1 1 l?\ li^ ji SlTZUNGSBEßiCHTE DEE KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE. SIEBENUNDSIEBZIGSTER BAND. ' WIEN, 1874. IN CUiMMlSSION liVA KAKL GKROLD'S SOHN JiUCmiANDLKK ÜKU KAlb. AKAUliMlK UliK WlöSKNSfllAFiKN. SITZ U NGSBEIUCHTE DER PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. M-"-^ CjB' SIEBENUNDSIEBZIGSTER BAND. JAHRGANG 1874. — HEFT IV— VH. . WIEN, 1874. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN BUUHlIANDLEll DKK KAIS. AKADEMIK DKK VVISSIONSCHAFTEK. As Dni'k von Artnlf Holzhaiisen in Wien k. k. rniT«r«iWln-llurlirtruckci-ci. INHALT. Seite X. Sitzung vom 15. April 1.S74 3 Miklosich: Das Imperfect in den slavischen Sprachen .... 5 Zimmermann: Kant und die ])ositive Philosophie 31 XI. Sitzung vom 22. April 1874 95 Wolf: Briefe von HofFmann von Fallersieben und Moriz Haupt an Ferdinand Wolf 97 XII. Sitzung- vom 29. April 1874 187 Kaufmann: Die Theologie des Bachja ihn Pakuda 189 XIIT. Sitzung vom 13. Mai 1874 291 Vahlen: Wo stand die verlorene Abhandlung- des Aristoteles über die Wirkung der Tragödie? 293 Meyer: Ueber die Mafoor'sche und einige andere Papua- Sprachen auf Neu-Guinea 299 XIV. Sitzung vom 20. Mai 1874 357 Müller: Bemerkungen über die schwache Verbalflexio« des Neu- persischen 359 Hirsch feld: Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionum Latinarum vol. III. aus Dacien und Moesien 363 XY. Sitzung vom 10. Juni 1874 433 XVI. Sitzung vom 17. Juni 1874 434 Scher er: Deutsche Studien II 437 XVII. Sitzung vom 24. Juni 1874 517 Zoissberg: Johannes Lasld, Erzlnscliof von Gnesen (1510- 1531) und sein Testament <'>iy XVIIl. Sitzung vom 8. Juli 1874 - 735 Werner: Zur Metaphysik des Schönen 737 Miklosich: Beiträge zur Keimtniss der Zigeunennundarten . 759 XIX. Sitzung vom 15. Juli 1874 793 F ick er: Ueber die Entstehungszeit des Schwabenspiegels . . . 795 XX. Sitzung vom 22. Juli 1874 863 SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE. LXXVII. BAND. I. HEFT. JAHRGANG 1874. — APRIL. Sitzungsber. d. phil.-Mst. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. X. SITZUNG VOM 15. APRIL. Der Secretär legt an die Akademie eingesendete Manu- scripte vor von Herrn Oberlandesgerichtsrath Dr. Josef Beck in Brunn ,ül)er die Geschichtsbücher der Mährischen Wiedertäufer', von Herrn Dr. W. Foerster ,Richars li biaiis, nach der einzigen Turiner Handschrift herausgegeben'. Beide Verfasser ersachen um eine Subvention zur Druck- legung ihrer Werke. Sodann legt das wirkl. Mitgl. Herr Professor von Miklo- sich eine Abhandlung vor, betreffend einen zAveifelhaften Puukt der slavischcn Grammatik. Das wirkl. Mits;!. Herr Hofrath Robert Zimmermann hält einen Vortrag über ,Kaut und die positive Philosophie'. Das c. M. Herr Prof. Dr. Theodor Gompei-z legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung vor : ,über ilie cyprische Silbenschrift und die in ihr erhaltenen Denkniale'. An Druckschriften wurden vorgelegt: Academie Royale de Cbpenhague: Memoires (Skrifter.) 5"«= Serie. Classe des Sciences. Vol. X, Nrs. 3—6. Copenliague, 1873; 4». — Bulletin. (Over- sigt). 1873, Nr. 1. Kjobenhaven; 8'\ Accademia, Reale, delle Scienze di Torino: Memorie. Serie II"'''. Tonio XXVII. Torinu, 1873; 4". — BoUettiuo meteorologico ed astronomico del osservatorio dell' Universitä di Torino. Anno VII. 1873. Torino; 4". Akademie der Wissenschaften, kg-1. bayer., zu München: Sitzungsberichte. Philos.-philohtg. und hi.stor. Classe. 1873. Tieft 4- -5. - Mathem.-pbysik. Classe. 1873. Heft. 2. München; 8". 1* Akademie, Koninkl., van Wetenschappen te Amsterdam : Verhandelingen. XIII. Deel. Amsterdam, 1873; 4". — Verslagen en Mededeelingen. Afd. Letterknnde. II. Recks. III. Deel.; Afd. Natuurkunde. VII. Deel. Amster- dam, 1873; 8". — Jaarbüek. 1872. Amsterdam; 8". — Processen Verbaal. 1872/3. 8". — Esseiva, Petrus, Oaudia domesHca. Ämsf.eladami, 1878; 8^. Anzeiger für Kunde der Deutschen Vorzeit. N. F. XX. Jahrgang. 1873. Nürnberg; 4^. Gesellschaft, k. Ic, geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVII. (neuer Folge VII.), Nr. 3. Wien, 1874; 8«. — für Geschichte der Herzogtliümer Schleswig, Holstein und Lauenburg: Zeitschrift. IV. Band, 1. Heft. Kiel, 1873; 8". Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde : Zeitschrift. VI. Jahr- gang. 1873. 3. u. 4. Heft. Wernigerode; 80. Lassen, Christian, Indische Alterthumskunde. II. Band. Zweite vermehrte Tind verbesserte Auflage. Leipzig und London, 1874; gr. 8". Luschiu, Arnold, Vorschläge und Erfordernisse für eine Geschichte der Preise in Oesterreich. Wien, 1874; 8". jRevue politique et litteraire' et , Revue scientifique de la France et de r^tranger' lU« Annee, 2""= Serie. Nrs. 39 — 41. Paris, 1874; 4°. Verein, liistorischer, für Schwaben und Neuburg. XXXVI. Jahresbericht 1871 u. 1872. Augsburg, 1873; 4». Mililos ich. Das Iinperfect in den slavischen Sprachen. Das Imperfect in den slavischen Sprachen.' Von Fr, Miklosich, wirklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Jl/in wie das altiiidisclie Imperfect g-ebildetes Praeteritum findet sich nur im Griecliisclieii. Die indoeuropäischen Sprachen, die ein besonderes Praeteritum mit der Bedeutung des griechi- schen Imperfects besitzen, haben dafür Neubildungen aufzu- weisen; diess tritt ein im Lateinischen und im Slavischen. Diese Neubildungen setzen der Erklärung mannigfache, noch nicht vollkommen überwundene Schwierigkeiten entgegen. Die folgenden Blätter haben die Erklärung des slavischen Imperfects zum Gegenstande. Ich will vor allem die Ansicht darlegen, die mir gegenwärtig die richtige scheint , um dann die Er- klärungen der Mitforscher mitzuteilen. Die Abhandlung zer- fällt demnach in zwei Theile. 1. Eutstehim^ des Imperfects. Den Ausgang hat die Untersuchung über die Entstehung des Imperfects zu nehmen von Formen wie pletehi.: die Rich- tigkeit dieses Ausgangspunktes wird die ganze Untersuchung darthun. Es werden ferners Formen wie pleteahi, zu erklären sein; während pletehi auf dem Praesensthema plete beruht, pleteahi, eine durch Analogie hervorgerufene Erweiterung von pleteht ist^ muss goreaht auf den Intinitivstamm göre zurück- 1 Diese Abhandlung schliesst sich an die LVIII. 133 abg-edruckte , über die zusammengesetzte Decliuatiuu an und an die über die Genitivcnduug go LXII. iS. Q ' Miklosich. geführt weiden. Die Frag-e über den Bindevocal zwischen dem Lnpcrfectstamni und den Persoualenduug-en ta und te wii-d den Schluss dieses Teiles der Abhandlung bilden. 1. Entstehung der Form pletcln>. Dass das h des Imperfects denselben Ursprung hat wie das des Aorists, darüber herrscht keine Meinungsverschiedenheit. Es ist dieses h der Stellvertreter des dem Verbum substanti- vum jes angehörenden s. Darüber gibt uns der Aorist Gc- Avissheit, der neben h in den älteren Denkmälern s bietet: v-Bzest und v-tzehi. sustuli von v-lzmu. Die Personalendung der ersten Singularperson m ist mit dem Bindevocal o zu a zusammengeschmolzen, das zu t geschwächt worden. Da plet der Verbalstamm ist, so ist nur e zu erklären. Um dieses zu begreifen , muss vom Praesensthema ausgegangen werden, welches bei dem Verbalstamm plet aus diesem und dem früher fälschlich als Bindevocal angesehenen, von Curtius als tlicmatisch bezeichneten und auch so genannten e besteht. III. Vergl. gramm. Seite 105. Von e, nicht von o ist auszugehen; jenes geht in dieses über in der I. Sing, und in der III. Plur. : pleto-mi (pleta), pleto-ntb (pletatb). Diese Steigerung des e zu o kennt das griech. vor ai und n der Personalendungen-, das aind. hat ä für a vor m und v der Personalendungen. Das Imperfect- thema nun ist das Praesensthema plete_, nachdem dessen schlies- sendes e zu 6 gesteigert und daran h gefügt worden. Vergl. Daniele, Istorija oblika srbskoga ili hrvatskoga jezika. U Bio- gradu. 1 sc lavabar io. 5. 4. ziahb vivebam io. 1. 39. -nie. bijahb prol.- mih. bijaht ostrom. vi.piaht naz. pijahT> psalt. saec. XI. vost. (59. zivehii entsteht aus zive-ht; mozahii aus möge, moze-hi,; bijaht aus bije-hi.. in aja kann j ausfallen: znaahi, sis. aja kann zu a, ea zu e zusammengezogen werden: znahi. sciebam Miklo sie h. cloz I. nie. s^mehi. audebam sav.-kn. 154. smehi, hval: raogaht hval. ist aus dem serb. eingedrungen. nsl. a. uvedehu (vtvedelni, nach Vostokovi. VT>vedjaha, nach Kopitar vivedeha, beides gleich falsch) introducebaut Iris. 2. 52. \mn Praesensthema vede. tepechu (tepeha) verbe- rabant 2. 98. von tepe. natrovuechu (natroveha nach Kopitar, nicht natrovjacha) cibabant 2. 46. von trove. b. pecsachu (pecaha) torrebant 2. 100, von pece. c. obuiachu (obujaha) calceabaut 2. 47 von obuje. Hieher ziehe ich auch zigi'eachu (sT>greaha) calefaciebant 2. 51. von si^greje inf. s-Lgreti. odeachu (odeahfi) vestiebant 2. 48. von odeje inf. odeti. vStatt tnachu (tbnaha) decollabant 2. 101. erwartet man tneha asl. * ti,neha von ti,ne inf. teti, wenn nicht eher ein Verbuni tnati anzu- nehmen ist, von dessen Thema nsl. tnalo Platz zum Holzhacken abgeleitet wird. Vergl. gramm. III. Seite 198. Indg. a. bodeh pungebam. ideh. zemeh sumebam. poceteh paulum legebam. b. vr-Lseh triturabam. raozeh. strizeh tonde- bam. seceh secabam. c. pijah. Hieher gehört bi^dehij eram asl. badeah^L. Vergl. gramm. III. Seite 232 — 235. Mau füge hinzu: a. vezese vehebat milad. 458. idese 166. dojdese 110. k-Llnese iurabat 156. metese verrebat 22. moldzese mulgebat 361. asl. * mltzese pletese 4. predese nebat 458. skubese vellebat 13S. tre- sese agitabat 247. jadese 344. c. biese feriebat 22. nad Sto- jana se vieh'B volabant 200. vet-br veese flabat 302. znaef für znaeh 63. piese 276. peese canebat 319. a. bodehT> prica 14. gre- deh'b 16. gadelvb lldibiis canebam 18. ideh'b 14. 16. vbzemehb 16. rastehi. 12. 14. b. recah-b dicebaui 18. tecaln. 12. c. viah^i. 14. znaah'b 24. snu-ahb 24. cjuah'b 14. serh. a. bodih puugebam. vedih ducebam. vezih vehebam. griziii mordebam. gri-dih. idili, piidih. otmili sumebam asl. *otbmeh'b. kladili ponebani. kunih iurabani. liziii ropcbam. uietih verrebam. nesib ferebani. padih cadebam. pasili, uapasih. plo- vih asl. * ploveh'b. predili. rastih. skubih. slovih asl. * slovoh'b. evatih asl. * cvi.töhi.. pocuih asl. * poöbneln., jidih asl. * jadchi,. Ebenso budili, dobudili asl.*badeh'b. Ferners dadih dabaui. zna- dih scicbam. iuiadih halx'bain. innjadili i»utal)aiii vnii den Prae- sensthemen dade, zuade, imade, nin jade. b. i aus e steht auch nach (iutturalen, die in Sibilanten übergehen: vucih trahebam asl. * vi r.c'("'h I.. vrzih iaciebam. zezih urebam für zezih. pecih assa- Das Imperfect in den slavischen Sprachen. 9 bam. recih dicebam. sicih, sijccih secabani. tecih currebam. c wird durch ije, selten durch e ersetzt : a. bodijeh. g-rizijeh. si^redijeh. idijeh. vaznüjeh asl. * VT.Zbmehi.. kladijish. kuaijeh. kradijeh. pletijeh. pasijeh. plovijeh. rastijeh. skubijeh. sh^vijeh. cattijeh florebam. jedijeh edebam und budijeh erain. Ebenso b. recijeh dicebam. tecijeh currebam neben khideh und kladeh pone- bam. c. statt e tritt auch hier a nacli j ein : vapijah aus asL vtpijeht. pijah. sniijah audebam. trujah. cujah. znah ist durch Zusammenzieliung erklärbar, b. auch nach den anderen Palatalen findet sich a: vrsah triturabam. zezah urebam. tecah currebam. mogah poteram verdankt seine Form wol dem Einflüsse der Verba fünfter Classe. Diese Mannigfaltigkeit der serbischen Imperfectformen ist ohne Zweifel dialektischen Ursprungs und erklärt sich aus dem Vorhandensein des Kroa- tischen neben dem »Serbischen und aus den zwischen beiden bestehenden Übergangsstufeu. Vergl. Daniele, Istorija Seite 299 — 317. Oblici passim. Kroatisch und Serbisch unterscheiden sich unter anderem durch die Behandlung des hier eine grosse Rolle spielenden asl. e, und um von kladih zu kladijeh, kladeh zu gelangen, muss man vom Westen nach Osten wandern. Man merke zerih vorabam asl. zreti, zra, serb. zderati, zderem. sterih extendebam neben sterah asl. streti, stra serb. sterati, sterem. meljih neben meljah molebain und pojih neben pojah canebam. Daniele, Istorija Seite 303. 305. 306. 307. 308. Oblici 99. Man füge hinzu aus entschieden kroa- tischen Quellen: kladih lue. 105. slovih 38. tresih se 97. mogah 6. pojah canebam 57. dobudih. pridih. padih. napasih. pocnih jerol. cech. a. budjech eram. hi^ebjech sepeliebam. dadjech, otdadjech, prodadjech, rozdadjech dabam u. s. w, uznjech me- tebam. jdjecli. kladjech. ktvjech florebam. metjech scopabam. plovjech. rostjeeh. revjech. slovjech. jedjech edebam, Saf.- pocätk. 91. 92. 104. 107. Kvet 84. 88. 91. 105. 111. vrjech. mi-jech 88. 94. b. vzvlecjech Saf.-pocatk. 104. c. bijecli. zna- jech. pijech, pjech bibebam. pejech canebam. rujech rugiebam. cijech Saf.-pocätk. 94. 104. 107. Man füge hinzu a. vedjech kat. 1634. 3252. jdjech 2768. ktvjech 191. 2307. 2331. stkvjech 976. 2330. stvjecb 1051 asl. * cvttelri, florebam. Plieher gehört 10 M i k 1 >. s i c h. auch zapletjeclm 2370. b. reccli 194. strezjech 174. c. zna- jech 138. 1042. uebeu znacli DU. budjcch. vlccjecli. bijecli cutspreclien asl, bf|dcln>. vleceh'L. bijcln,, woraus nach asl. Lautgesetzen vlecaht. bijah^L: vlecjech ist den anderen auf jech auslautenden Imperfectformen analog. Wenn dem je ein älteres ja zu Grunde Hegt, so ist auch dieses auf asl. 0 zurückzuführen. Die Länge des e in budjech be- ruht wohl auf denrselben Principe Avie in pekati aus pek. oserh. a. Dem asl. e entspricht a mit Erweichung des vor- hergehenden Consonanten : budzach eram., woraus budzech, luul im Budissiner Dialekt budzich. bodzech pungebam. vjedzech asl. * vedeh-i). vjezech asl. * vezch'L. dzech asl. * ideht. kladzech. lezech repebam asl.* lezeh'L. mjecech verrebam, premebam asl. *metehTj und*metelri,, nesech. pasech. plecech. psedzech nebam asl. * predeht. roscech crescebam. tsasech agitabam asl. treseh'L. kroch asl. * cvi.tehi, praes. ktu asl. cvbta. jedzech edebam asl. jadoh'L. jedzech vehebar seil. 87. schneid. 205. asl. jadeht. smje- dzach, smjedzich durfte ist wie serb. smjedijah gebildet. Vergl. gramm. IIL Seite 540. b. lecech praes. laku lege Schlingen asl. Icka. mözach. pjecech. c. bijach, vijach. vujacli heulte asl. *vyjah'L. dujach. rejach asl.*grcjaln>. zijach heilte, zuajach. kry- jach. pijach. rujach brüllte, tyjach gedieh, eujach. Einige bilden das Imperfect von einem Thema auf e : drejach zerrte lue. '.>. 42. asl. drati, dera. miejach molebam: miec, mieju; da- neben mjelach, mjelech, mjelich schneid. 185. seil. 74. 81. mrejach moriebar: mrec, mrcju, ehedem mrech (mi'cSe) lue. S. 42. prejach ncgabam : prec, pi'cju, ehedem prech (prjechu) lue. >!. 45. trejach tergebam : trec, treju. kcejach florebam : kcec, k('(!Ju. Vergl. znijach demctebam volksl. klijuch Huclite : klcf'^ kliju asl. kloti, kli.n.i. i)nyjach s])amite : pnyc, pnyja asl. pcti, pi.na. n.serh. a. bii/.ach cram asl. * b:j,delrj.. vjezech asl. ''' vedelrii. zech ibam. klazech. mjesech, mjesach verrebam. nasech fere- bam. pasech pascebam. psezach, psezech nebam. plesach, ple- sech. roscach, roscech crescebam. tsesach, tSesech asl. * treseh'i.. kvisach asl. * cvi.telri.. jezech m;ben jeach edebam, jech edi. jo- zecli Nclicli.u-. li. l';ii'ccli ti'.ilichaiu asl. ■•' vlecch'b. mozach und mttgacli. pjacach, pjacech. secali secabam. c. bijach, vijach. gnijacii. grejach. dujach. zyjach heilte, znajach. ksyjach tege- Das Imperfect der slavischen Sprachen. 1 1 bam. myjach. pijach. ryjucli fodiebaui. cujach roch, syjacli suebam. Man mei'ke zejach dcnictebani: zes asl. zcti, zhiijij. klejacli tluclitc: kies asl. klyti, klbiu], mlcjach neben mjelach molebam: mias. uirejacli moriebar: mres. B. Vcrba zweiter C lasse. asl. vTjzbtuehi, expcrgiscebar (vLZbbuesta pat.-mih. 139. pomenelrL rccordabar (pomencsta 138.) ostanelrjj cessabam (ostanese 153.) ostaneht entsteht aus ostane-hi). huhj. g'asneh (gasncsc niilad. 22). serh. Ijrinih curabani. venih marcescebam. s^anih. dvi^nih movebam. prionih adhaercsccbani. ponirznih. sponicnih. panih. rignili. stanih, pristanih. stinili. tonih. trnih. ije für c: vcnijch. grcznijeh. ginijeh. sahnijeh. tonijeh. taknijeh. Danicic, Istorija 299 — 317. pristanih jerol. cecli. vinjech. vladnjcch. vjednjech. kvitnjech. zainknjech. zpomenjeeh. zaniknjech. stanjeeh. tisknjech. dotknjech. odpo- cinjech. Öaf.-pocätk. 9H. 104. blcsknjech kat. 2374. vladnjcch 3. leskujech 2375. ostanjech 2373. vytrhnjcch 2371. je ist bereits erklärt worden. oserh. vuknech discebam: asl. vyknf|ti. skricch siccabar: asl. sthnati. cehnech trahobam : asl. tegnati. nserb. segiiech trahobam. C. Vor ba dritter Glas sc. Erster Grujipe. asl. iniealn> habebam. cloz I. bogur. zeleaht ciipiebam bon. imeahb sis. nie. imeaht beruht auf inieje-h-L. ea kann zu c zusammen- gezogen werden: imehi, zogr. imeht hval. imehutb prol.-mJh. imeht naz. imjaln, vost. 68. hulg. umeahi. intelligebam prica 20. serb. zelijah, zclijeh. zelenijeh, umijeh, umih. cech. jmejech, jmjcch. rozumejech kat. lo. 72. o3.:». jmjesta 999. oserh. mjejach. nserb. mjejach. humjejach: asl. uineaht. die Aor. lauten mjcch. humjcch. 12 Miklosich. D. Verba vierter Classe. asl. divIah-L se, krtstaht. slavlehi. zogr. nosaht, prinosaht cloz I. krtnitjahi.. moljaln,. niysljah^, pomysljahi,. slavbjah'b. siisalrb. tvorjaliL. tomi.jaht sup. divleln> se. krepleht se. Ijub- Ijehi, 6. ß9. moleh-L. taeh'L se 149. ucalrt. hozdahi., ohozdaht sav.-kn. vlbiielioiiib se sospop.söa strum. gonjahb. divljahb se. mnozalu.. moljahb. tvorjahb. ucahb sis. divlahb se. klanahb se. kreplahb se. molahb. myslalib. iznosahb. slavlahb. tvorahb. liu- lalib. celahb nie. vlacahutb prol.-mih. rasuehb aus rasuzdahb. hoehb aus hozdahb hval. glumeh'b se. napravleh-b. hozdah-i, bon. divlelrb se, krotelii. 308. tvoreh^b. ishodeht 303. cjuzdaht se slepc. bei Srez. ponosahi.. razaijaht. liozdaht ostrom. pro- saln, iiaz. Abweichend gebildet sind ausser einigen bereits an- jrefülirten Formen mlbveh^b. niudeln. sakv.-n. glumehi. se bon. isliodch'b parein.-grig. 202. ocjutese -/icOexo prol.-rad. : das slav. Wort setzt f,70äv=:-3 voraus, molise r.OLpzvJXv. lue. 8. 31. -nie. steht für niole.sc. Spät lindet sich plodeln. tichonr. 2. 441. Vergl. gramm. III. Seite 147. divljah'L entsteht aus divije-h^b, wobei angenommen wird, dass dem Imperfect ein auf e auslautendes Praesensthenui zu Grunde liegt, das thatsächlich nur in der I. Sing, vorkömmt. )isl. vuesachu (vesahf\) suspendebant fris. 2. 102: vesiti, naboiachu (napojahf^) potionabant 2. 46: napojiti. bulg. valeh. krojah, krojese. noseh. praveh. sveteh cank. budese milad. 85. vodese 4. govorese 1. se zenese 23. kroese 143. molese HO. nosese 4. ucese 4. hodese 156. ezdise 123. veseleht se priöa 18. govoreht 34. govorese 20. zenese se 14. myslese 14. nosese 18. stroase 16. tvorese 30. stitese 26. serh. i für asl. e: veselih. uhitih. cvilih. ije, e für e: plodijeh. moK'h. ja für c: vodjah. vozah. kupljah. lomljah. Ijubljah. nuicah turbal)am. slavljali u. s. w. Ohne die Erwei- chung: grozah. jezdah, die in govorah. tvorah notwendig unter- bleibt. Daniöic, Istorija 299 — 317. 01)liei 104. Man füge hinzu cinjah liu-. 1<>5. und govorah »ill; zorah 53 setzt ein Verbum zoriti spectare voraus, piosali. jul)jali. Iiojali aus Istrien. Sech, honjeeli. |»i>korjecli Iminiiiabam. mhivjech. tvorjech. vychodjech ; später mhivich. chudieh Saf.-pocätk. li>4. bydlech kat. 35. 83. zavadjech '2'2V>X. val.'cli lii'i». d()v6rjech84. kalech 700. kojech 2566. miitjcdi 264. inuejcch 1207. uorjöch 2321. 2392. Das Imperfect in den slavischen Sprachen. 13 2393. plodjech 741. pi-avjech 545. nerodjecli 1178. vysadjecli 22()9. suiibjechij 13(). podstüpjech 1157. t.vorjech 2320. trdpjech 540. chodjech 748. vychodjech 1177: vsadich ist ein Aor. 2418. ebenso usadicli 2429. oserh. vabjach. vozach. rozach asl. g-rozaah^L minabar. ehcich und chcijach asl. krtstaabi, baptizabam. noSach. palach urebam. prajach aus pravjach. prosacli. chvalach. nserb. bavrach blaterabam. bluzacli errabam. brojacli con- sumebam. bjelach. vabjach. vai'ach. g-nesach zerknitterte, gojach sanabam. gorach irritabam. grozacli plectebam asl. grazdaah-i,. grozach. dojach iniilgebam. drobjach. dupjach baptizabam. ka- lach turbabam. kazacli asl. kazdaalit. licach nunierabain. lo- jach asl. lovljaah i>. lubjacli. inlosacli triturabain. molach machte irre. mjesach knetete. musach asl. mq,staahi>. chvalach. chozach. E. Verba fünfter Classe. a. Erster Gruppe. asl. siibljudaalit. propovedaalrB. otnbvestavaalrb. gledaaht. S'Lnimaahfj, se. ot'fcmetaaht se. otresaaht. sttvareah^t. pre- triizaahi.. istezaaht se zog-r. byvaaht. VT.zimaahT.. klaneah'^b se. domysleaht se. padaah^L. obretaabi,. otresaaht. ragaalit se. pritekaahi. cloz I. sT=biraahT>. zelaah'L bog-or. prebyv^aah'L. ras- tvareehi. sup. vbprasaahb. skrtztaalii.. poslusaahb. istezaahb. razumevaahb. icelevaahb sis. poucaalii. se bon. pobivaah'b. vl- nimaaliTb. krstaahi.. stmj^staaht slepc. byvaaht. vtzgledaah'b. utesaah'L. VT,cinjaahi> naz. STjbljudaahi. entsteht aus ST,bljudaje-hT), stbljudaeln,. aje, aja geht reg-elmässig- in aa über. Ich ziehe diese Erklärung derjenigen vor, nach welcher aus aje unmittelbar aa so ent- stehen soll wie podobaatT. aus podobajett. Verg-1. gramin. I. Seite 120. Die erstere Erklärung stützt sich auf die Formen wie pleteht. Noch weniger geht es an si^bljudaabi, in eine Kategorie zu stellen mit den hie und da auftauchenden For- men wie predaast'B cloz I. 245. istezaavi.. sT-braavr.sem'L. otvestaavi.se, neben denen man Pilaati. für Pilatt findet, aa kann zu a zusammengezogen werden : byvahi., zabyvah^b, prebyvahnb. propovedaht. podobahb. viziraht. priimah-L. zakalalrt. ot'Bsykih'L cloz I. prebyvah^. poklanjahb se. poslusalrb. pretvarehi. sup. 14 MiklosicU. rydah^ sav.-kn. pobivaln>. vtiiimalii.. propovetlah^h. raspyliah^ se slcpc. püvelevaht. podobalii.. vtnimaliL. pokazahh. polag-ahi.. stezahb se sis. uzasahb se nie. uimalrt. obretahnb naz. nsl. bozzekacho fris. 2. 50. bozeekachu 2. 55. (posestah^) visitabant: ask posestati. raztrgaliu (rastr^gahi^) lacerabant: ras- trgati. utessahu (utesah?^) eonsolabantur 2. 5(): uteSati. Jndg. badah. bivah eram. delah. nakxgah. othazdab cank. begase milad. 15. davase 145. 247. dumase 85. obladaht prica 24. gledahi. o4. dzizdah'b 18 uud zelaah'i. oO. dzizdaaht 18. pozuavaah'b 20, igi-aah^, 14. Kj. polagaaln. 14. premagaahx 14. iiiraeha verk. 18. serb. plsah. cuvah sind dureh den Acceut von dem aus denselben Elementen bestebendeu Aorist unterschieden. cech. vzyvacli. prijimäch. cakach neben cliovajecli Saf".- pocatk. 104. Kvet 101. hledäch kat. 2452. vzdychäch 2398. zelenach sc 2ol2. klanjechu sc 10. hrajech 1041 und tbajech lo7: käzach 14()4. ukazach 184. rozmetah .'515S sind Aor. oserh. vonach. davach. dzelach. mjesach. pytach. nserh. giedach. zelach asl. delaaln^. kopacli. kivach. py- tach. cliowach. b. Zweiter Gruppe. asl. jemljahi. (ne jemljahu inii, v'ery non credebant eis hic. 24. 11.) ev. lo72. prejeniljahii prol.-rad. placchi. (placchu mrczu) cv.-mih. c. stenjahh gcmebam niladcn. Psaltir s tuina- cenjeni Seite 5. skriizcstaln. act. 7. 54-slcpc., wofür sis. skrhz- taahi. bietet, istahh (narodi istah.*^ ^S^) l'^'^^'- ^' ^•'*- nuizahii (inazasc hrizmoq) 1. 14. puricjaScta parem. 1271-vost. 09. lläidigcr sind jedoch die auf dem Intinitivtlicnia beruhenden Formen. jemljalri. t;ntstelit aus jendjc-lri.. htdg. istch volebam. pisch scribebam. cesch verk. 25. riieher gehört wol auch obicch amabam: ask obycati, obyöq. tieeh currebam: asL -tccati, -tecj], orch'i. arabam prica 38. neben orase milad. 372. briselia verk. 21(1. pJacese milad. 23. 259. 302. placelvi. 123. skacesc UM. sucese 401. serb. koljacli nnictabani Danicic, Istorija Seite 307. Oblici 109. saljah neben saljili mittcbam Istorija Seite ;J00, 308. 11 icher gehört iscah: tu svakom gizdavom dvorkinjc gizdave iscaim zabavoni da nie zabavc lue. 5(i. 2. Das Imporfett in den sluvis(^li('ii Sprachen. 1 f) oserh. Izacli mentiebar, (lag-ei»en Aor. vobelhacli seil 82. porecli. prech und nach schneid. 182. projach trennte: proe asL prati, porj^. scelech, scelich mittebam und sternebam seil. 81. schneid. 199: die Wurzehi st.1 und stl sind hier ver- schmolzen. nserh. scelech mittebam^ sternebam: stlas. dgach (Igach) mentiebar. klos und pros haben klojach^ projach asl. klati, kolj^ und prati, porjq,. Manche hier angeführte Form sollte unter pletealvi. stehen : ich Avolite jedoch die zu derselben Kategorie gehörenden Verba nicht ohne Noth noch mehr auseinanderreissen. c. Dritter Gruppe. asl. zovehq, vocabant act. 14. 11-slepc., wofür zvahu sis. zovese. zovesett krmc.-mih. d. Vierter Gruppe. asl. daehTE. zogr. deahi.. vtstaaln. cloz I. daehi>. predaahT>. seaht bogor. dejaht. prestajahfc sis. vhdaehb nie. dajahuth jirol.- mih. speahi. naz. dajahi. izv. G. 3ü. daeliT. entsteht aus daje-lrb. Diese Formen können in- dess auch vom Infinitivthema abgeleitet werden. hulg. sease prica 38. leese milad. 14o. cech. dejech kat. 1183 neben djech 23. zdjech se 192. oserh. blujach vomebam: blec aus bljac asl. blbvati. zu- jach mandebam : zvac. plujach spuebam: plec aus pljac asl. plbvati. scujach hetzte: scvac. Ebenso hrajach, rajach ludebam. krajach secabam. lijach, lejach fundebam : iec aus Ijac asl. lijati. psejach favebam : psec aus psjac asl. prijati, prcjfj. So smjejach ridebam : smjec aus smjac asl. smijati, smejf^. sj- jach seminabam: syc asl. sejati, sej^. Vergl. tkajach texebam: tkac. nserh. lejach. smjejach se. chvjejach. bajach schimpfte, grajach. trajach dauerte, zujach : zus. F. Verba sechster C 1 a s s e. asl. pokazuahi. assem. krasujah^ sup. vhinujah.'^ se lam. 1. 5. Ijubocbstvuahu prol.-i-ad. beseduase. krasnuase se gre« \ß Mikl oBich. mon. liknalni. posleduahi,. povinnjaln. aus verschiedenen Quellen. Vergl. graniin. III, Seite KiO. Vergl. kupuvaha lani. 1. IG. krasujaliTj entsteht aus krasuje-ht. bidg. raduase se prica 34. 2. Entstehung- der Form pleteahi,. Die Form pleteahi> verdankt ihren Ursprung der Analogie jener sehr zahlreichen Iraperfectformen, welche vor dem h die Silben aa, ea bieten: byvaahb. moljaahb. gorealrt. A. Verba erster Classe. asf. a. gredeah'b. dadeahi.. ideahb. edeahb j— ^vov vehebar zogr. gredeahi,, ziveaht. ideahT> assem. grfj^deahi. apost.-ochrid. 270. edeaht ev.-bogor. 106. gredeeht. ideaht. kradeah'i.. nie- teah'b. rasteeh'L. jadeahii, jadeehi. edebam. nacbneeh'b sup. vezeahb. ziveahb. ideahb, idiyahb. rastejahb. cbtejahb. ja- deahb sis. vedeah'b. gredeahb. dadcahb. ziveahb. ideahb. rasteahb nie. vedeahb. idejahb. jadcjahb mladen. ziveahi., zivjaaht. ideah'b, idjaahTj. edeah-b, edjaahb ostrom. badeahi.. ve- dejah'b -Jjyov. dadjaahT. naz. budjalrb svjat.-op. 2. 2. 392. idiah-b parem. 1271. vost. 69. naöbnjase izv. 608. b. mozaah-b cloz I. ev.-bogor. tecaahi. assem. mozaahb. pecaahb sup. vlecaahb. mozaahb. strezaahb sis. mozaahi.. tecaalii. ostrom. c. vxpieah'b. ixiznaahi.. pbeahb zogr. vi>pieaste assem. meljaaln. sup. bi- jaahn ostrom. poiaabi. avsjxsXzov irm. ideahb entsteht aus ide-ahb. Dem Imperfect von daliegt dade zu Grunde, ea geht durch Assimilation in ee über. serh. vezijah. grebijah. grizijah. gredijah neben dem fal- schen grejase aus grem. idijah. kunijah. kradijali. pasijah. ple- tijah. pi'edijah. rastijah. slovijah. tresijah. Ebenso dadijah. znadijah. imadijah. iiinidijah, mlidijah. smjedijah audebam. sca- dijah volebam und obncijah vestiebam. zezijah für zezijah urebam. pecijah. recijali. strizijah. sjecijah secabam. tecijah. tucijah tiindobam. i schwindet und es entsteht dann idjah. iniadjah. kunjah. jedjah und znadjah, und durch den Ausfall des i nach Art der Verba fünfter (Jlasse : grebah. dmah. idah. plflah. jilovali. trfsali. jrdah rdcbam und mogah. pe- Das Imperfect in den slavisclien Siirachen. 1 ( kali. tukali so wie vrah. mrali und trah neben tr-ah. Vergl. Daniele, Istorija Seite 299 — 317. Obliei passini. oserb. znejech (znejese) Erben, cit. 89. B. Verba zweiter Classe. asl. utT-kneaht se cloz I. zadbhneahii. ostaneahi., pi-esta- neelrij. ST-hneahij, isT.hnealn. sup. ponienealn. slepe. utT.knealn. entsteht ut'Lkne-ah'B. bidg. büdneh. legneh. serh. brinjali. venjah. g-injah. krenjah. toujab. ceznjali. Danicic, Istorija Seite 299—317. Obliei 90. C. Verba vierter Classe. asl. blagovestaah^b. divlealn. se. krepleahi. se. raz^caahi,. mltvleahi.. molealrt. pomysleahi.. n^zdaaht. ponosaahi., prino- saaht. slavleahi,. shizaaliii. ostavleahi, zogr. gotovlealn.. obli- caahii. prosaalit. tvorealix. prehozdaahi. cloz I. nioleahi.. hozdaaln.. cjuzdaaln. se assem. molealrr,. Ijubleahi. bogor. mo- Ijaahi., moIeahTj. niysljaaln.. izmenealrt. pale'ht für paleahi.. tvorjaalrt, tvorjajaln., tvoreahi., tvorejaln^, tvoreehi. sup. vo- Ijaahb. moljaahb. tvorjaahr>. ucaahi, sis. vlacaaln.. glumeah'L se 371. prinosaaln^. tvoreabi. bon. valeali7>. krbscaahi,. krepljaahi.. VTjlazaalit. Ijubljaaln.. pomysljaahT.. v^tznoSaaliii. pravljaah^L. slavlealn>. tvoreahi,. liozdalrt. celjaahi., celeahi. ostrom. vo- zdaali^B -^Yov. lenjaahT. se. Ijubljaah^t, vi,zljubljaalrt. nosaaht. prestaalit. vTbslezdaahi.. stavljaaln.. tvorjaalnb. tazaaht. ce- Ijaah'^fc naz. prosaahT, entsteht aus prosije-ahi>. Für prihodeahi, sup. 450. 3. erwartet man prihozdaaht. ; für glumease se bon. 371. — glumljaase se ; für rubeahu (knezi rubeahu vbse i ybdovieu i siroty mladen.) — rubljaahu. radeah^f. curabam sup. 134. 17. scheint bestimmt dem Doppelsinn auszuweichen : razdaahi. pa- riebam. Vergl. Gramm. III. Seite 147 : doch findet man ue- rozdaahx -/iijiXojv naz. hulg. braneahi, prica 3(3. svazdaah^. iungebam 14. pogu- bleah^ 30. mysleahi. 10. hozdaahi. 14. Sitzungeber. d. phil.-hibt. Gl. LXXVII. Bd. I. Hft. 2 18 Miklosich. D. Verba fünfter C lasse. a. Zweiter Gruppe. asl. g-jbljaali'i. peribam mladen. prijemljaahT.. mestaahi. iaciebam. obrestaahi. inveniebam sup. dosezaalTL (do zemle dosezaase) dial.-saf. 215. prejemljaahb prol.-rad. 150. gybljaaht entsteht aus gyblje-ali'B. b. Dritter Gruppe. asl. zeneahi. pellebain. zideaht, zLdealn> sup. zeneah'B entstellt aus zene-aht. hulg. berese milad. 107. 138. 247. zovese prica 12. serh. berih, berijeh, bei'ijäh neben berah und brah : asl. brati, ber^. dorenijeh adducebam: asl. gnati, zena, * zenehi.. derih asl. drati, der^. zovih, zovijeh, zovijah neben zovali : asl. zvati, zovj^. perih, perijeh neben perali: asl. prati, perjj,: perijah ist nicht nachgewiesen, rvih, i-vijeh und rvah: asl. i"i>vati, rtv^. Danicic, Istorija Seite 301. 302. 304. 305, 30G. Oblici 58. 111. 113, Man füge hinzu berise lue, 69, 27, verih se abscondebam me lue, 56. 20: verati se, verem se. zovihu 58. 21. sterise 69, 27 : stei'ati, sterem asl. streti, strj^. dorenise jerol., das asl. dozenese lauten würde. Zur Erklärung- von berise, sterise hat man ohne Noth die Int\ seriti, steriti aufgestellt. oserl). bjerech suniebam, dagegen zebrach collegi : brac. 2erech vorabam, dagegen zezrach voravi : zrac. pjerech percu- tiebani, dagegen sprach percussi : prac. serech cacabam : srac, nserh. bjerach. pjerach; dagegen gnach, gnaso pellebam. Einiges von dem hier angeführten könnte unter pleteh'b stehen. 3, Entstehung der Form goreahi,. Die Form gorealn. beruht auf dem Infinitivthenia göre, nicht auf dem Praescnsthema gori. Der Grund des Eindrin- gens des Inünitivtluüiia in das Gebiet des Praesens liegt in der in zahlreichen Fällen hervortretenden Ähnlichkeit der Im- perfect- mit den Aoristfornien. Eine auf einem alten Praescnsthema beruhende Imperfectform eines Verbuni der dritten Classe zweiter Gruppe ist serb. gorah, das auch bei lue. (>!> steht: asl. gorealn., gorelri.. dr'i.zaahb könnte zwar auch mit dem Praeseusthema vermittelt werden, allein datlurch würde drt/aalri. von stydealri., lioteahi. losgerissen. Pkm vielen Verba li;it das Das Tmpi'rfpct in ili'n slavisolien Sprachen. 19 Imperfect zwei Formen, von denen die eine, nach meiner An- sicht ältere, auf dem Praesens-, die andere ant" dem Intinitiv- thema beruht. A. Verba dritter Classe. asl. boeah'B se. drBzaahi. se. zbreahb, zazi.realit. lezaahi,. mlbcaahi» zog-r. stjdeah-^b se. t^staaht se. hoteahb eloz I. bo- leah^b. vedeahij. nalezaah^b. sedeah^.. stoeahT>. hoteah'^L bog-or. stoeaht und boeht se assem. boleaht. videeh^t. viseeh b. dovbleeh'b. vedeahi., vedeeht. nibneaht, nibneehx. trbpeeh^b sup. stoeahT> sav.-kn. mneaht bon. videahb. mneahb. preahb se. hoteahb sis. hotyalib für hoteahb. vidiahb für vedeahb hval. boleahb. videahb. stydeahb se. sedeahb. hotealrb: in sedyehb für sediehb ist e in i übergeg-angen nie. bolejahb. uvedejahb. prozreaht, prozrejahb. mnejahb. hotejahb mladen. dovedejabb hom.-mih. boleah^b. lezaah^.. mHcaabb. slysaahT. ostroni. imeah^b naz. ime- jahi. ev. saec. XII. XIII. izv. (J. o(J. t'tstaahi. se naz. dr'BzaahT> beruht auf drtza-hT.. ea kann zu e zusammen- gezogen werden: boeh^ se. stoeht. sedehi^ marc. 2G. 58.-zogr. stoeht bogor. vedeht. stoeh^t eloz I. bolehb. nibneh^b. dosto- jaht. stydeh-t se. hotehi, : ebenso späht sav.-kn. bojahb se. prilezahb. prehb se. stojahb. hotehb sis. bejaht se. vidyhb für videhb. vedehb, mnehb. trbpyhb für trbpehb hvah videhb. ch-b- zahb. prehb se. sedehb; ebenso spahb nie. hotehutb prol.-mih. bejaht se. dbrzaht bolehi.. zbreht. hotehi. ostrom. bolehb 3>ta[Avov. jaa für ea, ja für e ist eine Eigenthümlichkeit russi- scher Quellen: zbrjaaht. hotjaahi. ostrom. mbnjaaht. hotjaaht naz. gledjahi. izv. 539. veljaahove vost. 68. Dass hoteste •/;6e/.r,aa-£ ostrom. für hoteaste stehe, ist falsch, stpaase zogr. An das Praesensthema lehnen sich an spese doi'miebat in einer bulg. Quelle cod. stamat. bei Srez. 49. 159 (bulg. spese) und hostaase lam. 1. 26, hidg. g-orese milad. 343. dtrzese 95. stoese 60. sedese 211. boase se prica 30. velese 16. le/ase 36. lezaht| 34. mlb- ease 20. stoase 12. sedese 34. hotese 28. 36. hoteha 16. serl. vidijah. gorijah, goreah. grmijah. zelijah. zivijah. ranijah. sjedijah. trpijah. hotijah, htijah, stijah, ktijah, tijah für asl. hoteaht, htteaht. Ähnlich ist vristijah, das auf ein altes vristeti zurückzuführen ist. Nach pletih asl. pleteht findet man 2* 20 Miklosich. auch hiei' ih: velili. viclili. zelih. zivih. zrili maturescebam. imih. mnih. sjedih. hotih, htih und sog-ar lezili aus einem ur- sprüng'licheu lezeti. ije aus e: vidijeli, zivijeh. letijeh. mnijeh. trpijeh. hotijeh, htijeh. caftijeh, ctijeli. Auf ja aus ija gründen sich: boljah. bdjah vigilabani. vidjah. grmljah. zeljah. zivljah. lezah. lecah. mnjah, niljah putabam. sjedjah. trpljah. hucah, hcah, scah, kcah. capcah , ccah florebam aus einem asl. *cvhteti. Danicic, Istorija 299— 31 7. Oblici 98. 100. 101. Man füge hinzu : lezih jerol. htise und hotihu hic. 29. 105 neben büljase (). veljase 55. lezase 96 und htiahu 105. cecJi. bojech sje. bezech, vidjech. slysjech. sedjech. Saf.- pocätk. 104. Kvet 96. bojech se kat. 251)7. zavidjechu 50. ve- djech 22(3. 547. 1402. povedjech 548. otpov^djech 364. hledjech 1047. 3253. zi-ech 750. kricjech 1208. lezjech 1811. 2224. mnjech 135. stach aus stojäch 219. 227. sedjech 21. 1632. trpjech 2364. 2438. chtjech 1255. 2889. osfirh. vidzach. vjedzach sciebam. horach ardel)am. dzer- zach. slysach. stojach, stejach. cerpjach. chcych (asl. h'i.tehi>) und ciicydzich. spac hat spach. vserh. bolech. bojach se. bjezach. vjezech. g-orech. zarzach asl. dr'i.zaaln>. lazach. melcach tacebam. serpjach, serpjech. B. Verbu fünfter Classe. ;i. Zweiter Gruppe. <(sL iskaah'f.. S'F.kazaah'[> zogr. glagolaaln.. iskaaln. assem. iskaaln,. roptaalri. bogor. mazaalrL sup. glagohiahi.. iskaahi. sis. iskalii. nie. iskaalrb. mazaalri. ostrom. glagolaalvL. iskaln.. pla- kaah'b. naricaaln.. stenalri. naz. nsl. stradacho (stradaha) ))atiebantiii- fris. 2. 98. oserh. pisach. nserl). dremach. vmach arahain. pisach. Ii. Dritter nruj)j)e. (isl. v't.z'i.vaalri. zugr. zi.vaahi. assem. z'bvahi. sav.-ku. zvalu. nie. zi.vaahi. ostrom. Iiippol. !>6. sarb. brali. zvah. Dauici<'. Kad (i. 135. cfcli. brach so kat. 7l). |»i;icli 2295. Das Imperfect in den slavischen Sprachen. 21 C. Verbii .sechster C las sc. asl. besedovaht zoii;'!-. nepT^stevaaRi, bon. verovahb sis. be- sedovahb nie. besydovahb hval. besedovahi. : bcsedovasta d)|x(Xojv Ostrom, besodovalri, trebovahT> naz. nepbstevaalit entsteht aus neptsteva-ahi.. hulg. bodnuvah. kazuvah. kupuvah cank. veruvase milad. 30. kazuvase 17:2. imenovase prica 12. napisovaase 20. serh. kupovah, nur durch den Accent vom Aorist ge- schieden. cech. sje pokorjevach humiliabar. obhiboväch complace- bam. minoväch Saf.-pocätk. 105. krahjväch kat. o2. litoväch 2294. miloväch 92. 149. usiloväch 150. oserh. kupovach. spytovach. nserh. bjatovach betete, kupovach. iVyjovach freite. Anhang über beah^i.. By hat im Imperfect beaht, das, wie mir scheint, nach der Analogie von pleteah^t gebildet ist, indem sich aus by-eahi> zunächst bveahi, und daraus beahi> entwickelt hat, wie aus obviti, obvezati notwendig obiti, obezati entsteht; daher beahx, bease, boahove u. s. w. Dabei wird ein Praes. mit themati- schem Vocal bv-e aus by-e vorausgesetzt; so wie nun neben gorealiT., gorease, goreahove u. s. w. ein Aorist goreht, göre, gorehove u. s. w. besteht , so ist nach diesem Vorbilde ein bebt, be, behove u. s. w. entstanden, das eine Aoristform eines imperfectiven Verbum ist. be wurde nun als Wurzel ange- sehen und erzeugte die allerdings nur in späten Quellen vorkom- menden und daher verdächtigen Participia beje qui erat (syj, beje i gredyj qui est, erat et eritj und bese futurus. Eine an- dere Erklärung läge in folgender Betrachtung. Verba perfec- tiva gehen um durativ zu werden in die dritte Classe über: leg; lesti pft. lezati ipft. ; sed : sesti pft. sedeti ipft. ; ebenso im : jeti pft. iineti ipft. Da nun by pft. ist, so bestand neben byti pft. ein bveti, beti ipft. Dieser Deutung ist der Umstand entgegen zu stellen, dass, dieselbe als richtig angenommen, beje notwendig ,qui est^ nicht ,qui erat' bedeuten würde, wie imeje ,habens' bedeutet. Die Bedeutung bringt beje in un- mittelbaren Zusammenhang mit dem Imperfect; dass Ahn- liches auch sonst vorkömmt, ist leicht nachzuweisen. Der serb. 22 Miklosich Aorist donijeh (asl. *doneln.) attvili, neben dem donesoh gesag-t wird, ist die Grundlage des Inf. donijeti neben donesti : eine Wurzel nd gibt es nicht. Der Aorist asl. reht gab Veranlassung zur Entstehung- des Inf. serb. rijeti, kroat. riti, neben reci : eine Wurzel re ist unnachweisbar. Auch cech. findet sich rech pass., und wenn serb. gesagt wird: obrim, obrih von der asl. Wurzel ret (übretj, so liegt der Erklärungsgrund im Aor. asl. obreh'b. Vergl. gramm. III. Seite 102. 2(iO. 2(^2. 270. Daniele, Oblici Seite 68. 74. Istorija 320. o21, wenn man es nicht vielmehr für eine Bildung ohne thematischen Vocal zu erklären hat, in welchem Eall sich obrim zu obret ebenso verhielte wie asl. danib zu dad. Auch serb. napa für napade und sme für smete erkläre ich aus asl. * napahi,, * s'Bmeh'tt,. Vergl. gramm. III. Seite 256. Hieher ziehe ich auch bulg. raznel und donel in folgen- den Versen : tia fr'i>knale tri orli, ta na tri str-ini raznelo, i se vo usta donele, ta ponudile mlad Stojan milad. 200. 201. Wer vom Praes. by-e, bv-e, b-e ausgeht, kann beh'h wie pleteh'b aus plet-e und beah'i. wie pleteah't erklären , und für die II. und III. Sing, be annehmen, es sei dieser Form der ßindevocal schon in alter Zeit abhanden gekommen, denn be aus be-s-t unterscheidet sich von bese aus be-h-e-t gerade so, wie bca-s-te von bea-s-e-te. Allerdings fehlt der Bindevocal in der II. und III. Sing, so selten, dass die Sache verdächtig wird: bea erat lam. 1. 21. 2^. iraea habebat: imea oselb, i umreti. imh na pf^ti pat.-mih. 58. (i. asl. beah-fc zogr. assem. bon. .sis. nie. ostrom. naz. bejahh sis. mladen. beeh'h sup. behji ochrid. sav.-kn. ostrom. behh sis. nie. bjaahi. naz. bulg. beh cank. prica 12. .sei-h. bijah, bih (bihu) lue. .öS. ^ech. bejech. bjech kat. 2. hn. ()4o. ()7o. oserh. bjech. nserh. bjech. Bindevocal vor den l'ersonalendungen ta, tc. Nach Aow ältesten Quellen ist die Personalendung der II. Dual, ta, die der III. mit f:eringen Ausnahmen te ,• im zogr. habe ich für die III. nur sechsmal die Endung ta gefunden. Das flenus des Subjectes hat keinen Einiluss auf die Endung. Im cloz I. findet sich die III. Dual, nur zweimal : d'hve zrttve deasete se 847. gredete Döö. im sup. lauten beide Endungen gleich: ta; in Das Imperfect in den slavisohen Sprarlien. ]?• — • I sav.-kn. finden wir in der II. Dual, stets ta, in der III. neben ta auch te, letzteres nicht nur, wenn das Sul^ject fem., sondei-n auch dann, wenn es masc. generis ist: dve na desete godine este vtj dne duodecim horae sunt in die 69 und: pred't ninih idete Ijakovt i loarn., syna zevedeova ante cum iverunt u. s. w, 68; im Ostrom, lautet die Personalendung' der IL Dual, stets ta, die der III. Dual, ta neben te, und bei einem Subject fem. generis te neben te, neutr. te, wol nur zufällig nicht auch te. So viel zum Verständniss des Nachfolgenden, da dieser Gegenstand in meinem Buche nicht nach den erst in den letzten Jahren ge- nauer bekannt gewordenen ältesten Denkmälern dargestellt ist. Die Personalendungen der IL und III. Dual, ta und te, so wie die der IL Plur. te werden in den ältesten glagoliti- schen Quellen mittelst des Bindevocals e, in einigen serbischen Denkmälern, vornehmlich, wie es scheint, in jenen, welche aus den westlichen — eigentlich kroatischen Theilen des serbischen Sprachgebietes stammen, auch mittelst des Bindevocals o an den Imperfectstaram gefügt, so dass das Imperfect, abweichend vom Aorist, in allen Formen den Bindevocal hat. Dadurch wird eine Gleichheit des Imperfects und Aorist in der IL und III. Dual, und in der IL Plur. auch dann vermieden, wenn dem h im Imperfect nur ein a vorhergeht. Imperfect. . Aorist. iskaah-0-m iskah-o-m iskaas-e-s iskas-s iskaas-e-t iskas-t iskaah-o-ve iskah-o-ve iskaas-e-ta iskas-ta iskaas-e-te iskas-te iskaah-o-m-B iskah-o-mi. iskaas-e-te iskas-te iskaah-o-nt. iskah-nt. om geht in si^ und dieses in t über: iskaahi>. iskahi». s, t und SS und st fallen ab : iskaase. iska. ont wird in ^. ver- wandelt: iskaaha. nt geht in e über, wie auch dadeti, aus da- dnti> entsteht, daher iskase aus iskah-nt. 24 Miklosich. Glagolitische Denkmäler. zogr.: besedovaasete. boeasete se. beasete. drtzaasete s§. poznaasete. ztreasete. ideasete. iskaasete. pomysleasete. pono- saasete. nj^zdaasete. otresaasete. razl^caasete. hozdaasete. cloz I. : deasete. assem.: boesete so. beasete. ideasete. iskaasete. te- caasete. hozdaasete. hogor. : vipiescte srez 105. ev. ochrid. : idesete. iij^zdasetc srez. 77. Cyrillische Denkmäler. Sup.: prcbyvaasta. idcasta. poklanjasta se. mozaasta. mo- Ijaasta. pecaasta se u. s. w. ; dajasete oo9. 22. ideaseta 359. 9. neben ideasta 151. 7. o58. 2. pomysljaaseta oGO. 23. nosaa- seta. shbiraaseta 360. 10. slepc.: tecasete gal. 5. 1, im sis. te- eaaste, zivcsete. pat.-mih. : ein einziges Mal strelbsete statt streljasetc III. Dual. 39. hval.: vedyasete 1. cor. 12. 2 für ve- deasete. mozasete 1. cor. 3. 2. tecaseta g-al. 5. 1, der daneben -hota, -hote bietet, meist jedoch den cyrillischen Quellen folgt. mladen. : bolcjaseta. ostroni. : besedovasta m\jJ.\oxk bojasta se £®oßojvxc. ideasta. pomysljaaste c:eKo-^i'Cioi)t. ponosasta wvcioiuov u. s. w. naz.: nosaasetc neben nosaasta. Bei vost. (59: vozdaa- sete. glagolasetc. idjasete. imeasete. pijasete. proriejaseta. ja- djaasete. Der Codex Hankensteinianus bietet besodovaaseta. pove- daseta. idjaseta. nuzaseta. oci dhrzaseta sja Dobrovsky, Insti- tutt., Seite HSO. 6K1, und zeigt dadurch, dass er entweder aus einer älteren Quelle stammt oder das Alte treuer bewahrt hat als der Ostromir. Die kroatisch-glagolitischen Quellen bieten neben o den Bindevocal o, daher II. III. Dual, iskaahota, II. Plur. iskaahote: glagolahota (ou'Xojv. nujahota novak. Kopitar, Glagolita Clozia- nus XLIX. neben povedaseta. ideseta und ohne Bindevocal: oci eju dri.zasta se o''. osOaA[j.c' aÜTwv ey-pa-rojv-rc. Den Bindevocal o finden wir im sis. vedehote HS. 1. cor. 12. 2. Im nie: bese- dovaiiota (oy.'Xojv lue. 24. 14. zvahota r/.pauov matth. 20. 31. ideahota lue. 24. 2^. Im hval. povedahota act. 15. 12. pro- povedaiiota act. 13. 5. gredyahota act. S. 3<') für gredeahota. ziviahola act. 15. 35. zivyahote col. 3. 7 für -veahota, -vea hote. pochota act. K!. 25. Vergl. gramm. III. Seite 97. Das Imperfect in den slavischen Sprachen. 25 serb. bijahote. bjehote. vijahote videbatis. vodjahote du- cebatis. znahote. imahote. iskahote. mooahote, piskahote. po- grdjevahote. ucahote, cekahote u. s. w. — bjehota. di'hzahota. Auch in der I. Plur. Hndet man bijahonio neben bijasmo, bje- homo neben bjesmu u. s. w. Daniele, Istorija Seite 301 — 317. veljahote. vapjahote. grdjahote. drzahote. kazahote. sudjahote gund. bijahote niik. znahote. iskahote pist. Vergl. gramm. III. Seite 256. 258. II. Zur Oescliichte. Dobrovsky, Institutt. Seite oSCi, nennt das Iniperfeet nicht ganz passend — praeteritum iterativum. Regehnässige Formen sind ihm bljudjah^, bljudjase custodiebam ; rastjaht, rastjase crescebani ; vidjahT>, vidjase videbam u. s. w., die, altsloveni- schen Lautgesetzen widersprechend, nur in russischen Denk- mälern vorkommen. Zur Charakterisirung des Standpunktes, den Dobrovsky einnahm, will ich seine, die III. Sing. Impft, und die Formen aah^t betreffende Bemerkung mittheilen: verba in ati, quorum praeteritum alri>, a iterativi vices supplet, saltem in tertia persona pro a amant ase: pitase pro pita. so- lent autem etiam herum ut et aliorum verborum praeterita am- plius augeri assumto altere a, ita ut ahi. (jah^) prolongetur in aahi> (jaaht) et ase (jase) in aase (jaase) Seite 387. Kopitar, der scharfsinnig die Irrtümer anderer aufdeckte und den Weg, das Wahre zu finden, andern wies, selbst je- doch diesen Weg nicht betrat, Hess es bei den Feststellungen seines Lehrers bewenden; auch er findet Formen wie bjaht, bljudjaht, rastjah'L unbedenklich. Glagolita Clozianus Seite 62. (53. Ich will gleich hier bemerken, dass der hochverdiente A. Vostokov sich in eine Erklärung des Imperfects in der Grammatik der kirchenslavischen Sprache gar nicht einlässt, was nicht überrascht; dass er jedoch auf der Tafel zu Seite 72 nur in russ. Quellen vorkommende Formen anführt, darf wol Wunder nehmen: für stanjaah'L haben die echten Denkmäler staneah-^b, staneeh'i., stanelrt. Formen wie plovjaah^f., grebjaahi,, trbpjaah'L, d'f>mjaah'f>; pasjaah^B, vezjaahi,; letjaah'i,, vidjaah'i. sind altslovenisch unmöglich, sie lauten: ploveah^t, grebealri., tri,peahi,, dxmeahb; paseah'i. u. s. w. Man sieht hieraus, wie 26 M i k 1 n s i c h. notwendig es ist sich vor allem die Frage vorzulegen, aus welchen Q.uellen die Kenntniss des Altslovenischen zu schöpfen sei. Im Ostromir steht ideasta neben idjaasta. In meiner Formenlehre der altslovenischen Sprache, Wien 1850, Seite So, und in der Vergleichenden Grammatik, Wien. 1856. III. Seite 91, meinte ich, dass die im Imperfect dem ht vorhergehenden und dieses vom Aorist scharf absondernden Silben ee, ea, aa, e, a bestimmt seien, durch ihre Schwere die Dauer der Handlung nachdrucksvoller zu bezeichnen, eine Meinung, die ich jetzt nicht mehr hege. An einer anderen Stelle, Lautlehre, Seite .'j.'). Vergleichende Grammatik I. Seite 120, glaubte ich byvaah'L u. s. w. auf hyxnjehb zurückführen zu sollen, jeli dem Verbum substantivum jes gleichstellend. Schleiclier's Formenlehre der kirchenslavischen Sprache, Bonn 1852, Seite oTl. Compendium Seite 8;]i). Auch diese Ansicht glaube ich zu Gunsten der auf den vorhergehenden Blättern entwickelten aufgeben zu sollen (auch Daniele, Istorija, Seite 29!), stimmt derselben bei), nicht als oi> sich aus meiner ältej'en Ansicht, nach welcher byvaah'h aus byva-jehi> entsteht, die Formen nicht erklären liessen (Vergleichende Grammatik 1. Seite 120), sondern weil es mir nicht gelingen will den Grund aufzufinden, warum das Verbum substantivum im Aorist in einer anderen Form, nämlich als s, h, eintreten soll als im Im- perfect, w^o jeh aus jes angefügt wird: oder liegt dieser Grund doch vielleicht in dem Unterschiede der Tempora, von denen das eine den Fintritt, das andere die Dauer der Handlung in der Vergangenheit bezeichnet? So viel ist mir jedoch klar, dass eine von beiden Erklärungen die richtige ist. Schleicher hat wenigstens ,vor der Hand' die P^rklärung durch jeh, jes an- genommen. Nach dieser Theorie muss jedoch aus nese-jehi. zunächst neseh'i. (vergl. nestt aus ne jestb), nicht, was Schlei- cher als möglich hinstellt, neseeh-j, hervorgegangen sein, so dass auch bei dieser Deutung nesehi. sich als das Ursprüng- liche darstellt. Nach Bopp, Vei-gleich. (Grammatik II. Seite o5)9, , ergibt sich das slavische Imperfect als ein Compositum des Themas des Hauptverbums mit dem aus dem isolirten Gebrauch ent- wichenen Im})erfect der sanskritischen Wurzel as, deren a sich in dieser slavischen Zusammensetzung duich alle Personen der Das Imperffct in den slavischen Sprachen. 27 drei Zahlen imverändert behauptet hat, vielleicht in Verwach- sung mit dem Augment/ — , Gewiss ist/ sagt Bopp, ,dass das Hilfsverbum des altslavischen Imperfects in einigen Personen, namentlich in denjenigen, deren Endung mit einem t anfängt, dem sanskritischen Imperfect der Wurzel as überraschend gleicht, indem z. B. in der zweiten Person Plur, aste dem sanskritischen ästa und griech. r;c7-£ gegenübersteht/ Nach Bopp's Theorie wäre der Vorgang dieser: an das Thema des Hauptverbum pisa ist alrB aus aind. äsam getreten: daher pisaaht. Darauf, dass mit ase in der 11. und III. Sing, das aind. äsis, äsit nicht stimmt, will ich kein Gewicht legen, wol aber muss ich zu bedenken geben, ob, wenn das aind. Im- perfect äsam, in der IL und III. Dual, und in der IL Plur. ästam, ästäm und ästa, mit pisa verbunden wurden, die älteren Formen wie pisaaseta, pisaasete möglich sind, welche ich als die echten Imperfectforraen glaube ansehen zu sollen. Dass in neseaht das dem ahb vorhergehende e hiemit nicht erklärt ist, ist klar. Bopp fährt daher Seite 400 so fort : ,ich halte überall das e oder a, welches dem a des Hilfsverbum vorangeht, für den Charakter der sanskritischen zehnten Classe, und nehme an, dass die Verba, welche nicht schon an und für sich zu derselben gehören, im Imperfect zu derselben übergehen. Ich glaube daher z. B. das e von vezeahi. ich fuhr mit dem von Formen wie goreah-^i., Aor. goreh'B, und das erste a von bijaah'L mit dem ersten a von rydaah'L identiticiren zu müssen. Das Verhältniss des Imperfects hvaljaah^. zum Aorist hvaleh-L ist so zu fassen, dass im Imperfect der sanskritische Charakter aja seine Schlusssilbe bewahrt, deren a in den allgemeinen Formen stets unterdrückt wird; das e (aus ai) von hvalehx vertritt das sanskritische aj der allgemeinen Tempora der gleichsam präkritisch-lateinischen Zusammenziehung zu e. Bei Verben, welche auf die sanskritische neunte Classe sich stützen, tritt an den Charakter dieser Classe noch der Charakter der zehnten hinzu, daher z. B. gybneah't ich ging zu Grund. Es verhält sich hiermit ungefähr so, als wenn im Sanskrit aus kri-nä-mi ein derivatives Verbum krinajämi entspränge, und wie im Griechischen wirklich -izzpdM aus -jpv^ixi entsprungen ist. Besondere Beachtung verdienen im altslavischen Imper- fect die Verba, welche im Praesens die Personalendungen 28 Miklosich. unmittelbar mit der Wurzel verbinden 5 unter diesen bildet vemL ich weiss, mit Ausnahme des Imperativs und der vom Prae- sensstamm entspring-enden Partieipien alles Ubrig-e aus dem durch den sanskritischen Charakter der zehnten Classe erwei- terten Stamm , mit der slavisehen Zusammenziehung- von aja zu e, und es liegt am Tage, dass das zweite e des Imperfects ved-e-ah-L ich wusste identisch ist mit dem des Aorists ved- e-ht, des Part, praet. act, I. ved-e-vt, IL ved-e-1't, des Inf. ved-e-ti und Sup. ved-et'L. Die übrigen Verba der classen- vocallosen Conjugation zeigen den Charakter der sanskritischen zehnten Classe in Gestalt von e nur im Imperfect, nicht aber ausserhalb der sanskritischen Specialtempora, daher z. B. jad- e-aht edebam, g'egenüber dem sanskritischen Impertect des Causale äd-aja-m, aber im Aorist jad-o-h-j. (o als Biudevocal), Inf, jas-ti, Sup. jas-t-L^, Nach Bopp ist also neseaht ferebam so zu erklären, dass nes, Inf. nes-ti , vor allem in die dritte Classe, natürlich zweiter Gruppe übergeht: nese, woraus durch Anfügung- von ahi, — neseah-L entsteht. Es ist nun richtig, dass es Verba der ersten Classe gibt, die in die dritte Classe übergehen ; die mit dieser Veränderung der Form verbundene Veränderung der Bedeutung würde zu Bopp's Erklärung in so ferne ganz gut passen, als dadurch Verba perfectiva durativ werden; allein da das e stets an das Infinitiv- (Verbal-), nicht an das Praesensthema gefügt wird, so lässt uns die Erklärung bei Formen wie bereah'i. im Stiche, da wir neben lezati aus lezcti (Praesensthema lege), neben sedeti (Praesensthema sede) ein bereti nicht annehmen können, und diess um so weniger als berf^, brati kein perfectives Verbum ist. Weniger lässt sich gegen bija mit dem Inf bijati einwenden, da a-Formen regelmässig von den Themen aller Verba abgeleitet werden können, obgleich aus bi-e gleichfalls bija entsteht. Was hval- ja-ah'j. anlangt, so nuiss von hval-6-h'i. abgesehen werden, da der Aorist hval-i-h'i. lautet; es ist ausserdem schwer einzu- sehen, wie der Charakter der zehnten Classe, aja, der mit dem Charakter der (,^ausalfi»nn identisch ist, temporale Function annehmen könne. Bopp hätte auch hici- wie bei bi zu einer a-Form seine Zuflucht nehmen können, die vdih praefixirten livali sehr iiäutig vurkduinit : livalja-ahi.. Das Imperfect in den slavischen Sprachen. 29 Herr Prof. Friedrich Müller, Sitzung-sberichte LXIV^. Seite 44. Einiges kann in einer von meinen Aufstellungen abweichenden Weise gedeutet werden: divlaht se aus divIaah'L se; v^LzbT>nehi. aus vhzb'Lneahi. u. s. w. Zur Vervollständigung des im zweiten Theile Gesagten ist nachzutragen , dass P. .T, Safarik , Sebrane spisy III. Seite GOl — G04, das asl. Imperfect zum Gegenstande einer Abhand- lung ofemacht hat. Von Interesse sind darin die aus russischen Quellen angeführten bindevocalischen Imperfectformen. Safarik beabsichtigte den Charakter des Imperfects ja zugleich mit va (wohl das va in davati) zu erörtern: ihm scheint demnach ja in bijahh, bijaahi. und va in ubivati identisch gewesen zu sein. Hinsichtlich der Abkürzungen verweise ich auf meine Schriften, namentlich auf die Altslovenische Formenlehre in Paradigmen. Wien 1.^74. Seite 95, 90; auf die Vergleichende Syntax. Wien. ISljS— 74. Seite S81— 896 und auf das Lexicon Vindobonae. 1802 — Gö. Seite V — XXI. Hier sind nur folgende Abkürzungen zu erklären : — Bosophie, die sich auf den Verstand g-rimden soll, mit Fug aussprechen könnte. In Wahrheit, bemerkt Comte, ist der Gegenstand aller unserer Forschungen einer (un); wir theilen ihn aus keinem anderen Grunde, als ,in der Absicht, dessen Schwierigkeiten zu sondern, um sie leichter lösen zu können' (dans la vue de separer les difficultes, pour les mieux resoudre). Von dieser erreichen, wie er hinzufügt, unsere ,classisch' gewordenen Ein- theilungen nicht selten das Gegentheil; es g-ibt wichtige Fragen, deren Beantwortung eine bei der jetzig-en Gliederung des ge- lehrten Steifes unmögliche Vereinigung verschiedener beson- derer Gesichtspunkte erheischt. Sein Bemühen geht daher auf die Herstellung eines , natürlichen' Systems nach Art der neuesten ,philosophisclien Arbeiten' der Botaniker und Zoologen (travaux philosophiques des botanistes et des zoologistes), bei welchem das Spätere durch das Frühere erklärt und die nachfolgende Wissenschaft durch die nächst vorangegangene, wie die höhere von der niederen gleichsam getragen wird. Jene, welche keine weitere voraussetzt, stellt die Basis, jene, die durch alle übrigen bedingt wird, das Kapital der wissenschaftlichen Säule dar, zwischen welchen die übrigen Wissenschaften wie in bestimmter Reihenfolge aufeinander gethürmte Säulentrommeln ruhen. Da nach dem Grundsatz des , positiven' Wissens dessen einziger Gegenstand , Erscheinungen' sind, so liegt es nahe, die Gliede- rung desselben in ,positive' Wissenschaften nach der Ver- schiedenheit dieser letzteren von und neben einander zu voll- ziehen. Je nachdem die Phänomene organische oder unorganische, letztere selbst chemische, physikalische, astronomische oder ,mathematische' sind, scheidet das positive Wissen sich in die Wissenschaft vom Organischen einer-, dem Unorganischen andererseits, letztere wieder in Chemie, Physik, Astronomie und Mathematik. Die Wissenschaft vom Organischen (Biologie) umfasst alles Lebendige, Pflanze, Thier und Mensch, letzteren nicht blos als Einzelnen, sondern als geselliges Ganzes, als lebendige Menschheit, die als solche ihre besonderen Lebens- und Entwicklungsgesetze besitzt, welche das Object einer Wissenschaft für sich, der Sociologie, ausmachen. 52 Zimmernianu. Im Allgemeinen ist, wie man sieht^ die Bacon'sche Ein- tlieilmig, nicht des Wissens überhaupt, sondern der Philosophie beibehalten. Nur dass von deren dreifachem Geg-enstand (triplex objectum), Gott, IMensch und Natur, der erste ganz, der zweite nach seinem .geistigen^ Bestandtheil für die ,positiv^ gewordene Philosophie nicht mehr vorhanden sind. Wie erwähnt, waren beide schon für Bacon kein Gegenstand ^wissenschaftlicher' Erkenntniss mehr. Die positive Philosophie lässt zwar einen ^theologischen' Zustand der Wissenschaft, aber keine Wissen- schaft der Theologie mehr zu. Der , Geist', Bacon's spiraculum, gehört als jenseits der Erscheinung gelegene ,Entität der Meta- physik' einer von der , positiv' gewordenen Philosophie zurück- gelegten niederen Entwicklungsstufe an, welche die Wissen- schaft von demselben, die Psychologie, illusorisch macht. Die Unterscheidung psychischer als besonderer Gattung von den physischen Phänomenen rechnet Comte zu den schlimmsten Irrthümern des in anderer Hinsicht von ihm schon als Lands- mann bewunderten Descartes. Dieselbe scheint ihm nicht nur unzulässig, weil sie einen Riss in der ,Homogeneität' sämmt- licher Erscheinungen erzeugt, sondern auch weil das einzige uns zur Beobachtung psychischer Phänomene zu Gebote stehende Mittel, die Selbstbeobachtung, unanwendbar ist. Dieselbe tritt dann ein, wenn ihr Gegenstand, der zu beobachtende Gemüths- zustand, bereits aufgehört hat. Um die Gleichartigkeit der Welt der Erscheinungen zu retten und zugleich die ,intellectuellen und moralischen' Phänomene der Beobachtung und der Be- herrschung durch Naturgesetze fähig zu machen, ergreift die , positive' Philosophie den Auswog, dieselben unter die ,biolo- gischon' einzureihen. Es genügt Comte nicht, durcii die Einthcilung des g(!- sammten menscldiclien Wissens in die sechs Wissenschaften der Mathematik , Astronomie , Physik , Chemie , Biologie und Sociologie eine ihm vollständig scheinende iVufz/ihlung geschafTen zu haben ; er sucht diese Reihen- als noth- wendige Rangfolge dar-zuthun. Die Gegenstände der ersten fünf fallen mit llobbcs' natural, jener der sechsten und letzten trill't tiuülweise mit dessen civil philusophy zusammen. Wenn nach ilnii alle Wissenschaft von Kcirpein , so lian- delt siti nach ('onito nur von (köi-pcrlichen) Erscheinungen, Kant und die positive Pliilosopliie. OO Die Naturphilosophie des erstereu umfasst Physik (im weitesten Sinne, sowohl die der veg-etabilischcn und animalischen als die der unorganischen Natur) und Anthropologie; dessen Philosophie des Gemeinwesens behandelt die Lehre vom Staat als ,künst- lichem Körper'. Comte zerlegt die Physik in jene der unor- ganischen und organischen Erscheinungen und nimmt unter letztere den Menschen als Einzelnen und als Gesellschaft auf; seine Sociologic oder physique sociale ist eine , Physik der Gesellschaft^ Plobbes reducirt alle realen Vorgänge, gleichviel ob sie der leblosen oder lebendigen Welt angehören, auf blosse Bewegungen und hebt nicht nur den Unterschied zwischen geistigen und körperlichen, sondern auch den zwischen orga- nischen und unorganischen Phänomenen auf. Comte hält nicht nur au der letzteren;, sondern auch an der weiteren Unterab- theilung der unorganischen in chemische, physikalische, astro- nomische und mathematische, der organischen in vegetabilische, animalische, anthropologische (cerebrale) und sociale fest, die er zwar sämmtlich insofern als homogen ansieht, insofern sie unveränderlichen Gesetzen unterworfen sind, dagegen insofern als heterogen anerkennt, als jede Gattung derselben ausser den ihr mit allen den übrigen gemeinsamen von gewissen ihr specifiöch eigenthümlicheu Gesetzen beherrscht wird. Diese Gesetze sind andere für die organische, andere für die unorganische Welt; andere für die chemischen, astrono- mischen u. s. w,, andere für die biologischen und für die socialen Phänomene. Obgleich Comte das Ziel der positiven Philosophie und die Vollkommenheit ihres Systems darin er- blickt, ihre beobachtbaren (observables) Erscheinungen als be- sondere Fälle (cas particuliers) einer einzigen allgemeinen Tliat- sache, z. B. der Gravitation, darstellen zu können, zweifelt er doch, ob dasselbe jemals werde erreicht werden. Seiner innersten Ueberzeugung nach (dans sa profonde conviction personelle) hält er alle Versuche, auch der grössten Geister (er nennt Laplace), sämmtliche Phänomene der Erfahrung durch ein ein- ziges Gesetz zu erklären, für ,eminemment chimeriques'. Der menschhchen Geisteskraft ist nicht blos in Bezug auf das Ueber- sinnliche ein Mass (mesure) gesetzt; ihre Mittel sind zu schwach und das Universum zu verwickelt (complique), als dass (auch nur hinsichtlich des Sinnlichen) eine solche wissenschaftliche 54 Z iinineriuiinu. t Vollendung fune teile perfection scientiüque) jemals für er- reiclibai- gelten dürfte. Sei die Einheit der Wissenschaft d. i. die Deduetion aller Erscheinungen aus einem einzigen Ge- setz auch noch .so ersehnt^ (si desiree) und die Annahme der Newton'schen Gravitation als eines solchen jener auch noch so günstig, wir sind noch zu fern (trop loin) von derselben, als dass dergleichen Versuche schon jetzt ,am richtigen Ort' (raisonnables) wären. Vorläufig bedeutet positive Philosophie die Betrachtung sämmtlicher der Beobachtung zugänglicher Erscheinungen als unter unveränderlichen Naturgesetzen stehend, keineswegs aber die Ableitung aller, wie verschieden sie sonst seien, aus einem einzigen Naturgesetz. Das Streben nach Einheit in der Gesetz- gebung der Natur geht auf durchgilngige Gesetzlichkeit im Reich der Erscheinungswelt, noch nicht auf die Herrschaft eines einzigen Gesetzes. Die ,Homogeneität^ aller sich der Beob- achtung darbietenden Erscheinungen in einer schliesst deren ,Heterogeneität' in anderen Beziehungen nicht aus. Es ist nicht Comte's Absicht, darzuthun, dass alle natürlichen Phänomene ,im Grunde identisch^ (au fond identiquos) und nur den verschiede- nen Umständen entsprechend scheinbar verschieden seien. Die positive Philosophie wäre zwar ,ohne Zweifel' vollkommener, wenn es so wäre. Erforderlich aber ist eine solche Bedingung zu ihrem systematischen Ausbaue keineswegs, ebensowenig wie zur Erfüllung der , grossen und günstigen Folgen' (grandes et heureuses consequenccs), welche die positive Philosophie von sich verheisst. Es gibt nur eine Einheit, welche dazu unent- behrlich ist, das ist die Einheit der Methode; diese ,kann und solP (peut et doit) existiren und sie existirt bereits in dem grösseren Theile (en majeure partie) der Wissenschaften. Was die LehrQ (doctrine) selbst betrifft, so ist nicht nöthig, dass sie eine (une) sei; es genügt, wenn sie , gleichartig' (homogene) ist. p]inheit der Methode und Gleichartigkeit der Lehre ist der zweifache Gesichtspunkt, unter welchem der cours de philo- sophie positive die verschiedenen Gebiete positiver Theorien in's Auge fasst. Immer bestrebt, die Zahl der zur Eiklärung der Natur unentbelirlichen allgemeinen Gesetze auf ein Minimum zu beschrilnken, was in dv.v Tliat das philosophische Ziel der (Natur-) Wissenschaft (science) ausmacht, halten wir die Kant und die positive Plulosophio. 55 Hoffnung fiir vermessen (tenieraire), dieselben, wenn auch in noch so später Zukunft, auf ein einzig-es zurückzuführen (I. p. 4()). Das natürliche Princip der Rangordnung der Wissen- schaften findet die positive Philosophie in dem höheren oder niederen Grade der Zusammengesetztheit ilu'er Phänomene. Die einfachsten machen den Anfang, die am meisten verwickelten den Schluss der Stufenfolge aus. Zu jenen gehören die mathe- matischen, zu diesen die socialen Erscheinungen. Dieses Princip setzt voraus, dass die zu classificirenden Objecte statt nach , Betrachtungen a priori' (par des considerations ä priori), in Comte's Sprachgebrauch soviel als willkürlich, zusammenge- würfelt, studirt, nach ihrer , wirklichen Verwandtschaft' (aflinites reelles) und ihrer , natürlichen Abfolge' (l'enchainement naturel) zusammengeordnet werden. Folgerichtig jnuss die Classi- fication der verschiedenen positiven Wissenschaften nach ihrer ,gegenseitigen Abhängigkeit' (dependance mutuelle) und diese wieder, um , sachlich' (reelle) zu sein, nach jener der correspon- direuden Phänomene vor sich gehen. Da es nun ,a priori klar' ist, dass die einfachsten Erscheinungen auch die allgemeinsten sein müssen, so besteht der , methodische' Gang der Naturwissen- schaft (scien'ce naturelle) offenbar darin, mit den einfachsten und allgemeinsten zu beginnen und allmälig zu den besondersten und verwickeltsten fortzuschreiten (I. p. 68). Die positive Philosophie zieht daraus nicht nur den Schluss, dass die Physik des Unorganischen (physique inorganique) jener des Organischen (physique organique), sondern dass in jener die , Physik des Himmels' (physique Celeste) jener der Erde (physique terrestre), in dieser die organische Physik des Indivi- duums, die , Physiologie proprement dite', jener der Gattung (espece) , insbesondere insofern sie gesellig (sociable) ist'^, der ,Physik der Gesellschaft' (physique sociale) oder ,SocioIogie' vorangehen müsse. Die teiTestrische Physik zei-fällt, je nachdem sie die Körper vom mechanischen oder vom chemischen Ge- sichtspunkte aus betrachtet, in die , eigentliche' Physik (physique proprement dite) und die Chemie. Den astronomischen Phäno- menen aber vorher gehen die geometrischen iind mechanischen (phenomenes geometriques et mecaniques) als , allgemeinste, ein- fachste, abstracteste, nicht weiter zurückführbare und von allen o6 Zimm erniaii n. übrio^en Erschcinung-en unabhäug-ig-e, deren Gnmdlag-e sie vielmehr bilden^ (les plus generaux, les plus simples, les plus abstraits, les plus irreductibles, et les plus independants des tous les autres, dont ils sont, au coutraire, la base), während ihre eigene Basis die ,mathematique abstraite' oder der ^calcuP ausmacht. Letztere wagt die Eiutheilung nicht als ,phenomene^, sie griff vielmehr zu dem Ausweg, die ganze ,partie abstraite' der Mathematik als ,purement instrumentale', lediglich als ,uner- messliche (immense) und bewundernsM^erthe Ausdehnung der natürlichen Logik auf eine gewisse Gattung von Deductionen' zu bezeichnen. Nachdem sie die fünf Classen natürlicher Phänomene ebensovielen verschiedenen Naturwissenschaften, Astronomie, Physik, Chemie, Physiologie (oder Biologie) und Sociologie zugewiesen, wirft sie sich selbst die Frage auf, wo in diesem Systeme der Wissenschaft die Mathematik einen Platz finde? Obgleich Comte die Auslassung derselben in seinem ,encyclopädischen Schema* (formule encyclopedique) eine ,frei- willige* (emission volontaire) nennt, so verräth obige Frage doch eine gewisse Verlegenheit, Die ,Homogeneität' aller ,posi- tiven' Wissenschaften erfordert, dass, da alle übrigen von der Astronomie bis zur Sociologie von Phänomenen handeln, bei der Mathematik dasselbe der Fall sein müsse. Während dies aber bei den Erscheinungen am Himmel und auf der Erde, sie mögen nun die leblose oder die lebendige Natur angehen, insofern keine Schwierigkeit darbietet, als diese sämnitlich der ,Beobachtung' zugänglich sind, findet dies bei den Objecten der Mathematik wenigstens nicht in demselben Sinne wie bei jenen statt. Comte selbst macht die Bemerkung, ,bei dem gegen- wärtigen Stande unserer Kenntnisse' empfehle es sich (il convient), die mathematische Wissenschaft ,weniger als einen constituirendcn Theil der Naturwissenschaft im eigentlichen Sinne' (moins comme une partie Constituante de la philosophie naturelle proprement dite), als vielmehr sie als die ,seit Des- cartes und Newton anerkannte Basis der ganzen Philosophie der Natur' anzusehen, obgleich sie, ,die Wahrheit zu sagen, das eine wie das andere sei'. So .sachlich und kostbar' (tres- rcelles et trcs-precieuses) die mathematische Erkenntniss sei, so sei ,heutzutiige' die Mathematik doch , weniger' um deren selbst willen, als aus dem (J runde wichtig, weil sie das , mächtigste Kiint uud die positive Pliilosopliie. 57 Werkzeug (rinstniment le plus puissant) des menscliliflieu Geistes bei Erforschung der Gesetze der natürlichen Er- scheinungen darstellet Da es sich bei dem Entwurf des Systems aller Wissen- schaften nicht um den , Nutzen', sondern um deren wissen- schaftlichen Charakter handelt, so kann die Herabsetzung der Ma- thematik zu einem blossen , Werkzeug', dessen Werth in seiner An- wendbarkeit besteht, über diesen nichts entscheiden. Umsoweniger, da sie ja doch nach Comte's eigener Beschränkung nicht blos Instrument ist. Die positive Philosophie trennt daher das Ganze der Mathematik in zwei grosse Wissenschaften , wesentlich ver- schiedenen Gepräges' (dont le caractere est essentiellement distinct), deren eine instrumentalen, die andere phänomenalen Charakter hat. Erstere soll die abstracto Mathematik oder der Calcul, letztere die concreto Geometrie uud Mechanik sein. Ungeachtet die Phänomene, welche den Gegenstand der beiden letzteren ausmachen, der Raum und die Bewegung, in ganz anderem Sinne dergleichen sind, als die materiellen Vorgänge am Himmel und auf Erden, in der leblosen wie in der leben- digen Körperwelt, nimmt die positive Philosophie keinen An- stand, dieselben ganz so wie die obengenannten als , wirkliche Naturwissenschaften' (veritables sciences naturelles) zu be- zeichnen. Dieselben sind, ,wie die anderen', auf , Beobachtung' (Observation) gegründet, obgleich , wegen der ausserordentlichen Einfachheit ihrer Phänomene, sie einen unendlich hohem Grad von Systematisation zulassen, der zuweilen die Verkennung des experimentalen Charakters ihrer ersten Principien verschuldet hat' (quoique, par l'extreme simplicite de leurs phenomencs, elles comportent un degre infiniment plus parfait de syste- matisation, qui a pu quelquefois faire meconnaitre le caractere expcrimental de leurs premiers principes). Daraus geht hervor, dass der positiven Philosophie Raum und Bewegung in dem nämlichen Sinn als ^.objective' Erscheinungen gelten, wie astro- nomische, physikalische, chemische, physiologische und sociale für sie dergleichen sind. Der ,positive' Begriff (l'acceptiou positive) des ersteren besteht nach Comte darin, statt die Ausdehnung in den Körpern selbst, sie in einem , unbestimmten Mittel' (dans un milieu indetini) uns vorzustellen, das ,alle Körper des Uni- versums in sich enthält' (contenant tous les corps de l'univers)- Oö Z i 111 m erm II II n. El* vergleicht ihn dem P^indnick (empreinte), den ein Körper zurücklässt in dem Fluidum, in das er gelegt worden ist, und der vom geometrischen Gresichtspunkte aus (sous le rapport geometrique) diesem selbst ohne Schaden substituirt werden kann. Doch muss ihm selbst jener , Eindruck^, welcher genau genommen mehr die Abwesenheit eines Objectes als selbst ein Object darstellt, nicht als passender Gegenstand einer Sinues- wahrnehmung erschienen sein. Einen solchen kann nur ein Physisches abgeben; soll die Geometrie eine ,science phjsique' d. i. eine auf Beobachtung gegründete Wissenschaft sein, so bleibt nichts übrig, als dem Gegenstande derselben, dem geo- metrischen Raimie, nicht nur ,Objectivität', sondern , physische' Natur beizulegen. Das , unbestimmte Mittel', welches als Raum (espace) alle Körper des Weltalls in sich umfasst, wird selbst als , körperlich' und zwar als , analog dem wirklichen Mittel, in dem wir leben, gedacht', so zwar, dass wenn dieses flüssig wäre, statt dass es gasig ist, auch der geometrische Raum als ein Fluidum vorgestellt würde (tellement, que, si ce milieu etait liquide, au Heu d'etre gazeux, notre espace geometrique serait sans donte concu aussi comme liquide). Kant's Warnung, den Raum nicht für einen empirischen Begriff zu nehmen, der von äusseren Erfahrungen abgezogen worden sei, ist der positiven Philosophie niclit zu Ohren ge- kommen; ebenso wenig die Kunde von seiner und Berkeley's Verwandlung desselben in ein subjectives Phänomen. Dennoch erklärt Comtc weiter die Vorstelhmg der Ausdehnung, , abge- sondert von den Körpern, an denen sie uns offenbar wird' (separemeut des corps, qui nous la manifestent), für eine blosse , Hypothese', für ein , fundamentales Bild' (image fondamentale) und eine ,allgemeine Abstraction'. Wenn die obigen Ausdrücke für eine ,objective' Existenz des Raumes sprechen, so scheinen die letzteren auf eine solche nur ,in Gedanken' hinzudeuten. Wollten wir also auch zugeben, dass derselbe ein Gegenstand der Beobachtung, so Hesse sicli docli nicht leugnen, dass er als blosses ,Bi]d' von den realen Phänomenen der Astronomie, Physik u. s. w. wesentlich unterschieden sei. Der Wahrnehmung durch den äusseren Sinn (die einzige Erkenntnissquelle der positiven Philoso]iliie) ist eine , Abstraction', , Hypothese' oder ein ,Bihl' der Minbildung.ski'aft sicher nicht zugänglich. Auch Kant und die positive I'liilnpophie. Ö9 Kant hat, als er den Raum (und die Zeit) zu Gegenständen der , Anschauung-' stempelte, nicht die äussere (sinnliche), sondern die , reine' Anschauung zu Hilfe genommen. Die positive Phi- losophie schwankt zwischen der Vorstellung des Raumes als objectiver Wirklichkeit und eines blossen Productes subjec- tiver Einbildungskraft unklar hin und her. Einerseits geneigt, denselben, ,der alle Körper des Universums einschliessf, selbst als Körper, nur ohne jede Begrenzung, und zu dem Ende nicht blos mit geometrischen, sondern mit physikalischen Eigenschaf- ten begabt, als Flüssigkeit oder als luftartig vorzustellen, gibt sie doch andererseits diesen , positiven Begriff', der angeblich aus der Beobachtung stammt, für eine blosse Annahme, eine , Hypothese', ein ,Bild', eine ,Abstraction' aus, die nur zum ge- naueren Studium der , geometrischen Phänomene' dienen soll. Die ,Homogcneität' der Phänomene, welche den Gegenstand der verschiedenen positiven Wissenschaften bilden, ist durch die geometrischen und mechanischen , Erscheinungen' gestört. Raum und Bewegung sind nicht Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung, wie die Weltkörper am Himmel, die organischen und unorganischen auf Erden es sind. Beide haben zwar nicht jübersinnliche', aber ganz gewiss eine ,nicht sinnliche' Natur an sich. Wer den Raum ,nach Analogie des Mittels, in dem wir leben', als eine noch so verdünnte Luft oder als eine flüssigste Flüssigkeit dächte, hätte damit immer noch nicht den Raum, sondern eine diesen erfüllende feine Materie, d. i. einen Körper im Raum gedacht. In gleichem Grade gilt dies von der schlechterdings sinnlich (wie schon die Alten gewusst haben) nicht wahrnehmbaren Bewegung. In dem Sinne, dass ihre Phänomene, , abgesehen von allen sie bei reellen Körpern, ohne Einfluss auf sie zu üben, begleitenden Erscheinungen' (abstrac- tion faite de tous les autres phenomenes, qui les accompagnent constamment dans les corps reels, sans cependant exercer sur eux aucune influence), sinnlich wahrnehmbar wären, sind Geo- metrie und Mechanik keine Naturwissenschaften. Von beiden Wissenschaften gilt, dass ihre Lehrsätze zwar durch die Erfahrung bestätigt, aber nicht aus dieser ge- schöpft werden. Von der ,concreten' Mathematik (wie Comte sie nennt), ebenso wie von der ,abstracten', von der er das Gegentheil selbst nicht zu behaupten wagt, ist der obige Aus- 60 Zimmer mann. Spruch Kants richtig-, dass es Erkenutnisse gebe, die zwar mit der Erfahruug anheben, aber nicht aus derselben ent- springen. Letzteres schon desshalb, weil zwar das im Räume ebenso wie das in Bewegung Befindliche, keineswegs aber der Raum und die Bewegung als solche Object der Erfahrung sind. Beide sind Formen des durch die Sinne Gegebenen, aber nicht selbst durch diese gegeben. Als solche finden sie sich an allem durch die Beobachtung erkannten Räumlichen und Bewegten wieder und was von ihnen als solchen gilt, erstreckt sich von selbst auf das in ihnen Enthaltene. Weil das Er- fahrene räumlich und in Bewegung befindlich, also mit dem Erfahrenen die Form seiner Räumlichkeit und seiner Bewegung gegeben ist, so entsteht der Schein, als seien Raum und Be- wegung durch die Erfahrung gegeben. Wenn aber Raum und Bewegung nicht Object der Er- fahrung sind, so folgt keineswegs, dass sie nicht unveränder- lichen d. i. Naturgesetzen unterworfen, d. h. dass die Wissen- schaften von beiden in diesem Sinne nicht Naturwissenschaften seien. Vielmehr stammt gerade, was in anderen Naturwissen- schaften, z. B. Astronomie und Physik, wirklich unveränderlich ist, aus der Anwendung der allgemeinen geometrischen und mechanischen Gesetze auf coucrete Naturkörper. Wenn es wahr ist, was oben bemerkt wurde, dass ,Unveränderlichkeit' einer gewissen beobachteten Succession von Erscheinungen selbst niemals beobachtet, also die streng ausnahmelose Be- schaflfenhcit eines angeblichen , Naturgesetzes' niemals auf dem Wege blosser Induction ausser Zweifel gesetzt werden kann, so ist hervorzuheben, dass der Umstand, dass Raum und Be- wegung keine Gegenstände der sinnlichen Beobachtung sind, dem Unternehmen günstig sei, die Unveränderlichkeit ihrer Gesetze darzuthun. Da auf das sinnlich Unerfahrbare die Me- thode der Erfahrung (die Induction) keine Anwendung finden kann, bleibt dasselbe zugleich von den Mängeln verschont, die von dieser unzeiirennlich sind. Der grösste derselben ist, dass sich auf ihrem Wege zwar die höchste Wahrscheinlichkeit (moralische Gewissheit), niemals das Bewusstsein apodiktischer Nothwendigkcit erreichen lässt. [letzteres aber ist, was kein IMathcmatiker in Abrede stcllrii wird (am wenigsten der ,ancien cleve' der polytechnischen Kant und die positive Pliilosopliie. ßl Schule, Comte) das unterscheidende Merkmal mathematischer Erkenntnisse, dasjenige, auf welchem deren Ueberlegenheit über alle übrig-en, die empirischen eingeschlossen, beruht. Während das Gegentheil der letzteren im besten Falle unwahrscheinlich, dünkt jenes der ersteren eben jedermann unmöglich. Und zwar nicht desshalb, Aveil alle bisherige Erfahrung dieselben bestätigt liat, sondern weil wir, auch ohne alle Erfahrung, überzeugt sind, dass diese sie bestätigen muss. Dieses hat Kant die , wahre oder strenge^, jenes dagegen die ,blos angenommene oder comparative' Allgemeinheit ge- nannt. Wer mathematische Erkenntniss ebenso wie die em- ])irischen für inductive hält, darf ihr nur ,comparative', wer ihr , strenge^ Allgemeinheit zugestehen will , muss sie für , apriorische' anerkennen. Die , positive' Philosophie sieht sie für ,inductiv' und nichtsdestoweniger für , streng allgemein' au. Wie durch die Ausschliessung des Uebersinnlichen (Gott, Seele) einer-, die Verwandlung des Nicht-Sinnlichen (Raum, Bewegung) in Objecto der sinnlichen Beobachtung andererseits die Homogeneität der Phänomene, so sucht die positive Philo- sophie durch die Ausschliessung jeder anderen als der Induc- tion die Einheit der Methode sicherzustellen. Jenes nicht, ohne dass ein sehr beträchtlicher Theil ,sehr reeller und sehr kost- barer' Erkenntnisse, jener der sogenannten ,abstracten Mathe- matik' oder des ,Calculs' übrig bleibt, denen zum Gegenstand zu dienen sich schlechterdings keine , Phänomene' mehr linden lassen. Dieses nicht, ohne durch Vereinigung unvereinbarer Merkmale evidente Gesetze der Logik zu verletzen. Mit Hilfe beider gelingt es ihr, die , Hierarchie' der positiven Wissen- schaften auszubauen. Ungeachtet die , abstracto Mathematik' ein ,blosses Werkzeug' (purement instrumental), eine blosse ,Ausdehnung der natürlichen Logik'' ist, nimmt Comte ktiinen Anstand, sie als die ^.Grundlage' der concreten anzusehen, die ihrerseits die ,directe Basis' der ganzen Naturphilosophie aus- macht. Dass sie als , Werkzeug' formal blosser Erkenntniss- grund wirklicher Erscheinungen, als , Grundlage' real d. h. selbst Inbegriff solcher sein soll, welche die , Basis' anderer bilden, also Ptcalgrund sein müsste, hindert ihn nicht, sie beides zu- gleich sein zu lassen. Geometrie und Mechanik als concreto machen mit dem Calcul zusammen die Mathematik als erste 62 Zimmermann. und allg-emeinste Wissenschaft ,an der Spitze^ (ä la tete) der jencyclopädischen Reihe^ (serie encyclopedique) aus, welche mit abnehmender Einfachheit und zunehmender Verwicklung der Erscheinungen ausser ihr Astronomie, Physik, Chemie, Physiologie und Socialphysik umfasst. Unter der ,sehr grossen' Zahl von Classificationen ist diese nach Comte's Ueberzeugung die einzige, die der , natürlichen und unwandelbaren Hierarchie der Phänomene' (hierarchie naturelle et invariable des pheno- menes) logiscli conform ist. Zweck derselben war darzuthun, dass das von Comte pro- clamirte Fundamentalgesetz des geistigen Entwicklungsganges in der Wissenschaft Thatsache sei. Gelingt dies von jeder der sechs Fundamentalwissenschaften zu erweisen, so ist es vom Umfang des Wissens ülierhaupt erwiesen. Man muss nun erwarten, dass von jeder derselben an der Hand ihrer Geschichte werde dargethan werden, sie habe nacheinander den theologisirenden und metaphysicirenden Zustand durchgemacht, um schliesslich zum Reife- d. i. zum positiven zu gelangen. Ihr Ergebniss müsste ein Werk, ähnlich Whewell's bekannter , Geschichte der iuductiven Wissenschaften^ geworden sein, ausgedehnt auf den Umfang des menschlichen Wissens überhaupt. Dass sich Comte mit einer Idee diesel* Art wirklich getragen hat, geht aus der von seinem Biographen Littre augeführten Thatsache hervor, dass er sich um eine zu gründende Lehrkanzel einer solchen bewarb. Eine am 29. October 1832 an den damaligen Minister des öffentlichen Unterrichts gerichtete Denkschrift: Ueber die Gründung einer Lehrkanzel der allgemeinen Geschichte der mathematischen uiul Naturwissenschaften (chaire d'histoire gene- rale des sciences physiques et mathematiques) am College de France, wird von Littre (a. a. O. p. 202) mitgetheilt. Comte bezeichnet in dieser als Zweck einer solchen, ganz wie in seinem Cours de philosuphie positive, die , Entdeckung der Naturgesetze des grossen Phänomens der wissenschaftlichen Entwicklung des Menschengeistes auf dem Wege der Beob- achtung'. Wer aber mit der Erwartung einer Geschichte der Wissenschaften an Comte's Werk herantritt, dem bereitet dessen Leetüre keine geringe Enttäuschung. Was er in demselben antrifft, ist nicht die Geschichte der positiven Wissenschaften, sondern siurl diese selbst. Zwar nicht als angewandte, aber als Kant und die positive Philosophie. ß3 reine (theories scieutiliques, nulleinent leurs applications); als allgemeine, ^abstraete', deren Absehen auf die Gesetze der Erscheinungen gerichtet, nicht als besondere, ,concrete' (be- schreibende), deren Aufgabe die Anwendung jener Gesetze auf die verschiedenen existirenden Wesen ist: immerhin aber als die Wissenschaft selbst, nicht als deren Entwicklungsgeschichte. Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, und zuletzt auch , Biologie' und ,Sociologie' werden nicht bloss in encyclopä- discher Reihe , sondern selbst encyclopädisch ihrem Inhalte nach nacheinander als , positive' Wissenschaften abgehandelt. Nur gelegentlich fällt bei den ersteren ein Seitenblick auf deren Vorgeschichte, ihren theologisirenden und metaphysicirenden Em- bryonalzustand. So bei der Geometrie, deren in Comte's Augen unvollkommener Zustand der Einmischung sophistischer Rai- sonnements und ebenso ,krauser' (creuses) als , kindischer' (pueriles) metaphysischer Streitigkeiten über die Natur des Raumes Schuld gegeben wird. Bei Astronomie und Chemie, bei welchen auf deren einstigen mystischen und schwärmerischen Inhalt als Astrologie und Alchymie verwiesen wird. Endlich bei demjenigen Theile der Biologie, der vom Menschen und dessen moralischen und intellectuellen Fähigkeiten handelt, und wo der Begriff einer ^Seele' als Ueberrest aus dem metaphysisch- theologischen Vorstadium der Wissenschaft verworfen und als positive Form derjenigen Wissenschaft, welche einst ,rsycho- .logie' hiess, die Schädellehre Gall's und deren natürliche Tochter, die jPhrenologie' acceptirt Avird. Der Leser wird das beklem- mende Gefühl nicht los, dass dem Autor das Buch unter den Händen zu etwas ganz anderem gerathen sei, als er uj- sprüuglich ankündigte. Aus einer Geschichte ist eine Ency- clopädie der positiven Wissenschaften geworden. Eine doppelte Tendenz geht durch die Anlage des Conite- sehen Werkes, verschuldet und entschuldigt den in demselben herrschenden Mangel an Einheit. Die eine geht darauf aus, mittelst des von ihm entdeckten Fundamentalgesetzes zu zeigen, dass die Geschichte alles Wissens den unausbleiblichen Fort- gang vom theologischen durch das metaphysische zum positiven Stadium kundgebe. Die andere fusst auf der gleichfalls von ihm erfundenen , Hierarchie' der Wissenschaften und will alles überhaupt mögliche Wissen, sowohl dasjenige, was schon als ß4 Zimmermann. , positiv^ anerkannt, als dasjenige, das auf den ,positivcn' Stand- punkt erst von ihm (Comte) selbst zu erheben ist, als ,posi- tives' darstellen. Jene Tendenz ist historisch, diese dogma- tisch. Erstere stellt das Gesetz auf, dem jeglicher Fortschritt im menschlichen Wissen unterliegen soll; diese betrachtet das- selbe von Seite desselben Wissens als bereits erfüllt, die Gesammt- heit der Wissenschaften als in das oberste und letzte Stadium der Vollkommenheit (durch Comte) eingetreten. Der Cours de Philosophie positive ist im Sinne seines Verfassers nicht sowohl die Erzählung des allmäligen Werdens, als der Totalinbegriff des ,positiv' gewordenen d. h. des allein wahren und wirk- lichen Wissens selbst, zwar nicht sofern es die einzelnen (natur- historischen und historischen) Erscheinungen, wohl aber, inso- fern es die auf die Gesammtheit dieser letzteren, im Allge- meinen und ihren einzelnen Sphären nach, bezüglichen und dieselben beherrschenden Naturgesetze betrifft. Das bescheidene Ziel einer Geschichte der Wissenschaft erweitert sich im Verlauf zur Darstellung der Wissenschaft selbst. Nachdem er von Bacon die Methode und den Gedanken einer Umschreibung des möglichen Umfanges des Wissens er- erbt, erübrigte nur noch das Werk, das dieser unvollendet ge- lassen, die encyclopädische Darstellung des Inhaltes desselben. Mit dem Gelingen desselben war der stolze Plan der Instau- i-atio magna, die Neugestaltung der Wissenschaft zur Verwirk- lichung gebracht. Von diesem Gesichtspunkte aus hat Comte's positive Philosophie eine gewisse Aehnlichkeit mit den Unternehmungen der deutschen speculativen Philosophie seit Kant. Im Gegensatz gegen die vorsichtige Prüfung der Grenzen des Erkenntniss- verinögeus durch letztgenannten, war das Absehen seiner Nach- folger auf das absolute System der Wissenschaft gerichtet. Schelling's Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums und HegeFs Encyclopädie enthielten den Entwurf des gesammten Natur und Geschichte umfassenden Systems. Wie jener in der Naturphilosophie die empirische Natur, so stellte dies(M' in drr Pliil()so])hio der Geschichte die empirische Ilistorik als allgemeinen und unverilnderlicheu Gesetzen unter- worf(!n dar. Beide wie (.dornte von der Voraussetzung ausgehend, nicht nui-, duss solche die ol)joctive Natur und objective Rant und die positive Philosophie. 65 Geschichte beherrschende Gesetze an sich vorhanden, son- dern auch, dass dieselben d. h. das Ansich der objectiven Welt dem denkenden Subjecte erkennbar seien. In diesem Punkte machen beide, der naive Realismus der empiristischen Richtung-, dem Comte, und der absolute Idealismus der speculativen Philosophie, der Schelling und Hegel angehören, Front gegen die kritische Philosophie, welche die Qualität des Dinges an sich, folglich auch die Gesetze desselben als unbekannt und unerkennbar ansieht. Nur darin besteht ihre Verschiedenheit, dass jener als das Erkenntnissorgan des objectiven Seins die sinnliche, die speculative Philosophie die (angebliche) , apriorische', d. i. intellectuelle Anschauung be- trachtet. Die objective Erkenntniss der ersteren ist daher nothwendig inductiv (empirisch) , jene der letzteren intuitiv (apriorisch) ; der materialistische Realismus Comte's aber hat wie der Idealismus der speculativen Philosophie vor dem Dua- lismus der Locke'schen und der Cartesianischen Schule den Vortheil voraus, dass beide (obgleich im entgegengesetzten Sinne) monistisch sind. Jener identificirt (nach Hobbes' Vor- gang) das Denken mit einer , Bewegung' der Materie; dieser erkennt im Denken das einzige wirkliche Sein; die Gleich- artigkeit des Gewussten (des Objects, Sein) mit dem Wissen- den (Subject, Denken) rechtfertigt die dogmatische Voraus- setzung der Möglichkeit des Wissens. Die kritische Philosophie, die an die Skepsis, wie die positive an die Dogmatik der Erfahrungsphilosophie anknüpft, hebt diese Möglichkeit auf. Das Einzige, was ihrer Meinung nach über das objective Sein, das Ding an sich, wirklich ge- wusst werden kann, ist, dass es sei, nicht was es sei. Die angeblich aus der Erfahrung herausgelesenen Gesetze sind ihrer Ansicht nach vielmehr in dieselbe hineingelegt. Dieselben sind zwar, insofern sie , apriorisch' d. i. reine Formen der Sinnlich- keit, des Verstandes, der Vernunft und Urtheilskraft sind, aller- dings ,unveränderlich', aber nicht weil das uns unbekannt bleibende Object, sondern weil das dem Menschen allein be- kannte Subject der Erfahrung, sein Erkenntuissvermögen (wenigstens innerhalb der Grenzen der Menschheit) unveränder- lich ist. Räumlichkeit und Zeitlichkeit, Substantialität und Accidentalität, Causalität u. s. w. sind in ihren Augen zwar Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. 5 bÖ Zimmermann. nothwendig-e Formen der gesammten Erscheinungswelt, aber nur weil sie nothwendige Formen unseres Erkenntnissvermögens sind. Der Schluss, dass andere Formen der Erfahrung, z. B. die Zweckmässigkeit, Intelligenz und bewusste Absichtlichkeit der Natur oder Geschichte nicht wii-kliche Erfahrung, sondern durch anthropomorphistische Uebertragung subjectiver An- schauungsformen auf die objective Welt verursachter Schein einer solchen sein möchten, liegt von da nicht ferne. Durch Bedenken der Art wird die glückliche Unbefan- genheit der positiven Philosophie nicht beunruhigt. Ihr dogma- tisches Verti'auen in die inductive ist so unbedingt, wie das der speculativen Philosophie in die absolute Methode. Im Besitze derselben scheint ihr die Riesenaufgabe, die unveränderlichen Naturg-esetze im Bereich aller leblosen wie lebendigen Erschei- nungen, die der Gesellschaft inbegriffen, zu entdecken, nicht schwieriger als der letzteren der Ersatz alles empirischen Wissens durch apriorische Construction an der Hand der dialek- tischen Methode. Als er durch seinen damaligen Freund, Gust. v. Eichthal, der sich später von ihm trennte und zu St. Simon überging, der ihn mit jeuer Schrift Kant's bekannt machte, von der sogleich die Rede sein wird, eine Notiz von Hegel erhielt, fand er zwischen diesem und sich selbst ,eiue grosse Zahl von Berührungspunkten^, obwolil nicht (wie Eich- thal) eine , Identität des Princips^ (Jl'J"'^ entre lui et nous un grand nombre de points de contact, quoique je ne croie pas, comme vous, ;i l'identite des principcs, a. a. O. p. 157). p]r nennt ihn einen ,esprit positif dans les details' und ,homnTe de merite^, obgleich ^troj) metaphysique^ Er liebt durchaus nicht den , Geist' (es])rit), den Hegel eine so , sonderbare Rolle' (un i'ole si singulier) spielen lasse. Dagegen lo])t er. seine Beob- achtungsgabe; dass die Welt nur zu einer Zeit, im 11. Juhr- hunchirt nämlich, wahrhaft christlicji gewesen sei, lial)e fV richtig gesehen ; eine ,Beobaclitung von solchem Gewicht be- weise viel für ihn' fprouve beaucoup pour lui). Aus diesen Bemerkungen spricht eine Abneigung gegen die Methode Hegel's, insofern sie ,metaphysisch', keineswegs aber insofern sie von dem Vertrauen auf objective Erkenntniss belebt ist. Das Talent der , Beobachtung', das er in Hc^gc^l wahrzunehmen glaubt, lässt ihn Annäherung wünschen und Verständigung hoffen, wenn Kiint iiiiil liie positive PhiloKopliie. ((7 sich derselbe, schon jetzt , positiv im Einzehien', entschliesseu könnte, seine ,zu metaphysische' mit der , positiven' Methode zu vertauschen, Geg-en die ,Pansophie' Hegel's hat der Uni- versal-Encyclopädik er alles positiven Wissens nichts einzu- wenden. Wenn er an derselben Stelle Kant lobt, ja ilin über Heg-el stellt, den er ,moins fort' nennt, so ist es sicherlich nicht wegen des skeptischen Ferments seiner Philosophie geschehen. Vom Geiste der Skepsis ist in der positiven Philosophie zwar der Theologie und Metaphysik, der eigenen dogmatischen Er- kenntnisstheorie und inductiven Methode gegenüber aber gar nichts zu merken. Auch Kant ist wie Heg-el ein ,Metaphysiker', aber derjenige, welcher der positiven Philosophie ,am nächsten steht' (le metaphysicien le plus rapproche de la philosophie positive). Von der Lecture jener Kant'schen Schrift, die er durch Eichthal kennen gelernt, ist er völlig berauscht; er verschiebt Heg-el's Besprechung auf ein andermal; die ,Ueber- legenheit, (superiorite) der Kant'schen Abhandlung verschlingt seine Aufmerksamkeit'. Es ist das einzigemal, dass man bei Comte einer solchen Lobpreisung Kant's, überhaupt eines deutschen Philosophen begegnet. Sein Misstrauen gegen die ,Metaphysiker', das auch in obigem Briefe durchblickt, war zu gross, und seine eigene ,erudition' in der philosophischen Literatur, besonders des Aus- landes, wie er an demselben Orte bemerkt, nicht gross genug. Umsomehr muss die fast rückhaltlose Bewunderung Kant's in Erstaunen setzen. Wenn seiner Arbeit, sagt er, wie sie jetzt sei (der Cours de philosophie positive war damals [1824] noch nicht geschrieben), das Studium jener Schrift Kant's voran- gegangen wäre, so hätte sie in seinen Augen viel an ihrem Wei-th eingebüsst. Wäre nicht die Entdeckung des Entwick- lungsgesetzes des menschlichen Geistes durch die di-ei Zu- stände: den theologischen, metaphysischen und positiven, Kant hätte ihm kein anderes Verdienst übriggelassen, als seine (Kant's) Idee systematisirt und festgehalten zu haben. Es ist kaum möglich ein Lob auszudenken, das bei dem mehr als stark entwickelten Selbstgefühl des Urhebers der positiven Philosophie ausschweifender lauten könnte. Auch findet es dessen Biograph, dem das Verdienst gebührt, jenes 68 Zi mm p r 111 ann. interessante Bekenntniss zuerst publicirt und auf diese Bezie- hung- zwischen Comte und Kant aufmerksam gemacht zu haben, übertrieben. Er schreibt dessen Ueberschwänglichkeit dem Eindrucke der ersten Lecture zu und sucht es durch seine eigenen Bemerk ungen, auf die wir zurückkommen, zu schmälern. Dasselbe bezieht sich auf eine einzige, nicht um- fangreiche Abhandlung Kant's, die wenig mehr als eine Ge- legenheitsschrift ist. Von dessen übrigen Werken hat Comte, der kein Deutsch verstand, nie Kenntniss genommen. Die Schrift betraf einen Gegenstand, der, in Deutschland längst anerkannt und auf dem von Kant gewiesenen Wege durch die speculative Schule weit über die von ihm gesetzten bescheide- nen Grenzen ausgedehnt, in Frankreich so g-ut wie neu und, wie Comte sich rühmte, von ihm zuerst zum Rang einer , posi- tiven' Wissenschaft erhoben worden war: die Philosophie der Geschichte. II. Die positive Natur der Mathematik und der unorganischen Naturwissenschaften unterlag in Comte's wie seiner Zeitgenossen Augen keinem Zweifel. Für die organischen stand, so weit es sich um die vegetabilische und animalische Biologie handelte, dieselbe gleichfalls fest; die positive Natur der Psychologie oder der Lehre von den ,intellectuellen und moralischen Fähig- keiten' hielt Comte wenigstens durch die Lehre Gall's und die ,Thatsachen' der phrenologischen Beobachtung für erwiesen. Nur die Philosophie der Geschichte hatte (in Frankreich wenigstens) das theologisirende und metaphysicirende Gewand noch nicht abgestreift. Auch diese durch ihre Verwandlung in ,Sociologie' oder ,Socialphysik' positiv gemacht zu haben, betrachten die Anhänger Comte's und dieser selbst neben der Entdeckung der ,drei Zustände' und der , Hierarchie' der Wissenscliaften als dessen grösstes und originellstes Verdienst. Als Beweis dienen die Stimmen, die sein Biograph ge- sammelt, und die Thatsache, dass er auf diesem Felde zahl- reiche Nachfolger gefunden hat. Von diesen ist Buckle berühm- ter geworden als Comte selbst, auf den die Aufmerksamkeit erst durch jenen wieder zurückgolcnkt worden ist. Kin un- genannter Berichterstatter in der ]iritish and foreign Review Kant und die positive Philosophie. 09 (Littre p. 276) vergleicht Comte's Werk mit Niebuhr's. Letz- terem wirft er vor, in der Geschiclite nur entweder (theologisch) den , Finger Gottes^ oder (metaphysisch) die Idee des Schick- sals zu erblicken. Wenn die Grundlage des Comte'schen Werkes, meint der Kritiker, richtig ist, so wird es das denk- würdigste des 19. Jahrhunderts sein. Eine Philosophie der Geschichte ist eine Nothwendigkeit. Wenn Comte ihren Schlüssel gefunden hat, wird er zu gleicher Zeit ,der Bacon und der Newton der Geschichte^ sein. In der That, einen Newton hatte Kant ein halbes Jahr- hundert zuvor für die Geschichte ersehnt. In jener obenerwähnten Abhandlung, die Comte's Bewunderung erweckte, setzte er sich vor, den Leitfaden zu einer allgemeinen Geschichte zu ent- decken. Einen Mann hervorzubringen, welcher nach diesem im Stande wäre, sie abzufassen, überlässt er der schaffenden Natur — ,ihr, die einen Kepler hervorbrachte, der die excen- trischen Bahnen der Planeten auf eine unerwartete Weise be- stimmten Gesetzen unterwarf, und einen Newton, der diese aus einem allgemeinen Naturgesetze erklärtet Comte's Ent- zücken über Kant's Schrift mag nicht zum geringen Theile von der Ueberzeugung hergerührt haben, dieser Ersehnte zu sein. Nicht nur habe er lediglich die Idee systematisch durch- geführt, die Kant ,ohne sein Wissen' (a son insu) skizzirt hat, sondern der, positivste und unterscheidendste Schritt' (le pas le plus positif et le plus distinct), den er über Kant hinaus gethan habe, besteht seiner Meinung nach nur in der Ent- deckung des Gesetzes der drei Zustände, eines Gesetzes, das ihm ,die Grundlage der Arbeit scheint, deren Ausführung Kant gerathen hat' (la base du travail, dont Kant a conseille l'ex- ecution). Wäre der Urheber der positiven, auf dem Boden des empirischen Dogmatismus stehenden Philosophie in das Ver- ständniss der Kant'schen Schrift schärfer eingedrungen, das Verhältniss der eigenen zu Kant's Auffassung der Philosophie der Geschichte wäre ihm vielleicht in einem anderen Lichte erschienen. Immerhin ist sein Ausspruch, die deutschen, mit Kant's Ideen vertrauten Denker würden an seinem Werke nicht eben viel Neues entdecken, ein bedeutsames Zeugniss für die von ihm anerkannte Priorität der deutschen Philosophie YO Zinim»iinann. auch auf diesem Gebiete der Wissenschaft. Unter den eigenen Landsleuten Hess Comte nur Condorcet für seinen Vorgänger gelten und diesem wäre, meint er, wenn er, was nicht der Fall gewesen zu sein scheine, Kant's Schrift gekannt haben sollte^ ,wenig Verdienst* (bien peu de merite) übrig geblieben. Littre, der überhaupt das Verdienst hat, auf Comte's Vorläufer hingewiesen zu haben, fügt Turgot hinzu, in dessen Histoire des progres de l'esprit humain p. 294 sich auch bereits der deutliche Keim des von Comte entdeckten Fundamentalgesetzes der drei successiven Zustände der menschlichen Geistesent- wicklung vorfinde. Für deutsche Leser bietet die Beziehung der positiven zur kritischen Philosophie der Geschichte das nächste Interesse. Erstere füllt unter dem Titel: Physique sociale die stär- kere Hälfte, drei Bände, des Cours de philosophie positive; letztere ist in der Schrift: ,Ideen zu einer allgemeinen Ge- schichte in weltbürgerlicher Absicht* vom Jahre 1784 (S. W. her, V. Hartenstein IV. S. 291 — 309) enthalten, die nur wenige Seiten zählt. Diese Verschiedenheit erklärt sich, wenn man die erstere als (sehr weitläufige) historische Durchführung, letztere bloss als skizzirten Plan einer solchen erkennt. Dass die Entwicklung des Menschengeschlechtes ein unveränderliches Gesetz befolge, ist beiden gemeinschaftlich. Die positive Ge- schichtsphilosophie sieht dasselbe ihrem Principe gemäss als die unabänderliche Reihenfolge der geschichtlichen Erschei- nungen an, ohne weiter nach einem ausserhalb dieser letzteren gelegenen Grunde zu forschen. Die kritische verlegt den Ur- sprung desselben in eine , Endabsicht der Natur', nach welcher der scheinbar widersinnige Gang der geschichtlichen Begeben- heiten als eine planmässige, vernünftige I^ntwicklung sich dar- stelle. Beiden gilt als Subject der geschichtlichen Entwicklung nicht das Individuum, sondern die Menschheit als gesellige Gattung. Nach beiden steuert der Gang der Geschichte auf einen abschliessenden Endzustand los, der nach der Ansicht Comte's durch die vorangegangenen nothwendig bedingt, nach der Ansicht Kant's aber in der ursprünglichen , Endabsicht' der Natur gelegen ist. Die positive Philosophie fasst diesen schliesslichen Zustand der Menschheit als Herr- schaft des ,PositivisniusS die kritische dagegen als denjenigen Kant und die positive Philosophie. 71 Zustand^ ,in welchem die Menschheit alle ihre Anlagen völlig entwickeln kann', beide nach Kant's eigenem trefFcuden Aus- druck als eine Art , philosophischen Chiliasmus' auf. Jenem sind nach der Lehre Comte's ein metaphysischer und ein theologischer Zustand der Menschheit, diesem ist nach jener Kant's ein Zustand des Krieges zwischen Individuen und Staaten vorhergegangen. Ersterer wie letzterer stellen nur üebergangsstadien, aber als solche unvermeidliche Phasen dar, durch welche die Menschheit, um zu jenem Ziele zu gelangen, hindurchgehen muss, die sich nach Comte wie Kindheit und Jugend als organische Vorstufen zur Mannbarkeit, nach Kant wie von der Natur gewollte Mittel zu dem von derselben beabsichtigten Zwecke verhalten. Hierin liegt ein Grundunterschied beider Geschichts- philosophien. Beide Autoren sprechen von einem ,Naturgesetz' der Entwicklung der Menschheit; aber der eine versteht dar- unter ein lediglich physiologisches, der andere ein moralisches. Comte spricht von einer ,evolutiou', Kant von einer ,Bestim- mung' des Menschengeschlechtes. Jener überträgt das von ihm entdeckte Fundamentalgesetz der Entwicklung der Wissen- schaft auf die Geschichte der Menschheit. Wie sich die Wissenschaft durch die drei successiven Zustände, den theo- logischen, metaphysischen und positiven (Kindheit, Jugend, Mannheit) hindurchzieht, so zerfällt die Geschichte der Mensch- heit in ein theologisches, metaphysisches und positives Zeit- alter. Die Kenntniss dieses Gesetzes stammt aus der Er- fahrung; woher es selbst stamme, ob es der Menschheit durch einen übernatürlichen oder durch einen , Naturwillen' auferlegt sei, verbietet sich die positive Philosophie erforschen zu wollen. Ersteres wäre ein Rückfall auf den .theologischen', dieses auf den ,metaphysischen' Standpunkt der Geschichtswissenschaft. Indem Kant der Natur eine ,Endabsicht' zuschreibt d. h. sie selbst als mit Intelligenz und Willen begabt ansieht, hat er nach Comte's Ansicht den ,positiven' Standpunkt des Wissens noch nicht erreicht, ist er noch immer ,trop metaphysique', obgleich er demselben ,näher als jeder andere Metaphysiker' stehen soll. Das Charakteristische einer ,naturgesetzlichen' Entwick- lung im Gegensatz einer künstlichen liegt darin, dass sie ,un- 72 Zimmermann. gewollt', ja selbst wider Willen sich vollzieht. In diesem Sinne setzen beide, Kant wie Comte, einer Geschichtsconstruction durch einen launenhaften, obersten Herrscherwillen eine Ent- wicklung der Dinge entgegen , die eines solchen nicht bedarf, ja wenn ein solcher vorhanden wäre, seinen willkürlichen Ein- griffen zum Trotz nach unabänderlichen Gesetzen sich vollzöge. Die positive Philosophie erkennt die Existenz einer leitenden Intelligenz, ausser oder in der Natur, überhaupt nicht an. Die , Endabsicht der Natur' ist der kritischen zufolge doch keine beliebige, sondern zum mindesten eine solche, wie sie einer , Intelligenz' (d. i. einer vernünftigen Natur) eben zugemuthet werden darf. Der Gang der Geschichte ist ersterer zufolge überhaupt (durch Comte's Fundamentalgesetz) ,gebunden'; die , Absicht' der Natur ist durch deren , intelligente' Beschaffen- heit gebunden. Jene kann daher zu nichts anderem als zum Positivismus führen; diese darf avif nichts anderes als die vollkommenste Erreichung der Bestimmung der Menschheit gerichtet sein. Wenn diese nicht erreicht würde, meint Kant, so hätten wir nicht mehr eine gesetzmässige, sondern eine zwecklos spielende Natur; das ,trostlose Ungefähr' träte an die Stelle des Leitfadens der Vernunft. Da nun eine intelligente d. i. vernünftige Natur die Bestimmung der Menschheit wollen muss, so muss sie auch alles dasjenige wollen, was zu deren Erreichung unerlässlich ist. Die Bestimmung selbst aber kann keine andere sein, als eine solche, die mit einem , vernünftigen' Naturwillen verträglich ist. Organe, die nicht gebraucht werden, Anordnungen, die ihren Zweck nicht erfüllen, wären ein ,Widerspruch' gegen eine ,teleologische Naturlehre'. Bei allen Thieren bestätige dies sowohl die äussere als die innere Beobachtung. Daher müsse an- genommen werden, alle Naturanlageu eines Geschöpfes seien bestimmt, sich einmal zweckmässig und vollständig auszubilden. Wenn dies für den Älenschen nur in der , bürgerlichen Gesell- schaft', und zwar desto vollkommener, je vollkommener diese selbst ist, möglich sei — eine Ansicht, in welcher beide Philosophen einander begegnen — so sei die Errichtung einer solchen (und zwar der möglichst vollkommenen), damit aber auch die , eines gesetzmässigen äusseren Staatenverhältnisses', von dessen Bestand jene abhängt, das von der Menschheit als Kant unfl die positive Philosophie. 73 Gattung' in ihrem geschichtlichen Entwicklungsgang-e der Ab- sicht und dem Willen der vernünftig-en Natur gemäss zu lösende Problem. Scheinbar, aber auch nur dem Anscheine nach, ist dieses Ziel beschränkter als der , Positivismus' am Ende der Welt- geschichte. Dieser umfasst nicht nur den vollkommensten politischen, sondern auch den eben solchen religiösen, ästheti- schen, moralischen und intellectuellen Zustand der Mensch- heit, eine ,positive' Kirche, Kunst, Sitte und Wissenschaft. Der Ausführung desselben ist das zweite Hauptwerk Comte's, die ,politique positive' gewidmet, nach dessen Anleitung in Frankreich, England und in den Vereinigten Staaten prak- tische Gründungsversuche einer positiven Gesellschaft, Kirche und Schule mit massigem Erfolge gewagt worden sind. Genau genommen umfasst Kant's , höchste Absicht der Natur', näm- lich ,die Entwicklung aller ihrer Anlagen in der Menschheit' alle jene Aufgaben; die , bürgerliche Gesellschaft', der Staat und das Staatenverhältniss ist nicht selbst jener Zweck, sondern nur das Mittel dazu und nur aus diesem Grunde (nicht um seiner selbst willen) ,Absicht' der Natur. " An der Herstellung dieses ,Mittels', wie an jener des jpositiven' Zustandes arbeiten nun, das ist beider Lehre^ ohne, ja gegen ihren Willen sogar die entschiedensten Gegner des friedlichen Zusammenlebens der Menschen und Staaten auf der einen, des , positiven' Zustandes der Menschheit auf der andern Seite mit. Es ist die ironische Dialektik der Welt- geschichte, dass die Natur gerade mit Hilfe derjenigen ihre Zwecke durchsetze, welche dieselben vereiteln wollen, und dass der theologische Zustand der Menschheit den metaphysischen und dieser beider gemeinsamen Feind und Erben, den positi- ven aus sich gebäre. ,Das Mittel, dessen die Natur sich bedient, die Entwicklung aller ihrer Anlagen zu Stande zu bringen, ist der Antagonismus derselben in der Gesellschaft, sofern dieser doch am Ende die Ursache einer gesetzmässigen Ord- nung der Dinge wird' (a. a. O. S. 297). Kant versteht dar- unter die ,ungesellige gesellige' Natur der Menschen d. i. den Hang derselben in Gesellschaft zu treten, der doch mit einem durchgängigen Widerstreit, welcher diese Gesellschaft beständig zu trennen droht, verbunden ist. Dieser nur sei es, welcher 74 Zimmermann. ,die ersten wahren Schritte aus der Rohheit zur Cultur, die eigentlich in dem gesellschaftlichen Werthe des Menschen be- steht, herbeiführe' und ,iuit der Zeit eine pathologisch abgedrungene Zusammenstimmung zu einer Gesellschaft end- lich in ein moralisches Ganze verwandeln kann^ i)ie ,Un- geselligkeit' der Menschen zwingt sie zum , gemeinen Wesen^ und der ,Krieg der Staaten*^ dieselben zum , friedlichen Völker- bunde^ Die Natur hat die ,Unvertragsamkeit' der Menschen und Staatsköi-per zum Mittel gebraucht, ,um in dem unver- meidlichen Antagonismus derselben einen Zustand der Ruhe und Sicherheit auszufinden d. h. ihren auf die Realisirung ihrer Endabsicht gerichteten Willen durch die Einzelnen, obwohl ohne, ja gegen den Willen der Einzelnen durchzusetzend Der , Antagonismus' der Menschen und Staaten erscheint als _ — — — — — — — — — — — die Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. In ähnlicher unwillkürlicher Selb^tzerstörung bereitet das theo- logische Weltalter in Comte's Auffassung das metaphysische, dieses das positive vor. Eingereiht in den unveränderlichen Gang der Civilisation ei-füllt jener selbstsüchtige Trieb zur Vereinzelung und zum Kriege dort, wie das theologische und das metaphysische Stufenalter der Menschheit hier eine weltgeschichtliche Mission. Dem Auge des Geschichtsphilosophen , welcher dieselbe er- kennt, müssen sie nothwendig in einem anderen, mildei'en Lichte erscheinen, als dem moralischen Kritiker, der nur den unmoralischen Charakter des Krieges aller gegen alle, und dem , positiven' Beurtheiler, der nur den illusorischen Charakter der theologischen und uietaphysischen AVeltanschauung im Auge hat. Demselben stellt sich das Ganze der Geschichte als ein organischer Process, sei es als die Verwirklichung der Endab- sicht der Natur auf natürlichem Woge, sei es als das natür- liche Waciisthum dei- Menschheit durch Kindheit und Jugend zum Manncsalter dai-. In jenem darf kein IMittel entbehrt, in diesem kann keine Altersstufe übersprungen werden. Im teleo- logischen Gange der Geschichte hat der an sich verwerfliche Egoismus unil Widerstand gegen die gesellige Eintracht, so gut wie im physiologischen Gange der menschlichen Culturent- wicklung die an sich , leere' theologische und metaphysische AVeltanschauung an ihrer Stelle Berechtigung. Kant und die positive Philosophie. 75 Kant gelangt so wie Comte zu einer Art ^.Theodicee', als Rechtfertigung-sversuch der Existenz dessen, was beiden an sich für durchaus verwei'flich gilt. Kant findet die Un- geselligkeit durchaus nicht ^liebenswürdig'; aber ,die Natur weiss besser, was für ihn gut ist; sie will Zwietracht^ Comte schilt Theologie und Metaphysik ,Fiction'; aber ohne die theo- logische Weltbetrachtung fände sich die Menschheit beim Erwa- chen ihres Geistes in einen ,bösen Ring' (cercle vici6ux) einge- schlossen, aus welchem nur jene einen Ausw^eg (issue) bietet (a. a. O. I. p. 12). Alle Cultur und Kunst, sagt Kant, welche die Menschheit ziert, die schönste gesellschaftliche Ordnung, sind Früchte der Ungeselligkeit, die durch sich selbst genöthigt wird, sich zu discipliniren (a. a. O. p. 299). Comte nennt die spontane Entstehung der Gottesideen am Anfang der Mensch- heitsentwicklung ein glückliches Ereigniss, denn sie boten derselben einen Vereinigungspunkt (point de ralliement) und Nahrung für ihre Thätigkeit (aliment a son activite). Die drei Stufen des theologischen Weltalters, die durch die verschiedene Gestaltung der Gottesidee charakterisirt w^erden, das Zeitalter des Fetischismus, des Polytheismus und Monotheismus, stellen eben so viele der sich erweiternden Socialität den Menschen dar. Das letztere, welches den Höhepunkt des theologischen Weltalters und zugleich den Beginn des Verfalls desselben bezeichnet, umfasst in Comte's Sinne das gesammte christliche Mittelalter und gibt demselben Veranlassung zu einer mit der üblichen Geringschätzung seiner ,Finsterniss* stark contrastiren- den Würdigung der positiven Verdienste desselben um die Grundlegung der neuen Zeit. An Hegel gefiel es ihm, dass er bei ihm eine ähnliche wahrzunehmen glaubte. Aus diesem Sinne für das Historische, der ihn den Leibnitz'schen Ausspruch, dass das Gegenwärtige die schwangere Mutter des Zukünftigen sei, preisen lässt, entspringt es, dass ihm der blos zerstörende Charakter eines Zeitalters oder einer Lehre antipathisch ist. Dass er das metaphysische Weltalter, das seiner Ansicht nach schon im 12. Jahrhundert unserer Zeitrechnung beginnt, nur in diesem Sinne auffasst, steht nicht im Einklänge mit seiner eigenen Definition des metaphysischen Zustandes. Derselbe ist nicht bloss negirend , was die agents surnaturels der theolo- gischen Weltbetrachtung, sondern zugleich ponirend, was die 7b Zimmermann. entites seiner eigenen Weltanschauung- betrifft. Comte betrachtet es lediglich als epoque critique ou äge de transition revolution- naire, dessen Princip er im Protestantismus, dessen Höhepunkt er im Terrorismus der französischen Revolution erblickt. Die Zersplitterung des ersten in Secten, der antitheologischen Meta- physik in Schulen, ist in seinen Augen ein Mangel, mit welchem verglichen die ungebrochene Einheit der mittelalterlich-kirch- lichen Weltanschauung ihm ein beneidenswerthes Vorbild der künftigen Weltära des Positivismus scheint. Als Merkmal der letzteren gilt ihm im Gegensatze zu dem theologischen und militärischen Charakter des ersten und dem desorganisatori- schen des zweiten Weltalters der organisatorische, die Ver- einigung der beiden Principien der Ordnung und des Fort- schritts (ordre et progres), während von den beiden sich in die Herrschaft der Gegenwart theilenden Schulen die retrograde nur das erste, die progressistische nur das zweite, die dritte, die schlechteste aller Parteien, die stationäre, aller eigenen Ideen baar, abwechselnd das eine und das andere will. In dem Aufbau einer Organisation der Gesellschaft trifft Comte mit St. Simon zusammen, dessen Versuch einer solchen mittelst Auflösung der Familie und Abschaffung des Privat- eigenthums er grundsätzlich verwirft. Ebensowenig würde ihm Kant's Gründung einer Gesellschaft, in welcher Freiheit unter äusseren Gesetzen im grösstmöglichen Grade mit unwider- stehlicher Gewalt verbunden angetroffen wird, wie diesem als ,höchste Aufgabe der Natur für die Menschengattung' genügt haben. Vielmehr hat die Menschheit, zum Alter der Reife ge- langt, das in ihrer Kindheit mit unzureichenden Kräften unter- nommene Organisationswerk, welches das theologische Welt- alter geschaffen und das revolutionäre zertrümmert hat, von neuem vorzunehmen. Dass beide Systematisationen eine ge- wisse Analogie zeigen werden, ist ebenso begreiflich, weil die Menschennatur immer dieselbe ist, als dass sich beide von ein- ander wie Kindes- und Manneswerk unterscheiden werden. Die Gründung einer neuen Religion im Zeitalter des Positivis- mus ist daher ebensowenig wie jene einer neuen Hierarchie als Rückfall in's Weltalter der Theologie anzusehen. Diesem als in seiner Art gleichfalls organisatorischen, fühlt sich der positive Philosoph immer noch näher verwandt, als dem von Kant und die positive Philosopliie. 77 ihm nur für ,destructiv' ausgeg-ebencn der Metaphysik. Die Trennung- der geistlichen von der weltlichen Gewalt an der Stelle der Cäsaropapie^ sowie der freiwillig-e Gehorsam der letzteren gegen die erstere an der Stelle der erzwungenen Theokratie, entspricht seinen Wünschen für die positive Ge- sellschaft. Eine Art unfehlbaren Papstthums in des Stifters eigener Person ist dieser so wenig, wie seiner Zeit dem St. Simonismus erspart worden. Das ^positivistische Weltalter' und der , ewige Frieden' bilden den Schlusspunkt von Comte's und Kant's Geschichts- philosophien. Einen Grundunterschied beider hat Comte und nach ihm Littre richtig herausgefunden. Ersterer nennt jene Kant's ^metaphysisch', letzterer eine , Intuition'. Wahr sei es, dass die Geschichte ein Naturphänomen unter bestimmten Gesetzen sei; wahr auch, dass Kant dies eingesehen habe; ebenso sicher sei aber auch, dass die Basis seines Entwurfs gänzlich verfehlt (tout a fait ruineux) sei. Dieselbe sei nämlich keine andere, als das metaphysische Princip: die Natur thut nichts umsonst. Da nun die menschlichen Anlagen in dem Individuum, welches ephemer ist, nicht zur Entfaltung gelangen können, so müssen sie an der Gattung zu solcher kommen, welche beharrend ist. Kennern der positiven Philosophie brauche man nicht erst zu versichern, dass wir auf keine Weise zu wissen vermögen, ob oder ob nicht die Natur irgend ein Ding umsonst wolle. Das sei eine subjective Ansicht, unberechtigterweise übertragen auf das objective Gebiet. Kant's Idee ist eine ,intuitiou', keine ,demonstration'; letztere ist erst zu finden; Kant hat nur die Aufgabe gestellt. Die Bemerkung ist treffend, aber sie trifft nicht Kant. Zu jener Zeit (1784) war die erst sechs Jahre später er- schienene Kritik der (teleologischen) Urtheilskraft noch nicht geschrieben und Comte wenigstens (für Littre gilt diese Ent- \ schuldigung nicht) hat keine andere Schrift Kant's als jene Abhandlung zu Gesichte bekommen. In dieser äussert er sich allerdings so, dass der Irrthum erklärlich wird. Sein nächster Zweck ist, eine , Absicht' der Natur im scheinbar widersinnigen Lauf der menschlichen Begebenheiten nachzu- weisen; dass dieselbe der Natur nicht objectiv innewohne, sondern vom Subject in dieselbe hineingelegt, ihr angedichtet 78 . Z im in ermann. sei, bleibt, obwohl für Tieferblickende hinreichend sichtbar, im Hintergründe. Eine Analyse der Schrift mag deren Gedanken- gang biossiegen. Die Schrift hat den Zweck, in dem , widersinnigen Gang menschlicher Dinge eine Naturabsicht zu entdecken'. Da nämlich die Menschen in ihren Bestrebungen nicht blos instinctmässig, wie die Thiere, und doch auch nicht, wie ver- nünftige Weltbürger, nach einem verabredeten Plane im Ganzen verfahren, so scheine auch keine planmässige Geschichte (wie etwa von den Bären oder den Bibern) von ihnen möglich zu sein. Dennoch seien, was man sich auch in metaphysischer Absicht für einen Begriff von der Freiheit des Willens machen möge, die Erscheinungen desselben, die menschlichen Hand- lungen, ebensowohl als jede andere Naturbegebenheit nach all- gemeinen Naturgesetzen bestimmt. Die Geschichte, welche sich mit der Erzählung dieser Erscheinungen beschäftige, so tief auch deren Ursachen verborgen sein möchten, lasse dennoch von sich hoffen, dass, wenn sie das Spiel der Freiheit des menschlichen Willens im Grossen betrachte, sie einen regelmässigen Gang derselben entdecken könne, und dass auf die Art, was an einzelnen Subjecten verwickelt und regellos in die Augen falle, ,an der ganzen Gattung doch als eine stetig fortgehende, obgleich langsame Entwick- lung der ursprünglichen Anlagen derselben Averde er- kannt werden können'. Der Leser von heute erstaunt, wenn er von Kant im Jahre 1784, ein halbes .lalirhunilert vor Quetelet, zum Beweise jenes Satzes die Stetigkeit gewisser jScluiinbar keiner Kegel unterworfener' Zahlen, z. B. der Ehen, Geburten und Todesfälle angeführt werden sieht, ,und doch beweisen die jährlichen Tafeln derselben in giosseu Ländern, dass sie ebensowolil nach b(!ständigen Naturgesetzen geschehen, als die so unbc^ständigen AVltteruiigen, deren Ereigniss man einzeln niclit vorlicrbeslimiiicii kann, die ab(;r im Ganzen nicht ermangeln, den Wachsthuni den* PHaiizen, den T^auf der Ströme und andere Naturanstalteii in einem gleichförmigen, ununter- brocheuen Gange zu (irhaltcn'. So denken, meint Kant, auch einzelne Menschen, ja selbst ganze Vtilker wenig daran, dass, indem sie , ein jedes naeli seinem Sinne und einer oft wider den andern , ihre eigene Absicht verfolgen, sie unbemerkt an Kant und ilie positive Philosophie. 79 der Naturabsicht, die ihnen selbst unbekannt ist, als an einem Leitfaden fortgehen, und an derselben Beförderung arbeiten, an welcher, selbst wenn sie ihnen bekannt würde, ihnen doch wenig- gelegen sein würde. Das Wort ,Naturabsicht', ,planmässig'e Geschichte', dessen sich Kant bedient, und das auf das Dasein einer intelligenten Natur, welcher die , Absicht' und der ,Plan' zugeschrieben wird, als Voraussetzung hinzudeuten scheint, führt einen Nebengedanken mit sich, welcher nicht nothwendig mit der Behauptung, dass die Geschichte nach ^allgemeinen Naturge- setzen' sich entwickle, verbunden sein muss. Es ist etwas ganz anderes, anzunehmen, dass die scheinbar willkürlichen Hand- lungen der Menschen sich dem Zeusniss der Erfahruno- gemäss unter gewisse (innerhalb bestimmter Grenzen) unveränderliche Gesetze bringen lassen, als zu behaupten, dass diese Gesetze selbst von der Art seien, dass sie einer vernünftigen Intelligenz als ,Absicht' und ,Plan', d. i. als Mittel zur Durchfühi-ung eines derselben würdigen Endzweckes der Geschichte unter- gelegt werden könnten. Jenes würde auch dann der Fall sein, wenn die auf dem Erfahrungswege gefundenen allgemeinen Regeln (wie die AVitterungsregeln) keinerlei andern Werth be- sässen, als eben der Ausdruck einer gewissen beharrenden Be- schaffenheit scheinbar der Veränderlichkeit unterworfener Er- eignisse zu sein. Dieses dagegen schliesst ein, dass die im ersten Falle empirisch entdeckten , Naturgesetze' sich aus einem vorausgesetzten Weltendzweck, wie man ihn einei- ver- nünftigen, weltbeherrschenden Intelligenz allenfalls zutrauen darf, apriorisch als Mittel zu dessen Realisirung deduciren lassen. Der Gegensatz beider Fälle wird klar aus dem von Kant angeführten Unterschied zwischen Kepler's und Newton's Ver- dienst um die Auffassung der gesetzlichen Ordnung der Himmels- erscheinungen. Die Natur, sagt Kant, brachte einen Ke])hir hervor, der die excentrischen Bahnen der Planeten auf eine unerwartete Weise bestimmten Gesetzen unterwarf; und einen Newton, der diese Gesetze aus einer allgemeinen Naturursache erklärte. Während der eine die Gesetze entdeckt, welchen die Erscheinungen, entdeckt der andere das Weltgesetz, aus dem oU Zimmermann. jene Gesetze selbst folg-en. Dem aufsteigenden Gang- der Unter- suchung, der bei dem ersten von den scheinbar regellosen Er- scheinungen zu den dieselben beherrschenden Gesetzen empor-, setzt der andere den absteigenden entgegen , der von der , allgemeinen Ursache' zu den untergeordneten herabführt. Es ist keineswegs Kant's Absicht, durch seine Schrift den Beweis zu führen, dass Handlungen, wie die von ihm an- geführten, auf welche ,der freie Wille des Menschen so grossen Einfluss hat', nichtsdestoweniger einer , Regel' unterworfen seien. Vielmehr , bewiesen' das schon ,die jährlichen Tafeln derselben in grossen Ländern'. Kant beruft sich auf diese als Dokumente, durch welche die Thatsache, dass zwar scheinbar willkürliche Handlungen ,nach beständigen Naturgesetzen ge- schehen', ausser Zweifel gestellt werde. Immerhin handelt es sich noch darum, die Thatsache, dass scheinbar willkürliche Handlungen nach beständigen Naturgesetzen erfolgen, selbst zu erklären. Wenn man sich nach Kant's Ausdruck eines gewissen Unwillens nicht erwehren kann, sobald man der Menschen Thun und Lassen auf der grossen Weltbühne ausgestellt und bei hin und wieder anscheinender Weisheit im Einzelnen doch endlich alles im Grossen aus Thorheit, kindischer Eitelkeit, oft auch aus kindischer Bosheit und Zerstörungssucht zusammen- gewebt findet — so bliebe für den Philosophen keine andere Auskunft, als dass, da er bei Menschen und ihrem Spiele im Grossen gar keine vernünftige eigene Absicht voraussetzen kann, er versuche, ob er nicht eine Naturabsicht entdecken könne, aus welcher von Geschöpfen, die ohne eigenen Plan verfahren, dennoch eine Geschichte nach einem bestimmten Plane der Natur möglich sei. Auf die Entdeckung einer solchen ist daher Kant's, des , Philosophen', Absehen gerichtet. Er will sehen, wie er sagt, ob es ihm gelingen werde, einen , Leitfaden' zu einer solchen Geschichte zu finden ; den Mann hervorzubringen , der im Stande sei, sie darnach abzufassen, will er der Natur über- lassen. Letzteren vei-gleicht er mit Newton, während er- sich selbst die bescheidenere EoUe zuweist, die verborgene End- absicht der Natur aufzuspüren, als deren planmässige Vollzie- hung die Geschichte sich ansehen lasse. Kant und die positivp Pliilogopliie. R"! Kant betrachtet als diese das zu Stande bringen , einer innerlich und zu diesem Zwecke auch äusserlich vollkommenen Staatsverfassung' (a. a. 0. S. oOö). ,Eine solche', setzt er hinzu, ,ist der einzige Zustand, in welchem die Natur alle ihre Anlagen in der Menschheit völlig entwickeln kann/ Zur voll- ständigen und zweckmässigen Auswicklung sind aber ,alle Anlagen eines Geschöpfes (also auch des Menschen) bestimmt'. Bei allen Thieren bestätige dieses sowohl die äussere als innere Beobachtung. Ein Organ, das nicht gebraucht werde, eine Anordnung, die ihren Zweck nicht erreiche, sei ein Wider- spruch in der teleologischen Naturlehre. Gehen wir von jenem Grundsatze ab, so ,haben wir nicht mehr eine gesetzmässige, sondern eine zwecklos spielende Natur; und das trostlose Un- gefähr tritt an die Stelle des Leitfadens der Vernunft', Grund der Zuversicht Kants, einen ,Leitfaden' für die Geschichte zu entdecken, ist daher allerdings kein anderer, als die Zuversicht, dass ein solcher in der Natur überhaupt vorhanden sei. Die teleologische Naturlehre duldet keinen jWiderspruch'^ also auch nicht, dass vorhandene Anlagen nicht zur Entwicklung gelangen. Gibt es nun kein anderes Mittel, die im Menschen schlummernden Anlagen zur vollen Entfal- tung zu bringen, als eine vollkommene Staatsverfassung, so muss das Absehen der ,teleologischen' Natur, das unmit- telbar auf jene gerichtet ist, mittelbar auch auf diese gerich- tet sein. Worauf beruht nun die Zuversicht, dass die Natur über- haupt teleologisch sei? Offenbar auf dem festen Glauben, dass die Natur ,gesetzmässig' sei. Kant stellt in obiger Stelle , gesetz- mässige' und , zwecklos spielende Natur' als Gegensätze ein- ander gegenüber. Da nun das Gegentheil der , zwecklos spie- lenden' die , teleologische' Natur ist, so müssen Obigem zufolge letztere und , gesetzmässige' Natur im Sinne Kant's gleich- bedeutend sein. Und von diesem Gesichtspunkte aus fällt ein Licht auf den Werth, welchen die ,jährlichen Tafeln' der Ehen, Geburten und Sterbefälle durch die sich in ihnen kundgebende Gesetzmässigkeit für Kant's Versuch einer teleologischen Go- schichtsansicht besitzen. Denn erfolgen jene ,nach beständigen Naturgesetzen', ungeachtet ,der freie Wille des Menschen auf Sitzungstter. d. phil.-hist. Ol. LXXVII. Bd. I. Hft. 6 82 Zinniierma nn. sie so vielen Einfluss hat', so liefert dies einen Beweis, dass die Natur, auch wo sie in der Gestalt scheinbar willküi'liehei- menschlicher Handlungen auftritt, ,g'esetzmässig', also nach Obigem auch, dass sie ^teleologisch' sei. Zwar zerfällt diese Beweisführung, wenn die von Kant wie selbstverständlich angenommene Identität der Begriffe ,ge- setzmässige' und ,teleologische Natur' sich als unhaltbar erweist. Herbart schon (S. W. Bd. HI. S. 150) hat dagegen Einsprache er- hoben, dass ,der rein theoretische (wo nicht vielmehr ungereimte) Begriff einer Gesetzlichkeit des Zufälligen als die Definition des Zweckmässigen aufgedrungen werde'. Aus dem letzteren folgt zwar, dass eine solche gesetzmässig, aus dem ersteren keineswegs, dass sie teleologisch sei. Eine zweckmässig ein- gerichtete Natur, die gesetzlos wäre, lässt sich nicht denken ; dagegen lässt sich sehr wohl eine , zwecklos spielende' Natur denken, deren Erscheinungen dennoch , beständigen Gesetzen' unterworfen sind. Die teleologische Naturlehre einmal vorausgesetzt, bewegt die Beweisführung Kaut's sich in streng logischer Folgerung. Der erste, aus dem Begriffe derselben sich ergebende Satz ist das Theorem: Alle Naturanlagen eines Geschöpfes sind bestimmt, sich einmal vollständig und zweckmässig auszuwickeln. Das Gegentheil wäre ,ein Widerspruch gegen die teleologische Natur- lehre'. In Bezug auf den Menschen ist die Erfüllung dieser Bestimmung nur von der Länge oder Kürze seiner Lebens- dauer abhängig. Als des einzigen vernünftigen Geschöpfes auf Erden , ist dessen zur vollständigen Entwicklung bestimmte Naturanlage die Vernunft. Dieselbe, die als ein Vei'mögen, die Kegeln und Absichten des Gebrauchs aller seiner Kräfte weit über den Naturinstinct zu erweitern, keine Grenzen ihrer Ent- würfe kennt, wirkt selbst nicht instinctmässig, sondern bedarf Versuche, Uebung und Unterricht, um von einer Stufe der Einsicht zur anderen fortzuschreiten. Ein jeder Mensch würde daher ,unmässig lange' leben müssen, öder, da seine Lebensfi'ist kurz ist, es bedürfte eincsr ,un;il)schlich(!n Reihe von Zeugungen', deren eine dei" andern ,ilire Aufkläi-ung' überliefert, um alle Keime in der Menschengattung zu der ,dc!r Naturabsicht angemessenen' Entwicklungsstufe zu tn^ilxiu. Daraus ergibt sich als zweiter Kant und ilie positive Philosophie. ^3 Satz, dass sich diejenig-eu Naturaulageu, weiche auf den Gc- braucli der Vernunft abg-ezielt sind, am Menschen nur in der Gattung-, nicht im Individuum vollständig entwickeln sollen. Aus dem Besitz der Vernunft und der , darauf sich gründenden pt'reiheit des Willens^ folg-e aber nun weiter, es sei Absicht der Natur, dass der Mensch nicht durch Instinct geleitet oder durch anerschaffene Kenntniss versorg-t und unterrichtet werden, dass er vielmehr , alles aus sich selbst herausbringen sollet Denn die Natur — selbstverständlich ist nur die , teleologische Natur' gemeint — thue nichts überflüssig* und sei im Gebrauche der Mittel zu ihren Zwecken nicht verschwenderisch. Die Gabe der Vernunft nämlich sei ihm ein Ersatz für die , knappe' thie- rische Ausstattung (wie sie ihm statt Hörner, Klauen, Gebiss bloss , Hände' gab); als hätte sie sich in diesem Betracht ,in ihrer höchsten Sparsamkeit selbst gefallen'. Als Mittel, die Entwicklung aller Anlagen zu Stande zu bringen, gab sie ihm die , ungesellige Geselligkeit' (den , Antagonismus in der Gesellschaft') d. i. ,den Hang in Gesellschaft zu treten, verbunden mit einem durchgängigen Widerstände, welcher dieselbe beständig zu trennen droht'. Nur wo diese voll ständig-, aber nicht bei bevorzugten Einzelnen auf Kosten der Uebrigen, sondern für jeden auf gleiche Weise besteht, d. h. in einer Gesellschaft, welche ,die grösste Freiheit, mithin einen durch- gängigen Antagonismus ihrer Glieder und doch die genaueste Bestimmung und Sicherung der Grenzen dieser Freiheit hat, damit sie mit der Freiheit anderer bestehen könne', wird die höchste Absicht der Natur, die Entwicklung aller ihrer Anlagen i| in der Menschheit erreicht. Die Herstellung einer solchen d. i. einer , gerechten bürgerlichen Verfassung', muss daher das von der Natur der Menschengattung gesteckte Ziel und, da der Mensch alles, wozu er bestimmt ist, ,aus sich her- vorbringen soll', die Herstellung einer solchen durch die Men- schen selbst der Wille der Natur sein. Doch hilft es aber nicht, an einer gesetzlichen bürgerlichen Verfassung unter , ein- zelnen Menschen' zu arbeiten, so lange jedes solche , Gemein- wesen' von anderen seines Gleichen (ein Staat vom andern) dieselben Uebel erfahren muss, die den einzelnen Menschen drückten und ihn zwangen (mit andern seines Gleichen) in 6* 84 Zimmermann. einen gesetzmässigen bürgerlichen Zustand zu treten. Derselbe Antagonismus, welcher der Absicht der Natur gemäss die Ein- zelnen zwingt, sich zu einem bürgerlichen Gemeinwesen, ist es, welcher im Dienste derselben Naturabsicht die Staaten nöthigt, sich allmälig zu einem , grossen Völkerbunde' (foedus Amphiktyonum) zu vereinigen. Als die Vollziehung dieses ver- borgenen Planes der Natur, um eine innei'lich (d. i. innerhalb des einzelnen Gemeinwesens) und zu diesem Zwecke auch äusserlich (im Verhalten der einzelnen Gemeinwesen zu ein- ander) vollkommene Staatsverfassung als den einzigen Zustand, in welchem sie alle ihre Anlagen in der Menschheit völlig entwickeln kann, hervorzubringen, lässt sich nun die Geschichte der Menschengattung im Grossen betrachten. Allerdings nur, wenn wir voraussetzen, dass die Natur überhaupt , Absichten' habe. Unter Voraussetzung einer , teleo- logischen Natur' mag obige Erwartung der Philosophie immer- hin, wie Kant sagt, ,Chiliasmus' heissen ; derselbe ist mindestens ebenso berechtigt, wie der theologische. In diesem Falle bedürfte es nicht einmal der Bestätigung durch die Erfahrung, auf welche Kant mit den Worten: Es kommt nur darauf an, ob die Er- fahrung etwas von einem solchen Gange der Naturabsicht ent- decke. Gewicht legt. Existirt überhaupt eine teleologische Natur, so kann die Erfahrung keinen anderen als den Stempel ihrer ,verborgenen' Absichten tragen d. h. die letztere muss durch die Erfahrung , offenbar' werden. Was daher die Er- fahrung in diesem Falle zu erweisen vermag, ist, dass die Natur eine gewisse, im Gange der Dinge sich kundgebende, nicht aber dass sie überhaupt eine Absicht habe, welches letztere vielmehr schon vorausgesetzt wird. Auch ist, was Kant durch Erfahrung zu erweisen sich anschickt, in der That nui* das erstere. Schon jetzt sind die Staaten, bemerkt er, in einem so künstlichen Verhältniss zu einander, dass keiner in der inneren Cultur nachlassen kann, ohne gegen die andern an Macht und Einfluss zu verlieren; es ist also, wo nicht der Fortschritt, doch die Erhaltung dieses , Zweckes der Natur', selbst durch die ehrsüchtigen Absichten derselben, , ziemlich gesichert'. Auch ,büi'gerliche B'reiheit' kann jetzt nicht mehr wohl angotiistet werden, ohne den Nachtheil davon in allen Kant und die positive Philosophie. 35 Gewerben, namentlich dem Handel, dadurch a])er auch die Abnahme der Kräfte des Staates im äusseren Verhältniss zu fühlen. Da nun diese Freiheit , immer weiter g'cht^, die per- sönliche Einschränkung im Thun und Lassen immer mehr auf- gehoben, die allgemeine Freiheit der Religion nachgegeben und ,init unterlaufendem Wahn und Grillen^ das ,grosse Gut', Auf- kläruna: nach und nach bis zu den Thronen verbreitet und auf deren Regierungsgrundsätze einflussreich wird, so lässt sich hoffen, dass ,nacli mancherlei Revolutionen der Umbildung' endlich ,ein allgemeiner weltbürgerlicher Zustand als der Schooss, worin alle ursprünglichen Anlagen der Menschheit ent- wickelt werden, dereinst einmal zu Stande kommen werde'. Da nun, wenn letzteres wirklich die , höchste Absicht' der Natur wäre, jenes im natürlichen Laufe der teleologischen Natur- entwicklung sich wirklich so ereignen müsste, so lässt sich aus dem Factum seines wirklichen Bestandes umgekehrt schliessen, dass Obiges wirklich die ,verborgene' Absicht der Natur mit der Menschengattung sei. Angenommen nämlich, die grösstmögliche Entwicklung aller im Menschen schlummernden Anlagen sei die Absicht der Natur, welche nur in einem vollkommensten Staatswesen möglich ist, so ist nichts anderes zu erwarten, als dass der wirkliche Lauf der Begebenheiten eine stetige Ver- vollkommnung des letzteren aufweisen werde. Da nun dieses, wie die Erfahrung (wenn auch nur ,in etwas Wenigem') zeigt, wirklich der Fall ist, so ist damit auch bezeugt, dass jenes wirklich die Absicht der Natur sei. Man braucht nicht weit zu forschen, um dem Original dieser Schlussweise, welche als ,transscendentale Deduction' in Kant's Philosophie eine Hauptrolle spielt, auf die Spur zu kommen. Der nächste Satz schon entdeckt die ursprüngliche Quelle des Kant'schen Lieblingsverfahrens, durch das mit Vor- liebe angewendete Gleichniss der Himmelsbewegungen. Zwar von dem Gange der Naturabsicht erschliesst die Erfahrung ,nur etwas Weniges' ; der Kreislauf derselben scheint so lange Zeit zu erfordern, bis er sich schliesst, dass man aus dem kleinen Theil, den die Menschheit in dieser Absicht zurückgelegt, nur unsicher die Gestalt ihrer Bahn und das Verhältniss der Theile zum Ganzen bestimmen kann. Doch aber nicht unsicherer, als 36 Z imnierin:inii man aus allen bisherigen Beobachtimg-en des Himmels den Lauf, den unsere Sonne sammt dem Heer ihrer Trabanten im grossen Fixsternsystem nimmt^ zu bestimmen vermag. Und ,aiis dem allgemeinen Grunde der systematischen Verfassung des Wcltbaues' und aus dem Wenigen, was man beobachtet hat, , zuverlässig genug', um auf die Wirklichkeit eines solchen Kreislaufes zu schliessen. Letzterer Satz enthält den Schlüssel zu Kant's Argumentation. Wird nämlich die , systematische Verfassung des Weltbaues' als ,allgemeiner Grund' (hypothe- tisch) vorausgesetzt, so lassen sich daraus bezüglich des Laufes der Sonne und ihres Gefolges im ,grossen Fixsternsystem' gewisse Folgerungen ableiten. Werden nun letztere, wenn auch nur in einem mit ihrer Menge verglichen geringen Theile durch wirkliche Beobachtung als Thatsachen erwiesen, so lässt sich daraus ,zuverlässig genug' auf die Wahrheit der obigen , Hypothese' d. i. der zu Grunde gelegten systematischen Ver- fassung des Weltbaues schliessen. Wenn daher, ist Kant's Schluss, die Erfahrung auch nur ,etwas Weniges', was aus der Hypothese einer auf die vollkommenste Staatsverfassung gerich- teten Naturabsicht folgen müsste, als thatsächlich aufwiese, so wäre dadurch die Wahrheit obiger Annahme , zuverlässig genug' erwiesen. Allerdings nur dieser bestimmten, nicht des Vorhanden- seins einer Naturabsicht überhaupt. Wer aus gegebeneu Beob- achtungen eines beweglichen Weltkörpers auf die Beschaffen- heit seiner Laufbahn schliesst, setzt überhaupt voraus, dass sich derselbe in einer Kegelschnittscurve bewege, und es fragt sich nun weiter: in welcher r' Zu dieser Voraussetzung hat der Astronom innerhalb seiner Wissenschaft ein unzweifelhaftes Recht-, das des ,Philosophen', der Natur , Absicht' beizulegen, ist erst zu erweisen. Ist der Begriff einer , teleologischen Natur' überhaupt ein Widerspruch, oder zum mindesten eine unerwieseue Voraussetzung, so hilft es wenig, die Nothwendig- keit einer dereiustigen vollkommenen Gestaltung der bürger- lichen Verfassung aus dem Grunde darzuthun, weil die nur auf diesem Wege erreichbare vollkommene Entwicklung der Vernunft nicht ohne Widerspruch gegen die , teleologische Naturhihrc' unmöglich gemacht werden könne. Kaut xiud lue positive Philosophie. 37 Der ganzen Ansicht Kaut's lieg-t die Abneigung der Ver- nunft zu Grunde, eine , zwecklos spielende' d. li. eine ,absiclits- lus' tliätig-e Natur zu denken. Den Gegensatz der geschicht- lichen und der blossen Naturereig-nisse macht es nicht aus, dass die einen mit Absicht, die anderen zwecklos ertblaen. Sein Streben geht dahin, den Begriff der teleologischen Natur- lehre' auch auf die Geschichte auszudehnen. An dem Vorliau- densein einer , Naturabsicht' in dem ,widersinnig-en' Gange menschlicher Dinge zweifelt er dem Anscheine nach nicht; nui- eine eigene vernünftige Absicht kann der , Philosoph' bei Menschen und ihrem Spiele im Grossen nicht voraussetzen. Das Eigenthümliche der g-eschichtlichen Handkmgen liegt darin, dass sie ohne, ja wider die Absicht der Handelnden einer Naturabsicht dienen. Während die eigentliche Naturlehre dasjenige umfasst, was nach der Absicht der Natur durch das- jenige geschieht, was selbst keiner Absicht fähig- ist, nimmt die Geschichte dasjenig-e auf, was nach der Absicht der Natur absichtslos oder absichtlich durch diejenigen erfolgt, die als vernünftige Gescliöpfe fähig sind, mit Absicht zu handeln. Sind die Objecto der erstereu, die eig-entlichen Naturwesen, des freien Handelns unfähig, so sind die letzteren, die freien Vernunftwesen, obgleich der Freiheit fähig und sich derselben bedienend, nichtsdestoweniger nicht frei, da was durch sie geschieht, nur nach der Absicht der Natur geschieht. So ist es auch im Sinne einer , teleologischen Naturlehre' wahr, dass die menschlichen Handlungen ,wie jede andere Naturbegebenheit' nach ,allgemeinen Naturgesetzen^ bestimmt seien. Ein verborgener ,Plan', eine geheime ,Naturabsicht' schreibt dem Entwicklungsgange der Natur wie des Menschen- geschlechts seine , Gesetze' vor. Allerdings was hier , Gesetz' heisst, setzt einen , Gesetzgeber' voraus; eine anschauende Intelligenz, welche die ganze zukünftige Entwicklung vor ilirer Entfaltung im Geiste überschaut und will und die in Natur und Menschheit gegebenen Bedingungen demgemäss zur Keali- öiruug ihres Zweckes als Mittel verwendet. Wie in der staat- lichen Gesetzgebung vom Zwecke des Staates, so ist in der Gesetzgebung der Natur und Geschichte planmässig lenkenden Intelligenz der Inhalt der Gesetze von dem durpli Natur und g^ Zimmermann. Menschheit zu realisirenden Endzwecke abhäng-ig. Eine von Anfang- feststehende ,Bestimmuno-' zeichnet dem veruunftloseu wie dem vernunftbegabten Geschöpf seine Entwicklung vor, die in der vollständigen Auswicklung aller in demselben gele- genen Keime und Anlagen besteht. Zur Erreichung dieses Zweckes, der die ,Naturabsicht' ausmacht, sind die Gesetze der Natur und dieser gemäss die Erscheinungen geordnet. Von der theologischen unterscheidet sich diese teleo- logische Ansicht der Natur und Weltgeschichte in zwei (aller- dino-s wesentlichen) Punkten. Dieselbe setzt an die Stelle der göttlichen eine ,Naturabsicht' und lässt den Endzweck aller Menschengeschichte, die vollkommene Entwicklung der Ver- nunftanlage nicht an den Individuen, die ,insgesammt sterben', sondern an der ,unsterblichen' Gattung sich vollziehen. Dagegen hat sie den Gegensatz gegen das ,trostlose Ungefähr' (a. a. 0. S. 295) und den , epikurischen Zusammenlauf wirkender Ursachen, (a. a. O. S. 302) mit jener gemein. Ersteres ist ihr so antipathisch, dass sie für den , Grundsatz': alle Naturanlagen eines Geschöpfes sind bestimmt, sich einmal vollständig und zweckmässig aus- zuwickeln, kein schlagenderes Argument vorzubringen für nöthig hält, als : wenn wir von ihm abgehen, so haben wir nicht mehr eine gesetzmässige , sondern eine zwecklos spielende Natur, und das trostlose Ungefähr tritt an die Stelle des Leitfadens der Vernunft. Zwar der Möglichkeit, dass durch den ,un- gefähren Zusammenstoss' von Staaten wie von den ^kleinen Stäubchen der Natur' unter allerlei versuchten Bildungen, die durch neuen Anstoss wieder zerstört werden, auch ,von Unge- fähr' eine solche gelingt, ,die sich in ihrer Form erhalten kann', vermag sich auch Kant nicht zu verschliessen. Allein dies nennt er , einen Glücksfall, der sich wohl schwerlich (!) ereignen wird'! Es scheint ihm , vernünftiger', anzunehmen, ,die Natur verfolge hier einen regelmässigen Gang, unsei-e Gattung von der untern Stufe der Thierheit au allmälig bis zur höchsten Stufe der Menschheit zu führen'. Letztere Annahme, da sie dem , trostlosen Ungefähr' entgegensteht, hat demnacli auch den Anspruch, für , trostvoller' zu gelten. Oder wolle man , lieber', dass aus allen diesen Wirkungen und Gegenwirkungen der Menschen im Gi-ossen überall nii-lits, wenigstens nichts Kluges Kant Hiiil die positive Philosophie. SO henuiskomme, dass es bleiben werde, wie es von jeher gewesen ist, und man daher nicht voraussagen könne, ob nicht die Zwietracht, die unserer Gattung so natürlich, am Ende für uns eine Hölle von Uebeln in einem noch so gesitteten Zu- stande vorbereite, indem sie vielleicht diesen Zustand selbst und alle bisherigen Fortschritte in der Cultur durch barbarische Verwüstung wieder vernichten werde? Kant nennt dies ,ein Schicksal, wofür man unter der Regierung des blinden Unge- fähr nicht stehen könne^, das aber doch in dem von Kant selbst vorher angedeuteten und als möglich zugelassenen , Glücksfalle' wenigstens kaum sich ereignen kann, wenn, ob- gleich nur ,von Ungefähr', eine Bildung, die sich in ihrer Fonn , erhalten kann', gelungen sein sollte. Der Gegensatz zwischen der Annahme des ,blinden Ungefährs' und einer weisen ,Natur- absicht' laufe, sagt Kant^ auf die Frage hinaus, ob es wohl vernünftig sei, Zweckmässigkeit der Naturai^stalt in Theilen und doch Zwecklosigkeit im Ganzen anzunehmen? Da bei der , Zweckmässigkeit in Theilen'' gleichfalls von einer , Natur- anstalt' d. i. von einer veranstaltenden Naturabsicht die Rede ist, so drückt jener Gegensatz nicht sowohl das Verhältniss des ,blinden Ungefährs', das jede ,Naturabsicht' ausschliesst, zur planmässigen Naturgestaltung, als vielmehr den Gegensatz zwischen einer ,in den Theilen' klugen, aber im Ganzen zwecklosen, und einer im Ganzen und in den Theilen einsichts- vollen , Naturanstalt' aus. Dass letztere Annahme , vernünftiger' sei, wenn nur zwischen den zwei letztgenannten zu wählen ist, leidet keinen Zweifel; in der angeführten Stelle aber war von drei, statt bloss von den letzten beiden Fällen als ,möglichen' die Rede und so ist durch das obige Argument der erste derselben, der , Glücksfall des Ungefähr' nichts weniger als ausgeschlossen. Der Unterschied der drei von" Kant aufgestellten Fälle besteht in Folgendem. In Bezug auf den ersten handelt es sich um die Frage, ob es , vernünftiger' sei, in der Natur überhaupt , Vernunft' oder , blindes Ungefähr' anzunehmen. In Bezug auf die andern beiden dagegen darum, ob, einen Plan der Natur einmal vorausgesetzt, es , vernünftiger' sei, denselben n u r in den Theilen oder auch im Ganzen vorauszusetzen. Der Schwer- 90 Zi nimermauu. punkt der Eutscheidung liegt im Begriffe des ,Verüüiit"tigeii^ Wird uiitiär Veruünftigkeit in Bezug auf die Vorstellung der Natur eben nichts anderes verstanden, als die Vorstellung, das« dieselbe ,planmässig' vorgehe, so versteht es sich von selbst, dass die entgegeugesetzte Vorstellung des , blinden Ungefähr' eben unvernünftig sei. Nach dieser Auffassung besteht die jVernünftigkeit^ darin, auch der Natur , Vernunft' und ,plan- niässiges Vorgehen' beizulegen d. h. die Vorgänge in derselben so vorzustellen, wie sie sein müssten, wenn die Urheberin derselben, die Natur, ein vernünftiges d. i. nach Plan und mit Absicht handelndes Wesen wäre. Dies einmal zugegeben, wäre die Annahme, die Natur handle nur ,in Theilen' zweckmässig, im Ganzen aber , zwecklos^, allerdings , unvernünftig' ; die Natur einmal als , Vernunftwesen' gedacht, kann sie nur als sowohl im Ganzen wie in den Theilen vernünftig gedacht werden. Jenem zufolge wäre eine Vernunft, die die Natur nicht als , Vernunft- wesen', diesem zufolge eine Vernunft, die sie nur ,in Th(;i- len' (statt im Ganzen) als solches dächte, nicht werth ihres Namens. Dem Anscheine nach liefen nun alle drei Fälle auf ein und dasselbe, auf den Begriff der Vernünftigkeit hinaus, der das Vernunftwesen zwingt, die Natur als Veruunftweseu zu denken. In Wirklichkeit aber vcjrhält sich die Sache ganz and(!is und hat der Begriff der Vernünftigkeit im ersten Falle eine ganz andere Ti'agweite als in den beiden anderen Fällen. Wird nämlich einmal die Natur als Vernunftwesen gedacht, so ist damit schon gesagt, dass es ein Widerspruch wäre, wenu dieselbe zwar in den Theilen, aber nicht im Ganzen als sol- ches gedacht würde. Letzterer Gedanke ist eine nothwendige Consequenz des ersten Gedankens; wer den ersten denkt, muss nothwendig den zweiten decken, wenn er folgerichtig denkt. Die Vernüiiftigkeit im , Ganzen' ist eine nothwendige Folge der Vernünftigkeit der Natur, die eben kein Vernunftwesen wäre, wenn sie es bloss ,in Theilen' wäre. Der Gedanke einer vernünftigen Natur steht mit ilem Gedanken einer ,durchg"ehends' vernünftigen Natur in so engem Zusammenhange, dass der eine nicht ohne den andern gedacht werden, und aus der Setzung Kaut iiuil ilie pusitivc Philusuphie. 91 des eiueu direct auf" das Gesetztsein dos audeni äjeschlosseii werden kann. Wenn eine vernünftig-e Natur ist, lautet die Forderung- der Vernunft, so kann sie nur im Ganzen und in den Theilen vernünftig- sein. Wird dagegen vermöge einer unabweislichen Forderung der Vernunft die Natur von dieser als ,Vernuuftwesen' gedacht, so folgt daraus keineswegs, dass sie auch wirklich ein solches sei. Jene Forderung der Vernunft gilt nur für diese selbst d. i. für ein Denken, das Anspruch darauf macht, für , ver- nünftig^ zu gelten. Möglich wäre es immer, dass von der Art, wie sie gedacht wird, ganz unabhängig die Natur als solche jVernunftlos^, ein , epikurischer Zusammenlauf wirkender Ur- sachen' wäre. Dass auf diesem Wege des , ungefähren Zusam- menstosses' Bildungen zu Stande kämen, die sich ,iu ihrer Form erhalten könnten', wäre zwar nach Kant's Ausdruck ein , Glücksfall', der sich , schwerlich' ereignen wird; wenn er sich aber auch nur überhaupt ereignen k a n n, so ist aller noth- weudigen Annahme der Vernunft zum Trotz eine , vernunftlose' Natur keine Unmöglichkeit. Während daher der Gedanke einer vernünftigen Natur den Gedanken einer du r chg eh ends ver- nünftigen Natur mit Nothwendigkeit nach sich zieht, zieht der wenn auch unvermeidliche Gedanke einer vernünftigen Natur die Existenz einer solchen keineswegs nach sich. Möchte daher die Annahme einer , vernunftlosen' Natur immerhin wider die Vernunft, der vernünftige Gedanke einer jNaturvernunft' muss darum nicht schon Erkenntniss sein. Vielmehr bleibt nach dem Vorigen die Möglichkeit offen, dass eSj der unabweislichen Vernunftforderung ungeachtet, die Natur als jVernunftwesen' zu denken, mit der Natur, die da ist, auf ganz entgegengesetzte Weise sich verhalte. Die Vernunft- annahme einer vernünftigen Natur kann ein unvermeidlicher Schluss, aber nichtsdestoweniger ein Fehlschluss sein^, wie es der von Kant sogenannte Paralogismus der reinen Vernunft bezüglich der Existenz eines für sich bestehenden Seelenweseus ist. Die teleologische Natur, eine Ausgeburt der Vernunft, schliesst die Möglichkeit nicht aus, deren, obgleich unvermeid- liche Selbsttäuschung, ein ^Vernunftroman' zu sein, dem keine Realität entspricht. u2 Zimmermann. Dass Kaut nicht behauptet hat^ eine Natur ohne Absiclit und Wille sei eine Unmöglichkeit, liegt nach Vorstehendem auf der Hand. Ebenso, dass der Gedanke einer , teleologischen Natur' aus der Abneigung der (subjectiven) Vernunft entspringt, eine , zwecklos spielende' Natur, ein blindes Ungefähr zu den- ken. Mit klaren Worten spricht Kant dies von der natürlichen Tochter der teleologischen Natur, von der teleologischen Ge- schichte, aus. Nachdem er in seinem neunten Satz (a. a. O. S. 307) einen philosophischen Versuch, die allgemeine Welt- geschichte nach einem Plane der Natur zu bearbeiten, der auf die vollkommenste bürgerliche Vereinigung abzielt, als möglich und selbst für jene Naturabsicht als beförderlich er- klärt hat, fährt er fort: nach einer IdeC;, wie der Weltlauf gehen müsste, wenn er gewissen vernünftigen Zwecken ent- sprechen sollte, eine Geschichte abzufassen, sei allerdings ein befremdlicher und dem Anscheine nach ungereimter Anschlag ; es scheint, in einer solchen Weise könne nur ein Roman zu Stande kommen! Zwar wenn man annehmen dürfe — dass man es darf, sagt er nicht — dass die Natur selbst im Spiele der menschlichen Freiheit nicht ohne Plan und Endabsicht verfahre, so könnte diese ,Idee' immerhin brauchbar sein, aller- dings nur zum , Leitfaden, ein sonst planloses Aggregat mensch- licher Handlungen, wenigstens im Grossen, als ein System darzustellen'. Kant spricht von der teleologischen Auffassung der Geschichte nicht wie von einer Thatsache, sondern wie von einem Hilfsmittel zur systematischen Darstellung derselben. Die Möglichkeit , dass das so Dargestellte d. i. der Gang menschlicher Handlungen, als solches nichts weniger als , systematisch', nichts Besseres sei als ein ,planloses Aggregat', ist so wenig ausgeschlossen, wie durch die ,vernünftige' Annahme einer ,Endabsiclit in der Natur' die Möglichkeit eines vernunft- losen , Ungefähr'. Deutlicher noch drückt sich Kant in dvA- später verfassten Kritik der Urtheilskraft aus. Schon die Kritik der reinen Ver- nunft hat nach dem bestätigenden Zeugniss eines scharfsinnigen neueren Darstellers von Kaut's Teleologie (Stadler: Kaut's Teleo- logie Berl. 1874) zu dem Ergebuiss geführt, dass der Naturzweck nicht aus der Natur abgelesen werden kann. Nach der Kritik der Kant uiiil rlie positive I'hilosophip. 93 Urtheilskraft kann nicht nur nicht ausgemacht werden, ob Dinge der Natur als Naturzwecke betrachtet, für ihre Erzeugung eine Causalität von ganz besonderer Art (die nach Absichten) erfordern oder nicht, sondern es kann auch nicht einmal gefragt werden, weil der Begriff eines Naturzweckes seiner objectiven Realität nach gar nicht erweisbar ist. (Vgl. Stadler a. a. 0. S. 120.) Für ,vermessen'^ erklärt es Kant (Kr. d. U. §. 75, VII. S. 277), zu behaupten, dass in der Natur ein hinreichender Grund der Möglichkeit organisirter Wesen, ohne ihrer Erzeugung eine Absicht unterzulegen (also im blossen Mechanismus derselben), gar nicht verborgen liegen könne, denn, sagt er mit denselben Worten wie obenLittre: , woher wollen wir das wissen?^ Ueber den Satz, ob ein nach Absichten handelndes Wesen den Natur- zwecken zu Grunde liege, lässt sich ,objectiv gar nicht, weder bejahend noch verneinend urtheilen^; wenn wir demungeachtet nicht anders können, als ,ein verständiges Wesen der Möglichkeit jener Naturzwecke zu Grunde zu legen', so geschieht dies lediglich ,nach dem, was uns einzusehen durch unsere eigene Natur vergönnt ist, nach den Bedingungen und Schranken unserer Vernunft', demnach schlechterdings sub- j e c t i V ! Der ,anthropomorphistische' Charakter des teleologischen Naturbegriffes, den die positive Philosophie der kritischen ab- spricht, kann nicht unverholener ausgedrückt werden. Derselbe hat nach Stadler's triftiger Bemerkung ,trotz seiner empirischen Gelegenheitserzeugung' einen ,rein subjectiven Ursprung'. Auch dieser (a. a. 0. 127) nennt es eine , allerdings natürliche Illu- sion der Vernunft', wenn sie den ,pi-ojicirten' Zweck im Laufe des Naturmechanismus als Glied zu entdecken meint. Der Vorwurf, welchen die positive Philosophie auf die kritische wälzt, fällt auf sie selbst zurück. Diese hat niemals sich angemasst, die Thatsächlichkeit einer intelligenten Natur, aber ebensowenig die Thatsächlichkeit einer nicht intelli- genten erkennen zu wollen. Statt der Erfahrung als einziger und untrüglicher Erkenntnissquelle zu vertrauen, hat sie in vor- sichtiger Zurückhaltung sich begnügt, ' die Bedingungen einer solchen, vor dieser selbst, zum Gegenstände der Forschung zu erheben. Das skeptische Facit derselben erschüttert die Grund- 94 Z im ra eriii a Uli. Knut uuil die positive Philosophie. lag-e der positiven Philosophie. So bestechend durch Einheit im Ganzen und Neuheit im Einzelnen ihre Ergebnisse aus- fallen, den gerechten Tadel, dass ihr erkenntnisstheoretischer Charakter unkritischer Dogmatismus sei, vermag sie so wenig wie Bacon's empiristische Richtung, aus der sie ent- sprang, von sich abzuwehren. XI. SITZUNG VOM 22. APPJL. Der Secretär verliest Dankschreiben des n. ö. Gewcrbo- vereins und der deutschen Gresellschaft für Natur- und Vfilkcr- kunde Ostasiens für Ueberlassung- der academ. Publicationen. Herr Dr. Matthias P a n g e r l ersucht um Aufnahme seiner Untersuchung- über die Witigonen in die Schriften der historischen Commission. Die Aufnahme der von Herrn Gustos Adolf Wolf ein- gesendeten Sammlung von Briefen von Hoffmann von Fallers- ieben und Moriz Haupt an Ferdinand Wolf in die Sitzungs- berichte wird genehmigt. An Druckschriften wurden vorgelegt: Accademia Pontificia de' nuovi Lincci: Atti. Anno XXVII. Sess. 2''''. Roma, 1874; 4". Akademie der Wissenschaften, Kgl. Preiiss., zn Berlin: Monatsbericlit. Februar 1874. Berlin; 8". — — nnd Künste, Südslavische: Rad. Knjijja XXVI. U Zagrebii, 1874; 8". Starine. Knjiga V. U Zagrel)«, 187S; 8". Bern, Universität: Akademische Geleg-cnheitschriften ans d. J. 187.3. 4". u. 8". Gesellschaft der Wissenschaften, kgl. hölim.: Sitzungsberichte. 1874, Nr. 1. Prag; S«. - — kgl. Sachs., zu Leipzig. Abhandlungen der philolog.-histi)r. Classe. VI. Band, Nr. ,5; VII. Band, Nr. 1. Leipzig, 1873; 40. — Abhandlungen der matliem.-phys. Classe. X. Band, Nr. 6. Leipzig, 1873; 4". — Berichte der philolog.-histor. Classe. XXIV. Band 1872. Leipzig, 1873; 8". — Berichte der mathem.-phys. Classe. 1872, Heft 3 u. 4; 1873, Heft 1 u. 2; Leipzig, 1873; 8". — Elemente des ersten Cometen vom .Jahre 1830. Von L. R. Schulze. Leipzig, 1873; 8". 96 Marburg, Universität: Akadeiniselie Gelegenlieitsscliriften seit November 1872. 4". n. 8^ Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt. 20. Band. 1874. Heft IV. Gotha; 4". Revista de Portugal e Brazil. Nr. 11 u. 12. Lisboa, 1874; 4«. Revue politique et litteraire' et ,Revue scieutifique de la France et de, l'etranger'. HI« Ännee, 2« S^rie, Nr. 42. Paris, 1874; 4". Societä Italiana di Antropologia e di Etnologia: Archivio. IV. Vol. Fase. I". Firenze, 1874; 8«. Society, The Royal Geographical, of London: Proceedings. Vol. XVIII. Nr. 2. London, 1874; 8". Verein, histor., für das Grossherzogthura Hessen: Archiv für hessische Ge- schichte und Alterthumskunde. XIII. Band, 2. Heft. Darmstadt, 1873; 8». — Register zu den zwölf ersten BJinden des Arcliivs für Hess. Gesch. und Altertliumskunde. Darmstadt, 1878; 8". — Die vormaligen geist- lichen Stifte im Grossherzogthum Hessen. I. Band. Von G. Willi. Justin Wagner. Darmstadt, 1873; 8". Wolf. Briefe von Hoffraann von PallersleljHn und Moriz Haupt an Fenl Wulf. 'J7 Briefe von Hoifmann von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferdinand Wolf. Herausgegeben vou Adolf Wolf. In dem Nachlasse meines verewig-ten Vaters fanden sich nebst einer geringen Zahl Briefe von Hoff mann von Fallers- leben (im Ganzen acht) dreissig Briefe von Moriz Haupt an denselben vor. Im Sommer 1834 verweilten diese beiden, um die Wissen- schaft hochverdienten Männer, deren Tod so rasch nach einander erfolgte, ' in Wien, avo sich ihr Freundschaftsbund untereinander und mit Ferd. Wolf knüpfte, und aus dem Ende dieses Jahres stammen die frühesten Briefe, welche Hoffmann und Haupt an Wolf richteten. Die Briefe Hoffmann's gehen vom Jahre 1834 bis zum Jahre 1839, ihnen schliesst sich noch der letzte aus dem Jahre 1852 stammende Brief an. Die ungleich zahlreicheren und be- deutenderen Briefe Haupt's reichen von 1834 bis 1850; nament- lich in den Jahren 1835 bis 1837 sind die Briefe Haupt's häutig und inhaltreich. Sie sind ein schönes Denkmal des reinen und selbstlosen Eifers für die Wissenschaft, und der enthusiastischen Hingebung an dieselbe, mit der die germanistischen und roma- nistischen Studien in den Jahren 1830 — 1840 betriebeji wurden. Bei dem Abdrucke dieser Briefe habe ich mich streng an die Schreibweise der Briefsteller gehalten. Die Briefe Hoffmann's sind sämmtlich mit deutschen, die Haupt's, mit Aus- nahme der beiden letzten, mit lateinischen Lettern und kleinen Anfangsbuchstaben geschrieben. "' Hoffmann von Fallersleben starb am 29. Jänner, Haupt am T). Fobniar 1874. Sitzungslier. d. phil-liist. Cl. l,XXVn. Rd. I. Hft. 7 98 Wolf. Die von dem Herausgeber lierrührenden Anmerkungen sollen nur die in den Briefen vorkommenden Bezüge auf manche, jetzt schon ludb verschollene literarische Produkte jener Jahre erläutern und werden vielleicht auch dem Fach- manne nicht ganz unwillkommen sein. Einige kurze biogra- ]dnsclie Notizen durften ebenfalls nicht fehlen. Wien, im März 1874. Adolf Wolf. I. Briefe von Hoffmann von Pallersieben. 1. Zittau, 31. Dec[ember] 1834. Lieber Freund! Spät, aber nicht minder herzlich muss ich Ihnen noch meinen Dank sagen für die vielen freundlichen Beweise Ihrer Theilnahme. Ihnen zunächst verdanke ich den heiteren und erfolgreichen Aufenthalt zu Graz. ' Wenn Sie nächstens dahin schreiben, so bitte ich mich bestens zu empfehlen und alh; meine Bekannten wissen zu lassen, dass ich noch oft und gern in froher dankbarer Erinnerung mit ihnen in Graz lebe. Schade, dass ich nicht länger verweilen konnte! Es waren schöne Tage. So eben schreite ich zur Herausgabe des holl[ändisclien] Gedichtes von Floris ende Blancefloer door Diederic van As- senede. - Es wäre mir sehr angenehm, wenn nun auch Sie sieh entschliessen wollten, für das franz[()sische] Gedicht gleichen Inhalts etwas zu thun. [Jhland hat mir seine Absclirift ('in(M- pariser Ils. abgetreten. Diese ITs. stimmt niu' im Allgemeinen ' Ferd. Wolfs Stiefvatoi-, Dr. .Toscpli Si'lnvambero-er, war oiiior dor ano-e- sehensten Advocatcii in (»raz; au diesen war Hoffniaiiii durch Wolf, der einen «^rDsseu Tlioil seiner .Tufi'endjalire in Graz zugebracht hatte, enipfolilen wurden. - Wurde in den Horae Belgicae, Pars .S, abgedruckt. Briefe von Hoffmann von Fallersleben iiiui Moiiz Haupt an Fe rd. Wolf. !:)'.( übereil! mit der im Romancero fraii(;|uis| von I*|aiiliu| Paris ' p. 55. 599. beschriebenen. - Verschafften Sie sich nun clavun vollst[ändige] Abschrift und nähmen die Uhhindsche dazu, so hätten Sie so ziemlich was Sie brauchen. In Wien würden Sie, oder in Leipzig, schon einen Verleger tinden. | Es wäre doch schön, wenn wir doch Einen poetischen Stoff des Mittel- alters, und namentlich diesen wunderlieblichen in allen Sprachen vor uns hätten. Das Verhältniss der einzelnen Litteraturen und die Art. und Weise, wie jedes Volk so etwas behandelte, würden lichter hervortreten als jetzt bei unserer beschränkten Kenntniss möglich wird. Nun, schreiben Sie mir Ihre Meinung, die Abschrift wartet auf Ihren Wink. Kommen Sie nicht bald nach Graz? Dort liegt eine PgHs. einer Kaiserchronik aus späterer Zeit, worin gewiss manches Eigenthümliche vorkommt. Ich bitte , selbige ein- zusehen. Ich konnte sie leider nicht benutzen. Wenn Sie nächstes Jahr nach Dresden und Berlin gehen, so sprechen Sie auch bei uns vor. Vielleicht könnte ich Sie dann bis ins Ge- birge oder nach Prag begleiten. Vertreiben Sie Endl[icher] die bösen Grillen! Er arbeitet offenbar zu viel. Es wäre oft gescheidter, er läse statt des Schi-King die Weinkarten und Speisezettel u. studirte die Naturgeschichte der Schmarren und horchte auf die Töne des Jägerhorns (Bräuner Str[asse] ?) * '^ Grüssen Sie die ganze Bibliothecam Palatinaiu fi'eund- lichst von Ihrem * lege meo periculo Dorotheenstrasse. Hpt. ^ H. V. F. 2. Breslau, 9. Januar 1835. Lieber Freund! Diesen Morgen '^ 6 Uhr bin ich von meiner sächsischen Reise fröhlich heimgekehrt. Ich habe viele Briefe voi-gefunden, 1 Paris. 1833. 8«. 2 Siehe S. 114. Aum. 7. ■* Ein damals stark besuchtes Weinhaus. * Mit rother Tinte von Moriz Haupt geschrieben. 100 Wolf. so auch den Ihrigen. Ich freue mich herzlich, dass Sie mir Gelegenheit geben, Ihnen eine kleine Gefälligkeit zu erweisen. Die begehrte v[on] d[er] Hagensche Schrift besitze ich selbst und lasse sie Ihnen hiemit zukommen. Ich hoffe, Sie werden dadurch ermuthigt werden, andere Wünsche mir zu offenbaren, Sie dürfen überzeugt sein, dass ich gern bereit bin, mein frohes Andenken an Sie und Ihre freundliche Theilnahme zu erneuen. Die schlesische Zeitschrift liegt bereit, sagen Sie, durch wen? und sie geht sogleich ab. Uhland war sehr erfreut über Ihre Gabe, so auch Grimm. ^ Nur müssen Sie über diesen nicht zürnen, wenn er mit der Rec[ension] zögert. Er giebt eben seine deutsche Mythologie heraus und hat ganze Stösse | Bücher zum Recensieren liegen, wozu er natürlich vor wirklich drückenden Amts- und anderen Arbeiten nicht kommen kann. Berücksichtigen Sie doch meinen Vorschlag in Betreff des Flos. 2 Die Sache gefällt mir immer besser, weil sie mir immer ausführbarer erscheint. Mit den herzlichsten Gi'üssen Ihr H. Breslau, 3. Juni 1835. o ■o t-T La Rauschen, Lieb, la Rauschen, S Ich acht nit, wie es geht — -2 rs O 3 SO mochtet Ihr wohl singen, Ilir Herren der k. k. Ilofbiblio- tliek, als Ihr den armen Rauschen zum 44male •' in die AA^elt schleudertet, in's ungewisse Menschenloos, denn dieser Bruder* ^ Möp^liclierwciso das 183'] erscliieiiene Bucli F. Wolfs ,ITel>cr die iieiiosti-n Lcistnugen der Franzosen fiir die lloransgabe ilirer National-IIoldeu- gedichte', u. s, w. 2 Vgl. Brief 1. 3 Es wurde nur eine geringe Anzahl von Exemplaren von dem Rüelilein jVon Bruoder Kansclien* abgezogen; darauf lM>y,irlit sieh auch die Unter- schrift Hoffmann's zu diesem Briefe. Briefe von HolVniaiin von FallersleliPii vind Moriz TTanpt an Feril. Wulf. 101 R[ausch] ist mir erst vor wenigen Tag-eu aus Zittau zukommen. Nun, er befindet sich wohl und munter und ich habe mir seine tollen Streiche von ihm selbst erzählen lassen zu meinem be- sonderen Ergötzen, auch gerne vernommen, wie er so grund- gelehrt ist in allerlei Sprachen und Künsten. Man sollt's nicht glauben, wenn man's nicht sähe. Sogar sinesisch! Das ist diabolisch, oder mit Kopitar und Budik ' zu reden, bestialisch. Doch ich will nicht hyperbolisch werden, es ist die Möglich- keit geschehen. Ich wusste von dem Kerl so gut wie gar nichts und habe doch etwas gewusst, was Sie mitsammt dem gnädigen Herren ^ wissen konnten. Im Aufsessischen An- zeiger irgendwo gebe ich Nachi'icht über einen Druck des Br[uder] R[ausch]. Ich kann die Stelle nicht | gleich finden und schreibe lieber aus meinen Sammlungen den Titel ab : ,Von Bruder Rauschen, Was Avunders er getriben hat in einem Kloster, darinn er Siben Jar sein zeit vertriben hat, vnd gedient in eines Kochs gestalt, etc. (Holzschn|"itt])'. 8". 15 Blätter. Am Ende: , Gedruckt zu Nürnberg, durch Fi'iderich Gutknecht.' In der Kirchenbibliothek zu Zelle an der Alter (zwischen Bremen und Fallersleben). ^ Friedrich Gutknecht ist, glaube ich, ein Zeitgenosse von Val[entin] Neuber, eher älter als jünger, so dass also dieser Druck nach dem ersten angeführt werden musste. Und wie schön, wenn ich auch ins Büchel gekommen wäre. Was übrigens mein Rauschen anbetrifft, so geht es damit sehr an. Ich trinke seit dem 2. April an 12 Flaschen Wein und gehe selten zu Weine, und ein Geburtstagsgeschenk meines Bruders, ein Anker Wein, ist schon V2 «Tahr unterwegs. | Uebrigens meinen herzlichen Dank und ich will darauf St. Stephan's und St. Ferdinand's Minne trinken (cf. Horae belg[icae] II, 46). ' Beamter der k. k. Hofbibliothek, später Bibliothekar in Klao^enfurt-, siehe über ihn Wurzbach, biograph. Lexikon des? Kaiserthnms Oesterreich, Bd. II. 105 und die Nachträge in Bd. XI. 376. 2 Offenbar ist Endlicher gemeint, der mit Wolf den Bruoder Rausclien herausgab, und in den späteren Briefen Hoffmann's meist auf diese Art bezeichnet wird. 3 Die Notiz von Hoffmann steht im 2. Jahrgange des Anzeigers von Aufsess, Sp. 75. 102 Wolf. Endlich sehe ich Land bei raeinem Wörterbuche zu Floris ende Blancefloer. Sobald es vollendet, beginne ich die Vor- rede und dann stosse ich dies Schiff ab. Ich wollte Sie wären hier, oder ich wäre dort, Sie hätten mir in Erklärung der romfanischen] Wörter wesentlich nützen können. Was heisst: Hi entrimeerde an een sant? • Wenn ich auch encrimeerde lese, kommt doch nichts heraus, der Sinn ist wol: er ankerte. Wissen Sie kein rom[a- nisches] Wort, was ähnlich klingt? Auf den 2. Theil der Fundgruben bin ich selbst sehr be- gierig. Wie es damit werden soll, weiss Gott. Der Stoff ist kaum zu überwältigen und Amts- und andere Arbeiten treten meist immer wieder störend dazwischen, wenn ich einmal im Zuge bin. Ich muss ein neues CoUegium ausarbeiten : Ency- klopädie und Geschichte der deutschen Philologie. Diesmal sollte ich es schon lesen, es hatten sich aber zu wenig ge- meldet, und das war Grund für mich, es aufzuschieben. | Ihr Anerbieten in Bezug auf Graz ist sehr freundlich. Ehe ich Sie, lieber Freund, um bestimmte Dienstleistungen ersuche, muss ich erst meine Papiere genau durchmustern. Uebrigens schreiben wir uns ja noch vor Ihrer Abreise. Meine Monat- schrift soll mit der ersten Gelegenheit abgehen, ein Ex[emplar] für Sie, eines für den gnäd[igen] Herren. Bewegen Sie doch E[ndliclier], dass er mir auf meine An- fragen antwortet. Er schreibt immer so hastig und beklagt sich, dass er nicht wisse, was ich wünsche, und ich habe mir die Seele schon ausgewunschen. Sollten auch o oder 4 Briefe ver- loren gegangen sein, so ist doch des Gewünschten noch so viel, dass er mit dem Erfüllen alle Hände voll zu thun haben kann. Nun ich ihm geschrieben habe, dass ich komme, - nun wird er erst gar nicht schreiben. Sagen Sie ihm, ich läge tödt- lich danieder an der Sehnsucht nach Wien und meine Schmerzen könnten nur gelindert werden durch ein kleines Brieflein an Ihren und seinen der k. k. Hofbibl[iothek| verpflichteten H. A.IT. S. C. H. E. N. Nr. 44. ' Siehe Horao IJelf^fieaf, \k III. \'(j|-s ",t7, iiinl ilio Aniii. zu (liosfcm Ver.se. 2 Hoffinanii kam aber erst \8'M) wieder nach Wien. Briefe von Hoft'munii von Fallorsleben und Moriz Haupt an Perd.Wolf. 10;} Am Kande des Blattes : Für Endlicher: Was ist Tyrebijn (so im Reim) oder Tm-ibim ' für ein Baum, Strauch? An Terebinthus wol nicht zu denken. Zittau, 19. April IS^G. Zu gemeinsamer freundlicher Erinnerung- an unseren Wiener Sommer habe ich Ihnen lieber Wolf, und Haupt beiliegendes Schriftchen gewidmet.'- Möge es auch bei Ihnen seinen heiteren Zweck erreichen und Sie zu einem Studium einladen, das Ihren vielseitigen wissenschaftlichen Bestrebungen nicht fern liegt. Floris und Blancefloer soll später erfolgen. Meine Monatschrift '^ schickte ich Ihnen schon im vorigen Sommer (4. Juli), habe aber nie erfahren, ob sie in Ihre Hände gelangt ist; sie war an die Rohrmannsche Buchhdl. gerichtet und ich bitte dort nach- zufragen. Zu meiner deutschen Philologie ^ schreibe ich eben die Vorrede, wobei mir Haupt durch Rath und That den wesent- lichsten Dienst erweiset. Ich mache Sie auf das Buch auf- merksam, weil ich von Ihnen vielerlei dafür erwarte, was sich von Ihnen eben nur erwarten lässt. Schon heute bitte ich um Auskunft über Folgendes: | W ann ist Matthias H ö fer,'^ Pfarrer zu Keniaten bei Linz, ge- storben? wann Jos. Georg Meinert" geboren, Tag und Jahr? und so möchte ich auch Geburts-Ort, Jahr und Tag von Franz Ziska '' 1 Siehe Horae Belg. p. III. Vers 978. u. Anm. zu Vers 962. - Caerl ende Elegast. (Horae Belgicae P. 4.) 3 Monatschi-ift von und für Schlesien. Breslau. 1829. 2 Bde. Die biblio- graphischen Angaben über Hoftmann's Werke sind zum grössten Theil aus J. M. Wagner's Büchlein ,Hoffmanu von Fallerslebeu 1818 — 1868. Fünfzig Jahre dichterischen und gelehrten Wirkens' (Wien. 1869. 8".) geschöpft. '' Die deutsche Philologie im Grundriss. Breslau. 1836. 8". -'' S. über ihn Wurzbach, 1. c. IX. 99. 6 S. Wurzbach, XVII. 281. ■J S. österr. Nationalencyklopädie, Thl. V. 8.431. ZiJka ist den 15. November 1855 in Wien gestorben. 104 vvoif. (jetzt Tschischka) wissen. Auch der Geburtstag von Castelli fehlt mir und über Grünsteiner,' K. Meisl ^ und Raimund habe ich nichts ermitteln können. Fragen Sie doch Ziska, ob er mir nicht einen besonderen Abdruck (wenn es solchen etwa giebt) von seinem Idiotikon in den Beiträgen zur Landes- kunde Oesterreichs untel* der Enns verschaffen kann? u. suchen Sie für mich zu erwerben: Maurus Lindermayer's ■' Dich- tungen in ob der ennsischer Volksmundart. Linz. 1822. 8". Wenn Sie mein Buch erst vor Augen haben, werden Sie sehen, dass ich zu einer neuen Auflage Mancherlei bedarf, wasx ich nur durch meine Wiener Freunde erhalten kann, und wer könnte mir jetzt noch helfen , seit Endlicher in die Farrenkräuter, Meerschnecken und andere Seeungeheuer hinein- gerathen ist? | Sollte es denn gar nicht möglich sein, eine Abschrift zu erhalten von Cod. Vind. 2841 (früher Hist[oria] eccl[esiast.ica] 68)? Ich habe mich deshalb nun schon so oft vergeblich an Endlicher gewendet. Es ist eine Papierhdschr. des 15. Jhrh. 111 Blätter in fol. und enthält die Evangelien in Versen frei bearbeitet und also beginnend: Got ainig ewig alles gut Freilich möchte ich nicht gern, dass Goldhahn ^ nicht (sie!) darüber käme, weil er von meinem Fund der ganzen Welt gleich abschriebe; auch wissen Sie, dass ich Goldhahn's Schrift nicht liebe und seine Preise noch weniger. Eben so wäre mir eine Abschrift der niederdeutschen Gedichte in Nr. 2940 (früher Hist[oria] prof[ana] 739) 5 höchst willkommen. Ich kann Ihnen ' Dieser Name kommt bei Wurzbach und in der österr. Nationalencyklo- pädie nicht vor; auch Gö decke, der im 4. Hefte des 3. Bandes seines fJrundrisses den Antheil Oesterreichs an der dramatischen Dichtunj^ im 10. Jh. mit grossem Fleisse und vieler Gründlichkeit zusammengestellt hat, kennt diesen Namen nicht. 2 R. Wurzbach, XVII. 2S4. •' Recte Lindemayer, s. Wurzbacli, XV. '201. * Franz Goldhann, geb. in Wien 17Sl', gestorben in Raden 1!^56, ein be- kannter Alterthumsforscher, der auch mit Anticiuitäten handolto, und oli- wohl vermöglich dncli Onjuen deutscher Handschriften gegen Bezalilung besorgte. ^ Das Citat ist nicht richtig; denn die Hs. 2940 war früher Lunaelacensis, Q. 151; gemeint ist Nr. 2it40 *. Briefe von Hoffinaiin von Fallerslelien und Mori/. Haupt an Ferd. Wolf. 1 Oo f'reilicli nicht zumuthen, dass Sie sich einer so mühsamen Arbeit unterziehen, aber unter Ihren Augen und Ihrer Anleitung würde ein nur einigermassen gescheiter Abschreiber meinen Wünschen genügen. Die Lambacher Hs. • ist wol noch immer niclit wieder an's Tageslicht gekommen? und wie mag es sich mit Seifried's Lucidarius- verhalten? Ich kenne von letzterem nur eine späte schlechte Abschrift. | Wir besprachen früher ein Wiedersehen in Breslau. Wollen Sie nicht einmal einen Ausflug in's Riesengebirge und über Breslau nach Berlin und Dresden machen? Was Sie bei uns zu suchen haben, lockt freilich nicht, aber eine Reise nach den beiden letzten Orten lässt sich recht gut mit einem Abstecher nach Breslau verbinden, wohin Sie auf Bett und Tisch und Unter- haltung meine Wenigkeit einladet. Nur noch wenige Tage vind ich eile nach Hause zurück, wo mich neue Arbeiten erwarten. Den Sommer gedenke ich die erste Abtheilung meines Iter Austriacum-^ herauszugeben. Ich werde genöthigt sein, Ihre Güte dabei in Anspruch zu nehmen, worauf ich Sie heute schon vorbereite. Gegen den Herbst zu beabsichtige ich eine Reise nach Holland, Belgien und Paris. Darüber später mehr. Leben Sie recht wohl und bleiben Sie eingedenk Ihres H. V, F. Gemeint ist höchst wahrscheinlich die Handschrift Nr. 4696 (olim raona- sterii Lambacensis) der k. k. Hof bibliothek, über deren Inhalt Ferdinand Wolf im -2. Bande der Altdeutschen Blätter, S. 311 — 316, berichtet. Die bibliographischen Angaben über F. Wolfs Schriften sind dem Schrift- chen Mussafia's ,Reihenfolge der Schriften Ferdinand Wolfs' (Ans dem Almanach der k. Akad. d. Wiss. XVI. Jahrg. 1866 besonders abgednu-kti, entnommen, was ich hier, um Wiederholungen zu vermeiden, ein für alle Mal bemerke. Die Gedichte, die unter Helbling's Namen gehen, sind in der Wiener Handschrift 2887 (Philol. 50) enthalten und fiiliren die Ueberschrift ,Der deine Lucidarius'. ,Iter Austriacum. Altdeutsche Gedichte aus österreichischen Bibliotheken.' Unter diesem Separattitel erschien bekanntlich l«.i7 der H. Band der Fundgruben fiü- Geschichte deutscher Sprache. 106 Wolf. 5. Breslau, 12. Februar 1837. Vor einigen Tagen empfing ich Floresta de rimas castella- nas. ' — Haben Sie tausend Dank, lieber Freund, für dies schöne Geschenk und Ihr noch schöneres Andenken an einen fernen Verlassenen! Vorläufig kann ich das gewiss vortrefi"- liche Werk nur hinstellen als ein Buch mit 7 Siegeln; es wird aber die Zeit konmien, welche mir manchen verschlossenen Genuss öffnen und meine Seele wunderbar stärken und laben wird. Was haben wir nun zimächst von Ihnen zu erwarten? Sie sitzen im Schosse der schönsten Hülfsmittel und an der Pforte günstiger Gelegenheit. Ihr seid glückliche Leute! Blicke ich auf meine Bres- lauer Armseligkeit, so weiss ich gar nicht, wie ich Euch be- neiden soll. I Dass ich nach Wien binnen 2 Jahren komme, - mochte ich als gewiss aussprechen. Schreiben Sie mir doch gefälligst ganz ausführlich, wann die Wiener Bibliotheksferien sind. Wenn ich einmal komme, will ich meine Zeit möglichst gut anwenden. Ich habe in Wien noch viel, sehr viel zu arbeiten. Vor allen Dingen muss ich meinen Katalog der Wiener IIss.^ vollenden. Wie er jetzt ist, lässt er sich nicht veröfientlichen. Der 2. Th[eil] der Fundgruben wird emsig vorbereitet, hoffentlich beginnt schon in künftiger Woche der Druck. Schade, dass Endlicher so ein ganzer Naturmensch ge- worden ist! Lassen Sie bald etwas hören Ihren treuergebenen H. | Sollte es denn gar nicht möglich sein, dass ich eine ge- naue deutliche Abschrift von Cod. Vind. 2841 (Hist. eccl. 68) 111 BU. fol., beginnend Got ainig ewig alles gut etc. bekommen könnte. ' ' Der Tit(>l lautot ,Floresta de rimas inoflornas castellanas' etc. Paris. 1837. 8". 2 Vol. - Hoffmann kam im Mär/, 1839 nach Wien und l>lieb daselb.-^t his 10. Mai. S. Mein Lehen. Bd. 3. S. 57. ^ Erschien n. d. T. : Verzeichniss der altdenlschen Handschriften der k. k. Hof- bililiothek zu Wien. Leipzig:. 1841. »". * S. auch Brief 4. Briefe von Hoffmann von Fallprsloben und Moriz Hiuipt an Ferd. Wolf. I''( 6. Breslau^ 26. Dec[ember 18]37, Lieber Freund! So eben bin ich beschäftigt, eine Sammlung alt-nieder- ländischer Schauspiele zum Druck vorzubereiten : Horae bel- gicae. Pars VI. ' Es lieg-t mir sehr daran zu erfahren, in welchem Verhältnisse selbige zur altfranzösischen Literatur stehen. Ich bitte Sie also, mir baldigst zu melden, ob sich im A]tfranz[ösischen] weltliche Spiele vorfinden, die von der ge- wöhnlichen Form der Mysterien abweichen : darum handelt es sich nur. Meine vlaemschen Comödien sind schon Comödien im modernen Sinne und eben deshalb, und weil sie noch überdies dem Anf[ange] des 15. Jhrh. angehören, gewiss eine Erschei- nung im Grebiete der Litteratur des Mittelalters, die einzig in 'ihrer Art ist. | Sie erhalten anbei den Anfang eines kleineren Buches, dessen Vollendung ich auf meiner letzten Reise nicht abwarten konnte. Ich hoffe, dass Sie mit der Ihnen eigenen Gründlich- keit irgendwo, am besten in den Wiener Jahrbüchern darthun, dass dies altfrz. Gedicht die älteste Poesie der Franzosen ist 2 u. dgl. Grüssen Sie Endlicher recht herzlich und schreiben Sie mir genau, wann Ihre Frühlingsferien sind: '^ ich werde wahr- scheinlich zu Ostern nach Wien kommen. Wenn mich E[nd- 1 icher] zu sich einladet, nehme ich die Einladung herzlich gerne an. Vale faveque T. T. H. F. Copitario S. V. ' Altniederländische Schaubühne. Abele Speien ende Sotternien. Breslau. 1836. 80. 2 Gemeint ist: Elnonensia. Monument des lanprues Romane et Teutonique. Gand. 1837. 4". Das altfranzösische Gedicht ist das Lied von der hei- ligen Eulalia. » Zu jener Zeit und bis in die zweite Hälfte der Vierziger Jahre war die Hofbibliothek zu Ostern durch vierzehn Tage geschlossen. 1 08 Wolf. Breslau, 4. Febr[uaiJ 1839. Lieber Freund! U'eberbringer dieser Zeilen, der Quästor unserer Univer- sität, Herr Hofrath Groll bat eine Vergnügungsreise nach Wien gemacht. Man kann nun zwar in einer so schönen und grossen Stadt überall und zu jeder Jahreszeit Vergnügen finden, doch entgeht einem Fremden sehr leicht manches und vieles. Ich bitte Sie daher, dass Sie Hrn. Groll auf die Kunstschätze der Hauptstadt aufmerksam machen, damit er auch in dieser Beziehung befriedigt heimkehrt. Endlichem habe ich meine nahe bevorstehende Ankunft gemeldet. Mitte Aprils bin ich, so Gott will in Wien. ^ Ich freue mich sehr auf unsern wechselseitigen Verkehr, auf Ihre romanischen Studien und Entdeckungen. Veranlassen Sie E[ndlicher] mir zu schreiben, er ist doch schrecklich faul in diesem Punkte. Grüssen Sie die ganze Bibliothek und gedenken Sie, auch brieflich, Ihres sehnsüchtig harrenden H. V. F. 8. Lieber Freund! Neuwied, 12. December 1852. So oft ich Ihren Namen las, habe ich mich immer herz- lich gefreut, denn seit so langer Zeit, dass wir uns nicht ge- sehen und geschrieben, erfuhr ich nur immer Gutes von Ihnen. Wir werden uns wohl schwerlich je wiedersehen, uns die alten schönen Tage an der Donau zu erneuen. Es hat sich in un- serni lieljen Vatcrlande Alles so gestaltet, dass unser einer schon froh ist, wenn er in seinem vier Pfählen der Kunst und den Wissenschaften und seiner Familie leben kann. Trotzdem ' S. S. 100. Auni. 2. Briefe von Hoffmaim von Falloisleben niiil Moriz Haupt an Ford. Wolf. 109 aber bleibt es uns ja unbenommen, uns über unsere persön- lichen Verhältnisse und wissenschaftlichen Studien auszu- sprechen. Und so mache ich denn heute schon den Anfang-. Seit einigen Jahren lebe ich am Rhein (seit 1851 hier), und in ganz angenehmen Verhältnissen. An litterarischen Ver- kehr ist wenig zu denken, dafür aber giebt uns der gesellige und die schöne Natur Ersatz. Meine Frau ist sehr musicalisch, singt und spielt und ertheilt sogar Unterricht im Ciavier und Singen. Ich treibe meine alten litt[erarischen] Liebhabereien, I singe und dichte mitunter, spaziere, pflücke Blumen und — hacke Holz. Die letzten Jahre war i^cli sehr litt[erarisch] thätig: ich besorgte eine neue Aufl[age] des Reineke, ' einen neuen Theil der Horae belgicae (die P. VIII)'- und die 4. Auf- l[age] meiner Gedichte.'^ Zu Neujahr erscheint mein Theo- philus, eine alte niederd[eutsche] Comödie aus einer Trierer Hs. -■ Seit vorigem Sommer beschäftige ich mich viel mit einer neuen Auflage meiner , Geschichte des deutschen Kirchen- liedes'^ und einer grossen Samm[lung] alter deutscher Volks- lieder. *^ Sobald jene vollendet ist, werde ich neue Auflagen der P. I. u. II. meiner Horae belgicae in Angriff nehmen, die P. I. ist schon seit Jahren vergriffen und von der P. II. sind nur noch wenige Exemplare vorhanden. '' Sie sehen ich habe für jetzt und spätere Zeiten vollauf zu thun. Sie würden mich sehr erfreuen, wenn auch Sie mir bald einige Umrisse Ihres bisherigen Thun und Treibens zukommen Hessen. Meiner alten Liebe und Treue darf ich Sie ja nicht erst versichern. | 1 Reineke Vos. 2. Ausg. Breslau. 1852. S». 2 Loverkens. Altniederländisclie Lieder. Göttingen. 1852. 8". 3 Hannover. 1853. 16». * Hannover. 1853. 8". ^ Erschienen: Hannover. 1854. 8". ^ Diese erschien nie; H. gab aber eine Anzalil der beliebtesten heraus, u. d. T. : ,Unsere volksthümlichen Lieder', zuerst erschienen im Weimari- schen Jahrbuch, Band VI, Heft 1; die 2. Auflage kam 1859 und die 3. 18fi9 als selbstständiges Werk heraus. ■^ Die neue Auflage der Pars I. der Horae belgicae führt den Separat- titel: Uebersiclit der mittelniederländischen Dichtung. 2. Ausg. Hannover. 1867. 80; die neue Auflage der Pars H. erschien u. d. T.: Nieder- ländische Volkhlieder. 2. Ausg. Hannover. 1858. 8". 110 Wolf. Die Geschichte des Kirchenliedes nimmt mich sehr in Anspruch. Ehe ich meine Arbeit abschliesse, will ich mich an alle Freunde wenden, von denen ich Interesse dafür er- warten darf. Und so ergeht denn auch meine Bitte an Sie. Haben Sie irg^end Berichtigungen und Zusätze — und nach Ihren Studien über die Lais darf ich welche voraussetzen — so theilen Sie mir selbige bald mit. Bitten Sie auch Herrn von Karajan, der ja gern gefällig ist, und Herrn Weinhoid, mich mit Ihren Beiträgen zu unterstützen. Leben Sie nun recht wohl uud schreiben Sie recht bald Ihrem H v F. II. Briefe von Moriz Haupt. Zittau, 3. December 1834. Von Berlin zurückgekehrt eile ich mein Stillschweigen zu brechen und Ihnen, mein verehrter freund, über die besorgung Ihrer auftrage nachricht zu geben. Lachmann dankt Ihnen freundlich für Ihr geschenk ' und lässt Sie bitten, sich wegen des herrn von Nagler gehörigen prosaromans von Beuves de Hantonne an ihn zu wenden, sobald er von Ihnen einen brief erhalten hat, auf den er sich berufen kann, wird er den druck sich von herrn von Nagler leihen und unter seiner aufsieht für Sie sorgfältig abschreiben lassen, dieses freundliche anei'bieten mag Ihnen zeigen, dass Lachmann (gewiss ein strenger richter literarischer leistungen) den wertli Ihi'cr arbeiten vollkommen anerkennt. An Agathon Benaiy habe ich Ihr geschenk befördert; gleich, nachdem icii von Wien heimgekehrt, auch an Wachs- ' Höchst walirsclieinlieh ist liier so wie uocli wiederholt in diesem Briefe Wolfs Blich , lieber die neiH'.itf'ii Lcistuiig'eii der Franzosen' etc. gemeint. Briefe von Hoffmann von Fallersleben uml Moriz Haupt an Fenl. Wolf. 1 1 ) muth. auf meiner rückreise von Berlin habe icli diesen ge- sprochen, er ist über Ihr geschenk, und darüber dass Sie seine culturg-eschichte citiert, sehr erfreut und würde Ihnen bereits gedankt haben, wenn er nicht jetzt rector wäre und daher von geschät'ten belastet. Mit herrn von Henning ' habe ich wiegen Ihrer beabsich- tigten (und hoffentlich zur ausführung kommenden) recension des Pai'thenopeus ^ leider nicht sprechen können. Von den mir bezeichneten spanischen büchern sind auf der königlichen bibliothek zu Berlin vorhanden: Befia, la lira de la libertad, poesias patriöticas. Londres. 1813. 8". und der erste band von Ignacio de Meras, obras pöe- ticas. Madrid. 1797. 8". bis Wien werden von Berlin schwerlich bücher verliehen. abschriften sind wohl zu er- langen, z. b. durch Spiker's besorgung, der sich Ihrer freund- lich erinnerte. Sehr schmerzlich ist es mir, Ihnen melden zu müssen, dass Brockhaus den verlag des Conde Lucanor und der Horae hispanicae ^ aus furcht vor geringer | theilnahme des publicums abgelehnt hat. meiner liebe zur sache und der ergebenheit, mit der ich Ihnen zugethau bin, trauen Sie es wohl zu, dass ich mündlich und schriftlich ihm derb zugesetzt habe; ver- gebens, jetzt mache ich bei Barth hoffentlich glücklichere versuche. In Berlin habe ich mich sehr wohl befunden. Meusebach ist ein ganz vortrefflicher mann und hat mir grosse gute erzeigt, es gefiel mir in seinem hause so überaus wohl, dass ich fast gar nicht ausgekommen bin. Lachmann kam fleissig hin und ich habe ihn genau und von der besten seite kennen gelernt. 110 Seiten französischer lieder ^ bringe ich schriftlich mit, " Wohl ohne Zweifel der am 5. October 1866 in Berlin gestorbene Pro- fessor der Philosophie Leopold von Henning. 2 Diese Eecension scheint nie erschienen zusein; siehe Mnssafia, Reihen- folge der Schriften Ferd. Wolfs. Wien 1866. 8". ^ Der Plan meines Vaters, die Horae hispanicae und den Conde Lucanor herauszugehen, kam nicht zur Ausführung. '• Es ist bekannt, dass sich Moriz Haupt durch lange Zeit damit beschäftigt hat, die altfranzösischen Lieder des XVI. Jahrh. zu sammeln. Leider ist die Herausgabe dieser Sammlung unterblieben; die einzige Probe einer 112 Wolf. darunter sind einig-e gute, auch sonst habe ich, seitdem ich von Wien [zurück] bin, manche ausbeute für meine Sammlung; gemacht, unter andern habe ich den Recueil de plusieurs chansons u. s. w. a Lyon, par Benoist Rigaud, & Jan Saugrain. 1557. 12'^. nun selbst ei'halten. es ist also nun nicht nöthig, dass dieses liederbuch in Wien für mich abgeschrieben werde, hat die abschrift schon begonnen, so thun Sie ihr ge- fälligst einhält. Mein plan mit dem Kuodliep ist mir zu wasser geworden. Schmeller hat in München mehr als 20 blätter gefunden, hofft noch mehr zu erbeuten und will das gewonnene natürlich selbst herausgeben. ^ Die blätter für spräche und literatur des mittelalters machen mir viele mühe, erst im Januar werde ich Ihnen das erste heft senden können, schicken Sie ja bald etwas für das zweite, alles was von Ihnen kommt ist mir hochwillkommen. WGrimms Freidank gefällt Ihnen gewiss; ich studiere ihn eifrig; daneben den Dante. Au Wien denke ich mit seimsucht; ich hoffe nicht zum letzten mahl dort gewesen zu sein, auf jeden fall lassen Sie uns in | Verbindung bleiben. Lassen Sie sich durch diesen brief, den ich in höchster eile schreibe,, nicht abschrecken, mir von Ihrem befinden und studieren, Ihrer floresta, kurz recht viel zu schreiben. Sie sollen nicht lange auf antwort warten müssen und ich will dann schon ordentlicher schreiben als heute. Meine illtern lassen sich Ihnen vielmahls ei'gebcnst em- pfehlen. In treuer ergebenheit der Ihrige ]\l(>riz Haupt. Hat Mouin geschrieben? .solchen Saiiunliiiig, die er 1835 veröffeutlii-lit und dem Baron MeiisobHcli gewidmet luit. (Six chansons nouvelles frau^aises recueillies par M. H., um- in 80 Ex. gedr.), lässt es sehr bedauern, daas er seinen Plan niciit ansgefiilirt hat. Hoffentlicli wird das in seinem Nachlasse vortindliclii> reiche Material dci- Oefl'entlichkeit nicht vorenthalten bleiben. Siehe, was Wilh. Scherer in seinem Nekrologe über Moriz Haupt darüber sagt (Drntscho Zeitung, Nr. 708. 21. Februar 1874). ' i'.ekanutlich ist der Ruodlici) in den Lat. Gedichten des X. und XI. .III. von Schmeller herausgegeben worden. Briefe von Hoffmauii von Faüeraleten nnd Moriz Haupt au Ferd. Wolf. 113 2. Zittau, am letzten december 1834. Empfangen Sie, mein verehrter freund, mit den herzlich- sten g-lückwünschen zum neuen jähre meinen dank für Ihren freundlichen brief, der mich sehr erfreut und ganz in die schönen tage zurückversetzt hat, in denen es mir vergönnt war, die mannichfachste anregung und belehrung von Ihnen zu erhalten. Die Wiederholung dieser für mich fruchtbaren und unvergesslichen zeit liegt mir gewiss sehr am herzen; wie bald ich sie verwirklichen kann weiss ich freilich nicht zu sagen. Meines vaters Stimmung und befinden ist allerdings sehr leidlich und die wiener reise hat offenbar die beste Wir- kung gehabt und insofern stünde einer reise nach Wien nichts entgegen; aber sonst giebt es hindernisse genug. Ueberdiess, was mich betrifft, so erkenne ich die nothwendigkeit meine neigung, die freilich auf reisen gerichtet ist, zu zügeln und mich zunächst so bald als möglich, in Leipzig oder anderswo zu habilitieren und meinem leben auch äusserlich eine be- stimmte richtung zu geben. Dass meine thätigkeit durch be- stimmten beruf geregelt und gesteigert werde ist nothwendig. Sollte es mir also auch nicht gegönnt sein im jähr 1835, das schon in 3 stunden beginnt, nach Wien zu kommen, so lassen Sie uns doch brieflich verbunden bleiben bis ich wieder zu Ihnen komme. Sie selbst sollten aber einmal zu uns nach Norddeutschland kommen. Der weg nach Dresden, Leipzig, Berlin führt fast dicht an Zittau vorbei; ich hoffe und bitte aber, dass er Sie nicht vorbei führe. Meine altern, die sich Ihnen angelegentlich empfehlen lassen, und ich würden uns unendlich freuen, Sie bei uns zu sehen und vielleicht reiste ich mit Ihnen weiter. Sehr lebhaft versetzt mich des Fallers- leber's leider nur 8 tage dauernder besuch in die zeit zurück, die mir durch Ihre und Endlicher's Freundschaft verschönt wurde. Ihre nachrichten von den neuen franz[ösischen] Erschei- nungen waren mir sehr willkommen. Das passende in den nachtrag; zu Ihrer schrift noch einzuschalten war mir nicht mehr möglich, da die bogen unserer Blätter, die ihn enthalten, Sitznngsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. 8 114 Wolf. schon gedruckt sind. ' Wenn Sie binnen 4 Wochen mir noch einige nachtrage schicken, so können sie noch am ende des ersten hefts nachträglich gedruckt werden; wo nicht, so kommen sie ins zweite Heft. Für dieses schicken Sie uns ja auch sonst noch etwas; ein auszug (nach Ihrer art bereichert) aus Phiquets Contes populaires etc. '^ wäre uns höchst erfreulich. Unsere blätter werden Ihnen behagen. In einer hs. der Leip- ziger Universitätsbibliothek ^ bin ich so glücklich gewesen einige Sehr merkwürdige prosaische märchen zu entdecken. Sie sind im 15. jh. niedergeschrieben und eins davon steht | in der grimm'schen Sammlung nur aus mündlicher Ueberlieferung. Ein herrliches zeugniss (wenn es dessen bedürfte) für das alter unserer märchen. Michel's^ Thätigkeit ist höchst erfreulich. Besser wäre es aber noch, wenn er weniger und recht kritisch imd genau gäbe. Deswegen ist mein wünsch, meine bitte und ermahnung, dass Sie, ohne auf Paris '' (der ja die altfranz[ösischen] gedichte auch nicht gepachtet hat), rücksicht zu nehmen, den Beuves de Hantone ^ herausgeben. , Befähigter' sind Sie ohne allen Zweifel als er; was für schöne erläuterungen (wie Jakob zum Reinhart und Wilh. Grimm zum Freidauk) könnten Sie geben ! Sie sollen und müssen den Franzosen zeigen, wie alte gedichte herauszu2:eben sind. Die hs. des Flos und Blankflos, ' die Uhland abgeschrieben hat, leider ohne die nummer beizufügen, ' Gemeint sind die ,Nachträg'e zu F. Wolfs Schrift iibcu- die Leistungen der Franzosen für die Herausgabe ihrer Nationalheklengedichte'. Altdeutsche Blätter. Band I. S. 15—29. 2 Plucquet, Fred., Contes populaires, prejuges, patois etc. de rari'ondisse- nient de Bayeux. Rouen. 18.S4. S"^. Eine Anzeige von Wolf über Plucquet ist nicht erschienen. ■• Nr. 1279 der Leipziger Universitätsbibliothek. Abgedruckt sind die Märchen im 1. 15ande der Altdeutschen Blätter, S. IKi -l(J.l. * Fraiicisque Michel ist natürlich gemeint. ^ Paulin Paria. *"' Wolf hat jedocli diesen Wunsch TTanpt's nicht erfüllt. "^ Siehe den 1 . Brief von Hoftnianu an Wolf. Paulin Paris be.schrieb eine Handschrift von Flos et Blanktios im Roniancero fran(;ais p. ö.t. Die Hs., welche Uhland abschrieb, ist Nr. ()987 der Pariser Biidiothek; nach dieser Abschrift hat Imm. Bekker den Roman herausgegeben. (Abhand- lungen der Akad. d, Wiss. zu Berlin. Aus dem J. 1844.) Briefe von Hoffinaiin von Fallorslebpii niul Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 115 ist höchst merkwürdig-, und enthält, wie mir scheint einen älteren text als die;, aus welcher die stelle im romancero (und in unsern bll.) ' g-enommen ist. Das g-edicht ist wunderschön und nicht sehr umfänglich, also zu bewältigen. Lassen Sie sich die abschrift, die Uhlaud Hoffraann abgetreten, schicken, ver- schaffen Sie sich abschriften der anderen hss. aus Paiis und geben Sie den text mit dem des Beuves in Einem bände heraus; ein zweiter band würde mit den erläuterungen auch den kritischen apparat enthalten müssen, der bei der grossen abweichung der hss. nicht unter dem texte angebracht wer- den kann. Auf Ihre recensionen 2 freue ich mich sehr; nicht weniger auf die floresta; doch bin ich auf diese insofern böse, als sie Ihnen zeit raubt, die sie auf das mittelalter wenden sollten. Haben Sie doch die gute, Schweigerd "^ zu sagen dass er mir den zweiten theil des Garin le Loherain, sobald er ihn erhält, durch buchhändlergelegenheit schicke. Den ersten, so- wie den romancero ^ und das dit du dieu d'amours ■'' habe ich richtig erhalten. Jubinals kenntnisse scheinen mir seicht. Da- von nächstens. Auf das franz[ösische] lied von der Jews daughter "^ bin ich begierig. Für meine franz[ösischen] lieder habe ich schöne acquisitiouen gemacht, durch Hoffmann (in Frft ^/m.)- Wenn doch ^lonin etwas schickte. Raynouard's recension des Mone'schen Reinardus '^ kenne ich nicht. Sie wird mir in meiner literarischen abg'eschieden- 1 Band I. S. 19—27. 2 Gemeint sind vermuthlich die Anzeigen von dem Rapport a M. le mi- nistre de rtnstruction publique sur les anciens monumena etc. und von den Cbroniques anglo-normandes, die in dem 76. und 77. Bande der Wiener Jahrbiiclier der Literatur erschienen; besonder.^ abgedruckt u. d. T. : Kritische Beiträge zur anglo-normandischen Geschichte. Wien. 18.37. 8". ^ Buchhändler in Wien. — Garin le Loherain (von P. Paris hgg.) bildet den 2. u. ;>. Band der Romans de douze Pairs de France. Paris. i8ö2. * Von Pauliii Paris. ^ Li Fablee du Dieu d'amours, publie par Arch. Jubinal. Paris. 1834. 8". ^ Abgedruckt in ,Hugues de Lincoln. Recueil de ballades anglo-normandes et ecossaises rel. au meurti'e de cet enfant etc.' Publie par Fr. Michel- Paris. 1834. 80. (p. 1 — 16.) ' Sie steht im Journal des Savants, Ann. 1834, p. 4i»5. ö* 116 Woii'. heit schwerlich zu gesicht kommen. Jacob Grimm hat in Paris, wo er diesen herbst war, einen lateinischen Reinardus abge- schrieben, der weit älter als der Isengrimus und als der bis jetzt bekannte Reinardus ist. ' In Berlin fand ich am ende einer schlechten hs. (des Lactantius) excerpte aus dem Isen- grimus, etwa (50() verse; Lachmann hat sie sogleich | für Grimm abgeschrieben. Lachmann hat mir 3 herrliche, noch nicht in den buch- handel gekommene abhandlungen: über althochdeutsche metrik, über das Hildebrandslied und über Singen und Sagen ge- schenkt. 2 Die letztere zumahl würde Sie sehr interessiren. Ich schicke sie Ihnen mit Freuden, wenn Sie befehlen. Käuf- lich wird (sie) sie vielleicht erst in einem Jahre, oder noch später, in dem bände der Schriften der berliner akademie, in den sie gehören. Ausser den Blättern, beschäftigt mich der Gratius, ^ der mit einigen wiener anecdotis bald erscheinen soll, und das deutsche gedieht (oder vielmehr die d[eutschen] gedichte) von Salomon und Morolf. Davon nächstens, denn ich muss endlich schliessen. Leben Sie wohl, mein theurer Freund, und behalten Sie in gutem andenken Ihren treu ergebenen Moriz Haupt. 3. Zittau, 17. apr[il] 1835. Nur von Ihrer gute, mein verehrter freund, kann ich Ver- zeihung meines ungebührlichen Stillschweigens hoffen ; ich selber weiss es durch nichts zu entschuldigen, krankheit ist wohl ' Diese Angabe scheint auf einem Irrthunie H.'s zu beruhen; im September 18H4 entiU'ckte Jacob Griiinn unter den Handschriften der burgnndi- schen Bibliothek zu Brüssel die Ecbasis cujusdam captivi etc., die in den von ihm und Andr. Schmeller herausgej^ebenen lateinisclien Gedichten des X. u. XT. Jh. (Göttingen, 1838) abgedruckt wurde. 2 Erschienen in den Abhandl. der Berl. Akad. aus den J. 18:{2 u. 1833. 3 Bekanntlich 1838 erschienen: Ovidius. Halieutica. Grata et Nemesiani Cynegetica. Ex reeeusione M. Hauj)tii. Lipsiae. 1838. 8. Briefe von HofFiuann von Fallersleben und Moiiz TTaiipt an Ferrl.Wolf. 117 das einzige was ein so lang-es schweigen rechtfertigen könnte, und krank bin ich nicht gewesen, ich hätte auf ihren freund- lichen, reichhaltigen und erfreulichen brief unverzüglich ant- worten sollen, wenn auch der ganze inhalt meiner antwort nur ein herzlicher dank für Ihre gute gewesen wäre, statt diesen vernünftigen entschluss zu fassen hegte ich den eitlen wünsch, Ihre niannichfache belehrung doch einmahl aus meinem winkel heraus durch eine kleine notiz zu vergelten, ich schrieb näm- lich sogleich nach empfang Ihres briefs an hrn von Meusebach, der antwort ziemlich gewiss, als nun diese antwort (deren inhalt das beiliegende blatt enthält) ■ endlich eintraf verleitete mich die hoffnung, in ganz kurzem unsere blätter fertig bei- fügen zu können, zu neuer zögerung, und die Vereitelung dieser hoffnung hat mein stillschweigen bis heute ausgedehnt, wo ich reuig um Ihre Vergebung bitte und besserung ver- spreche. Unsere altdeutschen blätter (bei diesem titel, der eine denominatio a potiori ist, ist es geblieben, leichteres citierens wegen) sind nun nach mancher verdriesslichen hemmung end- lich vom Stapel gelaufen und von Leipzig aus wahrscheinlich schon an Sie abgegangen, ein exemplar für Sie, eins für End- licher, und, der abrede gemäss, eins für Depping und eins für Michel. Ihre beiti'äge sind das beste am ersten heft, die mei- nigen wohl das schlechteste; indessen habe ich bei der Aus- arbeitung derselben die mängel meines wissens deutlich | ein- sehen lernen und das halte ich für einen grossen gewinn, im ganzen aber, denke ich, brauchen unsere blätter die neuen mone'schen quartalhefte - nicht zu scheuen, mit meiner cor- rectur werden Sie zufrieden sein^ wenn Sie bedenken, dass ich sie ganz allein bestreiten musste. das zweite heft, dessen druck gleich nach ostern beginnt, wird ausser märchen und sagen 1 Diese Beilage enthält den Bericht über den im Besitz des Freih. von Meusebach befindlichen niederdeutschen Bruder Rausch, und wurde am Schlüsse des von Wolf und Endlicher hgg. Bruoder Rauschen abgedruckt, daher wir sie hier ausgelassen haben. Ein Wiederabdruck dieser nur in 50 Exemplaren erschienenen Ausgabe steht in dem von Scheible hgg. Kloster, 2. Abthlg. des 11. Bandes, S. 1070—1118. 2 Vom J. 1835 gab Mono mit Aufsess den Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters heraus. 118 woif^ aus der leipziger hs., von der ich Ihnen schon geschrieben ^ wahrscheinlich das altholländische gedieht von Karl und Ele- gast 2 enthalten, aus dem van Wijn in den avondstonden und daraus Jac. Grimm im altd[eutschen] museum, "^ einen auszug gegeben haben, dass auch Sie zum zweiten heft etwas bei- steuern, auf dass diese bll. immerdar unser bleiben, ist meine dringende bitte, was Sie uns geben, welches Inhalts und um- fangs es sein möge, wird mit grössten dank angenommen und unverzüglich gedruckt; eigene abhandlungen, kleine notizen, sprachquellen, auszüge und beurtheilungen fremder Schriften, alles ist uns willkommen, ich lege Ihnen meine bitte dringend ans herz, auch Endlicher Avollte etwas beisteuern, ^ schweigt aber schon lange gänzlich. Für die reichen nachrichten Ihres briefes meinen besten dank, sie haben mich aufs neue das trostlose meiner litera- rischen abgeschiedenheit sehr lebhaft empfinden lassen, wären Sie nicht, so erführe ich vieles gar nicht, was ich freilich jetzt nicht näher kennen lernen kann, aber dessen ich [mich] be- mächtigen werde sobald ich aus meinem hiesigen sumpfe auf- getaucht bin. ich hoffe zu Michaelis nach Leipzig zu gehen und mich im Laufe des winters dort zu habilitieren; Gott^ebe dazu seinen segen. ich hoffe dann soll besserer muth in mich kommen und die wenige ki'aft, die ich besitze, will | ich treu- lich gebrauchen, bisher war ich zwar unbeschränkter herr meiner zeit, aber durch manches widrige erschlafft und von hilfsmittelii fast entblösst. Sie dagegen sitzen mitten in den reichsten schätzen, wenn auch, durch sonderbare einrichtungen gefesselt, etwas tantalisch, schreiben Sie mir doch ja, ob zu dem Beuves de Hantone hoffnuug ist. im schlimmsten falle geben Sie ihn doch in Paris heraus! dort findet sich wohl leicht ein Verleger, wer könnte wohl besseres leisten, als Sie, auch wenn sie nicht so schöne Verbindungen hätten, wäre ich nur in Wien; ich schriebe djp hs. des Beuves für Sie ab, denn ' Siehe Brief 2 S. 114. und die bezügliche Aniti. 3. 2 Erschien jedoch, wie schon oben, Anm. '2 zu Brief 4, von Hoflfmann S. 103, bemerkt wurde, als 4. Pars der Horae Belgicae. 3 "Van Wijn, Avondstonden, I. 308 — 312. Jac. Grimm über Karl und Ele- gast im Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst. II. 226 — 236. * Endlicher hat keine Beiträge zu den Altd. Bll. geliefert. Briefe von Hottiiianu von Falleriileben und M'ui/. Haupt an Ferd. Wolf. 111) darin liegt wohl die hauptschwierigkeit. indessen wenn Ihre ;'>eit iuif der bibliothek auch sehr beschränkt ist, nach und nach lässt sich die copie doch wohl vollenden, zunuihl da in diesem sommer kein plauderer wie ich Sie stören wird; leider! setze ich egoistisch hinzu. Zu dem endlichen Empfang der noticias curiosas y originales • gratuliere ich, mir nicht weniger als Ihnen, weil ich mich theils auf die floresta freue, theils Ihre thätigkeit den neueren poesien nicht gönne sondern allein dem mittelalter. möge denn das ende Iln-er halben abtrünnig- keit bald gekommen sein. Für die schönen aussiebten, die mir ihre gütige empfehlung an Michel eröffnen, sage ich Ihnen freudigen dank, aber das ,preciser ce que je desire^ ist schwer, wie soll ich die art von Volksliedern, nach denen ich strebe, ihm characterisiren? wir Deutsche finden uns hierin ohne weitere definition zurecht, vor der band weiss ich meine bitte um mündlich überlieferte lieder nicht bestimmter zu steilen als indem ich Sie bitte, Michel bei gelegenheit zu melden, dass ich, sehr dankbar für seine gute, jedes aus mündlicher Überlieferung aufgesammelte lied mit freuden annehme, wenn es kein zeichen eines späteren ur- | sprungs als aus den zelten Heinrich des 4. an sich trägt, auch nachweisungen alter ge- druckter lieder sind mir sehr willkommen, diess alles ist frei- lich sehr unbestimmt, aber ich weiss mir nicht anders zu helfen. Sie kennen meinen plan genau und können deshalb vielleicht meine absiebten und wünsche Michel deutlicher machen, ein gedanke ist mir hierbei gekommen, den ich Ihnen zur prüfung vorlege, wäre es nicht gut wenn ich ohne längere Säumnis einen band meiner fr[anzösischen] liedersammlung herausgäbe? jedermann, und besonders die franzosen sähen dann sogleich factisch was gemeint sei und ich dürfte dann sicherer auf bei- trage hoffen als jetzt, aber gegen die vereinzelte herausgäbe des ersten bandes spricht auch wiederum vieles; eine gute anordnung ist so gar nicht möglich; die lücken meines vor- raths sind noch zu gross u. s. w. Michel ist übrigens ein schätz für Sie, auch wegen der englischen Verbindungen die er 1 Bezieht sich vornehmlich auf die Mittheihingen, welche F. Wolf für seine Floresta aus Spanien von Pedro Sainz de Baranda erhi(?lt. S. Floresta, tom. 1. S. VIII. 120 Wolf. / für Sie vermittelt hat. Thoms nachtrag zum Reinhart Fuchs ^ habe ich an Grimm berichtet, der bereits stoff zu einem zweiten theile hat, vorerst aber die deutsche mythologie vollenden will, an der fleissig g-edruckt wird, meine hypothese über den Ruot- liep '^ hat Grimms billigung. Dass ich keiner abschrift des ,Recueil de plusieurs chan- sons' (Lyon par Benoit Rigaud, & Jan Saugrain. 1557. 12) bedarf 3 habe ich Ihnen schon geschrieben, die abschrift des andern liederbüchleins wird mir willkommen sein, aber grosse eile ist nicht nöthig. Beweisen sie mir mein theuerer freund, durch einen bal- digen biief, dass Sie mir wegen m.eines Schweigens nicht zürnen, und seien Sie unverzüglicher antwort gewärtig. Meine altern empfehlen sich Ihnen angelegentlich. Grüssen Sie Endlicher und empfehlen Sie mich kopitar und bleiben Sie gewogen Ihrem treuergebenen Moriz Haupt. An den Eand der Seite gesehrieben : Naglers bibliothek ist, wie Sie wissen, mit der königlichen in Berlin nun vereinigt, um so leichter ist nun, durch Lach- mann, eine abschrift des prosaischen Beuves zu erlangen. Mein theuerster freund, ich hatte mir vorgenommen nicht länger auf Meusebachs antwort wegen des pfaffen von kahlenberg zu warten, sondern Ihnen heute einen recht langen und ausführlichen brief zu schreiben. Da kommt mir auf einmal eine Störung, die mich ' Bezieht sieh höchst wahrscheinlich auf eine Stelle in einem Briefe von Thoms an meinen Vater ddto. 3. December 183-i, in welcher er von einer Thierfabel, der gemeinsamen Jagd des Löwen, Wolfes und Fuchses und der Theilung der Beute berichtet, die er in einer lat. Hs. des 11. Jh. gefunden habe. 2 Siehe Exempla poesis latinae mediae aevi. (Vindobonae. 18.S4. 8".) S. 8 f. und Brief 8. Beilage. 3 S. Brief 1. S. 112. Briefe von HoflFmann von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 121 zwingt, dies bis zur nächsten briefpost zu verschieben. Für heute also sage ich Ihnen nur meinen herzlichsten dank für Ihre manigfaltige gute und sende Ihnen eine ,bibliomanische grille^, die dem bruder Rausch freilich nicht das wasser reicht. Ein exemplar ist für Monin, mit den beiden übrigen bedenken SiC;, wen Sie wollen^ vielleicht Michel und Paris. ^ Ich lege Monins spasshaften aber liebenswürdigen brief bei - und die bezahlung für die abschrift des geistlichen lieder- buches, die meine wünsche vollkommen befriedigt. Den über- schuss bitte ich mir zu reserviren; denn ich drohe Ihnen im voraus mit einer neuen bitte. Dem eigentlichen briefe, den diese zeilen nur ankündigen sollen, werde ich einige zeilen für Monin beilegen. Leben Sie wohl und gedenken Sie meiner freundlich. Treu der Ihrige, Zittau, jun[ij 25. 1835. Haupt. Zittau, jul[i] 1. 1835. Spät, aber daruni nicht weniger herzlich, sage ich Ihnen, mein theuerster freund, meinen besten dank für die neuen be- weise Ihrer gute, die Sie mir gegeben haben, jeder brief, den Sie mir schreiben, ist eigentlich eine aufopferung, denn nie- mahls kann ich die mühe und Sorgfalt, die Sie daran wenden mich auf das manigfaltigste zu belehren, durch irgend etwas erwiedern, das Ihnen willkommen sein könnte, aber lassen Sie mich nur erst aus meiner hiesigen literarischen einöde hervor- gekommen sein, dann soll es wenigstens an meinem bestreben, zu dem schätze Ihres wissens mein scherflein beizutragen, nicht fehlen, bis dahin ermüden Sie ja nicht in Ihrer gute, die mich auf alle weise fördert; jeder brief, der mir von Ihnen kommt, er sei auf blaues oder rosenfarbenes papier geschrieben, bereitet ' Es sind die ,Six anciennes chansons' etc. gemeint, von denen oben S. 1 1 1 Anm. 4 die Rede war. S. auch den folgenden Brief. 2 Der Brief Monin's, von dem hier die Rede ist, ist am Schhisse in einem wirklich sehr , spasshaften' Deutsch geschrieben, in dem Plaupt unter der Bezeichnung der ,hochgelehrte Herr Dr. von Zittau' vorkommt. 122 Wolf. mir einen festtags und mehr noch als das reiche matei'ial der notizen, die Sie mit freigebiger hand spenden, erfreut mich das wohlwollen, das 8ie veranlasst mir zeit und mühe zu opfern. Ihr Rausch (hier zeigt es sich wie gut Zweideutigkeiten verhütet werden, wenn man die grossen anfangsbuchstaben spart) gefällt mir höchlich, und Ihre teuflische gelehrsamkeit hat mich in erstaunen gesetzt, obwohl ich freilich wüste, wie genau Sie wenigstens Robert den teufel aus vierzehnmaligen anhören kennen, die art, wie Sie den mythus behandelt haben, scheint mir ganz untadelhaft. vergleichende mjthologie, das ist es worauf es ankommt bei allen mythologischen Unter- suchungen, so wie erst die wissenschaftliche Sprachvergleichung, wie sie Grimm und Bopp geschaffen haben, zu bedeutenden ergebnissen führt, während der blick des nur auf die sprachen oder die mythen weniger Völker beschränkten forschers überall durch lücken, die niemand durch philosopheme a priori füllen kann, gehemmt wird, ich habe neulich in einer recension des rückert'schen Schi-king (in den brockhausischen blättern) ' auf die analogie des echten Sprachstudiums mit dem echten Studium der volksmässigen poesie aufmerksam gemacht. Sie werden in diesem aufsatze freilich nichts neues finden aber ich darf hoffen, dass Sie in der ansieht, die ich ausgesprochen, mit mir übereinstimmen, und es thut noth von zeit zu zeit dem grösse- ren publicum, das kaum begreift welchen werth und welches ziel diese Studien haben, das Verständnis zu eröffnen. Monins brief, der hoffentlich glücklich wieder in Ihre bände gelangt ist, hat mich sehr erheitert, ich lege jetzt eine antwort bei, die ich deutsch geschrieben habe, um nicht etwa ein französisch zu producieren, dass .sie) seinem deutsch gleicht, und um ihm gewissermassen ein compliment zu machen, ich überlasse es nun Ihnen ob Sie (mit den hoffentlich wohl- behalten angelangteu six chansons) ihm meinen brief schicken wollen oder ihm bloss den Inhalt in Ihrem briefe bekannt machen, thun Sie das erstere, so lassen Sie einfliessen, dass ' Die Recension steht in den Nummern 16M, 161 untl ]6'2 der Blätter für literarische Unterhaltung, 'J. - 11. Juni 1835, und ist mit der Ziffer 45 unterzeichnet. Briefe Ton HofFmann vnn Fiillerslebpn iinrl Moriz Haupt an Feri I Briefe von Hoffiuanu von Fallerslebeu und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. \'^\\ Kuppitsch scheint wo es auf befriedigung cig-ener wünsche un- kümmt so schnell und rücksichtslos zu sein als er taubstumm gegen fremde wünsche ist, wie ich im vorigen sommer zui- genüge erfahren habe. | Dass mein liederheftchen Ihnen nicht niisfallen hat freut mich sehr, bei meiner liedersammlung wird natürlich mit grösserer und mehr philologischer genauigkeit verfahren wer- den, allerdings ist es meine absieht von den liedern den text so rein als möglich zu geben und ihn in küi'zen aumerkungen zu beglaubigen; bei jenem einzelnen bogen, einem sehr beeilten spasse, schien mir dies pedantisch, dass in n° VI moulure anstatt des richtigen moulture steht bemerken Sie gewiss mit recht und ich bin Ihnen für diese bemerkung um so dank- barer, da ich moulure für eine mundartliche form hielt, die ich aber nicht nachweisen konnte, desto lieber ist es mir nun durch Ihre bemerkung meinen zweifei behoben zw sehen und es versteht sich dass ich in meinem buche moulture drucken lasse. Dagegen kann ich Ihnen nicht einräumen dass statt Preian (im ersten liede) Paien zu setzen sei. ich will mich bei der frage, ob da nicht wenigstens le oder un Paien stehen müsste, nicht aufhalten; denn, um es kurz zu sagen^ Preian ist der name eines muhammedanischen Seeräubers, den ich auch anderwärts (zufällig) gefunden habe. Der erste band meiner Sammlung wird hoffentlich im künftigen frühjahre er- scheinen können; leider kann ich in diesem winter, da mich andere arbeiten be- | schäftigen, nicht daran arbeiten, auch erwarte ich neue hilfsmittel: wenn auch nicht mehr aus Mün- chen; denn der sächsische geschäftsti'äger in München scheint die Übernahme und Übersendung der dortigen franz[ösisclien] liederbücher, deren verabfolgung mir bewilligt ist, absichtlich zu unterlassen. Für die abschritt der sage von Elegast aus dem dilni- schen Carl Magnus sage ich Ihnen herzlich dank, ich habe sie sogleich an Hoffmann geschickt, der den holländischen Ele- gast nicht in unsern blättern, sondern als akademische schrift, einzeln abdrucken lässt. Das zweite heft der blätter werden Sie hoffentlich nun erhalten haben und ich wünsche, dass es Sie interessiert haben möge, der druck des dritten heftes hat noch nicht begonnen; Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. 9 130 Wolf. herrlich wäre es, wenn Sie noch etwas dazu schicken könnten; alles, grosses und kleines, ist willkommen, ich lege Ihnen meine bitte an's herz. Ihre recension des Muro expösitu ist wohl noch nicht ge- druckt, ' wenigstens habe ich sie noch nicht gesehen, dagegen habe ich Ihren aufsatz über Hubers lesebuch - allerdings ge- lesen, und zwar mit grösstem interesse und Wohlgefallen, dass Huber diese recension übel aufgenommen haben sollte kann ich nicht denken, ich wünschte, wenn ich etwas schriebe, nie anders, lob und tadel | haben Sie genau, einsichtig uud mit wohlwollender gesinnung ausgesprochen; mehr kann kein ver- ständiger verlangen und für die reiche belehrung, die Sie spenden, muss jeder dankbar sein. Ihre floresta ist wohl nun schon oder vielmehr endlich in Paris? wenigstens wünsche ich es Ihnen von herzen, und auch mir, nicht bloss weil ich für unsere blätter von Ihnen dann mehr hoffe, sondern über- haupt weil ich gern mehr mittelalterliches von Ihnen lesen möclite. ich selber kann jetzt wenig mit mittelalterlichen Studien mich abgeben, da bis Weihnachten mich mein Gra- tius etc. noch in anspruch nimmt, auf dessen beendigung ich mich sehr freue, zu ostern gehe ich nach Leipzig und dann wird hoffentlich ein neues leben für mich beginnen. Grüssen Sie Endlicher, dem ich für seinen brief an Sa- vigny danke und nächstens schreiben werde, und Kopitar. vielleicht schicke ich in einigen wochen etwas für die wiener Jahrbücher. ' Meine altern empfehlen sich Ihnen angelegentlich und ich bin unwandelbar Ihr getreuer Haupt. ' Die Anzeige des Gedichtes: ,EI Moro expösito, 6 Cordova y Bnrgos en el siglo decimo. Leyenda por d. Angel de Saavedra. (Pari.s. 1834. 8". 2 Vols.) erschien in den Jahrhiiehern für wisscnschaftliehe Kritik. Jahrg. 1835, II. S. 563-75. 2 Die Anzeige von Huber's , Spanisches Lesebuch' (Bremen. 1832. 8".) erschien in den Wiener Jahrbücliern der Literatur, Band LXIX. S. 159 bis 193. 3 Walirseheinlich die Recension von Kopitar's Glagolita Clozianus, vim der im 10. Briefe, S. 138 die Rede ist. Briefe von HoffmaiiH von Fallersleben unil Morir. H*ipt an Ferd. Wolf. 181 8. Zittau, 4. jan[uar] 18/>(j. Verzeihen Sie, mein theuerster freund, mein langes still- schweigen, au dem hindernisse und verdriesslichkeiten aller ai't, leider auch die Saumseligkeit die aus Verstimmung hervor- zugehen pflegt, kurz alles andere eher schuld war als ver- änderte gesinnung gegen Sie. trauen Sie meiner Versicherung dass ich Ihnen mit treuer freundschaft ergeben bin und zweifeln Sie nieniahls an der beständigkeit meiner gesinnung. fast scheint es mir als hätten Sie aus meinen aüsserungen über Kuppitsch und den beabsichtigten abdruck des Kahlenbergers eine misstimmung gegen Sie geschlossen, ich habe mich viel- leicht ungeschickt ausgedrückt, kann aber fest versichern, dass mir kein gedanke gegen Sie in die seele gekoinmen ist. Kup- pitsch hatte mich mit seinem vorsatz (für den Sie ja gar nichts konnten) verstimmt weil ich des hn von Meusebach eigen- thümiichkeit genau kenne, und weiss wie dinge, die den meisten andern gleichgültig oder erfreulich sind, dieses selbstquälerische gemüth aufs aüsserste verstimmen und peinigen, es ist un- möglich die gemüthsart dieses mannes ohne eigene anschauung zu begreifen, und ein Jammer, dass er des vollsten glückes und reiner Zufriedenheit üihig, aus krankhafter Verstimmung wenig heitere tage geniesst. um die tiefe und feinheit seines geistes einigermassen kennen zu lernen, lesen Sie doch seine recension der jbriefe Goethes an ein kind' im juliheft der hallischen literaturzeitung. ' | die kuppitschiade ist durch die sorgliche Weisheit der censurhofstelle abgethau, sie sei es aucli unter uns, und ich hoffe, es glimmt nach meiner ehrlichen Versiche- rung kein fünkchen groll gegen mich in Ihnen. Für unsere blätter schicken Sie ja bald etwas. was es auch ist, alles ist willkomuien; kurz oder lang, alles findet räum, indem das dritte heft stärker wird als die beiden früheren, da ich nach ostern nach Leipzig gehe und deshalb der erste band in der hiesigen druckerei vollendet werden muss. für Ihre bemerk[un]gen zu den märchen des 2ten hettes, bei denen ich freilich im stillen auf den beifall, den Sie aus- ' Nr. 115—120. S. 289—336. 132 Wolf. sprechen, gehofft hatte, mein[en] herzlichen dank, sie sollen wie alles ähnliche zu nachtragen benutzt werden. — die floresta ist doch wohl nun in den händen oder gar aus den händen der censur? also senden Sie etwas? höchst willkommen wäre die vorgeschlagene anzeige von Jubinal's jeu de Piei're de la Broce und Serrure's Jeu d'Esmoree. ' machen Sie sie so lang als möglich, desto mehr werden ich und die leser uns freuen, auch Ihre anzeige von de la Rue's werk fände nun raumes vollauf. Ihre recension des Moro exposito habe ich mit grosster befriedigung gelesen und bin mit allem was Sie sagen einver- standen, die klarheit Ihrer auseinandersetzung hat mich be- sonders erfreut. Die erwähnte neuaufgefundene- Eslite des chansons plus belies u. s. w. A Paris par Fleury Bourriquant etc. haben Sie ja die gute mir abschreiben zu lassen, warten kann ich auf diese abschrift, so wie auf die welche in arbeit ist. indessen hoffe ich, soll dies jähr nicht vergehen ohne dass ein anfang mit meinem Recueil gemacht ist d. h. im druck, übermässiges zaudern fruchtet nichts und ich habe doch | schon eine schöne menge schöner lieder. lassen Sie mich nur erst nach Leipzig kommen ! In der dortigen Stadtbibliothek giebt es eine anzahl altfranzösischer hss., die will ich genau unter- suchen und ausbeuten, wer weiss ob nicht darunter manches für Sie un3 Ihre französischen freunde darunter ist. wie steht es denn mit dem Beuves d'Han tonne? über den Rosenblüt schreibe ich heute nichts, weil ich vor kurzem erfahren habe, dass die leipziger Universitätsbibliothek seit kurzem einen hand- schriftlichen band von schwanken des Rosenblüt besitzt und ich deshalb erst nähere nachricht abwarten will. Was sagen Sie denn zu Endlichers •' Versetzung? mir thut sie leid, ich schreibe heute an ihn um ihm noch eine 1 Jubiiial, La Complaiute et le Jeu de Pierre de la liroee. Paris. 18;}5. 8". Le Jeu d'Esmoree, fils du roi de Sicile, drame du IS. si^cle, traduit du flamand par Const. Phil. Serrure. Gand. .s. n. 8". (Separatabdruek au.s dem Messaj^er des Sciences et des Arts de la Bplililiotliek. 3 Endlicher wurde 1830 Custos am k. k. Ilufnatnraliencabinete. Briefe vou Hoffraaim von Fallersletien uutl Moriz Haupt an Fenl. Wolf. 133 bitte in bezielmng auf meinen Gratius u. 0, w. vorzutragen, da ich das Unglück gehabt habe, von meinem Ms. einige blätter auf unerklärliche weise zu verlieren, kann Endlicher meine bitte nicht erfüllen, so muss ich, mit gewohnter Unverschämt- heit, Ihre gute in anspruch nehmen. Interessant wird Ihnen die mir von dem bibliothekar Böhmer in Frankfurt am Main brieflich mitgetheilte uachricht sein, dass er auf einer reise die er im verwichenen herbst mit Pertz durch die Niederlande gemacht hat, einige blätter eines bisher ganz un- bekannten lateinischen gedichtes auf Karl des Gr[ossen] aqulta- nisclie Feldzüge gefunden hat, ein geniisch von reminiscenzen aus Virgil und Lucan und anklängen des echten deutschen epos. ' Pertz will es herausgeben; ich bin höchst begierig darauf. | An Jacob Grimms deutscher Mythologie (in den Brock- hausischen blättern von einem esel recensiert^) erfreuen Sie «ich wohl recht? welch ein schätz von belehrung! Im intelligenzblatt der brockhausischen blätter haben Sie doch Hoffmanns entgegnung auf den schändlichen angriff eines verkappten canonicus Wolf (in der hall[ischen] L[iteratur-] Z[eitung] gelesen?'^ Verzeihen Sie mein eiliges geschreibe. es liegt mir jetzt vieles dringende zur last; unter anderem muss ich meinem vater bei herausgäbe einer alten zittauer chronik ' helfen u[nd] was dergl[eichen] mehr ist. Schreiben und schicken Sie bald und bleiben Sic auch im neuen jähre gewogen Ihrem getreuen Lusato. • S. Pertz, Archiv, Band 7. S. 1000, Nr. 7. 2 Diese Eecensiou steht iu den Nummern 339—342, 5.-8. December 1836 ; sie ist mit der Ziffer 175 unterzeichnet. 3 Im Intelligenzblatt der Allg. Lit. Zeitung, September 1835, Sp. -400. Ab- gedruckt mit der Erwiederung Hoffmanu's (erschienen im Literarisclien Anzeiger von F. A. Brockhaus, 1835, Nr. XXXXIV.) in ,Mein Leben. Auf- zeichnungen und Erinnerungen von Hoffniann von Fallerslehen.' Han- nover. 1868. Band 2. S. 277 ff. ^ Haupt's Vater, Ernst Friedrich Haupt, gab für die Sammlung der Scrip- tores rerum Lusaticarum die Jalirbücher des Zittauischen Stadtschreibers, Johannes von Guben, heraus. (Görlitz 1837.) 134 Wolf. LXXX. Empfehlen Sie mich Kopitar. Meine altern empfehlen sich bestens. Wollten Sie wohl selbst die Güte haben und nachsehen, ob die k. k. bibliothek hss. von Censorinus de die natali und vom rhetor M. Seneca hat? | [Beilage.] meine vermuthung über Ruotliep ^ wird durch folgende Strophen des von Lassberg herausgegebenen Eg-genliedes^ bestätigt. Wan dat swert gesmidet wart, Ain sahs hies man es an der vart: Ze hant wolt man es klaiden. Die herren die berietent sich;, Wie sie dem swerte lobelich geworchten aine schaiden. Sie gewunnen ainen fremden muot Vnd worchtens vsser golde. Der vessel was ein porte guot, Liecht als in tragen solde Ain künic, dem dienten dii getwerk; Der buwt mit grossen eron Lang ainen holen berk. Dannoch was es niht vollebraht: Die heri'en hattont gar gedaht, Das wisset, siccherliche, Das si vs santont vir den berk: Do fuortonz zwai wildu getwerk Wol durh niin künecriche Biz daz su kament zuo der dral, Die da ze troige rinnet. | Das swert das was so lieht genial: Reht sam ain rubin brinnet, Sus lullten im die fessel sin. Si hartenz in der drale, Des wart es also fin. LXXXI. 1 Siehe S. IW. 2 Eggenliet, das ist der Wallere, von Ileiiirich von Linowe gestellt durcli meister iSeppeu von E])pisluisen. (1832. 80.) . ans licht Briefe von Hoffmaiui von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 1 3ö Lxxxii. Das swert das was vil lank veiholn; Jedoch so wart es sit verstoln Vf>n ainein argen diebe; Der kam g-eslichen in den berk, Reht alsam ain wild g-etwerk. NB. Dem künge Ruotliebe Dem wart es sit ze banden bi-abt; Der kund es wol behalten; Er hates der siten sin gedaht, Der wart es nie verschalten, Vnz daz sin sun wuchs ze ainem man; Der wart da mit ze ritter Des menger not gewan. 9. Zittau, 20 april 1836. Hn Scriptor Wolf, Wohlgeb. Ich bedarf sehr Ihrer nachsieht, mein theuerster freund. Unwohlsein verzögerte anfänglich meine antwort auf Ihren vor- letzten brief (der letzte ist wie Sie durch unseren Endlicher wissen werden, unterwegs gestohlen worden), und, wie es zu gehen pflegt, die einmahlige zögerung wirkte nach. Für die altfranzösischen Tischregeln den schönsten dank; sie sind so- gleich abgedruckt worden. ^ das dritte heft unserer blätter ist fertig gedruckt, kann aber erst in einigen wochen erscheinen, weil wir uns vorher mit Brockhaus auseinandersetzen müssen, um nicht allzu grossen Verlust zu erleiden, schlimmsten falls geht der vorlag an einen andern buchhändler über, denn ein- gehen sollen die bll. wo irgend möglich nicht, das dritte heft ent- hält unter anderem einen bogen ^Mythologica' von Jacob Grimm, - der mich durch diese mitwirkung sehr erfreut hat; sie bringt den blättern ehre. Ihre versprochene anzeige des Jeu de Pierre de la Broce & d'Esmoree mit rücksichtnahme auf die neuen werke über das alte französische Theater schicken sie doch ja. 30—40 Seiten im druck stehen Ihnen offen, auch noch mehr. | ' Aid. Blätter. I. -266 276. ' S. -287—297. 136 Wolf. Mone's anzeige des brudex' Rausch ist von Mone ; ^ darin liegt alles, er ist unverbesserlich, was für tolles zeug hat er neulich (und wohlverstanden nach dem erscheinen von Grimms mytho- logie) über die Anten- zu Tage gefordert! in jedem ententeiche stecken sie für ihn, Hoffmanns dedication des Elegast hat mich auch deshalb gefreut weil ich in ihr Ihnen beigesellt bin. Lassen Sie uns, wie hier auf einem blatte, trotz der weiten entfernung in treuer Verbindung bleiben, aus meiner hoffnung heuer nach Wien zu kommen ist nichts geworden ich bin aufs neue auf unbestimmte zeit hier festgebannt. Ich hoffe doch dass Sie Ihren vorsatz die mythologie für Kaiteuback -^ nicht zu recensiren aufgegeben haben, wer soll sich denn an ein solches werk wagen, wenn Ihre Sachkenntnis nicht ausreicht"? die alberne anzeige in den brockhausischen blättern ' (von denen ich mich ganz losgesagt habe) haben Sie Avohl mit demselben Unwillen als ich gelesen. Ich schreibe in grösster hast und eben rückt mir der Fallersleben , der mich durch seinen besuch erfreut, auf das zimmer. erwarten Sie also nächstens einen besseren bricf von mir und verzeihen [Sie] die Unordnung und leere des | gegen- wärtigen. In der nähe von Baden bei Wien heisst, wenn ich nicht irre, ein Berg das eiserne thor. es wäre mir sehr lieb zu er- fahren welchen grund diese benennung hat. ich glaube, es steckt etwas mythisches dahinter. ■> Nächstens will ich den letzten Versuch machen die mün- chener französischen Liederbücher doch endlich zu erhalten ' Im Anzeig'cr, 1835, S. 330—332. - , lieber die Enten.' Anzeiger f. Kunde der dcutselien Vorzeit. Jaliry. 1836. Sp. 1-5. 3 Kalten hiick (nicht Kaltenbaelv, wie Haupt schreibt) redifjirte die Oester- reichische Zeitsclirit't für Geschiclits- und Staatsiiunde; in den zu dieser Zeitschrift geliörcnden , Blätter für Literatur, Kunst und Kritik' hatte F. Wulf, wie schon oben bemerkt, Anzeigen verörtentlicht. 4 Siehe Brief 8, S. 133. ^ Das eiserne Thor, westlich von Baden, ist einer der höchsten Berge in der Nähe Wiens mit beriilimtcr Aussicht. Die Ben(>nnunp- , eisernes Thor' ist eine moderne, die auf keinem mythischen Grunde bcrulit; das ganze Mittelalter hiudiu'ch hiess dieser Berg der Lindkogel, welche Benennung Briefe von Iloffmanu vnu Fallerslebeu und Moiiz Haupt an Feid. Wolf. 137 und dann ernstlich ans werk gehen, im laute dieses sommers darf ich doch auf die beiden bestellten wiener absehriften hoffen V In der revue europeenne, troisicme annee, Paris 1835 steht ein aufsatz von dem abbe Dauphin, director des College du Perron in Lyon, in welchem er von den erinnerungen seiner kindheit und von den alten liedcrn, die in seiner heimath (Crozet) noch gesungen werden, spricht. Vgl. literaturblatt zum morgenblatte 183<') N° 23, wenn Sie einmal an Monin schreiben, erkundigen Sie sich doch, ob dieser lieder mitth eilung nicht zu erlangen wäre, das wäre ein fand! | Wie sehr solche notizen geeignet sind, immer neue wünsche zu erregen kennen Sie gewis aus eigener erfahrung bei Ihrer floresta, mit der ich übrigens meine liedersammlung in keiner art werde vergleichen können, indessen was helfen die wünsche? ich darf es nicht länger verschieben wenigstens einen band herauszugeben. Freilich gehört zu ordentlicher ausführung mehr zeit und mühe als dass ich hoffen dürfte in kurzem damit zu Stande zu kommen. Ihren rath werde ich oft bedürfen. Leben Sie wol, theuerster Freund und schicken Sie bald ■•■ das für die blätter versprochene. Getreu der Ihrigste Haupt. * d. h. vor dem hohen sommer, 10. Zittau, 23. jun[i] 1836. Theuerster Freund;, Ihre beidQn briete und Ihre beilagen für Hoffmann und für die altd[deutschen| blätter erhielt ich mit grösster freude heute vor acht tagen, dass ich erst heute antworte daran ist eine eben so lange als elende recension von Kopitars glagolita schuld, die auch jetzt wieder allgemeiner 7AX werden anfängt. Von Üafffu, welche sich an diesen Eerg knüpfen und daraiif hindeuten, dass derselbe eine alte heidnische Culturstätte gewesen sei, ist nichts bekannt. Ich verdanke diese Notiz der gütigen Mittheilung des k. k. Hofrathes und Vorstandes der I Familien- und Privat-Bibliuthek Sr. M. des Kaisers, Herrn M A. Becker. 138 Wolf. ich für die wiener Jahrbücher ' vollenden musste und aus der niemand etwas lernen wird, obwohl ich freilich bei dieser arbeit sehr viel gelernt habe und sie insofern nicht bereue. Sie erhalten hiermit vom neuesten heft der altd[eutschen] bll. Ihre gewöhnlichen o exemplare und eines welches ich mit bestem gruss au Endlicher abzugeben bitte, ich denke, wenig- stens Jac[ob] Grimms mythologica wei'den Ihnen gefallen, auch für das 4. heft, an dem bereits gedruckt wird, hat Grimm bei- trage versprochen,- die ich täglich erwarte. Wackernagel hat dazu schöne Sachen geschickt, z. b. sechshundert zeilen eines bisher ganz unbekannten gedieh tes aus der Dietrichssage. ^ wie willkommen mir Wright's theilnahme und seudung ' ist, können Sie leicht denken, und da wir diese theilnahme zunächst Ihnen vermöge Ihrer Verbindung mit Wright verdanken, so seien Sie auch dafür zum schönsten bedankt, es versteht sich, dass Wright ein exemplar der altd[eutschen] bll. gebührt, und ich lasse sogleich eins an ihn abgehen, sobald Sie die gute haben, mir seine genaue adresse mitzutheilen. bleiben Sie aber nur ja nicht hinter dem Engländer zurück, da die blätter ununterbrochen fortgehen, so kommt jeder bei- trag jederzeit zurecht, sei er gross oder klein. In der halli- schen literaturzeitung ■' werden Sie gelesen haben , dass man Ihre beitrage nach gebühr schätzt, hoch st willkommen wäre mir, nach Ihrem vorschlage, ein aufsatz über Tristan, nach Michel's buch;'' verfahren Sie dabei ganz nach Ihrer bequem- lichkeit und geben vSie dabei so viel eigenes als möglich d. h. sehr viel. | Michel's thätigkeit ist staunenswerth, aber die verfluchte franz[ösische] mode von den alten Sachen nur eine handvoll > Band LXXVI. S. 103—133. 2 Mythologica, S. 370-374. ^ Das , Bruchstück eines unbekannten Gedichtes aus der Dietrichssa^^e, steht 8. 329—342 ; dann folgen noch andere Beiträge von Wackernagel bis zur S. 352. * The English Poem of Cocaygne, S. 396 — 401. ^ Nr. 82, S. 38—40 (Mai 1836) Anzeige der Altd. Bll., in der am Schlüsse Wolfs Beiträge als »besonders schätzbar' hervorgehoben werden. ^ The poetical Romanees ol Tristan in French, in Anglo-Nornian and in Greek, ed. by Francisque Michel. London. 1835. S^. 3 Vol. Einen Auf- satz über Tristan hat Wolf nicht geschrieben. Briefe von Hotfmauu von Fallersieben und Moiiz Haupt an Ferd. Wolf. 1 39 exemplare drucken zu lassen hole der teufel. wie ^-lücklich sind Sie durch Ihre Verbindungen alles zu erhalten! auf Ihre anzeige von Michel's chroniques anglo-normandes ' freue ich mich sehr. Michels und Jubinals brochuren, für deren mitthei- lung ich herzlichst danke, \verde ich Ihnen nächstens wieder- senden. Was nun Ihren projectirten aufsatz über die dramatische darstellung im M[ittel] A[lter] - betrifft, so bin ich ganz Ihrer meinung die dahin gehörigen angekündigten französischen bücher erst abzuwarten, in nächster Woche schreibe ich nach Wolfen- büttel um die Histoire de la bible e% poesie ; -^ ich zweifle nicht die hs. zu erhalten und Sie können sich dann darauf ver- lassen, dass ich Ihnen ganz genaue und vollständige ab- schrift besorge, dies soll mir eine wahre lust sein, da Sie natürlich auch deutsche und andere dramatische versuche be- rücksichtigen werden, so mache ich Sie darauf aufmerksam dass das höchst interessante osterspiel in der wiener hs. 3007 (woraus Wackernagel einiges giebt altd[eutsches] Lesebuch 781) auch böhmisch vorhanden ist (zwar nur als fragmeut) in Hanka's starobylä skladänie.^ wenn Sie niemand haben, der dies besser vermöchte so erbiete ich mich zu wörtlicher Übersetzung des böhmischen bruchstücks. — Jac[ob] Grimms andeutungen über den beginn dramatischer Spiele (myth[ologie] 455) sind gewiss sehr beherzigungswerth. — Vielleicht und hoffentlich wird aus Ihrem aufsatze gar ein kleines buch, ich verbürge mich für ' Ferd. Wolfs Anzeige der Chroniques anglo-normandes (Ronen. 1836. 8". Tome I.) erschien zugleich mit seiner Anzeige des Rapport, h Mr. le ministre de Tlnstruction publique, par Fr. Michel [Paris et Londres, 1835J in den Wiener Jahrb. der Lit. Band LXXVI. und LXXVII. S. oben. S. ll.ö. Anm. ä. - Dieser Aufsatz ist nie erschienen. ^ Diese Handschrift, ßlankenburg q., ist- im 16. .Jahrh. geschrieben; sie enthält Mysteres und Moralites. Siehe über dieselbe Ebert, Ueberlie- ferungen zur Gesch. Lit. und Kunst der Vor- und Mitwelt. Dresden. 1826. I. Band. 1. Stück, S. 178 ff. * Das in der Hs. 3007 enthaltene Osterspiel hat Ho ff mann im '_*. Bande der Fundgruben (S. 296 — 3.36) abgedruckt: das böhraisclie Osterspiel führt den Titel Mastickar (Salbenkrämer) und ist zum Theile mitgetheilt im 5. Bande der Starobylä sklädanie, (w Praze, 1823, S. 198-219). S. auch Hanu.s. Die lateinisch-böhmischen Osterspiele des 14. — 15. Jahrhun- derts. Prag. 1863. 8". 140 Wolf. einen Verleger, so wenig es mir auct mit dem Conde Lu- canor und den Hoi'is liispanicis geglückt ist. Schönsten dank für die abschrift des Lyoner Recueil NB. von 1557. nur haben Sie vergessen mir den preis zu melden, die abschrift des noch rückständigen chansonnier wird mir sehr | willkommen sein, eigentliche eile hat es nicht, vor dem winter kann ich leider nicht ernstlich an meine liedersammlung gehen, für die ich auch noch mehreres erwarte, (besten dank für Ihre gütige Verwendung bei Michel.) jetzt bin ich in aller- hand philologischen arbeiten vertieft und auch das letzte aus- bürsten und abstäuben meines Gratius kostet mir noch zeit, zumal ich immer noch bei einigen desperaten stellen auf er- leuchtung hoffe. Was sagen Sie denn zu Diez grammatikV Mir scheint sie trefflich und ich studiere sie mit lust. wäre nur erst der 2. band erschienen, die anmerkung s. 7(3 ' haben Sie wohl nicht übersehen. — Ich werde suchen Diez zu rath und hülfe für meine liedersammlung zu gewinnen. Nun aber komme ich zu der ärgerlichsten stelle meines briefes, einer behelligung, bei der ich mich ganz auf Ihre gute und nachsieht verlassen muss. einer meiner freunde, oder viel- mehr bekannten, denn freunde;, liebster freund_, habe ich hier sehr wenige , hat die coupons einer österreichischen Schuld- verschreibung verloren, auf dem beiliegenden blättcheu - das nähere, wäre es Ihnen vielleicht möglich, ohne grosse mühe, zu erfahren ob dieser Verlust ersetzbar ist, vielleicht durch einsendung der Schuldverschreibung und Umtausch gegen eine andere? ich würde es Ihnen herzlich dank wissen, wenn Sie mir bald nachricht darüber geben, der verlust ist für den be- sitzer (oder vielmehr Verlierer) so empfindlich, dass ich ihm meine (oder leider vielmehr Ihre) hilfe und erkundigung nicht abschlagen konnte. — vor allem aber verzeihen Sie meine behelligung. 1 Ueber «Icn tV.MUzösischon UrspniiiLT dos provcnzalischen Geilic-lites von Fk^rahniH uiiil iil)or Wult'.s IJenierkiiii;:^ in den Altd. Uli. I. S. 15 über denselben. 2 Diese Beilage, welche die Nummer und niilicrc Angaben ciitluält, gbiubten wir weglassen zu dürfen. Briefe von HofFmann vini FallersleVion und Aroriz Haupt an Ferd. Wolf. 141 Ich schreibe diesen brief sehr eilig um die post nicht zu versäumen und das paket liegen lassen zu müssen. | Verzeihen Sie also die kahlheit und dürre dieser Zeilen und schreiben Sie mir bald, die hauptsache ist immer dass wir in Verbindung bleiben , die mich ganz glücklich macht, zur absendung der tloresta meinen glückwunsch. sobald sie erschienen ist, will ich sie, wenn es Ihnen recht ist, in einer recension herunter- reissen. ^ John Kemble hat mir vor einigen tagen sein von J. Grimm in den gött[inger] anz[eigen] recensirtes schriftchen über die Stammtafel der Westsachsen gesandt, ^ das für einen Engländer in sehr gutem deutsch geschrieben ist. ich habe diese auf- merksamkeit Grimm zu danken und sie freut mich schon des- halb. Leben Sie wohl, theuerster freund, und behalten Sie lieb Ihren getreuen Moriz Haupt. Vergessen Sie nicht, mir Wright's adresse zu schreiben. 11. Zittau, jul[i] 18. ISai). Theuerster Freund, Durch Ihre gute beschämt zu werden und sie mit nichts erwiedern zu können als mit herzlichem dank bin ich schon gewohnt, diesmahl aber weiss ich kaum wie ich es anfangen soll ohne schände vor Ihnen zu bestehen, wenn auch die beichte die ich sogleich ablegen werde, ein geständnis nicht sowohl meiner als fremder schuld ist. hören Sie die verdriessliche dummheit. während Sie sich so grosse mühe geben alles nothige in betreff der verloren gegangenen coupons zu erkundigen und mir einen so sorgfältigen und genügenden bescheid ertheilen, ja zu weiteren gefälligkeiten in dieser sache sich bereit er- klären, kommt vor kurzem mein bekannter mit der nachi-icht zu mir, die coupons haben sich wieder gefunden. Sie können > Zu einer Recension der Floresta von Haupt scheint es nicht gekommen zu sein. 2 (München. 1836.) Die Recension von .Jac. Grimm steht in Stück T.G. 07. der Gott. gel. Anz. 28. April 1836, S. 649—6.07. 142 Wolf. denken wie sehr mich die bequemlichkeit verdross, statt g-e- hörig alles zu durchsuchen, fremde bemühung anzusprechen, ich leistete mir sogleich den eid, Sie in meinem ganzen leben nicht mehr mit fremden dummheiten zu bemühen, da ich es ja oft genug mit eigenen thue. haben Sie für ihre verlorene mühe meinen besten dank und glauben Sie mir dass jeder gegen- dienst den ich Ihnen für so viele gute (seit nun schon 2 jäh- ren) leisten kann mir eine wahre lust sein wird, deshalb sollten Sie auch nicht so vieles aufheben machen über die verspro- chene Übersetzung des böhmischen mysteriums und abschrift der wolfenbüttler mysterienhs. beides steuere ich mit vergnügen zu Ihrer schrift, auf die ich mich sehr freue, bei. die wolfen- bütteler hs, hoffe ich nun bald zu erhalten. Auf Ihre recension der chroniques anglo-normandes bin ich sehr begierig, ganz gewiss ist das geschichtliche Ihr eigentliches gebiet, ohne dass ich jedoch in Ihren ausdruck ,pfuscherei auf dem philologischen gebiet^ im mindesten einstimme. Sie haben ja noch nie gelegen- heit gehabt oder gesucht, Ihr philologisches wissen in einer grössern arbeit andern und sich selbst zu beweisen, und wie sind denn Ihre genauen und sorgfältigen arbeiten ohne philo- logie zu stände zu bringen? lassen Sie die Ferien, in denen Sie wohl der leidigen cholera in gesündere ge- | genden ent- fliehen werden, alle grillen verscheuchen. Ihre Tristanabhandlung wird zu jeder zeit willkommen sein und sogleich gedruckt werden, je länger je lieber! In Ihr urtheil über Diez stimme ich völlig ; wäre nur der zweite band erst da! methode und theorie ist gleich trefflich, nun erst bekommt man lust über romanische sprachen gramma- tisch zu sammeln, da nun jede bemerkung an den festen stamm des diezischen buches sich anschliesst. ich sitze eben über Uhlands abschrift von , Flore und Blanceflor', zum behuf einer recension von Hoffmanns horae belgicae o u. 4, womit ich mein recensieren auf lange Zeit beschliessen werde (Ihre floresta ausgenommen die ich ganz gewiss ausführlich anzeige), das re- censieren kostet zu viele zeit ; die auf eigene arbeit besser ver- wandt wird, meinen aufsatz über Kopitars Glagolita nehme ich aus, denn dabei habe ich wirklich viel gelernt, mehr als man der recension ansehen wird, doch ist K[opitar]. zu meiner freude zufrieden. Für Michels und Jubinals Schriften meinen 4 t Briefe von Hnifmann von Fallersleben und Morh Haupt an Ferd. Wolf. 1-lM besten dank, an Wright gehen nächstens die altd|eutsehen| 1dl. und meine exempla ' ab, mit bestem dank und dringender bitte um weitere mittheilungen. Verzeihen Sie mein leeres ge- schreibe, ich habe heute wenig zeit und will Sie doch nicht länger auf antwort warten lassen, nächstens hoffe ich Ihnen etwas erfreuliches literarisches/-^ das mich angeht, mittheilen zu können, wovon ich noch nichts verlauten lassen darf; doch er- fahren Sie es vielleicht eher, denn Sie sind an der quelle. Grüssen Sie Endlicher und stellen Sie ihm den beiliegenden Zettel gelegentlich zu. halten Sie glückliche ferien und behalten Sie lieb Ihren getreuen Haupt. 12. Dresden, 20. sept[ember] 1836. Hoffentlich entschuldigt das obige ,Dresden^ statt des ge- wohnten , Zittau' mein langes stillschweigen zum theil; zum grösseren theil muss ich freilich auf Ihre nachsieht rechnen, theuerster freund, ich bin seit vier wochen hier und habe für Pertz und seine monumenta ^ mit gröster anstrengung, d. h. täglich über sieben stunden, handschriften verglichen so dass ich wenigstens abends nach gethanem tagwerk die rechte Stim- mung zu einem briefe an Sie nicht finden konnte, und vor und zwischen den bibliotheksstunden, die eine besondere be- günstigung für mich auch für den nachmittag wo ich einge- isperrt werde ausgedehnt hat, muste ich vieles unaufschiebliche abthun. nun will ich aber nicht länger in meinem undankbaren stillschweigen verharren und lieber flüchtig und eilfertig schrei- ben als länger auf ruhige müsse warten die ich hier schwerlich finde; und erst zu ende dieser woche reise ich heim, ich folge Ihrem briefe in meiner antwort. | ' Exeinpla poesia latinae medii aevi. Vindobonae. t8;U. H". ^ Wahrscheinlich die Herausgabe des Erec von Hartmanu von Aue, die Haupt damals übernahm. ^ Im Jahre 1836 verglich Haupt für die Monumenta Germaniae etc. die Dresdner Handschrift des Thietinar und der Vita Bernwardi. Siehe Pertz, Archiv, Band VI. S. 718. 1 44 Wolf. Vor allem also meinen glückwunsch dass der druck der floresta in gang- ist. die Verwandlung- aller römischen zifferu in arabische ist allerdings verdriesslich ; ich denke aber, eine bemerkung im druckfehlerverzeichnisse reicht hin den Verstoss so ziemlich zu heben. ' Sechstausend fr[ancs] für druck und correctur sind freilich nicht wenig, aber die kostenvermehruug die der druckort veranlasst hat wird wohl durch die vortlieile die er darbietet weit überwogen und eleganz der ausstattung war hier unerlässlich. — Alles von Wright für die altd[eutschen] bll. aus dem Cambridge Ms. eingesendete zurückzuhalten war leider, oder soll ich sagen zum glück? nicht mehr möglich, das vierte heft ist seit fünf Avochen bis auf die vorrede und das register fertig und Ihi' brief kam zu spät, doch ist nur eins der lat[einischen] lieder ungedruckt und ausser diesem habe ich nur noch ein zweites aufgenommen. - ich werde mit dem vierten hefte an Wright auch die drei ersten senden und mich mit ihm verständigen. Kemble's eifersucht, gleich als hätte er das Ms. gepachtet, ist lächerlich. — Herrlich ist es, dass Sie Michel -^ zu beitragen aufgefordert haben ; noch besser aber Ihr erbieten aus dem Livre de legendes von Le Roux-* einen auszug in Ihrer weise zu schicken, thuen sie es ja sobald Sie können, der druck des zweiten bandes (heft 1) wird bald be- ginnen und in der vorrede zum ersten erkläre ich mit einigen Worten die rücksicht auf altfranzösisches in altdeutschen blättern, auch den Tristan vergessen Sie ja nicht, überhaupt aber seien Sie jederzeit, ohne Vorfrage, über- | zeugt, dass mir alles, was Sie schicken, willkommen ist. — HofFmann der ewige Wanderer, ist seit anfang august nach Kopenhagen, Hol- land und vielleicht Paris, wenn er beuteschwer, und beutelleer, zurückkehrt werde ich ihm Michol's hübsche Geschenke zu- kommen lassen. — Nun über deutsche Tundalus. eine ber- liner deutsche hs. von Tundalus citirt von der Hagen im 1 D;iss mein Vater den Rath Haiipt's befolgte, zeij^;! das Druekfelilcrver- zeichniss zum 1. Hände. 2 Wrip^ht's ]5eitiäg(> zum 4. Heft der Altd. BW., Lateinische Lieder ans dem Cambridge Ms., stellen S. 390 — 30.5 des J. Handes. 3 Fr. Michel liat keine Beiträge zu den Alt. Hll. geliefert. ' Le Ruux de Lincy, Le llvrc des legendes. IntnMliic timi. I^aris. 1836. 8'. AVoit' li.Mt Le Ronx's Buch nidit angezeigt. J Briefe von Hoffmaiiii von Faltersleben uml Moriz Haupt an Fenl. Wolf. 14:t) imiseuni 1. 002. — eine reinidichtung' dos 13 jli. enthält die wiener hs. 2G9(i (verzeichnet, nach der alten nummer, in der Dintisca 3, 398 fF. N" 8. — eine deutsche prosa enthält eine zittauer hs. des 15 jh, von der Sie nähere notiz und proben nur zu wünschen brauchen. — wichtig-er als alles dieses ist ein fragment eines gereimten uiederrheinischen Tundalus aus dem 12 jh., das Meusebach besitzt und Lachmann neulich der berliner akademie ' vorgelegt hat. -— Ein gedieht von Patricius aus dem 13/14 jh. steht in der berliner hs. Oct. ;")(') (14 jh.) aus der in den altdeutschen bll. der priester Johann gedruckt ist.2 — Lachmann hat mir einen einzelabdruck seiner aus- legung des prologs zum Parcival (aus den abhaudlungen der akademie) -^ geschickt, den ich wenn ich zu ende dieser woche lieimkomme finden werde. — Dass Sie mein engagement hin- sichtlich des Erec billigen freut mich sehr; ich will alles auf- bieten dass weder Sie noch Kopitar noch Bergmann ' Ihr zu- trauen bereuen dürfen, vor von der Hagen habe ich Grimms und I^achmanns hilfe voraus. | nun aber, wie gewöhnlich, eine bitte, wenn Sie nach Paris schreiben fragen Sie doch an wie viel wohl eine abschrift des franz[ösischen] gedichts ^ kosten würde, ich bedarf seiner zur herausgäbe des deutschen, w^enn etwas ordentliches daraus werden soll, drei hss. kenne ich davon ' Laclimaiin. lieber drei Bruchstücke uiederrlieiuischer Gedichte aus dem zwölften und aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. In den Abhandl. der Berl. Akad. 183G. S. 159 — 1111, - Siehe über Tundalus-Handschrifteu Mussafia, Sulla visione dl Tuiidalo. Sitzung'sbericlite der philos.-liist. Classe der k. Akad d. Wi.ss. Bd. (i7. S. 157 — 206. Der Aufsatz über den Priester Johann steht im 1. Bde. der Altd. Bll. S. 308—324. 3 Ueberden Eingang des Parcival. Abh. der Berl. Ak. 1835. S. 227—267. '' Die einzige Handschrift, in welcher der Erec dos Hartmann von der Aue vorkommt, befindet sieh bekanntlich in der Ambraser Sammlung zu Wien; der Custos dieser Sammlung, Jos. Bergmann, hatte zur Heransgabe auf- fordernd Abschrift aus dieser Handschrift für IIan]it nehmen lassen. (S. die Widmung Haupt's vor seiner Ausgabe des Erec.) " Der französisciie Erec und Enide des Chrestien de Troyes wurde erst 185ß von Imm. Bekker nach Michel'.s Abschrift aus Ms. Gange 26. Reg. T herausgegeben. (Zeitschrift f. d. A. Bd. 10. S. 372—550.) Diese Abschrift, welche Dr. Sachs durch Vergleichung mit dem Ms. be- riclitigte und ergänzte, wurde Bekker von Haupt überlassen. Sitzuugsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. 10 146 Wolf. in Paris, in der kgl. l)il)liothek MSS. n"' (5987 u. 7995 ' (Roquef[ort] g'loss[aire] 2,759") und im Arsenal, mss. frau(;ais, romans en vers, N" 177 (Haenel cat[alogi]2 p. 351). — Ja wenn es möglich wäre mit so massigem Aufwände, dass sich ein Verleger dazu verstände, von Einem dieser MSS. abschrift und von den andern collationen zu erhalten und wenn Sie mir dann mit rath und that beiständen, wie wäre dann der gedanke im ersten bände den franz[ösischen], im zweiten den deutschen Erec zu edieren? der flüchtigste franzose hat zwar vor mir die angeborene sprachkenntniss voraus; dagegen wissen sehr wenige was kritik ist. schreiben Sie mir ja was Sie von meinem gedanken halten. Empfehlen Sie mich Kopitar; er möge meines schM'cigens wegen nicht zürnen ; in den näch- sten tagen, noch von hier aus, schreibe ich ihm. auch Endlicher grüsse ich von herzen, in einigen wochen, hoffe ich, geht mein Gratius zum druck ab. — Leben Sie wohl, liebster freund, und behalten Sie lieb Ihren treu ergebenen Haupt. Kennen Sie Uhlauds sagenforschungen schon ? '■^ Von Wolfenbüttel habe ich bis jetzt weder die hs. noch antwort. [Auf einem Blättchen.] Sie werden, meiner unart kundig, gleich vermuthen, liebster Wolf, dass dieser nachträgliche zettel fragen und bitten enthält. 1.) giebt es unter den autographis der k. k. bibliothek nichts von Lessing? 2.) wenn etwa ein ungedruckter brief darunter /•ist wäre wohl abschrift vor der band nur zum piivatgebrauch zu er- langen ? Nochmals vale faveque. ' Die Nummer Roquefort's ist falacli. 2 Haenel. CataU>j?i libroriim mss. (|ui in JJibliothecis Galliae etc. asservantur. T.ipsiac. 18:U). 4". ■ Uhlaud. Sageuforsi-.huufjcn. Stutt^j-art. IH'M). H". Baiul 1. Briefe von HoffiiKinn vou FallersleliRii und Muriz Haupt an Fort!. Wull'. 147 13. Zittau, oct[ober] 10. 183G. Theuerster freund, Ihren lieben brief vom 4teu erhielt ich vorg-estern zu spät um ihn mit der an diesem tage abgehenden post beantworten zu können ; jetzt eile ich Ihnen für alles freundliche und er- freuliche was er enthält von herzen zu danken. — Michel bitte ich für die gütige auskunft über liederbücher der pariser bibliothek in meinem uamen zu danken (freilich ist es mir un- glaublich dass sich von meinen desideratis gar nichts dort finden sollte) und ihn meiner freude über seine geneigtheit für die altd[eutschen] bll. etwas zu schicken zu versichern, je näher sein beitrag deutscher poesie liegt desto willkommener wird er sein. Dass mein Gedanke mit dem deutschen Erec gleich den französischen herauszugeben, Ihre billigung hat ist mir sehr erfreulich, wenn ich auch Ihre zu günstigen erwartungen auf rechnung Ihrer freundlichen gesinnung gegen mich setzen muss. wenn Sie an Michel schreiben, so vergessen Sie nicht nach dem ungefähren preise einer abschrift der einen hs. und einer collätion der beiden anderen zu fragen, das honorar, das ich etwa für den Erec erwarten darf, will ich recht gern auf den französischen text wenden, aber eine weitere aufopferung vermiede ich gern. Ihre mühe für Michel die deutschen Rolandslieder ' auszuziehen ist besonders deswegen verdienstlich weil der auszug die französischen litteratoren aufs neue auf das au-dela du Rhin verweist, übrigens, wenn ich Ihnen | nicht so von ganzem herzen zugethan wäi'e, würde ich Sie um Ihre Verbindungen mit den Franzosen beneiden, von I den altfranzösischeu Sachen haben Sie mehr als irgend jemand in Deutschland. Von Ihrer absieht den Meraugis- zu edieren, 1 Michel gab 1837 heraus: La Chansou de Koland ou de RoncevaiLx du XII. s. publiee pour la 1. fois etc. Paris 1837. 8«. Wolfs Auszüge stehen u. d. T. Analyse des poemes allemands sur la bataille de Koucevuux composes par le pretre Chuonrat et par Ötriker in Michel's Ausgabe S. 284-296. 2 Dieser Plan meines Vaters, der ihn viele Jahre beschäftigte, ist nicht zur Ausführung gekommen. Er veröffentlichte aber noch 1865 einen 10* 148 Wolf. sagt mir Ihr brief das erste Avort; geben Sie diesen gedanken ja nicht auf, aber Ihre hoffnung in meinem Erec ,ein muster' zu erhalten lassen Sie ja fahren, in jeder hinsieht sind Sie zur herausgäbe eines altfi-[anzösischen] Werkes ganz anders befähigt als ich und der mechanismus der kritik lernt sich bald, sollte ich den franz[ösischeu] Erec wirklich edieren, so würde ich unter dem text die erheblichen Varianten geben, dahinter vielleicht erklärungen, gewiss aber ein glossar, da der überdies unzureichende Roquefort nicht in allen bänden ist. bei dem glossar muss ich aber sehr auf Ihren rath und beistand rech- nen. Herrn Wright, der sehr liebenswürdig sein muss, bitte ich für die zuvorkommende gute mit der er zu unsern blättern beisteuert zu danken, ihm selbst zu schreiben ver- schiebe ich bis ich alle vier hefte des ersten bandes mitschicken kann, was bald geschieht da nur noch die vorrede zu drucken ist. bitten Sie ihn das fehlende von dem altenglischen, höchst interessanten und willkommenen Bestiarius ' nur ja bald zu schicken, damit dies wichtige denkmahl gleich im 1. heft des 2 bandes erscheinen kann, vielleicht wäre der kürzeste weg für seine Zusendung an mich entweder durch einen leipziger buchhäudler oder durch den englischen geschäftsträger in Dresden, meine adresse haben Sie wohl die gute ihm mitzu- theilen. Die altdeutschen gedichte vom h. Brandanus, da Sie es wünschen, will ich gern übernehmen, ich kenne deren zwei: 1.) das von Bruns- herausgegebene plattdeutsche, 2.) ein Aufsatz ,Ueber Raoul de Houdenc und insbosuudorc seinen Kimian Meniugis de Portlesguez' in den Denkschriften der k. Akad. d. Wiss., phil. liist. Classe. Band XIV. S. 153—198. Den Merauj^is «j^ab Mi c he- ia nt zum ersten Male 1869 nach 4 Hss., von denen die Wiener Hs. Höhend. Fol. XXXVIII, als Grundlage diente, heraus. (Meraugis de Port- lesguez, Roman de la table ronde jiar llnoul de Houdenc. Public jiar Michelant. Paris. 1869. 8".) ' Altd. Bll. II. 99 — 120. - Romantische und andere Gedichte in plattdeutscher Sprache. Herausge- geben von P. J. Bruns. Berlin. 1798. 8". Wie aus Briefen Fr. Michels an meinen Vater hervorgeht, handelte es sich um die Theilnahme an einer Ausgabe der Braudan-Legenden, die von Michel und Wright beabsichtigt wnrde. Wright's Ausgabe erschien 1844 im 14. Bde. der Percy Society. (St. Brandan. A medieval leg(Mid etc.) leinen l.iteinischen und altfran- znsischen Brnndan hatte .lubinal bereits ISHc» lierausgegeben. (La legende latine de St. Brandaines. Paris 1S.3G. 8".) I Briefe von Hoffraann von Fallersleben uml Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 149 ungedrucktes hochdeutsches aus dem 14 jli. von etwa 2000 versen in einer berliner hs. ,' wegen welcher | ich baldigst nach Berlin schreiben werde, nur kann ich ausser dem berichtigten Texte und den nothdürftigsten anmerkungeii nichts leisten, da mein Gratius (der von unserm Endlicher, den ich herzlichst griisse, in seinem catalog allzugütig verkündigte) nun unter die presse muss und der Erec (dessen abschrift ich sehnlich erwarte) mir viel zeit und mühe kosten muss. haben Sie nur die gute anzu- fragen in welcher spräche ich die wenigen aumerkungen, die zu den Brandangedichten etwa nöthig sind, abfassen soll, deutsch natürlich am liebsten. an die textberichtigung des platt- ilcutschen gedichtes gehe ich morgen. Den versprochenen aufsatz über Wrights altenglische Balladen,"- zu deren dedication '■'■ ich gratuliere, senden Sie ja, so wie das übrige verheissene. für Ihre einladung an Thoms kann ich Ihnen nicht genug danken. — Die abschrift des 2teu wiener chansonniers habe ich noch nicht erhalten; hoffentlich liegt die rechnung dabei. Von Ihrer Floresta habe ich in Dresden mit Tieck ge- sprochen, der sich auf sie freut. Tiecks spanische bibliothek sollten Sie sehen; schwerlich hat ein Privatmann, selbst in Spanien, so viele alte spanische Bücher.' so hat er achtzehn bände erste drucke von Lope de Vega. Ticck ist im höchsten grade m i 1 1 h e i 1 s a m. Das wolfenbüttler mysterienmanuscript ist noch nicht an- gelangt, um nicht unbescheiden zu sein will ich noch einige zeit mit der crinnerung anstehen. Ettmüller, dessen Oswald ^ viel besser ist als seine früheren bücher, wird mir nächstens auszüge aus einem deutsche n ostermysterium aus dem 1 Die Berliner Hs. ist Ms. Germ. Oct. 5(5. Jetzt hgg. von S cur öd er Sanct Brandan. Ein lateinischer und drei deutsche Texte. (Erlangen. 1871. 8'1) S. 51-93. - Dieser Aufsatz ist nicht erschienen. 3 Wriglit widmete meinem Vater: The Tale uf tlie Basyn and thc Frere aud the Boy. Two early Tales of Magic, etc. (London. 18;}6. 8«.) » Wolf lernte Tieck's Bibliothek später gründlich kennen, da er zu der Ver- steigerung derselben, die im Winter 1849 auf 18öü stattfand, als Vertreter der k. k. Hofbibliotliek nach Berlin gesendet wurde. '' Sant Oswaldes leben. Zürich. 1835. S". 150 Wolf. XV jh. senden, die ich^dann sogleich Ihnen für Ihr buch sende, ich denke, wir treiben noch manches merkwürdige auf. | An Kopitar schreibe ich noch heute oder morgen, wie mag es wohl mit meiner recension stehen ! ' Hoffmann ist noch immer wie verschollen. Leben Sie wohl, mein verehrter freund, und behalten Sie mich lieb. Treu der Ihrigste Haupt. 14. Zittau, 6 december 1836. Ich eile, mein verehrter und geliebter freund, Ihr gestern ei'haltenes brief lein vom ersten december zu beantworten, könnte ich es nur mündlich thun ! auf Ihrem sofa in Ihrem traulichen ziinmer Hesse sich ein so kitzlicher punct, als in meinen äugen Michels antrag ist, tausendmal besser besprechen, als brieflich, wo ich Ihrer gegenrede und beistimmung oder Widerlegung entbehren muss und misverstanden zu werden fürchten müste, wenn ich nicht festiglich hoffte dass Sie mich genau genug kennen um nicht etwa thörichte eitelkeit und leeren hochmuth bei mir zu vcnuuthen. Michels antrag- ist im höchsten grade freundlich und dankenswerth, ja diese zuvorkommende gute und uneigennützige gefälligkeit ist fast beschämend, es zeigt sich recht wie viel er auf Sie hält und welches gewicht er Ihren cmpfehlungen beilegt, etwas mag freilich aucli die ganz natür- liche und gerechte abneigung, ein berühmtes gedieht durch einen unbekannten ausländer edieren zu lassen, ins spiel kommen, (»bwnhl ieh nun alles lockende des antrages erkenne, so ist es doch meiner natur und meinem plane nach, mir unmöglich auf die vorgeschlagene gemeinschaft (wenigstens in dieser weise ' Haiipt's Anzoipfo vr>n Kopitar Glagolita etc. erschien, wie schon erwähnt, iii) TTi. Hdi-. (1,1 W. ,1., (1. i. im letzten Qiiartalbande des Jahres 1836. - Wie aus eiiimi jiriefe Fr. Michers an meinen Vater hervorgeht, hatte (lieser Gelehrte sich erhoten, als Mitarlteiter Haupt's für den französischen Text mit ihm zusammen den Ercc herauszugeben. Die von iiim gestellten He(linguugt in den Wiener Jahrb. der Lit. Hd. 7'.i. S. lO.'i.-ni). 2 I.st der 1. l'.il der Qnodlinburgor Uiblidtlick der g-esanimten deutschen National -Ijiterattir, und IHHö erschienen ' l'^iinlricli UittiT von liart.sch war (Histos der k. k. 1 lofbibliotliek. ' (•jital.ij,'ns (,'.i(hl. j.hil.)!. bibl. i)al. Vindob. (Vidobonae. 1836. 4«.) Be- »(lircibunfj dtr ll.s. CCCXXII. Cod. nienibran saec. VIII. et IX. palinips. f.d. liV.i. 1". |). 220. ,XXVI. f.d. .-}G>--56v. De .se])tem Miraculis ISIuudi jiliysici . . . Fra^jmenti jir.ave scrijiti editioneni sjiopondit Manr. Haupt.' daa verlangte Facsimile <::eliöite für die Stelle aus Lirius, welche in den Miraculis vorkommt. Die Sdirift .De septem Miracnlis Mnndi' hat Haupt in Sfiner Ans^'-alic der Halii'Utica S. (>7 — 7.S ;ii)drncken lassen. *• Jos. Kitler von Fielienfdd, Cnstos der k. k. Hofbibliothek. Briefe von HoiFraanii von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. IGl weniger sie zu heftigem ausbrach kam. jetzt bin ich freilich so ziemlich wieder wohl, aber mein vater liegt seit 4 wochen hart und fest an der gicht und noch ist wenig aussieht zur besserung. mein abgang nach Leipzig war auf das ende dieses monats angesetzt und ist nun wieder ins ungewisse hinauss-e- schoben; denn natürlich kann ich nicht fort ehe mein vater von seiner zwar an sich ungefährlichen aber höchst schmerz- haften krankheit genesen ist. Sie können leicht denken, lieber freund, in welcher Stimmung ich bin und ich bitte Sie njir mein stillschweigen nachsichtig zu gute zu halten, um doch Ihren freundlichen brief und Ihre mittheilungen mit etwas zu erwiedern, sandte ich Ihnen die beiden Lachmannschen ab- handlungen, die Sie behalten können so lange Sie sie irgend brauchen, hoffentlich sind sie richtig in Ihre bände gelangt. Aber Ihre bescheidenheit, liebster Wolf, ist doch wahrlich allzu gross, hätten Sie an Lachmann geschrieben, so zweifle ich nicht im mindesten daran dass er Ihnen seine abhandlungen geschickt hätte. Wegen des Rausch habe ich an Meusebach geschrie- ben und seine antwort, dass Sie sein exemplar so lange als Sie wollen behalten können freut mich, die dedication wird ihm, sollte ich meinen, lieb sein, wollen Sie in derselben seinen amtstitel erwähnen, so schreiben Sie , Herrn Geheimen Ober- revisionsrath Freiherrn von M.'. ich erwähne dies deswegen weil die österreichischen titel von den preussischen so ganz verschieden sind und damit Sie ihm nicht etwa fälschlich die Excellenz beilegen. — Der herr Ahlfeld, von dem die abschrift des Dessauer exemplars herrührt, ist vor kurzem rector der Stadtschule in Wörlitz geworden, in Leitzkau scheint er nichts erkundigt zu haben, wie | ich aus seinem beharrlichen still- schweigen schliessen muss. — nun wünsche ich nur, dass die censur nicht allzusehr des teufeis partei ergreifen möge. Die beitrage Wright's ' nnd die recensiou von Thoms - waren mir ' Description of Ms. Arundel. Adrian and Ritheus and Anglo-Norman and Latin Orthograpliy. Der erste Aufsatz erschien im 2. Bande der Altd. Uli. S. 141 — 148; die beiden andern sind ebenda S. 189 — 195 abgedruckt. ^ Bezieht sich vielleicht auf die Recension des Romans du Renart und mehrere andere in dem nämlichen Bande des Für. Quart. Rev. ent- haltene Recensionen der Arbeiten Michel's imd anderer Herausgeber alt- französischer Gedichte, die von Thoms herrühren dürften. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hit. 11 162 ^vo"'- sehr willkommen. Fast fürchte ich dass eine zu anfang novem- bers an Wright abgeschickte kleine Sendung nicht in seine hände gelangt ist, vielleicht wegen seiner Wohnungsveränderung. Ihr aufsatz ül)er die Lais wird mir im allerhöchsten grade willkommen sein,' zu jeder zeit, aber je eher Sie ihn senden können, desto grösser ist mein dank, ich erwarte von Ihrem aufsatz reiche belehrung. So lang Sie wollen und mit anmer- kungen so viel Sie wollen begleitet darf er sein. Ich freue mich sehr darauf, dass Sie Lachmanns arbeiten dabei mit grossem nutzen haben gebrauchen können begreife ich. bei der andeutenden weise, in der er zu schreiben liebt, gewinnt man bei genauem Studium seiner aufsätze eine fülle von belehrung, und oft ist in wenigen zeilen das resultat einer langen Untersuchung gegeben. ChampolHon-Figeac's ^ anerbieten ist höchst schmeichelhaft und angenehm, nur würden freilich historische sachen, wenn sie nicht in enger beziehung zu deutscher geschichte stehen, für die alt(l[eutschen] blätter nicht passen, aber wie wird ihm dies zu eröffnen sein? ich verlasse mich auf Ihre courtoisie, die gewiss bei Ihrer häufigen correspondenz mit franzosen geübt ist. wie es von mir einphilistertem kieinstädter nicht verlangt werden kann. ]\Iichel wird ja wohl den Erec einmahl senden, grosse eile | habe ich gerade nicht. Ihre schöne recension im letzten bände der Wiener Jahr- bücher habe ich mit grossem vergnügen g-elesen. schade nur dass sie abbricht.^ Michcl's erklärung des Guillaume au court nez ' bezweifle ic-li und beharre bei der Ihi-igen. Seine änderung in der romanze ' Wie aclion oben orwälint, S. 159, Aniii. ' wurde der Aufsatz meines Vaters über die Lais inedits in den Jalirb. für wiss. Kritik abgedruckt. Es scheint als liätte es sieli hier aber um einen grösseren Aufsatz über die Lais gehandelt, den Wulf für die Altd. Bll. zu seiireibeu versprach, aus dem aber dann sein l)ekanntes Werk .lieber die Lais' (Heidelberg. IH-Jl. H'\) sich entwickelte. ' V..n Champullion-Figeac sind keine Beiträge in den Altd. Bll. erschienen. » Der erste Theil der, S. ll.ö, Anni. 2, schon erwähnten Anzeige des 1. Rap- port 11 Mr. le niinistre . . . snr ies .mciens monumens etc.; 2. Chroniques rtngl<.-n..rniandcs .-tc. .-rsrhicn im 7f,. Bande der Wiener Jahrbücher. ^ Ks haud.lf sich hi.r um «ll,. Krklärung, welche Wtdf brieflich über die Stelle des Onillaum.- d'Orang.- von Michel verlangte, .lie in Mone's An- zeiger IS.u;. Sp IST abgedruckt ist; siehe oben S. 15«. Briefe vou TIofl'iiKuni von Fallersieben iiiul Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 1(58 von Ga'iete ,Qant aures, Oriüur, de lu surprise^ gieht mir "ur keinen sinn, ich meine immer noch an ague (= aigue, wasser) denken zu müssen. Für die freundliche gute, mit der Sie mir die 3 alt- franz[üsischen] bailaden mitgetheilt danke ich von herzen. Das lied auf den tod Simons von Moutfort ' ist gewiss in der six lined stanza geschrieben ; ich bin ganz ihrer meinung. Das lied von Hugo de Lincoln ist insofern gewiss ein Volkslied zu nennen, als es offenbar das lied eines volkssängers ist; es hat ganz bänkelsängerischen ton, wenn wir dies wort in gutem sinne nehmen, und dergleichen lieder, bestimmt auf markten und Strassen vor dem volke gesungen zu werden, wenn auch vielleicht nicht vom volke selbst, sind doch wohl unbedenk- lich Volkslieder zu nennen; und so gilt mir auch das lied von Simon von Moutfort für ein Volkslied, ja auch das, ,on the cora- mission of Trailebaston' hat immerhin noch ziemlich volks- mässigen ton, wenn auch z. B. gleich im anfange die subjecti- vität des dichters hervortritt (Talent me prent de rymer etc.), und dann wo er von seinen kriegs- und friedensdiensten in Flandern, Schottland und Gascogne spricht u. s. w. Aus dem 1(). jh. und aus früheren habe ich viele historische franz|ösisclie] lieder die man weder kunstgedichte noch reine Volkslieder nennen kann, sie behandeln Zeitereignisse, ohne die frische lebendigkeit echter Volkslieder und doch so zu sagen mit ihrer Unschuld, die an gar keine kunst denkt und der alles am inhalte liegt, ich nehme solche lieder unbedenklich unter meine Volkslieder auf. solcher halbvolksmässigen historischen lieder hat es gewiss viele gegeben, eins der ältesten dieser art, die ich kenne, ist das von Martene (Thes[aurus] anecd[otoruin] 3, 1501 fgg.) aus einem codex vom j. 1390 abgedruckte, also gleichzeitige | gedieht auf die leichenbestattung Bertrands de Guesclin; nicht «ranz volksmässig und doch ausdrücklich • Ich kann nicht finden, woher Haupt dieses Lied und das später erwähnte on the commission nf Trailehaston kannte •, abgedruckt wurden heAde und zwar The Uunent of Simon de Montfort. S. 125-127, und Tlie Outkw's song of Trailehaston, S. 231—237 in The political Songs of England. Edited by Thomas Wriglit. (London. Printed for the Camden Society. 1839. 4".) Uebcr das altfranzösische Gedicht von Hngues de Lincoln siehe oben, S. 115. Anm. <*. 11* 164 Wolf. zum gesang-e bestimmt, d. li. doch wohl zum gesange vor dem Volke. meine anzeige Ihrer Floresta wird nächstens vom stapel laufen, aber erwarten Sie ja nichts als eben ein leidlich moti- viertes aufrichtiges lob. Nun muss ich Ihrer oft erprobten, ja fast gemisbrauchten gute vertrauend, o bitten hinzufügen. 1) ein freund, der eine ausgäbe des Plutarch vorhat, bittet mich anzufragen, ob sich in Wien wohl jemand findet, der griechische handschriften genau und für leidlichen pi-eis ver- gleicht, ich fürchte Ihre antwort Avird verneinend sein; denn D' Schubert ist wohl nicht mehr in Wien. 2) Können Sie jemand auftreiben, der mir, aber freilich mit buchstäblicher geuauigkeit, versteht sich für geld, die beiliegenden blätter (soweit sie nicht durchstrichen sind) aus Cicero's büchern de natura deorum und de divi- natione mit der Aviclitigen, alle an alter übertreffenden Wiener handschrift ISl) (phil()log[icus] 208), quart, aus dem x jh. (Endlicher catal. pag. 26, N" LV) vei-gliche? es wäre mir sehr lieb, ist etwa der hr Deikhart, der mir den- Erec copierte, dazu geschickt? 8) zeigen Sie mir durch nicht nach meiner weise ver- zögerte antwort, dass Sie mir nicht zürnen. Wäre ich nur erst in Leipzig; in einigen Monaten, hoffe ich doch, soll es ge- schehen. Wie freue ich mich darauf, Ihnen dort dienstlich sein zu können, was ich hier bei bestem willen nicht kann, wo ich immer nur nehme, nie gebe. Doch sollen Sie die excerpte aus der wulfcnbütteler mysterien-handschrift nun bald erhalten. In herzlicher liebe und ergebenheit Ilir M Haupt. Ilufliiiaiin ist in dit-sem schlechten winter sehr unwohl gewesen ; jetzt wieder frisch. 18. Vorehrtester fi-eund. Zittau, 2 Juni 1837. erst vorgestern hab(( ich Ihren lieben brief vom 22 april saniMit d.n builagen v(.n lireslau erhalten und gestern kam Ihr Briefe von Hoifmann von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 1(55 brief vom 26 mai. ich eile nun Ihnen sogleich zu antworten. Der Erec freut mich unbeschreiblich, und dass Michel selbst der abschrift sich unterzogen hat kann mir nur lieb sein, aber wäre es nicht möglich ihn zu bitten bei der Fortsetzung der copie die Seiten- (blätter- oder spalten-) zahlen zu bemerken? auch für den theil der abschrift der bereits in meinen bänden ist Hesse sich dies nachholen, wenn auf einem besondern blatte die anfangsverse der selten bezeichnet würden, auch möchte ich format und den etwaigen sonstigen Inhalt der hs. wissen. ich sende Ihnen die stipulierten 120 fr[ancs] in einem Wechsel auf sieht, verzeihen Sie nur die mühe der besorgung, die ich Ihnen zumuthe. es versteht sich, dass der Erec Ihnen so gut gehört als mir und dass Sie allen möglichen gebrauch davon zu machen berechtigt sind, wollen Sie etwa den text desselben, wenn er an Sie gelangt öich abschreiben oder ab- schreiben lassen^ so schreibe ich ihnen den theil den ich nun bereits habe mit freuden ab und Sie besitzen dann den Erec auch auf den fall dass ich ihn nicht ediere, ediere ich ihn aber (und ich habe dazu die gröste lust) so rechne ich auf Ihren beistand, sowie ich den deutschen Erec (der, soviel ich aus dem von Michel gesendeten stücke schliessen kann, an ausführ- lichkeit der Schilderungen und feinheit über dem französischen steht, aber an frische und raschheit unter ihm) ohne die sichere hoflfnung auf Lachmanns revision nie herausgeben würde, so kann mich | zu dem Wagestück einer ausgäbe des französischen gedichtes nur die gewissheit Ihrer hilfreichen freundschaft er- muthigen. es kommt nun darauf an einen Verleger zu linden der die 3 bis 4 hundert fr[ancs] zahlt, welche die abschrift der übrigen hss. kosten würde, die von Michel gewählte scheint zwar ausgezeichnet gut (auch in der Orthographie) aber eine ordentliche kritische ausgäbe verlangt grösseren apparat, wenn auch die franzosen sich mit dem abdrucke einer hs, zu begnü- gen pflegen, wie viel grössere Verdienste könnte sich der treffliche, rastlos thätige und P. Paris, Jubinal u. a. gewiss an kenntnissen übertreffende Michel erwerben, wenn er kritik nach deutscher weise zu üben sich unterwände! Wenn Michel in den ad. bll. lateinische Sachen (lieder, fabeln u. dgl.) mittheilen wollte, wäre es herrlich, freilich sitzt er so mitten in schätzen dass er auch französisches in y 1()() Wolf. meng-e, das zur erLäuterung altdeutscher Sachen diente, geben könnte, nur weiss ich nicht ob er der deutschen literatur kundig genug ist um bezichuugen und anknüpfungspuncte zu linden. An Wright (dessen briete hier zurück folgen) schreibe ich nächster tage, dass ihn Kemble so übel behandelt hat, thut mir leid, mir wird Kemble nun auch zürnen, da er gelesen hat, dass ich seine eifersucht lächerlich finde J Ich kann es aber Wright nicht verdenken, dass er von meiner äusserung gebrauch gemacht hat. Wrights früheres ,Kemble is somewhat illnatm*ed' scheint richtig. Für Ihr gütiges geschenk der beitrage zur a[nglo] n[ormandischen] geschichtet (sowie für die hübschen lieder-') danke ich von herzen, wie gründliche kenntniss haben Sie wieder in dieser recension entwickelt ! auch Ihr glück im reichsten zufluss alles literarischen bedarfs sich zu befinden hätte aufs neue mich neidisch gemacht, wenn ich Ihnen nicht alles gönnte. Sie wissen gar nicht wie einem in solcher einöde zu muthe ist, wie die ist, in der ich nun 6'/., jähre sitze, und noch immer sitze, ich sollte nun schon längst in Leipzig sein, aber mein armer vater | ist seit elf woclien sehr krank an furchtbar schmerzhafter und fast lähmender gicht und ein rückfall hat uns die liott'nung baldiger geuesung aufs neue geraubt, so können leicht noch 3 wochen vergehen, ehe ich von hier fortkomme, wie sehr mir diese krankheit mein fortgehen erschwert, wie traurig, arbeitsunlustig und niedergescldagen ich bin können Sic donkcn. daher kommt auch meine brieffaulheit. Gott 2:ebe, lieber freund, dass icli einmahl auf diese zeit des elends (die aber weit länger dauert als 11 wochen) mit leichtem herzen zurücksc^lien kaiui und dass ich einmahl in Ihrer Schatzkammer i^icli nifine Ihr bücherzimmer) alles froh und frei mit Ihnen be- sprechen kann, auch Sic schreiben von trüben aussiebten, möge »ich limcn aUus freundlich aufhellen, und ghiuben Sie dass es mir naht' gelit Sie nicht so froh und glücklich zu wissen als Sie es verdienen und ich es wünsche. Dass Reineke Fuchs * nacli lioni gereist ist wusste ich nocli nicht, er wird wohl mit ghigolitiscltcn und «-yrillischen schätzen beladen heimkehren; ' S. olicii, JJrief I-J. Seite 144. 2 S. ..heu, S. \\b, Anm. -'. 3 Welche Licilcr hier gemeint sind, konnte ich nicht tiiiden. * Kopitiir int peincint, s. .len unmittcll)ar fulgcudeu liiief. Brief von HufFmanu von Fallersleben unil Moiiz Ilauiit an Furil. Wolf. 1()7 Danken Sie hrn von Eichenfeld und freund Endlicher in meinem und Liudemanns namen für die Aualecta. ' icli werde sie mit vielem Vergnügen für die Jahrbücher recen- sieren nur muss ich um einige monate frist bitten."- Wird denn meine recension von Osanns ausgäbe des Vitalis Blescusis bald gedruckt werden^ (was mir sehr lieb wäre) und darf ich (gegen bezahlung) auf 12 einzelabdrücke rechnen? davon behalten Sie ja eins für sich. Mögen alle exotica zum bruder Rausch recht bald in ihre bände gelangen, ich will noch einmahl einen versuch machen von hn Ahlfeld zu erfahren was er in Leitzkau über die volkssage erkundigt hat. Verzeihen Sie meine eile ; ich will die absendimg des wechseis nicht ver- zögern, bessere Stimmung und gewissere hoffuung auf eine hei- tere Zukunft wird mich auch bessere briefe schreiben lassen. Leben Sie wohl, mein theuerster freund und behalten Sie lieb Ihren getreuen Haupt. [An eleu Kand der Seite geschrieben:] Ihr aufsatz über die Lais ist jederzeit willkommen. 19. Zittau, oct[ober]. 3. 18-j7. Theuerster freund, Darf ich wohl Ihre verzeihvmg hoffen V gewiss ich ver- diene sie nicht, denn mein stillschweigen ist nicht zu rechtfer- tigen, aber vielleicht übertriffst Ihre gute meine nachlässigkeit. ich habe Ihren brief vom 4ten juli sammt allen beilagen richtig erhalten, aber etwas spät; denn seit ende juni wohne ich in Leipzig (Grimmaischc gasse n" 756). wie es nun gekommen, dass ich trotz der grossen freude, die ich emptinde, so oft ich einen buchstaben von ihnen erhalte und trotz völlig unvermin- derter treuer gesinnung doch so lange geschwiegen, könnte ich 1 Analecta grammatica maxiuiam partem anecdota, edid, Jos. ab Eichenfeld et St. Endlicher. Vindobonas. 183(5. 80. 2 Eine Recension Haupt's über die Analectica ist in den W. Jahrb. d. Lit. nicht erschienen. a Diese Recension ist iui 79. Bande, Juli— September 1837, abgedruckt. S. oben S. 16U, Aum. K 108 Wolf. Ihnen nur mündlich einigermassen deutlich machen, ich bin wenig-er als irgend jemand geeignet auf äusseren anlass und in gebotener frist etwas auszuarbeiten, und so ist mir die abfas- sung meiner habilitationsschrift zu wahrer quäl geworden, dazu kam noch die furcht, da ich volle sieben jähre kein wort lateinisch gesprochen hatte bei der öffentlichen disputation schlecht zu bestehen, so habe ich monate lang in trauriger Stimmung gelebt, schreibend und wieder zerreissend , und bin so in eine arge briefschuldenlast gerathen. denn wenn auch Sie am allerwenigsten es um mich verdient haben, dass ich meiner Stimmung nachgebend schweige, so ist es doch eine kleine, sehr kleine entschuldigung, dass ich gegen alle meine freunde in gleichem unrecht stehe. Meine furcht und angst ist nun sehr unnütz gewesen, denn meine Quaestiones CatuUianai ' sind leidlich genug gerathen wie Sie, Verehrtester freund, hoffentlich selbst finden werden (mor- gen nämlich gehen mit der fahrpost exemplare an Sie ab) und die disputation lief so gar ganz gut ab. ich habe dabei recht gesellen, was gesteigerte stinunung thut. Jetzt bin ich hier in Zittau zum besuch bei meinen altern, kehre aber nach einigen tagen nach Leipzig zurück um mich auf meine | gegen das ende des october beginnenden Vorlesun- gen über die Nibelunge und Catullus vorzubereiten, meine altern liabe ich leidlich wohl gefunden und dadurch neuen muth gewonnen, in Leipzig lebe ich in den allerangenehmsten vei'hältiiissen. Ihr biiuf kam gerade als ich Ihnen schreiben wollte, um endlich liire Verzeihung meines verstockten Schweigens zu er- bitten und um Ihnen zum Göttinger doctorat glück zu wünschen, ieh iiabe micli über diesen längst verdienten beweis ehren- der anerkennung von ganzem herzen gefreut, hoffentlich ist Ihnrii die führung dieser würde nicht ebenso untersagt wie die Ihres spanischen ordens. mein vater fand Ihren namen zuerst in d(;u Zeitungen und tlieilte mir die nachricht ganz erfreut mit. Hin helt altdeutsche bUitter ist endlich fertig und geht näehstiM- tage von Leipzig an Sie ab. Ihr aufsatz über die ' l.iiisiR.. 1837. ö". Briefe von Hoffmann von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 169 Lais ' ist jederzeit willkommen und geht allem andern Stoffe vor. sehr gerne werde ich lithographierte beilagen hin- zugeben. Sie haben überhaupt in allein freie band, in art der behandhiug, umfang und zeit, nur kann ich ,ein je eher je lieber' nicht ganz unterdrücken. An Wright schreibe ich in den nächsten wochen. schrei- ben Sie ihm eher, so entschuldigen Sie mich ja vorläufig, ich werde nun mit frischem sinne alle Verbindungen und arbeiten wieder anknüpfen, ich hoffe auf einen arbeitsamen aber frohen winter. der Gratius wird in den nächsten wochen gedruckt; dann folgt der Erec. Wegen des Erec hat Basse an mich geschrieben und mir vorgeschlagen, meine ausgäbe seiner bibliothek 2 einzuverleiben, zugleich thut er als habe er bereits abschrift der hs. ich habe aber weder die geringste lust meine arbeit unter seinen wüst zu stecken und glaube, dass er keineswegs abschrift hat, son- dern nur bei mir auf den strauch schlägt, wenn ich es nun noch einigermassen wagen darf, Ihre gute anzusprechen, so bitte ich Sie angelegentlich, sich bei unserm freunde Bergmann zu erkundigen, ob Basse wirklich copie erlangt hat, vielleicht durch den ganz windigen und philologisch unwissenden Haltaus. hat Basse noch keine abschrift, so bitte ich inständig, wenn es irgend möglich ist, die (von der wiener censurbehörde) | ge- nehmigte ausgäbe mir zu reservieren. Icii werde gewiss alle kraft aufbieten, damit niemand die gute, mit der mir die herausgäbe des Erec anvertraut wurde, bereue. Michel wird gewiss mich mit dem franz[ösischem] ge- dieht nicht sitzen lassen, damit er durch mistrauen sich nicht verletzt fühle, bitte ich ihm den Wechsel ohne alles bedenken zu senden. Das pariser haus ist übri- gens gut. An den romfahrer Kopitar schreibe ich morgen, grüssen Sie ihn iudess und wünschen Sie ihm in meinem namen glück zur göttinger ehre. ' Siehe die Anm. ' zu S. 162. - Der in Quedlinburg seit 1835 erscheinenden Bibliothek- der gesammten deutschen Nationalliteratur. 170 Wolf. Werden Sie mir wohl dadurch, dass Sie mir bald nach Leipzig schreiben , Ihre Verzeihung zeigen ? ich wenigstens schreibe Ihnen gewiss bald und von nun an recht oft. Meine altern empfehlen sich Ihnen bestens. In treuer liebe Ihr Haupt. 20. Zittau, 27 dec[ember] 1838. Mein verehrter und geliebter freund, haben Sic von ganzem herzen dank dafür dass mir Ihr lieber brief die erlaubnis giebt Sie noch so zu nennen, denn gewiss mein anhaltendes schweigen konnte sie ganz an mir irre machcni und ich darf nicht huflfen dass andere freunde mit derselben milde urthcilen werden als Sie. denn in briefschulden stecke ich bis über die obren, und je höher die menge un- beantworteter briete anschwillt, desto mehr wächst auch die vertimmung die mich an der beantwortung hindert, aufschub, das ist es Avas mir briefschreiben fast unmö2;lich macht, so war es bei der ausarbeitung meines Gratius mein liebster ge- danke gewesen für die gute und freundlichkeit, die ich in Wien erfahren öffentlich zu danken und ich hatte mich recht gefreut die e.Keniplare nach Wien zu senden, zufällig kam die Ver- sendung in Verwirrung, dann iiat der Gratius sammt den altd[cutschen] blättern lange auf meinem tisch gelegen wie ein stummer Vorwurf, lassen Sie nun, liebster freund, auch dieser Sünde ihre Verzeihung angcdeihen und haben Sie die gute die hierbei endlich folgenden exemplare nach dem beiliegenden Zettel ' zu vertheilen. weder eine solche Verspätung noch eine solche Unterbrechung unseres briefwechsels werde ich wieder vcii'hiildcn. I Am (Jratius habe ich durcii zu oft unterbrochene arbeit und lje.-)ijnd(;rs durch hier und da zu weit getriebene kürze vieles verdorlicn und das wird Ihnen nicht entgehen; indessen dri- stuft, dni ich liearbeitet ist gut und diesen verdanke ich der gunst die ich in Wien erfahren, der anfang meiner vor- rede ist l)iu-hstäl)lieh wahr. ' Dieser Zettel faud sich nicht mehr vor. Briefe von Hott'mann von Fallersieben und Maiiz üaupt an Ferd. Wolf. 1 ( 1 Wie es mir ergeht verlanmen Sie vielleicht zu wissen, von aussen begegnet mir nur erfreuliches, obenan steht dass meine altern so ziemlich gesund sind, mein vater recht, heiter, und dass ich die hoffnung sie nach Leipzig zu locken noch nicht aufgeben darf, ich selber lebe in Leipzig in den allerbesten Verhältnissen des mngangs, meine collegien sind so besucht als ihr beschränktes interesse und die leidiuen brotstudien erlauben und eine gesellschaft von wirklich tüchtigen Studenten , die unter meiner loitung sich in kritik und auslegung lateinischer schriftsteiler üben, macht mir grosse freude. innerlich aber habe ich manches zu leiden, besonders drückt mich das gefühl ent- setzlicher lückenhaftigkeit und Unsicherheit meines wissens. zum theil verursacht durch die langen jähre des unmuths und der rathlosigkeit die ich hier in Zittau verlebt. Sie werden nicht irren, wenn Sie mein freilich unentschuldbares schweigen aus solcher Verstimmung herleiten^, es ist wahrhaft peinigend für einen, der gewissen hat, vom katheder herab mit entschie- denheit zu docieren was man ffar unsicher und 1 oft erst seit kurzem weiss, indessen hoffe ich doch nach und nach das ge- fühl des berufs, das mir jetzt noch sehr fehlt, zu erringen, freilich mit dem ausfüllen der lücken meiner kenntnisse geht es langsam ; meine collegien kosten mich viele zeit, die vor- arbeiten für das deutsche Wörterbuch ' allmählich immer mehr und bis jetzt hat mich auch der Erec sehr beschäftigt, der Erec aber ist nun endlich im Ms. fertig und wenn Lachmann diese 10,154 verse noch einmahl durchgesehen hat, beginnt der druck. Michels abschrift habe ich, wie Ihre gute sie mir nach und nach sandte, immer richtig erhalten, 73 blätter bis jetzt, aber schlimm ist es freilich für mich sehr, dass ich nicht das vollständige französische gedieht habe, das ich zwar wenig- stens jetzt nicht mit drucken lasse, aber zur vergleichung häufig brauchen könnte, indessen sehe ich wohl ein, dass ich mich mit schmerzen gedulden muss. Grosse freude hat mir Ihr brieflicher NBbeitrag zu dem nächsten blätterheft- gemacht, von der lambacher hs. etwas 1 Bekanntlich lieferte Haupt Beiträge zu Grimm's Wörterbuche; auf diese Mitarbeit bezieht er sich hier vermuthlich. 2 Der , Inhalt der Lambacher Liederhandsclirift' ist abgedruckt Altd. BU. IL S. 311—316. 172 w*»'^- näheres zu erfahren wünschte ich längst, danken Sie auch Schmidt ' in meinem namen. Dass Ihr Bruder Rausch im weiten felde liegt, thut^ ] mir leid, überhaupt aber ist es jammerschade, dass Sie seit langer zeit literarisch schweigen, einige sachen für Brockhaus abge- rechnet. ^ wann lassen Sie denn endlich Ihren aufsatz über die lais drucken? Unverschämt nach so langem schweigen ist es gleich wieder zu bitten, aber ich rechne auf Ihre freundschaft. Könnte ich nicht für gute bezahlung eine sorgfältige abschrift des cod[ex] philolfogicus] 44 (ambr[asianus] 4o7) erhalten, vgl. über diese hs. Graffs Diutiska 3,349. v[on] d[er] Hagens Museum 1, 581. ich glaube nämlich dass dieser codex, immer als ,Otto rufus' angeführt weiter nichts ist als — der bisher unbekannte gute Gerhard von Rudolf von Ems,^ leicht das wichtigste seiner gedichte, weil die sage deutsch ist. Schottky's lüderliche andeutungen in den Wien[er] jahrb[üchern] (1819) bd. 5. anz[eiger] s[eite] 36. bringen mich darauf, von diesem gedichte abschrift zu erlangen würde mir sehr lieb sein, schlimmsten falls ist ja wohl Goldhanns feder zur hand."- hoffentlich hat nicht | Hahn die hs. schon abgeschrieben, ich empfehle meine bitte Ihrer gute, so wie ich an Kopitar in einigen tagen deswegen schreibe, wo ich ihm ein kleines sla- vicum schicke, das nicht in mein heutiges paket passt. Hahn habe ich nicht kennen gelernt, sondern er hat mir spät (ende november) Ihre Sendung von Halle aus geschickt. So viel für heute, nächstens mehr; ich will mir schon durch Üeissiges schreiben Ihre volle Verzeihung verdienen. ' Gemeint sein dürfte Anton Schniicl, Beamter der Hofbibliothek, bekannt durch seine Forschungen über Musikgeschichte, von dem die nach heu- tiger Weise gcsehricbiue Mittheiluiig der beigegebenen Melodien zu dem Aufsätze über die Lainbacher hs. wahrscheinlich herrührt. - Eine zweite vernielirte Ausgabe von Hrunder Kauschen ist nie erschienen. ' In den Jahren 18:57 — .39 erschienen von Ferd. Wolf in den Blättern für litt. Unt. die Anzeige von ,E1 Artiata' und viele Beiträge zu dem Con- versafions-Loxicon der Gegenwart. 8. Mnssafia, Roihonfolge etc. S. 20. * Die Vornuitlning llanpt's war richtig. Nach dieser Hs. , die jetzt die Nummer 'JT'.I.S hat, gab er den guten Gerhard heraus. (Leipzig. 1840. 8".) •' Anm. von Haupt an den R,-tnd der Seite geschrieben : Den Erec hat mir (in hr. Deckhard sehr gut, und al 1 zu w o li Ife il, copiert. Briefe von Hoffiuanii von Fallersleben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 1 73 Meine altern, bei denen ich meine weihnaclitsferien , bis zum 7" Januar zubringe, empfehlen sich Ihnen bestens, so wie ich mit unverbrüchlicher treue und erg-ebenheit bin der Ihrigste Moriz Haupt. 21. Verehrtester freund. Leipzig, 17 merz 1839. *7 der Überbringer dieser zeilen, D'' Döhner aus Zwickau, ein raitglied meiner lateinischen gesellschaft und, wenn Sie wollen, also eine art schüler von mir, kommt nach Wien um die dortigen hss. von Plutarchs moralien zu vergleichen, er meint eine empfehlung von mir könne ihm nützen, und ich will ihm seine bitte nicht abschlagen, da er nicht bloss kennt- nissreich ist (in der classischen philologie), sondern auch so bescheiden dass er Sie gewiss nicht zudringlich behelligen wii'd. lassen Sie sich also ihn bestens empfohlen sein, ich habe ihm freilich gesagt, wenn man sich ordentlich aufführe, so brauche man bei den Wiener herren weiter keine empfehlung, und er habe an mir ein beispiel vor sich ; ich sei ganz un- empfohlen und obscur nach Wien gekommen, und doch habe ich dort freunde, die mir freundlich bleiben so w. iiiy ich es verdiene, hinzufügen hätte ich noch können, freund Wolf frei- lich schiene sich durch schweisren etwas rächen zu wollen, oder sollten Sie mein paket, das ich an Weihnacht von Zittau aus an Sie sendete, nicht erhalten haben? ich schmachte nach aus- kunft über den guten Gerhard, und ob abschrift, schlimmsten falls durch Goldhann, oder doch eine probe zu erlangen ist. | Mein Erec kommt nun gleich nach Ostern in den druck, ich denke, wenn Sie in gewohnter weise nachsichtig sind, sollen Sie freude daran haben, schlimm ist freilich Michels zaudern, indessen kann ich ohne mir die ganze arbeit zu verleiden den rest des franz[ösischen] gedichtes, (das ich, wenn Sie mir helfen auch herausgeben will,) nicht abwarten. Die Mabinogion,' scheinen Sie Ihnen nicht auch recht wichtig? ich hoffe wenn Lady Guest fleissig fortfährt, gewinnen ' The Mabinogion. By Lady Cliarlotte Guest. London 1839—1849. 8". 7 Part, iu 3 Vols. Die Jalireszahl 1849 steht auf dem Titelblatte aller 174 Wolf wir in diesem sagengewirr nach und nach festen grund und boden. die art aber wie sie den franz[ösischen] Iwein (den deutschen kennt sie nicht) abdrucken lässt ist haarsträvibend. Leben .Sie wohl , mein verehrter freund , und behalten Sie mich lieh. Ihr treueigener M. Haupt. 22. Leipzig-, 27 merz 1839. In einigen tagen, mein verehrter und geliebter freund, wird Ihnen einer meiner zuhörer eine empfehlung von mir überbringen, lassen Sie sich durch jene zeilen nicht irre machen, ich schrieb sie einige tage zuvor ehe ich Ihren brief und hn von Karajans einschluss erhielt, haben Sie dank für Dire ausdauernde gute. meines mitgefühles bei dem verluste, ' der Sie getroffen, seien Sie versichert : es liegt mir nahe genug mich in gedanken in solches leid zu versetzen, wenn Gott mich auch bis jetzt damit verschont hat. möge Ihnen in den Ihrigen, die Ihnen geblieben sind, trost und dauernde freude beschieden sein, ich kann mich von dem gedanken nicht trennen, dass Sie vielleicht, der erholung bedürftig, hn von Karajan, auf den ich mich recht freue, begleiten, das sollte mir eine wahre herzenslust sein, ehe ich einmahl nach Wien kommen kann, dauert es wohl lange und ich sehne mich danach Sie einmahl zu sehen. Ihr hn \Viener lasst Eucli von Euerer Kaiserstadt gar zu sehr ein- hegen, Sie würden hier gewiss recht gute bekanutschaften machen, noch mehr in Berlin. An Brr Hof bibliothek, -^~;. Haupt äussert sich in der Vorrede seiner Ausgabe des guten Gerliard über Karajans Revision der Abselirift folgenderniassfn: ,Zum glücke wies Hoffmannn eine noch un- bekannte ältere und bessere Hs. der kais. hufbibliothek nach, auch von dieser wurde mir eine sehr genaue abselirift In-sorgt, und damit mir nir- gend (in zwcifil blieb sali lierr Tli. von Karajan sie durch, mit pünkt- licher Sorgfalt und mit aufopfernder freundschaft.' 2 Eine Anzeige im I{rockiiausischen Anzeiger konnte ich nicht finden; die andere oben erwähnte Anzeige steht im Intelligenzblatte der allgemeinen Literaturzeitung, April 1839, Nr. 23, S. 192. ^ Von den siben släfaeren. Heidelberg. 1839. 8". * Hort'niann befand sieh März 1S:V.) in Wien. Briefe von HofFmann von Fallersleben nud Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 177 23. L[eipzig] 4 Juni 1840. Theuerster freund;, Winter hatte versprochen Ihnen gleich zuschrei- ben;' daher ich es, in grossem gedräug von Störungen, bis morgen verschieben wollte Ilinen zu antworten, auch geht morgen wirklich ein ordentlicher brief an Sie ab. heute nur die nach- richt, dass Ihr Ms., ein denkmahl bewunderungswürdigen fleisses und nicht bloss fleisses in der d rucker ei ist, und dass ich mit der correctur mir die möglichste mühe geben werde, spä- testens in 8 tagen bekomme ich den ersten bogen, dann in raschem gange soll der druck bis Michaelis vollendet sein, den auszug aus der Krone ^ hat Winter selbst mit nach Heidelberg an Hahn genommen. Für heute lebewohl, und zürnen Sie nicht zu sehr Ihrem getreuen Haupt. 24. L[eipzig] Juni 0. 1840. Vor allem, mein verehrter freund, haben Sie den herz- lichsten dank dafür dass Sie mir die druckrevision Ihres Werkes anvertrauen, viel grösser freilich wäre meine freude gewesen wenn Sie das Ms. selbst nach Leipzig gebracht hätten, indessen freut es mich schon sehr dass Sie überhaupt mit solchen reise- gedanken umgehen, seit jähren trachte ich einmahl wieder nach Wien zu kommen, aber mich fesselt mein docieren an Leipzig, 1 C. F. Winter in Heidelberg war der Verleger von Wolfs Buche : ,Ueber die Lais' etc. das in Leipzig von Hirschfeld gedruckt wurde. Die Cor- rectur und Ueberwachung des Druckes besorgte Mor. Haupt, (lieber die Jais, Vorrede. S. IX.) 2 ,Die Sage vom Zauberbecher aus Heinrichs vom Tiirlin Krone zum ersten- mal herausgegeben von K. A. Hahn nach dem Cod. Vindob. 2779/ im An- hange zu Wolfs Ueber die Lais, S. 378—432. Eine vollständige Aus- gabe des ganzen Gedichtes erschien erst 1852: Diu Crone von Heinrich von dem Türlin. Zum ersten mal herausgegeben von G. H. F. S c h o 1 1. Stuttgart. 1852. S'^. (Band XXVII. der Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart.) Sitznngster. d. phil.-hist. Gl. LXXVII. Bd. I. Hft. 12 178 • ^^'^if- und in den ferien muss ich in meine lieimat; also kommen Sie pvupliet einniahl zum Berge. Dass ich für genauig-keit des druckes die gröste Sorgfalt tragen werde verspreche ich Ihnen; sonst aber scheinen Sie, nach Ihrer gewöhnlichen Überbeschei- denheit, von mir mehr zu erwarten als Sie bedürfen und ich leisten kann. Ihr werk strotzt von solcher gelehrsamkeit, dass ich wahrlich zweifle ob ich irgendwo ein scherflein werde bei- traa-en können, ich finde meine grosse freude an Ihrem buche und soweit ich bis jetzt genau gelesen habe und zu folgen ver- stehe überzeugen mich Ihre Untersuchungen völlig, was ich mit freuden für Ihr buch thue beschränkt sich ausser den eorrec- turen der druckerei darauf dass ich jeden bogen des Ms. (das ich in meiner Verwahrung habe) ehe ich ihn in die druckerei gebe sorgfältig lese und die stäubchen abblase die ich etwa finde z. b. werde ich die stellen aus Gottfried von Strassburg aus Ilagens Schreibweise in die ordentliche umsetzen und kleine Unebenheiten des Stiles glätten. Sie wissen dass wir Nord- deutschen in hinsieht des Stiles etwas pedantisch sind, Ihr buch aber finde ich so geschrieben, wie es für ein solches werk ge- ziemt, und auch so schlicht und deutlich dass es allerdings der vielen unterstrichenen Wörter nicht bedarf die den druck nur buntscheckig machen und das verstilndnis nicht befördern son- dern Iiindern. ]\Iit di;r äussern gestalt Ihres buches werden Sie, wenn. Sie die ersten aushängebogen bekommen, zufiieden sein, da- gegtui ist meine commission, Winter zur Sendung von aushänge- bog<;n an Bininet zu bewegen, mir verunglückt, unter uns, ich kann ihm seine; abschhigige antwort aus manchcrhii huchhänd- lerischen riicksichten nicht verdenken, versprochen aber hat er das fertigi; buch sogleich an Brunet zu senden. Sie sind aber wdlil so gut ihm das nochmals einzuschärfen, übri- gens g(;b(! der hiriiniel zu dieser Übersetzung ' seinen segen, driiii (l;is iiiiiss ein wiindcM-barer franzose sein der dies werk voll iiianigfaltii;steii wisseiis und daher einer menge technischer, """■ '''•'" loMiicr des ( inzelneu verständlicher ausdi-ücke, zu übersetzen \. rniag. (Zum dank für Marmiers niorts (cadavres | ' Eine französische Uebersetzunfr des Buches ,Ueber die Lais' ist uie er- scliicni'ii. Briefe von Hoffmanu von Falloisleljen und Moiiz Haupt an Fenl. Wolf. 179 Wäre noch schöner) ein g-egenstück , ghdchfalls von Marmier: Selon l'opinion de la noblesse = nach Adehings meinung-). Die art, wie Sie die texte des anhang-s behandelt haben, tinde ich für Ihren zweck und unter den g'egebenen bedine'uno-en ganz i-echt. Hahn wird aber nun wohl das stück aus der kröne ' kritisch behandeln. Briciauuia- kann auch ich nicht ent- räthseln. Die altd[eutschen] bll. und der Gerhard waren freilieh für Sie; verzeihen Sie nur die wunderlich verspätete Sendung- und schaffen Sie sich ja nie etwas von mir gedrucktes an; Sie erhalten alles ohne ausnähme. Für die willkommene notiz zu meinen Volksliedern meinen schönsten dank, diese lieder stehen allerdings im messkataloge, aber in diesem som- mer kann ich noch nicht daran denken, ich bin sehr mit arbeit beladen (auch durch 12 stunden Vorlesungen) und habe über- dies aussieht, bald ein schock ungedruckter lieder zu er- halten, erwarten Sie von meinem buche aber ja nicht zu viel, keine gelehrsamkeit, nur hübschen vorrath. An herausgäbe des franz[ösischen] Erec (den ich, was ich nicht vergessen weide, Ihnen allein danke) denke ich nun mit vollem ernste, aber darf ich dabei wohl rechnen auf ihren rath, und Ihre hilfe und — ■ auf einige Ihrer bücher? doch davon bald mehr. Bald gehen die leidigen altd[eutschenj bll. zu ende und ich beginne, in anderem verlage, eine ähnliche bessere Zeit- schrift; •' seien Sie zur theilnahme herzlich eingeladen. Ich hoffe, Ihr buch soll unseren briefwechsel wieder recht anfrischen, schreiben Sie mir nur, nicht bloss literarisches, son- dern auch menschliches, wie es Ihnen geht, wie Sie leben mit den Ihrigen; mich interessirt alles, und was Sie von mir hören wollen werde ich nicht verschweigen. Also auf baldiges wiederschreiben Ihr getreuer Haupt. 1 Siehe Brief 23. S. 177, Anm. ^ 2 Anhang- zu ,Ueber die Lais'. III. Aus der Münchner lateinisch-deutschen Liederhs. S. 434. Briciauuia und in der Anm. Briciauuia. 3 jZeitschrift für deutsches Alterthum.' Band I. Leipzig. Weidmann. 1841. 12* 180 Wolf. 25. L[eipzig-] 7 dec[ember] 1840. Glauben Sie nicbt, mein theuerer freund, dass ich Ihnen untreu bin, sondern bloss, dass ich in harter arbeit (oft von früh 4 bis abends 8) meines lebens nicht froh werde, über- morg-en hoffe ich zeit zu linden zu einem brief; heute nur die bitte, das register sobald als möglich durch die post zu schicken. Ausser der vorrede (sammt der ganz nach meinem wünsch aus- führlichen inhaltsanzeig-e) ist etwa nui- noch l'/j bogen zu setzen, ich will sehr g-erne in das register einfügen was etwa aus dem anhang (so weit Sie ihn nicht schon haben) hinzu- zusetzen ist. ich freue mich darauf das reichhaltio-e iind in so vieler beziehung die forschung abschliessende buch fertig ge- druckt zu sehen. Auf wiederschreiben also, heute in eile, Ihr getreuer Haiipt. 2fi. Zittau 31 dec[ember] 1840. Ersehrecken Sie nicht, mein verehrter und geliebter freund, über diese Überschrift. von Ihrem buche ist bis auf den letzten ])uchstaben der inhaltsanzeige alles gedruckt, facsimiles und notcnbeilagen sind fortig; es fehlt nur der index, da dieser am 2 In dccemlKn- noch nicht da war, konnte icli ohne den • liiicl; /.ii unterbrechen (weil er schon stockt aus mangel ;in ms.) jiici-jier reisen und mir (ünige lu'ichst nötliige ferienruhe ^linmn. in künftiger Woche kehre ich nach Leipzig zurück, lind sobald das i-cgistcr kommt S(dl der di-uck schnell been- digt sein. Wenn Sic driu-kfeldfu- iinden, so hoffe ich auf ilirc l)illig- keit. an sori;i':ill iinh«' ich es nicht fehlen lassen, vielmehr haben mich die .". eorrectiiren J(m1('s bog(!ns immer 8 bis 9 stunden gekostet; aber di(; setzt-r waren zu schlecht und wenn man auf einer seile nfi .'ii » und mehr fehler zu corrii^-iensn hat, so ist es iinm.iglieh mit zwei au^-.-n alles zu sehen. Ihre Unzufriedenheit würde mich betrüben. al)er ich glaube nicht dass sie verdient wäre. Briefe von IIofFmann von Fallerslebeii und Moiiz Haupt an Ford. Wolf. ISl Ilir buch ist eine wahre schatzkammoM' iiml ich weiss ausser Ihnen niemand der es hätte schreiben können, ich habe unzähliches daraus g-elernt. | In welchen arbeiten ich steckte kann Ihnen unser freund Karajan sag-en, an den ich die bcilage zu bestellen bitte, ich hoffe nun wieder frei athmen zu können und dann sollen öfter briefe nach Wien kommen. Horkel ist von Ihrer freundlichen aufnähme sehr erfreut zurückgekommen, wenn er wie es scheint mich in Wien an- g-ekündigt hat, so hat er wünsch und lust mit wirklichem ent- schlusse verwechselt, ich sehe auch für 1841 keine aussieht zu einer reise, dag'egen hoffe ich dass Sie nun endlich einmahl nach Leipzig- kommen; mir könnte nichts lieberes begegnen. Meine franz[ösischen] lieder liegen wieder still weil andere arbeiten sie verdrängten ; unterdessen habe ich aussieht auf 6 der ältesten von mir aller orten vergebens gesuchten lieder- bücher. so belohnt sich zaudern, aber ohne noth zögere ich nun gewiss nicht mehr. Mabiuogion 3, (Erec) haben Sie wohl schon, über diese Mabinogion theile ich Ihnen einmahl meine ansieht nn't. sie sind aus dem französischen zurückgebracht, nicht die ursprüng- lichen quellen. | Ich schicke Ihnen hier etwas lateinisches, leider keine sequenz, sondern verse von mir selbst, interessieren werden sie Sie schwerlich, aber sie (sie) sollen doch alles haben was ich ausbrüte. der postschluss drängt. Leben Sie wohl, mein theuerer freund, treten Sie ein recht frohes jähr au und bleiben Sie mir freundlich gesinnt. In treuer liebe Ihr M H. 27. Leipzig, 1 febr[uar] 1841. Mein theuerer freund, Aushängebogen werden Sie erhalten haben, wenigstens habe ich sogleich nach dem empfang Ihres briefcs die saum- selige druckerei getrieben. 182 Wolf. corrig-iert habe ich nun schon lange den letzten buchstaben, aber fertig ist Ihr buch noch nicht, der lithograph hat gelogen und sitzt noch über einigen der notenbeilagen (die vignette und die facsimiles sind schon seit vielen wochen fertig), diese Verzögerung ist mir so unangenehm als Ihnen; ich bitte Sie nur zu glauben dass ich ganz ausser schuld bin. Aus Ihrem druckfehlerverzeichnisse habe ich (soviel ich mich erinnere) nur etwas gestrichen. Sie berichtigten onomatopoetisch (so hatte ich gesetzt) in onomatopöisch; aber dies ist eine nicht nur ungebräuchliche sondern ganz unmögliche form. 'svo[j.aTO- •ÄOir,Tiy.c? gibt nur jenes. Das beiliegende Gaudeamus ist von meinem vater •, i das eine exemplar bitte ich Kopitar zu geben und ihm zu sagen, ich würde ihm bald antworten. Koch mit einer bitte muss ich Sie leider belästigen, ich habe | das beiliegende ms. an hn Pfeiffer zu schicken und weiss seine adresse nicht, ich nehme daher meine Zuflucht zu Ihnen und bitte Sie ihm brief und ms. zukommen zu lassen, wahr- scheinlich haben Sie porto für dies päckchen zuzahlen; rech- nen Sie mir das ja an. Zur censorschaft meine gratulation, d. h. zu den 200 fl. ich sudele diese zeilen hier, eingezwängt zwischen 3 coUegien, die ich niontags zu lesen habe, bald mehr, grüssen Sie unsern Karajan. Von ganzem herzen Ihr Haupt. 28. (Ohne Datum, nacli einer liaudscliriftlicben Notiz meines Vaters aber aus dem Sommer 1842.) Ml in lliiMicrtT verehrter iVcund, Itli benutze das erbieten eines meiner liebsten zuhörer, di's iliicfur Ludolf Stephani, der nach Athen reist und auf seiner reise W i'ii berührt, inicli in Ihr gedächtniss zurückzurufen. ' ll.iupt's Vater hat sieli als lateinischer leichter durch treft'liche Ueber- sot/ungen Goethe'scher Gedichte (,Carmina Göthii' Lpz. 1841) und deutscher Kirchenlieder (Hymni sacri, Lpz. 1842) bekannt gemacht. (Conversatious-Lcxicon von lirockbaus, XI. Aufl. Bd. VII. .S. 703.) Briefe von Hoft'manii von Fallerslebeu und Moriz Haupt an l'erd. Wolf. 183 wollen Sie diesen durchaus lobenswerthen, kenntnisreichen und bescheidenen jungen mann mit unserm Griechen, Karajan, den ich bestens g-rüsse, bekannt machen so kann ihm dieser vielleicht nützlich sein, sehr dankbar würde er sein, wenn Sie ihuj vielleicht eine empfehlung- an hu von Prokesch in Athen verschaffen könnten; für seine würdig-keit bürg-e ich. Seit dem 7u april bin ich am ziel jahrelanger wünsche, d. h. mit einer tochter von Gottfried Hermann verheiratet; ich bin wohlauf und ziemlich fleissig, wovon Sie nächstens proben sehen sollen. ^ aber Sie, haben Sie denn gar nichts für meine zeitschriftshefte^ die Ihrer theiluahme doch würdiger ist (sie) als weiland die altd[eutschen] blätter? Von ganzem herzen und in treuer anhänglichkeit der Ihrigste Moriz Haupt. 29. Leipzig 13 juni 1847. Nach langer zeit Ihnen, mein hochverehrter freund, wieder einmal mit einigen zeilen zu nahen, dazu läge veranlassung genug in ihrem geschenke, dem vortrefflichen schriftchen über die spanischen romanzen,'- das ausser Ihnen niemand hätte schreiben können, ich sage Ihnen für dieses geschenk den herz- lichsten dank, und wünschte niir Ihnen interessanteres dagegen bieten zu können als was ich Ihnen hier sende, die fortsetzung meiner auferstandenen Zeitschrift ^ und ein stück der berichte unserer sächsischen gesellschaft. ^ zwar dieses letztere wird 1 1842 gab Haupt heraus: Die Lieder und biichlein und der arme Heinrich von Hartniann von Aue. 2 Gemeint ist die Anzeige der Werke : 1 . Universite de France etc. These pour le doctorat. Etudes sur l'origine . . des romances espagnoles etc. S. Mussafia, Reihenfolge der Schriften Ferdinand Wolfs. S. 23. 1846-1847.) Diese Anzeige erschien in den Wiener Jahrb. der Lit. Bd. CXIV. und CXVII. der letztere Artikel auch besonders u. d. T. ,Ueber die Komanzen- poesie der Spanier.' 3 Der 5. Band war 1845 erschienen; der (5. kam aber erst 1848 Iieraus. * Berichte über die Verhandlungen der königlich sächsischen Gesellscliaft der Wissenschaften zu Leipzig. (Lpz. 1848. S".) Bd. 1. S. 131 — 136 Haupt über einen altfranzösischen und einen lateinischen Leich aus einer Erfurter Handschrift. 184 Wolf. wohl nicht ganz ohne Interesse für Sie sein; mir wenigstens scheint mein altfranzösischer fiind bedeutend und ich freue mich dass auch Diez diese entdeckung für wichtig hält. Um aber ehrlich zu sein will ich nur gestehen dass ich wohl faul genug gewesen sein würde Ihnen diese sachen stumm zu schicken, wenn ich nicht zu einer bettelei genöthigt wäre, und wenn ich nicht unsern freund Karajan, den ich von herzen grüsse und dessen besuch ich erwarte, in den letzten Jahren so oft behelligt hätte dass ich mir ein gewissen daraus mache ihn schon wieder zu belästigen, aber auch Sie, mein treu verehrter freund, würde ich, trotz lebhaftestes andenkens an Ihre freund- liche gute, nicht stören und plagen, wenn es sich um ein be- dürfnis meiner selbst handelte und nicht darum, einem freunde der sich an mich gewendet hat hilfreich zu sein. lassen Sie also mich | nachsichtige Verzeihung und mein ansuchen gewährung finden. Ich, oder vielmehr mein freund wünscht genaue abschriften aus dem Cod[ex] 452 (Hist[oria] prof[ana] 56 i), und zwar 1.) von dem consularverzeichnisse fol. 15 — 40*, 44*— 45**, 47-53. 2.) von einem stücke des papstverzeichnisses das in den fol. 55 beginnenden Catalogus imperatorum gerathen ist und in den kaisern Constantius und Maximinianus beginnt. Die handschrift ist sehr weitläufig geschrieben; ein geübter Schreiber wird zu den erbetenen abschriften höchstens zwei l)iblii»thektage brauchen, wäre es Ihnen nun möglich und ge- fällig mir noch vor dem anfang ihrer ferien diese copien durch einen verständig-en menschen besorgen zu lassen, so würden Sie mir und meinem freunde und auch der Wissenschaft einen dankenswcrthcn dienst leisten und ich würde mich von herzen freuen dadurch einen beweis Ihres Wohlwollens zu erhalten. Der preis der abschriften ist ganz gleichgiltig, und Sie erhalten ihn mit umgehender post. Zürnen Sie mir nicht: ' Beide Nummprn sind unriclitig; Cod. 452 (frülier Historia eccle- Rinstica 97) ontliält die Passio S. Katharina? und Historia profana 56 ist jptzt "J.'i und enthält: Piiit^iiehus Vit;o. Die Handschrift, aus der Haupt eine Ahschrift verlangte hat die Nummer .H41() (Historia pro- fana l'l'J, olilM üt'>). Briefe von Hoffmann von Fallersieben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. 185 es wird Ihnen nicht neu sein dass man zuweilen um einem freunde gefällig- zu sein einen andern belästigen muss. Wollen Sie mir denn nie etwas für meine Zeitschrift schicken ? ' | die altdeutschen blätter, die doch recht unbedeu- tend waren, haben Sie mehr als einmal begabt: hier kämen Sie in bessere gesellschaft. Den französischen Erec habe ich fast druckfertic;.- Doch davon ein andermal. Heute nur noch den allerherzliehsten Gruss. In treuer ergebenheit der Ihrige M. Haupt. 30. Leipzig .5 febr[uar] 1850. Verehrter freund, mögen Sie, nach gewiss schlimmer reise, '^ glücklich und gesund in Wien angekommen sein, wir haben in der grimmigen kälte Ihrer sehr oft gedacht. Ich schreibe Ihnen im Auftrag der Frau von Meusebach. die hoffnung auf ankauf der bibliothek für die berliner droht zu scheitern. Frau von Meusebach wünscht nun zu wissen, ob einige aussieht vorhanden sei, dass die kaiserliche bibliothek die meusebachische ganz oder in abtheilangen kaufen würde.' ist einige aussieht, so würde sie den catalog schicken, aber •nur wenn es wahrscheinlich ist dass dies nicht ganz erfolglos geschähe. — Die sache eilt: deshalb bitte ich sowohl um ' Von Wolf erschienen keine Beiträge in der Zeitschrift für deutsches Alterthum. 2 S. Brief 12, S. 145, Anm. &. 3 Ferd. Wolf war ijn Winter 1849—1850 in Berlin und Leipzig. 8. Brief 13, Anm. *, S. 149. * Die Bibliothek Meusebach's, der am 22. August 1847 starb, wurde bekanntlich doch für Berlin angekauft. Die Angabe des Brockhaus'schen Conversations-Lexicons 11. Aufl., Bd. 10, S. 167, dass Meusebach's Bibliothek schon 1849 für die Berliner Bibliothek angekauft worden sei, ist nach diesem Briefe unrichtig. 1 S( 5 \V 0 1 f. Briefe von Hoffmann von Falleriileben und Moriz Haupt an Ferd. Wolf. nachsieht mit meinen flüchtigen zeilen als um baldige untwort. Die abschrift der böhraisclien chronik für die academie wird iu Ihren bänden sein. ^''on meinen leuten die herzlichsten grüsse. Meinen gruss an prot'essor Karajan. Ihr getreuer M. Haupt. Verzeichniss der Briefe. I. Hriel'e von Hofl'iiiaiiii von Fallerslebeu, Seite Seite 1. Zittau. .11. Doifuib.T 1834 98 fi. Breslau, 1-2. Februar 1837 . lOG 2. Ilrc'.ilin . ;•. .Januar 18:;;') . 99 6. Breslau, 2G. December 1837 107 :j. I5rf«l;ii , :'.. .luiii is;i,'j 100 7. Breslau, 4. Februar 1839 . 108 4. Zitlnii, l'.i. April 18;}C. . 103 8. Neuwied, 11'. December 185'2 — II. liri Seite Mo riz Haupt. Seite 1. Zitt.iii. .■!. Dcceiuber 1834 110 IC. Zittau, -2. Februar 1837 . 157 • 1 Zittau. am litztcn Docenibor 17. Zittau, 3. April 1837 1 r.o i.H;ii 113 IS. Zittau, -2. Juui 1837 . . . 104 :!. ZitUiu. 17. .April is.f.-, . HC. 19. Zittau, October 3. 1837 167 4. Zittau. •2i>. Juni 183Ö . 1-2(1 •jo. Zittau, -27. December 1838 170 ö. Zittau, 1. .luli \s:\:, . . l-'l •Jl. Leipzig, 17. März 1839 . . 173 f.. Zittau, ■-'0. .luli IS.JÖ . 1-i7 »o Lei])zig, 27. ^lärz 1839 . . 174 I . Ziltuii. •-'3. Octoher 183,'i 12S •_'3. Leipzig-, 4. .hiiii 1840 . . 177 8. Zittau. 1. Januar IHStl . i:;i •J 1. Lripzig, (). ,Iuni 1840 . . — 9. /itlnu, •-'••. April lS3t; . 135 •25. Leipzig, 7. December 1S40 18U 10. Zittau, •-•3. .lutii 1831". i;i7 '26. Zittau, 31. December 1840 — II. ZitUU, Juli IS. I.s:^)'. 1 II •27. Leipzig, 1. Februar 1841 . 181 Vi. !»iVKil.i 1, l'H. Sc|i|c. Zittnii, •jo. Dfi.nilHr 183(1 1 r.f, XII. SITZUNG VOM 21). APRIL. Der Secretär legt an die Classe eingesendete Abhand- lungen vor: 1) von Herrn Professor O. Hirschfeld in Prag ,Epigra- pliische Nachlese zum Corpus inscriptionum latinarum Vol. III. aus Dacien und Moesien^ 2) von Herrn Dr. Adolf Bernhard Meyer ,über die Mafoor'sche und einige andere Papua-Sprachen auf Neu- Guinea^ Ferner wurde die Aufnahme der Abhaudlung des Herrn David Kaufmann ,Die Theologie des Bachja ibn Pakuda' in die Sitzungsberichte genehmigt, und beschlossen, Herrn Dr. Wendelin Foerster eine Subvention zur Drucklegung des altfranzösischen Romanos jRichars li biaus^ zu gewähren. An Druckschriften wurden vorgelegt : Akademie der Wissenschaften, Ungarische: Aliuanach. 1869 und 1870. I. filzet. Pest; 8«. — Ertesitö. VI. Evf., 9—17. sz/im. 1872; VII. Evf., 1— 7. szäm. 1873. Pest; 8». — Ertekezesek nyelvtud. II. köt. 12. sz.; III. köt. 1 — 7. sz. 1872 es 1873. — Ertekez. törtenettud. II. köt. 2—9. sz., 1872 es 1873. — Ertekez. ijJiilosoph. IT. köt., 3. sz. 1872. — Ertekez. tärsad. II. köt. 6—7. sz. 1873. — Ertekez. matheraat. IL köt. 2. sz. 1873. - Ertekez. termeszettud. III. köt. 4—14. sz.; IV. köt. 1—2, sz. 1872 es 1873. Pest; 8". - Nyelvtud. közlemenyek. X.. köt. 2. füz. Pest, 1872; 8«'. — Archaeolog. közlem. IX. köt. 1. füz. Budapest, 1873; Folio. — Mathemat. közlem. VI. köt. 1868. Pest; 8". — Evkönyvei. XIII. köt. 9—10. darab; XIV. köt. 1. dar. Pest, 1872 es 1873; i'\ — A magyar nyelv szötära. V. köt. 2 — 4. füz. Pest, 1868 — 1870; 4'*. — Monnmenta Ilnngariae historica. Scriptores. XXIV. köt. Budapest, 1873; 8". — Török-magyar- kori törtenelmi emlekek. VIII. köt. Pest, 1872; 8". — Archivum Räköczianum. I. oszt. I. köt. Pesten, 1873; 80. — Magyarorszdgi regeszeti emlekek. 188 II. köt. 1. resz. Budapest, 1873; 4". — Magyarorszäg helyrajzi törtenete. II. köt. Budapest, 1872; 8^. — A Lelyes iiiagyarsäg elvei. Budapest, 1873; 8*'. — A hazai es kiilföldi iskoläzÄs a XVI. szazadbau. Budapest, 1873; 8". — A regi Pest. Budajjest, 1873; 8'\ — Icones selectae Ilt/menomycetum Hungariae. 4". .\kadeniie der Wissenschaften, Köuigl. Preuss., zu Berlin: Inhaltsverzeichniss der Abhandlungen aus den Jahren 1822 bis 1872. Berlin, 1873; 8^'. ••Vteneo di Brescia: Coninieut^iri. DalT anno 18ö2 al ISij'.t. Breseia, 1859 fiiiu 1870; 8". — Gabriele Kusa, Dialetti, costunii e tradizimii Melle prt)vinc-ie di Bergamo e di Brescia. Brescia, 1870; 8^. — Giambattista Brocchi, Sul ferro spatico delle miniere della Valtronipia. K'\ Königsberg, Universität: Akademische Gelegcnhoitsschriftcn ans d. J. 1873. 40. und 8«. ,Revue p.diticiue et litteraire', et ,Revue seientifique de la France et de l'etrantror'. IIP' Annee, 2« Serie. Nr. 43. Paris, 1874; 4". Vivenot, Alfred Kitter von, Quellen zur Geschichte der deutschen Kaiser- politik Oesterreichs, während der französischen Revolutionskriege. 179U bis 1801. Wien, 1874; 8". — Zur Genesis der zweiten Theiking Polens. 1792-1793. Wien, 1874; 8'\ Kaufmann. Die Theologie des Bachja ibii Pakuda. 189 Die Theologie des Baelija ibn Fakuda. Von David Kaufmann. Das Lebeu Baclija'8. Von dem Verfasser der ,Hei'zenspflic]iten' ist ausser seinem Buche wenig mehr als der Name auf die Nachwelt ge- kommen. Dass er Bachja ' ben Josef ibn Pakuda 2 geheissen, ist fast das Einzige, was wir mit Sicherheit über ihn wissen. Wo und wann er geboren wurde, wo und wann er sein Werk verfasste, ^ es ist uns nichts Bestimmtes darüber überliefert ' Selbst der Name ist, was die Aussprache anbetrift't, streitig. Muiik (Me- lanies 482, 3) entscheidet sich, g-estützt auf die Schreibung des Namens bei spanischen Autoren, für die Aussprache : Bachja, wiewohl hergebracli- ter Weise der Name gewöhnlich Bechai geschrieben und gesprochen wird Für die Richtio-keit der Anssprache: Bachja sclieint die Analogie des Namens iJ^n^ Jachja zu sprechen. - Dass Paknda Familienname war, hat Sachs (die religiöse Poesie der Juden in Spanien S. 274, 1) durch anderweitige Nachweisung des Namens wahrscheinlich zu machen gesucht. 3 In dem arabischen Ausziige aus den ,Herzenspflichten', über den im Orient (1851, Lb. 737 — 749) eine Mittheilung gegeben ist, findet sich zwar in dem Epigraph des Werkes dl& Angabe: nö^pä ll-riü* "isnom p"zh li>""ltrri nDtl'n Xn, woraus als Abfassungszelt der ,Herzenspflichten' das Jahr 1040 sich ergiebt, jedoch bestimmt die Entschiedenheit der Behauptung ohne Anführung einer Quelle nur zur Bezweiflung ihrer Richtigkeit und Pinsker geht zu weit, wenn er (a. a. O. S. 738 Anm.) darüber sagt: ,So lernen wir nebenher die Zeit genau kennen, in welcher das Buch nnsbn nmn abgefasst worden, nemlich tr'"IU> N 1 = 1040'. Die Verlässlichkeit dieser Angabe hat auch Steinschneider bereits be- zweifelt (Jewish Literature 297, A. 20). J90 ^* " f mann. worden und an Stelle geschichtliclier Angaben müssen Vermu- thiingt-n uns auf diese Fragen Autwort geben. Er scheint, im eilften ' Jahrhundert in Spanien, - wie die ständige Bezeichnung ^ seines Namens besagt, Rabbiner gewesen zu sein. Da wir ausser einisren Gebetstücken ^ kein anderes Werk Jiaclijas kennen als die ,Herzeuspflicliteu', wie er denn über- haupt kein anderes geschrieben zu haben scheint, so muss in allen auf ihn bezüglichen Fragen dieses uns Rede stehen. So ü-ilt es denn auch in der Frage nach der Abfassungszeit seines Welkes, die in demselben gegebenen Andeutungen und Auhalts- ' Wnlnscheiulicli durcli Verwechslung der Jahreszahl der Uebersetzung mit der des Originals hat man häufig das zwölfte Jahrhundert als Zeit- alter Baehjas angegeben. Erst Rappoport hat in der Biographie des li. Natliau fßicure Haittim 10, Anm. 40) darauf aufmerksam gemacht, dass Barhja nicht nach Alfassi geschrieben haben könne, da er ihn sonst in der Aufzählung der ihm bekannten talmudisclien Literatur erwähnt haben würde. Bedenkt man, dass Alfassi sehr bald in S])anien berühmt wurde (Cirätz, Geschichte der Juden VI^, S. 69, 2), so ergibt sich aus Rappoptirt's Wahrnehmung, dass Bachja lange vor Ende des eilften Jahr- hunderts geschrieben haben müsse. 2 hl s\or -yz i"nn "n: irrn Kin -nSD ^aana inx nennt ihn der Ueber- setzer Jclinda ihn Tibbon in der Einleitung. Dass Bachja .aus Saragossa stamme, luit zuerst Zunz vermuthet (Additamenta ad catal. codd. hebr. biblioth. Sen. eivit. Lips. S. :il8) und Jellinek (Einleitung zu Benjacobs Ausgabe di's nasbn »"iimn Leipzig 1846, VII) weiter ausgeführt, oline jedoch Zun/,' VcrmutJiung zu verstärken. Apparet hoc nomen prope sola in Arrag..iiia t|na.rendum esse; quare auctorem libri Chobot halebabot Caesar« laugustac uatum esse conjectura assequi licet, sagt ,vermuthungs- weise' Zunz (a. a. o.). Steinsehneider (Ersdi und Gruber, Jiid. Lit. S. :V.>9), Munk i(!uid.- I, :!.39, 1), Fürst (Bibliogr. Art. Bachja) versetzen Bachja nach Sarag.issa, wie wenn hierüber uns etwas Thatsächliches bekannt wäre. Geiger (Wissenschaftliche Ztsch. für jüd. Theol. I. S. .SH) ver- setzt ilin uiiiie Angabc eines Grundes nach Cordova. Ä-i^^ Ä-LM Jij rnn e]CV "13 "-ns'-l k-äJb heisst es auf der Ueber- «rhrift .i.-s Pariser Originals, j"nn wird Bachja auch von Ibn Tibbon genannl. Der Beiname TOnn bezieht sich nur darauf, dass er ein ethisches Werk ge.^chrieben (vrgl. Sachs a. a. O. -JT.J, 1), pn dient dazu, den Verfasser der .llerzenspllichten' von jüngeren Nameu-sgenossen zu uiitersclieiden. * Vij;!. die liecensi.m derselben v..n Luzzato in Baumgartens Ausgabe des ri3:'?n r^Z^n (Wien, 1«;-.4) und die Uebersetzung der Tochacha und ■'" •'• rknngeii darüber bei Sachs la. a. <). (WJ- 275). Die Theologie des Bachja ibn Patuda. 191 punkte über die Benützung- von Vorgängern zu erwäg-en, um so durch Ermittelung- des Zeitpunkts, bis zu dem Bachjas Quellen reichen, mit annähernder Wahrscheinlichkeit auch das Alter seines Buches festzustellen. Die Quellen Baclij.Vs. Um die Neuheit seines Unternehmens zu schildern und zu rechtfertigen, gibt Bachja eine Uebersicht der auf dem Gebiete der Religionswissenschaft ihm bekannten Leistungen, i 1 Der Wichtig-keit der Stelle wegen (Einleitung 5 — 6 ed. Benjacob, nacli der ich citire) will ich den arabischen Wortlaut hierhersetzen. Diese wie alle folgenden Anfüin-uagen aus dem Original der Pariser Handschrift (hebr. 756) verdanke icli der Freundschaft des Hr. Dr. Alexander Kisch, wie die aus der Oxforder Handschrift der Güte des Hr. Dr. Adolf Neubauer. Beide Handschriften stimmen an dieser Stelle bis auf einige Abweichun- gen überein L«^^^^! ,^Jj.^ ^-Xä. ^JtXJI LKV.'vi (^•'^•^c.^'^ ■*^^ (Oxford ^(XsLi) oLLw ^j./0 >^a5^ o».^Xä.oJ ^^i^lj vis^'^lL ».JöUä syx\ 3 f^-Lo ,j.jjJf mfabnjf Ji^t tX*j Uijl^f ^x J^ ^JU Lg.Äxi o^i'^ s^A;i^ ^A.M^j' «jLxcJf (o. ^ iLcLkJI) Uf ^A^s>; tX^I ^JLt ^i(3^ (o. u*-U Iaaj!^I) s^LaJ.I^ ^. nnre 2"i (o. ^jv-ci) ^Uj Jjix) UöUa/o^ l^iasiJ y^ LgJCäJ ^Lxx) ^_*.*ö Lot. XAJfj~\*it v-^ä5 jaJ^I jUä »JJt JöUJi (o. Lg.iiUJ() ia-yö^ Ur^L^I^ LgAj^Laj^ L^i^L^^ JüLäi^ aijvi L4J X ig^- x.i.jf ^±ij nx33 p ^xf (>A/o LöLä> O. fehlt von Jüx)) i^L^S» ^^i* ,j^^ H-nCöJI (^L^?( >-^ä5^ l-^Jir Ut >«^L-Ci.JI ^^AÄ ^-oJCiö' ^^^-^^ V^-*^-'^ '^^^'^ hierher. (O. fehlt) «jL*i.Jf ^ (O. n^S::a jn) fsnj u-3li5" J.;cx (o. fehlt) (O. ^LoJI fj^ ^ I4ÄX) Uxj^ls Lo L^i^) b£u.;c5^l Lol^ ^A P--j.s^ Lol. (O. L^Lx) Lo.) npiDs msbm mbna mabn Jjöo 192 Kaufmiinn. von denen keine mit der Anleitung zu innerer Religiosität sich beschäftige. Er theilt diese Leistungen in drei Theile: 1. in solche, die mit der Erklärung der h. Schrift und der Propheten, u. z. entweder mit der Wort- und Sacherklärung, wie der Bibel- commentar des Saadias, oder mit den Spracherscheinungen und ihren Gesetzen, der Syntax und der Formenlehre, wie die Werke Ibn Ganächs, der Massoreten und ihrer Nachfolger, sich befassen. 2. in solche, die den ganzen Lehrinhalt der Gesetze in ein kurzgefasstes Compendium bringen, wie das Buch des ("hefez ben Jazliach, ' oder nur das im praktischen Leben davon Anwendbare behandeln, wie die Sammlungen - der Deeisionen, oder endlich gar nur einen bestimmten Theil der Gesetze er- örtern, wie die Werke mancher Gaonen. 3. in solche, die den Inhalt der Lehre zur Ueberzeugung durch Beweise erheben und wider alle Anfechtungen sichern wollen, wie das Buch über Der Schluss (O. fehlt von Lo!^) ^K^^il JÜLc. f.Lw.o>!^M (JÖjU der Stelle lautet nach der Oxfurder Handschrift: öJLiJf «.jyAaJI« v«>L5^ cjfjLftÄx.'^M. cyLjLc^f| i^UcS^ Juöe LxiJLik ^^ JLä Jo^l ^ (^'rf^ ^y=^ ^y y^p.^J^ <-jU5^ (Jr?<^'' J^' pjju'l \Sjii ooLi jjicLJI ,JL*JL) Lo^-oJä» bücf L^ Von H.Inng wäre im Original nur die Formel, die dem Namen Ibn Gnn.'ii-jis folgt und in unseren Ausgaben weggelassen ist. Grütz (a. a. O. 8. 3s«) folgert aus der Weglassung von '^"1 beim Namen Ibn Ganächs, dass Bachja .woiil noch' bei dessen Leben sein Werk verfasst habe. Da di.- .lalir.s/.alil v..n 1))n Ganächs Tode nicht feststeht, so ist die Formel der l'aris.-r HaiKlsciirift v..iläulig nicht kritisch verwendbar, jedenfalls i«t niicr (Jräf// Argumente damit der Hoden entzoo-en • Gemeint in» das -j|^j| ^U^ ..dir nv.i'isn IBD des wahrschein- lich im /.clintcn .l.dirhuii.l.rl bbcnd.n babylonischen Gelehrten jD fSH r.'bX'. Vrgl. iih.T ihn und s.in Werk Ziniz' Nachweisungeu in Haarbrücker's Tanrliuini lli.r. .-..mm. in I'roph. arab. spec. p. 53—54, Munk, Notice Kur Abou'l-Walid M.-rwan l'.ts, | „„d «„<;!„, ,,;„ Compendium der jüd. Gesetienkunde S. 1.'. Anm. 3. • l-.lHT nSna nsSn n.,d r^piCD n^bn vrgl. Fürst, Geschichte des Ka- rüerthum.H II, '.i Anm. 7 u. 9. Die Theologie des Baclija ihn Pakuda. 1 93 die Glaubenslehren, das Buch über die Wurzeln der Religion, ' das Buch Mokamraez - und ähnliche Werke. Wenn auch Bachja nicht sag-t, dass er diese Leistungen für sein Werk benfitzt habe, so lässt es sich doch annehmen, dass er unter dem Ein- flüsse der ihm bekannten philosophischen Werke seiner Vor- g'äng'ei-, denn nur von diesen kann hier die Rede sein, werde gestanden haben, dass also die von ihm genannten Bücher der dritten Art seine jüdischen Quellen gewesen sein mochten, wie es sich auch in der That für Saadias und Mokammez wird er- weisen lassen. Die Nichterwähnung Salomon ihn Gabirols in dieser Aufzählung- philosophischer Quellen erscheint sofort auffällig. Wenn wir aber die Verschweigung seiner philosophischen Leistungen aus irgend einem Grunde •'' erklären könnten, so erhält die Nichterwähnung Gabirols alsbald eine nicht wegzu- ' Sclimiedl (rrankel's Mtsch. 18ßl. S. 184) nimmt an, dass hier das Muhtawi Josef al-Basirs (Frankl, ein mii'tazilitisclier Kaläm S. 7) o^e- meint sei, da am Schlüsse desselben der Ausdruck vorkommen soll : pin npr bV '^r.n'Q r'ba XnpDn mö''i'yD ubm. Einen Anlialtspnnkt i"iir diese Vermuthung kann man aus der Vergleiehung des von diesem Werke Bekannten mit der Lehre Bachjas nicht ermitteln. Mit mehr Grund, wie es sclieint, verrauthet Steinschneider, dass rniT\ ^^'yt! auf das Werk Samuel il)n Chofni's sicli beziehe (Catal. Leyden S. 108; Cat. Bodl. 21fi4), das den Titel fülirte ^jJI J^.ol^ ^^}y^^ ^>"^ X£,yi« Vrgl. Fürst, Ztsch. der d. m. Ges. XX, 202. Steinschneider.s Ver- muthung gewinnt eine bedeutende Stütze an dem Umstände, dass aucli Jehuda Barcelloni Saadias, Samuel ibn Chofni und Mokammez nebeneinan- der anfülirt (Orient 1847 Lb. S. 618—619) und dass in dem Werke dieses Gaons dem Titel zufolge wirklich .Widerlegung und idiiloso- phische Begründung', wie Bachja von den drei Werken aussagt, vertr(-ten gewesen zu sein scheint. 2 Dass das Buch des David al-Mokammez seinen Namen trug, [^ÖpÖ" "lED also nicht Buch des Mokammez, sondern das ,Huch Mokammez' zu über- setzen ist, berichtet Jedaja Penini in seinem m'^SHnnnsnS. vrgl. Munk, Melanges 475 Anm. Ueber den Mann und sein Werk s. Munk a. a. O. 474—476 und Fürst, Orient 1847 Lb. S. 614-6-18. ^ Man darf in der That nicht ganz übersehen, dass Hachj;i neben diesen drei Werken auch noch von ,ähnliclien' spricht. Uebrigens liat dir Philo- sophie Gabirols unter den Juden sicIi keiner sonderlichen Beliebtheit er- freut, wie ans den bitteren Aeusserungen Abraham ibn Dauds dentlicli hervorgeht, vrgl. über diesen Punkt Munk a. a. O. 268—274. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. L'i 194 Kaufmann. läugnende Bedeutuug, wenn wir an die ethischen Werke dieses Mannt'S denken, wie ,die PerlenauswahP > oder die Schrift ,von der Vercdehing der Sitten^ Diese hätte Bachja doch sicherlich erwähnen müssen, wenn sie ihm bekannt g-ewesen wären, während er, seines Wissens der erste zu sein, entschieden be- hauptet, der jemals eine moralphilosophische Schrift geschrieben. Baclija kann also den Gabirol unmöglich benützt haben und es bleibt, da wir in der Schrift ,von der Veredelung der Sitten« eine entschiedene Verwandtschaft - mit Bachja in einem Punkte 1 Vrgl. die Einleitung Asher's zu .seiner Ausgabn des C":";3n in-D A Choiee of Pearls, London 1859 und über dieses, wie über das folgende Geiger's Salomo Gabirol S. 8fi— 87. 2 Um Anweisungen über den richtigen Gebrauch unserer Seelencigen- schafteu zu geben, tiieilt Gabirol diese iu zwanzig, die er zu zehn immer eiuen Gegensatz umfassenden Paaren vereinigt. Diese zeiin Paare finden wir eben bei Bachja III, c 10, wo die Seele ebenfalls Anweisungen zum geeigneten Gebrauch ihrer Kräfte verlangt. Ich will die Ueber- eiustimmung zwischen beiden durch Angabe der iStullen, au denen Gabirol im Ü23n mD l'ipn "SC (^in |1~: J"n: ed. Luueville) diese Paare behandelt, im Einzelnen nachweisen. I. Freude und Trauer, bei Baclija hzüTVi nraU'H, b.-i (Jabirui III, 1 u. •-> nJKim nn>2rn- II. Furcht und Hotfuun-- SmöH nprm, dafür bei G. III, 3 u. 4 nDim-mbtt^l Jina:;- III. Tapferkeit und Zaghaftigkeit. "l"nam mi23n wird bei beiden übereinstimmend dieses Paar genaiuit, nur beliandelt G. letztere V, 4 mehr als Trägheit, währeiul er erstt-re V, ö genau so wie Bachja darstellt. IV. Scham und Dreistig- keit, .''lipm rtPZn bei beiden genannt; selbst die charakteristische Be- handlung «Icr letzteren bei Bachja finden wir bei Gabir(d wieder, I, '■> u 1. V. Zorn und Wohlwollen, pinm CS'Zn bei beiden genannt, bei G. IV, 1 u. -J. VI. Barmherzigkeit und Härte, riVll^sm C'ümn bei beiden ge- minnt, l.ei G. II. :i u. l. VII. Stolz und Demuth, m:rm mXJn bei beiden genannt, bei G. I, 1 u. ".i; der Ausdruck 'n'!?2U7n bei Gabirol ist nur t'iue andere Uebersetziing für miy. wie es in der nach den fünf Sinnen geordneten Tabelle (a. a. O. .SO) in der That auch heisst. VIII. Liebe und Mass, .-IKICm mriKn 1),m bei.Uu geiumnt, bei G. II, 1 u. 2. IX. Frei- (s'icbigkeii und (ieiz nS'^m nrn:n, bei G. V, 1 u. ■_• n3p'::m nz'nDn. X. l.ä.tMigkeit und Eifer n'.rinm n-lTH, bei G. n'.rinm nSOpn; Gabind zäidt hi.T IV. :; nK:p. niciit rh'JlV auf, ueil er .iie.sc IV, 1 unter -jllö bereits beli.indejt liat, iil.rigeiis erwähnt er sie auch hier IV, 4 als Gegen- .intz zu n2£'"in. S4» entspricht also dieses Zehnpaar von Eigenschaften bei Gabirol genau den» v ; S. '297 angeführten Ausspruch eines Weist-n als eine Entlehnung aus Giibirol bezeichnet, bei dem dieser Öatz im OTaSn "in:.» (ed. Asher S. 126 Nr. G24j in etwas anderer Fassung vorkommt, so beweist diess durchaus keine Abhängigkeit von Gabirol, da ihn dieser wie so viele andere Sprüche sicherlich selbst aus der Quelle entlehnt hat, aus der er zu Bachja gekommen. 13* 19ß K auf mann. Baclija .Worte der Philosophen' in sein Buch eingestreu ' habe, dass ihm Werke arabischer Philosophen bekannt sein mussten. Wer waren nun diese Philosophen? Der Mann, der die Reinigung- der Hauptquelle aller ara- bischen Philosophie, des Aristoteles von neuplatonischen 2 Trü- bungen mit Kraft und Entschiedenheit vollführt hatte und den die Araber selbst als das Haupt '^ der Erklärer und Verbreiter des aristotelischen Systems betrachteten, war Abu Ali ibn Sina. Bei den lebhaften Beziehungen, die in literarischen Dingen zwischen den Arabern Spaniens und dem Mutterlande bestanden, und hei der grossen Bedeutung, die Ibn Sinas Schriften bald erlangen mussten, dürfte die Vermuthung gegründet sein, dass die philosophischen Leistungen dieses Mannes nicht lange nach ihrem Erscheinen in Spanien • werden bekannt worden sein. ' AIb sollto (las Verdienst des bescheidenen Mannes, das or dnrch die Ab- fassunf^ der .Tlerzenspflicliten' nnstreitig sich erwarb, vollständig mit den näheren Umständen seines Lebens vergessen werden, hat seine Leistung zu verschiedenen Zeiten nur als Uebersetzung eines arabischen Werkes gegolten. Die venezianische Ausgabe (ed. Boniberg lö48) des msin ri-27n Itezeiclinet das Werk sogar auf dem Titel ausdrücklich als Ueber- setzung eines älteren arabischen Buches, die bnjH 3"in ""HS IS'n'l ange- fertigt haben soll, vrgl.Jellinek (a. a. O. XXXVII). Casiri (Biblioth. Arabico- IIis]i;inap Fscurialonsis I. p. 218, Nr. 72G) sagt von dem CiJ^i' 1_}Lä$^ ^_j^JLäJ| des Ibn Athia: Hoc autem opus nedum Mahometani, sed alii etiam OrieiitJih'S tanfi faciimt, ut Hebraice bis conversum ftierit (vrgl. ib. p. 221, Nr. 7:55 und Gazzali im j-iujo t^i bei Schmölders Ilssai S. .04). Es sclieint liiernach, das.s bereits Ca.'^iri den mS-TTI min meinte, wenn er von zweimaliger Uebersetzung ihn .-\tliias in's llebräisclic spricht. Deut- lich sagt CS freilidi erst Herbelot (Bibliothi-que Orientale p. 185): la Provision de« cueurs (pii a etc traduit de l'Arabo en Hebreu sons le nom de Kliobcth allevjivot. Vrgl. Steinschneider, Cat. Bodl. 780. Zunz' vor- sichtiger .Ausdruck: Bcchai, ,dem .selber arabisclie Muster A'orgeleuchtet' (zur rn'schiclili" und Literatur 127, ii\ kann ilariini aber dennoch zu l>'i- hl hcHtelien l)leiben. 2 Vrgl. hierüber Mnnk, M.'langes .'iöG und Ritter, die christl. Pliii. I, 5ö7 und seine Hcmerkinigiii über Alfarabi ;ir)2. ' So nennt ihn Scliahrasfani (H. II. S. li>(i)vrgl. .-uicli Muiik a. a. O. S. 352. « B.'.Mondcrs spanische Araber, die y.n ihrer Ausbildung in der -^Vis.sen- Hchnft nach dem arabischen Mutterlande reisten, vermittelten die Kennt- nios der Spanier vnn den literarischen Vorgängen des Orients. Vrgl. über den Verkehr /.wi.selien Aminen und Spanien .lourdain's Forschungen (deutsch von Stahr S. '.»3, 1). Herr Dr. Steinschneider in Berlin liatte die Die Theologie des Baohja ibii Pakiula. 107 Gibt es nun bestimmte KennzeicliCMi, nn denen die Kenntniss eines Denkers von Ihn Sina mit »Sicherheit zu beurtheih^.n wäre? Ich will nicht davon sprechen, dass man an dem neui)latonischeu Charakter eines Systems bei Arabern und Spaniern ein Krite- rium dafür hat, dass sein Urheber kaum durch tlie Schule Ihn Sinas hindurchgegangen ist, es gibt dafür noch bestimmtere Anhaltspunkte. Solch ein Anhaltspunkt ist in der Metaphysik die Lehre vom Nothwendig-Existirenden, in der Psychologie die Eintheilung der Seelenkräfte. Zwar hat auch bereits Alfarabi ' ein doppeltes Sein unter- schieden^ das des Möglichen und das des Nothwendigen und Gott als das nothwendige Sein, die Quelle alles möglichen Seins hingestellt, aber in ihrer Ausbildung und Entwickclung gehört diese Lehre erst dem Ibn Sina an und in ihm ist der Ursprung jenes Begriffes zu suchen, dernachmalsin der jüdischen Religioiis- philosophie eine so mächtige Bedeutung erlangt hat. Wenn wir nun bei Bachja diesen Begriff vermissen, 2 ja nicht einnuil den Namen : Nothwendig-Existirender bei ihm antreffen, wenn, Güte, mich darauf aufmerksam zu maclieu, dass der Canon Iba Siiias erst zur Zeit des Abu'l Ala ibn Zolir, also gegen 1100 in .Spanien be- kannt wurde (vrgl. Steinschneider in Virdiow's Archiv l!d. r>7, Ö. 111). Bei dem allgemeineren und lebhafteren Interesse für Philosopliie unter den Arabern ist es jedoch wohl möglich und wahrscheinlich, dass Ibn Sinas philosophische Schriften früher nacli Spanien gelangt sein werden. ' Dies ergibt sich aus den Fontes quaestionum bei Schmölders, Docunu'uta 44 — 4.5. Auf die Untersuciiung, oh Bachja den Alfarabi kannte, brauclit hier nicht eingegangen zu werden. Zur Frage nach dem Zeitalter Baclija's wäre sie auch nicht von Belang. Uebrigens werden im Ver- laufe der Darstellung Aehnlichkeiten mit xVlfarabi sich herausstellen, die uns aber zur entschiedenen Behauptung, dass Bachja den Alfarabi ge- kannt und benützt habe, durchaus noch nicht berechtigen können. - Für die Behauptung, Batdija liabe in neuplatonischer Ueberschvvenglichkeit etwa die Bezeichnung Gottes als des Nothwendig-Existirenden verworfen, wobei also immer noch die iNIöo-lichkeit übrig bliebe, dass Bachja Ibn Sinas Lehre gekannt iiabe und sie nur nicht benützen wollte, liegt in der Darstellung Bachjas nicht der mindeste Grund vor, da wir nicht einmal einer Andeutung darülier bei Bachja begegnen, dass Gott über das Sein hinaus sein müsse (vrgl. Zeller, Phil. d. Gr. IIl'^, 2, S. 435, 1), oder dass Bachja sich dagegen irgend gesträubt hätte, Outt als Ur.sache zu bezeichnen, wie z. B. Biotin es thut (Zeller a. a. O. S. 441, 1), der wider jede Aussage einer Thätigkeit von Gott Bedenken trägt. 198 K an f mann. wie sicli weiter zeigen wird, Baclija uur darum zu verwickei- teren Beweisen seine Zuflucht nehmen musste. weil ihm die Lehre vom Nothwendig-Existirenden ' nicht bekannt war, so haben wir allen Grund, die Bekanntschaft Bachjas mit Ibn Sinas philosopliischen Werken zu bezweifeln, wenn nicht gar völlig zu bestreiten. Von Ibn Sina rührt auch jene berühmte Eintheilung^ dp^ Seelenkräfte her, die bald von seinen Nachfolgern unter den Arabern'' angenommen wurde und seitdem bei den Juden ^, ' Die Nachweise für diese Behauptungen werden in der Darstellung des IV. Eiuheitsbcweises folgen. 2 Ibn Sina theilt die Kräfte der Seele in fünf, denen er ganz bestimmte Plätze im Gehirn zuweist. Es sind diess folgende: I. c)».>üiL«JI / u*:^! der Genieinsinn ,fniit Namen) yavTaafa'. II. Die Ein- und Abbildungs- liraft JL^il. III. Die sinnliche Urtheilskraft, die bei den Thieren Vor- stollungs-, bei den Menschen Denkvermögen genannt wird iLLT^SVJC^jl. IV. Die Vorstellungskraft oder Phantasie, wie wir sie nennen Xj>,^JI. V. Das Gedächtuiss oder die aufljewahrende Kraft äJjxjL^I ciJ«.Äil- '^>?1- Schahrastani ed. Cureton II, 41()--117, Haarbrücker's Uebersctzung II. M4 31"). Eine sehr klare Auseinandersetzung über die Bedeutung dieser Kräfte liat Ritter (die christl. Phil. I, 5l'.<>_5fi]) gegeben, nur hat er die Ordnung dieser Eintlicilung insofern verkehrt, als er die Phantasie zur fünften Kraft macht, während sie bei Ibn Sina naturgemäss an vierter Stelle steht, damit das Gedächtniss auch als bewfihrende Kraft der Pliantasi.-äusserungen erkainit werde. Diese scheinbare Aeusserlichkeit liat auch die Richtigkeit der Ritter'sclien Darstellung in diesem Punkte beeinträchtigt, da sie die Bedeutung des Gedächtnisses fälschlich nur auf die Urthcile der sinnlichen Urtheilskraft allein einschränkt. 3 Schon bei Gazzali finden wir dieselbe Eintheilung bis in iiire physiolo- giK.hen Einz.'lhciten genau angenommen (pns: "J7Xa ed. Goldeuthal p. :!•> 31). Auch die Tcnninnlogle, so weit sie durch die hebräische IJobersetzung hindurchschimmert, ist bei beiden dieselbe: I. s^r^C?« tt?in ■■d.r -JVOT n-, jjeii.ui wie Ibn Sina, bei dem der Gemeinsinn auch pav:aa..a hcis.m. H. ^Ö^JTn HSn ist dem Sinne nach übersetzt. IIl. 'y'Sn r^ enthält b,.i beiden dieselben Bestin.mungen und Heispiele, nur ist sie in d..r Or.inung hei Ibn Sina die vierte. IV. n31) ro oder ir^'^TT^ r:ir^ ist b- Ihn Sinn die fünfte. V. T.V^nT^ n3n ist wegen der logischen Zusam- .".•ngoh..r,gkeit aller auf den Gemeinsinn bezüglichen Kräfte bei Ibn Sina die dritte. « Die Eintheilung der Seelenkrnfte bei .Tehuda Halewi (Knsari ed. Cassel, .. .\nfl. S. .100-391) «cheint ebenfalls der Ibn Sinas zu folgen. Die Die Theologie des BacUja ibn l'akmla 199 wie auch bei den Scholastikern Eing'ang fand. Auch hier können wir die g^leiche Wahrnehmung- machen wie bei der Lehre von durch TextesRchwierigkeiten noch crhöhtp, Dunkelheit dipsos Punktes in der Psychologie Jehuda Halewis bestimmt mich, diese Eintheilung und ihre Abhängigkeit von der Ibn Sinas hier genauer iu's Licht zu setzen. Die fünf Kräfte sind nacli Jehuda Halewi folgende: I. fiSjrrtt'Ön ntt'3"inn der Gemeinsinn. II. '"lim HSn (oder '"iV^t?) die abbildende Kraft, in der die Abbilder der Dinge nach dem Aufhören der sinnlichen Wahrnehmung bleiben, deren Inhalt also ,immer wahr' ist. III. '"iSC'n riDn die sinn- liche Urtheilskraft, die den Inhalt der abbildenden Kraft trennt und ver- bindet. IV. ""^ti^nün nSn die Phantasie, die zur Aufsixchung des Nütz- lichen und zur Flucht vor dem Schädlichen antreibt. V. "lÖlttTI n2n das Gedächtniss, das durch Festhaltung der in gewissen Fällen erfolgenden Aeusserungen der Phantasie zum Instincte wird. Hierdurch wird erst eine andere Stelle verständlich, in der Jehuda Halewi eine andere Ein- theilung zu geben scheint (a. a. O. 387- 389). In Wahrheit ist sie genau dieselbe. Er trennt hier den Geraeinsinn in zwei Theile, in den auf- nehmenden und in den bewahrenden, und dieser letztere Theil ist es, den er "OTin nam narrtt'Ssri nirjinn nennt, als weitere Ausführung der am-h hier gebrauchten Bezeichnung '"nSf n3- Auch die Bestimmung der dritten Kraft piDnü Vlf^iV r\Ü 1^ snpnb "l^^n ram passt vorzüglich, da diese eben ordnet und beurtheilt, was '~nik^■^ riDH = fllDtn enthält und selber zu ordnen nicht vermag. Die vierte Kraft wird hier so gefasst, als würde der Inhalt der vorhergehenden durch sie auf seine Richtigkeit geprüft. Ich verbinde und übersetze die Worte : HÜ -1113 bs U "IlOy':' "rtmön HDni ncem 'im irnrin't:' folgendermassen : Die Vorstellungskraft, die das, was die sinnliche Urtheilskraft ermittelt hat, nach seiner Richtigkeit oder Falscliheit erkennen hilft. Die darauffolgenden, in allen Fällen schweren und dunklen Worte pisn bx inrtt?'t' ly r\W:nr\ nTÖl'nia r^p scheinen die fünfte Kraft, das Gedächtniss zu bezeichnen und sagen zu wollen, dass nur ein Theil des durch die Vorstellungskraft Geprüften es ist, was dem Gedächtniss überliefert wird, da eben manches leicht entschwindet. Bestätigt wird diese Auffassung dadurch, dass Jehuda Halewi (a. a. O. S. 390) selbst ausdrücklich den Inhalt des "'■^l"n HD als zum Theil richtig und zum Theil falsch Iptt' nTCU» tt»"! TlSK nTTK? tt'-l bezeichnet, da er von der .richtenden Kraft' der Phantasie beurtheilt werden muss. Die genaue Uebereinstimmung mit ibn Siria beweist die Gleichheit der phy- siologüschen Angaben: mCH "':BT, r:'n''''£2i:nn; so verweist auch Ibn Sina und nach ihm Gazzali die abbildende Kraft in die vordere Höhlung des Gehirns. m'i'JiÜX:: nmi. wie auch Ihn Sina und Gazzali die sinnliche Urthoilskraft in die mittlere Höhlung verlegen. limSiar, pnsni: ;inch nacii J. S. und G. lieg-t das Gedächtniss in der hinteren Höhlung. nrn Oipan irm ib^DS '-'^nam; J. S. und G. versetzen ebenfalls die Phantasie in die mittlere Höhlung des Gehirns, die auch Sitz der siun- lichen Urtheilskraft ist. Die Eintheilung der Seelenkräfte bei Jehuda 200 Kaufmann. dem Noth\veDclig--Existirenden, dass Ihn Siua nicht der eigent- liche Begiiinder, sondern nur der Ausbildner ' dieser Eintheilung war, der er einen endgültigen Abschluss und eine bleibende Fassung gegeben hat. Da diese nun einen gleichsam kanonischen Charakter annahm, so dass sie, wenn sie erst einmal bekannt Ilalewi ist somit die Ibn Sinas. Mit eleu Worten (S. 390—391): "am 'zvnf2 K-ip' -iznan ^z rarit'nri n:^'' Kip" 'zvntin iz K^ttn^na nrn will er sagen, dass die Thiere mit der siuuliclien Urtheibkraft urtlieilen, während die Menschen dies mit der Vorstellungskraft thun. Der Satz klingt wie eine Uebersetzungr der Worte Ibn Sinas: (Schalir. S^JLM» ^LviUj^«l i^iü.»! J\ ^UiüL -iy^Jüc n. -ti-; h. ii, 315). Dass ''ZVnü die animalische Seele bedeutet (Cassel, 390, 7), beweisen J. H.'s Worte (389, Z. 12 und 16). Hiernach ist die Eintheilung: bei Schmied!, Studien S. 145 zu berichtigen. ' Eine Eintheilung der Seelenkräfte hat allerdings bereits Alfarabi gegeben. Sie lautet: sJCä4.JI^ 5^5^ljJI^ |?j.jl^ iill^UL^'l ÜAicUJI y*L*«.Js^^l^ fSchmölders, Documenta t"^''- Alfarabi nimmt also nur vier Seelenkräfte an, der (Jemcinsinu t^.., a w» M ik*^! *ehlt in der Aufzählung ganz, die Terminologie ist eine andire als die Ibn Sinas, der eine Kraft, wie die vierte Alfarabis: 5 jCft^Jt j;!'r iii'iit auiiimmt. Schmölders irrt daher, wenn er la. a. 0. 8. 119) diese mit der Ibn Sinas durchaus nicht überein- stimmende Eintheilung Alfarabis mit ihr identificirt. Wenn Schmölders hinzufügt, dass sie bei allen arabisclien Peripatetikern und sogar noch im vicrzclmten Jalirhundert bei dem Dogmatiker Adliadeddin al-Igi sich limle, Sil ist es cl»en nur Ibn Sinas, aber niclit Alfarabis Eintheilung, die Holclic Verbreitung gewann und mit der Terminologie des Urhebers sich bis al-Igi in den Mavakif und noch viel länger erhalten hat, nur dass der i>rtlii)dclitiilii>nen des ci.'Lß-}*JLx,'t ^_)Ia5^ heranzieht, die fast wörtlich dem Ibu Sina entkhnt sind, was auch Schmölders (S. Uü) zu bemerken nahe ilaran ist Nach dem was von Alfarabi uns vorliegt, ist es selbst bei den mit Hczcichnungen Ihn Sinas übcreinstinnncnden, von Alfarabi angenom- menen Kräften nicht zu entsciieiden, ob er ihnen dieselben Functionen wie Ibn Sina zuerthoiltu. Mit dem Uesultate dieser Untersuchung, dass Ibn Sina der .Vusiiildner dieser Eintheilung gewesen, stimmt Ritters An- sicht iibcrcin: ,Dass er als der Begründer dieser Lelirweise angesehen werden darf, ergibt sich wenigstens mit Waiuscheinlichkeit daraus, dass Die Theologie des Bachja ibri Pakudu. 201 war, nicht leicht überg-ang-eii und diu-ch eine andere ersetzt werden konnte, so ist uns die von Bachja gegebene Eintheihing der Seelenkrätte dafür wenigstens ein Beweis^ dass iluu die von Ihn Sina herrührende nicht ' bekannt war. Wer waren nun aber jene arabischen Philosophen, deren Aussprüche Bachja für sein Werk benützt zu haben angibt? Jene Männer scheinen es gewesen zu sein, die unter den Arabern der Aufgabe sich unterzogen, fromme Aufklärung zu verbreiten, die Wahrheiten der griechischen Philosophie und Wissenschaft als sie nicht an allen Orten seiner Schriften in der vollständig entwickelten Gestalt auftritt, welche sie zuletzt bei ihm annahm' (Gesch. der Phil. VIII, 35, 2). Auf Ihn Sina hat denn auch Munk (Melanges 363, 2) ,die bei allen arabischen Philosophen, bei den Scholastikern und bei einigen neueren Philosophen anzutreffende Eintheilung der Seeleakräfte' zurück- geführt, vrgl. auch Ritter a. a. 0. Die Darstellungen bei Cassel (a. a. O.) uud Scheyer (das psychologische System des Maimonides S. 11, be- sonders am Schlüsse von Anni. 1) sind im Ganzen wie in vielen Einzel- heiten hiernach zu berichtigen. ' Bachjas Eintheilung der Seelenkräfte findet sich I, c. 10; S. 8i': D'irinm n^snm Dorm \vv-\n) n^trnöm jnDn cn i^a D"tt'E:n oder, wie die Termini nach dem Oxforder Original lauten: xi\ }LfJ>[.MjJuJ] im\ yj>.\ (Fol. 82 der Hdsch.) laa+JI^ ^^-% T^"*^'^ JCä}]^ J^ dJ\ ^. Diese Terminologie stimmt weder mit der Ihn Sinas, noch mit der Al- farabis, noch auch mit der der lauteren Brüder überein, die nach (Dieterici, Anthropologie S. 38; vrgl. auch S. 50 und Diet. Weltseele S. 46 — 47) folgende ist: ,Die Seele hat fünf sinnliche (leibliche) und fünf andere übersiunliclie Kräfte, deren Gang ein anderer ist als jener. Dies sind die vorstellende, denkende, redende, behaltende und bildende Kraft-, oder im arabischen Wortlaut, den ich einer Mittheilung des Herrn Prof. Dieterici verdanke: iJLv,ix;c»JI JUjL^.wJI X.VW.4.Ä.I ^^-^ ä.*jLaJf xiäiLi.! alÄiÄUil 5wXX.Jt. Aber niclit der Terminologie alleil), soudern auch der Bedeutung und dem Inhalte von Bachjas Ein- theilung fehlt es an jeder Aehnlichkeit mit den genannten, wie wir aus seiner Erörterung einzelner der von ihm angenommenen Seelenkräftc II, c. 5; S. 112 — 116 entnehmen können. Es liat eben vor der Eintheilung Ibn Sinas an einem klaren und bindenden Principe, nach dem die Seelen- kräftc hätten geordnet werden können, vollständig gefehlt, weshalb bei verschiedenen Autoren vor Ibn Sina die Eintheilung eine verschiedene ist. Ein Ansatz zu physiologischer Localisirung der Seelenkräfte, die Munk (a a. O. 364 Anm.) dem Ibn Sina zuerst zuschreibt, findet sich übrigens bereits bei den lauteren Brüdern (Anthr. S. 56). 902 Kauf m ii n n. (liircliaus itn Einklaii2:e ' mit den Lehren des Islams darzustellen, der Orden der lauteren Brüder^. Um ihrem Zwecke zu ge- nuinen, leg-ten sie das gesaramte Wissen ihrer Zeit in einem Werke nieder, das mit vollem Hechte den Namen einer Encyclopädie der Wissenschaften •' verdient. Originalität ist es am wenigsten, was man ihnen nachrühmen könnte nnd es scheint auf solche von ilinen auch gai- nicht angelegt gewesen zu sein. Worauf es diesen frommen ^ Encyclopädisten vornehmlich ankam, das war lediglich die vei'ständliche und leichtfassliche Darstellung, mit f]inem Worte die Popnlarisirung der Wissenschaft, durch die den Frommen Erleuchtung, den Ketzern aber der Beweis ge- ' Für diese von Mnnk 'Mc'langes !^^^^ aufgestellte Ansieht sjniclit das Werk der lauteren Brüder selber. - lixij' .It ^t Dass sie niclit allein einen zur Herausgabe eines Wirkes vereinigten Gelehrtenverein, sondern vielmehr eine Gesellschaft, einen Orden bildeten, der um gewisse Principien seine Mitglieder schaarte, wenn sie auch kaiun ,ein Freimaurerorden des XI. (?) Jahrhunderts' iHfljr. IJibl. II, Ul) gewesen, geht aus Andeutungen iiires Werkes (z. B. l>itteriei, NaturanschauuTig S. •2.'1) selbst hervor. Vrgl. Sadi's Gulistän II, l.ö. ' Von diesem Werke Lß.^1 ! .|».ii>.| JiSLvwn. dessen grössten Theil Mr. l'rot'. Dieterici durcli sriiie Uehersetzungen der Wissenschaft zu- gänglich gemacht hat, gibt es verschiedene Recensionen, vrgl Haneberg in den Sitzungsberichten der k. baie.r. Akademie der Wissenschaften 1S<>i') II. Heft II. Für diese Abhandlung sind benützt die folgenden Ueber- setzuMgen Üietcricis: Die Naturanschauung und Naturijhilosoidiie der Ar.ih.r im X. .Jahrhundert. Berlin ISfil; die Anthropologie der Araber iiM X. .(ahrhundert, Leijjzig 1R71; die Lehre von der Weltseele bei den Arabtrii im X. .Jnhrhundrrt, Leipzig 1f^7'2, * !Sie sclicinen /.wisch. 'U d( n l)eiden Parteien, in welche die Schulen des Islams zu jener Zeit gespalten waren, den iMu't.iziliten und Mutakallimrin, eine vermittelnde Stellung eingenomnnui und zu Keiner derselben entschieden sich bekannt zu ii'ilicn. dcmi sie inJcniisiren gegen beide, gegen jene z. B. Diet.Mici. Logik und I'sycholugic der Araber im X. Jahrhundert S. r>A. g.-g..n diexe, rlonen sie .-s zum Vorwurf uiachen, dass sie ohne Vorbereitung in den propädcntisclien Wissenschaften unmittelbar ,ius M.'.r rg a. a O. ,»*. -{I-J und Steinschnei- der. Il.br. Mihi. IX. 170). Sie .sind also nb-lit Mu'taziliten gewesen, wie S.hmr.jders (K>*sni S -200 Anm.^ annimmt, wenn sie auch mehr .iner freisinnigen Ki.-Iiluug scheinen zugen.-igt gewesen zu sein, was man viel- leicht Hchon aus dem Maug.-l ausführlicher historischer Angaben über "in b..i den fanatisch. -n Arab.TU schliessen kann. Den Fluch aller Ver- "oo1..rr.dleu. den Fndank beider Tart.i.'n haben auch sie tragen müssen. Die Theologie des üiichja iliii Paknda. 20o bracht werden sollte, dass die Wissenschaft durchaus nicht zum Ung-laubeii hinführen müsse. Daher auf der einen Seite Frömmelei, auf der anderen entschiedene Hochstelhing" der Philosophie in ihren Abhandlungen, daher durchbricht bei ihnen die trockenste Aufzählung- wissenschaftlicher Begriffe oder Be- zeichnungen oft ein salbungsvoller Ton, eine saftvoll über- quellende Aeusserung jener Denkungsart, die im Grössten wie im Kleinsten zur Bewunderung- der göttlichen Allmacht und All- weisheit Geleg-enheit findet. Der Hauptsitz der Gesellschaft, deren Entstehung wohl in die zweite Hälfte des zehnten Jahr- hunderts zu setzen ist, scheint Basra gewesen zu sein, doch verbreitete sich ihr Werk durch den Orient ' und scheint auch sehr bald nach Spanien - gedrung'en zu sein. Wenn es wahr ist, dass an dem Zustandekommen der Encyclopädie auch Juden betheiligt ^ waren, so hat sie das, was sie jenen verdankte, an ihren spanischen Brüdern reichlich heimgezahlt. Denn den Juden ^ in Spanien scheint dieses Werk bald eine Quelle der 1 Nach ; den Aeusserungon Gazzfilis im jkJiÄX» t^ö und j*»,}, in Scliniölders Esvsai 42 und 5H waren ihre Abhandlungen zu seiner Zeit im Orient sehr gebräuchlich. Die Ausfälle, die er gegen ihre unter der gleissnerischen Maske frommer Darstellung einhergehendeu ketzerischen Lehren und den Charakter ihres Werkes, das nur eine philosophische Compilation sei iLLwvw-UJt yjiifj^ ^3AÄ.:SVjdl ^ y.SÜy machte, liabon übrigens diesen Philosophen nicht daran gehindert, ihre Schriften zu benützen oder gar zu plagiiren, wie Steinschneider (zur pseudoepigraphischen Literatur S. ;•$(> Anm. ; Hebr. Bibl. IV, 14j nachgewiesen hat. 2 Vrgl. die Nachweise hierüber bei Haneberg (a. a. O. S. 1)0). Flügel (Ztsch. der d. m. Gesellschaft XIII. S. 2n). Wohl liicrauf gestützt, be- hauptet Dieterici: , Schon früh im 1 1 . .lahrhuudert werden diese Abhand- lungen der lautern Brüdern nach Spanien verpflanzt und werden sie von diesem Culturlande des Mittelalters ans das Gemeingut der gebildeten Welt' (Weltseele, S. XI). Vrgl. Steinschneider, zur ps. Lit. S. TS — 74. ^ Auf diesen Punkt hat Steinschneider bereits in Jüd. Lit. S. 397, 1 auf merksam gemacht und unter neuen Verstärkungen seiner Vermuthung hingewiesen Hebr. Bibl. IV, S. 14. Anm. 1. "* Haneberg hat in der angeführten Abhandlung ,über das Verhältniss von Ihn Gabirol zu der Encyclopädie der Ichwän u<; ?afa' einen Einfluss der letzteren auf Gabirol nachzuweisen gesucht (S. HU ff). .Jedoch ist dieser Einfluss noch zweifelhaft und selbst wenn er sicher wäre, so dürfte doch die Einwirkung der lauteren Brüder auf Bnchja. der Zeit nach früher sein. Jedenfalls wird es aus dieser Erörterung sich ergeben, dass 204 Kaufmaun. BelehrunfT j3^e\vorden zu sein, ans der sie schöpften und sich anii;-eregt inlilten zu neuen Leistungen. Sie ist es denn auch, die Bachja benutzt hat und ihre Urheber, die lauteren Brüder scheinen ,die Phihjsophcn' ' zu sein, deren Aussprüche er neben bereits in der ersten Hälfte des eilt'ten Jaluliuiiderts und nicht erst des zwölften, wie Steinschneider (Jew. Lit. S. 174 und 349) angibt, der Einfluss der Encyclopädie auf die Juden Spaniens sicli geltend machte. Vrgl. auch Steinschneider, Ztscli. der d. m. Ges. XX, 4S2 und Hebr. Bibl. II, S. 9_'. ' D'B^D17"Sri werden die lauteren Brüder auch bei Moses beu Esra (Zion II, S. 120, wo die mit D'S^C^'En JÖ "inS -l)2K liy eingeleitete Anführung den 1. B. angehört, bei Dieterici, Anthropologie S. 1) und Josef ibn Zadik (Mikrokosmos ed. Jellinek S. 19, wo die Aeusserungen der 1. B. [a. a. O. S. ö!'] entlehnt sind) genannt, welche beide bereits Steinschneider als von der Encyclopädie beeinflusst (Jew. Lit. p. :ii{}j erkannt liat. Dass die D'S'Clb'En "im bei Bachja (Einleitung S. -JO) von den lauteren Brüdern herrühren, ist daher bei dem unläugbaren Einflüsse, den sie auf die .Herzenspflichten' geübt haben, sehr wahrscheinlich. Dieser Einfluss gibt einmal im Ganzen, ferner aber auch im Einzelnen sich zu erkennen. Im Ganzen, denn Haltung und Darstelhuig dos Buches ist durch jene bestimmt. Ks ist dieselbe rednerische Art in l)eideii, die oft uns das Buch vergessen lässt, da sie unmittelbar sich an die Seele wendet, als ständen wir vor ihr als Hörer, es ist dieselbe lebendige Schreibweise, die durch eingestreute, meist sufisclie Sprüche und Anekdoten und apostro- phirende Unterbrechungen das Ermüdende, die Eintönigkeit des Inlialtes verringert, jene .\rt, die Gazzali das Gefährliclie und Bestrickende an den Büchern der lauteren Brüder nannte [:\. a. O. S. 42). Im Einzelnen ■»nllen liier für die Abhängigkeit Bachjas von deii lauteren Brüdern einige Beispiele f.jlgcn. II, c. ö bespricht er die Noth wendigkeit und die Mittel der Selbsterkenntniss, ohne die es kein Erkennen der göttliclien Maciit und Wcisli.-it geben könne r:}"i'' KTI K'2ic6"2nr D'ÜDn.l r'^p inos n^Sl *?:ÄyrKD1Kn (S. IOÖ). Diese ganze Darlegung ist der der 1. B. (Naturan- schauung S. 21-22; 1Ö2; nachgebildet, die auch den Satz äussern: • Alb- Wissenschaft Ix-ginnt damit, dass der Mensch .sich selbst erkenne' '.Viilhn.poh.irio s. IC) und (a. a. ( ». S. 47) in gleicher Weise diese Mittel bc/.,.ichn.-n. Iss^J n:3-in:; K-n=n rösnr 'HK pirrn (S. iiO) vergleicht sich ,„it d..rn Satze der I. B. : ,Wenu der vernünftige Denker über die ZusHinuicnsctzung dieses Leibes nachdenkt, erkennt er, was für eine M.-h.-rc Weisheit im iJau desselben liegt' (ib. 123), wie sie denn auch zu gleichen, Zwc.-ke (W.dtsecl,. 12») wie Bachja fS. 116) den Galenus cilircn. Wrun Bachja selbst in dem |{lau des Himmels (S. 118) Gottes für- sorgliche Weisheit erkennt c',rinen c'Nijsn p c"ott'n nKn)2 r\'r^"j; nöTn joi, so f.dgt er auch hier den I. B., die (.\nthr. S. 24, äussern; ,Gott der Er- habene hat das Blau des llinuuels und das Grün der Pflanzen als ein Heil für die Blicke der Crealur bcslinuut. Denn diese beiden Farben stärken Die Theologie des Bachja ibn Palcutla. 205 den Sittenregeln und Lebensbräuchen dei* Asket(!n in seine Darstellung eingewebt zu haben angibt. Wie der ganze Cha- unsere Augen'. üeberliaupt ist es der Gesichtspunkt der 1. B., unter dem auch Bachja die Natur betrachtet und überall die Alhveisheit des Schöpfers bewundert, wie jene ihre Auseinandersetzungen über die Ele- mente (Naturanschauung S. 57) oder die Naturreiche (ib. S. 19-t) mit dem Ausruf: ,So beschaue nun wohl die Weisheit des Schöpfers' unter- brechen und an die Darstellung der Astronomie Bemerkuniren über die Plan- und Zweckmässigkeit alles Geschafl'enen knüpfen. So zeigt auch die Anthropologie Bachjas III, c. 9 manche entscheidende Aehnlichkeiten mit der der 1. B., wenn sie auch in manchen Einzelheiten von ihr ab- weicht. Wenigstens die GrundzUge des Vergleiches des Körpers mit dem Tempel sind ihnen entlehnt, wenn sich auch die Ausführung von der ihrigen unterscheidet. Schon die Besehreibung des Körpers als des Mikrokosmos ist in solcher Ausdehnung nur noch bei ihnen anzutreffen. injiam rnn'^im ra^iu^a ch^vb r^ri^'^ jpina byr\ rrMM^TibMOü n^b nn2^ (S. 179) findet seine Analogie bei den 1. B.: ,Demgeinäss findet man für Alles, was in der sinnlichen Welt vorhanden ist, wie . . für die Ordnung der Elemente als Urmütter (VU^^vf^)» . . . die verschiedenen Gestaltungen der. Pflanzen, den wunderbaren Bau der Creaturen (Vm^in) . . . Gleich- nisse und Aehnlichkeiten in den Zuständen der Menschenseele, die den Körper mit ihren Kräften durchdringt' (Antlir. S. 41). ,Die Fügung des menschlichen Körpers ist aber der Fügung der Sphären ähnlich' (inJIDm) heisat es a. a. O. S. 47, vrgl. auch Hanel)erg a. a. O. 95 — 96. II, c. 5; S. 109 bestimmt Bachja die Functionen des Magens und der Leber J'i^t^n pp]b "lirm b'^zb KrDItaDSni und auch von den 1. B. wird a. a. O. S. 13 ,das Festhalten, Kochen und Reifen' der Speisen dem Magen, das zweite Kochen, Reinigen und Reifen des Speisesafts aber der Leber (ib. S. 14) zugewiesen. Bachja (S. 110) weist darauf hin, wie die schlechten Stoffe abgeführt und nicht zur Verbreitung im Körper zu- gelassen werden. Auch bei den 1. B. (a. a. O. S. 14) wird dies bemerkt und mit , der Arbeit von Strassenfegern' verglichen. Diese Einzelheiten lassen sich noch vermehren. Die Aufforderung Bachjas VIII, c. S, Nr. 2.3; S. 380, durch Gewohnheit sich nicht von der Bewunderung der göttlichen Werke abziehen zu lassen, ist deutlich der Ausführung der 1. B. (Naturauschauung S. 202) entlehnt, die aucli Moses ben Esra (Zion II, 130) ihnen wörtlich entnonnnen liat (ib. 201, 202). Die Lehre Baehjas von der Enthaltsamkeit, die nur auf das Unentbehrliche sich einschränkt, findet sich bei den 1. B. (Naturansch. S. 19), wie auch eine andere Aeusserung Bachjas in demselben Capitel (IX, c. 2; 405), die die Frommen ,die Aerzte der Seelen' nennt, von jenen herstammt (a. a. O. S. 151). Audi in der Verwerfung strenger Askese und der Empfehlung eines Gleich- gewichts und des am meisten religiösen Mittelweges (a. a. O. S. 407) folgt Bachja den 1. B. (a. a. O. 133 — 134). Vrgl. auch das am Schlüsse des IX. Buches angeführte Testament mit der Aeusserung der 1. B. (Anthro- 200 Kaufmann. rukter, die Gruudstimmung sowohl wie die Darstelluugswelse der .Herzenspflichten' den P:influss der lautereu Brüder verräth, so erweist sich oft in charakteristischen Einzelheiten eine Ver- wandtschaft zwischen Bachjas und ihren Anschauungen. Fassen wir kurz die Ergebnisse dieser Wahrnehmungen ziisaninieu, so stellt sich Folgendes heraus. Bachja kennt die Bücher Ibn (ianächs, scheint von Gauirol benutzt worden zu sein, benützt selber in ausgedehnter Weise die Encyclopädie der lautereu Brüder und scheint Ibn Sinas Werke noch nicht zu kennen. Bedenkt man nun, dass Ibn Ganäch und Gabirol in Saragossa lebten, dass die Abhandlungen der lauteren Brüder in Saragossa zuerst ' bekannt wurden, dass der Name Bachjas auf diese Heimath hinzuweisen scheint und zieht man feiner in Erwägung, dass Bachja kaum lange nach Ibn Sinas Tode, also nach 1039 geschrieben haben könne und dass ein freilich sunst uicht weiter beglaubigtes Datum die Abfassungszeit der ,llerzcus|jrtichten- iu das Jahr 1040 versetzt, so wird wenigstens ein gunügender Grad vun Wahrscheinlichkeit der Behauptung zugestanden werden können : Bachja hat um das Jahr 1040 in Saragossa - geschrieben. pulogic S. 2-2 Ij. Eiuzeliic Ausdrücke bei Baclija sind vim der Eucyclo- pädie lieriibergeuoiunieu, so z. B. nvrsn TZ'']D (^Einleitung S. 24:) =: ,Sclil;if der Bi'Uirirung-, einem l)üi den I V,. (;/.. B. Natnranscli. S. Ciö; ir>2) häufig wiederkehrenden Terminus, oder: 0^1^.1 runs i"r -n2U> II^'^UD (ib. S. :iO ,er trank von iln Tifsan den Namen IDIön nö3n an. Schmiedl (Franlcels Mtsch. 1861, S. 186) nimmt an, dass dieser Ausdruck wie die ganze Ein- theilung überhaupt dem Nissim ben Noach entlehnt sei. Dass die Ein- theilung bei Bachja eine wesentlich verschiedene sei, ist bereits gezeigt worden. Der Ausdruck "IDIÜH riÖSÜ dürfte aber, wenn überhaupt eine Entlelmung desselben anzunehmen ist, aus dem Mokammez entlehnt sein, bei dem sie in der bereits erwähnten Eintheilung der Wissenschaften sich findet, die, wie ich vermuthe, die Einleitung des Buches Mokammez ausgemacht hat. Es heisst da (a. a. O. S. 620): bsmi "iCIJan n^n iTri'ÖKn nSrön n:^2T} 'J-\-l arh nariDttm D-IK ''22 myn n^tÖSön. Wenn die Definition die- ses Ausdrucks hier so lautet, als ob er Ethik bedeutete, so haben wir es möglicherweise mit einer vom Epitomator herrührenden, die Bedeutung von IDIÜ verkennenden Glosse zu thun. Auch bei Jehuda Halewi finden wir die Bezeichnung nriDIÖ (Kusari III, 39; S. -256) und D^IDIÜH Onain (V, 12; S. 392), was Cassel fälschlich ,die ethischen Wahrheiten' über- setzt. Derselbe Begriff wird auch durch ; ilV^Jinn mttSn ausgedrückt (Kusari V, 14; S. 400). Vrgl. Dukes, Philosophisches aus dem X. Jahr- hundert S. 13, Anm. 4, Steinschneider Al-Farabi S. 32, Anm. 32. Auch wird Propädeutik durch D^"nö"?n TÖlSn wiedergegeben, wie bei Mose ben Nachman (Dissertation , ed. Jellinek S. 20), wo auch eine Aufzählung der in derselben enthaltenen Wissenschaften sich findet. 1 Wie dies z. B. in dem D"iI713n n31"lj? Moses ben Esras der Fall gewesen zu sein scheint, soweit wir nämlich nach den durch Dukes bekannt ge- wordenen Fragmenten (Zion II, 117 ff.) urtheilen können. 2 Vrgl. hierüber Munks Nachweisungen (Melanges 240, 241) und Schmölders (Essai p. 90 j. 3 Näheres hierüber wird im Laufe der Darstellung angegeben werden, lieber den neupythagoreischen Ursprung der Lehre von der Eins als der Gott- heit, s. Zellers Bemerkungen (Phil, der Gr. 12, 260, 267). 14* Ql'-J Kaufmaun. stelluno-en, spielender Zahlemveisheit, emanatistischer Begriffe diese Lehre vou der Einheit Gottes in der Reinheit, in der wir sie bei Baclija finden, hervorgeholt werden musste und dass es ihm gelungen ist, sie frei von allem entstellenden Bei- werk herauszulösen, so werdeii wir der geistigen Kraft des Mannes nur Achtung entgegenbringen können. Er hat selbst jener Lehre, die in der neuplatonischen Philosophie eine so wichtige ' Rolle spielt, früh 2 von den Arabern angenommen wurde und auch in Spanien bald zu grosser-^ Verbreitung ge- langte, zu widerstehen^ vermocht, man findet von der Lehre der Emanation bei ihm fast ■' keine Spur. > Vrgl. hierüber Zellers Auffassung von der Rolle der Emanation bei Plotiu (a. a. O. IIP, 2, S. 441 ff.) 2 Wie sehr Alfarabi von der neiiplatonischon Emanationslelire erfüllt ist, zeigen seine Aeusserungen in den fontes quaestionum c VI ff. bei Sclimölders Documenta (47, 48; 94-99), vrgl. Ritter (a. a. O. S. 8). Aber aiicli noeh bei dem strengen Aristoteliker Ibn Sina sehen wir die Lehre von der Emanation eine sehr wichtige Stelle einnehmen, s. Ritter (ib. S. 22, 23). 3 Mit Recht schliesst Munk aus der Rolle, welche die Emanation in der Lehre Gabirols spielt, ohne dass dieser darum Veranlassung findet, auf eine Darlegung und Begründung derselben einzugehen, vielmehr wie etwas allgemein Bekanntes sie voraussetzt , auf die ausgedehnte Verbreitung derselben in Spanien (Melanges 2G0). Cette philosopliie devait etre alors en vogue cliez les Arabes ou chez les Juifs d'Espagne (a. a. O.). * Es ist, selbst philosophisch betrachtet, keine Inconsequenz oder Schwäche Bachja-*, trotz seiner Lehre von der göttlichen Einheit die Emanation nicht angcncpinmen zu iiaben. War es ja doch nur eine, man möchte sagen, willkürliche Ueberschwenglichkeit des Neuplatonismus, jenen Be- griff, der doch einmal nur auf dem Wege der Cnusalität gefunden werden kann, über alle Causalität hinauszuheben oder, nach Zellers Ausdruck (I'hil. d<'r C»r. III-, 2. 427) sclion von vornherein die Transscendenz des I'ranninglichen vorauszusetzen. Bachja konnte darum gar wohl von der Wi'lfsrliöpfiing ans den Begriff Gottes lierleiten und dabei dennocli in neiiplatiini.schi-r Weise die Transscendenz desselben entwickeln. Dass es alter nicht etwa ein rellgiTiser (Jrinid gewesen sein müsse, der ilin von di-r Knianatixiislfhre Abstand nehmen iiess, kann das ]5eispiel Gabirols beweisen, der die Kinanation in ausgedelintestcr Weise lehrt. ■' KineSpnr em-inatistischer Vorstellungen scheint sich in der Psychologie Bach- jas zu finden. S.. sagt >■,- Hl r. •_>; S. 1. ■;(•,: ch^Vr^\ 10 1M3 ''3m"l DStr KIH '?riC'n C'ZPn C*E';n cSip; "12; K'ni "jnnn ]Thvn. Jedoch ist die Stelle für die Be- lianjilung, Barhja habe die KmanalidU .-ingenonimen, nicht entscheidend, be- Die Theologie des Bachja ibu Takuda. 213 Die gleiche Walirnehmung- können wir auch an dem Ver- halten Bachja's zur Encjclopäclie der lauteren Brüder machen. Auch hier hat die fleisslge Benutzung ihrer Abhandlungen ihn durchaus nicht dazu gebracht, alle ihre Anschauungen zu den seinigen zu machen, er verfährt vielmehr mit Vöi'sicht und kritischer Wahl. 80 viel Raum daher auch jene der Darstellung ihrer Lehren von Satanen und bösen Geistern, ihrer Engellehre und astrologischen Begriffe gewidmet haben, Bachja hat es ver- standen, sein Werk von allem diesen vollständig freizuhalten. So hat denn Bachja die von mancher Seite an ihn heran- tretende Gefahr, seine , Anleitung ' zu den Herzenspflichten' sonders wenn man sie mit anderen Aeusserungen Bachjas über das Wesen der Seele zusammenstellt, ans denen keine Spur enianatistischer Vorstellun- gen sich iiaclnveiseu lässt. Dass er die Seele für ein lichtes, eng-elgleiches Wesen hält, kann für diese Frage gar nichts beweisen. II, c. 5-, S. 107 sagt ijachja: KiH D^rrn Hn D"3rbyn Q']D^ün nv^nnb nöiT ""T'IX "jm-i dit D'pliym D'^^irm D''T'Jm anm •'^"tsn, eine stelle übrigens, zu deren Aeus- serung über die Vermittler zwischen Leib und Seele eine merkwürdige Parallele sich bei Gabirol findet, wenn diesem wirklich der von Gundi- salvi übersetzte Tractat von der Seele angeliört: simplex auteni neu po- test conjungi spisso sine medio quod habet similitudinem cum extremis. Item, anima non apprehendit sensibilia per se nisi mediaute spiritu, (jui est substantia sentiens consimilis utrisque extremis et est media inter corporeitatem sensibilium et Spiritualitäten! animae rationalis (Muiik, Melanges 17-2). Dass an dieser Stelle ■'T'IK = •'IIN eine lichtartige Sub- stanz bedeutet, hat J. Levinsolni in der Schrift "i'K"' DVS (Berlin, 18(5;"), S. oOa) nach dem arabischen Original ,Ji\\y) festgestellt. Aus Stellen, wie IV, c. i; s. -loi: a"2S'bfin n-n:£D 5^23,-1 ^iiyntr, X, c. 1; S. 4:50: D"jm-in D'ü'Nna nb T^jynn bn nioiD ^3nn toiirs oi'y tt?23n und ix, c. :".; s. 408: ab'>]}f2 imijm ^r^'\:^ ^2 iidxöi mn n'7ir:i üinh jroj riii' "rr :iar nrjrnin scheint Baclijas Auffassung vom Wesen der Seele als einer engel- gleiehen Lichtsubstanz in der That sich zu ergeben. Doch liegt hierin nichts von Emanation. Auch Saadias (Emunoth VI. ed. Slucki, Leipzig S. 97) nennt die Seele: 1^K3 llXn nb^pü ü'T\m D'bi'lJJn nvp:3 p3 riTNÄ 13 n^nni '^iban "^I-p" vmd auch Jehuda Halewi sagt von ilir (Kusnri II, 215; S. laS): D'3X'^ün DSiyb ::np Tn23 OSy und V, 1-'; s. 39(5 : ü''rhnr\ D^öi'ym a^Dubün n^nn nxi.r^ ^rrmV2 löT DiT- 1 Nach der Pariser Handschrift lautet der Titel des Buches: ^t JülcXi» ^yy ^ &aaA;JI^ O^üJt U^y- Der arabische Auszug (Orient 1S51 Lb. S. 737) des Werkes gibt den Titel anders an. Doch l>14 Kanfmann. mit mystischen Elementen zu durchsetzen, glücklich überwunden. Von welcher Wichtigkeit, von welch' culturgeschichtlicher Be- deutung- diese Reinheit des Buches von allen mystischen Trü- bungen war, wird sofort in klares Licht gesetzt, wenn wir der Tluitsache uns erinnern, dass es eines der volksthümlichsten jüdischen Bücher wurde, und durch eben diese seine Reinheit die Generationen vieler Jahrhunderte religiöse Erhebung und sittliche Läuterung aus ihm schöpfen konnten, wie aus ewig- sprudelndem Quelle. Bachja's Tbeoloirie. In Bachja's , Anleitung zu den Herzenspflichten' durfte eine Darstellung seiner Lehre von Gott nicht fehlen. Wie im Neuplatonismus, so fliesst auch in den von neuplatonischen Ideen durchzogenen Systemen der Araber > leicht und unge- zwungen aus der Weltanschauung die Ethik. - Vermöge ihrer göttlichen Abstammung ist die Seele, so lehren sie,, befähigt und berufen, das Uebersinnliche zu erfassen, anzuschauen. Aber hiueingesetzt in den Körper fühlt sie sich beschwert von der Last der Materie^ gefesselt von den Banden der Leidenschaften aller .\rt und vermag nicht mehr das Absolute zu begreifen. Da ist es denn ihre Aufgabe, die Schranken der Körperliclikeit nach Kräften zu durchbrechen, die Fesseln der Sinnlichkeit 80 vii'l .ils möglich abzustreifen, um emporzudringen zur An- schauung ihres göttlichen Lrcpiells. Hier wird die Philosophie im scheint iiMcli i\iu\ Ausdruck des Uobersetzers mnsbri "lliiri "liri yj^JLflJI O^'jJ ^M Äjtjw^'l »^Lä^' Aar richtijre Titel. ' l rlicr ilic Kenntnis» vun den neuplatonischen Lehren und Aiiseh;aiun{;en bei den Arubern wie über die Quellen, aus denen sie zu ilmen gelangten, vrpl. Miinks Mclanges S. 240 -242, 248, 261, Steinschneiders Al-Farabi S. 11."). Auni. .■)ii und Scliahr. deutsch von HaarbrücUer II, 192 — 197; 429. -■ W.h-h cnu'er ZuHauinienlian'jr /.wiseiien Ethik und Metai)hy.silv selbst bei ihn 8ina besteht, der uuter den arabischen Pcripatetikern von neuplato- niHciien Kinfliiasen sich so viel als möglich frei zu halten verstand, kann nmn aus der Darstellung seiner Lehren bei Schahrastani (H. II, 278, 279) doutiich erkennen. Vrgl. auch Ritter, Geschichte der PhUosophie Bd. VIII, S. li. ."i1 lind 55. DiH Theologie dea Bachja ibii Pakuda. 215 streng'sten Sinne praktisch, sie gewinnt einen ordnenden Ein- fluss auf das Leben. Das Werk eines Denkers von der bezeich- neten Richtung, wie Bachja, das sich es vorsetzt, die Läuterung und Heiligung unserer Gesinnungen und Handlungen und deren Mittel zu behandeln, wird daher der Natur der Sache gemäss mit einer Darlegung unseres Verhältnisses zum Absoluten und seiner Unbegreifbaikeit durch unser Denken zu beginnen haben. Nicht ohne inneren Grund ' oder gar zufällig - steht daher an der Spitze der , Herzenspflichten' Bachja's Theologie. '^ 1 Wie Grätz (Geschichte VI^, 45) und Öchmiecll (Stiidieii, S. 105) es dar- stellen, nach deren Ansicht die erste Pforte der ,Herzenspflichten' nicht nothwendig aus der Anlage des Werkes hervorgegangen ist, sondern nur aus äusseren Beweggründen, wie ,um der in seiner Zeit herrschenden Vor- liebe für philosophische Untersuchiingen sich nicht ganz zu entziehen', als , Tribut' an die , Zeitrichtung' von Bachja dem Werke einverleibt wurde. 2 Wenn es nach der Aeusserung Bachjas (I, 1, S. 40, Z. 3 v. u.) den An- schein hat, als verdanke die Theologie ilire Voranstellung in dem Werke nur einer zufälligen Schriftdeutung, so muss man sich dabei erinnern, dass es seine Weise ist, auf dem Wege reinen Denkens gefundene Er- gebnisse aus der Schrift nachzuweisen oder an eine Deutung anzulehnen. 2 Ungenau und zu vielen leichteren und schwereren Missverständnissen Anlass gebend ist die bei allen Uebersetzern, selbst Munk nicht aus- geschlossen, gebräuchliche Uebersetzung des neuhebräischeu Ausdruckes lin'' durch , Einheit Gottes'. Iin'' ist dem arabischen Kunstausdrnck Jo^^aJ) treu nachgebildet. Dieser aber bedeutete im Kreise der Mu'tazila das, was wir etwa Theologie im engeren Sinne nennen. Schahrastani schliesst seine Darstellung der von allen Mii'taziliten anerkannten, auf Gott bezüglichen Lehren und deren Ausgleicliung mit der Schrift mit den Worten (I, 30): ltXAS>,J ia^J-JI I j^ ^y-*-^J ''^^^ nennen diese Art und Weise des Verfahrens das Einheitsbekeinitniss' (Haarbrückers Uebers. I, 43). In diesem Namen für Theologie und Gottesglauben ist das Moment der Einheit darum so hervorgekehrt, weil es eine Hauptaufgabe der Mu'tazila war, neben der Einzigkeit Gottes seine Einfachheit innerhalb seiner Eigenschaften zu lehren und zu beweisen. In diesem Sinne nannten sie sich Anhänger des Einheitsbekenntnisses, vrgl. Schahrastani H. I, 41 und in diesem Sinne schrieb bereits ihr Stifter, Wasil ibn Ata, ein Buch über das Einheitsbekenntidss, vrgl. Kremer, Geschichte der herrschenden Ideen des Islams S. 28. Darum heisst denn auch bei Joseph al-Basir die Gruppe der auf Gott bezüglichen Abschnitte seines Wurzelbuchs niHTI '-\V^, vrgl. Frankl, ein mu'tazilitischer Kaläm S. 11, wie denn auch Saadias zweites Buch des Emunoth nicht, wie es bei uns heisst nnn« -IÖXD, sondern linTI ISD (s. G. Polak's Ülp mD^^H S. 70) oder 216 Ka uf mann. Ein Werk, das in allen seinen Theilen die Forderung- vor- trägt, unser Denken und Handeln mit dem Gedanken an Gott zu durchdringen, ohne Auseinandersetzung über Gott, wäre ein Geliäude ohne Gruudlag-e. Es ist Baehja's Art, zu Anfang- einer jeden Pforte über Begriff und Wesen des in ihr behandelten Gegenstandes sich mit dem Leser auseinanderzusetzen. Wie hätte er da bei dem Gegenstande seines ganzen Werkes, bei Gott eine Begriffsbestimmung und eingehende Untersuchung unterlassen können? Es war eine aus dem Plane des Buches, das nach den Wurzeln der Herzenspflichten eingetheilt * und angelegt ist, nothwendig hervorgehende Forderung, die Wurzel dieser Wurzeln, den Gottesbegriff durch Beweise zu stärken und als Grundlage des Ganzen, so weit es möglich ist, sicher zu stellen. Allerdings hätte Bachja sich dabei begnügen können, den Gottesbegriff so in sein Werk aufzunehmen, wie er den Meisten geläutig und von der Tradition überliefert wird. Er war aber von der Bedeutung der Erkenntuiss für einen geläuterten Glauben viol zu sehr durchdrungen, als dass er bei dem wich- tigsten Begriffe des Glaubens, bei Gott mit der ungeprüften und unbewiesenen Annahme untei- Voraussetzung ihrer W^ahr- heit sich begnügt hätte. Wie uöthig er es fand, mit einer philo- sophischen Untersuchung über Gott sein AVerk zu beginnen, zeigen seine bitteren Bemerkungen über die bei den meisten Gläubigen verbreiteten Arten des Gottesglaubens. Dieser besteht bei Vicitin in einem blossen Nachsprechen, erhebt sich also nicht ühcr dii! Stufe lU-r Kinder und der ( iedankenloscn (c. 2). Andere bekennen zwar (b.tt in Werl und Gedanken, sie verstehen zwar das. was die rebi-rlieferung sie darüber gelehrt hat (c. 1), aber es ruht i)ei ihnen nur auf dem Vertrauen zu den Ueber- belernden, nicht auf dem unerschütterlichen Grunde vernünftiger Ueburzeugun^'. Sie -leieluu den IMinden, die vertrauensvoll von ein-ni Seli.-nden sich leiten lassen, dafür aber jeden Fall Tin'.-I •'OKO hicss, wie es im orstcii Hiiclie c. 4 (p. l-5a. cd. lierliu) g-e- iwiimt wir.l. Di,. UiMlcutiiiitr v..n mr,' als ,Gotte.sglaube' tritt, wie im pnuüiMi i-r.sti'ii lUuhc. des Cliolioth, besoiider.s am Schlüsse von c. 4 hervor. ' nrcifian nii'öi nzihr\ n^2^n 'w^v hs pSnno r^^n-^ isd sagt Bachja in dur liiiileitnii(,' t,''"^. 2 1). Die Theologie des Bachja ibn Pakuda. 217 und Fehltritt desselben mitmachen müssen. Da es an Ueber- zeug-ung- ihnen mangelt, kann ihr Glaube durch gegnerische ' Einwürfe leicht wankend gemacht werden. Und wieder gibt es Andere, bei denen der Glaube an Gott auf Erkenntniss und UeberzeugLing beruht, aber ihnen fehlt der klare Begrifi" von seiner absoluten Einheit (c. 2) und leicht kommen sie in die Gefahr, sich Gott körperlich oder bildlich vorzustellen (c. 1). Sie gleichen dem Manne, - der nach einer Stadt gelangen will, deren Lage er ungefähr kennt, aber er kennt den rechten Weg nicht und müht umsonst sich ab, ohne hinein zu gelangen (c. 2). Ueberhaupt haben durch den allzuhäuHgen, gedankenlosen Ge- brauch des Wortes : Gott, ^ das zu einem leeren Ausruf des Erstaunens über gute und böse Schickungen herabgesunken ist, die Menschen sich g-ewöhut, bei dem Worte stehen zu bleiben, ohne, in Gedankenlosigkeit und Trägheit, ^ zu einer tieferen Auffassung der Sache sich zu erheben ; mit dem Worte : Gott glauben sie auch den wahren Gottesglauben zu haben. ,Es ist der Begriff des vollen Gottesglaubens, sagt Bachja (c. 1), dass Gedanke und Wort in dem Bekenntniss des Schöpfers ' Die Leseart ist uielit ganz sicher. Die veiietianisclie Ausgabe (Bomberg) hat ÖTÜ- Die neueren Ausgaben haben D"'3^''an- So wird von den Ueber- setzern der arabische Ausdruck 'kj^JJJL die Dnalisten wiedergegeben, s. Schahr. I, 188, II, 444, vrgl. Munk, Guide I, 44-J, Aura. 3. Der Ueber- setzer des Mokammez gibt den Ausdruck durch n''itt'?3n D"3t£^n '7^3 wieder, s. Orient 1S47 Lb. S. 632. 2 Auch Saadias gibt zu Anfang seines Emunoth eine Zusammenstellung der Arten, in denen der Glaube in seinem Verhältniss zur Ueberzeuguiig bei den Menschen aufzutreten pflegt. Bachja scheint dieser Stelle (Einlei- tung S. 3) sein Gleichniss, auf das auch Saadias den Vers (Eccl. 10, lö) bezieht, entlehnt zu haben. 3 An dieser Stelle kann man das häufige Missverständniss des Ausdruckes lin'' am klarsten erkennen. Die Worte miT' tihfi zu Anfang des c. 'l werden von Fürstenthal, wie von Baumgarten in ihren Uebersetznngen, so auch von den Commentaren als: ,das "Wort: einzig' aufgefasst, das man bei grossem Schrecken oder grosser Freude auszurufen pflege. Was wohl das Wort: einzig und sein leichtfertiger Gebrauch mit dem Glauben an Gott zu thun hat, von dem im ganzen Capitel die Rede ist? r,70 1in^ bedeutet aber ganz einfach: das Wort Gott. 1 Vrgl. die Aufzählung der den wahren Glauben schädigenden Ursachen bei Saadias am Schlüsse der Einleitung zum Emunoth (ed. Slucki S. 13). 21 8 Kauf manu. zusammenstiinmeu, nuchdem durch Beweise die Bestätigung seines Daseins und das wahre Wesen seiner Einheit auf speculativem AN'eg-e erfasst wurden/ Die vierte und allein vollkommene Art des Gottesglaubens tindet sich daher nur bei denjenigen, die neben der Ueberzeugung von Gott auch klare Begriffe von dem Wesen seiner Einheit haben (c. 4), Zu dieser Tiefe des Verständnisses sind nur die Erlesensten unter den Gläubigen vorgedrungen (c. 2), wie diess bereits der Philosoph ' ausdrückt: ,Die Ursache der Ursachen und das Princip der Principien kann nur der durch seine Anlage ausgezeichnete Prophet oder der durch seinen Schatz au Erkenntniss hervorragende Denker anbeten; die üebrigen aber beten ein Anderes an, weil sie ein Seiendes nur zusammengesetzt sich denken können'. Zum wahren Glauben ist daher Erkenntniss unerlässlich und jeder ist verpflichtet ^^ die Wahrheiten des Glaubens mit seinen Verstandeskräften zu prüfen und zu durcluhingen. ,Wer die Forschung ■'• unterlässt, ist tadelnswert li und zählt zu denen, die im Erkennen und Handeln nicht ihrer Pflicht genügen' (c 3). Er gleicht dem der Medicin kundigen Kranken , der blind seinem Arzte traut, ohne die Kiclitigkeit seines Verftihrens zu prüfen. Das ' Diesen S.itz citirt auch Josef ibn Zadik iu seineiu .Mikrokosmos' (Ö. 20): -nn N'zj aha r'hv:^ rhv rx m^yb '^sv nbv D^sicib'en nas nn idt n ''i:o -rcK" üb ans ':z -iNciy "eS rnan la irx icns yiT' p]icib"D in )S2^2 rri'O iÖH. Von Belang bei dieser Anfüliruno- ist nur der Umstand, dass der Satz liier mit D'EIClb'BH TIÖN ,die Philosophen sagen' eingeleitet wird, während er hei Haehja als Aussiwuch des Philosophen auftritt, unter dem man gowöhnlicli den Aristoteles versteht. Die D'SIDlS'Sn Josef il.n Zadiks sind aber, wie eine Vergleichung von Mikrokosmos 8. l'.t mit Dieterici, Anthropologie S. .51) lehrt, die lautereu Brüder, denen Hurh dieser Satz in der That entlehnt sein mag. Zum Gedanken vrgl. -0.j| ;^^U Ol'vJ '^^ Schiuölders Documenta t't S. 40. ' Wenn es auffällig erscheint, dass Bachja hier am Anfange der Unter- sucliuug das vorwegnimmt, was ihr Ergebniss sein sollte, so hat man zu beachten, einmal, dass er nur die Richtung der Untersuchung oder das, was man von dieser zu erwarten habe, bezeichnen will und zu diesem Zwecke etwas vorausschickt, was er später erst beweisen wird, ferner aber, dass dieser Satz durch seine häufige Anwendung und seine Ge- läufigkeit bei den meisten Religionsphilosophen den Charakter einer un- bestreitbaren Voraussetzung angenommen hat. ,Nur dass Gott ist, können wir wissen, aber was er ist, das ist uns durchaus verborgen', so äussern sich bereits Philo und Plotin, vrgl. Zeller, Phil, der Griech. III2 2, S. :M)9 und ö.')! Anm. 1. Schon David Almokammez (a. a. O. S. G20) erwähnt diesen Satz, wenn er im Namen der mn ''hv^ D''Ö3nn den Satz anfülirt HÖ C'rr\ hv "^IK-w'*? ''N«?"! ÜlH fK, übrigens eine Fassung, die der positiv lautenden Bachjas ganz älinlich ist. Für diese uns allein uiiigliche Aussage des Daseins oder des ,Dass' Gottes ist der arabische Ausdruck jujf gejirägt worden, dessen neuhebräische Naciibildung nur bei Josef ibn Zadik durch mö^K (Mikrok. S. 47) versucht ersclieint, während er bei Gabirol von Ibn Faiaquera mit H^OH ■'2"ir3 TSIpJn mK'':iön (Melanges f. 286), bei Maimouides von Samuel ibn Tibbon (Moreh I, .58) mit n'.V wiedergegeben wird. Dass Gabirol unserem Satze Aehuliches behauptet, s. bei Munk a. a. O. S. 111 A. 1. Josef ibn Zadik (a. a. 0.) fiiiirt ihn wie Bachja in positiver Fassung an: fK 121 "tD rh]} KIH b'2H nO'K hv riTpnn X-n rm Kin es nhn j^bsiU?- Auch Maimouides bedient »i.h die.Ki-H Satzes in älinlichcr Wendung, wie Philo und Plotin. Vrgl. Mnnk, (Juidc (I. ö8 S. 241, 2). 2 Die«.! Anur.iiunig in der Entwicklung seiner Lehre von Gott hat man i»l«tÄ im Auge, wenn man von dem kalamistischen Charakter der Re- liffion«pliil..snpl,i,. Bachja.« redet. Diese Behauptung stützt sich auf die An»rnb.- des Maininnides (Guid.- 1. 71 S. 346), dass man es als ein dem KniAm l)ei allen Anhängern und Nachahmern gemein.sames Kriterium «n.M-l.en Uili ob zuerst dir G.sch.nieuhL-it der Welt und dann durch Die Theolcigi(> des Bacbja ibn Pakuila. 223 gendei-massen : ,Wir haben zuerst zu erforschen, ob diese "Welt einen Schöpfer hat oder nicht. Wenn es erwiesen ist, dass die Welt einen Schöpfer hat, der sie hervorgerufen und geschaffen, müssen wir erforschen, ob es Einer sei oder mehr als Einer. Wenn es erwiesen ist, dass es Einer, dann müssen wir das Wesen der relativen und absoluten Einheit und, was davon dem Schöpfer zuzuschreiben sei, erforschen' (c. 4). Der Lauf der Darstellung ist somit klar vorgezeichnet. Bachja's Lehre toii der Weltschöpfuug. Der Ausgangspunkt aller Speculatiou über Dasein und Wesen Gottes war in der rationalen Theologie, im Kaläm dei- Araber der Nachweis einer Weltschöpfung. Auf diesen Nach- weis haben alle Mutakallimün so wie die ihrer Methode folgen- den jüdischen Religiousphilosophen das Hauptgewicht gelegt. Daher sehen wir denn auch Bachja, um diesen Punkt zum mög- lichsten Grade der Gewissheit zu erheben, in seiner Erweisung jener nach allgemeiner Annahme zu unumstösslicher Sicherheit hinführenden Methode sich bedienen, die in den propädeutischen Wissenschaften, vornehmlich in der Mathematik angewendet wird und die aus dem Euklid her ihm geläufig war, die Methode, mit Hülfe unanfechtbarer Prämissen einen bindenden Beweis herzustellen. Die Annahme einer Weltschöpfung und eines Schöpfers gründet sich auf drei Prämissen : I. Kein Ding schafft sich selbst; H. die Ursachen gehen nicht ins Unendliche, es diese das Dasein Gottes bewiesen werde. Die Voranstellung' der Beweise für die Weltscliöpfung- entscheidet den kalamistischen Charakter des be- treffenden Denkers. Man kann freilich dem Kaläm die Methode entlehnen und braucht darum noch nicht Mutakallim zu sein. Und so ist es wohl auch bei Bachja. Der Gang des Kalams ist nach Maimonides (a. a. O.) folgender: I. Weltschöpfung. II. Dasein Gottes. III. Einheit. IV. Unkör- perlichkeit Gottes. In der That ist dies auch die Reibenfolge, iu der die Darstellung des Kalams von Jehuda Halewi gegeben wird (Kusari, V, 18). Auch Bachja hat sich, wie man sieht, dieselbe Reihenfolge vor- gesetzt, nur dass er die ITnkörperlichkeit Gottes gar nicht als Haupt- punkt der Untersuchung aufführt. Auf die Gründe, die ihn dazu bewogen haben mochten, die Behandlung' gerade dieses Gegenstandes zu unter- lassen, kann erst am geeigneten Orte eingegangen werden 224 Kaufmann. muss also eine erste Ursache g-eben; III. alles Zusammen- gesetzte ist geschafFen. Von der Sicherheit jeder dieser Prä- missen hängt die Kraft des Beweises ab, es gilt also zuvor, jene als sicher naclizuweiseu. I. Alles Entstandene kann nur entweder durch sich selbst oder durch ein anderes entstanden sein. Setzen wir den Fall, es sei durch sich selbst entstanden, so musste es zur Zeit, da es sich sclmf, entweder bereits existiren oder nicht existiren. Hatte es aber bereits existii-t, dann brauchte es nicht mehr zu entstehen, war es schon vorhanden. Hatte es hingegen nicht existirt, war es also nichts,' dann kann von einem Nichtthun oder Thun nicht mehr die Rede sein, denn das Nichtseiende schafft nichts. Ein Ding kann also unmöglich sich selbst ge- macht haben Somit steht die erste Prämisse ^ fest. II. Besondere Sorgfalt erfordert der Nachweis der zweiten Prämisse, die neben ihrer grossen Wichtigkeit als Grundlage 1 QB'^KI C2K' rrn N'nn ryn (S. 4S) lautet der Naclisatz in neueren ATiseignet ist. Beschränkter lautet die Fa.ssiing, wie sie zur .Vunalnne eines ersten Bewegers hinleitet. Sie ist es, die bei Albo (Ikhnrim II, 4) behandelt wird und nicht jene allgempine des Saadias nn-ehende Beweis dieser Prämisse auf dem Widerspruche beruht, der zwischen der Annahme eines Unendlichen und eines im demselben vorhandenen Punktes be- steht, auf der Unmöglichkeit also des Vorhandenseins von Ende und Anfongslosigkeit an einem und demselben Gegenstande, geht Bachja nunmehr daran, den Widerspruch nachzuweisen, der aus dem Vorhandensein eines Theiles im Unendlichen sich ergibt. Schon in dem Begriffe: Theil eines Unendlichen liegt ein Widerspruch. Was ist ein Theil? , Ein Theil, sagt Euklid (Elemente V, 1 Erkl. und VII, 3), ist eine Grrösse von der anderen, die kleinere von der grösseren, wenn sie die grössere genau misset.' Der Theil setzt also ein in Grenzen gefasstes Ganzes voraus, das sich eben aus Theilen zusammensetzt, das Unendliche aber ist unbegrenzt und darum kein Ganzes. ' Noch schärfer erweist sich der Widerspruch bei der Annahme eines concreten ^ Unendlichen. Trennen ^ wir nämlich ein Stück von gehören vielmehr entweder .als Resultat zu dem vorangehenden ^13 oder sind nach bewiesener Behauptung als Schlusssatz des Beweises, wie es Baclijas Art ist, abschliessend ans Ende gestellt. Auch der Grundgedanke dieses Beweises, dass nämlich der Theil auf ein Ganzes schlicssen lasse, das Unendliche aber ein solches gar nicht habe, ist ein kalaniistischer. So hei.'ist es in der Darlegung des Kalams bei .Tehuda Halcwi J'KI -IBCÖ 'pV i>h> ♦ ♦ "JCCi "b ]'H iT'bnn lb j^Kt» HO r^P r'Ssn 'h psr nä= (Cnsari V, 18, S. 410). Ebenso sagt Mose ben Esra : piSnn "3 bo vh^ r'iLp übt "n-i ab) p^b'n h px n'^'^Dn h psi:' nö bai Tisnn IJ'CÖ an b'2r\^ rSpm "irnnV Iller (Zion II. S. 136) wird sogar ganz ausdrücklidi gesagt, dass da,s Tlnendliclie kein Ganzes habe. Das« lilor Mach ja in der That die Absurdität der Annahme eines Unend- lichen zuerst allgemein und begritTlich, dann concret und rechnend nach- wpi.sen will, erkennen wir am Deutlichsten daraus, dass er (S. 49) im Iftztr-rcn Tlieilc dieses Beweises von einem 7i?1S2 IT'T'D.m "17 pStt^'^DI s])riclit. Dieser B(«weis wird gcwölinlicli dem Ibn Sina zugesclirieben, vrgl. Munk (Guido II, S. 1, Anm.j. Wenn er aucli in der Darstellung bei Schahrastani (II II. -iOf), 2'.t6) so lautet, dass bei der Annahme, der Rest sei unend- licli. Rest und Ganzes gleich sein müssten, was unmöglicli sei, so ist in der Thal der Beweis bei Baclija dennoch derselbe. Nur enthält dieser die letztere Hälfte des Beweises, der nach seiner ausführlichen, dem Ibn Die Theologie des Bachja ihn Pakuda. 227 demselben ab, so muss der Rest entweder unendlich oder endlich sein. Ist er unendlich, als Rest aber natürlich kleiner als das Ganze, so muss es Unendliche von verschiedener Grösse geben, was nicht möglich ist. Ist er aber endlich, so entsteht durch Ansetzung des abgetrennten Stückes noth wendig Endliches, während doch das Ganze früher, da es noch nicht getheilt war, unendlich gewesen. Nun kann aber ein und dasselbe Ding nicht endlich und unendlich zugleich sein. Man kann also vom Unend- lichen keinen Theil abtrennen, da Alles, was einen Theil hat, unzweifelhaft ein Ende haben muss. ' Sina, wie es scheint, getreu nachgeschriebenen Darstellung bei Abraliam ihn Daud (Emunah ramali S. 15 — 16) vollständig so gelautet hat: An- genommen, der durch Abtrennung eines Stückes von einem Unendlichen übrig bleibende Rest sei unendlich, müssten Rest und Ganzes gleich sein. Das gellt nicht, es muss also der Rest kürzer sein. Wäre er nun trotz- dem unendlich, so niüsste ein Unendliches kürzer sein können, als das Andere, was unmöglich ist. Ist er aber endlich, so muss er in Verbin- dung mit dem abgetrennten Stücke ein endliches Ganzes ergeben, was der Annahme widerspricht. Bachja nun hat nur den letzteren Theil des Beweises aufgenommen, da der erstere ziemlich selbstverständlich ist. Atis der Darstellung Abraham ihn Dauds erkennen wir aber auch, dassdieWorte: sUjOo Jl-o^Ls bei Schahrastani (11, 403), die man in jjQj^ ^(^ zu verwandeln sich leicht versucht fühlt, wie sie auch Munk in der Erklärung dieser Stelle (Guide II, S. .''., Anm.) gefasst zu haben scheint, schärfer als bei Haarbrücker so übersetzt werden müssen (a. a. O. S. 296): ,So muss also das Ursprüngliche endlich gewesen sein', weil eben die Annahme des Unendlichen sich als absurd erwies. Und dennoch musste Bachja dieser Beweis nicht aus dem Ibn Sina gerade bekannt sein, er konnte ihm viebuehr, und diese Annahme erweist sich als die wahr- scheinlichere, aus dem Kaläm sehr geläufig sein. Maimonides (Guide I, e. 74, S. 4.S(;, 2) berichtet ausdrücklich, die Mutakallimün hätten ihre Be- weise gegen die Annahme von der Woltewigkeit mit Vorliebe so gewandt, dass aus jener Annahme eine Unendlichlceit grösser als die andere sich ergab: JbLgJ ^J Lc ^^ ^\ ^LöLc:^ff \iX^ f^^^'y-? \jy^)^ (ib. f. 122 a) iüLgJ ^i U-o JS'I "^^^ «i<^li anf^iHig mit den Worten Bachjas vergleicht : n^bsr ib pKiT n^ö h^'^y T^'b^n h pxtp n2-i r\'^'- Vrgl. auch Cusari V, 18 (S. 410, Amn. 1). 1 Wie unrichtig Baimigarten(S. 21) diese Stelle aufgefassthat, zeigt sich daraus, dass er die Worte phr\ n^'^Dil h pK» n?2Ö ir-^Sn"? jan" «bl als Be- gründung auffasst. Sie sind aber eben wieder nichts als eine Zusammen- fassung des Ergebnisses, wie sie Bachja stets zu geben liebt. 15 * 223 Kaufmann. Nun könneu wir aber von den in der Welt jemals ins Dasein getretenen Individuen einen Theil abgrenzen und heraus- heben, z. B. die Individuen aus der Zeit von Noah bis Mose, haben also somit einen begrenzten Theil dieser als unendlich angenommenen Welt, es muss also diese Welt einen Anfang haben, ihre Ursachen • können nicht ins Unendliche zurück- gehen. Eine unendliche Reihe von Ursachen ist somit unmöglich, es muss eine Urursache geben. TIT. Ein Zusammengesetztes muss unzweifelhaft aus mehr als aus Einem Dinge bestehen. Die Dinge nun, aus denen es zusammengesetzt ist, müssen der Natur oder dem Wesen nach demselben vorangegangen sein, die es zusammensetzende Ur- ' tleo^cu diese Schlusswendung- des Beweises dürften einige gegründete Bedenken sich erheben hissen. Man möchte sich versucht fühlen, hier anzunehmen, Bachja habe hier den Grundsatz des ersten Saadianischen Be- weises für die Weltschöpfung (Emunoth I, 1 S. 16), die Begrenztheit der Welt, ihre Endlichkeit lasse auf eine begrenzte, sie verursachende Kraft schliessen, anwenden wollen ; aber wie folgt aus der Endlichkeit der Individuen noch die Eudlielikeit der W(!lt? Doch scheint mir hier Bachja Folgendes haben sagen zu wollen: Wäre die Zeit unendlich, also auch (s. Kusari V, 1 8, Anfang, S. 409) die Zahl der in ihr entstandenen Individuen, so gäbe es also von Noah rückwärts unendliche Individuen, von Mose ab ebenso, oder aber die letztere Uuendliclikeit würde die erstere um die Ge- schlechter von Noah bis Mose übertreffen. Wir hätten hier also die Belegung durch ein Beispiel für den allgemeinen Satz und Grundgedanken des ganzen Beweises, dass die Welt, sobald ein Theil, eine bestimmte Zeit- dauer derselben bekannt sei, niclit von Unendlichkeit her bestehen könne. Dass aber Bachjas Beispiel in der That zu denen gehört, an denen der Kalam die Absurdität der Annahme eines Unendlichen und der Weltewigkeit anschaulich zu machen pflegte, lehrt uns Maimonides (Guide I, 74 S. 4.", 4H(i). Zu solchen Beispielen wurde entweder eine Gattung von Individuen oder die Reihe der Sphärenumläufe verwendet. Diese letzteren wuriiiMi auch noch in anderer Weise als Beispiel verwerthet. Da es Sphären von grösserer und kleinerer Umlaufsgeschwindigkeit gibt, beide aber nacli der Annahme der Wclt(nvigkeit nnendlicli rotiren-, so müsste es Uuendlichki'iten geben, von denen die eine in der anderen so inid so- vielnml enthalten wäre. In dieser Fassung führt Jehuda Halewi dieses M.Msj.iel des Kalüms an (Kusari V, 18, S. 410). In vollständigster Aus- liilirliclikeit beinitzt Levi ben Gcrson dieses Beispiel, um dadurch die .\iinalmic von der Ewigkeit der Zeit zu widerlegen. (Milchamot Hascheni VI, I 1-. 11; ,.d. Leipzig S. .J41) Die Theologie des Baclija ibn I'akuda. 229 Sache dem Wesen und der Zeit ' nach, So hat also jedes Zu- sammengesetzte eine Ursache und einen Anfani>., kann demnach nicht ewig sein. Denn das Ewig-e ist das Ursach- und Anfaiigs- und darum auch Endlose. Das Zusanimenü'esetzte muss also, da es nicht ewig ist und ein Ding- nur entweder ewig oder geschaffen sein kann, nothwendig geschaffen 2 sein. Somit sind die drei 3 Prämissen bewiesen. ' Warum Bachja bei der Ursache der Zusammensetzung das Vorangehen ,der Natur und der Zeit nach' n^i?jt21 JT'jat naipH betont, wird sofort klar, wenn man Folgendes sich gegenwärtig hält. Die späteren arabi.'tchen Ainstoteliker haben mit Ai-istoteles eine ewige Materie angenommen und Gottes Schöpfung nur darin gesehen, dass durch ilin die von Ewigkeit her mit der Materie der Möglichkeit nach verbundene Form in die Wirk- lichkeit hervorgezogen wurde. Gott und Welt waren also zeitlich gleich ewig, nur ist Gott begrifflich das Frühere (vi-gl. darüber Schinölders Documenta S. 94). Ich sage: Die späteren arabischen Aristoteliker, denn dass Alfarabi bereits die Ewigkeit der Materie angenommen habe, wie Schmölders a. a. O. S. 114 behauptet, lässt sich wenigstens aus dem uns Vorliegenden nicht erweisen, was schon Eitter (Gesch. der Ph. VIII, S. 8, Anm. 2) gegen Schmölders geltend gemacht hat. Besonders deutlich spricht sich über die gleiche Ewigkeit Gottes und der Welt Ibn Tophail aus, der zwar viel später als Bachja lebend uns die Ansicht seiner Vor- gänger erkennen lässt. Die Weltschöpfung ist ihm nur dem AVesen nach später als der Schöpfer, aber nicht der Zeit nach cjfjUÜ &Ä£. ÜwiküJO« ^LoJLj S»^Ux> y^ ool^" ^j!^, wie die Bewegung eines durcli die Hand bewegten Gegenstandes später ist als die der Hand, wenn sie auch gleichzeitig sind (s. Philosophus autodidactus ed. Pococke S. 114). Um solchen Annahmen entgegenzutreten, betont Bachja in dem Beweise für die Geschaffenheit der Welt das zeitliche Prius Gottes. - Aus der Zusammensetzung beweist auch Alfarabi die Geschaffenheit der Welt. Vrgl. den Beweis in den Fontes quaestionum bei Schmölders a. a. O. S. 44 und Eitter a. a. O. S. 5. 3 Die Eeihenfolge der drei Prämissen hätte die umgekehrte sein müssen, da es zuerst feststehen muss, ob ein Ding geschaffen ist, ehe in die Frage eingegangen wird, wer es geschaffen. Indessen lässt sie auch so aus der genetisch entwickelnden Darstellungsweise Bachjas sich begreifen. Der Gedankengang ist der folgende: Kein Ding macht sich selbst, es muss also von einem Anderen gemacht sein. Nun kann aber dieses Andere nicht wieder von einem Anderen und so ins Unendliche gemacht sein, eine unendliche Eeihe von Ursachen gibt es eben nicht. Dass es aber überhaupt gemacht sein muss. unterliegt seiner Zusammensetzung zu Folge keinem Zweifel. Man muss in der That zugeben, dass die Möglichkeit, es könne ein Ding wohl auch gar nicht gemacht sein, für 230 Kaufmann. Mit Hülfe dieser Prämissen lässt die Behauptung einer Weltschöpfung sich leicht beweisen. Betrachten wir nämlich die AVeit, so linden wir sie durchaus wohlgefügt und zusammen- gesetzt. Wohlgefügt und geordnet erweist sich jeder ihrer Theile (c. 0), sie selbst erscheint uns wie ein wohleingerichtetes Haus, dessen Decke der Himmel, dessen Boden die Erde, dessen Lampen die Sterne. In ihm sind alle Dinge, jedes nach seiner Bestimmung aufgespeichert und der Mensch schaltet darin wie ein Hausherr. Zu seinem Nutzen ist das Pflanzenreich bestimmt, seinem Vortheil dient die Thierwelt. Die Sonne, die Tag und Nacht heraufführt und den Gang der Jahreszeiten regelt, die Sphären mit ihren verschiedeneu Umlaufsgeschwindigkeiten, der Sterne und Planeten wohlgeordnete Leitung und unverrück- barer Lauf, in ihnen allen zeigt sich die weise Zusammenfügung, die durchweg auf das Wohl der Menschen abgesehen ist. Aber auch als durchaus zusammengesetzt, aus verschiedenen Bestand- theilen zusammengesetzt erweist sich die Welt. Betrachten wir die verschiedenen Naturreiche, ' so finden wir sie aus den vier Hlementen, aus Feuer_, Luft, Wasser, Erde zusammengesetzt. Diese Elemente, da sie mit entgegengesetzten"- Naturen aus- gerüstet sind, vermögen wir selbst niemals zu einem dauernden Gebilde zu vereinigen, nur die Verbindungen, zu denen die Natur sie verbindet, sind von Dauer und Bestand. Es gibt in der Welt nichts, das nicht aus jenen zusammengesetzt wäre, oder aus einem derselben bestünde. Zwar hat Aristoteles gelehrt, das philosoplüsclii; üeuken in erster, für die eiufaelie Betraelituiig aber in letzter Reilie sich erliebt. lu der Benützung der Prämissen betblj^t ülirifjen» IJaclija den lungekelirteu Weg. ' In den Ausgaben stellt nur 0"n "Sm D\"TaX (S. 52). Vielleiclit niuss das Mineralreieh D'KSp ergän/.t werden, da es im zweiten Eiaihoits- beweise (e. 7 ; .S. 5tj) an der Spitze der drei Reiche vorkommt. 2 ,Jeder Vernünftige, sagen in gleiclieni Sinne bei der Betrachtung der Pflanzenwelt die lauteren Brüder, wird .... klar einschen und noth- wendig zur Krkenntniss kommen, dass Alles von einem weisen Sclir)|)fi>r lierntjunint; denn seine Vernunft sagt es ihm, dass die vier Elemente, die mit einander entgegenstellenden Kräften und mit einander meidendeu Naturen ausgerüstet sind, sich weder vereinen noch zusammensetzen lassen, auch diesellien in den vorher erwähnten Eijrenschafteu sich nur dem Zweck eines weisen Künstler gemäss vorfinden' (Dieterici, Natur- auselianiniLT S. ICSI. l'.-icOii-. h-it diesen Gedanken oti'cnbar hier entlehnt. Die Theologie des Bachja ibn Pakuda,. 231 die Himiuelsspliäre bestehe aus einem nicht zu den vier Ele- menten Gehörigen, einer fünften Essenz, dagegen haben aber andere Philosophen die Ansicht ausgesprochen, dass Sphären, Sterne und Planeten ' dem Feuerelenuint - angehören, was auch durch die Schrift seine Bestätigung findet (Ps. 104, 4). So ist alles Bestehende-^ entweder aus diesen Elementen zusammengesetzt oder aus denselben entstanden. Da diese aber ' a^DVbrn Ü^D-'Xn (IS. 02). Schuu der Zusammenhang der Stelle ergibt, dass hier von ,höhern Wesen' (Baumgarten) oder ,Engeln' (Schmiedl, Stu- dien S. 79) nicht die Rede ist. Der Ausdruck, der allerdings eine astro- logische Färbung trägt, bedeutet nach Analogie des arabischen i^L^V^I in Verbindung mit , obere' oder , himmlische' : Planeten. Vrgl. darüber Steinschneider Al-Farabi S. 76 A. 7. - Was Bachja mit dieser scheinbaren Abschweifung über die Quintessenz des Himmels hat sagen wollen, wird erst recht klar aus einer über- raschenden Analogie bei Ahron ben Elia, der ausdrücklich .sagt: D7im m"i2£i nana i^ama H^nv; •'jsa ■vir: Kin ib'^sa (Ez ciiajim c. 10 s. 29.) Um diese seine Behauptung von der durchgtängigen Zusammensetzung des Weltalls aus Form und Stoff durchzuführen, muss Ahron ben Elia dieselbe aucli für den Himmel beweisen und hat sich deshalb hier mit den gegentheiligen Ansichten des Aristoteles und AveiToes, die den Him- mel für niclit zusammengesetzt erkLären, auseinanderzusetzen, die er aucli gründlich schon aus der Thatsache, dass der Himmel Dimensionen habe und in der Idee getheilt werden kann, widerlegt. Weniger ausfülirlich, aber mit grösserer Schärfe spricht bereits Abraham ibn Daud, der strenge Aristoteliker denselben Gedanken aus "'ötTJ^ DH pSinöni riplinrnnu? IHNI mi::! "lain nra «?■' njn y: D"'aty (Emunah ramah S. lO). Diese Annahmen von der Theil barkeit des Himmels wm-den von den Philosophen freilich als falsche Analogie, die vom Vergänglichen auf das Unver- gängliche schliessen will, und kalamistischer Irrthum angesehen, wie Maimonides sagt (Guide I, 76; S. 452, 3). Gegen die Annalmie des Aristoteles vom Aether (vrgl. Zeller a. a. 0. II2, 2, S. 331, 332, Munk a. a. O. I, 247, 3) lässt Plotin den ,Himmel sammt den Gestirnen' aus dem Licht, dem nichtirdischen Feuerelement bestehen, vrgl. Zeller a. a. 0. III2, 22. S. 506, 3. Nach Mose ben Esra (Zion II, S. 158) waren es Plato und der arabische Arzt und Denker Räzi, die das Bestehen der Sphären aus dem Feuerelement behaupteten. Aehnlich wie Bachja fügt Mose ben Esra hinzu: (ib.) b'ltl D^T N^n 171 Vrgl. aixch die Ansicht der lauteren Brüder, Dieterici, Anthropologie S. 163. 3 Die Wichtigkeit der Stelle (c. 6; S. 52) fordert zu einer kritischen Prüfung unseres Textes gleichsam lieraus. Um die Sicherheit unserer Lesearten einer- seits, die Treue der Uebersetzung andererseits für diese Stelle zu erweisen, will ich den Wortlaut d'es arabischen Originals nach den Codices von Oxford 23i? Kaufmaun. ihrer Natur nach eine Verbindiiug- mit einander nicht eingehen, so ist von selbst klar, dass die Ursache ihrer Zusammensetzung' ausser ihnen liegen und sie Mider ihre Natur zur Vereinigung gezwungen haben muss. Gott ist es, der sie so weise verknüpft und so stark verbunden hat. Aber diese vier Elemente sind nicht etwa selber einfach, auch sie sind zusammengesetzt, und zwar aus Stoff und Form, d. i. ' Substanz und Accidenz. Ihr und Paris hierhersetzen. Ich lasse die Stelle da beginnen, ivo die Ansicht der Philosophen über die Natur der Sphären ans der Schrift bestätigt wird: J^'3 ^j^^ ^SSiiXj\ \(X^ JLs ^X) J^ x^ Ju-b dL'ö^ Lpf Ü-^Xt^ '-§-*-<' cjLjJ^/o^ vx3U.,RJf ^j^ cjLjjJCo yß L^ ^^ Jo l^jlA) ^^ ^Xr^ Lg-^^ ^i; Ul^ IJü L^iA.tb ^ii-j^ L^b^ ^r^i ^j,j( ^^^ j^ {^ü\\^ ä^L^b" iUö^; ^7^^ ^;r^ J-^' J^' ^ ^5^'^ '^^ ^ySiJ\. iSyL\^ iJii.\^ d^\^ ^^^-''^ '^-i^yi^^ Ji^;r>-'S a-U^I^ S^Lcl ^^ Die Codices stimmen hier überein, nur hat der Pariser folgende Abweichung: kloi^l ^j.>M soLjLi U^-J>U Lol >«i'glidi. dass I{.-ichja in der ersten Edition, die nach Munks Vennuthung ^Notico 8ur Saudia S. 4ö Ann, ) der Pariser Codex enthalten soll, von (Ifiii Urstofr als von dem ersten Elemente (-pco-ov error/ ctov vrgl. Zeller n. a. O. IP, •.' S. .Saa, 6), der Wurzel der vier anderen gesprochen hat. ' Diese li.-hauptung, dass der Stoff die Substanz der Dinge sei, ist durcii- .1US nicht i,n Si„„o dos Aristoteles, der die Form ausdrücklich als Sub- ^Uinz bezeich.,et, w-nn -r ;.n.l, der Materie, als der Unterlage alles Sn„H, ,d,esen Namen auch nicht ganz abzusprechen' wagt, vrgl. über diese .ächwi..rigkeif /dbr a. a. O. -'59, .'Go. Josef ibn Zadik (Mikrok. Die Theologie des Bachja ihn Takuda. 233 Stoff ist der Urstoff, der Träger und die Materie dav vier Ele- mente, ihre Form die allgemeine Urform, die Wurzel aller substantiellen und aller accidentellen Form, als da sind : Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit, Schwere und Leichtigkeit, Bewegung und Ruhe und dergleichen mehr. ' Aas dieser in S; 9) gibt den Unterschied zwischen 'Hain und DJtJ? dahin an, dass der Stoff potentiell die Substanz enthalte, diese also g-efonnter Stoff sei. Nur bei den lauteren Brüdern findet sich noch dieselbe Identification von Stoff und Form mit Substanz und Accidenz wie bei Bachja: ,ein Accidens oder eine Substanz, eine Materie oder eine Form' (Dieterici, Naturan- schauung' S. 13), nur scheint bei ihnen das Accidens auf die Seite der Matei'ie zu fallen. Vielleicht lässt Bachjas scheinbar überflüssige Be- merkung sich dahin verstehen, dass hier eine Ineinssetzung der kalami- stischen Principien von Substanz und Accidenz und der Aristotelischen von Stoff und P^orm beabsichtigt sei. In der That entspricht die Sub- stanz der Mutakallimun als ,flas Form- und Bestimmungslose . . , das Weder-Noch aller Gegensätze und Bestimmungen' dem Stoff des Aristoteles und was bei ihm die Foi'm ist, ,das Ganze der Eigenschaften, welche dieser [der Stoft'] nicht hat, aber anzunehmen fähig ist' (Zeller a. a. O. •2-11), ist ihnen das alle Formen der Gestaltung in sich begreifende Accidens. Der Kaläni selbst verwarf die Stotf-Formtheorie des Aristoteles, vrgl. Guide I, 73, 8, S. 398, 1 und I, 76, S. 451, 1. * Die Quelle für diese ganze Auseinandersetzung würde man vergeblich im Aristoteles suclien. Allenfalls Hesse sich noch die Zusammensetzung der Elemente aus Stuft' und Form bei demselben nachweisen. Herr Prof. Zeller hatte die Güte, mir hierüber Folgendes mitzutheilen: ,Dass die Elemente aus Form und Stoff zusammengesetzt seien, sagt Aristoteles zwar meines Erinnerus niemals mit diesen Worten; aber der Sache nach sagt er es allerdings, wenn er dieselben dadurch entstehen lässt, dass die Materie (die -pwTrj "iXr,) die aus den ursprünglichsten Gegensätzen sich ergebenden Qualitäten annimmt (Ph. d. Gr. II^, 2, 244, 1 ; 334 ff.), denn diese Qualitäten sind die s'io-/], durch deren Eintreten in den Stoff dieser zu bestimmten Stoffen wird'. Eine Entstehung aus Form und Stoff als einmal getrennten Substanzen ist aber sicherlich nicht im Sinne des Aristoteles, der Stoft' und Form sich stets zusammen denkt, vrgl. Zeller a. a. O. -243. Auch Ihn Sina sagt: ,Es ist erwiesen, dass die Materie von der Form niemals entblösst ist und dass der Unterschied (richtiger: die Trennung JJülJLj Jc*ai L+.§-^o J..O-fljl Schahr. II, 366) zwischen beiden nur ein Unterschied im Denken ist' (Schahr. H. II, 240). Abraham bar Chija scheint allerdings auch ein getrenntes Bestehen von Form und Stoff angenommen zu haben DHU' n^NH D'K'-ltt'n ".TS Vm n-Ti nji'x nrn ir onmo bs nnaiyi aipan ':sh a^m: n-n:cm 'bvnr^ CK'l'inb nsh ^1K1 (irarn JVjr! ed. Freimann S. 2 a). ' Dagegen leugnet ^)ß_l Kauf m a n n. allem Seienden hervortretenden Ordnung- und Zusammensetzung fol"-t nach der dritten Prämisse, dass die Welt geschaffen sei. Da sie nach der ersten Prämisse sich nicht selbst geschaffen diess Abraham ibn Daud aufs Entschiedeuste, fö üb^vb lainn pn HTT' üb mi^n sao-t or ausdrücklicli Em. ram. S. iD. lieber die Eiiitheilung der Form iu eiue substantielle uud accidentelle uud ilir Verhältniss zu Aristoteles äussert sich Herr Prof. Zeller brieflich folgendermassen : ,Die Unterscheidung- der substantiellen und acciden teilen Formen erinnere ich mich nicht bei Aristoteles gefunden zu haben, und sie passt auch nicht für ihn, denn das :töo? ist nach seiner Ansicht die oOaia des Dings (a. a. O. "259 ff.). Dass die erste Form Ursprung aller andern sei, ist der Sache nach neu- pythagoreische Lehre, und wird in den von Neupythagoreern den alten Pythagoreern unterschobenen Schriften auch für die Lehre des Pythagoras ausgegeben (Phil. d. Gr. I, :). Aufl., S. 308 f. III a., 2. Aufl. S. 98 f. 104); mit diesen Worten steht es, so viel mir bekannt ist, in keinem der ims erhaltenen neupythagoreischen Fragmente, es mag aber von irgend einem der späteren, neuplatonischen Aristoteliker oder von einer pseudopythago- rcischen Sclirift jener Satz als pythagoreisch überliefert v?orden sein'. Baehjas Worte finden aber ihre volle Erklärung durch die Lehren der lauteren Brüder, denen hier Bach ja durchaus gefolgt ist. ,Also verfuhr Gott : Zuerst begann er mit der Schöpfung und Herstellung der vier für sich bestellenden Naturen, die mit einander ringenden und sich befehden- den Kräften versehen sind. Darauf verband er je zwei derselben, so dass vier Elemente mit einander vermählten und verbundenen Naturen, mit sich entsprechenden Kräften entstanden. Das sind die Elemente" (Dicterici, Anthropologie S. 3). Neben dieser aristotelisch gefärbten Acusscrung, die mit der von Maimonides vorgetragenen (Guide II, 19, S. 140) übereinstinnut, gibt es eine andere von ihnen über denselben Gegenstand. ,Die Körper unter der Mondsphäre bestehen aus sieben Arten. Vier davon sind die Allmütter (Elemente), nämlich Feuer, Luft, Wasser und Erde; und drei davon sind die erzeugten Tlieilwesen: Thier, IMhin/.c und Mineral. Wir beginnen nun zunächst mit der Besclireibung der .\llniiitter und sagen: jedes dieser Elemente ist aus Materie und l'nrni zusamniengesetzt. Ihrer aller Materie ist der (absolute) Körper; iliich iln-e Furm, durch die sich jedes einzelne vom anderen sondert, das ist die Form, welche das Wesen jedes einzelnen derselben herstellt. Da linn die Form iu zwei Arten zerfällt, in die herstellende und vollendende, so müsHcu wir beide näher bestinunen, damit der Unterschied zwischen beiden erkainit werde. Wir sagen nun, dass die das Wesen des Dinges hcrctelleiide Form diejenige ist, welche, wenn sie sich von ihrer Materie trennt, die Exist«'nz dieses Dinges dadurch vernichtet. Die vollendende Form hingegen ist diejenige, durch welche das Ding zu dem je vull- konunensten Zustande gelangt, dessen es fällig ist. Trennt diese sich von ihrer Materie, .>,o ist die Existenz der Materie noch nicht damit auf- Die Theologie des Bachja ibu l'akudii. ^80 haben kann, so muss sie einen Schöpfer haben, der sie, da die zweite Prämisse ein Zurückgehen der Ursachen ins Unendliche ausschliesst, zu einer bestimmten Zeit, einem Uranfang aus dem gehoben' (Dieterici, Naturanschauung- Ö. 55, 5ü). — Die Annahme-, der Zusammensetzung- der Elemente aus Form und Stoff erwähnt auch x\.brahani bar Cliija: r-"lK p3D 0*7''^= J-1X2:ö3n iliSI^M h'D pl^H JI2 "lli'lil tPHT nm Ö"»! pK p^ rrniD'' (a. a. O. S. 2 b). — lieber diese Eintlieihmg- der Form sprechen sich die lauteren Brüder noch an einer anderen Stelle aus, wo uns statt herstellend und vollendend die für die Analogie mit Bachja entscheidenden Ausdrücke: substantiell und accideutell ent- g-egentreten : ,Zwischen diesen beiden ist nun der Unterschied , dass die substanzartig-e, d. i. eine ein Ding herstellende Form eine solche ist, die, wenn sie dem Stoff abgeht, auch das Vorhandensein des Dinges auf hebt ; die accidentelle und vollendende Form dagegen ist eine solche, die, wenn sie von dem Stoff genommen wird, das Vorhandensein des Dinges noch nicht aufhebt' (Dieterici, Weltseele S. 41). Ich stelle der Gleichheit der Terminologie mit Bachja wegen den arabischen Wortlaut dieser Stelle her, den ich Herrn Prof. Dieterici verdanke: .| L^^JLaj ^VwÄJL /Ö,Jf. Wenn wir nun die von ihnen angegebenen herstellenden und vollendenden Formen der Elemente betrachten, so werden wir sie bei Bachja wiederfinden. Die herstellende Form des Feuers ist nacli Natur- anscliauung S. 56 die Bewegung, die vollendende die Hitze; dem ent- spricht bei 15achja das Paar HnDiTDin. Bei der Erde sind dassell)e die Kulie und die Kälte (a. a. 0. S. 57), bei Bachja nm3a-"np. Beün Wasser sind es Feuchtigkeit und ,viel ruhende dicke Theile, aber wenig sich be- wegende leichte' (a. a. 0. S. 58), bei Bachja lalS-mn'?. Bei der Luft wären es nach den lauteren Brüdern ebenfalls Feuchtigkeit und ,viel feine bewegliche Theile, jedoch wenig dicke ruhende' (a. a. 0. S. 59), hei Bachja aber mbp-tym\ Nach dieser Anordnung hätten allerdings Hitze und Kälte, wie ihre paarigen Qualitäten Bewegung und Ruhe an zweiter Stelle stehen müssen. Weil aber nach den lauteren Brüdern das Wasser der Erde an Kälte, die Luft dem Feuer an Hitze ähnlicii ist (a. a. 0. S. 59), so beginnt Bachja mit den Qualitäten, an denen alle vier Elemente Theil haben, nämlich Hitae und Kälte. Erst dadurcii wird die Bedeutung der Aufzählung der acht Qualitäten liei Bachja verständ- lich. Es verdient üijrigens n.jch bemerkt zu werden, dass diese Ein- theilung der Form bei Thomas von Aquino vorkommt, s. Tennemann, Gesch. der Phil. VIII. 569. Nichts hervorgerufen iiat. So war der Schöpfer also das an- fangslose Erste, das Urewige. Hier erhebt sich jedoch der Einwand, dass die Welt nach diesem Beweise zwar allerdings geschaffen sein müsse, aber immerhin auch durch Zufall entstanden sein könnte, das Dasein eines Schöpfers also noch keineswegs erwiesen sei. In der That haben auch Einige solch eine zufällige Entstehung der Welt ohne einen Schöpfer angenommen. Doch entbehrt eine solche Annahme jeder vernünftigen Grundlage. Schon bei einem gewöhnlichen Wasserrade, das eine kleine Fläche be- wässert, wird kein Verständiger es glauben wollen, wenn man ihm versichert, dasselbe sei ohne eine bestimmte Absicht oder ein Hinzuthun eines Meisters entstanden. Wenn nun schon bei einem so geringfügigen Werke ein zufälliger Ursprung unmöglich gefun- den wird, wie kann man da bei der grossen Sphäre, die Alles be- wegt und mit einer dem Menschen unfassbaren Weisheit zum Dienste der Erde und ihrer Bewohner eingerichtet ist, auch nur den Gedanken auszusprechen wagen, sie sei ohne zweck- bewusste Absicht und ohne Plan eines weisen Mächtigen zu- fällig ' geworden? Wo keine Absicht thätig ist, da zeigt sich auch in dem Werke kein Zeichen von Weisheit und Macht. Nimmermehr kann der Zufall etwas hervorbringen, in dem geistiges Vermögen zu Tage tritt. Ein umgeschüttetes Tinten- fass^ wird niemals regelrechte Schriftzüge und lesbare Zeilen ' Ks sclieiut, dass IJaclija hier unter bnJH 7J73 den ersten Hüuniel des .Aristoteles, die Fixsternsiiliäre verstehe, denn auf diese passen die Be- st iiiunuiifren, dass sie die Erde mit Allem, was auf ihr ist, umg^ebe, mit so »iiciidlicher Weisheit eingeriehtet Tind zum Dienste der Erde ange- lejjt sei. Schon nach Aristoteles entspringen aus dieser die Bewegungen der Sphären, vrgl. Zellor a. a. 0. II^, 2, 356, 5. Ssnin b:biT\ heisst diese Sphäre aueii bei Saadias (Emunoth II, 6 Ende; H. 48). Eine Scliilderung von der grossen Macht und der ausgedehnten Bedeutung derselben gibt Aliraharii Um Daud , der sie als die Ursache aller Bewegung in der Naiiir ansieht (Em. raiii. S. 55). '-' Uailija folgt hier otlcnbar dem Saadias, der unter den von ihm wider- legten Lehren auch die vom zut'älligen Entstehen der Welt als neunte unter dem Namen mpOH m liokämpft lEmunoth I, S. 32). Saadias nimmt als Beispiel durcheinandergeworfene Steine und Hölzer, aus denen nie- mals ein Haus entstehen könne, oder Hölzer und Eisen, die sich unmög- lich zu einem Schit^o zusammensetzen können. Rachja hat nun zwar Die Theologie des Bachja ibn Pakuda. 237 ZU Wege bringen, wir würden auch siclierlicli jeden, der ein regelrechtes Scliriftstück mit dem Bemerken vorlegte, es sei durch umgeschüttete Tinte entstanden, für einen Lügner er- klären. Wenn nun bei Dingen, die auf einem Ueltereinkommen, also etwas mehr Zufälligem beruhen, wie die Schrift, ein zufälliges Entstehen für undenkbar gehalten wird, wie konnte bei einem Werke, dessen Herstellung unendlich schwieriger und tiefer ist, ein Zustandekommen ohne Absicht eines Weisen und Mächtiiren auch nur für möglich gehalten werden? Hiermit wäre also die Schöpfung der Welt und das Dasein eines Schöpfers erwiesen, zugleich aber auch die Lehre von der Ewigkeit der Welt ' zurückgewiesen und widerlegt. ein originelles und, wie man zugestehen muss, viel wirksameres und anschaulicheres Beispiel gewählt, die Abhängigkeit von Saadias ist nichtsdestoweniger auch hieraus ersichtlich. Diesen hier nur als Ein- wurf gegen die Zufallslehre geäusserten Gedanken von dem Zeugnisse der Zweckdienlichkeit der Welt für einen denkenden Schöpfer hat Thomas von Aquino zum Mittelpunkte seiner fünften via oder des fünften Be- weises für das Dasein Gottes erhoben, vrgl. Tennemanu, a. a. O. VIII, 585. ' Das Dasein eines Schöpfers ist durch den Beweis Baclijas in der That dargethan. Wii' lernen sogar aus demselben, da in ihm, wie dies ge- wöhnlich ist (vx'gl. StraiLss, christliche Glaubenslehre I, 369), das kosmo- logische mit dem physicotheologischen Argument zum Theil vermischt ist, diesen Schöpfer als nonkendes Wesen kennen. Aber die Behauptung einer Schöpfung aus Nichts, die er nach seinen Worten c. 5 (Anfang) hier mitbeweisen will, ist nicht bewiesen, die Annahme einer ewigen Materie, aus der Gott die Welt geschaffen hätte, ist durch seinen Beweis nicht ausgeschlossen. Auch für ihn galt die Forderung, zuerst zu er- weisen, dass die Urform und der Urstoff entstehen und vergehen, ehe er eine Schöpfung aus Nichts behauptete, vrgl. Maimonides (Guide I, 74, 4. S. 426, 1). Wiewohl also Bachja keinen der von Maimonides (a. a. O.) uns überlieferten kalamistischen Beweise für die Weltschöpfung und das Dasein Gottes zu dem seinigen gemacht hat, so erweist er doch dadurch sich in kalamistischen Voraussetzungen befangen, dass aucli bei ihm wie im Kaläm nur die Geschaffenheit der Welt, nicht die ilires Ur- stoffs bewiesen wird. So erweist sich denn auch hierin die grosse geistige Kraft des Begründers der jüdischen Religionsphilosophie, des Gaons Saadias, den man auch gewöhnlich im Kaläm aufgehen lässt, dass er mit klarem Bewusstsein von der Wichtigkeit seines Schrittes nach dem Beweise für die Weltschöpfung den Beweis antritt, dass die Welt aus Nichts und nicht aus einem ewigen Urstoffe geschaffen ist (Emunoth I, c, 3). 23S Kaufmann. ßaclijas Lehre von der Einheit Gottes. Aus dem an<^eführteii Beweise hat das Dasein Gottes sich unzM'eifelliaft ergeben, ob aber dieser nothwendig Einer sein müsse, oder ob es nicht avich viele Götter g-eben könne, haben wir aus "ihm nicht erfaliren. Es gilt also noch, die Einheit Gottes sjjecuhitiv nachzuweisen, was Bachja auf siebenfache Art zu thun sich vorsetzt (c. 7). I. Wer die unendliche Zahl der in der Welt vorhandenen Einzeldinge auf ihre letzten Gründe hin ansieht, der wird bald linden, dass diese Unendlichkeit von verursachten Dingen unter einer immer mehr zu verringernden Zahl von Ursachen, diese unermesslichc Eülle von Begriffen unter einer immer mehr zu vei'kleineruden Keihe von höheren Gattungsbegriffen sich be- fassen lasse. Die Einzelheiten lassen unter bestimmte Arten sich zusammenbringen, die Arten unter Gattungen und diese unter höhere Gattungen, deren man eine immer geringere Zahl gewinnen wird, bis man zu den höchsten Gattungsbegriffen alles Seienden, den Gattungen der Gattungen, ' den Kategorieen gelangt, deren Zahl ,(lur Philusoph' auf zehn normirt hat. Prüfen wir in ähnlicher Weise die Dinge auf ihre Ursachen, so wird deren Zahl als vhut inimcr mehr zu beschränkende sich herausstellen. Glauben wir, bereits bei den letzten Ursachen alles Seienden, den fünf Principien, die aus den vier Elementen und der Be- wegung - bestehen, angekommen zu sein, so erweisen auch diese ' Aristoteles nennt wohl die Kategorieen manclimal ye'vr) (vergl. Zeller a. a. O. II-, 2, 187, 1), aber nicht Gattungen der Gattungen. Diese Bezeich- ninig findet sich aber bei den lauteren Brüdern. ,Die zehn Kategorieen, von dent'u je eine eine Gattung der Gattungen ist', heisst es an einer Stelle (l)irtcrici, Naturansciiauung S. 18), vrgl. auch Dieteriei, Welt- HPob- S. ;-(1. Die Ordninig der Kategorieen bei Baehja (S. 5C) zeigt weder die kleine Abweichung, in der sie bei Saadiaa (Em. II, c. 8) oder bei Moses bcn Esra (Zinn II, 110), noch die Verschiebung, in der sie bei A. i. D. (Eni. rani I, 1 S. 5 tf.) vork(unnien, ist vielmehr die bei Aristoteles gewölinliclie. ■» Schon bei Aristoteles hatte die Bewegung neben StoJV und Form den Ilnng eines Princijts alles Seienden, vrgl. Zeller a. a. O. 265, 270. Bachja selber äussert seine Ansicht über die Bewegung auch noch an einer linden II Stelle 11, e. r,. S. U'.\). Dort preist er sie als das für die ürd- Die Theologie des Bachja ibn Pakuda. 239 von einer geringeren Zahl von Ursachen sich verursacht, und zwar von Stoff und Form, welche ihrerseits wieder von Gott verursacht sind, der als dem letzten Ursachenpaar vorangoluind nothwendig nur die Einheit, schlechthin Einci- sein kann. Als Princip der Principien und als Ursache aller Ursachen muss Gott nothwendig Einer sein. ' II. Die in allen Theilen der Welt hervortretende Zusammen- stimmung und planvolle Harmonie, in der die verschiedensten und entgegengesetztesten Ursachen zu übereinstimmenden Wir- kungen sich gestalten, sowie die im Kleinsten wie im Grösstcn sich äussernde Weisheit beweisen die Einheit Gottes. In dieser ganzen grossen Welt offenbart sich em planmässiger Zusammen- hang, in dem ein Theil des anderen bedarf zu seinem Bestände und seiner Vollendung, wie etwa die Schuppen eines Panzers, die Theile eines Bettes oder die Glieder eines Menschen ein- ander bedürfen. So brauchen Mond und Sterne das Sonnenlicht, die Erde Himmel und Wasser, die Thiere bedürfen einander, nimg und Vollendung der Welt wichtigste Princip, an dem alles Ge- schaffene Theil hat, ohne das es kein Werden und Vergehen gäbe nyiDrn DI? n^lSlSn an a''aiDl'7''Sn ]fi iriK- Aehullch sagt Moses l)en Esra : xroi dl is"Ti2 p2£-i- n'bv 33-in -itr« nrio/m bv nisit: nrKir r-ß p« (Zion II, 157, 1). Die Bewegung, die Bachja im Auge hat, ist die nach der Ansicht des Aristoteles und der arabischen Aristoteliker aus der Fixsternsphäre hervorgehende, der das Weltall sein Dasein verdankt. Vrgl. Zeller a. a. O. 356, Abraham ibn Daud a. a. O. S. 55, Maimonides, Guide II, 1. S. 31, 1 und Dieterici, Weltseele S. 122. ' Zwei Gedankenreihen sind es, die in diesem Beweise neben einander herlaufen. Die eine, die davon ausgeht, dass alles Vorhandene unter eine immer geringere Zahl hölierer Gattungsbegriffe sich vereinigen lasse, ist mehr ein analogisches Moment, als ein eigentliches Argument. Sie will mehr darauf hindeuten, wie jeder Gattungsbegriff auf einen höheren über sich hinausweist, als die Einheit Gottes beweisen. Die andere von der immer mehr sich verkleinernden Zahl von Ursachen fiilirl dircct, zui- Einheit Gottes hin. Es lässt sich nicht annehmen, dass nur eine Be- trachtung der Ursachen in diesem Beweise gegeben werden soll und dass die Kategorieen selbst als Ursachen alles Seienden gefasst sind, zu welcher Ansicht sich in den Worten Mose ben Esras "lpJ7 DH "IwN nrSn" a'aiDl'7''an b^K mK'l'ön (Zlon II, IIS) vielleicht eine Analogie finden Hesse, denn Bachja steigt nicht zu den Ursachen der Kategorieen empor, sondern nennt die fünf Principien nbxn D^JIDH mry "/fi 't'H r.lbv, kehrt also, bei den Kategorieen angelangt, wieder zu den Elnzcldingen znr.ick. 240 Kaufm an n. lobt doch eine Gattung von der anderen und der Mensch braucht dies Alles. Auch Länder, Gegenden, selbst Wissenschaften und Handwerke sind gegenseitig- auf einander angewiesen. Wo Alles in solchem Zusainmenhange steht, da kann nur Ein Wesen diese fMnlieitliche Zusammenstimmung zu Stande gebracht haben. Dieselbe Weisheit offenbart sich aber auch im kleinsten der Geschöpfe, in der Ameise so gut wie im Elefanten. Ja, je kleiner das Geschöpf, desto mehr tritt Macht und Weisheit in ihm zu Tage, desto wunderbarer erweist sich sein Bau. In der Vereinigung und dem einmüthigen Zusammenwirken Aller zur Vollendung der Ordnung in der Welt erweist sich die Einheit des Schöpfers, denn sicherlich würde bei vielen Schöpfern in jedem Theile der Welt eine andere Einrichtung geherrscht haben, eine Zusaramenstimmung aller unmöglich gewesen sein. In Gottes Schöpfung, sagt daher der Philosoph, ' ist eines nicht wunderbarer als das andere, denn in allen ihren Theilen offenbart sich die gleiche Weisheit des Einen ^ Gottes. ' Eine ähnliche Aeusscruug des Aristoteles führt Albo an im Ikkarim II, 1. Dom .Sinne nach identisch mit der Anführung bei Bachja ist der Satz des Aristoteles: iv zaai yap toTc ouaizoT; sveati t'. öa'jtiaoTo'v (Part. an. I, 5, (Vl.ö a, ö). Bachja scheint an dieser Stelle die lauteren Brüder benützt zu haben. Zwar würde das Beispiel von der Ameise und dem Elefanten als dem Kleinsten und Grössten noch nichts beweisen, doch zeigt die ganze Färbiuig der Stelle, die Behauptung, jene beiden seien gleich wunderbar, ja die Ameise sei noch wunderbarer, weil mit der Kleinheit des Geschi)j)fes auch sein Bau an erstaunlicher Feinheit zunehme, dass hier die Aeusserungeu der lauteren Brüder berücksichtigt sind, vrgl. Dieterici, Naturanschauung S. 201, welche Stelle übrigens von Moses ben Esra (Zion II, 1.3G) ohne Quellenangabe wörtlich entlehnt wurde. 2 Dieser Beweis, den man mit Zeller zusammenfassen kann in die Worte: ,di»' Kiiiheit und Zweckmässigkeit der Welt lässt sich eben nur aus der Kinluät 7- und ähnlich bei Bachja: 12rin bv r'bi'rÖ IJDim ■' Vrnl. iib..r d..ns..lb..„ ['...wis l„.i Joh-umes Damascenus Tiedemann, Geist d.T sp..,- j'liil IV. .S. Ui. Die Theologie des Bachja ibn Pakuda. 243 etwas haben, was der andere nicht liat, es niuss also einen Unterschied zAvischen ihnen geben. Nun kcinnte einer vom anderen nur (hirch den Mangel einer Eigenschaft sich unter- scheiden und niüsste dadurch beorenzt sein. Da aber begrenzt gleiclibedeutend ist mit endHch, das Endliche aber zusammen- gesetzt ' und das Zusammengesetzte geschaffen ist, so müsste ' Bacbia trägt diesen Beweis in einer selir ungewölinliolien Weise vor. Auch dieser Beweis scheint dem Kaläm anzugehören. Maimonides (Guide I, 75, 2) führt ihn als zweiten Einheitsbeweis des Kalam an, genannt ^jLijdf ,gegenseitige Verschiedenheit', aber in so unvollkommener Weise, d.'iss mau den Gang des Beweises im Kalam kaum daraus erivennou kann, s. Munk z. St. Anm. 2. Saadias (a.a. O. S.4o) führt ilin in folgender knappen , Form an: ^t^b'c "i2n Dn'^rn i'"' Q^i^^: nn OKI Ina -121 an a-p^i on bk, wo D''pn vielleicht den Sinn des arabischen U > | .v. f . va*4.:SVXaw^ x^ 1^ CStt (Maväkif ed. Soerensen \' \) ,in den Bedingungen der Gottlieit g-emeinsam' haben kann. Ob die Worte: ''C'''7w' "IIST ün"D''2 li"" den 8inn haben, dass bei vorausgesetzter Verschiedenheit beider Götter ein Drittes die Zusammensetzung beider einzelnen oder jedes von beiden vollführt haben müsste oder ob das Dritte als räumliches Trennendes aufzufassen sei, wie es in dem Fragmente Abraham ibn Esras heisst iKerem Chemed IV., s. 4): a"s:'nj ^Dr '3 pixi ^b ""Ti: ]^ü^ inn z'^ ax ""raw':; ^z::ih -ipn i)y nt iDt'ü -irxa nins a%^ipi2 ■'Dr pn -inam ani2^2 bn^ii rtHzr\ amir-na B't:7ninia an a^J"! "st'-i a''t:?nn B''na"i •':t:' ib"i2''i nr jara ab, iässt sich kaum entscheiden. Abraham ibn Daud a. a. O. S. 40 hat den Beweis bereits in der Form, in der ihn Maimonides als jt^ß^J _Aa«.JLs (ÖJwIc (I, 75, 2) verwerthet hat (Guide II. 1. S. 44), dass nämlich das Noth- wendig-Existireiide keinerlei Zusammensetzung ertrage, bei zwei vei-- schiedenen Göttern aber nothwendig einer oder beide aus dem Wesen der Gottlieit und einem trennenden Merkmal zusammengesetzt sein müssten. Die Fassung dieses Beweises, wie Abraham ibn Daud und Maimonides ihn anführen, scheint mir von Ihn Sina herzurühren, dem die Lehre vom Nothwendig-Existirenden überhaupt ihre Ausbildung verdardvt. Schah- rastani führt diesen Einheitsbeweis in der Darstellung der aristotelischen Lehren niclit als von Aristoteles, sondern ,von den Vertheidigern seiner Lehre' herrührend an (Schahr. H. II, KU) und scheint darnnter den Ibn Sina zu verstehen, da er in der Darstellung seiner Philosophie ausführ- lich die Lehre vom Nothwendig-E.xistirenden und diesen Beweis bespricht, a. a. O. II, 2.51—253. Betrachten wir nun den Beweis bei Bachja, so linden wir hier die Wendung, dass der Unterschied t'nsn = ^^}uüj\ (Guide II, c. 1 f. 9 b.) eine Begrenzung hervorrufe, aus welcher durch eine Kette zum Theil gewagter Behauptungen Zusammensetzung gefolgert wird. Nur die Unbekanntschaft Bachjas mit der Lehre Ibn Sinas vom Nothwendig- 16* •)^^ Kaufmann. jtiiler dieser Götter g^escliaffcu sein. Gott aber ist ewig- und durum kann es nur Einen geben. V. ,Dic Einheit, sagt P'nklid^ ist, nach welcher jedes Ding Eins' heisst' {Elemente VII, 1. Erkl.). So geht die Ein- heit dem Einen voran, wie die Wärme dem Warmen, denn ohne die P]inheit könnten wir von keinem Dinge aussagen, dass es Eines sei. Unter Einheit aber müssen wir die absolute Einzigkeit verstehen, die ausschliessliche Alleinheit, neben der nichts existirt, mit dem sie zusammengesetzt sein oder Aehn- lichkcit haben könnte, in der von Vielfachheit oder Zahl nichts vorhanden ist, bei der daher von Verbindung mit einem oder Trennung von einem Ding nicht die Rede sein kann. Das Viele ist eine Verbindung von Einheiten, kann daher nicht d'er Einheit vorangehen, da es aus ihr zusammengesetzt ist. Die Existircnden und seiner absohiteii Einheit, die selbst eine Zusammen- setzung durch Ideen ausschliesst, kann es erklären, warum er in diesem Einlieitsheweisc erst durch eine Reihe von Schlüssen auf einem langen UmwpfTp dahin gclanj^en muss, woliiu Ihn Sina und die nach ihm hierüber liaudelnden Denker durch eine einfache Erwägung gelangen. Bachjn nni.Ms sidi oben Mühe geben, eine Zusammensetzung aus der Ver- schicdonlioit molirorer Götter abzuleiten, er findet sie, nicht durch die ISetraclitung des jedem derselben neben dem Gattungsbegriff eigentliüm- liTMcr und noch stärker aber der Umstand, dass er in der Fassung des Ihn Sina als diirdians den Pliilosophen angelii.rig von al-lgi angefiÜirt wird : -^'; ^ cH^r^r' ^^) (^^ V*-^ "'■^' ^^ ^'^ w»-^'« l.«-i-»->f (Mavakif j^y) und in den von ihm angeführten Ki'WiMHcii des Kalani nidit vuiknnimt. ' VnUvh über^of/t hier Banmgarfen: .die Einheit i.st das, was man jedem enizelnoii Dinge beilegt*. Die Theulofiie des Biicli.ja ibii PakuiKi 245 Einlieit muss jeder Vielheit vorangegangen sein^ wie die Eins jeder Zahl, sie ist ihrem Begriffe naeh das Purste. Es wäre sumit selbst der, welcher mehrere Götter annimmt, zuzugeben gezwungen, dass die Einheit ihnen vorangegangen sein muss. So ist denn sie allein das Erste und Ewige oder Gott kann nur Einer ' sein. VI. Zwischen Gott und Geschöpf gibt es keine Aehn- lichkeit-, keinen Vergleich. Nun ist die Vielheit so wie die 1 Dieser Beweis, der schuii nach seiuer Griiudlage , ,der abstracten , alle Vielheit von sich ausschliessenden Eins' sich als neuplatonisch ausweist, wird liei Plotin dazu benützt, von dem Urwesen jede Art der Vielheit abzuhalten : ,Das Erste kann nicht das Viele sein, sondern nur das Eine, deim alle Vielheit ist eine Vielheit von Einheiten, und alles, w-as ist, ist nur durch die Einheit, was es ist', s. die Stellen bei Zeller (Ph. der Gr. III-, "2, 424, A. 1 und 2). Dieser Gedanke und der Vergleich der gött- lichen Einheit mit der Eins der Zahl keiu'en in den verschiedensten Wendungen bei den von neuplatonischen Ideen erfüllten lauteren Brüdern wieder. Zusammenfassend sagt daher von ilmenDieterici: ,In dem Wesen der Zahl, die aus der Eins hervorwächst, liegt der Hauptheweis für die Einheit des Schöpfers' (Ztsch. der d. m. G. XVIII. S. 698). Dieser Beweis Bachjas ist von Mose ben Esra entlehnt worden mip KIH nnnKn ''3 ^1 mnn Diip ♦ * rnia''önn -lü'NS nnxn (Zion ii, 122, i), welche Stelle fast wörtlicli übereinstimmt mit Bachjas Worten : ,1172122 "IHN'? r^ömp mlnKH an im b^h> anp mnn •'= 1iaX3 iriO- Auch Josef ibn Zadik hat denselben Beweis: ♦ ♦ ♦ "rcKin im« D^'ip^ 11X1^' D'aiip Q-'yc riTrb ba^'n i2ir is'xi pzrnn no-^ inxm (Mikrok, S. 4S). Audi er scheint Bachja benützt zu haben, wenn man nicht eher annehmen muss, dass alle drei aus der Encyclopädie der lauteren Brüder geschöjjft haben. - Bereits am Schlüsse des dritten Einheitsbeweises hat Bachja alle Aehn- lichkeit begrifflich von Gott ausgeschlossen. Auch definirt er im fünften den Begriff der Einheit dahin, dass jede Aehnlichkeit von ihr fernzuhalten sei. Er bedient sich daher dieses Gedankens in diesem Beweise bereits als Prämisse, wozu er freilich sehr wenig sich eignet. Denn entweder ist die Unvergleichbarkeit Gottes, wie Bachja es auch speculativ immer darstellt, eine Folge seiner Einlieit, dann befindet sich Bachja, ohne es zu merken, in einem Zirkel oder er nimmt diesen Begriff' aus der Ortcu- barung (SinSI JÜ), dann ist der Beweis nicht speculativ. In der That ist dieser Beweis im Kaläin nicht für die Einheit, sondern für die Un- körperlichkeit Gottes gegeben worden. Es ist der zweite der von Maimonides aus dem Kaläni hierfür überlieferten Beweise, der auf der ,Unmöglichkeit der Aehnlichkeit (au^Jt cLkXjcV) beruht (Guide I, 76, 2). Auch Moses ben Esra hat in gleichem Sinne den Satz (Zion II, 117): .xm irx nian m.i dkt rxiroö 121*7 non irx paipn xnzn Piimb^an lax 94ß Kaufmann. Aussage über die Ganzheit ein Accidens der Siibstauz, gcDannt Quantität. In Gott, dem Schöpfer von Substanz und Accidenz kann es also keine Vielheit geben, er kann daher nur Einheit oder Einer sein. VII. Nimmt man zwei Schöpfer an, so muss man annehmen, dass entweder jeder allein die Welt hätte schaffen können oder dass er sie nur mit Hülfe des Anderen zu schaffen im Stande war. Konnte einer sie allein schaffen, so war der andere über- flüssig, konnte sie aber nur durch beide zusammen zu Stande kommen^ so kann keinem ein volles Vermögen, vollkommene Kraft zugeschrieben werden, dann sind beide schwach, weil die Kraft keines von beiden für sich allein ausreichend ist. Schwäche aber ist begrenzte, endliche Kraft und setzt als endliche Zusammensetzung und Geschaffenheit voraus. Der schwache Gott ist also ein endliches, geschaffenes Wesen, das heisst: kein Gott. Aber gesetzt auch, es bestünden zwei Götter neben ein- andtM', so könnte es möglicherweise zwischen ihnen Streit geben. Dann müsste aber nothwendig der Gegenstand dieses Streites, die Schöpfung und jeder einzelne ihrer Acte unvollkommen ins Dasein treten, während diese, weit entfernt von einer irgendwie hervortretenden Uneinigkeit, in allen ihren Theilen die vullste Harmonie zeigt, die so nur von einer einheitlichen Kraft herrühren kann. Wahre und beständige Leitung kann eben nur vun einer Einheit herstammen. Darum sagt denn aueli Aiistuteles bei (lelegenheit des Einheitsbeweises: , Nicht gut ist's, wenn der Herrscher viele sind ; Einer sei Herrscher^ So fojot ilrmi auch hieraus, dass Gott nur Einer ' sein könne. Den Gniiid{rt;ezojren würde, kann man schon bei .Vri.stotelcs aii},'<>dciit"•'" >^"cij; der ffcpcnseitigen Hinderung'. Wie schon Die Theologie des Bachja ilm l'altuda. 247 In diesen Beweisen ' liegt zugleich mit dem Nachweis der Einheit Gottes die Widerlegung aller derer, die mehr als Einen Gott annehmen. Mniik (ih. 448, 1) henn-ikt, liiibni K;u-Iija skwoIiI wie Saatiias den ersten luifl den fünften der kalaiiiistisclien Einlicitsbeweisc in Einen verschmolzen. Bei Saadias tritt nllerdings der kalaniistische Cliarakter des eigentliclren Hin- dernng-sbevveises reiner als bei Back ja hervor. Saadias sajj't (Em. 1,3 ; S. 43) : z'TirTi ir''ön'7 -iHKn r^^^'^\^ üz'i nrnrib nnia -ihn nm- D'-imn rri'' dki npf rö 'n Kinn dran n'n'C", was genau dem von Mainmnl a. a. Ö. 75, 1 gewälilten Beispiele entspricht, wonach ein Körper kalt nnd wann zu- gleich sein müsste, wenn der eine Gott ihn warm, der andere kalt haben wollte, vrgl. auch INIaväkif \' \. Bei Bachja S. (J2 lautet der Beweis so: nn^T nn!a nniaji nn^n sbi ü'xnsn rK''n32 npi'^n^ Dr\^:''2 'n'r\riZ' -icsx C^KTl^n. wo jedes kalaniistische Princip verschwunden ist, da nach dem Kaläm das Beispiel hätte schliessen müssen : ,das ist aber unmöglich, weil von zwei Gegensätzen die Substanz nothwendig mit einem derselben, als ihrem Accidens behaftet sein rauss'. Uebrigens ist dieser Beweis auch \on der Mu'tazila angenommen worden , wie sein Vorkommen bei dem Mu'taziliten Josef al- Ba.sir beweist, der auch den vierten Einheitsbeweis Bachjas in der scheinbar echt kalamistischen Form hat, in der Abraham ibn Esra (Kerem Cliemed IV, 4) ilm anführt, s. Frankl, ein mu'tazilitischer Kalam S. 25. Den fünften kalamistischen Beweis geben Saadias imd Bachja völlig übereinstimmend, nur dass dieser in die Begründung ein- geht, warum mit eintretendem Unvermögen die Göttlichkeit aufhöre, in- dem Schwäche Begrenzung, diese aber Geschaffenheit voraussetzt. Auch bei Josef ibn Zadik (Mikrok. S. 47) kommt dieser Beweis in derselben Gestalt vor; vrgl. Mavakif a. a. 0. Das Citat aus Aristoteles (Metaph. XII, 10, Ende), der bekannte Satz aus Homer: ou/. ayaOov j^olozotpavfT] • Et? xotpavo; £OTw ist dem Schalirastani als Ausspruch Homers bekannt, nur glaubt er, dass die Verwerthung desselben für den Einheitsbeweis bereits von Homer herrühre, denn er sagt darüber: ,er gibt darin aber auch einen Beweis für die Einheit Gottes, weil mit der Vielheit der Götter Widersprüche gegeben sind, welche die wirkliche Bedeutung der Gött- lichkeit zerstören' (H. II, 142). 1 Von diesen sieben für die Einheit Gottes aufgestellten Beweisen sind die drei ersten positiv und direct aus der Betrachtung der Dinge abgeleitet, die vier letzten indirect, indem sie die Ungereimtheit in der Annahme von zwei oder mehreren Göttern nachweisen. Die Reihenfolge der drei ersten scheint von der Absicht bestimmt zu sein, immer den stärkeren Beweis folgen zu lassen und so eine Steigerung der Beweiskraft zu er- zielen. Bei den vier letzten lässt der Grund ihrer Aufeinanderfolge unschwer sich einsehen. Zuerst wird nachgewiesen, dass nicht zwei Götter sein könnten, ohne dass einer oder beide durch Begrenztheit Körper würden; hierauf folgt der Nachweis, dass selbst bei dem Bestehen zweier die Einheit doch immer vorangegangen sein müsste und hierauf 248 Kau fmati n. Die Welt hat einen Schöpfer und dieser kann nur Einer sein; so viel ist durch Beweise lestg-estellt. Was heisst es aber : Gott ist Einer? Wir sagen auch von den mannigfaltigsten Dingen Einheit aus. Ist nun die Einheit des Schöpfers von derselben oder von anderer Art? Um hierauf antworten zu können, müssen die p:inheit und ihre Arten einer genauen Untersuchung unter- worfen werden (c. 8). Man unterscheidet ' uneigentliche oder accidentelle und eigentliche oder substantielle Einheit. Die accidentelle Einheit zerfiült ihrerseits wieder in zwei Arten: die Erwägunj;:, dass die Mehrheit an sich schon die Göttlichkeit aufhebe, da sie diese zur Körperlii-hkeit hinuuterziehe und endlich der Hinweis auf die lTnverträ<,'licbkeit, die gegenseitige Hinderung, die zwischen zweien oder mehreren Göttern nothwendig bestehe. • So nahe es liegt, die Quelle für diese Unterscbeidung im Aristoteles zu suchen, so wenig ist sie in Wahrheit iu demselben zu finden. Zwar scheidet er die Einheit in ein h /.aO'' ajTO und ein ?v v.ixxx r5-j[i.^i^r^7.Qc„ ,abcr das heisst, wie Herr Prof. Zeller brieflich sich ausdrückt, nicht : sie seien eigentliche oder uneigentliche, sondern: wenn wir zwei Dinge Eins nennen, so nennen wir sie so entweder au sich selbst, weil sie zusammen Ein zusanmiengesetztes Ding bilden , oder abgeleiteterweise, weil eins von ihnen dem anderen, oder beide einem Dritten, als Prädikat zukommen'. Vergleichen wir die Aufzählung der uneigentlichen Einheiten bei Baclija und die des Aristoteles, so finden wir auch, dass dieser Einheit au sicli neiMit, was Bachja als accidentelle Einheit bezeichnen niüsste, z. B. ein von einem Bande umscJilossenes Bündel (Metapli. V, 6). Und selbst wenn Aristoteles ^Metaph. X, 1) diese sowie alle vier Arten der Einheit dem Wesen und Begriff der Eins gegenüberstellt, also ausdrücklich jene von diesem zu scheiden scheint, so erkennt man doch bald, wie weit er von der 8nl)stantiellen Einheit Bachjas entfernt ist, wenn er den reinen Be- gritr der Eins allen Maassen zuschreibt. Selbst dem Ibn Sina, der sich in der Bezeichnung der Dinge mit der wahren Einheit strenger erweist als Aristoteles (Schahr. II. II, „'l',)), und Abraham ibn Daud, der selbst die Eins der Zahl nicht wahre Einheit nennen will, war die Untcr- s.liciduug der Einheit, wie sie bei Bachja vorkonnnt, bis auf den Namen unlM-kanut. Sic scheint, neuplatonischen Ursprungs zu sein, da es ja in den Systc'ineu der Neuplatoniker nicht fehlen konnte, alle Einheiten geg.'iiiilHT der Einheit des Urwesens als uneigentliche darzustellen. Einen Beweis dafür kann num darin erldiekon, dass die Araber diese Unter- «clieidung, wie sie es mit neuplatonischen Ideen zu thun pflegen, deju Pythagoras zusehreiben. ,Die Einheit wird eingetheilt in die Einheit dem W.'MMi nach und in die Einheit dem Accidens nach; die Einheit dem Wesen nach nun gehi,,! nur dem Schöpfer des Alls au, von welchem die Die Theologie des ÜiU'lija \hu rakiKla. 249 a. Die ofFonbar accidentcllo Einheit. Es ist diejenige, die wir von Dingen aussagen, die ganz deutlieh und sinnentallig als Vielheit, Zusammensetzung oder Ansammlung sich darstellen. So nennen wir die Gattung Eine trotz ihrer vielen Arten, die Art trotz ihrer vielen Individuen, das Individuum Eines trotz seiner vielen Theile, das Heer trotz der zahlreichen Mannschaft und jedes Maass trotz der Vielheit des dadurch Gemessenen. Wiewohl jeder dieser Theile eine Einheit für sich darstellt, so bildet ihre Gesammtheit doch auch eine Einheit, weil jene in einer Beziehung einander ähnlich sind und darum sich ver- einigen lassen. Eine solche Gesammtheit bildet also eine Einheit, die einerseits eins, andererseits vielfach ist^ die Einheit kann ihr also nicht wesentlich sein, sondern nur als Aceidenz zu- kommen. b. Die nicht offenbar accidentelle Einheit. Es kann nämlich ein Ding äusserlich als Eines erscheinen und nichts von Viel- fachheit oder Zusammensetzung merken lassen und dennoch gar w^ohl der Mehrheit unterliegen. So begründet die in allen Dingen vorhandene Zusammensetzung aus Stoff und Form oder Substanz und Aceidenz eine Mehrheit, die sich in keiner Weise offenbar macht, wiewohl der Gegenstand durch sie der End- lichkeit, dem Entstehen und Vergehen, der Theilung und Zu- sammensetzung, der Trennung und Unterscheidung, dem Wechsel und der Verbindung unterworfen ist. So gibt es also als Eins bezeichnete Dinge, die gar wohl der Mehrheit zuzurechnen sind, da sie der Einheit zuwiderlaufen. Ihre Einheit ist aber, wie die jedes nur irgendwie der Mehrheit und Veränderung unter- worfenen Dinges, eine accidentelle. Auch die substantielle Einheit zerfällt in zwei Unterarten, und zwar sind dies : a. Die ideelle substantielle Einheit. Es ist dies die Zahl- einheit, die Wurzel und der Anfang ^ jeder Zahl. Sie bedeutet Einheiten in der Zahl und dem Gezählten jiusgehen', berichtet Schali- rastaui von Pythagoras (H. II, 90). • Diese Bezeichnung der Eins ist bei den lauteren Brüdern eine stehende. ,Der erhabene Schöpfer, sagen sie, ist vor allem Seienden, wie die Eins die Wurzel und der Anfang der Zahl isf (üieterici, Weltseele S. 6), vrgl. zum Gedanken, wie zu den Worten a. a. O. S. ■l'.i und 141. 950 Kau f 111 an n. ein Erstes, vor dem es kein Anderes gegeben, weshalb auch im Schüjjriingöbericlit (Gen. 1, ö) statt der erste Tag Ein Tag gesagt wird, zum Zeichen dafür, dass es vor diesem keinen anderen gegeben. Alle übrigen ^ Zahlen sind auf der Eins auf- gebaut, die Zahl wird daher auch definirt als eine aus Einsen zusammengesetzte Gesammtbeit. Ideell aber ist diese Einheit, weil sie nur im Gedanken besteht, reale Existenz kommt dem Gezählten allein zu, nicht der Zahl. b. Die reelle substantielle Illinheit. lu ihr ist nichts von ^lehrheit, nichts von AVandelbarkeit und Veränderlichkeit, über- haupt sind die beim Körperlichen geltenden Aussagen auf sie nicht anwendbar. So darf sie nicht dem Entstehen und Ver- gehen unterworfen sein, nicht enden, sich fortrücken oder be- wegen, ihr gleicht nichts Anderes und sie gleicht nichts Anderem und kann mit nichts in Verbindung treten. Sie ist eben die wahre, beständige Einheit, die AVurzel aller Wahi'heit. Ihr kommt nicht Aniaug und Ende zu, weil sie sonst dem Ent- stehen und Vergehen unterläge, sich also veränderte und dadurch nicht Eins bleiben könnte. Denn das sich Verändernde ist vor der Veränderung der Anfang- dessen, was später ein anderes ' Was Bachja ^S. iW j mit di-u Worten nTri' nj; j21 ♦ ♦ ♦ • "':'i' K"ip"' HJIC N"intt>ri "inKn bn zrC JD inKI habe sagen wollen, ist zweifelliaft. Es scheint, als habe er seinen (redankeu, dass die Eins zur Bezeichnung eines Er- sten, vor dem es kein gleiches Früheres gegeben, verwendet werde, an den ,Zahlstnfen' des dekadischen Zahlensystems erweisen wollen, da hier die Zehn-, die Hundert-, die Tauscudzahl als Einheiten aus dem Grunde auftreten, weil vor denselben in der Reihe der Zahlen keine von gleicher Hiihe vorkommt. Nach dieser Auffassung würden die Worte p inKI irKn 7K ZVC" den Sinn haben, dass die Zehnzahl wieder eine Einheit «larsteile, da er tVüher nur die Zahlen bis zehn niiT 1]} pi betrachtet hat, p "iriNI also auf die Zehn selbst sich l>eziehen kann. Docli finden wir dieselben Worte in der Uar.stellung Schahrastanis von der Zahleu- Ichre des Pythagoras, in ganz anderem Sinne: ,dann kehrt sie (die Zahl) zur Hins znrüek und wir sagen ahada aschara (elf, nn-decim)- (Schahr. 11. II, KM'. Nach dieser Stelle würden die Worte jD IHKI auf die Elf «ich bezieiien müssen. Die Worte cmsri p ^S-IIÖ b'?D pJOn "113 rVT\ ^2'V^ Hind eine Anführung der Euklidschen Definition von der Zahl (Elemente VI!. ErM -J) : .Eine Z;ilil ist eine aus lOinliciten bestehende Menge'. ' nnnK irVllS nSnrnn Cmp Kin "2 (S. t;:,). Dor Wortlaut des Pariser und de« O.xforiler Originals bietet an dieser Stelle manche Verschieden- heiten. Das unsenni 'J'exte gewöhnlich entsprechende Oxforder Ori- jrinnl hat dl.- Stell., von rt^ir\n njDiTi' na b^^ an foljrendermassen: Die Theologio .les Kaclija ihn l'alvUfia. 251 iicili wird, es bleibt also nicht eines und dasselbe und enthält so eine Mehrheit. Darum kann aber auch von Aehnlichkeit bei J..i.f_jJI Ux^^ omsDj xbinsn -ISD3 tckd: =^) fJLi kX£. yX^x}\ (^w^;J|^ j.aAäJL j.aXäJ| xilÄi ^^JS iLft.oj L_ä,o«j ^vLsx^JI J.:=*IJf ^ J^-üil ^^«.^s^ 'iX^i ^y^ äJI^Va^Ü'!^ ^ÄaäÜ J^2».|«.J|. Hier fehlen also die schwierigen Worte: HTT' 3'X ■'isnn bis inbl6 nbnrnn amp Kirr'DnnXÖ-inr- Die Pariser Handschrift hat sie, wir lassen die Stelle mit ihnen beginnen: Jk.2>.f. ,yxi >.!^S\ ('^ -.gf Iwjsv.aJI. wj^jjf xaVj.J tXÄi ».AA^ &J ^b^ ^f v^JtX5^ sJ^Xa.'! aJ i\Ä.|«.J (J*aaJ (jÖyAJtvO J^. U^r-^ ^ XAvCiM.jl ^ Ä,AXi».Jf (^^1 ^ÄX/O i^jf ijövÄ i3^' »^^'J"' li 5tXÄ>-«..M oa«.a.'« ^ÄaÜo 5iXÄ.«Jf JiÜAÄÄ. iU)ylj ^ÄJtXi J.> ^£. JJyACM -ÄJ 5cV:s.^JI waJCcJI Xj'fj..' Hier fehlen die Worte: ^3 imSDi s"? SH 1£D: -lt'X2V 2-im ■'13-in nD''aN J^DPl DS, die die Oxforder Handschrift, wie wir sehen, enthält. Bachjas Bemerkung, dass die Eins der Einheit kein Accidens sei und daher wohl von ihr ausgesagt werden könne, wäre man versucht, für eine Polemik gegen Ibn Sina zu halten, und dennoch scheint sie es nicht zu sein. Allerdings ist es Ibn Sina, von dem die Behauptung herrührt, die Einheit sei ein Accidens, vrgl. Munk (Guide I, ö7. S. 233, 2). Maimonides stellt sich in dieser Streitfrage auf die Seite des Ibn Sina (a. a. O.), während Levi ben Gerson (Milchamoth V, 3, 12. S. 281) sich dem Averröes an- schliesst und die Behauptung Ibn Sinas mit vielen, auch dem Aristoteles (Met. III, 3) entlehnten Gründen widerlegt, vrgl. Joel, Lewi ben Gerson, S. 70, A. 2. Diese Behauptung liat also, wie man sieht, in der jüdischen Religionsphilosophie ihre Geschichte. Und doch ist sie es kaum, was Bachja bei seiner Widerlegung im Auge liat. Man darf hierbei ein Doppeltes nicht übersehen. Einmal spricht hier Bachja gar nicht von der Einheit als einem Accidens, er braucht für seine Bemerkung die Behauptung Ibn Sinas gar nicht zu kennen, er erklärt ausdrücklich, nur OgO Kaufmann. dieser Einheit nicht die Rede sein, da ihr strenger Begriff jede Ziisanimensetzung und Mehrheit ausschliesst, die Aehulichkeit aber als ein Accidens sie vermehrfachen würde. Wir können mit Einem Worte von dieser Einheit keine Eigenschaft aussagen, da diese neben seinem Wesen bestehend in dasselbe Mehrheit ])rächte. Man darf aber nicht so weit gehen und sagen, man könne dcmnacli nicht einmal von dieser Einheit aussagen, dass sie Eins sei, weil auch diess eine Eigenschaft, ein Accidens ihres Wesens wäre, denn mit der Aussage ihres Einsseins haben wir nur ihr Wesen umschrieben und Mehrheit oder Vielfachlieit da- von ferngehalten, worauf unsere Aussage über sie sich beschränkt. Wie in dem bekannten Beweise für das Dasein Gottes (vgl. Maimonides a. a. O. II, 1) aus dem Vorhandensein der mit möglicher Existenz ausgestatteten, vergänglichen Dinge auf ein Wesen von nothwendiger Existenz geschlossen wird, so hat Bachja aus dur in der Welt vorhandenen Mehrheit die reale Existenz einer substantiellen Einheit postulirt. Sie muss exi- stireu, weil es ohne sie eine Mehrheit gar nicht geben könnte. Von Gott wissen wir bereits, dass er Einer ist, es gilt nur noch den Nachweis, dass es diese Art der Einheit ist, die ihm zukommt oder richtiger, dass beide, Gott und diese Einheit zusammunfallen. Bachja füiirt diesen Nachweis auf zweierlei Art. Wodurch entsteht ein Zusammengesetztes? Durch ge- trennte Theile, durch Mehrheit. Wodurch besteht ein Zusammen- gesetztes? Durch zusammenhängende Theile, durch Einheit. Trennung und Zusammenhang, Mehrheit und Einheit sind die zwfi Principien, durch diu jede Zusammensetzung zu Stande kommt. Die Welt erweist sich in allem ihren Theilen als Zu- samnMuisetzung, ihre Piiiicipiim müssen daher Einheit und v..n ilcr Eins der siibstiiiitiellfn Einheit zu spreclien röKH nnK2 nnnsnr rripO, «lie mau nidit in übertriebener Auffassung von dem strengen Be- trriHe der Einheit für ein Accidens halten dürfe und darum getrost aus- .Hag.Mi könne. Ferner ist aber hier aueii gar nicht der Ort, wo die Be- «proeliung der Lehre Ibn .Sinas über die Einlieit ihren Platz zu finden liätl.-. da hier von «..tt noch gar nicht die Rede imd die substantielle Einheit uns noch ein Ding neben ihm ist. Vielmehr wäre, wenn Bachja v..n Einheit dem Wesen nach und in dii' Einheit dem Accidens nacli; die Einheit dem Wesen nach nun gehört nur dem Schöpfer des Alls an, von welchem die Ein- heit, n in ,|.r /.ilij und ,l.iii Gezählten ausgehen' (Schahr. H. II, Oil). AiK'li nai'li Machja gelil iVw Einheit der Dinge von Gott aus. ■' Wenn wir aurli lange vor Machja bei Juden und Arabern Aevisserungen über Gottes Einheit antrctlen, die diese in möglichster Reinheit zu fassen «ich benitihon, so reichen sie doch bei weitem nicht an das heran , was Hachj.'i von dieser Einheit fordert. So sagt z. B. schon David ben MfTvv.iMal-MoUainnn-/,: p^J2 KinU' nnS2 sS IHK K^H H DpH "-2 an!21X 13K1 SiK n-i^Tz -\rn3 vh^ p;.^z ihkd s'?i \üp pö2 ina Kinc nns3 ab', h^ii mza:: -inx Kim lon xbi ^h'n arc no psr ■n:)'3:n na^c^sn i-nn sin Die Tlieoloffio des Baclija ibn Paknda. 25o g'elten daher auch von ihm, alles, was von ihr t'crni^-elialten werden ninsste, ist auch von ihm fernzuhal((Mi, .jede Aussage, die als auf sie unanwendbar befunden wurde, darf auch auf ihn nicht angewendet werden. Alle Ding-e in der Welt sind in einer Beziehung eins, in einer anderen vielfach, (Jott allein ist in allen Beziehungen Einer, er ist die Einheit schlechthin. ' Die von jeder Art der Vielheit freie Einheit ist für Bachja Gott. Tn der Frage nach dem Wesen Gottes können wir aus dieser Begriffsbestimmung nicht erfahren, was Gott ist, sondern allein, was Gott nicht ist. '^ Sie schneidet uns auch von vorn- herein den Weg ab, zu positiv hautenden Bestimmungen über Gottes Wesen zu gelangen. Denn, mitten in diese Welt hinein- gestellt, können wir nur mit den aus ihr entnommenen Be- griffen und Vorstellungen ein Ding uns begreiflich machen, die Einheit Gottes hat abei- nichts, was dem Geschaffenen ähnlich wäre, nur nach den Kategorieen des Seins können wir Etwas bestimmen, diese haben aber auf jene Einheit keine Anwendung. Bachja ist in der jüdischen Religionsphilosophie der Erste, der das Wesen Gottes in dieser Weise auffasst, es mit der Einheit zusammenfallen lässt. Nicht von seinen jüdi- (Orient 1847, Lb. (3-20) )b HSinr ''Dt» pNV Aelinlicli lauten die Aeiisserungen Josef al-Basirs, vrgl. Frankl a. a. O. S. 25. ,Icli glaube, dass Gott Einer sei nicht im Sinne der Zahl, sondern in dem Sinne, dass er keine Gefährten habe', heisst es bereits in einem aus dem zweiten Jahrhundert H. stam- menden arabischen Katechismus (Kremer a. a. 0. S. 40). So rein aucli diese und besonders des Mokammez Aeusserung-en klingen, die Einheit, wie sie Bachja fasst, ist doch eine abstractere, ja eine ganz andere. 1 So sehr auch die Bezeicliuungen der Einheiten bei Biotin der Sache nach dasselbe wie die Bachjas besagen, das £V icp'iauiou dem ""ÖiTn "IHK, das xb [lET'änou £v dem ^^pf:lr^ inX entspricht (s. Zeller a. a. O. ITI^, 2, 426, 3), so sind die gleiclien Termini dennoch nicht bei ihm anzutreft'en. Nur für MÜKn "IHK hat auch er den Ausdruck xo i),v]Ow; h, eine Bezeich- nung, die in der sog. Theologie des Aristoteles für Gott als stehender Ausdruck gebraucht worden zu sein scheint. täJ-\ cXä-I»-.'' ''«i^st Gott in der arabischen Uebersetzung dieses Buclies und ebenso bei Bachja, vrgl. Munk, Melanges S. 248, Anm. 3 und S. 2.54, Anm. 2. 5 Diese aus dem neuplatonisclien Begriffe von Gottes Einheit nothwendig hervorgehende Folgerung haben Biotin sowohl, wie Froklus ganz aus- drücklich gezogen, vrgl. Zeller a. a O. 436, 1 und 715, 3. 25G Kautraaun. seilen Vorgängern, ' nicht von den arabischen Peripatetikern, - ans dem neuplatonischen -^ Ideenkreise allein kann er diesen Gedanken entlehnt haben. Mit diesem Gedanken war das Wesen Gottes in jene überschweng-liche Höhe mystischer Unerreich- barkeit hinautgerückt, zu der die ahnende Seele sehnsuchtsvoll eniporscliaut, mit den Kräften ihres Denkvermögens aber nicht emporzudringen vermag. Nach der im Kalam gebräuchlichen Darstellung der Lehre von Gott hätte Bachja auf den Nachweis der Einheit die Be- ' Sowohl die Ansfiilirnngen des Saadias (Em. II, 2, 3), wie die Aeusaerungen des Mokanimcz über die Einheit Gottes gehen von der bekannten niu'ta- zilitischeu Fiirdeiung aus, Gottes Wesen von jeder Vermehrfachung frei- zuhalten, von einer Identification Gottes und der Einheit kann bei ihnen keine Rede sein. Die Worte des Mokammez (Lb. 47, 043): Kintt'"'s'r wollen bloss Einheit des Wesens von Gott aussagen, nicht ihn die wahre Einheit nennen. 2 Sowohl die Aeusserungen Alfarabis (Schmölders, Documenta S. 4G) als die Ihn Sinas über diesen Gegenstand beweisen, dass sie nur aus der Annahme des Nothwendig-Existirenden, eines Begriffes, den Baehja gar nicht kennt, die Einheit Gottes ableiteten. Für Ihn Sina geht dies be- sonders aus der Stelle hervor, wo er über die Einheit des Nothwendig- Existirenden am ausführlichsten sich ausspricht: ,E9 ist . . vollkommen in seiner Einzigkeit, Eines von Seiten des Vollkommenseins seiner Existenz, Eines in der Beziehung, dass seine Begriffsbestimmung ihm zu- konnnt, Eines in der Bezieliung, dass es nicht getheilt wird durch das Wieviel und durch die Bestandtheile, welche es constituircn, auch nicht dun-h Theile der Begrift'sbestinnnung, Eines in der Bezielumg, dass jedem Dinge eine Einheit und dadurch Volikoninienlieit seiner wesenhaften Wahrheit zukommt, und Eines in der liezieliung, dass seine Kangstufe seitens der Existenz, nämlicli die Nothwendigkeit der Existenz, nur ihm .■illein zukommt' (Schahr. H. II, 253). ' IMutiiis Aensseningen über die absolute Einheit Gottes (to ::avTto? s'v = n-JS baO -IHK K-n=n l)ei Bachja c. 0, Ende) haben mit denen Baehjas so viel Uebereinstinnneudes, dass an dem neuplatonischen Ursprung der Leiirr vi.ii der Einheit G«>ttes bei Bachja nicht gezweifelt werden kann. Mng auch Plotin selbst niemals ins Arabische übersetzt worden sein (Mnnk Melnnges 2ti); Renan, Averroes et TAverroisme S. 71, 1), so ist dnch dir Hekiinntschaft der Araber mit dem neuplatunisehen Schriftthnm eine NM w.,hi bezeugte Thatsache (Scliahr. II. II, 192— 197; 429, Munk a. a. O. Sclnnidders Essai S. 98, Steinsehneider, Al-Farabi S. 115, 50), dass die Ab- hiintjigkrit l'.achjas von den Neuplatonikern niclits Auffälliges h;ibcn kann. Die Theologie des Bachja ibn Pakuda. 257 weise für die Unlcörperliclikeit Gottes müssen folgen lassen. Und doch suchen wir eine Behandlung gerade dieses Punktes bei ihm vergebens. Warum er sie zu geben unterlassen hat, kann keinen Augenblick zweifelhaft sein; sie wäre nach seiner Auseinandersetzung über die göttliche Einheit nur überflüssig gewesen. Gott ist die Einheit, in der es nicht einmal eine Aehnlichkeit mit dem Geschaifenen geben kann, weil diese Zu- sammensetzung, Vermehrfachung in sein Wesen hineinbringen würde. Von diesem Wesen noch nachweisen, dass es kein Körper sein könne, hiesse die hohe und reine Auffassung von der Einheit nur beeinträchtigen. Mit der Einheit ist bei Bachja auch die Unkörperlichkeit Gottes bewiesen. Weit entfernt, auch nur die Möglichkeit für die Annahme einer Körperlichkeit Gottes übrig zu lassen, birgt dieser über- schwengliche Begriff der Einheit die Gefahr, das Wesen Gottes dem Bewusstsein des Menschen zu entrücken und durch Un- begreiflichkeit zu verflüchtigen. Wir wissen Gott und sollen doch nichts über ihn wissen können, wir bekennen ihn und sollen ihn niciit erkennen dürfen, wir fühlen uns gedrungen, die Fülle seiner Vollkommenheit in Bestimmungen auseinander- zulegen und so uns fassbar zu machen und mit jeder unserer Aussagen sollen wir seine Einheit verletzen, sein Wesen in die Endlichkeit herunterziehen. Nur durch Bestimmungen be- greifen wir ein Ding, das Bestimmungslose ist uns unbegreiflich ; sollen wir ein Bewusstsein von Gott haben, dann müssen wnr etwas von ihm aussagen können. Raubt uns aber nicht der strenge Begriff von der Einheit jede Möglichkeit, zu Aussagen über Gott zu gelangen? Diese Frage muss beantwortet werden und hiermit ist Bachja bei jenem Gegenstande angelangt, der die Schulen des Islam sowohl wie die jüdischen Religions- philosophen so lebhaft beschäftigte, der Lehre von den göttlichen Eigenschaften. Bachjas Lehre von den göttlichen Eigenschaften. Auf welchem Wege gelangt die Vernunft zur Erkcumtniss von dem Dasein Gottes? Durch die Betrachtung der Welt, durch den Rückschluss von dem Geschaffenen auf einen Sitzuugsber. d. pMl.-hist. Cl. LXXVII. Bd. I. Hft. 17 O^K Kaufmann. Schr.pfer. Auf demselben Wege gelani;-t aber auch der Mensch zu Aussag-en über Gottes Eigenschaften, denn aus der Art des Gewirkten schliesst er auf die Art des Wirkenden und nach den verschiedenen Gesichtspunkten, unter denen die Welt sich ihm (birstellt, glaubt er, verschiedene Seiten im Wesen des Schöpfers bezeichnen zu können. Mannigfach, ' wie die Schöpfun- o-en Gottes und seine an diesen hervortretenden Wirkungen und Wohlthaten, sind nach Bachja (c. 10) die von den Menschen Gott beigelegten Eigenschaften. Und doch kann die Fülle sowohl der auf diesem Wege durch die Vernunft gefun- denen, als auch der in der Schrift vorkommenden göttlichen Eigenschaften in zwei Gruppen zusammengefasst werden, in die 1. Wesens- und 2. Thätigkeitsattribute. Wesensattribute sind diejenigen, die nicht aus dem Ver- hältniss Gottes zu seinen Geschöpfen abgeleitet ihm vor und nach diesen an uml für sich ziikommen. Nur drei solcher können wir Gott beilegen, es sind diess: Seiend, Einer, Ewig, Ihnen ist vornehmlich die Bedeutung zuzuschreiben, dass sie den Gottesbegriff dem Bewusstsein der Menschen vermitteln und naliebringen. Sie sind allesammt auf speculativem Wege gefunden imd aus sicheren Beweisen abgeleitet. Die Betrach- tung alles Geschaffenen hat uns zur Annahme eines Schöpfers gonölhigt, den wir seiend uns denken müssen, denn von dem Kichtscienden kann keine Wirkung ausgehen. Die Schöpfung hat uns zui' .\nnahme einer letzten Ursache hingeleitet, vor der t's keine frühere geben kann, so mussten wir denn Gott ewig nenncMi. Ebenso haben entscheidende Beweise uns ge- li'lirt. dass Gott Einer, ja dass er die von jeder Ai-t der Viel- litil firic lOiniicit ist. ' Mit (liosoni r!c{l;iiik('ii üaclijas vorpflciclit sich auffällig oim^ Acussoninn-, ilii' Villi diu Aral)rni dem l'ytliagoras zugeschrieben wurde: ,Es erluiiiif ihn (den Sidniiifcr) jede der Welten mir nach Maassgabe der Wirkungen, wi'Iche in ihr zur Krscluinung koninicn, so dass sie ihm Att.riliutc bei- lege und ihn Iiesehnilie ua'h diesem Maasse, welches ihr von seinem Wirken eigeriMiiimlieh ist, dass also den Existenzen in der geistigen Welt eigenthihnliehe geistige Einwirkungen eigen seien und sie ilm: in FoIm-c (lieser Einwirkungen Attribute beilegen: es besehreibe ihn (den .Seliiipt'er) also Jeder naeli seinem -(i-igeneu) Wesen und halte ihn iieiiig nacli den Eigenthiimliehkeiten seiner Cpigenen) Eigensehaften' (Scbalir. H. II, 98, 99). H.iehjas Wniir g.winniii .Imcii diesi' Stelle an Klarheit. Die Theologie des Bachja ibii Pakuda. 259 Widerspricht aber iiiclit die Annahme diesen* Wesenseigen- scliaften ' der göttlichen Einheit? Bring-t nicht die Mehrheit dieser Attribute eine Verniehrfachung 2 Jn Gottes Wesen hinein, das dadurch allen Accidenzen der Körperlichkeit unterworfen wird? Keineswegs. Einmal drücken diese Eigenschaften nichts Positives aus, dessen innere Unterscheidung Verschiedenheit und Zusammensetzung" im göttlichen Wesen begründete, sie enthalten eigentlich nur Negationen, da sie das Gegentheil des durch sie Bezeichneten allein von Gott verneinen wollen; eine Mehrheit negativer ■' Bestimmungen bringt aber niemals eijie ' Die Definitiiin Baclijas von den Wesensattributen erweckt den Scliein, als glaube er mit ihnen etwas über das Wesen Gottes in seinem Anund- fürsiehsein und seiner Trennung- von der Welt ausgesagt zu haben. Dass aber Bachja dies nicht geglaubt habe, geht aus seiner eigenen späteren Darstellung sowohl wie aus der Sache selbst hervor. Wie sollten auch diese Eigenschaften über das Wesen Gottes, abgesehen von seinem Verhäitaiss zur Welt etwas aussagen können, da sie doch nur auf dem Wege der Betrachtung der Welt gefunden wurden ? Sie bedeuten aber in ihrer Gegenüberstellung zu den Thätigkeitsattributen in Wahrheit nur das, was in der christlichen Dogmatik die quiescentia gegenüber den operativa bedeuten (vrgl. Bretscbueider, Handbuch der Dogmatik I, 478), solche Attribute nämlich, in denen kein Begriff der Thätigkeit liegt, die also Gott unabhängig von den seine Einwirkung erfaln-enden Geschöpfen darstellen. Von dieser Seite vornehmlich liat sie Bachja denn auch in der That in seiner Begriffsbestimmung aufgefasst. '- Wenn Bachja hier als die aus der Annalime mehrerer Eigenschaften hervorgehenden Folgen für das Wesen Gottes nur S]17m VJiT angibt, so muss man bedenken, dass diese beiden nur die Aufangsworte der kurz vorher angeführten Accidenzenreihe sind, die aus der Melirlieit sicli er- gibt und die man hier zur Vervollständigung des Gedankens sich einfach ergänzen muss. 3 (Em. ram. .5:^) nb'^bt'D l-in nann*' Vh"] sagt in gleichem Sinne bündig und bestimmt Abraham ibn Daud. Wenn Baclija hier von jenen Bestim- mungen, die er zuerst zu beweisen sich gemüht hat, beliaui)tet, wir dürften nur im negativen Sinne sie aussagen, so ist das kein Widerspruch. So z. B. wenn er oben (c. .5, 6) das Dasein Gottes bewiesen hat und hier angibt, dass wir Gott nur in dem Sinne Seiend nennen dürfen, dass wir das Nichtsein von ihm leugnen. Ebenso entwickelt Albo (Ikkarim IT, I) dass es eigentlich nicht angebe, von Gott, über dessen Wesen wir nichts wissen können, Dasein auszusagen. Doch meint er, dass wir es niclit in Hinsicht auf sein Wesen, sondern nur insofern als alle Dinge von ihm herkommen, ihm beilegen. Also ist das Attribut: Seiend ein 17* '2C>0 Kaufmii II n. Mrlirfiichlioit in dem Geg-enstande dieser Aussagen hervor. Fer- ner aber, und das ist das Wichtigste, sind diese Eigenschaften nicht einmal real unterschieden. Soll nämlich die göttliche Einheit inmitten einer Vielheit von Eigenschaften aufrecht erhalten werden, dann müssen diese die Forderung erfüllen, dass der cäusseren Verschiedenheit ihrer Aussagen keine Ver- schiedenheit des Inhalts im Wesen Gottes entspreche, dass mit anderen Worten Gott z. B. durch seine Einheit da sei und diireii seine Ewigkeit Einer sei. Diese Forderung erfüllen sie aber in der That. So ist zugleich mit der Eigenschaft der wahren Einheit Sein und Ewigkeit mitgesetzt. ' Denn dem Nichtseienden können neoratives, das nur leuj^neii will, dass Gott nicht ist. Die Thatsache des göttlichen Daseins liegt also darin ausgesprochen, nur dürfen wir nicht glauben, dass wir von Gottes Wesen damit etwas wissen. Mit anderen Worten könnte man sagen: Die Wesensbestimmungen sind PrätUcate, nicht Attril)ute Gottes. ' Die Unverträglichkeit einer strengen Auffassung der göttlichen Einheit mit der nothwendigen Annahme einer Vielheit göttlicher Eigenscliaften liat in der Geschichte dm- Attributenlehre zu manchen ^'ergewaltigungen des gesunden Menschenverstandes fiiliren müssen. Die innere Verschieden- lieit der Eigenschaften wurde aufgehoben, jede Bestimmung musste wohl oder ül)i'l dasselbe wie alle anderen bedeuten und das, was für unsere Vernunft unvereinbar verschieden ist, sollte in Gott identisch sein. Daher kam Augustinus zu dem Ausspruch : eadem magnitudo ejus est quae sapientia ... et eadem bonitas, quae sapientia et magnitudo, et eadem veribis, ipiae illa oiiinia: et non est ibi aliud beatum esse, et aliud magnum aut sapimteni, aut verum, aut bonum esse, aut omnino ipsum esse (de Trinitatc VI, 7), in Bezug auf welchen Sti-auss (a. a. 0. I. hil) mit Recht bemerkt: , Unter einer Gerechtigkeit, die dasselbe mit der Macht, oder einer Weisheit, die dasselbe mit der Ewigkeit sein soll, sind wir nicht mehr im Stande uns etwas zu denken'. Und al-Aschari stellt an die Leugner der Attribute, d. h. an diejenigen die diese als Vielheit nicht anerkennen wollten, denn das Vorhandensein der Eigenschaften konnte ja füglich Keiner licstreiten, die Forderung, ihm zuzugeben, dass nach ihrer Ansiciit Gntt .durch sein -Vllmächtigsein wisse und durch sein All- wissendsein mächtig sei' (Schah r. H. I, OH). Der scharfblickende Mann hatte hiermit in der That den winiden Fleck der mu'tazilitischen Attri- bntonlehre getrolfen. Die jüdischen Denker haben zu solchen Gewalt- thätigkfiten dir an sich selbst verzweifelnden Vernunft sicii nicht verstehen können, nml dnnh scliarfe Sclieidnng der Attribute in verschiedene Arten ist es ihnen geliingcn, die Identilicitiun derselben nur auf die Wesens- attribiile zu besi-liränken, bei denen diese Maassregel geringere Schwierig- Die Theologie des Baclija ibii Takuda. 2G1 weder Einheit noch Vielheit, als Bestimmungen des "Wirk- lichen, beigelegt werden. Ebenso liegt in dem Begrili"(; der wahren Einheit die Ewigkeit, da Anlang, Endlichkeit oder Veränderlichkeit die Einheit dui-ch Vermehrfachung auf- höben. Ebenso ist aber auch Einheit uiul Ewigkeit in dem Begriffe des beständig Seienden enthalten. Es niuss keit bietet, da sie als ,analyti.sclie Bczeichnung-en des göttlicliea Wesens, welche im Grunde identisch sind' (Bruch, die Lehre von den göttlichen Eigenschaften S. 97 >, ihre Identität ohne Zwang erweisen lassen. Saadias hat in der jüdischen Relig-ionspliilosophie zuerst diese Aufgabe gelöst und der Grundg-edanke Baeltjas in dieser Auseiu;indersetzuug über die sub- stantiellen Attribute ist ihm entlehnt. Bachja sucht die sclieiubare Viel- heit oder Dreiheit derselben dadurch zu beseitigen, dass er sie als Eines nachweist, das mit Eineui Nameu zu nennen darum nicht genügt, weil uns durch diesen nicht alle drei Seiten desselben auf einmal vorstellig würden (S. 72). So sind auch bei Saadias (Em. II, c. 4; S. 44) die Attribute: Lebend, Mächtig, Weise nur Auseinauderlegungen der einen Aussage: Schöpfer, die imsercr Erkenntnis« in jedem Augenblick als Einheit gegenwärtig sind: 'b^ DlS'flS im^b IJ^S'^r' ÜMi::f2 Ci'TiV nr'^TH n'?K1 nriK nS''2S2 nriTna- Auch Baclija sagt von ihnen: S^m üniN SbOü' 103. Diese Attribute sind also nicht vielfach in Gott, sondern allein in unserer Ausdrucksweise, daher sagt Saadias: ritlH D'ZZ i:?"'Jnb IJ'niJliy'?'? pnj K*? mb^sn 'cbW2- Genau dasselbe sagt Baclija: Ti' Klim nn,"2::; Sl-a;,-! "l-im nnx rhf2^ ^Tiv rcnia nsoan nTba nn njiip n::^ pn mna a^r i::» •i:rK Vbv rnini:'- Ein Muster für Bachjas Identiücatimi der Attribute liefert Saadias auch im Einzelnen, wenn er sagt: SlS'' vh) b^^' DK "D^TWr sb 'D (ib.) n^H' "T'« nrr'ir nmp v^^v: ■'»a aba fpin^in •'icyn r\^r\^ üb^ ^^ na "'S, wo also die Identität des Attributes .Schöpfer mit allen Dreien und die Art, wie es diese enthält, nachgewiesen ist. Während aber bei Saadias die Attribute die Theile sind, in die wir die Inhaltsfülle des Begriffes Schöpfer auseinanderlegen, ohne dass jeder Theil auf alle ülnigen schliessen Hesse, stehen die Attribute Bachjas in so uidöslicher Ver- bindung, dass jedes die übrigen logisch aus sich hervorgehen lässt. Saadias hat nur Eine Bestimmung von Gott, die er in ihre Begriffe zerfällt, Baclija drei Bi^stimnmngen, von denen aber jede; die übrigen voraussetzt. Baclija hat die Methode und die Grundzüge für diese Dar- legung dem Saadias entlehnt, die Sache selbst aber bedeutend weiter entwickelt und vertieft. Denn die Wesensattribute bei Saadias, wiewohl sie mit dem Wesen als diircliaus Eins sich erweisen, lassen ihre Identität unter sich durchaus nicht so leicht erkennen, während ihre Identität bei Baclija, weil es eben bei ihm eigentliche Wesensattribute und niclit zum Theil Thätigkeitsattribute wie bei Saadias sind, streng logisch sicli er- weisen Hess, 2(;2 Kaufmann ewig sein, weil jeder Uebergang- von Sein zu Nichtsein oder zu linderem Sein der Beständigkeit zuwiderliefe, im Begriffe des Beständigen die Anfangs- und Endlosigkeit liegt, es muss aber auch Eines sein, weil es als Beständig(!S immer da ge- wesen sein muss, das Viele aber an der Eins ein Vorangehendes hat, also begrifflich später kommt und somit einen Anfang hat. So schliesst aber auch endlieh das Ewige den Begriff des Einen und des Seienden ein. Das Ewige ist Eines, weil es nur unter dieser Bedingung ewig sein kann, indem das Viele an der Eins seinen Anfang hat und ist zugleich seiend, weil ja das NichtSeiende weder ewig noch geschaffen sein kann. So rufen also diese Eigenschaften weder Getrenntheit i im Wesen Gottes hervor, noch bringen sie Accidenzen oder Vermehrfach ung in dasselbe, sie sind eben negative Bestim- mungen, die noch dazu ein und dasselbe besagen. Allerdings unifasst jede dieser Bestimmungen den ganzen Begriff, da er logisch ganz aus jeder von den dreien sich ableiten lässt und demmeh konnte nicht eine allein zur Bezeichnung ausreichen. Denn nur logisch lässt aus Einer der ganze Begriff' sich ent- wickeln, keineswegs hat aber Eine dieser Bestimmungen allein sulche Kratt des Ausdrucks und so sicheres Bezeichnungsver- miigtMi, dass die drei Seiten des vollen Begriff's sofort dadurch uns \ur (li(! Seele geführt würden. So musste denn das, was u ii' als »dne Einheit erkennen, um ganz und voll es auszudrücken, in der Sjtrache in drei Bezeichnungen auseinandergelegt werden. Ni'lii «'iiK' im göttlichen Wesen wirklich voi-handene Vielheit - ' \N';i-' liiiT ""U" lirdcutot, crtalircii wir aus Saaflias, der es so defiuirt (S. 4ö): m "711 ni Tn'w" 7 "l ''IJtt', also imicre Verseliit'dcnlieit der Aussag-eu und ilircs Iiilinits in CJntt. Auch (m- bpstreitpt, dass diese Attril)nte iu Gott r'JPw'm 'Uw (■r/.i'u<>'c'n, da diese nur hei Substanzen und Accidenzen, iiii-lit aliiT liei ihrem Seln'ipfer vnrkuninien können. Was R.ielija I^JJ^Z ''121 n.'iint. hi'issf in-i Saadiaa mit dem Schnlansdruek derlMutazila 1I2^J?D TSDin - • Ks konnte anriailij,-- erscheinen, dass bei der Annahme ausschliesslich ne^rativer Attribut.-, wie Rachja sie lehrt, noch der Versuch s'P"i'iflit wird, die Vii-ilieit der scheinliar positiven zu l)eseiligen. Man darf aber nicht vcrpesHcn. dass nicht allein sdieinbar, sondern wirklieh allen nega- tiven Altril)nt.ii i-in positives zu Grunde liegt, da eine leere Negation Die Theologie des Biicbja ilm Pakmla. 2< )'5 hat also die Vielheit von Rezeichimiigeii zur Folge, vieliiithr ist es die Schwäche der menschlichen Spruche, die das durchaus einheitliche Wesen Gottes mit den klar daraus her- vorgehenden Bestimmungen in einem einzigen Ausdruck zu umfassen und anschaulich zu machen nicht im Stande war. Hält man den Grundsatz von der Unvergleichbarkeit ' Gottes unausgesetzt fest, so wird man auch die Bezeichnungen göttlicher Eigenschaften richtig beurtheilen. Man wird dann erkennen, dass den Attributen nur negative Bedeutung zuzu- schreiben ist, dass sie gewöhnlich nur das besagen wollen, dass das Gegeutheil des durch sie Ausgedrückten von Gott fernzuhalten sei. So sagt denn auch Aristoteles: - Die negativen Attribute Gottes sind wahrer als die positiven. Denn jedes eben gar nichts aussagt (vrgl. Brucli a. a. O. S. 5(4; Bretschneider a. a. O. S. 478). Es bedarf also selbst bei negativen Attributen des Nach- weises, dass die dui-ch sie mitgesetzten Positionen keine Vielheit in Gott erzeugen, wie denn auch Abraham ibn Daud die Vielheit der negativen ^Vttribute aus einem Schielen unseres Verstandes erklärt, dem die reine Einheit in eine Vielheit auseinandergeht, wie der Schielende ein Ding- doppelt sieht (Em. Rani. S. ü3, Weils Uebers. S. ß7). 1 Auch Saadias führt als fünftes Wesensattribut : die Unvergleichlichkeit Gottes an, das mehr ein Attribut der Attribute als Gottes selbst ist, in- dem es diesen den Charakter der Negation leilit und sie über die Sphäre des gewöhnlich diu'cli sie bezeichneten Eudliclien hei'ausliebeu will. ^ Der arabische Text lautet: j^Jl*J ^^Lit cyLi^S jj.X v^Jf«.*w^JI cyLÄ-^4,ii ij.X) ji'nnUt über das .Stillschweigen Bachjas gerade in diesem Punkt. ■ si und Preis sehr liäiifig seinem Namen (DC) erwiesen wird, rührt von Saadias her, der sie am Schlüsse des zweiten Abschnitts (Eni. S. ü7j mit anderer Begründung- als Bachja an- führt. Sogar der Ausdi'iick für diese Bemerkung ist bei beiden fast derselbe. Bachja sagt (S. 76): bü Vm'^nm VilDB' 21-| DH"^ XIHU' HH ISDn 1DK1'!2 K-nan dtr und Saadias: nbnnmnnrnjiaDnsDnöm^aipDnxjciar -itt'xnn r"nSD bü Cm'Ü sin ix V'?« onVÖ ISrX. Nacli Saadias hat diess einen spracli- liciien Grund ]'^■^br^ nt'rOÜ p t3J KIHiT, nach Baclija den ])hilosophischen, dass der Name allein es ist, was wir von Gott kennzeichnen können. Wenn nun Bachja aber behauptet TT' ^1^2'3 Ü'J'J DÖllbl Snj"? m b'2) (S. 77), so nimmt er unbewusst Saadias Resultat, ohne seine Prämisse angenommen zu haben, denn bei Saadias hat diese Thatsache nach der Eigenthüin- lichkeit der Sprache wirklich den Zweck TlKribl "^'UnT*, was nach dem philosophischen Grunde Bachjas kaum der Fall sein dürfte, zumal diese Thatsache nach seiner Darlegung sicli als nothwendig darstellt. 2 Neu ist bei Bachja die Erklärung, warum Gott im Vereine mit Natur- wundern und geschichtlichen Persönlichkeiten genannt zu werden jiflegt. Es galt, Gott in Verbindung mit dem zu bezeichnen, wodurch uns ganz besonders seine Existenz klar ist, und dazu sind eben vornehmlich jene beiden geeignet. Diese ganze Stelle hat bei den Uebersetzern eine Reihe von Missverständnissen zu erleiden gehabt. Baumgarten, der die Worte nt2 n?J^m ,Das hat den Grund' mit dem Satze : , womit er herausgehoben haben will' übersetzt (S. 32) und n^ST}) gelesen zu haben scheint, hat die Worte iniD^T' 13120 irX unübersetzt gelassen. Die Worte : rilO imK''l'ö1 irmSK ni:ö nzin irb« gibt er mit: , Seine Existenz ist uns bekannt von unseren Eltern aus' wieder (S. ib). Was bedeutet dann aber der darauf folgende Begründungssatz: Und das darum, weil er uns von dieser Seite bekannt ist? Das hiesse dann : Gott ist uns bekannt, weil ei' uns bekannt ist. Weiter übersetzt Baumgarten die Worte 1)2V2 Dr\'ba J?mri' nU?SX1 D^^Tl^5 , Möglich Iiat er sich ihnen geoffenbart, weil sie in ihrer Zeit im 270 Kaufmann. sind es aber vornehiulicli, die zur Erweckung- der Idee vou Gott geeignet sind. Sein Name erscheint darum neben ihnen so liäufig, ,weil er von der Seite her uns bezeichnet wird, von der wii- sein Wesen erkannt und begriffen haben. Häufig wird er auch in Verbindung mit den Namen der Erzväter angeführt', was , wiederum darin seinen Grund hat, dass er uns dadurch von der Seite her bezeichnet wird, von der wir ihn kennen, d. h. der Tradition, odei" auch darin, dass jene, die Erzväter allein in ilirei- Zeit seinem Dienste hingegeben waren, Avährend ihre Umgebung in Vielgötterei versunken war' (S. 77). Alle diese Bezeichnungen sind nur Ersatzmittel dafür, dass uns Gottes wahres Wesen imfassbar bleibt und nicht bezeichnet werden kann. Tin aber doch eine ungefähre Vorstellung von ihm zu erwecken, wird er in Verbindung mit den auserlesensten Ge- schü])fcn der beseelten und unbeseelten Natur genannt. Deutlich bestätigt sich die Richtigkeit dieser Auffassung durch die Offen- barung Gottes an Moses (Ex. '6, 14 — 15), wo nach der Angabe Dienste Gottes allein waren' und Fürstenthal (öThj: ,Auc'li hat er sich ilpiiiii (lessweo-en besonders zu erkennen gegeben, weil sie die Einzigen waren, welehe ihm dienten'. Wozu nun erstens die Begründung an di(>ser Stelle, wariiiii Oott den Vätern bekannt war? Welchen Sinn hätte ferner diese Fra;,'ey l'nd was wird uns endlieli darauf geantwortet? ,Weil sie in ihrer Zeit im Dienste Gottes allein waren.' Also wieder: Er war ihnen bekannt, weil er ihnen l)ek;nnit war. Alle die.se Missverstanduis.se h'lsen sieh jedueh, wenn m:in liier m; in der richtigen Bedeutung als: kennt- lich gemacht, bezeichnet werden, auffasst, welche sieh = dem ar. Ja.i» z. B. aus Kns.-iri IV. ■> |S. :5()1, ]) dafür nachweisen lässt. Dann .sagt Bach ja: Gott wird d.Hrnm durch Verbindung mit den Erzvätern bezeichnet, entweder weil \\W ihn tr.iditi.mell von ihnen her kenneu, oder weil sie allein Gottes- von den Attiiljnten ano-ewondet zu liabon. Abraliam ibn Daud be- nutzt sie ebenfalls, führt sie aber nur zum Theil an (p]ni. ram. S. 57). l?.-i .Mai)n(.nides ist sie zu besonderer Bedeutung- gelangt, da er eine Reihe von Bemerkungen daran ankmipft und überhaupt ausführlich sie bes,.richt (Guide I, ■,[) ■ S. -iöS, Anm. 8). Vielleicht hat Maimonides in s.-incr Seldu.ssbenierkung, dass unsere Kenntniss der Eigenschaften von \{. Chanina nicht mit einer geringeren Zahl von Gold-, sondern von Siihennünzen verglich. „ wurde, zum Zeichen dafür, dass Gottes Eigen- schaft.-n von einer ganz anderen Art seien als die ihn. vun uns bei- gclr-ten. di.- AuNvondung dieser Stelle bei Bachja im Auge, der die von Main.onides in ,1, „ Wurten K. Chaninas gefundene Bedeutung nicht be- merkt und nur /um Urh-.^e dafür sie anführt, dass wir nur einen unend- '"■'' ,''''■ " '''''•" ^'"" G""es Attribut,,, kennen, der zum Prei.se Gottes nn (Ji-betc sich nicht verwenden lässt. ' Achnli,). |..,u,.., ,.;„ Gedanke bei den lat.teren Brüdern: ,Auch machte es •■•■>l /.um Cnm.l.satz !„ d.-r Uranlage der Vernunft, da.ss sie (die Ver- "".nlti zu schlie.ssen vermöge, ein wohlgefügtes Werk k.inne nur von «•""•m wcLson Meist,.- h.r.lih,-,.,, : ,.,„..h lie.ss er die Spur des Schaffens Die Theologie des Bachja ilm Pakuda. 2i i O schafFeuen, niclit von seinem Wesen aus erkennen zu Avollen. Wir stehen mitten in der Natur, in ihr ist er uns darum durch seine Wirkungen am Nächsten, in seinem Wesen aber ist er uns am Fernsten, weshalb auch Bihl und Vorstelhmg von ihm uns nie gelingen wird. Erst dann, wenn wir das Unmögliche völlie- aufo-ee-eben haben, Gott uns vorstellen oder walirnehmen zu können, ihn also aus dem Bereich der Phantasie und dei- Sinne ausgeschlossen ' haben, als existirte er gar nicht, in seinen Spuren dagegen überall auf ilm treffen, als könnte er gar nicht von uns lassen, haben wir den Gipfel der für uns erreichbaren Gotteserkenntniss erstiegen. Diese unnahbare Er- habenheit des göttlichen Wesens , dessen Unerreichbarkeit wii- immer mehr einsehen, je mehr wir in der aus der Schöpfung abgeleiteten Gotteserkenntniss fortschreiten, hat ein Denker ausgedrückt mit den Worten: Je mehr einer der Menschen Gott erkennt, desto mehr muss er ihm gegenüber in Verwir- rung e-erathen, und ein Anderer mit dem Satze: Der von Gott am Meisten Wissende ist der Unwissendste- in Bezug auf sein im Gescliaft'eneii bleiben'. (Dieterici, Naturanschanung S. 124). Auch den Ausdruck .LS'I Spuren finden wir im arabischen Wortlaut bei Bachja. Mit dem Gedanken verg-leicht sich die Ansicht des Augustinus: ,Je mehr wir die Geschöpfe erkennen, um so mehr erkennen wir den Schöpfer; aus der Schönheit des Werkes erkennen wir die Weisheit des Meisters' (Ritter, d. christl. Phil. I. S. 414). 1 Ich folge in der Darstellung der Stelle CS. 80) d(Mn arabisclien Original, das nach der Pariser Handschrift hier so lautet: .| ,^^\ Ij 'iU ^^i^Axi ü^ 5vÜI JLg.Ä» ^x) (c^'-*-^ L3^^^' ^-ä^r-ä^ ^-ftAX^äjJf ^*-<äJ tXjijt^ SsLJi \j^ ^ ^r^.y^ UI v:yLft.oJl , Die Theologie des Üachja ihn Piikmla. 275 Schöpfer Anwendung haben , die wahre Aussage hier ahei- abstract sein müsse. Ein Weiser hat dieser Unfassbarkeit des göttlichen Wesens sogar im Gebete ' Ausdruck gelielien: Gott, wo linde ich dich und doch wo hnde icli dicli nicht? Verbor- g-en bist du, unsichtbar und Alles ist dennoch von dir eriVdlt. Es bleibt also unsere höchste Gotteserkenntniss, - einzusehen und davon überzeugt zu sein, dass wir über Gottes wahres Wesen in der äussersten Unkenntniss uns befinden. Im einem Werke, das wie Bachjas ,Herzenspfiichten' den Menschen in die engste Verbindung mit Gott setzen möchte, die Unfassbarkeit und Unerreichbarkeit Gottes in der über- schwenglichsten Weise darzulegen, hat offenbar sein Missliches. Bachja ist in dieser Darlegung bis zu demjenigen Punkte vor- gedrungen, wo dem in philosophischen Abstractionen ungeüb- ten Menschenverstände das Wesen, das ihm der Inbegriff aller Wirklichkeit sein sollte, in ein unfassbares Nichts zu zerfli(!ssen anfängt. Es gilt daher, dieses für den Gläubigen schmerzliche, ^ 1 Aehnliclie Avissprüche führt Moses ben Esr.i von Aristoteles und Sokrates, vou letzterem sog-ar in Form eines Gebetes (VDIDnnn) an. Die Fassung, in der dieses Gebet bei Bachja auftritt, hat mit dem Anfange eines Ge- dichtes von Jehuda Halewi Verwandtschaft, wo es so heisst (Zion II, S. 135 Anm. 1): "yi^Z^ •^^ü:iflH üb HDXI aSri"! H^^D "I^SIpia INl'ÖX n2« rf D^iy i>hf2. Da diese Verse verbreitet gewesen zu sein seheinen, so dürften sie Bachja und Jehnda Halewi wohl aus derselben Quelle, nicht aber einer vom andern eutlelmt haben. Vrgl. Göthes Faust (od. Loeper I, S. 111). - Auf diese Stelle scheint Maimonides anzuspielen, wenn er sagt, es sei über die Unfassbarkeit Gottes bei anderen Philosophen ausführlich ge- handelt worden (Vrgl. Munk Anm. 3 zu Guide I, 59; S. •252). Einen mit dieser Aeusserung Bachjas fast ganz übereinstimmenden Wortlaut zeigt die Stelle, in der Maimonides die Uebereinstimmnng aller Philo- sophen über den Punkt bezeichnet, dass ^£. y.sX*jl «JC X3 Kjl ii5lvj>( JüLgJ (las Begreifen der Unmöglichkeit, Gott zu erkennen, unsere Erkenntniss von ilim ausmacht. Einer älnilichen Ansiclit I)egegncn wir auch bei, Abraham ibn Dand: im" imni2nx12Ü bSÖ 1X120 nriVinX'l'ia ims'i'^ Z'^T^rh in pxi i.nnö rri''^ in I"^"^' i^m'^i aSj?) "^sa abr: imx''i'n iinüK!2 rcn'? isrsKr löbs j?i: (Em. mm. s. 50). 3 Wie wenig selbst denkende Gläubige von einer sinnlichen Vorstellung Gottes ablassen können, kann man aus den Nachweisungen l)oi Strauss (a. a. O. I, 551, (V) erkennen. Man wird es dem Abraham ibn Daud aus Posquieres nicht verdenken, dass er gegen Maimonides Anathema wider alle Verpersönlichung Gottes in seiner bekannten Aeusserung auf- 18* 97(3 Kauf manu. ja gefährliche Bewusstsein, dass wir auf jede Vorstellung- von Gott verzichten müssen, gar kein Bild von ihm in der Seele tragen dürfen, in etwas zu mildern, den Menschen damit ver- traut zu machen. Bachja fühlt dieses Bedürfniss und lenkt ' darum ein, es zu befriedigen. Wühl liegt im Menschen das Bestreben, Gott bildlich sich vorzustellen, aber das blosse Durchdenken der Beweise, die uns zum Bewusstsein seines Daseins gebracht haben, reicht hin, um sofort das Unmögliche dieses Bestrebens zu begreifen. Dass aber das Bewusstsein von der Wirklichkeit eines Dinges die Unmöglichkeit nicht ausschliesst, es sinnlich oder bildlich begreifen zu können, lässt sich annähernd richtig aus anderen B('is|)ielen anschaulich machen. Wir haben eine kSeele, dai'an zweifeln wii' keinen Augenblick, wir kennen sie durch ihre Wirkung('n. \Ver hat aber jemals die Seele gesehen oder auch mir ein I)il(l v, 7. ' Auch Saadias besin-icht die Frage über Gottes Wirklichkeit trotz seiner Undenkliarkcit nach seiner Darstcllun"- der Attributenlehre (Em. II, 0; S. rt:,). In seiner Antwort liegt auch bereits der Ansatz zu der von IJ.-udija weiter ausgebildeten und nach dem Zwecke seines Buclies aus- führli.-lir-r dargelegten Ansicht ' Auch Saadias führt die Seele un.l die Vernunft als Beispiele an, um an iliuen die Verträgliehkeit v(ui Stärke und Dünne oder Subtilität bei Gott auah.^riseh zu erweisen (Em. 11, r.; S. IS). 3 Aeliidiel, sa-( Ga/,zali; Wrt'ü nSuW Ip" irV "nSK n:33 Irl KIH fS5n ((pli: ':TK0 e.l. (inldehtlial S. 32). ♦ C'pcl.'En scheint hier nic-1,1 Aiisl,,t,.les zu sein, es lässt sicli wenigstens aus den Werken diese» Phih.soplieu dieser Satz nicht nachweisen. Die Theologie des Hadija ibn Pakuda 277 Eine richtige Erkenntuiss unaerer tSeeleiikrätte wird uns übrigens die Unniög-lichkeit, uns Gott bikllicli vorstellen /u können, g-anz begreiflich linden lassen. Von den fünf leiblichen Sinnen hat ein jeder sein besonderes Gebiet zugewiesen, so z. B. der Gesichtssinn Farben und Formen, der Gehörsinn Schälle und Klänge, hat ein jeder eine Grenze seiner Leistungs- kraft, die er nicht überschreiten kann, ohne seinen Dienst zu versagen, wie der Gesichtssinn z. B. nicht über eine gewisse Entfernung hinaus sehen kann. Ein Sinn kann nicht die Lei- stuugen des anderen übei-nehmen, wir können mit den Augen ' nicht hören und nicht mit den Ohren sehen. Für den Gesichts- sinn ist der Schall unfassbar, wie für den ^Gehörsinn das Licht. Ganz ebenso haben die Seelenkräfte, die fünf geistigen Sinne ihre gegen einander abgegrenzten Wirkungskreise, jeder seine bestimmte Schranke, über die hinaus er nicht leistungsfähig sein kann. So nimmt der Verstand die Dinge- entweder durch ihr Wesen selbst oder durch Beweise wahr, das Naheliegende und Oifenbare durch sie selbst, durch ihr Wesen, das Ent- fernte und Verborgene durch Beweise, die deren Dasein b«;- kunden. Von Gott, dessen Wesen uns am Entferntesten und Verborgensten ist, kann also der Verstand nur durch Beweise sein Dasein erfahren. Und W'eil ein Sinn nicht über die Sehraid^e seiner Kraft hinausgehen kann, ohne seinen Dienst zu versagen, so darf der Verstand nicht bis zur Vorstellung dos göttlichen Wesens vordringen wollen, wenn er nicht selbst die Erkennt- 1 Wie liier Buclija überhaupt den lauteren Brüdern gefolgt zu sein .selieint, so findet .sieh auch bei ihnen die Bemerkung von den abgegrenzten Sinnesbezirken. ,Von den sinnlichen Kräften erfasst jede einzelne speciell eine Gattung des .sinnlich Wahruelinibaren, wie wir oben darthaten. Die Sehkraft erfasst weder den Schall, noch den Ge.sehmack, noch Geruch, noch Tast))ares, sondern nur Farben u. s. f.' (Dieterici, Anthropologie S. 38). 2 Auch Abraham ibn Daud erklärt die Unmögliclikeit, Gottes Einheit ganz zu erfassen, aus einer In (h;r Naturanlage begründeten Schwäche unseres Verstandes, der die Erhabenheit des göttlichen Wesens el)ensowenig zu begreifen vermöge, wie die Fledermaus in die Sonne sehen kann. Doch ist Abraham ibn Daud strenger Aristoteliker und auch an dieser Stelle (Em. ram. S. 53), wo auch der Philosoph erwähnt wird, hat er, wie ich in meiner Darstellung seiner Attributenlehre zeige, eine Stelle aus der Metaphysik (II, 1) für seineu Zweck verwendet. 278 Kaufmann. niss vom Dasein Gottes dabei einbüssen will. So lie^-t es also in (lci- Natur unseres Erkenntnissvermög-ens, Gott nur durch Beweise aus seinen Scliüptungen erfassen zu können, hierbei aber stehen ' bleiben zu müssen, ohne zu dem Versuche einer Vorstellung oder gar sinnlichen Wahrnehmung Gottes uns ver- steigen zu dürfen. Seliun der Versuch vernichtet das Bewusst- sein vom Dasein Gottes, da er, sobald er verbildlicht, also in Aehnlichkeit und Vergleich gesetzt wird, aufhört Gott zu sein. Zwei Gleichnisse sollen die Art der geistigen Wahrneh- mung aus Beweisen und ihre natürliche Begrenzung anschaulich machen (ß. <"in mc" r-cno bycn mns n^binS "|X miöjn nia^'^rn nx^i'an n-'ban^ Kin "^^k ii'^Mn mx"::D Tv^bnfin Viiö-'br "n:r- Kirn 'niNsn b'DU'nb r^r^b'z' "T' 'i^pr.) rajb 'iK"in n'm ■-\^n2n -\Mir\ xim nann 'iMib ts^-sira iryr"? T^1p: nt'xa ijna n'sn 1DK1 -inv in .nts':?w prn ""« i^v^b pim üb-c msn n'.T-c' --ss ^d ]''Vr\ niKi '£ibti' löin r^bsm iisn rAfi^b'c 21-1 n\TD 'sd ^d "isn lann ']ti n\" -inr Kinir n!2i rp ir^arn =ii:b mp^u' nia nom rtt?n!a (Zion 11, 122 — 3). Wiewohl der Grundgedanke dieser dem Buclie ^JL^öLftil S--a-wwJ| (vri,4. darüber Steinschneider, Al-Farabi S. 70, Anm. lU) des Altarabi entlehnten Stelle mit dem Bachjas übereinstimmt, so lässt sich dennoch für die Benutzung Alfarabis durch Bachja hieraus nichts beweisen. Denn Bachja führt den Vergleich in so eigenthümliclier Weise ans, dass er dem Alfarabis nur älinlich, nicht gleich genannt werden kann. Bachja scheint den Vergleich auch nur äusserlich zu fassen, er scheint das Wesen Gottes für so völlig unvergleichbar zu betrachten, dass jede Ver- tiefung der Vergleichnng durch den Gedanken an die sonnenhelle Klarheit des göttlichen Wesens ausgeschlossen ist. Die Melirzahl derer, die dieses Bildes sich bedienen, scheinen es freilich in der Weise gefasst zu haben, dass Gott wie die Sonne ,dnrch die Intensität seiner Erscheinung' — •vT^örn 1Ü3 inx^n pnnb übv: sin "'3 sagt auch Al.raliam ihn Daud (a. a. O. 53) — unbegreiflich, unfassbar sei, so z. J5. Solirawardy, Gazzali u. A. (Kremer a. a. O. 96; 112). Vrgl. auch Steinschneider Maamar Ha-Jichnd 17, A. 41. 280 Kaufni ann. Stri-nnt sich aber einer an, Gottes Wesen zu begreifen, eine Vorstclhiii^ von demselben zu g'ewinnen, so verliert sich ihm die Einsicht selbst von dem, was er bereits erkannt hatte. So lie^t in dem Bewusstsein, dass wir vuu Gottes Wesen nichts wissen können, der sicherste Schutz gegen jeden Versuch^, ein P>il(l, eine Voi'stellung von Gott erlangen zu wollen. Dieses Bewusstsein leiht uns aber auch die richtige Auffassung jener Attribute, zu deren Anwendung das Bedürfniss nach Gottes- erk<;nntniss und Gottesverehrung nothwendig führen musste. Es bewahrt uns davor, nach dem einfachen Wortverstaiide und in der sinnlichen Bedeutung sie aufzunehmen und lehrt uns, nur uueigentliche und bildliche Ausdrücke, Nothbehelfo unseres Denkens in ihnen zu erblicken. Nur der, hat darum einer der Philostjphen ' erklärt, der das Absolute nicht zu fassen vermag, hält sich bei den in der Schrift Gott beige- h.'gten Eigenschaften an den Wortsinn, ohne zu bedenken, dass sie nur auf die Vernunft des Hörers, des Empfängers hin. nicht nacli dem Wesen des Gebers berechnet sind. In Wahrheit verhält es sich mit diesen sinnlichen Ausdrücken nicht anders wie mit den unarticulirten Anrufen, mit denen man Thiere zum Trinken aufmuntert und mehr erreicht als mit aller reinen und wohlberechueten Sprache. Es bleibt somit für den Gläubigen der Gotteserkenntniss Iirden zu müssen, da dann die daraufft.lgeude Lebensrcgel passend au pi:in', mmn sich nns.hli.-sst. Sonst i.flegt es die Uebersctzung des mütazilitischen Schul- ausdrn.-ks Jj^\ zu bezeichnen, s. Frankl, der mutazilitische Kaläm S. 11. Die Theolnjjie des Baclija ibti Palcnrla _^3 wie wenn Avir dafür verantwortlich wären und voHstiindig willensfrei dabei verführen, andererseits aber ein derartiges Gottvertrauen zu bewahren, wie wenn wir des Glaubens lebten, dass alle Geschehnisse, gute wie böse, von Gott bestimmt seien. Dieser Annahme scheint Bachja sich anzuschliessen. ' Gottes Weisheit ist für uns uuerfassbar und diese unsere noth- wendige Unwissenheit in diesem Punkte ist nach se'iner Ansicht mit eine Wohlthat Gottes. Sicherlich hätte Gott uns dieses Geheimniss eröffnet, wenn mit seiner Kenntniss irgend ein Vor- theil für uns verbunden wäre. Diese Art der Unwissenheit ist eine für uns wohlthätige, wie die Decke, die das Auge des schwachsichtigen Menschen vor der Blendung durch das Sonnen- licht bewahrt, eine Wohlthat für ihn ist. Je schwächer das Auge, mit desto dichterer Decke niuss es vor dem Eindringen des Lichtes geschützt werden. Was wäre übrigens die Thatsache, dass wir iu unserer Unfreiheit frei seien, trotz der Ausführung aller unserer Hand- lungen durch Gottes Allmacht Lohn und Strafe verdienen^ mehr als eine Unbegreiflichkeit für unseren Vorstand? Was aber für diesen '^ unbegreiflich ist, braucht darum denn doch durchaus nicht unmöglich zu sein. Sagte uns z. B. Jemand, man könne mit einem Instrument die Bewegungen der Sphären, die Sternörter, die Entfernungen der Dinge ermitteln, wir würden ihn sicherlich für einen Lügner halten, wenn wir noch ' Diess geht deutlich aus seinen Worten (S. 175) -jl"! bs r\2)'^p nxn ri'im n^^nn und aus seiner ganzen Begründung- hervor. Kurz jirägt sich nnclijas Ansicht hierüber aus in seiner Aeusserung: fSilD riTwpD ']%~i1J71Dn 73 pn" rnnoDm n^ibjm ü'n-zz' nbnjm r}:::ipr] i:i::"n inariini iisr," Kii^n y"im man nT'nrö -]m»y"i:: üü"*:' naia (ii, c ü; s. iio), wo Freiiicit und IJnfreikeit zugleich behauptet werden. 2 Genau denselben Gedanken finden wir bei Gazzdi, der die aus ihrer Widersinnigkeit gezogenen Schlüsse auf die Unmögliclikcit der Wunder im Jenseits und der Herzensläuterung durch religiöse Vorschriften beseitigt, indem er die vergiftende Kraft des Opiums, die Träume, das Feuer aufführt, lauter Dinge, wider deren Möglichkeit sehr viele grund- veruünftige Einwände erhoben werden könnten, und die darum nichts desto weniger wahr und thatsächlicli siud. Scheinbare Unmöglichkeit ist eben für die Wahrheit einer Saclie kein Kriterium, ein Grundsatz, zu dessen Annahme Gazzali selbst die Naturforscher nöthigt, tXÄ^ 6\~d\, i'i Schmölders Essai 79, 80. 234 Kaufmann. nie ein Astrolab ' gesellen liiitten. Ja selbst die einfachsten Uiiio-e beyTifl"e unsere Vernunft nicht, wenn sie nicht durch deren Dasein von ihrer Mög-lichkeit überzeugt würde. Eine \Va»Te, an der ein Ann länger ist als der andere und an der mit einem einzigen Gewichte die verschiedensten Lasten ge- wogcui werden, hielte die Vernunft eine solche für möglich? l'nd doch e^istirt die Läuferwage. Wer möchte nach seiner Urthcilskraft es für glaublich halten, dass ein mächtiger Stein durch die Kraft des "Wassers zu Leistungen bewegt werde? Fällt d(»ch schon ein kleines Steinchen im Wasser auf den Grund, würden wir sicherlich schnellfertig einwerfen. Und doch ist in jedem oberen Mühlstein die Unglaublichkeit als Thatsaehe anzutreffen. Wir sind nämlich weit entfernt davon, die Geheimnisse der Schöpfung so erkannt zu haben, dass Alles, was sich nicht vor tlem Richterstuhl unserer Vernunft aus- zuweisen vermag, als unbedingt unmöglich zurückzuweisen Aväre. Wenn wir so kaum das Handgreifliche zu begreifen vermögen, wie sollten wir das Uebersinnliche, etwas so Verborgenes, wie das Problem der Willensfreiheit verstehen ! - Ebenso sehen wir ein anderes religionsphilosophisches Problem, das im Kaläm "^ ausführlich in der Gerechtigkeits- gruppe Ix'handeh zu werden pflegte, bei Bachja nur wegen seini-r Pedeutung für die religiöse Gesinnung zur Spi'aehe kommen, das Problem nämlich von der Noth der Fron)men und dem (tlück der Ungerechten. Wider Bachjas Behauptung, dass Gottvertrauen und Gottesfurcht die Mühen des Lebens erleichtern, (hu Erwerb sichern, erhebt sich der Einwand, dass ja die Ml lahrung gerade das Gegentheil lehre, indem oft der (ierreliti^ dulden und leiden muss^ der Frevler aber in mühe- lni Wohl-iii-chen .hdiinlebt (IV, c. r>; S. 209 ff.). I)icscs Pi-(il)U;ni. meint Bachja, ist zwar von den Pro- pheten bereits \iellaeh behandelt worden, er bringe es jedoch ' Vr>,'l. llhiT flioscs Iiistrimx'iit Wucpcko. in di-n Abliaudliuijycu der köuig- liilicii Ak:i(lciiiic dir Wissciisfliai'tcn /u Berlin, niafli. Abli. S. t — 81. Alualiarii ilm Daiid r;illi in der Einleitung- seines Werkes (S. 4) Jedem, der in diesem i'r;iss diese Ansicht die der lauteren Brüder ist, gelit aus Stellen wie die fiilgenden hervor: ,\Venu sie über die Entstehung der Welt nachdenken und darüber, dass sie ward, nachdem sie nicht gewesen, auch nach der Mrsaclie forschen, welche den Schöpfer zum Schatien trieb, naclidem er vorher nicIitseiiaiVend gewesen, so ist dies die Ursache, welche der End- zweck heisst, dessentwegen der Thuende etwas thut. Wenn nun viele Gelehrt(? über diese Ursache nacluhniken und darnach forschen, so wissen sie di(>selhe nicht; dasselbe geschieht auch, wenn sie über den Schallenden selbst nachdenken, wann er schuf, v.n welcher Zeit er liandelte und au welchem Orte er scliatt'end war: weder wissen sie dies nocli können sie OS sich vorstellen. Ebenso, wenn sie darüber nachdenken und forschen, . woraus er Alles schuf, wie er es formte und wo die Fussspitze des Zirkels stand, als er die Kreisform der grössteu Sphäre beschrieb und die Sterne in Umschwung versetzte, und was dergleichen Fragen und Grübeleien mehr sind über so viele andere solche Dinge, von denen weiler die Hrkeimtniss in der Macht des Menschen steht, noch die \orstellung in ihr Kraft seiner Seele liegt. So kommt es denn dass ihre Thorlieit, ihr.' Verwirrnng und ilire Scrupel sie verleiten, zu beliaujjten, die Welt bestelle von Ewigkeit her'. (Dietcrici, Naturanschauung S. 1-2:^), vrgl. Diet. .Anthropologie S. 110,111. .Auch di(> Vernnnfikraft des Menschen ist eini- mittlere. Dieselbe kaiui sich mir die zwischen Klarheit und Ver- borgenlieit in i\.\- Mitte liegenden Vernunftsobjecte vorstellen. Wegen allzuheller Klarheit nml /u klanin Hervortreten, nicht aber wegen der Verborgenheit seines Wesens kann die Vernunft des Menschen den Schi.i.ler ni.'ht in seinem eigentlichen Wesen erfassen' (a. a. O. S. 112). Die Theologie des Bachja ibu Pakiula 287 Wenn so jeder Weg uns abgeschnitten sclieint, dnrcli die Kräfte unseres Denkvermögens zur Erkenntniss Gottes und des Uebersinnliclien zu gelangen, so ist die ^Möglichkeit, überhaupt sie jemals erkennen zu können, damit noch durch- aus nicht ausgeschlossen. Unsere, nach Bachjas Ansicht (z. B. III., c, 2; S. loG) aus der oberen, geistigen Welt stammende Seele vermag auch noch auf Erden zur Anschauung des Gött- lichen, Reingeistigen sich zu erheben, wenn sie nur zuvor alle Bedingungen der inneren Religiosität erfüllt hat. Wenn die Seele nach Bachjas Anweisung mit sich Rechenschaft gehalten hat, dann erreicht sie nach seiner Meinung (VIII, c. 4.): ,Die Reinheit ihres Wesens von der ümdüsterung der Thor- heit und Befreiung von der Finsterniss des Zweifelst ,Du wirst dann, sagt er (ib. 394), auf der Stufe jener Gotterwähl- ten stehen und eine höhei'e, unbekannte Kraft erwacht in dir, die du unter deinen gewöhnlichen Kräften nicht kennen ge- lernt hast, dann erkennst du in der Klarheit deiner Seele, deines Herzens Lauterkeit und deines Glaubens Kraft jene erhabenen Materien und tiefen Geheimnisse und kraft dei' Er- habenheit dessen, was du erschaut hast, und der Grösse des Geheimnisses^ das unter Gottes Beistande dir offenbart wurde, wirst du hier wie dort unaufhörliche Freude geniessen.' ,Dann erscheint dir jene erhabene Form, die dir unbekannt gewesen, du kannst sie sehen, an ihrer Lieblichkeit und an ihi'er Schön- heit Glänze dich ergötzen, jene hocherhabenc Form, die sinn- lich dir unzugänglich gewesen, Gottes Weisheit und die Schön- heit der oberen Welt, deren Form und Gestalt und Allmacht uns verborgen ist.' ,Deine Seele wird sich läutern . dein Verstand aufhellen und Alles, was deiner Seele verboi-gcn war, wird dir vorstellig werden und mit offenen Augen wirst du die wahren Formen sehen, das Thor der Höhen wird sich dir aufthun und der Vorhang, der zwischen dii" und der Weis- heit Gottes eine Scheidewand bildet, wird sich aufrollen vor deinen Augen und Gott selber wird dich erhabene Weisheit und nützliche Uebung lehren und göttliche Kraft dir verleihen' (ib.). Das ist der Seelenzustand, ' zu dem nach Bachja die 1 Dass Baohj.i anch liior der AnsL-liamuig <1( r lantoivn Tirüdor tVi]o;t, erkennt - man aus folgender ihrer Aeusserungen: ,Erwac]it die Seele vom Thorlieits- 9!^3 Kaufmann. Die Theologie des Baclija ibn Pakuda. wahren Frommen gelang-en. Wenn die Seele voll von dem Ge- danken an Gottes Allgeg'enwart und Allwissenheit alle Hand- hmgen gleichsam unter Gottes Augen vollführt und der Mensch solcher Handlungsweise mit Eifer sich befleissigt, ,daun wird der Schöpfer seine Betrübniss lindern, sein geängstigtes Herz beruhigen, die Zugänge zu seiner Erkenutniss ihm erschliessen, die Geheimnisse seiner Weisheit ihm offenbaren, seine Auö'en auf seine Fülirung uiul Lenkung richten und ihn nicht sich selbst und seiner Eigenmächtigkeit überlassen, so dass er dann auf die oberste Stufe der Frommen und den höchsten Ehrenplatz der Gerechten gelangt, ohne Augen sehen, ohne Ohren hören, ohne Sprache sprechen, ohne Sinne sinnlich wahrnehmen kann, ohne Schlüsse zu einer Auffassung gelangt' (VIII, c. 3; S. 358). Dieser Erkenntnissweg Bachjas ist offenbar ein ekstati- scher Zustand der Seele, der in einer höheren Erleuchtung besteht, die eine Anschauung des Göttlichen und Uebersinnlichen uns vei-mittelt. Wenn aber B;ichja diesen Zustand als das na- türliche Zii'l eines reinen, religiösen Lebens, nicht aber als etwas hinstellt, was durch gewaltsame Askese erzwungen werden kann, wenn er weit davon entfernt ist, etwa in der Weise der späteren spanischen Aristotcliker, von einer sinnlichen Wahr- nelmuing Gottes und dem Hören seiner Stimme ' während der Ekstase zu sjn-echen, so hat sein reiner Gottesglaube ihn hiervor bewahrt, wie denn überhaupt das Bewusstsein, mit der Lehre von d'i- l':kstase ein Fremdes auf jüdischen Boden zu verpflanzen, VMi- ririrm Zuweitgehen in dieser Richtung warnen musste. scIiluiniiKT 1111(1 wirft sin von iiircni Wesen dit; leibliche Schuld niid korimrlich.- Hülle, das ist die natürlichen Gewohnheiten, schlecht.' Aii- latren und tlillii.-hten Ahsiclit.'ii ah, so wird sie von den stoti'lichrn H.-;,'..Td..,i tivi, ihr Wesen wird lichtartio-, ihre Snbstanz erstrahlt. Ihr lilick wild dann scharf nnd sieht sie dann die geistigen Formen, sie erschaut die ewigen Lichtsnhstanzen und hezeno-t die -geheimen Dino-e und verhoiMrenon Geheimnisse, welche weder mit den kr.ri.erlichen -Sinnen, noch All Irihli.dieii K,.iin/cichen wahro-cnoiumen werden. Hat dann die ''.■''''; ''■'"■ f;'"' •'issvnlleii Dinge erschaut, so hängt sie sich an sie, so wi- .Icr Li.l.eiKle .Hl, die Geliebte, sie wird Eins mit ihnen, Licht in Licht, l.le. .f ewig mit ihr in einer Lust, welche die Rede weder beschreiben nncl. der Gedanke erfassen kann*. Es wäre überflüssig, die Kiiizelheiteu nainli.-il» /.ii maclim Ionen diese St.dle f.Vnthrupoh.gie 8. l(i-_>; vrgl. auch f^- l-'(i mit den. '11 l!.'i.-lij;is genau übereinstimmt. ' r-'J' '■,'";■•,"'" '"I'''-"' '''^» H-'U ><>n dakzan in der Ekst,a.se Gottes Stimme M.nn (Ihdusnplius autodidae.iis S. | :,.-,, nml seine Wesenheit s.dber sehen '"-St. \rgl liKtrr, ,l,e. ehr. i'liil. 1, ö. 501 und ÖOÖ. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAETEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE. LXXVII. BAND. II. HEFT. JAHRGANG 1874 - MAI. Öitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXWIl. Bd. II. Hft. 19 XIII. SITZUNG VOM 13. MAI. Der Secretär verliest Dankschreiben von der Natioiial- bibliothek in Athen und von dem n. ö. Landesausschusse für die bewilligte unentgeltliche Ueberlassung ihrer Publicationen, und leg-t das auf Antrag- des Directors der Nationalbibliothek in Paris von dem französischen Herrn Minister des Unterrichtes der k. Akademie zum Geschenk geroachte Werk ,Catalogues des manuscrits syriaques et sabeens de labibliotheque nationaleS'or. Eingesendet wurden die mit Unterstützung der k. Aka- demie herausgegebenen Werke von Herrn Dr. AI. Hub er , Ge- schichte der Einführung und Verbreitung des Christenthums in Südostdeutschland^ 1. Bd., und von Herrn Prof. Dr. Thaner ,Die Summa magistri Rolandi.'^ Sodann legt der Secretär Prof. Vahlen eine eigene Ab- handlung vor, welche eine weitere Betrachtung über Aristoteles' Poetik enthält. Die Aufnahme der Abhandlung von Herrn Dr. A. B. Meyer ,über die Mafoor'sche und einige andere Papüa-Sprachen auf Neu-Guinea^ in die Sitzungsberichte wii'd genehmigt. An Druckschriften wurden vorgelegt: Accademia Pontificia de' nuovi Lincei: Atti. Anno XXVII, Sess. 3*. Roma, 1874; 4". Akademie der Wissenscliaften, Königl. Preuss., m Herlin : Monatsbericht. Juli und August 1873. Berlin; 8'^. Berlanga, Manuel Rodriguez de, Los bronces de Osuna. Malaga, 1873; gr. 8". 19* 292 BiLUotlifca mannscripfa ad S. Marci Veneliarnm. Codices Mss. latini. Vol. VI. Veneiiis, ISlr}; 8". Catalognes des manuscrits syriaques et sabeens (Mandaites) de la Biblio- theque nationale. 4". Commissione archeologica miinicipale: Biülettino. Novembre-Decembre 1873. Koma, 1874; gr. 8«. Cosinos di Guido Cora. Vol. II. 1874. I. Torino; 4». Gesellschaft, k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XVII (neue Folge VQ), Nr. 4. Wien, 1874; 8". Institution, The Royal, of Great Britain: Proceedings. Vol. VII, Parts I — II. Nrs. o8 — 59. London 1873 and 1874; 80. — List of the Membcrs etc. 1873. London; 8". Institute, Reale Veneto, di Scienze, Lettere et Arti : Mcmorie. Vol. XVIII Parte 1». Venezia, 1874; 4». -r Atti. Tomo 111°. Serie IV», Disp. 2''» e 3» Vcnezia, 1873/74; 8». Jahresbericht der Lese- und Rede-Halle der dentsclien Studenten in Prag. Vereinsjahr 1873—1874. Prag, 1874; 8". Mittlieilungen der k. k. Central-Coiiiniisaion zur Erforsch img und Er- haltung der Baudenliuiale. Supplenientband. II. Heft. Wien, 1S71; 4". Revue politique et litteraire' et ,Revue scientifique de la France et de l'^trangcr' Hl'" Ann^e, 2« Serie, Nrs. 44 et 4.ö. Paris, 1874; 4». Society, the Asiatic, of Bengal: Proceedings. Nr. X. Deceraber 1873. Cal- cutta; 8". — Bihliothora Indica. New Series. Nrs. 208, 287, 289—291, 293, 295, 296, 299. Calcutta and London, 1873 and 1874; 8». Vahlou. AiistotoleK über Wirkung der Tragödie. 293 Wo stand die verlorene Abhandlung des Aristoteles äl)er Wirivung der Tragödie? Von J. V ah 1 e n, wirkl. Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wisseuscliaften. Aristoteles schreibt in der Politik (8, 7) in der Unter- suchung über die Verwerthung- der Musik in einem wohlgeord- neten tStaat: 'Nach unserer Ansicht soll man die Musik nicht bloss zii einem, sondern zu mehreren nützlichen Zwecken an- wenden, erstens als Theil des Jugendunterrichtes, zweitens zu Katharsis — was Katharsis ist, werden wir jetzt nur im all- gemeinen (airAwc) sagen ^ aber £v toT«; Trspt 7ior/]T'.y,^<; darauf zu- rückkommen und bestimmter (cacpscTspov) darüber reden — drittens zur Ergötzung '." Dieser Verheissung wird in den jetzt vorliegenden Schriften des Aristoteles nicht entsprochen. Denn in der Poetik erscheint zwar als ein Moment der Definition der Tragödie (c. (i) die von ihr zu bewirkende xaOapc'.c twv (dASYjTixÖjv f.ai q/oßr/Tr/.wv) 7ra0-rjjxa-(ov und es liegt diese Forderung der Aristotelischen Theorie der Tragödie zum Grunde. Aber eine Erklärung des terminus und eine Aufklärung darüber, wie man sich den pathologischen Process in der Seele des Zu- schauers zu denken habe, der mit diesem Worte bezeichnet 1 1341 b o6 9a[j.kv o' ou \j.io.c, hi/.i'i wspsXsfa? trj [j-ouaiz^ /p^'aOat otX'i äXXa /.at ::X£io'vfov "/apiv, zal yötp Jiaiosia«; svsxsv y.cCi y.aOapasüj;, xl oe >>£'yo[j.£V vi^-i /.%- 6«paiv, vüv [j-EV ÖjCKmc,, niXiv o' sv tot; [r.Epl ;:o'.rjt'.y.fj'? £poij[j.£v ooc'^Eaicpov, xpiTov 0£ r.poi BtocywyY^v. 294 Vahlen. wird, findet sich weder in der Poetik noch in irg-end einer anderen der uns erhaltenen Schriften des Aristoteles, und wir sind heute für das Verständuiss dieses Kunstausdruckes viel- mehr an die Auseinandersetzung in der Politik gewiesen. Dass aber das in der Politik gegebene Versprechen nicht unerfüllt geblieben war, dafür bürgt ein Zeugniss des Neu- platonikers Proklos, der in seinem weitschichtigen Commentar zu Platon's Politeia auf die in der Schätzung der Tragödie weit auseinandertretenden Ansichten des Piaton und Aristoteles geführt, deutlich zu erkennen gibt, dass er eine von dem, was heute in der Politik und Poetik zu lesen ist, verschiedene Erör- terung des Aristoteles über die Wirkung der Tragödie kannte und benutzte. Denn bei Proklos, der den Aristoteles ausdrücklich nennt, lieber an Philosophen seiner Schule als an des Meisters eigene Darlegung zu denken, heisst doch wohl der Zweifel- sucht mehr als billig Raum gewähren. Aber wo, in welcher Schrift des Aristoteles las Proklos diese von Aristoteles selbst in Aussicht gestellte, uns nicht auf- bewahrte Untersuchung? V. Rose hat das Zeugniss des Proklos unter die Bruchstücke der dialogischen Schrift iztpl r.o>.r,~Cv/ gereiht. Allein so wenig die Möglichkeit bestritten werden kann, dass auch diese Schrift, deren Plan aus den spärlichen Resten nicht mehr erkennbar ist, diese Frage berührt habe, so fehlt es doch an jrdem positiven Moment, das der Möglichkeit zur Wahrscheinlichkeit verhelfen könnte; und dass vollends Ari- stoteles selbst mit dem Citat der Politik h toT; zspt -o'.r,^v//r,q auf den Dialog r.ipl 7:oty;Twv habe verweisen wollen, ist unglaub- haft ;iiuh liir (l..|,, welchem der Dialog als ein echtes Werk des Aristoteles gilt. K Heitz hingegen war der Ansicht, nicht .•inr andere Schrift des Aristoteles, sondern ein der Politik s.'lbst auirrhöriger Abschnitt über Dichtkunst werde mit den Wurf,,,, £v Toi; 7:£pt zotrixar;,- bezeichnet. Er betont dabei den NN'orthiut des (litates vOv p.£v aTcXüi;, z£av, 3' iv -oXz zspt 7:o-y)T'.- y.r,; -:poO;A£v craysatcpov, ,!..,• nur passend erscheine bei Verwei- sung auf ein., .i.-rselben Schrift angehörige spätere Untersuchung, iiu-ht aul- r\ur. davon getrennte selbstständige Schrift, und hätte Aristoteles über Wirkung der Tragödie. 29Ö sich zur Unterstützung' dieser Anmihmc einer gcuau zutreffen- den Parallele aus der Schrift de coelo 1, 3. 20'J b 21 bedienen können '. Aber nichts desto weniger kann TräXtv dpoOixcv als Hinweis auf ein künftig zu verfassendes Buch so wenig an- stüssig sein als ein £t,'pr,-ai zpo-epsv auf ein früher geschriebenes Werk. (Ueberdies vergleiche man die in anderer Beziehung dem Citate der Politik nahe kommende Stelle der Rhetorik 1, 2. 1357 b 21). Dazu kommt, dass es unerwiesen ist, Aristoteles habe in der Politik einen der Dichtkunst gewidmeten Ab- schnitt eingefügt oder einfügen wollen, und ist überhaupt die Untersuchung über Plan und Ausführung dieses Werkes noch nicht zu derjenigen Verlässlichkeit gediehen, welche sichere Schlüsse darauf zu bauen verstattete. Um so bedenklicher muss es erscheinen, auf einen in so schwankender Hypothese vorausgesetzten Abschnitt ein Citat zu beziehen, das conform ist mit dem Titel einer erhaltenen Schrift, die überdies Ari- stoteles wiederholt genau mit denselben Worten in der Rhetorik anführt für Erörterungen, die wir heute in der Poetik lesen. Unbefangene Beurtheilung wird sich vielmehr der Anerkenut- niss nicht verschliessen, Aristoteles kündige in dem Citat der Politik an, er wolle in dem Buche r.epl Tro'.-^xa-^c auf die Be- deutung der /.äOapai»; in eingehenderer Weise zurückkommen. Aber erhalten ist uns die Eröi'terung hier nicht, und von Neuem erhebt sich die Frage, an welcher Stelle der Poetik stand sie, da ja Proklos sie kannte und las. Man hat gemeint c. (3 im Anschluss an die Definition der Tragödie, welche die xxöapc; TraOrj^aTojv nennt. Eine Erläuterung des terminus war hier wohl am Platze, wie andere Ausdrücke der Definition ur- klärt werden, aber sie war unnothwendig, wie die Vergleichung von Politik 8, 6. 1341a 23 mit 8, 7. 1341b 38 zeigen kann; eine Darlegung hingegen, wie wir nach Aristoteles' Ankündigung und Proklos' Zeugniss annehmen müssen, war von diesem Tr;V Tzixpou'im /pit'av, ä/pißaatcpov ö; rSkrj oxav sj:'.axo/:'oij.sv nzp: X7\c, ouaia; «uTwv (4, 1). 296 Vahlen. Zusammenhcange ausg-eschlossen. Oder hinter c. 14 nach Ent- wickehmg- der Compositionsgesetze der tragischen Fabel. Aber zu geschweigen, dass hier kein Riss das Fehlen eines nicht unerheblichen Abschnittes verräth, tritt auch die Erwägung entgegen, dass die Untersuchung über die Wirkung der Tragödie nicht wohl in tlio Behandlung eines einzelnen Theiles derselben wie die Fabel hineingeschoben oder zwischen zwei so eng zusainmengehörige Theilc wie [rjOo? und rfioq eingezwängt werden konnte. Und zudem bestehen beide Annahmen nur unter der sehr problematischen Voraussetzung Aristoteles' Poetik sei ein knapper Auszug aus einem umfangreicheren Werke. Auf einen anderen Weg der Betrachtung leitet genauere Prüfung der Stelle des Proklos, die in ihrem entscheidenden Theile so lautet: 'Das zweite Problein ging dahin, dass Platon's Verbannung der Tragödie und Komödie aus seinem Staat absurd sei, da mau ja durch diese Dichtungen die Affecte massvoll befriedigen und nach gewährter Befriedigung an ihnen kräftige Älittel zu sittlicher Bildung haben könne, nach- dem man ihr Beschwerliches geheilt. Diesen Punkt, welcher dem Aristoteles vielen Anlass zu Vorwürfen und den Verfech- tern jener Poesien zu Entgegnungen gegen Piaton gegeben hat, wolhni wir in folgender Weise erledigen'.' Auf Tragödie und Kniiiödic zusammen also hatte Aristoteles sich in der Pith'niik gegen Piaton eingelassen und durch Prüfung ihrer beiderseitigen Wirkung beide gemeinsam gegen das Verdam- nnmgsiiithcil jenes in Schulz genommen. Und Piaton selbst rückt da, wii er die Zulässi^keit der dramatischen Dichtung in seinem Idealstaat um ihici- Wirkung willen bekämpft, allemal Tragödie und Kiiniödic unter denselben Gesichtspunkt und belegt beide ' tÖ 0£ OEÜTEpov (;ipößXr(|j.a), toOto o' r^v, lo ttjv Tpaytooüv r/.ßaXXeaOa'. v.olX /.'i>|j.(.)Oiav äzör.M;, v.Ktp 5ia toÜtwv ouvarbv £[i[j.^Tpco? a7:o7:i[J.7cXävat xä r.xfir^ xat a-oTxXi^aavTa; evEcya npö; ttjV ;:a>.ostav i'/stv, to ::£novri-/.b(; aütöSv Oepa-eü- aavxa;, toOto 5' ouv noXX/jv xat t<;> 'ApiaTOXsXci 7:apa'j/bv atTiäasw; acpopixrjv xa-, toi; \ir.ip t»jJv ;toiT)a£'ov xoÜTtov ixyiovi.ijxxii -wv Tipb; FIXaTtova Xö^wv outioi ayaOöv TiotrjTrjV, ö; av rj[j.a? o Tt [j.aXiara outw otaOrj; . . . orav 0£ oly.sXöv Tivi 7J[j.wv '/.ffioc, yEvrjTai, evvoeTc aO, oxi ijcl xw £V«vxüo zaXXwn- ^o[ji.£6a, av ouvt6[A£0a ^au/Jav ay£tv zal, y.oipizpzh, (ö? xouxo [j.kv ävöpo? ov, ixEtvo §£ yjvai/'.o?, o x6x£ £7irivou[j.£v ; .... 606c ap' oO/ o aOxoc Xoyoc x«t TiEpi xou ycXoioj ; ö xi av auxb? atayüvo'.o y£X'jjxozo'.wv, iv ;j.i[i.rja£i 0£ z'oij.io- oi/.rj V] zat toi'a ay.ouwv, amdopa "/apfj; xal [j-tj [J.'.Tr,; wc -ovrjpa, xajxov -oifuv ■ 07:£p £V xot? iXc'oi;; ö yip xw Xciyc» aj -/.axEiys? iv (jajx'o ßo'jÄd[i.£vov ycXwxo- 7:oi£Tv, 'foßoü[j.£voc od?av ßtjj[j.oXoy_ta?, xdx' ao ävirjc, zal £X.£t Vcavt/.bv 7:o'.7^'7a; eXkOe; r.olläy.ii £v xotc ou£to'.; i^svE/ÜEi;, war: •/.toa(;)Oor:o'.Q? y£V£(jOa'.. 298 Vahlen. Aristoteles über Wirkung der Tragödie. in der Politik, wie nicht minder dem Zeuguiss des Proklos Genüge und sind wir der bedenklichen Annahme überhoben, die Poetik sei in dem uns vorliegenden Theile durch die Schere des Epitomators beträchtlich gekürzt worden. Meyer. Ueher die Mafoor'sche und einige andere Papüa-Sp rächen. 290 lieber die Mafoor'sche und einige andere Papüa- Spraclien auf Neu-Guinea. Ton Dr. Adolf Bernhard Meyer. I. Einleitung. ich verdanke die folg'enden Mittheiluiigen über die Ma- foor'sche Spraclie zum grossen Theile dem , schon seit vielen Jahren auf der in der Bucht von Dore, in der Nähe des Platzes Dore oder Doreri liegenden Insel Älanaswari (Mansi- nam) ansässigen Missionäre Herrn van Hasselt ; derselbe wid- mete sich während seines fast zehnjährigen Aufenthaltes auf Neu-Guinea mit besonderer Vorliebe dem Studium der Sprache des Mafoor'schen Stammes. Ich selbst war durch die Umstände sehr wenig genöthigt einige Sprachen oder Dialekte dieser grossen Insel zum Zwecke der Verständigung zu erlernen, da ich intelligente Dolmetscher zur Seite hatte, welche Malayisch — eine Sprache die jeder Reisende im ostindischen Archipel sprechen muss, wenn er nicht auf Schritt und Tritt gehemmt sein will — und verschiedene Papua-Dialekte verstanden. Es waren das zum Theil von den Missionären auferzogene Landes- Eingeborene; sie hatten neben vielem Anderen Hiessend Ma- layisch sprechen gelernt und standen im Allgemeinen den mich begleitenden Malayeu an Intelligenz durchaus nicht nach. Ausserdem fehlte mir, dem Naturforscher, bei meinem halb- jährigen Aufenthalte in diesem wilden Lande, bei der Fülle der vielen mir näher liegenden Aufgaben , geradezu die nöthige 3r>0 Meyer. Zeit, um näher auf die Erfoi'schuug der Sprachen einzugehen, eine Arbeit, welche bei der hier herrschenden grossen Dialekt- verschiedeulieit, auf die ich sogleich zurückkommen werde, eine überaus schwierige und zeitraubende gewesen wäre. Da, so viel ich weiss, noch keine Grammatik sondern nur einzelne W(irterverzeichnisse von Papi'ia - Sprachen ver- öffentlicht worden sind, so dürften die folgenden Mittheilungen vielleicht dazu geeignet sein, einige neue Gesichtspunkte bei- zul)i'ingen zu der Lösung der Frage nach Herkunft und Ver- wandtschaft oder wenigstens der Beziehungen der Papuas zu anderen Völkern oder Rassen des Ostens; doch muss ich die Beurtheilung dieses linguistischen Materials Sprachforschern überlassen und mich darauf beschränken, dasselbe einfach über- mittelt zu haben. Noch kürzlich konnte Friedrich Müller (Allg. Ethn. ^>^^'^ S. 14) von den Papuas sagen, dass es noch zweifelhaft sei, ob sich bei ihnen Rasse und Sprache decken, ,da das Material, aus welchem der Forscher seine Schlüsse ziehen kiiimte, niclit derartig vollständig ist, um dies mit Sicherheit tliun zu können*. Reciit eigentlich den ersten roh behauenen Stein dieses iwvh fehlenden Materialcs glaube ich in der mit- zutheilenden Grammatik des Mafoor'schen Stammes darzubieten, und da zu erwarten ist, dass bald von der entgegengesetzten Seite Neu-Ciuinea's eine ähnliche Mittheilung erfolgen wird, so dürfte vielleicht die Fntscheidung darüber, ob die Papuas mono- glottiseh o.Irr pojjgluttisch sind, in nicht zu langer Zeit er- folgen können. Irli wci-dr an die Dai-stcUiing der Grammatik, so Aveit sie mir erreichbar gewesen ist, einige Wörterv(!rzeich n isse jinsehh'ess.Mi . indem i.-l, erstens das Ottow-CnxK-kewit'sche Vorabidariiim aii> dem Buche : Nieuw-CJuinea ethnographisch en naliinrUundig eiiderzeelit ,.|i beschreven, Amsterdam 18(12, (Bijlaii-e Letter k. k.i welches nach Herrn van Hasselt's Auto- rität dmehaus f.ld.rhaft ist, in verbesserter Gestalt mittheile, und zu.-ir in zweifa.-her \\'..i.se angeordnet, deutsch-papuanisch (sl:itl hollän.lis.-h-papuaniseh) nn.l ])apuanisch-deutsch — durch welch" lef/,((!re Anunbnin- maiielie Beziehung verschiedener A.isdnn-Ue zu einaiuler ausehaidieher iuirvortritt ; — zweitens das Voeabularium vu,, 117 Wörtern, welches A. R. Wallace Ueber die Mafoor'sclie und einige andere Papüa-Sprachen. 301 in seinem Werke über den Malayischen Archipel ' in 33 »Spra- chen jener Gegenden beigebracht hat, unter welchen jedoch die Sprache von Dore (die Mafoor'sche) fehlt, auch in dieser gebe, was zum Vergleiche mit jenen anderen Sprachen Man- chem vielleicht erwünscht ist;'- drittens zwei kleinere Wörter- verzeichnisse von anderen Gregenden Neu-Guinea's — dem Arfaks-Gebirge und den Arimoa Inseln — anfüge, und endlich viertens eine Zusammenstellung der Zahlen von 1 — 5 in 21 verschiedenen Dialekten des nordwestlichen Neu-Guinea's bei- bringe. Bevor ich jedoch diese Mittheilungen mache, mögen mir einige wenige Bemerkungen über den Sprach- oder Dialekt- Keichthum auf Neu-Guinea überhaupt gestattet sein, um von dem relativen Werth der specieller behandelten Mafoor'schen Sprache für die Beurtheilung der anderen Sprachen oder Dia- lekte Neu-Guinea's und für die Betrachtung der Papüa-Sprache im Allgemeinen eine deutlichere Vorstellung zu geben, beson- ders damit nicht vorzeitig Verallgemeinerungen gezogen wer- den, zu denen keine Berechtigung vorläge. Man macht sich schwerlich einen zutreffenden Begriff von der Fülle der verschiedenartigen Dialekte und Sprachen, wie 1 Siehe II. Bd. S. 442 — 467. Deutsclie Ausgabe von A. Ji. Meyer, Biaun- scliweig 1869. 2 In dei- holländischen Uebersetzung des Wallace'schen Werkes von P. J. Vetli sind diese Vocabularien als nicht werthvoU und sachlich genug weggelassen worden; ich theile jedoch nicht den Standpunkt des ge- lehrten Herausgebers , und stütze mich u. A. auf das Urtheil verschie- dener Sprachforscher, welche das Bemülieu Wallace's nach dieser Rich- tung liin als verdienstvoll anerkannten. Es ist wahr, dass in der hol- ländischen und holländisch-indischen Literatur schon Vieles die Sprachen des ostindischen Archipels Bttrotfende niedergelegt ist, allein es entbehrt bis jetzt noch jeglicher Zusamuieustelluug und Bearbeitung von Seiten eines Fachgelehrten, und l)is diese wichtige und einer Lösung harrende Arbeit gethan sein wird, sind jene vergleichenden Vocabularien zur An- regung und Orientirung, wie ich glaube, nicht abzuweisen. Das Wallace- sche Buch will ja überhaupt nicht eine tief wissenschaftliche und er- schöpfende Behandlung all' der interessanten Fragen geben, die es be- rührt, es hat vielmehr einen hervorragend praktischen Zweck, und dieser Gesichtspunkt ^Jarf, meiner Ansicht nach, auch bei der Beurtlieilung eines einzelnen Punktes desselben nicht ausser Acht gelassen werden. 302 Meyer sie in dem ostiudischen Archipel vorhanden ist. Um nur eine Gegend zu erwähnen , welche ich selbst ein Jahr laug bereis't habe, die Minahassa in Nord-Celebes ', den District Grorontalo und einen Tlieil der Küsten der Bucht von Tomini auf Ce- lebes, so hat der um die Vermehrung unserer Kenntnisse von Nord-Celebes auf verschiedenen Gebieten so thätige holländi- sche Beamte Plerr Riedel allein von den angeführten Gegenden an 2i) Dialekte bekannt gemacht (siehe Vei'h. Bat. Gen. v. Künsten en Wetenschappen Bd. XXXIll) und die Zahl der Dialekte der ganzen Insel Celebes dürfte nur nach Hunderten zu schätzen sein. Ich hoffe später geeigneten Ortes auf diese Verhältnisse in Celebes näher eingehen zu können, und führe hier nur ikkIi als l)uzeichnend eine meiner eigenen Erfahrungen in Jener Gegend ;in. dass nämlich ein mich begleitender, an der Nordspitze der Minahassa in l^ikupang gebürtiger Cele- benser, dm icli in die Berge der Minahassa, 30 — 40 englische Meilen von seiner Heimath entfernt, mitnahm, nicht im Stande \^ar, sich dort mit den Bewohnern durch die Sprache zu ver- ständigen, und (^r hätte vielleicht nicht einmal so weit zu gehen brauchen um dasselbe zu erfahren-. ' I<-li iKMiiei-kc }relegentlicli,(l;xss icli midi der von Herrn Riedel eingeführten Sflireibweiso ,Min{ilia.sa' mit einem ,s' iiud ,Selebes' mit ,S' statt ,C' im Dnitscrlien uiclit anschliesso, da ich hei den Sprachen dieser Gegen- (h-n für jetzt noch das Princip für berechtigt halte, die Wörter so zu schreiben, dass sie, nach deutscher Aussprache gelesen, eben so wie au Ort iiikI Siclh' kliiii^on. In diesem specielleu Falb- ist das zweifellos ,Min:iliassa' scharf niul nicht weicli, wie ein einzelnes ,s' klingen würde, und .Ci'lebes' ebenfalls scharf und nicht weich, wie ein ,s' am Anfang des W.irfes auszus|)r<'cheu wäre. Es nn'isste genauer vielleicht mit ,0" ge- schrielien \v.Tiir.-rrn/. ist eine so geringe, dass icli mich iii(dil nits.'hlicssen kann, .las allg.'inein a.lnptirte ,(!elel)es' in ,Selebes' umzuändern. IJeber- diesK ist die Aldcitung, auf welche Herr Riedel sich zur Begründung seiner Neuerung stützt, noch keine ganz sicher gestellte uiul allgemein ado|itirti'. •' Analoge Verhältnisse findet man no.di heute z. 15. in Gcbirgsthälern der .S.l,w*.iz. S,. sa-t n. A, K. K. von Jiaer (über den Schädelbau der Rhä- tischen Rum.inen, l'.ull. .br Petersb. Akad. IS.'ii) S. 24fi Anm.): ,Anch jetzt noch b.-stehen melirere, besonders benannte Dialecte und Unter- dialectp in dmi kb inm Reste d.r b'on.anisciien Sprache. Diese Dialecte üeber die Mafoor'sche und einige andere Papi'ia-Sprachen. 303 Auf Neu-Gviinea aber ist diese Dialektversehiedenheit noch eine ungleich g-rössere und tiefergehende, weil es über- haupt noch nicht zu dem Anfange einer Staatenbildung dort gekommen ist ^ Von Ort zu Ort — und Orte sind meist nur wenige Häuser — besonders im Gebirge, ist die Sprache eine so total andere, dass selbst die Bezeichnungen der gewöhn- lichsten und elementarsten Wöi'ter grundverschieden sind und dass es, wie ich glaube, oft unmöglich sein wird eine gleiche Wurzel aufzufinden. Eine Erklärung dieses Umstandes scheint mir relativ nicht so schwierig zu sein. Die grosse Abgeschlos- senheit der einzelnen kleinen Stämme gegeneinander, welche sich, wenn überhaupt, nur in feindlicher Weise berühren, er- giebt, bei dem lebendigen Flusse der Sprache, naturgemäss von Generation zu Generation , und selbst noch in kürzeren Zeit- räumen, diese so verschiedenartige Abänderung des ursprüng- lich, wie man wohl anzunehmen berechtigt ist. Gleichartigeren, da ja die Menge der Möglichkeiten der dabei einzuschlagenden Wege eine sehr bedeutende ist. Die Verschiedenheit der Species auf zoologisch-botani- schem Gebiete weis't gewisse Analogien mit diesem Umstände auf, und es ist seit Darwin von Sprachforschern und Anderen bereits eingehender darauf hingewiesen worden. Vielleicht abei- ergäbe das genauere Studium dieser Dialektverschiedenheiten in solchen Ländern wie Neu-Guinea dem Sprachforscher neue und wichtige, bis dahin unbekannte Momente, da er hier ge- wissermassen naturwüchsigere und ungehemmtere Processe zu analysiren fände, als in den Abänderungen der höher organi- sirten Zweige der arischen und semitischen Sprach stamme, und ich unterlasse es daher nicht, auf die Aufgaben wiederholt hinzuweisen-, welche sich Sprachforschern ebenso wie Na- turforschern im engeren Sinne , so wie Anthropologen und Ethnologen bieten, und welche nur zu lösen sind, wenn sie jene sollen so bedeutend nnter sich abweichen, dass die Bewohner Eines Thaies die Bewohner manches anderen nicht verstehen. Auch die kirch- lichen Reden werden in ganz verschiedenen Dialecten gehalten.' 1 Ausser an einem Küstensaume im Südwesten, 2 Siehe A. B. Meyer, über die Negritos der Philippinen, Nat. Tydschr. voor Ned.-Indie 1873. 304 Mey«^- Gegenden selbst bereisen und diese wichtigen, Fachmänner er- fordernden Fragen nicht anderen Forschern als Nebenbeschäf- ti'nino- überlassen, da diese sie naturgemäss nur durchaus, un- treniu'ond lösen können. Selbst die einfache Herbeischaflfung des Materials ist schon mit ganz besonderen Schwierigkeiten verknüpft. Es gehört ein specielles erst schwer zu erwerben- des Geschick dazu, dem naiven Sohne der Wildniss Antworten zu entlocken, welche in der That auch Antworten auf die ge- stellten Fragen sind, und es ist die vollständigste Concentra- tion auf diese Forschung an Ort und Stelle nothwendig , um wirklich zuverlässiges Material herbeizuschaffen ; es ist dann auch eben notlnvendig, dass der Reisende alle diese Dialekte selbst erlerne und sich ganz und gar nicht auf die Verballhornisirung von Dolmetschern verlasse, welche weder Interesse, noch Ver- ständniss, noch die unentbehrliche Gewissenhaftigkeit für diese Fi'agen haben können. Fs sei mir ferner gestattet Eingangs noch in Kürze und in ai»horistischer Weise einiger Umstände Erwähnung zu thun, welche, wie mir scheint, zum Theil in der Natur der Sprache, welche auf Neu-Guinea herrscht, zum Theil in der Natur der Menschen, welche sie sprechen, liegen mögen, d. h. in ihrer physischen und geistigen Anlage und in ihren Sitten, und welche dazu beitragen oder es vielleicht ganz und gar bewirken, dass diese Dialektverschiedenheit sich ausbilden konnte und fortwährend weiter fliesst. Es sind die Papuas, wie schon Wallace hervorgehoben hat, sehr geschwätziger Natur, kaum dass sie schweigen; wie sich nun ]>lai>pernde und spielende Kinder vielfach selbst Wörter iiiid rmzcichniingcn l)ilden, so thun sie es auch, theils lediglich zu ihrer Belustigung, theils um ihren Zweck damit zu crreich(!n. Sie haben zudem das Bestreben Alles, was sich ihrer Aufmerksamkeit unterbreitet, sofort concret zu be- zeichnen, lind so kommt es, dass sie nie um eine Antwort verlegen sind, wenn man nach dem Namen irgend eines Ge- genstandes, eines Thieres, einer Pflanze, eines Felsens, einer Oertlieidveit u. dgl. m. fragt. Daher habe ich auch einen IJebcrfluss von geographischen Namen, z. B. verzeichnet, welche aber für die Ge()graj)hie des Landes nicht viel Werth haben, weil sie kaum bleibende sind, odei- weil sie nur in dem Munde Ueber die Mafoor'selm uiul einige itndcr» Papöa-Sprachen. oOO Weniger leben. Nie ist man inii- auf die FraiJ-e nach dem Na- men einer Sache eine Antwort schuldig geblieben. Neben die- sem in ihrer Natur liegenden Bestreben aber, die Dinge posi- tiv zu bezeichnen und dadurch von einander zu unterscheiden, und neben ihrer Fähigkeit Bezeichnungen zu erfinden, muss, glaube ich , in der Sprache selbst eine gcAvisse Leichtigkeit zur Wortbildung gegeben sein. Ihre Lust sich mitzutheilen ist sehr gross. Ich hörte sie ' oft lange Zeit aufs Lebhafteste über etwas reden , ohne dass ich das Object ihrer Unterhaltung wahrnehmen konnte, und doch gewahrte, dass sie ein solches vor Augen hatten. So z. B. auf dem Meere in einem kleinen Boote konnten sie zur Er- müdung über einen Fisch reden , den sie im Wasser gesehen und nach dem Einer vielleicht mit der Lanze geworfen oder mit dem Pfeile geschossen hatte. Ueber das fragliche Ge- schlecht eines Thieres unterhalten sie sich stundenlang, möchte ich sagen, und ganze Nächte durchplaiidern sie bei ihren Festen. Dass dieses viele Sprechen zur Neubildung von Wörtern bei- trägt ist wohl zweifellos, und dass sich aus diesen inneren Gründen ein Theil der Verschiedenheit der räumlich streng von einander gesonderten Dialekte erklären dürfte, halte ich für möglich oder wahrscheinlich. Dass ferner der Mangel einer Schrift wesentlich dazu beiträgt eine Sprache flüssiger zu erhalten, bedarf, wie ich glaube, keiner Begründung-, es eigneten sich die Sprachen des ostindischen Archipels 2 besonders dazu um zu unter- suchen wie verschieden sich bei jenen Völkerschaften, welche eine Schrift und bei jenen, welche keine besitzen, die Sprachen entwickelt haben. Ich bemerke bei dieser Gelegen- » Ich halte es für nöthig zu erwähnen, dass ich, wenn ich im Allgemeinen von Papuas spreche, stricte nur jene meine, welche ich selbst kennen gelernt habe, d. h. dass ich nur für diese die Angaben vertreten kann. (Siehe auch: Bericht über meine Reise nach Neu-Guinea. Vortrag in der geographischen Gesellschaft zu Wien 1873.) 2 Wie ich ihn nach altem Brauche lieber nenne als ,Malayischer Archipel', nachWallace, da man unter letzterer Bezeichnung wenig Grund hätte, z. B. Neu-Guinea mitzurechnen. Die von den Holländern versuchte Ein- führung des Namens ,Insulinde', ist wohl nur zu localem Gebrauche be- stimmt. Sitzungsber. d. pbil.-histor. Cl. LXXVII. Bd. 11. Hft. 20 30(3 Mej'fir. heit dass sich der sonst so räthselliafte Stillstand, wenn man nicht auf der anderen Seite den Fortschritt anderer Völker g-erade räthselhaft finden will, in der iutellectuellen und Cul- tur-Entwicklnng bei den Papuas ja zum Theil aus diesem gänzlichen Mangel einer Schrift erklärt. ,In der raschen Ver- gängUchkeit erworbener Einsichten liegt der Grund, warum schriftlose Völker äusserst langsam fortschreiten, warum sie so wenig sich entwickeln, dass sie grosse Zeiträume hindurch auf derselben Stufe zu beharren scheinen/ (Wuttke, Gesch. der Schrift.) Die oben erwähnte Neigung sich mitzutheilen und zu plaudern geht so weit, dass die Kinder ihren Eltern oder älteren Leuten überhaupt gegenüber Zurückhaltung gar nicht kennen; es phiudert der zehnjährige Sohn mit seinem Vater wie mit seines Gleichen und umgekehrt, und der kaum noch zu vermehrende Erfahrungschatz eines Knaben gegenüber dem nicht viel grösseren Gesichtskreis eines älteren Mannes, er- klärt zum Theil die Thatsache dieses uns auffallenden Verkehres zwischen Jungen und Alten, welches so contrastirt z. B. mit dem Verhalten der nmliamedauischen Malayen ', wo der Knabe nicht zu sprechen wagen wüivie ohne vom Vater dazu aufge- fordert zu sein, und wo es dann mit aller möglichen Beschei- denheit und Reserve geschieht. It'li mache noch zur Beurtheilung mancher Eigenthümlich- keit in der Sprache darauf aufmerksam, dass die Papiias meist sehr hiut schreien beim Sprechen, dass sie sich lange Reden von ferne zurufen, imd daher gewohnt sind die Worte zu dehnen, was sie zum Theil bew(!rkstelligen, indem sie einzelne Laute aus- f'inanderziehcn, z. Th. dadurch, dass sie Silben ohne andere Bedeutung einschieben. Das hiute Schreien hat seinen Grund oft darin, s .s (' (,• r. Substantivum. Die meisten Hauptwörter sind Stammwörter^ abgeleitete und /.us.imiiiengesetzte giebt es wenig. I'.iii (»r-scidecht wird nur in der organischen Natur unter- sciii.d.i, 1111,1 Ixizieht sich lediglich auf die Sache selbst und Ueber die Mafoor'sche und einige andere r.iiiua-Sprachen. 309 nicht auf die Worte, wie z. B. im Deutsclicn. Man unter- scheidet nur männliches und weibliches Geschlecht. Nur bei den Worten, welche auf den Menschen Bezug liabeu, liegt das (reschlecht im Worte selbst: snüu Mann; i-uragün, Sohn; inei Tochter; manbaniori Schwiegervater; inbaniori Schwieger- mutter. Bei Thieren und Pflanzen setzt man, falls das männ- liche Cleschlecht anziideuten ist, snün (Mann), falls das weib- liche bezeichnet werden soll, bien (Frau) hinter das Hauptwort. Z. B. Mangkoko sniin Hahn; Mangkoko bien, Henne. Die Einzahl des Hauptwortes wird durch die Grundform des Wortes ausgedrückt; die Mehrzahl, indem man an dieselbe die Silbe si hängt, gleichbedeutend mit der 3. Person Pluralis des persönlichen Fürwortes, also gleichbedeutend mit sie. Z. B. snün Mann, snünsi Männer, bien Frau, biensi Frauen, rüm Haus, rümsi Häuser. Folgt aber ein bestimmtes oder unbestimmtes Zahlwort, so wird diese Pluralform si nicht gebraucht; z. B. snün di kior drei Männer, eiknam di samfür zehn Fruchtbäume , eien knikki wenig Fische, wei naboor viel Schiffe, kaAvassa nakeim alle Menschen. Eine Beugung der Hauptwörter kommt nicht vor, da- gegen wird der Genitiv durch Vorsetzung von ,ro', der Dativ durch Vorsetzung von ,be' gebildet, z. B. Sing. Nom. snün der Mann Gen. rosnün des Mannes Dat. besnün dem Manne Acc. snün den Mann. Phir. Nom. snünsi die Männer Gen. rosnünsi der Männer Dat. besnünsi den Männern Acc. snünsi die Männer. 310 Meyer. Adjectivum. Eigenschaftswörter sind Stammwörter und werden stets hinter das Hauptwort gestellt, dessen Eigenschaft sie angeben sollen. Z. B. Rum bebä ein grosses Haus, rünigün fiafier ein liebes Kind, bon bekaki ein hoher Berg. Comparativ und Superlativ werden dadurch ausgedrückt, dass man dem Adjectiv das VVörtchen weer für den Compa- rativ und kakü für den Superlativ nachsetzt. Z. B. rüm orne bebä dieses Haus (ist) gross rüm orne bebä weer dieses Haus (ist) grösser rüm orne bebä kakü dieses Haus (ist) das grösste. (Statt weer kann auch bebä gebraucht werden, jedoch ge- schieht es seltener.) Zahlwort. Die Grundzahlen von 1 bis 10 und 100, und die unbe- stimmten Zahlwörter sind Stammwörter, und werden hinter das Wort gestellt, welches sie bestimmen sollen: 1 osseer 6 onem 2 suru 7 fiek o kior 8 waar 4 fiak 9 siö 5 rim 10 samfür 100 utin. Alle anderen Zahlwörter sind zusammengesetzte Wörter, und zwar fügt man das Wort ,sisser', so viel wie ,und', und ,diS so viel wie ,maP, zwischen die betreffenden Zahlen : I 1 samfür sisser osseer iL? samfür sisser suru K> samfür sisser kior u. s. f. 20 sainfur di .suru 21 s;niifiir di sunt sisser osseer II. s. f. Ueber die Mafoor'sche uud einige andere Pupüa-Sprachen ;311 30 samfür di kior 110 utiii sisser samfür 111 utin sisser samfür sisser osseer 120 utin sisser samfür di suru 200 utin di suru. Jedoch ist die Ausdrucksweise der höheren Zahlen un- sicher ; in Obigem liegt nur das Princip. Der Papua ist nicht im Stande, d, h. nicht gewohnt mit grossen Zahlen zu ope- riren. Für eine grosse unbestimmbare Summe sagt man sjaran oder sjaran di sjaran. Die Ordnungszahl wird ausgedrückt durch Vorsetzen der Silbe be vor die Grundzahl mit Ausnahme von der Erste bepon. Der Zweite besuru der Dritte bekior u. s. f. der Zehnte besamfür der Hundertste beutin. Jedoch werden die Ordnungszahlen sehr wenig gebraucht, ebensowenig wie Brüche , welche man durch Vorsetzen von osso ro ausdrückt. Z. B. osso ro suru '/2 osso ro kior Yg osso ro fiak ^4 osso ro fiek Y;. Unbestimmte Zahlwörter sind z. B. nakaim alle ossoosso jeder besso einige fies etliche sjampur manche ossoba I , . , keine roba I naboor viel knikki wenig muis I , . , genug. birape | * ^ 312 Meyer. Sinffularis. ich aja, ja, j" du awe, wa, w', au er de, d', i Pronomen: Persönliches Fürwort Pluralis. wir inko, ko, k' Dualis. wir beide nu, n' ihr beide mu, m' 1 h r inig-u, nig-u, mg sie beide su, s' Der Gebrauch des Dualis wird streng eing'ehalten. Die abgekürzten Formen j' w' d' k' mg' s' n' m' werden gebraucht, wenn das folgende Zeitwort mit einem Vocal an- fängt, und es wird dann der Consonant des Fürwoi'tes mit dem Zeitwort in ein Wort zusammengezogen. Vielfach wird zur Verstärkung dem Fürwort das Wort ,mangün, selbst' beigegeben, es wird jedoch vorgesetzt. Z. B. mangündaja niangundau mangündi mangünko mangünmgo mangündsi mangünnu mangünmu mangünsu ich selbst du selbst er selbst wir selbst ihr selbst sie selbst wir beide selbst ihr beide selbst sie beide selbst. Possessiva: Sie werden hinter das Hauptwort gestellt I unser kobeda mein jeda dein beda sein ihr bieda euer mgobeda ihr seda unsere kobena. meine Jena ( * jani) ( * kobani) deine bcna ( *hani) eure mgobena ( * mgobani) seine ihre Wu-nsi ihre sena ( * sani) ( * biani ) * seltenere Form. unser beidenubeda euer beide mubeda unsere beiden, nu- bena ( * nubani) eure beiden niube- na ( * mubani) lieber di« Mafoor'sche und einige audeie Paiiüa-Sprachen. 313 Beim Gebrauch der Mehrzahl des besitzanzeigenden Für- wortes ist zu bemerken, dass das Hauptwort die Phiralisfonu dann nicht mehr annimmt : z. B. mein Haus rüm jeda meine Häuser rüm Jena unser Haus rüm kobeda unsere Häuser rüm kobena. Demon.strativa: Sie werden stets iiachg-estellt: orne dieser, orrua jener. Z. B. snün orne dieser Mann eiknam orrua jener Fruchtbaum. Interrogativa: sebe wer? (Wird auch als Relativum gebraucht.) rosei, roserreia was? mundiri welcher? roriso, mobbo wo? imbajo rosei warum? berariso wie? z.B. sebe ikofein orne wer hat das gesagt? jafan snün sebe ikoein orrua, ich kenne den Mann welcher dort wohnt, wakofein rosei was sagst du? snün mundiri welcher Mann? wambrein roriso, wambrein mobbo wo gehst du hin? imbajo rosei wafrur orne warum hast du das gethan? berariso wafrur orne wie hast du das gethan? Verbum. Die meisten Zeitwörter sind Stammwörter. Die von Hauptwörtern abgeleiteten werden durch das Präfix be ge- bildet z. B. isna Licht, beisna erleuchten, bati Freund, bebati befreunden. Auch bildet man Zeitwörter indem man z. B. vor ein Eigenschaftswort das Zeitwort frür oder befa setzt, d. h. machen oder thun. z. B. warm sam^ frürsam erwärmen. 314 Meyer. Man braucht das Zeitwort stets mit einem persönlichen Fürwort zusammen und zwar zu einem Wort verbunden. Eine Biegung' findet nicht statt. Die Zeiten und Weisen werden durcli besondere Woi'te bezeichnet, welche man zum Theil vor, zum Tlieil nachsetzt. Man kennt keinen Passiv und keinen Conjunctiv. Infinitiv und Particip werden sehr selten gebraucht; Indicativ, Imperativ und Prohitiv am meisten. Man kennt nur Gegenwart, Vergangenheit und Zukvmft als drei Ilauptzeiten. Endet das Fürwort mit einem Vocal und fängt das Zeit- w.n-t mit einem Vocal an, so wird derjenige des Fürwortes weg- gelassen. Beispiel. mnaf hören, höre, hört mnaf koor gehört haben nerri mnaf hören werden mnaf rape hörend mnaf kwaar gehört habend jamnaf ich höre wamnaf du hörst iiiiiiaf er hört komnaf wir hören mgomnaf ihr hört simnaf sie hören numnaf wir beide hören mumnaf ihr beide hört sumnaf sie beide hören jauiiiaf kwaar ich habe gehört wamnaf kwaar du hast gehört etc. nerri janmaf ich werde hören etc. mnaf aweri höre nicht, hört nicht. Aois sprechen, sprich, sprecht aoYs kwaar gesprochen haben iKMri ani's sprechen worden Ueber ilie Mafoor'solie uud liuige andere Paima-Spracheii. 315 aois rape sprechend aois kwaar gesprochen habend. jaois ich spreche wao'is du sprichst daois er spricht kaois wir sprechen ingaois ihr sprecht saois sie sprechen iiaois wii- beide sprechen macjis ihr beide sprecht saoi's sie beide sprechen jaois kwaar, ich habe gesprochen etc. nerri jaois, ich werde sprechen etc. aois aweri, sprich nicht, sprecht nicht. Adverbium. Adverbien des Orts: bo, bori oben, wabri unten. Adverbien der Zeit: ansonna jetzt, knikko sogleich, rassawinda gestern, rassausonna heute, uiisser morgen, misser- weendi übermorgen. Adverbien der Bejahung, Verneinung und des Zweifels: ju ja, kaku fürwahr, sicher- kuf, fadi, sehr, ausser- ordentlich, roba nein, nicht, keinenfalls; fauba vielleicht. Beispiel. snün ibie kakü ein sehr guter Mann jambrein rassawinda ich reiste gestern. Proposition. be an, nach, bis, bei ro, reio, von, aus, mit, an di auf mangenem zu, zu viel isof bis faro, maro, an. Ö16 Meyer. Beispiel. janibreiii be rueos ich gehe nach der Insel wafukcn niangeueni ihr fragt zu vieh Bei faro iiml iiiaro ist zu bemerken, dass ersteres gebraucht wird wenn man von andern, letzterer wenn man von sich selbst spricht. Z. B. Wabük orne furo i, gieb iluii dieses; wabük orne maro aja gieb dieses mir; wabük maro ko gieb dieses uns ; wakofein orne faro si sage dieses ihnen. Conjunction. ma und (selten gebraucht) weer auch weendi ebenso, gleichfalls kakcer noch inibajo damit, weil, denn bape aber, doch, gleichwohl, indessen, nichtsdesto- weniger. Interjection. Tnterjectionen sind sehr gebräuchlich, was zum Theil da- her kommt, wie schon in der Einleitung bemerkt, dass die Papuas sich Vieles von weither zuschreien von Haus zu Haus, und aus Faulheit Heber schreien als nahe zusammen kommen. jamo, mami ach jowe, jamu ha, Iki. heisa weindi, jamo ach, o doch, wehe askata, jowi o ainborobi. wongori he, halt. Es giebt eiiu-n von den Papiias viel als Fluch gebrauch- ten Aiisiiit". welcher als luterjection betrachtet werden kann, ''■■' ''■ '>"■•>' wörtlich zu iichnien ist, ebensowenig wie der- glfichcn Ausrlrücke b.-i uns. Kv heisst: Raak perem au, i. e. dir- Bande tödte dich. Ueber die Mafoor'sche und finige amlere Papüa-Sprachen. 317 Sprjicliprobü. Snün osseer irama — Da kommt ein Mann, Wakojen mobbo tiorro rape? — Wo bist du so lange gewesen? Jakojen ro Doreri — Ich bin in Doi-eri gewesen. WafiTir rosei orrüa ? — Was hast du da gethan ? Jakobis faas kwaar — Ich habe Reis gekauft. Wabaak rosei' be kawassa? — Wie viel hast du den Leuten bezahlt? Jabaak sümber ro nokking kapirare — Ich habe für einen kleinen Sack ein Hackmesser bezahlt. Sobei! jamuaf kwaar kwassa Doreri sifrür korawarsi, orne kakii? — Freund, ich habe gehört, dass die Doresen Kora- wars ' gemacht haben, ist das wahr ? Jafan i ba — Ich weiss es nicht. Sobei, jamkeik wasreer — Freund, ich fürchte du lügst. Roba jasreerba; kawassa wesse sisreer, bape aja maroba, aja snün fiafier — Nein, ich lüge nicht; die anderij Menschen lügen, aber ich nicht, ich bin ein guter Mann. Sikofein be aja, wodisen wopper ras bepou ro korawar bei ro arfak — Sie sagen mir dass du kürzlich auf Arfak ge- tanzt und gesungen hast vor dem Korawar. Sisreer — Sie lügen. Roba, jabepersjajaba sisreer, bape wafu sreer mangenem. Korawarsi mgobena sipok ba beturun be mgo ; simieis munda; ro mgosi simeim ba, ru kuasi simnaf ba — Nein, ich glaube nicht dass sie lügen, aber du kannst sehr lügen. Eure Ko- rawars können euch nicht helfen; sie sind nur Holz; mit ihren Augen sehen sie nicht, mit ihren Ohren hören sie nicht. Aus Holz geschnitzte Ahnenbilder , denen abgöttische Verehrung ge- zollt wird. 318 Meyer. III. Wörtervei'zeicliuiss der Mafoor'schen Sprache. Ich füge hier in verbesserter Gestalt, deutsch-papua- nisch (statt holländisch - papuaniscli) , und papuanisch- deutsch g-eordnet, die Wörterliste hinzu, welche in dem Werke: Nieuw-Guinea, ethnographisch en natuurkundig onderzocht en beschreven in l-SöS door een ned.-ind. Commissie, uitg. d. h. h. kon. Inst, von taal-, land- en volkenk. van Ned. Indie 1862 veröffentlicht wurde, ^ Ich halte dieses nicht für überflüssig, da, wie ein Vergleich lehrt, nur verhältnissmässig sehr Avenige Wörter richtig waren. Wie schon oben bemerkt, stütze ich mich dabei auf die Autorität des Herrn van Hasselt, welcher bereits circa zehn Jahre als Missionär auf Neu-Guinea thätiir ist. Bei einem Vergleich jener Liste mit meiner wird es auffallen, dass manche Wörter in meiner Version ganz fehlen ; es kommt daher, dass jene viele enthält, welche den Papuas überhaupt imbe- kannt sind, welche der Missionär aber aufschrieb, da er sicherlich auf seine Frage immer eine Antwort erhielt — der Papüa bleibt eben selten eine Antwort schuldig, und sie muss daher stets genau geprüft werden. Ferner habe ich eine Reihe von Wörteiyi weggelassen, welche rein malayischen Ursprungs, d. h. von Malayen eingeführt sind, welche daher für die Mah.oi-'sche Sprache gar keine Bedeutung haben, und höchstens . ..„ ^r^,..i„j.,,|,i,^, ,,„^,. y j ^ Croockewitt. Hzn. 1. f. Bijlagp, Lstt.T k. k. 8. 2(»l^-j;i:i Ueber die Mafonr'sclie uml finis;»' andore Papüa-Sprachen. 319 nicht so schwer fallen, wie mii-, es nochnuils zu verbessern. Es wäre übrigens auch zu bedenken, üb nicht, möglicherweise diese Sprachen innerhalb eines kürzeren oder längeren Zeit- raumes sich so verändern, dass Vieles nach dem Verlauf einiger Jahre schon anders lautet. 1. Deutsch- A. Aas, snaupapis Abenddämmerung, mandira kniki if nurip aber, bape Abfall, pis Abgesandter, alferus Abreise, siim ach, jamo, weindi acht, w^aar achthundert, utiu di waar achtundachtzig, samfur di waar sisser waar Achtung, swaar achtzehn, samfur sisser waar achtzig, samfur di waar Acker, djaf Ader, urik äffen, sumfaar äussern, kofein badier alle, nakeim als, raris also, irireia alt, bekwaar Alter, mansaar Ameise, anier an, maro, faro, ro, di, fanam Ananas, ranasi andere, wesse aneinanderfügen, pami Angebranntes, pappeer angreifen, karieier Papuanisch. anhaltend, fiorro kakeer ankleben, krajif ansehen, mam, meim ansehnlich, bebd anstecken, kün, pain antworten, arem anwesend, isia Arbeit, frur, fararur Arbeiter, kipu arm, rwamsi Armring, siara Armring von Bast, kauri Armring von Muscheln, samfur armselig, woor Arzenei, ariaun Asche, pafen auffahren, dejek auffüttern, faan aufgehen (der Sonne), debeer aufhängen, sjeif, sjaw aufhellen, kofcinbadier aufhören, aweer aufraffen, fasaar aufrollen, parki aufschieben, befa kweimbur aufschneiden, karruki aufschi-ecken, kandoor aufsteigen, dabeer aufwecken, befa mieuf Augapfel, ngämsimoor Auge, mgasi Augenbrauen, ropierwür 320 Meyer. auslachen, koffari Ausleg-er (eines Seliiffes), ajas, adiadi auslöschen, afeen ausringen, hassen Ausrüstung, robena aussätzig, duf bebä ausschneiden, karruk ausstrecken, foos auswandern, bur B. Backen, sorep, sorp badeu, nuisi Balken, ajas Bambus, ainin, anibobei, arsa, amböris, baruaf, kanilnin Banane, beef Bank, krapressa Bart, swabur Bauch, sneri Baum, eiknam Baumwolle, monggum beben, sossen beeidigen, saasi beenden, beta muke befehlen, beprenta befremdet, kanduor begegnen, sro bcguhren, rinomen Bcgiunh', uafsu, nuonicn begiessen, keebswaar he^raben, eraak Begräbnissplatz, niuub craak bei, umbur beinahe, lianam beischlafcn (einer Frau), link, encf kuker bieu bcissen, ark bekennen, kofeinbadier bekommen, sma bellen, idob, koffrori Belohnung, buksewa bequem, imawes beräuchern, menjani bereit, imnisrape Berg, bon bersten, sab berühren (mit dem Finger), sampier, nuk beschädigt, bieba, meef kwaar besprechen, farkoor besprengen, eebs waar bestürzt, ma betrügen, sreer betrunken, mseer betteln, eber Bevölkerung, kwassa bewahren, barik, biarek bewegen, sjoob bezahlen, baak billig, kiakurba binden, fees, pam bis an, di, ro, fanam bitter, sarmar, sjarmar Blasebalg, pape blasen, uf Blatt, ündam, reim Blech, tutam bleiben, kein blind, preif Blitz, weweer Blume, pampeen P.lut, riek iilutigel, eija Boden, saprop bösartig, barbor Bogen, maria Ueber die Mafoor'schp und pinigp andere Papüa-Sprachen. 321 Bog-en und Pfeile, mariamin, maria sare Bohrer, robibeer Bräutigam, darem Braut, darem breit, sarbam, sjarbam bringen, uni Brotfrucht, ur Bruder (älterer^, neik bebaja Brücke, adorem Brunnen, waarweer Brust, aaudeendi Brusttuch, sansün aandeendi Buch, refo Bucht, reben Bündel, bos Bürste, koffroni C. Citrone, djodi, angrei D. Dach (von Palmblättern), oos Dämmerung, wekkier Darm, snewar Daumen, wapimsibeba dein, beda denken, swaroseer derartig', rieisoi"ne, irireia dick, bebä, mafen dienen, einus * Diener, snun besewa dieser, orne Donner, kadadu Dorf, meuu Dorfhäuptling, mananueier Dorn, wurek dort, urua Dose, mek Sitzungsber. d. pbil.-histor. Cl. LXXVII. draussen, rowandi drehen, kananoeier drei, kior dreihundert, iifin di kiur dreissig, samfur di kior dreiunddreissig, samfur di kior sisser kior dreizehn, sainfur sisser kior drücken, panepni du, aAve dünn, mbrekip Dummkopf, barbor dunkel, ifnurep durch, ro durchbrechen, kaar durchstechen, saar durchstöbern, weerkiu Durst, breuer. E. eben, keukirni Eber, roman Echo, souifare Ehe, farkiami Ehefrau, snun svvari Ehegatte, snun swari Ehrenbezeugung, kunem Ei, penor, peneuer Eidechse, roberok Eimer, reu narem einige, defies, debeso einmal, osseer munda eininüthig, osseer iswaar wesse einpacken, panggum eins, osseer einschenken, wauek, baki, se- sari einstürzen, kok, mkcuk eintauschen, farowe, forweer Bd. II. Hft. 21 Meyer. eintreten, bewandum Eisen, mangarmun Eisonhulz, ankabu Ellbogen, wapnrnisi elf, sanifur sisscr osseor oinpfani;eu^ snia enge, ifios er, i Erdbeben, tataweir Erde, saprop erfahren, fau erkälten, ses erkennen, kofeinbadier erklären, kofeinbadier erlangen, sina ermorden, percm ermüdet, meuer ernennen, demara erschrecken, kandoor erst, warpon, pon erwachen, swarren, pisaak Erzählung, feia essen, aan Essig, waarmenier. l'^ackcl, awias fäclicin, jer Falb' (Vogel), wai-rengü fallt'ii, sap|)i J'\illtliiir, kciiiia i'o wabri ialtt'U, ap(U' iangrii, ftior Farbe, kaniara iA\i\. nasrauinlia l'aiist, iipri l<'flit<'n, iiiiin Ffibir. mainliiir fegi'ii. pi;i;is fehlen, immisba, woor feilen, bekiki feilen (die Zähne), ornasi fein, fiakniak Feind, imsoorieis Fell, eif, rieb Fenster, panggier ferner, orneweer Ferse, wakurnisi fertig, ibro Fest, faandurna festhalten, uf festmachen, pum fett, mafen, krafbeba Feuer, foor Feuerstahl, manuirimanjur Fieber, bis, wis Finger, wapimsi Finger (kleiner), wapimsiung- gun Fisch, ei'in tischen, poseien Fischhaken, koju Fischnetz, ma, pam Flamme, isak Flasche, fium Fledermaus, awab Fleisch, krafkaku Fleisch (getrocknetes), bakassa fleissig, nasraun, sraun Fliege, i*an fliegen, rieb fliessen, beiki Flitte, dewomis Fluch, fraas fluchen, fraas Flügel, bap]ii'eiir flüssig, beweier Fluss waarbekki TTebor die Mafoor'scli e und einige andere Papüa-Sprachen, 323 folgen 7 so fordern, oor fortjagen, jau fortlaufen, fraar fragen, ooi- freilassen (einen Sclaven), fasspari fremd, aniber fressen, aan mangenem Friede, dame frisch, babo Frosch, robbebre, rowebre Frucht, bon, eibon früher, bepon fühlen, paupau füllen, kewi fünf, rim fünfhundert, utin di rim fünfzehn, samfur sisser rim fünfzig, samfur di rim fürchten, mkeik furchtsam, keik Fuss, wessi Fusstück, wessiwamia G. Gabbagabba (Zweig einer Sago- palme), am per gaffen, bewasraweer ganz, pisipper, nakam Garten, djaf Gast, ambeer gebären, l)eiimgu geben, bukbe Gebet, nadi Gecko (Eidechse), kapananier gehen, mbrein Gehirn, wowik Gehörgeben, meof Geist (böser), manoin gekocht, fnap gelb, nanjür Geld, pipi gelegen, biarek Gemüse, fanajem Genosse, bati genug, imnis geradeaus, inapes Geräth, munara geräumig, beba gering, kapirare Geruch, snarem Geschmack, aansäso Geschwür, mu Geschwulst, biar Gesicht, mgasi Gespenst, manoin gestern, rassowenda Gewehr, panda Gewicht, reben Gift, ronaniaan Glanz, tiaknakeer Glas, krasko glatt, daasbedef gleich, knikoffa, raris, imnis Graben, waarbekki graben, raasi Gras, abris Grashüpfer, asses Greis, mansär Grille (T-hier), kenggunig grob, beba gross, beba, naba Grosseltern, pumi Grotte, aweab grün, mandumek Grund und Boden, saprop gurgeln, daarmun 21* 824 Mpy er. gut (in Bezug auf Essen und Trinken), mafen gut, berape H. Haar (des Kopfes), snunbu- rcini ITaarhallen, dokeerno I Iaarl)üsc'hel, nianibur befaman- gor, snoffernaja Haarlocke, neben Habicht, mangkangkan Hackmesser, somber, sumbeer Hälfte, rowar hässlich, bieba Hagel (Schrot), pandurumor Hahn, mangkoko snün llahnenkamiu, samon ilaihsch, tanl)an Haken, bel)oriin Hals, sasuri Halsband, osron Hand, erwasi luirpuniren, suwo Harz, kessi Hass, mewwer Haupt, rowuri Haus, rfiMi Hecke, ajer heirathen, fiibnk heiser, sasui-iriokba H('ld, niainbri helfen, fnok Ih'11, si('(!n hell (von Stimme), m^-aren, rejok k.iUii Ilcnid, s.'uisnn. snnsunberobbra hi'iiiincn, d\v;iil<, inis lltir, iii.uisiiiii herumgehen, mbran wanerik herwärts, rama Herz (Gemüth), eibon (snerri) heute Abend, robandandi hier, irine, mobine hierher, woma, ro Himmel, nanggi Hinterbacke, krori siffersi Hiutertheil (eines Schiffes), urndi, kruri hinzufügen, fnok, fnokeer, fnobek Hirnschädel, obek ho, woma hoch, kaki hören, mnaf holen, un holla, woma Holz, ei Holz (trocknes), amias, meis Hol/kohle, peisim Hörn, snau Hose, sausun i-owar Hügel, bon rumgun Huhn (beide Geschlechter), mangkoko Hund, naf Hundert, utin Hunger, bisseer huren, enef ro bien wesse husten, kosses Hut, kafeian leli, aja, ja ihr, mgo ilir bri(l(!. iiiu Ingwer, pier Uelier die Mafoor'sche und eiuige andere Papua- Sprachen. ;J25 fnsel, meos inwendig, dori, dok J. ja, JO; ju jagen, so rninün Jahreszeit, jampassi Jambu (Frucht), nassem Jammer, weindi jetzt, ansonna jung, umguha just, kakuberi K. kahl, rubibror, rewuriwoos Kakadu, maunebeef Kalk, ateer kalt, priem, sjuf Kamm, assis Kanarieunuss, eiwikan Katjang (Frucht), abru Kattun, manggün Kattun (rother), riek Kattun (sehr feiner), muriso Katze, nau kaufen, kobis Kenntniss, fau Kessel, sere Kiefer, assin Kind (angenommenes), awak Kind (das älteste) , i'ümgiin bepon raner Kind (das jüngste), rümgün ifranep Kind (todtgebornes) , rümgün imardisneri Kinn, aundi Kinnlade, urwabbri, urundi Kissen (für den Kopfj, aiiak Kiste, brua kitzeln , sangkaki , froksoug- keer Klafter, rof Klappern, sroppip klappern (mit den Zähnen), isrosseer, felis kleben, bekreif Kleidung, sansun klein, kapirare klemmen, susonek klimmen, deiek, dek Klippe, bossin kneifen, wonggeia Kneifzange, arimiein kneten, ufpopos knirschen, darkfeini Knochen, koor Knopf, kaasri kochen, nap können, nibnejo Körbchen, meer Körnchen, moor Körper, kraf Kokosnuss, sra Kokosnusschale, obek Kokosnusschale mit Stiel, asjok kommen, rama, fiafeei' kopfabschlagen, perem Kopftuch, fara Korb, beia, waas, bajareiwat, isrip Korkzieher, robberbeer korpulent, beba, krafbebä Krabbe, mangkapperbeba Krähe, kowok krank, düf kratzen, koprif, . koraar ;^26 M e ver. Krebs, Hin OS Krii'g-, juberob, munieis Krici^stroiniuel, batikbeba Krokodil, wuiigoi'i Kroutaube, mambruk Kropf, uossas Krug, kabessa ki'uiiiin, kiapparavvcer Kürbis, boti, ariaiii Kugel, pantlurunior Kupferdralit, luakasnewaar kurz, wamba. laeheu, mbrief laden, biaweer Lärm, riük Lager, faandurna, snunsi eni- berob Lampe, padamara Land, süp lang, bekwam langsam, awawin Lanze, menof Lappen, ikrafwepeer Laus, rdv laviren, farabenapes leben, kenein Lebensmittel, robean LeIxM-, k(!in Leek, (IiimI' leeker, mafen, daanl)ie lilnn-n, s;imdemi ieieht, uierbakba Leinwand, knibcii leise, mieul' leiten, faikii'ii Leiter, awck lernen, faiktK^r lesen, wasja lieben, swaar liebenswürdig, ibje liebkosen, kosüm links, warsari Lippe, sbari List, sreer Loch, imgir locken, buksreri Löffel, asjok löschen, afeer Lori (Papagei), manjauwer loskaufen, farue loslassen, puer lügen, sreer Lunge, jDapisen. M. machen, frnr, frueir mächtig, napokso Mädchen, inguboor Mädchen (Tochter), inei mager, bekukojer Mais, kastela Manga (Frucht), awa mangelhaft, bioor sassar i\Iarkt, [)utu Mast, paddoren Matte, jaar Maus, rubefraar Mehlwurm, snu mehr, weer mein, jeda meinen, swarepen Meissel, apa Mensch, snün messen, karara Messer, ino miethen, baak lieber dio IU;i.iuoi"sclie uud einige iiudere I'apua-Siir.ichon. ;-J27 Milch, süs niikl, tiaticr Mildtliätigkeit, beuabe Milz, papisen Missetliat, sassar mit, kuker Mitleiden, swaar Mittag, arkok Mitte, fandu Mond, pcik Moud (dunkler) , peikani riurirape Mondring, jersrani Mondviertel (erstes), peik rowar Mondviertel (zweites), peik ipeif morgen, niisscr Morgen, aro Morgenroth , missernaweer, arobabo Morgenstunde, disna Moskito, nionies Mündung, waarweri Mütze, katajan Mund, sbari Muskatnuss, saukawa Mutter, snari. N. Nabel, sneppündi nach, raaru, faro, ro nachher, knikoffa Nachmittag, mandira nachsehen, seerfsiiso Nacht, rob Nacken, sasuriknam nackt, biabeer Nadel, rit, weirüs nähen, sip Nagel, wea nahe, fardaar, tianani Naht, swa, swaan Name, suorre Nase, snori Nasenrotz, menaeier Nasenloch, suorimnatVi Natter, seren Nebel, alio NejGfe, napier nein, roba nennen, ap Nest, neis neu, babo, biabo Neumond, peikbaba, peikimgir neun, sio Niere, kämbu Nipapalme, nau niesen, nierbieis noch einmal, weer noch nicht, robeiin Norden, bruer nothwendig, niaroba nur, münda Nuss, krisbon 0. Öffnen, baas Ol, mani Ohr, knasi Ohrfeige, basri Ohrzierrath, robefa Osten, nmrim. P. Paar, su packen, pangguni Palmwein, swein 'd2H Meyer. Paradiesvogel, mambefoor Penis, siri Pfahl, rier Pfeffer, marisan Pfeil, ikü Pfeil mit vier Spitzen, pisang Pfeil von Sagoblättern, ikubur j)Hanzen, keer Pflanzengift, ronaniaan picken^ aau Plage, düf, diüf Planke, ambafen platt, mapeer Platz, moüb plaudern, kokorke Popaja (Frueht), assawa Prüfet, konoor profezeien, kiugsoor prüfen, saso quer, ifnuweer, sroor, kanbra- ntik R. liad, kananur rächen, l)aak, min weer Kand, andici rasen, liiTTis sjarbi rathpriegen, swarepen rauben, krau, pos Kauch, djuis, joje reell nen, koor rechts, rowarkaku Kegtiu, mekk(!m, niifin, daarnani KegiMischirm, paum reibrn^ sfii, karari reich, niar<» reif, niieis reinigen, fnxm Reis, faas Reisblock, asri Reiskessel, sere Rinde, riepknam Ring, snienpapien rings, rojaar Rippe, reir Rohr (spanisches), abra rollen, karari roth, pi erper rudern, boris rufen oor, rund, penok. S. säen, keeps moor Säge, säkiki säugen, feiaar Saft, rür sagen, kofein Sago (gebaken), kium Sago (gekocht), su Sago (roh), bariam Saiteninstrument, sonkkeer salben, sfu ru mani Salz, keermasin sammeln, befaandur Sand, keiin ' Sarong (Gewand), sree Sau, rusna sauer, mcnir Schädel, rwuri Schätze, arta, reu naboor Schale, pies scharf, saar scharren, sjoob riep Schatten, ninimei, kiaduim Schaum, wfis, kawäwui' Schere, inobemuk, inobeapin lieber die Mafoor'sche und einige andere Papüa-Sprachen. 329 scheeren, preef scheiden, faspar scheitern, deer kerru Schelle, riokkakeer Schenkel, siffeisi scherzen, fnaksjarbi scheuern, sfu piaas Schienbein, wessi suuppoer schiessen, kün Schiff, wa, wei Schildpatt, waiimis Schilf, abra schimmern, weweer, daasdef, daasbedef schimpfen, niaki Schläfe, ampernossem schläfrig, enefmin schlafen, enef Schlag, basruki schlagen, preer Schlamm, ikionem Schlange, ikak schlecht, barbor Schleier (über dem Auge), kantara schleifen, jaas Schleifstein^ kerujas schliessen, bekudsi schlimm, beangar schmelzen, frur beweier schmieden, kam Schmutz, kapu schnarchen, snori reiok schneiden, karuk Schneidezahn, nasi schnell, fasau, fasauberin schnellen, fraar schnitzen, siopi schön, ibje schöner, ibje ^A'eer schöpfen (Wasser), narem schon, kwaar Schorf, parfokkcn, barbara schreiben, faas schreien, kaar Schritt, adoffer, asaroffer Schrot, panduruMior Schüler, rümgün farkoor Schüssel, sambaru, kansa, becn schütteln, marareer Schuh, robesasüor Schuld, niaki Schulterblatt, radasi aseiok Schuppe, unef schwach, nopokba Schwägerin, dorisbee, nobee Schwager, refiore schwanger, sneri beba Schwanz, purari schwarz, peisim schweigen, fasis Schweineloch, niö schwer, werbak, mu Schwester, neikkri Schwester (ältere), neik bebaja Schwiegermutter, inbaniori Schwiegersohn, niori Schwiegervater^, manbaniori schwimmen, daas schwindeln, rwuri piarek schwitzen, domes sechs, onem sechshundert, utin di (nicm Sechsundsechzig, samfiii- di onem sisser onem sechzig, sanifur di onem See, soren Seele, rur 330 Meyer. Segel, saruin segeln, ujujen sehen, nieim sehr viel, naboorso sein, bieda selbst, niauguu senden, fnok Senkblei, rebin setzen, berarbab, biarek Setzling, niuur Siehelniesser, iuo karruk snau sieher, kakuberi Sieb, arieim sieben (Sago), arieier sieben, tick Silber, sarak singen, disen sinken, inisaar Sinnlichkeit, rmonieu sitzen, kein Sklave, woraen Sklavin, wonienbien Sohle, resivvaniia Sohn, runigun Sonne, ori Sonnenhitze, ori isam sonst, pon, bepon Soi'gen, keiniis Sorte, reureu s| »alten, sup Speichel, ananef Speise, robean Sjiiegel, kansina spit'l'ii. tiiak Spiiinr. kal)ukk;ikien Spitze (tnues Bei-ges), bcii Imii Spitze (eines Hauses), kuidoni Sprache (Mimdart ', \vr Trommel, roberok tropfen, aanpampiorem süss, mafui Sultan, manserem beba Sumpf, saprop anemen, kionem. T. täglich, rasnammis Tag, ras Tageslicht, disna Talisman^ eimamun Tante (ältere Schwester des Vaters), sraarbeba Tante (jüngere Schwester der Mutter), nangguni tanzen, maas, woor Tasche, katüni tatuiren, bepoko Tau, abra taub, knasipro Tausendfuss, abrabojen Tauwerk, masmak Teller, been Thau, priem theilen, berowaas Thier, rumün Thräne, mgasi ru todt, maar Topf (irdener), urin, tafaria träge, nasraumba träumen, mafu tragen (Armring), kauwuri tragen (Lasten), bai'a, wauweer treiben, da Trinker, snun mseer Tripang, pimam Tuch, kruten. U. übelnehmen, nisoor überladen, merbak mangenem übermorgen, misserwendi Uberschuss, keer, nioom Überschwemmung, fabru umarmen, foorepen und, sisser unfruchtbar, sneriimeis Unordnung, miämim Unreif, pejek unreinlich, mamas unter, supibawa, iriwabi, wabri unterdrücken, pok unterstützen, fnok untersuchen, seerf, mamsaso unverwundbar, kfonaanba unwahr, sreer Urgrossmutter, akkaki. Vater, mami, dei, kamari verändern, farome verbergen, jokf verbieten, dwark verbinden, pami verbrennen, kun verflucht, fraas verfolgen, joom, so Vergehen, sassar vergessen, fananderri verheirathet, faandur kwaar ro bien verirren, sasu. 832 Meyer. verkaufen, ferbian verkennen, sreer verlieren, ro, rio vermengen, papieier verrichten, frur verrotten, nibram verrückt, siarbi verschlucken, koorna verschwenden, saan verschwinden, bur, riuis, Feind iiiaiicin. versenden inaiigguri, Stielhiutter iiiajH's. gerachiaus iiiliaiiiori. Scjiu i(•g(•,^n^lltter iM.•i. M;i(lcli,.|, ('!'(, cliter) iiigid.uor, M/idcheu inn, Älcsser inobeapin, Scheere inobemuk, Scheere inokarruk snau, Sichelniesser irine, hier irireia, also, derartig iriwabi, unter irwarren, Wasserhose isak, Flamme isam, warm, stechend iseiur, wachsen isia, anwesend isjor, trocken isrip, Korb isrosseer, klappern (mit den Zähnen) isueir, wachsen. J. ja, ich jaar, Matte jaarwendi, vorgestern jaas, schleifen jamo, ach, weh, o w^eh jampassi, Jahreszeit jau, fortjagen jeda, mein jer, fächeln jersram, Mondring; .]«'. ja joje, Rauch jokf, verbergen joo^ vorwüsten joom, verfolgen jorif, Staub in, ja kaambu, Niere kaar, durchbrechen, zerbrechen, schreien ÜeVier die Mafoor'sclif und einige andere rapüa-Sprailien. 339 kaasri; Knopf kabessa, Krug- kabokkakien, Spinne kabom, Wittwe kadadu, Donner kaduini, Schatten kafajan, Mütze kafeian, Hut kaki, hoch kakuberi, sicher, just, wahr- lich kam, schmieden kamara, Farbe kaniai'i, Vater kambrin, Bambus kananoeier, drehen kananur, Rad kanbranuk, quer kandoor, verwirrt, verwundert, befremdet, erschrecken, auf- schrecken kansa, Schüssel kansina, Spiegel kantara, Schleier vc.r dem Aug-e kapanamer, Gecko (Eidechse) kapirare, g-ering, klein kapreendi, Zunge kapressa, Stuhl, Bank kapu, Schmutz karara, messen karari, reiben, rollen karieier, angreifen karruki, aufschneiden karseier, straucheln karuk, schneiden, anschneiden kastela, Mais katüm, Tasche kauri, Armring von Bast kauwuri, tragen (.Aiinring) kawawur, Schaum keebswaar, begiessen keepsmoor, säen keer, Ueberschuss keer, pflanzen keermasin, Salz keiin, Sand keik, furchtsam kein, bleiben, sitzen kein, Leber keinüs, sorgen kenem, leben kenggunig, Grille (Thier) kerrua vo wabri, Fallthür keru, Stein kernjas, Schleifstein kessi, Harz keukirni;, eben kewi, füllen kfonaanba, unverwundbar kiaduim, Schatten kiakurba, billig kianes, weinen kiapparaweer, krumm kiasma, Zange (von Bambus) kierwarren, Wirbelwind kimu, Wasserkrug kingsoor, weissagen, profezeien kionem, Sumpf kior, drei kipu, Arbeiter kiüm, Sago (gebacken) knasi, Ohr knasipro, taub knikki, wenig kuikofFa, gleich, nachher kobis, kaufen kofein, sagen • 22* 340 Mp V i'r kot'ein badier, erkennen, be- kennen, erklären, aufhellen, äussern kofFari, auslachen kofFroni, Bürste koffrori, bellen küju, Fischhaken kok, einstürzen kokar, »Sprosse kokorke, plaudern konoor, Profet koor, rechnen koor, Knochen koorua, verschlucken kop, Zuckerrohr koprif, kratzen koraar, kratzen kosses, Husten kosüin, liebkosen kowok, Krähe kraf, Körper krafbeba, fett, korpulent krafkakü. Fleisch krajif, ankleben krapi-essa, Bank krasko, Glas krau, wep^-nehnien, rauben, stehlen krisbon, Nuss krori siffersi, ITinterbacken krubcn, Leinwand knni, llintcrtlicil »nnes Schiffes killten, Tucli kuVdniM, S|»itz(' (eines ITauses) kuker, mit kuki, stechen kiin, vcM-brennen, schiessen, an- stecken kiineni, i'Jiiciibezeuirunir kwaar, schon kwak, stürzen kwassa, Bevölkerung- M. nia_, Fischnetz ma, bestürzt maan, Vogel maar, todt maas, tanzen mababab, weich mafen, lecker, gut (vom Essen und Trinken) mafen, dick, fett mahn, süss mafu, träumen makasnewaar, Kupferdraht maki, schimpfen mam, ansehen mamas, unreinlich mambefoor, Paradiesvogel mambri, Held mambruk, Krontaube mambur, Feder mambur befaraaugor, Haar- büschel mami, Vater mamsaso, untersuchen mananueior, Dorfhäuptling nianbaniori, Schwiegervater mandira, Nachmittag mandira, kniki if mu-ip, Abend- dämmerung mandumek, grün mangarnnin. Eisen manggün, Kattun juangun, selbst mangkangkan, Habicht niangkapperbeba^ Krabbe Ueter die Mafoor'scho und «inigi» andere Papua-Sprachen. ;}4i iDangkoko , Huhu (^beide Ge- schlechter) maug'koko suüu, Hahn mani, Oel maujauwer, Lori (Papagei) manueweer, Zündschwamui mannu'imanjur, Feuerstalil manoin, Greist (böser) Gespeust mausaar, Alter, Greis manserin, Herr mauserem beba, Sultan mansiani, Wittwer mapeer, platt marareer, schütteln maria, Bogen mariamin, Bogen und Pfeile mariasare, Bogeu und Pfeile mar! San, Pfeffer marisein, Wunsch, wünschen ruaro, zu, an, nach masi, baden masmak, Tauwerk maunebeef, Kakadu mberob, Krieg nibram, stinken, verrotten mbran wanerik, herumgehen mbrein, gehen nibrekip, dünn mbrief, lachen meef kwaar, beschädigt meer, Körbchen meim, ansehen, sehen meis, Holz (trocknes) mek, Dose mekkem. Regen menaeier, Nasenrotz menir, sauer menjani, beräuchern menof, Lanze incnu, Dorf meof, Wunsch, wünschen, Ge- hör geben meos, Insel merbakba, leicht merbakmangenem, übei-ladcn merbieis, niesen meuer;, ermüdet mewwer, Hass mgaren, hell (von Stimme) mgasi, Gesicht, Auge mgasi ru, Thräne mgo, ihr miämim, Unordnung mieis, reif mieuf, weich, leise minweer, rächen misser, morgen missernaweer, Morgenroth misserwendi, übermorgen miün. Regen mkeik, fürchten mkeuk, einstürzen mnaf, hören mobbo, wieso, wo, wohin mobine, hier momes, Moskito monggum, Baumwolle nioob, Platz moob eraak, Begräbnissplatz moom, Ueberschuss moor, Körnchen, Setzling mseer, betrunken msoor, übelnehmen msoor, Zorn_, zornig mu, Geschwür mu, ihr beide mu, schwer muk^ zerbrechen 342 Meyer. mun, fechten niuuara, Geräth niünda, nur niunieis, Krieg murini, Osten miirisu, Kattun (sehr feiner). N. naba, gross naboor, viel naboor so, sehr viel nadi, Gebet naf, Hund nafsu, Begierde nakani, ganz naUeiui, alle nanggi, llimmel nangguni , Tante (jüngere Schwester der Mutter) nanjür, gelb nap, kochen napier, Neflfe napier, Vetter napokso, mächtig narein, schilpfen (Wasser) nasi, Zahn, Schneidezahn iiasraiiniha, faid, träge nasraiiii, ilcissig nassem, Jambu (Frucht) naii, Katze nati, Nipapaliiic ii«'Imiii, llaailockc iirik bübaja, r.iiMlcr (älterer) ii'ik bolcija, Schwester (ältere) iifikkrj, Scli\V('s((;i- ncis, Nest nejan, W(^g ngamsiimtur. Augapfel niaki, Schuld niaro, reich niaroba, nothwendig nibnejo, können ninimei, Schatten niö, Schweineloch uiori, Schwiegersohn nobee, Schwägerin nopokba, schwach nossas, Kropf nuk, berühren (mit dem Finger) nüs, Plage 0. obek, Hirnschädel obek, Kokosnusschale onem, sechs oor, fordern, rufen, fi'agen oor maaf, Verzeihung erbitten oos, Dach (von Palmblättern) op, Wanne eres, stehen ori, Sonne ori isam, Sonnenhitze ori rwii, Sti'ahl (der Sonne) ornasi, feilen (der Zähne) orne, dieses orneweer, ferner osseer, eins osseer isw\aar wosse, oinmüthig osseer muiula, einmal P. paar, Wunde padamara, Lampe paddoren, Mast pafen, Asche Ueber die Mafoor'sche und einige andere Papüa-SpracLen. pakrik, stockig" pam, binden pani, anstecken pani, Fischnetz, Zngnetz panii, verbinden, aneinander- füeen pampeen, Blume panda, Gewehr, pandurumor, Schrot (Hagel), Kngel panepui, drücken pangei, winken panggier, Fenster panggum, einpacken pangguni, Packen pap, waschen (Kleider) pape, Blasebalg papieier, vermengen papisen, Lunge, Milz pappeer, Angebranntes papus, Waare parfokkem, Schorf parki, aufrollen paiim, Regenschirm paupau, fühlen peik, Mond peikani riorirape, dunkler Mond peikbabo, Neumond peikimgir, Neumond peik ipeif, zweites Mondviertel peik isiper, Vollmond peik rowar, erstes Mondviertel peisim, schwarz peisim, Holzkohle pejek, unreif peneuer, Ei penok, rund pcnor, Fi perem , ermorden , kopfab schlagen piaas, fegen pier, Ingwer picrper, rotJi pies, Schale pimam, Tripang pipi, Geld pis, Abfall pisaak, erwachen pisang, Pfeil mit 4 Spitzen pisipper, ganz, vollkommeu pok, unterdrücken pokso, stark pon, erst, sonst pos, rauben poseien, fischen preef, scheeren preer, schlagen preif, blind priem, Thau priem, kalt puer, loslassen pum, festmachen pumi, Grosseltern purari, Schwanz R. raasi, graben radasi aseiok, Schulterblatt rama, kommen, herwärts ran, Fliege ranasi, Ananas raris^ als, gleich ras, Tag rasnammis, täglich rassowenda, gestern rawe, Zwirn 844 Meyer. reben, Bucht, Gewicht, rebin, Seukblei refiore, Schwager refo. Buch reim, BUitt reiokkaku, hell (von Stimme) reir, Rippe rembet, Steuer resiwamia. Sohle reu naboor, Scliätze reu narem, Eimer reureu, Sorte rewuri, Haupt rewuriwoos, kahl rieb, Fell rieisornc, derartig riek, Bkit rick, Kattun (rother) ricpknam, Rinde rier, Pfahl rim, fünf rio, verlieren riob, fliegen riok, Lärm, riokkakkuer, Schelle rioor, Stiitzlnilken rioor, verschwinden riüos, stosseu rit, Nadel iiiiuiiMii, l)cgi;hren, Begierde, Sinnlichkeit ro, zu, ihircli, nach, ;ui, bis au nt, hierher ro, verlieren ro aundi, vorn roh, Nacht r»»ba, nein robandundi, heute Abend, robbcbre, Frosch robberbeer, Korkzieher robean, Lebensmittel, Speise robefa, Ohrzierrath robefraar. Maus robein, noch nicht robena, Ausrüstung, Waare roberok, Trommel roberok, Eidechse robesasoor, Schuh robibeer, Bohrer robibror, kahl rof, Klafter rojaar, rings roman, Eber ronaniaan, Gift (Pflanzengift) roos, stossen ropierwur, Augenbrauen ro reu mundiri, womit roriso, wieso, wo, wohin rosei, was rosei, welcher rosei bukun, was willst du geben (bezahlen) roseria, was ist das rowandi, draussen rowar, Hälfte rowarkaku, rechts rowebre, Frosch rüm, Hans rumgun, Sohn rümgün bepon raner, ältestes Kind rümgün farkoor, SchiUer rümgün ifranep, jüngstes Kind rümgün imardisneri , todtge- borncs Kind rumün, Thier rur, Saft, Seele rusna, Sau Ueber die Mafoor'aclie iiml einigo andere Papüa-Siiracheii. 345 rwamsi, arm rwuri; Schädel rwuri piarek, schwindeln S. saan, verschwenden, wegwerfen saar, scharf saar, durchsteclien saasi, beeidigen sab, bersten säkiki, Säge sambaru, Schüssel sandemi, lehnen samfor, Armring (von Mu- scheln) samfur, 10 samfur sisser osseer, 11 samfur sisser suru, 12 samfur sisser kior, 13 \ samfur sisser fiak, 14 samfur sisser rim, 15 samfur sisser onem, 16 samfur sisser liek, 17 samfur sisser waar, 18 samfur sisser siö, 19 samfur di suru, 30 samfur di kior, 30 samfur di üak, 40, etc. samfur di suru sisser suru 22 samfur di kior sisser kior 33 samfur di fiak sisser fiak 44 etc. samon Hahnenkamm sampier, berühren (mit dem Finger) sangkaki, kitzeln sankawa, Muskatnuss sansun, Kleidung, Hemd sansun aandeeudi, Urusttue-h sansun berobbrn, Ilenid sansun rowar, Hose saorin, stark sappi, fallen saprop, Boden, Erde saprop anemen, Sumpf sarak, Silber saramburi, Zinn sarbam, breit sarniar, bitter saro, Walfisch saruVn, Segel saso^ prüfen sasopeer, Zwillinge sassar, Missethat, Vergehen sassar, mangelhaft sasu, verirren sasiiri, Hais sasuriknam, Nacken sasuririokba, heiser sawanier, Wirbelwind sbari, Lippe, Mund sehe, wer seerf, suchen, untersuchen seerfsäso, nachsehen sere^ Keiskessel, Kessel seren, Natter ses, erkälten sesari, einschenken sfu, reiben sfu piaas, scheuern sfu romani, salben siara, Armring siarbi, verrückt siassaar, weit sibber, zurück siffersi, Schenkel siim^ Abreise 34ß Meyer. siksa, Strafe siö, neun siopi, schnitzen sip, nähen siri, Penis sissen, stopfen sisser^ und sjaran, tausend sjarbani, breit sjarbi, rasen sjarmar, bitter sjaw, aufliängeu sjeif, aufhängen sjöob, ziehen, bewegen sjoobriep, scharren sjuf, kalt snia, bekommen, erlangen, em- pfangen snarem, Geruch snari, Mutter snau, Stengel, Zweig, Hörn snaupa|ns, Aas sneppündi, Nabel sneri, J3auch sneriinieis, unfruchtbar sneri liebä, schwaug'er snewar, Darm snien|)a])i('n, King- sniilli riiaja. ilaarbiiscliel snnri, Nase snorimnafri, Nasenloch simi-i rciok, schnarchen siioirc, Naiiif. smi, Mi'bluiinii siiuii, Mensch siiriiil)esewa, Diener siifinl)iirein, llaai((les Kupfes") snfui infiH, \\'äeht(!r sniiM kapirare, Zwerg- snün mseer, Trinker snünsi emberob, Lager snün swari, Ehegatte, Ehefrau so, verfolgen, folgen so, werfen so, zerbröckeln so, stampfen (Reis) sobefa, stampfen somber, Hackmesser somfare, Echo sonek, Streit songkeer, Saiteninstrument sop, spalten soren, See sorep, backen sorp, backen so rumün, jagen sossen, beben sra, Kokosnuss sra, wählen srärbebä^ Tante (ältere Schwe- ster des Vaters) sraun, fleissig sree, Sarong (Gewand) sreen, hell sreer, verkennen, betrügen si'eer, lügen, List, unwahr sro, begegnen sroor, quer sroppip, klappern SU, Paar SU, Sago (gekocht) sumbcer, Hackmesser, Streit- messer sumfaar, äffen süp, Land supibawa, unter su})imbi-oom, Wald sui'u, zwei üeber die Mafoor'sche und einij^e andere Papüa-Sprachen. .•547 sus, Milch susouek, klemmen suwo, harpuniren swa, Naht Strand swaan, Naht Achti lieben swaan. swaar, Acntung, Mitleiden swaar, swabur, Bart swapür, Vorgebirge swarepen, rathpflegen, meinen swaroseer, denken swarren, erwachen swein, Palmwein T. tafaria Topf (irdener) tanbau, Haifisch tataweir, Erdbeben titi^ wälzen tutam, Blech Tl. uf, festhalten, blasen ufpopos, kneten uk, Laus umbiir, bei umguba, jUDg un, holen, wegnehmen ündam, Blatt unef, Schuppe uni, bringen upri, Faust ur, Brotfrucht urik, Ader urin, Topf (irdener) urndi, Hintertheil des Schiffes urua, dort uruudi, Kinnlade urwabbri, Kinnlade utin, hundert utin di suru, 200 utin di kior, 300 utin di fiak, 400 utin di rim, 500 utin di oneni, (500 utin di fiek, 7(X) utin di waar, 800 utin di siü, 900 W. wa, Schiff waaf, wachen waam, Wind waar, acht waar, besprengen, Wasser waarbekki, Fluss, Graben waar ipree, süsses AVasser waarnienier, Essig waarweer, Brunnen waarweri, Mündung waas, Korb wabrij unter wak, Welle wakurnisi, Ferse wamba, kurz wamia. Wind wapimsi, Finger wapimsibeba, Daumen wapimsiunggun, kleiner Finger wapurmsi, Elbogeu warpon, erst warrengo, Falle (Vogel) warsari, links wasja, lesen 348 Meyer. Avauek, einschenken WHUinisj Scliildpatt wauweer, trag'cn (Lasten) wea, Nagel weer, mehr, noch einnuil weerkiu, durchstöbern wei, Schiff weindi, ach, Jammer weirüs, Nadel wekkier, Dämmerung wer, wehen werbak, schwer wessc, andere wessi, Fiiss wessimoria, Wade wessi snuppoor, Schienbein wessi wamia, Fussstück wessiwapimsi, Zehe weweer, Blitz, schimmern wis^ Fieber woma, hierher, ho, holla women, Sklave womenbien, Sklavin wonggeia, kneifen wongori, Krokodil woor, fehlen woor, tanzen "woor, armselig woos, Sprache (Mundart) wowik, Gehirn wiirek, Dorn wus, Schaum Wallace, Mal. Arch. II. 444 f. (Deutsche Ausgabe von A. B. Meyer) giebt 117 Worte in 33 Sprachen des ostindischen Archipels ; seine ursprüngliche Liste umfasste 59 Sprachen, ihm ging jedoch ein grosser Theil verloren, so dass er in allen öi) Sprachen nur neun Worte aufführen konnte. Unter den ver- lorenen wai- auch die Sprache von Dore, die ]\Iafoor'sche, und da Manchem eine Complctirung jenes Wallace'schen Vocabu- lars zum Vergleiclie erwünscht sein mag, so gebe ich die 117 Wort«', welche er in 33 Sprachen aufgeführt hat, in derselben Koihenfolge auch noch in der Mafoor'schen Sprache. Ameise, amsarif Boot, wei Asche, pafcn Körper, kraf schl(u-ht, bieba Knochen, koor r.anane, becf Bogen, maria r.auch, snerri Kasten, brua Vogel, maau Schmetterling, apop schwarz, ixiisim Katze, nau I^'"«' 'it:!^ Kind, romawa blau, peisim ' Hackmesser, sümber ', \N ml iiiclit Villi scliwarz imtcrschicden. Heber die Mafooi'sche und einige anilere Papüa-Sprarlicn. 340 Kokosnuss, sra kalt, priem komm, rama Tag-, ras Hirsch, — 1 Hund, naf Thür, kerrua Ohr, knasi Ei penoor mg-asi Auge Grcsieht Vater, dadi, mami Feder, küm Fingci-, wapimsi Feuei', foor Fisch, eien Fleisch, kraf Bhmie, pamfeen Fliege, rang-emak Fuss, wesi Geflügel, mankoko Frucht, bon geh, mbrein gut, bie Haar, snunbureim Hand, erwasi hart, piakkrik Kopf, rewuri Honig, waar niwersi heiss, isam Haus, rüm Gratte, swari Eisen, mangarmun Insel, meos Messei •, ino gross, beba2 Blatt, reim klein. kapirare 3 Laus, ük Mann, snim Matte, jaar Aflfe, 4 Mond, peik Moskito, momes Muttei •, snari Mund, sbari Nagel, wea Nacht, rob Nase, snori Oel, mani Schwein, bejen Post, 5 Krebs, mangkapar bebä Regen, mekkem Ratte, rebefraar roth, pierper reis, faas Fluss, waarbeiki Strasse, nejan Wurzel, raris Speichel, ananef Salz, keermasen See, soren Silber, sarak Haut, riep Rauch, daas Schlange, ikak weich, msoof ' Nicht vorhanden. 2 Wallacehc. S. 442 sagt iha. ^ W. hat hesarbamba, was aber Mal. ist. ■* Nicht vorhanden. ^ Unbekannt. 350 Meyer. sauer, pejek Speer, euen Stern, attanui Sonne, ori süss, mafen Zunge, kapreendi ' Zahn, nasi Wasser, waar weiss^ piuper Frau, swari Flügel, wapreer Weib, bien Holz, ei gelb, nanjiir 1, saei, osseer 2, suru 3, kior 4, fiak 5, rim 6, onem 7, fiek 8, waar 9, siö 10, samfur 11, samfur sisser osseer 12, samfur sisser suru 20, samfur di suru 30, samfur di kior 100, utiu n. Wörterverzeichiiiss vom Arfak-Gebirge. Das folgende Wörterverzeichniss stammt von And ei, einer Papiia-Niederlassung im Süden der Bai von Dore, am Fuss des Arfak-Gebii-ges. Die circa 150 Köpfe starke Bevölkerung dieses an beiden Seiten des gleichnamigen Flusses,- etwa eine englische M Fuss hneh auf dem Arfak-Gebirge sprechen einen ganz anderen Diah'kt wie diese Bewohner Andei's. Ich folge in ' W. sclireiht os mit c i n o m c. ' S.li.m F.MTfst \v;ir M von liüheren Zahlencombinationen haben. ' Kinen Artikel piebt es niclit und die Mehrzahl kann nicht ausgedrückt Werden. Ueber die Mafoor'sclie und einige andi»re Papüa-Spraclien. 355 Hackmesser^ noba Beil, fara weisses Zeug-, mas sclilafeu, nuini mehr, tesma fertig^ tapsi VI. Die Zahlen 1—5 in 21 versehiedeiien Dialecten Ji> fdärad), welche den primitiven Formen (nach Analogie der altindischen dharä- inasi, dharatha) * darämahij, * daratä entsprächen, wahrschein- licli deswegen, weil sie lautlich mit den Formen der ersten und dritten Person Einzahl zusammenfallen würden, spurlos verschwunden sind. Das Pärsi verfiel eben deswegen, weil es die Denomina- tivfurm in —im für die erste Person der Vielzahl nicht festhielt, in eine störende Zweideutigkeit der primären Form in — om, —um (West, E. W, The book of the Mainyo-i khrad, 249), während die Form der zweiten Person Vielzahl in —et von jener der dritten Person Einzahl scharf geschie- den ist. Das was uns im Neupersischen und Pärsi nur biucli- stück weise vorliegt, ist im Pehlewi noch vollkommen erhalten, hiiii linden wir nämlich noch die Endung — im für die erste Person der Einzahl, entsprechend dem alten — ayämi und die Endung — e\ für die dritte Person der Einzahl, entsprechend dem alten — ayati neben den auch im Neupersischen erhalte- nen JOndimgen —im (erste Person Vielzahl) und — et (zweite Person Vielzahl). Daneben aber lässt sich auch die Endung — am (erste Person Vielzahl), die im Pärsi jene Zweideutigkeit erzeugt hat, nachweisen, (Vgl. Spiegel, Grammatik der Huz- zäreseh-Sprache. inT. (f.) Es lässt sieh dalier im Pehlewi eine starke (primäre) und eine schwache (denuminative) Conjugation statuiren, mit folgenden aus der Literatur belegbarcn Endungen: Bemerkungen über die schwache Verbalflexion des Neupersischeu. 361 Starke Schwache Sing'ular: 1. Pers. — am, — om — im 2. Pers. — ae — ae 8. Pers. — ad — et Plural: 1. Pers. — am, — om — im 2. Pers. — — et 3. Pers. — and — Man sieht daraus, dass von der starken Conjug'ation alle Personen bis auf die zweite der Vielzahl und von der schwa- chen alle bis auf die dritte der Vielzahl wirklich vorhanden sind. Bei der zweiten Person der Einzahl ist nicht zu ent- scheiden, ob — ae der starken oder der schwachen Conjuga- tionsform ursprünglich augehört, da sowohl — ahi als auch — ayahi zu — ae werden kann. Betrachten wir nun die beiden Reihen der Conjugation, so können wir leicht ermessen, was die Sprache bewogen haben mag, dieses Schema auf das im Neupersischen geltende zu reduciren. — Es war offenbar die Homophonie, welche in den Endungen — am (1. Pers. Singul. und Plur.), —im (1. Pers. Sing, und Plur.) und —et (3. Pers. Sing, und und 2. Pers. Plur.) so störend auf das Verständniss der Formen einwirkte und welche schon früher zur Beseitigung der nicht mehr nach- weisbaren Endung — ad der zweiten Person Vielzahl Veran- lassung gegeben haben mag. Der Trieb zur Denominativbildung des Verbums, ohne welche das Neupersische die erste Person Singular und Plural, sowie die dritte Person Singular und die zweite Person Plural lautlich auseinanderzuhalten ausser Stande wäre, lässt sich schon in den alten eränischen Sprachen, namentlich in dem durch die Achämeniden-Denkmäler bekannten West- Eränischen nachweisen. Wir finden dort einige Verba, welche im Alt-Indischen der primären Conjugationsnorm folgen, oder selbst im Neupersischen stark conjugirt werden, als Denomi- nativa behandelt. Es sind dies folgende: Altpersisch: garb = altbaktrisch: garew 3. Prs. Sing, gerew-näiti = altindisch ved. grbh. 3. Prs. Sing, grbhnäti Sanskrit grh, grhnäti = neupersisch ^'AiS (gii"iftan), praes. *^ (giram). 3ß2 Müller. Bemerkungen über die schwache Verbalflexion des Neupersischen. Davon linden sich auf den Denkmälern folgende Deno- minativformen: ag-arbäyam (1. Prs. Sing-.), agarbäya (3. Prs. Sing.), agarbäya ' (3. Prs. Plur.) sämmtlich Imperfect. activ. und agarbäyatä (3. Prs. Sing.) Imperfect. med. Man vergleiche mit unserem garbäya — das vedische grbhäya — . Altpersisch gud. = griech. vjjfi — = altind. guh — woraus die indogermanische Urform ghudh resultirt (falsch CurtiuSj griech. Etym. 4. Aufl. 260) altbaktrisch: guz. Davon ünden sich apagaudayähy (2. Prs. Sing. Conj.) und apagaudaya (2. Prs. Sing. Imperat.). Altpersisch tar. = altbakt. tar = altind. tf ftarati) Pehlewi \:rnHr.) ( wetärtan), neupers. .jcÄ öS (gndastan) Praes. *)f j^(gii4''ii'am) beide vi -j- tar. Davon findet sich vij'atarayam (1. Prs. Sing. Imperf.) Altpersisch dar. = altbakt. dar = altind. dhar (dharati) neupers. ^JXü\ö (dästan) praes. ^Jö (däram). Davon kommen vor: därayämiy (1. Prs. Sing, praes.), adäraya (3. Prs. Sing. Imperf.). Man vergleiche damit altbakt. daraya— (bei Justi unter dar.). Altpersisch man = altbakt. man, neupers. ^JoLo (män- dan), praes. ,wLo (manam), griech. ijA-m vgl. altbakt. nmäna von ni -\- man, oder ist nmäna aus draäna (in den Gäthäs (;7 Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptiouum Latinarum vol. III. r>()( heimischen Gottheiten, wie sie sich in anderen Provinzen, oft mit römischen Beinamen versehen, so zaUreich finden. • ]\Ian könnte den Grund dafür in der Dürftigkeit des dacischen, respective getisch-thracischen Religionssystems zu suchen geneigt sein; ungleich grössere Schuld daran trägt aber sicher die er- barmungslose Härte, mit der die Ausrottung der alten Bewoh- ner und der einheimischen Institutionen vollzogen wurde. Die zahlreichen Weihinschriften orientalischer Götter dagegen, wie des Jupiter Tavianus und Erusenus (vgl. unten den Zsuc -ap- osvc-z^voc), des Deus Azizus und Bonus Puer Phosporus, des Glyco und der Dea Syria, um der im ganzen römischen Reiche verbreiteten Cultur der Magna mater (vgl. unten die .Mr,rr,p Tp2-/./v'.[j,ryvr^) , des Mithras und des Jupiter Dolichenus (in In- schriften von Zalatna auch als J. O. M. Commagenorum Aeternus oder J. O. M. Dolichenus et deus Commagenus bezeichnet: n. KX), 1*-^) hier nicht zu gedenken, legen vollgiltiges Zeuguiss für die Menge der aus Asien nach Dacien gezogenen Colonisten ab (vgl. Henzen Bull. d. J. 1848, p. 129 ff.) und die in Napoca (— Klausenburg) zum Vorschein gekommenen Inschriften der Galatae consistentes municipio (n. SßO) aus der Zeit des Anto- ninus Pius und des Collegium Asianorum (n. 870) aus dem Jahre 235, wie das Collegium Galatarum in Dacia Apulensis (n. 1394: Al-Gyogy, vgl. n. 1503 [Sarmizegetusa] Q. .lanuario .Q. F. collina Rufo Tavio . . .) sind interessante Documente für die Fortdauer und collegienweise Organisation dieser mit ihren heimischen Göttern in das nordische Land eingewanderten Orientalen. Ob dieselben auch ihre Sprache sich lange in der fremden Umgebung erhalten haben, ist allerdings fraglich; orien- talische Inschriften haben sich meines Wissens in Dacien gar nicht und griechische in sehr spärlicher Zahl gefunden: wahr- scheinlich hat die römische Sprache hier ohne grosse Schwierig- keit den Sieg über die fremden, ebenfalls erst eingewanderten Idiome davongetragen. - Aber nicht allein aus dem Orient 1 Die Dedication diis deabus Daciarum et terr . . . (u. 99G), d'u: nicht ein- mal ausgeführt ist, wü'd man natürlich nicht dagcg-en anführen wollen. 2 Auch unter den Armeniern im heutigen Siebenbürgen, die eigenthümlicher Weise ebenfalls in Klausenburg, wie die Orientalen in dem alten Napoca, sich zahlreich angesiedelt haben, soll die Kenutniss .der Muttersprache 3ß8 Hirschfeld. zogen die Colonisteu in das neugewonnene Land; ähnlich wie heutigen Tages in Siebenbürgen trafen hier die verschiedensten Kationalitaten aufeinander. ' Neben dem allgemeinen Zweck : ad agros et urbes colendas, wie Eutrop sagt, bedurfte man vor Allem kundiger Arbeiter, um die reichen Schätze zu heben, die das Land im Schoosse der Erde birgt. Die Goldbergwerke bei Verespatak (aurariae Dacicae), ^ die noch jetzt eine lohnende Fundgrube bilden, sind ohne Zweifel schon, wie die Erzählung von den Schätzen des Königs Decebalus darthut (Roesler a. O- p. 43), in vorrömischer Zeit ausgebeutet worden und deutliche Spuren in der sogenannten Cetate ^ zeugen von der Energie, mit der die Römer trotz der Schwierigkeit der Bearbeitung und der im Vergleich mit unserer Zeit geringen technischen Ausbildung des Bergbaues an die Exploitirung dieser Werke gingen. Seit einem Jahrhundert hatten sie in Dalmatien ihre Studien ge- macht; von dort konnte man erfahrene Arbeiter für die daci- schen Goldbergwerke gewinnen. In dem römischen Namen von Verespatak: Alburnus maior vicus Pirustarum ist, wie Mommsen (C. J. L. 3, p. 213) erkannt hat, ein redendes Zeugniss für die Verpflanzung des dalmatinischen Stammes der Pirustae nach den aurariae Dacicae erhalten und es fehlt auch sonst nicht an darauf hinweisenden Indicien. ^ Die grosse Masse der gewöhn- sich mehr und mehr verlieren; wo eine ganze Stadt armenisch ist, wie Szamos-Ujvär, wird sie natürlich eine längere Dauer haben. ' Dass die Einwanderung aus Unteritalien sehr stark gewesen sei, wie Roesler (romän. Studien p. 45) aus den Namen Apulum und Albui-nus schliesst, möchte ich freilich bei der schon lange eingetretenen Verödung von Apulien bezweifeln. 2 Aurifodinae antiquac nördlich von Bistritz sind auf der Kiepert'schen Karte verzeichnet; über die Gold- und Silberbergwerke in NagyAg vgl. Boncr, Siebenbürgen (deutsche Ueltersetzung) p. 570 f. ' Die wallaclilsche Bezeichnung für civitas; es finden sich mehrere Orte dieses Namens in Siebenbürgen, in der Regel an Stelle einer römischen Ansiedlung, z. B. heisst so bei Földvär das Terrain an dem Hügel, wo sich die römische Militärstntion befand. * Vgl. die Wachstafel n. 8, p. Mi: emit domus partem dimidiam . . , qu(a)c est Alb(urno) maiori vio Pirustar[um] und n. 6, p. 936: de Dasio Verzonis PiruatJi ex Kavieret! [r Theilung unter M. Aurel nach Dacien gekommen sein. Auffallend ist dabei die Höhe seines Ge- liaites (20(1.000 Sesterzen), jodorh scheint überhaupt weder die Rangstufe Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionnm Latiiianim vol. III. 373 von Dacia Apulensis war Sarmizegetusa, wie melirere dort ge- fimdone Inschriften beweisen, jedoch scheint in Apuhini ein tabularius der Provinz fungirt zu haben (n. 980). Zweifelluifter ist es, wo der Procurator der nördlichen, vom Szamos durch- strömten * provincia Porolissensis seine »Station liatte; denn wenn auch das municipium Porolissum (bei Mojgrad), von dem die Provinz ihren Namen erhielt, schon bald nach der Occupation eine gewisse Bedeutung gehabt haben muss, da Antoninus Pius im Jahre 157 durch seinen Procurator Quintilianus ein damals bereits vei'fallenes (vetustate dilapsum) Amphitheater wieder ei*- bauen Hess, so war doch dieser an der äussersten Grenze ge- legene, den Einfällen der nördlichen Barbaren unmittelbar expo- nirte Ort zum Sitze der Verwaltung und zur Aufbewahrung der Gassen wenig geeignet, und ist, wenn überhaupt, so doch sicher nicht seit den im Markomannenkriege gemachten Erfah- rungen zu diesem Zwecke benutzt worden. Die Fundorte der noch der Gehalt der Provincialprociiratoren ganz fest normirt, sondern nach den Verhältnissen veränderlich gewesen zu sein. In der neugefnn- denen Inschrift von Coucordia (Bull. d. J. 1874, p. 33) bekleidet da- gegen Cominius Clemens die Procuratur von Dacia Apulensis noch vor der Procuratur von Lusitanien, die sonst in der Regel am Anfang der procuratorischen Provincialcarriere steht, war also sicher nicht ducenarius. Keineswegs wird man sich durch Gruter 446, 3: Sex. Oppio Prisco . . . proc. prov. Daciae ... zu der Annahme verleiten lassen, dass Pertinax Procurator von ganz Dacion gewesen sei, denn diese Inschrift ist nicht, wie Borghesi (III p. 187) annimmt, aus zwei echten Fragmenten zusam- mengefügt, sondern sicherlich, wie schon ihr Ursprung wahrscheinlich macht, eine Ligorianische Fälschung oder wenigstens heillos interpolirt. Schon Henzen (zu Borghesi a. O.) hat sich mit vollem Recht gegen die Annahme Borghesi's verwahrt, dass man von senatorisclien Aemtern zur procuratorischen Carriere hätte übergehen können; unter den sehr zahl- reichen Procuratoreninschrifteu gibt es kein einziges Beispiel dafür, während die Erhebung vom Procuratoren in den Senatorenstand nicht selten statt- gefunden hat. Demnach wird man die Existenz von Procuratoren für ganz Dacien seit der Hadrianischen Theilung überhaupt in Abrede zu stellen haben. 1 Dass die ganze Gegend nach diesem Fluss den Namen Sämus oder Samum geführt habe, beweist die merkwürdige Inschrift vom .lahre '239» n. 827, V. 8—9: Samum cum reg(ione) [trjans val[lumj. Es ist Karl von Torma's Verdienst, diese Gegenden zuerst durchforscht zu haben; auch Spuren des hier erwähnten Walles sind von ihm zwischen Kis-Sebes und Mojgräd nachgewiesen worden, 374 Hirschfeia. Procnratoreninschriften (n. 855 — 857, 865 und iaecl. n. 2 — 3) zeigen vielmehr, wie schon Mommsen (p. 169) g-esehen , hat, dass dus durch seine Entfernung- von der Grenze, wie durch den Szamos-Fluss, den Grenzwall und mehrere im Norden er- baute Castelle g-eschützte Napoca, dessen rasche Entwicklung im Laufe des zweiten Jahrhunderts aus den dort e-emachten Fanden ersichtlich wird, die eigentliche Hauptstadt der pro- vincia Porolissensis geworden sei. Während die Lage dieser beiden Landestheile, wenn auch ihre genaue Abgrenzung vorläufig nicht möglich scheint, im All- gemeinen unzweifelhaft ist, so befindet man sich dagegen betreff's der provincia Malvensis in vollständiger Ungewissheit. Genannt wird sie nur in der oben angeführten Inschrift ihres Procurators Catonius Vindex und in einem Militärdiplom vom Jahre 230 er- scheint die coloniaMalve(n)si3 (C. J.L. 3, p. 893, n. 51: M. Aurelio Deciano colonia Malvese ex Dacia), von der sie ihren Namen erhalten hat. Ueber ihre Lage haben wir jedoch nicht das geringste Zeugniss und es hat daher Mommsen nur die ganz allgemeine Vermuthung ausgesprochen, dass sie im Osten von Dacien zu suchen sei, während sie von Anderen in den hohen Norden gesetzt wird. Ich glaube, dass man in dieser provincia Mal- vensis nichts anderes zu erkennen habe, als die heutige Wal- 1 1 • • • lachei, so weit sie von den Römern occupirt war; in dem ganz dünn besetzten Osten Siebenbürgens war die Errichtung einer eigenen Provinz sicher nicht von Nöthen, während es nicht wohl denkbar ist, dass das weit ausgedehnte und reiche Land zwischen den Karpathen und der Donau zu der ohnehin schon bedeutenden provincia Apulensis geschlagen worden sei: bilde- ten doch die Karpathen eine Scheidewand, die eine gemein- same Verwaltung in hohem Grade erschweren musste. Die nicht unbeti-ächtlichen Funde, die bei nur oberflächlichen Nachgra- bungen, besonders von den Herren Cesare BoUiac und Major Papazoglu in Tiirn-Severin, Celei und Recka, zu Tage gefördert sind, machen es unzweifelhaft, dass hier am Ufer der Donau in unmittelbarer Nähe des schon seit lauger Zeit romanisirten M(jesien, durch das Gebirge und das wohlvertheidigte Land jenseits desselben vor feindlichen Einfällen geschützt, sich ähn- lich wie in Sarmizegetusa eine ungleich reichere Cultur ent- wickelt habe, als in den nördlichen Theilen von Dacien. Wo Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionum Latinarum vol. III. 375 die colonia Malvensis sich befunden habe, ist freilich fraglich; nach dem Beispiel von Porolissum zu schliessen, würde man sie an der äussersten Grenze der römischen Occupation, also im Südosten zu suchen haben, wenn auch der Sitz der Verwaltung unzweifelhaft mehr im Innern des Landes, vielleicht bei Reöka oder Celei ' gewesen sein dürfte. Ich möchte die Vermuthung wagen, dass in den auf Specialkarten verzeichneten Orten: Malu-de-sus und nördlich davon Malu-de-jos, in der Nähe von Parapan sich noch der alte Name erhalten habe. Aller- dings ist die grosse Wallachei von der römischen Occu- pation nur wenig berührt Avorden, jedoch sind Ueberreste römischer Castelle nur wenige Stunden südlich von Malu-de- sus in Petrosani nachweisbar ^^ so dass der Altfluss keineswegs als absolute Grenze der Römerherrschaft angenommen werden darf: ist es doch kaum denkbar, dass man das östliche linke Donauufer, selbst wenn man darauf verzichtete, in das Innere des Landes einzudringen, ganz unbesetzt und unbebaut ge- lassen haben sollte, während sich nachweislich auf der mösi- schen Seite nicht unbedeutende Städte längs dieser ganzen Ufer- strecke erhoben haben. Es wäre sehr zu wünschen, dass die rumänische Regierung sich veranlasst sehen möchte, vor Allem in der kleinen Wallachei systematische Ausgrabungen anstellen zu lassen, denn wie wenig man berechtigt ist, aus dem Mangel an Funden voreilig Schlüsse zu ziehen, dafür liefert Moesia inferior den besten Beweis, für dessen einstige Blüthe zahl- reiche, erst in den allerletzten Jahren ans Licht getretene Monumente unzweideutiges Zeugniss ablegen. 1 Leider war es mir nicht möglich, die Copie einer in Celei befindlichen Inschrift zu erlangen, über welche Bolliac in seiner Trompetta Carpati- loru 20. August (1. September) 187-2, n. 1010, folgende Notiz gibt: ,in- scriptiunea de pre pietra pre care amü pxis'o in pästrare la Celeiü, arret- tä cä monumentul (statua lui Comodü) a fest arädicatä de proconsulul seü in Dacia. Mäna derii cu ,parasonium' a fosfü a statuci lui Comodü. Der angebliche Proconsul wird entweder der Consularis III Daciarum oder der Procurator von Dacia Malvensis sein, der hier möglicherweise seinen Sitz haben mochte. 2 Vgl. die Kiepert'sche Karte von Dacia im C. J. L. 3 und die historische Karte Rumäniens von Major Papazoglu (Bukarest, 1872), nach der sich noch jetzt bei Petrosani antike Euinen befinden sollen. 37ß Hirschfeld. Die folgenden Inschriften und Nachträg-e zum C. J. L. 3 sind das epigraphische Ergebniss einer im August und Sep- tember 1873 im Auftrage der Regierung gemeinschaftlich mit Professor Otto Benndorf unternommenen archäok-)gisch-epigra- phischen Heise, über deren Verlauf in den Mittheilungeu der k. k. Central-Commission vom Jahre 1873 ein vorläufiger Bericht erstattet worden ist. Wenn es mir gelungen ist, von den oft sehr zerstörten und schwer zu entziffernden Inschriften treue Copien zu liefern, so bin ich vor Allem durch die stets bereite und er- fahrene Unterstützung meines Freundes Benndorf dazu in Stand gesetzt worden; ganz insbesondere gilt das von der bekannten Trajansinschrift gegenüber Orsova, deren letzte drei ausser- ordentlich zerstörten Zeilen er nach seiner auf vollste Genauig- keit Anspruch machenden Aufzeichnung facsimilirt und auf meine Bitte mit einigen Bemerkungen beigefügt hat. Auch die unten mitgetheilten Facsimiles von drei Ziegeln sind nach Ab- klatschen von ihm angefertigt und mehrere Inschriften, die er allein abgeschrieben hat, mir zur Veröffentlichung bereitwilligst überlassen worden. Die Inschriften, bei denen nicht ausdrück- lich das Gegentheil angegeben ist, sind von mir selbst copirt; in den Anmerkungen habe ich mich auf das Nothwendigste beschränkt, \im diesen bescheidenen Nachtrag zu dem grossen Werke, das wir Theodor Mommsen's genialem Fleisse ver- daidcen, nicht über Gebühr anzuschwellen. Klausenburg. 1) Ap.ihidii, nördlich von Klausenburg, der Stein liegt an >\rv .Strasse; nach 'l'orma's Copie, schlechte Schrift: DIU PAT R ET PK R/OSE R P I N A E = Di|t]i Pati-(i) et Proserpinae. 2) Klausenburg, vierseitige Ära von Kalkstein, br. 0,4(5, h. (VV>; war mit der luschriftseite in dem Hause des Baron Epigraphische Nachlese zum Corpus Iiiscriptionniii Latin:irnm vol. 111. 377 Apor eing-emauert ; wird in's Museum kommen. Mittheilung und Copie von Benndorf: ^OMDOL IC PROSALVE AELLYCIN P. Sempronius Aelius I^ycinus war procurator Daciae Porolissensis unter Caracalla und stammte wahrselieiulieh aus Ancyra; vgl. Mommsen zu C. J. L. 3 n. ()054 und u. 0055 und n. 244, sämmtlich bei Ancyra gefunden. 3) Klausenburg: war mit der Inschriftseite im Brücken- thor eingemauert, daher ist die linke Seite etwas abgemeisselt, jetzt im Museum.^ d |E0 • SOLI- i In V I CTO pPRoSALW-SW E T- SVOIIVM MCoCC-GENA nS-V-E-PROG Ja V G G • N N • ff^R¥DAC-PcRoL Iv • L M- P- M. Cocc(eius) Geuialis ist sonst nicht bekannt, nach der Form der Buchstaben ist die Inschrift nicht vor Septimius Severus gesetzt. Ueber die provincia Porolissensis vgl. oben. 4) Klausenburg im Museum, aus dem Besitz des Grafen Josef Kemeny: Mithrasrelif, unten ein breiter Rand, worauf die Inschrift angefangen und unvollendet geblieben ist. Liniirung 1 Diese Inschrift und n. 5 sind ungenau Y^ublicirt von Jakab E 1 e k : Kolozsvar Törtenete. BudAn 1870 vol. I p. 141. Ausser ilinen die von mir in Klausenburg vergeblich gesuchte Inschrift: lO M DOI VIE PATEF ET IVSTIN 378 Hi rscli feltl. g-elit durch das ganze Spatiiim. Beundorf: Mittheilung- und Copie von PRO ATT- VA 5) Klauseuburg' g-ef. 1867 in der Zigeunergasse, jetzt in der griech.-katliolisclien Pfarrei in der Mauer (neben C. J. L. 3 n. 870); Fragment eines Friesstückes, unten und oben voll- ständig : IaVC; • A E L I A P R O B A • V I X • A > /ciP- AELI V S I NG ENVS-VI>I IVSPROBVS FLAMEMMVNi/ PIE NTI SSI MI S ETSIBI-VI> Sowohl die Namen, als die Form der Buchstaben machen es wahrscheinlich , dass die Inschrift der Zeit des Hadrianus oder Antoniuus Pius angehört; dazu stimmt der flame[n] munifeipi], da Napoca nicht vor M. Aurel Colonie geworden ist; vgl. Mommsen C. J. L. 3 p. 169 und n. 963, jetzt im Bruckenthai'schen Museum, nach meiner Abschrift: M SAB- D- C OL- AVI- N> A N L- VLP- S AByJ V M A X I M V S Ä jyjus p A = iu[nior? = pa[ter? Demnach ist, wie schon IVIommsen (a. O.) voraussetzte, der Name colonia Aurelia Napoca unzweifelhaft (das A am Ende vnii V. 2 ist ganz sicher) und die Verleihung des Colonial- rechtes durch M. Aurel wird durch das Beispiel von Apulum (s. unten) fast zur Gewissheit. Auch die Buchstaben sind dieser Zeit entsprechend. Ein Ae[l(ius)] Tngenus (statt Ingenus) findet sich auch n. 915 (Toi-da), jedoch ist der Name für eine Identification zu gewr.linlich. Epigraphische Nachlese zum Corpus luscriptioiium Latiiiaruin v.il. III. 379 6) Klausenburg im Museum, dort g-cfunden; IMarmorplatto (nach Benndorf 's Copie) : nrT3~Tr) M A RCni LONGIN>) 7) Klausenburg- im botan. Garten, Fundort mir nicht be- kannt ; verzierte Ecke einer Ära aus Kalkstein : I A E l^ D E C Torda. 8) Kleine Ära, gef. 1873, V., St. südlich von Torda, im Szinderthal, jetzt Torda im Privatbesitz; die Buchstaben sind gut, dem 2, Jahrh. angehörig. -"Hl ~~Tj^ nT' P A E L I V S |Xl V C I A N V S V S L M 9) Kl.-Ara in Torda im Garten des reform. Pfarrers ; Zeit und Ort des Fundes unbekannt; schlechte Buchstaben: Vo To LI ß E ROPA TR I A N I V S S A T VR NI N VS voto = ex voto, vgl. C. J. L. 3, 1074-6 (Karlsburg). 380 Hirseli f eld. 10) Gef. 1873 Torda im Garten des reform. Pfarrers; be- findet sich ebendaselbst. Der Stein ist an allen Seiten bescliä- dio-t, in 2 Stücke gebrochen und v. 1—3 links die Oberfläche abgesprungen : -^ ^ X_|^^^ A N- R^ A R E N T I • B O N I V X • P I I a k I S • V I B I V y s • p R o p > ne merenti ssima cum etate ? Maros-Ujvär. 11) In dem von dem Verwalter des K. Salzbergwerks Herrn Jucho gemachten Auszug aus den Acten findet sich zum Jahre 1 792 folgende Notiz : „Bei der Erdplanirung [unmittelbar am Bergwerk] wird eine römische Säule mit der Inschrift: P E R S I R O N I A ACE gcfundei) und in dem i\Iikes'schen Hof deponirt." Vielhncht könnte man vermuthen (vgl. z. B. C. J. L. 3,1172): per S(extum) [Fulvium (vgl, Henzen scavi p. 74) Ap]ronia[num leg. aug. leg. v mj acc [dou. . , ni.' Inschrift scheint verloren, wenigstens war in dem Mikcsschen Ilof (jetzt Graf Miko gehörig) keine Spur davon zu «'ntdecken. Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionum Latinarnm vol. III. 381 Koslärd (zwisclien Tövis und Karlsburg). Die Inschriften n. 14 — 15 befinden sich in der ]\Iauer des Herrn Zejk Käroly (früher Paul v. Födvary) gehörig-en Hauses; über den Fundort ist nichts bekannt. Wahrscheinlich stanunen sie aus Karlsburg. 12) Kleine Ära von Marmor, die Schrift dem 3. Jahr- hundert angehörig; die erste und vierte Zeile mit grösseren Buchstaben : I ^ O ^ MDOLIChE NO^P ROSALVTE I M P E RATo R AE L- VAL E N T I N V S -VET SACERDOS TEMPL^IMPENDIO SVO REST IT VI Tv Die Worte VALENTINVS-VET stehen auf Rasur. 13) Marmor, die Schrift ist gut und sicher dem 2. Jahr- hundert angehörig: C-ANT- C-FIL-PAPIR- VALENTINO.-Q:, DEGCOL-APVL-C- A N T • A G R IPJP_LJi:S_ ^^>^^=i-=fe=^=^ö==€x~^c'o~ir~ NAPOC-EMVNIC- POT-F I LE GAlI -A N T- . MARCELLVS-AGRIP P I N V S- DE C ;5 COL-A P V L- MA_B_C5U=^L-A^-A-^ _^.^-T^x^PPINA•^EPO T-EI ^• Dass die Inschrift aus Apulum stamme, macht sowol der Inhalt als auch die in Karlsburger Inschriften wieder- kehrende Ligatur 'S Cvgl. 1011. 10G3) sehr . wahrscheinlich. 382 Hirsclifeia. Der tribus Papiria hat ohne Zweifel Apulum angehört (C. J. L. 3 p. 183). — Die Inschrift ist wahrscheinlich aus der Zeit des M. Aurel, da die Vortreiflichkeit der Schrift gegen eine spätere Datirung spricht und andererseits sowol Napoca als Apulum (s. unten) erst von M. Aurel zu Colonien erhoben zu sein scheinen. Daher kann möglicherweise der in einer Inschrift von Sarmizegetusa aus Gordian's Zeit (C. J. L. 3, 1433) ge- nannte : M. Antonius Valentinus eq. r. dec. m. Apul. ein Nach- komme des C. Antonius Valentinus gewesen sein. Ueber den Titel a milit(iis) vgl. L. Eenier, melanges d'epigraphie p. 203 ff.; derselbe nennt sich dec(urio) col(oniae) Napoc(ae) et mu- nic(ipi) Pot(aissae); es müsste demnach Potaissa, das Mommsen mit vollem Recht für das heutige Torda erklärt hat, schon im 2. Jahrhundert Municipium gewesen sein. Dem widerspricht anscheinend die Nachricht Ulpian's (Digg. 50, 15, 1) : Zarmize- getusa quoque eiusdem (Italici) iuris est: item Napocensis co- lonia et Apulensis et Patavissensium vicus, qui a divo Severo ius coloniae impetravit. Dass Potaissa ursprünglich nur ein vicus und zwar abhängig von Napoca gewesen sei, zeigt wie Mommsen (p. 172) hervorgehoben hat, der Meilenstein aus dem J. 109 oder 110 (n. 1(327): a Potaissa Napocae m. p. X. Dagegen ist die von Huebner vorgeschlagene Ergänzung der Tordaer Inschrift (n. 911): dec(urio) N(apocae) mu[nicipi], ab- gesehen von der ganz singulären Nachstellung von municipium nach dem Namen, zu verwerfen, da auf dem Stein, wie ich durch Autopsie festgestellt habe nicht IE C • N • M V steht, sondern : IE C • N • M I^j d. h. dec(urio) n(umeri) ni(ilitum) m . . . ., vgl. n. G2G7 (Veczel) : mil[e]s • n(umeri) m(ilitum) Ml .... ' Dagegen finden wir C. J. L, 3, 903 einen flamen nuuiicipi, der nach seinem augeblichen Fundort sich auf Po- taissa bezieht und eine sichere Erwähnung des municipium in ' Audi in den von Mommsen (Index p. 1176) auf Potaissa bezogenen InHchriften eines Atiliua Celsinus dec(urio) und eines .... decnr(io) (n. 9S8 g(.f. in Füldvjir, 038« in Maros-Ujviir), wird man wahrsclicinlich militärische Decurionen zu erkennen haben. Dagegen ist ein dec(uiio) Pafavisesifl ne[g(otiator)] ex pro(vincia) Dacia sicher bezeugt in n. 208G ; fraglicli der dec(urio) c(ivitatis) [p]ot(aissae) nach Mommsen's Ergänzung iii u. 1030. Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionura Latiuarum vol. III. 383 der in Torda gefundenen und dort nach Mommsen's Abschrift von mir verglichenen Inschrift (C. J. L. 3, !I13 v. 3): ' I )vi VN- S • P O T • I T Vi Die Punkte nach N und S sind sicher, daher ohne Zweifel zu ergänzen : mun(icipium) S(eptimium) Pot(aissa), vgl. dieselbe Abkürzung n. 1082: aug(ustalis) m(unicipii) S(eptimii) Ap(uli). Das Beispiel von Apulum zeigt, dass man aus dem Beinamen Septimium nicht zu dem Schluss berechtigt sei, dass erst Sep- timius Severus den Ort zum Municip erhoben habe, da Apulum spätestens unter M. Aurel Municipialrecht erlangt hat (s. uut.); es geht daraus nur hervor, dass Septimius Severus dem Orte neue Rechte verliehen habe. Demnach hat Potaissa, wie es scheint, folgende Wandlungen durchgemacht: zuerst ein vicus abhängig von Napoca wird es im 2. Jahrhundert zum Municip erhoben und erhält von Septimius Severus bei Hineinlegung der Legio V Macedonica (vgl. Mommsen p. 161 und 999) Colo- nialrecht, schliesslich noch das ius Italicura. Jedoch wird man aus dem Namen municipium S(eptimium) folgern dürfen, dass auch hier, wie im Apulum, neben der militärischen Colonie ein bür- gerliches Municip fortbestand, wobei nur fraglich bleibt, ob Potaissa schon vor Septimius Municipalrecht gehabt hat. Die Nachricht Ulpian's, dass es damals noch vicus gewesen sei, muss freilich dann ungenau sein , jedoch wird es wahrscheinlich, wie Napoca und ursprünglich auch Apulum, eine Mittelstellung zwischen vicus und municipium eingenommen haben, da keine Beamten nachweisbar sind. 14) Koslärd vor dem Hause Zejk; fast unleserlich. D M P V/ / / / L / / S T I ////// V SVA ////// V L I /////// ivs / / / / / II L I N C\ / / III I «MP 384 Hirschfeld. Karlsburg (Maros-Porto). 15) Ära von Kalkstein, links patera, rechts urceus, gef. 1872 in Maros-Porto ; ebendas. bei dem Ortsvorstand Demian Janös: A S C L E P 10 ET HTGIAE C- FAB R I (ly S DE X TE R V • S • L- M • lieber den Cult des Aesculap in Apulum, vgl. Mommsen p. 183 (,qui Apuli colebatur quasi pro genio urbis') und besonders n. 1079. 16) Karlsburg Vorstadt n. 272, grosse Ära von Kalkstein, Schrift sehr zerstört: D E A P^ ^ / / / / • eis E // / / / / V V / / / / / / / / / / / / / Der Rest ist ganz abgestossen, es ist noch Raum für etwa H Zeilen. Nach Benndorf's Abschrift: D E i\ P ^' _ C v 1» c f s E ** m ^ I I I I I I I I V L Deabus ist sicher in der ersten Zeile; nach Benndorf's Lesung folgt cunctis, was mir jedoch sehr zweifelhaft ist (vgl. Boissieu insc. .[.. Ly„M p. 72: dis cunctis . . . ,) Auch Z. 3 VV ist iiiclit ganz sicher. Epigrapliisflie Naiililcsp zum C.npus Inscriptioniim Latiiiiirnm vol. III. .'»H") 17) Ebendas. grosse Säule vun Kalkstein: Tr- — K-^S^^ V ^ M A R I C s E N T i V SÄLE X AND R I V S L M In der ersten Zeile ist I) BSV ziemlich sicher; ob zwischen d und b ein oder zwei Buchstaben, ob A oder V gestanden, ist fraglich; am Schluss fehlt höchstens ein Buchstabe, z. 2 könnte C vielleicht auch O oder Q sein, die übrigen Buchstaben sind sicher. Vermuthen könnte man: d[ea]b(us) Su[l(evis)] Maric(is) (vgl. n. IGOl: Sul(evis) Mont(anis) und Orelli 2099—2101). Bei Herodot (4, 49) heisst der Maros: Mipic, später allerdings MapiGO? (Strabo) oder Marisia (Jordanes. Geogr. Ravenn.) ; bei Tacit Ann. 2, 63: Danuvium ultra inter fluniina Marum et Cusum locantur, verstehen Lipsius, Schaffarik u. A. den Maros, die meisten Erklärer wohl richtiger die March (Plin. n. h. 4, 81). Ueber Sentius Alexandi'i vgl. Mommsen p. 923. 18) Bei Karlsburg hinter der Festung, auf freiem Felde grosse Ära von Kalkstein, sehr verwittert : E P O N E • R E G I h nae S ANC- c- ////T?}7/?// I ///////////////LEG A V G -J^R- PR • C O Sl DAG- "w^///^r//{/ ^ N V S ^l^i S A LE Der Name des Legaten scheint absichtlich im Alterthum ausge- meisselt zu sein und ist aus den dürftigen Ueberresten nicht mit Sicherheit zu restituireu. Sitzungsher. d. pliil.-liist. <;i. LX.WII. Bd. H. Hft. ' 25 386 Hirschfeld. 19) Gef. 1806 in Maros-Porto, jetzt dort bei Kaufmann Hirsch, von demselben dem Klausenburg-er Musemn fi^escheiikt. Grosse Säule von Kalkstein, Schrift des 3. Jahrhunderts: I O M .VR- M R -K V S BASVS-E- AVR CASTOR- PO-LYD ICIRCWSTATES VIDEf^N-NWEN aovLje -D S C I bSE MOTE- SVR ^RACO>ES RES'W.IDAV FE 6 V S'^ NX t- AOV L A HI- ssaovLade P E R I C V L O LIBERA\S1^N T V L M- P Die Schrift ist ziemlich schlecht; O steht regelmässig für Q, ufiuila statt aquilam. V. 4 po (oder möglicherweise = pq) ist nicht mit Sicherheit zu erklären ; man denkt zunächst an po- (pulo), jedoch ist mir kein Beispiel einer derartigen Heimaths- bezcichnuug bekannt; noch unwahrscheinlicher ist die Ergänzung der Tribus Po(llia) oder Po(mptina). Mommsen, dem ich diese interessante Inschrift mittheilte, vermuthet: pü(ntem) Lydi, da circuinstautes ein locales Object fordere; da jedoch kein Fluss Namens Lydus in dieser Gegend bekannt ist, bezeichnet er freilich selbst die Ergänzung als problematisch. Auch macht er mich darauf aufmerksam, dass sich für descidisse (v. 7 = descen- disse) Analogien in iUmi Arvalacten fänden, wie descideruut, oscidit für descenderunt, escendit, vgl. jetzt Henzen acta fratrum Arvalium (Berlin 1874) p. 32. V. 9 ist nach dem Abklatsch gegel)en auf dem P E am Schluss mir deutlich erschien, und zwiscluMi V und P ein Zwischenraum für einen Buchstaben ist; im ( »riginal las ich nur V II; die Buchstaben ra sind nicht sichtliar, jedoch wäi-e es wünschenswerth, die Säule noch ein- mal darauf zu untersuchen. Auch das letzte S in v. 8 ist aus dem Abklatsch hinzugefügt — Zum Ausdruck vgl. Lucan 6, 656: et coma vipereis substringitui' horrida sertis. Ueber den Epigrapliische Xachlf)-;e znm Cnvpns InsTiptionnm Latinarnin vol. 111 .'jo < Kampf des Adlers mit der Sclilangc, der oft bei Dichtern und Scliriftstellern vorkommt, wie auch auf Münzen, Gemmen und auf Schilden nicht selten dargestellt ist vergl. Stephani: compte-rendu de la commission imp. arch. 18G2 p. 17 ff. Wenn überhaupt der Sieg des Adlers über die Schlange als günstiges Omen galt (vgl. bes. Cic. de divin. I, 47), so musste hier in dem Standlager der Legio XIII gemina die Kettung des hei- ligen Vogels (v. 6 numen aquilae vgl. Tacit. Ann. 2, 7 : pid- cherrimum augurium, octo aquilae petere silvas et intrare visae, imperatorem advertere. Exclamant, irent, sequerentur Romanas aves, propria legioniim numina und C. J. L. i), 0224: Dis militaribus Genio Virtuti Aquilae Sanc(tae) Signisque leg. I. Ital. Severianae) von um so höherer Bedeutung erscheinen, da der Adler nicht nur das göttlich verehrte Abzeichen aller Le- gionen war (über specielle Symbole, wie bei der leg. XIII gemina der Löwe, vgl. Eckhel D. X. VII p. 402 ff.) sondern der Glaube verbreitet war, dass bei jedem römischen Legions- lager seit Einführung dieses Feldzeichens durch Marius sich ein Adlerpaar einfände vgl. Plin. n. h. 10, 4, 16: ex eo nota- tum non fere legionis umquam hiberna esse castra, ubi aqui- larum non sit iugum. — Dass die Schlange das Feldzeichen der Dacier war (Froehner colonne Trajane p. 90 u. 120) kommt dagegen für diese Zeit nicht mehr in Betracht und kann nicht als besonderes Motiv für diese Dedication, die selbstverständlich an Jupiter gerichtet ist, geltend gemacht werden. Die Inschrift lautet demnach: J(ovi) O(ptimo) M(aximo) Aur(elius) Martinus Bas(^s)us et Aur(elius) Castor po(ntem ?) Lydi circumstantes viderunt numen aquilae descidis(s)e monte supra dracones tres. Valida v[i]pe(ra) supstriuxit aquila(m). Hi s(upra) s(cripti) aquila(m) de periculo liberaverunt. V(otum) l(ibentes) m(erito) p(osuerunt). 20) Karlsburg Vorstadt 272, kleine Ära von Kalkstein, schlechte Buchstaben des '6. Jahrhunderts: I O M I V L I V S M E MN ü N V OT V M REDD I D IT- D • D ODQ Hi rscil f el <1. Das erste D der letzten Zeile hat die Form eines eekigen O, ist jedoch sicher nur verhauen. 21) Ebendas., kleine Ära von Kalkstein: I O M wahi-sclieinlich wie die Grabsteine, auf denen nur D M steht, auf Vorrath g-earbeitet. 22) Kleine Ära von Kalkstein, gef. 1873 in Maros-Porto, jetzt Karlsburg Vorstadt n. 136: S I L V A N O D O \E S tCO M- LV CIL- PH I L O C "E MO N I I -V I R- C O h A V R- A P V L V- L P- Die Inschrift ist wichtig wegen des Beinamens der colonia Apu- lensis: Aurelia, denn es wird dadurch die Vermuthung Mommsen's (C. J. L. 3 p. 183 vgl. Hermes 7. p. 323 A 2 : ,fortasse M. Au- relium et coloniam deduxisse Apulum et eodem tempore anti- quos Canabenses ad municipii Aurelii Apuli ius nomenque pro- vexisse^ zur Gewissheit, da an Commodus zu denken, kein Grund vorliegt. Ohne Zweifel ist diese Verleihung des Colonialrechtes bei der neuen Einthcihmg Daciens durch M. Aurel vollzogen und die singulare Erscheinung, dass eine Stadt zugleich muni- cipium und colonia war (vgl. C. J. L. 3 p. 183), wird ohne Zweifel so zu erklären sein, dass die Colonie wesentlich aus Veteranen l)estand, das Municip dagegen eine mehr bürgerliche Bevölkerung enthielt. Da ferner beide unter besonderen Beamten standen, die Oolonic unter II viri, das Municip unter IUI viri, 80 scheint es mir sehr wahrscheinlich, dass sie auch örtlich getrennt warcui : die Colonie nahe dem Standlager der legio XIII gcmina in Älaros- Porto, das Municip wahrscheinlich näher nach Karlsl)urg zu gelcrgen, denn es geht aus den allerdings äusserst iniinyiilhaftcii FundbcrichtcMi doch mit Sieliorheit hervor, dass Epi},'r;i|ihisclie Naclilese zum Corpus Inscriptioiiuiii lj;itiii;iniiii III :5H9 die Inschriften von Apulum au weit auseinanderliegeiulen Piincten zum Vorschein gekommen sind. Es spricht ferner dafür, dass auch die folgende Inschrift nicht bei Maros-Porto, sondern nach der frei- lich wenig präcisen Aussage der Besitzer etwa '/4 Stunde westlich von Karlsburg gefunden sein soll. Es wäre wichtig, den Fund- ort genau festzustellen, da aller Wahrscheinlichkeit nach dort das municipium Apulum zu suchen sein wird. 23) Ära von Marmor, gef, 1872, jetzt in Karlsburg Vor- stadt 146 ; schöne Buchstaben der Antoninischen Epoche : auf der Vorderseite: 't R TTTD A L N E r O P V L O • P V BLI CEOLEVM P O S V IT auf der linken Nebenseite: L D D D R A iTi b srr?r\ sind auch von Gooss im Arcliiv f. Siebenh. Landesk. XI S. 108 ff. i)ublicirt worden. Da meine Copie in Einzelnheiten von dieser Puhlication abweicht, habe ich diese ln.'?chrifteii hier nicht übergehen wollen. 392 Hirschfelfl. 29) Gef. 18H7 in Marus-Poito, jetzt Maros - Varodya bei Özandor : i'^ >, S E I O R £\ estituto ? A X- AN- I I I V S. SEGA 30) Dünne Marmorplatte in Maros-Porto bei Hirsch: r lusciiriften aus Apulum an anderen Orten betindlich: 31) Kleine Ära von Kalkstein, gef. 1867 in Maros-Porto, jetzt im Bruckentharsclien Museum: D I I S- DEAB V S Q.- P- FAB- PERCLIA •V- S- L-M- Die I sind sämmtlich mit vertiealen Strichen oben und unten versclusn, daher ist F in v. 3 fast = E, h in v. 4 fast ^ F, jedoch ist ohne Zweifel lierclian(us) zu lesen. Beispiele abge- kürzter Gentilnamen sind in diesen Provinzen nicht selten, vgl. ]\Iommsen Index zu C. J. L. 3. p. 1185. 32) ebenso wie zu n. 31, schlechte Buchstaben: I O M p: X V o PO s Kpigraphische Niiolilese zum Oorpns limciiiiuniiuni I>iitiii;iiuiii \ol. III. .»'.I.i 33) Platte von Kalkstein, get". in Maros-Porto, jtilzi in Alvincz bei Bacsilla. Schlechte Buchstaben : I- O- M • E • I VN- REG-ET-G-L© = J(üvi) O(ptimo) M(aximo) e(t) Jun(oni) Reg(inae) et G(eniü) Loc(i). 34) Kleine Ära von Kalkstein, gef. 1867 in Maros-Porto, jetzt im Bruckenthal'schen Museum: S I k V A N O M E R I T A k I B ES PO S- TAN- TERTI vs = Silvano merit(o) a(nimo) libe(n)s pus(uit) Tau^nonius oder T. An(nius)?) Tertius. 35) Wie zu n. 34: M • L I C I N N • M O E S I C^ -E - M - L I G I N EVANGEL '-S F R A T- Ueber die Ligatur v. 2. imd 4 s. ob. zu u. 13. 36) Kleine Ära von Kalkstein, gef. in Maros-Porto, jetzt Alvincz bei Bacsilla: /-TTl^T^ i iX M - A N- S A B I N V SDEGCOb V s 37) Gef. in Maros-Porto, Marmorbasis (breit 0,16), auf welcher die Statuette eines Amor, der an einen Baumstamm 394 Hirsch feia. g-elfhut ist und eine umg;ekehrte brennende Fackel in die linke Achselhöhle gestemmt, in der gesenkten rechten Hand einen Zweig- mit Früchten hält ; jetzt im Museum in Klausenburg. Mittheilung und Copic von Benndorf, dem die Form der. Buch- staben nicht zu Verdacht gegen die Echtheit Anlass gab. PRIMAVERA Zaiatna. " 38) Ära von Sandstein sehr Verstössen, in dem Hause von Aron Gligon : D E O /// / (N / O I|I M \g D V b C/ =: Deo [aeter]n(oj [cjo[mjmag\enorum) i)u[lJc(eno) . . . . vgl. C. J. L. 3. 1301 a— b und Index p. 1163 39) Steinplatte, seit vielen Jahren als Thürschwelle benutzt, daher sehr abgewetzt, bei Caspar Andreas; rechts und unten vollständig : S S A T V R P^ N V S D Ä C- C O Is V s \gl. .he Dcdicationcn desselben M. Antonius Saturninus dec. col. an v.Tschiedene Oöttcr: 0. J. L. 3. n. 127!)— 85; nach Vor kurzer Zeit sind i , Stunde von Zalatna, bei Petroszen melirere grosse SäuIiMi gefunden, von d.ii.u rii,,. mit einer bis zur Unleserlichkeit zor- stiirten h.selirift vorsehen ist. Wahrscheinlich gehören dieselben ym einer grusson (Jral.siätti-, deren v-llstandige Aufdeckung wünscheuswerth wäre. Epigraphii^che Nachlese /.uin Cörpii» Inscriptionum Latiiiaruni vul II! rJllÖ ^lommsen's Ansicht war er niclit Decuriu in Aiii|jelinu, sondern in Apuliun. Abnidbaiiya. 40) Ära von Stein an der Kirche ; Fundort unbekannt : D I A N A E SAG GELSE NVS A D I V T O R MAGGOLL sie D D Veczel. 41) Ära von Kalkstein, gef. 1867 in Veczel, jetzt in Deva im Hofe des Baron Nopcsa, gute Schrift des zweiten .Fahr- hunderts : Der Cult der Dea Syria, im römischen Reiche überhaupt nicht sehr verbreitet, ist in den Donauprovinzen durch keine Inschrift sicher bezeugt (n. 956 ist sehr zweifelhafter Lesung). Nach Veczel ist er ohne Zweifel durch die dort stationirte Cohors II Flavia Commagenorum gebracht worden. 42) Sehr grosse Säule von Kalkstein, gof. in Veczel, befand sich in Deva bei Andreas Pitsch, ist für das Klausen- burger Museum erwoi-ben worden. Die Schritt ist sehr be- schädigt : 896 Hirsch t'eld. I M P C Ci V' I o V I C5 T R A B O fi& I A NOGAl^l^OIlF A V C ö. ET IMPCCVLVÜ \ ¥ \ ^ l O G AI L O V E #. D O M N I N NO//// / / L V C // / / / / / / / // /IUI III I I l'l I I I A B A X l, V In der vorletzten Zeile sclieiut nach dem j\ im Abklatsch noch ein Q zu folgen, man müsste dann ab Aq[uis] ergänzen, jedoch ist die Entfernung von Kis-Kalän (= Aquae) bis Veczel zu klein ; andererseits ist die Entfernung von Apulum, woran man als Aus- gangspunkt der Strassen zunächst denken würde, ein klein wenig zu gross, da die directe Distanz nach der Karte nicht viel weniger beträgt ; die Zahl XLV ist vollständig sicher. Es wäre sehr wün- schenswerth, wenn dieser wichtige Stein von den einheimischen Gelehrten in Klausenburg noch einmal einer genauen Inspection unterzogen würde. Der Text Avürde demnach so zu restituiren sein: Inip(eratori) C(aesari) C(aio) Vivio (= Vibio) Tr[e]boniano Gallo [p(io) f(elici)| Aug(ust(j) p(atri) et Imp(eratori) C(aesari) C(aio) Viv[iJo Afinio Ga[lJlo Vc[l]d|u]mniano [vo]lu[siano p(io) f(elici) Aug(usto) . . . . ] ab Afpulo? . . .J XLV. 43) Gef. 1871 in Veczel, jetzt in Deva bei Dr. Spanyik; in der INIitte ist ein grosses rundes l^och ausgehöhlt: D M C II S (^ k N V s I N O^^A /SIT X X \( y'll E ¥T IfFVXV^C A R~A F L A\\ V I E T AG V FTvSr ^^/'?^^T A AS? i Epi^rapliiscliP Niirlilese zum Corpus Inscriptioiium I.atiiianim v..l. III .")!'( V. 5 ff. uxor cara Flavia Vietacus (?) eins Sarmizegethiisa. 44) Ära von Marmor, vielleicht iu Varliely gefunden, lieg-t in Zaykany an der Strasse: r o M AVRELVALE N J Fl^AVlVS 10 Rf ^ DEC- CoLLF ABR^f ""^^-s V O T P O S V « 45) Relief von Marmor, aus Bukova gebracht, jetzt in Brasova bei Elek, darstellend in Relief rechts Liber , links Libera, beide mit Thyrsus, zu ihren Füssen ein bocksbeiniger Pan, Panther und Silen mit Tympanon; unter dem Relief: AVREL-ANNIANVS-DEOLI BERo-EXSV O DEDIT V. 2 zwischen V und 0 hat nichts gestanden, 46) Ära von Marmor, gef. in Varhely, jetzt in Farkadiii beim Grafen Lonyai. Die Schrift ist gut, die Oberfläche stark abgemeisselt : D-J M AV^R E LjjAE ^1 O N JaT A E VI X[ÄNNLV MfY L P I V S _^M ARTIALIS VETETDEC-COL SARMMETR CONIVGI C A RISSIMtE Der Titel metropolis ist nach Mommsens, Ansicht (C. I. L. -3 p. 228) erst im dritten Jahrhundert an Sarmizegqtusa verliehen 398 Hirse lifeld. worden und es spricht allerdings für diese Annahme, dass dieser Name in der officiellen Dedication an den Divns Severus (n. 1452) nicht erscheint. Jedoch ist es mir nach der Schrift obiger Inschrift nichtwahrscheinlich^dasssieerstim dritten Jahrhundert gesetzt sei. 47) Sandstein, wahrscheinlich aus Varhely, jetzt in Bra- sova bei Kiek : M-IVL-PAP-IVS t)\v S • D E C COLOB HON-POUNT I F- CAMPVM- CV / \s V I S ADI/TIBVS CLV S^T- E T STATVAM- PO S|\V I T 48) Ebenso wie n. 47: D M M- S V R O N I O ADRASTO AVG- GL VIX- AN- h ET SERVI LI AE- PRI MITIVAE-CONIVG VIX • AN-XLADRAS TVS-MARCVS-TITIA H ISE V. 2 ist das erste O etwas verhauen. Ausser den von mir l)Oüoiclmcten Inschriften hat Gooss, a. O. p. 111, noch InlfTonfle, von mir nicht gesehene Marm(>ri)iatfe in der Vnrlialle der refor- niirten Kirche in I'estcny copirt (als Pllastorstein benntzt, daher Z. 6—8 nicht nicln' /u lesen): IMO AVRELI VITALIS AVG COL METROPOLIS AVR ... A O D . . . .CON IV ..SP GANDE 1 D S S D Sil Rpiefiapliische Naclilesp /um Cnrpiis Iiisnipf ioiinin Ijatinarnm vnl.tll 39P 4!)) Grabstein von Marmor, gof. Varhcly, jetzt ßiasova bei Elek: AVE- VIA T O 9 D • M A^i^miMIA E Dazu gehört ein zweites Fragment : SEQ wahrscheinliöh : Antoniae Sec[nnda]e auch das untere unbeschriebene Ende der Stele ist erhalten. — V. 1 9 = R am Schluss der Zeile findet sich ebenfalls in einer Inschrift aus Sarmizegetusa n. 14G0. Karansebes. 49'') Herrn W. Klein (aus Karansebes) in Wien ver- danke ich die von ihm kürzlich in K. angefertigte Copie nebst Abklatsch folgender Inschrift, über die er mir schreibt: „Der Stein stammt aus der ehemaligen Festungsmauer von Ka- ransebes und gilt dort als Taufstein, weil sich oben eine Oeff- nung von 11 Zoll Durchmesser und 6 Zoll Tiefe befindet, in derem Grunde ein Loch durch die Steinwand durchgeht, das mit Eisen verstopft ist und möglicherweise zum Befestigen an eine Wand gedient hat, da diese Seite des Steines unbear- beitet ist. Die Länge des Steines ist 3' 6"; oben im Giebel befindet sich ein verwischtes Ornament; die Inschrift lautet: Eine im J. 1871 bei Henndorf am HaiLaeh in der Nähe von Sc.liäHslmrg von ihm gefundene Inschrift, theile ich nach einem Abkhitscli mit seiner Erlaubniss hier mit: ~y ^^ M^) = d(is)m(anibus) MV I D A E Mavida (?) E PICADI FIL^ picadi fil(ia) VIXIT AI ^^ S vixit annis XXXXV m R XXXXV m[a]r(itus) CON'fPOSHSE con(iugi) pi(entlssimae) pos(uit) b(ic) s(ita)e(st) 400 Hir soll fei. 1. I- O- M- D- I V L I V S VALENTINS I LAMEN-M- T- PRO SALVTEM SVAM SVO R V M QVEOMNIVM CNT\3ERNIVM V- L- M- P- Der Abklatsch ist leider nicht g-anz deutlich; v, 5. ist nach dem Abklatsch gegeben, in der Copie: 5PPOSAIVTEM. V. 8. ist nach dem Abklatsch wahrscheinlich zu lesen: A = nal. Die Schrift dürfte dem Ende des zweiten Jahrhunderts ang-e- hören ; grammatische Fehler, wie pro salutem suam, sind in Inschriften dieser Gegenden nicht selten. Der Name Julius Valentinus ist zu häufig-, um eine Identification zu gestatten: J(ovi) O(ptimo) M(aximo) D(olicheno) Julius Valentin[us f]laraen m(unicipi) T(ibisci) pro salutem suam suorumque omnium contubern(al)ium v(otum) l(ibens) m(erito) p(osuit). Bukarest. 50) Kloine Ära von Kalkstein, gef. in Celei, jetzt in Ijitkurest bei Major Papazoglu ' mit schlechter Schrift: ■ ////////// S A N C T V S O L I S / N V I C T I — ^^^^r^»^^^' = mi]t[hrae? öl) Fragment aus Marmor, gef. 1870 in Recka, jetzt in l>iikar(!st l)(;i Bolliac. Ueber der Inschrift ein fliehender Hirsch ' Uobor die von (lomsel))on boi Recka gefundene Broncemafske mit der zweimal wiedorholton pnnctirten Insclirift: TPII- PRISCI, vj^l. den vorläu- figen Keisohoric.lit in den Mittlieil. d. k. k. Centralcomm. iS7;^. Die Maske ist neuerdings von flcni k, k. Oestorr. Museum angekauft worden. Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionum Latinarum vol. III, 401 oben gepackt von zwei (Adler?) Krallen; das Obertheil ist ab- gebrochen : TVRMASGADA MAX- M A X I M I N V S ET I VLIANVS-M AX I M I NV S E X VOTO > POS > In V. 1 Turmasgada wird man den Namen einer localen Gott- heit zu erkennen haben. 52) Grosser Cippus im Museum von Bukarest aus der Sammlung von Michael Ghika; der Fundort ist unbekannt, jedoch sollen die Inschriften grösstentheils aus der kleinen Walachei stammen. Gute Schrift, etwa aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts: ;> F E R O X uln ITAViT- AN-ArXV E Q- A N •JC'-VIII-VI:5(T A N Villi M • P OM P ^^-.E l^Vs -PRO C VLVS • F R AT E R • BENEF- TIRONIS- LEG • H -BE NEME R E N T I -PO S VIT- Unter der Inschrift ist später ein Kreuz und eine slavische Grabschrift eingemeisselt. Ein Legat von Dacien oder Mösien mit dem Cognomen Tiro ist mir nicht bekannt: von flen sonst genannten Tirones ist Keiner mit Wahrscheinlichkeit zu iden- tificiren. — V. 4 ist VIIL ohne Zweifel --= XLIII; vgl. Gruter 540, 3 (= Mur. 811, 6). IVL =: XLVI, jedoch ist mir diese Inschrift nicht ganz unverdächtig. 53) Bukarest im Museum, aus der Sammlung des General Mavros, Fundort unbekannt. Marmorbasis, auf der die Reste zweier Füsse : LERON^NVICTO Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. II. Hft. 2ß 402 Hirschfeld. Vgl. Duniont, comptes-rendus de l'Academie des iiiscriptions et belles-lettres 1868 p. 417: ,parmi les dieux nationaux, il faut citer en premiere ligne le heros thrace. J'en ai vu plus de 30 representations, sans que ces petits ex-voto m'aient revele le nom ou les noms du personnage que la piete populaire figu- rait sous les traits le plus constants. Les inscriptions portent invariableraent KVPIQI HPOI, puis le nom de celui qui a dedie l'offrande. Ce sont de petits marbres de 3 decimetres au plus sur 2. On vnit un chasseur courant a droite ; sa chlamyde vole au vent; d'une main il tient les renes du cheval, de l'autre une pique. Ses cliiens l'accompagnent/ ' Dass hier derselbe thi"akische Heros zu erkennen ist^ macht die Inschrift, wie die Spuren der Füsse unzweifelhaft ; auch passt der Name invictus zu der kriegerischen Jagdgottheit. Es ist dies wohl die erste lateinische Inschrift, in der sich eine Erwähnung dieser Local- gottheit findet. 54) Bukarest im Museum, Fundort unbekannt, aus der Sammlung des General Mavros. Mithrasrelief aus Kalkstein, hoch 0,22; breit 0,19. Mittheilung und Copie von Benndorf: AVR-VICT- ^£EXPEXV = Aur(elius) Vict(or) v(ir) e(gregius) ex p(rocuratore ? ) ex v(oto). Eine Identification mit dem auf der Inschrift des Gallienus-Bogen in Rom genannten Aurelius Victor v(ir) e(gre- gius) ist bei der Häufigkeit des Namens nicht zulässig. - ' Vg-1. die von Egger Ann. d. J. 1868 mitgetlieilte metrisclio rnschrift: -ov npo TiuXai; "[Ipwa tov kX/.ijjlov sv iptocota'. etc. mit den Bemerkungen v..n Benndorf in Göttinger gel. Anzeigen 1869 S. 2063 ff. Die Inschrift stammt sicher aus Thracien und i.st aus dem ,1. 149; sollten vieUoiclit die in ihr genannten ra]iito und .Tanuarius mit den gleich- namigen Conductorcs p(ortorii) i)(nblici?) Illyrici et ri]>ae Tliraciae (C. J. L. 3, 751. 7.'J3. 6124) zu identifieiren sein? 2 Die übrigen Inschriften in Bukarest sind von Desja rdins in den Annali d. .7. ISC.s puhlieirt worden; einige unbedeutende, von mir im dortigen .Museum copirte Fragmente übergehe ich hier, da sie vnrau.'isiehtlich bald in dem von Herrn Odol)esco in Bukarest vorbereiteten illu.strirten Katalog d.s dortigen Museums eine Stelle finden werden. Die griechischen In- schriften, die sich unter plastischen Darstellungen befinden, werden von Boiiiiddi-f pulilirirt werden. Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionum Latinarum vol. III. 403 Griechiscbe Iiisclirifteii im Museum von Bukarest. 55) Grosse Ära (1,73 liocli) von Kalkstein, darauf eine achteckige Pyramide (0,85 lioeh) vgl. Desjardins Ann. d. .1. 18G8 S/Sl: 0 K X P H 1 T H K AI NR I R A N A P Ü \ A E A tl> O 1 i: A T> H i 1 0 ^ Z H I A üV E Ilj T P 0 noilAPT. IVEISIAAI THsa f A M I A A PCSHSE V. 6. am Anfang nach Benndorfs Copie T := up. ^(sotc) x(aTaxOovioic) ^p-qovr^ y.al ^zv/.-hopu) aoeXcpo'; Xp-^cro; Z[oj?]rAo'j ^-[{JTpoTiOC 'ApTc|j,£iciaoo; ~};v 7i['jpJa[j.ioa av£crtr,7£. Eine fJKr, ApT£[;,stc7ia; in Thracien wird in zwei Inschriften der Kaiserzeit, gef. in Philippopolis, genannt: C. J. Gr. 2047—8. 56) Kalksteinfragment, Fundort unbekannt: 4> I A I I M K A A r A A X [ A A f ; 1 T ü e A rio V 57) Marmorplatte unbekannten Fundorts, auf beiden Seiten beschrieben ; unten ein Zapfen zum Einlassen. Auf der Vorderseite, über der Inschrift, zwei erhobene Hände, die Innen- seiten nach aussen gekehrt. Die Copie ist von Benndorf und wird durch den von ihm augefertigten Abklatsch, wie durch eine von Herrn Odobesco gesandte Photographie wesentlidi be- stätigt. 404 Hirschfpld. Auf der Vorderseite : i; II I K A A 0 V M A 1 K A I A £ I 0 10 N 0 E 0 N T o N \ »r I :i; T 0 N T 0 N K r P I 0 N T Q N r N E V M A T <> N KA I M A i H ^ :i A PK 0 2 E 11 I T 0 VI Ao A Q IoNEY S A N T A I n Po N H P A K A E^ A N E X^ E A >i r A :i A V r 11 i t o a n a t t i o n a i m a a a t K Ü i I N A 0 V r Q 1 r K \ H T A i T 0 1 I tj> 0 N E r I A I ( N A V T H N H a> A P M A K E V I A I T N K A I T 0 I :i: 1 E K N 0 1 ::: A rx a n k r p t e o n a nt a e «!> 0 p Q >( K A T 0 1 A N r E A 0 I 0 K o V Q n A 2 A ^ V \ H E xN T H 2 H M E PoNHME P A II T A P E I No VTAi M E H TRETE I AZ I N A ET AIKH 2 H ilToA IMATo A NA [T I / 0 N Z HTH2EI :i: K A I THNTAXISTHN V. 11. der zweite Strich hinter HMEPA und in v. lo der Strich zwischen I und 0 in NAITIION scheinen Verletzungen des Steines zu sein. Auf der Rückseite steht dieselbe Inschrift in grösseren Buchstaben mit sehr geringen Abweichungen: v. 3: AoAQ. V. ;") : IIPAKAE'AN auf der Photographie; auf dem Abklatsch und bei Bcnndorf ist das letzte N' verstümmelt, v. (J: ANAir: (am Schhiss der Zeile), v. TrO^TQi:. v. 11 : TAIIEINOVTAI. v. 12 liest Bcnndorf: TOA§|ATOANATTlo NZHTHIHiKAITllllTAXlSTHN, auf Abklatsch und Photographic sind die drei ersten Buch- staben -III nicht sichtlieh; auf der Photographie: TH\ statt TU II. Jedoch ist die Zeilenabtheilung verschieden, da den 13 Zeilen der Vorderseite 19 der von der Inschrift bis zum Zapf(;n ausgefüllten Rückseite entsprechen. Die erhobenen Hände fehlen auf der Rückseite. e::ixaAO'j;j.a'. xai a;tÖ) -bv ösbv -bv 'jtl^'.rrov -rbv •/.jp'.ov twv ■;:v£'j[j.aTcov y.a' -xrr,; 7apy.b; i-\ tojc ooAw sovs'jGavrac r, c-apjj.axsjcxvta; ty;v TaXai-(i)pov i'wpov MIpaxAi(xv £[x]/£av-ac «ür^c -z ava-T-sv a-.txx ioiy.MC^ 'i'/x o'jTw; ^(Vfr^-xi tsT; sovsucastv aur/jv v^ 5ap[j.a/.£67ac;iv /.x; tsT; Tsy.vs'.c auT(T)v. Kjp'.i 5 -xvTa i^opCyf xat c'i äJYJY-^^^' Ö-^JJ '!> "xja 6'j/v; sv tr, Gv'ji/Epiv r;|J.:pa Ta^£'.vcj-:a[i] [X£0' ix£T£{xc, Tva £p/.]oiy.-/^aY;; t; xljxx t; xv- xiT'.sv, ur^-r,si'.; y.x'. r)^v -a/{ffr/;v. nie Inschrift ist ein interessantes Beispiel der Uebertra- guiig heidnischer Gebräuche auf das Christeiithum ; der Schrift Epigrapliische Nachlese zum Corpus luscriptioriuni liatiiiarum vmI. III. 40') nacli dürfte sie scliwerlich jünger als das /.weite .lalirluind'-rl nach Christi sein. Von solchen Verwünschungen })ekannter und unbekannter Missetliäter haben wir auf Bleitafelii /ahh-eiche Beispiele, dieC.Wachsniuth im Rhein. Mus. N. F. B. IS S. 5(*)0 fl'. gesammelt und erläutert hat. Näher jedoch unserer Inschrilt in Inhalt und Form steht der von Wachsmuth (a. (). 8. 567) an- geführte aegyptisch-griechische Papyrus: i7Cix,aXo'j[j,a'. zi -bv iv TW y.Evsw, ■::vc'j[j(,a v; ceivbv, aopatov, zavToy.pä-opa Osbv Osöy/ .... xj-hq rfi'.y:r^nvt \}.i /.at xb %<.\).oi. xoii ^l^ücovcs (?) e^ey^jcrzv ... 5 jedoch findet sich in unserer Inschrift durchaus die christliche Sprache des neuen Testaments angewandt, wie: yJj^'.zz -Gri T.^ii\i\).i-M'i -/.al xarr;; 'sx^v.oq, bf.yiixn'xq txhxr^z xb dcvaiTiov aqxa äoiy.oj;, st h(';iKOK Beoj w -aja '>j/j)^ £v r?) c"/^[X£p:v '^M-ipa Ta-civouTai (vgl. xpa;. ötTTsaT. 20, 26 : y.apx'jpofj.ai 6[j,Tv iv tyj cr,[/£pov ■(][}Apa.^ und Petrus I, 5, 6: Ta7tcivo'jOr,tc CUV jzb t}]v y.pata'.av /sTpa tou 0£Ou etc.) — lieber die Hände über der Inschrift vgl. O- Jahn über den Aberglauben des bösen Blicks in Ber. d. S. G. d. W. 1855 S. 53 ff.: ,raan muss sich erinnern^ dass auf einer Anzahl von Grabsteinen zwei Hände ähnlich ausgestreckt, so dass die innere Fläche sichtbar ist und nach oben gerichtet, angebracht sind'; und 8. 55: ,also wo Jemand in blühender Jugend (vgl. v. 5 äwpov) hingerafft ist, dass man fürchten darf, er sei durch GeAvalt oder Zauber getödtet, ohne dass man den Urheber kennt (v. o — 4: em to-j; SiXw cpovsücavTa^ -q 2>ap[xaÄeucjavTac), da wird der allsehende und allwissende Sonnengott angefleht, das Unrecht ans Licht zu bringen und zu strafen. Diese Bitte und Verwünschung wird also durch die beiden emporgereckten Hände symbolisch ver- stärkt.' — Auch hier ist also der heidnische Usus unverändert übernommen und nur statt des Sol Kup-.o; 5 -i-i-y. ioo^üi') y.a- Ol y.Y(t'ko<. Bsou substituirt. Belgrad. 58) Basis von Marmor, gef. 1872 in Belgrad, jetzt im dortigen Museum; auf der Basis Fragment eines menschlichen Fusses : I N* ! Ä F A T A IVE A F A L C' N I g> ¥ l P L ¥ S N O N V I X I Q_\\ ¥r R O M V L V S 40(3 Hirschfeld. Am Schluss scheint nichts zu fehlen ; Z. 1 ist sicherlich zu lesen : I>PIA :== inpia ; die Inschrift bildete ohne Zweifel ein Distichon; Romuhis ist der Name des Dedicanten. 59) Grabstein, gef. in Sommer 1873 bei Kostolac, jetzt in Bekrad im Hofe des Museums, Herr Dr. v. Schafärik, dem ich diese Mittheilung- nebst einer sorgfältig-en Abschrift verdanke^ beschreibt denselben ,als einen würfelförmigen Ueberrest von einem piedestalartigen Denkmal, auf welchem vielleicht einst eine Figur oder Büste stand . . . Der An- fang der Inschrift fehlt und ist sicher mit dem oberen 'J'heile des Steines verloren geg-ang-en'. Ausserdem verdanke ich Benndorf einen ausgezeichneten Papierabklatsch der auf zwei Seiten des Steines befindlichen Inschrift, der auf Veranlassung des k. k, österr. Viceconsuls in Belgrad, Herrn Anger, angefertigt ist, so dass über die Lesung- kaum ein Zweifel bleiben kann. Die Schrift ist schön, ohne Zweifel dem Anfange der Kaiserzeit angehörig: aj ^ rr ERRAQ.VA1PR0 ^Tla patria-morib-^ Form ivr iterlavdabilis vt q,v i s CER NERENoN PoSSETPVL hHRl ORANMELIOR-NV N C V M V L VSSVPERETS VPERE ST /PETRON I ANOMEN-ANN O S in ISDENOSADQDVOSTETVLI- b) ^TTTTTr^Q, V I C A R V i T V ! lAQVOMCAREH ACA N I M A • N E C C A R V M C I NEREMATTERRAM ASPÜR TAREPATERNAM-Q.VIVIT ET HICMISERVM VT DISCRV C I ET ST IM V leijVS- a) ^ ^-^ — ijn terra quam pro[c]ul a patria. Morib(us) et fonu(a) [pjaritor laudabilis ut quis Epigraphische Nachlese zum Corpus luscriptiouum Latinarum vol. III. 407 Cernere non posset pulchrior an nielior. Nunc [tjumulus super et superest Petronia noinen Annos bis denos adq(ue) duos tetuli. b) iu]ari[t|i Qui caru[i]t vi[t]a quoin caret hac aniuia. Nee caruiu ciueieni at terrain aspoi'tai-e pateinaui Quivit et hie miserum ut discruciet Stimulus. a. V. 2 — 3 vgl. z. B. Orelli 4()oS: quae iiKu-ibus pa- riter et discipliiia ceteris feininis exenipio tiiil. V. 8 : annos ferre findet sich auch sonst in Inschriften öl'tei-s, z. B. C. J. L. 2, 1413: yiginti tecuni nam fers non ainplius annos, vgl. Fabretti cap. IV. n. 452 und 453. Die Form tetuli ist aus Plau- tus, Terenz und anderen Dichtern (vgl. Kibbeck ind. fri;iii. Tragic. p. 357 und Comic, p. 467) bekannt; aus späterer Zeit jedoch meines Wissens nicht bezeugt. h. v. 2 ist in der Abschrift, wie im Abklatsch der erste Buchstabe I nicht T; der Ausdruck: qui caruit vita quoiu caret hac anima ist eigenthümlich, jedoch damit zu vergleichen C. J. L. 2, 4427 : dulcem carui lucem cum te amisi ego coniux. Der Sinn des letzten Verses ist: so dass auch dieser Stachel (dass nämlich die Asche in fremder Erde ruhen muss) den Unglücklichen (Gatten) peinigt. 60) Kleine geflügelte Victoria von Bronce, gef. 1869 in Belgrad, ebendaselbst im Museum; in den hoch erhobenen Händen hält sie eine runde Tafel (Schild?) mit der In sc hilft: = Ca[ejs(aris) sacer[d(os)?]; der letzte /-E) Buchstabe scheint eher p als d, je- doch ist schwerlich p(ublicus) zu er- gänzen. 408 Hirschfeld. Zieu;eliiisclirifteu. Grosser Ziegel, gef. Winter 187!^/3 in Maros-Portu, eben- daselbst bei Deniian Janos; die Buchstaben sind eingeritzt: ',, der wirkl. Gr. = . . Faniu[s? . . nii)iil}U . . . . . pc?]r Irh sc-liliessi; daran die ]\Iittheilung- eines ähnliclien Ziegels, lang 1;")! .,", j)r(!it 11", der in Sziszek, dem alten Siseia^ Herbst 1S73 am l'riedhof bei Blosslcgiing eines alten römischen Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptionum Latiiiannii vol. IM. 409 Kanals gefunden ist: jetzt im Besitze des Herrn rin^tu^ra- phen Eckert in Prag. Das Faesiniile ist, wie das vorher- gehende, von Benndorf nach Abkhitschen gefertigt: pri(die) non(a)s Jul(i)a(s) Severus et Fortis et Candidus . . XX =■/!, der wirkl. Gr. 410 Hirschfeld. wahrscheinlich ist das Zeichen in v. 5 ein Handwerkszeichen. XX bedeutet wohl die Zahl der abgelieferten Taiisende von Zieg-eln. Ziegelfragment, gef. zwischen Also Kosäly und Kapjon, jetzt im Klausenburger Museum; die Schrift ist in den nassen Thon mit einem Holzspan eingerissen. Nach Benndorfs Copie: = a]ugust(i) [n(ostri)?] Ziegel, gef. in Maros-Porto, jetzt in Blasendorf im Gym- nasium : I- VA • L Ziegel, gef. in Sicibida bei Regka; zwei Exemplare in Bukarest bei Papazoglu; ein überstempeltes unsicheren Fund- ortes im dortigen Museum : q R E C Ziegel unbekannten Fundortes in Bukarest im Museum : M • A V R E L S II tf Pj I A N V S = 8[eve]rianus Logio XIII. gemiiia. Gef. in i\[arus- Porto, ebendaselbst bei Demian; L E G X II I G E A V R DEMETE. Epigiaphische Nachlese zum Corpus luscriptionnm Latinarum vol. III. 41 1 2 Exemplare, gef. 1867 in Maros-Poi-to, jetzt im Brucken- thaFscheu Museum : A L E G X III G E ^ I V D E I O T A R VL sie = Ju(lius) Deiotaru(s) vgl. n. 1629, 5: Ae(lius) Deiotaru(s). 2 Exemplare, gef. in Maros-Porto, jetzt im Bruckcnthal- sehen Museum : L E G X III G E K L A E L I O r> =r Fl(avius) [h]eliod(orus)? vgl. u. 1629, 20. Leg. Y Macetlouica. Ziegel, unbekannten Fundortes, in Bukarest im Museum : 2 HO 3 M V J Es ist fraglich, ob dieser Ziegel aus Dacien oder Mösien stammt; jedoch ist zu bemerken, dass mehrere Ziegel, im Besitze des Hrn. BoUiac in Bukarest, signirt : L • V • M oder M • V J sicher in Turn-Severiu und Celei gefunden sind; dass ferner ein Ziegel in demselben Besitz vollständig übereinstimmend mit C. J. L. 3, n. 6241, signirt: L V MOES ebenfalls in Celei gefunden ist, wie auch wahrscheinlich der schon publicirte, in der Sammlung des Major Papazoglu, aus dieser Gegend, wahrscheinlich aus Recka, stammen wird. Dar- nach wird man schwerlich Mommsen beipflichten können, wenn er (zu n. 6241) annimmt, dass dieser Stempel erst der Zeit nach Aufgabe von Dacien, also frühestens dem Ende des dritten Jahrhunderts angehöre, als die Legio V Macedonica zum Theil 412 . Hirschreld. nach Dacia Kipensis verlegt wurde, da es nichts wenio-er als wahrscheinlich ist, dass nach Aufgabe des jenseitigen Donau- ufers noch zahlreiche Ziegel dorthin verschleppt sein sollten. Auch konnte nacii Begründung einer Provinz Dacia Kipensis die in derselben stationirte Legion sich kaum als Legio Moesiaca bezeichnen, abgesehen davon, dass wenigstens zur Zeit der Abfassung der Notitia Dignitatuni ein Theil in Aegypten statio- nirt war (not. or. c. 25). Demnach werden diese Ziegel der Legio V Macedonica oder Moesiaca, die sich in dem südlichen Dacien an der Donau gefunden haben, aus der Zeit vor Sep- timius Severus stammen, als die Legio V Macedonica noch in Moesia inferior lag {vgl. die Inschriften von Troesmis und Mommsen C. J. L. 3, p. 999). — AVie in unserem Ziegel die Buchstaben CORS zu erklären sind, ist unklar; da die Lesuno- ganz sicher ist, so kann man nicht an co[n]s tan s oder ein an- deres Epithelon denken ; ebensowenig an die Erwähnung einer co(ho)rs, wie in dem ohne Zweifel schlecht abgeschriebenen Ziegel C. ,). L. ;3, 4()59 n. *7 : LEG-X-COH-IV Wahrscheinlich ist nach Art der in Wien gefundenen Ziegel (Mommsen a. O. p. 580) der Name des militärischen Aufsehers über die Ziegel- fabrication in diesen Buchstaben zu suchen. Legio XI Claudia. Ziegel im Museum von Bukarest: (j XI C- P F = le|o-. XI cilaudia) p(ia) f(idelis) Der Fundurt ist unbekannt, ohne Zweifel jedoch Moesia inferior, wn diese Legion im o. Jaiirhiindert lag (Dio f^:^, 23), wahr- scli.!inlicli dorthin von Öeptimiiis Severus, bei dessen Thron- <'>li''biin- sie betheiligt war (Borghesi IV. p. 227), an Stelle der ii;i'li Dacien versetzten Leg. V Macedonica gelegt. Legio VII Claudia. Ziegel, gvW ISTI in Kostolatz, jetzt im Museum zu Belgrad: L \ I 1 C L 2 C E V E P F* 2 I l. \\ 14/ = Hcgio) \'ll (Jl^aiidia) S(c)eve(riana) piia) f(i(lclis) Silvanu(s), Epigraphit^che Nacblesp zum Corpus Inscriptioiiuni T.atinannn vol. III. 413 Die Legion hatte in Viininaciuni (=: Kostolatz) ihr Stanrlhiger; den Beinamen Severiana führt sie auch C. ,1. L. 'd, n. 1(')76. Dagegen hat sie den Namen: h!g(i(t) Vim(ina- censis\ wie Mommsen auf Grund einer ungenauen Copie eines in Kronstadt belindlichen Ziegels vermuthete (zu n. 1701) nicht ge- führt; vielmehr ist statt LEGVIM auf dem Ziegel: LEGVIlCs = leg(io) VII C[l(audia)| ebenso wie auf dem ebendasell)st befindlichen Ziegel n. 1700" nichts anderes als LEGV'IICi^, wo das G allerdings eine dem () ähnliche Form hat und hinter V zufällig ein Punkt gesetzt ist. lieber den Fundort dieser Kroustädter Ziegel giebt der Catalog des dortigeu Museum's zu n. 114 folgende Auskunft: ,3 römische Ziegel, in Mehadia gefunden, als man gegen die Ankunft Kaiser Franz I., im J. 1813, eine Kalkgrube reinigte. NB. der grössere ist in drei Theile gebrochen ; seit 1818 im Museum.' Dieser grössere Zie- gel ist ^= C. J. L. 3, 1633 n. 24: C Ol 1 1 I DEl, der noch jetzt in drei aneinander passende Stücke zerbrochen sieh dort befindet. — Ob man berechtigt ist, daraus zu schliessen, dass ein Detachement der Legio VII Claudia in Mehadia, also in einer unter einem andern Statthalter stehenden Provinz, gelegen habe, wie es Mommsen (C. J. L. 3 add. zu n. 1031) von der leer. IUI f. f. vermuthet hat, ist mir sehr fraglich, vielmehr wahrscheinlicher, dass diese Ziegel nach dem nahen Badeort von Moesien herübergebracht worden seien. Die cohors III Del- matarum war allerdings bei Mehadia im dritten Jalirhundert stationirt, vgl. die in der Nähe gefundene Dedication an Gal- lienus: C. J. L. 3, 1577. Cohortes : Ziegel gef. in Pinum bei Re^ka, jetzt in Bukarest bei Papazoglu : Q o H I ^ C O W wahrscheinlich ist zu lesen coli(ors) I fl(avia: F L ii.u'irtV) Com(magenorum), nicht etwa coh. II Com., die in Veczel lag, während die I Flavia unter Trajan in Moesia inferior (Diplom. '2'2), unter Antouinus Pias a. 157 in Dacien (Diplom. 40j sich befand. 414 Hirscbfeld. Nach der mündliclien Mittheilung- des Herrn Bolliac, haben sich iu Korabia bei Celei Ziegel einer Cohors Britannica ge- funden; die I lag im Norden von Dacien, vgl. C. J. L. 3 n. 821. 829. Auf dem Ziegel n. 1633, 2 habe ich bei genauer Inspection die Lesung von Torma : COH II BR 00 bestätigt gefunden, da die Buchstaben und die Zahl mit Ausnahme des letzten Zeichens ganz sicher sind imd sich auf demselben Ziegel an der linken Seite unten derselbe Stempel in derselben Grösse und Form befindet, in dem nur die Buchstaben CO und R ver- wischt, dagegen ..HUB" 00 deutlich zu erkennen sind. Dem- ' nach muss, wenn nicht ein Versehen anzunehmen ist, die Coh. II Britannica ausnahmsweise miliaria und ebenfalls im Norden von Dacien stationirt gewesen sein. Lampen imd sonstiges Gerätli. Lampe imBruckenthal'schen Museum, aus der Ackner'schen Sammlung : A p V I L A Lampe, im Klausenburger Museum, nach Benndorf s Copie: T O C & T S Zahlreiche Lampen, im Klausenburger Museum, gef. in Maros Porto und Veczel, nach Benndorfs Copie: C P S F Die beiden ersten Buchstaben können vielleicht G und F ge- wesen sein; der Stempel ist undeutlich. Arretinisches Gefäss, ' im Khiusenburger Museum; auf dem inneren Boden nach Benndorfs Copie: M X I M I ' WalirMcliciulicl. ist djisselbc nebst einigen fragmentirten Inschriften auf M)irni..r, in. Klansenl.nrK-er M.i^enm, v,.n .leni Major Lndwig Gon. v..n Agyagfalva ans [taliiii gebracht worden. Epigrapbische Nachlese zum Corpus Inscriptiounm Latinarum vul. HI. 4l0 HenkelgrifF, in Bukarest bei Papazoglu: C (0 Z (.) N Sehr verbogenes kleines Goldblättchen, im Belgrader Mu- seum : die Buchstaben der zweiten Zeile sind nicht ganz sicher: A M I C P B' • B- r N i\ rf i " Kleines Broncegewicht, 33 Gramme schwer, im Belgrader Museum, die Buchstaben oben in Silber eingelegt: Berichtig:imgeii zu den im Corpus Inser. Lat. vol. III publicirteii luschriften aus Dacien und Mösien. n. 1039, wiederaufgefunden von Benndorf in Karlsburg (Gasse Tegla Utcza neben n. 81), vierseitige Ära von Kalkstein j nach Benndorf's Copie : I- O- M- S- C AECIlgIVS • SATVR Ni Nj^s"- ET- IVL I VS- (5^/F V S B- n. 1041, jetzt Karlsbui'g im Garten Csörös; n. 1043 v. 4: LE G XIII- G- aOT I O M ^RO- SALVE I NJ etc. ' 41(5 Hirsclifeld. „. 1074 — 6, Karlsburg-. in einem Keller der Festung gegen- über dem unteren Karlsthor; n. 1075 befindet sich auf der linken Seite ein urceus, darunter eine patera ansata; rechts ein zweihenkeliges Gelass mit Weinranken, Trauben und Blättern. n. 1112, oben (kleiner Giebel) die' Sonne (Strahlen), auf den Seiten : praefericulum und patera : V. 4—5: IL S T I O N V S • n. 114tj, wiedergef. 1867 in Karlsburg, jetzt im Brucken- thal'scheu Museum : M • Q • D O N A T V S • S IKVANO A VG- S A C R- V- S- k- M- II. 1263, oben links in Relief die Büste eines Mannes, rechts einer Frau: V. 4-5: BEVCVS SERCO N I V G 1 B M n. l."U7, jetzt in Deva im Hofe des Baron Nopcsa: V. 3: L VC I • 7 V. 5: V I ,^ fc II. 1 :;.")! : V. 7 — ^vi/// / / / / / wahrschrinlirli: proniotl^us) ex st(atit»nc) Mic . . . vgl. n. 1405: genfio) pag(i) Mic .... II. 1.".71, jclzt in Deva bei Nopcsa: V. Die Bemerkungen zu der Inschrift rühren, ebenso Avie dcas Facsiraile von Benndorf her. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. II. Hft. 27 418 Hirschfpld. am Ufer unverkennbaren Linie des höchsten Wasserstandes, in ziemlich reg-ehuässig-oni Abstände von einander, und in gleicher Grösse von U"',oO im Quadrat horizontal in den lebendigen Felsen eingearl>eitet sind. — Einige hundert Fuss stromaufwärts von der Inschrift findet sich 2"',00 unterhalb des Balkensystems in einer flachen natürlichen Felsennische eine Aedicula in Re- lief ausgearbeitet, deren untere Theile jetzt zerstöi-t sind. Sie ist 0'",82 breit, 0'",60 hoch und besteht aus zwei uncanellirten Säulen (mit undeutlichem Capital), welche ein Griebeldreieck mit Akroterien tragen ; zwischen den Säulen ist ein viereckiges Feld vertieft, in welches wahrscheinlich eine figürliche Dar- stellung eingelassen war. Die Inschrift scheint am Ende des Baues angebracht ge- wesen zu sein, und ist mit ornamentalen und figürlichen Verzie- rungen umgeben, welche sämmtlich in Relief ausgeführt sind. Sie steht an der senkrechten Stirnfläche einer in den Fels gehauenen Nische, deren rechtwinklig vorspringende Decke mit einer Reihe von sieben Lacunarien geschmückt ist. In diesen letzteren sind Rosetten angebracht, mit Ausnahme des mittelsten Feldes, das ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln ausfüllt. Ungefähr 2"',r)0 tief unter dem untersten Rande der Inschrift springt eine wagrecht abgemeisselte, T^jTö lange Terrasse 1"\10 weit vor. In ihrem Boden sind, rechtwinklig zur Rückwand der Nische, vier gleichweit von einander abstehende viereckige Balkenlager ausgehöhlt, welche in ebensoviel Balkenlöcher einmünden. Auf ihr in iW Mitte kniet eine männliche unbekleidete Fig-ur, ohne Zweifel der Ister ^^vgl. Fnihner, colonne Trajane p. (38), welche mit erhol)enen Händen den Rahmen der Inschrift hält; sie ist bis zur Unk(Mintlichkeit verstümmelt. Der Rahmen der Inschrift ist zu l)eiluno: • •inci L.it(M- nicht feststellen liess, ist oblong und hat inner- halb der inneren Ivänder des Rahmens eine Breite von 3'",25. Da (h;rjjoröse Kalkstein nicht genügend geglättet werden konnte, war es mit einer dünnen weissen Stuckschicht überzogen, welche Epigraphische Nachlese zum Corpus Inscriptioumn I,;itiiiaruni vul. III. 419 in den oberen, durch die Lacu- — nariendecke g-eschützten Tlieilen grösstentheils erhalten ist. Durch diese Stuckschicht hindurch sind die Buchstaben, welche roth be- malt waren, mit prismatisch ver- tieften Furchen in den Felsen eingeschnitten. In dem unteren Theile der Inschrift ist jede Spur der Stuckschicht geschwunden, und die geglättete Felsfläche be- deutend verwittert. In Folge dessen sind hier nur verein- zelte Buchstabenreste wahrzu- nehmen. Sie lassen sich aber an ihren schmalen geglätteten Fur- chen, welche von der rauhen Stein- fläche sichbestimmt unterscheiden, und häufig noch Ueberbleibsel von rother Farbe zeigen, bei geschärfter Aufmerksamkeit sicher erkennen. Da es misslang, sie im Abklatsch zu reproduciren, so wurden ihre OO LU / Entfernungen genau ausgemes- ( J ( sen, um einen Massstab für die Ergänzung zu gewinnen. Das Facsimile der drei letzten Zei- len darf mithin in Hinsicht auf Grösse und Abstand der Buch- staben oder Buchstabenreste Zu- verlässigkeit beanspruchen. Die vielbesprochenen und ver- schiedenartig emendirten Schluss- worte der Inschrift sind auch jetzt nicht durchgängig mit Sicherheit herzustellen. Das von Mommsen vermuthete montibus excisis ist vollkommen bestätigt. Ob viam fecit oder restaaravit, wofür die Grösse des Spatium« am Ende r e f e c i t » )der der 2V ^Of) lliisrhielcl. ersten Zeile sprechen könnte, gestanden habe, ist nicht mehr zu entscheiden. Die vorhergehenden Buchstabenreste zeigen die Unmöglichkeit der bisherigen Vermuthungen : anfractibus superatis, amnibus superatis etc., und fügen sich, so viel ich sehe, nur den Worten: anconibus sublatis, (vom C sind nur die beiden am tiefsten eingehauenen Spitzen der Buch- stabenfurehe sichtbar) d. h. auf oder mit erhobenen Krag- balken — eine technische Specialität, die man freilich eher im Vitruv, als in einer officiellen Inschrift vermuthen würde, die aber einen passenden Sinn giebt. Die ungewöhnliche Con- struction des Weges, der halb in den Fels gehauen war (montibus excisis), halb auf einem über dem Wasser schwe- bendem Holzgerüst hinlief, wäre damit deutlich bezeichnet, und dass die fraglichen Worte eine Bezeichnung dieser Singularität enthielten, scheint an sich natürlich." n. 6223: V. 7 : D D M / Die letzte Zeile ist etwas kleiner und enger geschrieben, die Buchstaben M — T sind schon im Alterthum ausgemeisselt. Der l»aum genügt für Mam er oder vielleicht für Mamert (vgl. n. 752). Die Zerstörung des Namens desPetroniusMamertinus ist ohne Zweifel nach seiner Ermordung durch seinen Schwager, den Kaiser Commodus (vita c. 7) erfolgt, während er auf anderen Mniiumonten (vgl. C. J. \j. 3, 752. 5507) erhalten ist. n. G224 in latere: V. 3-0: I I • F. T C R I S P I NO C O S| . R-ANNIVM-ITA UC A! LEG -AVG • P R • P R j v. 4—0 siml die Buchstaben etwas kleiner: v. 4 hat keines- wegs, wie I )rsj;ir(lins .■mgicbt, COS II gestanden, sondern es sind (his Spi-iingc in) Stein, von denen der erste die Form eines S liat, -laher ist entweder COSS oder COS zu lesen. Epigraphische Na.chle.sc zum Corpus luscriptioiiuiu Latiiiaruiu vul. III. \L\ V. 5. ist vollst.ändig sicher, und daher der Name Ann ins Felix aus der Reihe der Moesischen Statthalter zu streichen; L. Annius Italiens Honoratus ist als legatus Aug-. pr. pr. prov. Moesiae inferioris unter Alexander Severus auch sonst bekannt : C J. L. -5, 6154 (vgl. n. 1071 — 2)-, nach unserer Inschrift wai- ei- a. 224 Statthalter. Man könnte geneigt sein, eine in Bäcs ])efindliche von Ilenszlmann (die Grabungen des Erzbisehuts von Kaloesa Haynald S. 222, vgl. S. 208) in Facsimile niitgetheilte ' Inschrift auf ihn zu beziehen : L A N N I d A I V I R o c y( )e G I I a vgo. [R I B PL R A T O R I VTl^ 1 1 I G X F i| I / G I R P P V d. h. L. Annio i] II viro ca[pitali trib. l]eg. II Aug. q(uae3tori) tjrib. pl. [pr(aetori)] cujratori via[e leg. leg. X]in g(eminae) [prae]f. [acrari milit.? leg. a]ug. [p]r. p[r Vergleicht man jedoch damit die Aemtercarriere des L. Annius Italicus Honoratus (C. J. L. 3, 6154), so wird man trotz der o-rossen Aehnlichkeit sich zu einer Identification kaum ent- schliessen können. n. 6225, V. 2:PATERN0 ganz sicher. n. 6227, auf der rechten Seite v. 1—2 vollständig: V. 2 am Schluss: T V S ligirt. v. 3 am Schluss : P O S ligirt. V. 4: k L PATER ganz sicher, daher ist die Ere-änzuno; eines^Consulates nicht zulässig. "^Nach H.'s Angabe steht sie schon bei Gruter, ich habe sie nicht dort auffinden können. 422 Hirschfeld. n. (3232: V. 1 am Schluss: sicheres E, ui^ht B. V. 5: H • S E n. 6233: V. 1 statt B E S zu lesen : B F • S E ; F ist ganz sicher, fraglich dej' Puuct nach F; demnach wird statt Bes(sus) zu er- gänzen sein : b(cne) f(iciarius) se(mestris), vgl. Renicr J. A. 127 : ©ß'-SEXM = beneficiarii (tribuui) sexm(estris) und C. J. L. 3, 101 : b(eneliciarii) tribuni semen(stris) leg(ionis) III Cyr(enaicac). V. 3 : E T ■ F L A^ I ^ • V N 1 .E- F • E T • ^. Da xV oben otlen, so ist fraglich ob Uniae oder Viviae^zu lesen; am Schluss könnte man wenigstens nach dem jetzigen Zustand des Steines auch an I\L = Jul(iae) denken. n. 6247: V. 4— ß: C P R 1> F I N I M Y R O E I V S D E M p. 1018, add. zu n. 1581: V. 3: D I V I V. 0: P P V. 10: P V ß L 1 C A M V N V. 11: D R O B E T u. 62S1, jetzt Bukarest im Museum; gewaltiges, 4 Meter hohes Moiumient von Sandstein in 2 Stücke gebrochen; oben eine aedicuhi, darüber zwei Löwen, zwischen ihnen ein abge- brochenerPinienzapfen, auf beiden Seiten des Steines Guirlanden. Die Buchstaben sind gross (besonders die erste Zeile) und schön : D M A E L • WLES • QVI E - ES B E N V S V I X An E X X X /^ S f I A C O N IV E F O K V N A Xy S L 1 Jj R T V S • P \ -R On B • M • F • C /:5 Epigraphisclie Nachlese zum Corpus luscriptioiiuin Liitiiianim v.il. lil. -12,'j V. 6 ist wahrscheinlich der Nunie der Gattin: Sira oder Syra; v. 7: Ligatur vt)n KT; v. S wahnscheinlieh UE li-irt. Die Inschrift ist, obgleich der Stein unten l:idii-t ist, sieluji' vollständig. n. ()21>7: V. 3 : D O • 7 L E G • V I I u. 6305: ,D M NR i\ F AI S T 1 N I A N V S S I G F//1E G ImI F L V I X A' N- jj^ll M IL A N- X III-MH N ^// » V I y#INIMI ALL- kV XI M COIVG ET-FILB-MF S S V, 7 — 8 konnten wegen einbrechender Dunkelheit nicht ganz entziffert werden; in v. 7 ist O unsicher, danu scheint TID oder B zu folgen, v. 8 wahrscheinlich AV und MA ligirt = Auxinia. n. 6306, jetzt Belgrad iiu Museum, die Buchstaben in der Mitte sehr zerstört : V. 1 : deutlich SAXIS DEGIDO V. 3 : N A T V S I A /// * V. 4: nach coniux scheint SE/// = scrvavit? V. 6 : //§ T E V. 7: VE sicher, darnach fehlen nicht mehr als .) itis 6 Buchstaben. V. 9: CO G/////R E n. 6332 n. b ist nicht eine Schaale, sondern eine Casscrole mit Griff; im Ganzen sind 5 solche gefunden worden, auf dem Griff der einen: VIL. n. 6334: k V C I k I • F k V A k E NT I' S • P R C" R- l- I = pr(aefecti) cor(tisJ Ki(spanorum). 424 Hirschfeld. Nachtläge zu den Zieg;eliuschrifteii. 1()29, 3: gel", iu Maros-Porto, jetzt im BruckenthaFschen Museum : REG- XIII GEM E K I V S i Af k I V S wahrscheinlich = Balius. 1629, 4: g-ef. iu Älarus-PortO; jetzt im Blaseudorfer Gym- nasium : // G X I I I G E A E L B// 1629, 10 (vgl. Addenda), in sehr zahh-eicheu in Maros- Portu gef. Exemplaren: in Karlsburg, Bruckenth. Museum, Biasendurf, Kronstadt und auf eineui in Veczel gel". Exemplar, in Deva bei Spanyik: AV CALLISTRT; nur bei wunigen ist es zweitelhal't, üb am iSchluss I oder T gestanden hat. 1629, 11: gef. in Maros-Porto, jetzt im Bruckentharschen Museum : c V. 1 lies C O ^^ O = Cono (= a). v. 2 : LEG e (nicht zu demselben Stempel, als a — c gehörig) : LEG X I I I G M A V R M O WM 1629, 12: 2 Ziegel, gef. iu Maros-Porto, jetzt im Blasen- durlVrr (lynuKisium : A V R D I O N 1 S 1 LEG X 1 I I G 1£ M vielleicht identisch mit n. 1338: Aure(lius) Dionisius cur(ator). 1621», 13: identisches Exemplar in Maros-Porto bei Deiiijan. 1629, 14: gef. in Man )s-i'nito, jetzt in jilasendorf bei Cipariu : L E Ci XIII G M A V R C \ 1 \ Epigraphisclie Nachlese zum Corpus luscriiitiyriuin Ijutiiiaruiu vul. IIJ. 425 Mehrere Exemplare in Maros- Porto bei dem wallacliiöc^lie-ii Pfarrer : L E G X I I I G E M A V R E L lA G AIV C 1629, 15: sehr zahlreiche Exemplare aus Maros-Porln in Enyed, Blaseudorf, Hermannstadt. 1629, 17" (vgl. Goos, Siebenb. Archiv IX, 4o), zahlreiche Exemplare, g-ef. in Maros-Porto, jetzt in Maros-Porto bei Ilirsch, Blasendorf im Gymnasium und im Bruckenthal'schen Museum. 1629, 22, gef.jMaros-Porto, jetzt im Bruckenthal'schen Mus. : L E / X I I I G E / L V C A Q V I LA Gef. Maros-Porto_, jetzt Blasendorf im Gymnasium: L E G X 1 1 1 G E M L V C R E T- AQ_V1LA 2629,23''add., gef. in Varhely,j etzt im Bruckenthal'schen Mus. : LEG X II I G n STA SENTIAN 1629, 24, mehrere Exemplare aus Maros-Porto, im Brucken- thal'schen Museum : L E G XIII G E M VLPl'RONTO Die von Goos (a. O. 9, 43 vgl. Add.) publicirtc in Schässburg ist nicht damit zu identiliciren. 1630' stammt aus Torda. 1631 in Mehadia a. O. : Vs der wirkl. Grösse. = legio IUI f(lavia) f(elix) vgl. n. 3753 u. 6326; auf einem Exemplar des Belgrader Museums: J i I n I ') 3 J 426 flir«clifeld. 1633, 5: die Lesung von Torma: Nu(midariim) habe ich sowol auf dem KUiusenburger, als auf einem in Maros-Porto gefundenen , jetzt im Bhisendorfer Gymnasium behndlichen Ziegel bestätigt gefunden. Die Verwechslung mit A ist leicht erklärlich, da V oben etwas verwischt ist. 6231), mehrere Exemplare, gef. in Turn-Severin, jetzt in Bukarest bei Bolliac: leg! I T A L ]\[an wird meines Erachtens aus diesen Ziegeln ebenso weni^-, als aus den in Meliailia gefundenen der Leg. Vll Claudia und Leg. IUI Flavia Felix (s. obeuj schliessen dürfen, dass ein Detachement der in Moesia inferior stationirten Legion auf dem dacischen Donauufer gelegen habe, sondern wahrschein- licher an Verschleppung denken. Nachträge zu den Liiiiipeu (die im Klausenburger Museum betindlichen sind mir von Benndorf mitgetheilt). 1634, 4: C A M P I L I, gef. in Maros-Porto, jetzt Klausen- burg im Museum. 1634, 5: GASSI auch in Blasendorf und Klausenburg. 1634, 7: F O R T I S 2 in Maros-Porto bei Hirsch, 2 im Klausenburger Museum (1 s^ei'. Maros-Porto. 1 : Torda), 1 gef. in Turu-8everin, jetzt in Bukarest bei Bolliac. 1634, 8: S E X T U S F geW in 3Iarus-Porto, jetzt im Iviaiisi-nljurger IMuscum. 1634, <»: ST RGB I 1. 1 ebenso wie n. S. (vgl. 1634, 10), gef. in Torda, jetzt im Klausenburger Uns. : I A N W k V S F id (f., die Nibelungenstrophe, ist nach meiner Ansiclit die S, r, (Twilhnte Kürenherges lotse: die Melodie wurde von Deutsche Studien. II. 451 einem Ritter von Kürenberg- erfunden. Dessen echte Gedichte sind uns wohl sämmtlich verloren; wir müssen uns dieselben volksthümlicher als die erhaltenen, mehr in der Art der Strophe MF. 3, 17—25 denken. Die pseudo-kürnbergische Sammlung- enthielt ursprünglich, wie ich g-laube, noch nicht den Dialog 8, 9—16. Sie bestand aus 14 Strophen, welche, sieben auf einer Seite, gerade ein Blatt von dem Formate der Nibelung-en-Liederbücher füllten. Die neun ersten rühren von Frauen her, die fünf letzten von Männern. Heinzel schreibt mir über meine Argumentation, be- treffend die Autorschaft des Kürenbergers: ,Ich kann hier nur zu einem non liqnet kommen oder zu einer anderen Wahr- scheinlichkeit. Das Gedicht 8, 1 wurde doch von der Dame oder von dem Dichter in der Person der Dame gedichtet, um gesungen, d. i. vorgesungen zu werden. Es verklingt ja auch nicht in der Einsamkeit ihrer Kammer, sondern der Geliebte hört es und antwortet. Wie geht das zu? Sie kennt ihn ja nicht, sie weiss ja nicht, wer es war, der unter vielen, die sie nur hören, nicht sehen konnte, durch schönen Vortrag der Kürenberg'schen Melodie ihr Herz gewonnen hat. Wenn sie diesem angeblich Unbekannten ihr Lied doch vorsingt oder vorsingen lässt, so liegt die Vermuthuug einer Fiction sehr nahe. Sie thut, als wisse sie nicht^ wer der Sänger gewesen, sie muss also ihr Lied, durch das sie ihm ihre Neigung kund- geben will, so einrichten, dass er aus den Angaben über jenen Sänger merkt, er sei gemeint. Diese Angabe ist: in Küren- her ges wise, gleich passend, mag der Betreffende selbst der Kürenberg gewesen sein oder ein Anderer , der ein Küren- bergisches Lied sang. Hübscher freilich, wenn das erstere der Fall war. Dass das Lied, das sie gehört, für sie bestimmt gewesen, ist nach ihrer Ausdrucksweise ganz unwahrscheinlich, es gehört also nicht zu der Gruppe. 8, 1 ; 9, 29. Warum sie demnach die Kürenherges lotse gewählt haben sollte, ist nicht abzusehen, und wir stehen mit dem Namen vollkommen iui Dunkeln.' Dass das Lied, welches jener Ritter nächtlich sang, für die Dame bestimmt gewesen sein müsse, habe ich nicht be- hauptet. Das Lied braucht ebensowenig für die Dame bestimmt 452 Sclierer. gewesen zu sein, wie das bekannte Lied Reinmars für Walther, wie Neidliarts Lieder für seine Gegner bestimmt waren, welche darauf antworteten. Ich folg-ere aus diesen Beispielen nur die Wahrscheinlichkeit, dass eine Dame, welche an einen Gesang in Kürenberges tvtse anknüpft, dies in derselben Melodie gethan haben werde. Einen stricten Beweis dafür wüsste ich nicht zu liefern. Was die Strophe 8, 1 anlangt^ so will ich gerne glau- ben, dass die Dame nur so thut, als ob sie den Ritter nicht kennte. Und ich muss auch zugeben, dass meine Folgerung auf S. 572 nicht so vorsichtig war, wie die Betrachtungsweise Heinzeis. Jedenfalls kann man die Stelle so auffassen, wie er thut, aber nur unter der Voraussetzung, dass sich jedermann der Kürenbergischen Melodie bedienen konnte. Und dann bleibt allerdings zweifelhaft, ob es im vorliegenden Falle ein Anderer that oder der Kürenberger selbst, von welchem dann 9, 29 herrühren würde. Dass das letztere hübscher wäre, kann ich nicht finden; aber dies ist ja gleichgiltig. Aber die Argumentation von S. 571 bleibt bestehen, sie wird bestätigt durch den specifischen Charakter der Frauen- und Männerstrophen. Und dass die echten Lieder Kürenbergs anders ausgesehen haben als die uns überlieferten, dass mithin jener Ritter wahrscheinlich nicht der Kürenberger war, scheint mir noch immer aus MF. 3, 17 zu folgen, wie ich es in der Zeitschrift S. 580 f. darlep-te. §. 3. Meiiiloh von Seflingeii. Die grosso illustrirte Samniluiig des XIIL Jahrhunderts, auf welcher die Handschriften J3 und C beruhen, schrieb diesem Dichter eilf Strophen zu, jede Strophe ein selbstän- diges Gedicht; ihnen fügte C am Schlüsse drei weitere hinzu. .Jenes alte Liederbuch war nicht nach Tönen, sondern chronologisch geordnet. Die Gedichte sind in der Reihenfolge überliefert, in d,i- sie entstanden sein müssen. C hat, um die Tr,ne auszugleichen, das zweite Gedicht (15, 1) verkürzt un-1 ebenfalls auf sechs Reimzeilen gebracht. Deutsche Studien. 11. 453 Nur einmcal, in der ersten Strophe (I. MF. 11, 1), wird die Frau selbst angeredet. Drei Strophen sind Selbst}>-esi)räclie oder au das Publicum gerichtet (IL 15, 1. Vll. 12, 27. ]X. V6, 1). Ein Lied spricht der Bote (IIL 11, 14). Drei sind Gnomen (IV. 12, 1. V. 14, 14. VL 12, 14); drei der Dame in den Mund gelegt (VIII. 14, 26. X. 13, 14. XI. 13, 27). Mit I (11, 1) beginnt offenbar die Beziehung. Dei- Dichter erzählt: er habe die Dame loben hören, er wollte sie kennen lernen, er hat sie gesucht, bis er sie fand. Ihr An- blick täuscht seine Erwartung nicht. Von ihr geliebt zu wer- den, wäre eine grosse Auszeichnung, sie ist ein sehr vollkom- menes Wesen. Ihr Auge, ihren Blick rühmt er besonders. II (15, 1) ist abermals ein prisliet, offenbar an das Pablicum gerichtet. Sofort weist der Dichter die Ansicht ab, als ob sein Lob auf persönlich intimen Beziehungen beruhe. Er will noch nicht einmal mit ihr geredet haben (15, 7). Aber feierlich kündigt er den Entschluss an, um ihrer Vollkommenheit willen Alles zu thun, was sie gebietet, d. h. ihr zu dienen. Diesen dienest entbietet er ihr durch einen Boten (III. 11, 14). Das ist seine förmliche Erklärung ihr gegenüber. Sie hat ihm alle anderen Frauen aus dem Sinn genommen: ich verstehe dies wörtlich, er scheint wirklich andere Liebeshändel hinter sich zu haben, vergl. 11, 4. 13, 35. Er bittet, dass sie seinem trüren Abhilfe gewähre. Die Werbung wird fortgesetzt durch Sprüche ;, in denen zunächst der Dichter von den Eigenschaften eines rechten Liebhabers handelt, um anzudeuten, dass er selbst diese Eigen- schaften besitze, um sich selbst als solchen Liebhaber zu empfehlen. Die heimlich im Herzen getragene seneliche swcere erscheint als das Haupterforderniss (IV. 12, 1). Aber schon erheben sich die Gredanken höher und die Wünsche werden kühner. Die Verschwiegenheit dessen, der ein Mädchen ge- wonnen hat (nach Lachmanns Conjectur) ist das nächste Thema (V. 14, 14). Und endlich klingt es wie eine Auf- forderung, rasch zu geniessen, rasch sich zu ergeben, wenn in VI (12, 14) gesagt wird: man sol ze liebe gähen. > Schon gibt 1 Was 12, 18 unMmtiu friuntschaß soll, verstehe ich nicht. Es wird von ihr gesagt, sie mache wankelen muot. Also: ,unbestäudige Freundschaft 4-54 Scherer. es etwas zu verhehlen, die Aufpasser treten in den Gesichts- kreis der Liebenden und erörtert wird, wie man sie betrügen könne. Noch ist der Dichter nicht an das Ziel seiner Wünsche o-elangt, aber man sieht die Fortschritte, die das Verhältniss macht. Eine Trennung scheint die Entwicklung zu verzögern. Die heimliche Trauer in VII (12, 27) ist nicht blos die Sehn- sucht des ohne Erhöruug Schmachtenden, es ist auch die Sehn- sucht des Entfernten, der den Tag- des Wiedersehens nicht erwarten kann. Aber die Entfernung des Geliebten reift die Empfindung der Frau: VIII (14, 26) spricht ihre Freude aus, dass er zurückkehrt, und den Entschluss, sich ihm hinzugeben. Diese Absicht scheint sie ausgeführt zu haben. IX (13, 1), ein Lied voll seltsamer Reim- und Stylküuste (Z. 6. 8 zollen ziten mir : gevallet st mir; Z. 10. 13 pfliget ir I7p : umbe ir Ivp nach B; Z. 11 — 13 stürbe ich : wurde ich : wiirbe ich; Z. 4. 5. 7. ie — und ie), zeigt den Dichter nicht mehr un- zufrieden, nicht mehr sehnsüchtig, das trüren ist verschwunden; die Verse bekunden wachsende Liebe und unverbrüchliche Anhänglichkeit ohne eine Spur von Klage. Ein bestimmterer Anhaltspunkt ist freilich nicht vorhanden, aber der verschwie- gene Dichter musste sich hüten, etwas zu verrathen. Die Worte: ich loeiz vil ivol umbe waz, worin man eine Hindeutung auf heimliches Glück sehen könnte, führen, wie sie da stehen, doch nur das Folgende ein. Die beiden letzten Strophen, der Dame in den Mund gelegt, sollen das Verhältniss nach aussen vertreten, X (13, 14) gegen die Aufpasser, XI (13, 27) gegen andere neidische Frauen. Die Dame bekennt dort offen, dass sie seine fiiun- dinne sei, aber sie leugnet den sinnlichen Charakter des Ver- hältnisses. Hier deutet sie sehr boshaft an, dass wohl nuuiche andere seinen Willen gethan habe; wenn eine solche ihn nicht (»liiic Grund verloren und nun um ihn traure, so sei das nur madit iinhi'stümli«,''? Das ist docli iuiniü<;lu-Ii. und Treue und Unbestän- digkeit haben hier überhaupt nichts zu thnn. Ein Wort nngcehe ist aller- dings nicht nachgewiesen, aber Meinloh könnte es gemaclit und wu/n'hiii. fr! in, f. schaß gesagt haben. Die Ungebräuchlich keit würde die Verderbniss erklären. Deutsche Studien. II. 455 ZU natürlich; sie ihrerseits habe ihnen nichts Böses zug-efügt, als dass sie sich's verdiente, ihm am besten zu gefallen. So weit das alte Liederbuch. Hatte C aus anderen Quellen noch etwas Echtes hinzuzufügeu"? An sich ist dies «-anz möer- lieh. Aber auch unechte Vermehrungen pflegen am Schlüsse der Liederbücher aufzutreten. Dass Str. 13. 14 in C mit dreitheiligem Bau, mit fünf- und sechsmal gehobenen Versen, mit durchweg reinen Reimen, mit der Reimordnung abahcac, beide Strophen zu einem Ge- dichte gehörig, die erste überdies auch unter Reinmar in C überliefert und beide gewiss eher in Reinmars als in Mein- lohs Art, dass diese beiden Strophen also nicht von i\b;inloh herrühren können, ist unzweifelhaft und bereits im MF. bemerkt. Mithin sind zwei von den drei in C hinzugekommenen Strophen unecht, die äussere Beglaubigung der dritten C 12 wird dadurch sehr gering, und die inneren Gründe sprechen mehr gegen als für die Echtheit. Dass Meinloh die Strophenform gebraucht, beweist nichts. Die reinen Reime wollen wir nicht gegen die Echtheit an- schlagen, sie finden sich auch III. IV. VII. IX. X. XI: nur getan : man und 7nan : getan in beiden letzteren. Aber chronologisch könnte das Botenlied die Stelle nicht behaupten, an der es steht; es müsste etwa zwischen VII und VIII eingefügt werden und würde doch nicht ganz dahin passen. Der sonst mehrfach gebrauchte Terminus in Z. 1-. l'> (e er an dinem arme so rehte güetliche gelit), vergl. MF. 4, 11t. 17, 2 (3, 11. 34, 12) kommt bei Meinloh nicht vor, der dafür constant nähe M geligen verwendet (15, 8. 14, 34. 13, '22), welches wiederum den anderen, älteren Liederdichtern fremd ist. Entscheidend scheint mir das hier sich aufdrängende;, bei Meinloh ganz fehlende Naturgefühl: die höchst formelhafte Ankündigung der Jahreszeit, der Hinweis auf den nahen Sommer. Auch stylistisch bietet das Gedicht Eigenihüiulich- keiten: die rhetorische Frage in Z. 3. 4 und die Verwendung derselben, um eine Spannung zu erregen, welche sich sofort löst, wie auch im Eingange die Boten des Sommers erst über- raschend hingestellt und in der nächsten Zeile erklärt werden. Selbst der Kunstcharakter ist leise verschieden. Der Bote A56 Scher er. blickt zurück auf seinen Weg-, er hat Blumen gesehen, andere Boten j die ihm begegneten, Boten des Sommers, wie er ein Bote des Dichters ist. Der Dichter ist ein Ritter, er ist jüngst von der Dame geschieden und hofft auf Gewährung bei der herannahenden Sommerzeit. Wir haben da einen viel grösse- ren Reichthum thatsächlicher Beziehungen, Motive aus der Wirklichkeit, bestimmte Situation: Alles, was bei Meinloh bis zu schattenhafter Ahnung schwindet, wie wir denn 12, 27 ff. kaum wissen, ist er getrennt von der Geliebten oder nicht. Die Bewegung des Gedankens scheint mannigfaltiger, freier, lebendiger als in Meinlohs etwas eintöniger, blasser und ab- stracter Ideenwelt. Demnach würde ich es für unvorsichtig halten, diese mindestens höchst zweifelhafte Strophe in das Material aufzu- nehmen, aus welchem unsere Vorstellung von dem Dichter sich bilden soll. ]\Ieinloh verlässt die Tradition des deutschen Miuneliedes und stellt sich auf den Boden einer neuen Reflexion, die ihre einheimische Vorbereitung und Ankuüpfung höchstens in der Gnomik der Fahrenden findet (vergl. Sätze wie 14, 24 f. er ist unnütze lebende, der allez sagen ivil daz er loeiz; auch etwa 12, 20 man sol ze liebe galten; bei 12, 18 imgcehiu friuntschaft machet loankelen muot schwebt die Analogie von Redeformen vor wie 7, 19 leit machet sorge, vil liehe wünne, vergl. auch Vdl, 5 f.). Zwar bleiben seine Gedichte noch einstrophig und er erlaubt sich_, dasselbe Metrum öfters zu verwenden. Auch sonst weiss seine Verskunst nichts von den späteren lyrischen Beschränkungen. ' Aber er gebraucht doch schon drei Töne, und es ist ein anderer Geist eingezogen in die altübliche l'^inn der Gelegenheitspoesie. ]\Ieinlnh sucht mit bewusster Absicht zu zeigen, dass er ein i-(!gelmässiges Minneverhältniss in der Gestalt des , Dienstes' durchzuführen verstehe. Er bemüht sich, ein richtiger Lieb- haber (14, W) guot frouwen trat) zu sein, und lässt sich von der verehrten Dame das Zeuguiss ausstellen (14, 37), toie icol ' Ueber Meinlohs Metrik liegt mir eine Untersucliunn^ von Herrn Johannes KmlKlpli (^ani kais. Lveeum in Strassburg) vor, welche meine eigene Auf- fassung berichtigt und gefördert hat. Deutsche Studien. 11. 457 er frouwen dienen kan! Theoretisch entwickelt er, was da/u gehört, und das Conventionelle darin tritt scharf hervor. Aber alle Spitzfindigkeit, alle Dialektik, alles Geistreiche liegt ihm noch fern. Die Weichheit der Seele ist nur äusserlich ange- nommen. Er ist ein Mann, wie sie in den Kürenbergsstrophen erscheinen, nur mit dem modischen Firniss des trürens und der seneden siücere überzogen. Erst in IX glaubt man den Anaphern und Hyperbeln und dem Reimschmuck anzufühlen, dass das Glück seine Seele in wahrhaften Sch^vung und auf- richtige Erregung versetzt hat. Und ebenso ehrlich klingt dei* Zorn des zehnten Gedichtes, und im letzten, wo es galt, im Namen der Dame ihre Empfindungen im Gegensatze zu ande- ren Frauen zu schildern, die sie beneiden, da greift er auf die alten Wendungen zurück, welche gewiss die Frauen selbst für dieses Verhältniss ausgebildet hatten und wovon denn auch andere volksthümliche Dichter Gebrauch machten. Er lässt sie sagen (13, 27): Mir erivelten mtniu ougen einen hindeschen man : daz nident ander frouwen; vergl. 37, 13 ich erkos mir selbe einen man ; den erivelten miniu ougen. daz nident schoene frouwen (4, 30 daz nident ander vrouioen). Daran schliesst sich in beiden Gedichten der gegensätzliche Gedanke ^ich habe ihnen nichts gethan', der nur jedesmal verschieden ausgedrückt und verschieden gewendet wird: 13, 30 icJi hän in anders niht getan; 37, 17 jo engerte ich ir deheiner trutes niet. Meinloh fährt fort: loan oh ich hän gedienet daz ich diu lieheste hin (die pronominale Beziehung lässt Meinloh gerne aus, hier im, wie 11, 19 ir); vergl. 4, 8 got loizze (Meinloh 13, 23 weiz got) wol die wärheit daz i'me diu holdeste hin. In derselben anonymen Strophe nennt die Frau ihren gesellen, eine Bezeichnung, welche Meinloh schon vermeidet, einen kindeschen man (4, 10), was Meinloh hier XI und VIII (14, 35) anwendet. Aber gerade hier kommt auch der alte männliche Pferdefuss zum Vorschein; der Dichter kann es nicht lassen (wie der in 10, 17 f.) sich seiner Erfolge bei Damen zu rühmen (13, 35 f.). Meiulohs Sprachschatz ist nicht reich und seine Ge- dankenproduction nicht mannigfaltig. Das ouge z. B. kommt in verschiedenen Wendungen innerhalb der elf Strophen fünf- mal vor (11, 11. 12, 33. 39. 13, 27. 15, 9), die tugent des- gleichen fünfmal (11, 3. 20. 13, 10. 14, 23. 32). Die neue Welt 458 Scherer. ist eng und klein und man hat sie eben erst betreten, ihr innerer Reichthum ist noch unerschlosSen, die Fülle synonymer Bezeichnungen für ein Gefühl, für eine Situation ist noch nicht entdeckt. Sie mag- schon vorhanden sein und bereit liegen, aber das Gold ist noch ungemünzt, der Einzelne kann es nicht mit Leichtigkeit ausgeben, auch wenn er es hat. Oft kehrt in demselben Gedichte dasselbe Wort, derselbe Gedanke wieder: I. 11, 5 gesehen; 13 sehen; II, 15, 9 sahen; 13 such (VII. 12, 33 such; 39 siht; XI. 13, 39 sihe). Ferner 11. 15, 1—4 gleich 11 — 14: III. 11, 14 enhiutet; 21 enUut In IV. 12, 1.2 und 9. 10 ein analoger Gedanke in analoger Wen- dung (semeltchen aus dem vorangehenden werden, alsiis aus dem vorangehenden hiderher zu verstehen); 12, 1. 13 loerden wiben; 12, 7. 11 herze. Auch in V am Schlüsse der Anfanüs- g-edanke wiederholt und 11, 19 trüt; 20 triuten. VI. inne werden 12, IG. 22. imgcehiu? gdhen IS. 20. VIII. komen 14, 28. 3(3. IX. gevallen 13, 4. 8. Fast möchte man vermuthen, dass künstlerische Absicht dahinter stecke. Wenn also der Wortschatz nicht gross ist, so leidet die Syntax doch keineswegs an Eintönigkeit. Die lose aneinander gereihten Sätze des ersten Gedichtes, jeder Satz ein Langvers oder auch nur eine Waise, hat Meinloh bald verlassen. Man vergleiche ausgebildetere Perioden wie II. 15, 5—10; V. 14, 14—21; XL 13, 35—39. Der geistige Gehalt seiner Strophen lässt sich von einem Punkte aus umfassen und auf gewisse Gruppen bringen, welche ihrerseits bestimmten sprachlichen Erscheinungen entsprechen. Preis der Geliebten (oder im Munde der Dame des Ge- liebten). Sie ist eine edeliu frouwe 12, 31. Der Dichter hat sie loben gehört 11, 1; sie ist guot ze lohenne 12, 35. Sie ist der besten eine 11, 9 (was die Form eine anlangt, so vergl. Uugge 10(), 33 deheine im Reim auf eine scheine meine). Ge- h;luftc Adjectiva: schäme unde hiderhe, dar zuo edel unde guot (15, 1. 2), und n.K-hiiials (15, 11. 12) sist edel und ist schvne, In rehter mäze gemeit, auch anderwärts (13, 7) ie schoener und ie schcener. Sie ist scelec zallen ^ren 13, 9. Sie hat keine Fehler in sieh 12, 35. Von speciellen körperlichen Vorzügen wird nur Vugen gedacht, aber auch nicht sowohl der Schönheit als des (KT j\ Deutsche Stmlien. II. 409 freundlichen Blickes wegen (11, lo). Und die Freundlichkeit, die massvolle Heiterkeit, das in rekter mäze gemeif (s. Hau])t zu Neidhart 17, 2) ist hier wohl die Hauptsache. Sie ist ein Theil, ja der wichtigste Theil des guten, gebildeten, feinen Benehmens, welches Meinloh wiederholt hervorhebt: 15, 4 der zimet wol ullez daz st tuot; 15, 13 ickn sach nie eine frouwen diu ir Itp schöner künde hau- 12, 33 ichn sach mit minen ongen nie haz gehären ein wtp. Man blickt in eine Zeit, für welche die Feinheit der Lebensformen neu aufgeht. Zusammengefasst werden die weiblichen und männlichen Vorzüge, die man be- wundert, in dem Worte tugent, wofür die Belege oben: Gegen- satz unnütze lehende 14, 24. Adjectivisch hiderhe: von der Frau 15, 1; vom Manne 12, 9. Desgleichen loert, nur neben loip 12, 1. 13. Gregensatz rmkiuschez herze 12, 9. Das Wort hövesch (Dietmar 33, 35; Veldeke 57, 34) gebraucht Meinloh nicht. Die Wirkung so vortrefflicher Eigenschaften auf die Empfindung und das Verhalten des Liebenden und der Ge- liebten. Die Dame ,gefällt^ dem Dichter, er sieht sie als einzig an (^ichn sach nie u. dgl. Wendungen)^ sie ist ihm als der lijy (11, 15. 12, 32), sie hat ihm alle andern Frauen aus seinem mnote weggenommen, so dass er an sie gedanke niene hat. Sie hat ihm beinahe umg-ewendet {hekeret, vergl. keren 13, 33) sin tmde leben 11, 22: nämlich er gibt fröude auf und tauscht trÜ7^en ein 11, 25; fruren mit gedanken 12, 29; seneliche swccre 12, 6. Ebenso ,hoher Muth' (min muot sol aber hohe stdn) und trüren und leit der Frau 14, 27. 29. 30 (vergl. unfrmlichen stdn 13, 39). Andere Synonyma werden nicht gebraucht, das Herz als Sitz der Empfindung nur 12, 7. 14, 30 erwähnt. Der Zu- stand des trürens bedarf Abhilfe, welche nur die Frau gewäh- ren kann (11, 21. 12, 30). Der Mann ist getiuret durch ihre Liebe (liej) haben 11, 8; oninne 12, 14; stoite minne 14, 33; friuntschaft 12, 18; liebe Liebesfreude 12, 20; triuten 14, 20). Er wirbt um sie (12, 15. 13, 13), ist ihr holt (13, 1. 12, 13) und dient ihr (dienen 12, 1. 9. 13, 3. 14, 37. dienest 11, 14. Synonym 15, 15 ff.). Er bewahrt ihr ,Treue' (12, 12: Gegen- theil ivankelen muot 12, 19). Dafür gibt sie solt (12, 10), nennt sich seine friundinne (13, 21) und ,verdient sich^ (gedienet), dass sie ihm die Liebste ist (13, 31). Das Verhältniss muss unbedingt heimlich gehalten werden, das ist die Hauptpflicht 460 Scherer. des Liebliabers (12, 7. 14, K). 22), vergl. das Liedchen Tougen minne dm ist guot (MF. 3, 12; oben §. 1). Angefeindet werden die Liebenden von den m.erka>ren (14, 17. 12, 21. 13, 14) und von eifersüchtigen Frauen (13, 29). Aber ich will nicht die ganze Liebesterminologie Mein- h>lis zusammenstellen, es kommt mir nur auf einige Folge- rungen an. Ich habe gesagt: Meink)h rcflectirt. Den Inhalt dieser Reflexion können wir jetzt bestimmt angeben. Meinloh liebt. Er gibt sich Rechenschaft über den Zu- stand, in dem er sich befindet, und über die Vorzüge der Ge- liebten, welche ihn darein versetzen. Aber er gibt sich auch Rechenschaft über diesen ursächlichen Zusammenhang selbst. Er hat daher fortwährend zu motiviren: zu motiviren, warum er liebt, warum er traurig ist, warum er dienen will. Das Verhältniss von Ursache und Wirkung, von Grund und Folge in seinen verschiedenen sprachlichen Gestaltungen und Er- scheinungsformen spielt daher eine grosse Rolle in seinem Styl: I. 11, 1. 2 do-do ; 3 durch; 10 von schulden ; IL 15, 5 U7nbe daz . . . loan daz (Zurückweisung eines falschen Motivs, Hervorhebung des wahren); 15, 15 durch daz; III. 11, 20 fol- gerndes nu; 24 dur dinen willen; VII. 12, 35 des; 38 durch ir willen; VIII. 14, 28 wan; 29 von dem (vergl. 32 mich heizent sine iucjende daz ich. . . .) ; IX. 13, 2 nmhe loaz; X. 13, K) äne schulde; XL 13, 37 von schulden. Aber Meinloh lebt nach einem bestimmten Ideal, er will ein rechter Liebhaber sein. Er misst seine und Anderer Hand- lungen nach den ihm geläufigen Vorstellungen von Recht und Unrecht. Er gibt Maximen, in denen für gewisse einzelne Fälle Regeln aufgestellt werden, und er fragt, ol) mau ihm oder Anderen aus gewissen Handlungen und Gesinnungen einen Vorwml' machen könne oder nicht. Zu aHen diesen Zwecken, insbesondere in den Gnomen, bietet sich, wie bei Spervogel, die Form des hypothetischen Satzes als die bequemste dar. Daher die verschiedenen durch si), swer, swelhiu, der, oh eingeleiteten oder auch conjunctions- losen Voi-dersätze, denen Nachsätze mit so oder einem Demon- strativiim folgen. Den möglichen und wirklichen Fällen reihen sich künftige an, wie 12, 39, und unmögliche, welche in Deutsche Studien. II. 461 gesteigerter Emplindiing statuirt werden : V), 11 sturhe ich nach ir minne u. s. w. 13, 24 stmchens üz iv oncjen, mir rätent mwe sinne an deheinen andern man; vergl. Machiavells Clitia II. 3 (das Original ist mir nicht zur Hand) in der Uebersetzung von Mylius (Beytr. z. Historie und Aufnahme des Theaters S. 321) und er wird sie heiraten, wenn du dir auch die Äugen ausicratzest. Die drei letzten Gedichte Meinlohs IX — XI schliesseu mit derselben Redeform. Wenn oben mit Recht gesagt wurde, dass Meinlohs Re- flexion noch nicht bis zur Spitzhndigkeit gediehen ist, so stinmit dazu, dass die Conjunctionen des Gegensatzes bei ihm gänzlich fehlen. In den Antithesen äussert sich die Spitzfindigkeit spä- terer Lyriker am meisten. Meinloh hat den Gegensatz {ich lebe stolzUche . . . ich trüre mit gedanken 12, 27. 29), aber er be- zeichnet ihn nicht. Die Freude daran ist ihm noch nicht auf- gegangen. Die Blindheit und einseitige Concentration des vielleicht künstlich und absichtlich gesteigerten Affectes macht sich gel- tend, wenn Meinloh sehr häufig zur unbedingten und super- lativischen Redeweise greift. Jedes al und jedes niemen gehört hierher. In I. 11, 9 ist die Dame noch der besten eine. In II hebt sie sich schon über alle andern hinaus : 15, 13 ichn sack 7iie eine froufven diu ir Up schöner künde hän; vergl. 15, 4 der zim.et wol allez daz si fuot. In III. 11, 17 sind ihm eUiu an- driu wtp benommen üz sinem muote. JEr hat um ihretwillen eine ganze frövde gar umbe ein trüren gegeben. Und so weiter. Ich habe die vorstehenden Bemerkungen, so unvollkommen sie sind, nicht unterdrücken wollen. Die Syntax jedes Schrift- stellers wäre einer erschöpfenden Behandlung fähig, worin man die Formen seiner Rede zu begreifen suchte, einerseits aus der Natur der Gegenstände, die er behandelt, andererseits aus der Art und Anlage seines Geistes. §■ 4. Der Burggraf you Regeusburg. Wer König Ludwigs Walhalla besucht, der fährt von Regensburg nach Donaustauf. Auf einem kegelförmigen Fels- berge, dessen vorspringende Massen die Häuser dieses Markt- 462 Sclierer. fleckens nahe au die Donau drängen, werden die Trümmer der Burg Stauf sichtbar. Der Blick von oben trägt weit hin die Donau hinab längs der Vorberge des baierischen Waldes. Hier sassen im zwölften Jahrhundert die Minnesänger, welche uns zunächst beschäftigen sollen. Ich halte den Burggrafen von Regensburg und den von Rietenburg getrennt, wie sie uns in den Handschriften ent- gegen treten. Die Ueberlieferung (AC) stellt den Regensburger unter die volksthümlichen Dichter oder Spielleute, wie Friedrich den Knecht, Hugo von Mülndorf, Niuniu; den Rietenburger hatte die Quelle von BC zwischen Friedrich von Hausen und Mein- loh von Seflingen. Bei jenem ist keine Spur davon, dass der Mann in ein Dienstverhältniss zu der verehrten Dame träte : im Gegentheil, diese bekennt sich dem Manne unterthan (MF. 16, 2). Beim Rietenburger liegt die Anschauung des Dienstes ganz unzweifel- haft vor: 18, 12 sU ich hdn von r eliter schulde also ivol gedient ir liulde; 18, 23 und hiut ir stceten dienest mm; 19, 35 danne deich ir diene vil. Jener hat demgemäss keinen Kummer als die Aufpasser [merkce7^e 16, 19J, die ihn stören; dieser hat das conventioneile Trauern, die conventioneile Hoffnung, das conventiouelle Werben um die Gunst der Geliebten, Dort ist das Verhältniss zwischen Frau und Mann im wesentlichen wie in den Kürnbergsliedern ; hier steht es unter dem Einflüsse provenzalischer Sitte. Dort spielt die Natur herein zur thatsächlichen Bezeich- nung der Jahreszeit, zur Bestimmung der Situation (16, 15), oder wenigstens geht Liebesfreude imd Naturfreude Hand in Hand: hier (18, 17. 19, 7) wird die Natur mehr formelhaft in elegischer Weise verwendet zu den üblichen Contrasten mit den Erlebnissen des Herzens. Dort hat die Liebe noch einen sinnlichen Charakter, und ungescheut tritt er hervor, ohne Umschreibung wird von um- fangen halten (1(5, 4), heimlich im Arm liegen (17, 2 f.), Trost fürsAlhiinliegen (Ki, 15 f.) geredet. Hier ist alles züchtig verhüllt, der Dichter wagt seine Wünsche nicht geradezu auszusprechen, wenn (!r es thäte, wäre er dorpelich und nicht hovesch, wie Heinrich von Veldeke 57, 6, 31. 34. Deutsche Studien. 11. 463 Jener ist ganz tliatsächlich, dieser spinnt Gedanken aus. In der Syntax des Regensburgers leiten Pronomina die Rede fort, Personalia und Demonstrativ-Relativa; ausserdem tempo- rale Bezeichnungen wie für daz 16, 17; swenne Iß, 4. 17, 1 (letzteres allerdings nicht mehr rein temporal) ; nu IG, 23 (auch nicht rein temporal). Die verbindende Conjunction fehlt ganz : imd 16, 12 ist keine. Dagegen sind des Rietenburgers Gedichte voll Wenn und Aber, voll Motivirung, Gegensatz und Folgerung: ob 18, 3. 4. 19, 2; stt 18, 11. 14. 19, 7. 17.27; loan 18, 15; doch 18, 20; noch 19, 12; so 19, 9. 19. 30. Das verbindende unde ist ihm unentbehrlich, wenigstens vom dritten Liede an: 18, 18. 23. 28. 19, 21. 23. 29. 36. Die motivirende Redeweise wird ihm vollständig zur Manier, die drei letzten Gedichte (V — VIT) fangen sämmtlich mit sit an. Und ein Schema des Anfangs stellt sich fest, etwa so: Vordersatz mit .sit , hierauf ein Satz von mehr oder weniger parenthetischem Charakter, dann Nach- satz mit so. Im letzten Gedichte dies noch etwas erweitert, im vierten schon vorbereitet: da ist wenigstens der parenthetische Satz bereits vorhanden 18, 26. Zu dem daz als Einleitung des Aussagesatzes (Regensburg 17, 2; Rietenburg 18, 5. 19, 3) tritt hier das gewähltere icie mit dem (Jonjunctiv 18, 27. Das Vergleichen der Geliebten mit Anderen, so dass sie vorgezogen und über Alle erhoben wird, kommt dem Regens- burger gar nicht in den Sinn: beim Rietenburger gleich zu Anfang 18, 5 (I). Aber verglichen wird bei ihm noch mehr: jetzt und früher II. 18, 10. IIL 18, 19. Hypothetisch IV. 19, 3. 5 e-e. Die andern fröhlich, er traurig V. 19, 7 flf. {also 19, 10). Bildliche Vergleichung mit dem Golde im Feuer und Ver- gleichuug des späteren Zustandes dieses Goldes mit dem früheren VI. 19, 22. 25 f. Und wieder am Schluss hypothetisch senfter- danne VII. 19, 34 ff. Die Methode der Comparation, bald so, bald so gewendet, geht mithin durch alle seine Gedichte. Geistreiches und Gelehrtes, wie Folgerungen aus der be- kannten Natur der Liebe (18, 25 ff.), Anwendung biblischer Gedanken (19, 17 ff.), Schönheit und Güte dargestellt als weg- zuräumende Hindernisse des Scheidens (19, 27 ff.) u. dgl., auch Wort- und Reimkünste wie 18, 14 fro—fröuden rieh: fröuwen mich, sind dem älteren Dichter noch durchaus fremd, dessen Sitzung-ber d phil.-hifit Cl. LXXVII. Bd. III. Hft. 30 /^Q4l S c h e r e r. vier Stroplien wir nur bestimmt finden, das Liebesverhältniss nach aussen zu vertreten : Anknüpfung , Fortschritt , innere Entwicklung, das alles entgeht uns und hat ihn zu Liedern nicht begeistert. Solche Beobachtungen Hessen sich noch weiter ausdehnen, wenn nicht das allzu geringe Material davor warnte. Zu überschlagenden Reimen konnte ein und derselbe Dichter wohl übergehen^, er konnte klingenden Reim einführen, er konnte die Waisenform aufgeben, auch dreitheiligen Strophen- bau und freiere Bemessung der Verslänge versuchen. Ebenso wenig entscheiden die Reime. Beim Regensburger ist die erste Strophe rein, sonst geht die Ungenauigkeit durch, erweit : went^ wip : sumerztt^ we : entstm. Beim Rietenburger^ wenn es kein Zufall ist, werden die zwei letzten Gedichte ganz rein, und die ungenauen Reime wie liep : niet 18^ 5 f. singen: ge- dinge 18, 19 f. tröst : erkos : los 18, 2Q. 28. 19, 1. wij) : lip : zit 19, 4 — 6. z%t : li]) 19, 7. 9 verschwinden. Seltsamer wäre es, und eigentlich unmöglich, dass er sich früher den Hiatus versagt, später aber gestattet haben sollte. Die Gedichte des Rietenburgers bieten so ziemlich alle mög- lichen Arten. Ausl. schwaches e vor Vocalanlaut: mere allm 19, 4; schoene unde 19, 29. (Den noch stärkeren Fall nalitegale ist 18, 17 wollen wir ihm nicht mit Bartsch gegen die Ueber- lieferung aufbürden.) Umgekehrt, schwaches e im Anlaut nach kurzem Vocal: si erbarmen 19, 2; nach langem Vocal : mi en- darf 18, 1 ; nie erkos 18, 28. Volle tönende Vocale, mit Mög- lichkeit der Verschmelzung: die ich 18, 19; ohne diese Möglich- keit e ir 19^ 5; si ievien 18, 5. Beim Regensburger nichts der Art. Und jener Uebergang zu grösserer Strenge wäre um so seltsamer, als derselbe Dichter sich auch in Bezug auf das Fehlen der Senkungen im Laufe seiner Entwicklung grössere Freiheit gestattet haben müsste. Der Regensburger hat nur ganz leichte Fälle (5, 19 merkaire; 17, 2 güetlichen, wofür sogar gUeteltchen möglich wäre; ' der Rietenburger die schwereren 19, 19 göhU gelick; 18, 9 gestuont min, 17 nahtegäl ist, 27 scelekeit wcere. — ' Die Ueberliefcrung bietet allerdings 16, 16 ixöl Iroste. Wer Anstand nimmt, mit Laclimann getroste zu sclireiben, kann vielleicht mit ßartscli wole setzen. Und 16, 22 ist das überlieferte n?'r< niemer gesimt unmöglicli. Deutsche Stadien. II. 465 Die vier Strophen des Regensburgers sollen wie gesagt alle das Liebesverliältniss, dem sie entsprangen, nach aussen vertreten. Drei davon sind der Dame in den Mund o-defft. Besondere Zartheit oder Gefühlsweichheit tritt nirgends hervor. Auch kein Fortschritt in der Situation der Gedichte. Sie könnten sich alle auf einen Moment beziehen. Nur insofern ist die Ordnung von C planvoll, als der Anfang gemacht wird mit der simplen Erklärung der Frau, dass sie dem Ritter unter- than sei, und dann später die Vertheidigung dieses so decla- rirteu Verhältnisses sich anschliesst, die Abweisung aller Stö- rung, aller Versuche, die Liebenden zu trennen. Die Betonung der Treue {stoite 16, 1. 16, 10) und des Glückes im Genüsse ; die technische Bezeichnung hohe tragen den muot für Liebesglück des Mannes, die Ansicht, dass hohe Vollkommenheit (tugent) den Mann (er ist ritter 16, 2. 24) der Welt angenehm mache und der Satz, dass ihm hieraus An- spruch auf Glück erwachse; die Auffassung der weiblichen Gunst als einer Arznei, wodurch eine Herzenswunde geheilt werde, — aber noch keineswegs eine Wunde, welche Liebes- trauer schlägt, sondern der Zorn über die ,Merker' : selbst der Liebeskummer der Frau (17, 4 senede) entspringt nur aus der Entbehrung des Genusses oder aus der Furcht ihn entbehren zu müssen : — all dies sind weitere charakteristische Züge, welche das Bild des Regensburgers und seiner Gedichte ver- vollständigen. Merkwürdig erinnert die zweite Strophe an Meinlohs ; zehnte. Es ist derselbe Gedankengang mit der analogen Schluss- wendung: und Icegen si vor leide tot wie dort stceckens uz ir ougen. Von den Tönen ist der erste höchst einfach, die vierzei- lige Reimstrophe durch stumpfe (doch gibt die Ueberlieferung 16, 1 stoite statt Lachmanns sUetekeit) viermal gehobene Waisen vor der ersten, zweiten, vieften Zeile erweitert. Der durchweg iambische Gang ist wohl Zufall? Ein ungenannter genau reimender Dichter {tach : nngemach war ohne Zweifel seiner Mundart gemäss) hat diesen Ton benutzt;, Carm. Bur. Laclimanns ii-irdet meiner me bietet sich von selbst; und auch wirdet niemer wäre immer noch leichter als die Fälle beim Rieteuburger. 30* 466 Sclierer. S. 228 (Bartsch Liederdichter S. 287) , und da beginnt auch nur die dritte Reimzeile ohne Auftact : , Der cd der werlt ein meister si, der gehe der liehen guoten tach, von der ich wol getrmstet pin. si hat mir al min ungemach mit ir güete gar henomen. unstcete hat si mir ericert: ih pins an ir genäde konien. Der zweite Ton des Reg-ensburgers geht ebenfalls von der regelmässigen vierzeiligen Reimstrophe aus, die Waisen sind überall vorgeschoben, aber sämmtlich klingend im Gegen- satz zum stumpfen Endreim. Die dritte Waise mit der dritten Reimzeile ist einer dritten Nibelungen-Langzeile gleich, die erste und zweite Reimzeile aber hat die vier Hebungen be- halten, die vierte Waise und die vierte Reimzeile sind auf je fünf Hebungen gebracht. Also: 3 Heb. klingend. 4 Heb. stumpf a. 3 Heb. klingend. 4 Heb. stumpf a. 3 Heb. klingend. 3 Heb. stumpf h. 5 Heb. klingend. 5 Heb. stumpf b. Zweisilbige stumpfe Reime wie Uofm. : gvnlen der Nib. begegnen hier nicht mehr. Zweisilbigen Auftact schafft Lachmann durch die leichte und wohl unbedenkliche Aenderung von einem It!, 2 in dm weg. §. T). Der Burggraf von Kieteuburg. In seinen Tönen macht er sich die auf drei Hebungen verkürzten stumpfen Zeilen zu nutze (19, 11 f. lö f. 21 f. 25 f.). Er verwendet ferner vier Hebungen klingend, also den eigentlich klingenden Reim mit der überklingenden schwachen Silbe. Er gebraucht drei Reime am Schluss der Strophe (19, 4— (i): s. Deutsche Studien 1, 338. Deutsche Studien. II. 467 Das kleine Liederbuch ist wohl chronologisch geordnet. Das ergibt sich schon aus den §. 4 mitgethcilten Stylbeob- achtungen: man sieht, wie der Dichter seine eigene Manier ■findet und ausbildet. Zuerst scheint ihm sein Geschlechtsgenosse, der Burggraf von Regensburg, als Muster vorzuschweben. Der Vertretung nacli aussen sind die beiden ersten Strophen gewidmet. Wie bei jenem erfahren wir nichts über die Anknüpfung des Ver- hältnisses. Wie jener lässt er gleich die Dame ihre unver- brüchliche Treue aussprechen, die Einreden Anderer sollen sie nicht hindern, an ihm Gefallen zu finden. Er seinerseits fürchtet keine Drohungen. Denn die Dame will, dass er sei froh (18, 14), wie die Geliebte des Regensburgers erklärt hat, er mac icol hohe tragen den v}uof (1(3, 7). Auch der Rietenburger also geht von einer innerlich glücklichen and befriedigenden, nur äusserlich angefeindeten und bedrohten Situation aus. Er hat sich die Huld der Dame verdient. Aber bald sehen wir, dass diese Huld ihm nur in sehr beschränktem Masse zu Theil geworden, in weit beschränk- terem als seinem glücklicheren Vorgänger. Es ist nur eine Hofi"nung auf Gewährung, die ihn über den Winter hinweg tragen soll (18, 20), um deren willen er ihr treuen Dienst bewahrt. Aber seine Wünsche gehen höhei', und eine innere Entwicklung ist eingeleitet, die wir verfolgen können, worin uns der Dichter in Selbstgesprächen seinen Zustand darlegt. Ans dem Sinne, im Namen der Dame, hat er keine Strophe mehr verfasst, auch keine an sie unmittelbar gerichtet. Die ersten beiden Strophen fallen in den Sommer, die dritte in den Anfang des Winters. Mit der vierten beginnt ein neuer Ton und eine neue Situation. Noch sucht der Dichter seine Hoffnung aufrecht zu halten, aber die Ahnung von Trauer und Sorge, die er nicht los werden würde, die Ahnung ihrer Erbarmungslosigkeit ist ihm doch nahe getreten, künstlich muss er sie abwehren von seinem Herzen. Die Versicherung seiner fortdauernden Liebe soll ihm ihre Gnade gewinnen. Die Strophe fällt ohne Zweifel in den Winter. In der fünften (19, 7), wieder mit neuem Ton, hat sich die Zeit verwandelt, Alles ist froh, der Dichter, soll es auch 468 Scherer. sein, obgleich er traurig ist. Aber noch hat er Hoifnung, seinen Sang zu erneuen. Der Winter hat nur leider allzulang gewährt. — Der Verfasser benutzt den conventioneilen Paralle- lismus zwischen Singen Glücklichsein Sommer, zwischen Trauer Unglücklichsein Winter zu indirectem Ausdruck des Gedankens: ich hoffe noch auf Glück, nur hat mein Unglück allzulang gewährt. In demselben sucht er sich VI (19, 17) über die Hart- herzigkeit der Geliebten zu trösten, indem er annimmt, sie wolle ihn nur auf die Probe stellen und dies ausführt mit Kücksicht auf Hiob 23, 10 et 'prohavit me quasi aurimi quod per ifjnem transit. Die Theorie von der moralischen Vervoll- kommnung durch Liebe, speciell durch Liebesleid, tritt hier zuerst auf innerhalb der mittelhochdeutschen Lyrik, und wir sehen sie entstehen mit Anlehnung an christliche Begriffe. Aber die absichtliche Selbsttäuschung kann nicht länger vorhalten. Sie will^ dass er sie verlasse, wenigstens thut sie so. In einem neuen Tone (19, 27) nimmt er Abschied. Dem Wortlaute nach muss es nicht nothwendig ein Abschied sein — ja die Wendung in der dritten und vierten Zeile deutet auf das Gegentheil hin — : aber es war wohl thatsächlich so. Das Liederbuch bricht mit den Worten ab: ,Lieber möchte ich sterben, als dass ich ihr diene ml und sie davon nichts wissen will.^ Sit si loil deich von ir scheide, dem si dicke tuot gelich, ir schcene unde ir güete beide die läze si, so kere ich mich, swar ich danne landes var, ir lip der hcehste got heioar. min herze erkos mir dise not. senfter wcere mir der tot danne deich ir diene vil und si des niht loizzen loil. Dr. Pfaff in Buchsweiler bemerkt in einer mir hand- schriftlich vorliegenden Arbeit über Rudolf von Fenis: ,Soll der Burggraf von Rietenburg den Folquet von Marseille be- nutzt haben, weil er wie dieser einmal sagt, er wolle sich Deutsche Studien. II. 4G9 dann erst von seiner Herrin scheiden, wenn diese sich von Schönheit und Anmuth scheide (MF. 19, 21 fF. und Malin Werke der Troubadours I. 329, 8 ff. = Rayn. III. 149 f.)?' Vergl. schon Diez Poesie der Troub. S. 200. Die Strophe Folquets lautet: Pero si us platz qii'en autra part me vire, Partetz de vos la heutat e'l dous rire, E'l gai solas que m'afoUeis mos sen, Pueis partir m'ai de vos, mon escien Tan m'abellis. Es ist freilich ein allgemeines Element in diesem Ge- danken, das sich bei I^iebesreflexion leicht einfindet, wie denn z. B. Rousseau in dem ersten Briefe der Nouvelle HeloYse seinen Saint-Preux an Julie schreiben lässt: Oiu, je promets, je jure de faire de mon cote tous mes efforts pour recouvrer ma raison, o?< concentrer au fond de mon äme le troiihle que j'y sens naitre: mais^ par pitie, detournez de moi ces yeiix si doux qui me donnent la mort; derohez aux miens vos traits, votre air, vos hras, vos mains, vos hlonds cheveux, vos gestes ; trompez l'avide imprudence de mes regards; refenez cette voix touchante qu'on n'entend point sans emotion: soyez, helas! une autre que vous-meme, pour que mon coeur puisse revenir ä lux. Dennoch möchte ich jene Frage von Dr. Pfaff mit Ja beantworten : wenn nur die äussere Möglichkeit dazu vorhan- den ist. Folquet dichtete nach Diez 1180 — 1195. Da inüsste jenes Lied eines der ältesten und sehr rasch verbreitet sein. Wenn es im Allgemeinen feststeht, dass die reflectirende Lyrik aus Südfrankreich nach Deutschland gekommen ist, und wenn einer der ältesten deutschen reflectirenden Lyriker einen Ge- danken vorbringt, den wir in südfranzösischer Lyrik nach- Aveisen können, so ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr gross, dass er ihn von dort entlehnt hat. Zweifelhaft bleibt nur, ob wirklich Folquet ihn zuerst gebrauchte. Die Strophe des Rietenburgers hat unzweifelhaft Nach- ahmung gefunden bei Hildbold von Schwangau {C 15: MS. 1, lU^; HMS. 1, 281): ^YQ Seh er er. Wil si claz ich von ir scheide den muot unde m/in herze von ir minne kere, so sei si läzen ir schoene und ir ere. oh si der heider verzthen wil sich, da mite mac si von ir scheiden mich, swar so daz keret, so muoz ich helihen unde iemer dienen dar vor allen loihen. wcere der schcenen min dienest so leit als si nu lange mir hat geseit, so möhte si mich lool von ir vertriben. Blicken wir zurück auf die sieben betrachteten Strophen. Ein ganz bestimmtes Charakterbild des Dichters erhebt sich vor uns. Er ist ein sanguinischer Optimist. Er sucht sich sein Unglück so lange zurecht zu legen ^ als es irgend geht. Er deutet seine traurigen Erlebnisse so lange ins Milde um, bis er ganz unzweideutige Beweise vom Gegentheil bekommt und ihm keine Ausflucht mehr übrig bleibt. Tiefgehender Schmerz ist nicht vorhanden. Er nimmt Abschied mit dem Gedanken: ich werde ewig an dich gefesselt bleiben. Die Sitte des Frauen dien st es hat bei unserem Dichter ihren zweiten Beleg. Den ersten gewährte uns Meinloh. An seine Doppelreime wie lo, 0. 8 erinnert hier fröuden rtch : fröuwen mich 18, 15. 16. Das Vorbild des älteren Resensburgers haben wir bereits erkannt. Ausserdem meint man zu bemerken^ dass der Ver- fasser aus epischen Dichtern gelernt habe: 18, 25 beginnt wie eine epische Erzilhlung ich horte loilent sagen ein maire, und in l'.>, 24 sivaz ich singe, daz ist lodr, ei'kcnnen wir die Ver- sicherungsformel epischer Erzähler, übrigens auch Spervogels 22, 2. 23, 23. Dass er auch der biblischen Bildung P^ingang gestattet in den Stoff und Anschauungskreis seiner Poesie, das ergibt der Vergleich mit der Läuterung durch Feuer 19, 17 ff. Daneben hat er nocli seine ganz individuelle Bedeutung. Er ist der erste in Deutschland, der unglückliche Liebe als ein poetisches Motiv empfindet. Die spätere conventioneile Situation eines Liebhabers, der die Dame schmachten lässt, tritt uns hier zum ersten Male entgegen. Auch die Sprödigkeit Deutsche Stndien. II. 471 der Dcamen hat ihre Tradition in dem hcifischen Leben des Mittelalters. Die Sitte hat daran mindestens ebensoviel Antheil wie die Sittlichkeit. §. 6. SpeiTOgel. In der ersten dieser Studien habe ich nachzuweisen ge- sucht, dass wir drei Dichter unterscheiden müssen: Erstens einen älteren Dichter, dessen Namen wir nicht kennen, Verfasser des zweiten Tones 25, 13 — 30, 33. Seine Ge- dichte sind systematisch geordnet in Gruppen zu fünf Strophen. Zweitens Spervogel, den Verfasser des ersten Tones MF. 20, 1—25, 12: woraus nur Strophe 20, 17—24 auszu- scheiden ist, worin Spervogel citirt wird. Drittens den jungen Spervogel, Verfasser der vier Strophen S. 242 f., Z. 1 — 48, und vielleicht noch anderer im Anhang zum Heidelberger Freidank (Deutsche Studien 1, 318). Was die Ueberlieferung anlangt, so gab sich als Grund- lage von AC ein Liederbuch zu erkennen, das ich S. 310 ziemlich genau reconstruiren konnte. Es umfasste alle drei genannten Dichter, Die Jenaer Handschrift, sachlich geordnet, gewährt nur Strophen Spervogels. Spuren einer dritten Handschrift schienen sich S. 340 zu ergeben, worin die Sprüche des Anonymus ebenso geordnet waren, wie in unserer Ueberlieferung: aber die Sprüche Sper- vogels gingen nicht voraus, sondern folgten nach. Dazu kommt für den jungen Spervogel die Kolmaroi- Handschrift, welche seine beiden ersten Strophen in derselben Ordnung wie AC und ihnen vorausgeschickt noch eine di-itte fScMchzabel wart vor Troie erddht) enthält, über deren Echt- heit ich nicht entscheide. Dazu die Ueberschrift : Dyß ist dez jungen Stollen geticJife und hat nit getickt dann dyse dru par darnach starp er ivie er sturhe daz ste zxi gotte. Wir werden der älteren, dem Dichter näheren Ueberlieferung hfiheren Glauben beimessen und daher den jungen Stollen hier ohne Bedenken wieder in den jungen Spervogel verwandeln. Meine Ansicht, dass wir einen Spielmann dieses Kamens wirklich ^79 Sclierer. statuiren müssen, liestätigt sich dadurcli. Der Name Spervogel ist der Kolmarer Handschrift gänzlich unbekannt geworden, die Tradition der Meistersinger vergass ihn, während der Name Stolle noch lange lebendig blieb. Bartsch S. 73. 168. 523. Das Citat eines Spervogelschen Gedichtes mit Lesarten, die zu der Hs. C stimmen, aus der Zimmerischen Chronik, wurde Deutsche Studien 1, 355 beigebracht. In dem Münchener Cod. lat. 4(312 in 4", Gedichte des vierzehnten Jahrhundorts enthaltend , steht (nach Steinmeyers Mittheilung) Fol. 4(5'' in nicht abgesetzten Verszeilen: Swer ze holz gef spvren so der sne zergat vTi Suchet sinen gvten vrivnt da er cheinen hat. vn chavfet vngesehens vil vnde haltet gar verlorniv spü vnd dienet einem hoesem man daz an Ion heleibet dem wirt wol affterriwe chvnt oh erz die lenge trihet. Das ist wieder Spervogel, MF. 21, 13—20. Aus dem im MF. gleich folgenden Gedichte 21, 21 Sioer lange dienet da man dienstes niht verstdt, ist wohl MF. 172, 30 geschöpft: Swer dienet da mans niht verstdt, der verliuset al stn areheit. Die Melodie des echten Tones Spervogels ist bekanntlich in der Jenaer Handschrift erhalten (HMS. 4, 790^) und bei Liliencron-Stade Lieder und Sprüche aus der letzten Zeit des ]\Iinnesanges S. 28 vierstimmig bearbeitet. Liliencron hat sie in der Vorrede S. 8 Note näher charakterisirt, wie folgt: ,Der Spervogelsche Spruch gehört zu den ausnahmsweise zwei- theiligen Strophengattungen; man kann aber kaum sagen, dass er melodisch wesentlich von den dreitheiligen abweicht. Auch lii< T folgt dem ersten Theil „Tritt ein reines — Sittsamkeit" zunäciist ein zweiter („dass ihr — Sonne gleicht"), der zwar dem ersten nicht gleich ist, aber sich an ihn durch Wieder- hohmgen aus seiner Melodie auf das engste anschliesst. Dann folgt mit einer auch harmonisch neuen Wendung der dritte Theil, der endlich von „kein Aug' erfreut" an wieder in die Periode des ersten Theiles zurückkehrt.^ Deutsche Studien. II. 473 Liliencron citirt seine Uebersetzung des Gedichtes MF. 24, 1. Er erstreckt also den ersten Theil auf das erste Reimpaar. Das folgende Keimpaar Wcäre dei- zweite Theil. Und im dritten Theil soll von Z. 7 an die ^Periode' des ersten Theiles zurückkehren. Diese Rückkehr der Melodie aber ist nur ein ziemlich vager Anklang, auf den ich kein Gewicht legen möchte ; es Hesse sich noch mehr dergleichen namhaft machen. Wichtiger und nicht blos für die Beurtheilung der Spervogelschen Strophe wichtig scheint mir zu beachten, dass eine eigentliche Wiederholung der Melodie nur einmal vorkommt. Z. 2 von der dritten Hebung an und Z. .'> haben genau dieselbe Melodie, merkwürdigerweise eine Wendung, die, Avie mich .Tacobsthal belehrt, genau ebenso als zweite Zeile in der gebräuchliclieren Melodie des Chorals ,Vom Himmel hoch da komm ich her' (vgl. z. B. Wiuterfeld Bd. I Notenbeil. Nr. 122) gefunden wird. Vom Standpunkte der Metrik aus würde man ein näheres Ver- hältniss gerade dieser beiden Partien der Strophe nimmermehr errathen. §• 7. Dietmar von Aist und das Tagelied. Wir haben in der Ueberlieferung zu unterscheiden: Erstens was die Handschriften B und C gemeinschaft- lich bieten, womit die Sammlung in C eröffnet wird und was, daher den Bestand Dietmarischer Lieder in der grossen Sammlung des XHI. Jahrhunderts ausmachte. Ich nenne dies das erste Liederbuch Dietmars von Aist und begrenze seinen Umfang auf MF. 32, 1 — 35, 31. Es sind die Strophen 1 — 16 B, 1 — 11. 14 — 18 C. Gerade die erste Strophe bieten auch die Carmina Burana. Die Strophen 12. 13 C gehören da nicht hin, sie sind viel alterthümlicher als ihre Umgebung, ein Blatte das sie enthielt, muss in die Quelle von C an der Stelle eingelegt und dann mit abgeschrieben sein. Ueber die Ver- mehrungen nach 16 B, 18 C s. unten. Zweitens die andere Quelle von C, das zweite Lieder- buch Dietmars, 24—37 C, MF. 36, 34-37, 3; 37, 30-40, 18, wieder mit einem unechten Anhange. 474 Scherer. Das zweite Liederbuch ist jünger als das erste, denn dieses weiss uiclits vom Frauendienst, jenes beruht bestimmt darauf 38, 2. 31. 39, 10. 13. Das zweite Liederbuch ist chrono- logisch geordnet Avie Meinlohs und des Rietenburgers; in dem ersten vermag ich eine solche Ordnung nicht zu entdecken. Wenn wir nicht innere Gründe finden, welche einen Alters- unterschied ergeben, so müssen wir auf alle Chronologie ver- zichten. Die Anhaltspunkte sind gering und schwach, aber Dietmar ist eine Uebei-gangsgestalt und da wird auch das Geringere bedeutsam. Auf die Gefahr hin, zu viel zu beob- achten, muss man doch Alles beobachten, um sich nicht den leisesten Unterschied entgehen zu lassen. Den zweiten Ton 32, 13 ff. halte ich für den ältesten. Ein zweisilbiger stumpfer Reim wie minne : singen 32, 17 f. kommt später nicht wieder vor, auch keine Ungenauigkeit wie zvihe : mide. Die Waise ist hier und im dritten Ton 33, 15 ff. niemals klingend, aber edeU 32, 21; öhene 34, 3 sind stumpfe Ausgänge, und auch zwei verschleifte Silben auf der vierten Hebung kommen vor 32, 13 hole; 33, 23 gewesen; 33, 31 fru- men. Bei späterer Anwendung der Waise ist der Dichter streng cnnsequent: in dem Tone 34, 19 ff. stumpf verschleift (34,28. 35, 3); in dem Tone 36, 34, der nur aus einer Strophe besteht, klingend; in dem Tone 37, 30 ff. stumpf einsilbig. Das Schema des zweiten Tones stellt sich so dar: 4 stumpf Waise. 3 klingend a. 4 stumpf Waise. 4 klingend n. 4 stumpf h. 4 stumpf h. 5 stumpf r. 5 stumpf c. Die Strophe kann aufgcfasst werden als eine Uebergangs- l)il(lung vom zweiten Spervogolton (Ton des Anonymus) zum erstcMi: mir dnss dio Folge der Reimpaare umgekehrt und die Verlängerung einzelner Zeilen gemässigt wäre. Das erste Rt'impaar vergleichbar dem Schlüsse jener Meti-a, die beiden Wais(!n wie im erst(ui Spervogelton, das Verhältniss der klin- genden Keimzeilen .'» : 4 wie im zweiten Spervogelton 3 : 5. Das zweite Reimpaar ganz regulär wie in beiden Spervogel- tönen. Das dritte vergleichbar d.'iii ersten d(!S ersten Sper- Deutsche Studien. II. 475 vog'eltones, nur mit Verlängerung nicht auf G, sondern auf 5 Hebungen. Dietmars dritter Ton ist ganz einfach gebaut: vierzeilige Reimstrophe mit eingeschobener Waise vor jedem Verse; ver- gleichbar den Tönen Meinlohs, nur dass die Zahl der Zeilen nicht stimmt und das Verhältniss der Waisenausffän^e zu den Reimen anders und strenger geordnet ist. Zunächst steht wohl der fünfte Ton 35, 10 ff. Es ist der dritte mit streng einsilbig stumpfen Reimzeilen statt der Waisen, d. h. also mit überschlagenden Reimen (zu denen hiermit Diet- mar übergeht), sämmtliche Verse iambisch. Und während bis dahin sich niemals im Reime zwei verschleiftc Silben fanden, so treten sie hier in der zweiten Strophe systematisch auf in der 2. 4. (5. 8. Zeile. Denselben Ton verwendet Veldeke (57, 9 und G5, lo; und Heinrich von Rugge lOo, 3. Auch bei Rugge sind die Verse streng iambisch, er hiit Verschleifung nur ein- mal 103, 19. 21, aber in den ehemaligen Waisen, wenn ich mich des Ausdruckes bedienen darf, in der ersten und dritten Zeile einer Strophe. Bei Veldeke fehlt die Verschleifung natür- lich ganz. Ist hier ein Ton Veldekes benutzt worden? Veldeke verwendet ihn zuerst (65, 13) bald nach seiner Rückkehr in die Heimat, falls meine Ansichten hierüber richtig sind (s. §. 9), und zwar noch ganz überwiegend mit trochäischera Rhythmus, nur die siebente Zeile hat Auftact. Und dann wieder, etw^a drei Jahre später, am Schlüsse seines Liederbuches (()7, 9 — 24), mm überwiegend mit iambischen Versen. Hat Dietnuxr die Regel strenger gemacht und den Ton so auf Rugge übertragen V Aber können nicht umgckehit Veldekes Gedichte eine unvoll- kommene ungenaue Nachahmung sein? Dies ist meine Meinung. Die Entstehung des Dietmar- schen Tones liegt uns vor Augen. Was bei Meinloh wie zu- fällig geschah und sich manchmal von selbst ergab, dass die vorgeschobenen Zeilen gereimt wurden, das hat i-r mit Bewusst- sein gethan und durchgeführt. Die beiden Strophen 35, 16—23 und 35, 24—31 verhalten sich zu einander wie die beiden Veldekeschen S. ()7. Tu der ersten redet der Mann, in der zweiten die Dame. Und die je 476 S c h e r e r. ersten Strophen bieten Berührimgen, welche das Verhältniss wohl unzweifelhaft machen. Dietmar sagt: Der Winter wcere mir ein zU so rehte wunnecUclie guot, wurd ich so smlic daz ein icip getroste minen seneden muot. so wol mich danne langer naht, gelcege ich als ich willen hän! si hat mich in ein trüren hrdht des ich mich niht gemdzen Jean. Es ist klar, dass Veldeke hierauf erwidert, indem er die entgegengesetzte Ansicht ausspricht: Sicenn diu zit also gestät daz uns Jcomt hluomen unde gras, so mac sin alles werden rät da von min herze truric icas. des vreweten sich dm vogelkin, wurde iemer sumer als e. lät die weit min eigen sin, mir ttefe ie doch der winter wk. Dietmars Gredicht, Wort und Weise, war wohl auch sonst berühmt. Reinmar wiederholt daraus in ähnlichem Gedanken- gange den Vers otool mich danne langer naht (156, 25). Rugge, der auch später noch an Dietmar erinnert (vergl. 101, 15 got hat mir armen ze leide getan daz er ein toip ie geschuof also giiote; solt ichn erbarmeii, so het erz geldn mit Dietm. o2, 12 wes lie si got mir armen man ze kdle werden), leitet mit dem Tone sein erstes Liederbuch ein. Und ein namenloser Dichter oder eine Dichterin verfasste darin das Liedchen Swer meret die geioizzen mm (35, o2), worüber unten. — Die Strophen eines jeden Tones sind bei Dietmar wohl chronologisch geordnet. Aber jeder Ton scheint einem beson- deren Liebesverhältnisse zu gelten, in der jeweiligen letzten Strophe klagt die Dame über Vernachlässigung. Ist dies jedes- mal der Ausdruck seiner Bekehrung und eine Art Selbst- anklage? Aber er sagt selbst 35, 5: ich hän der frowen vil Deutsche Studien. II. 477 Verlan, da ich niht herzeliehe vindm künde. Der Dichter wechselt wohl die Orte und die Mädchen. Zweiter Ton. 32, 18. Das Verhältniss besteht. Die Liebenden sind getrennt. Die Dame hat dem Dichter einen Boten gesandt, der hier seine Antwort empfängt: die Trennung thut dem Dichter ohne Mass weh, das Singen der Vögel kann ihn nicht entschädigen, sein ganzes Herz ist traurig. Von vorneherein also Weichheit der Empfindung wie bei Meinloh und Rietenburg. 32, 21. Wieder Botschaft der Frau. Antwort auf das vorige : der Ritter möge nicht traurig sein ; sie freilich habe viel zu leiden und möchte es ihm gerne persönlich klagen. 33, 7. Ich glaube, diese Strophe bekommt ihreu prägnan- ten Sinn erst, wenn man sie der Dame in den Mund legt. Die Entfernung hat ihr den Dichter entfremdet trotz seinen Ver- sicherungen. Ihm ist irgend etwas Uebles von ihr berichtet, und er hat dies zum Vorwand genommen, um sie zu verlassen. jKeine Frau kann es aller Welt recht machen, das habe ich erfahren. Wer deshalb seine Geliebte verlässt, der hat kein edles Herz. Dem sei für seine Unbeständigkeit der Sommer und alles Gute aberkannt.' Dritter Ton. 33, 1.5. Ein Jahr später. Der Winter ist vorbei. Die Strophe spricht fast reines Naturgefühl aus, nur am Schlüsse: viele Herzen freuen sich darüber, auch das meinige hofft. 33, 23. Directe Werbung. Der Dichter behauptet, der Dame lange liolt gewesen zu sein. Das habe ihn besser ge- macht — wieder der Gedanke der Veredlung durch die Liebe ! {getiuret 33, 26 wie bei Meinloh 11, 7) — aber nun möge es ihm auch zum Glücke gereichen, die Frau möge daz ende guot machen. Dieses Ziel seiner Wünsche hat der Dichter wohl er- reicht. Denn in der nächsten Strophe 33, 31 muss er schon den Vorwurf der Vernachlässigung abzuwehren suchen: ,Wer biderhe und /n«m ist (wie ich), den soll man zu allen Zeiten (und unter allen Umständen) lieb behalten; (ich will mich nicht weiter rühmen, denn) wer sich allzuviel rühmt, der ver- steht die besten mdze nicht. Aber ein höfischer Mann soll es nicht allen Fraueu recht machen. Wer darin allzuviel thut. ^Jg Scherer. der bleibt nicht sein eigener Herr/ Mit anderen Worten : er verlangt, die Dame solle ihn lieb behalten, auch wenn er es ihr nicht immer recht mache. Diese Vernachlässigung fällt wohl in den Winter. Denn der neu beginnende Frühling ruft ihm seine alte Liebe ins Gedächtuiss 34, 3, und die Dame selbst lässt er klagen über die lange Entfremdung wilhreud des Winters 34, 11. Wenn wir in dem Metrum der beiden ältesten Töne uns an die Gnomik und Meinloh erinnert fühlten, so zeigt sich ein gewisser Zusammenhang mit der volksthümlichen Gnomik auch in der Vorliebe für Reflexionen wie 33, 7 ff. 33, 31 ff., die hiei- in ähnlicher Weise auftreten wie bei Meinloh, und deren verwickelterer Gang mit Auslassung vieler Zwischen- gedanken schon an Spervogel (nicht mehr den Anonymus) gemalmt. Die Dame heisst 33, 24 noch biderbe unde guot wie bei Meinloh; später wird sie ein edeliu froiiwe genannt (38,33. 39, 12). Und biderbe tritt in Str. 33, 31 neben dem moderneren hövesch auf. Fünfter Ton, derselbe, dessen Einfluss auf Veldeke nachgewiesen wurde. 35, It) kann sich nicht auf das voran- gegangene Verhältniss (des dritten Tones) beziehen oder wenig- stens nicht in jentin Winter fallen. Denn damals fühlte sich die Frau vernachlässigt. Hier klagt der Dichter über Hart- herzigkeit, sein trnren gilt jetzt nicht der Trennung wie 32, 20, SDiidcrii es ist Licbessehnsucht. Auch hier muss er seinen AV'illen durchgesetzt und Trost füi- die langen Nächte p-efunden haben. Denn auch hier ist er ])ald übersättigt und vernach- lässigt die Geliebte, die ihm nicht zu zürnen vermag: so oft sie ihn wiedersieht, weiss er sie zu versöhnen. — Einer höheren Stufe in der Entwicklun"- des Dichters gehören der erste und der vierte Ton an. Der erste Ton hal Binnenreime, und dabei wird offenbar mit Bcwusstsein zwischen reinen uiul unreinen Reimen ge- schieden und jeder Art ihre besondere Verwendung gegeben. Entweder sind die Binnenreime unrein (schoene : kosma, geliebe: schieden) uinl die äusseren Reime streng: so in den beiden ei-sten Stroplien. Oder umgekehrt wie in der dritten: unreine Endreime niet : liep , sterben : werden bei reinen inneren stdt : rat. Deutsche Studien. II. 479 Aber noch nicht genug- der Künstelei. Im ersten Reim- paar hat jede Zeile acht Hebungen stumpf, überlange Zeilen zum Anfang wie im ersten Spervogelton, Man kann etwa sagen: Waise und Reimzeile sind in einen Lang-vers zusammen- gezogen. In der dritten Zeile hat der Verfasser entschieden Silben gezählt, denn es steht entweder (so 32, 3 und 32, 7) oder (so 32, 11) / - / - / - / I --/-/- / - ' I - - / - Im Ganzen also zehn Hebungen klingend, worauf in di r vierten Zeile sechs Hebungen klingend reimen. So hat wenigstens Lachmann den Ton dargestellt. Bartsch (Deutsche Liederdichter S, 4 und 308) bezeichnet Cäsur nach der vierten Hebung der letzten Zeile, indem er bemerkt: ,Die Cäsur nach der vierten Hebung, die Lachraann nicht be- zeichnet, folgt aus der lateinischen Nachbildung (Carmina Burana S. 227) amor est quam sentio (: vario) ad gaudiaJ Ich setze die erste Strophe des lateinischen Gedichtes her: Transit nix et glaciea spirante favonio, terrae intet facies ortti ßorum vario, et mihi materies amor est, quem sentio, ad gaudia. Reß. TemjJoris nos ammonet lascivia. Man wird auf den ersten Blick bemerken, dass die vierte Zeile des deutschen Gedichtes dem Refrain des lateinischen entspricht, und man wird auch die sechs Hebungen wieder erkennen, aber ohne Cäsur. Dafür ergibt sich eine Cäsur in der ersten und zweiten Zeile, die man freilich in den deutschen Text ungern ein- führen würde, weil in ähnlicher Weise wie in der dritten Zeile zwei Formen ohne Regel wechseln: / ^ / ^ / ^ / I ^ / ^ / ^ / -- / und r- I- I- I -\ 1^ 1- I- I Der lateinische Dichter hat sich an das erste Schema gehalten, nur die zweite Vershälfte noch trochäisch gemacht. Sitzuiigsber. d. thil.-Mst. Cl. LXXVII. Bd. Ul. Htt. 31 480 S c h e )• e r. Die dritte deutsche Zeile findet sich g-enau wieder, nur dass das letzte Melodiestück anderen Rhythmus bekommen hat: icdn diu huote, dag-eg'en ad gdudia (nicht ad, gaudia). Aehnliches auch sonst, z. B. Carm. Bur. Nr. 1(36 süeze frouwe, gnade, dagegen ömnia silperat (nicht ömnid superat). Auch in dem ersten Tone Dietmars ist der Rest einer Erinnerung an das Schema der Spervog-elweise nicht zu ver- kennen, wenn man z. B. von der dritten Strophe 32, 9 aus- geht: aahhcc, M^obei a und b stumpf, c klingend; die Zeilen des ersten Reimpaares unter einander gleich und ebenso die des zweiten, aa stark verlängert wie im ersten Spervogelton, hh viermal {gehoben; von dem kling'enden Schlussreimpaar cc die erste Zeile sehr kurz, um eine Hebung kürzer als beim Anonymus-Spervogel, die zweite Zeile sehr lang-, um eine Hebung länger als bei dem Anonymus. Es ist aber zu beach- ten, dass jedenfalls 32, 3. 7 Verse von vier Hebungen klin- gend ergeben und dass solche auch mehrfach herauskommen, wenn wir die Cäsuren in den je ersten Reimpaaren annehmen. In allen drei Strophen dieses Tones hat den Dichter der Gedanke frappirt, dass man Liebe als eine Krankheit auffassen könne, wogegen es eine Arznei geben müsse. 32, 1. ,Was hilft gegen die Sehnsucht, die ein Weib nach ihrem Geliebten hat?' so sprach eine schöne Frau. ,Ich Avollte die Arznei schon kennen lernen, wäre ich nicht unter Aufsicht. Aber immer muss ich daran denken.^ 32, 5. Ich lese der heste fromoen trost und lege die erste Zeile dem Mannt!, die zweite der Dame in (Umi Mund. Die Schlussrcflexion kann dem Dichter selbst gehören. — ,Man sagt, grosse Beständigkeit sei der beste Trost der Frauen.' ,Das kann ic-h niclit glauben, sonst hätte ich ihn erfahren.* So redeten zwei Liebende beim Scheiden. Ach Minne, wenn man iliili los werden könnte, das wäre das Gescheitest(!. 32, i>. Der Dichter kann nicht schlafen, das kommt v(tn einer schönen Frau, der er gern gefiele, auf der seine ganze Freude steht. AVie soll dem abgeholfen werden? Er meint zu Sterinen. , Warum hat sie Gott mir armen Mann zur Qual er- seiiafrfuV' Man kann sieh kaum denken, dass alle drei Situationen erlebt seien, wtmigstens gewiss nicht in eiueiii Vtn-hältnisse, Deutsche Studien. II. 481 die dritte widerspricht geradezu den beiden ersten. Vielmehr ist Liebesschmerz oder Liebeskrankheit recht systematisch auf drei Fälle gebracht: die liebende Frau unter Zwang und Auf- sicht; die Liebenden, die sich trennen müssen; der Liebhaber, der von der Geliebten hartherzig behandelt wird. In ähnlicher Weise arbeitet er im vierten Tone den Trennungsschmerz durch. Aber während er im ersten Ton epische Bestimmtheit der Situation festhielt, vergleichbar den ältesten Liebesliedern des XII. Jahrhunderts, so spinnt er hier Gedanken aus in der Weise etwa Meinlohs von Seflingen, nur breiter und gewandter. Ich trüre mit gedanken niemen kan er- wenden daz (Meinloh 12, 29) ist sein Thema : Gedanke die sint ledic fri, dazs in der werlte nieman kan ericenden. Wie Meinloh hält er sich in der Entfernung die Vorzüge {tilgende. 34, 34) der Geliebten vor, die ihr alle zugestehen (11, 3. 10. 12, 3(5 u. s. w.). Er hat viele Frauen verlassen, wo er die rechte Herzensfreude nicht finden konnte, wie Meinloh ie welnde fnor, bis er die Geliebte fand (11, 4). Vor Allem aber beschäftigt ihn die körperliche Trennung und das geistige Angehören: es kommt noch nicht zu einem eigentlich zugespitzten Gegensatze wie etwa bei Hausen in dem bekannten Liede (47, 9) Mtn herze und min Ivp diu loellent scheiden, oder in dem älteren Sich möhte wiser man verwüeten (61, 29 vert der U]p in enelende, min herze helibet doch aldä). Aber der Keim dazu ist vorhan- den: das Herz ist ihr gegeben 34, 24; sie hat es ihm genom- men 35, 3; ganz ihr eigen ist sein Leben 35, 15. MerlcAvürdige Anklänge an Hausens Lied (43, 1) Mich müet deich von der lieben, dan dürfen nicht übersehen werden: Dietmar 35, 9 die ich ze liebe mir erkos, sei ich der so verteilet sin (34, 26 sol ich von der gescheiden sin), seht, des belihe ich fröudelos, und icirt an mmen ougen schin . . . 35, 3 si hat daz herze mir benomen; daz mir geschach von icibe e nie. Hausen 43, 12 ich lüoine a7i mir tool werde .scldn daz ich von der ge- scheiden bin, die ich erkos für elliu wip . . . den ougen min muoz dicke schaden daz si so rehte habent erkorn . . . (43, 26) ze fröuden muos ich urloj) nemen; daz mir da vor e nie geschach. Wie bei Meinloh und Hausen, so fehlt in den Strophen des ersten und vierten Tones jede Hindeutung auf Natur und 31* 482 Soherer. Jahreszeit. Von dienest ist darin aber noch nicht die Rede, doch erklärt sich der Dichter ihr eigen (35, 15) und seine Leidenschaft sucht nach übertreibenden Aeusserungen, er will sterben vor Sehnsucht 34, 21 f. 32, 11. Das Metrum des vierten Tones zeigt Verwendung der Waise und des überschlagenden Reimes unter einander und vielleicht dreitheiligen Bau. Richtiger aber geht man wohl von der scchszeiligen Reimstrophe aus. Denkt man sich darin das erste Reimpaar klingend wie im zweiten Ton, jede Zeile dieses ersten Paares auf fünf Hebungen verlängert und dann durch- weg ausser vor dem fünften Verse Waisen vorgeschoben und diese vor Z. 1.2. 3. 4 durch stumpfe, viermal gehobene Reim- zeilen ersetzt, so hat man den überlieferten Ton. Was nun in all den bisher behandelten Gedichten die Reinheit der Reime anlangt, so bietet der zweite Ton 32, 14, 16 loihe : vude ; 17 f. minne : dingen; 33, 8. 10 dinge : inne ; der dritte nur 33, 32. 34 liep : nlet; der fünfte 35, !(!. 18 zit : wip {a : ä rechne ich nicht); 25. 27 vertragen : gehahen. Der erste Ton mit seinen Künsten steht für sich, der vierte hat 34, 20. 22 erwende)i : sende; 35, (j, 8 künde : wnnne. Das zweite Liederbuch ist l)los in der Handschrift C übcijiufert, welche alle Iveime genau macht; die ungenauen können nur crrathen werden. Lachmann hat 39, 6 f. zU : ivip, 3i), 3L 33 rnome : bluomen hergestellt, dazu noch die keines- wegs zweifellosen Vermuthungen zu 38, ,')3 {ranc : gewalf) und 30, 34 (hrach : naht) und die Reime dcvs Tageliedes 31), J8 tf., worüber unten. Der Fortschritt in der Kunst wäre sichtlich. Den Strophenbau im zweiten Liederlmchc kann man zum Thcil dIiiic Zwang als dreithciilig auffassen, aber Sicherheit ist dabei nicht. Dagegen erkennt man leicht in oiy, 34 die vierzeilige, in dvn übrigen Tönen die scr.hszcilige Reimstrophe als (jrundlage mit den uns schon bekannten Erweitenmgen: das erste Reimpaar gerne kling(!nd odei- die Zeih; sonst ver- längert, lieber den Ton des Tageliedes unten; die Schemata iler übrigen sind : (3(1, 34) 1 1 kl. ,1. 4 stiiiiipl' /;. 4 kl. n. 4 stumpf b. 5 stumpf c. 4 kl. Waise. 5 stumpf c. Deutsche Studien. II. 4<^3 (37, 30) II 4 stumpf a. 4 kl. h. 4 stumpf a. 4 kl. b. 4 stumpf c. <) stumpf c. 4 stumpf d. 4 stumpf Waise. 4 stumpf c?. (38, 32) III 3 kl. Waise. 4 stumpf a 3 kl. Waise. 4 stumpf a 4 stumpf b. 4 stumpf b. 3 kl. Waise. 4 stumpf c. 2 stumpf (Refr.) 4 stumpf c. (39, 30) V 4 stumpf a. 3 kl. b. 4 stumpf n. 3 kl. 6. 4 stumpf c. 4 stumpf c. 4 stumpf fZ. 4 stumpf d. Meine Daistelhmg- des dritten Tones, welche von der im MF. abweicht, fordert Rechtfertigung. Ich habe im ersten, zweiten und fünften Vers Cäsuren angenommen, weil in Z. 39, 3 ünde also; 39, 12 froutve also einen Hiatus ergeben würde. Dietmar hat keinen ?Iiatus: die eben angeführte Form, die man in der Regel allein als solchen ansieht, kniiiuit gar nicht in Frage, sie mangelt durchaus. Vorhanden siiul nur die Versanfänge so n man erwartet, und dem Gesang des Vogels, ;iuf den sich di(!se Erwartung gründet. Ob als der Weckende der Wächter oder ein Freund gedacht wird, das können wir nicht wissen. Das Letztere, wie l)Pi Guiraut von Bornelh, ist in einem nur fragmentarisch Deutscho Studien. U. 4^9 erhaltenen Tageliede der Fall (Carniina Burana S. 215), das schon Bartsch (Tag-elieder S. 30) verglich: Ich sike den morgensferne breiten: nu, helt) lä dich niht gerne sehen: vil liebe, dest min rät. siver tougenltche minnet, loie tugentliche ez stdt da friuntschaft huote hat! Wer die Reflexion in den Schlusszeilen spricht, kann man zweifeln: wohl auch der Hütende, vergl. Wolfram 0, KJ fF. und den Wächter bei Cadenet (um 1200), der , seine Grundsätze auseinandersetzt, die ilin Liebende beschirmen lieissen' (Bartsch Lesebuch 103, 3o ff. Tagel. S. 11). Die Strophe bietet wohl das älteste Beispiel eines Tageliedes nach Dietmar. Die Reime sind rein und alle stumpf, sie stehen paarig oder zu di-cicjn: das Letztere findet sich auch am Schluss der Sti'ophe , auch beim Rietenburger. Bei demselben die dreimal gehobenen Verse; aber hier haben sie nach Art der Kürenbergsweise einmal noch die klingende Waise neben sich. Die wieder- holten Vocative (hell, vil liebe) erinnern an die innige alte Frauenstrophe MF. 37, 18 (min tritt, helt, lieber man). Der Doppelreime wie sterne brehen : gerne sehen, der Anklänge tougenltche : tugentliche (überliefert ist tougenlichen und tugent- lich daz, ich habe das grammatisch richtige Adverbium her- gestellt und das parallele Adverbium formal gleich gemacht) erinnert man sich aus Rietenburg und Meinloh. Und aus dem Letzteren ist auch die Verkettung der Begriffe tougen und tugent, sowie die etwas trockene Reflexion bekannt, die sich mit Vorliebe um heimliche Liebe dreht. Wie in dem verwandten Liede Tougen. minne diu ist guot alle Zeilen trochäisch sind mit Ausnahme deijenigen, die nach der Waise steht, so sind sie hier alle iambisch wie im ersten Ton des Regensburgers. Und diesen iambischen Charakter, wie die Situation, welche das Gedicht behandelt, hat auch die lateinische Nachbildung der Carmina Burana beibehalten, deren Schluss metrisch abweicht. 490 Soherer. Si puer cum 'puellula moraretur in cellula, felix coniunctio amorem snccrescenfem parit e medio. ■ avidso procnl taedio fit ludus ineffahilis memhris lacertis lahiis. Den Scliluss von Wolframscher Sinnlichkeit hat Schmeller aus dem überlieferten memhris desartis lahilis hergestellt. Seine sonstig-e Behandlung des Gedichtchens war nicht glücklich; er setzte Punkt nach coniunctio und pariter für parit, das über- lieferte amore sucrescente behielt er bei. Man sieht, die Reim- ordnuDg stimmt bis zur sechsten, das Metrum bis zur fünften Zeile: die sechste ist um zwei Silben erweitert, und zwei Verse kamen hinzu, vielleicht dass die Melodie in den Anfang zurückkehrte. Zu dem deutsclien Original bemerke ich noch, dass auch bei Guiraut von Bornelh der wachende Freund den Stern, der den Tag bringt, gross im Osten sieht: dringend und innig mahnt er zum Aufbruch. Die Zeit Guirauts wird von Diez ungefähr auf 1175 bis 1220 fixirt. Ich meine natürlich nicht, dass die Aehnlichkeiten, auf die ich hinwies, directe Benutzung verrathen, dazu reichen sie nicht aus, o])W()lil ilir Gewicht dadurch verstärkt wird, dass wir eben die ältesten deutschen mit den ältesten provenzali- schcn Tagcilioderii verglichen und dass das Motiv des wach- hal)enden l^^i-cundes überhaupt sonst nicht wiederzukehren sch(!int, weder in deutscher, noch iu provenzalischer Poesie, .ledcmfalls aber sind wir berechtigt, jene Gedichte als Reprä- sentantt^i Wwvv Typen iiinerliall) der Gattung für entschieden verwanilt zu (;rklär(!n. Dass Dietmai' in dem t^i-sten Tone des ersten Liedcr- ])uclies auf das Grundmotiv zurückkommt, wurde schon be- mcikt. Kiid man kiinntc sich in dem dritten Gedichte dessel- ben Tones (schlaflost! Nacht des Dichters) an die uneigentliche All)a «liiiinii iVihhin, von welchei' Bartsch (Tagel. S. 11 f.) zwii litMspielc, von Hngo de la Baealaria aus d(im Anfang des Deutsche Studien. II. 4fH XIII. Jahrhunderts uiul von Guiraut Riquiui-, unlülirt. AIjlt es dürfte dann mindestens das Herbeisehnen des Tati'es nielit fehlen: das Motiv als solches wird auch sonst vorkommen. Wenn man die mehrfacli orwäiuite Abliandluiiir V(jn Bartsch (im Album des litterar. Vereins in Nürnberg- l.S(j5) aufmerksam liest^ so kann man sich des Eiudnuks nicht er- wehren, dass die Alba aus den tageliet des Wächters (Lach- manns Walther S. 20j?) entsprungen sei. Der feststehende Refrain mit der Tagankündigung, in den meisten Gedichten der Art conventionell, rauss doch irgendwo seinen realen (Jrimd gehabt haben. Wo anders, als in dem Morgengesang des Wäch- ters? Herbort überliefert den Ruf wol üf, rittKV, über td! tool vf! ez ist tac. Mit diesem feststehenden Rufe verband der Wächter Verkündigung dessen, was sich über Nacht begeben oder was der Morgen ans lacht bringt. Aus jenem feststehen- den, diesem veränderlichen Elemente bestand sein Gesang: wirklicher Gesang, wie ich nicht bezweifle, nach Art der jetzt freilich aussterbenden Lieder des Nachtwächters. Dem Weck- rufe gesellte sich das Signal eines Blasinstrumentes. Dies Alles ergibt sich aus den von Lachmann angeführten Stellen und war ohne Zweifel allgemeine mittelalterliche Sitte. An solche Wächterlieder knüpft die uneigentliche pro- venzalische Alba wieder an, worin der wachendi; Dichter dem Tag entgegensingt. Aber es war auch wohl üblich, mit jenem Gesänge ein Morgengebet, einen Morgensegen in Verbindung zu bringcni nach Art vieler kirchlicher Hymnen. Unter den 2(), welche Jakob Grimm herausgegeben, befinden sich nicht weniger als sieben, welche, bestimmt des Morgens gesungen zu werdi'n, auch den Morgen ausdrücklich erwähnen oder sogar schildern: 2 Deus qid coeli lumai es; o Spleudor paternae (jloriae; 4 Aeterne Incis conditor ; 5 FalgenUs auctor aetheris ; H Diei Ince reddifa; 19 Aurora lucis ridllat; 25 Aeterne rerum conditor. In dem zuletzt erwähnten heisst es: Praeco diei iam sonat noctis profundae perviijd nocturna lux viantibus a nocte noctem segregans. 492 Scherer. Hoc excitatiis Lucifer solvit polum caligine, hoc omnis errorum chorus viam nocendi deserit. Und auch sonst wird vom Liicifer und Phosphorus ge- redet, dem tagasfern, wie ihn die Mönche des IX. Jahrhunderts übersetzen : Aurora Stellas iam tegit rubrum sustollens gurgitem, hnmectis namque ßatibiis terram haptizans ro7'ibus. Currus iam poscit Phosphorus radiis rotisque ßam.meis, quod coel'i scandens verficem profectus moram nesciens. Iam noctis umbra linquitvr polum caligo deserit typusque Christi Lxicifer diem sopifum suscitans. Man verg-leiche damit die g-eistlichen Albas, wie sie Bartsch S. J2— 14 })espriflit. Mag- das weltliche Tag-elied auf sie zurückgewirkt haben, das konnte in formellen Dingen und einzelnen Wendungen kaum ausbleiben: ihr wesentlicher Grund ist kirchlich und religiös, ambrosianisch. Auch weltliche Albas beginnen mit Gebeten, so die des Guiraut von ßurnelh und die i<' realen V(!rhältnissc, die sich darin spiegeln, wenn der Wiiclilcr iiiehl ein gesellsehaftlieii gleichgestellter Freund ist, Deutsche Studien. IL 493 scheinen bei Wolfram durch : der Wächter empfüugt Lolin (vergl. 4, 26), er soll dafür sein allgemeines Wecklied unter- lassen (G, 12) oder verschieben, den Gast erst warnen. Sehr richtig- hat Bartsch von dieser Gattung die andere geschieden, in welcher der Wächter nicht Vertrauter ist, folg- lich auch nicht speciell die Liebenden wecken kann : so in zwei Gedichten Wolframs (o, 1. 7, 41) und in dem Tageliede Walthers von derr Vogelweide. Das provenzalische Vorbild behält in der Regel aus dem Wächterliede bei: die Erwähnung des Wächters und seines Gesanges, die Schilderung des Mor- gens und den Refrain. Wovon dann im deutschen Nachbild das eine oder andere verloren geht. An sich ist das Scheiden der Liebenden ein neues Motiv, das in den Rahmen des Wächter- liedes nur äusserlich hineingefasst wird. Das drittälteste deutsche Tagelied ist wohl das in der Handschrift Ä unter Leutold von Seven überlieferte (s. Deutsche Studien 1, ol4 f.), wovon nur die erste Strophe erhalten: ^Die rill. M liehe slafen und in den sorgen gein dem tage, die ensümen sich nn niht. ja vurlite ich daz man iväfen 5 schrie oh in, daz ist mm. cla.ge. ich sihe icol, daz ist al eniviht.' also sprach ein wahtoire ,ez ist mir ienier sioairc, sol in da von geicerren iht.' Ueberliefert ist Z. ') allez an lieht. Die Reimordnung ahcahcddc, vier Hebungen stumpf oder drei Hebungen klingend. Wolfram wüsste ich kein anderes Verdienst um das Tagelied zuzuschreiben, als die virtuose wundervolle Behandlung und den künstlerischen Ernst und Geradsinn, mit welchem er die Wahr- heit der Dinge an den Tag bringt und die sinnliche Glut im Gedichte nicht zurückhält, wo sie der Wirklichkeit gemäss war. Hauptsache ist dabei die geistige Wirkung: dass im Augenblicke der höchsten Gefahr die Leidenschaft noch einmal mächtig auf- lodert — und hier wird sie uns erst von Angesicht zu Angesicht gezeigt —, dass also Liebe stärker ist als Furcht vor Schimpf und Tod, das gibt uns einerseits eine athendose, mitleidende 494 Sclierer. Ang'st, andererseits eine Ahnung- von tiefer, verzehrender Gewalt allbeherrschenden Gefühls , deren Eindruck alle schildernden Versuche des mhd. Epos weit übertrifft. Nur Wolfram selbst hat sich übertroffen mit dem Gegenstück zum Tageliede, mit dem Bilde der Ehe im Willehalm, worin er eben so grossartig unbefangen die unverholene Wahrheit der Natur hinstellt: der arme, gehetzte, schlachtmüde Mann, der im Arme des Weibes Pflege , Ruhe , Erquickung , Wonne sucht. • Ich weiss keinen Dichter, der etwas Aehnliches gewagt und gewonnen hätte. Wolfram hat das Wächterlied weder erfunden noch in Deutschland eingeführt. Und in der Anlage des Tageliedes überhaupt schliesst er sich genauer an die fremden Muster als Andere. Er hat der Gattung alles Conveutionelle, Unwirkliche abgestreift und daher wohl geflissentlich den Wechselgesaug der Liebenden, das Scheideduett verschmäht, wie es z. B. Dietmar, Morungen, Walther kenneu. Und dieses gerade scheint eigenthümlich deutsch. Wechselgesang als solcher , besonders Mann und Mädchen wechselnd, aber nicht speciell in der Situation des Tag.eliedes, muss in Deutschland sehr beliebt und vielleicht altüberliefert gewesen sein. Darauf würde eine erschö- pfende Betrachtung der Frauenstrophen wohl führen. Wii' kehren nun zu Dietmar von Aist zurück. Es ist mir öfters eingefallen, und ich habe seine Gedichte darauf hin betrachtet, ob sie vielleicht von verschiedenen Vei"- fassern herrühren. Auch Wackei'nagel bemerkt (Altfranzösische Liedei- und Leiche S. 202 n.), das was die Handschriften unter dem Namen Dietmar zusammenstellen, sei keineswegs alles von glcichenj Alter: ,sie vei'mengen zwei Dietmare oder sonst ver- sciiied( HC Dichter.^ Ich glaube nun nicht, dass, abgesehen von unechten Anhängen oder Einschiebseln, sich eine solche Ansicht wuhischeinlich machen und die Entstehung der Liederbüclu;r nach unserer sonstigen Konntniss der Ueberlieferung mhd. Ly- jiker liegreifen Hesse. Auch fehlt es bei aller Verschiedenheit des Stils nicht an dui'chgehenden Eigeuthümlichkeiten. Die Vermeidung des Hiatus wurde schon erwähnt, ebenso die Seltsamkeiten der Cäsur im ersten Ton des ersten (I) und im dritten Ton des zweiten Liederbuches (II). Die Senkung fehlt Deutsche Studien. II. 495 nirgends, lies 32, 9. 33, 9 werelt (wie z. B.Reininar MF. 152, 10); 32, 13 friioendinne. Der Auftact ist niemals zweisilbig. Die Waise kehrt in II wieder, nachdem sie in den Jüngern Tönen von I verlassen schien. Dialog der Liebenden I. 32, 5 ff. II. 39, 18 ff . ; letzteres freilich wohl das älteste erhaltene Gedicht, aber diese Annahme setzt die Einheit des Verfassers voraus, die es hier erst zu beweisen gilt. Fraix ausdrücklich durch epische Formel redend eingeführt I. 32, 3. II. 39, 7. Frauen- lied als Abschluss eines Liebesverhältnisses, als letztes Gedicht eines Tones: I. 33, 7. 34, 11. 35, 24. IL 40, 11. Botenlieder: Aufträge an ihn I. 32, 13. 21; der Bote sjjricht IL 38, 14. — Liebesgenuss in der Winternacht I. 3.5, 20. IL 40, 3. Gott eingemischt als Schöpfer und allmächtiger Herr der Dame L 32, 12. IL 38, 23. Manches was einerseits die Einheit, anderseits die Fort- bildung des Verfassers ins Licht setzt, ergibt sich schon aus den bisherigen Betrachtungen. Alles überschauen lassen würde nur eine vollständige Syntax und Stilistik des Dichters und ein Wörterbuch seiner Sprache. Ich will noch einige Beiträge dazu liefern. Das Wort herze mit seinen obliquen Singularformen kommt in den Kürubergsliedern nur als Ausgang der Waise vor 7, 25 Tiun herze, sonst mit dem bestimmten Artikel 8, 23. 25. 9, 13: natürlich nur in den Strophen der Frauen, diese Männer reden noch nicht von ihrem Herzen. Meinloh hat es auch zweimal in dei' Cäsur 12, 7. 11 und ebenso der Verfasser des unechten Gedichtes 14, 7 ; ausserdem Meinloh noch zweimal 13, 34 mm herze; 14, 30 mmes herzen leide. Der Regensburger bringt es niemals in der Cäsur, obgleich die Waisen seines zweiten Tones klingenden Ausgang haben: min her?:e 1(5, 20. 17, (5; minem. herzen 16, 3. Der Riete.nburger verwendet die Waise nicht, und im Reim auf smerze scheint die mhd. Poesie herze fast nur bei Epikern zu kennen:' jenes Wort hatte wohl nur ein begrenztes 1 Im MF. kommt der Reim herzen .- mierzen, smerze : herze, wie mir einer meiner Zuhörer nachweist, mir bei Fenis 85, 2:'. und bei Heinrich von Mo- runo-en 146, 7 vor: bei dem letzteren herze einmal in der Wai.?e 185, S7 und sehr oft herze min im Reime (besonders auf .sr/tJ?i,- denn Morungeu Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. III. Hft. 32 496 Scherer. Gebiet, unter den Synonymen des Liebesschmerzes bei Lyrikern wird man es selten finden. Der Rietenburger sagt 19, 33 mtn herze erkos mir dise not, und ausserdem hat er nur manic herze ist frö 19, 8 in einer formelhaften volksthümlichen Wendung, die zur Bezeichnung der Freude, welche der Frühling bringt, mehrfach gebraucht wird (3, 23. 4, 16. Dietmar 33, 21). Bei Hausen spielt das Herz bekanntlich eine grosse Rolle. Ausser Wendungen wie 43, 36 mangen herzen ist von huote ive; 44, 35 ein herte herze; 45, 38 mn herzen; 47, 8 ein holdez herze tragen oder dem Vocativ herze 47, 25 steht immer ein Possessi- vum daneben, 55, 4 s7n herze, sonst mtn, oder wenigstens ein Personalpronomen in der Nähe (ich, mir, mich) oder es wird auf ein min herze zurückbezogen: des herzen 42, 85 daz herze 47, 12. 19. 49, 13. 21. 52, 14. 53, 9. Dagegen min herze 42, 19. 44, 27. 45, 20. 46, 9. 36. 47, 9. 48, 3. 50, 15. 34. 51, 30; minem herzen 49, 31. 51, 3; mim herzen 53, 24. Hausen hat nur wenige und nur stumpfe Waisen, da kann das Wort nicht vorkommen, ebensowenig im Reime, wie wir schon sahen. Aber wenn man umstellt daz herze min, so gibt es einen sehr bequemen Reim. Hausen hat diese Umstellung im ersten Liederbuch nur ausser Reim 50, 12. 54, 32; im zweiten Liederbuch nur im Reim 44, 7 (: frt) 45, 12 (: sin und andere reine Reime); im dritten Liederbuch überhaupt nicht. Veldeke kennt die AVaise vielleicht ffar nicht; er hat daz herze viin in einem seiner fiühesten Gedichte im Reim ( : sin, schin, vogellin) b^d, 15. Ausserdem daz herze 60, 15; min herze 65, 34. 67, 12; ir herze (J7, 32 und dazu in den beiden Anfangsgedichten der Sammlung 56, 7. 23. 57, 15. 26. 35. \Valther von der Vogelweide gebraucht herze min nur im Reim, aber vcrhältnissmässig nicht gerade oft: 42, 13. 72, 19. 30. !is. 10. Itll, 29. Don übrigen Gebrauch des Wortes kann num bei Hornig S. 137 bequem überschauen. Ich brauche zur Wüi'digung Dietmars keinen anderen weiter herbeizuziehen. Ihm ist das Herz in seiner Poesie so nothwendiff siin-dio f,'CTno vom Glunzo) l-JÖ, 1. 1-2C., IT,. t>6. 127, 4. 130, 38. 131, 8. U"'. 13U, 4. 11(1, 17. — loli kann nicht umhin hervorzuhebeu. dass die Gedichte des Fonis iin. 13). Wie anders ist die Verwendung bei Rietenburg, wo die Minne harnschar nie erkös (18, 28) und das Herz erkos wir dise not (19, 33). Für lip mit dem Possessivum statt des Personalpronomens bietet Rietenburg wenigstens ein sicheres Beispiel (19, 5 /;• vil minneclichen lip, altfr. son gent cors), vgl. 19, 9. .'»2; ebenso Meinloh 13, 10 (vgl. 15, 14), ja sogar im Künibergslied H, 14: Dietmar hat es nicht. Die Auswahl des ge\V(ihnliclien charakterisirt ebenso sehr wie das ungewöhnliche. Unser Blick ist nur für cl,ie erstere nicht so 2:escliärft. Wie Ix'iiii Ivietcnbuig singt in Dietmars zw^eitem Lieder- l)iich die Nachtigall (IS, 17. 37, 32), im ersten nur die vogellin (3.3, IC. -{4, 4. l(i). Syntaktisch ist das Tageiied am einfachsten. Fast durch- gängig jeder Vers ein Satz. Keine Conjunction als «»tZ 39, 27 ; Vit 39, 2.->. Kein al)h:lngiger Satz, nur sivaz du gebiutest 39, 25. FrHgd>, 10 icie selten. 3i), 10 wie schone. 39, 11 tüi'e. Auch das versichernde jö nur in I. 33, 35. 32, 11. Während in I also nur auf vorangegangene Rede zurück- weist 32, 3. 7, findet sich vergleichendes als in II mehrfach: 38, 35. 39, 14. 40, 7. 10. Der ausgeführte Vergleich 38, 34 ff. erinnert daran, wie die Troubadours den Zustand ihres lieben- den Gemüthes durch Gleichnisse zu erläutern suchen, wie es z. B. Rudolf von Fenis dem Folquet von Marseille nachge- dichtet hat. Auf durchgehendes ,m. (32, 14. 19. 21. 33, 15. 19. 34, 36. II. 37, 2. 38, 21. 32. 39, 8. 15. 40, 1(3) so, sit, daz u. a. ist ebenso wenig für die Einheit Gewicht zu legen, wie etwa das auf I beschränkte wan 32, 2. 3 oder das auf II beschränkte dai' zuo 36, 36. 37, 1 (vgl. Meinloh 15, 2) für das Gegentheil spricht. Bedeutsamer ist das relative und, wenn auch in verschiedener Bedeutung, I. 35, 26. IL 38, 31. Die sioer sicaz sind häufiger in I. 33, 11. 27. 33. 34, 2. 35, 30 als in II; doch kehren sie hier wieder im letzten Tone: 39, 32 sioaz. 40, 2 swä. Das zu- gehörige swenne je einmal I. 35, 30. IL 39, 1. Niemals obe, niemals doch, niemals noch (s. dagegen den Rietenburger §. 4). Einmal ienoch IL 38, 1 ; einmal e IL 38, 22. Die angeführten Thatsachen in jedem einzelnen Falle zu würdigen und zu verwerthen, muss ich wohl um Worte zu sparen dem Leser überlassen. Wie wir nun Dietmar kennen gelernt, so leidet es wohl keinen Zweifel, dass wir in Beurtheilung der Ueberlieferung äusserster Vorsicht bedürfen. Die inneren Merkmale der Uu- echtheit möchten schwer zu finden sein bei einem Dichter, der sich in so vielartiger Gestalt zeigt. Entscheiden nmss die äussere Beglaubigung, doch treten einige innere Gründe fast überall bestätigend hinzu. Die Strophe 35, 32, die im MF. aus Ä aufgenommen und Dietmar zugewiesen wurde, ist in dem Tone abgetasst, welchen Veldeke und Rucke mit Dietmar theilen. Die Hs. A gibt die zwei Dietmarschen Strophen und die vorliegende unter 500 Stherer. Veldeke; dazu auch Strophen des Tones 33, 15 der sich von diesem nur durch den Mangel überschlagender Reime unter- scheidet. Dass Dietmar von Aist mit Ausnahme des Tageliedes und des ersten Tones niemals ein Gedicht mit unreinem Reime schliessen lässt, wie es hier geschieht (iiej) : niet) mag ein Zu- fall sein, obgleich man sich vielleicht erinnern darf, dass gewisse Seltsamkeiten im Reim der Nibelungenstrophe niemals in das schliessende zweite Reimpaar eindringen. Aber ganz gegen die in Dietmars Liedern herrschende Anschauung ist es, dass eine Frau dem JManne dienen will 35, 33. Auch passt das Gedicht schlecht in den Rahmen des Liebes- verhältnisses, das in den beiden andern Strophen desselben Tones 35, K) und 35, 24 vorausgesetzt wird. Vielmehr scheint es durch 35, 24: eingegeben und in theils verwandter, theils gegen- sätzlicher Stimmung im selben Tone nachgedichtet: vergl. ez icivre tcol u. s. w. mit ez totere mir ein groziu not flF. und den Gedanken 35, 25 (auch 35, 28 f.) mit 3G_, 4. Zu 36, 2 wurd er mir dne mäze liep vergl. 39, 5 der ist mir dne mdze komen in vunen stielen muot. Und auch mit dem Gedanken des Todes spielt Dietmar, doch in anderer Weise (32, IL 33, 28). Der Verfasser oder die Verfasserin gebraucht das bei Dietmar nicht vorkommende ohe. Die Veredelung, Vervollkommnung durch Liebe wird sonst von den Männern ausgesagt (so bei j\Ieinloh und bei Dietmar) : hier behauptet es die Dame von sich selbst. Welcher Art aber ist die Vervollkommnung? Was heisst gewizzen? Ich verweise auf das mhd. Wb. und Lexer ' und übersetze ,Bildung^ Mätzuer Altfranz. Lieder S. 193 hat Stellen gesammelt, worin ,die liildnni;- uder die durch Erziehung und Unterricht gewonnene Tiu-Iitigkeit nach Seiten der Litelligenz und des Charakters' als iu-rvorstechende Eigenschaft der Frau gerühmt wird. Französisch heisst sie bien aprise, es wird ihr hone doctrine zugeschrieben, provenzalisch ensenhamen, italienisch insegnamento, conoscianza, ' KrHt.T.'s J.rinptdic Stelle MS. 1, 18.5o (Rcinmann von Brennenberg) unter «lie lU-.lciifuiip .Verstand, Einsicht in das was sich zu thun srehört'. Die Stelle lautet: du viahf wol heizen leitvertrip, du rehter minnen hlüete : der pewizzrn dir vil icol min herze (jiht. Offenbar ist der zu betonen: diese Fiihigki'it, nämlicli das Leid zu vertreiben. Deutsche Studien. II. [y()\ savere. Das mhd. wol gezogen, das Mätzner vergleicht, ist zu allg-emein, es entspricht nur etwa dem prov. aprem de tofz hen- estars. Aber die Bildung- im Sinne von Unterrichtetsein, von Wissen, das liegt im mhd. gewizzen. Wenn nun die Männer hervorheben, dass sie getiuret, dass sie hezzei' icorden sind durch die Frau und die Liebe zu ihr, so wiederholen sie zunächst eine couventionelle Ansicht. Diese Ansicht aber ist entsprungen aus dem Bewiisstsein von der sittigenden Macht des Frauenumganges. Es liegt in ihr die Anerkennung des geselligen Einflusses der Frauen, in deren Nälie rohe Sitten verschwinden und feinere Empündungen in das begehrliche Herz der Männer einziehen. Was aber soll eine Dame von dem Manne gewinnen? Ich weiss die gegenwärtige Strophe nicht anders zu verstehen, als wenn ich ein Verhältniss voraussetze, wie es im §. 1 zu MF. 3, 1 besprochen wurde. Die Verfasserin ist eine Heloise, die sich gegen die Werbungen ihres Abälard zu schützen sucht. — ' Ich komme nun zu dem Anhange des ersten Lieder- buches. Es schliesst nach meiner Ansicht mit 16 B, 18 C. In beiden Handschriften folgen unechte Vermehrungen, in B drei Strophen, welche Heinrich von Morungen gehören. Der Anhang von C hat merkwürdige Aehnlichkeit mit einem eben- falls unechten Anhange zu Reinmars erstem Buche in B. Dietmar 19 C. Reinmar 24 B. MF. 3(5, 5 20 a 25 B. 36, 14 21 6'. 244, 77 22 C. 26 B. 243, 25 23 a 27 B. 36, 23. Die 34 Reimzeilen, welche 24—27 B ausmachen, mögen auf die eine Seite eines Blattes geschrieben worden und dieses Blatt in der Vorlage von C zu Dietmars, in dei- Vorlage von B zu Reinmars Liedern eingelegt sein. Auf die Rückseite sind an dem letzteren Orte noch 36 Zeilen (28 — 30 B) geschrieben, welche nach C und A dem Walther von Metz gehören. Die Strophen 24. 25. 27 B sind anderwärts nicht überliefert. Die Stropbe 26 B gehört vermuthlich dem jungen Spervogel, dem sie Cund A zuschreiben, Deutsche Studien 1, 318 f. Dazu mag 21 C in der Vorlage von C an den Rand geschrieben worden sein, der Schluss des Anhanges zum jungen Spervogel in C und A, 502 S c h e r e r. Was nun im einzelnen Strophe C 23, MF. 36, 23 anlang-t, so kann sie unmöglich zu dem zweiten, chronologisch geord- neten Liederbuche Dietmars gehören, das mit einer Liebes- erklärung beginnt. Dieser Erklärung kann nicht der Besitz vorausgehen und die Freude am Besitz wie in der genannten Strophe. Von dem ersten Liederbuche aber ist sie durch die zum jungen Spervogel gehörigen Strophen, auf welche sie folgt^ bestimmt ausgeschlossen. Ueberdies fühlt man sich durch den Inhalt eher an Hausen erinnert. Mit leides ende 36, 32 vergl. leitverti'tp 54, 35. Gott hat nichts an ihr vergessen wie 44, 22. 31 und besonders 50, 2 iran er vergaz niht an ir libe. Der Verfasser verweilt auf dem Lobe der Geliebten mit einer objectiven, enthusiastischen Be- wunderung, wie sie Dietmar nicht eigen ist; ich komme gleich hierauf zurück. Und das doppelte unde 32. 33 gibt den Ein- druck eines Flusses der Rede, wie er gleichfalls unserem Dichter nicht nachgesagt werden kann. Den zweisilbigen Auftact (36, 24) hat er nur, wenn die Silben verschleif bar sind (39, 3): die übrigen im ]\IF. zu 154, 21 angeführten Fälle stehen in den beiden alten, nicht Dietmarischen Liedern 37, 4. 18. Die zwei Strophen 36, 5 ff. stehen in C am Ende des echten, BC gemeinschaftlichen Liederbuches und vor dem sicher unechten Anhang. Schon diese Stellung genügt, sie zu ver- dächtigen. Das Gedicht bewegt sich in einem Kreise von An- schauungen, in welchem Dietmar sonst nicht verweilt. Auch bestehen seine Gedichte nur je aus einer Strophe, wenn wir von dem Tageliede absehen, das als episches Lied seine beson- dere Stellung hat. Dass Dietmar einen und denselben Gedanken in allmä- licher Entwickhmg in drei hinter einander folgenden Sätzen mit ideutischcni Subject ausspräche, wie hier im Auffing {diu u-erelt ... si vert . . . si wellent . . .), das kommt nicht vor. Was Dietnuir zum Lobe der Geliebten in einzelnen Sätzen o.lcr durc-h sehmückende Beiwörter vorbringt, das beschränkt 8ich auf Fc.lgen.les: 32, 3. 10 fromce schcene. S2, 14 dem schienen vnbe (3;), 13 ein schcene wip) 33, 24 frouwe hiderbe unde gnot. ■H 23 ein rehtiu liehe; 38, 24 der liehen. 38, 33. 39, 12 ein eddiu JroHwe. 34, 34 ir fugende die sint valsches vri. 36, 37 du g'rilnue nie unsUnten icanc. Man sieht, dass dies alles von der Deutsche Studien. II. 5Q3 einfachsten Art ist: die wolgetänen 3G, 21 ist es nicht. Sellj.st Hausen braucht diese Bezeichnung- nicht. Wohl aber bed(!U- tungsvoll als Versteckname für die Geliebte Veldeke 58, li) diu loolgetdne in einem seiner frühesten Gedichte; und gleich wieder 59^ 7 wolgetnne, valsches dne. Ein also wie es hier 3G, 20 steht, hat Dietmar nie. Wir werden also das Gedicht für unecht halten müssen, wenn man auch denken könnte, dass diu Sicherheit 38, 10 sich auf 36, 19 des Mute ich rriine Sicherheit zurückbezieht. Aber hier versichert der Dichter nur, dass ihm die Dame niemals leid werden könne: dort muss es auf ein Treuversprechen gehen, in Folge dessen sie ihn in ihren Dienst aufiialnu. — Den Anhang des zweiten Liederbuches hat schon Haupt S. 24H verdächtigt, weil das Lied aus drei Strophen be- steht. Die Rücksicht auf Dritte wie hier 41, 1. 2 und in dem eben besprochenen Gedichte 3G, 5 ff. kennt Dietmar ebenfalls nicht. Und wieder das enthusiastische Lob der Geliebten und die Anapher des Personalpronomens als Subject (40, 22. 23. 25 si; vergl. 41, 1. 2. 4 er)l Auch passt das Gedicht nicht in den sonstigen Verlauf des zweiten Liederbuches. Mit der beginnenden Erkaltung des Dichters schliesst dieses 40, 1 1 ff. wie andere Liebesverhältnisse Dietmars. Dietmar hat genossen, er wendet sich befriedigt ab. In den vorliegenden drei Strophen spielt ein ganz anderes Stadium der Entwicklung eines Liebes- verhältnisses. Dietmar braucht weder alsam 40, 23, noch iedoch. 40, 31, noch das versichernde ja 40, 24: das versichernde jo 41, G hat er aufgegeben. Unreine klingende Keime, so dass auf den Vocal der Hebungssilbe verschiedene Consonanten folgen, ver- meidet Dietmar, abgesehen von dem Tageliedc;, im zweiten Buche: hier ist eigen : heiden 40, 21. 24 gerade die einzige Ungenauigkeit ausser man : getan 40, 35. 3G. Die Schweif- reime aabccb verwendet er nie: mehr als den überschlagenden Reim hat er nie gewagt. Die zweite Strophe verstehe ich so. Die Dame ist nicht so strenge behütet, dass sie es nöthig hätte, mich durch Hart- herzigkeit aufs äusserste zu bringen. Gleichwohl halte ich sie hoch, davon will ich sie überzeugen, es wäre ja ,an nu;iner Treue ein Schlag' (wenn ich es nicht thäte). Sie soll sich aber 004 S 0 li e r e r. erinnern (zum Beweis, dass sie nicht so streng behütet ist), ob sie nicht einmal toerschen bei mir lag. Ich setze Puuct nach Z. 30, Doppelpnnct nach Z. 31. In Z. 'Vo führt das überlieferte ez ivcere an miner froioen ein slac zunächst auf troive, wofür wir in unsern Texten triuive zu setzen ;rewuhut sind. — Demnach wird der im Eingang- dieses Paragraphen ange- nommene Umfang beider Liederbücher gerechtfertigt erscheinen. Ein Wort noch über die Anordnung des ersten. Chrono- loo-isch richtig folgen der zweite und dritte Ton auf einander. Ich glaube, dass sie ursprünglich das Liederbuch eröffneten. Das Motiv, aus welchem ihnen der erste Ton vorgeschoben wurde, lässt sich vielleicht noch erkennen. Und wenn dieser erste Ton aus der hinteren Hälfte des Buches herausgenommen wurde, so mag bei dieser Gelegenheit auch die Verwirrung ent- standen sein, durch welche jetzt der fünfte Ton auf den vierten folgt statt umgekehrt. Bei Veldeke ist ganz unzweifelhaft, dass die Titelvignette (der Dichter horcht dem Gesänge der Vögel in dem Baume über ihm) ihr Motiv dem Gedichte entnahm, mit welchem das Liederbuch in BC eröffnet wird. Ebenso begann bei Walther von der Vogelweide das JjC zu Grunde liegende Liederbuch offenbar mit der Strophe Ich dahte bein mit heine, so dass auch hier das Motiv des Titelbildes mit dem Anfang stimmt. Bei Dietmar von Aist nun, was sehen wir im Bilde? Wenn ich recht deute, eine Frau, die von einem Krämer etwas kaufen will. Sollte das nicht die Frau sein, welche nach den Kingangsworten des Liederbuches ein Mittel gegen das trüren sucht? Unil sollten daher diese Eingangsworte nicht absichtlich an den Anfang gerückt und aus ihrem ursprünglichen Zusammen- hange herausgerissen sein? Dann würde dem Veranstalter der alt«-n S;innnlung, der Quelle von BC, die Zerstörung der ursprünglichen Ordnung schuld zu geben sein. Friedrich von Hausen. ln, und wünscht das Paradies denen, die ihn fördern. Auch im W'intei- ist sein Herz traurig, die Grösse seiner Liebe sucht er iin \'ergleich mit Tristrant zu schildern: jenen zwang das Gift zur Treue, er hat niemals solchen Wein getrunktm. Er fleht um Eriulrung. Diese wird ilun in der That jetzt zu Tlioil, im nächsten [''rühjalire verkündet er sein Glück, er durfte die Ge- lii'bte id nndx'vdn. 0. 20—35. ()1, 1-62, 10 umfasst lauter Keilexionen , welche wenig persönliche Anhaltspunkte bieten. Stn»|.h(! 6(>, 21» ist im Frühling verfasst. Der Dichter proist die Freude, schilt die Neidigen, welche die Minne be- feli«l«!n, klagt über Verfall der Sitte. Ein allgemeines Lob der Minne, /.weistntphig, macht den Sehluss, in jedem Verse kommt Deutsche Studien. II. fjO? das Wort vnnne vor. Der herrschende Frohsinn uml die Art, wie 62, 4 ff. die Geliebte erwähnt wird, zeigt ein hefriedi};Ct(!s Verhältniss. Gruppe (IV) 62, 11—63, 27. Der Dichter ist ult und be- sitzt nicht die Gunst der Geliebten. Er schiebt es zuerst auf sein graues Haar, das die Weiber hassen, und er äussert sicli darüber nicht höflicli. Aber aus dem nächsten Gedichte, im Frühlingsanfang verfasst, geht hervor, dass er Schuld auf sich geladen hat, und dass sie seine Busse nicht annehmen will (63, 14 ff.). Und in 63, 20 ff. macht er Versprechungen, er will sich hüten, etwas ihr unangenehmes zu sagen fdaz ich ir iJit spreche ze leide). Er fürchtet sie wie das Kind die Ruthe. Gruppe (V) 63, 28 — 64, 33. Der Dichter ist getrennt von der Geliebten 63, 36. 64, 25. Der Rhein fliesst zwisclun ilinen (64, 23). Er ist getrost und guten Mutlies, der Treue seiner Dame sicher. Sein Verhältniss zu ihr besteht schon längere Zeit, er hat se , lange gelobt' (63, 29). Sie hat es verstanden, die huote zu betrügen (64, 5). Der Dichter muss im Frühling fort (64, 25). Im Winter hat er gute Hoffnimg auf Minne, er redet wie einer, der sicheren Besitz nur wieder anzutreten brauclit (64, 30 ff.), er befindet sich wohl auf der Heindcchr. Gruppe (VI) 64, 34 — 66, H. 60, 21 — 2S. 66, 1» (17, 2. Ein ganz anderes Bild. Der Dichter ist sehr unzufriedtüi : er liebt, wo seine Minne ebenso wenig zur Geltung kommt wie der Mond neben der Sonne (65, 2). Er hat sich gegen die; hoisen zu wenden, welche Birnen auf den Buchen suchen, d. Ii. wohl ihn verdächtigen, ohne dass Grund zum V(n-daclite vorliegt (65, 11). Er hat über solche zu klagen, welch.' der Minne früher dienten, ihr aber jetzt sich entziehen ( unter dem Masse, und wenn man die Gruppen (V) und (VI) zusanunen- fassen darf, so würde das 124, d. h. um 4 mehr als 2 X '•'^^ ergeben. Die 70 Zeilen der Gruppe (II) sind inüylielierweise nicht ursprüna^lich: so wie die drei Strophen ihrtss letzten CJe- dichtes dastehen, fällt die dritte ab, vielleicht war sie eij^cnt- lich bestimmt, die zweite mit ihrer übennässii^ deutlichen Sprache zu ersetzen. Doch lege ich auf diese Bemerkung; natür- lich kein Gewicht: wenn lyrische Gedichte von verschiedenen Strophenformen in ein Buch von bestimmtem Formate gebracht werden sollen, so kann das nicht glatt ausgehen. Ich meine also, dass wir das bekannte Normalmass von 30 Zeilen auf der Seite (Deutsche Studien 1, 303) auch hier voraussetzen dürfen. Darnach würde sich die ursprüngliche Gestalt des Liederbuches so darstellen : I (II) ein Blatt mit 70 Zeilen, II (III) ein Blatt mit 60 Zeilen, ™ ^^H Doppelblatt mit 124 Zeilen, V (I) ein Blatt mit 60 Zeilen, VI (IV) ein Blatt mit 55 Zeilen, VII (VII) ein Blatt, wovon blos die Vorderseite be- schrieben, 30 Zeilen. Die äussere Form wird nach aller Analogie die gewesen sein, dass I mit VI, II mit V zu einem Doppelblatte verbun- den waren, die in einander lagen: zu innerst lag dann das Doppelblatt III - IV. Angehängt war Blatt VII, möglicherweise ein äusserstes umgeschlagenes Doppelblatt, dessen andei-e Hälfte dann ganz leer gewesen sein müsste. Die gegenwärtige Ordnung ist, wie man aus den emge- klammerten Zahlen sofort ersieht : V, I, II, VI, III, IV, \ II. Mithin ergab sich die gegenwärtige aus der ursprünglichen Ord- nung in folgender AVeise. Das innerste Doppelblatt wurde heraus- genommen und vor VII eingelegt; das Doppelblatt II— V ausein- andergerissen und das zweite Blatt, nämlich V, vor I geschoben. Das Schlussgedicht, das augenscheiulicli für den Schluss einer Sammlung von Minneliedern gedichtet ist, scheint mir zu )10 Sc her er. beweisen, dass Heinrich von Veldeke selbst die Sammlung veranstaltet hat. Man muss dann wohl annehmen, dass er selbst im zweiten Liede die Strophen wegliess, welche A vor BC voraus hat. Mir scheint das Gedicht in der kürzeren Fassung zu gewmnen. Auch von seinen frühesten Liedern dürfte er in der Samm- hmg manche unterdrückt haben. Die rasche Entwicklung des Verhältnisses fällt auf, man würde schon von selbst vermuthen, dass uns einige Gedichte fehlen, welche sich in die Gruppe I (II) einreihen müssten. MF. 67, 3o und ()8, 6, beide in A er- halten, giihiiren wirklich dahin. §• 10. (1 h r 0 II 0 1 0 g i e. .K\n Heinrich von Stcveiiing und Rietenburg war Burg- graf von Uegens])urg von 11(51 au; sein Sohn Friedrich von llTCi bis um 1181; von da an Friedrichs Bruder Heinrich, der 11S4 starb.' (MF. S. 232.) Dass an dem Hofe des älteren Heinrich (llGl bis c. 1175) und über seine Zeit hinaus der Anonymus, Verfasser des zweiten 8|)ervogeltones, gedichtet habe, ergab sich mit Wahrscheinlich- keit Deutsche Studien 1, 20,'} f. \V:ir dieser Heinrich der , Burggraf von Hegensburg' unserer Minne.singerhaiulschi-iften? Mit andern Worten: verhalten sich die beiden Dichter, der vierte und fünfte des MF., der ältere ,Burgi;-raf von liegensburg' und der jüngere , Burggraf von Rieten- linr^'- verhalten sie sich als Vater und Sohn zu einander oder haben wii- (^nen älteren und einen jüngeren Bnuler vor \ms? bh veiiiuithe das letztere. Zwischen Vater und Solm wäre der AIjstand dei- Technik, IVIanier, Gesinnung niclit gross genug. Dir ähere Heiniich i 1 Idl -1 175) gehörte zur Generation des Anonymus Spervogel, er musste in seiner Weise dicliten, wenn ] und es ist dies, wie mir scheint, iini so erwünscliter, als \vii- im Uebrig-en von einigen Urkunden abgeselien, liii- l.iiski's Bio- g-raphie fast bloss auf die Correspondenz si;ines Gegners Tomicki in den Actis Tomicianis angewiesen warm. Denniaeh ist auch heute das Material noch viel zu lückenhai't und unsere Kenntniss der Zeit, in welche Laskis Leben liel, zu ungenügend, als dass ich, indem ich im Folgenden die mir erreichbaren Nachrichten über ihn zusammenstelle, damit mehr als einen kleinen Beitrag- zu einer dereinst zu erwartenden Biographie dieses Staatsmannes zu liefern hoffen dürfte, den man zugleich als Commentar des Testamentes selbst betrachten nuiff. Was sonst zur Erläuterung- des letztern diente, dem biographischen Rahmen jedoch nicht eingefügt werden konnte, wurde in An- merkung-en verwiesen; endlich suchte ein Namenregister die Benützung- der Urkunde zu erleichtern. Johannes Laski stammte aus der Landschaft Sicradz, wo das Erbgut der Familie Lasko lag, dessen Name jetzt ver- schollen ist und aus dem Wappen Korab. ' Zu seinen Ahnen zählte der Krakauer Bischof Johann Radlica.'- Als sein Geburts- jahr wird 145(3 ang-egeben.-' Der Vater hiess Andreas.' Laski selbst ■'' bezeichnet den Krakauer Dommherrn und Archidiacon von Kurzelow, Dr. Decr. Andreas Gorra (von ^iikolajewice), der zu Anfang- des J. 1474 zu Krakau zum Magister der treien Künste promovirt wurde, als seinen Lehrer.'' Dagegen kommt Laski selbst im Verzeichnisse der Studenten und Promovirten dieser Universität nicht vor. 1 B. Paprocki, Horhy rycerstwa Polskiego. (Wyd. K. J. Turowskicgo. Krakow 1858) str. 586. Testament ä2 a. 46 h. Korab Ijodciitct «cliitl". 2 1382 (?) — 1392. Der ihm von L. gesetzte Grahstein trägt die Insi-lirift: jjoanui de Radlica doetori, episcopo Cracou. i)ruauo suo'. Vgl. Letowski, Katalog bisk. Krak. III, 280. 3 F. M. S.(obieszczaiiski)'s Artikel: Jan Laski in der encycl. powszei-lin.-i. Letowski 1. c. III, 276, beide ohne Quellenangabe. * Nicht Johannes, wie es in der encycl. powszechn. hei.sst. Vgl. Testament Ib. — 1497 war derselbe nicht mehr am Leben. Vgl. 2 b. 5 Testament 20 b. ö Vgl. Letowski I. c. II, 265 mit der Inschrift auf dem iliiii \> Lctowski 1. c. III, -282. 2 Testjiiii. 3 a. ^ Cnimcr, liei Pistorius 11, H21. ' Testaiii. 7 lt. •' In fliost'in Sinne wird es dann /,n nchnieo sein, wenn Wapowski 1. e. ji. 10 ans Anlass seiner Hefiirderuni;- zum obersten Kanzler (1Ö02) Ij. als ,nnilti)s annos in regia eaiicellaria exorcitatus' bezeichnet. " Tost;ini. II a. ' Ebunda y.n Hetfinn, -1 a. ^ Ebenda ;"> li H'. vkleidete Gregor von Lubrancz diese Würde. Vgl. voll. legg. 1, 241. '" H. Oct. 151)1. Rzyszczewski et Muczkowski, Cod. dipl. Pol. I. 356, nr. 196, " Vgl TesUun. 7 b. li Ebenda 3 a. Johannes Laski, Erzbiscliof von GneBen. ')'2'.\ 1494 nach Rom, um Krzeslaw das Bistimm zu crwirkcii.' Er traf hier in den letzten Tag-en des Jalires ein. da die ein- rückenden Truppen Karls VIII. den Aufenthalt in der Stadt ungemein vertheuerten.- 1497 g-ing er als Gesandter nach Flandern,* 1500 aus Anlass des Juhil.Hums zum zweiten Male nach Rom,^ und dehnte wahrscheinlich die Pilirerreise I)i8 Jerusalem aus.'' 1501 kehrte er aus Rom zurück.'' Am 17. Juni 1501 starb König- Johann Alln-cciit. Im (u;- fülg-e seines Bischofes wohnte Laski dem Waldlandtage zu Pioti'kow und ohne Zweifel auch der Kra: ,Cypryssoua . . peregrinacionis Jerosolimitane', viel- leicht auch eine dritte 48 a: ,Tacia argille ex terra Kgipti' ziemlich deutlich hin. Die Pilgerfahrt hieher zu stellen, veranlasst mich Voigt'« (Gesch. Preussens IX, 265) Bemerkung, dass damals aucli viele Pre(isf.en die Romfahrt mit einer Reise nach Jerusalem v<-rl)anden. Auch Dhig..sz that einst dasselbe. Vgl. meine Poln. Geschichtsdir. im MA. 212. 6 Testam. 8 b. ■? Bei Pistorius 249. Darnach Wapowski 1. c. 19. ** Das Testam. 9 a: ,feria 4. rogacionum' d. i. I. Mai. 9 Der in Polen damals üblichen italienischen Stundenzählmi-. Vgl. meine Geschichtschr. Polens 168 Anm. 4. 10 Demnach hatte Laski auf die Probstei inzwischen resignirt. ^94 Zeissberg. durch Alter der andere durch Krankheit verhindert, nicht begleiteten, wurde auf Betrieb des Reichssenats Johannes Laski, Canonicus von Krakau, um die Stelle des abwesenden Kanzlers und Vicekanzlers bei dem König- zu versehen, von der Würde eines Hofkanzlers des Bischofs Krzeslaw von Wloclawek zu der eines königlichen Secretärs erhoben, indem ihm der König- seinen Siegelring an die Hand steckte und er in Friedrichs und dei- übrigen Prälaten des Reiches Hände in Gegenwart des Königs jenen Eid leistete, den die Senatoren des Reiches zu schwören |)flcgen/ Die Eidesleistung erfolgte am 12. März.i Die Stellung Laski's als , obersten Secretärs^ ^ ^gs Königs, wie er sich fortan bezeichnete, war eine Neuerung, die erst durch das Statut zu Piotrkow von 1504 ^ geregelt wurde. Als solcher hatte er den Anspruch, die geheimen Expeditionen ein- zusehen, welche sonst nur dem Kanzler und dem Vicckanzler initgetheilt zu werden pflegten. In seiner neuen Stellung begleitete Laski den König über Sandomir,"" Korczyn '' und Lublin'' nach Litthauen," wo er noch im folgenden Jahre (1503) sich befand.^ Da am 5. April 1503 der Reichskanzler Krzeslaw starb, erhielt Laski auf dem Generallandtag zu Lublin, der auf den 28. October einberufen ward, diese Würde.-' ' Testiuii. ;t a. - jSnpreimis scci-otarius'; dies ist auch der Sinn des Ausdruckes: ,priuio' sc. secretario in Akta grodzkie II, 239 nr. 132, der daher niclit, wie Liske im Index annimmt, sich auf ,decanus' bezieht. 3 Voll. legg. I, 296. * 27. Mai. Akta j^rodzkie II, 239 nr. 132. •' Hl. Mai auf einem Convcnt daselbst. Der König incorjjorirt auf Krzoslaw's und Laskis Ritten und mit Einwilliguno- des Posener Biscliofs Joliann VOM i.uhran/. der Kirche Wloclawek als Ersatz für die Ansprüche des ilorti^a 11 Cai)itels auf die Probstei S. Micliael auf dem Wawel in Krakau die in der Posener Diöcese gelegene Kirche Gambyn. Mathias von Miechow 2.öö. vgl Scriptores rermn Polonicaruiii, T. II. Cracoviae 1.S74. p. 283. '■' II. .Juni. .\kta grodzkie 11, 242 nr. i:i3. " 17. .Juli zu Ndwogrodek. Cod. dii)l. Masoviensis 322 nr. CCLXXII. " Risclu)«-. Urkk. z. Gesch. d. Armenier in Lemberg (Arch. f. k. österr. Gesell, «/ncii. XX.XIIj nr. XIX. (21. Febr.) Testament 10 a: ,feria II. carni.spriuii'. "^ Nicht erst löOö, wie die Encycl. powszechna annimmt. Vgl. Mathias de Miechouia 1. e. 249, Wapowski 1. c. 02. Den Winter brachte L. mit dorn Kiliiige (vgl. Cromer 1. c. 827) in Krakau zu. Vgl. Testam. 11 b. Johannes Laski. Erzbischof von Gnesen. 525 Laski fand nun mehrfach Gelegenheit, sich mn lüich und König verdient zu machen. So gehing es seinen und des königlichen Beichtvaters Johann von Oswiccini vereinten Be- mühungen, Alexander gegen Michael Gliiiski's hoinitückischen Rath von der beabsichtigten strengen Bestrafung einiger litthaui- scher Barone abzuhalten, die es aus Hass und Misstrauen gegen den letzteren gewagt hatten, der Verleihung der Starostei Lyda an dessen Verwandten ihre Anerkennunü- zu vei-sa"-en. Als Alexander die Barone nach Brzesc zur Verantwortung vor sich lud, und das Gerücht sich verbreitete, dass der König sie im Bug ertränken lassen wolle, war es Laski, der den litthauisehen Grossen rieth, nur unter Verbürgung ihrer persönlichen Sicher- heit vor dem Könige zu erscheinen. Ja Laski drohte, Brzesc zu verlassen und in das .Reich', dessen Kauzler er sei, zurück- zukehren, um nicht an einem Gewaltacte theilzunehmen. In der That begnügte sich Alexander damit, einem der vorzüglich- sten Gegner Gliriski's das Palatinat Troki zu entziehen und es Nikolaus Radziwill zu verleihen.' Auf Wunsch des Generallandtages zu Radom, der auf den 30. März 1505 einberufen wurde und bis zum ol. Mai desselben Jahres währte,- beauftragte; König Alexander seinen Paprocki, Ilerby 108. fiocianu wohnte er in dossen Gpf()lf,'e dem Geiioral- couveiit zu Piotrkow bei, der vom 21. Jan. l)is zum 13. März 1.004 währte (Voll. legf:^. I, 294. Vgl auch die Urkk. vom 4. und 14. März in L. Kod. dypl. Mazowski 325, 327, ur. CCLXXIV. CCLXXVL), und begleitete über Brzcsc (1. April; Muczk. et Rzyszczew.ski, C. d. P. II, '.172 nr. t5.S7 Wuttke, Städtebuch S. 76.) den König nach Polnisch-Preussen (22. und 26. April. Thorn, Muczk. et Rzy.szcz. 1. c. 1)75 m-. 638. 582. nr. 435. 25. Mai Danzig, SS. rer.Pruss. V. 451. 17. Juni Marienburg, Dogiel, Cod. dipl. P. IV, 180. nr. 141). Von da kehrte Alexander zu Ende des Sonuners nach Krakau zurück, (Urk. vom 12. Nov. Nakielski, Miechouia. Cracouiae 1634. pg. 572. vom 26. Nov. 1504 in Stronczyn.ski, Wzory pisni dawnycli. Czesc I. Warszawa 1839 nr. 75, 76.) das er am 21. Januar 1505 verliest, um sich nach Brzesc zu begeben. 1 Math, de Miechov. 248. Wapowius 1. c. 55. Cromer 828. Warnka, St. De ducis Michaelis Glinscii contra Sigisinundiun regem Poloniae et M. Duceni Lithuaniae rebellione (1507—1508). Diss. inaug. Berolini 1868. p. 19, 20. 2 Voll. legg. I, 299. Demnach wird auch in Bischoff, Urkk. z. Gesch. d. Armenier XXI. statt: ,In conuencione generali Sandomiriensi' vielmehr ,i. c. g. Radomieusi' zu lesen sein. Urk. von h. ausgefertigt auf dem Convent zu R. 29. Mai bei Stronczyiiski 1. c. nr. 78. . 526 Zeissberg. Kanzler mit der Sammlung der Statuten des König-reiches/ welche Arbeit schon am 2 verliess der König die Stadt, die er nicht wieder sehen sollte, und hielt im Januar 150(5 einen Generalconvent zu Lublin ab, '' von wo er mit Laski um Gregor (12. März) nach Wilno aufbrach. " Hier geriethen Laski und Michael Glii'iski neuerdings heftig an- einandt;r. Den Aulass gab die Krankheit des Königs, der an der Fallsucht litt. Der König, dessen Zustand sich täglich verschlimmerte, entschloss sich zuletzt, einen als Quacksalber verrufenen Arzt — Prophet Baliiiski nannte ihn die aber- gläubige Monge — an sein Krankenlager zu berufen. Baliiiski Hess im Schlosse zu Wiluo sogleich ein heisses Kräuterbad bereiten und gab dem Könige Malvasierwein zu trinken, ,was bei Fallsucht von allen Aerzten untersagt wir(P. Da Alexander sich darauf ikkIi schwächer fühlte, forderte Mathias von Blonye, der ktinigliche Leibarzt, den Kanzler auf, gestützt auf seine und des , Reiches' Autorität den ,Pseud()medicus^ vom ?Iofe zu entfernen. Dass Gliiiski sich (l«js fremden Arztes annahm, konnte nui- bi wirken, dass in den p(dnischen Käthen Verdacht entstand, denn damals schon glaubte man, dass Gliiiski nach ' Der Auftrag fies Königs ans dem ,eoiumuiu' . . iiriuili'^iimr in voll. Icgg. I, •.ii,:i. - Der vollständige Tit.) nennt statt Katharina deren Schwester Anna, die aber zur Zeit nicht mehr ,uirgo', wie er sie bezeichnet, sondern Gemalilin des Landgrafen Willielm von Hessen-Cassel war, der am 11. Juli 1509 starb. 6 Decius 1. c. 306. Die Nachricht von Bogdan's Einfiül crliielt Sigismund nach demselben Anfangs Juli. " Acta Tomic. I, 31. Testam. 16 b. 17 a. b. Nach Wapowius I.e. 8G waren die Gesandten bereits nach Posen gelangt. .34* ^2Q Zeissberg. Bogclan imd wurde von Lenaberg, wo der König am Fieber erkrankte, am 15. November mit anderen Baronen nach Kamieniec zum Abschluss eines Friedens mit dem Wojewoden abgesandt, der daselbst am 17. Januar 1510 zu Stande kam. ' Unmittelbar darnach reisten Laski und Nicolaus Firley von Dambrowicza, Palatin von Lublin, nach Ungarn ab, um dem dortigen König dies Resultat mitzutheilen , wurden jedoch unterwegs zurückgerufen, - worauf Laski dem Generalconvent zu Piotrkow -^ beiwohnte und von da dem Könige nach Krakau folgte. ^ Das Jahr 1510 bildet einen neuen bedeutsamen Abschnitt in Laski's Leben. Am 20. April desselben starb nämlich Andreas I. Roza von Boryszewice, Erzbischof von Gnesen, dem Laski in dieser Würde folgte. Doch ging die Sache nicht ganz glatt vor sich. Andreas war bereits Erzbischof von Lemberg gewesen, als er 1503 den Gnesener Stuhl bestieg. Vermuthlich also in Jahren schon vorgerückt, ging er bereits 1504^ mit der Ab- sicht um , Laski zu seinem Coadjutor zu erheben , womit sich für diesen die Hoffnung, ihm als Erzbischof zu folgen, ver- band. Die Erlaubniss des Königs hiezu ward erwirkt, Wcährend in Ivom das Gesuch auf nicht näher bezeichnete Schwierig- keiten stiess. Doch, iiTCn wii- nicht, so leiten uns leise An- » Acta Tomic. I, 33, 46, 57. Vgl. Dogiel, C. d. P. I, Üü6 Testain. 16 ;i. 17 b: .Ivcgiam Maiestatem secutus in Russiam.' - üecius 1. c. 308. Acta Tomic. I, 62. Da letztere Stelle einer Rede eiit- nomiiicn ist, die Tomicki noch im Laufe dieses Jahres als Gesandter vor Kiiiiig Wladyslavv lilclt, so muss die Annahme Pray's aniial. P. IV, 330, dem Katona Hist. critica XVIII, 1596 folgt, dass L. und Firley wirklich ilcii ungarischen König hegrüssten, wohl verworfen werden. Wapowski 1. c. 94 bringt die Reise mit dem beabsichtigten Türkenzuge des Papstes Julius II. (vgl. <.)-2) in A'erbiiidung, und lässt sie im Auftrage des General- convents zu Piotrkow erfolgen. Derselbe Autor erwähnt p. 97 noch eine zweite Reise Laski's und Firley's nach Ungarn, die denselben Gegen- stand betroflcn liätte und nach dem später zu nennenden Posener Tage (24. Juni) erfolgt sein müsste. 3 2. März lölü. Hischoff, Urkk. z. Gesch. d. Armenier in Lemberg XXIII. * Dogil I, 355. 19. März. '' Testiun. 1 1 b. Jülianiies I.aski. Eizliiscliof von (iiiosen. r)3 1 deutung-on auf die Spur der Personen, welche damals d.-ni Plane entgcg-enwirkteu. Zur Zeit, da Laski und sein Erzbischof in Koni dnwh den königlichen Secretär Dr. Niculaus Czepel ' ihre Ahsieht zu erreichen suchten, befand sich in des Köniü-s Aul'ti-aa-e «du Mann daselbst, der sich durch Talent und Glück aus niederen» Stande rasch zu einflussreicher Stellung- emporgeschwungen hatte. Es war dies der Plocker Bischof Erasmus Ciolek oder wie er sich lateinisch nannte Erasmus Vitcllius. Zu Krakau aus unedler Familie entsprossen , - angeblich eines Musikanten Sohn, ^ gewann er selbst als Knabe durch Gesang und Saitenspiel die Gunst des musikliebenden ' Alexandei-s, damals Grossfürsten von Litthauen, der sich desselben annahm und ihn zu weiterer Ausbildung- nach Krakau und Bologna sandte. Zu seinen Gunsten umging Alexander, da er König wurde, eine aus Johann Albrechts Zeit (149()) stammende Ver- fügung, '^ wonach im Allgemeinen nur Adelige von beiden Eltern zu höheren geistlichen AVürden gelangen sollten, da- durch, dass er ihn in die Familie Sulima aufnahm und aus seiner Kanzlei zum Bischof von Plock erhob (1503). p]in Mann , wie dieser, war dem Adel, der ihn als frechen Ein- dringling betrachtete, ein Dorn im Aug-e; naturg-emäss gewann dieser Hass alsbald eine über den einzelnen Gegner hinaus- reichende priucipielle Bedeutung-. Schon der Kastengeist, der den polnischen Adel in so hervorragendem IMasse erfüllte, würde es durchaus wahrscheinlich finden lassen, dass auch Laski auf der Seite der Gegner Cioleks sich befand, als man in Polen, und zwar vor allem die durch ihn schwer beleidigte Königin-Mutter, die Habsburgerin Elisabeth, seine Abwesen- heit benützte, um auf dem Generallandtage zu Radom (löOf)) die ältere Verfügung von 1496 durch eine neue zu verschärfen, deren Spitze deutlich gegen Ciolek gerichtet war und du, wenn auch ohne rückwirkende Kraft, dennoch den nach noch höheren Ehren geizenden Bischof von deren Erlangung aus- schloss. 6 Allein es fehlt auch nicht an sonstigen Anhalts- 1 Testam. IIb. ^ Janociana II, 83 ff. ^ Acta Tomi<-. VI. b'J ,fidicini filius'. ' Math, de Miechouia 254. '" Voll. legg. I, 262. 263. 6 Ebenda 302. K09 Zeissberg. i)iinkten dafür, dass Laski damals mit Ciolek bereits ge- Lroclien hatte, und dass diejenigen wohl Recht haben dürften, welche jenem einen hervorragenden Antheil an dem Zustande- kommen des Radomer Beschlusses vindiciren. Laski hatte zur Betreibung seiner Angelegenheit (der Coadjutorie) dem in Rom weilenden Dr. Czepel viertausend Gulden angewiesen, die jedoch dieser und Ciolek vielmehr zur Deckung ihrer eigenen Bedürfnisse verwendeten. Zu diesem Umstände, den wir aus dem Testament ' erfahren, trat ein zweiter Anlass zum Bruche, den ebenfalls Laski selbst in späteren Jahren in einem Schreiben 2 an den König anführt. Darnach soll Laski, als er noch mit Ciolek zusammen am Hofe Alexanders lebte, jenem versprochen haben, ihm in der Erlangung des Bisthums Plock nicht hinderlich zu sein, wo- gegen dieser Laski bezüglich der Probsteien zu Leczyc und des h. Michael (vermuthlich jener auf dem Wawel) ein Gleiches zugesagt, aber ,uach Bauernart' nicht gehalten, vielmehr andere oreiren ihn auftcestachelt habe. Sollte da nicht die Vermuthung »""Ö gestattet sein, dass Ciolek auch bezüglich der Coadjutorie in Rom Laski entgegenwirkte, und diese wenn auch wahrscheinlich nicht sich, so doch dem Posener Bischof Johann von Lubrancz, von dem wir bestimmt wissen, -^ dass er nach derselben trachtete, zu verschaffen suchte um vielleicht selbst das Bisthum des letzteren zu erlangen? Wie es sich indessen auch damit verhalten mag, jedenfalls erreichte Laski, was er wünschte, für's Erste nicht ' und musste sich mit der Probstei Srede im Posener Sprengel begnügen, die ihm auf König Alexanders Präsentation der Papst am .■50. September 1Ö0(J verlieh.-^ Gleichwohl bewarb sich, spätestens zu Anfang des Jahres lüÜü," Laski auf des Erzbischofes Antrieb neuerdings zu Rom ' Tost.-inicnt. 12 a. 2 Acta Tomic. VI, 58. '' Testam. i»! a. ' T.'staiu. 11 I). * Tl.iiiinr. Mununi. II, 8-_>:5 nr. CCCLIV. 28. Mai 1507 wird Laski als Probst von Posen (Dogiel I, lOö nr. 41) 1. April löOl) als Probst von Posen iiiiil Plock (ebenda 113 nr. 43, vgl. auch I, 355) bezeichnet. Nach den Act. Tomic. I, ()'.) bcahsiclitio-te L. 1510 für den Fall, dass er Erz- bischof würde, auf die Probsteien Posen und Srcdc zu Gunsten seines Bruders Andreas zu verzichten. « Testam. 14 a. Johannes i,aski, Hizljiscliof vim Gnescn. 5''5.') um die Coadjiitorie, ^Yorauf er einen Ansprucli allerdings inso- ferne erheben konnte, als das Statut von Piotrkow (1504) ' be- stimmte, dass der Kanzler und der Vicekanzler jeweilig; diu erste Expectanz auf vacantc Krzbisthümer, Bisthümer und andere Beneficien haben sollten. Zwar änderte Sigisnumd auf dem Convent zu Krakau (1507) - diese Bestinunung- dahin al), dass es in Zukunft dem König- überlassen bleiben sollte , die Kanzler nach Verdienst, bei passender Gelegenheit und wie es dem Staate fromme, zu befördern. Doch gab er zu Laski's Bewerbung- in Rom seine Zustimmung-, wie wii- daraus schliessen müssen, dass, als nun die päpstHche Provision wirklich er- folgte,"' der Kanzler den Titel ,Coadjutor' unbeanstandet in königlichen Urkunden sich beilegte. ^ Strenge genommen war jedoch hiemit, wenigstens nach der Auffassung des Königs und seiner Umgebung, die wesentliche Frage, ob nämlich der ,Coadjutor' dereinst dem Erzbischofe folgen werde, nicht ent- schieden. Denn wenn auch Laski als Coadjutor des Ver- storbenen hierauf den nächsten Anspruch hatte, so heisst es doch in einem kurz nach Roza's Tode (28. April) an Peter Tomicki gerichteten Briefe: ,Wem die erzbischöfhche Würde zu Theil werden wird, ist völlig ungewiss und ausser dem König und wenig eingeweihten Personen unbekannt',-"' und Tomicki selbst« spricht von grossen durch die Besetzungsfrage hervorgerufenen Zerwürfnissen, meint aber doch zugleich, dass der Kanzler in nächster Zeit Erzbischof oder wenigstens Bischof werden dürfte. Da Johann von Lubrancz, wie früher 1 Voll, leg-g. I, 296. Als Kanzler genoss L. aucli ein Müiizprivileg. Vgl. T. X. L., Trzy rozdzialy z historyi skarbowosci w Polsi-e 15U7- 15o2. Krakow 1868. str. II. 2 Voll. legg. I, 3ü9. 3 Testam. Üb. wird dem Eintreffen derselben aus Rom im Juli oder August 1508 entgegengesehen. ,Bald darauf scheint sie erfolgt zu sein, da Decius 1. c. 305 bei Gelegenheit des Zuges wider Glii'iski, in Zusammen- hang mit welchem l.. obiges bemerkt, diesen als ,tuuc cancellarius regni paulo post archipiscopatus Gnesneusis coadiutor' bezeichnet. i Unter den mir bekannten zum ersten Male in einer Urkunde vom 1. April 1509. Dogiel I, 113 ur. 43. Roza bestimmte für L. als Coadjutor ein Einkommen von 60ü Ducaten auf die Clave Opatowiec. Vgl. Lotowski 1. c. II, b. 76. 5 Acta Tomic. I, 66, ^ Ebenda I, 69. F^^A Zeissberg. SO auch jetzt Laski entgegenwirkte ' und der König anfangs schwankte, - so wäre Tomicki's Aesserung vielleicht in dem Sinne zu deuten, dass zunächst der Plan bestand, den Gnesener Stulü dem Posener zuzuwenden und Laski auf den Sitz des letzteren zu befördern. ,Doch', sagt Laski, , wurde schliesslich die apostolische Provision beachtet/-^ Am 24. Mai* wurde er vom Könige als Erzbischof bestätigt; am 7. Juni gab er ge- mäss einer Bestimmung des Generalconvents zu Piotrkow (von 1504)'' das Siegel ab. '^ Vergebens setzte der Posener Bischof noch einige Zeit seine Bemühungen fort, um Laski's Erhebung rückgängig zu machen, drohte ihm sogar mit Jakob's von Sienno Schicksal, " endlich aber söhnte er sich mit dem Gegner aus, in dessen Testamente er bereits 1513 unter den Executoren begegnet. ^ Abgesehen von einer Synode, die Laski zu Martini 151U zu Piotrkow mit seinen Suffraganen abhielt, '^ und die u. a. Johann Turzo für die Breslauer Diöcese verkündete,'" und ab- gesehen von einzelnen Landtagen, auf welchen Laski als erster geistlicher Reichsfürst zu erscheinen verpflichtet war, sind es in der nächsten Zeit vor allem die preussischen Angelegen- heiten, besonders der Streit zwischen König Sigismund und dem Hochmeister des deutschen Ritterordens, denen wir die liilufige Erwähnung Laski's verdanken. *' So musste auf dem Reichstag zu Piotrkow (1509) Laski als Kronkanzler an die preussischen Abgeordneten die Auf- forderung richten, an den Verhandlungen der Versammlung tlieilzunehmcn. '- ' Testam. 21a. -' Ebenda 17 b. -JS b. 39 a. 3 Ebenda 17 b. 3'.» a. * So Acta Tomic. I, 5ß. Nacb Decius 1. c. 309: 23. M;n. ,Fcria 4. fcsti s. Stanislai in Muio' (Muc/.k. et Kzyszcz. C. d. P. III, 471. nr. 230) hoisst L. ,elcctus confirniatus ecclesie Gnezuensis'. '- Vull. logfj. I, 290. « Acta Tomic. I, 50. " Tcstain. 21 n. ^ Ebenda 23 a. » Acta Tomic. I, 107, 110, 123. '" Montbacli, SUitiita syuodalia dioecesana s. eccl. Wratisl. 2. ed. Wr. 1855. ].. 11.') tr. " Vgl. für da.s folfrcndo im AUgemoinen: H. Goldberg, Zwanzig Jahre ans der Hfgicrnng biM^i.smuud's I. Kiinigs von Polen anf Grund der Acta Toiniciana, Inaiig. Diss. Leipzig 1870. '^ L. Prowe, Westpreussen in s. geschiclitl. Stellung zu Deutschland n. Polen. Thorn 1808. S. 40. Johanues Laski. Kizbiscliof vuu Gneseii. Mii") Um die Mitte des Monates Juni' lölO treffon wir den neuen Erzbiscliof auf der lieise durch seinen Surcnüel ii.ul prc '»^ II Posen; denn dort sollten am 24. desselben i\[onates aiii" des Kaisers Vorschlag- Bevollmächtigte des Papstes, des Kaisers, des Ordens, Ung-arns und Polens tagen, um den Streit zwischen König; Sigisnmnd und dem Grossmeister des deutschen Ordens, betreffend die Leheushuldigung des letzteren , beizulegen. - Laski befand sich unter den polnischen Gesandten. ,Kr tritt', heisst es in einem damals vom Hofe au Tomicki gerichteten Briefe Johann Zambocki's, •' ,sehr bescheiden auf; möge das immer so bleiben. Denn am Tage seiner Weihe versöhnte er sich mit meiner Wenigkeit, da er mich für feindlich ge- sinnt hielt.' Nach dem Scheitern der Posener Verhandlungen ' be- schäftigte die Ordenssache den Generalconvcnt, den der König- am Feste der Erscheinung 1511 zu Piotrkow^ eröffnete.'* Den Anlass hiezu gab der am 14. December 1510 erfolgte Tod des Hochmeisters Friedrich und die iu Aussicht stehende Wahl Albrechts von Brandenburg zum Nachfolger. Laski, der auf dem Reichstage zug-egen war, forderte hier die mit ihren Söhnen gleichfalls anwesende Herzogin Anna liadzjwilluua von Mazowien, Witwe des Herzogs Semowit im Namen des Königs auf, mit ihrem Lande zu der von der Versamndung beschlossenen Contribution beizusteuern. ' Ferner wurde er beauftragt in König-s Namen für Polnisch-Preussen einen Con- 1 , Circa Idus lunias' Acta Tomic. I, 79. - Acta Tomic. I, 54. Vgl. Voigt. Gesch. Preussens IX. 381 ff. 3 Acta Tomic. I, 79. Die Verhandlungen zu Posen währten ilnifh vier Wochen. (Acta Tomic. I, 83: ,usque ad festiun s. Magdalene' (•_'•_'. Juli); doch muss L. bereits früher Posen verlassen haben, da ihm der König brieflich von der Auflösung des dortigen Tages Kenntniss gab. Vgl. Aetji Tomic. I, 96. — Testam. 20 b: ,Virgini Powiczka -2:^0 nirc. Po/naiiie in conuencione cxpositas'; die Schuld war lülO contrahirt (vgl. 1» by. ■* Ueber diese selbst vgl. Wapowius 1. c. 9.5. 5 L. wohnte auch einem zwischen dem ß. u. 24. Dec. 15 10 abgehaltenen Particularconvente zu Sroda bei, welcher gleich der Synode zu Pi..tik..w auf den Generalconvcnt vorbereiten sollte. Vgl. Acta Tomic. I. I '.'^ ur. CLII, CLIII 131. nr. CLIV. 6 Acta Tomic. I, 133. ' Ebenda I, 147. q'^{] . Z 0 i s s b e r g. vent ZU Danzig am Ilimmelfalirtstage (29. Mai) zu eröffnen, um das Land gegen den Orden in Vertheidiguugszustand zu setzen ' zu welchem Behufe Laski auf dem einberufenen Tage den Capitän von Älarienburg mit einer Conscription Preussens beauftragte.'- Unerledigt gebliebene Punkte sollten von Laski auf einem zweiton Tage zu Mai'ieuburg (24. Aug.) verhandelt werden. '^ Auf der Rückreise von Danzig traf Laski zu Marien- werder mit dem Bischöfe von Pomezanien Hieb von Dobenek zusammen, mit dem er den Streit zwischen dem Orden und Polen besprach. Es war vermuthlich eine Folge dieser Unter- redung, dass bald darnach Hiob die Meldung erhielt, Sigis- mund sei entschlossen gewesen, mit WaflFengewalt in Preussen einzubrechen, sei aber auf den Path des Erzbischofes davon abgestanden und erwarte jetzt zu Krakau eine geziemende Ge- sandtschaft der Regenten Preussens, die ihn um eine neue Verhandlung zur Beilegung des Streites ersuchen solle, in welchem Falle er veranlassen werde, dass namentlich der Erz- bischof von Gnescn und der Bischof von Pomezanien dieser Verhandlung beiwohnen sollten. Wirklich ging eine preussische Gesandtschaft nach Krakau ab und erhielt dort vom Könige den Bescheid, er wolle auf Laski's Gesuch noch einmal den Weg friedlicher Ausgleichung versuchen und dazu einen Ver- handlungslag zu Thorn im December anordnen. ' Zu Ende dieses Jahres (13. Dec.) treffen \\ir denn auch wirklich den Erzbischof zu Thorn, wo er im Verein mit den andern Bevollmächtigten Polens ■'' mit den Abgesandten des deutschen Ordens tagte. " Unter andern erklärte hier Laski füi- (l(;ji Fall, dass von Seite des Ordens der Vorschlag der i'ulen , iln-en König zum Grossmeister zu erheben, an- genommen werden sollte, sich seinerseits bereit, dem Hoch- meister sein Erzbisthiim zu übergeben. ' Doch war das An- ' In^triKtion : ActuTomic. I, lO.s. Volluiaclit: ebenda I, 17U. Auftrag betreffend Elbint;: ebfnd.i 174. Vgl. ferner ebenda 190, 191. SS. rer. Pruss. V, 4ß0. - Acta Toiniciana I, 203, 211, 217, 218, 219. » El)eiida -.^17 - 219. * Voifj^t, Gesch. Preuss. IX, 418. •- Deren Namen: Acta Tom. I, 231. 6 Acta Tomic. I, 232. 235. ' Voi|,'t, Gesch. Preussens. IX, 420. Johannes Laski. Eizbiscliof vou Guesen. Ö37 erbieten schwerlich ernst gemeint und die Versainndun«' >ni\«- auch diesmal unverrichteter Sache auseinander. Am 6. Februar 1512 kam des Königs Braut Barbara, Tochter des Wojewoden von Siebenbürgen Stefan Zapulya, geleitet von ihrer Mutter Hedwig-, ihrem Bruder Johann und ihrem Oheim Herzog Kasimir von Teschen, mit glänzendem Gefolge in Krakau an. Vor der Stadt, bei dem Dorte Lobsow, wo sie Sigismund erwartete, wurde sie mit einer Anrede in polnischer Sprache ' von Laski begrüsst, der sie am H. Fcbi-uar in der Domkirche auf dem Wawel krönte. - Wir begegnen sodann Laski im Laufe dieses Jahres wieder auf verschiedenen öffentlichen Versammlungen: auf dem auf den Dorotheentag ((3. Febr.) nach Krakau ein- berufenen ^ Generalconvente, ^ auf jenem zu Kolo (Sonntag Misericordia) -^ vermuthlich '' auch auf dem diesen vorbereiten- den Partitular-Convente zu Sieradz (28. März) , ^ sowie auf der Synode zu Leczyc (10. Aug.), "^ auf der die Contribution des Clerus zur Sprache kommen sollte. Auf jenem Generallandtage zu Krakau hatte sich auch der Bischof von Pomezanien eingefunden. Doch wurde hier zur Fortführung der zu Thorn aufgenommenen Verhandlungen ein weiterer Tag auf Johannis (24. Juni) angesetzt, später in- dess die Sache auf den Generallandtag verschoben, der zu Martini (11. Nov. 1512) zu Piotrkow eröffnet werden sollte. Hier erschien des Hochmeisters Bruder, ]\Iarkgraf Kasimir von Brandenburg, auf dessen Vorschlag zur Anbahnung wechsel- seitiger Verständigung ein Ausschuss aus den königlichen 1 Decius 1. c. 314. 2 Acta Tomic. II, "2, 17. Decius 1. c. L. als Zeuge in der Mitgiftversflirei- bung vom 16. Febr. bei Dog-iel, c. d. P. I. 11 9 nr. 45. 3 Acta Tomic. II, .3, 17. Vielleicht geliört hieher die ohne Tagesangabe von Letowski Katalog II, b. 238 erwähnte Urkunde, in welcher L. al» Comprommissar einen Streit des Königs mit dem Bischof von Krakau, be- treffend das Patronat des Archidiaconats Lubeiski entsclieidet. i Acta Tomic. II, 70. Vgl. Voigt, Gesch. Prcu.< A.tn Toniic. II, 139. ^ Ebenda II, 118, 124. ^ Ebenda II, 141. 0 Eine zu Piotrkow verhandelte Angelegenheit des Castellans von Posen, Zareiiiba, zu der Laski in Beziehung gestanden zu haben scheint, berülirt Toiiiicki (Acta Toinic. II, 144). Laski erscheint auch bei dem Abschlüsse der Artikel zwisdien dem Könige und dem Bischof Fabian von Ermland (7. Dec. 151"2) auf dem Piotrkower Tage als Zeuge. Voll. legg. L 37'.) ff. •» Acta Tomir. II, 147, 148, 151 (CLVI. CLVII), l.'iO, Zeuge einer Urkunde da8ell)st 1. März bciWuttke, Städtebucli des Landes Posen 80 m. LXXXIV. * Vgl. T. X. L., Trzy rozdzialy z historyi skarbowosci w Polsce 1507 — 3l'. Krakow 1868. str. 22. o Acta Tomic. II, 168. CLXXXVIII. '" Ebenda CLXXXVIII, vgl. 100. 170. .loliannes Laski, Erzbisch"f vnii Gneseii. 539 mehr unter den Lebenden befand. ' Als daher die Nachricht von des Papstes Tod am Hofe eintraf, tlieilte sie 8io-isnmnd (18. März) dem Erzbischofe mit und gal, jlmi zu (M-\väo-on, uK unter diesen Verhältnissen die Reise unterbleiben solle od(;r nicht. - Dennoch machte sich Laski auf den Weg, ■' ohne die vom 10. April datirende ' neue Vollmacht an Lcto X. abzu- warten, die ihm Avohl erst sein Gefährte Stanislaus von ( Jstrorog übei-brachte, der ihn zu Brück an der Mur einholte. ■' Ihr Auftrag' führte sie zuerst nach Venedig, •' wo sie der Doge Leonardo Loredano ehrenvoll empfing. Den Inhalt iler Rede, die Laski am Tage nach der Ankunft im Senate hielt, theilt Decius ' als Ohrenzeuge mit: Sigisjnund hege Mitleid mit dem gegenwärtigen Loose der Republik und beklage das viele vergossene Christenblut, (lerne würde er alles tlmn, was geeignet sei, einen allgemeinen Frieden und die Wohlfahrt der Republik zu fördern. In letzterer Hinsicht werde er mit allen Kräften darnach trachten, dass die (Jhristenlu^it, die nun schon über vier Jahre in Italien leide, die frühere Ruhe zu- rückerlangc und dass man einmüthig gegen den Feind des christlichen Namens zu den Waö"( n greife. ,80 viel ich an den Mienen ersehen konnte/ setzt Decius hinzu, .getiel diese Rede dem Dogen und dem Senate; ob es aber angencihm ])e- rührte, dass den Gesandten ausserdem, was in öffentlicher Sitzung gesprochen v/urde, nichts aufgetragen worden war, ver- mag ich nicht anzugeben.^ Auch sonst unterhielt sich Laski mit dem Dogen über die Lage ihrei- beiden Staaten imd fand endlich hinsichtlich der Kriege, die sie l'ühien müssteu, den Unterschied, dass Venedig für seinen Ruhm, die Vergrösserung seiner Macht, wohl auch aus Herrschbegierde kämpfe, Polen dagegen eine Schutzmauer der Christenheit wider die Heiden i Ebenda II, 169. Papst Julius starb um 21. Febr. 101:5 Vfrl. Tostani. l'l' b. tY. 2 Acta Tomic. II, 182. 3 Laski und sein Gefäbrte empfingen die Nachricht von dem Tude des Papstes bereits unterwegs in Krakau: vgk Decius 1. c. .^17. AcU Tuinic. II. 141. Es war dies zu Anfang- des April: vgl. Acta Tomic. II, 187. Decius 1. c. 317. Am 8. April war Laski bereits in Olmiitz. Tcstim. 23a. 4 Acta Tomic. II, 191. 195. 196. Theiner II, 345 nr. 372. 5 Decius 1. c. 317. ^ Acta Tomic. II, 178. ' Vgl. die fleissige Arbeit von A. Hirscliberg, 0 zyciu i pismach .lu.strt Ludwika Decyusza 1485 — 1545. Lwow 1874 p. 11. 540 Zeiasberg. sei indem es sein höchstes Glück darin finde, nicht fremde Grenzen zu überschreiten, sondern das seinige zu bewahren, letzteres eine von polnischer Seite oftmals ausgesprochene, freilich nicht immer den Thatsachen entsprochende Behauptung. Am anderen Tage wurde im Senate über private Verhältnisse verhandelt; sodann setzten die polnischen Gesandten ihre Reise fort. ' Am 5. Juni betraten sie Rom. ^ Nach einigen Tagen der Erholung begrüsste Laski den Papst und das Cardinal- collegium in einer laugen Rede, die späterhin in Druck er- schienen sein soll. ^ So viel mau aus Wapowski ' ersieht, dürfte deren Inhalt ungefähr dem der Unterredung mit dem Dogen entsprochen haben. ,Ich sah^ setzt dieser Chronist als Augenzeuge hinzu, ,bei seiner Rede gar manchen Cardinal- priester seufzen imd weinen, vor allem den von Gran, Thomas, der aus Ungarn mit einem Gefolge von 300 Rittern vor- nehmlich deshalb gekommen war , um den Papst und die heilige Vex'sammlung für einen Türkenkrieg zu gewinnen.' Doch blieb nur Laski in Rom , während sein Gefährte einen Auftrag nach Spanien hatte -^ und schon im September auf der Rückreise nach Polen sich befand.'' Es kann nicht die Aufgabe unserer Lebensskizze sein, die polnische Politik auf dem Lateran-Concil in allen Phasen zu l>eleuchten. Nur wieweit Laski selbst an der Sache persön- lich betheiligt war, möge in Kürze angedeutet werden. Voi- allem sollte Laski dem neuen Papst die Obedienz- erkläruug Sigismunds überbringen ' und dem L^anke des letzteren für die jüngst erfolgte auszeichnende Uebersendung von Schwert und Hut Ausdruck geben. ^ Er sollte ferner seinem geldbedürftigen König Subsidien in der Form eines Peterspfennigs zur Fortführung des Kampfes gegen die Türken nnd Schisnuitiker (Russen) ,und zur Wiederherstellung' der ' Dcciiis 1. c. US. 2 Testani. 2H b. => Docius :;is. Nach Lütowski, Katalog III, -J?-» fand die öffentliche Eia- füln-unf; der Gesandtschaft ins Consistoriniii am Ift., nacli Cianipi, biblio- grafia iritica I, -J--"-* am Wi. Juni statt. * 1. c. 112. •' Dccius 1. c. -MH. Acta Tomir. II, 111. •^ A.ta T..mic. II, t>4aski's in Rom beobachtete und das kurz darnach die Synode zu Leczyc offen äusserte. Nicht minder , vernünftige Gründe' hatte der König-, den Krz- bischof von Rom abzuberufen. 2 Fast ein Jahr war seit Laski's Ankunft in Rom verflossen, und noch immer hatte er in alhui wesentlichen Punkten nichts erreicht. Die Ordenssache stand schlimmer als zuvor, der Peterspfennig war noch immer nicht erwirkt, die Ermländische Frage noch immer offen. Daher richtete Sigismund an den Papst die Bitte (23. April), Laski zu entlassen, nicht ohne die bittere Bemerkung, dass, da dieser den ersten Platz in seinem königlichen Rathe einnehme , er sich wenigstens daheim seines Rathes bedienen wolle, nachdem ihm von anderer Seite keine Theilnahme geschenkt worden sei. -^ Laski instruirte er, derselbe solle noch einen letzten Ver- such machen , für das Reich an der Curie einen Vortheil zu erzielen ; in der preussischen Sache dagegen empfahl der König Vorsicht. Es genüg-e, wenn dieselbe unentschieden bleibe.' Wir wissen nicht, was Laski bestimmte, trotzdem in Rom zu bleiben. Doch Lässt sich vermuthen, dass sein längeres Ver- weilen mit einem Zwischenfalle zusammenhieng, der sich zu- trug, bevor noch die Abberufung ihn erreicht haben konnte. — In der Sitzung vom 5. April 1514 legte Laski dem Concil eine Denkschrift vor, welche sich über die verschiedenen Stämme der Russen und deren Häresien verbreitete.'^ Am 5. Mai traten sodann die Gesandten des Kaisers und des Ordens, wie iene der mit dem Kaiser verbündeten Mächte, Spanien, England und Dänemai-k mit der Forderung auf, dass Sigismund selbst vor das Concil citirt und verhalten werden 1 Ebenda III, 56. 2 Ebenda III, 29. 3 Acta Toiiiic. III, 7«. Dasselbe an die Cardinäle 79. 80. •1 Ebenda 81. nr. XCVI. ■' De Kuthendrum natiouibus eorumquc enoribiis .scriptum Joliainii» de La.sco archiepiscopi Gnesnensis in concilio Lateranensi a. 1514 i)n.- duetum. Abgedruckt nach Albertrandi's Copie aus einem Ms. der Bibliotheca Vallicell. Romae c. 20. pag. 53 in A. J. Tnrgeneuii, Historica Russiae monumenta. T. I. Petersburg 1841. p. 1-23. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. IIL Htt. 3o fj.^ Z e i s s b e r g. sollte, inzwischen nichts gegen Preussen zu unternehmen, worauf Laski die Gegenforderung stellte, dass man den König zuvor in den Besitz des durch so viele Jahre besessenen Eides des Ordensmeisters setze. Zwar drang jener Antrag der Be- vollmächtigten des Kaisers und des Ordens nicht durch, viel- mehr wurde die Sache des letzteren auf den 1. December vertagt, ' allein immerhin mochte sich Laski dadurch bewogen fühlen, neue Instructionen abzuwarten, 2 die er sich vermuthlich durch den am 11. Mai '' nach Polen entsendeten Castellan von Sochaczew Nicolaus Wolski erbat, oder doch die veränderte Sachlage ziun Verwände nehmen, um noch länger persönlich in Rom ihm am Herzen liegende Angelegenheiten zu be- treiben. Jener Anschlag der Ordenspartei in Rom war indess nur ein einzelnes Symptom der viel weiter reichenden Absichten des Kaisers und seiner Verbündeten, von denen der Gross- fürst Wasilji luanovic bereits losschlug. ' Da folgte der glän- zende Sieg, den Sigismund's Feldherr Constantin von Ostrorog bei Orsza über den Russen erfocht (8. Sept.). Der Eindruck dieses Ereignisses auf die römischen Verhandlungen Hess sich sofort wahrnehmen. Nicht bloss, dass der Papst aus Anlass der oflficiellen Mittheilung, die ihm Laski von dem errungenen Siege über den Schismatiker machte, eine Festmesse und eine Freudenfeier anordnete, ■' auch die Ordenssache nahm nun für Polen eine bessere Wendung. Auf den Betrieb des Cardinais Achilles '' und Laski's " wurde dem Wunsche Sigismunds ge- mäss ^ neuerdings die Entscheidung auf den 21. März lölö hinausgeschoben und der Zorn des Papstes darüber, dass die Kriegsgefangenen, die diesem der zurückkehrende Wolski als Geschenk überbringen sollte, unterwegs" demselben abgenommen wurden, von Laski klug benützt, um zwei Breve zu erwirken, ' Acf;i Tninic. III, 15'J. 1.54. 155. 2 Ebenda III, Sa± ■' KlxMid.a 111, :v.)-2. ' Vj,'l. .1. Ficdlor, Die Allianz zwisclirn Kaiser Ma-ximilian 1. und Vasilji IimnoWc, Grossfüi-sten von Russland v. J. 1514 (Sitzun-j-sber. d. Wiener Akad. XLIII. 1863). A. Hirschberg, O zyciu i pismach J. L. Decyusza 103 tY. '■> Acta Toniic. III, 7, 245. 323. 325. Wapovius 1. c. 123. ß Acta Toinic. III, 319. ' Ebenda 325. « Ebenda 224. " Zu Hall bei Innsbruck wurde Wolski angehalten. Decius 322. Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. 54f) von denen das eine vom Kaiser die IIcrans«^a]>e der Gofangonon verlangte, das zweite dem Hochmeister des Ordens die Leistiuifr des Lehenseides auftrug'. ' Da trat aber immer entschiedener jene Wendung der kaiserlichen, wie der ungariscli-polnischcui Politik hervor, die den Schwerpunkt der Verhandlungen zu- letzt vom Concil in den Congress zu Wien (1515)2 verlegte, und Laski's Sendung nach Rom im wesentlichen abschloss. Noch ist im Vorübergehen der Eiinländischen Sache zu gedenken, welche mit der Ordensfrage zusanimenhieug. Die zu Rom weilenden Frauenb erger Domherren wirkten der Be- stätigung des Piotrkower Vertrages lange mit Erfolg entgegen. Gegen die Denkschrift, welche Laski dem Papste übergab, reichten sie eine Gegendenkschrift ein. Da sich inzwischen zu Frauenberg selbst mehrere Domherren dem Proteste an- schlössen, erreichte dieser die capitularc Mehrheit. Die l'artei gewann an Stärke, als sich auch der Orden und in dessen Interesse der Kaiser gegen den Vertrag erklärte. Ent- scheidend dagegen war, dass Fabian, der Bischof von Erniland, selbst an dem Vertiage festhielt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte endlich. -^ Wie wir bereits früher sahen, war die Stimmung, mit der man in Polen Laski's längeren Aufenthalt in Rom Ijetrach- tete, für diesen nicht die günstigste. In einem Briefe des Königs an Laski vom 25. Sept. 1514 heisst es, dass die jüngste Synode zu Leczyc Sigisnmnd im Namen des ganzen Clerus gebeten habe, vorzusorgen, dass der Erzbischof nicht etwas zu ihren Ungunsten an der Curie erwirke; denn sie hätten Laski desshalb in Verdacht. ^ Dies veranlasst uns schliesslich, mit 1 Acta Tomic. III. 3:-32. 2 Vgl. X. Liske, Der Congress zu Wien i. J. lälö (Forsch, z. deutschen Gesch. VII, 3. 1867). |Derselbe, Congress Wiederiski w ntku 1515. in: Studia z dziejöw wieku XVI. Poznan. 1867. ^ Das von Eichlioru n. a. O. angegebene Datum der Bestätigung {20. No- vember 1013) kann nach den dem Jahre 1514 angehörigen Briefen der Acta Tomic. III, 60, 87 tf. 184 nicht richtig sein. Da inzwisclien dem erkrankten Ermländer Domherrn Andreas Kopernik der bekannte Johann Dantiscus Flachsbinder zum Coadjutor bestellt war, sollte La.9ki audi dessen Sache zu Rom betreiben. Acta Tomic. III, 1-3. * Acta Tomic. III, 184. 332. 35* g^g Zeissberg. Uebergehung von Aufträgen untergeordneter Art, ' die Thätig- keit Laski's in Rom als Erzbischof und Primas der Kirche Polens zu beleuchten. Es ist nicht unsere Absicht in dieser kurzen Lebensskizze auf die lange Reihe kirchlicher Bestimmungen einzugehen, für welche Laski die päpstliche Bestätigung erwirkte; sie gehören in der That mehr der polnischen Kirchengeschichte als einer Biographie Laski's an. 2 Ln allgemeinen nahmen dieselben vor- züglich auf die Art der Besetzung kirchlicher Aemter, auf den Nachweis der dazu erforderlichen namentlich wissenschaftlichen Befähigung Bedacht; im einzelnen enthalten die beiden päpst- lichen Bullen, in denen die Zugeständnisse sich finden, die eine vom 14. Nov. 1513, ^ die andere, als ,compacta regno Po- loniae concessa' bezeichnete, vom 9. August 1515 ^ auch die Bestätigung verschiedener polnischer Provinzial-Statute. Unter andern ■' ist noch das politisch wichtige Ansinnen des Papstes an Sigismund hervorzuheben, zu welchem Laski den Anstoss gab, dass der König den Clerus nicht über jene 40.000 Gulden hinaus, die zum Ankauf gewisser Güter bewilligt worden seien, um daraus für die Vertheidigung des Landes aufzukommen, beschweren möge. ^ Zu Rom erwirkte Laski dem Clerus seiner Provinz auch das sog. ,Gnadeujahr^ wonach jeder Geistliche bis zum Vicar herab über seinen Tod hinaus, falls er in den ersten Monaten des Jahres sterbe, den vierten Theil, in den drei nächsten Mo- naten die Hälfte, im dritten Quartal drei Viertel, im letzten die Gesammtheit der Einkünfte geniessen d. h. über dieselben frei verfügen sollte. ' ' So ))(.\villifrte (25. A])ril 1525) der Papst zu Gunsten des berühmten Krakauer Bürgers Johann Bonar ,des Freundes des Erzbischot's von Gneseu' und Patrons der Caitelle Johann's d. T. in der Marienkirche zu Krakau den Besuchern jener Capelle einen Ablass. Theiner 1. c. II. 357 nr. .•(84. ^ Das Materiah» dazu findet man in J. Wczyk, constitutiunes synodonim metnijK.litanii- ecclesie Gnesncn.sis prouincialium Cracouiae. Iü3ü. 3 Ebenda II. :\\:,. ur. Hl->. ' Letowski, Catalog II, 71. • Vgl. noch Theiner I. c. II, 341 (mit Acta Tomic. VI, Hiö) u. ebenda II, 342. nr. 370. 1. Octob. 1513. II, 356. 30. April 1515. f- Theiner 1. c. II, M'A. m-. 389. 20. Jiili 1515. ^ Wezyk 1. c. 177 vgl. Tcstaui. 27 1.. Johannes Laski, Erzliischof von Gnesen. ;'_>47 Waren dies alles Errungenschaften, bei (leiicii sich Laski in voller Uebereinstimmuno- mit dem Clerus, den er vertrat, befand, so waren andere geeio-net, den entg-eg-engcsetzten Ein- druck zu erwecken. Wir gehen hiebei von einer scheinbar minder wichtigen Sache aus, die jedoch in Anbetracht der Person, welche sie betraf, wie sich deutlich erkennen lässt, diin p]rzbischofe in seiner Heimat sehr geschadet hat und der wir es in letzter Linie zuschreiben müssen, wenn sich in die Berichte ül)er sein späteres Wirkon fast überall der Ton unverkennbaren Uebel- wollens mischt. Zu den bedeutendsten polniscluin Staatsmilnnern jeuer Zeit gehört ohne Frage der königliche Secretär Toniicki, Archidiakon von Krakau u. Cantor von Gnesen. Als nun der, wie oben bemerkt wurde, zu Anfang des Jahres 1513 schwer erkrankte Bischof von Kujawien Vincenz von Przerj^b (20. Sept.) starb, und diesem der lieichskanzlei' und Bischof von Przemysl Matthias Drzewicki folgte , beauftragte der König Laski, vom Papste die Erlaubniss zu ervvirken, dass letzterem auf dem Stuhle von Przemysl Tomicki mit Beibehaltung seiner Pfründen folge. ' Laski hatte bisher zu Tomicki in den freundlichsten Be- ziehungen gestanden. Wir linden 1Ö08 '-, ja noch in dem auf der Reise nach Rom zu Olmütz (8. April 1Ö13) aufgestellten Testamente Laski's '■^ Tomicki unter den Testamentsvollstreckern, von dem an der letzteren Stelle der Erzbischof sogar aus- drücklich die Hoffnung ausspricht, dass er ,aus angeborener Tugend und Güte auf das Seelenheil des Verstorbenen dereinst bedacht sein werde^ und ebenso spricht Tomicki aus jenem An- lasse sein volles Vertrauen in die ,besondere Gnade' aus, mit der Laski ihn stets in seiner unbedeutenden Stellung begünstigt habe. 4 Selbst die eintretende Verzögerung mass Tomicki an- fangs nicht bösem Willen, sondern ,der dem Erzbischofe eigenen Schwerfälligkeit in Behandlung solcher Dinge' bei. ■' Allein als der Könio- und Tomicki sich nochmals nach Rom wendeten,« 1 Acta Tomic. III, 29. 31. 33 ff. 37 ur. XXXVII. 70 nr. LXXX. 7.S. nr. LXXXIII. 74. 103. 145. 146 ff. 2 Test. 14 b. 3 Ebenda 23 a. * Acta Tomic. III, 37. ■' Ebenda III, 70. nr. LXXX. « Ebenda III, 74 ff. 103. 14Ö ff. 548 Zeissherg. mussten sie erfahren, dass Bernhard Wapowski — es ist dies der bekannte Chronist, der wie wir sahen Laski in Rom manch wichtig-e Dienste leistete — der Reservirung- der Cantorie von Guesen für Tomicki entgegenwirkte, ' obgleich Sigismund kurz zuvor -^ Laski gebeten hatte, Wapowski als Entschädigung für eine Krakauer Pfründe, auf die er verzichtet hatte, die erste Nomination an derselben Kirche zu ertheilen. Ja Tomicki be- hauptet, -^ dass Laski zu Gunsten Wapowski's die königlichen Briefe vier Wochen zurückgehalten habe, statt sie dem Papste zu übergeben, unter dem Yorwande, dass er befürchtet habe, sie enthielten in der Ordenssache Dinge, die den Papst un- angenehm berühren könnten. Erst am 7. October 1514 traf die Provision Tomicki's in Polen ein. ^ Den ungünstigen Eindruck, den dieser Vorfall auf den König machte, wusste Laski bei der weichen Gemüthsart des letzteren wohl bald zu verwischen. Nicht ohne Absicht wurde in einer Sammlung von Gedichten auf den Sieg bei Orza, die der Erzbischof mit einer Widmung an den König (22. Jan. 1515) zu Rom herausgab, auch ein Poem Wapowski's aufgenommen, der in der That die Gimst Sie-ismunds als einer seiner Secretäre in kurzem wiedererlangte. ■• Hingegen zählt von da an Tomicki zu Laski's Gegnern. Bei dem Umstände, dass Tomicki bald darnach (5. ÄLärz 1515) Reichsvicekanzler wurde, fiel dessen Feindscliaft doppelt in's Gewicht. Wcuin in dem Masse, als Tomicki's Glücksstern sich erhob, jener Laski's sich zum Niedergange neigte, wenn der Einfluss des letzteren bei Hofe mit den Jahren immer seltener hervortrat, so war dies ohne Frage vor allem eine Folge der Gegnerschaft Tomicki's und seiner Sippe, zumal des Neifen des letzteren Andreas Krzycki's, der den Erzbischof in allerlei Ge- dichten mit der schärfsten Lauge seiner Witze übergoss.'" Lud Laski in diesem Falle den llass eines einzelnen ein- Hussreichen, hochbegabten Mannes auf sich, so bot seine Thätig- » El.cnda III, 146. nr. CCIV. 2 Ebenda III, 126. ^ El.ciula III, 152. ur. CCXV. 28. .luli 1.514. * Ebenda III, 158. •' Das näliurc hierüber, wie über die von Laski edirte Anthulogie s. in .1. S/.ujski's Einleitung y.n Wapowski (Scriptores rernm Polonicarnni T. II. Cracouiae 1«74. p. XI.) vgl. auch Janociana II, 222. « Vgl. Acta Tomic. V, 160. nr. 157. 364. Ai inm. Johannes Laski, Erzbischof von Gueson. ;")4'J keit in Rom andererseits aucli dem polnischen Clerus in seiner Gesanimtheit Angriffspunkte dar. Vor allem vergass Laski seine Verwandten nicht. So verlieh Leo X. (L Juli l')!."]) Laski's Neffen Martin Rambiewski Canonicate zu Krakau uml Pluck ' das letztere auf das falsche Gerücht, dass dessen Besitzer Dr. Nicolaus Czepel gestorben sei, eine Vei-günstigung, die man später wider Laski benützte, zumal sich derKiinig nach Czeia-Ts wirklich erfolgtem Tode die Nomination vorbehielt. - Seinem Marschall '^ Nicolaus Wolski, dem oben erwähnten Castellan von Sochaczew , an den er später eine seiner Verwandten verheirathete , erwirkte Laski die päpstliche Erlaubniss zum Genüsse gewisser Mensalgüter von Gnesen, und zwar so, dass nach dessen Tode nur zwei Drittel des verliehenen Gutes au den erzbischöflichen Tisch zurückfallen sollten. ' • Ebenso wurden auch dadurch der Gnesener erzbischüflichen Tafel gewisse Erträgnisse dauernd entzogen, dass der Papst Laski gestattete, dieselben der Kirche zu Lasko zuzuwenden. ■' Laski hatte bisher an der Universität Krakau aus eigenen Mitteln einen öffentlichen Lector der Theologie unterhalten; nun verpflichtete Laski sich und seine Nachfolger zwei Lec- toren, einen in der Theologie, den anderen in der Beredsamkeit zu besolden, wogegen der Papst die Einverleibung eines Kra- kauer Canonicates, welches damals der Domherr Martin Slup inne hatte, in den erzbischöflichen Tisch gestattete. '' Wie jene anderen Begünstigungen ein Eingriff in den Besitz der Gne- sener war diese ein solcher in den der Krakauer Kirche. Von grosser Tragweite war die Bulle vom 3L Juli lolo, welche im Sinne der zehn Jahre zuvor gefassten Radomer Be- schlüsse, den Kathedralkirchen Polens auftrug, nur Adeligen von beiden Aeltern Canonicate zu verleihen, je vier Stellen ausgenommen, die an Nichtadelige und zwar an zwei Doctoreu der Theologie und an zwei Doctoren der Rechte verliehen werden sollten. ^ Man hat auch diese Bulle mit Laskis Feind- schaft gegen Ciolek in Verbindung gebracht, was sich zwar 1 Theiner, Monum. II, 348. ^ Acta Tomic. VI, 65. 3 Testament 29 a. ^ Theiner II, 350. nr. .-577. 17. Kl. Junü 151». 5 Theiner. II, 358 nr. 385, 30. April 1515. « Ebenda II, 343. nr. 371. 7 Wezyk 1. c. 150. _;^r,Q Zeissberg. nicht erweisen lässt, aber aucli nicht unwahrscheinlich ist. Denn zwar stellt sich die Bulle selbst als eine Erfüllung der Wünsche des Königs dar, während Laski in derselben nicht erwcähnt ist; allein sicher hat sie der zu Rom weilende Erz- bischot" erwirkt. Schon damals bestand in Rom die Absicht, Laski zum Cardinal zu erheben, eine Würde, die von seinen Vorg-ängern bereits zwei (Vincentius Koth und Prinz Friedrich) bekleidet hatten. Allein schon die Erhebung- des Krakauer Bischofes Zbig-niew Olesnicki zum Cardinal hatte Zerwürfnisse und auf dem Generallandtage zu Piotrkow (1451) den Beschluss her- vorgerufen, dass ohne vorausgehende Genehmigung des Königs und seines Rathes in Hinkunft kein Erzbischof noch Bischof von Polen »eich weder um den Cardinalat noch um den Rang eines Legaten bewerben dürfe. ' Auch die königliche Gewalt war der Ausbildung einer derartigen Ausnahmsstellung abge- neigt. Sobald daher Sigismund von jener Absicht erfuhr, wen- dete er sich au den Cardinal de Grassis mit der Bitte, den Papst davon abzubringen, wobei er sich auf jenen Reichstags- beschluss aus seines Vaters Zeit berief. - In der Tliat unterblieb für diesmal die Sache, um freilich später noch einmal aufzu- tauchen. Dagegen wurde mit Sigismunds Zustimmung Laski für sich und seine Nachfolger auf dem Gnesener Stuhle durch die Verleihung der ,legatio nata' ausgezeichnet. •' Auch er- wirkte Laski der Gnesener Metropolitankirche einen Ablass (27. Juli 1515).' Die politischen Veränderungen hatten inzwischen den Papst der Bitte des polnischen Kchiigs um Subsidien zugäng- licher gemacht. Nach dem Siege bei Orza brachte Leo X. selbst die Sache neuerdings zur Sprache und mit seinem Kreuzungs- projecte in Verbindung, in welchem er Sigismund die Führung der Landmacht zugedacht hatte. Sigismund, in dessen Interesse wohl ein derartiges allgemeines Unternehmen wider den Halbmond ' V<'i.,'l. limine Pohl. Gcschiehtscbr. im Mitteklter. 21-2. ■ Acta Tüinic. III, 450. nr. 603. 3 Lt'towski, Katalog III, 272. Die Bulle (11. Juli 1515) abgedruckt bei Wozyk, Coufltitutiones 82. * Theincr 1. c. H, 3G4. nr. 393. Johannes Laski, ErzbiKchof von tincsen. '>51 Lag', der aber gegen das Zustandekomnicn dessolben hcg-ründcte Zweifel hegen mochte, folgte Laski's Käthe, (his i);i|)stliche An- sinnen trotz der sich dagegen erliebenden PMtdenkcii nicht \r.llio; abzulehnen. Vielmehr bildete die Sache einen Gegenstand der auf dem Congress zu Wien gepflogenen Verhaiidliin^cn, th-yr.n Ei-gebniss war, dass Sigismund durch Laski den i'apst hitten Hess, mit ihm und seinem Bruder Wladislaw vor allem auf die Herstellung der Eintracht unter den christliehen Fiir.sten hin- zuwirken. ' Der hierauf bezügliche Brief Sigismunds an Laski datiri aus Neustadt (3. Aug. 151;")) ■• und euth.-üt die i^littheiluni;- von den am '22. und 28. Juli zu Wien abgeschlossenen folgenndchen Familienverbindungen.'' Nicht lani^c darnach wird Laski die Heimkehr angetreten haben. ' Denn endlich erreichte (;r doch, was von Anfang an einen der wesiintlichstcn Aufträge gebildet Jiatte. Der Papst bewilligte l'ür Polen ein Jubiläum, gleich jinKMu -zum Neubau der Peterskirche, in der Art, dass der Ertrag zu gleichen Theilen dem Kriege , gegen die Ungläubigen und kSchismatiker', der Instandsetzung der Burg von Kamieniec und der Gnesener Kirche zu Gute komme;. Auch hatte l^aski den Königen von Polen ein e\vit!;es .lubiläum mit Ablass in der Art erwirkt, dass dessen jährlich an einem vom König zu bestimmenden Marientage alle die theilhaftig werden sollt(!n, die sich entweder an desselben Aufenthaltsort befänden oder eine der Domkirchen des lleiches besuchten. '' Während seines Aufenthaltes in Pom hatte l^aski unter andern einen eifrigen Förderer seiner Aufträge in dem ( 'unsi- storial-Advocaten Paulus Cronatus de Planco gefunden, der schon mit Sigismunds Vater in Verbindung gestanden hatte und dem nun der König die Abwickelung der Angelegenheiten übertrug, welche Laski unerledigt zurückliess. '' 1 Acta Tonüc. III, 343. 347. 34y ti'. Thciner II. 354. ur. 3»2. ^ Ebenda III, 41.5. 3 Acta Tomic. III, 378. 8. Juli 1515: Sigismund beauftragt den Dr. I«er- nardinus de Comitibus, in Laski's Gegenwart dem Fapst die beabsichtigte Familienverbindung mit dem Kaiser zu melden. ^ Wapowski 1. c. 138. '•> Acta Tomic. III, 441. e Acta Tomic. III, 81. 322. IV, 171. Vergl. Testam. 23 a. ^q9 Zeissberg. Auf Laski's Rückreise bezieht sich Tomicki's Aeusserung- in einem Briefe an den Bischof Johann von Posen : i ,Der Herr Erzbischof hat von Wien nach Ungarn abgelenkt, um sich zum Herrn Cardinal (von Gran), dann zur dortigen könig- lichen Majestät zu begeben. Was er dort verhandeln wird, weiss ich nicht. Wir erwarten stündlich seine Ankunft ; denn seine Dienerschaft ist hier bereits eingetroffen.' Als ,legatus natus' forderte Laski den Bischof von Krakau und dessen Capitel auf, ihn vor der Stadt festlich einzuholen. Allein der Krakauer Clerus nahm die ,, öffentliche Trauer' über d(Mi am 2. October erfolgten Tod der Königin Barbara und die in der Stadt herrschende grosse Sterblichkeit- zum Vor- wande, um dem Ansinnen Laskis auszuweichen, der sich end- lich damit begnügen niusste, dass ihn die Praelaten und Ka- noniker am Stadtthor zunächst dem Wawel empfingen. Am folsrenden Tao;e hielt der Erzbischof eine Versamm- hing des Clerus ab, in welcher er die Erfolge seiner Gesandt- schaft aufzählte und sein langes Verweilen auf dem Concil mit der Angelegenheit des deutschen Ritterordens entschuldigte, da nur seine Anwesenheit die Citation, ja Excommuuication des Königs hintangehalten liabe. Dagegen kam es über die erwirkte Einverleibung jenes Krakauer Canonicats in die erzbischöfliche Tafel vor dem Könige zu einem heftigen Streite zwischen dem beeinträchtigten Bischöfe und Laski, auf dessen Vorschlag die endgihige Austragung derselben auf eine Synode vertagt wurde. ^ T^ II ich Laski selbst erfahren wir, dass er die letzte Vergün- stigung sich ohne Wissen des Königs erwirkt und später wegen dessen Widisrspruches aufgegeben habe. ' , Nachdem die Ver- sammlung auseinandei'gegangen war' berichtet Tomicki ,war Ei-iilistück bei dem Herrn Bischof von Krakau, wobei sie aller- lei mir tlieils bereits bekannte, theils noch unbekannte Dinge heimlich unter sich verhandelten. Auch mit Sr. Majestät hatte der Ei-zbiscliof \\v.\r, iicimliche Besprechungen und ich fürchte, ' Acta Touiic. III. 437. Auf diese Reise -scheint auch Laski's Aeusserung ebenda IV, 40 Uezug zu nehmen. 2 Ebenda III, :;i7. 3 Ebenda III, 441. * Ebenda VI, «7. Johannes Laski, Krzbischof von Unesen ÖÖM dass er von derselben in deren gegenwärtigen Schmerze manolies erwirken wird, was er sonst nicht erreicht hahcn würde.' ' In der nächsten Zeit trat die Frage der Wiederverniäldimg des Königs in den Vordergrund.'- Kaiser Maximilian schhig demselben zuerst seine eigene Enkelin Kleonora, sodann Bona, die Tochter Johann Galeazo Sforza's als Braut vor. Diesem Plane, den auch Tomicki und dessen Anhang bogüustigten, arbeitete jedoch Laski entgegen. Sein AVunsch ging vielmehr dahin, dass Sigismund die Tochter der vei-wittwetcn Herzogin Anna von Mazowien oder diese selbst zur ricmahliii nelimcn, seine Töchter aber mit deren Söhnen verloben möchte, wochircli er den Anfall Mazowien's an Polen anzubahnen vermeinte. ■' Kr beredete also die Herzogin einen Gesandten an den Kaiser zu schicken und denselben zu bitten, er möchte dem König die Ehe mit ihrer Tochter anrathen. Dci' Kaiser ging scheinbar auf den Wunsch ein und verwendete sich sogar schriftlich für dieselbe, Hess aber zugleich durch den Cardinal von Gurk dem Vicekanzler Tomicki andeuten, dass er dies nur zum Scheine und nothgedrungen thue, aber in Wirklichkeit nur an die Ver- ehelichung Sigismund's mit seiner Enkelin denke. ' Inzwischen hatte die Herzogin Tomicki selbst für ihr Project zu gewinnen gesucht, der indess vielmehr sowol Laski entgegenwirkte, als sich derselbe zu dem Könige nach Brzesc begab, '' als auch der Herzogin, welche noch im November 1517, als die Heirath Sigismund's mit Bona bereits beschlossen war, sich in \\ iliio einfand, um den König unter dem Verwände der Streitigkeiten » Ebenda, III, 441. Dem Tomicki hatte Laski kurz, zuvor ein ,Confcs.sionalc' als Gesclienk übersandt. Acta Tomic. III, 440. 2 Vg-k Przezdziecki, Jagiellonki Pnlskie I, 53 ff. wo indess unter Hinweis auf eine missverstandene Stelle der Acta Tomic. VI, 2()0 fälschlich be- hauptet wird, dass auch Radzywi», Wojwode \-on Wiln.., dem Köni},'e seine Schwester, die verwittwete Anna von Mazowien zur Gemahlin vor- geschlagen iiabe. 3 Acta Tomic. IV, 48. nr. LIV. * Acta Tomic. IV, 39. nr. XLIII. Tomicki an den Bischof von Posen: ,He omnes sunt artes illius omnifarii artificis (Joannis L. arcliiepiscopi Gnes- nensis), qui humana et diuina omnia perniiscet.' 5 Ebenda IV, 51. nr. LV. r)o4 Zeissberg. in die sie mit ihren Baronen verwickelt war, zu einer Reise nach j\[azowien zu bewegen, ' Nach Brzesz führte (Anfang des J. 1516) Laski ausser dieser Sache eine pers()nliehe Angelegenheit. Er selbst beziffert die Suninie, welche ihm die Erwirkung gewisser Vortheile für seine Kirche und seinen Sprengel, die des Jubiläums und der Legation gekostet, auf mindestens 30(X) Gulden - und bezeichnet diese Ausgaben als die vornehmlichste Quelle seiner wSchulden, -^ die sich nach seiner liückkehr vom Concil auf 12.0C)() Gulden belicfen, ' so dass er sich durch das Drängen seiner Gläu])iger ^ gezwungen sah, Pupillengelder anzugreifen. '■ Er bat daher den König noch wälu'end jenes Krakauer Aufenthaltes, doch ver- gebens, dass er seine Schulden auf (^üter in Polen und Litthauen und dafür bis zui" Bezahlung die Claue Skwyrniewice über- nehme. ' Nunmehr — zu Brzesc — suchte er Nicolaus Wolski das Marscliallamt, dem Probst von Wilno, Laurentius Micdzi- leski die (Joadjutorie des ßisthums Oheim zu verscliaffen, Tomicki aber zu bestimmen, gegen einige erzbischüflichc Güter zu Gunsten Latalski's auf das Bistluim Przemysl zu verzichten. Gegen Tomicki äusserte er, er wünsche, dass der natürliche Sohn Sigismund's — es ist Johann, der Sohn der Telniczerinn gemeint^ — zum Bisehof in Ungarn gewählt werde; schon liabe ci- daselbst-' die ersten Schritte in dieser Richtung gethan und hoffe, lalls er dahin gesendet werden sollte, das übrige dai'ür zu thun. Wir dürfen wohl mit Tomicki als Motiv dieser Vorscldäge Laski's (Geldverlegenheit betrachten. Der Vice- kanzler bezeichnet als Absicht des Erzbischofes, die Beneficieu I>atalski's und jenes königlichen Bastards an sich zu bringen. Wenn vi- dagegim sagt, dass der König auch diesmal Laski's Ansinnen, die Haftung für seine Schulden zu übernehmen, ab- gelehnt habe, '" so ist zur Ergänzung dieser Angabe aus Laski's TcsUimente ' ' zu bemerken, dass der König diesem damals aus • Ebenda IV, 20.5. nr. CCLXVIII. CCLXIX. Laski erfuhr v,.u Toinickrs Gopeiiiiiiiincii. V>;1. ehciula IV, 1'.I4. - Ti'staiii. 2(> I.. 3 Kbeiida 28 b. i Acta Toniic. IV, 4<). ur. LIV. * Ti-staiii. 25 u: ,)(r<>|itor alia imi)(>itun(iruin creditonini.' « Tostnin 20 1). t Vcta Tomic. IV, 4t). nr. LIV. " Vgl. I'ry.ozdziccki, JapielUmki l'olskie I, ö. 9 S. oben S. 34. '" AcU Toniic. IV, 4S. nr. LIV. " Testam. 25 a. Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. ')r)r) einer Forderung- zu Brzesc 1(X)0 Gulden sclienkte. Von di«%scr Schenkung wurde, wie Laski ausdrücklicli bemerkt, auch Tomicki verständigt und für deren Richtigkeit sprirlit da\- y.n- filllige und deshalb unverdächtige Umstand, dass auch Tomicki die unmittelbar darnach erfolgte Reise Laski's nach Kamicuiec erwähnt, um deren Beschleunigung willen, wie Laski sagt, die Schenkuno; nicht in aller Form erfolffte. ,Von Kamieniec' sagt Tomicki ,will sich der Erzbischof nach Lemberg begeben, um daselbst eine Synode a])ziilialtcii. zu dem Zwecke, von dem dortigen Clerus eine (icldhilfe zur Deckung seiner römischen Ausgaben zu erwirken. Dasselbe will er auch auf seiner Synode thun^ Es ist damit vielleicht dieselbe Synode gemeint, von der es in Laski's Testamente ' noch im Jahre 1517 heisst, dass er auf derselben den Bischöfen das zu Rom erwirkte , Gnadenjahr' empfehlen wolle. Doch hinderte ihn an deren Abhaltung zunächst ein Auftrag des Königs, der ihn nach Ungarn führte. Zu Anfang des Jahres 1516 erging an Sigismund die Ein- ladung, sich auf dem ungarischen Landtage (Georgi 28. April) zu Ofen einzufinden, auf welchem ,über die Würde unil das Wohl des Königes Wladyslaw und seines Sohnes Ludwig und über die Ordnung der Verhältnisse ihres Reichs verhandelt werden sollte'. Sigismund lehnte für seine Person die Ein- ladung mit Hinweis auf , schwierige und noch unentwirrte Angelegenheiten seines eigenen Landes' ab, vei'sprach jedocli an seiner statt seine Räthe, den Erzbischof von Gnesen und Christoph Szydlowiecki, Palatin von Krakau, dahin abzusenden. - Die Gesandtschaft erlitt zwar durch den damals erfolgten Tod des Königs Wladyslaw (14. März 151 0) eine kurze Ver- zögerung, ging aber auf dringendes Verlangen des jungen Könio-es Ludwii;' und eines Theiles der Magnaten denuocli ab.' ... Dem Gesandten wurde aufgetragen, sich mit den wolilgesinnten Magnaten zu verbinden, um die befürchtete tumultuarisihe Erhebung eines Gubernators (Zapolya's) wo möglich liintanzu- halten. Dagegen sollten sie, um nicht den Anschein unbefugter Einmischung und um nicht Argwohn bei dem Kaiser zu ciregen, 1 27 b. 2 Acta Tomic. IV, 14. ur. VI, L>t2. ur. XVII. 3 Ebenda 22. nr. XVIII. Testain. 25 a. b. f-\~~fQ Zftissbeig. die Reo-entschaft und Vormundschaft über Ludwig-, die der verstorbene König Sigismund und dem Kaiser übertragen hatte, nur dann zur Sprache bringen, wenn beides von den Ungarn selbst angeboten werde, und ihr Streben in diesem Falle in Verbindung mit Maximilians Gesandten dahin richten, dass sich die Uebertragung auch auf den letzteren beziehe, es sei denn dass ein Aufstand zu befürchten wäre. Ueberhaupt aber sollten sie über die Zukunft des jungen Königs, über die Ordnung der Dinge in beiden Reichen, über die Instandhaltung der Buriren, den resi-elmcässio-en Einlauf der Steuern und die Be- seitigung der inneren Zwietracht mit den Stcänden Ungarns in Unterhandlung treten.' In letzterer Hinsicht wurde den- selben iusbesonders aufgeti'agen, den Streit über die Güter Sulnnjss und Li})pa zwischen dem Markgrafen Georg von Brandenburg und dem Wojwodcn Johann Zapolya, den einst Sigismund zu Pressburg beigelegt, der aber inzwischen von neuem ausgebrochen war und in welchem sich der erstere neuer- dings an den König gewendet hatte, friedlich auszugleichen."^ Elndiicli weist der König die Gesandten an, da der Ofner Landtag ])ereits nahe bevorstehe, durch einen Eilboten die Versammlung von ihrer bevorstehenden Ankunft zu benach- richtigen und zu bitten, bis dahin die Verhandhing über jene Fragen auszusetzen. ^ Dcmn am 11. April befand sich Laski noch zu Krakau, wo er aus Anlass der Reise sein Testament erneute. ' Unmittelbar darnach-'' jedoch müssen die Gesandten aufgebrochen sein, nunmehr so eilig, dass ihnen die Instruc- tionen nachgesendet werden mussten, wie Tomicki mit ge- wohnter, aber entschieden ungerechte!' Gehässigkeit bemerkt ,als hätten sie geglaubt, Ungarn sei jedes Schutzes bar und kfinne nur durch ihren Rath und ihre Hilfe gerettet werdend Auf dci- andei-n Seite gedachte Laski allerdings auch di(;se Scsnduiig in der uns schon bekannten Eigenmächtigkeit zu Gunsten seiner Freunde« AVolski und Czykowski auszunützen, ' Ai-t;i Toiiiic. IV, In. ,(;.miiiii(1iI.) » KIi.'ikI.i I\', .;:!. iir. XXXlll. Vj^l. II. Cii.rs, Df Gcorgii iiiurLliioiiis I?r:milciiliin.;ciisis in ;iiil,i Vljidislai ft Ludouici II. Ihig-jirinc. et Bohonijie rr{,niiii vilji e» cuiisiliis ix.litici.s. P;iit. I. (Diss.) Bcrulini 18G7. ]>. -20. •■' Acta Tomic. IV; -2:1 nr. XIX. 80. nr. XXXVI. * Tcstam. 25 a. * TcsUun. 25 b. (1 I. Ai)ril): ,h(1 itor Ilungaricuin, (inod nunc . . . ingiedior.' Johannes Laski, Erzliischof von Gnesen. f);">7 die er mit sich nach Ung-arn nalim, um .^ie daselhst zur ( )ljluit des jungen Königs znrückzulassen. Wir ertaliren dies aus einem Schreiben Sigismunds an den zweiten Gesandten Szydlo- wiecki, dem befohlen wird, den Erzbischof (hiran zu bind('rn. da^ wenn der Wunsch der Ungarn wirklich dahin gehe, dass jene Obhut Polen übertragen werde, ei- sich selbst die Bestim- mung der Personen vorbehalte.' Indess erwies sich diese Sorg-e als überflüssig, da die Ungarn weder des polnischen Königs noch des Kaisers An- spi-üche auf die Vormundschaft berücksichtigten. Von dem sonstigen Verlaufe der Gesandtschaftsreise wissen wir nur, dass Laski und sein Gefährte ehrenvoll empfangen wurden '- und dui'ch Entsendung- beidei'seitiger Bevollmilchtigter die be- stehenden Differenzen beider Reiche beizuleücn beschlossen ward. 3 Aehnliche Bewegungen, wie in Ungarn brachen in dem- selben Jahre in Mazowien aus. Die dortigen Magnaten wcig-er- ten sich, fernerhin die Herzogin Anna als Vorniünderin ihrer beiden Söhne Stanislaus und Janus anzuerkennen, da diese bereits das zuj- Selbstregierung gesetzlich erforderliche Alter besässen und suchten die Ei'ziehung derselben imd die Regent- schaft sich selbst anzueignen.^ Wir finden Laski mit Sigis- munds Billig-ung- bereits 1516 bemüht zu vermitteln '■ und nachdem er zu Anfang des Jahres 1517'' eine schwere Krank- heit" überstanden hatte, beauftragt, sich auf einen Convent zu Warschau zu begeben, der am Tage nach St. Tliomae (22. Dec.) zur Beilegung der andauernden Wirren Mazowiens abgehalten werden sollte.^ 1 Acta Tomic. IV, 33. nr. XXXII. 2 Ebenda IV, 38. nr. XLII. 3 Ebenda IV, 109. nv. CXVIII. Wapowski 1. c. 140: ,rebu8 e.x seiiti-ntia fiimatis domiim rediere.' Auf die ungarische Reise nimmt das Testa- ment 25 ab. 26 b. 28 a. Bezug. < Acta Tomic. IV, 7. (Comment.) 5 Acta Tomic. IV, 68. nr. LXXX. vgl. Wapowski 1. c. 145. ß Am 8. Januar war Laski zu Lowicz .Testam. 27 b); am 27. Januar er- krankte er (Testam. 30 a. b. 31 a.) ' S. Note 6. ^ Acta Tomic. IV, 208. nr. CCLXXIV. Vgl. Testam. 34 b: ,ex Mazou.a j-edeundo.' 558 Zeissberg. Zu Anfang -des Jahres 1518 wohnte Laski dem General- landtage zu Krakau ^ und der daselbst unmittelbar darauf folgenden Hochzeit Sigismund's mit Bona bei. - Er ging bei dieser Gelegenheit dem im Gefolge der Braut befindlichen Cardinal Hippolyt von Este zum Empftmge entgegen und ge- leitete ihn zu des Königs Zelt. Hierauf begrüsste er die Braut selbst mit einer Ansprache (15. April). ^ Desgleichen vollzog er, unterstützt von den Bischöfen von Krakau und Posen (18. April) in der Domkirche den feierlichen Trauungs- act und die Krönung. ■* Bei dem Festmahle nahm er an dem ersten Tische rechts vom Könige den obersten Platz ein.^ Görski erzählt, Laski habe damals jenen Laurentius Miszkowski von Spitkowice , der seinen Herrn , Herzog Johann von Zator, auf der Jagd (1513) ermordet haben sollte, bei Orza (1514) je- docli sich ausgezeichnet hatte, der Königin als Haushofmeister empfohlen, doch sei Barbara davor zurückgeschreckt, als Sigis- mund auf ihre Bitte erwiederte: Ihr wisst nicht, was ihr ver- hingt ; dieser Mensch ist ein Mörder, der seinen Herrn um's Leben brachte.'' Der Bischof von Wiluo liatte unter dem Verwände, dass die betreffende Bulle eine Beeinträchtigung seiner Kirche in- volvire, für seine Diöcese die Veröffentlichung des Jubiläums unterhissen , obgleich ihm der König auf dem Convente zu Brzesc ' in Gegenwart Laski's und des Bischofes von Luck die Publication ausdrücklich aufgetragen hatte. ^ Ohne Zweifel hing dies damit zusammen , dass man sich litthauischerseits überhaupt mir ungern unter den kirchlichen Primat Polens beugte. Diesen zu betonen, scheint der wesentliche Zweck der Reise nach Litthauen gewesen zu sein, die l^aski am27. Juni 1518 antrat und iil)ci' d'w wii- ilui scslbst sprechen lassen wollen." > *.aski (Ijisolltst am i). (Doj^iel 1. c. I, GIO) und 20. März (BischoH", Urkk. zur Gesell, d. Annen, in Leniber-j nr. XXVI). - Aet;i Toniie. IV, 31(1. ^ Ebenda ;^()5 — 7. Wapowski 1. c. 154. * Ebenda IV, .•!17. Wapowski \. c. ■• Ebenda IV, 319. ß Ebenda II, 1 IH. ' Es kann nur der zu Ende des .1. 1515 allgehaltene gemeint sein. Man er.Mielit daraus, das.s Görski doeli nicht so ganz mit Kecht die Absicht einer Visitati. »nsreise nach Litthaueu als blossen Vorvvand bezeichnet, der Lu.Mki damals nach Hrzcsc geführt habe. Acta Tumic. IV, 8. Vgl. oben S. 35 tl'. * Acta Tomie. IV. -„MI. o Tcstam. 35 a. b. Johannes Laski, Erzbischof Tun Gnesen. 509 ,Aiis drei Gründen/ sagt er ^ging ich nach Litthaucn. Einmal war mir durch ein päpstliches Brevo aufgetra^-en, üher die Heiligkeit im Leben und nl)er die Wunder nach den» Tode des seligen Kasimir eine Untersuchung anzustellen. ' Sodann wollte ich jene Suffragan-Diöcese besuchen, die nie von den Erzbischöfen visitirt worden war, desgleichen auch den Sprengel von Medniki. P^ndlich trieb mich der Eifer für den Staat an, nicht bloss durch Boten, sondern persönlich und brüderlich mit den Herrn Litthauens zu verhandeln, um ein gedeildicheres Verhältniss zwischen dem Könige und ihnen herzustellen und womöglich sie zur Beobachtung der Union und der gegen- seitigen Bündnisse zu bewegen. Vielleicht werden manche an dieser Reise Anstoss nehmen, aber ich rufe Gott zum Zeugen an, dass ich nicht aus Privatinteresse, sondern aus den drei genannten Gründen mich der Mühe und den Beschwerden unterzog und nickt ohne materielle Einbusse: denn ich ver- ausgabte zum Behufe der Reise 1000 Gulden, die ich zu Iciluni nahm. Was den Beatificationsprocess und die Bemühungtni um die Union betraf, war denn auch mein Werk nicht fruchtlos. Denn ich stellte die Untersuchung über die Heiligkeit des Lebenswandels an und schickte das darüber verzeichnete Re- gister an den Papst, auf dass, wenn Se. Maj. der König will, die Canonisation erfolgen könne. In Betreif der Union zeigten sich die Barone bereit, woferne der König nur demnächst zwei Conventc anberaume, den einen für Polen, den andern für Litthauen, so dass Se. Majestät von diesem auf j«Micn mit den zum erneuten Abschluss der Bündnisse bevollmäch- tigten litthauischen Grossen sich begeben könne. Dagegen hinderte mich an der ordentlichen Visitation die AA'eigerutig des Bischofes (von Wilno), welcher geltend machte, dass seit der ersten Pflanzung des Christenthums in jenen Landen die- Schon inEom war Laski vom Könige (24 Sept. 15U) beauftragt worrlon, den Probst von Wilno Laurentius Miedzileski, der daselbst die Canoni- sation des Prinzen betreiben sollte, hierin zu unterstützen. Vpl. Acta Tomic. III, .3-2Ö. Bei den Erhebungen, welche der päpstliche Legat Za- charias Fer'rerius 1520 über denselben Gegenstand pflog, wird wiederholt auf jenes frühere Breve hingewiesen, welches an den Er/.bischot von Gnesen und an den Bischof von Przemysl (Tomicki) gerichtet war. Act. Tomic. V, 187. Sitzungsber. d. phil.-Mst. Cl. LXXVII. Bd. III. Hft. 36 5(30 Zeissberg. selben nie von den Gnesener Erzbiscliöfeu visitirt worden seien. Ja für seine Person wies er ein Breve Papst Leo's X. vor, worin es hiesS;, dass er Sr. Heiligkeit Familiaris und da- her keiner Visitation durch mich unterworfen sei. Inzwischen informirte der Bischof seine Brüder, die Herren Käthe von Litthauen, in gleichem Sinne und auch sie verlangten von mir, dass ich die Visitation unterlassen möge, da es ihnen zweifel- haft sei, ob sie der Jurisdiction des Primas von Gnesen oder des Erzbischofes von Riga unterstellt seien. Doch bekannten sie als stets beobachtetes Herkommen, dass die Capitel von Wilno und Meduiki die Gnesener Provincialsynoden zu be- senden pflegten ' und dass Apellationen an die Gnesener Curie gewöhnlich seien. Nichts destoweniger schritt ich an's Wei'k. Ich begab mich in die Wiluoer Kathedrale^ berief das Capitel und inquirirte, mahnte sodann im Capitel privatim den Bischof an seine Pflicliten, citirte und examinirte auch die Domherrn, jeden einzeln, den Probst, den Custos u. s. f. , die nicht er- schienenen excommunicirte ich, nahm sie aber wieder zu Gnaden an und absolvirte sie, als sie sich unterwarfen. Des- gleichen tliat icli an vielen Pfarrern, Vicaren, Mansionarien und Gracialisten, die insgesamrat schworen, dass ich sie exami- nirt; auch Hess ich über die Inquisition ein Protokoll führen. Ueber all das war zwar der Bischof ungehalten, nichts desto weniger versah er mich mit allem Bedarf, mit Heu, Hafer, Gänsen, Hühnern und Kleinvieh für die Küche und mit Meth, freilich nicht zur Genüge. Doch immerhin nahm ich vorlieb damit und kehrte so ruhig und amtsmässig, wie ich kam, beide Male von den Baronen des Landes eine Meile ehrenvoll geleitet, wieder zurück. Als ich am 7. September Wilno verliess, schickte icl), da der Herbst mir die Strapazen wieder- rieth, die mir auf einer persönlichen Fahrt nach Samogitien bevorgestanden haben würden, auf den Bath der mich be- ghiitenden Doctoren und Prälaten meiner Kirche, des Custos Sjiitko von Buzenyn, des Canzlers Dominicus von Seczemvn und des Canonicus Georg Myszkowsky meinen Commissär den ehrwürdigen Herrn Decret. Doctor und Canonicus von ' Dios wjir ••iiicli •/.. H. auf der Syuodc zu Piotrkow 1511 der F.iU. S Mont- liiidi 1. c. llfj. Johannes fiaski, Erzbiechof von Gnesen. ü(Jl Wilno Albinus dahin, mit dem Ai^ftivage, auch jenen 8pren;;el zu besuchen, vor dem die dortig-eu Canoniker sicli auch wirk- lich einfanden. Er hielt mit ihnen eine Synode al); au<-li er- klärten sie sich mit seiner Absicht zu visitii-en einverstanden. Da er aber nun einzelne vor sich citirte, weigerten sie sich zu erscheinen, worauf er sie excommunicirte. Sie aber appd- lirten an mich und auch der König und der Palatin von Wihio ' verwendeten sich für sie. Ich aber beauftragte den Commissär brieflich, sie zu absolviren, wenn sie darum bäten und scliwören würden, dass sie den Weisungen der h. Mutter Kirche, zumal jener von Gnesen gehorchen wollten. Ich machte jene Visita- tionsreise zu Ende des Sommers und kehrte nach Skwyrniewice am Vorabend St. Michaels (2H. Sept.) zurück.^ Seit dem Jahre 1515 hatte das Verhältniss zwischen Polen und dem Orden sich immer peinlicher gestaltet. AVar von Seiten des Kaisers nach den Resultaten des Wiener Con- gresses keine, von Deutschland überhaupt nur geringe Hdfe zu erwarten, so setzte der Ordensmeister ausser auf Dänemark namentlich auf die Verbindung mit Polens altem Feinde, dem Moskowiter, seine Hoffnung. Im Jahre 1518 war die beider- seitige Spannung bereits so gross geworden , dass täglich der Ausbruch der Feindseligkeiten zu erwarten stand. Wohl fiel noch einmal ein Lichtstrahl durch das Gewölk, welches sich über dem Oi-denslande zusammenzog, als ein päpstlicher Legat, der Prediger Mönch Nicolaus von Schomberg nach Krakau und Königsberg zog, um im Auftrage der Curie die Streiten- den zu versöhnen und ihre Kräfte dem Kreuzzugspro jecte zu- zuwenden. So standen die Dinge, als Laski, aus Litthauen zu- rückgekehrt, durch Nicolaus veranlasst wurde nach Prcussen aufzubrechen. .Aus Litthauen zurückgekehrt' schreibt Laski - ,wurde ich durch neue Zwischenfölle veranlasst, eine andere Reise nach Preussen zu unternehmen, wozu ich durch zwei Gründe be- wogen wurde, nicht durch eine eitle und tliöi-ichte Absicht, wie es meinen Nebenbuhlern die Sache zu deuten beliebte, sondern einmal, weil ich den Wunsch hegte, die Stelle des 1 Vgl. Buzeiiski, Zywoty arcybiskupow Gnieznieriskich. Wilno. 18G0 str. 200. dessen Zweifel unsere Stelle erledigt. ^ Testam :J6 b. 36* 5(39 Zeissberg. Martyriums meines heiligsten Patrons und Wohlthäters des seligsten Adalbert zu besuchen und nur eine Gelegenheit dazu suchte , zweitens , weil mich Bruder Nicolaus Schembeg f= Schomberg) vom Orden St. Dominici im Namen des Papstes Leo X. davon verständigte, dass der Papst sich meines Beistandes und Rathes zur Beilegung des Zwistes zwi- schen dem König und dem Orden smeister bedienen wolle, und dass er ein Breve bei sich habe , das er mir zu Königsberg oder bei dem Ordensmeister übergeben wolle, wo er sodann auch des Papstes Wunsch mir mittheilen werde. So machte ich mich auf imd kam am IG. December nach Königsberg, von da am 18. desselben Monates an den Ort des Martyriums meines heiligsten Patrons, nach der Stadt Fischhausen, wo ich zwei ihm geweihte Kirchen aus Stein auf einem von jener Stadt eine halbe Meile entlegenen Felde besuchte, eine Messe las und meinem Patron ein Opfer brachte. Von Fischhausen kehrte ich am 20. desselben Monates wieder nach Königsberg zurück. Unterwegs wurde ich im Auftrag des Herrn Meisters allenthalben empfangen und begleitet von den Comthuren und llauptleuten der Gegend, entsprechend bewirthet; zu Königs- berg selbst aber gaben mir beim Ein- und Auszug aus der Burg des Meisters der pomesanische Bischof und der Herzog von Braunschweig - mit einer Schaar von etwa 2(X) Ordens- rittern ehrenvolles Geleit. Ja zu Königsberg hoben mich der genannte Bischof und der oberste Comthur aus dem Wagen und führten mich in die Gemächer des Schlosses; desgleichen geleitete mich jener zu Pferd nach seinem Schlosse zu Fisch- liausen und bewirthete mich daselbst. So also trug die Reise mir Ehrenbezeugungen ein und kehrte ich, nachdem ich mit Bruder Nicolaus, dem päpstlichen Legaten, zu Königsberg über die preussische Sache verhandelt, am 14. Januar 1519 glücklich mit Gottes Hilfe nach Lowicz zurück. Und da Bruder Nicolaus im Namen des Papstes und unter dessen Obedienz mir befahl, dass ich ihm zur Beilegung des Streites beiiiclflicli s(!i, indem er sagte, er könne mir, falls mein Kath erspriesslich sei, den Cardinalat versprechen, ja sofort crtheilen, dass ich jedoch davon ausser ihm mit niemanden sprechen ' Iliob. V. Duhcnrck. 2 Erich, vgl. Voigt a. a. O. IX, 503. Johannes Laski, Erzbiscliof von Gnesen. 5r».'] sollte, SO gab ich ihm, dem Befehle unseres heiligsten Herrn Papstes gehorsamend, von dessen Heiligkeit er mir zweimal ein Breve vorwies, da er zweifach Legat war, einige Artikel an, die er selbst im Namen des Papstes den Streitenden vor- bringen und dem König sowie dem Papste vorlegen sollte, doch so als kämen sie von ihm selbst, während ich nur dann mich über dieselben gegen den König aussprechen sollte, wenn dieser selbst auf Anregung des Bruders Xicolaus darauf zu sprechen käme; denn der Papst ist als gütigei- Vater auf das Zustandekommen eines Zuges gegen die Ungläubigen bedacht und deshalb wünscht er die Lösung der prenssischen Ver- wickelung/ Die abermals auftauchenden Bemühungen Laski's um den Cardinalat scheinen nicht ausser Zusannnenhang mit den auf dasselbe Ziel gerichteten Bestrebungen seines , Feindes' ' des Plocker Bischofes Erasmus Ciolek zu stehen, der auch sonst dem Erzbischofe, seinem Metropolitan, überall entgegenwirkte. So bewog er den Papst (30. März L519), zu seinen Gunsten die Einverleibung eines Krakauer Canonicates in die Plocker bischöfliche Tafel zu gestatten, wobei er als uns bekanntes Praejudiz geltend machte, dass zuvor in ähnlicher Weise ein Canonicat der Plocker Kirche mit dem Gnesener erzbischöf- lichen Tische vereinigt worden sei. '^ Ciolek vergass dabei freilich, dass der König, wie jetzt, auch damals einer der- artigen Vereinigung entgegentrat, weshalb der Papst die Sache (1524) nochmals untersuchen Hess. ^ Auch den Cardinalat erreichte keiner der beiden Gegner. Laski zerfiel über die Sache mit dem Palatin von Krakau Szydlowiecki, der dem zu Ptom weilenden Ciolek brieflich mit- getheilt hatte, dass der Papst für Laski's Beförderung sei und dass er selbst den König dafür gewinnen solle. ' Wahrscheinlich wirkte der Palatin nun in entgegengesetztem Sinne. Aber auch Ciolek musste auf Sigismunds Geheiss-^ den Gedanken fallaski, Erzbiscliof von Gnesen. 5fJ5 bei dem Könige selbst zu denunciren, könne er nicht län-er schweigen. Laski will es den übrigen Biscböfen, die sich mit ihm zugleich darüber beschwerten, dass Ciolek seine Stellung als Gesandter des Königs dazu missbrauchte, um vicU'u Personen des Reiches, hohen und geringen Standes, üubillcn zuzurügen, überlassen, ihre Sache zu vertreten, und nur in seiner eigeueu sich vcrtlieidigen. Und nun erinnert Laski an seine oben berührten ein- stigen freundlichen Beziehungen zu Ciolek, der in seinem Briefe mit Unrecht über Drohungen klage, die Laski gegen ihn geäussert habe. Denn nie, Mieder, wie jener behaupte, an der Tafel, noch sonst sei dies geschehen, ausser dem, was er (der Erzbischof; zu Piotrkow mit dem König über Ciolek ver- handelt habe. ,Es ist' fährt Laski höhnend fort .eine allae- meine Sitte, dass man bei Tische nur von Dingen spricht, die das Gemüth erheitern und belustigen ; so hätte auch ich in Folge seiner böswilligen Gesinnung höchstens das zur Ergötzimg vorbringen können, dass er ein Citharoede, Sohn eines Mu- sikanten, auf Grund erbuhlten Adels Bischof geworden sei. Zwar würde uns das zum Lachen gebi'acht haben ; allein er wird nie beweisen können, dass ich derartiges oder überhaupt etwas anderes von ihm gesprochen, als was ich mit den übrigen Herren zugleich Eurer Majestät vorgestellt.' Auch auf Synoden habe er, behauptet Laski, keine Klagen noch Drohungen gegen jenen vorgebracht; was er sagte, habe er in der väterlichen Absicht geäussert, ihn von jenen Insulten abzubringen, die er sich gegen seine Landsleute erlaubt. Und nun folgt eine Reihe von Anschuldigungen, die, wenn man sie auch ihrer offenbar parteiischen Hülle ent- kleidet, uns Ciolek's Gebahren allerdings in grellem Lichte erscheinen lassen. Es wird ihm vorgeworfen, dass er eiiuMi Plocker Priester Namens Tikiewka habe Naclits id)('rfalh-n und einkerkern lassen. Das gleiche sei durch ilin in lüun Laski's Neffen Loboczki, Dekan von L§czyc, widerfahren, der nur auf Verwendung einflussreicher, Laski befreundeter Personen wieder auf freien Fuss gesetzt worden sei. Auch habe Ciolek den Posener Dekan Martin Rambiewski, der für die Königin Bona Aufträge besorgte aus keinem anderen 5ß(3 Zeissberg Grunde mit Censuren verfolgt und gegen ihn seine Gläubiger aufgehetzt, als weil er Laski's Neffe sei. Auch Jacob Schucz, Guest-ner Domherr, der seit mehr als 30 Jahren in Rom weile, und sich bei Polen und anderen Nationen daselbst der grössten Beliebtheit erfreue, habe Cioleks Intriguen vielfach erfahren müssen. Endlich habe er Adalbert Jaziorkowski, Domherrn zu Warschau, Gabriel Parzniewski, Archidiakon von Wtoclawek und Johann Liewiczki, gegenwärtig Schreiber Ihrer ]\Iajestät der Königin. Laski's Sollicitatoren in Rom, unter den nichtig- sten Vorwänden auf seine gesandtschaftliche Autorität gestützt, verhaften lassen. Aber selbst Todte verschone Ciolek nicht mit seinen Schmähungen, wenn er schreibe, er wolle nicht bei seinem Abgange von Rom verhaftet werden, wie diess ihrerzeit anderen geistlichen wie weltlichen Gesandten Seiner Majestät und dero Vorfahren begegnet sei. Laski überlasse es denen, die noch leben, dem Bischöfe von Przemvsl, ^ dem von Kamieniec ~ und Victorin von Sienno sich selbst gegenüber solchen Verlästerungen zu vertreten oder sie stillschweigend zu. verachten, dagegen halte er es für seine Pflicht, sich der inzwischen Verstorbenen anzunehmen. Laski zählt nur die letzteren auf, welche zu Rom als Gesandte des Königs , seiner Brüder oder seines Vatei-s fungirt hätten ; von geistlichen Personen : die Erzbischöfe Roza von Gnesen und Wf\tropka von Lemberg, die Bischöfe Johann Lubranski von Posen, Johann Targowicki von Przemysl, den Gnesener Probst Johann Goslupski; von weltlichen: Czeslaw von Kurozwanki, Castellan von Dublin, Jakob von Dambno, Castellan von Krakau, Ambrosius Pampowski, Palatin von Sieradz, und die Castellane Dr. Johann Ostrorog von Posen, Stanislaus Ostrorog von Kalisz und Raphael Leszczynski von Gnesen, die insgesammt nicht verhaftet, sondern auf das ehrenvollste behandelt worden seien und deren Namen in den Annalen von Rom leuchteten. ,Meint er aJber' setzt Laski liinzu ,dass etwa ich bei meiner Abreise von Rom hätte fest- geluilten werden sollen, so könnte ich ihm wohl schon jetzt darauf erwiedern, will jedoch dies lieber bis dahin verschieben, wenn Eure ]\Iajestät zwischen mir und ilim richten wird. » Andren« Krzycki. 2 Laurentius Micdzileski. Johannes iaski, Erzbischof von Gnesen. mCiY Denn nach dem Zeugnisse jedermanns war mein Benelimen der Art, dass ich nicht nur nicht festg-enommen wurde, son- dern für den Befreier anderer Personen s;alt. So ermöfrlichtu ich, als ich zur Zeit des verewigten Königs Alhrecht als Ge- sandter nach Rom ging, dem Johann Turzo, später Bischof von Breslau, die Stadt zu verlassen, da ich für dessen Schul- den daselbst Bürgschaft leistete. ' Denselben Dienst erwies ich später Albert, dem Bischöfe von Wiluo, - der sich in gleicher Lage befand, mit einem Schaden von etwa UMX) Oold- gulden, deren spätere Bezahlung durch den Bischof von Wilno oder dessen Procuratoren in Rom der Plockei- um jeden Preis zu hintertreiben suchte. Ueberdiess habe ich Johann Rudnicki. der in den Thurm geworfen war und aus der Stadt Rom ver- bannt werden sollte, auch täglich die Galeeren strafe erwartete, aus des Kerkers Dunkel an's Licht gezogen, von vielen an- dern edlen und geringen Personen, Polen, Ungarn und Deut- schen, abgesehen, denen ich nach Kräften half.' Ciolek schreibe ferner, es freue ihn seine Abberufung, schon längst habe er darnach gestrebt. Nun, es gäbe ja jMen- schen, die immer nur an Neuem Freude linden. Neu sei aller- dings, dass ein Gesandter abberufen werden müsse. Laski beklagt sich nun darüber, dass Ciolek in Rom die einst von ihm daselbst erwirkten Privilegien rückgängig i:;r- macht, und da er ihn nicht zur Erlangung der Einwilliguni;- des Königs in den Cardinalat habe behilflich sein wollen, lüe Losreissung seiner Diöcese von der Jurisdiction Gnesens zu Rom durchgesetzt habe. Es sei nicht zutreffend, wenn Ciolek sich für eine derartige Exemtion auf den ähnlichen Wunsch einiger Aebte und Domherren (Goreczki's, Unyenski's) berufe. Wie es sich auch mit deren An^orüchen verhalten möge, jedes- falls sei die von diesen angestrebte Exemtion )iiclir privat(tr Natur und nicht von der Tr^igweite, wie sie dii; des Pl.-eker Bischofes als einer Standesperson und eines wichtigen Mit- gliedes im Reiche hab^'a müsse. Seine Exemtion würde zu einer Zersplitterung de^ Reiches führen. Denn seinem Bi.-;thuni gehörten Reichsstände an, wie er selbst als Erzbischof und als canonicus natus der Plocker Kirche, die Herzöge von Mazowien. 1 S. oben. 2 Vgl. Testam. 34 b. •24 b. 5G8 Zeissbevg. Palatine, Castellano, andere Würdeuträg-er und Beamte, Edle und Gemeine, insgesammt königliche Untertlianen, die so aus dem allgemeinen Verbände losgerissen werden würden. Ueberdiess würde die Folge sein, dass das gleiche auch andere Angehörige der Gnesener Provinz^ sowohl in als ausserhalb des Reiches verlangen würden. Laski erinnert den König daran, wie einst sein Vater, König Kazimir (me teste) nach vorausgegangenen fruchtlosen Ermahninigon den Biscliof von Lebus durch Angriff auf seine Güter um Gross-Opatow und Kazimierz gezwungen habe, sich mit vielen Geschenken vor ihm einzufinden und ihn, den König von Polen, als seinen Woldthäter und Pierren an- zuerkennen, auch ihm von jeder dessen Reiche drohender Ge- fahr Anzeige zu erstatten. W^as damals von den Senatoren des Reiches bezüglich der Bischöfe von Kamin, die sich vom Reiche trennen wollten, und bezüglich des Herzogs von Stolpe, sowie der Herzöge von Sachsen, die sich schon längst vom Reiche losgerissen hatten, geäussert wurde, wolle er mit Stillschweigen übergehen. Würden jetzt der Bischof von Lebus und jener von Breslau nicht dem Beispiele Cioleks folgen? Nicht viel- leicht sogai' die Herzöge von Mazowien? Ciolek hoffe durch die Exemtion sich den Weg zum Cardinalat zu ebnen, allein er erinnere an den üblen Eindruck , den einst Zbigniews Cardinalat hervorgerufen habe. in l'ohni war es vielleicht in Berührung mit den russisch- griechisclien Prälaten Sitte geworden, dass die lateinischen Bischöfe gleich jenen über den Kleidern Kreuze und Bilder trugen. Dagegen wurden jedoch von Seite des Posener Bischofs Johann von Liibrancz und des Ermländischen Lukas Bedenken laut unil es war beschlossen worden, deshalb bei der Curie anzufragen. Ditss geschah durch l^aski und die Folge war, dass um niclit (bni Schein der Hinneigung zum Griechenthum zu ei wecken in den sog. Compacten (vom U. Aug. 1515) ' den Pisclulfcii und Prälatcin Polens das Tragen der Kreuze über dem (iewande verlM)tt!n wui'de. Wenn nun der Papst später auf (.'ioleks Betrieb das Tj-agcn der Kreuze doch gestattete, so meint Laski, dass dies Zugeständniss aus Rücksicht für den König, nicht seinem Geschäftsträger zu Liebe gemacht worden ' Lutowski, Katiilog II, 71. Johannes laski, Erzbischof von Gnesen. O'I*.* sei, der daher mit Unrecht bcliaupte, dass er iliiii diesen Ki- folg^ verarge. Ebenso falsch sei es, wenn Ciolek Laski's Gej^nerschati als Ausfluss persönlicher Vei'stiinmung «lariilier hinzustellen suche, dass er der Grnesener Kirche ihren Antheil an dem Jubiläum entrissen habe. Dies sei vielmehr h'in^-st erloschen und eine Verlängerung- nicht nachgesucht wurden. ' ,Su wie übrigens' fügt Laski hinzu, ,Eurc Majestät, ohne meinen Kuth ihn (C.) zum Gesandten ausersah, so hat auch weder Mure Majestät noch er selbst mir etwas betreflfend das Juldläum oder andere Aufträge mitgetheilt. Aber da Eure Majestät mich in dieser Sache ihm vorzuziehen unterliess, was doch mit Erlaubniss gesprochen, Eure Majestät, wenigstens ohne mich zuvor zu liathe gezogen zu haben, nicht liätte thun sollen, so hat sein Uebermuth sich nicht allein gegen meine Person, sondern auf Erlangung der Exemtion und des Car- dinalats und gegen andere Unterthanen Eurer Majestät ge- richtet, da es ganz natürlich ist, dass eine Inconscquenz die andere nach sich zieht.' Irrig sei, heisst es ferner, die Behauptung Cioleks, der Sammler des Peterspfennigs ^ sei mit seinen Untergebenen immer eximirt; diese Exemtion beschränke sich stets auf dessen Person und Familie. Laski vertheidigt hierauf die; ihm von Leo X. (1513)3 bezüglich eines dem Gnesener ()l"ticial zu reservirenden Canonicats und der Pfarre zu Znene ge- währten Vergünstigungen, welche Ciolek zu beseitigen suche, widerspricht der Behauptung des letztern, dass er um KHK) Du- caten die Beneficien Czepels gekauft, von denen nui- einen Theil der Papst nicht ihm, sondern seinen Freunden zuge- wendet habe' und geht sodann zu einem anderen Streitpunkte mit Ciolek, der das Gnesener Cancellariat betraf, über. Auf Czepel war Przeczen in dieser Würde gefolgt, doch bald darnach gestorben. Darauf ernannte der König auf Bitten des Bischofs von Wloclawek Stanislaus Lypowicc, der sich 1 Vgl. Acta Tomic IV, 348; jedoch auch ebenda 217. 2 Ciolek hatte sich nämlich in Rom dies Amt iü.ertragen lassen, das sonst die Bischöfe von Posen auszuüben pflegten. 3 Theiner II, 345. nr. 372. ^ S. oben S. 546. 570 Zeissberg. durch läni^ere Zeit im ruhig-en Besitze der Canzlerwürde be- fand, bis er die Absicht offenbarte, dieselbe dem Martin Kambiewski, Laski's Neffen zuzuwenden. Da erhob aber Ciolek mit einem Male Ansprüche auf das Cancellariat, indem er be- hauptete, dass das Nominationsrecht des Königs für dasselbe mit Przeczens Tode erloschen sei; um aber nicht direct dem König'e entgegenzutreten, cedirte Ciolek sein Recht dem Peter Konarski, dem Neffen des Krakauer Bischofs und äusserte in seinem Briefe, dass der Erzbischof ,mit den Ruthenen' nichts ofeg-en ihn vermöo-en werde, da derselbe ein neues Aerorerniss der Kirche Gottes bereitet habe. ' Dem gegenüber spricht Laski die Hoffnung aus, der König werde den von ihm nominirten zu beschützen wissen. Auch die Pfarre Zuene habe sich Ciolek in Rom erwirkt, ob- gleich die frühere Verleihung derselben an die Gnesener Kirche mit könis-licher Zustimmnno: erfolgt sei. - Die Kruszwicer Prebende habe Loboczki, sein Neffe, ohne sein Wissen nach Krzy/anowski's Tode in Rom erlangt, als er aber vernahm, dass die Präsentation dem Könige zustehe, nnd diese durch ihn (L.) nicht erwirken konnte, aufgegeben. Es stehe dahin, ob Ciolek bezüglich des Gnesener Cancellariats und der Pfarre Znene ein gleiches thun werde. Laski wirft seinem Gegner ferner vor, dass er Rudnicki an den Bischof von Wloclawek und dessen Capitel gesendet und beide aufgefordert habe, sich ebenfalls der Gnesener Pro- vinz zu entziehen und die Vereinigung mit der Plocker Kirche unter eine .Furisdiction anzustreben. Es sei ferner, setzt Laski fort, Verläumdung, wenn Ciolek schreibe, Rambiewski und Rudnicki hätten sich gegenseitig in den Kci-ker gebracht. Allerdings sei auf Vei-langen des Fiscal- procuriitors Rudnicki von diesem Schicksale öfters betroffen worden. RamlMcwski dagegen habe Ciolek vergeblich in die gleiche Lage zu bringen gesucht, indem er Rudnicki anstiftete, ein von jenem vorgebrachtes Instrument als Fälschung zu be- zeichnen. lvainl)iewski habe darauf sich unter einem Pönal ' AiK-h Tomicki spricht f,s. u. S. .582) einen ähnlichen Vorwurf wider ha?«ki aus. •* Theincr 1. c. Joliaunes Laski, Kr/.biscliof von finesea. 571 von 1000 Gulden verpflichtet, den Notar zu stellen, hab.- ab.-r sodann läng-ere Zeit in Polen verweilen nnissm , um ver- schiedene Schulden einzutreiben, für die er sich in Koin vcr- bürg-t hatte, und endlich um seine Ehn; zu hiscu, j<'n(;n X(»tar zu Thorn dem König- und auf einer Synode zu l'iotrkow di m Erzbischofe und den Bischöfen vorgeführt, \vu dr^rscM»^ die Echtheit des Schriftstückes bezeugte und di(; Absicht äusserte, binnen kurzem mit Rambiewski zur Ablegung- derselben Zcugr-n- schaft nach Rom zu reisen. Inzwischen hab(! jedocli Ciolt-k jenes Pönal von einem gewissen Czurilo zu Rauddi'wski's Nach- theil erworben und diesen selbst mit kirchliehen ( 'ensuren be- legen lassen. , Viele Männer' schreibt Laski, ,mein Fürst, geist- lichen und weltlichen Standes imd von hohcjui Range sind ex- communicirt worden und dennoch hält man sie nicht für schleicht. Denn auch Kaisern und Königen ist ähnliches beg-egnet, i>liue dass sie deshalb an ihrer Ehre eingebüsst; ghnches ist Cioli-k selbst widerfahren und er war lange Zeit unter Excoinnnmiejitinn, ohne deshalb zu dulden, dass man ihn schmähe, da ja ein solcher Fall nicht die guten Eigenschaften der iMenschen zu mindern pflegt.' Ebenso falsch sei die Behauptung-, Rambiewski s(m auf Cioleks Verwendung- absolvirt worden. Denn nach dem Briefe des römischen Kaufmanns Ludouico, in welchem das breue absolucionis enthalten war, wurde dies vielmein- durch den Widerstand verzögert, den Ciolek entgegensetzte. Ciolek freilich wasche sich, wie Pilatus, die Hände in Unschuld: er sage, in den Acten der Curie flnde man nicht, dass auf sein Verlangen ein Pole je eingekerkert woi'den sei. Allein Hieronymus, der Bote des Cardinais de Grassis, habe der Königin auf die Frage, weshalb sein Herr dei'cn Fürbitten für Rambiewski und andere nicht entsprochen habe, erwidert, dass der Cardinal wegen des Widerstandes, den ihm der Ge- sandte (C.) entgegensetze, nichts habe erreichen kr.nnen. Endlich schliesse Ciolek seine Schmähschrift nut der Be- merkung, er werde, zurückgekehrt, den Beweis liefern, dass er wie Christus von den Kirchenfürsten augeklagt werde. Darauf sei zu erwidern: schon die Propheten sagten, es werde einst einer kommen und sich für Christum ausgeben, um die Men- 572 Z e i s s b e r g. sehen ZU verführen; wenn nicht dieser selbst, so sei doch Ciolek dessen Ebenbild. ' Wir wissen nicht, welchen Eindruck dieser Brief Laski's in dem Könige hervorrief. Uebrig-ens brcach den Streit Cioleks Tod ab, der bald darnach (22. Sept. 1522) eintrat ^ und den Erzbischof von einem mindestens lästigen Gegner für immer befreite. Dagegen wuchs die Spannung gegen Tomicki und dessen Anhang immer mehr. Wir sind indess, um dies Ver- hältuiss zu verfolgen, genöthigt, zum Jahre 1519 zurückzu- kehren, von dem wir uns entfernten^ .um Laski's letzte Be- ziehungen zu Ciolek im Zusammenhange mit seinen eigenen vorausgegangenen Bestrebungen zu beleuchten. Bald nach der Rückkehr aus Preussen wohnte Laski dem Generalconvente bei, der am 2. Februar 1519 zu Piotrkow er- (ifFiiet wurde. •' In der preussischen Angelegenheit hatte Laski in Wahrheit nichts erreicht; auch der Versuch, den der Bischof von Pomesanien noch in den letzten Tagen des Jahres 1519 machte, durch Laski's Einfluss die über Preussen herein- brechende Kriegsfurie Polens zu beschwören , blieb erfolglos. ' Vielmehr hei-ief Sigisniund schon auf den 2.5. November einen Convent nach Tlioru, auf welchem unter andern der Krieg gegen den Orden endgiltig beschlossen wurde. Am 15. Novembei- verliess der Ktinig Krakau, um sich selbst auf den Convent zu begeben. Wenige Tage zuvor jedoch erschien Laski in Krakau, nach Tomicki , eiligst und zur allgemeinen Verwunderung^ ,Er machte^ sagt dieser ,im königlichen Ratlie die Ansicht geltend, dass S. Majestät den Convent nicht in l'reussen, sondern anderswo abhalten möge, indem er die Unsicherheit zum Verwände nahm .... ferner rieth er, dass der König mit den verfügbaren Truppen sogleich den Krieg eröffnen möge.' Doch fanden beide Vorschläge kein ' Acta Toiiiic. VI, 57—69. iir. L. 2 ,Jan«icijiii;i III. 1 10. ^ V>rl. Acta Tiiiiiic. V, ]. Laski als Zeuge in einer Urk.: ,dominica carnis- liriuii.' Vtrl. auch Bisfhoft" F. Das alte Recht der Armenier in Leniberg (Sit/.l.. ,1. k. Ak. ,\. W. XL. Bd. Wien 1S62. S. 301.) * Vf.igt, Gesell. Preuss. IX, ö73. Johannes Laski, Erzbischol' von (iiiesoii. f)7;5 Gehör.' Laski scheint sodann dem Convent zu Tliorn IxMjro- wohnt zu haben, wenigstens begegnet er als Zeuge einci- am Dreikönigstage 1520 daselbst ausgestellten Urkunde Sigjsmimds."-' Wir treffen ihn, auch als der Krieg schon ausgeliroclien war, zu Thorn an des Königs «eite. Damals kam dem Bischöfe von Pomesanien, auf dessen Gebiete sich das Unwetter zuerst entlud, vom Gnesener Erzbischofe das Anerbieten zu, sofern er sich in des Königs Schutz und Gehorsam ergelx;, s Auf dieselbe Angelegenheit scheint sich Act. Tomic. V, 381 zu bezi.-lieii. Dunkel ist die in den Actis Tomic. V, 380. 367. :-i69 angedeut.-te Ange- legenheit des Dr. Albinus, der vermuthlich mit dem oben erwähntPii (s. S. 561) identisch ist und auf Betrieb des inzwischen zum Hisdiof von Kamieniec beförderten Laurentius Miedzileski von dem Legaten Zjicharia.s Ferrerius aus unbekannten Gründen verhaftet wurde. Krzycki bittet To- Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. III. Hft. 37 576 ZeisBlierg. Laski wohnte dem Generallandtag-e zu Piotrkow bei, der auf Simon und Judas (28. Oct. 1521) zusammen berufen, erst im folgenden Jahre endete. ' ,Die ehrwürdigen Herren, der Erzbischof und die Bischöfe', heisst es in den Constitutionen dieses Generalconvents , erboten sich von freien Stücken und auf Bitten des Adels des Reiches die Excommunication und die Interdicte, welche über die Adeligen verhängt worden waren, die während des Feldzuges im vorigen Jahre die Güter der Kirchen und deren Zehnten verletzt und weggenommen hatten, - bis zu einem nächsten Generalconvente zu Piotrkow (Michaeli) zu suspendiren. Auf diesen wurden auch jene Aebte vorgeladen, die nur Deutsche oder nicht Adelige in ihre Convente aufzunehmen pflegen.'-'^ Auch wurde bestimmt, dass dem nächsten Generalconvente eine vorbereitende Synode vorangehen sollte, auf dass der Clerus bezüglich der Punkte, ül)er Avelche sich derselbe mit dem Adel bisher nicht vereinbart habe, bestimmte Anträge zu stellen vermöge.' Zu diesen Punkten gehörte ausser den bereits erwähnten vor allem die Zuziehung des Clerus zur allgemeinen Besteuerung. Deshalb übersendete Laski bereits jetzt ein die Besteuerung und Ver- theidigung des Landes betreffendes Memoire, von dem Tomicki aus seiner Stimmung freilich nur zu sagen weiss, dass es unter dem Anschein einer allgemeinen Erleichterung bloss des Erz- bischofs private Wünsche im Auge habe, dass aber der Adel ihn zu durchblicken beginne.'' Damals strebte der Wojwode der Walachei bessere Be- ziehungen zu König Sigismund an, dem er einen beabsichtigten Einfall der Tataren in Polen meldete.*'' Laski mengte sich auch in diese Sache, indem er dem Wojwoden Sigismunds natürliche Tochter — vermuthlich Regina, das Kind der Tel- inicki sich für dessen Freilassung zu verwenden (:^C)9. ur. CCCXC). Die Absicht des Legaten sei, ihn niclit eher freizugeben, als bis er mit dem Erzbischijfe sich berathen liabo, in der Hott'nung, jenen mit dessen Hilfe so in die Enge zu treiben, dass er noch um Vergebung für das ihm zu- gefügte Unrecht bitte. ' Acta Tomic. VI. 1. • Vgl. Testam. pg, H7 b: ,damna per terrigenas belligeros illata' und Acta Tomic. VI, 3;J7. Wapovvski 1. c. 180. 3 Acta Tomic. VI. 11. ♦ Ebenda VI, 12. & Acta Tomic. VI, 78. nr. LX. 6 Ebenda VI, 5.^. Johannes Laski, Erzbiscliof von Gnegen. 577 niczerinn > — zur Gattin vorschlug-. ,Seinc Majustüf selirtiht Tomicki ,nahm es sehr übel auf, da er uicht nur keinen der- artigen Auftrag ertheilt, sondern nicht einmal etwas davon gewusst hat, zumal aus derartigen leichtfertigen Abmachungen und Versprechungen nur Krieg und Zwist zu erwachsen pflegen, wie wir unlängst an dem Walachen selbst, als wir ihm die früher zugesagte Princessin 2 verweigerten, erfahren haben. •• Wie oben bemerkt wurde, starb der Plocker Bischof Erasmus Ciolek am 22. September 1522. Sofort beförderte der König den Bischof von Przemysl Raphael Leszczyi'iski auf den erledigten, seinen Secretär, Tomicki's Neffen, Andreas Krzycki, Probst zu Posen, auf den Przemysler bischöflichen Stuhl. ^ Um so unangenehmer berührte es den König, dass der Papst (Hadrian VI.) das Plocker Bisthum einem brandenburgi- schen Prinzen, ■'' einem nahen Verwandten des Hochmeisters verlieh. Er sprach darüber unverholen seinen Unmuth aus. Wenn der Papst sich auf Rechte der römischen Kirche stütze, die ohne die Zustimmung der polnischen Könige geworden seien, so bleibe nichts übrig, als denselben gegenüber die Rechte Polens, die der König aufrecht zu erhalten verpflichtet sei, zu vertheidigen. ,Wir wdssen' äussert er ,wohl, wie weit wir seiner Heiligkeit zu gehorsamen verpflichtet sind; und ist der Papst so klug, wie es von ihm heisst, so hoff'en wir, dass er sich eine Tragödie ersparen wird. Aber das ist der Nutzen, den wir von dem Aufenthalte des Plocker Bischofs und anderer Gesandten in Rom haben, dass er eine Menge Geld aus dem 1 Vgl. Przezdziecki, Jagiellonki Pcilskie I, ß. - Elisabeth, Sigismuuds Schwester. ^ Acta Toniic \'I. 119. * Acta Tomic. VI, 185. lu-. CXXVIII. ^ Ebenda VI, 137 nr. CXXX. Verruuthlicli ist Johannes Albreclit, Mark- graf zu Brandenburg- Ansbach, Bruder des Hochmeisters Albrecht, der in Rom studirt und dem Leo X. früher das Bisthum Breslau zugesagt hatte, gemeint. Vgl. Heyne, Docum. Gesch.. des Bisthums Breslau III, 372. Wie kommt es dann aber, dass der Cardiiuil von S. Croce vielmehr von einer Provision des Cardinais von Bologna, Protectors Polens, mit Plock unter gleichzeitiger Anv^eisung einer Pension von lOOO Ducateu aus dem Bisthum an den Cardinal von S. Sixtus spricht? (Acta Tomic. VI, 204. nr. CCLVI.) Es ist dies um so auffallender, da der Papst fast um die- selbe Zeit dem Cardinal de Grassis das Bisthum Pomesanieu veriieli. S. Voigt, Gesch. Preussens IX, 093. War etwa das eine Entschädigung für den Entgang des anderen? 37* /"j^g Zeitislierg. Reiche dahin schleppt, für das er uns nichts als ein paar ludulg-enzen erwirkt und diese Verwirrung angestiftet hat/ 1 Die Sache bei'ührte auch Laski als Primas der polnischen Kirche. Er schlug dem Könige vor, einen Gesandten nach Rom abzuordnen, um dem neuen Papste Obedienz zu leisten, unter diesem Vorwand aber zugleich sich einen günstigen Be- scheid zu erwirken. Sigismund beantwortete diesen VorschJag nicht ohne Würde. Er habe zuerst seinen Gesandten bei Kaiser Karl in Spanien Johann Dantiscus beauftragt, dem Papste zu seiner Erhebung Glück zu wünschen , da aber lladrian bereits vor des Gesandten Ankunft in Spanien dies Land verlassen habe, so habe er dem Papst brieflich Glück gewünscht und seine , Observanz' ausgesprochen. Den Vor- schlag Laski's aber weist er für diesmal ab. ,Auch der un- garische König und andere freie Könige gleich^ uns pflegen nur, wenn Geschäfte es erfordern, Gesandte nach Rom zu senden ; Obedienz zu leisten steht Untergebenen und Vascillen der römischen Kirche zu. Uns hat deren Leistung trotz der damit verbundenen grossen Kosten nie genützt; im Gegentheil, statt, dass der apostolische Stuhl uns gegen die Ungläubigen Hilfe leistete, hat er uns noch allerhand Beeinträchtigungen unserer Rechte zugefügt.' - Dennoch wurde später (1523) Laski's Neffe Hieronymus Laski nach Rom gesendet und sein Auftrag entsprach wohl in den Gj'undzügen dem Vorschlage des Erz- bischofes. ^ Den oben berührten Bestimmungen gemäss beabsichtigte Laski noch vor dem bevorstehenden Generalconvent eine Synode abzuhalten, wobei er jedoch auf den Widerstand der Capitcl stiess. Auch Tomicki war anfangs dafür, ^ dass zuvor jedes Capitel für sich zu Rathe gehen und seinen Bischof, sowie einige andere Bevollmächtigte aus seiner Mitte mit geheimer Instruction auf eine Generalsynode entsenden sollte, machte aber zuletzt, da der König das Zustandekommen der Synode wünscht(!. Laski den Vorschlag, dass die Generalsynode sich eine ' A.Ti T ic. VI, 1S7. iir. CXXX. 2 Acta Toniic. VI, K'.O. i,,-. CLIX. ^YilIlo. 28. Nov. 152-J. ■' EImmkI.-i vi. ■_>! I. nr. CXCII. * llÜTiiiif sclieint sich ancli ein in don Actis Toniic. VIT, 03 nr. J.XIV fitthauonII. 1, 80. •■■ Friese, a. a. 0. 37. 6 Zakrzewski a. a. O. 22',». '' Acta Tomic. VI. 292. Johannes Laski, Krzbischof von Gnesen. .'»Sl der Erzbischof den neuernannten Przemy.41er Bischof Andreas Krzycki auf, in der Angelegenheit eine Schrift zu verfassen, und gab diesem so den Impuls zu einem noch im Laiifi- i\<'.& Jahres 1523 im Druck erschieneneu Büchlein, das, dem König zugeeignet, unter dem Titel: Encomia Luthei'i die grtibsten Ausfälle wider diesen enthielt. ' Als Ergebniss dieser Be- rathungen ist das königliche Edict vom 22. August ir)2.'5 an- zusehen , welches den Bischof von Krakau zu Haussuchungen nach verbotenen Büchern ermächtigte- und als eine weitere- Folge die Synode zu Leczyc, welche Laski am 7. Octobor desselben Jahres eröffnete, deren Beschlüsse gegen das Luther- thum wohl nur desshalb milder lauten, als das vorausgegangene königliche Edict, weil über Leben und Tod der Unterthanen eben nur der König zu entscheiden hatte. ^ Auf der Synode wurde auch über die häufige Citation geistlicher Personen vor das weltliche Gericht Beschwerde geführt und für die Zukunft Uebers-rifFe dieser Art mit Excommunication und Literdict be- droht; zugleich wurden bereits jetzt die Richter des Landes Rawa von Laski aufgefordert, von der Vorladung der Aebte von Sulejow und Block abzustehen. ^ Zu Anfang des Jahres 1524 wurde Laski unter Ueber- mittelung eines Reisegeldes von 300 Gulden vom Könige be- auftragt, sich zugleich mit anderen Commissären zu einem Tage nach Danzig (28. Febr.) zu begeben, ■' wo am 9. :Mär/. ein Bündniss mit den Herzögen von Meklenburg Heinrich und von Pomern Georg und Barnim zu Stande kam, das gegen den deutschen Orden gerichtet war. ^ Die zu Beginn desselben Jahres erfolgte Erhebung Tomicki's zum Bischöfe von Krakau führte zu einem hitzigen Briefwechsel zwischen ihm und Laski. ,Der Herr Palatin von Sieradz, Euer Neffe'' heisst es in einem dieser Schreiben Tomicki's, ,hat mir von Euch Briefe übergeben, worin Kucre 1 Friese, a. a. O. 39. 2 Bei Friese a. a. O. 40, correcter bei Zakrzewski a. a. O. 230. Es ist leicht zu ersehen, dass die hier angeordnete Berathung ,in practorio ciui- tatis' mit der in Act. Tomic. VI, 292 erwähnten identisch ist. 3 Damit scheint sich Zakrzewki's a. a. O. 29 ausgesprochene Bemerkung zu erledigen. * Wezyk 1. c. 115. ^ Acta Tomic. VII, 8 nr. VII. 6 Ebenda 8. nr. VIII. 9. nr. IX. 12. nr. X. ' Hieronymus Lask.. r;Q2 Zeissberg. Väterlichkeit über ineine Mühewaltung betreffend die Sachen, die Euer Kanzler Myszkowski hier betrieb, sich zu beklagen scheint, als wäre dieselbe gegen Euch gerichtet gewesen. Ich bedauere sehr, dass mein Streben, das immer darauf zielte, Euch Angenehmes zu erweisen, von Euch anders, als es wirklieh ist, gedeutet wird, da ich mich doch nicht entsinnen kann, je einen Auftrag von Euch anders als in aufrichtiger Geneigtheit ausgeführt und wo es mir möglich war, durch- gesetzt zu haben. Wenn es aber in Eurem Briefe heisst: ,Mein auserwählter Weinberg^ so weiss ich nicht, wie Euer Hochwürden diesen meinen Weinberg bestellt, noch wie oft diese Bestellung mir sauer geworden ist. Wie dem sei, ich habe bisher im Vertrauen auf meine reine Gesinnung und Ge- rechtigkeit alle feindlichen Schleichwege überwunden und hoffe mit Gott gleiches für die Zukunft.^ Hieran knüpft Tomicki die Mittheilung, dass er vor wenigen Tagen auf Wunsch des Königs und mit Zustimmung des Bischofs von Krakau Johann auf den Krakauer bischöflichen Stuhl befördert Avorden sei. Das Capitel habe sich sogleich bei ihm darüber beklagt, dass Laski eine dasselbe berührende Sache vor seine Curie ziehen wolle, womit sich auch die Beschwerden anderer geistlicher und weltlicher Personen über diesen Punkt verbunden hätten. Toinicki bittet Laski in den für die Kirche ohnedies äusserst gefahrvollen Zeitläuften den Faden der Jurisdiction nicht allzu- straff zu spannen, auf dass sie nicht zerreisse und er nicht gezwungen werde, nach einem Mittel dagegen auszuspähen. ■ Aehnlich lautet ein zweiter Brief, der die Erwiderung eines Antwortschreibens Laskis auf den ersten enthält. An- knüpfend an den von Laski erhobenen Vorwurf, Tomicki hübe seinem Neffen Lobocki entgegengewirkt, fährt der Vice- kanzler fort: ,lch gestehe, dass ich aus Pflicht und Anstands- gefühl gegen die römischen Errungenschaften für das Recht des Königs eingestanden bin, da der niedrigste Edelmann solche Unbill sich nicht bieten lassen würde. Mein Benehmen in der Sache war indess jedenfalls anständiger , als das Ver- fahren mit dem Gnesener Cancellariat u. a. Beneficien, die gegen päpstliche Verfügungen von Schismatikern und kleinen • Acta Tomic. VIT. 19. nr. XIV. Johannes taski, Krzbiscliof vciu liiiesen .'jHIJ Edelleuten in Besitz genommen wurden/' Wenn sodunn Tomicki hinzusetzt, dass er Rambiewski, Laski's Neffen, nicht f^escliadet, ihn viehnehr gefördert habe, so maclit diese Aeusserung den Eindruck der Wahrheit, da ein Brief Krzycki's an seinen Oheim Tomiclvi vorliegt, in welchem diesem Ramhi(!wski für das Archidiaconat Krakau als eine versöhnliche Person ciiipfoldcn wird, die jedenfalls besser sei als eine, die von Ilom daher ge- flogen komme.'- Jch habe', schliesst der Brief, ,Euei-ur I loch- würden auch über meine Beförderung zum Bistluun Knikau geschrieben; da indess mein Brief nicht Glauben zu finden scheint, schicke ich Euch das päpstliche Schreiben, auf dass Ihr wenigstens diesem Glauben beimesset. Wenn aber Eure Hochwürden bemerkt, dass meine Beförderung geheim gehalten worden, so habe ich nur zu erwidern, dass ich mich meines Glückes nicht zu rühmen pflege und ich fand es nicht gerathen, mit Euch eine Sache zu besprechen, die man nur zuverlässi- gen und aufrichtigen Freunden mitzutheilen pflegt, zu denen Ihr meines Wissens nicht gehört.''^ Laski wohnte zu Anfang des Jahres 1525 ' dem fJeneral- convent zu Piotrkow bei.'' Üoch trat nun auch für Laski die Luther'sche Fi-age neuerdings in den Vordergrund. War auch die neue Lehre in Polen zunächst durch die erwähnten könig- lichen und ki)-chlichen Verfügungen zurückgedrängt, so tauchte sie nur um so entschiedener in dem preussischen Reichsgebiete auf. Der Mittelpunkt, von dem aus sich hier die Refornuition verbreitete, war Danzig, das unter der geistlichen Jurisdiction des Bischofes von Kujawien, Mathias Drzewicki stand. Diesen und den Kulmer Bischof begleitete in der Fastenzeit des Jahres 1.">lM Laski nach Danzig, '' um ihn in der Unterdrückung der Neuerung zu unterstützen. Als nun Drzewicki einen lutherischen Prediger verhaften Hess, brach ein Aufi-uhi- aus, der die Bischöfe 1 S. oben S. 570. ^ Acta Tomic. VI, .3.37. nr. CCCII. 3 Ebenda VII, 23. 4 Am 8. Dec. 1524 befand sich Laski noch in .seinem Schlosse Unieyow'. Theiner II, 425. nr. 449. 5 Laski Zeuge in der Urk. Sigi.smnnds vom 18. Jan. 15-J5 (Dopiel 1. <•. I, 579 nr. XIj, in welcher das im vorigen Jahre mit den Herzogen von Pommern geschlossene Bündniss ratificirt wird. « Acta Tomic. VII, 1. 584 Zeissberg. zwang, die Stadt eiligst zu verlassen. ' Die Wuth des Pöbels hatte sich bei dieser Gelegenheit vorzüglich gegen den Bischof von Wloclawek gerichtet, während man, wie wenigstens die Danziger in ihrem Rechtfertigungsschreiben an den König be- haupteten, Laski alle gebührende Achtung bezeugte und ihm in die Stadt und aus derselben mit mehr denn hundert Pferden das Geleite gab.^ Bald darauf (Januar 1525) brach in Danzig ein neuer Aufstand aus, der zur Einsetzung eines neuen Stadt- ratlies, Schliessung der Klöster und Einziehung der Kirchen- schätze führte. Die Gefahr, die hierin für den Katholicismus Polens lag, wozu auch ähnliche Bewegungen in einem anderen Grenzlande Polens, Schlesien, ^ kamen, das, wenn auch freilich lose, sich im Metropolitanverbande Gnesens befand, veranlasste König Sigismund an den Papst das Ansinnen zu richten, um die Solidarität der katholischen Interessen der neuen Lehre gegen- über zu fördern, ein allgemeines Concil einzuberufen. Auch Laski erhielt den Auftrag, seinen Kanzler, Dr. Georg Mysz- kowski, der um die Jahreswende, ' um den neuen Papst Cle- mens VIL in Laskis Namen zu beglückwünschen und mit , privaten und die Gnesener Kirche sowohl als die christliche Hepublik im allgemeinen^ betreffenden Aufträgen nach Rom gegangen war, in gleichem Sinne zu instruiren. Auch richtete F^aski an den Papst ein Schreiben, worin er um ein allge- meines Concil gegen das Lutherthum bat und den König ent- schuldigte, der unter andern auch atif seinen Rath •■ mit den Türkon einen Waftenstillstand abgeschlossen hatte. '' Im Api-il treffen wir Laski und die Bischöfe seiner Provinz zu Ki-akau, wohin sie Sigismund offenbar zu dem Zwecke, der Huldigung des bisherigen Hochmeisters Albrecht ' SS. rer. Pniss. V, öö-l ff. ■i Acta Tomic. VII, .'iTÖ. •' üchcr (lif Rozicliiingen SclilosiLMis zum Erzhistlium Gnesen zur Zeit Laskis, vj^rl. Actji T<.iiiie. V, 33-2. Dojriel I, 559 nr. XXV. * Tlu'inrr TI, 125 m. 1 H). Em]ifehlnng des Uebeibrinp;-era des Schreibens M. 8. Di'c. 1521. KI)oii(l;i l.'iT nr. 4()('). Empfehlung diircli K. Sigismund Pidtrkow (vvn dor Reichstag bevorstand, s. o.). 26. Dez. 1526 (25 unserer Zähhing). Ebenda 246 nr. 450. Empfehhnig durch die Königin Unna. 4. Jan. 1525 (vcruiuthlicli auf dor Durclncise). ■• Acta Tumic. VII, 6',i ur. LXXII. '■ Ebenda U9, 282, Johannes Laski, Er/.bischof Ton Gnesen. 5R5 von Brandenburg als Herzog- von Prenssen beizuwohnen, be- rufen hatte. Am Tage vor der feierlichen lluhligung (9. Aprils erliessen die Bischöfe ein gemeinsames Schreiben au den Papst, worin sie unter Klagen über den religiösen Zustan2. An.sfiil.rl. glch/.. Beselir. in Fal.pr, Proucs. Archiv II, 109 ff. Schütz, p. 500 mul Dogiel IV, 230, wo er in der Friedensurk. zwischen Sigisnmnd und Albreclit I. vom Paimsonnt;.g l-^'J.', als gegenwärtig bezeichnet ist. ^ Schütz a. a. O. oOI. 4 Acta Toniic. VII, 283. ^ Ebenda VII, 286. 586 Zfiipsherjr. sreffnen, wozu das von demselben beabsichtiete Proviucialconcil Gelegenheit darbieten würde. Laski solle nötliig-enfalls selbst mit Strafen einschreiten und den weltlichen Arm dabei zu Hilfe nehmen. ' Inzwischen fand Laski Gelegenheit auch in der Danziger »Sache ein Gutachten abzugeben. Den Anlass dazu gab die von den Danzis-ern dem König; überreichte Rechtfertiffuns^s- schrift. Laski räth in deren Beantwortung Strenge au und empliehlt vor allen, dass der König selbst an Ort und Stelle sich begebe. - Es ist bekannt, dass letzteres geschah und der König ein strenges Strafgericht zu Danzig ergehen Hess. Auch in Polen ging jetzt Laski daran, die Aufträge Roms bezüglich der ,Luther'schen Pest^ zu erfüllen. Aus einem päpstlichen Belobungsschreiben (29. Jan, 1526) ersehen wir, dass in Folge seiner Bemühungen viele Cleriker, die sich be- reits verheirathet hatten, zur alten Kirche zurückkehrten, ihre Weiber entliessen und öffentlich Busse thaten. Der Papst ge- stattet, vermuthlich auf seine Bitten, dass Mönche, die sich in diesem Falle zu Gleichem bereit erklärt hatten, das Mönchs- kleid mit dem des Secularclerus vertauschen dürfen.'^ Des- gleichen ertheilte ihm der Papst die Erlaubniss, an jedem Sonntag oder , doppelten Festtage' Priester zu weihen, und jederzeit von Excommunication und Interdict zu lösen. ^ Aus einem Briefe Tomicki's ersehen wir^ dass Laski im Laufe des Jahres 1525 neuerdings den König anging, ihm zu gestatten, bezüglich seines Erzbisthums ein Abkommen mit einem Prälaten zu treffen, um den Rest seines vielbewegten Lebens in Ruhe zu gcniessen, "' und wirklich scheint bald dar- nach der König hierauf insoweit eingegangen zu sein, dass er die Nachfolge im Erzbisthum dem Bischöfe von Wloclawek Mathias Drzewicki zusiclierte. '^ Am l/>. März 1526 treffen wir ' Theiner II, 428 nr. 454. 2 Acta Toniic. VII, .S8ß. nr. CXVIII. 387. nr. CXIX. .396. nr. CXXIX. ^ Theinor II. 43« nr. 469. ■> Ebenda 439 nr. 470. '- Acta Tomic. \II, 3.">(>. ''' Act. Tomic. IX. nr. OLX. Ich vorrlanke diese so wie die folgenden Mit- theilnngen aus dem Gedruckten aber nicht im Buchhandel befindlichen IX. Bande der Acta Tomic. der besonderen Güte des Herrn Professor Dr. Liske in Lemberg. Johannes Laski, Eizbischdt' von Onoseu. flft? Laski auf dem Generalconvent zu Krakaii. ' Zu Anfaii«; des Jahres 1527 wohnto er dem Particularconvente zu Koh. uu<^i ZU machen suchen. Wisst, dass sie den Einen, den kmz.n. (Andreas von Tanczin) offen bescliuldijf^t, über den Andern (Hieronymus Laski) sich höchlichst wundert, dass er derartiges anstrebt. Denn dem Erzbischof und seinen Praktiken ist sie so abhold, dass sie ihn öffentlich einen Intrig-iuuitcai nennt und sie ist heftig erzürnt darüber, dass er sich das l'atrunatsrecht über das Warschauer Archidiaconat vom Könige erwirkt und dass Euere Gnaden die Urkunde darüber ausgestcdlt hat, in- den sie bemerkte, dass, wenn sie zugegen gewesen wäre, sie ihn gehindert haben würde, das Archidiaconat zu erlaiig-cn ; aber sie werde dafür sorgen^ dass er Zeit ihres Lebens keine seiner Praktiken fernerhin bei dem Könige durchsetze.' ' Laski hatte allerdings die schwache Seite seines Feindi'S richtig herausgefunden, wenn er darauf ausging Tomicki zum Verzicht auf das Vicekanzleramt zu zwingen , - das er gegen ausdrückliche Verfassungsbestimmungen als Bischof nicht auf- gegeben hatte. Wagten andererseits die Gegner des Erzbischofs in Hinblick auf seine kirchliche Stellung nicht sich unmittel- bar wider ihn zu wenden , so bot ihnen doch sein Neffe; Hieronymus willkommene Angriffspunkte dar. Dieser hervorragende Staatsmann,-' Wojewode von Sieradz, hatte bereits 1520 und 1523 als Gesandter an den Kaiser ' uiul an den König P^'ranz 1. von Frankreich sich hervorgetlian. Nicht uninteressant ist es, dass Hieronymus vor Antritt der zweiten Reise zu Vormündern seiner Tochter Hedwig Christoph Szydlowiecki, Andreas von Teczyn, Wojewoden von Sandomir. Johann Amor Tarnowski und seinen Oheim, den Erzbischof bestellte, ■' von denen in Folge der schon ei-wähntcn Ereignisse der zuei-st genannte später zu seinen persönlichen Gegnern zählte. Im Jahre 1527 erhielt er vom König die Erlaubniss zu einer Pilgerfahrt nach Loreto, von der Tomicki mit Itcclit vermuthete, dass sie religiöse Zwecke nur zum Vorwand n.lim<-. Daoeo-en täuschte er sich, wenn er meinte, dass Hieronymus 1 Acta Tomic. IX, nr. LH. ^ Acta Toniic IX, nr. XC 3 Er wird auch Hieroslaus o. Jamslaus La.ski jreiiannt. VrI. über il.i. : L. Hubert, Hieronim z Laska Laski wojewoda Sierad/.ki in Ril.li..t,-ka Warszawska 1861. S. 93 ff., eine AbliandlnnjJT, in der zwar hie und da neues ungedrucktes Material verwerthet wird, der Gegenstand jedoch ni.-ht erscliöpft ist. ' Testam. 39 b. ' Hubert a. a. O. 98. f)QQ Zeissberg. nach Rom gehen und dort für sich oder seinen Oheim gegen ihn ao-itiren werde und deshalb den in Rom weilenden Niko- laus Gamrat bat, auf den Wojewoden scharf Acht zu geben, i da sich Hieronymus vielmehr plötzlich an den Hof Johann Zapolya's begab und in dessen Dienste trat. Aber so uner- wartet auch dieser Vorfall sein mochte, so bot er doch bei der Neutralität, zu der den König gegenüber dem nach der Schlacht bei Mohacz in Ungarn ausgebrochenen Thronstreite die Um- stcände nöthigten, den Gegnern des Hauses Laski eine will- kommene Handhabe dar, um dessen Stellung in Polen zu untergraben. , Wonach dem Herrn Erzbischof und seinem Neffen mit ihrem Anhange der Sinn steht,^ heisst es wieder in einem Briefe Tomicki's an seine Gesinnungsverwandten Lukas von Görka und Stanislaus Koscielecki, ,weiss der König so gut, wie wir. Auch ist uns bekannt, dass er schon früher viel dergleichen gethan und auch jetzt thut, wodurch sich Se. Maj., die als überaus gütiger Fürst bisher seltene Milde und Langmuth ge- zeigt hat, endlich doch verletzt fühlen und zu gerechter Be- strafung bewogen finden dürfte. Denn Eure Gnaden mögen wissen, dass all das, was der Palatin von Sieradz 2 versucht 11 ml betreibt, ohne Wissen und Willen Seiner Majestät geschieht und desshalb von ihm sehr übel vermerkt wird. Se. Maj. hat ihm nämlich auf sein Bitten erlaubt, sich zur Erfüllung eines (ielübdes nach Loreto zu begeben. Er aber hat statt die Votivreise anzutreten, sich vielmehr nach Ungarn gewendet und in des dortigen Königs ■' Dienst begeben, in dessen Auf- trage ei- nach Frankreich und England' ging. Und er macht daraus durchaus kein Geheimniss, sondern hat unterwegs aus der Schweiz und jüngst aus Paris Briefe'' hieher gesandt.' Der König theile, fährt Tomicki fort, die Besorgniss des Castellaus und des ' Acta Tcinic. IX, iir. CXVl. 2 Hicronymus Ltisld. » Zapolya's. ' \'nl. Urkk. z. Gesch. d. Anrechtes des Hauses Hal)sbnr£r auf Ungarn von Fr. Finiliaber. Archiv f. K. ö. G. Q. XXIV. 2-2. nr. VIII, wouaili H. Laski am l.'>. Juli 15-27 bei HcinricJi VIII. Audienz fand. •' Den au."» Paris ,sabbato octauc; c(>rj)oris Christi' geschriebenen Brief d(>s- snlben an den Bisciiof von Kaniieniec Laurentius Miedziieski, sowie die im Namen des letzteren ertheilte Antwort Krzycki's enthält die Hs. 44 fol.
o\v Giiieznieii.ikicli. Wiliio l.'^t'iO. T. II, 11»'.>. 2 Wapowski 1. c. '2-M). » L<4,ouski II, 1)8. » 18. Mai. ßielski. =- Tcatnni. 42 a. *^ I.L-tow.ski III, 283. ' Janociaua I, 262. Johannes Laski, Krzliisohof von Guesen. f)95 Nähe des Ortes, wo er sterben werde, wenn in Pulen, so in der Kirche zu Lasko unter den Ahnen oder in cin.i- ,\rv Kathedralkirchen, deren Beneficien er geniesse". ' Als Kanzler hatte Laski sich sein Grah in der Onesener Kirche vor dem Chor zu Seiten oder zusammen mit sciinem Freunde, dem Decan Jaszko gewünscht und seine Testiimonts- vollstrecker gebeten, in letzterem Falle an dessen MonnuHMit auch sein Wappen anzubringen, , nicht zum Prunke, sondern um andere zu veranlassen, uns im Guten nachzuahmen, wenn anders dessen an uns zu rühmen ist^ ^ Als Erzbischof be- stimmte er 1511 zu seiner letzten Ridiestätte in der Domkirche den Platz , zwischen dem Grabe des h. Adalbert und dem Altar an der Säule gegen die Mansionarie'. ■' In Rom erlangte Laski (27. Juli 1515) vom Papste die Erlaubniss, Erde von den Friedhöfen des Campo Santo und S. Gregorio in Rom nach Gnesen überführen und mit dei-selbi'n den Friedhof seiner Metropolitankirche bestreuen zu diirfi-n. sowie für die daselbst Ruhenden alle jene Indulgenzen, deren sich die auf jenen Gottesäckern der ,Stadt' Begrabenen er- freuend ^ In Folge dessen bestimmte er 151(J den Gnesener jCarapo Santo' zu seiner Ruhestätte, über der sich ein Stein mit Inschrift erheben sollte. •' Zu diesem Behufe wurden zu Gran sechs ■Marmorsteine bestellt: •' für sein eigenes Grab und für die Gräber Krzeshiw's, seines Wohlthäters, '' Andreas Roza's, seines Vorgängers auf dem Gnesener Stuhle," seines Bruders Andreas Laski's und des Bischofs Radlica von Krakau, seines Ahnherrn.'' Ueber- dies Hess er auf jenem Friedhofe dem h. Stanislaus ein Kircli- lein erbauen, •" zwischen welchem und der Domkirche er be- graben werden wollte, um unter dem Schutze der beiden gross- ten Landesheiligen zu ruhen." Es war Laski's Absicht, an der Stanislauscapelle einen odei- mehrere Vicare anzustellen. '- 1 Testam. 2 a. ^ Ebenda 13 a. ■■' Ebenda l'.l b. 4 Theiner 1. c. II, 364. nr. 393. 5 Testam. '27 a. vgl. 28 b. 30 b. 6 Ebenda 30 a. 33 a. - Letowski, Katalog III, 22.5. 1523 war Krzeslaw.s Grab.stein nocl. nicht vo'llendet. Testam. 38 a. b. » Ebenda II, 74 ..dt der Insclirift. 0 Diesem auf dem Wawel. Ebenda III. 280 die Inscl.rift. if> Te.stam. 39 a. " Ebenda 40 b. 39 a. '- Ebenda 40 b. qQQ Zeissberg. Sterbend bedachte er sie reichlich ^ und verpflichtete er seinen Neffen Johannes, daselbst eine Custodie zu errichten, für welche ieweilio- der Notar des Gnesener Capitels von den Herren von Lasko präsentirt werden sollte, und zu anderen frommen Stif- tiiii'^en an derselben. - Laski fand die gewünschte Ruhestätte und auch in letzterem Punkte scheint sein letzter Wille erfüllt zu sein. ^ Wie sein äusserer Lebensg-ang- darthut, war Laski mehr eine politische als kirchliche Persönlichkeit. So ist denn auch sein Name am bekanntesten durch eine juristische Arbeit geworden, die wir nur nach ihrer Aussenseite kurz besprechen wollen, während wir die Verwerthung des Inhaltes rechtskundigen Händen überlassen müssen. ' Die Unzulänglichkeit der beiden ersten Ausgaben der polnischen Rechte veranlassten König Alexander auf dem oben erwähnten Landtage zu Radom 1505 seinen Kanzler Laski mit einer neuen Ausgabe der Statuten zu beauftragen. Denn die beiden vorigen schon zu Ende des 15. Jahrhunderts zu Leipzig bei Lotter erschienenen Samm- luno-eu enthielten bloss das Wislicaer Statut Kazimir's des Grossen, das Statut zu Warta aus Wiadyslaw's Jagiello's und die Statute von Nieszawa (1454j und Korczyn (1451) aus seines Sohnes Kaziniir Zeit. Die Arbeit Laski's erschien bereits am 28. Januar 1506 bei Johann Haller zu Krakau unter dem Titel: , Commune inclvti Polonie regni priuilegium^ etc. -^ Mit Recht vermuthet man aus dem bald nach des Königs Auftrag er- folgten Erscheinen der Sammlung, dass dieselbe schon früher vorbereitet worden sei. Sie wurde in zwölf Exemplaren auf Pergament und 150 auf Papier abgedruckt, was uns deren heutige Seltenheit erklärt, und diese theils im königlichen Schatze zu Krakau hinterlegt, theils an die grösseren Capi- tiilarkirchen des Reiches und in die einzelnen Starosteien ver- sendet. In sein Bucli nahm Laski alle Privilegien und Statute für die verschiedenen Stände und Körperschaften des Reiches auf, soweit sie ihm zugänglich waren, fügte auch ausser dem ' S. (las Register unter : Stanislai. 2 Testam. 49 b. 5 Letovvaki 1. c. III, -270. * Ich folge an dieser Stelle vorzüglich J. N. Romanowski, Otia Cornicensia. Poznan. Ifir.l. str. .S4:i ff. => Der vullstäudige Titel in Wiszniewski, Historya literatury Polskiej T. V. 11:5. wo aber statt: MCCCCCV wohl MCCCCCVI zu lesen ist. Joliannes Laski, Erzliiscliof von Gncsen. 597 hier zum ersten Male g-edmckten Liede: Bof^a Rud/Zice die , Summa' des Raimundus Parthenopaeus , das Mag-debui-frer Recht, wie es in Polen Geltung- hatte, und einen kurz(*n Ahriss des polnischen Processes hinzu. Die Sammlung Lu.ski's er- langte Gesetzeskraft. Allein obgleich dieselbe gegenüber den älteren Arbeiten als ein Fortschritt angesehen werden muss, und insbesondere zum ersten Male in Marginalnotcn auf Coatro- versen und Analogien im polnischen Rechte hinwies, so verfiel doch auch sie dem Lose ihrei- Vorgängerinnen, da fast jeder folgende Reichstag ein neues Statut zu Staude braclite, das alsbald im Druck erschien, bis man schliesslich deren mehrere in einem Bande zusammenstellte. Noch mehr aber als der Umstand, dass diese neu hinzukommenden Constitutionen in ihm fehlten, musste Laski's Statut die Menge der in demselben vorhandeneil ungelösten Antinomien und der gänzliche ^langel einer bestimmten für das ganze Land geltenden Gerichtsproce- dur mit der Zeit entwerthen. Daher wurde schon auf dem Reichstage von 1511, sodann wiederholt auf jenem zu Bjdgos6 1520 das Verlangen nach einer für das ganze Reich giltigf-n Processordnung ausgesprochen, dem endlich Sigismund durch die Veröffentlichung der Statuten aus seiner Zeit (1524 bei Hieronymus Wietor zu Krakau) und einer im Anhange dazu abgedruckten ,formula processus iudiciarii' zu genügen suchte. Doch war damit die zu Bydgosc verlangte Beseitigung der in den früheren Constitutionen enthaltenen Widersprüche noch keineswegs erreicht, und als endlich der König durch das un- eigentlich nach Taszycki, der nur einer der vier Redactorcn war, genannte Statut von 1532 auch in dieser Hinsicht dem Wunsche des Adels nachzukommen suchte, scheiterte die Durchführung desselben an dem Widerstände, den dagegen auf dem Tage zu Piotrkow (1534) Peter Kmita erhob. Auch in kirchlichen Kreisen erregte Laski's Sammlung Anstoss, da sie einige ältere Gesetze enthielt, wclciic Rums Ansprüchen zuwiderliefen. So erklärt es sich, dass Laski während seiner Anwesenheit auf dem Lateranconcil sich .-m am 20. Juli 1515 ausgestelltes Breve ' erwirkte, das ilm v..r Anfeindungen in dieser Sache fortan sicherte. 1 Theiner l. c. II, 362. nr. 390. 598 Zeissberg. ,Du hast Dich^ heisst es darin, , dieser Aufgabe zum ge- meinen Besten unterzogen und was Du in Archiven und an andei-n öffentlichen Orten fandest, zusammengebracht, und um dem Verdachte zu entgehen, diese oder jene Constitution be- vorzugt zu haben, so wie Du sie fandest, in ein Buch ver- bunden, das jetzt in jenem Reiche inner- und ausserhalb des Gerichts Anwendung findet. Da aber in dieser Compilation Constitutionen sich befinden, welche gegen kirchliche Personen und kirchliche Freiheiten Verstössen, obgleich andererseits viele .•mdi-re darin enthaltene denselben günstig sind und Du der- hall) zweifelst, ob Du nicht dafür kirchlichen Strafen und Cen- suren unterliegst, von denen Du absolvirt zu werden wünschest, so gewähren wir Dir diese Bitte, auf dass Dich darob ferner- hin niemand belangen könne. Doch tragen wir Dir auf bei einem Beichtiger, den Du Dir selbst erwählen magst, Pönitenz zu leisten, widrigenfalls dies Schreiben kraftlos werden würde/ Im Grunde ist aber die berühmte Gesetzessammlung nicht einmal Laski's Werk, dem es vielmehr nach seinem eigenen Geständnisse an juristischen Kenntnissen gebrach, sondern das des Jakob von Zaborow, der ihm dabei an die Hand ging. Nichtsdestoweniger wird man ihm, glaube ich, einen gewissen Antheil an dem Zustandekommen einer der ältesten Gesetzes- sammlungen Polens nicht streitig machen dürfen. Ganz ähnlich ist sein Verhältniss zu einer zweiten weniger bekannten Arbeit dieser Art. Einst hatte nämlich Kazimir der Grosse, um seinen Staat in dieser Hinsicht zu consolidiren, den Instanzenzug der polnischen StJldte mit deutschem Rechte nach Magdeburg aufgehoben und Krakau für sie zum Ober- hofe bestimmt, welcher nach di;ni auf seinen Befehl nieder- geschricbi'nun Magdeburger Rechte entscheiden sollte. Hatte letztere Bestimmung den Zweck, P^inheit im Rechtverfaliren anzubahnen, so verfehlte sie zum Theile denselben, da die Städte dieselbe nach kurzer Zeit unbeachtet Hessen und nach wie vor auf Grund von verderbten und lückenhaften Auf- zeichnungen jenes Rechtes, so wie sie ihnen gerade zur Ver- fügung standen, Urtheil sprachen. Da ertheilte Sigismund I. (um 1;)'J7), um dem Uebel abzuhelfen, den Auftrag zu einer Revision des Rechtes der Städte, und betraute mit dem Ent- Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. ')<.(<,) würfe neuer zeitgemässer Bestimmnn.o-.'u nnsercn Erzl)isc-li..f. ' Doch übertrug Laski mit des Königs Billigung die eigontliclic Ausführung Mathias Slywnicki und beschränkte siel» darauf, demselben in schwierigeren Fällen behilflich zu i Ebenda l.iS nr. l'.)l. 139. nr. 192. 140. nr. 194. 18ö nr. 234. 6 Actti Tomic. V. 135 nr. 125. ' Ebenda 361. nr. 381. Johannes Tiasii, Krzbischof von Gnesen. (iHl ZU Piotrkow, obwohl sie in Absic-lit .stand, zwi^ifcllmri; ' da- geg-en steht für die zweite Hälfte des Jalwus eine Synodu zn Leezyc fest. 2 Eine dritte fand daselbst 1027 •' statt. lOiner Provinzialsynode zu Piotrkow läoO wohnte Laski l»ci; dnch scheint Drzewicki dieselbe bereits thatsäeldich geleitest zu haben. Auch in kirchlicher Hinsiclif tiiidcn wir vcrschii'dcnr Ar- beiten durch Laski angeregt. Zum 'riicihi sind dies ItiMiu- graphische Seltenheiten von hohem \V'erthe. Der trciVlicho Chronist Justus Ludwig Decius, welcher auch als Bnchdriickr-r thätig war, erwirkte sich am 2o. August ir)lH ein ktinigliches Privileg auf vier Jahre für den Druck der: ^Brcuitiria hora- rum canonicarum ecclesic metropolitane Gnesnensis*, wozu ihm Laski den Auftrag ertheilte. Ob das Pucli erschien oder niclit, ist unbekannt, da sich dasselbe bisher nirgends vorgefunden hat. ' Vielleicht ist es mit dem übrigens nur von JocIhu' ei- wähnten : ,Breuiarium seu Viaticuin ecclesie Gnesnensis. Im- pensis Jodoci Decii. Lugduni per Jacol>um Sacco 1519' identisch. ■'' Sehr selten scheinen auch die: ,Sanctiones ecclesiasticae tam ex pontificum decretis quam ex consuetudinibus syno- dorum prouinciae imprirais autem Statute in diuersis prouin- cialibus synodis a se sancita'' zu sein, die zu Krakau ir)2'), und eine Sammlung der Gnesener Provinzialstatuten, die ebenda (bei Scharfenberg) 1527 und in zweiter Ausgabe 152s crscbie- nen sein soll.*' Nach den von derselben vorfindlichrn Inhalts- angaben enthält die letztere Sammlung die Synode von \\'i(dun unter Nicolaus Tn^ba, drei Piotrkower und zwei L»;czycer Sy- noden (von 1522/23 und von 1527). Die Zusammenstellung selbst rührt von Laski's erzbischöflichen Kanzler, dmi Gne- sener Domherrn Georg Myszkowski, und von dem Krakauer Archidiacon Johann Choinski her. Davon verschieden ist eine andere Schrift, welche unter dem Titel: Statuta prouineialia toti prouincie Gnezneusi valentia auctoritate apostoiica edita, ut clare patet ex bulhs summorum pontificum hie insertis s. 1. et a., die von Erzbischof Nicolaus Traba 1420 publicirten 1 S. oben S. .576. 578. ^ s. oben S. 587. ^ S. oben u. W.;/.yk I. c. «.«i. * Das Privileg aus der Metr. Kor. ks. ;^l. fol. 357 mitcretheilt von A. Ilirsch- berg-, o zyciu i pisniach Justa Ludwika Decyusza .str. 11». 5 Ebenda S. 75. ^ Janociana II, 177. r; AO Z e i s s b e r g. Frovincialstatuten enliält. Der Ausgabe, die wir im Aui!:e haben, o-eht ein an Johannes Laski,-den Erzbischof gerichtetes Schrei- ben des jüngeren Rudolf Agricola voran (datirt: Krakau 1518), aus dem erhellt, dass Laski den Auftrag zum Abdruck jener Statuten gegeben hatte. ' Auf dem Lateran- Concil hatte Laski das rtiniische Mess- rituale kennen gelernt, wie es der päpstliche Protonotar und Ceremonienmeister Johannes Buchardus geordnet hatte und auch anderwärts beobachtet wurde. Laski Hess dies Rituale als : ,Manuale saccrdotum' 1513 zu Krakau abdrucken und versah es mit der Weisung an den Clerus seines Sprengeis, sich darnach zu halten, indem er dasselbe zugleich dem Erz- bischofe von Lemberg und seinen Suffraganen für deren Diö- cesen anempfahl. 2 ' J'.ei der sprossen Soltpulifit dieses Biiehleins dürfte es maiichein unserer geneigten Leser niciit nnerwiiiiseht sein, in dieser Abhandlung den Brief des Agricola abgedruckt zu finden. Derselbe lautet: ,Renerendissinio in Christo patri, dDinino Joanni archiepiscopo Gneznensi et patrono colen- dissimo Rndoli)lm.-; Agricola iunior poeta a Caesare laureatns foelicitatem. Maxinia profecto ueueratione , maxinio honore, uere([ue laudis praeconio dignos esse iudico, Reuerendissime domine antistes, mm tam ei solmn, qiios vt posteros demereutur aliquid ipsi vel suo marte lucubrauerint, (piain illos etiam, quorum opera summe fnigis plena volumina a situ tan- dcm, cecis in (juarum delitescentes tenebris libri in sacrosancte Christi soruatoris nostri occdesie vsum et vindicanlur et restitnuntur. Celebre po- steritati mimen, (|ui aimd Graecos jirinuis bibliotliecam cnndidit Athenien- siinn tyrauims Pisistratus r(li(iiiil celelire in Persidcn aljdiicande ipsa X(M-xes, Selcucus Nicanor, Alexander Magnus, Philadelplius, apud Ro- manos Paulus Emilius, LucuUus et qui Marco Varroni eins constituende copiani dcdit Julius Cesar, Pollio et fidei nostre Pamphilus martyr, qui triginfa VdluiiiiMum niilia reposiiit. Quis igitur tue Reuerendissime domi- natimiis sancto proposito tibi iii(|iiam nptimo ])ast' und äusserst selten. Die Vorbemerkung lautet; ,Reuerendis.simus in Christo Johannes taski, Erzbischol von Gneson. {]()'.] In allen diesen Dingen erscheint Laski als Vnmus .Irr polnischen Kirche oder an der Spitze der gesaniniteii Gucsimuu- Provinz thätig-. Als Erzbischof tindcii wir ilm. \ ..n s.in.in Antheil an der Einführung der Doniiiükaiicr /ii Zii.iic ab- gesehen, ' besonders bemüht, der auf dem Erl)gute LasUini8 Gneziu'nsi«, primas et legatus natus iu concilio Latorauensi anno löl.'i. K'>mr pro inclito regni (!) Polonie et prouinciis ciiisdcin regni oratoreni ageiis, vi- dens tarn per sumraum pontificeni, quam per reuereudissimos dominos cardinales prelatos et viiiuersos cjipfllniio.s a;in- nem Buchardum sedis aiiostolice protomitarium et. cetera capelh; sauc- tissimi domini nostri pape magistruni cereiin'iiiariiiii pro instructinne nouellorum sacerdotum edito et compilato; eelebrari euii(lfiii<|iie mndniii Romane ecclesie a modo et ordine in sua et altera regni I^donie pr>'uin- ciis per cappellanos obseruari solito in celebrationibus niissaruni ik.ii niediocriter differri: quia sua paternitas legittimum Iure pntauil, iii-mbra ad sni capitis uutniii dirigi. Iccirco nioduin et ordinem, llt .^ein lassen. Vgl. Czacki, O litewskieh i polskich prawai'h I, :U. Johaunes Laski, Krzljiscliul' von «lufMu. C^)', dereinst aus dem Archiv der Gnesener Doinkiivlu^ j.-iicr li.-fti;;.! Protest au's Licht, den dag-eg-en das Oapitc;! crhobiMi hal.en Süll. ' Uns bietet dies den Anlass, schliesslich noch ('iiKtii flüchtig-en Blick auf Laski's Verwandtschaft zu werfen, der zu- gleich zur Commentirung- der dieselbe bcriUu-eiulen Stellen -h;» Testamentes dienen mag. Johannes Laski, der Aeltere, wie man ihn /luii Tiif er- schiede von dem gleichnamigen berühmteren lutturmatnr, seinem Neffen, zu nennen pflegt, hatte drei Briuhir: Michaeli, Andreas und Jaroslaus, Von diesen scheint Michael iVüh gestorben /ii sein. -^ Andreas, der sich häutig in Koni aufhielt, '■'• starb um 1510^ als Gustos von Gnesen. '> Jaroslaus, als der im welt- lichen Stande verbliebene, dürfte der älteste der Brüder gewesen sein. Im Jahre 1496 war derselbe Tribun von Sierad/-,'' 1004 und 1510 bezeichnet ihn Johann Laski als Palatin von Leczyc' 1511 als Palatin von Sieradz, welche Würde er fortan bis zu seinem Tode bekleidete. '^ 1523 war er bereits gestorben. " Laski bemei'kt in seinem Testamente, dass er diesen seinen Bruder in jeder Weise gefördert, ihm einige Güter gekauft, seine Söhne und drei Töchter erzogen, letztere auch ausgestiittet und standesmässig verheiratet habe. '" Von den Söhnen dieses Jaroslaus werden im Testamente des Erzbischofs zwei genannt: Hieronymus und Johannes Laski, Sie waren wohl beide Söhne der Frau des Jaroslaus, Lancko- roiiska, die ihm Lanckoron zur Mitgift brachte. Hieronymus" wurde für den Avcltlichen Stand ausgebildet. 1517 machte ihn Laski bereits mit seinem Vater zum T(!sta- ' Czacki 1. c. I, 31 nach Albertrandy's Sammlungen. 2 Im Testament wird er nur zweimal erwähnt : 4 a. 0 h. Seit 1503 ver- schwindet er. " Testam. 6 a. Vgl. 2 b. 3 b. 7 a. ^ Letowski Katalog III, 269 gibt 1512 als Todesjahr an. ^ Testam. 10 a. Acta Tomic. I, 69. '5 Voll. legg. I, 281. Vgl. Muczkowski et Rzys/.czewaki, C. d. P. I, 360. ' Testam. 11 b. 18 b. 8 Ebenda 19 b. Vgl. Dogiel I, 120 (1512). •' Ebenda 38 a. J" Testam. 26 b. Vgl. 16 a und 38 a. " Vgl. L. Hubert, Hieronim z Laska Laski, wojcwMla Sieradzki. (Hibl. Warszawska 1861. III, 93 ff.) mit mehreren neuen urkimdlic-hen Belegen. QQQ Zeissberg. mentsprocurator. ' , Meinem Neifen Jeronimus', heisst es da, 2 habe ich für die Fahrt nach der Ritterschaft lOCKJ fl. gegeben; ich habe ihn davon verständigt, damit er nicht mehr von mir erwarte, sondern so weit wandere, als es auslaugt/ ,Da', heisst es hino-egcn an einer späteren Stelle,'^ ,in diesem Jahre (1518) oder viehnehr zu Ende desselben mein Neffe Jeronimus mir anzeigen liess, dass er von seiner ritterlichen Wanderschaft gesund zurückgekehrt sei und mich bat ihm ein Reisegeld zu senden, um mit demselben sich auf der Rückkehr von Venedig zu erhalten, wesshalb er nach Rom um Geld in die Bank ge- schickt hat, so will ich, obgleich ich nicht ermessen kann, wie viel er zur Rückreise nöthig hat, dennoch die von ihm bezeichnete Summe aus Jiiebe bezahlen, da ich ihn von Kind- heit an erzogen und zu Hause und draussen erhalten habe; denn es wäre unbillig, ihn jetzt im letzten Augenblicke seiner Wanderschaft im Stiche zu lassen/ 1520 wurde Hioronymus (aucii llieroslaus genannt) königlicher Vorschneider (incisor, kraiczy)^ und als solcher an Franz von Frankreich iind an Karl V. abgesandt, an diesen, um ihn zu seiner Wahl zu be- glückwünschen. ■' Fr war damals bereits vermalt und quittirte die Niiniiünder seiner Frau Anna von Kurozw;|ki und Rituani Koscielecka, den Primas Laski und Nikolaus Czykowski. " 1522 wurde liieronymus Capitän von Inowloclawek, am 19. De- cember 152o, wie sein Vater, Wujewode von Sieradz. In dieser Würde blieb er bis an seinen Tod. Bekanntlich nahm er später am H(de Johann Zajtolya's eine wichtige Stelle ein. Als ein(!n der gewandtesten l)ij)lomaten seiner Zeit linden wir ihn bald zu ( >f»ii, l»ald zu Wien, bald in SiebenbürgcMi, bald an ' Tcst.'iiii. -J« a. - Testairi. i".t a. Aus ilri- I liiidi-lasseiiscliari. w ird ilciiisilln'u niitfr aiidercin ein vergoldetes Scliwert von Silber zni^i ilaclit. Et)eiida .'!1 a. •* .'!;') a. ' Ai-ta Toniir. V, -215. Damals war das Gi-riicht in Uinlauf, der Krz- l>i>feli'if iialu' ili 11 Kiinig; gebeten, scmkmi NdVen zum Cai>itän vim Caniie- nii'i' /.M niaclu-n. '•> Testani :!'.» b. <> liiilicrt. l. e. ]>. ".U uaili dir Metr. Kunm. Anna «rwähiu im Testani. Ulli. Vgl. Hirseliiterg, (J zyeiu i pismaeh .1. L. üecyusza str. öl. Johannes Laski, Erzbiechof von Gnesen. 607 der Pforte, auch zu Venedig, Paris, London, für soin.-n neun, Herrn thätig-. Nicht minder berühmt ist sein Bruder .J(jliann J.aski, zum Unterschiede von dem Erzbischofe der Jüngere g(;nannt.' Frühzeitig dem geistlichen Stande gewidmet, setzte er, wahi-- scheinlich bereits als Gnesener Decan, auf Kosten des Oheims seine Stadien (um 1517) zu Bologna fort,- wo unter den Studenten Luther's Auftreten nicht geringe Aufregung ver- anlasste-^ und auch er die erste Anregung zu seiner späteren Geistesrichtung empfangen haben mag. Auf des Erzbisehufs Betrieb verlieh ihm der Papst nocli in demselben Jahre (30. November 1517) die Custodie zu Lcczyc und Canonicate zu Krakau und Plock. ^ Ueberdies empfiehlt ihn, ,da er ge- lehrig sei^, der Primas seinem Nachfolger. •' Schon lölS indess trat eine kleine Spannung ein. ,Mein Neffe', schreibt Laski," jJohann, der Decan zu Gnesen, hat sich, ich weiss nicht in Folge welcher Verirrung, Ueberredung oder Veranlassung, von der Bologneser Schule entfernt, ich weiss nicht woiiin; doch fürchte ich, dass mir dieser Fall einige Auslagen verursachen wird.^ Wir finden später den jüngeren Laski in Koni, wohin er sich vermuthlich von Bologna begab. Er wurde zu Koni excommunicirt, doch nicht etwa aus religiösen Gründen, son- dern wegen Geldverlegenheiten, in die ihn sein Vetter j\Iartiii Rambiewsky, Posener Decan, stürzte, und aus denen ihn dei-Oheini zog. '^ Er kehrte jetzt nach Polen heim, doch um sich sclmn 1523 zu einer neuen , Studienreise nach Italien' zu rüsten.^ Er reiste jedoch zuvor über Zürich, wo er mit Zwingli zusammen- traf, nach Frankreich und suchte sodann Erasmus von Uotter- ' Vg-1. P. Bartels, Johanne?? a Lasko, in K. R. Hagonl)acli, Lpl.on iiii.l ausgewählte Scliriften der Väter imd Becrründor der reformirtfii Kirc-lic. Elberfeld 1861. (Für unseren Zeitabschnitt ungenügend.) 2 Testam. 27 b. 28 a. 3 Vgl. A. Wolf, Lucas Geizkofler S. 10. ■1 Vgl. Testam. 29 a. mit meiner Anm. dazu. Das Krakauer Canonicnt war indess vorläufig bloss eine Coadjutorie. Vgl. 30 a. 5 Testam. 30 a. ^ Ebenda 35 a. ■? Testam. 39 b. Die Sache hing wohl mit den Ereignissen in Rom zusam- men, die Laski in Act. Tomic. VI, 59 bespricht. 8 Testam. 37 a. ■ ' Sitznngsber. d. phU.-hist. Gl. LXXVII. Bd. III. Hft. 39 , 608 Zeissberg. dum in Basel iiuf, der ihn im hohen Grade liebgewannt Von da ging- er nach Padua. 1526 trat der jüngere Laski die Heimfahrt an; zur Zeit, da sein Oheim starb, war er bereits Probst zn Gnesen und Leczyc. So lange dieser lebte, hielt Laski der Jüngere wenigstens äusserlich an der römischen Kirche fest, wesshalb wir es uns erlassen dürfen, auf seine späteren ebenso wechselvollen als merkwürdigen Lebensgeschicke einzugehen. Er selbst schrieb spätei", als er sein Vaterland auf lange Jahre hinaus verlassen musste : ,Ich war ein rechter Pharisäer, mit Titeln und Pfründen von meinen Knabenjahren her reichlich ausstaftirt; durch Gottes Gnade habe ich das alles verlassen, verlassen mein Vaterland und meine Freunde, unter denen ich nicht leben konnte als ein Knecht Christi; nun Avill ich in der Fremde meines armen für mich gekreuzig- ten Herren Christi armer Knecht sein^ Ein dritter Bruder, Stanislaus, der gleich Hieronymus diplomatische Sendungen übernahm, wird in imserem Tesat- mente nicht erwähnt. ^ Wie oben bemerkt wurde, war die Gemalin des Hiero- nymus Laski Anna Koscielecka, aus dem Hause Rituani. Sie ist die in unserem Testamente mehrfach erwähnte : ,Rittiienska uirgo', Tochter des Adam Ritwiensky oder Kurozwansky. ^ Wir besitzen noch einen Brief Tomicki's, worin dieser Lukas von Görka, Castellan von Posen und Geueralstarosten von Gross-Polen, vor der Verbindung seines Sohnes mit einem jungen Mädchen, mit dem derselbe zugleich eine reiche Erb- schaft zu Rituani antreten würde, und vor der Vermälung einer seiner Töchter mit einem jungen Laski warnt. ' Da, wie es heisst, bei beiden Angelegenheiten der Erzbischof, ,der nie ruht, vielmehr stets Himmel und Erde in Bewegung setzt', die ' Dio Zusclirift des Erasmus an L. (1527), von der Bartels 9 spricht, (lürftc, wolil au den jüng-ercn <,ariehtot sein. 2 V<,rl. Acta Tomic. VIII. HlO. ' Eines NeHen des Bischofs Krzeslaw von Wioclawek. Virl. das Register. Die Identität erhellt aus dem Testam. -Jl a., wo L. und Czykowski als Vormünder he/.eiclinet sind: vgl. oben. Auch ist die ,uirgo K.' 1518 (Tostani. 34 b.) noch nicht verheiratet, später wird dagegen nur melir Anna erwähnt. * Acta Tomic. IV, 39. nr. XLIII. Johannes Liiski, Erzbischof von Giiesen. (100 Hände im Spiele hatte, so dürfte auch das hier L-rwähntc Miul- chen niemand anderer sein, als Anna Koscielecka. Man ersieht in diesem Falle, dass Laski ursprüno-lich als Hräiitigani der- selben nicht seinen Neffen im Auge hatte, wie er ja noch l")!? ausruft: ,Weiss Gott, an wen sie ihre Vormünder vermalen werden'.' Der junge Laski 2 aber, von dem Tomicki spricht, dürfte Hieronymus sein. Wie wir aus jenem Briefe ersehen, trat sonach der junge Laski durch seine Heirat ein reiches Erbe an. Allein miss- gönuten die Gegner Laski die Verbindung seines Neffen mit einem angesehenen einflussreichen Hause, wie jenem des (Ja- stellans von Posen, so ist es nicht auffallend, dass sie auch diejenige des jüngeren Laski mit der reichen Erbin von Kituani mit scheelem Blicke betrachteten.'^ Wirklich sah sich illir.j- nymus bald in einen Process über das Pleiratsgut seiner Gattin verstrickt. Ohne Zweifel bezieht sich auf diese Ano:ele ,Pr(>uinciani Visnensem, quac sui)ra Nareuiam amuem iacet.' Wapowius 1. c. 100. » Acta Tomic. I. 133. Comment. Vgl. II, 139; IV, IGl. Johannes Laski, Erzbiscliof von Gneson. (',] ] Urkunde Johann Albrecht's (S. März 14'.li)j, in uek-licr .lakob Glinka, damals Starosten von Gostynin , und seinen Kihen die Städte Wizna, Wc'^socz und Radzilow für -JCXK) l|. unor. ' und jene Alexander's (17. Juli 1502), in welcher deinseliren, mni- mehr Capitän von Wizna, für 10(K) fl. imgr. die Stadt MIaua verpfändet werden. -^ 1506 erscheint ein Stanishius Glinka als Fähnrich von Wizna. ^ Im Testamente Laski's werden mihi diu ,pupilli' oder ,uirgiues Wiznenses" Anna uii.l Katliaiinu'' öfters erwähnt und als Töchter seiner Nichte Anna, l'ahitinin von Brzesc, ß als ,proneptes' " bezeichnet. Ob diese Pahitinin Glinka's Gattin oder Tochter war, vermag ich nicht anzugeben. 1517 waren jene Mädchen noch nicht mannbar.'' Laski's lluff- nung-, das eine derselben an den Sohn des damals bereits ver- storbenen Palatin von Plock, Andreas von Kadziejowicc!, zu vermalen, erfüllt sich nicht. •' Ebenso zerschlug sich das l'ru- ject, eines der Mädchen an seinen Verwandten Nikolaus Kus- socki (oder von Russoczyce), "* später Castellan vnn IJiechow, zu vermalen. " Denn 1523 sehen wir die ältere (Anna) an Nikolaus Wolsky, Castellan von Sochaczew und Haushofmeister der Königin Bona, verheiratet; Katharina war damals noch nicht an den Mann gebracht. '^ Als , Seh Wäger' (gener) werden auch Myszkowsky '•' und Koscielecki bezeichnet ; letzterer war des Chehncr Bischofs Nikolaus Koscielecki Neffe. '^ P^in Schwestersohn Laski's war der Leczycer Decan Mathias Lobosezki, ''^ dessen Bruder oline Zweifel der in unserem Testament erwähnte Suautoslaus 1 (L.) Kodeks dyplomatyczny ksiestwa Mazowieckiego. W Warszawie 1S63. Str. 318. nr. CCLXIX. 2 Ebenda 322. nr. CCLXXII. 3 Ebenda 334. nr. CCLXXXII. woferue die Urkunde überhaupt cclit ist. S. oben S. 528. * S. das Register s. v. Wiznenses. 5 Testam. 39 a. 37 a. ^ Ebenda 39 a. ^ Ebenda -.'.O a. s Ebenda 27 b. 9 Ebenda 27 b. 31 a. 10 S. das Reg-ister s. v. Russoczyce. 11 Testam. 28 b. 29 b. Für R. suchte L. die Starostei BolcsJawow zu er- reichen. Acta Tom. VI, 125. nr. CXII. 12 Test. 39 a. i3 Ebenda 25 b. 29 a. '^ Ebenda 23 a. 2.0 a. 15 Test. 37 a. Vgl. oben S, 565, g19 Zeisslierg. Lobeczki. ' Ein dritter Schwestersolm, Nikolaus, befand sich 1517 zu Kamieniec.- Aucli Martin Rambiewsky, Posener Decan,^ der 1527 als Gnesener Decan und königlicher Secretär starb/ war ein Neffe Laski's. Es werden endlich auch Verwandte zu Szczawin im Wielun'schen, ^ Martin Krauiczky, ,ein armer Edelmann und Bruder (Verwandter)', dessen Tochter Laski ausstatten hilft, '^ und Vytowski. ,Blutsverwandter und alter Hausfreund^ ^ erwähnt. ^ Auf der Innenseite des Perganientdeckels : In nomine cLomini Amen. Sub anno natiuitatis eiusdem domini millesimo quadringentesimo nonagesimo quinto, indicione tredecima, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini domini Allexandri Borgia pape sexti anno sanctitatis sue quarto die uero Jouis quindecima mensis Octobris hora terciarum in Pabyenyce opido Gnezn. dyeceseos in curiaque nostra capitulari Crä (sie!) ibidem sita. Ego Johannes Andree de Lassko decanus Wladislauiensis et cancellarius Gneznensis ecclesiarum perpendens non solum virum debilitatem mearum uerum etiam memor quomodo humane condicionis semper vide- licet fragilis atque mortalis, cui potissimum mortis dominatur imperium adeo, vt non aliud nobis quam die noctuque insecu- ritatem vite et lioris momeutisque omnibus mortem ineuitabilem polliccri possumus, volens itaque sub ea corporis et animi valitudine votiua, quo deo fauente clementissimo mihi est in preseuciarum, de rebus vniuersis et singulis meis mobilibus et immobilibus tarn spiritualibus quam temporalibus necnon super (U'])itis, que vel debentur mihi vel debeo ego, ipse ordi- nacionem et testimonium habei'e facereque certura et indu- bitatum ne videlicet me absumpto morte tamquam ab intestato aut occupentur (auferat deus) aut discerpantur aliter quam > Tc8tiim. 33 h. 45 a. 2 Testam. 33 b. » Vgl. oben und das Register. * TliPiiicr II, 455. » Testam. 28 b. ^ Testam. 21 a. ^ Testam. 50a. * Testam. 23a: ,In Lypsk c fl. nepoti inisi.' Welchem? Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. (313 voluntas mea esset, recensitis et reiiolutis diuturii:i (U-liberatione labore et inquisitione regestris, libellis, notis, scriniis, scriptis, iuscriptionibus, instrumentis, oblig-acioiiibus ac (juibuslibet car- tellis, iniieutariis et capsellis priuatis uieis jneeuiii et aliis vbi- cimque existeutibus, in quibus ab ineunte cüscretiunis inec tempore vel per me vel contra me nouerain vnquani .scriijtum notatum vel repositum quicquam esse, presertim libelliun testa- menti et voluntatis mee vltime, cuius scripta [nnlesbare Stelle] principali sexternorum parte in lioc ' cuttis perganienu libellum presentem iniplicente (sie) collegi et colligani in sex- ternulis papireis tot quot necesse michi erat et erit, hnic ipsi cooperture adiectis et adiciendis, quorum sexternorum seu quin- teruorum certi certas numero tarnen iupares continebunt cartas. In quo libello nullius alterius nisi (?) meipsum liabontur et coutinentur litere [ . . . . ] ' et regestra manu mea propria suc- cessiue, tociens, quociens expediens erit et in futurum expediet, scripta et scribenda, immuttataque et immuttanda. Quem qui- dem libellum oumibus, quibus possum melioribus do vra (?) stilo (?) causa et ordine et facie testa- mentum raeum verum, certissimum, indubitatum et vltimam voluntatem meam in omnibus et per omnia sie tenendum, habendum, seruandumque vt presens libellus manu mea propria scriptus ostendit, vt denique racio necessitati commodanda colligibilis erit 'ex notis et sing-ulis manu mea propria in eo ipso libello testamentoque . . .- scriptis et quia pro varietate temporum diuersas vniuersi patimur muttaciones tam in animo quam in corpore quam in rebus ipsis mumentaneis, super quibus aliquando sie, aliquando aliter muttarique necesse est, qua propter dum inter deliberandum essem, an prius ac qualiter executorum deputacio vel an libelli testamentique enis- dem conscriptio per me debuerant (sie) scribi, sciens varium et muttabile terapus esse, quod fortunas optimas aliquando meliores aliquando nullas confert viuentibus uobis, sie ergo faciundum decreui mecum ipse, quod annis siugulis scril)am, quibus deo dignante uiuam, quos executores et testamenti nici heredes esse uelim et ellegerim qualeque de rebus nn'hi a deo 1 Verwischt. 2 Ueber der ersten Silbe ein Tintenfleck. g-J^^ Zeissberg. l.Hcft omnipotente gratiose largitis atque | coUatis faciundum dispo- ^*- suerim et in futunim dispositurus sum. Velim autem, vt nullani (!) dubium, errorem, confusionem aut ambiguitatem generet cuipiam in futurum id, si quid incorrecte et incongrue scriptum aut pollutum, muttatum, cancellatum, additum aut aderaptum videbitur esse, cum quicquid in eo ipso libello testa- ment(oque incorrecte) scriptum pollutum et cancellatum erit nullius alterius quam mea manu propria ac de certa sciencia et deliberacione mea factum est et liet, sie enim cum obser- uaturus sum, vt e(}uum est, quod nemo vita mihi committe in eodcm libello aut manus aut oculos me inconsulto pouere quibit. Ne vero hec ipsa deliberacio libellus testamentum et voluntas mea quod quem quam a presenti actu scripsi et in futurum in sexternis et cartellis diuersis in eodem libello duomodolibet conteutis infrascripturus sum diuersimode dignis careat in futurum legittimitate, legalitate et testimoniis, vocatis ac rogatis notariis publicis, qui tauquam connotarii presenti actui manibus suis se subscripserunt, et successive subscripturi sunt in vim protocollorum ipsorum, sie que cuilibet eorum me de medio sublato licitum erit de presenti libello tamquam cuiuslibet eorum speciali protocollo manu mea propria scripto extrahere testamenti mei instrumenta, tot, quot eruut necessaria, atque testibus videlicet pro prima diei hodierne vice dominis Andrea de Lassko canonico Gueznensi, Joanne^ Jeronimi medico et Joanne de Schadek magistro, Alberto de Gorzkouicze et Zauissio de Malyn genero meo, item pro secunda uice vocatis et presentibus secundis testibus videlicet Adamo de Rubieszaw vicario perpetuo Cracouiensi actu presbytero notario publico, Nicoiao Migdal infrascripto, Stephauo Auriga de Rubieszow et .Staiiislao Malicz, Casper de Poznauia Nicolai apotecarii ülio et Fraucisco Dambiowskij gnauo meo strimost, similiter per me rogatis, quos j)riina secunda et tercia vicibns secundum vices subscriptorum notariorum presentibus anotaui, inserui et inscripsi, solenniter protestatus sum ac protestor ac fassus sum et fateor coi'am iisdcni ac presentibus litteris manu propria iiiea scriptis, umnia et singula premissa et in sexternis sequen- tibus infiascripta in futurumque per me infrascribenda de mente corde et dcliheracione meis procesisse et procedent, que semper etiam in tuturum rata lirma inuiolabilia et irreuocabilia in Johannes Laski, Erzbischof von GnnB.m. (',] ") quantacnnqup, condicione, statu auf (li,-;-nitat(> cnnstitiitus liahitiinis snnij clemenciam diuiuc Maiestatis iiii|ilui;iii,l,, ,.t uirtutes celo- rum illuocando, quod quicunque preseiiti (Mdinacioiii tustaiiicnto et volimtati mee vltime eciain in fiitiiriiin in Hhcllo pn-sciiti describcndo ausis priuatis eontraucnerit ro aut facto iii(lii;iia- cionem dei in fiituro et in prescnti rcrum fortiinaninKinc siia- rum damnaciononi ei inforent et ininistraltunt pntcul diiltio. Scripsi manu propria ogo Johannes qui supra anno indidionr pontificatu die mense hora et loco quibus supra. Et ego Albertus olim Jaeobi de maiori OorzUowvee chri- ll. iti. eus Gneznensis diocesis publicus sacra Imperiali aiictoritatc '"'•"'■ notarius vocatus et rogatus suprascripto actui testainonto prote- stacioni et ordinaeioni per supi-aseriptum doniinuni ,I(»hannoin Andrea de Lassko manu propria eins scriptis et orotenus re- cognitis interfui meam notam sumpsi et prcsentibus in vim prothocolli mei me subscripsi et subseribo anno die (^t loeo quibus supra presentibus primis testibus manu propria doniini ordinaute scripta. ' Myg-dal- Et eg-o Nicolaus Jaeobi de Domanykow clcricus (jn. d. p. apostolica a, n. v. et r, s. a. t. p. et o. p. s. d. J. A. de L. m. p. e. s. et o. r. i. m. n. s. et p. i. r. p. m. m. s. et s. anno domini millesimo quadring-entesimo nonagesimo sc])tinio pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini iiostri doniini Allexandri diuina prouidencia pape Sexti anno ipsins sexto hora vesperarum in sunmio Poznaniensi in domo ipsius domini constitutus canonicali ex opposito hostii ecclesie cathedralis versus meridiem sito presentibus sccundis testibus manu propria ipsius domini ordinante scripta. ' j Anno'* quo supra in Wolborzs die mense | Octobris hi.-j„. decima septima continuando meam testamenti voluntateni eligo et deputo mei testamenti tutorem Keuerendum rlonii- num Creslaum episcopum Wladislawiensem , dominum et benefactorem, vnicum, executores vero et heredes fratres gcr manos dominos Jaroslaum et Andream quibus adiungo projiter ' Eigenhändig, jedoch erst 1497 eingetragen. 2 Von anderer Hand über das Folgende gesetzt. 3 Am unteren Kande beginnt wieder Laski's Hand; anno sc. 1495. h 1 f ) Ze.isshetg. sernicia et curain testamcuti eiusque execiicioDcm diligencius faciendam et facienda fiendaque dominum Martinum de Svvan- czicze vicarium perpetmim ecclesie Gneznensis fratrem dome- sticiun nostrnm^ qiiibus do facultatem plenissimam de rebus inobilibus et immobilibus meis disponendi, in primis tamen debita soluenda et mea exigendi prouentus et defiuita vbique mea percipiendi quittandique et sepulture locum ibi elig-endi, vbi proprius me mori conting-at in regno Polonie videlicet vel pai'ocliiali ecclesia Lassko iuter funera maiorum vel in cathe- draiibus ecclesiis in qnibus beneficiatus sum aut fuero et quia 1 UM. anno preterito ecclesiam Wladislaviensem Reuerendissimo domino jneo tutori suprascripto expediendo; Roma agens, debita con- traxi septingentorum florenorum (uam CC duntaxat florenos milii dederat pro expensis, equos uero meos equites tres quar- tum dextralem pape per dominum missum et quintum summa- rium pannos et vestimenta domini portantem mecum habui et Rome sollicitando reseruaciones et incorporaciones ad ecclesiam in Sauyecz eos mecum necessario foui et tenui in maxima caristia, quae tunc erat propter diiplicem exercitum vrbi se inferenteni videlicet et pape et Gallorum stantem Rome XVI septimanis;' sie ergo mirum non erit, me indebitasse, sed do- minum nieum me in solucione reliquisse), pi'imum volo et obsecro dcbitorum racio habeatur, taudem secundum sufficien- ciam iusta funeri ministrentur, eciam si nudum deberet funus solo reddi. Quum vero credo me dominis meis executoribus aliquantida boneficia prestitisse et domino meo tutori fidcliter et constantor seruiuisse, itaque conlidam, vt quicquid niigli- geretur ministrari in piis operibus de meis propriis propter earuni dctectum saltem ipsi mci memores tamen aliquid facere diguabuntur, quantum poterint, pro anima mea et in remedium eins et siue sufüciencia erit, siue non, hoc vnum singulariter queso fieri et circa sepulturam fiat distribucio aliqua pecunia- niin in sinus pauperum. Deinde tricesima vna vel quot fieri possunt ordincntiir, non precio sed precibus et elemosine medio. tem oro et obsecro vt circa sepeliendum funus misse legantur^ vnu de sancta trinitate, altera de sancto spiritu, tcrcia de saucta cruce, quarta de beata virgine, <|uiuta de sancto Michaele, ' S. Einleit. R. 5, Johannes taelci, Erzbisrliof von Cnesen. ''IT sexta de sancto Johanne Baptista, soj)tinia -u< in recompensam pecuniarum per me quandocuni|iic incuiisiilta parte sua de peccuniis partis sue porceptarmn .suecessim- [tn> necessitate mea. Item solui capitulo ecclesie Cracouieusis eapah-s ruiiis ULM. solluciouis hie alleg-ata est presens recognicio mauv prupria domini Strzechowsky tunc procuratoris scripta.-* Item tenebar Vincencio de Myechow XXX iln-. per cum Rome fratvi domino Andree commodatos,' solucionein tarnen impeudi in toto prout in maiori parte extat recognicio iidVa ligata;'^ [solutum, solutum"']. Item'' domino Petro Anglik altariste Cracouieusi tenebar flor. XL iam tameu fortasse nihil vel parum debeo; nam jjcr- cepit in decimis mee probende Cracouieusis^ anno 1494 solu- cionem vt constabit ex racione, quam dicet vt bonus presbytoi-. Item 1494 dominus Mathias Grodziczki de Poznania duc- Ul. »-i- tor medicine XXX ducatos Rome a me mutuauit et solucrc promisit Venecijs. Item ad racionem dictorum XXX florenorum paitem exo- luit mihi dominus doctor et forsan maiorem debet vt vido- bitur ex racione quam positurus est vbi et quociens soluit. Item" Nicolaus prior prcpositus de Sancto Marco Cracouie tenetur mihi XXX flor. Rome mutuatos sibi per me ([uoruni solucio debetur impendi pro festo s. Michaelis anni 1 (!• quinti: iam vero impendit per mauus Mathie de Blonye baccalarci solucionem in maiori parte et forsan iam totale sdiiut. Item dominus Paulus Biesdrowsky custos WladisIaui.-iiMs XX ducatos Rome accepit a me in mutuum quos soluturus 1 Vgl. S. 4 b. ^ Nicht mehr vrliandoii. ^ Die Quilluug fehlt. * Vgl. oben S. 2 a. ^ Später eigenhändig beigefügt. 6 Das Folgeade durchgestrichen. '' Vgl. S. 4 a. ß22 Zeissberg. est pro eodem festo sancti Michaelis anni 149 quinti [et fratri domino Andree tenetur florenos X] •. — Soluta vtrinque. 1495. Item 2 Majestas r(eg-ia) tenetur mihi pro bulla praelatura- rum ad minus L flor. de quibus quitanciam habeo et eam commisi de mandato regle Maiestatis domino Glowaczky zupario. Item 2 Reuerendissimus dominus archiepiscopus Roza tene- tur mihi XXVII flor. quos solui pro parte sua suplendo sum- mam quam domine Krethkowska tenebatur ducentorum flor. et commisit p. sua r. domino Bussynsky peractori suo solucionem mihi irapendere de prepositura Lanciciensi. Item 2 idem dominus archiepiscopus Leopoliensis tenetur mihi pro decima in Possandza L fl. in auro; sie enim kmetho suus emerat et se inscripserat ad faciendam pro carnispriuio solucionem; tamen sua p. r. mihi iniuriando nollet tantum soluere sed cum quo proinde iure experiundum esset et faciliter. kmethonis est obligacio in actis Cracouiensibus. Item 2 dominus custos Cracouiensis alias Skabka tenetur mihi pro decima in Tanye XIIII marc. quas repositurus esset apud dominum Petrum Anglik.-' Item 2 decimam in Boriwycze Adam mens vendidit pro XVI marcis et debentur mihi. 1495. In cancellaria Gneznensi quam gubernat meo nomine in temporalibus gener dominus Zawissius eodem anno computato censu in Marzenyn theloneis decimis omnibus eciam in Vyma et fertonibus Gneznensibus etc. collecti erant CXXI flor. cxceptis decimis in Rchow, quas domino Michaeli^ dedi ac in Wronowicze et in Wyewierzyn quas dedi domino Jaroslao. — Quittati sunt. Item 1491) feria quinta in ista sillaba Got Florgot etc'' in AV^olborzs facta racione cum domino Zawissio genero pro decimis cancellarie eiusdem ac canonicatuum fraternorum vide- licet Gnezuensis et Lowiczensis anni proxime pz-eteriti comperi cum dedissc omnia, que perceperat. Tamen '^ pro eodem anno ' Späterer Zusatz. 2 Das Folgende durchstrichen. 3 Vfrl. S. 3 b. * de Lassko. 5 Nacli dem CLsiojanus: Philip Crux Flor Got Johan latin. ' Der Satz ,tamen . . . XL fl.' durchgestrichen. Johannes Laski, Krzbischof von Gneseii. )»**3 proxime preterito debebit aduc no(bis) et iVatri de canoellaria XXX fl. et de Lowiczensi XL fl. (Jui pro seniiciis delalcaiii IX fl. in decimis cancellarie recipieudis vltra cuiideni descrip- tam summam. Item' dominus Jacobus de Zerlissye doctor niediciue debet solucionem decime in Vyma anni eiusdem pmxini.- i»rt'- teriti videlicet 1495. Item eidem racioni non inclusi ex integre XIII iiiarcas de Gnezna per dominum Swaucziczky missos sed duntaxat V mrc; residuum illarum XIII marcarum aut ipse Zauissius aut Swancziczky exoluent. Nani non de cancellaria sed de prebenda Poznaniensi percepte sunt per Swancziczky. Item post eam racionem nihil debeo in Wolborzs pruut debueram pro pannis, aurifabris et aliis fabris sed oiiinia dcbita defalcaui per dominum Zawissiuni soluenda eciam auenas equis meis in Pabyenycze datas de preterito et presenti annis. Item' debeo fratribus aut domiuu Micliaeli aut duinino Jaroslao LXX marcas in '/^ gr. Item dominus Clemens Bussynsky plebanus Lublinensis mihi in mutuum dedit in '/^ grossis quadraginta vnam marcani et in auro XIII flor. Item ad racionem eiusdem debiti mei quod debeo doniinu Bussynsky dedi eidem domino Bussynsky XXVII flor. aureos quos alias debebat mihi dominus archiepiscopus Leopolicnsis qui supra; sie ergo defaicatione facta non phis quam LI fl. et XVIII gr. soluturus sum illi. 1496. Piotrkouye feria secunda post dominicani I'al- Ml 4b. marum comparando florenos domino Nicoiao Krzyszlowsky dedi de meis IUI marc et llir/n gr- ad racionem debiti qnud debui illi. Item dedi expediendo nunccium in Strakonycze pro in- uestitura commendatorie Poznaniehsis pro exponsis nunccio domini Kryszlowsky VIII flor. aureos in walachtini per VIII flor. emtum. — [Solutum.]^ 1 Das Folgende durchgestrichen. 2 Später eigenhändig hinzugefügt. Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. LXXVII. Bd. III. Hft. 41.) 624 ZeiKsberg. Item 1496 ^ feria quinta festi sancti Gotardi in Wolborzs solui omnia debita sartori pro vestibus in hanc diera mihi laboranti in curia domini. Flandrie eram orator. 1497 in crastino omnium sanctorum me redeunte ex in- ferioribus partibus Almanie et existente Gnezne, vbi steti in curia archiepiscopali exceptus fraterne per dominum Paulum Chodakowsky canonicum Gneznensem et capitulum clauis illius, ibidem tunc idem dominus Paulus facto mecum calculo racionis super debitis meis summarie dixit se percepisse totalem solu- cionem debitorum, que ei debui et apodixas dedi meas et domini Jaroslai, percepit autem solucionem de censu ad me in Bvenkowo pertinente et insuper duas marcas mihi dedit quas collegit vltra debita sibi exinde soluta et ita nihil illi debeo et pro me et pro domino Jaroslao.'^ Wlad(islauie). 1497.' Wladislawie in capitulo pro festo epiphanie con- stitutus facto computo cum procuratoribus calculo remanent mihi in dobitis vt infra. Item ' de corpore prebende anni preteriti VIIF/jj mrc. Item ' pro expensis ad sinodum Lanc(icieusem) V mrc. Item ' racione capitulorum presentis epiphanie et assump- cionis preteriti II mrc. Item ' de corpore decanatus anni presentis XXIIII mrc. Item ' de corpore prebende anni presentis XVIII mrc. Summa ' debitorum eorundem facit LVIF/n mrc. et licet scripscrim aimi presentis tarnen istud debetur pro anno pre- terito sed anno presenti pro capitulo epiphanie solui con- sueuit (?). Item ' ad racionem predictorum debitorum capituli Wla- dislauiensis dDniiims Zambinsky procurator dodit mihi VII mrc. Item ' ad racionem eandem debitorum dicit se soluisse pro contribucionem (!) reg-alem (!) racione decanatus et prebende. Item ' ;id racionem dictr summe defalcanda est solucio capaliiim et decanatus et prebende, residuum debetur mihi; quofi quidem residuum commisi exigere domino Johanni or- ganiste de Coslow qui defalcatis proprii debiti XI 1 fl. residuum • Das Folgende .diirchgestriclKMi. 2 Vgl. S. :! a. .Toharmes tuski, Erzbiscliof von Gnesen. (',•>-, ;> mihi sohlet. Item pro capalibus XX iure. snli,!,..-.,... .•.„.. putantm". Item' eodem anno in vigilia -sancte Katheiiu,- .imu i diissem ex inferiori Almania retulit mihi do.ninus Johanm-s organista non plus ei datum quam V mrc ad racion.-iu dchi- torum suprascriptorum. Item' Migdal attulit mihi a domino Zambinskj residui- tatem debitorum eorundem. 1497. Waganyczky plebanus in Sandzyno de altari sanct.i liar- bare mihi dedit Septem marcas et VI or. in mediis «r. de de- cimis eiusdem anni. 1497' feria 5- post pentecostes in Proszeuicze ego cum Dobeslao Coslowsky recepi a demente Slonko tarnen nomine domini Creslai episcopi in mutuum noningentos fi. in '/., gr. C florenos per '/.2 sexagenas. Jam tamen debita hec sunt compensata et sohita in vendicione Siroslawicze et Sumbo- wicze etc. 149 septimo Raczansch scripsi XIX Junii debita, que Rlöa. nouiter contraxi exohiendo debita prius contraeta, que quidem prius contracta superius scripta resignantur ad infrascripta per commutacionem. Item ' primo antiqiii debiti debeo reuerendissimo domino meo episcopo domino Creslao C florenos mutuatos vt supra in auro quando exohiebam debita Rome contracta. Item ' domino Jaroslao g-ermano meo ducentos flor. in auro. Item ' domino Nicoiao de Krethkow castellano Brestensi XX flor. in auro quorum terminus pro tempore competenti existens requisitus futurus etc. Item ' Vincencio de Mychow cursori floi-. in aun> X. Item ' magistro Poznanie (?) XL fl. in aufo. Item ' domino Petro Barchardiensi XX fl. Item i Mathie coco XII. in auro. ' Das Folgende durchgestrichen. - Corrigirt aus: 4 40* 626 Zeissberg. Clonowsky iudex. Item debitum antiqui olim iudicis Clonowsky Cracouie XX marc. sed exposiii pro eins testamento forsam 1 sexagenum eitra vel vltra [et pro adamasco 1 marcam de quo supra ^ et infra videbimus. Item Plebanbowa iam dedi pro eo tres fl."^ Item ■' Dobeslao Coslowsky 1 fl. solutum. Item 3 Johanni plebano in Czyechoczyn 1 fl. in solidis. Item 3 Clementi Slonko ciui Proschouicensi C fl. videlicet in auro LX flor. et in Yj S^- ^^ marcas et quinque marcas, cui apodixam dedi eodem anno feria V. in Proschouicze post pentecostes terminus pro tempore competenti describendo mone- tam vt supra.^ Item-^ Gdane domino Nederofi" ciui Gdanensi pro panno XII fl. in solidis. Item -^ in Wolborsz Otte notario curie pro panno forsan sex flor. Item •* Johanni de Coslow org-aniste Wladislauiensi XII fl.' Item •' olim Floriano baccalario quadraginta fl. et V fl. Item "' domino Nicoiao Czepel LX fl. per dominum An- dream in eins vltimo ex vrbe recessu contractos. Item-^ Nicoiao Kryszlowsky^ pro aquo VIII flor. Item 3 domino Johanni Turzo ciui Cracouiensi LX*'"^ fl. in auro.' Item'' domino Clementi Bussynsky plebano Lublinensi teneor residui debiti LI florenos et XVIII gr. forsan in auro tantummodo XIII fl. sed istud in apodixa mea continetur, quam habet; verum quia apodixa continebat in 7.2 S"^'- XLI nirc. et in auro XIII flor. exin ergo dumtaxat ad eins racionem debiti dedi ei XXVII flor. in auro alias quos debebat mihi dominus archiepiscopus Leopoliensis. Itaque tantummodo | . . ^] debeo eidem bono amico meo [forsan XII gr. vel XIII''] triginta nn-c. et viium florenum vt in littera propria manu scrij)ta liic imposita continetur.^ ' S. 2 b. 2 Scheint erst iiaclitrüglich hinzugefügt zu sein. 3 Das Folgende diirelistriclien. ' S. 4 Ii. '■> S. 4 h. ^ Wohl der (il)oii I h. gemeinte Krzyszlowsky. ' Vgl. 2 b. * Dmchgestricheu bis zur Unleserlichkeit. « Fehlt. Vgl. 4 a. Johannes taski, Erzbischof von Gnesen. 027 Item auno quo supra assig-naui et presentibus du et assigno prouentns integres cancellarie Gneznensis doniino .la- roslao fratri executorique meo ad eausani debiti predicti sui percipiendas sie quod de illis perceptis racionem redditurus sit, vt constavet, quid defalcandum esset et quid insuper sol- uendum liinc inde. Sic erg-o dominus Jaroslaus iam est solutus pro me. Item 1 dominus Johannes Turzo scolasticus promisit mihi quod vt primum conueniet personaliter cum domino (reorgio germano suo et affinibus dominis Fokkarn de Norumberga immediate ordinäre debet, vt illi soluant domino Czepel ad minus illos LX florenos, quos tenetur illi dominus Andreas frater mens 2, et si efticere poterit eciam efiiciet, quod totalis summa, quam mihi debet dominus scolasticus, donetur in manus domini Czepel Rome. Nihil tamen egit sed debet iuxta apo- dixam mihi debitum.'^ Item ' domino Paulo de Wyeliczka commisi deciraare et vendere decimas mee prebende Cracouiensis anni presentis, cui eciam debeo fl. VIT pro equo wallacho gnyadj.' Item prebende Poznaniensis ac Wladislauiensis decanatus et prebende pro festis propriis exigantur. Item 1 decimam in Vymy et prouentus altaris sancte Bar- bare Wladislaviensis anni 149G Mathias Mateyek haljuit in procuracione per me sibi commissa. Qui seit quit solutunis est. Nam exinde eodem anno scilicet 1496 nihil mihi dedit excepta contribucione et lectura altaris pro quibus forsaii satisfecit. 1497. . »•• Item decimam in Vymy et decimas atquc prouentus altaris sancte Barbare Wladislauiensis commisi deciniari et vendi per plebanum in Sandczyno tanquam nomine Pelri Cloteczky altarista qui tamen ficto nomine esse dicitur sed proptor occul- tandum titulum illum nomine; sum tamen altarista.' Item plebanatum in Zagoscz commisi domino J.jhanni comdatio (!) ibidem existenti qui procuraturus est ilhun anno ' Das Folgende durchgestrichen. '^ Vgl. 2 b. g • - >• * Kastanienbraun, von Pferden. '" Vgl. 4 b. ß23 Zeissberg. presenti in spiritualibus et temporalibus qui Mathie baccalareo de Blonie soluit XX marcas. Item de plebanatu Blaszky seu Chlewo circa Stawischyn percepi XVIII fl. titulo non habito sed per contractum comut- tacionis ; itaque rogo dominos executores vt aliquando eosdeni XVIII flor. convertant pro ecclesia in Chlewj. 1497 Caspar attulit mihi a plebano in Sandczyno V mrc. et I fertonem, forsan pro decima in Vymy anni predicti; erant autem predicte V marce et I ferto in moneta et auro Cracouiensi. Krethkowsky ' solutus. 1498. Wladislauie die dominico pabnarum presente Stanis- lao Nicolai de Lypowiecz direxi per manus Andree de Golye notarii flor. LXX domino Nicoiao Krethko^Ysky . Dedi vero integ-re 5 florenos propter leues vt eligeret florenos ponderis melioris et sie solutus est in LX fl. ; residuum restituit.- Wladislauie. 1498. recepi in mutuum a Greg-orio de Czyechonow florenos centum in mutuum super quibus dedi ei meam appodixam. Eodem anno Cracouie feria tercia rog-aciouum recepit a me idem Greg-orius in auro decem octo flor. et in ^j^ gr. qua- tuor flor. computatos per 1/2 sexagenam et tres grosses ad racionem summe predicte C flor. Stanislaus de Lippowyec illi dabat meo nomine. -- Solutum.^ ' Nicolaus ; vgl. 2 b. 5 a. 2 Hierauf bezieht sich folgende in das Manuscript an dieser Stelle ein- gelieftete Quittung: Ego Nicoluus Crethkowsky, castellanus Brzestensis, recognosco, quia a uenerabili domino Johanne Laszky decano Wladislauiensi septua- ginta florenos liungaricales in auro ])()ni et iusti ponderis rationc certi dcbiti in niutuuui recepi et dati pi^r nianus nobilis doniini Andree necnon reuerendissimi in Christo patris et domini domiui Crzeslai episcopi Wla- dislauiensis ac regni Polonie cancellarii recepi, de quibus ipsuni quitto per presentes. Datum Chodecz, feria secuuda post domiuicam Ramispal- marum anno domini niillcsiiuo qnadringeutesimo, nonas-csiino octaiio mro sab sigillo. (Siegel;. 3 Hiezu folgende eingelegte Quittung: Ego Gregorius Johannis de Czyecho- now recognosco me recepisse realiter et cum effectu leualle a venerabili domino Joanne de Lasko decano Wladislaviensi etc. et per manus domini Johannes Lasky, Erzbischof von Gneseu. 629 1498. Piotrkowie ^ XII Februarii dedi VI iure, in '/j gr. doinino Petro Kaczenowsky quas dominus Grocliouiczky cupitaneiis soluturus est. Ibidem. Item ^ eidem domino Grocliouiczky dedi II marciis. Item ' V fl. de quibus racionem reddat aut suluat. Item ' Petro librorum venditori pro biblia coniparanda I fl. Item 1 eodem anno dominus Gregorius de Czyeeliundw in mutuum mihi dedit fl. centum quos ei soluendos per appodixani promisi vt supra."^ Item 1 vt liquet ex littera per dominum Bussynsky mihi scripta tenebar XXX mrc. et I flor.-': ipse vero in eodem debito defalcauit sibi flor. XXX quos soluturus erat domino Jaroslao fratri meo de mandato domini archiepiscopi Leopoliensis pro equo itaque facta compensacione residuum soluendum est per me. Item ' 1498 Paulus de Wyeliczka soluit niilii decimas canonicatus Cracouiensis anno 1497; attamcn teuetur aduc mihi IX marcas. Item Petrus plebanus in Lelow mihi dedit Cracouie XV mrc. residuum debet debiti. — [Nihil debet; solutum.] ' Eodem anno 1498. die H (sie) Nouembris per Stanislaum Schiszlowsky accepi Poz(nan)iam domino doctori Czepel flor. hungaricales XXX'^ pro XX 1/2 sexag-enis de villa Sandzyno percept(os). Gosczyszewsky. ^^- '* 1498 Cracouie ad petita domini Nicolai de Goszyszewicze plebani in Wrzoss Gnezn(ensi) dedi in anno flor. XX duos vrbem per dominum Proszinowsky ad causam ecclesie Skrzyn, item eidem domino Nicoiao pro expensis 4 mrc. pm termino Gneznam ituro. Stanislai Lippoviecz prefati domini Lasky notariun. viginti et duos florc.K.« ad racionem centum flor. per me supradictum Gregorium sue venerab.h- tati creditorum, de quibus quidem XXII florenis ipsum dominum La..ky dominum meum graciosum per hunc recognicionis cirogratum ...am. propria scriptum quitto. Anno domini 1498. Cui me cun, h..s lu.m.l.ter recommando. 1 Das Folgende durchgestrichen. ^ steht bereits oben. 3 S. 5 a. *|fSpäter eingetragen. ß2Q Zeissberg. t 1498. Item ' Cracouie circa festum asscensionis domini, quod erat in profesto Vrbani recepi in mutuum C fl. in aiiro apud dominum Juhannem Turzo civem Cracouiensem ad soluendum Cristini debitum de quo supra, de quibus C fl. Turzoni sol- uendis appodixam dedi manu propria scriptam subscriptam, quod et sigilJatum sig-illo meo etc. et terminus est solucioni pro festo sancti Michaelis proxime venturo. Anno ^ vero 1499 istud debitum defalcando pro filii-' domini Johannis debito, in quo mihi tenebatur, me quitauit domina Turzovka. Item eodem anno Clemens Slonko restituit mihi appo- dixam meam super C fl. anno preterito a me receptam; emit enim a domino episcopo bona hereditaria pro quibus certam florenorum summam daturus erat, vnde dominus episcopus con- descendit ad meam solucionem et propterea appodixa per de- mentem mihi restituta est.-* Attamen florenos C soluturus sum domino episcopo pro demente eodem in quibus debent esse XXX mrc. in ^/^ gr. residuum in flor. Attamen anno 1499 XXV mrc. domino episcopo dedi equos emendo et conducendo de Cracovia; residuum eiusdem debiti pro cuppa a me recepta compensatur [et solutum est debitum domino episcopo].^ Canonicatus Cracouiensis. Eodem anno decima in Tanye pro XII marcis Mathie Bhjnve data. Item Zyelanky pro I sexagen. Item in Possandza pro XI III mrc. Item in Boruuycze pro VII Vii mrc. Item in Kothovicze pro I sexag. et VI gr. et ibidem anni preteriti I mrc. Summa intians XXV mrc. VI gr. Item facta raeione cum Paulo de Wyeliczka factore earundcm decimarum '' pro decimis predicti anni presentis f'atcor cum satisfecisse sie tarnen quod plebano Sandomiriensi XV florcnus soluet et' insuper . . . am mihi in II'/n mrc. de- bclur. — [Sulutum.]'^ ' Dns Folgcnrle durchgestrichen. 2 Später eingetragen. 3 Vgl. 2 1,. ;-, ;i. 4 Vgl. 4 b. 5 a. und unten. * Später eigenhändig hinzugefügt. ^ S. 5 a. Johaniifis laski, Erzbiscliof Ton Oneson. Ci.'H 1499 die dominico Febniarii eundo rir)tikr.uijiiii pro coji- uencione siue sinodo Lanc(ieiensi) quodcunque oonun priu» tenebar pro domiuica Inuocauit executores testainenti mci dis- positoresque rerum ac negocioriun meuiiim iiixf;i (.rdinacionciii presentis libelli codicilliquo inei deput»» et assigno doininiiin Andream canonicum cum fratre altcro domino Jaruslao j^ur- manos ut supra ' et ratum habiturus suiti quic(piid slaus de Ciirozwanky, welcher 1404 palatinus Lubliiieiisis war. Vgl. Riselidff, IJrkk. z. Gcscli. d. Armenier in Lemberg-. nr. XVII. Johannes Laski, Erzbisohof von Gnesen. {'y-ii; H Item fateor, quia pia racione ductus fuiulaui in WlaU8 domini executores disponant. Ueber das Gel^ahi-en der Verwandten bei Krz.esl.-nv's Tode vpl. i..;t«w»ki, Katalog in, 226. vgl. auch unten 38 a. 1 Späterer eigenhändiger Zusatz. 2 Das Folgende durchgestrichen-, am Rande: mann i.r..,.ria pollutum. 14 a. g46 Zeissbeig. Item fateor quia aliquando mille fl. aliquando plus mecum habere consueui de quibus victum mihi comparo [ante coad- iutoriam istud testificatum].' Item- fateor me in debitis habere Gdani apud zuparium Cracouiensem, apud dominum Nicolaum I.anczkoronsky et alibi tantum quantum regestra probant que Rubiensky scripsit et habet. Bi t 150^ die septima Julii exercitibus castrisque stantibus ^^^- in nemore super fluuium Nacza tunc me in exercitu eunte cum Sacra Majestate Regia domini Sigismundi regis contra Moskos et ducem Glynsky Michaelem rebellantem seu pocius prodi- torem ^ ego Johannes de Lassko qui supra dubitans de vita et saluuo transitu redituque nostro cum nihil certius morte et incertius exitu rerum esset^, denuo executores testamenti supra- scriptos reuocando aliquos istos constituo voluntatis mee vltime germanum dominum custodem Gneznensem, dominum Tomyczky archidiaconum Cracouiensem, Johannem Rybyensky prepositum Cruszwiczlensem et Mathiam de Gorka capellanum meum qui istis seruiret onus execucionis obeundo, tutorem testamenti archiepiscopum Gnezneusem pro tempore deputando cum facul- tate vt supra circa constituciones primas. Et quia admonitus et tauquam tractus per Reuerendissi- mum dominum Andream archiepiscopum Gneznensem moder- num direxi Romam pro expedicione coadiutorie Gneznensis octo milia fl. Ilungaricalium in auro, Item nonum mille domi- nus Johannes Bonar et decimum mille ac vndecimum duodeci- mum et supra dominus Johannes Turzo soluturi essent in bauco, si erit expedicio, que istis Julii et Augusti diebus tieri deberet, itaque fateor, quia sie istud contraxi suprascriptum coad- iutorie debitum, quod debeo videlicet mille apud donunum Cosczyeleczky episcopum Chelmensem in moneta per '/^ sexa- genas, quas Martinus Swancziczky attulit, item duo millia apud Petrum Salomonem consulem Cracouiensem in auro, item mille apud dominum Spithkonem de | ^ Jaroslaw castel- ' Späterer eigenhändiger Znsatz. 2 Das Folgende durchgestrichen; am Rande: manu propria pollutum. 3 8. Einleit. S. 529. * Unter dieser Blattseite: sohitum in versuris suprascriptis. Johannes Laski, Erzbischof von Gnenen. Ci-l" lanum Cracouiensem in auro. Itcni duo milia apud tlu- in. minum Nicolaum Nicolai Kadywyl palatinuiu 'rrofzensoin. '^^ Item aliquot inilia apud Turzoneni et Bouar, (jiic inilia sunt soluenda pro terniinis in reg-estris Rvbiensky si-riptis. Item doctori Blonye forsan circiter octingentos lUiheo H. |It«'iii mille meorum propriorum aureoruni et . , . Itt-in de pi-upiü» suppleui mille a Blonye.] ' Iste florenornin siimiiK; pro cuad- iutoria exponuntur, que sie redimetur de cancellaria apostidlca et ego mererer; successor domini arcliiepiscnpi iniiiKMiiatiis tarnten mihi reddet siue exeeutoribus meis quantuni jjr«' annala (•(•clcsic Gneznensis dari consuet et forsan tantunimodo (|Miii<|iic inilia fl. reddendi in eo casu essent; residuos quintpie niilia H. solucn- dos designo atque lego de infrascriptis rebns meis ac debitis - sie quia designo pro iilis solucndis niillr (|uailringento.s li. Gdaui in quittanciis que mihi debentur vt Rybiensky seit, ciii credatur. Item - Maiestas regia tenetur mihi Ou'tasse duo millia lioro norura et vltra duo eadem milia florenornm in (|iiitanciis de- signata tenetur Majestas mihi circiter septingentos thu-enoruni eciam recognitoruin. Designauit tarnen sua Majestas ad racioncm eorundem debitoriim mille fl. ad Boturzynsky et aliud müh- ad Siradienses et Lancicienses exactores; igitur quicquid vltra i.-ia duo milia remanet Majestas regia istud designo ad ••xobK-ndum debita ista coadiutorie. Item domino Luce capitaneo Poznaniensi teneor millr tlur. sed eos dedit domino Jaroslao raeo fratri.'' Item teneor mille fl. eciam in '/., gr. per '/j sexagenas Hl. domino Nicoiao Czykowsky gladifero Cracouiensi. — [Solutuin.] « Item'^ domino castellano Kapstynsky de Tanezyn sucquc genitrici" teneor octingentos fl. per '/-^ sexagenas. 1 Oben am Raiitle mit Vermerk eingetragen. 2 Das Folgende durchgestrichen; am Seitenraiide: delt-tum n.aiiv ,,ioprifl. ^ Am unteren Rande: Johannes qui supra cancellarius deleuit et corrcxit vt supra manu propria per totum. ^ Später eigenhändig beigefügt. 5 Das Folgende durchgestrichen; am Seitenrande: infra videalur; doleui manu propria. 6 Barbara Rapsztynska de Vnyeczka. Vgl. 18 a. 1 r;en(liiiii erit, dominus Mathias agat et consulat. Ad sepulturain dDinimis Chodakowsky auctoritatem kabeat omnia dirig-endi; sue eniiu virtuti et iudustrie confido. Ad res feruandas (!) et vcndciwbiH Rubiensky commissionem tarnen a me istani quani ab coexecu- toribus kabeat et eis raeionem faciat. Dominus palatinus nun auetoritate et caritate fraterna niemor meonun pro st; et suu domo laborum et beneficiorum se eommodet ad alia qiu! cxeeu- tores intelligent cum vtilitate testamenti per eins auctnritat(jiii melius seu facilius faeienda. Dominum custodem iiitirnium ' non onero cum sibi ipsi consulere non valeat tarnen ad- «luoque executores fiducialiter respectum habeaiit \ t aiixilia vi eonsilia eis prestet possibilia. Item quoniam volente Reuerendissimo dojnino Andit-a arcbiepiscopo moderno Gneznensi involui nie lulioii et oneri infrascripto pro coadiutoria, quia eins paternitas pruuider«; voluit suos fratres presertim Reuerendissinuim dominum Lcopolienscm archiepiscopum dominum Bernardinum Wyk'/.ek i reccpit ^v, per '/. sexag. — [Solutum.] ^ Item domino olim Rapsztynsky ot suc olini <;cnitriei - Cid«» in '/2 gl'- per Vi sexag.; nam 2(X) exoliii in ac-t(iüneiii) dcic-toris Valentini debitam. -— [In toto sokituni.J ' Item domina palatinaOdrowanschaua4(KJr(!) inaun>nl»s<|iie pondere bono seu leues tanquam dono dedit qiiandu c<»ailiutiir sum creatns-, pro pectorali ilhid datuni intullexi. — [.Solutui».| ' Item coclearia Johannis Danibnvczky et szuba incxobita: coclearia tarnen sunt integra. — [SoKitum.] ' Item Stanishio Ilynek (i(K) in ^j^ gr. per '/.^ sexag. [Sulut.j ' Item Stephanus Phiszel dicit se expusuisse fl. ;>(H) pro argento in mitris eqiiestribus meis cui credo. — [Et sohita sunt.] ' De istis summis coadiutoriani exposui et oniatum eonipa- raui quando legatus eram per Majestäten! regiam in legacionem sponsalem in Mekemburg (sie). ^ Item debentur mihi per Buczaezky et Fyszcl vt supra. ' — [Solutum]. Item gladii in argento. Item catene auree in suppellectili equesti-i conipntcntnr. [De hiis infra.J ' Item argentum omnc lego ad debita dissohieiidu. iNuiiini executores illud vendant et soluant et forsan palatinus Tro- czensis accipiet argentum amore caritatis et fraternitatis nieeuni habite. — [Solutum palatiuo vt supra] ' Argentum equestre. Item in mitris, gladiis, cukris. Itcin eos ipsos gladios, cultros^ pectoralia argentea seu acuta \>\n tiibi- cinibus in calcaribus argenteis comparata et quicquid cnmparatum erat ad pompam, quum illud fecerim non curiositatc \mn sctl necessitate pro regie Majestatis gloria et regni, dentur licc oinnia summarie Majestati regie cum ornatu tunicellarmn et r-A]mU'. orum atque ipsc tunicelle et caputij cum perlis intt-gn-, it.ni ^l^-l- eciam | dentur Majestati sue tunicelle axan)etce pucroiiiin. lt<-in dentur Majestati sue margarite, que Cracuuie sunt in lab..ri-, de quibus dominus Bonar consul Cracouiensis seit; eteniin auri- textor de illis brachialia seu cubitalia tcxere dcbuit pm m.b- I Später hinzugesetzt. ^ Barbara Raps.tynska -le \-M.vo.-/.ka. S. IHn. 3 Vgl. 17 b uud Einleit. S. 529. ^ 15 b. 652 Zeissberg. tibus duobus et per istos debeo debitum in auro plebano Luko- uiensi ac pro monilibus certis; alia mea sunt, que meo germano domino palatino dentur, alia in debita conuertantur. Racione huius donacionis Majestati regie facte, roganda est Majestas regia et presentibus eara obseero, vt patronus sit clementissimus salut(!) me vtque debitis dissoluendis sie patrocinetur, quatinus medii fructus ecclesie Gneznensis mihi reddantur per successorem moderni Reuerendissiini Grneznerisis arcbiepiscopi, qui facient 5000. Sola Maiestas sua clementissima ob respectum meorum seruiciorum diguetur exoluere. Oainia vero queciimque dignetur habere sibi ofFerantiir tarn in equis quam suppellectili vniuersa; quicquid non regium esset vendatur, de quibus venditis salaria familie soluantur. Et quia non teneor salaria illa currencia igitur pro expensis cuilibet donetur per parum alicui vna marca, alicui 1 H. alicui '/j alicui ferto etc. et rogabuutur vt non egre fcrant. Expectauerunt mecum fortunam pinguiorem ; dum deus aliter transoglt mecum, equo ferant auimo et indulgeant debitis mcis ac delectibus. Ad racionem ergo vendendarum rerum ro- ganda erit Majestas regia, vt mutuet vel de gracia det pro sepultura quantum sufticeret non ad pompam sed ad sue Maje- statis et meam honestatem ; nam debita hec contraxi pro sue Majestatis honoriiicentia ab eaque non exigebam adeo vt eciam expensas de sue Majestatis prouisione habere non potuerim scd me sempor indebitabam. Et impresenciarum recepi de GOO ab Hynkone pro municione (Jamyenyecz receptis florenis pro ex- pensis 400 de quil>us exoluebam debita hie contracta, residuum mecum tuli et videbitur, quicquid mecum erit. [Soluta in vor- sura et absoluta, aliter in archiepiscopatu.] ' item anulos in cisticula lego fratii palatino propter pueros et istos quos gesto. Item Baruczky percepit ad labores in Camyenyecz peccu- uias iiicas iiiiituatas. Igitur racionem reddat et quicquid vltra percepta post vltiiiKun racionem cxposuit, istud debetur mihi. Ego nihil in ea Jiiiiiiicione rcipublice dcbco, nam senq)er impendi de mcis non nihil et spccialilur emolumenta cantoric dabam in [)Occo- Sj)iitfr liiiiziifjef'ügt. Johannes taski, Erzbischof von Giiesen. (j;').') ribus etc. Sed hec pro republica dcus rctribiiat .-t Maj.^stas domini dignetur fauoribus rependere. ' Item prouentus aniii prcsentis de beneüeiis »-t clauibus archiepiscopalibus, quas teneo, conimutentiir ad del)iüi. .1.- .|uibiis quoniam parati esse debeant debitum solationun tamulis st.liiatur. Item omnia alia domini executores faciant (juc iiitcHi-^cnt saluti mee conveuiencia quibus do facultateni riim sri«-ri<-ia Majestatis regie et palatini fratris ad omnia alitcr facienda quam scripserim dummodo sahitis et honoris mei ratinnr (lii.-aiitiir. quibus me infelicem comendo. Item confirmo testamenti tutorcni, (piia siir Majfstatis benelicencie confidam, vt sua Majestas foueat, (piufl dubita s.»!- uantur per successorem archiepiscopum saltem cum sedis apo- stolice consilio et auctoritate. Mekelburyensis ex])cdilio. - '"• . 17 1. Anno presenti seu suprascripto lei>atus erani per Majc- statem regiam ad postulaudum procandumque Majestati sue in vxorem virginem Mekelburgensem scu Maguopolensem; (piando vero Bogdan wayewoda Moldauie invaserat Kussiam regia Majestas me ab itiuere reuocauit et voluutatem vxoracionis immutauit Russiamque profecta est ad iusequen(him woyewo- dam aut propulsandum et niliilominus pro sue Majestatis et regni gloria et pro illius muneris mihi impositi cohonestacione comparaueram apparatnm pro duobus militibus me precessuris vbique et pro quatuor pueris equos statuosos equitaturis in perlis et argento proque istis sex et meis speciaHbiis dt^xtra- libus ambulatoribus equis etc. quorum omnia snnnna est inlra- scripta. Summa argeuti in gkdiis militum et equoriim continet 380 marcas minus 1 loth argenti. Item super deauraciouem puri auri expositi 057; cpiendibct tarnen emebam florenum per 42 gr. Summa aurifabris data 4o3 H. et (5 gr. Summa pro margaritis exposita 535 fl. 1 Die Admiuistration und Bofcstio-unfr von Kamienicc gin;: läO« von La>ki an Johann Boner über. Vgl. T. X 5.e L., Trzy rozdzialy z hiHtoryi «kar- bowosci w Polsce. Krakow 1868. str. lö. - «. Eipleit. S. .O-J'.i. ß54 Z e i s s b e r g. Summa pro necessariis eiusdem itineris exceptis equis et pannis sed tantummodo rebus minutis computatis facit exclusis eciam supra et infra scriptis facit 400 fl. per 1/2 sexagen. Summa marg-aritariis exposita facit 220 fl. Kegia autem Majestas tantum modo fl. in auro 800 mibi dederat et paunum pro 40 equitibus ad equitandum vestiendis, reliqua meo damiio comparaui. Quando tandem sum Majestatem reo-iam secutus in Russiam ', sua Majestas nihil mihi dedit tan- quam iflos 800 fl. compensando; igitur et cum equis et cum novo armorum apparatu nouam feci expedicionem meorum et meo damno. Hec ergo fecerunt cumulum debitorum, non prodi- gahtas; nam licet argentum vendiderim, sed cum damno magno laborem axamenta ferrum et alia ommittendo, que conflata nihil fecissent, prout in nihilum sunt versa. Igitur oraturus sum deiuii vt pro virtute regia couerttet deus suam mecum graciam, sie inquam, quum regia virtute non repensum est mihi ymmo in archiepiscopatu sua Majestas alienum exhibebat vultum michi; prouisio tamen apostolica erat finaliter venerata. 151. Item anno löK) computaui debita que debeo infrascripta. Sunt autem suprascripta vel soluta vel per versuras permutta (sie). Igitur solucionem debeo infrascriptorum debitorum tantum- modo sed vires excedit. Item executores testamenti et tutorcs sicut suprascripti •^ sunt eosdem esse vclim. t T Nicoiao Nicolai Kadywil palatino Troczensi in auro 2000. [Solutum.] •'^ Nicoiao Cosczieleczky episcopo Chelmensi et preposito \'\ Lidislauiensi in '/.^ ö^'- P^^" V2 scxagenas fl 1000. |Soliitiin^| ■' Stanislao Jarossky marszalco curic per 700 1/2 scxag. fl. [Solutum.]-' K|)iscopo Premisliensi et vicecaucellario regni ' in auro i\ny. |S(.llltuilll ' ,f)00 Nicoiao (Jzykowsky gladifei'o Cracouiensi per '/j sexag. fl. [Solutum.js 2000 ' Vgl. Einleit. S. .520. '^ IC. .1. ^ Später cif!:enhändig: bemerkt. ' Matliias Drzewu-ki. ISa Johannes t.aski, Erzbiscliof von Gneseri (jf,.-, Andree Gorra doctori in '/ , g-r. l ., per sexag-. , S( M» et in auro " [Soliit.] ' .^^^^ Domine olim Barbara Kapsztynska de Vnyt^czka - per '/o sexag-. fl, solut. ,50,, Doctori Blonye medico in auro j , fKX) in 1/2 gr. per 1/2 sexag. j [Solut.] ' ^^^^^ N(obili) Slonkowsky in auro [Solutum] ' 2(X) M(athie) Szawlowsky vicario Cracouiensi in aun». [Solutum] 1 I ( III Beate Odrowanscliowa quia mihi donauit pro pecto- rali quando futurus fuissem episcopus fl. iu auro lectos 14(K) Igitur dubito si valet repetere eosdeiu fl. [Soluti] ' 4(M» Sed ego intellexi esse donatos pro Labore et solli- citudine per me adliibito quod fuisset Sambor restitutum pro (!) esf restitutum. Item Petro Saloraoni in auro [Soluti]' KHK) Hl. Item Caspar Bar in auro [ j? ] ' •"^'•^^ "^ '*' Item Petro Hodnowsky in auro 1 _ 5(X) ^■f ;., I / ^ 1/ [Solutum 1 ' _,-^ et m 72 gr. per '/o sexag. j l j r^QQ Matliie plebano in Lukow in auro 400 Consulibus Gdaueusibus 10(K) Joanni Bonar in auro 1(K.K) et in '/2 gJ^"- pei' '4 sexag. öOO Item eidem in auro äO(J Georgio Turzoni in auro 1(X)(J d. Johanni Jarand castellano Calissiensi mi^c. .'500 Item consulatui Louicziensi in '/2 S^'- ^^^ ^'' '"'' ? nuta marc. <- !<•<) Suffraganeo Ploczensi Sexagenas '^ gross. 2(H> Thoma plebano in Lanky niarc. """ et in auro fl. 1< Virgini Powiezka mrc. -^^^ et in '/2 §'i'- P6i" '/2 sexag. fl.- •'" Item Prandothe palatino Raueiisi in '/i o^"- P^'' ' 1 sexag fl. '^ Anne duci Mazovie per '/a sexag. "^^^^ ' Später eigeuhäudig bemerkt. - Vgl. lob. Ibl). Sitzungsber, d. phil.-hist. Ol. LXWH. Bd. IIl. Jlft. ■*'- (350 Z eist;!) erg. [Pars exoluta forsan tarnen restant soluendi 1300.] ' Item Jaroslao palatino Lanciciensi germano per me de Boleslauiecz pro expedicione archiepiscopatus expo- sitas in y.^ gr. per % sexag. 3500 Item eidem flor. in auro 149 Item Matliie plebano in Ossyek mrc. 89 Domine Russoczka centum in auro in quibus fere maior pars leuium erat 100 Domino Johanni episcopo Foznaniensi in auro 1000 [Sed restant sohlende marce prout infra.] ^ ßj ^ In isto loco per me duo folia sunt extracta absque 19 a. iniuria et iactura cuiuslibet. ^ Anno quo supra 1510 summa summarum soluendarum mearura debetur hie et scriptorum vt supra et non scriptorum, /In auro 10376^ | qui faciunt | 13835 Summa per me floreni aiirei j per ^j^ sexag. j gr. 10. sohlende (!). In moneta i 11821 1 qui ex versura debeo fl. j gr. 19. | accreuerunt. 25662 flor. Summa om(n)i resoluendo florenos aureos in flor. monetarum per '/.i sexag. facit ^"29 gr. Iste summe sunt soluende successiue vt infrascripturus sum fauentibus deo, fortuna et amicis. ... 1511. die Jouis quarta mensis Septembris in Lowicz, i'.i 1). quando dominus Johannes Ribensky prepositus Krutzwieziensis a domino Bonar de Cracouia rediit, quem direxeram ad facien- diuu compvtum super argento et debitis, deportauit eeiam argen tum ecclesie mee vendendum pro municione ecclesie eius- dciu quod non venditum apud dominum Bonar rehquit. (^)nscripsi quicquid anno isto sohiorim debitorum anno prutcrito j)roxime conscriptorum. Solui quidem non parum, non de proiicntibus eclesie sed suppellectili argentea mea, cuppis, caratHi^, lagenis, et apparatu equestri pro familia et pueris ' .SiWiter Iiinzupesetzt. ■! Vgl. Einleit. S. 520. Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. (\'f~ condam ' per me ad pompam curie quaiul.. cancollariiis (mhiu reg-ni ex metallo auri argenti comparatu. Oinnilju« ergo istis venditis exolui debita infrascripta. Salomoni qiii supra solut. fl. auri KMM) Item Caspar Bar fl. aurei r^)() Item Stanislao Hynek 1/2 g^'- KKHI Item Johann i Potoczky '/^ gr. 4ö(j Item duci Zatoriensi^ fl. auri KHH» Item Herbordo Hodnowsky in auro 5(KJ et in y.^ gr. ÖDO Item Johanni Bonar in auro fl. 1(X)0 Item eidem in ^/^ gr. .öOO Item eidem in auro fl. lyQO Johanni Turzonis in auro fl. KHK) Item sufFraganeo Ploczensi in '/.j gr. per '/., sexag. fl. 2(X) Item domino Mathie episcopo Premisliensi et ean- cellario regni sohii in '/2 gi'- pei' V2 sexag. fl. 500 Item Mathie Schalowsky vicario in castro Craco- uiensi sohii in auro fl. 7(Ki Item Reverendissimo domino Pozuaniensi episcopo in auro fl. K^M) Item domino Jaroshio palatino Siradiensi germanu pro peccuniis de Boleslaviecz per me expositis debeo in 1/2 gl'- ■'•"'^*** [Quid vero lioc anno sibi sohierini ex Phjczko redeundo infrascripsi.] ^ Testamenti. Item ordinaciones testamenti suprascriptas presertiin vlti- mam probo et confirmo cum hac condicione: dum dtü et sedis apostolice gracia sum archiepiscopus, sepeliri debeain in ecclesia Gneznensi circa sepulcrum patroni sanctissimi Adalberti intt-r illud et altare circa cokimpuara versus mansionaiiam. Kx.- cutoribus ergo adiungo dominum Vinccncium Lagycwnyczkv 1 Vgl. 17 b. 2 Jannssio; dieser wurde am 17. Sept. 1513 von seinem Vasallen Lnnrontius Miszkowski de Spitkouice auf der Jagd erschla-cn. In Folg.- .lnv..r. kam Zator an Polen. Vgl. Acta Tomiciana II, 143. 3 Später von ihm hinzugefügt. Vgl. 27 a. 42* M ß58 Zeisbberg. officialem meum. Non tarnen sepeliar inter mansionariam et columnam sed inter columuam predictam et sepulcrum patroni sanctissimi vt supra scripserim. [ Sed de sepultura infia viden- dum aliter.] ' Bl. t 1512. die decima octaua Januarii in Louicz reuoluendo "^ "" testamentorium processum executores mee voluntatis vltime et istius codicilli constituo executores testamenti dominos Vin- cencium Lag-yewnyczky, Paulum Chodakowsky et Grotonem decretorum doctorem et Dominicum de Seczeinyn tanquam consiliarios, Joliannem vero Rybiensky et Mathiam de Gorka canonicum Calissiensem tanquam factores et actores, dominum autem pro tempore existentem archiepiscopum successorem meum protectorem eiusdem testamenti. Circa Barbare regine coronacionem. - Testificor autem quia anno presenti omnia quecunque habui in arg-ento, auro et gemmis, serieeis pannis^ sobellis et aliis pellibus preciosis, monilibuS;, anulis dedi domino Jaroslao Palatino Siradiensi germano pro necessitate ornandarum suarum iiliarum, -^ quia ista non habui de bouis ecciesie. Relique vestes et suppellectiles in chamchatis ^ et cortenis ac lodicibus mi- noris precii non sunt eciam de bonis ecciesie sed de seruiciis comparate, scilicet scutelle, talaria, coclearia et alia communia. Attamen ista pro alia informacione sunt seruata et tanquam a fraternis impedimentis liberata, ex quo plus dedcrim quam mihi reliquerim, que relicta et si que alia de bonis ecciesie invenirentur in depositis, scriuiis aut cameris meis committo dominis executoribus predictis per factores convertenda ad ne- cessitatem iustam meam et salutis mec. Testificor quia nuUi familiarium meorum sein me debi- torem esse. Soluere consuetus solaria consueta eis in quolibet quartali anni consueui eciam dicerc illis, vt contenti hiis essent; ad maiora nolim esse obligatus. Nam de liberalitate et gracia possem aliquid faccrc, quod arbitrio meo asseriptun) sit. Item eciam spiritualibus quoniam consueui dare solaria igitur neque illoruin aliquos presumo dicturos debitorem mc ' Später von iliin Iiiiizugefügt. Vjrl. 27a. 2 Vgl. Eiuleit. S. 537. ^ Vgl. ITa. 1 Von Knnidia, Seidenstoff. 000 Johannes LaRki, Erzbi<;chof von 0 neuen. 059 esse; illi expectarunt et expeetant provisiones benoHcialc» proptcr dcum eis per me faciendas, que, dum pie faciende essent, non cedunt in sortem debiti neque sum eis dc])itor vltra ca, (|ue per tempora anni siciit secularibus sie illis sohio ; vires et- enim mee non se ad plura extendunt, ymnio eciani cüuiK^n- cione ■ liac pro quadragesima proxime futura vbicunque cele- brabitur absoluta, aliam facturus sum in domo ordinafinncni . . . . aliam scripturus ad familiäres in euentum mortis iii- formacionem. Interim ista generalis sufficiat orando deum vi viuere tribuat tantum quod satis faciam quibus debeo. Ig^itur debita denuo infrascripserim cum designacione qualiter eonsti- tuam ea soluere dei et saluatoris gracia adiuuante me. Debita boc anno repetuntur sie inprimis in auro. '^I- Domino Nicoiao - palatino Wiluensi et cancellario ducatus Lytuauie carissimo et faueutissimo amico a tempore mortis 2 olim Alexandri regis teneor florenos in auro et pondere bono duo millia liungaricales. Domino •■ Mathie episcopo Premisliensi et cancellario regni teneor fl. 500 eiusdem auri et ponderis. [Solutum; manu propriaöoo.» archiepiscopus.] ' Nobili'^ Jacobe Slonkowsky fiimiliari raeo teneor ducentos ^no.J eiusdem auri et ponderis [solut. manv propria archiepiscopus.] * Venerabilis Andree Gorra doctori preceptorique meo^ canonico Cracouieusi 200 eiusdem auri et ponderis. [Sulut. 2nr..3 manv propria archiepiscopus.] ^ Tome 3 plebano in 1000 mrc. et IH auri et ponderis eins- 18.» dem. [Solutum vt infra.] ^ Item in moneta. Eidem^ doctori Gorra mille ti. in moneta per '/j sexag. lOoo.' [Solut. m. p. archiep.] ' Domino'^ Jarossky marszalco curie Majestatis regle 700 7oo.» in moneta ef numero eisdem. [Solutum m. j>r. arcluep.] ' Domino:^ johanni Bonar 2000 fl. eisdem monet. et numero. -.o.K).' > VermiUhlich ist der Couvent von Sieradz gemeint. Vpl. Kiuleit. >. o.Jr 2 Radywyl, früher Palatin von Troki, vgl. I6a. 3 Durchgestrichen. * Später hinzugefügt. Siehe dieselbe Seite unten. 5 Einleit. S. 521. ß(jO Zeissberg. 600 Domini olim Rapsztinsky casteilani testamentorios (500 in solut. eisdem nioneta et numero. [An solutiim sit dubito.] ' 1000 Keuerendissimo Nicoiao de Cosczeiecz episcopo Chelniensi 13, 1000 in eisdem moneta et numero et XII mrc. [Solutum.] ' 1000 Consulatui^ Gdanensis ciiiitatis 1000 in eisd. m. et n. [Solutum vt infra scribitur.j i 230 m. Viri^ini^ Powiczka 230 mrc. Poznanie in conuencione ex- positas. [Solut. m. pr. archiep.] ^ 100 m. Tome 2 plebano qui supra 100 mrc. [Solut. vt infra. Solutum.] ' 100 m Mathie''^ a Colo plebano erant (centum durchgestrichen) 89 mrc; nam percepit 20 mrc. Sed forsani non sunt iam ex integro. Dominus Ribiensky seit, quantum ille a me percepit solut. ad racionem debiti huius. [Et in regestro Thczami (?) curie Gwas- dowsky scripsit quociens illi aliquid dedit. Solutum ut infra.] ^ 147m 2 Stephano 2 Fischel tenutario in Powidz pro redimendo censu spirituali teneor centum marcas et specialiter teneor sibi 47 cum ^/.^ mrc. [Solut. m. p. archiep.] ' Domino Roze archiepiscopo pro rebus perceptis per me 700fl.2apud Bussynsky et apud nepotem teneor 700 fl., ad quorum racionem soluturus sum Mathie aduocato in Louicz pro festo 6000 S. Martini centum marc. vt infra. in mo- Pupillis Wiznensibus 6000 teneor exposita pro coadiutori nctis fl(,r. alias quia istos dissolui alia pro coadiutoria contracta ut supra. 40 m. Kwiathkowski 40 mrc. promisi soluere pro fratribus meis. [Solutum] i lon Gregorio Sarnowsky teneor 100 sexag. pro dote neptis .icxag. sibi dcputate. i:sofl.2 Item' eidem coramisi dare 100 fl. et 30 pro domino olim Creslao. [Solutum m. pr. archiep.] ^ Itl. Martine ^ Craniczky pauperi nobili et fratri promisi dare "' ^' pro dotanda hlia centum marcas, pro festo natalis domini fu- turi. [Sohlt, m. p. a.] ' Johanni - Grodziczky ciui Poznaniensi teneor pro pannis et rebus aliis 94 cum media marca pro festo sancti Johannis Baptiste proximo. Bnrtholomeo •^ Raszkoni teneor pro pannis et iopulis fa- niilic. datis et dandis 26 mrc. et 27 gr. pro festo s. Johannis. ' Später bemerkt. 2 Durchgestrichen. Johannes ?-aski, Erzbischof von Gnesen. {]{',] Itemi Mathie advocalo in Louicz tuneor jin. alirialeni. Item anno ipso 1513 rae Rome agente Johannes Ribi<-n.sky prout mihi scripsit exoluit debita infrascripta de prouentibns archiepiscopatus mei ideo deleui oa et in parte voi-suras nunas scilicet mutuaciones. [Inprimis contribuoionem ecclesie 450 fl. Item Johanni Bonar lM(K) II. Item doniino Trzebiensky 5 nostra ex ista vrbe expedicione ac pro expensis redcundi 2000 fl. nobis velit prouidere saltem in mense Februario dari. que 2000 sie eidem domino Bonar debebimus et soluere pi-o- mittimus, sicut venerabilis dominus Johannes Ribienssky pre- Hl. positus Kruszwicziensis et canonicus Gneznensis factor generalis '-' " uoster sua manv propria recognoscet. Et in fideni preniissoriun omnium presentes manv propria subscripsimus et sigillo anullari nostra sigillavimus. Datum Rome 14. mensis Augusti If)!!. Johannes archiepiscopus qui supra manu ])i'opi"ia scrijxit. ' Debita Rome contraeta 1515 circa meum ex vrbe egressiun. ui. Lodovico de Caponibus pro Stanislao et Johanne de Tanczvn.^ Item pi'o Janussio Latalssky Item pro residuo Johannis Longi de TaiMiow Quia licet isti tunc cum in Jerusalem egrediebantur contraeta in baneos debita pro quibus ego fideiussi soluturi erant in .luliu anni 1514 tamen quia in spem solucionis per eos mittende faciebam prorogaciones sie ergo L' I lj. pro istis uiiini- bus in l)ee('in- bri anni 1515 soluturus suni fl. -i:{S si illi non ciirarcnt soluiMv. 1 Vgl. Acta Tomic. III, 29. XXIV. 2 Vgl. Acta Toniic. TU, 80, wo Johaiiues als ,e(iues HierosolyiiiiUriu»' und ,familiaris III. priucipis Crcorgii ducis Saxonie' bezeichnet und seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem erwähnt wird. Stanislaiis war sein Bnidor; beide waren Söhne des Nicolaus v. T. Palatins von Russland und Ale- xandras von Chozowa. Vgl. Helcl, Poniniki II, 944 iir. 4035: 947 nr. 4643. cm Z e )■ 8 s b e r g. Sunt ista debita so- luta iam quo modo dominus Stanislaus Borg tene- tur mihi pro argento sibi mu- tuato fl. tot quot suL conscieucia scitetdicet. Ludouico eidem de Caponibus per^ me muttuati 400 fl. pro quibus Martinas | Rambiessky est principalis quos soluturus | sum Jacobo Fokker et nepotibus pro pontiiice ' intercedendo soluturus sum per totum Jauuarium anni domini 151f) ( fl. 1510. rsic) I StanislauB Boi'ij- factor seu the- zaurarius et in urbe magister domus mee dicit se exposuisse pro meis negociis atque expcnsis vltra summas a me Rome habitas videlicet 471 fl. In Decembri 400 In Januario anni 151() so- luturus sum do- rn inis vt supra eisdem IHOO. 471 fl. in Polo- nia soluendi. Solutum ; tarnen pru se Boi'g tenetur )nihi pi'o argento de quo supra et infra Bl. Correxi manu piopria in executoribus et Ötrjkow archi- ~'^^' episcopus. Anno 1510 Cracouie xr. Aprilis testamenti executores designo et presentibus inscribo dominus ^ Spitkonem de Buszenyn, caucellarium meum et Johannora Ri- biensky (;t palatinum fratrem gei-manum tanquam patronum (?) qui nihil meum habet preter StrykoAv opiduni quod sibi dono. Debita que memoror sunt ista mea inexoluta. Sex mlUia flor. teneor iu moncita per 30 gr. proneptibus orphanis Wisnen(sibus), ad cuius summe raeionem dominus Andreas de Radzyeyowicze palatinus Plocensis percipit im- priiiiis '.)iH} iure, forsan et x mrc, sicut dominus palatinus frater mens seit melius, (piia cd piesente Warschouie a domina duee perccpit istam summam. ' Alhcrt voll WiliioV V14r. ,Scio, vos occupatos esse in curanda re domestica et familiär! riMierendissimi dni. nostri arcliiepiscopi L;i.'ki'. •' Hier .sind die hetreffondcn N.nnion durchgestrichen. Johannes Laski, KrzljiBchoi v..ii lineseii. dl;" Item de claue Squirnyeuiczensi ixTc-upil piiiiaui. tur.sau 600 florenos, super quibus ad mc; Romain seripserut. et item vti dominus Rybiensky seit percepit anno presenti ex «•adi-in claue forsan 300 florenos. Committo istud veracilcr eoinpu- tandum bonis conscientiis tarn eiusdem d. Andree palatiiii .piain Jo(hannis) Ribiensky; quando vero dei fauente graeia «x Hun- g-aria saluus rediero i daturus sum opcram, vi dominus ipso palatinus id quod percepit inscribat in jure terrestri in |»i'r- sonam vtriusque illius orphane et tune eciaui eafloni dei gracia adiuuante me prouidere velim vt ex prou(!ntibus anni pre- sentis pars saltem media tocius huius debiti sobiatur (piia pn.j.t<;r alia importunorum creditorum - anno isto vix plus soluerc ad istius debiti racionem potero. [Sed est uicliil solutum.] ^ Item de consensu domini episcopi Chelniensis assiy-naui suo nepoti et meo g-enero 1000 flor. in inscriptis sunnnis Pauli Czarny super Bresczie, ' qui KXK) debebantur Majrstati r-'s^je. Sed eius Majestas mihi illas donauit et circa r(!d(;mp(',ioncin Bresczie percipere oreteuus commisit et in litteris connnissitmis ad redimendum genero meo predicto per me expedilis sua Majestas istud scripsit ac reuerendissimo dominu l'etn» vic»- caucellario dixit et commisit sed propter meani in Caniyenyecz festinacionem ^ non satis prouide, vt equum erat. Oi»nii«lu tarnen quod regia Majestas istud et mcmurabitur et habebit ratum. [Et est solutum domiuo genero vt supra.] '■ Item mutuaui flor. [sed iam soliii per nianus SUini.>jlai Lippoviecz] •' flor. in auio et pondere bono 1(MK) a doniino Stanislao Szafranyecz, quos pro natali duniini t'uluru sohiturus eram per bancum daudos pro expedita ecciesia Medniczcn.si. Ad mandatum domiui Nicolai Radyvvil palatini W'ibiensis hoc feceram; iüitur tantummodo debeo eodeni doniin«» AN Ibn-nsi Palatino flor. in auro 1000. Item Mathie Blonye doctori teneor llor. 1(M»() diu innluo mihi datos in moneta per 30 gr. quos in l'iantek j.i-rcipii't et racionem debebit ex Piantek. [Solutum.]'' Item illustrissime domine Anne (hicisse Maznvic d.-b.-u 2000 flor. per 30 gr. vrbem missos per me ad siduci.uien« dcb«- ' Vgl. Einleitung S. 555. - S. Einleitung S. '>'^A. 3 Scheint später von L. hinzugefügt. ' S. Einleitung S. ö:".... -■' Vgl. Kiuleituug S. Ö5ü. « Von li. nachträglich bemerkt. (368 Zeissberg. torum illinc per me contractorum et duci (!) iterum rediturus sum iuxta arbitrium eins. [Pars tarnen est soluta; forsan restant 1300 solueudi.] ' Item teneor miituatos per 30 ^r. flor. 200 Gregorio de Czyechanow capellano amico veteri meo, quos eciam Romam direxi siciit 2000 vt supra. [Solutum. ] -. Item debeo bono et religiosfi iiiiliti domino Bronowsky fl. 500 sed iam solutus est. [Solutum.] - H] •2öl). Item ad iter Hungaricum, quod nunc ad vota Hungarie et Serenissimi domini mei Polonie regum ingredior"' contraxi nova Cracouie debita. '"." [ Tmprimis domino Joanni Bonar 200 in auro et pondere stas-'lxjuo et 200 per 30 gr. ^^P'\\ Item eidem pro panuis ad iter istud forsan 400 flor. ' Item debeo 200 in auro domino Nicoiao Jordan castellaiio Woynycziensi pro natali domini soluendos. [Solutum.''] '• Item domino Nicoiao Schidlovieczky castellano Sandomi- riensi 100 per 30 gr. pro quibus ei facturus sum securitatem cum felix ex Hungaria rediero. [Sed in generum meum trans- tulit dominus (!) Myszkowsky istud debitum. '] ' Item de istis expositi sunt priusquam de Cjacoiiia exiui tl(ir. per 30 gr. 300 et iusuper pro panno domino Bonar et pro barchany "" mercatoribus forsan 1 (?). Non soluti sunt sed per me sf)luencli. '■* Item Budam cum venero, constabit, quantum ex banco quando suprascripti deiiciem floreni, recipiam. Item redeundo ex Hungaria delxu) instare, vt regia Ma- jestas ab istis salt(!iii nouis debitis ine libcret, ([uia non pro mea sed sue Majestatis necessitate hec exposita sunt et Bude ' Vrni }.. ii;ulitr;ij;licli bemfrkt; 1/500 s. (lurchgestrichen. - Von h. luicliträ^lich bemerkt. 3 Eirilcitmif;- S. ööö. ' Acta Tiitnic. IV. •j;^ iir. XIX: .Sigisiii. ;ui L. >uid Christof Szydtowiec: Cfiinniisiinns vcro Joauni Boner, iit viaticiini volüs et pnniuiin ]>ro f;i- inili.'i snbniiiiiRtrrt.' ^ Spätoror rii agente et commissarios aÜos- que juris consultos seruando casus insperatus oonfl.i-rati castn contigit. Item eideni Stanislao Grzymultowsky tenr.r(l) mutuaios 700 fl. per 30 gr. vel circa, vt domino Kibi<'nsky cMiistat. Späterer eigenhändiger Zusatz. (JTQ Zeissberg. To-ltur defalcandi erunt sibi ad debiti sui racionem flor., qui vltra indulgenciam predictam remanebunt ; reliquum soluturus sum. [Solutum.] 1 Bl. 151 G. •26 b. Bude constitutiis die - designaui infrascripta ad solucionem debitoruni ac pro sepultura et piis oporibus. Item assig-no, designo et inscribo presentibus auni presentis proventus integros mense mee archiepiscopalis. Item designo, inscribo et assigno areudatorum bonorum, clauiuiii S(^uirnyeuicze et Lagouycze per sex aunos arendatorum cum sedis apostolice cönsensu singulis annis 2000 fl. prout littcrc disponunt apostolice. Iteiu designo, assigno et inscribo bona omnia mea mobilia et res tarn mecum quam in Vnyeow existentes videlicet ar- gentum in scutellis, talariis, pelium, cantarorum et quecunque cuiuscunque generis sunt res mee proprie, quia non de bonis ecclesie sed labore et seruicio ante assecutam ccclesiam Grnez- nenscm per nie comparate et habite, vestibus et aliis quibus- libet rebus meis inclusis. Item argeutum mihi per dominam regni tliesaurariam KathtJrinam mutuatiim committo et oro sibi restitui, cuius seit et numcruin et valorem dominus llibiensky [prout est datum seu restitutum.] ■' Item eciajn designo, assigno et inscribo equos, currus, quadrigas et (juicquid remm est mearum ; sed pro fabrica • ecclesie mee lioc domini executores conuertant, quod dominus ]\ibiensky seit verisimiliter comparatum tempore archiepisco- patus scilicet equi, quorum ambulator m(.'Ii(U- et quadrigales (!) meliores dentur domino successori meo vt misereatur anime mee et executores iuu(!t non solum consilils sed eciam patrociniis et auxiliis cuius protectioni et hoc nu'um testamentum et meam vohuitatem vltijuam preseutem et aliam si quam fecero committo. ' Spätere, eigpnliändij^e Eintragfung'. 2 Lücke. ^ Späti r Voll L. Mtllt.st lieigofügt. Johannes laski, Erzbiscliof von Gnesen. (',7] Item quum Rome exposui pro uxpi-.lic-i..i,il,iis perp.-tuiK ecclesie mee tociusque prouincie Gneznensis, item pro jubilro, item pro legacione ad minus 3000 flor. igitiir isto n-spectu do-' minus successor velit esse pyus protector, prout cum inserib«, protectorem, prout supra immediate scripserim. Item oro fratrem carissimum duminnm palatinum, velit amice et fideliter curare cum collegis executoribus, vt d.-l.ita soluantur, saltem summam in Boryslauicze inscriptam d:itiii-iis ad solucionem debitorum. Sufficiat sue fraterne caritati m.-a fraterna in eum benivolencia et amor, quia de seruieiis mcis (V) eum extuli, nonnuUa bona sibi comparaui, lilios educaui et tres lilias educaui et tres filias dotaui nuptuique honeste et sufti- cienter locaui et extradidi, sed spero, quia premissa designata et inscripta sufticient ad solucionem debitorum. Item seruitoribus consueui solaria soluere et anni pre- >*'• sentis Cracouia egrediendo eciam quatuor tempora eis sancti "'"■ Spiritus futura solui. Igitur petantur, vt cum eorum bona vohm- tate expectent tantum tempus quantum domini executores opta- bunt, quod interim domini executores intelligant, si quid vltra debita liabituri erunt pro eorum consolacione, prefigentur eis tempus et locus veniendi, in quo diceretur eis et daretur id quod fieri posset ab eorum defuncto et paupere archiepiscopo, quibiis daretur secundum quod racio et discrecio sua dabit ; 8pecialiter agazoni Alberto quondam Tartaro dandi essent ad maxiinum centum flor. pro seruieiis domino Creslao et mihi prestitis. Item agazonibus et aurigis et quibuslicet plebeis detur ali(piid, quod non eant a meo cadauere manibus vacuis. Item specialiter eciam oro dari Mathie Pyrzynssky carissimo familiari raeo, si bene- ficium ecclesiasticum non fuerit ex me assecutus marcas ad minus 20 sed iuxta eius merita et meam vohuitatem (piod eciam darentur ei C flor.; sed si fieri non potest dentur marce vt supra: quem domini executores velint commendare domino successori, quia est optimus camerarius rectus fidelis diligens et obsequen- tissimus. Item Christoforo coco detur tantum quantum plus va- lebit discrecio dominorum executorum dare; sed sitam l'yrzynsky quam ipse cocus beneficia consequentur ex me sint contenti in ea expedicione. Item sepulturam eligo et inscribo faciendam non in ec- clesia sed in cimiterio sacro, vbicunque dominus successor aut Sitznngsber. d. phil.-hist. Gl. LXXVII. Bd. JJJ. Htt. 43 131. 'J7 1). Q'J2 Zeibsberg. eo-0 viuens sacrum conspergemus cimiterium ; placeret antem mihi, quod aspergatui- cimiterium ex vtraque parte chori ec- clesie mee extratinus. In sig-num sepulture saxum poneretur, sicut visum esset domino successori ; in honorem vero proque auctoritate loci sacrati poneretur aliqualis . , . dicio siipra columnellas circum saxum. 1517. In Lowicz die octaua Januarii descripsi debitorum non quidem sohicionem, quia insokita mag-na in parte ad hunc quo- que annum remanent, sed versuram vt infra. Anni 15KJ alias proxime preteriti domino doctori Blonye commisi clauem Piantek, vt ex ea debiti sui 1000 flor. per 30 gr. percipiat solucionem. Ig;itur anno eodem faciet racionem inclusis stacionibus mihi datis quantum percepit, residuum anno suprascripto pre- senti scilicet 1517 percepturus, si viuam; quocunque vero mense tlous omnipotens animam quam infudit reposcit, domini exe- cutores anni g'ratie partem exig'ere debeant vigore bulle per me pro episcopis ad habendum annum gracie impetrate, quam in sinodo commendaturus suin dominis episcopis aut dominus successor cum executoribus commendet. ' Puerorum - Visnen(sium) debitum sex millium per 30 gr. hoc modo procedat ad solucionem. Imprimis dominus olim Andreas de Radzieouicze palatinus Ploczensis existens capi- taneus Squirnyeuiczensis percepit 1000 fl. ad racionem eorun- dem sex milium, percepit quidem ea spe, quia optabat vnam ex illis orphanis proneptibus iilio suo desponsari ; sed dum fuerit premortuus et virgines nondum nubiles sint ille, tunc dei gracia tiat desponsacio, (juando unquam f'utura sie aut aliter, relicta tarnen dumini palatini eiusdem vxor dobet et vult pro eisdem \()()0 fi. respondere sicque mihi per Curdwanowsky exactorera [personaliter in (?)]■' Squirnyeuiczensem intimauit, quia vult cum pueris aut soluere (?) aut inscripcionem pro securitate puerorum facere. Ego tamen opto, vt senior daretur filio, ex quo iam mill(i flor. pei-cepere. 3 R. Eiiil. S. 5"»"). -i Mädchnii; vpl. 20b 25a. Am T?aii(lo Iiinziigofügt. .Kihaiiues Laski, Erzbiscliof vmi Onesen. JiT.'J In Squirnyeuicze et Lagoiiyeze claues an'ii.lani doininn Nicoiao Cosczieleczky episcopo Chelmensi vX nepoti iiir., .loliaiini Bononiensi Scolari sing-ulis annis pro 2()(K) tlor. per '/.^ sexageno» iiicepitque arendacio ab anno integio prcterito jjroxinie. Ij^itiir eiusdem anni predicti proxime pretcriti assigno ista duo iiiillia ad solucioneni predictam sex milliiun. Recepi quidcni ex eo«lrni anno preterito apud Cnrdwanowsky forsan ölH) flor. sed tani- quam in mutuum, restituere etenim velini ad cum ox alii« clauibus percipieudos eosdem 500 fl., vt integra ipsa duo inillia conuertantur ad debiti illius sex miliuni solucioneni. (piani restitucionem spero me faciendam hinc ad festuni S. .Joiianuii* si viuam, si moriar, tunc ex anno gracie supplcincntum sit querendum. Item anni presentis scilicet 1517 eiusdem arentle intcgi'a duo niillia assigno ad eiusdem debiti proneptium exoluciitucm ; et similiter quicquid restabit iuexolutum tani pro isti» quam pro aliis infrascriptis debitis hoc successiue de arenda ipsa sit Hl. soluendum. Arende istius est notarius (?) et Rome tutor Stanislaus Borg- carissimus amicus mens, cui vt michi ipsi conüdo. Item debita Roraana que supra ' anno 1515 descripsi sunt per me exoluta eciam Stauislao Borg cui argentum nmtuaui, vt seit Jacobus Gwiasdowsky in eam spem, quod arendare defendat. Item Ötanislao Schaffranyecz exolui 1000 aureos, de (jui- bus supra. Item Duci et Tutrici Mazovie Domine Anne teneor 2( KX) flor., que supra, [scilicet forsan 1300 iam enim pars est exoluta]. - Item teneor Gregorio de Czyechonowo Cracoui(^ maneuti Mazoviano(?) meo speciali amico 200 fl. vt supra. [Solutum.] 2 Item Bronovvsky militi solui [totumj. - Item debita Hungarici itineris- solui domino .Podau sod 300 flor. domino Bonar vel circa non exolui. ' Item debitum 700 flor. Stanislao Grzymultowsky a Turek mutuacionem faciendo, cui Turconi comuiisi claueui Can.ycii 1 '^4 h 2 Später eigenhändig liinziigosptzt. 3 Am Rande: eciam solutum. Darunter dnrehgostriel.en: arehiepisoo,.... correxit. " Bl. 28 b, Qq^ Zeissborg. cum integris prouentibus anni preteriti scilicet lölO. Igitur ex racione cum eodem Turek facienda constabit, quantum deficiet, quod nou percepit. Quicquid ergo deficiet, hoc anno presenti scilicet 1517 percepturus est in eadem claue vel executores secum componant; sed anno futuro percipiet residuum. Item ad annum presentem et futuros, si vixero et si aliter non scripsero, executores mei testamenti in partibus ^ Spitkonem de Buzenyn curie mee cancellarium [et Johannem Ribiensky vt supra2 scilicet (?) cum palatino fratre], -^ in curia Romana Stanislaum Borg et Joannem uepotem Bononie studentem. Isti alii in regno manentes executores faciant, sicut poterunt melius absque illis. Protectores sint in partibus dominus successor meus ecclesie ac frater germanus meas dominus Jaroslaus pala- tinus et Jeronimus eius lilius. Non liabituri sunt occupaciones multas, quia pauca mobilia relicta bona mea reperient, sed circa manuteucionem arende erit non insperata defensio, quia successor conabitur impedire, sed facilis erit defensio bulle presidio. Juste autem staciones debebuntur domino successori archiepiscopo in eisdem clauibus arendatis; pro quibus stacio- nibus qualitercunque ordinäre velit dominus meus successor sie fiat, dummodo duo milia singulis aunis flor. ex eadem arenda executores mei perciperent ad soluciones debitorum supra et infra scriptorum, pro quibus debitis eciam mobilia bona lego sie vt scripsi supra anno preterito scilicet 1516. Item de Boryslauicze aliam scripseram voluntatem infra- scriptam, sie quia domino palatino daturus sum illa milia, que in Boriölauicze habet inscripta. Borislauicze vero designa- buntur ad dotacionem vnius proneptium Wisnen(sium) ; sed de hoc videnda erit infVascripta ordinacio, quam velim in con- vencione Piotrkouiensi ' facere |et forsan sie quod Boryslauicze darct cum pronepte Nicoiao Russoczky, tercium mille dimit- tatur] •' [virgini Ritfüenska, quia forsan non omnia exolui debita Hill i)atris. " Sed anno futuro racionem mecum sum facturus.]" ' Dio folgende Zeile (hirchgesti'ichen. Am Rande: Executores. - "25a. •' Am Itaiido nachgetragen. Zwischen: canceUarium und in curia ein f, unten niii Rande der Seite: f correxi archiepiscopus inanu propria executoribus. •• Welche 1.Ö17 am 10. Februar stiittfand. Vgl. Acta Toniic. IV, 103. * Späterer eigenhändiger Zusatz. " Adam Ritvviensky vgl. '21a. '' Am Rande nachgetragen. Johannes f^aski, Erzbiscliof von Onesen. O'jr^ Item pro fainilia et sepultiira sicut supra. Item desig-naui dedique consangiiineis iiK^is d.; Sezawin terre Wielimensis terrigenis ad raciouein exoliieudi cuniin d.'l.iti 1000 fl. aimi preteriti proxime prouentus iiitegros i-huiis Wy(;lu- nensis; facta racione constabit, quicquid restabit iiiex«»bituiii, et id quidem per executores meos eis sit Süliieudiuii dv areiula suprascripta. [Solutum.] ' Item debeo domino Nieolao Radiwil i)alatiiio Wibi(;n.si compatri ineo fl. 1000 in auro, qnos assigno ex areiula sul- uendos. [Solutum. | ' Item ßOOflor. domino Andree Rapsztinsky de quibus suj»ra; quicquid est solutum dominus Johannes Ribiensky seit, resi- duum ex arenda erit soluendum. [Solutum circa sepulturani.j - Item de(beü) 1000 domini episcopi Cosczieleczky; .sie res estintegra, vt supra anno preterito scripsi scilicet 151(5. [Solutum. J ' Item plebano a Colo Mathie videlicet doctori tbr.san vt ipso dicit aliquid ei debeo, quod seit dominus Ribiensky; eui soluatur ex arenda, sicut dominus Ribiensky fatebitur debitiiiii vel non debitum esset sibi. [Retulit tandem coram me pater Ribiensky solutum istud debitum iuteg-rum per euni. Solutum. J ' Item quod scripseram de modo contractorum debitorum, sie vt supra ^ a. 1512 ita esse semper fatebor et sie inscrijtta permaneat voluntas preter dominum cpiscopum Poznanienscm, cui indulsi, quia invicem reconciliati sumus et foi-san sua dumi- nacio suam ^ conscientiam hac racione res(jluebat in uo casu, quia se doctiorem et vtiliorem vtrique reipublice mihi iiulocto et invtili preferre voluit, quod si ita intollexit sibi jure licuit, tamen et ego tantum curo prodesse vtrique reipublice eccle- siastice et mundane in hoc regno Polonie calamitoso, vt facere deberet quisquis doctissimus et fidelis fauere volens augmentis ecclesie et regni, cuius vtriusque racione me ad conciliuiu «-on- tuleram Romanum perpessus ibi multa aduersa in corpore et iacturas in rebus et nihilominus plus ibi seruitum est per me ecclesie et reg-no quam persone, quod ex efiectu expedicionmn constat, quia nihil persone intuitu obtinui preter beueticioruin ' Späterer eigenhändiger Zixsatz. 2 Gleich der Hand, welche die späteren eigenhändi^re,, Zusätze m.icht. 3 21a. ^ Am Rande: quod tarnen opiuatiue scnpserin». ß76 Zeissherg. aliquoi'um i-eseruacionem attamen ea racione factam, vt per illa assecuta evincerem alia in perpetiiam ecclesie commoditatem 29 a. impetrata, | prout videbit ita esse si assequar vnita pacifice. Romana nova debita. Item noviter hoc scilicet anno contraxi debita ad expe- diciones Romanas apud dominum Bonar forsan 300 ducatos vel supra que direxit Romam vel circa istam summam plus vel minus qui tamen sie dicet vt in veritate exposuit. [Solutum.] ' Item apud Petrum Swianthkowssky recepi mille quadrin- gentos florenos per '/j sexag(enas) pro festo S. Joannis sol- uendos, quos eciam ex arenda suprascripta committo soluendos si aliter ei non soluero. Istos autem 1400 fl. in 1000 aureos permuttatos Romam direxi ad expediciones in causa Ploczensis et Lanc(iciensis) custodiarum exponendos sicut Nicolaus Wolssky marszalcus meus seit ordinem faciendam eorundem expositorum dictorura M flor. et hoc fit in fauorem nepotis Joannis - nee est solutum preter vnum centum, quod est datum per dominum Petrum Swantkowsky ad capsam jubilei pro anima domini olim Reueren- dissimi Roze archiepiscopi et includendum est per me istud C summis jubilei. Item nepoti Jeronimo pro milicia deducenda dedi fl. 1000, quem de hoc auisatum effeci, vt non plus expectaret a rae sed cum istis tantummodo peregrinaretur quantum poterit et eosdem niille apud dominum Andream Dvnyn in mutuum recepturus sum, prout recepi, soluturus pro natali domini anni presentis per '/.^ sexag(enasj [necdum solui.] •'* Item domino Jaroslao palatino Lanciciensi germano meo teneor pro meipso forsan 580 fl. de quo scire debent domini Clemens Bussinsky et Joannes Ribicnsky et pro genero Mys- szkowsky nescio quantum =' sicut exposuit pro expedicione ne- potis Jeronimi; dedi autem hoc anno domino palatino tratri fl. KK) nescio ad cuius debiti racionem perceptos a Jacobe Gwiasdowsky Torunie. Quicquid debebitur ei ex arenda vt ' Späterer eigenliändiffer Znsatz. 2 Dom jüngpien Johann Laski verlieh der Papst noch in demselben .Jahre (30. Nov.) die Cnstodie an der Marienkirche zu Leczyc und Canonicate zu Krakan u. Plock. Vgl. Theiner II, 378 nr. 405. ^ 25 b. Johannes ftaski, Erzbiscliof von Onegen. );77 supra soluendum assigno et comraitto fsed iaiii solutiiin vtrum- que hoc debitum, seilicet et domiui palatini et Mv>s/l Von L. später bemerkt. Johannos tasti, Erzbischof von Gnesen. 679 racioneni debiti per eiim in actis domini (^-acouiensis episcopi • mihi inscripti; optat vt sibi residuum diniittam. Ego quoque sum eiusdetn voluntatis vt diraittaiii [detalcatis (50 qui supra , .j;'-^ tarnen, quia ego pro debitis oliiii domini (^-eslai ac ad exe- cucionem eins voluntatis vltime multa impendi de mois, ig'itur si moriar debitis meis non exolutis volo; quod executores mei vltra predictos 600 fl. quicquid ipse dominus Stanislaus debet soluat(!) et executores mei ab eo exigant, cuius debiti quadrin- g'entis(!) florenis pro meis debitis extradantur, i-esiduum ad pia opera pro anima domini Creslai conuertantur imprimis vero saxum ex Strigonio marmoreum adducatur. Hie squinancia (!) ■' suffocabat me, anno quo supra 1517. Si moriar hac in re (?), siquidem 27. Januarii egritudo squinancie me molestat, in qua si moriar volo, quod mille fl. a Swianthkowsky mutuati restituantur; pocius volo dcstituere earum defensionem et nepotum prouisionem, quam hoc debitum esset inexolutum quod cum magna caritate et beniuolencia mu- tuauit mihi Swianthkowssky. Militem Wolssky ^ familiärem et Johannem nepotem sco- larem Bononiensem committo et commendo domino successori. Miles erit pro honore prelatus; nepoti, quia docilis est, pyum et g-ratum eri, patrociuai'i , qui coadiutor est in canonicatu Cra- c(ouiensi) meo. Item bullas commendo manibus domini Buszens'ky vna cum cisticula corrigio obvoluta; de et pro illa sie faciet, sicut successori nostro placebit et capitulo. Doctor Dominicus '• ad fideles manus habuit a me pre- bendam s. Marti(ni) ; ipse quidem voluit eam simpliciter habere et postea obtulit sc facturum id quod bona consciencya pro voto meo faciendum optarem, tarnen ego sie ei resignaui vt tandem ab eo repetiturus essem eandem prebendara, sed ipse forsan duriorem se wlt in ea re gerere. Igitur oro vti carum fratrem, velit sie facere, permuttet eam ad contentacionem duorum familiarium scilicet Nicolai Krzyszanowsky et Bra- nyczky quia in veritate satis a me prouisus est dominus doctor; ' Johannis Konarski vgl. 38 a. - Am Rande nachgetragen. 3 Grössere Schrift. ^ Vgl. Einleit. S. 568, ^ de Seczemyn. r)80 Zeissherg. nam tantummodo triennium mihi seruiuit, postea peregrina- batur etc. Sed habeat cancellariam pro sua sorte et seruiat sanctissimo Adalberto. ' Item dominus Joannes Ribiensky pi-ebendam Curzelowien- sem mihi debet, quam tenet. Ig-itur sie faciat: duos familiäres 30 b. meos Mathiam Pirzinsky et | Cristoforum cocum prouideat beneficiolis eorum victui satisfaeiens, prebendam autem Cvrze- louiensem eonuertat pro suo nvtu sicut de hoc nonnihil meus (?) locuhis (?) erat eciam in hac egritudine mea. [Sed iam tandem dimisit eandem prebendam ad mandatam meum ; ergo de ser- uitoribus istis anno futuro videndum.] ^ Item de Squirnyeuiczensibus prouentibus anni 151G de- ducatur eadauer miserum meum ad sepulturam, cui tradatur absquc omni pompa^ vel sie ut supra pecii ac scripsi, vel sicut domini de capitulo decernent sepeliendura, quibus do facultatem locum deligendi inhumandi mei. Dens ex sua immensa pietate supplebit meos defectus cui et credo et confido, quia miserabi- tnr anime per eum create corpore et sensibus meis vanis et curiosis irreligiöse recte atque curate. Proventus Lang-ouiczenses anni 1516 sunt apud dominum Syrchowsky; de illis sie disponant domini executores, vti frater carissimus dominus palatinus decernet. [Solutura.] - Item proueutus Opatouienses anni lölii in parte maiori debentur mihi, de quibus scilicet de decimis et censibus anni presentis Stanislaus Lypouiecz et Syszkowsky respondeant exe- cutoribus. (Solutum.]^ Item in clave Vnyeowiensi similiter de eodem anno exactor Zyrn^-czky respondeat et faciat racionem. [Solutem.] - Petrus Prussynowsky eciam racionem faciat sufficientem, ([uia faciebat quidem eam antea vti seit dominus Hvbiensky ; sed de tribus forsan annis non fecit. Ideo racionem reddat, cum iion ]ilus quam viginti marce pro salario computentur. [Solutus et (juittatus.] '^ Item Cvrzelouien(sis) clauis carrissimus amicus dominus (Jlmlinsky faciet racionem faciliter, r|uia fmsan plus exponebat, ' Am Rande: Attanien ipse doctor debet mihi istain prebendam reddere, quia tamiliarea istos prouidi, sed eam in nepotam eonuertat. Sed aliter infr;i. 2 Späterer, eigenhändiger Zusatz. Johaniifis Raski, Erzl>iachot' von (Tneseii. D^i quam percipiebat, cni pro solario computenms vig-inti marce. [Videndum infra anno inferiori aliter descriptum.] ^ Prouentus in Camyen dentur anni prcdicti scilicot 151 0 domino Tvrek; pro residuo secum componatur. [Fuerequo dati sed anno inferiori racio secum est facienda.] ' Quando morbo squinantico opprimebar timens pericubun vite istius temporalis incepi scribere sie vt infra voluntatem vltimam; iam vero tunc loqui vix licuit, ideo per manus Lau- rencii de Powidz notarii publici continuatam supplere de- scripcionem sie vt infra ^ immediate post manus mee scripturam continetur. Summa summarum debitorum die 27. Januarii anno 1517 Bl- '•51 a scnptorum sequitur. Duci Mazouie 2000"" in '/2 gr. fl. [Sed iam tandem minus sie vt supra^ ac infra scribitur.] ' Pabitino Wibieusi Radywil 1000'" in auro absque 50 pro cambio prioris ^ mille dati. [Jam tandem solutum.] ' Item virg-ini Wisnensi 'J 5000""; nam sextum est apud do- minam et pueros olim domini Andree de Kadzeouicze '' [cuius filius senior promisit in forma camere (?) pro festo s. Joannis anni 1518 soluendos sub censuris]. " Itera Andree Rapsztinsky 540. [Solutum.] ' Item domino Blonye vt supra [et est solutum]. ' Item Sczawiensky vt supra [et infra et est solutum]. ' Item Bonar quos anno presenti Romam direxit 205 et Cursor soluendi: sed dominus Czykowsky cum plebano Gorzko- uiensi ^ ab seque'"'" (!) eos exigant et soluaiit. [Solutum.] ' Item eidem d. Bonar antiquioris debiti forsan minus quam 300; tamen dominus Kibiensky seit. [Solutum.]' Item '^ domino iconomo Lowvcz et domino Buzenski Vnycoyw Interim commendentur. [Sed iam iste claues suos habent juratos capitaneos.] • ' Späterer eigenhändiger Zusatz ^ 31 a. ' og g,. * Vgl. -Jö a. --'(Ib. s Wohl: uirginibus Wisn.; vgl. 20 b. 25 a. 27 b. 28 b. 34 b. ^ Am Rande links : infra videndum. ^ Josephus de Clepacz. s Von hier beginnt der Notar Laurentius von Powidz. gC^2 Zeissberg. Item camchatcs, lodices et quecunque res possimt vendi vendantur. Item due tunice cum gemmis scarlatice; que preciosior est detur pro' ecclesia Giieznensi per capitulum vendenda pro aimiuersario , alia vero iiepoti Jeronirao. Alias sit ad disposi- cionem patris sui domini palatiiii. Item de armis meis propriis dentur decem nepoti Jeronimo, quatiior Nicoiao Wolski. Item de toto equestri apparatu disponat fratcr dominus palatinus sicut wlt cum argento et sine argento. Item gladium argcnteum deauratum nepoti Jeronimo. Item gladium sacratum, qui est in lectu, Jerosolimitanum cum vagiua [in Vnieow] ' argenteum domino palatino fratri suo lego. Residuum armonuu detur pro Castro ecclesie, quo arma sunt propria nostra. 151. Item equos walachos curriles domino Wolski castellano Sochaczouiensi lego. Item equum Popyel eidem Nicoiao Wolski; [attamen pa- latinus recepit et ratum habeo.] - Item frumenta anni preteriti omnia uauiganda conuertantur pro solucione debitorum. Et generaliter disponant executores cum domino palatino de equis et curribus et aliis cortinis lodicibus, Bulla arende detur domino palatino vt vadat vel mittat cum ea ad regiam Majestäten! rogatum, ut sua Majestas digna- rotur illam conseruare in suo robore et ut arcliiepiscopus successor non impediret eam. Aut si vellet archiepiscopus suc- cessor babeie istas claues liberas, daret quolibet anno ad debita (doun) duo milia florenorum vsque ad quinque annos. Item pcluis minor argentea cum nalyewka restituatur ecclcsie Gneznensi. Item pcluis minor argentea cum nalyewka, scutellis et talariis ac coclearibus et toto argento ad solucionem debitorum detur, in quantuni summa de arenda non sufficeret, aut si arenda suum non fuerit sortita effectum et quicquid supcrfuerit ' Am Rande. 2 Später von Laski hinzugefügt. Johannes Laski, Erzbischof von Gnesou. 683 de argento vltra solucionem debitorum cedat domino palatiuo fratri et filiis eius. Item pecunie misse Cracouiam ad dominum Bonar vide- licet mille quinquaginta floreni Hungaricales in auru, qiii empti sunt pro pecunia a domino Swyanthkowskj recepta, videlicet mille et quadringentis floreuis per mediam sexageiuun, (juos idem dominus Bonar debuit mittere Romam ad def'cnsionem causarum beneficialium \ restituantur eidem domino Swvanth- kowski et si sunt misse Romam quod repetantur et cedula retrahatur et quod restitucio ipsarum pecuniarum domino Swyanthkowsky liat per manus domini Joannis Ribyenski. Item domini Tliurek septingenti fl., quos persoluit pro domino reuerendissimo domino | Grzymultowsky , in quibus ,,^ ' data est sibi clauis Camyen, ex qua recipiet omnes prouentus anni preteriti videlicet 1516, qui facient ad minus quingentos fl. Residuum executores sibi soluant, ut illa bona deoecuparet, ne faceret successori aliquam difficultatem, ex paratis prouentibus. [Sed de hoc aliter infra.] '■'■ Item calicem argenteum deauratum cum armis Rose et ampullis eciam cum eisdem armis ad sepulci-um s. Adalberti Gnezne, alium calicem maiorem cum armis Corab '^ ac ampullis grossioribus et pacificalibus omnibus ecclesie parochiali in Lassko, vnum tamen pacificale ex eisdem quod successor ar- chiepiscoj3US eligeret, legauit (!) pro ipsius successoris vsu. Item voluit, quod sexingenti floreni in auro recepti in banco Rome pro composicione certorum beneficiorum et pre- sertim custodie Plocensis * per dominum Nicolaum Wolskj et alios factores soluerentur per dominum Stanislaum Borgk ex argento, quod sibi dominus Reuerendissimus mutuauit per manus Jacobi Gwyasdowskj thezaurarii sui. Et si non sufticeret dictum argentum ad solucionem dictorum sexingentorum florenorum, ex tunc soluatur per executores residuum. [Solutum.]'- Item centum floreni per mediam sexagenam debiti pro residuitate calicis aurei soluatur de prouentibus clauis Zney- nensis anni proxime preteriti ecclesie Gnezn(ensi). [Öolutum.] - Item Reuerendissimus dominus commisit, vt onmia fru- menta anni preteriti vendantur relictis duutaxat aliquibus in 1 Vg'l. 32 a. - Später von Laski selbst hinzugefügt. 3 Laski's Wapi^en. ^ Vgl. 31 b. ßg4 ZeisBbevg. Lowvcz i»ro conseruacione castri et siiniliter in aliis locis et presertiiii in Vnyeyow de maldratis victus castri conseriietur et in Squirnyewice duntaxat pro conseruacione curie. Bl. Ttem peccora et peccudes in prediis per medium cum ''' ^' successore diuidantur et vendantur pro solucione debitorum. [Quia et ego solui ea post mortem doraini Roze et post mortem domini cardinalis ' erant eciam vendita.] ^ Item equiream in Chroslyn, vbi sunt circa 30 iumenta, donauit [(Jeronimo nepoti) ^ et ecclesie Gneznensi eciam illam, que in Vnyeow est.] ^ Item anuUun magnum cum zaphiro, qui est in mitra ponti- ficali, ac spinulas de palio pro ecclesia Gneznensi. Item apparatum album totum Rome comparatum preter cappam albam et humerale ecclesie Gneznensis. Item crucem auream parwam, que est cum mitra ponti- iicali et cum catbenula aurea, ecclesie in Lassko. Item crucem parwam auream, que est circa ocularia, pro sepultura legauit et reliquias in ea contentas pro ecclesia in Lassko. Et alle reliquie, que continentur in cisticulis, diuidantur ecclesie Gneznensi et ecclesie in Lassko. Item alios apparatus ecclesiasticos pro ecclesia in Lassko [pro sepultura; tarnen aliter infra videndum.] - Item albam humeralem, stolam et manipulare, antependium cum pallis, que erant in comnmni vsu ac medium atlassy eius- dem coloris quod est in thezauro Vnyeyouiensi dentur pro altari in capella Rosensium in ecclesia cathedrali Cracouiensi domi- niirnin de Curoswyank. Item res , que ordinabantur in Veneciis , iam sunt solute videlicet atlassium adamascum, quas dari niandauit pro ecclesia Gneznensi, tamen maiidauit ut de simplici tiat ornatus ad ec- clesiam in Lassko. Item dominus Stanislaus Curoswyancskj obligauit se sol- uere Reuerondissiino domino | mille quingentos fl. in actis domini episcopiCracouiensis; ^ persoluit sexingentos florenos ,aducnonin- Hl. 3.i :i ' Friedlich, Priiiz-Cardinal, Eizb. von Gneseii. Vgl. 40b. - Später von Laski beigefügt. Friihor stand: fratri siio domino |)alatino, -wnrdo aber durchgestrichen. * Vgl. 3üa. 38 a. .lohannes Laeki. I';r7,lii-- clus(is) ducentis et quinquaginta pro quibus dominus decauus Louicziensis Czassznyczky sibi cauit. Bussynssky canonico Gneznensi tcneor f'orsan 600 fl. 6^^- Pywoni tenutario Sczerczoiiiensi dcbeo. 600. Contribiicionis Guezuensis ab olim domino Spitkone Bu- szensky collecte sed de capitulo per nie recepte sunt marce quingente quadraginta et grossi 14 in moneta, in auro vero fl. duo, que faciunt in toto summam fl. per mediara sexagenam computatorum (!) octingentos septuaginta trcs florenos et gr, duodecim. Igitur in futura contribucione, quando volent et petent restitucionem , facienda erit secundum quittancias, si quas exhibebunt ; si eas non exhibebunt, maneat debitum in fundo municionis perpetuo, quia ibi est impositum. 873. Castrum Boryslauicze est obligatum puei-is olim domini &'"• l- Jaroslai Sokolowsky capitanei Colensis in summa trium millium et forsan quingentorum fl. ; sie scripserim forsan, quia nepos dominus Jeronimus, qui jus hereditarium habet ibi, eosdem quingentos fl. fertur recepisse pro sua priuata necessitate, sed tria illa millia flor. sunt data pro dote Katherine nepti domino Johanni Tanczynsky decopulate matrimonialiter. Igitur licet ego dotacionem hanc fecerim studiose propter nepotem Jero- nimum vt sibi in terris Cracouie patrocinia domus et familie ' Tanczynensis comparassem propter acciones quas non dubi- ^^• tabam eum habiturum difficiles pro bonis vxoris sue, ' licet eciani si viuam et dei gracia istud effieere valuero velim ista tria millia exoluere, tamen in eventum, quo opus esset inter fratres germanos nepotes meos scilicet Jeronimum et Johannen! pro Boryslauicze diffinire, si dubium aut trica inter eos orirctur, tuuc nihilominus, si ego non exoluerem omnes (?), fratres vnum mille deberent soluere alias computare pro eorundem debito communi, quia sororem istam (si isto modo non fuisset des- ponsando dotata) debuissent dotasse dando scilicet vnum mille fl. sicut ceteris sororibus per olim genitorem eorum fratrem vero meum dos per vnum mille soluebatur de omuibus paternis et maternis bonis. Noluit olim earum pater plus quam flor. quin- gentos singulis flliabus dedisse sed ego quingentos apponebam Anne; Vgl. 37 a. u. Hubert in Bibl. Warszawska 1861. 3, 94. 696 Zeissberg. propter materna bona. Sic tarn pro paternis quam maternis 35ÜU. bonis fl. tantuni vnuni niille dabatur singulis tiliabiis domiui ;UiiO. olira Jaroslai germani nostri seu forsan scilicet in Borzys- lauicze sunt. Propter mortem et expedicionem iilam corporis et auime 1000. iiiee vltimam familieque protunc expedicione 1000 fl. essent liabendi, pro quibus habendis si annum superviuam futurum me accommodare velim. Ecclesie in I.assko libros in pergameno scriptos et notatos ecclesiasticos scilicet graduale, antifonarium , psalterium etc. magno precio comparatos qui circiter fl. tricentos constant dono 300(in)et pi-o supplemento fundacionis habendi essent fl. mille ad emen- dum censum 2 (?) Monumentum domini olim Creslai mei benefactoris nondum est perfectum. Nam quicquid habui rerum et peccuniarum suarum eciam earundem, quas magna cum difflcultate, odiis contractis peri- culosis et meis impensis extorsi a nepotibus de Curozwanky ' hei'edibus, exposui pro solucione debitorum predicti olim domini 900. Creslai. Igitur noningentos fl. per mediam sexag. mihi in actis K"" in CInisto patris domini Johannis dei gracia Conarssky episcopi Cracouicnsis per olim dominum Stanislaum de Curoz- wanzwanczky (!) tenutarium Kropiczensem obligatos seu in- scriptos designo sub condiciouibus infrascriptis ad eiusdem monu- menti crreccionem et quia jure experior pro solucione ipsa cum matre prefati domini Stanislai, quo sicut tutor puelle Stanislai lilic et sicut possessor bonorum illius orpliane tcnetur ad satis- faccionem, quam primum ergo debitum illud solueretur, im- primis conmiitto impendere, quantum sut'flciet ad erigendum monumentum Wlad(islaui)e circa columnam, vbi prope illam est corpus domini olim Creslai inhumatum. Reliquum eiusdem dcbiti sie cxponendum committo, quia due nobiles mulieres Kosensis nacionis - ex Jemyelno vidolicet Katheriua Jemyelenska v\ur iKibilis Stanislai Pilatli Wilczkowsky, altera Anna Jemye- lenska vxor nobilis Nicolai Przelauczky, sorores germanc circa Lclow et Prosclieuicze residentes, pretendunt, sibi debitores esse pro dcl)ito patri eoruiu inexolulo, quod ncsciunt per (piem ' \ -1. 1:5 I). -i EusMiscli,.»- Ilfikmirt, Joluuines Laski, Krzbiscliof von (iiiesen. ()iJ7 dominum ex dominis olim Lubelczylkovvye debeat exolui sed ad rae recurrere consueueriint pro solucione ipsa credentes mihi aliquid de eodem dehito constare. Igitur q(uu)m sie torsan in veritate fuerit, quia olim dominus Dobeslaus ' vcadita advocacie Cracouiensis parte, que erat patris istarum mulierum et expo- sitis peccuniis pro suis sumptibus tunc contra JVIathiam reg-em Hung-arie factis cum quo rege bellum gessit occasione castrorum Lekawa (?) Ryczow etc ,1 non curando vero illius debiti Bl. . 34 b solucionera impendere, que debebatur pro advocatia patri illorum mulierum, neglexit eam solucionem faeere et dominus olim Creslaus amore fraterno permotus, quia erat cum domino Dobes- lao indiuisus eumque plurimum dilexisset, de patrimoniis sibi scilicet Dobeslao cessit. Igitur sicut multo plura fratris illius intuitu faeere consueuerat sie eciam vicibus aliquot nie teste patrem istarum nobilium mulierum contentabat dando pannum harassium etc. pro eisdem mulieribus tunc virginibus. Igitur deducto monumento suprascripto eciam mulieres istas coniinitto consolatas faeere, sie tamen, quia olim dominus Creslaus non sufticienter expediuerat fratres tres germanos sibi seruientes Grauissios prope Piotrkouiam videlicet Nicolaum, Johannem et Greorgium, quia eciam nobilis Stanislaus Maleszowsky circa Sanyecz terrigena prctendat inexolutum esse suo patri olim Johanni Maleszowsky debitum domini olim Creslai viginti flo- renorum, itaque sie committo deducendam monumenti illius crrec- tionem, quod de residuo tani mulieres ille, quam isti Garuis- son(u)es et Maleszowsky contentari possent. Pro monumento enim iam est paratum et exsculptum per me propriis impensis saxum marmoreum Wladislauie positum. Igitur cum primum exactum erit illud debitum noningentorum fl. erigatur illud saxum si lieri poterit fundamentum ex alio saxo marmoreo fabricando. Tantum vero censerem Garuissonibus dandum scili- cet cuilibet eoruni per marcas triginta et similiter illis mulieri- bus per alias triginta marcas, singuiis earum et eorum triginta marcas daudo et Stanislao Maleszawsky viginti fl. per mediam sexag. Licet autem super istis omnibus debitis nulla liabeant testimonia, sed quia mihi familie illius baronum dominorum de Cvrozwanky consilia secreta non ignoranti eciam constat, vt, ' de Kuiu«vv;iuki, 698 Zpisslierg tanquam verisimiles et iuste essent istorum peticiones, igitur pie faciendum est vt ex eodem debito tiat ista solucio et con- tentacio, reliquum pauperibus Wladislavie daretur, et si fieri posset daretur eciaiii virginibus sanctimonialibus in Bussko saltem viginti aut decem marce quod pie indulgerent domiuo Creslao si eorum bonis erat vsiis cum earundem virginum pre- iudicio. 300. Domino Cristof'oro de vSchidlowiecz palatino Cracouiensi datui-i erant annuatim arendatores mei clauium Squirnyevicze et Langouicze fl. tricentos, quia sponte et ex beniuolencia se tutorem et protectorem esse foreque obtulerat testamenti mei et vltime voluntatis, que arenda interrupta est morte Leonis pape, qui eam debuit confirmare nee minus mea voluntate, quia dominus palatinus assumpto hoc euere tutorie mee mox deinde iuimici mei domini Erasmi Cziolek episcopi Ploczeusis assumpsit onus promocionis et defensionis scripseratque ei Ro- mam, quod apud papam obtinuissem eam graciam promocionis iu cardinalatum, ipse vero dominus palatiuus debuit ei ordi- näre cousensum regium, quod amicis meis Korne dixit dominus Erasnms. ' Igitur tam arenda quam tutoris ofticium propter eins eam immuttacionem adeo viluere, vt non curauimus vsque ad hoc tempora pro conlirmacione arende impendere, sicut iuste '^'- et racionabiliter solucio tricentorum fl. vna cum arenda sunt ol) a. in niliihun verse, nisi denuo apud novum pontiticem vellem instare pro arende noue concessione. De loco inliumandi corporis mei sie erit vt deus pius voluerit, si(iui(l(Mn si in regno isto existens moriar poneretur circa sacellum diwi Stanislai in campo sancto Gnezne, quia enim iudignum nu; [)utabam ponendum inter ossa piorum pre- decessoriun iiieorum, arcliiopiscoporum Gnezucnsium, in ccclesia metropolitana, ad ((uani illi torsau beacius erant vecti, qiuini ego ipse. Ktenim multis contranitentibus regia quoquc; Maie- slate illis per dissinuiUicioneni f'auente me ad ecclesiam lianc iiitiib. idoo (!xtra ecclesiam meam cinitcrium (!) nowni, sacellum et sepiiliiu;iiii (!rrcxi, vbi inter ossa Christi fidelium comuuiuni quiescat glcba mei corporis in dei omnipolentis patris el tiiii et Spiritus sancti iinminc. ' S. Eiuleit. S. 563 flf. Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. b90 Officium vero funerale in ecclesiis et extra domini exe- cutores suprascripti sicut eis videbitur et facultas se extendet, facient. Si in archiepiscopatu moriar facilis erit suni])tus de- ducendi corporis, quia per claues iretur et vbicpie adliibito ico- nomo necessaria darentur, quia interini dum alius successor nows non se insiuuabit, qui contirmatus esset, erunt bonorum fructus presentes corporis mei insepulti. Si autem contiug-at me mori extra hoc regnum Polonie quod metuo sie futurum, natura sie portimescente, tunc sepeb'ar sie vt videbitur fratribus araicis seu sodalibus tunc scilicet extra regnum corpori et morti mee adessentibus. Declaracio debitorum Wiznensium. 3000. Vt vero circa debitorum solucionem facilius esset cou- sultum post mortem meam, si quidem debita, sicvt supra scrip- serim, permanebunt et forsan sie erunt mansiua, nisi anno isto presenti seu de istius anni preseutis prouentibus aliter esset ordinatum seu aliquid solutum, prout infra annotare tandem illud velim, si deus volet, ig-itur ea, que supra sunt scripta sie declaraturus sum. Namque debitum trium milliura florenorum Katherine Wiznensi dandum sicut ego iuste debeo sie eque iuste dominus Jeronimus nepos debet illud dissoluere, si ego viuens non exoluam. Item pro vestitu eiusdem virginis sicut 300 fl. vt supra assignaui sie in eis coutenta sit, quia de pro- priis eos illi assignauerira, si autem vixero et me viuente des- ponsabitur possem et vellem ex pietato plus pro ornamentis eius- dem impendere sicut impendi pro sorore illius seniore Nicoiao Wolssky desponsata, et quia matri earum scilicet domine Anne pallatine Brestensi nepti mee dixi et commisi tunc cum sibi margaritas et cing(u)los argenteos commisi, vt Anna ipsa soror senior easdem margaritas et argentum in cingulis cum Katlie- rina per medium haberet^ ideo, si Katherina non esset per me viuentem desponsata sicque necesse haberet alio ornatu vltra cum, qui de predictis 300 fl. Znene sibi assignatis comparabitur ita videlicet, quod sicut orphana si beuefactore careret, qui pro ornatu sibi complendo impenderet, tunc dimidiaret secum soror senior margaritas et argentum, tantummodo non vestitum, quod domina raater, mea neptis, efficiat, quia seit sibi per me tunc sub hac condicione traditas margaritas et argentum in cingulis 700 Zeissberg. per eam Anne predicte traclitas et ita credo plane declaratum iam esse de 3000 fl. Wiznensi Katherine per me debitis, quia si in vita hac mortali existens non exoluero dominus Jeronimus illud soluet aut bona hereditaria debit in vim debiti. Ig-itur tarn virg-o quam Jeronimus mecum vna dei iniploreut graciani, vt mihi tantum vite et facultatum tribuat, quod solus ipse soluam prout si vixero vellem. Bl- Domini Bonar. 39 b. Debitum domini Jolianuis Bonar 4020 fl. sie sie creuit sicque erit resoluendum : quia in eadem summa includitur niille vnum jier dominum Jeronimum pro sua priuata necessitate re- 4020. ceptum, in quo argentum posuit dominus Jeronimus illud, quod a me liabuit, tune sibi comparatum, quando ad eleccionem im- perialem 1 erat legatus. Ideo illud suum argentum iuste con- vertetur ad racionem sohlende illius integre summe 4020 fl. Item in eadem summa eciam continentur 400 et sing-ulis eomj)utatis 50 fl. per me ad soluendam villain Dobrilow apud dominum Bonar recepti, quam villam comparaui alias dimidium ville propter commoda mense arcliiepiscopalis et presertim vt facilius molendinum Corab Znene pacificarem. Igitur ro- gandus erit dominus successor, vt sua paternitas R"" de bonis ecclesie coutribuat ad soluendum illud debitum domino Bonar ; quia vero dominus successor commoditates reperiet in archi- episcopatu per me non parcendo impensas factas confidam, quod sua paternitas liberaliter contribuet non solum 450 pre- dictos fl. sed eciam plus nonnihil dando, si quidem ex facul- tatibus meis et de anno gracie non possent debita solui, nan- quc annum gracie non succcssoris sed mea deseruita esse velim, cpii annus gracie tantum afferet, quantum dei gracia fauere dignabitur. Et si in mcnsibus anni tribus vltimis deus oinni- potens me ex hac miserrima vita suscipiet letabuntur carrisismi amici superstites me cum dei omnipotentis g-racia corpore ex- utum esse. ' Nicht zur K;usonv;ilil, sondern um K.ul zur Thronbesteigung zu beglück- wünschen wurde ir>_>0 Hieronynius ii. entsendet. Vgl. Acta Tomic. V, '•0, 100. Er w.ar damals ,inci.sor mense regie'. Bein Auftrag ging nuch an Kilnig Franz von l''raiikrei(li. Ebenda 204. Johannes iaski, Erzbiscliof von Gnesen. 701 In eadem eciara summa 4020 fl, includuntur OK) fl. in auro per dominum Bonar ad vota mea Rome soluti, in qnibus includitur cambium, quos 070 fl, dominus Martiuus Rambiessky Rome inseripsit nomine domini Jobannis decani Gneznensis nepotis mei eo ipso nepote Johanne inscio ; nihilominus quum nepos Johannes excommunicabatur ego misertus isti casui im- petratus, quia dominus Bonar eosdem 670 fl. in auro Rome soluit per manus domini Jaeobi Szucz. Debet erg-o Martinus Rambiessky eosdem 670 aureos fl. sohiere; si non sohlet me viuente exigat eosdem fl. ab ipso Martino dominus Johannes, nepos meus et in eam spem dominus Johannes nepos contri- buet ad sohieionem desuperscripti debiti domino Bonar sol- uendi, tantum contribuendo si phis nollet, quantum vt supra soluit dominus Bonar Rome pro eo ad meas instantes postu- laciones. Reliqumn summe sohieretur ex valore rerum mo- bilium mearum que res diuersorum generum continentur in regestro in thezauro curie mee seruato, quod capellanus dominus Christoferus seruat, solueretur eciam ex anno gracie sicut deus annum gracie donare dignabitur graciosum et liberalem. Ducum Mazouie. Debitum Anne ducisse Mazouie aut forsan 450 fl. sie vclim 4no (!) esse solutum vt sciHcet solutis soluendis omnibus debitis, si facultates se extendent ad tantum et ilhid soluatur per dominos executores, si domini duces illud petent. Sic enim reman- sit inexohitum quia mater dominorum ducum modernorum promiserat michi dandam in ducatibus Mazouie donacionem magnam, si adiuuarem aut saltem non impedirem, quod regia Majestas relaxaret jus feodale seu resolueret in hereditarium, quatiuus duces vnus alteri succederet etc. ad quod impetrandum ego semper eram inclinatus motu proprio et prius quam ducissa peteret ego cum olim R'"° domino Johanne de Lubrancz epis- copo Poznaniensi gostiebamus eam fecisse impetracionem prout fuerit presenti anno Cracouie concessa , dabatque castellanus Zakroczynsky mihi dono fl. fortasse tricentos Cra- couie nomine ducum, quos renui recipere dicens, quia phis teuerer ducibus , cuius responsi mei est conscius dominus Praszmowsky castellanus, c[ui eosd(im fl. mihi porrigebaf, si 702 Zeissberg. percipere voluissem. lusuper donaueram ducibus equos Septem tunc cum Lytuaniam cum genitrice proficisci debueraiit et in veritate sex quadrigales equi sicut erant staturosi et vemistissimi sie iusta estimacione valuere saltem 150 fl. ambulator vero iusto valore estimari potuit 50 fl. valuisse. Igitur compensatis beniuolenciis et istud debitum cum Bl honestatis | ducalis racione defalcari deberet vt intelligatur pro ^^'^ eo satisfactum. Sic autem tunc componatur cum illis et sub tempore de bonorum mobilium residuo et anno dei gracie sol- ueretur illis. Costka. 1000. Debitum domiui Costka facilem habet declaracionem, vt sciatur^ quomodo in eiusdem solucione respondeatur. Mille quidem fl. sicut supra • sibi debeo. Itaque quum arendauit meam clauem Grzegorzow ita quod singulis annis in eadem claue percepturus erat ad racionem sui debiti mille fl. id totum quod pro arenda esset soluturus et anno preterito dimisi sibi de areuda fl, centum propter damna, que dicit se perpessum esse a belligeris torrigenis, anno vero presenti integram arendam debebit. Igitur deialcatis ad racionem 1000 fl. predictorum annis arende residuum sibi erit soluendum d« bonis mobilibus et anno gracie. Domini canonici Bussynsky. oon. Debitum domini Bussynsky . velim anno presenti exoluere dei graciae inuento auxilio ; si non exolucio, fiat solucio sicvt supra de bonis mobilibus et anno gracie. ('.(10. Pywo. Debitum Pywonis licet nepotes inscripserunt in villis pa- trocnramt impensis proprii.s et uon niodico sumptu.' 41 a. Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen 705 dant equaliter. Sint qiioquc isti equi duo, qui ante alios pi-iini redas sustinent. Equos arabulatores, quia abusus sum illis propter egritudi- nes pedum, ideo paruos et non jareciosos habere consueui, in quibus tantummodo ad ortos descendebam aut ad piscinas nihilominus qualescunque erunt per (!) tempore dono illos dominis executoribus. Equum cruciferum dono cruclfero pro tempore existenti. Equos alios domini executores conuertant sicut videbitur illis. Apparatus ecclesiastici secundiiin regestrum conuertantur. Item apparatus coraunis curie ecclesiasticus^ quo dietini capellani vestiuntur ad mensam domini et altaris sacra suppellex eciam communis inclusis cuiuslibet generis et metalli rebus pro eisdem capellanis si non ordinauero cessurus esset. Ordino tarnen sie et lego, quod domini executores illum appa | ratum eciam si duplex esset cum omnibus rebus predictis redimant Bl ab ipsis capellanis et clerico capelle seu curie, quos intelligi velim eos tantummodo, qui mihi aderunt in curia tunc morienti cum deus volet, non adessentibus nihil detur, pro qua suppellec- tili sufficiant dari marce decem. Familiäres antiquos habeo nullos, qui non essent expediti. Itaque quum singula quatuor temporum solaria dare consueui illis oro vt deseruita illis soluantur et post inhumatum funus licencientur honeste et cum graciarum accione, quod mihi viuenti et mortuo fideliter seruierunt ac cuilibet eorum vltra predicta deseruita solaria dono dent domini executores pro expensis ad domos redituris alia integra cuilibet quatuor tempora. Antiquo familiari meo Marassio opidano in Lassko licet bis cum expediuerim prima vice scilicet quando vxorabatur in Wolborzs, altera vice in Lassko domicilium sibi comparantem, tamen rogo vt de equis currulibus coquinariis aut aliis qui erunt dentur equi duo. Camerali puero suprascripto videlicet Machoni oro vt dentur marce decem. Alberto condam Tataro antiquo familiari olim R'"' domini Ci'cslai et mihi eciam per annos circiter decem seruienti, qui se in itinere Romano asscripsit me eciam inscio seruituti domini Jeronimi nepotis, dentur de equis currulibus coquinariis equi tres vel dentur sibi de illo debito domini Creslai mihi quidem obligato 900 florenorum a domiua Crepiczka fflor (!) exacto 45* 706 Zeissberg. deductis, que sunt deducenda, ut supra fl. dentur sibi centum et si deductis deducendis siiprascriptis tantum sibi dari noii poterit, tunc tantum ei detur, quantum poterit magis deductis deducendis supra scriptis scilicet circa debitum hie suprascriptum, Petro Zneneusi condam Ebreo per me tarnen in filium spiritualem adoptato et Znene baptisato licet post professum et susceptum baptisma sibi dono dederim marcas centum quas nescio quomodo absumpsit tarnen domini executores piam in cum discrecionem liabentes dare velint id quod equum illis vidobitur et facere possent. Ego quidem darem viginti aut ad minus decem marcas si solus ' ipse meam exequerer volun- tatem et si efficere possem, Habendo racionem beneficioruni , quibus vsus sum ali- quando, raro illa personaliter visitando, idcirco pro fabricis ecclesiarum infrascriptarum per me aliquando possessarum designo et lego dandum si facultates aderunt, vt sequitur : Beneficia asscripsi\ Gnezuensis quorum sub tempore et \ Cracouicnsis trigenta successme non pro vno tempore possessor cram; presentabar quidem ad aliain ininoribus existens sicutsuntinBorzanczicze prope Cosszmyn et in Camyoua prope Iwano- uicze pl(e)b(ana) tus, sed non eram illorum posses- sor aut prouisus auctori- tate episcoporum , tan- tummodo preseutabar ad evincendum jus nialalide per Cossmidiones occu- patuin.Tdeotantumnuido istorum successiuc eram possessor, que sunt in la- tere isto scripta. viginti quindecim decem decem due Wladislauiensis Poznanieusis Cruszwicziensis In Cosszmyn intra muros Ad S. Adalbertum extra- muros Poznanie tres Mulyn quatuor ad s. Petrum Sandomirie intra muros tres Zagoscz prope Wislicziam due Primum omnium bcne- iiciorum erat altarc in opido Ökoky valoris Ibr- san 4 sexagenai'um. Nam II tantummodo marcas quinquc deductis oneribus ex , eo percipiebam. Nihil o- '• minus ecclesie non al- tari dentur ^ Polonisimis: saiii, selbst. JohannPB £aB%i, Erzbischof von Gnesen. 707 Andrzeiow Malog-oscz media mrc. Bl- T 41b media mrc. Przedborzs XVIII. ä^r. Piotrkouia media mrc. Szadek media mrc. Wartha media mrc. Stauischyn XVIII. gr. Pisdrj XVIII. gr. Srzoda XVIII. gr. Poznauia Gnezna media 1 -,. V mrc. media 1 Wassnyow opidulum XVIII. gr. i In opidorum istorum poduodis equitabam re- ge irrequisito existens in minoribus et licet cum regii officii scitu et forsan in priuata ne- cessitate semel nihilo- minus libens viderem, quod daripossitillis, pe- tendo quod ignoscant. Testamenti^ 1531 die vero quintadecima Maji in Calysch Bl. hora vespertina et sextadecima terciarum uel quasi. Reueren- " ^' dissiinus in Christo pater dominus Joannes de Lassko archi- episcopus Gneznensis primas et logatus natus testamentuni al> annis aliquot a se conditum licet sint quedam res et argentum ex tezauro iminuta confirmauit et per hoc ratum habere voluit, cuius vna et presente existente reuerendo gracioso et venera- bilibus dominis Johanni de Lassko preposito Gneznensis et I^anc(iciensis) ecclesiarum etc. nepoti, Nicoiao de Russoczyce castellano Byechoviensi etc., Mat(hie) Slywnyczki archidiacono Gneznensi etc. cancellario et Troiano de Slessye ju(ris) doc- toribus preposito in Lasko illis duobus veluti fratribus domino cancellario a consiliis et domino Troiano a seruiciis charissi- mis fact(am) et fiendiam) commisit. Inprimis debitum domino Czasnyczkj facta primum ra- cione de fructibus per ipsum venerabilem dominum Stanislaum Czasnyczky scolasticum et iconomum Gneznensem ac decanum Gneznensem etc. exPy^tek ac Camyena perceptis eidem domino Joanni de Lasko nepoti pro eins necessitate cum dominis fratri- bus suis contractum existit soluere ex argento et repetita summa a generoso domino Alberto A . . a (?) de Crzepczow capitaneo Vye- linensi ex eadem clave mandauit et commisit, ita ut iusticia vtrinque esset. 1 Hier endet die Haud Laski's. 2 Hier beginnt eine andere Hand, welche alles Folgende eintrug. YQg Zeissberg. Generoso domino Petro Opalenyskj castellano et regie curie magistro bona archiepiscopalia Gosczanow tenenti mille florenos ex prouentibus sancti Aclalberti et sancti Joannis soluere commisit. Contribucionem ecclesie ex anno gracie soluere mandauit. Farailiam cui vllum est quartale non solutum seeundum merita consolari iussit. Bl. Marsalko Poradowskj, (Georgio) ^ succamerario, fratri eins, *^ ^' Glouaczki cnbiculario - etsi seruiant ab annis paucis tarnen consolentnr. Felici coco dentur due sexagene peccunie. Qiiicquid est in canaera argenti omne illud domino sucea- merario cum omnibus rebus, que sunt in camera, legauit. Priuilegia ecclesie ad eins tesaurum reddantur. D.3 Pallium de sitta ' roza cum capucio [domino Pyrzynski legauit.] ^ Aliud scarlati rubel [vendatur.] " Tunicam scarlati rubel domino cast(ella)no Byechouiensi legauit equestrem. D. Aliam brunaticam venerabili domino Martino Lopateczki legauit. Tunicam rubel scarlati domino Joanni nepoti legauit. Pallium cum capucio nigri czamleti ' Italicum domino Troiano legauit. Rubel czamleti capucium domini Trojani in manus dan- duin commisit pro stolis et aliis apparamentis ecclesie. ^ Bl- Capucium scarlati rubel Italicum venerabili domino Jacobo 43 a. . de Cracouia medico legauit. D. Tunicam saye^ rubee domino cancellario '" legauit. Capucium minus czamleti domino Troiano pro ecclesie ^ suppellectili legauit. ' Laskowski. - Vgl. 48 a. 3 Dies und die folgenden D., von anderer Hand am Rande vermerkt, scheinen: datniii anziulenten. •• sajeta, sagicta, Kleid ans Soje. Linde. '•> Ursprünglich stand; archiepiscopo novello vendant . . . res. Durchgestrichen, •i Ursprünglich: siniilitcr; durchgestrichen. ■' Cauielot. s in Lassko. '■> Soje, ein Kleiderstoff. '" Mathias Slywuyczky s. pg. 42 a. Johannes taski, Erzbischof von Guesen. 709 Capucium minus scarlati rubeum domino Venceslao Czyrka D- legauit. 4 rokyetas duas videlicet domino Troiano et diias pau- peribus suffraganeis legauit. Tredecim kamchete ' pro sepultura, ex quibus duas ad sanctum Stanislaum capelle terre sancte, duas ad ecclesiam Lascen(sem) et reliquas pro ecclesia Gneznensi legauit. ^ Puluiuar ad stalla Gneznensi ecclesie rubel athlasii legauit. Sandalia alba alia rubel axameti pro ecclesia Gneznensi legauit. Diploides athlasii brunatici duo sunt, quorum vnum domino D- Georgio Laskowski succamerario et alium fratri Martine '^ le- gauit. Item diploides tres parvi sunt, quorum vnus domino Glo- uaczkj cubiculario alii pueris dentur. CubicLilariis sex filtra distribuere mandauit. Puluinar zlothoglowowy (?) ^ detur ecclesie Gneznensi pro Bl. sedili archiepiscopali. Alle res minute in pulla minori alba dominus Joannes nepos et exeqwtor accipiat. Cirotecarium vnum par cum fimbriis auro textis doc(tori) D. Jacobo •' et aliud venerabili domino Ambrosio de Belemow ca- nonico Loucensi medico dentur. Item vnum par ad manus seu 2 p. si eum mori obtigerit imponatur. Alia distribuat dominus Joannes nepos exeqwtor. Schyrzynka cum aliis rebus detur pro eclesia Gneznensi. Tabulas et ymagines pictas pro eclesia Gneznensi legauit. Regestra antiqua dominus Joannes nepos habebit. .... natas litteras similiter reuerendissimi domini archi- episcopi idem dominus nepos habebit. Sellam inauratam domino Joanni nepoti legauit nigram. Alias Septem rubeas sellas dominus Joannes nepos distri- buet sicut ei videbitur. ' Von kamcha, Seidenstoft. 2 Am Rande von anderer Hand: Ad Lasko nihil datum. ^ Wohl Lopateczki; vgl. 42 b. * Von Goldstoff, Brocat. Linde. ^ de Cracouia; vgl. 43 a. YJ^Q Zeissberg. Bl. Corallorum medietas pro ecclesia ad Lasko et alia pro '^**' Gneznensi distribuatur. ' Cultelli incisorii ad disposicionem domini Joannis nepotis cedunt. Jopule de zamesch^ cum caligis cubiculariis qiiibus volu- erit dominus Joannes nepos distribuet. Ti'es pecie tele seruentur pro feretro. Due pecie Lythuanice flauee dentur in Lasko pro ornati- bus et alie pro capella s. Stanislai. ^ Due pecie incepte sunt quarum vna ad Lasko, alia pro S. Stanislao dentur. Pecie tres nig-re tele, vna ad s. Stanislaum, alia ad Lasko detur. * Pecia coloris viridi tele detur ad Lasko. '' Pectines octo distribuantur inter presbyteros. Palla ecclesiastica tele Colen(sis) detur pro ecclesia s. Stanislai. Bireta octo rubea, vnum doctor Jacobus, aliud dominus Ambrosius tollat, alia distribuantur, vnum Cruschewski liabeat. Nigi-a duo vnum domino Lopa(tecz)ki, aliud domino Czyrka legauit. Bl. Scutelle argentee maiores sex, minores 8, talaria, coclearia ^^^- dominus Joannes nepos in dispensione recipiat. Credencia ecclesiastica in cista pro s. Adalberto et eins ecclesia et in vsum successoris si ei videbitur dari debet. Baculum pastorale ecclesie Gneznensi restituere mandauit. Asperiolum argenteum ecclesie Gneznensi legauit. Calicem maiorem in auratum cum ampullis duabus planis ecclesie sancti Stanislai legauit. Alium cum ampullis in quibus sunt rose s. Adalberto ut celebretur in illo ad altare. " (^ilix sacerdotuiu ab eis cum clerica redimatur fl. sex. * Am Rande von ;in Hinr ist der Name durclif^cstrichen und ganz unleserlich. •5 Am Rande später: Nun datum. " Tobin. Johannes laski, Erzbischof von Gnesen. ti') Eidem salselky ' crist-Mlli. Taffte nigre frustum ad Lasko leg;auit. Cappam riibeam cum Corabye- athlasy ad ecclesiam Lascensem legauit. ^ Aliam adamasci all^i ad Lasko leg-auit. '' Aliam athlasy rubei sancto Adalberto patrono suo Gnez- nensis ecclesie legauit. Cappa axamenti nigri ad Lasko si non est alia alioqnc ad Gneznenensem ecclesiam detm-. ^ Cappam vnam camszana '' ad ecclesiam Lascensem aliam ad Gneznensem legauit sancti Stanislai capellam. ' Ornatum zlotoglow '• cum apparatu ad Lasko legauit. ' Adamasci albi cum toto apparatu ecclesie Lascensi legauit. " Athlasii rubei vnum ornatum cum apparatu ecclesie in Lasko legauit. ' Alium similem ad s. Stanislaum terre campi sancti legauit. ^^ ^ Ornatus axamenti nigri pro corpore dabitur. Athlasii nigri ornatum ad ad (!) Lasko uel si ibi est pro s. Stanislao legauit. ' Tunicelle albe kythanki, eciam (?) rubee s. Adalberto Gneznensis ecclesie legate. Discolorate Gneznensi ecclesie legate. Dalmatice 4 rubei athlasy ad Lasko legate. * Camczane due dalmatice ecclesie Gneznensi legate. Tunicellas duas nio-ras ad ecclesiam Gneznensem donauit. Antipendia athlasii rubei ad Lasko legauit. ■' Adamasci albi presbiteri capelhmi cum clerica habcant D- vel vendant et inter se diuidant equali diuisione. Faldisterium cum globis quatuor ai'genteis i)ro ecclesia Gneznensi et usu successoris legauit. Infuletres sunt, vnapro corpore, duos vero in Lasko legauit. ^ (^rucem pectoralem cum catenula aurea ecclesie in Lasko 1^1- legauit. '" 1 = salserka, fr. sauciere. Linde. 2 Dem Wappen Laski'.s. 3 Am Rande später: non est data. * Am Rande später: data. 5 Von Kamcha, einem Seidenstoffe. « Brocard, Linde. ■> Am Rande später: datum. ^ Am Rande später: date. 9 Am Rande später: Omuia sunt data. 1" Am Rande später: Non data. 714 Zöissberg. Baltenm sine cingulum ecclesie Gneznensi legauit. Szyrzynki tres vna pulcherrima ecclesie Lancic(iensi), aliam Louicensi et terciam ad Lasko legauit. ' Gremiale pro ecclesia Lasceiisi legauit. 2 Vnam schoda (!) ad ecclesiam Louicen(sem), aliam ad Lasceosem donauit. ■' Pellas duas auro iutextas ecclesie Lascensi legauit.^ Faciletum vnum ad maius altare Gueznense. Aliud ad s. Stanislai legauit. 1 Sandaliorum duo paria ecclesie Gneznensi legauit. Vnum tarnen pro pedibus debebit esse. Frusta duo kytayki ad infulas ecclesie Lascensis legauit. Aliam viridem ibidem. Parui pilei episcopales duo ad easdem infulas dentur ec- clesie Lascensi. Hvmerale Italicum pro corpore tegendo et rokyeta. -^ Bl. Duo paria cirotecarum ecclesie Lascensi et vnum Gnez- nensi ecclesie legauit. *"' Axamenti vnum pulvinar pro cerimonia ecclesie Gnez- nensi aliud Lascensi legauit. Superpilicia capellanis tria dentur. Libri ecclesiastici 4 cum teguminibus axamenti domini (!) Joanni nepoti (!) disposicioni reliquit. Frusta duo adamasci pro pulpite in Lasko dedit. " Taciam argille ex terra P]gipti domino Johanni nepoti legauit. Lodices S e quibus vnum bonura ecclesie Louicensi ad stalla, alium Lascensi legauit, alios dominus Johannes cum diimino Stanislao diuident inter se. ^ Opponi" quin<[ue quarum vnam pro ecclesia Louicensi donanit, quatuor dominus Joannes nepos distribuat pro ecclesiis. relliceam mardurinam domine Anne Malinska legauit. ' Am Rande später: Data. - Am Raiifle später: Datum. ^ Am Rande spätor: imn. ' Am Rande später: ]3ata vna sed simplicis tele absque auro. * t'hf>rliemd der Biscluife und Dimilicrren, roclietum. Linde. '' Später am liande: Datum par. " .Später am Rande : Nun sunt data. •» Später am Rande: Datus vuus. ■' Ojxtna, Decke, Vorlinng'. I^indo. Joli.iunes Laski, IJrzbiHühof' von CineKen. 715 Georg-iiis succamerarius cum Iratic et Gluuaczki cubi- L*- culario duas subductas habebunt. Axameuti tegumentum pro corpore fiat. Ornatu(s) pro corpore pulatlasye ^ fiat. Domino Slupeczki eqwni ad equicium receptum soluere ßl- sua R(euerenda) p(aternitas) mandauit. Solutus est. Ambulator a domino marsalko - detur domino Troiano ^ pro itinere Romano. ■* De curie suppellectili alia dominus Johannes nepos et exeqwtor disposicionem habebit. Redarii equi valenciores pro domini Johannis nepotis dis- posicione relinqwntur. Antiquiores poterunt converti in pios et alios usus. Cisticulam, in qua reponitur pallium inauratum ecclesic Grneznensi legauit. Annulum cum Turco successori per dominum Johannem nepotem, ut esset fauorabilis sui antecessoris iundacionum in beneticiis factis, donandum voluit. Pacificale arg-enteum pro s. Stanislao terre sancte legauit, reliquias tamen ad Lasko ex illo vel vbi videbitur domino Joanni nepoti dispensandum commisit. '* Pro redemcione equoriim vicariis Gnezuensibus quadra- J^^- ginta I marce ponantur ad ofi'ertorium et equi dabuntur pro ec- clesie Gneznensis fabrica. Si dominus Joannes nepos suis esset impeditus a . . . essio- nibus extunc dominus castellanus Byechouiensis '^ cancellarius et Troianus amic(is) quos volent funus sepelient. Storie in Chodecz Fyzdrique aduehende (V). Peccunias pro necessitatibus sicut dominus marsalkus cum domino Lopateczki canonico dare mandabit dabit. Acta sunt hec presentibus dominis Martino Jacobe Am- brosio et Gregorio Sokolowsky tesaurario quibus supra testibus specialiter vocatis et rogatis. Et ego Venceslaus Czyrka clericus Vilnensis diocesis Sacra auctoritate apostolica . , . r latus et descriptus notarius ' Halbseide. - Puradowsky. ^ de Slessye. ^ Später am Rande: Non datus. 5 Am Rande später: Nee pafficale (!) nee reliquie date. ^ Nicolaus de Russoczyce. YJß Zeissberg. coram sua Reuei'enda paternitate causarura scriba rogatus et requisitus testamento Imiusmodi per prefatum dominum archi- episcopum condito et oretenus recognito interfui et in notam siimpsi et presentibus in vim mei protocolli me subscripsi. Ita est; Wenceslaus, qui supra, manv propria subscripsit. Item raedietatem reliquiarum de s. Stauislao ad Lasko dare ex pectorali (?) mandauit. Bl- Item sua Reuerenda paternitas onerauit couscienciam domin i Joliannis nepotis execvtoris, vt custodiam s. Stanislai ex ple- banatu Janyew permutacione pro Oskouicze cum doctore Am- brosio facta erigat, ad quam py (pii) (!) domini Mathie de Myelecz, qui debet esse custos, notarius capituli electus per dominos de Lasko presentabitur, ut perpetuo notarius fiat custos, et qui pro quinque sacerdotibus, qui regulam (?) sin- g-ulis diebus sub novem lectionibus decantarent cum vi- giliis et illarum vesperas; quod si hoc onus mansionarii vellent habere haberent, quibus pro commuui mensa darentur quadra- ginta marce, qui custos vicecustodem ex suis prouentibus pro- uideat et missam de beata virgine sabbato, aliam de s. Stanislao feria tercia pro summis missis decantare similiter et festis mobi- libus tenebuntur, quod si renuerent extunc contentarentur per marcas decem ex canonicatu cuius est dominus Naropinski custos possessor. Ut sie cauonicatus posset retinere vberiorem fructum sit vnus reqijsta (?) Pyrzynski. Centum H. in auro dominus Troianus percipiet a domino decano Gneznensi datos, alios centum in auro recepturus a do- mino Zbaski et adiectis 500 ex prouentibus anni gracie eat R(tmam consilio domini Johannis nepotis uel residuitate a do- mino decano Gneznensi etc. repetita. ' Bl- Vagyenyeczki dentur duo equi dyslove - redarii vcl marce X. Felici coco duos redarios qui poterint esse. Forzitorzovij •' Vaganyeczki duas marcas. Shipeczki pro eqvo sohumtur viginti fl. Öokitum est. Quatu(jr redarii domino raarsalko ^ dentur per Reueren- dissinmm dominum archiepiscopum euntem in Mnychouiecze cmpti. ' Nicliil est (latuni. Juliaunes (?) rcfopit omno. Spätere Raudbcmcrkunii-. - Deicli8eli)l'erde. 3 Vorreiter. * Porudowsky. Johannes taski, Brzbischof vim (inesen. ( 1 i Domine uxori Przeczeny si polest esse tres dentur eqiii aliqui minores cum curru. Vytowsky prouideatur sicut a sanguine et veteranus familie. Pro Schiskowski et Przeczeny 200 fl. dominus Joannes nepos soluet domino Sopiechowski prout habetur in scriptis', vbicunque recepta racione dominus Przeczeny quittandus anno preterito et presenti si careat (?) quitto et reddantur .... de 600 aureis. Laurencius gibbosus commendetur alicui uel sit in camera domini prepositi. M. Przynsky ' prouideatur 50 fl. uel quot fieri poterunt aut instrumenta coquinaria dentur illi, Canonicatus in 20 marcis fructuum Borzislavicze erigatur, ad quem presentetur dominus Cruschewski, reliquum ^ Si erit dominus canonicus Lanc(iciensis ?) dominus Scza- _Bl- winski extunc in Janislauicze resignet Jaroslao Laskowski. * Mathias Pyrzynsky. ~ Am Rande : 30 (!) iure, von derselben Hand. 718 Zeissberg. INDEX. Alikürzuügen: can. =: cammicns. — J. de L. izr Johanaes de tasko. — Job. = Johannes Wladisl. =: Wladislauiensis. A. Adalberti s. basilica Gnezne 40b, 4'2a, 44 b, 46 a, b, 47 a. — sepulcrum 19 b, 82 a, 38 a, 36 b. Adam 4 a. Albertus, agazo, quoiid. Tatarus 27a. 41a. (Albertus) Wilnensis episcopus 34b. Albinus, decret. doct. can. Wilnensis 35 b, 36 a. Alexander, l'oloniae rex 9 a, lüb, 16a, 20b, 21a. Almaiiia 4 b. Alnianus, officialis Louiczensis 23 a. Andreas, archiep. Guezn. v. Eoza. Andrzejow 41 b. Auglik Petrus 3 b, 4 a. Anna (de Ritvani, Koscielecka), uxor Jeronimi de Lasko ' 37 a, 38 a. — palatiiia Brestensis, neptis Johannis de Lasko 39 a. — ducissa Mazouie 15b, 16 b, 18b, 23a, 25a, 28a, lila, 34b, 37a, b, 39a, b. Anna soror Johannis de Lasko 33 b. ^ — (Wiznensis) proneptis J. de L. 39 a; v. Wiznenses pupilli. AroD, familiaris 37a, 40 a. Auriga, Stefanus de Rubieszow 1 a. Austria 7 b. B. Bar, Caspars ig],^ 19 1,. Barbara, regina Poloniae 20 a. Barbarae, s. altare Wladislauie 4 b, 5 a, 5 b, 8 a. Barchardiensis, Petrus 5 a. Baruczky 17 a. Belemow, Ainbrosius de,* can. Loui- censis, medicus 43 b, 44 a. 45 a, 46 a, 48 b, 49 b. Bernadinus Wylczek, arcbiepiscopus Leopoliensis 16 a. Biesdrovvsky, Paulus, custosWladislan. 4 a. Biandre (er), Johannes, luagister, so- rurinus Turzo ^ 8 b. Blaszky, plebanatus, seuClilcwo circa Stawisclinn öli. ' V. KittliensK-a uirgo und Einleitung Ö. 608 ff. - Verniutiilich identiscii mit Malinska. s 1614 ,consul Cracou.' Act. Tomic. III, 272. * Als Baccalar ,Ainbr. de Bolijemow' erwähnt in Muczkowski, Statuta 158 ■/.Ulli .1. 151 1, al.s Magister und , Medicus" ebenda 170 zum J. 1520. '' Ich iialti^ diesen l'ür identisch mit dem in meinem , Matrikelbuch der Universität Krakau' iS. 67 erwähnten : ,Johanncs protoconsis (= proto- consulis) Antonii Brenderlers frater de Cracouia, dessen Bruder Paprocki, Herby ryc. Pulsk. (ed. Turowski) 896: Anton Beindler nennt. Joliiiinms l.iiski, Erzbischof von Gneseri. 719 Blonye, Mathias de, baccalareiis ([)0- stea arthim et medicinac) doctor, medicus^ 4a, 5 b, ßa, 14 a, 15 a, J6b, 18 a, 25 a, '27 b, 81 a. Bogdaii, wayewoda Moldanie 17 b. Boleslaniecz 18 b, 191). Boiiar, Joliannes, ciiiis Cracouiensis 2 9a, IIb, 12a, 14b, 15a, Ißb, 17a, 18 b, 19 b, 20 b, 22 b, 28 a, b, 25 b, 28a, 29a, 31a, b, 84b, burgrabius et zupaiiiis Cracou. 37a, 39b. Bonoiiia 27 b, 28 a, 80 a, 35 a. Borg, Stanislan.s, ■* factor et thezaura- riiis et in vibc niagister domus J. L. 24 b, 28 a, 82 a. Boriwycze 4a, 6a, b. (Boryszovvski) v. Roza. Borzancziczc prope Cossziiiyn 41a. Borzyslawicze 21a, 26 b, 27 b, 29 b, 87 b, 38 a, 40 a, 50 a. Botiirzynsky* 15 a, Branyczky, Joli., familiaris 30 a, 37 a. Brunczwicziensis, diix 36b. Bresczie 12 a, 25 a. Brestcnsis castellanus v, Crethkowsky, Nicolans. Brestensis palatina 2 a, 39 a. Bronowsky, railes 15b, 25a, 28a. Buczaczky, Jacolms 10 b. BiTczaczky, .Johannes, capitaneus Ra- uensis 15 b, 16 b. Bnda 25 b. Bnkowsky, familiaris 29 a. Bussko 36 a. Bnssynsky, Clemens, peractor (exe- cutor) (iconomns) Koze, archiepis- copi Leopoliensis, plebanus Lubli- nensis 4 a, 5 a, 5 b, 16 a, 20 b, 29 a, .30 a, 33 b, 40 b. Buszenyn (Biiszcnsky), Spitko de,^ can- cellarins, execntor testainenti 25 a, 28 a, 33 a; cnstos 85 b, 40 b. Bnssynsky, 'Jcan. Gneznensis 37 b,40a. Bnzensky*' 31 a. Byechoniensis castellaiins 42 b, 49 a. Byelowice, Joliannis 45 b. Byenkowo 3a, 4b. C. K.' Kaczonowsky, Petrus 5 b. Calisch 3 a, 40 a, 42 a. — hospitale in 40 b. Calissiensis canonicus 20 a. — castellanus 18 b. — officialis 45 b. Camyen, claues in 22b, 28 a, 30b, 32 a, 42 a. Camyenyecz 18a, 13b, 16a, 17a, 25a, 33 b, 40 a. Camyona prope Iwanowicze 41 a. Caponibus, Ludoiücus de 24 b. Carnkowsky, Joli., can. Cracou. * 11 b. ' Vgl. Muczkowski, Statuta nee non über priuilegiorum philos. ordinis in univ. Studiorum Jagellonica 107, und Acta Tomic. IV, 188. Letowski, Katalog II, 89. Er war Leibarzt Sigismunds und Alexanders. 2 Einer der angesehensten Bnrgerfamilien Krakau's angeliörig. Zupnik und Burggraf von Krakau, Ötarost von Rapsztyn und O.swiccim f 1582. Vgl. Przezdziecki i Rastawiecki, Monuments du moyen-age et de la renaissance. Serie III. Decius 302. 3 Borek; Letowski, Katalog IIb, 61 und mein Matrikelbuch d. Univ. Krakau 64. * Acta Tomic. I, 83; 1511 war er teleonator Posnauiensis, vgl. ebenda 215. 5 Canonicus Gnezn. Tlieiner II, 342 (1513) ; vgl. Letowski 1. c. II, b, 103. Ein Sbigneus de Buzenyn als Baccalar 1518 bei Muczkowski 1. c. 166. 6 Identisch mit Clemens B., oder mit Spitko de Buszenyn. ■J Aus leicht begreiflichem Grunde wurden C und K verbunden. 8 Letowski 1. c. III, 105, später Bischof zu Wloclawek. ■ Sitzungster. d. piil.-hist. Ol. LXXVII. Bd. III. Hft. 46 720 Zoissberg. Carwowsky, Johannes 10 b. Caspar 5 b. Katharina, filia Jaroslai palatini Si- radiensis, neptis J. de L. 17 a, (•20 a), 26 b, (33 b), 37 b, 38 a. Katharina Wiznensis, proneptis J. deL. 37 a, 39 a; v. Wiznenses pupilH. Katherina (Telniczerinn), regni the- sauraria ' 26 b. Kazimirus rex 7 b, 10 a. Kaziniirus b., Kazimiri regis filins 35 a. Cliehn V. Cosczieleczky, Nicolans. Chlewo, plebanatus in 5 b. Chodakowsky, Paulus, - uiceplebanus in Gambyn et factor decanatus Gneznensis 3 a, can. Gnezn. 4 b, lü a, executor testamenti 20 a, 22 b. Chodecz 5 b, Anm. 49 a. Cholinsky 30 b. Christoforus cocus 27 a, 30 b. Christoforus capellanus (= thezau- rarius) 39 b, 40 a. Chroslin 32 b. Ciolek, Erasmus, episcopus Plucensis 12 a, 38 b. Clara tumba v. Mogila Clonowsky, Jacobu.s, iudex 2 b, 5 a, Ga, Sa, 9b. Cloteczky, Peter (Pseudonym ^= Jo- hauuea Laski) 5 b. Kluky, clauis 29 b. Colensis capitaneus 37 b. Coleusis tela 44 a, 46 a. Colo, Mathias a, plebanus, doclyr 20 b, 23 a, 28 b. Conarsky, Job., episcopus Crac. 38 a. Coprzywnycza 8 a. Corab 32 a, 39 b. Corabye 46 b. (Kosczielecka) v. Anna. Cosczieleczky, Andreas, zupparius 29b. Cosczieleczky (= de Cosczielecz) , Nicolaus, episcopus Chelmensis, preijositus Wladislauiensis 10 b, IIa, b, 12 a, 13a, 141), m a, 18a, 20b, 25 a, 27 b, 28 b, 35 a. Cosczieleczky, nepos Nicolai C. epis- copi Chelmensis, gener J. de L. 23 a, 25 a. Coslovv, Joh. de, organista Wladisl. (= Coslowitlia) 4b, öa, Sa. Coslowsky, Doheslaus 4 b, 5 a, 20 a. Cossztnyn 41 a. Cossmidiones 41 a. Costka 37 b, 40 a. Kothouicze 6 a, 6 b. Cottficz, Nicolans,-^ uotarius regius 10 a. Cracouia 5 b, 6 a, b, 7 b, 8 a, 9 a, b, 10a, IIb, 15b, 19b, 25a, b, 26 b, 30 a, 31 b, 32 b, 34 b, 37 b, 38 a, 39 b, 41 a. Cracouie, prepositus S. Mavci 4 a. — judex 5 a. Cracouia, Jacobus de, medicus 43 a, b, 44 a, 45 a, 48 b. Cracouiense capituluni 3 a, b, 6 a, b. — castrum 19 b. Cracouiensia acta 4 a, 9 b. — aduocatia 38 a. — altarista 3 b. — archidiaconus 14 b. — burgrabius et zuparius 37 a. Cracouiensis canonicatus 5 b, 6 a, 7 a, 9 b, 16 a, 30 a. — canonicus IIb, 16b. — ciuis 5 a. — cantor 1 1 b. — castellanus 14 b. ' Katiiarina Tulnic-zerinn (von 'l'flnitz in Mäliron), Geliebte König Sigis- niiind.s I., von di-r er einen Sohn Julianncs hatte, später Gemalin de.s Andreas Coscielecki, Podskarbek der Krone (f 6. Nov. 1515). Sie selbst starb 1528. Vgl. A. Przezdiecki, Jagiellonki Polskie. T. I. Krak.'.w 1868, Str. 3 ii'. - ö. Muczkowski 64. 'i Vgl. Jauociana 11, 133. Voll. leg, 1, 316 s(pj. Johannes taski, Erzbischof von Gnesen. T2\ Cracüuiensis consistorii acta 9 h. — consul 17 a; v. Turzo. — cnstos 4 a, 8 b. — gladifer 15 b, 16 a, 18 a. — palatinns 38 b. — piebenda 8b, 5 a. — procnrator generalis 9 a. — uicarius J. de L. 1 a, 6 b, 15 b, 18 a, 19 b. — zuparius 14 a, 37 a, Crauiczky, Martin 21 a. Creraiiycziensis comes 14 a. Crepie.zka 43 a. Cresiaus (de Curozwanky), episeopus Wladislauiensis i 2 a, 3 a, 4 b, 5 a, Anm. 5 b, 6 a, b, 7 a, 8 a, b, 13 a, b, 20 b, 27 a, 29 b, 30 a, 33 a, 34 b, 38 a, b, 41 a. Krethkowsky, Martimis, can. Wladisl. 2 b. Krethkovvska 4 a Cretkowsky (Krethkow de), Nieolau.s, castellanus Brestensis 2 b, 5 a, b. Cristinus 6 a. Kromeczky Martinus 29 b. Kropiczensis v. Krzepiczeiisis Crowicza (— - Crowiczky), Johannes, 2 b, 3 a. Crowiczky, Johannes, decanus Leo- poliensis 2 b, 10 a. Cruschewsky 44 a, 50 a. Cruszwicziensis canoiiicus 2 a. — ecclesia 41 a. — prepositura 7 b, 9 b. — prepositus 11 b. Krzepczow, Job., Ottonis, plebanus iu Malyn 7 a. Cizepiczeusis capitaneus 30 a, 38 a. Crzepcow, Albertus, capitaneus Vyeli- nensis 42 a. Krzyszanowski, Felix 33 a. - — Nicolaus, faniiliaris 30 a. Krzyszlowski, Nicolaus 4 b, 5 a. Curdwanowsky 27 b. Curozwanczky v. Ritwiensky 21 a. Curozwanky 6 b. (Curozwanky) Doboslaus (üobko) de 13 b, 38 a, b. (Curozwauky) Stanislaus de, capit. Wyelun. seu Crzepiczensis 13 b, 30a, 32 b, 33a, 38a, b. Vide: Adam, Cresiaus, Nicolaus. Curzelow 30 a, b. Kwiathkowski 20 b. Cyechonow, Gregorius de, notarius, capellauus J. L. 5 b, 6 a, 7 a, b, 9 a, b, 28 a. Kynsperg (= Königsberg) 36 b. Czarni, Paulus- 25a. Czasznyczky, 3 decanus Louicziensis 29 a, ,34 b, 37 b. — Stanislaus, scolasticus et iconoinus Gnezn. et decanus Gnezn. 42 a. Czepel, Nicolaus, doctor* 5 a, b, 6 b, 7 a, 11 b, 12 a. Cyechozyn 5 a. Czykowski, Nicolaus, gladifer Craco- uiensis 15 b, 16 a, 18 a, 21a, 26 a, 29 b, 31a. Czyrka^ Venceslaus, clericus Vilneri- sis, notarius 43 a, 44 a, 46 a, 48 b. Czyi'wiensky, abbas 33 b. Dainbiowsky, Franciscus 1 a. Danibnyczky, Job. 16 b. Dambowiecz, Stanislaus IIa. 1 Gewählt 1494; starb 1503, 5. April. 2 , Alias Schworcz' Helcl, Pomniki II, 928, ,ciuis Cracouiensis'. Acta Tomiciana I, 20. 3 Stanislaus, vgl. L§tovvski II, 160. Vermullilich identisch mit dem folgenden. ^ Vgl. Letowski 1. c. II, IGO ff. Guesener Kanzler. ä De Volkowisko, Lithuanus (Vgl. Acta Tomic. III, 350, 374), weilte als Scolaris Komanus 1515 iu Rom, von wo ihn L. an den König sendet. 46* 722 Z e i s 6 b e r g. Dobeslaus (Dobko) v. Curozwanky. DomanykovVjNicol. Jacobi de, clericiis Gnezn., notarius 1 b. (Dobeiiek, Hiob de), episcoinis Pume- zanie 36 b. Dobrilow 39 b. Domaraczki, Mathias 44 b. Donibiowka (=: Doinbrowsky Joliau- ues), ^ doetor decret., archidiaconiis Pomerauiae in ecclesia Wladisl. frater, executor testaraenti 6 a, 13 a. Doniinici, s., ordo 36 b. Dominiciis, doetor, v. .Seczemyn. Drohobicz 10 a. Drzeuiczky (=deDrzeuieza), Mathias, vicecancellarius (legni, episcopus Premisliensis) 11 a, 13 b, 16 b, 18 a, 19 b, 20 b. Dunyn, Andreas 29 a, 34 b. Dnnynawa 8 b. Dzyk, cubicularins Creslai episcopi Wladisl. 8 b. E. Eofipti (Aegypti) terra 48 a. Erasmus, v. Ciolek. Exyszky 10 a. F. Felix cocus 42 b, 50 a. Fischel, Stephanus, tenutarius in Po- widz 15 b, 16 b, 20 b, 22 b. Fiszhavss 36 b. Flandria 4 b. Florianus, baccalarius 5 a. Fokkor (Fokker) de Norumberga (=I'\igger^) 5 a, 11 b, 23 1,, 24 b. Fridericus, filius Cazimiri rogis, car- dinalis, archiep. Gnezn. 32 b, 40 b. G. (lambyn 3 a. CJdana (Danzig) 5 a, 14 a, loa, 16 b, 18 b, 20 b, 23 a. Georgius, succamerarius,v. Laskovvski. Glouaczki, cubicularius (J. de L.) 42 b, 43 a, 48 a. Glüwaczky, zuparius 4 a. Glynsky, Michael, dux 14 b. Gnezna4a,b, 6 b,9 b,39 a, 40 b, 41 a. Gneznense, sepulcrum s. Adalberti v. Adalberti. Gneznenses fertones 4 a. — mansionarii 10 b. — ofticiales 22 b. — vicarii 48 b. Gneznensis archiepiscopus 13 a, 14b, 17 a, 20 a, 28 a, 42 a. — Adalberti, s., basilica 40 b. — caucellaria 3 a, 4 a, 5 a, 6 a, 9 b. — cancellarius 3 a. — canonicatus 4 a, 7 a. — canonicus 16a, 22b, 37 b, 40a, 44b. — capitulum 22 b. 31 a. — castrum ecclesie 31 a. — clauis 22 b. — clericus 1 b. — coadiutoria IIb. — curia archiepiscopalis 4 b. — custos 9 b, 14 b. — decanatus 3 a. — decanus 13 a. — ecclesia 13a, 14a, 15a, 19b, 21a, 26 a, 28 a, 29 b, 31 a, b, 32 a, b, 34 b, 36 a, 39 a, 40 a, 41b, 42 a, 43 a— 44 b, 45 b— 48 b. — prepositus 37 a. — prouincia 35 b. — scliolasticus v. Turzo. Golye, Andreas de, notarius 5b. Gorezky, Stanislaus, can. Pozna- niensis ^ 9 a. Gorka, Mathias de, capellanu.s J. de L. can. Calissiensis 14 b, 16 a, 20 a. (Gorka, Uriel), episcopus Poznan. 2 a. ' Job. de Dambiowa bei Theiner 11, 348. '^ Vgl. Acta Tomic. I, 56. III, 35. ^Stanislaus de Gurka canonicus Poznaniensis (1502) in (L.) Kodeks dypl. Mazow.ski 322 nr. CCLXXII. .Iiihamu'-s Laski, Erzbischnf von finesi-n. 723 Gorra, Andreas i, doctor, can. Cracou. praeceptor J. de L. 18 a, 20 b. Gorzkonicze, Albertus Jacobi de, cle- ricus Gnezn., notarius 1 a, b. Gorzkow 31 a. Gorzno 2 b, 8 a, 9 b. Gozlawski, Johannes, uicariii.s J. de L Cracou. 8 a, 9 b, Ifi a. Gosczanow 42 a. Gosczyszewski, Paulas 10 a. Goszyszewieze (:= Gosczyszewski), Ni- colaus de, plebanus in Wrzoss 6 a. Grochowiczky, Johannes, canonicus 5 b, 8 a. Grodziczki, Mathias de Poznania, doct. med. 4 a. 2 Grodczyczky, Johannes, mercator Poznan. 21 a, 23 a. Groto, decr. doctor 20 a, 22 b. Gruszczynski, Job., archiep. Gnezn. 40 b. Grzegorzow 37 b, 40 a. Grzymultowsky, Stanislaus, vexillifer 26 a, 28 a, 82 a. Gwasdowsky (Gwiasdowsky), Jaco- bus, thezaurarins J. de L. 20 b, 28 a, 29 a, 32 a. Gyeskowski, Laurencius, canonicus et officialis Calissiensis 45 b. H. Hiuko, snccamerarius 29 b. Hodnowsky, Petrus {=: Herbordns), 16 b, 18 b, 19 b. Ilungaria 6 b, 25 a, b, 28 a, 38 a. Hynek, Stanislaus 16 b, 17 a, 19 b. J. Jacubowsky , proc\irator J. de L. Cracouie 8 a. Janoslawicze 50 b. Janowicze 40 a. Janussius, dux Mazouie 37 a, 39 b. (Janussius), dux Zatoriensis 19 Ij. Janyew 49 b. Jarand, Johannes 3, castellanus Calis- siensis 18 b. Jaroslaw, Spitko de, castellanus Cra- cou. 15 a. Jarossky, Stanislaus, marszalcus curie regie^ 16 b, 18 a, 20 b. Jasszko, decanus Gnez. 13 a. Jemyelenska, Anna 38 a. — Katharina 38 a. Jerusalem 24 b, 31 a, 46 a. Inowladz 8 b. Joannes v. Johannes. Johannes 5 b. — Albertus rex 4 a, 6 b, 7 b, 8 b. — de Lubrancz, episcopus, Poznan. 18b, 19b, 21a, 23a, 28b, 33a,b, 34 b, 39 b. — Jeronimi, medicus 1 a. (Johannes II. Saluet), episcopus Sam- biensis 36 b. Johannes, plebanus in Czyechoczyn 5a. — praepositus in castello Leopoliensi 2a. Jordan, Johannes de Zakliczyn, pro- curator generalis Cracou. 9 a. — Nicolaus (de Zakliczyn) zuparius Cracou.,-' postea castellanus Woy- nycziens " 25 b, 28 a. ' Letowski, Katalog II b, 26.5. 2 S. Mnczkowsky 1. c. 85. Vgl. Letowski, Katalog IIT, 44. 3 Johannes Jarandi de ßrudzewo. 4 f 10. Oct. 1515, Decius 1. c. 331. •• Vgl. Acta Tom. I 229. « Vgl. Acta Tomic. IH, 317, 437. , 724 Z e i s s b e r g. Jozephns, 1 capellfinus J. de. £,. ple- bamis in Gorzkow 31a, 34a. Italia 37 a, 43 a, 47 h. Inauouicze 41 a. L. Lagouycze (Langonycze) 26 b, 27 b, 30 b, 33 a, 34 a, 35 a, 38 b, 40 b. Lagyewnycky 2, Vincentius, officialis J. de L. 19 b, 20 a. Lancicienses exactores 15 a. Lanciciensis custodia 29 a. — decaniis 37 a — ecclesia 40 b, 47 b. — palattnus v. Lasko, Jaroslaus de. — pvaepositus 4 a, 37 a. — synodus 4 b, 6 a. Lanczkoronsky, Nicolaus ^ 14 a. Lanky 18 b. Laskowski, Georgias, succamerarius 42 b, 43 a, 48 a. — Jaroslaus 50 b. Lassko, ecclesia parrochialis in 2 a, 7 b, 29 b, 32 a, b, 38 a, 40 b, 41 a, 42 a, b, 43 a, 44 a, 45 a, b, 46 a, b, 47 a, b, 48" a, b, 49 a, b. — , praepositus in v. Slessye. — Andreas de, custos Gnezn., frater J. de L. 1 a, 2 a, b, 3 b, 4 a, 5 a, b, 6 a, b, 7 a, b, 13 a, 14 b, 16 a, 20 b, 33 a. — Andreas de, pater J. de L. 1 b, 3 a, 7 b. — domini de 49 b. Lassko Jaroslaus de, frater J. de L. palatinus Lanciciensis, Siradiensis, 2 a, b, 3 a, b, 4 a, b, 5 a, b, 6 a, 9 b, 10 a, b, 11 b, 15 a, 16 a, 17 a, 18 b, 19 b, 20 a, b, 21 a, 25 a, 26 b, 28 a, b, 29 a, b, 31 a, b, 33 a, b, 34 a, 38 a. — Jeronimus de, filius Jaroslai, ne- pos J. de L. 28 a, 29 a, 31 a, 32 b, 35 a, 37 a, b, 38 a, 39 a, b, 41 a. — Johannes de, nepos J. de L. Bo- nonie Scolaris, postea decanus Gnezn., praepositus Gnezn. et Lan- ciciensis 27 b, 28 a, 29 a, 30 a, 33 a, 35 a, 37 a, 38 a, 39 b, 42 a, b, 43 b, 44 a, b, 45 a, b, 46 a, b, 48 a, b, 49 a, b. — Michael de, frater J. de L. 4 a, 9 b. Latalssky, Janussius , * Gnezn. et Lanciciensis prepositus 24 b, 37 a, b, 40 a. Lekawa 38 a. Lelow 5 b, 38 a. Leo X., papa 35 b, 36 b, 38 b. Leonardus, can. Unyeouiensis 23 a. Leopoliensis tribunus 10 a. Leopolis 1 6 a. Lippouiecz v. Lypowiecz. Lobeczki, Suautoslaus, nepos px so rore 33 b, 45 a. (Lobosczki), decanus Lanciciensis, nepos ex sorore ^ 37 a. Longus, Johannes de Tarnow 24 b. * ,Joseplius de Clepacz alias de Nouacinisau rector parrochialis ecclesie de Goizkow (recte Gorzkow) Cracou. diocesis.' Theiner, Monuin. II, 367, nr. 395. 2 ,Vincencius de Lagiewinski, archidiaconus, .... archiepiscopi Gncz nensis . . . vicarius in spiritualibus et officialis Gneznensis generalis.' Theiner, Monuni. II, 395, nr. 411 (a. 1518). » t 1520. Vgl. Acta Tomic. V, 215. ^ Später Hisehof von Posen, dann von Krakau, endlich Erzbischof von Gnesen. J. Muczkowski Statuta necnoii liber promotionnm philos. ord. in nnincrs. Jagcllonica Cracouiae 1849 p. 153: .Mathias l>obo(lzsky (decanus Lanciciensis)'. Vgl. p. 160. Jolianuos [,;islci, Erzbischoi' von (iiioson 72;-) Lopatec/.ki , M.irtiuus, cau. Gnc/n. 42 b, 43 n, 44 a, 45 a, 48 b. Lopathki 45 a. Lowicz 19 b, 20 a, b, 27 1), 31 a, 32 a, 3rib, 40 b. — aduocatns in 20 b, 21 a, 23 a. — procnrator in 45 b. Lnwicziensis cannnicatus , caiinni- ciis 4 a. — consulatus, coiisnlos 1!^ li, 29a. b, 43 b. — decanuR 34 b, 37 b. — ecclesia 47 b, 4S a. — offi Cialis 23 a. — prepositns 29 a. Ltibelczylkowye, domini 3S a. Liiblyn 2 b. — palatinns 13 b. Liiblinensis plebanus 4 a, 5 a. Lubrancz, Job. de, v. Job., episcopn.«; Pozn. Lucas, capitaneii.s Poznaniensi.'" 15 a. Ijukonieiisis plebanus v. Mathias. Lutliomirsko, Johannes Floriani, cano- nicus et officialis Vnyeouiensis 2 a Lypowiecz, Stanislaus Nicolai de, ' 5 b, 25 a, 30 b, 35 a. Lypak (Leipzig) 23 a. Lytuania 3a, 8b, 9a, IIb. 15h, 20 b, 35 a, 39 b, 44 a. M. Macho, cameralis puer 40 b, 41 a. Magnopolis v. Mekelburg. Maldrzik, Stanislaus, tribunus Leo- poliensis - 10 a. Maleszowski, Jobannes 38 b. — Stanislaus 38 b. Malicz, Stanislaus 1 a. Malinska, Anna, soror 45 b, 48 a. Malogoscz 41 b. Malyn, 7 a, 10 a. Malyn, Zauissins de, jjencr J. - stolicam . . . oratoris missi nepos ac eiusdem regis scriba existit'. Vgl. ebenda 455 uud Acta Tomiciana VI., 59. 4 1503—1510. 728 Z ei skI) erg. Russoczyce, Nicobius de (= Kussocz- ky), castellanus Byechouiensis ' 28b, •20 h, 42 a, 49 a. Ry hiensky,Johaunes, prepositus Crnsz- wicziensis, canonicus Gnezn IIb, 13a, 14a, b, loa, 16a, 19 b, 20a, b, 23 a, 24 a, 25 a, 26 a, b, 28 a, b, 29 a, b, 30 a, b, 31 a, b, 34 a, b, 37 a. Kyfzovv 38 a. KytAvani 8 b, 26 a, vfrl. Ritffienska, Rit.wiensky, Anna. s. Salomon, abba.s Suleoniensis 29 b. Salomon, Petrus, consiil, Cracouien- si.s2 14 b, 18 b, 19 b. Sambor 18 a. ►Samutiittia 35 b. Sandomirie, ad .S. Petnim 41 a. Sandomiriense, capituhun 40 b. Sandomiriensis, castellanus 25 b. — plebanus v. Petrus. Sandzcouicze 29 1). .Sandzyno 4 b, 5 b, 6 1), 7 a, b. Sanyecü 2 a, 38 b. Sarnowsky, Gregorius 20 b. Sbachlyno 6 a. .Sbaszue (?) 13 b. Schadek 41 b. — , Johanne.«? de, maxister 1 a. — man.sionai ii in 23 a, 29 b. Schamowslvv, prepositus T^ouieziensis 29 a. Schembe»-, Nicolaus, ord s. Dominici ^ 36 b. Schidlow 8 b. Schidlowiecz, Cristoforns de 16 b; palatinus Cracou. * 38 b. Schidlowieczky {= de Seiiidlowiecz), Nieolaus, castellanus Sandomirien- sis* 25 b. Schiskowski 50 a. Schiszlowsky, Stanislaus 5 b. (Schworcz) V. Czarny. Sczawiu 28 b. Sczawinski, canon. Lanciciensis 50 b. Sczawinski (Sczauiiisczy) 23 a, 31 a. Sczerczowiensis tenutarius 37 1). Seczerayn, Dominicus de, doctor ^, cancellarius J. de Ij. 20 a, 30 a, 35 b. Sigismundus, rex Poloniae 14 b, 15 a, b, 16 a, b, 17 a, b, 21a, 23 a, 25 a, b, 31 b, 35 a, b, 36 a, b, 39 a, 1), 40 b. Siradia 9 b, 15 a. Sirad . . . . ca" 29 b. Siradieusis, palatinus 34 b. Sirchowsky v. Syrchowslci. Siroslawicze 4 b. Skabka 4 a. Skoky -IIa. Skrzyn 6 a, 9 b. Slankowsky, Jaeobns, nnbilis 15 b, 16 b, 18 a, 20 b. ' Vgl. Einleit. S. 611. 2 Die Familie Salomon war eines der angesehensten Bürsrerliäuser Krakan's. Grabmäler von Bronze, die sich auf sie beziehen, entliält die Marienkirche zu Krakau. Vou Peter Salomon, der 1515 starb, heisst es, er sei gewesen: ,uir inatjui c.onsilii et iustitiae cultor peramjilus, magnns et elemosynarum erogator et diuini cultus anipliator fundator([Ue missa- runi in uariis ecclesiis.' Vgl. A. Przezdziecki i Edw Rastawieeki, Wzory sztuki sredniowiecznej. Serva III. ■* Recte Sc.hönberg, nuneius apostolie.us. '' Ueber lieide vgl. (T. IV.ialviiski), Iji))er geneseos illnstris r.nnilie Scliid lonieie. Paris (1848). •• V. Acta Tomic. I., 54. Johannes Laski, Erzbiscliof von Gncspn. 720 Slawsko 9 b. Sle5?sye, Trojamis rle, juris doctor, prepositus in Laslvo 42 a, b, 43 a, 45 a, b, 48 b, 49 b. Slonko, Clemens, cmis Proselioui- censis 4 b, 5 a, 6 a Slupeczki 48 b, 50 a. , Sluszowski, Mathias, canon. (ine'/Ai. 22 b. Slywnyczky, Mathias, doctor, arclii- diac. Gnezn. et cancellarius ' 37 a, 42 a, 44 b. Rochaczewiensis, castellanns 31 b. — plebanatns 16 a. Sokolnyczky, Petrus 2 b. Sokolowski, Gregorins, tliesanrarius 45 a, 49 b. — Jaroslans,capitanensColonsis 37 b. Sopiechowski 50 a. Sossnyczky 22 b. Spiss, Michael 2 34 b. Sprowa, Katharina, tenutaria in Ro- gozno, palatina Brestensis 2 a. Squirnyeuicze 25 a, 26 b, 27 b, 30 b, 32 a, 33 a, 34 a, 35 a, 36 a, 37 a, 38 b. Squirnyeuiczensis, capitaneus 27 h. Srzoda 41 b. Ötanislai s. sacellum Gnezn. (ecclesia) 39 a, 40 b, 43 a, 44 a, b, 45 a, b, 46 b, 47a,b, 48 b. — reliquiae 49 a. — custodia 49 b. Stanislaiis, Dobkonis filius (de Cu- rozwanky) 13 b. — dux Mazouie 37 a, 39 b. Stanislaus, plebanns in Skrzyn 9 1). Sta\viscliun(in) 5 b, 41 b. Strakonycze 4 b. Strambowsky, Martinas, canon. Wla- dislau. 7 b, 8 a, 9 b, 1 1 a. Strigenses capitanei 13 b. Strigonium 30 a, 33 a. Strykow 25 a. Strzechowski, procurator 3 n. Strzelno 8 a, 9 b. Suleyow 2 b, 9 b, 29 b, 34 b. Sumbowicze 4 b. Swanczicze (Swancziczky), Martinas de , uicarius perpetuus ecclesic Gnezn. 2 a, 4 a, 9 b, 14 b. Swantoslaus v. Lobeczki. Swianthkowsky , Petrus 29 a, 30 a, 31b, 34 b. Swirczewski, Janussius ^ 29 b. Syenyensky, Sigismundus 7 a. Syrochowski (Syrchowski), Stanis- laus, exactor 10 a, b, 30 b. Syszkowsky 30 b. Szadek v. Schadeck. Szafranyecz, Stanislaus 25 a, 28 a. Szalowsky, Mathias, vicarius in cistro Cracou. 15 a, 16 b, 18 a, 19 b. Szelechow 8 a. Szucz, Jacobus^ 39 b. T. Tanczyn v. Rapsztynsky. Tanczyn (Tanczynsky), Johannes de 24 b, 37 b. Tanczynensis familia 38 a. Tanye 4 a, 6 a, b, 7 a, 9 a. ' Vgl. Einleit. S. 599 ff. und Juriuni constitutionumque Sigismuu'linaruin pro- posita a Mathia Sliwnicio descriptio. Opera A. J. Helcl. Cracouiae 1859. 2 Acta Tomic. V., 311. 3 Acta Tomic. III, 67, 123, 251. 1514 war er: ,Capitaneus Trebowlcnsis et Ropczicensis' und , capitaneus stipendiariorum'. •' Acta Tomic. VI, 59: ,Jacobum Schucz, Gnesn. ecclesie . . . c;ui<.nicuiu, (|ui a triginta et amplius annis in urbe moratns et Polonis et aliis cxteris nationibus adeo se gratum semper exhibnit, ut ab omnil)US passim cf amaretur et tanquam communis vltramontanoruni patrouus vencraretnr'. 730 Z e i s s b e r Tarnow v. Longus. Tatarus 27 a, 41 a. Tc'/ani (?) 20 b. (Teluiczerinn) v. Katharina. Thomas, plebanus in Lanki 18 b. — alias Toraek, plebanus 18 li, 20b. Tomycky, Petrus, cantor Gnezn., ar- chidiaconus Cracou., vicecancella- rius regis 14 b, 23 a, 25 a, b. Torun 15 b, 29 a. Trczana v. Prandotha. Troczensis (Troiczensis), palatinus 15 a, 16 a, 18 a. Trzebjensky 23 a. Turek 28 a, 20 b, 31 b, 35 a. Turzo, Georgius , filius Johannis T., eonsulis 5 a, 18 b, 33 a. — Johannes (de Betlemvalua),! comes Cremnyecziensis, consul Cracou. 2 a, b, 5 a, 6 a, 11 b, 14 a, b, 15 a, 16 b, 19 b, — Johannes, custos Cracou. 8 b. — Johannes filius Joh. T., eonsulis, scholasticus Gnezn. 2 b, 5 a, 6 a. Turzovka 6 a. V.2 Valentinus, doctor 16 b. Venetiae 4 a, 32 b, 35 a. Vieuna 7 1), 29 b. Vinceiitius (Przerebsky), ejüscopus Wladislauiensis 13 b. Vnyeczka v. Rapsztynska. Vnyensky 3 a. Vnyeovv 26 b, 30 1), 31 a, 32 a, 1>. 33 b, 40 a. — , hospitale in 40 b. Vnyeowiensis, canonicus 2 .-i, 23 a. — exactor 29 b. — officialis 2 a. Vyma 4 a, 5 a, b, 6 a, 9 a. Vytowski 50 a. W. Waganyczky, plebanus in Sandzyno 4 b, (5 b). Waganyeczky, plebanus in Sba- chlyno 6 a. — forzytorz 50 a. Wapowski, Petrus, cantor Cracou. 3 Hb. Warschouia 25 a. Wartha 41 b. Wassnyow 41 b. Widawsky Wanszyk 29 a. Wilczkowsky, Stanislaus Pilath, no- bilis 38 a. Wilna, 10 a, 12 b, 15 b. — , ecclesia fratrum miuoruin in, 8 a. Wilnensis clericus 48 b. — diocesis 35 b. — episcopus 34 b. — palatinus 20 b, 36 a. Wisliczia 41 a. — , Georgius, de, doctor 8 b. — Martinus 2 b Wiznenses pupilli (puori, proneptos, uirgines) 20 b, 25 a, (29 b), 31 a, 34 b, 39 a. Wladislaus, Ungar, et Bohom. 25 b. Wladislawia 2 b, 5 b, 7 a, b. Wladislauiense, capitulum 4 b. — altare s. Barbare 5 a, )>. Wladislauiensis, canonicus 7 l>, 16 a. — custos 4 a. — decanatus 4b, 5a, üb, Itiri. — ecclesia 2 a, 6 a, 13 1), 38 .-i, h, 11 a. — mensa episcopalis 1.3 1). — prebeuda 5 a. 1), 28 b. rox. ' Vgl. Decius 303. Dieser J. T. f l^- October 1508. ^ Vgl. auch \inter W. ^ Oheim des Clironistcn Bernhard W. Vgl. Lctouski 1. c. IV, 203, S(iq. und Szujski, Einleit. zu Wapowski (SS. rer. Polonic. II. p. VII. sqq.) Johannes Laski, Erzbischof vou Gueseu. 731 Wbidislnuiensis, prepositus, v. Cos- czieleczky. Wolborz l b, 4 a, b, 5 a, 8 b. Wolssky Nicolaus, miles, marszal- scus, castellanus Sochaczeuieiisis 29 a, 30 a, 31 a, b, 32 a, 39 a. Woynycziensis castellanus 25 b. Wronowicze 4 a, 40 a. Wrzoss 6 a. Wyeliczka, Paulus de, plebanus in Nyepolemyeze 5 a, b, 6 a, b, 9 a. Wyelun 10 a, 28 b, 40 b. Wyelunensis, capitaueus, v. Curoz- wanky, Crzepcow. Wyessola 2 b. Wyewierzyn 4 a. Wylczek, Bernardinus , arcliiepisco- pus Leopoliensis 16 a. z. Zagoscz 2 b, 5 b, 41 a. Zakliczyn v. Jordan. Zakroczynsky, castellanus 39 b. Zambiensis episcopus v. Joliaune.s 11. Zam])insky ' 4 b. Zatoriensis dux 19 b. Zauissius v. Malyn. — heres in Gnizno 8 a. Zbaski 49 b. Zelik, doctor 7 b. Zerlissye, Jacobiis de, doctor medic. 4 a. Znene 22 b, 29 b, 32 a, 37 a, 39 b, 40 b, 41 a. Znenyczky, exactor Vnieouiensis 29 b. Zyelanky 6 a, b, 7 a, 9 a. Zyrnyczky 30 b. ' Wohl der Act. Toniic. II, 1G8 erwähnte ,canoiiicus Wladlslauiensis'. Vgf. Theiner II, 367 ,!5tauislaus Zamburski'. i SITZUNGSBERICHTE DER KAISEßLlCHEN AKADEMIE DEK WISSENSCHAETEN PHILOSorinSCH-HLSTOllISCHE CLASSE. LXXVII. BAND. IV. HEFT. JAHRGANG 1874. — JULI. XVIII. SITZUNG VOM 8. JULI. Vorgelegt wird der mit Unterstützung der k. Akademie von Herrn Dr. Wendelin Fo erster herausgegebene altfran- zösische Roman Richars li biaus. Herr Prof. Caro in Breslau schickt für die Schriften der historischen Commission den 2. Theil des liber cancellariae Stanislai Ciolek , dessen erster Theil bereits im Archiv für Oesterreichische Geschichte Aufnahme gefunden hat. Das corr. Mitgl. Herr Prof. Werner in Wien schickt eine Abhandlung ,Zur Metaphysik des Schönend Das wirkl. Mitgl. Herr Prof. Miklosich legt vor , Bei- träge zur Kenntniss der Zigeunermundarten^ An Druckschriften wurden vorgelegt: Acadeiiiia Olimpica die Viceiiza: Atti. 2'^'' Semestre 1873. Vicenza; 8«. Akadomie der Wissenschaften und Künste, Südslavisclie: Rad. Knjiga XXVII. (J Zagrebu, 1874; 8'». Annali della R. Scuola Normale superiore di Pisa. Filosofia e filologia. Vol. II. Pisa, 1873; 8". Brandl, Vincentius, Lihri citationum et sententiarum sen Icniliy imhonnc^ a nÄlezove. Tomas II. Brunnae, 1873; SO.. Catalog-ue, A supplementary, of Sanslu-it Works etc. Bombay, 1874; in Folio. Central-Commission, k. k. statistische: Statistisches .Talirlmdi für das Jahr 1872. 11., V. und VI. Heft. Wien, 1874; kl. 4^ Commissione archeologica municipale: Bullettino Anno II, Nr. 1. Roma, 1874; kl. 4<\ Friedmann, Alexander, Officieller Bericht über das Marinewesen auf der Weltausstelhmg 1S73 Wien. Wien, 1874; 8». Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVll. Bd. IV. Hft. '47 736 Gesellschaft. Deutsche Morgenläudisclie: Zeitschrift. XXVIII. Band, 1. Heft. Leipzig, 1874; 8". Forster, Wendelin, Richars li Biaus. (Mit Unterstützung derkais. Akademie der Wissenschaften). Wien, 1874; 8*^. Istituto, R., Veneto di Scienze, Lettere ed Arti: Atti. Tomo III", Serie IV''? Disp. 4». — ()". Venezia, 1873—74; 8". Loomis, Isaacs, The Epoch of the Beautiful in Knowledge. Nantucked, Mss., 1874; 8". Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt. 20. Band, 1874. Heft VI. Gotha; 4"\ Pich 1er, Friedrich, Die Ritter und Freiherren Pögel. 8". P Urals de la Bastida, Don Vicente, Ortografia de la lengua Castellana. Madrid, 1874; 12". — Numeracion perfecta braquiloga e ideografica. Madrid, 1874; 12". Revista de la Universidad de Madrid 2» Epoca. Tomo III. Nr. 2 — 4. Madrid, 1874; gr. 8". — de Portugal e Brazil. 2° Vol., Nr. 5. Liboa, 1874; 4". ,Revue politique et litteraii-e' et ,Revue seientifique de la France et de l'etranger'. 111' Anuee, 2« Serie, Nr. 52; IV« Annee, 2« Serie, Nr. 1. Paris, 1874; 4". Societe des Antiquaires du Nord: Aarbeger, 1873, 1.-4. Hft. Kjebenhavn; 8". Society, The Asiatic, of Bengal: Bihliotheca Indica. N. S. Nrs 297 & 298. Calcutta, 1874; 8». Verein für hamburgische Geschichte: Zeitschrift. N. F. III. Band, 3. Heft. Hamburg, 1874; 8". WoriiDr. Zur Metaphysik des Schönen. 73"! Zur Metapliysik des Schönen. Von Dr. Prof. Werner, corresp. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften. k^ofern die Lehre vom Schönen Aesthetik heisst, ist damit schon ausgedrückt, dass das Schöne zuncächst Sache einer seelischen Anempfindung sei , und zwar einer unmittelbaren Anempfindung-, weil nur dasjenige, was unmittelbar gefällt, auf den Namen Schön Anspruch hat, und auch dann nur unter der Voraussetzung, dass dieses unmittelbare Gefallen in einer gemeinmenschlichen und gleichsam naturnothwendigen Empfin- dung begründet ist. Eben diese Gemeingiltigkeit der subjec- tiven Schönheitserapfindung verleiht derselben objective Bedeu- tung und Giltigkeit, und schliesst die Aufforderung in sich^ nach dem objectiven Wesen des Schönen zu fragen, die objec- tiven Gründe und Ursachen des subjectiven Gefallens zu ermitteln. Zum allgemeinen Wesen des Schönen gehört die Ueber- einstimmung desselben mit sich selber oder die Harmonie ; nur das Harmonische gefallt, alles Disharmonische missfällt. Somit wäre Harmonie eine objective Bedingung und ein objec- tives Gesetz des Schönen. Aber nicht alles , was harmonisch in sich selbst zusammenstimmt, verdient darum schon den Namen des Schönen; Alles, was zweckmässig geordnet ist, ist eben dadurch auch mit sich selbst in Uebereinstimmung gebracht, ohne dass es desshalb schon den unmittelbaren Ein- druck der Schönheitsempfindung hervorzubringen im Stande wäre. Das Zweckmässige ist eben seinem Begriffe nach von jenem des Schönen verschieden; und der Unterschied Beider wird darin liegen , dass die Zweckmässigkeit durch den Ver- 47* 738 Werner. stand erkannt und begriffen wird, während das Schöne un- mittelbar durch sich selbst gefällt und anzieht, ohne und bevor die Gründe des subjectiven Gefallens erkannt und begriffen worden sind. Daraus folgt, dass für das Gefallen am Schönen ein besonderer, vom rationalen Denken specifisch verschiedener Seelensinn postulirt werden muss , mittelst dessen das Schöne als solches^ so wie auch das vom Schönen Abweichende oder in sein Gegentheil sich Verkehrende anempfunden werden muss. Nur wird znan sofort nicht auch sogleich behaupten dürfen, dass dieser Sinn etwas schlechthin Einfaches sei, was sich nicht in seine besonderen, constitutiven Elemente auf- lösen Hesse; im Gegentheile, am Gefallen am Schönen wird zufolge der tiefstgreifenden Macht des wahrhaft Schönen der ganze innere Seelenmensch betheiliget sein, wie derselbe be- theiliget ist im Gefallen am moralisch Guten das selber eigentlich nur eine besondere Art oder Gattung des Schönen ist, ohne indess mit dem Begriffe des Schönen als solchen sich zu decken. Denn Gegenstand des moralischen Gefallens kann nur dasjenige sein, was in irgend einer Weise unter die Kate- gorie des sittlichen Handelns fällt; das als schön Erscheinende aber steht oft genug ausser aller Relation zur sittlichen Idee, obschon es andererseits niemals mit derselben im Widerspruch stehen kann, weil ein solcher Widerspruch einen Defect am Schönen selber involviren würde. Das Schöne und das Gute können einander nicht widerstreiten; die specifische Wesens- form des Schönen ist jedoch eine andere als jene des Guten als solchen. Der Gegenstand des Gefallens ist im Schönen das Erscheinende als solches, im Guten dasjenige, was durch das Erscheinende sich kundg-ibt; identiücirt sich aber im Guten das Erscheinende mit demjenigen, was durch das Erscheinende offenbar wird, so sehr, dass das Erscheinende als solches um seiner selbst willen gefällt, so geht das Gute selbst auch un- mittelbar in das Schöne über, ohne desshalb aufzuhören, seiner Natur nach etwas vom Schönen als solchem specihsch Ver- schiedenes zu sein. Das Wesen des Schönen ist, unmittelbar durch seine Erscheinung und mittelst seiner Erscheinung zu gefallen ; dadiircli unterscheidet es sich vom Wahren, dessen Gründe ott tiei verborgen sind, und selbst wenn sie augenfällig daliegen, Zur Metaphysik des Schönen. 739 rein g-eistig durch rlas Dciikon anfg-egrifFcii werden, während das Schöne ohne Verbildlichung seiner selbst nicht fassbar ist, ja gei-ade in dieser Verbildlichuug seiner selbst sein Dasein hat. Das vSchöne ist nicht ohne das Wahre denkbar und hat mit demselben die Geistigkeit geraein ; sein spccifisches Wesen aber im Unterschiede vom Wahren ist die Versichtbarung seines Geistinhaltes durch eine demselben specifisch adäquirte Erscheinungsform. Das Schöne ist im Wahren und hat das Wahre zu seiner nothwendigen Hinterlage, zu seinem unmissbaren Geist- gehalte; eine geistlose Schönheit ist eben keine Schönheit, sondern bedeutungsleere Form. Während aber das Wesen des Wahren darin besteht, au sich zu sein, gleichviel ob dieses an sich Seiende in die Erscheinung tritt oder nicht, ist umgekehrt das Schöne nur als Erscheinendes vorhanden; der unmittelbare und unwillkürliche Reiz desselben aber kann nur darin be- gründet sein, dass sich in demselben etwas Innerliches, geistig- Tiefes darstellt und unmittelbar vernehmbar macht. Das Schöne ist die adäquate oder mindestens congruente Selbstverbild- lichung dessen, was an sich ist und in diesem seinem Ansich- sein um seiner selbst willen ist und gilt. Um seiner selbst willen gilt alles dasjenige , was in der Idee begründet oder selbst Idee ist ; demzufolge wird das Schöne in einer adäqua- ten oder congruenten Selbstverbildlichung dessen bestehen, was entweder selbst Idee, oder doch in der Idee begründet ist. In diesem durchaus idealen Wesen des Schönen ist sein innerer unzerreissbarer Zusammenhang mit dem Wahren und Guten begründet, und das Schöne ausserhalb des Standpunktes der Idee philosophisch gar nicht zu begreifen. Eine Metaphysik des Schönen hat es mit dein Schönen an sich und mit dem Schönen als solchem zu thun. Der scheinbare Widerspruch, der darin liegt, von einem Ansichsein des Schönen zu reden , während es doch zu seinem Wesen gehört, ein Erscheinendes zu sein, wird sich dadurch lösen, dass ein abstractes todtes Sein, das nicht schiene und erschiene, überhaupt nicht ist, ein wirklich Seiendes aber, je mehr und wahrhafter es ist, desto mehr auch Scheinendes und Erschei- nendes sein werde, was im höchsten und absoluten Sinne vom absolut Seienden gelten muss , das seinem Wesen nach lauter Licht und Glanz ist, und als absolute Centralität nach allen 740 Werner. Richtimücn Liclit und Glanz ausstrahlt. Gehört es zum Wesen des Schönen, ein Erscheinendes zu sein, so kann es sein Urbild und urbildliches Sein in nichts Geringerem, als im o-öttlichen Sein selber haben; in der wahrhaften Kunst wird somit etwas Göttliches sein, und das metaphysische Wesen des Schönen wird sich nicht siguificanter bestimmen lassen, als dass es ein Abulanz des Göttlichen selber sei. Darin wird der Zauber, den es auf Sinn und Gemüth des Menschen übt, begründet sein. Licht und Glanz sind bildliche Bezeichnungen der Natur des Schönen, die nichts anderes besagen wollen, als dass uns dasjenige, was schön ist, durch diese seine Qualität des Schönseius in eine über die gewöhnliche Wirklichkeit hiuaus- liegende ideale Wirklichkeit hineingerückt erscheint. Die ideale Wirklichkeit in absolutem Sinne ist das göttliche Sein selber; die ideale Wirklichkeit des Weltdaseins ist die in Gott voll- endete Welt, wie sie urbildlich zunächst im göttlichen Denken existirt, und am Ende der zeitlichen Weltentwickelung im realen Weltdasein sich darstellen soll. Demzufolge ist alles wahrhaft Schöne, das von Menschen gedacht, empfunden und im freischöpferischen Thun und Gestalten dargestellt wird, eine relative Anticipation der vollendeten zukünftigen Welt, in welcher das in den Bereich unserer Erfahrung fallende AV^irkliche seiner gottgedachten Idee adäquirt sein wird, und das künstlerische Schaffen wesentlich Cultus der Idee, obschon nicht, wie beim Forschen nach dem Wahren die Idee als solche, sondern die der Idee adäquirte Wirklichkeit das von der kunstschöpferischen Thätigkeit angestrebte Ziel ist. Die Schön- heit nach ihrem absoluten Ansichsein ist uns zwar im reinen Denken erreichbar, aber nicht mehr und nicht anders, denn als absolute Voraussetzung und lebendiger Wirkungsgrund des in den Bereich unserer Anschauung und Erfahrung fallenden Schönen erkennbar; das absolute reine Licht ist in seiner absoluten Durchsichtigkeit etwas völlig Unsehbares, umgibt aber Alles, was in seinen Ort hineingerückt ist, als göttliche Glorie und verleiht ihm den Glanz der vollendeten Schönheit. Das Ziel (l(!r kunstschöpferischen menschlichen Thätigkeit ist die ihrer Idee adäquirte Wirklichkeit. Es lassen sich nun verschiedene Grade dieser Adäquation denken, von einem Zur Metaphysik des Schönen. 741 niedersten angefangen bis zu einem hüelisten liinaii. Die absolute Adäquirung des Wirklielien mit seiner gottgedaeliten Idee ist kein menschliches, sondern ein giittliches Werk, welches mit dem göttlichen Acte der Weltvollendung zusam- menfällt und desshalb über die menschliche irdische Zeit hinausfällt. Demzufolge wird sieh alle irdisch- menschliche Kunst mit einer relativen Adäquirung zu begnügen haben, deren Wesen darin besteht, über die erfahrungmässig gege- bene Wirklichkeit hinauszugreifen und dieselbe ideal umbil- dend zu verschönern. Die menschliche Kunst ist aber nicht nur ausser Stande, das vollendet Schöne zu erreichen, sondern sie vermag auch das in der gottgegebenen Wirklichkeit des irdischen Menschendaseins ausgedrückte Schöne nicht von ferne voll und erschöpfend wiederzugeben, und soll es auch nicht in seiner Unmittelbarkeit erschöpfend wiedergeben, da ihre Aufgabe und ihr Beruf vielmehr dieser ist, einen geklärten und vereinfachten Ausdruck der unmittelbaren natürlichen und geschichtlichen Wirklichkeit der zeitlich irdischen Daseinswelt der Menschen zu schaffen , in Folge dessen sie über die von ihr nicht absolut zu bewältigende unmittelbare Wirklichkeit hinausgreift, und sie in die Vergegenwärtigung einer höheren vollendeteren Wirklichkeit umzuschaffen bemüht ist. Das durch die menschliche Kuustthätigkeit geschaffene Schöne nimmt somit eine mittlere Stelle ein zwischen dem Schönen, das in der unmittelbaren Wirklichkeit des zeitlich-irdischen Menschen- daseins sich darbietet, und zwischen dem Schönen, das in der absolut vollendeten Welt seine Wirklichkeit hat. Die zeitlich-irdische Erfahrungswelt, die den Menschen umgibt, auf deren Boden und unter deren Anregungen er steht, fällt unter die Idee des Schönen, sofern göttliche Gedan- ken in ihr verwirklichet und in fortschreitender Verwirklichung begriffen sind. Der Mensch steht aber innerhalb einer doppel- ten Erfahrungswirklichkeit, der natürlichen und der geschicht- lichen, und steht unter den Eindrücken von Erfahrungen, die theils seinem Innenleben, theils seinen Beziehungen zur Aussen- welt angehören. Jene doppelte Erfahrungswirklichkeit ist für ihn etwas schlechthin Gegebenes, das er, soweit es sich um die darin verwirklichte Idee des Schönen handelt, einfach nur nach seinem ästhetischen Werthe zu begreifen und zu 742 Werner. verstehen hat; das doppelseitige innere und äussere Erfahrung-s- leben aber, das er in jene zweifache Erfahrungs Wirklichkeit gestellt lebt, muss durch ihn selber gestaltet werden, auf dass es eine edle , menschenwürdige Wesensform erlange , die als durchgebildete Form eine künstlerisch vollendete, dem Gesetze der Schönheit entsprechende Form sein wird. Bleiben wir vorerst bei der objectiv gegebenen Erfahrungswirklichkeit stehen, die, so gewiss sie ein göttliches Werk ist, auch nach dem Gesetze der Schönheit geordnet sein wird. Der innere Grund ihres Schönseins wird dieser sein, dass sie eine Ver- wirklichung und Verleiblichung göttlicher Ideen ist. Diess gilt zunächst von der sichtbaren Naturwirklichkeit, die eben nichts anderes, als die plastisch-reale Ausprägung der gött- lichen Naturidee im sinnlichen Stoffe ist. Die sichtbare Natur- wirklichkeit ist schön, weil und insoweit sie eine ihrer imma- nenten Idee adäquirte Gestaltung des Weltstoffes ist. Nur wird diese Art von Schönsein, an die absolute Idee des Schönen gehalten, untergeordneten Ranges sein in dem Grade, als die unmittelbar gegebene Naturwirklichkeit sich als untergeordnetes Substrat zu höheren , auf Grund des Naturdaseins vor sich gehenden Entwickelungen verhält, und insofern sie weiters in ihrer unmittelbaren jetzigen Gegebenheit selber noch nicht jene vollende Welt und Wirklichkeit ist, zu welcher sie in der vollendeten Auswickelung ihres gottgedachten Seins werden soll. Als geschlossenes Ganzes, als cjsaTpo? ist die sichtbare Naturwirklichkeit allerdings schon an sich ein in seiner Art vollendet Schönes; aber die Frage ist, ob sie als dieses in sich geschlossene Totuni vor der vollkommenen Auswickelung ihrer immanenten Idee schon wirklich ist, und ob sie überhaupt ein solches geschlossenes Totum durch sich allein und ausser d(;m Zusammenhange mit einer höheren und vollkommeneren Wirklichkeit, deren Substrat sie ist, constituiren könne. Ja es scheint in der Idee ihres Seins begründet zu sein, ein solches ge- schlossenes Totum niemals aus sich selber entwickeln zu können, weil sie dasjenige nicht aus sich entwickeln kann, worin sie sich selbst zur vollkommen geschlossenen Einheit in sich selbst zusammenfassen könnte; es fehlt ihr eine, ihrer unermessliehen Ausbreitung in's Weite entsprechende Innerlichkeit, die so mächtig wäi-c, dass sie kraft derselben sich zu einem in sich Zur Metaphysik des Schönen. 74d selbst geschlossenen Ganzen zusammenzufassen vermöchte. Dasjenig-e, worin die sichtbare Wirklichkeit thatsäclilich zu einem in sich geschlossenen Ganzen zusammengefasst ist, nämlich der Mensch, stellt über der siebtbaren Naturwirklich- keit, hat sie als denkender und erkennender unter sich, be- herrscht sie mit den Mitteln seines ertindungsreicben Ver- standes, und kann das Verhältniss einer allerdings thatsächlich vorhandenen Abhängigkeit von ihr, die ihn die Mächte der ISiatur als ihm überlegene Gewalten fühlen lässt, nicht als das normale und für immer bleibende anerkennen. In der edlen Erscheinung der Menschengestalt ist eine Idealform entwickelt, die den Menschen schlechthin nicht nur über alle einzelnen Gebilde der sichtbaren Naturwirklichkeit, sondern über diese in ihrer Ganzheit und Gesammtheit hinausstellt; in ihm stellt sich jene Form und Gestaltung des Sichtbaren dar, welche von den Bildungkräften der Natur zwar als Höchstes angestrebt aber nicht erreicht wird; er ist der Gipfel und die Krone der sichtbaren Schöpfung, aber in seiner Person und in seinem Wesen zugleich auch der Anfang einer neuen höheren Welt und Ordnung, in deren vollendete Entwickelung dereinst auch die sichtbare Wirklichkeit in verklärender und Vollender Um- bildung hineingenommen werden soll. In der Menschengestalt ist eine schlechthin höhere Schön- heitsform verwirklicht, als im Bereiche des gesammten sicht- baren Weltdaseins möglich ist; und obwol der Mensch die von den Bildungskräften der sichtbaren Natur angestrebte Idealform des sichtbaren Schönen darstellt , ist doch das Menschlichschöne nach Art und Charakter etwas vom Natur- schönen durchgreifend Verschiedenes. Wie in Gestalt und Wesen des Menschen eine dem Stoffe aufgeprägte höhere Idealform sich darstellt, welche über alle Formen des sicht- baren Weltdaseins hinausgreift, so. soll der Mensch in selbst- thätigem Thun und Schaffen zunächst sich, weiter aber auch die ihn umgebende Wirklichkeit gemäss der Idee seines Seins und Wesens gestalten, wird aber in dieser seiner selbstthätigen Gestaltungsthätigkeit zugleich auch das Organ und Vehikul höherer Mächte und Ideen , welche im zeitlichen Menschheits- leben gestaltend durchgreifen und dasselbe nach sich bestim- men. Hier beginnt also ein Reich höherer Ordnung, dessen 744 Werner. Bililungeu und Gestaltuiigei), soweit sie den Cluirakter des Menschenwürdig'eu und Mensclilichedleu an sich haben müssen, unter das Richtmass des vom Naturschönen wesenth"ch ver- schiedenen Ethischschönen fallen, obwol durch diese Kategorie das charakteristische Wesen des Mensclilichschönen nur ganz im Allgemeinen angegeben, ja eigentlich nur die wesentliche Grundvoraussetzung iind unerlässliche Vorbedingung des Mensch- lichschönen bezeichnet ist. Denn das Ethische als solches be- zieht sich nicht auf das menschliche Bilden und Gestalten als solches, sondern auf die Behauptung der Macht und Freiheit des sittlich guten Willens und auf die sieghafte Vorherrschaft des dem Guten um seiner selbst willen dienenden Geistwillens gegen jedes unedle und selbstische Interesse. Indess bethätiget sich die Macht des ethischen Willens durch sich selber auch schon als gestaltende Macht, welche, indem sie die menschliche Daseinswirklichkeit der Idee des Menschendaseins adäquirt, derselben einen unter das Mass der Schönheitsidee fallenden Charakter aufdrückt, und die nothwendige Unterlage für die spe- cifisch auf die Verwirklichung des Schönen als solchen gerich- teten Thätigkeiten bereitet. Auch ist die sittliche Bethätigung des Menschheitsgeistes eine denknothwendige Vorbedingung der Herbeiführung der vollendeten Welt und Ordnung, oder jener absolut schönen Wirklichkeit, welcher der Mensch im unsterb- lichen Sein angehören soll und will ; der Eintritt dieser vollendeten Wirklichkeit selber ist ein Werk Gottes, das in der ursprünglichen Welteinrichtung grundgelegt ^ durch die Thaten der göttlichen Weltleitung seiner Vollendung entgegen- geführt werden soll. Hier nun , im weltleitenden göttlichen Walten , welches das gesammte irdische Zeitdasein des Menchen durchleuchtet, thut sich eine neue Art von SchönheitsofFenbaruug auf, grösser und erhabener als jene in der Natur, lichter und herrlicher als jene, die sich in der nienschlichschönen Gestaltung der irdiscluai Dascinswelt des Menschen aufthui. Das menschlich Edle und menschlich Schöne hat seinen absoluten Bestand iuhI Halt nicht in sich selbst, sondern in einem Höheren über ihm; und wie es nach Unten auf dem Boden der natürlichen Wirklichkeit steht, so muss es nach Oben durch ein unmittel- bar in's Menschendasein eingreifendes continuirlichos göttliches Zur Metaphysik des Schönen. 74o Wirken gctrag-cn sein, in dessen Kraft es continuirlicli über sicli selbst erhoben werden und der g-öttliclieu Urbildunj.»; alles Mensehliehhülien und Menschlichschönen zugewendet bleiben soll. Es gibt eine unmittelbare Öelbstoffenbarung- des Gött- lichen in der Zeit, so gewiss als es eine heilige Macht gibt, die über dem Menschheitslebcn waltet, und rettend, helfend, ordnend, richtend und vergeltend in dasselbe eingreift. Diese Öelbstbekundung des Göttlichen im Menschheitsdasein hat den Zweck, demselben die Form des Göttlichen aufzudrücken, und verwandelt die gesaramte zeitliche Selbstentwickelung der Menschheit in einen Process der Selbstauseinandersetzung des Menschheitsgeistes mit seinen letzten, absoluten Zielen. In Folge des unmittelbaren Hineinleuchtens des Göttlichen in das menschliche Zeitdasein gestaltet sich die geschichtliche Aus- wickeluDg desselben zu einem Gemälde, über dessen dunklen Untergrund aus einem verborgenen göttlichen Lichtmeer der Glanz überirdischer Hellung sich verbreitet; sofern aber das in dieser überirdischen Hellung sich offenbarende Göttliche gestaltend in das geschichtliche Zeitdasein der Menchheit ein- greift, gestaltet sich dieses zu einer dramatisch-epischen Ex- position göttlicher Ideen, deren Tiefgehalt jedoch in dem engen Mass der irdischen Zeitlichkeit sich nicht vollkommen zu expliciren vermag, sondern das Verhältniss der Inadäquatheit zwischen Endlichem und Göttlichem, Zeitlichem und Ewigem zum Ausdruck bringt. Daher die durchgreifende Verschieden- heit des ästhetischen Eindruckes dieser Art von Schönheits- offenbarung von jener, die im Naturschönen und im Menschlich- schönen sich ausspricht. Schlägt im Naturschöneu die produc- tive Fülle und Mannigfaltigkeit, im Menschlichschönen Mass und Begränzung als specifischer Charakter vor, so trägt die Selbstmanifestation des Göttlichen im geschichtlichen Mensch- heitsleben jenen des Erhabenen an sich, und das menschliche Zeitdasein verträgt keine andere Versichtbarung der reinen und absoluten Erhabenheit, welche mit dem Göttlichen als solchem identisch ist, als diese Art unmittelbarer Selbstsetzung des Göttlichen in verhüllter Glorie und als absoluter Wirkungs- macht, die durch ihre, das begränzte Mass der unvollendeten Zeitlichkeit überragende Selbstbekunduug für das absolute Recht und den dereinstigen absoluten Sieg alles dessen einsteht, 746 Werner. was unter Menschen wahr und g-ut, heilig' und gerecht ge- nannt wird. Dem Gesag-ten zufolge g'ibt es für uns drei Hauptarten der Auempfindung des Schönen, nämlich das Gefallen an der füllenhaften Mannigkeit in harmonischer Zusammenordnung des Mannigfaltigen, das Gefallen an Mass und Begränzung in der Hervorstelhing reiner, edler Bildungsformen, das innere Er- griffensein von der Macht und Hoheit der Selbstbekundungen des in zeitlich unergründlicher Verborgenheit waltenden Heili- gen und Göttlichen. Diese drei Hauptarten der Auempfindung des Schönen sind aber zugleich die constitutiven Elemente jedes ächten und wahren Schönheitseindruckes, und geben demzufolge dasjenige an , was in untheilbarer Einheit in jeg- lichem Schönen vorhanden sein muss, damit es wahrhaft und wirklich schön sei. Monotonie und Leere, Mangel an Mass und Begränzung, das Fehlen jeden Anhauches von Weihe und Würde sind absolute Feinde des Schönen, und lassen einen Schönheitseindruck schlechthin nicht aufkommen. Die drei constitutiven Elemente des Schönheitseindruckes müssen dem- nach in jeder der drei Hauptarten des Schönen, im Natur- schönen, im Menschlichschönen und im Göttlichschönen ent- halten sein ; nur ist ihr Mischungsverhältniss in diesen drei Arten des Schönen ein verschiedenes, indem in jeder derselben ein anderes der drei Elemente vorschlägt, und der bestimmten Art von Schönheitsoffenbarung ihren eigenthümlichen Charak- ter verleiht. So beruht der Reiz des Naturschönen zunächst und primär in der quellenhaften Fülle und reichen Mannig- faltigkeit seines Lebens und seiner Gestaltungen; aber dieses Mannigfaltige muss sich, um einen gefälligen Eindruck zu machen, zu einem sinnig geordneten Ganzen abschliessen, und über dicsciii Ganzen muss die Weihe eines höheren, ahndungs- vnjl darin sich aussprechenden Gedankens schweben. Die sichtbai'e Natur als ganze erhebt durch ihre Grösse und wunder- volle; Ordnung; sie offenbart sich zw«ir in jeder einzelnen ihrer Erscheinungen uti)//fortis aspiratio. cheron capnt. chiral caseus. chor barba : hie cli pronun- tiandum ut liispanice. cliouri culter : cMiispanicnm. 15 christari scriniura. (lade pater. dato mater. deuel coelum, deus. erani, no])ilis matrona. 20 ßn- penna, calamus scri- ptorius. foros urbs ^ipo~, vulgare idioma Graeroruni. gad caniisia. Beiträge zur Kenutuiss der Zigeuiiermundarten. I. II. 767 gagi raulier. gaue burgais. 25 gourou bos. guigiebe cantare. hanro ensis: h fortis aspi- ratio. harmi tliorax: h fortia as- piratio. haue comedere. 30 heroy tibia cum coxenclice, luket canis. Jean auris. kanglieri ecclesia. krali rex: bohemicum est. 35 kasclit tu bibis. lein fluvius. loue arg-entum. maasz caro : bohemicum. manosch vir. 40 manron panis. moi OS, oris g-Ö[j.x. mol vinum. momeli candela. mucia brachium. 45 nak nasus. nay unguis. panin aqua. papieris papyrus. p-hou terra : p et h sepa- rutim una syllaba efi'e- rendo, noii ut s. 50 phüatri castrum iJAaxri. piassa nos bibimus. piaud ego bibo. piela ille bibit. piessd kaii vos bibitis. 55 plachta linteus. rai nobilis. ser buchos? quoinodo no- minaris? ch bispanicum. sonakai aurum. taxtai patera argentea : x bispanicum. 60 tlmochan vestis. tirachan palliiim. troupos corpus. valin calix vitreus. vast manus. 65 vodros lectus. vouda porta. xai filius. xauea filius: cc prouuntian- dum ut hispanice. yago ignis. 70 yangustri anulus. yanre ova. II. Erklärung. Zur Bezeichnung der einzelnen Zigeunermundarten dienen die römischen Ziffern, und zwar bedeutet I. die Mundart der griechischen, IT. die der rumu- nischen, III. die der ungrischen, IV. die der mälirisch-böhiiiischen, V. die der deutschen, VI. die der polnisch-litauischen, VII. die der russischen, VIII. die der finnischen, IX. die der skandinavischen, X. die der italieuischeii, XI. die der baskischen, XII. die der englisch-schottischen, XIII. die der spanischen und XIV. die der aussereuropäischen, namentlich asiatischen Zigeuner. 1. achan oculus ist der Plur. acc: i.jak Flur. jakn. ii. Jak Plur. jakhd. m. jakli und jak: ch ersetzt wohl die Aspirata kh. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVII. Bd. IV. Hit. 49 7(3i^ Miklosioh. 2. hacro aries, vervex: r. hakro m. Hammel. J)akri f. Schaf u. s. w. 3. hol capillus: i. hol u. s. w, 4. har lapis : i. &a7-. in. har, här. iv. 6är u. s. w. 5. heinck diabolus : i. heiuj. in. heyig, hejigo. xiii. bengui u. s. w. 6. &er9? rota fasciis involuta, quam capiti imponunt mu- lieres nubianae. hern ist trotz des abweichenden Anlautes iv. 2)rJierno Kitze, Kopftuch. 7. hriscliindo pluvia: i. hrislndo, brisin neben hursindö, hursin. ii. hriSin, sing-, abl. hri^indestar. iii. hrismd u. s. w. 8. 6Mc/io.s liber ist das deutsche Buch. 9. hid culus: i. hui, vid m. f. iii. hui ni. f. hlml f. iv. 6»/. VII. XTii. hid. 10. cheleue tripudiare: i. keldva tanze, spiele, ii. kelao, krhaldü. IV. kclielav u. s. w. Auch hier steht cli dem aspirir- teu kh gegenüber. 11. clieron caput: i. sero, serö. m. sei-o. iv. sei^o. xui. jero. Dieses Wort möchte auf französischen Ursprung der Quelle hindeuten. Das auslautende n ist mir dunkel. 12. chiral caseus : i. kerdl. ii. kchirdi und Ural. iii. tluraL xin. quird. Vergl. 1. 10. 13. chor barba: i. cor, dzor f. m. chöra. iv. cor. vii. 6öra. xiii. chon. 14. chonvi cidter : i. curl, cori f. ii. Suri. in. cRri. iv. cün. VII. cjM'i. xiii. chnvi. 15. christari scrinium ist aus ngriech. cjpTapi Schublade entstellt und scheint jetzt nur den spanischen Zigeunern in der Form jestari bekannt zu sein. Vgl. kristdr bei Dorph. 1(). dade pater: i. dad u. s. w. xiii. dadd. 17. dato mater: i. daj u. s. w. xiii. dai. 18. denel coelum, deus: i. devel Gott, Himmel, iit. devel, dal Gott. IV. devel. xni. dehel. 19. erani nobilis matrona. i. 7-aj m. rdnni f. ii. raj. rani. Hl. raj. räni. iv. raj. räui u. s. w. xiii. eray. erand, erani. Das anlautende e ist nicht der Artikel fem., sondern ein auch sonst vorkommender Vorschlag. 20. for penna, calamus scriptorius. in. pör. iv. por f. xni. por. f für p ist mir dunkel. 21. /b?'os urbs st u. s. av. XIII. anguströ. 71. yanre ova: i. vandö, vanrö, arnö. ii. anro. in. järn. VII. jarö. xiii. anro. II. Die Aspiraten der Zigeunermundarten. A. Allgeineines. 1. Gegenstand dieser Abhandlung sind die Aspiraten der Zigeunermundarten. 2. Unter Aspiraten versteht man Lautverbindungen, in denen sich an einen Consonanten unmittelbar der Hauch h anschliesst. Die Zigeunermundarten besitzen die Aspiraten kh, th, ph; selten ist bh, zweifelhaft eh. 3. In der Aussprache wird mit k, t, p und b der Hauch h verbunden. Es gibt jedoch Mundarten, in denen statt des Hauches h die Spirans ch eintritt. Dies ist der Fall: 1. in der 79 Miklosich. i i'^ Mundart der mälirisch-böhmischen Zigeuner , die nach Pucli- mayer kcliaJcch Vetter, tchuv Rauch, pchak Flügel sprechen; 2. in der Mundart der bessarabischen Zigeuner, wie aus dikchdü icli sehe, tckud Milch und pchej Schwester für pchen hervorgeht. Vergl. meine Abhandlung über die Mundarten und Wanderungen der Zis-euner IL Seite 24 — 26, Dasselbe gilt 3. von den Moskauer Zigeunern: kchev Haus, te tcJioves neben te coves stellen, pchahdj Apfel. Vergl. O. Böhtlingk im Bulletin de la Classe hist.-philol. St. Petersbourg. 1853. X. Seite 1. 2G1; und 4. von der Mundart der polnisch-litauischen Zigeuner: jakcha Augen, than Tixch, pchaka Flügel, obwohl man pliumaieYV& geschrieben findet, hh scheint zu fehlen: harjjoiau ich wachse. Dagegen sprechen die Zigeuner der Bukowina nicht kch^ tcli und pcli, sondern kli, tli und ipli : kh'hr Haus, tliovö ich lege, phu Erde ; nur in pchiko, wofür auch psikö vorkömmt, Schulter, hört man die Spirans ch: doch finde ich auch pclijer neben phjer ambula geschrieben. 4. Wenn aus aind. bhumi zig. phuv, pcJmv entsteht, wenn also an die Stelle des tönenden b das tonlose p tritt, so liegt der Grund dieser Erscheinung in der Natur des auf b folgenden Lautes, mit dem das tönende b nicht vereinbar ist. Um diese Veränderung zu erklären, braucht man nicht nothwendig an die Spirans zu denken, indem der Hauch dieselbe Wirkung hervor- bringt, wie das hind. zeigt, wo bei der Aussprache das gh zwar mit g angesetzt, aber mit k geschlossen wird. E. Brücke, Sitzungsberichte XXX. Seite 219. G. Curtius, Grundzüge der griechischen Etymologie. IV. Auflage Seite 425. Dagegen wird hharö gross gesprochen, nicht phai'ö. Dass zig. khakh, tliuv, phak gesprochen wird, ist unzweifel- haft ; auch im armen, k', t', p' höre ich zwei Laute ; auch daran, dass im liind. kh, gh u. s. w. zwei Laute unterscliieden werden, kann nach den Mittheilungen Brücke's und Arendt's und nach der Bezeichnung dieser I,aute in der arabischen Schrift nicht gezweifelt werden. Wenn nun J. Beames,, A comparativc grammar of the modern aryan languages of India. I. Seite 264. 2(i5, versichert, dass die Aspiraten nie als blosse Verbindungen eines gewöhnlichen Buchstabens mit h angesehen werden, dass es ganz und gar eine europäische Ansicht sei, sie so zu be- handeln, dass k nicht ein k-Laut sei gefolgt von einem h, dass kh vielmehr ein k sei — uttered with a greater effort of breath, Beiträge zur KenntiiiKK ilcr Zijjpuiieiinuiiilarten. I. II. 773 with a gTeater expendituro of breatli, tlian ordinaiy, ein mahäpräna im Gegensatz zum alpapräna, so scheint dies darauf zu beruhen, dass Beames irrthümlich meint, dass, wenn kh wirklich k-h wäre, zwischen k und h eine Pause — a stop or pause — eintreten müsste. Was Beames a greater effort of breath nennt, ist wohl nichts anderes als das auf k folgende h. Dass im Neuhochdeutschen die Tenues aspirirt gesprochen werden, hat erst die Vergleichung- derselben mit den wahren Tenues der Slaven und Romanen und die physiologische Unter- suchung dargethau. Das oben Bemerkte wird natürlich nicht alterirt durch die Thatsache, dass in Indien ph von den unteren Volksclassen der Städte wie f oder, wenn nicht wie f, at least with something very closely approaching to it, und nur von Puristen oder in abgelegenen Theilen des Landes wie ein klares unzweifelhaftes ph gesprochen und dass in den östlichen Theilen Indiens bh von den Eingebornen als dem englischen V gleich (equivalent) angesehen wird. Beames I. Seite 264. 5. Wie sonst ch in s übergeht: hast und haclit Glück, mosto und mocJito Truhe, postan und pochtan Leinwand, so wird in mehreren Zigeunermundarten ch, h nach k, p und t durch s, eigentlich polnisch s, selten durch .s ersetzt: khil Fett: vi. ksii. phiko Schulter: vi. psike. vn. psikö. n. pcliikü, pSikii. phivlo verwitwet: vi. psivio. jjheraü, phjerau gehe: ii. psidel aus pliirel. VI. psirau. yhradas öffnete: vi. psirmi. phral Bruder: VI. vii. psai. th ersetzen manche Mundarten durch ts, wofür ich c schreibe: das dem Spanischen fehlende c wird bei den spanischen Zigeunern durch ch (c) ersetzt, fhovö lege: vii. tchoves, coves. thovdä wasche: xm. chohnr (cobar), chohelar (cobelar). thulö dick, fett: vii. cidö. xiii. chullo (culö). thud Milch: xni. chuti (cuti). fhuv Rauch: xui. chuhalo (cubalö). them Land: xm. chen (cen), chim (cim). Wenn dem got. tiuhan ahd. ziohan d. i. tsiohan gegenübersteht, so ist dieses aus *thiohan dadurch hervorgegangen, dass an die Stelle des h ein s trat. Der Unterschied besteht darin, dass im Zigeunerischen h nach k, p und t, im Hochdeutschen nur nach t in s übergeht ; ferner darin, dass in zigeunerischen Wörtern ts, c auf der aspirirten Tönenden des altindischen (dh) beruht, während das hochdeutsche ts, z zunächst auf t und dieses auf altindisches d zurückgeht: aind. dhä zig. in der rumun. Mundart thoves, in der russischen Y74 Miklosich. thoves und coves d. i. tsoves du wirst stellen, g'ot. g-a-ded-s, ahd. töm ich thue; dagegen aind. danta-s, got. tunthu-s, ahd. zand d. i. tsandaus *thand; zig. dant. Das Gemeinsame ist die Ver- wandlung des h in s nach t. In vii. findet man latches, laces (latses) neben rakch. Da v keiner Aspiration fähig ist, so wird es durch ph ersetzt: aind. vidhuva: i^lnvlo. vrddha: phurö. Es ist jedoch richtig ph auf b zurückzuführen. 6. Nicht aus allgemeiner Vorliebe der Sprache für aspi- rirte Laute, sondern aus ihrer Vorliebe für aspirirten Anlaut scheint die später zu erwähnende Metathese der Aspiration er- klärt werden zu sollen. 7. Es wird sich aus der Abhandlung ergeben, dass die Zigeunermundarten hinsichtlich der aspirirten Consonanten von einander sehr abweichen. Die grösste Vorliebe dafür wird man in in. wahrnehmen ; iv. und vii. möchten sich wohl als mass- gebend erweisen; in ii. wird selbst in der genauen Schreibung meines Gewährsmannes einiges Schwanken bemerkt; in v. findet man ker Haus Lieb, und kheer Zipp. bei Pott 2. 153 : ersteres ist wohl ungenaue Schreibung ; xii. hat keine Spur der Aspiration be- wahrt, während xiii. in ch (c) für th an diese erinnert. Aus der Betrachtung der hieher gehörigen Erscheinungen dürfte hervor- gehen, dass allen Zigeunermundarten Europa's eine Sprache zu Grunde liegt, welche die Aspiraten kh, th, ph besass, neben die Andere vielleicht gh, dh, bh zu stellen geneigt sein möchten. Wenn aus aind. ghäsa Futter in i. kas entstand, so ist dafür eine Mittelform khas anzunehmen. Ob indessen in i. wirklich die aspirirten in dem Maasse den unaspirirten Consonanten ge- wichen sind, als diess in Paspati's Werk dargestellt wird, halte ich nicht für unzweifelhaft. Wie sollen wir es uns erklären, wenn khinö und kinö müde, khuväva und kuvdva flechte u. s. w. geschrieben wird? 8. Zwischen bestimmten Consonanten und den Vocalen e und i, seltener anderen schiebt sich in der Mundart der rumu- n Ischen und manchmal der ungrischen und mährisch-böhmischen Zigeuner ein parasitisches j ein; daher ratji ii. aus rati: tj geht in erweichtes f. d. i. t' über : rafL Dieselbe Erscheinung tritt bei aspirirten Consonanten ein, wodurch Lautverbindungen ent- stehen, die nur von zigeunerischen Sprachorganen ohne Mühe bewältigt worden können: k geht in diesem Falle in / über. Beiträge zur Kenntiiiss der Zigeunermundarten. I. 11. 775 I. Ml Fett. II. kliil, IrJul. in. Jchil. iv. fln'L i. pirava gehen, ii. phjer, phjerdds u. s. w. vergl. Über die Mundarten und die Wan- derungen der Zigeuner Europa's IV, I. Einleitung. B. Specielles. I. Über h'h. 9. a) Zig. kh entspricht aiiid. (jli. gharma Wärme. — ii. iii. kliam. iv. vii. kcham Sonne, ii. auch heiss. Dagegen i. xii. xiii. kam. ghüsa Futter, bind, ghas f. Gras, Heu, Strob. — ii. khas und kas. iii. khas, khaSe. iv. vii. kcJias. Dagegen i. kas. ghrs reiben, bind, gbisnä. — iv. kchosav wische ab. VII. fe kchoses. Dagegen kosava, kosdva neben gosäva. ii. kosao. Mit ghrs hängt auch grieeh. /pio) zusammen. Curtius, Etym. 203. ghuta, ghunta Fussknöchel. bind, ghütl. — kliur, kfur, für, kur i. Ferse. Dagegen v. kii:r. Aiud. khura Huf passt weder begrifflich noch lautlich. Hieher ziehe ich auch die mit aind. grha und göta zusammenhangenden zig. Wörter. grha Haus, präkr. ghara und giba. bind. gbar. sindh. gharu Haus.ghare zu Hause. Trumpp XIH. XX. Beames 1. 166. 192. 199. Auszugehen ist für das zig. von ghara. — i. kh'er, k^er neben ker, her. n. kher und ker. Mezzofanti sclireibt /er. iii. kher und ker. iv. kcher. vii. kcher. Dagegen vi. ker. ix. ker, kjer. XII, kair (ker). xiii. quer. xiv. guri und xi. yjra. göta Pferd, bind, ghöda, gbörä Pferd, ghur-dau Pferde- rennen. Der Ausgang ist bei khurö vom bind, gbörä, ghur zu nehmen. — i. khurö, kfurö und kurö Füllen, iii. khuro und küro. IV, kchurdo Puch, 21. wohl für kchuro. vn. kchurd. Dagegen II. kuröri,, churorö. ix. kuro. xiii. ciirorö. Daneben findet man II. gaj'd m. garani f. xiv. agori, agora, wobei vielleicht an aind. göta gedacht werden kann. Mit kh, kch für gh vergleiche man das österreichische khapt, kchapt aus ghabt, gehabt. 10. b) Zig. kh entspricht aind. ks (ks). aksi Auge. bind. (7kb. sindh. akhi. präkr. acchi. Beames 1. 309. — II. jak, plur. jakhd: Mezzofanti schreibt jak-ha. 77G Mi kl OS ich. III. jakh und jak. iv. jakcli. vi. jak, jakcha. vii. jakch. Dag-eg-eu I. jak, jakd. x. ,/afc, ,ya/i;yVi. xi. aka. xii. jaÄ;, Jafca. xiv. aki. ksina vermindert, erschöpft. — i. khinö, kino müde: dass kh hier als aspirirtes /.-, nicht als cJi aufzufassen ist, zeigt kino. Dageg-en selbst vir. kinynö. ks'ira Milch, hind. khir. sindh. khiru: khir für Milch statt dudh ,is rather an affectation of modern times^ eine Ansicht, der das Vorkommen des Wortes im zig. zu widersprechen scheint. Beames 1. 20. 309. — ii. khii Butter. kJül Öhl. m. kliil, tldl Fett, Butter, iv. tlnl Schmalz, vi. ksii Butter. Da- o-eeen i. v. ix. xii. kil B^tt, Butter, xiii. quir. xiv. kiil. Damit vergleiche man ii. kUrdl Käse, das i. kernt, in. kiral, thiral, IV. ciral, vi. kiral lautet. dräksä Weintraube, hind. däkh. sindh. däkh. guz. daräkh. Beames 1. 310. — ni. dräkhi und draki. Dagegen i. ii. iv. drak. xiii. draca, traqida. *drks: drs sehen, präkr. dekkh. hind. dekhnä. Dagegen beruht sindh. disanu auf aind. drs. Der Reflex von drs würde ziff. dis lauten. — ii. dikhdn. in. dikhav sehe, dltliol es ist sichtbar, iv. dikchac. vn. di/kck impt. Dagegen i. dlkhdva, dikdva. VII. dykava. ix. dikka. x. dekav. xii. dik. Vergl. vii. dykcUd Tuch, Frauenkopftuch, das sonst k bietet. In diar sehen xiii. ist ein Herabsinken des kh zu j anzunehmen, wie sie in miij Mund und naj Nagel stattfindet. Ascoli, Zig. 29. In Asien hört man dikdva, dijdvfi. Paspati, Journal of the american «jriental society VII. 214. jjaksa Flügel, präkr. pakkhö. — in. phakJi. Dageg-en i. ii. pak. IV, ijchak. vi. pchakn. In jjcJiak scheint eine Metathesis der Aspiration eingetreteu zu sein. hubhuksä Hunger, hind. bliükli. — ii. m. hokh, iv. vi. hokch. Dagegen i. Jjok. v. hök. ix. hokk. xi. bokali hungrig, xii. bokolo. XIII. hoqui, hoque. maksikä Fliege, hind. makkhi neben präkr. machiä. Bea- mes 1. 218. 310. — ir. rnaklii. iii. mäfha. iv. mat'ha, mathin. Dagegen i. maki. xi. makin. xiii. viachd (macd), machln (maSin). *mnkh-: muc loslassen. — in. mukhav. mukh Impt. neben mukav. i. bietet mukdva und mnkhdva. Dagegen n. mekao. IV. vudcav, mikav. vn. te mekes. xii. mook. xiii. mucar, mecar. Beiträge zur Kenntniss dor ZisiMineniiuiKliuten. I. II Ml M ist nicht vollkommen sicher, weil es iv. und vii. nicht haben. Ist muk die Avahre Form, dann kann das angesetzte aind. ■^iHuks entbehrt werden. mrnks: reiben, bestreichen, abliimraks einreiben, salben, hiud. mäkhan, makkhan ]jutter. — in. makhnv. vii. te makcMs. Dag'egen i. makdva. raks hüten, bewahren, präkr. rakkh. bind, rakhnä. sindh. rakhanu. aind. laks Ascoli, Zio'. o5. — n. arakho vind Krakdü. III. nrakhel er gibt Acht, alakhehn du wirst hnden. vii. te rakch schonen. Dagegen i. arakdva bewahre, finde, iv. arakav. xiii. aracatear bewahren, alachar (alacar) finden. Damit verbinde ich VII. te latcJies, te lacös finden, te lach suchen, ix. lattja (laca) finden, xii. latch (lac) finden. riksCi, liksä neben likhja Niss. — iii. Uklid plur. Dagegen I. IV. lik. XIII. Uquia und xii. Ukyor plur. Hieher ziehe ich das mit aind. duskha zusammenhangendo duskha aind. Schmerz, bind. dukh. dukhnä. — lu. dukhal und dukal schmerzt, iv. dnkch. vii. dukchcd. Dagegen I. dukdva. ii. dukao. vi. didcaio. xiu. duca. Über die Schicksale von ks und sk im Mittel- und Neu- indischen handelt Beames I. 30G. o09. Zig. rnk Baum, aind. vrksa; präkr. rukkho, hat gegen die Erwartung kein aspirirtes k. Zusatz über zig. eh. 11. Anlautendem aind. kh entspricht zig. eh. khad'ga aind. Schwert, bind, khändä. — i. khanrö, khanld, kliando (Paspati schreibt kh für ch), hanlo. ii. chanrö. iii. häro (chäro). lY. chdro. xiii. jcmrö (chanrö). Pott 2. 48. 161. Ascoli, Zig. 55. Zeitschrift XVII. 245. khanda aind. Bruch, Lücke, bind, khand, käud Theil. — i. khandi, khanrik, khanlik wenig, ii. hanri. khan aind. graben, khani Mine. bind. khän. kän Mine. — i, khanddva grabe, khaning, khaing Brunnen (kh für chj. ii. chaing. in. hanik. iv. chanig. vi. hanynk. xiii. jani (chani). janique (chanike). Teds aind. husten, bind, khasucä, konkhnä. — i. khas (chas). II. hasao. IV. chas. xm. jas (chas).jasar (chasarj. Dagegen ni. khas. 778 Milclogich. khäd aind. kauen, essen. prFikr. khä. bind, kliänä. sindh. khäinu. Beames 1. 202. — i, khdva. ii. chnü. in. linv. iv. chai). VI. chcibe Mahl. vii. fe chas essen, xiii. jalar (chalar). Dem Gesagten gemäss dürfte ii. kharciü, akJiardü rufe nicht mit aind. khara, rauh, hart und, wegen seines Geschreies, Esel, zusammenhangen. Hier ist kch durch iv. man kcharav ich heisse. akcharav seufze, und durch vii. te kcharav rufen, iii. aklinrnu rufe, akhjarda rief gesichert, i. bietet akardva, nkiardva (akjardva) und acardva. Vergl. Pott 2. 153. Wenn dem aind. krid, ved. kril, das bind, khel und das zig. khel gegenüberstehen, so ,ist wie in ghas (Gras) ein r aus- gefallen, nachdem es den vorhergebenden Consonanten aspirirt hatte'. A. Weber, Indische Studien 2. 88. Auch Beames 1. 239. 244. findet den Grund des aspirirten Anlautes für das bind, in dem elidirten r. Vergl. Trumpp, Sindhi V. XXIV. Dasselbe dürfte vom Zig. gelten. Hinsichtlich des Vocals e vergl. man geha (gi"ha). knd, kril spielen, bind, khelnä. khel subst. sindh. khedu. Beames 1. 239. 244. — ii, kh'hldü neben keldü. in. khelav und kelav. IV. kchelav. vi. kchei. vii. fe kcheles. Dagegen i. keldva. II. Über tu, 12. a) Zig. th entspricht aind. dh. dhä stelle, bind. dbOnä. sindh. dhöinu. — n. ihovö, tao werde legen, iii. thovel legt, thut. iv. vi. fchovav. vii. te tchove-f und te coves. Dagegen i. tovdva. dhäma, dhäman Wohnstätte. — ui. them Land, Reich. IV. tchem Herrschaft, vi. tcliem. Land. xni. chen (cen). chim (cim). Dagegen i. tem Land, Leute, e für ä macht diese Erklärung etwas zweifelhaft. Dosshalb wird trotz dem /// in them griech. Oe;;.?. herangezogen. Pott 2. 295. Bei Paspati's thardva für Oappw ist wold nicht an ih zu denken. dhäv rinnen, rennen, hind. dhänä. — iv. tchadövav fliesse. Dagegen i. tdvdava. Dieses ist mit da verbunden; jenes be- nilit auf dem Part, tchado aus tchavdo. dhav waschen, hind. dhönä. sindh. dhuanu. Beames 1. 183. 241. — n. thov: thovelas pe er wusch sich, thovel wäscht. Roiträge zur Kcnntniss der Zi^ounerinundarten. I. II. < 79 tlwlo rein, eii>-entlich g-ewaschen. iv. tcJiovav. xiii. rliolxtr fcohar). chobelar (cohelar). Dagegen i. tovdva. x. tovdv. xii. tove. dhvma Rauch, bind, dhüm, dhüa. Beanies 1. 257. — II. thu und tu. III. thuv, thn und tnv. iv. tchuv. vi. fchu. xiii. cJm- halö (cubalo) Cigarre. Dageg-en i. v. tuv. ix. töi. xii. toov. 13. h) Zig. th entspricht aind. sth. stJiäna Ort. päli thäna. hind. thänä. tliän Stall, sindh. thänu Stall. — ii. fhan und tau. in. than. Dagegen i. fidi. XII. tan, tano. Mit der Wurzel sthä hangen auch zwei zig. Wörter zu- sammen, von denen das eine Tuch, das andere Faden bedeutet. Vergl. aind. sthavi Weber, griech. a-rv^p.wv. lat. stamen. asl. postavi. tela u. s. w. a) hind. thcän Tuch. — iv. vi. tchan. vii. can. xiii. chan (call). Vergl. iii. t/ial. b) II. thau Zwirn und tao Strick, iii. thaa Band. iv. tchav E'aden. vi. schava für tchava. xi. caua. Dagegen i. tnv. v. täv. IX. XII. tav. XIV. def. Pott 2. 298. sfhüla dick. — ii. thido und tido. Mezzofanti schreibt t-liulo. III. thulo und tulo. iv. tchnlo. vi. tcJmio. vii. cidö. xiii. cJiuUö (cul'ö). Dagegen i. tidö. xii. tullo. tidlopen. Über die Veränderungen des st, sth, st, sth im Mittel- und Neuindischen vergl. Beames 1. 313 — 310, III. Über pit. 14. Zig. jjk entspricht aind. hh. *hliag: bhandz, bhanakti brechen, pälibhagga. iiind. bhang Brecher, sindh. bhaiianu. — ii. phagau breche und pagTöü brach. III. phagä, phagevel. iv. ychagerav. . vii. t& pchagires. Dagegen I. pangdva, hangdva. ix. paggra. xii. pog, pogger. hhaginl Schwester, hind. bhän, bahin aus bhain. sindh. bhenu. Trumpp XXIII. Beames 1. 183. 187. 202. — n. phen und pen. Mezzofanti schreibt p-hen. iii. phm. iv. vii. pchen. vi. pchen und pahtni. Dagegen i. pßn und ben. v. xii. pen. xiv. ben, beno und bhanu. Bopp 2. 1(30. glaubte pen mit svasr vermitteln zu können. 7J^0 Miklosich. h]inmin(l:ut"ii. 1. II. 't^] hlirü Braue, hind. bliau. — ii, phuvja jdiir. iv. ])chovf(. VII. pcJwv. Dagegen i. pov. Man vergleiche etwa das österreichische pfiet (zweisilbig) aus bhüte, behüte (dich Gott). Mau merke, dass in hokh ii. iii, hokch iv. vi. vii. der Anlaut die Aspiration eingebüsst hat: '^-hhuksCi, aind. bubhuksä. Die Zusammenstellung von huti, huki, putz Arbeit i. ii. iii. IV. hvti. VI. vii. buty. xui, bucM (buH) mit aind. Ijlinti Entstehung, Dasein, Heil lässt sich lautlich nicht rechtfertigen, obgleich b neben p i. Beachtung verdient. ph beruht auf aind. sph. Im Mittel- und Neuindischen geht sp in ph über. Beames 1. 307. sphat aind. spalten, hind. phatnfi gespalten sein, phärna spalten, to tear open. sindh. phäraiiu, phätanu. Trumpp 252. 274. iv. pcharavav spalte, öffne: pcharav. Puch. 46. heisst v\^ohl nicht öffnen, sondern eher offen stehen. pcharavav berste, pcliradas wohl aus pcharavdas er öffnete, vi. psirau aus pcJdrau öffne, vii. te pcJiaraves hauen : pchari^jola es ist geplatzt ist ein praes. pass. Dagegen i. poravdva, pinravdva, pintavdva, pinavdva öffne, n. panrao, porrav. xii. pirriv. xiii. pindrabar. Pott 1. 446, 2. 374. Beames 1. 307. IV. Über bh. 15. bh ist sehr selten. bkär'i hind. gross. — bhard und barö ii. gross: i. bard. III. bäro, IV. bäro vii. bat^ö. ix. xi. xii. baro. Das Wort ist viel- leicht mit II. pharo. i. paro, bard u. s. av. schwer identiscli. Vergl. iii. phabhi Apfel Bornemisza 93. ii. phabdj. Hier folgt h unmittelbar auf b. In einem in Asien ge- sprochenen Zigeunerdialekt findet man bihevii fürchte (aind. bhl) Pasp. 180: bihemi ist nicht etwa aind. bibhemi, sondern steht statt bhemi. Das syrische baharnr ist nach Ascoli, Zig. 80, als ein Deminntivum aus bhral-ur zu fassen. V. Über eh. 16. Ob die zig. Mundarten ein aspirirtes c kennen, ist zweifelhaft, und es verdient hervorgehoben zu werden, dass gerade jene Mundarten, welche hinsichtlich der übrigen Aspi- raten am genauesten sind, nämlich iv. und vii, kein asi)irirtes 782 Miklr.sich. c haben. Hier werden jene Wörter angeführt, in denen namentlich die Mundart der ung-rischen Zigeuner diesen Laut allerdings neben c besitzt. hechan iii. schicke. Dagegen i. hicavdva. iv. bicavav. vii. te bicaves u. s. w. Das Wort hängt nach Ascoli, Zeitschrift XVII. 244, mit hind, bhedznä zusammen. Aus dieser Zusammen- stellung ergibt sich kein eh. cacho neben cacoiii. wahr. Dagegen i. cacij^e. iii. cäco u. s. w. — Aind. satja. präkr. sacca. hind. sac. Das anlautende c für s ist eine Folge der Assimilation an das inlautende c aus tj. chavö, chai neben cavö ii. Kind. in. chavo, chaj neben cavo, caj. Dagegen i. cavö. iv. cävo. vi. cavo. vii. cdvo, caj. — Man kann das Wort mit aind. vatsa Junges, Kalb, Kind und dem präkr. vacchö Kind. bang, väcchä. hind. bächä, bacä ver- gleichen und eine Umstellung der Consonanten annehmen. Für die Aspiration wäre eine neuindische Parallele gefunden, allein der ganze Vorgang ist zweifelhaft. Über ch aus ts vergl. Beames 1. 317. chinav und daraus chingerav in. schneide. Dagegen i. cindva. iv. Sinav, cingerav. vn. fe eines, te cingires u. s. w. — Dem zig. Worte liegt aind. chid, zunächst das Part, chinna, zu Grunde. chon iii. Mond. Dagegen i. iv. vn. con. — Aind. candra. präkr. candö. hind. candar, cänd. chorav und corav in. stehle. Dagegen i. iv. vn. cor. — Aind. cur: cörajämi. hind. cor u. s. w. chvco in. leer. Dagegen i. cticö. iv. cüco. — Aind. tuccha. hind. chüchä. Es hat Assimilation stattgefunden. churi und ciiri in. Messer. Dagegen curi. iv. curi. vii. Suri u. s. w. Aind. chui-i aus dem älteren ksurl. hind. sindli, churT. ucho, viclio und ^. — grede, wohl ein Subst., ist dunkel: phab kann ich ebenso wenig erklären. pchnl VI. Brett, vii. pclial. v. pal, pai. Das Wort hängt wohl nicht mit aind. phal bersten, phalaka Brett (vergl. '^'/y^T^^ G/iLa), eher mit sphat spalten zusammen. Vergl. Beames 1. 307. pliar III. Seidenstoff, iv. pchar Taffet. v. pär. — Aind. pata Gewebe. Pott 2. 378. Bugge 152. pcherno iv. Kitze, Kopftuch. — Bugge 152. vergleicht hind. pheta m. phentä f. kleiner Turban. Pott 2. 358. pherdü, phjerdu und pj'erdn ii. gehe: in. pldrav. iv. pclnrav. VI. psirau: i. pirdva. — Hind. phiruä gehen. Pott 2. 382. pliiränä trans. Das zig. und hind. Wort hängt vielleicht mit aind. bhr zusammen : die Bedeutungen werden durch ,ferri' ver- mittelt. phosavel iii. sticht, iv. pcliosavav, pchosadi Gabel: i. pttsavdva. vir. pusady Stecknadel, xn. pooßomengro (pusomengro) Gabel. Pott 2. 389. pchuj IV. Interj. pfui, adj. nichtswürdig: i. pif Interj. — Vergl. ngriech. -ojocj. pchukamv iv. klage an: xii. pooker (puker) sagen, xin. pucanar bekannt machen. Pott 1. 448. phnklo V. Gerste. Pott 2. 375. — Vielleicht: das Schwel- lende. Vergl. piiko i. angeschwollen. Beiträge zur Keiitituiss .Irr Zigennerraundarten. I. II. 787 phnkni in. pchukni i\. Blase. Ver^l. vii. fe jychncoves gross. thun, eig-entlich wohl: sich aufblasen: dagej^cn i. piikö ange- schwollen, pukinrnva anschwellen trans. ii. pnrarno aus pnkiarao werde stolz. Vergl. hind. phüknä, phuknä blasen. phumh m. Eiter: j. immb. ii. hih. v. pomh. Vergl. hind. pib. Pott 2. 377. ph^ird III. pchurd iv. Brücke: \. piirt piji's. dialekt. [»unl. Vergl. abktr. peretu, das aind. prtu (Wurzel pr liiniil)erfuhren, übersetzen und tu) lauten würde. Pott 2. o82. pchutravav iv. trenne los: i. putvava. ii. imterdel'oü öffnete sich. — Aind. sphut. hind. phütna. Pott 1. 447. thnj II. und. in. fliaj und tnj. iv. tche: \. fa. vii. te. — Pott 2. 281. 295. thaha, thava iii. brenne, fchäv koche, imperat. iv. tcha- hövav brenne uror: i. tahlo waxm. tdpiovava, tdbiovava brenne uror. IV. tävav kochen. — Aind. tap. hind. tävnä wärmen, sindh. tau Hitze. Pott 1. 424. Ascoli, Zig. 42. thalik II. schafwollenes Kleid: auch iii. tkallk. iv. tchalik. Pott 2. 295. armen, t'ayik', nach Lepsius' Transcription 133. 134. aus einem älteren, im Zig. erhaltenen t'alik', dichtes Haar- gewebe, das man als Kleidung gebraucht zu haben scheint. Es findet sich bei keinem Classiker, hängt jedoch mit dem bei Moses von Choren vorkommenden t'al zusammen, das eine Be- deckung bedeutet, die als Panzer getragen wurde. Dem t'ayik' entspricht türk. kece feutre, etoffe grossiere de laine non tressee. Bianchi. tham iii. Arzenei. Nur in in. f/mr und ter ii. weg. kotlidr von hier, y^lu thar er gieng: I. tar. tharav iii. ich brenne, iv. fchärav: i. tardva zünde an. tarö hastig, eigentlich brennend, vi. targi mom (mol) Brant- wein. Pott 1.424; 2.299. Vergl. sindh. taranu to fry. t'hilava iv. aus kchüava Obst, Zwetschke, xni. quillaha. ,In Armenien und Georgien führt die Pflaume den Namen Schluer und Kliawi^ Pott 2. 108. thinä iii. gehe zu Grunde. Nur in ni. — Vergl. aind. ksina vermindert, erschöpft. thind'dr ii. benetze, imperat. ii. findo. vii. klndo. Welches ursprünglich ist. t oder k, ist mir unklar. — Vergl. armen. 788 Miklosich. thimel, thaiial benetzen; das erstere hängt vielleicht mit aind. stini, tim feucht sein zusammen. Man merke das wohl aus dem Slav. entlehnte iv. pchoki- növav neben pokcliinövav ruhe aus. Puchmayer 15. 46: asl. pocin^ti. VIII. Nichtaspiraten für Aspiraten. 19. In manchen Wörtern tritt für die erwartete Aspirata, namentlich im Inlaut ein nicht aspirirter Consonant ein. dzangliü aind. Hüfte, hind. dzangh der obere Schenkel. — I. cang Bein. ii. cnngd plur. iii. iv. cang u. s. w. luhli aind. verlangen, hind. lubhnä. — i. hibni, lumni Hure. III. IV. lihhni. vii. luhny. Ascoli, Zeitschrift XVII. 245. Hks aind. lernen, caus. lehren, päli sikkhä Lehre, präkr. sikkh. hind. sikhuä lernen. — i. sikdva zeige, ii. s'^hkavdü. III. IV. sikavuv. vii. te sykaves. Statt s erwartet man für aind. s zig. 5, das in keiner Mundart vorkömmt. Eine Metathesis der Aspiration ist bei diesem Worte unmöglich. slghra aind. schnell. p;ili sigha. sindh. sighö. — i. sigö, singö. in. sik, sikeder neben sigeder. iv. sik. siköro : sid'övav eile setzt sig voraus, vii. f^ygo. s für s wie oben. suska aind. trocken, präkr. sukkha. hind. sükhä. sükhnä. — I. sukö trocken, in. iv. mko. vii. fe issutes. s ist der Ver- treter des s. sughräna aind. Duft. hind. sünghnä riechen. — i. ii. iii. iv. sung Geruch, vii. tesunges riechen, xiii. sunjelo (sunchelo) Gestank. IX. Einzelheiten. 20. Man beachte noch folgende abweichende Formen. naklia aind. Nagel^ Kralle, hind. nakh, nah. — i. ii. u. s. w. naj. nmkha aind. Älund. hind. mfdi. Beames 1. 20(5. sindh. niühü neben mukhu. Trumpp XXVI. — i. n. u. s. w. muj. Tu beiden Fällen ist kh zu h geschwächt und h durch / ersetzt wordiui. Aus aind. labh entsteht präkr. lali. sindh. lahanu erlangen, aus Iah das zig. 'JMiema la nehmen : läva, läsa und Icsa u. s. w. Beiträge zur Kenutuiss der Zigeuiiormuudartun 1. II. 789 likh aus rikh aind. ritzen, schreiben, hincl. liklmä. pi'äkr. lih. — I. lil und lir. ii. ni. iv. u. s. w. lil. Hier ist, wie es seheint, an die Stelle des erwarteten j ein l getreten. Ascoli, Zig. 48, g-eht vom hind. likhan aus, aus dem sich zig-, likhal entwickelt hätte. Es liegt nahe i. terdva halte mit aind. dhr halten, hind. dliarnä legen zusammenzustellen : der Richtigkeit einer solchen Annahme stehen jedoch iv. som terdo stehe und vii. te terd'ovdv stehe entgegen, wofür, wenn die Zusammenstellung richtig wäre, therdo, therd'ovav stünde. loko I. leicht u. s. w. ist slavisch, und ist daher nicht unmittelbar auf aind. laghu zurückzuführen. Ascoli, Zeitschrift XVII. 244. posik I. Boden, Erde: ii. pos Staub, iii. posi Sand ist iirmen. phosi Staub. X. Indices. a) Zigeunerischer Index. akhor Nuss 18. arakho finde 10. baharür Bruder 15. bharo gross 15. hichaü schicke 16. hihemi fürchte 15. bokh Hunger 10. 14. huti, huki Arbeit 14. caclio wahr 16. cang Bein 19. chavo Kind 16. clunav schneide 16. chon Mond 16. chorav stehle 16. chuco leer 16. cliuri Messer 16. dikhaü sehe 10. draklii Traube 10. duklial schmerzt 10. chandav grabe 11. cliandi wenig 11. chanro Schwert 11. chas Husten 11. chava esse 11. jakha plur. Augen 10. jekh einer 18. kliaini Henne 18. kliam heiss, Sonne 9. khamav liebe 18. kliamni trächtig 17. khan Ohr 18. khan Geruch 17. khangiri Kirche 18. khani Unschlitt 18. kharaü rufe 11. khas Heu 9. khata Thräuen 18. khatav spinne 18. 790 Miklosich. khedel sammelt 18. khelav spiele 11. kker Haus 9. kher Esel 17.^ kJdl Butter, Öhl 10. khino müde 10. khosav wische ab 9. khidinav decke 18. khul Excremente 18. khurmin Hirse, Brei 18. kJviro Füllen 9. khnro braunroth 18. khivfiv flechte 17. likha plur. Niss 10. lil Brief 20. loko leicht 20. lubni Hure 19. makhav schmiere 10. makhe Fliege 10. mort'hi Leder 18. mvj Mund 20. mukhav loslassen 10. naj Nagel 20. nakh Nase 18. jjhahaj Apfel 18. fhahaterdo gebrechlich 18. j)liahid'oü verbrannte neutr. 18. phagau breche 14. j)hakh Flügel 10. phal Brett 18. phandav binde 17. pkar Seidenstoff 18. phnravav spalte 14. phnro schwer 14. pken Schwester 14. phenau rede 14. phernü fülle 14. phcraü gehe 18. pherno Kopftuch 18. phiko Schulter 17. phivlo Witwer 17. phokinövav ruhe aus 18. phosavav steche 18. pJiral Bruder 14. phncav frage 17. 2)huj pfui 18. phukavav klage an 18. phuklo Gerste 18. phnkni Blase 18. phumh Eiter 18. phnrd Brücke 18. phurlav blase 14. phuro alt 17. phus Stroh 14. phiitravav trenne los 18. jyhttv Erde 14. phuvja plur. Brauen 14. posik Boden, Erde 20. sigo schnell 18. sikava zeige 19. sung Geruch 19. suko trocken 19. terava halte 20. thad'ovnv fliesse 12. thaj und 18. thalik schafwollenes Kleid 18. tham Arzenei 18. than Ort 13. fkan Tuch 13. thar, tar weg 18. tharav brenne trans. 18. thmi Zwirn 13. thava brenne 18. them Land 12. thinä gehe zu Grunde 18. ihind'arai- benetze 18. thovac lege 12. thovav wasche 12. Beiträge zur Kenntuiss der Zigeunermundarteu. I. II. Till ihn Rauch 12. thud Milch 17. thitlo dick lo. t'hüava Zwetschke 18. xicho hi>ch 1<). b) SanskritiDdex. (iloUi Bctelnuss 18. (ilcH Auge 10. ucca hoch IH. eka ein 18. kam lieben 18. karna Ohr 18. hts husten 11. JxTf, krnatti spinnen 18. krld spielen 11. ksina erschöpft 10. kstra Milch 10. khadga Schwert 11. khan eraben 11. klianda Bruch, Lücke 11. khara rauh 11. khäd kauen, essen 1 1 . fjnndha Greruch 17. gcudahlia Esel 17. gnrhhim trächtig 17. gvph winden 17. grhti ITaus 9. göta Pferd 9. gliarma Wärme 9. ghäsa Futter 9. ghrs reiben 9. candra Mond 16. cur stehlen 16, chidj schneiden 16. churi Messer 16. dzanghä Hüfte 19. tap wärmen, brennen 18. tuccha leer 16. dngdha Milch 17. duskha Schmerz 10. drks* dr.s sehen 10. drak,sä Traube 10. dhä stellen 12. dhäman Wohnstätte 12. dhäv rinnen 12. d.häv caus. waschen 12. dhnma Hauch 12. diu- halten 20. nakha Nagel 20. näsikä Nase 18. pakm Flügel 10. pata Gewebe 18. prcch fragen 17. prsfjia Rücken 17. handh binden 17. huhlnikm Hunger 10. 14. Imsa Spreu 14. hliag'^ bi'echen 14. hhaginl Schwester 14. hhan reden 14. hhara Last 14. hhüti Entstehung 14. hhümi Erde 14. bhr füllen 14. bhräfr Bruder 14. hJirü Braue 14. maksika Fliege 10. miiks* muc loslassen 10. mnkha Mund 20. mraks reiben 10. raks hüten 10. i'iksä, liksä Niss 10. laghn leicht 20. likh, rikh schreiben 20. 792 Miklosich. Beiträge zur Keuntiiiss der Zigeunermundarfcen. I. II. luhh verlangen 19. vatsa Junges 16. vidhavä Witwe 17. vrddha alt 17. siks lernen 19. iujhra schnell 19. sHska trocken 19. S'dja wahr l(j. sughrCma Daft 19. sthäna Ort 13. sfhüla dick 13. s'phat spalten 18, fiphut platzen 18. Inhalt. I. Die ältesten Denkmäler der Zigeunersprache. A. Andrew Boorde. B. Bonaventura Vulcanius. II. Die Aspiraten der Zigeunermundarten. A. Allgemeines. 1 — 8. B. Specielles. 9-20. I. IJber zig. kh. a) Aus aind. gh. 9. b) Aus aind. ks (ks). 10. Zusatz über zig. eh. 11. II. Über zig. th. a) Avis aind. dli. 12. b) Aus aind. sth. 13. III. TJber zig. ph aus aind. bli. 14. IV. Über zig. bh. lr>. V. Über zig. eh. Iti. VI. Metathese der Aspiration. 17. VII. Verzeichniss der entlehnten und jener Wörtei-, deren Aspiraten nicht erklärt werden können. 18. vni. Nichtaspiratcn für Aspiraten. 19. IX. Einzeliieiten. 20. X. Indicos. a) Zigeunerischer Index, b) Sanskritindex. Ehi dem Verfasser dieses Aufsatzes befreundeter Engländer liest bei Boorde in Nr. 1. Uro für luUy. Derselbe erklärt in Nr. 2. und 3. hur foras für /jaro forun und bemerkt zu Nr. 6 : The ,and' discernible in len marks these fJipsies to have been Englisli. In Nr. 7. steht ihm deue lasse für duveleste. Die Deutung mit vaS ist wegen der Stellung der Praeposition aufzugeben : man vergl. for duveleste for god's sake. Lei. 235. In Nr. 8. könnte viimi, das heutzutage im englischen Zigeunerisch Bier bedeutet, als richtig angesehen werden, wenn in Nr. 4. nicht laiiena für Bier stünde. In Nr. 10. wird für .süsse tnsar mit dir oder so se? was ist esV in Nr. 11. tc für In vermuthet. XIX. SITZUNG VOM 15. JULI. Vorgelegt werden: 1. das von Herrn Dr. Constantin von Böhm mit Unter- stützung der kais. Akademie herausgegebene Supplement zu dem früher von ihm publicirten Katalog der Handschriften des k. und k. Haus-, Hof- und Staats-Archivs; 2. der 27. Band des von Herrn Regierungsrath Dr. von Wurzbach mit Subvention der Akademie publicirten biogra- phischen Lexikons des Kaiserthums Oesterreich; 3. ferner von Herrn Dr. Emier in Prag eingesendete 6 Hefte der Regesta Boheraiae et Moraviae und das 8. Heft der Reliquiae tabulae terrae. Von wissenschaftlichen Abhandlungen kommen zur Vorlage: von Herrn Dr. N. Borges eine Untersuchung über die Verbalstammbildung in den semitischen Sprachen, und von Herrn Prof. Dr. Savelsberg in Aachen Beiträge zur Entzifferung der lykischen Sprachdenkmäler I. Ferner wird vorgelegt eine von dem wirkl. Mitgl. Herrn Prof. Dr. Julius F ick er in Innsbruck zum Abdruck in den Sitzungsberichten übersendete Abhandlung: ,Ueber die Ent- stehungszeit des Schwabenspiegels'. An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie der Wissenschaften zn Krakau: Die zwei ersten öftentlichen Sitzungen. Krakan, 187.S; 4". (Polniscli.) Bö lim, Constantin Edler von, Die Handschriften des k. u. k. Haus-, Hot- und Staats-Arcliivs. Supplement. (Mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien.) Wien, 1 874 ; 8". Ellero, Pietro. La questione sociale. Bologna, 1874; 8^. 794 Emier, Joseph, Regesta diplonmti-ern vVuf'entlialtc theils in Bischofsstädten, theils in Reichsstiidten nimmt. Wenn ich nun annehme, der Verfasser des JSchwabcn- spiegels habe bei der fraglichen Stelle eben diese VerliäUnissc im Auge gehabt, dieselbe sei in Veranlassung derselben kurz nachher geschrieben, so dürfte das kaum noch einer nähern Begründung bedürfen. Versuchen wir es noch, uns den Her- gang von jener Stelle ausgehend genauer zu vergegenwärtigen, so mag das weniger wichtig erscheinen wegen der weiteren Ilaltpunkte^ welche sich für die Richtigkeit der Beziehung er- geben, als wegen des Nachweises, ein wie überaus wichtiges Tlülfsmittel zur richtigem Würdigung mancher Vorgänge der ersten Regierungszeit König Rudolfs uns in jener Stelle vorliegt. Wurde dei" König nach der Krönung anstandslos in den rheinischen Bischofsstädten aufgenommen, so kann das nicht auffallen. Zu Köln, Speier, Worms war man von den Zeiten Wilhelms und Richards her an die Aufenthalte des Königs ge- wohnt geblieben; niemand wird hier daran gedacht haben, dass dem allgemein anerkannten Könige weniger Recht zustehen solle, als jenen. War Strassburg anscheinend nie von Richard, Basel auch nicht von Wilhelm besucht;, so durfte Rudolf in diesen ihm näher stehenden Landestheileu auf bereitwilliges Entgegenkommen ohnehin rechnen. Das wii'd sich nun geändert haben, als Rudolf im folgen- den Jahre auch Reichsländer besuchte, welche seit langen Zeiten keinen König gesehen hatten. Ob Rudolf schon im März, als er nach längerem Aufenthalte zff Hagenau von dort nach Oppen- heim und Gelnhausen ging, die rheinfränkischen Bischofsstädte mied, weil die Aufnahme auf Schwierigkeiten stiess, mag frag- lich sein. Speier und Worms hatte er früher schon besucht. Auffallender könnte unter andern Verhältnissen das Vermeiden von Mainz sein, wo er jedenfalls noch keinen längern Aufent- halt genommen hatte; aber es erklärt sich wohl genügend daraus, dass der Erzbischof den König bisher begleitet hattt; und nun nach kurzem Aufenthalte zu Mainz zum Concile auf- brach; vgl. V. d. Ropp Werner von Mainz 179. k 824 Ficker. Spätestens aber, wenn nicht alle Anzeichen trügen, muss der Couflict ausgebrochen sein, als der König sich nun nach Würzburg wandte. Würzburg war eine der Städte, in welcher die früheren Könige am häufigsten Hof hielten. Aber seit den Aufenthalten König Heinrichs 1284 und Kaiser Friedrichs 1236 hatte es keinen König in seineu Mauern gesehen. Es ist be- greiflich, wenn man dort von der Aussicht auf einen längern Aufenthalt des Königs nicht angenehm berührt war. Schon der Umstand, dass der König kurz vor seiner Ankunft die AVürzburger auffordern muss, von dem Widerstände gegen Annahme seiner Münze abzustehen (Reg. Rud. n. 12), deutet auf Zwistigkeiten. Wir liaben dann nur eine einzige am zweiten Tage vor Ostern zu Würzburg ausgestellte Urkunde. Sieben Tage früher soll der König zu Heilbronn geurkundet haben; am dritten Ostertage urkundet er bereits zu Rotenburg. Er kann also Würzbarg nur flüchtig berührt haben, obwohl doch gerade das Zusammentreffen mit dem Osterfeste auf die Absicht längern Aufenthaltes schliessen lässt. Wahrscheinlich war für den auf Ostern angesagten Hoftag Würzburg ausersehen ge- wesen; war dieser dann verschoben, vielleicht nicht ohne Ein- fluss dieser Verhältnisse, so wird der König zunächst nur für seine Person am früheju Plane festgehalten haben. Würde das Vermeiden anderer Bischofsstädte wenigstens in dieser Zeit sich etwa auch durch das Concil erklären lassen, an welchem die meisten deutschen Bischöfe Theil nahmen, so scheint das hier niclit zuzutreffen. Allerdings wurde auf dem Concile der damalige Erwählte von Würzburg seinem Gegner gegenüber endgültig als Bischof anerkannt (vgl. Chr. Sampetrinum); aber seine eigene Anwesenheit ist sehr zweifelhaft; unter den uns sehr vollständig bekannten Thd?lnehmern wird er nie genannt; vgl. Mon, Germ. L. 2, 396; Ried Cod. Ratisb. 1, 530; Lepsius Kl. Schriften 2, 284. Von Rotenburg ging der König nach Ulm. Nichts hätte nun doch für einen König, der zum erstcnmale in diese Gegcn- d(!n kam, näher gelegen, als ein Besuch von Augsburg, zumal dessen Bisclidf nicht auf dem Concüi' war. Und wenn der König nach Beseitigung der zu vermuthcnden Schwierigkeiten im folgenden Jahre zunächst gerade zu Würzburg und Augs- burg Hoftage hielt, go muss das es doch doppelt wahrscheinlich Ueber die Entstehuugszeit des Scbwabenspiegels. 825 machen, dass auch jetzt ein Aufenthalt zu Augsburj^- in Aus- sicht genommen war. Aber wir wissen nicht allein nichts von einem solchen, sondern das Itinerar lässt überhaupt keinen Raum dafür. Sollte etwa von Ulm aus darüber verhandelt sein, so muss der König sich überzeugt haben, dass auf guten Willen des Bischofs nicht zu rechnen sei. Auch der Bischof von Kon- stanz war nicht auf dem Concile und ein Besuch seiner Stadt würde der Richtung, in welcher der König sich bewegte, durch- aus entsprochen haben. Statt dessen kehrt er von Ulm auf geradestem Wege, da die Berührung von Achalm bezeugt ist (Reg. Rud. n. 114(5), nach Hagenau zurück, wo er nun das folgende halbe Jahr verweilt, inzwischen nur auf kürzere Zeit die Reichsorte Oppenheim, Lautern, Wesel, Gmünd und Kot- weil besuchend. Nur am 12. Juni bekundet er zu Strassburg, und zwar im Hause des Herrn von Klingen, eine vor ihm ge- schlossene Sühne; er hat die Stadt damals zweifellos nur flüchtig auf der Durchreise von Hagenau in seine Landgrafschaft be- rührt, da er schon drei Tage später zu Ensisheim urkundet, Reg. Rud. n. 1258. Alle diese Umstände deuten nicht auf ein Widerstreben nur einzelner Bischöfe. Mag der nächste Anstoss von dem Würzburger oder einem andern Bischöfe ausgegangen sein, so lässt das mit den grössten finanziellen Opfern verbundene Meiden der Bischofsstädte durch ein ganzes Jahr auf einen Widerstand des gesammten Bisthums schliessen, welches sich wohl endgültig der drückenden Last der Aufnahme des Königs entziehen wollte. War das der Fall, so war von Verhandlungen mit einzelnen Bischöfen in einer Zeit nichts zu erwarten, wo die Mehrzahl ausser Landes war, sich demnach jedem die Aus- rede bot, dass er den Entschlüssen der Gesammtheit nicht vor- greifen dürfe. Gegen einzelne sein Recht nöthigenfalls zu er- zwingen, daran konnte der König, der schon der päbstlichcn Anerkennung wegen damals mit dem Bisthume nicht brechen durfte, der ganzen Sachlage nach nicht denken. Ein möglichst rascher Austrag mit der Gesammtheit war wegen des Concils nicht zu erreichen. Schrieb er nach Beendigung desselben einen Hoftag in eine Bischofsstadt aus, so war zu fürchten, dass die Bischöfe von vornherein nicht folgen würden. So musste er 826 Ficker. sich entschliesscD, auch den Hoftag- in die Reichsstadt Nürn- berg auszuschreiben. Es fehlt weiter in dieser Zeit auch nicht an sonstigen Andeutungen einer Spannung mit den Bischöfen. Lediglich mit den baierischen Bischöfen von Salzburg, Passau und Regens- burg finden wir im August den König in engeren Beziehungen, der ihnen Gnadenbriefe ertheilt. Das erklärt sich durch die gemeinsamen Interessen gegen den Böhmenkönig; doch mag auch das zu beachten sein, dass Salzburg und Passau über- haupt nicht zu den Städten gehörten, in welchen der König Hof zu halten pflegte, während für den Besuch von Regens- l)urg, wo überhaupt schon seit langer Zeit nur selten noch Hoftage gehalten wurden, die Beziehungen des Königs zum Herzoge wohl mehr ins Gewicht fielen, als die zum Bischöfe. Dagegen fehlen alle Gunstbriefe für andere Bischöfe. Und wenn der König kurz vor dem Nürnberger Tage den Bürgern von Köln, deren Erzbischof eben gestorben war, feierlich zu- sichert, nicht dulden zu Avollen, dass ihr Erzbischof sie ver- gewaltige oder bedrücke, so lange sie bereit seien, vor dem Könige zu Rechte zu stehen (Lacomblet U. B. 2, 399), so ist das doch kaum anders aufzufassen, als dass Rudolf sich nach Bundesgenossen umsah für den Fall, dass die Verhandlungen zu Nürnberg nicht zum erwünschten Ziele führen sollten. Auch der Erzbischof von Mainz war eben damals mit seinen Bürgern in heftiger Fehde. Musste der König auch wünschen, n)it den Bischöfen zu einem Einvernehmen zu gelangen, so lagen die Sachen doch keineswegs so, dass er genöthigt gewesen wäre, dasselbe durch Gewährung jeder Forderung zu erkaufen; das Bedürfniss einer Verständigung dürfte auf der andern Seite nicht geringer gewesen sein. ]\rit unseren bisherigen Annahmen stimmt nun wieder alles aufs genaueste, Avas wir über den Nürnberger Tag wissen, llieher fällt zweifellos das im Schwabenspiegel erwähnte Nach- geben der Bischöfe. Schon das ist schwerlich Zufall, dass zu Nürnberg nur ein Laicnfüi'st, aber zwölf Pfaffenfürsten an- wes(;nd warcni; es wiid danach doch von vornherein festge- standen haben, dass es sich vorzugsweise um Angelegenheiten dieser liandeln werde. Der König erreichte einmal Unter- stützung des gegen den Böhmenkönig beabsichtigten Vorgehens. Ueter die Entstehiingszeit des Schwabenspi>!35 der Ambraser Handsclirift lieisst es: Ditz reht haut die herren; die meisten haben der Aenderung entsprechend: die zwen hen-en; doch hndet sich auch hier noch in Folge der Aenderuni^en die unpassende Fassung, wonach vorher nur von Abwesenheit des Königs, im Schhisssatze nur von Erledigung des Thrones die Rede ist, ohne dass das durch ein auch in i'ichtige Verbindung gebracht wäre. Wird auf diese Gründe hin sich schwerlich bestreiten lassen, dass der Urtext neben dem Pfalzgrafen und dem Mar- schall auch den Schenken nannte, so wird es doch weiter keinen Augenblick zweifelhaft sein können, dass der Verfasser dabei als Schenken den Herzog von Baiern und nicht den König von Böhmen im Auge hatte. Schon das muss darauf hindeuten, dass Baiern gar nicht genannt ist, während alle andern deut- schen Länder berücksichtigt sind; das erklärt sich leicht, wenn der Schenk ohnehin Herzog von Baiern ist. Es ist weiter doch fast selbstverständlich, dass eine Gewalt, die sich auf der einen Seite bis Trient, auf einer andern bis an den Rhein erstreckt, nur von Baiern aus geübt werden kann. König Richard mochte, gerade um Konradin und den ihn unterstützenden Baiern- herzogen entgegenzutreten, Ottokar den Schutz des Reichsgutes bis zum Rhein übertragen (vgl. Palacky Formelbücher 2(54); dass ein zu Augsburg schreibender, alle pfalzbaierischen An- sprüche in auffallendster Weise begünstigender Verfasser auf den Gedanken gekommen sein sollte, dem Böhmenkönige die Vertretung des Königs in Schwaben und Tirol zuzusprechen, ist undenkbar. Endlich findet die sonderbare Auffassung, dass die Befugniss des Rheinpfalzgrafen sich nur auf die links- rheinischen Reichstheile erstreckt, doch nur eine genüg-ende Erklärung, wenn die Vertretung in Baiern und Schwaben dem Herzoge von Baiern zugedacht war; war der Pfalzgraf zugleich Herzog von Baiern, so erklärt es sich leicht, wenn der Ver- fasser da nicht schärfer schied. Es wird nun weiter zu beachten sein, dass nach Erwägung aller Umstände S. uns hier nicht allein den ursprünglicheren, sondern auch den ursprünglichsten Text erhalten haben muss. Es ist die Annahme offenbar nicht zulässig, es habe auch hier, wie bei den früher besprochenen Stellen, eine noch ursprüng- lichere, auf den König von Böhmen berechnete Lesart gegeben. 836 Ficker. welche sich nur zufällig- in keinem unserer Texte erhalten habe. Dort genügte die einfache Ersetzung des einen Fürsten durch den andern, verbunden mit einigen Auslassungen; und trotzdem wusste man nicht einmal die Aenderung so genügend durch- zuführen, dass nicht Reste der zunächst auf den König von Böhmen berechneten Fassung zurückgeblieben wären. Hier dagegen ist die Annahme solcher Aenderung dadurch ausge- schlossen, das§ die Fassung fast des ganzen Abschnittes sicht- lich von vornherein auf den Herzog von Baiern als Schenken berechnet^ bei der ganzen Anlage gar nicht abzusehen ist, wie hier eine bezügliche Aenderung hätte vorgenommen werden können, die dann überdies mit solchem Geschick hätte durch- geführt sein müssen, dass sie sich nicht durch die geringste Spur bemerklich machte. Es wäre denkbar, dass der betreffende Theil von Lhr. 41 einem ursprünglichsten Schwabenspiegel überhaupt gefehlt hätte; nicht aber, dass er dort eine auf den König von Böhmen berechnete Fassung gehabt hätte. Es fragt sich nun, wie es zu erklären ist, dass ein und dasselbe Werk in seiner ursprünglichen Fassung hier den König von Brdimen, dort den Herzog von Baiern als Schenken be- trachtete. Da die unserer Ansicht nach ursprünglichsten Les- arten nicht in ein und demselben Texte nachzuweisen sind, S. überall den Herzog von Baiern nennt, die ältesten Drucke aber schon den Marschall statt des Schenken haben, so könnte das allerdings die Annahme nahe legen, es habe einen nur auf Böhmen bei-echneten ältesten Text gegeben, in welchem Lhr. 41 b überhaupt noch nicht vorkam, welches dann in den ältesten Drucken aus (sinom spätem Texte ergänzt wäre. Eine weitere Unterstützung für diese Annahme scheint sich aber nirgends zu ergeben. Es mögen einzelne Theile des Werkes erheblich früher entstanden, es mögen insbesondere solche Stellen, welche, wie die fragliche, nicht auf dem Deutschenspiegel beruhen, erst später gearbeitet sein. Aber nichts deutet darauf, dass das Werk in einer unvollständigem früheren Gestalt schon in Um- lauf gekommen sei. Insbesondere scheint Lhr. 41 b nirgends zu fehlen. Auch dass es sich hier um eine Stelle des Lehn- rechtes handelt, fällt nicht ins Gewicht; denn eben auch im Lehnrecht fanden wir an anderer Stelle den König von Böhmen in ursprünglicher Fassung, es kann nicht etwa überhaupt erst Ueber die Entstehlingezeit des Schwiiheniipiegel«. 8.i7 gearbeitet sein, als dieser im Landrecht bereits diirdi den Herzog von Baiern ersetzt war. Insbesondere aber spricht der Bestand des Textes, in welchem wir die Nennung von Böhmen als ursprünglich zu betrachten haben, durchaus gegen das Zurückgehen auf eine noch unvollständige Gestaltung des Werkes; der Text der alten Drucke ist eine der vollsten Formen, enthält fast alles, was erweislieh dem Urtexte ange- hörig in spätei-n Formen ausgelassen wurde, und es würde sich leicht nachweisen lassen, wie durchaus unwahrscheinlich es sein müsse, dass seine Vollständigkeit durch spätere Ergänzung einer ursprünglich unvollständigeren Form gewonnen wurde. Sollte aber dennoch, was mir ganz unwahrscheinlich ist, eine unvollständige Form, der insbesondere Lhr. 41 fehlte, schon in Umlauf gekommen sein, so würde auch das für unsern näch- sten Zweck wenig ins Gewicht fallen, da es sich nicht um die Entstehungszeit ii-gendwelcher Vorstufe, sondern des vollständig ausgewachsenen Werkes handelt, für welche dann Lhr. 41 nicht minder massgebend bleiben würde. Die Erwägung aller Umstände ergibt doch als das durch- aus Wahrscheinlichere, dass wirklich der zuerst in Umlauf gekommene Text an einzelnen Stellen noch den König von Böhmen nannte, an einer andern bereits den Herzog von Baiern im Auge hatte. Und gar so unerklärlich ist das doch nicht. Als der Verfasser Ldr. 130 und Lhr, 8 arbeitete, hatte er den Deutschenspiegel vor sich, Hess sich zunächst durch diesen leiten. Dass dagegen Lhr, 41 ganz selbstständig gearbeitet ist, möchte ich nicht gerade in erster Reihe betonen. Aber ist schon nach der Stellung im Werke selbst eine spätere Ab- fassung anzunehmen, so kann es sich da auch um einen ver- hältnissmässig erheblichem Zeitabstand handeln, wenn, wie doch leicht der Fall sein mochte, die Arbeit nicht gerade in Mass- gabe der schliesslichen Ordnung vorschritt, sondern die ganz selbstständigen Abschnitte vielleicht erst nach Verarbeitung des im Deutschenspiegel Vorliegenden eingeschoben wurden. Wai- der Verfasser inzwischen auf den Anspruch Baierns aufmerksam gew^orden, ging er auf denselben ein, so waren nun allerdings die bezüglichen früheren Stellen zu ändern. Bei den ersten in Umlauf gekommenen Texten wird das übersehen sein. Dann muss man freilich sehr bald darauf aufmerksam geworden sein, 838 Fi<=i^«'- da sich ja nur in einem einzigen der erhaltenen Texte die un- geänderte Fassung erhalten hat. Es bedarf nun kaum eines Hinweises, wie überaus wichtig gerade diese Umstände für die Bestimmung der Entstehungs- zeit sind. Das, was den Verfasser bestimmte, Kurstimme und Schenkenamt nicht mehr dem Könige von Böhmen zuzusprechen, muss in die Zeit fallen, wo er mit seiner Arbeit beschäftigt war; und da sich die entscheidende Stelle in einem spätem Theile findet, muss das Werk selbst bald nachher vollendet sein. Um so wichtiger ist es, die veranlassende Thatsache festzustellen. In dieser Beziehung ist hingewiesen auf die Wahl Richards, auf die Wahl Rudolfs, und auf den Augsburger Reichstag von 1275. Glaube ich mich für das letztere entscheiden zu sollen, so wird es nicht nöthig sein, genauer auf die Frage der baie- rischen Kur einzugehen. Gerade darüber ist in letzter Zeit so viel geschrieben, dass eine Einsichtnahme der bezüglichen Arbeiten und der in ihnen angeführten Belege leicht Jeden in den Stand setzen wird, sich selbst ein bestimmteres Urtheil darüber zu bilden, in wie weit die für meine Ansicht mass- gebenden Gesichtspunkte den uns erhaltenen Quellenzeugnissen entsprechen, wenn ich sie auch zimi Theil nur kurz andeute. Die Wahl Richards kann, wie ich denke, gar nicht in Frage kommen. Es handelt sich hier ja nicht darum, seit wann eine Veranlassung vorlag, dem Herzoge von Baiern über- haupt eine Stimme bei der Wahl zuzusprechen; dazu hätte nöthigenfalls die Theilnahme Heinrichs an der Wahl Richards genügen mögen. Auch nicht darum, seit wann von einer Sieben- zahl ausschliesslicher Kurfürsten die Rede sein konnte; es ist zweifellos zuzugeben, dass dieser Umstand die Annahme der Abfassung schon unter Richard in keiner Weise verbieten würde. Die Frage ist vielmehr genauer dahin zu stellen, seit wann für den Verfasser Veranlassung vorlag, dem Herzoge von Baiern eine von den schon auf die geschlossene Siebenzahl abge- gränzten Stimmen, und zwar gerade diejenige zuzuschreiben, welche man anderweitig dem Böhmenkönige zugestand. Dass dazu aber die Wahl Richards keinen Aulass bieten konnte, wird nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung keiner nähern Begründung bedürfen. Hatte früher insbesondere Busson, Ueber ilic Kntstehnngszeit des Schwabeiispifigels. 8«')fJ Die Doppelwahl des Jahres 1257 S. 120, diesen Umstand be- stimmter ins Auge g-efasst, so erkennt Schirrmacher, Die Ent- stehung- des Kurfürsteucollegium S. 89, aufs unumwundenste an, dass jener die Frage mit überzeugenden Gründen gehist habe. Scheint Schirrmacher geneigt, die Theihiahmu Heinrichs nocii auf das alte Recht aller Fürsten bei der Wahl zurück- zuführen, so erklären Hädicke, Kurrecht und Erzamt S. o7, und Wilmans, Die Reorganisation des Kurfürstencollegium S. 54, dieselbe aus seinen Ansprüchen auf die pfälzische Kurstimme. Was da richtiger, mag für unsern Zweck dahingestellt bleiben; für diesen genügt es zu betonen, dass alle, welche sich in letzter Zeit eingehender mit der Frage beschäftigten, darin überein- stimmen, dass von einer Auffassung, wonach 1257 vom Herzoge von Baiern die sonst dem Böhmenkönige zugesprochene Kur- stimme geführt oder beansprucht sei, nicht die Rede sein könne. In allen Aufzeichnungen aus der Zeit König Richards erscheint denn auch der Böhmenkönig als der siebte Kurfürst; von An- sprüchen des Herzogs von Baiern als solchen auf eine der sieben Kurstimmen ist vor der Wahl Rudolfs nirgends die Rede. Es ist gar nicht abzusehen; was in dieser Zeit den von seiner Vorlage so sehr abhängigen Verfasser des Schwabenspiegels hätte veranlassen sollen, die anfangs auch von ihm noch fest- gehaltene allgemeine Ansicht zu Gunsten des Herzogs von Baiern zu ändern. Dazu konnte erst die Wahl Rudolfs Anlass bieten, wenig- stens wenn sie wirklich so erfolgte, wie die Urkunde von 1275 angibt, vocihus eonmdem fratrum, ducum Baioarie, comitum 'palatinorum Reni, ratione ducafns pro una in septevi principiun ins in electione regis Romanornm habentium nnmero compatatis. Ist hier die Siebenzahl ausdrücklich festgehalten, war keine andere Stimme in Frage, so ist das allerdings gleichbedeutend mit der Ersetzung von Böhmen durch Baiern. Dennoch möchte ich annehmen, dass nicht schon die Wahl selbst, sondern erst der auf dieselbe bezügliche Vorgang auf dem Reichstage zu Augsburg Veranlassung für den Spiegler wurde, auf jene geänderte Ansicht einzugehen. So weit wir das Hauptgewicht unserer Beweisführung nur darauf legen, dass das Rechtsbuch erst nach der Wahl Rudolfs vollendet sei, würde der Unterschied allerdings ohne Bedeutung sein. Aber abgesehen 840 Ficker. davon, dass es doch überhaupt wüiTschenswerth ist, die Ent- stehungszeit möglichst genau festzustellen, wird das hier eben nach Massgabe unserer früheren Untersuchung doppelt wün- Rchenswerth sein müssen. Bot die Wahl selbst dem Spiegier die Veranlassung, so müsste, da auch er anfangs noch den Böhmenkönig im Auge hatte, ein grosser Theil seines Werkes schon vor der Wahl geschrieben gewesen sein; und das würde für die Würdigung mancher Stellen sehr ins Gewicht fallen. Es wird nun zunächst doch sehr zu bezweifeln sein, dass beim Wahlvorgange selbst die Ersetzung Böhmens durch Baiern schon so bestimmt zum Ausdrucke kam, als man das später in der Urkunde darzustellen für gut fand. Sehen wir von dieser ab, so fehlt uns jedes Zeugniss dafür, dass 1273 die Kurstimme zwischen Böhmen und Baiern streitig war, dass der Herzog statt des Königs zur Wahl gelassen wurde. Hätten die Procuratoren Ottokars sich bereit erklärt, gleichfalls für Rudolf zu stimmen, beziehungsweise in diesem Sinne ihre Stimme auf den Pfalzgrafen zu übertragen, so würde schwer- lich irgend jemand das bestritten haben; musste oder wollte man trotzdem Ansprüche Herzog Heinrichs, bei denen es sich in erster Reihe wohl nur um eine Bestreitung des ausschliess- lichen Rechtes seines Bruders handelte, berücksichtigen, so würde das voraussichtlich in einer Weise geschehen sein, welcher jede bestimmtere Beziehung gerade auf die böhmische Stimme gefehlt haben würde. Wurde diese nicht für Rudolf abgegeben, ergab sich damit die IMöglichkeit, eine baierische Stimme zuzulassen, ohne die Siebenzahl zu überschreiten, so wird erst dadurch überhaupt zum erstenmale Veranlassung zu der Auffassung geboten gewesen sein, dass es gerade die böh- mische Stimme sei, M'elche durch die Anerkennung einer baie- rischen Stimme in Frage gestellt werde. Und das kann doch schwerlich schon bei der Wahl selbst in voller Schärfe zum .Ausdrucke gelaugt sein. Wie wäre es sonst denkbar, dass Ottokar, der die Wahl bestritt, nicht gerade diesen Umstand liegen ihre Rechtmässigkeit geltend gemacht hätte? dass er in seinem Klageschreiben an den Pabst mit keinem Worte an- deutet, dass man ihm die Stimme bestritten, dass eine unbe- rechtigte zur Wahl zugelassen sei, sundern dass er, zweifellos von ilcr Aiisciiainiug der Nothwindigkeit einer einmüthigen Ueber die EatstehuTjgszeit des Schwabenspiegel». 841 Wahl ausgehend, dieselbe desshalb angreift, weil trotz des Ein- spruches seiner Boten eine ungeeignete Person gewählt sei? Der Gedanke liegt da doch sehr nahe, dass raan in der ]:Jeur- kundung von 1275 die Thatsache nicht gerade entstellt, wohl aber in ein anderes Licht gerückt, ihr erst jetzt die Bedeutung der Ausschliessung der einen Stimme durch die andere unter- gelegt, den Protest, den die Boten Rudolfs gegen die Wahl überhaupt erhoben, gerade auf die Abgabe einer Stimme füi- Baiern bezogen habe. Insbesondere die Unklarheit des Rechtes der wittelsbachischen Brüder in ihren Beziehungen zu einander ermöglichte da sehr leicht eine verschiedene Auffassung der- selben Thatsachen. Hatte Heinrich auch an der Wahl von 1257 theilgenommen, ohne dass dadurch das Recht Böhmens irgend in Frage gestellt war, so mochte man um so leichter böhmischerseits jetzt erst nachträglich darauf aufmerksam werden, dass sich aus der Zulassung Baierns 127H die Ver- neinung des eigenen Rechts folgern lasse. Wenn aber auch wirklich schon 1273 von den Kurfürsten ausdrücklich entschieden sein sollte, dass gerade die sonst Böhmen zugesprochene Stimme für Baiern zu führen sei, so muss es doch sehr fraglich sein, ob diese Auffassung, wonach Böhmen nicht allein thatsächlich nicht für Rudolf stimmte, sondern überhaupt nicht stimmen durfte, nun so bekannt wurde, dass ein im Süden schreibender Verfasser daraufhin von der bisher festgehaltenen Ansicht abwich. Kein Geschichtschreiber weiss von einem Ausschlüsse Böhmens von der Wahl; selbst die, wenigstens von Schirrmacher S. 117 so gedeuteten Worte rege Bohemiae demj^to scheinen nur ein späterer Zusatz zur Erzählung des Matthias von Neuenburg zu sein; so weit von den Geschichtschreibern des Böhmenkönigs bei der Wahl ge- dacht wird, ist nirgends von seinem Ausschlüsse, wohl aber von seiner Nichtzustimmimg die Rede, wonacli er also als Wähler beti-achtet wird; vgl. Lorenz in den Sitzungsber. 17, '2C\^S. Ungleich wahrscheinlicher ist es doch, dass auch für den Spiegier erst der Vorgang zu Augsburg massgebend war. Hier handelt es sich ganz bestimmt darum, ob den Herzogen von Baiern gerade die sonst Böhmen zugesprochene Stimme zu- kommt; es entsteht darüber ein Streit unter den beiderseitigen Boten, und nach allem Gesagten ist es doch sehr wahrscheinlich, 842 Ficker. dass man hier zuerst allseitig- von der Auffassung ausging, dass wegen der geschlossenen Siebenzahl das Recht des einen das des andern nothwendig ausschliesse. Und dazu kommt nun noch insbesondere, dass der Verfasser gerade zu Augsburg schrieb, dass das, was am Orte selbst vorging, sogleich zu seiner Kunde kommen musste, dass er sich der Beachtung des- selben nicht wohl entziehen konnte, während es ganz unwahr- scheinlich ist, dass die Ausschliessung Böhmens bei der Wahl selbst, wenn sie überhaupt in jenem Sinne stattfand, in weitern Kreisen Beachtung fand oder auch nur bekannt wurde. Da Laband a. a. O. 22 gegen die Annahme, die Vorgtänge von 1273 oder 1275 seien für den Spiegier massgebend ge- wesen, geltend macht, dass derselbe das Kurrecht Baierns auf das Schenkenamt stützt, wovon damals gar nicht die Rede ge- wesen sei, so wird es nöthig* sein, diesen Punkt noch insbeson- dere ins Auge zu fassen. Es ist ganz richtig, dass uns jedes Zeugniss dafür fehlt, für Baiern sei 1273 und 1275 ausser der Kurstimme auch das Schenkenamt beansprucht. Aber eben so wenig ist davon doch auch in früherer Zeit jemals die Rede. Dagegen kann nach den bezüglichen Urkunden König Rudolfs von 1281) und 1290 gar nicht bezweifelt werden, dass in der Zwischenzeit Böhmen auch das Schenkenamt bestritten war; denn dieses, nicht die Kur tritt dabei ganz in den Vordergrund. Will man daher diesen Umstand überhaupt als massgebend betrachten, so lässt er sich nur für unsere Ansicht verwerthen, insofern sich daraus Entstehung zwischen 1275 und 1289 er- geben Avürde. Behufs genauerer Feststellung der Entstehungs- zeit würde umgekehrt vielmehr nur zu erwägen sein, ob der Umstand uns erlaubt, die Abfassung schon in das Jahr 1275 zu setzen, auf welches andere llaltpunkte hinweisen. Auf den ersten Blick scheinen sicli da allerdings Bedenken zu ergeben. Wenn mit der Kurstimme 1275 nicht auch das Schenkenamt Baiern zugesprochen wurde, so kann das nicht befremden. Das Amt stand seit so lan2;er Zeit unbestritten dem Könige von Böhmen zu, dass nur etwa inv den Fall, dass dieser es mit seinen übrigen Reichslclieu verwirkte, daran ge- dacht werden konnte, es auf Baiern zu übertragen. Die Aech- tung Ottokars scheint nicht vor Juni 1270 erfolgt zu sein; vgl. Lorenz, Deutsche G. 2, 130. Jetzt stand das Amt allerdings Uelier die KntstehungBzeit des Scliwabenspiegels. 84H dem Könige zur Verfügung-; und es wäre möglich, dass es etwa im September 127(5 bei der Einigung Rudolfs mit dem Herzoge Heinrich, deren Bedingungen uns nicht genauer bekannt sind, Baiern in Aussicht gestellt wurde. Es könnte das den Schluss nahe legen, der Schwabenspiegel sei erst nach dem .Jahre 127() entstanden, weil damals zuerst die rechtliche Möglichkeit eines Ueberganges des Schenkenamtes auf Baiern vorlag. Aber ich denke, dieser Schluss würde sich doch kaum rechtfertigen lassen. Dass der Uebergang wirklich erfolgte, ist durchaus unwahrscheinlich. Der Andeutung des .Johann von Viktring, Ottokar habe die österreichischen Lande gegen Zurückstellung des Schenkenamtes aufgegeben, möchte ich nicht einmal die Bedeutung beilegen, dass das Amt damals besonders in Frage gekommen wäre. Denn dann müssten wir dasselbe doch auch bei dem Friedensabschlusse betont linden, was nicht der Fall ist. Es heisst hier einfach, der König soll Ottokar belehnen de ornnibiis feudis, videlicet Boemia, Moravia et aliis quihuscumque,, que progenitores std et ipse ab imperio de iure noscuntur habere. Das schliesst einfach das Schenkenamt ein, es sei denn, dass dasselbe schon ganz unabhängig von der Aechtung bestritten war. Dafür aber fehlt, vom Schwaben- spiegel abgesehen, jedes Zeugniss; und war es dennoch der Fall, so konnte der Umstand nicht wohl unerwähnt bleiben. Man könnte dagegen einwenden, dann habe auch die Kurstimme im Frieden erwähnt werden müssen. Aber das Verhältniss ist doch ein anderes. Bezüglich des reichslehnbareu Amtes konnte der König sich verpflichten; die Zulassung zur Wahl war zunächst Sache der Kurfürsten. Von einem Schenkeuamte des Herzogs von Baiern wissen wir lediglich aus dem Schwabenspiegel, dann aus der bekannten Stelle im Lohengrin, deren Verfasser unmittelb<|r durch die Angabe des Schwabenspiegels beeinflusst sein wird, wie ii-li das wenigstens nach der Art und Weise, wie er die Erzkanzler- ämter anführt, nicht bezweifeln möchte. Das nuiss doch die Annahme sehr nahe legen, dass es gerade nur das rasch ver- breitete Rechtsbuch gewesen sein wird, durch welches die An- sicht aufkam, dem Herzoge von Baiern gebühre das Schenken- amt, und sich so festsetzte, dass man es für nöthig hielt, das früher unseres Wissens nie bestrittene Recht des Königs von )^44 F ick er. Böhmen 1289 ausdrücklich festzustellen. Freilich musste dann für den Spieg-ler selbst irgendwelche Veranlassung vorliegen^ Baiern das Amt zuzusprechen. Diese war aber meiner Ansicht nach 1275 hinreichend geboten. Allerdings legt Laband a. a. 0. 22 Gewicht darauf, der Verfasser könne die Urkunde von 1275 gar nicht gekannt haben, da in dieser den Herzogen von Baiern die Stimme nicht als Schenken, sondern ausdrücklich ratione ducatus, als National- herzogen zuerkannt sei. Dem gegenüber möchte ich mich un- bedingt der Ansicht anschliessen, dass der Ducat hier keines- wegs im Gegensatze zum Schenkenamte, sondern im Gegensatze zur Pfalzgrafschaft betont ist. Weiter aber macht uns der Spiegier gewiss nicht den Eindruck, dass er sich viel um Ur- kunden imd die genaue Fassung derselben kümmerte. Der Wortlaut der Urkunde mag ihm ganz unbekannt geblieben sein. Massgebend wird für ihn gewesen sein, was damals zu Augs- burg selbst über die Vorgänge auf dem Hoftage erzählt wurde. Der Kern der Sache war der, dass auf dem Tage zwischen den böhmischen und baierischen Boten ein Streit um das Kur- j-echt ausbi-ach und darauf durch Kundschaft der Fürsten fest- gestellt wurde, man habe bei der letzten Wahl Baiern, also nicht Böhmen, die siebte Stimme zuerkannt. Mag man der Urkunde nun diese oder jene Tragweite beilegen, für einen Augsburger, der keinen Grund hatte, anderer Meinung zu sein, bei dem umgekehrt Begünstigung baierischer Ansprüche voraus- zusetzen ist, musste das die Bedeutung haben, dass von nun an nicht mehr der König von Böhmen, sondern der Herzog von Baiern als siebter Kurfürst zu betrachten sei. Kur und Amt brachte man längst in nächste Verbindung; war auf dem Tage selbst auch vom Amte gar nicht die Rede gewesen, so konnte es selbstverständlich scheinen, dass der Herzog nun auch der Schenk sei. Und wurde dieser weitere Schritt nicht schon anderweitig gemacht, so lag er jedenfalls für den Spiegier ganz nahe. In seiner Vorlage fand sich der König von Böhmen gerade als Schenk den für die Wahl in Betracht kommenden Fürsten zugezählt; er selbst hatte sich dem in dem bereits ge- fertigten Theile seines Werkes angeschlossen; für ihn fielen der siebte Wähler und der Schenk durchaus zusammen; war der Hei-zog von Baieru gegen die böhmischen Ansprüche als üeber die Entutehun^szeit des SchwabeiiBpief^elu . H45 Wähler anerkannt, so war er damit für den Spiefi;-ler auch der Schenk. Und so wird es doch nicht befremden können, wenn er in dem ganz selbstständig- gearbeiteten Alischnitte Lhi-, 41 schlechtweg den Schenken nennt, wo er zweifellos den Herzog im Auge hat; wenn weiter bei der wohl ganz kurz nach Ausgabe des Werkes erfolgten Aenderung der früheren bezüglichen Stellen trotz der Ersetzung von Böhmen durch Baiern die An- gabe über das Schenkenamt ungeändcrt belassen wurde. Als Schlussergebniss' glaube ich festhalten zu dürfen, dass Ldr. 130 und Lhr. 8 noch vor, Llii-. 41 aber bereits nach ]\Iai 1275 abgefasst wurden. Die Erörterung über die Hoftage in Bischofsstädten ergab, dass Ldr. 137 nicht lange nach November 1274 geschrieben sein müsse. Beide Ergebnisse wurden durch- aus unabhängig von einander gewonnen. Wie sehr nun ihr überraschendes Ineinandergreifen das Gewicht der Beweis- führungen erhöhen muss, bedarf keiner Ausführung. III. Ueber die Wählbarkeit zum Könige heisst es Ldr. 123: Die fursten sulu kiesen einen kiitnig^ der ein vrier herre si unde also vri, daz sin vater und sin müter vri gewesen si, und der vater und der müter vri gewesen si, und suln mit mitel vrien sin; si suhl niit sin man, wan der 'phaffen fursten man, unde suln mitel vrien ze man lian. In der entsprechenden Stelle Dsp. Ldr. 296 heisst es in üebereinstimmung mit dem Sachsen- spiegel nur: Der chunich sol sein vrei und rechte geborn, so da:: er sein reht auch behalten habe. Die Vorlage gab also nur den Anhalt; in ihrer genaueren Fassung ist die Stelle selbstständige Arbeit des Verfassers des Schwabenspiegels. Und zwar eine recht sonderbare Arbeit, wenn man den Inhalt etwas näher ins Auge fasst. Der Sachsenspiegel beschränkt sich auf die Betonung der rein laudrechtlichen Momente der freien und ehelichen Geburt und der Vollkommenheit am Rechte. Ob er damit gerade habe sagen wollen, auch der freie Bauer könne König werden, mag dahingestellt bleiben; das Minimum, welches er verlangt, hat seine Bedeutung, wenn er dabei auch etwa nur an den Ivonigs- sohn dachte, der ja von unfreier Mutter oder unehelich geboren 846 Fiicker. sein oder sein Recht verwirkt haben konnte. Die vorwieg'end auf lehnrechtlichen Gesichtspunkten beruhenden Standesunter- schiede, wie sie für das dreizehnte Jahrhundert vorzugsweise massgebend waren, lässt er einfach unberührt. Dagegen wird nun gerade im engsten Anschlüsse an diese im Schwabenspiegel die Wählbarkeit enger begränzt. Fänden wir da etwa die Angabe, der Gewählte müsse dem ersten Stande, dem Fürstenstande, angehören, so würde das selbst bei An- nahme einer Entstehung nach 1247, aber vor 1273 kaum auf- ftillen können. Nach dem Tode Heinrich Raspe's wurde aller- dings die Krone angeblich zuerst dem Grafen von Geldern angeboten, dann der Graf von Holland wirklich gewählt; beide gehörten dem Fürstenstande nicht an, sondern dem der freien Herren. Da es sich dabei um eine Parteiwahl handelte, Hess sieh das immerhin als Unregelmässigkeit auffassen, zumal in Gegenden, wo Wilhelm nicht anerkannt war. Denn ich möchte doch kaum bezweifeln, dass man es früher als selbstverständ- lich betrachtete, dass der zu Wählende Genosse der Fürsten sein müsse. Von jeuer Ausnahme abgesehen gehören bis 1273 alle, die überhaupt als Candidaten für den Thron genannt werden, entweder dem Reichsfürstenstande an, oder sind doch, wie die bis 1235 ausser dem Reichslehuverbande stehenden Weifen oder wie die Mitglieder fremder Königshäuser, als Ge- nossen der Fürsten zu betrachten. Dass man auf den Um- stand auch später noch Gewicht legte, dafür scheint besonders bezeichnend, dass 1273 und wieder 1308 ein Graf von Anhalt als Candidat in Frage kam; handelt es sich da um das einzige dem Fürstenstande augehörende Grafenhaus, so ist für die Can- didatur kaum ein anderes Motiv abzusehen, als dass man zwar einen Mindermächtigen wollte, sich aber doch scheute, iu die Reihe der Nichtgenossen hinabzugreifen. Andererseits würde es freilich auch bei Annahme der Ent- stehung vor 1273 nicht auffallen können, wenn der Schwaben- spiegel auch den freien Herrn schlechtweg als wählbar erklärte. Es wäre ja immerhin denkbar, dass man wenigstens theoretisch an dem Satze festgehalten hätte, dass Freiheit für die Wähl- barkeit genüge, was dann wenigstens für den Süden dem Stande der freien Herren entsprechen würde, insofern man dabei still- schweigend die Rittei-bürtigkeit voraussetzte. So wird auch im lieber die Eututeliuugozeit des Schwabeuspiegels. 847 Friedensg-csetze von 1235 vom Hof Justitiar nicht der Fürsten- staud, sondern nui- verlangt, dass er libare conditionis sei, wo- bei mau natürlich nur die freien Herren im Auge hatte. Aber auch wenn der Spiegier sich gar nicht von einem allgemein anerkannten Satze leiten Hess, wenn er seine Angabe nur auf die Thatsachen stützte, so hätte die Wahl Wilhelms immerhin ausreichen mögen, um auch den freien Herrn für wahlfälng zu erklären. Was die Stelle so überaus auffallend macht, ist nicht, dass den freien Herren überhaupt Wahlfähigkeit zugestanden, sondern dass sie ihnen nur unter Bedingungen zugesprochen wird, welche bei der Masse der freien Herren gar nicht zu- trafen. Für die Auffassung der Angaben des Schwabenspiegels über Standesverhältnisse, von der ich bei der Erörterung aus- gehe, werde ich auf die Untersuchung in einer früheren Arbeit, Vom Heerschilde 145 ff., verweisen dürfen. Sind gegen die- selbe Einwendungen erhoben, so hoffe ich au anderm Orte mit voller Sicherheit nachweisen zu können, dass dieselben, wenn sie auch in gewisser Beziehung berechtigt sind, doch die Er- gebnisse, welche hier beachtenswerth sind, nicht in Frage stellen können. Im allgemeinen kennen die süddeutschen Quellen zwischen dem Fürsten und dem Ministerialen nur einen Stand, den der freien Herren, für welchen das Zusammenkommen der Eigen- schaften der Freiheit und der Ritterbürtigkcit massgebend ist. Der Schwabenspiegel nun unterscheidet da nach dem Vorgange des Deutschenspiegels noch weiter zwischen Semperfreien oder Hochfreien, welche er zuweilen insbesondere als freie Herren bezeichnet, und Mittelfreien, Der Scheidungsgrund ist ein rein lehnrechtlicher; Hochfreie sind die freien Herren, welche nur von Fürsten belehnt sind; die freien Herren, welche auch der Hochfreien Mannen geworden sind, sind Mittelfreie, Schliesst nun der Schwabenspiegel die Mittelfreien von der Wahl aus, so muss schon das im höchsten Grade auffallen, wenigstens dann, wenn wir in der Angabe nicht eine blosse persönliche Auffassung des Verfassers, sondern geltendes Reichs- recht sehen wollen. Zunächst ist diese Scheidung der freien Herren in zwei Stände dem sonstigen Sprachgebrauche der Zeit überhaupt fremd; wo nicht etwa wegen des Amtstitels die Sitzungsber. d. pbil.-kist. Cl. LXXVII. Bd. IV. Hft. 54 348 Ficker. Grafen besonders hervorgehoben werden, ist schlechtweg von freien Herren die Rede. Dann aber wäre doch kaum anzu- nehmen, dass man den bedeutenden Sprung vom Fürsten zum freien Herrn nicht gescheut, Avohl aber vor der Scheide zwischen Hochfreien und Mittelfreien eingehalten haben sollte; wollte man sich nicht auf den Fürstenstand beschränken, so war nichts natürlicher, als den freien Herrn schlechtweg als wähl- bar zu erklären. Schon diese Umstände dürften doch für die Annahme genügen, dass uns hier nicht hergebrachtes Reichs- recht, sondern zunächst nur eine Ansicht des Verfassers vor- liegt. Dann freilich kann es weniger befremden, wenn er einen auch sonst von ihm betonten Unterschied hier gleichfalls zur Geltung bringt. Aber das genügt ihm nicht. Fr macht noch weitere Unter- scheidungen, die sonst selbst von ihm nie betont werden. Auch nicht alle Hochfreien sind wählbar. Zunächst nur solche, welche Mittelfreie zu Mannen hatten. Dadurch sind alle freien Herren ausgeschlossen, welche zwar selbst nur Lehen von Fürsten, aber keine andern freien Herren zu Mannen hatten. Da aber letzteres ein keineswegs selten vorkommendes Verhältniss gewesen zu sein scheint, so mag immerhin eine grosso Zahl der Hochfreien dieser Bedingung entsprochen haben. Um so gewichtiger ist nun aber die weitere Forderung, dass der zu Wählende nur der Pfaffen fürsten Mann sein, also keine Lehen von Laienfürsten haben soll. Das finden wir sonst nur als Frforder niss des Fürstenstandes betont. An den freien Herrn wird die Forderung nie gestellt. Und die Leheusver- bindung war eine so vortheilhafte, von beiden Seiten so ge- suchte, dass wir wohl von vornhoi'ein annehmen dürfen, dass jeder solche Ijchensverhältnisso, welche sein Stand ihm ge- stattete, auch thatsächlich eingegangen war. Für die mächtig- sten fieien Herren, auch wenn sie herzoglichen oder markgräf- lichen Titel führten, lassen sich Laienfürstenlehen nachweisen. Sehen wir von dem Ausnahmeverhältniss der Fürstengenossen (vgl. Heerschild 126 ff.) ab, so dürfte es überhaupt schwerlich Nichtfürsten gegeben haben, welche nur von Pfaffenfürsten be- lelmt waren. Wenigstens in der Zeit vor der Friedigung des Hei'zogthums Schwaben im Jahre 1268. Der Spiegier, wenn er früher schrieb, hätte demnach mit der einen Hand genommen, Ueber die Entstehuugszeit iles ScbwabenRii><^g^l8. 849 was er mit der andern gegeben, hätte den freien Herren die Wählbarkeit zugesprochen, aber das an eine Bedingung ge- knüpft, welche durchweg nur bei Fürsten zutraf. Ich will nun nicht bestreiten, dass es einzelne Ausnahmen geben mochte. Aber jedenfalls triift das für Wilhelm von Holland nicht zu, den einzigen, der bis zur Wahl Rudolfs Ver- anlassung dazu geben konnte, auch freie Herren für wählbar zu halten. Die Grafen von Holland waren nicht blos Vasallen der Könige von England und Schottland, sondern auch des Herzogs von Brabant, dann insbesondere des Grafen von Flan- dern für Seeland. Wilhelm konnte nun als König nicht den Lehnseid leisten, wollte andererseits aber auch Seeland nicht aufgeben. Das wurde Veranlassung zu langdanernden Ver- handlungen; gelang es 1250 dem päbstlichen Legaten, ihm Auf- schub des Lehnseides zu erwirken, so suchte dann Wilhelm 1252, als er sich sicherer auf dem Throne fühlte, dem Handel dadurch ein Ende zu machen, dass er seinerseits der Grätin von Flandern alle ihre Reichslehen absprach. Nun Hesse sich allerdings etwa geltend machen, die Stelle des Sch^vabenspiegels sei eben von jemandem geschrieben, der Wilhelm nicht aner- kannte, der ihn damit als ungeeignet zum Könige darstellen wollte. Das würde aber doch nur die Forderung erklären, dass der zu Wählende keines Laienfürsten Manu sein solle, wie das durchweg nur bei Fürsten der Fall war; dann hätte doch nichts näher gelegen, als die Wählbarkeit einfach an den Fürsten- stand zu knüpfen, es wäre nicht abzusehen, wie jemand, der Wilhelm nicht anerkannte, überhaupt noch von einer Wählbar- keit freier Herren reden sollte, da diese, von jenem einen Falle abgesehen, bis 1273 nie in Frage kam. Noch Anderes Hesse sich da geltend machen; wir werden die weitere Erörterung solcher Möglichkeiten uns ersparen dürfen, da die zutreffende Beziehung doch kaum einem Zweifel unterhegen kann. So sonderbar die Angaben des Schwabenspiegels in ihrer allgemeinen Fassung erscheinen müssen, so leicht erklären sie sich, wenn wir annehmen, sie seien mit nächster Rücksicht auf König Rudolf geschrieben. Gerade auf ihn passen sie aufs genaueste. Die Grafen von Habsburg waren nicht Fürsten, sondern freie Herren; und zwar gehören sie zu denjenigen, welche der Spiegier als Semperfreie oder Hochfreie bezeichnet. 54* 850 Ficker. Sie hatten weiter Mittelt'reie zu Mannen und zwar anscheinend in grösserer Zahl, als irgend ein anderes Grafenhaus; sind mir ausdrückliche urkundliche Zeugnisse bekannt, wonach die Grafen von Raperswyl, die Edeln von Rüssegg, Eschenbach, Öchnabel- burg, Wessenberg, Horburg zu ihren Vasallen gehörten, so würde sich das noch für manche andere freie Herren wahr- scheinlich machen lassen. Die weitere Fordej-ung, nur der Pfaffenfürsteu Mann zu sein, wird freilich früher auch für die Grafen von Habsburg nicht zugetroffen sein. Etwaige Lehns- verbindungen zu den Herzogen von Zähringen waren allerdings durch das Aussterben derselben gelöst. Aber zweifellos waren, wie wohl alle schwäbischen Grafen, die Habsburger Mannen der Herzoge von Schwaben. Bei dem langen Zusammenfallen von Königthum und Herzogthum konnte das Verhältniss aller- dings leicht in Vergessenheit gerathen. Aber es scheint doch noch beachtet zu sein, als nun Konradin wieder nur Herzog von Schwaben war. Nennt er 12(39 den Grafen Rudolf seinen fidelis (Kopp, Reichsg. 1, 885j, so wird bei dem Gewichte, das man auf den Ausdruck legte, an einer Mannschaft nicht zu zweifeln sein. Und 1271 bei einem Abkommen Rudolfs über die kiburgischen Lehen wird noch ausdrücklich betont, dass dieselben von dem Reiche oder dem Herzogthume Schwaben rühren (Kopp, Eidg. Urk. 19). Durch die Blutthat des Anjou war dieses Verhältniss gelöst. Dass Rudolf von irgend einem andern Laienfürsten Lehen hatte, ist weder zu erweisen,, noch irgend wahrscheinlich. Gerade die Schwierigkeiten, welche sich für König Wilhelm aus dem Verhältnisse ergeben hatten, werden dazu beigetragen haben, dass man es bei den Wahlverhand- lungen 1273 nicht ausser Acht Hess, dass man, seit die Wahl eines Mindei'mächtigen ins Auge gefasst war, einmal auf den Grafen von Anhalt verfiel, der selbst noch Fürst war, dann auf den Grafen von Habsburg, der in Folge besonderer Ver- hältnisse bezüglich seiner Lehnsverbindungen gerade damals den Forderungen genügte, welche sonst in dieser Richtung nur an den Reichsfürsten gestellt wurden. Passen die Angaben des Schwabenspiegels, von welchen nach dem Gesagten doch kaum in Abrede gestellt werden kann, dass besondere Verhältnisse auf sie eingewirkt haben müssen, nur auf Rudolf, so lag für einen diesem geneigten Verfasser Ueber die Entstehuugszeit des Scliwabenspiegels. 851 auch genügsamer Grund vor, bestininit(!r für dessen AValil- lahigkeit einzutreten. Zumal im Süden, wo man Wilhelm niclit anerkannt hatte, moclite es vielfach Anstoss erregen, dass der Gewählte nicht aus der Reihe der Fürsten genommen war, ein Umstand, der doch auch nach der Erhebune- zum Könia-e zu beachten blieb; machte es sich doch jetzt zum erstenmale geltend, dass die Söhne des Königs nicht fürstlichen Kani;<;s waren (Reichsfürstenstand 1, 112. 152. 1711). Insbesondere aber Avird gar nicht zu bezweifeln sein, dass der Umstand von dem die Wahl bestreitenden Ottokar geltend gemacht wurde; betont er in seinem Beschwerdeschreiben an den Pabst ausdrücklich, dass die andern Kurfürsten sich in quendam comitem minus idoneum geeinigt hätten, so ist es gewiss nicht gerade die Per- sönlichkeit Rudolfs, welche er als ungeeignet bezeichnen will: es ist zweifellos nur der Graf überhaupt, den er beanstandet; soll doch nach dem Chrouicon Sampetrinum auch Ottokars Gemahlin bei ihren Vorwürfen nach dem Friedensschlüsse vor allem beklagt haben, dass er sich simplici comiti unterwerfen musste. Alles das wird damals oft genug besprochen sein; man wird betont haben, was Rudolf, Avenn er auch kein Fürst gewesen, doch vor fast allen andern freien Herren voraus ge- habt habe. Daraufhin wird der Spiegier einen Satz formulirt haben, der, wie er auf keine frühere Wahl passt, sich auch bei keiner spätem beachtet zeigt; es ist begreiflich, wenn die Wahlfürsten sich durch denselben nicht abhalten liessen, in dem Nassauer und dem Luxemburger freie Herren zu wählen, welche Mannen von Laienfürsten waren. Das Gesagte wird den Schluss rechtfertigen, dass Ldr. 12/] erst nach der Wahl von 1273, aber schwerlich gar lange nach- her geschrieben ist, da in der spätem Regierungszeit König Rudolfs kaum noch Veranlassung vorlag, durch so gekünstelte Angaben für sein Recht einzutreten. Das stimmt also wieder mit unseren früheren, auf 1275 deutenden Ergebnissen. IV. Ldr. 137 werden Nürnberg und Ulm als Reichs- städte bezeichnet, indem es heisst, der König möge mit Recht seinen Hof gebieten zu Frankfurt und zu Nürnberg und zu 852 Fick«>-- Ulm und ia andere Städte, welche des Reiches sind. Die An- führung von Frankfurt wird da zu keiner Zeit auffallen können. Wohl aber wird die Nennung von Nürnberg und Ulm von Seiten eines zu Augsburg schreibenden Verfassers dann be- fremden müssen, wenn wir von der Annahme ausgehen, das Rechtsbuch sei schon zur Zeit König Richards entstanden. Zur Zeit König Lothars war es streitige ob Nürnberg dem Reiche oder aber als Theil der fränkischen Erbschaft den Staufern gehöre. Wurde es während der Regierung dieser, wie das insbesondere das Privileg von 1219 (Huillard, Hist. dipl. 2, 700) ergibt, als Reichsstadt beti-achtet;, so kann das nicht auffallen. Wenigstens in den spätem Zeiten des Interregnum aber gehörte Nürnberg Konradin, der es, wenn er auch die Burggrafschaft 1267 als reichslehnbar anerkannte, wohl als Erbgut beansprucht haben wird. Seit wann, wissen wir nicht genauer; im August 126(3 ersetzt er seinem Oheim Ludwig die Unkosten, welche demselben bei Erwerbung von Stadt und Burg Nürnberg erwachsen, ohne dass sich gerade ergäbe, die Erwerbung sei erst kurz vorher geschehen. Nach Konradins Tode kam dann Nürnberg mit seinem andern Gute an die Her- zoge von Baieru, welche es bei der Theilung von 12()9 in ge- meinsamem Besitze behielten; vgl. Mon. Wittelsbac. 1, 235. Sobald das Reich aber einen allgemein anerkannten Könis; hattC;, scheint Nürnberg ohne weitern Widerspruch wieder als Reichsstadt behandelt zu sein. Dass Rudolf am Ta^e nach seiner Krönung unter Zustimmung des Pfalzgrafen den Burg- grafen belehnte, wird dafür allerdings nicht ins Gewicht fallen, da die Burggrafschaft als reichslehnbar anerkannt blieb. Wohl aber, dass der König am 1. März 1274 dem Pfalzgrafen die einzeln aufgeführten Vergabungen Konradins bestätigt und dabei Nürnberg übergangen wird; vgl. Mon. Wittelsb. 1, 269. Mag es von Ulm früher zweifelhaft gewesen sein, ob es zunächst Stadt des Reiches oder des Herzogthums sei, so ist wohl sicher anzunehmen, dass es während des ganzen Inter- regnum von allen Nächstbetheiligten zunächst als Stadt des Herzogthums Schwaben betrachtet wurde. Heinrich Raspe hatte sich 1247 vergeblich bemüht, die Stadt zu unterwerfen. In dem Vertrage, den die Bürger dann 1255 mit ihrem Vogte, dem Grafen von Dillingen, schlössen, wird wiederholt als tJelipr die Kntstelmngszeit des Schwabenspiegels. 853 liöherer Herr neben Kaiser oder Könii»- der Herzog von Scliwaben genannt, insbesondere auch bezüglich der Abhaltung von Hot- tagen. Wenn da herkömmliche Hoheitsrechte des Herzoffthuins nicht bestanden, so war gewiss damals, wo der Erbe des Herzog- thums erst drei Jahre zählte, am wenigsten Veranlassung ge- boten, dieselben zu betonen. Wir werden es demnach schwer- lich nur als eine durch die Erledigung des Reiches veranlasste Usurpation zu betrachten haben, wenn Herzog Konradin 1259 den Grafen von Würtemberg mit der ihm durch den Tod des Grafen von Dillingen heim gefallenen Vogtei zu Ulm belehnt; vgl. Ulmisches Urk.-B. 1, 93. 110. Zu Ulm hat er dann 12(52 seinen ersten Hoftag als Herzog von Schwaben gehalten. Nach seinem Tode fiel es freilich mit dem gesammten Herzogthume dem Reiche heim und wird auch von Rudolf in den Privilegien von 1274 ohne Erwähnung herzoglicher Rechte einfach als Reichsstadt behandelt. Im allgemeinen möchte ich nun gerade nicht bestreiten, dass auch ein zur Zeit König Richards Schreibender diese be- sondern Verhältnisse ausser Acht lassen, Nürnberg und Ulm schlechtweg als Reichsstädte bezeichnen konnte. Aber bei einem zu Augsburg schreibenden, baierischen Ansprüchen sicht- lich geneigten Verfasser scheint mir die Annahme ganz unzu- lässig, er habe da die Ansprüche Konradins, dann seit dessen Tode die der baierischen Herzoge unberücksichtigt gelassen, sei ihnen gegenüber für das Recht eines Königs eingetreten, der in diesen Gegenden nie anerkannt war. So weist uns auch das auf die Zeit König Rudolfs. Eine genauere Zeitbestimmung wird sich nicht daraus gewinnen lassen. Unter den nichtbischöflichen Städten waren Nürnberg und Ulm an und für sich die Hoftagsorte, au welche ein im Süden schreibender Verfasser zunächst zu denken liatte, auch wenn sie ihm nicht gerade durch neuere Ereignisse, wie etwa den Nürnberger Tag von 1274, näher gelegt waren. Bei seinem Aufenthalte zu Ulm 1274 hat der König wohl sicher keinen grossem Tag gehalten; 1276 ist ein solcher nicht gerade un- wahrscheinlich, aber doch nicht bestimmter bezeugt; erst 1282 wird ein Hoftag zu Ulm ausdrücklich gemeldet. Der Annahme, das Rechtsbuch sei schon 1275 geschrieben, kann das natürlich nicht im Wege stehen. ^54 Fieker. Was im Schwabenspieg-el Ldr. 139 über fürstliche Hof- tag-e gesagt wird, ist durchaus selbstständig'e Arbeit des Ver- fassers. Nicht leicht wird zu verkennen sein, dass auch diese Angaben überaus gekünstelte sind, dass der Verfasser sich da- bei schwerlich durch feststehendes Reichsherkommen leiten Hess, dass er dabei in ähnlicher Weise ganz besondere Ver- hältnisse im Auge haben musste, wie bei den Angaben über die Wählbarkeit zum Könige. Von einem Rechte, anderen Fürsten, insbesondere Fürstbischöfen Hof zu gebieten, konnte schon in früherer Zeit, wenn wir von Böhmen absehen, nur die Rede sein bei den Herzogen von Baiern und Schwaben. Seit dem Ausgange Konradins traf das also nur noch Baiern; und ich denke bei späterer Gelegenheit genauer nachzuweisen, dass für die Angaben des Rechtsbuches nur die besondern baierischen Verhältnisse massgebend sein konnten. Es würde sich da weiter leicht erweisen lassen, dass in diesen Angaben vielfach weniger althergebrachte Rechte des baierischen Herzogthums, als neuere weitgehendste Ansprüche desselben ihren Ausdruck gefunden haben. Das stimmt nun durchaus damit, dass nach einer Reihe von Zeugnissen gerade zur Zeit Rudolfs unter Begünstigung des Königs eine Wieder- herstellung und Erweiterung der herzoglichen Befugnisse, ins- besondere auch den Bischöfen gegenüber, sehr bestimmt ins Auge gefasst, theilweise auch erreicht wurde. Darauf im all- gemeinen näher einzugehen, würde hier kaum am Orte sein, da ja der Beweis, dass jene Angaben allerdings den Verhält- nissen zur Zeit Rudolfs genau entsprechen, für unsern nächsten Zweck keine grössere Bedeutung hätte, wenn sich nicht zu- gleich erweisen Hesse, dass entsprechende Bestrebungen vor der Wahl Rudolfs noch nicht verfolgt sein können. Und dafür würde es doch durchaus an Haltpunkten fehlen. Beachtcnswerth auch für die genauere Zeitbestimmung dürfte aber die Angabe sein: unde sitzent hiscJiove in sinevi fümten ampte, die suln sinen hof suchen; also sprechen loir, ob diu sfat, davon er fürste heizzet, diu in sinem fiirsten ampte lit; sioie vil er anders gutes in sinem lande hat, da von suchet er siner hoeve nnt. Ueber ilio Eutstehuugsvseit des Schwabeuspiegelti. 85t) Liess sich der Verfasser bei dieser Angabe, wie doch nicht zu bezwcifehi sein wird, durch Verhältnisse seiner Zeil bestimmen, so läg-e der Gedanke nahe, sie sei im Interesse dieses oder jenes Bischofes geschrieben, der sich gegen den Besuch baierischer Hoftage sträubte. König Rudolf selbst be- zeichnet 1281 den Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Bamberg, Regensburg, Freising, Eichstädt, Augsburg, Passau und Brixen als zum Lande Baiern gehörig (Mon. Wittelsb. 1, 338); dieselben sollten nach dem gleichfalls dieser Zeit ange- hörenden Urbarbuche des Herzogthums (Mon. Boica 3(i, 520) den Hof des Herzogs zu Regensburg suchen. Da köimte nun etwa der Verfasser den Bischof von Augsburg im Auge ge- habt haben, dessen Bischofsstadt in Schwaben lag und der früher wohl schw^äbische , nicht aber baierische Hoftage be- suchte. Aber es macht sich im Schwabenspiegel so vielfach eine Parteinahme für baierische Ansprüche geltend, dass ich, von anderm abgesehen, schon desshalb nicht annehmen möchte, die Stelle sei im Interesse eines Bischofs zur Abwehr herzog- licher Anforderungen geschrieben. Es wird vielmehr kaum zu bezweifeln sein, dass die Stelle geschrieben ist zur Abwehr von Ansprüchen Ottokars an die baierischen Bischöfe, also mittelbar zugleich im Interesse des Herzogthums. Da macht sich gerade jenes Verhältniss im weitesten Umfange geltend. Während ihre Bischofsstädte zu Baiern gerechnet wurden, unterstanden, zumal seit Ottokar auch Kärnthen erworben hatte, die Besitzungen vieler baierischen Bischöfe der Hoheit des Böhmenkönigs. Dieses Verhältnisses wegen wird derselbe sie auch als i)ersönlieli seiner Herrschaft unterworfen betrachtet, insbesondere Suchen seiner Hoftage von ihnen verlangt haben. Im Februar 1270 sind die; Bischöfe von Bamberg und Passau auf seinem Tage zu Wien; ebenda im October dieselben mit dem Erzbischofe von Salzburg und dem Bischöfe von Freising. Im December wird dcjr Tag zur völ- ligen Ausgleichung des Königs mit dem Erzbischofe nach Wien, also in die Hauptstadt des einen anberaumt; das pflegt sonst nicht der Fall zu sein, wo es sich um gleichgestellte Fürsten handelt. Beim Frieden mit Ungarn im Juli 1271 stehen ausser den Bischöfen von Prag und Olmütz auch die von Salzburg, Passau, Freising und Regensburg für den König ein und erklären, 856 F i c k e r. ihn im Falle des Friedensbruches verlassen zu wollen, wie die ung-arischen Bischöfe das bezüglich ihres König-s versprachen. Ottukar scheint die in Oesterreich und Kärnthen begüterten baierischen Bischöfe in ähnlicher Weise seiner Herrschaft unter- worfen betrachtet zu liaben, wie das bei den Bischöfen von Prag und Olmütz in ihren Beziehungen zum Böhmenkönige allerdings schon lange der Fall war. Dass der Spiegier gerade diese Verhältnisse im Auge hatte, wird bei deren auffallendem Zusammentreffen mit seiner Angabe kaum in Abrede zu stellen sein. Für den Terminus a quo gibt das freilich keinen Halt; Veranlassung zu solcher Fassung war auch vor der Wahl Rudolfs schon gegeben. Denken wir uns aber auf Grundlage unserer früheren Unter- suchungen das Werk im Jahre 1275 entstanden, so stimmt das ganz wohl; gerade zur Zeit des Augsburger Tages werden alle Beschwerdepunkte gegen Ottokar vielfach erörtert sein. Mehr Werth dürfte auf die Angabe wegen des Terminus ad quem zu legen sein; nach der Zurückstellung der Herzogthümer durch Ottokar im Jahre 1276 wäre kaum noch Veranlassung gewesen, jenes Ausnahmsverhältniss zu betonen. Dagegen scheint nun allerdings eine andere der auf fürst- liche Hoftage bezüglichen Angaben des .Schwabenspiegels in so enger Verbindung mit einem urkundlich bezeugten spätem Vorgange zu stehen, dass mich dieselbe fi'ühcr an eine spätere Abfassung des Werkes denken Hess. Es heisst, dass im all- gemeinen der Fürst das Recht habe, Grafen, freien Herren und Diiiistiiiannen, welche Burgen und Städte in seinem Lande besitzen, seinen Hof zu gebieten : und fiinf si in tascher spräche mit fjp.sezzen, oder da?: si in ahte tacjen nid dar gelangen miigen, si sint des hoveS mit rehte ledic. Daran erinnert nun doch in auffalhiudster Weise, wenn 1282 der Bischof von Chur bezeugt, er \\i\h(i nie gehört, dass Graf Meinhard von Tirol ad ducatiim Bavarie vel Suevie pertinere oder iuri. extra Montana exstitisse; er wisse vielmiilii-, dass dessen Vorgänger sich zu Verona zu Recht zu stellen gehabt hätten und dass der Graf seine Graf- schaft ab eplscopatii 2\identino habet, qui ad Italiain dinoscitnr pertinere; während damals auch vor dem Könige geurtlieilt wurde, der Graf von Tirol solle mit zwei Fürsten oder Edeln Ueber ilie Eiitstehnngszeit des Schwahenspiegels. HÖ l aus dem Gebii'ge erweisen, cAii terre nttinere deheat vel cniits terre iure gaudere; vg;l, Mohr, Cod. dipl. 2, 9. 25. Aber einmal würde doch die Annahino der Entstehung des Werkes in so später Zeit allen sonstigen Ilaltpunkton widersprechen. Weiter handelte es sich 1282 siclitlich um Ansprüche Baierns an Meinhard; seinem sonstigen Standpunkte nach würde der Spiegier sich aber schwerlich beeifert haben, für das Recht des Tiroler Grafen gegen den Herzog von Baiern einzustehen. Ist ein Zusammenhang allerdings nicht unwahrscheinlich, so konnte dieser sich ja eben so wohl daraus ergeben, dass die Angabe des Rechtsbuclies auf den Vorgang von 1282, auf den ich anderweitig zurückzukommen denke, Einfluss übte, als aus dem umgekehrten Verhältnisse. Anderer- seits ist aber jene Angabe wieder so gekünstelt, fasst ein so selten vorkommendes Verhältniss ins Auge, dass wir billig fragen, was den Verfasser zu derselben veranlassen konnte, wenn sein Werk nach Massgabe der bisherigen Erörterungen 1275 entstanden ist. Zweifellos würden auch da zunächst die Grafen von Görz in Frage kommen; in nichtdeutschem Lande ansässig, hatten sie doch auch in deutschen Landen ausgedehnte Besitzungen; bei keinem anderen, dem Gesichtskreise des Verfassers näher liegenden Grafenhause trifft das in gleicher Weise zu. Nehmen wir an, die vStelle sei ganz entsprechend der früher besprochenen im Interesse der Görzer Grafen gegen Anforderungen Ottokars geschrieben, so erklärt sich dieselbe leicht. Zweifellos suchte der Böhmenkönig auch sie als Unterthanen zu behandeln; 1270 waren beide Görzer Brüder auf dem floftage zu Wien, auf welchem Ottokar zuerst als Herzog von Kärnthen auftrat. Ist nun unsere Beziehung richtig, so wird die Stelle schwerlich vor 1275 geschrieben sein. Denn bis dahin fehlen alle An- zeichen für einen Gegensatz zwischen den Graf