4^ ^ .^•f r ■f'' wf "^m: r^-i #%^* 4^'fM', •Vnn #. w 1 r^%7^ l-*' \ *^- > - / ( \ i -;£a«a:sii^ l^ibrariJ of tl;^ glus^um COMPAHATIYE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. iFounlic"D 1)^ pcitiatc sutiscrfptfon, fn 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. /3Z . SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN IKADENIE DER WISSE^SCHÜFTEi MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. DREISSIGSTER RAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRÜCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 18S8. SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. DREISSIGSTER RAND. Jahrgang 1858. — No 13 — 17. (Wü 12 €aUk.) WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BÜCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 18S8. INHALT. Seite Sitzung vom 14. Mai 1858. Rolle, Über die geologische Stellung der Sotzka - Schichten in Steiermark. (Mit 2 Tafeln.) 3 Lenhossek, Beiträge zur Erörterung der histologischen Verhält- nisse des centralen Nervensystems. (iMit 1 Tafel.) ... 34 Rollett , Untersuchungen üher die Structur des Bindegewebes. (Mit 2 Tafeln.) 37 Herzig, Spindelförmige Elemente quergestreifter Muskeln ... 73 Kner, Beiträge zur Familie der Characinen 7S S^ifzung vom 20. Mai 1858. Hlasmetz, Über Buchentheer-Kreosot und die Destillationspro- ducte des Guajakharzes 81 Nachbaur, Kleinere Mittheilungen aus dem Laboratorium des Herrn Prof. Dr. Hlas iwetz: I. Über die Sulfophloretin- säure 120 Gilm, 11. Über das Verhalten des Amylalkohols unter jenen Bedin- gungen, unter welchen der Äthylalkohol Knallsäure liefert 124 — 111. Versuch, ein Substitutionsproduct des Jodstickstoffes zu erzeugen 1^6 Molin, Prospectus helminthum, quae in prodromo faunae helmin- gicae Venetiae continentur 127 Hochleder, Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium der Universität zu Prag 1^9 Kollar, Aus einem Schreiben des mit der kaiserlichen Fregatte Novara reisenden Zoologen, Johann Z el eb or 171 Sitzung vom 10. Juni 1858. Haidinger, Drei Briefe von der Expedition der k. k. Fregatte „Novara" von Singapore erhalten 173 Gotllieb, Analyse des Marienbrunnens von Gabernegg in Süd- Steiermark 191 VI Seite Hirsch, Über die Sonneiifinsterniss am i8. Juli 1860 200 Weselsky , Beitrag zur Keniitniss der essigsauren Uranoxyd- Doppelsalze 20.'> Sandherger und Gümbel, Das Alter der Tertiärgehiide in der oberen Donau-Hoehebene am Nordrande der Ostalpen . . 212 Bauer, Beitrag zur näheren Kenntniss der Ursache des Erhärtens der Mörtel beim Altern 226 Füzinger , Über die Racen des zahmen oder Haussehweines. (Fortsetzung) 233 Sitzung; vom 17. Juni 1858. Vogel, Über die Entmischung des Weingeistes in Folge spontaner Verdunstung. (Mit 1 Tafel.) 261 Limy , Elemente der Bahn des von Bruhns am 21. Mai 1838 in Berlin entdeckten Kometen 271 Hyrtl, Über spontane Deliiscenz des Tegmen tympani und Celltdae mastoideae. (Mit 1 Tafel.) 275 Haidinger, Nachricht aus Herrn P. v. Tch i hatch ef 's dies- jähriger Reise in Klein -Asien 283 Bauer, Über die Bereitung des Einfach -Schwefelkaliums . . . 285 Heller, Zur Anatomie von Argas persieus. (Mit 4 Tafeln.) . . . 297 Sitzung; vom 24. .Iiirii 1858. Jenny, Untersuchungen des Gespinnstes der Saturnia spini W. V. (Schwarzdornspinner) 327 Schwegel, Die Entwickelungsgeschichte derKnocIien des Stammes und der Extremitäten, mit Rücksicht auf Chirurgie, (ieburtskunde und gerichtliche Medicin ....... 337 Hnndl und Weiss , Untersuchungen über den Zusammenhang in den Änderungen der Dichten und Brechungsexponenten in Gemengen von Flüssigkeiten und Verbindungen von Gasen. (Mit 1 Tafel.) 389 Vorgelegte Druckschriften für Mai und Juni I SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN« MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. \XX. BA^D. '^ SITZUNG VOM 14. MAI 1858. W« 13. SITZUNG VOM 14. MAI 1858. Eingesendete ibhaudlnn^en. Über die geologische Stellung der Sotzka - Schichten in Steiermark. Von Dr. Friedrich Rolle, Assistent am k. k, Hof-Miiieralien-CabinetP t\\ Wii>u. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgetragen in «ler Sitzung vom 13. April 1838.) Man kennt aus dem durch Herrn A. von Morlot zuerst in wei- teren Kreisen bekannt gewordenen, an wohlerhaltenen Pflanzenresten ungewöhnlich reichen Kohlenlager von Sotzka im südlichen Steier- mark eine so arten- und formenreiche Flora, wie sie bis jetzt kaum wohl eine andere Localität der Tertiärbildung geliefert haben dürfte. Diese Fossil-Flora ist ■ — Dank den sorgfältigen Untersuchungen der Herren Professor Unger und Professor C. von Ettingshausen — jetzt eine der am besten überhaupt bekannten und wir vermögen uns aus ihr mit aller Vollständigkeit ein Bild der Vegetationsverhältnisse jener geologischen Epoche zu entwerfen, als im südlichen Steiermark die Mergel- und Kohlenschichten von Sotzka, Gu ten egg und a. 0. unweit von Cllli abgelagert wurden. Die geologische Epoche selbst aber, in der jene Schichten abgelagert wurden und in der jene Vegetationsverhältnisse herrschten, kennen wir noch nicht hinreichend genau, ihre Stelle im geologischen Systeme ist bis dahin noch eine inner- halb gewisser Grenzen schwankende gewesen, ein um so misslicheres Verhältniss, als gerade eine so reichhaltige und wohlgekannte Flora, wie die der Sotzka-Schichten ganz besonders zu einem geologischen Horizont sich eignet und dem Geologen die Möglichkeit zu eröftneu hat, anderen neu entdeckten oder überhaupt allen minder vollständig gekannten Fossilfloren ihr richtiges Altersverhältniss anzuweisen. 1' R 0 I Ich habe mir nun die Aufgabe gestellt, die Altersvei-hältnisse der Sotzka-Schichten näher zu bestimmen und zwar auf einem bis jetzt eigentlich noch unbetreten gebliebenen Wege, nämlich dem der nähern Untersuchung der in den Sotzka-Schichten enthaltenen Thierreste. Es ist mir möglich gewesen, auf diesem Wege die geologische Stellung der Sotzka-Schichten bis zu einem gewissen Grade genauer als bisher geschehen, zu ermitteln und wenigstens nach oben zu ihr Niveau schärfer festzustellen. Herr v. Morlot brachte 1848 die ersten grösseren Partien von Sotzka-Pflanzen nach Gratz und Wien, wo Professor Unger sie untersuchte und alsbald den auffallend tropischen Charakter eines Theils dieser Blätter und das Vorkommen einiger bereits aus den Fossilfloren von Häring in Tirol und Radoboj in Croatien bekannten Arten erkannte 0- Professor Unger veröffentlichte in der Folge auf Grund des durch Morlot massenhaft gesammelten Materials in den Denk- schriften der kaiserlichen Akademie, 2. Jahrgang, 1851, S. 131 bis 197, eine Monographie der zu Sotzka auftretenden Fossilflora, damals 121 Species begreifend. Er bezeichnete den Charakter derselben als einen ausgesprochen „oceani sehen" und dem der heutigen Flora Neuhollands und der Inseln des stillen Oceans zunächst verwandten. Er erklärte darnach die Schichten von Sotzka für eocän. — Dr. C. v. Etti ngshausen setzte unmittelbar darnach im Auftrage der k. k. geologischen Reichs- anstalt die Untersuchung der Sotzka-Pflanzen fort und liess den Fundort von neuem und erschöpfend ausbeuten. Er erkannte die Flora dieser Ablagerung ihrem Altersverhältnisse nach ebenfalls für eine eocäne, und ihren allgemeinen Charakter ebenfalls für einen vorwie- gend australischen. Beide Ansichten hat Ettingshausen auch in seiner neuesten Veröffentlichung über die Flora von Sotzka (Früh- jahr 1858) neu ausgesprochen. Durch seine Untersuchung stieg die Fossilflora der Sotzka-Schichten von 121 auf 134 dermalen bekannte und beschriebene Species. Diese Ansicht vom eocänen Alter der Sotzka-Schichten ist in der Folge vielfach und fast ohne Widerspruch bestritten worden. ') Vergleiche Haidinger, Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natiir- wissensciiiiften in Wien. V. Band. Wien 1849; S. 100 und 110 über die geologische Slelliiiig der Sotzka-Schiehfen in Sfeieiinailt. J> Zuerst erhob sich dagegen L. v. Buch in seiner Ahhandliing über die Lagerung der Braunkohlen in Europa, in welcher er sich bemühte, einen Zusammenhang und eine Gleichzeitigkeit überhaupt aller Braunkohlenablagerungen des mittleren Europas von der nord- deutschen Ebene bis zur Lombardei nachzuweisen. Er stützte sich auf eine Beihe bezeichnender und weit verbreiteter Pflanzenformen, welche Sotzka einerseits mit Badoboj, andererseits mit Par- schlug, Oeningen, Bilin, Salzhausen und Bonn verbinden und schloss damit, dass diese Verbindungsglieder der Sotzka-Flora mit andern anerkannt mitteltertiären Fossilfloren in solcher Häufigkeit vorhanden seien, dass die Verschiedenheiten, welche sonst die Flora von Sotzka, so wie dievonBado boj aufzuweisen hat — also nament- lich ihr ausgesprochen tropischer Charakter — nicht dazu führen dür- fen, für jene beiden Tertiärfloren der südöstlichen Alpen sogleich „eine ganz besondere Welt'' anzunehmen. L.v. Buch betrachtete hiernach die Flora von Sotzka und andern kohlenführenden Punkten der Ost- Alpen als eine blosse örtliche Abweichung derselben Flora, der P ar- schlug, Bilin, Oeningen u. s. w. angehören i)- Allgemein gefasst, lässt Bu ch's Ansicht über die Tertiärfloren in folgender Weise sich wiedergeben: „Es bestehen in d er Geschi chte der Schö- pfung überhaupt abgeschlossene Epochen. Es ist mög- lich, scharfe und allgemein giltige Grenzen z wischen je zwei solcher Epochen nachzuweisen," Was nach Buch's Ansicht diesem entgegensteht, muss durch Annahme örtli- cher Abweichungen erklärt werden. Ich werde mich bemühen, das Unrichtige dieser Ansicht darzulegen. Ich setze ihr folgende These entgegen. „Es gibt keine abgeschlossenen geologischen Epochen. Wo w i r s c h a r f e G r e n z e n finden, b e r u h e n s i e auf örtlichen Ereignissen, deren Wirkung auf die ein- zelnen Classen organischer Wesen eine ungleiche und eine geographisch-beschränkte war". Für die Secundär- Formationen war ich bemüht in einer früheren Arbeit „Über einige an der Grenze von Keuper und Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen" (Sitzungsberichte 1857, •) L. V. Buch. Lagerung der Braunkohlen in Europa. Auszug aus einer in der Sitzung der königl. Akademie der Wissenschaften am 20. November 1831 gelesenen Abhand- lung. Berlin, 1851. 6 R o 1 J e. Band XXVI, Seite 13) meiner Ansicht Geltung zu verschaffen, für die Tertia r-Forniiationen finde ich hier Gelegenheit. Die weitere Erforschung der alpinen Ablagerungen durch die Schweizer und Wiener Geologen wird in der Folge immer mehr die Unrichtigkeil der älteren, namentlich von Agassiz und d'Orhigny in ihrer schroffsten Weise aufgefassten Ansicht herausstellen. — Übrigens ist die Ansicht von der Continuität der Formationen und ihrer Schö- pfungen auch nichts weniger als eine neue und Elie de Beaumont hat sich in der Sitzung der geologischen Gesellschaft zu Paris vom I. März 1847 (Bullet, de la soc. geol. de France. Paris 1847, Seite J>62) darauf berufen, dass er schon seit Jahrzehenden eine geogra- phisch-abgegrenzte Wirkung der Erdrevolutionen und dem gemäss eine ebenfalls nur partielle Störung der organischen Bevölkerung der Erdoberfläche angenommen habe, E. de Beaumont sprach 1847 (He bestimmte Erwartung aus, dass es in Zukunft gelingen werde, für alle schürf abgeschnittenen paläontologischen Demarcationslinien noch vermittelnde Faunen und Floren nachzuweisen und so endlich zur Ermittelung einer continuirlichen, d, h. wenigstens nicht mehr durch einzelne beträchtliche Lücken unterbrochenen Reihe von Formationen und Schöpfungen zu gelangen. — Wenden wir uns in- dessen wieder der Sotzka-Frage im Besondern zu. Am nachdrücklichsten erklärte sich in der Folge gegen den eocänen Charakter der Sotzka - Schichten Herr Professor Heer, gestützt auf seine umfassenden Arbeiten über die Tertiärflora der Schweiz. — Professor Heer parallelisirt die Sotzka-Schichten der „unteren Süsswasser-Molasse der Schweiz", er rechnet ebendahin die Schichten vonRadoboj, Fohnsdorf, Eibiswald u. s. w. und legt ein besonderes Gewicht auf das Vorkommen von Sotzka- Pflanzen in den oberen Molassen-Schichten der Schweiz und den dadurch vermittelten allmählichen Übergang der älteren in eine jüngere Flora i). Unter der Bezeichnung „untere Süsswasser-Molasse" aber verstehen die Schweizer Geologen offenbar Schichten von ziem- lieh weit entferntem Alter. Sie zählen dahin einerseits den soge- nannten „Rallig-S andstein" der Umgebungen des Thuner See's, der nach Professor Studer's Untersuchungen jedenfalls eines der ') Vergl. Heer, die tertiäre Flora der Schweiz. Wintertliiir, 1804. S. 1—12. über die geologische Stellung- der Sotzkii-Schichten in Steiermark- "7 tiefsten Glieder der Schweizer Molasse ist und den derselbe anfäng- lich der sogenannten „Flysch-Fonnation" zurechnete, andererseits aber jüngere u. z. um eine ansehnliche Stufe jüngere Schichten, nament- lich solche mit Melania Eschen Brogn. fM. turrita KleinJ, also Schichten, bei denen wir zunächst auf eine Vergleichung mit denober- fertiärenSüsswasserkalken von Ulm, und weiterhin mit den Faluns der Touraine und den Cerithienschichten des Wiener Beckens ^ uns iingewiesen sehen. Die Vereinigung zweier in ihrem Altersverhältnisse so weit von einander entlegenen, wenn gleich stellenweise unmittel- bar über einander abgelagerten Glieder zu einer einzigen geologischen Formation ist durchaus unstatthaft, wie ich weiter unten noch näher darthun werde. Leopold von Buchs Aussprucii über das Altersverhälfniss der Schichten von Sotzka im Jahre 1851 wog schwer genug, um auf einige Jahre hin jede andere Meinung zum Schweigen zu bringen. Sowohl Botaniker als auch Geologen, wie namentlich Morlol (zweiter Bericht des geognostisch-montanislischen Vereins für Steier- mark. Gratz 1853, S.28 — 29), dann Bronn (Lethaea geognostica, 3. Auflage, III, Seite 51 — 52) kamen nun darin überein, neben Radoboj, Sagor und einigen andern bis dahin für eocän gehal- tenen Localitäten auch Sotzka zur miocänen Molasse zu zählen. Von allen Petrefacten-Lagerstälten Steiermarks sollte allein nur Oberburg eocän verbleiben. Die erste Einsprache dagegen geschah in der Folge von Seiten h^ltingshausen's. Die 1853 von ihm veröffentlichte Untersuchung der Fossilflora des Monte Promina in Dalmatien ergab eine Fossilflora, von der die grössere Hälfte der Artenzahl mit Sotzka sich gemeinsam erwies und eine Mollusken-Fauna, die der eocänen von Paris und Ronca genau entspricht, in einer und derselben Ablagerung vereinigt. Professor von Etlingshausen erklärte, gestützt auf dieses Ergebniss, sich gegen die vordem von L. v. Buch gegebenen Deutungen, er erklärte Sotzka für eocän und gleichalt mit Monte Promina, Monte Boica, Eperies, Häring und Sagor (welche letztere Localität indessen „manche Miocän-Arten beher- •) Neuerdiugs versitlioi l l»i. 1'. S> a n dh erg er. sie auch im l.uudschneckenkalk mhi Hoehlii' i in — also in d(M- MiUf'Ircg'ion des M.iinzer Beckens — gefunden zu haben (N. Jahrb. i. M. 18ö8 , S. 'iOO). Damit wäre denn wohl das tiefste Niveau des Ki'soheinens dieser Art Osl^cslellf, 8 It o I I e berge") , er trennte davon als jüngere Ablagerungen^ die Schichten von Radoboj , Eibiswald, Fohnsdorf u. s.w. — Wesentlich die gleichen Ansichten hat Prof. von Ettings hausen auch wieder in seiner neuesten Arbeit über die fossile Flora von Sotzka (Sitzungsberichte der k. Akademie 1858, Band XXVIII, S. 545) niedergelegt. Nach dieser neuesten Untersuchung stimmt mit der Flora von Sotzka in erster Linie die von Häring überein, dem- nächst die von Sagor, darnach die von Monte Promina, weit geringer ist der Betrag der mit echten Miocän-Localitäten gemein- samen Artenzahl. In den Jahren 1855 und 56 hatte ich nun hinreichend Gelegen- heit, durch meine im Auftrage des geognostisch - montanistischen Vereines von Steiermark in den Umgebungen von Cilli, Weiten- stein, Prasberg, Ober bürg u. s. w. ausgeführten geologischen Aufnahmsarbeiten die Art des Auftretens der Sotzka-Schichten und ihre fossilen Einschlüsse kennen zu lernen. Ich kann in Bezug darauf auf meine im Jahi'buch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 8. Jahr- gang, 1857 (Seite 403) erschienene Abhandlung verweisen. Ich habe mich in dieser Abhandlung bereits dahin ausgesprochen, dass ich nach meiner zweijährigen Bereisung der Gegend und meiner Beobachtung sowohl von Lagerungsverhältnissen als auch von Fossil- vorkommen durchaus nur der älteren Ansicht (Unger, Ettings- hausen) vom eocänen Alter der Sotzka-Schichten und ihrer ent- schiedenen Abweichung von den Wiener Tertiärschichten und von der Region der Melania Escheri Bvogn. gegenüber der neueren Ansicht (Buch, Heer) den Vorzug geben muss. Ich vermochte nämlich weder zu Sotzka und zu Gutenegg, noch überhaupt in den damit gleichalten Schichten dieses Theiles von Steiermark irgend ein thierisches Petrefact aufzufinden, welches dem Horizonte des Wiener Beckens angehörte. Die Schalthier-Reste, die ich in diesen Schichten fand, sind, wie weiter unten gezeigt werden soll, ganz andere, wie die Fossilien des Wiener Beckens und wie jene der dem letzteren entsprechenden obertertiären Schichten Steier- marks. Sotzka schliesst sich dadurch von den Neogen- Schichten vollständig ab und muss offenbar um einen namhaften Grad älter sein. Dieser Nachweis , obschon zunächst negativer Art , müsste an sich schon entscheidend genug sein. Seine Bedeutung wird aber noch weiter erhöht durch den von mir erwiesenen Umstand , dass in ganz Ülier die seoloffisehi' Stelluiip' tler Sotzka-Scliiclilen in Stoieriiiark 9 geringer Entfernung von den Sotzka-Sehichten die Melanin Escheri Brogn. auftritt und für einen langen, ehemals zusammenhängenden, jelzt durch die Erosion streckenweise unterbrochenen Streifen lignit- führender Schichten bezeichnend ist , der aus Kärnten her — dem Nordabhang der Petzen und des Ursula-Berges entlang — in Osten und Südosten verläuft und hier an den Südabhang des krystallini- schen und Übergangsgebirges des Bachers sich anlehnt. Es stehen diese Schichten sowohl durch das Vorkommen der Melania Escheri Brogn. und anderer obertertiärer Fossilien als auch durch ihre lockere Gesteinsbeschaffenheit im Gegensatz zu den ganz nahe dabei auftretenden, aber meist fester erhärteten und von Neogen-Mollusken freien Sotzka-Sehichten. Die petrographische Beschaffenheit allein schon würde bei beiden, zwar nicht in unmittelbarer Berührung, doch in ganz geringer Entfernung von einander gelegenen Ablagerungen, erweisen, welche als die ältere, und welche als die jüngere zu nehmen ist. Als Endergebniss meiner Untersuchungen bin ich für die geo- logische Stellung der Sotzka-Sehichten in Bezug auf die übrigen Tertiärgebilde, namentlich die der Ostalpen zu folgendem Schema von Schichten und thierischen Fossil-Einschlüssen gelangt. Siisswasser-Abiiiiienniir«» Meeres- Ablag:eriiugeii Äquivalente in anderen Gegenden Süsswasser- AblageiuKgen Meeres- A]»l;iyerunjjeii Tegel, Sand und Conglomerat mit Kohlen. Li esc ha bei I^re- vali in Kärnten. A I tenma rkt bei W i u d i s c h g r a t z u.G ratsch itsch bei Rötschach in Steiermark. Melania Escheri Brogn. Helix Steinhei- mensis Klein. Helix inflexa Mart. Tegel und Sand mit Kohlen. G a 1 1 e n h 0 f e n bei Windisch- grat z. Buccinum Dujar- (lini Desh. Tiirritella grada- ta Menke. Plenrotoma Jou- annedli-d st. Melania tabulata Hoernes u.s. \v. E i b i s w a 1 d, Wies, Arnfels u. a. 0. in Steier- mark. Zwiefalten, Stein h ei m u. a. 0. in Wüi'temberg. Untere Süss- wasser-Molasse d. Schweiz z. Th. (Lausanne, Eritz, hohe Rh 0 neu u. a. 0.) St. Florian in Steiermark, Fröiilig-Bauer im Lavanthale (Kärnten) u. a. 0. Meeres - Mo lasse d.Schw. (St. Gallen, Bern u. a. 0.) 10 Rolle. Süsswasser-AblageruDgen MeeiTs- Ablag-erungeii Ai|iiivaleute in andertin Gegcudeii ■< Mergel vonG o n o- I bil z mit CyreiKi ,sp. und Melanin Icerithioiclcü Hol. ; Mergel und Glanz- ] kohle von S otzka und Guten egg mit Cyn'nnsp.fDjj- fiscus V. s. \v. Mergel und Glunz- I kohle vonS eh ö n- stein mit Mela- \ nopsin f/radafa Rolle, Palndina filirlaca Holle, Unio lignitarius Rolle, Conqeria stiriaca , Rolle. Tiefere eoeäne Schichten der Ostalpen. Mergel u. Schie- ferthon v. Pras- herg m\i Meleüu crenata Heckel, Serranus stiri- acus Rolle, Ce- rithiiini dentatum De fr., Veiierupw suhglobosaRoUe. Saxicava slovt'- nica Rolle, Car- diitm Lipoid! Rolle. H äri ng in Tirol. Halligen-Sandstein der Schweiz. Monte Promina in Dalmatien (entweder gleichzeitig mit Sotzka oder um etwas älter). Monte Rolc a. Die beiden Abtheilungeu, die ich liier mit aller Sicherheit so- wohl nach rein geologischen als auch nach paläontologischen Cha- rakteren unterscheiden kann, entsprechen zusammengenommen dem, was die Schweizer Geologen als „untere S fi s s w a s s e r - M o I a s s e'- und „Meeres-Molasse" bezeichnen. Es ist nicht zu bestreiten, dass die Flora beider von mir unter- schiedener Abtheilungen viele und bezeichnende Pflanzenarten gemeinsam haben mag, aher ihre Einschlüsse von Süsswasser- und Meeresthieren sind bestimmt verschieden. Es trifft dies mit jener Erfahrung überein, die man überhaupt in neuerer Zeit immer häufi- ger macht, wenn man die Grenzen der geologischen Formationen näher ins Auge fasst. Die Land- und die Wasserbewohner oder in andern Fällen die Vertreter verschiedener Thierclassen (z. B. wie an der Grenze von Keuperund Lias die Fische im Gegensatze zu den Schalthieren) halten keineswegs immer den gleichen Gang ein. Eine Meeresbevülkerung kann, wie die Untersuchungen der ausgezeich- neten englischen Geologen Lyell. Forbes und Homer uns über die geologischfi Stellung der Sotzka-Schichten in Steiermark. ^1 j gelehrt haben, in Folge geologischer Ereignisse verändert worden sein, während die Landfauna und Flora so gut wie unverändert blieb oder doch nur in sehr allmählichen Übergängen sich umän- derte. Es kann aber auch der umgekehrte Fall vorkommen. Das Ver- folgen dieses für die richtige und ungezwungene Deutung der Gegensätze und Übergänge an den Grenzen der Formationen die vielfachsten Aufschlüsse versprechenden Gesichtspunktes war in letzterer Zeit mehrfach Gegenstand der Studien von Herrn Prof. Suess und seine Ansichten, die mit den hier dargelegten im Wesent- lichen übereinstimmen, waren in mehr als in einer Hinsicht auf die weitere Entwicklung der meinigen von Einfluss. Was nun die genauere Einschaltung der Sotzka-Schichten in das allgemeine System der Formationen betrifft, so können wir — wenn auch bis jetzt der Beweis mit aller Schärfe noch nicht zu führen ist — nur annehmen , dass sie entweder zusammen mit der eocänen Localität Oberburg, dem Pariser Grobkalke, etwa dem Parisien inferieur d'Orbigny's (Grignon, Chaumont, Damery . u. s. w.) entsprechen oder dass sie jener das vermittelnde Glied zwischen Eocän- und Neogen- Gebilden darstellenden Mittelfor- mation, für die Prof. Beyrich die Bezeichnung Oligocän- Formation aufgestellt hat (Gaas , Westeregeln, Kleinspauwen, Alzey), angehören. Die Reihenfolge der Tertiärfloren der Ostalpen-Länder dürfte überhaupt, mit der ältesten anfangend, folgende sein : 1. Monte Bolca. Die Ablagerungen dieser Localität gehören sicher zu den ältesten derEocän-Epoche und schon AI. Brogniart hat in seinem memoire sur les terrains culcareo-trappeens du Vicentin, Paris, 1823 (Seite 22) mit Entschiedenheit die Schichten von Monte Bolca, Ronca u. a. 0. Oberitaliens den tieferen, unterhalb des Gypses gelegenen der Pariser Tertiär-Bildung gleichgestellt. Ebenso Bronn (Italiens Tertiärgebilde. Heidelberg 1831 , S. 161). 2. Monte Promina in Dalmatien. Herr Prof. C. v. Ettings hausen ») wies den nahen Verband der Fossilflora des Monte Promina mit jenen von Sotzka und Häring und ihre entschiedene Abweichung von den Floren der jüngeren Schichten 1) Sitzungsberichte der k. Akademie. X. Band. Wien 18.)3, S. 4'i4. XII. Bd. Wien 18ö4. S. 180. Denkschriften der k. .Akademie. VIII. Bd. Wien 18ö4, S. 17, 12 It o I I e. von BiJin, Wien, Parschlug, Radoboj u. s. w. nach. Prof. V. Ettingshaus en hat von Monte Promina 71 Arten von Pflanzen aufgezählt; von diesen 71 Arten sind mit Hiiring 38 Arten gemeinsam, „ Sotzka 34 „ „ dagegen mit Fohnsdorf, Pars eh lug, Leohen, Eibiswald und anderen obertertiärenFloren Steiermarks zusammen nur 10 Arten. Diese Flora von Monte Promina, die so nahe (zu 53-5%) mit der von Sotzka übereinstimmt, ist entschieden eocän und nach ihren Schalthierresten gleich alt mit der bekannten Eocän -Localität Ronca in Oberitalien und mit den unteren und mittleren Eocän- Schichten des Pariser Beckens (Horizont von Cuise-Lamotte und von Grignon). Die zu Monte Promina in den Mergelschichten im Hangenden des Kohlenlagers und der blätterführenden Schich- ten vorkommenden Meeresfossilien sind nach der Bestimmung durch Herrn Bergrath von Hauer bezeichnende Eocän -Species, wie Neritina conoidea Lam., Rostellaria fissurella Lam., Diastoma costellata Lam. sp.u. s. w. Die Lagerungsverhältnisse aber erweisen die Gleichzeitigkeit von Fauna und Flora *)• 3. V^on Häring in Tirol kennen wir die Schalthier-Einschlüsse noch viel zu wenig , um mit Bestimmtheit das geologische Alter dar- nach festzustellen. Sicher wissen wir nur, dass auch hier keine Fossilien vom Horizont des Wiener Beckens vorkommen. Man hat Nachrichten über die geologischen Verhältnisse des Häringer Kohlen- Reviers von den Herren Murchison und Sedgwick, Reuss, Ettingshausen und Schafhäutl. Es kommen sowohl Meeres- als Süsswasserconchylien vor, erstere im Hangenden des Kohlenlagers, letztere im Flötze selbst. Eine genauere Untersuchung dieser Reste wäre sehr zu wünschen und würde für die Altersbestimmung der Fossilflora gewiss wesent- liche Ergebnisse bringen. 4. An Monte Pro mina und Häring dürfte sich den Alters- verhältnissen nach nun zunächst Sotzka anschliessen. Jünger wer- den wohl die Localitäten Radoboj in Croatien und Sa gor in Krain 1) V. Hauer im N. Jaliil). f. Min. 18!j3, S. 330; v. E ( t i ii g s li a u s e n in den Denkschriften der k. Akademie VHI, 1834, S- 17 ti. 18. über die geologische Stellung der Sotzka-Schichten in Steiermark. \ 3 sein, (loch sind ihre Schalthier-Einschlüsse noch nicht genug studirt, um eine sichere Entscheidung darüber gestatten zu können. Aus dem Ralligen-Sandstein am Thuner See und den Pflanzen- reichen Kaliimergel-Findlingen unbekannten Ursprungs (Appenzell?) kennt man noch keine Thierreste, Prof. Heer kommt mit den übrigen Schweizer Geologen darin überein, sie ihren Pflanzenresten nach als das Tiefste der sogenannten „unteren Süsswasser-Molasse" zu er- kennen und findet, dass ihre Flora mehr als die der letzteren mit der Sotzka-Flora verbunden ist. Die Ralligen- Schichten dürften wohl von allen pflanzenführenden Tertiärgebilden der Schweiz die einzi- gen Äquivalente von Sotzka sein. — Die Flora von Nimrum im Taurus (Kleinasien) hat Prof. Unger in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie (Bd. XI, 1853, Seite 1076) beschrieben und die Übereinstimmung aller hier vorkommenden Arten mit solchen von Sotzka nachgewiesen. Thierische Reste, welche diese Überein- stimmung bestätigen möchten, kennt man aber aus diesen letzteren Schichten noch nicht. Auch stimmt die Fossilflora vom Nimrum nahe ebenso vollkommen mit jener von Radoboj. Überhaupt lässt sich über alle diese letztgedachten Localitäten zur Zeit noch nichts ganz bestimmtes betreffs der Altersverhältnisse ermitteln. Es bedarf dazu durchaus erst noch des Nachweises be- stimmbarer thierischer Reste in den gleichen Schichten, denen die Pflanzenreste angehören. Ohne dies bleibt jede Altersbestimmung eine nur annähernde. 5. Hieran schliessen sich denn nun erst die obertertiären Local- floren Steiermarks und Kärntens, von denen wir mit Bestimmtheit wissen, dass sie dem Horizont des Wiener Beckens, den Süsswasser- kalken der Gegend von Ulm, den oberen Schichten des Mainzer Beckens und anderen bekannten obertertiären Ablagerungen zunächst sich anschliessen. Wir vermögen unter diesen obertertiären Localfloren zur Zeit noch keine Altersunterschiede nachzuweisen, wohl aber können wir sie in geographische Gruppen bringen, deren Zusammengehören geologisch sich darthun lässt. Wir erhalten so folgende Gruppen : a) Localfloren von Obersteier. — Fohnsdorf (mit Congeria tricüigttlaris Partsch), Leoben, Tu mau (von wo Prof. Unger Dorcatherium Naui Mey. citirt), Par schlug (mit Mttstodon angusti- ^/ews Kaup). Prof. v. Ettingshausen hat zwar gefunden, dass zu Fohnsdorf nur die Hälfte der vorkommenden Pflanzenarten -14 Rolle. echte obertertiäre Formen, die andere Hälfte aber Sotzka-Arten sind und hat daraus ein höheres Alter für Fohnsdorf als für Leoben und Farsehlug angenommen, indessen beweist das Vorkommen der Wiener l'ougeria triangularis P a r t s c h unmittelbar im Hangenden des Fohns- «lorfer Kohlenflötzes, dass die Fohnsdorfer Ablagerung keineswegs um vieles älter als die von Leoben, Turnau und Parschlug sein kann. b) Nordwesten der Gratzer Tertiärbueht. — Rein, Strass- gang, Thal und Voitsberg mit Köflaeh (Planorbis pseudo- ammonim V o 1 1 z , Planorbis applanatus T h o m a e , Heliar plica- tella R e u s s , H. inflexa M a r t e n s u. s. w. ) J) . c) Cerithien-Schiehten von Mittelsteiermark. Gleichen berg, vielleicht die jüngste aller ptlanzenführenden Tertiärschichten Steiev- marks. d) Südwesten der Gratzer Tertiärbucht. Kohlenführende Süss- wasserschichten von Eibiswald, Wies, Steieregg und A ru- fe Is mit Melania Escheri Brogn., Dorcatherium Nnui v. Mey., Mastodon augnstidens Kaup u. s. w. Hierzu gehört auch die marine Localität St. Florian bei Deutsch -Landsberg. ej Kärntnisch -untersteierischer Zug. — Liescha bei Pre- vali, Altenmarkt bei Windischgratz und Gratschitsch bei Rötschach mit Melania Escheri Brogn., Hei ix inflexa v. M a r t e n s , IJeli.v Steinheimensis Klein. Die unter 5 a — e aufgeführten Pflanzen lagerstätten dürften — vielleicht mit einziger Ausnahme von Gleiehenberg (5c) — unter einander so gut wie ganz gleichzeitig sein, und entsprechen der grossen Masse der Schweizer Molassen-Gebilde nach Ausschluss der Balligen- Schichten. Sie entsprechen der obermiocänen oder neo- geneu Epoche. Ihre unterste geologische Begrenzung dürfte durch den Landschnecken- und Cerithien-Kalk von Hochheim, ihre oberste durch die brackischen Schichten des Wiener Beckens sich fest- stellen lassen. So sehr nun auch die betretTenden pflanzenführenden Ablage- rungen 1 — 5 ihren thierischen Einschlüssen nach von einander sich entfernen und so entschieden man noch darnach berechtigt ist, sie ') Vergl. Golianz in den Sil/.iingsliPr. diir k. Akademie. Band XIK. S. 180. It o II e im .lahr'biiohe der k. k. iifiil. Iteielisanstalt, IS.Iü. S, 333. über die geologische Stellung der .Sotzka-Sehichteii in Sfeiermsrk. 1 J> weit von einander entlegenen geologischen Horizonten zuzuweisen. <«o allmählich sehen wir doch trotzdem ihre Floren durch stete schritt- weise Übergänge in einander verfliessen. Wir wissen aus den monographischen Arbeiten der Herren Prof. Unger und Prof. C. v. Ettingshausen wie enge sich die b'ossilflora von Sotzka jener von Monte Promina und anderer ent- schieden eocänenLocalitäten anschliesst. Wir sehen sie aber ander- seits auch durch zahlreiche Bindeglieder ganz allmählich den jüngeren imd zwar theils mehr theils minder sicher als neogen erkannten Fos- silfloren von Radoboj, Sagor, Parschlug, Fohnsdorf u.s. w. verbunden. Aus Professor Heer's Arbeiten über die Tertiärflora der Schweiz geht die grosse Nähe derSotzka-Flora zu der entschiedenen Neogen -Flora des hohen Rhenen, des Eritz u. a. Schweizer Localitäten hervor. Ja zwei Arten von Pflanzen lässt Professor Heer sogar von den Sotzka-Schichten bis in die obersten Tertiärschichten der Schweiz (Oeningen) fortreichen. Das heisst mit andern Worten, die Flora ~ vielleicht auch wohl ein Theil der Landfauna —ist wäh- rend der Tertiär-Epoche nur sehr allmählich verändert worden. Die Meeresbevölkerung aber ward bald in diesem bald in jenem Theile der Erdoberfläche durch bedeutende Local-Ereigiiisse in viel rascherer Weise örtlich zum Erlöschen gebracht, und durch neu einwandernde Formen anderer Art wieder ersetzt. In Folge dessen vermögen wir jetzt von den eocänen Grobkalk- und Nummulitenschichten an bis hinauf zu jener namentlich durch iVic Mdania Escheri Brogn. bezeichneten obertertiären Region eine Schichtenfolge zusammenreihen, in der die Flora allmählich, die Fauna in raschen Gegensätzen sich umändert. Professor Suess erklärt dies einfach durch die Erhebung oder Senkung eines Erdtheiles innerhalb verhältnissmässig sehr geringer Höhenunterschiede. Wird ein gewisser Theil der Erdrinde innerhalb kurzer Frist \\m mehrere (etwa 10 — 20) Klafter') gehoben oder ») Wir wissen aus Forbes uiilermecrischen Untersuchuugeii, dass die oberste oder Littoral-Zone der Meeresbevölkeruiig nur Z Klafter Höhe hat. die zweite 8, die dritte 10 Klafter u. .s. f. Nach der Tiefe nimmt die Mächtigkeit dieser Zonen immer mehr zu. Die Erhebung oder Senkung eines .Meeresbodens um einen geringen Höhen- grad wird also die oberen Zonen am störendsten betreffen, die tieferen wenig oder gar nicht. Die Störung und thcilweise Vernichtung wird nicht allein für alle fest- sitzenden Organismen anzunehmen sein, sondern auch, wie wir aus Lo ven's Unter- ■suchungen wissen, für die schwärmenden Larven der .Mollusken, da auch sie an feste Zonen sebunden sind. 16 Rolle. gesenkt, so genügt dies — namentlich an flachen Küsten, für einzelne Thier- und Pflanzen-Gruppen aber auch bereits an steilen felsigen — um dem grössten Theil der strandbewohnenden Meeresbevölkerung die zu ibrer Existenz nöthigen äusseren Verhältnisse zu entziehen und Anlass zu ihrem Absterben und zur Einwanderung neuer Formen zugeben, letzteres natürlich dann um so mehr, wenn damit eine Verbindung vordem durch Landengen getrennter Meerestheile ver- knüpft war. Eine Höhenveränderung von 10 oder 20 Klaftern aber ist für eine Landflora und Landfauna sicher in den meisten Fäl- len ohne wesentlich störenden Einfluss. Eine Erhebung einer mächti- gen Gebirgskette mitten im Binnenland ohne Änderung der Verhältnisse am Meeresstrand würde umgekehrt eine Änderung der Binnenbevölke- rung ohne eine solche der Meeresbewohner zur Folge haben können. Eine scheinbar entgegengesetzte, aber dennoch mit der unse- rigen sehr wohl vereinbarte Ansicht spricht Professor Heer im Vor- wort zu seiner „tertiären Flora der Schweiz" aus. Er bemerkt, es habe sich bei manchen Geologen die sonderbare Ansicht erzeugt, als ob die Pflanzen der verschiedenen Erdperioden nicht so scharf ge- schieden seien, wie die Seethiere; es müssten nach seiner Ansicht vielmehr die letzteren — und besonders die Meeresmollusken — da sie einem minder dem Wechsel unterworfenen Mittel angehören und grössere räumliche Verbreitung behaupten, auch im Laufe der geologi- schen Zeiten geringere Veränderungen erfahren haben, als die Fauna und Flora des Festlandes. Diese Ansicht von Professor Heer ist bei gleichbleibenden anderweitigen Umständen, d.h. für eine und dieselbe Gegend während einer Periode geologischer Ruhe allerdings als ganz naturgemäss und richtig anzunehmen. Sobald indessen geologische Ereignisse eingreifen, wird das Verhältniss schon ein anderes wer- den. Der Einfluss der örtlichen Störung gewinnt dann die Oberhand über jene langsame und allmähliche Umänderung, die von jeher die organische Bevölkerung unserer Erde betraf und jedenfalls um so mehr betraf, wo das umgebende Mittel der Flora oder Fauna minderen Schutz zu gewähren vermochte. Professor Heer's Ansicht — richtig an sich, aber unzureichend — dürfte sich in dieser Weise ganz wohl mit der unseren in Einklang bringen lassen. Im Nachfolgenden sollen nun namentlich die Meeres- und Süss- wasserfossilien, welche ich in den Sotzka-Scbichten zu Prasberg und Schönstein fand, näher beschrieben werden. über die geologische Stellung- der Sob.ka-Schichten iii Steiermark. "j 7 A. Süsswasser- Schichten von Sotzka. ZuSotzka, nördlich von Cilli, am Fusse des Weitensteiner Kalkgehirgs und etwas weiter westüch von da zu Gutenegg er- seheint die Kohle mit ihrer zahlreichen Begleitung wohlerhaltener ßlattreste in einem Süsswasser-Gebilde, welches vorzugsweise aus blaugrauem Mergelschiefer besteht. Ich selbst habe aus diesen Schichten nichts sammeln können, da in den Jahren 1855 und 1856, als ich Sotzka besuchte, das Kohlenlager unbearbeitet lag. Ich be- gnüge mich daher zu wiederholen, dass die von Prof. Unger aus den Schiefern von Sotzka aufgeführten und zum Theil auch (Denk- schriften der k. Akademie, 2. Jahrgang, 1851, S. 190, Taf. 68) abgebildeten Thierreste Süsswasserbewohnern entsprechen; es sind Fische (Barbus und Synodontis), Insecten (Dytiscus), Entomostra- ken (Cypris) und Mollusken (Cyrena). Eine halbe Stunde nördlich von Sotzka wiederholen sich nahe unterhalb von Weitenstein dieselben ptlanzenführenden Schichten, hier aus Sandstein und Schiefer mit mehreren geringmächtigen Flötzen eines sehr fetten schwarzen Lignits bestehend und zwar auffallender Weise in senkrechter Stellung mitten zwischen viel älte- ren Gebilden (Gailthaler Kalk, Weitensteiner Eisenerzlager) einge- keilt. Es kommen hier viele Blattreste vor, ihre Erhaltung ist nicht die beste, doch genügten die an Herrn Prof. Heer in Zürich ge- sendeten Exemplare schon, um die Identität dieser Flora mit der des nahen Sotzka so gut wie ganz zu erweisen. Ich verdanke der gü- tigen Mittheilung von Herrn Prof. Heer die Bestimmung folgender zwei Arten: Zizyphus Ungeri Heer, Cinnamomum lanceolatum U n g. sp., ausserdem dürften, nach Blattbruchstücken zu schliessen, noch Sabal Lamanonis Brogn. sp., Cyperus Cliovanesi Heer im Weitensteiner Kohlengebilde vorkommen. Nach thierischen Fossilresten habe ich in diesen pflanzenfüh- renden Schichten vergeblich gesucht. Die künftigen geologischen Aufnahmen in der Gegend östlich von Sotzka, auf die sich meine Bereisung nicht erstreckte, werden Sitstb. d. malhein.-iiaturw. Cl. XXX. ßd. Nr. 13. 2 13 Rolle. dagegen wahrscheinlich die Süsswasser-Fauna der Sotzka-Schichten noch beträchtlich vermehren. Namentlich ist die Gattung Cyrena nach Handstücken der paläontologischen Sammlung der k. k. geolog. Reichsanstalt zu Wien und des st. Johanneums zu Gratz beson- ders individuenreich in der östlicheren Gegend zuGonobitz, Hras- tüwetz u. a. 0, vertreten. In den Cyrenen- Schichten von Gonobitz kommt ein kleiner Gastropode vor, der einer bis jetzt noch nicht beschriebenen Art angehört und dessen Beschreibung hier folgen mag. Melania cerithioides Rolle. Taf. 11, Fig. 14. Eine kleine schlank-thurmförmigeMelania, 4 — 5 W. Linien lang, die an Gestalt und Oberflächenverzierung auf den ersten Blick mehr an gewisse Cerithien (wie C. plicatum Lam.,C. disjunctum S ow . u. a.) erinnert, indessen der Mundbildung nach doch eine echte Melania ist. Schale schlank-tburmförmig mit sehr wenig vortretenden Win- dungen und gering einschneidenden Näthen, etwa 2^/z — 3malso hoch als breit. Die letzte Windung macht mehr als ein Drittel der ganzen Höhe aus. Windungen bedeckt mit feinen aber deutlichen Längs-(Spiral-) Streifen. Diese tragen auf dem obern Theile der Windungen ziem- lich starke Verdickungen, welche bei den einzelnen Streifen gerad- linig über einander folgen und zusammen Querwülste bilden. Es kommen auf jede Windung etwa 10 — 12 solcher Querwülste. Auf den obern unbedeckt bleibenden Theil einer Windung kommen 4 — 5 Längslinien, die tiefer gelegenen werden von der nächst folgenden Windung verdeckt. Sie erscheinen auf der unteren Hälfte der letzten Windung als 6 — 8 einfache Streifen , die keine Verdickung zeigen und nach unten zu an Schärfe abnehmen. Die MundöfFnung ist lang-eiförmig, unter der Hälfte am breite- sten, etwa 2mal so lang als breit. Häufig in den schwarzgrauen Mergeln der Sotzka-Schichten in der Gegend südlich von Gonobitz in Gesellschaft von meist zer- drückten und bis jetzt noch nicht näher bestimmbaren Cyrenen. Zur Zeit der ärarischen Kohlensehürfungen zu Hrastowetz (un- weit der Eisenbahnstation Poeltschach im Nordosten von Cilli) erhielt die Sammlung des k. k. montanistischen Museums zu Wien eine Sen- über die geologische Stelliin» der Sotzka-Schichten in Stoiermark. \ 9 diing von Cyrenen und Paludinen in einem schwarzgrauen Mergel, welche ich vor einigen Jahren zu sehen Gelegenheit hatte. Der Habitus von Gestein- und Fossileinschliissen erinnert auf den ersten Anblick an die Wälderthon-Schichten von der westphälischen Pforte. Indessen ist nicht wohl daran zu zweifeln, dass auch sie den eocänen oder vielleicht den sogenannten „obereocänen oder untermiocänen" Schichten angehören. Leider stehen diese nunmehr der k. k. geolog. Reichsanstalt angebörigenFossilien mir zur Zeit nicht zur Verfügung. So viel ich mich erinnere, dürfte aber zu Hrastowetz dieselbe Pa- ludina vorkommen, die weiter unten von Schönstein als neue Spe- eies beschrieben werden wird. B. Meeresschichten von Prasberg. An mehreren Stellen in der näheren Umgebung von Prasberg (5 Stunden nordwestlich von Cilli) erscheinen am Rande des älte- ren Gebirges (Guttensteiner und Gailthaler Kalk und Dolomit) breite Streifen von grauem, auch wohl schwarzem Schieferthon und Mer- gel, die weiterhin von den darüber abgelagerten dioritiscben Tuffen und Conglomeraten (den sogenannten „metamorphischen" Eocän- Schichten des Herrn von Morlot) verdeckt werden. Diese merge- ligen und thonigen Schichten sind Meeresablagerungen , sie führen Fossilreste der verschiedensten Art , Schuppen , Zähne und ganze Gerippe von Fischen, ferner Ostracoden, Zweischaler, Foraminiferen und Pflanzen. Die Hauptfundorte dieser Fossilien sind am Schlosse Wur zen- egg, zu Polana, zu Preseka und an der Motschnik-Mühle im Liffay- oder Libija-Graben. Durch die Lagerungsverhältnisse erweisen sich diese mergeli- gen und thonigen Schichten als gleichalt — oder doch nur als unmittelbar jünger — in Bezug auf den Nummuliten-Kalk derselben Gegend (Südostabhang der Raducha, Nordwestabhang des Gol- ding-Alp), welcher ebenfalls unmittelbar auf älteren Schichten auflagert und entweder alsbald oder unter Zwischenlagerung einer wenig mächtigen Lage von Schieferthon von den dioritiscben Tuffen und Conglomeraten verdickt wird. Demselben Schichtencomplex gehört endlich auch die weiter unten noch zu erörternde sicher eocäne Localität Ob er bürg an. 2* 20 Rolle. Zu den thoiiig mergeligen Schichten von Prasberg kommt endlich noch ein V^orkommen von einem grauen Kalkstein mit mee- rischen Schalthierresten am So teska -Berge bei Prasberg. Dieses Vorkommen ist erst nach meiner Bereisung der Gegend von dem Prasberger Wundarzte Herrn S. Laykauf, der sich der Auf- sammlung der Prasberger Fossilien für die Sammlung des k. k. Hof- Mineralien-Cabinets unterzog, entdeckt worden und kann, dem allge- meinen geologischen Verhältniss nach zu schliessen, nicht wohl einer anderen Epoche, als die übrigen Gebilde der Gegend angehören. 1. Fischreste der Prasberger Schichten. An zahlreichen Stellen bei Prasberg findet man in den Mer- geln und namentlich in den festen, in dünnen ebenen Platten brechen- den Abänderungen derselben mannigfache Fischreste, theils ganze Gerippe, theils und zwar in der Regel lose zerstreute Schuppen, letztere meist von glänzender brauner oder schwarzbrauner horniger Masse. Am ausgezeichnetsten findet man sie beim Schlosse Wür- zen egg, y4 Stunde westlich von Prasberg an einer Entblössung über dem Mosjernza-Bach. Ich hatte Gelegenheit, dem verstorbenen Prof. He ekel diese Prasberger Fischreste vorzulegen und seine Ansicht darüber mit- getheilt zu erhalten. Prof. He ekel erkannte darunter die Gattungen Meletta und Cybium, mehrere Formen waren ihm fremd. Eine Meletta-Art tritt häufig in ganzen 2 — 3 Zoll langen Gerip- pen auf, hat aber noch mehr ihre glänzend hornigen Schuppen in zahllosen Mengen durch das Gestein zerstreut. Prof. Hecke 1 erklärte sie für die von ihm beschriebene in den Tertiär- (?Neogen-) Schich- ten von Radoboj in Croatien gemeine Art Meletta sardinites Heck., welche der noch jetzt lebenden Meletta vulgaris Valenc. ausserordentlich nahe steht. Nach einer sorgfältigen Vergleichung mit der in den Denk- schriften der kais. Akademie (f. Band, Wien 1849) erschienenen Beschreibung finde ich die Prasberger Meletta-Schuppen der Meletta sardhiites Heck, aus dem Mergelschiefer von Radoboj und der Meletta er e f lata He cli. aus dem Karpathen- Sandstein von Zakli- czyn in Galizien am nächsten stehend, dagegen von der 31. longi- wjawa Heck, aus den Menilit- Schiefern von Galizien und Mähren bestimmt verschieden. über die geologische Stellung der Sotzka-Schiehleu in Steiermark. 2 1 DiePrasberger Meletta-Schuppeii (Taf. I, Fig. 2 — 6) sindtheils kreisrund, theils etwas mehr in die Länge oder Breite ausgezogen» sie erreichen einen Durchmesser von 2 — 21/3 Wr. Linien. Sie sind sehr dick, hornig und meist glänzend schwarzbraun. Nur an einzel- nen Exemplaren und auch dann nur mit Hilfe derLoupe erkennt man auf ihrer Oberseite sehr feine, ein wenig wellenförmige concen- trische Ringe. Alle zeigen 4 — ^6 Paar vertiefte Radien, von denen kein Paar sich in der Mittellinie berührt. Diese Anzahl der Radien ist etwas grösser als bei M. sardinites, deren Schuppen durchschnitt- lich 3 — 5 Radienpaare zeigen un^d deutet vielmehr auf M. crenata, welche letztere Art bis zu 6 Paar Radien zu zeigen pflegt. Auch die Form der Radien führt mehr auf M. crenata. Sie ist bei der Pras- berger Art und bei der M. crenata leicht gebogen und die Anord- nung bezieht sich mehr auf eine gemeinsame Mittellinie als auf einen Mittelpunkt; die Radien der M. sardinites dagegen sind gerader und zeigen eine mehr rein radiäre Stellung. Meletta crenata He ekel (Beiträge zur Kenntniss der fos- silen Fische Österreichs. Abhandlung \. Wien 1849, Seite 35, 36, Taf. XIV. Denkschriften der k. Akademie. Erster Jahrgang) stammt aus einem weichen tertiären Sandstein (sogenannten „Karpathen- Sandstein") von Zakliczyn zwischen Mogilany und Mysle- nica am Nordabhange der Karpathen. Nach der Ansicht von Herrn Bergrath Foetterle, der mit dieser Gegend bekannt ist, dürfte der sogenannte „Karpathen-Sandstein** von Zakliczyn wohl zu den unteren Tertiärschichten und nicht etwa zur Kreide - Bildung gehören. Ein ziemlich wohl erhaltenes Bruchstück eines Fisch-Gerippes, den mittleren und hinteren Theil des Rumpfes mit dem Schwänze, der Rücken- und der Afterflosse begreifend, gibt Anlass zur Aufstel- lung der neuen Species Serranns (?) stiriacus Rolle. Taf. I, Fig. 1. Über das Genus gelang es mir in Folge des Mangels der vor- deren Hälfte des Fisches nicht, mir vollkommene Sicherheit zu ver- schaft'en, die Species ist aber jedenfalls neu, denn kein fossiler Acan- thopterygier und so weit ich urtheilen kann, auch wohl kein lebender, besitzt eine so ungemein starke Entwickelung der Flossenstacheln ZZ 1« o I I e. namentlich derjenigen der Afterflosse, wie das mir vorliegende einzige Exemplar aus den Prasberger Meletta-Schichten. Der grösste Theil der Wirbelsäule ist erhalten, sie zählt auf 3 Wr. Zoll Länge etwa 20 Wirbel; der ganze Fisch dürfte deren höchstens 4 — 5 mehr gehabt haben. Die Wirbelsäule ist im Verhält- nisse zur Stärke des Rumpfes ziemlich stark entwickelt. Der voll- ständige Fisch dürfte, Kopf und Schwanz mit eingerechnet, i/a oder höchstens ^/^ Fuss Länge erreicht haben, wäre also ungefähr 4 — 5mal so lange als hoch gewesen. Von der Rückenflosse sind etwa 9 oder 10 starke ungeglie- derte Stacheln erhalten. Der vorderste, vor dem noch 2 oder 3 klei- nere gestanden haben müssen, ist über 1 Zoll lang, und von ihm aus nach hinten zu nimmt die Grösse der übrigen Stacheln langsam ab. Serranus überhaupt hat in der Rückenflosse durchweg 11 einfache Stacheln, sie nehmen von 1 — 3 an Grösse rasch zu, von 3 — 11 langsam ab. Der hintere, aus weichen gegliederten Strahlen beste- hende Theil der Rückenflosse ist fast nur in Form kleiner verein- zelter Theilchen erhalten geblieben. Im Vordertheil der Afterflosse zeigt sich ebenfalls eine gewal- tige Entwickelung der Stacheln. Es sind deren drei, die auf starken Flossenträgern aufsitzen. Der vorderste ist der kleinste, der mittlere erreicht die grösste Länge und Dicke. Hinter diesen drei Stacheln folgen noch 5 oder 6 feine, unten verschmolzene, oben vielfach zer- theilte Strahlen, welche der eigentlichen Afterflosse entsprechen. Von den Schuppen ist nur eine geringe Spur vorhanden, die der Beziehung auf Serranus wenigstens nicht widerspricht. Schwarzgrauer Schieferthon von Schloss Wurzenegg bei Prasberg. Etwas minder häufig als die Meletten erscheinen Ctenoiden- Schuppen, nach Prof. He ekel wahrscheinlich einem Fische aus der Familie der Percoiden angehörend (Taf, I, Fig. 8). Auch von ande- deren Formen erscheinen einzelne Reste, so glaubte namentlich Professor He ekel Kiemendeckel und Zähne einer Cybium-Art zu erkennen. über die geologische Stellung der Sotzka-Sehicliten in Steiermark. '*'\ 2. Cerithium dentatnm Defr. Taf. II, Fig. 1, 2. Deshayes, Description des coq. foss. d. Paris. Tom. II, Seite 363, Taf. 54, Fig. 22, 23, 24. Eine ziemlich grosse, schlank thurmförmige Art, die letzte Win- dung macht etwa den vierten Theil der ganzen Länge aus. Die Windungen treten nur schwach gewölht hervor, sie sind mit abwechselnd feineren und gröheren Längsreihen von Knötchen be- setzt. Auf eine jede Windung kommen 2 oder 3 dicke Querwiilste, welche unterhalb der Nath beginnen und von da an bis zu der näch- sten Nath hinabreichen. Mündung zugespitzt eiförmig. Es liegen mir nur zwei, ziemlich schlecht erhaltene Exemplare vor. Sie stammen aus einem gelbgrauen festen Kalkstein des S o t e s k a- Berges bei P r a s b e r g (linke Seite der Sann unterhalb des Marktes). Dieser Kalkstein umschliesst zugleich noch viele Reste anderer Meeresmollusken, namentlich von Pecten, Ostren und Natica, von denen indessen keine Art sich bestimmen Hess. Der Fundort ist überhaupt erst nach Abschluss meiner Bereisung der dortigen Ge- gend von Herrn Laykauf entdeckt worden. Ich zweifle übrigens nicht daran, dass die betreffende Schichte ganz von dem gleichen Altersverhältniss ist, wie jene von Würzen egg, von Preseka u. s. w. und wie der Nummulitenkalk derselben Gegend. Cerithium deiitatum D e fr. ist eine der wichtigsten Leitmu- scheln der oberen Meeresschichten des Pariser Beckens {Etage falunien inferieur d' Orb, , Oligocän- Bildung ß e y r i c h's). Sie kommt im „oberen Meeressand" zu Vers ailles vor, dann zu leurre und Montmor ency, sie erscheint ferner in der unteren Schichte „Meeressand" des Mainzer Beckens zu W e i n h e i m bei A 1 z e y. Ich habe nur nach wiederholter Vergleichung mit einer Reihe von Pa- riser und Rheinischen Exemplaren, namentlich einem fast die gleiche Grösse erreichenden von Wein heim, mich für die Identificirung dieses bekannten Leitfossiles mit dem ganz ähnlichen, nur etwas grösser werdenden Gasteropoden von Prasberg entschieden. Unsere Prasberger Schichten rücken durch diese Identificirung um eine Stufe über das Niveau des Pariser Grobkalkes und mithin auch das der Schichten von Monte Promina, doch darf man auf das Vorkommen einer blossen einzelnen oligocänen Art kein allzugrosses Gewicht 24 Roll e. legen. Ich erimiere nur daran, dass z. B. auch Dr. Hörnes in den Eocänschichten von Piszke bei Gran in Ungarn neben einer Anzahl echt eocäner, dem Pariser Grobkalii angehörenden Sehalthier- Arten auch in grosser Menge die um eine Stufe jüngere (oligocäne) Na- tica Delbosi Hebert, eine bezeichnende Species des Falunien mfdrieur von G a a s bei Dax, nachwies. So viel ist nur als sicher anzunehmen, dass die Prasberger Schichten entweder dem Pariser Grobkalk oder den oberen Meeresschichten desselben Beckens (den unteren Meeresschichten von Mainz) entsprechen. Eine noch ge- nauere Bestimmung muss späteren Untersuchungen anheimgestellt bleiben. 3. Saxicava sloveolca Bolle. Taf II, Fig. 3. Länge . . . = 8 Millimeter. Höhe ... =4-2 „ Eine kleine längliche, fast vierseitige, 3 — 4 Linien Länge erreichende Art, welche namentlich der in den heutigen europäi- schen Meeren und den jüngeren urweltlichen Ablagerungen sehr verbreiteten Saxicava arctica Gmel. nahe steht, aber durch die verschmälerte, fast senkrecht zum Schlossrande abgestutzte, nach unten und vorn nicht verlängerte Vorderseite bezeichnet ist. Die Form der Schale ist im Verhältniss zu anderen Arten der- selben Gattung ziemlich regelmässig. Beide Klappen sind nahe gleich- schalig, sehr ungleichseitig. Der Wirbel ist weit nach vorn, an die fast rechtwinkelige Ecke des Schlossrandes und des kurzen, fast geradlinig abgestutzten Vorderrandes gerückt. Der Schlossrand ist lang und fast gerade. Der Hinterrand sanft abgerundet, der Stirn- rand wieder fast geradlinig. Die ganze Muschel ist nicht ganz zwei Mal so lang als hoch, die grösste Höhe liegt etwas hinter der Mitte. Die Oberfläche ist mit ziemlich starken, concentrischen An- wachsrunzeln bedeckt. Vom Wirbel läuft quer über die Schale nach unten und hinten eine deutliche und ziemlich breite, aber flach ge- rundete Erhöhung. Nicht selten in den Mergeln von Prasberg (Preseka, Motschnik-Mühle). über die geologische Stellung der Sotika-Seliichteii in Steiennaik. 25 4. Yeueropis subglobosa Rolle. Taf. II, Fig. S, Länge . . . = [)'7 Millimeter. Höhe . . . = 5 „ Der Venerupis glohosa Desh. sius den Eoeän -Schichten von V a I m 0 n d 0 i s (Pariser Becken) (D e s h a y e s, Descript. des co- quillesfos. des env. de Paris. Tom. I, pag. 69, Taf. X, Fig. 3 — 5) sehr ähnlich, aber im Umrisse gerundeter, der Wirbel mehr gegen die Mitte des Schlossrandes zu gelegen, auch die Hinterseite gerad- liniger. Abgerundet vierseitig, nur um ein weniges länger als hoch, etwas schief, sanft gewölbt. Vom Wirbel nach unten und hinten, und eben so nach unten und vorn verläuft je eine seichte, kaum merk- liche Einsenkung der Schale. Oberfläche bedeckt von zahlreichen, ziemlich starken, concentrischen Anwachslinien. Selten in den gelbgrauen Mergeln von Preseka bei Pras- berg. 5. Cypricardia sp, Taf. II, Fig. 6, 7. Es liegen mir zwei kleine, nur 3 — 4 Wr. Linien in die Länge erreichende Muscheln vor, welche A^v Cypricardia oblonga Desh. aus den Eoeän - Schichten von Chaumout, Parnes u. a. 0. im Pariser Becken (Deshayes, Descr.descoqu.fos. des env. deParis.^om.l,^. 185, Taf. 31, Fig. 3, 4) sehr nahe stehen, übrigens blosse Brut zu sein scheinen und zu einer sicheren Bestimmung nicht wohl ausreichen. Mergel von Preseka bei Prasberg. 6. Cardiom Llpoldi Rolle. Taf. n, Fig. 8, 9, 10. Ein kleines, höchstens einen halben Zoll Grösse erreichendes, fein- gestreiftes Cardium aus der Verwandtschaft von C. midticostatum Brocch.j C.oblofigum Chemn., C. tenuisulcatum Nyst u. s. w. Man zählt ungefähr 30 — 36 Radialstreifen, die regelmässig, gerade, flach und um etwas weniges breiter als die dazwischen frei bleibenden Furchen sind. Diese Streifen werden von theils mehr, theils minder deutlichen Anwachsstreifen gekreuzt; einige (3 — 4) von diesen concentrischen Linien sind stets sehr stark ausgesprochen 26 Rolle. und verlaufen als scharfe Absätze über die ganze Schalenoberfläehe. Diese starken eoncentrischen Absätze sind überhaupt das wesent- lichste Merkmal dieser Art gegenüber ihren Verwandten. Die radiale Streifung ist im mittleren Schalentheil am stärksten und nimmt gegen die Vorder- und die Hinterseite zu ab. Cardium Lipoldi ist eine in den Prasberger Schichten sehr häufige, aber meist nur undeutlich erhaltene und stets etwas ver- schobene Art. Sie findet sich unweit Prasberg, namentlich im schwarzgrauen Mergel an der Motschnik- (oder Czernko- weitsch-) Mühle im LifFaygraben, auch einzeln in den gelbgrauen Mergeln von Preseka. Die Schalen der Mollusken in den Prasberger Schichten überhaupt sind nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, in Form von Kalkspath erhalten, sondern von der mergelig-thonigen Masse des Gesteines selbst versteinert. 7. Pflanzenreste. Zu Würzen egg, Polane, im Potok-Graben und an der Motschnik-Mühle kommen, u. z. zum Theile neben den eben erör- terten Resten von Meeresmollusken und Fischen, häufig Dicotyle- donen-Blätter vor. Eine Sendung solcher hat von Seiten des steier- märkischen geognostisch-montanistischen Vereines Herr Prof. Heer in Zürich erhalten und ich verdanke seiner gütigen Mittheilung eine Aufzählung der von ihm darunter erkannten Arten. In der Folge erhielt auch das k. k. Hof-Mineralien-Cabinet zu Wien durch Herrn Layk auf eine Partie Blattabdrücke aus denselben Schichten; die Bestimmung der unter der letzteren Sendung befindlichen Pflanzen- arten verdanke ich der Güte des Herrn Prof. C. v. Ettingshaus en. Im Ganzen stellt sich hierdurch folgende Fossilflora für die Prasberger Schichten heraus: A. Dicotyledonen: 1. Mimosites sp. (cfr. M. cassiaefor- mis Ett.) Liffay-Graben. 2. Podocarpus eocenica Ung. . . .Wurzenegg. 3. Cinnamomum lanceolatum Ung., sp. (Heer). Daphnogene lati- ceolata Ung Würz enegg, Polana. 4. Bmiksia haeringiana Ett . . . .Motschnik-Mühle. J>. Dryandroides Ugnitum U n g. sp. E 1 1. W u r z e n e g g. über die geologische Stellung der Sotuka-Schichten in Steiermark. 27 6. Dryandroides haken efoUus Ung. .Wurzenegg, Potok- Graben. 7. Eucalyptus oceanicaViw^. (?) . . Potok-Graben. 8. Eugenia Apollhds Ung W u r z e n e g g. 9. Quercus lonchitis Ung „ 10. Quercus drymeja Ung „ 1 1 . Quercus myrtilloides Ung ^ B. Coniferen: 12. Araucarites Sternbergi Goei^i}. . . ^ Durch diese Fossilflora ist die Gleichheit der Prasberger Schichten mit den Sotzka-Schichten hinreichend erwiesen. C. Süsswasser-Schichten von Schönstein. Nur auf geologische Gründe gestützt, schliesse ich den Sotzka- Schichten eine fossilienführende Süsswasser-Ablagerung bei, die in demselben Theile von Untersteier und zwar fast in gleicher Linie (Stunde 9) mit Hrastowetz, Gonobitz und S otzka auftritt. Es erscheint nämlich in der Gemeinde Ober-Skallis, nord- östlich von Schönstein, in einem im Kalk- und Dolomitgebirge ziemlich versteckt liegenden Graben, der von der Kirche St. Briz im Westen hinabgeht, ein mehr oder minder fester, theils gelbgrauer, theils dunkelblaugrauer Mergel, der einige meist geringmächtige Lager eines schönen, glänzend schwarzen, nicht backenden Lignits umschliesst. Es kommen hier viele Süsswasser - Mollusken vor, namentlich eine grosse Paludina in überwiegender Menge. Diese Fossilien sind sowohl von denen der Süsswasser-Schichten des Wiener Beckens als auch denen der obertertiären Ablagerungen Steiermarks (Rein, Strasgang, Eibiswald, Altenmarkt u. s. w.) durch- aus verschieden. Alle vorkommenden Arten sind neu. Pflanzenreste bestimmbarer Natur fehlen. Dem allgemeinen geologischen Vorkommen nach ist am meisten Wahrscheinlichkeit dafür , dass die Schönsteiner Glanzkohlen- Bildung den Sotzka-Schichten angehört, und dass sie namentlich jenen Schichten entsprechen wird , die östlich von S o t z k a zu Hrastowetz Paludinen und Cyrenen führen. Ich kenne diesen letzteren Fundort noch nicht aus eigener Anschauung, wohl aber deuten die Fossilien, die einst bei den ärarischen Kohlenschürfungen 28 Rolle. daselbst gefunden wurden, auf eine Identität aller dieser Ablage- rungen bin. Andererseits ist eine gewisse allgemeine Analogie der Schöii- steiner Süsswasser-Fossilien mit denen des englischen und nord- deutschen Wälderthon- Gebildes auffallend und ich würde, wenn nicht einerseits die Sotzka- Schichten so ganz in der Nähe lägen, und nicht andererseits durch Herrn Professor S uess aus den Gosau- Schichten der Abtenau in Salzburg ein Süsswasser- Äquivalent der Gosau-Schichten, welches ganz andere Emschlüsse (Melanopsis- und Nerita- Arten} führt, nachgewiesen wäre, der Möglichkeit Raum gegeben haben, dass die Schönsteiner Schichten ein Süsswasser- Äquivalent der an der Südseite des Bacher-Gebirges entwickelten marinen Gosau-Mergel und Hippuriten-Kalke seien. Der zuerst erör- terten Deutung ist indessen jedenfalls der Vorzug zu geben. Das Glanzkohlen-Gebilde von Schönstein führt folgende Mol- lusken-Arten. 1. Melanopsis gradata Rolle. Taf. n, Fig. 13. Höhe = 7-5 — 8-5 Millimeter. Breite = 6 — 6-3 „ Höhe des letzten Umganges zur ganzen Höhe = 69 : 100. Eine der neogenen Melanopsis Bouei Fer. des Wiener Beckens ähnliche, aber niedergedrücktere, treppenförmig abgesetzte Art, welche 3 — 4 Linien Höhe erreicht; der letzte Umgang beträgt über die Hälfte der Höhe. Gehäuse zugespitzt -eiförmig, mit treppenförmig abgesetztem Gewinde von 5 — 6 Umgängen. Mündung vierseitig gerundet, etwas höher als breit. Jeder Umgang ist oberhalb seiner Hälfte gekielt und fast rechtwinklig gebogen ; der darüber gelegene Schalentheil fast eben, der untere aber flach gewölbt. Über jeden Umgang verlaufen in die Quere einige (etwa 6) scharfe Rippen, die auf dem Kiel je einen Dorn bilden und unter- halb desselben sich nach vorn und unten wenden. Unterhalb des Kiels ist die Schale gitterförmig gezeichnet. Melanopsis armata Math, von Rognes in der Provence steht auch sehr nahe, ist aber weit grösser ,und die Längszeichnung der Windungen wiegt bei ihr gegen die Querzeichnung vor. über die geologische Stellung der Sotzka-Schichten in Steiermark. 29 Mit Paludina stiriaca häufig, aber nur selten wohl erhalten im Hanffentlen der Glanzkohle des Herrmanns - Stollens im Lubellina- Graben, Gemeinde Ober-S kallis, nordöstlich von Scbün stein. 2. Paladioa stiriaca Rolle. Taf. 12, Fig. 11, 12. Höhe = 20 5 . , Breite =t 13-3 . . . . 22 . . . 14 . . . . 32-4 . 100 . 21 MiUim • 15 53-7 . Höhe des letzten Umganges zur ganzen Höhe = — — .52-4 „ 100 Eine in Form und Grösse der Paludina fluviorum Sow. aus dem Wälderthon von England und Norddeutschland und der ober- eocänen P. lenta Sow. ziemlich nahe stehende Form. Gehäuse einen Zoll hoch, die letzte Windung bildet etwa die Hälfte der Höhe. Zugespitzt eiförmig, aus 5 — 6 fast cylindrischen Umgän- gen bestehend. Der ältere Schalentheil weicht in seiner Form merk- lich von dem späteren ab. Junge Exemplare von 3 — 4 Windungen haben einigermassen das allgemeine Aussehen eines Trochus, die Mündungen solcher sind in der Mitte ziemlich scharf gekielt, der über dem Kiele gelegene Schalentheil ist fast flach und der nächst- folgende Umgang legt sich unmittelbar an den Kiel an, wodurch das Gehäuse ein fast regelmässiger Kegel wird. Mit den späteren Windungen nimmt der Kiel an Deutlichkeit ab, die Windungen selbst aber treten im gleichen Grade um so stärker gewölbt und um so stärker an der Nath abgesetzt hervor. Die Oberfläche der Schale ist glatt, aber mit deutlichen, hin und wieder bei ausgewachsenen Exemplaren selbst absatzförmig hervor- tretenden Anwachslinien bedeckt. Diese Linien wenden sich in der Mitte des Umgangs deutlich nach vorn, was einen Gegensatz zu Paludina fluviorum Sow. ergibt , namentlich im Vergleich mit jener Form, die Professor Dunker unter jenem Namen vortrefflich abge- bildet hat. (Dunker, Monographie der norddeutschen Wealden- bildung. Braunschweig 1846, Seite 53, Taf. X, Fig. 3, 4 und 5.) Mundöffnung bei jungen Exemplaren ausgezeichnet vierseitig, bei ausgewachsenen abgerundet vierseitig, etwas höher als breit, gegen aussen halbkreisförmig gerundet, von der Nath bis zur Spindel fast geradlinig. Nabel überdeckt. 30 Rolle. Von tertiären Palndinen steht besonders die P. lenta Sow. ;ujs den obereocänen Süsswasser- Schiehten der Insel Wight nahe. Doch weicht auch diese Art ab, namentlich in der gewölbteren Form ihrer älteren Windungen und in der fast halbkreisrunden, nur an der Nath etwas ausgespitzten Form ihrer Mundöffnung. In grosser Menge im Nebenstein der Glanzkohle des Hermann- stollens unweit Schönstein. Wahrscheinlich ist die zu Hrasto- wetz bei Pöltschach in den Cyrenenschichten in grosser Menge vorkommende Paludina dieselbe Art. 3. Cnio lignitarios Rolle. Taf. I, Fig. 16. Eine dem Unio Valdensis Mant. (d'Orbigny, Cours dlemen- taire de Paläontologie. Tome second, fascicule second, p. 601, Fig. 493) und dem Unto compressus Sow. (Min. Conch. Taf. 594, Fig. 2) aus dem Wälderthone Englands nahe stehende, über einen Zoll lange Art, die, wie es scheint, gleich jenen beiden Arten den echten Unionen angehören dürfte. Schale quer eiförmig, um 1/3 länger als hoch, zwischen den Wirbeln und der Mitte am dicksten, gegen den langen geraden hinteren Schlossrand zu steil abfallend. Wirbel im vordem Drittel der Schale gelegen, dick abgerundet. Vorderseite sanft gerundet, fast halbkreisförmig, Hinterseite geradlinig ausgezogen. Dickschalig, perlmutterglänzend, mit feinen, gewöhnlich blätterig abstehenden, nicht ganz regelmässigen Anwachsstreifen. Am Wirbel bemerkt man zum Theil die bei Unionen oft zu beobachtenden wellen- förmigen Runzeln der Schalenoberfläche. Mit vorigen Arten. Nicht häufig. 4. Congeria stiriaca R 0 1 1 e. Taf. II, Fig. IS. Länge des Schlossrandes = 12*6 Millimeter. Längster Diagonaldurchniesser . . . . = 21 „ Dicke = 5 -f 5' „ Eine stark in die Quere verlängerte und in dieser Richtung 3/4 Zoll Länge erreichende Form, die in Form und Oherflächen- zeichnung mit keiner der Congeria- oder Dreisnenia-Arien des über die geologische Stellung der Sot^ka-Schiehten in Steiermark. 3 1 Wiener Beckens übereinstimmt, und überhaupt auch keiner mir bekannten Art dieser Gattung zunächst sich anschliessen Hesse. Fast dreiseitig. Die grösste Dicke am Vorderrand, die grösste Dimension der Muschel überhaupt geht nach der Diagonale vom Wirbel zum hinteren unteren Ende. Wirbel spitz, schwach nach vorne eingebogen. Von den Wirbeln laufen an der hohen, steil abfallenden Vorderseite zwei Kiele nach unten und hinten, von denen besonders der vordere scharf ausge- drückt ist. Schlossrand lang und gerade, gegen "j^ der Länge des Querdurchmessers der Schale erreichend. Die ganze Hinterseite flach zusammengedrückt. Mit vorigen Arten im Mergel der Glanzkohlenbildung. Selten. D. Die meerischen Eocän-Schichten von Oberburg. Die Untersuchungen von Herrn Bergrath von Hauer (Haidin- ger's Berichte, V. Band. Wien 1849. S. 39) und von Herrn Professor Beuss (Jahrbuch der k. k. geologischen Beichs-Anstalt. Jahrgang II. Wien 1851. Seite 162) haben die von Herrn A. V, Morlot zuerst ausgebeutete fossilreiche Localität Oberburg in Steiermark als eine unzweifelhaft eocäne erwiesen. Ich habe auch diese Localität wiederholt besucht, ausserdem stehen mir eine Anzahl von Petrefacten zu Gebote, die seither noch auf Bechnung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes daselbst gesammelt wurden. Bergrath von Hauer hat: Crmsatella tumida Lam., Fusus subcarinatus Lam. und einige andere eocäne Formen unter den Oberburger Mollusken erkannt. Ich glaube noch folgende hinzufügen zu können : Cerithium conjunctum Desh., Natica Yulcani B r o g n., Natica perusta B r o g n. Auch mehrere der neuerdings von Professor Catullo beschrie- benen und abgebildeten italienischen Eocän-Corallen lassen sich, so dürftig auch Catullo's Beschreibung und Abbildung sein mögen, doch ziemlich sicher zu Ober bürg wieder erkennen, so namentlich 32 Rolle. die von Catullo abgebildeten Symphyllien {Mneandrina spp. bei Catullo) die Styloeänien (^Astraea spp. bei Catullo) und eine schöne grosse 5eW6T«s^rae«, die Catullo sehr schlecht als ^,Js^r«e« rotundata'' abgebildet hat. Die nahe Verbindung von Oberburg mit Prasberg, Schönstein, Sotzka u. s. w. ist, wenn auch noch nicht paläon- tologisch, doch geologisch ziemlich sicher erweisbar. Ober bürg liegt nur drei Stunden westlich von Prasberg, die fossilführenden Schichten beider Localitäten gehören unzweifelhaft einem und dem- selben Schichtencomplex an, beide ruhen unmittelbar auf älteren Kalken und Dolomiten auf, beide fallen vor die dioritische Eruption, welche diesen ganzen Theil von Untersteier mit Tuffen und Conglo- meraten überschüttete. Wenn auch die Identität von Oberburg, Prasberg, Sotzka u. s. w. zur Zeit noch nicht vollkommen sicher erweisbar ist, so genügt der nahe Verband aller dieser Schichten doch schon, einen neuen Beweis dafür zu liefern, ein wie weiter Sprung von den Sotzka -Schichten zur Region der Melania Escheri Brogn., zur Schweizer Molasse, zu den Schichten des Wiener Beckens ist. Aufgaben für spätere Zeit verbleiben dann noch die nähere Untersuchung der Fauna von Oberburg, die Feststellung des gegenseitigen Altersverhältnisses der Ob er bürg er und derPras- b erger Schichten und die Bestimmung der in den Nummulitenkalken derselben Gegend auftretenden, aus Nummuliten, Anthozoen und Nulliporen bestehenden Fauna. Übersicht der beschriebenen und abgebildeten Versteinerungen. A. Siisswasser- Schichte». 1. Melania cerithioides Rolle. Taf. 11, Fig. 14. Gonobi tz. 2. Melanopsis gradata R o 1. Taf. II, Fig. 13. Lubelina- Graben bei Schönstein 3. Paludina stiriaca Rolle. Taf. II, Fig. 11, 12. Ebenda. 4. Unio lignitarms Rolle. Taf. II, Fig. 16. Ebenda. 5. Congerin stiriaca Rolle. Taf. II. Fig. 15. Ebenda. Rolle. Vcrsleiuenmüi'n der Sot /.k:i Seliulil eii in SteieTiu;irk. lA.l > ^ §.r\ ^. '"■W^ m \U' "^ %P 'Jjliv ).^\^^^;^ ii) '11 h / Xcrriinn.s- xti rnicus lioJIe . 'J (J.Jk-h-Ud rreiniffi /ferf.er. Sitzuiiösli.il.k..\Jtiul.a.AV.matli.iiaH.rw.('l.XXX.Bd.X?13 1858. Hdllf. \ t-rstfiiifniii«:»'!! der Sdl/.K.'i Scliiclit cii in S'( ("iriiiiM rk 3. /.2. Cerithiuni (/fii/oti/rn iJeT''- 3.-^. S'n.ricfinti floi/rriira Holle. S, 1 c/ieriz/iix xiihfllulMixn Holle. C.T- f'f//ür/ rf/rf/ut i-p. S.Ä/0. Cnrihiun Li/,olth /lo//,-. h:is d.i:]c.i[o£.u.rta.i--n»r:. //. /U. Pfilnt/inn .rl iriorti Jf nlfe. /.?. Jfe/aiio/i.vi'x i/nii/iil II /Holle /i. Jle/otiid rfi-i//iiniilrx h'ol/e. /.). f'orif^efia xt i'fitifti IfnUe. /(>' l'iii'o lir/iiit ni-itix /'rille. Sitziitiösl.. ,1 k..Vk;.a (l Ar inatlin aturw. Cl A.X'X. Hil . X" 13.lii.i8. über die geologische Stellung der Sotzka Schichten in Steiermark. 33 6. Synodontis prisctts Heckel. Unger, die fossile Flora von Sotzka. Denkschriften d. kais. Akademie, IL Wien 18S1, S. 191. Sotzka. 7, Barbi(s SotzkianusY{Gc]i. Ebenda, S. 190. Taf. LXVIII, Fig. 13, 14. Ebenda. 8. Dytiscus Ungeri Heer. Ebenda, S. 190. Taf. LXVIII, Fig. 20. Ebenda. 9. Cyrena oder Cyclas sp.? Ebenda, S. 190. Taf. LXVIII, Fig. 15 — 19. Ebenda. B. Aus den Meeres - Schichten. 1. Serranus stiriaciis RoI. Taf. I, Fig. 1. Wurzenegg bei Prasberg 2. Meletta crenata Heckel Taf. I, Fig. 2 — 6. Ebenda 3. Nicht näher bestimmte Fisch-Schuppen. Taf. I, Fig. 7, 8. Ebenda 4. Cerithium dentatutu Defr. Taf. II, Fig. 1, 2. Soteska-ßerg bei Prasberg 5. Saxicava slovenica Rol. Taf. II, Fig. 3, 4. M 0 1 s e h n i k- Mühle und Preseka bei Prasberg 6. Venenipis subglobosa Rolle. Taf. II, Fig. S. Preseka bei Pra sberg. 7. Cypricardia sp. Taf. II, Fig. 6, 7. Ebenda. 8. Cardium Lipoldi Fi o 11 e Taf. II, Fig. 8, 9, 10. M 0 1 s c h n i k- Mühle bei Prasberg Sil/J). d. mathem.-natiirw. Cl. XXX. Bd. Nr. 13. 34r Lenhossek. Beiträge zur Erörterung: Beitrüge zur Erörterung der histologischen Verhältnisse des centralen Nervensystems. Von Dr. Joseph von Lcnhoss6k, Professor der Anatomie in Klausenburg. (Mit 1 Tafel.) (Vorg'etrag'en in der Sitzung vom 3. December 1837.) 1. Die Längsfasern, welche in der sogenannten grauen Sub- stanz vorkommen, sind in der That, wie ich mich schon im Jahre 18S4 (s. Sitzungsber. der mathem.-naturw.Classe, Juliheft pag. 487) mit grosser Wahrscheinlichkeit aussprach , keine Nervenfasern , son- dern Bindegewebsfasern (A.Virchov, F. Bidder und C. Kupffer). Sie stellen eine dicke, aus parallel verlaufenden Fasern bestehende Schicht dar, welche die eigentliche Grundlage der Wandungen des centralen Rückenniarkcanales, ferner die Grundlage des Bodens der Rautengruhe, der Wandungen der Sylvischen Wasserleitung, so wie der dritten und der beiden seitlichen Gehirnhöhlen abgibt. Die gegen die Höhlungen zugewendete Fläche dieser Schicht dient zur Unterlage des Cylinderepitheliums, dessen einzelne Zellen mit ihren Längenaxen unter rechtem Winkel aufsitzen. Diese Längsfaserschicht kann daher mit der „basement membrcm" R. Todd's und W, Bowmann's des Darmcanales gleichgestellt werden. Dieses beweisen verticale Schnitte, welche, wenn sie nicht sehr nahe gegen den centralen Rückenmarkscanal, oder den freien Ober- flächen der Gehirnhöhlen zu fallen, nie Längsfasern innerhalb der grauen Substanz zeigen; ferner verticale Schnitte, welche parallel mit der Medianlinie durch die Schreibfeder geführt werden; man erhält so die Ansicht des ununterbrochenen Verlaufes der Fasern dieser subepithelialen Schicht von den Wandungen des Centralcanales aus, auf den Boden der Rautengrube, und von da aus weiter. 2. Die Nervenzellen der centralen grauen Substanz, — welchean der Spitze des Rückenmarkkegels beginnt, und vier Colonncn bildet, deren motorische sich bis zum Trichter und deren sensitive sich bis in das Innere des Sehhüffels und Streifenhügels erstrecken der histologischen Verhältnisse des centralen Nervensystems. 35 — sind dem grössten Theile nach multipolar, und stehen durch sehr mächtige Anastomosen ihrer Fortsätze in vielseitiger Verbindung. Zweifelhaft hat sich mir ergeben das Verhalten der von mir im Jahre 18SS (s. Denkschriften der mathem.-naturw. Classe d. k. Akademie d. Wissenschaften, X. Bd. pag. 9} zuerst beschriebenen haarförmigen Fortsätze der ovoidalen Nervenzellen der suhstantia ferniginea und nigra Soemmeringi. Die Anastomosen der grossen J. Müller'schen nur gruppenweise vorkommenden Nervenzellen sind leicht ersicht- lich; die der zarteren allgemein verbreiteten Nervenzellen sind ein herrliches Probeobject guter Mikroskope (Fig. 1). Das oben Gesagte ergibt sich an allen, in welcher immer Rich- tung durch die centrale graue Substanz der medulla spinalis und oblongata, sowie des pons Varoli geführten Schnitten. 3. Die Primitivfasern sämmtlicher spinalen und cerebro- spinalen Nervenwurzeln treten frei zwischen den verschiedenartigen Nervenzellen der centralen grauen Substanz auf. Sie sind an der Stelle ihres ersten Auftretens viel zarter, erhalten aber bald ihren bleibenden Durchmesser. Die Summe dieser alsogleich zu dichten Faserziigen sich gruppirenden Primitivfasern steht in einem so grossen Unverhältniss gegenüber der Summe der aus denTheilungen der Fort- sätze sich resultirenden Ästen, dass schon a jjriori die Ableitung des Ursprunges aus diesen sich als unstatthaft herausstellt. Ich habe im Verlaufe von fünf Jahren nur in zwei Fällen einen unmittelbaren Über- gang eines Fortsatzes einer Nervenzelle in eine Primitivfaser einer Nervenwurzel unzweifelhaft gesehen. In einem dieser beiden, und in anderen wenigen Fällen zeigte sich die bezügliche Nervenzelle zwi- schen den Primitivfasern der schon herangebildeten Nervenwurzeln eingeschaltet, ganz ähnlich dem von mir beschriebenen Verhalten der eingeschalteten Nervenzellen innerhalb der Primitivfaserzüge des Nervengeflechtes der Pia mater. 4. Die herangebildeten Primitivfaserzüge sämmtlicher Spinal- und Cerebrospinal-Nervenwurzeln treten in compacten Bün- deln durch die Längsfasern der weissen Substanz ganz einfach hindurch, indem sie dieselben aus einander drängen. Die Längsfasern der weissen Substanz verhalten sich gegenüber den vorderen Spinal- wurzeln so, wie ich es schon im Jahre 1854 (Sitzungsber. Juliheft 1. c.) beschrieb; nämlich diejenigen, welche zunächst eines Primitivfaser- zuges einer centralen Nervenwurzel fallen , bilden seitlich derselben 3* 36 L en h o s se k. Beiträge zur Eiöileiting der histologischen Verhältnisse etc. entsprechende Wellenbiegungen, Dasselbe findet Statt bei dem von mir nachgewiesenen radiären Nervensysteme, als des centralen Theiles des Purky ne'schen Nervengeflechtes der Pia mater. Aber theilweise anders verhalten sich in einer gewissen Tiefe die Längsfasern der weissen Substanz gegenüber den Primitivfasern der sämmtlichen Spinalwurzeln, und den Wurzeln der zehn letzten Cerebral-Nervenpaare. Hier zeigt sich das interessante Verhalten, dass eines Theiles die Längsfasern der weissen Substanz sich zu mehr oder weniger starken Faserzügen gruppiren, welche sich ent- weder um die in entgegengesetzter Richtung durchziehenden Neben- wurzeln herumwinden, oder aber in kleineren Partien letztere selbst durchsetzen, und in weitere Bündeln zerspalten; in beiden Fällen werden durch die beiderseitige in entgegengesetzter Weise statt- findende den Achter -Teuren nicht unähnliche Verlaufsweise dieser Faserzüge zwischen den centralen Faserzügen der Nerven - wurzeln Kreuzungen erzeugt (Fig. 2). Sei aber das Verhalten der Längsfasern der weissen Substanz gegenüber den Primitivfaserzügen der Nervenwurzeln dieses oder jenes, nie findet ein wechselseitiger Austausch der Primitivfasern Statt. Dieses ergibt sich am leichtesten aus solchen verticalen Schnitten des medulla spinalis und oblongata, ferner des pons Varoli, welche mit den Längsfasern der weissen Substanz parallel durch alle Schichten und nach jedwedem Durchmesser vollführt wurden, namentlich aber, wenn dieselben auch gleichzeitig mit jener Berücksichtigung voll- zogen wurden , dass sie die durchziehenden Nervenwurzeln unter rechtem Winkel durchsetzen, ferner aus solchen verticalen Schnitten, welche nach dem centralen Verlaufe welcher immer motorischer, ge- mischter, oder sensitiver Nervenwurzel geführt wurden, DiesejfLetztere erfordert aber wieder die genaue Kenntniss der verschiedenen Winkel- bildungen gegenüber der Spinalaxe- und Curvenbeschreibungen sowohl der einzelnen Nervenwurzeln wie auch ihrer einzelnen Primitivfaserzüge. Erklärung der Figureu. Fig. 1. Anastomosen der Nervenzellen, entnommen aus einem verticalen Schnitte der Naekenanschwellung der medulla spinalis. Vergrösserung 240'". Fig. 2. Verticaler Schnitt der Lendenansehwellung unter einem rechten Winkel die centralen Faserzüge der vorderen Spinalwurzeln durchsetzend. Dieser Schnitt füllt durch die Mitte der vordem Hälfte der rechten Seiten- hälfte der mednlla spinalis. Vergrösserung 160'". J.A-iTienlios.sek. Uebor das ceiirralp NcrsTiisysIcni. Iilllllij|i!(i|;fii|lj; />y. ?. .iiiiiili \fMpiiiim\iK rr:^,. ^^m^jligffigi^m m ß-iff. /. iel. Atxs d.k.jeEo£-u. SxaatsäncclceTei. Sit!aung"sl).4.1 0-500 0-050 — j> » 3 0-545 99 0-500 0-045 — » » 4 0-650 0-670 — 0-020 „ Hunde 5 0-735 53 0-725 0010 — » » 6 0-520 5 Min. 0-460 0-060 — „ Mensehen 7 0-260 », 0-260 — — » » 8 0-285 » 0-260 0-025 — » n Es geht aus diesen Versuchen hervor, dass eine Absorption von Wasser während des kurz andauernden Abkochens des Bindegewebes nicht stattfindet und man kann daher die Veränderung, welche das Bindegewebe beim Kochen erleidet nicht, wie die Veränderung nach der Einwirkung der verdünnten Salzsäure, von einer Verquellung der zwischen den leimgebenden Formbestandtheilen vorhandenen Durch- gänge herleiten. Beim Abkochen verändert aber das Sehnenstück seine Gestalt, indem es plötzlich zusammenschnellt wird es bedeutend kürzer und dicker als im frischen Zustande. Diese Einwirkung des kochenden Wasser auf das Bindegewebe haben schon Bichat i) und nach ihm Mascagnia) ausführlich erörtert. Der erstere nennt das Feuer als das Hauptagens dieser ») A. a. 0. I. liand, 1. Theil, p. 36 u. 149. 2) Prodromo della grande anatomia. Firenze 1819. Uiiler'siK'luiiifieii iihftr diV Sdiipliir des BiiidpgewPlics. ß^ Zusammenschrumpfung {racornissement) . Er gibt ferner an , dass das gekochte Zellgewebe „elastisch geworden ist, zerrt man es, so zieht es sich wieder in sich selbst zurück". Wenn man ein Stück einer gekochten Sehne durchschneidet, so wird man auch ganz un- willkürlich an den Widerstand erinnert, welchen ein Stück Kaut- sciiuk dem eindringenden Messer entgegensetzt. Mit der Veränderung der Gestalt, dem Kürzer- und Dicker- werden geht aber auch die dem frischen Bindegewebe eigenthüm- Jiche Längsstreifung verloren, es verschwinden also die jenen Längs- streifen entsprechenden Durchgänge den Augen und wir können zur Erklärung dieser Erscheinung nur anführen, dass die kürzer und dicker gewordenen Formelemente des Bindegewebes sich in jenen Durchgängen aufs innigste an einander gelegt haben. Dass das Verschwinden der Längsstreifen wirklich nur mit der beim Kochen eintretenden Verkürzung der Sehne zusammenhängt, zeigt ein ganz einfacher Versuch. Man theile ein langes Sehnenstück, z. B. vom hochliegenden Fingerbeuger, in zwei Hälften. Die eine dieserHälften verknüpfe man an ihren beiden Enden mit starkem Bindfaden und binde sie im aus- gespannten Zustande über ein entsprechend langes Holzstück fest. Diese ganze Vorrichtung werfe man nun gleichzeitig mit der unausgespannten zweiten Hälfte der Sehne in kochendes Wasser, lasse beide 3 Minuten lang in demselben verweilen und trockne sie hierauf an der Luft. Untersucht man nun beide Sehnenstücke, so findet sich an der ausgespannt gekochten Sehix^ die Längsstreifung vollkommen erhal- ten, während an der zusanuiiengeschrumpften Hälfte von derselben nichts zu sehen ist. Ich habe angegeben, dass man die gekochten Sehnenstücke trocknen muss und das ist desswegen nothwendig, weil, wenn man alsogleieh die Bande der ausgespannten Sehne löst, diese ganz plötz- lich zusammenschnellt und dann wie die unausgespannt gekochte Sehne sich verhält. Ich habe gefunden, dass nicht allein die Siedhitze ein solch plötzliches Zusammenschnellen der Bindegewebbündel bewirkt, sondern dass auch die concentrirte Salpetersäure im Beginne ihrer Einwirkung eine solche Verkürzung des Bindegewebes hervor- bringt. Si(/.b. il. iniiUiPiii -iinl.MW. Cl. XXX. i;.l. Nr. 13. 5 6ß R o II e t t. Legt man ein Stückchen Bindegewebe, in welchem sich kreu- zende, locker neben einander liegende Bündel vorhanden sind, also ein Stückchen aus der adventitia, oder dem subcutanen oder dem submukösen Bindegewebe unter das Mikroskop und lässt während man es beobachtet concentrirte Salpetersäure darauf einwirken, so sieht man die einzelnen Faserzüge desselben wie durch ruckweise Stösse lebhaft hin und hergeschleudert werden, indem sie die aus- gesprochene Tendenz haben sich zu verkürzen. Kann ein Faserzug wegen zufälliger Haftung seiner Enden zwischen Objectträger und Deckgläschen diesem Verkürzungsbestreben nicht Folge leisten, so springt er sogar plötzlich entzwei , worauf sich die zwei durch den Riss erzeugten Theile alsogleich gegen die haftenden Punkte bin einziehen. Ist das Bindegewebe wieder zur Ruhe gekommen, so hat es sein Aussehen vollkommen verändert, indem ps tum ganz und gar dem gekochten Bindegewebe ähnlich ist. Man möge das, was über die Einwirkung von Reagentien und des Kochens auf das Bindegewebe gesagt wurde, als einen Beitrag zur Lehre von dessen Eigenschaften ansehen und als einen Beweis, dass man die Veränderung mikroskopischer Objecte durch derlei Mittel häufig nicht in einer ganz einfachen Weise absehen kann; \md, dass das oftervvähnte Homogenwerden eines faserigen Binde- gewebes und Faserigwerden eines homogenen Vorgänge sind, deren Beurtheilung ganz eigenthümlicbe Schwierigkeiten in sieh schliesst. V. Die der leim^ebenden Substanz heterogenen Pormbestand- theile des Bindegewebes. Ich ziehe zur Sichtbarmachung derselben jene Mittel, in denen das Bindegewebe aufquillt, unter allen Umständen dem Kochen vor. Es wurde früher gezeigt, dass das Aufquellen des Bindegewebes vorzugsweise nur in der zur Längsaxe <]en Bindegevvebsbündels senkrechten Richtung stattfindet. Man macht aber andererseits die Erfahrung, dass die heterogenen Formbestcandtheile desBindegewebs- bündels mit ihrer Längsaxe in der Längsrichtimg des Bündels liegen. Es wird daher durch das Anquellen des Bindegewebsbündels nur der Querabstand jener Formelemente geändert und man bat Uüter.siichiiii}>'f'ii ülier Hip Striictur den Bindegewebes. ß*/ Gelegenheit sie in einem viel natürlicheren Lagerungsverhältniss zu heobachten, als man dies an einem beim Kochen um -/^ seiner ursprünglichen Länge verkürzten Bindegewebsbündel thun kann. Am meisten zu empfehlen ist die Anwendung der verdünnten Salzsäure (1 p. m.) oder wenn man die leimgebende Substanz gänzlich von den heterogenen Theilen trennen will, die von Verdauungsflüssig- keit, worin sieh die leimgebende Substanz viel früher auflöst, als die übrigen Bestandtheile des Bindegewebes. Ich lege zu dem Ende ganze Sehnenstücke in verdünnte Salzsäure ein und schneide, wenn dieselben aufgequollen und durchsichtig geworden sind, mittelst einer feinen Schere kleine Stückchen der Länge nach aus jenen Sehnen heraus. An solchen Schnitten sieht man unter dem Mikroskope zweierlei heterogene Einlagerungen. Fürs erste glatte, hie und da gabelig verzweigte, sehr feine runde Fasern, die an keiner Stelle ihres Verlaufes eine Anschwellung oder Erweiterung zeigen, und sich ganz wie feine elastische Fasern verhallen, dieselben machen keiner- lei Windungen, sondern haben einen ziemlich gestreckten Verlauf Diese Fasern sind identisch mit den von Henle*) beschriebenen sehr feinen Kernfasern, die in den von ihm untersuchten gekochten Sehnenstücken einen geschlängelten Verlauf hatten. Ferner sieht man aber und zwar in ganz regelmässiger Ver- theilung eigenthümliche Körperchen , welche aus einem scharf begrenzten langen ovalen, platten mittleren Theil und aus zwei auf den Polen dieses mittleren Theiles aufsitzenden blassen, schwach contourirten, spitz auslaufenden, bald kürzeien, bald längeren Fort- sätzen bestehen, welche manchmal zwei über einander liegende solche Körperchen mit einander verbinden. Der scharf begrenzte mittlere Theil hat eine Länge, die zwi- schenO-031 8 Mülim. und 0-0772 Millim. schwankt, eristplatt, manch- mal windschief gebogen, erscheint heller, wenn er auf der Fläche liegend, dunkler, wenn er auf der Kante stehend sich unter dem Mikroskope präsentirt, die Breite desselben beträgt der Fläche nach gerechnet im Mittel 0-0045 Millim., häufiger wird derselbe auf der Kante stehend, als auf der Fläche liegend angetroffen, im erste- ren Falle erscheinen die früher beschriebenen, auf den Polen des ») CanstatCs .lahreshericht für 1851, p. 24. 68 I! „ I I e I f. leren Theiles aufsitzenden blassen Fortsätze dentlicher, als im letzteren Falle. Diese Fortsätze sind, wenn das Bindegewebe erst kurze Zeit in Salzsäure gelegen ist, deutlicher, als wenn dasselbe längere Zeit in der verdünnten Salzsäure gelegen ist. Löst man die leimgebende Substanz des Bindegewebes in künstlicher Verdauungs- flüssigkeit auf, so bleibt nur der scharf begrenzte mittlere Theil jener Körperchen ungelöst neben den im Bindegewebe vorhanden gewesenen Kernfasern zurück. So lange man diesen mittleren Theil nur von der Kante aus betrachtet, passt auf denselben die Beschreibung, welche Vir chow ') von den im Bindegewebe enthaltenen Kernen gibt, mit alleiniger Aus- nahme der „sehr dicht stehenden spiralförmigen Windungen" 2). Was Henle-') von den Kernen des Bindegewebes angibt, bezieht sich gleichfalls auf den mittleren Theil jener Gebilde. Ich habe dieselben in den Sehnen des erwachsenen Menschen, Fig. 10, und des Frosches, Fig. 11, von ausgezeichneter Schönheit angetroffen. Sie liegen in Längsreihen über einander und haben mit den früher angeführten feinen Kernfasern keinerlei Verbindung. Sie sind in ziemlicher Menge und in regelmässigen Abständen im Binde- gewebe vertheilt. In den Zeichnungen , welche ich davon gegeben habe, ist ihre Anzahl darum etwas beträchtlich, weil ein ziemlich dickes Sehnenstück unter das Mikroskop gebracht wurde, bei dessen vollkommener Durchsichtigkeit man die Körperchen aller Tiefen, die einen deutlicher, die andern undeutlicher, mit einem Male übersah, .la für die Zeichnung aus der Froschsehne wurde eine solche in ihrer Totalität im aufgequollenen Zustande unter das Mikroskop gebracht. Die Vertheilung jener Körperchen und ihre Unabhängigkeit von den feinen Kernfasern kann man eben nur in anfgeqimllenen Sehnen gut beurtheilen. Um den Sehnenquerschnitt in Beziehung auf die heterogenen Einlagerungen zu untersuchen, empfiehlt sich folgendes Verfahren: Man trockne eine in verdünnter Salzsäure aufgequollene Sehne an *) Wiirzburg-er Verhandlungen, Bd. II, p. IST. -) Schrumpfungserseheinung im gekochten Bindegewebe, hei windschiefer Verbiegung jener Körper. 3) Canstiitt's Jahresbericht für 1831, p. 22. üiitersin'iiiiiigiii ijlx'r die Slriicdir des liiiiili'i;i'vvt'lii's {\\j der Luft und fertige feine Querschnitte aus derselben an, befeuchtet man diese mit Wasser, so quellen sie alsbald auseinander und es werden auf dem Querschnitt die heterogenen Bestandtheile sichtbar. Und zwar stimmt das Bild ganz mit demjenigen üherein, welches He nie i) von dem Querschnitt gekochter Sehnen beschrieben hat. Die sternförmigen Figuren des Sehnenquerschnittes , welche die sogenannten primären Bündel der Autoren 2) von einander abgrenzen und zu Verwechslung mit heterogenen Einlagerungen Veranlassung gegeben haben , sind am Querschnitt des gekochten oder des ange- quollenen Sehnenbündels in höherem Masse ausgeprägt als auf dem Querschnitt des frisch getrockneten Sehnenbündels. Die Deutung, welche Henle^) diesen Figuren zu Theil werden Hess, ist vollkommen richtig. Es haben sich bereits Reichert*) und Bruch 5) dafür ausgesprochen. Man kann die in einem Quer- schnitt enthaltenen Figuren niemals als solche isoliren. Wenn man aber einen gekochten Querschnitt der Einwirkung von concentrirter Salzsäure aussetzt und den Veränderungen, welche die Salzsäure hervorruft, unter dem Mikroskope zusieht, so bemerkt man wie bei den geringen und langsamen Bewegungen, die zum Ausgleich verschiedener durch die Diffusion der Salzsäure hervor- gebrachten Spannungen entstehen, die in jenen Figuren an einander grenzenden Partien der Sehne sich nach entgegengesetzten Rich- tungen an einander verschieben, ja wie die Ränder derselben sich umschlagen, ohne dass an der Stelle der sternförmigen Figur irgend eine ähnlich gestaltete Zelle zurückbliebe. Wohl aber sieht man in jenen Spalten sehr oft eine helle Membran, welche sich entweder von der einen oder der anderen der die sternförmige Spalte begrenzenden Contouren ablöst. Henle«) erklärt diese Membranen für elastische und identiii- cirt sie mit den zwischen die Sehnenbündel als Fortsätze der circu- lären Faserschicht eindringenden Scheidewänden. Er gibt ferner 1) A. o. 0. p. 22 u. 23. 2} Secundäre Henle's. 3) C a II s t a t t's Jahresbericht p. 23. 4) M ii I I e r 's Archiv 1834, p. 38. 5) Siebold u. K ö 1 I i k e r, Zeitschrift für wissenschaftliche Zoolog-ie. Bd V, p. 171. 6) Canstatfs .lahresbericht für 1831, p. 24, 70 H o I I e t t. an, dass die auf dein Querschnitt der Sehnenhünde! sichtbaren stern- förmigen Figuren sehr oft in die Zwischenräume der Sehnenbündel einmünden. Das letztere ist, wie ich mich überzeugte, auf mehreren nach einander angefertigten Querschnitten einer Sehne für ein und das- selbe Bündel an verschiedenen Stellen seiner Peripherie der Fall. Von den zwischen den Sehnenbündeln vorhandenen Querwänden und das Innere der Sehnenbündel durchdringenden membranartigen Streifen hat Henle^ Erscheinungen abgeleitet, welche man früher allein aus dem Vorhandensein seiner sogenannten umspinnenden Fasern erklärte, nämlich die an aufgequollenen Bindegewebbündeln vorhan- denen Einschnürungen. El- hat damit einer von He ich er t») seit 1847 verlheidigten Ansicht ein Zugeständniss gemacht. Einer Ansicht, welche die Ein- schnürungen , die an aufgequollenen Bindegewebbündeln zu sehen sind, von einer während des Aufquellens in reifenartige Stücke zer- rissenen Scheide jener Bündel ableitet. Leydigs) hat dieselbe Dar- stellung in seiner Histologie gegeben und in neuester Zeit hat sie Klo p seh*) zum Gegenstand einer ausführlichen, mit sehr naturge- treuen Zeichnungen versehenen Abhandlung gemacht. Die erwähnte Scheide hat Niemand gesehen, man hat eben nur auf deren Dasein aus den Erscheinungen geschlossen, welche sich während desAufquellens eines sogenannten umsponnenen Bindegeweb- bündels herstellen, nachdem man sich überzeugt hatte, dass die früher jenen Erscheinungen supponirten Spiralfasern nicht in allen Fällen sich nachweisen Hessen. Köllikers) hat ebenfalls die Annahme jener Scheide gebilligt, obwohl er für gewisse Objecte die Existenz der Spiralfasern ver- theidigt. In dem Bindegewebe, welches zwischen der Haut des Hoden- sackes und der timica vaginalis communis sich befindet, ferner in dem Coriumlager des Ochsen kommen zahlreiche Bündel vor, welche nach Behandlung mit Essigsäure die bekannten Einschnürungen in 1) A. o. O. p. 25. 2) M ii 1 1 e r '8 Archiv 1847. ') Histologie des Menschen und der Thiere. Frankfurt, 1Sj7, p. 31. 4) Müller 's Archiv 1858. p. 417. 5) S i e h o 1 d und K ö 11 iii e r, Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, Bd. 9, * . 140. \ Uiitersiieiiiingeii iiher dii» Sd'ucliir des Bindegewebes. 7 { der gi'össten Kegelmässigkeit zeigen, ohne dass man im Stande wäre elastische Spiralfasern als die Ursache derselhen nachzuweisen, und es ist die Annahme einer jene Erscheinungen bedingenden Scheide von vorneherein sehr emptehlenswerth. Es war nur eine Aufgabe noch zu lösen, nämlich die, jene Scheide auch im unversehrten Zustande zur Anschauung zu bringen. Letzteres ist mir niemals gelungen. Ich überzeugte mich vielmehr, dass keine solche Scheide existirt, wohl aber eine eigenthümliche von den Spiralfasern ebenfalls verschiedene Bildung vorkommt, wel- che nicht nur die betreffenden Bindegewebbündel umspinnt, sondern auch in deren Inneres eindringt, um dort wieder kleinere Partien zu umspinnen. Ich habe dieselbe aus der Haut des Ochsen in Fig.l2 abgebildet. Das Verfahren, welches ich einschlug inn solche Bilder zu erhal- ten, war folgendes: Ich legte etwa 4 Millim. dicke Durchschnitte der Ochsenhaut in absoluten Alklnirtiir ies Jiindencwfbes Till'. 11. /'/>. /d. Fiq. 9 Fifl. S. SiU.iiMpsb.d,k Akiid.d.W.iiKUh niitur«.HXXXBa N» 13, 18.18, Herzig. Spindelförmige EleiiieiUe quergestreifter Muskeln. 7»» Spindelförmige Elemente quergestreifter Muskeln. Von A. Herzig. (Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität.) Dr. Rolle tt hat in neuerer Zeit spitz zulaufende freie Enden der Primitivbündel im Innern der willkürliehen Muskeln gefunden. Primitivbiindel mit zwei spitzen, freien Enden im Inneren des Mus- kelbauehes sind an der quergestreiften Miisculatur, abgesehen von den Nachrichten, die wir durch Funke über E. H. Weheres Beob- achtungen besitzen'), nicht besehrieben worden. Solche nun habe ich neuerdings aufgefunden. Dieselben waren langgezogen spindel- förmig mit äusserst feinen Spitzen frei endigend. In der Länge variirten sie zwischen 3 und 4 Ceiitimeter, sie lagerten sich so an ein- ander, dass immer die Spitze des einen Primitivbiindels am Bauche eines anderen endete u. s. f., wie es Rollett beschrieben und abge- bildet hat (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Wien, mathem. -naturwissenschaftliche Classe, Juniheft 1856). Ich sah die Spitzen theils einzeln, theils zu 4 — S beisammen. 1) Neuerdings hat H o 1 1 e 1 1 nachgewiesen , dass die Bündel der quergestreiften Muskeln häufig spitzig endigen, wenigstens auf einer Seite, vielleicht auf beiden Seiten, so dass sie im letzteren Falle als spindelförmige Körper sich darstellen wür- den. E. H. Weber, der dieses Verhalten der .Muskelbündel schon seit geraumer Zeit kennt, betrachtet die spindelförmige Gestalt derselben als normal ; es gelingt nach ihm, an gekochten Muskeln solche zolllange, an beiden Enden zugespitzte Ele- mente zu isoliren. Es gewinnt diese Thatsache ein besonderes Interesse, weil sie die Analogie der quergestreiften Muskeln mit den glatten, welche, wie wir sehen werden, ebenfalls aus spindelförmigen Körpern bestehen, noch evidenter macht, als andere in ihrer chemischen Zusammensetzung und ihrem physiologischen Verhalten begründete Momente. Die Vereinigung solcher spindelförmiger langgestreckter Bündel zu einem Muskel haben wir uns in der Weise vorzustellen, dass wie bei den glatten Muskeln die hinter einander liegenden Spindel mit ihren Spitzen vereinigt, die neben einander liegenden aber so angeordnet sind, dass in der einen Reihe die mittleren Bäuche der Spindeln da liegen, wo in der vorhergehenden und folgenden Reihe die Spitzen der Spindeln aneinander stossen, und umgekehrt. Funke's Physiologie, 2. Auflage, S. 649. Leipzig 1838. 74 Herzig'. Spindelförmige Elemente qiierg'estreiftei' Muskeln. Die Isolining dieser Fasern mit ihren wahren Enden war ziem- lich schwierig, gewöhnlich bleiben die feinen Spitzen an den angrän- zenden Fasern haften; besser gelang die Darstellung, wenn man das Bündel, worauf die Spitze verlief, mitnahm; man konnte auf diese Weise sehen, wie die Spitze ausserordentlich fein auf dem Sarco- lemma des angrenzenden Primitivbündels sich verlor. Der Muskel, an welchem man Untersuchungen wegen dieser Elemente anstellt, muss gekocht und hierauf längere Zeit in Glycerin liegen gelassen werden (Roll et t). Nach meiner Erfahrung werden die Primitiv- bündel noch zäher, wenn man dem Wasser, in welchem man sie kocht, etwas Kochsalz hinzusetzt. Ich beobachtete diese spindel- förmigen Elemente am Rindfleisch und Schöpsenfleisch, die Muskeln, denen dasselbe angehörte, konnte ich leider nicht mehr bestimmen; ferner sah ich dieselben am Herzen des Rindes. Kiier. Beitrage zur Faiiiilie iler Charaeineu. 75 Beiträge zur Familie der Cliaracinen. Von dem c. M. Professor R. Kner. (Au8ziij4' aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) Vorliegende Arbeit bef«sst sich mit sämmtliclien Charaeinen beider Hemisphären, welche ich zu untersuchen Gelegenheit hatte. Das reichste Material hiezu lieferten abermals die Sammlungen Job. Natterer's in Brasilien. Trotz der Bearbeitung, die diese durch .T. Müller begründete Familie von ihm und Troscbel in (\en Horis ic/i^/i2/o/o//«Ws fand, und des Zuwachses, den sie in iler gvossen Histoire des poissons durch Valenciennes erthielt, fanden sich unter den von Natter er entdeckten Arten noch eine ansehnliche Zahl bisher unbeschriebener vor, die noch ungleich grösser wäre, wenn nicht im Laufe der mehr als 30 Jahre, durch welche dieser Theil seiner Sammlungen unbenüzt lag, gar vieles das Verdienst der Neuheit eingebüsst hätte. Selbst die Ausbeute der in den letzteren Jahren vom Grafen Castel na u ausgeführten Expedition, dessen hierüber erschienenes Werk ich bisher leider nicht zu Gesicht bekommen konnte, lieferte noch nicht den vollen Reichthum alles dessen, was Natter er allein zu Stande brachte '). Wenn ich auch die Familie der Charaeinen in dem Umfange, Avelchen Müller und Troscbel ihr gaben, keineswegs für eine wahrhaft natürliche erachten kann, so würde ich doch eine syste- matische Abänderung nicht für zweckdienlich und erfolgreich halten, *) Aus Troschel's Archiv für Natiirg'eschichte, 23. Jahrgang, 4. Heft 18S7 entnehme ich, dassCas tei na u"s Werk im Ganzen nur 8 neue Arten von Charaeinen enthält ; da es aber leicht möglich ist, dass sich unter diesen eine oder die andere Art vorfindet, die von mir im Nachfolgenden gleichfalls als neu bezeichnet wird, so glaube ich obige Bemerkung vorausschicken zu sollen , um für den Fall einer Collision unbilli- gen Vorwürfen dadurch zu begegnen. Während des Druckes der Abhandlung hoffe ich in den Besitz jenes Werkes zu gelangen und werde mich beeilen , nicht blos bezüglich der Charaeinen, sondern auch meiner im Früheren als neu beschriebenen Siliiroiden Südamerika's für die Synonymie und Systematik jeden unnöthigen Ballast möglichst zu beseitigen. 76 K " « '•■ so lange nicht mindestens alle übrigen verwandten Familien (Salmo- niden, Scopelinen, Clupeoiden ii. a.) mit in den Bereich specielier Untersuchung und Vergleichung gezogen worden sind. Ich schliesse mich daher einstweilen den Verfassern der Horae ichthyologicae zunächst an und beginne mit den zahnlosen oder schwach bezahnten Schlamm- und Pflanzenfressern, denen sich in vorliegender Abtheilung noch ein Theil der Insectenfresser anreiht. Vorläufig erlaube ich mir nur die^ Charaktere der als neu erscheinenden Gattungen und Arten, die sämmtlich naturgetreu ab- gebildet wurden, hier anzugeben und einige andere Resultate von allgemeinerem Interesse in Kürze herorzuheben. Zur GATTUNG CURIMATUS C. V. (A u 0 d u s Mll. Tr.) 1. Cor. vittatus, n. sp. Corpus elongatitm, dorsiim fasciis et maciiUs nigris seriatlm positis notatum, squamae mediocres, non ciliatae, abdomen ad latera ohtuse cärinatum. 2. Cur. ratiloides, n. sp. Altitiido corporis paulo capitis Longitudinem superans , et ad haue corporis ut 1:3, squamae laterales majores , quam ventrales, omnes ciliatae ; frons lata. Steht dem Anodus alburnus Mll. Tr. am nächsten. 3. Cor. abramoides, n. sp. Altitudo ad corporis longitudinem ut 1:2, squamae cunctae parvae, linea dorsi mediana ante pinnam dorsalem (Abrami- dum ad instar) alepidota , retro carinata , absque maculis aut fasciis. Die höchste von allen bekannten Arten. Es wird im Hinblick auf bereits beschriebene Arten mehr als wahrscheinlich gemacht, dass Cur. latior Spix und Val. blos das Männchen von Cur. laticeps Val. ist. Die Gattung Prochilodus Agas. erhält Zuwachs durch die Art Prodi, vimboides, n. sp. ; deren Merkmale sind : Os subinferum, nasus prominens obtusus, squamae majores quam in caeteris spe- ciebns, omnes aequales. Beitriijse znr Fiiiiiilic Her Chitraciin»!!. ^ 7 GATTUNG MICRODUS , n. gen. Char. Dentes minutissimi , acuti, mobiles uniserinles sohim in labio superiori, inf'ramaxillares nulli, oculi magni nee non sqiiamae, abdomen ad latera obtuse carinatum. Von der Gattung Chilodus Mll. T. , nur durch die Bezahnung unterschieden, und gleich dieser hislier hlos mit einer Art vertreten: Micr. labyrinthicus, n. sp. Dentes in labio superiori numero 14, arciis branchialis idtimus tumidus, intus excavatus cum appendice branchiali ; macula nigra lateralis supra pinnam pectoralem. Die nahe Verwandtschaft mit Chilodus punctatus gibt sich auch dadurch kund, indem bei letzterem der 4. Kiemenbogen ebenfalls obwohl weniger auffallend umgebildet ist. Die Gattung H em iodus, Mll. Tr., bisher nur in 2 Arten bekannt, von denen überdies eine noch fraglich erschien, wird mit mehren Arten bereichert und zwar : 1. Hern, longiceps, n. sp. Lotigitudo capitis altitudinem corporis superans, dentes ititer- maxillares 20, tricuspidati ; squamae parvae , macula nigra lateralis oblonga retro pinnam dorsalem. 2. Hein, seniitaeoiatus, n. sp. Altitudo corporis longitudinem capitis superans, denies 28, margine convexo crenati, squamae majores, taenia lateralis nigra, retro pinnam dorsalem incipiens ad caudalem usque extensa. 3. Hern, niicrolepis, n. sp. Corporis altitudo capitis longitudinem superans, dentes 30 — 32 margine vix convexo crenati , squamae mimitae, macida ro- tunda nigra ad latera. Die Schuppenzahl längs der Seitenlinie schwankt zwischen HO und 125, über ihr liegen 24 — 25, unter ihr 14 — 15. 78 K n e I. 4. Hern. immacDlatus , ii. sp. Corporis altitudo capitis lotigitudi?iem vix superaus , f'rotis ar- cuata, dentes 22, creuati, squamae parvae ; ahsque macula nigra laterali. Die Gattung Schizodon, Agas., welche Valenciennes mit Unrecht eingehen zu lassen versucht, wird mit 5 Arten verstärkt: 1. Schiz. taeniatus, n. sp. Deutes 8 iritermaxillares, creuati, inframaxillares 8 simpliciter scindentes , maxilla inferior prominens, lata taenia nigra ad caudae finem usque extensa. 2. Schiz. gracilis, n. sp. Corpus elongatimi, capitis longitndo corporis altitudinem su- peraus, OS plane superum, dentes inter- et inframaxillares 8, bicuspidati, m.acula nigra lateralis sub pinna dorsali. 3. Schiz. triniaculatos , n. sp. Corporis altitudo major quam capitis conice acumiuati longitndo, dentes supra et iufra 8, crenati, os superum, maculae tres fusco-nigrae ad latera. 4. Schiz. isognathüs, n. sp. Os terminale , maxilla inferior non prominens , dentes supra et infra 8, crenati, fascia lateralis nigra (ut in Schiz. taeniato). 5. Schiz. nasotus, n. sp. Os subinferum, nasus prominens obtusus, dentes supra et infra 8 , crenati , caudae finis et medii pinnae caudalis radii ad apices usque nigrofasciati. GATTUNG RHYTIODUS, n. gen. Char. Os terminale, dentes lamnaeformes , intermaxillarium facies anterior convexa, margine acuminato, dentes infra- maxillares flexuosi, margine bicuspidati; caput parvum, depressum, corpus elongatum, subteres, pinna analis brevis. Steht der vorigen Gattung sehr nahe, unterscheidet sich aber durch Zahnform, gestreciite Gestalt und niedergedrückten Kopf wesentlich. Beitrüge zur Familie der Charticiiieii. 79 1. Rhyt. microlepis, n. sp. Dentes intermaxillares 8, inframaxillarcs 6, hi bicuspidati squamae parvae , color fuscus. Die Schiippenzahl beträgt längs der Seitenlinie 87 — 90, über ihr 11 — 12 und 8 — 9 unter derselben. 2. Rhyt. argenteo-fuscus , n. sp. Dentes inter- et inframaxillares 8, ultimus utrinque 7ninutiis, Caput valcle depressum, squamae majores; latera obscure fusca , abdomeu argentei coloris. Die Sehuppenzahlen sind 7 55—65 6 Der Gattung Parodon, Val., wird als neue Art zugezählt: Par. nas u s mit dern Charakter : Corporis altitudo ad longitudinem totalem 1 :S, dentes intermaxillaresmulticrenati, pinnae pectoralesmagnae. Sie unterscheidet sich von Par. siiborbitalis Val., indem bei diesem die Kopflänge nur '/^ der Totallänge beträgt, ferner durch zahl- reicher gekerbte Zähne und grössere Brustflossen. Die Gattunji r^eporimis, Spix. erhält durch 2 Arten Zuwachs, und zwar: 1. Lep. striatus, n. sp. Corporis altitudo capitis obtuse acuminati longitudinem superans, OS minimum, squamae magnae, taenia nigra lateralis ab oris angulo ad pinnae candalis finem usque producta, supra ha?ic duae aliae juxta dorsi lofigitudinem. 2. lep. pictas, nov. ? sp. Caput obtusum, dentes medii inframaxillares margine rotundato^ macida permagna nigra in pinna dorsali, uterque j)- caudalis lobus fasciis duabus obliquis, nigris ornatiis, caput superne punctatum. Diese Art wird als fraglich hingestellt, da sie möglicher Weise miiLep. vittatus Val. zusammenfällt, dessen ungenügende Beschrei- bung jedoch zu wenig Anhaltspunkte gibt, um dies sicher entscheiden zu können. §Q K n e r. Beiträge /.iir Kiiiiiilie der CliMrHcineii. Zur Gattung Tetrug o iiopterus, Arted,, kommen 2 neue Arten hinzu: 1, Tetr. lepiduras, n. sp. Altitudo ad loiigitudinem totalem fere = 1:4, pinnae caudalis basis squamata,lobiis superior nigrotinctus ; squamae magnae. 2. Tetr. dichroaras, n. sp. Altitudo corporis ad longitudinem totalem iit 1 : 5 Vs, illa capitis ut 1 : S i/a — 6,- pinnae caudalis basis squamata, lobi nigri- cantes, apice albi; squamae magnae. GATTUNG BRYCONOPS, n. gen. Char. Deutes intermaxillares cuspidati, triseriales, maxillares nulli, inframuxillares iiniseriales, medii cuspidati, laterales et postici conici, minuti ; corpus elongatum, pinna analis longa, squamae mediae. Nimmt eine vermittelnde Stellung zwischenTetragon opterus und Clialceus Cv. Val. ein und wird durch 2 Arten vertreten: 1. Bryc. alburnoides , n. sp. Altitudo ad longitudinem totalem ut 1 : S^/s , ambae maxillae aequales, pinna caudalis nigro-limbata , analis radii non aculeati, corpus gracile. 2. Bryc. locidas, n. sp. Corporis altitudo major (^/r, longitudinis totalis partem super ans), maxilla inferior brevior, pinna analis altior, radiis ad latera aculeatis ; color trunci carneus , cum fascia laterali argentea. Ausserdem erstreckt sich die vorgelegte Abtheilung noch auf dieGattungChi lodus Mll.Tr., Citharinus Cv., Piabuca Cv. und Distichodus Mll. Tr., gibt zu bereits bekannten Arten erläuternde Bemerkungen und befasst sich namentlich auch mit der Sichtung der Synonymie. — Die zweite und zugleich Schlussabtheilung folgt demnächst. Vorgelegte Druckschriften. XIII Vorgelegte Druckschriften. Nr. i3. Austria. Jahrgang X, Hft. 17, 18, 19. Cos mos. Vol. XII. livr. 17, 18. Falcone, H., On the species of Mastodon and Elephant aecuring in the fossil State in Great Britain. London, 18S7; 8"' Gazette medicale d' Orient. Nr. 2. Gesellschaft, geographische. Mittheilungen. II. Jahrgang, 1858. Heftl. Le Hon, H., Periodicite des grands deluges resultant du niouvement graduel de la ligne des apsides de la terre. Paris, Bruxelles et Leipsic, 1858; 8«- Reichsanstalt, geologische, k. k. Jahrhuch 1857 VIII. Jahrgang, Nr. 4. Society, royal geographical of London. Proceedings. Vol. II. Nr. 2. 1858. — Journal, vol. XXVII. Verein, Alterthums-, in Wien. Bonifaz Wolmuth's Grundriss der Stadt Wien vom Jahre 1547, herausgegeben von Albert Camesina. — zoologisch -botanischer in Wien. Verhandlungen. Band VII. 4. Quartal. 1857. Zippe, Dr. F. X., Die Charakteristik des naturhistorischen Mineral- systems als Grundlage zur richtigen Bestimmung der Species des Mineralreiches. Wien, 1858: 8"- SITZINGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATUR WISSENSCHAFTLICHR CLASSE. XXX. BAND. ^""SITZUNG VOM 20. MAI 1858. N? 14, /6x ^ COMPARATIYE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. jFountreti bs pcibate subscrfjjtfon, m 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. /3^ 81 SITZUNG VOM 20. MAI 1858. Eiiigeseudete Abhaudliiiigeii. Über Buchentheer- Kreosot und die DestiUationsproducte des Guajaliharxes. Von H. Hlasiwetz. (Vorgelegt in der Sitzung vom 25. April 1838.) I. Im Verlaufe einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung war ich auf eine krystalllsirte Verbindung des Kreosots mit Kali aufmerksam geworden , welche es möglich zu machen schien, einen Anhaltspunkt für die Zusammensetzung dieses interessanten Öles, über welches die Meinungen trotz wiederholter Untersuchungen noch immer sehr aus einander gehen, zu gewinnen. Ich habein Gemeinschaft mit Herrn Ludwig Barth den Gegen- stand weiter bearbeitet , und es wird nach den Thatsachen, die wir im Folgenden darlegen werden, vielleicht gelingen, das Verständniss dieses Körpers um einen Schritt weiter zu fördern. Es sei voraus be- merkt, dass das zur Untersuchung dienende Material, alle die Eigen- schaften zeigte, die von dem echten Holztheer-Kreosot bisher ange- geben wurden, und die eine Verwechslung mit dem jetzt so häufig im Handel vorkommenden Steinkohlentheeröl (nach Williamson der Hauptsachenach ein der Carbolsäure homologer Alkohol CigHsO.) nicht möglich machen i). Die nächste Aufgabe war uns, die Verbindung mit Kali in grös- serer Menge und von völliger Reinheit zu erzeugen. *) Herr Leopold ß i e I o h la w e k in Prag, der es mir lieferte, bezieht es diircli geHillige Vermitteliing des Herrn Dr. Wankel von der Direction der fiirstl. Salin'sehen Werke in ßlansko (Miihren). 6 * 84 H I a s i w p t z. iiiicJ imiii hat es dui'eli Biegen des Kautschuks, oder durch einen zwischen dem Kolben und dein ätherhaltenden Gefässe angebrachten Qtietschhahn ganz in seiner Gewalt, die Flüssigkeit von dem Kalium altfliessen zu lassen, und dieses zurückzubehalten. — Der Äther geräth durch die heisse hineinlaufende Flüssigkeit sofort ins Sieden, die Dämpfe condensiren sich im Kühlapparate, lliessen zurück und in dem kochenden Lösungsmittel löst sich das Ganze mit Leichtigkeit zu einer dunkel goldgelb gefärbten Flüssigkeit. Man verstopft nun die Flasche sorgfältig, und lässt sie in einem Kältegemische stehen. — Es dauert selten länger als eine halbe Stunde, so ist das Ganze zu einem schönen weissen Krystallbrei erstarrt. Man bringt diesen schnell mit einem Spatel auf Leinwand, presst ihn Anfangs mit der Hand, und setzt ihn dann sogleich einem sehr beträchtlichen Druck zwischen dicken Lagen Fliesspapier in einer Schraubenpresse aus. So erhält man eine völlig weisse Krystallmasse, die von den letz- ten Resten Mutterlauge dadurch befreit wird, dass man sie in einem weitmündigen, mit einem Glasstöpsel verschliessbaren Gefässe mit wenig absolutem Äther übergiesst, aufweichen lässt, mit einem Glas- stabe zerrührt, neuerdings auf Leinwand bringt und in der Presse scharf abpresst. Dann wird sie sofort unter der Luftpumpe über Stücken von Ätzkali getrocknet, oder zuvor nochmals aus absolutem Weingeist nmkrystallisirt. — Es ist zweckmässig, zu diesem Verfahren nicht zu w^enig Substanz anzuwenden, denn die Ausbeute wird durch die Lös- lichkeit der Verbindung unter diesen Umständen beträchtlich verrin- gert. — Meistens wurden 6 Loth Kreosot auf einmal verarbeitet. Die von der Verbindung abgepressten ätherhaltigen Laugen hebt man auf. — Nach dem Abdestilliren des Äthers und Zersetzen des Rück- standes mit verdünnter Schwefelsäure, erhält man viel kreosothaltiges Öl wieder, das mit demselben Erfolge dieser Behandlung unterworfen werden kann. — Das so gewonnene Salz ist blendend weiss, atlas- glänzend und besteht aus dünnen weichen Prismen oder Schuppen. Aus Weingeist umkrystallisirt erhält man es in längeren weissen Nadeln. Abgepresst und getrocknet erscheint es als feste zerreibli- che Masse, ist geruchlos und lässt sich ohne Veränderung aufbewah- ren. Hat man es nicht umkrystallisirt, oder gut mit Äther gewaschen, so wird es an der Luft allmählich bläulichgrau und gibt ein backen- über Buclieiitlieer-Kreosot u. die ÜestilLTtioiisinoducfe des fFuajakhai'^es. 8b des Pulver. Diese Farbenveranderuiig schreitet, wenn das Salz grös- sere Mengen von Mutterlauge enthält, sehr rasch fort, und die Masse wird endlich ganz braun. Das Unikrystallisiren aus Alkohol ist, wenn dieser nicht der stärkste ist, mit einigem SuhstanzverJust verbunden. Die Mutterlau- gen färben sich dann und liefern wenig reines Product mehr. Das Salz löst sich in heissem Äther vollkommen. Nach dem Trocknen löst es sich in Wasser nicht ohne theilweise Zersetzung und Aus- scheidung von Ollröpfchen. Die wässrige Lösung reagirt alkalisch. Auf Säurezusatz scheidet sich alles Öl ab, das es enthält. Das Salz enthält Wasser, welches beim Erwärmen bis auf 80 —OO«» C. in einem Wasserstoflfstrome leicht entweicht. Die nachstehenden Analysen beziehen sich auf reine unikrystal- lisirte oder gut mit Äther gewaschene, unter der Luftpumpe über Kali getrocknete Substanz von verschiedener Bereitung. I. 0-3040 Gr. Subst. gaben 0-6440 Gr. Kohlens. und 0-1784 Gr. Wasser. II. 0-2520 „ III. 0-3000 „ IV. 0-2141 „ V. 0-2Ö00 „ VI. 0-2267 „ VII. 0 2313 „ VIII. 0 1365 „ IX. 0-2799 „ X. 0-2206 „ XI. 0-3110 „ r. n. III. IV. v. C _ 57 77 — 57-32 — 57-36 — 57-35 - 57-72 H _ 6-52 — 6-65 - 664 — 6-85 — 670 VI. VII. VIII. IX. X. XI. KO — 14-31 — 140!) — 14-38 — 1403 — 14-12 - 1400 Hierauf lässt sich berechnen : bereclinet Mittel ilcr Versuche C30 — 192 — 57-80 — 57-50 hJ - 21 — 6-35 — 6-67 O9 _ 72 — 21-70 — KO - 47-2 - 14-15 — ii-n 0-5296 j,' .. „ 0-1509 0-6310 n 55 „ 0 1794 0-4500 n }) „ 0 1320 0-5291 )) « „ 0-1508 0-0600 » schwefelsaures Kali. 0-0603 » j> 0-0363 » n 0-0726 „ » 0-0576 }} « 0-0810 n }> 332-2 100-00 Die richtige Bestimmung der Wassermenge des Salzes ist sehr schwierig, weil die Temperatur, bei der die letzten Antheile des- §ß II I ;i s i w e t A. selben ausgetrieben werden, mich schon die ist, bei der es sich theii- weise zersetzt. Desshalb fallen die Bestimmungen leicht zu hoch aus. — Das Trocknen muss durchaus in einem Sti-ome Wasserstofl" vor- genommen werden. Das Salz befand sich in einer U-förmigen Röhre, die im Wasserbade auf 70» — 80» C. erwärmt wurde, wo man alsbald das Wasser dampfförmig entweichen sieht. Bald aber empfindet man auch den Geruch des sich zersetzenden Salzes, und die Wasser- dämpfe reissen kleine Öltropfen mit, die durch ihren brennenden Geschmack, wenn man das Röhrenende mit Papier auswischt, wahr- genommen werden können. Die Formel C33(Hi9K)08 + 2 Äq. verlangt 0-42 Procent Wasser. Gefunden wurde 6 — 7 Procent. Das getrocknete Salz gab ferner bei mehreren Versuchen : I. 0-3134 Gr. Substanz gaben 0-0870 Gr. schwefelsaures Kali. II. 0-3090 „ „ „ 0-086I> „ III. 0-3780 „ „ „ 0-1070 „ Bereclinot Gefiinilen CszHjgOy — 267 I. II. 111. KO — 47-2 — 14-96 — 15-03 — 1314 — 15-31 314~2 In Übereinstimmung mit den folgenden Verbindungen kann man die Formel dieses Kalisalzes schreiben : C^eHoKO,) ^„^ und wasserhaltiges Salz wasserfreies Salz. 2. Neutrales KaUsalz. Diese Verbindung wird erhalten wenn man in dem oben beschriebenen Apparate festes Ätzkali in Kreosot auflöst, die Lösung in Äther fliessen lässt, und ganz wie vorhin durch Pressen und Um- krystallisiren reinigt. Man nimmt auf 2 Theile Kreosot 1 Theil Kalihydrat, und erwärmt allmählich bis auf 130" C. Die Wände des Kolbens beschla- gen sich mit Wasser, das Kali löst sich auf, und man hat endlich zwei Scliichten ; von der untern geringeren, die eineLösung von Ätz- kali und den allfallsigen Nebenbestandtheilen des letzteren in Wasser darstellt, kann vorsichtig in den Äther abgegossen werden. Erhitzt IJIier r>iR'li('iitlii't'i-Krei)Scit ti. die Destilhilioiispiodiicle des Girijalttiarzes. 87 inari höher, so geräfh die Flüssigkeit in ein schwaches Sieden, wel- ches aber bald so stürmisch werden kann , dass die Masse leicht übersteigt, wobei eine Menge Wasserdanipf entbunden wird, und von dem Kali noch viel in Lösung geht. Wenn man durch ein geriiu- nu'ges Gefäss vor dem Übersteigen geschützt ist, so kann man diese Reaction bei behutsamster Regulirung des Feuers herbeiführen. Die Ausbeute an Salz wird dadurch vergrössert. Die ätherische Lösung erstarrt meistens schon beim Umschütteln zu einem Krystallbrei, und wird später ganz fest. Ohne Äther erkalten gelassen gesteht auch diese Kalilösung bald zu einer seifenartigen Masse. Die Ausbeute ist grösser als bei der vorigen Verbindung. Dieses zweite Kalisalz bildet sich übrigens auch wenn man bei der Einwirkung von Kalium auf Kreosot die Temperatur steigert und bei 130 — 140 so lange Kalium einträgt, als sich noch eine Einwir- kung zeigt. Dieser Umstand dass sich bei längerer Kaliumeinwirkung leicht etwas von dieser zweiten Verbindung bilden kann, muss berücksichtiget werden, wenn man die erstere darstellt, und es rechtfertigen, dass die analytischen Bestimmungen dieser Salze nicht ganz so genau sind, als man sonst wohl verlangen kann. Auch entsteht dieses Salz, wenn man Kreosot in etwa dem hal- ben Volum Äther löst und die Lösung in einem gut verschliessbaren Gefässe, mit einer sehr concentrirten Lösung von Ätzkali in Alkohol versetzt. In kurzer Zeit ist das Ganze zu einem Brei von feinen Nadeln geworden. Die Ausbeute ist aber geringer und die Darstellung auf diese Weise nicht empfehlenswerlh, wenn auch das Product dabei schnell rein erhalten werden kann. Im Äussern haben diese Salze die grösste Ähnlichkeit, und auch ihre Löslichkeitsverhältnisse in Äther und Alkohol sind sich sehr gleich. Während aber das erstere (saure) im getrockneten Zustünde von Wasser theilweise zersetzt wird, löst sich dieses (neutrale) völ- lig als solches. Die Lösung ist auch bei dem reinsten Salz etwas gefärbt. Die Lösung in absolutem Weingeist krystallisirt schnell nach dem Erkalten. Auch eine sehr concentrirte wässerige Lösung ist krystallisationsfähig. Es schiesst das Salz in weichen verOlzten Nadeln an. Die wässerige Lösung zeigtgegen Reagentien folgendesVerhalten : 88 11 I ;i s i « e 1 /.. Chlurharyuiii, Chlorkuliiim und schwcllelsaui-e Magnesia geben in sehr eoncentrirten Lösungen weisse flockige Niederscliiäge, die in Wasserlöslich sind, und in verdünnter Lösung daher gar niclil erscheinen. Ähnlieh verhält sich essigsaures Zinkoxyd. Schwefelsau- res Kupferoxyd bewirkt in sehr verdünnter Lösung eine Trübung, beim Erhitzen scheiden sich grüne Flocken ab. Ui concentrirler Lösung entstellt vorübergehend eine rothbraune Färbung, dann ein apfelgrüner Niederschlag. Eisenchlorid trübt in verdünnter Lösung gelblichbraun , in coii- centrirter entsteht eine rothbraune, bald violet werdende Ausschei- dung. Quecksilberchlorid gibt eine gelbrothe Füllung. Bei Über- schuss des Reagens verbleicht sie und löst sich bis auf einen gerin- gen Rückstand. Rleizuckerlösung gibt einen voluminösen weissen Niederschlag. Salpetersaures Silberoxyd wird fast momentan reducirt. Die Analyse des unter der Luftpumpe getrockneten Salzes hat ergeben: I. 0-2226 Gr.Siibsl. gaben O-.ST.'JO Gr. Kohlens. und 0-1301 Gr. Wasser. II. 0 2260 „ „ „ 0-37ÜÖ „ „ „ 0- 121)0 „ III. 0-2336 „ „ „ 0-3925 „ „ „ 0-I29Ö „ IV. 0-3190 „ „ „ 0-1290 „ schwefelsaures Kali. V. 0-2380 „ „ „ 0-0998 „ VI. 0-2352 „ „ „ 0-0936 „ VII. 0-3285 „ „ „ 0-1350 „ VIII. 0-2565 „ „ „ 0-1144 „ IX. 0-3170 „ „ „ 0-1290 „ X. 0-3203 „ ,, „ 0-1303 „ I. 11. III. C — 45-94 — 45-31 — 45-82 H _ 6-49 — 6-14 — 6-16 IV. V. VI. VU. VIII. IX. X. KO — 21-87 — 22-26 — 22-10 — 22-22 - 21-60 — 2200 — 22-01 Diesen Zahlen entspricht die Formel: bereeliiiet Mittel ilcr Versuclie C,6 -96 — 45-28 — 45-69 li,3 — 13 — 6-13 — 6-26 0^-56 — 26-42 — 27-06 KO - 47-2 — 22-17 — 21-99 212-2 —100-00 — 100-00 Beim Trocknen bei 80 — 90« im Wasserstoffstrome verloren: IJbt'i Biiclieiitlieer Kreosot ii. die r)es(ill;iti(iiisinodiK'(e des (iuiij;ikliiii'^es. ol' I. Ü(36Ü4 Cr. Substanz (>• 1120 Wasser = 16-67 hoceiit. 11. 0-70KO „ „ 0-13Ö6 „ = 17-20 „ Auch bei diesem Salze müssen diese Bestimmungen sehr vur- sichtig ausgefühi-t werden. Wenn das Wasser ausgetrieben ist, färbt sich das Salz meistens etwas bläulich und es dunsten Spuren von Ol ah. Erwärmt man das Salz im Wasserhade in einer Röhre und leitet Luft darüber, so wird es bald durch die ganze Masse blau und entwickelt den Geruch des Öles, das es enthält. Bei-eelinet Gehiiidcn im Miltfl CjgHöOsKO - i76-2 4H0 — 36 — 16-97 16-98 213-2 Das getrocknete Salz hat ergeben: T. 0-2230 Gr. Subst. gaben 0-4445 Gr. Kol.lens. und 0-111 Gr. Wasser. II. 0-2060 „ „ „ 0-1010 „ schwefelsaures Kali. III. 0-3950 „ „ „ 0-1930 „ Berechnet I. II. III. Ci6 — 96 — S4-54 — 54-36 — Hi, — 9 — 5-11 — 5-53 O3 — 24 — 13-67 — KO - 47-2 — 26-68 — 26-51 2642 176-2 100-00 Sonach hat man die Formeln: C, 6 Hj, K O4 + 4 Äq. und Cj g H,, K O4 wasserhaltiges Sali wasserfreies Salz. 3. NatroüTerbindang. Das Kreosot verhält sich gegen Natron und Natronhydrat fasi genau so wie gegen Kalium und Kali , nur ist die Einwirkung des Natriums beinahe noch etwas lebhafter nnd von einigem Schäumen begleitet. Es scheint dass auch hier die Einwirkung je nach der Tem- peratur, bei der sie stattfindet, zwei Phasen hat. Erwärmt man blos bis auf 100<> C, so kommt endlich ein Punkt, wo neue Natriumstücke das Ol nur wenig mehr zersetzen und ziemlich lange in der Flüssigkeit verweilen können , ohne nur zu schmelzen. In diesem Zeitpunkte erkalten gelassen, wird die Masse fest, vom Aussehen der mit Kalium erzeugten. Mit steigender Temperatur aber zeigt sich eine neue Ein- wirkung auf das ()1, und man kann bei 150 — 160** demselben noch 90 11 I a s i w e l z. SO viel Natrium iinprägniren , dass es ganz dickttüssig und wenig Grade darunter schon fest wird; beim völligen Auskühlen wird die Masse ganz hart. Das Resultat ist dasselbe wenn man mit Natron- hydrat arbeitet. Allein diese Verbindungen haben für die Reindar- stellung den Übelstand, dass sie in allen Lösungsmitteln fast gleich zerfliesslich sind. Es ist in der That nicht gelungen, weder bei Anwendung von absolutem Alkohol, Äther oder Steinöl, sie in der Weise krystallisirt zu erhalten, wie die Kaliverbindung, ein Unterschied der Löslich- keitsverhältnisse, der aulTallend genug ist. Versetzt man eine concentrirte ätherische Lösung des Natron- salzes mit einer hinreichenden Menge einer concentrirten alkoholi- schen Lösung von Ätzkali , so erstarrt sehr schnell das Ganze zu einer Krystallmasse der Kaliverbindung, und zwar wurde unter diesen Verhältnissen immer das zweite der angeführten Kalisalze erhalten. 4. BarjtTerbindiing. Krystalle von Ätzbaryt lösen sich in erwärmtem Kreosot leicht auf, und die Lösung zeigt gegen den Einfluss des Sauerstoffs eine eben so grosse Empfindlichkeit, wie die mit Alkalien erzeugten. Zur Darstellung der Verbindung wurden 3 Theile Kreosot mit 2 Theilen abgetrockneter Barytkrystalle in dem anfangs beschriebe- nen Apparate behandelt. Es scheidet sich Wasser ab und beschlägt die Wände des Kolbens. Die Löslichkeit der Verbindung ist unter diesen Verhältnissen grösser als die der Kaliverbindung. Es wurde weniger Äther als dort angewandt. Die Lösung trübte sich, und es schien, dass Wasser die Ursache davon sei. Desshalb wurden einige Stücke geschmolzenes Chlorcalcium hineingebracht und damit stehen gelassen. Sie hatte sich bald geklärt und auf dem Chlorcalcium hatten sich Krystallrinden des Salzes zu bilden angefangen, Sie konnte nun klar abgegossen werden und setzte, langsamer und spär- licher zwar als bei Anwendung von Kali, schöne, ganz weisse atlas- glänzende Schüppchen an den Wänden der Flasche ab, die immer sehr kalt gehalten worden war. Die Krystalle wurden schnell abge- presst, mit kaltem Äther gewaschen, wieder gepresst und unter der Luftpumpe getrocknet. Sie erschienen blendend weiss, waren trocken sehr haltbar und ganz geruchlos. über Biichentheer-Kreosot u. die Destillations|)roducle des Giuijakiiarzes. 91 1.0-5700 Gr. Subst. gaben 0-8640 Gr. Kohlens. und 0-222 Gr. Wasser. II. 0- 30öS „ „ „ 0iS12 „ schwefelsaures liiuyt. III. 0-2987 „ „ „ 0-1480 „ IV. 1-1290 „ verloren im Wasserstoffstrome bei 100" durch 8 Stunden ge- trocknet 0-130 Wasser. Diese Bestimmungen führen zu der Formel : Ci6H9Ba04 + 3Äq. Berechnet Gefunden Cjg — 96 — 41-27 - 41-34 Hg — 9 — 3-87 — 4-32 O3 — 24 — 10-33 — BaO — 76-6 — 32-93 — 32-31 — 32-55 3H0 — 27 — 11-58 — 11-51 232-6 —100-00 Das getrocknete Salz gab: I. 0-234 Gr. Substanz gaben 0-130 Gr. schwefelsauren Baryt. II. 0-228 „ „ „ 0-1276,, Berechnet j ii_ C16 Hg O3 - 129 BaO — 76-6 — 37-25 — 36-50 — 36-77 203-6 5. Bleiverbindang. Eine Lösung des neutralen Kalisalzes gibt mit Bleizuckerlösung einen voluminösen weissen Niederschlag, der etwas in Wasser löslich ist. Er zersetzt sich beim längeren Auswaschen und es ist sehr schwer ihn von constanter Zusammensetzung zu erhalten. Unter der Luftpumpe getrocknet stellt er nach dem Zerreiben ein weisses Pulver dar, welches schon unter 100" zu einer durch- sichtigen gummiartigen Masse schmilzt und rissig erstarrt. Dabei nimmt man übrigens etwas den Geruch des Öles wahr. Es verlor dabei 2-5 Procent. Das unter der Luftpumpe getrocknete Präparat gab in Procenten : C 32-70 , H 3-20 , PbO 5300. Bei einer anderen Bereitung und ein wenig längerem Auswaschen wurden 52-40 Procent Bleioxyd erhalten. Diese Procente nähern sich der Formel 2 (C,e Hy Ph O4) -|- PbO-|-2Äq., welche verlangt: 92 H I a s i w e t z. C 31-4 H 3-2 0 7-8 PbO... 54-7 HO .... 2-9 100-0 6. Äthyherbiudung. Das neutrale Kalisalz zersetzt sich mit Jodäthyl beim Sieden in zugesehmolzenen Röhren leicht. Man erhält nach der Trennung vom Jodk'alium, dem Abdestilliren des überschüssigen Jodäthyls, Rectiüci- ren, Schütteln des Rectificates mit Silber, zur Entfernung der letzten Spuren Jod, und nochmaligem Destilliren, ein Ol von schwach aroma- tischem Geruch, lichtbrechend, mit einem schwachen gelblichen Stich. 0-2468 Gr. Substanz gaben 0-6S3 Gr. Kohlensäure und 0-1905 Gr. Wasser. Nach der Formel C,6(H9C4H5)04 verhält sich Rechnung und Versuch wie folgt : Rechnung Versuch Coo - 120 — 72-28 n,4 - 14 — 8-43 O4 — 32 — 19-29 166 —100-00 100-00 7. Benzoylverbindung. Äquivalente Mengen von getrocknetem neutralen Kalisalz und Ronzoylchlorür wurden auf einander einwirken gelassen, indem man in kleinen Antheilen das Salz in das Chlorür eintrug. Die etwas ge- färbte Flüssigkeit wurde bald breiig; sie wurde mit verdünnter Sodalösung gewaschen und dann destillirt. Nachdem die letzten Spuren von Wasser entwichen waren, ging in Streifen ein schweres Öl über, in welchem sich bald Nadeln ausschieden. Sie schienen Benzoesäure zu sein und von einer theil- weisen Zersetzung der Verbindung herzurühren. Der Geruch ist aromatisch, benzoeähnlich. Diese und die vorige Verbindung geben in wenig Äther gelöst und mit concentrirter alkoholischer Kalilösung versotzl, wieder Aus- scheidungen des neutralen Kalisalzes. über Biicheiitheer-Kreosot u. die Destillationsprotlucte des Giiajakliarzes. 93 8. Das aus den Salzen abgeschiedene Öl. Es wurde in grösserei' Menge aus dem neutralen Kalisalz mit verdünnter Schwefelsäure oder Oxalsäure abgeschieden, mit Wasser wiederholt gewaschen und rectificirt. Zuvor wurde es so getrocknet, dass es, während ein Strom von Wasserstoff darüber strich, so lange auf 150 — 160<' in einer Retorte erhalten wurde, als sich noch ein Wasseranflug zeigte, dann in eine andere, trockene, warme Retorte überfüllt und abgezogen. Das Trocknen mit Chlorcalcium geht darum nicht wohl an, weil das Ol ziemlich viel von diesem Salze auflöst, eine Eigenschaft, die auch das rohe Kreosot zeigt. Man erhielt dann nach demUmdestilliren, wobei die ersten, möglicher Weise noch Spuren von Wasser enthal- tenden Partien ganz entfernt wurden, ein farbloses, wasserklares Ol, welches nochmals mit eingesenktem Thermometer überzogen wurde. Die ersten Erscheinungen des Siedens zeigten sich bei 2i2» C, dann stieg das Thermometer ziemlich rasch auf 219, wobei ein völli- ges Kochen statthatte, und die Hauptmenge, während das Thermo- meter stationär blieb, überdestillirte. Was nach 219 überging, wurde getrennt aufgefangen, es war der weit kleinere Theil, nahm später einen Stich ins Gelbliche an, und in der Retorte blieb ein geringer bräunlicher Rückstand. Die Temperatur hatte sich zuletzt um 4 — 5 Grade erhöht. Das reine Öl vom Siedpunkte 219 ist völh'g farblos, stark licht- brechend, von der Consistenz des Kreosots, einem besonders in der Verdünnung sehr angenehmen, fast vanilleartigen, an Peru-Ralsam erinnernden Geruch, der mit dem des Kreosots nicht entfernt etwas gemein hat, und brennend aromatischem Geschmack. Es verändert sich beim langen Aufbewahren sehr wenig und nimmt nur, wenn das Gefäss öfters geöffnet wird, einen Stich ins Gelbe an. Das specifische Gewicht wurde bei IS» C. =1-0894 gefunden. Wiederholtes Erhitzen und Umdestilliren in lufthaltigen Ge- fässen lässt es nicht ganz unzersetzt, wenigstens bleibt in der Regel ein geringer brauner Rückstand in der Rotorte, und heim Rectificiren eines bei ganz constantem Siedpunkte übergegangenen Öles steigt doch gegen das Ende das Thermometer um mclirei-e Grade. 94 H I a s i w e t z. Es ist nicht löslicher in Wasser als Kreosot, mischbar mit Alkohol, Äther, Eisessig, und alkalischen Laugen. In einer Kälte- mischung wurde es nur dicklliissig nicht fest. Die Silbersolution reducirt es beim Erwärmen spiegelnd. Mit zweifach schwefelsauren Alkalien geschüttelt, wird es gelb, ohne sich damit zu verbinden. Schüttelt man es aber mit starkem wässerigem Ammoniak, so erstarrt es schnell zu einem voluminösen, in kaltem Wasser schwer- löslichen Krystalibrei. Eben so macht es Ammoniakgas in der kürze- sten Zeit krystallinisch erstarren. Diese Verbindung ist jedoch sehr unbeständig; presst man sie von der ammoniakalischen Flüssigkeit ab, so entlässt sie an der Luft sowohl wie im leeren Räume das Ammo- niak und verflüssigt sich nach und nach wieder völlig. Mit Phenylammin ist das Öl mischbar ohne zu krystallisiren. Die wässerige Lösung coagulirt eine filtrirte Eiweisslösung, wenngleich nicht so schnell wie Kreosotwasser. Mit wässeriger Eisenchloridlösung geschüttelt, nimmt das Ol eine rothbraune Farbe an. Löst man es aber in Alkohol und fügt eine alkoholische Eisenchloridlösung hinzu, so erzeugt sich eine prachtvoll grüne Färbung, eine Reaction, die so intensiv und empfindlich ist, dass sie der der salicyligen Säure mit Eisenchlorid an die Seite gesetzt werden kann. Kreosot verhält sich eben so. Löst man festes Ätzkali durch Erwärmen in dem Öle auf, so erstarrt die Masse beim Erkalten schön strahlig , krystallinisch, während bei AuAvendung von Kreosot sie keine krystallinische Structur zeigt. An der Luft bräunt sie sich. Will man die vorstehend beschriebenen Verbindungen so, wie aus Kreosot bereiten, so ist zu berücksichtigen, dass dort ihre Löslichkeitsverhältnisse durch den zweiten Bestandtheil des Kreosots wesentlich modificirt sind. Lässt man z. B. die warme im WasserstofTstrom bereitete Kali- Lösung in Äther fliessen, so wird die Masse schnell klumpig, fest, etwa wie wenn man geschmolzenes Wachs in Wasser giesst. Der Äther löst in diesem Falle viel zu wenig und eine langsame Krystalli- sation kann nur durch Auflösen in siedendem Alkohol erzielt Averden. Allein die Verbindung (das neutrale Kalisalz z. B.) entsteht aus dem reinen Öl sehr schön und mühelos durch Vermischen einer concen- trirten ätherischen Lösung desselben mit einer ausreichenden Menge starker alkoholischer Kalilösung. Die geringe Färbung, die die Masse an der Luft annimmt, kann ihr durch Waschen mit kaltem Äther über Buchentheer-Kreosot ». die Destillationsproducte des Giiajakharzes. QJJ ganz entzogen werden. Erhitzt man das reine Öl mit Barytwasser oder Barytkrystallen, so verwandelt es sich in eine völlig weisse feste Verbindung, die sich in viel siedendem Alkohol und Wasser löst und sieh an der Luft nicht färbt. Eine weingeistige Lösung des Öles mit Barytvvasser versetzt, gibt eine krystallinische Ausschei- dung i). Salpetersäure wirkt äusserst heftig auf das Öl; krystallisirte Substitutionsproducte zu erhalten gelang nicht. Die Oxydation geht leicht bis zur Bildung von Oxalsäure. Kocht man in einer Proberöhre einige Tropfen des Öles mit ver- dünnter Schwefelsäure ein, so nimmt die Flüssigkeit eine kirsch- oder violetrothe Farbe an. Die Analysen des Öles von verschiedener Bereitung (im Sauer- stoffstrome ausgeführt) ergaben: I. 0-2740 Gr. Substanz gaben 0-6970 Gr. Kohlensäure ii. 0- 1784Gr. Wasser. II. 0-2930 „ „ „ 0-7S34 „ „ „02008 „ m. 0-2810 „ „ „ 0-7183 „ „ „0-1890,, IV. 0-2605 „ „ „ 0-6680,, „ „0-1773 „ V. 0-2832 „ „ „ 0-7251 „ „ „ 0-1945 „ VI. 0-2210 „ „ „ 0-5672 „ „ „0-1516 „ VII. 0-2672 „ „ „ 0-6816 „ „ „ - .. Diese Zahlen bestätigen die in den Salzen angenommene For- mel Cie H,o O4; man hat in 100 Theilen: Berechnet. I. H. HF. IV. V. VI. V». C,6_96— 69-56 — 69-37 — 69-64 — 69-71— 69-93— 69 83 — 69 99 — 69-36 Hl 0 — 10— 724— 7-23— 7-54- 7-47— 7-36— 7-63- 7-61— . . O4 — 32 - 23-20^- 138— lOÖnOO Bestimmung der Dampfdichte nach Dumas. Temperatur der Luft 13» C. Barometer 26" 9'". Temperatur des Bades beim Zuschmelzen 263öC. Gewichtszunahme des Ballons 1-1132 Gr. 1) Es scheint das saure Barytsalz zu sein. 0-306 Substanz gaben 00983 schwefel- sauren Baryt, das ist = 21 13 Procent Baryt. Sit/.b. d. malliem.-naturw. Cl. XXX. Bd. Nr. 14 Die Formel I*®"'' ^"„"i + 2 Äq. verlangt 2118 Proc. Baryt. ' 16^10 "4) 9() H I » s i IV e t z. Capacitiit des Ballons 554 CC. Riicksliiiidicre l^iift nach dem Eindringen des Quecksilbers 1 CC. Ci6 Hio O4 (Condensatloii auf 4 Volumiua.) Berecliupt. Gefunden. 4-79 4-98 Es ist schon erwähnt, dass öfteres Erhitzen und Destilliren das Öl etwas verändert. Selbst im WasserstoflFstrome hinterlassen dann die reinsten wassergleichen Substanzen eine Spur eines bräunlichen Rückstandes, und der Siedpunkt steigt zuletzt. Diese Partien für sich aufgefangen, zeigen dann oft einen erhöhten Kohlen- und Wasserstoff- gehalt, sind häufig gelblich gefärbt und geben Zahlen, die sich der Formel Cjg H,o O4 etwas nähern, so dass man glauben möchte es mit einer homologen Substanz zu thun zu haben, wenn dem nicht die Siedpunktsdiffereiizen und der Umstand widerspräche, dass diese Öle in Kalisalz übergeführt, keine dieser Formel entsprechenden Verbindungen liefern. Die Menge dieses später abgehenden Öls ist gering. Sammelt man mehr und rectificirt es nochmals, so kommt es bei 217» ins Sieden, und bei 219" destillirt wieder die Hälfte ab, die der Formel Cie H,o O4 entspricht (Analyse III), so dass man über- zeugt sein kann, dass diese Kohlenstoff, und Wasserstofferhöhung der letzten Partien nur Folge einer beginnenden Zersetzung sei. Man fand in diesem Öl bei verschiedener Bereitung: C — 70-34 ~ 70-60 — 70-65 — 7i-12 — 71-30 H — 7-94 — 7-54 — 7-77 — 7-88 — 8-21 C,8 H,3 O4 verlangt : C71 -05 und H7-89. 9. Amuiouiakverbindang. Es wurde schon bemerkt, dass wenn man das Öl mit Ammoniak- flüssigkeit zusammenschüttelt , das Ganze zu einer Krystallmasse wird. Mit Ammoniakgas verhält es sich eben so und wenn auch die Verbindung an der Luft sich schnell zersetzt, so kann doch wenig- stens die Menge des aufgenommenen Ammoniaks annähernd be- stimmt werden. Die in einer U-förmigen Röhre befindliche abgewogene Menge Öl wurde, während ein Strom von trockenem Ammoniak darüber- strich, kalt gehalfen und nach dem völligen Festwerden sogleich gewogen. über Buchenflieer-Kreosnt ii. die Destilliilionsprodiicle lies Giiiijakharzes. 97 Man erhält eine schöne blättrige Krystallmasse. I. 2-512 Gr. Öl absorbirten 0-157 Gr. Ammoniak. II. 2-415 „ „ „ 0-168 „ Auf NHi berechnet beträgt dies I. = G-70 ; II. = 6-96 Procente. Die Formel: „** u * r!^\ welche dem sauren Kalisalz ent- sprechen würde, verlangt 6*14 Procente NH4. Es scheint jedoch bei diesem Versuche leicht ein Überschuss an Gas aufgenommen zu werden, denn wenn man die Verbindung durch gelindes Erwärmen schmilzt, so entwickelt sie rasch etwas Ammoniak, nichts desto weniger erstarrt sie, in ein verschliessbares Gefäss überfüllt, wieder vollkommen, so dass das Aussehen allein auf das Gesättigtsein mit Ammoniak nicht schliessen lässt. Alkohol und Äther lösen die Verbindung sehr leicht; sie konnte aber daraus nicht umkrystallisirt werden. Versetzt man die ätherische Lösung mit einer concentrirten Lösung von Ätzkali in Weingeist, so entsteht eine Krystallbildung, die bald die ganze Flüssigkeit erstarren macht. Je nach der Menge der hinzugefügten Kalilösung entsteht hiebei entweder das eine oder das andere der beschriebenen Kali- salze. Das Ammoniak entweicht, und trägt man nur so viel Kalilösung ein, dass die Flüssigkeit noch klar bleibt, so bilden sich nach einiger Zeit vom Boden aus sehr schöne Krystallbüschel , die dann ein schnelles Fortschreiten der Krystallisation bedingen. Durch Zusatz von viel Kalilösung kann man aber sofort eine breiige Ausscheidung von Krystallen der zweiten Verbindung er- halten. Eine krystallisirte Natronverbindung ist auch auf diesem Wege, wo die Kalisalze so leicht entstehen, nicht zu erzielen gewesen. Die bisher beschriebenen Verbindungen gleichen in ihrer Con- stitution völlig denen der salicyligen Säure mit Basen. Eine alko- holische Lösung dieses Öles mit wässerigem Ammoniak versetzt, gab aber keinen, dem Azosalicylhydrür entsprechenden festen Körper. 10. BromverbindQDg. Brom substituirt den Wasserstoff in dem Öle, und gibt damit eine krystallisirte Verbindung. Die Reaction zwischen beiden Kör- pern ist sehr heftig und es entwickelt sich eine grosse Menge Brom- 7 * 9(S H I a s i w e t, 7,. Wasserstoff. Man setzt tropfenweise so lange zu, bis die Farbe ein Vorwalten des Broms anzeigt. Es wird eine reichlicbe Menge Brom gebunden. Am besten operirt man in kleinen Mengen, vertheilt das Ol auf flache Schalen oder Uhrgläser, und erwärmt zuletzt, um die Reste des freien Broms und Bromwasserstoffes zu verjagen. In kurzer Zeit bilden sich in der dicklichen Masse Krystall- ansätze, oder sie erstarrt von den Rändern aus. Man lässt sie ganz fest werden und krystallisirt sie um. Sie ist unlöslich in Wasser, aber so löslich in Alkohol und Äther, dass sie daraus ohne grossen Verlust nicht wieder erhalten werden kann. Ein besseres Lösungsmittel für sie ist starke erwärmte Essigsäure. Daraus schiesst sie beim Stehen in einem offenen Kolben in langen, feinen, asbestartigen, vollkommen weissen Nadeln an. Sie wurden gut abgepresst und im luftleeren Räume getrocknet. Das rohe Kreosot lieferte dieses Substitutionsproduct gleichfalls; es erstarrt das Kreosot aber nach dem Bromiren nicht fest, wie das reine Öl , sondern gibt einen schmierigen krystallinischen Brei, aus dem sich durch Abpressen nicht wohl die feinen Krystalle trennen lassen. Löst man aber das Ganze in wenig Essigsäure auf, so schei- den sich über Nacht eine ziemliche Menge der Krystalle aus, die man dann durch Leinwand von den Mutterlaugen trennen und wieder- holt umkrystallisiren kann bis sie farblos erscheinen. Die Krystalle sind weich , backen gedrückt zusammen , schmelzen leicht , und erstarren krystallinisch. I. 0-3116 Gr. Substanz gaben 0-3270 Gr. Kohlensäure u. 0-068 Gr. Wasser. IT. 0-4000 „ „ „ 0-4080 „ „ „ 0-089 „ III. 0-28ä0 „ „ „ 0-3978 .. Bromsilber. IV. 0-2992 „ „ „ 0-4i63 „ Diesen gefundenen Mengen entspricht sehr gut die Formel : ^33 (Hi5 ßrj) Og, das ist die Formel des Öls zweimal genom- men und darin ä Äquivalente Wasserstoff durch Brom vertreten. Berechnet. C32 — 192 - 28-61 Aus reineitiÖI. (I. u. ni.) — 28-62 - Aus Kreosot. (U. H. IV.) -"27^82^ H,5 - 15 - 2-22 - 2-42 - - 2-47 Brs— 400— 59-61 — 59-37 - - 59-24 0« - 64 — 9-56 671 — 100-00 über Buclieiilhefi-Kieosol II. die lR'slill;ilioiis|)ru(lucle des (iii;ij;ikliiir^es. 99 II. Chlorverbindung. IJriiig't man in einen mit Chlor gefüllten Kolben etwas von dem reinen Ol, so erwärmt es sich, das Chlor verschwindet, und an seine Stelle tritt Salzsäure. Anfangs nimmt dabei das Öl eine bläulich -violete Farbe an; bringt man wieder Chlor hinzu, so wird es gelbbraun und dickflüssig. Da wo das Öl in dünnen Schichten am Kolben haftet, zeigen sich bald Krystalle; die übrige Masse erstarrt nach etwa 24 Stunden. Aus Essigsäure umkrystallisirt, gleicht sie im Äusseren der Bromverbindung. Vielleicht sind die kleinen farblosen Nadeln, die man bei der Darstellung des Hexachlorxylons in kleiner Menge erhält, auch diese Verbindung i). Der Chlorgehalt der Substanz entspricht der Formel Ci6(H7Cl3)04. 0-27S4 Gr. Substanz gaben 0-501 Gr. Chlorsilber = 44-97 Procent Chlor. Die Formel verlangt 44-10 Procent. IL Mehrere der Eigenschaften des im vorigen Abschnitte beschrie- benen Öles und seine Zusammensetzung fordern zunächst zu einem Vergleiche auf mit dem als Guajacylhydrür (Guajakol , guajacylige Säure) beschriebenen Producte der trockenen Destillation des Gua- jakharzes. In der That ist das im Kreosot enthaltene, mit Basen verbindbare Öl kein neuer ganz unbekannter Körper; es ist identisch mit dieser guajacyligen Säure, die erhaltenen Verbindungen sind nichts anders als guajacyligsaure Salze, das Holztheer-Kreosot muss als eine ähnliche 1) V. Gorup B esan ez, Ännal. d. Chemie, Band 86, Seite 248. Die gechlorten Xylone von V. Gorup verhallen sich, wenn man die von Gerhardt (Lehrbuch Rand 3, S. 29) dafür vorgeschlag-enen Formeln annimmt, zu der Verbindung Cjg Hj^ 0^, wie die gechlorten Hydrochinone zu dem noch nicht dargestelUen zweisüurigen Alkohol der Phenylreihe. CiaHgO^ := 2H -i- CjgHgO^ davon abgeleitet CjaCH.^ Cl^) O4 2säuriger Alkohol der Hydrochinon, 4fach gechlorter Hydro- Phenylreihe, chinon ; CieJ^io ^4 , = 2 H + C^6 Hg 0^ . davon abgeleitet C^g (H4 CI4) O^ = Formel des Hexachlorxylons. IQO H I a s i w e t z. Verbindung angesprochen werden. (Was diesen Ausspruch etwas modificiren könnte, ist weiter unten angeführt.) Dieser Abschnitt enthält einige Versuche mit den Destillations- producten des Guajakharzes, die, um hiefür den Beweis zu liefern, nöthig schienen ')• Den Beschreibungen über die Erscheinungen bei der Destillation des Guajakharzes ist nichts hinzuzufügen. Bei der ersten Reclitica- tion des Rohproductes ging anfangs mit viel Wasser das flüchtige spec. leichte, sog. Guajacen (Guajol) fort, später folgte ein Öl von der Consistenz und dem Lichtbrechungsvermögen des Kreosots, weiterhin wurde das Destillat immer dickflüssiger, die letzten Partien erstarrten endlich krystallinisch; sie enthalten das sogenannte Pyro- guajacin. In dieser Periode bildete sich wieder etwas Wasser. Das Guajacen wurde besonders aufgefangen , und der Rest in 3 Partien abgenommen. Diese, anfangs nur gelblich gefärbt, wurden bald röthlich, und in einigen Tagen fast undurchsichtig dunkelroth. Die erste Partie ist noch sehr guajacenhaltig, die zweite, der Menge nach grösste, besteht vornehmlich aus Guajakol, die letzte dickflüssige scheint Pyroguajacin gelöst zu enthalten. Zu den nächsten Versuchen wurde die zweite benützt. Dieses rohe Guajakol ist schwierig zu reinigen. Sobrero destil- lirt wiederholt um, und nimmt das Product von 21 0» für das reinste. Pelletier und Deville reinigen das Rohproduct so, wie man das Kreosot reinigt, und auch V ö 1 k el unterwirft es dieser Behandlung, die wesentlich in einer Einwirkung von Kalilauge in der Siedhitze besteht, worauf mehrmals rectificirt wird. Diese wurde auch probeweise mit einigen Unzen rohen Guaja- kols wiederholt, allein das Product hatte nicht ganz die Eigenschaften, wie dasjenige , welches wir nach dem beim Kreosot befolgten Prin- cip dargestellt haben. Wir bereiteten wieder zuerst das Kalisalz, und schieden aus der möglichst gereinigten Verbindung das Ol ab. Aber die bei dem Kreosot angewandte Methode, die dort ver- hältnissmässig leicht ein sehr schönes Präparat erzielen lässt, liefert 1) Die Literatur, auf die wir zum Vergleiche zu verweisen haben, ist : Pelletier und Deville, Journal f. prakt. Chemie. Bd. 33, S. 316, Annalen d. Chem. Bd. 52, S. 4ü2. — Sohrero, Annalen der Chemie Bd. 48, S. 19. — Volke), ebenda- selbst Bd. 89, S. 345. — Ebermaier, chem. Centralblall 18.54, S. 689. über Biiclieiitlieei-Kieosot ii. die DestilliiUonsproducle des Guajakharzes. 101 beim Gunjakol viel schwieriger ein solches. Die rohe Kalisalzrnasse, die man in einer WasserstotFatmosphäre zunächst allerdings un- schwer erhält, wird an der Luft so überaus schnell grün und blau, dass damit sehr schlecht zu operiren ist. Nach vielfachen vergeblichen Bemühungen, sie in der früher beschriebenen Weise zu reinigen, musste diese Methode hier auf- gegeben werden. Ein anderer Weg dagegen führte besser zum Ziele. Er besteht darin, dass man sich zuerst die Ammoniakverbin- dung verschalTt und diese durch Kali versetzt. Das durch mehrmalige Destillation und nach dem Verfahren von Völkel, vorläufig gereinigte Öl wurde zuerst durch Schütteln mit starker Ammoniakflüssigkeit in die feste Ammoniakverbindung verwandelt. Sehr schnell erhält man hiebei eine voluminöse, nur sehr wenig gefärbte Krystallmasse; diese wurde schnell zwischen Leinwand und Papier scharf abgepresst; sie erscheint fast weiss. Unmittelbar darauf wurde sie in wenig warmen Äther gelöst und die wieder erkaltete Lösung mit einer concentrirten alkoholi- schen Kalilösung in einem weithalsigen, luftdicht verschliessbaren Gefässe versetzt. In wenig Augenblicken erstarrte das Ganze unter starker Ammoniakentwickelung zu einer festen weissen Krystallmasse, die nun wieder schnell abgepresst, mit Äther gewaschen und unter der Luftpumpe getrocknet wurde. Man findet manchmal , dass das durch die Operation des Destil- lirens nur oberflächlich gereinigte Guajakol beim blossen Schütteln mit Ammoniakflüssigkeit nicht immer gleich erstarrt. Manchmal stellt sich die Krystallisation erst bei längerem Stehen ein , aber sie wird jedesmal schnell erhalten wenn man das Ol mit Ammoniakgas behandelt. Nach kurzem Diirchleiten fängt die Bildung der festen Verbindung an, die rasch zu Ende schreitet. Mit solcher Anmioniak- verbindung ist dann ziemlich leicht zu operiren. Das rohe Guajakol färbt sich an der Luft mit über- schüssigen Alkalien sehr rasch grün und braun, mit alkalischen Erden blau. Reducirende Agentien, wie Schwefelwasserstoff, schwefelige Säure, zerstören diese Farbe sogleich, oder hindern ihr Auftreten, wenn sie gleich im Anfange zugesetzt waren. 102 II las) wetz. Dasselbe thut auch Aminoniak unter diesen Umständen, und desshalb bleibt bei solchem Verfahren, wo man eine ganz von Am- moniak umgebene Masse schafft, die Kaliverbindung ganz farblos. Sehr schön wird sie, wenn man mit wässerigem Ammoniak bereitete Verbindung verwandte, wo die verunreinigenden Bestandtheile mit dem Überschuss der Ammoniaktlüssigkeit ausgewaschen werden. Es nimmt dann das Kalisalz beim Herausnehmen aus dem Glase nur eine geringe rölhliche Färbung an. Diese geht beim nachherigen Auswaschen mit Äther in Lösung und durch Umkrystallisiren aus Alkohol wird ein blendend weisses Salz erhalten. Es ist schon bei der Beschreibung der Ammoniakverbindung aus dem Kreosotöl erwähnt, dass je nach der Menge des Kali's, das man zur Zersetzung anwandte, das eine oder das andere der beiden Kalisalze erhalten wird. Auch bei dieser Darstellung fand sich das bestätigt. Bei Zusatz von nur so viel Kalilösung, dass die Flüssigkeit noch klar blieb, krystallisirte das saure Salz. I. 0-428S Gr. Substanz gaben 0-H68 Gr. schwefelsaures Kali. II. 0-3386 „ „ „ 0-0923 „ Berechnet. . .. Cga H,9 Oy KO + 2Äq. K0 = 14-15 — 14-74 — 14-75. Mit einer zur völligen Zersetzung ausreichenden Kalimenge vermischt, erstarrte das Ganze sofort zu einem Krystallbrei des neu- tralen Salzes. I. 0*297 Gr. Substanz gaben 0-1250 schwefelsaures Kali. II. 0-313 „ „ „ 0-1320 III. 0-800 „ „ „ 0-3326 Berechnet. . ,. ... Ci6 H» O3 KO + 4Äq. K0 = 22-17 — 22-76 — 22-80 — 22-48. Ein anderes gutes Reinigungsverfahren für das Guajakol be- steht darin, dass man das Rohproduct mit massig starker Ammoniak- flüssigkeit öfters durchschüttelt, die stark gefärbte Lauge abzieht, das Öl abwäscht, und dann etwa 4 Mal rectificirt. So vorbereitet wird dasselbe auch bei langem Aufbewahren nur mehr schwach röthlich; man löst es hierauf in etwa dem gleichen Volumen Äther, und vermischt es mit einem sehr kleinen Überschuss der concentrir- ten alkoholischen Kalilösung. Die Verbindung (das neutrale Salz), ÜltiM- Biiehenllieer-Kreosol ii. die neslilhitionsproducle des Giuijakharzes. 103 die sich sogleich ausscheidet, anfänglich farblos, wird an der Luft zwar etwas missfarbig, lässt sich aber durch Waschen mit Äther wieder vollkommen weiss herstellen, und endliches Umkrystallisiren aus Alkohol liefert sie von derselben äusseren Reinheit wie die vorigen Salze. Die Mutterlaugen von allen diesen Operationen enthalten noch viel Öl. Man sammelt, zersetzt und verarbeitet sie in derselben Weise wieder, wie schon beim Kreosot erwähnt ist. Das nach einer dieser Methoden gewonnene Kalisalz wurde in Wasser gelöst, mit Oxalsäure oder verdünnter Schwefel- säure zersetzt, das abgeschiedene Ol gewaschen, getrocknet und rectificirt. Es war ganz farblos, vom reinsten angenehmsten Geruch (alle früheren Beobachter bezeichnen den Geruch ihrer gereinigten Prä- parate als, wenn auch nicht ganz unangenehm, doch an Kreosot erin- nernd; er hat aber bestimmt nichts davon) und zeigte äusserlich so vollständig die gleichen Eigenschaften und das Verhalten , wie das aus Kreosot gewonnene, dass man einen Zweifel über die Identität beider Producte nicht haben zu können schien. Allein nichts desto weniger waltet ein Unterschied ob, der her- vorgehoben werden muss. Er besteht darin, dass, während das Product aus Kreosot bei einer nicht viel niedrigeren Temperatur als 219" ins volle constante Kochen kommt und bei dieser die Haupt- menge des Öles überdestillirt, das Product aus Guajak oft schon bei 203" ins Sieden geräth und in einiger Menge abdestillirt. Dann wird das Thermometer bei 210 — 212" einigermassen stationär und steigt allmählich auf 220—230". Dasselbe beobachtete auch Völkel. „Erst über 200" tritt das eigentliche Kochen ein." „Es geht nun bei fortwährendem Steigen des Thermometers das Guajakol über und zwar ohngefähr ein Drittel bei 203 — 210", die Hälfte von 210—220", der Rest von 220—230". (Annal. Bd. 89, S. 352.) Fängt man diese Portionen getrennt auf, so findet man einen erheblichen Unterschied in der Dichte und Zusammensetzung. Die vom niedern Siedpunkte haben eine grössere Dichte und sind kohlen- und wasserstofTärmer als die vom höhern Siedpunkte, die ein gerin- geres spec. Gewicht zeigen. H I a s i w e t Partie von 210 (hei iS« C.) . „ 216-218 „ ,, 220 „ 220 — 225 „ Völkel fand bei seinem Gnajakol Partie von 202 — 210 . . . „ 210 — 220 . . . „ „ 220 - 230 . . . spec. Gewicht 1 • 1171 1 1162 11115 1-0894 10900. spec. Gewicht l ■ 1 19 MIO 1091. Im Folgenden sind nun die Analysen der, bei verschiedenen Temperaturen abgenommenen Partien zusammengestellt und die ge- fundenen Zahlen verglichen mit denen früherer Beobachter. a) Partie von 205 — 210. I. 0-3689 Gr. Substanz gabenO-9195 Gr. Kohlensäure u. 0-2296 Gr. Wasser. 11. 0-3716 „ „ „ 09257 „ „ „ 0-2331 „ 1. n. C — 67-97 — 67-93 H — 6-91 — 6-96 0 — 25-12 — 25 11 Formel A. Gu.njacylliydrüis von Pelletier und D e V i 1 1 e Hs — 6-45 O4 — 25-81 100 00 100-00 100-00 b) Parthie von 216 — 218. 1. 0-3682 Gr. Substanz gaben 0-9247 Gr. Kohlensäure u. 0-2225 Gr. Wasser. 11. 0-2765 , „ „ 0-6970 „ „ „ 0 1784 „ S obr er 0 Mittel Völkel V. 4 .-Vnalys. 210 203—210 210—220 Formel v. Sobrero bereclinet c - 68-49 - 68-73 H - 6-71 - 7 16 0 — 24-83 — 24-18 68-81 — 68-84 — 68-88 — C,5 — 6870 6-81 — 6-66— 6-97 — Hg — 6-87 24-38 — 24-50— 24-15 — O4 —24-43 100-00 100 00 100-00 100-00 100-00 100-00 c) Partie von 219 — 220. I. 0-2931 Gr. Substanz gaben 0-750 Gr. Kohlensäure u. 0-2008 Gr. Wasser. 11. 0-3774 ,. „ „ 0-966 „ „ „ 0-2530 „ I. n. Vö Ikel 220— 230. Berechnet. C — 69-86 H — 7-61 0 - 22-52 69-80 — 69-06 7-44 — 7-60 22 76 — 23-34 69-17 — C,6 — 69-56 7-59 — H,o — 7-24 23-24 — O4 — 23-20 10000 100-00 100-00 100-00 100-00 Mit demGuajakol haben ferner Sobrero (Annal. Bd. 48, S.25) und Deville (1. c.) Bestimmungen der Damiifdichte ausgeführt. über [Jiicheiitlieer-Kreosot ii. die PcstillatioMsproilucte des Guajiikharzes. 105 ... Berechnet. Subiei'o. ü c V 1 1 1 e. ,, u ,, 1 16 "10 "4 4-900 T49^ T^^79^ Der gelblich gefärbte Rest eiidlicli, der zuletzt (230) abdestil- lirte, gab Zahlen, wie sie sich bei den letzten Partien des Kreosot- productes auch herausgestellt hatten. Man erhielt C7065, H 777. Jeder der früheren Bearbeiter dieses Gegenstandes hat für sein Product eine andere Formel aufgestellt, und so wurden nach einander die Formeln: C,4 Hg O4 Deville u. Pelletier, C,5 Hg O4 Völkel, Ci 5 H9 O4 S 0 b r e r 0 in Vorsehlag gebracht. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass von diesen Formeln nur eine der Zusammensetzung einer reinen Verbindung entspricht, und das ist die von Deville und Pelletier. So brero's und VölkeTs Formeln müssten um zulässig zu sein (und Hesse sich das anders mit den Bestimmungen der Dampfdichte vereinen) wohl verdoppelt werden. Die von Pelletier und Deville auch zwei Mal genommen, gäbe C28 Hl 6 Og, So brero's C30 Hjg Og, die früher für das Product aus Kreosot gefundene Cga H30 Og. Man sieht, das ist das Fortschreiten einer homologen Reihe. Und wenn man die Analysen der Producta, die bei verschiedenen Temperaturen abdestillirt sind, vergleicht, so muss man sich sagen, dass man es hier wahrscheinlich mit Gemischen von zwei unter ein- ander homologen Substanzen zu thun hatte. Die Bildung solcher aus homologen Verbindungen bestehenden Rohproducte bei trockenen Destillationen ist aber bekanntlich ein sehr häufiger Fall. Nehmen wir an, er trete bei der trockenen Destillation des Guajaks auch ein, und es bilde sich nur z. B. eine kleine Menge Furfurol (und man weiss, dass dieses als Product trockener Destillationen entstehen kann) •), ein Körper, der nach der gegebenen Formel Cj« Hio O4 mit dem Guajakol homolog wäre. •) Mau erhält es bei der trockenen Destilluliuit des Holmes iielteii Kreosot, und dieses ist eine Gu;ijiikol\ erliiiidiiiig. J06 H I a s i w c t /. Cjo H4 O4 Furfurol r u n ' Din-C«H« '^le "10 '-'4 SO wird eine kleine Menge hinreichen, Siedpunkt, Kohlenstofl- und Wasserstoflgehalt herabzudi'üeken, das spec. Gewicht dagegen zu erhöhen (das spec. Gewicht des Furfurols ist 1-168). Das Furfurol verändert sich sehr rasch an der Luft, wird röthlich, endlicl» braun und undurchsiclitig , eine Erscheinung, die in ihrer Weise die Pro- ducte der Guajakdestillation in hohem Masse zeigen. Es wird aber fast unmöglich hintanzuhalten sein, dass gewisse Mengen eines solchen homologen Körpers, der höchst wahrscheinlich ganz entsprechende Verbindungsverhältnisse zeigen wird, nicht auch in Salze, wie die hier benützten des Kali's und Ammoniak*s, mit über- gehen , und so wird einzig eine Trennung durch die Verschiedenheit der Siedpunkte übrig bleiben. Dass diese möglich ist, ergibt sich aus dem Mitgetheilten. Die Kaliverbindungen, so sehr sie in allen andern Stücken denen aus Kreosot dargestellten gleichen, zeigen doch einen his zu 0'6 Proc. grösseren Gehalt an Base, wie dies auch nach solcher Annahme der Fall sein müsste. So geben ferner die Producte von niedrigem Siedpunkte oder das nach Völkel gereinigte, mit Brom ein, den Erscheinungen der Bildung imd den Eigenschaften nach, ohne Analj^se geradezu von den früher beschriebenen ununterscheidbares Substitutionsproduct, welches aber in seiner Zusammensetzung im Sinne dieser Annahme von jenen auch abweicht. I. 0-3Ü0 Gr. Substanz gaben 0-270 Gr. Kohlensäure ». 0-0Ö57 Gr. Wasser. II. 0-303 „ „ „ 0-446 Bromsilber. III. 0 329 „ „ „ 0-487 I. n. ni. c^oii53i;5)3 C — 24-54 28-61 H — 206 2-22 Br— . —62-63 — 62-98 — 59-61 Man kann in diesem Betrachte sagen, dass es leichter ist, aus Kreosot die reinen Verbindungen des Öles Cig H,o 0^ und dieses selbst darzustellen, als aus den Destillationsproducten des Guajaks, welches ohne Frage ein viel complicirteres Gemisch ist als das Kreosot. Wie dem auch sein mag, es ist fürs erste bewiesen, dass die aus dem Kreosot und den rohen Guajakdestillaten darstellbaren Ver- Ül)er Buchentlieer-Kreosot ii. die Destillationsprodiicte des Giinjaklinrzes. 107 bindungen mit Basen bei der Zersetzung eigeuthümliche Öle liefern, von welchen die Partien, die von 219- — 220 abdostilliren, identisch sind und der Formel Cje Hjo O4 entsprechen. Ist diese Formel die richtige, so kann der Körper als homolog mit dem Furfurol betrach- tet werden, während er mit dem Alkohol der Anissäure isomerisch ist. Die Differenz der Siedpunkte, 219" als den unserer Ver- bindung angenommen, würde einem solchen Verhältnisse entspre- chen. Für das Furfurol Cjo H^ O4 ist der Siedpunkt von mehreren Beobachtern bestimmt. Fownes fand 161», Cahours 162», Sten- house 1680. Legt man die Bestimmung von Cahours als die mittlere zu Grunde, so müsste nach Kopp's wichtigem Gesetze, welchem nach sich der Siedpunkt mit dem Eintritte von C3 H3 um 19" erhöht, der Siedpunkt von Cje Hjo 04 = 162+3 . 19=219 betragen. Auch die übrigen Eigenschaften der Substanz machen es nicht gerade unwahrscheinlich, dass diese Homologie eine mehr als äusser- liche sei. Ein Analogen des für das Furfurol charakteristischen Furfurins konnte jedoch nicht erhalten werden. Das Furfuramid lässt sich, wenn auch nicht seiner Constitution, doch seiner leichten Ent- stehungsweise nach einigermassen mit der Ammoniakverbindung des Guajakols parallelisiren. Im Übrigen sind die Verbindungen des Furfurols und seine Abkömmlinge noch nicht untersucht. Die des Guajakols mit Basen sind so constituirt wie die der salicyligen Säure. In so weit ist der Name Guajacylhydrür, den zuerst De vil 1 e gebrauchte, nicht unpassend. Fassen wir zum andern noch kurz die Resultate im Allgemeinen zusammen, zu denen man bei der Untersuchung der Destillations- producte des Guajakharzes gelangt, so sind sie folgende : Das Rohproduct enthält neben dem flüchtigen Guajacen und dem krystallinischen Pyroguajacin wahrscheinlich zwei ho- mologe Öle, davon das eine die Formel C,6 H,o O4 besitzt, das andere durch C14 Hg O4 sich ausdrücken lässt, das ist die Formel Deyil le's. Was Völkel und Sobrero untersucht haben, kann nicht wohl etwas anderes sein, als ein Gemenge dieser beiden Körper; nur die von Völkel analysirte Partie, bei 220 abgenommen , ist ein ziemlich 108 II I a s i w e t 7.. reines Product gewesen. Die Menge, in der diese beiden homo- logen Körper gebildet werden, nrag abhängig sein von der Be- schaflenheit des Harzes sowohl als auch der Temperatur, bei der man destillirt. Das hier untersuchte Öl wurde durch Destillation aus einem eisernen Cylinder erhalten, wobei zuletzt die Temperatur eine sehr hohe war. Man fand bei wiederholten Operationen die Mengen der Öle von höherem und niedrigerem Siedpunkte etwas wechselnd, durchschnittlieh scheinen sie sich übrigens in ziemlich gleichen Quantitäten zu bilden. Beim blossen wiederholten Rectificiren des, durch einmalige Destillation etwas gereinigten Rohproductes, von dem man schon früher alles spec. leichtere Öl (Guajacen) abge- nommen hatte, geht noch bis zum Siedpunkt 200** beinahe, ein Öl über, welches von diesem Guajacen enthält. Dieses Öl, im Äussern den spätem Partien ganz ähnlich und nur bei grosser Übung einen geringen Nebengeruch (von Guajacen herrührend) verrathend, kann desshalb bei der Analyse wieder höhere Procentgehalte an Kohlenstoff und Wasserstoft' liefern, als die folgen- den Antheile. Von dieser Verunreinigung mit Guajacen kann man das Öl nur durch Überführen in eine feste Verbindung mit Kali oder Ammoniak und Abscheiden aus dieser ganz befreien i)- Die folgenden Partien entsprechen sehr gut der Formel Deville's, färben sich ganz schwach an der Luft, verbinden sich mit Alkalien und Ammoniak , haben einen fast etwas mildern Geruch, in allen übrigen Eigenschaften aber mit der Verbindung Cig Hio O4 so viel Ähnliches, wie nur etwa Äthyl- und Methyl-, Phenyl- undKressyl- Alkohol. Es wurde von diesem Öl auch das neutrale Kalisalz dar- gestellt : I. 0-3064 Gr. Substanz gaben 0-132 Gr. schwefelsaures Kali. II. 0-36i „ „ „ 0152 „ 111.0-742 „ „ „ beim Trocknen 0-136 Gr. Wasser ab. IV. 0-809 „ „ „ „ „ 0-1496 „ *) So fand man z. B. in einem Öle, abgenommen zwischen 180 und 200, dickflüssig- wie die später-eu Pallien und mit Ammoniak erstai-rend, C 70'76, H 7-48, was sich der Ziisammensefzung- eines Gemisches von '-(Oj^Uj^n^) -^ Cj„ Hg O, nähert. (JiMiiaceii ÜbPi- Riicliontlieer-Ki'PDSnt ii. die Dpslillalionsprodiiote dos f!ii:ijakliarzes. 109 Uoicel.iMt. I. u. in. II. u. IV. C14H7O3-IIS - "^"^ ^"^^ KO— 47-2 — 23-81 - 23-30 — 23-37 4H0— 36 — 1816 - 18-31 — 18-49 198-2 0-356 Gr. getrocknetes Salz gaben 0-189 Gr. schwefelsaures Kali. Bereohuet. Gefunden. Ci4 H7 O3 — . — KO - 29-09 — 28-73 Hierauf folgt ein Destillat, der Menge nach das grösste, was die ZahlenSobrero's und Völkel's liefert, und worauf sich CijHo O4 berechnen lässt. Natürlich ist die Abstufung der äussern Eigen- schaften und des Verhaltens so gering, dass sie nicht ohne Analyse wahrgenommen werden kann. Schon die Formel dieses Öles deutet auf ein Gemenge. Es ist: nun ^*6 Hio O4 + Ci4 Hg O4 * 15 "9 *'4 = Endlich wird der Siedpunkt bei 219 wieder sehr constant, und dann erhält man vornehmlich den Körper Cje H,o 0^. der durch Abscheiden aus der Kaliverbindung am reinsten dargestellt werden kann. In diesem Zustande besitzt er keinen fremden Nebengeruch, wird an der Luft nicht röthlich, sondern höchstens erhält er einen gelblichen Stich und liefert mit Leichtigkeit alle die schon beschrie- benen Verbindungen, die sich auch aus Kreosot erhalten lassen. Man könnte, um Verwechslungen zu vermeiden, dieses Öl Kreosol nennen und das andere als Guajakol unterscheiden. Beide sind endlich homolog mit dem Furfurol. Es bleibt uns nach den vorstehenden Erörterungen noch die Frage zu berühren übrig, wie das Kreosot seiner Zusammensetzung nach aufzufassen sei. Die am häufigsten ausgesprochene Meinung ist, dass das Holz- theer-Kreosot Phenylalkohol enthalte. Dem Einwände, dass wir in dem aus Kreosot abgeschiedenen Product eine, möglicher Weise phenylhaltige Substanz untersucht haben könnten, glnnbon wir vor allem dadurch begegnen zu können. 110 H I :i s i w e t z. dass das reine Ol aus dem Guajakliarz, welches sieh mit dem aus Kreosot gewonnenen identisch erwies, auf eine Weise dargestellt worden war, weiche die Einmischung von Phenyhilkohol ganz aus- schliesst, indem dieser sich in Ammoniak löst ohne zu krystallisiren, und also hätte abgetrennt werden müssen. Die Analysen des Kreosots zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Chemikern ausgeführt, scheinen zunächst zu beweisen, dass dessen Zusammensetzung sehr wechseln könne. Man hat ge- funden : von Ettling. Gorup. Deville. Volke 1. ^____^^ ^ B^ ,-^^_/^^_^^-~. ^-^•^^^^_-.^-^. C — 7372-74-53 — 73-21 — 72-30 — 71-92 — 72-54 — 72-48 — 72S3 — 7235 H— 7-80— 7-83— 7-92— 7-60— 8-16— 7-60- 7-04— 7-10— 7-16 0 — 16-84— 17-60- 16-87 — 2010— 19-92 — 19-86 — 20-48 — 20-37 — 20-49 100-00 100-00 100-00 100-00 100-00 10000 100-00 100-00 ToÖ-00 Unser Material, ohne andere Behandlung als die des Rectitici- rens im VVasserstolfstrome, aufgefangen zwischen 20ä und 210, gab: 0-2235 Gr. Substanz gaben 0-6110 Gr. Kohlensäure u. 0163 Gr. Wasser, inlOOTheilen: C 74-57 H 8-09 0 17-34 100-00 "" Diese Zahlen kommen denen von E 1 1 1 i n g und G o r u p am näch- sten und die Analysen dieser Chemiker sind nicht mit Präparaten angestellt, die nach dem Verfahren von Völkel (einer langwierigen Behandlung mit Kalilauge in der Siedhitze) gereinigt worden waren. Alle Beobachter stimmen wenigstens in der Beschreibung der physicalischen Eigenschaften, der Art des Destillirens, des Siedpunktes gewisser Löblichkeitsverhältnisse und einiger mehr oder minder charakteristischen Reactionen soweit überein, dass, wenn auch das Kreosot je nach Art der Reinigung in den Fabriken etw^as abweichende Zahlen bei der Analyse geben kann, es doch im Wesentlichen eine ziemlich constant zusammengesetzte Verbindung zu sein scheint. ») Mittel ans 8 Analysen. Aiinaleii der Chemie Bd. 96. S. 58. über Biichentlieer-Kreosot ii. die Destillatioiisprodticte des Guajakharzes. 111 Die Erfahrungen, dass die Analysen aliein hier nicht immer durchaus massgebend sind, sind bei anderen Körpern ähnlicher Art überdies zahlreich genug, um auf diesen Punkt nicht mehr Gewicht legen zu lassen, als er verdient i)- Diese Beweise erscheinen allein nicht zureichend, wenn man dem Kreosot eine bestimmte chemische Individualität absprechen wollte, wäre das Gegentheil nicht überdies aus den Arbeiten v. Gor ups und Völkel's genügend ersichtlich. Das ßuchentheer-Kreosot ist bestimmt nicht unreiner Phenyl- alkohol, wie Gmelin (Handbuch) und Städeler (Annalen Bd. 77, S. 25) glaubten ; es ist auch nicht entfernt zu verwechseln mit dem Steinkohlentheer-Kreosot, das nach Williamson und Fairlie vor- nehmlich aus dem Kressylalkohol Ci^HgOs besteht, sondern es ist eine Verbindung des Körpers CigHioO^, die wahrscheinlich den Salzen desselben mit unorganischen Basen entspricht. Mehr als dieser aligemeine Schluss lässt sich aber zunächst nicht aussprechen, denn es war nicht möglich die Verbindung des zweiten Radicals, welches im Kreosot wahrscheirdich vorhanden ist, ganz rein zu isoliren. Durch Kalihydrat lässt sich der Körper CißHioOi nicht so voll- ständig abscheiden, dass man den andern Bestandtheil des Kreosots unvermischt übrig behielte. Das verhindert in diesem Falle die grosse Löslichkeit dieses Salzes in den, diesen zweiten Bestand- theil enthaltenden Mutterlaugen. Man kann von diesen den Äther abdestilliren, sie mit Schwefel- säure zersetzen, und erhält nach dem Rectificiren ein Öl, im Geruch dem Kreosot nach sehr ähnlich, welches bei wiederholter Behand- lung mit Kali neue Mengen Salz liefert, und so noch bei der dritten Operation. Diese aus den Mutterlaugen durch öftere Behandlung solcher Art gewonnenen Öle nehmen oft an der Luft eine grüne Farbe *) Man vergleiche z. B. nur, mit wie abweichenden Resultaten der Phenylalkohol von ausgezeichneten Chemikern schon aualysirt wurde : berechnet Gerhardt Laurent Gerhardt List u. Limpricht Stenhouse C^2 — 7639 _ 74-50 — 77-13 — 73-77 — 7400 — 76-43 Hg — 6-38 — 6-90 - 6-64 — 6-67 — 6-80 — 7-77 Og — 1703 — . — . — — — 10000 Sitzb. d. mathem. -naturw. CL XXX. Bd. Nr. 14. 8 112 HIasiwetz. an, die bei wiederholter Rectification wieder verschwindet, und der Geruch ändert sich endlich ziemlich wesenth'ch. Der Siedpunkt wird niedriger und das Ol dünnflüssiger. Allein es war eine vergebliche Mühe ein Product von gleichen Eigenschaften zu erhalten, oder ein solches, in dem durch alkoholi- sche Eisenchloridlösung nicht noch Guajakol nachzuweisen gewesen wäre. Wenn man das Kreosot mit Kalium behandelt, wie das im Eingange dieser Abhandlung beschrieben wurde, so dunstet in dem Gasstrome eine kleine Menge eines farblosen Öles ab, welches von Kreosot in einigen Eigenschaften sich merklich unter- scheidet. Man kann bei der Verarbeitung grösserer Mengen Kreosot leicht mehrere Grammen desselben sammeln. Es ist farblos, dünn- flüssiger als Kreosot, und hat einen dem Phenylalkohol ziemlich ver- wandten Geruch. An der Luft wird es allmählich röthlich, mit Chlor- calcium getrocknet, davon abgegossen und für sich rectilicirt, zeigt es bei IGO« ein schwaches Sieden, das Thermometer erhebt sich rasch, und wird bei 193o stationär. Zwischen 193" und 195o de- stillirte der grösste Theil über. Er zeigte die Zusammensetzung : C — 75-34 — 7ä-46 H— 8-78— 8-83 0 — 15-88 — 15-71 100-00 100-00 die nahe genug der Formel CiaHgOs entsprechen würde. Allein es mangeln alle Garantien der Reinheit dieses Öles und die kleinen zu Gebote stehenden Mengen erlaubten keine weiteren Ver- suche. Mit Kalihydrat gab es übrigens keine feste Verbindung mehr wie Kreosot; alkoholische Eisenchloridlösung färbte es noch sehr intensiv grün. Wir übergehen alle anderen angestellten Versuche, die vorlie- gende Frage zu lösen, da sie kein Resultat gegeben haben. Die Destillation des Kreosots mit Kalk, die ein aromatisches Product leichter als Wasser von sehr unbeständigem Siedpunkte und wechselnder Zusammensetzung zur Folge hat (Volke!, Annalen Bd. 87, S. 306 und v. Gorup, Annal. Bd. 86, S. 2^6), wird in diesem Betrachte auch wenig Aufschluss geben können. über Buchentheer-Kreosot u. die Destillationsproducte des Guajakharzes. 113 Dieses Öl — (es hatÄhnliehkeit mit deiiKapnomor Reichen- bach's, das Völkel später auch untersucht hat , und nach ihm C30H11O3 ist, Annalen Bd. 86, S. 100) — wird ein Gemenge sein von den Zersetzungsproducten des Körpers CigHioO^ und denen des zweiten Bestandtheiles mit dem Kalk. — Wir könnten, wenn es einen Werth hätte, die Analysen dieser Flüssigkeit noch um eine ver- mehren, die ziemlich dieselben Zahlen gab, wie sie v. Gorup erhalten hatte. Der Verlauf der Erscheinungen hingegen entsprach der Beschrei- bung Völkel's. So wenig sich daher vorläufig die Zusammensetzung des Kreo- sots in einer bewiesenen Formel wiedergeben lässt, so geht doch aus den mitgetheilten Versuchen so viel hervor, dass man durch langes Kochen mit Kalilauge das Kreosot wohl zersetzen, aber nicht reinigen kann, wie Völkel empfiehlt, und wovon sich v. Gorup mit dem grössten Verlust an Material überzeugen musste. Nachdem v. Gorup ein Pfund Kreosot dadurch auf 3 — 4 Unzen reducirt hatte, gibt er auch an, dass das Product im Geruch an den des Guajakols erinnerte i)- Alle Analysen, die mit so behandeltem Kreosot ausgeführt sind , können daher schlechterdings nicht der Ausdruck seiner Zusammensetzung sein. Da nun aber schon bei der ersten Bereitung des Kreosots in den Fabriken eine Reinigung mit Kall ausgeführt wird, so können die Producte des Handels möglicherweise etwas abweichende Gehalte der Bestandtheile zeigen. Wohl aber mögen die mit höherem Kohlen- und Wasserstoffgehalt, noch am ehesten als eine bis zu einem gewis- sen Grade reine Verbindung betrachtet werden können. Hebt man die betreffenden Analysen aus, so hat man: V. Gorup B. 2) Ettling Cj,, H30 O9 C — 75-72 - 7ä-54 — 7S-82 — 75^ — 76-10 H- 7-94— 7-85— 7-98— 7-80 — 7-60 0 — 16-34 — 16-61 — 16-30 — 16-48 — 16-30 Die diesen Procenten ziemlich entsprechende Formel CjoHsoOg könnte man so deuten , dass das Kreosot dem im Eingange beschrie- *) Annalen der Chemie, Bd. 69, S. 46. 2) Annale« der Chemie, Bd. 86, S. 230. 114 H 1 a s i w e t z. benen sauren Kalisalze entspreche, wo das Kalium durch das Radical CisHii ersetzt ist, so dass man seine Formel schreiben könnte: ^16 (Hg Ci8 Hji) O^i Ci6 H,o O4J Das Radical CigHu wäre ein dem Phenyl homologes, davon schon einige Verbindungen bekannt sind. Diese ganz ohngefähre Vermuthung aber, für deren Richtigkeit wir nicht einstehen möchten , bei Seite gelassen, lässt sich mit mehr Sicherheit von einer allgemeinen Formel des Kreosots aussagen, dass sie wohl nur *^i6 "10 ^4) sein wird, worin R ein sauerstofffreies Radical bedeutet. III. Croajacen (Gnajol). Die nachstehenden Reobachtungen über diesen Körper sind von Herrn Dr. Hugo v. Gilm gesammelt. Das rohe Destillat des Guajakharzes liefert beim Umdestilliren zuerst neben viel Wasser ein, auf diesem schwimmendes gelbes Öl. Sobald die Tropfen im Wasser unterzusinken begannen , wurde es abgenommen, vom Wasser getrennt und für sich abgezogen. Diese Destillation wurde so lange fortgesetzt, als der Siedpunkt 1 20 nicht überstieg. Was nach dieser Temperatur übergeht, enthält viel Guajaköl. Das Product ist gelb gefärbt. Völkel hat sich zuletzt mit der Untersuchung desselben beschäftigt. Er destillirte es wieder um, wobei es seine gelbe Farbe behielt, und unterwarf es der Analyse. Weiterhin aber bemerkt er: „Da das gelbe Guajol durch Schütteln mit Kalilösung momentan entfärbt wird, so folgt daraus, dass die gelbe Farbe demselben nicht eigenthümlich ist, sondern einem Umänderungsproduct angehört. Man sollte nun auf den ersten Rück glauben , das Guajol müsste durch Destillation mit nur wenig, und stark verdünnter Kalilauge farblos erhalten werden können; allein dem ist nicht so, das Guajol geht wieder gelb gefärbt über." (Annalen Rd. 89, S. 348.) über Biichentheer-Kreosot u. die Destillatioiisprodiicte des Guajakharzes. 115 Es gibt ein sehr einfaches Mittel, das gelbe Guajaeen rein und vollkommen farblos zu erhalten. Man destillirt es über gebrannten Kalk. Die letzten Spuren Guajakol, die sich durch fractionirte Destil- lation nicht leicht ganz trennen lassen, bleiben hier beim Kalk zurück. Nach der ersten Behandlung hat das Öl meistens noch einen gelblichen Stich; man wiederholt sie, und erhält eine wasserklare, ganz farblose, sehr beweghche, stark lichtbrechende Flüssigkeit. Die Ausbeute beträgt etwa % des rohen, gelben, angewandten Öles. Es wurde getrocknet und nochmals rectificirt. Der Geruch ist sehr stark, bittermandelölartig, süsslich , lange geathmet betäubt er, wie der von Atherarten, Geschmack brennend aromatisch. Es siedet bei II80C. Das Lichtbrechungsvermögen ist sehr gross. Kalilauge (1'2S spec. G.) bewirkt in der Kälte keine Verän- derung. Die vielen intensiven Farbenerscheinungen, die Völkel mit diesem Reagens beobachtete, müssen von einer Verunreinigung her- rühren. Beim Kochen färbt es sich gelb. Ammoniak löst es nicht auf. Mit zweifach schwefligsauren Alka- lien geschüttelt, bleibt es flüssig. Das reine Guajaeen lässt sich, ohne einen Rückstand zu hinterlassen, umdestilliren. Es darf, mit einer alkoholischen Eisenchloridlösung versetzt, sich nicht verändern, Noch Spuren von Guajakol können durch die grüne Färbung erkannt wer- den. Das nach Völkel's Art gereinigte Guajaeen wird immer grün. Vor Völkel hat Deville das Guajaeen untersucht, und dafür die Formel CioHgOs gegeben, die durch eine Bestimmung der Dampf- dichte controlirt war. Die mit reinem Guajaeen angestellten Analysen geben in der That Zahlen, wie sie dieser Formel entsprechen. I. 0-2994 Gr. Subst. gaben 0-7839 Gr. Kohlens. und 0-26H Gr. Wasser. II. 0-3433 „ „ „ 0-9016 „ „ „ 0-2997 „ III. 0-2399 „ „ „ 0-6303 „ „ „ 0-2137 „ Bprechnet. I. U. IH. Cio — 60 — 71-41 — 71-40 — 71-62 — 71 -6S Hs — 8 — 9-S2 — 9-69 - 9-69 — 9-89 O3 — 16 — 19-OS —. — . — . 84 —100-00 116 H I a s i w e t z. Völkel fand im Mittel seiner Analysen Cgo, 9 und Hg. 4, nnd berechnet darauf C9H7O2. Chroinsäure oxydirt das Öl unter Bildung von Essigsäure, Mit Salpetersäure geht die Oxydation schnell bis zur Oxalsäure- Bildung. Aufgepulvertes Älzkali gebracht, erhitzt sich das Ganze, wird braun, entwickelt einen eigenthümlichen pfefferniijnzartigen Geruch und verharzt. Bei längerem Schmelzen entfärbt sich die Masse wieder. Eine Mittheilung über dashiebei entstehende Oxydationsproduct niuss, weil das Material zu einer näheren Untersuchung nicht aus- reichte, auf später verschoben werden; nur so viel kann angeführt werden, dass dasselbe nicht Angelikasäure ist. (Gerhardt spricht die Vermuthuug aus, das Guajacen sei der Aldehyd der Angelika- säure.) Das Guajacen scheint in keiner genetischen Beziehung zum Guajakol zu stehen. Pyroguajacin. Dieser Körper ist zuletzt von Eber maier in Nürnberg beob- achtet und analysirt worden. — Völkel erwähnt desselben nicht, während ihn Pelletier und Deville auch beschrieben haben. Unter den hier untersuchten Destillationsproducten des Guajaks fand er sich jedesmal , und zwar trat er in der letzten Partie des Rectificats der rohen Guajaköle auf, welche gleich beim Austritt aus der Retorte breiig erstarren. Durch Leinwand lassen sich die Krystalle abpressen. Ihre Menge ist immer gering, aber die letzten dickflüssigen Ölfractionen scheinen davon aufgelöst zu enthalten. Herr Dr. C. Nachbaur hat es übernommen, damit einige Versuche anzustellen, die vervollständigt werden sollen, wenn grös- sere Mengen Materials zur Verfügung stehen werden. Das Pyroguajacin krystallisirt leicht aus Alkohol in irisirenden Blättchen. Es schmilzt bei etwa ISS^C. und erstarrt krystallinisch. Höher erhitzt , sublimirt es leicht. In diesem Zustande ist es der Benzoesäure ähnlich und vollkommen farblos. Das, blos aus Alkohol umkrystallisirte hat meistens eine röthliche Färbung. Es ist ganz unlöslich in Wasser, geruch- und geschmacklos. Die alkoholische Lösung wird von Eisenchlorid grün gefärbt. über Buchentheer-Kreosot u. die Destillationsproducte des Guajakharzes. 117 Concentrirte Schwefelsäure löst es mit braungelber Farbe. Kocht man es mit etwas verdünnter Schwefelsäure in einer Probe- röhre ein , so stellt sich zuletzt eine schön violete Farbe ein. — Die Analyse gab folgende Zahlen : I. 0-2291 Gr. Subst. gaben 0-644 Gr. Kohlens. und 0-131 Gr. Wasser. II. 0-246S „ „ „ 0-690 „ „ „ . III. 0-2546 „ „ „ 0-716 „ „ „ 0-170 „ I. und II. sind mit, aus Alkohol wiederholt umkrystallisirter bei lOO*» getrockneter, III. mit sublimirter und dann geschmolzener Substanz ausgeführt. Nachbaur D e V i 1 1 e Ebermaie r c - - 76-66 — 76-32 — IM. 76-69 — 76-93 - - 78-46 — 78-47 H - - 7-32 — . — 7-41 — 7-46 - - 6-90 — 7-04 Auf die ersten 4 Analysen passt am besten die empyrische Formel C38 H22 Oe, welche verlangt : C — 76-31 H — 7-31. W. Knop sprach bei Gelegenheit der Eber malerischen Mit- theilung die Vermuthung aus, das Pyroguajacin, für das Eber maier die Formel C14H7O3 berechnet, könnte bei Verdoppelung dieser For- mel die Phenyl- Verbindung von CjeHgOo sein = C16 H9 O3 CaHsO Diese Ansicht gewänne an Wahrscheinlicbkeit durch den Nach- weis, dass mit dem Pyroguajacin zugleich die Verbindung C.eHjoOi gebildet wird, in der sich auch leicht der Wasserstoff durch organi- sche Radicale ersetzen lässt. Allein sie wird nicht unterstützt durch die Analysen , und auch nicht durch Versuche das Pyroguajacin in seine Bestandtheile zu spalten, oder aus den vermutheten künstlich zusammenzusetzen. Chlorphenyl und das Kalisalz von CißHioOi geben bei der Wech- selwirkung keine krystallinische, sondern eine ölige aromatisch rie- chende Verbindung, und die Behandlung des Pyroguajacins mit con- centrirter Ätzkalilösung (wässriger sowohl als alkoholischer) hat nicht das Auftreten von Zersetzungsprodueten der vermeintlichen Art, sondern die Bildung einer Kaliverbindung zur Folge. j 1 8 H I a s i w e t z. Die Versuche hierüber bedürfen noch der Vervollständigung; sie sollen ihrer Zeit des ausführlicheren mitgetheilt werden. Es mögen nun zum Schluss die Resultate der vorliegenden Untersuchung noch einmal übersichtlich zusammengestellt sein. 1. Aus dem Buchentheerkreosot lässt sich ein Körper abscheiden, der der Formel CieHjoOi entspricht. Derselbe ist auch enthal- ten in dem Öle, welches man als Guajakol beschrieben hat. 2. Bei der trockenen Destillation des Guajakharzes entsteht ausser- dem noch ein zweiter Körper, der mit diesem homolog ist. Beide scheinen ferner in eine Reihe zu gehören mit dem Fur- furol, Cio H4 O4 Furfurol, CxaHe O4 ? Ci4 Hg O4 Guajakol, C16 Hjo O4 Kreosotguajakol (Kreosot). 3. Von den Verbindungen des Kreosots wurden dargestellt und untersucht: ^) &' u"' n-^ ^* ! + 2Äq das saure Kalisalz. h) C16 (Hg K) O4 + 4Äq. das neutrale Kalisalz. c) C16 (Hg ßa) O4 + 3Äq. das Barytsalz. ,, (Ci6(H9NH4)04) , , . , , d) <^ „ „ > das Ammoniaksalz. (ti6 Hjo 04 \ f) Cis (H9 C4 H5) O4 die Äthylverbindung. 9) C16 (H9 Ci4 H5 O3) O4? Benzoylverbindung. h) C16 (H7 Cig) O4 das Chlorsubstitutionsproduct. ^) C33 (Hi5 Bps) Og das Bronisubstitutionsproduct. 4. Das Kreosot schliesst sich Verbindungen an, wahrscheinlich ist es C16 (H9R) O4 oder C33 (H19R) Og, wo R ein sauerstofF- freies Radical bedeutet. 5. Die gechlorten Xylone, die v. Gorup aus dem Kreosot darge- stellt hat, können zudem Öl Ci6Hio04 in der Beziehung stehen, wie die gechlorten Hydrochinone zu dem noch unbekannten 2säurigen Alkohol der Phenylreihe, unter der Voraussetzung, dass die von Gerhardt entwickelten Formeln für die Xylone die richtigen sind. über Buchentheer-Kreosot ii. die Destillationsproducte des Guajakharzes. 119 6. Die Formeln Sobrero's und VölkeTs für Guajakol entspre- chen keinen reinen Verbindungen; die von Deville und Pel- letier lässt sich bestätigen. 7. Die untersuchten Verbindungen mit Basen sind so constituirt, wie die der salicyligen Säure, 8. Körper ganz ähnlicher Natur wie die abgehandelten, sind jedenfalls noch die Nelkensäure, die zuletzt Brüning unter- sucht hat-, dann wahrscheinlich das Krotonol von Schlippe, und das Cardol Stadel er's. 9. Das Guajacen (Guajol) ist nach der empirischen Formel CioHgOa zusammengesetzt. Es ist nicht der Aldehyd der Ange- likasäure. 10. Das Pyroguajacin ist keine Phenylverbindung, es lässt sich vorläufig durch die Formel CgsHssOß ausdrücken. 120 Na ch bau r. Kleinere Mittheilungen. Kleinere Mittheilungen aus dem Laboratorium des Herrn Professor Dr. Hlasiwetz. I. Über die Sulfophloretinsäure. Von Dr. C. Nachbanr. Die sogenannten gepaarten Schwefelsäuren haben in der neuern Zeit wieder mehrfach das Interesse der Chemiker in Anspruch genom- men, und ihre Anzahl ist durch eine Reihe ausgezeichneter Arbeiten um ein Beträchtliches vermehrt worden. Eine besondere Bedeutung musste aber die Untersuchung zwei- basischer Säuren in dieser Richtung haben , bei denen möglicher Weise das Product der Einwirkung der Schwefelsäure dreibasisch sein konnte, ja eigentlich voraussichtlich sein sollte. Mendius*) hat indess vor Kurzem durch die Untersuchung der Verhältnisse der Sulfo-salicyLsäure bewiesen, dass zweibasische Säuren hierin Ausnahmen unterworfen sein können (indem sie nur zweibasische Sulfosäuren geben), davon der Grund vorläufig noch nicht bestimmt anzugeben ist, und es wünschenswerth gemacht, mehr Beispiele für diese Eigenthümlichkeit zu sammeln. Man hat jüngst in der Phloretinsäure eine der Salicylsäure homologe Säure kennen gelernt, die hiefür sehr geeignet zu sein schien. Ich habe eine mir von Prof. Hlasiwetz zu Gebote gestellte Partie derselben ganz in gleicher Weise behandelt, wie Mendius mit der Salicylsäure verfuhr, und dabei hauptsächlich die Darstel- lung neutraler Salze im Auge gehabt, die hier massgebender sein mussten, als die sauren. Die Versuche, so lückenhaft sie auch wegen der etwas be- schränkten Menge des kostspieligen Materials ausfallen mussten, genügen vielleicht doch zu zeigen, dass auch in diesem Stücke die *) Annalen der Chemie, Bd. 103, S. 39. Kleinere Mittheiliingen. 121 Phloretlnsäure der Salicylsäure am nächsten steht, denn es wieder- holen sieh in der Sulfophloretinsäure ganz die Verhältnisse der Sulfosalicylsäure. Die zerriebene, wohlgetrocknete Säure wurde in einen geräu- migen Kolben gebracht, und während derselbe kalt gehalten wurde, die Dämpfe der wasserfreien Schwefelsäure hineingeleitet. Es traten nun ganz die Erscheinungen ein, die Mendius von der Salicylsäure angibt, die Säure verwandelte sich allmählich in eine geflossene Masse von teigig zäher Beschaffenheit und gelblicher Farbe. Als die ganze Masse gleichmässig verändert zu sein schien, wurde sie vorsichtig aus dem Kolben gebracht und mit kaltem Wasser behandelt. Der Rest unveränderter Phloretlnsäure, der zurückblieb, wurde abfiltrirt und die Lösung mit kohlensaurem Baryt gesättigt. Das Baryt salz krystallisirt beim Einengen der Flüssigkeit in ziemlich gut ausgebildeten harten, wie es schien, rhomboedrischen Krystallen , die unlöslich waren in Alkohol und Äther. Das Salz entlässt sein Krystallwasser völlig erst bei 160« C. I. 0-2944 Gr. Substanz verloren beim Trocknen 0-0368 Gr. Wasser. II. 0-3136 „ „ „ „ „ 0-0386 „ Dieser Gehalt entspricht 6 Äquiv. Wasser. Berechnet. I. II. Ci8 Hg Sa Baa 0,2 - 380 — . - . - . 6H0— S4 — 12-44 — 12-SO - 12-30 434 Das getrocknete Salz gab bei der Analyse: 0-1712 Gr. Substanz gaben 0-1607 Gr. CO3 und 0-031 Gr. HO 0-27S0 „ „ „ 01677 „ BaO^-SOg C18 — 108 — 25-48 — 25-60 Hg — 8 — 3-21 — 3-31 S3 — 32 — 10-26 — . BaOa- 152 — 40-00 — 39-92 Ojo — 80 — 21-05 — 380 100 00 Man hat daher für das krystallisirte Salz die Formel 122 Nachbau r. Ci8 Hg O2 ^ SaOiiOß +6Äq. Baa ) Natronsalz. Es wurde erhalten durch Zersetzung des Baryt- salzes mit schwefelsaurem Natron, und bildete nach dem Abdampfen der Flüssigkeit harte, schwach gelblich gefärbte Krystallkrusten. Es ist leicht löslich in Wasser, unlöslich in Alkohol und Äther und ent- lässt sein Wasser vollständig bei 200" C. 0-342 Gr. getrockneter Substanz gaben 0-1682 schwefelsaures Natron, 0-3026,, „ „ » 0-4143 Gr. CO3 u. 0-0813 Gr.HO. Diese Zahlen entsprechen der Formel: C18 Hs O3 ^ Sa O4 [ Oe Naa ) Berechnet. Gefunden. C18 — 108 — 37-24 — 37-34 Hs - 8 — 2-76 — 2-99 Sa - 32 — 11-04 — NaOa- 62 — 21-38 — 21-30 0,0 - 80 — 27-58 — 290 100-00 Kalksalz. Durch Sättigen der Lösung der freien Säure mit reinem kohlensaurem Kalk erhalten. Nach dem Eindampfen der Flüssigkeit entstand eine krystallinische Masse dieses Salzes, welche nach der Formel C,8 Hg O3 ^ Sa O4 > De + 8Äq, Caa) zusammengesetzt gefunden wurde. I. 0-299 Gr. lufttrockner Subst. verlor b. Trocknen bei 170oC. 0-0613 Gr.W. II. 0-3767 „ „ „ „ „ „ „ „ 0-0787 „ „ Berechnet. C,8 Hs Sa Caa Oj^ - 284 - . - . - . 8 HO— 72 - 20-69 — 20-50 — 20-91 356 III. 0-3118 Gr. getrocknete Substanz gaben 0-437 Gr. CO, u. 0-0845 Gr. HO. IV. 0-2501 „ „ „ „ 0 1209 „ Ca OS O3 V. 0-307 „ „ „ » 01452 „ „ Kleinere Mittheüungen. 123 Berechnet. Gefunden. Ci8 — i08 — 38-02 — 38-22 Hg — 8 — 2-8i — 3-00 Sa _ 32 — 11-29 — . CaOa— S6 — 19-71 — 19-90 — 19-79 Oio — 80 — 28-17 — . 284 100-00 Magnesiasalz. Dargestellt durch Sättigen der Säure mit kohlensaurer Magnesia, bildete es beim Verdunsten der Lösung an der Luft eine gummiartige Masse, die nach und nach hart und zer- reiblich wurde. Die Analyse gab Zahlen, welche der Formel Ci8 Hg Oä \ S, O4 [ Oe + 10 Äq. entsprechen. I. 0-5259 Gr. Substanz verloren bis 200» 0-1323 Gr. Wasser. II. 0-5248 „ „ „ „ „ 0 1295 „ III. 0-2441 „ „ gaben 0-0807 Gr. schwefelsaure Magnesia. Berechnet. I. U. lU. C18 Hs S3 Oio — 228 — „ — . — . — lOHO — 90 — 25-14 — 2515 — 24-68 — . 2MgO — 40 — 11-17— . — . -11-02 358 IV. 0-3744 Gr. Substanz (getrocknet) gaben 0-557 Gr. CO3 u. 0114 Gr.HO. V. 0-3966 „ „ „ „ 0-1795,, MgO. SO,. Berechnet. Gefunden. C18 — 108 — 40-29 — 40-56 Hg — 8 — 2-98 - 3-38 S3 — 32 — 11-96 — MgOa- 40 — 14-92 — 15-08 Ojo - 80 — 29-85 — . 268 100-00 Die reine Sulfophloretinsäure aus dem Barytsalz mit Schwefelsäure abgeschieden , der Überschuss der Schwefelsäure mit kohlensaurem Bleioxyd, die Spuren von Bleioxyd mit Schwefel- wasserstoff entfernt, dann im Wasserbade eingedampft, stellte einen schwach gefärbten sehr sauren Syrup dar, sehr löslich in Wasser und Alkohol, von geringer Neigung zur Krystallisation. 124 Gilm. Kleinere Mittheilungen. II. Über das Verhalten des Amylalkohols unter jenen Bedingungen, unter welchen der Äthyl- alkohol Knallsäure liefert. Von Dr. H. v. Gilm. Es war bei dem zu beschreibenden Versuch von der Frage aus- gegangen, ob man durch denselben zu einer der gewöhnlichen Knall- säure homologen Verbindung gelangen könne. Die angewandten Mengen Substanz waren: 2 Theile Queck- silber, 12 Theile Salpetersäure, 10 Theile reiner Amylalkohol. Die Lösung des Quecksilbers wurde in einem grossen Ballon auf dem Wasserbade auf etwa 600 c. erwärmt und dann die ganze Menge des Amylalkohols zugegeben. Nach einigen Secunden trat eine äusserst heftige Reaction ein, die unter denselben Erscheinungen verlief, wie sie zuletzt v. Liebig in seiner Untersuchung über die Fulminursäure beschrieben hat. Nachdem sie geendigt, war die Flüssigkeit etwa auf die Hälfte ihres Volums reducirt, und es schied sich beim Ausgiessen und Ab- kühlen eine reichliche Menge eines weissen , körnig krystallinischen Salzes aus. Die Mutterlauge lieferte beim Eindampfen noch mehr davon und endlich fällte Wasser aus den letzten Laugen noch eine beträcht- liche Menge eines weissen, flockigen Niederschlages. Das Salz war ganz unlöslich im Wasser und Alkohol , schwer löshch in verdünnter Salpetersäure, völlig aber in concentrirter, aus der es Wasser wieder fällte. Von einer kleinen Menge ätherartiger Verbindung wurde es durch Waschen mit Alkohol befreit. Es hatte einen schwachen Stich ins Gelbe, verzisehte beim jähen Erhitzen ohne Rückstand; in einer Glasröhre bildete sich dabei ein staubiger Quecksilberanflug. Diese Zersetzung trat bei etwa 140*' C. ein. In Cyankalium-Auflösung war es unter Abscheidung von Queck- Kleinere Miltheilungen. 125 Silber leicht löslich. Die angegebenen Mengen lieferten etwa ßO^/o des angewandten Quecksilbers an Verbindung. Die bei 130" getrocknete Substanz gab bei der Analyse: I. 1-0720 Gr. Substanz gaben 0-1829 Gr. Kohlensäure u. 0-0311 Gr. Wasser. II. 1-0292 „ „ „ 0-1713 „ „ „ 0-0286 „ HI. 0-8608 „ „ „ 18- 4 CC. Stickstoff bei 26" 8'" u. lOo C. IV. 0-9477 „ „ „ 13- 6 „ „ „ 26" 9" „ 9o „ V. 0-5307 „ „ „ 0-4047 Gr. Quecicsilber. VI. 0-504S „ „ „ 0-3861 „ lu 100 Th eilen: I. II. III. IV. V. VI. C 4-65 — 4-53 —.-.— ._. H 0-32 — 0-30 —. — ._._. N . — . — 2-41 — 1-87 — . — Hg . — . - . — . - 76-25 - 76-53 Die Eigenschaften dieses Salzes stimmen sehr nahe mit denen des Oxalsäuren Quecksilberoxyduls überein ; das charakteristische Verhalten der Oxalsäuren Quecksilberverbindungen , beim Reiben zu verpuffen, zeigte aber das Salz in einem kaum merklichen Grade und zudem differirt die gefundene Zusammensetzung zu sehr mit der jener Verbindungen, als dass man es damit für identisch erklären könnte. Die gefundenen Zahlen (den Wasserstoff als nicht zur Verbin- dung gehörig betrachtet) nähern sich vielmehr einem Doppelsalz von oxalsaurem Quecksilberoxydul und salpetersaurem Quecksilber- oxyd = Berechnet. Mittel der Versuche. C4 — 24 — 3-7 - 4-5 N - 14 - 2-1 - 2-1 0,4 — 112 — 17-3 — Hg5 —500 — 76-9 — 76-4 630 100-0 Eine ähnliche Doppelverbindung kennt man von oxalsaurem und salpetersaurem Bleioxyd. Zersetzt man das Salz mit Schwefelwasserstoff, so erhält man, wenn man die Flüssigkeit nach dem Abfiltriren des Schwefelqueck- silbers und Verjagen des Gases mit Ammoniak sättigt, beim Ab- 126 G ilm. Kleinere Mittheiluiigeu. dampfen Krystalle von oxalsaurem Ammoniak und in der Mutterlauge ist leicht Salpetersäure nachweisbar. Abgeänderte Verhältnisse der Materialien, des Concentrations- grades der Säure, der Mässigung der Reaction durch allmähliches Zu- bringen des Amylalkohols u. dgl. lieferten nur wechselnde Mengen des Salzes, oder es wurden vornehmlich Ätherarten gebildet, nie- mals aber erhielt man eine Verbindung, die dem Knallquecksilber an die Seite gesetzt werden könnte. III. Versuch, ein Substitutionsproduct des Jod- stickstoffes zu erzeugen. Von Dr. H. v. Gilm. Bei der grossen Analogie, welche das Äthylammin mit dem Ammoniak in seinem Verhalten zeigt, hätte es sich vermuthen lassen, dass, wenn man bei der Darstellung des Jodstickstoffs = (NJ3-I-H3N) dem Ammoniak Äthylammin substituirt, man einen äthylhaltigen Jod- stickstofF erzielen könnte. Allein der Versuch gibt dieses Resultat nicht. Eine Auflösung von reinem Äthylammin in absolutem Alkohol bringt in weingeistiger Jodlösung keinen Niederschlag hervor. Er- zeugt man Jodstickstoff durch Zusammenbringen von Jodlösung mit wässerigem oder weingeistigem Ammoniak und suspendirt ihn in einer Äthylamminlösung, so löst er sich darin mit Leichtigkeit auf. Eine solche Lösung trübt sich beim Verdünnen mit Wasser, bei Zusatz von viel Wasser aber erhält man eine ganz farblose klare Flüssigkeit, die beim Eindampfen sehr hygroskopische, von ausge- schiedenem Jod gelb gefärbte Krystalle liefert. M o I i n. Prospeet. Iieliiiiiilli. tjuae in prodr. tuuiiae helmiiithol. Venet. cuutiii. 127 Prospectus helminthum^ quae in prodromo faunae helmintho- logicae Venetiae coniineutui'. Auetore Raphaele Molin, Jadrensi, in c. r. Universitate Patavioa liisturiae naturalis \>. o. pioftssore. (Im Auszüge der am 13, April 1838 vorgelegten Abhandlung „Ptndrouivs fuuiiae helmin- tholoyicae Veiietae".) Ordo. MYZELMINTHA. SUBORDO. TREMATOÜA. Tribns. Acotilea. I. Genus. HEMISTOMl'M. 1. Heniistomuin alatuiii FJiesing. Habitacalom. Canis Viiipes: in infestino tenui, Martio, Patavii (Molin). 2. Heniistoinuiii .^patula D i e s i n g. Habitacalum. FaleoNisus: in intestinis, Februario, Patavii (Molin). II. Genus. HOLOSTOMUM. 3. Holostoiiium %'arial>ile Nitzsch. Habitacolam. Strix Otus: in intestinis, Martio, Patavii (Po- lonio). — Faleo Albicilla: in intestinis, hieme, Patavii (Molin). 4. Holostoiniiin Lag^ena Molin. Caput lagenopfoi'me , reclinaUim , corpore latius; corpus inflexum, utrinque uttenuatum; apertura feminea orbicularis, magna. Longit. OOOS — 0007. Habitacalam. Strix pas serin a: in intest, tenui, Decembri, Patavii (Mol in). Sitzh. d. mathem.-naturw. Cl. XXX. Bd. Nr. 14. 9 128 Molin. ö. Holostomuiti !§pliaeriila D u j a i d i n. Habitaculam. Corvus glandarins: in intestinis, Februario, Patavii (Molin). 6. Holo.sfoinuiti Clavus Molin. Caput globosmn, magmmi, discretum, apice subbilabiatum ; corpus oblongum, teres, recurvatum, retrorsum attenuatum, truncatum; apertura genitalis feminea orbicularis , magna. Longit. 0002 — 0004. Habitaculam. GadusMerlucius: in intestino crasso, Januario, Patavii (Mol in). ni. Genus. CODONOCEPHALUS. 7. Codoiioceplialiis mufabilis Die sing. Habitacülum. Pei ophy lax eseulentus : ad cor, inter muscu- los thoracis et exterius ad intestina in vesiculis,Majo, Patavii (Mol in). IV. Genus. MONOSTOMUM. 8. ]fIono.<^toinaiti foliaceiiin Rudolphi. Habitaculam. Acipenser Sturio: Decembri; — A. Nasus, Februario: in eoruni cavo abdomin., Patavii (Molin). 9. Jflonostomiiiii Histrix Mol in. Co rp u s depressiusculum , ovatoellipticum , atitice attenatiim et spimdis minimis echinatum ; os subierminale, anticum, apertura longitudinaliter elliptica; pe?iis inverse cortiucopiaeformis. Lon- git. 0-002— 0003 lat. 0001. Habitacülum. Pel ophy lax eseulentus: in intestinis, Majo, Patavii (Molin). Tribus. Monocotylea. V. Genus. DISTOMUM. 10. Distomum marg'iiiatiini Moli n. Corpus inerme, oblongum, depressum, inferius concavum, antrorsum rotundatum, marginibus atris linea alba discretis ; os subterminale, anticum, minimum ; Collum mdlnm; acetabulum Prospect. iieliniiill). cjiiae in pi-odr. latiiiiie lieliiiiiitliul. Veiiet. contiii. 129 superum, sessile, ore miilto majus, ipsique contiguum, apertura triangulari limbo circulari promiimlo ; porus excretorius in npice candali. Longii. 0008; lat. OOOi — OOOlö. Habitacalum. Anas Crecca: in intestinis , Novembri , Patavii (Molin). 1 1 . Distoiniiiii g^lobiporiim ß u d o i p h i. Habitaculiiui. Leuciscus Soai'daplia : ad bronehia, vesiciilis inclusa vel libere vagantia, Martio, Patavii (Mol in). 12. Disfoniiiiti t^oeciij^ Mol in. Os orbicnlare, mcuvimum, anticum; Collum leres; aceta- bulum apertura circulari, ad colli basim, magnitudine oris; cor- pus ovatum , dilatatum, superne convexum , inferne concavum, subtus recurmtum. Longit. 0004 — 0006; lat. 0001 — 0002. Habitacalom. Mnstelns plebe jn s: in ventriculo, Novembri, Patavii (Molin). 13. Distoinuin riifoviride Rudolpbi, Cliar. aucto. Corpus cylindricum, retrorsum sensim attenuatum , rotun- datum, canda retractili; Collum breve, depressiusculum ; os anti- cumjiemisjjliaericam, post limbum dorsalem depressum, pro?nlnulum, subquadratum , contractile duobus papilUs conicis marginalibus ; acetabulum ore duplo, majus hemisphwricum, ad colli basi?n ; pe- nisbrevis,rectus, e collituberculo emergens. Long. 3'" ; crassit.^l^" - Habitaculani. Conger Conger: in ventriculo, Deceinbri, Patavii (Molin). 14. Distoiiiiiin Calceolu!» Mol in. Corpus teretiusculum, inerme, retrorsum crassius ; Collum recurvatum, gibbosum; os terminale, orbiculure ; acetabulum sphaericum, prominulum, sessile, ore fere duplo majus , apertura circulari; penis prominulus , basi incrassatus , brevis, recurvus, ante acetabulum. Longit. 0002; crassit. OOOOö. Habitacalum. Conger Conger: in intestino tenui, Decembri, Patavii (Molin). 15. l>istoinuiii trigoiioceplialum Rudolpbi, Char. emend. Corpus oblongum, depressiusculum, in anteriori fere dimidia parte echinatum spimdis brevibus, eociguis, deciduis ; caput tri- 130 Molin. gonum, echinatum diiabus seriehus spinularum mujorum, bacillu- riiim, alternantmm ; os nnticum, orhicidure ; acetabulum ore multo majus, ad colli basini, apertura elliptica antrorsiim versa; peiiis cylhidricus, flexuosus, collo longior, eckinatus spinidis bre- vissimis deciduis, medius inter os et acetabulum. Longit. Ya — S'" ; tat. '/, — l"'. Habltaculom. Mustela Putorius: in iutestino teniii, Decembri, Patavii (Molin). 16. DL«>toiiiuin elliptieuiu Molin. Os orbicidare, terminale ; Collum longum, depressum, antice elliptice dilatatum , apice attenuato , tenuissimum , echinatum spi- nidis rectis deciduis ; acetabulum sphaericum, sessile, ore majus, apertura circulari, in medio colli prominulum ; corpus teretius- culum, retrorsum attenuatum, spimdis rectis echinatum. Longit. 0006 — 0 016; crassit. O'OOl. Habitacaluin. Acipenser Nasus: in intestino tenui, Februario, Patavii (Mol in). 1 7. Oistoinuni arinatuin Moli n. Caput semilunare, margine duobus circulis aculeorum majo- rum alternantium armatum; corpus lineare, planum, postice attenuatum et Collum subconicum, subtus eaecavatum spinulis mi- noribus postice evanescentibus densissime echinata ; os terminale, longitudinaliter ellipticum; acetabulum ad colli bäsim, sessile, hemisphaericum, prominulum, ore midto majus, apertura circulari; penis e tuberculo prominulo ante acetabulum, in posteriore colli medietate. Longit. dist. 0008; coli. 0001. Lat. 0001 — 00013. Habitacaloiu. Phasianus Gallus: in intestinis recto et coecis, Novembri, Patavii (Molin). 1 8. Diistoniuin ferox Zeder. Habitacalam. Ciconia alba: in intestinis, April! , Patavii (Molin). 19. Distoinum spiiiiilosuin R u d o I p h i, Char. aucto. Corpus teretiusculum et Collum angustatum, spiiiulis retrorsum evanescetitibus echinata; caput subconicum , ad bashn Prospect. Iiulmiiitli. qtiae in prorlf, fnnnap liolminflinl. Veiict. pontin. 131 tumidiim, echinatimi coronula simplici aculeorum acuminatorum majorum ; acetab iilnm ore multo majns, ad colli basim, apertura circulari; penis inermls, apice dilntatus, ad basim sphaerice incrassatus. Longit. 0001 — 0010 ; crassit. OOOS. Habitaculum. L a r ii s c h p i s t r a n u s ; — P o d i c e p s e r i s t a t u s, Januario, Patavii : in eorum iiitestinis (Molin). 20 Dij^tumuiii €esticillu.s Moli n Caput cesticilfifbnne, maryine antico coronula spinulorum majorum acuminatorum einet um ; o s terminale, trianguläre ; Col- lum antice attenuatum, longum, et corpus teretiusculum, gracile, retrorsum attenuatum spimdis minoribus postice usque ad aper- turam genitalem evanesceiitibus echinata ; acetabulum hemi- sphaericum, prominulum, sessile, ad colli basim, ore majus, aper- tura circulari; apertura genitalis ante acetabulum, ad colli basim; vagina penis cylindrica, inermis ; penis filiformis e Vagina exstaiis. Longit. dist. 0012 — 0016, colli 0005; crassit. OOOOS — 0001. Habitacalum. [jophius piscatori iis: in intestina tenui , Febniario, Patavii (Molin). 21. Di^toiniiiii Hiistrix Dujardin. Habitacalum. Rhonibus maximus: ad cutem cavitatis bron- chialis, Febniario Patavii (Mol in). 22. Distomiim .seniiarmatiim Moiin. Corpus teretiusculum, anfror sum sensim attenuatum, a dimidio colli usque ad porum eoecretorium spinulis in series trans- versales dispositis armatum; Collum longum, itiflexum; os ter- minale; acetabulum sessile, sphaericum, prominulum, ad colli basim, apertura circulari, ore minus; penis echinatus. Longit. 0002 — 0010; crassit. ad 0001. Habitaculom. Acipenser Naceari: in intestinis, Februario, Patavii ( M o 1 i n ). Species inquirenda. 23. Distoimim Putorii Mol in. Habitacalani. Mustela Putorius: ad venas jugulares in cavo pectoris cistibus inclusa, Decembri, Patavii (Mol in). 132 M 0 I i n. Ordo. CEFHALOl OTYLEA. Sectio. Paramecotylea. VI. Genus. SPARGANUM 24. .^par^anuin ellipticuiii Mulin. Caput eUipticum, magnum, depressum , marginibus crispis, mntahile, bothrio termhiali (os?) ; corpus continuum, planum, marginibus crispis, leve, transpar ens, sulco longitudinali medio exaratum.; ecetremitas posterior truncata. Longit. 0 010 — 0 04ö; lat. 0001 — 0 002. Longit. cap. 00025; lat. 0001 — 00013. Habitaculum. Mustela Foiiia: in tela conjunctiva intermnscu- lari extremitatum et in musculis abdominalibus; — M. Putorius: sub eilte in regione axillari et iliaca , Januario et Decembri , Patavii (Molin). VII. Genus. SCOLEX. 25. Scolex {Oyiniioscolex} polymorpliiis Rudolphi. Habitaculam. B h o m b u s maxi m u s : in intestino tenui et crasso, Februario, Patavii (Mol in). 26. .^colex (Gf^^mnoscolex} soleatu.s Mol in. Caput subglobosum, tnagnum ; bothriis quatuor soleaefor- mibus, inversis , cruciatim oppositis, versatilibus ; rostellum inerme, sphaericum, in cavitatem sphaericam apicalem retractile ; corpus continuum, teres, infleivum, retrorsum sensim attenuatum, apice acuminatum, cellulis embrionalibus nucleatis sparsum. Longit. 0001 — 0002. Habitaculum. Conger Conger: in intestino tenui, Decembri, Patavii (Molin). Tribus. Gamoarhynchobothria. VIII. Genus. CARYOPHYLLAEUS. 27. Caryoph^llaeiis puiictulatiis Muli n. Corpus continuum, elongatum, rotundatum; caput subglo- bosum, mutabile , acetabuli forme, hiatu anteriori variabili fos ?J, bothrio centrali apertura circulari; extremitas posterior Prüspeet. hiilmiiitli. qiiae in proili-. fHiiiiae lieirniiitliol. Veiiet. coiitin. 133 conica. Longit. 0004 — OOiO. Lungit. cap. 00001; lat. cap. O'OOOS. Habitncuioiii. Conger Cu ii gei*: in iutestino teniii, Novembri et Decembri, Patavii (Moli n). 28. Caryopliyllaeii.«i triiiii^iiatiis Mol in. Caput corpore discretiim, subglobose cyathiforme , osculis dnobus mdrginuUbuH opposith, titricnlis dnobiis lateralibus obloii- gis osculis suppositis , cavitate spliaerica centrali osculum men- tiente; corpus continuum, teretiusculum, extremitate ncuminata. Longit. 0002 ~ 0007 ; crassit. OOOOS. Longit. cap. 0001; crassit. 0001. Habitacalum. Gadns Merlucius: ia intestiiio crasso, l)e- cembri, Patavii (Mol in). IX. Genus. DIBOTHRIUM Hudolphi, Char. aucto Corpus transverse pUcatum o. articulatum, taeniaeforme ; Collum depressum vel teretiusculum, aut nullum; caput diversi- forme, bothriis duobus oppositis marginalibus aut lateralibus, ob- longis, ovalibus vel suborbicularibus ; aperturae genitalium in nrticulis posticis unilaterales aut in utroque latere oppositae, discretae vel unimarginales; penes filiformes, refractiles. — Rarius in mammalium et avium, saepissime in piscium intestinis; nee non, ast rarissime, in ceplialopodibus obvia. 29. Dibothriiim long^icolle Molin. Caput minimum, clavaeforme, incrassatuni, bothriis duobus marginalibus oblongis ; os terminale, centrale, parvum; Collum gracillimum, longum; corpus teniaeforme, depressum, sulcis duobus longitudinalibus, unilateralibus; articuli supremi bre- vissimi, subsequentes subquadrati, iynbricato-perfoliati, ultimi transverse eUiptici, incrassati, marginibus obtusis; ap erturae g enitales marginales , secundae, in media margitiis ; p e n e s ..., Longit. 0018 — 0027; lat. 0004. Habitaculam. Phasianus Gallus: in intestino tenui, Patavii (Molin). 30. Dibothriiim sulcatiim Mol in. Caput ovatum, apice truncatum, bothriis duobus margi- nalibus, perlongis ; collum depressum, longissimum, retrorsum 134 M o I i n. increscens; corpus sulcis duobiis unilateralibus ; articuli supremi brevissimi, subsequentes duplo latiores quam longi ; postremi subito decrescentes, ultimus rotundatus ; aperturae g enitales unilaterales in mncula fusca. Longit. ad 1'3. Lat. ad 0006. Habitacalum. Felis Pardus: in intestino tenui, Februario, Patavii (Mol in). 31. Dibotlirium crassiceps Rudolphi, Char. eraend. Caput subglobosum, utrinque sidco lotig itudinali laterali, apertura centrali, bilabiata, antica; bothriis ovalibus, subter- minalibiis, marginalibus , longis; corpus ellipticum, arti cutis usque ad medietatem incresceritibus , hinc decrescentibus, margi- nibus posticis utrinque prominentibus. Longit. 3'" — 2" ; lat. adf". Longit. cap. ad l'/-J". Habitacalom. Gadiis Mei-Iiicius : in intestino duodeno , De- cembri, Patavii (Moli n). 32. Dibotliriuiii |iiiiictatiiiii Rudolphi. Habitaculum. Rhombus in a x i m u s : in intestino teniii, capiti- bus in apend. pyloricis, omni anni tempore (Mol in). X. Genus. TRIAENOPHORUS. 33. Triaeiiophoru.s noclulO!s>us Rudolphi. Habitacalum. Leu eisen s Scardapha, Martio ; — E s o x L u- cius, Februario: in eorum intestino tenui, Patavii (Polonio). XI. Genus. TETRAROTHRIÜM. 34. Tetrabothriiim (Eiitetrabothriuiii} lon^icolle Molin. Caput subglobosum, bothriis quatuor ovatis, magnis, basi capiti adnatis , retroflexis; Collum longissimum, gracillimum; articuli suprem i viae lineares, subsequentes parallelogram- mici, postremi quadrati, imbricato-perfoliati, Ultimi longi- ores, fere elliptici; penes marginales , prominuli, vage alterni; aperturae genitales femineae laterales. Longit. 00 IS — 017S; lat. 0001 — 0003. Piospect. helmintli. (\nnp in prodr. faunae helminthol. Veiiet. contin. 135 Habitaculuni. Scylliiim stellare: in intostiiio erasso, Novem- bri et Decembri, Patavii (Mol in). 3S. Tefratootlipiiiiii (Orygiiiatobotliriiiiii) porri- ^eiis Mo lin. Caput tetragonum, minimum; boihria cruciatim opposita, subtriangularia, scrohiculata, margine antico capiti adnata , ver- satilia; rostellum conicum, inerme; Collum breve; corpus teretiusculum, subito incresceiis ; articuli sujiremi brevissimi, subse quentes campanulato-imbricati, margine postico obtuso ; penes marginales, secundi, filiformes, inflexi. Longit. ad 0020 ; crassit. ad 0001. HabitacDlum. Nycticorax Ardeola: in intestinis, Patavii, Majo (Molin). 36. Tetrabothriiiiii (^Aiitliobothriiini) crispum Molin. Caput pyramidale, bothriis quatuor cyathiformibus, uu- dulato-crispis, pedicellatis, centro sphaerice umbonatis, margini- bus incrassatis, duobus contiguis excisis , in excisione papilla sphaerica praeditis; corj)us depressum, retrorsum dilatatum ; Collum longissimum; articuli supremi rugaeformes, sub- sequetites parallelogrammici , ultimi perfoliato - imbricati, qtiandoque oblongi undulati; Organa ge n ital i a externa pa- pilla jjrominula, mai^ginalia, vage alterna. Habitacainni. Miistelus p leb ejus: in intestino crasso, No- vembri, Patavii (Molin). 37. Tetrabothriuin (Anthobof hriiim) Cornucopiae D i e s i n g. Habitacnlnm. Squatina Angelus: in intestinis, Novembri, Patavii (Mol in). XII. Genus. ONCHOBOTHRIUM. 38. Onchobothrium (Calliobofhrium) verticilla- tum Rudolphi. Habitacnlam. Raja Batis: in intestino crasso, Decembri, Patavii (Mo lin). 136 Moli n 39. Oiic*lif»botliriiiiii {Acanthobotliriiim} coroiia- fiiill Iiudolphi, Char. einend. Caput pyramidale, apice truncatum, ncetaönlis quatuor anticis et hothriis quatuor angularibtis , orato-oblongis , septis dnobns traiisversis maequaliter Irilocnlarihus , apice antico pa- pilla contractili interdnm snbglobosa, hiterdum scrobicidiformi in- structis, nncmis 4 bis- bifurcatis qiiornm shufuli smgiihmi botJirium corona?it inter apicem et acetabulum ; Collum longnm ; articuli snperiores snbquadrati , p o s t i c i vi.v daplo longiores qnam lati. Ultimi elliptici, saepissime soluti; organa genitalia externa mascula marginalia, prominula, longissima; vagina penis adbasim magnopere incrassata; penis fiUformis in axe vaginae. Longit. 3 — 8" et ultra; lat. 1"'. Longit. cap. 0001; crassit. OOOOÖ. Longit. colli 0004 — 0009; lat. 00003. Habitaculuni. Scylliuin stellare, Novembri et Decembri; — Trygon brucho, Decembri; — Myliobatis Noetiila, Martio: in eoruni intestiiio erasso, Patavii (Moliri). XIII. Genus. SOLENOPHORÖS. 40. .^oleiioplioriLS obovatiis Molin. Botliria lateralia, dimidiato-obovata , basi truncata ; Col- lum C07ispicuum; articuli supremi brevissimi ; subsequen- tes triplo longiores, imbricato-perfolinti. Longit. O'öO — 2; lat. med. OOOSS. Longit. cap. 0004; lat. 00043. Habitaculum. Boa Co n stricto r: in ventriciilo et intest, tenui, Januario et Novembri, Patavii (Molin). Tribüs. Agamorhynchobothria. XIV. Genus. TETRAßOTHRIORHYNCHUS. 4 1 . Tetrabothriorliyiichus niig^ratorius D i e s i n g, Cbar. emend. Caput cylindricum, acetabidum anticum et posticum men- tiens, proboscidibus quatuor retractilibus, cylindricis, arma- tis, et both r ii s quatuor hinc indebinis oppositis, antice convergen- tibus, ovato-lanceolatis, dimidii capitis lo7tgitMftine ; corpus bre- vissimum in capitis basis centrum depina^sum retractile. In cystyde Pi'ospect. ht'lmiiith qiiae in prodr. faunap lielmintliol, Venet. cnntiii. 13T vel sporocystide longa fiUformi extremitatilms incrassata, strutis concentricis conflata etitozoorum trematodum formam et motum simidans. Long it. cap. 1 — Sy/"; lat. V/". Habitaculuni. Congei- Coiiger: inter tunicas pharyngis et ven- triculi cystide inclusi , Noveiiibri et Decembri , Patavii (Mol in). Tribus. Gamorhynchobothria. XV. Genus. RHYNCHOBOTHRIUM. 42. Rliynchobotlirium brevicolle M o I i n. Caput bothriis ellipticis , apice convergenfilms , margina- Ubiis, proboscidibus longissinüs, exiWms ; Collum breve, de- pressum; corpus depressum, articulis transverse parallelogram- micis; articuli supremi brevissimi , ultimi triplo latiores quam longi. Longit. scolicis 0 002. Longit. ver. 00 IS; lat. ad 0001. Habitacalaiii. Myliobatis noctula: in intest, crasso, Martio, Patavii (Mol in). XVI. Genus. ASPIDORHYNCHUS Mol in. Corpus depressum , tuen iae forme , articu laticm ; c a p u t discretum, tubulosum , dejrressum, cotylcdopsidibus quatuor, et proboscidibus quatuor breinbus, cylitidricis , retractilibus ; Collum breve, depressum; penes marginales. — Piscium mari- norum in tractu intestinali endoparasita. 43. A.^piclorhyiichiiis infulatuis Mol in. Caput discretum, depressum, tubidosum, antice et postice truncatum, cotylcdopsidibus lateralibus quatuor ovatis, binis in marginem dexti^um et sinistrum convergentibus , dimidia fere capitis longitudine , et proboscidibus quatuor cruciatim oppo- sitis , cylindricis , brevibus , echinatis armatum; Collum breve, depressum, dimidia capitis latitudine, ejusque apertura posteriori exstans; corpus articidatum; articuli supretni brevissimi, lineares, capitis dimidia latitudine , ultimi subquadrati , capitis ejusdem latitudine; penes marginales, prominuli. Longit. 0020. Longit. cap. 0003; lat. OOOiS. Habitacolum. Scyllium stellare: in intestino crasso, De- cembri, Patavii (Molin). 138 Mol in « Sectio- Cyclocotylea. SUBORDO. APROCTA. Tribns. Gamocyclocotylea. XVII. Genus. TAENIA. 44. Taenia litterata Batsch. Habitacnlnin. Caiiis Viilpes: in iiitostiiio teiiiii, Martiu, Patavii (Mol in). 45. Taenia iiiiilioiiata iVIoiin. Cup u t subglobosum, centi'o obsolete umbonatum, acetabul is circularibus crnciatbn oppositis circa majorem capitis circulum ; Collum longum, angustatam ; corpus retrorsum dilatatum; ar- ticuli supremi quadrati, posteriores oblongi imbricato- perfoliati , ultim i bacillares ; n p e r t u r a e g enit a l es margi- nales, vage alternae. Longit. 0 064. Habitacoluiii. Mus muscnlus: in intestino tenui, Novembri, Patavii (Molin). 46. Taenia ^lobifcra Balsch, Char. reforni. Cap u t exiguum, subglobosum, apice truncatum, oris limbo pro- minulo, acetabulis angularibus, orbicidaribiis, anticis, tumidis ; Collum bremssimum vel longum ; articuli primi brevissimi, obtusi vel subcuneati; sequentes brevissimi, hinc subquadrati, rugosi; reliqui subcampamdati, sublagenaeformes et siiblineares, longissimi; aperturae genitalium marginales, vage alternae. Longit. ad 1' ; lat. 7, — i'"- Habitaculuin. Fal CO rufus: in intestino tenui, Januario, Pa- tavii (M ol in). 47. Taenia me^alops Nitzsch. Habitacnlom. Anas Crecca: in cav. abdom., Novembri, Pa- tavii (M ol in). 48. Taenia maerocephala Creplin. Habitacalnm. Anguilla vulgaris: in intestino tenui, De- cembri, Patavii (Mo li n). Prospect. helininlh. «juae in prodr. faunae hüliiiinthol. Veiiet. contin. 139 49. Taeiiia Cesticillus Molin. Caput cesticilliforme , acetabulis orbicnlaribus, anticis ; rostellum vix prominulum, depressum, discoideiim, ad basim an- nulo cinctum, h aiid armatum ; Collum nulhim ;articul i s up r e m i brevissimi, capite latiores ; Ultimi majores, imbricato - perfoliati ; peues marginales sub aperturis genitalibus femineis papillaribus, vage alterni. Longit. 0009 — 0045; lat. 0001 — 0002. Habitaculum. Phasianus Galliis: in intestino tenui, De- cembri, Patuvii (Mol in). 50. Taeiiia coiiica Mölln. Caput breve, tetragoumn, acetabulis angularibus ; rostel- lum permag/ium, conicum, inerme, apice truncatum, utriculo apicali excavatum; Collum nullum ; articuli supremi ma- jores, rotundati; ultimi brevissimi, angustiores. Longit. 0 002 — 0010. Habitacalam, Anas ßoselias: in intestinis, Decembri, Patavii (Molin). 5 1 . Taeiiia coiii^tricta Moli n. Caput obcordatum, strictura a reliquo corpore discretum, acetabulis orbicnlaribus ; rostellum da aae forme , inerme ; Collum breve, autice annuUf'orme (capitelliforme) , capite latius; corpus retrorsum increscens, articulis supremis linearibus, postremis brevissimis , marginibus eminent'ibus ; Organa genitalia. . . . Longit. 0-040 ; crassit. 0001 — 0002. Habitaculum. Corvns Co mix: in intestino teniii, Decembri, Patavii (Mol in). 52. Taeiiia tetra^oiia Mulin. Caput tetragonum, minimum, acetabulis quatuor atigula- ribus, alveolo ad basim rostelli excavatum; rostellum inerme, brevissimum, obtuso- conicum, in alveolum retractile ; Collum breve ; articuli supre m i brevissimi ; po strem i subquadrati, imbricati ; aperturae genitales marginales, secundae, in apice papillae prominulae. Longit. 0 012 — 0090; latit. ad 0002. Habitaculum. Phasianus Gallus: iti intestino tenui, De- cembri, Patavii (Mo 1 in). 140 M o I i II. S3. Taenia ovata Mol in. Caput ovatum, acetahulis mcdimiis ; rostellu m lenti- forme, brevissimum, magnum, aculeis magnis 7'eciirvls armaium ; Collum longum; articuli supremi diiplo latiores quam longi; subsequentes subquadrati, a?igulis obtusis ; aperturae geni- tales. . . . Loiigit. 0026; crassit. 0001. Habitacalani. Canis Viilpes: in intestino tenui , Decembri, Patavii (Mol in). 54. Taeiiia cyatliiforiiii.s Fröhlich, Char. emend. Caput truncato-conicum, acetabulis basilaribus ; rostel- lum obtusum, armatum; colhim breve, retrorsum attenuatum ; articuli sujjremi brevissimi, ultimi campanulato-imbricati; aperturae genitalium . . . Longit. O'OIS — O'OSO ; lat. 0 001. Habitaculuiii* Hiriindo urbica: in intestinis, Majo, Patavii (Molin). 55. Taenia aii^ulata Rudolphi, Char. aucto. Caput subglobosum, obtiise tetragonum, acetabulis angu- laribus, anticis; rostet lum clavaeforme, armatum; Collum breve, rngosum; articuli supremi brevissitni et postici latioresquam longi, cuneati; penes long issimi, filiformes, apice incrassati, mar- ginales, secundi; aperturae genitales femineae in foveolis marginalibus , penibus oppositae. Longit. 0003 — 0060; lat. O'OOÜ — 0002. Habitacalani. Turdus Meriila: in intestinis, Februario, Patavii (Mol in). 56. Taenia ciicunierina Bloch, Char. reform. Caput oblongum, tetragonum, apice umbonatum; aceta- bula antica, prominula, apertura irregulariter elliptica; rostel- lum subconicum , capitellatum , in vaginam retractile, 4 un- cinorum circulis deciduorum capitulum cingentibus armatum; Collum breve; corpus retrorsum increscens, articuli s su- p remis cuneatis; subsequentibus longe ellipticis, ultitnis subparallelogrammicis ; penes breves, filiformes, duplices, margi- nales , oppositi, singulus e tuberculo promimdo exstans. Longit. 0010 — 0-320; lat. ad 0003. Prospect. helininth. quae in prodr. faunae helminthol. Veiiet. contin. l'il Habitacalam. Canis familiaris: in intestino tenui, Januario, Patavii (Mol in). 57. Taeiiia iiiflata Rudoiphi. Habitacalum. Fulica atra: in intestino tenui, Decembri, Patavii (Mol in). 58. Taeiiia iiiidulata Rudoiphi, Cliar. emend. Caput rotundum, breve, acetabulis anticis; rostellum magnum, clavatum, armatum; Collum breve, capite latius; arii- culi supremi lineares, subsequentes trapezoidei, angulis obtusis, murgiue postico incrassato ; aperturae g e nitalium marginales, secundae; penes inermes. Longit. 0005 — 0200; lat. OOOJ — 0 0030. Habitacalnni. Corvus fruyilegus: in intestino tenui, Decem- bri, Patavii (Moiin). 59. Taenia crateriformis G 0 e z e. Habitacalam. Picus viridis: in intestinis, Decembri, Patavii (Molin). 60. Taenia iiiultiformis Ci eplin. Habitacalam. Ardea purpurea: in intestino tenui, Januario, Patavii (Mol in). Oido. RHYNGODEA. SIBORDO. APROCTA. Tribus. Acanthocephala. XVIII. Genus. ECHINORHYNCHUS. 6 1 . Echinorhyiiehii.^ hepaticum» Moli n. Proboscis subovata, apice truncata, uncinorum majoriim Seriebus 20; Collum conicum, breve, armatum seriebus 8 uncino- rum mino7'um; corpus fusi forme, inerme. Longit. mar. 0005 ; crassit. OOOiö. Longit. fem. 0 009 — 0 013 ; crassit. OOOlö — 0003. Habitacalam. Gari'ulus Pica: in cavo abdominis et ad hepar, Decembri, Patavii (Mol i n). 142 M o I i 11. 62. Echiiiorliyiichus circumflexus Molin. Proboscis clavata , imcinorum seriehtis 8 ; coli u m bre- vissimum, coiiicum, inerme; corpus inerme , longissimum, sub- moniliforme , antrorsiim attenuatum; bursa maris campanu- lata. Longit. mar. 0007 — 0040 ; crassit. 00002 — 0001. Longit. fem. 0040— 0095; crassit. 0001. Habitaculoni. Talpa europea: in intestinis, Deeembri, Patavii (Molin). 63. Echinorliyiichus ag^ilis Rudolph), Char. aiicto. Proboscis clavata , imcinorum seriebus 3, prima uncinorum major um ; Collum brevissimum, iiiertne; corpus utrinque atte- nuatum, densissime trausversim striatum. Longit. 2 — 3'"; cras- sit. 00005 — 0001. Habitaculuni. Miij^il ;(iirahis: in intestinivS, Marlio, Patavii (Molin). 64. Ecliiiiorliyiiclius plag^iceplialiüü West r um h, Char. eniend. Proboscis longissima, clavata, interdum basi interdum medio reclinata, uncinorum seriebus circiter 40; Collum bre- vissimum, interdum laeve, interdum rugosum ; corpus teres, su- perne attenuatum, medio constrictum. Longit. corp. 0 012 — 00225; crassit. 0001. Longit. prob. 0002. Habitacalani. Aci penser Sturio: in intestino »'rasso, No- vembri et Deeembri, Patavii (Molin). 6^. Ecliiiiorliyiiclui!!» traiisversui» Rudolphi. Habitacalani. Turdus Merula: in intestino tenui, Februario, Patavii (Mol in). 66. Ecliiiiorhynchus praetextus Mol in. Proboscis cylindrica, basi reflexa, uncinorum seriebus 12; Collum nulluni ; corpus retrorsum sensim attenuatum ; bur s a maris campanulata, limbo praetexto. Long. mar. 0 004; crassit. 00005. Longit. fem. 0006; crassit. 0001. Habitacalani. Triton lobatus: in intestino, Patavii, Martio (Mol in). l'ios|>eel. Iielniiiilii. qiiae in prortr. füiiiiae liolrniiitliol. V'eiiel. eontiii. 143 67. Echinoriiyiicliuis Antliuris Dnjardin. Habitacaloin. Triton cristatus: ano expulsi, Majo; — T. punc latus: in intestino, Martio, Patavii (Polonio). 68. Ecliiiiorhyiiclius .striatus Goeze, Char. emend. Prob OS eis subcylindrica, ante hasim sphaetnce incrnssata, uncinorum seriebus 28 — 30 ; Collum conicum, inerme; corpus clavatum, antice sphaerice incrassatum, echinatum, retrorsum an- gustatum, nudum. Longit. 3 — 5". Habitacnlom. Ardea cinerea: in intestinis, Decembri, Patavii (Mol in). 69. Eehiiiorliyiielius aiiiiulatu.s Molin. Proboscis ovalis, npice depressiuscula, micinorum seriebus IS; Collum conicum, breve; corpus snbcylindricum , trans- versim tenuissime striatum, infra Collum fusciis duabus distinctis echinntis, inferiore in anniilum incrassata, antrorsum crassius, retrorsum attenuatum , apice obtusissimo , centro depresso, Lon- git. 0013 ; crassit. 0001. Longit. prob. 0 001. Babitaculani. Gadus Merlucius: in cavo abdominis , No- vembri, Patavii (M o 1 i n). 70. Ecliiiiorli^iielius S!»tellai*ii>$ Mol in. Proboscis globosa, bullae permagnae similis, 11 un- cinorum circidis circa apicem concentricis in bidlae summitate ; Collum longissimum, filiforme; corpus obovatum. Long, bidlae 0002; crassit. 0002. Longit. colli OOOS. Longit. corp. 0016; crassit. 0004. Habitacalam. Anas Boschas: in intestino teniii, Decembri, Patavii (Polonio). 71. Ecliiiiorliynehus Proteus Westrumb. Habitacalam. Acipenser Sturio: in intestino tenui, No- vembri, Patavii (Molin). 72. Ecliiiiorliyiiclius Frassoiiii Mol in. Proboscis fusiformis , apice truncata , basi reclinata, uncitiorum seriebus 40, seriebus 3 uncinorum majorum me- dia interruptis; Collum breve, conicum, rugosum; corporis Sitzb. d. mathem.-natuiw. Cl. XXX. Bd. Nr. 14. 10 144 Moli n. flavi pars anterior fusiformis, echinata nncinorum seriebns !)0, media elliptica, crassior, posterior cylindrica, filiformis, longis- sima. Longit. corp. 0'03 et ultra. Longit. prob. 0'002. Longit. pari. ant. 0004; crassit. 00015. Longit. partis ellipt. 0003; crassit. 0'002. Longit. partis cylind. 0 02 circa; crassit. 00005. Habitacnlnm. Numenius arquatiis: in intestino tenui, Febru- ario, Patavii (Mol in.) Ordo. NEMÄTOIDEA. SUBORDO. PROCTUCHA. Tribus. Gamonematoidea. Sectio Hypophalli. XIX. Genus. OXYURIS. 73. Ox^iiris seniilaiiceolafa Mulin. Caput trtincatum, epidermide inflata, corpore continuum; OS terminale, inerme ; corpus inflexum, tenuissime ac densissime annidatum, utrinque, retrorsum magis attenuatum; extremit as anterior alis duabiis linear ibus, basi oblique excisis ; extremi- tas caudalis maris spiraliter torta, apice mucronata, limbis quatuor lateralibus geminatim invicem superpositis, inferioribus apicem caudalem et miicronem amplectentibus ; penis papillae- formis ; extremitas caudalis femin ae inflexa, subulata ; apertura vulvae in anteriori et fere media corporis parte. Longit. mar. 0-002; fem. 0-004; crassit. 0001. Habitaculaui. Mus museuius: in intestino crasso, Novemhri, Patavii (Molin). 74. Oxyuris paradoxa Mol in. Caput attetiuatum, truncatum, epidermide inßata ; corpiis subrectum, utrinque attenuatum; extremitas anterior alis quatuor semilunaribus cruciatim dispositis, caudalis maris . . . ; vagina penis . . . ; penis . . . ; extremitas caudalis femin ae subito attenuata, longe subulata, apice mucronata; apertura vulvae in posteriori corporis parte. Longit. fem. O'Olö; crassit. O'OOOS. Prospect. helmiiith. quae in prodr. faiiiiae lielmiiithol . Venet. coiitin. 14r3 Habitacalom. Mustela Putorius: in intestlno , Decembri, Patavii (Mol in). XX. Genus. ASCARIS. 75. Ascarii!» dact^'luris Rudolphi. Habitaculum. Testndo graeca: in intestino tenni. Martio. Patavii (Poloni o). 76. Ascarii» circiiiiiflexa Molin. Os trilabiatnm, strictura a reliquo corpore discretum ; la- bt um singulum haud inagnum, papilla centraU, conica, minima; Caput epidermide adnata, aus diiabus semilanceolatis; corpus densissime ac tenuissime annulatum; extremitas anterior attenuata, spiraliter circumflexa; caadalis maris spiraliter circumflexa, appendiculata ; vayina yeuis dipetala, cruribus linearibus, margine anteriori tenuissime limbatis, apice inflexis ; ex'tremitas caudalis feminae subrecta , apice truncata; aper iura vulvae in anteriori corporis parte ; anus lateralis. Longit. mar. 0038 — OOSS ; crassit. 0 001 — 000 lo. Longit. fem. 0 072 — 0090; crassit. 0002. HabitacDlom. Felis Pardus mas: in ventriculo et duodeno Februario, Patavii (Molin). 77. Ascaris inicrocephala Rudolphi, Char. aueto. Caput nudum; os labiis exiguis ; corpus antrorsum valde attenuatum, irregulariter inflexum, densissime ac minutissime transversim striatum; extremitas caudalis maris oblique truficata, acuminata, acuniine recurvato, utrinque serie 4 papil- larum fungiformium epidermide transparenti obtectarum; v a- gina penis dipetala, cruribus longis, linearibus ; extremitas caudalis feminae acuminata. Longit. mar. O'Olö — 0 04ö; crassit. 0 0003 — 0001. Longit. fem. 0045 — 0070; crassit. 0001-0002. Habitaonlain. Ardea Nycti corax, Januario: in ventriculo, Majo: in oesophago. — A. purpurea, Januario: in ventriculo. Pa- tavii (Molin). 10* M o I i II. 78. Ascaris incrassata Molin. Caput nudum; os trilabiatum, labiis magnis , truncatis, singulum papilla marginali conica; corpus densissime transver- sim striatum, antrorsum sensim uttenuatum, retrorsiim increscens ; extremitas anterior truncata; caudalis maris spiraliter torta, apice breve mucronata; vagina penis dipetala, cruribus perlongis, arcuatis; extremitas caudalis feminae . . . ; apertura vulvae . . . Longit. mar. O'OIS ; crassit. O'OOl. Habitacalam. Trygon Brucho: in ventricuio, Januario, Patavii (Molin). 79. Asearis «lepressa Rudolph i, Chat-. au(;to. Caput nudum; os trilabiatum, labiis magnis, singulum papilla magna in centro marginis distinctum ; corpus transver- sim striatum, antrorsum magis attenuatum, apice truncatum, fle- xuosum vel subspirale, maris teretiusculum, feminae depressi- usculum; extremitas caudalis maris inflexa, obtusa, subtus papulosa, breve mucronata; fem inae obtuse- conica, recta ; aper- tura vulvae in anteriore corporis parte. Longit. mar. i'/a — ^"> fem. 1 — ö"; crassit. 7* — f". Habitacalam. Faico Albieilla: in ventricuio; — F, rufus: in intestino tenni et in ventricuio, Januario, Patavii (Molin). 80. Asearis riig^oisa Molin. Caput epidermide inflata; os trilabiatum, labiis maximis, basi constrictis , singulum papilla centrali distinctum; corpus subtriquetrum, rugosum, antrorsum attenuatum, retrorsum incres- cens, irregulariter involutum; extremitas caudalis maris spiraliter torta, obtusa, appendiculata, appendice subulata apice obtuse mucronato ; extremitas caudalis feminae obtusissima. Longit. mar. OOU— OOSO ; crassit. 0 001. Longit. fem. 0085; crassit. 0002. Habitacalam. Stryx Bubo: in intestino lenni, Decetnbri, Pa- tavii (Mol in). Prnsppct. Iielininlli. qiiac in prodr. faiinao hphniiithol. Venet. eontiii. |47 81. A.searU attenuata Moli n. Os trilabiahim, lab'iis parvis, subquadratis, strictiira a re- liqno corpore discretis, slngnlum papilla conica ceutrali parva et margine antico medio e.vciso ; corpus subcylhidricum, laeve, antrorsum attenuatam, retrorsum valde increscens; extremi- tas caudalis maris circulariter infle.va, attenuata, oblique truncata; Vagina penis dipetala, cruribus linearibiis, longis- simis, arcuatis; e.vtremitas caudalis feminae obtiisissima ; apertura vulvae . . . Longit. tnar. 0135 — 0190; crassit. 0002. Longit. fem. 009S ~ 0258; crassit. 0002S — 0003. Habitaculuni. Fytlioii tigris: in intestiiiis, Januariu, Patavii (Mol in). 82. Aseari.«^ acuta Müller, Char. aucto. Caput nndnm ; os lahiis rotundatis ; corpus laeve, flevuo- sum; extremitas anterior valde attenuata, caudalis maris spiraliter torta , increscens , suhtus seriebus 2 papillarum exiguarum, apice acuminafa ; vagina penis . . ; extremitas c a n da lis femin a e acute conica, recta ; ap er iura vulvae... Longit. mar. 002S ; crassit. 00005. Longit. fem. 0 015 — 2'/.J' ; crassit. 00003 ~ 0001. Habitacolum. Rhombus iiiaxiinus: in intestinis , Februano, Patavii (Moli n). 83. Asearis ri^icla Hudolphi. Uabitaculum. Lophius piscatorius: in intestino teiiui, De- eembri, Patavii (Molin). 84. Ascarts increscens Molin. Caput nudum; o s trilahiatum, labiis magnis, rotundatis, singulu7n jjapilla sphaerica, ceutrali, minima; corpus laeve, an- trorsum sensim attenuatum, retrorsum increscens, alis duabus linearibiis ; extre m i tas c a u dalis m a r is circulariter infle.va, oblique truncata, apice ucuminata; vagina penis dipetala (?), cruribus linearibiis longissimis, arcuatis; extr emitas cauda- 148 Moli II. lis feminae subrecta, acute coiiica, apice attcnuata ; apertura vulvae in medio corporis. Longit. mar. 003ö — OOöO; crassit. OOOOÖ — 0001. Long. fem. OOi — 007; crassit. 0001 — OOOlö. Habitacnluin, L ophius pi scato ri iis : in oesophago et ven- triculo, Febriiario, Patavii (Mol in). 8S. A.^caris ecaudata Dujardin, Cliar. emend. Caput nudum; os labiis hemisphaericis , bipapillaribus ; corpus antrorsum atteniiatmn, utrinque membrana lineari jfßi' totam corporis longitudinem decurrente marginatum ; extre- mitas caudalis maris breve conica, invohita, subius papillis 24 biseriatis obsessa; caudalis feminae obtuse conica. Lon- git. mar. ad 1"; crassit. y^'". Longit. fem. 1 — 1^/a" ; crassit. %'". Habitacolum. Conge r Conger: in intestino tenui, Decembi'i, Patavii (Molin). 86. Ascaris biuncliiata Mol in. Os labiis majusculis, basi constrictis ; labium singidum papilla marginali conica et basali sphaerica cejitralibus ; corpus antrorsum attenuatum, retrorsum increscens, utrinque uncina- tum, alis duabus linearibus, apice caudali obtuso appendice brevi conica, feminae irregulariter circumflea^um ; e.vtremitas caudalis maris spiraliter involuta ; vagina jyenis dipetala, cruribus recurvatis ; p e nis basi incrassatus, vix recurvatus. Lon- git. mar. 001Ö—0030; crassit. 00003—0001. Longit. fem, 003Ö — 0 030; crassit. 0001 — 00013. Habitacalam. Zeus Faber: in ventrieulo , Januai'io, Patavii (Molin). 87. Ascari.^ iiiflexa Rudolph!, Char. emend. Caput nuduyn; os labiis rotnndatis, haud strictura ad basim discretis, singulum papilla centrali et admarginem epidermide in- flata; corpus densissime et gracillime transversim annulatum, utrinque, retrorsum magis attenuatum; extremitas caudalis Prospect. helminth. quae in prodr. fauiiae heliiiinthol. Venet. contin. l'ij) maris recta, oblique truncatu, uciiminata, apicc mucronata, pcqnllis utrinque 8 fungiformibus , epidermide trmisparenti tectis: aper- tura penis limbo calloso, ani annulo magno cincta; vaghia penis dlpetala, cruribtis longis, Unearibus, utrinque alatis alis linearibus; extrem itns c au d alis feminae recta. acute co- nica, apice mucronato spinula basi reflexa ; apertura ani hiatus transversalis ; apertura vtilvae in anteriori corporis parte. Longit. mar. 1 — 2" ; crassit. V^ — y,'". Longit. fem. 2—3"; crassit. % — l'". Habitaculuin. Phasianus Gallus: in intestino teuui, Nü- vembri et Decembri, Patavii (Mol in). 88. Ascari.^ friqiietra Schrank. Habltacaloni. Canis Vulpes: in ventriculo et intestino tenui, Martio, Patavii (Mol in). 89. Ascaris semitere)!) R u d o 1 p h i. Habitacnlom. Vanellus cristatus: in intestino tenui, No- vembri, Patavii (Moli n). 90. Ascari.«^ clavata Kudolphi, Char. emend. Os trilabiatum, labiis magnis, rotimdatis, singulum papilla tninima centrali; corpus minutissime transversim striatum, alis duabus linearibus, inflexum , antrorsum valde attenuatum; ex- tremitas caudalis inaris conica, mucronata; vagina jye- nis dipetala, cruribus arcuatis, alatis; extremitas caudalis feminae subito attenuata, apice conico; apertura vulvae in anteriori corporis parte; anus lateralis, amplissimus, semilu- naris, unilabiatus. Longit. mar. 0033 — 0 046; crassit. 000078 — 0001. Longit. fem. 001Ö — 0064; crassit. 0000^— 0-0013. Habitaculani. Gadus Merlucius: in intestinis, Januario, Pa- tavii (M olin). XXI. Genus. HETERACIS Duj ardin, Char. reform. Caput corpore continuum; os trilabiatum; extremitas caudalis longe subulata; vagina penis monopetala, liiiearis, 150 Moli "• (data, brevis; penis longissimus, spiraliter iortus; aper- tura vulvae in medio corporis vel in ejus yarte posteriori. — Avium endoparasita. 9J. Heteracis vesicularis Dujurdin, Char. emend. Caput nudum, epidermide stricte adnata ; os trilabiatum, labiis rotundatis, obsoletis; corpus utrinque, retrorsum ma- gis attenuatiim , alis lateralibus linearibus ; extremitas an- terior inflexa vel spiraliter torta; caudalis maris recta, longe subulata, alis 4, duabus atiticis majoribus , semi- lunaribus , bimarginatis , lateralibus , quinque costatis , duabus posticis minimis, semilanceolatis , unicostatis et costa ab anticis discretis, papilla magna subglobosa pedicellata ante penem; Va- gina penis inonopetala, brevis, alis lateralibus, linearibus, superne sulcata, apice acuminata ; penis longus, spiraliter torttis, linearis; extremitas caudalis feminae recta, longissime subulata; apertura vulvae in posteriori corporis parte. Lon- git. mar. 3 — S'" ; fem. 4 — 6'"; crassit. '//". Habitaculum. Pli asiaiuis Galliis, Martio, Novembri et De- eembri; — Phasianus pictus, Martio et Decembri, Patavii: in eorum intestinis crasso et praesertim coecis (Mol in). 92. Heteracis cliispar Dujardin, Char. emend. Os trilabiatum, labiis obsoletis; corpus subcylindricum, utrinque alatum, antice attenuatum, spiraliter involutum, postice magis attenuatum, longe subulatum; extremitas caudalis maris alis duabus antice dUatatis, papillis utrinque 6, pa- pilla magna, subglobosa, sessili ante penem; vagina pen is mo- nopetala, linearis, brevis, utrinque alata, alis latiusculis ; penis longissimus, filiformis , spiraliter tortus ; ap ertnra vulvae in medio corporis. Longit. mar. 0006 — 0018 ; crassit. 0-0002 — OOOOn. Longit. fem. OOlS—0023; crassit. OOOOS — 0 0008. Habitaeolnni. Strix passerina : in intestino teniii, Deceinbri, Patavii (Mol in). Prospect lieliniiilh. qiiae in prodr. fiUiiiiR' helmintliol Venet, coiitin. 151 XXII. Genus. HEDRURIS Nitzscli, Char. reform. Os terminale, bilabiatum; penis simple x ; extremitas caudalis feminae appendice conicn termincdi, retractili, un- cino apicali armata ; apertura vulvae in posteriori corporis parte. — Amphibiorum endoparasita. 93. Hedrurrs aiidropliora Nitzscli , Char. reform. Caput discretitm, epidermide inflata; os magnum, bilabia- tum, labiis magnis ; corpus maris densissime transversim an- mdatum, tdrinque attennatum; extremitas caudalis maris spiraliter torta, acumijiata, subtus serie diiplici 7 papilla- rnm exiguarum, penis simplex, brevis, digitiformis, arcuatus; a?ius ante penem; corpus feminae transversim annulatum, antice valde, postice vix attemiatum, irregulariter inflexum; extremitas caudalis feminae truncata, excavata fovea circu- lari, ex qua appendix conica protractilis , apice uncino genicu- lato armata; apertura vulvae circularis in posteriori corporis parte; anus medius inter vulvam et apicem caudalem. Longit. mar. 0005; crassit. 00003. Longit. fem. OOOö — 0012 ; crassit. OOOOS — 0001. Habitaculam. Triton cristatus: in intestino tenui, Majo et Junio (Mol in); — T. exiguus: in ventriculo, Martio, Patavii (Polon io). XXIII. Genus. COSMOCEPHALUS Mol in. Corpus subcylindricuni ; caput a corpore distinctum spinu- lis duabus lateralibus ad ejus basim, scutellis quatuor capiti adnatis , medio ecostatis ; os terminale; vagina penis ... ; ap er tu r a genitalis fe m i n a e in medio corporis sita — Avium endoparasita. 94. Cosinoceplialu^i Diesiii^ii Molin. Caput a corpore distinctum, acuminatum, .mbtriquetrum, scutellis quatuor ovatis, capiti adnatis, antice conjunctis, spitiu- lisque duabus lateralibus inter scutella et alas; os terminale 152 M o I i 11. simple.v; corpus subcyliiidricum, retrorsum (itteimdtum, parum inflexum, densissimc transversim striatnm, dimidia pars ante- rior alis diiabns, Linearibus, lateraUbiis, minutissime transversim striatis; extremitas posterior attemiata, caudalis maris..; Vagina penis . . . ; penis . . . ; extremitas caudalis femi- nae oblique truncata, acuminata ; aper Iura vulvae in medio corporis. Longit. fem. OOIS ; crassit. 0000.1. HabitacQlam. Larus capisti-an iis: in oesophago, Februario, Patavii (Mol in). XXIV. GcMius. SPIROPTERA. 95. .^piroptera istriinio.sa Rudoiphi. Habitaculnm. Talpa europaea: in ventricnlo, Decembri, Patavii (Molin). XXV. Genus. DISPHARAGUS Duj ardin, Char. emend. Caput corpore continuum, funicidis binis flexuosis exorna- tum ; OS bilabiatum, labiis papillaeformibus; extremitas caudalis maris in anfractus torta, utrinqiie alata; vagina penis monopetala; apertura genit alis feminae in poste- riori corporis parte. — Avium endoparasita. 96. Di.spliarag;ii.*$ elliptieus Mölln. Caput corpore contitiuum, plica cutanea utriusque lateris in funiculum sinuosum incrassata ; os labiis duobns papillaeformi- bus, papillisque duabus exigius lateralibus iuvicem alternantibus; corpus maris rectum, tenuissime transversim striatum, utrinque attenuatum; extremitas caudalis maris duos in anfractus involuta, subtus excavata fovea ampla limbis lateralibus costatis; vagina penis monopetala, longa, apice elliptice dilatato, acumi- nato; penis brevis, apice obtuso; corpus feminae spiraliter in- volutum, transversim striatum, antice triincatum, postice obtiisi- usculum, utrinque, retrorsum magis attenuatum ; apertura vul- vae in posteriori corporis porte; anus lateralis. Longit. mar. 0 007; crassit. 00002. Longit. fem. 0020; crassit. 0001. Habitaculnm. Faico Nisiis: in ventriculo, Februario, Patavii (Mol in). Prospect. helminth. quae in prodr. f'iiunae helminthol. V'eaet. contin. löo 97. Dij^pliara^ii.«» spiralis Mol in. Caput corpore continuum, plica cutanea utriusque lateris iti funiculum flexuosum incrassata; os labiis duobus, papülaeformibus, e.vigiiis, fiüiiculis alteriumtibns ; corpus tenuissime transvershn striatum, utrinque uttenuatum; extr emitas caudalis maris bis spiraliter torta, plicis cutaneis lateralibus in fimicidum sinuo- sum incrassatis et alis sexcostatis ; vagina penis monopetala, navicularis, brevis; penis longiis, recurvatns; apertiira vulvae in posteriori corporis parte. Longit. mar. 0007 ; crassit. 00002. Longit. fem. 0009; crassit. O'OOOS. Habitaculam. Phasiaiius Galliis: in oesophago, Febi-uario, Patavii (Mol in). XXVI. Genus. CUCULLANUS. 98. Cucullaiiiiisi microcephalus Dujardin. Habitaculuni. Emys iutraria: in intestino, Janiiario, Patavii (Molin). XXVII. Genus. STELMIUS Dujardin, Char. emend. Corpus subcylindricum ; Caput corpore continuum, trun- catum, limbo prominulo ; os terminale, bilabiatum, protractilej vagina penis dipetala, cruribus permugnis ; penis brevis, cylin- dricus, acuminatus; e xtr emitas caudalis maris spiraliter torta; apertura genitalis feminae in posteriori corporis parte. — Piscium marinorum endoparasita. 99. Stelitiius praeciiictiis Dujardin, Char. emend. Caput incrassatum, truncattim, limbo prominulo; os termi- nale, amplissimiim, bilabiatum, l abiis protractilibus, singulum pa- pillis duabus acutatis; corpus subcylindricum, antrorsum atte- nuatum; extremitas caudalis maris spiraliter torta, incras- sata, apice acutissima, fere subulata, papillis conicis i?i latere ventrali 4 ante, et 3 post organa genitalia, unaque in latere dorsali, eminentia radiata in facie ventrali; vagina penis post appendicem ligidaeformem , dipetala, permagna; 154 M o I i n. penis brevis, cylindricus, acumitiatus, sub vagina; extremitas caudalis feminae subito attennata, breve subulata, inflexa; anus lateralis. Habitacalum. Conger Conger: in intestino et in cavo abdo- minis, Novenibri et Decembri, Patavii (Molin}. XXVIII. Genus. ECHINOCEPHALUS Mol in. Caput discretum, echinatum; os orbiculare, terminale, magnum, inerme, vel armatnm; corpus cylindricum, inerme, vel echinatum; vagina penis dipetala. — Avium et piscium endo- parasita. 100. Echiiioceplialus unciiiatus Molin. Caput cesticilliforme, echinatum, maris seriebus circiter 30 aculeorum eoDiguorum, feminae seriebus 6 aculeorum majorum, strictura a reliquo corpore discretum ; os orbiculare , magnum ; corpus sub cylindricum, inerme ; e x t remit a s caudalis m a- ris spiraliter torta; apice uncinato, obtuso ; vagina penis dipetala, cruribus styloideis; penis . . . ., eoctremitas cau- dalis feminae obtusissima, apice uncinato, longe aculeato; apertura vulvae . . . Longit. mar. 0024 — 003S ; crassit. 0001. Longit. fem. 0007; crassit. 00007. Habitaculuni. Trygon Bruebo: in intestino crasso, Decembri, Patavii (Molin). Species inquirendH. 101. Ecliiiiocephaliis Cyg^iii Mol in. Caput cesticilliforme , corpore discretum, echinatum, se- riebus circiter 20 aculeorum majorum; os orbiculare, magnum, aculeis minoribus cinctum; cor poris pars anterior echinata, aculeis minoribus. Longit. 0 030 et ultra. Habitaculuni. Cygniis Olor: inter tunicas externas echini in cystibus tluido tlavo rejiletis, Patavii (Molin). XXIX. Genus. ACANTHOCHEILUS Molin. Caput corpore contitiuum, os trilabiatum, labium singulum, utrinque bidentatum ; corpus cylindricum ; vagina penis tu- Prospect. helininth. quae in prodr. f'aunae helminthol. Venet. contiu. löö bulosa ; apert u ra vulvae in anteriori corporis parte. — Piscium marinorum endoparasita. 1 02. Acanthoclieilus quadridentatus M o I i n. Os trilabiatum, labium singulum papilla centralis margine rotiüidato utrinque bidentato; corpus subcyllndricnm, circum- flexum; extremit as anterior attenuata, apice incrassato, caudalis maris valde incrassata, subidata ; vagina penis tubulosa, cylindiica, arquata, apice dilatato, retrorsum increscens, exiremitas caudalis f'e m in a e subulata ; ap ertura vulvae in anteriori corporis parte. Longit. mar. 0 023; crassit. 0001. Longit. fem. 0'008; crassit. 0 0005. Habitacalaui. Mustelus pl ehe Jus: in intestiiio tenui, No- vembri, Patavii (Mol in). XXX. Genus. FILARIA. 103. Filaria attenuata Rudolphi. Habitaculuni. Corvus Cornix; — C. frugilegus: in eorum cavo abdominis, autumno, Patavii (Molin). 104. Filaria perforaiii»» Mol in. Habitacnluin. Mustela Foina: inter pei'icardium et cor, in cavo thoracis et abdominis, et sub cute, Decembri, Patavii (Molin). lOS. Filaria inueronata Molin. Os inerme, orbictäare, minimum; corpus filiforme, sub- aequale; extremitas anterior vix attenuata, rotundata; caudalis maris arcte spiraliter torta, apice mucronata ; va- gina penis dipetala, cruribns brevibus, rix arcuatis, acutis- simis ; extremitas caudalis feminae .... Longit, mar. 0036; crassit. 00005. Habitacaloui. Boa Constrictor: in cavitate thoracis ad vasa majori!, Novembri, Patavii (Molin). 106. Filaria coroiiata Rudolphi. Dabitacalam. Coracias Garrula: sub cute colli, Majo, Patavii (Molin). 156 Mo 1 i n. XXXI. Genus. TRICHOSOMUM. 107. Trichosoinuin aniiulatuiii Molin. Caput epidermide in cmmilum inflata discretitm ; os termi- nale, orhiculare, minimum; corpus capillare,utrinque, retrorsum vix , antrorsum summopere attenuatum, densissime ac gracillime transversim striatum, albidum; extremit as caudalis ma- ris . . . .; Vagina penis . . . .; penis . . . .; extr emit as caudalis feminae obtiisa, apice excavato , ano subtermi- nali ; ajjertura vulvae in anter iori corporis parte. Longit. mar. OOIS ; fem. 0080. Habitaculum. Phasianiis Gallus: in aesophago sub mem- brana epiteliüli, Februario, Palavii (Molin). 108. Trichosoimiin resectiini Dujardin. HabitacalDiii. Corvus frngilcgiis: in intestino, Novembri, Patavii (Mol in). 109. Trictioisoiiiiiiii (Tlioiniiix} g-racile Mol in. Corpus capillare, retrorsum sensim increscens , anlice acu- m,inatum; extremitas caudalis maris vix recurvata, biloba, rotundata; vagi na penis tubulosa, conica, longissima, in po- steriori medietate echinata, penisque longissimus, filiformis, ante caudae apicem exstantes, spiraliter torti ; extremitas caudalis feminae obtusa; apertura vulvae in anterior i corporis parte, transversim bilabiata, labio posteriori prominulo ; an US hiatu laterali ante caudae apicem. Lotigit. mar. 0020 ; longit. fem. 0 035. Habitaculnui. Gadus Merlucius: in intestinis , Decembri, Patavii (Mol in). Sectio Aorophalli. XXXII. Genus. CALODIUM Dujardin, Char. refonn. Corpus capillare; vagina penis tubulosa, transversim striata, vel echinata; penis longissimus ; ap er tura vulvae iti anteriori corporis jiarte. — Mammalium endoparasita. Prospect. helmintli. quae in prodr. faunae helmiiithol. Venet. contin. 157 110. Calocliuin alatiiiii M o I i n. Corpus capillare , retrorsnm increscens; extremitas caudalis maris ulata, aus semilunaribus, vix inflexa, fipice attenuata ; vngina penis tubnlosa, transversim striata, ad ba- sim sphaerice subito incrassata, e bursa campanulata inermi in apice candali exstans ; penis...; extremitas caudalis femin ae recta, obtusa; aper iura vulvae in anteriori corporis parte. Longit. mar. O'OOS ; fem. 0 Olö. Habitacalam. Miistela Putorius: in ventiiculo , Decembri, Patavii (Mol in). 111. Calodiuin Plica Dnjardin, Char. reforin. Corpus capillare, antrorsum attenuatum, retrorsnm in- crescens; o s orbiculare minimum, laterale; extremitas cau- dalis maris vix attenuata, oblique trimcata, mucrouata; va- gina penis tubnlosa, transversim oblique plicata, penis que filiformis, longissimus , e bursa terminali in apice caude sursum excisa protra etile s ; extremitas caudalis feminae obtusa, ano terminali; apertura vulvae bursa campaniformis , late- raliter exserta, in anteriori corporis parte. Longit. maris 0013 — 0030; fem. 0 030— 0060. Habitacalam. Canis Viilpes: in vescica nrinaria , Martio, Patavii (Mol in), 112. Calodiuin iiiucroiiatiiiii Moiin. Corpus capillare, utrinque vix attenuatum; extr emitas caudalis maris vix inftexa, haud alata, apice mucrouata; oagina penis tubnlosa, transversim striata, e bursa sursum ex- cisa in apice caudali protractilis ; penis longissimus. Longit. 003Ö. Habitacalam. Mustela Foina: in vescica urinaria , Decem- bri, Patavii (Moiin). XXXIII. Genus. ÜOCHMIÜS. 1 13. Dochiiiiii.«» trig^oiiocephaliis 1) u j a r d i n. Habitacalam. Canis Vulp es: in intestino teniii, Martio, Pa- tavii (Molin). 1 S 8 M o I i n. Prospect. helmiiith. quae in prodr. faunae heirninth. Venet. contin. XXXIV. Genus. STRONGYLUS. 114. ^itron^ylu.s aurieularis Zeder, Char. emend. Caput cesticilUforme , incrassatum, oris limbo nudo ; cor- pus subcylindricum, hiflexum, longitudinaliter striatum, antice alis duabus semilunaribus , angustls , maris nntrorsum , fe- minae utrhique attenuatum; extremitas c au d alis maris bursa biloba, lobo singulo triradiato terminata ; vagina penis dipetala, cruribus bifurcatis ; extremitas c au d alis feminae lange subulata, apice mucronata ; apert u ra vulvae in poste- riore corporis parte prominula. Longit. mar. 4 — ö'" ; fem. 9 — 10"; crassit. ad Va'". Habitaculam. Pelophy lax esciilentiis: in ventiiculo, Majo, Patavii (Mol in). Rochleder. Mittheiluiigeii aus dem cheinisclien Laboratorium zu Prag. 1 o9 Mittheüungen aus dem chemischen Laboratorium der Univer- sität zu Prag. Von dem w. M. Dr. Friedrich Rochleder. Über den Galläpfelgerbstoff. Da Herr Kawalier durch die Behandlung mit Bleisalzen nicht im Stande gewesen \mr, reinen Gerbstoff darzustellen, d. h. eine Substanz, die bei der Zersetzung keine Ellagsäure und keinen Zucker gegeben hätte, so suchte er auf eine andere Weise zum Ziele zu gelangen. Tannin (vom Hr. Merk in Darmstadt dargestellt) wurde in der kleinsten erforderlichen Menge Wasser gelöst mit wenig Blei- zuckerlösung versetzt und nach fortgesetztem Schütteln der Nieder- schlag durch ein Filter von der Flüssigkeit getrennt. Das Filtrat gibt auf Zusatz von Wasser einen Niederschlag, der ebenfalls durch einen Filter entfernt wurde. Dieser letztere Niederschlag liefert nach dem Vertheilen in Wasser und Behandeln mit Schwefelwasser- stoff eine stark gefärbte, äusserst unreine Gerbsäure. Die von diesem Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit wurde durch Bleizuckerlösung in drei Portionen ausgefällt. Die erste dieser Fällungen gab nach dem Auswaschen mit Wasser, Vertheilen in Wasser, Zersetzen mittelst Schwefelwasser- stoff und Entfernung des Schwefelbleies durch ein Filter eine Lösung, welche nach dem Vertreiben des Schwefelwasserstoffes in der Wärme durch Kohlensäuregas bei der Behandlung mit Salzsäure bei Ausschluss der Luft ziemlich viel Ellagsäure lieferte. Dieser Antheil der Gerbsäure enthielt also eine nicht unbedeutende Menge einer Verunreinigung. Die zweite Fällung wurde nach dem Auswaschen mit Wasser ebenfalls durch Schwefelwasserstoff unter Wasser zersetzt, in einem SiUb. d. mathem.-naturw. Cl. XXX. Bd. Nr. 14. 1 1 160 R 0 c h 1 e d e r. Strom von Kohlensäuregas der überschüssige SehwefelwasserstofF verjagt, nachdem das Scliwefelblei durch ein Filter entfernt war. Diese Lösung des Gerbstoffes wurde mit einer Lösung von Brechweinstein versetzt, und da hiedurch nur eine Trübung aber keine Fällung der Flüssigkeit herbeigeführt wurde, etwas kohlen- saures Ammoniak zugefügt, wodurch ein häufiger Niederschlag entstand, der auf einem Filter gesammelt und mit heissem Wasser ausgewaschen, in Wasser vertheilt und durch Hydrothiongas zersetzt wurde. Die vom dreifach Schwefelantimon abfillrirte Flüssigkeit wurde durch Erwärmen in einem Strom von Kohlensäure von Schwe- felwasserstoff befreit und über Schwefelsäure im Vacuo verdunstet. Nach kurzem Verweilen unter der Glocke tritt eine starke Trü- bung der Flüssigkeit ein, es scheidet sich eine, nach dem Trocknen bräunlich gefärbte Substanz aus der Lösung ab. Nach Entfernung dieser Verunreinigung durch ein Filter hat man eine fast ganz farblose Lösung von Galläpfelgerbstoff, die beim Verdun- sten in Vacuo einen farblosen, amorphen Rückstand lässt, dessen wässerige Lösung bei der Behandlung mit Salzsäure in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas keine Ellagsäure gibt. Allein es entstand neben Gallussäure eine kleine Menge von Zucker und eine Spur einer braunen, pulverigen Materie, die sich als unlöslich aus der Flüssigkeit absetzte. Die dritte Fällung mit Bleizucker gab nach dem Auswaschen mit Wasser, Vertheilen in Wasser und Zersetzen mit Schwefel- wasserstoff, Vertreiben des überschüssigen Schwefelwasserstoffes durch Kohlensäure in der Wärme, nach Entfernung des Schwefelbleies durch ein Filter eine Flüssigkeit, die bei Behandlung mit Salzsäure in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas eine nicht unbedeutende Menge Ellagsäure gab. Mit ßreehweinsteinlösung gab diese Flüssig- keit einen schwach gelblichen, gelatinösen Niederschlag, der die Poren des Filters so verstopfte, dass er nicht ausgewaschen werden konnte. Noch habe ich hier der Versuche Erwähnung zu thun, die Herr Kawalier über das Verhalten des Tannin gegen starke Basen an- stellte, bei Ausschluss der Luft. Eine Portion Tannin, in wenig Wasser gelöst, wurde mit Schwe- felsäure partiell ausgefällt, die gelblichen, nach einiger Zeit zusam- menbackenden, klebenden Flocken entfernt und von Neuem Schwefel- Miftheiliingen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag. 161 säure zugesetzt. Als die Flocken rein weiss erschienen, wurden sie gesammelt, von der sauren, etwas gefärbten Mutterlauge getrennt, in Wasser gelöst und die Lösung in einen Kolben gebracht, aus dem die Luft durch WasserstofTgas verdrängt und durch dieses ersetzt wurde. Es wurde hierauf, ohne Luft zutreten zu lassen, eine überschüssige Menge von Barythydrat, in heissem Wasser gelöst, in den Kolben gebracht. Der anfangs entstehende Niederschlag von gei-bsaurem Baryt, von schwach gelblicher Farbe, wird bald bräunlich, wenn der Inhalt des Kolbens zum Sieden erhitzt wird. Nach zwei bis drei Stunden langem Erhitzen bemerkt man keine weitere Veränderung mehr. Es wurde nun statt Wasserstoff Kohlensäure durch den Kol- ben geleitet, nach dem Erkalten der Inhalt des Kolbens auf ein Filter gebracht, die abfiltrirte Flüssigkeit mit basisch essigsaurem Bleioxyd ausgefällt, der Niederschlag entfernt, das im Filtrat enthaltene Blei durch Schwefelwasserstoflf und der SchwefelwasserstoIF durch Er- wärmen und Kohlensäure weggeschafft. Diese Flüssigkeit hinterlässt, über Schwefelsäure im Vacuo verdunstet, einen stark sauer schme- ckenden, syrupdicken Rückstand, der sich beinahe vollkommen im Alkohol löst. Der geringe im Alkohol unlösliche Antheil lässt beim Verbrennen ziemlich viel feuerbeständigen Rückstand. Die alkoholische Lösung, von dem in Alkohol unlöslichen Theile durch ein Filter getrennt, wurde im Wasserbade eingedampft und bei lOO» C. getrocknet. 0-291 Substanz gaben 0-4829 Kohlensäure und 0-1668 Wasser. Ol 133 gaben 0001 Asche, oder in 100 Theilen: Berechnet. Gefunden. C34 == 144 - ^"^4^71"' - - ^"^^26" Ht9 = 19 - 6-03 - 6-37 Ol., = 132 - 48-26 - - 48-37 3i5 - 10000 — 100-00 Eine Lösung dieser Säure im Wasser, mit Barytwasser neu- tralisirt und mit wasserfreiem Weingeist versetzt, gibt einen Nieder- schlag in Form von weissen Flocken , die beim Erwärmen der Flüs- sigkeit zusammenkleben und nach dem Erkalten zu einer spröden Masse erstarren. Bei 100" C. getrocknet gaben 0-1004 von dem Barytsalz 0-065 schwefelsauren Baryt oder 42-51% Baryt. Säure und Salz sind mithin als unreine Glucinsäure und unrei- ner glucinsaurer Baryt anzusehen. Um die Glucinsäure rein zu 11' 162 Rochleder. erhalten, hat Hr. Kawalier neue Mengen von Tannin in etwas abgeänderter Weise durch Baryt zersetzt. Eine wässerige Tanninlösung wurde in einer Atmosphäre von Wasserstoff mit Barytlösung zum Sieden erhitzt, die Flüssigkeit nach vollendeter Zersetzung und völligem Erkalten durch ein Filter von dem gallussauren Baryt getrennt, das gelblich gefärbte Destillat mit Luft geschüttelt und der dabei sich bildende rostfarbe Nieder- schlag entfernt. Das Filtrat gibt mit Eisenoxydsalzen keine Reaction auf Gallussäure mehr. Um den Baryt zu entfernen, wurde etwas verdünnte Schwefelsäure zugesetzt. Die vom schwefelsauren Baryt getrennte Flüssigkeit ist beinahe farblos. Um die Schwefelsäure zu entfernen , wurde der Flüssigkeit etwas Bleiessig zugesetzt und das schwefelsaure Bleioxyd durch ein Filter weggeschafft. Man fällte hierauf die Flüssigkeit durch Bleiessig vollständig aus, vertheilte den mit Wasser gewaschenen Niederschlag in Wasser und zersetzte durch einen Strom von Schwefelwasserstoffgas. Die überschüssige Menge Schwefelwasserstoff wurde durch Erwärmen und Kohlensäure weg- geschafft und die Flüssigkeit im Vacuo über Schwefelsäure verdunstet. Es blieb ein dicker, zähflüssiger, gelblicher Syrup von stark saurem Geschmack, der bei 100" C. getrocknet und mit folgendem Resultate analysirt wurde. 0-2608 Substanz gaben 0-4287 Kohlensäure und 0-1442 Wasser. 0-0863 Messen nur 0-0004 unverbrennlichen Rückstand, was in 100 Theilen folgender Zusammensetzung entspricht: , , . gefunden nach berechnet ,,° , , , Abzug der Asche Ci6 = 96 — 4S-07 — 43-04 Hi3 = 13 — 6-10 — 617 Ois = 104 — 48-83 — 48-79 213 — 10000 — 100-00 CieHisOis = CigHiiOii -[- 2H0. Die wässerige Lösung der Säure wurde mit Barytwasser über- sättigt, der überschüssige Baryt durch Einleiten von Kohlensäuregas entfernt und die Lösung mit Alkohol versetzt. Es entsteht ein weisser flockiger Niederschlag, der bei 100» C. klebend wird und beim Erkalten wieder zu einer spröden Masse erstarrt, die sich leicht zu einem weissen Pulver zerreiben lässt. Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag. 163 0'1206 bei 100« C. getrocknet gaben 0-0809 schwefelsauren Baryt oder Ai'Oß% Baryt. Die Formel Ci6HnOnH-2BaO verlangt 43-96% BaO. Das Salz ist also ein neutrales, es kommt in seiner Zusammen- setzung mit dem vonMulder analysirten Kalksalze über ein, für wel- ches Mulder die Formel 2 (CpHsOs, CaO) -|-1H0 aufstellte. Die von Herrn Kawalier dargestellte Säure gleicht in allen ihren Beactionen der Glucinsäure und gleicht ihr vollkommen in allen Eigenschaften mit Ausnahme einer einzigen. Die Glucinsäure aus Tannin konnte nicht fest erhalten werden, sie war stets klebend, während die Glucinsäure aus Zucker als ein fester, harter Körper beschrieben wird. Herr Kawalier löste reinen Traubenzucker in möglichst wenig Wasser, brachte die Lösung in einen Kolben, ersetzte die Luft darin durch Wasserstoffgas und setzte Barytlösung im Überschuss zu. So lange die Temperatur den Siedepunkt nicht erreicht, bleibt die Flüs- sigkeit weingelb; so wie aber die Flüssigkeit zu kochen beginnt, färbt sie sich auch braun. Da bei diesem Versuche aller Zutritt von Sauerstoff ausgeschlossen ist, so ergibt sich daraus, dass die Bildung brauner Zersetzungsproducte lediglich von dem Temperatursgrade abhängig ist. Die Flüssigkeit, welche während des Kochens abdestil- lirte, war farblos. Sie wurde mit Kochsalz gesättigt und so lange destillirt, bis das Destillat geruchlos war. Dieses Destillat wurde wieder mit Kochsalz gesättiget und so zu wiederholten Malen verfah- ren. Man erhielt so einige wenige Tropfen einer Flüssigkeit die nichts anderes war als Aceton. Der Inhalt des Kolbens wurde mit Kohlensäure behandelt und der kohlensaure Baryt durch ein Filter entfernt. Er war gefärbt und gab, mit schwefelsäurehaltigem Wasser behandelt, eine braune Flüs- sigkeit, aus der sich nach einigem Stehen eine braune Substanz absetzte. Die von dem kohlensauren Baryt abfiltrirte Flüssigkeit wurde mit Schwefelsäure versetzt, der schwefelsaure Baryt durch ein Filter entfernt und das Filtrat der Destillation unterworfen. Das Destillat ist farblos, klar, von stark sauerer Reaction und starkem, eigenthüm- lich süssem , an Foenum graecum erinnerndem Gerüche. Dieser Geruch ist an dem Rohzucker der Colonien deutlich zu bemerken. Dieses süssriechende, saure Destillat wurde mit kohlensaurem Baryt 164 R 0 c h l e d e r. in Berührung gebracht, von dem unter Aufbrausen sieh eine ziemlich beträchtliche Menge auflöste. Die filtrirte, farblose Lösung wurde über Schwefelsäure in Vacuo verdunstet. Es bleibt eine schwach süss riechende, sehr wenig gelblich gefärbte Masse von spröden Nadeln zurück. Im Wasser sind diese Krystalle sehr leicht löslich und fallen aus der concentrirten Lösung in Wasser auf Zusatz von Alkohol als weisses Krystallmehl nieder. Im Vacuo getrocknet gaben 0-1619 des Barytsalzes 0'1523 schwefelsauren Baryt oder 0-10002 Baryt. 0-7609 gaben 0-4196 Kohlensäure und 0-134 Wasser. Dieses entspricht nahezu folgender Formel : Berechnet. Gefunden. Cß = 36 — "7?9r" — "^Ts^ H4 = 4 — 1-66 — 1-9S 0« = 48 — 19-90 - 21-24 2BaO = 153-066 — 63-50 — 61-78 241-066 — 10000 — 400-00 Das Salz, was offenbar nicht ganz rein war, ist dieser Zusammen- setzung nach ameisenessigsaurer Baryt. Die süssriechende Säure ist keinesfalls ein Gemenge von Essigsäure und Ameisensäure, sondern eine Doppelsäure, weit verschieden von einem Gemenge der beiden Säuren. Da nun beim Behandeln des Tannin mit Baryt, bei Ausschluss der Luft, sich Glucinsäure bildet und Spuren von Ameisenessigsäure sich auch durch den Geruch bemerkbar machen, so ergibt sich daraus dass das Kohlenhydrat, welches bei der Zersetzung des unreinen Tannin neben Gallussäure zum Vorscheine kömmt, sich wie Trauben- zucker gegen Alkalien verhält. Herr Kawalier benützte den Destillationsrückstand von der Bereitung der Ameisenessigsäure, um daraus Glucinsäure darzustellen. Um die kleine Menge von Schwefelsäure, welche die Flüssigkeit ent- hielt, wegzuschaffen, wurden ein paar Tropfen Barytwasser zugesetzt, der schwefelsaure Baryt durch ein Filter entfernt und das Filtrat mit Bleiessig gefällt. Der Niederschlag wurde mit Wasser gewaschen, wobei sich nicht unbedeutende Mengen desselben lösen. Er wurde in Wasser vertheilt, durch Schwefelwasserstofl" zersetzt, das Schwefel- blei hinweggeschafft, der überschüssige Schwefelwasserstoff verjagt Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag-. | Q^ und die Lösung der Säure in Vacuo über Schwefelsäure einge- dampft. Auch hier blieb die Glucinsäure als eine weiche Masse zurück, die auch nach dem Trocknen bei 100" C. nicht hart oder pulverisirbar wurde. Die angeführten Versuche des Herrn Kawalier beweisen, dass das Tannin frei von der Verunreinigung mit dem Körper erhalten werden kann, welcher bei der Behandlung mit Säuren Ellagsäure liefert. Allein es gelingt nach diesen Versuchen die Reinigung des Tannin nicht vollkommen von einem zweiten Körper, der bei der Zersetzung Zucker liefert, obwohl die Menge dieser Verunreinigung so weit herabgedrückt werden kann , dass die Menge des Zuckers nur 4% vom Gewichte des zur Zersetzung verwendeten Tannin beträgt. Diese Versuche bestätigen die Resultate von W. Knop der bis auf 4 — 6Vo Verlust, der aus Ellagsäure und einem Kohlenhydrat bestand, alles Tannin in Gallussäure überführte. Diese kleinen Mengen Zucker zeigen deutlich, dass das Tannin nicht in die Classe von Körpern eingereiht werden kann, zu welchen wir das Salicin, Amygdalin, Äsculin, Phloridzin u. s. w. zählen. Man müsste annehmen, dass bei der Spaltung des Tannin wenigstens eilf Äquivalente von Gallussäure auf ein Äquivalent Zucker entstehen. Es bleibt somit nichts übrig, als zuzugeben, dass Tannin und die Gallussäure in demselben Verhältnisse zu einander stehen, wie Dextrin und Traubenzucker, oder in einem ganz ähnlichen dass unter Aufnahme der Elemente des Wassers reines Tannin sich in Gallussäure umwandelt, wenn es mit Säuren oder Alkalien bei Ausschluss der Luft einer höheren Temperatur eine Zeit hindurch ausgesetzt wird und dass die kleinen Mengen von Zucker, die dabei entstehen, von Verunreinigungen herrühren, die zu entfernen bis jetzt noch nicht gelungen ist. Es wird, um über das Tannin und seine Natur ins Reine zu kommen, vor allem nöthig sein, Mittel und Wege ausfindig zu machen, es frei von jeder Verunreinigung darzustellen und die Natur der Gallussäure zu studiren, die so viel wie unbekannt ist. Ob die Gallussäure eine Säure oder eine Aldehyd ist, und dergleichen Fragen mehr sind noch bis jetzt unbeantwortet. Ob die Formel des Tannin 14 Äquivalente Kohlenstoff enthält, oder 28 oder 42 u. s. w., ist aus 166 R o c h I e il e 1-. den bis jetzt gemachten Versuchen nicht zu ersehen, aber so viel ist gewiss, dassdie ältere so wie die neuere Formel von Strecker falsch sind, dass der Kohlenstoff des Tannin weder 40 Äquivalente noch 54 Äquivalente beträgt, sondern 42 oder 56, wenn das Atom- gewicht des Tannin wirklich so hoch sein sollte. Weitere Versuche über das Tannin werde ich bald vorlegen können ; sie sind der Been- digung nahe. Über Albumin der Hühnereier. Herr Lorenz Mayer hat, wie ich in einer vorläufigen Notiz der k. Akademie mittheilte, eine Untersuchung des Albumin des Weissen der Hühnereier begonnen. Ich theile hier die von ihm erhal- tenen Resultate mit. Die Fortsetzung der Untersuchung , welche Herr Mayer nicht selbst ausführen konnte, wird nachfolgen. Es sollen die Versuche auf eine grössere Anzahl von sogenannten Protein- substanzen ausgedehnt und erst dann publicirt werden, wenn alle diese in einander greifenden Arbeiten vollendet sein werden. Das Weisse von 60 Hühnereiern wurde mit Wasser vermischt und nach dem Schlagen mit einem Glasstabe und Filtriren durch einen Filter von feiner Leinwand so lange mit Alkohol versetzt, bis ein Nie- derschlag entstand; dieser wurde auf einem Leinwandfilter gesammelt und gut ausgepresst. Beim Filtriren des mit Wasser verdünnten Eiweisses bleibt eine nicht unbeträchtliche Menge einer zähflüssigen schleimigen Masse auf dem Filter zurück, die beseitigt wurde. Das so erhaltene, etwas Weingeist zurückhaltende Albumin wurde in einen geräumigen Glaskolben gebracht und mit einem Gemisch von einem Volum concentrirter Salzsäure und fünf Volumen Wasser übergössen. Die Luft wurde aus dem Gefässe durch einen Strom von Kohlensäure ausgetrieben, der Inhalt desselben auf eine Temperatur von 80" C. gebracht und durch drei Stunden bei dieser Temperatur erhalten. Schon nach zwei Stunden hatte sich ein grosser Theil des Albu- min gelöst, der ungelöst gebliebene Theil war durchscheinend gela- tinös; er veränderte während der dritten Stunde der Operation sein Aussehen nicht mehr, eben so wenig die röthlich gefärbte Flüs- sigkeit. Mittheilung-en aus dem ehemischen Laboratorium zu Prag. 1 6T Der gelöste Theil wurde von dem nicht gelösten Theile nach dem Erkalten durch ein Filter getrennt. Nach Entfernung der salz- sauren Lösung zeigte sich der unlösliche Theil im Wasser löslich, konnte aber durch Zusatz von starker Salzsäure aus seiner wässe- rigen Lösung wieder gefällt werden ; er scheidet sich dabei in Form von gelatinösen Flecken aus. Um ihn zu reinigen, wurde er nach der Lösung im Wasser und Ausfällung mit Salzsäure mit Alkohol gewaschen und bei 100» C. getrocknet. l. 0-3601 Substanz gaben 0-6868 Kohlensäure und 0-2368 Wasser. Der Aschengehalt betrug 0-74 %• IL 0-1962 gaben 03725 Kohlensäure und 0-1343 Wasser. III. 0-2603 Substanz, die unmittelbar nach dem Abfiltriren der Salz- säure haltenden Lösung mit Alkohol gewaschen und getrocknet worden war, gaben 0-4945 Kohlensäure und 0-172 Wasser. 0-5695 davon gaben 0058 schwefelsauren Baryt. 0-3715 gaben 0-3352 Platin. Es ist von selbst verständlich, dass die Schwefel- und Stickstoff- bestimmung noch wiederholt werden muss. Getrocknet und zerrieben stellt dieser Körper ein ins Graue ziehendes, weisses Pulver dar, das mit Wasser übergössen aufquillt und beim Erhitzen sich wieder darin löst. Im aufgequollenen Zustande erscheint die Substanz als zitternde Gallerte, vollkommen farblos in dünneren , bräunlich-grau in dicken Schichten. Alle Eigenschaften derselben kommen mit denen des Knorpelleimes überein, nur ist die Klebkraft etwas geringer, wie das auch beim Knorpelleim der Fall ist, wenn er mit Säuren behandelt worden ist. Ebenso stimmt der Kohlen- und Wasserstoffgehalt dieser Sub- stanz nahe mit der Zusammensetzung des Chondrin überein. Der Stickstoffgehalt ist aber niedriger. Ob ein Fehler in der Bestimmung dieses Elementes vorfiel, ist noch zu eruiren. Was die Reactionen dieser Substanz anbelangt, so wird ihre wässerige Lösung durch schwefelsaures Eisenoxyd, Bleizucker, Blei- essig und Alaun weiss gefällt. Sublimat und Zinnchlorid geben eine schleimige Fällung, ebenso Kaliumeisencyanid. Das Kaliumeisen- cyanür bewirkt keine Fällung. Eisenchlorid gibt beim Erwärmen, nicht bei gewöhnlicher Temperatur, einen rostbraunen Niederschlag. Ich stelle hier die Analyse der fraglichen Substanz neben die Ana- lysen mehrerer Chemiker, die mit Knorpelleim angestellt worden sind. 168 R o c h I e (1 e r. Rippenknorpel. Knorpelleim. Knorpelleira. Zersetzungsproduct des Albumin Seherer. Mnlder. Schröder. nach Abzug' der Asche. Meyer. C SO-9 C 49-9 C 49-9 C 52-02 — 51-77 — 51-81 H 6-9 H 6-6 H 6-6 H 7-31 — 7-60 — 7-34 N 14-9 N 14-5 N 12-89 0 u. S 27-3 0 u. S 290 0 26-30 1000 100-0 S 1-42 100 00 In der Lösung, welche von dem eben besprochenen Körper abfiltrirt worden war, ist weder Leucin nochTyrosin, oder sonst eine von den Substanzen enthalten, welche man darin allenfalls wer- muthen könnte, dagegen ziemlich viet Salmiak und eine stickstoff- haltige, schwefelfreie Säure, von deren Magnosiasalz unten die Ana- lyse mitgetheilt ist. Die salzsaure Flüssigkeit wurde mit kohlensaurem Bleioxyd behandelt, so lange auf Zusatz einer neuen Menge des Salzes ein Aufbrausen eintrat, und hierauf mit reinem, frisch bereitetem Bleiweiss versetzt. Die Masse wurde auf ein Filter gebracht, um die unlösli- chen Bleiverbindungen zu entfernen. Das Bleisalz der Säure bleibt im Wasser gelöst. Auf Zusatz von Alkohol fällt aus dem Filtrat das Blei- salz dieses Zersetzungsproductes nieder. Dieser Niederschlag wurde mit Schwefelwasserstoff zersetzt und das Schwefelblei durch ein Filter entfernt, das Filtrat aber im Was- serbade verdunstet. Die durch Verdunsten stark eingeengte Flüssig- keit wurde, um Spuren von Salzsäure zu entfernen, mit etwas kohlen- saurem Silberoxyd versetzt, wobei die Flüssigkeit etwas Silberoxyd löst, welches auf Zusatz von Magnesia sich zum Theil ausscheidet. Der letzte Best von Silber wurde durch ein paar Tropfen Schwefel- ammonium entfernt. Die filtrirte Lösung des Magnesiasalzes wurde im Wasserbade zur Trockne verdunstet. Die Masse wird anfangs zähe und fadenziehend, bei gänzlicher Entfernung des Wassers aber hart und spröde, lässt sich leicht zu einem weissen Pulver zerreiben, das im Wasser, wie auch im Alkohol löslich ist. 0-3681 bei lOO» C. getrocknete Substanz Hessen beim Glühen 0-0433 Magnesia. 0-2121 gaben 01097 Platin oder 11-34 o/o Stickstoff 0-3Ö26 „ 0-5326 Kohlensäure und Ol 952 Wasser. 0-4175 „ 0-6383 „ „ 02259 Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag-. 169 Auf 100 Theile berechnet entsprechen diese Zahlen folgender Zusammensetzung : c 4119 - 41-22 H 615 — 6-01 N 11-34 0 29-1)6 MgO 11-76 100-00 Diese Zusammensetzung stimmt ziemlich genau mit der fol- genden Formel: C53 = 312 — 41 ■28 H45 = 45 — 5 ■95 Ne = 84 — 11 •12 O33 = 232 — 30-71 4MgO = 82-684 — 10 •94 755-684 —100-00 Es entsteht neben den beiden Substanzen, wovon die eine schwefelfrei, die andere schwefelhaltig ist, und neben Chlorammonium bei der Einwirkung der Salzsäure auf das Albumin noch Schwefel- wasserstoff und eine kleine Menge einer flüchtigen, fetten Säure, die entweder Butter- oder Valeriansäure oder vielleicht ein Gemenge beider ist. Man sieht aus diesen Versuchen, dass Leucin und dergleichen Substanzen erst durch Zersetzung der ersten Spaltungsproducte des Albumin zum Vorschein kommen. Über Chinaroth. ImArchiv derPharmacie (2. Reihe, Bd.LXXXIX, Heft 2, p.l56) kommt in einem Artikel des Herrn Reichardt „die chemischen Bestandtheile der Chinarinden" betitelt, folgende Stelle vor: „Allein schon bei der sorgfältigen Vergleichung der Literatur „über Chinaroth zeigte es sich, dass man wohl allgemein darunter „ein Veränderungs-Oxydationsproduct der Chinagerbsäure verstand, „aber von so verschiedenen qualitativen Eigenthümlichkeiten , dass „man verschiedene Körper annehmen musste; denn das Chinaroth „nach Pelletier und Caventou war in Äther unlöslich, dasjenige nach „R. Schwarz leicht löslich. Um derartige Unannehmlichkeiten zu „umgehen, glaubte ich dem Entdecker das Recht vindiciren zu müssen, „und nur dasjenige Chinaroth zu nennen, was genau die Eigenschaften 170 R ochle der. Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag. „nach Pelletier und Caventou besass. Etwas qualitativ davon „Verschiedenes hat Niemand das Recht als Chinaroth zu bezeichnen." Die Bemerkung nöthigt mich, da Herr Dr. R. Schwarz ver- hindert ist es zu thun, eine Erwiderung zu geben. Erstens sagen Pelletier und Caventou, dass das Chinaroth im Äther sehr wenig löslich ist, nicht aber dass es unlöslich ist. Zweitens haben Pelletier und Caventou nie reines Chinaroth in den Händen gehabt. Zieht man Chinarinden mit Alkohol oder mit Kali, Natron oder Ammoniak haltendem Wasser aus und dampft den weingeistigen Auszug ab, oder fällt die alkalische Lösung durch eine Säure; so erhält man nicht Chinaroth , sondern ein Gemenge von Chinaroth und Chinovasäure. Schlägt man eine Lösung eines solchen Gemenges in Essigsäure, worin die Chinovasäure sich ebenfalls löst, mit Bleiessig nieder, zersetzt den Niederschlag mit Schwefelwasserstoff und zieht das Schwefelblei mit Weingeist aus: so erhält man wieder eine Lösung beider Bestandtheile, da beide durch Bleiessig gefällt werden, beide im Schwefelblei zurückbleiben und beide im Weingeiste löslich sind. Dr. R. Schwarz hat das Chinaroth von Chinovasäure und andern Stoffen getrennt und die reine Substanz Chinaroth benannt. Wollte man jede Substanz, die verunreinigt erhalten wurde und in diesem unreinen Zustande einen Namen erhielt, nachdem es gelungen ist, sie reiner darzustellen, nach der Meinung des Herrn R eicha rdt mit einem neuen Namen belegen, so würde dadurch zwar eine grossartige Confusion in der Terminologie entstehen, aber kaum ein vernünftiger Zweck erreicht werden. K o 1 1 ar. Aus einem Schreiben des mit der kais. Fregatte Novara etc. 171 Vortrag. Aus einem Schreiben des mit der kaiserlichen Fregatte Novara reisenden Zoologen, Johann Zelebor. Mitgetheilt von dem w. M. V. Rollar. Von dem im Auftrage und mit Unterstützung der beiden ober- sten Hofämter, dem k. k. Obersthofmeister- und Oberstkämmerer- Amte mit Sr. Majestät Fregatte „Novara" reisenden Naturforscher Johann Zelebor ist mir so eben ein Sehreiben aus Madras ddo. 22, Jänner zugekommen, aus dem ich mir erlaube der hochgeehrten Classe das Wesentlichste mitzutheilen. Zelebor hatte die Absicht der Direction des zoologischen Hof-Cabinetes einen Auszug aus seinem Tagebuche vom Beginn sei- ner Reise an bis zur Ankunft in Point de Galle auf Ceylon, nebst der Liste der bis dahin gesammelten zoologischen Gegenstände zu übersenden; leider sind seine zum Versiegeln bereit liegenden Papiere am Abend vor dem nächsten Posttage durch die Unvorsich- tigkeit seines Dieners auf seinem Schreibtische zu Madras, wäh- rend er zum Speisen ausgegangen, verbrannt. Er musste sich daher begnügen in grösster Eile noch während der Nacht einen viel kürze- ren Bericht als der erste zu verfassen. Glücklicherweise sind die Tagebücher selbst und die Original-Verzeichnisse, die sich nicht auf dem Tische befanden, vom Feuer verschont geblieben. Von Gibraltar aus — berichtet Zelebor — wurden wiederholte Ausflüge nach Algeziras gemacht , fleissig Insecten und Conchylien gesammelt und interessante Beobachtungen über einige seltene dort vorkommende Vögel angestellt. Auf Madeira, dessen Fauna sehr wenig des Unbekannten mehr bietet, wurden ebenfalls hauptsächlich nur niedere Thiere berücksich- tiget, von den daselbst beobachteten Vögeln ein Verzeichniss ange- fertiget und blos von Fringilla canaria, tintillon und petronia 172 Kollar. Aus einem Schreiben des mit der kaiserlichen Fregatte einige reine Balge mitgenommen, ferner mehrere Amphibien in Weingeist aufbewahrt. Auf der Fahrt von Madeira nach Rio Janeiro hatte der Reisende Gelegenheit über Lebensweise und geographische Verbreitung von Seevögein sehr schätzbare Beobachtungen zu machen, die sorgfältig in das Reise-Journal eingetragen wurden; auch gelang es ihm Thalas- sidroma pelagica , Sterna stoUda und Diomedea melanophrys in mehrfachen Exemplaren zu erbeuten. In Rio wurde aus allen Thierclassen so viel gesammelt, als die kurze Dauer des Aufenthaltes nur immer gestattete; über einige der daselbst einheimischen Vögel glaubt Z eleb or mehrere ganz neue Beobachtungen gemacht zu haben. Eine bedeutende Ausbeute an Seevögeln erzielte der Reisende auf der Fahrt von Brasilien nach dem Cap der guten Hoffnung zwi- schen dem 30. und 50. Breitengrade, da ihm von Seite des Schiffs- Commando gestattet wurde, zu jeder Stunde des Tages in einem eigens dazu ausgesetzten Boote auf Vögel Jagd zu machen, an der sich auch der Commodore und der Capitän der Fregatte betheiligten und wesentlich zur Bereicherung seiner ornithologischen Sammlung beitrugen. Auch auf dieser Tour wurden die Beobachtungen über Lebensweise und geographische Verbreitung dieser Thiere fort- gesetzt. Auf dem Cap wurde sowohl in der Umgebung der Simons-Bai als auf dem Tafelberge fleissig auf höhere und niedere Thiere gejagt; es wurden ferner Vogeleier und Nester gesammelt und Z e 1 e b o r hatte die Befriedigung während des kurzen Aufenthaltes daselbst von den beiden letzteren Objecten weit mehr zusammengebracht zu haben, als sich in dem Museum der Capstadt befindet. Er lernte hier Herrn Holding, einen tüchtigen englischen Naturforscher kennen, mit dem für die Folge eine Tauschverbindung verabredet wurde. Auf der Tour vom Cap nach St. Paul ist zwar nicht viel Neues an gesammelten Gegenständen zugewachsen , dagegen sind einige wichtige Beobachtungen über das Leben und Treiben mehrerer See- vögel aufgezeichnet worden. Die Insel St. Paul bot zwar keine grosse Ausbeute an Arten der Vögel dar, dagegen erhielt Zelebor sehr mannigfaltige Varietäten der daselbst hausenden Seevögel. Es gelang ihm den Haushalt des Etidyptes chrysocoma, einer Art Pinguin, der Lestris cataiTh ad es , Novara reisenden Zoologen, Johann Zelebor. 173 einer Raubmöve , der Diomedea chlororhynchiis und fuliginosa, zweier Albatross- Arten, des Prion turtur, einer Möven- Art , und einer neuen Seeschwalbe, Sterna, welcher er den Namen: albigeno- striata beigelegt, genau kennen zu lernen. Von Eudyptes chryso- coma, Prion turtur und der neuen Sterna, gelang es ihm auch die Eier zu erhalten. Ausserdem wurden daselbst viele Fische , Crusta- ceen und Mollusken gesammelt und in Weingeist aufbewahrt. Während des Aufenthaltes auf Neu-Amsterdam, der sich nur auf einige Stunden beschränkte, erbeutete Zelebor noch einige Exem- plare der vorgenannten Seeschw'albe , die dort in Löchern der sehr steilen Felsenufer brütet. Die Fahrt von Neu-Amsterdam nach Ceylon war für den Reisen- den sehr langweilig, denn je weiter sich das Schiff von der letztgenannten Insel gegen den Wendekreis des Steinbocks entfernte, desto spärli- cher Hessen sich die Bewohner der Luft sehen, bis sie endlich ganz verschwanden. Erst als die Novara den Äquator passirt, kamen ihr einige Tro- picvögel, Phaeton, als Boten von dem glücklichen Eilande, Ceylon, welchem sie sehr sehnsüchtig zusteuerte , entgegen. Noch nie tönte der Befehl zum Einschiffen schmerzlicher in meinen Ohren — schreibt der Reisende — als in Point de Galle, wo ich in wenigen Tagen an Säugethieren , Vögeln , Fischen und an anderen Thieren sehr viel Interessantes acquirirt und prä- parirt habe , und noch eine weit grössere Ausbeute gemacht haben würde, wenn die Hitze nicht so gross gewesen, dass die Thiere wenige Stunden, nachdem sie geschossen, in Verwesung über- gingen. Vieles wurde aus Mangel an Zeit in der Eile im Spiritus conser- virt, so manches musste leider, des Übeln Geruchs wegen, über Bord geworfen werden. Ich bin überzeugt — fährt Zelebor in seinem Schreiben fort — Ceylon ist der Ort, wo ich in wenigen Monaten Unge- wöhnliches geleistet hätte. Nach einem Stägigen Aufenthalt segelte er mit der Novara weiter, nachdem er einen harten Kampf zwischen Herz und Vernunft bestanden, welche letztere endlich, da es sich um ein Opfer von öOO Gulden handelte, den Sieg davon trug. So viel hätte nämlich die Fahrt auf einem Dampfboot von Ceylon nach Madras gekostet, wenn Zelebor mit zweien seiner Reise- genossen 8 Tage auf der Insel zugebracht hätte. 174 Kollar. Aus einem Sehreiben des mit der kais. Fregatte Novara etc. Acht Kisten mit Säugethier- und Vogelbälgen, mit Skeleten, Schildkröten und andern Amphibien, mit Fischen und Crustaceen in Weingeist, mit Mollusken, Insecten u. s. w. übergab Zelebo r bereits in Point de Galle dem Schiffscommando, da der Commodore von Wüllerstorf die Absicht hatte, die bis dahin gesammelten Gegen- stände von Madras aus direct über Suez nach Triest zu senden. Da jedoch der Transport mit der Überlandpost ein paar Tausend Gulden gekostet haben würde, so hat man es vorgezogen auf Ein- rathen des Consuls Sonnenkalb in Madras die Kisten mit einem Segelschiff über Hamburg zu senden. Dieser Nachricht zufolge dürfte sich die von den Naturforschern der Novara abgeschickte Sendung von Naturalien keineswegs auf dem untergegangenen Dampfer „Ava"^ befunden haben, und wir vielleicht in Kurzem von Hamburg die Nachricht erhalten, dass die Kisten wohlbehalten daselbst angekommen sind. Zelebor's Brief scheint auf jeden Fall die Seetaufe erhalten zu haben , da die Schrift deutliche Spuren des Untertauchens ver- räth. An lebenden Thieren , für die kaiserliche Menagerie in Schön- brunn, war es Zelebor bisher nicht möglich, viel Interessantes zu acquiriren, da sich seine Excursionen auf den verschiedenen Lan- dungsplätzen auf die Küstengegenden beschränkten. Von Säugethieren gelang es ihm auf demCap die dort vorkom- menden Füchse, Ca7iis capensis und Canis micrurus zu erhalten, von Affen den Presbytis ursinus und Macacits sinicus ; von Vögeln den Heterornis pagodarum (Pagoden-Staar), Francolimis ponticerianus (eineArtRepphuhn), Cotumix coromandelica, 2 Arten Enten, Palaeor- nis torquatus (Halsband -Papagei) und mehrere Finken-Arten, von denen ihm 3 unbekannt sind. Er hat es versucht auch einige Seevögel , namentlich Pinguine, Albatrosse und Sturmvögel, lebend zu transportiren; sie haben indess auf dem Schiffe einen so üblen Geruch verbreitet, dass sie zu Bälgen und Skeleten umgestaltet werden mussten. Es ist ihm von Seite des Schiffscommando versprochen worden, dass er vom Cap Hörn und den Falklands-Inseln auf der Rückreise nach der Heimath diese interes- santen, hier noch nie lebend gesehenen Bewohner der unwirthbaren Meeresküsten und öden Felsen-Inseln, mitnehmen dürfe. Vorgelegte Druckschriften. XIV Vorgelebte Driiekscliriften. Nr. 14. Akademie der Wissenschaften, k. preussische. Monatsberichte. Februar und März. Au Stria. Jahrgang X, Heft 20. Cosmos. Vol. II, Nr. 19. Commission, La, hydrometrique de Lyon. Kesunie des observations recueillies en 1856 et 1857 dans le bassin de ia Saone. Lyon, 1858; 8"- Fournet, M. J. Note sur certaines tennpetes hibernales de l'Algerie. Lu ä r Academie des sciences de Lyon dans Ia seance du 5. Mai 1857; 80- — Lettre de M. Cappes au sujet de lozone atmospheriqne et de ses relations avec les fievres de l'Algerie. Lu ä Ia meme le 5 janvier 1857; 8o- Geologische Reicbsanstait, k. k., Sitzung vom 27. April 1855. Gewerbe-V^erein, nieder-österreichischer. Verhandlungen und Mit- theilungen. Jahrgang 1858, Heft 2. Land- und forstwissenschaftiiche Zeitung. Jahrgang VIH, Nr. 20. Medicinische W^ochenscbrift, Wiener. Nr. 20. SITZUNGSBERICHTE DER KAISEKLICIIEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXX. BA^D. ^ ' SITZUNG VOM 10. JUNI 1858. N2 15 12 /h% OF COMPAP.ATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARI) COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. iFountieli tj pci'bate suüscrfption, in 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. /J?^, 175 SITZUNG VOM 10. JUNI 1838. Der Secretär der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft, Herr Dr. Alois Pokorny übersendet derClasse mit Schreiben vom 8. Juni einen vom Herrn Custos-Adjuncten Frauen fei d am 28. Juni 1857 im 260 n. ß.^ 23*' 4' ö. L. Greenw. ins Meer geworfenen, an die genannte Gesellschaft gelangten Zettel, welcher nach einem Schrei- ben des Herrn Capitän Hamilton am 6, April 1858, in einer ver- siegelten Flasche befindlich, bei den Fuchsinseln (Breite von 21", 31', 30", Länge von 71», ll«) aufgefangen worden ist. Eingesendete Abhandlungen. Drei Briefe von der Expedition der k. k. Fregatte Novara, von Singapore erhalten und mitgetheilt von dem w. M. W. Haidinger. (Aus den Gesammtsitzungen am 27. und 28. Mai in dem Sitzungsberichte vom 10. Juni.) I. Erst am 26. erhielt ich drei reiche Briefe von hochverehrten Gönnern und Freunden, darunter einen vom Herrn Commodore von Will 1er storf selbst „in der Strasse von Malacca am 6. April 1858" datirf, mit Eischluss einer höchst werthvollen für die k. k. geogra- phische Gesellschaft bestimmten Abhandlung über „die Theorie der Luftströmungen und die Vertheilung der Winde auf der Oberfläche der Erde". Über den Inhalt derselben, wenn auch nicht in dem gan- zen Zusammenhange und der nun erreichten Vollständigkeit hatte Herr von Wüller storf bereits früher denselben Gegenstand in Berichten an das k. k. Marine-Ober-Commando und an Herrn Pro- fessor Sehr Otter als General-Secretär der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften besprochen. 12* 176 Haidinger. Über den Gesundheitszustand waren nacli dem 32tägigen Auf- enthalte auf denNikobaren einige leichte Erkrankungen an Fieber vor- gekommen, namentlich litten Herr Dr. Seh warz und Herr Präparator Zelebor, als Folge ihres Eifers hei dem Aufenthalte in den Sümpfen und Wählern, „obschon ich es an Ermahnungen nicht fehlen Hess". Doch ist Herr Dr. Schwarz bereits auf dem Wege der Besserimg. „Wir haben übrigens", schreibt Herr von Wüllerstorf, so weit es die Zeit und die uns zur Verfügung stehenden Mittel gestatte- ten, ziemlich viel geleistet und sind jetzt daran die Ergebnisse zu- sammen zu stellen. Solche Urwaldsinseln bieten aber auch in bota- nischer und zoologischer Beziehung viel dar, sind indess so unzu- gänglich , dass in geologischer Beziehung wenig geleistet werden kann. Vom Ufer kommt man in den Wald und im Walde zu einem andern Walde von Schlingptlanzen, Stechpalmen, Bambusgewächsen aller Art, dass jeder Schritt eine Arbeit ist, die bei der Temperatur von 29 oder 30" C. unendlich ermüdet und entkräftet. Zuweilen findet man wohl Saumwege, aber nneist verlieren sie sich im Urwalde oder führen wieder zum Gestade. Von den betelkauenden, braun- schwarzen Eingebornen ist keine Wegweisung anzuhoffen, weil sie entweder zu faul sind oder selbst daslnnere der Inseln nicht kennen. Ich will indess Ihnen keine Beschreibung der Nikobaren machen, andere Federn, geistvollere Männer unserer Expedition haben darüber Skizzen und Bilder entworfen, die Sie mit grösserem Interesse erfül- len werden. Die gründliche Untersuchung dieser Inseln wäre nur dann möglich wenn man zugleich den Wald, wenigstens den unteren Theil desselben lichtete, wozu natürlich viel Zeit und entsprechende Kräfte erforderlich wären. Wir sitid nun an den Grenzen Indiens und haben, einmal in Singapore angelangt, bei 16 Tausend Seemeilen (60 auf einen Grad des Äquators) directen Weges zurückgelegt, Mas wenn Sie bedenken wollen, dass der Äquatorial-Erdumfang 21600 zählt und dass wir oft gegen widrige Winde lavirend 4 bis 5fach die Fahrten verlängern mussten, so werden Sie einsehen, dass wir mindestens auf der See, in nautischer Beziehung, nicht unthätig waren. Leider gestattete nn'r die zur Verfügung stehende Zeit nicht länger als es geschehen, in den verschiedenen Hafenorten zu verweilen, auch nnisste ich z. B. die Nordküste und die westlichen Inseln Sumatra's unberührt lassen, Drei Briefe von Her F'^xpeditinii der Fregatte Novara. 177 weil die erforderliche Zeit hie/u niiingelt. Was will man abei- in 10 bis 20 Tagen bei dem besten Willen leisten? Gründlich kann man nichts stiidiren und kömmt noch schleclites Wetter, so ist man ganz und gar verhindert, selbst das zu sehen was in der nächsten Umge- bung zu finden wäre. Das ist aber das Schicksal aller Erdnmsegelungs-Expeditionen und ich bin nun zur vollen Überzeugung gelangt, dass eine solche Reise den speciellen Fächern der Wissenschaft nicht jenen Nutzen bringen kann, den man sich vielleicht bei uns erwarten wird. Das Meer ist grösser als das Festland und wenn man bedenkt, dass wir wohl über 40 Tausend Seemeilen im Ganzen zurücklegen müs- sen und dass man im Durchschnitt kaum l^j^ bis 3 Seemeilen in der Stunde oder 66 Meilen im Tage directer Fahrt, im Mittel rechnen darf, so sind schon 610 Tage, also nahe an 20 Monaten dem Meere gewidmet und es bleiben uns nach der zugemessenen Zeit noch 10 Monate übrig für den Aufenthalt in Hafen und für specielle Unter- suchungen. — Nun haben wir aber im Ganzen 27 Punkte zu berüh- ren, es würden somit auf jeden Punkt etwa 11 Tage entfallen. Bisher erforderten aber schon S. Paul und Amsterdam 19 Tage, die Niko- baren 32 Tage u. s. f, — Es wird mithin sehr schwer sein alle 27 Punkte zu berühren ohne die zugemessene Zeit zu überschreiten und in Folge dessen können die Arbeiten unserer Naturforscher keine gründlichen sein: obschon sie gewiss interessante Thatsachen um- fassen können. Der einzige, aber grosse Vortheil solcher Expeditio- nen ist die Übersicht, die Erfahrung und allgemeine Kenntniss der Erdganzen die man auf solchen Reisen erlangt und die zweifelsohne nicht ohne Nachwirkung für die Heimath bleiben. Eigentlich wissen- schaftliche Expeditionen können sich nur auf einzelne Theile der Erde beschränken, an welchen man die ganze verfügbare Zeit zur gründlichen Erforschung verwendet. Eine Erdumsegelung ist im V^er- gleich nur eine wissenschaftliche Spazierfahrt um die Erde, wo man sich gerade die Zeit nimmt, dort und da ein Blümlein zu pflücken, einen Schmetterling zu erhaschen oder einen Vogel zu schiessen." Ich erlaube mir hier mit wenigen Worten doch noch einiger Vortheile zu gedenken, die mir das Herz im Busen schwellen, wenn ich sie näher betrachte. Einmal ist die Ausbeute selbst gewiss ver- hältnissmässig gross, weil man an jedem einzelnen Orte neue Kenntniss, neue Anschauungen, neue Gegenstände massenweise aufgesammelt an- 178 Mai.linger. trifft; dann ist bei einer fortgesetzten Fahrt dieser Art in einem KriegsschilT einer Grossmaciit auch gerade die längere Zeit der See- fahrt dem Reisenden eine verhältnissmässige Ruheperiode zur Ver- arbeitung und mit Hilfsmitteln, Ribliothek, Apparaten, die nicht über- all zu beschaffen sind. Die Glorie welche die Macht gibt, die in fernen Zonen durch jeden Theilnehmer der Expedition vertreten wird , dient reich als Empfehlung. Auch wechselt der Zustand der besuchten Punkte selbst von einer Periode zur andern. Aber hoch über allen diesen Betrachtungen steht die Thatsache für uns, dass es unser eigenes Österreich ist, das Schiff der Kriegsmarine unseres eigenen A 1 1 e r d u r c h 1 a u c h t i g s t e n K a i s e r s u n d H e r r n, welches dortErfolge für uns selbst, die höchste Anregung in der Reichs-Haupt- und Residenzstadt und allen Kronlandern erhält und verbreitet, das uns im Herzen des Continents mit den Interessen unserer Marine verbin- det, geführt wie es ist von einem kenntnissreichen, tapfern Seemann, der unsere Freunde, die Männer der Wissenschaft schützt. Das ist ein grosser, dankenswerther, noch unberechenbar wichtiger Erfolg jenes unter der Ägide unseres durchlauchtigsten Ehrenmitgliedes, Seiner kaiserlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Ferdinand Maxi- milian ins Leben getretenen Unternehmens der ersten österreichi- schen Weltumsegelung. An dem gegenwärtigen Orte darf ich nicht eine der oben gege- benen Wüllerstorf'schen ganz entsprechende Äusserung unseres Humboldt übergehen, in einem von ihm am 18. Februar erhaltenen Schreiben, in welchem er, „was für die thätigen und wohlunterrichte- ten Mitreisenden" (unserer Novara) „schlechterdings kein Vorwurf ist," beklagt, was „bei Ausmessung der Zeit und des durchjagten Raumes bei den sogenannten W eltumsegelungen der Beobach- tung verloren geht, wenn ewig an denselben Punkten Madera, Rio Janeiro, der Capstadt auf Tage gelandet und das Nahe und oft Gese- hene schnell noch einmal besehen", „von dem Zusammenhang der Gebirgsmassen, der Geographie des Organischen nur alte Vorur- theile neu begründet werden." „Jahre lange Landreisen in einem und demselben Continente gewähren allerdings einen grossen Vorzug, wenn der Reisende lange an einem Punkte verweilen und der bösen Tentation viel dem Räume nach zu sehen, zu widerstehen weiss. Es gibt nur eine dritte Art der Erderforschung die, welche erst entste- hen wird bei zunehmender Bildung derer , die an der Spitze der Drei Briefe von der Expedition der Fregatte Novara. 179 Regierungen stehen", wenn „der Gedanke entsteht, einzehie Statio- nen zu begründen, in Mexiiio, Central-Amerika, Popayan, Pasto, Quito, Bülivia, Chili .... Für eine Art Diplomaten „accreditirt bei der Natur". Die Ausgeschickten dürfen nur für einen besliminten Theii der Naturgeschichte, Geognosie oder Botanik oder Zoologie, nicht für zwei Fächer zugleich ausgewählt sein, müssten nur drei bis vier Jahre ausserhalb bleiben, weil sie dort die Veränderung wissenschaftlicher Ansichten in Europa nur sehr unvollkonrimen ken- nen würden. Von solchen Einrichtungen und deren regelmässigem Ersatz Hesse sich viel für das Wissen und die Sammhingen erwarten." Das nahe gleichzeitige Aussprechen ähnlicher Ansichten von verschiedenen Seiten ist gewiss aller Aufmerksamkeit werth. Ich freue mich hier noch von einer andern Seite und zwar von einfluss- reichster Art einer Beurtheilung der Lage der Verhältnisse gedenken zu dürfen, die gewiss als massgebend betrachtet werden kann, da sie von Seiner kaiserlichen Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erz- herzog Ferdi nand Maximilian selbst ausgesprochen wurde. Sobald die „Novara" zurück ist, werden zur Förderung der Wissen- schaft durch unsere Marine neue Expeditionen vorbereitet werden, aber dann nicht Weltumsegelungen, sondern beschränktere mit spe- cielleren Zwecken. Das ist gewiss an und für sich schon ein höchst anregender Gedanke, der gewiss geeignet ist, unsere ganze jüngere wissenschaftliche Welt fortwährend in Aufregung zu erhalten, damit wenn einst plötzlich wieder der Ruf einer Einladurtg von Naturfor- schern ergeht, wir gerüstet sein mögen, ihm mit dem Herzblut unse- rer Zukunft zu enisprechen. Auch des Museums für alle Novara-Sendungen wird gedenkt Herr V. W üllerstorf. „Was ist es nun mit unseren eingesendeten Gegen- ständen, haben sie einen Vereinigungspunkt gefunden oder nicht? Waren doch die Sammlungen der brasilianischen Expedition in Wien bei 20 Jahre immer beisammen geblieben, wird man doch den unsri- gen das Beisammensein bis zu unserer Rückkunft gönnen. Es wäre denn doch nichts als gerecht denjenigen Herren, welche sie einge- sendet, auch die Beschreibungen zu überlassen, welche weit voll- ständiger und interessanter von denselben geliefert M'erden können. Indess hoffe ich von der Weisheit und Einsicht der Herren die dar- über zu verfügen haben, dass dieses Museum, dieser Vereinigungs- punkt, wie man es nennen will, gefunden wurde". 180 Hai ding er. Seine Excellenz der Herr Präsident bemerkte hier, dass ja als früher die Frage auf den Gegenstand kam , bereits ein eigenes Loeal zu diesem Zwecke in dem kaiserlichen Akademie-Gebäude gewidmet wurde und dass man nur gerade das Einlangen der Sen- dungen erwartet. Herr Sectionsrath Haidinger schloss sich an, dass wir gewiss Alles treulich bewahren werden, was uns die hochverehrten Freunde senden, so dass kein Stäubchen an dem fehlen soll was wir erhielten, wenn wir sie innerhalb des zweiten Jahres von hier wieder willkom- men heissen. Über ein mehrfach besprochenes Ereigniss des früheren Theils der Seereise folgt die Stelle. „Ich weiss, dass ich als Tyrann darge- stellt werde, der die Naturforscher misshandelt, der sogar den aus- gezeichnetenDr. Lalle m ant ganz ohne Complimente ausgeschifft und förmlich weggejagt hat. — Wenigstens so schrieb man aus Triest. — Indess kann ich Sie versichern, dass wir alle recht gemüthlich fort- leben, so viel arbeiten als möglich und thunlich und ausser bei den Mahlzeiten uns fast gar nicht sehen. — Ich bin und bleibe der Chef und halte wo nothwendig ziemlich strenges Gericht, aber in der Regel hat man mich sogar als militärischen Vorgesetzten in der Marine, ziemlich geliebt und ich hoffe, dass es hier nicht anders sein werde. — Dass Lallemant fort ist und fort musste, das ist von mir an bis zum letzten Jungen auBordalsNothwendigkeit angenommen worden." Gewiss war es meine Pflicht auch im Schoosse der Akademie diese Stelle mitzutheilen, wo wir alle so grossen Antheil an der Ex- pedition nehmen, und ich danke Herrn Commodore v. Wüllersf orf recht innig für das freundliche Vertrauen, das er mir durch diese Mittheilung erwies. Herr Dr. L a 1 1 e m a n t an sich hat gewiss Anspruch auf hohe Achtung, aber man begreift, dass es in den Verhältnissen des Zusammenlebens auf einem engen Räume auch manche unver- meidliche schiefe, unhaltbare Stellungen geben kann, für deren Aus- gleichung auf die eine oder die andere Art doch nur der Befehlshaber das Wort haben kann. Das Bild einfacher Thätigkeit das uns Herr von Wüllerstorf entwirft, die Ergebnisse der Anstrengungen unserer sämmtlichen reisenden Freunde, sind uns wohl treue Bürgen für Milde und Ernst, Kraft und Beharrlichkeit und für ferneren Erfolg. II. Unser Scherzer hatte schon in Singapore die Trauerkunde v(»n dem Tode seines edlen unvergesslichen Vaters der am 1. März Drei Briefe von der Expedition der Freg^atte Novara. Jol im 83. Jahre an Allersschwäche starb, erhalten. Er schreibt vum 18. April: „So schmerzlich mich dieser Verlust auch trifft, so wich- tige Interessen mich gegenwärtig auch nach der Heimath rufen, — ich werde keinen Moment schwanken, das zu thun was mir die Pflicht gegen mein Vaterland, mein theures Vaterland gebietet. Lasst die Todten ruhen! — Meine ganze Kraft, meine ganze Thätigkeit wird fortan bis zun) Sehluss der Novara-Expedition gewidmet bleiben und bedurfte es noch einen Sporn mich zu grösserer Thätigkeit an- zueifern, so wäre es gerade dieser Verlust ! Denn nie vermag ich würdiger das Andenken des Dahingeschiedenen zu ehren, als gerade dadurch, dass ich seinen Namen immer enger verknüpfe mit denjeni- gen, die sich als treue hingebende Diener des Vaterlandes erwiesen !" — Diese Worte, wohl nur im vertraulichen Briefe gesehrieben, haben mich tief gerührt und ich versage mir es nicht sie hier mitzutheilen, denn sie sind es werth überall die Hingebung und den Muth des Lebens zu erregen, welche sie in dem hochverehrten Freunde ausdrücken. Über eine Acquisition von VS'^erken, für die k. k. Hofbibliothek schreibt Herr Dr. Scherz er Folgendes: „Sie erhalten mit der am 21. von hier abgehenden Überlaudpost ein Kistchen mit einer Anzahl werthvoller, zum Theil höchst seltener Manuscripte aufTalipotblätter folgenden Inhalts : A. 1. Mahawanso. In der Pali-Sprache in lOOCapiteln, in 917Ö Versen dieGeschichte der Dynastien Ceylon's schildernd. Dieses Manuseript ist im kostbaren Calamander-Holz gebunden, daher leicht erkenntlich. 2. Pujawalliya unter der Regierung von Prakrama Bdlm zwi- schen 1266 und 1311 A. D. verfasst durch Mairupada und die Ge- schichte der Insel von ol3 v. Chr. bis 1311 enthaltend. 3. Nikdyasa?igraha oder Saisandwatdra unter der Regierung Rh.uivcmeka-Bdhu im Jahre 1347 A. D. durch Daiwarakhita-Taya- Bahu geschrieben. 4. Rajaratnaikara in einer früheren Periode von Abhnyardja vom Walgnmpdje Wihure (Tempel) geschrieben. o. Rajfiwallaya von verschiedenen Autoren in verschiedenen Perioden verfasst. Über alle diese Manuscripte folgen in meinem Berichte an die kaiserliche Akademie ausführliche Details, ich bin aber nicht im Stande eine Copie dieses Berichtes hier beizulegen. 6. „The Mahaioanso. In Roman char acters loitkthetranslation subjoined and an hitroductory essaij on Pali Baddliisticalliterature, intwo volumes. Vol. I. containing the f'lrst 38 Chapters. BytheHon. George Tnrnour Esq. Ceylon Civil Service. Ceylon 1837.'' r>iese sechs Theile wurden von Herrn Dr. Scherzer l'iir die k. k. Hofbibliotliek gegen Ersatz der Kosten acqiiirirt. „Ausserdem" fährt Herr Dr. Scherzer fort, „lege ich dieser Sendung hei'^ B. 1. Vehasekara (die höchsten Woite der Buddhistenlehre gleichzeitig Ortamale {die Combination vieler Dinge; und Pratehasa- frtAra Spruch- Wörter) enthaltend. Diesesschöne Manuscript wurde nn'r von einem katholischen Missionär von St. Sebastian Makun einer in reizendster Natur gelegenen Mission auf dem Wege von Point de Galle nach Colombo verehrt. Derselbe hatte es von einem Buddhisten erhallen, den er zum Christenthum bekehrt hatte. 2. Hödiä Alphabet. \ 3. Nam-iiotha. ( Religiöse Lehrbücher 4. Ganadeivihalla. i '" Tamil für die Jugend. 5. Waddan-Kawi-potha. ' 6. Yedda-potha, Doctorsbuch. Eine Art Receptbuch in Versen. 7. Mandara-potha, Beschwörungs-Büchlein. 8. Waddan-Kawi, religiöse Traditionen von Buddhisten. 9. Kawi-potha, Gesänge rehgiösen Inhalts. 10. Sipotta-pofha, Volksgesänge der Buddhisten. 11. Kasalschateke-pothu , Religionsgescbichte der Buddhisten. 12. Manuscript in der Tamil-Sprache, angeblich die Geschichte eines Königs von den 7 Pagoden (Mahamalaipuram) , während eines Besuches dieses merkwürdigen Monolith-Tempels, 30 Meilen südlich von Madras von einem Eingebornen gekauft. 13. Manuscript in der Tamil-Sprache, ebenfalls aus Mahamalai- puram oder der Stadt der T Pagoden. (Über meinen Besuch daselbst sende ich nächstens einen langen Bericht ein.) 14. Leere Palmenblätter der Tahpot-Palme, der Palmyra- Palme, wie solche von den Eingebornen zum Schreiben bereitet worden. Alle diese Manuscripte von Nr. 1. Vehasekara bis Nr. 14 bitte ich in meinem Namen der kaiserlichen Hofbibliothek zu verehren als schwachen Beweis meines aufrichtigsten Strebens die schönen Drei Briefe von der Expedition der Fregatte Novara. 183 Mamiscript-Sainniluiigeii dieses angesehenen InstiUits mit manchen niclit ganz unwerthen Beiträgen zu vermehren. Ausserdem bitte ich zu ühergeben, die gleichfalls folgenden Packetc. 1. An Herrn Regierungsrath Professor Arneth, ein Packet mit Münzen aus Ceylon und Madras, SchmuckstotTen und Toiletten- gegenständen der Hindus, die drei Hauptfarben roth, weiss, gelb, um durch Striche auf der Stirn den Kastenunterschied zu bezeichnen (Brahma-, Vischnu-, Sivva-Kaste). 2. An Herrn Professor Heb ra ein Packet mit einigen Heilstotlen. Über Ceylon habe ich drei Arbeiten abgeschickt. Mit Madras bin ich noch in Rückstand. Über die Nikobaren geht ein grosser 48 Seiten langer Bericht, „die Eingebornen der Nikobaren, ein Bei- trag zur Ethnographie dieser Inselgruppe" mit dem nächsten Courier an Seine kaiserlicheHoheit den Herrn Erzherzog — Schrei- ben Sie unter meiner Adresse an Bord Sr. Majestät Fregatte Novara zur Adresse des k. k. Marine-Commando's in Triest." Hl. Herrn Dr. H o ch stetter's Brief, begonnen im bengalischen Meerbusen aml9.Feb. 1858, 100 Meilen vomCarNikobar geschlos- sen, Singapore am 17. April, enthält zahlreiche specielle Nachrichten. „Ich bin nun wieder auf der „Novara'S der ich für mehr als einen Monat ungetreu geworden war, indem Commodore von Wül- lerstorf, Frauenfeld und mir mit grosser Zuvorkonmienheit gestattete auf Ceylon , um eine Besteigung des 7300 engl. Fuss hohen Adamspik, des berühmtesten Berggipfels der ganzen Welt, aus- führen zu können, zurückzubleiben. Wir führten unsern Plan aufs glücklichste durch und kamen nach Point de Galle sehr befriedigt zurück, 3 Tage nachdem die „Novara" nach Madras in See gegangen. Leider drängen sich nun die Erlebnisse und das Material schon so, dass ich nicht mehr im Stande bin alles in gleicher Weise , wie ich angefangen fortzuführen. Ich weiss nicht ob ich Zeit finden werde, jetzt schon über unsere Tour nach dem Adamspik etwas Ausführli- cheres nach Wien zu schicken. Der prachtvolle Schraubendampfer „Nubia" brachte uns in 47 Stunden von Galle nach Madras, so dass wir hier noch volle 8 Tage früher anlangten als die Fregette, die eine für die Nordostmonsun-Zeit ausserordentlich glückliche Fahrt von 14 Tagen hatte. Der längere Aufenthalt in Madras kam mir sehr zu Statten , um Avenigstens etwas in Indien zu sehen und mit den "j f{ 4 H a i d i n g e r. wissenschaftli(;hen Corporationen diejenigen Verbindungen und Aus- tausche einzuleiten, die in meinen Instructionen liegen. Ich habe Ihnen nun darüber Bericht zu erstatten. Ihr geehrtes Schreiben an die Madras Literary Society beglei- tet von einer der mir mitgegebenen Bücherkisten , übergab ich am 3. Februar dem Präsidenten der Gesellsch^aft, Hon. Walter Elliot Esq. (Madras Civil Service). Unser Consul Hr. Campbell den Sie vielleicht in Wien bald persönlich kennen lernen werden, da er nach Europa zu reisen im Sinne bat, hatte mich persönlich mit Mr. Elliot zusammengeführt. Mr. El Hot ist einer der ersten Männer in Madras, zugleich berühmt und ausgezeichnet durch zoologische und ethnogra- phische Forschungen. Frauenfeld und ich sind Mr. Elliot zum grösstt'u Danke verpflichtet für die ausserordentliche Zuvorkommen- heit, mit welcher wir bei ihm aufgenommen waren. Wir danken Mr. Elliot's Anordnungen auch einen unserer interessantesten Ausflüge um Madras nach den berühmten Felsentempeln von Mamallaipur oder den sogenannten 7 Pagoden. Beiliegendes Schreiben von Mr. Elliot enthält die Antwort auf Ihr Schreiben. Gleichzeitig mit dem Schrei- ben wurden mir nach den Anordnungen Mr. Elliot's von dem Officiating Secretary der Madras Literary Society am 8. Februar in Austausch gegen die Publicationen der k. k. geologischen Reichs- anstalt und die naturwissenschaftlichen Abbandlungen die Reihen- folge der einzelnen Nummern des Madras Journal of Literature and Science zugesendet, so weit sie noch vorhanden sind. Leider ist die ganze Reihenfolge nicht m.ehr zu haben, da nur eine sehr beschränkte Anzahl gedruckt wird. Die übersendeten Nummern sind 7 (Jan. 1838) bis incl. 11, 13 bis incl. 29, 31, 36 bis incl. 39 (Decemb. 1850) 1 — 4 neue Series; bei einem indischen Antiquar fand ich noch Nr. 32 auf und legte es bei, also im Ganzen 32 Hefte. Ausserdem erhielt ich durch Vermittlung Mr. Elliot's auf meine Bitte vom Gouvernement durch den Chief Secretary to the Goverjiement of Fort St. George folgende Selections froni the Records ofthe Madras Government. N. IV. Report an the Paumben Channel. — VII. Report on the Swinging Festival. — IX. Report on Major Maitlands School. — XL Report on the Rlack Town. — XIV. Report on the Medical Topography. — XVII. Report on Public Instruction. — XIX. Re- port ^>n the Northern Circars. — XVI IL Report on the fibres of Drei Briefe von der Expedition der Fregatte NovarR. 185 Southern India. — XXXIl. On Cleansing the drains of Black Town. — XXXIII. Agricidtural Exhibition in the Provinces. Da Mr. Elliot's Brief d.is Nähere über eine bleibende Verbin- dung zwischen der k. k. geologischen Reichsanstalt und der Madras Literary Society enthalten wird , so bemerke ich nur noch dass Mr. ■ Elliot selbst 1 — 2 Jahre in Indien bleiben, dann in seine Heimath nach England zurückkehren wird. Ein zweites Institut mit welchem ich im Interesse der k. k. geo- logischen Reichsanstalt in Verbindung trat, ist das Governmetit Central Museum in Madras. Ich übergab am 2. Febr. an Edward Balfctur Surgeon Officier in Charge oder Director des Museums, eine Kiste mit Tertiärpetrefacten mit der Bitte um Austausch gegen Duplicate des Museums. Der Bitte wurde freundlichst Folge geleistet und ich erhielt am 5. Februar als Gegengeschenk eine Kiste mit Duplicaten des Museums nebst sämmtlichen Publicationen des Mu- seums, wie sie in beiliegender gedruckter Liste bezeichnet sind. Da diese Reports alles was auf die Einrichtung und den Inhalt des Museums Bezug hat, ausführlich enthalten, so kann ich für meinen Theil eine nähere Beschreibung mir erlassen. Statistisch interessant ist, dass dieses Museum monatlich von 30 — 40.000 Menschen besucht wird. Ich las während unseres Aufenthaltes in Madras im amtlichen Ausweis, dass das Einschreibebuch des Museums für den Monat Januar 18S8 nicht weniger als sechsunddreissig tausend fünfhundert und zweiundzwanzig (36.522) Besucher nachweist, zum grössten Theile Eingeborne. Das Museum ist täglich von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends offen und ich glaube dass kein naturliistorisches Museum der Welt eine gleich grosse Anzahl von Besuchern aufzuweisen hat. Ausser Dr. Balfour sind alle Beamten, selbst der Curator, Einge- borne. Ich habe in das Madras -Museum auch Ihr Bild und unsere Haidinger-Medaille gestiftet. — Ich habe die Kiste mit Duplicaten des Museums aus Mangel an Zeit am Land und aus Mangel an Raum am Bord gar nicht geöffnet, sondern in Madras dem österr. Consul Herrn Campbell zur Absendung nach Wien unter der Adresse „Kai- serliche Akademie der Wissenschaften" übergeben. Da alle Kisten wegen der zu grossen Kosten auf den Steamern mit Segelschiffen ums Cap der guten Hoffnung gehen, so dürfte dieser Brief noch frü- her in Ihren Händen sein, vielleicht gar früher noch als die Haupt- sendung an Novara-Sammlungen, die von Point de Galle aus abging. 136 H a i (1 i n g e r. Da waren vier Kisten mit Mineralien und Gebirgsarten von mir dabei. Ich konnte die Bücher vom Cap der guten Hoffnung von Ceylon aus leider nicht absenden, sie werden nun zugleich mit den Madras- und Singapore-Sachen von Singapore aus abgehen. Wir haben vom Commodore den Auftrag alle Sendungen an die kaiserliche Akademie zu adressiren. Ich denke, es kommt Alles in das Novara-Museum und wird von da dann später zur Vertheilung kommen. Noch habe ich von Madras die Industrieschule zu erwähnen, eine Art polytechnisches Institut, dessen Director Dr. A. Hunter ist. Da Dr. H unter selbst ein grosser Freund der Geologie ist, so findet sich in diesem Institut auch eine geologische Sammlung, aus der mir Dr. Hunter sehr freundlich Duplicate überliess, hauptsächlich von den interessanten Kreideversteinerungen von Pondichery. Sie haben vielleicht noch ehe die Novara zurückkommt, das Vergnügen Dr. Hun- ter in Wien persönlich kennen zu lernen, da er in 1 — 2 Jahren eine Reise nach Europa zu machen im Sinne hat. Ich war so frei Dr. Hunt er einige Zeilen an Sie mitzugeben, da er sich ausserordent- lich freut die persönliche Bekanntschaft des Mannes zu machen, des- sen Bild und Medaille den Sammlungen der Industrieschule einver- leibt ist. Dr. Hunt er hat uns Allen in Madras sehr viele Gefälligkei- ten erwiesen und ist ein in Madras hochverdienter Mann. Er gibt ein Journal für Kunst und Industrie heraus, das wir seiner Zeit mit- bringen werden und das werth wäre gegen die Jahrbücher der k. k. geologischen Reichsanstalt eingetauscht zu werden, da es viel Natur- wissenschaftliches, besonders Geologisches enthält. Der Titel ist: „The Indian Journal of Art, Science and Matinfachire by A. Hiinter^' (bis jetzt sind vier Hefte erschienen, darin die Kupferstiche von Eingebornen ausgeführt). Caicutta, Indiens London zu sehen, blieb leider für uns ein from- mer Wunsch. Vor allem fehlte die Zeit dazu, da der Commodore sehr eilte um noch während der guten Jahreszeit die Untersuchung der Nikobaren durchführen zu können, und hätten wir Zeit gehabt, so hätten uns alle materiellen Mittel gefehlt. Ceylon und Madras hat alle meine materiellen Kräfte so aufgerieben, dass mir bange sein müsste vor der weiteren Reise, wenn ich nicht zuversichtlich nach Manilla die Bewilligung des Zuschusses erwarten dürfte, um den ich bei der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gebeten. Drei Briefn von dpr Expedition der Fregatte Novara. 187 Da ich selbst nicht nach Calcutta kommen konnte, so habe ich Ihr Schreiben mit der Bücherkiste an die Asiatic Literary Society in Calcutta gesendet, eine Petrefactenkiste aber nebst einem Brief an Mr. Oldhain, den Sie in Wien persöiiHch kennen lernten. Ich hoffe, Sie werden mm direct von Calcutta aus Nachricht darüber und über Alles weitere erhalten und Mr. Oldham, den ich leider nicht kennen lernte, wird alles einleiten. Wenn ich recht weiss, so haben Sie aber selbst das alles mit Mr. Oldham besprochen und bleibenden Verkehr zwischen den wissenschaftlichen Gesellschaften und Instituten in Cal- cutta und der k. k. geologischen Reichsanstalt eingeleitet. Noch erlaube ich mir Ihnen zu schreiben , dass ich glaube Ihre Wünsche wegen Turmalin und Dichroit von Ceylon vollkommen erfüllen zu können, ich habe in Ratrapura , der Stadt der Edelsteine die Vorräthe aller Edelsteinsucher durchstöbert und glaube da man- ches brauchbare gefunden zu haben , was ich unterdessen Alles an Bord behalte, um es selbst mitzubringen. Einen ausgezeichneten Saphirkrystall und einen sehr schönen Dichroitkrystall halte ich für das Beste unter meinen Steinsätzen von Ceylon. In Singapore hoffe ich diesen Brief zu besehliessen. Singapore den i7. April. Also glücklieh in Singapore, dem schnell emporgeblühten Alexandrien Indiens, angelangt den 15. April, auf der Tiger-Insel *) unter Kaufleuten, und nur unter Kaufleuten, Kaufleuten von allen Far- ben und Racen. Zwischen Madras und Singapore liegen aber unsere Kreuz- und Querzüge durch den Nicobarischen Archipel. Berichte aller Art sind ausgearbeitet und schon versiegelt zur Absendung an Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Ferdinand Max, um dann von da weiter zu gehen an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften , darunter auch mein geologischer Bericht, theoretisch und praktisch geologisch. Über sonstige Erlebnisse und Anschauungen habe ich ausführlich an die Wiener Zeitung geschrieben. Es wird mir desshalb bei der kost- baren Zeit schwer hier zu wiederholen. Der kurz zugemessene Auf- enthalt, die völlige Unzugänglichkeit der Inseln Hess zwar nicht alles in Erfüllung gehen, was wir gehofl"t, aber das können wir alle sagen: ') Sini^a-pore eig-entlioh = Löwenstadt, liindostanisch. \^f^ Hai dinge r. wir haben „viribus ntiitis" gothan , was nach den Umständen mög- lich war. Wir hofften in Singapore wenigstens drei Wochen zn bleiben, da eine allgemeine Erholung sehr nöthig schien. Mehrere von uns und noch mehrere von der Mannschaft hatten an Fieher-Anrällen gelitten, Nachwirkungen des Klima's auf den Inseln und wenn auch die Anfälle sehr gelinde auftraten, so waren sie doch ausserordentlich schwächend. Ich selbst bin glücklicherweise ganz verschont geblieben. Aber nun in Singapore das erste was wir hörten „Cholera"! Auch diese tritt zwar keineswegs heftig und im gefährlichen Grade hier auf, und mehr auf den Schiffen als am Lande , aber es ist wohl erklärlich, dass die „Novara" sich hier nur so lange aufhält, bis sie wieder verproviantirt ist und dann nachBatavia unter Segel geht. An Beobachtungen, wenigstens von meiner Seite ist daher in den paar Tagen nicht zu denken, ich muss mich darauf beschränken, meine bisherigen Sammlungen hier zu verpacken und abzusenden und meine Aufträge für die Stadt Singapore auszuführen. Und darüber habe ich Ihnen specieller zu berichten. Zu unserem grossen Leidwesen trafen wir Mr. F. R. Logan, den Herausgeber des Jovrnal of the hidian Archipelago, nicht hier, er war nach Pulo Penang (Prmce of Wales Island) abgereist. Und in der Kaufmannsstadt existirt bis heute kein wissenschaftliches Institut, das magnetische Observatorium, aus dem unter Capt. Ell i ot's Wirken manche ausgezeichnete Untersuchungsreihe hervorgegangen ist seit dessen Tode, vor zwei Jahren, verwaist und verfallen, nur das viereckige thurmähnliche Gebäude steht noch zwei Meilen von der Stadt; aber die Instrumente sind verschwunden und Niemand wohnt mehr dort. Eine Art Museum, das Sir Stamford Raffles, der Gründer von Singapore, anlegte, enthält einige wenige ethnographische und naturhistorische Gegenstände, ist aber ganz in dem ursprünglichen Zustande geblieben. Diese unbedeutenden Sammlungen sind aufge- stellt in dem „Singapore Institution," ebenfalls einerGründung vonSir Stamford Raffles, jedoch kein wissenschaftliches Institut, sondern eine protestantische Freischule, verbunden mit der Singapore-Bibliothek und einem Leseverein. Obgleich also in Singapore keine wissen- schaftliche Gesellschaft existirt, so erscheint doch jedes Jahr ein Drei Briefe von der Expedition der Fregatte Novara. 189 Band des ausgezeichneten „Journal of the Indian Archipelago" unter der Redaction des Herrn F. R. Logan, das die wissenschaftli- chen Arbeiten einzelner Wissenschaftsmänner die hier oder in Malacca, Pulo Penang wohnen , umfasst. Und ich bin so glücklich Ihnen die vollständige Series dieses Journals von hier aus zusenden zu können, durch die Güte des Herrn A. Logan des Redacteurs der Singapore Free Press und Bruders von F.R. Logan, HerrnA. L ogan habe ich sowohl Ihr Schreiben , wie eine Bücher- und Petrefacten-Sammlung und Ihr Portrait übergeben mit der Bitte es seinem Bruder zukom- men zu lassen und ich habe das Versprechen, dass von nun an regel- mässig sowohl das Journal, wie die Singapore Free Press, ein wöchentliches Zeitungsblatt, der k. k. geologischen Reichsanstalt zugesendet werden wird. Von Madras bekam ich durch den Chef Secretair des Madras Governments hieher noch Bücher zugesendet, u. z. Nr. 40 — 43 des Madras Journal, a Gazeteer of the Territories of the Bast India Company, Vol. I — IV, und die meteorologischen Beobachtungen des Madras Observatoriums. Meine Sendung von hier an die löbl. Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt besteht somit aus zwei Kisten, welche Bücher vom Cap der guten Hoffnung, von Madras und Singapore enthalten; zwei weitere Kisten mit mineralogischen und geognosti- schen Sammlungen sende ich meinen Instructionen gemäss an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Ich habe die Kisten Syme und Comp, zur Weiterbeförderung mit einem Segelschiff übergeben. Sie erhalten daher diesen Brief lange vor der Sendung." Der vielseitig anregende Inhalt der vorliegenden drei Briefe ist wohl ganz dazu gemacht, unsere Erwartungen bezüglich der nun allmählich zahlreich zu erwartenden Novara-Sendungen zu steigern. Mir schien die Ankunft der Briefe gerade zur Zeit der feierlichen Jahressitzung, wo auch unsere hochverehrten auswärtigen Mitglieder nach Wien eingeladen sind, wahrhaft providentiell. Im nächsten Jahre noch nicht, aber im zweiten werden unsere Freunde nach dem Vater- lande zurückgekehrt sein. Möchten sie sich dann selbst zur feierlichen Sitzung unserer kaiserlichen Akademie der Wissenschaften einfinden können, der hochverdiente Commodore selbst, Mitglieder des ausge- zeichneten OfFicierscorps , aber namentlich die uns in der Wissen- Sitzb. d. mathem.-natuiw. Cl. XXX. Bd. Nr. IS. i3 190 Ha id inger. Drei Briefe von der Expedition der FregaKe Novara. Schaft so vielfach nahe verbündeten Mitglieder der wissenschaftli- chen Expedition an Bord Seiner k. k. Apostolischen Majestät Fregatte „Novara". Dann sollte aber billig ein Abriss der Geschichte und der Erfolge des glorreich von Seine rkaiserlichenHoheit dem durchlauch- tigsten Herrn Erzherzog Ferdin a nd Maximilian im Gedanken erfassten und in Ausführung gebrachten Unternehmens, den Inhalt einer der Festreden bilden. Als einen der höchsten Weihgenüsse meines Lebens würde ich es erachten, wenn es mir durch das freund- liche Wohlwollen meiner hochverehrten Herren CoUegen beschieden wäre, meine schwache Kraft in dieser erhebenden Aufgabe zu ver- suchen, bei welchem W^unsche auf so lange Zeit hinaus ich aber nicht so vermessen darf das Wort zu sprechen, ohne jener höhern Waltung in Hingebung, Anbetung und tief innerster Rührung zu gedenken, die allein alles Menschliche ordnet. G o 1 1 1 i e h. Analyse des Marienbrunnens v. Galiernegg in Südsteiermarlj. 191 Analyse des Marienbrunnens von Gahernegg in Südsteiermark. Von Prof. Gottlieb. Die genannte Quelle, Eigenthum des Herrn F. Vosou, findet sich an der alten von Pöltschaeh nach Rohitsch führenden Strasse. Etwa 100 Schritte von ihr entfernt liegt der den Herrn Ständen der Steiermark gehörige sogenannte Gabernegger Sauerbrunnen und ungefähr 600 Fuss weiter quillt der Obrohitscher Sauerbrunnen. Alle drei Quellen werden als alkalische Säuerlinge geschätzt und versendet. Die Marienquelle ist mit einer Steineinfassung versehen und liefert in 24 Stunden ungefähr 170 österreichische Mass Wasser. Die Temperatur desselben ermittelte icli am 3. December 1857 bei einer Lufttemperatur von 4*5*> zu 8*3"* C. Das Wasser perlt nur sehr unbedeutend wenn es zu Tage kommt; es bat den bekannten angenehm säuerlichen Salzgeschmack der Quellen dieser Art in hohem Grade und trübt sich an der Luft erst nach längerem Stehen oberflächlich. Durch 6 Monate in wohlverkorkten Flaschen aufbewahrt, blieb es vollkommen klar und am Boden fanden sich nur höchst geringe Mengen eines gelblichen , flockigen Körpers, der hauptsächlich aus kohlensaurem Kalk bestand, dem etwas Eisenoxyd beigemischt war. Die Bestimmung des specifischen Gewichtes wurde in der gewöhn- lichen Weise vorgenommen. Das Fläschchen fasste bei -f~ 18" C. 728825 Gramm reines und 73-4495 Gramm Mineralwasser, woraus sich das specifische Gewicht des Letzteren zu 1 -0077 ergibt. Qualitative Analyse. Das durch Kochen von der freien und als Bicarbonat gebundenen Kohlensäure befreite Wasser lieferte einen reichlichen weissen Niederschlag, welcher abfiltrirt wurde. In Salzsäure gelöst, bewirkte in der klaren Flüssigkeit Ammoniak einen geringen Niederschlag von 13 -' 102 <; o t f 1 i e h. Eisenoxyd und Thonerde, die in bekannter Weise geschieden wurden. Die Thonerde erwies sich bei der Prüfung mit molybdänsaurem Am- moniak als phos phor säur ehältig. Neben der an Thonerde gebundenen Phosphorsäure konnte weiter keine in dem Wasser auf- gefunden werden. Die von dem obigen Niederschlage abfiltrirte, arnmoniakalische Lösung ergab, mit den gewöhnlichen Reagentien geprüft, die An- wesenheit von Kalk und Bittererde. Von letzterer blieb auch eine merkliche Menge in der beim Kochen des Wassers erhaltenen, von den kohlensauren Erden abfiltrirten, stark alkalischen Flüssigkeit zu- rück. Diese wurde zur Trockne eingedampft und der Rückstand mit Weingeist ausgezogen. Der Weingeist nahm Chlormetalle und salpetersaure Salze auf. [)ie alkoholische Lösung wurde zur Trockne eingedampft. Ein Theil des Rückstandes, zur Aufsuchung von Jod verwendet, deutete mit den gewöhnlichen Mitteln, wie Stärkekleister und Zusatz von Schwefelsäure, oder Salzsäure und jodsaurem Natron endlich mit Chlorpalladium nur sehr geringe Spuren von Jod an. Dagegen fanden sich in dem weingeistigen Auszuge merkliche Men- gen vonSalpetersä ure, welche sich leicht mittelst Eisenvitriol und Schwefelsäure erkennen Hess, auch auf Zusatz von Schwefelsäure allein sich durch den Geruch verrieth. Das uneingedampfte, mit überschüssiger Salpetersäure bis zur Austreibung der Kohlensäure erwärmte Wasser lieferte mit salpeter- saurem Silberoxyd und Baryt Niederschläge, woraus sich die Anwesenheit von Chlor und Schwefelsäure ergibt. Eine grössere Partie des Wassers wurde ferner mit Salzsäure übersättigt und in einer Platinschale zur Trockne eingedampft. Nach dem Befeuchten des Rückstandes mit Salzsäure und Behandlung mit Wasser blieb Kieselsäure zurück. Diese, mit kohlensaurem Natron durch längere Zeit in einer Platinschale gekocht, löste sich fast vollständig auf. Der ungelöste Theil wurde mit kohlensaurem Natron geschmolzen, mit Wasser, und das darin Unlösliche mit Salz- säure behandelt, worin es sich unter Aufbrausen löste, Gypslösung brachte in dieser Flüssigkeit schnell einen Niederschlag von schwefel- saurem Baryt hervor. Strontian konnte nicht nachgewiesen werden. Wiederholte Versuche in dem von den kohlensauren Erden nach dem Kochen abfiltrirten und eingedampften Wasser Borsäure aufzufinden, ergaben gleichfalls ein negatives Resultat. Analyse des Marieiihriiniiens von Gabernegg in Südsteiermaik. 193 Die Lösung der Alkalien wurde mit Salzsäure neutralisirt, dann mit frisch gefälltem Quecksilberoxyd eingedampft und der Rückstand geglüht. Nach Behandlung mit Wasser und Filtriren von der abge- schiedenen ßittererde konnte mittelst Platinchlorid in der Lösung keine deutliche Spur von Kali nachgewiesen werden, obwohl alle Vorsichten hiebei zur Anwendung kamen. Die Behandlung des Salzes mit Äther und absolutem Alkohol ergab, dass nur höchst geringe Quantitäten eines Chlormetalles an dieses Gemenge abgegeben wurden, die nach dem Verdampfen des- selben als eine kaum erkennbare Salzschicht den Boden der Glas- schale bedeckten und auf dem Platindrath vor dem Löthrohre die Natronreaction zeigten. Die Methode mit phosphorsaurem Natron führte bei Aufsuchung des Lithions ebenfalls zu keinem Resultat, woraus sich ergibt, dass von den Alkalien blos Natron sich in dem Wasser findet und Kali so wie Lithion, wenn überhaupt, nur in ausserordentlich geringer Menge vorhanden sein können. Als normale Bestandtheile der Marienquelle ergeben sich also: Eisenoxydul, basisch-phosphorsaure Tbonerde, Kalk, Baryt, Natron, Chlor (Spuren von Jod), Schwefelsäure, Salpetersäure und Kohlen- säure. Durch Eindampfen einer grösseren Menge des Wassers und schwaches Glühen des völlig weissen Rückstandes, der dadurch nicht die geringste Bräunung erlitt, ergab sich die Abwesenheit nachweis- barer Quantitäten von organischen Substanzen. Quantitative Analyse. Bestimmung der Gesammtmenge der fiien Bestandtheile. 202-948 Gramm Wasser wurden in einem Phitinschälchen bei gelinder Wärme zur Trockne eingedampft und der Rückstand im Luftbade bei 200» C. getrocknet. Er wog 1-2S7 Gramm. Daraus ergibt sich der Gesammtgehalt an fixen Bestandtheilen auf 100 Theile Wasser zu 0-61 9 o/o- Bestimmung des Chlors. I. 438-815 Gramm Wasser, mit Salpetersäure übersättigt und gelinde erwärmt, gaben 003 Gramm Chlorsilber. (94 G o l t I i e ii. II. 708-917 Gramm gaben 00495 Gramm Chlorsilber. Aus beiden Daten folgt übereinstimmend der Procentgehalt des Wassers an Chlor zu 0-001 68 «/o- Bestimmung des Kalks. I. Die bei der Bestimmung des Chlors unter 1 erhaltene Flüssig- keit wurde mit Salzsäure versetzt, von dem Chlorsilber abfiltrirt, mit Ammoniak neutralisirt und mit oxalsaurem Ammon gefällt. Der Kalk wurde als schwefelsaures Salz gewogen. 438-81S Gramm Wasser lieferten 0086 schwefelsauren Kalk, also für 100 Theile 0-00808 o/o Kalk. II. Die bei der Bestimmung des Chlors unter II erhaltene Flüssig- keit gab bei derselben Behandlung 0-15 Gramm schwefelsauren Kalk, was 0-0087 Vo Kalk entspricht. Bestimmung der Bittererde. Aus der bei der Kalkbestimmung II erhaltenen abfiltrirten Flüs- sigkeit wurde die Bittererde mit phosphorsaurem Natron ausgetallt. Die schliesslich gewonnene pyrophosphorsaure Bittererde wog 0-233 Gramm, welche 0-0119 Procente reine Bittererde repräsentiren. Bestimmung der Kieselsäure. I. 6465-8 Gramm Wasser hinterliessen nach Zusatz von Salzsäure, Eindampfen zur Trockne und Wiederauflösen In angesäuertem Wasser 0-192 Gramm Kieselsäure. II. 4701 Gramm Wasser gaben bei derselben Behandlung 0-132 Gramm Kieselsäure. Beide Versuche ergeben übereinstimmend einen Gehalt von 0-0028 Procenten Kieselsäure. Bestimmung des Eisenoxyduls. 12166-8 Gramm Wasser, mit überschüssiger Salzsäure einge- dampft und nach der Trennung von der Kieselsäure mit Schwefel- ammonium versetzt, gaben einen schwarzen Niederschlag, der in Salz- säure gelöst wurde. Die erwärmte mit etwas chlorsaurem Kali und hierauf mit Weinsteinsäure versetzte Flüssigkeit lieferte nach wieder- holtem Zusatz von Schwefelammonium reines Schwefeleisen, welches Analyse des Marieabruniieiis voii üaberaegg; in Südsteiermark. \ J)5 in bekannter Weise in Eisenoxyd übergeführt und als solches gewo- gen wurde. Man erhielt 0-031 Gramm Eisenoxyd, entsprechend 0-00022 Procenten Eisenoxydul. Bestimmong der Thoaerde. Bei ähnlicher Behandlung wie oben, wurde aus 4701 Gramm Wasser das Gemenge von Eisen- und Thonerdesalz mit Weinstein- säure und dann mit Schwefelammoninm versetzt, vom Schwefeleisen abfiltrirt, die eingedampfte Flüssigkeit mit reinem Kalisalpeter ver- mischt, in einer weiten Platinschale zur Trockne gebracht und hierauf bis zum Schmelzen und völliger Zerstörung der Weinsäure erhitzt. Nach Behandlung mit verdünnter Salzsäure, welche den Rück- stand vollkommen löste, wurde die Thonerde mit Ammoniak ausge- fällt. Ihr Gewicht betrug 0-008S Gramm, für 100 Theile Wasser also 0-000185 Vo. Bestimmung des Baryts. 15181-8 Gramm Wasser, nach der oben bei der qualitativen Analyse mitgetheilten Methode behandelt, gaben 0-0255 Gramm schwefelsauren Baryt, woraus sich ein Procentgehalt von 0-00011 Baryt ergibt. Bestimmung des Natrons. 248-541 Gramm Wasser wurden zur Trockne eingedampft. Der Rückstand, so lange mit Wasser behandelt als dieses etwas aufnahm, lieferte eine Flüssigkeit, welche mit Salzsäure etwas über- sättigt, mit Quecksilberoxyd versetzt und nach völliger Austrocknung geglüht wurde. Das zurückbleibende Chlornatrium, mittelst Wasser von der ßittererde befreit, wurde in schwefelsaures Natron überge- führt, dessen Gewicht 1-8515 Gramm betrug, was einem Gehalt von 0-3263 % Natron entspricht. Bestimmung der Schwefelsäure. 252-6675 Gramm Wasser, mit Salzsäure übersättigt und mit Chlorbarium versetzt, lieferten 0-074 Gramm schwefelsauren Baryt. Diese Zahl führt zu 0-01006 Procenten Schwefelsäure. 196 G o t t I i e b. Bestimnmng der Salpetersänre. Die quantitative Ausmittlung der Salpetersäure lässt sich bekanntlich bei Mineralwässern nicht mit voller Schärfe durchführen. Man kann nur auf annähernd richtige Resultate rechnen. Nachdem ich die Methode von Felo uze, eine gewogene Menge Eisenoxydul- salz mittelst der vorhandenen Menge Salpetersäure zu oxydiren und den Rest des Eisenoxyduls durch saures chromsaures Kali zu bestim- men, bei wiederholten Versuchen als nicht ganz zuverlässig erkannt hatte und mir vom übermangansauren Kali im vorliegenden Falle keinen besseren Erfolg versprach, führte ich die Restimmung in folgender Weise durch. Der Abdampfungsrückstand einer gewogenen Menge Wasser wurde mit Weingeist so lange ausgezogen, als dieser überhaupt etwas aufnahm. In der Lösung fand sich demnach die Gesammtmenge des salpetersauren Natrons neben Chlornatrium, Sie wurde zur Trockne eingedampft und der Rückstand in Wasser gelöst. Die Flüssigkeit versetzte ich in einer Retorte mit überschüs- siger reiner Schwefelsäure und destillirte bei guter Kühlung so lange als eine saure Flüssigkeit überging. Diese enthielt die von dem Chlornatrium herrührende Salzsäure und den grössten Theil der Salpetersäure, da sie bei der Verdünnung der Flüssigkeit vom Chlor- wasserstolT nur in sehr geringem Grade zerlegt werden konnte. Das Destillat wurde mit kohlensaurem Baryt, schliesslich mit Barytwasser im Überschusse gesättigt, dann die Flüssigkeit mit Koh- lensäure behandelt, zum Kochen erwärmt und abfiltrirt. Aus der so erhaltenen Lösung von Chlorbarium und salpetersaurem Baryt wur- den das Chlor und der Baryt direct imd die Salpetersäure endlich aus dem Verlust bestimmt. 646S-8 Gramm Wasser lieferten bei diesem Verfahren 0-605 Gramm schwefelsauren Baryt, 0"357 Gramm Chlor- silber und 0'035 Gramm metallisches Silber. Daraus berechnet sich ein Gehalt von 000138Vo Salpetersäure. Bestimmong der Gesammtmenge der Kohlensäure. Sie wurde in gewöhnlicher Weise vorgenommen. 400 C. C. Wasser lieferten einen Barytniederschlag dessen Gewicht 6086 Grm. betrug. Nach der Beschaffenheit des Wassers war vorauszusehen, dass dieser Niederschlag hauptsächlich aus kohlensaurem Baryt Analyse des Marienbninnens von Gabernegg in Siidsteiermark. 197 bestehen miiss. Um dies zu bestätigen, zerlegte ich das feingepiil- verte Salz mittelst Boraxglas nach dem vom Grafen Schafgotsch angegebenen Verfahren , welches sich sehr leicht ausführen lässt, ganz zuverlässige Resultate gibt und daher in ähnlichen Fällen allen anderen Methoden vorzuziehen ist. 0-911 Gramm des Barytnieder- schlages verloren dabei 0-2025 Gramm Kohlensäure. Somit waren in 6-086 Gramm Barytniederschlag t -352 Gramm Kohlensäure enthalten. Da nach dem oben angeführten specifischen Gewicht des Wassers 400 C. C. desselben 403-08 Gramm wiegen, so ergibt sich der Gesamint- gehalt des Wassers an Kohlensäure zu 0-670836 Procenten. Bestimmung der freien Rohlensiinre. Wenn mit Recht angenommen wird, dass das gefundene Natron nach Abzug des dem gefundenen Chlor entsprechenden Natriums, an Schwefelsäure, Salpetersäure und Kohlensäure gebun- den sei, dass ferner auch der Kalk, Baryt, die Bittererde und das Eisenoxydul in dieser Form sich im Wasser finden und zwar als doppelt kohlensaure Salze, so kommen von der Gesammtmenge der Kohlensäure auf 100 Theile Wasser 0-50096 Procente Kohlensäure als an Bicarbonate gebunden abzuziehen, denn: 0-31505 Th. Natron erfordern 044450 Tb. Kohlensäure 001557 „ Kalk n 0-01370 000022 „ Eisenoxydul M 0-00030 003308 „ Bittererde n 0-04236 0-00016 „ Baryt 59 0-00010 0-50096 Th. Kohlensäure. Demnach verbleiben, in Procenten ausgedrückt, 0-16987 freie Kohlensäure. In 10000 Theilen Wasser sind also 16-9876 Theile freie Koh- lensäure vorhanden. Da 10000 Gramm des Wassers 9923 C. C. reprä- sentiren und die darin vorfindlichen 16-9876 Gramm Kohlensäure bei 0» C. den Raum von 8540-04 C. C. einnehmen, so ergibt sich der Voluminhalt des Wassers an freier Kohlensäure bei 8° zu 8799-36 C. C. auf 9923 C. C. oder zu 8878 C. C. auf 10000 C. C. Wasser. Wenn man nun die gewöhnliche Annahme über die Gruppirung der Bestandtheile der Mineralwässer auch hier zu Grunde legt, so ergibt sich, dass enthalten sind in 10000 Theilen Wasser: 1 98 (i o t l I i e b. Theile. Kochsalz 0-277 Glaubersalz 1-790 Salpetersaures Natron 0-405 Kohlensaures Natron 53-730 Kohlensaurer Kalk 1-557 Kohlensaure Bittererde 3-308 Kohlensaurer Baryt 0-016 Kohlensaures Eisenoxydul .... 0040 Basisch pliosphorsaure Tlionerde . 0-019 Kieselsäure 0-028 Spuren von Jod und Lithion Summe der fixen Bestandtheile . 61-170 An Bicarbonate gebundene Kohlensäui-e 25048 86-218 Freie Kohlensäure . 16-987 Im Ganzen also . . 103205 In einem Medicinalpfund zu 5760 Gran sind daher enthalten Gran Kochsalz . 0159 Glaubersalz 1-031 Salpetersaures Natron 0-233 Kohlensaures Natron 30-948 Kohlensaurer Kalk 0-896 Kohlensaure Bittererde 1-905 Kohlensaurer Baryt 0-009 Kohlensaures Eisenoxydul .... 0 023 Basisch-phosphorsaure Thpnerde . 0012 Kieselsäure 0-016 Summe der fixen Bestandtheile . . 35-232 Analyse des Marienbriinnens v. Gabernegg in Südsteiermark. 199 An Bicarbonate gebundene Kohlensäure 14-427 49-659 Freie Kohlensäure 9-78S Im Ganzen also . . 59444 Aus diesen Mittheilungen ergibt sich also, dass der Marien- brunnen unter die stärksten Natrokrenen gezählt werden muss und hinsichtlich der Menge seiner Bestandtheile, namentlich des doppelt kohlensauren Natrons die berühmtesten Quellen dieser Art, wie Silin, Vichy, Ems, Selters, Rohitsch und ähnliche bedeutend überragt. 200 Hirsch. Über die Sonnenfitisterniss am 18. Juli 1860. Von Adolph Hirsch. Seit ich meine Vorausberechnung der totalen Sonnenfinsterniss vom Jahre 1860 der k. Akademie vorgelegt, sind die neuen Mond- tafeln von Herrn Hofrath Hansen erschienen. Die Hoffnung mit Benutzung derselben ein genaueres Resultat erzielen zu können, so wie ein Versehen, welches sich bei der Bestimmung der stünd- lichen Bewegung des Mondes in meine frühereArbeit eingeschlichen hatte, haben mich bewogen, dieselbe wieder vorzunehmen und mit Benutzung der Hansen'schen Tafeln sowohl für die Sonne als den Mond die Erscheinung noch einmal vorauszuberechnen. Die Mond- örter nämlich, wie sie aus den Hansen'schen Tafeln sich ergeben, sind von den Bu rkha rdt'schen genügend verschieden, um sowohl die Zeiten der Finsterniss als auch die Lage des Schattens auf der Erde nicht unbedeutend zu verändern. Die Bur khardt 'sehen Tafeln geben nämlich für die Zeit der Conjunction die Declination des Mondes um 4' 5 kleiner, so dass dadurch der Schatten auf der Erde nach Süden verrückt würde. Indessen ist die Wirkung des Unterschiedes in Rectascension bedeutender; denn da die Hansen'schen Tafeln die Rectascension des Mondes um 2 '4 kleinergeben, so wird die Zeit der Conjunction (also der ganzen Finsternisserscheinung) verspätet und zwar, da die Rectascensions- Bewegung des Mondes die der Sonne um etwa 2"'4 in der Stunde übertrifft, muss die Zeit der Conjunction nach Hansen etwa um 1°" später eintreten, als nach ßurkhardt. Nun nimmt aber die Declination des Mondes um circa 10" in der Minute ab, also wird der Schatten auf der Erde südlicher zu liegen kommen, als es aus den Burkhard t'schen Tafeln folgen würde. Dies verrückt denn über die Soiiiieiiliiisterniss am 18. Juli 1860. 201 die Totalitätszone, namentlich in Spanien, nicht unbedeutend parallel mit sich selbst nach Süden. Ich habe mich bei meinen diesmaligen Rechnungen nur auf die Totalitätszone beschränkt, die ja doch für die Beobachtung fast allein von Interesse ist und erlaube mir hiemit die nun verbesserten Grenz- curven des Kernscbattens, so wie die Centrallinie mitzut heilen. Die- selben weichen von den unterdessen anderweitig publicirten Scbat- tenwegen nicht unmerklich ab, so wie diese auch unter sich selbst differiren in Folge der verschiedenen den Rechnungen zu Grunde gelegten Elemente, welche die angewandten Sonnen- und Mondtafeln ergaben. Auch von den durch Herrn Professor Wolfers in Nr. 1131 der Astronomischen Nachrichten gegebenen Zahlen weichen die meinigen wenn auch nicht bedeutend, doch noch merklich ab ; und da diesen beiden Rechnungen dieselben Tafeln zu Grunde liegen, und eine Vergleichung der angewandten Elemente eine Übereinstimmung bis auf Zehntel der Secunden gezeigt hat , so ist es vielleicht von Inter- esse, den Eintluss zu sehen, welchen die Anwendung verschiedener Methoden auf die numerischen Resultate hat, namentlich die Berück- sichtigung oder Vernachlässigung der Abplattung und der Wirkung der Parallaxe auf den scheinbaren Mondhalbmesser. Meine Rechnungen ergeben nun folgende Resultate : 202 Hirsch. o CO Ol) B: « s 0. e -s öö* o^totowtowwwwwco^s^9^^^s^5^^w^^ < — 3- ■O 'S tu 05«««ü:a:*»><»'i^*'Cotocoi>5Mtowi-»-h^oowwi-^«ooooo~5-3-a^ O 05l0l0OC«*"~Jt0-vlM.C0Ot*^H^00)Je0i*="<*■l*»•>*^">*^s«l«M«tot«c«l;c^rttFtw:l^>*^• crtOoo^**»05C»o^^*»050oo^^>*^•C5Goo^s*"Osacl«oooc5*"^^oooo5 © o £.•0 n H". ^>5-a*!•col^s•lal:oooow^Ol^s5h-.050i©05CO«0*!"WtCO*:>0550-505«0*"5h^W050WlCO 0 0 ä. OS -» (T s !S tB a. a s s o l>5t-».UC050005y5 3 ^ 0? 0 wo5WH^•-^ootoo«o~^l**o«o«to^^*»oi^so5COütlCl*^•Ol^»•el)ilde der oberen nonaii-Hochebeneii etc. 223 iSchicliten innerhalb des Donanbeckens und des rheinischen — von dem Bodensee ab — auszusprechen. Da im Donaugebiet in den tiefen Lagen der Cyrenenschichten mehrfach rein meerische Schichten mit brackischen wechseln, so wäre es unnatürlich jene besonders ausscheiden zu wollen und wir können demnach folgendes Schema für das obere Donaubecken mit seinen Parallelen aufstellen: Ol ^-' «5 c ;- © ja Ä 0/ .£: 4, — ^ I« f oX) a = § e 03 cn a> a o s o 'S fe J, on 0) :S <: -2 .^ fe ■^ s^ -ö aJ v7, cj ^ ^ ' -w :o 3 CJ -* w — .— « « i = ^ .5* >-'j- »5 O' r .Ä "-^ fen a na cc Oligocäne Tertiärbildung (Tongrien) Miociine Tertiarbildung (Falunien sup.) 226 B =< " e r. Beitrag zur näheren Kenntniss der Ursache des Erhärtens der Mörtel heim Altern. Von Dr. A. Bauer, Assistenten bei der Lehrkanzel der Chemie am k. k. polyt. Institute. Als im Anfange dieses Jahres mit der Demolirung der Basteien Wiens und zwar mit der R o th e n t h u r m t h o r - B a s t e i der Anfang gemacht wurde, wollte ich die Gelegenheit nicht vorüher gehen lassen, ohne eine Untersuchung des Mörtels dieser alten Gemäuer vorzunehmen, da trotz den Untersuchungen von Fuchs, Schrötter, Petz hold, John, Vicat, Saussure, Guy ton, Dö berein er- Berthier, Descotils, Morveau und anderen, die Frage der Erhärtung des Mörtels durch das Altern noch nicht völlig gelöst ist, und besonders über die Rolle der Kohlensäure hierbei in verschiede- nen Lehrbüchern der Chemie verschiedene Ansichten mitgetheilt sind. Der Mörtel, den ich zur Untersuchung verwendete, war aus der oberen Gewölbmauer zwischen zwei Gewölbziegel herausgenommen worden, welche früher die Decke eines Verkaufsladens bildeten, so dass dieser Mörtel nur durch die Übertünchung vor dem Einflüsse der atmosphärischen Luft geschützt war. Das Alter dieser Mauer wurde mir als etwas über 50 Jahre betragend angegeben. Die Analyse des Mörtels, die ich gemeinschaftlich mit Herrn G. A. Lehner, Praktikanten im chemischen Laboratorium der allge- meinen technischen Chemie am k. k. polytechnischen Institute, aus- führte, beschränkte sich blos auf die quantitative Bestimmung der für die Theorie derErhärtung wichtigen Bestandtheile. Auf die oft nur in Spuren darin vorkommenden Körper wurde keine Rücksicht genommen. Das äussere Ansehen des untersuchten Mörtelstückes zeigte, dass es neben Kalk aus feinem Flusssand und grobem Grus bestand. Um die Menge des letzteren zu bestimmen, wurden 100 Gramme des Beiträge zur näheren Kenntniss der Ursache des Erhärtens der Mörtel efc. 22 T Mörtels gepulvert und durch ein grobes Sieb geschlagen. Der Rück- stand wurde mit verdünnter Salzsäure behandelt, die feineren Theile abgeschlemmt und gewogen. Die Menge dieses groben aus eckigen Quarzstücken bestehenden Sandes betrug 36-3 Gramme. Man kann demnach als Durchschnittszahl annehmen, dass dem Gewichte nach der dritte Theil des Mörtels grober Quarzsand ist. Zur weiteren Untersuchung verwendeten wir blos den abgesieb- ten und bei 100" C. im Wasserbade getrockneten Theil. Die Bestimmung der Kohlensäure wurde durch Zerlegung mit Salzsäure in einem Fresenius- WilTschen Kohlensäure-Appa- rat vorgenommen, hierauf der Inhalt des die Substanz enthaltenden Kölbchens auf ein Filter gebracht, ausgewaschen und als feiner Sand (Flusssand) berechnet. I, 5008 Gramme Substanz gaben 0-9275 Gramme Kohlensäure und 2573 Gramme Sand als Rückstand. 100 Theile enthalten dem- nach 1852 Theile Kohlensäure und 51-37 Theile Sand. II. 2 607 Gramme Substanz lieferten 04925 Gramme Kohlen- säure und 1-342 Gramme Sand was für 100 Theile des Mörtels 18 52 Theilen Kohlensäure und 51-47 Theilen Sand entspricht. Im Mittel enthalten demnach 100 Theile Mörtel 187 Theile Kohlensäure und 51 42 Theile feinen Flusssand. Was die Bestimmung des Kalkes und der Magnesia anbe- langt, so wurde sie ebenso wie die Bestimmung des Eisenoxydes und der Thonerde nach dem gewöhnlich hierbei eingeschlagenen Verfahren vorgenommen. I. 5-OOS Gramme Substanz lieferten 2-257 Gramme schwefel- sauren Kalk, was 0-9293 Grammen Kalk entspricht und 0-3832Grmm. zweibasig phosphorsaure Magnesia oder Ol 381 Grmm. Magnium- oxyd. 100 Theile des Mörtels geben demnach 18-55 Theile Kalk und 53 Theile Magnesia. II. 2-607 Gramme Substanz geben 1-139 Gramme schwefel- sauren Kalk, entsprechend 0-46847 Theilen Kalk und 03687 Grmm. pyrophosphorsaure Magnesia, entsprechend 0-1329 Grmm. Magnesia. 100 Theile Mörtel enthalten demnach 17-97 Theile Kalk und 5-1 Theile Magnesia. Im Mittel enthalten demnach 100 Theile des Mörtels 1826 Theile Kalk und 5-2 Theile Magnesia. Eisenoxyd und Thonerde wurden zusammen bestimmt. 2*^8 Hauer. Beiträge zur niilieren Kenntniss I. S'008 Gramme Substanz gaben 0*09 Gramme Eisenoxyd und Thoneide, was in 100 Theilen 1-8 Theilen Eisenoxyd und Thonerde entspricht. II. 2-607 Gramme Substanz gaben 0052 Gramme Eisenoxyd und Thonerde, daher würden 100 Theile 2 Theile geben. Im Mittel enthalten daher 100 Theile Mörtel 1-9 Theile Eisen- oxyd und Thonerde. Zur Bestimmung der löslichen Kieselsäure wurde die salzsaure Lösung von 2-607 Grammen Substanz verwendet, welche 0-0285 Gramme Kieselsäure lieferte. In 100 Theilen Substanz sind demnach 111 16 Theile lösliche Kieselsäure enthalten. Es muss hiebei noch bemerkt werden , dass die Quarzkörner alle an der Oberfläche rauh und matt aussahen, was offenbar daher rührt, dass sie von dem Ätzkalk angegriffen und lösliche Kieselsäure gebildet wurde. Um über die Anwesenheit von Ätzkalk vollkommen in's Klare zu kommen, wurde eine grössere Menge (80 — 100 Grm.) des Mörtels zerstossen und in einer gut schliessenden Flasche mit kaltem Wasser behandelt. Die abfiltrirte Flüssigkeit reagirte sehr schwach alkalisch, durch Kohlensäure konnte kein Niederschlag erzeugt werden, was eben nur bei sehr verdünntem Kalkwasser der Fall ist. Nur oxalsaures Ammon füllte eine geringe Menge von oxalsaurem Kalk. Berechnen wir die ganze Menge der Magnesia, als an Kohlen- säure gebunden, so ergibt sich Folgendes: 5-3 Tlieile Magnesia binden . . 5-33 Theile Kohlensäure zu . . 10 63 Theilen kohlensaurer Magnesia, von Kohlensäure aber sind vor- handen 18-70 Theile. somit bleibt ein Rest von . . 13-37 Theilen Kohlensäure. Diese binden 1701 Theile Kalk zu . . 30-38 Theilen kohlensauren Kalk. Da aber 1826 Theile Kalk vorhanden sind, so sind 1*25 Th. Kalk alsÄtzkalk vorhanden. fiel Ursache des Erhärtens der Mörtel heim Altern. 220 wovon überdies noch eine geringe Menge an Kieselsäure gebun- (Jen ist. Dem Vorhergehenden gemäss enthalten lOOTheile Mörtel (den groben Sand abgerechnet) : kohlensauren Kalk 30-38 Theile, Ätzkalk 1-2S „ kohlensaure Magnesia . . . 10-63 „ lösliche Kieselsäure .... 1-11 „ Eisenoxyd und Thonerde . . 1-90 „ feinen Sand 51-42 „ Wasser, Verlust etc 3-31 „ 10000 Theile. Es ist demnach in diesem Mörtel die grösste Menge des Kalkes bereits in kohlensauren Kalk umgewandelt. Dieses Resultat ist um so beachtenswerther, als der Mörtel nicht einmal ein halbes Jahr- hundert alt war, während andere Analysen, die mit weit älteren Mörteln vorgenommen wurden, zu dem Resultate geführt haben, dass neben einer verhältnissmässig geringen Menge von kohlensaurem Kalk immer eine ziemlich beträchtliche Menge von Atzkalk auch in den ältesten Mörteln vorhanden ist. In vielen Lehrbüchern der Chemie ist demnach auch angeführt, dass sich der Kalk beim Liegen an der Luft nie in neutralen kohlen- sauren Kalk verwandelt, sondern immer nur in ein aus gleichen Mengen von kohlensaurem Kalk und Kalkhydrat bestehendes Pulver zerfällt. Man muss wohl annehmen, dass dies der gewöhnliche Fall ist, wie dies auch in der Abhandlung von J. N. Fuchs, über den Kalk und Mörtel*) geschieht, worin esauf Seite 142 heisst : „Der Zusam- „menhalt des mechanischen Mörtels, um auch darüber noch einiges „zu sagen, wird lediglich bewirkt durch das an den Theilen des „Zuschlages erhärtende Kalkhydrat, an welche es durch Adhäsions- jjkraft so angedrückt wird, wie wenn es auf eine andere Weise „zusammengepresst würde. Es bildet sich dabei immer mehr oder „weniger Kalkhydrocarbonat. Es kann auch später unter gewissen 1) Erdmann's Journal für technische und ökonomische Chemie, Bd. VII, p. 142. 4 30 Bauer. Beiträge zur nüheren Keiiiitniss ,,Umstäiideii alles Wjisser entweichen, und durch Kohlensäure ausge- plauscht werden; allein dieses erfolgt immer nur äusserst langsam, „wie John und Vicat gezeigt haben, und ändert, wie ich glaube, „nichts im physischen Zustande des Mörtels. War zuvor das Kalk- „hydrat compact, so wird auch ein compactes Carbonat entstehen; „war es aher locker, so wird auch nur lockeres Carbonat erzeugt „werden können. Einige Chemiker und Baumeister waren der Mei-- „nung, dass der Kalk des Mörtels durch Aufnahme von Kohlensäure „aus der Luft gleichsam in Marmor verwandelt werde und sich darauf „das Erhärten desselben gründe. Allein es ist nicht einzusehen, warum „gerade ein marmorartiges Product entstehen müsste, und nicht „vielmehr ein der Kreide oder Montmilch ähnliches gebildet wer- „den könnte." Der von mir untersuchte Mörtel, so wie viele andere alte Mörtel die ich sah, zeigen an einzelnen Stellen, wo haselnussgrosse Stücke von ganz in kohlensauren Kalk umgewandeltem Ätzkalk sich befin- den , dass der Ätzkalk bei dieser Umwandlung in eine der Mont- milch vollkommen ähnliche Substanz verwandelt wurde. Bei allen früheren Mörtelanalysen, wie bei der Untersuchung eines 300 und 100jährigen Mörtels durch Petzhol d i) und der Untersuchung eines 303jährigen, 546jährigen und 662jährigen Mörtels, von der Bastion der Bürger-Kavalier in Wien, durch Prof. Sehr Otter*) wurde eine beträchtliche Menge von Ätzkalk in dem Mörtel nachgewiesen, aber alle diese Mörtel waren aus dem Innern der Mauern genommen; der von mir untersuchte Mörtel war, wie oben erwähnt! wurde, blos durch die Übertünchung von der äussern atmosphärischen Luft abgeschlossen. Auch Fuchs theilt in dem ersten Theile seiner oben angeführ- ten Abhandlung (Seite 8) mit, dass man allerdings in alten Mörteln mit Kohlensäure vollkommen gesättigten Kalk gefunden habe. Er selbst hat einen solchen Kalk untersucht der von der Ruine Rinden- burg an der Altmühl herstammte. Aber die Umstände, unter denen diese Umwandlung stattgefunden hat, sagt Fuchs, sind ganz andere. Der Kalk war hier der freien Luft ausgesetzt, wo ihm die Kohlen- 1) Journal für pr.ikUsche Cliemie. Bd. 16, S. 91. 'J Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissensch. Jahrj^. 1848, Abth. 1, S. 234. der Ursache des Erhiirtens der Mörtel heim Altern. 231 säure nicht blos in Gasform, sondern auch mittelst Wasser zugeführt wurde, woraus er sie immer bis zur vollkommenen Sättigung auf- nimmt. Diese Umstände waren nun bei meinem Mörtel gewiss auch vor- handen, denn, wie schon erwähnt, stammte er aus der oberen Decke eines Verkaufsgewölbos, wo also gewiss immer eine nicht unbeträchtliche Menge von Feuchtigkeit in der Luft vorhanden war, wodurch die Kohlensäure diesem Mörtel in sehr reichlichem Masse zugeführt werden konnte. Ich glaube dennoch annehmen zu können, dass die von Fuchs in der ersten Abtheilung ausgesprochene Vermuthung , dass es nur die feuchte Luft ist, durch welche der Kalk beim Liegen an der Luft vollkommen in neutralen koh lensauren Kalk verwand elt werde, durch meine Untersuchung eine neue Beweisstütze erlangt hat. Jedesfalls aber ist dadurch widerlegt, dass diese völlige Um- wandlung in neutralen kohlensauren Kalk, wie aus den Versuchen John's und Vicat's hervorzugehen scheint, und wie auch Fuchs in der zweiten Abtheilung seiner (oben genannten) Abhandlung über Kalk und Mörtel sagt, äusserst langsam vor sich geht. Was die lösliche Kieselsäure im Mörtel anbelangt, so ist die Ent- stehung dieser bereits von Petzhold und Schrötter völlig in's Klare gebracht worden. Man weiss auch, dass man ihrer Bildung nur einen untergeordneten Werth beim Erhärten des Mörtels durchs Altein beilegen kann, indem viele alte felsenfeste Gemäuer mit Mörtel gebaut sind , deren Sand Kalksand ist. So fand ich, dass der Mörtel der sehr alten und festen Mauern der Buinen Bauhenstein, Bauheneck und Merkenstein in der Nähe von Baden mit Dolomitsand bereitet wurde und Kiesel- säure nur in höchst geringer Menge enthält. Beachtenswerth ist indess der Umstand, dass die meisten der bis jetzt bekannten Mörtelanalysen einen gewissen regelmässigen Zusammenhang ihres Alters mit der Menge der darin vorhandenen löslichen Kieselsäure, nicht verkennen lassen. Indess machen die Unreinheit der Materiale und die verschiedenen Umstände, die beim Altern obwalteten, alle Schlüsse unsicher. Es muss daher die Aufklärung dieses Verhältnisses einer eigenen mit reinem Quarz und Kalk vorgenommenen Untersuchung überlassen werden. /CO. 17 234 F i I z i 1) }^ e r. 3. Das Ardennen-Hausschwein {S. Scr. macr. arduennica). 4. Das Poitou-Hausschwein (S. Scr. macr. pictaviensis) . 5. Das Southampton-Hausschwein (S. Scr. macr. antoniensis) . 6. Das York-Hausschwein (^S. Scr. macr. eboracensis) . 1. Das Lincoln-Hausschwein (S. Scr. macr. lincoloniensis) . 8. Das Berk-Hausschwein (^S. Scr. macr. barcheriensis). 9. Das Jersey-Hausschwein (^S. Scr. macr. caesareensis). 10. Das Hereford-Hausschweiii (S. Scr. macr. her for Mensis). H. Doppelte Bastarde gemischter Kreaznng. \. Das italienische Hausschwein (S. Scr. macr. italica). 2. Das Charollais-Hausschwein (^S. Scr. macr. caroliensis) . 3. Das Vellay-Hausschwein (^S. Scr. macr. velauniensis). 4. Das Perigord-Hausschwein ^iS. Scr. macr. petroviensis) . J>. Das Schecken-Hausschwein (^S. Scr. macr. variegataj. 6. Das Craon-Hausschwein (^S. Scr. macr. credoniensisj. 1. Das Quercy-Hausschwein (S. Scr. macr. cadurcensis) . 8. Das Cornwall-Hausschwein (S. Scr. macr. cornubica). 9. Das Suffolk-Hausschwein (S. Scr. macr. sujfolciensis) . 10. Das Bedfüi'd-Hausschwein (S. Scr. macr. befortiensis). 11. Das Norfolk-Hausschwein (^S. Scr. macr. riorfolciensis) . 12. Das Essex-Hansschwein (S. Scr. macr. essexiensis). 13. Das Western-Hausschwein (S. Scr. macr. Westernii). 14. Das Sussex-Hausschwein (S. Scr. macr. sussexiensis). IL Abkömmlinge des japanischen oder weiss- bärtigen Schweines. {Sus leucomystax). A. Auf Zähmung und Zucht begründet. 1. Das chinesische Hausschwein ('iS. leucom. sinensis). B. Einfacher Bastard reiner Kreuzung. 1. Das capische Hausschwein (S. leucom. capensis). C. Einfache Bastarde gemischter Kreuzung. 1. Das portugiesische Hausschwein (^S. leucom. lusitanicus). 2. Das cleve'sche Hausschwein (S. leucom. cliviensis). über die Racen des zahmen oder Hausschweines. 255 III. Abkömmlinge des indischen Schweines. (^Sus crisfatus.J A. Auf Zähmnng und Zucht begründet. 1. Das siamische Haiisschwein (^Sus cristatus siamensis). B. Doppelter Bastard gemischter Rreaznog. 1. Das sardinische Hausschwein (Sus cristatus sardous). IV. Abkömmling des Pap ii -Schweines. (Sus papuensis.) A. Auf Zähmang begründet. 1. Das Papu-Hausschwein (Sus papuensis domesticusj. V. Abkömmling des Sennaar-Sch weines. (Sus sennaariensis.J A. Auf Zähmnng begründet. 1. Das Sennaar-Hausschwein (Sus sennaarieiisis domesticusj. VI. Abkömmling des pinselohrigen Larven- Schweines. (Potamochoerus penicillatus.) A. Einfacher Bastard reiner Rrenznng. 1. Das guineische Hausschwein (P. peuicillatus guineensis) . 17' 206 F i l /. i n g e r. Nachdem ich somit alle mir bis jetzt bekannt gewordenen Racen des zahmen oder Hausschweines, so weit das vorhandene Material es mir gestattete, möglichst genau geschildert zu haben glaube, füge ich zur Vervollständigung dieser Arbeit noch einige Notizen über das Hausschwein in den verschiedenen Ländern von Amerika bei, die ich nach den Beobachtungen von Roulin, Coch- r a n e, R e n g g e r, T s c h u d i, M o 1 i n a und B u 1 1 o k, so wie nach den Bemerkungen von Youatt und Andreas Wagner zusammenge- stellt habe und zum riehtigeren Verständniss, grösstentheils mit ihren eigenen Worten wieder gebe. Die amerikanischen Hausschweine bilden durchaus keine selbst- ständigen Racen, sondern fallen mit den verschiedenen Racen der übri- gen Welttheile zusammen, da sie sämmtlich aus denselben stammen und blos eingeführte Thiere sind, die durch Spanier, Portugiesen, Franzosen, Engländer und andere Nationen nach diesem Welttheile gebracht worden sind. Wie mehrere unserer Hausthiere, ist es da- selbst zum Theile auch wieder verwildert und obgleich es in seiner neuen Heimath auch mancherlei Abweichungen erlitten hat, so bieten dieselben dennoch, so viel bis jetzt bekannf ist, durchaus keine beson- deren Eigenthümlichkeiten dar, die sie von unseren Racen unter- scheiden würden. Obgleich das zahme Schwein von Canada in Nord- Amerika bis nach Patagonien und den Maluinen-Inseln hinab ver- breitet ist, so wird seiner Zucht im Allgemeinen doch nur geringe Sorgfalt zugewendet und dieselbe in vielen Gegenden auch meistens sehr vernachlässigt, denn nur in einigen Provinzen der vereinigten Staaten von Nord-Amerika wird die Schweinszucht mit grösserem Eifer und sorgfältigerer Aufmerksamkeit betrieben. Die ersten Hausschweine, welche nach Amerika gelangten, wurden im Jahre 1493 nach St. Domingo eingeführt und in den folgenden Jahren wurden sie allmählich in alle jene Gegenden gebracht, in denen die Spanier ihre Niederlassungen gegründet hatten. Auf diese Weise sind sie im Laufe eines halben Jahrhunderts in der wei- ten Strecke vom 25. Grade nördlicher, bis zum 40. Grade südlicher Breite heimisch geworden und nirgends scheinen sie vom Wechsel des Klima zu leiden, da sie sich seit ihrer Einführung allenthalben und mit derselben Leichtigkeit wie in Europa fortpflanzen und erhalten. Die meisten Hausschweine, welche man in Neu -Granada trifft, werden aus den heissen Thälern dahin gebracht, wo man sie über die Racen des ziiliinen oder lliiusseliweiiies. 257 in Menge zieht, da ihr Unterhalt daselbst nur wenig kostet. In manchen Jahreszeiten leben sie blos von den wildwachsenden Früchten und insbesondere von den Früchten verschiedener Palmenarten. Den ganzen Tag in Wäldern herumirrend, hat das Hausschwein daselbst fast alle Merkmale des Hausstandes verloren; seine Ohren sind mehr aufrecht gestellt, der Kopf ist breiter und höher geworden und die Färbung beständig, indem es daselbst durchaus nur von schwarzer Farbe angetroffen wird. Die Jungen sind ähnlich wie die Frischlinge vom europäischen Wildschweine gezeichnet, indem sie fahle Längs- streifen auf schwarzem Grunde zeigen. Ihre Behaarung ist dünn und sie haben fast ganz das Aussehen eines jungen Wildschweines von dem- selben Alter oder eines Thieres bis zu einem oder anderthalb Jahren. So sind die Hausschweine, welche man ans denThälern vonTocayma, Cunday, Melgar u. s.w. nach Bogota bringt. Anders verhält es sich mit dem Hausschweine der Paramos oder der höheren Gebirge, die mehr als eine Höhe von 7.500 Fuss über dem Meeresspiegel haben. Das- selbe ist klein und unansehnlich, in Folge des Mangels an zureichen- der Nahrung und der beständigen Einwirkung einer heftigen Kälte und erhält durch die dichte und fast krause Behaarung, so wie auch durch das wollige Grundhaar, welches sich bei manchen von ihnen bisweilen findet, eine noch weit grössere Ähnlichkeit mit unserem Wildschweine, als das mehr zahm gehaltene Schwein der Thal- gegenden. In manchen heissen Bezirken kommt das Hausschwein von braunrother Färbung vor, ähnlich jener des jungen weissschnau- zigen Bisamschweines oder des Pekari. Aber auch in Melgar und den übrigen Thalgegenden ist das Hausschwein nicht immer einfarbig schwarz, sondern kommt nicht selten auch mit einer breiten weissen Querbinde vor, die sich gleichsam wie ein Gürtel um die Seiten und den Bauch zieht, und gewöhnlich auf dem Rücken zusammenfliesst, wobei sie entweder dieselbe Breite beibehält, oder sich zuweilen auch verschmälert. Die jungen Thiere dieser Farbenabänderung sind eben so wie die der übrigen Hausschweine jener Gegenden mit fahlen Längsstreifen am Leibe versehen. Das Fleisch dieser halb- wilden Schweine schmeckt viel besser als das der zahm gehaltenen, welches durch die Fütterung mit alten Fischen und allerlei Unrath meist einen ranzigen und wiederwärtigen Geschmack erhält. Die einzige Race des Hausschweines in Columbien, welche der franzö- sischen ähnlich ist, wurde erst vor ungefähr fünfzig Jahren in jenes 258 F i l z i n g e r. Land eingeführt, doch kam sie nicht aus Edropa, sondern wurde aus den nordamerikanischen Staaten dahin gebracht, wo diese Race in der Gegend von New-York schon seit htnger Zeit gehalten wurde, unter einem dem europäischen Himmelsstriche sehr ähnlichen Klima lebte und so wie bei uns einer sorgsamen Pflege genoss. In Paraguay ist das zahme Schwein erst spät von den Spaniern eingeführt worden, doch ist ihm das Klima dieses Landes keineswegs sehr zuträglich. Es ist daselbst von weisser Farbe, wird aber weder so gross, noch so fett wie das europäische Hausschwein, und wirft auch keine so grosse Zahl von Jungen , wie denn auch sein Fleisch durch die Verpflanzung unter diesen Himmelsstrich viel an Wohl- geschmack verloren hat. In der Provinz Buenos-Ayres werden in manchen Meiereien verwilderte Schweine gehalten, die von schwarzer Farbe sind, sich aber weder in der Gestalt, noch in der Farbe von den der dortigen zahmen Schweinen unterscheiden und dem europäischen Wild- schweine nicht tiäher stehen als diese. Dagegen trifl't man an der Küste von Peru und insbesondere in dem niederen Gebüsche längs der Flüsse ziemlich häufig verwilderte Schweine von fast unglaublicher Grösse an und in der Nähe von Lima, in Caraponga und Huachipa werden bisweilen manche erlegt, die wegen ihrer Grösse und Stärke bei den Bewohnern oft Staunen erregen. Diese grossen Thiere, welche für den Jäger stets gefäiir- lich sind, sind immer alte Eber, die sich waiirscheinlich früher von den zahmen Heerden getrennt hatten, oder vielleicht auch im Walde geworfen worden sind. Die geschätzteste unter den Schwein-Racen in Peru ist gross, kurzbeinig, mit langen hängenden Ohren, und zeichnet sich durch sehr spärlich gestellte Borsten und die schiefer- graue Färbung der Haut aus. Sie nähert sich daher in mancher Beziehung sehr der italienischen Race. In Chili ist das zahme Schwein von derselben Bildung und Grösse wie das gemeine europäische Hausschwein und gewöhnlich auch von weisser Farbe. In Brasilien werden Schweine von den verschiedensten Racen gehalten, und man findet daselbst auch das chinesische, siamische, capische, portugiesische und in manchen Gegenden auch selbst das guineische Hausschwein, durch deren wechselseitige Kreuzung die mannigfaltigsten Bastarde hervorgegangen sind. Nicht selten über die Raceu des zahmen oder Hausschweines. 2o9 wird das Hausschwein in Brasilien aber auch im verwilderten Zustande angetroffen. Die Schweine auf den Mal ui nen- oder Falklands-Inseln sind von den Franzosen und Spaniern dahin gebracht worden und sind heut zu Tage ganz verwildert, daher sie sich auch in ihrem Äusseren sowohl, als auch in ihrer Lebensart, sehr unserem euro- päischen Wildschweine nähern. In Nord -Amerika wird der Schweinszucht weit mehr Aufmerk- samkeit als in Süd-Amerika geschenkt, und zwar sowohl in Mexico, wo das Hausschwein zuerst durch die Spanier eingeführt wurde, als auch in den vereinigten Staaten, wohin es durch die englischen An- siedler gelangte, und wo man dermalen schon die meisten der besseren englischen Racen trifft. In den nördlicheren Theilen von Nord-Amerika hat sich das Hausschvvein in verhältnissmässig kurzer Zeit sehr weit und in unglaublicher Menge verbreitet. Hier reicht es bis nach Canada hinauf und wird daselbst ungeachtet der nördlichen Lage dieses Landes in so ungeheuerer Anzahl angetroffen, dass man dort schon im Jahre 1808 nach den amtlichen Aufzeichnungen 212.000 Stücke zählen konnte. In sehr vielen Gegenden kommt es auch verwildert vcr und hat ganz die Sitten unseres europäischen Wildschweines ange- nommen. Zwei merkwürdige, beim Hausschweine bisweilen vorkommende Abnormitäten sind das ein hufige und das fünfzehige Haus- schwein. Beide sind als keine besonderen Racen zu betrachten, obgleich sich die ihnen zukommenden Eigenthümlichkeiten hie und da bisweilen auch auf ihre Nachkommen fortpflanzen , und somit vererben. Das einhufige Hausschwein ist dadurch aus- gezeichnet, dass die beiden vorderen Klauen, durch Verwachsung derselben in ein einziges Stück, mit einander verschmolzen sind, wodurch sie auch eine grosse Ähnlichkeit mit dem Hufe des Pferdes erlangen. Bisweilen ereignet es sich aber auch, dass sich ausser den beiden getrennten Afterzehen noch eine dritte verkümmerte und mit einer Klaue versehene Zehe zwischen den beiden Vorderzehen einschiebt und mit denselben verwächst, in welchem Falle man jedoch fast immer die einzelnen Stücke, aus denen die Klaue zusammen- gesetzt ist, ziemlich deutlich unterscheiden kann. Solche einhufige Hausschweine wurden schon zur Zeit der alten Griechen und Römer in Illyrien und Pannonien gefunden und kommen noch heut zu Tage 260 Kitzinger. Über die Racen des zahineu oder Hausschweiues. daselbst vor, so wie nicht minder auch in Polen und der Moldau. Eben so wird das einhufige Hausschwein auch in Schweden und namentlich in der Gegend von Upsala und einigen Gegenden von Smaland getroffen, und es ist wahrscheinlich, dass diese Abnormität zeitweise auch noch in manchen anderen Ländern vorkommt. Jeden- falls gehört sie aber nicht zu den gewöhnlichen Erscheinungen, da sie im Allgemeinen nur sehr selten auftritt und blos in solchen Gegenden häufig vorkommt, wo man einereine Nachzucht derselben zu erhalten sucht. Weit seltener noch als das einhufige, ist das fünfzehige Hausschwein, bei welchem sich ausser den gewöhnlichen vier Zehen, noch die rudimentäre Daumenzehe entwickelt. Es ist dies eine Missbildung, welche jedenfalls zu den merkwürdigsten und seltensten Erscheinungen gehört, und es scheint, dass sie bisher ausser in Preussen, noch in keinem anderen Lande beobachtet wurde. Vorgelegte Driicliselniften. XV Vorgelegte Drnekschrifteu. Nr. IS. Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. CVI, Hft. 1 und 3. Beiträge zur Paläontographie von Österreich. Herausgegeben von Franz R. v. Hauer. I. Bd., t Hft. Wien und Olmütz, 1858; 4o- Cos mos. XII. vol. 22 liv. Jahrbuch, neues , für Pharmacie und verwandte Fächer. Band IX, Hefts. Jahresbericht über die Fortschritte der reinen, pharmaceutischen und technischen Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie. Herausgegeben von Justus Lieb ig und Hermann Kopp. Regi- ster zu den Berichten für 1847 bis 18S6. Kritische Zeitschrift für Chemie, Physik und Mathematik. 1858. 2. Heft. Verhandlungen der kaiserlichen Leopoldinisch - Karolinischen Akademie der Naturforscher. Bd. XII, I. Abtheilung. Vereeniging, naturkundige in Nederländsch Indie. Tydschrift. Derde Serie. Deel II, aflevering Ven. VI. Batavia, 1857; 8ö- — Act^. vol. I et II. 4o- Wiener medicinische Wochenschrift, 1858. Nr. 21, 22, 23. 17* SITZUNGSBERICHTE KAISERLICHEN AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXX. BAIVD. "SITZUNG VOM 17. JUNI 1858. m 16. 2C) SITZUNG VOM 17. JUNI 1858. Eiu^eseudetc Abhandinng. llber die Entmischung des Weingeistes in Folge spontaner Verdunstung. Von Dr. August Vogel jiin., k. Univei'sitäts-Professor und Akademiker in München. (Mit 1 Tafel.) Eine genauere Kenntniss des Verdampfungsverhältnisses des reinen Alkohols zum \\'asser, welches aus einem Weingeiste durch spontane oder absichtliche Verdampfung entweicht, muss für man- nigfache technische Fragen nicht ohne Interesse erscheinen, unter anderen bei der Destillation, beim Lagern des Spiritus in Fässern, beim Schaalwerden geistiger Flüssigkeiten etc. Ich habe desshalb durch eine Reihe directer Versuche die näheren Anhaltspunkte für diesen Gegenstand zu ermitteln gesucht. Zunächst begann ich damit, eine gewogene Menge wässerigen Alkohols der spontanen Verdampfung zu überlassen. Nach einigen Tagen wurde die Wägung des Alkohols wieder vorgenommen , dessen specifisches Gewicht genau hei 15,5" C. genommen, und derselbe sodann abermals wäh- rend einiger Tage der spontanen Verdampfung ausgesetzt. Die Bestimmung des specifischen Gewichtes geschah in den von mir zu diesem Zwecke construirten speeitischen Gewichtsfläschchen i). Da jedoch bei der Füllung und Ausleerung derselben jedesmal ein geringer Verlust an Flüssigkeit stattfinden musste, so wurde dieser 1) über die spec. Gewichtsbestimmung' von Flüssigkeiten. Gelehrte Anz. 18o7. 6. Mai. 18' 2f)2 V o g- e I. Über die Entmischung- dos durch Zurückwägen *) bestimmt , dann aber berechnete ich in den Tabellen die Gehalte an Alkohol und Wasser auf das ursprüngliche der spontanen Verdampfung ausgesetzte Gewicht. Es erstreckten sich diese Versuche zunächst auf 3 Alkohole von verschiedenem Gehalte, nämlich von 84,64 Gew. Proc, 49,55 Proc. und 10,08 Proc. an absolutem Alkohol. Dies geschah aus dem Grunde, weil allenfallsige Verunreinigungen sich offenbar in dem aus 84,64 procentigen durch spontane Verdampfung auf tOprocentigen herabürekommenen Alkohol beträchtlich anhäufen mussten; nament- lieh gilt dies von Spuren nicht völlig entfernten Fuselöles, wodurch das Resultat der speciOschen Gewichtsbestimmung beeinträchtigt werden müsste. Die Reduction des specifischen Gewichtes auf Gewichtsprocente geschah nach den von Fowi»es ausgearbeiteten Tabellen, welche sich bei früheren Controlbestimmungen als besonders zuverlässig ergehen hatten. Die Capacität des zu den specifischen Gewichtsbestimmungen dienenden Fläschchens ergab sich zu : Spec. Gew. Fläschchen -|- Stativ -f Wasser . . 12,301 Gramm. » 5? 5? -|- 55 o,oOo „ i. e. Volumen Wasser 6,696 „ Die erste Versuchsreihe , wobei ein 85 procentiger Alkohol der spontanen Verdampfung ausgesetzt wurde, ergab folgende unmittel- bare Wägungen. Erste Versuchsreihe. Tara des Verdunstungsgefässes 71,26 Gramm. Nr. 1. Den 4. März. Gewicht-Brutto 2) 186,11 Volumen Alkohol-Brutto 3) . . . 11,207 ^) Das Zurückwagen ist in den folgenden TabeUen der Kürze wegen mit dem Aus- drucke „nach der Operation" bezeichnet. 2) D. i. Verdunstungsgefiiss + Verdunstungsflüssigkeit. ^) Fläschclien mit Stativ -j- Alkohol. Weingeistes in Folge spontaner Verdunstung'. 203 Blr. 2. Den 0. März. Gewicht-Brutto 159,99 Nach der Operation 1S9,61 Volumen Alkohol 11,236 Kr. 3. Den 8. März. Gewicht-Brutto 146,04 Nach der Operation 14S,80 Volumen Alkohol 11,255 Nr. 4. Den 10. März. Gewicht-Brutto 133,52 Nach der Operation 133,29 Volumen Alkohol 11,276 Bir. 5. Den 13. März. Gewicht-Brutto 116,49 Nach der Operation 116,21 Volumen Alkohol 11,311 Nr. 6. Den 16. März. Gewicht-Brutto 104,35 Nach der Operation .104,11 Volumen Alkohol 11,358 Nr. 7. Den 19. März. Gewicht-Brutto 92,72 Nach der Operation 92,42 Volumen Alkohol 11,451 Nr. 8. Den 22. März. Gewicht-Brutto 83,70 Nach der Operation 83,27 Volumen Alkohol 11,589 Nr. 0. Den 24. März. Gewicht-Brutto 78,18 Volumen Alkohol 11,79 12 (j 4 Vogel. Über die Eiiliitiseiiung' -. o 000^105Wt*>WJ>i __^ p p p p o "^ o o CO o CO CO CO 00 o CO *^ c^ ><^ p p p p p p p p p CO 00 oo CO 00 Go bc CO oo ^5r/WPH ^(/w^a/// etc. 27«) Über spontane Dehiscenz des Tegmen tympani und der Cellulae mastoideae. Von dem w. M., Herrn Regierungsrath Prof. Hyrtl. (Mit I Tafel.) Kein Anatom hat das Verhältnlss der vorderen inneren Fläche (Wand) der Felsenbeinpyramide zurTrommeliiöhle so genau geschil- dert, als Henle 9- Er benennt den über die Paukenhöhle zur Schuppe herübergespannten, und mit letzterer durch die Sutura petroso- squamosa verbundenen Antheil dieser Wand als Tegmeii tympani. Das Tegmen ist von dem massiven, d. i. nicht unterhöhlten Theile dieser Felsenbeinwand schon vermöge seiner Durchsichtigkeit leicht zu unterscheiden. An einer anderen Stelle 2) erwähnt Henle die verschiedene Mächtigkeit des Tegmen tympani, und das öftere Vor- kommen von Zellen an seiner unteren, der Paukenhöhle zugekehr- ten Wand, so wie an einer dritten 3) die unmittelbare Fortsetzung der Decke der Paukenhöhle in die Decke der Zellen des Warzen- fortsatzes. Bei der jährlich sich wiederholenden Vornahme des Schläfe- beins zur Demonstration der Paukenhöhle kamen mir öfters Felsen- beinpyramiden zur Hand, an welchen tbeils im Tegmen tympani, theils in der Decke der Cellulae mastoideae, theils an andern Stellen, jedoch immer im Bereiche der pneumatischen Höhle dieses Knochens, abnorme Öffnungen existirten, durch welche sich Sonden oder Bor- sten in die Zitzenzellen, oder direct in das Cavum tympani einbrin- gen Hessen. Ich habe von diesen Öffnungen keine weitere Notiz genommen, und nur ihr Vorkommen in meinem Tagebuche angemerkt. Da ich nun zugleich seit längerer Zeit die geöffneten Schädel aller *) Handbuch der System. Anatomie. I. Bd. I. Ahtheil. pag. 139. 2) Lib. eit. pag. 147. *) Lib. eit. pag. 149. Sitib. d. mathem.-naturw Cl. XXX. Bd. Nr. 16. 19 276 H y r t 1. {Uli' die Anatomie gehi aciitcn Leiclieii macei'iren und aufbewahren liess, um über ein reichliches Material zum Nachsehen abnormer Vor- kommnisse verfügen zu können, so nahm ich Anlass, als sich auch heuer ein Schläfebein mit melirfaelien (Öffnungen seiner pneumati- schen Höhle zum Schulgebrauche aufgetischt fand, diese zahlreiche Schädelsammlung zu durchgehen, um über die Häufigkeit und Örtlich- keit der bemerkten Anomalie zum Abschlüsse zu kommen. Ich stellte 34 geötfnete Schädel und 62 isolirte Schläfebeine mit OfTensein des Camim tympmii oder der Cellnlae mnstoideae zusammen, deren Vergleichung zu folgenden Resultaten führte. 1 . Die von Heule erwähnte Durchsichtigkeit der oberen Wand der Paukenhöhle kann bis zum partiellen Schwunde derselben zu- nehmen. Es fallen dann Löcher im Tegmen tympani aus, welche von der Kleinheit eines Nadelstiches zu Hirse- und Hanfkorngrösse gedeihen, einzeln oder gruppirt stehen, und im letzteren Falle durch Zusammenfliessen bei zunehmender Grösse, unregelmässige, buchtig geränderte Lacunae erzeugen, welche, da sie das mehr oder weniger feinlückige Zellenwerk an der unteren Fläche der oberen Pauken- höhlenvA'and aufdecken, einem minder Vertrauten für Caries imponi- ren könnten. — Der höchste Grad der Verdünnung der betreffenden Knochenwand geht natürlich der Durchlöcherung voran. Man findet derlei Pyramiden mit blasig aufgetriebener, oder planer, selbst wie eingesunken erscheinender Paukendecke, welche sich unter dem Fingernagel biegt und einbricht, und mit der Stahlsonde oder Nadel- spitze, ohne den geringsten Widerstand zu leisten, zu durchbohren ist. Die Knochenerde scheint zuerst durch Resorption zu schwinden, der Knochenknorpel zuletzt. Das Durchscheinendwerden und die Weichheit der zum Durchbruch sich anschickenden Stellen sprechen dafür. Es finden sich desshalb Fälle, wo die Stellen späteren Durch- hruchs noch wie mit einem gelblichen Häutchen (Knorpel) verschlossen erscheinen, welches der Maceration längeren Widerstand leistet, und erst durch Siedhitze zerstört und aufgelöst wird. Ist der Durchbruch ein vollständiger, so deckt ihn im frischen Knochen nur die harte Hirnhaut. 2. Am häufigsten ereignen sich die Perforationen des Tegmen tympani üa jener Stelle, welche über und etwas hinter dem Ham- mer-Ambosgelenke liegt. Diese Stelle ist gewöhnlich selbst an Schläfeknochen junger Individuen durch eine sanfte Wölbung und über spontane Dehiseen/ des Ti-f/inrn (i^Dipoii ii. der Ccllidue innntnidfae . 277 graulich diirclischeineiide Farbe kenntlich. Fast eben so häufig findet sieh ein Durchbruch am hinteren Abschnittder oberen Paukenhöhlen- wand, nahe an der Sntura petroso-squamosa. Die meisten Schläfe- beine mit blasiger Auftreibung der vorderen Wand der Pyramide an dieser Stelle, lassen ihn in grösserem oder geringerem Umfange erkennen. Zuweilen greift der Schwund der Knochenwand selbst über jene Nath in den unteren hinteren Theil der Schläfebeinschuppe über, welcher dann in seinem Inneren lufthaltende Zellenräume führt, welche mit den Zitzenzellen communiciren. An der Grenze des Schuppen- und Warzentheils , w^elche öfters durch einen Wulst von compacter Knochensubstanz äusserlich gekennzeichnet wird, tritt die spontane Eröffnung seltener ein, als in der oberen Wand der Zitzen- zellen, wo sie in grösserer oder geringerer Entfernung vom Snlcus petrosus superior angetroffen wird. 3. Seltener findet sich die Durchlöcherung des Tegmen tym- pani in der Nähe des Hiatus canalis Fallopiae, auswärts von ihm, oder mit ihm zusammenfliessend , oder längs der oberen Wand der knöchernen Ohrtrompete. 4. OfTenseinder Cellulae mastoideae findet sich, nebst der schon berührten Perforation ihrer oberen Wand gegen die Schädelhöhle zu, noch an folgenden Orten : a) Im Sulcus petrosus superior, hinter seiner Kreuzung mit dem dem Catialis semicircularis superior entsprechenden Wulste der Felsenbeinpyramide. Wo dieser Sulcus in den Snlcus sig- moideus des Warzentheils einmündet, sehe ich in drei Fällen mehrfachen Durchbruch der Zitzenzellen vor mir. Besondere Tiefe der Furche oder ungewöhnliche Geräumigkeit der Zellen dient ihm zur Veranlassung. Mit dieser Art von Durchbruch der Zitzenzellen darf ein Loch nicht verwechselt werden , wel- ches zuweilen im Grunde des Sulcus petrosus superior gesehen wird, und einer Vena diploHica zur Einmündung in den oberen Felsenblutleiter dient. Ein solches Loch ist immer kreisrund und einfach, während eine spontane Dehiscenz eine Öffnung cum margine crenato bedingt. b) Eben so oft sehe ich die Zellen des Warzenfortsatzes in den Siynis sigmoideus der Pars mastoidea dehisciren. Durchschei- nende Stellen uwSidcus sigmoideus sind sehr häufig zu bemer- ken. An einem rechtseitigen Schläfebein eines Erwachsenen 19" 278 " y t "■ von ungevvöhnliehei' Stärke wechseln durchsichtige Steilen und Löcher von der Grösse eines Steciinadelltopfes im Grunde des genannten Suicus so mit einander ab, dass eine förmliche sieb- artige Durchlöcherung gegeben ist. c} Am seltensten erfolgt der Durchbruch der Zitzenzellen nach aussen durch die Rinde des Warzenfortsatzes. Ein sehr genauer Beobachter ') bemerkte, dass die Begrenzungswand der Zitzen- zellen eine sehr verschiedene Dicke besitzt, welche gegen die Spitze des Warzenfortsatzes zu bis auf 0-1'" abnehmen kann, während sie gegen die Basis desselben hin bis 3'" beträgt. Weder Alter, noch Geschlecht , noch Grösse des Fortsatzes bestimmen diese Verschiedenheit. Bei einer Dünne der Wand von 0-1 '" wird es keine grosse Abnahme derselben erfordern, um Perforation zu setzen. Ich finde diese immer nur in der Incisura mastoidea, und zwar zweimal an der inneren Wand der äusseren, längeren und breiteren Lefze derselben, in unmit- telbarer Nähe der Spitze. An der inneren Lefze vermisste ich sie durchaus, was wohl damit zusammenhängen mag, dass die Cellulae mastoideae sich in der Regel nicht in die innere Lefze der Incisura mastoidea fortsetzen, welche entweder gänzlich aus compacter Knochensubstanz besteht, oder wenn sie Zellen führt, diese keine pneumatischen, sondern Diploezellen sind. An der dem Meatus auditorius eoetermis zugekehrten vordem Fläche des Processus mastoideus findet sich beiläufig in ihrer Län- genmitte nicht gar selten eine umschriebene, bauchig hervorragende oder eingesunkene durchscheinende Stelle, an welcher ich jedoch nie eine Durchlöcherung vorkommen sah. 5. Eine an der vorderen Wand des Meatus auditorius e.vternus osseus öfters zu sehende Öffnung von sehr verschiedener Grösse und Form beruht aufUsur dieser Wand durch den Gelenkskopf des Unter- kiefers, welcher bei zahnlosen Kiefern in Folge der in grösserem Masse ausführbaren Hebebewegung des Kiefers , nicht mehr allein im Cavum glenoidale des Schläfebeins spielt, sondern im Maximum der Hebung des Kinnes sich an die vordere Wand des äusseren Gehör- gaiigs anstemmt, und sie durch Druck zum Schwinden bringt. Ich habejedoch diese Öffnung, welche von der in jugendlichen Schläfebeinen ij lliisciike, in Sömmering's F^ehre von den Eingeweiilen und Sinnesorg-sinpn, p. 832. Üljcr spontane Üehisconz des Teymrn ii/inpani ii. der Cellidac mastoideac. Ji 7 1) vorkommenden, noch nicht ossificirten Lücke wohl zu unterscheiden ist, auch an Schädehi mittlem Alters mit guten Zähnen gefunden. Sie gehört eigentlich nicht hieher, da ich hlos üher die ÖfTnungen des Tympanum und der CeUnlae mastoideae referire. 6. Die spontane Erötfnung der Trommelhöhle oder der Zitzen- zellen kann keine Altersmetamorphose sein, da sie auch an Schädeln jüngerer Individuen vorkommt, ohwohl in geringerem Masse, und an sehr alten Schädeln mit Schwund- und Durchlöcherung an anderen Stellen öfters fehlt. Seihst an solchen Schädeln, deren Knochen auffallend dick und stark sind, hahe ich sie gesehen. An Atrophie als ursächliches Moment ist somit nicht zu denken. Die Mehrzahl der Fälle betraf jedoch solche Schädel, deren Knochengerüste nicht zu den starken gehörte, und deren Form eine sehr ausgesprochene doli- chocephalisehe war. Blasige Auftreibung des Tympanum und der Cellulae mastoideae fehlt selten. An jungen Individuen sind dieDurch- bruchsöffnungen immer klein , und meist von rundlichen, durchsich- tigen, aber noch geschlossenen Stellen inselartig umgeben. An alten dagegen erscheinen die Öffnungen umfänglich, ihre Ränder kraus oder feinzackig, als Ausdruck eines stattgefundenen Zusammen- fliessens mehrerer kleinerer Öffnungen , durch Schmelzung der Zwischenbrücken. 7. Das Geschlecht scheint nicht ganz ohne Einfluss auf das Zustandekommen dieser Öffnungen zu sein. Unter den 34 Schädeln mit Perforation waren 21 weibliche, und da die weiblichen Leichen, welche'auf die Anatomie kommen, meistens von ptierperae sind, lässt es sich wenigstens vermuthen, dass der in der Gravidität gestei- gerte Bedarf an Knochenerde, diese auch aus Knochenflächen her- nimmt, welche ihrer schon gegebenen Dünnheit wegen früher oder später zum Durchbruch kommen mussten. 8. Unmöglich wäre es auch nicht, dass die vielen Menschen zur Gewohnheit gewordene üble Art sich mit dem möglichsten Eclat so zu schneuzen, dass sie roth und blau werden, ihre Augen über- gehen, und anständigen Zeugen solcher ohne Nutzen und ohne Grund an der eigenen Nase geübten Gewaltthat förmlich unheimlich wird, einigen Antheil hat an dem Zustandekommen unserer Anomalie. Wenn der Druck strotzender Venen Knochen wände so verdünnen kann, dass sie endlich sich öffnen, wie man an den den Bulbus der Jugularvene nach oben und hinten umgebenden Knochenflächen, und an denWan- 280 II y >• . düngen des Cnnalis condyloideus posterior, durch welchen ein zuwei- len sehr starkes Emissarium Santorini verlauft, sehen kann; wenn man ferner die Aushiegmigen in Anschlag bringt, welche Knochen- ebenen durch Druck nachbarlicher luft- oder flüssigkeithaltender Organe unter gewissen Umständen erfahren, so wird auch zugege- ben werden können, dass ein so hoher Grad von Verdichtung der Luft in der Rachen-, Pauken- und Zitzenhöhle, wie er den schmettern- den Explosionen solchen Schneuzens vorausgeht, auf die Auswei- tung der genannten Höhlen, und sofern sie knochenumfangen sind, auf Disteution und endlichen Durchbruch derselben hinwirken kann. „Gutta cavaf lapidem, non vi sed saepe cadendo." Der früher angeführte Umstand, dass es meist aufgeblähte Tympana^xwÄ, an wel- chen die Perforation gesehen wird, spricht zuGunsten dieser Ansicht. 9. Von Gefässöffnungen im Tegmen tympani, durch welche Zweige der Arteria meningea media zur Schleimhaut der Trommel- höhle gelangen, sind die hier erwähnten Öffnungen wohl zu unter- scheiden. Erstere befinden sich in oder dicht an der Sutura petroso- Hquamosa, und besitzen nie jene Grösse, welche den letzteren in höheren Stadien der Perforation zukommt, da die Gefässe, welche sie durchlassen, fast zu den capillaren gehören. In pathologischer Beziehung sind die erwähnten Vorkommnisse am Schläfebein nicht ohne Bedeutsamkeit. Schon die normale stel- lenweise Dünnheit der oberen Paukenhöblenwand erklärt es, warum bei Eiteransammlungen im Cavo tympani gewöhnlich diese Wand zuerst durchbohrt, wird. Lebert bemerkt in seiner ausgezeichne- ten Abhandlung über die Entzündung der Hirnsinus «). „Wir haben durch Caries Substanzlücken entstehen gesehen , welche fast den ganzen Raum zwischen Perus acusticus internus und externus einnahmen, wobei jedoch gewöhnlich der ob er e Durchbruch in die Schädelhöhle nur an einer oder an mehreren durch Knochenbrücken verbundenen Stellen stattfand. ''^ Die Öffnungen im Tegmen tympnni können umgekehrt intracranielle Abscesse sich in die Paukenhöhle und durch die zerstörte Trommelhaut nach aussen ergiessen lassen, ohne cariöse Zerstörung des Tegmen tympani voraussetzen zu müs- sen. — Sollte die Aubohrung der Zellen des Zitzenfortsatzes, welche seit dem durcb diese Operation veranlassten Tode des königl. dänischen M Archiv für i.atliol. Aii;it. 0. 15.1. W. Ufft, |.iif;. ;{'J2. \jl>ev spontane Dehisccnz des Teytnen n/niponi u. der Cellulae mastoideae. 28 I Leibarztes Jnst Berger in Verruf gerieth, wieder aufgenommen werden, so dürften die früher gemachten Bemerkungen über die Dünnheit oder abnorme Eröffnung der diese Zellen deckenden Kno- ehenwand an der inneren Fläche der äusseren Lefze der Incisura mastoidea oder an der vordem Wand des Processus mcistoideus, pas- sendere Einstichstellen des Perforativ wählen lassen, als die bisher einzig hiezu gebrauchte äussere Wand abgeben kann. Ich sollte meinen, dass ein durch vergleichende Prüfung desPercussionsschalles des Warzenfortsatzes geübtes Ohr, am Lebenden auszumitteln ver- mag, ob der Processus mcistoideus überhaupt, und an welcher Stelle insbesondere grosslückig und somit dünnbewandet ist. — Die eben berührte Vergrösserung der Cellulae mastoideae gegen den Sulcus sigmoideus und petrosus superior zu, kann eine Verpflanzung der Otitis interna auf diese beiden Sinus nur begünstigen, und L e b e r t bemerktin Übereinstimmung hiemit, bei Felsenbeincaries besonders den Sinus transversus und die pe^ros/ mit Eiter gefüllt gefunden zu haben. Purulente Ansammlungen in der Paukenhöhle hat man durch spontane Eröffnung der Cellulae mastoideae sich einen Entleerungs- weg nach aussen bahnen gesehen *)• Ebenso können die Producte einer oberflächlichen Caries des Warzenfortsatzes auf die leichteste Weise in die Paukenhöhle gerathen, wie denn schon J. L. Petit daraufhinwies, dass Abscesse hinter dem Ohre öfters durch Druck verschwinden gemacht werden können. Ich bemerkte schon an einem anderen Orte 2), dass geringfügige mechanische Einwirkungen, Bruch der äusseren Lamelle des War- zenfortsatzes, und in Folge dieses Bruches emphysematöse Geschwülste hinter dem Ohre veranlassen können. Um wie viel leichter wird die- ses geschehen können, wenn nur das Periost allein die äussere Zellen wand bildet. Ilieher gehört ohne Zweifel das von Chevance in der Union medicale angeführte Emphysem, welches sich bei einem 33 Jahre alten Mineur nach einem Falle auf die Füsse einstellte, sich vom linken Ohre bis in die Nähe des rechten , und von der Nackengegend bis zur Stirne erstreckte. Man hatte an einen Bruch des Felsenbeins „au niveau de la caisse du tympan" , oder an eine Diastase der Näthe gedacht, welche Annahme das übrige Befinden ') R i 0 li e t , Traite danatoiiiie med. cliir. I'reiniere parlie, pag. 23(5. 2) Uandbueli der topograpliiselieii Anatomie 3. AiiH. 1. Bd. pag-. 2'i4. 282 Hyill. über siionliiru' Deliiseenz des Te/jmcn /ympnui etc. des Kranken nicht rechtfertigte. Jar javay scheint den Fall richti- ger beurtheilt zu h.iben, wenn er ihm eine „perforation des cellules mastoidieiines par suite de l' ubsorption" zu Grunde legti). Man hat ähnliche Emphyseme auch an der Stirn nach Verletzung der vorde- ren Wand der Sinns frontalen auftreten gesehen; warum sollten sie unter so günstigen Umständen, wie sie der Warzenfortsatz bietet, nicht auch auf seinem Grund und Boden sich ereigner. Haben die Cellulae mastoideae sich gegen die Fossa sigmoidea des Warzenfortsatzes oder den Sulcns petrosus superior entwickelt, und sind sie von den in diesen Furchen eingebetteten Blutleitern der harten Hirnhaut nur mehr durch membranöse Septa getrennt, so ergibt sich , wie cariöse Processe im Camini tympani auf diesem Wege weit leichter als auf anderem , Entzündung dieser Blutleiter oder Jaucheerguss in dieselben veranlassen, und sofort schnell tödtlich werden können. Erklärung der Abbildungen. Fig. t. Linkes Schläfebein von innen gesehen. An der Felsenbeinpyramidc er- scheint bei a ein Durchbruch der Cellulae mastoideae in den Sulciis pe- trosus superior. b, c, d sind Durchbrechungsstellen des Tegnwti tympani. Fig. 2. Linkes Schliifebein. Innere Ansieht der vorderen (oberen) Fläche der Pyramide mit den Durchbruchstellen. a Dehiscenz der Cellulae mastoideae in die Schädelhöhle. b Dehiscenz des Tegmen tympani über dem Gelenke des Hammers und Amboses. c Dehiscenz in der Nähe des Foramen Tarini fApert/tra sptiria canalis FallopiaeJ. 1) Tiaite danatoinie cliir. Tom. U. pag. 230. lyrtl. rdifv spoiil.-iiie Dt'liisfciiy; des Tc'fiiifii tymjt.'tiii t'tc Fifi.A F,yz. ^.adnat.del. A.1L< il Iv.r.ITi if T.^^a :rt,l,V .Sit7,un<.•.^■l^.(l.k.AkiMl .ll W Ul i.tll IUI I lllW. (' 1. XX.X . Bil X" l(;.l<"i.i«. Hiiidinge r. Nachiklit ;ai.s Hin. v. Tchi li a tchef's diesjiihi igor Reise. 283 Nachricht aus Herrn P. von Tchihalchefs lUesj'uhrUjer Reise in Kleinasien. Von dem \v. M. W. Haidinger. Aus einem Schreiben des Herrn v. Tchiiiatchef von Sanisun iuii 24. M;ii, das ich so eben erhielt, habe ich die Ehre der hochver- ehrten Classeeine Miftheilung vorzulegen: eine klimatische Übersicht auf einer schnellen Fahrt durch 34 Längengrade von Paris, von wo Hr. V. Tchihatchef am 11. April abreiste, bis Samsun unter der so ungewöhnlichen Entwickelung der diesjährigen Frühjahrs-Tempera- turverhältnisse. „Seit ich Wien verliess, schreibt Hr. v. Tchihatchef, entfaltete sich immer mehr und mehr das merkwürdige Bild der klima- tischen Widersprüche, welches diesem Jahre zum charakterischen Stempel aufgedrückt zu sein scheint, indem nämlich der Norden fast überall in die Rechte des Südens getreten ist, und vice versa. Das fortschreitende Absterben des Frühlings, welches mir auf meinem Wege von Paris nach Wien so aufgefallen, war ich geneigt für ein locales Phänomen zu halten und tröstete mich mit der Hoffnung, dass von Wien aus alles wieder den normalen Gang annehmen würde; allein je mehr wir die Donau hinunter steuerten, umsomehr schien sich Alles winterlicher zu gestalten und kaum waren wir aus den Mündungen des mächtigen Stromesheraus gelangt, so umfing uns schon der ungastliche Pontus mit der heiseren Stimme seines Wintergesanges, so dass wir, ganz wie im Januar, 24 Stunden später als es die gewöhnlichen Früh- lingsfahrten erheischen, in Konstantinopel anlangten. Auch hier" (mehr als sieben Breitengrade südlicher) „fand ich zu meinem grossen Erstaunen die Bäume weniger belaubt, als ich dieselben drei Wochen früher in Paris verlassen hatte." Auch war das Kaminfeuer Morgens und Abends noch sehr angenehm, was Tc h i hatchef in Paris längst als überflüssig aufgegeben hatte. Aber es war auch selbst in Kleinasien nicht besser und die am 7. Mai auf „dem herrlichen öster- reichischen Dampfer Progresso" nach Samsun angetretene Fahrt dauerte 60 Stunden anstatt der gewöhnlichen 3S. 2(S4 Hai (li nger. Nachricht aus Firn, v. Tcliihatchef s diesjähriger Reise. Herr von Tchihatchef erwähnt hier des elgenthümlichen Phiinomens, welches bei keiner seiner bisherigen sechs Über- fahrten von Konstantinopel nach Samsiin ausgeblieben ist, niunlieh : der merkwürdige Gegensatz der Witterung, welchen die beiden westlich und östlich vom Vorgebirge Karambis gelegenen Theile des schwarzen Meeres darbieten. Dieser allen Seeleuten des Pontus bekannte Gegensatz ist so beständig, dass, wenn man von Konstan- tinopel nach Samsun oder umgekehrt segelt, man fast immer darauf rechnen kann bei diesem Vorgebirge, das keineswegs zu den hervor- ragendsten der Küste gehört, ankommend, sogleich eine plötzliche Änderung in der Richtung des Windes und dem ganzen Zustande der Atmosphäre zu finden und was noch anlTallender erscheint ist, dass dieser meteorologische Grenzpunkt nicht blos ein locales Küstenphänomen darstellt, sondern auch zugleich als eine meteoro- logische Scheidewand querdurch das ganze schwarze Meer zu durchsetzen scheint; denn fast unter demselben Meridian des Karambis- Vorgebirges bietet die südliche Küste der Krim und namentlich Balaklava ein ganz der gegenüberliegenden kleinasia- tischen Küste entsprechendes Phänomen; auch dort ist die Gegend von Balaklava wie hier das oberwähnte Vorgebirge als Scheide- linie zwischen zwei verschiedenen meteorologischen Gebieten. Ich erlaube mir dabei zu bemerken, dass die Gestalt des schwarzen Meeres selbst, unterstützt von der hypsometrischen Natur der umliegenden Küstensäume eine Erklärung des Phänomens nahe an die Hand zu geben scheint. Das schwarze Meer besteht in gewisser Beziehung aus zwei an einander schliessenden in der Grösse nicht sehr verschiedenen Becken: das westliche mit grosser Axe ziemlich in der Richtung von NNO. nach SSW., das östliche mit grosser Axe gerade senkrecht gege ndie vorige nach WNW. und OSO., die Grenze beider gerade zwischen Balaklava und Karambis. Herr von Tchihatchef war schon seit vierzehn Tagen zur Abreise gerüstet, hatte seine Karavane von eilf Pferden u. s. w. organisirt, aber das fortwährend nachtheilige Wetter hielt ihn zurück, da es dann nicht räthlich ist, sich zu einem Leben unter Zelten im Gebirge zu vertiefen, denn es ist die noch unbekannte Gegend am linken Ufer des Iris, durch welche er sich einen Weg nach Cliabhane-Karahissar zu bahnen beabsichtigt, um dann nach dem hohen Armenien vorzudringen. Noch regnete es abwechselnd Bauer. Ül)ei' die r.ci-eihiii^' des Eliilatli-SeliweiVIkaliiims. Züö inSainsuri in Strömen, doch hatte Tchihatchef einzelne Zwisehen- räunie zu reichen Aufsanimlungen aus dem Gebiete der Flora benutzt, so wie den Aufenthalt überhaupt zu mehreren physiealisciieii Beobachtungen. Über die Bereitung des Einfach - Schwefelkaliums. Von Dr. Alexander Bauer. Assistenten bei der Lehrkanzel der Chemie am k. k, polytechnischen Institute. Es wurde schon oft darauf aufmerksam gemacht, dass es stdir schwer sei, durch Reduction des schwefelsauren Kalis mit Wasser- stofF oder Kohle reines Einfach-Sclnvefelkalium zu erhalten. Schon Gay Lussaci) zeigte, dass das mit Kohle reducirte schwefelsaure Kali immer neben Einfach-Schwefelkalium eine höhere Schwefelurigs- stufe des Kaliums enthält. Die Menge derselben scheint weit bedeu- tender zu sein, als dass sie der Einwirkung des Schwefelkaliums auf die Substanz des Gefässes, in welchem die Reduction vorgenommen wurde, zugeschrieben werden könnte. Regnault^) beobachtete, dass auch bei der Reduction des schwefelsauren Kalis mit Wasserstoflgas kein reines Einfach-Schwe- felkalium erhalten wird , schreibt dies aber der Einwirkung des Schwefelkaliums auf die Bestandtheile des Glases oder Porzellans der Reductionsgefässe zu, indem er bei gehörig lang fortgesetzter Einwirkung das Kali sich vollständig mit der Kieselsäure des Glases oder Porzellans verbinden sah. Heinrich Rose theilt in seiner Abhandlung über das Schwe- felbariums) eine Beobachtung Wittstock's mit, welchem eben- falls die Darstellung von Einfach-Schwefelkalium durch Reduction des schwefelsauren Kalis mit Kohle oder WasserstolTgas nicht gelang. Als einzig sicherer Weg Eiiifachschwefelkalium darzustellen, w'wA in vielen Lehrbüchern*) angegeben, dass man eine Lösung von 1) Aniiale.s de Chimie et de l'liysiiiue. T. 30, pag. '24. -) Aiinales de Cliiiiiie et de Pliysique. T. 6'2, pag-. ."JSß. '') Po "■ ge n d o rff "s Aiinaleii ö.'), ö36. *) Craliaiii- Otto , Lehrhueli der Clieiiiie 18ü3 II. 'i. S O'i. — Peloii^e et K r e iii y Traite de Chimie n-enerale 1848. II. 17. 286 Bauer. Ätzkali in zwei gleiche Theile theilt, den einen mit Schwefelwasser- stofT sättigt, wodurch man Schwefelkalium - Schwefelwasserstoff KS,HS erhält und dann den anderen Theil der Ätzkalilösung zusetzt. Dadurch soll Einfach-Schwefelkalium gebildet werden, indem: KS.HS + KO,HO = 2KS -f 2H0 ist. Heinrich Rose hat (a. a. 0.) aber die Vermuthung ausge- sprochen, dass sich das Einfach-Schwefelkalium nicht unzersetzt im Wasser löse, sondern in Schwefelwasserstoff- Schwefelkalium und Kali zerfalle. Auch L. Gmelin *) spricht sich dafür aus, dass beim Auflösen des Schwefelkaliums in Wasser eine Zersetzung desselben vor sich gehe, meint aber, dass sich hierbei entweder Einfach- oder Zweifach- Schwefelwasserstoffkali (KO,HS oder KO, 2 HS) bilde. Natürlicherweise ist die früher angegebene Bereitungsweise des Einfach-Schwefelkaliums auf nassem Wege unmöglich, wenn eine oder die andere dieser Annahmen über die Veränderungen, welche beim Auflösen des Schwefelkaliums in Wasser erfolgen, richtig ist. Otto sagt in seinem Lehrbuches), dass das durch Reduction mit Kohle oder Wasserstoff aus schwefelsaurem Kali erhaltene Ein- fach-Schwefelkalium immer neben Einfach-Schwefelkalium eine höhere Schwefelungsstufe des Kaliums enthält. Felo uze et Fremy in ihrer „Traitö de Chimie" s) äussern, nachdem sie die Methoden, durch Reduction des schwefelsauren Kalis Schwefelkalium zu erhalten, angeführt haben. Folgendes: „Le proeede donne un monosulfure presque toujours mele de polysulfure de potassium et de potasse libre, il est plus simple de preparer le monosulfure de potassuim par la voie humide" . . . Es herrscht somit immer noch eine grosse Ungewissheit über die Bereitung des Einfach-Schwefelkaliums. Dies rechtfertigte zur Genüge die Aufforderung meines verehrten Lehrers Prof. Schrötter, alle Methoden zur Darstellung des Ein- fach-Schwefelkaliums zu wiederholen, um endgiltig zu entscheiden. i) Gmelin, Handhueh. I. S. Ö3!>. 2) Graham, OKo, Lehrbuch der Clieiiiie. [boi. U. IUI. II. Al.th. S. 92. ') Victor V. Masson, Paris 1848. li. 17. über die Bereitung des Eiiifach-Schwefelkaliiims. 287 ob man diesen Körper nach einer derselben darzustellen im Stande sei oder nicht. Bevor ich auf die Besehreibung der Versuche, die ich in dieser Hinsicht anstellte, eingehe, muss ich noch folgende Stelle aus dem Aufsatze Gay Lussac's „Observations sur quelques Sulfiires" ^) voraussenden, weil meine Versuche in der That nur Bestätigungen der von Gay Lussac damals aufgestellten Ansicht sind. Er sagt; „M. Berthier, dans son interessant travail sur la decomposition des sulfates par le charbon, a une haute temperatur, a prouve qiiMls se changeaient en monosulfures; car leur poids, apres leur decomposition etait justement egal ä ceux reunis du metal et de soufre qu'ils renfermaient ; les acides en degageaient de l'acide hydrosulfurique, sans precipitation de soufre, et ils reproduisaient, lorsqu'ils etaient oxides, des sulfates parfaitement neutres. D'un autre cöte, cependant il n'est aucun chimiste qui ne sache que lorsqu'on decompose un sulfate par le charbon, ä une tempera- ture rouge, on obtient un sulfure dont la dissolution est plus on moins coloree, et qui precipite abondamment du soufre par les acides, quoique le sulfure ne contienne pour un atome de metal qu un atome de soufre. Ce dernier resultat, compare a celui de M. Berthier, nous force necessairement d'admettre que les sulfures obtenus en decom- posant les sulfates par le charbon a une temperature rouge ne sont pas des monosulfures purs; qu'ils doivent renfermer une portion de sulfure ä plusieurs atomes de soufre, et que par consequent ils doivent aussi renfermer une portion de metal combinee avec l'oxigene." Dies bezieht sich blos auf die Reduction des schwefelsauren Kalis mit Kohle. Ich habe durch meine Versuche dargethan , dass dasselbe in Beziehung auf die Reduction mit WasserstotF gilt. Folgendes sind die Versuche, welche ich bezüglich der Reduction mit Kohle durchführte. 1. Trockenes schwefelsaures Kali wurde mit so viel feinem geglühten Russ innig gemengt, dass auf 1 Äquivalent schwefelsaures Kali 4 Äquivalente Kohle kamen. Diese Mischung wurde in einen *j Aiiiiales de Clilmie et de I'liysiqiie. Tome 30, p. 24. 288 B « « e r. geräuniitjeii PorzHilaiitiegel j^ethaii , oben eine S.liiclite V(»n I bis 2 Linien reiner geglülitei' Kienruss suifgeschiclitet, ein iJeckel, welcher mit einem Loche versehen war, aufgekittet und nun so lange einer heftigen Rothglühhitze ausgesetzt, als noch eine Flamme von Kohlenoxyd sich zeigte. Das Resultat dieses Versuches war ein rothbraunes Gemenge aus Einfach-Schwefelkalium mit Mehrfach-Schwefelkalium, Kali und kohlensaurem Kali. In Wasser löste sich der Körper unter schwacher Temperatur- erhöhung und die Lösung mit Hydrochlor versetzt, schied eine grosse Menge von Schwefel ab, 2. Ich wiederholte nun diesen Versuch nochmals, nur wendete ich statt 1 Äquivalent schwefelsauren Kali und 4 Äquivalenten Kohle ein Gemenge aus 1 Äquivalent schwefelsauren Kali mit 5 Äquivalen- ten Kohle an. Das Resultat war beinahe dasselbe wie oben, jedoch enthielt dieses Product mehr von dem Einfach-Schwefelkalium als das obige. Diesen Versuch wiederholte ich dreimal, wobei ich die Tempe- ratur so hoch als möglich steigerte, ohne ein günstigeres Resultat zu erlangen. 3. Um mich zu überzeugen, ob die dem Einfach-Schwefelkalium anhängende Menge von Mehrfach-Schwefelkalium nicht daher rühre, dass die Substanz des Reductionsgefässes auf das Einfach-Schwefel- kalium eingewirkt hat, nahm ich die Reduction in einen Kohlen- tiegel selbst vor, aber auch ohne ein günstigeres Resultat zu erzielen. Da es mir nicht unmöglich schien, dass ein Mehrfach-Schwefel- kalium, wenn es bei sehr hoher Temperatur mit Kali oder kohlen- saurem Kali geschmolzen wird, sich dennoch in Einfach-Schwefel- kalium umwandle, so erhitzte ich sowohl Dreifach- als Fünffach- Schwefelkalium mit kohlensaurem Kali und die entsprechenden Na- triumverbindungen mit kohlensaurem Natron in einem sehr gut ziehen- den Ofen bis zur Schmelzhitze des Kupfers, ohne dass die Reduction gelang. Dies war auch nicht der Fall, als ich zu dem Gemenge aus kohlensaurem Alkali und dem Schwefelmetalle noch Kohle hinzufügte. Da die Schwefelsäure durch Kohle leichter und bei niedrigerer Temperatur reducirt wird als das Kali , was auch das bei allen Ver- suchen erhaltene Product beweist, indem es immer Kali und kohlen- über die Bereitung- des Einfach- Seliwefelk.'iliiims. 289 saures Kali enthält, so konnte die Darstellung des Einfach-Schwefel- kaliums nur dann gelingen , wenn in einem Gemenge von schwefel- saurem Kali mit Kohle in allen Punkten zugleich und in einem Augenblick die Temperatur so hoch steigen würde, dass Schwefel- säure und Kali gleichzeitig vollständig reducirt würden, was gewiss unmöglich ist. Nachdem ich mich auf diese Weise von der Unmöglichkeit der Darstellung des Sehwefelkaliums durch Reduction vermittelst Kohle überzeugt hatte, so schritt ich zu den folgenden Versuchen mit Wasserstotfgas. 1. Reines, trockenes, schwefelsaures Kali wurde in einem 10 Centimeter langen Platinschiffchen in eine Glasröhre gebracht, hierauf völlig trockenes Wasserstoffgas darüber geleitet und dann das schwefelsaure Kali von der dem Wasserstotfapparate zugewen- deten Seite nach vorwärts schreitend langsam erhitzt. Es bildete sich Wasser und das Resultat war ein lichtgelhes, höheres Schwefelkalium und Kali enthaltendes Einfach-Schwefel- kalium, welches sich unter Erwärmung in Wasser löste. 2. Ich wiederholte denselben Versuch, erhitzte aber das schwe- felsaure Kali von vorn nach rückwärts schreitend. Das Resultat war ganz dasselbe wie oben. 3. Ich lullte nun zuerst den ganzen Apparat mit Kohlensäure, erhitzte dann das schwefelsaure Kali und leitete nun einen raschen Strom von WasserstotT darüber. Auch diesmal war das Resultat dasselbe wie oben, und jedesmal wurde das PlatinschifTchen stark angegrift'en. Aus diesen Versuchen muss geschlossen werden, dass sich der VVasserstoft' ebenso wie die Kohle gegen das schwefelsaure Kali verhält. Ich ging nun zu Versuchen über, welche möglicherweise das Verhalten des Schwefelwasserstoffes gegen kohlensaures und ätzen- des Kali aufklären sollten. Durch Berzelius, Gay Lussac und Thenard*) ist bekannt, dass man durch Einwirkung des Schwefelwasserstoffes auf trockenes kohlensaures Kali bei Rothfflühhitze Schvvefelwasserstoff- ^) Aiiimlt's de Cliiiiiie t;t de Piivsique. T. 9!), pag. 164. 290 Bauer. Scilwefelkiiliiim erhält. Dieselbe Verhindiiiig, die auch entsteht, wenn man Sehwefelwasserstofl' in eine Lösung von Ätzkali leitet, wobei angenomntien wird»), dass sich zuerst Schwefelkalium bildet, welches noch 1 Äquivalent Schwefelwasserstoff aufnimmt, ohne dass aber beide Processe genau von einander unterschieden werden könnten. Ich habe vorerst die Einwirkung des Schwefelwasserstoffes auf kohlensaures Kali bei gewöhnlicher Temperatur untersucht, steigerte aber während des Versuches, da dies zu keinem Resultate führte, die Temperatur bis auf 160« C. Der Versuch wurde folgendermassen ausgeführt: Das vollkommen bei 150*^ C. getrocknete und gewogene kohlen- saure Kali wurde in eine Röhre gebracht und mit dieser in ein Sand- bad gelegt. Auf der einen Seite war dieses Rohr durch mehrere Trocken- und ein F rese niu s'sches Vertheilungsrohr mit einem Apparate zur Entwickelung von Wasserstoffgas und einem Apparate zur Ent- wickelung von Schwefelwasserstoffgas verbunden; auf der entgegen- gesetzten Seite hingegen vermittelst eines Korkes ein gewogenes Chlorcidciumrohr angebracht. Dieses war zum Schutze mit einem zweiten Cblorcalciumrohre und endlich durch ein Vertheilungsrohr mit einem Gasentbindungsrohr welches in eine Sehr öfter 'sehe Gaseprouvette tauchte und mit einem als Aspirator dienenden Gaso- meter verbunden. Ich begann damit, den ganzen Apparat mit Wasserstoffgas zu füllen. Nachdem dies bewerkstelligt war, erhitzte ich das die Röhre enthaltende Sandbad bis auf ISO*' C, während fortwährend Wasser- stoffgas über das kohlensaure Kali strich, um dieses völlig zu trocknen. Von Zeit zu Zeit wurde das Rohr gewogen, wozu ich es iiidess immer im Wasserstoffgas ahkühlen liess und dann, nachdem das Wasserstoffgas vermittelst des Aspirators durch Luft ersetzt war, rasch wog. Als sich auch nach längerem Erhitzen bis auf 150" C. das Gewicht der Röhre nicht mehr änderte, wog ich auch das Chlor- calciumrohr und notirte das Gewicht des in der Röhre enthaltenen kohlensauren Kali. Letzeres betrug 5948 Grammen, das Chlor- 1) Graham, Ottd, Lelirbiieh der CluMiiie. liil. II. Tii. 2. über die Bereitung des Rinfach-Schwefellialiiims. 291 Ciilciiinirolii' wog 28-456 Grammen. Nachdem dies geschehen «nd der Apparat wieder zusammengestellt war, leitete ich durcli 1 1/3 Stunden einen starken Strom von SchwefelwasserstofT üher das kohlensaure Kali , während von Zeit zu Zeit das austretende Gas untersucht wurde. Es war immer Scliwefelwasser.stoflfgas, mit WasserstolTgas gemengt, indem das Schwefeleisen überschüssiges Eisen enthielt. Jetzt erhöhte ich die Temperatur bis auf 160** C. und leitete zwei Stunden lang SchwefelwasserstolTgas über das kohlensaure Kali ohne dass sich etwas geändert hätte, noch immer war das austretende Gas SchwefelwasserstolTgas und WasserstolTgas. Ich unterbrach nun den Versuch, Hess im WasserstofTgasstrome abkühlen, und vertrieb schliesslich dieses durch Durchsaugen von trockener Luft mit dem Aspirator. Der Apparat wurde aus einander genommen, das kohlensaure Kali und das Chlorcalciumrohr gewogen. Das kohlensaure Kali hatte etwas an Gewicht zugenommen und zwar waren die genommenen 5*948 Grammen um 0*1 22 Grammen schwerer geworden. Das Gewicht des Chlorcalciumrohres war constant geblieben. Das kohlensaure Kali roch nach SchwefelwasserstofT, in Wasser gelöst fällte es aus schwefelsaurem Maganoxydul etwas Schwefel- mangan und kohlensaures Manganoxydul. Ich stellte den oben beschriebenen Versuch hierauf mit gelöstem kohlensauren Kali an, wobei ich im Allgemeinen dasselbe Resultat erhielt. Dem entweichenden überschüssigen SchwefelwasserstofT war nur sehr wenig Kohlensäure beigemengt, da der grösste Theil dersel- ben beim Kali zurückblieb, trotzdem ich viele Stunden das Hindurch- leiten des Schwefelwasserstoffes fortsetzte und dieser in reichlichem Übermasse in der Flüssigkeit vorhanden war, was sich besonders beim Erwärmen derselben kund that, wo eine grosse Menge entwich. Dass aber dennoch eine Veränderung des kohlensauren Kali durch den SchwefelwasserstofT erfolgte, ging sowohl aus den Reactio- nen der bei diesem Versuche erhaltenen Flüssigkeit, als auch daraus hervor, dass beim Mischen einer Lösung von kohlensaurem Kali mit SchwefelwasserstofTwasser eine sehr bedeutende Contraction eintrat. Es liegt nun sehr nalie anzunehmen, dass bei der Einwirkung des Schvv^efehvasserstofies auf kohlensaures Kali zweifach kohlen- saures Kali neben Schwefelkalium gebildet werde, dass also der Process nach folgender Gleichung vor sich geht: Sitzh. d mallipm.-natiirw. Cl. XXX. ßd. Nr. 10. 20 292 Bauer. 2K0,C03 + HS -f HO = K0,H0,2C03 + KS. Bei Abschluss von Wasser )ind einer Temperatur von 160" war diese Umwandlung nicht vollständig erfolgt, beim Erhitzen ging sie noch weiter, weil ja das zweifach kohlensaure Kali hierbei nicht bestehen konnte. In wässeriger Lösung hingegen ist es sehr möglich, dass diese Umwandlung ebenfalls etwas weiter geht, weil sich das zweifach kohlensaure Kali in wässeriger Lösung ebenfalls leicht zerlegt. Um vor Allem über diesen letzten Punkt in's Klare zu kommen, bereitete ich mir eine Lösung von zweifach kohlensaurem Kali und leitete durch dieselbe mehrere Stunden Schwefelwasserstoffgas. In der That wurde etwas Schwefelkaiium gebildet, jedoch war dessen Menge sehr gering. Auch roch die Flüssigkeit, selbst nach- dem ich durch starkes Kochen allen in grosser Menge vorhandenen überschüssigen Schwefelwasserstoff vertrieben hatte, fort und fort nach diesem Gase, was mich auf den Gedanken brachte, dass das zweite Äquivalent des zweifach kohlensauren Kalis die Schwefel- verbindung des Kaliums zerlege. Um mich zu überzeugen, ob dies wirklich der Fall sei, wollte ich anfänglich eine Flüssigkeit, welche Scbwefelwasserstoff-Schwe- felkalium neben zweifach kohlensaurem Kali enthielt, in einer sauer- stofffreien Atmosphäre stehen lassen, wobei, wenn meine Vermuthung richtig war, sich das Schwefel kalium vollkommen zerlegen musste. Aber ich überzeugte mich bald, dass dies nicht möglich ist, denn es bildet sich immer hierbei höheres, durch Kohlensäure nicht zerleg- bares Schwefelkalium, indem sich der einmal frei gewordene Schwe- felwasserstoff auch in einer sauerstofffreien Atmospbäre sehr leicht in Schwefel und Wasserstoff zerlegte. Herr Professor Schrott er condensirte einmal Schwefelwasserstoff in einigen Glasröhren, welche er sodann zuschmolz; nach dem Verlaufe von mehreren Jah- ren bemerkte man nun an allen diesen Röhren, dass sich der Schwefelwasserstoff zerlegte und Schwefel abgeschieden wurde. Diese Erscheinung zeigte gar keine Ähnlichkeit mit der, welche Wohle r *) beschrieben hat. Hier sah man reine ausgebildete, gelbe ') Annaion der Chemie und Pharmacie von Wohl er und Lieb ig. Bd. XXXIII, pa','-. 12,"). über die Bereitung- des Einfach-Schwefelkaliiinis. 293 Schwefelkrystalle entstehen, während Wo hier von farblosen, klaren, von Schwefelkrystallen wohl unterschiedenen Krystallen spricht, die gleich nach dem Zeitrümmern der Röhre verschwanden und die er als Schwefelwasserstoff-Hydrat erkannt hatte. Nachdem also dieser Versuch unmöglich zum Ziele führen konnte, blieb nichts anderes übrig, als die Einwirkung der Kohlen- säure auf eine Lösung des Schwefelkaliums zu untersuchen. Ich leitete demnach in eine mit Schwefelwasserstoff bei völligem Abschlüsse von Luft gesättigte Lösung von Kali, welcher nachher eine zweite gleich grosse Menge von Kali zugesetzt wurde, Kohlen- säure, welche aus Marmor mit sehr verdünnter Salzsäure entwickelt wurde und vor ihrem Eintritte in die Flüssigkeit drei Waschflaschen und ein 1 Meter langes, mit Baumwolle dicht gefülltes Rohr passirte. Nachdem ich 14 Stunden lang einen raschen Strom von Kohlen- säure durch die Flüssigkeit geleitet hatte, während welcher Zeit immerfort viel Schwefelwasserstoff mit der überflüssigen Kohlensäure entwich, war keine Spur von Schwefelverbindung mehr in derselben nachzuweisen. Dieselbe enthielt blos kohlensaures Kali nebst einer Spur von Chlorverbindung, entstanden aus den, trotz aller Vorsicht aus dem Kohlensäure-Entwicklungsgefäss mitgerissenen Bläschen von Salzsäure. Es ergibt sich als Resultat aus diesen Versuchen, dass das kohlensaure Kali nur schwer durch Schwefelwasserstoff zerlegt werden kann, dass hingegen eine Lösung des Schwefelkaliums in Wasser durch Kohlensäure vollständig zerlegbar ist. Nimmt man aber an, dass sich Schwefelkalium nicht unzersetzt in Wasser zu lösen vermag, sondern entweder nach Rose in Schwe- felwassertoff- Schwefelkalium oder nach L. Gmelin in Schwefel- wasserstofT-Kali zerfällt, so müsste beim Durchleiten von Schwefel- wasserstoff durch eine Lösung von kohlensaurem Kali neben zwei- fach kohlensaurem Kali immer eine dieser Verbindungen gebildet werden, welche dann von der Kohlensäure zerlegt wird. Letztere Ansicht hat durch die Gründe, welche Heinrich Rose, Leopold Gmelin u. A. für dieselbe angeführt haben, viel für sich und auch meine Vorsuche sprechen, glaube ich, für dieselbe. Es wild nämlich jedenfalls immer Einfachschwefelkalium gebil- det, wenn Schwefelwasserstoff auf kohlensaures Kali wirkt. Ist dieses einmal gebildet, so kann es sich immerhin mit Wasser zerlegen oder 20* 294 Bau« r. noch ein Äquivalent ScliwefelwasserstolT aufnehmen und dann wie- der durch Kohlensäure zerlegt werden. Höchst unwahrscheinlich ist es aber, dass das Einfach-Schwe- felkalium selbst wieder durch Kohlensäure zerlegt werde, weil ja eben die Kohlensäure früher bei der Bildung des Einfachschwefel- kaliums ausgetrieben wurde. Schliesslich muss ich noch auf einen Umstand aufmerksam machen. Nimmt man nämlich an, dass sich Einfach-Schwefelkalium mit Wasser überhaupt zerlegt und betrachtet man die chemische Zusam- mensetzung beider Körper, so sind folgende drei Fälle hierbei möglich : 2KS +2H0 = KS, HS + KO, HO (Rose), KS -h HO = KO, HS (L. G m e I i n), 2KS -I- HO = KO, KS -f- HS = KoOS + HS. Letztere Zerlegungsart scheint mir einige Wahrscheinlichkeit für sich zu haben, denn wir kennen bei einigen Körpern der Kalium- gruppe ähnlich zusammengesetzte Oxysulphide. Auch kann man alle Erscheinungen, welche eine Lösung des Einfach-St^hwefelkaliums in Wasser darbietet, durch Annahme dieser Hypothese erklären. Ein weiterer Grund, warum ich mich für diese Annahme ent- schieden hatte, war der, dass ich beobachtete, dass eine mit Schwe- felwasserstoff gesättigte Lösung von Kali, wenn man, um den über- schüssigen Schwefelwasserstoff zu vertreiben. Wasserstoffgas durch dieselbe leitet, auch nach sehr langer Zeit (nach Verlauf von 12 bis 14 Stunden) noch immer Schwefelwasserstoff an das, gewiss indiffe- rente Wasserstoffgas abgibt. Dieselbe Erscheinung beobachtete ich beim Abdampfen einer Lösung von Kali, welche nur halb mit Schwefelwasserstoff gesättigt war, also Schwefelwasserstoff-Schwefelkalium enthalten sollte. Ich habe mich überzeugt, dass der letztere Umstand nicht zur Annahme einer Zerlegung des Schwefelwasserstoff-Schwefelkaliums durch Wasser berechtigt, denn, als ich durch eine mit Schwefelwas- serstoff gesättigte Lösung von Kali, welche sich in einem Liebig- schen Kaliapparat befand, mehrere Stunden Wasserstoff hindurch leitete, konnte ich endlich keine Beimengung von Schwefelwasser- stoff beim Wasserstoff mehr nacliwfiisen, dennoch aber reagirte die über die üeieituiig (lej> Einlufli-Soliwcrolkaliuiiis. 293 Flüssigkeit gegen schwefelsaures Manganoxydul noch immer, wie Schwefel wasserstulT-Schwefelkaliumlösung. Es entwickelte sich Schwefel wasserstolfgas unter Absclieidinig von Schwefelmangan, was nicht eintreten könnte, wenn die Flüssig- keit Kalinmoxysulphid enthielte. Ob nicht wenigstens eine theilweise Zerlegung in Oxyjiuiphid eintritt, wenn sich Einfach-Schwefelkalium in Wasser löst, oder wenn zu einer mit Lösung des Schwefelwasserstoff-Schwefelkaliums Kali hinzugefügt wird, kann an den angeführten Versuchen nicht geschlos- sen werden. Da es unmöglich ist diese Körper durch Krystallisation oder durch Fällung zu trennen, so ist es eben so schwer, diese Annahme zu beweisen, als das Gegentheil darzuthun, und es muss jedenfalls für jetzt diese Hypothese als unhaltbar bezeichnet werden. Die Resultate, zu denen ich durch die angeführten Versuche gelangt bin, sind folgende: 1. Durch Reduction von schwefelsaurem Kali mittelst Kohle kann nie reines Einfach-Schwefelkalium erhalten werden. Es bilden sich nämlich immer neben Einfachschwefelkalium ein höheres Schwefelkalium und freies Alkali, indem die Schwefelsäure des schwefelsauren Kali früher reducirt wird als das Kali, wodurch ein Gemenge eines höheren Schwefelkaliums mit Kaliumoxyd entsteht, und weil 2. beim weiteren Erhitzen dieses höheren Schwefelkaliums mit Kohle und Alkali, weim letzteres auch in grossem Überschusse vor- handen ist, kein Einfach-Schwefelkalium mehr gebildet wird. 3. Der Wasserstoff als Reductionsmittel des schwefelsauren Kali angewendet, verhält sich in dieser Beziehung eben so wie die Kohle. 4. Durch Einwirkung von Schwefelwasserstoffgas auf vollkom- men trockenes kohlensaures Kali bei einer bis 160" C. steigenden Temperatur wird nur sehr wenig Schwefelwasserstoff- Schwefel- kalium gebildet. 5. Bei der Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf gelöstes kohlensaures Kali wird die Kohlensäure durch den Schwefelwasser- stoff nicht ausgetrieben, sondern es wird zweifach kohlensaures Kali und eine äquivalente Menge von Schwefelwasserstoff-Schwefelkalium gebildet. 296 Bauer. Über die Bereitung des Einfaeh-Schwefelkaliunis. 6. Eine Lösung, bereitet durch Einleiten von Schwefelwasser- stoff in Kalilösung und nachheriges Hinzufügen einer gleichen Menge von Kali, kann durch Kohlensäure vollkommen zerlegt werden. Dies ist auch der Grund, warum eine mit Schwefelwasserstoff gesättigte Lösung von kohlensaurem Kali fort und fort nach Schwe- felwasserstoff riecht. Die Schwefelverbindung wird durch das zweite Äquivalent der Kohlensäure wieder zerlegt. 7. Alle ermittelten Thatsachen sprechen dagegen, dass eine Lösung, bereitet durch Vermischen einer mit Schwefelwasserstoffgas gesättigten Kalilösung mit einer gleichen Menge von Kali Einfach- Schwefelkalium enthält. Also sprechen auch dagegen, dass sich das Schwefelkalium unzersetzt im Wasser zu lösen vermag. Wenn also ein Einfach-Schwefelkaliuin existirt, so kann es nur in festem Zustande bestehen und vielleicht auf directem Wege berei- tet werden. Obwohl auch dieser jedenfalls mit grossen Schwierig- keiten verknüpft ist. Dies wird indess den Gegenstand einer folgenden Mittheiluiig bilden. Heller. Zur Aiiiiloniie von Ai'gas jjersicus. 297 Zur Anatomie von Argas persicus. Von Dr. famll Heller. (Mit IV Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 22. April 1858.) Die Randzecke, welche zu Miana in Persien in Mauerritzen der Häuser häufig vorkommt, ist allgemein beriiclitigt durch die gefähr- lichen Zufälle, welche ihr Biss den Fremden verursachen soll. So herichtet Dupre (Voyage en Perse fait daiis les annees 1807, 1808 et 1809; tom II. p. 324. Paris 1809), dass Menschen, welche von diesem Thiere gebissen werden, in ein langwieriges Sieehthum verfallen und M, Kotzebue (Voyage en Perse ä la sidte de V ambassade russe en 1817, VIII. p. 180. Paris 1819) schildert gleichfalls die Gefahr einer Verwundung durch diese Thiere und führt einzelne Beispiele an, wo der Ausgang wirklich ein tödtli- cher war. Er erwähnt ferner auch des merkwürdigen Umstandes, dass blos bei Fremden diese gefährliche Wirkung eintrete , während Einheimischen das Gift der Zecke ganz unschädlich sei. Die erste genauere Beschreibung dieses Thieres gab aber Fischer von Waldheim in einer Abhandlung, welche er 1823 in den Schriften der Akademie der Wissenschaften zu Moskau ver- öffentlichte und welche den Titel führt : De l' Argas de Perse (Malleh de Mianeh), decrit par les voyageurs saus le nom de Punaise veni- meuse de Miana. Auch bildet er auf Fig. 8 — 1 1 der beigegebenen Tafel ein Thier ab. W a 1 c k e n a e r in seinem Werke : „Histoire naturelle des Insectes apte'res" tom. III. pag. 232, wiederholt blos die von Fischer gegebene Beschreibung des Thieres. Kollar in seiner bildlichen Naturgeschichte des Thierreiches (tom. II. pag. 274, Fig. 7) entwirft von dieser Zecke eine ausführ- lichere Beschreibung und gibt auch zum ersten Male eine genauere Darstellung über den Bau des Rüssels. 298 Heller. Eine nähere Untersuchung des innern Baues dieses merkwür- digen Thieres war bis jetzt noch nicht unternommen worden. Es war mir desshalb sehr angenehm, durch die Güte meines Freundes Dr. Fialka, welcher bei seiner vorjährigen Anwesenheit in Persien aucli Miana berülirte, eine hinlängliche Anzahl dieser Thiere zu erhalten, um sie in Bezug auf ihre Anatomie untersuchen zu können. I. Hautsystem. Die Haut ist lederartig, hat eine lichtere oder dunklere brauii- rothe Färbung, ist an ihrer Oberfläche etwas gerunzelt und mit ungleich grossen stumpfen Höckern sowie hie und da, namentlich am Bande mit einigen kurzen Stacheln und Borstenhaaren besetzt. Schon mit blossem Auge bemerkt man, besonders ausgezeichnet bei zusam- mengezogenen, ausgehungerten Individuen sowohl auf der Bücken- ais Bauchseite lichtere Flecken, welche unter der Loupe besehen als durchsichtige Hautstellen von runder oder ovaler Form erscheinen (Taf. I, Fig. 1, mi). Sie sind am Bande gewöhnlich kleiner, jedoch zahlreicher, gegen die Mitte hin grösser und sparsamer. Sie zeigen im Ganzen eine ziemlich regelmässige Anordnung. Von ihrer Umgebung unterscheiden sie sich nebst ihrer Form, Durchsichtigkeit, lichteren Farbe auch noch durch ihre glatte und ebene Oberfläche. Über ihre Bedeutung und ihren Bau soll weiter unten das Nähere erwähnt werden. Die ganze Hautdecke zerfällt nach ihrem histologischen Bau in zwei Hauptlagen, in eine äussere aus Chitin bestehende und in eine innere zellige. Die äussere oder Cuticularschichte ist nicht überall gleich dick, sondern zeigt namentlich an ihrer Oberfläche viele grössere oder kleinere vorspringende Stellen, welche gewöhnlich dunkler gefärbt und in mannigfachen Umrissen erscheinen und zwischen denen die dünneren Stellen als schmale lichtere Furchen in verschiedener Bich- tung sich hinziehen und jene von einander abgrenzen (Taf. III, Fig. 15, b, c). An Verticalschnitten lässt sich die verschiedene Mächtigkeit der Cuticula noch besser zur Anschauung bringen (Fig. 16, 6), indem hier deutlich dickere und dünnere Stellen mit einander abwechseln, wobei jene gegen ihr äusseres Ende hin entweder sich zuspitzen oder mehr stumpf, abgerundet oder flach sind. Nebstdein zeigt sich auch hie und da Faltung und Bunzelung der ganzen Lage, Zur Anatomie von Argrts persicus. 290 welche aber bei vollgesogenen, prallen Individuen wieder ver- schwindet. Die liehteren runden oder ovalen Stellen , welche sich in der Flaut vorfinden und oben schon erwähnt wurden, liegen mehr gegen die äussere Oberfläche hin. Man bemerkt nämlich an senkrechten Schnitten (Fig. i6, c), dass sich die Cuticula an diesen Stellen immer plötzlich nach aussen hin verdünnt, in der verdünnten Partie immer eine gleichmässige Dicke beibehält, ferner ganz gerade und gespannt bis zum andern Ende verläuft , wo sie wieder ihre vorige Dicke und Beschaffenheit annimmt. Auf der Flächenansicht erscheinen diese rundlichen, dünnen Hautscheiben (Fig. 15, a) stets von stär- keren dunkleren Chitinleisten wie von einem Rahmen umgeben und zwischen ihnen ausgespannt. Manchmal ist auch eine grössere solche Scheibe, namentlich an jenen der Mitte, durch eine oder mehrere dünnere, braune Leisten, Melche von der stärkeren Ringsleiste aus- gehen, in zwei, ja selbst in drei kleinere secundäre Felder getheilt. Merkwürdig ist die Beziehung dieser erwähnten Hautstellen zu den Muskeln des Körpers. Man kann sich nämlich vollkommen überzeu- gen, dass dieselben zum Ansatz der Muskeln dienen. Sie stehen auch zu ihnen in entsprechendem Verhältniss. Dort wo grosse Hautschei- ben vorhanden sind , sind auch die davon entspringenden Muskeln sehr stark entwickelt, während an kleinere Hautscheiben dünnere Muskelbündel sich inseriren. An den zwischenliegenden andern Haut- partien konnte dagegen nirgends bemerkt werden, dass sich ein oder der andere Muskel befestigt hätte. Während die übrige Haut einem steten Wechsel von ErschlafTung und Ausdehnung ausgesetzt ist, sich bald faltet, bald wieder mehr abplattet, je nachdem das Thier ausgehungert oder mit Blut vollgesogen ist, bleiben die dünnen aber festen und straffen Scheiben in der Haut unverändert und erscheinen zu Stützpunkten bei der Bewegung ganz vorzüglich geeignet. V.Sie hold erwähnt in seiner vergleichenden Anatomie pag. 512, dass sowohl auf dem Rücken, wie auf dem Bauche des Hinterleibes sehr vieler Arachniden narbenartige Vertiefungen in der Hautbedeckung angebracht sind, von welchen dünne Muskelstränge entspringen und zwischen den Eingeweiden in die Tiefe des Hinterleibes eindringen. Diesen narbenartigen Insertionsstellen der Muskeln in der Haut bei den grösseren Spinnen dürften demnach auch die erwähnten liebten Scheiben in der Haut von Argas persicus am ehesten entsprechen. 300 Heller. Ferner sehe ich, besonders gegen die Mitte des Thieres, ein- zelne Verbindungshrücken, welche im Innern vom Rücken zum Bauch- schild ausgespannt sind. Es sind unmittelbare Fortsätze des Cliitin- panzers. Sie erscheinen an ihrem Ursprünge meist etwas dicker als in ihrer Mitte, sie sind dunkel gefärbt, zeigen ferner an ihrer Ober- fläche, besonders bei magern Individuen dieselben Furchen und Run- zeln wie die allgemeine Decke. Sie scheinen bestimmt , um eine zu grosse Ausdehnung, so wie andererseits eine zu grosse Annäherung der Hautdecke zu verhindern. Überall bemerkt man bei der Flächenansicht auf der Cuticula eine schöne mosaikartige Zeichnung (Fig. 15). Sie erscheint zwar an den dunklern, mehr vorgewölbten und dickeren Partien nicht immer ganz deutlich, tritt aber sehr schön und regelmässig an den dünnern und lichtem Stellen, in den Furchen, an der dünnen Ver- bindungshaut der einzelnen Glieder an den Extremitäten, so wie an den eben besprochenen Hautscheiben hervor, die wie aus polygona- len Zellen zusammengesetzt erscheinen. Auch fallen an der Oberfläche ausser dieser Zellenzeichnung noch zahllose schwarze Punkte auf, wodurch dieselbe ein nettes Ansehen erlangt. An den mehr durchsichtigen Furchen der Haut, so wie an den Hautscheiben überzeugt man sich, dass diese Punkte die Ausmündungen von feinen, die Haut durchsetzenden Canälen (Poren) darstellen. Man kann an einigen dünnen Stellen , namentlich in den erwähnten Furchen, oft leicht die Lichtung der Canäle bemerken. Bei senkrechten Durchschnitten lassen sich, besonders bei Behand- lung des Präparats mit Salzsäure, die feinen Canälchen leicht zur Anschauung bringen (Fig. 16, b). Sie verlaufen in gerader Richtung neben einander, ohne sich zu verästeln oder ihren Durchmesser zu ändern, von einer Fläche zur andern durch die Cuticula hindurch. Die ganze Chitinlage bekommt davon ein gestreiftes Ansehen. Ausser den eben erwähnten feinern Canälchen bemerkt man aber auch grössere Öffnungen, welche in weitere Canäle führen (Fig. 15, 16, d). Sie stehen immer mit Borsten oder Stacheln an der Oberfläche in Verbindung. — In der Grundsubstanz zwischen den Canälchen lässt sich eine deutlich ausgesprochene Structur oder Schichtung nicht erkennen. Die Färbung erscheint in den mächtigern Lagen bräunlich, in den dünnern gelblichweiss, an der dünnen Lage der Scheibe fast ganz weiss und hell. Zur Aiiatüinie von Argas persicus. 301 Die innere zellige oder Epithelschichte liegt unmittelbar unter der vorigen (Fig. 16, a). Dieselbe besteht ans einer dünnen Lage kleiner, rundlicher, mit körnigem, trübem Inhalte gefüllter Zellen. An einer Stelle konnte ich genau den Übergang der Innern Zellen- lage von der inneren Fläche der dickern rnticularschichte auf eine angrenzende dünne Hautscheibe unmittelbar verfolgen und daselbst klar das Verhalten der Zellen zu der daniber liegenden Cuticular- schichte mir veranschaulichen und zugleich mir die Überzeugung ver- schatfen, dass diese letztere nichts anderes als ein Secretionsproduct dieser Zellen sei. — Man bemerkt nämlich hier an der dünneu Chi- tinlage ganz genau, dass die mosaikartigen Zeichnungen derselben sowohl in Form als Grösse ganz dem Umriss der darunter liegenden Zellen entsprechen und dass diese Zellenbilder blos ein Abdruck dieser Zellen seien, gebildet in dem von ihnen abgesonderten, jedoch noch weichen Secret. Diese Ansicht über die Entstehung der Cuticularbildungen, obwohl schon früher von mehreren Forschern ausgesprochen, wurde besonders in neuester Zeit durch die ausgezeichneten und umfassen- den Untersuchungen Kölliker's, welche er in den Verhandlungen der physicalisch-medicinischen Gesellschaft in Würzburg (1857, VIII. Bd., pag. 37) veröffentlichte, fast über jeden Zweifel erhoben. — Auch Häckel in seiner trefflichen Arbeit über die Gewebe des Flusskrebses (M ü 1 1 e r's Archiv, 1 8ä7, pag. S 1 4) spricht sich in glei- cher Weise über die Bildungsweise der Chitindecken bei den Cru- stern aus. Er hat hier wie Kölliker unter der Schale dieser Thiere überall eine deutliche Epithel-Zellenschichte gefunden, welche er als die wirkliche Matrix des auf ihr liegenden Chitinpanzers nachweist und sie desshalb auch mit dem ganz bezeichnenden Namen des „Chitinogengewebes" belegt. Einen ähnlichen Bau des tiautskeletes wie den bei Argas geschilderten findet man auch bei anderen Acarinen. So zeigt Escha- tocephaliis graciUpes , eine in Höhlen vorkommende Randzecke, in ihrer Chitinschichte ebenfalls Zellenzeichnung mit Porencanälen, die nur etwas sparsamer als bei Argas vorhanden sind; unter dieser eine deutliche Epithelschichte. Über die Structur der Haut von Ixodes und Gamasus fAcarus coleoptratorumj erhielten wir besonders durch die Untersuchungen von Leydig (Müller's Archiv, 1855, pag. 382 und Lehrbuch der 302 Heller. Histologie pag. 111) nähere Aufschlüsse. Er fand überall in der Haut die doppelten Canäle. Bei Ixodes testndinis hatten die grossen meist einen etwas gekrümmten Verlauf und erweiterten sich an beiden Enden ampullenartig. Die feinen Porencanäle schienen sich zu ver- ästeln und mit einander zu anastomisiren. Als besonders merkwürdig ist hervorzuheben, dass sich ihm hier die bj^iden Canäle als lufthaltig erwiesen, während sonst gewöhnlich der Poreninhalt ein flüssiger ist. Bei denOribateen sollen zwar in der Hautdecke, die sich kekannt- lieh durch ihre glasartige Sprödigkeit und Härte auszeichnet, nach den Untersuchungen von H. Nicolet (Archiv du Mus. dliist. naturelle tom. VlI, pag. 400^ keine Poren sich vorfinden, indem er darüber sich folgendermassen äussert: Les tuguments sont nus on herisscs de poils on d'e'pincs, lisses ou ponctues, reticules ou gra- nideiuv ; sehn les especes, et ne presentent aucune apparence de pores." Doch glaube ich nach den Abbildungen, welche er von der Haut des Cepheus vulgaris aufTaf. XXIV, Fig. 6, 7 gibt, zu urthei- len, dass die dort sichtbaren deutlichen Punkte an der Oberfläche eben nichts anderes sind als die äusseren Öffnungen der Porencanäle. Wenigstens ist das auf Fig. 6 gezeichnete Bild ganz ein solches wie es auch bei Argas auf den mehr vorspringenden , dunkleren Fel- dern des Chitinpanzers bei der Ansicht von oben sich darstellt, wäh- rend die als „tnembrane ä papilles" bezeichnete und in Fig. 7 dar- gestellte Haut vielleicht den dünneren Hautstellen von Argas entspre- chen dürfte. Ich habe, um mir hierüber einige Aufklärung zu verschaffen, zu diesem Ende, da mir gerade ein Cepheus nicht zu Gebote stand, die Hautdecke von Notaspis theleproctos Herrm. untersucht und in der- selben an den dünnern Stellen der Oberfläche zwischen den gitter- artigen dicken V^orsprüngen, welche die lichtem zellenartigen Räume umgrenzen, ganz deutlich Porencanäle aufgefunden, 11. Miiskelsystem und Bewegiingsorgane. Das Muskelsystem ist bei diesem Thiere ziemlich entwickelt. Starke Muskelbündel gehen von der Rückenseite zwischen den Orga- nen zur Bauchseite hin, andere verlaufen zu den Mandibeln und Extremitäten, dessgleichen setzen sich an die Analklappen sowie an die Umgebung der Geschlechtsöffnungen mehrere Muskeln an. — Ihre Farbe ist im Allgemeinen eine schmutziggelbe. Zur Anntomie von Aromas |)ers!ciis. 303 Die Elemente der MnscuIaUir sind meist deullidiqner gestreift. Doch zeigen die den Körper qner durchsetzenden Mnskcln einen von den übrigen etwas abweichenden Bau und bieten fast analoge Ver- hältnisse dar, wie sie von mehreren Forschern und namentlich von A üb er t (Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, IV. Bd., pag. 388) an den Thoraxmuskeln der Insecten nachgewiesen worden sind. Sie erscheinen als 0-010 bis 0-01 G Millimetre starke, cylindrische, ans vielen feinen , parallel neben einander liegenden Fibrillen zusam- mengesetzte Stränge (Fig. 17). Die Fibrillen sind 0-0012 Milli- metre dick und ähneln feinen gedrillten Fädchen. Die Muskeln haben ferner in ihrer ganzen Länge einen fast gleich bleibenden Durchmes- ser und gehen nicht wie die übrigen in deutliche Sehnen über, son- dern enden gewöhnlich ziemlich plötzlich an den schon oben erwähn- ten durchsichtigem und dünnern Scheiben der Haut. Bezüglich ihres nähern Verhaltens an ihren Ansatzpunkten , konnte ich einen unmit- telbaren Übergang in die Cuticularschichte selbst nie wahrnehmen, vielmehr schienen sie immer durch eine dünne Lage der Chitinogen- mombran davon getrennt (Fig. IG, m c). Auch habe ich bereits oben darauf aufmerksam gemacht, dass letztere an einer Stelle sich con- linuirlich auf die innere Fläche einer Hautscheibe verfolgen Hess. Die Bewegungsorgane bestehen in vier Fusspaaren, wovon die beiden ersten mehr nach vorn, die andern nach hinten gerichtet sind (Fig. 1, p). Sie sind massig lang und überragen den Scheiben- rand nur wenig. Ihre Farbe ist gelblichgrau, viel lichter als die des übrigen Körpers. Das erste Glied ist rundlich und klein, das folgende ebenfalls kurz und konisch, das dritte, vierte und fünfte Glied ziem- lich lang, cylindrisch, blos gegen das Ende hin etwas dicker. Das sechste ebenfalls cylindrische Glied ist kurz und mit dem folgenden siebenten zusammen etwas länger als eins der drei vorhergehenden Beinglieder. Das letzterwähnte Glied, welches sich gegen sein Ende hin stumpf zuspitzt, erhebt sich unmittelbar vor diesem am oberen Rande zu einem runden Höcker (Fig. 18, a), auf dem vor drei kleinen Stacheln eine einzelne lange, nach aussen gerichtete Borste (Ji) auf- sitzt. An einem kurzen Gelenkfortsatze (c) dieses Gliedes inserirt sich noch ein nach oben gekrümmter und gegen sein Ende hin kolbig anschwellender Stiel {g) , mit welchem zwei starke , gekrümmte hakenförmige Klauen (e) gelenkig verbunden sind. Der erwähnte Gelenkfortsatz des 7. Gliedes besitzt an seinem obern Rande eine 304 Heller. stark vorspringende kugelige Erhabenheit (e'), welche dazu dient, um eine zu starke Riicksvärtsbeugiing des Klauenstieles zu verhindern. Mehrere lange dünne Sehnen (g) gehen durch den glashellen Stiel zur Basis der Klauen und befestigen sich daselbst. Ein Haftlappen zwischen denselben ist nicht vorhanden. Alle Fiissglieder sind rings mit steifen Borstenhaaren gleichmässig besetzt. in. Verdauungsapparat. Die äusseren Mundtheile bilden zusammen einen Rüssel, welcher an der Unterseite des Thieres befindlich ist, und von dem Körper nach vorn noch bedeutend überragt wird. Seine Lage ist eine hori- zontale, nach vorn gerichtete (Fig. 1 und 4, o). Er ist in eine flache Grube eingesenkt, welche von zwei starken, an dem Ursprünge der Vorderfüsse beginnenden und schief nach vorn und aussen ziehenden Hautfalten seillich begrenzt wird, die aber rfach vorne sich allmählich wieder verflachen (Fig. 6, pl^. Die einzelnen den Rüssel zusammensetzenden Theile sind fol- gende: i. Das Kinn mit seinem Fortsatz, 2. die Palpen, und 3. die Mandibel oder Kieferfühler. Das Kinn (Unterlippe) (Fig. 6, me) erscheint als eine fast vier- eckige, nach vorn etwas verschmälerte Platte. Die Oberfläche ist von einer Seite zur andern gewölbt und mit Querrunzeln versehen. Der Hinterrand fast gerade, grenzt an eine etwas aufgewulstete Haut- partie (s^) unmittelbar vor der Ausmündungsstelle der Genitalorgane. Von dem ausgeschweiften Vorderrande entspringt ein starker nach vorn ragender Fortsatz (Kinnfortsatz), welcher die Mandibeln von unten her deckt (me'). An seiner Basis breiter, verschmächtigt er sich vorn etwas und endet abgestumpft. Die untere Fläche ist gewölbt und besonders in der vordem Hälfte mit mehreren Längs- reihen starker, nach hinten gekehrter Widerhaken besetzt, die jedoch je weiter rückwärts immer kleiner werden und an der Basis des Fortsatzes gänzlich fehlen. Hier fallen vier ziemlich lange nach vorn ragende, in einer Reihe neben einander stehende Stachelborsten auf. Durch eine längs der Mitte verlaufende Furche ist er in zwei gleiche Hälften getheilt. Diese Furche ist besonders an der obern, den Man- dibeln zugekehrten Seite stärker ausgeprägt und führt nach hinten unmittelbar in den Schlund (Fig. 10, tne', o). Zur Analomie von Argas pei-sioiis. SOS Zu beiden Seiten dieses Fortsatzes sind auf den etwas vorsprin- genden Seitenecken die Palpen (w^r) eingelenkt. Dieselben überragen den mittleren riisselartigen Fortsatz bedeutend an Länge und sind ringsum mit Borstenhaaren besetzt. Sie gehören nach ihrer Gestalt zu den Palpes filiformes Duges und sind gewöhnlich nach unten ge- krümmt. Sie sind viergliederig und stimme ich hierin ganz mit den AngabenKollar's überein, der (l.c.pag. 274) dieselbe Anzahl fand, während L a t r e i 1 1 e , H e r r m a n n und D u g e s fünf Glieder bei Argas angeben und Koch sagt, dass die Kinnladentaster bei allen Zeckenarten nur drei Glieder haben. Das erste Glied ist kurz und dick, nach vorn schief abgestutzt und mit der inneren Ecke mehr vorragend, das 2. und 3. Glied cylindrisch, jedes etwas länger als das erste, unter sich ziemlich gleich lang; das etwas dünnere, koni- sche Endglied übertrifft die übrigen an Länge und ist nebst den langen Borstenhaaren noch an seiner Spitze mit einigen kurzen Stacheln besetzt. Die Mandibel (Kieferfühler) (Fig. 8) erscheinen als zwei kräf- tige, hinten kolbenförmig angeschwollene, nach vorn cylindrische Chitinstücke, welche neben einander auf der oberen Fläche der Unterlippe und ihres Fortsatzes liegen, dessen Vorderende sie jedoch nicht überragen. Ihr hinteres dickeres Ende ist im Körper versteckt (Fig. 2S, 11,« w), der vordere verschmächtigteTheil tritt durch zwei Öffnungen in der Chitindecke nach aussen (Fig. 10,/") und wird von dieser letzteren auf eine kurze Strecke hin scheidenartig umgeben. An ihrem vorderen Ende ist jede mit zwei starken, spitzen und mehr- zähnigen Hakengliedern gelenkig verbunden (Fig. 8 , c). Dieselben sind nicht, wie bei sehr vielen Acarinen, neben einander eingefügt und scheerenartig beweglich, sondern liegen über einander und be- wegen sich nur in der Richtung nach aussen und sind daher auch an dieser Seite mit den spitzen Zähnchen besetzt. Sie sind von einer deutlichen , hellen Scheide umschlossen (d). Dieselbe ist an ihrem Innen- und Vorderrande mit einigen Rauhigkeiten versehen, nach aussen besitzt sie eine Öffnung zum Austritte der Haken. Starke und zahlreiche Muskeln (m) zur Bewegung derselben treten in das kolbenförmige hintere Ende der Mandibel, convergiren hier stark nach vorn und innen, um in einige lange, kräftige Sehnen überzu- gehen, welche an der Basis der Haken sich befestigen. Die Chitin- hülle der Mandibel selbst ist sehr stark und dick und an ihrer Ober- a06 n e I I p. r. lliiehc mit einer zaiMcn Querstreifung versehen; nach vorn verdünnt sie sich jedoch hcdeutend zur Bildung der Hakenscheide. Die obere Furche des Kinnforfsatzes vertieft sich nach hinten zu einer wahren Grube, welche unmittelbar in den Schlund führt (Fig. 10, o, pJi). Dieser ist ein vor- und rückwärts verengter, in seiner Mitte aber ziemlich weiter Schlauch, der zwischen der Unter- lippe und den Mandibeln nach hinten verläuft und in die Speiseröhre sich fortsetzt. Er zeigt in seinem Innern eine Chitinauskleidung, welche sich zu sechs oberen und eben so viel unteren Längsleisten, die nach vorn und hinten zusammenlaufen, verdickt. Zwischen ihnen ist die dünne und helle Chitinmenibran wie in einem Gerüste ausge- spannt. Die innere Oberfläche besitzt eine feine Querstreifung. Ober ihr liegt ein zartes Epithel mit rundlichen, blassen, bei 0-0054 iVIillini. grossen Zellen. Zahlreiche starke Muskelbündel (in) treten von den Seiten her gegen den Schlund und befestigen sich an den vorspringenden Leisten. Längsmuskeln sind hier sehr spar- sam und konnte ich blos in der Mitte der unteren Fläche in der daselbst zwischen den innersten Leisten befindlichen Rinne ein ein- zelnes Längsbündel auffinden. Durch die zahlreichen Quermuskeln welche sämmtlich deutliche Querstreifung besitzen, werden die Chitinleisten einander genähert, das Lumen des Schlauches ver- kleinert und der Inhalt weiter gepresst, während bei Nachlass der Muskelwirkung die Chitinstäbe durch ihre Elasticität wieder ihre vorige Lage einnehmen und dadurch neue Quantitäten Blutes einge- schlürft werden können, mithin dieser Schlund als ein wahrer Saug- apparat zu betrachten ist. Er entspricht der musculösen Anschwel- lung des Speisecanals, welche man nach v. Siebold (I.e. pag.525) bei den Araneen vor dem eigentlichen Ringmagen findet. Die enge Speiseröhre (Fig. li, oe) steigt hinter den Mandibeln nach oben und hinten und mündet nach kurzem Verlaufe in den Magen. Ihre Chitinintima ist dünn und gleichförmig, die tunica mus- cularis mit zahlreicheren Längsfasern versehen. Der Magen (Fig. 5, v; Fig. W, v) liegt unmittelbar unter der Rückenhaut und stellt den weitesten und längsten Abschnitt des Verdauungscanais dar. Gleich an seinem Anfange bildet er rechts und links eine beträchtliche Ausstülpung nach vorn und aussen, welche durch weitere Theilung in mehrere blinddarmartige Äste zerfällt (Fig. 11, vc). Noch stärkere seitliche Ausstülpungen ent- Zur Anatomie von Argas persioiis. 30T springen von seinem hinteren Umfange. Bei leerem Magen bleibt gewöhnlich zwischen diesen und den vorderen Ausstülpungen ein Zwischenraum, welcher bei vollgesogenen Individuen ganz ver- schwindet, so dass die prall ausgedehnten, wurstförmigen ßlind- ilärine sich unmittelbar berühren. Die hinteren blinddarmartigen Fort- sätze zerfallen durch eine tiefe Einbuchtung wieder beiderseits in zwei Hauptäste, und diese wieder in kleinere Zweige. Alle sind gegen den äusseren Rand des Schildes gewendet und enden abgerundet. Nach hinten geht der Magen mit bestimmter Gienze in den Darm über (Fig. 11, c^). Dieser entspringt nämlich zwischen den beiden hinteren Magenausstülpungen und zwar nicht unmittelbar aus dessen hinterem Rande, sondern unter diesem aus der unteren Magenwand. Er ist sehr kurz und verlauft gerade nach unten und hinten zum After. Unmittelbar vor diesem nimmt er an seiner hinteren Wand die beiden Harncanäle auf und erweitert sich noch zu zwei seitlichen, ziemlich grossen Blindsäcken (Fig. 5, cl). Dieselben haben eine längliche Gestalt, reichen weit über den After, den sie zum Theil bedecken, nach hinten und sind mit kleinen rundlichen, weissen Harnconcrementen strotzend angefüllt. Es entspricht demnach dieser letzte Abschnitt des Darmes einer Cloake. Der After (Fig. 1, a) stellt eine Längsspalte vor und ist auf der unteren Körperfläche vom Hinterrand ziemlich entfernt, mehr gegen die Mitte hin gerückt. Er wird durch zwei ovale Chitinklappen (Fig. 12, b) begrenzt, welche .mittelst eigener zu ihnen tretenden Muskelbündel sich öffnen und schliessen können. An ihrem inneren Rande sind sie mehr gerade und daselbst aussen mit einer Reihe langer Stachelborsten beider- seits besetzt. Bezüglich der Structur des Magens und Darmcanals lassen sich namentlich an ersterem folgende Schichten deutlich unterscheiden. Zu äussert liegt eine Muskelschicht und zwar erkannte ich Längs- und Ringsfasern, welche wie die der übrigen Organe deutlich quer gestreift sind. Die Längsfasern bilden durch seifliche Anastomosen und Verästlungen ein grossmaschiges Netz, die Ringsfasern liegen dichter neben einander. Nach ihnen folgt eine Epithelschicht, ge- bildet aus platten, rundlichen Zellen, deren Grösse 0-0054 Millim. bis 0-0062 Millim. beträgt und einen deutlichen Kern sowie in den blinddarmartigen Ausstülpungen des Magens einen feinkörnigen gelb- lichen Inhalt besitzen. Zu innerst liegt eine zarte Cuticula. Als Inhalt Sitzl). (I. mallieiii.-nafuiw. Tl. XXX. Bd. Nr. IG. 21 308 Heller. findet man in dem Ma^en und seinen Ausstülpungen Blutkörperchen in allen Stadien der Umwandlung. Was die drüsigen Nebenorgane des V^erdawungscanales helrilTt, so können die oben erwähnten schlauchartigen Blindsäcke des Magens (Fig. II, v c) für ein der Leber analoges Organ angesehen werden, um so mehr, als die auskleidenden Epithelzellen sich wirk- lich von denen des eigentlichen Magens durch ihren gelblichen, kör- nigen Inhalt auszeichnen. Ausgezeichnet entwickelt sind die vSpeicheldrüsen hei unserm Thier. Es sind grosse traubenförmige Drüsen (Fig. 4, s. Fig. 22), welche an dem Grunde des Kinnfortsatzes je mit einem Ausführungs- gange in die daselbst befindliche Grube münden und sich nach rück- wärts bis in das Niveau der äussern GeschlechtsöfTnungen erstrecken. Die gestielten Drüsenblasen sehe ich von zweierlei BeschalTenheit. Jene mehr nach aussen liegenden (Fig. 22, a) sind vollkommen rund, 0045 Millim. gross und mit heilen etwas körnigen Secretionszellen angefüllt, die mehr nach innen mit ganz kurzen Stielen dem mittlem Ausführungsgange unmittelbar aufsitzenden (6) dagegen sind l)los 0"018 Millim. gross, fast birnförmig und ihre Secretionszellen mit einem dunklen gelblichen Inhalte gefüllt. Zwischen den Acinis findet sich nebstdem ein reichliches dunkles Pigment, namentlich längs den zahlreich hier vorkommenden Tracheenzweigen abgelagert. Der Aiis- führungsgang (c) ist an seinem vordem Ende 0-036 Millim. breit und zeigt in seinem Innern deutlich einen Spiralfaden. Ähnliche Drüsen finden sich nach v. Siebold (I. c. p. 528) auch bei den Ixodesarten und werden solche von ihm sehr genau von Ixodes richnis, sowie auch durch Leydig (1. c. p. 450, Tab. XV, Fig. 11) von Ixodes testudinis beschrieben. Bei der letztern Zecken- art erreichen die Drüsenblasen nach der Angabe dieses Autors die ansehnliche Grösse von 1-6 Millim. In Berücksichtigung der üblen Zufälle, welche durch den Biss dieser Thiere hervorgerufen werden sollen, hatte ich erwartet, ent- wickelte Giftdrüsen vorzufinden, wie solche auch bei mehreren Acarinen, bei den Araneen und Fliryniden vorhanden sind und die durch die Mandibeln nach aussen sich entleeren. Trotz aufmerk- samer und wiederholter Nachsuchung konnte ich jedoch nichts hievon entdecken. Es scheinen demnach die eintretenden Zufälle einzig und allein Folge der durch den Biss gesetzten mechanischen Verletzung Zur Anatomie von Ärg-as persicus. 309 ZU sein, wodurch, besonders wenn gleichzeitig viele Thiere ihre Angriffe machen, jedenfalls eine bedeutende Entzündung der Haut hervorgerufen wird, jedoch liegt kein Grund vor, eine Verletzung durch dieses Thier für gefährlicher wie die jeder andern Zecke zu halten. Jedenfalls sind die Berichte der Reisenden in dieser Hinsicht etwas übertrieben, und treten ja manchmal gefährliche Erkrankungen und Todesfälle ein, so sind diese gewiss einer andern Ursache zu- zuschreiben. Namentlich mag sich bei Fremden ein in jenen Gegen- den nicht seltenes bösartiges Wechselfieber hinzugesellen, welches alsdann ebenfalls als Folgeübel gedeutet wird. Bevor ich in der Schilderung der Organisationsverhältnisse von Argas fortfahre, sei es mir gestattet, hier einige Notizen über den Mundapparat einer Zecke, weVhe in den Hijhlen Krains aufgefunden wurde, und mit Argas einige Ähnlichkeit besitzt, beizufügen. Die erwähnte Zecke wurde von Frauen fei d in den Schriften des zoolog. botanischen Vereins, Jahrgang HI, p. 57 beschrieben und Eschatocephalus gracilipes benannt. Als besondere Eigenthümlich- keit wird die senkrecht abwärts stehende Stellung des Rüssels am Vorderrand des Thieres hervorgehoben. Die bis nun wenig gekannten Mundtheile der Zecke verhalten sich folgendermassen : Das Kinn (Fig. 7, m e) ist viereckig, nach hinten etwas ver- schmälert, die Oberfläche stark gewölbt und mit kleinen Höckern, auf denen kurze Borstenhaare stehen, besonders gegen die Mitte hin besetzt. Der Vorderrand verschmälert sich allmählich zu dem stark vorragenden Kinnfortsatze (in e'}. Dieser, nach vorn spitz zulaufend, ist durch eine Spalte, welche nach hinten in eine bis zur Basis des Fortsatzes laufende Furche übergeht, in zwei gleiche Hälften abge- theilt. Er trägt zur Bildung des Rüssels wesentlich bei. Er ist an der äussern (hintern) Fläche convex, gegen die vordere Spitze hin mit einigen kurzen \\'iderhäkcheu besetzt, in der grössern hintern Hälfte aber glatt. Er wird nach vorn von den Mandibeln (aii), welche an der obern (vordem) Fläche liegen, noch etwas überragt. Von der Basis dieses Fortsatzes nach aussen und zwar in ziem- licher Entfernung davon liegen die Palpen (m ca'). Frauenfeld beschreibt dieselben als eingliedrig oder bei Mitzählung des unbe- stimmten Basalwulstes höchstens als zweigliedrig. Ich muss mich nach genauerer Untersuchung dieser Palpen dagegen aussprechen, da ich sie ebenso wie bei Argas und Ixodes viergliedrig finde. Sie 21" 310 Heller. unterscheiden sich in ihrem Bau mehr von denen bei Argas, ähneln dagegen vielmehr jenen von Ixodea. Hier folgt die Beschreibung meines Befundes. Das erste Glied, mit welchem die Palpen aufsilzen, ist sehr kurz, jedoch stets als deutliches ringförmiges und bewegliches Glied zu unterscheiden. Das nun folgende grosse birnförmige Glied ist jedoch kein einzelnes, sondern ein aus mehreren und zwar drei Gliedern zusammengesetztes. Es ist einmal beiläufig in seiner Mitte durch eine deutliche quere Trenmingslinie in z\\ ei Gliedhälften zer- fällt, wovon die eine dreieckig, die andere rundlich ist; dann be- merkt man au der Innern Seite tler vorigen gegen die S|ütze hin noch ein kleines, konisches Endglied eingefügt, welches namentlich bei der Seitenansicht und an der untei'u Fläche leichter sichtbar ist, während es sich bei der Ansicht von oben gewöhnlich dem Blicke entzieht, indem es hier fast ganz von dem vorletzten Güede bedeckt und überragt wird. Dieses kleine halbverborgene Endglied verhält sich ganz so, wie man es auch bei den Ixodesarlen vorfindet, unti wie es namentlich Duges (Annal. d. scienc. nut. 2". ser. T. II, 1834, pag. 35^ von Ixodes plumbeus ganz genau beschreibt und auf TaC. Vll, Fig. 10 abbildet. Die Mandibi'l (Kieferfühler) (Fig. 9) liegen auf der ohern (vordem) Fläche des Kinnfortsatzes und überragen ihn mit ihren spitzen EnJen" noch etwas (Fig. 7, an). Sie sind beinahe 1 Millim. lang, nach hinten etwas kolbenförmig angeschwollen («) und zwar an ihrer aussein Seite mehr als an der innern , wo sie einander berühren. — In das kolbenförmige Hinterende treten ebenfalls wie bei Argas mehrere Muskeln ein, welche nach innen und vorne zu- sammenlaufen, um in mehrere lange Sehnen überzugehen, welche durch die vordere dünne Hälfte (6) zu dem beweglichen Endgliede gehen. Letzteres (c) articulirt kurz vor der Spitze des Kinnfortsatzes mit seiner längern hintern Hälfte und besteht aus einem grössern stilet- förmigen spitzen Gliede, dem ein kürzeres und dünnes an der Innen- seite beweglich ansitzt. Zähnchen konnte ich an ihren Rändern nicht bemerken. Sie scheinen nach ihrem Bau mehr zum Stechen geeignet zu sein. An ihrem Hinterrande sind sie von der viereckigen Ober- lippe bedeckt und bis gegen ihr Ende hin von einer dünnen Chitin- scheide, einer Fortsetzung der allgemeinen Körperdecke, eingeschlos- sen, aus welcher sie nach vorne hervorgeschoben werden können. Ziii- Aiintuiiiie von Argas pel•sic•^l^. 311 IV. Das Nervensystem. Dasselbe verhält sich bei Ärgas in ähnlicher Weise, wie es Treviranus (vermischte Schriften, Bd. I, [»ag. 47, Fig. 32) und v. S i e b 0 1 d (I. c. p. 5 1 o) bereits von Trombidium darstellte und ersterer (Zeitschrift für Physiologie, Bd. IV, p. 189, Taf. 16, Fig. 7, c) an Ixodes fand. Es beschränkt sich auf einen einzigen Knoten unter dem Ösophagus, welchen er durch eine einfache Commissui' umschlingt und liegt gerade über der Vulva bei den weiblichen Thieren nnd über dem gemeinschaftlichen Ausfiihrungsgange bei den Männchen (Fig. 23, N). Dieser einzige Ganglienknoten (Fig. 23, N) hat eine dreieckige, fast herzförmige Gestalt, ist am hintern breiten Bande leicht ausge- schweift und nach vorne schmäler und abgerundet. Sein Längen- durchmesser beträgt 038 Millim., der Querdurchmesser 0-45 Millim. Von ihm strahlen nach der Peripherie 18 — 19 ziemlich starke Nervenstränge aus, welche sich im Körper weiter verästeln (Fig. 23, 7^). Aus dem vordem Ende des Knotens entspringt ein unpaarer Ast, welcher unter dem Ösophagus nach vorne zu den Mundwerkzeugen verläuft. Am hintern Rande sehe ich jedoch blos seitlich einige starke Nervenpaare austreten, die sich nach rück- wärts begeben, um die hintere Körperhälfte mit Nerven zu ver- sorgen. Der Knoten ist von einer homogenen, hellen Haut locker um- geben, welche beim Austritte der Nerven an denselben als Scheide sieh fortsetzt (Fig. 23, wr). Er selbst besteht aus einer feinkörnigen, niolecularen Masse, in welche ziemlich viele Ganglienzellen (Fig. 24) eingeb"ttet sind. Die letztern erscheinen als 00108 — 00l44Millim. grosse, helle Zellen mit deutlichen Kernbläschen und einfachen Kern- körperchen. Sie sind unipolar und die abgehenden hellen Nerven- fasern fast säfnmtlich gegen die Peripherie gerichtet und scheinen unmittelbar in die peripherischen Nervenäste iiberzugehen. Von Sinnesorganen bemerkte ich ausser den beiden Palpen nichts. V. Das Respirationssystem. An der Banchfläche liegen seitlich zwischen dem 3. und 4. Fuss- paare die beiden Stigmata , jederseits eins. Sie sind sehr klein und 312 Heller. erscheinen am hintern Ende einer der oben beschriebenen runden dünnen Hautstellen in Form einer engen halbmondförmigen Spalte, die concave Seite nach vorn gekehrt (Fig. 19, ^r). Jedes dieser Stigmata ist von einem stärkern Chitinring eingefasst und am Rande mit dicht stehenden, kurzen, einfachen Härchen gesäumt. Von dem Stigma geht beiderseits ein kurzer dicker Tracheen- stamm ab (Fig. 20, a), welcher aber in geringer Entfernung von seinem Ursprünge schon büschelförmig in mehrere , gewöhnlich fünf Zweige (6) sich theilt, wovon besonders drei stärker sind als die übrigen. Diese Tracheenäste verlaufen nach vorne, innen und hinten zu den verschiedenen Organen und verzweigen sich in diesem Verlaufe baumförmig. Die Tracheenschläuche verhalten sich in ihrem Bau ganz wie jene bei den Insecten, An den stärkern Asten unterscheidet man eine äussere helle, farblose Hülle und im Innern derselben die Chitin- haut. Man erblickt auch hier wie bei den Insecten im Innern einen deutlichen Spiraifaden , welcher nach den Untersuchungen von Leydig (1. c. p. 459 und Lehrbuch der Histologie p. 387) kein selbstständiges Gebilde, sondern eine nach innen vorspringende Ver- dickung der Chitinhaut vorstellt. — Die feinern Zweige sind hell und durchsichtig, ermangeln eines Spiralfadens und verlieren sich gewöhnlich in der netzartig verzweigten Bindesubstanz zwischen den Organen. Bei Eschatocephalus ist die Form der Stigmata etwas ver- schieden von der bei Ätzgas eben beschriebenen. Es findet sich näm- lich hier in dem Räume zwischen dem 3. und 4. Fusspaare beider- seits eine grosse ovale Platte (Fig. 21, t r''), welche über der Um- gebung etwas vorspringt und siebförmig durchlöchert ist. Die eigent- liche StigmenöfFnung befindet sich aber an der Innern Hälfte der Platte und erscheint als eine längliche Spalte (t r) im Grunde einer trichterförmigen Vertiefung (t r'). • VI. Die Harn Organe. Diese erscheinen als zwei lange, einfache, weissliche Canäle, welche bis in das Vorderende des Körpers reichen, wo sie blind endigen (Fig. 5, re). Sie sind daselbst von den vorderen Magenaus- stülpungen zum giössten Theile bedeckt, treten am hintern Rande dieser zu Tage und laufen am Seitenrande des Magens und auf der Zur Anatomie von Argas persicus. 3 1 O obcMMi Kliielie clor mittleni Magenfortsätze nach hinten und unten, uin von den hintersten Blindsclilüuclien bedeckt, bogenförmig nach innen gegen die Cloake zu laufet!, an deren hintern Fläche sie einmünden. Sie bestehen aus einer homogenen Tiuiica propriu, an deren Innen- fläche grosse rundüche Zellen mit einem feinkörnigen Inhalt liegen. Im Innern der Harnsehläuche finden sich viele runde, stark glän- zende, am Rande dunkel contourirte, an ihrer Oberfläche meist schön concentrisch oder auch radial gestreifte gelblichweisse Körper (Harnconcremente) zerstreut (Fig. 13). In der Cloake sind sie in grosser Menge voihanden , namentlich in den grossen seitlichen Blindsäcken. VII. Die Fortpflanzungs-Organe. Dujardin (Mchnoire sur les Acarlens, Annal. d. sc. yiuhir. tom. III, 184S, pag. 20^ hat mit Unrecht behauptet, dass die Ge- schlechtsorgane der meisten Milben auf einer sehr niedern Stufe der Entwickelung stehen und selbstständiger Wandungen ganz ent- behren. Es hat bereits v. Siebold (I. c. p. o46) durch seine Unter- suchungen an mehreren Milben nachgewiesen, dass dieselben einen oft sehr entwickelten Geschlechtsapparat besitzen. Auch Nicolet in seiner Abhandlung (I. c. p. 414) beschreibt vollkommen ausgebil- dete männliche und weibliche Geschlechtsorgane bei den Oribateen. Ebenso finde ich bei unserm Thiere die Fortpflanzungsorgane bedeutend entwickelt. Ausserlich unterscheiden sich die beiden Geschlechter wenig von einander. Die Weibchen sind etwas grösser als die Männchen, ferner ist die Form der äussern Geschlechtsöffnung in beiden Ge- schlechtern eine verschiedene. Bei den Weibchen erscheint sie als eine zwischen dem ersten und zweiten Fusspaare in der Mitte lie- gende breite Querspalte (Fig. 4, v ii), während bei den Männchen diese Öffnung viel schmäler und fast halbkreisförmig gestaltet ist (Fig. 1, G). — Die Männchen scheinen zahlreicher zu sein als die Weibchen, wenigstens fand ich unter den mir zu Gebote stehenden 30 Exemplaren blos sechs weibliche. A. Der weibliche G e s c h 1 e c h t s a p p a r a t. Dieser besteht aus einem Eierstock, aus zwei Eileitern, einem Uterus und einer Scheide. 314 Heller. Der Eierstock (Fig. 4, ot>) liegt in der hintern Körperhälfte un- mittelbar vor dem After und erstreckt sich in querer Richtung über die Cloake, während er nach oben durch die hinteren blinddarm- artigen Ausstülpungen des Magens bedeckt wird. Er bildet einen gewundenen Schlauch, an welchem die Eier wie die Beeren einer Traube hängen und in gestielten Follikeln sich entwickeln. Die grösseren vollkommenen Eier liegen gewöhnlich am weitesten nach aussen, während die jüngeren und kleinsten mehr nach innen am mittlem Schlauche oder als kurzgestielte Anhänge an der Basis der vorigen sitzen. — Der Eierstockschlauch zeigt zu äusserst eine helle homogene Membran und an der Innern Seite eine schöne Epithelial- schicht mit rundlichen oder etwas eckigen Zellen, in denen deutliche Kerne sichtbar sind. An den Stielen der Eier setzen sich diese bei- den Schichten fort (Fig. 25, d), doch lässt sich die Epithelialschichte meistens blos bis zu dem Eie hin verfolgen, während der Übergang der hellen Membran auf das Ei selbst in allen Fällen ganz klar erscheint. Sie bildet ein dünnes Beutelchen, in welchem das Ei ein- geschlossen liegt und erscheint meist als ein lichter Saum (Fig. 25, c), rmgs um dasselbe und bei Eiern, welche man einige Zeit im Wasser liegen Hess oder einem stärkern Drucke aussetzte, steht sie weiter weg und kann man sich dieselbe alsdann gut zur Anschauung brin- gen. — Ein Epithel an der inneren Fläche des Follikels fehlte zwar meistens, doch habe ich in einigen ganz unzweifelhaften Fällen einen mit dem übrigen Epithel an der Basis des Follikels unmittelbar zu- sammenhängenden Überzug auch hier wahrnehmen können. An der Oberfläche des Eierstockschlauches bemerkt man nebstdem noch ein reichliches Netz der feinsten Tracheenverzweigungen, ferner einzelne quergestreifte primitive Muskelbündel, welche sich mannigfach verästeln und sich bis zu den Follikeln hin verfolgen lassen. In dem Eier- stocke finden sich Eier in den verschiedensten Stadien der Entw icke- lung. In der ursprünglichen Form erscheint das Ei als eine farblose Zelle mit hellem bläschenförmigen Kern und feinkörnigem Inhalt. Bei mehr entwickelten Eiern findet sich die innere feinkörnige Masse vermehrt, gelb gefärbt, ein deutliches Keimbläschen ist nun vor- handen, in welchem der runde Keinifleck klar hervortritt. Die Eier haben in diesem Stadium meist eine birnförmige Gestalt, in diesem sich gegen ihren Stiel hin verschmälern. Es lässt sich an ihnen ebenfalls schon eine deutliche äussere Hülle unterscheiden (Fig. 25, e). Zur Anatomie von Argas persicus. 315 Das vollkommen entwickelte Eierstoeksei (Fig. 25, a — d), wel- ches in seinem Durchmesser 0*0414 Millim. misst, hat eine rundliche Gestalt. Es ist mit einer sehr feinkörnigen gelblichen Dottermasse gefüllt. Das Keimbläschen ist deutlich, es misst 0-0198 Millim. und enthält einen runden, stark glänzenden Keimfleck von 0*0090 Millim. Grösse («). — V^on einem Dolterkern, welcher von mehreren For- schern, namentlich von v. Witt ich, v. Siebold und Carus näher untersucht und gewürdigt wurde, kann ich hier nichts wahrnehmen, und scheint derselbe den Acarinen nicht zuzukommen. Man bemerkt ferner an jedem vollkommenen Eie eine sehr ent- wickelte Eihaut (6), welche an ihrer Oberfläche wieder eine schöne zellige Zeichnung mit vielen feinen punktförmigen Poren zeigt. Letztere kann man deutlich als solche erkennen , wenn man ein Ei zerreisst und den Inhalt entleert, wo dann die Schalenhaut wie sieb- artig durchlöchert sich darstellt. Die zellige Zeichnung an der Ober- fläche der Eihaut macht es um so wahrscheinlicher, dass der bläs- chenförmige Eifollikel an seiner Innenfläche immer mit einem Epithel ausgekleidet ist, und dass die Schalenhaut eben ein Ausscheidungs- product dieser Zellen und ihre mosaikartige Zeichnung ein Abdruck derselben sei. — Jedenfalls ist diese Schichte sehr zart und hin- fällig, so dass sie leicht verloren geht und desshalb nur selten zur Beobachtung kommt, v. Wittich hat auch bereits in seiner Disser- tation: „Observationes quaedam de arancariim ex ovo evolutione, Hai. Sax. 1845, p. 7" angegeben, dass sich an der Innenfläche der Eierkapseln bei den Araneen ein Epithelialüberzug vorfinde und wie- wohl V. Carus (über die Entwickelung des Spinnen-Eies, Zeitschrift f. wissensch. Zoologie, 2. Bd., p. 97) und Leydig (1. c. p. 471) ein solches in Abrede stellen, so glaube ich doch nach meinen Beobach- tungen an den Eiern von Argas mich für die Gegenwart eines sol- chen aussprechen zu müssen. Zu beiden Seiten des Eierstocks entspringen zwei massig lange, gebundene Eileiter (Fig. 4, orf), welche unter den seitlichen Ausstül- pungen des Magens nach vorn verlaufen, sich alsdann unter einem Bogen nach innen krümmen, um rechts und links in einen mittlem, grossen taschenförmigen Behälter (Uterus) einzumünden. Dieselben haben in ihrer Wandung schon zahlreiche quergestreifte Muskelfasern , unter denen besonders die quer verlaufenden vorherrschend sind, während die Längsbündel mehr zerstreut auftreten. Die Innenfläche ist durch 316 Heller. ein gi'usszelliges, mit hellen Kernen versehenes Epithel ausgekleidet. Man begegnet hier schon zahlreiehen Zoospermien, welche stellen- weise knäuelartig angehäuft sind und den Canal ausdehnen Der grosse tasehenförmige Uterus (Fig. 4, nt) liegt quer fast in der Mitte des Körpers; er ist an seinem Hinterrande etwas ausge- schweift und geht nach vorn mit einem etwas engern Canale in die Seheide über. Er zeigt bezüglich seines histologischen Baues eine kräftige Muskelsehichl und zwar sowohl Längs- als Querfasern, nach innen ein Epithel, welches sich durch die unregelinässige Form der Zellen auszeichnet (Fig. 14), so wie auch eine deutliche Cuticula als innerste Schichte, welche sich in den Eileitern noch nicht nach- \veisen Hess. In der Höhle finden sich meist ein oder zwei grosse Samenballen vor, aus einem ziemlich festen Convolut von Samenkör- perchen bestehend. — An der verengten Übergangsstelle zwischen Uterus und Vagina findet sich in der Wandung eine sehr dicke Mus- kelschichte. Die Scheide (Fig. 4, v ci) ist der erweiterte vorderste Abschnitt des aus dem Uterus führenden Canales und mündet an der Bauch- fläche, wie bereits erwähnt, zwischen dem 1. und 2. Fusspaare mit einem breiten Spalte nach aussen (Fig. 4, v ii). Sie ist nach innen von einer Chitinhaut ausgekleidet, welche sich unmittelbar von der äus- sern Körpertläche dahin fortsetzt und auch die allgemeinen Eigen- schaften jener hier noch wahrnehmen lässt: als zellige Zeichnung der Oberfläche und poröse BeschafTenheit, doch ist sie etwas dünner als die äussere und zeigt kleine Faltungen (Fig. 26, h). — An der hintern Lefze der Genitalspalte, gebildet durch eine mehr vorsprin- gende Chitinleiste, finden sich zwei hinter einander stehende Quer- reihen langer, starker Borstenhaare, die von hinten nach vorne gerich- tet sind und wahrscheinlich als Beiz- oder Haftapparat bei dem Begat- tungsact dienen (Fig. 26, «). Die untere vordere Lefze wird durch den freien Rand der sich von der Bauchfläche zur Scheide umschla- genden Chitinhaut gebildet und ist daselbst rauh und gerunzelt. An der hintern Wand der Scheide münden mittelst kurzer Ausführungsgänge zwei längliche cylindrische Drüsenschläuche (Fig. 4, g rt), welche einkörnigesbräunliches Secret enthalten und am ehesten als Kittorgane zu betrachten sind. v. Siebold hat in seiner vergleichenden Anatomie p. S46 ähnliche Drüsen von Ixodes ricinus beschrieben, die gleichfalls in die Scheide einmünden. Zur Aiiittoiiiie von Aigas ptTsuiis. 31 T B. Der ni an ii liehe Ges chlec h tsa p pa rat. Mail unterscheidet an ilim deutliche Hoden so wie aus ihnen tretende Samenleiter, welche sich nach vorn zu einem gemein- schaftlichen Ausfühi'ungsgange vereinigen, mit dem eine grössere Anzahl von Anhangsdrüsen sich verbinden. Der Hode (Fig. 2 und 3 t) besteht aus einem stark geschlän- gelten ziemlich langen Schlauche, welcher symmetrisch rechts und links in der hintern Körperhälfte liegt , nach rückwärts aber nicht blind endigt, sondern durch ein mittleres Verbindungsrohr (f) mit dem der andern Seite unmittelbar zusammenhängt. — Dieser mittlere, unpaare Schlauch ist bei 3 Millim. lang, eng und geht quer, in der- selben Weise wie der Eierstock bei den Weibchen, über die Cloake hin , wo er sich mit den hier eintretenden Harncanälen kreuzt. Er verläuft alsdann unter einem Bogen nach hinten und aussen, um als dann beiderseits in den mehr erweiterten Hodenschlauch überzuge- hen. Dieser ist öfters knäueiartig gewunden, lässt sich jedoch meist ziemlich leicht entwirren und als continuirlicher Schlauch verfolgen. Gegen sein Ende hin veretengt er sich wieder etwas {e f) und münd alsbald nach aussen in eine neue scharf abgesetzte Abtheilung. Diese erscheint als ein ziemlich langer, blasenartig erweiterter, dünnwandiger, gelblichweisser Schlauch (vs), welcher an seinem Innern Ende den verengten kurzen Hodenausführungsgang aufnimmt» alsdann eine kurze Strecke nach hinten läuft, jedoch alsbald um- biegt, um nach vorn zu gehen. Er verjüngt sich an seinem Vorder- ende allmählich, wendet sich daselbst in geringer Entfernung hinter der äusseren Geschlechtsöffnung nach innen , jedoch nicht um hier schon auszumünden, sondern biegt noch einmal nach hinten und aussen, erweitert sich gleichzeitig wieder etwas, bildet eine nach hinten gerichtete Schlinge und mündet endlich mit dem der andern Seite nach innen zusammen in den gemeinschaftlichen Ausführungsgang (f/j). Untersucht man diesen ganzen Schlauch, welcher schon äusser- lich in mehrere deutliche Abtheilungen zerfällt, nach seinem histolo- gischen Bau und seinem Inhalt, so lassen sich folgende Eigenthüm- lichkeiten erkennen : Der hintere mittlere Verbindungsschlauch (^') besitzt nach aussen eine helle, homogene Membran, nach innen liegt eine Schichte 318 Heller. etwas länglicher mit deutlichem Kerne versehener Epithelzellen (Fig. 27, a). In dem Lumen finden sich nebstdem einzelne grössere, runde kernhaltige Zellen (ä). Sie sind ausser ihrer Grösse auch dadurch verschieden, dass sie kleine gelbe Körnchen zerstreut ent- halten. — Der etwas mehr erweiterte und geschlängelte Schlauch, welcher beiderseits mit dem vorigen zusammenhängt, zeigt in seiner Wandung im Allgemeinen dieselbe Zusammensetzung, jedoch ist das Innere immer strotzend mit Zellen angefüllt, welche alle darin über- einstimmen, dass sie einen feinkörnigen, gelben Inhalt besitzen, wodurch dieser ganze Schlauch gelb gefärbt erscheint. Die Zellen selbst zeigen meist zweierlei Formen. Einige enthalten in ihrem Innern neben der gelben Masse eine geringere oder grössere Anzahl bläschenförmiger Kerne (Fig. 27, c cl). Neben diesen finden sich aber auch noch andere Zellen vor mit einem einzigen Kerne. Sie sind entweder rund (e) oder auch mehr weniger comprimirt, einige erschei- nen sogar birnförmig (f) oder uie in einen Stiel ausgezogen. Ihre mittlere Grösse beträgt 0-018 Millim., die des Kernes 0-0072 Millim. Diese letzteren sind als die wahren Bildungszellen anzusehen, da in ihnen die Bildung der Zoospermien zu beobachten ist. Dieselbe geht auch hier vom Zellkerne aus und findet man gewöhnlich in der Bildungzelle das Zoosperm um das etwas hellere, angeschwollene in der Mitte liegende Vorderende (Residuum des Kernes?) aufgerollt ((7). Weitere Zwischenstadien zu beobachten war mir leider bei meinen Exemplaren nicht möglich. Der bis nun beschriebene Abschnitt des Schlauches muss als die wahre Bildungstätte der Samenelemente, als eigentlicher Hode betrachtet werden (Fig. 2, 3, t\ In dem nun folgenden kurzen ver- engerten Theile, welcher alsbald in die blasenartig erweiterte Abthei- lung ausmündet, lassen sich in der äussern Wand schon deutlich Muskelbündel nachweisen, während man im Innern viele freie Zoo- spermien antrifft. Es dürfte demnach dieser Theil als der Hodenaus- führungsgang (^vns efferetis) (ve) zu betrachten sein. Der erweiterte blasenartige Abschnitt {ys) besitzt sehr dünne Wände, an denen sich jedoch nach aussen eine Muskelhaut, bestehend aus feinen quergestreiften Längs- und Querfasern, und nach innen ein helles, zartes Epithel erkennen lässt. Das Lumen ist mit Zoosper- mien ganz angefüllt und der ganze Sack dadurch ausgedehnt. Er bekommt hievon auch das gelblichweisse Aussehen. Zur Anatomie von Argas persicus. 319 Die Zoospermien nähern sich in ihrer Gestalt jenen von Ixodes. Sie erreichen ebenfalls die bedeutende Grösse von 0-21 Milliin. Im Anfange des sackartig erweiterten Behälters erscheinen die meisten an ihrem Vorderende fastkiiglig angeschwollen oder vielmehr in einen dicken runden Knäuel zusammengeballt. In diesem Zustande schei- nen sie vielleicht unmittelbar aus den Bildungszellen hervorzugehen. Weiter nach vorn sieht man die Vorderränder derselben weniger geknäult, höchstens ein oder mehrmals umgebogen oder einfache Schleifen bildend, sehr viele jedoch sind auch ganz gerade ausge- streckt. Das Vorderende sehe ich hier bei ihnen überhaupt nicht ganz gleich gestaltet. Sie sind entweder nach vorn nicht viel breiter als hinten, einfach abgestutzt oder abgerundet und stellen alsdaim einfache, wasserhelle, lange und grosse Stäbe vor oder sie sind etwas kolbenförmig am Vorderende angeschwollen. Den dünnen blasenartigen, mit Zoospermien angefüllten Behäl- ter möchte ich als die Samenblase betrachten, dagegen den vordem verschmälerten und unter einer Schlinge sich nach hinten und innen umbiegenden Endschlauch {elf), welcher in den gemeinschaftlichen Ausführungsgang {dj^ ausmündet, als ductus deferens bezeichnen. Nebst diesen eben aufgeführten Samen bereitenden Organen gibt es noch eine grosse Anzahl von Drüsenschläuchen (Fig. 2, 3, ga), welche unter einander zusammenhängen und Secrete absondern, welche sich wahrscheinlich dem Samen meist im Augenblicke der Ausleerung beimengen und vielleicht zum Theil zur Conglutination und Umhüllung der Samenmassen dienen. Ich fand nämlich fast bei allen untersuchten Weibchen in dem Uterus ein oder auch zwei grosse runde Samenballen, nach aussen von einer etwas zähen Masse umgeben. Der Drüsenapparat nimmt besonders die Mittellinie ein, reicht nach hinten bis zur Cloake und wird seitlich von den Hodenschläu- chen und den Samenblasen umfasst. Man kann an ihm besonders zwei Hauptgruppen, eine vordere und eine hintere unterscheiden. Die mehr nach vorn gelegene besteht aus einem kürzern und einem dahinter liegenden längern Drüsenpaare, welche von unten in den mittlem gemeinschaftlichen Ausführungscanal einmünden. — Das Secret beider ist ein fettartiges und besteht aus 0'0036 Millim. grossen, das Licht stark brechenden Kügelchen. Die hintere Gruppe besteht ebenfalls aus mehreren Drüsen- paaren und zwar kann man deutlich drei unterscheiden. Zwei hievon 320 Heller. liegen an der untern Fläche hinter einander, das dritte Paar liegt über den vorigen und ist hlos bei der Ansicht von oben sichtbar. Betrach- tet man die beiden untern Driisenpaare etwas genauer, so zeigt sich bald, d;iss dieselben nicht wie die übrigen einfache Schläuche, son- dern in z;ihlreiche Follikel zerfallene Drüsen darstellen (Fig. 29). Eine zarte Membran geht über die Follikel hinweg und umhüllt die- selben. Jeder Follikel ist mit einem deutlichen Pflasterepithel ausge- kleidet (Fig. 30). Das in ihnen abgesonderte körnige gelbe Secret ist sehr zäh , haftet meist fest zusammen und zeigt aus der Drüse vorsichtig ausgedrückt meist noch ziemlich vollkommen die Form der einzelnen Follikel. — Der gemeinschaftliche Ausführungsgang dieser drei Drüsenpaare (Fig. 2, g a') geht in der Mitte der obern Fläche nach vorn, und mündet von oben in den ductus cjacidatorius aus. Sein Lumen ist ziemlich eng und gewöhnlich ganz mit einem zähen Secret ausgefüllt, dagegen sind die Wandungen äusserst dick und namentlich mit vielen deutlich quergestreiften Muskelfasern aus- gestaltet und dadurch zu einer kräftigern Contraction und Weiter- beförderung des Inhalts geeignet. Der gemeinschaftliche Ausführungsgang des ganzen männlichen Geschlechtsapparats (ductus ejaculatorius) {(Ij), welcher aus der Vereinigung der Samenleiter (ductus deferentes) hervorgeht und zugleich die Ausführungscanäle der Drüsen aufnimmt, verläuft in gerader Richtung als ein kurzer cylindrischer Schlauch nach vorn und mündet an der Bauchtläche zwischen dem ersten und zweiten Fusspaare mit einer schmalen bogenförmigen Spalte (Fig. 1, 3, G) nach aussen. Er besitzt in seinem Innern eine deutliche Chitinaus- kleidung, welche an der äussern Geschlecbtsöffnung unmittelbarmit der äussern Haut zusammenhängt. Über ihr liegt eine Epithelschicht und zu äusserst eine dicke Muskelhige. Namentlich wird diese gegen das Vorderende hin durch zahlreich herantretende Muskelfasern ver- stärkt. Ein eigener Penis, wie er bei einigen Milben vorkommt, wurde hier nicht beobachtet. Was den Begattungsact betrifTt, so lässt sich natürlich hierüber nichts bestimmtes angeben, doch kann man doch nach dem Baue der männlichen Geschlechtsorgane bestimmen, dass derselbe in ganz anderer Weise vor sich gehen müsse, wie er von v. Siebold (1. c. p. 549) bei At'o4 Heller. und nach vorn in den gemeinschaftlichen Samenaiisführuiigsgang münden. Ihr Secret ist entweder fettaitig oder mehr weniger zäh, körnig. Erklärung der Abbildangen. TAFEL I. Fig. 1. Ein männliches Thier von Argas persiciis von der unteren Fläche ge- sehen, vergrössert. 0 die äusseren Mundtheile, G die äussere Genital- öffnung, a After, p letztes Fusspaar, von ihm sowie von allen drei vorhergehenden sind blos die beiden ersten Glieder dargestellt; mi runde, lichte Hautstellen in der Haut, den Muskelansätzen im Innern entsprechend. — Nebenan die natürliche Grösse des Thieres. „ 2. Männlicher Geschlechtsapparat von der oberen Seite. < Hode, ^' hinterer Verbindungsschlauch, efv&s efferens, vs Samenblase, df ductus de- ferens, rfj ductus ejaculatorius, ga hintere Anhangsdriisen, g a' Aus- führungsgang der hinteren Anhangsdrüsen, N Ganglienknoten, un- mittelbar über dem Ende des ductus ejaculatorius liegend, an hinterer kolbenfömiger Tlieil der Kieferfühler. „ 3. Derselbe von der unteren Seite, t Hodenschlauch, t' hinterer Verbin- dungssehlauch, t?/" vas efferens, rf/" ductus deferens, (?J ductus ejacu- latorius, G äussere Genitalöftnung, ga vordere und hintere Anhangs- drüsen, 0 äussere Mundtheile. „ 4. Weibliche Genitalorgane, oo Eierstock, od Oviduct, ut Uterus, va Scheide,^« Anhangsdrüsen, vu äussere Genitalspalte, *• Speichel- drüsen, 0 äussere Mundtheile. „ 5. Verdauungscanal und Harngefässe. an hinterer im Körper liegender Theil der Kieferfühler, o liiiclfof-u:. StaatsfcEkerei. iNif aungsl). i.k Akadd-AVTiuatknatur^r. Cl. XXX B (LF16 1858. Kelln- Zur Aii.ihmiif roii Argus ])fTsinis. Fig. 6. Taf. n. Fi ff. 1Z. Fig. 14. Fi ff. iß. «,V'/t^ ■-)'a v,'H-.->. FiQ.li .SQi h-. Jh Füj. IX ^^o &en.v.l{eit!ira2L.Tm. Au.- d."kle'Rof-ii. Staat sozicckE-r ei. Sitzun^sVdkA-kad.d Wmath naturw. CLXXXBd.X216i858. KelltT Ziur An;il(oiiif von Argas pt-rsinis. Tafffl. O' .Ww^ t'S^ss w. '<■-»' -fc^ • t' * Fi^.fff. Fiff.a. V. ■■ . /"/ö-. /^'. FiffM Ff[^. 2/. Öez.Y.Hpitzjuaain. Aus i.fckHof-ir.Sta,atsd-niLkerei. SiiRimgst.d.kAkadd.WTaatknaturw.Cl. X\X B(LN^i(;i858. Heller. Zur Anatomie von Argas jiersicus Fiff.22. Taf.lV. Fig. 27. Flg. 23. Fiff.2th. Wik:. -jr sa \^: Fig.29. Fiff.ZS. G-e& .y. "Keit&rriajiti . 6, Aus cLkikHof.u. Sta-a-tsäruckerei. Sitziino'sli.a.kAltad.d.^math.naturw. Ol. XX K BdJPl« 1858. Vorgelegte Driu'ksolirint'ii. Av I Vorgelegte Druckschriften. Nr. 16. Accadomia Pontificia de nuovi Lineei. Atti. Anno X, ses.s. (}, 7, Anno XI, sess. 1, 2. Roma, 1857, JJS: 4»- Akademie der Wissenschaften, königlieli Preussisehe. Monatsber. April, Mai. Archiv der Mathematik und Physik. XXX. Theil, Hft. 3. Astronomical Journal, The. Vol. 5. Nr. 15, 16. Albany, 1858; 4"- Basel, Akademische Schriften für 1857. Cos mos. VII Annee. Vol. XII. iiv. 23. Dupin, Mr. le baren Charles, Second rapport ä TAcademie des sciences sur le canal maritime de Suez. Paris, 1858; S**- Heidelberg, Akademische Schriften für 1857. Müller, Dr. J. H., Ergänzungen zur Krystallometrie des regulären Systemes. Wiesbaden, 1858; 4o- Society, Asiatic of Bengal. Journal. Nr. CCLXIII. Nr. 4. 1857. Caicutta, 1857; 8o- — Royal, of London. Proceedings. Vol. IX. Nr. 28, 29. — The royal Society. 30th November 1857. — Six discourses delivered before the royal society at their anni- versary meetings on the award of the Royal and Copley medals etc. by Sir Humphry, Davy, Bartt. 1857; 4o- — Report on the adjudication of the Copley, Rumford, and Royal medals etc. 1834; 4o- — On the swedish tabulating macliine of Mr. (ieorge Scheutz. 1856; 8«- — Geological of Dublin. Vol. III, IV, V, VI. 1, 2. Verein, Siebenbürgischer für Naturwissenschaften. Verhandlungen und Mittheilungen. VIII. Jahrgang. 1857; 8»- W ü r 1 1 e m b e r g i s eh e naturwissenschaftliche Jahreshefte. VIII. Jahr- gang, Heft 3. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXX. um. SITZUNG VOM 24. JUNI 1858. N2 17. 23 327 SITZUNG VOM 24. JUNI 1858. Eingesendete Abhandlung. Untersucliwtgen des Gespinnstes der Saturnia spini. (Schwarz- dornspinner.) Von Samuel Jenny. (Vorgelegt von Professor A. Schrott er.) Die günstigen Erfolge, welche Herr Ernst He ege r mit dem Gespinnste der Saturnia spini dureli jahrelange aufopfernde Bemü- hungen erzielte, Hessen es wünschenswerth erscheinen, dieses Product einer näheren chemischen Untersuchung zu unterziehen. Mein verehrter Lehrer Herr Professor Schrötter übertrug mir dieselbe, und ich habe sie in dessen Laboratorium ausgeführt. Es Hess sich erwarten, dass man auf diesem Wege das Verhältniss des neuen Gespinnstes, das man Saturniaseide nennen kann, zur gewöhn- lichen Seide des Bombyx Mori beurtheilen und eine sichere Anlei- tung zurReinigung und Behandlung derselbenim Falle ihreProduclion im Grossen gelingt, gewinnen werde. Es wird nicht unpassend sein , einige Worte über die Lebens- geschichte der Saturnia spini (Schwarzdornspinner) und über die ersten Versuche, das Gespinnst derselben zu verwenden , vorauszu- schicken. Der Schmetterling bricht im April oder Mai aus der Puppe, und gelangt auf einem Grasstengel zur vollkommenen Grösse. Aus den Eierchen , nach deren Legen das Weibchen in kurzer Zeit stirbt, kriechen drei Wochen später die Ranpen aus , häuten sich dreimal und suchen dann lockere Erde und SteingeröUe zu ihrer Verpuppung 23* 328 J e n n y. auf, vor welcher sie klein, dick und gespannt werden; die Puppe wird endlich hraun und bleibt auf diese Weise neun Monate unter der Erde. Herr W. B. Heeger in Berchtholdsdorf nächst Wien war der Erste, welcher schon im Jahre 1784 die Zucht dieser Raupe im Grösseren versuchte, veranlasst durch das schöne, weisse, feste Gewebe und durch das wenig kostspielige Futter, mit welchem sich dieselbe begnügt, und welches aus den Blättern des wildwachsen- den Prunus sphiosus (Schwarzdorn), der Rosa ccmina (wilde Rose) und einiger Weidenarten besteht. Sein Sohn, Herr Ernst Heeger, setzte die Versuche fort, und ist bereits vor mehreren Jah- ren dahin gelangt, ein der Seide nicht ganz unähnliches Product zu erzielen. Da sich das Gespinnst, wenn es in Form von Cocons erhalten wird, schwer al)spulen lässt, so zwang Herr Heeger durch ein einfaches Verfahren die Raupen, sich in einer Ebene zu bewegen, wodurch er Stücke von 6 Zoll Breite und 12 Zoll Länge erhielt. Es ist indess noch nicht gelungen die Raupe künstlich fortzupflanzen, was jedenfalls die erste Bedingung ist, wenn je eine technische Anwendung ihres Gespinnstes möglich werden soll. Das erste Product, welches mir zur Untersuchung übergeben wurde, war sehr unrein, auf der Oberfläche mit einer Menge brauner Flecken bedeckt, die sich durch kein Mittel entfernen Hessen. Äther und Alkohol lösten den braunen Farbstoff nicht, von Säuren wurde er nicht angegriffen, und Alkalien machten ihn nur noch dunkler. Chlor- wasser entfärbte ihn, zerstörte jedoch gleichzeitig auch die Faser. Die beste, jedoch auch noch sehr unvollständige Reinigung wurde durch Kochen mit Seifenlösung und darauf folgende Behandlung mit schwefliger Säure erzielt. Könnte man die Saturniaseide nur in diesem Zustande erhalten, so wäre sie für eine technische Verwendung gänzlich werthlos. Glücklicherweise gelangte aber Herr Heeger dahin, ein vollstän- dig und gleichförmig weisses glänzendes Product zu erhalten , das vielleicht die Beachtung der Industriellen verdient, und auch zu den im Folgenden näher beschriebenen Versuchen diente. Zu bemerken ist noch, dass das Gespinnst der Saturnia nicht in allen Perioden, in denen es von den Raupen erzeugt wird, eine gleiche Besehatfenbeit besitzt. Es l.isson sich biebei füglich drei Perioden unterscheiden. Untersiiehtinn-en rles flespinnstos der Siidirniii s|iiiii. 3. edit. London 1843. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 339 der in Entwickelung begriffenen Knochen, in sofern diese in Bezie- hungen zu denWeichtheilen, d.i. zu den Nerven, Gefässen, Bändern, Muskeln und Organen stehen; eine topographische Anatomie des in der Entwickelung stehenden Menschen ist nur fragmentarisch vorhanden. Nothwendig erscheint es nun hieranzuschliessen, in wiefern meine Studien über die Osteogenie die bestehenden Lehren umgestaltet oder erweitert haben, und in welchem Verbältnisse sie zu den gemachten osteogenetischen Forschungen und der künftigen Aufgabe stehen. In dieser Abhandlung wird erstens: durch zahlreiche Beob- achtungen dargethan , dass bei den verschiedenen Individuen die Entstehung der einzelnen Knochenpunkte so wie die Verschmelzung derselben innerhalb eines längeren, d. i. weniger begrenzten Zeit- raumes vor sich gehe, als gewöhnlich angenommen wird; dadurch wird die Altersbestimmung nach den osteogenetischen Momenten auf ein richtigeres Maass reducirt. Zweitens werden die bisher in Frage gestellten Punkte der Osteogenie durch neue Beobachtungen beleuchtet, bestätiget, oder verneint; es wird wenigstens das Vorkommen von 10 verschiedenen Ossificationspunkten, deren Existenz in Frage gestellt war, durch die vorliegenden Beobachtungen bestätigt. Drittens enthalten diese Studien die Beobachtung 12noch nicht bekannter, neuer Ossifications-Stellen; einige dieser Stellen sind wichtig, weil ihr Vorkommen die Erklärung gewisser Entwickelungs- formen des Skeletes und der Theile desselben einzig und allein möglich macht. Ausserdem werden viertens in dieser Abhandlung die Fragen ihre Erledigung finden, wie mit dem Knochenwachsthume die Länge der Conjugata vera des Beckeneinganges zunehme, ob es angeboren quer und schräg verengte, oder durch die Knochenentwickeliing bedingte Beckenformen gebe, und überhaupt bei jederKnochengruppe die Abweichungen besprochen, die aus der Entwickelung erklärt werden können. Endlich werden auch die Insertionsverhältnisse der Kapsel zu denEpi- undDiaphyses besprochen; es werden das Alter und der Ort bestimmt, wann und wo ein intracapsulärer Bruch vorkommen könne. Die Knochenentwickelung wird nach der Entstehung von Haupt- und Nebenknochen-Punkten, nach der Verwachsung dieser unter einander in Perioden eingetheilt, welche den Altersperioden des Fötal- 340 Schwegel. Die Eiitwickeliingsgeschichte alters, der 1. und 2. Kindheit, des Pubertätalters vom lö. — 26. Jahre entsprechen. Bis jetzt wurden nur 3 Perioden unterschieden, als: die Fötal- periode oder die Periode der Ossification der Hauptpunkte, die Periode von der Kindheit bis zur Pubertät oder die Periode der Ossi- fication der Nebenpunkte, die Periode der Pubertät bis zum voll- endeten Wachsthume oder die Periode der Verschmelzung der Haupt- punkte mit den Nebenpunkten. Nachdem die Veranlassung zu vorliegenden osteogenetischen Studien gegeben, der heutige Stand der Osteogenie mit wenigen Worten gezeichnet , die Erweiterung der Osteogenie durch die mit- zutheilenden Beobachtungen auseinandergesetzt ist, wird es nicht libeifliissig sein. Einiges über die Wichtigkeit der Osteogenie bei- zusehliessen. Die Wichtigkeit der Osteogenie im Allgemeinen ist gleich jener der Osteologie, insofern die Osteogenie das Knochengerüste der Nichterwachsenen zum Gegenstand hat, und hiemit ein wesentlicher Theil der Osteologie ist. Nur nebenbei wird die Osteogenie in den Anatomien behandelt, obgleich die Bevölkerung von 1 bis 25 oder 28 Jahre die Hälfte der Gesammtbevölkerung ausmacht, ohne den Menschen in der Fötalperiode dazu gerechnet zu haben. Die Beziehung der Osteogenie zur pathologischen Anatomie ist eine vielfältige; viele abnorme Erscheinungen in der Teratologie können nur mit Zuhilfenahme der Osteogenie erklärt werden; die Synostoses, die Diastases der Knochen, die Exostoses, die Osteophyte, die Rauhigkeiten, die Stacheln, die Gruben, die Spalten, die Canäle, die Furchen der Knochen können nur mit Hilfe der Osteogenie gehörig gewürdigt werden. Die Entwickelungsgeschichte ist sowohl für die physiologische als die pathologische Anatomie der einzig richtige Maassstab, um diese oder jene an den Knochen vorkommende Erscheinung für physiologisch oder pathologisch erklären zu können. Ausser dieser absoluten und relativen Wichtigkeit kommt der Osteogenie ein ganz specifisches Interesse zu, welches darin besteht, dass sie mehr oder weniger sichere Anhaltspunkte zur Bestimmung des iiitra- und extrauterinen Lebensalters bis zum 28. Jahre beiläufig gewährt. Es gibt auch noch andere Organe, mittelst welchen einige Bestimmungen des Alters möglich sind, z. B. das Gefässsystem, die der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 34-1 Eingeweide, die Zähne, die Haut, dieKörpergrösse, das Körpergewicht U.S. w. ; allein letztere sind leichter zerstörbar als die Knochen, welche selbst, wenn die Leiche zerstückelt, zerrissen, getrocknet, durch Feuer und Fäulniss zerstört ist , noch so gut erhalten sein können, dass aus einem einzelnen Knochen , wenn dessen Wachsthum noch nicht abgeschlossen ist, mit einiger Sicherheit das Lebensalter bestimmt werden kann. Ein anderes specifisches Interesse haben die Knochen, so lange sie in der Entwickelung begrifTen sind, für den praktischen Chirurgen , weil in dem Zeitalter der Knochenentwickelung eine eigene Art von Fracturen vorkommt, welche in einer Trennung der Epi- oder Apophyses von einander, oder einer oder der anderen, oder beiden von der Diaphysis besteht. Eine Einwendung, die muthmasslich den mitgetheilten Beob- achtungen gemacht werden dürfte, glaube ich im Voraus berühren zu müssen; es dürfte nämlich bemerkt werden, dass die beobach- teten Fälle nur Ausnahmen seien; dass die früher oder später beob- achtete Verknöcherung und Knochenverschmelzung nur in seltenen Fällen vorkommen, die keine Regel machen, und eben so wenig eine solche umstalten. Allein die Angabe der Zahl von Beobachtungen ist auch bei den einschlägigen Arbeiten sehr mangelhaft, die aufgestellten Regeln der Osteogenie sind nur auf einzelne Beobachtungen hin begründet worden. Zudem habe ich Alles neu zu beschreibende wenigstens 3mal, meistens zu 10 und mehrere Mal beobachtet. Schliesslich muss noch einiges über die Abkürzungen in der Beschreibung, und die Anordnung des Materiales vorausgeschickt wer- den. Zum näheren Verständnisse sei angegeben, dass die Ausdrücke Diai)hysis für die Hauptpunkte, Apo- und Epiphysis für die Neben- punkte eines Knochens, die Epiphysis für den Gelenksfortsatz, Apo- physis für die Muskel- und Bänderansätze gebraucht werden. Es ist damit mehr eine Abkürzung bezweckt, als einer Autorität oder einem Principe gehuldigt. Die Anatomen bezeichnen ohne Unterschied die Nebenossificationen bald mit Epiphysis, bald mit Apophysis oder mit Fortsatz und Ansatz. A. Vesa 1 1) hat mit Apophysis oder Ecphysis den Muskelfortsatz, mit Epiphysis den Gelenksfortsatz bezeichnet. *) A. Vesalii, de fabrica corporis humani Basileae 1343 und dessen Examen Fallo- pianarum observat. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXX. Bd. Nr. 17. 24 342 Schwegel. Die Eiilwickeluiig^sgescliichte Win slow, Nachfolger von Riolan, welcher das Studium frischer Knochen (Osteologie nouvelle) begründete, nannte den Gelenksfortsatz Epiphysis, den Muskelfortsatz Apophysis. M. J. Weber a.o. 0. braucht das Wort Apophysis selbst für jede Hervor- ragung eines Knochens, welche mit ihm innigst ohne Zwischenmittel verwachsen ist. Reichel, Danz lassen die Epiphysis zur Apo- physis werden; nach der Verschmelzung der Epiphysis mit der Dia- physis wird nach ihnen die Epiphysis zur Apophysis; die Epiphysis in der Bedeutung von Vesal u. A. bezeichnen sie mit Tuber der Epiphysis. Dadurch geschah nur ein Rückschritt in der Lehre über die Osteogenie. Haller hat die Ano- von der Epiphysis nicht unter- schieden. Das Material habe ich tabellarisch geordnet; ich habe die natürlichen Gruppen der Knochen des erwachsenen Menschen nach den Tabellen vertheilt, und daselbst die der einzelnen Knochen gleichen osteogenetischen Momente besprochen; in den Tabellen werden die Zahl und die Zeit der verschiedenen Ossificationsstellen, die Zeit der Synostoses zwischen den Knochenpunkten angeführt, welche den erwachsenen Knochen constituiren. Durch diese Art der Behandlung glaube ich einerseits vielfachen Wiederholungen vor- zubeugen, und andererseits eine leichte Übersicht zu gewähren; nur dasjenige wird im Texte besprochen , was nicht in die Tabelle ge- bracht werden kann, als: die daraus fliessenden Folgerungen, die in der oben citirten Literatur enthaltenen widersprechenden Beob- achtungen, die praktischen Beziehungen; dadurch wird der Text gleichsam als Commentar zu den Tabellen dienen. Die Abhandlung zerfällt in 2 Theile. Der 1. Theil umfasst die Entwickelung der einzelnen Knochen; der 2. Theil enthält die prak- tischen Beziehungen zur Chirurgie und gerichtlichen Medicin. ERSTER THEIL. Die Entwickelung der Knochen des Stammes und der Extremitäten. I. Die Entwickelung; der H^irbelu« A. 1. Tabelle. B. In der 1. Tabelle ist die Hauptgruppe der Wirbel enthalten; darin ist angegeben, aus wie viel Knochenpunkten ein Wirbel, oder der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 343 der Wirbel einer Gruppe sich entwickelt, wann die Knochenpunkte entstehen, wann sie unter einander verwachsen; es werden darin die Umbildungen (Metamorphoses) des ursprünglich knorpeligen Wirbels bis zum vollendeten Wachsthume des Wirbels bestimmt. Die Bemer- kungen über die einzelnen Punkte der Entwickelung, welche nicht der Tabelle angeschlossen werden konnten , folgen jetzt in der Ordnung, wie sie dort beobachtet wird. 1. Die Diaphysis der Wirbelkörper beginnen zuerst in der Mitte der Wirbelsäule, d. i. mit den Rückenwirbeln zu verknöchern, als- dann schreitet die Verknöcherung nach oben und unten vor; doch aber mit dem Unterschiede , dass die Diaphysis des Atlas früher, als die des letzten Steissbeinwirbels verknöchert. Mit Unrecht wird die Verkiiöcherung der Atlasdiaphysis in den normalen Fällen vor das Ende des 2. Jahres gesetzt, jene des letzteren Steissbeinwirbels bis ins 20. Jahr hinausgeschoben; ich fand in vielen Fällen die Diaphysis des Atlaskörpers erst im S. Jahre, und die des Steissbeines gewöhn- lich auch im 6. bis 8. Jahre verknöchert. Beclard *) hat den 2. Steissbeinwirbel im 5., den 3. im 10. bis 15., den 4. im IS. bis 20. Jahre verknöchert gesehen. J. F. Meckelä) setzt die Verknöcherung des letzten Steiss- beinwirbels ins 12. Jahr. Die Frage, ob die einzelnen Wirbelkörper aus 1, 2 oder 3 Knochenkernen entstehen , glaube ich nach meinen Beobachtungen dahin beantworten zu dürfen, dass in dem Körper aller Wirbel meist zwei Knochenkerne zur Entwickelung kommen. In dem Körper des Atlas fand ich 1, 2 bis 3 Knochenkerne, zweimal vereinten sich die Wirbelbögen des Atlas unmittelbar, und ohne Dazwischentreten eines neuen Knochenpunktes, und für solche Fälle ist Professor Henle's^) Behauptung richtig, dass der Atlas und der Epistropheus keine Wir- belkörper haben ; allein dies findet doch selten Statt, und desshalb ist richtiger bei den genannten zwei Wirbeln auch die Körper anzu- nehmen, wenn auch die beiden Epiphyses dem Atlaskörper, und die *) Beclard, Über die Osteose oder die Bildung, das Wachsthum und die Altersab- nahme der Knochen des Menschen. Übersetzt in M eckel's Archiv für Physiologie. 1820. 2) J. F. M e c k e 1 a. a. 0. und in dessen Arcliiv für Physiologie : Über die Entwicke- lung der Wirbel- und Schädelknochen. I. Bd. VI. 3) Prof. Henle, Handbuch der Knochenlehre des Menschen. 18öo. Braunschweig. 24* 344 Schwegel. Die Entwickeliingsgeschichte obere dem Epistropheus fehlen. Alb in us^) hat auch schon 3 Knocheii- kerne für den vorderen Halbrinj? des Atlas beobachtet ; aber ß e cl a r d 2) hat die Beobachtung des A 1 binus in Zweifel gezogen. Im Körper des Epistropheus wurden von mir gleichfalls 1 oder 2, im Zahnfortsatze desselben 1, 2 oder 3 Knochenkerne beobachtet. In den übrigen Wirbeln habe ich doppelte Kerne immer gefunden, nie aber 4 oder 8 Kerne, wie es M. J. Weber s) angibt. Die knöcherne Vereinigung der Knochenpunkte des Zahnfort- satzes und Wirbelkörpers versetzt Beclard*)und nach ihm Orfila schon in's 3. Jahr; ich habe sie in 3 Fällen erst zwischen dem 10. und 15. Jahre beendet gesehen. Die doppelten Kerne verschmelzen zuerst in den Rückenwirbeln und beim Neugebornen , und selbst später werden nur am Halse und am Steisse doppelte, dreifache Kerne beobachtet. Eine eigene Epoche habe ich für die Verschmelzung dieser Punkte iiiclit aufgestellt. 2. Für die Diaphyses der Wirbelbögen gilt im Allgemeinen die Regel, dass die Verlrnöcherung der Zeit nach von oben nach unten schreite. Meine Beobachtungen über die Verknöcherung der Wirbel- körper sind unbedeutend von den Angaben anderer Forscher ver- schieden; desto merkwürdiger erscheint uns daher die Differenz zwischen den Becl ard's 5) Zeitatigaben über die Verknöcheruiig der Wirbelbögen, und meinen eigenen Erfahrungen. Beclard sah die Wirbelbögen schon in der T.Woche verknöchert, und Nesbitt jene der Kreuzbeinwirbel erst im 4. Monate; ich fand nie eine Verknöche- rung in den Bögen vor der 10. Woche und manchmal erst mit der 15. Woche, womitauchR. Nesbitt<5) übereinstimmt. Ebenso weicht meine Zeitangabe betreff der Verwachsung der Wirbelbögen unter einander sehr vor jenenBecl ard 's undOrfila's ab; diese setzen die Verwachsung der oberen Wirbelbögen zu Ende des ersten Jahres, die der Kreuzbeinwirbel zu Ende des 4. Jahres, während ich eine solche nie vor dem 3. Jahre .und gewöhnlich zwischen dem 3. und 8. Jahre eintreten sah. Für jede Wirbelbogenhälfte wird allgemein *) Bernh. S A I h i n i, Icoues ossiuni foetus humani 1737. — In Aniiot. acad. lib. VI «. VII. 2) Beclard a. a. 0. 3) M. J. Weber a. a. 0. 4) Beclard a. o. 0. *) Bec lard a. o. 0. *,) Roh. Nesbitt, Osteogenie. Aus dem Englischen übersetzt, 1736. der Kiioclien des Stammes und der Extremitäten etc. 345 ein Knochenpunkt angenommen. In seltenen Fällen, und zwar einmal am Halse und einmal an der Lendenpartie habeich in jeder Wirbel- bogenhäifte zwei Knoehenkerne gefunden, womit auch in den Bogen- hälften eine Symmetrie zwischen vorn und hinten angedeutet ist; für die Erklärung einer erst in neuerer Zeit öfters beobachteten Abnor- mität, die ich später besprechen werde, sind durch diese Beobachtung genetische Anhaltspunkte gewonnen. 3. Die selbstständige Verknöcherung der obern und der untern Epiphyses der Körper an der Wirbelfiigung ist schon von Albinus^), S 0 e m m e r i n g 3), J. F. M e c k e 1 3), B e c 1 a r d *), M. J. W e b e r 5) u. A. bestätiget, von Wilson wird nur die untere Epiphysis angenommen, so dass wahrlich ein Zweifel über das Vorkommen heut zu Tage nicht mehr erhoben werden kann; allerdings werden diese nur in einer gewissen Epoche der Knochenentwickelung als vom 8. bis zum 15. Jahre beobachtet, und früher oder später werden sie vergebens gesucht. 4. Die Verknöcherungspunkte der Gelenksfortsätze der Wirbel werden von R. Nesbitt u. A. nicht beobachtet; von Beclard*), Flamme), j, p, Meckel^) und M. J. Web er 5) werden solche für die obern Gelenksfortsätze der Lendenwirbel zwischen dem 14. und 16. Jahre angenommen; ich habe sie öfters als selbstständige Kno- chenpunkte an allen Wirbelgruppen, sowohl oben, als auch unten beob- achtet, welche innerhalb des 7. und 14. Jahres zu verknöchern beginnen, und innerhalb des 15. und 24. Jahres mit den Wirbelbögen verwachsen; auch am 1. Beckenwirbel sah ich sie, an den üb igen Kreuzwirbeln fehlten sie. 5. Unter einer Diaphysis transversa sind die Verknöcherungs- punkte des vordem Schenkels des Querfortsatzes der Halswirbel und die entsprechenden Punkte der Lendenwirbel (Processus costarif) und der Kreuzbeinwirbelflügel verstanden; an diesen Stellen kommen immer eigene Verknöcherungspunkte vor. 1) A 1 b i n a. a. O. 2) S. Th. Soemmeriiig, Lehre von Knochen etc. Mit Zusätzen von R.Wagner. Leipzig 1839. 3) J. Fr. M e c k e 1 a. a. Ü. und Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der WirbeL Im Archiv für Physiologie, 1820. ■*) B e cl a r d a. a. 0. 5) M. J. W e b e r a. o. 0. ®) D. Flamm, de vertehrarum ossificatione Berolini 1818. 346 Schwegel. Die Eiitwickelungsgesehielite R, N e s b i 1 1 *) erwähnt eine eigene Verknöcherung der genannten Punkte, nur in den vordem Schenkeln des 7. Haiswirbel-Querfortsatzes, Professor Hyrtl^) hat an Ilg'schen Präparationen auch Ossifications- punkte in den vordem Schenkeln des 6., 5., 4. Halswirbel-Querfort- satzes gesehen, und Professor Hohl^) auch in den Querfortsätzen der 3 obern Kreuzbeinwirbel. Ich habe in den genannten Punkten aller Wirbeln, mit Ausnahme der zwei unteren Kreuzbeinwirbeln, Steissbeinwirbeln, Ossifications- punkte beobachtet. 6. Die eigenen Verknöcherungspunkte in den hinteren Schen- keln der Halswirbel-Querfortsätze, in den Querfortsätzen der Rücken- wirbel und den homologen Lendenwirbelpunkten, Processus accessorii der Lendenwirbel und der hinteren Theile der 3 oberen Kreuzbein- flügel sind als Apophyses transversae bezeichnet, weil sie nie selbst- ständig werden, wie die Diaphyses transversae, welche letztere manchmal zu überzähligen Rippen sich entwickeln sollen. An den Flügeln des Kreuzbeines wird auch eine Epiphysis mit 1 bis 3 Kernen in der Sacroiliacal-FIäche beobachtet, welche wie die gleichnamige des Darmbeines entsteht und verwächst. 7. Die Apophyses spinales, die selbstständigen Verknöcherungs- punkte der Processus spinales sind bekannt; nur wird die Zeit der Verknöcherung sehr verschieden angegeben. So setzt sie Orfila ins 18. Jahr und die Verwachsung ins 20. bis 25. Jahr. Ich fand die Ver- knöcherung vom 7. bis 14. Jahre, die Verwachsung vom 15. bis 24. Jahre ausgedehnt; übrigens ist es wahr, dass die Apophyses schon weniger regelmässig verknöchern. Dass manchmal die Entwickelung des Processus spinalis aus zwei Punkten hervorgehe, ist gleichfalls von mir beobachtet worden, und man kann selbst für das Tuberculum posterius atlantis zwei Knochenkerne nicht in Abrede stellen; ich habe solche einmal gesehen. Eigene Ossificationspunkte für eine dritte Art von Höckern, die Processus mamillares der Lendenwirbel, die homologen Rauhigkeiten der Hals- und Rückenwirbel, konnte ich nie finden, obwohl ich nicht an deren Vorkommen zweifle. 1) R. Nesbitt a. o. 0. 2) Prof. Hyrtl, Lehrbuch der Anatomie des Menschen, 4. Aufl. Wien 1855. 3) Prof. Hohl, die Querfortsätze und Flügel des 1. Kreuzbeinwirbels, deutsche Klinik, Nr. 14, 1849. der Knochen des Stammes und der Extremitäteii etc. S'iT Aus der Tabelle wird ersichtlich, dass ein Wirbel aus 1 bis 24 Knochenkernen entsteht, dass jeder Wirbel ein sehr zusammen- gesetzter Knochen sei. In der 1. Epoche verknöchern, und zwar meist intrauterin schon die Körper, die Bögen und die Processus transversi der Wirbel; in der zweiten, von der Geburt bis in's zehnte Jahr an dauern- den Epoche geht die mittlere und seitliche Vereinigung vor sich, wo- durch der zweifach zusammengesetzte Wirbel entsteht. In der dritten Epoche, vom 7. bis zum IS. Jahre geht die Verknöcherung der acces- sorischen Punkte vor sich, als : in den Epiphyses der Wirbelkörper, in den Epiphyses der schiefen Fortsätze, in den Apophyses transver- sae und spi?iales; worauf in der 4. Epoche diese accessorischen Kno- chenpunkte mit den zusammengesetzten Wirbeln verwachsen, und die Entwickelung abschliessen. Die übrigen Verwachsungen, welche noch zwischen den Wirbeln eintreten, sind nicht allgemein, als: die der Kreuzbein- und Steissbeinwirbel unter einander. Gewöhnlich ver- schmelzen zwar die Steiss- und Kreuzbein wirbel vom IS. bis 30. Jahre unter einander, allein zuweilen bleibt der 1. mit dem 2. Kreuzbeinwirbel durch eine Amphyarthrosis bis ins höchste Alter verbunden, oder wenigstens tritt dieSynostosis zu sehr unbestimmten Zeiten nach dem 30. Jahre auf. Einige dieser Verschmelzungen gehören nicht mehr zur physio- logischen Entwickelung und können insgesammt besser mit der Ent- wickelung der Knochenverbindungen zu Gelenken, zu Synchondrosen, zu Näthen und zu Synostosen zugleich abgehandelt werden, welche ich später zu veröffentlichen wünsche. In der ersten Epoche hat ein Wirbel ein bis zehn Knochen- punkte, in der zweiten verschmelzen sie meist unter einander, in der dritten Epoche persistiren manchmal noch einige Punkte aus der ersten Epoche, und dazu treten je nach der Wirbelgruppe 2 bis 10 neue accessorische Knochenpunkte; in der vierten Epoche verschmel- zen endlich auch diese letzten mit den primär entstandenen Kno- chenwirbeln. Nur nebenbei sei bemerkt, dass die Summe sämmtlicher Knochenpunkte, die in den verschiedenen Epochen auftreten, bei allen Wirbeln circa 500 betragen würde, während sie im Erwachse- nen auf 34 bis 36 zusammenschmelzen. Die Entwicklungsgeschichte der Wirbel hat ein vielfaches prakti- sches Interesse; aus derEntwickelungsgeschichte der Wirbel sind ein- zig und allein die abnormen Beschaffenheiten der Wirbeln zu erklären. 3>^8 Scliwegel. Die Entwickeliingsgesehiohte als : das Verständniss der überzähligen Rippen, der Processus an den Lendenwirbeln, der Mangel des Wirbelkörpers wie bei der von Pro- fessor Bra uni) beschriebenen Parembole der Wirbelsäule mit Vor- handensein des rückwärtigen Wirbelbogenabschnittes, das Fehlen der Hälfte eines Wirbels oder des Wirbelbogens, welchen letzteren Fall ich siebenmal mit schraubenförmiger Verwachsung der entgegengesetzten und angrenzenden Wirbelbogenhälften beobachtete, der Mangel eines Fortsatzes, als: des Processus transversus, spmalis, obliqui, die Verkümmerung der einzelnen Theile; die unter dem Namen Hydrorha- chis bekannte Diastases der Wirbelsäule, an der hinteren Vereinigung der Wirbelbögen am Halse und am Kreuzbeine, wobei diu Processus spinales nicht zur Entwickelung kommen; die seltenen Spaltungen an der vorderen Seite der Wirbelsäule , welche durch Elision des Wirbelkörpers , durch Nichtverwachsung der doppelten Wirbel- körperknochenpiinkte oder der VVirbelbogen entstehen, die sehr seltenen Trennungen der Wirbelbogenhälften, welche aus zwei Ker- nen für jede Hälfte <;ntstanden sind; die durch die Verschmelzung von naheliegenden homologen Punkten in der Entwickelung entstan- denen seltenen Synostoses des Occiput mit dem Atlas und anderen Wirbeln unter einander, die Missbildung höherer Grade, z. B. der Syrenenbildung. Sämmtliche aufgezählte Abweichungen so wie manche Fälle der Scoliosis, Lordosis, Kyphosis und Wirbelschiebung können nur aus der Entwickelungsgeschichte erklärt werden. In wie- ferne eine gehemmte Entwickelung die Kreuzbeinflügel, die frühzeitige oder spätere Verknöcherung der Kreuzbeinwirbel unter einander, die Entwickelung des Kreuzbeines überhaupt einen Einfluss auf die Gestaltung und den Raum des Beckens üben, wird besser mit den übrigen, den Beckengürtel bildenden Theilen zugleich besprochen. Die unerklärten Exostosen an den Körpern der Wirbeln finden auch nur durch die Entwickelungsgeschichte ihre Erledigung ; ich fand solche als eine Wucherung der Wirbelpunctur-Epiphysis. Ich meine hiemit jene Exostosen an der vorderen Seite der Wir- belsäule, welche Lob stein 2) erwähnt und die Geburtshelfer am Promontorium beschreiben. 1) Braun, med. Wochenschrift. Juni 18S7. 2) L o b s t e i n. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 3'4d II. Die Entwickelung des Brustbeines* A. 2. Tabelle. B. 1. In der zweiten Tabelle werden die Perioden der Knochen- bildung im Bi-ustbeine angegeben. Zu den Daten, welche in der Tabelle vorkommen, wäre noch anzuführen, dass die Knocben-Ent- wiekelung von oben nach unten fortschreite. Die Entwickelung des mnnubrium sterni geht nach J. F. Meckel i). Nicolai, Bec- lard^), Orfila von einem Knochenpunkte aus und im 6. oder 7. Schwangerschaftsmonate vor sich; ich hingegen habe den Handgriff gewöhnlich mit mehr Knochenpunkten und bis zu Ys Jahr nach der Geburt entstehen gesehen. Gleichfalls zu früh und aus zu wenig Knochenpunkten lässt man den Körper des Brustbeins entstehen. Fallopiaund Berthol in setzen die Zahl auf 8, Kerkrings) blos auf 6, Beclard auf 7 bis 12 Knochenpunkte; ich habe gewöhnlich mehr als 5, ja bis 15 Knochenpunkte im Körper des Brustbeins gefunden. Wenn mehrere Knochenpunkte vorkommen , so stehen sie in 3 bis 6 Quer- reihen und 2 bis 3 Längereihen; die seitlichen Kerne oder die der äussern Längereihe sind gewöhnlich stärker als die mittleren Kerne, welche auch etwas später zur Entwickelung kommen. Aus einer Querreihe von Knochenpunkten entsteht ein Stück des Brust- beinkörpers dadurch, dass zuerst ein seitlicher mit dem mittleren, dann der zusammengesetzte seitliche mit dem noch einfachen seit- lichen Kerne verschmilzt; die oberen Querreihen haben gewöhnlich 3 Kerne, die unteren hingegen öfter blos 1 oder 2 Kerne. Die Ver- knöcherung des Sehn ertfortsatzes verlegte Orfila in den 6 Monaten des intrauterinen Lebens, nach meinen vielen Beobachtungen erfolgt die Verknöoherung desselben nicht nur später, sie ist auch auf einen grösseren Zeitraum ausgedehnt. Obgleich öfters Ausnahmen von dem beschriebenen Entwicke- lungstypus beobachtet werden, kann ich nicht umhin, das manubrium sterni sowie die Stücke des Brustbeinkörpers mit den Hauptknochen- punkten der Wirbel in eine Parallele zu bringen, wie es J. F. 1) J. M. Meckel a. o. 0. 8) Beclard a. o. 0. ^) Theod. Kerkringii; Specilegium anatomicum. Liigduni Batavorum 1670. 3S0 S eh w eg- i'l. Die Kiilwickeliiiigsgcscliiclilp Meckel gethan hat. Die ausgesprochene Ansicht wird durch die Verschmelzung, welche zwischen den Brustbeinkörperstücken, zwischen dem Brustbeinkörper und dem manuhi'ium sterni vom 12. bis 60. Jahre eintritt, nicht widerlegt. Die Verschmelzung der Stücke des ßrustbeinkörpers wird am besten in meiner Entwicke- lungsgeschichte der Knochenverbindungen ihre Erklärung finden. Zur Verknöcherung der Stücke des Brustbeinkörpers unter einander, welche in der Tabelle übergangen sind, sei bemerkt, dass die Verschmelzung von unten nach oben fortschreite; die unteren Stücke verschmelzen oft im 12. Jahre, die übrigen später, vom 12. bis 30. Jahre, Die knöclierne Vereinigung des Brustbeinkörpers mit dem manubrium sterni tritt oft gar nicht ein, und ist überhaupt unter die abnormen Verknöcherungen zu rechnen ; eben dasselbe gilt von der Verbindung des Brustheinkörpers mit dem Schwert- fortsatze. 2. Die Verknöcherung dev Ossiculasuprasternalia soll zwischen dem 10. und 30. Jahre eintreten; ich habe diese nur einmal bei einem Erwachsenen beobachtet, reihe sie zu den accidentelleh Knochenpunkten und halte sie für in der 3. oder 4. Epoche zur Ent- wickelung gekommene Sesambeinchen, weil sie als Rippenfragmente schon in der 1. oder wenigstens in der 2. Epoche hätten verknöchert sein sollen. 3. Die Entwicklung des Brustbeines in der 3, und 4. Epoche ist auf die von mir beobachteten Epiphyses sterni beschränkt; diese kommen als Knochenplättchen an den Gelenksstellen der seitlichen Ränder vor und wurden bisher von Niemanden beobachtet. Aus der Entwickelung des Brustbeins ist es ersichtlich, dass sie innerhalb des Mutterleibes beginne und durch 4 Epochen bis in's 26. Jahr dauere, dass sie mit etwa 20 Knochenpunkten in die 1. Periode falle, dass diese in der 2. Periode unter einander verwachsen ; worauf in der 3. Periode einige sehr schwache Knochenpunkte hinzu- treten, welche in der 4. Periode mit den Hauptknochenpunkten ver- schmelzen. Die wahrscheinliche Summe der in den verschiedenen Epochen auftretenden Knochen ist ungefähr 30; alle diese Knochen- punkte verschmelzen bis zum vollendeten Wachsthume in 5, 4, 3 Stück und im höhern Alter manche in 2 und endlich in 1 Stück. Ausser dem Gesagten lassen sich noch einige Betrachtungen an die Entwickelung des Brustbeines anschliessen. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 3ol Aus der Entwickelung wird es klar, auf welche Weise die praktisch wichtigen Lücken, Diastases sterni, die verschiedenen anderen Heteromorphosen, als seitliche und mediane Verhiegungen u. a. entstanden sind, welche letztere nur an den Verbindungsstellen und zur Zeit der Entwickelung vor dem 30. Jahre sich heranbilden, woran die verschiedene Länge und Breite des Brustbeines ihre Gründe haben. III. Die Entivlckelung der Rippen» A. 3. Tabelle. B. Am natürlichsten ist die Anordnung, wenn unmittelbar nach den Wirbeln und dem Sternum die Entwickehmg der Rippen besprochen wird, da sie einerseits die bogenförmigen Verbindungsmittel der genannten untereinander sind, anderseits weil die Rippen den hinteren Schenkeln der Querfortsätze der Halswirbel und den Processus cos- tarii der Lendenwirbel homolog sind. Nur gering sind die Abwei- chungen, welcheBeclard *), betreffs der Vereinigung der ersten und zweiten Knochenpunkte unter einander angibt; Beclard und Orfila versetzen die Entstehung der Hauptknochenpunkte in die 7. bis 10. Woche, die der Nebenknochenpunkte ins 16. Jahr, die Vereinigung sogar ins 20. bis 25. Die Angaben über vordere Epiphysen der Rippen kann ich nicht bestätigen ; die im höheren Alter und immer sehr unregelmässig eintretenden Verknöcherungen der Rippenknorpel können unmöglich dahin gerechnet werden. In der Entwickelung der Rippen fehlt die in der Entwickelung der Wirbeln und des Sternum vorkommende 2. Epoche. Eine 2. Epoche konnte ich durch die Beobachtung nicht statuiren, doch dürfte eine solche für jene Fälle angenommen werden, wo eine gabelförmige Spaltung des Rippenknochens oder ein knöcherner Fortsatz am Rippenhalse vorkommen. Von solchen knöchernen Fort- sätzen ist ein Präparat in der Göttinger Sammlung 2) aufbewahrt; an diesem haben die 5. und 6. Rippe Fortsätze, welche gelenkartig ver- bunden sind. Ich beobachtete am Halse der 6. Rippe einen mit dem Halsstücke der 7. Rippe articulirenden Gelenksfortsatz, welcher dem Lig. colli 1) Beclard a. o. O. 2) Henle a. o. O. 3ö!t2 Schwegel. Die Entwickelungsgeschichte costae der Richtung nach entsprach; nicht articulirende Fortsätze der 6., 1., 8., 9. Rippe sind häufig. Diese anomalen Fortsätze der Rippen gehen höchst wahrscheinlich aus eigenen Ossificationen hervor, die in die erste Epoche fallen; die knöcherne Verwachsung dieser mit den Rippendiaphysen wird in einer 2. Epoche erfolgen, welche zwischen die erste und die zweite der in der Tabelle angeführten Epochen fallen würde. Eine doppelte Diaphysis der oberen 10 Rippen, die Wilson») beobachtet hat, habeich nie gesehen, obgleich das Vorkommen doppelter Haupt- kerne wahrscheinlich ist, so dürfte es doch nicht in den meisten Fällen vorkommen. Wenn 2 Hauptkerne sich entwickeln, so wird die Verwachsung gleichfalls in die 2. Periode fallen. Auf diese Art würde die Entwickelung der Rippen auch in 4 Epochen zurückgeführt werden; ich habe jedoch diese wahrscheinlichen Knochenpunkte und Epochen in den Tabellen nicht angeführt, weil ich die Entwicke- lung solcher Punkte noch nicht studiren konnte und weil die anomalen Fortsätze zu selten vorkommen, um einen eigenen Typus der Rippen- entwickelung zu begründen. I¥* Die Entwickelung; fies knöchernen Scliiilfergürtels* A. 4. Tabelle. B. 1. Eine ganz eigen thümliche Entwickelung findet bei dem Schulterblatte und dem Schlüsselbeine Statt , wesshalb sie in eine eigene Tabelle gebracht werden mussten. Rei diesem Knochen sind die Metamorphosen der Knochenpunkte nur in 3 Epochen untergebracht; die knöcherne Vereinigung der Hauptknochenpunkte, als: der Diaphysis des Schulterblattkörpers und der Diaphysis des Hakenfortsatzes fallen der Zeit nach ganz in die Periode, in welcher die Nebenkiiochenpunkte entstehen und diese mit den Hauptpunkten verwachsen, wesshalb keine eigene Periode aufgestellt werden konnte. Die Entwickelung des Schulter- blattes beginnt mit 2 Knochenpunkten; zu diesen treten später noch 5, welche insgesammt zu einem Knochen verwachsen. 2. Die früheste Entwickelung des Schultergürtels aus drei Knochenpunkten, als: 1 für den Schulterblattkörper, 1 für den *) Wilson resp. L. Ho II st ein, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. der Knochen des Stammes und der Extremitäten elc. 3o3 Hakeiifoi'tsatz;, 1 fiii" das Schlüsselbein, lässt einen Vergleich nnit den drei Theilen des in der Entwickelung beg^riffenen Beckengürtels zu; jedoch bleibt bei dem Schultergürtel das Schlüsselbein durch das ganze Leben in gelenkiger Verbindung mit dem aus zwei Theilen hervorgegangenen Schulterblatte , während im Schoossgürtel die drei Theile knöchern unter einander verwachsen. Das frühe Auftreten der Diaphysis im Hakenfortsatze in der 1. Epoche, die eigene Epiphysis und Apophysis coracoidea, die Knochenplättchen an der Verschmelzungsstelle des Hakenfortsatzes mit dem Schulterblatt- körper, welche in A\q Caritas glenoidalish\nQm\'i\\i, sprechen für die Homologie des Schulterblattes und des Hakenfortsatzes mit dem Darm- und Sitzbeine. Weniger augenscheinlich ist die Homologie zwischen dem Schlüssel- und Schoossbeine ; die Formen dieser Kno- chen sind sehr verschieden, wozu nicht wenig der Geschlechts- charakter des Menschen beigetragen haben mag. Die Formen dieser Knochen sind es, welche am besten das Geschlecht aus den Knochen erkennen lassen. 3. In BetrelY der Zeit, wann die einzelnen Knochenpunkte ent- stehen und unter einander verwachsen, weichen meine Angaben von denen J. F. MeekeFsi)» Senffs, Beclard's, Orfila's einiger- massen ab. Beclard hat schon am 30. Tage nach der Empfängniss einen Knochenkern in den Rippen , am 45. Tage im Schulterblatt gesehen ; die übrigen Abweichungen sind zu unbedeutend , als dass ich sie hier besprechen sollte. 4. Wichtiger sind hingegen einige neu beobachtete Knochen- punkte. Einer Epiphysis glenoidalis des Schulterblattkörpers und des Hackenfortsatzes in Form von Knochenplättchen wird nirgends Erwähnung gethan. Die genannten Epiphyses stehen im Zusammen- hange mit einem Knochenplättchen , das an der Vereinigungsstelle des Schulterblattkörpers mit dem Hakenfortsatze vorkommt und sind hiemit jenen an der Verbindungsstelle der Theile des ungenannten Beines gleichzustellen. 5. Das Vorkommen einer einfachen — Wilson 2) hat zwei beobachtet — Epiphysis acromialis, der Apophysis coracoidea wird durch meine Beobachtungen bestätigt. Die Apophysis cora- 1) J. F. Meckel a. a. O- 2) Wi 1 s on a, o. 0. 334' Scliwegel. Die Eutwickelungsgesehichte coidea, welche Beclard i) und Sharp ey 2) nur selten beobachtete, fand ich in der entsprechenden Epoche immer und zwar am convexen Rande des Schulterhakens und an der Verbindungsstelle zwischen der Diaphysis coracoidea und scapularis. Hildebrandt 3) bezweifelt A\q Apophysis Spinae; diese so wie jene des inneren Randes und des unteren Winkels des Schulter- blattes habe ich durch meine Beobachtungen sichergestellt. 6. An dem Schlüsselbeine sind hervorzuheben die Apophyses sowie die Epiphyses posteriores oder scapulares, welche letztere Beclard *), J. F. Meckel 5) in Abrede gestellt haben, 7. Die Apophyses der Claviculae erreichen nur in seltenen Fällen eine grössere Länge und bilden die Fortsätze längs dem Ligamentum costoclaviculare , welche G r u b e r e), S t r u t h e r s ') beschrieben und öfters ich beobachtete ; die übrigen Epiphyses werden zu Tubercula des Schlüsselbeines und als solche beschrie- ben. Ich fand die Tubercula für den Muse, deltoideus, Muse, sub- clavius und den Muse, sternomastoideus durch Apophysen vorge- bildet. V. Die Entivickeluug des Beckens. A. 5. Tabelle. B. l.Das ungenannte Bein ist, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, aus einer Summe von ungefähr 20 Knochenpunkten entstanden; die Hauptknochenpunkte werden im Fötalalter gebildet, verwachsen theilweise bis zum 6. Jahre; die Nebenknochenpunkte treten erst in dem Zeitalter vom 6. bis zum 14. Jahre auf, und die Verwachsung dieser mit den Hauptknochenpunkten und unter einander dauert in einigen Fällen bis ins 26. Jahr. In der 1. Epoche treten in dem knorpelig präformirten Scham- undSitztheile zu ein oder zwei Knochenkernen auf. Für das Sitzbein beobachtete ich nur einmal zwei Knochenkerne. In Betreff der Zeit, *) Bec lard a. o. 0. 8) S h a r p e y a. o. 0. «) Hildebrandt a. o. 0. *) Becia rd a. 0. 0. 5) J. F. Merkel a. o. 0. 6) W. Grub er, Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie. Berlin. '') The clavicle by John Struthers. Edinburgh 18SS. der Knochen des Stammes und der Extremitiiten etc. 3dI) wann die einzelnen Verknöchorungsprocesse vor sich gehen, inuss bemerkt werden, dass nach Beclard und Lauth zu früh und fast ohne Unterschied die Diaphyses verknöchern; B e clard u. A. sahen die Diaph. iliaca und ischiadica im 4. Monate und Lauth i) sogar im 2. Monate, die Diaph. pubica im 6. Monate verknöchern; ich hingegen beobachte immer zuerst die Diaph. iliaca und zwar im 4. Monate, die Diaph. ischiadica im 6. und die Diaph. pubica vom 6. bis 9. Monate verknöchern. Gänzlich unbeachtet blieben die zuweilen vorkommenden dop- pelten Kerne für die Äste des Sitz- und Schamtheiles. 2. Die Nebenknochen sind meist bekannt, einige andere, als: die Epiphysis sacroiliaca, die Knochenplättchen in der Junctura ilioischio-pubica, welche ich als Äpophyses juncturae bezeichnet habe, die Apophysis iliopubica werden durch meine Beobachtungen bestätiget; die den Pfannenrand bildenden Knochenstückchen: die Epiphysis ilei anterior, ^'leEpiphyses ischiatica und jjubica, welche insgesammt Epiphyses acetabuli heissen können, welche in einem Zeiträume getrennt von den als Äpophyses juncturae bezeichneten Zwischenknochenplättchen bestehen, die Epiphysis pubica anterior an der Schambein-Verbindungsfläche , die Apophysis Tuberculi pubici , sind meines Wissens nie beobachtet worden. 3. In Betreff der Verschmelzung der Diaphyses glaube ich bemerken zu müssen, dass diese mit dem 15. Jahre als abge- schlossen zu betrachten nicht statthaft sei, nachdem ich in den meisten Fällen die knöcherne Vereinigung später, bis zum 24. Jahre eintreten sah. Die Synostosirung im Sacroiliacalgelenke kann so wie die viel seltener vorkommende Synostose der Schambeine nicht zu der regel- mässigen Entwickekmg des Beckens gerechnet werden, wie es einige mit der erstem thun. Die Stachel der Beckenknochen , die Spina iliopubica 2 — 6'" hoch und pubica als stärker entwickelte normale Knochenpunkte zu betrachten ist nicht zulässig, wenn auch diese an der Stelle der Apophysen vorkommen. Denn um einen normalen Höcker oder einen Fortsatz von einem Osteophyte oder einer Exostose zu unterschei- 1) Lauth a. o. 0. 3J)6 Schwegel. Die Entwickeluiigsgeschichte den, miiss der Proeess der abnormen Entwickelnng oder der Wuche- rung ausgeschlossen werden; es muss in der Epoche beobachtet werden, wo der fragliche Punkt noch isolirt ist, oder doch wenig- stens vor dem 20. Jahre; denn bis zu der Zeit sind alle Knochen- punkte entwickelt. Wenn aber in einer spätem Zeit ein erhabener Punkt höher erscheint als im normalen , so ist eben so wenig Grund vorhanden diesen für eine normale Spina zu halten, wie einen Höcker oder Stachel auf einer ebenen Fläche für eine physiologische Be- schaffenheit zu erklären. Ich rechne die abnorm grossen Sphiae ilio- puhicae zu den Exostosen devEmine^ifiailiojmbica, die den Exostosen der Apophysen anderer Orte analog ist, wie Syme solche beob- achtet hat i)- I'i der Nichtberücksichtigung osteogenetischer Ver- hältnisse liegt der Grund, dass L am bei 2) (\ieSy?iostosis sacroiliaca bei dem querverengten Zigeunerbecken und einen Stachel, welchen Professor Kilian 3) richtig für einen Osteopliyten erklärte, an der Eminentia iliopubica für physiologische Erscheinungen hielt. Die bis in's höhere Alter bleibenden Synchondrosen, insbeson- ders die assymmetrischen , in der Ilioischiopubical-Junctur , können eben so wenig wie die Synostosen in den Gelenken für normal ange- sehen werden. Aus der Entwickelnng der Beckenknochen, deren Kleinheit, einseitigen oder beiderseitigen, deren Verschmelzung mit Mangel von Ossificationskernen oder einer mangelhaften Entwickelnng, der Spaltung und Nichtverschmelzung der Knochen , der Lage- und Richtungsveränderung der Knochen, werden die genetischen Prin- cipe für allgemein oder partiell zu enge, zu weite, assymmetrische, quervereinigte, exostotische Becken, sowie für die normalen in- dividuellen und Racenverschiedenheiten der Beckenformen auf- gedeckt. 4. Allgemeine Betrachtung des Beckens aus den Altersperioden der Entwickelung; sie enthält die Beziehungen zur Geburtskunde. ^) S y m e in der Chirurg. Handbibliothek von C o o p e r. 2) Vierteljahrsschrift für praktische Heilkunde der Prager medicinischen Facultät. XH. und XIII. Jahrgang. 3) Schilderungen neuer Beckenforraen und ihres Verhältnisses im Leben der Praxis entnommen. Von Dr. Herrn. Frid. Kilian, geheim. Medicinalrath und Prof. zu Bonn. Mit 9 Tafeln. Mannheim 1834. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 3S7 So wie die einzelnen Beckentheile in osteogenetischer Bezie- hung wichtig sind, so hat auch der aus der Verbindung des Kreuz- und ungenannten Beines entstandene Knochenring in den verschie- denen Altersperioden kein geringes Interesse, und zwar : a^ inso- fern eine Verschiedenheit in der Grösse und der Gestalt der Becken von Neugebornen nachgewiesen werden kann, aus welchen die von Stein d. Ä. i)» von M. J. Weber 2) statuirten Beckenformen und Grössen erklärt werden; b) insofern als aus der Beckenentwickelung sich ergibt, wann das weibliche Becken der Grösse und dem Räume nach die Entwickelung beschlossen, als reif zu erklären ist, w;inn der Raum für die Immissio eines vollkommen entwickelten Penis und die Passage eines reifen Kindes genügen wird. a) Die Formen des kindlichen weiblichen Beckens. Nach den Messungen von 40 neugebornen Becken — meist skeletisirter — variirt die Länge der Conjugata zwischen V bis 1"3'", der Querdurchmesser zwischen 1" bis \"^"', die schiefen Durch- messer zwischen 1" bis 1"4'", Wenn die Masse der 40 Becken, die Conjugata und der Querdurchmesser näher betrachtet werden , so wird es zuerst möglich zwei Reihen von Becken aufzustellen, von denen die eine Reihe die Becken mit den kleineren Durchmessern, die zweite Reihe mit den grösseren Durchmessern umfasst — allgemein enge und weite (oder Macro- und Micropelyx). Jede der genannten Reihen oder die Summe der neugebornen Becken lässt eine wei- tere Unterscheidung zu, indem Gruppen von Becken gebildet werden können, von denen die I.Gruppe solche Becken umfasst, deren Conjugata und Querdurchinesser nur um 1'", in der Länge verschie- den sind, als: a) Conjugata 1", Querdurchmesser 1" \"' ; ß) Conjug. \"\"', Querdurchmesser VI"; )-) Conjug. \."2"', Querdurchmesser 1" 3'"; d) Conjug. 1"3'", Querdurchmesser 1" 4'". Die 2. Gruppe umfasst solche Becken, deren Conjugata um 2'" bis 3'" vom Quer- durchmesser verschieden ist, als: a) Conjug. \", Querdurchmesser r'2'"; ß) Conjug. 1" V", Querdurchmesser 1" 3'"; y) Conjug. 1"!'", Querdurchmesser 1"4"'; d) Conjug. 1" 2"', Querdurchmesser 1"4'". 1) G. W. S t ei n , Lehrbuch der Geburtshilfe. Marburg. 2) M. J. Weber, Die Lehre von den ür- und Racenformen der Schädel und der Becken der Menschen. Düsseldorf 1830. Sitzb. d. mathera.-natnrw. Cl. XXX. Bd. Nr. 17. 25 358 Schwegel. Die Entwickelungsgeschichte Die 3. Gruppe umfasst solche Becken, deren Conjugata und Quer- durchmesser einander fast gleich sind, als: a) Conjugata 1", Quer- durchmesser 1"; /9) Conjug. 1"!'", Querdurchmesser 1" 1"' u. s. w. Unter 40 Becken von Neugebornen kamen auf die 1. Gruppe 16, auf die 2. Gruppe 20 , auf die 3. Gruppe 4 Becken. In Betreff der schiefen Durchmesser können die Becken unter- schieden werden : mit gleich und ungleich langen schiefen Durch- messern; unter 40 Becken war eine Ungleichheit von Va"' nur bei 2 Becken nachweisbar. Unter der genannten Zahl von Becken war keines in dem Quer- durchmesser kürzer als in der Conjugata. Nach dem Grössenverhältnisse der Conjugata und des Quer- durchmessers sind die Becken der 1. Gruppe als länglich-ovale, die der 2. Gruppe querelliptische, die der 3. Gruppe runde, nach dem Verhältnisse der schiefen Durchmesser symmetrische und assymmetri- sche zu bezeichnen. Die Becken der 1. Gruppe sind eigentlich keine länglichovalen, da sie den Querdurchmesser im Allgemeinen um 1'" länger als die Conjugata haben , sondern eben so wie der 2. Gruppe querelliptisch, und ich glaube sie passender analog der Schädelterrainologie, mit Dolichopelyx, sowie die querelliptischen mit Brachopelyx, die runden mit Trochopelyx zu bezeichnen. Aus dem Gesagten geht hervor, dass bei den Neugebornen die Becken eine verschiedene Grösse und Form haben, und zwar: allge- mein weite und enge (Macro- und Micropelyx), lange (Dolichopelyx), kurze (Brachypelyx), runde (Trochopelyx), symmetrische und assym- metrische. Die Beckenformen der Neugebornen hat zuerst Prof. Hüter i) einer Aufmerksamkeit gewürdigt, später Prof. Hohl 2) und Dr. Hayn-5); sie haben quer- und schrägverengte Becken der Neu- gebornen nachgewiesen; Professor Hüter erklärte das länglich- ovale Becken der Erwachsenen aus dem länglichovalen des Neu- *) Das kindliche Frauenbecken. Prof. Hüter, resp. Encyklopädie der gesammten Medicin v. C. C. Schmidt, I. ßd. Artikel Becken, p. 447. 2) Zur Pathologie des Beckens. Dr. A. F. Hohl, Professor der Geburtshilfe an der Universität zu Halle etc. Leipzig 1852. 3) A. Hayn. Beiträge zur Lehre von dem schrägovalen Becken mit einer lithog. Tafel. Königsberg 1832. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 3S9 gebornen (querverengten oder Dolichopelyx); Professor Hohl und Dr. Hayn aus den quer- oder sehrägverengten Becken der Neu- gebornen die gleichnamigen Formen der Erwachsenen. Professor v. Ritgen 1) hat im Grunde nur eine Form des weiblichen Beckens aus der Fötalperiode und an dem Neugebornen bestimmt. Die Formen des neugebornen Beckens, die ich durch Messung constatirt habe, entsprechen den von G.W. Stein, M. J. Webers) aufgestellten Beckenformen der Erwachsenen, als : dem querellipti- schen, länglichovalen und runden; für die vierseitige Form, welche überdies nur untergeordnet ist, eine entsprechende am Neugebor- nen nachzuweisen, wäre die Zeit verloren; die allgemein zu weiten und engen Becken der Erwachsenen stehen im Parallelismus mit den in der Grösse verschiedenen Becken der Neugebornen; die Assym- metrie der Beckenhälften der Erwachsenen ist durch die Assymmetcie im Neugebornen präformirt. Das genetische Princip der Beckenformen, die ich an den Neu- gebornen beobachtet und auseinander gesetzt habe, besteht in einer individuellen Verschiedenheit der Entwickelung der Beckenknochen der Grösse nach, mit der in einigen Fällen vielleicht eine Verküm- merung der Ossification einherging; die übrigen genetischen Prin- cipe, als : der Mangel von Ossificationen mit oder ohne knöcherne Verschmelzung , die Spaltbildung , die Lage und Richtung der Beckenknochen, die entzündliche Synostosis habe ich bei den be- schriebenen ßeckenformen nie beobachtet. Schliesslich bleibt noch die Frage zu beantworten, warum die länglichovalen Beckenformen fast eben so häufig wie die querellip- tischen Becken vorkommen, warum die LängendifFerenz der Conju- gata und des Querdurchmessers der querelliptischen Neugebornen verhäitnissmässig geringer ist, als die der querelliptischen Becken der Erwachsenen? Es findet eine Umänderung der Beckenform des Neugebornen in den Altersperioden des Wachsthums Statt; aus der länglich- ovalen Form des Neugebornen wird eine querelliptische Form im Erwachsenen, aus der querelliptischen Beckenform der Neugebornen *) Prof. F. A. von Ritgen, Des Alters widrig gebaute Frauenbecken etc. Giessen 18Ö2. 2) M. J. Weber, Lehrbuch der Anatomie des menschlichen Körpers. 184ö. 25* 360 Schwegel. Die Entwickeluiigsg'esehiclile mit einer Differenz von 3'" wird im Erwaciisenen eine querelliptische Form mit verliältnissmässig grüsserer Differenz zwischen der Conju- gata und dem Querdurchmesser gebildet. Die Umwandlung der Beckenformen Neugeborner in andere nahe verwandte Formen der Erwachsenen ist in einer ungleichmässigen Entwickelung der den Beckenring bildenden Theile begründet. Das Hüftbeinstück, welches mit dem dritten Monate im Fötalalter zu verknöchern beginnt, misst beim breitesten querelliptischen Becken eines Neugebornen an der Linea hinominata von dem Sacro iliacal- Gelenke bis zur Iliopubicaljunctur 8"', beim gewöhnlichen querellipti- schen Becken eines Erwachsenen 21/3", das Schambein in der gleichen Linie beim Neugebornen T", beim Erwachsenen 3", das Kreuzbein ist in derselben Linie 11'" beim Neugebornen, 4i/a" I^ei'H Erwach- senen breit; daraus ist zu ersehen, dass der Hüfttheil eines Neuge- bornen querelliptischen Beckens iwAqv Linea innominatayev\\'A\\.n\ss- mässig länger ist als im Erwachsenen, während das Kreuzbein und das Schambein in der Linea innominata gleichmässig länger werden oder im Wachsthum zunehmen. In Folge der ungleichen Entwick- lung der Knochen des Beckenringes, namentlich der verhältniss- mässig grösseren Länge des Hüfttheiles im Neugebornen als im Er- wachsenen, haben die Becken der Neugebornen im Allgemeinen den Charakter von Enge im Querdurchmesser, sie nähern sich dadurch den männlichen Beckenformen der Neugebornen, die ich der geringen Formverschiedenheit und der praktischen Bedeutungslosigkeit der- selben nicht auseinandersetze. Die Umwandlung der Beckenformen der Neugebornen, welcher ich das Wort spreche, unterscheidet sich von der v. Ritgen'schen Ansicht dadurch, dass ich mehrere weibliche Formen annehme, welche insgesammt in der Conjugata und im Querdurchmesser durch die Altersperioden der Entwickelung verschieden an Länge zunehmen, Avährend Professor v. Bitgen im Neugebornen nur eine Form annimmt, die er in der ersten und zweiten Kindheit, in der Pubertät in andere Formen umwandeln lässt. Es wird weiter auch nicht ohne Interesse sein , wenn ich die Masse der Conjugata und des Querdurclimessers der Becken einiger späteren Altersperioden der Entwickelung mittheile, die ich beobachtet und gemessen habe; ich werde diese zur leichteren Übersicht tabel- larisch zusammenstellen. der Kiioehcii des Stammes und der Exfremitiiten etc. 361 Alter Conjiigata Diameter Alter Conjiigata Diameter Vera transversa Vera transversa Neugeboren 1" 1"' 1" 2"' 18 Jahre 3" 9'" 4" 6"' 6 Jahre 1" 7'" 1" 1'" 19 „ 3" 11'" — 8 „ 2" 2" 6'" 20 „ 4" 4" 10'" 12 „ 3" 3'" 4" 21 „ 4" — 13 „ 3" 4'" 4" '22 3" 10'" 5" IS „ 3" 6'" 4" 4"/ 23 „ 4" — 16 „ 3" 7'" — 24 „ 4" 3"' 5" 17 „ 3" 8'" — bj Die Maasse der weiblichen Becken aus mehreren Alters- perioden der Kntwickelung. Die Beckenreife. Aus der Tabelle ist es ersichtlich, dass die Differenz in den Maassen der Conjiigata und des Querdurchmessers von der Geburt bis zur vollendeten Entwickelnng des Beckens zunehme. Ich habe schon oben die Erklärung gegeben, dass die Conjugala beim Neu- gehornen verhäitnissmässig wegen der grösseren Länge des Ilium im Neugebornen länger ist denn im Erwachsenen, und schliesse noch bei, dass die Verschiedenheit der genannten Durchmesser und das verschiedene Verhältniss in den Altersperioden aus der ungleich- massigen Weiterentwicklung des Kreuz-Hüft-Schambeines, wenigstens in der Linea ierminalis des Beckens hervorgehen. Aus der Tabelle ist ferner ersichtlich, dass die Beckendurch- messer mit dem IS. Jahre solche Grösse erreicht haben, dass die Geburt eines reifen Kindes leicht möglich ist. Diese ßeckengrösse fällt mit der Conceptionsfähigkeit, mit dem Übertritte der zweiten Kindheit in die Geschlechtsreife zusammen und kann die Beckenreife heissen. Die Beckendurchmesser überhaupt und die Verschiedenheit derselben nach dem Alter fanden noch sehr wenig Berücksichtigung; aus diesem Umstände, und weil ihnen auch eine praktische Bedeu- tung zukommt, habe ich sie hier, so viel meine Beobachtungen dar- boten, näher besprochen. Ausserdem haben die Beckendurchmesser von dem mannbaren Alter noch ein anderes Interesse. Es fragt sich, ob mit dem 12. bis 14. Jahre, mit welcher Zeit in unserem Klima die Geschlechtsreife eintreten kann , das Becken auch schon solche Durchmesser darbietet, dass die Passage des Kindes möglich ist. Die gefundenen Maasse des Beckens bei 12-, 13- bis 15jährigen Mädchen zeigen die Möglichkeit der Geburt eines kleinern obgleich 362 Schwegel. Die Entwickelungsgeschichte reifen Kindes an; und die Entbindungen ISjähriger Personen, von denen ich selbst zwei ohne üble Ereignisse ablaufen gesehen, so wie jene Zeit, als es Mode war schwanger zu werden , bestätigen aus der Erfahrung, dass das Becken in dem gedachten Alter caeteris paribus die Passage des Kindes möglich mache; achtjährige Mütter der Tro- penländer müssen jedenfalls kleinere Kinder gebären. Es fragt sich weiter, wann dielmmissio penis möglich wird? Der Querdurchmesser des Beckenausganges hat vor dem sechsten Jahre kaum mehr als l^/a, desshalb wird wie beim Kir ebb ofer'schen Becken die Immissio eines vollkommen entwickelten Penis um diese Zeit noch nicht möglich sein. VI. Die Eutivlckeluiig; der Knochen der obern Extremität* A. 6. Tabelle. B. 1. Die 30 Knochen der obern Extremität, ohne den knöchernen Schultergürtel nach dem vollendeten Wachsthume, sind aus ungefähr 140 Knochenpunkten entstanden. Die Verknöcherung in der oberen Extremität beginnt mit der Diaphysis des Oberarmknochens in der sechsten Woche des Fötallebens und endet mit !dem Os pisiforme im 14. Jahre. Die Verknöcherung der Hauptknochen ist von den Nebenknochenpunkten der Zeit nach nicht so geschieden, wie bei den vorigen Knochen, indem die Hauptknochenpunkte des Os navicu- lare, lunatum, triquetrum, multangulatum majus und minus später, des Olecranon manchmal erst mit dem 9. Jahre auftreten und der Nebenknochenpunkt in der Epiphysis humeri oft gleich nach der Geburt erscheint. Die Verknöcherungen können hiemit nicht genau in zwei Epochen geschieden werden, wie dies bei den oben be- sprochenen Knochen möglich war. Die 3. und 4. Epoche umfassen die Verschmelzung der Knochenpunkte unter einander, so dass in die 3. Periode vom 7. bis zum 14. Jahre die Verwachsung der Epiphysen mit den Apophysen oder den Diaphysen und in die 4. Periode die Verwachsung der Epiphysen mit den Diaphysen fallen. 2. Über die Entwickelung der einzelnen Knochen müssen zu den Angaben , welche in der Tabelle enthalten sind, noch einige Bemerkungen hinzugefügt werden, weil solche in die Tabelle nicht gebracht werden können; diese sind folgende: Meine Beobachtungen über die Entwickelung der Knochen der obern Extremität sind vielseitig verschieden von denen anderer Beobachter. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 363 Im Allgemeinen folgt aus meinen Beobachtungen , dass der Beginn und die Dauer einzelner osteogenetischer Vorgänge bei den verschiedenen Individuen in einem ausgedehnteren Zeiträume fallen, als man bisher annahm. Unmöglich kann die Angabe B e e 1 a r d's i) auf eine grössere Anzahl von Fällen sich stützen, wenn er sagt, dass die Diaphysis des Oberarmbeines schon am 30. Tage erscheine, während ich den Beginn der Verknöcherung der genannten Diaphysis zwischen der 6. und der IS. Woche des Fötalalters beobachtet habe. Auffallend ist die Verschiedenheit in den Zeitangaben über die Verknöcherung in dem Os naviculare, limatum, triquetrum, multaii- gulatum majus nn^minus zwischen meinenBeobachtungen und denen Beclard's*), Loders«), J. F. MeckeTss). Loder und Meckel sahen die drei ersten schon im 9. Fötalmonate verknöchern, Beclard und Orf il a ohne Unterschied alle Handwurzelknochen zwischen dem 4. und 5. Jahre. Die erste Verknöcherung der Metacarpi und derPhalanges wird von Beclard, Senff, Meckel, Köllicker*) nicht nur in eine zu frühe Zeit gesetzt, sondern die Verknöcherung in denselben wird auch zu gleichzeitig angenommen. Ich fand die Metacarpi nie wie Beclard schon am 4S. Tage mit Knochenkernen versehen. Die Verknöcherung beginnt nach meinen Beobachtungen mit den Mittelhandknochen, steigt dann in die Phalanges der 1. Reihe, später in die Phalanges der 2. und der 3. Reihe herab, nie aber sah ich die Phalanges der 3. Reihe früher als der 2. Reihe ossi- ficirt. Ausser der beschriebenen Aufeinanderfolge in der Entwicke- lung der Mittelhand- und Fingerknochen ist die Verknöcherung in den Mittelhandknochen auch nicht gleichzeitig; ich fand zuerst den 2. Metacarpus, dann den 3. und 1., selten 1. und 4., dann nach einander den 4. und ä., selten 3. und 5. Metacarpus verknöchern. R. Nesbitt^) und Loder sahen zuerst den 1., dann 2., 3. u.s. w. ; andere auf den 1. den 3., dann den 2. und endlich den 4. und S. ossificirt. Eine gleiche Aufeinanderfolge findet auch in der Verknö- cherung der Phalanges der einen oder der anderen Reihe Statt. Die *) Beclard a. a. 0. 2) Loder, Anat. Handbuch. 3) J. F. Meckel a. a. 0. •*) Prof. Köllicker, Handbuch der Gewebslehre. Leipzig 18S2. 5) Nesbitt a. a. 0. 364 Schweg-el. Die Eiitwickeliiiig-sgescliielite Mittelhand- und Phalangenknoeheii beginnen früher zu verknöchern als die homoh^gen Theile an der untern Extremität; die Fusswurzel- knochen hingegen früher als die Handwurzelknochen. Auf die ange- gebenen Verhältnisse wird später bei der Altersbestimmung hinge- wiesen werden. 3. Die tabellarischen Angaben der zweiten Epoche enthalten einige Auffassungen und Beobachtungen, welche neu sind, und sie ver- dienen desshalb eine weitere Auseinandersetzung. Den Verknöcherungspunkt in dem Olecranon habe ich mit Diapbysis bezeichnet — früher biess er nur eine Epiphysis — weil zwischen dem Olecranon und der UIna vor der knöchernen Vereini- gung ein Knochenplättchen zwischen beiden zur Entwickelung kommt, welches keilförmig zwischen beiden steckt und mit den Epiphyses der Ulna am obern Ende zu gleicher Zeit auftritt und später mit diesen, sowie mit den Diaphyses des Olecranon und der Ulna knöchern verwächst, die ich Apophynis conjusctiva oder Metaxyphysis (Zwi- schenknochenpunkt) nennen will. Dieses Verhalten, welches auch zwischen den Theilen des ungenannten Beines, ferner zwischen dem Körper und dem Hakenfortsatze des Schulterblattes vorkommt, sowie das von Jemanden beobachtete Selbstständigwerden des Ole- cranon sind es, welche den im Olecranon auftretenden Knochenpunkt zu einem Hauptpunkte machen. Die frühe Entwickelung des Olecranon ist es, welche mich bestimmt, dieses der Kniescheibe homolog und beide für Hauptknochenpunkte zu halten. Flourens i) erklärte das Olecranon für ein Sesambein , die Kniescheibe für einen Hauptknochen und stellte den von Vicq d'Azyr, Cuvier behaupteten Parallelismus zwischen beiden Knochen in Abrede. Hinsichtlich der Trochlea ergibt sich aus meinen Beobachtungen, dass sie zwischen dem 2. und 5. Jahre zu verknöchern beginne, während Orfila die Verknöcherung in das 12. Jahr hinaus versetzt. Die Beobachtungen über die Epiphyses der Metacarpi und Phalanges weichen in mehrfacher Beziehung von denen anderer Anatomen ab, desshalb eine nähere Besprechung derselben noth- wendig ist. 1) Flourens, Annales des sciences natur. T. X, pag. 33, resp. J. M ü 1 1 e r's Archiv 1839, 6. Heft. der Knochen des Stammes und der Extremitäten ete. 36o Die meisten Anatomen nahmen für die Metacarpi blos untere und für die Phalanges blos obere Epipliysen an; VesaP) und Albinus^) sind fast die Einzigen, welche den Metacarpi auch obere Epiphysen zuschreiben. Ich habe an den Metacarpi sowohl untere als obere Epiphyses beobachtet; der einzige Unterschied zwischen den oberen uiul unteren Epiphyses besteht darin, dass erstere viel schwächer sind als letztere und erstere auch früher mit den Diaphyses verwachsen als letztere. Für die Phalanges werden ferner allgemein nur obere Epiphyses angenommen; ich aber fand auch an den Phalangen untere Epiphysen, welche nur schwächer als die oberen sind, und gleichfalls mit den Diaphyses der Phalangen früher verwachsen als die oberen Epiphyses. Die ungleich schwächere Ent- wickelung der oberen Epiphyses der Metacarpi, der unteren Epiphyses der Phalangen einerseits und die frühere Verschmelzung der genann- ten Epiphysen mit den Diaphysen als der unteren Epiphysen der Meta- carpi und der oberen der Phalanges andererseits sind wahrscheinlich die Ursache, dass sie den meisten Beobachtern entgangen sind. Demnach besteht vom osteogenetischen Standpunkte der Unter- schied zwischen einem Metacarpusknochen und einem Phalangeal- knochen, nachdem sowohl die Metacarpi als die Phalanges, sowohl obere als untere Epiphyses haben, nur darin, dass die Metacarpi stärkere untere und schwächere obere Epiphyses, die Phalanges stärkere obere und schwächere untere Epiphyses haben. Die Frage, ob der Daumen einen Metacarpalknochen und 2 Phalangen oder 3 Phalangen habe, beantworte ich hiemit dahin, dass er einen Meta- carpalknochen mit einer obern schwächern und einer untern stärkern Epiphysis und nur 2 Phalanges habe. Für diese Ansicht gebe ich hier auch 4 beobachtete Missbildungen, von denen ich eine auf dem Ambulatorium des Prof. Pitha sah; in diesem Falle fehlten den 4 Fingern die 3 Phalangen , so dass diese wie der Daumen nur 2 Phalangen hatten; in einem andern Falle fehlte dem Daumen die letzte Phalanx und jedem der übrigen Finger 2 Phalangen, so dass sowohl der Daumen als die übrigen Finger nur je 1 Phalanx hatten. Ein ähn- liches Verhalten kam an den Zehengliedern in einem 3. Falle vor. Die angeführten Beispiele sprechen, so wie die osteogenetischen 1) Vesal a. a. O. 2) Albin a. a. O. 366 Schwegel. Die Entwickelungsgeschichte Momente dafür, dass der Daumen sowie jeder andere Finger einen Mittelhandknochen habe. Interessant wäre es zu wissen, wie die Daumenknochen sich bei jener Familie zu Iver verhielten, in welcher die weiblichen Nachkommen durch 9 Generationen an den Fingern blos je 1 Phalanx hatten (Prichard's Naturgeschichte des Men- schengeschlechtes). Dieser kleine Knochen hat selbst eine Geschichte, die B 1 u f f 1) kurz gegeben hat. Aristoteles soll den Knochen für einen Metacarpus gehalten haben. Galenus zählte ihn zu den Phalanges. Albinus, Blumenbach, Hyrtl^) erklären ihn für einen Meta- carpal-Knochen. Bluff selbst bestimmt den Knochen zu Folge der Analogien der Muskel und Bänder, der Luxationen für eine Phalanx. 4. Die vorhandenen Beobachtungen über die Apophysen der Arm- knochen sind unvollständig; es sind nur die Apophyses für das Tuber- ciiliim majus und ininus und den Conclylus internus bekannt; die Verknöcherung des letzteren versetzt ausserdemBeclar d, zu spät — in's 16. Jahr. Ausser den genannten und bekannten Apophysen habe ich solche auch am Condylus externus, an der Tuberositas raclii, im Processus styloideus raclii et ulnae beobachtet, welche letzteren zwei nicht mit den Epiphysen verwechselt werden dürfen, die viel schwächer sind. Die Verknöcherung in diesen Stellen tritt ins- gesammt vor dem 8. Jahre ein, daher dieAngahe Beclard's, dass der Conclylus internus erst im 16. Jahre ossificire, vermuthlich nur selten sich bestätigen wird. Die 3. Epoche der Entwicklung der Knochen der oberen Extremität erstreckt sich von dem 7. bis 14, Jahre, begreift die Verschmelzung der Nebenknochenpunkte unter einander und die einiger Apophysen mit den Diaphysen. — In diesen Epochen sind an den Enden der Röhrenknochen noch die Epiphyses von den Dia- physes und die Apophyses von der einen so wie von der anderen der Genannten verschieden ; ich glaube auf das Verhalten dieser Punkte in der Epoche vom 7. bis zum 15. Jahre aufmerksam machen zu müssen, weil jeder der genannten Punkte, sowohl die Epiphysis als die Apophysis oder beide zusammen von der Diaphysis abbrechen können. Wie der Bruch beschaffen, ob er inner- oder ausserkapselig (intra- oder extracapsular) sein werde, wird unten am Schlüsse 1) über das sogenannte Os metacarpi pollicis; M. .1. Bluff, im Archiv für Phy- siologie von J. Fr. M eckel. 1826. 2) Hyrt 1 a. a. 0. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 36T der Abhandlung über Entwickelung der Röhrenknochen angefügt werden, wo ich von dem Verhältnisse der Kapselanheftiing zu den Knochetipunkten an den Enden der Röhrenknochen sprechen würde. 5. Die 4. Epoche umfasst den Zeitraum von dem 15. bis zum 26. Jahre; in diese Zeit fällt die Verschmelzung der in der 3. Periode entstandenen zusammengesetzten Epiphyses mit den Diaphyses. In dieser Epoche kommt an den Enden der Röhrenknochen nur noch ein Knochenpunkt vor; denn da wo mehrere gewesen sind, sind selbe in der 3. Epoche entweder mit der Epiphysis oder Diaphysis verschmolzen; es wird hiemit in dieser Epoche an den Enden der Röhrenknochen nur eine Vereinigungsstelle der Ossificationen aus Knorpel gebildet sein und an dieser einen Stelle wird leichter ein Bruch stattfinden; ob in dieser Periode der Bruch extra- oder intra- capsular sein wird, soll auch später abgehandelt werden. VII. Die Entwickelung der Knochen der untern Extremität. A. 7. Tabelle. B. Die Epochen in der Entwickelung der Knochen der unteren Extremität sind dieselben wie bei der oberen Extremität und unter- scheiden sich ebenso wie diese von den Entwickelungsepochen der Wirbel und des Brustbeines einerseits und der Rippen, der des Schulter- und Beckengürtels andererseits. Die Zahl der Knochen- punkte, die Zeit der Entstehung in den einzelnen Perioden ist bei der oberen und unteren Extremität auch ziemlich gleich , sodass die Verhältnisse, welche ich bei der Entwickelung der Knochen der oberen Extremität hervorgehoben habe, auch bei der unteren Extre- mität zu erwähnen sein werden. 1. Die Diaphyses des Oberschenkelknochens, des Schien- und Wadenbeines, des Fersen- und Sprungbeines , der Mittelfuss- und Zehenknochen sah ich viel später verknöchern, alsBeclard i) angibt. Die Fötus von 30 Tagen boten keinen Knochenpunkt in der Dia- physis des Oberschenkelknochens und Schienbeins, die von 45 Tagen keinen im Wadenbein, den Mittelfuss und Zehenknochen. Für das Fersenbein, Sprung- und Würfelbein sah ich oft ein halbes Jahr nach der Geburt noch keinen Knochenkern. *) Beclard a. a. 0. 368 Schwegel. Die Eiitwickeliinnsgeschiclite Indem ich die vielfachen Abweichungen in der Zeit übergehe, welche meine Beobachtungen von denen anderer Anatomen darthuii, füge ich nur bei , dass in keinem der beobachteten Fälle die Ver- knöcherung vor der in der Tabelle angegebenen Zeit gesehen und ebenso in keinem der Fälle nach der daselbst angegebenen Zeit vermisst wurde. 2. Der Beginn der Verknöcherung in den Epiphyses tritt gleich- falls zu verschiedenen Zeiten in den verschiedenen Fällen ein; die Verknöcherung wird vor einer gewissen Zeit immer und nach einer gewissen Zeit nie vermisst; dieses gilt für die Epiphyses des Ober- schenkels zwar nicht mehr als für andere Punkte, doch glaube ich dieses hier besonders hervorheben zu müssen, weil der Epiphysis inferior femoris in der Grösse einer Erbse eine ungleich grosse Wichtigkeit zur Bestimmung der Kiiidesreife zugeschrieben wurde. So behauptenO livi er^) undMildner^) in der erbseiigrossenOssi- fication der Epiphysis iiiferior des Oberschenkels, einen sichereren Anhaltspunkt zur Bestimmung der Kindesreife gefunden zu haben, als in der Körperlänge, dem Körpergewichte, der Beschaffenheit der Haut, der Nägel, den Grössenverhältnissen des Kopfes, der Fonta- nellen , der Entwickelung der Geschlechtstheile und der Insertion des Nabelstranges. Wie viel Sicherheit in diesem Punkte liege, ist aus den Zeit- angaben über den beobachteten Beginn in der Tabelle ersichtlich. Übrigens wird über den Werth dieses Punktes, so wie anderer Punkte zur Bestimmung des Alters später weitläufig gesprochen ; und im Zusammenhange die Osteogenie auf die Altersbestimmung mit Berücksichtigung der gerichtlich - medicinischen Lehren von Orf ila 1) gewürdigt werden. Nachdem ich bei der Epiphysis inferior femoris die praktischen Beziehungen der Osteogenie zur Bestimmung des Alters besonders hervorgehoben und die Auseinandersetzung über dieses Verhältniss im Zusammenhange mit anderen osteogenetischen Momenten zur Altersbestimmung abzuhandeln für vortheilhaft halte, fahre ich in der Besprechung der Knochen-Entwickelung der unteren Extremität, in ^) Lehrbuch der gerichUiehen Meilicin von M. Orfila. Übersetzt von Krupp. I. Bd. Wien 1847. -) Prager Viertoljahrszeitschrift für praktische Heilkunde. Jahrgang 22. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 3ß9 SO weit in der Tabelle nicht darauf hingewiesen werden konnte, fort. Die Epiphysis des Ober- und Untersehenkelknoebens sah ich theils früher, theils später verknöchern, als Nessbit ti), Beclard, Orfila u. A. Die Epiphysis derMittelfuss- und Zehenknochen sah ich immer so sich entwickeln, wie ich dies bereits bei den Mittelhand- und Fingerknochen beschrieben habe. — Die Verknöcherung beginnt am Fusse mit den Metatarsen und tritt dann in absteigender Folge in der 1., der 2. und der 3. Phalangenreihe auf. — Irrthümlich nehmen Beclard und.Senff an, dass die 3. Reihe früher, als die 1. und 2. Reihe sich entwickeln; ich habe diese Aufeinanderfolge in der Verknöcherung nie beobachtet. Die Verknöcherung in einer Reihe beginnt wie an der Hand mit der 2, Zehe, gleichsam der Axe des Fusses, tritt dann in der 1. und 3. und endlich in der 4. und der 5. Zehe auf. Diese letztbesprochene Aufeinanderfolge erfährt nur selten eine Abänderung. Die Frage, ob die 1. Zehe einen Metatarsus- knochen habe, ist ähnlich zu beantworten, wie die ähnliche Frage bezüglich des Daumens der Hand. Auf die Aufeinanderfolge in der Entwickelung der einander entsprechenden Knochen der Hand und des Fusses habe ich bereits oben aufmerksam gemacht; ich füge hier nur bei, dass die Fuss- wurzelknochen früher als die Handwurzelknochen, die übrigen, als: der Mittelfuss und die Zehen später als die Mittelhand und die Finger entstehen. Noch muss eines Beinchens Erwähnung geschehen, welches ich an dem Fusse eines Erwachsenen beobachtete; es kam in einem Falle ein anomales Beinchen hinten zwischen dem Sprung- und Fersenbein vor, dieses war von tetraedrischer Form, von 3'" Höhe, articulirte mit den beiden genannten Knochen, war von einem Bündel Aes Ligametitum fibulare tali postlcum heAeckt, und durch Bänder an das Fersen- und Sprungbein befestigt. Die gelenksartige Ver- bindung dieses Beinchens mit dem Sprungbein und Fersenbein schliesst den Gedanken aus, dass das Retinamlum tali Henle^j, d. i. eine abwärtsgebogene Ecke des Astragalus abgebrochen gewesen, und das anomale Beinchen vorgetäuscht habe. Ich habe zwar dieses 1) N esbitt a. a. O. 2) Henle a. a. 0. 370 Schwegel. Die Entwickelungsgeschichte Beinchen nie in der Entwiekelung gesehen, und führe es blos nur an, um auf das Erscheinen dieses, so wie anderer analogen Beinchen in den Entwickelungsperioden hinzuweisen. Dieser achte Fusswurzelknochen ist verschieden von dem 8. VesaTschen Fusswurzelknochen. Der achte Fusswurzelknochen bei Vesal *) war ein Sesambeinchen der kleinen Zehe (bei den Arabern hiess er Abbadaran), aus welchem am jüngsten Tage der Mensch wieder entstehen soll. Ich halte dafür, dass die Sesambeine, die Ossicula suprasternalia , die vom Chenal ober dem Olecranon und dem Processus coronoidcus vorkommenden Sesambeine so wie dieses von mir beschriebene Beinchen zu gleicher Zeit verknöchern. 3. Von den Apophyses der Knochen der unteren Extremität sind nur wenige bekannt, und über die Zeit der Verknöcherung der bekannten Apophyses widersprechen die Beobachtungen einander. Ich fand die Apophysis für den Trochanter major schon im ersten Jahre nach der Geburt, hingegen vermisste ich sie in einem Falle wieder im S.Jahre, während Orfila diesen Knochenkern vom 3. bis zum 4. Jahre auftreten lässt. Ebenso fand ich die Apophysis für den Trochanter minor schon im 6. Jahre und vermisste ihn niemals nach dem 10. Orfila aber setzt die Verknöcherung dieser Stelle unbedingt in's 13. und 14. Jahr. Die übrigen Apophyses der unteren Extremität, als: für die Condyli am unteren Ende des Oberschenkels, für die Tuherositas tibiae, für den Maleolus internus und externus, welche insgesammt in die Tabellen aufgenommen sind, müssen als neu betrachtet werden. In der dritten Epoche geht die Verschmelzung der Apophysis niit der Diaphysis vor sich, als : der Apophysis für den Trochanter major u. a. mit der Diaphysis femoris u. a. Die Epoche dauert vom 8. bis zum 15. Jahre, die Verschmelzung der Apophysis des Fersen- beines mit dem Körper derselben tritt manchmal auch erst in der 4. Periode auf. Nebenbei sei hier erwähnt, dass ich weder für den Processus supracondyloideus des Oberarmes nach dem Processus (tuhercidiim) 1) Vesal a. a. 0. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 371 supracondyloideiis und den Trochcmfer tertius des Oberschenkels je eigene Knoehenpunkte sah. — Ich zweifle übrigens nicht, dass die erwähnten Processus aus eigenen Knochenpunkten hervorgehen; wenn ich den Umstand berücksichtige, dass sie nicht oft an Erwach- senen ausgebiklet vorkommen, so erkläre ich mir , warum ich sie nicht gefunden habe. Ebenso wie die übrigen Knochen und insbesonders die obere Extremität geht die Entwickelung der unteren Extremität eine 4. Epoche durch. Die 4. Epoche dauert vom 15. Jahre bis zum 26. Jahre in einigen Fällen, in anderen ist sie etwas kürzer. In der 4. Epoche verschmelzen alle übriggebliebenen Nebenknochenpunkte mit den Diaphyses. Es ist aus der Gleichheit der Vorgänge in der Entwickelung der oberen und unteren Extremität durch die 3. und 4. Periode ersichtlich , dass alle oben erwähnten Verhältnisse in Betreff der Brüche der Apophysis und Epiphysis auch hier zu berücksichtigen sein werden. ZWEITER THEIL. Nachdem ich die Entwickelung der Knochen auseinandergesetzt, die praktischen Beziehungen , die den einzelnen Knochen zukommen, hervorgehoben, werde ich im Folgenden die Brüche der in der Ent- wickelung begriffenen Knochen mit Rücksicht auf die Kapselinsertion und denWerth der Osteogenic für die Altersbestimmung besprechen. I* Brüche in den verschiedenen Epochen der Knochen- entivickelung. Die Knochen der Wirbelsäule, des Brustbeines, des Schulter- und Beckengürtels, der Extremitäten sind aus Knorpel entstanden; in den Knorpeln entstehen von Zeit zu Zeit die Knochenpunkte, welche allmählich gegen einander wachsen, und in den verschie- denen Altersperioden der Entwickelung völlig unter einander ver- schmelzen. Während der Entwickelung sind die Knochenpunkte durch eine längere oder kürzere Zeit mit hyalinen Knorpeln unter einander ver- bunden; dieser Verbindungsknorpel ist es aber, welcher nach den Erfahrungen am Lebenden, und den Versuchen an der Leiche leicht 372 Schwegel. Die Entwickelungsg^eschichte bricht; und zwar bricht entweder der Knorpel in seiner Substanz, oder es tritt eine Trennung des gebildeten Knocbenstiickes von dem Verbindungsknorpel ein, — an der Commissura der Diaphysis mit der Epi- und Apophysis. Diese Eigenschaft der in der Entwickelung begriffenen Knochen, an den knorpeligen Verbindungsstellen der Knochentheile leicht zu brechen, ferner der Umstand, dass die Bevölkerung vom 1. bis zum 26. Jahre die Hälfte der Gesammtbevölkerung ausmacht, sind die Ursache, warum den Knochenbrüchen bis zum 26. Jahre eine grosse Wichtigkeit zugeschrieben werden muss. Die Kenntniss der knorpeligen Verbindungen der Knochentheile, ihrer Dauer, und des Ortes ihres Vorkommens kann manchmal bei Resectionen von praktischer Bedeutung sein. Ausserdem haben die Brüche der Röhrenknochen noch ein ganz besonderes Interesse dadurch, dass die benannten knorpeligen Ver- bindungsstellen der Knochentheile, welche so leicht brechen, in einem verschiedenen Verhältnisse zu der Kapselinsertion stehen, wodurch ein Bruch bald intracapsulär , bald extracapsulär wird. Die V^ichtigkeit des letzteren Verhältnisses ist nicht gering, weil ein intracapsulärer Bruch aus der Dislocation , dem Schmerze, der Crepitation , der Länge und Lage des Gliedes nicht erkannt, und nur mit Berücksichtigung des Altei's und der einwirkenden Ursache diagnostizirt werden kann. Auf die leichtere Bruchbarkeit in der Verbindungsstelle zwischen den Ossificationen haben schon die älteren Ärzte aufmerksam gemacht; ich führe hier nur Hip- pocrates, Severinus, Paraeus, Eyssonius i), Heister, Palfyn, Platner, Reiehe|2) an; sie benannten die Fracturen an den genannten Stellen als Deduction , Descession, Disjunction der Epiphyses. — An Leichen sowohl als an Lebenden wurden bisher nur die Diductionen des oberen Endes des Oberarmes, des oberen und unteren Endes des Oberschenkels beschrieben. Wenn ich im Folgenden über die möglichen Brüche der knorpeligen Ver- 1) II. Ey SSO Uli, Ti'net. uiiat. et medic. de ossiltus iiilantis cogiiosceiidis, coiiser- vandis et curandis. Groiiing- 1659. 2) M. rh. Georg-e Reiciiel, De opipliysiiim ah ossinm Diaphysi diductioiie. Dissert. Lipsiae 1739; im Sandifort, Thesaurus disseitalioii\iin, programatuia etc. Lueduni 1773. der Knochen des Stammes und der Extremitäten ete. 373 Bindungen Einiges anschliessen werde, so ist es nur insofern von Bedeutung, als es aus den oben gegebenen neuen Beobachtungen fliesst. Auch das Verhältniss der Kapselinsertion zur Knorpel- verbindung wurde schon besprochen, jedoch einzig und allein am Hüftgelenke ; es werden daher die folgenden Mittheilungen über das Verhältniss der Kapselinsertion zu den Verknöcherungsstellen durchgehends als neu zu betrachten sein. Ich werde mithin kurz auseinandersetzen, an welchen Stellen und wann Brüche der Knorpelverbindungen vorkommen können ; bei den Röhrenknochen insbesonders bestimmen ob , und wann der Bruch ein inner- und ausserkapseliger sein wird. Obgleich schon aus der Tabelle ersehen werden könnte, an welchen Stellen, und wann eine Fractur der knorpeligen Ver- bindungsstelle stattfinden könne , so stelle ich hier doch , der leichteren Übersicht wegen, die möglichen Fracturen der einzelnen Knochen dar. 1. In den Wirbeln bestehen vor dem Fötalalter bis ungefähr ins 8. Jahr knorpelige Verbindungen zwischen dem Körper und dem Bogen, vom 8. bis zum 26. Jahre sind die aceessoriscben Knochen- punkte mit dem ersten knorpelig verbunden und an den genannten Stellen und in dem angeführten Zeiträume könnten unter gewissen Bedingungen leicht Fracturen auftreten. 2. In den Brustbeinstücken sind Längen- und Querbrüche vom 1. bis ins 12. Jahr möglich, die Trennungen der Epiphyses, unter welchen ich nicht den Gelenksknorpel verstehe, sind vom 14. bis ins 20. Jahr möglich. 3. Die Trennungen der Apo- und Epiphysis der Rippen sind vom 8. bis zum 18. Jahre möglich. 4. Interessanter sind die Fracturen der folgenden Knochen, einerseits weil sie öfters vorkommen dürften, indem sie mehr den äusseren gewaltthätigen Einflüssen ausgesetzt sind, anderseits da- durch, dass die Brüche in die Gelenke fallen können. Am Schulterblafte sind vom 1. bis zum 13. Jahre Trennungen des Schulterblattkörpers von dem Hakenfortsatze möglich ; diese Trennung fällt auch immer in das Schultergelenk , wodurch diese mögliche Fractur an Wichtigkeit gewinnt. Die Trennung der Acromialepiphysis ist vom 8. bis ins 20. Jahr möglich ; die Trennnngslinie fiele ausser der Kapsel. Sitzb. d. mfltliem.-naliirw. Cl XXX. Bd. Nr. 17. 2G 374 Scliwftgel. Die Eiitwickcliiii^sgeschichle Die übi-igenTremiiingeii, als der Epiphysis glenoidalis, welche zu weni^ Ang^rilTspimkte darbietet, und der Apophysis sind von geringer Bedeutung. Würde eine Trennung der Epiphysis ylenoi- ihtUs durch einen abnormen Absorptionsprocess erfolgen, so würde sie intracapsulär sein, weil die Kapsel an der Dinphysis des Schuiter- blattkörpers und des Hakenfortsatzes sich aidieftet. Die Tren- nungen der Epiphyses claviculae wären zwischen dein 8. und dem 20. Jahre möglich, sie würden extracapsulär sein. 5. Von Fracturen des ungenannten Beines, welche in der knor- peligen Verbindung vorkommen, sind möglich und zwar: von der Geburt bis zum 16., in seltenen Fällen bis zum 24. Jahre in der Verbindung zwischen dem Darm-, Sitz- und Schossbeine; vom 6. bis zum 26. Jahre wäre die Trennung der verschiedenen Apophysis möglich; vom 14. bis zum 18. Jahre und zwar intracapsulär könnte die Epiphysis der Pfanne der Kreuzdarmbein- und Schambein-Ver- bindungsendeu losgelöst werden. 6. Am Oberarme können die Apo- und die Epiphysis von der Geburt bis zum 14. Jahre ungefähr und zwar sowohl die Apophysis als die Epiphysis für sich allein, oder alle zugleich losgetrennt werden Die Kapsel der Articulatio scapulo - humeralis inserirt sich an der Verbindungslinie der Epiphysis superior mit den Apophyses superiores, d. i. aussen an der Apophysis tuberculi majoris und innen ungefähr an der Verbindungsstelle der Epiphysis mit der Diaphysis Wird hiemit bis zum 14. Jahre nur die Epi- physis superior losgetrennt, so würde der Bruch intracapsulär sein, wenn er überhaupt nach einer Regel stattfinden würde; wenn hingegen Apophyses superiores und Epiphysis superior, welche insgesammt mit der Diaphysis knorpelig verbunden sind, von letzteren getrennt werden würden , so musste der Bruch extra- capsulär sein, und dies wird auch öfter der Fall sein , möge die Ursache des Bruches diese oder jene sein , da die Epiphysis und die Apophysis zusammen mehr AngritYspunkte darbieten. Vom 17. bis zum 22. Jahre sind aber die Apophysis und die Epiphysis in ein Knochenstück vereint und mit der Diaphysis humeri knorpelig verbunden. Die Anheftung geschieht nach dem früher Gesagten an der nunmehr zusammengesetzten Epiphysis und ein all- fälliger Bruch wird in dieser Zeit immer extracapsulär sein müssen. Dem Gesagten zu Folge wird eine Fractur am oberen Ende des der Knochen ilps SlainniPS und der Extremitäten eto. 37 O Oberai'ines in der Enlwickeluagspenode vom IT. bis zum 22. .lalire meist immer extracapsiilär sein; niciit aber intracapsulär wie einige Chirurgen behaupten, indem die Fractura epiphyses superioris, wie aus der Entwickelungsgeschichte des Oberarmes hervorgeht, nie gleichbedeutend mit einem Bruche des anatomischen Halses sein kann. Der anatomische Hais entspricht genau der Verbindungslinie zwischen den Apophyses superiores und der oberen Epiphysis, nicht aber der Verbindungslinie der genannten 3 Knochenpunkte oder der zusammengesetzten Epiphysis mit der Diaphysis. Ein ähnliches Ver- hältniss findet an der Arficulatio humero-antibrachialis Statt. Vom 1. bis ungefähr zum 15. Jahre sind die Epiphyses inferiores und Apophyses von einander geschieden , sämmtlich in einem Bildungs- knorpel gelagert; es wird in dieser Zeit am ehestens das ganze untere Ende des Oberarmes abbrechen, und in einem solchen Falle wird der Bruch extracapsulär sein. Es könnte allerdings blos die Epi- physis für die Eminentia capitata und die Trochlea abbrechen und nur in einem solchen Falle würde der Bruch intracapsulär sein, wenn er übrigens nach einem gewissen Typus entstanden war, wofür eine Regel aufgestellt werden kann. Nach dem 15. Jahre, manchmal auch früher verwächst der Condylus externus mit der Epiphysis, der Condylus internus mit der Diaphysis, dadurch kommt dieAnheftung der Kapsel auf die zusammengesetzte Epiphysis zu stehen und der Bruch wird caeteris paribus nach der genannten Zeit iinmer extracapsulär sein. Die Kapsel der Articulatio humero-atitibrachialis inserirt sich an die Diaphysis des Olecranon und sonst an der Verbindungsstelle der Epiphysis ulnae et raclii mit deren Diaphysis, der Bruch des Olicranon, der ungefähr in das 10. Jahr möglich ist, wird immer extracapsulär sein, die Trennungen der übrigen Punkte können intra- capsulär sein, wenn sie überhaupt stattfinden. Die Kapsel der Articulatio antibrachio-carpalis inserirt sich an der Apophysis der Speiche und der Elle; die Trennungen der unteren Punkte des Vorderarmes, welche bis ins 24. Jahr vorkommen können, werden immer extracapsulär sein. Die Kapseln der übrigen Gelenke der obern Extremität, als des Carpo-metacarpal, des Metacarpo-phalangal, der Interphalangal- Gelenke heften sich allgemein an die Verbindungslinie zwischen der Diaphysis und der Epiphysis, so dass hiemit in den regelmässigen Fällen die Brüche intracapsulär sind. 26^- 37(5 Seil weg el. "Oie Kiit wickcliiiigsg-eschiolite An den genannten Gelenken können Brüche vom 3. bis zum 16. Jahre und manchmal auch später vorkommen. 7. Die nun besprochenen Verhältnisse erleiden an der unteren Extremität einige Abänderungen, desshalb sie auch für sich abge- handelt werden. Allfällige Trennungen in dem Sacroiliacal- und dem Bipubical- Gelenke werden, wenn sie überhaupt vorkommen, immer intra- capsulär sein. Die Trennung der Epiphysis superior femoris ist vom ersten bis zum 24. Jahre möglich; in den ersten ö Jahren, so lange eine Scheidung der Apophysis von der Epiphysis in dem Bildungs- knorpel am obern Ende des Oberschenkelbeines nicht eingetreten ist, kann sie auch extracapsulär sein; später aber ist sie intracapsulär, weil die Apophysis für die Trochanteren mit der Diaphysis selbst verwachsen. Die Trennung der Trochanter- Apophysis kann von dem 1. bis 16. Jahre stattfinden. Die Trennung der unteren Epiphysis kann so lange, als die Apophyses für die Condyli nicht damit ver- wachsen, d. i. bis zum 14. Jahre zwar intracapsulär sein; sie wird jedoch meist extracapsulär, weil die Apophysis sammt der Epiphysis noch durch die Knorpel mit der Diaphysis verbunden ist ; in den späteren Jahren bis zum vollendeten Wachsthum wird sie jedoch immer extracapsulär sein. Die Trennungen der Epiphysis in dem Tibiotarsal - Gelenke so wie in den übrigen Gelenken verhalten sich wie jene an den entspre- chenden Knochen der obern Extremität. 8. Aus dem Gesagten ist nun ersichtlich , dass solche Disjune- tivalbrüche an allen Knochen , und zwar von der Geburt bis zum vollendeten Knochenwachsthume vorkommen können, die wichtigsten sind jedoch die an dem Schulterblatte, dem Becken, den Extre- mitäten. Ferner ergibt sich aus dem Gesagten, das die Disjunctival- brüche nicht durchaus intracapsulär sind, wie mancherseits behauptet wurde. Der Disjunctivalbruch des Oberschenkelkojifes ist allerdings meist intracapsulär, aber nicht alle Epiphysis verhalten sich so wie die Epiphysis superior femoris. Im Allgemeinen gilt folgende Kegel für die Anheftung der Kapsel und deren Verhältniss , zu den Verknöcherungsstellen: Die Kapsel heftet sich an der V e r s c h m e 1 z u n g s I i n i e der der Kiioclieii des Slaimiies und der lixLreiiiitäten etc. 37 i Epiphysis mit derApophysis und derDiaphysis an. So entspricht z. B. die Ansatzlinie der Oberarmkapsel genau dem anato- mischen Halse des Knochens. Die Trennung der alleinigen Epiphysis ist mithin intracapsulär, wie z. B. des Oberschenkelkopfes. Allein es ist gar nicht begreiflich, warum bis zum 7. oder selbst 14. Jahre nicht eher die Trennung in. der Verbindungslinie der Apophysis und Epiphysis mit der Diaphysis eintrete. Diese Linie liegt aber ausser der Ansatzlinie der Kapsel und daher kann die Trennung nur extracapsulär sein. Bis zum 7. Jahreist eigentlich auch keine Apophysis gebildet, und desshalb kann man sagen, dass die Kapsel an der Epipyhsis sich anhefte. Wenn die Diaphysis mehr gewachsen, die Scheidung der Apo- physis und Epiphysis weiter fortgeschritten ist, wird auch die An- heftung der Kapsel genau an der Verbindungslinie zwischen der Epiphysis einerseits und der Apophysis und der Diaphysis anderer- seits stattfinden. Nach dem 7. und bis zum 24. Jahre kann die Trennung eine intra- oder extracapsuläre sein ; sie wird überall dort intracapsulär sein, wo an den Enden der Böhrenknochen nur 1 Knochenpunkt er- scheint, wie z. B. an den Phalangen; sie wird ferner intracapsulär sein, wo zwar Apophysis vorkommen, die aber nicht mit der Epi- physis, sondern mit der Diaphysis verwachsen wie z. B. am Ober- schenkelkopfe; in jenen Fällen aber, wo die Apophysis mit der Epiphysis verwachsen, wie z.B. am Oberarme, wird sowohl in dieser als in der späteren Periode die Trennung immer extra- capsulär sein. Aus Versuchen ergibt sich , dass nur allmählich einwirkende Ursachen, als: ein abnormer Absorptionsprocess, eine Maceration, normgemäss eine intra- oder extracapsuläre Trennung zur Folge haben, nach plötzlichen gewaltthätigen Einwirkungen wird die Trennung bald eine intracapsuläre, bald eine extracapsuläre. II. Die Osteogeule mit Rücksicht auf die Bestimmung; des Alters. Eine andere Wichtigkeit für die Praxis kommt der Osteogen! e insoferne zu, als die osteogenetischen Zustände zur Bestimmung des Alters angewendet werden können; ich habe auf diese bereits in der Q^tt Schwegel Die Entwickeliingsgeschichtt- Einleitung und später bei der Epiphysis inferior femoris hinge- wiesen, und werde nun im Folgenden untersuchen, welche osteo- genetischen Momente besser als andere zur Bestimmung der Alters- perioden — mit Gewissheit oder nur mit Wahrscheinlichkeit dienen können, überhaupt dasjenige aus der Osteogenie hervorheben, was die Aufmerksamkeit der Ärzte zur Bestimmung des Alters verdient, was theils als ein Zusatz theils als Anderungdei- Angaben desgrossen Geriehtsarztes Orfila ^) erscheint. Zuvor jedoch sei es mir erlaubt auf einige Unvollkommenheiten in den Prämissen aufmerksam zu miichen , nach welchen aus osteo- genetischen Erscheinungen das Alter bestimmt wird. Strenge ge- nommen, sind behufs einer richtigen Altersbestimmung nur solche Fötus brauchbar, von denen die Zeit der Vereinigung des Samens mit der Eizelle bekannt ist; allein dieses ist im concreten Falle unmöglich. Nachdem dies nun unmöglich ist, so muss wenigstens die Zeit des befruchtenden Beischlafes und der letzten Menstruation bekannt sein, wenn einigermassen mit Sicherheit und Genauigkeit das Alter des Fötus bestimmt werden soll; den Fehler von einigen Tagen bis zu einem Monate sind wahrscheinlich, wenn blos nach dem einen oder nach dem andern Momente das Alter bestimmt wird. Aus dem Umstände, dass selten mit Genauigkeit die osteogene- tischen Erscheinungen der Zeit nacii bestimmt wurden, ist es klar, dass in einem concreten Falle wo das Alter bestimmt werden soll, nur insoweit möglich und richtig sein wird, als die zum Massstabe dienenden osteogenetischen Daten der Zeit nach richtig sind. Ein anderer Fehler wird gemacht, wenn die Fötus aus dem 240. bis 280. Tage überhaupt für unreif gehalten werden, wenn behauptet wird, dass die fötale Entwickelung keinen individuellen und anderen Abweichungen unterliege. Ich habe mich aus dem Zusammenhalten der anatomischen BeschatTenheiten, welche gewöhnlich zur Dia- gnose der Kindesreife verwendet werden, überzeugt, dass manche Fötusse schon mit dem 240. bis 280. Tage, andei-e hingegen erst vom 280. bis 300. Tage und später eine Reife erreichen, welche auf gleichen anatomischen Eigenschaften begründet ist. D'Outre- pont hat 175, 189, 210 Tage alte Fötus lebensfähig beobachtet. Auch kann von der Geburt eines reifen und lebensfäiiigen Kindes 1) Orfula, {jerielitliche Medicin, 1. Band, pag. 107. der Knochen des Stammes und der Extremitäten etc. 379 nu* geschlossen werden, dass das Kind zwischen dem 6. und 9. Sonnenmonate alt ist. Von der Lebensfähigkeit das Alter zu be- stimmen ist ebenso nur innerhalb 2 — 3 Monate rnöglich. Die ana- tomische Reife oder besser gesagt, eine gewisse Stufe der Heran- bildung fällt nicht immer mit der Geburt zusammen und obgleich sie die Bedingung der physiologischen Reife ist, so darf doch die eine für die andere nicht äquivalent gesetzt werden. Obgleich nicht leicht Fehler in der Bestimmung des extraute- rinen Alters vorkommen, indem man wenigstens nur an Leichen deren Alter bestimmt, ist die Entwickelung der Knochen studirt, so kommen in der extrauterinen Entwickelung unter dem Einflüsse der verschiedenen Verhältnisse sicher Abweichungen in der Entwicke- lung vor. Die abweichenden Beobachtungen über die Entwickelung der Knochen sind hiermit hauptsächlich, erstens: in der Verwendung von Leichen, deren Alter nicht genau bekannt ist, zweitens in den individuellen Abweichungen begründet. Auf diese zwei Verhältnisse muss wenigstens immer Rücksicht genommen werden , um über den Werth osteogenetischer Momente zur Altersbestimmung richtig zu urtheilen. Die osteogenetischen Momente sind zur Altersbestimmung mit- hin nicht an und für sich brauchbar ; am sichersten wird daher eine Altersbestimmung gemacht, wenn auf die Menstruation, den befruch- tenden Beischlaf, die Geburt, auf alle in der Zeitfolge der Entwicke- lung liegenden Körper- und OrganenbeschaflTenheiten, als: die Körperlänge, das Körpergewicht, die Haut, die Pupillarmembran, die Haare, die Nägel, die Gefässe , die Eingeweide, die Grössenver- hällnisse des Kopfes und dessen Theile u. a. Rücksicht genommen wird. Die individuellen Unterschiede in der Zeit der Knochen-Ent- wickelung machen erforderlich, dass im Allgemeinen zur Bestimmung des Alters ein längerer Zeitraum angegeben werde, innerhalb dessen bei den verschiedenen Fällen ein osteogenetischer Vorgang eintreten kann. Aus verschiedenen Beobachtungen ergibt es sich, dass die Ver- knöcherung eines Punktes nie vor, und diese hingegen immer nach einer gewissen Zeit beobachtet wird. Dieser Zeitraum dauert bei den verschiedenen Knochen und in den verschiedenen Entwickelungs- perioden verschieden lang. Die Länge dieses Zeitraumes ist es, welche den einen oder den andern osteogenetischen Vorgang geeig- ',\^{) Srhwegel. Die EiUwickeluiigsgesfhiuhte iieter zur Altersbestimmung macht; je kürzer der Zeitraum innerhalb welchen die Entwickelung eines Punktes vor sich geht, desto brauch- barer ist der Punkt zur Altersbestimmung und umgekehrt. Ferner sind die Zeiträume der einzelnen Entwickelungsvorgänge (durch die AUersperioden) nicht gleich gross; im Fötalalter ist gewölinlich das Erscheinen eines Knochenkernes auf die Dauer von 1 bis 3 Monaten bei den verschiedenen Individuen ausgedehnt; vom 8. Monate intrau- terin bis zum 3. Jahre geschieht die Entwickelung eines Punktes bei den verschiedenen Individuen schon innerhalb eines Jahres; die übrigen Entwickelungsvorgänge vom 4. bis zum 20. Jahre sind noch viel weniger in der Zeit beschränkt, je nach der Verschiedenheit der Individuen wird ein Entwickelungs-Vorgang zwischen 1 und 5 Jahren eintreten können. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass vom Fötalalter bis zum 8. Monate die Bestimmung des Alters mit Gewissheit innerhalb zweier Monate geschieht , vom 9. Monate intrauterin bis zum 4. Jahre innerhalb eines Jahres, vom 4. Jahre bis zum 26. Jahre, innerhalb 5 Jahren ; genau wird man die Altersperioden nicht bestimmen können. Man wird daher das Alter der Fötusse vor dem 8. Monate nie auf 1 oder 2 Wochen genau angeben, das Alter der Kinder vom 8. Monate intrauterin bis zum 4. Jahre wird man nie so genau bestimmen, dass nicht Fehler von 1 bis 10 Monaten möglich wären; vom 4. Jahre weiter wird man höchstens sagen, dass das untersuchte Individuum innerhalb eines Quinquenniums sich befinde, wenn nur die osteogenetischen Momente zum Maassstabe genommen worden sind. In der folgenden Zusammenstellung sind die Entwickelungsvor- gänge der Knochen nach den Altersperioden an einander gereiht. Im Fötalalter werden die Verknöcherungen nach Monaten zusammen- gestellt; später nach 1 Jahr bis ins 6. Jahr und in der übrigen Zeit nach 2 bis 5 Jahren. In jeder Altersperiode wird diejenige Verknö- cherung oben angestellt sein , welche bei den verschiedenen Indivi- duen innerhalb eines kürzesten Zeitraumes eintritt, welche am besten zur Altersbestimmung dienen können; ich werde solche Entwicke- lungsvorgänge, welche minutiös oder schwierig zu untersuchen sind, auslassen, weil sie zu wenig praktisch zu verwerthen sind. Im ersten Monate nach der Empfängniss ist im Embryo nach den Untersuchungen von Döllinger, ErdI, Coste, Ralhke, Hei- der Knochen des 8l;iniiiies und der Exlreniitüten etc. 381 cliei't u. A. das Knochensystem durch die seitlich unten von der Primitivrinne- und Rückennervenwülste vorkommenden Rücken- und Bauchplatten ursprünglich knorpelig gebildet. Aus ersterer werden die Wirbelbögen, aus letzterer die Rippen gebildet; auch die Becken- knochen werden durch Platten präformirt, an welchen sich wie an dem Brustkorbe stumpfe Fortsätze für die Extremitäten ent- wickeln. Die Urplatten sind continuirlich unter einander verbunden, und erst mit der Knochenbildung beginnt auch die Rildung der Gelenke. Der Embryo ist mithin 1 Monat alt, so lange noch keine Verknöche- rungsstellen vorkommen. Im 2. Monate bietet der Fötus schon Verknöcherungsstellen in der Diaphysis des Oberschenkels, des Oberarmes, des Schlüsselbeines, der Rippen dar. Ich glaube, dass der Fötus schon älter sein müsse, wenn er ausser den genannten Knochenpunkten auch solche in dem Becken und dem Brustbeine darbietet; dassLauth undBeclard solche Fötus untersucht haben mussten, deren Alter nach der Dauer der Schwangerschaft von der letzten Menstruation, dem befruch- tenden Beischlafe oder durch die innere Untersuchung der Geschlechts- theile falsch bestimmt worden war. Ich habe selbst an einem Fötus von 3b und einem zweiten von 9S Tagen in den Beckentheilen keine Verknöcherung gefunden. Im 3. Monate werden am öftesten die Verknöcherungen in den Diaphysis des Schulterblattkörpers, des Unterschenkels, des Vorder- armes und selten auch jene Diaphyses der Wirbelbögen und Körper beobachtet; die Diaphysis der ersten werden jedoch auch selten im 4. Monate, und die der letzteren oft im 4. oder 5. Monate erst gesehen. Im 4. Monate zeigt der Fötus meist den Knochenkern im Darm- beine und oft auch in den Diaphyses der Mittelfuss-Handknochen und derPhalange 1. Reihe, letztere jedoch verknöchern meist in dem 5. und 6. Monate. Im 5. Monate werden Knochenkerne im Sitzbeine, in den Diaphyses der Phalangen 2. Reihe, in den Körpern des Atlas, der Kreuzbeinwirbel beobachtet. Die Knochenkerne in den genannten Phalanges und Wirbeln treten öfters in den spätem Monaten auf, als: im 6. bis 9. Monate die der Phalanges , vom 6. Monate intrauterin bis 1/3 Jahr nach der Geburt, die der Wirbel auch später. 382 Schwegel. Die Eiitwickeliingsgeschichte Aiii'h im ersten Steissbeinwiibel wird manchmal schon ein Knochenkern bemerkt. Im 6. Monate werden meist die Knochenkerne im Schoss- theile des Beckens, selten auch schon in dem Brustbeine und dem Zahnfortsatze des Epistropheus beobachtet. Der Schossfheil verknöchert nianchmal auch im 7. — 9. Mo- nate, der HandgrifT und der Körper des Brustbeines zeigt manch- mal allerdings schon im 6. Monate einige Knochenkerne, öfter erscheinen sie jedoch später , und zwar bis zum 1/2 «^ahr Post- partum ; dasselbe wie vom Brustbeine gilt auch vom Zahufortsatze des Epistropheus. Im 7. und 8. Monate treten meist die Knochenkerne des Fersenheines , Sprung- und Würfelbeines , der Plialanges der 3. Reihe hinzu; manchmal erscheint ein Knochenkern im obgenannten Knochen, auch im 9. Monate des intrauterinen Lebens, und selbst in der 1. Hälfte des 1. Jahres, in den genannten Phalanges selbst durchs ganze 1. Jahr. In diesen Monaten gibt es somit keinen Knochenpunkt meiir, den man immer innerhalb 3 Monate in jedem Falle beobachten würde. Im 9. Monate, in der gewöhnlichen Zeit der Kindesreife, und der Geburt, für deren Bestimmung nach den verschiedensten Organen gesucht wurde, beginnt in manchen Fällen die Diaphysis des Pro- cessus corncoideus des Schulterblattes, die Epiphysis inferior des Oberschenkels, die Bildungsknorpel des Os hamatum und capitatum zu verknöchern, am öftesten wird im 9. Monate und im 1. Jahre nach der Geburt ein Kiioehenkern vermisst und erst im 3. Jahre fand ich diesen immer ; die Zeit , innerhalb welcher einer der genannten Knochenkerne in den verschiedenen Fällen erscheint, erstreckt sich hiemit vom 9. Monate des Fötallebens bis zu Ende des 2. Jahres. Daraus ist nun ersichtlich , ob man aus dem einen oder anderen Knochenkerne überhaupt oder aus dem Kno- chenkerne der Epiphysis femoris inferior von Erbsengrösse auf den 9. Monat des Fötallebens und die Kindesreife schliessen kaim; ich behaupte, dass die Bestimmung der Keife, des 9. Fötalmonates aus diesem Momente allein nur mit Wahrscheinlichkeit , hingegen durch Hinzuziehung anderer Momente mit mehr Gewissheit ge- schehen könne. Überhaupt wird man sich eher noch aus dem Knochenkerne einen Schluss auf die Kindesreife, als auf einen der Kiiooheu des Stammes und der Extremitäten etc. 383 bestimmten Monat erlauben dürfen , da individuelle Abweichungen das frühere oder spätere Erscheinen der Knochenkerne innerhalb 2 Monate bedingen, wie ich oben ausgesprochen habe. Wird vermittelst der osteogenetischen Momente aus dem Fötalalter vor dem 7. Monate das Alter eines osteogenetisch un- tersuchten Fötus mit Genauigkeit innerhalb 1 Monat, vom 7. bis 9. Monate innerhalb 2 Monate bestimmt; so ist es einleuchtend, dass zur Bestimmung der von Guillemot statuirten Avortenwut ovulaire bis zum 20. Tage des Avortement embryonaire bis zum 90. Tage , des Avortement foetale bis zum 4. Monate , so wie zur Diagnose eines Abortus überhaupt einer unzeitigen , frühzei- tigen , rechtzeitigen Geburt in den osteogenetischen Momenten des Fötus ein genügender Aufschluss zu finden ist. Im 1. Jahre nach der Geburt erscheinen die Knochenpunkte in der Epiphysis femoris siqjerior , in der Kniescheibe in dem Cuneiformc primnm und naviculure', doch oft erscheinen solche in anderen Fällen erst im 2. und 3. Jahre. Im 2. Jahre erscheinen meist die Knochenkerne in dem Cuneiforme secundum und tertimn, in den Epiphyses des Ober- armes, des Vorderarmes, und des Unterschenkels, der Metacarpi, der Metatarsi, der Phalanges, im Scaphoideum und Lunatum. Zur Bestimmung des Alters von 2 — 4 Jahre sind die Cuneiformia die sichersten , weil in diesen äusserst selten vor dem 2. Jahre ein Kno- chenkern beobachtet, und seifen nach dem 4. Jahre vermisst wird; zur Bestimmung des Alters vom 2. bis K. Jahre allenfalls die Epiphyses des Oberarmes. Die übrigen genannten Knochenkerne sind in ihrem Erscheinen der Zeit nach noch weniger begrenzt als die der Cunei- formia und der Epiphyses des Oberarmes. Für die folgenden Altersbestimmungen kommen nun die Apo- physes, die Knochenverschmelzungen in Anwendung. Obgleich einige dieser osteogenetischen Momente für die Altersbestimmung als un- praktisch bei Seite gelassen werden , gibt es nichts desto weniger unter ihnen einige, aus welchen mehr zur Altersbestimmung als Massgebendes gelten kann, als gewöhnlich angenommen wird. Im 3. Jahre beginnt die Verschmelzung zwischen den Diaphyses der Wirbelkörper und Bögen; sie kann bei verschiedenen Individuen bis zum 10. Jahre verspätet sein. 384 Schwegel. Die Entwickelungsg-escliiclite Im 4. .lalire geschieht meist die Verkiiöeherung im Midtangu- httnm majits und minus, und in den Apopliyses des Oberarmes; bei verschiedenen Individuen hingegen auch später bis ins 9. Jahr, Im 6. Jahre wird oft schon ein Knochenkern in der Apophysis des Fersenbeines, in seltenen Fällen später bis ins 10. Jahr. Die Epiphyses des Schulterblattes A^erknöchern, die seitlichen Brustbein- kerne verwachsen innerhalb des 6. und 12. Jahres. Im 7. Jahre bei einigen, und vom 7. bis zum 12. Jahre bei anderen Individuen beginnt die Verknöcherung der Apo- und Epi- physes der Wirbel und des Brustbeines; vom 7. bis zum 14. Jahre dauert die knöcherne Vereinigung zwischen den Apophyses und den Epiphyses, zwischen diesen und den Diaphyses des Oberarmes und Oberschenkels, der Vorderarm- und Unterschenkelknochen. Innerhalb des 8. und des 12. Jahres werden die Knochenkernc in den Apophyses der Beckenknochen und des Schlüsselbeines, inner- halb des 8. und des 15. Jahres in den Apophyses des Schulterblattes beobachtet. Innerhalb des 10. und des 14. Jahres erfolgt die Verknöcherung des Pisiforme, innerhalb des 10. und des 13. Jahres geschieht die knöcherne Verwachsung des Zahiifortsatzes mit der Diaphysis des Epistrophaeus; innerhalb des 10. und 16. Jahres wird ein Knochen- kern für die Epiphysis coracoideia beobachtet. Innerhalb des 12. und 18. Jahres ossificiren die Epiphyses der Beckenknochen in der Pfannengrube, innerhalb des 12. und Ib. Jahres verwachsen die Diaphyses des Schulterblattes und des Haken- fortsatzes , innerhalb des 12. und des 18. Jahres des Sitz- und Schambeines. Vom 14. bis 18. Jahre tritt die knöcherne Vereinigung zwischen dem Darmbeine (llion)und dem Sitzbeine (Ischion), zwischen diesem und dem Schossbeine (Pubicum) ein , in seltenen Fällen jedoch auch später im 24. Jahre. Innerhalb des 14. und des 26. Jalires erfolgt die Vereinigung der Apophyses mit den Diaphyses des Beckens und der Bippen. Vom 15. bis zum 30. Jahre geht die knöcherne Vereinigung zwischen den Steiss- und Kreuzbeinwirbeln vor sich. Zwischen dem 16. und dem 24. Jahre tritt die Verschmelzung der Epiphyses und der Apophyses mit den Diaphyses der Wirbel, des Schulterblattes auf, zwischen dem 16. und 26. Jahre die Ver- schmelzung der Epiphyses mit den Diaphyses des Oberschenkels und der Knochen des Stammes und der Exlremitäten etc. 38o der Unterschenkelknochen. Zwischen dem 18. und 26. Jahre tritt die Vereinigung zwischen den Epiphyses nnit den Diaphyses des Oberarmes und der Vorderarmknochen auf. Die knöcherne Vereinigung zwischen dem Steissbeine und dem Kreuzbeine, zwischen den Brustbeinstücken, zwischen dem Brust- beinkörper und dem Handgriff des Brustbeines erfolgen ohne Begel, und können hiemit zur Altersbestimmung nicht verwendet werden. Auch die Entstehung der Sesambeine , der Osicula suprasternalia und anderen anomalen Knöcheln ist ebenfalls zu unregelniässig. Aus dem Gesagten ist ersichtlich, dass das Lebensalter des im Wachsen begriffenen Menschen aus den osteogenetischen Momenten auch nach der Geburt bis zum vollendeten Wachsthume innerhalb einer gewissen Anzahl von Jahren mit Sicherheit bestimtnt werden kann; in den ersten Jahren nach der Geburt kann mit Gewissheit bis auf ein Jahr, in den späteren Jahren bis auf 2, 3, 4, 5 Jahre das Alter bestimmt werden. Wenn die Bestimmung des Alters bis auf 5 Jahre mit Gewiss- heit aus den osteogenetischen Momenten geschehen kann, so ist ein- leuchtend, dass die Altersepochen der 1. und 2. Kindheit, des Jüng- lings- und Mannesalter immer aus der Osteogenie werden bestimmt werden können. Die genannten Epochen des Lebensalters sind, wie ein Blick auf die Tabellen zeigt, durch gewisse osteogenetische Vorgänge charak- terisirt, welche die Epochen der Knochenentwickelung ausmachen. In die Fötalepoche fällt die EntAvickelung der meisten Diaphyses, nur einzelne Diaphyses er.scheinen in der 2. Epoche bis zum 7. und 8. Jahre oder in der 1. Kindheit. In die 2. Epoche fällt die V e r s c h m e 1 z u n g der Wirbel und Brustbeindiaphyses, die Verwachsung der Kerne in den Sc hoss-Sitzt heilen des ungenannten Beines; ferner fällt in diese Epoche die Entstehung der Epiphyses und der Apo- physes der Röhrenknochen, so wie der Tarsal- und Carpalknochen. Nur wenige der genannten Vorgänge fallen schon in das Fötalalter oder in die Periode nach dem 8. Jahre oder in die 2. Kindheit. In die Epoche der 2. Kindheit, d.i. vom 7. bis zum 12. und 15. Jahre fällt ziemlich genau die 3. Epoche der Knochenentwickelung; es gibt nur unbedeutende Verfrühungen und Verspätungen der osteo- genetischen Vorgänge dieser Epoche. 386 Schwegel Die KntwickPliiiig'sgeschichte lii die Lebensepoclie der 2. Kindheit ist hiemit versetzt die Ell tw ick ei Uli g der Apophyses und der Epipliyses, der Rippen, des Schulterblattes, des Schlüsselheines, der ungenannten Beine, der Sesambeine, theils auch die knöcherne Vereinigung der Apophyses mit der Epiphyses, und dieser mit der Diaphyses der Rühreilknochen. In die Epoche des Jünglingsalters fallen die letzten Vorgänge der Knochenentwickelung, als: die knöcherne Vereinigung der Apophyses und der Epiphyses mit den Diaphyses der Wirbel, des Brustbeines, der Rippen des Schulterblattes, des Schlüsselbeines, der Beckenknochen und der Röhrenknochen, der Kreuz-Steissbeinwirbel, der Brustbeinstücke. In die Epoche des Mannesalters, vom 25. bis zum 60. Jahre steht die Entwickelung der Knochen fast still , wenigstens werden nur selten Umänderungen der Knochenverbindungen normgemäss beobachtet; die häufigste knöcherne Vereinigung in diesem Lebens- alter ist die zwischen der Handhabe und dem Körper, zwischen diesem und dem Schwertfortsatze des Brustbeines; nicht selten erscheinen auch erst in diesem Alter die Sesambeine — im Ganzen ist die Kiiochenentvvickelung in dieser Altersperiode eine zufällige. Wenn ich schlüsslich das Gesammte überblicke, um mit wenigen Worten ein Resume zu geben, so sind es folgende Punkte, welche in der vorliegenden Abhandlung besprochen werden, als: 1. Die Entwickelung der Knochen des Stammes und der Extre- mitäten wird vom 2. Monate des Fötalalters, — als der Zeit, in welcher aus dem präformirten Knorpel die erste Verknöcherung bemerkt wird, — bis zum 26. Jahre als der Zeit, in welcher die Entwickelung der Knochen beendet wird, — auseinandergesetzt. Es wird gezeigt, aus wie viel Punkten der Knochen eines Er- wachsenen entsteht, wann die einzelnen Punkte bei den verschiedenen Individuen entstehen, wie und wann die Punkte untereinander ver- schmelzen. Die Entwickelungsgänge der einzelnen Knochen sind in Epochen gebracht, weil es sich zeigt, dass analoge Vorgänge der Entwickelung der verschiedenen Knochen innerhalb eines gewissen Zeitraumes vor sich gehen. Diese Zeifepochen glaubte ich um so mehr aufstellen zu dürfen, weil ich sie vollkommen übereinstimmend mit den Altersepochen der Gerichtsärzte fand , und zur Bestimmung dieser ein osteogenotisches Moment gefunden zu haben glaubte. der KnoeliPii iles Stammps und der Extremiliileti etc. 3oT Nur nebenbei sei es hier bemerkt, wie gross die Summe der Knochenpunkte ist, aus welchen die Knochen des Stammes und der Extremitäten entstehen. Die Summe der Knochenpunkte aller be- sprochenen Knochen ist ungefähr ISOO, während die der Erwach- senen nur 180 beträgt; davon entfallen etwa SOO auf die Wirbel des Erwachsenen, 30 auf das Sternum, je 40 auf den Schulter- und Beckengürtel, 150 auf die Rippen, 600 auf die Extremitäten. 2. Die Beobachtungen über die Knochenentwickelung bieten vielfache Abweichungen von den Beobachtungen anderer Anatomen dar; es wird nachgewiesen, dass die Ossificationen bei den verschie- denen Individuen innerhalb eines grösseren Zeitraumes eintreten, als angenommen wird, und dass es individuelle Abweichungen in der Knochenentwickelung gebe. 3. In der Abhandlung sind bisher zweifelhafte Punkte der Osteogenie näher berücksichtiget worden; es werden durch neue Beobachtungen einige ältere Angaben bestätigt; nämlich das Vor- kommen der Epiphyses der Wirbelkörper an der Intervertehraljunctur, der Diaphyses in den Processus transversi, der Apophysis cora- coidea,(iev Apophysis iliopubica, der oberen Epiphysis der Metacarpi und der Metatarsi, der unteren Epiphyses derPhalanges u.a., welche vielseitig in Abrede gestellt und bezweifelt wurden, wird bestätiget. 4. Ausser diesen bestätigten Punkten wird in der Abhandlung eine bedeutende Anzahl von bisher unbekannten , theils wesentlichen, theils zufälligen Ossificationsstellen angeführt. Bei den Wirbeln sind als neu zu betrachten die beobachteten doppelten Kerne in jeder Wirbelbogenhälfte , die drei Kerne in dem Atlaskörper, die Epiphyses condyloideae,^\Q Apophyses transversae, die Ajwphyses spinales. Die Beobachtungen über die Zahl, die Anordnung der Brust- beinkerne, die Epiphysis sterni sind sämmtlich neu. Die Epiphysis glenoidalis scapulae , das Knochenplältchen zwischen den Diaphyses des Schulterblattkörpers, und des Haken- fortsatzes, die ^^//^%s«s acromialis und die Apophyses des Schlüssel- beines werden hier zum ersten Male besprochen. Die doppelten Kerne des Sitz- undSchosstheiles, die Epiphysis bipubicn, sacroiliaca , die Apophysis der Spina ischii, des Tuber- ciilum piibicum, sind sämmtlich als neue Beobachtungen zu be- trachten. »)88 Sc h w eg el. Die Entwickeliing-sgescliiclite der Knochen des Stummes etc. Unter den Ossüicationen an den Extremitäten waren nocli nicht bekannt: die Knochenplättchen zwischen den Diaphyses des Olecranon nnd der Ulna, die Apophyses für den Condylus externns htimeri, die Processus styJoidei, die Condyli femoris, die Apophyses der Tuberositas tibiae und radii, der Maleoli, und ein 8. Fusswurzel- knochen. ö. Es wird angegeben, wann dieFractnren in dem Verbindungs- knorpel der Knochenpunkte möghch seien, und bei den Röhren- knochen der Extremitäten wird insbesonders das Insertionsverhältniss der Geienkskapsel zu den Ossificationen aus einander gesetzt, und nachgewiesen, wann und wo ein Bruch in der Verbindungsstelle zwischen den Ossificationen ein intra- oder extraeapsulärer sein wird. 6. Bei den ßeckenknochen wird auf die Gestalt und die Grösse des Beckens der Neugebornen Rücksicht genommen, es wird die Gestalt und Grössenveränderung des Beckens bis zum vollendeten Knochen wachsthume nachgewiesen. 7. Endlich wird ausser vielen anderen praktischen Beziehungen insbesonders auf dieAnwendung der Osteogenie zurAltersbestimmung eingegangen. Es wird nachgewiesen, dass die Altersbestimmung aus den osteogenetischen Momenten in den verschiedenen Altersperioden nur mit ungleicher Gewissheit geschehen kann, dass mit mehr Gewiss- heit das Alter erkannt wird , je mehr Knochen untersucht wurden, dass am meisten Sicherheit erreicht wird, wenn auch die bekannten anderen Methoden zur Altersbestimnjung verwendet werden. I. TABELLE. Die Entwickelnng der Wirbel. In dieser Tahille ist die EnHvickelUDB der Wirbel des erwachsenen Menschen Obersichllich dargcslelU; es wird darin angegeben, aus wie vielen und welchen Knochenpunkten der Wirbel entstehe, wann die Knochenpunkte unter einander knöchern verschmelzen, wodurch die Entwickelung beendet ist. Der Zeitraum der Entwickelung ist in vier Epochen abgetheilt: i;rslc K|.i)rlii* Zneik- Eiinfhe Drille liporhc Vierte E|Mirhc ])ii lln l.tkli.K'l«.' ,„,„ki,. Die erste Verschmelzung Die Ncl.enk iiclienjMiiikte lii,^ zweite (Synostosirimf;) Vers limelzim}^ Zi-it «ler Vor- Zeil der Ver- rvviseheu Zwischen Zvviseheo Zwischen d. Zwischen NanieD Ui> ,'.'"" Wirb r)i.,.i.j.c. nia,,bjsi. der IJtU|iliyse dö. Wirbc-I- 7,eil der Ver- knütberons iniieben den Diaphyscn knüeberung: ivvisebeu der Diaphyae Diapbysen der Epiphyses superiorea Epiphyaes Apophyscs .4pophyses der Diaphy.e den Diapbysen der Wirbel- bügen den den Diapbysen er Wirhi' kiirpcT Il.ogi-n (rnntver- w!ltZ'r.iie- des Zabn- Wirbel- Con- tranaver- den olicru Wirbel- lransvo,-s. Wi'r'bcl- crwachBtocn bögen und dylotdcae und untern bogen und und den bögen nnd 7,M Z.il Kt /.ahl /,,il Jer sae ser unA den der und den . ^ . sae Epiphysen den .4popIiyses der Koochon JCT PunkLt Ui,':'; rang rnnlle V»r- knörhrrnnf Diaiitiyscn der Wirbi-Iböeen Wirbelbögen lörper. Diapbyses de. Wirbel- Gelcnks- Epipby.cn lal. Apophyses spinales von ,1.' fic vnn'.lFr !l. iulrnulcrin 1 vom 3. bis inui von, 3. bis vom 8. bis vom 8. bi. vom 8. bis von, 8. bis 15. Jahre vom 16. bia vom 16. bis vom 16. bis vom 16, bis Alb» «^3 Ixirllii .!.'■"" 1—2 11). Wnelii- 8. M..nntc 3l 8. Jahre 8. Jalire 15. Jahre 1(1. Jabre IS. Jabre 15. Jahre IS. Jaht-e 1—2 Punkte 20. Jabre 26. Jahre 26. Jahre 26. Jahre 1j = 1 Epiitro- 1 Hf ''""" .iHln .l<>lt.. i i delto dcito dello detto dello detlo detl. detto detto dello dello Dir ültriKcn U»l.,virl.cl ,ii, r"„.i,.n- ,-, ,„., « „,.„0 .IHIO ,,0Uo ii dctio dello de». dello beide dello i- .1, Mo "'" S. Munyl,. vom ^t. bis tum des I.Wirbel. licinmrbd V"' I.i> 7. Jnl.r.. po»l lu. Jahre big IG. J.hre dello /.!.. .1. iiuillieili.-tlalutw. Tl. X.VX. U.l. iNr. 17. IL TABELLE. Die Entwickelung des Brustbeins. Diese Tabelle zeigt, wann und wie viel Knochenpunkte entstehen, wann die Knochenpunkte unter einander verwachsen, woraus endlich die einzelnen Theile des Brustbeins hervorgehen. Mit vier Epochen. Erste Epoche Zweite Epoche Diilte Epoche Yierte Epoche Die Häuptknoehenpunkte Die erste Synostosii'ung Die Nebcn- ki>ociieii- piinkte Die zweite Syiiosto- siriiny' Namen der ßrustbeintlieile Manulii'iuin stenii Corpu3 stenii . Processus xyplioi- (leus .... D i a p h y s i s Zahl der Knoclien- punkte 4 liis 13 in 1 bis 3 Lhngs- un<1 in 3 l>is 6 Querreilien Zeit der Verkniiche- inlraiiteiiii vun G Monalt bis '/ä Jahr post partum zwischen einem seit- lichen und ilem mittleren Kerne vom 1. bis 4. Jahre vom 1. bis S. Jahre zwischen den seitlichen Kernen vom 6. bis 1'2 Epiphyscs vom 8. bis 14. Jahre zwischen der Epiphyse und der Diaphyse vom l.'». bis 20. Jalire m. TABELLE. Die Entwicicelang der Rippen. Erste Epoche Zneile Epoche Dritte Epoche Die Hiiuplknochenpuiikte Die Nebenknochenpunkte Die erste Synostosirung Namen der Knochen Die zwölfRippen- paare Diaphysis die rückwärtig-en Epilihysen intrauterin von d^'i 9. bis zur 1j. ■Woelie 11 S. bis ZI 14. Jahre die Apophysen vom 8. I)is zum 14. Jahre zwischen der Diapiiyse und der Epijibyse vom 14. bis zum 18. Jahre zwischen der Diaphyse und dei Apophyse vom 14. bis zun IS. Jahre Sitzb. d. matliem -nattirw. C\. XXX. Bd. Nr. 17. IV. TABELLE. Die Entwickelang des knöchernen Sckultergürtels. Ersle l'ijXM-he Zweite Epoche Dritte Epoche Die Hauptknochenpunkte Die Nebenknochenpunkte Die knöcherne Ver- einigung ^ ■y> .— fl ^ ■- 1 i^ - •r G. "Z cz "1 % [ä '1 t; 5 J,.2 -Ü'^l W = ~ 3 Namen Cm L. i^ £ ll 'S. 1 s n = 'J- 1 'i; "= i; E "L äl der Knoclien 'S. 1 -r O i-H 1 i >i ^.Z >1 's. 0 = B J ■g S 'S. 5j g '^ "^ ~ i ° Q a " H - < ■^ -? « « " Siliiilterhiatt . . intraute- von der vom vom vom vom vom vom _ vom vom vom _ rin von Geburt 6. bis 8. 8. bis 8. bis 10. bis 10. bis 16. bis 8. bis 16. der 9. bis bis zum 12. bis 13. 15. 16. 16. 20. 15. bis zur 13. Ende des Jahre U. Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 24. Woche ersten Jahres Jahre Jahre Schlüsselbein . . 1 von der f). bis zur 12. Woche vom 8. bis 12. Jahre vom 8. bis 12. Jahre vom 8. bis 14. Jahre vom 14. bis 18. Jahre vom 14. bis 20. Jahre V. TABELLE. Die Entwickelung des Beckens. Lrsle Epocbe Xwi'lle Epoche DrlUe Epoche Vicile Epoche Die primären Knochen- punkte Erste Synosto- Die Nebenknochenpunkte Z weite Synostosirung sirunof U _ ■.z ,_ „ r .^ ^ -a , „ 2 ^ Namen z a 1 i 1 1^ 1 1 '■e rs i « « Sä >-» > i >^ las ~% -t s. >^ Ic X : - 1 's Ö" iä.| 'ä 1 <"-= "ä. 0 « a « ■q..^ S ^ ■f. i- ■=. M a %■ .■5- ■=-1 §- 1- r |- %■ r '^ 5 J i » ? •- u: •j <" .2 -i" e a s s" H ä" c. ~ < < <" ■^ < ^ s " s s - s S ~ Das nnge- im 4. intrauterin vum vom vom 6. bis 12. vom t5. bis 14. vom vom vom vom vom vom nannte Monat im 5. vom ö. I. bis 1. bis Jalire Jalire 14. 12. 10. 14. 18. 14. Bei» mit 1 Monat bis 9. 6. 6. mit 2 mit 1 mit 1 bis bis bis bis bis bis Kerne mit 1, .Monat Jahn- Jahre i.is 3 bis 2 bis 2 24. 18. 13. 18. 26. 20. sehr mit 1 Ker- Ker- Ker- Jahre lahre Jahre Jahre Jahre Jahre selten oder 2 nen nen nen mit 2 Ker- Ker- nen nen Sit/.l). d. matlieiii.-naiiiiw. Cl. XXX. Bd. Nr. 1' VI. TABELLE. Ble Entwlckclong der Hnorhon der oberen Extremität. ErslL- Epofhc Z»('llc r,\m-h- Di'lllr tliiM'Lt' VhTff 1 |lorhc Die Haiiptknoehcnpi llkte Die llaiiiit- tiiul i\,-l)Piiknoohi npttnkte Ui 0 erste Versehmelzun g Die zwe sei, nie le Vcr- /,un|v Namen Diapliy.is Diaiihysis Epipbr.i« Epipliyses inferiores Apopbjse. .uperiores Apophyses eondyloid. Apophyses eondji. nod zvvisehea der und Diaphy.ea und zwischen Epipbyse. und zwischen und Diaphysis und Tobereuli Tubercoli Knochen Emiuentiae capitalae Trochleae curoaotdei iiad Coojuucliv.i slyloideia styloidei« ulDae und Apopbysii Apophyses supeeiore» Apophyses inreriorcs Epiphj.i. superior Epiphysia Homerus ™;"w™ - vom 1. bi. zom 4. vom 1- bi« Jahre vom 2. bis zum S. vom 2. bii zum C. Jahre' vom 4. h.s Jahre vom 2. bis Jahre - vom 7. bis zum 14. Jahre vom 7. bis zum 15. vom 7. bis zom 14. Jahre vom IS. bii Jahre vom 18. bis Jahre " Wuelie detlo Oleeranon VC- :.biss. Jahre vom 2. bis zum 7. Jahre vom 2. bis Jahre vom 2. bis ~ dello vom G. bis Jahre dello vom 8. bis zum IG. Jahre dello vom 13. bis zum 24. vom IS. bis zum 24. Jahre B.ilii.. delto ~ detto dello vom 3. bis Jahre ■" vom 2. bis zom 8. Jahre ~ ~ detlo vom 12. bis zum IG. Jahre detlo detlo dello Nnviculare, Luiialutn, Triquelrum 1. Jal.re vom 2. iiis lu,., ». Jahre _ - - - - - - - - - - Oi iiisiforme _ vom 3. bis zum 11. Jal.re vom 11). bis zum 14. _ „ : ; : ; _ ; : ; _ _ Mtflacarpi M,.i,ali' vom 2. bis zum 6. Jahre vom 2. bis zum C. Jahre - - - - - - - - vom 14. bis zum 24. Jahre vom IG. bi. zum 26. Jahre Phabnge, .ler ersl.n Bcilif . . ''""" - vom 3. bis vom 3. bis zum 8. Jahre - - - - - - - - delto vom 14. bis zum 24. Phiilangps Jer zweiten Reihe . Tm^Ia - delto dello ~ - - - - - - - detlo den. riiainiiges der ttritlcn Reilic . ■ "inir''" - detlo - - - - - - - - - dello - iilzli. d. malhem.-nulmw. CI. XXX. Bd. Nr. 17. VII. TABELLE. Die Entwickelang der Knochen der unteren Extremität. Ersic l^jMicIie Znoitc Epofhe Ilritle Epucbe Vlorto Eporhc Die Hiiiiptknoelicnpunkte Die Haupt- uml Nebenknochenpunkte Die erste Synostosining Die zweite Synostosirung N H in e K n o c li e ri ! Apophyst iwIschoQ den Diaphyses uud Apopliysea supcriorOB Apophyscs aaA Epiphyscs rischen Diaphy* I und Epipliysis G.ki* euri). Woolii A»trngnluB,cuIioii1c[ii Naviciilnre^Cuneifurni PItnInrigcti 3. Reihe l'liiilnDgcn 3. neihi> 1 1. bis zum 6. Jahn I li. bis mm 10. Jahi'c ') Zwi.chon nu.pl.y.i8 uii.l ApopNysis .Irs Tul.erciiUn» (trochantor) mnjus. - :) Zwischen Dinphysis und Apophysis (de» Trochonter) minor. Sit7.l). <1. miiUivm.-iü.hinv. Tl. XW. [{,i. N,-. 17. .^his 10.. -) "iahre'r Ihind I II. Weiss. Über den Zusammenluiiig- in den Änderungen der Dichten etc. 389 V 0 r t r a ^, Unfersnchnnfjen über den Zjisammenhavg in den Andeningen der Dichlen und Breehnngsexponenten in Gemengen von Flihsigkeiten und Verbindungen von Gasen. Von Alois Handl und Adolf Weiss, Eleven des k. k. physiealisclien [nstitiites. fVoi'g'elegt von Prof. Dr. Graiiich in der Sitzung- vom 26. März 1838 (Mit 1 Tafel.) I. Seitdem Newton durch die Erklärung, welche er von der Brechung des Lichtes gab (^corpora lumen refringere , agendo in radios ejus in Uneis ad superficies suas perpendicularibus) *), die Annahme in die Wissenscliaft eingeführt hatte, dass eine wechselsei- tige Anziehung oder Abstossung zwischen den Körper- und den Lichttheilchen bestehe, bemühte man sich vielfach, einen Zusammen- hang zwischen den Dichtigkeiten und den brechenden Kräften der Körper aufzufinden, weil sich dieser Ansicht zufolge eine sehr ein- fache Relation zwischen den letztgenannten Eigenschaften erwarten liess, und weil es seit alten Zeiten bekannt war, dass ein und dasselbe Mittel im verdichteten Zustande eine stärkere Lichtbrechung besitzt als im verdünnten. Der Ausdruck Brechungsvermögen, brechende Kraft, wurde und wird häufig nur schlechthin in ganz unbestimmtem Sinne gebraucht; der feste, der Emanationstheorie angehörige Begriff desselben ist gegeben durch d 1) Optica, üb. I. (). I ax. IV. Sitzb. d. mathem.-naturw. (1. X.W. iJd. .Nr. 17. 27 »»90 II ii II (II iiiitl Weiss. Uiitersuchiiiigen lilicr den Ziisnmmeiiliitng- WO n das Brecluingsverhältniss nach der Formel des Snellius (also nach der Undulalionslheorie das Verhaltiiiss der Fortpflanzungs- gescliwiiidigkeiteii des Lichtes in zwei an einander grenzenden Medien), d die Dichte des Körpers darstellt. Es ist nämlich*) sin Ö sin 0' = wo Ö denEinfalls-, ö' den Brechungswinkel, und i? die Geschwindigkeit eines Lichtstrahles in der Luft repräsentiren. Die Grösse 4f/Ä' ist die Zunahme des Quadrates der Geschwindigkeit des Lichtes, nachdem es die ganze Einwirkung des durchsichtigen Körpers erfahren hat ; diese Grösse hat nicht denselben Werth bei verschiedenen Körpern, und steht durchaus nicht in einem constanten Verhältnisse zu ihren Dichtigkeiten. Laplace bemerkt ferner, dass man hier zwei Fälle unter- scheiden kann. Es ist nämlich entweder die Function der Entfernung, welche die Wirkung eines Körpers auf das Liebt ausdrückt, für jeden derselben eine verschiedene; oder aher es ist diese Function bei allen Körpern dieselbe, und unterscheidet sich von einem zum andern nur durch das Product der Dichtigkeit in einen constanten Coefficienten, welcher von der Natur des Körpers abhängig ist. Unter beiden Annahmen Avird aber die Gesammtwirkung eines Körpers auf das Licht dieselbe bleiben; und da man in der Rechnung nur das Resultat dieser Gesammtwirkung braucht, so kann man die letztere Voraussetzung als die einfachere gelten lassen. Jener constante Coefficient kann aber die relative Intensität der Einwirkung der Körper auf das Licht darstellen, und da er proportional ist der Grösse SO dient diese als Ausdruck des ßrechungsveimögens oder der brechenden Kraft. Nennt man sin 0 sin 0 »j Lapl.Tce. Mecanique Celeste. IV. lil). X. pag^. Z'i'i in den Äiuleningen iUm- Oichton und IJi'ecliuns'sexponeiUen elc. 391 SO gibt obige Formel «3 — 1 4 K d ?j2 das Veihältniss der brechenden Kräfte verschiedener Substanzen an. Dabei ist: 0 s' wo .s' der Abstand eines betrachteten Lichttheilchens von der Ober- tläcbe des Körpers, n(s) die Function der Anziehung zwisciien Körper- und Lichttbeilchen ausdrückt. Ohige Formel wird als specifisches Brechungsvermögen (poii- voir refringent) von dem absoluten Brechungsvermögen (puissance refractive) , als dessen Ausdruck n- — 1 angesehen wird, unter- schieden. Die Bemühungen von Boyle, Ho oke, de la Hire, Lom thorp u. A. ein Gesetz der Abbängigkeit zwischen den Brechungsverhält- nissen und den Dichtigkeiten verschiedener Körper aufzufinden, blieben erfolglos; dagegen fand Hawksbee*) bei den Beobachtun- gen, welche er im Jahre 1708 im Auftrage der Pariser Akademie über das Brechungsvermögen der Atmosphäre anstellte, dass das (absolute) Brechungsvermögen derselben stets der Dichte proporti- onal bleibe, welche Beobachtung von ßiot und Arago, Dulong und Petit bestätiget und auf alle Gase ausgedehnt wurde. Im Jahre 180S stellten Biot und Arago 3), ebenfalls im Auf- trage der Pariser Akademie, eine Beihe von Untersuchungen über das Brechungsvermögen verschiedener Gase an, aus welchen sie, auf Grundlage der damals noch sehr unsicheren quantitativen Analysen, den Schluss ziehen konnten, die brechende Kraft eines zusanimen- gesetzten Gases multiplicirt mit seinem Gewichte, sei gleich der Summe der Producte aus den brechenden Kräften in die Gewichts- mengen der Bestandtheile, welclie in die Verbindung eingetreten ') Mein, de l'acnd. de Paris. 1719. Pliilosopli. Transacf. 1710. 2) Meni. de rinstitnt. ISO« «iiiJ». Ann. XXV. XXVI. 392 llaiull liiiil Weiss, L'iilei'siioluiiif^cii iilior den Zusaiiinienhaiig' siiul. Diese Anschauungsweise bot sich nämlich in der Emissions- theorie als einfach und natürlich von selbst dar. Du long 1) und Petit -), wek-he diese Untersuchung wiederhol- ten, mussten aber bei Berücksichtigung der genaueren quantitativen Bestimmungen dieses Gesetz auf blosse Gasgemenge und auf solche Verbindungen beschränken, bei welchen das Volum der Verbindung gleich ist der Summe der Volumina der Bestandtheile, wo also mit der chemischen Verbindung keine Verdichtung der Substanz eintritt. Sind N, Ui , n^ die Brechungsexponenten , B, dx , dz die Dichten, P, p^, p^ die Gewichte der Verbindung und jedes einzelnen ihrer Bestandtheile, so ist die Form des obigen Gesetzes ausgedrückt durch : N^ — ^ „ //!« — 1 »,2—1 D wobei P = lh+lh- Für tropfbare Flüssigkeiten scheinen mehrere Physiker dasselbe Gesetz angenommen zu haben; soCooper^j, welcher aus den Brechungsexponenten der llüssigen Cyanwasserstoffsäure und des flüssigen Cyans den des flüssigen Wasserstoß*es auf 0041 berechnet. Über den Einfluss der Verdichtung der Substanz auf die Änderung der Brechungsverhältnisse haben Becquerel und Cahours*), Dellfs ^) und Deville "^ Beobachtungen an isomeren Körpern angestellt, deren Resultate sich in Folgendem zusammenfassen lassen: 1. Dass isomere Körper gleiche Brechungsexponenten besitzen, wenn sie nicht nur gleiche Dichte, sondern auch gleichen Grad von Zähflüssigkeit (Viscosität) haben. 2. Dass die Änderungen der Dichtigkeit und der Brechungs- exponenten im Allgemeinen von gleicher Ordnung sind und in dem- selben Sinne stattfinden. 1) Ann. Ch. et Ph. 31. Pogg. VI. 2) Ann. Ch. et Ph. I. 3) Phil. Mag-. HI. XIV. 186. -») Pogg. LI. 427. 5) Pogg. LXXXI. 470. «) Pogg. LI. 433. in den Ändening-en der Dichten und Brechungsexponenlen ete. 393 Devillei) beobachtete auch die Änderungen der Brechungs- exponenten bei verschiedenen Concentrationsgraden der Mischungen von Wasser mit Alkohol und Holzgeist; und die von ihm gefundenen Zahlen boten die erste Gelegenheit zur Anwendung der von Herrn Professor Grailich aufgestellten Formel dar. Da ein Zusammenhang zwischen den Dichten und Brechungs- exponenten nur durch eine Reihe von Beobachtungen ermittelt werden kann, unternahmen wir es, eine solche auszuführen, und die ersten Resultate der gemachten Untersuchungen legen wir hiemit der C)ffent- lichkeit vor. Bereits im verflossenen Jahre hat Professor Grailich mit einem von uns eine Beobachtungsreihe an Lösungen von Salmiak angestellt^), aus welcher, und den berechneten Daten ausDeville's Messungen an Mischungen von Alkohol und Holzgeist mit Wasser, sich ein constantes Verhältniss zwischen der Contraction der Flüssig- keit (o), und der Retardation des Lichtes im Gemenge (5), heraus- zustellen schien. Bezeichnet man nämlich mit y^ und rj die Volumina zweier Flüssigkeiten von den Dichten di und d,, so ist die Dichte der Mischung : _ ih dl + fa rfa l'i + t'3 i- d «1 Vs also:(l) ^ *'i (h + 1-2 (h — D{ Vi -t- ra ) n = n Vi 1-3 als Ausdruck für das Maass der Contraction oder Dilatation der Flüssigkeit bei der Mischung. Bezeichnen ferner ?«, und n^ die Brechungsexponenten der beiden Flüssigkeiten, so wie iV den des Gemenges, so kann man setzen : ,r i\ «1 + «"a «2 + ^J '*i '-'z >'i >h l\ = : . '■| -r fa + '■• '"i '": 1) Pogg. LVn. 370. •-( Sitzungsber. Bd. XXV. S. i>13 1 394 llaiidl und Weiss. UiitersiiclmiiS'c'ii iihor den Zusammenhang Jilso: (2) iV (Vi + rg + ^ Vi Va) — («l «2 + t'3 Wg ) t-i l'z «1 «2 die Verzögerung oder Beschleunigung des Lichtstrahls im Flüssig- keitsgemenge. Wir nennen, wie es schon in der obgenannten Ahhandlung geschehen ist, 0 den Contractions-, 0 den Retardations- CoelTicienten. Es fand sich dort, dass O^^Va ^^ «ei mit einer Annäherung, die vollkommen befriedigen musste, und nur beim Concentrationsgrade 0*1 der Mischung von Holzgeist mit Wasser nicht stimmen wollte, aus einem Grunde, der später vollkommen klar werden wird. Im Verlaufe des heurigen Herbstes und Winters, haben wir die Untersuchungen über diesen Gegenstand fortgesetzt, und nah- men zuerst wieder Salz = respect. Salmiaklösung vor. Wir beobachteten die Brechungsexponenten und Dichten von O'l zu O-l Concentration, allein obgleich wir eine sehr grosse Anzahl von Beobachtungen anstellten, führten sie zu keinen zuver- lässigen Resultaten. Der beträchtliche Einfluss der Temperatur auf die Löslichkeit des Chlorammoniums und die Kleinheit der Grösse, weiche durch Rechnung aus den Beobachtungen gezogen werden muss, sind allein schon hinreichend, den Schlüssen, die man darauf gründen will, jenen Grad von Sicherheit zu rauben , der unbedingt bei Erfor- schungen eines so delicaten Gegenstandes nothwendig ist. Wir richteten daher zunächst unser Augenmerk auf Sä\n-en, welche durch ihre beträchtlichen Contractionen zu solchen Unter- suchungen besonders geeignet sind. Die Brechungsexponenten beziehen sich auf die Linien im Spectrum des salpetrigsauren Gases , worüber weiter unten das Nothwendige bemerkt werden wird. — In den folgenden Tafeln sind unsere Beobachtungen, so wie die ihnen entsprechenden Deviationen (d) zusammengestellt, zugleich mit den Beobachtungstemperaturen, dem brechenden Winkel desPrisma's, den Dichten und Brechungsexponenten aller Concentrationsgrade der Schwefelsäure und Salpetersäin-e. Dazu kommen die aus den For- ineln(l) und (2) berechneten Werthe der d, 0, -j- für jede einzelne Beobachtungsreihe und zum Schlüsse die Durchschnittswerthe aus sämmtlichen Beobachtungen. in den Äiideriing-en der Üichlen und l>recliung-.sex|ionen(,en etc. »i9I> 03 l-H O o 03 .-f CO Cl ^ ^ ^ o 3 _ ^ CO CO ■* CO CO CO CO CO CO CO Ä ■? "7 - •* - •* -!f* - - (-» o M M -. - ««• CO CO - --f in .n .n CO M M CO CO CO CO CO CO CO CO CO Ä •^ "* ■* <* ^ ■"T •* --f •5#* 'O ^. t= .^ eo « o .o lO o Cl c, 'J ^ t- « CO M CO CO CO CO •^ - l lO M X CO oc » x: l^ x: Ä - .^ - •^ -~^* - ^ ---f ! " a^t "' C-l Cl ="' Cl Cl Cl « « in « '^I M w sn « 3 CO -o o ?l ^ ^ ^ o> Cl Ol Ol Ol Cl so !0 •* •^ ^ «(< •* «*< ■* ■* ^ ■^ •* a « « !-! « « -., ,, .o lO =o in 1, m .^ .- :o ^ •o n J^ 5-0 lO :0 in o » cn CO 35 X :» cc CO CC CC 'p zs V Q "^ "^ " " in o ri Ol Ol Ol 0) ?» ?t ■^ ■— ' •^ .^ Cl Cl Cl T-t ■*-! 396 llaiidl und Weiss. IJntersueliuiiyeii liher den Zusammenhang OP ■=> CT II II II 1 — 0-IGIO 2-072 33345 /iO — 0-1607 2-074 öe 1 w o ö >^ o (^ 1 ö .^ «C VC & 1 - i © 1 (S? O CO o o o o ■■o ■£ o — . o — r ij^ iji" *» rf^ *• [^ rfi" ^ *• cc » ■■* ts '' 1^ *• T rfä. >^ .^ li- ** *> M w w w w CJ o C2 C5 M M -o =2 C3 ce oc *- - ■7 ■:- - - ■:- - - - - - Lz! 2 in den Änderung'en der Dii^litcn und Brecliungsexpoiieiilen ete. 397 Sä c O -H -H 3 cn C:> O Oi CO CO CO CO :d --^ Ä CO -^ — CO CO CO CO QC GO CO CO cocococococococococo (M ci c^> r''» --H CO CO CO ffi d ^ «^ CJ: rfss rfa» Ja» rfs« (^ t^ä" 4*> *• rfa. rf!< — H*. C? -1 *> 4*- IC M to to rf» Oi w ^ C5CS>**'»#^COOCOO CO CC O? C/3 o o ,^ ^ ^ icl iO i* — (O tO O OD CO »f&< »^ rfa> rf» t^ t^ »^ H«>^ooooHh.icadOo rfa. >*s. rfB. *> '-ri'"^ODC/3Cy5ODO000CCi rfs.rfB.*s-rfs.4^4=*t*S'*^t*" CO W «^3 CO i* M *>3 iO (C WOOo'^*'-''-****''-^ cowwwcooswcaco MCOOWMWtfö'-cO CO CO Od 09 OS CO iC iO »#*• iC CO Cl ^ rfs. ^ *^ *■ CO CO CO CO CO 40 CO 00 in den Änderungen der Dichten und Brechungsexponenten etc. 399 — ~~ ~~ ■~~~ ""■ CO CO •i !0 CO CO 00 CO CO •sf «!f< •sf* -st* ^" "T « ■* •«<* Si %< ■«f« «t* •* ^ 51 it* ^ ■^ •^ '' ^^ -• '^ '^ "" "" ■^ ao J^ •* C^l -*" CO 1^ t~ ■=*! «*• •?t< i-i » SI «•> cj w ?i CO CO ?? CO " n 1^; •sf «* ■* .5*" •st* «* •* it" •^ •¥ -* — •-' -• - — '^ ■" •^ " " •^f* :o ■5^ .?#< •st- CO CO CO 1-5 in fi 7» fM ?' j; SI t> & «f ^ --' ■? <*< •?*< •sf "? •* f -st* -< -" -' *■ " "" '^ " "^ — 00 o CO w lo CO CO « !» 10 « ;2; O <* o ■^ «f -"?' •^ s «J" ■^ -SP '^ -■ -■ '^ "^ "" '^ ■" -■ -" -, o t^ CO CO o m Ol « 5-0 :-> l- fr- 10 5" o Gl o o o 0 0 CO ^ if ■^ «f ■^ ■^ ? •? «* .sf ^-f ^r c-o ö ö 0 0 "* "^ "^ *^ " 1 1 CO ~ ~ ö •^ --0 t= •o to o (Ä *o So a-. rl C5 O-i Ol -^ -CO 1^ s •^ -^ . s; ■^ ■? •* 5; ^ -* Ö T T 0 0 0 0 1 1 s--^ o o ts o CO CO o r>- t^ CO 0 CO 0 CO rs' o r, - « fcp o r, ;; 7 r, 6C Q ö 1 i 0 '51 -, lO SS CO « il CO *ö « « ^ ^ 10 0 CO CO 0 CO ^^ o - - 7, 7, ;; r, Ol - 0 £3 5 ö ö 1 ö 9 ? ~ O o ö o o '^ Jl C) c., -, _ « Ci CO CO Oi 0 — 3 o c; -5 Cj © — ' •^ 31 Cl Ti M C-l Cl .•= et el ^ öl Cl ~ ö ö -i< -^ ■^ ~' 1 1 -1 C5 « « ö «J i:. 'Ö t- O) OS CO CO CO xj M c-1 CO Cl t- -^ CO « ^ ,^ ^ c^/^ ■ ö ■ "• ^1 C( O o o o o o o 0 0 '" Q = C-1 " " " "" " " -fl. M 1 1 1 1 ^ ^ ^ '? °? "? =? =? II !l II II II 11 s? ^ CO o o « a-O 0 (O -3 ^ o (0^«0^ o o o o c-t C! et Cl C( Cl c-r c» =? -o' « « lO w o « « « w ?, ^ o ?l o ^ o 0 Cl 0 j3 "Öl : ^o «c •* if •* V ^ o ^ o m o o o to CO M 'JS © o zri •* ■* •* --p •* <*• •* •* -st* 1) O o o t^ 1^ 1- tJ to o CO o o o ^ 0 0 ™ ^ ^ ^ Jh ..!< i^ ^ ^ ^ ^ o =5 Sl 3^ - 2j Sl - -. - 5 ■^ ■^ "^ -^ — ' ■" ■^ — *^ 400 n a n (I I und Weiss. Untersuchung'en (il)er den Zusammenhaiin: li II II — 0-133 1-95 — 0-2G0 ^ p^ .**• »*a- t^ e p in den Änderungen der Dichten und Brechung-sexponenten etc. 401 « « «o « GC CO CO CO Oi (?l Cl Ci Cl Ci Cl ffj Ci Cl zn 2fi io a-'s zn in Cn. Ä O^ Oi Cl C5 cn Ci OS c:i o o o O) c^ o o c> t-S =2 CO W '^ 5-1 Cj Ci Ci Ci Ci Cl 5--3 W CO (^5 CO «Sf CO «# «f ^ ^ «^ ^ ^ Ti Oi Oi Oi G^ Oi — — . O •* ^ CO Cl Ci OS 6Ö 3-5 ;>> o ö « 1 © f) CO ö — 1 0 -0-125 2-00 S£) — 0-12G 1-98 ^? t-l CO — o ö — 1 ^ — 0-126 1-98 —0-255 II II II ca :? cc QO ac X (Ä ■5*< •* -fff« -^ ^ 402 Hand 1111(1 Weiss. Uiitorsuclmnopii iihiT den Zusammenhano- . 1 i* _,-' 1 o C: 2 ^ ^ ^ ^ _ tb w &5 2.' » J=- *• >J^ 1^ 5; 53 5' ä C-. "^ 1 P- ^ _^ ^ cc 00 OD 'S &- w üt et et ^ *■ *• *; ^ „ ^ ^ o? cc cn 00 1 cJ5 o c o K* o ~ ? to c o tc tit M 1 o ^ ^ ^ „ „ Ö «1. Q w W CJ CD CD •^ o c» 00 00 CO o CO 00 00 oö 00 i2 IC 1 o 09 ^ ^^ ^ ^ _ A ^ CS w CD CD CD !^ o 00 OD <= ^ CO - to V, CO ^ >_ „ ^ _ M w CD CD CD i^ cc 00 00 w 05 CO CD CD c; 03 00 OD 00 00 ^ ^ „ ,^ ^ w w CO CD CD S?! CC OD 03 o: CO ■** J-- *• ''J a> o ^ ^ ^^ „ ^ ^ w w CD CD CD 'yt 00 OD OD 00 OD C2 O es CD ^ — y: OD o o in den Änderung-en der Dichten und Brechung-sexponenten etc. 403 ^^ t- ^^^ K ^ t^ CO ts =•1 s 1^ t^ s 2? n CO CO CO CO CO CO CO CO CO ^ ■^ •" •^ ■" "" "■ " ■^ ■^ t>- t^ o o CO o o o o o «D C>l ^ t^ t^ t* »^ 1-- t^ rv n n CO CO CO CO CO CO CO co -" ■-• ■" ■" " " ■" ~ ■" ■" ■" cv t- _^ o CO CO CO _ Cl Ol o ^ l^ t~ t^ t^ tr M CO CO CO CO CO CO CO CO -■ '- •^ -" ■" ■^ •" •" VN ■" ,, e-t ^ «■! CO m ■w VN VN VN iCJ o o o 05 o o o o iz; *^ o « o t' t^ o rt CO CO CO CO CO CO CO CO ^ ^ ^ ^ N-l VN VN VN •V4 th CO ^ CO CO c^ CO CO a a C-. o> o O x> c» CO =0 CO 00 00 ■a O O VN ^» 1 1 « „ « ■f as .^f- .* lO « © >~ t^ l' t^ ä CO VN CO iN. -o o CO CO CO ca o oo CO CO CO s ö V. — ■ Gl O Ö Ö — M ^ •^ ■^ 2 ■^ ■^ ■^ J 1 1 a-O 5 To 30 © Vj '» CO CO ^ C! CO CO ca s? CO — CO 1- V, V. o 9 ö ö -^ c'i ■^ — ' — • •^ •^ -^ 1 1 in a o cö =J Oi (M -" — v ~ CO *-- CO -^ 00 in Cl so '^ o CO CO oo o CO oo CO '^ cy T "T* ?* *? CO ■* ö ö -^ w ^* '\' -* — •^ ■^ ■^ 1 1 ^=f ?5 ^ --.-^ t~ w ^ CO x -. II II IL II II II ^ " "^ ' ■^ *" "^ ■" t- 404 II an dl und Weiss. UnU'rsu«'liun»-en über den Zusammenhang II 11 II II II II — 0-122 — 0-110 2-03 2-09 — 0-2S00 -0-2291 '^ -0-122 — O-lOS 2-13 >3 — 0-123 — 0-109 2-03 2-11 (^ — 0123 -0-108 2-04 2-13 & — 0121 -0108 2-06 2-13 © — 0-120 — 0-104 2-09 2-21 1 (S7 o o ^ o o o o o OD cc ce 00 *" ►*i' rfs. 05 OC ^ 05 rfE. ^ .^ »^ M M -i -^ IC tc ^3 lo U &9 CO U US et tn tt « W rfs. ^ ^ rf» »fs. (*s. rfs. M M -3 Cl C^ Ci *4 M -a *i -^ CO C5 CO CJ 03 CO CO CO 03 CO >^ CO ff;- *> rfi> 00 03 CO CO C^ O O O H* O -) -4 O HC CO M M M M CO (W CO CO •^ O -1 »+*■ iC CO CO 00 CO CO yt CT i.-e ci o: »fe- CS »f=- O '^ CO CO CO CO CO CO CO OS ►#a> W CO -( CO W CO CO CO W C;e Ut t--t oc ^ rfe. ^- *> ,H> et et ^^ et >-*■ CO 09 CO CO 03 ,#i- rfs. I*!. es »*^ z in den Äiulei'iing'en der Dicliten und Breclinngsexponenfen etc. 4-05 O 10 a Ph I— H CO 09 PQ ■""■ ■^■^ ■"^ o; z - - ■* - •^ <*• "T - "f - _ _ ,, ^ ^ ^ M « CO ^ J^ --^ -^ ^^ •^ o o ^ - ■^ •sf ?* *?* •* •^ ■* ^ '■+ _ ,, ^ b- W .^ n o o O « T^ o .- 1— ^ o o o •Jt* «f <*• •--#• •* «+ «f <* -f --+ " ■^ « ■^ "^ " ~ — "" "^ "■ ~ -" ^ — _^ 5-5 •:?l" o .T- PI ■■^ z o o o «f •=^ ■^ -?1- «s^ •'* ^' ^' c» e» 1 :v» ?' « IT. :^ ,1, CO :r — • o CO o •H o ^ .^ o — -c o '''' '■' L>* ■,V "' M e? £ e» "■ — * s o = ?; p o o O p ?t ^■t ■--i J-O in V. U5 s> t^ GC t» •-^ 00 1-- 00 t:^ w t-> ^:^ 51 5 cn o o - -i o - -- ™ H. * -^ c- ?>> ^' c '^> r-f C*' r» et .— C"? r» T-t •ts ^ ^ 3 •jf ••-f -^ -.-. — — "^ o — — — o ^' ?► ?>> ^( w ?? .- ,- ^ 1^ o r; ^ _ r- O — ,, y. — -o o 2. o - r>> r-j ^* ^' ?>? ^* ,^ .. ,. .* 2^ t-* -.f^ X '-S t' •o :-: 'O ^ -* CO *-■ •- •=• ^ ?» ■" ■" r» *' "* ?» o» —1 — :•; o» i-t rt *-•*■ i^ CO CO ~ o C) p O o o S s J= " ^ ■^ -^ •«f' •^ ^^ ** If :0 --0 o ■« "^ ■^ -^ — " •'-' *- — ■*■ — C5 c* i, ^ o c — ^ <* ---*• --+" -jf ■* -;f <* ■^-f- •»f •^ •^ i _ o o o o o o o => o Ol ^ ■* w< ■sf CO co CO cc CO .i^ ■^ •^ »1 _i .^ .H .« .^ „ .^ J^ .^ .^^ "" 'O O 0) "^ ■^ *M "" "" •^ *■ "*■ -" ■" ~" ■^ "" Sil/.l.. (1. inaduNh.-nattirw. C\. XXX. Hil. Nr. 17. 28 40(3 Handl und Weiss, üiitersiiohuii^'cn iiher doii Zusamiiienhang o; .^ CT II 11 II 1 o 00 w 9 ■^ 1 5^ 0 1 1 IJ o c» et © i ä ic o «? CC CC CO u C^ C^ -1 *1 -J -.1 • -'I -» .^ Jt- Je. Ji. *• ,*i. <*** -*^ ^ O O C ' o o c: o o c: o o 05 CO 00 00 — —• C O O O Ci 03 )#*• iC o o o o o — .^ J*. ^ ^ Ja* 4i- =■ o o c c: o J^ +> tE ,^ tt c-t ,#1. 4s- >**• ^ e o c o t+i- 4* *• ^ ^ er o: ^ oc :^ in den Änderungen der Dichten und Brecliung'sexponenten etc. 407 C0Ö „ .^f' ^ = ■^ <* •* 2 •!f <* CO X yi ■z o ■* •* •^ •* =.. ,-( ^ Z3 ,-. )--S « Ä — o •* ■? .a*" ■?* :! o o O ^ _ G o o o z = C-. o ^ M ■* .* o o o O t- z; « M - « - CO o => CO M ^ *^ <* z C2 03 05 m 05 o o o 1^ M « CO CO o 1 " 00 Z © o ö 1 o CO ^ S w o " N e>i " = 1 ,.c o o - M M CO - C3 ig o o ^ o S5 O o s sa o 1 « -. a- cc ,, ^ ■ ^ CO CS fi,' — ■n 0-. s 2 - V 1 ^ S n M « w CO Ol J.1 lO ^^ z^ 'C-. C5 - Cl C-. - 1 s> ^ _ o CO II II II -!f ^ in «*• Oi Cl Ol Ci m - r. O ^ 1^ L-; .. s? .jf ^ •* «c - - - ^ ■^ «if ■* ^ ■sf •5f <#- «s*" •sf .^ .5f ~ t^ t' ^'* r- I-- c^ ^* 28' ^Q^ II !ni il I und \>'eiss. riitersiii-hungeii üIht den Zusammenhang if 1 iT 1 o " ■ 1 " 9 äe C: C 00 ^ 1 IC c 9. ^ o & © 1 «? C/3 CrC CC C^ ,*:. ^ 4> ^ ^ rfs. ■*;> *> 5D tO tC «O ^ ^ &0 OS Cd CC &5 IU> ,^ rfi. rfa. ^s« -£ ^C CC CD i^O ■*> ^ ^ cc '-:: '^ o o o &S 03 CO ,+^ CO ^ rff &5 C; CC CC CO CO cc to CO r* © o T 1 to .* t. &) T r 1 O Ü3) C CO 1 -.O CO I.-5 CO ?V T « 1 II 1! II fO 410 ll;ni(ll uikI Weiss. Untersiioliiiiipreii über den Ziisanimenliaiiy o. c» 05 cr II II II 1 . (O S 1 J^ ^ji o Vt 1 o ^ o M o t= *• 50 ö l_ c « tx CO CO 1 — o © w 1 ^ ö «? w- c? 00 w w w w Sc oc OC CC QC •^ cc -^ C; W W •£ CO ^ •C O CC CC «C •^ tc o o oc CO M -* t£) tc» -O Ci Oi M Cl 4=* CO 'Ä iX» '-D <» 00 OD CO CO CO CO CO CO — a Ci O) O Ö CO CO CO CO in den Änderungen der Dichten und Breehungsexponenten etc. 4 I 1 — •^ Z) :o •to ^ « X iO " CO « ■? ro ^ ^ ^5 O O CO :n « CO :c — tc r5 t^ X) CO CO ri -H .:o CO CO CO CO CO CO CO CO CO CO CO CO ■:(D X O O •^ CS o •* => 9 1 5-. 1--: K CO = c — 1 " 1 }i i ,i 412 II an (11 und Weiss, l'ntersuchungen über di-ii Zusamnieiihang li' 1\ 7 9 ' S «^ = «? w W =^ W CO ^ 1 J-- CO (iS 1 N 9 = ö «^ i o c ö — 0-U328 2-070 © c^ *■ ^ ^ C! ;;. - *• *■ .;.■. *» 4t- ■^ "' '"' '' "' « O - -£ - - - '■% IC *C (C jc iw II II II l 1 - 1 - es 1 10 o — ö g^ 1 ö 1 Q 1 M O CSP C; o c: O CS tc cc Cl c- o -J C- «Ä 03 rc c* w w t^ Ci w 00 er -j «a N-tO-iOOO — O CO tC CO CO CO CO CO CO CO cc ^ CO to ^ CO CO CO CO CO CO CO ^ 4a- rfs* C' o o: Gc wcococococococo CO CO CO CO CO CO CO CT W O tfs- C: lO -^ iC CO CO w js- >*s> rf* CS «^ IC COCC'COCOC^COCOCO GOCftOOOCCCOcCOOC CO I-. o ^a *o c: ic — in den Änderungen der Dichten und ßrechnngsexponenten etc. 4- I «) , o __ o o o o to CO rt CO M CO CO CO z « CO rs CO CO CO CO CO CO CO CO .-^ _ = t^ _^ cr> CO -?f* .-*. C5 CO CO CO CO z ^5 - M CO - CO CO CO - CO CO c-, fl «f -f »* ■^ »Jf n so CO CO CO ;o n n CO CO - CO - <** ao n n CO CO Z; ?5 CO CO CO CO CO CO CO CO CO CO ~ ■" ~ " — ~ ~ " " ~ *^ ZI OD c- „ »^ t-* „ a CO z CO CO CO CO CO - - CO CO CO CO CO - ,, .. «?< .!f •Jf" CV» z CO n CO ~ ~ " ~ ~ ~ " n .^ CO eo n CO CO CM Cl =•' c> ^ -a c- o - «5 •o 2 o o - CO o o .& o CO i) « M CO •CO CO Ol C>I C-1 -" 50 tn o - - to - CO o t» OS ot C>l w ?( -« C^I Cl Ol 13 o fc. 'O '-0 2 o o to ca o CO z. _ « -^ •sf o o CC o ö w C«! C^f c> CI Cvi ■^ ■" ^ t3 CO o •s o 2 ts - CO CO 'ff*' .Jf- ■^ ^ .(^ «5 t' OD S CI M ?> ot C( ■^ — ■ -3 to to «5 o tc - CO CO CVf ., <*• •* « CO ■* o - o 2 CO CO CO - » ^ o o w t'- (.. CO *!f .* •* •* 4) C M :S •*f •äf •* «f -* --C <^ i. _, ^ „ „ 1 1 1 1 416 II :i II dl und Weiss. Untersuehungren iiher den Zusaminenhaiig T A li E L L E I. MIttelwertlie für Schwefclsäare. Concen- tration »iL hte N« Ni, No Nx Ncf N* 1-0 1-8515 200 C. 1 -4288 1-4299 1-4307 1-4317 1-4325 1-4331 0-9 1-821 ; 19-5 1-4348 1-4357 1-4367 1-4373 1-4386 1-4394 0-8 l--()ä; 20 1-434G5 1 -4356 1-4364 1-4373 1-43845 1-^3935 0-7 I-6S7; 20 1-4277 1-4 288 1-4297 1-4307 1-4317 1-4321 0-6 < l-filü; 19 1-4I8G5 1-4196 1-42U55 1-42145 1-4224 1-42335 1-617; 19 I-419G 1-4207 1-4216 1-4227 1-4235 1-4244 0-5 t-S25; 20 1-4086 1-4097 1-4105 1-4117 1-4126 1-4138 0-4 1-428; 20 1-39685 1-3978 1 -3984 1-3996 1-4002 1-4015 0-3 1-321; 20 1-3818 1-3829 1-3838 i-3848 1 -3839 1-3869 0.0 i 1-221; 10 1-36835 1-3692 1-3701 1-3718 1-3719 1-3727 ( 1-218; 20 1 3685 1-3692 1-3701 1-3712 1-3720 1-3727 ...{ 1-111; 1-108; 15 20 1 3508 1-3509 1-3519 1-3518 1-3525 1-3524 1-3534 1-3534 1-3543 1-3541 1-3549 1-3348 0-0 1-000 1 -3322 1-3327 1-3335 1-3342 1-3349 1-3360 TABELLE IL Salpetersäure bei IG" C. Conceii- tration Dichte Na N« Na Ns Ns N» N® ,..j 1-398 1 399 1-402G9 1-4028 1-40362 1-4040 1-40487 1-4053 1-40595 1-4066 1-40707 1-4077 1-40832 1-4092 1-40938 0-9 1-374 1-4025 1 -4032 1-4048 1-4061 1-4070 1-4086 0-8 1-344 1-3980 1-3990 1 4002 1-4013 1-4031 1-4041 0-7 1-314 1-3943 1-3953 1-3963 1-3981 1-3991 1-4003 0-6 1-274 1-3891 1-3907 1-3916 1-3926 1 -3932 1-3948 0-ä 1 1-239 1-238 1-3827 1-3834 1-3835 1-3844 1-3844 1-3857 1-3856 1-3873 1-3867 1 3879 1 -3876 1-3892 1-3888 0-4 1-194 1-37379 1-37491 1-37590 1-37693 1-37780 1-37890 1-37982 0-3 1-146 1-36339 1-36432 1-36523 1-36623 1-36719 1-36819 1-36877 0-2 1-096 1-33270 1-35359 1-35442 1-35530 1-35598 1-35695 1-35805 Ol 1-049 1 -34300 1-34417 1-34490 1 -34360 1-3463 1-34715 1-34814 0-0 1 -000 1-3320 1-3327 1-3335 1-3343 1-3350 1-3358 Man sieht übrigens aus den Tabellen noch Vieles andere Interessante, so z. B. hat bei der Schwefelsäure der ßrechunffs- in den Anderunse» «ler Dichten und Brechiingsexponenten etc 417 expoiieiit iiielit in der coiK'eritrirteiiSaure seiiuMi grössten Werth, wie inari doch erwarten sollte, sundern zwischen 1-0 und 0'9 und zwar so, dass 07 wieder fast s^enau die Brechurig.'-quotienten der eon- ceiitrirten Säure zeigt. Die Heohachtntigsinetliode, deren wir uns bedienten, war folgende: Nachdem wir daiiir gesorgt hatten, uns die Substanzen, welche wir der Untersuchung unterwarfen, chemisch rein zu verschaffen, wurden mit der grössten Sorgfalt an einem genau getheilten Volumeter die den verschiedenen Concentrationsgraden entsprechenden Volum- tiieile destillirten Wassers und der betreffenden Säure entnommen. Da das Volumeter in halbe Millilitres, von denen jeder etwa eine Linie lang ist, eingetheilt ist, und wir immer i60 — 180 solcher Volumtheile nahmen, so beträgt das Maximum des Fehlers, den wir dabei begehen konnten, gewiss nicht über Vaoo- Die Dichte der fertigen Mischung wurde zuerst wohl picno- metriscb, später aber immer mit einem ausgezeichneten Dicbten- apparate bestimmt, der im Allgemeinen die vierte Decimale bis auf fünf Einheiten richtig gibt. Die Brechungsexponenten selbst masseti wir an einem Babinet- schen Goniometer, welches Eigenthum des physicalischcn Institutes ist und hier vor mehreren Jahren ausgeführt wurde. Der Limbus sammt demNonius gestattet das directe Ablesen einer Minute. Die nähere Be- schreibung des Instrumentes hat Herr Professor Grailich in seiner Preisschrift S. 15 IT. gegeben, daher wir sie hier füglich übergehen können. Der von Solei 1 in Paris ausgeführte Beleuchtungsapparat, welcher hinter der Lampe einen wohlgeschliffenen Metallspiegel und vorne vor einer Linsencombination die verticale Spalte trägt, befand sich in der constanten Entfernung von 10 Klaftern von dem (lOniometer. Vor der Spalte wurde ein Glascylinder angebracht, der mit Dämpfen von salpetriger Säure gefüllt wurde, um die Linien des Spectrums wahrnehmen zu können. Für die Bezeichnung der Linien verweisen wir ebenfalls auf die oben citirte Preisschrift des Herrn Professor Grailichi). So oft es anging, wurdt^n die Linien 5( bis %, *■) Von den in der erwälinten Schrift S. 19 angeführten Linien benülzten wir in der Gruppe *U die Linie d, in 33 die Linie e, in 6 die Linie jjr, in T) den hellen Streifen zwischen / und k\ in (S die Linie ii. in Jy die Linie r, in ® die Linie u. 418 Handl und Weiss. Uiitersui'hiine'Pii ülier den Zusanim(M)h:mt wohl iiiich & gemessen und die Beobitchtiingen fi'w jeden Coneen- trationsgi-;id von uns beiden oft wiederholt, so diiss eine als die Controle der anderen dienen konnte und Fehler in den Mitteln der ßrechungsexponenten, welche 00002 überschreiten, nicht wohl vor- kommen dürften. Aus den Angaben der Tab. 1 und II wurden naeh den oben- stehenden Formeln 0 5 6 tion 6^ 6 ig 1^ 'e^ J^ 6« 0-9 2-07 2-07 2-10 2-09 210 2-13 0-8 2-09 2 10 2-09 210 212 2- 13 07 2-09 2-09 2-10 211 2-11 2-10 0-6 1-99 1-99 2-00 2-00 2-01 2-01 0-5 1-93 2-00 1-95 1-97 1-99 1-99 0-4 1-98 1-98 1-98 2-00 1-98 2 00 0-3 1-97 1-98 1-98 2 00 2 00 2-00 0-2 2-05 2 (17 2-07 2-08 2 -OS 2-08 Ol 2-03 2 06 2-03 204 2-06 2-09 für eine Temperatur von 19" bis 20" C. 4r20 H ii n (I I 1111(1 Weiss. Untersuchung'eii über den Zusamnieiiliniip: TAH K I. L K VI. ]Wittelwerthe von — für alle Concentratioosgrade der Salpetersäure. Concentra- s 5 6 6 5 6 tioii K 6» ^ Öu ^ T, 0 9 2-28 2-17 2-28 2-28 2-28 U-8 2-03 2 -Ol 2-05 2-03 2-02 0-7 2-00 2 -00 205 2-03 2-03 0-C 2-13 2-30 2-17 2-17 2-17 0-ä 2-10 210 2-10 2-08 2-12 2-12 0-4 2-03 2-10 2-lÜ 2-11 211 2-12 0-3 2-03 2-03 204 2-03 2-07 2-0(i 0-2 2-07 2-09 2-0<) 2-08 2-07 2-08 O-l 2-U7 2-17 2-lü 2-12 2-17 212 Man sieht, dass das Verliältniss beider Grössen fast immer gleich 2 ist, indess kommen doch beträchtliche Abweichungen vor, und wir waren bemüht, zu erfahren, wie viel zu diesen Dilferenzen die möglichen Fehler, welche der Beobachtung zur Last fallen, beigetragen haben konnten. Es ist bekanntlich nach unseren Formeln : (1) (2) ti = ^ = Vi df -f (-3 (h- -/>(r + rz) üi'i ?*o A-(r (h + 1-2 (li ) - -Dir »l + J'o llo ) oder '"l '"2 "l "2 f^ ^'(vx + ro + '3 r, ?-o) — (vi ui + rg //o) (/ = V ' 2 "1 "2 «5 [r, d, + ro do — -( '1 + r,)D] >i\ llo e iV(>, d^+vod^ — -L»(? •1 "1 + ?'3 "3) "1 "3 t-i dl + '■3 do - D(ri + r.) I) N (i'i i ra + öi'i ro)— (ri Wj + ro wo) Sucht man nun nach den bekannten Methoden den Eiiitluss der Beobachluntjsfehier in den einzelnen Grössen auf das Resultat, und in den Änderunfjen der Dicliten und Bieeliiingsexponenten ete. 421 bezeichnet den Fehler in y, mit Jvj, den in v^ mit Jv^ etc. und ganz 6" analog die Fehler in <5, //, -^ mit Jd, Atf, J , so findet man: J^ = ^^ Av, - 'K^ M + — ^ (v, Ad, + V, Ad,) r, vz D3 , . tioD—Ndi , Ndi —HiD. , N AH=—, -^Avt r' '—Av, -i -[v, Ad^+v^ Adz]— Vi «1 «a D Vi ?h 112 u Vi Vz «1 «2 /> N(vi di + 1-2 dz) ^ Vi dj + i'z dz ^^ J'i «•2 «1 «2 ^ «'1 ''2 «1 «2 N {vi di + vz dz) — vz «2 D . N (rj rf^ + r2 dz)—Vi tii D Ani — Ahz Vi Vz n'i «2 D Vi Vz Wi w» i^ + (/^. - iV) f/2 - (Ui - W2) />] r — - —1 + L "1 ^'2 J L »'1 «2 Vi ^'2 ß J [r, c?, + »2 ^2 — (i'i + rz) D] [N (vi dl + Vz dz) — VznzD] -\ 7. ^ ^«1 4- «1 Vi t'a D . [t>i rfi + "2 i + Vz) D] [vj d\ + Vz (^2] Vi Vz D AN Durch Einführung der in (1) und (2) gegebenen Werthe von d und fi werden die Formeln etwas bequemer und lauten dann : D — dz dl — D 1 Ao = — — — Avi — — Avz H [vi Adi + t?a Adz — v\ D VI ü Vi Vz D — {vi+Vz + SviVz) AD-] nzD — Ndz , . ni D — Ndi . , N r> r ^ 7 ■ ^i Ad = —„ -Avi + -^ -Avz H D{yi Adi-^Vz Adz~ v\ «1 Hz D röHj 7iz D Vi Vz «1 «a Sitzb. tl. mathem -naturw. Cl. XXX. Bd. Nr. 17. 29 4;22 H :i 11 (i I iiiiil VNeiss. Uiilersiichuiij^iMi iilit'i- den Zusaintiienliant N(vi + vz + dvi i'z) — L'a «a Vi Vz n\ «2 -Jwi N{Vi + Vs, + dr, t'a) — ri w, .^i + »'a + ^"i «'s . ,, J«2 H J iV fj ^2 «1 «i t'i f2 Wj «2 d (N—n.) ch — («, - W2) Z) + («1 —N)d2f. . , -, , 6 «1 «2 D (i'i fa ÖJ2 (yi+w2)iV^— (i'i«i+r2W2)r ., , .j . . , ^ , t/n 1 ^'1 «2 ^ («1 «'s ö) , ö [(wi + «'s + ^i-i «'s) N— v^n^] . , ^ [(«'1 + "2 + ^«»i V2 ) N - J'i «, ] 4- ^ 1 ^2 "^^3 H TTT ^»2 — Vi z?a «1 Wa 0^ i'l «'a "1 ^i ^ _ g (Pl +Vz + ^Vj «2) .^ «1 «2 »1 «a Ö3 Diese Formeln sind ganz allgemein entwickelt, bei unserer Beobachtungsmethode vereinfachen sich dieselben sehr, denn wir haben t'i+Va = 1 und bezogen ferner alles auf die relative Dichte des Wassers rfg = t. . Dadurch verwandeln sich obige Formeln in folgende : v\ D vlD Vi i'a D — (1 + <5r, Va) JD] r'i Hj «a D vi rix n^ D A "- — (\ -\-ÖVi l?a ) ^ ^ I ; ^w, — t'i r'a n «2 (l + g«i Va)A^— Vi »1 , 1 + ^t>i Vz jj^ Vi Vz tii n\ " Vi Vz ?ii Hz .8 (A^— Ma)fZ — (ni—nz)D + ni — N a -i , 't= U,z>fa..e)^ [V.M-V, Jv.] + «1 «a Z> (vj ra oj^ , 5 [ (1 + ö Vi va) N- Vz wa] . , ö [ (1 + o\', rajiV— Wi«i ] , H '^^^ :; ;::; ^^t -j : — ^Wa — ViVzn'iHzG^ niTiiviVz'J- _ 3(H^5ri_r2) ^^ «1 «3 Vi Vz 0" Berechnet man die Coefficienten dieser Differenz-Gleichungen mit Hilfe der durch unsere Beobachtungsreihen gegebenen Werthe, so lindet man folgende Daten: in den AiidtTiiiifreri der Dichten und Breehiing-sexpnnenten efc 423 «• »' 1 1 w 1 N W 1 1 ös 1 1 ioosoooooooooo I I I I I I I I I <19 CO 00 Crt > > > ^ 1 o 1 o o 1 o o 1 o 1 O 1 1-^ 1 VC OS OS 00 o 00 > > 1? > > > + + + + 4- + + + + o o o o o f^ 1-^ t* *» 4»- -1 CO 00 OS CS cn oo 1-^ CO .<* 3- t> p- a. t- > a- p» a. a. + + + + + + + + + OS c* 1-^ B^ o o o o o *> 00 CO IC oo CO OS CO OS > t> t> a. > a- i«i:,^O00Q0OCrei£; ^jOCOi-^tCOOCrtOS l>p-t>P»>l>P-P-t> I I I I I I I I I «I«cÖs~JcÖW05C«»-; p-l>P-I>C>P-P'l^C' 1 I I I I I I I I ^CK0St*«0~S05««*" <1^05'^«l'~JOSWC05 l>l>l>>I>>>C-P' + + + + + + + + + üt CO M ^s p^ ^s bS CO cre tCi OS CO 00 o OS «o OS o CO CO OS OS p- P- p- > ^ P- P- p- p- 5* CO (tl in den Auili-i-nn^en der Dichten um! Bi'ecluingsex|)ünenlen eti-. 423 6» <1 <1 <1 -4 ^ ^ M •^1 1« CO 00 o 05 00 0 in ec M w T« w IN Vi MS •f + + + + + + + + •3 Ol -3 <1 5i SS <1 -3 Ä- > i^ > a- > > + + + -+ + + + + + *• i-k Oi CO w *s> CO CO CO ^9 o o CO CO s CO -5 CO CO 05 o o s 1 > t> 1 > ] > t> 1 1 1 CO ^9 1 CO 1 00 1 00 1 1 1*» 1 ^9 05 OS ^ © c er: CIX 00 CO > > > > > > > > + + + + + + + + + 1^ O CO CO CO o ^9 00 00 o CO «o o so CO CO CO 00 OS CO 00 00 1 1 1 > > 1 > 1 > > > 1 «o CO 1 h^ I-*. ^ > > > > > > t> + + 00 00 l-k 00 CO o l> > > > > + + + + + + OS > t* 1-^ -• l-k CO CO OS 00 CO > > > > (TD iS in den Aiideiiiinjen Her Dicliten iiiul BrechiiiiKsexpoiienteii i'lo 427 ö» 'J3 o ^ -g <1 <\ <1 <1 <] <1 «* •^ 00 00 so + ^ + -f W tH — <1 a -seX|»i)ii('iiUMi etc. 429 c/: -<1 * OS + + + + + + + 4- + <1 --1 <1 <1 'S <1 <1 <1 <1 <1 00 CO OS «o o 1« •Jf CO o OS CO OS CO o tc IC c > > > > « l> t> <3 o 1 c c o 1 o - M. 05 IC tc CO CO 1-^ CO g OS CO o > I> + + -h- + + + + + + o c o 1^ ->• M. >^ ^s trc 05 00 IC 1-^ o IC OS OS 00 00 o a- t> a. > a- 1> a. a. > + + + + + + + ~i" + Oi CO IC •^ h^ o o o o OD CO o IC s CO 00 OS CS 1 > a- t> a- > 1 l> > a. g- ! p- 1 l> 0 II ~J *!• ^s tc IC ^^ IC CO dt o OS «o OS 1** CO CO OS CO CD CD > > > 1 > 1 1> o o o M. 1 1 tc c« OS CO --> 00 CO o IC CO CO OS tc tc CD s > > g- > f> u- > w ^^ 1 1-^ 1 1-^ 1 1 c 1 o 1 i M OS CO IC CD o IC 00 Cit ^9 > *3 s > > + -+ -f -i -+ -f 4- H- + WC CO INS tc tc IC tc co SJt 00 00 IC 00 1*^ 00 OS o OS OS IC OS > > > l> > in den Aiiduriing-ea der Dichten und Breuhung-sexpoiieiiten etc. 431 <1 < CO in •* OS JO ös CO + + 4- + + 4- + + + < <1 ;»• <1 <1 1 <1 <1 < 1 <1 <1 00 OS CO CO <* 00 c^ Ji 00 CO o *J ^* ^* CO CO <* in T-< CO CO C ■— a c 3; 00 o t- in CO «VI ^ c3 432 H an il I 1111(1 Weiss. Untersucliuii<^eii iii)er den Ziisaiiiiiieiiiian^ Tabelle D. Maxima der möglichen Fehler in: Concentration 5 6 6 0-9 ±0-0166 ±0-0189 ±0-2649 0-8 0 0104 0-0085 0-1084 0-7 0-0087 0-0070 0-0698 00 0-0085 0-0067 0 0554 0-5 0-0090 0-0069 0-0954 0-4 O'OIOS 0-0078 0-1012 0-3 00130 0-0097 0-1242 0*2 0-0187 00136 0-2142 Ol 0-0365 0-0261 0 6038 Man sieht aus diesen Tafeln ganz deutlich, dass die Schwan- kungen um die constante Zahl 2 sich mit grosser Wahrscheinlichkeit aus den Beobachtungsfehlern erklären lassen und es fragt sich, welcher Art die Relation zwischen d und ff sein könne. Wenn man die numerischen Zahlenwerthe der für — gefun- denen möglichen Maximalfehler mit unseren oben angegebenen d Werthen von — vergleicht, so findet man, dass nach Abzug eben ö dieser Fehler nur eine ganz kleine positive oder negative Grösse mangelt, um die constante Zahl zwei hervorzurufen. Dieses constante Verhältniss zweier Grössen, die so ganz unabhängig von einander sind, wie 3 und tf, und der Umstand, dass diese Constanz für alle Temperaturen, für alle Concentrationsgrade und für so verschiedene Substanzen wie Alkohol, Holzgeist, Säuren, Gase (siehe weiter unten) etc. in so entschiedenem Masse auftritt; dürfte wohl beweisen, dass in der That zwischen diesen beiden Grössen ein rationales »ind constantes Verhältniss für alle Körper bestehen dürfte. Da ferner sowohl die d als die ß unter der Form einer unend- lichen Reihe «o + ^j Vt -\- a^ v^ -{- • • . betrachtet werden können, so ist es wohl erklärlich, dass wir auch für — eine solche Form in den Änderungen der Dichten und Brechungsexponenten etc. 433 annehmen, deren erstes Glied, z. B. für Säuren = 2, für Gase = 1, bereits durch unsere Beobachtungen festgestellt wurde. Dass durch diese Reihenform kleine Variationen um diese constante Zahl sehr wohl begreiflich werden, fällt in die Augen. Die höheren Glieder dieser Reihe sind für feste und flüssige Körper ohne Frage sehr klein, ob dies auch für gasförmige Körper gilt, ist noch fraglich, indess scheinen mehrere gewichtige Umstände dafür zu sprechen, dass dort auch die Glieder höherer Ordnungen einen grösseren Einfluss äussern. Noch ist einer Thatsache zu gedenken, welche aus unseren Beobachtungen sich ergibt. Es nehmen nämlich die Werthe der 6 im Specfrum von Roth gegen Violet beständig zu , allein es war uns bis jetzt noch nicht möglich zu bestimmen , nach welchem Gesetze diese Zunahme vor sich geht und welche Factoren einen beson- deren Einfluss daraufhaben. Wir begnügen uns daher die Sache blos angedeutet zu haben und behalten das Weitere späteren Untersuchungen mit Apparaten vor, die eine schärfere Bestimmung zulassen. T Da ferner 0 = — wie t eine Constante, oder wenn man will c eine Reihe von den Formen v^ -\- v^ r^ -\- Vz t^ -\- v^ v^, r^ -\- . . . . und c die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes in der Luft, 6 c^ so ist — = — bei verschiedenen Strahlen, und wenn c und c^ die 61 c Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes in der Luft bezeichnen, so wäre hiermit, im Verhältnisse der 9 verschiedener Farben zu einander, mit Hilfe genauer Beobachtungen, die Dispersion der Atmosphäre zu bestimmen. IL Einer von uns versuchte auch die Anwendung der dem ersten Theile dieser Abhandlung zu Grunde liegenden Formeln auf die Gase, und zwar von der Betrachtung des von Biot und Arago aufgestellten, in der Einleitung erwähnten Gesetzes ausgehend. Die von den genannten Forschern gefundene Formel lautet: u3, — 1 nK — i 434 II ;i II (1 1 lind Weiss, üntersiichiingeii ülicr den ZiisJimmenhanjj setzt inai) : lh-\- p,^P= VD Pi = Vi (fi WO V, Vi, v-i, die den Gewichten P, />,, p^ entsprechenden Volumina sind , so geht sie über in die folgende : (m-l) V= (w;-l) Vi + (nl-\) V,; diese Gleichung gilt aber, den Untersuchungen Petits und Dulong's zufolge, nur wenn V= Vi -f V2 ist, so dass man sie eigentlich zu schreiben hat: (iV2-l)(i;,-fr,) = (wJ-l)r, +0^1-1),., . . . (I) Nun sind die Werthe der Brechungsexponenten bei den Gasen sämmtlich Grössen von der Form i -}- a, wo a eine erst in der vierten Decimalstelle bedeutsame Zahl ist, und man kann ohne Schaden für die Genauigkeit *) = N^—i =2a=2(iV— 1) setzen, wodurch die Gleichung (I) übergeht in die folgende : (N—\) (Vi -f r,) = (Hi — 1 ) y, -f (n^ -\)v, oder: iV(r, -f va) = 7ii Vi + Ws Vi , ^^ni^^i+n^ welche mit der von Professor Grailich aufgestellten: K _ "^ "* + "g ^'g + 6 «1 »1 «2 Vi ,„.. i'i + ra + 5 Vi t'a sogleich zusammenfällt, wenn man setzt, wobei übrigens zu bemerken ist, dass S = o I) 8. B e e r , Ein), in die höhere Opt. , pag^. 35. in den Äiidei'unf>(Mi der hichten und Br('cliuiiy;sex|)oneiilen etc. 43 K unmittelbar aus der Annahme hervorgeht, es finde bei der Verbin- dung keine Contraction Statt. Bei den nachfolgenden Berechnungen wurden für die Werthe von V, Vi, V2, überall die kleinsten ganzen Zahlen gesetzt, welche die bei den eudiometrischen Analysen gefundenen V'^olumenverhält- nisse der Verbindungen ausdrücken. Die Werthe der Dichten und Brechungsexponenten wurden aus den Beobachtungen Dulong's genommen, welche sämmtlich auf gleiche Temperatur und gleichen Barometerstand reducirt, und nach derselben Methode beobachtet sind. Es sind die im Anhange zu Beer's Einleitung in die höhere Optik, Tabelle 2 angeführten Zahlen. Die Gase, welche den eudiometrischen Analysen zufolge die Bedingung V = Vi -^ Vz erfüllen, deren Bestandtheile also ohne alle Verdichtung mit einander verbunden sind , und über welche uns Beobachtungen von Dulo n g vorliegen, sind: Stickoxydgas, Chlor- wasserstofTgas , Cyanwasserstoflgas. Berechnet man für diese nach Gleichung (II) die Brechungs- exponenten aus den beobachteten Brechungsexponenten der Bestand- theile, so erhält man: für: berechnet: beobachtet: Differenz : N02: 1-000286 1 000303 —0-000017 CIH: 1 -000453 1 - 000449 —0-000006 CyH: 1-000486 1- 000451 -0-000035 (Das Cyan wurde bei diesen Berechnungen wie ein einfaches Gas behandelt.) Berechnet man nach Gleichung (III) unter der Voraussetzung ^ = 0 aus den beobachteten Werthen für N, «1, Wa die Werthe der Retardations-CoefFicienten H, so erhält man: für 0 = NO^; + 0-000034 CIH: —0-000012 CyH: —0-000070 Berechnet man dagegen die Contractionen aus den beobachteten Dichten nach der Gleichung: z) = -^^^A±J^ '"1 + '^2 + "J Vi l'z 43H lliiniil und Weis». Untersiiphiing:eii über (li'ii Zusammenhang und hierauf die Retardations-CoelTicienten nach Gleichung (III), so erhält man : für Ä= 6 = NO^: + 0 00060 4-0-00063 CIH: 4-0 02432 +0- 02429 CyH: -0-001S9 —0-00165 Berechnet man die Dichten der untersuchten Gase aus den beobach- teten Dichten ihrer Bestandtheile unter der Voraussetzung d = o und vergleicht sie mit den beobachteten Werthen, so findet man: für: berechnet : beobachtet: Differenz : NOä-. 1-039 1-039 0-000 CIH: 1-269 1-254 —0-015 CyH: 0-943 0-944 -(-0 001 Vergleicht man aber die von Dulong beobachteten Dichten mit den der Theorie der rationalen Äquivalent-Volumina entsprechenden i), welche wir heut zu Tage als die wahren betrachten müssen, so findet man: Dichte, der Theorie für: von D u 1 0 n g^ gefunden : entsprechend: Differenz : N 0-976 0-969 4-0-007 0 1-1026 1-108 -0-0054 H 0 0685 0-0993 —0-0008 Cl 2-47 2-458 -fO-012 Cy 1-818 1-801 4-0-017 NO^ 1-039 1-039 0 CIH 1-254 1-264 -0-010 CyH 0 944 0-935 4-0-009 Die Betrachtung der vorstehenden Zahlenreihen erlaubt uns, den Grad der Genauigkeit zu schätzen, mit welcher die Beobach- tungen die Werthe der Coefficienten d und 6 zu geben im Stande sind. Es zeigt sich, dass die Brechungsexponenten eben solche Schwankungen und Abweichungen vom Biot- und Arago'schen Gesetze zeigen, wie die Dichten vom Gesetze der rationalen speci- fischen Volumina, nur dass bei ersteren die Einwirkung verändernder ') Buff. Z a m m i n f r und Ko|>|(. Lehrl)uch der phys. und theoret. Chemie. 730. in den Än(lening(»n <1er Dichten nml Brechiingsexponenten etc. 437 Umstände viel störender auftreten muss , da die charakteristischen Zahlen selbst schon viel kleinere Grössen sind. Um nun bei der weiteren Anwendung unserer Grundformeln die gasförmigen Verbindungen des Kohlenstoffes mit der Berechnung unterwerfen zu können, war es nöthig, eine Angabe für die Dichte und den Brechungsexponenten des hypothetischen Kohlenstoffgases zu besitzen. Es gibt bekanntlich Gründe genug zur Rechtfertigung der Anschauungsweise, dass im Kohlenoxydgas ein Volum Kohlen- stoffgas mit einem Volum Sauerstoff zu zwei Volumen Kohlenoxyd- gas verbunden sind »), und es wurden nun aus den beobachteten Werthen der Dichte und des Brechungsexponenten des Kohlenoxyd- gases und des Sauerstoffes, mittels der Voraussetzung 3 = 6 = o, Dichte und Brechungsexponent des Kohlengases berechnet, und : ^/= 0-8414, w=: 1-000408 gefunden. (Die Volumtheorie schreibt dem hypothetischen Kohlen- gas eine Dichte = 0831 zu.) Diese Zahlen sind den folgenden Berechnungen gerade in der- selben Weise zu Grunde gelegt worden, als wären sie durch directe Beobachtungen erhalten. Von den Gasen, welche Dulong untersuchte, wurden nun folgende herausgehoben: Stickoxydul, Kohlensäure, Ammoniak, Sumpfgas, Ölbildendes Gas, Cyan; weil die Übrigen Elemente ent- halten, deren Brechungsexponenten nicht bestimmt sind. Berechnet man für diese aus den beobachteten Dichten und Brechungsexponenten die zugehörigen Contractions- und Retarda- tions-Coefficienten, so erhält man: für ö = 6 = NO'. —0-49980 —0-49945 COi'. —0-30046 -0-50014 NH^: —0.66695 -0-66664 CzH,: —0-75116 -0-75089 C4 A4 : -1-00081 —0-99975 Cr,N: —1-00033 —0-99950 ') Buff, Zamminer und Kopp, Lehrbuch der physical. und theor. Chemie, p»(^. 739. Silzb. d. matliem.-natiirw. Cl. XXX. Bd. Nr. 17. 30 4-38 Jlandl und Weiss. Uiitersucliimg-en iihor den Zusammenhang Die aus dem Gesetze der rationalen Volumverhältnisse abge- leiteten Contractionen und die daraus berechneten Ketardationen sind dagegen folgende: für m m NO: -0-5 —0 •49963 CO.: -0-5 — ()• 409(58 NHs: —0-66.. -0-66636 Cz Hi^: — 0'7ä —0-74960 C4 fli : -1 — 0-9994S C2N: —1 -0-99820 Bei der Betrachtung dieser Zahlen fällt sogleich die grosse Übereinstimmung der Contractions- und Retardations-Coefficienten ins Auge, und es ist klar, dass das Gesetz der Proportionalität der ersten Glieder derjenigen Reihen, welche d und 0 als Functionen der Mischungsverhältnisse ausdrücken , welches im Vorhergehenden für mehrere Flüssigkeiten nachgewiesen wurde, auch für die Gase volle Giltigkeit hat; und dass das vorherrschende constante Glied im Exponenten des Verhältnisses 3:0, welches bei den Mischungen von Wasser mit Alkohol, Holzgeist, Schwefelsäure und Salpetersäure = 2 ist, für sämmtliche Gase den Werth = 1 hat. Es wird sich aber sogleich zeigen, dass bei den Gasen die späteren Glieder jener Reihen nicht ganz vernachlässiget werden dürfen; denn die Übereinstimmung von d und ä findet überall nur in den ersten drei Decimalstellen Statt, und da die Änderungen des Retardations-Coefficienten mit denen des Brechungsexponenten durch die einfache Gleichung: verbunden sind, worin «1 Wj nahe gleich eins, ' ^^ aber bei den verschiedenen Gasen immer eine einfache Zahl ist, nämlich : . . Vi V2 bei: V NO: 1 CO3: 1 NH,: % Cz Ht^: 2 Ci H^: 2 C\ N; 1 in den Ändeiinig'en der hiolitiMi nnd lii'echuugsexijonenten etc. 439 so ist jede Üecimalstelle im Werthe von 6 von der gleichvielten Stelle im Werthe des Brechungsexponenten abhängig, und umge- kehrt, und es werden auch nur die ersten 3 Decimalstellen der beobachteten Brechungsexponenten mit denjenigen übereinstimmen, welche unter der Voraussetzung, dass 6 strenge gleich d sei, berechnet werden. In der That ergeben sich bei einer solchen Berechnung folgende Werthe der Brechungsexponenten : für: berechnet: beobachtet: Ditfeienz : NO: 1 -000100 1-000S03 0-0003S3 €0^: i -000136 1-000449 0' 0003 13 NH,: 0-999919 1-000385 0-000466 C,H,: 0 999Ö61 1-000443 0-000782 an,: 0-999392 1-000678 0-001086 C\N: i- 000000 1-000834 0-000834 Tnter diesen Zahlen zeigen freilich die von dem hypothetischen Brechungsexponenten des Kohlengases abhängigen die grösseren Differenzen, jedoch können diese nicht von einem Fehler in der Bestimmung jenes Exponenten allein herrühren, weil auch die durch blosse Beobachtungen bestimmten Zahlen bei Stickoxydul und Am- moniak so bedeutende Abweichungen zeigen. Da die Werthe [^] sämmtlich kleiner sind als die Werthe [^] ( [o] und [//] sind der früher eingeführten Bezeichnungsweise zu- folge die wahren Werthe der Contractionen und die aus diesen gerechneten Betardationen) , so liegt die Vermuthung nahe, dass vielleicht Contraction und Betardation in irgend einem eonstanten, gebrochenen oder irrationalen Verhältnisse zu einander stehen. Dass aber dem nicht so ist, zeigt die folgende Berechnung dieser Ver- hältnisse: Es ist bei NO: L^] : m = 1-000700 CO^: n 1-000640 NH^: « 1-0004S0 Cz Ih : » 1- 000334 CiH^: n l-0005aO Cz N: » 1-001803 Etwas näheres über die späteren Glieder der Beihe für fi lässt sich aus den vorliegenden Beobachtungen, vermöge ihrer Unzuver- 30* ;^40 II HU (II uiul Weiss, üiitersufliuiigeii iihei ileii Ziisainiiieiihaiif,' lässigkeit, nicht wohl erfahren. Eine einfache Beschreibung der Beobachtiingsmethode Dulong's reicht hin, die vielfachen Fehler- quellen, welche dieselbe einschliesst, m enthüllen, und vor einem allzu grossen Vertrauen in seine Resultate zu warnen. Ein hohles Glasprisma war sammt einem Fernrohr unveränderlich aufgestellt, und mit einem Apparate in Verbindung gesetzt, mittelst dessen das Prisma mit einem beliebigen Gase gefüllt, und dieses einem beliebi- gen Drucke unterworfen werden konnte. Sämmtliche Gase wurden nun so lange zusammengedrückt oder ausgedehnt, bis das Bild eines Blitzableiters auf einem fernen Gebäude im Fernrohr mit dem Fadenkreuze zur Deckung kam. So waren sämmtliche Gase auf denselben Brechungsexponenten gebracht; und Dulong schloss aus der Expansivkraft und Temperatnr eines jeden auf die Dichte, bei welcher ihm jener constante ßreehungsexponent zukam; die Voraussetzung, dass die Brechkraft eines Gases fortwährend propor- tional sei seiner Dichte, erlaubte ihm, den Brechungsexponenten bei 0<* Temperatur und 0-76" Barometerstand zu berechnen, wozu es nur noch einer einzigen Messung jenes constanten Brechungsexponeiiten bedurfte, mit welchem alle übrigen verglichen wurden. Es ist klar, dass in dieser Beobachtungsweise eine grosse Zahl theils constanter, theils veränderlicher Fehlerquellen liegt; ferner lässt sich aus den Dichtenbestimmungen Dulong's schliessen, dass die von ihm unter- suchten Gase nicht ganz rein gewesen seien; denn die Abweichungen der von Dulong beobachteten Dichten von den gegenwärtig für wahr gehaltenen sind gar beträchtlich, wie theils die früher mit- getheilte, theils die folgende Vergleichung zeigt: bei: U u long fand : wahrer Werlli : Differenz NO: 1-527 1-524 0-003 CO^: 1-824 1 524 0 JVÄg: 0-591 0-589 0-002 Cz Hi^: 0-559 0-554 0 005 C4Ä4: 0-980 0-971 0009 Angesichts dieser Zahlen muss es also erneuerten genauen Messungen vorbehalten bleiben, über die Functionsform des Retar- dations - Coefficienten etwas näheres zu bestimmen; wir haben uns vorgenommen, solche auszuführen, sobald es die Umstände erlau- ben werden. Haiiill iiVeifs. Ibei die Auderiinifcn i|pr Diclitrii und Bi("(liiiii^Mi'X|Miiiciitrii de. o--^ O ^^ =/ ^ ö ' '^' J. r ..«» .-»«*«Ko. SE=„„„,.„ . - . » - 5 c 5 - i^ il 3 rj 1 / \ / / 11 ' 1 \ / / i / / ■ / / \ 1 / S 1 )i / !< / / / 1 / \ < X 1 / / i / )> \ 7 y 1 i / / / / ' 1 ! / / 1 - / / / / t / i / / i / ■'■'' / j / 7 y / t / f i / 1 \ 1 / 1 1 ' /' / / / / 1 1/ (P t (laiiü" der Vpitlio der 11, X, od und '/fl fiir Srliwefclsaurc iiiid Salpi- liMsäiirc litFm «eliiltutol uStidtstacEne] Siu.iin','sh.,l,k.Ak!ul.(l.W,mat.h nali.rir.Ol. XXX. Bi. N" 17. 1858. in den Änderunnpn iler Diilifen und Breeliungsexpouenlen etc. 441 Bedenkt man, dass jedesmal drei von jenen ziemlieh unsicheren Brechungsexponeiiten in die Berechnung der Retardationen und in die Vergleichung der Beobachtungen mit den Folgerungen aus der Voraussetzung d = d eingehen, so erscheint es nicht unwahr- scheinlich, wenigstens nicht unmöglich, dass neue sorgfältige Mes- sungen den Retardations-CoefTicienten dem Contractions-Coeft'i- cirnten gleich machen werden; und man wäre in diesem Falle in den Stand gesetzt, mit Hilfe von verhältnissmässig wenigen, funda- mentalen Bestimmungen der Brechungsexponeten der Grundstoffe im gasförmigen Zustande, die Brechungsverhältnisse ihrer Ver- bindungen aus den Angaben ihrer specifischen Volumina zu berechnen ; ja es lässt sich hoffen, dass bei derartigen Bestimmungen sich Bezie- hungen zwischen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes und anderen Eigenschaften der Materie dem Forscher darbieten würden, welche vielleicht mit Hilfe der Theorie einen weiteren Blick in die moleculare Beschaffenheit der Körper zu werfen erlaubten. Zum Schlüsse erlauben wir uns noch, unseren innigsten Dank auszusprechen dem Herrn Regierungsrathe A. Ritter von Ettings- hausen, dessen Schüler im k. k. physicalischen Institute zu sein wir das Glück hatten und der mit seiner gewohnten Liberalität und Güte unserer Arbeit jede mögliche Unterstützung angedeihen Hess; sowie dem hochverehrten Herrn Professor Dr. Grailich, welcher durch fortwährende Anregung und Aufmunterung, sowie durch seine in Rath und That uns gewordene Hilfe auf den Fortschritt dieser Arbeit fördernd einzuwirken bemüht war. XVII Vorgelegte Druckschriften. Nr. 17. Bauzeitung, allgemeine. XXIII. Jahrg. Heft 4 und 5, sammt Atlas. Cosmos. Vol. XII. livr. 18. Gesellschaft, naturforsehende in Emden. Kleine Schriften. V. Beiträge zur Kenntniss des Klima's von Ostfriesland von Dr. M. A. F. Prestel. Hessel, Dr. J. E. C, Die Anzahl der Parallelstellungen und jene der Coincidenzstellungen eines jeden denkbaren Raumdinges mit seinem Ebenbilde und seinem Gegenbilde etc. Cassel, 18S3; So- Land- und forstwirthsehaftliche Zeitung, allgemeine. VIII. Jahrg. Nr. 24, 25. Parrat, H., Tables arithmoteliques. Porrentruy, 1855; fol. Stiem er, Dr. G. F., Die Cholera. Ihre Ätiologie und Pathogenese, ihre Prophylaxe und Therapie basirt auf den veränderlichen Ozongehalt der Luft und dessen Einfluss auf die Athmung. Königsberg, 1858; S"- Wiener medicinische Wochenschrift. VIII. Jahrg. Nr. 25. Verzeiehiiiss der eingegangenen Druckschriften. VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (MAI und JUNI.) Accademia Pontificia de nuovi Lincei. Atti. Anno X, sess. 6, 7. Anno XI, sess. 1, 2. Roma, 1857, 1858; 4«- Akademie der Wissenschaften, königlich Preussische. Monatsber. Februar, März und April. Alter th ums -Verein in Wien. Bonifaz Wolmuth's Grundriss der Stadt Wien vom Jahre 1547, herausgegeben von Alb. Camesina. Annalen der Chemie und Pharmacie. Band CVI, Heft 1 und 3. Anzeiger der Kunde für deutsche Vorzeit. Neue Folge, V. Jahrg. Nr. 4. Archiv der Mathematik und Physik. XXX. Theil, Heft 3. Arneth, Alf., Prinz Eugen von Savoyen. Band II. Wien, 1858; 8o- Astronomical Journal, The. Vol. V. Nr. 15, 16. Albany, 1858; 4o- Austria, Jahrg. X, Heft 17. 18, 19, 20. Basel, Akademische Schriften für 1857. Bauzeitung, allgemeine, XXIII. Jahrg., Heft 4 und 5, sammt Atlas. Beiträge zur Paläontographie von Österreich. Herausgegeben von F. R. von Hauer. I. Band, 1. Heft. Wien und Olmütz, 1858; 4o- Belloquet, Roget, Baron de, Ethnogenie Gauloise. Introduction- premiere partie. Glossaire Gaulois. Paris, 1858; 8"- Bulletino Archeologico Napolitano. Cassel, P., Thüringische Ortsnamen , zweite Abhandlung. Erfurt, 1858; 80- Central-Commission, k. k., zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. IV. Jahrgang, Mai. Chlumecky, P. R. v. , Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae. Urkunden-Sammlung zur Geschichte Mährens, im Auftrage des II Verzeichiiiss Her mährischen Landesausschusses herausgegeben von — , redigirt von J. Chytil. VII. Bandes 1. Äbtheilung. Brunn, 1858; 4o- Cicogna, E. A., Delle inscrizioni Veneziane raccolte et illustrate. Fase. 23. Commission, La, hydrometrique de Lyon. Resume des observa- tions recueillies en 1856 et 1857 daas le bassin de la Saöne. Lyon, 1858; 8<>- Cosmos. Vol. XII, livr. 17, 18, 19,20, 21, 22. Dudik,Dr. B., Des hohen Deutschen Ritterordens Münzsammlung in Wien. 1858; 4«- Dupin, Mr. le baron Charles, Second rapport ä l'Academie des sciences sur le canal maritime de Suez. Paris, 1858; 8"- Fa Icone, H. , On the species of Mastodon und Elephant occuring in the fossil State in Great Britain. London, 1857; 8o- Ferdinandeum. Zeitschrift für Tirol und Vorarlberg. Dritte Folge. Heft 6, 7. — XXVII. Jahresbericht, über die Jahre 1855 und 1856. Fournet, M. J., Note sur certaines tempetes hibernales de l'Algerie. Lu ä TAcademie des sciences de Lyon daiis la seänce du 5 mai 1857. 8<- — Lettre de Mr. Cappes au sujet de Tozone atmospherique et de ses relations avec les fievres de TAIgerie. Lu a la meme 5 janvier 1857. 8<'- Gar, Tom., Biblioteca Trentina ossia raccolta di'docuraenti inediti e rari relativi alla storia di Trento. Disp. 1. Trento, 1858; 8o- Geographische Gesellschaft, k. k. Mittheilungen. II. Jahrgang. I.Heft. 1858; 8o- Geologische Reichsanstalt, k. k. Jahrbuch 1857. VIII. Jahrgang. Nr. — Sitzung vom 27. April 1857. Germanisches National - Museum. Vierter Jahresbericht, vom l.Octob. 1856 bis Ende 1857. Nürnberg und Leipzig, 1856. Gesellschaft, naturforschende in Emden. Kl. Schriften. V. Beiträge zurKenntniss des Klimas von Ostfriesland von Dr. M. A.F. Prestel, Gewerbe-Verein, Nieder-österreichischer. Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrgang 1858, Heft 2. Heidelberg, akademische Schriften für 1857. H es sei, Dr. J. E. C, Die Anzahl der Parallelstellungen und jene der Coincidenzstellungen eines jeden denkbaren Raumdinges mit eingegangenen Druckschriften. JJ| seinem Eben bilde und seinem Gegen bilde etc. Cassel, 1853; 8"- Istituto Lombardo, J.R. , Atti. vol. I. fasc. 6 e 7. Milano, 1858; 4o- — Veneto. J. R. , Atti. vol.III.disp. 5, 6. Venezia, 1857, 1858; 8o- Jahrbuch, neues, für Pharmacie und verwandte Fächer. Band IX, Heft 3. Jahresbericht über die Fortschritte der reinen pharmaceutischen und technischen Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie. — Register zu den Berichten für 1847 bis 1856. Kritiscbe Zeitschrift für Chemie, Physik und Mathematik. 2. Heft, 1858; 8«- Krolmus, Vac. , Posledni Boziste Cernoboha s runami na Skalsku V kraji Boieslavskem v Cechäch. Praha, 1857; S"* Land- und forstwissenschaftliche Zeitung. VIII. Jahrg. Nr. 17, 18, 19, 20 — 25. Beiblatt Nr. 10, II. — Personalstand, Jahr 1858. — Übersicht der Verrechrmngs-Besultateund des Activvermögens für 1857. Le-Hon, H., Periodicite des grands deluges resultant du mouvement graduel de la lique des apsides de la terre. Paris, 1858; 80- Mattioli, P. And., II magno Palazzo del Cardinal di Trento descritto in ottava rima. Trento, 1858; 8o- Medicinische Wochenschrift. Wiener. Nr. 17, 18, 19, 20. Müller, Dr. J. H., Ergänzungen zur Krystallometrie des regulären Systemes. Wiesbaden, 1858; 4o- Pamätky ar chaeologicke a mistopisne a K. V. Zap. Dil III. 1858. Parrat, H. , Tables arithmoteliques. Porrentruy, 1855; in fol. — Philologus chaldaicus voces Graecornm et Latinorum scriptorum quasdicuntAegyptiacaschaldaiceexponens. Porrentruy, 1858; 4o' — La langue simplifiee, Porrentruy, 1858; 8o- Riedl, Dr. A. Fr., Novus Codex diplomaticus Brandenburgensis. Erster Haupttheil, Band XIV. Zweiter Band VI. Romanin, S., Storiadocumentata di Venezia. Tomo VI. p. 1. 1529 — 1540. Venezia, 1858; 8o- Seon in Oberbaiern, einst Schloss, dann Kloster, nun Curort. Mün- chen, 1856; 120- Siegert, C, Grundlagen zur ältesten Geschichte des bairischen Hauptvolkstammes und seiner Fürsten. München, 1854; 8o- IV Verzeichiiiss der eingegangenen Druckschriften. Society, Asiatic of Bengal. Journal. Band CCLXIII. Nr. 4. 1857. Caicutta, 1857; 8«- — Royal, of London. Proceedings. Vol. IX, Nr. 28, 29. — Geological of Dublin. Vol. III, IV, V, VI. 1, 2. Statistik, Mittheilungen aus dem Gebiete der — . Herausgegeben von der Direetion der administrativen Statistik im k. k. Handels- ministerium. Sechster Jahrg., Heft. 3, 1857. Stern, M. E., Sängergruss, zur Tempelweihe. Festgedicht. Wien, 1858; 80- Stiem er, Dr. G. F., Die Cholera. Königsberg, 1858; 8o- Vacani, Le Chevalier; Bataille du Mincio du 8 fevrier 1814 entre Tarmee du prince Eugene et celle du marechal comte de Belle- garde, Milan, 1857; 8o- Vereeni gi ng, naturkundige in Nederländsch Indie. Tydschrift. Derde Serie. Deel II., aflevering 5 en 6. Batavie, 1857; So- Verein, historischer von Oberpfalz und Regensburg. Verhandlungen. XVIII. Theil der gesummten Verhandlungen und X. Theil der neuen Folge. Archiv für Unterfrauken und Aschafteuburg zu Würzburg. Archiv. Band XIV, 2. Lieferung. Verein, Siebenbürgischer, für Naturwissenschaften. Verhandlungen und Mittheilungen. VIII. Jahrgang, Nr. 7—12, 1857; 8«- Verein, zoologisch-botanischer in Wien. Verhandlungen. Band VII. 4. Quartal. 1857. Verband lu ngen der Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinischen Aka- demie der Naturforscher. Band XII, 1. Abtheilung. Wiener medicinische Wochenschrift, VIII. Jahrgang, Nr. 21 — 25. Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. VIII. Jahr- gang, Heft 3. Zimmermann, Dr. R., Geschichte der Ästhetik als philosophischer Wissenschaft. Wien, 1858; 8o- Zippe, Dr. F. X., Die Charakteristik des naturhistorischen Mineral- systems als Grundlage zur richtigen Bestimmung der Species des Mineralreiches. Wien, 1858; 8o- V-^ ^,*^Tf 0^4 ■»•I ^>^*^^ A. ilA 9^ f ^HiT.T' ^ ■ " f'W • i'^r-