unteren entspringen mit spitzeren Winkeln als die oberen, die obersten unter 90<*. Die sehr feinen Tertiärnerven gehen von den secundären unter rechtem, von dem primären wenigstens im untern Blatttheile unter spitzen Winkeln ab. Sie sind netzläufig und bilden ein lockeres, zierliches, aus im Umrisse rundlichen Maschen zusammengesetztes Netz. Die quaternären Nerven sind an dem erwähnten Blättchen nicht deutlich zu erkennen. Die Bestimmung dieser Reste ist keineswegs leicht und lässt, obgleich die Zahl der näher zu untersuchenden Fälle hier gering sich erweiset, in Bezug auf Sicherheit noch manches zu wünschen übrig. Ähnliehe ßlattbildungen bieten die Familien der Bignoniaceen Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 535 (Jacaranda) , Sapindaceen (Cnpania) , Anacardiaceen (Rhus) und Juglandeen (Juglans). Ich entschied mich für die Analogie mit den Blättern der neuholländischen Cnpania pseudorJms. Dodouaea sotzkiaua E 1 1 i n g s h. D. foliis subcoriaceis obovatn-lanceolatis , in petiolnni attenua- tis, integerrimis, apice obtusis, tiervatione dictyodroma, nervo primario distincto recto, apicem versus valde atfe- ?iuato, nervis secundarüs tenuibus paidlum curvatis, siib angulis 40 — SO" orientibus approxhnatis. In schisto margaceo ad Sotzka. Dieser Art wurde bereits oben bei Celastriis elaenus Erwäh- nung gethan, da ein zu letzterem bezogenes Blatt (Ung. foss. Flor, von Sotzka, Taf. Sl, Fig. 21) ersterer Art angehört. Sie entspricht der neuholländischen Dodonaea laurina Sieb. Hiraea Ungeri E t ti n g s h. Taf. IV, Fig. 6, 7. H. samaris dorso membranaceo cristatis, margine utroque alatis, alis suborbicidaribus membranaceis in unicam confluentibus ; foliis petiolatis ellipticis vel ovatis, integerrimis basi rotun- datis; nervatio7ie camptodroma, nervo primario valido, recto, nervis secundarüs curvatis, simplicibus ; nervis tertiariis e primario sub angido recto, e secundarüs sub angulis acutis egredientibus. In sehisto margaceo ad Sotzka. Über die Deutung der in Fig. 6 abgebildeten Frucht als Samara von Hiraea kann wohl kein Zweifel entstehen. Dieselbe ist der in den Schichten von Häring aufgefundenen Frucht von Hiraea borealis (siehe tert. Flora 1. c. Taf. 23, Fig. 30, 31) sehr ähnlich und unter- scheidet sich von ihr nur durch den breiteren, feiner geäderten Flügel. Sie stimmt daher noch mehr als die Häringer Frucht mit der Flügel- frucht der tropisch-amerikanischen Hiraea cordifolia Taf. VI, Fig. 3 überein. Ohne Bedenken bringe ich das in Fig. 7 dargestellte Blatt zu Hiraea. 536 C. V. Et t i n gsh a usen. Banisteria sotzkiana Etti iigsh. Taf. III,Fig. 5. B. samaris oblong is , ala lanceolata, ohtusa, basin versus angii- staia, mnrgine uniico incrassata ; folüs lanceolatis ncumi- natis , integerrimis, coriaceis ; nervatiotie camptodroma, nervis secimdariis inferioribus sub cmgulis öo — GS*^, supe- rloribus sub angulis acutioribus orientibus ; nervis tertiariis tenuissimis, simpUcibus vel furcatis , transversariis. In sehisto margaceo ad Sotzka. Das Blatt Fig. 5 stimmt sehr gut zu Banisteria und ist mit dem Blatte der B. laurifoUa L. von den Antillen zu vergleichen. Elaeodendron cassinioides Ettingsh. Taf. III, Fig. 1. E. foliis ovatis coriaceis, breviter petiolatis apice obtusis mar- gine undnlatis vel remote dentatis nervatione acrodroma ?iervis secundariis angulis variis acutis egredientibiis. In sehisto margaceo ad Sotzka. Analog dem fossilen Elaeodendron haeringianum und dem recenten E. pubescens. Elaeodendron myricaeforme Ettingsh. Taf. HI, Fig. 7. E. foliis obovatis, coriaceis, petiolatis, basi cuneatim angustatis, apice obtusis, margine crenulatis ; nervatione dictyodroma, nervo primario basi crasso, apicem versus valde attenuato, vix piercurreute ; nervis sectindariis remotis , tenuibns, sub angulis So — 6S^ orientibus, nervis tertiariis obsoletis. In sehisto margaceo ad Sotzka. Gewiss ist, dass dieses Blattfossil zu keiner der bisher beschrie- benen Pflanzenarten von Sotzka gehört; ob es aber einer Celastrinee oder vielleicht einer Myrica-Avt entspricht, muss wohl noch so lange in Frage stehen, bis der Nervation nach besser erhaltene Blattreste hierüber Aufschluss geben. Vorläufig möge das Fossil unter obiger Bezeichnuno: in unsere Flora aufgenommen werden. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 537 Celastrus sotzkianus Ettiiigsh. Syn. Cclantrus oreophllus Ung. (ex parte) 1. c. Taf. 51, Fig. 12. C. foliis rigidis suhrhomboideis, in -petiolnm brevem vnlde crassum attennatis, integerrimis , nervatione hyphodroma, nervo primario supra basin evanescente. In scliisto margaceo ad Sotzka. Diese Art entspricht dem Celastrus pachyphyllus Ett. der fossi- len Flora von Häring (I. c. Taf. 24, Fig. 12, 13), unterscheidet sich aher von diesem durch die kürzere stumpfere Form des Blattes und den gleich oberhalb der Basis aufgelösten Primärnerv. Von dem der Blattform nach ähnlichen Celastrus oreojihilus Ung. ist der Cela- strus sotzkianus durch die auffallend starre Textur und den nahe über 1'" dicken Blattstiel sicher zu trennen. Celastrns protogaeus Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 70, Taf. 24, Fig. 17—29. In schisto caleareo-bituminoso ad tlaering, in margaceo ad Sotzka, ad Sagor, ad Parschlug et ad Fohnsdorf. Die kleinen 9 — 23 Millim. langen, 3 — 4 Millim. breiten leder- artigen verkehrt-eiförmigen bis länglich-keilförmigen kurz gestielten oder fast sitzenden , ganzrandigen Blätter dieser Art, welche in den Schichten von Häring besonders häufig vorkommen, fanden sichln einzelnen Exemplaren in dem Mergelschiefer von Sotzka. Mit diesen Blättern erschienen auch kleine fünfspaltige Kelche, welche mit jenen des Celastrus pi'otogaeus von Häring vollkommen überein- stimmen und das Vorkommen dieser Art in der Flora von Sotzka sicher stellen. Celastrus pygmaeornm Ettingsh. Syn. Bumelia pyniaeorum Ung. Foss. Flora von Sotzka I. c. pag. 172, Taf. 43, Fig. 6. C. foliis coriaceis rhomboideo-lanceolatis , petiolatis, utrinque acuminatis, apice obtusiusculis , margine integerrimis ; ner- vatione dictyodroma, nervo primario distincto, rccto, piercur- rente , nervis secundariis tenuibus, paullum curvatis, sub angulis 40 — 50" orientibus. In schisto nnargaceo ad Sotzka. 538 C. V. Etti ngshausen. Ausser dem von Unger a. a. 0. abgebildeten Fossil fanden sich zu Sotzka noch einige Blattexemplare dieser Art, welche noch deutlicher den Celastrus-Ty^us an sich tragen. Rhamnas jaglandiformis Ettingsh. Syn. Tetrapteris Harpyarum Ung. (ex parte). Foss. Flora von Sotzka 1. c Taf. SO, Fig. 10. — Prunus juglandiformis Ung. 1. c. pag. 184, Taf. 55, Fig. 17. R. foliis ovatts, vel ovato-lanceolatis, petiolatis basi acutis, apice acuminatis , margine serrulatis; nervatione campto- droma, nervo primario basi valido, apicem versus attenuato, recto, percurrente ; nervis secimdariis remotis, curvatis, sub angulis 50 — 65° orientibus; nervis tertiariis distinctis, e nervo primario sub angulo recto, e secundariis sub angulis acutis egredientibus , simplicibus vel furcatis, transversim conjunctis. In schisto margaeeo ad Sotzka. Auch von dieser Art sah ich unter den letzteren Sendungen von Pflanzenfossilien aus Sotzka einige Blätter; doch gehört diese Rham- nee jedenfalls zu den seltenen Arten der fossilen Flora von Sotzka. Rhaiunas alphitonioides Ettingsh. Taf. IV, Fig. S. R. foliis subcoriaceis ovatis , ellipticis vel oblongis breviter petiolatis, serratis; nervatiotie camptodroma, nervo pri- mario valido, recto, percurrente, nervis secundariis approa^i- matis, curvatis, sub angulis 60 — 70° orientibus, simplicibus ; nervis tertiariis tenuissimis valde approximatis , e nervo primario sub angido recto, e secimdariis sub angulis acutis exeuntibus, simplicibus vel furcatis, transversim co?ijunctis. lu schisto margaeeo ad Sotzka. Aus der Blattform, die feinen Sägezähne des Randes insbeson- dere aber aus der Nervation erkennt man in diesem Fossil das Blatt einer Rliamnee. Die ziemlich genäherten bogenläufigen Secundär- nerven, die sehr feinen zahlreichen genäherten querläufigen Tertiär- nerven und der verhältnissmässig mächtige Primärnerv lassen hier eine nähere Verwandtschaft mit Arten des Geschlechtes Alphitonia Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. S39 vermuthen. Aber auch die Blätter der Berchemia-, nordamerikani- schen Karivmskia- Arten kommen der Nervation nach, mit Ausnahme des Primärnervs, dem fossilen Blatte sehr nahe. (Vergl. Taf. VI.) Rhos prisca Ettingsh. Tertiäre Flora von Hiiring 1. c. pag. 79, Taf. 26, Fig. 13—23. In calcareo-bituminoso ad Haering, nee non in margaeeo ad Sotzka. Die Fiederblättchen dieser Rhus-Avt fanden sich zu Sotzka nicht seltener als in den Schichten von Häring vor. Rhus hydrophila Ettingsh. Syn. Juglans hydrophila Ung. Foss. Flora von Sotzka 1. c. pag. 179, Taf. 53, Fig. 5. R. foliis multijugis, foUolis petiolatis, lineari-lanceolatis , acu- minatis, argute serratis; nervatione dictyodroma , nervo primario distincto , recto, nervis secundariis tenuibus, sub anguUs 7S — 90° orieiitibus, i^amosis; nervis tertiariis sub angnlo 90 " exeuntibus, rete laccitm formantibus. In calcareo-bituminoso ad Haering, in margaeeo ad Radobojuni nee non ad Sotzka. Es wurde im Vorhergehenden bemerkt, dass das am a. 0. abge- bildete Fragment eines gefiederten Blattes weit mehr mit Blättern von Rhus als mit denen von Juglans übereinstimmt. Dies erhellet schon aus der schmalen lineal-lanzettlichen Form der Blättchen und der Art der Zahnung des Bandes, beides den Blättern von Rhus voll- kommen entsprechend. Länger gestielte Blättchen kommen ebenfalls bei Rhus vor, namentlich in der Untergattung Metobium. Engelhardtia sotzkiaua Ettingsh. Taf. IV, Fig. 4. Syn. Carpinus producta Ung. (ex parte). Foss. Flora von Sotzka 1. c. pag. 164, Taf. 32, Fig. 2-6. E. Involucro fructifero quadripartito , lacinüs foliaceis inae- qualibiis integerrimis, postica minima auriculaeformi , reli- quis elongatis alaeformibus, lineari-oblongis, apice rotundato- obtusis, lacinia intermedia duplo vel subtriplo majore, basin versus angustata, lateralibus sub angulo acuio divergentibus ; 540 C. V. E ttingshausen. nervatiotie lachiiorum acrodroma, nervo medicmo percur- rente, nervis lateralibus subparallelis , simplicibiis , rarius furcatis nervulis transversalibus conjmictis. In schislo niargaceo ad Sotzka, nee non ad Parschlug. Rhizophora thinophila Ettingsh. Tertiäre Flora von Hüring 1, c. pag. 82, Taf. 27, Fig. 28, 29. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering Tirolis, in margaceo ad Sagor Carnioliae, nee non ad Sotzka. Die derben lederartigen Blätter dieser Art kommen unter den Fossilien von Sotzka häuOger als zu Häring vor. Callistemon eocenicam Ettingsh. Taf. IV, Fig. 1. C. foUis coriaceis breviter petiolatis, lanceo- latis, integerrimis, nervatiofie acrodroma ; nervo primaria distincto, recto, perciir- rente; nervis lateralibus siibmargitialibus, apicem versus via^ attenuatis simplicibus, nervis secimdariis rectis, simplicibus e tiervo primario sab angulis 40 — ü^^ orieniibus. In schisto margaceo ad Sotzka. Die eigenthümliehe spitzläufige Nervation dieses Blattes mit randständigen Basalnerven , welche in ihrem Verlaufe kaum merklich an Stärke abnehmen und völlig einfach bleiben, findet man nur bei den Myrtaceen wieder. Ich vergleiche mit diesem Fossil die Blätter der neuholländischen Callistemon -Arten. S. Taf. VI, Fig. 6—8. Fiff. 22. CuUistcinon glaucum. Callisteniophyllam Tcram Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 83, Taf. 27, Fig. H, 12. In schisto calcareo-bituniinosa ad Haering, nee non ad Sotzka. Callistemophylluni diosmoides Ettingsh. Tertiäre Flora von Häring 1. c. pag. 83, Taf. 27, Fig. 6—9. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, nee non ad Sotzka. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 541 Oxylobiuiii pultenueoides Ettingsh. Taf. IV, Fig. 3. 0. foJik Unearibns vel Uneari-lanceolatis , iiitegerrimis, coria- ceis, rigiilis; nervatione brochidodroma , nervo primario crasso, percurrente, nervis secimdariis pauhim curvatis, sub angulis 60 — 73*^ orientibus, int er se conjiinctis; nervis tertiarüs tenuissimis e nervo primario sub cmgulo recto , e secimdariis sub angulis acutis exeuntibus, ramosis, rete tenerrimum formantibus. In schisto margaeeo ad Sotzka. Auffallend ist an dem hier abgebildeten Blatte von Sotzka der verhältnissmässig sehr stark hervortretende Primärnerv, welcher sieh in seinem Verlaufe nur unbedeutend verschmälert und an der Spitze wie abgebrochen endiget. Dieses Merkmal finden wir beson- ders häufig bei den Proteaeeen aber auch bei den in die Abtheilung der Podalyrien und Loteen gehörigen neuholländischen Papilionaceen. Die Verlaufsweise und Vertheilung der Secundärnerven, die unter spitzen Winkeln entspringenden ästigen, in ein hervortretendes Blatt- netz übergehenden Tertiärnerven sprechen für die letztgenannte Familie. Dalbergia eocenica Ettingsh. Syn. Protnmijris eocenica U ng. Foss. Flora von Sotzka 1. c. pag. i80, Taf. 52, Fig. 15. P. foliis pinnatis, foliolis coriaceis , petiolatis, ovato-ncumi- natis, basi rotundatis, 7nargine integerrimis: nervatio7ie brochidodroma, nervo primario valido, recto , yercurrente, nervis secundariis distinctis, curvatis, superioribus sub angulis 70 — 80^, inferioribus sub angtdo 90^ orientibus, marginem versus furcatis, ramis sub angulis obtusis diver- gentlbus, arcuatim conjunctis. In schisto margaeeo ad Sotzka. Cassia Feroniae Ettingsh. Tertiäre Flora von Iläring I. e. pag. 91, Taf. 30, Fig. 9—11. In schisto calcareo-bituminoso ad Haering, nee non in margaeeo ad Sotzka. Kleine, fast sitzende lanzettliche ganzrandige an der abgerun- deten Basis schiefe Blättchen von ziemlich derber Textur, mit feinen Sitzl). d. m.nthem.-naturw. Cl. XXVIII. B.l. Nr. G. 38 ^;J2 C. V. E tt iiigs li ausen. unter ziemlich spitzen Winkeln abgehenden Secundärnerven. Sie gleichen den Blättchen der Cassia stipulacea Ait. aus Chili. Acacia caesalpioiaefolia Ettingsh. Taf. IV, Fig. 2. Phyllodiis ellipticis vel lanceolatis integerrimis coriaceis basi obUqiiis, petiolatis, nervatione dictyodronia, nervo primario distincto, recto , nervis semindariis tenuibus, sub cwgulis acutis orientibus, nervis reticidaribus vix conspicuis. In schisto margaceo ad Sotzka. Die vorliegenden blattartigen Organe halte ich für die Phyllodien einer Acacia vom Typus der neuholländischen Arten. Eine auffallend schiefe ßasis, wie sie die bezeichneten Blatt- fossilien bieten, kommt wohl noch verschiedenon anderen Legumi- nosen zu, wie z. B. den Blättchen von Caesalpinia und Inga, jedoch fehlt diesen der Stiel entweder gänzlich, oder er ist sehr kurz. Hingegen stimmen die Phyllodien mehrerer Acacia-kviQw der neu- holländischen Flora in der Form, Textur und Nervation vollkommen mit obigen Fossilien überein. Auch die an Leguminosen kaum minder reiche fossile Flora von Häring enthält ähnliche Phyllodien, welche aber einer andern Acacia- Art angehörten. \ Heiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 04-3 III. Allgemeine Resultate der Untersuchung. 1. Aus der fossilen Flora von Sotzka sind bis jetzt 134 Arten zu Tage gefördert worden, welche sich auf 42 Ordnungen und 7o Geschlechter derart vertheilen, dass auf die Thallophyten 2, die Acrobryen 2, die Aniphibryen 3, endlich auf die Acramphibryen 127 Arten fallen. Von der letztern Abtheilung enthalten die Apetalen 47, die Gamopetalen 13, die Dialypetalen 67 Arten. Die Vergleichung der einzelnen Familien bezüglich ihrer Repräsentation liefert das interessante Ergebniss, dass die grössten Zahlen auf die Protaceen (17) und Leguminosen (mit Inbegriff der Mimoseen 19) kommen. Berücksichtigt man auch die Individuen- zahl , so müssen den der Artenzahl nach am stärksten vertretenen Familien noch die Coniferen (wegen dem Vorherrschen von Ai^au- carites Sternbergii) , dann die Myrtaceen (des sehr häufigen Euca- lyptus oceanica wegen) beigefügt werden. 2. G r a d e d e r B e s t i m m u n g. Die schärfere Scheidung der verlässlichen Bestimmungen von den mehr oder weniger zweifelhaften ist das erste und sicherste Hilfsmittel zur richtigen Beurtheilung des Charakters der fossilen Floren, Nur jenen Schlussfolgerungen kann ein Werth beigelegt werden, welche sich auf unzweifelhafte Bestimmungen stützen. Von den unterschiedenen Ptlanzenarten konnten 37 dem Ge- schlechte nach vollkommen sicher bestimmt werden. Diese bezeichne ich als „Arten des I. Grades". Die Aufzählung dieser wichtigen Arten gebe ich weiter unten. 28 der aufgestellten Arten sind nur der Familie nach genau bestimmt; ich nenne sie „Arten des II. Grades", Die Mehrzahl dieser letzteren wurde nämlich nur mit grösserer oder geringerer Wahrscheinlichkeit jetztweltlichen Geschlechtern eingereiht; für einige mussten Sammelgattungen gebildet werden; andere wurden besonderen nur der Flora der Vorwelt angehörigen Geschlechtern untergeordnet. Keine einzige der fossilen Pflanzen von Sotzka konnte aber als identisch mit einer Art der gegenwär- tigen Schöpfung erkannt werden. Jedoch ist für einige Formen Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass sie zu jetzt lebenden Arten 38» 344 C. V. E 1 1 i II g s li a u s e 11. gehören. Dies gilt z. B. von Davnllia Haiclingeri, die mit D. caua- riensis, von Banksia lo7iglfoUa, welche mit der neuholländischen B. spimilosa, von Callistemon elegans, welches mit C. glaucum von Neuholland wenigstens der Blattbildung nach vollkommen überein- stimmt. Die übrigen 61 Arten sind zwar unter einander eben so als von allen anderen der bisher bekannt gewordenen fossilen Pflanzen wohl verschieden, aber ihre Zurückführung auf Pflanzenformen der Jetzt- welt unterlag Schwierigkeiten, indem die Fossilreste, welche den Bestimmungen zu Grunde liegen, Arten zweier oder mehrerer oft sehr verschiedener Familien zugleich entsprechen, keine oder wenige charakteristische Merkmale bieten , oder mangelhaft erhalten sind. Sie werden als „Arten des III. Grades" angegeben. Endlich zähle ich zu den „Arten des IV. Grades" solche, deren Selbstständigkeit zweifelhaft ist, welche daher zu anderen bereits aufgestellten fossilen Arten möglicherweise gehören dürften. In der nachfolgenden Übersicht sämmtlicher Arten der fossilen Flora von Sotzka wurde bei jeder derselben der Grad , auf welchen die Bestimmung Anspruch machen kann, bezeichnet, und bei den Arten des III. Grades noch insbesondere die möglichen Fälle der Ana- logie mit Gebilden der gegenwärtigen Pflanzenwelt, so wie bei den Bestimmungen des IV. Grades die mit der aufgestellten Art überein- stimmenden fossilen Arten angegeben. Vcrzeichuiss der Arten des ersteü Grades. N a in 0. Vor- kommen. Verbreitung in der Eocen-Formation. Verbreitung in der Miocen-Förmation. DaiHillla Haidiitgeri Elt. Sabal Adunsoni Heer s. selten selten Hiiring, Monte Pro- mina. Bi-aunkohienfornial. (1. Schweiz, Aix, Araucarla Sternberyii Göpp. s. liäufig Häring, Monte Pro- mina. Vinacourt. Scliweiz; Stein u. Laak in Krain, Blocksberg bei Ofen, Kostenblatt bei Bilin , Wit- tingau in Unter- Casiiariiia aotzkiana Ett. Planera Utigeri Ett. häufig s. selten Häring. österreieh. Schv eiz (?). Käst in allen niittel- tertiären Local- tloren. BeilrPTe zur Keiintniss der fossilen Flora von Sotzka. 545 N a 111 e. Vor- Verbreitung in der Verbreitung in der kommen. Eocen-Formation. Miocen-Formation. Pisoiiia eoccnica Ett. selten Häring,Sag.,Tüffer. _ Cinnumomum lanccülatum hiiufig Häring, Monte Pro- — Heer mina, Sagor. „ polymorphum hiiufig in allen hisher be- in den meisten Mio- Heer kannten Eocen- floren. cenfloren. Persöonia Myrüllus selten Häring, Sagor. — „ Daphnes selten Häring. — Grevillea grandis Ett. selten — — Bauksia longifoUa Ett. häufig Häring, Monte Pro- Schweiz, Fohnsdorf mina, Sagor,Tüffer. in Steiermark. „ haeringiana Ett. selten Häring, Monte Pro- mina. — „ üngcri Ett. n. selten Häring, Sagor. — „ brachyphylla Ett. s. selten — — Dryandra Ungeri Ett. s. selten — — WeinmanniaeuropaeaEtt. selten — Radoboj, Tokaj. „ sofzkianaEtt selten Sagor. — Sterculia Labrusca Un^. selten Monte Promina. — Tetrapteris Harpyavum s. selten Sagor. — Ung. Celastvus Andromedae Ug. selten M. Promina, Sagor. Parsehlug. „ sntzkianus Ett. s. selten — — „ 2)rotogaeus Ett. selten Häring, Sagor. Parsehlug, Fohns- dorf. „ pygniaeortnn Ett. s. selten — Zizyphus Druidum Ett. s. häufig Monte Promina. — Engelhardtia sotzkiana Ett. selten — Parsehlug. Bhifs hydrophUn Ett. selten Häring. — Getonia petraeaeform is s. selten — Radoboj. Ung. „ macropteru Ung. selten — — Terminalia Fenzliana Ung. selten — — Ccdlistemon elegans Ett, s. selten — — Eucalyptus oeeatncn Ung. s. häufig Häring, Monte Pro- mina, Sagor. — Dalbergia primaeva Ung. n. selten Sagor. — Caesalpinia uorica Ung. Sagor. — Cassia hyperborea Ung. s. häufig Häring, Monte Pro- Parsehlug, Rado- mina, Sagor. boj, Bonn, „ Ferouiae Ett. selten Häring. — Acncin purschluginna Ung. selten Häring. Parsehlug. 3. Vergleich ung der Flora von Sotzka mit den bis jetzt bekannten tertiären Floren. Überblickt man das Vorkommen und die Verbreitung der Arten des I. Grades, so findet man, dass 10 derselben der Sotzka-Flora eigenthümlich sind, 27 Arten aber auch anderen Localfloren der Tertiärformation zufallen. Von letzteren kommen 12 Arten in miocenen 546 C. V. Ettingshausen. Localfloren, darunter besonders in Parschlug und Radoboj vor; hin- gegen theilt die eocene Flora von Häring allein 17 Arten mit Sotzka. Diese Flora also muss als die am meisten mit der Sotzka-Flora über- einstimmende angesehen werden, umso mehr als unter den gemein- samen Arten auch solche enthalten sind, welche zu den häufigsten und besonders charakteristischen Arten dieser Floren gehören. Herr Professor Unger vergleicht in der oft citirten Abhandlung Seite 150 die Flora von Radoboj mit der von Sotzka. Aus seiner Zusammenstellung der Pflanzenarten ergeben sich allerdings 29 ge- meinsame Arten. Allein 24 dieser Arten müssen aus der Flora von Sotzka wieder gestrichen werden, weil die denselben zu Grunde liegenden Bestimmungen der Fossilreste, wie ich im ersten Theile vorliegender Abhandlung zeige, theils unrichtig, theils willkürliche Annahmen sind, die sich auf mangelhaft erhaltene, zweifelhafte oder unbestimmbare Pflanzenreste stützen. Die Flora von Radoboj ist nicht näher mit Sotzka verwandt als es überhaupt die mioceiien Floren sind. Ja unter diesen wird man eher für die Flora von Parschlug eine Annäherung zu den Eocen- floren von Häring und Sotzka annehmen können, wenn man den Charakter dieser Flora und die Tracht der vorherrschenden Fossilien näher ins Auge fasst. Während in der Flora von Radoboj die Protea- ceen, Myrtaceen und Leguminosen völlig in den Hintergrund treten, indem die genannten Familien daselbst nur durch sehr wenige Arten und diese in sehr geringer ludividuenzahl vertreten sind, haben wir in der Flora von Parschlug einige Proteaceen, von denen Eine sogar zu den vorherrschenden Arten dieser Flora gehört. Unter den Rado- bojer Pflanzen-Fossilien fallen uns mehr breitblättrige Formen, die zumeist amerikanischen Typen am nächsten stehen, auf; in der Flora von Parschlug aber sind bereits viele schmale lederartige Blätter, die an neuholländische Typen erinnern, eingemengt. 4. Ver gleich ung der Flora von Sotzka mit der Flora der Jetzt weit. Schon ein flüchtiger Blick auf die mannigfaltigen Reste unserer fossilen Flora überzeugt den Pflanzenkenner, dass sich hier eine Ähnlichkeit mit der Vegetation des gegenwärtigen Neuhollands herausstellt; ein tieferes Eingehen in die Specialitäten aber wird ihn belehren, dass von den Florengebieten der Jetztwelt keines mit der Sotzka-Flora derart verglichen werden kann als das neuholländische. Beiträge zur Keiintniss der fossilen Flora von Sotzka. 54-7 und dass die Ähnlichkeit in der Übereinstimmung des Floren-Charak- ters begründet ist. Niclit nur kommen in Sotzka Repräsentanten von Familien und Geschlechtern vor, die gegenwärtig ausschliesslich der genannten Vegetation eigen sind, sondern es gelten sogar bezüglich ihrer Mannigfaltigkeit an Formen und ihres Individuen-Reichthums nahezu dieselben Verhältnisse, die man in der Flora Neuhollands beobachtet. Die Proteaceen, Myrtaceen und Leguminosen machen zusammengenommen den dritten Theil aller Gefässptlanzen aus. Als individuenreiche Arten zählen nur Äraucarites Sternbergii Göpp. eine Conifere von neuholländischem Gepräge, Banksia longifolia, Zizyphus Druidum, Eucalyptus oceanica und Cassia hyperhorea. In den übrigen Verhältnissen stimmt die Sotzka-Flora genau mit der von mir untersuchten fossilen Flora von Häring*) überein, auf welche ich desshalb verweise. Auch die gleichzeitige Flora des Monte Promina 3) trägt den neuholländischen Charakter an sich. Es scheint sonach — wenn es gestattet ist, aus dem Charakter von drei bisher untersuchten eocenen Localfloren auf die Beschaffenheit der Flora der gesammten Periode zu schliessen — dass das Festland der Erde zur eocenen Bildungs- zeit von einer Vegetation bekleidet war, welche mit der des heutigen Neuhollands Ähnlichkeit hatte. Weitere Conjecturen , etwa über den Zusammenhang der Flora Neuhollands mit jener der Eocenzeit, können bei dem noch so unvollkommenen Zustande unserer Kenntnisse über die fossilen Floren, namentlich der Tertiärperiode, wohl auf keine höhere Stufe als die gewagter Hypothesen und werthloser Gemälde der Phantasie Anspruch machen. *) Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Abhandlung-en der k. k. geologischen Reichs- anstalt, Bd. II, .\l)theiluiig 3, Nr. 2, Seite 98. 2) Die eocene Flora des Monte Promiua. Denkschriften der kais. Akademie der Wissen- schaften. 548 C. V. E 1 1 i 11 ff s h a u s e n. Änfzählun£ der Arten der fossilen Flora Ton Sotzka. Pflanzen von Sotzka. Wahrscheinlichkeits- Grad der Bestimmung. Analogien in der fossilen Flora von lläring. Reg. I. THALLOPHYTA. Fungi. Xylomites miliarins Ung. II XylomitesnmbilicaLVng. „ deformis Ung. II „ Zizyphi Ett. Reg. 11. CORMOPHYTA. A. Acrobrya. CLASSIS FILICES. Asplenites allosuroides Ung. II Goniopteris Braunii Ett. Davallia Haiding er i Ett. I. D. eanariensis. B. Amphibrya. CLASSIS GLUMACEAE. Culmites bambusioides Ett. IV. CLASSIS SPADICIFLORAE. Pandamis sohkinnns Ett. III. Yvcca, Bromelia. Typhaeloipitm haeringi- amim Ett. „ maritinmm Ung. CLASSIS PRINCIPES. Sabal Lnmanonis Heer. I. Sabal Adansonii. Sabal Lamanonis Heer. Neu -Georgien und „ major Heer. Carolina. €. Acramphibrya. CLASSIS CONIFERAE. Araucarites Sternberg. Göpp. I. Araucaria excclsa. A. Sternbergii Göpp. Insel Norfolk. Pim'tcsPalacostrobnsFAt. Ord. Taxiiicae. (Ericaceae. .^ . Podocarpus haering. Ett. Podocarpus cocenica Ung. III. jEpacrideae. . . „ Taxites Ung. „ Taxites Ung. III. \Myrtaceae. . . „ miicronul. Ett. [Apocynaceae. . „ Apollinis Ett. CLASSIS JÜLIFLORAE. Ord. Casuarlneae. Casuarina sotzkiana Ett. I Casuarina Haidingeri Ett. Ord. Belulaceae. Betula cocenica Ett. III. BüUtieriaceae. . Alnites Reussii Ett. Ord. Cupuliferae. Quercus Drymeja Ung. III. \Saxifragaceae. III. \Callicoma. . . Quercus Goepperti Ett. „ Lonchitis Ung. „ deformis Ett. Castanea atavia Ung. III. Quercus, Aralia- ceae. Ord. Uluiaccae. Planera Ungeri Ett. I P. Ungeri. Beiträge z"'" Keiiiitiiiss der fossilen Flora von Sotzka. 549 Pflanzen von Sotzka. Wiihrschc'inlichkeits- (i'rad der Ik'Stimimiiiff. Analogien in der fossilen Flora von Häriiiü. Ord. Moicae. FicHS Hydrarelios Uiio^. „ 31orloti Ung. „ Jynx Ung. „ Laurogene Ett. „ apocynoides Ett. „ Heerii Ett. Ord. Ärtocarpcae. Artocarpidium inlegrifolium Ung „ nlniediaefoUuni Ung Ord. Saliciiieae. Popnbis erenuta Ung. „ Lance Ung. CLASSIS OLERACEAK. Ord. Njctagiiieao. Pisonia eori'iiica Ett. CLASSIS THYMELEAE. Ord. Laiiriiicao. Cinnamomum lanceola/iiin Heer „ polymorphem Heer „ Sc/u'iichzeri Heer Daphnogene grandifolia Ett. Lauviis primiyenia Ung. „ ocoteaefolin Ett. „ Lalages Ung. Ord. Saiitalaccae. Santalum scäicinum Ett. „ acherontleiim Ett. „ luicrophylliim Ett. „ osyriiutm Ett. ill. Sti'rculiaceue, Bütlneriaceac. \\\. Polygoiwae, Arto- carpus , Comhre- taceae. III. Rliamneae. III. Laiiriiicfic, Poly- goiwae, Moniinia- ccac. III. Apocynaceae ,Aiia- cardiaceae. n. IV. zu Apocyiwpliyllttm sotzkianum. II. III. Büttneriaceae. III. EiipJiorhiaccae (Omalantlius). I. P/s'oina Bninoniana. Insel Norfolk. P. ovalifoUa. Insel Maurit. P. grandis. Neuhol- land. Fictis Jynx Ung. „ insignis Ett. 1. iiitegrifolt'iim. Salicites steiiojjhyllos Ett P. eocenica. »Ostindische Cin- I. 1 uamomtim-kviQn III. Apocynaceae. IV. Vielleicht zu L. primigotia. III. Apocynaceae (Tabernacmontana). III.) III )Alyrtaceae , tn .jl" \ cnceae. Cinnamomttm lanceola- tum. „ polymor- phrnn „ ScheucJizeri D. haeringiana Ett. D. grandifolia Ett. Lauras pJwehoides Ett. „ telrantheroides Ett „ Lalages Ung. iS. salicinnm. S. acheron/icum. S. microp/iyllum. S. osyriniim. 550 C. V. Etti n gsh auseii. Pllanzen von Sotzka. Wahrscheinlichkeits- Grad dor BestiiniimnR'. Analo)i;ien in der fossilen Flora von Iläring. Lepfomeria gracilis Eit „ flexuosaEit. „ distans Ett Ord. Proteaceae. Persoonia Myrtillus Ett. „ Daphnes Ett. Conospermum macrophylluni Ett. Conospermum sotzkianum Ett. Grevillea grandis Ett. Helicia sotzkiana Ett. | Embothrites borealis Ung. Lomatia Pseudollex Ung. Knighlia Nimrodis Ett. Banksia longifolia Ett. „ haeringiana Ett. „ Ungeri Ett. „ hrarhyphylla Ett. Drycmdra Ungeri Ett. Dryandroides angustifoUus Un „ hakeaefoUns Ung. „ aciiniinafusEtt. CLASSIS CONTORTAE. Ord. Oleaccae. Noteiaea eoeenica Ett. I. Persoonia niyriilloi- des. Neuhoiland. I. Persoonia daphnoid. III. Salicineae, Rhi- zophoreae. III. Apocynaeeae. I. Grevillea longi- folia. Neuhoiland. III. Moree (Fieus) Oleaceae. III. Sapindaceae, Malpighiaceae. III. Compositae. Oid. Apocynaeeae. Apoeynophyllum sotzkianum Ett „ ochrosioides Ett CLASSIS PERSONATAE. Ord. Bigiioiiiaceae. Bignonia eoceniea Ett. CLASSIS PETALANTHAE. Ord, Mjrsineae. Myrsine Draconum Ung. neuholländische Ba?iksta- Arten III. Knightia excelsa, Quereus I. Banksia spinulosa. Neuholland I. I. I. I. Z). formosa. Neu- holland. IV. 1 . ,, . . , y vielleicht zu eini- .y /gen der vorigen Ißanksiengehörig. III. Myriceae, Sapin- daceae. Persoonia Myrtillus Ett „ Daphnes Ett. Gr. haeringiana Ett. E. leptospermos Ett. Lomatia reticulata Ett. Hakea plurinervia Ett. „ Myrsinites Ett. J?. longifolia. B. haeringiana. B. Ungeri. B. dillenioides Ett. /). Brongniartii Ett. i>. hakeaefolius. D. lignituni Ett. Z>. brevifolius Ett. III. Cinchonaceae, Eri- caceae, Malpighia- ceae, Vochysiaceae III. Laiirineae,Moreen, II. Ochrosia, Alyxia, Allamanda. III. Quereus, Ficus, Sterculia, Bixa III. Celastrineae. Apoeynophyllum haerin gianutn Ett. „ parvifolium Ett. „ alyxiaefolium Ett. Jacaranda borealis Ett Myrsine europaea Ett. ' Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 55t Pflanzen von Sotzka. Wahrscheinlichkeits- (irad der Bestimmuno'. Analogien in der fossilen Flora von Häring. Ord. Sapolaceae. Sapotacites sideroxyloides Ett. „ minor Ett. „ vaccünoicles Ett „ Ungeri Ett. Bumelia Oreadian Ung. Ord. Ericaceae. Androineda protoffnca Ung. Vaccinitim acheronticum Ung. „ Aviadnes Ung. CLASSIS DlSCANTllAE. Ord. Araliaceae. Panax longissimitin Ung. Ord. Aiii|iclidcac. Cissiis Heerii Ett. „ stiriaeus Ett. CLASSIS CORNICÜLATAE. Ord. Saxifragaceae. Ceratopetalum haeringiannm Ett. Weinmannia sotzkinna Ett. „ europaea Etl. CLASSIS COLÜJINIFERAE. Ord. BiiKticriaceae. Dombeyopsis tiliuefoUa Ung, Ord. Slorciiliaceae. Sterculia Labrusca Ung. „ laurina Ett. CLASSIS GUTTIFERAE. Ord. Ternslroeiniaceae. Ternstroemia producta Ett. (Arten von Sidcr oxylon, Miinu- )'Sops , Bassia, Achros und Bit \melia. Salicineae , Mj/r- taceae. Sapotaceae, Myr- taceae. ob zu Ouercus Lonchitis ? Sap. sideroxyloidea. S. minor. S. vaccinioides. S. lunceolatus Ett. 5. truncatus Ett. S. pannfolius Ett. S. ambiffuus EU. B. Oreadtim Ung. A. protogaea. A. reliculata Ett. Arhutufs eocenica Ett. III. Quercus, Aralia. P. longissimum W. Bignoniaccae. Büttneriaceae. Myriceae, Cela- strineae. mehrere Wein- mannia-kYicnYon [Neuseeland und jtrop. Amerika. Sterc. dlversifolia von Neuholland. Ficus. III. Celastrineae. C. haeringianvm Ett. Weinmannia paradi- siaca. Ett. Weinmannia micro- phylla Ett. Domb. dentata Ett. 532 C. V. E 1 1 i II !>• s h a u s e ii. Pdanzen von Sotzka. Wahrscheinlichkeits- Gratl der Bestimmung. Analogien in der fossilen Flora von iliiring. CUSSIS ACERA. Oid. Malpigliiaci'ae. Tetrapteris Harpynritm Ung. I. amerikanische 7'.- Arten. Hiraea Ungeri Ett, 11. trop. amerikani- sche //.-Arten. Hiraea borealis Ett. Banisteria sotzkiana Ett. III. Acerineen. 5. haeringiana Ett. Ord. Sapindaceae. Ctipania juglandina Ett. III. Bignoniaceae (Jaearauda). Dodonaea sotzkiana Ett. III. Celastrincae, Slyriceae. D. Salieites Ett. CLASSIS FRANGULACEAE. Ord. Celastriiicae. Celastr-Ks Per sei Uiig. III. Saxifragaceae, Erieaeeae , Ilici- neae. r. Persei Ung. „ Aeoli Ett. I. C trigynns. Mada- gaskar. r. .Ir^// Ett. „ Androinedae Ung. l. ft'/. glaucns, acu- ininatus. „ oreophiltts Ung. III. Sapotaeeae , Bro- te aeeae. C. oreophilus Ung. j, sotzkiamis Ett. I. )afrik. Celastrns- I. (Arten. C.pachyphyllus Ett. „ prologaeiis Ett. C protogaeus Ett. „ e.laenus Ung. IIF. Cinehonaceae, Apocyneae. r. deperditus Ett. „ pynineornm Ett. I. afrikan. Celastrus- C Acherontis Ett. Arten. C. pseiidoilex Ett. Elaeodendron degener Ett. III. Hippoerateaeeae, Ilicineae. & haeringianum Ett. „ myricaeforme III. Myriceae. iP. rf«ö/»m Ett. Ett. EronynmsAegipanos E tt. „ cassinioides Ett. III. Ilirineae Eupfior- biaceae. Ord. Rliaiiincac. Rhamnns Aizoon Ung. 11. Pvniaderris. „ ji/glandifonnis Ett. HI. Hydrangeae, Jng- landeae. ÄÄ. pomaderroidcs Ett. „ alphitonioides Ett. 11. Karwinskia, Alphitonia. Ä. colubrinoides Ett. Ceanothus zizyphoides Ung. 11. Coiuhrina. r. zizyphoides Ung. „ lanceolalus Ung. IV. zu r. zizi/phoides. Zizyphus Drnidum Ett. I. CLASSIS TEREPINTHINEAE. Ord. Jiiglaiidcae. Jiiglans elaenoides Ung. III. Sapindaceae. Engelhardtia sotzkiana Ett. I. ostind. ^.-Arten. Ord. Aiiacardiari'ao. Rhus prisca Ett. III. 5«j; indaceae, Jug - landeae. Ä. prisca Ett. Beiträge zur Kenutiiiss der fossilen Flora von Sotzka. S53 'tliinzen von Sofzka. Wahischcinlichkcits- Grad der BestimmunK. Analogien in der fossilen Flora von Ilürinii;. lihus hi/drophila Ett. CLASSIS CALYCIFLOHAE. Ord. Coiiibiefaceae. Getonia petracacfonnis Ung. „ macroptera Ung. Terminalia Fenzliana Ung. Ord. Rbizupbureae. Rhkopliora thinophila Ett. CLASSIS MYRTlFLüRAE. Ord. Myrtaceae. Callistemon eoceniciun Ett. Callistemophyllum verum Ett. „ diosmoides Ett. Eugeida Apollin is Ung. „ Aizoon Ung. Eucalyptus oceanica Ung. 1. anierikan. Arten. Rku.^- I. ) Gefoiiia ßori- I. )bunda. Ostindien, I. Chuncoa brasi- liensis. 111. m Myrlaceae , Sapo- taccue, Proteaccat Callistcinou sp. Neuholland. Cfdlisfcnion Siberi Neuholl.ilMö/«//./. Pirliila ciicruim Ell. Fic/j. Firm llnrii Kit. Fiff.!. Firns /,iiuri/i/riir Fit Fii/.'i. Fl tu.'; djimi/nniHcs btl. Fitf S. A/ii'iiftitiiilii/lliiiii iiclira'.ioidrs Fit. .Sit/.uiii'st) il k .\ka(l (IWiiialli ii.UiinvCIXXVIllüil \"'G I0J8. e.V. Kttiug'sliausen. Beilräg'i' /i fossilen Klora v Sotzka. Pi(f. I. .'itrrcnliir Iniii-'nin Ell. t'lij.l. Bii)n(inr(i ciirrinrii FjH. Fir Sil/aiiiyxl) \\ k.\k,iriil W.malli iiainrw l'l X.WIII IUI N"(i 18 J8. e.V. KUin^sliauscn. Beilnäge 7. fossilen Flora v Soizlca if.ra. t'lfft. t'Jdrdihnöriiii ra.::-!uii,ulcs Rh, t i!/.:!ii /f .Ci.^xii.rnrrrri Bn. Hij. t 11 l>.(iipun!tT Jnglandiiiii Pilt. h'ig.j. tliitiistrrta sul-.kiiinii Kit. I''iy. 1 . UliirDiirii dnin in 1/ rutnfuriiir Kli Aus li >. k Hof -u- Staalsdxuck Sil/.iMiQ.sl) il k .\k;ul li W iiialli iiatunv Cl WVIIl l!il .VC 18.'.« e.V. Kill iiii*'sliausen. BeilrägV /- fossiU-ii Klnra v Sot/.k.i Taf IV h'iij.l. Cnllfili iniiu 1 1,, III 11 Hill F,ll . /^'//- •> /•.'iii/r/liunlnii Mil:J:iinnii Kn /''iifJ. yiriiriii i(ir.uilifiiiuirl'fli<, Ell. f'H-'- niiiniiiiui iil/ili ihiiiinidi^: Ell Fi(l..'l (l.ij/liiliiinii iinll,ii,ir„i,li-..l':il. Fiif.li ii.l Himrii Cni/i n Ell Fii/.'' Xr.iiiiliin Iji iiiiliiiii Kll S !l 7,1111«." sl)(ik.\k;ul (1\V iii.illi ii.iiiirw Cl XWIll H.l XMl Ifi.;« C. V. Etliiigshaiiseti. Beiträge zm fossilen Flora von Sotzka. Taf. V, F. 1. FiederblÜttehen. F. 2 u. :;. Früchte einer Engelhardtia von den I'liilippinen. F. 4. BI. V. CalUcoma serrafifoUa a. Neuliolland. F. 5 U.6. Bl. Y. Diospyros vaccinifolia a. Ostind. Sitzungsberichte der iiiatheiii.-ndturw. Cl. XWII!. Bd. Nr. »1. 1858. F. 7. BI. einer Echite^-\vX von Giiiana. F. 8. Bl. von Mimvsopa odornia aus Ostindien. F". 9. BI. von Sideroxylon /nenne vom Cap. C. V, Ettiiiffshauseii. Beiträge zur fossilen Flora von Sotzka. Taf. VI. F. 1 — 3. Bl. V. Berchemia Uneaia n. Cliina. F. 4. Frucht y.IIiraea cordifolia. Trop. Amerika. F. 5 \\.\Q.B\.y.BercheMia voluhilis. Nordamerika. F. G u. 7. Bl. V. Callistemon speciosum a. Xeiilidll. Sitzunosberichte der matlu'iii.-iKitiirw. Cl. XXVIII. U. Nr. 0. 1858 F\8. Bl. V. (Jallistevion pallidum a. Neuhollaml. F. 9. Fiederblättchen einer ostind. Sapmdus-\vt. F. U. Bl.v. CküUstemon lanreolaium &. Neuholl. F. \i. Bl. V. V'-uti'/affO nitida a. d. trop. Asien. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 5 65 4. Blättchen eiförmig oder lanzettlieh, gestielt, nach beiden Enden spitz, meist schief, am Rande grob- oder eingeschnitten-gezähnt; Zähne ungleich, spitz. Cissus Heerii E 1 1. Biüttchen länglich, sitzend, an der Basis etwas schief, an der Spitze stumptlicli, am Rande entfernt-gezähnt. Rhus prisca Ett. Blättchen gestielt, lineal oder lanzettlich, zugespitzt, ö. 3. Blättchen an der Basis verschmälert, am Rande ungleich gezähnelt. Die unteren Secundärnerven entspringen in Winkeln von 40 — So'*. Ciipam'a juglaiidina E 1 1. Blättchen lineal-lanzettlich, an der Basis nicht oder nur wenig ver- schmälert, am Rande gesägt. Secundärnerven unter Winkeln von 73 — 90" entspringend. Rfi"s hydrophila Ett. aus eiförmiger Basis lanzettlich, sehr fein gekerbt, von dünnerer, beinahe häutiger Textur. Gleditschia celtica Ung. 6. Blätter an der Basis selir schief, mit auffallend ungleichen Blatthälften. 7. Blattbasis nur wenig schief, Blatthälften nicht auffallend ungleich. 8. 7. Blätter lang gestielt, länglich-elliptisch oder lanzettlich, slumpflich. Acacia caesalpiniaefolia Ett. Blättchen sehr kurz gestielt, eiförmig-elliptisch, abgerundet-stumpf. Caesalpinia norica Ung. 8. Blättehen klein, schmal, in der Breite nicht 4Millim. erreichend, lanzettlich oder lineal; Primärnorv sehr fein; Secundärnerven fehlend. 9. Blättchen lineal mit ansehnlichen durchlaufenden Primär- und zahl- reichen parallelen Secundärnerven. P/iaseolites eriosmaefolius \J ng. Blättchen meist ansehnlich, rundlich-eiförmig, elliptisch oder breit- ianzettlich, in der Breite 3 Millim. stets übersteigend. 10. 9. Blättchen fast sitzend, 13 — 25 Millim. lang, lanzettlich, an der Spitze plötz- lich verschmälert, an der abgerundeten Basis schief. Mimosites palaeogaea Ung. Blättchen lanzettlich, 10 — 16 Millim. lang, fast sitzend, stumpf. Acacia sotzkiana Ung. sehr klein, lanzett-lineal, stumptlich. Acacia microphylla Ung. — — sehr klein, lineal. Acacia parschlugianalJ ng. 10. Blättchen kreisrund; Secundärnerven bogig, einfach. Phaseolites orbicidaris U n g. Blättchen nicht kreisrund. 11. 11. Blättchen eiförmig-zugespitzt, Secundärnerven unter Winkeln von 73 — 90" entspringend, verhältnissmässig stark, bogig gekrümmt. Schlingen bildend. Dalbergia eocenica Ett. Secundärnerven fein, keine hervortretenden Schlingen bildend. 12. 12. Biättchen an der Basis verschmälert. Palaeolobium Itcferophylliim Ung. Blättchen an der Basis abgerundet oder wenigstens nicht verschmä- lert. 13. 13. Blättchen verkehrt - eiförmig oder rundlich-elliptisch, an der Basis nicht auffallend ungleich; Primärnerv stark hervortretend, durchlaufend. Sujjliora europaea Ung. Q@ß C. V. Ettingshausen. Blättchen eilanzettlich oder länglich. 14. 14. Blättchen an der Spitze nicht beträchtlich verschmälert, stumpf. 15. Blättehen zugespitzt. 16. lä. Blättehen klein, nicht über 3 Centim. lang, abgerundet-stumpf, Primärnerv fein. Secundärnerven ihrer Feinheit wegen kaum erhalten. Dalbergia podocarpa U n g. — — Blättchen eilanzettlich, die Hälften fast gleich; Secundärnerven unter Winkeln von 75 — 85 <* entspringend. Dalbergia primaeva Ung. Blättchen ansehnlich eiförmig-elliptisch, die Hälften etwas ungleich; Secundärnerven unter Winkeln von 60 — 70" entspringend, genähert, parallellaufend. Pulaeolobium sotzkiamim Ung. Blättchen ansehnlich, über 7 — 8 Cenfim. lang. Primärnerv stark her- vortretend. Secundärnerven fein, genähert, unter wenig spitzen Winkeln entspringend. Cassia Phaseolites Ung. 16. Blättchen sitzend, 3—4 Centini. lang, an der Basis abgerundet. Secundär- nerven aus dem stark ausgeprägten Mediannerv unter spitzen Winkeln ent- springend. Cassia Feroniae Ett. — — Blättchen gestielt, ansehnlich, 5 — 9 Centim. lang, an der Basis etwas spitz. Mediannerv stark; Secundärnerven sehr fein, kaum sichtbar. Cassia liyperborea U n g. h) Zweige von blattlosen Dikotyledonen und zweig- artige Fragmente. 1. Zweige undeutlich knotig-gegliedert. Glieder cylindrisch, grob-gestreift, manchmal mit Spuren von verkümmerten Scheidchen. Dünnste Zweigchen 04 — 05 Miliim. im Durehmesser, deutlich gegliedert, fein gestreift mit deutlichen, gezähnten Scheidchen an den Gliedern. Casuarina sotzkiana Ett. Zweige und Zweigchen ohne Glieder und Scheiden. 2. 2. Ästchen kurz, konisch, zugespitzt, unter wenig spitzen Winkeln divergirend. Dorn von Gleclitschia celtica Ung. Zweigartige Fragmente glatt oder gestreift, hin und wieder mit Knötchen oder Blatt- oder Astnarben besetzt. Blattlose Zweigbrttchstiicke vncl Blattspindeln verschiedener Dikotyledonen. C. Blätter und Zweige von Conifercn. Blätter lanzettlich-lineal, zugespitzt, etwas sichelförmig nach aufwärts gekrümmt, an der sitzenden Basis herablaufend und angedrückt, an der Spitze abstehend. Araucarites Sternbergii G ö\)\). Blätter kurz gestielt, lincal, spitz; 31ittelnerv kaum merklich aus- geprägt. Podocarpus eocenica Ung. Blätter kurz-gestielt, lineal, stumpf; Mittelnerv ziemlich deutlich. Podocarpus Taxites Ung. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Sotzka. 567 D. Fragiiieiite von Moiioko7Ii Über reine vnd nasalirte Vocale. Von Prof. Johann Czerniak. Hr. Prof. Kudelka bezweifelte in seiner neuesten Abhandlung*) die schon von Kempelen richtig erkannte, von Brücke u. A. bewiesene allgemeine Regel, dass die Gaumenklappe bei den reinen Vocalen luftdicht geschlossen ist. Auch meine neueren Ermittelungen „über das Verhalten des weichen Gaumens beim Hervorbringen der reinen Vocale" 2) baben ihn nicht eines Besseren belehrt, da sie die Existenz jener Regel, wie natürlicb, als etwas allgemein Aner- kanntes voraussetzen, und die Fühlhebelversuche in der That nicht geeignet sind und auch nicht zu diesem Zwecke angestellt wurden, das Vorhandensein eines luftdichten Gaumenverschlusses zu erweisen, während die Wasserinjectionen, welche H. Kudelka übrigens bequem findet ganz zu ingnoriren, die fraglichen Theile — wie ich selbst angedeutet habe s) — unter etwas unnatürliche Verhältnisse setzen. Da H. Kudelka keine Tbatsache, sondern nur ein unbrauch- bares Experiment *) zur Widerlegung der alten richtigen Ansicht und zur Unterstützung seines Irrthums beibringt, so könnte sein Zweifeln an einer längst feststehenden Sache füglich unberücksichtigt bleiben; allein Brücke hat vollkommen Recht, wenn er meint, „dass man den Hunderten, welche sich in unserem Zeitalter mit den Sprachlauten befassen, ja gelegentlich über die Entstehung derselben schreiben den Weg zeigen solle, durch einfache Versuche und leichte Kunstgriffe sich selbst eine Überzeugung zu verschaffen, .... damit im Gebiete der Lautlehre nicht immer von Neuem Controversen auftauchen, welche man längst für beseitigt halten sollte." 1) „Ül)er H. Dr. Brücke's Lautsystem" Sitzungsber. Bd. XXVIll, 18S8. 2) Sitzungsber. Bd. XXIV, pag. 4, 1837. ^) L. c. pag. 6. 4) S. dessen kritische Beleuchtung in Brücke's „Nachschrift" zu Kudelka's Abhandlung, pag. 91. 40* K'T'ß Caermak. Dies die Veranlassung, wenn ich im Folgenden, behufs der Ent- scheidung der Frage, ob in einem gegebenen Falle Luft durch die Nase ausströmt, d. h. die Gaumenklappe offen ist oder nicht, ein solches leichtes und einfaches Experiment empfehle, obschon es an sich als eine volksthümliche Probe zur Constatirung des eingetre- tenen Todes allgemein bekannt ist. Das Experiment ist in der That so trivial und naheliegend, dass ich Bedenken tragen würde damit vor die Öffentlichkeit zu treten, wenn es nicht, trotz seiner Trivialität ein unübertreffliches Mittel wäre, die immer wiederkehrenden Zweifel über die ßetheiligung des Nasenverschlusses beim Hervorbringen der reinen Vocale ein für allemal zu erledigen und zu beseitigen. Um zu erfahren, ob beim Hervorbringen irgend eines Lautes Luft aus der Nase strömt oder nicht, halte ich nämlich einfach einen gewöhnlichen kleinen Handspiegel oder eine polirte Mettalplatte, z. B. eine breite Messerklinge, in horizontaler Richtung unter die Nasenlöcher und beobachte, ob sich die blanke Obertläche beschlägt oder nicht. Die leiseste Spur eines Lufthauches macht sich auf dem kalten Glase oder Metall sofort durch niedergeschlagenen Wasserdampf bemerklich. Diese Probe lässt an Empfindlichkeit, welche überdies durch Veränderung der Temperatur des Spiegels nach Belieben regulirt werden kann, nichts zu wünschen übrig, und übertrifft auch an Bequemlichkeit Brücke's Versuch mit dem brennenden Wachs- stock 1) bei weitem. Es kann sich nun Jedermann, der etwa noch zweifeln könnte, überzeugen, dass während des regelrechten Hervorbringens der reinen Vocale keine Luft aus der Nase hervorströmt, und dass somit die Gaumenklappe bei der Bildung der Vocale ohne Nasenton factisch geschlossen ist. Um den Versuch recht sicher anzustellen, bringe man die möglichst rein intendirten Vocile continuirlich hervor, und schiebe den Spiegel erst dann unter die Nase, nachdem der Laut schon zu tönen angefangen, entferne jedoch den Spiegel bevor der Laut zu *) Gruiukiige d. Phys. u. Syst. d. Sprachlaute, pag. 28. über reine und iiasalirle V'ocale. 577 tönen aufgehört. Der Spiegel bleibt vollkommen blank und imbeliaucht, während reine Vocale hervorgebracht werden. So wie man den Vocalen den Nasenton beigibt, zeigt ein reichlicher Niederschlag von VVasserdämpfen auf dem Spiegel sofort das starke Ausströmen der Luft durch die Nase und das Geöffnetsein der Gaumenklappe an. Hiernach könnte man geneigt sein zu vermuthen, dass reine und nasalirte Vocale sich blos dadurch unterscheiden möchten, dass bei den ersteren die Luft durch den Mund allein, bei letzteren durch Mund und Nase zugleich ausströme. Diese Vermuthung wäre jedoch unrichtig, denn Brücke sagt schon in seinen „Grundzügen etc." pag. 28: „dass es sich von selbst verstehe, dass nicht der Ausfluss der Luft aus der Nase als solcher den Nasenton hervorbringe, sondern die Schwingungen der Luft in der Nasenhöhle." Die Luft in der Nasenhöhle wird aber nur dann in merkliche Schwingungen versetzt, wenn die Menge der durch die Nase aus- strömenden Luft die durch die Stellung der hinreichend geöffneten Gaumenklappe in einem bestimmten Verhältniss steht zu jenem Luftstrome, welcher seinen Weg durch den Mund nimmt. Desshalb nasalirte auch das von Brücke i) mit gewohntem Scharfsinne untersuchte Mädchen, dem das Gaumensegel durch Syphilis vollständig zerstört worden war, zwar alle Vocale, „aber keineswegs „alle so stark, wie sie ein Gesunder zu nasaliren im Stande ist. Der Grund hiervon lag aber in dem Mangel des Gaumen- segels, das bei uns, wenn es die Rachennasenöffnung nicht verschliesst, herabhängt und so den Weg, welcher der Luft gegen die Mundhöhle hin offen steht, beschränkt." Nach dem Gesagten darf es uns daher nicht Wunder nehmen, dass die Vocale selbst dann noch keinen sehr auffallenden Nasenton erhalten, wenn man die Gaumenklappe mit Absicht ein klein wenig öffnet, so dass sich der Spiegel, der in dieser Beziehung das Ohr an Empfindlichkeit bei weitem übertrifft, schon zu beschlagen anfängt, oder, dass manche Menschen, die aus Unachtsamkeit, Bequemlichkeit, übler Angewöhnung oder regelwidriger Beschaffenheit der Spracli- ^) „Niichschrift zu H. Prof. Kudelka'» Abiiandlung' etc." pag. 91. fj'J'§ Czermak. über reine uiul nasalirte Laufe. Organe, unabsichtlich die Gaiimenklappe nicht absolut luftdicht schliessen — was die Spiegelprobe augenblicklich anzeigt — doch nicht nothwendig eine merklich näselnde Aussprache zu haben brauchen. Übrigens tritt bei sonst normalen Sprachorganen der zuletzt erwähnte ausnahmsweise Umstand am leichtesten hinsichtlich des a ein, was im besten Einklang steht mit der von mir zuerst experimen- tell ermittelten Thatsache, dass der mit der geringsten Hebung des Gaumensegels bewerkstelligte Nasenverschluss für a, auch viel weniger fest und innig ist als bei den übrigen Vocalen i). Aber selbst dann , wenn diese Unvollkommenheit bäufiger vorkommen sollte, könnte sie die feststehende allgemeine Regel, dass die reinen Vocale mit luftdicht geschlossener Gaumenklappe gebildet werden, nicht umstossen oder beeinträchtigen, da — sobald ausnahmsweise der Verschluss nicht absolut luftdicht ausfallt — bei der übermässigen Empfindlichkeit deren die von mir empfohlene Spiegclprobe fähig ist, auch solche Lufthauche schon deutlich angezeigt werden, welche noch von keiner akustischen Bedeutung sein können und daher nur als zufällige Mangelhaftigkeit der reinen Vocalbildung betrachtet werden müssen. ») L. c. Vorgelegte DriU'kbclniflen. V I Vorgelegte Driiekschrifteii. Nr. 6. Cos mos, XII. Jahrgang, Nr. 6 — 9. Dippel, Gottlieb u. A. m., Die gesammten Naturwissenschaften populär dargestellt. Essen, 1857; 8<*- Jahrbuch, neues, für Pharmacie und verwandte Fächer, herausge- geben von dem aligemeinen deutsehen Apothekerverein. IX. Bd. Heft 1. Louvain, annuaire pour 1858. Mi Ine, Edwards, Lefons sur la Physiologie et Tanatomie comparee de Thomme et des animaux. Tome II, III. Paris 1. — Nouvelles suites ä ßufFon. Tome I, II. Planches. livr. 1, 2. — Recherches anatomiques etzoologiques faites pendant un voyage. Tome I, II, III. — A. Monograph of the British fossil Corals. Tome I — V. Verein, österreichischer Ingenieurs. Zeitschrift 1858, Heft 1. — siebeiibürgischer, für Naturwissenschaften. Jahrgang VIII. Nr. 1—6; 1857. Verzeichiiiss iler eingegangenen nruekscliriften. VERZEICnXISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (JÄNNEU und FEBRUAR.) Academia Real de Ciencias. Memorias, tome IV. 1856. Akademie der Wissenschaften zu Rerlin. Abhandl. I806, I. Band, 4"- Monatsbericht. October, Nov. 185T. Annalen der Chemie und Pharmacie, herausgegeben vonH. Wöhler, Just. Li eb ig und H. Kopp. Bd. 104, Hft. 1, 2. Annales des Mines. Paris, 1857, tome 11, livr. 1, 2; und tome VII, livr. 2, 3; 8o- Archiv für Mathematik und Physik, herausgegeben von J. A. Grunert. Band 30, Heft 1. Astronomische Nachrichten, Nr. 1131, 1132. Austria. Jahrgang X. Hft. 1 — 7. Bauzeitung, Jahrgang XXII, Heft 11, 12. Atlas, Heft 11, 12. Belli, Sulla possibilita di contrarie correnti elettriche simultanee in uno filo conduttore. Pisa, 1857; 8^* Bon eher de Perthes, Voyage ä Constantinople par T Italic, la Si- cile et la Grece. Paris, 1855; So- Cape II 0, Fill., RelazionedellaprovinciadiCremapresentata alPeccel- lentissimo Collegio dal podesta et capitano Girolamo Soranzo il di 6 giugno 1791. Venezia, 1857; So- Carlini, J., Documenti relativi all' annuncio del ritorno nel prossimo anno 1858 della cometa che apparea nel 1856 racolti da Milano, 1857; S"- Cosmos. Vol. XTI. Nr. i -5. 11 Ver/.eichniss der Dalton, John, New System of cliemical philosophy. III. Bd. 1810, 1827, 1842. 8«- — Meteorologieal Observation. I. Bd. London, 1854; 8"- D i e f f e n b a e h , Ph., Geschichte der Stadt und Burg Friedberg. Darm- stadt (histor. Ver.), 1857; 8«- Dippel, Gottlieb, Koppe u. A. ni., Die gesammten Naturwissen- schaften populär dargestellt. Essen, 1857; 8"- Elbert d', Chr., Geschichte der Studien-, Schul- und Erziehungs- Anstalten in Mähren und österreichischen Schlesien, insbeson- dere der Olmützer Universität in den neueren Zeiten. Brunn, 1857; 80- Er langen, Universitätsschriften für 1855 und 1857. Flora, Neue Reihe. XV. Jahrgang. Nr. 1—48. Freiburg, Universitätsschriften für 1857. Frisch, Ch., Joannis Kepleri astronomi opera omnia. Vol. I, p. 2. Frisiani, P. N., Sülle livellazioni barometriche. Milano, 1857; 4o- Gallo, Vic. Dot., Guida dei naviganti. Trieste, 1853; 8o- — Trattato di navigazione. Vol. I, II. Trieste, 1853 ; S»- — Pilotaggio. Navigazione siil circolo massimo. Trieste, 1854; S^' Gazette medicale d' Orient. 1858. Nr. 10, 11. Geognosti seh -montanistischer Verein für Steiermark. Siebenter Jahresbericht. Gertner, Dr. L. J. , Beitrag zur Lehre vom Kapital. Erlangen, 1857; 80- Gesellschaft, historische zu Basel. Beiträge zur vaterländischen Geschichte. Bd. VI, 1857; So- Gesellschaft, naturforschende, in Basel. Verhandlungen. Jahr- gang 1857, 4. Hefte. Glasnik serbske. Bd. 1. Gluge, De Tinfluence des Academies sur le progres des sciences. Bruxelles, 1857; 8«- — et J. D' Udeklem, De quelques parasites vegetaux developpes sur des animanx vivants. Bruxelles, 1857; So- Handels- und Gewerbekammer für das Erzherzogthum Osterreich unter der Enns, Bericht an das k. k. Ministerium des Handels über den Handel, die Industrie und die Verhältnisse des Kammerbezirks in den Jahren 1854, 1855 und 1856. Wien, 1857: 8"- eingegaiijjeiieii Druckschriften. III Hanoteau, J. B, , Rapport sur un essai de grammaire de la langue des Kabyles et sur un memoire relafif ä quelques inscriptions en caracteres Touarigs. Versailles, 1857; S"- Hansen, Tables de la lune, construites d'apres le principe newto- nien de la gravitation universelle. Londres, 1857; 4o- Hradjil, J. und Jirecek, J. , Jana Blahoslawa grammatika ceskä dokonana I. 1571, do niz wlozen text grammatiky Benese Op- tata z Telce, Petra Gzella z Prahy a VVaclawa , Philomatliesa z Jindfichowa hradee podle vvydani Norinberskeho 1543. Praha, 1858; 80- Istituto di Corrispondenza archeologica nell 1855. Monumenti, annali et bulletini. Fase. 2. Istituto, LR. Lombardo. Memorie, Vol. V, fase. I. und Vol. VII, 1. Atti, Vol. I, 1. Istituto, I. R. Veneto. Memorie. Vol. VII, parte 2. Atti. Vol. III, Disp. 1. Jahrbuch, neues, für Pharmacie und verwandte Fächer, herausge- geben von dem allg. deutschen Apothekerverein. Bd. IX. Heft 1. Kirchner, Leopold, Verzeichniss der um Kaplitz und Budweis vor- kommenden Adlerflügler. (Aus den Schriften des zool. bot. Vereines.) — Die Bienen des Budweiser Kreises. Prag, 1858; S"* — Die Gallenauswüchse des Budweiser Kreises. Prag, 1855; S«* — Die Ichneumonen von Kaplitz. Prag, 1856; 80- Königsberg, akademische Schriften für 1857. Kuhn, J. A.,Dr., Der philosophische und theologische Rationalismus in seinem Einflüsse auf Wissenschaft und Leben. SchafTliausen, 1857; 8«- Lassalle, Ferd., Die Philosophie Heracleitos des Dunklen von Ephesos. Berlin, 1858; 80- Lotos, Jahrgang 1857. December, 1858. Nr. 1—3. Louvain, Annuaire de l'üniversite catholique de, pour 1857. Ludwig, C, Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. I, Abth. 1. Leipzig, 1857; 8o- Lund, Akademische Schriften. 1857. — Nordisk Universitäts Tidschrift, Jahrgang 1855, 56, 57; S«- Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde te Leiden. Hande- lingen. Bd. IX. IV Verzeichniss der Marignac, C, Recherches sur les formes cristallines et la com- position chimique de divers sels. Paris, 1857; S»- Mathisen, Dr. A., Verhandling over het Gips Verband. Te's Herto- genbosch, 1857; So- Middeldorpf, Alb. Th., De Polypis Oesophagi atqiie de tuniore ejus generis primo prospere extirpato. Wratislaviae, 1857; 4*'- Mi Ine, Edwards, Le^ons sur la Physiologie et l'anatomie comparee de rhomme et des aniinaux. Tom. II, III. Paris, 1857; 8o- — Nouvelles suites ä ßiiffon. Tom. I, II. Planches, livr. 1, 2. — Recherches anatomiques etzoologiques faites pendant un voyage. Tom. I— III. Paris, 1857; So- Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Jahrg. II. Heft 12; 4«- — aus dem Gebiete der Statistik. Herausgegeben von der Direc- tion der administrativen Statistik. Wien, 1857; 8"- Monumenta graphica medii aevi ex archivis et bibliothecis imperii austriaci coUecta, edita jussu atque auspiciis ministerii cultus et publicae institutionis eaes. reg. Vindobonae, 1858, Heft 1, 2. Folio. Moroni, Gaet. , Üella Fondazione in Possagno dl una casa ai clerici secolari delle scuole di carita. Venezia, 1857; 8«- Miibry, A., Klimatologisehe Untersuchungen. Leipzig, 1858; S**- Naumann, M. E. 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