LTV /t/^ G>y«-\ / SITZirNGSBEKlCHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. PHILOSOPHLSCH-HISTOßlSCHE CLASSK ACHTUNDSIEBZIGSTER BAND. WIEN, 1874. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN BÜCHHÄNDLKU UEIi KAIS. AKADKMIK DKK WlbSKNfiCHAFTKN. SITZLTNGSBEUICIJTE DER PHILOSOPHISCH-llISTOKISCHEN CLASSE DEK KAISERLICHEN AKADEMIE DER WLSSENSCIIAFTEN. ACHTUNDSIEBZIGSTER BAND. JAHRGANG 1874. — HEFT Vni— X. WIEN, 1874. IN COMMISSION BEI KARL GEßOLD'S SOHN BUCHUÄNDLHIK DEK KAIS. AKADKMIW DEK WISbENSCUAFTKN. As Druck von Adolf Ilolzluuistn in Wien k k. Uli versifSIs-Hiiclidi.itkerei. INHALT. Seite XXI. Sitzung- vom 7. Oclober 1874 'A Hartel: lioincriaclie Studien. III 7 Pfizmaier: Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's . ., 80 Miklosicli: Ueber den Ursprung einiger Casns der pronomi- nalen Declination 143 XXII. Sitzung vom 14. October 1874 153 Vogt: Lotts Kritik der Herbart'schen Etliik und Herbarts Ent- gegnung 155 XXIII. Sitzung vom 21. October 1874 193 Pfizmaier: Denkwürdigkeiten von den Früchten China's . . . 195 XXIV. Sitzung vom 4. November 1874 285 Schulte: Die Paleae im Decret Gratians 287 Horawitz: Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus Rhenanus, insbesondere zu Schlettstadt 313 XXV. Sitzung vom 11. November 1S74 341 XXVI. Sitzung vom 18. November 1874 343 Pfizmaier: Denkwürdigkeittn von den Inseoten China's . . . 345 Müller: Armeniaca. IV 425 XXVII. Sitzung- vom 2. December 1874 435 XXVIII -XXIX. Sitzung- vom 9. und 10. December 1874 .... 437 Goldzilier: Beiträge ziu' Literatui-geschichte der Si'A, und der sinmitischen Polemik 439 Mej'er: Probe der M.ifoov'schen Spi'ache 525 SITZUNG VOM 7. OCTOBER 1874. Dei" Vice-Präsident begrüsst bei Wiedereröffnung- der aka- demischen Sitzungen die anwesenden Mitglieder und gedenkt der im Laufe der Ferien mit Tode abgegangenen, — des aus- wärtigen Ehrenmitgliedes F. P. Guizot, welcher am 12. Sep- tember zu Val-Richer, — des auswärtigen correspond. Mitgliedes P. Augustiu Theinc]"; welcher am 10. August, — und des inländischen correspond. Mitgliedes, Prof. Rob. Roesler. welcher am 19. August 1874 zu Graz gestorben. Die Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileids von ihren Sitzen. Der Secretär verliest Danksagungen für ihre Wahl von den correspond. Mitgliedern im Inlande : Freiherrn Jos. Alex. V. Helfert und Prof. R. Heinzel in Wien, Prof. F. Krones in Graz, dann von dem auswärtigen correspond. Mitgliede Prof. L. Rockinger in München. Der Secretär verliest ferner eine Einladung des Cura- » toriums der Franz Josephs-Universität Agram, zu der am 19. October stattfindenden feierlichen Eröffnung dieser Hoch- schule eine Deputation der Akademie zu entsenden. Das k. u. k. Ministerium des Aeussern übersendet ein Exemplar der summarischen Sitzungsberichte des in Stockhohn abgehakenen Congresses für vorhistorische Menschen- und Alter- thumskunde. Der Secretär legt vor ein Schreiben des Herrn Prof. Dr. Savelsberg in Aachen vom 4. August 1. J., womit derselbe für die ihm bewilligte Subvention zur Drucklegung seiner lykischen Studien dankt, — und ein zweites Schreiben des- selben vom 25. September, womit derselbe die von der Classe begehrten 30 Exemplare seiner Beiträge zur Entzifferung der lykischen Sprachdenkmäler einsendet. Herr Wilh. Schmidt, k. k. emerit. Gymnasial-Professor in Slowita in Gralizien fragt an, ob er die von ihm angelegten Regesten von sämmtlichen Urkunden des Olmützer Stadtarchivs 1223 — 1604 für die Fontes einsenden dürfe. Herr Dr. K. Reifenkugel, Scriptor der Universitäts- bibliothek in Lemberg, sendet eine Abhandlung über ,die Gründung der römisch-katholischen Bisthümer in den Territorien Halicz und Wladimir, als Beitrag zur Geschichte dieser Terri- torien im 14. Jahrhunderte Das c. M. Herr Prof. Dr. Wilh. Hartel übersendet den in. Theil seiner , Homerischen Studien^ Das w. M. Herr Dr. Aug. Pfizmaier legt eine Ab- handlung vor, betitelt: ,Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's/ Das w. M. Herr Hofrath Dr. Fr. Ritter v. Miklosicli überreicht eine Abhandlung: ,Ueber einige Casus der prono- minalen Decliuation der slavischen Sprachen'. An Druckschriften wurden vorgelegt : Akademie der Wissenschaften, Kgl. Preuss., zu Berlin: Abhandlungen aus dem Jahre 1873. Berlin, 1874, 40. — Monatsbericht. Mai, Juni, Juli 1874; Berlin: 8». — Verzeiehniss der Bibliothek. Berlin, 1874; 8«. Alte rth ums -Verein zu Wien: Berichte und Mittheilungen. Baud XIV. Wien, 1874; 4«. Bericht des k. k. Krankenhauses Wioden vom Solar-Jahre 187*2 und 1873. Wien, 1874; S". C entral-Commission, k. k. statistische: Mittheilungen. XX. Jahrgang, IV. n. V. Heft. Wien, 1874; 4". — Statistisches Jahrbuch für das Jahr 1872. 1., 7. u. 11. Heft. Wien, 1874; 4«. — zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale: Mittheilungen. Supple- mentband. III. u. IV. Heft. Wien, 1874; 4», Desjardins, Abel, Negociations diplomatiques de la France avec la Toscane. Tome IV. (Colleetion de documents inedits sur l'histoire de France.) Paris, 1872; 4». Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVII (neuer Folge VII), Nr. 7—8. Wien. 1874; 8«. Göttingen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J. 1873. 40. u. &0. Guadet, J., Recueil des lettres missives de Henri IV. Tome VIII. Supple- ment. (Colleetion de documents inedits sur l'histoire de France.) Paris, 1872; 4. GuiUicrmy, F. de, Inscriptions de la France du V" siecle au XVIII«. Tome P' (Colleetion de documents inedits sur l'histoire de France). Paris, 1873; 4». Kasan, Universität: Bulletin et Memoires. Tome XLI. 1874, Nrs. 1 — 2. Kasan; 8*\ Knauz, Ferdinandus. Monumenta ecclesiae Strigoniensis. Tomus I"""- Strigonii, 1874; in Folio. ,Revue politique et litteraire' et ,Revue scientifique de la France et de l'etranger'. IV<= Annee. 2« Serie. Nrs. 4—14. Paris, 1874; 4". Rostock, Universität: Akadomische Gelegenheitsschriften aus d. J. 1873/4. Fol., 40. und 8". Savelsberg, J., Beiträge zur Entzifferung der lykischen Sprachdenkmäler. I. Theil. (Gedruckt mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissen- schaften in Wien.) Bonn, 1874; 8". Studenten-Kalender, Fromme's Oesterreichischer, für das Studienjahr 1874. XI. Jahrgang. Wien; Vl'K Ilartel. üomerische Studien. Homerische Studien. III. Von Professor Dr. W. Hartel, corresp. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften. JVian wird sich kaum der Ansicht verschliessen können, dass das zweite Element der Diphthonge ai oi £i oj es ist, welches ihre so überaus häufige Verkürzung begünstigt, und wird es billigen, wenn wir die Erklärung dieses Vorganges nicht durch Hereinziehung jener so viel selteneren Affection, welche die anderen Auslaute (w w •/) vj) erleiden, verwirren. Zu solcher Trennung bestimmt schon die bloss äusserliche Be- trachtung der Erscheinung. Die grossen Unterschiede in der Häufigkeit der Fälle, dass von den nahezu gleich oft vorkom- menden Ausgängen oi 8 mal so oft als r,, ou 5 mal so oft als y; und 0), £'. 3 mal so oft als w als Kürzen zählen, haben wir bereits früher bemerkt (Stud. IL S. 331 == 5). Wir fügen hinzu, dass in den vier ersten Büchern der Ilias und Odyssee allein die Diphthonge die erste und zweite Kürze des ersten Fusses 92 und 161 mal, des zweiten Fusses 46 und 47 mal, des dritten Fusses 197 und 223 mal, des vierten Fusses 21 und 301 mal, des fünften Fusses 101 und 175 mal bilden, während dies bei (0 0) Y) Y) a a in der gesammten Ilias und Odyssee an den bezeich- neten Stellen nur 293 und 136 mal, 48 und 26 mal, 109 und 25 mal, 0 und 169 mal, 32 und 73 mal der Fall ist. Die Diphthonge schmiegen sich jeder Versstelle an und wo sonst ein Wortende nur unter sehr einschränkenden Bedingungen gestattet ist, wie nach der zweiten Kürze des dritten und der ersten des vierten Fusses, da stellen sie sich mit überi'aschender Häufigkeit ein, so 8 Hartel. dass man schon dadurch in ihrer elastischen Natur den Grund solcher Kürzung- zu suchen sich bestimmt fühlen niuss und nicht verkennen wird, dass mit dieser Kürzung eine Verschmelzung- des Aus- und Anlautes Hand in Hand ging, stark genug, um jene widrigen Verhältnisse un fühlbar zu machen. Die anderen Ausgänge hingegen erleiden Kürzung zumeist an den Ruhe- punkten des Verses. Nur einige derselben waren dem griechi- schen Munde geläufiger; die Härte der meisten verräth der Ort, Avo sie häufig; sind, d. i, der erste Fuss, der uns des Ungefügen bereits so viel gezeigt. Ein weiterer Grund, diese beiden Erscheinungen ausein- ander zu halten, liegt in der Zulassung derselben in der nach- homerischen Poesie, namentlich bei den Lyrikern und Drama- tikern, welche die Kürzung nur in einem durch die rhythmische Doppelkürze darstellbaren Tacttheil, z. B. in der Senkung eines Daktylus oder Anapaestes, oder bei der Auflösung einer Länge in zwei Kürzen, z. B. in der Hebung eines Jambus, Trochäus und in aufgelösten Dochmien zulassen. Wenn bereits im epischen und elegischen Vers der nachhomerischen Dichtung die Kürzung abnimmt und immer mehr sich bis auf feste Formeln auf die diphthongischen Ausgänge beschränkt, so sind bei den Lyrikern und Dramatikern die langen Vocale w o) ■/] r^ fast ausgeschlossen. Nur Pindar verkürzt nach Homerischem Beispiel öfter «o. Es möge genügen, dafür die in Pindar's Siegesliedern vorhandenen Fälle näher zu betrachten, welche ich mit Aus- schluss aller unsicheren Stellen gesammelt mittheile. Der Samm- lung ist Mommsen's kritische Ausgabe (Berlin 1864) zu Grunde gelegt. Diphthongische Ausgänge finden sich bei ihm 140 mal als Kürzen verwendet, langvocalische nur 21 mal, und zwar: ac in -mi CA mal: 0 IV 25, V 8, VH 7. 58. 66, VHI 47 (2 mal), IX 14. 23. 59. 69 (2 mal). 82, X 15. 62. 91, XIH 7. 81; PI 1. 94. 100, II 51, HI 90, IV 164. 174. 194. 254. 272, VIII 28. 56. 57, IX 22. 37. 59. 63. 88. 113, X 17. 22, XI 9; N I 17. 32, II L 3, III 54. 61, IV 75, V 7, VI 49. 66, X 31. 47. 77, XI 2. 7. 23; I I 1. 50, IV 5. 16, VI 32, VII 5. 59 — in andern Wörtern 29 mal, und zwar: 0 VI 86 TzioiJm, avopaa-., VIII 86 su/ciixat d[.»/ft; P II 4 ipyoijm oi.yy&}d(X'/ • N IV 35 iXy.oixai -^TOp, V 16 Q-dGCixar ou to'., IX 29 avaßaXXo[j.ai ü)?; 0 XIII 95 eiziaaezai £^Y]xovTay.t ; P IV 273 ■^b/eza.t. e^aTct'va?, Homerische Studien. 9 293 ojyjT:oi.i ouXojjivav, VIII 93 aü^siai ojtw, IX 49 eoaezon, cj, 56 Si^cTa'. suitXea, 59 Teqcia'. ov, XII 29 ©aivexar ey. ; N III 71 Siacpaivexai, wv x'.q, V 37 viaetat 'IcOjxov, XI 13 TMpot.[j.e6Ge-ai aAA(ov^ VII 16 eupYjTÄt ÄTtOiva; I III 86 -^iweTai, hyßoq — N VII 20 vdov- xac- £Yw — P XII 18 eiJ.ixvni oCkV, N IV 79 'imizvoLr el , V 52 ©OsY^at sXsTv — P IX 119 dTCocYscOai, oc; N V 1 F£pYä^£ zumeist nur von E- und A.-Laut in gleicher Weise afficirt wird, und zwar vor £ über anderthalb hundert mal, vor a aber 83 mal. Die Bedeutung dieser umstände wird erst später klar werden, und dann werden wir auch noch einige andere Betrachtungen, zu denen die Pindarschen Stellen Anlass bieten, anzustellen haben. Dieser somit in dem Auftreten der Erscheinung und in ihrer Geschichte begründete Unterschied ist bisher unberücksichtigt geblieben ;, und konnte es füglich bleiben, da man über die so nette und befriedigende Regel , Auslautende lange Vocale oder Diphthonge werden vor vocalischem Anlaut des folgenden Wortes häutig gekürzt' nicht hinauszukommen strebte. Man glaubte ein Uebriges gethan zu haben, w^enn man diese Kür- zung der langen Sylbe um eine More etwa mit der Elision, wobei gleichfalls eine More vernichtet und die kurze Sylbe zu Nichts herabgedrückt wird, in Parallele stellte und die Kürzung der Diphthonge tiefsinnig damit begründete, dass man jedes Ele- ment derselben eine halbe More verlieren Hess, oder jene Regel so umschrieb, dass man sagte, das Organ eile vom ersten Vocal zum nächsten und so gelange der erste gar nicht oder nur zu einer verkümmerten Geltung. So fasste schon Aristides p. 24 richtig den Vorgang, nicht um die Erscheinung zu begrün- den, sondern vielmehr auszudrücken, dass und wie bei einem solchen Zusammenstoss der Vocale Hiatus vermieden werde: tw ^(xp^ sagt er, cuy. r/s-.v [j.s-aqu c6|ji,(p{i)vov ~b cuva--ov aüia?, '/.eyr^vö-ac, Homerische Studien. 1 1 •^[XoTspa (77:oucY] -ou T-})v 0£UT£pav eTnXaßsTv, ctic tyjv r^c owv^c; auvs/eiav, ■7:piv ev-sA'^ 7:pO£V£Yy.aaOa'. r}]v TCpcxipav, t^c toö xa6YiYOL»[j-£vou tovo'j p.a-' y.pirrjTOc a-oiepsTa-., eine Anschauung-, die sich Böckh zu eigen g-emacht hat. De metris Poidari p. 102: si ultima prioris voca- huli est longa natura, sed nihüo secius corripitur, non habetur Matus, quia vox ut longam. corripiat, adeo concitata pi'onuncia- tione ad sequentis verbi initium transeat necesse est, ut vincat moraon ab liiatu obiectam. Eine Erklärung der Kürzung ist damit nicht gegeben, ja nicht einmal das irgend motivirt, warum nicht über jeden langen Vocal die Stimme gleich rasch wegeilen könne, noch gezeigt, was der vocalische Anlaut dazuthue. Es ist nicht versucht, diesen Kürzungsprocess an analoge Vorgänge der Sprache anzuknüpfen und so begreiflich zu machen, wie andere prosodische Erschei- nungen, z. B. Krasen, Synizesen von analogen Vorgängen der Vocalverschmelzung im Innern des Wortes her Licht empfingen und als augenblickliche, denselben Gesetzen unterworfene Con- tractionen verstanden wurden. Indem wir daran gehen, zunächst den Vorgang der Kürzung diphthongischer Ausgänge genau zu untersuchen, ist es geboten, alle verwandten Erscheinungen im Innern des Wortes zusam- menzubringen. Wir finden zwei unserer Diphthonge innerhalb des Wort- körpers dieselbe Kürzung erleiden, und zwar weit häufiger, als zunächst angenommen wird. Offen zu Tage liegt dies in fol- genden Fällen: Ol: N 275 cTo' apsxrjv c':oq euer ti at ypr, zaxi-y. A£y-^6^'; 2 105 wo; ewv, olo; oii v.c, 'Äy^aiwv y^aAy.oyj.rwvwv •/] 312 ToTo; £cov, o\bc, Etjffi, Ta T£ opo'/ibi')^ y. t' b^ü r.zp u 89 Toto; ewv, oloi; •^sv c/.iJ.'ji. cxpaTW" aÜTxp £ij.bv -/.-^p rj.i: u 379 £[Ji.7ia'.ov ouo£ ßi-r;;, aXX' olu-mc ayÖo; apoupr;? II 235 aot vai'oua' G-ocp-^Tai a^mz-zÖTzooez yap-ai£uvat y. 243 £0[j.£vai, cia c"j£; ya[j,ai£'Jvac£c a!£v scsucriv. h, 15 TTiVTfjy.cvTa a'jtz yaiJ,a'. £'jväo£c, ipyaTOtovxo, wie auch uicc mit kurzer erster Sylbe sich mehrfach findet, so, um die kritisch unsicheren Verse A 489, B 566 =:U' 678, II 21 =T 216 = A 478 nicht zu zählen: A 473, E 612, Z 130, 12 Hartel. H 47 = A 200; 0 244, I 84, P 575. 590. X 270. Weitere Fälle sind erst auf Grund anderweitiger Erwägungen zu gewinnen. Schon Buttmann (AGr. I^ 299 Anm.) nahm an Genitiv- formen wie ß 325 a 70 cou Anstoss und vermuthete hier und sonst Reste jener Uebergangsform auf oo, die er, gestützt auf die Analogie von 'ÄTpsioao zwischen 'i-r^co und Ttu-ou z. B. vor- aussetzen zu sollen meinte. Ahrens (Rh. Mus. IT 161) recon- struirte diese Form in grösserem Umfang, um mit ihrer Hilfe auffällige Längungen unzweifelhafter oder wahrscheinlicher Kür- zen wegzuschaffen wie AtöXou xXuTa QÜ)]}.Gaa.^ 'lAiou xpoTuapcOsv, und von da ab erfreut sich dieselbe allgemeiner Anerkennung (vergl. Leo Meyer Declin. 27, Leskien JJ. 1867, S. 1 if., Curtius Erl.'^ 58, Kühner AG. I'^ 309). Ich stehe als Gegner derselben allein (vergl. Zs. f. österr. Gjmn. 1871, S. 600 ff.). Man war froh über den Fund dieser neuen zwischen alten und jungen Bildungen vermittelnden Formenschichte. Wo ein solcher wie immer gelingt, unterdrückt man gerne den Gedanken, dass die Sprache die Verpflichtung nicht anerkennt, alle Consequenzen ihrer Bildungsgesetze zu ziehen, alle leeren Felder, die wir ihr so fest und sicher abzustecken pflegen, auszufüllen und zu durch- wandeln. Es ist überdies sehr wahrscheinlich, dass zu der Zeit, als der Spirant zwischen den beiden 0-Lauten schwand, der zweite bereits zu j herabgesunken war, wie o zu j wird im arkadischen Dialect in der A-Declination 'AiroAXornoa-u, Eu[j.Y)A(Sa-'j oder im jonischen si^eij, und so c.o zu oj ward, ohne dass je oo vernommen wurde. Jedenfalls ist der Ausgangspunkt der Butt- mannschcn Conjectur, jenes singulare oou, kein sicherer. Ersetzt mau dies durch so, so gewinnt man wenig. Denn neben oou steht das gleich auffällige h]c, (II 208 ^uaotu'.ooc [^.eya spY^v, s'^? To Tiptv y' epaaaOs). Hinsichtlich dieses ganz singulären Femini- nums, d. i. wohl erst durch Wegschaffung des oou so gewor- denen, vcrmuthet Curtius Erl.- 78, dass sich hier vielleicht das alte j in der Gestalt von a erhalten. Aber sonst geht das j dieses Stammes in den spiritus asper über, und in dem einen Fall, wo es zu z ward, in suts =jo--:t, to--z erscheint der lenis. Das ist bedenklich, bedenklicher aber die Trennung beider Formen, die so augenscheinlich zu einander gehören. Als dritte gesellte ich ihnen zu das Hesiodeische ieic (Th. 145") ks/Xo- Tepyj? 5!p6aA[j,b; eziq eviy.si-o [Xctw-w, welches indessen unter andere Homerische Studien. 1 O hybride Bildungen späterer Dichtung (isSiAEva-., svssaav, ie^/axoi; verg-l. Curtius GZ.' 507) besser gestellt werden kann, wenn jnan sich nicht bei der von Fritsch in Curtius' Stud. VI 112 jüngst gegebenen Erklärung beruhigt. Die Buttmann'sche Con- jectur vermag aber endlich auch die Entstehung des Fehlers nicht zu zeigen. ,Da in der ältesten Schrift ou durch o be- zeichnet wurde^ so lässt sich leicht erklären, wie aus co später oou wurde' sagt Kühner S. 288. Aber nicht leicht, warum aus A?oXoo 'Iäioo AicXcj 'Iai'oj und nicht vielmehr kloXoou 'IX'.cou ge- worden. Wenn co einmal in einem Homer-Exemplar stand, ist kaum einzusehen, wie diese Form verdunkelt werden konnte. Der äusserlichsten Betrachtung fehlte es nicht an einem Ana- logen, das blosse o als Clenitivsufflx zu verstehen und zu behalten ('ÄTpsioa-o, Il£T£to-o, n-^vsXsoj-o, csTo aio^ e'to so iind das einmalige ilj.io K 124), um nicht zu erinnern, wie viel Singuläres gegen an- dringende Analogien sich in unserm Text zu erhalten vermochte. Ich nehme nun an, da an eine so schwere Verletzung der Prosodie nicht zu denken ist, dass o z. B. in AiöXou xA'jxa als Länge gemessen sein sollte, dass hier ursprünglich die Genitiv- form auf o'.o stand und dass das ci dieser Endung wie das c. in olcq, das at in qxTratoc, das u'. in u\6q als Kürze behandelt wurde. Als diese Geltung des Diphthonges der Sprache fremd geworden, ging oto, das als — ■^ dem Vers sich nicht fügte, unwillkürlich in o'j über, indem Auge und Ohr eine andere prosodische Unmög- lichkeit leichter ertrugen, an die sie durch zahlreiche Fälle wie TToXXa )aso-6[;,£vo;; u. ähnl. gewöhnt waren. Für oou und r/jc möchte ich aber nicht oToj und oir^c, setzen, obwohl dloq mir B 325 und n 208 ganz angemessen erschiene, sondern diese Bildungen unserer fortschreitenden sprachgeschichtlichen Erkenntniss reser- viren. Wir gewännen auf diese Art folgende Fälle, in welchen oi im Innern des Wortes wie im Auslaut vor Vocalen gekürzt wurde: 0 66 'IXio'.o Tzpoizdpo'M =* 104, X 6 X 313 aYptO'.o, Tipöaösv oe üdy.Qq . . . B 518 uUeq 'IcpiTOio [ji.£YaÖui^-ou . . . y. 36 cwpa 'Kap' AiöXoio \ie-^(cüJiTopoq . . . X, 60 ß'^v zlq AioXow -/.Xuia Sw^-aia . . . V. 493 [mvz'.oq aXaoto ... = [j. 267 1 440 c|j.cu'oio 'äToXiiJ.oio = N 358. 635, 0 670, T 242, 128 7,iX£i-o-p,£v, \ G2 £p£{-c-[j.sv, ''-0-ix£v u. s. w. Die überlieferte, aber als Conjunctiv zu verstehende Form xzi-ai vertheidigen West- phal (MG. I 2, 111) und Curtius (Stud. VII 99), indem jener eine Contraction aus xE-E-xai, dieser aus y.£i-£-Tat annimmt. Etwas näher kommen wir wohl dem Grunde dieser Er- scheinung, wenn wir die Formen des Adjectivums o-qioz und des Verbums cr/iw in Betracht ziehen. Das i muss in vielen Formen derselben verklungen sein oder als vocalisch nicht existirend betrachtet werden, damit ihre Verwendung im Vers begreiflich werde. Während nämlich in den Substantivformen Bt/iot^to;, or/ior^-:'., o-/;Vo~^Ta das i durchweg als Kürze misst, tindet dies in den gleichstämmigen Adjectiv- und Verbalformen nur theilweise statt, und zwar in oiq'.ov ä'vopa Z 481, X 84, S-/^tcv ec r.iXe[}.c'/ A 281, in oy;(ou l-q\o) ov.oi vor vocalischem Anlaut, H 119. 174, P 189, T 73, «1» 422 — E 117 — I 76, ::i 208, in or/.öojv P 566, 1 195, W 176 und A 153, N 675, o 226. Das i kann aber nicht vocalisch und sylbenbildend sein theils wegen des auf sie folgenden Conso- nanten oder der für den Hexameter unmöglichen Quantität — ^ — in folgenden Formen des Adjectivums: orj.y.o B 415, Z 331, 6 181, A em, n 127, o-o-w H 241, ov.ov I 347. 674, n 301, 2 13, or.iM^^ B 544, K 206, M 57, N 395. 556, 0 533. 548, H 591, P 167. 272, 2: 220, G-^ic'.ai A 373, Z 82, I 317, A 190. 205, P 148. 667, Q 684, or^iojc K 358, M 264. 276. Man hat für Homer, auf ganz unzutreffende Beispiele wie A 380 ßißXrjai, 'C 303 ■J;pwo; gestützt, eine ähnliche , attische^ Kürzung des r, mit Unrecht ange- nommen (noch zuletzt Kühner AG. I- 241). Denn dadurch würden zwar die Formen des Adjectivums für den Vers alle- sammt gefügig. Aber nicht die folgenden Verbalformen, welche mit dem r, in der ersten, zweiten oder fünften Hebung stehen, denen zu Liebe man das i wieder auf andere Weise entfernen musste: cr/.wv P 65, cr/.o'j-/ E 452, A 71, M 425, 0 708, 11 771, 16 Hartel. Srittl)c7£'.v I 243, or/.cjaa? S 518, 31 83 — aYj'.cjcwat A 416, M 227, o-r]'.u)!7Y) n 650, o-riibiaaq 0 534, c-rj'.cocavxe X 218 — or/iwaavTsq 11 158, cr,'.(i)6;VTsq '. 66, or/.wOevTwv A 417. Aehnlich steht es mit -r^ta e 266, '. 212 und -^(wv e 368, welches Wort mit vocalischem (o 363, [j. 329), ja sogar gelängtem •. (N 103, ß 289. 410) sich findet. AVenn man mit den widerspenstigen Formen von or^^oq or^ioM r,t.ix gegen die das '. fast durchweg erhaltende Ueberlieferung in der Art sich abfindet, dass man den unbequemen Vocal als Jota sub- scriptum unschädlich macht, so erkennt man richtig den Sitz der prosodischen Störung, vergreift sich aber in dem Mittel, das in folgenden Fällen, wo i gleich unmessbar hinter Conso- nanten erscheint, versagt: 3 229 A '.Y'^'^'^''''j ■ ~fi 'J^AcTc-a aipei 'C,do())poq apoupa ^ 263 aT(]/a [)AV Arcjizx'.w/ avopwv zspixotAXiaq x^fpyjq =p432 3 127 AiYU'ÄiTi-/)«;, cöi Tz'keiaxo'.-oiy.O'.q h '/.rr^jj-aTa Y.eii(X'. I 382 AiYUTCTi'a?, „ „ „ „ „ „ 5 83 KuTcpov 0'.v{y,-r]v -iE xal Alyu-i:T:(o\)q i'!:a.Xrfidq c 286 '/pri\j.x-' av' Aiy'J'^ti'ouc cf.vopci.q- oi^OGay y*P 3i,T:cfmq B 537 Xa/aioa t' Eipexpiotv xs ■Ko'kj(j':oiwX6-/ 6' 'Icxtaiav B 811 saxt oe x'.c; TcpoTcapO'.Os TzoA'.oq 'v.r^v.c/. /.oXwvr] 567 V. oi 7.ev 0'. -jrpoaapo'.Os lioXioq y.axsvavxi'ov s'XOo) 6 560 y.al xävxwv iffacrt rroAiac y.al Trbvaq aypou? 8 574 avOpwTTtov, auxouc ~t xoXtxc xj £u vxtexowcra?. Allerdings hat man diese Stellen in der Weise zurechtzu- legen gesucht, dass man sich mit dem beruhigenden Schlag- wort einer Synizese zufrieden gab, oder theilweise die Formen änderte, so ttoX'.oc -oXta? in 7i6A-/]oq rSk^oq ■ü6X'.(;, oder aber gar annahm, dass hier allein ttx die vorausgehende Sylbe nicht länge (Hom. Stud. I'^ 44), wie bei Pindar N VII 35 NsotcxoXsiaoi;, wo aber die Unterdrückung des x durch rSk^\}.oq neben T.xokt]x.oq erleichtert war, und damit den ofi'enbaren Zusammenhang aufgegeben, in welchen diese Erscheinungen mit den bereits vorgeführten ste- hen, in denen überall die Schwierigkeiten von dem in seinem gewohnten vocalischen Werthe aufgetassten Jota herrühren und demnach auf gleichem Weg durch ein Mittel zu beheben sind. Nun ist uns weder durch ein Grammatikerz eugniss, noch durch ein graphisches Zeichen — um die cyprische Schrift hier bei Seite zu lassen — neben der vocalischen Bedeutung Homerische Studien. 17 des Jota eine andere verbürg-t. Aber wenn wir uns auf diese beiden Quellen unserer Erkenntniss beschränken wollten, wür- den wir nicht erfahren, dass j in vielen Füllen nicht als Vocal, sondern ähnlich dem nächst verwandten Consonanten F ge- sproclien worden sein muss, wie denn z. B. Niemand bestreitet, dass sV/-"- (~ ~- ~-') bei Alcaeus, aua-a (^ — — ) bei Pindar und £u bei Homer in später vorzuführenden Beispielen als 'ix/J-^h araia und £r sich dem Vers fügten, und in zahllosen Fällen u zu F ward, ehe der ursprüngliche Vocal spurlos verschwand. Kein Grammatiker und kein Zug der schriftlichen Tradition verräth uns etwas von der Existenz des " Digamma bei Homer, das in TauscQden von Versen als ein lebendiger Laut gefühlt wurde, und doch war das Digamma den Grammatikern aus anderen Dialekten bekannt und sie sahen sein Zeichen, nach den uns erhaltenen Inschriftenresten zu schliessen, allenthalben auf Stein und Erz, so wie in den Exemplaren der aeolischen Dichter. Wie also der Vocal u seinen Trabanten F zur Seite hat und mit ihm in so lebhaftem Austausch steht, dass in den meisten Fällen über die Priorität des einen vor dem andern gestritten werden kann, so ist es möglich, dass noch in Homerischer Zeit und darüber hin- aus neben dem •. ein j sich erhalten, und beide Laute, wie in anderen Sprachen so im Griechischen, noch viel leichter als F und j einander vertraten, indem t und j um so viel einander näher liegen denn 'j und F, als u von dem U-Laut entfernt ist. Der Mangel eines eigenen Zeichens im griechischen Alphabet kann gegen die Existenz des consonantischen J-Lautes ebenso wenig beweisen, wie der Mangel eines besondern Zeichens füi- das consonantische u im lateinischen Alphabet dieses je in Frage gestellt hat; wir werden daraus nur entnehmen, dass bei Fixi- rung des griechischen Alphabets der vocalische und consonan- tische J-Laut einander so ähnlich waren, dass ein Zeichen für die verwandten Laute zu genügen schien. Diese Möglichkeit wird aber zu einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit erhoben, wenn wir einen Blick auf die griechischen Dialekte werfen, in welchen das j bei seinem Schwinden die verschiedenste Behand- lung erfahren, woraus zu entnehmen, dass dasselbe erst mit der eintretenden Spaltung der Sprache in Dialekte, vielleicht nur um weniges früher, als der andere Spirant zu verklingen begann. Während es später in der Sprache der Litteratur so ganz Sitzungsber. d. phil.-lüst. Ol. LXXVIII. Bd. I. Htt. 2 18 Hartel. vernichtet zu sein scheint, kann es die Sprache des Lebens nicht völlig- eing-ebüsst haben, wie das Neugriechische bestätigt, welches die deutlichsten Spuren dieses Spiranten aufweist. Einen directen Beweis für die Existenz des j in der epischen Sprache liefern endlich dieselben Indicien im Verse Homers, aus denen man in Verbindung mit der durch die etymolog'ische Analyse g-ewonnenen Grundform der Wurzeln die Wirkung digammati sehen Anlautes erkennt. Sie haften aner- kanntermassen an der postponirten Partikel w; und dem Ver- bum tesOa-, und sind von Curtius (Phil. III 5, Gz.^ 589) zu- sammengestellt und besprochen worden. Wir zählen öj; an 49, Formen von TesOa'. an 31 Stellen, an welchen sie theils conso- nantisch auslautende Kürzen längten, theils Hiatus tilgen (s. Hom. Stud. I- 113). In diesen Fällen ist also j g-esprochen worden, wie selbst jene zug-eben, welche im Uebrigen die völlige Ver- nichtung dieses Spiranten behaupten. Dass aber ein völlig frem- der Laut nur an diesen zwei Stämmen und diesem Häuflein von Stellen haften geblieben, ist in hohem Grade unwahrscheinlich. Man könnte gegen die leichteste Lösung dieser offenbar in allen angeführten Foiunen gleichartigen und darum durch ein Mittel zu behebenden Schwierigkeit, dass -. in oÜsc, qxTra'.sc, •tlsX'.oc, ArfUTTtio? u. s. w. halbconsonantisch gesprochen, nur einen ernsten Einwand vorbringen, den auch Knös {De digammo Hom. Upsallae 1872, S. 152 Anm.), welcher an der consonan- tischen Natur des Jota in den anderen Fällen nicht zweifelt, erhoben, nändich dass dann 'kj in rSh'.:,^ und rSkiT-c Position bilden müsste. Aber diesem Einwand lässt sich begegnen. Wir haben in den früheren Untersuchungen (Hom. Stud. 1- 44) sichere Fälle nachgewiesen, in denen ein Consonant mit fol- gendem vollconsonantischen Jota vorausgehende Kürze nicht längt. Im Innern des Wortes darf an Messungen wie aovjv {p -) erinnert werden. Heinrich Schmidt (GM. 124), der gleichfalls bei t eine volle Verschleifung ablehnt, da dieser Vocal in der griechischen Sprache so sehr der Bildung von Diphthongen, deren ersten Theil er bilden müsste, widerstrebe, und die halb- consonautische Natur desselben vertheidigt, erinnert an ähnliche Erscheinungen bei den Tragikern, z. B. sy.o'-'Si, und bemerkt passend: ,Man vergleiche hierzu, Avas Corssen über das latei- nische V (?{) hinter q auseinander gesetzt hat ; auch hier bildet Homerisclie Studien 19 der Halbvocal weder mit dem q zusammen Püsitiou (vergl. oben ff-zi-toi), noch vereint er sich mit dem folgenden kurzen Vocal zu einem hingen ]Mischlaut: qve, oder que, eigentlich qtoe, nicht qüeJ Was wir hier für das halbconsonantische i annehmen, wird im Laufe dieser Untersuchung noch fester begründet werden. Eine nicht unerhebliche Unterstützung bieten für unsere Annahme eines dem f parallelstehenden consonantischen J-Lau- tes jene zalilreichen dialektischen Formen, in welchen die Di- phthonge ihr i oder u eingebüsst, so wie das Verfahren der Dich- ter, welchem wir bei Pindar und den Tragikex-n in grossem Umfange begegnen, Diphthonge zu corripiren. Wenn derselben Correption auch der lange Vocal (o in vipwsc und T.a-pC)o: unter- liegt, so ist das eine Sache für sich, welche nicht auf eine Correptionsffihigkeit des to im Allgemeinen, sondern auf eine specielle Beschaffenheit des w in den beiden Wörtern hinweist und später genauer betrachtet werden muss. Die neben einander bestehenden diphthongischen und monophthongischen Formen der Dialekte, von denen die Dichter nach Belieben Gebrauch machten, scheinen dafür zu sprechen, dass wohl noch jener con- sonantische Laut zum Theil wenigstens hörbar geblieben war. Am weitesten ist der Schwund des •. bei den Aeoliern gediehen (Ahrens 100 ff.), aus deren Dialekt die Grammatiker "AAy.asc, ay.ixa;;, ap/aor, TuaXa;;, öv^ßac; Li. s. w. citiren. So linden wir bei Sappho 'J-aoi/ai 25 (Bergk), a::u ar/.aac 44, 'IV/^vaov 91; 107 — AayoYjv (^= Aa-/oi'r,v) 9, Tuoai; 54, 3; nur vom Metrum verlangt und so von Ahrens verbessert s-ö-ri^av 10, Toxjiy. 106; bei Alcaeus rocoea 1)9, 3, TT/iaii; 41, 5, aXaOsa 57 und Theoer. 29, 1 ; aber daneben a-. wohl erhalten in T.fzoq, or/.äiwc, [;-a'.GiJ,£vo; u. a. Der dorische Dialekt lässt mit Vorliebe v. in s übergehen, wie in acsa-. Epich. 34 A., aosav Alkm. 37 B., ioi^ und sjpea Theoer. III, 30, VII 78 und anderen von Ahrens (II 187) verzeichneten Fällen. Der jonische Dialekt bietet fast nichts, was nicht Homerisch wäre, von dem recht zweifelhaften YaCrjO/sv (Var. YerjC/ov) Hes. Theog. 15 und ovs'.ap Hymn. in Cer. 269 abgesehen: so Tyrt. 12, 12 xal or;io)v bpt(c<.z, Mimn. 14, 9 o'j yäo ti; -/.etvoü ct^'m'/, Theogn. 552 sy;i(ov ';y.p CO «vopöiv .... Beachtenswerth ist Acö-.a bei Theogn. 96, wie jetzt mit AKO für Xwsta geschrieben wird (Xwta ^pov^ o' ixepa). Ueber den Umfang der Erscheinung können wir uns bei den spärlichen Ueberresten kaum eine richtige Vorstellung bilden. 2* 20 Hartel. Die ältesten Inscliriften liefern ebenso wenig Ausbeute (s. Erman in Curtius' Stud.V286). Dass indessen der jonischen Volkssprache dieselbe durchaus nicht fremd war, dafür bürgt Hipponax, dieser treue Bewahrer eines plebeischen Localtons in Wort und Stil. Aus demselben Gedichte wie es scheint citirt der Schob Heph. 156 (ed. 2. Gaisf.) zwei Belege für die Correption des Diphthongs £'j : o'.ov £v TW TTpwTw ?a[j.ß(i) 'iTT-wvaxTO^, Ivöa a/-/]civ : Maxapioi; zc, ti; O'/^psus'. [22 A Bergk], ty;v peu, iv Tetapio) ttcoI auvictciXe. xat ^aXiv c CfhlOC, VI OcUTSpW TTOOt TY^V 3U * XaiTO'. v' £UO)VOV aUTOV £1 9£A£'.C OWCü) [22 B.], und fügt als ein charakteristisches Merkmal der Sprache des Hipponax hinzu: napa o' 'iTizwvay.T'. £7cl t^c öi y,al öi oiiOsyy'^'^ tcoAX-/^ icTiv -^ xp''3^'?- Die Fragmente bieten, von 1, 2 Mt,[ovic-{ abge- sehen, keinen sicheren Beleg mehr. Vereinzelt finden wir A-^Oaioj Anacr. 1, 4 und 'AAx[;,a(ojv Anacreontea 8, 3, wofür Bergk 'AXy.[j,£(i)v schrieb; dann ötuoTo; 8co1. 7. In wie grossem Umfang im atti- schen Dialekt die Diphthonge geschwunden waren und dass sich hier in einzelnen Fällen der monophthongische Laut völlig fest- gesetzt hatte, so dass die Tragiker die volleren Formen als die älteren zur stilistischen Charakteristik verwenden konnten, be- zeugen Grammatiker, Inschriften und die Handschriften. Aus den älteren Inschriften sind die Belege für T.oth, axoy. von Weck- lein (Curae epigr. 53, vergl. 63) zusammengestellt. Wenn diese zusammengehalten mit dem Zeugnisse der Grammatiker nicht zweifeln lassen, dass die Formen ohne t wie yJm zAaw as-o; iXaa 'AO-ovaa der attischen Volkssprache eigenthümlich und aus ihr von Aristophanes zumeist entnommen sind, so wird man die handschriftlich so gut bezeugten Formen mit a-. den Tragikern lassen müssen, die ja so viele Reste älteren jonischen Sprach- gutes conservirten (vergl. Gerth's Quaesfiones de graecne tra- goediae dialecto in Curtius' Stud. I 2, 203 ff.). In diesen Fällen lagen also den Dichtern zweierlei Formen, diphthongische und monophthongische, zum beliebigen Gebrauche fertig vor. Hier kann es sich nicht mehr um hörbar gebliebenes consonanti- sches i handeln. Anders steht es mit jenen Formen, in welchen die Sprache den Diphthong festgehalten, den die Dichter für den augenblick- lichen Gebrauch dadurch als Kürze hörbar machten, dass sie sein zweites Element in den verwandten Halbconsonanten hinüberspielen Hessen. Reiche Belege bieten uns Pindar und Homerische Studien. Zl die Tragiker. Stellen sind zusammengebracht von G. Hermann {de dialecfo Phdari p. 9 ff.), Bückh {dt metris P. p. 289. 424. 492), Tycho Mommsen (Amiot. crit. sicpplem. ad Pindari Olymp. XIII 78 p. 174 ff.), Heinrich Schmidt (Griech. Metr. 121), Val- kenaer (Enrip. Phoen. 1475, Diatr. 109), Kvicala (Sitzungsber. d. Wiener Ak. XLIX 513 ff.), Christ (Metrik S. 20). Bei Piudar darf man wohl die Formen mit kurzem ei wie kTrei'w 0 I 101 ; r--stov P II 12; kxsiav P VI 50; itctcsuov N IX 9; — Xaipsiav N IV 54 — AtävTswv 0 IX 112 - KXewuq N III 83 — 'Apei'a; N IX "41 — ßaisia 0 VI 54; oouXei'a? P I 75; eh\x'.- v£ta P XII 4; cuasßsiac 0 VIII G — u-avteicov P XI G, 'Icrp/rjvstov p XI G _ ^v.yloz N X 24; OeiaTs N X 37 (vergl. die ähnlichen bei den Tragikern wie üyietas Aesch. Ag. 9G8, oupsiav Eur. Andr. 285) nicht bei Seite lassen, weil in einigen derselben die Ueberlieferung i bietet und dies t in einzelnen Bildungen dieser Art durchgedrungen (vergl. Buttmann AG. II 44G und Mus. f. Alterth. Wiss. II 386). Andere Diphthonge findet man kui-z und zwar: ai: -{y^y.byji<) 0 XIII 78; aiÖAsi P IV 233; Ol: totauTa P VIII 55, r.oia P VIII 20 (wie Soph. Aj. GOl wöa), iiavToiwv i^ V 25; ui: ulewv N VI 23. Was die attische Poesie betrifft, so seben wir, wie bemerkt, von Formen des Zeitworts ttoiso) mit kurzem oi am besten ab. Die unzähligen inschriftlichen Belege der Schreibung mit einfachem o, die Zeugnisse der besten Handschriften — so hat z. B. der Rav. des Aristophanes xosTv in Eq. 213. 24G. 4G5. 734. 741. 746 (s. Gerth a. a. 0. 205), der Laur. des Sophokles zow OR. 918, r.odc, Phil. 752, El. G24, zosT Phil. 926, El. 319. 623, Aj. 1395, tosTv Phil. 409. 1010, OR. 537, Ol. 1018. 1037. 1517, Tr. 385. 390. 598. 743, El. 337. 385, icosTaea-. Ph. 552, OC. 1144, 7uöy)(jcv OR. 543, Tcoi-ffat OC. 1033, TioY^ffo) Ph. 120, El. 1045, an lauter Stellen, wo das Metrum die Kürze verlangt — lassen annehmen, dass hier die gewöhnliche attische Form mit blossem o gehört und nicht etwa T,oj€bi gesprochen wurde. Ebenso zweifelhaft ist das schon bei Tyrtaeus einmal, öfter bei Euripides (vergl. Phoen. 1718, Markl zu Suppl. 42, Elmsl. zu Med. 133, Monk zu Hipp. 170 und Herc. f. 115. 902) mit kurzem ai erscheinende yepaiö; neben Sophokleischen Yspaoc; OC. 238, oder das einmalige tXao? Soph. OC. 1480. Ausser diesen finden wir kurz OC in toiouto; Soph. Tr. 1075, Eur. Med. 626, Niobe fr. 159 (D), Arist. Nub. 342 — 22 Hartel. Toi6?S£ Eur. Andr. 1074 — oTc-e Ph. 925, OR. 1415, OC. 803-, ota<;T£ OC. 262 u. s. — r.dloq Eur. Or. 155, Phoen. 885 — toitov Aesch. Sept. 972 — o?tovouc Soph. El. 1058 — 7ro'.r,TaT(; Arist. Equ. 583; ai in ß-.aiaq Soph. Ant. 1140 — odXaio? Soph. Ant. 1310, Arist. Equ. 139, Vesp. 40, PL 850; SsiXata Eur. Suppl. 279 — 'loaiav Eur. Andr. 275 — ctAaO-z^va'.oc Arist. Vesp. 282. Dass aber wirklich in diesen Fällen das '. wie j lautete und nicht etwa nach der Analogie solcher Atticismen wie r.ozh einfach fallen gelassen wurde, scheinen folgende Beispiele zu verbürgen, wo nur durch consonantische Aussprache des i dein Verse genügt wird. Aus der Reihe der Belege, die man da- für angeführt hat oder anführen könnte, scheinen mir folgende ziemlich gesichert: apytag Aesch. Ag. 112, opyia Eur. Bacch. 989, y.apoiav Aesch. Suppl. 66, y.apSiac Sept. 271, cov(av Eur. Med. 1259, y.epauv'.ov Phoen. 183, xIot.c'.oz Aesch. Prom. 681, i'juivuixcpiBioc Soph, Ant. 815, bf/ßp'.oc, Soph. OC. 125, iJ.'jpi6v:apyov Aesch. Pers. 965, ax.6-ito'. Eur. Ale. 989, oe\vnz>.q Phoen. 1537, IlüOioq Jon 296, -K'.i'Cz: Eur. Ale. 894, Mcuvuyjoj Hipp. 761. Christ sondert von diesen Fällen mehrere andere ab, in welchen das '. , geradezu hinaus- geworfen^ sein soll. Es sind r.ivn := T.övnoc. bei Homer, TrepoBoi; (zepiooo'.c mehre Hdsch.) Pind. N XI 40, yXy.piv P IX 38 (/Xtapöv viele Hdsch.), axpoOiva 0 II 4 (Z-/;v6ootoc iji.£Ta toü i ypisst T/.pz- öivia) X 57 ; y.pjsov 0 II 97 (so Aristarch, -/.pj^tsv die Hdsch.), c(i)av£y,(S; bei Corinna, n-/]X(t)aca bei Sotades (Heph. p. 11 W.), A(^i)ovjGc Anacreontea 42, 13, 'j^('.)xvn'y Aesch. Sept. 559, a';:(i)£vai in einem Scol. (vergl. Lobeck Path. g. el. p. 134), toT? 'EXsj- aivioi; ouAscffo-wv cat[j.ov(wc axwAs^a bei Epich. fr. 71, 'Aopootcia? im C. J. Gr. 6233, 'ATToXAwvia? in dem Appendix der Anth. n. 243. Wie man sich leicht überzeugt, ist kein wesentlicher Unter- schied zwischen diesen Fällen und den andern zu erkennen (vgl. Gr. Hermann Op. III 69). Die üeberlieferung schwankt zwischen Erhaltung und Tilgung des -. wie die Kritiker des Alterthums und kann für uns nicht massgebend sein. Bei Pindar findet sich über- dies noch eine — allerdings die einzige — Stelle N VI 30 aotsi; y.at XoYioi (^ -i- — _:- ^ — ) mit -., das man hier nicht zur Verdeut- lichung des Metrums fallen lassen konnte. Zu beachten ist diese Stelle auch noch, weil yt d. i. yj hier ebenso wenig Position bildet, wie vjf in ^sv-av, tJ in ixötioi oder cj im Anlaut ~vnh,<. O'.tazg'.O'. Anth. XI 146. Es braucht wohl kaum die Versicherung, dass wir Homerische Studien. 23 bei unserer Auffassung nicht etwa jedes überflüssige '. in den Texten der Tragiker in Schutz nehmen wollen, von denen viele glücklich aus den Dialogpartien entfernt sind^ sowie Pa- ley's Vorgehen recht bedenklich erscheint. In grösserm Umfang nimmt dieser Gelehrte t in der Geltung von j und sucht auf die- sem Wege viele Anapäste aus dem jambischen Trimeter zu ent- fernen (vergl. seine Bemerkung zu Aesch. Ch. 1 'Epp.-^ "/Oiv.e, it IS more than probable that the latter word was pronounced as an iambus, the i liaving sovietimes the power of i or y). Und nicht bloss im Innern ünden wir ein solches '., sondern auch im Anlaut, wie denn oft bei den Tragikern ein hand- schriftliches, wohl gesichertes tw Metrums halber in w verwan- delt werden muss, das durch halbconsonantische Aussprache des '. erhalten bleibt. Ein anderes Beispiel ist 'Io'j)a'ou Arist. Equ. 407. Für die Aussprache joKctaq des Eigennamens 'JoXaoc bei Eur. Heracl. 30, 237 u. s. w. spricht sich Maurophrydes aus (Kuhn's Zs. VII 144), und so ist 'lacwv auszusprechen in dem von Pausanias V 1 überlieferten Hexameter: M'i^ocäv 'läawv ^(^j.iv. vAAzTiXi o' "AcppoBiTa. Die gleiche Behandlung widerfährt nur seltener dem j, das als ? tönt in yevüwv Bind. P IV 225, 'Ep-.vjwv Eur. Iph. T. 906. 945. 1424 (K), in ySJyyöimoeq Aesch. Pers. 559, bei Lucian Epigr. 39, Suctv Soph. OR. 640. Müssen wir aber nicht das Wiederaufleben abgestorbener Laute wie des j und F für höchst bedenklich halten in so später Zeit? ,Man darf sich', bemerkt dagegen Schmidt a. a. O., ,über dieses Wiederauftreten eines scheinbar ganz antiquirten Lautes unter besonderen Umständen nicht wundern, da alle Sprachen genug analoge Erscheinungen aufweisen. So ist ohne Zweifel dem Griechen auch eine Art von j im Inlaut geblieben, und man hat gewiss nicht toio vooto^ sondern vielmehr toijo nooijo zu sprechen, das j als eine ganz leise Schwingung, wie die Lateiner es unter denselben Verhältnissen sprechen und die Franzosen es bewahrt haben. Hierauf weisen auch sogenannte Zerdehnungen wie b\j.ob.oc, die ebenso wenig von den Dichtern aus der Luft gegriffen und ?»ß^ri causa angewandt wurden wie jene andere, opowca u. dgl. m.' Nun freilich, physiologisch genau die Art dieses j zu definiren, ist eine Sache der Un- möglichkeit. Auf die auch im Griechischen anzuerkennende 24 Hartel. Doppeluatur dieses Lautes, welcher bald dem Vocal '. sich näherte, bald als vollberechtigter Consonant auftrat, ist längst aufmei'ksani gemacht worden (Ebel in Kulin's Zs, XIII 272 ff.). Die mannigfachen Umgestaltungen desselben machen eine solche Annahme nothwendig, die auch Curtius (Gz.' 548 Anm. und eingehender Stud. II 180 ff.) zugibt, der nur von einer strengen Scheidung abräth. Für den Homerischen Laut lässt sich die halbvocalische Natur, welche auch G. Hermann a. a. O. dem- selben viudicirte (non dixerim tarnen consonantis vice eam litfe- ram fungi, sed potestatem habere talem, td media int er conso- nantem et vocalem , propior autem vocali sit) mit ziemlicher Evidenz nachweisen. Wir bahnen uns dazu den Weg durch eine genauere Betrachtung des verwandten Lautes, des Digamma, welches uns in so viel reicheren Resten erhalten ist. Was wir aus diesen besser und deutlicher über die Natur desselben erschliessen , werden wir auf den anderen Spiranten zu über- tragen wohl berechtigt sein. Wie t und j ebenso nahe verwandt, sind im Griechischen das Digamma und dei- U-Laut. Aber nicht bloss im Griechi- schen. Bereits früher wiesen wir auf die nahe Verwandtschaft des vocalischen und consonantischen U-Lautes im Lateinischen hin. Im Dialekt der Veden stehen u und v ebenso wie i und j in beständigem Austausch. Das gothische v und das spätere w im Deutschen bezeichnen einen von dem Vocal nur wenig ver- schiedenen Laut. Im Griechischen können wir den Wechsel zwischen reinem U-Laut und r nur in wenigen Beispielen nach- weisen, so in der Uebertragung zahlreicher mit F anlautender römischer Eigennamen OueA'.a Oijäppojv und, worauf Curtius (Gz.^ 550) aufmerksam macht, in den Interjectionen oüä ohS. = lat. vah, ouai = vae. Hier tritt an Stelle des U-Lautes das nächst verwandte u, das aber freilich nicht überall den gebrochenen Ton (w) bezeichnet haben kann, sondern zugleich, namentlich als zweites Element der Diphthonge a'j £u ou einen dem wirk- lichen u sehr nahe stehenden Ton gehabt haben muss (s. Die- trich in Kuhn's Zs. XIV 48 ff.). Zwischen diesem durch j aus- gedrückten Laut und r finden wir so mannigfachen Austausch und Uebergang des einen Lautes in den andern, selbst bei einem und demselben Stamm, oft in derselben Wortform, dass nur eine leichte Nuance den einen von dem andern unterscheiden Homerische Studien. 25 konnte. Zalilreicher freilicli scheinen auf den ersten Blick die Fälle, wo an Stelle eines f ein j erhalten ist. Aber u ward wohl ebenso oft, wenn nicht öfter, zu r, das nur hie und da in der scluiftlichen Ueberlieferunjj- zum Vorschein kommt. Wo uns Formen mit dem Diplithong erhalten oder vorauszusetzen sind und solche mit dem einfachen Vocal sich linden, da bilden den Uebergang jene mit Digamma, wie wir zwischen tuoisco und r.oiu^ ein T.ojiio annehmen. Die sprachlichen Zeugnisse für diese Erscheinungen sind von Curtius (Gz.^ 549 ff.) gesichtet und zusammengestellt, und es wäre unnütz, was sich kaum besser darstellen lässt, hier zu wiederholen. Ich bescheide mich mit der kurzen Anführung solcher Beispiele, Avelche uns die Erklärung einer Reihe bis- her nicht genügend erkannter prosodischer Erscheinungen bei Homer an die Hand geben werden. Von dem digammirten Stamm rxo (ursprünglicher aFac) haben wir die au drei Stellen !E 340, P (347, t: 2S erhaltene Aoristform suaos, in welcher F vocalisirt erscheint und mit dem Augment £ eine Länge, nach der Ueberlieferung einen vollen Diphthong bildet (s-rao-e). Wie eüaos ist süios gebildet^ erhalten in der den Aeolismus nachbildenden Inschrift auf der Memnonssäule XIX 12 bei Ahrens (Dial. II 578) und Sappho 2, 7 von Bergk als Conjectur in den Text gesetzt. Unsicher ist die Vermuthung desselben Gelehrten eua-(e in Hes. Op. 5o4. — Das Gleiche zeigt sich in a"jia'/oi N 41 (a-rix/oi), sowie in aüepjuxv (a-repu-aav), wo das bei Homer an diesen Stämmen noch fest haftende r mit a zu einem Diphthong zusammenwuchs. Freilich scheint I. Bekker diesen , überall leichten Uebergang des v in u' einer späteren Zeit zuzuweisen and die Länge des e und a auf das von ihm anerkannte Homerische Recht ,die Quantität der Vocale beinahe unbedingt nach Bedürfniss des Verses zu bestim- men^ zurückzuführen (HB. I 135). Die Resultate dieser Unter- suchung werden, wie ich hoffe, dieses durch die fortschreitende Forschung bereits auf ein sehr kleines Gebiet eingeschränkte Recht noch vollends als ein illusorisches erscheinen lassen. — Wie nun in diesen beiden Wörtern die Ueberlieferung die Längen durch Vocalisirung des Digamma zum Ausdruck bringt, so noch in anderen, in welchen Fällen Bekker das überlieferte j auch respectirte, während er in ifyZzv v^vj./y. yxipzy.') r setzte. 26 Hartel. Es sind suXvjpa W 481 (s-FXyjpa, vergl. auXYjpov äßAY;pov Hesych.), xaXa-uptvo-; (laXa-pptvo-g), -/.aXaupo'i (xaXa-rpo'j»), xavaü-TroS-sg >. 464 (xava'j- für TavaFo-), worüber Savelsberg- (De digammo eiusque immvtatioitihus , Berlin 1863, S. 16) und Curtius (Gz.' 553 &.) zu verg'leicheu. So verdankt das Hesiodische -/.aua^a-.!; ( "Ep-j-a 666. 693) klärlich sein au einem r (xa--Fa;ai;) und auch süxrjXoq dürfte auf zh:r^/.oc =^ iri'Ar,\oc zairückgehen (vergl. Buttmann I^exil. I 146). Reicher strömen uns die Belege für diese Erscheinung aus den Dialekten zu. Im lesbisch-aeolisohen namentlich tritt j an Stelle eines r und verbindet sich mit vorausgehendem, sowohl langem wie kurzem Vocal zu einem Diphthong (Ahrens Aeol. 35. 171). Die etymologische Priorität des einen Lautes vor dem andern kann hierbei natürlich nicht gleichgiltig sein. So dürfte in ajw; ausXXa-. ocjT,p vaijoc "Aps'jo? ßouscffi (auf einer boeot. In- schrift) das j ursprünglich sein, nicht aber in den andern Formen eüpaYv; (e-rpayv]), suäXwxev (e-raXw-xe), womit c-üeöw-xsv zu vergleichen, in xji-Ti r= a-Fsr^) rbv auToex^ (Hesych.), a-utB-e-toü (=: a-FtS-£-TOÖ) aoavoüc (Hesych.), a-üp-/;y.Toq (a-rp"/;x-Toc) , in xedbi ozjui u. dgl. Dieser Diphthong misst bei Dichtern nach dem Bedürfniss des Verses als Länge z. B. Alcaeus fr. 36 (xao ck ■/sjaxw [Aupiv as'j xai tw o-rfieoq 6i\j.iJ.e) oder als Kürze fr. 4 ^YX^je, in welchem Fall j als Consonant behandelt wurde, wie auch in dem Pindarsclien ajata (Pyth. II 28, III 24) mit kurzem aj. Ob wir aber in allen diesen Wortformen die geschriebenen Diphthonge als wirkliche Diphthonge aufzufassen haben? Ob man die lialbvocalische Natur des Digamma so zu verstehen habe, dass es in der Hälfte der Fälle in den allerdings nahe verwandten Vocal vollständig überging, in andern wieder oder auch in denselben als Consonant erklang? Die Möglichkeit eines vollständigen Ueberganges in u werden wir in Hinblick auf Bil- dungen wie xaupo;, a|;.a'jp6c, 3i.^{.xj6:^ vs'jpov (^)ierviis), aii^co, aüpa, in welchen das j aiif r zurückgeht und der Diphthong fest geworden, nicht in Abrede stellen, und würden sie mit voller Zuversicht in einigen Formen des aeolischen Dialektes wie viel- leicht in vaüoc, aijr,p, ot'jM u. a. annehmen, wenn unsere Kenntniss desselben nicht so lückenhaft wäre und wir wüssten, in wie weit wir es mit durchgängigen Formen der lebendigen Sprache oder mit poetischen Singularitäten zu thun haben. Formen wenigstens wie die diu'ch Hesychius bezeugten, weisen schon Homerische Studien. 21 durch ihre daktylische Sylbenfolge auf eine poetische Quelle und machen ganz den Eindruck augenblicklicher, unter dem Druck des Rhythmus entstandener Gebilde. Nicht anders erscheinen mir jene Homerischen Formen, in welchen uns die Ueberlie- ferung- des Diphthonges nicht täuschen darf. Der Diphthong blieb in denselben haften und überdauerte so die graphische Existenz des ursprünglich hier gesetzten oder zu setzenden Digamma, weil Nebenformen ohne Digamma, neben suaSe ein eaO£ in der Sprache nicht allgemein durchgedrungen waren. Wo dies der Fall war, Hess die Ueberlieferung das j für F fallen, wie folgende bisher nicht richtig erkannte Formen zeigen, die sich von süaos auspjaav im Wesen durch nichts, nur durch die hier mangelnde Ueberlieferung eines Lautzeichens unterscheiden. Wir finden neben 'A-iS-y)? I 158, "A-io-o; E 845, 'A-to-wvsu; E 190 mit kurzem a Formen desselben Wortes mit langem a, 'A'.oc; cl'7w r 322, Z 284, "A-.oo; eicasr/.-rjai V 336 (vergl. äio'.cv Hes. Sc. 310). Mit dem gleichen Recht wie in dem von demselben digammirten Stamm r.o herrührenden au-to-£Tou könnte man Aii-iS-oq si'ato schreiben, und so hätte man geschrieben, wenn das gewohnte 'AVSo; nicht würde haben bedenklich erscheinen lassen, was man in dem singulären auiayo-. unbedenklich wagte. — Wir linden überall asicw und dessen Formen mit kurzem a, bis auf den Vers- anfang p 519 5!sior, osBaü); und die offenbar alte Sängerformel Hymn. XII 1 Bpr.v Ssiow, XVIII 1 'Ep[j.r/; asi'Sw, XXXII 1 M-qrqv aE'^os'.v, XXVII 1 "ApxsiJ.iv acioox Das Digamma in ä-rsicw steht etymologisch sicher (Curtius Gz. ■'247) und ist wenigstens für den boeotischeu Dialekt inschriftlich bezeugt in paJ^aFuBsc, auAaruoi:, •/.'.Oaparjoö;, tpaYarusoc, y.(i)[j.arjoic C. J. 1583 (vergl. Ahrens Aeol. 171), so wie durch aßY)oa)v (Hesych.). Vielleicht dass in od>c-q eine weitere Spur des r steckt. Dies würde sich zu dem von J. Schmidt (Voc. I 125) angesetzten aho verhalten wie aj;w zu *ar£^w (vergl. skt. vaksh-ä-mi a-esco), wie aüpa zu *aFs-pa, Bouva-, zu der von Benfey (Or. und Occid. I 010) angenommenen, jüngst auf der Bronzeplatte von Idalion (5) nachgewiesenen Form corivai. — Das häufige säo; erscheint überall mit kurzem a bis auf drei Stellen z 15, p 39, x 417 in der Verbindung cpaea v.yli. Im Aeolischen schrieb und vielleicht sprach man auch sauoc (vergl. das Pindarische cpaucifj-ßpo-o; 0 VII 41). Das r erhielt sich als ß im pamphylischen 9;<ßc;, als j in dem ^ö Hartel. epischen 7ct-cpau-c;y.w. Ein Zeugniss für geschriebenes F bewahrt uns Prisciau (I 11, 15. 253, 22 fl.), der in tripode vetustissimo Apülll)ii.s qui, est Consta) ttinopoU Arj[ji.ocpaFo)v gelesen (vergl. Ah- rens Aeol. 36, Dor. 44; Giese Aeol. D. 229, Curtius Gz.^ 297 ff.) — dio) hat in der Regel kurzes a, so im Versaufang 0U7. alziq (K 160, 0 130. 248, a 298), in aicv (L 222), a-.ev (A 463) und den andern Formen. Nur an zwei Stellen verlangt der Vers die Länge 0 252 S'.ov 'qxop und K 532 ais ©wv-rjcsv ts. Das Digamma des Stammes aF steht etymologisch fest (vergl. an-di-o, skt. av-d-mi, ich beachte, Cui'tius Gz.' 389). — In asca finden wir y. zweimal (y 151, t 342) lang und dreimal (y 490 =: 0 188, aiay.\ 0 40) kurz, und auch hier ward wohl a'Fs-ca gehört, in- dem man das Wort auf den Stamm y.r (hauchen, athmen) mit grösster Wahrscheinlichkeit zurückführt (vergl. Lobeck Rheni. 4, Curtius Gz^. 390). — Nicht ohne Bedenken füge ich das ein- malige ■q-(mQ^s. £ 122 neben a^aacOs £ 119, r. 203 und aYa!jO£ z 129 hinzu, da der Zusammenhang dieses Verbums mit St. ya'j nicht ausgemacht ist. Sonst könnte man sich ein singuläres r{^(xjy.z^i gefallen lassen, wie sich ein singuläres '/paiav/ E 138 (neben £-/pa£ und den anderen Formen mit kurzem a) in der Ueber- lieferung erhalten hat. Verwickelter sind die Formen des Zeitworts aaw, indem sich hier mit der schwankenden Quantität des ersten Vocals schwankende Quantität des zweiten verbindet. Wir linden das erste a kurz in aacaTO ■- — --- ^ (I 537), aaaOr// aacOr, aac70£i; — (n 685, T 113. 136, 5 503, ? 302), aara-. ^-- (T 129); lang hingegen in aa(7ä[rr,v — ^ ^ — (] 116. 119, T 137), äaaaro — — (A 340), äaaav — (% 68), äaicv — ^ ^ ((^ 296. 297)^ äaaTOv ■^ — — -^ (H 271), aäa-:ov ^ — ^ -^ ($, 91, / 5) ; äauavxo — -^ — w hat ein unbekannter Dichter (Bergk Inc. 39, 3). Was die Quan- tität des zweiten a betrifft, so wollen wir, ohne diese Frage hier zu erschöpfen, nur darauf hinweisen, dass die sogenannte Um- stellung der Quantität, an welche man erinnerte, zur Erklärung aller Formen nicht ausreicht. Wir sehen in vier Formen beide a lang. Wohl aber scheint das c: von äasöcii; äaa6r,v auf *aaCo) hinzuweisen, wodurch die Formen mit kurzem a sofort ver- ständlich werden, eine Annahme, welche bei dem Homerischen Reichthum von verbalen Doppelformen auf aw und a^w, den man jetzt bei Curtius (Verbum I 335 ff.) am besten übersieht, Homerische Studien. 29 ohne Bedenken ist. Wir hätten aber dann für die andern ar^aaio a-/]c7av äa-^xo; zu erwarten (verg'l. ßsßi'/jxs, x/vqGM). Aber g-ar wohl kann das erste a erhaltend auf das zweite g-ewirkt haben, Avie ja in nicht seltenen Fällen ein vorausgehendes a sich nachfolgenden Vocal assimilirte: osoaao-öa'. = Bsoa-c-aOai, opaaaOai, opaafjös, bpdy.:, oaavTaioc für ^(fot,vn(xioq (^aetvoTaio?), cpaavör; für cpasvÖY], Yoaaffx,ov für voäecvtov, v/^xiaxi; neben v/jt^iey]. Wenn die Kraft des A-Lautes auf den E-Laut eine so wirksame ist, um diesen sich vollständig anzugleichen, scheint die Annahme nicht zu kühn, dass er in aacrato u. s. w. genug Kraft besass, nachbarliches a in seiner Qualität zu conserviren. Jedenfalls wird man die Quantität des Anlauts als unabhängig von dem Nachbarvocal betrachten und dann in ähnlicher Weise sein Schwanken wie in atov erklären dürfen. Dass aber hinter dem ersten a ein Digamma stand, beweist seine Diphthongisirung zu xj in der Ueberlieferung zweier Pindarischer Verse, Pyth. II 28: cüjJ. v'.v 'jßptc d: aurztav jTwSpafflavov wpcsv, und III 24: ir/^e TOiauxav [j.£YaAav ajarav, in denen das Metrum die durch die handschriftliche Ueberlieferung auaxav (für auocTav) angedeutete Kürze des Diphthongs verlangt; Mommsen schrieb aFarav. auxtv; mit langer ersten ist eine sehr ansprechende Conjectur Schnei- dewin's in einem Verse des Archilochus: -/^ßXaxov, y.at 7:06 -uiv' aXXov auä-:-/; /.'./rj^aTo fr. 73 (B) für das bei Clemens Alex. Strom. VI 739 fehlerhaft überlieferte -S^o' ävr,. Das Fragment eines unbekannten Dichters bei Gaisford Etym. M. p. 1422 E lautet: av.opzQ-o'/ a'jäTav (vergl. Schneidewin Phil. III 381). Eine wei- tere Spur des Digamma hat Ahrens (Dor. 55) in zwei Glos- sen des Hesychius aYaiacOat := ßXaTixsaOai, aYar/;[j.at = ß^ß^ap-ij-ai entdeckt. Endlich ist uns die Glosse aaßaxoi aaaxoi erhalten. Dass aber das Digamma dieses Stammes in Homerischer Zeit noch nicht erloschen, sondern ein noch durchaus lebendiger Laut war, diesen Nachweis verdanken wir A. Nauck (Melanges Greco-Romains III 230), der, indem er die Möglichkeit der anapästischen Lesung des Nomons aVr) an 21 Stellen nachwies, mit Recht auf den Gebrauch der Form aiiTf d. i. aFäxY), die überdies auch Meineke (Philol. XIX 199. 240) bei Aeschylos (Ag. 730, Suppl. 110) einführte, zurttckschloss. Nur dass er die widerspenstigen Stellen (T 88 ä'Ypiov yivr^v, V 100, Z 35(), Q 28 'A/vScavopc'j vizy' civr^c,) als unhomerisch verwirft, ist bedenklich. 30 Hartel. Die Möglichkeit der Entstehung- der contrahirten Form ä.xT^ aus aar/) ist unbestreitbar und die Coutraction hat sich auf verbalem Gebiet aucli wirklich vollzogen in acjaio T 95 (/.at y'^'P ^"h '''^ ~^~'^ Zsuc äaaTo) und A 61 (a7£ [j.e Qai[j.ovoq aica) ; 0 237 rffi' ccty] icac kann entweder r^o' aaxY) aaaaq mit Synizese und zwei langen a wie /, 68^ oder mit zwei kurzen y., wie in dem Vers des unbe- kannten Dichters und wie T 832 in Oewv äa-reuvTa (so Nauck) gelesen werden. Wäre 0 237 die Lesung ascrac sicher, so würden wir ohne weiters der Berücksichtigung eines Einwandes ent- hoben, den man gegen unsere Erklärung des langen a in ä'iov ä'eca aacap/r^v geltend machen wird, nämlich dass in der Länge dieser Formen das Augment zu erkennen sei. So sieht Kühner AG. 498, 2 das a in atov an. Und in der That scheint dieser Ein- wand sehr berechtigt, wenn man erwägt, dass die Länge nur in Indicativformen des Präteritums auftritt, nicht in aisi; aiouaa^ aiovre?, aäiai. Aber einmal waren diese Formen bis auf das singulare aatai bei solcher Messung für den Hexameter un- tauglich. Dann erscheint ja die Länge des anlautenden a des Stammes in a^axov dreimal. Vor allem aber hätten wir v-^'' (vergl. iri-fiiae Herod. IX 93), v^saa •^aaaiJ//]v zu erwarten. Auf aXco akxOj welche, wie Buttmann II 109 aus dem Circumflex richtig erkannte, auf Contraction beruhen und auf *£-a/>--o oder *a-aX-To (urspr. *a-craA-xo) zurückgehen;, kann man sich nicht berufen (vergl. Curtius Verbum I 131). Das wäre aber die einzige Stütze für die Annahme, dass in unsern Formen die Verlängerung des a aus dem nach aeolischer oder dorischer Weise (Ahrens Aeol. 84, Dor. 299) gebildeten Temporalaugment sich erkläre. Fast unangetastet erscheint uns in der Ueberlieferung der kurze 0-Laut in jenen Fällen, wo er durch die Berührung mit Digamma eine Länge darstellt. Freilich hätte hier ein für oF geschriebenes und gesprochenes ou gebräuchliche Wörter in ganz ungewöhnlicher und unverständlicher Form erscheinen lassen. Nur in einer Verbalform sitzt ou fest, in aiz-oüpa-q (sAwv yap £/£'. yepa;, auxbc aTzoupac A 356 und oft) — aroupatq hat Pindar Pyth. IV 149, aTTOjpäiJ.svoc Hes. Sc. 173 — und scheint mehr als eine vorübergehende prosodische Affection des kurzen 0-Lautes an- zudeuten. Dass das oj, wenn es ein lebendiger, aus oF her- vorgegangener Laut nicht war, für oF geschrieben wurde und Homerische Studien. öi sich in der Ueberlieferung erhielt, erklärt sich daraus, dass es an das stammgleiche aTCYjupa anklang, das ein festes u hatte, und dass Formen ohne j die Existenz des auoupac nicht beirrten. X 489 aizyjp-qazuz'. müssen wir wegen der Unsicherheit der Lesart bei Seite lassen. Das ursprüngliche Digamma ist etymologisch sicher. Wie Ahrens (ZAW. 1836, p. 801) erkannte, liegt die W. Fpa zu Grunde. Daher ar.o-rpic (wie besser accen- tuirt würde, vergl. Westphal MG. I 2, 285) Participium einer sonst verscliollenen Aoristbildung, ar^r^üps. lässt Brugmann (Stud. IV 106) nach Sonne's Vorgang (Kuhn's Zs. XIII 434 ff.) aus ä--£-rpa hervorgehen. Aus a-Tis-Fpa hätte aber nur a-cupa werden können. Demnach vermuthe ich, dass als Stamm a-rpa anzu- setzen sei, mit jenem prothetischen a, das so häufig vor digam- matischem Anlaut (aspca, a-sipto, ä-sOXov) und Consonantengruppen (i-c77:a(pco, a-cr-a)va;, a-(pXac7T0v) auftritt (Curtius Gz.-* 565. 712). Von der Wurzel Fep, vielleicht von derselben, die in axyJpoLq liegt, in dem stets digammirten intransitiven eppio wiederkehrt imd zu rsp'j; (ziehen) sich erweiterte (vergl. Curtius in den Stud. VI 265 ff.), wurde der Aorist airo-epaat , wegraffen^ wie kX-ai y.jpcrac gebildet. Wir finden ihn mit kurzem o Z 348 ■/Jj[j' a-6-rspcc, mit langem ^P 283 ov poc t' svauAoc aiuorspcrj /S'.lJLwv. Xcpwvxa und .i-^y. Xsc/yi) keine Spur seiner pro- sodischen Wirkung, indem weder vocalischer, noch consonan- tischer Auslaut wie bei den andern Formen ([ji^ä hriyuy), ä'iv FtFäxovTe?) irgend eine Affection zeigt. Wohl aber tritt in ihr t Homerische Studipn. öl mit veränderter Quantität als Ijänge auf [le^ ^«Z^v, ird o' ia.yj.. Man liat in dieser Läng^e das temporale Augment finden wollen, wie z. B. in Ixsto neben \Y.ics%xi, -/.avs A 434, B 17 neben 'aavst, £7:iY]A£v ■/ 49 neben iTzaXXwv (verg-1. Curtius Verbum 130). Aber es wäre, wie sclion Knös S. (iO erkannte, doch höchst auf- fällig-, dass gerade das r im Praeteritum so constant unter- drückt sein sollte und andererseits das Augment so consequent durchgeführt, dass auch nicht einmal dasselbe etwa in einer so nahe liegenden Wendung wie Wpyeloi o' "Va/ov vernachlässigt wurde. Dass vielmehr auch hier der Grund der veränderlichen Quantität nur im Digamma zu suchen und die Länge des i im Praeteritum durch Vocalisirung desselben (ula/ov) zu erklären sei, ergibt sich schlagend daraus, dass in dem einen Fall mit kurzem '. iJ.t(oL Icf/yi (A 506, P 317) sofort wieder das Digamma an dem vorausgehenden Vocal sich wirksam zeigt. Uebrigens kann man sich für die durch Augment zu erklärende Länge des i in i'a/ov auf 'y-STS Txavc deshalb nicht wohl berufen, weil das ety- mologisch zwar feststehende Digamma dieser Wurzel in Home- rischer Zeit ganz und gar verklungen war. Von FiFayo) lautet viel- mehr das Praeteritum FfFayov, wie es A 506, P 317 überliefert ist. Indem das erste F neben t seinen vocalischen Gehalt entfaltete, entstand ein Diphthong, den wir wie früher ax- sF durch au eu so durch ui ausdrücken können, vor welchem natürlich keine jener Wirkungen, welche der consonantischen Natur des Di- gamma zukommen, sich einstellt und welcher wie ein rein vocalischer Anlaut behandelt wird. Daher Elision und Kürzung lauger Sylben, aber keine Position, kein Hiatus. Auf diese Art erledigen sich folgende Stellen : \).v{£k' x)Xcir/j. A 482, ^ 228, ß 428, IJÄi utax£v A 125, i-\ V ^Si^yt N 822. 834, P 723, oxs t' uia^s ::: 219, [^iya §' Sixit ^- 216, -spt c' x>ix/t i 395, [x^y^a' uiayov i: 29, «1> 10, ti.£Y' 'Jiaxov B 333. 394 und iTt-uia/ov E 860, H 403, I 50, N 835, H 148, — äCkxo xat ul'axs Y 62. Keinen andern Grund hat das Schwanken der Quantität in i'cacriv, einer aus dem dor. laavxt hervorgegangenen Form, gebildet durch Zusammensetzung aus W. r.o -f- cravT'., d. i. der 3. Pers. PI. des Verb, subst. (sa + avn), wie £i;affi und nach Cur- tius' Darlegung (Stud. I 1 239 ff.) auch die andern dor. Formen ''.zöL\>.i l'ca'.c i'cäTt laa, hoL^xv) hoL-z. Die Kürze des '. begründet diese Entstehung und ausser Homer lässt sich die Länge desselben auch 38 Hartel. nirgends nachweisen. Die Kürze steht fest durch Pind. Pyth. IV 247 o![j-ov rcrajjLt — ^ — _ ^^ Epichann traoa iQX\}.i Inc. 1 (Lor.), Theoer. V 119 tsöto y' höc[).i, Theoer. XIV 34 Ta[ji,oc sycov, xbv laat? TU, Thoocr. XV 146 caaix. höi-'., Pind. Nem. VII 14 scroTTTpov "aa[j.£v -- — ^ s^ v^ w^ Pind. Pyth. III 19 -avTa Icavxi — ^ -^ — ^^ Theoer. XV 64 zavTcc ^{)W!xv/.eq icavii und mithin auch bei Epich. Hßac Ya(j.oc 2: oüx tsav-:' imd in »'aa?'. Soph. Aj. 965, Arist. Eccl. 252. Bei Homer hat IVav = F'o-aav (vergh e-oo-aav) durchweg kurzes i: 1 405 Eupyv6[jL-/; tcav, o 772, v 170, 'h 152 ouvt ''aav w? exixuxTO, und "fjacy. überall da, wo der consonan- tische Charakter des Digamma durch Tilgung des Hiatus un- zweideutig hervortritt: E 420 epY« l'cacri, 5 379. 468 'jrävxa Iffac, ß 211 -r^o-^ yap xa Icac»'., v 239 s'axi(v) feaai; dazu Z 151, T 214 xvopsc iffact, wo nach der gewöhnlichen Ansicht F verklungen ist. In allen andern Fällen ist i lang, aber die Annahme, dass Digamma consonantisch wirksam war, auch nicht noth- wendig. Denn W 312 tzKiIovol iaxai und ß 283 oiJos xi ia/xc. ist durchaus üblicher Hiatus nach dem ersten Fuss; 0 559 xW auxat Icac, ^ 89 o'icz bi xoi taac, w 188 ou yap --xo) 'izxa'. bleiben die Lcäugen lang in der Hebung, wie vor jedem andern voca- lischen Anlaut (vergl. Hom. Stud. II 14 ^ Sitzungsber. LXXVI 340 ff.), A 124 und 'i^ 271 ouo' äpa xci y' "cact (La. Roche strich A 124 y' gegen die Hdsch., Hess es aber 'i 271) tritt Eli- sion ein, wie vor vocalischem Anlaute (vergl. ouo' "cact Hes. Op. 40). Die andern Fälle I 36 fcaa' am Versanfang, 0 560 ■Ax\ Trävxwv l'aa?'., A 122 = (i' ^^^ ^^ ^'■'^- ^^^^^ OäXac^av gestatten in gleicher Weise, dass F sich dem folgenden '. assimilire und mit ihm zur Länge werde wie in uXxyz. Mit demselben Stamm Fic ist zusammengesetzt der Eigen- name IloXu-T-Goc E 148, JN 663, dessen langes und wohl festes i eine andere Erklärung zulässt, auf welche das Schwanken der Ueberlieferung Hoau-siooc hinleitet. Von derselben Wurzel F'.o lautet das Part. Perf. H'.iöyc, zu welchem wie neben xp-r;pa)c apapuTa, AEA-rjxwc A£Ar/.u^a u. s. w. sich das Femininum F'.ojT« stellt. Unsere Ueberlieferung schwankt zwischen dieser Form und einer Bildung v.bw.a (vergl. La Roche H. T. 287), welche Aristareh au mehreren Stellen verworfen (T 12, A 608) und deren Erfindung, wie es scheint, den übel vermerkten Hiatus in ipya lOuTa I 128 und 7 mal, y.sova lOjTa a 428 und 4 mal, Aj^pa (TCxvxa xauxa) lo-J.a Homerische Studien. 39 X 432, V 417, A 305 tilgen sollte. Demnach hat man, wie Ahrens vorschlug (Kh. Mus. II 177 ff.) überall lo-Six hergestellt, und die durch das Metrum verlangte Länge des i kann die P 5 -pioTOTÖxos; v.'.Yjprfj oü -pJv tcüTa tcxoco überlieferte Form eiouTa nicht retten. Vielmehr wurde" hier ~plv jiouTa gesprochen mit berechtigter Längung des selbst in der Thesis langen r.ph (Hoin. Stud. I'^ 109 ff.). Wir haben bisher die Verwandtschaft der Laute i» und f durch die Leichtigkeit des Ueberganges des F in u nachge- wieseu. Diese flüclitigen, durch rhytlnnische Impulse hervor- gerufenen P]rscheinungeu können nur gestattet gewesen sein, weil eine geringe Schattirung das F von u unterschied, ein geringes Schliessen oder Oeffnen der Lippen bei sonst un- veränderter Lage des Organs, wodurch eine Entstellung der Wortform vermuthlich noch weniger gefühlt wurde als in den verwandten lateinischen Auflösungen dissolüo solüit evolüam, sllüae, lariia milüos, äqiuii Lucrez VI 1070, äqüäe VI 552. ><68 (vergl. Schneider Lat. Gr. I 363, Lachm, zu Lucr. 379), (lud ihrem Gegentheil wie teiivis tenvia Lucr. I 875, V 1262 und oft, extenvantur Lucr. IV 1254, genva Verg. A. V 432 u. ä. Denn der Abstand zwischen lateinischem u und v war ein grös- serer, als zwischen u und dem zarten Laut des F. Das latei- nische V ist ein starker, in Fällen wie tenvia stets Position bildender Laut, ähnlich dem deutscheu iv im Anlaut, iv'^ bei Brücke (Grundz. 34). Das Digamma hatte den Ton des hinter dem Gutturalis sich entwickelnden U-Lautes wie im deutschen Quelle Qual, dem lateinischen aqua u. ä., wo qu oder qv uicht Position bildet, den Ton des englischen w (uio^ bei Brücke). •Wenn man ein u hervorbringt und dabei die gerundete Mund- • iffnung so weit verengt, dass ein Reibungsgeräusch entsteht, so entspricht dieses, vom Ton der Stimme begleitet, dem iü^\ der Ton der Stimme behält aber dabei den Charakter des ?(; es werden also der Vocal u und der Consonant tu' wirklich gleichzeitig hervorgebracht. Dieser Laut [nw^) ... ist kein anderer als das englische double U, wie es lautet, wenn es als Consonant gebraucht wird^ z. B. in tcatev' (Brücke S. 70). In derselben Doppelnatur und der wechselnden Herrschaft der einen über die andere liegt das Geheimniss dieses proteusartigen griechischen Lautes. 40 Hartel. Was den Uebergang' von u in F im Innern der Wörter betrifft, so zählt dieser zu den nicht seltenen Erscheinungen. Wo der Vocal u verschwindet, nimmt man au, dass aus ihm zuerst r entstand, welches zwischen Vocalen so regelmässig verklang. Wo wir bei Homer Formen mit su und £ nach dem Bedürfniss des Verses wechseln sehen, werden wir ohne Be- denken dies so auffassen, dass in letzteren u als F gesprochen wurde, um so bereitwilliger bei Homer, wo das Digamma noch ein überaus geläufiger Laut ist, als wir bei spätem Dichtern einer gleichen Annahme uns kaum entschlagen können. Im äolischen steht der Diphthong fest in x£6w und Ttveuw, und er wird uns durch das Metrum verbürgt bei Ale. 36, 3 /.ao ol ^^euäxw, 42, 1 yj-xiO') £[xoi [jLupov. Wenn das Metrum an andern Stellen Kürze des Diphthongs verlangt wie Ale. 41, 4 lx/j.i /.ipvat«;, Sapph. 2, 13 •Ay.v.yie.Tai, Ale. 06, 2 Tivsoicra (denn dieser Vers- ausgang scheint in dem stark verderbten Fragment sicher zu stehen) und die Ueberlieferung zum Theil wenigstens sj nicht durch das gewöhnliche c verdrängen lässt (vergl. sY/sus Ale. 41, 4 und Hesychius £7rt7:ve6wv), so wird man wohl die ursprüng- liche Schreibweise mit l-^yeH, ■/.axyiHic>.\ zvsFoica gewonnen haben, und die Vernichtung des ein u vertretenden Digamma auch in väroq Ale. 19, 3; vaFi Ale. 18, 4; viFeat Ale. 79; aFsAito Sapph. 79, 2; (faFoq Sapph. 69 annehmen dürfen, da die For- men mit Diphthong für das aeolische feststehen und in der uns erreichbaren Ueberlieferung dieser Dichter jede graphische Spur des Spiranten getilgt ist. Aus Pindar führten wir be- reits auatav P. II 28, III 24) an^ wo der an der ersten Stelle in sämmtlichen Hdsch. gewahrte Accent auäxav, an der zweiten Varianten wie aßaiav, a-atav eine schwache Erinnerung an das hier consonantisch gesprochene u zu enthalten schei- nen; denn in späterer Zeit suchte man durch ß oder auch u (vergl. SduYjpo; C. J. 1216. 1217, Ssuv^pou auf einer im Rh. M. 1872;, S. 464 publicirten Inschrift aus Smyrna) das fremd ge- wordene Zeichen zu ersetzen. Bei demselben Dichter finden wir noch P. VIII 35 lyvsücov =z lyyi^hi^ (_ ^ _) und lysuav I VII ,58. Zwei Beispiele aus Hipponax (22 A und 22 B) sind bereits früher (S. 20) mitgetheilt worden. Schliesslich sei das Aristophanische TrpöV/.poov für -poüxpojov (Lys. 1252) nicht übersehen. Homerische Studien. 41 Wir können bei Homer mit ziemlicher Sicherheit den t;leichen Uebergang- des u in F an demselben Worte, wo er uns bei Sappho und Alcaeus begegnet, constatireu, bei /eio. Regel- nicässig und in zahlreichen Stellen bewahrt der Aorist sein eu, so 28 mal in Formen des Indicativs, durchweg im Conj.,' Inf. und Part. Aber viermal linden wir v/^(v> Z 347, Q 799, 0 436, einmal lytv) Z 419 d. i. lyj.?T> 'iyifv/. — Ziemlich gleich ver- theilen sich die Formen des Zeitworts aXsuoiJ.ai mit eu und e d. i. eF; oft wechselt consonantisches und vocalisches f in der- selben Form, z. B. dXsuacOai \). 159. 269. 274 und aXeFaciOa'. X 436, 513, V 302, ^I' 340. 605, i 274. 411, ti 447. — Ueberall behaupten die Formen von heüo[>.a'. (ich bedarf) ihr sj, auch die Activform i 540 (= 483) sBsu-^csv o' o?-/^'.ov ä'xpov ly.£c6a'., nach welcher Stelle Leo Meyer in Kidm's Zs, XIV 88 richtig S 100 i|;,£Ü S' eoeÜTtCV/ (statt hj.v.o Ss o^asv oder o' sor^crsv) ap^c aXxr^pa Yev£a6ai verbessert hat, wo also allein der Vers soeF-^crsv verlangt. Die contrahirte, demselben Stamm angehörige Form oeT findet sich bei Homer nur einmal T 337. — 28 mal finden wir das aus F entstandene o'j in ).o6o) und seinen Formen (vergl. la-v-ere) gewahrt; 11 mal erscheint c d. i. oF, in Aosov o 252 (neben eXoieov Hymn. in Cer. 289), Xos y. 361, XöscOai Hes. Op. 749 (neben Xo6sj6a'. Z 508, 0 265 und XcOaBai 'Q 216), Xoscaat x 320, Xodauac- U^ 282, Xosccai^.svo; (5 mal), Xofcua-c 'C 227, koiaQO\m<. "Q 221, von Xo£acra[j,£vo: abgesehen, immer vereinzelt, während die Bil- dungen mit O'J sich vielfach wiederholen. Auf welche Weise nun j sich in F umgesetzt, das deuten noch sattsam Schreibweisen der Inschriften an, welche uns ja allein das Zeichen des F bewahrten, indem hie und da in For- men neben u sich ein F entwickelt zum Zeichen, dass neben dem Vocal der Spirant hörbar war, der, wie der Erfolg zeigt, in der Regel den vocalischen Laut vernichtete. Bisher kannte man nur einige Beispiele der Art, so den boeotischen Dativ Kxy.cuFa (C. J. 1639), EÜFapa auf einer boeot. Münze (Eckhel Doct. Num. II 196), rapjFövr;; auf einer Vase aus Volci (C. J. 7582^, Ivirchhoff Alph.- 112), tov eXctp-jFcva auf einer Vase aus Egnatia (Bullet, archeol. 1861, Jul., p. 30, Tab. I 2), ap-.cTsOFovTa (so richtig verbessert für apicTeutovia) auf der korkyräischen In- schrift (Savelsberg 28j. Das von Savelsberg (a. a. O. 6) hin- zugefügte EuFao'otc aus dem Elischen Bündniss ist unsicher 42 Hartel. (s. Böckh C. J. I 28). Merkwürdig- und dem KäTrFoua auf einer Münze aus Grossgriechenland (Eckliel I 306) vergleichbar ist das r in aFutoy auf der Inschrift aus Naxos (C. J. 10), welche TO'j aruToO XiOou £•.';/ avoptai; /,al xh aasAac lautet, worin Bentley einen jambischen Trimeter mit zweisylbiger Lesung des An- fangs TaÜToD erkannte. Kirchhoff besti'oitet diese Deutung und Lesung nicht sowohl wegen des Digamma auf einer Naxischen Inschrift aus nicht gar früher Zeit, sondern nimmt Anstoss an , seiner Verwendung gerade in dem Pronomen autö? in einer Weise, welche eine dreisylbige Aussprache desselben uothwcndig machen würde, eine Erscheinung, die sich schlechterdings durch gar nichts erklären oder rechtfertigen Hesse' (Alph.- 62). Aber kann h nicht graphischer Ausdruck sein für den Spiranten, welchen man im j vielleicht hier deutlicher vernahm, so dass also xaFrou eigentlich gemeint war? So ganz ist ja das Digamma im jonischen Dialekt nicht erloschen (s. Ennan De titulorum Jonicorum dialect.o in Curtius Stud. V 275, Renner ebend. I 1, 144), und es mag daran erinnert werden, dass das seit dem ersten Jahrh. nach Christi allgemein bemerkbare Schwinden des au zu a (neben su zu z) gerade in diesem Worte durchdringt (vergl. die Belege in K. KeiPs Epigr. Exe. in JJ. Supplem. II, S. 364 und Rh. Mus. 18, 143). — Zahlreiche Belege für die Schreibung jP für u bieten die ky prischen Inschriften, von denen die wichtigsten jetzt in der von Wilhelm Deecke und Justus Siegismund in Curtius Stud. VII 217 ff. veröffentlichten Ab- handlung leicht zugänglich geworden sind K Wir lesen auf der Idalischen Bronzeplatte einmal den Aorist Ti. \4: lr^r,~dLcx-u, zu welchem sich das Z. 28 und 29 mit r überlieferte Substantiv fpr^-T. (Vertrag) stellt, aber Z. 4 süFp-^Tacatu, von einem Verbum FpT,-ao;j.ai ,ich verabrede micV, also St. Fep (vergl. das Elische Fpxrpa C J. 11). In cüFpr^TafjaTJ lässt sich F nicht als eine Weiter- entwickelung des 'J auffassen, sondern z-jfp- neben t-rp- und Fp- zeigt vielmehr, wie es nur der Nähe des t bedurfte, dass das Vocalische in F vernehmbar werde, und ist somit als eine Uebergangform zum aeolischen ^jpijr, zu betrachten. Anderer Art ist •/.a-£(;/.£iFx7£ auf einer Inschrift der Nekropole von Neo- Paphos (Vogüe Mel. PI. IV 6), dann EuFavipw u. a. auf Münzen 1 Siehe Anhang. Homerische Studien. 4d (Luynes PL IV 1, 1 3 u. s. w.); ßaa[A£6[Fovxoc] auf der bilinguen Ida- lischen Inschrift ist nur conjecturelle Ergänzung-. Blosses j wird zu jF in dem freilich sehr zweifelhaften BuravoiyV, (Bronzeplattc Z. 6, Stud. 248) und ÜFaic (Z. 10. 23. 28). Die Form y.aTeaxsüFacje ist uns sehr werthvoll neben den andern iuschriftlich erhaltenen Formen y.aTsr/.saGSv (C. J. 2344), ETCir/.sa'Cs'.v, Ttapccxsauijivov (2058, B, 12) und y.aT£7X£ßacev (2015. 3G93), (7-/.£oOY]y.a; (1838 1. 6. 12), /.aTa(jy,ia)CY)Tat und y.aTsaxswa-ai auf den von Wescher und Foucart publicirten delphischen Inschriften (263, 8. 273, 21), indem sie die zwiespältige Natur des j vor Vocalen zum Ausdruck bringt, das zum vorausgehenden Vocal sich vocalisch, zum nachfolgenden eonsonantisch verhielt, und demnach folgende Eutwickelung der Laute annehmen lässt: cj (sF) — s'jF — er — s; oj (cF) — ouF — oF — 0, eine Entwickelung, welcher sich auf germanischem l^autgebiet die Reihe avi ivi, ewi hol, emce outve mive, ou eu an die Seite stellen lässt (vergl. Grimm DG.- 117. 119. 338). Aus uF konnte aber auch — es ist das eine übrigens seltene Erschei- nung — unter Umständen ein verstärkter Laut hervorgehen, indem der Spirant sich zum Explosivlaut verhärtete und dann den ursprünglich w^ohl irrationalen Diphthong als vollen erhielt, wie z. B. in ßoj-ßaXo-c (für *ßo'jFaAoc vergl. ßou-scsi boeot. G. J. 1569, Z. 38), worüber Curtius Gz.^ 573 ff. zu vergleichen. Öu wurde auch Mevianus zu MH0YBL\N01 (C. J. 2930). Um vieles häufiger zeigt uns, wie wir früher nachgewiesen haben, der überlieferte Text der Homerischen Gedichte Cor- reptiori der mit '. gebildeten Diphthonge oder Verflüchtigung des '. zu j] denn diese war um so leichter, da der Vocal i, wie bemerkt, dem Consonanten j noch um eine Stufe näher stand, als j dem F, indem u der ursprüngliche Vocal war, mit dem F sich austauschte. Unsere Ueberlieferung ist in solchem Falle stumm. Hätte die Sprache einst ein Zeichen für den Consonanten j wie für Vau F gehabt, so wüi'den die Inschriften, wenn auch mit ärmlichen Belegen, unsere Auffassung unter- stützen. Die kyprischo Schrift, welche, wenn die Deecke-Sie- gismundsche Deutung der Zeichen eine richtige ist, / auszu- drücken im Stande war,, zeigt uns ij in mehren Fällen, die wir kaum anders auffassen können als jF iu y.xTsay.sjFacs u. ä. So in avopyaviav (Biling. 2), Ijäcfio.'. (Idal. Bronzeplatte Z. 3), Ijoi-fipTi (3), O'jFavoyi'-/} (6), obi-Aolfq (16), tctoAi^'i (6), 'Eoa/aeji (31), 44 Hartel. hpijy'y.'f (=:^ lepe-.avj 20, ''J^pioc (Vog-üe Mel. PI. III 2« oder bei Deecke-Siegismund VIII 3), ''Jtp'fjc (ebend. XII 1), zipyy.ja. (Idal. Z. 19. 22), MaXavya (17), TusSya (18), 'AiJrfrJo^ (18), aTsXya (23), FsTry'a (26), T/zaijy. ,Friedlosig'keit' (29). Wenn diese Lesung-en richtig sind, dann verdanken wir der ky prischen Schrift werth- volle Belege für einen lautlichen Vorgang, der dem Sanskrit ganz geläufig ist und dessen Voraussetzung im Griechischen in viele dunkle Erscheinungen in überraschender Weise Licht gebracht (vergl. Curtius Gz.^ 623 ff.), ij wird uns wie uF jene Uebergangsform bezeichnen, von der die Sprache einerseits zu j und schliesslich zu völligem Verlust des Consonanten ge- langte (::oiea) — iroy'sw — r.ojiij) — tlcew) oder aber auch — um andere Wucherungen wie die Erzeugung eines parasitischen c vor j zu übergehen — in scheinbarer Rückbewegung durch Einwirkung des j zu einer quantitativen Verstärkung des i, wie die Länge des •. z. B. in Tc^Öat der Nachwirkung des inlautenden Jod verdankt wird (Curtius Verb. 153). Bei Homer lässt sich der Uebergang des i zu ;/ in zwei Fällen ziemlich sicher nach- weisen, indem wir ycKoi-[o-q und b'^-oi-io-q als rein phonetische Varianten von ^(B\ohq und 6[j.oioc ansehen. ,Das doppelte i wird hier gewiss ebenso zu fassen sein wie das ij im skt. däseja-s d. i. ddsa-i-ja-s' (Curtius in seinen Stud. II 186). Die aus i/ entstandene Länge, d. h. das aus ij gewordene und zu T con- trahirte n (vergl. bu-oUa-q) liegt in mehren Substantiven auf '.r, vor, deren Erklärung auch ohne das kyprische hocija sicher scheint, nämlich y.-'.'~jir,G':f v 142, ixo'^.'.cv.r^ © 284, la-ir^ 5 159, y.ay.ospYiV,; ■/ 374, oczz^fir^c w 251, 'j-£po::Xfr,at A 205, :rpoOu[ji7]c7i B 588, u-oBc^f/) I 73, 'IVcpYjcrt'-ov B 573. Ob wohl dieser lautliche Process, wobei i oder u bei der Reibung mit folgendem Vocal aus sich einen diese Reibung auf- hebenden Consonanten erzeugen, auch im Fluss des Verses sich vollzogen? Die Ueberlieferung, welche Zeichen für j und r iiicht besitzt, kann dafür kein Zeugniss ablegen. Aber wir erinnern uns an den nicht erklärten Rest jener Fälle, wo lange Vocale und Diphthonge in der Senkung des Verses im Hiatus standen (Hom. Stud. II, S. 20^=346). Wir fanden, dass Festig- keit des Ausgangs dabei ohne Bedeutung sei und die Diphthonge cu oj ZI 0'. X'. fast noch einmal so häufig (72 mal) als q y; w w (unter die Fälle mit w ist S. 347 irrthümlich v 344 ^^.^^i UaOr^v Homerische Studien. 45 .;eratlien), wenn wir von f, und ■?! absehen, 42 mal gefunden werden. Entschuldigt schienen uns viele Fälle theils durch ihre Stellung im Vers, durch die Cäsurpausen nach der ersten und vierten Senkung, theils durch den starken Ton (S. 46 = 372 ff.). Tnter diese vielen gehören sämmtliche starke Ausgänge, von lienen nur 5 auf die zweite, 2 auf die dritte Senkung kommen \ 286 CO) £v 7poi', - 438 7w uisi). Von den diphthongisclien Aus- i;ängen stehen 28 in der ersten, 23 in der vierten Senkung, aber 14 in der zweiten und 7 in der dritten, und von diesen 21 Hiaten entschuldigt kaum den einen oder andern ein Wörtchen mit besserer Betonung (a. a. O. 374). Diese Umstände scheinen mir anzudeuten, dass gerade in der diphthongischen Natur dieser sonst so leichten Endungen etwas lag, was den Hiatus milderte, dass man nicht in sO | sTpscov II 191, C'jcoj I Xlt B 718, xal | swT^xovxa t 174 u. s. w. scharf abgetrennt vocalischen Aus- und Anlaut articulirte, sondern denselben zusammenfliessen und hinter t und j jenen weichen consonantischen Laut vernehmen Hess (söreTps^ov, iucouFT^e, v.x'Jev- vr,/.3VTa), der im Innern des Wortes in BaxsüFa, EhfxyöpM, -/.aTeocsj- ra-£ u. s. w. erklang, und welcher sich, physiologisch betrachtet, unwillkürlich einstellt, wenn man statt Verschluss, d. i. Hiatus, nur Enge bildet. Wie auf diese Art auch der Widerstand, den y und i der Elision entgegensetzen, sowie die Häufigkeit (lieser Ausgänge vor vocalischem Anlaut verständlich wird, werden wir später noch zu betrachten haben. Immer sind das überaus seltene Fälle gegenüber jenen massenhaften Erscheinungen, avo das t und u der diphthongi- schen Auslaute :• x: v. oj sj vor vocalischem Anlaut so voll- ständig zu verklingen scheint, dass dieselben zu prosodisch(-n Kürzen im Verse herabsinken. Nachdem wir die nahe Ver- wandtschaft der weichen Vocale mit den Spiranten und das in der Homerischen Sprache noch überaus lebendige Gefühl für diese Verwandtschaft nachgewiesen und gesehen, wie leicht dieselben auf rhythmische Impulse reagiren und in einander übergehen, wird man die Erklärung nicht abweisen können, dass '. und j in ai oi ou u. s. w. nicht vocalisch klangen oder, wenn ein Rest ihres vocalischen Gehaltes zurückblieb, sie als irrationale Vocale vorausgehendes a £ o leicht färbten, aber mit ihm nicht eine Länge zu bilden vermochten, sondern dass 46 Hartel. an ihrer Stelle die Spiranten / und F vernommen wurden, welche ohne Klaffe Aus- und Anlaut verbanden. Also nicht lüyjxxoi I avopwv, Saisxat | r^'O^, xeTTat | oXsöpw, y^v zcj | a-/,ouc-/] -wurde mit Markirung der Fuge und Kürzung des Diphthongs ge- sprochen — denn ein solches Sprechen hätte so viele Hiaten wie Kürzungen ergeben, — sondern indem man t und u von a £ 0 ablöste icy^a-ro-tavoptov, x£iTa-ioX£6p(o, rf/ Tro-uaxouffV) und vor dem folgenden Anlaut (a -^ c u. s. w.) an Seile des Verschlusses nur Enge bildete, erzeugten sich die Spiranten — ob rein Ir/ato-Javopwv, r^v 7:o-fa/.0'j(7Yj oder mit Zurücklassung eines vo- calischen Nachklanges icy arot-ji'avopojv , -qv Trou-FaKOusy;, bleibe dahin gestellt, — welche den Hiatus überbrückten und die an- grenzenden Laute in einander wachsen Hessen. Und dass eine solche Lautverbindung wirklich stattfand, stattfinden musste, geht daraus hervor, dass diese Erscheinung gerade dort ihren Sitz hat, wo sonst ein Einschnitt nicht geliebt oder geradezu verpönt ist. Mit Vorliebe wird die zweite Kürze der Thesis durch einen Diphthong gebildet, in den ersten vier Büchern der Ilias und Odyssee, wie wir sahen, noch einmal so häufig (907 mal) als die erste (457 mal); denn die einzelnen Vers- füsse sucht man so viel wie möglich zu verschlingen. Die zweite Kürze des dritten Fusses wird in der sanzen Ilias und Odyssee durch die vor folgendem Vocal kurz erscheinenden Vocale (p to r, y; 30 mal dargestellt und nur unter besonders erleichternden Umständen, welche wir an einer andern Stelle klar machen werden. Diphthonge bilden aber in den genannten acht Büchern dieselbe Kürze 22'd mal und unter diesen steht der Ausgang von xai 5 mal so oft als alle andern zusammen. In den letzten zwölf Büchern der Odyssee findet man xat über 200 mal kurz an dieser Stelle, alle an^arn diphthongischen Aus- gänge nur 49 mal. Noch empfindlicher ist der Vers gegen einen Einschnitt nach der ersten Kürze des vierten Fusses xa-a xETaprov -po/aTov, welcher nach der Theorie der Alten nur ausnahmsweise oder nach Priscian nie gestattet ist. Die Bedingungen seines Vor- kommens sind festgestellt durch Hermann (Orph. 692, El. 338), Spitzner {de versu gr. her. 10 ff.). Hoffmann (Q. H. 25), und es lässt sich daraus erseheUj wie man bemüht wai", den miss- fälligen Eindruck dieses Einschnittes durch kräftige Cäsuren in • Homerische Studien. 47 der nächsten Nähe, durch Elision und Enklisis, wodurch zwar nicht eine Ilauptcäsur auf'gclioben, wohl aber eine derartige Fusscäsur verdunkelt werden kann, weniger fühlbar zu machen. Aber auch unter diesen mildernden Umständen ist der Ein- schnitt eine recht seltene Erscheinung, und es ist bezeichnend, dass vor ihm die Vocale w m yj -q an keiner Stelle der Ilias und Odyssee gekürzt erscheinen, hingegen die diphthongischen Aus- gänge in den Büchern A — A, a — o 21 mal, in v — w 41 mal. Und wieder steht y.at in demselben Verhältniss häufiger als alle an- dern. In V — 0) ist es bis auf £ 371. 394, c 180, t 43. 196 immer ■/.ai, das an dieser Stelle eine prosodische Kürze darstellt. Dass unsere Auffassung dieses Vorganges die richtige ist, dass der erste Theil der Diphthonge unversehrt blieb, während der zweite bei der Berührung mit dem vocalischen Anlaut des folgenden Wortes in j und F sich umsetzte, bestätigen in erwünschter Weise Erscheinungen aus der Sprache des gewöhn- lichen Lebens, jene auch für das Auge erkennbaren Verschmel- zungen vocalischen Aus- und Anlautes, welche man unter dem Namen Krasen zusammenfasst, und die im Wesen damit iden- tischen Synizesen. Allerdings finden wir bei Homer nur wenige Beispiele wirklicher Verschmelzung: wuto? =: 6 auTÖ; E 396, löpifjTOc für 5 ä'p'.aTOc 9 mal, o'jixöc (aXXa -3.t);p C'j(jl5c) 0 360 nebst häufigem TaXXa (wie A 465, B 428, y 462, [j, 365, ^ 430) TOJVExa und Trpoü — , wozu später noch andere Stellen mit latenter Krasis kommen werden; die interverbale Contraction der direct zusammenstossenden Vocale o -f- a, o -|- c, a -}- y. unterliegt den (iesetzen der intersyllabischen. Wenn ein Diphthong ci ai o*j mit vocalischem Anlaut zusammentrifft, ist das Resultat in der Homerischen Sprache nicht Verschmelzung, zum deutlichen Be- weis, dass hier zwischen den Vocalen directe Berührung nicht stattfand. So lesen wir A 40 und noch 18 mal, wenn nicht öfter, y.al h((j), ohne dass die Handschriften an dieser offenbar festen und ursprünglichen Ueberlieferung zu ändern wagten; daher denn auch 4> 108 das von den Hdsch. und Eustathius gebotene i'.c; y.avto y.xXoc le der Lesart des Syrischen Palimpsestes y.al £Y(i) weichen musste (vergl. Spitzner Exe. XHL 2). Aber wir würden es recht begreiflich finden, wenn das i gerade in diesem Wörtchen schon in Homerischer Zeit in einzelnen Ver- bindungen so ganz verklungen wäre, dass eine vollständige 48 Harte 1. Verschmelzung' hätte stattfinden können, und werden diese Weiterentwickehmg' wenigstens Z 260 oh v.al)i6q, 'C, 282 el xauxv^ Tcsp . . . eupev, y ^55 'O'^o- [■>-'^'' '^'^cos v-^xhioq biext, welche Stellen La Roche Hom. Unters. 284 gut gegen Spitzner vertheidigt hat, anerkennen; ß 238 xw^tc, scheint zweifelhaft. Die hie und da eingedrungenen Lesarten xa/.£Tvog /.axsTas sind nach Aristarchs Vorgang längst getilgt und das Zenodotische, für den Jüngern Jonismus bezeugte (Etym. M. 821, 38) wXXot (B 1, K 1, Q 077) hat nirgends Anklang gefunden. Eine etwas jüngere Periode der Sprache zeigt uns die Zunahme solcher Bildungen und xai an der Spitze dieses Fort- schritts. Durch das Metrum gesichert linden wir Hymn. in Herm. III 173 xayw vriq bai-qq £7r'.ßY5ao[j.ai und Hes. Theog. 284 Xw [J.£v a.TZQTZ'diJ.v/oq, und werden desshalb Hymn. in Cer. 227 die Ueberlieferung Opi^ai • xoj [j/.v soX-a oder Hes. Op. 357 die Conjectur y.xv (lies. Theog. 447 xax'rtoXXöiv ist sehr un- sicher) nicht angreifen. Bei Theognis verschmilzt auf Grund der Rennerschen Sammlungen (in Curtius Stud. I 1, 197 ff.) xai 11 mal mit vocalischem Anlaut, bei Selon 2 mal (13, 60 7.o\)%, 37 yßxjx'.q), bei den Jambographen 11 mal (von dem zweifelhaften Fall doppelter Krasis bei Hippon. tr. 31 ar.b a' oXsaciev "ApT£|xi(;, a£ C£ xwtccXXwv abgesehen und Selon tetr. 33, 7, trim. 36, 16 eingerechnet). Einen andern diphtlion- gischen Ausgang sucht man vergebens in Coutractiou. Die ältesten jonischen Inschriften zeigen /.«i 2 mal in Krasis, auf der von Michaelis (Arch. Z. XXV 1) veröffentlichten Inschrift von Thasos y.xiroXXwvi und auf der ephesischen Inschrift (C. J. 2953 Z. 3. 4) xav — xav = v.oa -J-v ; häufiger bleibt xai auf den- selben intact (vergl. Erman in Curt. Stud. V 300), auf der Teischen Inschrift (C. J. 3044) 5 mal in der Verbindung xx! aü-öv (Z. 6. 27. 40. 45. 52). Andere diphthongische Ausgänge verschmelzen nur in twywvo; ::^ toö a-(moq (C. J. 3044, 32) und '.oup[j,oxpaT£o; = tou 'Ep[j.oxpaT£Oc (C.J. 8, 2). Auf demselben Her- menpfeiler von Sigeion, welchen Kirchhoff (Alph.- 23) der Pisi- stratidenzeit zuweist, steht xöcyw y.p-qzripx xaTuia-caTOv ISojxa, dann AI'ccokOc /.at äo£Xcpo{. Diese Fälle, sowie TaGYjvaa auf der- selben Inschrift, ferner taXXa C.J. 4. 75. 76. 82. 103, Tw^aX- [xaxo? 160 (vergl. Wecklein Curae epigr. 49) zeugen für die Volksthümlichkeit der Krasen auf attischem Boden in früher irnmerisclio StuiliiMi. 49 Zeit. Dieselben wuchern dann in der Blütheperiode der atti- schen Poesie und treten uns bei den die Sprache des gewölin- üchen Lebens abbildenden Komikern in bunter Mannio'ial- ligkeit entgeg-en. Und auch hier bewahrt xat seine von uns schon bei Homer nachgewiesene Neigung, mit dem folgenden Wort zu lautlicher Einheit zu verschmelzen. J. F. Lobeck (de synaloephe Regim. 1839) weist z. B. allein die Verbin- dung v.xi -f- £ zu -/.a in 24 verschiedenen Fällen auf, indem er die zahlreichen Composita mit iv., s^, szi, iv und die in mehr als 100 Versen beobachtete Verschmelzung mit dem Augment (xaXaßsc, xa-oi-^ccv) als je einen Fall rechnet; und mit andern Anlauten verschmilzt es gleich leicht, nur um so sel- tener, als diese eben seltener sind als der häufigste Anlaut s. Aus den Producten dieser Contractionen nun kann man bis auf die nicht zahlreichen Fälle, wo das Gewicht des An- lauts den Auslaut besiegt wie in TavaOiv (Soph. Ant. 275), ayaOoi (Phil. 863), tavopi (Aj. 78), in /o-. y.tl xouy. u. a., ersehen, dass die allgemeinen Contractionsgesetze gelten, und der erste Theil des Diphthongs in seiner qualitativen und wohl auch quantitativen Integrität erhalten sein musste, um nach dem Verklingen des weichen Vocals, wie jedes andere a s o im In- nern des Wortes, contrahirt werden zu können. kSo wird /.at -f- £, wie wir sahen, zu y-x, ai -f- a zu x (jm^ccböz), x-. -|- o zu co (/.wve'.- c(Lo;j.xt Eurip. Tr. 940, y.o)vov Arist. Ran. 511 j, oi -\- e. zu oj (Aristoph. Vesp. 34 [xouocy.si, ojjjloi Eur. Hec. 332, [j.ohaxiy Soph. Aj. 1225 und in sieben anderen von Curtius Stud. I 2, 283 auf- geführten Verbindungen). An die auf diesem Wege erschlossenen IJebergangsformen xx + eyi», y.x -[- H^'-^, 3 -f- s[xot u. s. w. knüpft (Jurtius (a. a. O. ) an, um die Kürzung der Diphthonge vor voca- lischem Anlaut in einer von unserer Auffassung abweichenden Weise zu erklären. Auch Curtius verwirft die Ansicht, dass die Diphthonge durch den vocalischen Anlaut in der Art afficirt worden seien, dass jedes Element derselben an Quantität ver- loren und so in y.a\ e^w (^ ^ — ) das x wie das i um die Hälfte kürzer geworden wären als in xxl töts or, (— — — —). ,Die Ver- kürzung entstand doch nur durch den Einfluss des nachfol- genden Vocals. und es ist an sich unwahrscheinlich, dass dieser nicht bloss das ihm zunächst stehende t, sondern auch das fernere x afficirt habe. Vielmehr lehrt uns, denke ich, das Sitzuugsber. d. phil.-hiüt. Cl. LXXVIII. Bd. I. Hft. 4 50 Hartpl spätere y.aYw, o'jixci, dass vorher wirklich y.a' svw, 6' i\).Q'. ge- sprochen wurde. Natürlich würde sich für die entsprechenden Verhindungen mit andern Diphthongen, auch wo keine Krasen vorliegen, das gleiche ergeben. So aufgefasst, ist die Ver- kürzung des Diphthongs nichts Anders als die Eli- sion seines zweiten Bestandtheils.' Dagegen scheinen mir aber folgende Umstände zu spre- chen. Erstens könnte sich auf diese Weise zwar die Correption von X'. Ol £'. und diese nicht leicht, gar nicht aber die von oj und ij erklären. Der Vocal •. wird selten (vergl. La Roche Unters. 110 ff.), j nie elidirt. Nach den von uns mitgetheilten Beobachtungen (Hom. Stud. II 5 = 331) ist die Kürzung von cu, welchen Ausgang wir wegen seiner Häufigkeit allein vergleichen können, eine viel geläufigere als die von st, ja relativ ebenso häufig als die von oi. Zweitens bliebe es geradezu unauf- geklärt, dass bei Homer o'. und ai in zahlreichen Fällen ihr i abstiessen, ohne dass eine weitere Verschmelzung der nun an- grenzenden Vocale eintrat und bei den attischen Dichtern so ungemein häufig volle Verschmelzung stattfand, während die- selben Correption der Diphthonge oder blosses Verklingen des zweiten Bestandtheils nach Homerischer Art so überaus selten oder in bestimmten Maassen gar nicht gestatteten. Nach unserer Ansicht unterblieb bei Homer die Contraction der Vocale, weil zwischen ihnen die Spiranten standen, indem wir folgenden Uebergang annehmen z. ß. -/.x: r/o) - -/.a/cYto — y.a£Y(i) — xa^u), und die zweite Form y,xje-(h) Homer vindiciren. Mit dem Schwin- den der Spiranten, d. i. in nachhomerischer Zeit, erobern die Krasen sich ein immer grösseres Terrain; es kommt die vierte Form xavoj zur Geltung, während die zweite vielleicht nicht mehr in ihrer ursprünglichen Geltung (xx/iYw), sondern als xa-sYw im epischen und elegischen Vers sich erhielt. In der attischen Zeit ist -ACf-yü durchgedrungen und ein v.xl k-^ü =: — - ^ kaum mehr als eine todte Reminiscenz der an Homer geschulten Dichtung. Es erscheint angezeigt, zur Ergänzung und besseren Be- gründung unserer Erörterung hier nochmals die viel ventilirte Frage über die Natur des Digamma und seine prosodischen Kraftäusserungen aufzunehmen. Es sollte scheinen, wenn man sieht, mit welcher Sicherheit über die Existenz oder Nicht- existenz dieses Lautes an einzelnen Stämmen geredet und mit Ilomorischp Stuilien. 1)1 welcher Entscliiedenlieit über den spraclilichen Charakter der Homerischen Gedichte von da aus geurtheilt wird, dass die Forschung- keinen Zweifel mehr zurückgelassen über die Natur dieses Spiranten und sein Auftreten in den Homerischen Versen. In Wirklichkeit sind zwei Cardinalfragen, ob das Digamma vor sich Elision gestatte und ob es jede consonantisch auslautende kurze Sylbe zu längen vermöge, ganz und gar nicht entschieden und nur die Leichtigkeit, mit der bedeutende Forscher, unter ihnen auch Knös, dieser überaus fleissige iind verdienstliche Sammler, über diese Fragen sich hinwegsetzen und erste Kritiker wie Bentley und Bekker allen voran unbeirrt durch solche Be- denken Elision und Positionsvernachlässigung durch Aenderung des Textes entfernten, Hess diese Meinung allgemein werden. Priscian lehrt an einer gleich näher zu würdigenden Stelle, dass die Aeoler zuweilen das Digamma in der Versmessung als nichts achteten und belegt diese Lehre mit einem passenden Beispiel ä'pH-^? 5' rs-.pavav. Richard Dawes {Miscell. crit. 109) erschien diese Ansicht Priscians als eine dodrina futilis et ahsurda^ und er glaubte sie mit dem leichten Argument abthun zu können : quod imim adducit ä \j. ;x s ; o' F e i p i v a v quin cor- ruptum Sit, nihil duhii esse dehet. Die Verkehrtheit dieser Folgerung aus der falschen Lehre auf das nothwendig falsche Beispiel will Giese (Aeol. Dial. 187) verbessern, indem er zu beweisen sucht, dass bei dem Dichter, dessen Vers angeführt wird, nicht rstpävav gestanden haben könne. G. Hermann urtheilte darüber anders. Er hält in seiner Note zu Hymn. in Ven. 86, welche in gedrängter Form seine Theorie des Digamma entwickelt, die Elision wenigstens der Partikel es vor Digamma gestattet, wie in o' spya, nicht aber solche Elisionen wie 'h G71 -iravTssj' EpYO'.c oder "/ 422 t' spya; hingegen beweise Verkür- zung langer Vocale oder Diphthonge, sowie die Kürze einer consonantisch auslautenden Sylbe, dass das Digamma nicht mehr wirksam war. So hatte auch Bentley die Elision der Partikel os vor Digamma nicht angefochten, indem er in seiner Note zu A 19 e5 o' olV-xo' './.saOai bemerkt ^hic scribendum £u o' roixaB' : Dwovml, ut anglice DioelV (in Maehly's Bentley S. 162) und sich auf das bei Priscian gegebene Beispiel beruft. Thiersch {Gr. §. 158) urtheilt übereinstimmend mit Hermann, und Butt- mann geht noch einen Schritt weiter iGr. §. 6. i\. Anm. (> Note). 4^ 52 ITartel. indem er zugibt, ,dass dem Ohr die Position mit dem Digamma als einem sehr weichen Hauch schwach genug erschien, um zuweilen die vorhergehende Kürze als Kürze zu hören und dass selbst der Apostroph vor demselben eine duldbare Härte war. Dies kann um so weniger auffallen, da die Römer ihr Ohr ge- wöhnt hatten, in ihrem qu durchaus keine Position zu fühlen'. Näher sucht den Umfang dieser erlaubten Elision Longard in seiner Bonner Dissertationsschrift Symholae ad doctnnam de digammo aeoUca (Bonnae 1837^ zu umgrenzen, indem er Eli- sion dort für erlaubt hält, wo der rückbleibende Consonant mit r sprechbar ist, nach seiner Meinung bei o', y', nicht aber bei 7.' (S. 12), eine freilich ganz unbrauchbare Bestimmung, die z. B. gleich durch ■/.Gxvw-'.oc; Aesch. Pers. 551, wo u in die Rechte eines F tritt, widerlegt wird. — Noch entschiedener behauptet Pohl {De dujammate Homericis carminibus restituendo im Programm des kath. Gymnasiums zu Breslau von 1854), freilich ohne die entgegengesetzte Ansicht zu widerlegen, dass das Digamma weder der Elision noch der Correption im Wege stehe. Eine eingehendere Würdigung der Hermannschen Elisions- lehre hätte man von Ho ff mann, dessen Quaestiones Homer icae in Sachen des Digamma als grundlegend betrachtet werden, erwartet. Er verwirft dieselbe, behauptet aber dagegen, dass die Kürze consonantisch auslautender Sylben gegen digammirten Anlaut nichts beweise, indem er die Wirkung des Digamma dahin delinirt (II 55) : Impedit vocalmm longarum diphthongo- rumque corveptiouem, impedit elibionern. contra syllabae breves, quae in consonas cadunt literas, efficit quasi ancipites, ita tarnen, ut ra- rius in Universum producantur in thesi, saepius corripiantur. Daher aus der Kürze solcher Sylben der Schwund des Digamma nicht gefolgert werden könne: qua in re egregie falluntur homines docti. ptdant enim has syllabas ante digamma corripi non posse; aniis- sum igitur esse digamma, si corripiantur. hoc si verum esset, haud dubie saepius producerentur liae syllabae ante digamma in thesi. Ein auf einer umsichtigen Abschätzung der Wirkungen des Digamma beruhendes Urtheil begegnet uns bei Christ (Gz. der GL. 215). Derselbe unterscheidet drei Gattungen von Fällen: die dem Digamma widersprechenden Stellen solcher Wörter, bei denen der Spirant durch zwingende Gründe für Homer erwiesen ist, gegen den ,nur äusserst wenige Stellen Hmnerisdie Studien. 0'> verstossen^ seien für verderbt anzusehen, , etwas was vor allem von dem Pruuomon der dritten Person Fou fol vi röc gilt^; ,bei den Wörtern, bei denen widei'strebendc und l)es;ünstigende l''älle sich so ziemlich die Wag-schale halten, wie bei cioov ■ioo[v,a'. si'pYw £-/.y;ao; 'v/dt IxocTspcc £-/.aGTOc ipüo) l';' müsse eine Wan- delbarkeit des Dig-amma angenommen werden, nicht von (hu- Art wie der consonantische Anlaut in 0; imd cu?, slßw und "A£{ß(o, l'a und |j-ia, ala mid yala, ot und toi wandelbar ist, son- dern jene Waudelbarkeit, die in den Erscheinungen des aeoli- schen Dialekts zu Tage tritt, welche ,in der eigenthümlichcn Natur des Digamma begründet war, dessen Laut sich meisten- ilieils so abgeschwächt hatte, dass er in der Mitte stand zwi- schen einem vollen Consonanten und einem blossen Hauch'; rndlich müsse ,bei solchen Wörtern, von denen sich keine zwingenden und nur sehr wenig wahrscheinliche Anzeichen eines Digamma nachweisen lassen, hingegen sich sehr viele Stellen linden, die der Geltung desselben geradezu widersprechen, eine masshaltende Kritik den Gebrauch des Digamma bei Homer und Hesiod in Abrede stellen'. Es ist auffällig, dass die Christsche Ansicht, die allerdings in der Annahme eines dop- pelten Lautes für das Zeichen F, eines vernehmlich consonan- tisch gesprochenen und eines dem Hauche nahe kommenden, auch uns bedenklich erscheint, weil, wie wir sehen werden, Di- gamma in der Geltung eines vollen Consonanten sich an keinem Stamme nachweisen lässt, die verdiente Würdigung nicht ge- funden hat. Bäumlein, der in seinem Aufsatz über das Digamma auf sie Bezug nimmt (JJ. 1863, S. 191), scheint in dieser I )efinition der Wandelbarkeit nur eine Bestätigung seiner Mei- nung zu erblicken. ,Dass, wo der Laut verschwand, auch das Zeichen für denselben verschwinden musste, ist bei der grie- chischen Sprache an und für sich klar' und (S. 190) ,die Mr)g- lichkeit, dass in jener Zeit das Digamma im Verschwinden war . . ., dass es etwa in den einen Wortstämmen sich hielt, in anderen nicht, ja dass derselbe Stamm die Freiheit hat, es beizubehalten oder aufzugeben, die Möglichkeit einer Ungleich- iuässigkeit und Unsicherheit wird bei Berücksichtigung der iJeberlieferung zur Wahrscheinlichkeit und Gewissheit.^ Für die gleiche Meinung trat zuletzt auchLeskien in seiner Abhandlung Rationem quam J. Bekker in restituendo difjammo secutus est, 54 Harte 1. Lipsiae 1866J auf und reclamirte neuerdings für Dig'Hnima die Rechte eines vollen Consonanten, wie es scheint erfolgreich, indem dagegen kein Widerspruch laut wurde. Wenigstens sieht Knös in den Fällen der Elision und Positionsvernachlässiguug eben so viele Beweise der Nichtexistenz des Digamnia. Auch Gauer, der in Curtius' Stiid. VII 103 de prononünimi pei^sonalium formis et usa Homerico im Anschluss an Knös handelt, stieg kein Zweifel auf, den gerade die Formen des Pronomens erregen müssen. Allerdings gehen Bekker's Restitutionsversuche des Di- gamma voraus und zahllose derselben fussen auf der Ueberzeu- gung, welche auch Rumpf in seiner sonst trefflichen Beurtheilung der Bekkerschen Textesänderungen (JJ. 1860) nicht zu bestreiten suchte, dass Digamma die Rechte eines vollen Consonanten nach aussen hin geniesse; nur nach innen soll es, wie Fr^voavev Fv^vascev zeigen, solche Kraft verloren haben, indem diese und andere For- men ohne jeden Einfluss des consonantischen Anlautes sich bilden. Bekker fasst seine Meinung in die Worte (Hom. Bl. 1 132 = Mon. Ber. 1857, S. 141): ,Das Digamma, überall im Untergehen begriffen, hat unter andern Abschwächungen auch die erlitten, dass esConsonant nur nach aussen geblieben ist, Position machend und Hiatus tilgend, nach innen aber zum Spiritus geworden, der sich im Anlaut der Praeterita mit temporalem Augment und gegebener Länge begnügt', und nimmt an Stellen, wo seine Heilmittel versagen und dem Digamma weder zu einer Position noch zu einem Hiatus verholfen werden kann, nur Symptome wahr, die trefflich stimmen ,zu all' den übrigen Ungleichheiten und Unverträglichkeiten, zu Widersprüchen, die seit Jahrtau- senden laut, und noch immer nicht laut genug, zeugen für die ursprüngliche Verschiedenheit der Lieder, welche Pisistratus und seine Freunde in die zwei grossen Gedichte zusammen- gelegt, non bene iunctarum discordia semina verum' (a. a. ü. 134). Die Erwägung, dass es bei so viel Ungleichheiten, als trotz der kühnsten Aenderungen noch übrig bleiben, auf einige mehr nicht ankomme, hat Bekker in seinem Verfahren nicht gestört. Und so ist denn wohl nie auf einer schwankenderen Grund- lage — von der etymologischen Begründung ganz abgesehen, deren Schwächen besonders Leskien beurtheilt ' — ein massigerer ' Andere Arbeiten über den Gegenstand werden wir gelegentlich berück- sichtigen. Savelsberg's treti'liche Arbeit, welche das iuschriftliche Homerisclie Studien. 55 (Jonjecturenbau autgetulirt worden, als von den beiden Meistern der Kritik, Bentlev und Bekker, um die Wette, Die beiden Fragen, ob das Dig-aninia Elision hindere und unter Umständen Position nicht bilde, wären leicht zu ent- scheiden, wenn uns das graphische Zeichen des Lautes auch nur in wenigen Versen erhalten wäre. Aber es ist fraglich, ob das Pisistrateische Exemplar sich des Zeichens bediente. Auf seine Existenz wurde die alexandrinische Forschung durch keine Spur in den alten Handschriften aufmerksam gemacht. Und doch beschäftigten sich die Grammatiker der von Alexandrien ausgehenden Schule eingehend mit dem Digamma und seinen prosodischen Wirkungen in der aeolischen und dorischen Dich- tung. Notizen wenigstens, wie die in Tryphons Büchlein r.zpl rraOwv §. 11 erhaltene: ar^y/z os y.al T.y.p' 'AXv.aiw -cb pvjc'.; y.at f:r,::c vS/.z'.-y.'., weisen auf grammatische Studien der besten Zeit und gründlicher Art, welche diesem Gegenstand gewidmet waren. Wenn ims nur die aus solcher bei den lyrischen Dichtern angestellten Empirie gewonnene Lehre erhalten wäre, dürfte es gelingen, manchen Zweifel, welchen die blosse Betrachtung des Homerischen Verses zurücklässt, zu beseitigen. Wo sollen wir die Reste dieser Theorie suchen? Was aus griechischen Grammatikern über F erhalten ist, ist zusammenhangloses Stückwerk. Bei Priscian, der I 20. 21 (p. 15 H.) über den l^aut Vau handelt, möchte man kaum anklopfen, wenn man über ihn die geringschätzigen, von Schrift zu Schrift sich fort- pflanzenden Urtheile vernommen. Dawes (p. IGS) nennt, wie «rwähnt, seine luehre futilem atque absurdam. Giese unterschreibt • lies Verdict und fügt begründend hinzu (S. 185): , Priscian ist eine sehr geringe Autorität bei einer Frage wie die gegenwärtige; denn wenn er auch von dem Digamma etwas bessere Kenntniss hatte als einige (auch ältere nicht ausgeschlossen) griechische Grammatiket", so verkannte er dennoch die w^ahre Qualität des Vau-Lautes und den Gebrauch desselben so gut wie alle andern lateinischen und griechischen Grammatiker. Was besagt seine Autorität hier, Avenn er auf derselben Seite folgende unsinnige Material zusarameubringt, liat uns bereits wiederliolt gedient. Job. Peters' Programm Quaestiones efymologicae et grammaticae de usu et vi digam- matis (Culmer Gymuas. 1863 — 64) bietet nicbts. Die Arbeit von Sachs über dieses Thema ist mir nicht zugänglich gewesen. 56 flartel. Lehre einem g-riechischen Grammatiker naclisclireibt: Scien- dum tarnen, quod hoc ipsiwt (digamma) Aeoles qtiidem ubique loco asjnrationis ponebant, ejfugientes spiritus asperitatemf^ iSeine Autorität g-ewiss gar nichts, da in der That seine Einsicht für das Verständniss dessen, was er hinschreibt, nicht ausreicht und er sich vor Widersprüchen \\'eder hier noch anderswo zu wahren vermag. Sie steigt und fällt mit der Autorität der Quellen, die er benützt. Was Prisciau von Sciendvm est ab (p. 17 H.) vorträgt, gehört, wie die Berufung auf seine eig-ene Observation legi in tripode vetiistissimo Apollinis g-lauben lässt, ihm an und kann die Qualität der vorausgehenden bis auf die lateinischen Analogien aus griechischer Quelle geflossenen Lehre nicht be- rühren. Diese Lehre selbst ist in sich klar und voll Zusammen- hang, und erwiese sich schon dadurch als ein Resume jener Resultate, zu welchen die griechische Forschung auf Grund einer reichen Empirie gelangt war, wenn auch nicht ausdrücklich noch als Gewährsmann Astyages genannt wäre. Dieser griechische Grammatiker selbst hat bei Suidas seinen Artikel, ohne dass sich daraus oder aus den spärlichen anderen Erwähnungen des- selben {Bibl Coisl. c. 388, Gud. 248, 1, Orio 69, 8. 186, 26, Ang. Mai Class. auctor. V p. 152?) seine Zeit bestimmen Hesse. Die Uebereinstimmung seiner Büchertitel mit Tryphons Schriften legen allerdings die von M. Schmidt (Zs. für das Gymnasial- wesen 1854, S. 127) aufgestellte Vermuthung nahe, dass Astyages Tryphons Arbeiten benützt und verdrängt und wir somit hier jene Theoi'ie im Wesentlichen vor uns haben, von der uns in der Schrift zspl raÖöv ein so interessantes Stück erhalten ist. Freilich aber leidet der Text der Priscianischen Stelle an einigen schweren Verderbnissen ; derselbe lautet : quod sicut Uli (sc. Aeoles) solebant accipere digamma modo pro consonante simplici teste Astyage, qni diversis hoc ostendit usibns, id in hoc versu: '0'l)CiJ.v/oq r£A£vav £"A'.y,o)Ttica, sie nos qnoque pro simplici habemus plernmqtie consonante u loco r digamma posifum, ut: At Venns haiul animo nequiqnam exterrita mater. est tarnen quando idem Aeolis inveniuntur pro dvplici quoque consonante diganmia posuisse, ut : Homerische Studien. O i /OS quoqiie videmur hoc sequi in yraetcriio perfecfo et plusqiuim- /lerfecto tertiae et quartae conimjationis, in qnibu{< •. ante u cAm- soncmfem posita producitur eadeniqne subtracta corripitur, nt .('ujnvi cupii' .... inveniuntnr etiav) pro i-ocali correjjfa hoc
  • ro consonante u vocalem brevem accepisse, ut Horatius ,silvae' risyllabum. protrdit in epodo hoc versu Nivesque deducunt lovem, nunc mare nunc siluae Ugamma Aeolis est quando in metris pro nihilo accipiebant, ut 'X[).ec o' r£'.pi(^vav -|- tcos yap Osto Mwsa '/J^(tix, ,.st enim hexametrtmi heroicum. apiid Latinos quoque hoc idem /nvenitur pro nihilo in metris, et niaxime apud vetustissimos 'Omicorum, ut Terentius in Andria: Sine invidia. laudem invenias et amicos pares. i'st enim iwnbicum trimetrum, quod, nisi sine invi pro tribracJio iccipiatur, stare non potest.' Es wird also die Wirksamkeit des Digamma zunächst in der Positionsbildung erkannt und mit einem passenden Beispiel beleo-t, zu dem wir in den uns erhaltenen Frai»'menten noch folgende stellen können: Ale. 11 y."p Hhv/ (überliefert 7;Ö€v), Sapph. 117 -b'f fz-t r.ylly. v.'Xkz'., Alkm. 36 Kj-pics; ri/.y.-.:, um hier von den mehr oder weniger sicheren Verbesserungsvorschlägen abzusehen, wie Ale. 08 iV. r' sAstc (SchneidewinJ oder iy.H\i-z ! Blomheld), Ale. 90 'EppxsswTx 'fy.z Fäva'; (Bergk), Sapph. 75, 2 ;jvr5(v.-/;v (Hermann), Alkm. 69 5; rsösv (Bergk). Dabei wird zweitens jener Fall ausgeschieden und besonders behandelt, wo Digamma vorausgehenden kurzen Vocal längt, also pro du- plici consonante zu stehen scheint, wofür Homer (s. Hom. Stud. P 8) eine reiche Fundgrube ist; dem angeführten Bei- spiel vergleicht sich B :> o'jo£ o'k -ylixc. Die lateinische Ana- logie atidivi audii betrifft zunächst das Innere des Wortes und ist nach unserem Standpunkt grammatische Dinge zu sehen ganz anders beschaffen; aber auch sie erläutert rein äusserlich be- rrachtet in durchaus passender Weise den vorliegenden Fall. Hier würden wir erwarten, dass noch jener so geläufigen 58 H:irtel. Function, welche dem Digamnia als Cousonanten zukommt, gedacht werde, den Hiatus aufzuheben, in welcher wir ihm noch so häutig in unseren Fragmenten begegnen, wie Ale. 111 saivötat rc, Ale. 15, 7 j-b ripYiv, ßapph. 2, 9 -/Xw^sa firy.^;i, Corinna -r,oa r:v, Alkm. 8 t£/.£ Fe, Alkm. fr. 1(5 (p. I Z. (i des aegypt. Papyrus) E/j~v,yr, -t Fr/r/.Ta Fap-/^'.ov (Tap-/;'cv cod.), (p. II Z. 21) -:: FapY^piov (irsTapY'Jp'.ov), fr. 51 eYwvya Favacjca, fr. 76, 3 TS-paTcv t: rf,p, fr. 8(5 y.a; -oi, rr/xz [-^''Trj.z^ cod.), fr. \)\) -y. rx y.aoöa, minder sicher Ale. 39, 1 zvs'jij.ova Fsivw (Grotefendj, fr. 55, 2 ösXiü -'. Fi''~r,v (Hermann), fr. 78 'kc^j oz FauTW und fr. 89 vc-/;i;,a rxjTw (Ahrens Aeol. 12*)), fr. 107 o-jts Fr/r^p (Härtung), Sapph. 2, 13 ä 0£ rizpMq (Bergk), fr. '2><, 2 \j:r, -'. rt\-r^') (Blomlield), fr. 6(5 saT FsOev (Härtung), fr. 89 sj Fs T.jy.y.cGi'/ (Bergk). Statt dessen wird drittens die Vocalisationsfähigkcit des F vermerkt, wornach F durcli ein prosodisch kurzes u dargestellt wird. Dafür finden wir in unseren Resten keinen Beleg, indem wir die Bergksche (Sapph. 2, 9 vXwsij' sjava) und Christsche (Sapph. 78, 2 suvüeppaTc-o) Conjectur nicht für genug sicher halten. Aber wir glaubten früher (S. 36) in jaXcvTs für FaXovxe E 487 ein derartig vocalisirtes F entdeckt zu haben, und reclamirten, gestützt auf suäXwxa die von Hesychius geboteneu Formen wie jaXsTa'. •jeaic ■jps'.YxXsov (= c'.ippwYcc, nach M. Schmidt also rpr,YaA£Ov), für den aeolischen Dialekt. Dass es sich in der That um diese Vocali- sirung des F handelt, beweisen die lateinischen Parallelen nunc silüae — ^ -- — für nunc silvae (Hör. Ep. 13, 2), solüit für solvit (Catull 2, 13). Wie passt aber dazu das griechische Beispiel 7,xl yv.\}.y. ~up ~t oy.f:z'i? rSjp o:xF'.ov ist ja das Homerische cr/.ov '::'jp, also a lang und eine Vocalisirung des F zu sxj-.ov (— ^ ^ w) ebenso unnütz wie fehlerhaft. Sollen wir mit Bergk's Be- merkung darüber hinweggehen ^ceterum Prisciani, non lihra- rim'um errorem facile deprehendas' und annehmen, dass der Grammatiker eine offenbar nicht gar seltene Erscheinung richtig dargestellt, mit guten lateinischen Beispielen belegt und nur durch ein selbstgewähltes griechisches, das er einen Paragraph später ganz verschieden auffasst, indem ihm dort F in oäFicv als Hiatus tilgender Consonant wie v in Davus gilt, verdunkelt? In dieser Richtung suche ich nicht den error Priscians, sondern glaube vielmehr wegen der späteren Benutzung des Verses in anderem Sinne, dass er nicht verstand, was sein Gewährsmann Homerische Studien 59 mit dem F von iit'.':'i hier vorg-enoninieu wisson Avollte. Den Blick beirrte die im Hinblick auf Homerisches ov.o; und spä- teres OW.OZ (z. B. w zT.y. 'ri-/,;j/^(7sa Soph. Aj. 784) vorausgesetzte Quantität des a bei Alkman. Das y. ist aber von Haus aus kurz, wie h Bat XuYpfj zeigen kann, und durch den Schwund des r gelängt, demnach nicht, so lange F da war, lang. Diese Messung des Woi-tes o^.r.oz kannte nicht Priscian, wohl aber sein Gewährsmann, der, um dem cUmafrwn iamhicimi zu ge- nügen, die Länge dos a durch Vocalisirung des j auszudrücken lehrte, also otj-'.j-v verlangte. Diese Vocalisirung war aber gerade an unserer Wurzel etwas ganz Gewöhnliches, wie ij;r,päov :£Gajixivw7 K.M. p. 25U, 1;£'.a ist ziemlich sicher, die Mitte rettungslos verloren. Hier stand aber ein zweites nicht Position bildendes Digamma, welches Priscian durch sein sine Invidia erläutert. Bergk's Vermuthung .forfasse almd potius ohlitterati. digamma exemplum lafet, vdut tb o' Fsap. ist bis auf die Conjectur richtig. Ziem- lich nahe schliesst sich an die verdorbenen Buchstaben dev 60 Hartel. handschrit'tlicliun Ueberlicfcrung:, welche Hertz verzeichnet: y-a-:" ap rspY£-o Möi^a \r;i'.7.. -y.p oder yap bieten die jd eisten Hand- schriften, so wie -;, welches auf eine Verbalforui schliesseii liess. Wie es sich aber auch damit verhalte, dass die aeolischen Dichter Digara-ma schrieben und demnach sprachen, ohne dass das Metrum etwas von seiner consonantischen oder vocalischen Natur verrieth, inuss als eine wohlbezeugte Thatsache ange- sehen werden, selbst wenn wir uns dieselbe nicht weiter zu erklären vermöchten. Was vom Digamma bei den aeolischen Dichtern gilt, werden wir, wenn uns nicht prosodische Thatsachen anderer Art dies zu thun verbieten und eine abweichende Ueberzeugung auf- drängen, unbedenklich auf das Digamma bei Homer übertragen dürfen. Es wird hier angezeigt sein, von jenen Wörtern aus- zugehen, deren Digamma mit Rücksicht auf evidente etymo- logische Analyse, Inschriften und Graramatikerzeugnisse, sowäc wichtige Indicien des Verses als unbestritten angesehen werden darf, und die verschiedenen Wirkungen desselben in ein statisti- sches Tableau zu bringen. Was ich hiei- mittheile, beruht auf Sammlungen, die zuerst nach Seber's Index angelegt und dann bei sorgfältiger Durchsicht der Gedichte berichtigt in anderer Form veröffentlicht werden sollten. Das inzwischen erschienene Buch von Knös überhob mich der Mühe, und ich konnte von der musterhaften Genauigkeit desselben profitiren, so wie aus Eigenem dieselbe erhöhen. Das was ich seit langem vermisse, ein hand- liches Verzeichuiss, welches genau und leicht lehrt, wie oft bei jedem Worte und durch welche Indicien sich das Digamma ver- rathe und wie oft nicht, suchte ich herzustellen. ' Es gilt für diesen Zweck, eine Reihe leichtverständlicher Abkürzungen zu schaffen. Digamma wirkt auf vorausgehende, in der Hebung oder Senkung des Verses stehende Sylben, und zwar: 1. indem es in der Arsis stehende lange Vocale oder Diphthonge lang ei'hält, wie v' r(c tc. FziT.r,^'.. Wir wählen dafür das Zeichen (1. I), (1. 11), (1. III), (1. IV), (1. V), (1. VI), um ' Zur Ergänzung- dieser Tabelle, zur Berichtigung uud Begründung des Ein- zelnen dürften die weiteren Untersuchungen noch Gelegenheit bieten, sowie sie auch den Nutzen dieser Zusammenstellung besser zeigen werden. Hier wollte ich nicht durch detaillirte Rechtfertigung der niitgetheilten Zahlen die Aufmerksan)]Cj. Ilonieriscko Stutüpn. ()3 11 1. Fass. IV. Fu.< • • • * « • #**\ TT-.,., /r.' , i.' i„i i'.... c • . .: '. -.• 1 !._ 1 1. _ TT" .i^ •- 1 ^...t \ ]!äsur "lOT nicht liowciso.n kjinii. Das -Inialifro 'opy, h zia^vn] .spriclit al)er aucli lelb.st nach IJitlckcr nicht dao-eo-on (.s. ]5ekkor IT.Bl. I 17.*i). 64 Hartel. I. Fuss. II. Fuss. f-Y.iq (u. s.w., rsxaxoc, F£/.a- f^p']'oc^ fvAT,^6Xoc, rey.ar/jßo- Aoc, Fey.ar^ßsXaxr^;, r£'/t*/)ßo- T£pO£') rsxo)v (fiv:r,\oc^ ri'/.r,-'.) (IiV r£A raX (Fst'X(s)to, FaX*/;v, r£A- , ca, r£F£X[xai, Fo'jXafxoc, Foc- Xic, FxXiovat, FxXwY]) F£X'.y. (F^Xi-cw, FdXi;, F£Xi/,(i)(|>) (I,)^ (1. 11)2 (k. II)-" (P)' (E)' iV • (l.II)-^ (k.II)3 (IIO^' . . . (P)2S (Ey ii,y .... (11,)^ .... (P)-^ i . (E)' (k.i) (iiiy (k. II)' . • . \(^d' • (P)' (^y (k.II)2 . (P)^ F£X- (F£X7:o[j.at, FiFoX-jrau.s.w., (1.1)' . fi'KrJ.:^ F£Xt:-<]V(.)p) (P)' (1.11)1 (k.II)' (II-)' . . . {i\y . . . . (E)' (E)' *) Das Diii-;iiiim;i von fiv.xrs-rj:. steht nun ;iucli insclirit'tlicli fest; es findet sich ■t Hi;il (/. !). •JC). '2S. .!()) ;uit" der von DiUcinoniides lierausgegebonen, von W. Vischer im Kli. Mti.h. XXVI ."'.i Ü"., und Cnrtins in den Stnd. II 441 bchandelta'ii lokrisclien Inschrift von Nan])jiktos. 1 TIninorispho Stiuliou. ß.5 IIT. Fuss. IV. Fuss. i V. Fuss. .111)11 111,)' (k.mv • • • • • • • • (1. IV)^ .... *■■*"• 1 (l.V)' • (k- V)' n,)^ • • • • • • • (K)n (1. IV)2 .... (V,*)".' • • • • • ■ • • 1 1 :n,y • • • (K)' (V,V' 1 11,)"-- • • • • • • • • (l.IV)t .... . . . (IV,).^^ (1. V)2 • • • 0- W i-in)^ ^k.iii)' • • • • • • (klV)' . (k. IV)2 (1. V).^ . (k. V)-'' i.iii)^^ (k.iii)' ClII,)^ • • • • (K)^ (l.IV)' .... (IV-)2 .... . . . (iv.,)^ • • SitzuiigKbör. il iihil.-hist. CI. LXXVIII. IM. I. TIft. (Iß Hartol (P)'- 21 Fsp Fps (Fspsd), Fsi'pw, Fsip-^Tat u. s. w.) FepY {H?-(M^ FiFopY«, FipBw u. s.AV., Fipvov, F£pYaLo;j.ai) • (I.)^ CP)-^ Fsppw Fepu (Fspuw, Fipu(jip[i.aT£;) (I, (P) 10 Fsc (ficaui fiaaa fz'.iJ.'M. u. s.w., FsTua, FssOoc, Fsaö-*^;, Fs(i)a- i v6q) iCI.)*^ FscTTspoc (Fsa-spioc) II. Fuss. (1.II)'2 (k. 1I)"> (11-)^ . . . (11,)^^ (II,)^'^ (E; (l.II)"^ (k.!!)'-- ; . . . . (E) (l.II)' . . . (II-)'^ . • • . . (11,)^^-^ . (E) (1.11)1 . . . (l.II)' (k. II)-' (II,)4 .... (E) (II-)' . . . . . (11,)^ . (E) Homerische Stuilien. 07 III, Fuss. IV. Fuss. V. 1- HSS. (k. V)*" (V,)2' ■ • • . 111)2' (klll)-'-'*) . 11 i,)-"" (III.,)" . . (K)^ (l.IV)'^ . (k.IV)'-^ (IV-)-^ .... . . . (IV,) '2 (1. V)'2 . • • • • • • • ■ ■ I.III)' (k.III)^ . (1.V)' . • ■ • iv,)^ . . (k.III)' . (K)'2 (1. IV)^ . (k. IV)" (IV-)3 .... . . . (IV,)'^^ • • • (V,)'^-' • •••••> • • • [y.y 1. III)'' (k. Ill)^ . IIIi)'^ . . . (k. IV)-'' (1. V)-'' . (k. V)' • • • 1.III)- (k. 111)2 . ni- )2 . . (iii,)^' . . . . . 0- iv)«-' (IV_)' .... • • • ■ (V.,)22 III-)' . . (iii^)' . . i . . . (iv,)^ • • *) Verse wie A 208 äy/oü o" '.arausvoc 'ir.ax. y.-X. tiiid <> IS /.%{ aiv aae-flöuEvo; iKm . . . sind nur einmal gezählt. !-■* 68 Ilartel. I. Fuss. II. Fuss. Hi:r,c, Pixoq Ft5*) (Fioov roToa u. s. w., Fc{oo[j.ai, riop'.c, riSpsir^, F(- cTwp, r'.vBäX)vO[j.a'., FcTooc, Fsi'StüXov) Fix (FitV-wj (I-)2 . . . .... (P)3^ Ftov (Ftösic, Fioovs^T^; F'.oeiOY^c) FTp'.c FTpo; F(q (Fivcc, Ftcpt u. Comp., Fivi'ov) (l2)-^ (11,)^ . . (1. 11)2 . (1. 11)2« (^k. 11)2 (11-)^ . . m (1. II)- (E) (k.II)i (E) (l2)^ • i^y (Ey *) Diphthonge und lange Voeale, sowie Hiatus vor /lo zähle ich zwar einige •20 mehr als Knös, aber Einiges bleibt wohl nachzutraben. Fälle wie vJ stöa»; rechnete ich zu (V2), nicht (V — ), s. La Roche Ilom. Unters. So ff. Homerifcho Studien. 69 III. Fuss. IV. Fuss. V. und VI. Fuss. (1. IV)2- (k. IV)' (IV-)" . . . . . . (IV,)21 (1. IV)6 .... (IV-)i .... . . . (IV.)' (1. IV)2 .... ' '. '. (IV.)2 (I.IV)^ . (k. IV)' (IV-) '^ • • • . . . (IV.)>^ (VJ' (l.V)' (k.V)'^ . . (l.V)^ (k.V)3 . . (V,)^'> (V^)^"-' . . i 1 . (V.)^ . . . (V,)'« . . 1 .... (l.VI)3 L HIV .... L 111)9 (k. 111)5 k [U,y^ (III.,) '^ . 1.111)2 .... • • 1.III)' IIIl)^ (K)3 . . (III,)2 . • (K)3 70 Hiirtel I. Fiiss. 11. FU5S. flzoq (Ficcöso? u. a. Comp., , . . . 1(1.11)' .... , . . . ^(II-j' .... (10' . I . . (ii^)^ . Fl- er, FiTuc (H,)' ?oX'A.oq (Fcaoi foixxoz u. s. w., \ (1. I)- (k. I)- fcvABÜq roaicv, rcixeto) (!.)•■■ (1. 11)^ (II-)'' . (P)'3 Fctvot; (Fc'.v'i^o'/at, Fc.voßapcüov (1. 1)' u. a. Comp., Foivo/oso), FoT- (I — )- •K'b^ Fotvc'j? Fciv6[j,ao>:) Fa5 urspr. cFxi (Fxvoavw Fa- j oav u. s. w., raa[j.£voc, FiSva, j Fr^Büc) Fs urspr. sFe (Feto Fio FsCi FsOev, FcT, Fe, F6c) (I.)-^ (HO II (E)^ (P)'" (l.II)- (k.IiV^ (11-)-^ . . . (E)i' (P)^ (l.I)'^-' (k.I)!'-' . (I- )'■' (p).. (LII)i (k.II)' (11,)^ (E)4 (1. Il)-i (k.II)" (11-)^ . . . (II03S ^II.J.U (E)' Homerische Studien 71 111. Fiiss. 1\'. Kus8. V. unil VI. Fii! .... . . . (IV.,)^' . (V,)^'^ . . (l.III)' • • • • . j (K)'^ (l.IV)' .... (IV—)'" . . . . . . (IV.)^ . (V,)" . . 1 1 1 1 {l.IIIV-i" (k. III)-^-^ . (III--)-^^' .... (III,)'' (IIL)"' . (K)« (l.IV)'" . (k. IV)" (IV,)'"' . (IV,)^'-' 1 (l.V)20 (k.V)'' (l.VI)" (k.VI)2 (V,)'i2(V,)v . . 1 *) Von lanjjen Vocalon und Diiilitliougou in der dritten und vierten Ar.<. Ich will nicht dafür hürg'en, da.?s mir nicht bei diesem Iiäutigen Wort noch das eine und andere entgangen sein könnte. 72 Hartel. 1. Fliss. II, Fuss. PeXavY) f=e^ (P)- (1.11)1 (k.ii)^ (I. II) ' (E) 32 i (E)^ Zur Vervollständigung- dieser Tabelle fügen wir noch vier consonantischem Jota j e (-^xa, T£[j.ai) ' w? (I-)^ (I.? (P) (11.)'^ 23 (E)^ • (I2)' (P)^ (k.II)> . (E) 18 I ly (so'.y.a u. s. w. l'ay.oj, sitaw, | (1. I)s (c)ÜX£Xoc) "IX'.o;; ("'IXo? IXy^io? 'IXioveu?) . (P)^ (1. II)" (k.II)3 (11,)" . . . (E) 13 (E)^ Homerihche Studien. 7.'i III. Fus.s. rt»= 1. iii)^ (k. my 1.111)1 (k. 11112 (K)2 IV. Fiiss. V. und VI. Fui^is. Stämme hinzu, von denen die ersten zwei nachweisbar mit angelautet haben : {iii.y . (K)i L HIV' (k. IIl)^ Uli)" (III,)-^ . (K)2 III— )^ (k. III)' . . (IV2)8 (1. IV) i . (k. IV)--^" (1. IV)^ (k. 1V)2 (IV,) ^ (LV;- (VO^" (III,) (lV-)6 . . (l.VIjH . (k.VI)is 22 (IV,V^ 23 (K) (V.)» 3 74 Hartel. Von den letzten vier aLg-esehen;, ergibt sich bei den an- geführten Stämmen und Wörtern folgendes Gesammtresultat: (1.1)^0 (1. il)iös (1.111)110 (l.lV)!"" (l.V)-"' (I.VI)'"= 507 (k.I)2o (k.!!)!'-! (k.III)'«^ (k. IV)- (k.V)-^^ (k.Vl)2= 359 (I_)2n (II— )3Ö (III_)27 (IV— )8-^ = 164 (I,)'" (ITi)'^" llUiy (IV,)^^' (V,)^'"' =1028 {l,y^-^ (II,)2«-' (IIIO'" {ly^y'' (V,):«'^ =129G Wir seilen also in ;i354 Fällen Wirkungen des Digamma, in 617 riicht (in Bekker's 2. Ausg. sind gegen 300 davon geändert); und zwar folgt Digamma Hiatus tilgend auf eine kurze Sylbe in der Thesis 2J52-1- mal, auf eine lange Sylbe I in der Thesis nur Kit mal, in der Arsis erhält es vocalische | oder diphthongische Ausgänge lang 507 mal und längt kurzi consonantisch auslautende durch Position 359 mal. Hingegen lässt Digamma 324 mal Elision zu, längt 215 mal consonantisch auslautende Sylben nicht durch Position und gestattet 78 mal die Correption langer, in der Regel diphthongischer (72 mal), nur selten langvocalischer Ausgänge (G mal: •/; ■:: 313, ; 395: •/] A 733, 3 682; w a 284; w p 573). Nun wird man freilich, von der jetzt sehr verbreiteten Ueberzeugung ausgehend, dass das Digamma in Homerischer Zeit bereits ein halbtodter, in alten Formeln nur noch foi'tvegetirender, bald gesprochener, bald nicht gesprochener Laut gewesen sei, die Wucht dieser Ziffern dadurch zu schwächen suchen, dass man Digamma nur dort für wirksam d. i. gesprochen hält, wo es gilt, einen soge- nannten schweren Hiatus aufzuheben, einen schwachen Diph- thong zu kräftigen oder einer lahmen Arsis unter die Arme zu greifen u. dgl., während hingegen an Stellen, wo Hiatus gestattet ist, z. B. in der trochäischen und bukolischen Cäsur, in dem Einschnitt nach dem ersten Fuss, bei der Längung der meisten langen Vocale und Diphthonge in der Arsis u. dgl., diese Erscheinungen, so wie wir ihnen vor jedem vocalischen Anlaut begegnen, die Intervention eines Digamma nicht erheischen. Eine solche Meinung halte ich für unrichtig und glaube, dass, sobald einmal das Digamma eines Wortes in gewichtigen Sym- ptomen des Verses als wirksam nachgewiesen ist, es als durch- aus wirksam zu denken sei ; die Ansicht wird, wie mir scheint, Jedermann einleuchten bei der vergleichenden Betrachtung einer Homerische Studien. i 5 anderen Zahlenreihe, welche angibt, wie (Vi)« (V.)'--- 482. Es genügt ein vorurtlieilsfreier Blick auf beide Tabellen, mii jenen Einwand als einen unberechtigten erscheinen zu lassen und. die Ueberzeuguug zu gewinnen, dass das Digamma nicht bloss an jenen Versstellen gehört wurde, wo die Selten- heit der Fälle den Hiatus als einen gemiedenen Uebelklang erscheinen lässt, sondern auch in dei- trochaeischen und buko- lischen Cäsur und so weiter überall, wo sonst Vocal mit Vocal zusammengestossen wäre. Oder meint man, dass z. R. die 96 Fälle von Hiatus in der bukolischen Cäsur vor vocalischem Anlaut ein Recht geben, in o48 Fällen das Gleiche anzunehmen bei Stämmen, die ihren consonantischen Anlaut anderswo be- währen? Wäre das Digamma ein im Abstei'ben begriffener Laut, der nur zur Vermeidung des Hiatus und Beschaffung einer Länge vom Dichter aus der Vergessenheit gezogen wurde, dann träten uns wohl andere Zahlenverhältnisse entgegen als die vorliegenden. Die 617 Fälle, in welchen sich durch Elision, Kürze und Kürzung der Schwund des Spiranten docu- mentiren soll, kommen gegenüber den 3354 Fällen mit leben- digem Digamma nicht in Betracht. Auf diese Zahlen gestützt, halten wir Digamma für einen geläufigen mid kräftigen Laut der Homerischen Sprache, so kräftig wenigstens, als seine zum Vocal hinneigende und in diesem Austausch flüchtige Natur ihm zu sein gestattete. Unserer Erklärung der Kürzung diph- thongischer Auslaute vor vocalischem Anlaut, nach welcher wir das zweite Element j in r übergehen lassen, wird demnach der Einwurf nicht gemacht werden können, dass ein halb fremd 76 Hartel, g'ev/ordener Laiit der Homerischen Sprache in so zahh-eichen Fällen aufgedrängt werden soll. Allerdings ein Umstand ist in diesem ziffermässigen Aus- druck der verschiedenen Kraftäusserungen des Digamma recht auffällig. In 2995 zeigt es sich stark genug, Hiatus aufzuheben, aber nur in 359 vermag es durch Position die vorausgehende kurze Sylbe zu längen. Das ist nicht der Charakter eines rechtschaffenen Consonanten. Aber noch bezeichnender ist, dass es nicht einmal diese Wirkung einfach und durch sich zu erzielen vermag, sondern es dazu noch besonders günstiger Umstände bedarf. Die durch Position gelängte Sylbe steht nämlich alle 359 mal in der Hebung des Verses. Nun führt man allerdings auch einige Fälle an, welche die Positionskraft des Digamma für die Thesis beweisen sollen. Allein es sind ihrer nur wenige und sie schwinden bei näherer Prüfung in nichts zusammen bis auf eine Gruppe von Fällen, mit denen es ein eigenes Bewandtniss hat. Indem wir hier auf die Be- sprechung dieser Verse eingehen, vervollständigen wir zugleich unsere frirhere Tabelle. Man beruft sich für die Positionskraft des Digamma in der Thesis auf v 113 sicsAasav izph tioi-zz und X 17 y*^«"' ^^^•. z.\ko-i -ph "lA'.ov (^das Digamma in diesem Worte als nachge- wiesen angenommen). Aber -p{v ist von Haus aus lang und wird so in der Arsis und Thesis gebraucht^ wie früher nach- gewiesen wurde (Hom. Stud. 12 109 ff.). — P 142 ''ExTop, sTocc äp'.G-iz beweist eben so wenig. Denn op darf ftir sich im ersten Fusse als Vocativ vor Interpunction so gut als Länge messen wie av W" 493 Alav 'Ioo;x£7£j -t, oder noch besser. — Nicht so leicht lässt sich 0 215 z^ ;;.£v t6^ov oBa £j;cov aiJ.sacpäaTOx'. erledigen, wo keine Spur eines Verderbnisses zu Tage tritt. Der Um- stand aber, dass der Vers mit diesem Vorzug allein stünde, lässt an seiner Integiität zweifeln. Und da dürfen wir wohl erin- nern, dass das alte Alphabet TOZON EVSOON auch als Toqwv . . c'jrcwv zu lesen gestattete, was man aus formalen und syntak- tischen Bedenken gern fallen liess, indem man die nach K 373 eu^oo'j oc'jpbc 7.7My/:fi mögliche Verschleifung, sowie den Genitiv für bedenklich hielt. Nun wird aber der Genitiv von tö^ov und gerade im Plural häutig neben siococ gehört tö^ojv öu eioioc, tö^wv £u eiocTe; (B 718. 720, A 196. 206, M 350. 3(33, wie a'/.r/j? eu Homerische Studion. 7 ( Elow; 0 525) und wäre in Erinneruni^ daran der Grenitiv beim Verbum finitum wohl begreiflich, das sonst nur anders geartete Substantiva in diesem Casus verträgt (M 22i» s; v.Mr, Tspxoiv, 0 412 ■^ov.r^Cj A(358 -svOeo;, 7 184 ouoe -'. oloa y.eivor/, 01 1' =c7X(oOev -/.tX.). a|j.5a9äxsf)a'. ist epexegetisch ,wohl verstehe ich mich auf den schönen Bogen, ihn zu führen', wie z. B. (o 508 an v^or, ;x£v TÖoe y' cl'jsa'. einen Vers später, der ausführende Infinitiv [rr, -.'. y.a-rair/;jv£'.v r^xzi^hn ^ivo; anschliesst. Gewaltsam dagegen ist Gerhard's Aenderung [Lect. ÄpoUon. p. 107) su \).vj ^ap t6^' oToa i'j^oa, während doch, wenn mau schon ändern will, das "•efällio-e. durch m 50S und andere Stellen emi)fohlene ticcv y' sloa so nahe liegt. ü 410 slov ?3pc;r,s'.; ist bereits beseitigt durch Aufnahme der bessern Lesart ii^^T,i::, gebildet wie eip'jr,, eine Form, welche überall fipar, verdrängt hat (vergl. A 53, Z 351, ^r 598, 3 467, v 245). Somit bleibt nur y ^~i- ^■''°'' O'.vo/osuvtö; £v1 /p'j^EO'.Gt OcTcäsajt übrig. Dafür genüge es aber, auf Kayser (Phil. 18, 712) zu verweisen, welcher die bestüberlicferte Lesart evo'.vo/csuvts: zwar irrthümlich für die einzige wirklich überlieferte Lesart hält, aber richtig den Grund zur Corruptel aufdeckt. ,Die Bemerkung, dass hcyoyoth h\ ■/. 0. eine Verbin- dung sei, die einen Pleonasmus der Präposition h enthalte (Eust. zu a p. 139, 30j, hat wie gewöhnlich zu einem Glosseme geführt, welches die Correctur im Harl. veranlasst hat und in den Cretensis gedrungen ist.' Alle übrigen Fälle von Position in der Senkung bilden eine Gruppe für sich. Es sind: £ 143 aÜTap 0'. ■Tzpdc/pcov j-oör^asixat oüo' i-'.y,ijsw 0 183 1(707 Ol c/aaOai, t6v ~t ctuysoujji 7.a\ ä'AAoi 1 392 =c -IC o'i r iTisoixs v.xi de ßacXsÜTspo; eaiiv E 7 ToT5v 0'. •äüp oaliv aTib xpaTÖc ts y.at wjj-ojv A 543 Zcbc Y^p 0'. vs[j,£ffaO', '6t a[;L£{vov'. sw-l ij-äxoi-co M 103 Z'j Y^-r =• ^^«Ja^^'O ciaxp-.obv £lva'. ä'ptcTOi Z 521 i'j Y^P ^!^ "'■? -iJ-^'.s; i-'.GziG^ix: -äcctv -^cv 586 £V Y^-f 3'- ~0A^^? "^2 y-^'- XK/.':^.0'. XV£p£; £l[X£V B 559 O'j Y^P -'• ~^P« ''^2? £7:-/)p£T[ASi y.al itaTpo'. £ 16 O'j Y^p ^'- ~2(pa vY)£; £T:r,p£T[j.i'. y,al haTpc. 41 fi)c Y^tp -•• H'-^- ^^''' ?'->'^o''Jb "' '-c^s'-'' ><-ai lyicOx'. 113 o-j Y^P ='• "Ti^' '^'^^ r'-Acov aTuovÖTO'.v oAesOai 6 79 w; Y^P ='■ ■/.P-''<^"'' !J''jW,!;a-o oTßoc '.\-5aX(.)v 78 Hartel. 'i 96 •}, yap zl uov^ y' r^v y.ar.i-cz- o'j v.v. -iacr, p 145 ou yap ol Tuapa vr^eq £•::•/; p£Ti;.o'. xat £TÄTpo'. a 239 TW 7. SV 0'. -JiJ-ßov [X£V £-oi-^jav Oava^^aioi ß 249 sü '/.ev et -/.s/ipoiTC y'jv/^, [j.aXa •::£p j^a-lo'ju« y. 4.'>4 vi '/.£v Gl [j,£Ya cwjj.a 'j>uAa!jaot[j.£7 xal avdY/.*f] ^ 3()9 Töj x£v ot -'j[xßov [jiv £TCo(-rj!7av nava}(a'.o{ Z 194 Xat [J.cV Ol AUX'.O'. T£[J,£VOq Ta|J.OV £^0"/CV ä'XAojv I 181 lac [Ji£v Ol 5(i)G(i), [j.£Ta 5' IccExat y^v tcox' aTrYjupcov ff> 547 £v [j(,£v Ol /.paOL'f) Oapaog ßaX£, Tcap Be ot xbiö: T 244 xzi [;,£v Ol xripu'z dXi'yov TtpOYEviaTspo? autou I 377 ippETW cz, Y^P -u fpsva? £'iA£-:o [j/^xicxa Zcu? Z 157 w-ajav aÜTxp o'i llpoTTo; xaxa [j,v]ffaTO e'py« ^h 570 £[j.ij,£vai- xiJT ap Ol Kpovii-^c Z£'jc wocq o-ai^£t T 22G oiTCAr^v auTap oi -zpörr, /pucoTc -£tu/,to B 190 v^ £1X01, oc -ep Ol 0aX£pb(; 7:ö-iq euypiJ.oii £ivai K 129 O'JTO)? oüxii; oi v£[ji,£(j-(]a£Tai ouo' Q(.-'.(}-riGe'. X 438 "ExTopoi; • oh Yap oi Tic evfi~\j[j.oq äy-^s.Aoq eXOwv 0 292 dcÄYiov ou y'^'P O' "^t t^co' -J^pxeaE 'kuypov oAEOpov 0 302 'HsAlOC Y^P ^' (JV.OTCIYJV £}(£V sixE Tc [JLUÖOV A 792 = 0 403 Tic o' oio', £i' /.iv oi tjv Bai[/.ovi Ouixov spiv£iq P ()99 Aaoooxo), oc ot 7-/£obv 'iazpeoz [xwvjy^a? Ttttcoui; E ()95 t(p6i[j,oc n£AaYiov, oc ot stXoc -^sv iTaTpoc P 324 y.rjpy/.t 'H-utto-/;^ oq oi -apa Traxpl y^P^vti Cp 54 aÜTW Yf'^S'JTO), Oq Ol TTEpiXSlTC (paEivöc ^!^ 101 := 169 avopb;; asECTaiv), oc ot ■/.ay.cü. tcoaXoc [j-OYi^^a? E 166 ß^ S' "(;.£V £c OocAaixov, töv oi cpiAoq uib«; sxeu^sv n 460 'Kcdha »lAov xtp-wv, tcv oi OotTpoxAoi; i\j.eX\e Also durchweg- Formen des enklitischen Personalprono- mens, bis auf eine Stelle (I 377 y^P -'^) der Dativ ot; denn .\ 763 otoc y;c apcr^c aTiovr^cExat, wo allein das Possessivpronomen Position bildet, ist Conjectur für das überlieferte xv^c, ja viel- leicht empfehlenswerthe (Jonjectur mit Rücksicht auf P 25 riq r^^jr,q a-övr-.o^ aber dann mit if,q zu vertauschen. Worin ist das Geheimniss dieser Kraft zu suchen, welche vor allen digam- mirten Wörtern das Personalpronomen allein auszuüben vermag? Mau wird zunächst (Hom. Stud. I'^ 22) auf die ursprüngliche Gestalt der Wurzel verfallen, welche nicht mit einfachem F, Homerische Stuiiien. 79 sondern mit er anlautete, das sich zu to z. B. oj 411 TrxTspa a^iv verdickt hat. So sicher hier ursprüng'liches cF ist, so wird man doch nicht sofort zugeben wollen, dass diese beiden Con- sonanten noch in Homerischer Zeit gehört wurden; denn wir müssten es sehr auffällig finden, dass sie in so überaus zahl- reichen Fällen wie svOz o-, -.iopy. oi u. ä. doch nicht einmal vernommen wurden, indem die Kürze übcn-all erhalten bleibt, und gelangten so zu drei Formen ^rc. roi ol, welche zu ge- brauchen im Belieben des Dichters gelegen. Unerklärt wäre es auch — imd wir dürfen dies dagegen vorbringen, wenn wir diesen Unterschied befriedigend erklären können — dass dieser Doppelaulaut wohl in 21, nicht aber in den P^)rmen des Pos- sessivpronomens hörbar geblieben sein sollte. Ein eigenes Privilegium allerdings geniesst das Personal- pronomen. In ihm scheint sich ein Hauch des Spiranten am längsten erhalten zu haben. In der nachhomerischen Zeit ist es bei den Elegikern, Jambographen und noch ausschliesslicher bei Pindar dieses, welches die Rechte consonantischeu Anlauts ausübt. Ja selbst bei den Tragikern besitzt es noch einen Schatten dieser Kraft (vergl. Hermann zu Aesch. Ag. p. 4G0). Man darf aber bei dem mächtigen Einlluss der Homerischen Dichtung auf die Technik der Spätem nicht zu viel darauf geben. Die Häufigkeit der an 01 im Homerischen Vers haf- tenden Erscheinungen gilt mir als voller Erkläruugsgrund für die Frequenz der gleichen Erscheinung bei Spätem. Vielmehr zeichnet noch eine andere, bisher übersehene Eigenthümlichkeit das Personalpronomen vor dem von dem- selben Stamm gebildeten Possessivum und allen andern di- gammirten Wörtern aus. Vor ihm steht regelmässig ou, nicht sü-/., und erscheint das v i^., das fast überall vor digammirten Wörtern sich einstellt, nur an einer Stelle «1» 5^7 y.r/ o\, also ou s6£v iav. /spsuov A 114, oü ol ß 392, K ö;}, Z 141, 0 496, P 153, T 124, V 349, X 219, a 262, 0 17Ö, v 417, g ^öfy^ ■Kpöadz sOcv E 56 = SO = V 402 (so ApoUon. de; pron. 55 A); xi ol Z 281 (nur E Lips. y.£v), 1 157, U" 540 (y.sv CDGHL nach La Roche zu E 4), v 25S (y.sv nur GINV), 0 174 (y.£v ELNQS^ ;j.£v HI), '. 45H (für y.s \\:\\nm v.yJ. FAX): K 4 oaU 0: c/Mplc tcj v Ev -oAAoT; ävTtvpaoo'.; cp£p6;j.£v5v Eust. 514, 4); oü £ Ü 214, I 1;)5 y.£ i. Hingegen tinden wir })eim Possessivum ;; : yjy^M r.x-pi 80 Hartel. V 265; svOa '/.ev w ^ 32, oxv. z,3v w Ojiao) ^ 445; ferner das v sj. bei Formen des Nomens B 213 spEctv -^siv, 775 app,acriv o'.cw und noch 25 mal; des Verbums B 588 vJ.v/ -/j^'.v TrpcÖu.aw]-: -£-0'.6w; und 12 mal. Es brauchen hier die Stellen, wo andere dig-am- mirte Wörter vor sich v is., ohv., sc, £•/, u. dgl. haben^ wohl nicht aufgezählt zu werden, da dieselben in Knös' Buch abgedruckt sind ; hier genüge es zu constatiren, dass bei ihnen dasselbe wie bei 5c beobachtet wird, nämlich dass die Ueberlieferung mit seltener Einstimmigkeit das v £9., O'j'a, tlq, e^ festhält. Soll man also dennoch diesen Vorzug des Personalpronomens in der Art deuten, dass in ihm der Anlaut zf länger lebendig blieb, welcher beim Possessivum sich zu einfachem F abschwächte? Wären uns, wie gesagt, einige Messungen der Art, dass vo- calisch auslautende Sylbe vor ihm in der Senkung des Verses gelängt würde, etwa wie Mx 3t, scppä s-., überliefert, so würde ich mich unbedenklich zu solcher Meinung bekennen. Bei dem gänzlichen Maugel derartiger Indicien glaube ich mit folgenden Erwägungen einen richtigeren Weg der Erklärung betreten zu haben. Eine der wichtigsten Thatsacheu, wie immer dieselbe auch erklärt werden mag, welche wir bei unseren Untersuchungen der Bedingungen der Positionswirkung (Hom. Stud. I- 79 ff.) an's Licht gezogen haben, war die, dass jene leichten Conso- nantengruppen, in deren Belieben es gestellt zu sein scheint, vorausgehende Kürze kurz zu lassen oder zu längen, einen kräftigeren Einfluss innerhalb des Wortkörpers und im Anlaut einen desto kräftigeren auszuüben vermögen, je fester das vor- ausgehende Wort sich an das folgende heftet, und dass bei der geringsten Lockerung dieses Gefüges, z. B. selbst durch die Pause einer Nebencäsur, im Vers die längende Wirkung gehemmt ist; ferner dass zur Längung es in dei' Regel noch üer Arsis bedarf und wo in der Thesis dies dennoch geschieht, nur die des ersten Fusses es vorträgt und die Fälle in den andern Senkungen Uebertragungcn aus diesem sind oder aber in einem so festen Wortgcfüge statttinden (z. B. -ä -pw-a, -h -pwTOv, TS zpiv u. dgl.), dass dieses als ein Wortkörper be- trachtet werden kann, in welchem die Position Regel ist. Alle diese Bedingungen treffen beim Personalpronomen zu. Das- selbe ist in allen Fällen, wo es in der Senkung längend wirkt. Homerische Studien. 81 enklitisch und wirkt demnach eng verbunden auf seinen Nachbar wie in einem Wortkörper. Für das feste Gefüge zeugt, dass oc Ol und 5v o'. 7 mal die so missliebige Fuge zwischen dem dritten und vierten Fuss überdeckt. Die durch solche Position meist an ap und sv erzeugte offenbar schwache Länge verträgt gut der erste Fuss; sie findet sich in ihm 23 mal. Die 12 Fälle im zweiten Fuss sind bis auf 6 190 Ueb ertragungen aus dem ersten. Das Possessivum vermag einen so engen Anschluss wie das enklitische Pronomen nicht einzugehen, ebenso wenig ein anderes der mit Digamma anlautenden Wörter. Unter diesen sind cu oI i die einzigen enklitischen. Indem wir, gestützt auf die analogen Vorgänge bei der Positionsbildung, diese Be- schafl'enheit des Personalpronomens für genügend ansehen, die Ausnahmsstellung desselben zu erklären, fühlen wir uns nicht genöthigt, bei demselben eine andere, kräftigere Aussprache des r vorauszusetzen, die sonst durch nichts gefordert wird. Die Positionswirkung der W. gFs in der Thesis könnte aber noch weniger verständlich sein, als sie es durch unsere Erklärung hoffentlich geworden ist, es wäre ein Irrthum, wenn man dieselbe sofort allen andern digammirten Stämmen vin- diciren und durch kühne Textesänderungen, wie dies an mehr als fünfzig Stellen geschehen ist, realisiren wollte. Eine gesunde Beobachtung wird sich bescheiden, aus den vorgelegten That- sachen die Regel zu abstrahiren: Digamma vermag conso- nantisch auslautende Sylben nur in der Arsis zu längen, in der Thesis bleiben sie kurz. Aber auch jene verfallen einer voreiligen Folgerung, welche zwar die Ueberlieferung jener 218 Verse mit Positionsvernachläs- sigung vor Digamma unangetastet lassen, aber damit entscliul- digen, dass von dem Dichter derselben der Laut des Spiranten nicht mehr gesprochen wurde. Denn sie bringen durch diese Hypothese eine Bimtscheckigkeit in die Homerischen Gedichte, die nun erst in ihrem vollen Umfang erkannt, in keiner Dich- tung irgend einer Zeit oder eines Volkes etwas Analoges haben dürfte und welche die spärlichen Belege Avechselnden Anlautes, die früher (Hom. Stud. I- 14) zusammengebracht wurden, nicht rechtfertigen können, wie ich damals noch glaubte. Ueberdies zeigt sich Positionsvernachlässigung, sowie Elision oft genug gerade in festen Formeln, die uns bei der Natur der epischen Silzungsber. d. phiL-hist. Cl. LXXVIU. Bd. 1. Hft. (i 9^2 Hartel. Poesie hohes Alter und starre Erhaltunj^ verbürgen; ich ver- weise nur auf: " 200 f^AuOov v:/,oa-M hz'i h T.y.-^'.07. yatav, und 3 mal E 470 w? sIttwv önpuvc !j,£Voc -/.al öjp.bv sy.äa-ou^ und 10 mal H 68 00^^ eixo) TOt [j.£ O'j.abc ivi c-r,0£ äva) ; P I 39 (AäXou Favacawv, aber A£aoio überliefert) Homerische Studien. 85 rsvta-'.: 0 IX 2U Fct:: P II 66, III 2; l 111 59 Fepew: P IV 142 F-.o: P V 78; N IV 43; I III 53 F-.cXao?: 0 IX 98; P IX 79, XI HO; I I 16 F':^oc: N X 86, XI 41 Wir sehen also 93 mal kurzen, 25 mal (darunter aus Homer g-eläufige Wendungen sO o'.o, eO ei'-r), stcsI Ficov, -ro'. F^pso)) langen Vocal durch Digamma geschützt. Neben diesen 118 Stellen finden sich nur 2, wo Digamma Position bildet: I V 42 aüoaae to'.cjtSv Fsttcc (—•--- '--^^^^ wo aber die Lesjart gar nicht sicher steht, und 0 IX 76 i; cd Östicc F'vvo; ( — ^ — - — '-'-'}, von Ahrens gleichfalls durch Conjectur in den Text gebracht; so dass also auch für Pindar das bei den Elegikern erkannte Gesetz gelten wird: Digamma hat nur mehr die Kraft, Hiatus zu tilgen, nicht aber durch Position zu längen. Wenn also der labiale Spirant einmal im Griechischen den Lautwerth eines vollen Consonanten hatte, so zeigt die Home- rische Sprache den ersten Grad seiner Eutkräftung, indem er nur in der Arsis, in der Thesis bei einer Wurzel unter beson- ders günstigen Umständen zu längen vermag. Die Sprache der Elegiker und Pindars zeigt uns denselben seinem völligen Verlöschen nahe, auf derselben Stufe wie z. B. anlautendes / im Neuspanischen, welches sich zu einem kaum anders als bei drohendem Hiatus bemerkbaren Hauchlaut verflüchtigt hat, wäh- rend das Altspanische noch den ursprünglichen Laut bcAvahrt (s. Schleicher Ling. Unters. II 167). Nachdem sich somit die Wahrheit der einen Hälfte der vielgeschmähten Priscianstelle an Homer bestens bewährt, werden wir die andere um so weniger abzulehnen geneigt und berechtigt sein, und den alten Hermannschen Gedanken, dass Digamma der Elision nicht im Wege stehe, ohne Beschränkung acceptiren müssen. Auf den ersten Blick scheinen mehrere Formen schla- gend die Vereinbarkeit der Elision mit Digamma zu beweisen, nämlich 7:acF£i-(öv (Z 62, H 121, Z 337, A 793, 0 404 neben TrapciZY) A 555), xauaEx'.c Hesiod "Epva 666. 693 (= •/.x--Fx;a'.c); ausp'jffav A 459, R 422, aüipuov M 261, ayspüovta ß 325 (für av- Fipax/ äv Fipuov) und das von Ahrens (Rh. M. 11 178) durch 86 Hartel. eine evidente Verbesserung gewonnene a\j.Hfy.yy\a. ß 316 , in welchen die Präposition Elision erleidet trotz des durch Position oder Vocalisirung erkennbaren Digamrna. Aber nur auf den ersten Blick. Denn die Verstümmlung der Präposition ist eine ganz gewöhnliche Erscheinung; vei-gl. äv-BusTa'. N 225, äv- CT/]TY]v A 305, a.'t- 347, ä'A-XsYOv U'" 253, aX-X'Jsay.ov ß 205, aX-AÜoycjÄV ß 209 — y.äßßaAs y.aAAnrc, xavvsucaq, xaxxsi'ovTe; A 606, '/.i.'zyibi y.äTÖavö 7.aT0£ij.£v und wodurch y,a-uä^a'.c noch klarer wird. y.a-lIcAs ark. für xaTeßaAs (Hesych.), y.a-ßaivw bei Alkm. (vergl. Giese Aeol. Dial. 254). — -ipOccav, TcapOe- [xevoi;, Tiap o' sßaXov 3 41 u. a. (vergl. Kühner AG. §. 42, 3). Allein dass und wie sich die Elision mit noch wirksamem Digamma verträgt, können wir aus den früher besprochenen Fällen e-Fia-^ov, [j-sya 5' ^^'^-'/J-, -"^ '^' F^'aX-, \}.v(£fC ^^^fß-i !^^T' ^^^7,°'^j vor welchem Wort auch eine diphthongische Kürzung nach- weisbar ist y.at f'-o^yj T 62, entnehmen. Allerdings haben wir dort zur Verdeutlichung der Erscheinung j statt f gesetzt (e-üuiaxe, \xzy\jiayo'/ u. s. w.), ohne indessen zu meinen, dass F in den Laut u vollständig übergegangen sei. Ein solches ui oder au in (ji,£YaXauiaxovT£c ([XE^aXa riaxöVT£c) kam nur der Quantität nach einem wirkliclieii j'. au ganz gleich, der Qualität nach nur nahe. Digamma blieb wohl in allen Fällen im Wesentlichen ein und derselbe I^aut und nahm nur in verschiedener Umgebung oder wechselnder Anziehung folgend eine bald mehr vocalische, bald mehr consonautische Färbung für das Ohr an. Plinter Conso- nanten in der Thesis stehend, klang es wie ein vocalischer Vorschlag, ohne hier je ganz zu verklingen und zu ver- schwinden ; denn ist X der nächste Vocal, dem es vorklingt, so macht es sich manchmal fühlbar durch Längung dieses i, welche wir am nächsten wohl durch ein ui ausdrücken können, wie in dt oijx l'caGi OaAacjijav, ou Tiptv iSuTa t6"/0'.c. Wie ein vocalischer Vorschlag des nächsten Vocals wird es auch in dem Falle geklungen haben, wo ein vorausgehender kurzer Vocal durch Elision verhallte. Dabei darf noch auf die kyprischen In- schriften hingewiesen werden, auf welchen der Abfall von Con- sonanten, der vor Consonanten nie bemerkt wird, vor graphisch ausgedrücktem Digamma wie vor vocalischem Anlaut sich voll- zieht, so in -ra pavacrcac (_Vogüe PL III 2 b), ein Abfall, der Homerische Shulien. b < üeecke und Siegismimd so merkwürdig- ersclieint, dass sie eine traditionelle Fortpflanzung der Zeichen für va ve vo, nachdem der Laut des F verklungen war, glauben annehmen zu müssen. Wir sehen hierin nur einen neuen Beweis für die Zwitternatur des F. Nm- die Kürzung langer Vocale und Diphthonge erscheint schon durch die Seltenheit ihres Vorkommens als ein mit digammatischem Anlaut nicht wohl vereinbarer Vorgang und verdient eine nähere Untersuchung. 88 Hartel. Homerische Studien. Nachträge. S. 21, letzte Zeile. Nach Arist. Nubes 342 ist ,u. s. w.' zu setzen. Bei TO'.oÜTo; und seiuen Formen ist die Kürzung sehr häufig. Professor Gomperz theilt mir zu Sophokles ein Dutzend Stellen mit; ein weiteres Dutzend fand sich dazu. Vollständigkeit ist damit nicht erreicht und die volle Mittheilung des unvollständigen Materials hier erlässlich. S. 2.^, Zeile 20. Ich Hess die bei Homer mehrfach versuchte Con- jectui" cü'.Ss für s'ijiSc unerwähnt, da das Compositum an mehren dieser Con- jectur unzugänglichen Stellen in einer von dem Simplex kaum zu unterschei- denden Weise verwendet wird; da ich aber nachträglich sah, dass Nauck a 118, t 148, X 306, v 197, ;: 356, / '±^^'- 408, 6 324, w 493 sutS' 'A07]v»)v, Eui'öoijLcV -ptv u. s. w. ^'orschlug, will ich doch hier, ohne dass ich in seine in den Melanges Greco-Rom. II p. 410, die mir gerade nicht zur Hand sind, gegebene Rechtfertigung Einsicht nehmen kann, die Bemerkung nicht unter- drücken, dass die Möglichkeit dieser an sich plausiblen Aenderung die Be- rechtigung dazu etwas zweifelhaft erscheinen lässt, wenn Nauck daneben Stellen wie £ ;-^92 ihiht yatav oder i 251 xat E'tatoiv imd s 222 unangetastet stehen Hess, oder wie ß 152 i; o' tos'xrjv -avTcov xeaaXoc;, X 582. 593 y.x\ [Ar;V TaviaXov stcstoov (vergl. X 306 'Icp'[j.i8£tav . . . s"i;'.Sov) u. a. stehen lassen musste. S. 28, Zeile 6 ist 'i:e («I» 388) am Ende der Zeile ausgefalUn. - Z. I J ist 0 40 statt 0 40 zu verbessern. S. 42, Zeile 22 tf. Als ich dies schrieb, war mir M. Schmidt's Schrift , Die Inschrift von Idalion und das kyprische Syllabar' (Jena 1874) noch nicht zugekommen. Ich glaube hier nicht ausführen zu dürfen, was sich mit wenigen Worten nicht thun lässt, welche der im Text angeführten Lesungen mir nach Durchsicht dieser scharfsinnigen Untersuchungen weniger sicher erscheinen. Denn auch nach' Abzug dieser grossentheils docli nicht anzuzweifelnden Belege aus dem kyiuischen Dialekt bleibt unter den im Ganzen nicht sehr zahlreichen inschriftlichen Beispielen für /^ die Zahl solcher auffällig gross, in welchen /^ neben u aufti-itt, so dass wohl Niemand die mächtige Unterstützung verkennen wird, welche der im Text dargelegten Anschauung von diesen sich parasitisch neben u und ß entwickelnden f und j aus diesen Thatsachen der Ueberlieferung erwächst. S. 62 zur Tabelle. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass Digamma in der Composition vor der Hand unberücksichtigt blieb, also Fälle wie Tiixio'' sctoouaa und sK/.axioiüv nicht unter (P) imd (,E) gezählt wurden. S. (34 ist hinter y^cXr/.wi iXsXt^w einzufügen. Pfiziriaier. Darlegungen aus di^r (ieBchii-hte uud Geograpliie Corea"6. 89 Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. Von Dr. August Pfizmaier, wirkl. ilitgliede der kais. Akadi'inie der \Vi»senschaften. JJie Abliandlungen des Verfassers : ,Ziir Geschichte Ja- pans in dem Zeiträume Bun-jei^, ,Die Geschichte der Mongolen- angrifFe auf Japan^ und , Der Feldzug- der Japaner gegen Corea im Jahre 1597^ haben zum Gegenstand Ereignisse, über welche aucli in dem, dem Nippon-Archiv einverleibten Werke: , Japans Bezüge mit der koräischen Halbinsel und mit Schina. Xach japanischen Quellen' von Dr. J. J. Hoffmann (S. 51 — 54 und 61 — (32 des Separatabdrucks) berichtet wird. Der Verfasser dieses Aufsatzes war ursprünglich gesonnen, eine Abhandlung über die ganze Geschichte Coi'ea's, sowie über dessen Geographie zu schreiben und darin die genannte Arbeit, die mehr als eine blosse Erwähnung in einem Vorworte verdient, ausführlich zu besprechen. Da jedoch die vorhandenen Hilfsmittel nicht ge- nügten, musste er sich in dieser Abhandlung darauf beschränken, hauptsächlich die oben angedeuteten Ereignisse zu besprechen, die in ^Japans Bezügen* gebrachten Nachrichten mit den in anderen Quellen enthaltenen zu vergleichen und Ergänzungen oder f>klärungen hinzuzusetzen. Am Schlüsse folgt ein geo- graphischer Theil, worin die Lage einer Anzahl Ortschaften, Inseln und Flüsse, deren Namen auf der von Herrn Hoffmann gütig mitgetheilten Karte der coreanischen Halbinsel fehlen, zu bestimmen versucht wird, mit einem Anhange: einer beinahe vollständigen Lauttabelle zum Behufe der coreanischen Lesung chinesisch geschriebener geographischer Namen. 90 Pfizmaier. Die Quellen, aus denen Herr Hoffinann vorerst seinen Bericht über die Mongolenangriffe schöpfte, sind das Nippon w6-dai itsi-ran, die Encyclopädie Wa-kan san-zai dzfi-e und einmal das chronologische Werk Wa-kan- nen-kei. Von diesen Werken besitzt der Verfasser dieses Aufsatzes das Wa-kan san-zai dzö-e gar nicht, das Nippon wo-dai itsi-ran nur in der von Klaproth veröffentlichten unzuverlässigen Uebersetzung. Der Bericht stimmt im Ganzen mit dem Inhalt des Werkes ^ ^ nB ^^ö-zokki, das in den zwei Abhandlungen ,Zur Geschichte Japans in dem Zeiträume Bun-jei' und ,Die Ge- schichte der Mongolenangriffe auf Japan' bearbeitet ward, über- ein. Aus Avelchen Quellen Ma-surai, der Verfasser des M6-zokki, die grosse Menge von Einzelnheiten, Nachrichten von handeln- den Personen, von der Kampfweise und den Sitten der ]\Ion- golen, nebstbei eine Reihe von Episoden geschöpft hat, wird in der Vorrede des Werkes nicht angegeben. Es heisst daselbst nur, dass die Nachrichten von jenen Ereignissen in dem Munde des Volkes fortleben. Da es aber um die Zeit keine eigent- lichen Geschichtschreiber gegeben habe, könne man deren Be- deutung nicht wissen. Ma-sumi, von der Sache angeregt, habe daher ein Buch geschrieben, in welchem er das Falsche ver- worfen, das Wahre angenommen habe. Die Quellen des Mö- zokki sind somit: einige Werke über allgemeine Geschichte, vielleicht dieselben, welche Herr Hoffmann benützt hat, und mündliche Ueberlieferung. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass auch Localgeschichten und ämtliche oder andere Urkunden zu Grunde gelegt wurden. Japans Bezüge leiten die Erzählung der Ereignisse mit folgenden Worten ein: [J. 1268, 12. M.] ,Ein mongolisches Sendschreiben langt in Dai sai fu an. Es wird nach Kamakura an den Sjogun und von da an den Mikado geschickt. Nach einem Beschlüsse des Staatsrathes des Siögun ward kein Bescheid darauf ertheilt, wiewohl der Mikado einen solchen hatte verfassen lassen.' Nach dem Mö-zokki ward Kublai Khan durch einen Coreaner Namens ^ ^ Tschao-I zum ersten Male auf Ja- pan aufmerksam gemacht. Er schickte im Jahre 1266 zwei Gesandte an den König von Corea mit der Aufforderung, diese Darlegungen ans der Geschichte und Geographie Coreas. 91 Gesandten nach Japan zu geleiten. Der damalige Köni^- ven Corea hiess jq ^ ^^ Yuen-thsung-tsclü. Dieser hielt diu Gesandten bis zum folgenden Jahre hin und bewog sie, in die Heimath mit der Meldung- zurückzukehren, dass die Ucber- fahrt nach Japan unmöglich sei. Als Kublai Khan im Jahre 1267 nochmals die Gesandten schickte, Hess sie der König von Corea noch einmal die Rückreise antreten und ein Schreiben mitnehmen, in welchem von der Anbahnung des Verkehrs mit Japan abgerathen wurde. Erst auf die Kriegsdrohung von Seite des Mongolenherrschers geleitete Corea die beiden Gesandten. Dieselben landeten, in Begleitung eines coreanischen Gesandten, in dem auf den ersten Monat des Jahres 12(38 folgenden Schalt- monate in der Bucht von Tsuku-si. J^ -^ |M- Da-zai-fu , Sammelhaus des grossen Vor- gesetzten', in Japan eine ungewöhnliche Zusammensetzung für Ortsnamen, wurde von dem Verfasser dieses Aufsatzes in Ueber- setzung und nicht mit Lauten wiedergegeben. Das Letztere wäre vielleicht besser gewesen, jedoch kommt es vor, dass die Gesandten daselbst in dem Sammelhause des Vorgesetzten (^ jjy-) ihre Meldung vorbringen, woraus folgt, dass der Name ursprünglich ein Amtsgebäude bezeichnet. Der Ort liegt in Tsikii-zen und hiess später ^ ^ Nisi-no mijako, die Hauptstadt des Westens. An dem Hofe von Mijako hatte man bereits ein Antwort- schreiben für den Mongolenherrscher verfasst und die Rein- schrift durch den Reichsminister Tsune-tomo, der ein geschickter Schreiber war, verfertigen lassen. Man schickte es nach Kama- kura und fragte um Rath. Toki-mune, Inhaber der Macht und Statthalter von Sagami, erklärte unter Angabe von Gründen, dass man das Schreiben nicht beantworten solle. Sämmtliche Würdenträger des Hofes waren hiermit einverstanden und es waid dem in Da-zai-fu die Stelle eines Sa-je-mon-zeo beklei- denden Kage-suke die Weisung ertheilt, die Gesandten fort- zuschicken. Diese hatten unterdessen während der langen Zeit ihres Wartens die Gegend ausgekundschaftet und segelten endlich ab. Das mitgetheilte Schreiben des Mongolenherrschers, in welchem er Bündniss und Freundschaft anträgt, stimmt mit dem 92 Pfizüiaier. in dem M6-zokki enthaltenen im Wesentlichen übei'ein. Ausser- J dem A\ bracht. dem wurde auch ein Schreiben des Königs von (Jorea über [J. 1269.] , Mongolische Abgeordnete gehen auf einem kaolischen Fahrzeuge die Insel Tsusima an und nehmen zwei Japaner, Tösiro und Misiro, mit sich, die man über Nippon auszuforschen sucht und mit Geschenken wieder heimsendet.^ Die Abgeordneten sind dieselben Gesandten, vA-elche Kublai Khan schon einmal geschickt und die man aus Tsuku-si ver- wiesen hatte. Im zehnten Monate des Jahres 1268 wuirde der Geburtstag des Mongolenherrschers gefeiert. Corea schickte an den mongolischen Hof einen glückwünschenden Gesandten und mit diesem als zugesellten Gesandten '}^ ^ Fan-feu, den Begleiter der mongolischen Gesandten für Japan, damit er dem Mongolenherrscher über den Erfolg der Sendung Bericht erstatte. Fan-feu brachte im Namen des Königs Entschuldi- gungen vor und schilderte die Aufnahme, die man in Japan gefunden. Kublai Khan schenkte diesen Worten keinen Glauben und ernannte dieselben Gesandten wieder. Zugleich stellte er den König von Corea scharf zur Rede und zieh ihn der Falsch- heit und Lüge. Der König gab jetzt dem mongolischen Ge- sandten zwei Führer und Fan-feu zum Begleiter mit. Die aus mehr als siebzig Personen bestehende Gesandtschaft landete diessmal, im dritten Monate des Jahres 1269, auf der mit dem Namen eines Reiches belegten Insel Tsusi-ma. Sie wurde von Suke-kuni, Zugesellten des Vorstehers der Pferde, abgewiesen, verbrachte aber noch eine Zeit mit vergeblichen Unterhand- lungen. Die Leute der Gesandtschaft fingen unterdessen mit den Einwohnern Streit an, verursachten einen Auflauf und nahmen bei dieser Gelegenheit zwei Menschen Namens ^ ZL ^ß T6-dzi-r6 und ^^ ^ ^jj Ja-dzi-ro gefangen, die man auf das Schiff brachte. Die Gesandten segelten hierauf ab und brachten die Gefangenen zuerst nach Corea, dann in die Haupt- stadt des Mongolenreiches. Kublai Khan äusserte sich gegen die begleitenden Ge- sandten Corea's anerkennend und war besonders darüber, dass man Bewohner Japans gefangen genommen und mitgebracht hatte, sehr erfreut. Er Hess bald nachher die Gefangenen zu Darlegungen ans der Gescliiclite bikI Geographie Corea's. 93 sich kommen, liielt ihnen eine längere Anrede und schickte sie, nachdem man sie reichlich beschenkt und ihnen ein Schreiben mitgegeben hatte, über Corea in ihre Heimath zurück. [J. 1271, 9. M.] ,Ein mongolischer Abgeordneter, Tch'ao Hang pI, überbringt von Kaoli aus ein Sendschreiben nach Iwatsu in Tsukusi. Weder von Seiten des Mikado, noch des Sjogun wird ein Bescheid darauf ertlieilt, und der Bote zieht unverrichteter Sache ab. Misiro musste ihn als Abgeordneter (Spion) begleiten-, er wurde dem mongolischen Könige vorge- stellt, von ihm gastfreundlich aufgenommen und hierauf wieder zurück gesandt. "^ Kublai Khan ernannte jetzt Tschao-liang-pi, Beaufsichtiger der geheimen Bücher, zum Gesandten und befahl Corea, ihm den Weg nach Japan zu zeigen. Dieser Gesandte erschien im neunten Monate des Jahres 1271 in Ima-dzu, einem Orte des Reiches Tsiku-zen, und brachte eine mit einer eisernen Kette umwundene Kiste mit, in welcher das Schreiben des Mons-olenherrschers verwahrt war. Er hatte den Auftrag, sie in der japanischen Hauptstadt unmittelbar dem Kaiser zu über- reichen. Wenn ihm dieses nicht gelingt, sollte er nach Kama- kura reisen und sie dem Heerführer (Siö-gun) einhändigen. Gelänge ihm auch dieses nicht, so sollte er mit dieser Kiste wieder heimkehren. Der in Da-zai-fu die Stelle eines Sa-je- mon-zeo bekleidende Kage-suke meldete es nach Kama-kura, erhielt jedoch keine Weisung. Unterdessen übergab ihm Tschao- liang-pi eine versiegelte Abschrift des mongolischen Reichs- briefes. In diesem Schreiben theilt Kublai Khan dem Kaiser mit, dass die Gesandten, die er wegen Schliessung eines Freund- schaftsbundes geschickt habe, unverrichteter Sache zurückge- kehrt seien. Er habe auch den zwei Gefangenen aus Tsuku-si ein Schreiben mitgegeben, auf welches ebenfalls keine Antwort erfolgt sei. Er vermuthet, dass die in Corea ausgebrochene Empörung des Ministers ;Jyfc ^yj Ein-yen an der Verzögerung Schuld sei, indem das Antwortschreiben auf dem Wege über Corea zurückgeblieben sein konnte. Jetzt, nachdem Lin-yen bewältigt worden, schicke er als Gesandten den hohen Würden- träger Tschao-liang-pi. Das Schreiben schliesst mit Kriegsdrohung. Kage-suke wies den Gesandten aus eigenem Antriebe fort. 94 Pfizmaier. Die oben citirten Worte: ,Misiro musste ihn als Abge- ordneter (Spion) begleiten; er wurde dem mongolischen Könige vorgestellt, von ihm gastfreundlich aufgenommen und hierauf wieder zurück gesandt' stimmen zwar mit denjenigen des Nippon wö-dai itsi-ran, dem sie entlehnt sind, überein, stehen aber, ebenso wie in dem genannten Werke, an unrechter Stelle. To- dzi-ro und Ja-dzi-ro, die zwei gefangenen Bewohner von Tsuku-si, wurden schon im Jahre 1269 zurückgeschickt. Es wird ihrer nur noch in dem oben erwähnten Schreiben Kublai Khan's gedacht. Nachträglich werde hier bemerkt, dass in dem M6-zokki bei dem in dem Namen Ja-dzi-rö gesetzten Zeichen ^ ^ die Aussprache ja angegeben wird, der Name somit, dieser Angabe zufolge, nicht Misiro, sondern wirklich Ja-dzi-ro heisst. Mi ist die chinesische, ija oder ja die japanische Aussprache dieses Zeichens. Es scheint übrigens, dass dieser Irrthum des Nippon wö-dai itsi-ran mit der folgenden, in dem M6-zokki erzählten Begebenheit im Zusammenhange steht. Sechs und zwanzig junge Leute von Kiü-siü fassten den Entschluss, sich in das Mongolenreich zu begeben und dieses zum Vortheile ihres eigenen Landes auszukundschaften. Als Tschao-liang-pi im Begriffe war, von Lna-dzu abzusegeln, baten sie ihn um die Erlaubniss, ihn auf seinem Schiffe begleiten und mit ihm in die Hauptstadt des Mongolenreiches ziehen zu dürfen. Tschao-liang-pi, in der Meinung, den Zorn des Mon- golenkönigs beschwichtigen zu können, wenn er Bewohner von Nippon brächte, willigte mit Freuden ein. In der Hauptstadt angekommen, befassten sich jene Leute mit Ausspähung und baten zuletzt, dass man sie dem Mongolenkönige vorstelle. Kublai Khan, dem sie als Abgesandte bezeichnet wurden, war sehr verwundert. Er glaubte nicht, dass Japan, welches seine Schreiben niemals beantwortet hatte, jetzt Gesandte schicke. Er hielt vielmehr diese Leute für ausgesandte oder aus eigenem Antriebe handelnde Kundschafter, eine Ansicht, der alle seine Käthe beistimmten. Somit verwehrte er ihnen den Eintritt in die Königsfeste und schickte sie nach einiger Zeit in ihre Heimath zurück. [J. ]27o.] ,Der mongolische Abgeordnete Tchao Hang pi kommt zum zweitenmal nach Japan. Er wird weder vor den Darlegungen aus der Geschichte und ftengraphie Corea's. OT) Mikado noch Sjoguu g^elassen und vom Stattlialtcr zu 8ai dai fu abgefertigt/ Tsehao-liang-pi wurde wirklich im Jahre 127.'> zum zweiten Male abgesandt und landete in der Bucht von Tsuku-si. Toki- mune rieth dem Kaiser, ihn enthaupten zu lassen. An dem Hofe wurde beschlossen, diessmal noch Gnade walten zu lassen, jedoch dem Gresandten zu bedeuten, dass, wenn künftig wieder Gesandte herüber kommen sollten, alle ohne Ausnahme ent- hauptet werden würden. Tschao-liang-pi segelte hierauf ab, nicht ohne früher das Land ausgespäht zu haben. [J. 1274, 3. M.] ,Da die Mongolen auf ihre wiederholten Zuschriften keine Antwort von Japan erhalten, so unternehmen zwei ihrer Generäle eine Expedition gegen dasselbe mit einer Flotte von 300 grossen Fahrzeugen, 300 Schnellseglern und 300 kleineren Barken. — Von Seiten des Dairi werden Bitt- tage in mehreren Kamihallen angeordnet, während von Kwanto aus Befehle des Sjogun nach Tsukusi ergehen, um dort alle Anstalten zur Vertheidigung zu treffen.' Aus der Anmerkung in , Japans Bezügen': ,Die Nachricht, welche die jap. Encycl. XIII. 7 von dieser Expedition gibt, ist folgende: ,Das mongolische Heer bestand aus 25.000 Mann. Seine Führer waren Wü t'ün mit dem Range eines Ta juen sai oder Generals en chef, Hung tsch'a k'ieu und I^ieu fü fing, jener Unterbefehlshaber des rechten, dieser des linken Flügels. Hiezu kamen 8000 Mann kaolische Truppen in drei Abthei- lungen, jede von drei Generalen commandirt, und G7(M3 Mann Schiffsvolk.' In dem M6-zokki wird im Allgemeinen von neunhundert Kriegsschiffen gesprochen. Der König von Corea wurde von Kublai Khan aufgefordert, eine Hilfsmacht zu stellen. Das gegen Japan ausgeschickte Heer bestand aus fünfzehntausend Mongolen, zehntausend Kriegern des vernichteten Hauses Sung, achttausend coreanischen Reitern und sechstausend sieben- hundert Ruderern und Schiffsleuten, im Ganzen aus neun und dreissigtausend siebenhundert Menschen. Die Anführer des mongolischen Heeres waren ^, ^ Hoe-tün, der den Rang eines ^ jr- ^||] Tii-yuen-sö ,ursprünglichen Anführers von der Hauptstadt' bekleidete, ^^ ^ ^ Hung-tscha-khieu und 9ß Pfi/.maier. ^j :^ 'm' Lieii-fo-hiang. Die coreanische Hilfsmacht war in diei Flügel o-etheilt und von drei Anführern befehlio-t. Der Name des dritten mono^-olischen Anführers wird auch in dem von Klaproth in der Uebersetzung- des Nippon wö-dai itsi-ran gebrachten Citate aus der jap. Encyclopädie durch Lieu-fö-thing ausgedrückt, in dem M6-zokki jedoch an allen Stellen, wo der- selbe vorkommt, nur durch Lieu-fö-hiang, das Zeichen ~^% kö mit der japanischen Aussprache versehen. Es handelt sich hier offenbar um eine Verwechslung mit dem Zeichen ^p thing. ,Die mongolische Flotte erscheint im 10. M. vor der Insel Tsusima. Die dortige (japanische) Besatzung vertheidigt ihre Posten. Unter den Mongolen herrscht weder Einheit im Com- mando, noch Ordnung, und sie nehmen, da ihnen auch der Pfeilvorrath ausgegangen, den Rückzug, hie und da längs den Küsten von Kiusiu einige Feindseligkeiten pflegend.'' Fortgesetzte Anmerkung in , Japans Bezügen': ,Die Flotte lief von Hö p'u aus und kam nach einer Fahrt von eilf Tagen zur jap. Insel Iki, wo ein Treffen erfolgte. Der mongolische General Lieu fü fing ward von einem Pfeile getroffen und zog sich mit den Seinen zurück. Gegen Nacht erhob sich auf ein- mal ein Sturm mit Regen und zertrümmerte eine bedeutende Anzahl Kriegsjonken an der Felsenküste, wobei der kaolische General Kin sin in den Wellen umkam. Der Rest nahm die Flucht. Die Zahl derer, welche die Heimat nicht wiedersahen, mochte sich auf 13.500 belaufen.' Das M6-zokki erzählt ausführlich von drei verschiedenen Angriffen und Kämpfen: von dem Kampfe in dem Reiche Tsusi-ma, von demjenigen in dem Reiche I-ki und demjenigen in der Bucht von Ima-dzu. Die Erzählung von dem letzteren geht besonders in das Umständliche und umfasst drei Capitel. Die mongolische Flotte erschien am fünften Tage des zehnten Monats vor der Insel Tsusi-ma Von welchem Orte sie abgesegelt, Avird in dem M6-zokki nicht angegeben. Es heisst daselbst nur, dass die mongolische flacht sich in Corea gesannuelt habe und dann nach Japan übergeschifft sei. Das in , Japans Bezügen' als Ort des Auslaufes genannte Ho-pu ist nicht das gleichnamige chinesische Hö-pu, heutzutage Lien- tscheu-fu in Kuang-tung, sondern ^ y^ Hö-pu in dem Reiche Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. 97 Corea. Das chinesische Ho-pn ist viel zu weit entfernt, als dass damals von ihm aus eine Flotte, wie g-esag-t wird, in eilf Tagen das japanische Land hätte erreichen können, da später die mongolische Flotte von dem viel näheren Kiang-nan aus zur Ueberfahrt nach Japan einen Monat brauchte. In der Note zur Uebersetzung des Nippon wö-dai itsi-ran lautet die bezüg- liche Stelle: ,Cette expedition partit de Ima tsou (lisez Kane tsoa, ' en Coree), et arriva onze jours apres a l'ile de Iki^ Später gelangte auch der mongolische Heerführer Hoe-tün in ungefähr vierzehn Tagen von der Bucht von Ima-dzu, wo er geschlagen wurde, nach Hö-pu. Dass dieses wirklich ein Ort in Corea;, erhellt aus der Angabe, dass Hoe-tün von dort in das Mongolenreich zurückkehrte. Hö-pu, das mit coreanischer Aussprache hap p'o lauten würde, fehlt auf der dem Nippon- Archiv beigegebenen Karte. Nach dem M6-zokki erschien die mongolische Flotte zu- erst nicht vor I-ki, sondern vor Tsusi-ma. Was sonst noch in dem Nippon wö-dai itsi-ran und in der Anmerkung gesagt wird, ereignete sich erst in der Bucht von Ima-dzu. Die Worte: ,Hie und da längs den Küsten von Kiusiu einige Feindselig- keiten pflegend' fehlen in Klaproth's Uebersetzung, mögen je- doch in dem Originale stehen. Die Mongolen setzten in Tsusi-ma sogleich einen Flügel an das Land und schössen mit giftigen Pfeilen und eisernen, mit Feuer gefüllten Kugeln. Der Flügel wurde zurückgeschlagen und in das Meer geworfen. Da sie aber immer neue Streit- kräfte in den Kampf schickten, wurden die Japaner, nachdem der Statthalter ^ ^ Suke-kuni mit seinem Sohne und vielen Anderen gefallen war, zurückgedrängt und die Wohngebäude der Bucht von ^ tH Sa-su in Asche gelegt. Am vierzehnten Tage desselben Monats landete das Mongolenheer in I-ki. Der stellvertretende Statthalter ^ "^ Tsune-taka hatte schon früher nach Tsiku-zen um Verstärkung geschickt. Diese war jedoch nicht eingetroffen, worauf die 1 Soll wohl Kane tsou lieissen, was aber nicht coreanisch, sondern japa- nische Uebersetzung ist und coreanisch küm sim lauten müsste. Es ist das chinesische ^»- ^^ kiiitsin. Ein solcher Ortsname fehlt in der Karte des Nippou-Archivs. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVin. Bd. I. Hft. 7- 9ö Pfizmaier. Fischer und Schiffer der Insel, zur Noth sich bewaffnend, sich ihm zur Verfügung- stellten. Nachdem man den Tag über ohne Ent- scheidung gekämpft, zog man, die Nutzlosigkeit eines Kampfes im freien Felde einsehend, in die Feste ein. Am folgen- den Tage, dem fünfzehnten des Monats, unternahmen die Mon- golen den Angriff gegen diese Feste. Gegen Abend hatten sie zwei Thore erbrochen und das Innere in Bi-and gesteckt. Nach vergeblichen Versuchen, den Feind zurückzuwerfen, tödtete Tsune-taka mit all' den Seinigeu, welche der Kampf verschont hatte, sich selbst. Die Mongolen tödteten die gefangenen Einwohner und erschienen am neunzehnten Tage desselben Monats in der Bucht von >^ "^ Ima-dzu in dem Reiche Tsiku-zen. Der Statthalter -M* ^ Kage-suke zog in Eile die Streitkräfte der benach- barten Gegenden an sich und bereitete sich zum Widerstand. Die Mongolen landeten am nächsten Morgen. Der wechselvolle Kampf, während dessen einige Abtheilungen des Mongolen- heeres auch an anderen Orten der Umgebung landeten, dauerte bis gegen Sonnenuntergang. Die japanische Macht zog sich jetzt in die Feste ^ ^ Midzu-ki zurück. Auf dem Rück- zuge wurde Kage-suke von einem vornehmen mongolischen Krieger verfolgt und streckte diesen durch einen Pfeilschuss zu Boden. Von den mongolischen Gefangenen erfuhr man, dass dieser Krieger, der seine Verwundung nicht lange überlebt zu haben scheint, Lieu-fö-hiang, dritter Heerführer der Mongolen, gewesen. Auch die mongolischen Anführer hielten an diesem Abende in ihrem Lager eine Berathung und kamen zu dem Schlüsse, dass ihnen, besonders da der Vorrath der Pfeile zu Ende ge- gangen, nur die Rückkehr in die Heimath übrig bleibe. Als jedoch die Verwundung Lieu-fö-hiahg's bekannt ward, stieg das ganze Heer noch in derselben Nacht eilig in die Schiffe. Vor Anbruch des folgenden Tages erhob sich ein heftiger Sturm mit Regen, die Mehrzahl der Schiffe wurde zertrümmert und Tausende fanden in den Fluthen den Tod. Auch der coreani- sche Heerführer ^ ^ Kin-sien fiel in das Meer und ertrank. Einhundert zwanzig Mongolen wurden den nächsten Tag von den Japanern auf einer nahen Insel gefangen, in die Feste Midzu-ki geführt uud enthauptet. Darlegungen aus der Geschichte uml fifognipliii' CoreaV. 00 Hoe-tün, der oberste mongolische Heerführer, der im Ganzen dreizehntausend fünfhundert Menschen verhören hatte, gelangte im Anfange des nächsten Monats nach Hö-pu in Corea. Er kehrte von dort mit zweihundert Knaben und Mädchen, die er auf den verschiedenen japanischen Inseln gefangen genom- men hatte, in die Heimath zurück, bei-iclitete dem Mongolen- herrscher über den Feldzug und stellte ihm die zweihundert Gefangenen vor. [J. 1275, 2. M.] ^Eine mongolische Gesandtschaft, an ihrer Spitze Tu schi tschung, kommt mit Abgeordneten von Kaoli nach Japan. Die letztern werden vom Statthalter zu Dai sai fu abgefertigt; die drei mongolischen Gesandten da- gegen, ohne Mijako zu passiren, vor den Sjogun nach Kama- kura gebracht. Auf ihre schriftlichen Anträge wird keine Antwort ertheilt.' (Nippon wo- dai itsi-ran.) Die in einer Note zu Klaproth's Uebersetzung enthaltene Angabe der jap. Encyclopädie lautet: L'annee suivante (ou la 1''^ du nengo Ken zi 1275) les Mongols envoyerent Thou chi toung, comme ambassadeur; il vint avec celui de la Coree ä Kama koura, il y fut mis ä mort, et sa tete publiquement exposee. Von diesen zwei Angaben ist diejenige der jap. Encyclo- pädie, welche hier mit dem M6-zokki übereinstimmt, für die richtige zu halten. Das Nippon wo-dai itsi-ran ist häufig un- genau und fehlerhaft. Gleich nach der Ankunft Hoe-tün's hielt Kublai Khan nochmals einen Kriegsrath. In demselben wurde beschlossen, eine neue Gesandtschaft nach Japan zu schicken. Man er- nannte somit M; j^ j^ Tu-schi-tschung zum eig-entlichen Gesandten, zwei andere Männer zu zugesellten Gesandten und gab ihnen einen coreanischen Dolmetscher und einen Ruder- meister als Wegweiser mit. Dem Gesagten zufolge war der coreauische Dolmetscher kein Abgesandter, sondern ein Mit- glied der Gesandtschaft. Diese gelangte im zweiten Monate des Jahres 1275 zu der Bucht von Muro-dzu in dem Reiche Naga-to. Man hielt ihr Schiff anfänglich für ein Kriegsschiff, fand aber bei der Durchsuchung, dass dieses nicht der Fall sei. Um die Ursache ihrer Herreise befragt, antworteten die lUU Pfizmaier. Gesandten, dass der Angriff des vorigen Jahres niclit der Wille ihres Kaisers gewesen. Man wolle daher dieses Unrecht wieder gut machen. Das Nähere wünschten sie in Kama-kura münd- lich mitzutheileu. Der Stellvertreter des Statthalters behielt das Gefolge der Gesandtschaft in Muro-dzu zurück, die oben erwähnten fünf Personen schickte er unter strenger Bewachung nach Kama-kura, wo sie erst im achten Monate des Jahres eintrafen. Toki-mune fragte sie um ihr Anliegen. Tu-schi-tschung hielt eine glänzende Rede, die indessen von Toki-mune nicht erwiedert wurde. Bei der Berathung eines anderen Tages wies Toki-mune darauf hin, dass man bereits in früherer Zeit einem Gesandten Namens Tschao-liang-pi das Leben geschenkt, jedoch ihm bedeutet habe, dass man, wenn künftig wieder eine Ge- sandtschaft kommen sollte, keinen einzigen Menschen lebend zurückkehren lassen werde. Diese Meinung wurde zum Be- schluss erhoben und dieser dem Sio-gun bekannt gegeben. Am siebenten Tage des neunten Monates desselben Jahres 1275 wurden Tu-schi-tschung und seine vier Begleiter enthauptet und ihre Häupter an dem Ufer Ju-wi durch mehrere Tage zur Schau gestellt. Auch das zurückgehaltene Gefolge wurde auf eine Weisung von Kama-kura, mit Ausnahme von vier Menschen, welche sich zu verstecken wussten, enthauptet. In dem M6-zokki steht hier der Ausdruck: ,Die in dem Sammelhause des giossen Vorgesetzten (da-zai-fu) zurückge- haltenen Begleiter^ Dieser Ausdruck könnte auf einem Irrthum beruhen, da nach dem Obigen das Gefolge in Muro-dzu zurück- gehalten wurde, Da-zai-fu aber in Tsiku-zen liegt. Ob Da-zai-fu auch eine allgemeine Benennung ist, bleibt zweifelhaft. Es steht übrigens in dem obigen Citate aus , Japans Bezügen^ [J. 1276.] ,Mongolische Gesandte kommen in der Pro- vinz Nagato an; sie werden nach Kamakura gerufen und ent- hauptet.' (A. a. O. V, 43 V.) Ist die oben erzählte Begebenheit des Jahres 1275. A. a. O. bedeutet vermuthlich: An einem anderen Orte. [J. 1279. (3. M.] ,Ein Abgeordneter von den Mongolen, Namens Fan wen hu, wird hingerichtet — ?' (Wa kan nen kei.) Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's, 101 In dem Wa-kan-neu-kei ^ j^ '^ ^ ^ J^. Diese Worte^ deren graniinatisch richtig'cr Sinn: ,Man tödtet den mon- golischen Gesandten Fan-wen-hu', sind entweder ein Irrthum, oder die Stelle muss anders erklärt werden. Das Letztere ist wahrscheinlicher. Fan-wen-hu kann nicht hingerichtet worden sein, weil er zwei Jahre später als zweiter Heerführer der Mongolen gegen Japan auszieht. Es ist nicht anzunehmen, dass der Verfasser des Wa-kan-nen-kei sich geirrt hat. In diesem Falle wäre die Stelle wörtlich zu übersetzen: ,Man tödtet die Gesandten von Yuen. Fan-wen-hu'. Es wird hiermit auf Fan-wen-hu, dem die Schuld beizumessen ist, hingewiesen. Aehnliche Ellipsen kommen im Chinesischen häufig vor, be- sonders wenn die Sache allgemein bekannt ist oder nachge- schlagen werden kann. Es bedeutet gleichsam: , Siehe Fan- wen-hu' oder: , Sache Fan-wen-hu's'. Es liegt Folgendes zu Grunde: Bei den Mongolen wusste man nicht, dass Tu-schi-tschung mit den Seinigen in Japan hingerichtet worden und wunderte sich sehr, dass man von ihnen keine Nachricht erhielt. Nach sechs Jahren ' — es war bereits das Jahr 1279 — hielten die Heerführer Hia-kuei und Fan-wen-hu eine Berathung, deren Ergebniss war, dass man nochmals eine Gesandtschaft schicken, sich nach Tu-schi-tschung erkundigen und dabei Verbindungen mit Japan anknüpfen solle. Demgemäss wurden j^ jjjg Tscheu- fö und ^ 1^ ^ Luan-tschin-kuang zu Gesandten ernannt und ihnen ein Bonze Namens ^ ^ Ling-ko beigegeben. Unterdessen war in dem ganzen japanischen Reiche der Befehl ergangen, dass, wenn irgendwo fremde Gesandte ankonnnen sollten, man sie allsogleicb gefangen nehmen und an Ort und Stelle enthaupten lassen möge. Als somit jene Gesandten zu Faka-ta in dem Reiche Tsiku-zen eintrafen, wurden sie, ohne dass man früher in Kama-kura angefragt hätte, gefangen ge- nommen und zur Freude der Bevölkerung enthauptet. Dieses geschah im sechsten Monate des Jahres 1279. ^ Eigentlich waren es fünf Jahre. Es lässt sich jedoch von dem Jahre 1274 zählen, um welche Zeit Hoe-tün zurückkam nnd die Gesan^iten ernannt wurden. ]^Q2 Pfiz maier. Dass Jahr und Monat mit dem Citate übereinstimmet», spricht für die Richtigkeit der Darlegung. [J. 1280, 2. M.] ,Der mongolische Abgeordnete Tu schi tschuug wird hingerichtef^ (Wa kan nen kei). Tu-schi-tschung wurde, wie oben (S. 12) zu sehen, bereits am siebenten Tage des neunten Monates des Jahres 1275 hin- gerichtet. Die Mongolen erfuhren im Jahre 1280 zum ersten Male, dass die Mitglieder zweier ihrer Gesandtschaften,, voran diejenige Tu-schi-tschung's, enthauptet worden und rüsteten sich, obgleich jetzt friedensbedürftig, zum Kriege. Kublai Khan ernannte ßpj" ^] ^ 0-thse-han 2um Oberbefehlshaber, Fun- wen-hu zum zweiten Befehlhaber der gesammelten Kriegsmacht. ihjr #K Hin-tu und Hung-tscha-khieu wurden ihnen als Heer- führer zugesellt. Im zweiten Monate des Jahres 1280 kam Schün, König von Corea, bei den Mongolen an und erschien vor Kublai Khan. Er beschwerte sich bei diesem, dass Bewohner der westlichen Gegenden Japans in letzter Zeit mehrmals die Küsten seines Landes geplündert hatten und bestätigte bei dieser Gelegenheit, dass die Mitglieder der zwei letzten Gesandtschaften in Japan hingerichtet wurden. Zu den übrigen Mittheilungen des Abschnittes ist nichts zu bemerken. [J. 1281, 1. M.] ,Eine zahlreiche Flotte (angeblich 60.000? Segel) geht mit einer Bemannung von hunderttausend Mann unter dem Befehle der mongolischen Generäle Ats'e hau, Fau wen hu, Hintu und Hung tsch'a k'ieu unter Segel. Ats'e han erkrankte während der Fahrt, und so ging die Einheit in den Operationen der Expedition verloren; denn die übrigen Be- fehlshaber konnten sich in ihren Plänen nicht verständigen.' Die Zahl der mongolischen Krieger betrug hunderttausend. Hierzu gesellte man die Heere von Corea und Hoei-hoei (der muhammedanischen Länder). Die Zahl der Schiffe wird nicht angegeben. Später ist nur die Rede von mehreren tausend mongolischen und fünfhundert coreanischeu Schiffen. Nach dem Kriegsplane der Mongolen sollten Hin-tu und Hung-tscha- Darlegungen aus der Geuchichte und Geographie Corea's. 103 khieu sich nach ^>- j*U Kiu-tshcu ' in Corca bcii-cbon, C)-thse- han luid Fau-wcu-hu sicli in Kiang-nan einschiöen und Alle sich bei der Insel I-ki vereinig-en. Nach einer anderen Ansicht sollte die Insel Fira-do in Fi-zen der Stützpunkt für die Unter- nehmung-en sein. Als das Heer von Kiang^-nan das Lager ver- lassen sollte, erkrankte 0-thse-han und ward durch [Jpj" ^ y^ 0-tä-hai ersetzt. Im 7. Monat erschien diese Flotte vor Firato und zog sich von da nach den fünf Drachenbergen (Goriu san — Insel Iki)^ Von japanischer Seite wurde W J^ Sane-masa zum Oberbefehlshaber der gesammelten Streitkräfte ernannt. Derselbe zog nach Tsin-zei in Tsiku-zen und erbaute an dem Meerufer von Faka-ta und Fako-zaki auf einer Strecke von mehreren Ri eine hohe steinerne Mauer, an der er den Feind erwartete. Am ein und zwanzigsten Tage des fünften Monates des Jahres 1281 erschien die Macht der Mongolen unter den Heerführern Hin-tu und Hung-tscha-khieu auf mehreren tausend Schiffen vor den Inseln I-ki und Tsusi-ma. Sie theilte sich in zwei Flügel, von denen der eine in I-ki, der andei'e in Tsusi-ma ans Land stieg. Die meisten Einwohner dieser Inseln wurden von ihnen ge- tödtet. Eine andere grosse Anzahl Schiffe segelte zu den weiter westlich liegenden Inseln Noko und Siga, um daselbst auf den Nachzug aus Kiaug-nan zu warten. Das M6-zokki bringt jetzt mehrere Episoden von den Thaten der japanischen Krieger |g^ -^ Tsune-naga, j^ ^ Mitsi-ari und einigen Andei-en. Unterdessen war auf den Schiffen der Mongolen eine pestartige Krankheit ausgebrochen und in einem Kriegsrathe, den man hielt, war man nahe daran, den Rückzug zu beschliessen. Dagegen erklärte sich der coreani- sche Heerführer ^ "^ J^ Kin-fang-khing mit grosser Heftig- keit, worauf die Ausführung unterblieb. Alan beschloss jedoch, vor der Ankunft des erwarteten Nachzuges nicht anzugreifen und zog sich einstweilen zu der im offenen Meere liegenden Falkeninsel zurück. ' Dieser Ort fehlt auf der mehrmals genannten Karte. Er scheint ^^ ^pj Torn-siu (Tsjön tsjii) heissen zu müssen. Dasselbe vermuthet auch Herr Hoifmann in , Japans Bezügen' S. 13 Anmerkung. 104 Pfizmaier. Der an der Stelle O-thse-han's ernannte oberste Heer- führer 0-tä-hai hatte sich ebenfalls verspätet. Gegen das Ende des sechsten Monates von Kiang-nan abseg-elnd, erreichte er erst am Ende des siebenten Monates die Insel Fii"a-do. Seine Streitmacht zählte hunderttausend Krieger auf dreitausend fünf- hundert Schiffen, die gesammte mongolische Macht zählte zwei- hundert tausend Krieger auf fünftausend Schiffen. ,Die Truppen von Tsukusi standen zum Empfange des Feindes bereit, jeden Augenblick gefasst, die Feindseligkeiten zu beginnen, als am 1. des 8. Monats ein Orkan sich erhob und die feindliche Flotte an der Küste zertrümmerte.^ In einem Kriegsrathe, den die Mongolen am letzten Tage des siebenten Monats hielten, wurde beschlossen, am nächsten Morgen, an dem ersten Tage des eingeschalteten siebenten Monats, d. i. am ersten Tage des wirklichen achten Monats, mit der Flotte auszulaufen, die steinerne Mauer von Tsin-zei zu zerstören und geraden Weges in die Hauptstadt des Reiches zu dringen. In der Nacht desselben Tages, an welchem diese Berathung stattfand, erhob sich der Sturm, der die Flotte ver- nichtete. ,Fan-wen-hu und die anderen Generäle, welche gute Fahr- zeuge hatten, entkamen, man weiss nicht wohin. Was von dem grossen Heere an den Fuss des Goriu san verfiel, sass da drei Tage, ohne Waffen, ohne Nahrung. Endlich wählten sie sich einen gewissen Tschang pe hu zum Anführer und machten Anstalten, Fahrzeuge zu bauen, worauf sie wieder abzuziehen gedachten, als am 7. Tage die japanischen Truppen den An- gi'iff thaten. Von allen Seiten im Gedränge unterlagen die Mongolen. Eine grosse Zahl blieb auf der Wahlstatt; der Rest, noch über dreissigtausend Mann, ward kriegsgefaugen nach Fakata gebracht und niedergesäbelt. Nur drei von ihnen, Kan tschang, Möts'ing und Uwanu, Hess man am Leben und schickte sie heim, um die Mähre von dieser Begegnung zu erzählen. Von ihnen erfuhr denn auch der Mongolenfürst — Schitzu huangti der Dynastie Juen, das Schicksal seines Heeres.' Nach dem M6-zokki sammelten sich dreissigtausend Mon- golen, welche sich auf den der Zerstörung entgangenen Schiffen Darlegungen aus der Gescliiclite und Geographie Corea's. lOo befanden, auf der Falkeninsel. Sie waren gesünnen, die Scliiffc auszubessern und auf ihnen heimzukehren. Der Heerführer Fan-wen-hu und Andere bestiegen ein festes Schiff und ent- schwanden, mit Zurücklassung ihrer Leute, auf der hohen See. Wohin sie gekommen, wurde nicht bekannt. Die Japaner, unter Anführung Kage-suke's, machten einen Angriff auf die Falkeninsel. Die Mongolen wählten einen muthigen Anführer, Namens ß^ !Ä B Tschang- wan-hu zu ihrem Feldherrn und k.ämpften mit Verzweiflung. Sie wurden, nachdem sie in dem Kampfe zu etwa tausend Mann zusammengeschmolzen waren, gefangen und nebst Anderen, die man auf den verschiedenen Inseln ebenfalls gefangen genommen hatte, an dem Flussufer des Naka-gawa enthauptet. Nach diesem Berichte dürfte die unglaubliche Zahl von dreissigtausend Mongolen, welche an- geblich enthauptet wurden, auf etwas über tausend, vielleicht höchstens dreitausend, herabzusetzen sein. Die in der Note angeführte Stelle der jap. Encyclopädie ist ein unzusammenhängender Bericht, der in den vorhergehen- den Darlegungen seine Zurechtstellung findet. ,Von Rokfara (Mijako) aus war auch Tada nava, der in- zwischen alle Streitkräfte des Reiches an sich gezogen, nach dem bedrohten Tsukusi aufgebrochen. Unweit der Provinz Bingo erhielt er die Kunde von der bereits erfolgten Vernich- tung des Feindes. Er setzte demungeachtet den Marsch nach Tsukusi fort und traf noch mehrere Anstalten zur Abwehr fremder Piraten,' (Nippon wo-dai itsi-ran.) ^ ^1^ Sada-tsuna wurde dem Oberbefehlshaber Sane- masa zu Hilfe geschickt und zog mit dreissigtausend Kriegern, die man in den mittleren Reichen aufgeboten hatte, aus. In dem Reiche Bin-go begegnete er einem aus Tsuku-si abge- sandten Eilboten, der die Nachricht von der Vernichtung des Feindes nach Kama-kura brachte. Er zog dessen ungeachtet nach Tsuku-si fort und traf mit Sane-masa zusammen. Er gab Befehl, das Meerufer noch immer streng zu bewachen und be- gab sich dann nach Kama-'kura. Das Citat aus dem Nippon wo-dai itsi-ran fehlt in der französischen Uebersetzung. 106 Pfizmaier. Da dem Verfasser dieser Abhandlung- kein Geschichts- werk über den Feldzug des Jahres 1592 vorliegt, geht er so- gleich zu den in , Japans Bezügen' enthaltenen Nachrichten von dem Feldzuge des Jahres 1597 über, um, so wie . dieses bei den Nachrichten von den Mongolenangriffen geschehen, einige Punkte aufzuklären und zu ergänzen. [J. 1597.J , Zweiter Kriegszug des Sjogun Fidejosi gegen Tschaosien/ — ,Ein japanisches Heer von 130.000 Mann schiffte sich in acht Heerhaufen im Laufe des 2. Monats nach Tschao sien ein und nahm den befestigten Hafen von Pu san kai und die Schlösser Ljang san und Jor san. Einen hartnäckigen Kampf kostete die Eroberung der Festung T jön sjöng auf dem kleinen Eiland Ka tok, welche den Eingang in die Mündung des Sam lang kang vertheidigt. Jukinaga that mit dem ersten Armeecorps einen Angriff und brachte, unter- stützt durch Kijo masa, der von der Rhede Sjö säing kai, wo ein Theil der japanischen Flotte stationirt war, mit Truppen des zweiten Armeecorps herbeieilte, die Festung zum Falle.' Nach dem Tagebuche des Augenzeugen 0-o-gawutsi Fide- moto's bestand das gegen Corea entsendete Heer aus einhundert drei und sechzigtausend Reitern. Die Zahl der Fussgänger wird nicht angegeben, obgleich es deren gab und auch von ihrer Verwendung gesprochen wird. Den Oberbefehl führte an der Stelle Fide-josi's ein sechzehnjähriger Jüngling, der Fürstensohn ^ ^ Fide-aki. Unter ihm standen sieben ^^ ^^ Bu-gio, Oberaufseher des Heeres oder Heerführer, und fünf und dreissig untergeordnete Anführer, im Oanzen also zwei und vierzig grosse und kleine Fürsten. Dass in dem obigen Berichte acht Heerhaufen genannt werden, mag dess- wegen sein, weil auch Fide-aki, der im Anfange unthätig blieb, ein besonderes Kriegsheer befehligte. Die sieben Oberaufseher oder höheren Heerführer waren ~^ ^ 0-o-ta, Statthalter von Fi-da, ^^ :^ Kuma-gaje, Zugesellter der Kammer, _^ j[| Faja-gawa, Haupt des Vorgesetzten der Pferde, ^ Kake-fi, Statthalter von Idzmni, jjj^ j^ Fuku-wara, Gehilfe des Vor- stehers der Pferde zur Linken, ^ ^\\ M6-ri, grosser Stützen- der der Abtheilung des Volkes, und ^ pb Take-naka, Statthalter von I-dzu, Dieselben wurden am achtzehnten Tage des dritten Monates des Jahres 1597 ernannt. Das Heer segelte Darlegungen aus der Geschiclite und Geographie Corea's. 1 ( )7 am fünf und zwauzig-sten Tage des fünften Munats von (>-o- zaka ab und erreichte am sechsten Tage des siebenten Monats die Küste von Corea. Die japanische Flotte, aus mehreren zehntausend Segeln bestehend, zerstreute noch an demselben Tage einige hundert coreanische Schiffe, welche das Fahrwasser von Fu-san-kai sperrten, Sie verlor dabei nur zwei Schiffe, welche sich verspätet hatten und von dem Feinde genommen wurden. Der Oberfeldherr Fide-aki zog hierauf in die Feste von Fu-san-kai. Das gesammte Heer landete an der westlich von dieser Feste g-elegenen Küste und bezog im freien Felde ein Lager. Am vierzehnten Tage des Monats schiffte man zu der zehn Ri entfernten Bambusinsel. Hier fand man am fünfzehnten Tage die Meerenge zwischen der ganz nahen , chinesischen Insel' (Kara-sima) und dem nur anderthalb Ri entfernten festen I^ande von einer grossen coreanischen Flotte, welche Feuerschlünde führte, vollkommen geschlossen. Einige japanische Heerführer wollten anfänglich, da die feindlichen Schiffe überlegen schienen, den Kampf zur See vermeiden und zu Lande gegen das Innere des Reiches dringen. Als dieser Vorschlag verworfen ward, griff man die feindliche Flotte an, die, nachdem sie hundert vier und siebzig Schiffe verloren hatte, nach allen Richtungen sich zurückzog. Von der Eroberung der Festung T'iön sjöng sagt das Tagebuch nichts. Der in dem Citate genannte Jukinaga ist Asa-no, Vorgesetzter des Reiches Ki-i, Grosser der Hauptstadt zur Linken, dessen Name ^ -M Juki-naga. Kijomasa ist Ka-to, Haupt der Rechnungen, dessen Name '^ j]^ Kijo-masa. ,Auf fünf verschiedenen Wegen drang hierauf das japani- sche Heer in die Kreise Kjöug sjaug und Tsjön la ein. Vierzig- tausend Mann vom sechsten und siebenten Armeecorps unter Anführung der Fürsten Tsjokabe, Ikeda, Fatsi suka und Ikoma eilten hierauf nach Nam uön, durch dessen Besetzung sie sich des Schlüssels zum Kreise Tsjön la versicherten, während an- dere Abtheiluugen die auf der Linie zwischen Nam uön und Pu San kai gelegenen Plätze Küm häi, Sa ts'jön, Ko sjöng und Sjun t jön in Besitz nahmen und mit neuen Verschanzungen versahen.' 108 Pfizmaier. Am sechzehnten Tage des Monats hielten die Anführer eine Berathung in der Feste der Bambusinsel vtud entschieden über die Verdienste. Man zählte dabei siebenhundert eilf er- beutete feindliche Köpfe. Am siebzehnten Tage entwarf man den Feldzugsplan. Nach der Anordnung Fide-aki's sollten sieb- zehn Anführer gegen den Feind mit der Flotte wii'ken. Das Landheer sollte sich an dem Landwege des Klosters -^ 131 An-koku zum Behufe seiner Thätigkeit in drei Haufen theilen. Der Oberaufseher 0-o-ta, Statthalter von Fi-da, und Ka-to, Haupt der Rechnungen^ sollten gegen Norden wirken. Der Oberaufseher Take-naka, Statthalter von I-dzu, Ka-tö, Gehilfe des Vorstehers der Pferde zur Linken, Fatsi-su-ka, Statthalter von A-wa, Lkoma, Haupt der jVIusik, M6-ri, Statthalter von I-ki, Mo-ri, Statthalter von Bu-zen, Sima-dzu mata Sitsi-ro, Aki-tsuki Saburo, Taka-fasi Ku-ro, und Sagara, Gehilfe der bewaffneten Leibwache zur Linken, sollten sich zu einem ein- zigen Heerhaufen vereinigen und gegen Osten wirken. Der Oberaufseher M6-ri, grosser Stützender der Abtheilung des Volkes, Uki-ta, mittlerer Rath, Ko-nisi, Statthalter von Setsu, T6-dü, Statthalter von Sa-do, und Fa-siba, Haupt der Rüst- kammer, sollten ihre Macht vereinigen und gegen Westen wirken. Am achtzehnten Tage segelten sämmtliche Heerführer von der Bambusinsel ab, übersetzten die Meerenge ,der chinesischen InseP und schifften auf dem Ajan, einem grossen, achtzehn bis neunzehn Strassenlängen breiten Flusse sieben Tage stromauf- wärts. Am vierten Tage des achten Monats erreichten sie einen Ort Namens Uren. Die ganze Land- und Seemacht zog nach Uren, schlug im fi-eien Felde ein I^ager auf und verweilte fünf Tage. Daselbst erfuhr man von Gefangenen, dass die achtzehn Ri entfernte Feste Nan-on (Nam uön) von einer starken feindlichen Macht, die über vierzigtausend Reiter zähle, besetzt sei. Das Landheer zog von Uren aus, erschien vor Nan-on und eroberte diese Feste am fünfzehnten Tage des achten Monats. Man erbeutete dabei die Köpfe von dreitausend sieben- hundert sechs und zwanzig Feinden. Nachdem man die Feste Nan on zerstört, besetzte und zerstörte man die von dem Feinde verlassene Feste Teru-siü (Tsjön tsju). Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. 109 In dem Tag'ebuche O-o-g-awntsi's werden zwei und zwanzig hohe und niedere Anführer genannt, welche Nan-on unmittel- bar erstürmten. Tsiö-so-ka-be und Ike-da belinden sich niclit unter ihnen. ,Ein schinesisches Heer von 120.000 Mann nahte sich unter den Grenerälen Ma kui, Jaug kao, Jang juen und Hing kiai der japanischen I^inie. Jang juen griff zuerst die feste Stellung zu Nam uön an, ward aber zurückgeworfen, und die ihn verfolgenden Japaner zogen als Sieger in die Kreishaupt- stadt Tsjön tsju ein. Nicht glücklicher war der schinesische General Hing kiai in seinem Angriff auf die Festung Kaja san. Die Abtheilungeu des Kijo masa, Tada sige und Katsu sige behaupteten sich dort ebenso siegreich, als in den Gefechten um Küm ku und Küm te, westlich von Tsjon tsju.' Da in dem obigen Citate die Zeitangabe fehlt, ist es schwer, den Bericht mit demjenigen 0-o-gawutsi's in Einklang zu bringen. Wie in dem auf der Bambusinsel entworfenen Feld- zugsplane bestimmt worden, brachen am neun und zwanzigsten Tage des achten Monats 0-o-ta Kadzu-josi, Statthalter von Fi-da, und Ka-to Kijo-masa, Haupt der Rechnungen, mit zwei Heer- haufen, zusammen zwanzigtausend Streiter, von Teru-siü auf. 0-o-gawutsi, der sich bei dem Heere Kadzu-josi's befand, erzählt jetzt fast ausschliesslich nur von den Unternehmungen dieser zwei nach Norden ziehenden Heere. Diese Heere zogen über Sen- ken, Kumu-san, Kum-ui, Tsin-zon, Fu-siki, Siaku-siü, Kor-an und standen schon am achten Tage des neunten Monats in dem von der Hauptstadt des Landes kaum sieben Ri entfernten Tsin-zen. Nach der Verabredung sollten die drei Abtheilungen des Gesammtheeres, die nördliche, östliche und westliche, auf ver- schiedenen Wegen in das Innere des Landes dringen, sich dann vereinigen und die Hauptstadt zerstören. Wie aus dem Tagebuche hervorgeht, war nur das Nordheer bis zu der Haupt- stadt vorgedrungen. Um die Zeit war in jenen Gegenden be- reits der Winter eingetreten und seit dem ersten Tage des neunten Monats das Wasser der Flüsse gefroren. Die zwei Heerführer wollten dessen ungeachtet die Hauptstadt angreifen. 0-o-gawutsi, besonders auf die ungenügenden Streitki'äfte liin- weisend, rieth zum Rückzuge, was auch angenommen wurde. 110 Pfizmriier. Während des Aufenthaltes in Tsin-zen erfuhr man von Ge- fangenen, dass zwei Könige des Reiches der Ming an der Spitze von achtzigtausend Reitern zum Schutze der bedrohten Haupt- stadt ang-ekommen seien. Das Nordheer verliess Tsin-zen, nachdem es diese Stadt, welche hunderttausend Häuser zählte, in Brand gesteckt hatte und erreichte, über Tsin-nan, Fo-won, Fo-kin, Ka-rou, Tsin-min, über die alte Hauptstadt von Keku- siaku-tai (Kjöng sjang to), über Ko-kiau, Kun-ui und Sin-ne, auf einer Strecke von sechs und fünfzig Ri sich zurückziehend, am neun und zwanzigsten Tage des neunten Monats den Fluss -ft^ I(j Jei-sen. Auf dem Wege verbrannte es die alte Haupt- stadt von Keku-siaku-tai, welche einst die Hauptstadt des Kaisers (Königs von Corea) gewesen und dreihunderttausend hohe Dächer (Häuser) besass, ingleichen die Reisvorräthe in Sin-ne. Es bewerkstelligte deli schwierigen Uebergang über den von dem Feinde bewachten Fluss Jei-sen und gelangte, nachdem es auch Keku-siü (Kjöng tsju), ebenfalls eine alte Hauptstadt des Kaisers (Königs von Corea) verbrannt hatte, am achten Tage des zehn- ten Monats an das Meerufer von Uru-san (Jor san). Die Japaner hatten, wie oben (S. 20) zu ersehen, Nan-on am fünfzehnten Tage des achten Monats erobei't und zerstört. Dass sie daselbst von einem chinesischen Heere angegriffen wurden, wird in dem Tagebuche nicht gesagt. Auch sind in ihm die Namen der in dem Citate genannten feindlichen Heer- führer nirgends verzeichnet. Die zwei chinesischen Heerführer, welche in der Hauptstadt angekommen waren, nennt es mit Namen: König J^ft ^ ^ Ma-lao-ye und König "J^ :^ ^ Hu-lao-ye. Die Feste Teru-siü (Tsjön tsju), die man am acht- zehnten Tage des achten Monats besetzte, war von dem Feinde verlassen. Der Name der Festung Kaja san fehlt auf Hoff- mann's Karte. Das Tagebuch erwähnt des Angriffs auf sie nicht und nennt auch nicht den Namen. , Inzwischen wandte sich die schinesische Hauptmacht g^en Jor san und Pu san kai. Ersteres hielt Kijo masa, letzteres der Tsju nagon von Tsikuzen besetzt. Die chinesische Vorhut unter Li schü und Mei jang eröffnete die Belageinmg der Bergfeste Jor san, während Makui mit zahlreicher Reserve zu seiner Unterstützung bereit stand. — Ein rascher Angriff Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. 111 hätte diesmal zum Vortheile der Schinesen entschieden: die Versehanzungen waren kaum zur Hälfte vollendet, während der Befehlshaber Kijo masa sich auf der nahen Khede Sjö saing- kai befand, um die Verrichtung-en der Flotte zu leiten; auch ge- brach es au Lebensmitteln. Doch Kijo masa warf sich durch eine kühne Bewegung mit neuen Subsidien in die Feste, und von Pu San kai und Ljang san brachen Truppen zum Entsätze Jor san's auf. Auf ihren Flanken bedroht, zogen die Schinesen sich zurück. Die Japaner fielen die Abziehenden von ver- schiedenen Seiten an, warfen den Nachtrab über den Haufen und machten über zweitausend Köpfe Beute.' Der Bericht über die Belagerung von Uru-san und die damit zusammenhängenden Ereignisse nimmt die Hälfte des Tagebuches ein. Es möge hier nur das Wichtigste, das zur Ergänzung oder Berichtigung des Inhaltes des obigen Citates dient, angeführt werden. Nachdem das von Kadzu-josi und Kijo-masa befehligte Nordheer in die Gegend von Uru-san ge- zogen, erhielt es von dem Oberbefehlshaber Fide-aki den Auf- trag, eine Feste zu bauen, welche im Voraus zur Wohnfeste (wie es scheint, Lehensfeste) Kijo-masa's bestimmt wurde. Der Bau derselben wurde am zwölften Tage des eilften Monats be- gonnen und am dritten Tage des zwölften Monats, mit Aus- nahme der Wohngebäude, vollendet. ' Kijo-masa hatte, um Verstärkungen herbei zu holen, sich nach ^ ^j^ j^ Se-zu- kai begeben. Unterdessen waren die früher erwähnten zwei Könige des Reiches der Ming an der Spitze von achtzigtausend Reitern, die sich später auf hunderttausend vermehrten, in der Richtung von Uru-san aufgebrochen. Die japanische Heeres- leitung Hess grosse Schrifttafeln schneiden, auf welchen sie den bevorstehenden Kampf ankündigte und die Feste aufforderte, sich in Vertheidiffuno-sstand zu setzen. Man stellte dieselben in dem vor dem Kloster An-koku befindlichen Lager auf. Doch dieses Kloster versteckte die Schrifttafeln, die man noch nicht gelesen hatte, und gab deren Inhalt nicht nur nicht bekannt, sondern bewirkte auch, dass die in der Nähe stehenden Heeres- abtheilungen sich allmälig nach Fu-san-kai zurückzogen. 1 Der Bau wurde eiugestellt, weil den Arbeitern bei der strengen Kälte die Nägel an Händen und Füssen abschworen. ][12 Pfizmaier. Während in der Feste Niemand etwas von der Sache wusste, überfiel der Feind noch vor Anbruch des zwei und zwanzigsten Tag-es des zwölften Monats den ausserhalb befind- lichen Lagerplatz der Japaner^ tödtete eine Menge Leute und zog sich^ die Köpfe der Getödteten mit sich nehmend, wieder in das Gebirge zurück. Die Heerführer, in der Meinung, dass dieses nur der gewöhnliche Landfeind (coreanisches Kriegsvolk) sei, rückten an der Spitze von drei und zwanzigtausend Streitern aus der Feste, um ihn zu vernichten. Das japanische Heer, den Feind verfolgend, sah sich plötzlich dem grossen chinesi- schen Heere gegenüber, erlitt eine ungeheure Niederlage und rettete sich mit Mühe in seine Verschanzungen. Als die Japaner später ihre Todten hereinbrachten, betrug deren Zahl achtzehn- tausend dreihundert sechzig. Alle Ueberlebenden waren vei'- wundet. Kijo-masa befand sich um diese Zeit in dem zweihundert fünfzig Strassenlängen entfernten Se-zu-kai. Sobald er die Niederlage des japanischen Heeres erfuhr, rüstete er sieben Schiffe aus und gelangte, von fünfzig Menschen begleitet, noch an dem Abende des Schlachttages zur See in die Feste von Uru-san. Erst nach dem Entsätze legte Fide-aki die Krieger Kijo-masa's, die sich bisher in Se-zu-kai befanden, in diese Feste. Am drei und zwanzigsten Tage stürmte der Feind die Feste mit grosser Heftigkeit und durchbrach zuletzt den die äussere Umschliessung derselben bildenden Erdwall. In Uru- san selbst befanden sich keine Lebensmittel und kein Wasser, nach der verlorenen Schlacht zählte man kaum noch fünf- tausend Krieger. Indessen stürmte der Feind die inneren Werke durch weitere vier Tage. Am sieben und zwanzigsten Tage erschienen auf der Ufei'höhe des Meerbusens von Uru- san zwei von Fide-aki abgesandte Reiter, welche den Belagerten zuriefen und ihnen im Namen des Oberbefehlshabers baldigen Entsatz versprachen. Bei dem chinesischen Heere befand sich ein geflüchteter vornehmer Japaner, Namens Woka-moto, der einst in Japan Haupt der Rechnungen und Statthalter von Jetsi-go gewesen, als Anführer von achtausend Reitern. Derselbe wurde am acht und zwanzigsten Tage von den zwei Königen abgesendet, um die Feste zur Uebergabe aufzufordern. 0-o-gawutsi wurde zum Darlegungeu aus der Geschichte nnd Geographie Corea's. 113 Unterhändler ernannt und hierauf die Anträge berathen. In Betracht, dass die ganze Besatzung- in drei, spätestens fünf Tagen den Hungertod gestorben sein würde, kam man endlich überein, dass am dritten Tage des ersten Monates des künftigen Jahres (1598) die zwei Könige mit den drei japanischen Heer- führern zusammentreffen, einen Vertrag beschwören und dann beide Kriegsheere sich zurückziehen sollten. Zu diesen Be- dingungen hatte sich der Feind hauptsächlich desswegen ver- standen, weil auch in seinem Lager Mangel an Lebensmitteln herrschte. An dem bestimmten Tage zur Erfüllung der Be- dingungen aufgefordert, antworteten die drei Heerführer aus- weichend, Avorauf die Feste wieder durch drei Tage bestürmt wurde. Der oberste Heerführer Fide-aki, ein sechzehnjähriger Jüngling, war bisher unthätig in der Feste Fu-san-kai ver- blieben und hatte sich höchstens durch Anordnungen, die in seinem Namen erlassen wurden, an den Unternehmungen be- theiligt. Als er jetzt die Bedräugniss der Besatzung von Uru- san erfahren hatte, stellte er sich am sechsten Tage des ersten Monates des Jahres 1598 an die Spitze von achtzehntausend Kriegern, durchbrach die hunderttausend Reiter der Belagerer und entsetzte die Feste. Er erbeutete dabei dreizehntausend zweihundert acht und dreissig feindliche Köpfe. Das japani- sche Heer zählte zweitausend achthundert Todte. Ueber die Stärke der gegen Uru-san verwendeten feind- lichen Macht enthält das Tagebuch nur unbestimmte Angaben. Zuerst wird von achtzigtausend, dann von hunderttausend Reitern gesprochen. An einer Stelle heisst es, dass hundert- tausend Reiter die Feste bestürmten, hunderttausend gegen die Schiffsmacht und andere hunderttausend gegen die Landmacht der Japaner bereit standen. Es gab auch ein chinesisches sehr eingeübtes Fussvolk, welches, als es bei dem ersten Zusaramen- stosse vor Uru-san mit dem japanischen handgemein wurde, die Bewunderung des Statthalters von Fi-da erregte. Dass Uru-san eine Bergfeste war, wird in dem Tage- buche bestätigt. Es wird nämlich erzählt, dass ein feindlicher Reiter, der japanisch sprach, zu dem Fusse des Festungs- berges kam. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVUI. Bd. I. flft. 8' 114 Pfizmaier. Das Tagebucli sagt nicht, wer von den drei in Urii-san eingeschlossenen Heerführern der oberste gewesen. Es scheint, dass keiner dem anderen untergeordnet war und dass alle nur nach Verabredung handelten. Indessen wird überall Kadzu-josi zuerst und nach ihm Kijo-masa genannt. Der Tsiü-na-gon von Tsiku-zen ist der oberste Heerführer Fide-aki. Nach dem Tagebuche haben die Chinesen keineswegs mit dem Angriffe gezögert. Kijo-masa befand sich allerdings in Se-zu-kai, wo er Verstärkungen sammeln sollte. Als er aber noch vor vollendeter Einschliessung mit sieben Schiffen nach Uru-san gelangte, war er, wie oben erwähnt wurde, nur von fünfzig Menschen begleitet. ,Nach Fidejosi's Plan beschränkten sich in diesem Feld- zuge seine Generäle auf die Behauptung der oben angezeigten Verschanzungslinie von Nam uön bis Pu san kai. Alle Ver- suche des Feindes, die Japaner daraus zu vertreiben, wurden mit Nachdruck abgewiesen. Eine zweite Expedition der Schi- nesen gegen Jor san hatte ein gleiches Loos wie die erste. Von den Japanern auf seinen Flanken bedroht, musste Ma-ku die Belagerung aufgeben. Auch der Versuch des schinesischen Generals Tung i juen, sich der Verschanzungen von Wang tsin und Sä ts jön zu bemächtigen, fiel unglücklich aus. Die Japaner gaben ihm zwar anfangs einige Punkte preis und Hessen ihn bis zur letzten neuen Verschanzung (Sin tsch'ai) bei Sä.ts'jön eindringen, doch nur um ihn desto sicherer zu verderben. Auf gegebene Raketensignale zogen sich von verschiedenen Seiten japanische Streitmassen zusammen, ein allgemeiner Angriff er- folgte, und aufs empfindlichste geschlagen, wurden die Trümmer des schinesischen Heeres über Tsin tsju bis hinauf nach Sjöng tsju im Kreise Kjöng sjang zurückgeworfen. So waren wäh- rend eines fast zweijährigen Kampfes alle Anstrengungen der Schinesen an der List und Tapferkeit ihres Feindes gescheitert, als unerwartet Fide josi's Tod (1598, am 8. des 8. M.) der Halbinsel den Frieden wiedergab. Kurz vor seinem Ende hatte der gewaltige Sjogun noch den Befehl ertheilt_, das Heer aus Tschao sien abzurufen. Die Japaner zogen sich um Pu san kai zusammen und schifften sich_, unmuthig über den unerwarteten Darlegungen ans der Geschichte und Geographie Corea'g. 115 Ausgang- dieses Feldzuges, ein. Die Schinesen Hessen den furchtbaren Feind ohne Hinderniss abziehen/ Die Festungen, welche die Japaner behaupteten, und über welche Fide-aki als Vorsteher gesetzt wurde, waren neun an der Zahl, nämlich Uru-san, Se-zui-kai, Fu-san-kai, die Feste der Bambusiusel, ^ [J[( lliaku-san, U ^ ^ ^ Ko-tsiau, sämratlich in Keku-siaku-tai (Kjöng sjang to), ferner |^ l|| Si-sen, ^ »^ Nan-kai, j|j^ ^ Siün-ten, sämmtlich in Tsiku- siaku-tai (Ts'jung-ts'jöng-to). ' Jede derselben hatte einen be- sonderen Heerführer zum Befehlshaber. Die Besatzung: von Uru-san hatte vierzehn Tage ohne Lebensmittel und Wasser zugebracht und dabei die zahlreichen Stürme der Chinesen ab- geschlagen. Sie befand sich in einem Zustande äusserster Er- schöpfung und wurde nach dem Entsätze zur See in die Heimath zurückgeschickt. Achthundert sechs und neunzig Krieger waren verhungert oder erfroren. Auch 0-o-gawutsi trat in einem gleichen Zustande von Erschöpfung die Rückreise an und liefert in seinem Tagebuche hauptsächlich nur noch einige umständliche Berichte über die Abberufung Fide-aki's und den Tod Fide-josi's. Eine zweite Belagerung Uru-san"s meldet er nicht. Nach den Berichten O-o-gawutsi's waren die Chinesen in diesem Feldzuge kriegsgeübt, wohlbewaffnet und kühn. Ihre Geschütze scheinen diejenigen der Japaner übertroffen zu haben. Ueberhaupt spielte das Schiesspulver in diesem Kriege schon eine grosse Rolle. Feuerschlünde, grosse und kleine Feuer- röhre, ebenso Flinten kamen häutig in Verwendung, obgleich man von blanken Waffen und Bogen und Pfeilen den meisten Gebrauch machte. Nach der Niederlage bei Uru-san war unter den überlebenden japanischen Kriegern keiner, der nicht von fünf, zehn bis fünfzehn Pfeilen angeschossen gewesen wäre. Auf den Wällen von Uru-san war der Kampf so heftig, die Kälte so streng, dass der unter den Helmen und Panzern der japanischen Krieger hervorfliessende Schweiss zu Eiszapfen wurde. Die Anführer nahmen sehr oft an dem Handgemenge ' Tsiku-siaku-tai steht iu dem Tagebuclie iiiuner statt der weiter siidlicli gelegeueu Provinz Ttru-ra-tai (Tsjön la to). Wenn dieses kein Fehler ist, luuss Teru-ra-tai damals in Tsikii-siaku-tai inbegriffen gewesen sein. 8*- 116 Pfizmaier. Theil, so namentlich 0-o-gawutsi selbst und der Heerführer Kadzu-josi, der, nebenbei g'esag-t, von auffallend kleiner körper- licher Gestalt gewesen. \\'^as die Glaubwürdigkeit betrifft, so schwor 0-o-gawutsi bei allen Göttern des japanischen Reiches, dass in seinem Buche nicht ein einziges Wort Unwahrheit ent- halten sei. ,Im Umkreise des Dai buts-Tempels zu Mijako errichtete man ein Denkmal über den zahllosen Trophäen, welche das japanische Heer während seiner Feldzüge in Tschao sien nach Nippon geschickt. Man nannte es das ührengrab (mimidsüka), und führte später bisweilen die Gesandten von Tschao sien da- hin, um sie an vergangene Zeiten zu erinnern.' In der kurzgefassten Chronik des Werkes Mu-zin-z6 heisst es bei dem Jahre 1598: Man baut dem grossen Buddha das Ohrengrab. — 0-o-gawutsi spricht jedoch niemals von Ohren, sondern nur von Köpfen und Nasen. Nach der Eroberung von Nan-on wurde bloss das Haupt des getödteten coreanischen Heerführers, das man sammt dem Helme abgeschnitten hatte, gelassen wie es war. Von den übrigen dreitausend sieben- hundert fünf und zwanzig Köpfen behielt man nur die Nasen, füllte diese mit Salz und Kalk in Töpfe und schickte sie nach Japan. 0-o-gawutsi selbst erzählt von sich, dass er mehrmals den von ihm getödteten Feinden eigenhändig die Nase abge- schnitten habe. Nach dem Entsätze Uru-san's wurde in dem Heere Fide-aki's beschlossen, die Köpfe der dreizehntausend zweihundert acht und dreissig getödteten Feinde, nachdem man die Nasen abgeschnitten, nicht auf die Grasebenen zu werfen, sondern nach Fu-san-kai zu schicken, unter den Stadtmauern aufzuhängen und den Leuten zur Schau zu stellen. In dem bei Eröffnung des Feldzuges erlassenen Heerbefehle wird ge- sagt, dass man die Kopfgräber der Krieger des fremden Reiches in Japan bekannt machen solle. Es sei dieses wegen der späteren Berichte über Japan und China, und man brauche dann die auf den Schlachtfeldern erbeuteten Köpfe nicht anzugeben. Im Ganzen erbeutete das japanische Heer in diesem Feldzuge die Köpfe von einhundert füuf und achtzigtausend siebenhundert acht und dreissig Coreanern und neun und zwanzigtausend vierzehn Chinesen. Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. 117 Wie aus den obigen Darlegungen zu ersehen, sind die in ihnen besprochenen Theile der Geschichte in ,Japans Be- zügen' genau nach den Quellen bearbeitet worden, und ist hier nur von einigen Erklärungen und Berichtigungen der Quellen selbst, was zum Glück durch Vergleichung mit dem M6-zokki und dei]i in das Einzelne gehenden Berichte 0-o-gawutsi's er- möglicht wurde, die Rede. Die übrigen Theile der coreanischen Geschichte, insofern sie das Verhältniss zu Japan berühren, sind von Herrn Hoflfmann nach dem Nippon-ki, Teo-sen mono- gatari, Wa-kan san-zai dzü-e und anderen Quellen so gründlich und austiihrlich behandelt worden, dass sie durch Aufklärungen und Zusätze, selbst wenn diese geliefert werden könnten, nur wenig mehr gewinnen Avürden. Es mögen sojnit bloss einige nebensächliche Bemerkungen, zu denen sich bei Durchlesung des Buches Anlass bietet, am Platze sein. Unter den in der genannten Arbeit angeführten Namen sind viele, die in keinem lexicographischen Hilfsmittel zu finden sind und deren Angabe in philologischer Hinsicht von grossem Nutzen ist, was in noch höherem Grade der Fall wäre, wenn die erforderlichen chinesischen Typen damals, als das Werk gedruckt wui'de, in Holland sowie anderwärts in Europa, nicht gemangelt hätten. ' Die japanische Schreibweise müsste, wo nicht besondere Andeutungen gegeben werden, in den Quellen- werken selbst nachgesehen werden. S. 18 ,Land des ewigen Sommer und Frühlings" (Toko jono kuni) wird in lexicographischen Werken ^^ ^^ jjj^ toko- jo-no kuni, gj ^"": \l\f fo-rai-san und ^| ^J iß\\ ;Jomogi- ' Diesem Mangel ist seit einigen Jahren durch das Zustandekommen einer reichhaltigen und vollkommen geordneten Sammlung chinesischer Typen, welche im Auftrage der königlich niederländischen Regierung und unter Leitung des Herrn Prof. Hoit'mann augefertigt wurden, abgeholfen. Früher war es, wo solche Typen zwar vorhanden, aber nicht geordnet waren, schwer möglich, eine irgend bedeutende Anzahl chinesischer Zeichen in den Verzeichnissen aufzusuchen und anzudeuten. Diese Arbeit war ge- wöhnlich mühsamer als die Herstellung des Maiuiscriptes selbst, und der Verfasser dieser Abhandlung war oft gezwungen, den Gebrauch chinesi- scher Zeichen auf das geringste Mass zu beschränken oder dieselben gänz- lich wegzulassen. Das Letztere geschah namentlich in seiner Abliandlung: .Nachrichten von den alten Bewohnern des heutigen Corea', Wien 1868, welche dadurch bedeutend an wissenschaftlichem Wertli verloren hat. 118 Pfizmaier. ga sima, sonst auch *^ 1^^ ^ toko-jo-no kuni ^R^ich der ewig-en Geschlechtsalter' geschrieben. F6-rai-san ,Berg Pung- lai' ist die eine der drei fabelhaften Inseln Pung-lai, Fang- tschang, Ying-tscheu. Jomogi-ga sima , Insel des Beifusses' ist wörtliche japanische Uebersetzung. Das Wort wird durch jHaus der Unsterblichen' oder ,Gränze der göttlichen Unsterb- lichen' erklärt. Es heisst: , Ewige Geschlechtsalter' bedeutet, dass die unsterblichen Menschen ewig in der Welt leben und dass es bei ihnen keinen Wechsel des Frühlings und des Herbstes gibt. Im zwei und zwanzigsten Jahre des Kaisers Jü-riaku (488 n. Chr.) angelte, wie die Geschichte (eigentlich eine Sage) erzählt, ein Sohn der Insel der Bucht (ura-sima-ga ko) des Flusses Midzu-no je in Tan-ba, d. i. ein Fischer, auf der Meeres- fläche und fing eine Schildkröte, die sich in ein Mädchen ver- wandelte. Er verband sich mit ihr, zog mit ihr weiter und gelangte in das Land der ewigen Geschlechtsalter. Er sah da- selbst den Palast der Unsterblichen. Später ward er von Sehn- sucht nach seiner Heimath befallen und kehrte nach einer Abwesenheit von dreihundert vierzig Jahren in seinen Geburts- ort zurück. ,Die zeitlosen aromatischen Aepfel' (Toki sikuuo kakumi) wird ^+ H^'^ ^^^ y^^ toki-ziku-no kaku-no mi geschrieben. Ein Name der Pomeranze ist toko-jo-mono, der Gegen- stand der ewigen Geschlechtsalter. Von den Namen Mimana und Nimana enthält Sio-gen-zi-kö bloss den letzteren: ^^ ~ ^[^ t nima-na. In ihm steht nima für das Koje von 'f^T nin. S. 19. Der Volksname Kuma oso wird sonst '^Ef, ^Ey kuma-so und ö&;^ '@*y kuma -so geschrieben. In der ersteren Schreibart ist^ dem Schriftzeichen zufolge, so die Zusammen- ziehung von osofu, einen feindlichen Einfall machen. Sio-gen- zi-kö sagt: In Japan nannte man in den alten Zeiten die östlichen Barbaren: Jemisi, die westlichen Barbaren hiessen Kuma-so. S, 24. [J. 283.] ,Pe tsi sendet zwei Näherinnen, Namens Makets, welche eine Kleidermacherzunft für den Hofstaat des Mikado stiften.' Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. 119 Nach einem Citate aus dem Nippon-ki begehrte Japan zu den Zeiten des Kaisers W6-zin (270 bis 312 n. Chr.) von dem chinesischen Reiche U Blumenweberinnen _, nämlich Mädchen, welche die Kunst verstanden^ Blumen in Seidenstoffe zu weben. Der König von U schickte deren vier, unter welchen eine den Namen h^ ^ß Kure-fa-dori, eine andere den Namen Aja-fa- dori führte. S. 25 und 26 der , Bezüge' wird dargethan, dass in den früheren Jahrhunderten in Corea sowie in Japan der Unter- richt und namentlich die Kenntniss der Schrift sich auf Hof- kreise beschränkte. Bei Gelegenheit des Berichtes, dass im Jahre 372 unserer Zeitrechnung ^^ -j^ Fu-kien, König von ^S Thsin, einen Bonzen mit Büchern nach Kao-li gesendet, äussert, nach .Japans Bezügen^, das Wa-kan san-zai dzu-e seine Verwunderung, dass in Kao-li so spät und zwar viel später als in Japan die Wissenschaften gelehrt wurden. In noch höherem Grade sei dieses in Sin-ra der Fall gewesen, wo man selbst ^P 4~2 Wo-nin, der in Japan die Schrift einführte, entlassen habe. Den endlichen Fortschritt des in dieser Beziehung zurückgebliebenen Reiches mag es bezeichnen, dass Tschin-te, Königin von Sin-ra, nachdem sie im Jahre 650 das Heer von Pe-tsi in einer grossen Schlacht geschlagen, ein aus Versen von fünf Wörtern bestehendes Gedicht: ,Die Lobpreisung des grossen Friedens' verfasste, welches sie dem Kaiser Kao-tsung von Thang übersandte. Dieses Gedicht lautet in der von dem Ver- fasser dieses Aufsatzes verfertigten Uebersetzung: Das grosse Thang eröffnete die grossartige Beschäftigung, in erhabener Höhe sind die kaiserlichen Wege erleuchtet. Es gebot den Lanzen Einhalt, die Kriegskleider sind festgesetzt. Es pflegte die Künste des Friedens, gab den hundert Königen Fortbestand. Es lenkte den Einfluss des Himmels, der Regen ward gespendet. Es ordnete die Dinge, die Wesen entfalten bunten Schmuck. Die tiefe Menschlichkeit gesellt sich zu Sonne und Mond, in beruhigendem Kreislauf wandelt sie zu Thao-tang. ^ Indess die Fahnen bereits feurig erglänzen, warum wirbeln des Eroberungszuges Trommeln? Die auswärtigen Fremdläuder, die sich dem Befehle widersetzen, sie werden abgeschnitten. 1 Kaiser Yao war von dem Gesclilechte Thao-tang. 120 Pfizmaier. gestürzt, von dem Verderben des Himmels ereilt. Der reine Wind bringt zum Gefrieren das Verborgene und das Sichtbare. Nähe und Ferne zeigen im Wetteifer glückliche Vorbedeutungen. Die vier Jahreszeiten sind im Einklang mit der Edelsteinlampe, die sieben Leuchten umwandeln die zehntausend Gegenden. Doch die Berghöhen unterwerfen sich als Ordner und Stützen, der Kaiser verwendet die Redlichen und Vortrefflichen. Fünf und drei bilden eine einzige Tugend; was unser Haus erleuchtet, ist das grosse Thang. S. 26. [J. 289, 9. M.] , Einwanderung von Schinesen. Es waren zwei Familienhäupter, Otschi und Tukia, die mit einem Gesinde von 17 Köpfen in Japan Zuflucht suchten und da den Grund zu einem japanisch-chinesischen Clan, der den Namen Ajando oder Ajabe erhielt, legten.^ *|IH J^ Ajando und "J^ -pK Aja-be kommen als japani- sche Geschlechtsnamen vor, ebenso *^ ^ Aja-nusi. [J. 306, 2. M.] ,Die beiden Häuptlinge der in 289 ein- gewanderten Schinesen werden, um Näherinnen zu werben, ins Land der Kure (U) geschickt. Sie nahmen den Weg über Kaoli, dessen König ihnen zwei Wegweiser, Kureba und Kuresi, zugesellte. Der König von U ' gab ihnen vier Mädchen, zwei Näherinnen (nui fime) und zwei Weberinnen (Kurevatori- und Ajavatori-fime), womit sie 310 im 2. Monat Japan erreichten. Eine dieser Schinesinnen ward in Tsukusi zurückgelassen, die übrigen kamen nach Muko unweit Ohosaka und führten da die Weberkunst des Auslandes ein.' Der Nachricht vom Jahre 283 zufolge sendete früher Pe- tsi zwei Näherinnen. Ku-re-fa und Ku-re-si, beides durch Zeichen des Ma-ga-na ausgedrückt, wurden in Japan so bekannt, dass in Gedichten ihre Namen überhaupt einen Führer bezeichnen. In den , poetischen Ausdrücken der japanischen Sprache' (S. 92) 3ollen die Worte des Textes ko-rai-no w6-no kata-je mitsi-siru- be-wo koi-si toki richtig durch ,und derselbe den König von K6-rai um einen Führer bat' wiedergegeben werden. Die obigen Bemerkungen mögen noch auf Geschichte Bezug nehmen. Zur Aufklärung der in das Gebiet der Geo- 1 Die Dynastie U war schon seit 280 erloschen. (Anmerkung der ,Bezüge'.) Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. \J\ graphie einschlägigen Gegenstände hatte der Verfasser di(!ses Aufsatzes, ausser einigen in dem Texte des Tagebuches selbst enthaltenen Andeutungen, kein anderes Hilfsmittel als die von Herrn Hoffmann nach einem japanischen Originale bearbeitete, dem Nippon-Archiv beigegebene Karte der koraischen Halb- insel. Sciion bei einer oberflächlichen Betrachtung dieser Karte zeigt sich indessen manches Unbegreifliche. So ist bei der Insel Sjön sja (James Hall-Inseln an der Westküste"» die ntird- liche Breite mit 37" 58' angegeben. Der auf der japanischen Karte ungefähr unter derselben Breite liegende Punkt der Ostküste (Nordküste der Broughtons-Bai) trägt die Bezeichnung 40" n. Br. Ebenso liegt die Mündung des Ori kang an der West- küste nach d'Anville 40" n. Br.^ die auf der japanischen Karte scheinbar etwa unter derselben Breite befindliche Mündung des Tu man kang an der Ostküste trägt die Bezeichnung 42" 30' d'Anville. Es ist allerdings wahr, dass die Karten chinesischen und japanischen Ursprungs, die einzigen, die man von Corea besitzt, nicht genau sein können, allein solche Abweichungen von europäischen Messungen wie der Unterschied von zwei Breitegraden bedingen eine allszugrosse, kaum glaubliche Un- genauigkeit, wobei sich nur sagen lässt, dass auch die un- genaueste Karte bei dem gänzlichen Mangel einer besseren willkommen sein muss. Die Gränzen Corea's erstreckten sich in den alten Zeiten zuweilen viel weiter nach Norden als gegenwärtig, wo die Flüsse Ori kang und Tu man kang die nördliche Gränze bilden. ^ Das Reich Tschao-sien, im Nordwesten der Halbinsel gelegen, umfasste noch die Provinz Liao-tung und selbst einige Theile des heutigen Pe-tschi-li. Später, zur Zeit der Gründung des Hauses der früheren Han, eroberte ^^ Muan, ein Eingeborener von Yen, die Reiche Tschao-sien, Tschiu-pan, Lin-tschün und Schin-han^ die er unter dem gemeinschaftlichen Namen Tschao- sien vereinigte. Die anerkannte Gränze von Tschao-sien gegen Han bildete damals der Fluss ^^ Pei in Liao-tung. Im dritten Jahre des Zeitraumes Yuen-fung (108 v. Chr.) wurde Tschao- sien durch Han erobert und diesem Reiche einverleibt. Zu den Zeiten der Tsin bildete der Fluss Ta-tong-kang die südliche ' Der Lauf dieser Flüsse scheint auf der Karte unrichtig angegeben zu sein. 122 Pfizmaier. Gränze von Liao-tung gegen das Reich Kao-ken-lij beziehungs- weise gegen ganz Corea. Die in den Mongolenangriffen erwähnte Insel ^^ ^7 Tamu-ra ist das Sin ra der Karte, von den Europäern Insel Quelpart genannt. Kublai Khan Hess auf dieser Insel hundert Kriegsschiffe bauen. ' Das gleichfalls erwähnte S ijj -^ Koku-san-tö (Insel der schwarzen Berge) ist das an der Süd- westküste gelegene Hük san to der Karte. Ueber Tan ra wird in einer Anmerkung zu , Japans Bezügen^ (S. 45) ein Weiteres gesprochen. Die auf der Karte nicht mit Namen verzeichneten In- seln sind: ^^^ ^^ "^ ^ Si-i-no ki-zima ,die Insel der Buchen- bäume', drei Ri von Fu-san-kai im offenen Meere gelegen. Bei dieser Insel wollte eine coreanische Flottenabtheilung dem japanischen Heere die Landung wehren. ^ Mj Tsiku-tö ,die Bambusinsel), von Fu-san-kai zur See zehn Ri entfernt. Es heisst zwar in dem Berichte O-o- gawutsi's: ,Das Heer schiffte zu einem Orte in Teru-ra-tai, Namens Tsiku-tö (die Bambusinsel), über^ Der Ort ist also an dem Meere gelegen und wahrscheinlich, wie der Name be- sagt, eine Insel. Dass Teru-ra-tai (Tsjön-la-to) als Name der Provinz genannt wird, zu welcher Tsiku-tö gehört, ist wohl ein Irrthum. Von Tsiku-tö siebzehn bis achtzehn Strassenlängen See- weges entfernt, liegt ^ Ä Kara-sima ,die chinesische Insel', welche von Süden nach Norden anderthalb, von Osten nach Westen fünf und dreissig Ri misst. Da zwischen dieser Insel und dem festen Lande von Corea eine Seeschlacht stattfand, so mag sie das in den , Bezügen' erwähnte Ka tok sein. Die Bucht i^ ^» Y^ S6-fen-fo, zu welcher die mon- golischen Gesandten geführt wurden, entspricht der Stelle der auf der Karte verzeichneten Küstenwache Süng-pjön. Der District ^ ^^ iK Ko-sai-ken, zu welchem sie gehört, ist daselbst nicht angegeben. Ebenso fehlt der Ort -^^ ^}^^ Gö-sin, von welchem die erste mongolische Gesandtschaft nach Japan absegelte. ' S, ,Zur Geschichte Japans in dem Zeiträume Bun-jei' (S. 56). Darlegungen ans der Geschichte und Geographie Corea's. 123 Die Berg-e Corea's werden in dem Tiigebuche 0-o-g-a- wutsi's zwar häufig erwähnt, aber nicht mit Namen genannt. Eine xVusnahme macht bloss "^^^^ jjj , Maru - san (der runde Berg), der Name eines in der Nähe von Uru san an der See- küste gelegenen Berges. Es gibt auch ein Fahrwasser (minato) von Maru-san. Unter den auf der Karte fehlenden Namen von Flüssen ist vorerst der in dem Tagebache nur durch Katakana-Schrift ausgedrückte Name y ~^ ^Ajan zu bemerken. Die japanischen Heerführer, nachdem sie die Bambusinsel verlassen und die Meerenge der chinesischen Insel übersetzt, begaben sich auf einen grossen Fluss, dessen Name y ^ 3/ j|| ajan-gawa ,Fluss Ajan' und der achtzehn bis neunzehn Strassenlängen breit ist. Sie schifften auf diesem sieben Tage hinauf und gelangten an einen Ort, Namens ^ \/ 2/ Uren, Die gesammte Ijand- und Schiffsmacht zog ebenfalls nach Uren. Die Länge des Weges von der Bambusinsel bis zu der Mündung des Flusses wird nicht angegeben, jedoch bis Uren betrug die Entfernung sechzig Ri, eine grosse Entfernung, wenn man erwägt, dass von der Insel Tsusi-ma bis Fu-san-kai nur acht und vierzig Ri gerechnet wurden. Dieser Fluss, der, wie der Bericht verstanden werden muss, auf einer weiten Strecke schiffbar gewesen, kann kein anderer als der auf der Karte mit Hinzusetzung eines Frage- zeichens gezeichnete Päik kang? sein. Der Ort Uren^ der an- geblich in Tsiku-siaku-to (richtig wohl Teru-ra-tai) liegt, fehlt auf der Karte. Indessen . besagt das Tagebuch, dass derselbe von der Festung Nan-on achtzehn Ri entfernt gewesen. Auf- fallend ist es, dass nach der Eroberung von Nan-on das ge- sammte Heer nach Uren zurückkehrte und dann wieder nach Nan-ou zog, ehe zu weiteren Unternehmungen geschritten wurde. Der Fluss -^<;^ I(j Jei-sen (der ewige Fluss) wurde auf dem Rückzuge Kadzu-josi's zwölf Ri von Kunui und drei Ri von Sin-ne angetroffen. In dem Tagebuche stehen nuj- in Katakana-Schrift ^ 3^ "f Kunui und ly 2^ -^^ Sin-ne als Namen dieser Orte. Auf der Karte wiid zwischen An tong und Tai ku in Kjöng-siang-to der Weiler Kun ui verzeichnet. Sin-ne scheint der weiter östlich verzeichnete Weiler Sin-njöng zu sein. Uebri- gens können das , was in dem Tagebuche durch Katakana- Schrift ausgedrückt wird, nur coreanische durch japanische 124 Pfizmaier. Schrift mög-lichst genau wiedergegebene Laute sein, während bei den mit chinesischen Zeichen geschriebenen Namen die japanische Aussprache gewöhnlich beibehalten wird. Daher Kunui das Entsprechende für Kun ui, dessen chinesische Zeichen dem Verfasser nicht vorliegen. Der Fluss muss somit der auf der Karte namenlose, gleich nördlich von Tai ku vorbei- fliessende Nebenfluss des Sam lang hang sein. Nach der An- gabe 0-o-gawutsi's ist der Jei-sen ebenso wie der Ajan acht- zehn bis neunzehn Strassenlängen breit, und derselbe wird von ihm ein grosser Fluss genannt. Er entspringt auf den Gebirgen im Osten und fliesst nach Westen. Sein Wasser ist auf der nördlichen Seite so tief, dass es den Pferden bis über die Schenkel reicht. Das nördliche Ufer ist von Osten nach Westen auf einer Strecke von einhundert, von Süden nach Norden auf einer Strecke von dreissig Strassenlängen eine mit Unterholz bewachsene Ebene und menschenleer. Der Ueber- gang über diesen von dem Feinde bewachten Fluss wurde mit einiger Schwierigkeit bewerkstelligt. Der Fluss ^ ^ Thsing-tschui (das grüne Wasser) be- findet sich in der Umgebung von Uru-san. Auf der Karte ist in der Nähe von Uru-san gar kein Fluss, in grosser Entfernung westlich ein Nebenfluss des Sam lang kang gezeichnet, der jedoch hier nicht gemeint sein kann, da vor ihm noch die damals von den Japanern besetzte Festung Ljang-san liegt. Der Thsing-schui ist ein so bedeutender Fluss, dass in der Schlacht bei Uru-san die Hälfte des von Juki-naga befehligten Kriegsheeres auf der Flucht in ihm ertrank, obgleich Kadzu- josi in eben dieser Schlacht eine Untiefe desselben durchritt. Ehe die Namen der unbekannten Städte und Ortschaften angeführt werden, möge noch einmal von dem früher (S. 96) erwähnten ^ y^ Ho-p'hu die Rede sein. Dasselbe ist, wie bereits bedeutet worden, der Ort, von welchem die mongolische Flotte im Jahre 1274 auslief und zu welchem der mongolische Heerführer Hoe-tün nach seinem vergeblichen Angriffe auf Ima-dzu zurückkehrte. In dem Berichte 0-o-gawutsi's wird erzählt, dass die japanischen Heerführer vor der Seeschlacht bei Kara-sima zu einem gegenüber der Bambusinsel befindlichen und von dieser zur See fünf bis sechs und dreissig Strassen- längen (teo) entfernten Fahrwasser, Namens ^^ ^X ^^ ^^' Darlegungen aus der Geschichte und Geographie Corea's. 125 kö-ra g-eschifft seien und daselbst eine ßerathung hielten. Zur linken Seite der obig-en zweimal vorkommenden Zeichen werden jedesmal, wahrscheinlich von den Herausgebern, als Variante oder zur Berichtigung die Zeichen ^ »^ y^ angemerkt. Letztere Zeichen würden in coreanischer Auss])i'ac]io ngan-kor- phu lauten, was, nach Weglassung der Sylbe ngan, mit dem coreanisch ausgesprochenen Worte ^ y^ hap p'hu Aehnlich- keit haben und dialektisch vielleicht mit diesem übereinstimmen würde. In Ermangelung weiterer Aufklärungen ist daher an- zunehmen, dass Hö-phu ein zehn Ri westlich von Fu-sau-kai gelegener Hafenplatz des festen Landes ist. Es mag auch An-kö-ra (eigentlich An-ko-rai, das ruhige Corea) der dem Orte von den Japanern gegebene Name und das zur Seite angemerkte ^ »^ -]^ (japanisch An-koppo ausgesprochen) ein anderer gewöhnlicherer Name von der Bedeutung ,das ruhige Kü-p'hu^ sein. Von den Provinzen nennt das Tagebuch nur ^t. lof v ^^ Keku-siaku-tai (Kjöng-sjang-to), ^ ^ ^ Teru-ra-tai (Tsjön- la-to) und ^J ^^v ^^ Tsiku-tsiaku-tai (Ts'jung-ts'jöng-to). '7 Der Name der letztgenannten Provinz wird in dem Tagebuche fast überall für Teru-ra-tai gesetzt, was entweder ein Fehler ist oder bekundet, dass die Gränzen von Tsiku-tsiaku-tai sich damals viel weiter erstreckten. Wie aus den drei obigen Namen zu ersehen, wird in der japanischen Umschreibung das coreanische kjö durch ^ ke, ng durch 7/ ku ausgedrückt. Warum in dieser Schreibweise für ^ tsjön immer y^ ]\^ teru, für ^ to immer ^ -^ tai ge- setzt wird, lässt sich nicht bestimmen, es müsste denn ein anderer Dialekt des Coreanischen zu Grunde liegen. Es wird übrigens gemeint, dass der Vocallaut des -^ ku wegzulassen und kek- schak-tai, ter-ra-tai, tsik-tsiak-tai auszusprechen ist. Sio-gen- zi-ko, in welchem diese Namen vorkommen, ersetzt ug durch '^ g'u, ^^ to durch den acht japanischen Laut -^ ^ do. Sie heissen daher kegu-siagu-dö (keg-schag-do), teru-ra-dö (ter-ra- do), tsigu-tsiagu-do (tsig-tsiag-do). Die vielgenannte Feste Nan-on wird ^^ i^ nan-on (die südliche Ebene), coreanisch "^ IS nam nguön geschrieben. Sie ist von Uren achtzehn Ki entfernt und liest nach der 126 Pfizmaier. Angabe 0-o-gawutsi's in Tsiku-siaku-tai, Auf der Karte ist sie eine Stadt zweiten Ranges in Tsjön-la-to. Das mit einer Feste versehene Teru-siü wird *^f ^H^ oder ^L^H^ teru-siü, coreanisch ^ jj\ tsjön-tsju geschrieben. Sie liegt nach der Angabe 0-o-gawutsi's in Tsiku-siaku-tai. Auf der Karte ist sie eine Stadt ersten Ranges in Tsjön-la-to. Ihre Entfernung von Nan-on beträgt achtzehn Ri. Siaku-siü wird jp^v jj^^^ siaku-siü, coreanisch 1^^ W sjang tsju geschi'ieben. Es ist auf der Karte eine Stadt ersten Ranges an der westlichen Gränze von Kjöng-sjaug-to. Das in dem Tagebuche erwähnte Siaku-siü ist jedoch nicht diese Stadt und inuss der Name mit einem anderen verwechselt worden sein. ^$i j^% Keku-siü, coreanisch J^ jj>\ kjöng-siü, ist auf der Karte eine Stadt ersten Ranges in Kjöiig-sjang-to. Es liegt sechs Ri von den Ufern des Jei-sen und sieben Ri von Uru-san entfernt. Nach Ü-o-gawutsi war es eine reiche und vornehme Stadt, welche mit den Vorstädten dreihunderttausend Häuser besass. Die Feste ^^^ jjj, Uru-san, coreanisch ^ |Jj Jor san, ist von Fu-san-kai acht und zwanzig Ri, von ^ ^^ J^ Se- zu-kai sieben Ri entfernt und auf der Karte eine Stadt dritten Ranges. Sie liegt an dem Meere und zwar diesem so nahe, dass an der Südseite, die an das Meer stiess, keine äussere Umwallung aufgeführt wurde. Kijo-masa landete daselbst, ehe noch die äussere Umwallung gebrochen war, mit sieben Schiffen. Auf der Karte ist Jor san in sehr bedeutender, vielleicht sieben Ri betragender Entfernung von der See gezeichnet und auch, wie oben (S. 124) bemei-kt worden, der in seiner Nähe befind- liche Fluss Thsing-schui nicht angegeben. Die folgenden Ortsnamen, welche 0-o-gawutsi grössten- theils nur in Katakana- Schrift anführt, fehlen auf der Karte oder können nicht identiticirt werden: Uren y^ \/ 2/ ) Hegt achtzehn Ri südlich von Nan-on an dem Flusse Ajan, der hier noch schiffbar sein muss. Es wird nämlich erzählt, dass das japanische Heer nach der Eroberung von Nan-on vorläufig wieder zu dem Fahrwasser von Uren, woher es gekommen, zurückkehrte. Sun-ken (i;^ 2/ ^ iV) liegt neun Ri nordöstlich von Teru- siü (Tsjön tsju). Darlegungen ans der Geschichte und Geographie Corea's. 127 Kumui (^ 2^ ^ ) liegt sechzehn Ri nordöstlich von Sen- ken und sieben Ri von dem auf der Karte g-ezeichneten Kuinu-san (/^ J^ ij" 3^) coreunisch Kiim san, einer Stadt dritten Ranges, die ihrerseits neun Ri von Sen-ken entfernt ist. Tsin-zon [^ Z^ ^^^iV) ist sechs Ri von dem obigen Kumui entfernt. In dem Tagebuche setzten die Herausgeber zur Seite dieses Wortes die Bemerkung 1^ ^ )^ ^"t ^"^ i-ka-wa tsiku-siaku ^vielleicht Tsiku-siaku*. Tsiku-siaku ist jedoch kein Ortsname, sondern die Provinz Tsiku-siaku-tai. Dieselbe kann indessen nicht gemeint sein, da es heisst: ,An diesem Tage lagerte man in einem Orte, Namens Tsin-zon^ Diese Ver- mutlumg mag sich darauf gegründet haben, dass in Je-do für Tsin-zon die Aussprache Tsing-zong üblich ist und diese in dem Worte mit der coreanischen Aussprache ^ Vm thsjung- thsjöng einige Aehnlichkeit hat. Fusiki ( y' ^ ^ ) liegt vier Ri weiter nördlich als das obige Tsin-zon. Auch bei diesem Namen steht in dem Tagebuche die Bemerkung der Herausgeber: i^ 'fj )\ ^ ^ I-ka- wa teru-gi ^vielleicht Teru-gi (Sen-gi)'. Die zur Seite bei- gesetzten Zeichen geben coreanisch -^ ^e tsjön-ngui, und allerdings findet sich auf der Karte zwischen Kong tsju und T'jön-an der Weiler Tsjön wi, ein Name, der wohl unzweifel- haft mit den obigen Zeichen geschrieben wird. Wie aber hierzu die japanische Schreibart ^ i^ :^ fusiki passt, lässt sich nicht begreifen, ausser man hält die Zeichen für falsch und setzt, die chinesischen Zeichen zu Grunde legend, mit japanischer Aussprache ^^^ ^^^' sen-gi. Siaku-siü ("jt^v ^Ht,)» "^'"n dem vorigen angeblich sieben Ri entfernt, kann nicht das weiter zun'.ck in Kaku-siaku-tai gelegene, oben (S. 126) besprochene Siaku-siü sein , sondern mag mit einer anderen Stadt ähnlichen Namens, vielleicht Tsjöng-tsju, vei'wechselt worden sein. Koran ( 17 y ^) ist von dem obigen Siaku-siü fünf, von jFusiki' zwölf Ri entfernt. Tsin-sen ( ^ 2/ -[Z ^) l^^g* ^^^^^ ^^ nördlich von Koran. Auch hier steht in dem Tagebuche zur Seite des Namens die Bemerkung i^ 'fj )^ 5^» (Jj i-ka-wa tsiku-san .vielleicht Tsiku-san^ Auf der Karte findet sich Tsiksan , eine Stadt 128 Pfizmaier. dritten Ranges an der nördlichen Gränze von Tsiku-siaku-tai. Der Name würde auch coreanisch ^^ pj tsik-san lauten. 0-o-gawutsi sag'tj dass dieser Ort von der Kaiserstadt (der Hauptstadt Corea's) kaum sieben Ri entfernt gewesen sei. Uebrigens findet sich auf der Karte ein Weiler Namens Tsin- sjöng, welcher der Hauptstadt noch um zwei Ri näher liegt. Tsin-sen (einmal auch ^ 2/ "tf ^ tsin-zen geschrieben) war nach 0-o-gawutsi eine reiche Stadt, welche einhunderttausend Häuser zählte. Sie wurde von den Japanern, als sie den Rückzug an- traten, in Brand gesteckt. Tsin-nan ( ^ 2/ ~)* 2/ ) Hegt sieben Ri südöstlich von Tsin- sen. Auf der Karte findet sich ungefähr in derselben Gegend der Weiler Tsjöng an. Ho-won (^^ ^ «^)> ^"° ^^^"^ obigen fünf Run südöstlicher Richtung entfernt, is- angeblich eine Stadt zweiten Ranges in | Teru-ra-tai. Auf der Karte findet sich in dieser Entfernung von Tsin-nan (Ts'jöng-an) nur der AVeiler Hoi in, die Gränze der Provinz Teru-ra-tai ist jedoch viel weiter im Süden. Nach 0-o-gawutsi zählte Ho-won, da es ehemals eine Stadt zweiten Ranges war, zweihunderttausend Häuser und besass eine alte Feste. Ho-kin ( äJi 4~ ^ )' ^^^ Ho-won sieben Ri in südöstlicher Richtung entfernt. Ka-rou f'Jj C? ^ ), fünf Ri von Ho-kin in südöstlicher Richtung. Tsin-min [^j^ 2/ ^ 3^)- in derselben Richtung fünf Ri von Ka-rou. Die alte Hauptstadt von Keku-siaku-tai, von Tsin-min in südöstlicher Richtung fünf Ri entfernt, wird in dem Tagebuche nicht mit Namen genannt. Dieselbe war nach 0-o-gawutsi ehe- mals eine Kaiserstadt und zählte nebst grossartigen Tempeln noch dreihunderttausend Häuser. Sie wurde von den Japanern gänzlich niedergebrannt. Nach ihrer I^age ist sie das auf der Karte gezeichnete An tong, eine Stadt ersten Ranges. Ko-kijau ( 17 4^ ~V $^ )? fünf Ri südöstlich von der alten Hauptstadt von Keku-siaku-tai. Auf der Karte findet sich südlich von An tong der Weiler Kun ui. Er ist das fünf Ri von Ko-kijau entfernte Kunui (^y^^^ des Tagebuches. Oestlich von Kun ui wird auf der Darlegungen ans der Geschichte und Geographie Corea's. 129 Karte der Weiler Sin njöng verzeichnet. Derselbe ist wahr- scheinlich das sieben Ri von Kunui entfernte Sin-ne iy> 2/ -y in welchem eine Feste und grosse Reisvorräthe sich befanden. Von dem Flusse Jei-sen wurde früher (S. 123) gesprochen. Es scheint jedoch, dass der Fluss und eine Stadt den gleichen Namen führen. Jei-sen (der ewige Fluss) gibt nämlich im Coreanischen -^^ I(| ngjöng-thsjön, und eine Stadt dieses Namens (Jöng ts'jön) wird auf der Karte als eine Stadt dritten Ranges in der Mitte dee Weges von Sin njöng nach Kjöng tsju verzeichnet. Sie liegt jedoch auf dieser Karte nahe an dem Ursprünge des Flusses, was vielleicht nicht genau ist. Der Bericht 0-o-gawutsi's ist so abgefasst, dass sich nicht mit Be- stimmtheit sagen lässt. ob das Heer in der Stadt oder an dem Flusse angekommen war. Das Letztere ist wahrscheinlicher, da von den Ereignissen an dem Flusse in einer langen Aus- einandersetzung, von der Stadt aber niemals die Rede ist. tI'vy S'^ Jei-tan liegt sechs Ri südlich von dem Flusse oder der »Stadt Jei-sen. Von Kjöng-tsju, einer Stadt ersten Ranges iu Kjöng-sjang-to, ist es drei Ri entfernt. Zu den unbekannten Ortsnamen gehört noch derjenige des Klosters ^J g ^ ^V An-koku-zi und die Ebene ^r )\\ J ]g?^' Gi-sen-gen. Beide liegen in der Nähe von Uru-san. Die Ortsnamen auf chinesischen und wohl auch japani- schen Karten von Corea können mit chinesischen Zeichen, welche in Corea coreanisch ausgesprochen werden, geschrieben sein. Damit diese Namen, aus welchen Zeichen immer sie bestehen mögen, nicht allein auf solchen Karten, sondern auch in anderen Werken richtig gelesen und umschrieben werden können, hat der Verfasser die in Hoffmann's Lui-hö zerstreut vorkommenden coreanischen Laute nach der Reihenfolge der chinesischen zusammengestellt und ihre gegenseitigen Ab- weichungen und Uebereinstimmungen in dem nachstehenden Verzeichnisse ersichtlich gemacht. Bei diesen Lauten ist es nämlich nicht der Fall, dass je einer unabänderlich einem ge- wissen chinesischen Laute entspricht, sie wechseln vielmehr nach Massgabe des Accentes, der Aspiration und der Bedeutung des gleichlautenden, aber durch verschiedene Zeichen ausge- drückten chinesischen Wertes. So hat im Coreanischen die Sitznngsher. d. phil.-hist. Cl. LSXVIII. Bö. I. Hft. V^ 130 Pfizmaier. chinesische Sylbe yin die Laute ngoiii, ngün, ngüm, ngin, je nachdem das entsprechende chinesische Zeichen , Schatten', , Silber', ,Laut' oder , Siegel' ausdrückt. Yi lautet ngüp, ngik, ngop, ngir, rjök, je nachdem das Zeichen für , Stadt', ,zunehmen', jgrüssen', , müssig', ,noch' zu Grunde liegt. Das Verzeichniss konnte übrigens, der unzureichenden Hilfsmittel wegen, nicht vollständig sein, und manche coreani- sche Laute für chinesische Laute fehlen. Bei der Umschreibung wurden die einzelnen coreanischen Buchstaben unverändert wiedergegeben und z. B. nicht an, i, kwi, se, sondern ngan, ngi, küi, söi, geschrieben, weil ng, ein in mancher Beziehung mit dem arabischen t>\ oder c zu vergleichender Buchstabe, vor einem Vocal im Anfange des Wortes immer gesetzt wird und öi, jöi, üi wie e, je, wi ausgesprochen werden können. Für r wurde durchgängig r, niemals 1 gesetzt. Es ist eben nicht wahrscheinlich, dass die Coreaner, welche alle Unter- schiede der Consonanten und die Aspirationen in ihrem Alpha- bete ausdrücken, den Unterschied jener beiden Consonanten unbeachtet gelassen hätten, Avenn es einen solchen gäbe. Yerzeichniss der clunesisch-coreaiiischeii Laute. Fä ^ par. ^ phip. Fan ^ pan. ffa/lf pam. Hj jjöm. Fang -^ pang. j^ pang. Fei-fi ^ pi. ^ in. Fen ^ pun. ^^ pun. Feu '^^ p\i ^m p^i- Fö-fe -jj^ pok. Ig pok. ^ pur. 1^ pur. Fu ^ pu. ^ pu. ^ pu. ^^^^S ^ pf^'^9- ^ P^'ng. ^ plinng. g plmng. Hai J^ häi. ^ liäi. Han ^^ han. )ff^ han. ^^ kenn. ^ ham. Hang. Kam nicht vor. Hao ^? ho. Darlegungen aus der Geschi:!hte und Geographie Corea's. 131 He S hük. Hen '1^ liän. |5^ han Heng '^ ^Jöng. Heu ^ hu. ^ A IM. H H H H H H H H H H H H H H H H ^ hiti. hui. a ä ai ha. ~T\ ha en Mf hon. ^ ang- [hJ hjanci ao ^f'. hjo. e W^ /ii«p. eu ^ Äjo. n j^ Aww. ng- J^ Äjow^r ö ^^ hak. ü ^ Äö. ue jgj^ hjör. hju. hjöi (hei). hjang. 30 hjang. hjön. ^ hörn. hjo. uen ^ hjön. ^^ hjön. Uiung ^ hjöng. ^^ /«<»^. j><| hjung. Ho 4^ Äoa. ^^ /ia. Hü ffil AoÄ;. ^ij har. -^ hap. hjung. Hoa ^^ hoa. I^ /joa. Hoai *JM hoi. Hoan ^ hoan. ~h ho Ho ang; jg* hoang. HoG >g, Äor. Hoei 1^ hoi. |^ Ao«. Hoen •© Äon. Hu J^ Äo. .^ ho. Hung ^j; Aon^. Huo ^ Äa. r/n. :^ Aoan. [^ ngoan. ^lU« hjöi. hui. ho. ^m. ho. 9* 132 Pf izmaier. .»m Huö g hoak. J a n g ^g ngjang. Jao ^fe '^^yo. ngjöm. njöm. kan. j^ kam. ^ kam. J^ kam. Jen ^ Jeng. Jeu ^ ngju. Ji 0 /i^w-. ^ ngip. Jin ^ Ji^tw. Jü *yf ngjö. % ngju. Juen M^ ngj'ön. Jui. Jung. Jün *^ ngjnn. Kai, khai ^ M/. Kan, khan ^ kau. Kang, khang. Kao ^^ ko. ^^ ko. Ke, khe ^C M/ä:. '^ /lör. yjj^ 7}güp. Ken i»^ /c««?!. Keng, kheng Öj^ ^''^^9- J^ käing. m Keu, klieu jH ä;w.^ ^^ Ä». ^ Ä;?f. Ki, khi ^ ^Z. g /cai. J| %ot fÄ;«;. Ki 'g kör. ^ kik. Kia ^^ ka. Kiai "^ /trtt. ^ kai. ß^ ^/ö«. ^^ ^/ö?. Kien, khien ^ /t;ö«. ^ kÖ7n. ^ Zt^ow. ^jj /.:öm. Kiang, khiang J^J^ /v««^. |^ kang. ^^ kang. Kiao ^ kjo. ^^ Zy'o. :j^ ^;y'o. Kie, khie ^ /b/öV. ^^ kjük. Kieu, khieu J^ Ä;?«. ^ A-?t. j^ /i;u, ^ k käing. k(i)i. cu. Darlegaugen aus der Geschichte und Geographie C'orea's. kin. kum. Wi koa. W^ kn. Kin, khin King, k hing ^ kjömj. Kiö, khiö -^ kok. K i II ;|i^ kjur. Kiue, khiue ^^ l'j"^'- im Kiuen, Khiuen -^ kjö)i. Kiü, kliiü ^ k('i. -^ Ä;ö. [^ Kiün, kliiiin ^ A;?(». Ko, kho JS. -.,/u,. p, Kö ^ kok. i^ A;a/v. Ku, khu -^ ko. JfS Ä;o. Kii *B* ^or, ^^^^ JH ^■^'^^- 4^ Ji^fOrt. Kuai ^j'^ Ä;oi. jj^ Aoi. Kuan g koan. "^ koan. Kuang -^ koang. Kue ^ A;?fÄ;. Kuei -^ kui. ^ ä;?«'. -^ Ä;y'*^ Kuen, khuen }^ kon. ^ koa. K u e n g. Kinng^ khiung 3 küng. Kling, khiing ;Xn kony. Kiio jj^ ^•oa. La ^ mp. Ig >-ap. Lai ^ >Ya*. 1» koai. ran. riTi. ram. ran. Lan i;^!^ ■■■' Lang Jg r«?/(/. Jg rang. Lao ^ '-0. :^ ^^0. Le. Leng J^ räing. Leu yg: r?<. Li J^ ri. Li ji: ''i/> Liang J^ rjang w ''J''- m kn'ön kuör. kuön. köi. rjök. ^ yjur. rjang. 134 Pf iz m aier. Liao y rjo. j^ rjo. ^ rjo. Lie ^ij rjör. Lien 3^ rjön. j^ rj'öm Lieu Lin Ling *^n Liö. Liü ^ Liuen Lo i| Lö Lu % Luan Lui (Mi ''J rru. @ ';/"• )-JU. w rim. rjöng. rjong. rjo. rok. ah. ran roi Lung fj * roi. rjo. ra. rok. Jg ro. }L ran. J^P rjong. Lün ^ rjMW. Ma ^ ma. ^ mat Man >^ man. Mang ^l^t wi«w^- Mao ^ wo. 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Pien ^^ p^öw. Phien ^ phjön. Pie glj pjör. Pieu. Pin, phin ^ pin. ^ pm. Ping, phing ^J< p%. Po, pho ^ pha. Pö, phö |> J9o^^ ;jtj» paÄ; Pu ^ po. Phu y^ 2^Äo. Pü ^ pur. Pung. Sä. Sai m. si. "^ säm. San ^£ sam. Sang- ^ san^. Sao. S e 'm saiyt. Sen ^ srt/». Seng ^ säing. Seil )J|ä 6«. ^ 6M.. pak. ^ pak. tii.\ ^ sam. Darlegungen aus der Geschichte und (it-ographie Coroa's. 137 Oih sjo. Si ^0 söL J^ sjö. Si ^ sjök. ^^ f. Ij)- 6>. Sehe ^ sjoV. ^ s;or. Sehen ^ sjfow, ^^ sy'ön. Scheu ^- 6;/«. ^ 6/?(. Schi ji^ sL H| 6i. II 6/.. jtit 5/ö^■. 138 P f i z ra a i e r. Schi ^ sjök. -^ sir. Seh in j|j^ sin. ^ sin. S c h i n g ^ süng. Schö Schü sir. ^ sip. SJÖ. sang. «>• ^ sßi- sjun. , . .^ ^ß'^g- wC ^ß'^9- sjok. ^ sok. ^^ sjuk. sjö. ^& sjö. "''* Schuai ^ soi. Schuang- Schue. Schui ^ sju. pj Schün jlj^ .sjun. T a -^ toi. Tä 3g tor. ^ tap. Tha -fjj, iÄa. ^ tha. Tai f^ täi. ^^ ^fa. Thai ^ ^Aai. Tan ^ tarn. Than ^ fÄaw. ;^ tham. Tang ^y ton^. Thang ^ thang. Tao, thao :j^^ /o. ^ ^0. Te "" ' Teng sjuk. to. tüng. ^ tüng. i| Teu J!^ tu. ^ ^» Theu 1^ thu. Ti ^ ^.• Tti fl . Tiao f^ />. ^ f>. Tie ^ /;o/>. Thie ^ %o>. Tien gg tjön. Thien ^ %o??. '^ thjö' Tieu. tüng. tßi- ^' ?/ö«. ;|^ tjoi. j^ (;o;. ow. Darlegungen aus der Geschichte und Geoirraphie (Joiea's 189 To ^ ^ Tö 1 ^^ ^oA;. tha. tJiar. fa. Tho %t tha. ^ Thö flg; fhar. ^ Tu ^ ^». gl tu. Thu J^ f/io. fij^ ^/io. ^ <Äo. Tu an ^g faw. Tui ^ ^«i. Thui jg «Äoi. Tung ^ tong. ^ fo?2gr. ^ ^OJi^r, T h u n g- *ffl fhong. Tun ^^ to». Thün :^ ^Ärtre. Tscha ^ to. Tsch'ha ^g ^Asa. Tsch'hä ^3 thsar. Tschai. Tsch'hai 0^ thsja. Tschan ^ san. ^ Tschang- -M tsjang Tsch'hang f© thsjang. T s c h a 0 $B tsjo. Tsch'hao ^ thsjo. ;f^ fhsjo Tsche ^ yfca. Tsche ^ ^s^j? Tsch'he »g <%« T sehen ||^ tsjön. Tsch'hen ^ thsjöm. Tscheu -^ ^s/u. Tsch'hen ^ thsju. Tschi ^ fet. Tschi ]^ ^s^X•. ^ ^s/öÄ; Tsch'hi 1^ thsi. M ^/« tsan. tsjang. ^^ tsjang. tsjön. sjon. 140 Pfizmaier. tJc thsjitr. )||5[ thsjuk. S tsjön. Tsch'hi ^ tksjök. Tschin ^ siu. ^ fsin. Tsch'hin 1^ fhsim. ^ thsim. T s c h i n g ^ fhsiny. Tschö ^ (/ÖÄ;. Tsch'hö yg ^Är/v;:. g M.-^/o/i;. Tschü :^ ^s7■/^ ;g /.'^/^^ ^ ^s/ö. :j?^i tsjö. Tschu ^M* /sy/^Ä:. T seh 'hü ^ ^Äsjö. T seh 'hü Uj %wv Tschuä. Tsehuen ^ sjön. Tsch'hiien j(| thsph). ^ ^/^.s-yVm. Tschuang 3g ^««u^. ^^ .s««^. ^ sang. Tsch'huang ^ thsamj. -jgjj ihsjang. Tsehue. Tschui, tseh'hui ^ tksju. ^ thsju. p^ «%m. Tsehung FJ:| tsjung. ^ tsjung. Tsch'hung ^ thsjung. Tsehün, Tsch'hün ^ Tsä H fmp. ^ T h s ä :||| mp. Tsai ^ tsäi. J£ Thsai ^^ fÄ.sa^. ^3 tsam tsjöi. thsjun. sap. tsäi. tsäi. Tsan j Thsan r s a n g Thsang Tsao J Thsao Tse -y- ^.s«. Thse ^ tm. Tseng, thseu tsam. w thsan. tsjang. thsang. ti^o. -^ tso. thso. tso. tsjöik (tsek). tsüng. '1^ tsüng. "^ tsäing. ^M tsäiiiy. Darlegungen ans der Gescliiehte und Geographie Corea's. 141 Tseu ^t tsfi. Tsi, thsi ^ thsjn. fsok. tsik. fsip. ^ thsjön. ^^ tsjang. thsjo. tsjöp. -^ thsjön. Tsi Thsi ^ thsir. HiJ thsr,k. ^ thsdik. Tsie HP tsuk. Tsien "Hm tsjön. T h s i e n ^ thsjön . T s i a n g J^ tsja ng. Tsiao, Thsiao ^ Tsie |f[ tsjör. Thsie ^ Tsieu yM ^*^"- Thsi eil ^ ^ÄsjM. Tsin ^^ tei/i. ;j^ Thsin ^^ thsin. Tsing ^ fsjön^. Thsin g ^ thsjöng. '^ thsjöng. 01 T s i ö ^^ tsjak. Tsiuen ^^ ^s/ön. Thsiuen ^stw. f/^< .?/ö/i_?iö'- Yao ^ '^ä/^- ^I Ye ^^ ^SÜ<^P- ngjang. 'fth ngang. Yen ^ »(7ö ngfom. ngjön. ^ ngjöm. ^ ngan. Yen ^ ngu. J^ ngu. /^ ngju. ^ ngju. Yin ^ 7i^?m. -^ ngam. 1^ ngom. ^H »i^^rm Ying- w ngäing. ^S nging. Yö 1^ ??Y;rya7i;. J^ »«.^ioÄ;. Yü ^^ )?(/oÄ. Yue ^ vgnör. Q ngoar. 4^ ^^'jß>'>'- Yuen y|^ ngvön. j^ nguön. V^ ngjön. Ynng ^ »'ä/oh^. ^ '^a/'ö^^'- 3< "^Z'^"^- Yü pg /i^r». ^ „^,,. [ Yün ^ »^»>/. LI ^ u^f'?. ^ »(^i. ^ ngl. ngjöm. Miklosich. Über den Ursprung «iniger Casus der prunom. Declination. 143 Ü))er den Ursprung einiger Casus der prononiiualen Declination. ' Von Franz Miklosich, wirtlichem Mitglieds der kais. Akademie der Wissenschaften. I. Eintheilung der Casus der pronominaleu Declination nach ihrer Bil- dung. II. Gegenstand der vorliegenden Abhandlung: Sing. gen. f. toje. Sing, dat. loc. f. toi, toj. Dual. gen. loc. toju. III. Bisherige Erklärungen der genann- ten Formen. IV. Meine Ansicht. V. Auf dem unerweiterteu Thema beruhende Formen des Sing. gen. dat. und local f. und des Dual. gen. loc. VI. Andere auf dem erweiterten Thema beruhende Formen. VIT. Erweiterung des bereits erweiterten Thema. VIII. Auf erweitertem Thema beruhender Casus der nominalen Declination : ryb oj a, ko s tij a. Andere Erklärungen dieser Formen. Widerlegung dieser Erklärungen. IX. Entstehung der erweiterten Formen. X. Dual. gen. loc. I. Bei einer Untersuchung- der pronominalen Declination sind zunächst jene Casus auszuscheiden, deren Bildung von der Bildung- der gleichen Casus der auf ursprüng-liches a aus- lautenden Nomina nicht abweicht, deren Erklärung daher mit der Erklärung der entsprechenden nominalen Casus gegeben ist. Diese Casus sind der Noni. und Acc. aller Numeri: Sing. t-B rabT>. to cedo. ta raba. Dual, ta raba. te cede. te rabe. Plur. ti rabi. ta ceda. ty raby n. s. w. Die übrigen Casus zerfallen in zwei Classen: die einen werden durch Suftixe gebildet, die der no- minalen Declination fremd sind: Sing. gen. dat. loc. m. u. und Plur. gen., während die andern dieselben Suftixe bieten, deren sich die nominale Declination bedient, und nur in der Gestaltung ^ Vergl. LVIII. 133. Über die zusammengesetzte Declination; LXII. 78. Über die Genitivendung goj LXXVII. 5. Über das Imperfect. 144 Mi kl 0 sich. des Thema abweichen. Die hieher gehörigen Casus sind gleich- falls in zwei Kategorien zu scheiden: die einen fügen an das auf altes a auslautende Thema ein i an : diess findet statt im Sing, in Str. ; im Dual. dat. instr. ; im Plur. dat. instr. : der Plur. gen. hat nicht nur ein eigenes Suffix, er nimmt auch an der hier erwähnten Eigenthümlichkeit Theil. Der Plur. loc. nimmt im Masc. und Neutr. auch in der nominalen Declination i an, hat jedoch in der pronominalen Declination das Besondere, dass eine und dieselbe Form allen Genera dient: telri. rabehb. teht cedehi,. teht rabaht. IL Die noch erübrigenden Casus gehen ihre eigenen Wege und sind der Gegenstand dieser Abhandlung. Es sind diess der Sing. gen. fem. toje, jeje; der Sing. dat. loc. f. toi, toj, jei, jej; und der Dual. gen. loc. toju, jeju. III. a) Bopp hat sich über die Entstehung des Sing. gen. fem. der pronominal declinirenden Wörter im slavischen nir- gends ausgesprochen, Schleicher, Compendium Seite 629, bemerkt nur, dass in toje der Stamm durch j vermehrt werde, die Endung ebenso dunkel sei wie beim Nomen : Schleicher scheint das auslau- tende e von toje als identisch mit dem von staje anzusehen, was auch ich für richtig halte. In dem j erblickt Schleicher eine Vermehrung des Stammes, obgleich toje aus einem Thema toj nicht erklärt werden kann und nothwendig toja voraussetzt. Nach Herrn Daniele, Istorija Seite 160 zu vergleichen mit Seite 16, wird bei der Bildung des Sing. gen. f. inoje an das Thema ino j aus sj und dieses aus smi gefügt; an inoj tritt sodann as an, das zwischen a und s ein n annimmt, daher iuosmjans, inoj ans, inoje. Auf diese Weise erhält man freilich das gewünschte inoje, allein, abgesehen von dem Thema ino für das Fem., wird man wohl die angesetzten Zwischenformen kaum irgendwie wahrscheinlich machen können. Herr Benfey stellt in der Abhandlung über die indo- germanischen Endungen des Sing. gen. lans, las, ia, Seite 26 des Separatabdruckes, toje mit lit. rankös zusammen, indem er sowohl oje als ös mit der Endung des Sing. gen. der aind. Nomina f. auf ä, äjäs, vergleicht and in dem j des asl. toje eine besondere Stütze seiner Ansicht erblickt. Ich kann mich dieser Ansicht aus lautlichen Gründen nicht anschliessen, indem über den Ursprung einiger Casus der pronominalen Declination. 145 aus aind. äjäs nothwendig asl. aja werden, daher die Form taja lauten müsste. Unter diesen Umständen ist es unauswcichlicli eine andere Erklärung des Auslautes e zu versuchen, bei der ich allerdings von dem aind. Gen. absehe^ indem ich der An- sicht bin, dass namentlich der slav. Sing, gen, formell mehrere aind. Casus in sich vereinigt; denn während kamene von dem Gen. auf as nicht getrennt werden darf, hat man bis jetzt weder vltka noch i'f^ky (aus einem älteren rf^kf^) auf eine aind. Genitivform zurückzuführen vermocht. Mir scheint, dass die dui'ch die Function zusammengehaltenen slavischen Genitiv- formen auf den aind. Gen., Abi. und Loc. zurückzuführen sind. Die Verwandtschaft des Gen. und des Abi. hinsichtlich ihrer Function zeigt die Syntax. Vergl. Gramm. IV. Seite 447, und was den Local anlangt, so schreibt Schleicher, Compendium Seite 557^ diesem einen Einfluss auf den lat. Gen. zu. Wer der Ansicht, dass der slavische Sing. gen. mehrere aind. Casus, namentlich den Gen., Abi. und Loc. vereinigt, beipflichtetj wird bei der Vergleichung des Slav. mit dem Aind. zu keiner den Lautgesetzen widerstreitenden Aufstellung gedrängt. Um den Sing. gen. f. der Themen auf ä zu erklären, d, i. um die ent- sprechende aind. Form zu finden, ist es nach meiner Ansicht nothwendig, auf den Sing. loc. der aind. ä-Themen zurückzu- gehen. Dieser Casus lautet von asvä asvä-j-äm, welches auf ein ursprüngliches asvä-äm zurückzuführen ist, woraus asvä-j- äni dadurch entstanden ist, dass das Casussuffix am an asvä mit- telst des den Hiatus aufhebenden j gefügt wurde: asvä-j-äm statt asväm. Ebenso scheint der Sing. gen. asvä-j-äs und der Sing. dat. asvä-j-äi erklärt werden zu sollen. So möchte ich auch den lit. Sing. loc. asvö-je und anderes deuten. Jenem asväm nun entsprechen die ursprünglichen slav. Sing. gen. ryb?^ und staja d. i. rybäm und stajäm, woraus die Formen ryby und staje ebenso hervorgegangen sind wie die Part, praes. act. greby und pije aus grebq, und pij% Sing- gen. m. n. greb{|sta und pijf|sta. Daraus ergibt sich die Erklä- rung von toje aus toja d. i. tojäm aus dem Thema toja von selbst. Das nsl., kroat., serb. hat für toj§ die Form te, das asl. te aus tf^ d. i. täm, nach den asl. Lautgesetzen ty, lauten müsste. Auch der ältere Sing. loc. kamene scheint aus ka- men em dadurch hervorgegangen, dass auslautendes m nach Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXJLVIII. Bd. I. Hft. 10. 146 Miklosich. a abfiel. Wenn diese Ansicht richtig- ist, dann ist im Loc die ursprüng-liche Form asväm aus asvä-m hervorgegangen, und ist in asvä-j-äm an asvä das als Suffix angesehene am gefügt worden, wie lit. asvo-j-e neben asl. britve besteht. b) Der Sing. dat. loc. fem. toi, toj ist nach Schleicher, Compendium Seite 630, als Kürzung der Grrundform tasmjäm zu betrachten. Herr Daniele, Istorija Seite 165, lässt an das Thema to j aus smi^ und an das so gewonnene toj ai antreten, welches, zu i zusammengezogen, abfalle. Da ich die Form toi, toj weder von toje noch von dem nsl. te, ti trennen kann, so vermag ich keine von beiden Deutungen als richtig anzuerkennen. Da der nominale Sing. dat. von toja die Form toji ergibt, so wird asl. toi ursprünglich zweisylbig gewesen sein. Was von toi, gilt analog von dobrei, das demnach ursprünglich dreisylbig ge- wesen sein mag. c) Der Dual. gen. loc, toju hat sein Vorbild im aind. tajös, jajös rieben jös. Die nominale Declination der Sub- stantiva auf a kennt im aind. keine Doppelform: der Dual. gen. loc. lautet nur asvajös m. f., asl. nur rabu^ rybu, nie raboju^ ryboju. Dagegen findet man in der pronominalen Declination Doppelformen: moju. sup. 386. 28 für mojeju. dvu. krmc. 251 für dvoju. Der Dual. gen. ist jedoch, wie am Schlüsse gezeigt wird, nicht auf dieselbe Weise entstanden wie jeje u. s. w. Wenn Andere von einem reduplicirenden Thema: knien zdvojujici sprechen, so zeigt schon jeje die Unrichtigkeit dieser Ansicht, denn das verdoppelte j'BJt würde im Sing. gen. f. nicht jeje, sondern, da anlautendes ji. in i, ji übergeht, ij§, jijc lauten. Noch klarer wird die Unzulässigkeit dieser Deutung, wenn sie auf tt angewandt wird, das dann im Sing. gen. f. etwa toty lauten würde. Man könnte, den Zusammenhang zwischen jeje und je zugebend, meinen, aus j sei jeje hervorgegangen durch Vor- setzung eines verstärkenden je und sich dabei etwa auf serb. eto und ähnliches berufen : allein die Erklärung, bei dem Thema ja nicht unmöglich, erweist sich als unzulässig, sobald man sie auf andere Themen anwendet. Wenn man bei diesen Forinen mit der Annahme eines durch j vermehrten Thema auszureichen glaubt, so hat mau nicht über den Ursprung einiger Casus der pronominalen Declination. 147 bedacht, dass ein Thema taj zur Erklärung des Sing. dat. toj nicht g-eeignet ist, dass diesei- viehiiehr das Thema toja voraus- setzt. Auch ein Thema toj ist dazu nicht geeignet, da e nicht das Casussuffix ist, sondern aus der Verbindung des a mit dem Casussuffix hervorgeht. IV. Nach meiner Ansicht sind die Formen toje^ toi, toj wie von einem Thema toja abzuleiten und zwar auf dieselbe Weise, wie der Sing. gen. staje und der Sing. dat. loc. stai von staja. Was von toje und toj, gilt selbstverständlich von jej§ und jej. Und von diesen Formen will ich ausgehen, um meine Ansicht zu begründen. V. Vor Allem ist zu beachten, dass auch die auf dem Thema ja beruhenden Formen je und i vorkommen, und zwar 1. in der zusammengesetzten Declination aller slavischen Spra- chen: Sing. gen. f. asl. dobryjo d. i. dobry je, Sing. dat. loc. f. dobrei d. i. dobre i. Hinsichtlich der lebenden slavischen Spra- chen kann vergl. Gramm. III. nachgesehen werden. Die Ansicht, der Anlaut je von jeje und jej werde bei der zusammenge- setzten Declination abgeworfen, welche ich in der vergl. Gramm. in. Seite 81 ausspreche, ist schon in der Abhandlung über die zu- sammengesetzte Declination, LVIII. Seite 152, berichtigt worden. Die angeführten Formen kommen vor 2. in mehreren der leben- den slavischen Sprachen auch ausserhalb der zusammengeseteten Declination meist neben den auf jeja beruhenden Formen: Nsl, Sing. gen. f. je, t e, asl. jeje, toje; der Sing. dat. loc. f. von ja lautet im Osten j oj, njoj, im Westen ji neben jej, njej, nj'i>; von ta im Osten toj, im Westen te neben tej, te, ti.: tej ist eine Erweiterung des te, wie im Sing. dat. und loc. gospej und gospe gesagt wird. Ebenso ist njej zu beurtheilen, das dem- nach mit dem asl. jej nicht identisch ist^ sondern auf ji zurück- geht. Hinsichtlich des Sing. dat. loc. f. weicht demnach der Westen des neuslovenischen Sprachgebietes vom Osten ab: dieser bildet die genannten Casus vom erweiterten Thema toja, jeja, jener von dem unerweiterten ta, ja. Bulg, Die Überreste der pronominalen Declination, so weit sie hier anzuführen sind, beschränken sich auf den Sing. dat. f. nej, enklitisch i: letz- teres ist vielleicht asl. i (ji) vom Thema ja. Kroat. findet sich der Sing. gen. f, njeje. pist. vrhu njeje. lue. 12. 13. 14. und nje. lue. 12; dat. joj. Serb. je, uje neben dem wahrscheinlich 10* 148 ' Mitlosich. aus dem asl. entlehnten jeje, eine Ansicht, gegen welche jedoch das kroat. jeje angeführt werden kann; te neben toje, das wie jeje zu beurtheilen ist; joj, njoj neben jej; toj. Klruss. jeji neben ji, toji; joj, toj für asl. jeje, toje; jej, toj. Das neben ju asl. jq, eam vorkommende ji ist eigentlich der Sing, gen., wie serb. je für ju, russ. ee, dem asl. jeje, je entsprechend. Russ. je ja neben ee^ ei, toja; jej, toj neben dem räthselhaften toe: na toe zemli. bus. I. Seite 211. Cech. jeje neben dem er- weiterten jej ej, jej, je, tej und te; jej, tej und te. Pol. jej, tej wie puszczej statt puszcze asl. puste; jej, tej. Oserb. nserb. jeje, teje; jej, tej. Selbst im Asl. finden wir 3. die bezeichneten Casus vom unerweiterten Thema abgeleitet: je. matth. 14, 4. - zogr. je: je. prol. i d. i. ji: slava i estt gloria ei est. slepc. für jeje, jej. Wenn im Nie. jej für asl. jej § steht, so ist j angehängt, wie häufig, namentlich im serb. Auch von andern pronominal declinirenden Wörtern finden sich von dem unerweiterten Thema abgeleitete Casus: koje: koje. ephr. pat. für koje je. svoje. assem. svoje. pat. svoa. bon.für svojeje. moje. sup. 93. 26. für mojeje. tvoje. assem. für tvojeje. vase: vase. hom.-mih.für vaseje. koi, koj. sup. 395. 7; 395. 8; 395. 9; 395. 10. und im jüngeren Theile des zogr. für kojej. svoj. assem. sup. 44. 17; 148. 1. für svojej. tvoj. cloz. II. 107 für tvojej. si in si nosti hac nocte neben st nosti und sej nosti. Vergl. Äramm. IV. Seite 649: si ist der Loc. von sja, sej hingegen der von seja. Es ist möglich, dass dergleichen kürzere Formen viel häufiger vorkommen, als hier dargelegt ist, da man auf dergleichen Erscheinungen wenig geachtet hat. VI. Die bisher behandelten Casus sind jedoch nicht die einzigen, in denen das erweiterte Thema und zwar im Asl. regelmässig eintritt; auch andere Casus können von demselben Thema gebildet werden. W^ir wollen sie einzeln betrachten. Sing, instr. f. Dieser Casus wäre den oben behandelten bei- gezählt worden, wenn er nicht auch beim Nomen regelmässig aus dem erweiterten Thema gebildet würde. So haben wir hier asl. ryboj rj, neben dem seltenen i'yb^ und kojej^ neben dem gleich seltenen k o j ^. sup. 410. 10. k o j u. ant.-hom. Hier scheint die pronominale Bildungsweise in das Grebiet des Nomens ein- gedrungen zu sein. Sing. acc. f. Hier ist das erweiterte Thema selten: jejq,: j ej u. pat.-saf. georg.-saf. für j a^. bulg. neji. über den Ursprung einiger Casns der pronominalen Declination. 149 neben dem enklitischen j'i>. kli-uss. j e j u. ves. 47. rnss. cju. bus. 1. 211. Auf j e j {j, das pol. jejo lauten würde, ist pol. j fj eben so wie auf m oj e ni q, zurückzuführen : ein dem asl. j {j entsprechendes pol. j e existirt nicht. Malecki 96. 97, Der Sing, acc. f. sujeju. niladen. 63. a. beruht auf suj £j.j £j, indem bulg. das erste j f^ in je überging. Plur. acc. ni. f. svojeje: po- stlett antgely syojeje. niarc. 13. 27. - zogr. f>ing. acc. m. Hieher gehört das cech. j e j euni^ za nej, einem ursprünglichen j ej t, jej tm entsprechend. Dieses jej hat mich viele Jahre ge- quält. Plur. gen. Das cech. besitzt jej ich neben jich: das erstere wird, als nachdrucksvoller, possessivisch angewandt. Das pol. dialekt. j e i c h ( j e j i c h) unterscheidet sich von jich durch grösseren Nachdruck: es ist possessiv wie das cech.: wszystkie jeich chory. Linde 2. 196. b. Plur. dat. Das pol. dialekt. jeim (jej im), Malecki Seite 96, ist gleichfalls nachdrucksvoller. VIT. In der Erweiterung des Thema ist man noch einen Schritt weiter gegangen, indem man neben j ej a, toja die The- men jejeja, tojeja eintreten Hess, daher pol. dialekt. jejej, jeji für asl. jej, nachdrucksvoller als j ej. Malecki Seite 96. klruss. tojeji asl. tojc, tojeju: töjeju dorochoju liac via Kulis cech. toji in mezitoji interea setzt eine Form tojeju voraus, wobei die Länge des Auslautes als richtig angenommen wird. Wenn Malecki, Seite 96, jejego, jejemu als ursprüngliche Formen annimmt, so hat er zwar nichts LTnmögliches, allein, da wir dieser hypothetischen Formen zur Erklärung irgend welcher wirklich vorkommenden Spracherscheinung nicht bedürfen, etwas Überflüssiges vorausgesetzt. Die hier behandelten Casus der pronominalen Declination unterscheiden sich dem Gesagten zufolge in so ferne nicht von denselben Casus der nominalen Declination, als beide Reihen von Formen durch dieselben Suffixe gebildet werden : der Unterschied besteht nur darin, dass bei dem Pronomen an die Stelle des sonst verwendeten Thema ein anderes tritt, das wir in Ermangelung eines die Sache bezeichnenden Ausdruckes das erweiterte nennen : j ej a an die Stelle von j a, daher j ej § neben je u. s. w. Diese Erklärung steht mit Erscheinungen der nächstverwandten Sprachen im besten Einklänge. Das Lit. bildet den Sing. gen. dat. instr. fem. durch die Suffixe, mit denen dieselben Casus der nominalen Declination gebildet werden: 150 Mik lositli. Gen. tos lepos. Dat. tai lepai. Instr. ta lepa; das Lett. bietet tas lepas, tai lepai: der Instr. fehlt. Auch das Aind. weicht hinsichtlich der eigentlichen Casussufhxe in den angegebenen Formen nicht ab. VIII. Analog dem toja aus toja für ta glaube ich auch den Sing, instr. ryboja aus ryboja für ryba erklären zu sollen, indem ich annehme, dass die pronominale Declination auf die nominale eingewirkt habe, so wie der lett. Sing. dat. grekam peccato dem Pronomen tam analog gebildet ist, während das Lit. grekui bietet. In ähnlicher Weise ist der Sing, instr. kostbja, kostija von kostb, nämlich aus kosttja, kostija entstanden. Neben ryboja finden wir ryba, so wie in der pronominalen Declination im Sing. gen. fem. neben svojeje die Form svoje, im Sing, instr. fem. neben asl. toja nsl. to d. i. ta besteht. In ryboja erscheint an ryboja, in ryba hingegen an ryba das seines Auslautes verlustig gewordene mb gefügt. Für asl. kostija bietet das serb. kostju und kosti, von welchem letzteren es mir wahr- scheinlich ist, dass es aus kostim durch Abfall des schliessen- den m für ihl entstanden ist. Für diese Deutung scheint das neben kosti vorkommende kostim, Daniele, Istorija Seite 42, zu sprechen, in welchem sich mt erhalten hat, etwa so wie neben donesu aus donesom das vollere donesem, donesemh besteht. Anders lautet die Erklärung Schleichers, Compendium Seite 577. 581: _,Das Femininum kostija weist auf ein älteres kostijämi hin, wie veza auf vaghämi, das heisst auf einen Instrumental auf ä, kostija, dem dann noch das andere Instru- mentalsuffix bhi, slav. mi, antrat: rakoja, d. i. ranka-j-ä-mi, ein Instr. auf ä mittelst j gebildet, wie im aind. *ranka-j-ä, und an diesen wurde später nochmals bhi, mi angesetzt, als man die instrumentale Function des ä vergessen hatte'. Diese Darstellung halte ich mit Hinsicht auf die ganz so wie ryboja gebildeten Formen der pronominalen Declination für unrichtig. Auch ich führe ryboja auf ryboja, kostija auf kostija zu- rück, kann jedoch in ryboja und kostija keine Instrumeutal- formen erkennen. Wenn ich diess thäte, müsste ich auch das dem toja zu Grunde liegende toja als Instrumental gelten lassen, woran mich die andern analog gebildeten Casus der pronomi- nalen Declination toje u. s. w. hindern. über deu Ursprung einiger Casus der pronominalen Declination. 1;)1 . Herr Danicic, welcher, Istorija Seite 37 Schleichern hin- sichtlich der beiden Suffixe ä und mi beistimmt, hält, Seite 38, auch eine andere Auffassung des Verhältnisses von ryboja zu ryba für statthaft, indem aus ryboa durch Assimilation rybaa und aus diesem durch Zusammenziehung ryba habe entstehen können. Allein die Assimilation eines oa zu aa kömmt sonst nicht vor und kann daher auch für diesen Fall nur mit dem äussersten Misstrauen aufgenommen werden, abgesehen davon, dass eine in den lebenden slavischen Sprachen unbekannte Form rybaa in dem gesammten asl. Schriftenthume nur an zwei Stellen des Cod. sup. nachgewiesen werden kann: r^k^a 394. 22. n^zd^^ 309. 14. Vergl. Gramm. III. Seite 42, denn auf Formen wie dan^^q, darf man sich nicht berufen, da dieses offenbar zusam- mengesetzt ist und demnach aus dem instr. dana und dem Pronomen ja besteht. Vergl. Gramm. III. Seite 79. Dass, wie Herr Danicic, Istorija Seite 41, meint, der instr. kosti aus kostiä durch Zusammen ziehung des ia in langes i, das indessen in dem für ähnliches sehr empfindlichen serbischen kurz ist, entstanden sei, ist in geringem Grade wahrscheinlich. Ein In- strumentalsuftix ä ist im Slavischen unnachweisbar. IX. Wenn die Frage nach dem Ursprünge der Themen wie jeja, toja u. s. w. aufgeworfen wird, so ist zu bemerken, dass eine solche Frage nicht gestellt werden kann, da ja dieser Ursprung offen am Tage liegt-, denn wir haben zur Erklärung von jeje, toje u. s. w. die genannten Themen vorausgesetzt. Es kann nur nach dem Ursprünge der wirklichen Formen j ej e, toje u. s.w. gefragt werden. Die Antwort aijf diese Frage lautet, dass die Formen jeje, toje für je, ty (te) durch die Analogie von jego, togo in der Art hervorgerufen worden sind, dass j§ ebenso als Suffix des Sing. gen. fem. angesehen wurde, wie go das Suffix des Sing. gen. masc. ist: jego gab Veranlassung zur Entstehung von jeje. Der Analogie, deren Wirkung der Psycho- loge zu untersuchen hat, verdankt die Form j ej e ihren Ursprung, neben welcher je vorkömmt, dessen höheres Alter wohl aus seiner Verwendung in der zusammengesetzten Declination her- vorgeht. Nachdrucksvollere Bedeutung liegt ursprünglich nicht ein- mal im pol. jejich; eine solche verbindet sich jedoch leicht mit der längereu von zwei sonst ununterschiedenen Formen. lö^ Mikloüich. Über den Ursprung einiger Casus der pronom. Declination, Wenn, wie Herr Benfey, Über die indogermanischen Endungen des Gen. sing, ians, iäs, iä, Seite 25 des Sepai-at- abdruckes, dafür hält, togo aus älterem tosogo hervorgegangen ist, so kann man geneigt sein anzunehmen, tojc sei erst dann in Gebrauch gekommen, als sich togo aus tosogo entwickelt hatte: neben tosogo wäre toje schwerlich aufgekommen. X. Anders als mit den hier untersuchten Casus der pro- nominalen Declination verhält es sich mit dem Dual. gen. loc. aller Genera, in welchem asl. jeju neben ju dem aind. jajös neben ved. jös gegenüber steht: es verhält sich mit jajös neben jös anders als mit jeje neben je, weil im aind. jene Analogie nicht wirksam ist, der jeje seine Entstehung verdankt. Daraus aber schliessen, die in dem Aufsatze gegebene Erklä- rung sei unrichtig, wäre voreilig, da asl. jeje seinen Ursprung einer anderen Ursache verdanken kann als jeju, das vom aind. jajös nicht getrennt werden kann und von dem ich glaube_, dass es von einem durch j vermehrten Thema durch das Suffix des Dual. gen. loc. ös abgeleitet ist, welches ös sich durch Formen wie marutös in seiner Totalität als Suffix des Dual. gen. loc. erweist, nicht etwa das auslautende a des Thema in sich ent- hält. Man beachte, dass unter den ähnlich gebildeten Casus der slavischen Sprachen der Dual. gen. loc. der einzige ist, der auf eine aind. Form zurückgeführt Averden kann. XXTI. SITZUNG VOM 14. OCTOBER 1874, Der Secretär der historischen (Jünimission der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften, Herr Geh. Rath von Gi es ehr echt übersendet den Bericht über die 15. Plenarver- samrahmg dieser Commissiou. An Druckschriften wurden vorgelegt: Academie des Inscriptions et Belles-Lettres de rinstitut de France: Meinoires. Tome XXIII. I'« partie. Coraplemeut; Tome XXV '-'""^ partie (1866); Tome XXVI, 1^«= & •i'"«' parties. (1867 & 1870); Tome XXVII, 2™« partie (1873). 40. — Memoires presentes par divers savants. II® Serie. Tome V, S-"« partie (1865); I"^« Serie. Tome VII V & 2""^ parties, (1.S69 & 1873), Tome VIII, 1" & 2"'= parties (1869 & 1874). 4». - Notices et e^traits des mauuscrits de la Bibliotheque Nationale et autres bibliotheques. Tome XV (Table alphabetique) 1870; Tome XVIII, 2"'^ partie (1865); Tome XXI, 1"= partie (1868); Tome XXI, I'<= partie (1868); Tome XXII, 1'« & 21«= parties. (1874 & 1868); Tome XXIII, 2<'« partie (1872) 4«. - Comptes rendus des seaiices. IV« Serie. Tome I, (1873); Tome II, Janvier- Fevrier-Mars 1874. 8». 154 Genootschap, Bataviaasch, van Kuiiäteii eu Wetenschappen : Tijdschrift voor indische taal-, land- en volkenkunde. Deel XXI, Aflv. 2. Batavia & 's Hage, 1874; 8'J. — Notulen. Deel XI 1873, Nr. 3 & 4. Batavia, 1874; S'l Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVII (neuer Folge VII.) Nr. 9. Wien, 1874; 80. Leiden, Universität: Aunales academici 1868 — 1869, 1869—1870. Lugduni- Batavorum, 1873 & 1874; 4». Löwen, Universität: Akademische Gelegenheitschriften für d. J. 1873/4. 80. & 120. Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde. Handelingen. 1872 & 1873. (Nebst Beilage). Leiden ; 8°. ,Revue politique et litteraii'e' et ,Revue scientifique de la France et de l'etranger'. IV'= Annee. 2™<= Serie. Nr. lö. Paris, 1874 ; 40. Societe des Antiquaires de Picardie : Memoires (in 4^.). Tome VIII. Amiens, 1871. — Memoires (in 80), III^ Serie. Tome IIL Paris & Amiens, 1873; 8«. Society, The Royal, of London: Philosophical Transactions. For the Year 1873. Vol. 163. Parts 1 & 2. London, 1874; 4". — Proceedings. Vol. XXL, Nrs. 146—147; Vol. XXIL Nrs. 148—150. London, 1873 & 1874; 8". ^ The Anatomy of the Lymphatic System. By E. Klein. London. 1873; 8". — The Royal Society. 30*'' November 1873; 40. Vogt. Lotts Kritik der Herbarfscheu Ethik unrl Herbarts Entgegnimg. 155 Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik und Herbarts Entgegnimg. Herausgegeben von Theodor Vogt. -L'ie 1839 geschriebene Kritik der Herbart'schen Ethik von Lott, welche ich hiermit der Oeffeiitlichkeit übergebe^ ist Herbart vorgelegt und von diesem beantwoi'tet worden. Schon der meisternde, etwas gereizte Ton der eigenhändigen , Entgeg- nung Herbarts' — ausgenommen etwa 6, wo als ebenbürtig der Kritiker in Herbarts Augen erscheint — stellt dem Leser einen Grund vor Augen, warum Lott, der Pietät gegen seinen Lehrer mit Selbstlosigkeit vereinigte, auch nach dem Erschei- nen der Trendelenburg'schen Kritik in den Schriften der Ber- liner Akademie mit der Veröffentlichung seiner, einen andern Charakter und Standpunkt einnehmenden Kritik an sich hielt. Dass diese Zui'ückhaltung nach dem Tode Lotts länger nöthig und der Wissenschaft zuträglich sei, dagegen spricht der In- halt der Kritik beredter als es die Worte des Herausgebers zu thun vermöchten. Die Entgegnung Herbarts, welche sich auf die erste Hälfte der Lott'schen Kritik erstreckt, ist im Manuscripte mit fort- laufenden Nummern versehen ; die in Lotts Kritik angebrach- ten Nummern sind von mir in der Weise hinzugefügt worden, dass sie der Gegenkritik entsprechen. Nur 1 und 2 decken sich nicht. Diess bedarf einer kurzen Rechtfertigung und P>- läuterung. Sowie dem in Nihilismus versinkenden Zweifel zum Trotz die Betrachtung der Gegenstände der äusseren Erfahrung dem 156 Vogt. Denkenden immer wieder die Anerkennung' abzwingen, d a s s etwas sei (den Gedanken der Realität), so kehrt auch nach etwaiger Verkennung des selbstständigen Werths der Dinge die Betrachtung der Gegenstände der inneren Erfahrung, un- seres Denkens und Wollens, gezwungen zu der Anerkennung zurück, dass etwas sein soll (zu dem Gedanken der Idealität). Der Versuch, alle Realität zu leugnen, endigt mit dem uner- träglichen Gedanken, es sei Alles Illusion und der Versuch ein- mal das Schlechte statt des Guten zu thun, mit den trostlosen Mahnungen des bösen Gewissens. Sowie aber die genauere Be- antwortung der Frage: was denn sei (die Bestimmung der Qualität des Seienden) zu verschiedenen und einander ent- gegengesetzten Lösungsversuchen geführt hat, so erinnert auch die Frage : was denn absolut werthvoll sei. (die Bestimmung der Qualität des Beurtheilten) an den Streit der Systeme. In zuletzt genannter Richtung ist nach Lott die Distinc- tion zwischen Materie und Form des ethischen Urtheils für die grundlegende Untersuchung unumgänglich (S. ,Zur Logik^ Göttingen 1845, S. 16, 42) und die Prüfung beider unerlässlich. Von der Materie oder den Elementen des ethischen Grundes (= Subjects), d. h. diessfalls, von der ungenauen Umgrenzung der Materie in Herbarts Ethik ist daher in 1 die Rede ; von der Form (Construction, Constitution) dieser Elemente, von der Nothwendigkeit des Zusammenhanges von S und P, deren Rechtfertigung in Herbarts Ethik auf eine Lücke weist (S. 160 Anmerkung 4) wird in 2 gehandelt. Nur auf eine Bemerkung in 2 der Kritik bezieht sich 2 der Gegenkritik Herbarts, — dass eine ursprüngliche Mannigfaltigkeit der Form der Qua- lität des Beurtheilten anzunehmen sei — ; was hingegen Her- bart unter 1 angibt, ist theils unter der Voraussetzung geschrie- ben, als hätte Lott — dem oben entwickelten Gedanken zu Folge — an der nothwendigen Annahme der Idealität gezwei- felt, was gar nicht der Fall ist; — theils sind Bemerkungen darin enthalten — wie das über die Mathematik, die Skepti- ker und Mystiker Gesagte — Avelche, auf 2 der Kritik Lotts äusserlich bezogen, in gar keinem innerlichen Zusammenhange mit derselben stehen. Aus diesen Gründon habe ich, abweichend von dem Vorgange Herbarts, Lotts Kritik ihrem eigenen Zu- sammenhange gemäss numerirt. Lotts Kritik der Herbart'sclien Ethik uinT Horbarts Entgegnung. If)? Die sub 3 — 7 der Kritik und Geg;enkritik discutirten Punkte betreffen die Ideen der inneren Freiheit, der Vollkom- menheit, des Rechts und der Billig-keit, ferner die Frage der Vollständigkeit der Ideenreihe und entsprechen einander genau. Nur ergänzt die Gegenkritik nicht immer die Kritik, sofern dem fragenden, auf genauere Begründung und logische Sonde- rung dringenden Kritiker eine blosse autoritative Behauptung entgegengehalten oder mit der Antwort (z. B. auf die am Ende von 3 aufgeworfene Frage) zurückgehalten wird. Die in Be- ziehung auf die Idee der Vollkommenheit erhobenen Zweifel Lotts bilden eine Parallele zu der Behandlung, welche dieselbe Idee in Hartensteins , Grundbegriffen dei- ethischen Wissen- schaften^ (Leipzig 184G) erfahren hat. " Was die zweite Hälfte der Kritik (8 — 13) betrifft, welche vom Begriffe der Gesellschaft, von der Tugendlehre, vom Staate , von den Principien des Fort- und Rückganges (Beschäftigungen, Gesinnungen ), von der Gesellschaft als Subject der PHicht, endlich von der Frage handelt, ob mit Hilfe des Herbart'schen Systems in die Menge der Gesichtspunkte der Politik auch nur wissenschaft- liche Ordnung zu bringen möglich sei, — Gesichtspunkte, auf welche nicht einzugehen Herbart Gründe haben mochte, so wird in den knapp geformten Sätzen des frühzeitig in politische Oekonomie vertieft gewesenen Mannes nicht bloss derjenige, welcher die Lücken des Herbart'schen Systems im 2. l'heile seiner Ethik gefühlt, an den Früchten der Orientirung sich er- freuen. Dass z. B. Mangel an Einheit der gesellschaftlichen Persönlichkeit — in blosser Verschiedenheit oder im Gegen- satze der Interessen begründet — die Macht eines Staates schwäche oder illusorisch mache, — diese erfahrungsmässig wahrzunehmende Thatsuche weist darauf hin, dass die Forde- rung Lotts, vor Allem den Begriff der gesellschaftlichen Per- sönlichkeit festzustellen, begründet sei, und dass überhaupt, wie es bei einer instructiven und auf wesentliche Gesichtspunkte sich beschränkenden Kritik natürlich ist, die obschon in bescheidene Fragen gekleideten Gedanken sich dem Denkenden als positiver Gewinn von selbstständigem Werthe enthüllen. Die am Schlüsse eröffnete Perspective weist ebenso, freilich nur andeutungsweise, wie seine Metaphysik 158 Vogt. (vg^l. zunächst Franz Carl Lott von Theod. Vog-t, Wien 1874, S. 20) auf die teleologische Grundanschauung- Lotts hin. Die Form der Kritik erinnert an Lotts Logik. Wo die grosse Gedrungenheit als Dunkelheit erscheinen konnte (z. B. der letzte Satz von 2), habe ich die nöthigen Citate hinzuge- fügt. Die Anwendung der Forderungen an eine ,innerlich freie und vollkommene Intelligenz' (Zur Logik S. 43) auf seine eige- nen schriftstellerischen Producte hatte eine sehr grosse Knapp- heit, vielleicht auch Schwerverständlichkeit zur Folge. Aber im Gegensatze zu der unbestimmten, mit Analogien spielen- den, in einem ungenau begrenzten Umfange sich bewegenden und halbwahre Gedanken weit ausspinnenden Sprache eines Thei- les der jetzigen philosophischen Literatur, — treten die Ge- danken in Lotts Sprache wie Baumstämme auf, deren genauer Anblick den Wahrnehmenden an den (Charakter der Aeste und Zweige und Blüthen und Früchte sofort erinnern soll. Der Herausgeber. Kritische Beinerkungeii zu Herbarts Ethik von Franz Karl Lott. 1. Eine Menge von Stimmen werden sich gleich an der Schwelle' dagegen vernehmen lassen, dass (Verhältnisse der) B e g e h r u n g e n der nächste Gegenstand der Werthbe - urtheilung — der praktischen Philosophie — seien ; sonst müssten in ihr Gebiet ja auch die Begehrungen der Thiere — zur Darnachachtung für Personen, von welchen dieselben aufgefasst ... — hereingezogen, z. B. deren Tödtung wie Men- schenschlächterei verabscheut werden, — und im Streite mit einer Bestie nicht nachgegeben zu haben, gälte als Vorwurf..! Oder wollte man, derlei Folgerungen zu entgehen , die Begehrungen, welche den ersten Gegenstand der praktischen Philosophie bilden, näher bestimmen? Wodurch? Etwa durch einen gewissen (?) Grad von Entschiedenheit und Ver- 1 Vgl. die Einleitung der , Allgemeinen praktischen Philosophie'; Werke, herausgegeben von Gr. Hartenstein, 8. Band. So sagt Her hart, S. G : ,Für jetzt halten wir den Gedanken einer willenlosen Schätzung- und Würdigung fest, deren Gegenstand Begehrung oder Wille sei'. Der Heran sg. Lotts Kritik der Herbarfscher. Ethilc und Herbarts Knigegiumsf. 1 fiv ständigkeit? Allein, sollte es aneh möglich sein, diese beschrän- kende Determination wissenschaftlich zu rechtfertigen, so wären doch obige Folgerungen nicht abgewendet, da diessfalls manche Begehrungeu der Thiere manchen menschlichen (z. B. kind- lichen) gleich-, ja voranstehen. Die Pädagogik ruft für solchen Fall das Wohlwollen der Eltern und die Fürsorge der Gesellschaft herbei ; ' allein die er- hobene Frage nach dem ethischen Grrunde, aus welchem eben Kind und Thier verschieden zu behandeln — sei's von den Eltern, sei's von der Gesellschaft? — wird dadurch nicht be- antwortet. Will man etwa die verschiedene Zukunft des Kindes und Thieres herbeirufen ? Diess hiesse das eben- Vor- liegende als Fragment eines grössern Ganzen, das Kind schon als Person auffassen, also wohl einräumen: nicht eigentlich das Begehren als solches sondern die Person, sofern sie will, sei der unmittelbare Gegenstand der praktischen Philosophie. Und diese Einräumung — willkommen Jenen, welche die praktische Philosophie mit dem Gegensatze zwischen P e r- son und Sache beginnen und auf einer, zwischen Person und Thier nicht wohl möglichen Gegenseitigkeit bestehen — würde nur neue Fragen aufregen, wie etwa: Warum soll Per- sönlichkeit des Wollenden Bedingung sein der ästhetischen Beurtheilung des Wollens? Und wär's nicht ein Cirkel, die Pflicht der Erziehung, d. i. der Heranbildung einer sittlichen Persönlichkeit, zu stützen auf die eben noch fehlende Persönlichkeit? Wie weit in die Zukunft muss jener er- iränzende Blick reichen? Wird sich denn nicht einst auch die Thierseele zum Selbstbewusstsein . . . ? (Obige Frage ist natürlich nicht auf Pädagogik beschränkt; so ist jedes Gefüge von Menschen, welches nicht zur gesell- schaftlichen Persönlichkeit entwickelt aber solcher Entwicklung fähig ist, "2 einem Kinde vergleichbar. Soll diese Entwicklung ' ,Willenlos kommt das Kind zur Welt; unfähig demnach jedes sitth'chen Verhältnisses. So können die Eltern (theils freiwillig, theils auf die For- derung der Gesellschaft) sich seiner, wie einer Sache bemächtigen . . . .' Allgemeine Pädagogik von Her hart, Werke, Bd. X, S. 21. Der H e r a u s g. 2 So spricht S. 319 (Werke, Bd. VIII. S. 130) ,von einem Staate der nicht Gesellschaft wäre' Lott. IGO Vogt. geschehen? Oder ist's vorwurfsfrei, nichts dafür zu thun, ja wohl gar dageg-en zu wirken? — ) Ist der Eudämonismus durch das im Buche Gesagte' be- siegt? Gäbe er auch alle Welturtheile des ersten Buches zu, so bleiben ihm doch noch Fragen, wie: a) Welcher Rang gebührt den Werthen des (eigenen oder fremden) Wollen s neben denen, um welche sich — etwa ausserdem — der nach Wohlsein Strebende bewirbt? b) Die Person ist nicht bloss ein Wollendes sondern auch ein Den- kendes, Empfindendes, Handelndes . . . .; die gesellschaftliche hat überdiess Prädicate, die aus ihrer Stellung in der Gesell- schaft herrühren ; der Mensch auch solche, die sich auf seinen Leib beziehen. Auch diese Prädicate alle können Subjecte ästhetischer Urtheile sein.^ Welche Rangordnung gilt nun zwischen allen diesen Werthen und denen des Willens? (Zum Theile sind allerdings jene Werthe in die pi-aktische Philo- sophie — mittelst der Idee der Vollkommenheit — herein- gezogen, aber nicht als sie selbst, sondern nur als Zeichen, Effecte . . . des Wollens.) In diesen Fi-agen nun, scheint es, liegt die Gefahr des Eudämonismus. Auch ist ja das ästhetische Gefallen... nichts als eine Species von Ijust, nämlich eine des Beschauers am Beschauten ! •* Nicht einmal von B e- gi erd en -Befri edigung braucht sie verschieden zu sein (man denke z. B. an räumlich-Schönes, an schöne Handlung, Melodie, ... Ist das Missfalleu an ausbleibender Nachbildung des Vorbildes — das an fehlender Vergeltung etwas Anderes als Vermissen des Erwarteten ?...)! 2. S. 19 — 21 verstehe ich nicht ;^ denn a) die Entwick- lung S. 20 lässt zum Schlüsse das Bild des bindenden, ' Vgl. Werke, Bd. VIII. S. fj f. Der Her au sg. 2 Vgl. Kant, Kritik der Urtheilskraft, Werke, lierausgegeben von Har- tenstein, Leipzig 1839, Bd. VII. S. 124 (,Allgemeine Anmerkung zur Exposition der ästhetischen reflectirenden Urtheile'). Herbart, Lehr- buch zur Einleitung in die Philosophie, §. 82, Anmerkung 1 (Werke, Bd. I, S. 125 f.) und Eucyklopädie S. 13.5 (Werke, Bd. II, S. 129).' Lott. 3 Kant, Kritik der reinen Vernunft, Werke, Bd. II, S. 598, Anmerkung- Kritik der Urtheilskraft, Werke,. Bd. VII. S. 155. Lott. ■» Werke, Band VIII. S. 10—11. Nach Zurückweisung der Güter-, Tugend- uud Pflichtenlehre als Gruudlehren der Ethik geht Her hart von der Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik und Ilerbarts Entgegnung. 161 nicht aber des gebundenen Willens erwarten ; b) der gebie- tende Wille unterliegt ja eben so wie der gehorchende (= der im PflichtbegrifFe bindende wie der gebundene) der Grebun- denheit an das Urtheil! c) Auch liegt in der Gebunden- heit des eigenen Willens ans eigene Urtheil eine causale Noth- wendigkeit so gut als in einer physischen (Gebundenheit), — etwa wie zwischen der Bewegung meiner Hand und dem Feuer, in das sie geräth (so zwischen meinem Wollen und der Ver- urtheilung, wider die es anstösst)? Dass der Vorzug des gebietenden Wollens nicht im Wollen zu finden sei, diess ist bewiesen; dass er aber dess- halb nur in der Beurfeh eilung, namentlich in unmittelbarer, gefunden werden könne ? Und ist dieses nicht wissenschaftlich gesichert, so ist es auch die Bedeutung des S. 39 ' behandel- ten Widerspruchs für die praktische Philosophie nicht, somit auch nicht der erste Hauptsatz, dass sie zunächst ein Theil der Aesthetik sei. Die Anfechtung dieser U n mittelbarkeit '^ Pflichtenlehre aus zu einer neuen Lehre über den ersten Ursprung' der praktischen Philosophie über. Bei diesem Uebergang'e von dem im Pflicht- begrift'e gebundenen Willen zu dem au das Urtlieil gebundenen macht Herbart einen Sprung. Ohne Rücksicht auf seinen Vorzug kann aller- dings der blosse Wille, was die Pflichtenlehre übersah, weder den mo- ralischen Anspruch erheben, über einen andern Willen zu herrschen, noch verurtheilt sein, einem andern zu dienen. Dass aber der Vorzug des Willens, somit aiich die Berechtigung über einen andern zu herr- schen, in unmittelbarer Beurtheilung zu finden sei, dass der bindende Wille ein urtheilsmässig mit causaler Nothwendigkeit gebundener sein müsse, diess durfte nicht, gemäss dem Vorgange Kants bei Aufstellung des kategorischen Imperativs, mittels eines genialen Apper^us nur postu- lirt, sondern musste entweder in der Einleitung selbst, die ja der Auf- findung der Principien zu dienen hat, begründet oder auf anderweitige — logische — Untersuchungen über die Immanenz der Urtlieile, falls sie vorhanden gewesen wären, verwiesen werden. Diese von Herbart nicht gegebene ergänzende Begründung hat Lott in seiner Logik geliefert. Herbart beruft sich in seiner Entgegiumg (vgl. unten) auf die Durch- führung und verweist auf das erste Buch (die Ideenlehre). Indessen das blosse Festhalten an der eigenen Ueber/.cugung ist ja häufig gleich- bedeutend mit dem Uebersehen vorliandeuer Lücki'n. Der Hcrausg. 1 Werke, Bd. VIII. S. 18. Der Herausg. 2 Vgl. Lott, ,Zur Logik' (Göttingen, 1845) §. 6, S. 14—18. Der Heransg. Sitzungsber. d. phil -liist. Cl. LXXVIU. Bd. I. Ilft 11 162 Vogt. kann eine Gestalt annehmen, wodurch der nächste Gegenstand der Ethik in Frage gestellt wird, womit diese Blätter began- nen. Gewiss gibt jeder einen Werthunterschied der Personen zu, einen der Blumen und Weine . . ; aber bei der Frage nach dem nächsten Subject dieser Werthbestimmungen ist's mit der Einstimmigkeit schon vorbei ! Hei'bart erklärt Prädicate jener Subjecte (nämlich das Wollen, den Geruch, Geschmack,) als das, dem zunächst jene Werthbestimmungen gelten; Andere werden bei jenen Subjecten (Personen, Blumen, . . , .) stehen bleiben (nicht zugeben, dass jene Prädicate zwischen diesen Subjecten und den Werthbestimmungen stünden) noch Andere die Werthbestimmung in einer (der Herbarts) entgegengesetz- ten Richtung forttragen, z. B. den Werth der Person auf deren reelles Substrat hin (auf die ursprünglich höhere Natur der Seele, der Weltsubstanz, . . .). Der Skeptiker, Mystiker . . wird diessfalls keinerlei Feststellung zugeben. Was hiegegen, nament- lich ohne Voraussetzung von Metaphysik auszurichten? Lässt sich nicht auch sagen : Allerdings komme nicht dem A selbst, sondern nur mittels B, wegen seiner Beziehung auf B, ein Werth zu? Ein Gradunterschied des Gefallens ' kann ja schon in der Natur der ästhetischen Verhältnisse liegen ; so z. B. consonirt die Quinte vollkommen als . . . Exponenten der ästhetischen Willensverhältnisse ?- 3. (Zur Ideenlehre.) Da der Inhalt der ,Einsicht' (des einen zur Idee der inneren Freiheit ^ führenden Verhältnissglie- des) keineswegs gleichgiltig, aber doch unbestimmt ist, wie kann sie Glied eines ästhetischen Verhältnisses werden, als welches sie ja ein völlig Aufgefasstes, bestimmt Vorgestelltes sein müsste? • Vgl. Werke. Bd. VIII. S. 16, wo Herbart von Graden äes Eevvu.sstseius, der Annehmlichkeit oder Widrigkeit spricht. Der Herausg. 2 ,Zur Logik' S. 16 sagt Lott: ,P (Prädicat) spricht das Verhalten der den Grund (^ Subject) bildenden Gedanken aus, ist der Ausdruck (Expo- nent) ihres Verhältnisses'. Nach Ilerbart (a. a. O. S. 19) soll der Ex- ponent anzeigen, welche Abänderung ein Glied des Verhältnisses in das andere übergehen mache, und weil dadurch zerstückt würde, was zu- sammenbleiben müsste, so solle das (ästhetische) Verhältniss nicht durch seinen Exponenten begriffen werden dürfen. Der Herausg 3 Werke, Bd. Vlli. S. 33— 36. Der Herausg. Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik und Herbarts Entgegnung. 163 Wille und Einsicht sind disparat, bilden also kein Verhältniss; ebensowenig- Vorbild und Nachbild, wenn sie für den Idealfall vollkommener Nachbildung uuunterscheid- b a r sind ? Was das Verhältniss der Idee der inneren Freiheit zu den übrigen Ideen betrifft/ so scheinen hier mehr als zwei Fälle möglich: 1. Ein Entschluss entspricht seinem eigenen Muster, ohne eben dadurch erzeugt zu sein/^ oder 2. er ent- spricht ihm und ist zugleich aus ihm entsprungen (es war zugleich Motiv). 3. Er entspricht dem Inbegriffe sämmt- licher Ideen oder 4. entspri^ngt zugleich aus deren Total- wirkung auf sein Gemüth (sie sind ihm sämmtlich gegen- wärtig). Endlich: Er ist entsprungen aus einem schon früheren Entschlüsse, 5. eine bestimmte Idee, oder 6. deren Inbegriff zu realisiren. — , Legalität' wird in juristi- schen Schriften in dem Sinne gebraucht, dass das äusserliche Verhalten dem Gesetze entspricht, ob auch die i*echte Gesin- nung fehle oder wohl gar deren Gegentheil Statt habe. Was würde es bedeuten, wenn man diess erste Urtheil selbst zum Inhalte des Verhältnissgliedes , Einsicht' machte? 4. Rücksichtlich der Idee der ,Vollkommenheit' scheint der seltsame Umstand Statt zu linden, dass man, ohne ihr den Rang eines ästhetischen Urtheils zuzugestehen, doch die gemachten Co n Sequenzen einräumen kann. Um diese nämlich einzuräumen, genügt der Gedanke, dass jeder Gegen- stand eines ästhetischen Urtheils zugleich nach Grössen- begriffen beurtheilt werde und diese begleitende (nicht ästhe- tische) Beurtheilung daher der Energie des Gefallens und Missfallens bloss einen Coefiicienten beifüge ; diess wurde schon 1 Herbart, sagt (a. a. O. S. ;^»ß) : ,Ein Entschluss, welcher gefällt, kann in doppelter Rücksicht gefallen ; erstlich, sofern er seinem eigenen Muster entspricht; zweitens, sofern er vielleicht der Erfolg ist von dem all- gemeinen Entschlüsse, den Mustern als Mustern, dem Geschmack über- haupt Folge zu leisten. Hiermit mögen die in den Schulen verbreiteten Begriffe von Legalität und Moralität verglichen werden'. Der H e r a u s g. - , Streng genommen,' sagt Her hart in einem spätem Capitel (a. a. O. S. 911, , liegt es über das nicht in der Idee der inuern Freiheit, dass die Einsicht das wirksame, das erzeugende Princip des nachbildenden Willens sein solle.' Der Herausg. 11'^ 164 Vofrt, S. 69 1 voraus verkündigt und wird später, z. B. S. 80, 143 2 bestcätigt. Spräche sie selbst einen Werth aus, wäre sie — die Beurtheilung- nach Grösse — Quell eines eigenthüm- lichen Werths, so njüsste sie sich im Zusammentreffen mit andern Ideen anders verhalten. Trifft nämlich sonst ein Wohlgefallen an einer Gesinnung zusammen mit einem aus andrer ästhetischer Beurtheilung (z. B. des Streites) her- rührenden Missfallen, so verbleibt jedes in seiner Eigenthüm- lichkeit, und, müsste man einen Entschluss fassen, so wüj-de jene schöne Seite Trost gewähren gegen die Hässlichkeit der andern; — trifft aber Stärke des Willens (der ja auch ein eigenthümliches Wohlgefallen entsprechen soll) mit dem er- wähnten Missfallen zusammen, so gibts nur Missfallen und zwar dessen mehr! Eben so, wenn sonst eia Wille zweierlei mi SS fälligen Beurtheilungen unterliegt, so wächst das Quan- tum des Missfallens an demselben, während ein wegen Streits . . . missfallender minder missfällt, wenn er schwach, unbedeu- tend ist! In der That, wie entschieden wird ein selb st stän- diges Geltenwollen ,des Starken und Vielen^ als , Leerheit' ab- gewiesen,^ und demselben das Mit-,Regieren' abgesprochen ! ^ — Ein gewaltiger Schurke mag allenfalls den Zuschauer bewältigen, die sittliche Beurtheilung übertäuben, —der Anblick des Muthigen, überhaupt des Grossen erregend, reizend, belebend wirken, ^ — aber ob ästhetisch? Im Grunde erwartete man diess kaum, — war doch von vornherein von der Beschaffenheit des Willens,^ als Objecte der Be- urtheilung, die Rede ! 5. Nach dieser (die Begründung der Rechtsidee vor- bereitenden) Darstellung' scheint ohne beiderseitiges » a. a. O. S. 29. Der Herausg. 2 a. a. O. S. 33, 59. Der Herausg. 3 ,Hinweg vollends mit der Leerheit, die sieh bloss an der Form des Star- ken und Vielen ergötzt' sagt Herbart a. a. O. S. 111. Der Herausg. * ,. . . Strebungen, die bloss als Stärke Beifall verdienen, und nur mit mit wirken, nicht regieren dürfen. . .' a. a. O. S. 115. Der Herausg. 5 Kant, Kritik der praktischen Vernunft, Werke, Bd. IV. S. 189. Her- bart, Lehrbuch zur Einleitung, Werke, Bd. I. S. 132. Lott. 6 Herbart, Allg. prakt. Philos. Werke, Bd. VHI. S. 11. Lott. ^ Herbart sagt (a. a. O. S. 48): .Unsere Voraussetzung lautet demnach so: es gibt für zwei Vernunftwesen einen dritten Punkt, und zwei coii- Lotts Kritik der Herbart'schen Etliik und Herbarts Entgegnung?. 166 Wissen Streit gar nicht vorhanden zu sein. Dem aber widerspricht der Fall der Lüge.' — Wäre jenes Wissen con- stituirendes Merkmal des Streits, so liesse dieser sich von beiderseitsher zusammentreffenden Uebelthaten wohl nicht unterscheiden ? Bejahung fremden Wollens , Verträglichkeit , Friede ist ohne Zweifel das dem Streit Entgegengesetzte, also die dem Missfallen entsprechende Weisung.- Alles Weitere, mittels Hypothesen (beiderseitiger Folgsamkeit und das Prius des Einen im Zurückkehren zum Ueberlassenen) Abgeleitete, mag als Exempel gelten, wie in solchem Falle etwa jenem Missfallen entsprochen werden könnte, gehört aber streng genommen nicht ins erste Buch. Wozu jene Hypothesen führen, Regeln näm- lich, die dem Streite über dieses und jenes vorbeugen^, werden im zweiten Buche, in Verbindung mit Allem, was solcher Vor- beugung dienen kann, zu würdigen sein (und deren Stiftung dort nicht in den ersten Rang, sondern der Sorgfalt für Er- zeugung. . . der dem Streite abholden Gesinnung weit nach- gesetzt werden). Die (nicht bloss für die Lehre von den Verträgen wich- tige) Sentenz: Et coacta voluntas est voluntas! hätte ge- würdigt werden sollen. Auch der auf seinem Rechte (wider den Vertragsbrüchi- gen) Bestehende streitet; die Weisung auf Resignation gilt wie immer Beiden, die darum wissen, — auch (wenn gleich im minderen Grade) dem Berechtigten.'^ tradictorisch entgegengesetzte Arten, über denselben zu disponiren. Wir iiehiiien nini nn, beide wissen von einander, erkennen einander als solche, deren Willeu sich gegenseitig hindern . . . Wissen sie aber, dass sie sich hindern, wollen sie gleichwohl, eben in diesem Wissen, ihren Zweck, so wollen sie das Nichtsein des Hindernisses, sie wollen jeder die Verneinung des Willens des Andern. So sind .sie im Streit.' Der Herausg. 1 a. a. O. S. 63. ^ v Lott. ■i Vgl die Entwicklung S. 49 a. a. O. Der Herausg. 3 Herbart sagt (a. a. O. S. 50): ,Einer hat überlassen; zufolge dieses Ueberlassens verharrt der Andere bei seinem anfänglichen Wollen: sollte jetzt der Streit sich erneuern, so könnte er nur von dem Ersteren durch zurückgenommenes Ueberlassen erhoben werden : damit erhöbe er das 166 Vogt. Wird die zwangsweise Durchsetzung von Rechten, gleich der Bestrafung, auf die Idee der Vergeltung gestützt, wie dann a) mit der Erzwingung unbilliger Rechte? b) Wo- her die scharfe Grenze zwischen civil rechtlichem Zwang, der nur auf Antrieb des Verletzten exequirt und durch keine Begnadigung seitens der Gesellschaft aufgehalten werden kann, — und zwischen eigentlicher Strafe, deren Verhängung von der W^illkür desselben so abhängig? 6. Nach S. 131' soll mit der Verknüpfung der Willen durch die absichtliche That kein solches Verhältniss gegeben sein, dass die beiden Willen als dessen Glieder anzusehen wären; vielmehr ,in dem einen Begiüffe dieser That gehen beide Willen zusammen, um ihn als seine Merkmale zu bestimmend Aber eben darum, weil die That nicht als blosses Ge- schehen, sondern nur als empfundene That eines Willens in Betracht kommt, liegt in ihrem Begriffe die Beziehung des einen Willens auf den andern, und beide Willen bekommen vermöge dieser Beziehung Prädicate, nämlich die des Thuns und Leidens, die ihnen ausserdem nicht zukommen würden. Es ist also auch zwischen diesen Willen selbst ein Ver- hältniss vorhanden, und jeder ist das, als was er be ur- lheilt wird, nur in diesem Verhältnisse und vermöge dessel- ben. Gradeso ist's beim Streite, beim Wohlwollen, wo man ausserdem das Verhältniss zwischen den Willen auch leugnen müsste, — denn in dem , einen Begriffe des Streits gehen beide Willen als dessen Merkmale zusammen^ Dennoch bildet der Streit selbst ein Verhältniss, grade wie die absichtliche That; nur dass das andere Glied, das Leidende, hier eben nicht nothwendig als activ Wollendes, aneignendes oder abwehren- des, aufzutreten braucht. Nach S. 136 - dürfte Vergeltung, als Rückgang des glei- chen Quantums Wohl und Wehe, nur vom Leidenden selbst ausgehen; der Rückgang besteht ja eben im Umtausche des Woher und Wohin! (Worin sonst z. B. wohl Schutz gegen Missfallen am Streite; Er wäre es demnach, der die praktische Weisung dieses Missfallens, die nun ihm allein gilt, übertreten hätte'. Der Herausg. ' a. a. O. S. 54. Der Herausg. 2 a. a. O. S. 56. Der Herausg. Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik und Herbarts Entgegnung. 16 < jene Sühnopfertheorie, die andererseits den Schuldigen Un- schuldige substituirt, die das Woher nicht festhält^ sich nicht an den Thäter bindet?) Doch ich habe noch Bemerkungen zu S. 129' nachzu- tragen! Daselbst heisst es: ,dass der Wille davon leide'; bei , Wille' denkt man ja an Activität! Aber wäre der das Wohl aneignende, gegen das Weh protestirende Wille geraeint, so möchte Jemand, damit das Missfallen verstumme, diesen Willen z n r ü c k w e i s e n , Avie beim Streite das : Lass ab ! ertönt, ohne vorerst nach der Möglichkeit solcher Resignation Frage zu erheben? Sollte aber diess zum Wohl . . hinzukom- mende Wollen als unwesentlich angesehen werden, so läge eigentlich ein Verhältniss zwischen Wille (des Thäters) und Empfindung (dem sich-Finden des Andern) vor. Und wenn es 2 auf das Quantum des wirklich erregten Wohls und Wehe ankommt, so wäre z. B. die leibliche Verletzung eines Sybariten sträflicher als die eines Epiktet, — die Sträflichkeit des Diebstahls stünde im umgekehrten Verhältnisse mit der Grösse der Wohlhabenheit des Bestohlenen? — und je roher, schlechter Jemand, je gleichgiltiger also gegen Wohlwollen und Vertrauen und Glauben 3 er wäre, desto weniger Ver- pflichtung desselben zur Vergeltung des ihm erwiesenen Wohl- wollens . . . ? — Und wie wär's mit dem , Versuche' ? Der ohne Zuthun des im Begehen der sträflichen That Begriffenen ver- eitelte (also nicht empfundene . .) Erfolg befreit so wenig in den Gemüthern als nach den Gesetzbüchern von der Strafwürdigkeit! (Wollte man diess etwa so deuten, als werde da die Störung des öffentlichen Zutrauens in die Rechtssicher- heit . . . bestraft, so dürfte der Gesellschaft eingewendet wer- den, sie solle sich in diesem Zutrauen eben nur durch straf- bare Handlungen — was eben jenes erfolglose Beginnen nicht sei — stören lassen, wenn sie nicht im Misstrauen con- sequent bis zur Bestrafung blosser Gesinnungen fortschreiten wolle). 1 a. si. O. S. n-]. Der Hcrausg^ a. a. O. S. 55. Lott. a. a. O. S. 60 f. Lott. 168 Vogt. Straft Jemand, getrieben durchs Missfallen an uu- vergoltcner Wehethat, ' würde er ohne dieses zur Wehzu- füg-ung" sich nicht entschliessen, so ist diess Missfallen ja Motiv, ein solcher Wille zu strafen ist kein unmotivirter, kein Uebelwollen.2 — Das ,Gott lohn's'/^ heisst: Ich (dem die Wohlthat erwiesen) kann es nicht, obgleich ich wollte und sollte; es gibt aber Einen, der es kann und will. Die Aner- kennung- der Pflicht, selbst zu vergelten, liegt darin; bezahlt ein Dritter, so ist doch meine Schuld nicht erloschen, nur der Gläubig-er gewechselt. — Ebenso ist die Recht stiftende Ueberlassung; allerdings eine Bejahung (Verneinung der Ver- neinung) fremden Wollens, nicht aber eine unmotivirte, wohl- wollende, sondern aus Missfallen am Streite. Einen heiligen Willen, für den keine Gefahr des Uebelwollens zu fürchten wäre, würde unbedenklich zugestanden, dass er strafe, um^ jenes Missfallen (an unvergoltener That) auszulöschen, welches Fortschaffen des Missfälligen vom Standpunkte der inneren Freiheit aus zugleich ein Wohlgefälliges wäre. Passte es nicht zu mancher dieser Bemerkungen nament- lich zu der ad S. 131, den Gegenstand dieses fünften ästhe- tischen Urtheils als Doppelverhältniss, nämlich also aufzufassen : A : B, wo B selbst ein Verhältniss b : b'; d. i, : Absicht- lich-eingreifender Wille (A) in Beziehung zum Leidenden (B), der als Leidender (Gestörter) nur sofern gedacht werden kann, wiefern dem gegenwärtigen Zustande b' der frühere b gegenübergestellt wird. Dieses Verhältniss (b : b') ist ein vom Thätigen und Leidenden gewusstes, ohne die That nicht vor- handenes ; die beiden Verhältnisse sind also in einander ver- wachsen. Der allgemeine Ausdruck des unleugbaren Missfallens an diesem Complexe ist: Die That als Störerin missfällt; sie, die absichtliche Aufhebung des Zustandes b durch h'. Darin — in dieser Aufhebung — liegt Negation ; das Missfallen weist also hin auf Negation dieser Negation, das ist: auf Wieder- 1 Vgl. S. 84 a. a. O. Lott. ' Der Vorsatz, sagt Herbart a. a. O., Uebelthateii zu vergelten, bloss urü zu vergelten, würde des Uebelwollens verdächtig sein. Der Heraus g. 3 a. a. O. S. öS. Lott. ^ Von anderen, begleitenden oder conträren Motiven kann hier abgesehen werden. Lott. Lotts Kritik der Herbart'schen Btliik und Herbarts Entgegnung. 109 herstellung des früheren Zustandes. Zunächst also: Wer ab- sichtlich Wohl oder Wehe zufügt, stelle wieder her . . . ! Kurz : A : B missfällt, inwiefern zugleich in B das Verhältniss b : b' liest: man ändere also B so, dass b' verschwinde, d. h. man restituire in integrum; und zwar muss diese Restitutio da- her kommen, wohin B weist, d. i. von A her. Aber auch A lässt sich modificiren — und diess ge- schieht in der Vergeltung. Dem Missfallen an absichtlicher Störung entspricht also eine doppelte Weisung. Welcher von beiden man folge? ist diessfalls einerlei, nicht aber in anderer Beziehung; das Wohlwollen und die seiner Schönheit huldigende Freiheit weigern sich, das bewirkte Wohl auszulöschen — haben schon an dem durch den Schuldigen zugefügten Weh zu viel und warnen vor Selbst Vergeltung der Wehethat! Bei Wohlthaten ist also die zweite Weise ins Auge zu fassen — um so mehr dann, wann die Restitutio auch unmöglich (wie z. B. bei den in der Erziehung liegeAden Wohlthaten). Dieselbe Unmöglich- keit rücksichtlich der Restitutio, des Ersatzes so vieler Uebel drängt nur zu häufig auch bei Uebelthaten auf den zweiten Weg hin, aber auch dann nicht ausschliesslich: Könnte ein Uebelthäter das Uebel völlig tilgen, wäre damit nicht auch seine Schuld getilgt? Freilich aber, wie will er z. B. die Er- schütterung des gesellschaftlichen Vertrauens auf den Kechts- zustand aufheben! ' Uebcrall übrigens wird Schadenersatz als wesentlicher Milderungsgrund angesehen. Auch der stets nur auf Ersatz . . . ausgehende Civilrechts-Zwang scheint so seine richtige Stellung finden zu können.'^ Lässt sich nicht auch sagen: die Restitutio (in pristinum?) stelle sich durch die conträre Art des absichtlichen Er- folgs (bei derselben Richtung), — die Vergeltung durch die conträre Richtung der Activität (bei derselben Art, • Hängt es damit zusammen, dass, wo das öffentliche Bewusstsein noch schwach . . ., etwa bei den alten Germanen, die Verbrechen durch — dem Verletzten vom Verletzer zu leistende — Genugthuung getilgt wurden? Auch Ehrenbeleidiguugen sind durch Ehrenerklärungen getilgt, die der Gekränkte für genügend ansieht. Lott. 2 Siehe oben S. 166. Der Herausg. 170 Vogt. d. i. Wohl gegen Wohl, Weh gegen Weh) als Negation (hier Rückgang, dort Gegensatz) der missfälligen That dar? In der culpa ^ wird zunächst ein Ni cht wille (Nichts) der Beurtheilung unterzogen, was unstatthaft wäre, wenn hier nicht eigentlich eine Persönlichkeit, ein ganzes System von Be- dingungen vorläge, unter welchen im Lichte des Selbstbewusst- seins Willen sich erheben und sinken. Der ausbleibende Wille muss ein unwillkürlich erwarteter sein, sonst hätte man es mit einem beliebigen Gedankendinge zu thun, welches (oder dessen ]\fangel) am wenigsti-n der Person zugerechnet wer- den dürfte. Dieses Erwarten (Daraufrechnen) kann unter An- derem auch in einer vorgängigen Rechts Übereinkunft be- gründet sein. lu die Ausmessung des Strafübelquantums - scheint die Stärke des der sträflichen That zu Grunde liegenden Wollens nicht unmittelbar hereingezogen werden zu können; denn dieser Stärke entspricht als Compensation die Stärke des strafenden Willens. • Und woran soll jene Stärke gemessen werden? Soll der Wille des Uebelthäters verglichen werden mit seiner ganzen Persönlichkeit? so dass das Maximum der Willensstärke dann da wäre, wenn dieser Wille ganz und gar zu dieser Person passte, ihr völlig gleich sähe, sie vollkommen charakterisirte? Diess läge auch im Begriffe der Zurechnung (der That zur Person). Allein leicht wäre dagegen eine andere Person von weit grösserer, reicherer geistiger Energie zu denken und ein Wollen derselben, welches sie bei weitem nicht so erschöpfend bezeichnen und gleichwohl an sich stärker, reifer sein möchte als das zuvor betrachtete, seinen Besitzer aber weit mehr por- traitirende. Ueberdiess Hesse sich fragen : Da es sich ja hier um Negation der missfälligen That handelt, was soll da die Oharakterisirung . . .? Worin liegt der Beifall^, der dem Wechselverhältnisse von Zutrauen und Treue, von Glauben und Wahrhaftigkeit zu Theil wird? ^ ' Vgl. Werke, Bd. VIII. S. 59. Der Herausg. 2 Herbart, a. a. O. Der Herausg. 3 Die Gabe des Zutrauens und des Glaubens, sagt Herbart S. 63 a. a. O. weicht dadui'ch von der Gabe des Wohlwollens ab, dass sie, wenn schon Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik und Herliarts Entgegnung. 171 Man sollte S. 164 f. ' im Sinne des Bisherijo-en und Fol- genden erwarten, es würde auch rücksichtlich der Ehre heis- sen: Lass ab davon! Lege keinen Werth auf fremde Meinung! Oder in welchem Sinne könnte sonst (= bei einem, der kei- nen Werth . . .) von Zueignung der Bilder (in fremden In- telligenzen . . .) die Rede sein? Oder könnte darin, dass ich sie als Bilder von mir erkenne, sie ,mein' nenne, mehr Grund zu Berechtigungen liegen als etwa in den Redeweisen: ^mein' Portrait, ,mein' Leib, ... — während doch ,mein' Portrait recht wohl das Eigenthum eines Andern sein mag und der Sclave , seinen^ Leib als Eigenthum seines (!) Herrn betrachtet? Der Inhalt des Rechts auf Ehre ist wohl jeder Zug im Bilde, auf welchen der Abgebildete selbst Werth legt? Wie wenn Jemand die Frage des ,Urrechts der Persön- lichkeit^ . . etwa so stellte: Habe ich nicht Recht auf — mich? auf mein Ich? 7. Die Vollständigkeit der Ideenreihe scheint nicht demonstrirt zu sein; denn: Warum gäbe es kein Verhältniss des Wollens zum Empfinden?- — Liessen sich nicht Ver- hältnisse mehrerer Willen im Innern einer Person eben so wohl denken, wie zwischen Willen verschiedener Personen, welche (Verhältnisse) so wenig als diese von der Qualität oder Quantität herzurühren brauchten? — Allerdings contradiciren sich absichtliches und unabsichtliches Zusammentreffen der Willen; ob aber a) auch innerhalb eines jeden dieser zwei Gebiete nur für Ein ästhetisches Verhältniss Raum? (Wäre nicht z. B. das — durch Analogie mit der Wohlthat so leicht bemerkbare — Verhältniss unabsichtlichen Zusammen- treffens sich gleich fördernder Activitäten ein anderes?) b) Ob der gleicliartigen Erwipderiing fähig, doch zunächst eine Vergeltung von anderer Art niclit bloss gestattet, sondern begehrt. Dem Zutrauen ent- spricht die Treue, dem Glauben die Aufrichtigkeit, die Wahrheit. Der Heran sg. 1 a. a. O. S. 67 f. 2 Herbart, Lehrb. z. Einl. Werke, I, S. U«. .Die IMannigfaltigkeit des möglichen Leidens (überhaupt des Empfindens, denn es ist hier von allen passiven Zuständen die Rede), ergibt nun mannigfaltige Ver- hältnisse die mau zum Behufe der allgemeinen Aesthetik gehörig wird sondern müssen.' vS. auch das von mir ad 129 bemerkte, Lott. 172 Vogt. sich die Verhältnisse der Willen verscliiedener Personen nicht auch noch nach einem andern, für die Aesthetik fruchtbaren Theilung-sg-runde eintheilen Hessen? — Dem combinatori- schen Beweise gej^en die Fortsetzun;^ der Ideenreihe steht die Einwendung bevor, dass ja auch Verhältnisse zwischen Verhältnissen eines eigenthümlichen ästhetischen Charakters fähig sein könnten! (Man kann hierbei etwa an die, freilich sehr entfernte, Analogie der logischen Bedeutsamkeit des Ver- hältnisses zwischen Prämissen im Schlüsse denken, — aber auch an die nähere der Verhältnisse von Intervallen im Ac- corde; diese Erinnerung nun ruft sogleich neue Fragen auf:) Muss dem vorliegenden Theile der Aesthetik das Successiv- Schöne, — eine Lehre von den Fortschreitungen . . . völ- lig fremd sein? — 8. Ich vermisse einen bestimmten Begriff von Gesell- schaft. Das gegenseitige von einander Wissen reicht dazu nicht hin, ja nicht einmal das gegenseitige aufeinander Rech- nen; denn beides findet schon im blossen Verkehre,* über- all wo Theilung der Arbeit . . ., Statt; auch nicht das Zusam- mentreffen der Willen'^ — jeder Vertrag ist ja ein solches und wieder der blosse Verkehr bildet einen Complex von Ver- trägen. — Was lässt sich dem Beispiele der Seefahrt, an die kein Einzelner denken könne, abgewinnen? Vorerst ist das Können und Nichtkönnen so höchst unbestimmt I Erst kürzlich sprachen die Zeitungen von Männern, die einzeln sehr be- deutende Seefahrten unternahmen und vollbrachten ! Und wo- durch unterschiede sich hier die Seefahrt von ii'gend einem andern Werke, das Cooperation Mehrerer voraussetzt? Man denke etwa an eine Fabrik; diese verhält sich zu den Kun- den ihres Fabrikats wie die Seeleute zu den Passagiers .... Kurz: auch hier zeigt sich kein von dem alles Verkehrs ver- schiedenes Gefüge! — Gemeinsames Commando findet auch in der Fabrik . . . Statt und fehlt z. B. in der , Gelehr- ten-Republik'. — Die blosse Negation der Conflicte zwi- schen den Individuen ist noch keine positive Verknüpfung, 1 Werke, Bd. VIII, S. 127. Lott. 2 a. a, O. S. 128. Lott. Lotts Kritik der Herbarf sehen Ethik und Herbarts Entgegnung. 1 73 wie sie doch vom Beg-riffe der Gesellschaft gefordert wird; ' selbst völlige Identität der Gesinnungen . . . ergäbe nur einen Haufen gleicher Exemplare! Und Zusammenhang durch (gemeinere und edlere) Bedürfnisse zeigt auch wieder der Markt. •■ Aber ohne bestimmten Begriff der gesellschaftlichen Persönlichkeit wird z. B. die Gesellschaft stets nur als Mittel für die (sittlichen oder gemeinen) Zwecke'^ der Indi- viduen, aus denen sie besteht, behandelt werden können. (So wird auch unter den Juristen gestritten, ob es nicht bloss (stets) Tropus oder Fiction sei, wenn von irgend einem andern als physischen Subjecte der Rechte die Rede sei?) Aus dieser Unbestimmtheit entspringen wohl- auch die zwei weiteren Fragen: 1. wie passt zur gesellschaftlichen Fein- heit die Anwendung von Ideen, deren Voraussetzung eben eine Mehrheit von Personen . . . .? Wiefern eben Gesell- schaft gedacht wird, ebensofern wird nicht an die Ge- schiedenheit gedacht in mehrere Personen, zwischen de- nen Wohlwollen, Recht, Billigkeit oder deren Gegentheile Statt finden möchten; und umgekehrt: Wiefern diese Geschieden- heit ins Auge gefasst wird, ebensofern wird die Mehrheit nicht als Eins, nicht als Gesellschaft aufgefasst. — 2. Könnte nicht für die platonische Behandlung ^ gesagt werden, es sei ' ,Ea kann Einer in mehreren Gesellschaften zugleich sein, sofern er die Leistungen, welche ihm für das gemeinsame Werk einer jeden obliegen, ohne Verwirrung zu vollbringen vermag. Den CoUisionstallen kann eine bestimmte Unterordnung der mehreren eingegangenen Verbindungen ab- helfen.' Herbart, a. a. O. S. 129. Der Herausg. 2 ,Ward der allgemeine Wille durch Gegenstände bestimmt, nach denen zu streben in den Naturbedürfnissen jedes Menschen begründet ist, — stützt man sich auf die sogenannten wahren Interessen des Menschen, so entblösst sich immer mehr und mehr der Verkelu", der die Hülle der Gesellschaft borgte, und der Niemanden bewegen wird, sich nach den Gesetzen des allgemeinen Marktes länger zu richten, als er es für gut findet.' a. a. O. Der Herausg. 3 Wie es bei Herbart geschieht, a. a. O. S. 128. Der Herausg. * .Es wäre der erste Fehler,' so heisst es in dem letzten von der beseel- ten Gesellschaft handelnden Capitel des 1. Buches (a. a. O. S. 10'2), ,der hier begangen werden könnte, wenn man (gemäss der unvollkom- menen Darstellung des atheniensisc.hen Weisen) die Einsicht, die Stärke, die Haltung, durch drei gesonderte Classen der Mitglieder des Vereins bezeichnen wollte. Alsdann vernimmt zwar der Denker die Harmonie der 174 Vogt. eben verboten, die ^Elemente vereinzelt' aufzufassen? (Aelin- lich im Cultursysteme . . .'). 9. Dass die Ethik mit der Tugend, als Principe nicht beginnen könne, ist offenbar; nicht ebenso, ob sie nicht, nachdem die Ideenlehre (1. Buch) geendet, ausschliesslich als Tugendlehre zu behandeln? Was ich dagegen- gesagt finde, reducirt sich auf den Gedanken, es sei dem Menschen nicht gegönnt, immer allen Ideen zugleich zu entsprechen. (Dem ausserdem Aufgestellten, als wäre , Schwäche', , Feigheit' nicht als ,Beschaffenheit der Person' anzusehen, wird man schwerlich beistimmen.) Allein 1. trifft dieselbe Einwendung nicht minder gegen eine wissenschaftliche Pflichtenlehre; denn von Pflicht kann nur unter Voraussetzung der Idee der Innern Freiheit die Rede sein; Subject der Pflicht ist nur der der innern Frei- heit Fähige; von welchem ästhetischen Urtheile daher auch eine Weisung ausgehen möchte, so kann sie sich nicht aus- schliesslich geltend machen, sondern trifft in der Einsicht mit allen übrigen Ideen zusammen. ^ Oder sollte man wohl gar mit Uebergehung der innern Freiheit von Pflichten sprechen, so- inneren Freiheit, aber er kann sie den vereinzelten Elementen nicht zu- schreiben, denen nichts einwohnt von dem Verliältniss, worin sie ge- dacht wurden.' Der Heran sg. 1 , Aufgegeben ist ihnen (den Einzelnen im Cultursystem), sich so zusam- menzufügen, dass sie nur als ein Ganzes erscheinen. Die Trennung zwi- schen dem Einen und dem Andern muss verschwinden. Wie ein einzi- ges, durchaus vielseitig ausgebildetes Vernunftwesen sich in diesen oder jenen Gegenstand vertiefen, wie es aber auch aus einer und der andern Vertiefung zurückkehrend sich besinnen, und seine mannigfalti- gen Begriffe, auf welche Weise sie es nur immer gestatten, von einan- der durchdringen lassen würde: so sollen auch die Mehreren einander geistig durchdringen können, ohne durch die Geschiedenheiten der Indi- vidualitäten daran gehindert zu werden.' a. a. O. S. 98 — 99. Der Herausg. - S. 163 — 164 der , Analytischen Beleuchtung des Naturrechtes und der Moral' (Werke, Bd. VIII. S. 336—^37). Lott. 3 Vgl. etwa S. 117 (Werke, Bd. VIII. S. 49) : ,Denn dass eine praktische Weisung darin (in dem Urtheile, der Streit missfalle) liege, wird Nie- mand leugnen, am wenigsten die Streitenden selbst, wenn sie innere Freiheit besitzen, und nicht etwa vom eigenen Glänze geblendet sind. Lott. Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik unil Herbarts Entgegnung. 1 (T) wie die gewöhnlichen Naturrechte sich mit bloss äusserlicheni Betragen begnügen, ohne Frage nach der zu Grunde liegen- den Gesinnung? Dann möchte Schleiermachers Verurtheilung des Naturrechts die ganze Pflichtenlehre trefi*en! 2. Darf die Ethik über den menschlichen Schranken nicht aufhören eine I^ehre zu sein von der gleichmässigen Kealisirung des In- begriffs der Ideen, und wäre es auch nur um nicht ohne Massstab für die Grösse der dem Menschen etwa unvermeid- lichen Fehler zu sein. Für das Vergessen, Aufgeben des einen über das andere wird schon das Leben selbst sorgen ! 3. Die aufgeworfene Frage, auf welche sich auch manches Folgende wesentlich bezieht, (ob die Ethik — oder doch deren zweites Buch — ausschliesslich als Tugendlehre . . . ?) Hesse sich auch so stellen: Ist die Aufgabe, sämmtliche Ideen zu realisiren, congruent mit der, jede Persönlichkeit — die eigene und fremde, die des Einzelnen und der Gesellschaft — zu einer tugendhaften zu gestalten '? (Wäre eine Verneinung dieser Frage nicht identisch mit der Behauptung : Auch die Tugend — eigene und . . . — gehört in die Reilie der Gegenstände die man nicht absolut wollen darf?) Wie sich aber auch diese Frage erledige, — stets blei- ben auch folgende Fragen: a) Da den Ideen eine besondere Beziehung zu meinem Ich fremd ist, wie verhält sich das Streben, in mir die innere Freiheit zu realisiren, — zu dem, dieselbe in Andern — Einzelnen oder Gesellschaft — zu rea- lisiren? (Kann es nicht auch diessfalls Collisionsfülle geben? und dann die Würde des Ganzen den Vorrang ansprechen? fordert nicht z. B. das Cultursystem Aufopferung eines Thoi- les meines persönlichen Werths, nämlich Ungleichmässigkeit meiner Ausbildung? — So könnte es auch einen Egoismus der Sittlichkeit geben?) b) Hat sich diess Streben auf schon vorhandene Persönlichkeit zu beschränken? oder soll's auch auf Entwicklung zur Persönlichkeit hingehen? (Könnte nicht Möncherei und Despotie jeder Art also sprechen: Wenn Wille, Aveun Persönlichkeit da ist, dann ist's freilich unvermeidlich, dass man sie den Ideen gemäss zu bilden strebe; da es aber ohnediess kaum gelingt, auch nur das Ilässliche zu meiden, so seht zu, dass Wollen und Persönlichkeit auf ein Minimum gebracht werde! So wäre es um das Recht des Werdens ge- 176 Vogt. ihan — und Schleiermacher würde auch in dieser Ethik das Erzeugende vermissen. ' ^Was es^ einschliesse — was es ausschliesse — wem es sich anschliesse/ Ich weiss das Folgende nicht mit Sicherheit in die hier angekündigten drei Theile zu sondern. ^ 10. Auch das Wollen des Einzelnen ist gebrechlich;^ wie nun, wenn die Pädagogik hiegegen eben so ein , äusse- res Band' zu Hilfe riefe und hintennach 0 — zu spät besorgt, ob solche Macht dem Zöglinge nicht etwa verderblich würde? — einer Garantie nachsänne? Jedenfalls sollte das Absurdum der unendlichen Reihe ^ nicht bloss zur Modification des zwei- ' Vgl. den Anfang dieser Blätter. Lott. - Nämlich das Ideal der Tugend, welches a. a. O. S. 111 — 113 beschrie- ben wird. 3 Her hart wiederholt in der Ausführung nur das Einschliessen , welches auf sämmtliche Ideen, deren Stimme zugleich vernommen wird, und das Ausschliessen, welches auf Untugend und Laster sich bezieht, ausdrück- lich. Im dritten Theile, welcher unter das Anschliessen zu subsumiren wäre, ist von den Gegenständen des Wollens, von dem, was in den Ge- sichtskreis des Tugendhaften fällt und sein Gemüth noch auf mancherlei andere Weise beschäftiget, also von dem, was nicht unmittelbar durch die Tugend bestimmt ist, die Rede. Der Herausg. ^ ,Jede menschliche Verbindung mu.ss es bald genug empfinden, dass die Willkühr unbeständig ist, dass ein Zweck, den sie für fest ausgegeben hat, nicht fest stehen kann, dass in dem fingirten allgemeinen Willen keine Kraft liegt, die Wollenden zusammenzuhalten Soll also die Gesellschaft Bestand haben, so bedarf es eines äussern Bandes. Man lässt sich Macht gefallen; oder stiftet eine. Die Gesellschaft verwandelt sich in den Staat.' Herbart, a. a. O. S. 129. Der Herausg. '•> Vgl. S. 142 a. a. 0. Lott. 6 Herbart, a. a. O: ,Der Staat ist Gesellschaft, geschützt durch Macht. Dieser Begriff zeigt eine innere UnvolLständigkeit; denn, wollte man die Beantwortung der Frage: woher Schutz gegen die Macht? aus ihm selbst nehmen, also auch diesen Schutz einer Macht auftragen, so wäre die- selbe eine zweite; gegen welche es einer dritten schützenden bedürfte, gegen die dritte einer vierten u. s. w. Diese Reihe läuft ins Unendliche ; und zwar ist es nicht eine Reihe, die sicli nähert, sondern die sich ent- fernt; denn jedes folgende Glied, damit nicht gleiche Mächte in Kampf gerathen, muss grösser sein als das vorhergehende. Der Begriff also, wie er vorliegt, führt auf eine Ungereimtheit. Kann man nun vielleiclit ein Glied der Reihe so bestimmen, dass es keines folgenden mehr bedürfte? — Vorläufig i.9t zu bemerken, dass Macht nicht bloss auf dem Willen Lotts Kritik der Ilerbart'sclien Ethik und Unrbarts Entgegnung. 177 ten Gliedes derselben/1 sondern zur Zurücknahme des gan- zen Verfahrens, aus dem sie entsprang-, bewegen. Ent- spricht nicht vielmehr dem Hinblicke auf menschlichen Wan- kelmuth die Frage: wie dieser zu besiegen? So fragt auch in der That die Pädagogik und untersucht desshalb die Natur und Entwicklung des Charakters; der Erzieher schafft dem Zögling nicht zuerst irgend einen Charakter (irgend eine Festigkeit . .) und sieht dann nach einer Coutrole aus (Die G-eschichte lehrt, dass auch Völker grosser — nicht einmal immer sehr langsamer! — Veränderungen fähig sind.) Von dieser Weise, Gesellschaft und Macht wie zwei völ- lig fremdartige Dinge zusammenzubinden zum Begriffe des Staats, ist eine weitere Folge, dass dieser nun widerspre- chend scheint, weil allerdings, wenn unter Macht nur der Stock verstanden wurde, dann gar nicht abzusehen wäre, wesshalb dieser vielmehr an die rechten Stellen hinträfo als an die unrechten? ja wesshalb er überhaupt sich auch nur bewege? Aber auch nur dann! Denn Jedermann weiss, dass die Gesellschaft ihre — der Mächtige seine Interessen hat und diese in gar manchem Punkte und in gewissem Grade (vom Mächtigen) als zusammentreffend angesehen werden, und sofern (und auch nur sofern) ist das Schützen ein Facti- sches. Gegebenes. — Geschichtlich nun ist es wohl nur zu gewiss, dass eben irgend einer herrscht und dann allerdings zunächst keine andere Frage bleibt, als wie die eben beste- hende Macht zu bewegen sein möge, die öffentliche Meinung als Mentor zu acceptiren? Aber darf auch die Wissenschaft sich damit begnügen ? Und was ist mit solcher Genügsamkeit gewonnen? Ist man denn wirklich aus der AVandclbarkeit des menschlichen Gemüths, derentwillen man ja Macht zu Hilfe rief, her ausgeschritten? Keineswegs — man hat nur die des Mächtigen hinzubekommen und gestanden, dass zuletzt Alles auf Meinung derer, die da gehorchen, — auf Beiirtheilung der Beobachter, und auf das Innere des Mächtigen wenig- des Anführers, sondern auf der Meinung der Diener beruhe; bestimmt auf dieser Meinung: gegen jeden seien, im Fall des Ungehorsams, alle Uebrigen verbunden.' Der Herausg. ' Siehe die vorhergehende Anmerkung. Der Herausg. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVUI. Bd. I. Hft. 12 178 Vogt, stens so weit ankomme, dass er Interesse habe an Uebung-.,. seiner Macht und empfänglich sei für — bestimmbar durch das Urtheil Jener; — und auch die Gewalt erwähnter Mei- nung- beruht wieder einzig auf der Gewalt der Interessen... des Meinenden selbst, — denn was bedeutete wider den eine Armee, welchem nichts läge an seiner Ehre, Freiheit, an den Schmerzen die ihm zufügbar, am Leben, das durch Gehorsams- verweigerung bedroht, . . . ? i Die Untersuchung hat's denn also in der That kaum über die S. 316—3172 verschmähte Basis der Gesellschaft hinausgebracht! Wird also nicht vielmehr der Begriff der gesellschaftlichen Persönlichkeit, des , Wir', genau behandelt werden müssen, damit man erfahre, was zu befestigen sei, damit die Gesellschaft feststehe? wie das eigentlich-gesellschaftliche Wollen selbst die Herrschaft ge- winnen könne? 3 Hierbei würde zum Vorscheine kommen, dass diese Festigkeit auf gar mancherlei Weise möglich sei, die mit einander theils verträglich wären theils nicht; — dass das Gehorchen keineswegs auf den Fall beschränkt sei, wo der Befehlende viele Andere gegen den Ungehorsam aufzubieten vermag;^ man entspricht fremden Willen ja nicht bloss aus Furcht, sondern auch aus Gewohnheit, Nachahmung, aus An- hänglichkeit an den Befehlenden, aus eigentlicher Achtung vor demselben, aus Ueberzeugung, wegen religiöser .... Meinung (Priestergewalt!), aus Abneigung gegen Andere (wider welche der Befehl gerichtet ist), aus Eigennutz, Herrschsucht (so dass der Gehorsam gegen Einen als Mittel dient der Gewalt über Andere . . .) Nicht nur werden all' diese Species der Macht ■' dadurch, dass man sich plötzlich an jene Eine Species " Encyclopädie S. 250 (Werke, Bd. II. S. 234). Lott. Werke, Bd. VIII. S. 129. Diese 'Frage würde für den Fall, als etwa der Umstand, dass das im Besitze der Macht befindliche Wollen nicht eben das gesellschaftliclie selbst sei, hinzugenommen wäre, sich zu der (Frage) gestalten: Ist die Aufhebung dieses Gegensatzes, eine solche Umbildung der Bedingungen der Herrschaft möglich? Lott Siehe Anmerkung 6, pag. 22. Der Herausg. Wohin z. B. gehört die Macht des Geldes ? — Macht der Mode ! . . . . Lott 6 Siehe das Ende der Anmerkung 6, pag. 170. Der Herausff o* Lotts Kritik iler Herbart'schen Ethik und Herbarts Entgpgnnng. 179 wendet aus den Augen gerückt, sondern selbst das Verliält- niss dieser Einen zur Gesellscliaft und zu den Privatwillen wird durch solche Isolirung- völlig unkenntlich. ,Die Meinung^ (worauf die Macht beruht), ,goht hier der Existenz voraus'.^ Worauf aber beruht diese Meinung? Wende ich mich diessfalls an Psychologie II (Einleitung), ^ so linde ich sie in der Verschmelzung nach der Hemmung . . . begrün- det. Also wäre doch jener Meinung ein Kampf vorausge- gangen; und um als Sieger daraus hervorzugehen, musste man schon als Mächtiger in den Kampf gegangen sein. Soll diess kein Cirkel (sondern etwa eine Spirale . .) sein, so kommt's zuletzt doch auf ursprüngliche Ungleichheit der Kräfte an. Sonach wäre die Voraussetzung der Macht die Mei- nung, die Voraussetzung dieser der Sieg, •' dessen Voraussetzung- endlich ursprünglich-grössere Kraft? Wie kann dieser Kampf als psychologischer Process auf- gefasst werden?-* (Wodurch unterscheidet sich das Unterliegen im Kampfe wider Menschen von dem gegen eine physiologische Nothwendigkeit oder gegen ein Thier oder von dem unter einer materiellen Wucht?) 1 Herbart, a. a. O. S. 142. 2 Psychologie als Wissenschaft, Zweiter Theil, Werke, Bd. VI. S. 18 — 31. 3 Macht könnte also nur .gestiftet' (Herbart, Werke, Bd. VIII. S. 129) werden, indem man die zur Macht bestimmten Kräfte in den Kampf führte? Lott. * Eine Antwort auf diese Frage Lotts im Sinne Herbarts enthält fol- gende Stelle aus seiner ,Psychologie als Wissenschaft' (Werke, Bd. VI. S. 38): ,Es leuchtet unmittelbar ein, dass wenige stärkere, oder von Anhängern imterstützte Pei'sonen eine wie immer grosse Zalil von schwächeren, einzeln stehenden Individuen, bei nur cinigermassen star- kem Conflicte aller Kräfte gegeneinander, nacli den oben entwickelten Rechnungen' (über die Statik), ,völlig unwirksam machen können und müssen. Alsdann bleibt aber zwischen den stärkeren Personen oder l'artlieien ein Druck und Gegendruck, wie wenn jene Schwachen gar nicht vorhanden gewesen wären. Von der Thätigkeit eines Jeden wird ein Tlieil gebunden; Niemand bleibt ganz frei von der Hemmung. (Der völlig und absolut Unabhängige des Herrn von Ha Her ist nirgends in der Rechnung zu finden.) Auch kann Einer, oder Eine Partei, die ganz allein aus der Menge hervorragt, die Schwachem, wenn sie einander nahe gleich sind, niemals ganz zu Boden drücken, sondern es müssen der Mächtigeren Mehrere, einander entgegenstrebende, vorhanden sein, wofern das Angegebene erfolgen soll.' Der llcr.insg. 12* 180 Vogt. Wie taugt ferner eine Macht der ofterwähnte q Art zu einer Rolle, wie sie z. B. im Cultursysteme dem Kräfte-Centro zugemuthet wird? ' 11. Eine eigenthümliche Verwicklung der beiden Princi- pien : Beschäftigungen und Gesinnungen, 2 Hegt da vor, wo Personen Gegenstände der Beschäftigungen sind (Lehrer, Seel- sorger, Staatsmann . . .) ! Beruhen bloss die Dienste, nicht auch die Familien- verhältnisse auf Abhängigkeit der Menschen von einander? (diese nämlich auf ihrem sich-Be dürfen nach Geschlecht und Alter.) 3 Beruhen die Dienste auf Abhängigkeit, wie kann dann von freien Diensten die Rede sein? Wie unterscheidet sich Dienst von Beschäftiaune-? Giebt's z. B. Dienste, die keine Beschäftigungen wären? (Wegen der , freien' Dienste geht's nicht an, das Abgenöthigtsein in die Definition des Dienstes aufzunehmen. Oder meint man etwa, der freie Dienst befriedige dennoch Bedürfnisse, die aus Abhängigkeit entsprängen, so möchte dagegen nicht nur zu fi'agen sein, ob er denn nur solche — nicht irgend ein Verlangen — befriedigen könne? sondern auch zu erin- nern, dass hiernach Gott servus servorum genannt werden müsste !) Wie unterscheiden sich Zw^angs- und Lohn dienst? Da- durch, dass dort der Zwang von Personen ausgeht, hier von den Umständen? Wie aber — wenn bei näherer Besichti- gung solche , Umstände' sich in menschliches Wollen auf- lösten? (:= das Neutrum sich persoöalisirte?) 12. Die Gesellschaft wird nirgend als Subject der Pflicht behandelt. Soll aber von Würde, sittlichem Charakter der Gesellschaft in irgend einem bestimmten Sinne die Rede sein, so muss sie in eben demselben als wollend, handelnd, mithin als Subject der Pflicht (gegen sich, gegen ihre Glieder, 1 Vgl. namentlich Werke. Bd. VIIL S. 98—99. Der Herausg. 2 Herbart, a. a. O. S. 144. 3 Nach Her hart beruhen die letzteren auf der ,Entstehungsart des mensch- lichen Lebens' (a. a. O.). Der Herausg. Lotts Kritik der Uerbart'schen Ethik und Herbarts Entgegnung. 181 gegen andere Gesellschaften) angesehen werden können. ^ Wird der Unterschied zwischen der Gesellschaft und ihren Gliedern, als Objecten der Pflicht, festgehalten, so muss er auch rück- sichtlich der Frage : Wer ist der Verpflichtete ? gelten. — Auch hier wieder tritt das Bedürfniss eines exacten Begriff's des ,Wir' hervor. Dadurch (dass die Gesellschaft nicht auch als Subject der Pflicht . . .) ist z. B. dem Gedanken der ge- sellschaftlichen Selbsterziehung der Eintritt versperrt; der, dass der Einzelne die Gesollschaft erziehen könnte, wird ohnediess leicht als Uebermuth abgewiesen'^ (ungeachtet Mo- ses, Lykurg, . . . s. auch Pädagogik S. 39, 40 ■'), während es doch nur dann einer wäre, wenn er vergässe, was seine eigene Entwickelung der Gesellschaft verdanke und wie seine Rück- wirkung auf dieselbe nur sofern, als sie in das richtige Ver- hältniss zu den übrigen gesellschaftlichen Kräften tritt, — und vielleicht erst in der Zukunft — bedeutend werden kann, i^ Hier- her gehören z. B. die Männer, welche neue Gedanken, neue Gegenstände des Strebens in die Mitte der Menschen brach- ten oder einen im Geiste der Nation .... schon vorhandenen, vielleicht bis dahin ganz unscheinbaren Keim im eigenen Geiste zum Vollbewusstsein, zur Reife brachten). 13. Wie in die verwirrende Menge von Gesichtspuncten in der Politik auch nur so viel wissenschaftliche Ordnung zu bringen, als zum allerersten Anfassen ihrer Aufgaben — im Sinne des Herbart'schen Systems — unentbehrlich? Nämlich: ' Sollte auch eine Ethik vorziehen, die Objecto der Pflichten zu behan- deln, so müssen sich doch auch die Antworten auf Fragen nach den Subjecten der Pflicht daraus finden lassen; — denn diese sind fiir's Leben entscheidend, da zuletzt doch Alles darauf ankommt, welchen Händen die Angelegenheiten zugewiesen sind (,Jeder thue das Seine'). L. - Herbart a. a. O. S. 158: , Niemand kann sich der Gesellschaft als ihr Erzieher gegenüber stellen. Vielmehr, sie erzieht den Einzelnen; der in der Folge, wenn er ihr Mitglied wird, schon in so viele Rechtsverhält- nisse mit Ihr verflochten ist, dass er selbst die grösste Ueberlegenheit des Geistes nicht frei gebrauchen darf. Sogar einem Gesetzgeber aus der Fremde stünde nur eine solche Einwirkung zu, als sie einräumen möchte.' Der Heraus g. •^ Werke, Bd. X. S. 19 : ,Die Menschheit selbst erzieht .sich fortdauernd durch den Gedankenkreis, den sie erzeugt. Ist in diesem Gedankenkreise das Mannigfaltige lose verbunden : so wirkt er, als Ganzes, schwach ; und das einzelne Hervorragende, wie ungereimt es sei, erregt Unruhe und 182 Vogt. Vereinbarkeit und Conflict der verschiedenen Inter- essen ist Hauptfrag-epunkt ; da treten nun neben den in der Pädagogik^ behandelten gar wesentlich die leiblichen Be- dürfnisse und das Interesse der gesellschaftlichen Geltung (man will, wenn eben nicht angesehen — wohl gar mächtig — so doch mindestens nicht verachtet, geknechtet sein) auf. Wie verhält sich diese neue Reihe von Interessen zu jenen? Ist sie vollständig? AVie verhalten sich die Interessen zu den Pricipien des Fort- und Rückganges?^ (Aus jenen entspringen ja offenbar Beschäftigungen, Gesinnungen . . . !) Wie verhalten sich diese Principien zu den Personen, in welchen die innere Freiheit zu reaiisiren? So z. B. kommen die Familienverhältnisse unter jenen Principien vor, — zugleich aber wird die Familie als Persönlichkeit aufge- fasst , . .3 Weiters wird unter jene Principien der Cultus ge- rechnet, andererseits die Kirche wieder unter die (gesellschaft- liche) Persönlichkeit. Eine ähnliche Doppelstellung hat wohl auch der Staat! Ja — was hindert, jede Persönlichkeit bezüglich der andern als solches Princip aufzufassen (Wichtigkeit eines Individui selbst für's Ganze, für die Zukunft — zehntes Ca- pitel, ' — um so mehr für seine Umgebung!)? Gewalt. Ist in ihm das Mannigfaltige widersprechend: so entsteht un- nützes Disputiren, das, ohne es zu merken, der rohen Begierde die Kraft überlässt, um die es streitet. Nur wenn die Denkenden Eins sind, kann das Vernünftige, — nur wenn die Bessern Eins sind, das Bessere siegen.' Lott. ' a. a. O. S. 56: ,Die Theiluahme kann auch die mannigfaltigen Re- gungen vieler Menschen von den Individuen absondern, deren Wider- sprüche auszugleichen suchen, und .sich für Wohlsein im Ganzen interes- siren, das sie dann wieder in Gedanken unter die Individuen vertheilt. — Das ist die Theilnahme für die Gesellschaft. Sie disponirt über das Einzelne, um sicli an's Allgemeine zu hängen; sie verlangt Tausch und Aufopferung, widerstrebt den wirklichen Regungen, und denkt mögliche, bessere an deren Stelle. So der Politiker.- Der Herausg. 2 Werke, Bd. VIII. S. 143 f. Vgk oben 11. Der Herausg. 3 S. 361 oder Werke, Bd. VIII. S; 118, Lott. * Nämlicli des zweiten Buches, d. i. S. 163 f. a. a. O. Der Herausg. Lotts Kritik der Herbart'scliei: Ethik nml Herharts Entgegnung. 183 Wie verhält sich die Reihe der Principien zu den fünf , Hauptpunkten' der , Analytischen Beleuchtung'?' Wie beiderlei zur Theilung in Macht, Formen, Pri- vat willen?^ Wie zu dem Allen die Reihe der ^Geschäfte'? ■' Und dann wieder die Eintheilung in wiederherstellende, erhaltende, verbessernde Staatskunst 9^ Nehme ich nun hinzu die Verwicklung der Ideen und die der Zwecke verschiedenartiger Gesellschaften un- ter einander, die Incongruenz ihrer Gebiete mit denen der Macht, die Art der Einschaltung des Staats im Staaten- systeme, des Bezirks im Staate, der Gemeinde im Bezirke, der Familie in der Gemeinde, des Einzelnen in der Familie, — so stehe ich vor einem Chaos ! — Es ist eine für die Moral bedeutende Frage : Ob denn nicht etwa die Natur des Geistes sich der völligem Reali- sirung der Ideen entgegensetze?'' Würde diese Frage bejaht, — wer möchte solchen vergeblichen Kampf wider die Natur kämpfen — wer einem Principe der Unordnung huldigen? Und welchen Beschauer der Geschichte beschleicht sie nicht? Um nun die geistige Natur rein vor Augen zu haben, wird man a. a. O. S. S&3: ,Der Zusammenhang der Moral mit der Pädag'oj;:ik er- hellet leicht aus den fünf Hauptpunkten der sittliclien Jugendbildung: 1. Richtungen des kindlichen Willens. 2. Aesthetische Urtheile und deren Mcängel. 3. Bildung der Maximen. 4. Vereinigung der Maximen. 5. Ge- brauch der vereinigten Maximen.' Der Her aus g. Diese drei ,Hauptbegriife' sind Herb, drei Factoren des Begriffs vom Staate, a. a. O. S. 130. Der Herausg. Analytische Beleuchtung §. 180 (Werke, Bd. VOI. S. 371). Lott. Her- bart sagt daselbst, dass zum praktischen Gebrauche dem Praktiker (in Pädagogik und Politik) die Haupttheile seines Geschäfts auseinanderge- setzt werden müssen und führt in einer Anmerkung die Reihe der Ge- schäfte in — Pädagogik auf. Die allgemeine Pädagogik sei nach den drei Geschäftszweigen: Regierung, Unterricht und Zucht geordnet. Der Umriss pädagogischer Vorlesungen ergänze diese Abhandlung noch durch genaueres Eingehen auf die Altersstufen der Zöglinge, die Verscliieden- heit der Lehrgegenstände und der Lehranstalten, die Mannigfaltigkeit der vorkommenden Fehler, welche zu bessern sind. Der Herausg. Encyclopädie S. 153 (Werke, Bd. II, S. 145). Lott. Eine ähnliche, aber auf die Welt ausgedehnte, Frage beantwortete K a n t mit Postulaten. Lott. 184 Vogt. vielleicht von allen, den Process der Annäherung zum Gleich- gewichte störenden . . . Einflüssen abstrahiren und so in die Annahme der letzten Paragraphe des ^Lehrbuchs zur Psycho- logie'^ versetzt sein, und nun so fragen: Müsste nicht in sol- chem Falle (wie da angenommen) das Objective, das in den qualitativen Verhältnissen Begründete (worauf Aesthetik und Logik anweist . . .) zur Macht gelangen — der psychische Or- ganismus ein ZAV eck massig er werden? Würde diese Frage bejaht, so wäre die oben erhobene beseitigt und auch auf das Verhältniss zwischen dem , Guten' und dem ,Gute' Licht ge- worfen^ welches in der Geschichte der praktischen Philosophie eine so grosse Rolle spielt. Schon Aristoteles meinte, die Tu- gend bestehe in der, der Natur des Geistes angemessensten Be- schaffenheit . . .; hierher die stoische Identification von Weis- heit und Glück. Hierher auch die Begründungsweise der Ethik auf Psychologie in der neuern schottischen Schule . . .'^ Eine auf die Grundlage aller teleologischen Ergänzung der Moral gerichtete Frage wäre die nach dem Sinne des in der Rede von Gott als Geiste liegenden ,Anthropomorphis- mus'. -^ Wäre dieser Sinn der: es sei nichts weiter als so eine menschliche Weise, ihn als persönliches Wesen zu denken, so hörte er sogleich auf, irgend etwas von dem zu bedeuten, was man durch das Wort ,Gott' bezeichnen dürfte; es könnte von teleologischer Weltansicht so wenig als von Heiligkeit und sonstigen Prädicaten, welche einzig für Personen und deren Wollen Sinn haben, irgend eine Rede sein. Herbarts Entgegnuiig. 1. Die Kritik gibt sich unnütze Mühe, wenn sie zuerst die Einleitung in eine Wissenschaft angreift; ihr erster Gegen- 1 Die Stelle des 250. dieser Paragraphe (Werke, Bd. V, S. 17H): ,unfäliig ancli nur zu beg-eliren, nur zu wünschen, dass ilir Zustand ein anderer sein möchte,' — hat wohl darin seineu Grund, weil überliaupt für kein Begehren dort Platz, wo ein solches Gleichgewicht, wie das hier voraus- gesetzte, eingetreten wäre? Ist ein des Wollen s unfähig-Gewordener noch fähig des vollendeten Vorstellens von Willen — demnach der ästhetischen Beurtheilung derselben? Lott. 2 Auch Kant — Kritik der Urtheilskraft, 474 — spricht von , Bestimmung der sittlichen Gesetze' aus , theoretischer Erkenntniss der Natur.' Lott. 3 Z. B. Herbarts Metaphysik II, S. 4'27— 428. (Werke, IV. 329.) Lott. Lotts Kritik der Herhart'schen Ethik und Herbarts Entgegnung. 1 80 stand sind die Principien selbst. Denn so wichtig die Fraj^e, wie man die Principien finden könne und suchen solle (die Frage der Einleitung) für denjenigen ist, der dieselben noch nicht kennt: so wenig hat die Frage zu bedeuten, nachdem die Principien einmal gefunden sind und offen vor Augen liegen. Dass es eine unmittelbare Werthbestimmung des Willens gibt, liegt vermöge der entwickelten praktischen Ideen vor Augen. Da es eine solche gibt, so fordert die Logik, dass man dieselbe nicht mit den mittelbaren vermenge. ' Der eigentliche Vorwurf, welchen die Wissenschaft dem Eudämonismus (einer falschen Lehrart) macht, besteht darin, dass er die verschiedenen Motive der Entschliessungen ver- mengt hat, und dass dadurch das Bewusstsein der unmittel- baren Werthbestimmungen des Wollens, welche selbst Motive (und zwar die vornehmsten) werden sollen, verwirrt und ver- dunkelt worden ist. Daher besteht bei Piaton, bei den Stoikern, bei Kaut, das Wesentliche der Bemühung darin, das Verwor- rene zu reinigen und deutlich hinzustellen. Eben dazu dient die Sonderung der praktischen Ideen, welche sich bei jenen unter einander verwirren und verdunkeln. Sobald diese Son- deruug geschehen, hört der Eudämonismus d. h. jene Verwir- rung auf; die Fragen aber, welche ihm noch übrig bleiben sol- len, fallen in die Tugendlehre, wo wir sie lassen wollen. Keine Wissenschaft aber hat ein solches Licht, welches in alle Köpfe leuchtete. Die Mathematik, mit aller ihrer Evi- denz, belehrt nur einen sehr kleinen Theil der Menschen; sie bekümmert sich aber auch nicht um die Menge. Ebenso be- kümmern wir uns nicht um Skeptiker, Mystiker u. s. w., auch nicht um die, welche bei Personen, Blumen u. s. w. stehen bleiben, als ob sie im Dunkeln lesen könnten. Ebenso wenig um den falschen Sprachgebrauch, nach welchem oft genug ist gesagt worden, die ästhetischen Urtheile bezeichneten eine Species der Lust und der Unlust, als ob diese Worte statt der allgemeinen Ausdrücke Vorziehen und Verwerfen dienen könnten. Wer die Worte Lust und Unlust nicht in der Psy- chologie besser zu brauchen weiss, dem mag man sagen, er ' Vp'l. oben Anmerkung 4, pag. 160. Der Her aus g. 186 Vogt. solle die verschiedenen Species auseinanderhalten ^ denn die Worte können das Ung-leichartige nicht zusammenbinden. 2. Die leicht hingeworfene Bemerkung über den Grad- unterschied des Gefallens berührt gerade die Hauptsache. ,Die Quinte consonirt vollkommener als . . .' (wobei man hinzufügen könnte: aber lauter Quinten machen die abscheu- lichste Musik.) Die practischen Ideen waren keine neue Entdeckung ; sie lagen längst allen besseren Systemen und der Religionslehre zum Grunde. Aber was bei Piaton, bei den Stoikern bei Kant vermisst wird: den eigenthümlichen Charakter jeder einzelnen praktischen Idee hervorzuheben, — das rausste geleistet werden. Die Idee des Wohlwollens hat in der Unveränderlichkeit und Unabhängigkeit des ihr zum Grunde liegenden Beifalls einen Vorzug vor allen andern Ideen; gleichwohl würde sie, für sich allein, vielleicht die untauglichste von allen sein, um die Handlungen im Laufe des Lebens gehörig zu leiten. In der Unentbehrlichkeit jeder practischen Idee ist kein Grad-Unterschied ; ebensowenig als in der Unentbehrlichkeit jedes Intervalls in der Musik. o. Wenn der Inhalt eines Begriffs,, der logischen Forde- rung gemäss, rein gedacht wird, so ist gerade hierdurch, dass er unbestimmt bleibt in Ansehung der möglichen Determinatio- nen, die Forderung erfüllt, dass man den Gegenstand des ästhe- tischen Urtheils nicht soll getrübt durch die Gegensätze vorstellen, welchen die möglichen Determinationen unter sich hervorbringen würden. Die Bemerkung über die Idee der In- nern Freiheit beruht auf gänzlichem Missverstehen des Grund- satzes, worauf sie beruht. Nicht besser ist das Nächstfolgende. Vorbild und Nach- bild sind vergleichbar, also nicht disparat; aber auch bei voll- kommenster Nachbildung bleibt die Unterscheidung gesichert. 4. Was die Schwierigkeiten anbelangt, welche die Idee der Vollkommenheit da hei'vorbringt, wo die Grösse ein Coef- licient wird, so sind dieselben nur allzuwohl bekannt. Unzäh- ligemal ist gesagt worden, grosse Männer seien nicht ohne grosse Leidenschaften, politische Grösse sei ohne schwarze Tliaten nicht erreichbar u. dgl. m. Leider wird hier über dem Coefiicienten dasjenige, was er multiplicirt, sehr leicht über- Lotts Kritik der HerbarfBchen Ethik uiul Herbarts Entgegnung. 187 sehen, — und grade damit ins hellste Licht gestellt, was ohne- hin nicht durfte übersehen werden, nämlich dass die Grösse nicht blosser Coefficient ist. Kein Coefficient gilt etwas, wenn sein Multiplicandus Null ist. Für x = 0 ist Ax auch = 0, wie gross auch A sein möge. Aber die Werthbestimmung nach der blossen Grösse ist in unzähligen Fällen vorhanden und vollgültig, wo nach Abstrac- tion von der Grösse nur das Gleichgültige übrig bleibt (= wo X gleich 0 ist), 5. Die unrechtliche Gesinnung, die den Streit kennt und sich um ihn nicht kümmert, kann allerdings da nicht vorhan- den sein, wo man vom Zusammenstoss entgegengesetzten Wol- lens nichts weiss. Das liindert aber nicht, dass eben diese Ge- sinnung sich in demjenigen realisire, dem das Zusammenstos- sen der Willen bekannt ist. Beispiel ist nicht bloss die Lüge, sondern vielleicht noch auffallende)- die Untreue gegen Ver- storbene, Verschollene etc. In die unzähligen Conflicte, Avelche dem jus controversum angehören, kann hier nicht eingegangen werden. Es mag schlimm genug sein, dass bei unbilligen Rechten die Unbillig- keit bei Seite gesetzt, und bloss das Recht festgehalten wird. Es mag mit der ^scharfen Grenze zwischen civilrechtlichem Zwang und eigentlicher Strafe' wohl nicht viel besser stehen. Die Gesellschaft hat erst auf höheren Bildungsstufen sich über den Grundsatz : Wo kein Kläger, da kein Richter, erhoben. Könnte sie sich einmal ganz darüber erheben, so möchte der civih-echtliche Zwang, der anstatt der Selbsthilfe auf Antrieb des Verletzten exequirt wird, sich vielleicht in noch engere Grenzen zurückziehen, oder wenigstens Modificationen erleiden müssen. Doch das mag dahin gestellt bleiben. Soviel ist klar, dass die Standpunkte der Betrachtung ganz verschieden sind, wenn der civilrechtliche Zwang nur ein rechtliches Resultat bezweckt, ohne der Person einen Vorwurf machen zu wollen ; während schon die geringste Ordnungsstrafe einen Verweis enthält. (3. Bei der Idee der Billigkeit kommt der Satz zum Vor- schein, welchen Jeder, der gegen meine Arbeit polemisiren will, als ein Kleinod betrachten mag. Es heisst : 188 Vogt. ,Es ist also aucli zwischen diesen Willen selbst eiu Verhältniss vorhanden, und jeder ist das, als was er beurtheilt wird, nur in diesem Verhältniss und vermöge desselben.' Dag-egen ist der Satz : ,In derjenigen Beurtheilung, worauf die Idee der Billig- keit beruht, wird unmittelbar keiner der beiden Willen be- urtheilt,' — einer der kenntlichsten Grenz- und Merksteine, woran ich, solange noch ein Andenken meiner Arbeit übrig bleibt, meine praktische Philosophie will erkannt wissen. Hier- über noch ein Wort zu verlieren, bin ich fast ebenso müde, als über die transcendentale Freiheit; es ist mir aber wohl bekannt, dass beide entgegenstehende Irrthümer, wo sie einmal ankleben, fast den gleichen Grad von Beharrlichkeit besitzen. Weit entfernt, dass Streit und Wohlwollen hier eine Ana- logie für jenen Irrthum darbieten sollen, warnen sie vielmehr beide dagegen. Erstlich der Streit. ,In dem einen Begriffe des Streits gehen beide Willen als dessen Merkmale zusammen.- Nun ist der Streit ein Verhältniss, also heisst der allgemeine Satz: in dem einen Begriffe eines Verhältnisses gehen beide Verhält- nissglieder als dessen Mei'kmale zusammen ; welches richtig ist. Die That aber, welche aufs Wohlthun oder Wehethun führt, ist kein Verhältniss, sondern ein Ereigniss, ^ ein Uebergang von einem zum andern. Zweitens das Wohlwollen. — Wohlthaten erheischen Ver- geltung; aber die Frage, ob sie aus Wohlwollen entsprangen, welche Frage den Werth des Willens trifft, muss fern gehal- ten werden. Wehethun erheischt Vergeltung; aber nicht alles Wehethun entspringt aus Uebelwollen; und die Frage nach dem Ursprünge des Wehethuns, welche den Werth des Willens un- mittelbar treffen würde, muss von der Strafe fern bleiben, weil die Strafhandlung nicht Gesinnungen corrigiren, sondern mit der zu bestrafenden Handlung correspondiren soll. Dass Sti'afen ein Handeln ist, wird leider! immer von neuem ver- gessen. ' Zu diesem Satze ist von Lott ein Ausrufungszeichen hinzugefüg-t worden. Der Herausg. Lotts Kritik der Herbart'schen Ethik und iferbarts Entgegnung. 189 Worauf zielt nun jenes: Also — ? Unmittelbar vorher geht : ,Beide Willen (die Willen sind ohne Zweifel in dem Worte: Beg-riffe, gemeint) bekommen vermöge dieser Be- ziehung (des einen Willens auf den andern) Prädicate, nämlich die des Tliuns und Leidens, die ihnen ausserdem nicht ziu- kommen würden.' Diese Prcädicate sind aber nicht innere, eigene, welche die Natur des Wolleus als eines geistigen Thuns treffen, ' son- dern Ansätze von Aussen, die ohne leibliche Causalität o-ar nicht denkbar wären. Das kommt auch beim Streite vor, ~ und eben darum war es nicht möglich, vom Streite zur Idee des Rechts den Weg zu linden, - ausser indem die Idee der Innern Freiheit zu Hilfe gerufen wurde. Wer den Streit sieht, wer von ihm weiss, dieser erst kann getadelt werden, falls er sich darum nicht kümmert. Sonst wäre und bliebe der Streit ein blosses Missg-eschick. Dass vom Leidenden die Vergeltung ausgehen sollte, dieser unrichtigen Consequenz, welche auf Rache statt der Strafe führen würde, ist grade dadurch vorgebeugt, dass sich das Missfallen ganz auf die That richtet. Die Negation einer Bewegung ist Bewegung in entgegengesetzter Richtung; damit ist nichts bestimmt über den Antrieb zur ent- gegengesetz4;en Bewegung. Die That missfällt; das Missfallen enthält selbst die Verneinung, deren Ausdruck in der entge- gengesetzten Bewegung liegt; daher das Hinzudenken der Ne- mesis, oder eines höhern Wesens, dessen Missfallen der Ur- sprung der rückwirkenden Kraft sei. Nichts als Verwechs- lung wäre es, diesen Ursprung in den leidenden Willen zn verpflanzen. Schutz gegen die Sühnopfertheorie? — Wie kann diese mit der Verpflanzung der Nemesis in den Leidenden zusam- menhängen ? — Der Schuldige fürchtet die Nemesis, aber doch wohl nicht den Leidenden, nicht dessen Rache, oft eine Rache ' Hiezu hat Lott die ßanclhemerkung geschrieben: ,Also doch die Bezie- hung aus der — das Verhältniss aus dem — sie resultiren, zuge- geben?' Vgl. auch Lotts Kritik, 2, gegen das Ende. Der Ilerausg. 2 ,Aber doch ihn als ein missfälliges Willensverhältniss zu erklären??' Randbemerkung Lotts. Der Herausg. 190 Vogt. des Todteu. Er bietet nur der Nemesis ein Opfer, weil er sich die Nemesis personificirt, sie zu einer nicht bloss urtheileuden, sondern auch wollenden Person macht, — und der verlangte Schutz wird nun g-eleistet, indem man zeigt, dass die Straff nicht an sich Zweck ist, und dass sie sammt ihrem Motive wegfällt, wo Besserung eintritt, und hiermit zugleich Sicherheit gegen künftige Uebelthaten. Beim Willen denke man an Activität? Ja wohl, aber noch früher an die darin liegende Begehrung und Entbehrung. Den leidenden Willen zurückweisen ? Wollten wir etwa statt des bald folgenden Epiktet einen jener ünverbrennlichen setzen, die ihre Haut gegen Feuer abgehärtet haben? Nichts verhin- dert, alsdann fortzufahren, die leibliche Verletzung eines Sy- bariten sei viel sträflicher, als jenen Ünverbrennlichen mit glü- henden Kohlen zu überschütten. Was den Diebstahl anlangt, — wer wird denn zweifeln, dass die Beraubung des Armen an sich weit sträflicher ist, als die des Reichen ? ' Wer zweifelt denn, dass den Gleich- gültigen, Rohen, — der keine Ehre zu schätzen weiss, durch Mangel an Vertrauen und Glauben zu verletzen ohne Vergleich weniger sträflich ist als den Ehrenmann? Gegen den Dieb- stahl schützte sich die Gesellschaft in früherer Zeit durch den Galgen. Das war Roheit der Strafe; und ich habe noch neuer- lich Gelegenheit gehabt, über die entsetzliche Härte gewisser Strafgesetze zu erschrecken, welche bezeugen, dass man Alles aufbietet, um zu drohen, wo man Verlust an Gütern fürchtet. Das sind keine Zeugnisse für ein richtiges Urtheil. Was die Strafe des nicht zur Ausführung gediehenen Verbrechens an- langt, so halte ich diese für eine baare Verkehrtheit, sobald sie das in der Gesellschaft gestörte Vertrauen überschreitet. Wer darf die höchst veränderliche Criminal-Gesetzgebung als etwas Vollendetes betrachten? Ich übergehe das : ,den Gläubiger wechseln', wo im Worte Gläubiger ein Rechtsbegriff" steckt, der gar nicht hierher gehört, um noch gegen das ,U nbedenklich' zu protestiren, was auf die Religionslehre entscheidenden Einfluss haben ' Hier wäre an arme Witwen, Pupillen etc., an die oft g'efühlte Heiligkeit des Unglücklichen zu erinnern Herbart. Lotts Kritik der Ilerbart'schen Ethik und Herbarts Entgegnung. li'l würde. Ich habe behauptet uud behaupte noch, dass Verg-el- tung- nicht Motiv der Strafe sein darf; und zwar, weil diess Motiv ein Uebelwollen in sich schliesst. Zwar nicht ein Uebel- woHen im Allgemeinen. Aber das Motiv ist auch nicht ein fremdes, nicht so beschaffen, dass, wenn man es analysirt, der Zweck sich absondern Hesse vom üebelthun als einem blossen Mittel. Diess aber muss bei zulässigen Motiven durchaus vollständig- geschehen. Soll ich das Oftgesagte wieder- holen, dass aus jenem Motiv die ärgste Barbarei folgen würde, wo es darauf ankäme, barbarische Verbrechen genügend nach ihrem vollen Gewichte durch die Strafe zu bezahlen? Soll ich eine Hölle ausmalen, die solchergestalt ein höchst nöthiger Appendix der Erde sein würde? Keine von allen poetischen Höllen würde dazu hinreichen, wenn man nicht etwa nach alter Weise die Seelen zwar brennbar aber unverbrennlich macht, damit sie recht lange braten können. 7. Ich übergehe manches, um über die Vollständigkeit der Ideenreihe noch ein Paar Worte zu sagen. Wer dagegen etwas ausrichten will, beliebe einen Versuch anzustellen. Das Erste, was sich darbietet, ist, die Gesellschaft ins eigene Innere einer Person zu verpflanzen ; denn der gebildete Mensch ist vielfach zur Persönlichkeit gereift. Die Betrachtung möchte auf manches Bekannte über den innern Umgang stossen, — welches jedoch grade desshalb nicht elementarisch sein, nicht die Reihe der Principien vermehren kann, weil es die gesellschaftlichen Ideen anwenden und modificiren würde. Lassen wir diese Vervielfältigung des schon Bekannten weg, schliessen wir zugleich die bekannten QuantitätsA^erhält- nisse aus : so kehrt die alte Bemerkung wieder, das Wollen Einer Person ist nur noch mannigfaltig durch sein Gewolltes, dessen Verschiedenheiten man nun durchsuchen mag. Es kann der sittlichen Auffassung näher oder entfernter liegen, edler oder unedler sein ; verfolgt man aber dessen mögliche Verhält- nisse, so kommt man zwar zu verschiedenen Bildungsstufen, entfernt sich jedoch immer weiter von der Person selbst, auf welche jenes Alles sich am Ende als ein Mehr oder Weniger ihres geistigen Besitzes reducirt. So fällt es doch in die Idee der Vollkommenheit, welche dadurch nur mehr ausgemalt wird. 192 Vogt. Lotts Kritik der Herbart'sclien Etliik uud Herbarts Entgegnung. Darüber, dass der Theiluiig-sgrund des Absichtlichen und Unabsichtlichen — gradezu auf Recht und Billigkeit führt, mag die längst gelieferte Ableitung nachgesehen werden. Was soll aus dem jUnabsichtlichen Zusammentreffen sich fördernder Aktivitäten' weiter werden? Ein Glückwunsch? Wohlan! Wie nun weiter? Die Frage, ob nicht etwa noch ein anderer Eintheilungs- grund möglich? wird sich bei allen Eintheilungen ins Unend- liche wiederholen lassen, und eben desshalb, so lange ihr keine andere Spur zu Statten kommt, nichts bedeuten. Nach Verhältnissen von Verhältnissen zu suchen, bleibt unbenommen; solche bauen das Lehrgebäude höher, sind aber nicht den Priucipien beizuzählen, und verlängern deren Reihe nicht. Das Successiv-Schöne aber, was im ganzen weiten Gebiete der Aesthetik unvergleichbar schwerer zu erreichen ist, als' das Simultane, in die praktische Philosophie hereinzuziehen, diess wäre — ein Meisterstück. Soviel für heute. 22. December 1839. XXIII. SITZUNG VOM 21. OCTOBER 1874. Das w. M. Herr Regierungsrath Dr. Const. Ritter v. Hof 1er in Prag, überseudet den ersten Theil seiner Abhand- lung ,über den Aufstand der Comunidades gegen Kaiser Karl V. 1520 und 1521.' ~ Das w. M. Herr Dr. Aug. Pfizmaier legt eine Ab- handlung vor, betitelt: , Denkwürdigkeiten von den Früchten China's*. An Druckschriften wurden vorgelegt: Acaduinie Roy.ale de Copenhague: Mi'moires. Classo des Lettres. Vol. IV., Nr. 10. Copenhague, 1878; 4". — Bulletin poiir 187:5. Nrs. 2—3. Copen- liag'ue ; 8^1 — Inipi'-riale des Öcieiices de St.-Petersbourg;: Mi'moires. VIP Serie. Tome XIX, Nrs. 8— 10; Tome XX, Nrs. 1—5; Tome XXI, Nrs. 1—5. St.-Peter.s- bourg, 1873 & 1874; 4'\ — Bulletin. Tome XVIII, Nrs. 3—5; Tome XIX, Nrs. 1 -;^. St.-Petersbourg, 1873 & 1874; 4«. - Repertorium für Meteorologie. läand III. St.-Petersburg, 1874; 4". Akademie der Wissenschaften, kgl. Preuss., zu Berlin: Monatsbericht. August 1874. Berlin; 8». — der Wissenschaften und Küuste zu .Agrani: Rad. Kujiga XXVIII. II Zagrebu, 1874; 8". — Monumenta spectantia liistDriain Slavorum moridii)- nalium. Vol. IV. U Zagrebu, 1S74: 8". - Stari jiisei hrvafski. Knjiga VI. U Zagrebu, 1874; 8". Silzuiigsl.er. .1. rliü -lii^t Ol. I.X.WIll. ]',d. I. Utt. i:j • 194 American Journal of Science and Arts. Third Series. Vol. VI, Nr?. 35 — 30; Vol. VII, Nrs. 37—42. New Haven, 1873 & 1874; 8», Bibliotheque de l'Ecole des Chartas. XXXV. Annee. 1874. S«^ Livraison. Paris; 8«. Gesellschaft, Estnische, zu Dorpat: Verhandlungen. VIII. Band, 1. Heft. Dorpat, 1874; 8". — Sitzungsberichte. 1873. Dorpat, 1874; 8". Jena, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J. 187.3/4. 40. & 8». Mittheilungen aus .7. Perthes' geographischer Anstalt. 20. Band, 1874. VII.— IX. Heft. Gotha; 4». Philomathie in Neisse: XVIII. Bericht. Neisse, 1874; 8". Revista de Portugal e Brazil. 2° Vol. Nr. 7—11. Lisboa, 1874; 4". — de la Universidad de Madrid. 2* Epoca. Tomo III, Nr. 5—6; Tomo IV, Nr. 1 — 2. Madrid, 1874; gr. 80. ,Revue politiquc et litteraire' et ,Revue des cours scientifiques de la France et de l'etranger'. IV« Annee, 2°>« Serie. Nr IG. Paris, 1874; 4". Rom er, Dom Floris, Monuments epigraphiques du Musee National Hongrois. Buda-Pest, 1873; Folio, Societe Nationale des Antiquaires de France: Memoires. IV'^' Serie. Tome IV. Paris, 1873; 8». Society, The Asiatic, of Bengal: Journal. Part I, Nr. 4. 1873; Part I Nr. 1. 1874; Part II, Nr. 4. 1873; Part II, Nr. 1. 1874. Calcutta; 8^'. — Proceedings. 1874. Nrs. I — V. January — May. Calcutta; 8". — The Royal Geographica!, of London: Journal. Vol. XLIII. London, 1873; 80. — Proceedings. Vol. XVIII, Nr. 4. London, 1874; 8". — The Royal, of Edinburgh: Transactions. Vol XXVII. Part. I. For the Session 1872—73. 40. — Proceedings. Session 1872-73. Vol. VIII. Nrs. 85—86. 80. Verein für Erdkunde zu Dresden; X. Jahresbericht. Dresden. 1874; 8". Pfizraaier. DenkwürdiglceiiiMi von den Früchten China's. 195 Denkwürdigkeiteil von den Früchten China's. Von Dr. Aug. Pfizmaier, wirkl. Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften. in der vorlieg-enden Abhandlung bringt der Verfasser eine Reihe auf Grund des wissenschaftliclien Archives Thai- p'ing-yü lan zusammengestellter, in alten Schriftstellern ent- haltener Nachrichten von denjenigen Früchten, welche in China bis gegen das neunte Jahrhundert unserer Zeitrechnung, um welche Zeit das obengenannte Sammelwerk erschien, bekannt waren. Die Nachrichten beziehen sich auf das Alter und das Vaterland der besprochenen Gegenstände, auf die geographische Verbreitung, die Verwendung und die Eigenschaften derselben, wobei in vielen Fällen Beschrel])ungen hinzugegeben werden, hauptsächlich aber auf geschichtliche Ereignisse, aus welchen Bekanntsein, Gebrauch, Bevorzugung und Aehnliches her- vorgeht. Von den hier angeführten Früchten sind viele, wenigstens die Gattungen, schon seit langer Zeit in Europa ])ekannt, keineswegs jedoch die zahlreichen, mit ziemlicher Vollständig- keit verzeichneten Arten. Andere sind China, besonders dem südlichen, eigenthümlich und kann bei einem Theile dei'selben der chinesische Name durch einen entsprechenden europäischen ausgedrückt werden. Eine gewisse Anzahl ist uns völlig fremd und konnte, der mangelnden oder ungenügenden Beschreibung willen, von dem Verfasser, so weit sich dessen Forschungen erstreckten, nicht wiedererkannt werden. Einige der letzteren wurden gleichwohl in diese Abhandlung aufgenommen, andere 13* 19() Pfizmaier. jedoch, von welchen nichts Bemerkenswerthes vorliegt oder welche sich der Forschung' entzogen, nur mit Namen genannt. Manches Fabelhafte, das in den Büchern Tschuang-tse, Kin-leu-tse, in den Ueberlieferungen von göttlichen Unsterb- lichen, in der Geschichte der zehn Inseln und anderen Werken vorkommt, ist, mit sehr wenigen Ausnahmen, nicht berück- sichtigt worden. Essbare Früchte heissen J& ko, gemeiniglich Ä ko geschrieben. Früchte ohne Unterschied, d. i. alles, was sich aus der Blüthe entwickelt, nennt man W schi. Das Ni-ya sagt: Unreife Früchte heissen ^^ hoang, wüst. Das Sternbild des Webermädchens ist den Früchten vor- gesetzt. In dem Li-ki, Abtheilung Khiö-li heisst es: Man wird mit Früchten beschenkt und befindet sich vor dem Gebieter. Wenn sie Kerne haben, trägt man die Kerne in dem Busen. Die Bedeutung ist : Man ehrt das Geschenk des Gebieters und wirft die Kerne nicht weg. In dem Li-ki, Abtheilung Yü-thsao heisst es ferner : Früchte, welche nicht reif sind, verkauft man nicht auf dem Markte. ^ Wenn man Früchte verzehrt, kommt man nach dem Gebieter. Ist etwas am Feuer gekocht, kommt man voi- dem Gebieter. Die Bedeutung ist: Ehemals kostete man früher die Arzneien und Speisen. Man besorgte nämlich, dass sie nicht gut seien, und dass sie dem geehrten Menschen schaden könn- ten. Die Früchte sind ein durch Wachsen zu Stande gekom- menes Gericht, und man lässt den geehrten Menschen es zuerst verzehren. Dinge, die am Feuer gekocht sind, verzehrt man früher als der auszuzeichnende Mensch. Das Buch der späteren Han sagt : ^J ]^ Lieu-yeu mit dem Jünglingsnamen ^Ö äj^ Pe-tsu, ein Eingeborner des Reiches ^^ Ngan in Tschung-schan, diente in der Provinz als Vorgesetzter der Register. Die Provinz verabfolgte für ' Dieser Satz ist in dem Yn-tlisno nicht zu sehen. Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 197 die kleinen Schüler immer Geld und händig-te es ihm ein, damit er auf dem Markte Früchte kaufe. Yeu kaufte für das Ganze Pinsel, Tinte und Bücher, die er ihnen gab. Hoa-khiao's Buch der späteren llan : 1S ^ lloan-yin^ war ein Hofg-elehrter. Es erging eine höchste Verkündung, dass in dem Vorliofe eine Beschenkung mit wunderbaren Früchten stattfinde. Diejenigen, welche die geschenkten Früchte empfingen, nahmen sie in den Busen. Bloss Ying erhob die Hände und nahm sie mit einer Ver- beugung in Empfang. Kaiser Kuaug-wu zeigte lachend auf Hin mit dem Finger und sprach : Dieser ist ein ächter Gelehrter. Die Geschichtschreiber des Nordens : jr^ Hin, zu den Zeiten der späteren Wei König von Hoai-yang, liebte das Bauen und das Geschäft der liervor- bringung. Vieles wurde von ihm gepflanzt. Die berühmten Früchte der Mutterstadt kamen sämmtlich aus seinen Gärten. Das Buch der Thang: ^ ^^ Li-yung war nach Ho-yang gelangt und verlegte sich auf Habgier und Unterdrückung. Die Früchte, die er bei Bewillkommnungen und Festen hinstellte, schnitzte er aus Holz und bemalte sie mit bunten Farben. Das Buch ^ -^ Fu-tse sagt: Der Reichsgehilfe von Tschao biess j^ ^ Lin-schi. Derselbe hatte neun Söhne, die sämmtlich weise waren. Die Menschen des Reiches fanden sie vortretFlich und priesen sie. Sie nannten Jenen den Vater der neun Tugenden, das Thor der zehn Tugenden. Der König von Tschao beneidete ihn. Er Hess Bäume wählen, welche mancherlei Früchte trugen, und fällte sie. Der Vater sprach: Die Bäume, die vielerlei Früchte hatten, hat er dennoch ge- fällt. Um wie viel mehr thut er dieses bei den Menschen. Ich werde durch euch verwickelt werden. Wenn ich mich von ihm entferne, so entkomme ich. — Er berief sich auf das Alter, nahm die Söhne und entfloh aus Tschao. Flr ward Reichsgehilfe in der Felsenhöhle der weissen Wolken. In seinem Leben kehrte er nicht zurück. Die Menschen von Tschao gedachten seiner. 198 Pfizraaier. Das Buch ^ -^ Kö-tse sagt: Dei" Reichsgehilfe ^ ^^ Wang^-scliing- war sparsam. Unter seinem Vorhang befanden sich süsse Früchte im Ueber- masse. Als der Frühling kam, waren sie verfault. Die Geschichte der Begebenheiten in Nie sagt: ^S j^ Schi-hu besass den blumigen Wald. In dem Garten pflanzte er sämmtliche Früchte. Wenn Jemand unter dem Volke eine berühmte Frucht besass, verfertigte er einen Froschwageu und gi'ub rings umher die Wurzel aus. Der Ab- stand der Fläche war eine Klafter, die Tiefe eine Klafter. Er lud es sammt der Erde auf den Wagen. Was er pflanzte, wuchs ohne Ausnahme. Das Buch der Esswaaren sagt: Wie man gute Früchte pflanzt. Man nimmt einen guten geraden Zweig, fügt ihn in einen Yamknollen und pflanzt ihn. Die Kastanie. Der Name der Kastanie ist Jj^ Li. Sa ^ Hanschi sagt: Bei den Kastanien des östlichen Thores sind die berathen- den Häuser. Der Name der Kastanienbäume ist ij|| ^ Tsing-schen (von Berathung gut). Es bedeutet: Vor dem öst- lichen Thore, unter den Kastanienbäumen gibt es gute Menschen. Man kann bei ihnen ein Haus zu Stande bringen. Die ferneren Bedeutungen des ^ ^ Mao-schi sagen: In den fünf Grundstoffen kommen die Kastanien vor. Tscheu, Thsin und U sind an Weidenbäumen besonders reicli. Allein die Kastanien von Yü-yang und Fan-yang sind süss und vortrefflich. Sie behalten lange Zeit den Geschmack. Die vor- züglichsten Kastanien der Reiche ^ Wo und ^ Han ' sind so gross wie Küchlein. Sie behalten auch kurze Zeit den Ge- schmack und sind nicht vortrefflich. In Kuei-yang gibt es Kastanien, welche in Büscheln wachsen und von der Grösse einer Spindel sind. In den grossen auf dem Haupte getragenen Gebräuchen heisst es : 1 Japan und die drei Hau in Corea. Denkwüidigkeitrtn von don Früchten Cliina's. 191) Im achten Monate fallen die Kastanien eine nach der anderen. Sie kommen somit herab. Sobald sie ücfallen sind, nimmt man sie. Man sag-t daher nicht, dass man sie schält. Das von ||^ ^ Sie-sching veifasste Buch der späte- ren Han : ^ ^ Tsiing-tö von Yü-tschang- wurde zum Befehls- liaber von Ting-ling ernannt. j^\^ >fg ^ Tu-pe-I, ein Mensch des Districtes, war rein und hochgesinnt. Er trat in keinen Dienst. Die Gespräche und Erörterungen, in welche sich Tö mit ihm einliess , bezogen sich bloss auf Brustbeeren und Kastanien. Die kurzgefassten Denkwürdigkeiten von W^ Wei: Der Nachfolger richtete an ^^ ^^i Tschuns»- - \ao ein Schreiben, worin er sagte: Ich vermass mich, den Edelstein- brief zu sehen. Ich pries die vortrefflichen Edelsteine. Die rothen waren gleich Halmeukämmen. Die gelben waren gleich den gedünsteten Kastanien. Die Denkwürdigkeiten von Wei : Die östlichen Fremdländer uiul das Reich Wei bringen grosse Kastanien hervor, welche gleich Birnen sind. Das Buch der Sung : ^J ^^ -^ Lieu-sieu-tschi wurde Vorgesetzter von Tan- yang. Vordem begleitete er seinen Oheim ^ ^ Mö-tschi, welcher Tan-yang verwaltete. Dieser veranstaltete mit seinen Söhnen und jüngeren Brüdern in dem Gerichtssaale ein Fest. In einem Pfeiler des Gerichtssaales war eine Nische. Mö-tschi sprach zu seinen Söhnen, zu den jüngeren Brüdern und zu Sieu-tschi: Versuchet, Kastanien aus der Ferne gegen den Pfeiler zu schleudern. Wer die Nische trifft, wird später gewiss diese Provinz erhalten. — Sieu-tschi war der Einzige, der die Kastanien hineinwarf. Das Wort ging hierauf in Erfüllung. Das Buch der Liang: M J^ Siao-schin wartete einst vor der kaiserlichen Barabusmatte auf. Er lag berauscht zu Boden. Der Kaiser bewarf ihn mit Brustbeeren. Schin nahm Kastanien, schleuderte sie p-epen den Kaiser und traf ihn in das Gesicht. Der kaiser- liehe Vermerker und der mittlere Reichsgehilfe befanden sich auf dem Teppich. Der Kaiser zeigte sich aufgeregt und sprach : Wenn Leute auf dem Teppich sind, darfst du so etwas nicht 200 P f i z m a i e r. thun. Wie könntest du dich ausreden? — Schin sprach: Der Kaiser bewarf mich mit rothen Herzen. Ich wagte es, ihm mit kämpfenden Kastanien ' zu vergelten. Das Buch Tschuang-tse : In Sung war ein Affenfüi-st. - Er fürchtete, dass die Affen ihm nicht gehorchen würden. Er belog sie früher und sagte: Ich gebe euch Kastanien am Morgen drei, am Abend vier. Genügt dieses? — Die Affen sprangen und waren böse. Das Buch Tschuang-tse : ^ j^ Tschuang-tscheu lustwandelte in dem Gehäge von Tiao-ling. Er sah eine sonderbare Aelster. Dieselbe stiess an seine Stirn und sass in dem Kastanienwalde auf. Das Buch Tschuang-tse : In dem Alterthum waren Vögel und wilde Thiere viele, aber Menschen des Volkes wenige. Somit wohnten diese in Nestern, um die Thiere zu vermeiden. Am Tage lasen sie Eschenfrüchte und Kastanien auf, am Abend setzten sie sich auf Bäume. Dess wegen gab man den Namen : Volk des die Nester besitzenden Geschlechtes. ^ Sa -^ Han-tse sagt: In Thsin war Hungersnoth. Der Lehensfürst von jf|| Ying sprach zu dem Könige : Unter den Früchten meiner Gär- ten sind Grünwaaren, Eschen fruchte, ßrustbeeren und Kasta- nien, um das Volk am Leben zu erhalten. Ich bitte, sie eröffnen zu dürfen. — Der König sprach: Wenn man jetzt die fünf Gärten eröffnet, um das Volk am Leben zu erhalten, so bewirkt man, dass Verdienstvolle und Verdienstlose im Wetteifer nehmen. Ehe die Menschen leben und in Unordnung gerathen, ist es besser, sie stei'ben und bleiben in Ordnung. g^ ^ Schuö-yuen (der Garten des Gespräches) sagt: ^ ^ Tien-jao sprach : Die Birnen und Kastanien des Fruchtgartens, die Weiber des rückwärtigen Palastes lesen sie auf und bewerfen sich damit. Aber die Kriegsmäuner konnten ^% ^ T,sclieii-li, in der Zeichen.sclirift ,känipfende Kastanien', liat die Bedeutung: vor Furclit zittern. 2 Ein Mann, der .sich Affen hielt. ' '* W :^: ^ Yeu t.sao .sehi, das die Nester besitzende Geschlecht. Denkwürdigkeiten von deu FrücUtou (Jliiua's. zOl sie nicht einmal koston. Auch sind die Güter etwas, das der Gebieter leicht nimmt. Das Sterben ist etwas, worauf die Krieg'smänuor Gewicht leg'cn. Der Frühling und Herbst des Geschlechtes ^ Liü : I-yün sprach : Die vortrefflichsten Früchte sind die Pome- ranzen von Kiang-phu, die Kastanien von i^ jjj Ki sclian. Die Ueberlieferung-en von früheren weisen Männern von Kuei-ki : Kuaug-wu verkündete, dass die Hauptstadt von 8chö, Avohin ^ ^ Yen-tsün sich begeben, Pomeranzen und Kasta- nien als ein Geschenk gereicht habe. Der Kaiser befahl, dass Jeder, von den Fürsten und Reichsministern angefangen, so viel nehme, als er mit den Händen erreichen könne. Tsün allein nahm nichts. Der Kaiser sprach: Wer ist, der sich nicht zu nehmen getraute? — Tsün erwiederte: Der Gebieter beschenkt den Diener nach den Gebräuchen. Der Diener über- reicht dem Gebieter in Redlichkeit. Jetzt ist bei der Besehen - kung nichts, das ihr vorgesetzt wäre. Desswegen nehme ich es nicht. Die vermischten Berichte von der Mutterstadt: In den Gärten von Schang-lin gibt es lehensfürstlichc Kastanien, Haselnusskastanien, Kastanien des Edelsteines ^ Kuei, Kastanien von Yi-yang. Die oben genannten Kastanien von Yi-yang hatte der Statthalter von Yi-yang als ein Geschenk gereicht. Die Geschichte der drei Thsin : In den Fruchtgärten des Kaisers Wu von Han gab es grosse Kastanien. Fünfzehn Stück gingen auf ein Gantaug. Die Erklärung des Buches der Gewässer sagt: Zwischen den Krümmungen des Flusses ^ Jü liegen mehrere hundert Morgen Eandes. In diesem liegt ein Kasta- uieugarten. Die Kastanien daselbst sind gleich Perlen und neben die Früchte von Ku-ngan nicht zu stellen. Gleichwohl ist der jährliche Tribut dreihundert Scheffel und füllt das Sammelhaus des Himmels. Die Werder des Flusses sin5l^ lai-lai) ist die Brustbeere (^ tsao]. He! he ! ( H^ p|^ thsi-thsi für ^ ^ thsi-thsi, siebenmal sieben^ ist neunundvierzig Stück. — Der Kaiser lachte laut und be- schenkte ihn mit zehn Stücken Seidenstoffes. Die Geschichte des Auflesens des Hinterlassenen von ^ -^p (^ Wang-tse-nien sagt : An dem Nordpol liegt die Südseite des getheilten Berg- gipfels. Daselbst gibt es viele Brustbeeren. Die Bäume messen hundert Klafter, die Zweige und Blätter sind hohl. Die Früchte sind einen Schuh lang, die Kerne fein und weich. In hundert Jahren tragen sie einmal Früchte. Die inneren Ueberlieferungen von dem wahren Menschen ^' JBL Yün-hi, dem Befehlshaber des Gränzpasses, sagen : Lao-tse lustwandelte im Westen. Er sah die Königs- mutter des grossen Wahren und ass mit ihr Brustbeeren der Edelsteinstreifen. Die Früchte derselben waren wie ein Krug. Die Ueberlieferungen von göttlichen Unsterblichen : y^ ^^^ Tschin-hi aus der Provinz U ward von den im- sterblichen Menschen abgeholt. Er stieg zu dem Himmel empor. In dem Himmel sah er den Gebieter des Geschlechtes yp- Lao (Lao-tse). Dieser schenkte ihm zwei Brustbeeren. Dieselben waren so gross wie Küchlein. ^p ^ SB Li-I-khi grub in den Durchwegen von Tsching-tu eine Erdhöhle und wohnte in ihi\ Sommer und Winter trug er ein einfaches Kleid. Das lange Haupthaar ^On l'liz maier. schnitt er üb und Hess es nur fünf Zoll lana- wachsen. Er trank vielen Wein und ass Dörrfleisch sammt Bi-ustbeeren und Kastanien. Bisweilen trat er hundert Tag-e bis zweihundert Tage nicht aus der Höhle. Um diese Zeit hatte er nichts, das er essen konnte. Die besonderen Ueb erlief erungen von ^J j^^ Lieu-ken: Die den Weg besitzenden Männer kann man nicht er- kennen. Unter den Wandelnden befand sich |^ ^jr Tschin- thse. Derselbe glich einem Blödsinnigen. ^ Mi ^ Yuen- tschung-jang von Kiang-hia kannte ihn und diente ihm. Thse sagte zu Tschung-yang : Im Frühlinge dieses Jahres entstehen Ki-ankheiten. Man kann siebzehn Stück von den Kerne) i in den Kernen der Brustbeeren gebrauchen. — - Später entstand wirklich eine grosse Seuche. Wer beständig die Kerne in den Kernen der Brustbeei-en gebrauchen kann, dem kommen die hundei-t unrechten Dino-e und die Krankheiten nicht mehr nahe. Tschung-yang o-e- brauchte sie und lehrte es. Die besonderen Ueberlieferungen von iM 0H ^ Fuug- ming-seng : Ming-seng war ein Angestellter des Districtes und fing die Räuber. Er wurde von den Räubern verwundet und war unterwegs im Sterben. Er sah ein Mädchen, welches seclizehn bis siebzehn Jahre alt und von Gesichtszügen einzig in der Welt war. Sie gab ihm aus einem Rohre hinter ihrem Arm- gelenke eine Kugel von der Grösse einer kleinen Bohne. Er nahm sie ein und war sogleich genesen. Er folgte dem gött- lichen Mädchen, welches zu dem ^ ^ Tai-thsung (dem Berge Thai-schan) zurückkehrte. Sie sah daselbst ^ ^^ ^^ Ngan-khi-seng. Dieser sprach : Einst lustwandelte ich mit dem Mädchen in Ngan-si (Parthien), an den Gränzen der Mutter des Westens. Ich ass Brustbeeren, die wunderbar und schön waren. Um diese Zeit waren die Brustbeeren klein. Ich dachte nicht an diese Brustbeeren, und es ist noch nicht lange her, so wurden sie dreitausend Jahre alt. — Das göttliche Mädchen sprach: Einst ass ich mit dir ein Stück, und wir assen es nicht auf. Denkwürdigkeiten tou den Früchten China'a. 209 Die kleinen Brustbeeren um diese Zeit, wie könnten sie in Vergleich kommen? Die Ueberlieferung-en von hochgesinnten Männern : ■jfrH ^ Hu-tscliao führte den Jünglingsnamen ^ 0H Khung-ming. Zur Zeit als Kaiser Siuen von Tsin hänfene Kleider trug, ^ war er zu Tschao ein alter Freund. ^ -\- Tscheu-sse, der Provinzgenosse Tschao's, und Andere ver- schworen sich wider den Kaiser. Tschao erfuhr dieses und schritt zu Fusse durch die unwegsamen Gegenden. Er suchte Sse zwischen 7^ Hiao und y|| Min und hiess ihn ablassen. Sse mochte dieses nicht. Tschao weinte und legte ihm die Wahrheit dar. Sse war von seiner Gerechtigkeit gerührt und liess ab. Tschao hackte in einen Brustbeerbaum, schwor mit Sse einen Eid und trennte sich. Obgleich er dem Kaiser zu Dank verpflichtet war, sagte er niemals etwas aus. Die Zeit- genossen wussten nichts. Das Buch der Gewässer : In dem Districte Kao-thang tritt der grosse Fluss zur rechten Seite aus. Das Zeitalter nennt dieses den Wasser- graben der süssen Brustbeeren. Zur Seite des Wassers sind viele Brustbeeren. Daher erhält es gemeiniglich den Namen. Die weiten Denkwürdigkeiten sagen : Die purpurnen Brustbeeren von Kö-tsching in der öst- lichen Provinz sind zwei Zoll lang. Die Brustbeeren der Königsmutter des Westens sind so gross wie die Kerne der Damascenerpflaumen. Im dritten Monate reifen sie. Sie sind die frühreifsten Früchte. Man pflanzt sie in den rückwärtigen Gärten des Palastes von Lö-yang. Die Brustbeeren der Pro- vinz fVjr Kl innerhalb des Flusses heissen bei Einigen : Brust- beeren der Erdhöhe. Sie heissen auch Brustbeeren von Ngan-yt, gedünstete Brustbeeren von Tung-hai, Brustbeeren der Fürsten von Hia in Lö-yaug, grosse Brustbeeren von Ngan-ping, von Sin-tu, Brustbeeren von Tan-fu, _ Brustbeeren der vornehmen Frauen des Gartenreiches von Liang, grosse weisse Brustbeeren. • Als er noch in Dunkelheit lebte. Es kann liier nur Kaiser Siuen von Hau gemeint sein, da es keinen Kaiser von Tsin dieses Namens gab. Indessen war Yuen, der erste Kaiser der östlichen Tsin, ein Sohn des Urenkels des Kaisers Siuen von Han. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVIH. Bd. I. Hft. 14 210 Pfizmaier. Sie heissen auch ^ ^ Tso-thse (die Verschämten). Kleine Kerne und viel Fleisch haben die Brustbeeren der drei Sterne, die verwachsenen weissen Brustbeeren, üppig wachsende Brust- beeren {^j^ ^}- Diese vier Arten werden in den Gärten der Obrigkeiten g-epflanzt. Für die Brustbeeren g-ibt es die Namen : Hundszahn, Hühnerherz, Rinderhaupt, Schafpfeil, ^ }^ Mi-heu (Affen). Es gibt auch die Namen : ursprüngliche Brust- beeren, grosse Brustbeeren, jlj^ ^ ^ Khi-lien-tsao (Brust- beeren zur Seite der steilen Anhöhen) , Zimmtbrustbeeren, Abendbrustbeeren. Die Geschichte der Begebenheiten in Nie : In den Gärten Schi-hu's gab es Brustbeeren der Königs- mutter des Westens. Dieselben hatten im Sommer und Winter Blätter. Im neunten Monate blühten sie, im zwölften Monate waren sie reif. Sie hatten drei Früchte von einem Schuh. Ferner gab es Brustbeeren der Schafhörner. Sie hatten eben- falls drei Früchte von einem Schuh. Die Geschichte von Tung-yang: In dem Districte Sin-ngan befindet sich die Bergtreppe des hängenden Hauses. Um die Zeit der Mitte des Hofes von Tsin war ein Mann des Volkes, Namens ^ ^ Wang-tschi. Derselbe fällte Bäume und gelangte in eine Felsenhöhle. Er sah vier Jünglinge, welche die Harfe spielten und sangen. Tschi verweilte, lehnte sich an den Axtstiel und hörte sie an. Die Jünglinge gaben ihm einen Gegenstand, der gleich einem Brustbeerkerne. Er nahm ihn in den Mund und war sofort nicht mehr hungrig. Plötzlich Messen ihn die Jünglinge heim- kehren. So wie er das Wort hörte, entfernte er sich. Der Axtstiel war gebrochen und verfault. Als er heimgekehrt war, war er von dem Hause bereits mehrere Zehende von Jahren abwesend. Seine Angehörigen waren längst abgestorben, und keiner lebte mehr um diese Zeit. Die Geschichte des Buddhagartens Kia-lan in Lö-yang: Im Süden des Berges King-yang befindet sich der Garten der hundert Früchte. Die Früchte bilden gesondert einen Wald. Jeder Wald hat eine Halle. Es gibt daselbst Brust- beeren der unsterblichen Menschen, Dieselben sind fünf Zoll lang. Wenn man sie erfasst, treten beide Köpfe zugleich hervor. Die Kerne sind fein wie Nadeln. Wenn ßeiffrost fällt, Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 21 1 sind sie reif. Sie lassen sich sehr gut essen. Die gewöhnliche Ueberliefenmg- sagt, sie seien von dem Berge Kuen-lün ge- kommen. Einige nennen sie: die Brustbeeren der Königs- mutter des Westens. Die Verzeichnisse des Auflesens des Hinterlassenen des Zeitraumes Ta-nie: Im achten Monate des zweiten Jahres reichte Sin-tu als ein Geschenk vierhundert Brustbeeren ^rfj ^K Tschung-sse's. Die Brustbeeren waren vier Zoll lang und hatten im Umfange fünf Zoll. Sie waren von purpurner Farbe und hatten feine Streifen. Die Streifen waren dünne Fäden, die Kerne Eier. Ihr Geschmack war einnehmend wie bei den Brustbeeren von Tsing-tscheu. Zu den Zeiten der nördlichen Tsi einlangte der unsterbliche Mensch Tsching-sse diese Brustbeeren und pflanzte sie. Sie heissen auch die Brustbeeren der Unsterblichen. Um die Zeit gab es innerhalb der Meere nur einige Bäume. Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt: Als man den Garten von Schang-liu hergestellt hatte, überreichte jeder Diener berühmte Früchte. Die Bäume waren ebenfalls hergerichtet und hatten die schönen Namen: Brust- beeren der schwachen Blätter, Brustbeeren der Künigsmutter des Westens, Holzapfel-Brustbeeren, Brustbeeren des Königs- thores, Brustbeereu der gi'üneu Blüthen, Brustbeeren des Baumes ^^ Tsching, Brustbeeren des rothen Herzens. Das Buch der göttlichen Merkwürdigkeiten : In der Wüste der nördlichen Gegenden ist ein Brust- beerenwald. Die Bäume sind fünf Schuh hoch. Die Früchte sind sechs bis sieben Zoll lang, der Umfang übertrifft die Länge. Reif sind sie roth wie Mennig. Getrocknet ver- schrumpfen sie nicht. Ihr Geschmack ist süss und mild, ver- schieden von der gewöhnlichen Brustbeere. Durch ihren Genuss kann man Ruhe über den Körper verbreiten, Geist und Kraft nehmen zu. Der Garten der Merkwürdigkeiten : Die Füsse der Tochter ^^ ^ ^ Tsching- sien-tschi's waren krumm und gelähmt. Sie begab sich zu ^ ^^ j^ Wang-pö-yang und bat, sie mit Wasser zu begiessen. Den Rest goss man auf einen in dem Vorhofe befindlichen dürren 212 Pfizmaier. Brustbeerbaum. Als der Brustbeerbaum gewachsen war, waren die Füsse des Mädchens auch g-eheilt. In dem Zeiträume Thai-yuen befand sich in dem Di stricte Hin-ling in der südlichen Landschaft ein Brustbeerbaum. Derselbe trug in einem Jahre plötzlich die Blüthen und Früchte von dreierlei Bäumen: von Pfirsichen, Damascenerpflaumen und Brustbeeren. Die Verzeichnisse des Dunklen und Hellen: >fjjj ^ Tschung-te, König von Thai-yuen, erlebte in seiner Jugend Wirrsale. Er floh vor den Räubern von Hu und besass kein Korn Reis. Durch drei Tage lag er in den Gräsern. Plötzlich berührte ein Mensch sein Haupt und rief: kSteh auf und iss Brustbeeren ! — Der König erwachte und blickte hin. Er sah ein kleines Kind von vier Schuh Länge, das sogleich verschwand. Da befand sich vor ihm ein Sack voll getrock- neter Brustbeeren. Er kaute diese, erlangte ein wenig Kraft und stand auf. Die Geschichte der Merkwürdigkeiten : In dem Zeitalter der Wei regnete es in Ho-nei im Winter sauere Brustbeeren. Die Freunde des Alterthums sagten: Zu den Zeiten von Tscheu und Thsin regnete es in Ho-nan sauere Brustbeeren. Diese machten hierauf die wilden saueren Brust- beeren entstehen. Es war in dem gegenwärtigen Districte ^ Ä Suan-tsao (der District der saueren Brustbeeren). Die kleinsten Brustbeeren nennt man sauere Bi-ustbeeren. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe: };|^ ^ Fung-siuen stammte aus Schang-thang. Er leistete Dienste und war Helfer des Kriegsheeres in Pe-ping. Als er in dem Amte starb, war er achtun ddreissig Jahre alt. Die Trauer kehrte in das Haus zurück, die Kleider waren erst fertig. Die Magd befand sich an der Aussenseite und hörte laut rufen. Sie öffnete das Thor und erblickte Siuen. Sie ging erschrocken hinein und sagte es der Gattin Tsiuen's. Diese war bekümmert und bestürzt. Nach längerer Zeit empfing sie ihn. Tsiuen sprach: Die Lebendigen müssen sterben. Es thut mir leid, dass ich frühzeitig getrennt bin von der Neigung der Güte. — ^ J|| Yen-yi, der Neffe Siuen's von mütter- licher Seite, kam hinzu. Siuen sprach: Es wird Wirrsal durch Denkwürdigkeiten von den Früchtan C'hina's. 2l.O die Waffen geben, gefolgt von Hunger und Pest. Auf der gleichen Erde kann man nicht mehr wohnen. Wartet bis der l^)rustbeerbaum im Osten des Hauses abstirbt, dann fliehet sogleich, und ihr könnet entkommen. — Yi empfing die Willens- iiieinung. Siuen sagte' Lebewohl und war nach einer Weile verschwunden. Zweihundert Tage später starb der Brustbeer- liauni ab. Yi warf sich mit dem Hause Siuen's nach Yü-yang. Viermal zehn Tage nach seinem Auszuge erlitt Schang-thang Plünderung und ward durch Waffen bedrückt. Die Menschen starben bei den Wirrsalen in Schlamm und unter Kohlen. Die- jenigen, welche am Leben blieben, waren wenige. Die Denkwürdigkeiten der Verzeichnisse der Berghöhen : Von den Brustbeeren von Po-sse (Persien) sieht man in den Vorstädten von Kuang-tscheu den Baum. Der Körper des Baumes hat keine entgegenstehenden Zweige. Er erhebt sich gerade und hoch zu einer Höhe von dreissig bis vierzig Schuhen. Auf dem Gipfel des Baumes Avachsen, nach allen vier Gegenden gekehrt, in Gemeinschaft etwa zehn Zweige. Die Blätter sind wie bei der Meer-Zwergpalme. ' Diejenigen, die in Kuang-tscheu gepflanzt wurden, tragen bisweilen in drei oder fünf Jahren einmal Früchte. Die Früchte haben eben- falls Aehnlichkeit mit den grünen Brustbeeren im Norden, nur sind sie klein. Die grünen und gelben werden abgeschüttelt. Sie setzen auch in Büscheln Früchte an. Jedes Büschel um- schhesst drei bis zwanzig Beeren. Diejenigen, welche ^j J^ Lieu-siün in dem Hause ^ g' Fan-tscheu's ass und die unser Reich kommen lassen wollte, sind von Farbe dem Zucker ähnlich. Haut und Fleisch sind weich und mürb. Beim Kosten haben sie den Geschmack des am Feuer Gerösteten, im Wasser Gedünsteten. Ihre Kerne sind von denen der Brust- beeren im Norden verschieden. Beide Köpfe sind nicht spitzig. Sie sind paarweise zusammengerollt und rund gleich kleinen Klössen purpurnen rohen Metalls. Siün las sie ebenfalls zu- sammen und pflanzte sie. Sie trieben lange Zeit keine Knospen. Man zweifelte, dass sie reif werden würden. 1 Der Baum heisst desswegen auch »^ ;j:^ Hai - tsunpr , die Meer- Zwergpalme. 214 Pfizmaier. Die höchste Verkündung des Kaisers Wen von Wei an seine Diener sagt: Die Drachenaugen und das Li-tschi der südlichen Gegen- den, können sie wohl gleichkommen den Trauben und dem Steinhonig der westlichen Reiche? Sie sind sauer und von Geschmack auch nicht gleich den gemeinen Brustbeeren des mittleren Eeiches. Ich spreche nicht von den kaiserlichen Brust- beeren von Ngan-yi. Die süsse Pomeranze. "U^ Kan, der Name der süssen Pomeranze, wird ge- meiniglich >j»H* kan geschrieben. Das von Sie-sching verfasste Buch der späteren Han: ß^ ^^ Tschang-pan von Tan-yang führte den Jünglings- namen -^ ^ Tse-schi. Er war Statthalter von Lu-kiang. Der Befehlshaber von Tsin-yang schickte einst ein Kästchen süsse Pomeranzen. Der kleine Sohn, der sieben Jahre alt war, ging hinzu und nahm einen Zweig. Pan entriss ihm diesen und gab ihn hinaus. Die Leute gaben dem Sohne zwei Stück. Pan entriss dem Kinde die süssen Pomeranzen, peitschte die Leute und sagte: Warum übet ihr Bestechung gegen meinen Sohn? Das Buch der Sung : Zu den Zeiten des Königs ^& J^ I-khang von Peng- tsching reichten die vier Gegenden überall die vorzüglichsten Gattungen von Esswaaren als ein Geschenk. Man bot sie I-khang dar und reichte die zunächst folgenden dem Kaiser. Der Kaiser kostete einst im Winter süsse Pomeranzen. Er drückte seine Verwunderung aus, dass der Geschmack der süssen Pomeranzen schlechter geworden. I-khang befand sich auf dem Sitze und sprach : In diesem Jahre gibt es unter den süssen Pomeranzen besonders gute. — Er schickte Menschen in das östliche Sammelhaus zurück. Dieselben nahmen süsse Pomeranzen von der Grösse dreier Zolle. Gegen das Ende des Zeitraumes Yuen-kia (424 bis 453 n. Chr.) unternahm Kaiser Thai-wu einen Eroberungszug nach Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 215 Peng'-tsching'. Er schickte durch einen Abgesandten neun Gattungen Salz sammt gesalzenen Bohnen von Hu. Dabei be- gehrte er gelbe süsse Pomeranzen. Das Buch der Thang: Die süssen Pomeranzen von ^^ jj^ Lo-feu, in dem Zeiträume Khai-yuen (713 bis 741 ii. Chr.) pflanzte sie zuerst t^in Bergbonze in dem Kloster ^ |i^ Nan-leu. Später reichte mau sie immer dem Kaiser als ein Geschenk. In den Jahren, in welchen der Kaiser sich nach Scho und Fung-thicn begab, trugen sie keine Frucht. In dem Zeiträume Thieu-pao (742 bis 755 n. Chr.) mel- deten die Leute unter dem Thore des mittleren Buchführers dem Hofe Folgendes: Wir melden heute eine Sache an dem Hofe. Wir empfingen die Klänge der Tugend und hörten: Im Süden des Stromes sind es Pomeranzen. Im Norden des Stromes sind es Citronen. Es gibt nämlich je nach der Luft des Landes Verschiedenheiten. Die Eigenart der Dinge wird dadurch verändert und ihre Gestalt wunderbar. Nahe dem Inneren des Palastes pflanzten wir mehrere süsse Pomeranzen- bäume. Seit dem gegenwärtigen Herbste tragen sie einhundert fünfzig Stück Früchte. Diese sind von denen, welche Kiang- nan und der Weg von Schö darreichen, nicht verschieden. IMan kann auch sagen, sie sind ein wenig merk^vürdig. Die Erlässe von Tsin sagen : In dem Districte Laug-tschung setzt man einen die gelben süssen Pomeranzen bewachenden Angestellten ein. Die Geschichte des Windes und Bodens sagt: Die süsse Pomeranze ist eine Art Pomeranze. Sie ist saftig, von Geschmack süss und gut. Sie ist etwas Einziges und Merkwürdiges. Es gibt gelbe und rothe. Die rothen nennt man süsse Topfpomeranzen (^^ ~||" Flu-kan )• Die weitläufigen Denkwürdigkeiten : Die süsse Pomeranze hat einundzwanzig Kerne. Es gibt süsse Pomeranzen von Tsching-tu mit flachen Stielen. Sie sind so gross wie ein Gantang. Ihre Farbe ist grasgrün und gelb. Der District Nan-ngan in Kien-wei bringt gelbe süsse Pome- ranzen hervor. 216 Pfizmaier. Das Buch der göttliclien Merkwürdigkeiten : Tung-fang-sö sagte: Jenseits des Südostens liegt der Berg ^& ^S Kien-tschün (der den Frühling aufstellende Berg). Auf demselben sind viele schöne süsse Poraeranzenbäume. Die Geschichte der Einwohner der Mutterstadt: Vor der Schiesshalle des östlichen Thores der Feste der Mutterstadt sind tausend süsse Pomeranzenbäuine. Die Geschichte von Siang-yang: ^^ ^S Li-heng führte den Jünglingsnamen 7^ 2B1 Schö-ping und war Statthalter von Tan-yang. Er wollte immer sein Haus in Ordnung bringen. Seine Gattin ging einfach hierauf nicht ein. Er schickte heimlich zehn Menschen nach liung-yang in 'Wu-ling. Diese erbauten auf einer Flussinsel ein Wohnhaus und pflanzten tausend süsse Pomerauzenbäume. Vor seinem Tode ermahnte er die Kinder und sprach: Eure Mutter mochte es nicht leiden, dass ich das Haus in Ordnung bringe. Desswegen that ich dieses selbst. Ich besitze in dem Dorfe der Landschaft tausend Btäume. Die Sclaven verlangen von euch keine Kleidung und Speise. Ein Stück Seidenzeug in einem Jahre reicht für den Gebrauch auch hin. — Als die süssen Pomeranzenbäume Heng's ausgewachsen waren, erhielt man (für ihre Früchte) jährlich tausend Stücke Seidenzeug. Die Geschichte von King-tscheu : In Tschi-kiang gibt es berühmte süsse Pomeranzen. In I-tu, im Norden des alten Stromes der Landschaft, gibt es einen Garten von süssen Pomeranzen. Dieselben heissen die Pomeranzen von I-tu. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alten und des Gegenwärtigen : Die Früchte der süssen Pomeranzen, die von Gestalt gleich dem Granatapfel sind, heissen süsse Topfpomeranzen. Die neuen Worte über Thang: Die Früchte der süssen Pomeranze, die man in Yi-tscheu darreichte, wickelte man in Papier. Zu einer anderen Zeit muthmasste der älteste Angestellte, dass das Papier keine Achtung bekunde und ersetzte es durch feines Tuch. Sodann fürchtete er, dass die süssen Pomeranzen durch das Tuch be- schädigt werden könnten. Er war immer voll Besorgniss und Furcht. Uuvermuthet kam der kaiserliche Vermerker Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 217 ^t ~lr ^ Kan-tse-pu an. Der älteste Angestellte g-laubte, (lass dieser die in Tuch gewickelten süssen Pomeranzenfrüclite ausschlagen werde. ^ Er war furchtsam und sagte : Sie werden wirklich ausgeschlagen. — Als Tse-pu zu der Post gelangte, legte der älteste Angestellte bloss dar, dass die in Tuch ge- wickelten süssen Pomeranzen fruchte Achtung bekunden. Tse-pu verstand dieses anfänglich nicht. Erst nach längerer Zeit merkte er es. Alle, die es hörten, lachten laut. ^ jj^ ]\\ Ngan-lö-schan wollte sich empören. Der vorgesetzte Diener a^ ^ Wei-kien bat einfach, dass man Jenem die Sache von 2p S Ping-tschang nachtrage. Kai- ser Hiuen-tsung erlaubte es. Bei dem Aufsatze der höchsten Verkündung zur Mitte gelangt, hielt er damit inne. Er schickte den Abgesandten der Mitte M £p ^ Fii-niiao-tschin mit dem Auftrage, Jenem süsse Pomeranzen zu bringen und zu- gleich die Veränderungen zu beobachten. Miao-tschin erhielt eine Bestechung und kehrte zurück. Er sagte, dass es nicht das Aussehen von Empörung habe. Hiuen-tsüng sprach zu dem vorgesetzten Diener: Lö-schan trägt sich gewiss nicht mit Doppelherzigkeit. Die Urschrift der höchsten Verkündung habe ich verbrannt. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe des Alter- thums und der Gegenwart: Zu den Zeiten des Kaisers Kao-tsung von Thang, in dem Zeiträume Tiao-lu (das einzige Jahr G79 n. Chr.), sah man in Lien-tscheu einen süssen Pomeranzenbaum. Im vierten Monate trug er faustgrosse Früchte. Man schnitt sie entzwei und fand darin zweiköpfige Schlangen. Der Garten der Merkwürdigkeiten: In der Felsenfeste des Berges j^ ^ Kuei-mei in Nan- khang waren süsse Pomeranzen, Pomeranzen, wilde Pomeran- zen und Pompelmuse. Man ging hin, die Früchte zu essen. Mau nahm deren nach Wunsch und zur Genüge. Wer sie ablöste und damit heimkehrte, begegnete sofort grossen Nattern. • Der Name ~U^ -^ ^Hi Kaii-tse-pu kann wörtlich durch ,süsse Pomeranzenfrüchte in Tuch' erklärt werden. 218 Pf izmaier. Einige stürzten koi^füber und verloren den Fusspfad. Die Menschen des Hauses, welche sie kosteten, erkrankten ebenfalls. In dem Zeiträume Kuang-tö von Thang (898 bis 900 n. Chr.) ward ^ ^ ^ Li-thsung-tsching mit der Stelle eines stechenden Vermerkers von Yi-tscheu betraut. Vor dem Gerichtssaale befand sich ein süsser Pomeranzenbaum. Der- selbe hatte Früchte von der Grösse der Küchlein. Sie wurden spät reif und hatten eine unmerklich kleine Oeffnung wie ein Nadelöhr. Die Obrigkeiten der Provinz verwunderten sich darüber. Als man sie eben darreichen wollte, stand man end- lich davon ab. Man schnitt sie entzwei und fand eine roth- gestreifte Schlange, die über einen Schuh lang war. Thsung- tsching wurde später von den Kriegsleuten getödtet. I Die Pomeranze. Der Name der Pomeranze ist jj^ Kiü. Das von Sie-sching verfasste Buch der späteren Han : ^Q J^ Hoan-yen aus dem Reiche |jfc Pei führte den Jünglingsnamen ^ jj^ Wen-lin und hatte in dem Districte Meu ausgedient. Er bezog ein Haus in Yang-tscheu und folgte den Geschäften. In dem Vorhofe des mit einem gekrümmten Terrassendache versehenen inneren Hauses befand sich ein Pomeranzenbaum. Als dessen Früchte reif waren, hingen mehrere in das innere Haus herab. Yen umhegte die vier Seiten des Baumes mit Bambus. Um die Zeit blies der Wind;, bewegte zwei Früchte und warf sie zu Boden. Er band sie mit der Bücherschnur an die Zweige des Baumes fest. Die Denkwürdigkeiten des Bodens in den Verzeichnissen von U: ^ ^t 1^ Tschü-kuang-lö verwaltete die Landschaft Kien-ngan. In dem mittleren Vorhofe wuchsen Pomeranzen. In den Monaten des Winters überdeckte und umhüllte sie der Obertheil des Baumes. Im Frühling und Sommer veränderte sich ihre Farbe und war grün und schwarz. Ihr Geschmack war noch ausgezeichneter von Güte. In dem bilderlosen Ge- dichte auf Schang-lin heisst es: Die schwarzen Pomeranzen reifen im Sommer. - Dieses ist nahe dasselbe. Denkwürdigkeiten von den Friicliten China's. 219 Der Kalender von U : Der König von U schickte dein Kaiser Wen von ^Vei c;f0sse Pomeranzen. Kaiser Wen von Wei verkündete sämmt- lichen Dienern: In den südlichen Gegenden gibt es Pomeran- /.i'H. Ihre Säure zerreisst geradezu die Zähne der Menschen. Doch um die Zeit gibt es süsse. Die alten Begebenheiten des Zeitraumes Kien - wu (317 n. Chr.): Im sechsten Jahre des Zeitraumes Hien-ho (331 n. Chr.) schickte der den Frieden im Westen herstellende Heerführer ffi Ä Yü-liang zwölf Pomeranzen, die sich auf einem ein- zigen tStengel befanden. Man hielt sie für eine Merkwürdigkeit von glücklicher Vorbedeutung. Die hundert Obrigkeiten wünschten Glück. Das Buch der Sung: Zu den Zeiten des Kaisers Hiao-wu, in dem Zeiträume Ta-ming i457 bis 764 n. Chr.) waren im Osten und Westen der Harfenhalle der Wohlgerüche ein Paar zusammengewachsene Pomeranzenbäume. Man veränderte den Namen ^ ^ ^ ^ Fang-hiang-kin-tang (Harfeuhalle der Wohlgerüche) und sagte ä Ä ^ Lien-li-tang (die Halle der zusammengewachsenen Bäume). Das Buch der Tsi: ^ I, König von Yü-tschang, starb. Er erschien plötz- lich in dem Garten hinter dem Wohngebäude, bestieg einen Lendenwagen, bedeutete mit der Fahne die Trennung und rief T^ -^ Tschi-ping. Dieser hatte keine Armschiene. Die Leute überbrachten eine Armschiene von Edelstein. Jener gab sie ihm und sprach: Ein Pomeranzenbaum ist abgestorben. Suche ihn und stelle ihn wieder her. — Hiermit trat er in den rück- wärtigen Söller des Gartens hinaus. Tschi-ping fiel zur Erde und verlor dabei die Armschiene. Das Buch Mt -?- Yen-tse sagt: Yen-tse reiste als Gesandter nach Tsu. Der König von Tsu sagte zu den Leuten der Umgebung: Yen-ying ist ein im Reden geübter Mann. Ich will ihn verletzen. — Als man sich niedergesetzt hatte, brachte man einen gebundenen Menschen. Es wurde gefragt, was es gebe. Man sagte: Ein Mensch von Tsi ist des Diebstahls beschuldigt. — Der König blickte auf '220 Pfizmaier. Yen-tse und sprach: Sind die Menschen von Tsi g-eschickt im Stehlen? — Yen-tse antwortete: Ich habe gehört: Wenn die Pomeranzen im Norden des Hoai wachsen, so werden sie Citro- nen. Zweig-e und Blätter sind wohl ähnlich, jedoch der Ge- schmack der Frucht ist nicht derselbe. Wasser und Boden sind nämlich verschieden. Jetzt sind die Geborenen des Volkes in Tsi keine Diebe. Wenn sie nach Tsu kommen, können sie da anders als nachahmen? Ist das Volk von Tsu g-eschickt im Stehlen? — Der König- lachte und sprach: Ich habe mir Schande zugezogen. Yen-tse ging als Gesandter nach Tsu. Der König von Tsu reichte Pomeranzen, legte sie nieder und zerschnitt sie. Yen-tse ass sie als ein Ganzes und zertheilte sie nicht. Der König sprach: Die Pomeranzen soll man zertheilen. — Jener antwortete: Ich habe gehört: Wenn man Geschenke in Gegen- wart des Gebieters der Menschen erhält, werden Melonen und Pfirsiche nicht zerschnitten , Pomeranzen und Pompelmuse werden nicht zertheilt. Gegenwärtig ist das Reich der zehn- tausend Wagen ohne Belehrung. Desswegen getraue ich mich nicht, sie zu zertheilen. Es ist nicht der Fall, dass ich es nicht weiss. Das Buch Tschuang-tse : Die Art und Weise der drei Könige, der fünf Kaiser lässt sich mit den Elzbeeren, Birnen, Pomeranzen und Pompel- musen vergleichen. Von Geschmack sind sie einander ent- gegengesetzt, aber sie können in den Mund gelangen. Das Buch Hoai-nan-tse : Die Pomeranzenbäume verwandeln sich im Norden des Stromes und werden wilde Pomeranzen. Das Buch der Gewässer: Zu den Zeiten ^J 1« Lieu-pi's band man in der Land- schaft 2j Pa DoppelschifFe zusammen und wohnte auf dem Wasser. Es waren fünfhundert Häuser. In dem Districte gab es Gärten der süssen Pomeranzen, der Pomeranzen und des Li-tschi der Obrigkeiten. Bei der Ankunft des Sommers wurden die Früchte reif. Die Angestellten der zweitausend Scheffel stellten immer Speisen auf und luden die Grossen ein. Man versammelte sich unter den Bäumen und verzehrte Früchte. Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 221 Im Norden des Districtes waren Reisfelder. Diese brachten den kaiserlichen Reis hervor. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdre;'en Dingen: Der Pomeranzenbaum hat weisse Rlüthen und rothe Früchte. Die Schale der Früchte ist wohlriechend und hat auch einen guten Geschmack. Es gibt deren in Kiang-nan, an anderen Orten wachsen sie nicht. In Kiao-tschi (Cochin- china) gibt es Pomeranzen, für welche eine obrigkeitliche Person mit einem Gehalte von dreihundert Scheffeln angestellt ist. Dieselbe ist dem kaiserlichen Tribute, den kaiserlichen Pomeranzen vorgesetzt. Die Aufzeichnung der Erzählungen von Merkwürdig- keiten: In Yue gibt es viele Pomeranzen- und Pompelmusgärten. Die Menschen von Yue haben jährlich viele Pomei-anzenernten. Sie nennen dieses die Pomeranzentafeln. In Yue gibt es einen Pomeranzengarten des Geschlechtes ^ Wang, einen Pflau- menberg des Geschlechtes "^ Hu, ein Melonenthor des Ge- schlechtes ^ Huo. Die erweiterten Nachrichten von den fünf Grundstoffen: Der spätere Vorgesetzte von Tschin träumte, dass gelb- gekleidete Menschen die Feste belagern. Die Pomeranzen- bäume, welche die Feste umgaben, wurden sämmtlich von ihnen gefällt. Als die Streitkräfte von Sui erschienen, trugen Höhere und Niedere gleichmässig gelbe Kleider. Es währte nicht lange, so brachte der Angriff und die Belagerung durch Sui die Erfüllung. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse der Berghöhen: Von den Früchten der Gebirgspomeranze werden die grossen im Winter reif und sind gleich einer Erdmelone. Die nächsten sind wie Armbrustkugeln. Die Früchte sind von der Farbe des Goldes, die Blätter dunkelgrün. Die Schale ist dünn und von Geschmack sauer. Sie kann die Luft zertheilen, sie in sich fassen und erweitern. Die Menschen tragen Zweige und Blätter an dem Gürtel und verwahren sie. Gibt man sie in saueren Trank oder Gehacktes, so gewinnen diese an Wohl- geruch und Güte. 222 Pfizmaier. Der Pfirsich. Der Name des Pfirsiches ist Mj^ Thao. Das Buch der Thang: Das Reich j^ Khang machte im eilften Jahre des Zeitraumes Tsching-kuan (637 n. Chr.) Goldpfirsiche und 8ilberpfirsiche zum Geschenk. In einer höchsten Verkünduni;- wurde befohlen, sie in den Gärten zu pflanzen. Die Geschichtschreiber der späteren Thang: In einem Feldhause der Gasse der langen Weidenbäume in Lu-tscheu befand sich ein Pfirsichbaum. Derselbe war be- reits über ein Jahr gefällt und die alte Grube war noch immer vorhanden. Der darniederliegende Baum stand eines Morgens geradezu auf, ging einige zehn Schritte und kehrte wieder in die alte Grube zurück. Die Leute des Hauses entsetzten sich und flohien hastig nach allen Seiten. Kaiser Tschuang-thsung war in seinem Alter häufig krank. J'M ^* Fung-tao sprach bei Gelegenheit einer Meldung zu dem Kaiser: Ich wünsche, dass der Kaiser im Schlafen und Essen, bei Bewegung und Ruhe den Weg der Verwehrung wähle. Er zeigte dabei auf die dem Kaiser vorgelegten Früchte und sprach: So isst man Pfirsiche und hat daran keine Freude. Wenn man am anderen Tage die Pfirsiche sieht und daran denkt, so kann man sich ihrer enthalten. So isst man Birnen und hat daran keine Freude. Wenn man am anderen Tage die Birnen sieht und daran denkt, so kann man sich ihrcir enthalten. Es ist ein Glück für den Kaiser, wönn er daran denkt und sich enthält. Das Buch Han-tse : Einst stand ^^ -^ J^ Mi-tse-hia in der Gunst des Lan- desherrn von ^^ Wei. Er lustwandelte mit dem Landesherrn in dem Fruchtgarten und ass mit Lust Pfirsiche. Er gab die Hälften dem Landesherrn zu essen. Dieser sprach : Wie liebst du mich! Du vergissest auf deinen Mund und gibst mir zu essen. — Als die Schönheit Mi-tse-hia's verblüht war, die Liebe nachliess, machte er sich eines Verbrechens gegen den Denkwürdigkeiten vou den Früchten China's. 223 Landesherrn schuldig-. Dieser sprach : Desswegcn speistest du mich einst mit Pfirsichresten. Khung--tse wartete an dem Sitze bei dem Fürsten Naai von Lu auf. Fürst Ng-ai beschenkte ihn mit I^iirsichen und einem Gericht von Mohrhirse. Tschung-ni ass zuerst die Mohrhirse, dann die Ptirsiche. Der Fürst sprach: Mit M..hr- hirse trocknet man die Pfirsiche ab. — Jener antwortete: Die Mohrhirse ist die älteste der fünf Getreidearten. Früchte sind sechs Arten, doch die Pfirsiche sind die niedrigste. Der Weis- heitsfreund trocknet nicht mit dem Vornehmen das NiedriG;c ab. Das Buch |g ;jt|» -^ Pao-p6-tse: Wenn man das Harz des Pfirsichbaumes mit der Asche des Maulbeerbaumes einweicht und es gebraucht, werden die hundert Krankheiten geheilt. Wenn man es lange g-ebraucht, erhält der Leib Glanz, der auf dem Boden der finsteren Nacht gleich dem Monde aufg-eht. Gebraucht man viel, so kann man sich der Kornfrucht entschlagen. ^ W^ Tsai-tan von U-yuen trat in das Gebirge und kehrte zurück. Er betrog das Haus und sagte, er sei zu dem Berge Kuen-lün gekommen. Daselbst gebe es Edelsteinpfirsiche, die von Gestalt den Pfirsichen des Zeitalters gleich. Nur dringe ihr Licht durch tiefe Höhlen und an Härte halte man sie für Edelsteine. Wenn man sie in ß]-unnenwasser wasche, seien sie sofort weich und können gegessen werden. Das Buch ^ 1^ -^ Kin-leu-tse: Im Südosten liegt der Berg ;|^^ ^ Thao-tu (die Haupt- stadt der Pfirsiche). Auf dem Berge ist ein Baum, auf dem Baume sitzt ein Hahn. Wenn die Sonne erst aufgeht und diesen Pfirsichbaum beleuchtet, kräht der Himmelsbahn, Die Hähne der Welt werden davon angeregt und krähen. Unter dem Baume sind zwei Dämonen, die einander gegenüber Schilf- stricke halten. Sie nehmen die unheilvollen Dämonen und verzehren sie. Dass die jetzigen Menschen gerade am Morgen zwei Menschen aus Pfirsichholz verfertigen , ist hierin be- gründet. 224 Pfizmaier. Der Grarten des Gespräches : Als ^ -^ j^ Kling-- sün-kiao in Tsching Reichsg-e- hilfe war, hob man auf den Weg-en das Verlorene nicht auf. Wenn Pfirsiche und Damascenerpflaumen auf die Durchwege herabhingen, getrauten die Menschen sich nicht, sie zu nehmen. Yen-tse's Frühling und Herbst: ^ ^ ^ Kung-sün-tsie, EB i^ ^M Tien-kai- khiang- und "jt J'p -^ Ku-I-tse dienten dem Fürsten King;. Sie waren muthig-, aber beobachteten nicht die Gebräuche. Yen-tse sagte es dem Fürsten. Dieser reichte ihnen zwei Pfirsiche und sprach : Die drei Männer mögen ihre Verdienste aufzählen und essen. — Kung-sün-tsie und Tien-kai-khiang sprachen zuerst von ihren Verdiensten, nahmen die Pfirsiche und erhoben sich. Ku-I-tse sprach auch von seinen Verdien- sten und hiess die zwei Männer die Pfirsiche zurückgeben. Die zwei Männer schämten sich und tödteten sich selbst. Ku- I-tse sprach: Die Menschen durch das Wort beschämen und grosssprechen, ist nicht gerecht. — Er g-ab ebenfalls die Pfir- siche zurück, stiess sich gegen den Hals und starb. Die neuen Einleitungen : Wen, Fürst von ^ Wei, besuchte ^ ^^ Khi - ki. Die Leute des Gefolges assen die Pfirsiche seines Gartens. Khi-ki verbot es ihnen. Fürst Wen sprach: Wie sollte Khi-ki mit den Pfirsichen geizen ? Er lehrt uns, dass die Niederen gegen die Höheren keinen Verstoss begehen. Die Kunst der Vorbilder: Der Pfirsichbaum ist das Gespenst der fünf Bäume. Dess- wegen ist er es, der die unrechte Luft niederdrückt und zu Boden wirft. Das Gespenst des Pfirsichbaumes entsteht und befindet sich in dem Thore der Dämonen. Es bringt die hundert Dämonen zurecht. Desswegen verfertigt man jetzt Menschen aus Pfirsichholz, stellt sie, das Unglück bannen lassend, in das Thor und drückt dadurch das Unrecht nieder. Dieses ist der Baum der Unsterblichen, Die alten Sachen des Kaisers Wu von Han: Die östliche Landschaft machte Zwerge zum Geschenk. Der Kaiser rief Tung-fang-sö. Als dieser kam, zeigten die Zwerge auf ihn mit dem Finger und sagten zu dem Kaiser: Denkwürdigkeiten vor. den Früchten China's. 225 Die Pfirsichbäume, welche die Königsmutter o-cpflanzt hat, tragen in dreitausend Jahren Früchte. Dieser Mann ist nicht rechtschaffen. Er ist bereits dreimal gekommen und hat sie gestohlen. — ■ Später gab die Königsmutter des Westens sieben Pfirsiche her. Sie selbst ass deren zwei und fünf gab sie dem Kaiser. Der Kaiser behielt die Kerne und legte sie vor sich hin. Die Königsmutter fragte: Wozu brauchst du dieses? — Der Kaiser sprach: Diese Pfirsiche sind vortrefflich. Ich möchte sie pflanzen. — Die Königsmutter rief aus : Diese Pfirsichbäume tragen in dreitausend Jahren einmal Früchte. Sie werden nicht in die untere Erde gepflanzt. — Später tödtete der Kaiser hundert Männer des Weges, welche sich in Ungeheuerlichkeiten und Lügen eingelassen hatten. Die Königs- mutter des Westens schickte einen Gesandten und Hess dem Kaiser sagen : Begehrst du wohl die Treue der Unsterblichen? Du willst die göttlichen Menschen sehen und mordest. Ich habe mit dem Kaiser gebrochen. — Sie brachte noch drei Pfirsiche zu Wege und sagte: Wenn du diese issest, kannst du die äusserste Langjährigkeit erhalten. Die inneren Ueberliefex'ungen von dem Kaiser Wu von Han: Die Königsmutter des Westens stieg am siebenten Tage des siebenten Monates zu dem Palaste des Kaisers hernieder. Sie befahl den Aufwärterinnen, Pfirsiche zu suchen. Nach einer Weile füllten sie eine Schüssel von Edelstein mit sieben Pfirsichen. Dieselben waren von der Grösse der Hühnereier, von Gestalt rund, von Farbe grün. Man zeigte sie der Königs- mutter. Diese gab dem Kaiser fünf Pfirsiche. Sie selbst ass deren zwei. Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt des Westens : In den Gärten von Shang-lin gab es Pfirsiche von Thsin, Kirschenpfirsiche (Waldkirschen), gelbe Taffetpfirsiche, Kern- pfirsiche, Reifpfirsiche,' Pfirsiche von ^ ^ Kin- tsching, Pfirsiche von Hu (Wallnüsse), Pfirsiche der Jilätter des ge- streiften Taffets, in dem Munde gehaltene Pfirsiche (Kirschen), purpurne gestreifte Pfirsiche. ' • Wenu Reif gefallen war, konnten diese gegessen werden. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LiXVUI. Bd. I. Hft. lü 226 Pfizmaier. ^"S pE ^^"k^- ^i® Berichte von Eifersucht: Ein Mädchen aus Wu-yang wurde an IH^ *g* Yuen- siuen vermalt. Sie war voll Eifersucht und Scheu. In dem Hause befand sich ein Pfirsichbaum mit leuchtenden Blüthen und Blättern. Siuen pries und bewunderte ihn. Sie gerieth sofort in grossen Zorn, hiess die Magd ein Messer nehmen, in den Baum einhacken und die Blüthen zerquetschen. Die Ueberiieferungen von Unsterblichen : ^ ^ Kö-yeu war ein Mensch von Scho-kiang. Zu den Zeiten des Königs Tsching von Tscheu liebte er es^ aus Holz Schafe zu schnitzen und sie zu verkaufen. Eines Mors-ens ritt er auf einem Schafe nach Scho herein. Der König, die Lehensfürsten und die Voi-nehmen verfolgten ihn. Sie erstiegen den Berg ^ Sui und erlangten die Unsterblichkeit. Dess- wegen heisst es in den Sprüchwörtern der Strassen: Man er- lange einen Pfirsich des Berges Sui. Jvann man auch nicht die Unsterblichkeit ei-langen, man hat genug, um ein gewaltiger Mann zu sein. Die Tochter ;^ ^ Yang-tu's folgte einem Kalbe und ging hinaus, um Pfirsiche und Damascenerpflaumen zu pflanzen. Ueber Nacht kehrte sie zurück. Mehrere Jahrzehende später erschien sie an dem Fusse des Berges »^ Puan. Sie verkaufte daselbst Pfirsiche und Damascenerpflaumen. Die Ueberiieferungen von göttlichen Unsterblichen: Die vornehme Frau von dem Geschlechte ^ Puan besass zugleich mit ihrem Manne ^J |[^ Lieu-kang die Kunst des Weges. Ein Theil wollte den anderen übertreffen. Mitten in dem Vorhofe befanden sich zwei grosse Pfirsichbäume. Mann und Weib beschworen je einen. Die Pfirsichbäume kämpften sofort mit einander. Der Pfirsichbaum, welchen Kang be- schworen hatte, entlief über den Zaun. ^ [^ Tschang-ling stammte aus j|fc Pei. Ein Gott des Himmels stieg zu ihm herab. Er gebrauchte hierauf Mennig und war im Stande, sich zu verwandeln. Ein gewisser ^ 4|- Tschao-sching begab sich zu ihm und erhielt Unterricht. Ling prüfte ihn aus sieben Gegenständen. Er stieg mit seinen Denkwürdigkeiten Von den Fifirliteii Cliina's. 227 Seliül(u-n auf den Berg ^ ^ Yün-tai. Auf e,\m-.v schrnffon Folsenhöhe befand sich ein Pfirsichbaum. Derselbe war arui- dick und wuchs seitwärts an der Felsenwand. Nach unten überrau^te er eine unermessliche Tiefe, nach oben war er dr(ä bis vier Klafter entfernt. Der Baum hatte eine Meng-e Früchte. \Ang sprach zu den Schülern: Wer diese Pfirsiche erlang-t, dem sage ich die Erfordernisse des Weg-es. — Die Schüler ver- gossen Schweiss, und Keiner geti-aute sich, hinzublicken. Sching sprach : Wo göttliche Menschen beschützen, welche unwegsame (xegenden könnte es da geben? — Er warf sich von oben h(!rab und fiel gerade auf den Pfirsichbaum. Er nahm die Pfirsiche und füllte damit seinen Busen. Allein die Felsen- wand war steil, und er konnte nicht zurück. Er warf die Pfirsiche hinauf, und man erhielt deren zweihundert. Ling vertheilte sie an seine Schüler. Von den zweien, die übrig- blieben, ass er einen, den anderen behielt er zurück, um ihn Sching zu geben. Er streckte jetzt die Hand aus und zog Sching herauf. Dieser wurde plötzlich zurückgebi-acht. Ling hielt ihm einen Pfirsich entgegen und gab ihn ihm. Die Geschichte Schi-hn's in Nie : In den Gärten Schi-hu's gab es Pfirsiche ^ M Keu- pi (die Pfirsiche der gekrümmten Nase). Dieselben wogen zwei Pfund. Die Geschichte von Nan-khang: Auf dem Edelsteinberge in Nan-khang ist ein steinerner Hund. Die alten Leute sagen : Einst gab es kalte Pfirsiche, ^ Heng. Die Kunst der Vorbilder: Der Aprikosenbaum ist das Gespenst des Jahressternes (Jupiters) der östlichen Gegenden. Die Wahrsagungen Sse-kuang's: Wenn die Aprikosenbäume viele Früchte tragen uud diese nicht wurmig sind, ist der Herbst des künftigen Jahres schön. Die dargelegten Jahre des Buches der Geschichte: Ln zwölften Monate des sechsten Jahres des Fürsten Tschao blühten die Pfirsiche und Aprikosen. Im neunten Mo- nate des zehnten Jahres des Königs Yeu trugen die Pfirsich- und Aprikosenbäume Frucht. Die Anordnungen für die Monate: Denkwüidigkeiteii von ileu Früchten China's. 231 Wenn im dritten Monate die Aprikosenbäume blühen, kann man auf Feldern, wo es weissen Sand und leichte Erde i;ibt, säen. Das Buch Tschuang-tse : Khung-tse lustwandelte in dem Walde der schwarzen Vorhänge (^^' f|}^). Kr ruhte aus und sass auf dem Erd- altare der Aprikosenbäume. Seine Schüler lasen Bücher. Khung-tse saug und schlug die Cither. Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt des Westens : In Schang-lin gab es gestreifte Aprikosen und Aprikosen von Fung-lai. -P- pJ Yü-thai, Boruhiger der Hauptstadt, reichte einen Baum (der Aprikosen von Fung-lai) als ein Ge- schenk. Dessen Blüthen hatten ohne Unterschied fünf Farben und kamen zu sechsen hervor. Man sagt, sie (die Früchte) werden von den unsterblichen Menschen gegessen. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: In Ying-yang gibt es weisse Aprikosen. In Nie gibt es rothe Aprikosen und Aprikosen des Baumes ^ Nai. Die Geschichte des Berges Sung-kao : Im Nordosten des Berges Sung-kao liegt der Rinderberg. Auf diesem Berge gibt es viele Aprikosen. Bis zum fünften Monate sind sie glänzend gelb und reif. Als in dem mittleren Reiche Trauer und AVirrsal war, litten die hundert Geschlechter Hunger. Man wies alle Früchte für die Menschen an. Die Menschen sättigten sich, jedoch die Aprikosen gingen nicht zu Ende. Die Register der Paläste und Vorhallen von Lö-yang: Vor der Vorhalle von 0^ -^ Ming-kuang befand sich ein Aprikosenbaum. Vor der Vorhalle von ^ [^ llien- yang befanden sich sechs Aprikosenbäume. Vor dei- Vorhalle von ^ ^ Ilan-tschang befanden sich vier Aprikosenbäume. Die Nachrichten von erzählten Merkwürdigkeiten : Die Insel der Aprikosengärten liegt in dem südlichen Meere. Sie besitzt viele Aprikosenbäume. Die an dem Meere lebenden Menschen sagen: Es ist der Ort, an welchem die unsterblichen Menschen Aprikosen gepflanzt haben. Zu den Zeiten der Han fuhr ein Mensch auf einem Schiffe. Er ward von Stui-m überfallen und ankerte vor dieser Insel. Im fünften k 232 Pfizmaier. und sechsten Monate ass er täg'lich Aprikosen. Er entkam desswegen dem Tode. Man sagt : Auf der Insel gibt es Winter- aprikosen. Das von Wang-tsch'hung verfasste bilderlose Gedicht auf die Früchte : Die im Winter Früchte tragenden Aprikosenbäume, die im Frühling reifenden süssen Pomeranzen. Das von Tsin-kö verfasste bilderlose Gedicht auf die Früchte der grossen Triebwerke: Einige Aprikosenbäume tragen Frucht im Winter. Die Nachrichten von erzählten Merkwürdigkeiten: Das Wohnhaus Fan-li's liegt in der Mitte des Sees. Es gibt daselbst Meeraprikosen. Sie sind so gross wie eine Faust. Bei dem Tempel Lao-tse's in dem Bezirke yf| Lai gibt es blaue Aprikosen. Die Daiuascencrpflaume. Der Name der Damascenerpflaume ist ^^ Li. Die äusseren Ueberlieferungen von Han-schi : -^ ^ Tse-tschi diente dem Könige Wen von ^fi Wei. Er ward eines Verbrechens geziehen und wanderte im Norden umher. Er sagte zu ^ ^ Kien-tschü: Von nun an werde ich nicht mehr die Tugend in die Menschen pflanzen. — Kien-tschü sj)rach: Wenn man im Frühling Pfirsiche und Damascenerpflaumen pflanzt, so erhält man im Sommer unter ihnen den Schatten, im Herbst kann man ihre Früchte essen. Wenn man im Frühlinge Burzeldorn pflanzt, so pflückt man im Sommer nicht seine Blätter, im Herbst erhält man die Stacheln. Diejenigen, in die du jetzt gepflanzt hast, waren nicht die rechten Menschen. Das Buch der Tsin : Als ^ ^^^ Wang-jung sieben Jahre alt war, lustwandelte er einst mit kleinen Kindern. Sie sahen zur Seite des Weges einen Damascenerpflaumenbaum. Dessen Früchte waren viele und brachen die Zweige. Die kleinen Kinder liefen wetteifernd hin und nahmen sie. Bloss Jung rührte sich nicht. Die Menschen fragten ihn, und er antwortete: Der Baum befindet Denkwürdigkeiten von den Prüchtun China's. 2'>0 sich zur Seite des Weges iiiid hat viele Früchte. Es sind gewiss bittere DamascenerpHcUunen, — Man nahm sie, und es war wirklich so. 3p ■^ W Wang'-ng-an-fung- besass gute Damascencr- pflauüien, die er gewöhnlich verkaufte. Er fürchtete, dass die Menschen sie pflanzen könnten. Er schälte immer die Kerne heraus. tJ^ |||^ Ho-khiao war von Sinn sehr sparsam. In seinem Hause befanden sich gute Damascenerpflaumen. Der Kaiser begehrte deren nicht mehr als einige Zehende. ^ ^ -^ Wang-wu-tse hielt sich an den hohen Preis. Er stellte sich an die Spitze junger Menschen, welche zu essen im Stande waren, und begab sich mit einer Axt in den Garten. Nachdem man sich satt gegessen, hieb er den Baum am. Er gab ihn Khiao und sagte: Wie steht es mit deinen Damascener- pflaumen ? Das Buch der Tsi : Als ^ 1^ ^1 Wang-seng-jü jung war, schickte er einst seinem Vater Damascenerpflaumen und gab ihm früher eine. Jener nahm es nicht an und sagte: Was der grosse Mensch noch nicht gesehen hat, braucht er nicht früher zu kosten. Die abgekürzten Vorbilder der drei Reiche : Kaiser Wu-tsching von Tsi begünstigte jH Yen , König von Tung-ping. Jedoch die Geräthe, Kleidungsstücke, Spiel- zeuge und Zierathen waren mit denjenigen des Gebieters von Tsi gleich. Einst sah er, dass in dem südlichen Palaste der tffr f^P Tien-yü (Vorgesetzte der Vorbilder) neues Eis darreichte. Der 0^ J^ Keu-tun (Vorgesetzte der nahen Gärten) machte frühreife Damascenerpflaumen zum Geschenk. Yen kehrte zurück und rief zornig : Der geehrte ältere Bruder hat es bereits. Warum habe ich noch nichts? Das Buch der Thang: In dem Zeiträume Wu-te (61 H bis (526 n. Chr.) über- reichte man Damascenerpflaumenbäume als ein Geschenk. Die- selben waren zusammengewachsen und gekrümmt wie ein Drache. 234 Pfizinaier. In dem Zeiträume Schin-luug' (TOo bis 706 n. Chr.) be- fanden sich in dem Gebäude der Obrigkeiten von Tschin- tseheu Aprikosenbäumc. Dieselben wurden g-elb und die Blätter wollten g-änzlich abfallen. Plötzlich wurden sie wieder frisch, prangten in Blätterfülle und bekamen Blüthen. [ Das Buch Yen-tse : } Fürst King erkrankte an einem Geschwüre, das sich an seinem Rücken befand. Er wollte es sehen, aber konnte nicht. Er fragte die Söhne des Reiches. Diese sagten : Es ist heiss wie Feuer, von Farbe ist es gleich der Sonne, von Grösse gleich einer unreifen Damascenerpflaume. — Der Fürst fragte Wen-tse. Dieser sagte : Von Farbe ist es gleich dem gras- grünen Edelstein, von Grösse gleich einer Rundtafel. — Der Fürst sprach: Ich sehe es nicht, der Weisheitsfreund weiss es nicht, die Menschen des Feldes sind thöricht. Der Frühling und Herbst des Geschlechtes Liü: Als Tse-tschan in Tsching Reichsgehilfe war, hingen Phr- siche und Damascenerpflaumen zu den Durchgängen herab, und Niemand nahm sie Aveg. Das Buch Pao-pö-tse: ^ ^ Tschang-tsu, ein Mensch von Nan-tün, ackerte | auf dem Felde- Auf dem Felde wuchs ein Damascenerpflaumen- ' bäum gerade im Bereiche des Pfluges. Tsu that es um ihn leid, und er wollte ihn mit nach Hause nehmen. Er grub ihn daher aus. Er konnte ihn noch nicht nehmen, als er sich ent- fernte. Er häufte feuchte Erde um seine Wurzel und setzte ihn in einen hohlen Maulbeerbaum. Nachher hatte er ver- gessen, ihn wegzunehmen. Tsu hatte sodann eine Verrichtung in der Ferne und war abwesend. Später sahen die Menschen des Dorfes, dass aus dem Maulbeerbaume plötzlich ein Damas- cenerpflaumenbaum gewachsen war. Sie sagten, es sei ein Gott. Die Menschen, die an Augenschmerzen litten, ruhten im Schat- ten unter diesem Maulbeerbaume. Dabei flehten sie ihn an imd sagten: Gebieter des Damascenerpflaumenbaumes ! Kannst du meine Augen heilen, so bezeige ich dir den Dank durch ein Schwein. — Die Augen waren plötzlich geheilt. Man tödtete sofort ein Schwein und opferte es ihm. Man erzählte es weiter. Alsbald sagte man, dieser Baum könne Blinde sehend machen. Denkwürdigkeiten von den Friicliteii (Jhina's. 2Ö0 Von Null und Fcru kamen Menschen scluirenweise herbei und baten um Seg-en. Die inneren Ueberlieferung-en von dem Kaiser Wu von Han: Die vorzüglichste Arznei der Unsterblichen sind die schar- lachrothen DamascenerpHaumen der runden Erdhöhe. Die Geschichte der Begebenheiten in Nie: In dem Garten des Blumcnwaldes g-ab es Frühlings- Damascenerpflaumen. Die Bäume blühten im Winter und die Früchte reiften im Sommer. Die Ueberlieferungen von Unsterblichen: Die Mutter Lao-tse's g-elang-tc zufällig- unter einen Damas- cenerpflaumenbaum und gebar Lao-tse. Als dieser geboren war, konnte er sprechen. Er zeigte auf den Damasconer- pflaumenbaum und sagte: Dieses sei mein Geschlechtsname: Das Buch der Träume : Die Damascenerpflaumen sind die Obrigkeiten des Ge- fängnisses. Wenn man im Traume Damascenerpflaumen sieht, so hat. man Kummer wegen der Obrigkeiten des Gefängnisses. Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt: In den Gärten von Schang-lin gab es purpurne Damas- cenerpflaumen, Damascenerpflaumen des grünen Tafl"ets, gelbe Damascenerpflaumen, grüne Damascenerpflaumen von -j^ Fang-, hellgrüne Damascenerpflaumen , Damascenerpflaumen Yen- yuen's, • Damascenerpflaumen der vereinigten Zweige, Damas- cenerpflaumen des Landes Kiang-, mennigrothe Damascener- pflaumen, Damascenerpflaumen unter dem Wagen, Damascener- pflaumen des Reiches Yen, Afi'en-Damascenerpflaumen, Damas- cenerpflaumen der südlichen Barbaren. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Mit Ratten-Damascenerpflaumeu und mennigrothen Damas- cenerpflaumen kann man färben. Die Damascenerpflaumen unter dem Wagen, die Damas- ceneri)flaumen über dem Wagen reifen ebenfalls im Frühliuge. Man kann mit ihnen färben. ^ Dieselben stamiuteu aus Lu. Yen-yiieii ist ilcr 8eliüler Khuug-tse's. 23n Pfizmaier. Die Weizen-DamascenerpflaumeD sind dünn und klein. Es gibt Damascenerpflaumen der Kanalwege. Es gibt Damas- cenerpflaumen der gelben Aufstellung, grünhäutige Damascener- pflaumen, Damascenerpflaumen der Pferdeleber, rothe Damas- cenerpflaumen, Damascenerpflaumen von -j^ iyk Fang - lin. Es gibt Damascenerpflaumen des verdorbenen gekochten Reises. Deren Kleber wird bei Hungersnoth gegessen und ist dem ver- dorbenen gekochten Reis ähnlich. Es gibt Damascenerpflaumen des Baumes ^ Nai (der Herlitze), Damascenerpflaumen mit getrenntem Kerne. Diese Damascenerpflaumen haben Aehn- lichkeit mit den Früchten des Baumes ^^ Nai. Es gibtWand- Damascenerpflaumen. Wenn diese reif werden, springen sie früher auf. ' Es gibt Damascenerpflaumen der FussAvege. Diese heisseu auch alte Damascenerpflaumen. Wenn der Baum einige Jahre alt ist, so verdorrt er. Es gibt Aprikosen-Damarscener- pflaumen. Deren Geschmack ist ein wenig sauer und hat Aehn- lichkeit mit demjenigen dei* Aprikosen. Es gibt gelbe flache Damascenerpflaumen. Es gibt Öommer-Damascenerpflaumen. Es gibt Winter-Damascenerpflaumen. Dieselben werden im eilften Monate reif. Diese drei Damascenerpflaumen wurden in den Gärten von Nie gepflanzt. Es gibt Frühlings-Damas- cenerpflaumen. Deren Bäume blühen im W^inter und die Früchte sind im Frühlinge reif. Die Geschichte der erzählten Merkwürdigkeiten: Vor dem Vorhofe des Kaisers Wen von Wei in Ngan- 3'ang fielen acht mennigrothe Damascenerpflaumen vom Himmel herab. Er kostete eine und verzehrte durch mehrere Tage keine Speise. Die Damascenerpflaumen, welche gegenwärtig Damascenerpflaumen von Ngan-yang heissen und gross und süss sind, sind von dieser Art. In Tu-ling gibt es Gold-Damascenerpflaumeu. Die grössten Damascenerpflaumen nennt man 8ommer-Daraascenerpflaumen. Die kleinsten nennt man Ratten-Damascenei'pflaumen. ' In dem Namen ist ^^ pi ,Wanfl' mit ^¥ |ii , bersten' verwechselt. Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 2«j7 Auf dem Berge ^ Ting- in Fang-ling gibt es sechs- unddreissig Gärten der mennigrothen Damascenerpflaumen der mittleren Decade. Zu dem bilderlosen Gedichte auf die Früchte wird gesagt: Die mennigrothen Damascenerpflaumen sind die Damascener- pflaumen der Unsterblichen. Dieselben sind blau, jedoch die göttlichen Damascenerpflaumen sind scharlachroth. In dem von Lö-sse-heng verfassten bilderlosen Gedichte auf die Früchte heisst es : Die blauen Damascenerpflaumen von Tschung-schau. Die Ebene von Wu-ling liegt in Tschung-schan in U. Auf ihi- wachsen keine anderen Bäume als Pfirsich- und Damas- cenerpflaumenbäume. Man nennt sie gemeiniglich die Pfirsich- und Damascenerpflaumenebene. In der Ebene ist eine Felsen- grotte, in dieser Grotte das Milchwasser. In dem Zeitalter wird überliefert, dass bei den Wirren von Thsin Menschen von U sich hierher flüchteten und daselbst wohnten. Diejenigen, welche die Früchte der Pfirsich- und Damascenerpflaumenbäume assen, erlangten die Unsterblichkeit. Der Pen-thsao des Geschlechtes U: Die Kerne der Damascenerpflaumen heilen die Fallsucht. Die Blüthen machen die Menschen schön von Angesicht. Die Wahrsagungen Tung-fang-sö's: Tunff-fanp'-sö wandelte mit seinen Schülern umher und ward durstig. Er gebot seinen Schülern, an das Thor eines zur Seite des Weges befindlichen bewohnten Hauses zu klopfen. Man wusste nicht den Geschlechtsnamen und Namen des Be- sitzers. Man rief an dem versperrten Thore und erhielt keine Antwort. So ging wieder zu dem Thore hin und blieb stehen. Nach einer Weile flogen Neuntödter herbei und setzten sich auf einen Damascenerpflaumenbaum innerhalb des Thores, an welchem man rief. So sah dieses und sagte zu den Schülern: Der Besitzer dieses Hauses muss mit dem Geschlechtsnamen ^ Iji (Damascenerpflaume), mit Namen jj>^ Po ' heissen. Rufet Li-pö, und Li-pö wird euch Antwort geben. Der Mensch in ' '1^ ^^ Pü-lao, der Neuntödter. Der Name dieses Vogels wird sonst allgemein 'TQ ^b* pe-lao geschrieben. 238 Pfizmaier. dem Hause führte wirklich den Geschlechtsnamen Li, den Namen Po, Er trat aus dem Thore, gab Antwort und empfing So. Er trat hierauf ein, nahm einen Trunk und gab ihn So. Die Erörterungen über Salz und Eisen: Wenn die Pfirsich- und Damascenerpflaumenbäume viele Frucht tragen, ist das kommende Jahr fruchtbar. Das von Wang-yi verfasste bilderlose Gedicht auf das Li-tschi : Die blauen Dainascenerpflaumen von Fang-ling. Die Hirne. Der Name der Birne ist ^ä Li. Die in das Buch der Tsin eingetragen^^ Geschichte : ^Öl ^ Fu - schuang stützte sich auf Schang- kuei, '^ >jiÖn l'^u-lieu stützte sieh auf Pn-fan, und beide empörten sich. -T-" ^ Yü-kien und ^^ ^ Fu-wu stützten sich auf Ngan-ting und waren mit Jenen einverstanden. Man wollte Tschang-ngan gemeinschaftlich angreifen. Kien schickte einen Abgesandten und liess ihnen verkünden. Jeder möge in eine Birne beissen und dadurch die Treue bekunden. Sie nahmen den Befehl Kieu's nicht an. Das Buch der Sung: dE TC oP Wang-yuen-mu unternahm den Eroberungs- zug gegen j^*a* ^^ Hoä-tai. Für ein Stück Tuch forderte er von dem Volke achthundert grosse Birnen. Der kleine Name EM Wl Tschang-fu's war ^ Tscha (sauere Quitte). Der kleine Name seines Vaters ^|5 Schau war ^^ Li (Birne). Kaiser Wen sagte einst zu diesem im Scherze: Wie steht es mit Tscha? — Li erwiederte: Li (Birne) ist das Stammhaus der zehntausend Früchte. Wie kann sich Tscha (die sauere Quitte) mit ihm vergleichen? Das Buch der Thang: In dem Zeitalter Tsching-kuan (627 bis 649 n. Chr.) sagte man in Hang-tscheu, dass es unter den vier und zwanzig zusammengewachsenen Bäumen einen saueren Quitteubaum Denkwürdigkeiten von ilen Fifirliten Chin;i's. 2''Ji) und einen Birnbaum gebe, welche zu eincun einzigen Körper vereinigt seien. Kaiser Y'uen-tsung- gelangte zu doni Pferdeweclisel von M ^ Äla-kuei. Er befahl einem Manne von lioher Ki-aft, die theiire Königin (von dem Geschlechte Yang) an einem vor der Halle Buddha's befindlichen Birnbaum zu erhenken. Die Reden des Zeitalters: Wenn man in der Landschaft Tlu-nan sieht, dass ein Mensch nicht gut aufgelegt ist, fährt man ihn sogleich an und safft: Du hast die Birnen des Hauses Ngai bekommen. Issest du sie wieder gedünstet? — Nach einer alten Erzählung gab es in Mö-ling Birnen des Hauses J^ >(rfj Ngai-tschung. Die- .-^elbeu waren sehr gross und gleich einem Nössel. So wie sie in den Mund kamen, zerschmolzen sie. Man sagt, thörichte Menschen erkannten dieses nicht. Wenn sie die guten Birnen bekamen, assen sie sie gedünstet. Die besonderen Ueberlieferungen von "^' [jj^ Tsao-muan: Der König gelangte von Han-tschung nach Lö-yang und errichtete die Vorhalle ^ ^^ Kien-schi. Er hiess den Künst- It'i" ^k ^& Su-yue schöne Birnbäume versetzen. Als man sie sammt der Wurzel ausgegraben hatte, kam Blut zum Vorschein. Yue brachte dieses dem Könige zu Ohren. Der König sah es selbst an und hielt es für unglück verkündend. Er war kaum zurückgekehrt, als er sich niederlegte und erkrankte. Die Ueberlieferungen von göttlichen Unsterblichen: -^ ^ Kiai-siang gab sich für krank aus. Der Kaiser hiess die Leute der Umgebung ihn mit einem Kästchen schöner Birnen beschenken. Siang starb, und der Kaiser liess ihn aufbahren und begraben. Siang war um Mittag gestorben. Um die neunte Stunde ' desselben Tages kam er nach Kien-nie und überbrachte die ihm geschenkten Birnen. Der Angestellte des Gartens pflanzte sie. Später brachte der Angestellte» dieses zu Ohren. Nachdem man den Sarg Siaug's geöffnet hatte, be- fand sich in ihm eine Meldungstafel für den Hof. Die vermischten Nachrichten von der Mutterstadt des Westens : ' Von A bis ö Uhr Nachmittags. 24.0 Pfizmaier. In Schang-lin gab es purpurne Birnen, wohlriechende Birnen, ' grüne Birnen, Birnen des grossen Thaies, Birnen des goldenen Axtstieles, 2 Birnen mit blauen Stielen, Birnen der purpurnen Zweige, Birnen des nördlichen Meeres,'' Birnen des grünen Edelsteines. Die erweiterten Merkwürdigkeiten: Auf dem Berge ;((^ -j^|5 Pe-mang bei Lo-yang gibt es Sommerbirnen ^ ^ Tschang -kung's. Es gibt innerhalb der Meere nur einen einzigen Baum. Die Birnen von Tschin- ting in Tschang-schan, die Birnen von Khiü-je in Schan-yang, die Birnen von Sui-yang in dem Reiche Liang, die Birnen von Lin-thse in der Landschaft Tsi, die fetten Birnen von Khiü-ye, die wilden Birnen von Schang-thang sind klein und süss. Die Birnen des Thaies der Pfeilspitzen in Sin-fung, westlich von dem Gränzpasse, die Birnen der Gränzthäler von Hung-nung, King-tschao und Yeu-fu-fung werden häufig dem Kaiser gereicht. Die Birnen von . Kuang-tu sind sechs Pfund schwer. Es können mehrere Menschen sich in eine theilen und sie verzehren. Die Geschichte der drei Thsin: Der Garten des Kaisers Wu von Han heisst auch ^ j(| Pan-tschuen. Er heisst auch ^ß ^ Yü-sö, Es gibt daselbst grosse Birnen, die so gross wie fünf Gantang. Wenn sie zur Erde fallen, bersten sie. Der Besitzer, der sie nimmt, füllt sie in einen Tuchsack. Ihr Name ist: Die in dem Munde ge- haltenen schmelzenden Birnen. Die Geschichte der steilen Bergabhäuge der drei Tsin : Im Norden des Districtes Schan-yang liegt ein Thal, in welchem man überall Maulthiere bekommt. Achtzehn Reiter ^ Wj Schi-li's waren einst daselbst. Aus den Birnen, welche hie assen, entstanden Bäume. Jetzt befindet sich dort ein Birnengarten. Die Geschichte von Liang-tsclieu: ' Diese waren klein. 2 Diese stammten aus Lang-ye. 3 Dieselben kamen von dem nördlichen Meere. Der Baum vertrug die Kälte und verdorrte nicht. Denkwürdigkeiten von den Kriicliteu China's. 241 Zu den Zeiten g ^ Liü-kuang's überreichte ^ g^ Siiiig-yin, Statthalter von Tün-hoang- als ein Geschenk Birnen des übereinstimmenden Herzens. Die Geschichte des Zeitraumes Yung-kia (307 bis 312 II. Chr.): In den Häusern des Volkes in dem Dorf'e ^ g Tsiug-tien pflanzte man viele Birnbäume. Man nannte sie obrigkeitliche Birnen. Die Grösse der Frucht betrug eine Spanne fünf Zoll. Die Bäume sind alt und tragen jetzt keine Frucht mehr. Darunter waren Birnen von ausgezeichneter Süsse, welche an Schönheit wenig ihres Gleichen hatten. Die Früchte massen über eine Spanne. Man verwendete sie immer zu Geschenken und nannte sie kaiserliche Birnen. Es gab Angestellte, Vorsteher, Wächter und Aufseher des Bodens, welche den Geschmack derselben noch nicht kannten. Wenn die Früchte von den Bäumen abfielen und zur Erde e:elan2:ten, zerflossen sie sogleich. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe: Zu den Zeiten des Kaisers Fei von Sung. in den Jahren des Zeitraumes Ta-schi (465 bis 471 n. Chr.), pflanzte man in Kiang nan lauter Birnbäume von M^ Siao. Früher hatte man diesen Baum nicht. Die hundert Geschlechter wetteiferten und wollten ihn pflanzen. Die Einsichtsvollen sagten: Es wird einen König über die Menschen geben, dessen Geschlechts- name ^ Siao. — Später empfing Tsi die Altäre der Laii- desgötter. Die von Yang-hien-tschi verfasste Geschichte des Buddlia- gartens (Kia-lan) von Lo-yang: Das Kloster ^ ^ Pao-te in der Strasse ||^ ^ Hoan-nung hatte einen Garten, aus welchem kostbare Früchte hervorgingen. Es gab daselbst in dem Munde gehaltene schmel- zende Birnen, welche sechs Pfund schwer waren und deren es in den verschlossenen (kaiserlichen) Gärten nicht gab. Wenn sie von dem Baume auf die Erde geworfen wurden, lösten sie sich gänzlich auf und wurden zu Wasser. Die Menschen des Zeitalters sagten: Die Birnen von Pao-te, die Hcrlitzen von Sching-kuang. In dem Kloster ^ -t^- Sching-kuang gab es ebenfalls viele Fruchtbäume. Die Herlitzen sind von sehr gutem Geschmack. Sie sind die vorzüglichsten in der Mutterstadt. Sitzungsber. d. phil.-hist. €1. LXXVIII. Bd. 1. Hft. 16 242 Pfizraaier. Die Kirsche. Der Name der Kirsche ist -^ ;j*^^ Han-thao, ,der in dem Munde gehaltene Pfirsich', und ^ :j^t Yiug-thao, der Kirschenpfirsich. Das Buch der Han: Kaiser Hoei trat aus dem Palaste. Scho-sün-thung sprach: Gegenwärtig sind die Kirschen reif, man kann sie dem Kaiser darreichen. Es ist angemessen, Kirschen in dem Ahnentempel darzureichen. — Der Kaiser erlaubte es. Die Darreichung von Früchten kam dadurch in Gebrauch. Das Buch der Thang: Kaiser Thai-tsung wollte dem Fürsten von Hi Kirschen schicken. Sagte er ^ fung (darreichen), so war dieses für einen Geehrteren. Sagte er ^ sse (beschenken), so war die- ses wieder für einen Niedrigen. Er fragte darum. J^ ^ Yü-kieu sprach: Einst schickte der Kaiser von Liang etwas an den König von Pa-ling in Tsi. Er sagte dabei ^ schang (Speise schicken). — Hierauf befolgte man dieses. Zu den Zeiten des Kaisers Yuen-tsung waren die Kirschen der Vorhalle des purpurnen Daches reif. An die hundert Obrigkeiten erging der höchste Befehl, sie mit dem Munde abzubrechen. ^ MM i Siao-ying-sse ward von ^ ^ "^ Li- lin-fu des Namens willen ausgewählt. Er wollte ihn hervor- ziehen und verwenden. Er berief ihn, damit er sich vorstelle. Um die Zeit hatte Ying-sse eben die Trauer um seine Mutter. Er begab sich in einem weissen Hanfkleide in die Mutter- stadt und meldete sich bei Lin-fu in dem Amtsgebäude der Lenkung. Lin-fu war unverständig und rasch. Als er das weisse Hanfkleid sah, hatte er davor grossen Abscheu und hiess ihn sogleich sich entfernen. Ying-sse war sehr entrüstet. Er verfasste ein bilderloses Gedicht auf das Fällen der Kirsch- bäume, um Lin-fu zu stacheln. Er sagte darin : Man zieht hervor den unbrauchbaren winzigen Stoff", nimmt Stamm und Aeste und beschattet sich. Man befeuchtet Zweige und Stengel Denkwürdigkeiten vou den Frücbten China's. 243 und hat keinen Halt, man hat ausschliesslich die Stufen des Bodens zur Rechten des Vorhofes. Schläft man auch früher und empfiehlt vielleicht, wie sollte man in Eiidvlang- bring-en der Brühe richtig-en Geschmack? — Sein wahnsinniges Vor- gehen und seine Unnachgiebigkeit waren überall von dieser Art. Als Kaiser Wen-tsung erst zu seiner Rangstufe gelangt war;, brachte man ihm einst aus dem inneren Garten neue Kirschen. Man wollte damit die Kaiserin der drei Paläste beschenken. Der Kaiser sprach: ,Man schickt der Kaiserin.' Hierbei kann man glauben, dass etwas verliehen wird. — Er entriss den Pinsel, änderte die Schrifttafel und sagte ^ funo- (darreichen). Seit der Zeit ist dieses Gewohnheit. Die Verzeichnisse des Auflesens des Zui-ückgelassenen. Kaiser Ming von Han gab in einer Mondnacht ein Fest. Er beschenkte sämmtliche Diener mit Kirschen und füllte mit diesen eine von Edelsteinen glänzende Schüssel. Die Diener be- sahen es beim Mondlicht und hielten es für eine leere Schüssel. Der Kaiser lachte darüber. Der Frühling und Herbst des Geschlechtes Liü: In dem Monate des mittleren Sommers macht man Ge- schenke von im Munde gehaltenen Pfirsichen. Die Erklärung sagt: Die in dem Munde gehaltenen Pfirsiche sind Kirschen. Sie werden von den Vögeln in dem Munde gehalten. Desswegen sagt man: Die in dem Munde gehaltenen Pfirsiche. Die Register der Paläste und Vorhallen von Lö-yang: Vor der Vorhalle von llien-yang standen sechs Kirsch- bäume. Vor der Vorhalle von Ming-kuaug standen vier Kirsch- bäume. Vf)r der Vorhalle von Hoei-yin standen neun Kirsch- bäume. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Die grössten Kirschen sind so gross wie eine Armbrust- kugel. Es gibt deren, welche acht Linien lang sind, und noch andere, welche, von weisser Farbe und sehr fleischig sind. Die Geschichte der Gebäude der Schrift in dem Zeit- räume King-lung (707 bis 709 n. Chr. ) von Thang: Im vierten Monate des vierten Jahres, im Summer, pflückte der Kais(ir mit den aufwartenden Dienern Kirschen unter den 244 Pfizmaier. Bäumen. Er sah zu, bis man zu essen aufhöi'te. Später ver- anstaltete er in dem Traubeng-arten ein grosses Fest und eine Sitzung. Man führte Palastmusik auf, bis man einschlief. Jeder Mensch ward mit zwei Körben mennigrother Kirschen beschenkt. Die Denkwürdig-keiten von vielseitigen Dingen: Manche Kirschbäume sind so dick wie ein Finger. Die- selben blühen und tragen Frucht im Frühling und Herbst, im Sommer und Winter bis zu Ende des Jahres. Die Pflaume. Der Name der Pflaume ist ^ Mei. Das Buch der Sung : Die Tochter des Kaisers Wu, die Kaisertochter von Scheii- yang, lag am Tage unter dem Vordache von ^ ;^ Han- tschang. Eine Pflaumenblüthe fiel auf ihre Stirn und bildete eine fünffach hervorsprossende Blume. Man wischte sie ab, doch sie ging nicht weg. Die Kaiserin Hess sie stehen. Später hatte man eine Schminke der Pflaumenblüthen. Die Menschen der folgenden Zeiten ahmten dieses häufig nach. Die Geschichtschreiber des Südens: WA 'I'M Lieu-wen übte sich einst mit |j^ loschen, Kö- nig von Lang-ye, im Pfeilschiessen. Es verdross ihn, dass die Haut (der Mittelpunkt der Scheibe) zu weit war. Er pflückte eine Pflaume und klebte sie auf den Boden der schwarzen Perle, Wenn er schoss, ti'af er sicher das Ziel. Die Zuschauer waren erstaunt. Das Buch der Liang: Ü ^ Jin-fang war Stattiialter von Sin-gan. In der Provinz gab es Honigberge, ferner Weidenbäume und Pflau- menbäume, die seit langer Zeit von den Statthaltern aus- gebeutet wurden. Als Fang die Provinz verwaltete, stand man der unwegsamen Anhöhen und der vielen giftigen Thiere wegen davon ab. Das Buch der Thang : S ^ Siao-fang war Tsie-tö-sse des Südens der Berg- höhen. Er war von Sinn hochherzig und enthaltsam. Obgleich es in Nan-hai Reichthümer und seltene Kostbarkeiten gab, Denkwürdigkeiten von den Früchten China"s. 24o kam ausser dem monatlichen Gehalte nichts unter sein Thor. PLiuer seiner Hausgenossen war erkrankt. Der Arzt brauchte zu der Arznei schwarze Pflaumen. Die liCute der Umgebung nahmen diese aus der öffentlichen Küche. Fang erfuhr es und befahl, sie wegzugeben. Er kaufte sie eilig aiif dem Markte. Der Garten der Gesprcäche : ^ ^ Tschü-fäj, der Gesandte von Yue, ergriff einen Zweig Pflaumen und schickte ihn dem Könige von Liang. ■^ Han-tse, der Diener des Königs von Liang, blickte darauf und sagte zu den Leuten der Umgebung: Schickt man denn einen Zweig Pflaumen den Gebietern der Reiche der Reihe ? Die Gespräche des Zeitalters ; Wu, Kaiser von Wei, verlor auf seinem Zuge den Weg. Die drei Kriegsheere litten Durst. Der Kaiser erliess den folgenden Befehl: Vor euch liegt ein grosser Pflaumenwald. Die reichlichen Früchte sind süss und sauer. Ihr könnet mit ihnen den Durst löschen. — Die Kriegsleute hörten dieses, und allen wässerte der Mund. Das Durchdringen der Gewohnheiten : Im fünften Monate weht der Wind der fallenden Pflaumen. Au dem Strom und dem Hoai hält man ihn für den Wind der Treue. Wenn ferner langwieriger Regen fällt, so nennt man dieses den Pflaumenregen. Die Kleider, die er benetzt, ver- derben und verlieren die Farbe. Die besonderen Ueberlieferungen von Tung-fang-sö: Tung-feng-sö wanderte mit drei Schülern umher. Sie sahen eine Taube. In ihren Wahrsagungen stimmten sie nicht überein. Ein Schüler sagte: Wir werden heute Wein bekommen. — Ein anderer sagte: Der Wein ist gewiss sauer. — Der Dritte sagte; Wir werden Wein bekommen, aber ihn nicht trinken können. — Die drei Schüler kamen zu einem Wirth. Nach einer Weile brachte der Wirth Wein in einer Kufe heraus und stellte ihn auf die Erde. Er stiess daran und stürzte ihn um. Zuletzt erhielt man keinen Wein. Als man bei der Thüre heraus trat, fragte man nach der Ursache. Jener Schüler sprach: Ich sah eine Taube, welche Wasser trank. Desswegen wusste ich, dass wir Wein bekommen. Die Taube flog und setzte sich auf einen Pflaumenbaum, Desswegen wusste ich, dass der Wein 246 Pfizmaier. sauer ist. Die Taube entflog" und der Zweig, auf welchen sie sieb gesetzt hatte, brach und fiel zur Erde. Brechen ist das Bild des Verletzens und Umstürzens. Desswegen wusste ich, dass wir ihn nicht zu trinken bekommen. Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt: In den Gärten von Schang - lin gab es mennigrothe Pflaumen, Pflaumen des übereinstimmenden Herzens, Pflaumen mit purpurnen Stielen, Pflaumen der ungleichen Zweige, Pflau- men der getrennten Zweige, Pflaumen der purpurnen Blüthen, lehensfürstliche Pflaumen. Die erzählten Merkwürdigkeiten: In Han-tan befindet sich das alte Han-tan. Die Grundlage des Palastes ist noch vorhanden. In demselben liegt der Fruchtgarten der Könige von Tschao. Die Pflaumen- und Damascenerpflaumenbäume blühen bei Ankunft des Winters. Im Frühling kann man die Früchte essen. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen des Südens der Berghöhen: Die Blüthen der Pflaumenbäume der südlichen Gegenden sind gleich denjenigen des Aprikosenbaumes des Nordens. Im zwölften Monate öffnen sie sich. Der Granatapfel. Der Name des Granatapfels ist ^ ^^ Sclil-lieu. Die Erklärung der Thaten des Zeitraumes liUng-ngau (397 bis 401 n. Chr.) von Tsin : Die ruhigen Granatäpfel des Districtes Lin-yuen in Wu- ling sind so gross wie eine Trinkschale. Ihr Geschmack ist nicht sauer. Auf einem Stengel wachsen sechs Früchte. Die Geschichtschreiber des Nordens: ^ JÜi. ^X Li-tsu-scheu aus der Provinz Tschao gab dem Könige Ngan-te von Tsi seine Tochter als Königin. Später kam der Kaiser in das Wohnhaus Li's. Bei dem Feste hielt die Königin-Matter von dem Geschlechte ^ Sung zwei Granatäpfel vor dem Kaiser empor. Man fragte die Leute, doch Niemand wusste die Bedeutung. Der Kaiser warf sie weg und fragte Scheu: Was hat dieses zuletzt für eine Be- deutung? — Scheu sprach: Der Granatapfel hat in seinem Denkwürdigkeiten von den Früchton China's. ^47 Gehäuse viele Kinder. Der König hat sich unlängst ver- malt. Die Mutter der Königin wünscht, dass die Söhne und Enkel viele seien. — Der Kaiser war sehr erfreut. Er gab l)ekannt, dass Scheu wieder kommen werde. Dabei schenkte er ihm zwei Stück schönen Brocats. Die Geschichte der Ereignisse in Nie : In den Gärten Schi-hu's gab es ruhige Granatäpfel. Die- selben waren so gross wie Trinkschalen. Von Geschmack waren sie nicht sauer. Die Geschichte des Bere^es ]S Liü: ^ '/an. Auf dem Berggipfel des wohlriechenden Rauchfasses be- fand sich der Felsen der grossen Schüssel , der mehreren hundert Menschen einen Sitz bieten konnte. An dem Fels- abhange wuchsen Berggranatäpfel. Diese entwickelten im drit- ten Monate Blüthen^ welche den Granatblüthen ähnlich, aber kleiner waren. Sie waren blassroth und setzten purpurne Büschel mit lieblich glänzenden Blumen an. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen: B^ ^^ Tschang-khan ging als Gesandter nach den west- lichen Gränzen. Als er zurückkehrte, erlangte er ruhige Granatäpfel. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Es gibt zwei Arten ruhiger Granatäpfel : süsse und sauere. Das Schreiben Lö-ki's an seinen jüngeren Bruder Yün: Tschang-khan war Gesandter von Han in den auswärtigen Reichen durch achtzehn Jahre. Er erlangte die ruhigen Granat- äpfel von ^ jj^ Tu-lin. Die Herlitze. Der Name der Herlitze ist ^ Nai. ' Das Buch der Tsin: Die Kaiserin von dem Geschlechte i0^ Tu, Gemalin des Kaisers Tsching, starb. Vor diesem trugen drei Mädchen von 1 Zur linken Seite dieses Zeichens setzt man g-emeiniglich noch einmal ~k^ ,Baum', was von Khang-Iii nicht gutgeheissen wird. 248 Pfizmaier. U als Haai-nadeln weisse Blumen, die von weitem wie Her- litzenblüthen aussahen. Die Ueberlieferung sagt: Als das Webermädchen, die Tochter des Himraelsfürsten, starb, be- kleidete man sie damit. Als dieses geschah, starb die Kaiserin. Die von Siao-kuang-thsi vertassten Ueberlieferungen von guten Söhnen : In dem Vorhofe der Mutter ^ jj^ Wang- tsiang's be- fand sich ein Herlitzenbaum, der erst Früchte bekam. Sie liess ihn den Baum bewachen und auf ihn sehen. Tsiang ver- scheuchte am Tage die Sperlinge, in der Nacht schreckte er die Mäuse. Um die Zeit fiel plötzlich ein Regen. Tsiang um- fasste den Baum bis zum Morgen. Die Mutter sah es mit Betrübniss. Die Ueberlieferungen von der vornehmen Frau der süd- lichen Berghöhen des purpurnen Leeren: Der Geschlechtsname der vornehmen Frau ist W^ Wei, ihr kleiner Name ^ß S^ Hoa-tsün. Sie hatte Freude an göttlichen Unsterblichen. In dem letzten Monate des Winters, um Mitternacht, stiegen vier wahre Menschen, die einer wie der andere zwanzig Jahre alt sein mochten, zu dem stillen Hause der vornehmen Frau herab. Sie stellten Wein auf und breiteten als Speise purpurne Herlitzen der ursprünglichen Wolken. Die vornehme Frau liess sie zu dem Berge des Königshauses zurückkehren. Der Königssohn ^B Kiao und Andere stiegen zugleich hernieder. Um die Zeit war die vor- nehme Frau bei den wahren Menschen zu Gaste. Der Wirth stellte purpurne Herlitzen der drei Ursprünge hin. Die vermischten Erzählungen von der Mutterstadt: In den Gärten von Schang-lin gab es weisse Herlitzen, purpurne Herlitzen mit purpurnen Blüthen, hellgrüne Herlitzen mit hellgrünen Blüthen. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Es gibt drei Gattungen Herlitzen: weisse, rothe und grüne. In Tschang-ye gibt es weisse Herlitzen. In Tsieu- thsiuen gibt es rothe Herlitzen. In den westlichen Gegenden gibt es überall viele Herlitzen. In den Häusern dörrt man sie in einer Menge von mehreren Zehenden bis Hunderten von Scheffeln u^nd speichert sie auf wie die zusammengelesenen und aufbewahrten Brustbeeren und Kastanien. Wenn der Saft Denkwürdigkfiteii von ilen Früchten China"«. 24:u der Herlitzen schwarz ist, bereitet man in jenen Gegeudcn dicke Brühe und verwendet die Früchte wie gesalzene Bohnen. Die erklärten Namen : Herlitzenöl sind zerstossene Herlitzenfrüchte. ]\Ian mischt diese über verschlossenem Taffet, trocknet sie und drückt es heraus. Es hat das Aussehen des Oeles. Bei gedörrten Her- litzen zerschneidet man die Herlitzen und trocknet sie an der Sonne wie Dörrfleisch. Die von Lu-tschin verfassten Vorschriften für das Opfern : Bei dem Opfern im Sommer bedient man sich der weissen Herlitzen. Bei dem Opfern im Herbst bedient man sich der rothen Herlitzen. Die ernsten Erörterungen Tu-ju's : Die Blüthen der Sonnendarreichung ' haben Aehnlichkeit mit denen der Herlitze. Die Herlitze setzt Früchte an, aber die Blüthen der Sonnendarreichung fallen. Das falsche Wort und das wahre Wort sind einander ähnlich. Das falsche Wort erfahrt ein Fehlschlagen. Das wahre Wort bringt zu Stande. Die Erklärung der Thaten des Zeitraumes Thai-schi (265 bis 274 n. Chr.) von Tsin : Im sechsten Monate des zweiten Jahres des Zeitraumes Thai-schi trug ein glücklicher Herlitzenbaum auf einem Stengel fünfzehn Früchte. Sie wuchsen in Tsieu-thsiuen. Die Namen der Paläste und Thorwarten von Tsin: In dem Garten des Bhimenwaldes gab es vierhundert weisse Herlitzenbäume. Die IJergponierauze. Der Name der Bergpomerauze ist ^^ Tsch'eng. Die Geschichte der Han von der östlichen Warte: In dem Zeiträume Kien-wu (25 bis 55 n. Chr.) erschien der südliche Schen-yü an dem Hofe. Man beschenkte ihn mit kaiserlicher Speise, ferner mit Bergpomeranzen, Pomeranzen, Drachenaugen und Li-tschi. Die Erlässe von Tsin : H ^a J^'l^h'i '^^i^ SonnendarreicLung', ein unbekannter Pflan- zenname. 250 Pfi zin aier. Unter den Obrigkeiten, die eine Rangstufe besitzen, wird ein Angestellter eingesetzt, der die Bergpomeranzen bewacht. Das Buch Hoai-nan-tse : Die Pomeranzenbäume verwandeln sich im Norden des Stromes in Bergpomeranzeubäume. Das Durchdringen der Gewohnheiten: Aus der Schale der Bergpomeranzen kann man saueren Trank und Würze bereiten. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen: In den sechs Districten Tsching-tu, Kuang-tsching, Tan, Fan, Kiang-yuen und Lin-khiung wachsen goldene Bergpome- ranzen. Dieselben haben Aehnlichkeit mit der Pomeranze, sind aber keineswegs gleich der Pompelmus, übrigens wohl- riechend. Im Sommer und Herbst blühen einige, andere tragen Früchte. Diese sind von der Grösse der kleinen Kirschen. Einige sind so gross wie eine Armbnistkugel. Es gibt manch- mal Jahre, in welchen sie im Frühling und Herbst, im Sommer und Winter bis zu Ende des Jahres blühen und Früclite tragen. Die Berichte von Wind und Boden: Die Bergpomeranze ist eine Art Pompelmus, die Blätter sind aber regelmässig rund. Der Apfel. Der Name des Apfels ist ^ |'^ Lin-khin. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Der schwarze Apfelbaum hat Aehnlichkeit mit dem rothen Herlitzenbaum. Die erzählten Umzüge : Die Frucht des Apfelbaums ist vortrefflich. Die Früchte des Elzbeerbaumes sind von unansehnlicher Grösse. Von Ge- stalt sind sie hässlich, von Geschmack würzig. Es gibt deren in den drei stützenden Provinzen und in dem Gränzpasse. Im Süden des Sti'omes und des Hoai gibt es wenige. Das von Sie-ling-yün verfasste bilderlose Gedicht auf den Aufenthalt in dem Gebirge. Loquat- und Apfelbäume umgürten das Thal, erleuchten die Sandbank. Denkwürdigkeiten von 'leii Früchten Cliiiia's. 251 Die herbe Feige. Der Name der herben Feig-e ist ^^ Fi oder ^-ff ^ Pi-sse, Die Geschichte von Kuang-tscheu : Li-tschi und Topfpomeranzen sind das Höchste der süd- lichen Kostbariveiten. Wasserlilien und herbe Feigen sind das Nächste. Die Berichte über die Beschaffenheit der Lcänder: In dem Garten des Lehensfürsten Liang standen sechs schwarze herbe Feigenbäume. Die Früchte waren so gross Avie ein Weinbecher. Die Berichte über Boden und Land von King-tscheu : I-tu bringt grosse herbe Feigen hervor. Die von Fan-wang verfassten Einrichtungen für die Opfer : Im ersten Monate des Winters verwendet man zum 0])fer herbe Feigen. Der Garten der Merkwürdigkeiten : -M ^ Fu-liang war in dem Zeiträume Ynng-thsu (^107 bis 113 n. (Jhr.) Beschützer des Heeres. Sein älterer Bruder ^ Tschin weilte in der westlichen Bethalle des Sammel- hauses. Plötzlich sah er vor dem nördlichen Fenster, unter einem herben Feigenbaume ein Wesen. Das Gesicht desselben war drei Schuh breit, die Gestalt wie ein viereckiger Koffc)-. Nach längerer Zeit versclnvund es. Das Loqiiat. Der Name des Loquats ist ^\i[^ ^^ Pi-pa. Die von Fan - wang verfassten Einrichtungen für die Opfer : Im ersten Monate des Sommers verwendet man zum Opfer das Loquat. Die Namen der Paläste und Söller von Tsin : In dem Garten des Bliimenvvaldes befanden sich vier Loquatbäume. Die Nachrichten von Wind und Boden : Die Blätter des Loquat haben Aehnlichkeit mit denjenigen dos Kastanienbaumes. Die Früchte sind den Aprikosen ähnlich. '2ö'2 r f i 7. m a i e r. Sie sind klein und wachsen in Büscheln. Im vierten Monate reifen sie. Die Denkwürdigkeiten von den acht Provinzen des Südens: Der District Nan-ngan bringt gutes Loquat hervor. Die Greschichte von Kuang-tscheu : Loquat- und Granatapfelbäume linden sich vermischt in den Hauptstädten. Die Geschichte von Hoa- schau: An dem westlichen Ende der Auslegungshalle von Hoa- schan liegt ein Loqaatgarten. Die Geschichte von King- tscheu: I-tu bringt grosses Loquat hervor. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Der Loquatbaum blüht im Winter. Die Früchte sind so gross wie Küchlein, die kleinen so gross wie Aprikosen. Ihr Geschmack ist süss und sauer. Im vierten Monate reifen sie. Der Baum stammt aus Kien-wei. Die von Sie-ling-yün verfassten sieben Vollendungen: Wenn das Morgenessen zu Ende, pflückt man Früchte im Schatten der Halle. Im Frühling ist es Loquat, im Sommer sind es Aepfel. Die Arecaiinss. Der Name der Arecanuss ist ^ *|jj Pin-lang. Die Erdbeschreibung in den Verzeichnissen von U: In dem Districte Tschü-yuen in Kiao-tschi gibt es Areca- nussbäume. Dieselben sind gerade und ohne Aeste und Zweige. Sie sind sechs bis sieben Klafter hoch. Die Blätter sind so gross wie diejenigen der Wasserlilie. Die Früchte halten sich in den Kapseln oder werden mit Asche gesotten. Sie liefern die Betelblätter. Isst man sie, so sind sie weich und gut. Man findet sie innerhalb der Provinz, ferner in -j^ ^ Kieu- tschin und Je-nan. Das Buch der Sung: ^1 ^^ ~^ Lieu-mo-tschi war in seiner Jug-end arm, eitel, fahrlässig und liebte den Wein. Hinsichtlich seines Lebensunterhaltes hatte er kein festes Vornehmen. Er ging gern in das Haus des älteren Bruders seiner Gattin und bettelte Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. Soo um Speise. Er ward oft beschimpft, hielt es aber für keine Schande. Seine Gattin, eine Tochter yj^ ^BJ Kiaug'-thse's, war sehr hellsehend und verständig-, Sie wehrte es ihm jedes- mal und hiess ihn nicht hingehen. Bei dem Geschlechte y]^ Kiang war später eine Zusammenkunft aus Anlass einer Beglück- wünschung, und er sollte nicht kommen. Mö-tschi ging dennoch hin. Am Ende der Mahlzeit begehrte er Arecanüsse. Die Brüder des Geschlechtes Kiang- hielten ihn zum Besten und sagten: Die Arecanüsse bewerkstelligen die Verdauung von Speise. Doch du leidest immer Hunger: wozu brauchst du auf einmal diese? — Die Gattin schnitt wieder ihr Haupthaar ab, kaufte dafür Speise, setzte sie ihm vor und that, als ob ihre Brüder es ihm geschickt hätten. Seit dieser Zeit kämmte und wusch sie vor Mö-tschi nicht das Haupt. Als M«'>-tschi Reichsgehilfe von Tan-yang wurde, wollte er den älteren Bruder seiner Gattin zu sich berufen. Die Gattin schlug weinend die Stirn gegen den Boden und brachte Entschuldi- gungen vor. Mö-tschi sprach : Ich hege eigentlich keinen ver- steckten Groll, du brauchst keine Sorge zu haben. — Als Jener kam und berauscht wai', befahl Mö-tschi den Leuten der Küche, Gold in einen Scheffel Arecanüsse zu verstecken und reichte es ihm. Das Buch der Tsi : ^& Yao, der Vater '[^ 0^ Jin-fang's, hatte die Eigen- schaft, dass er die Arecanüsse hochschätzte. Er machte sie zu seiner gewöhnlichen Speise. zUs er dem Tode nahe war, kostete er sie und begehrte sie, doch er erhielt keine guten. Fang empfand eine tiefe Abneigung gegen das, was er eben- falls liebte. Hierauf kostete er, so lange er lebte, keine Arecanüsse. Das Buch Kin-leu-tse : Es war Jemand, der seinem Hausgenossen Arecanüsse zustellte. Die Aufschrift war das Zeichen ^ Hö. ' Es be- sagte nämlich: ein Einwohner (eine Person). ' Er frenutf die einzelnen Thcile des Zeichens -^- Hö nnd bildete daraus A • n jin y'\ keil, ein Mund ^lensc-li, d. i. eine Pprson, ein Kinwolmer. 254 Pfizmaier. Die Denkwürdigkeiten von den acht Provinzen des Südens: Die Arecanuss ist so gross wie eine Brustbeere^ von Farbe grün und hat Aehnlichkeit mit der Frucht der Wasser- lilie. Jene Menschen halten dafür, dass man bei fremden Hochzeiten und bei dem Eintreffen eines anständigen Gastes zuerst diesen Gegenstand anbieten müsse. Wenn mau ihn zufällig nicht vorlegt, so pflegt man sich gegenseitig zu hassen. Die Geschichte von Lin-yi: Der Arecanussbaum hat im Umfange über eine Klafter. Die Höhe beträgt über zehn Klafter. Die Rinde hat Aehnlich- keit mit derjenigen des grünen Loosbaumes, die Gelenke sind wie bei dem Zimmtbaum und dem Bambus. Nach unten ist der Stamm nicht gross, nach oben ist die Spitze nicht klein. Der Baum erhebt sich gerade und hoch, Tausende und Zehn- tausende sind wie Einer. Er ragt voll und glänzend ohne Aeste. Auf dem äussersten Gipfel besitzt er Blätter. Dieselben haben Aehnlichkeit mit denjenigen der süssen Banane. Die Zweige öffnen sich wie Arme und zersplittern sich. Von Ferne erblickt man sie hoch und weit auseinanderstehend, als ob Bananeubüschel auf Bambus gesteckt wären. Wenn der Wind weht und sie sich einzeln bewegen, haben sie Aehnlich- keit mit erhobenen Flügelfächern, welche den Himmel fegen. Unter den Blättern hängen mehrere Kapseln, an eine Kapsel sind zehn Früchte befestigt. Ein Haus hat mehrere hundert Bäume. Diese stehen auseinander in den Wolken wie herab- fallende Stricke. Die Geschichte von Kuang-tscheu: Die Arecanüsse ausserhalb der Berghöhen sind so klein wie diejenigen von Kiao-tschi, aber so gross wie die Früchte des Pflanzenbaumes. Die Bewohner des I^andes nennen sie ebenfalls Arecanüsse. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Der Arecanussbaum bat keine Aeste und erhebt sich wie eine Säule. Auf seiner Spitze sind in einem Räume von fünf bis sechs Schuhen Büschel gleich den Weizenblüthen. Die Früchte sind so gross wie Pfirsiche und Damascenerpflaumeu. An ihnen Avachsen Stacheln und Nadeln, die sich an ihrer unteren Fläche häufen. Man schält die Haut ab, röstet die fleischigen Früchte und reiht sie in Schnüren. Sic sind fest wie getrocknete Brust- Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 255 beeren. Nach der Mahlzeit verzehrt, sind sie schlüpfrig-, o-ut und befördern die Verdauung. In jenen Gegenden schätzt man sie und macht sie zu einer Mundfrucht. Sie kommen aucli aus Kiao-tschi. Die BeschafFenlieit der Pflanzen der südlichen Geffenden : Der Arecanussbaum hat im dritten Monate Rlüthen. Er setzt dann rings herum Früchte an. Diese sind so gross wie Hühnereier. Im eilften Monate reifen sie. Die Geschichte von Yün-nan: In Yün-nan gibt es grossbäuchige Arecanüsse. Dieselben befinden sich auf den Zweigbüscheln. Jedes Büschel trägt drei oder zweihundert Beeren. Es gibt deren auch, die man in vier Spalten schneidet. Man steckt sie an Bambusspiesse. Wenn man sie im Schatten trocknet, so können sie sich lange Zeit halten. Die grünen schneidet man ebenfalls in ganze Spalten. Die grünen Blätter, mit Tellmuschelpulver versetzt, rollt man zusammen und zerbcisst sie. Ihr Saft hat einiger- massen einen schwach zusammenziehenden Geschmack. In Yün- nan verschluckt man ihn nach jeder Mahlzeit. In der Landschaft Ping-khin gibt es Arecanüsse. Die- selben reifen im fünften Monate. Sie haben Aehnlichkeit mit den Tellnuischeln des Meeres. Die Schalen werden verbrannt und daraus Asche bereitet. Man nennt diese : die Asche der laufenden Tellmuscheln. Man reicht Betelblätter, versetzt sie damit und zerbeisst sie. Die Blätter sind wohlriechend und schön. Das Weitere von dem Berge Lo-feu: Die Bergarecanuss nennt man auch iäÄi -+- Nii - tse, .Frucht des Pflanzenbaumes^ Die Stengel haben Aehnlichkeit mit denjenigen des süssen Bambus (^ tsche). Die Blätter sind einigermassen wie bei der Steineiche ( /^ tsn ). Ein Büschel besteht aus zehn Stengeln. An jedem Stengel wachsen zehn Kapseln. Auf dem Boden einer Kapsel befinden sich mehrere hundert Früchte. Im vierten Monate pflückt man sie. Der Baum hat Aehnlichkeit mit der Zwerg[)alme. Derjenige, der in .Jr-nan wächst, ist mit dem Arecanussbaum von Gestalt deich. Im fünften Monate werden die Früchte reif. Sie sind einen Zoll lang. 256 Pfizmaier. Die von Yang-hien-tschi verfasste Geschichte des Buddha- g-artens von Lö-jang: Das Reich ^jj g Ko-ying in den südlichen Gegen- den ist mächtig und gross. Die Thüren des Volkes sind eine Menge. Es bringt die kostbaren Merkwürdigkeiten der glänzen- den Perlen, des Goldes, der Edelsteine und des Krystalls hervor. Es hat einen Ueberfluss an Arecanüssen. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausserhalb der Berghöhen: Die Arecanüsse, welche in Kiau-tsChi und Kuang-tscheu wachsen, sind nicht die Arecanüsse der Seeschiffe, es sind grossbäuchige Früchte. In jenen Ländern nennt man sie all- gemein Arecanüsse. Die gewaltigen Männer von Kiao-tschi pflanzen sie in den Gärten ihrer Häuser. Die Stengel, Blätter, die Wurzel und die Zweige des Baumes sind von denjenigen der Brennpalme f|^ ^^ ^^^ ^ Kuaug-lang-ye-tse) etwas verschieden. Die schwächlichen und alten Menschen in Xgan- nan ])flücken die Frucht und verzehren sie. Sie versetzen sie mit Betelblättern. Sic zerbeissen sie im Wetteifer mit der Asche der Frucht der Ziegeldächer. Sie sagen, das Land von Kiao-tschi sei warm. Wenn sie dieses nicht essen, hätten sie nichts, um ihre Fieber fern zu halten. In Kuang-tscheu ver- zehrt lUHii ebenfalls Arecanüsse, aber nicht mehr als in Ngan- nan. Innerhalb des Samnielhausos und der Vorstädte gibt es auch keine Arecanussbäume. Die Sitten der südliclK-n Barbaren von Kieu-tschin: Wenn die südwestlichen Baj-baren von Kieu-tschin hei- rathen wollen, so gehen sie früher mit einem Päckchen Areca- nüsse zu dem Mädchen. Wenn das Mädchen sie isst, so heirathen sie es. Die Walliinss. Der Name der Wallnuss ist ^^ jj^^l Hu-thao. Die Namen der Paläste und Söller von Tsin: In dem Garten des blumigen Waldes befanden sich vier- undachtzig Wallnussbäume. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Denlfwürdigkeiten von den Friicliten China's. 257 Die Wallnüsse von Tseliin-thsang sind dünn von Schale und haben vieles Fleisch, Die Wallnüsse von Yin-ping sind gross^ doch die Schale ist gebrechlich. Wenn man sie rasch erfasst, so zerspringt sie. Die Denkwürdigkeiten von den auswärtigen Reichen zu den Zeiten von U: In dem grossen Thsin gibt es Brustbeeren, Herlitzen und Wallnüsse. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen: Tschang-khan begab sich als Gesandtor in die Länder der westlichen Gränzen. Bei der Rückkehr erlangte er Wall- nüsse. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausser- halb der Berghöhen: Die Bergwullnuss ist dick von Schale und fest. Sie ist grösser als diejenige des nördlichen Sammelhauses. Der Boden ist iiach wie bei der Arecanuss. Sie hat viel Fleisch und wenig Dicke. Sie hat ebenfalls mit derjenigen im Norden Aehnlich- keit. Wenn man mit der Axt auf sie schlägt, so zerspringt sie. Einige nehmen sie, schleifen sie, von dem Boden an- gefangen, flach und bilden daraus ein Siegel. Die Abschlies- sungen und Krümmen haben Aehnlichkeit mit der Schrift Tschuen. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe: Zu den Zeiten ^^ ^^ Li-hiung's aus dem Hause der späteren Scho , im zwölften Jahre des Zeitraumes Yö-heng (322 n. Chr.), wurde Se ^ Han-piao, ein Mensch von Fu- fung, grosser Vermerker und Befehlshaber. Als Hiung stai'b, ward sein Sohn flH Khi eingesetzt. Derselbe ernannte Piao zum grossen Zugesellten, und dieser verwaltete gleichsam die Stelle eines Lehensfürsten. Piao sagte einst zu Khi: Icli bin jetzt alt. Meine Gedanken richten sich auf Felder und Gärten, und ich möchte Wallnussbäume pflanzen. Icli wünschte, dass man mich mit den Samen beschenke. — Khi ward nicht auf- merksam. Wider Vermuthen wendete sich ^ ^ Li- scheu, von Feu an der Spitze einer Menge ausziehend, nach Süden, machte einen Einfall und bewältigte Tsching-tu. Er setzte Khi ab und sich selbst ein. Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. LXXVUI. Bd. I. Hft. 17 258 Pfizmaier. Das ^ j^ Li-tschi. Die Verzeichnisse von U: In Thsang-wu gibt es vieles Li-tschi. Es wächst in dem Gebirge. In den Häusern der Menschen pflanzt man es ebenfalls. Das Buch der Thang: Die theuere Königin von dem Geschlechte ^^ Yang war in Schö geboren. Sie liebte das Li-tschi. Das Li-tschi von Hai-nan war vorzüglicher als dasjenige von Schö. Desswegen brachte man jenes alljährlich mit schnellen Pferden. Es war jedoch um die Zeit der Hitze reif und verdarb sogleich über Nacht. Ö ^ ^ Pe-khiü-yi war stechender Vermerker von Tschung-tscheu. Als er sich in der Provinz befand, verfertigte er eine Abbildung von baumartigen Wasserlilien und Li-tschi. Er kehrte sich zu seinen vertrauten Freunden an dem Hofe und erwähnte die Sache mit den Worten: Das Li-tschi wächst in den Thalgründen von Pa. Es ist von Gestalt rund wie die Decke eines Zeltes. Seine Blätter sind gleich denjenigen des Zimmtbaumes. Es hat im Winter grüne Blüthen gleich dem Pomeranzenbaum. Im Frühlinge sind die prächtigen Früchte gleich Mennig, im Sommer sind sie reif. Die Büschel sind wie Weintrauben, die Kerne wie Loquat, die Schale wie Scharlach rother Taffet, die Haut wie purpurner Seidenstoff. Das Fleisch ist glänzend weiss wie Eis und Schnee. Der Saft ist süss und sauer wie süsser Wein, wie sauere Milch. Im Ganzen ist es so beschaflfen. Seine Fehler sind : Wenn es von Stamm und Zweigen getrennt ist, so ist in einem Tage die Farbe verändert. In zwei Tagen ist der Wohlgeruch ver- ändert. In drei Tagen ist der Geschmack verändert. Ist es länger als vier bis fünf Tage, so sind Farbe, Wohlgeruch und Geschmack gänzlich verschwunden. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Das Li-tschi ist fünf bis sechs Klafter hoch und gleich dem Zimmtbaume. Es hat hellgrüne Blätter im Sommer und Winter in Fülle. Es hat grüne Blüthen und hochrothe Früchte. Denkwürdigkeiten von den Früclitpn rhina's. 259 Die Früchte sind so s^ross wie Küchlein. Die Kerne sind o-elb und schwarz und haben Aehnlichkeit mit den reifen Früchten der Wasserlilie. Die Fruclit ist (anfänglich) weiss wie Fett und sehr saftig. Sie ist dvAu ruhigen Granata])fel ähnlich und von süssem Geschmack. Wenn die Tasre der An- kunft des Sommers zu Ende gehen wollen, wird sie vollkommen roth und ist dann essbar. Ein Baum wirft zehntausend Scheffel ' ab. Wenn das Li-tschi im Süden von Kien-wei und Pi-tao reif ist, sind die hundert Vögel fett. Das berühmteste heisst: das kleine mit Bananenkernen. Das nächste heisst: die Früh- lingsblumen. Das nächste heisst: ^ ^ Tschao-khie, ,die Morgenkraft^ Diese drei Gattungen sind die vortrefflichen. Das nächste sind die Eier der Flussschildkröte. Dieses ist gross und sauer. Man nimmt es als Zusatz zu Eingemachtem. Es wächst vorzugsweise zwischen Reisfeldern. Die erweiterten Erklärungen zur Ersteigung des Lo-schan durch Tschö-fä-tschin : Das Li-tschi ist im Winter grün. An dem Tage der Ankunft des Sommers beginnen die Fi'üchte sich zu röthen. Am sechsten oder siebenten Tage kann man sie essen. Sie sind süss und sauer und dem Menschen zuträglich. Diejenigen mit kleinen Kernen nennt man Bananenkerne. Das Li-tschi ist sehr kostbar. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen: Das Li-tschi ist eine Merkwürdigkeit. Es hat viel Saft und ist von Geschmack süss. Wenn es in dem Munde zergeht, ist es auch ein wenig sauer. Hierdurch bringt es seinen Ge- schmack zu Wege. Man kann sich daran satt essen, man kann aber nicht bewirken, dass man dessen überdrüssig wird. Wenn es wächst, ist es so gross wie ein Küchlein. Die Haut ist glänzend feucht. Was in der Haut ist, wird gegessen. Wenn es trocken ist, ist es verbrannt und klein. Fleisch und Kerne sind dann nicht so wunderbar wie zu der Zeit, wo es frisch war. Im vierten Monate fängt es an zu reifen. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des l>andes ausserhalb der Berghöhen: ' , Zehntausend' wolil nur in dem Sinne einer nnbestinmiten grossen Menge. 17* 260 Pfizmaier. Das Li-tschi ist die kostbarste Frucht im Süden. In U- tscheu vor dem Strome liegt der Feuerberg. Auf dessen Höhe gibt es Li-tschi. Dasselbe wird im vierten Monate früher reif. ' Es hat grosse Kerne und ist von Geschmack sauer. Dasjenige aus Kao-tscheu und Sin-tscheu ist viel besser als dasjenige aus Nan-hai. Es wird im fünften oder sechsten Monate reif. Von Gestalt ist es wie ein kleines Küchlein. Nahe dem Stiel ist es etwas flach. Haut und Schale sind dunkelroth. Das Fleisch ist edelsteinfarbig wie kalter Edelstein. Ferner gibt es ein Li-tschi der Bananenkerne. Dasselbe ist von Eij^enschaft warm, sein Saft ist süss. Wenn man es über das Mass isst, so be- handelt man den Zustand mit sauerem Honigtrank. Es gibt auch Wachs- Li-tschi. Dasselbe ist von gelber Farbe. An Geschmack steht es dem rothen etwas nach. Die Weintraube. Der Name der Weintraube ist ^ ^ P'hu-thao. Die Aufzeichnungen der Geschichtsschreiber: In dem grossen Wan (Khokhan) bereitet man aus Wein- trauben Wein. Die Reichen verwahren den Wein bis zu einem Ausmasse von zehntausend Scheffeln, manchmal durch mehrere Zehende von Jahren, ohne dass er verdirbt. Ein Gesandter von Han brachte die Früchte. Hierauf pflanzte man zur Seite der besonderen Thorwarte des getrennten Palastes lauter W^ein- reben. Das Buch der Han : Li-kuang-li war Heerführer des zugetheilten zweiten Heeres und zertrümmerte das grosse Wan. Er erlangte Weinreben und brachte sie nach Han. Das Buch der fortgesetzten Han: ^ ^^ Meng - tha von Fu - fung schickte ^ ^ Tschang-jang einen Scheffel Traubenwein. Er wurde stechen- der Vermerker von Liang-tscheu. Die Verzeichnisse der früheren Liang in dem von Thsui- hung verfassten Frühling und Herbst der sechzehn Reiche: ^ Weil der Boden warm ist, heisst dieser Berg der Feuerberg. Denkwürdigkeiten von den Friicliten China's. 261 Tschang - wu , dessen Jüngling-snanie \ät "^ Hiing-raeu, ein Mensch von Tün-hoaug, verfertigte ein bilder- loses Gedicht auf den Traubenwein. Dej- Aufsatz, der zu Stande kam, war sein* schön. Das Buch der Thang: Der Trauben wein findet sich in den Ländern der west- lichen Gränzen. In den früheren Zeitaltern wurde er vielleicht als Tribut oder als ein Geschenk gereicht, allein die Menschen vvussten es nicht. • Als man Kao-tschang ' vernichtete, war man auf die Pferdemilch aufmerksam. Die Frucht des Weinstocks pflanzte man in den Gärten und lernte zugleich die Bereitung des Weines. Kaiser Thai-tsung, von Nutzen und Schaden ausgehend, bereitete aus dem Weine Kugeln. Dieselben hatten acht Farben und einen scharfen Weingeruch. Dabei war der Geschmack des klaren Weines vorherrschend. Nachdem er damit seine Diener beschenkt hatte, wurde man erst in der Mutterstadt mit dem Geschmacke bekannt. Zu den Zeiten des Kaisers Thai-tsung reichte ^ ^ Sche-hu Pferdemilch und Weintrauben als ein Geschenk. Ein Behältniss für die letzteren war zwei Klafter lang. Auch die Früchte waren ziemlich gross. Von Farbe waren sie purpurn. Das Buch Kin-leu-tse: In dem Reiche des grossen Yue-ti versteht man es, Wein aus den Blüthen und Blättern der Weinstöcke zu bereiten. Einige bereiten ihn aus den Wurzeln und dem Safte. Die Blüthen haben Aehnlichkeit mit denjenigen des Aprikosen- baumes, sind aber hellgrün. Die Blüthenfülle sind lazurblaue Barte. Zur Zeit des Frühlings kommen sie wetteifernd auf zehntausendmal hundert Morgen Landes wie Flügel des Götter- vogels hervor. Wenn im achten Monate der Wind über die Blätter weht, zerreisst er sie, und sie haben Aehnlichkeit mit farblosem Seidenflor. Desswegen nennen die Menschen diesen Wind den Weintraubenwind. Sein Name ist auch: der die Blätter zerreissende Wind. - 1 Im vierzehnten Jahre des Zeitraumes Tsching-kuan (640 n. Chr.) ver- nichtete Thang das Reich Kao-tschang (das Reich der Uiguren). -' Diese durchaus auf Erfindung beruhenden Angaben Kiu-leu-tse's wurden hier nur ihrer Eigenthümlichkeit wegen mitgetheilt. 262 Pfiztnaier. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Es gibt drei Gattungen Weintrauben : gelbe, weisse und schwarze. Die Geschichte von Yün-nan: In Yün-nan gibt es viele trockene Weintrauben. Die von Yang-hien-tschi verfasste Geschichte des Buddha- gartens von Lö-yang : Die Weintrauben des Herlitzenwaldes vor dem Feu-thu (Buddha) des Klosters des weissen Pferdes sind merkwürdiger als diejenigen an den übrigen Orten. Zweige und Blätter sind mannichfach und schön, die Früchte sehr gross. Die Früchte des Herlitzen Waldes sind sieben Pfund schwer, die Früchte des Weinstockes grösser als Brustbeeren. Der Geschmack aller ist ausgezeichnet, sie sind die vorzüglichsten der inneren Mutterstadt. Der Kaiser kam zur Zeit ihrer Reife an. Er ging einst hin und nahm sie. Mit einigen beschenkte er wieder die Menschen der Aemter. Diese schickten sie weiter an ihre Ver- wandten, und man hielt sie für ein Wunder. Diejenigen, welche sie erhielten, getrauten sich nicht, sie ohne weiteres zu essen. Sie gingen somit auf mehrere Häuser über. In der Mutter- stadt sagte man von ihnen : Die süssen Granatäpfel des weissen Pferdes, der Preis einer Frucht ist ein Rind. Die Namen der Paläste und Söller von Tsin: In dem Garten des blumigen Waldes standen einhundert- siebenzig bis einhundertachtzig Weinstöcke. Das Buch der Pflanzen: Der Weinstock wächst in U-yuen, Lung-si und Tün-hoang. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen: Tschang-khan ging als Gesandter in die Länder der westlichen Gränzen. Als er zurückkehrte, erlangte er Wein- stöcke. Die Olive. Der Name der chinesischen Olive ist /j^ |# Kan-lan. Das Buch Kin-leu-tse: Es gibt einen Baum, dessen Name |^ ^ Thö-fen (der allein Getheilte). Derselbe bildet zwei Bäume. Ein Ast, der Denkwürdigkeiten von den Früchten China's 263 sich nach Osten kehrt, ist der Baum ^ J^ Mö-wei.' Ein Ast, der sich nach Süden kehrt, ist der Olivenbaum. -^ Die Denkwürdigkeiten von dem südlichen Yue: In dem Districte Pö-lo findet sich ein ganz vollständiger Baum von zehn Umfassungen im Umfange. Derselbe theilt sich, zwei Klafter von dem Boden entfernt, in drei Abzwei- gungen. Die Blätter der gegen Osten gekehrten Abzweigung haben Aehnlichkeit mit denjenigen des Zedarac. Die Früchte sind gleich den Oliven, aber fest. Nachdem man die Haut weggeschnitten, dienen sie den Menschen des Südens als Reis- speise. Die gegen Süden gekehrte Abzweigung ist der Oliven- baum. Die gegen Westen gekehrte Abzweigung ist (ebenfallsj der Olivenbaum. Die. von Fei-yuen verfasste Geschichte von Kuang- tscheu : Aus Oliven wird herber Wein bereitet. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Die Olive ist so gross wie ein Küchlein. In Kiao-tscheu trinkt man davon einen Wein. Die Beschreibung der Bäume und Pflanzen der südlichen Landschaften : Die Früchte des Olivenbaumes sind so gross wie Brust- beeren. Im zweiten Monate blüht der Baum, im achten oder neunten Monate sind die Früchte reif. Roh gegessen, sind sie von Geschmack sauer. In Honig aufbewahrt, sind sie süss und gut. Man findet sie in Kiao-tschi, Wu-ping, Hin^-ku und Kieu-tschin. Die Denkwürdig'keiten von merkwürdigen Dingen von Lin-hai : Die Früchte des ^ -H" Yü-kan sind von der Gestalt derjenigen des Baumes ^ Siuen. Anfänglich, wenn sie in den Mund und auf die Zunge gelangen, sind sie herb und sauer. Trinkt man Wasser, so sind sie süss. Ferner sind wie bei den Pflaumen die Kerne der Frucht an beiden Enden spitzig. Man nennt den Baum Yü-kan und Kan-lan. Es ist derselbe Gegen- stand mit verschiedenen Namen. 1 Wörtlich: Die Macht des Holzes oder des Baumes. Dieser Baum wird unten noch erwähnt. 2 Die von Kin-leu-tse gebrachten Nachrichten sind, wie diess auch oben bei der Weintraube der Fall ist; fabelhafter Art. 264 Pfizmaier. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausserhalb der Berghöhen : Der Olivenbaum ragt mit dem Körper hoch empor, die Höhe der Zweige beträgt mehrere Fuss. Seine Früchte sind im tiefen Herbste reif. In Min-tschung schätzt man ihren Geschmack besonders. Man sagt, wenn man sie käut, ver- leihen sie dem Munde mehr Wohlgeruch, als wenn man den Wohlgeruch der Hühnerzunge (Gewürznelke) in den Mund nimmt. Man isst sie roh und röstet sie auch. Getrunken, lösen sie gänzlich das Gift des Weines. Es gibt auch wild- wachsende. Die Früchte derselben sind raannichfaltig. Der Baum ist sehr hoch und kann nicht mit Leitern erstiegen werden. Man macht unter den Wurzeln Einschnitte von dem Umfange eines Zolles und gibt Salz hinein. An einem Abend sind alle Früchte herabgefallen. Ueber den Knoten der Aeste des Baumes wächst Fett gleich dem Leime des Pfirsichbaumes. Die Menschen des Südens sammeln es, versetzen es mit der Rinde und den Blättern und sieden es. Man stellt es her wie schwarze Grütze und nennt es Olivenzucker. Man gebraucht es als Kitt bei Beschädigungen der Schiffe. Wenn es trocken geworden, ist es fester als Leim und Pech. Wenn man es in Wasser legt, wird es noch trockener und fester. Die Cocosnuss. Der Name des Cocosnussbaumes ist ^^^ Ye. Die Frucht heisst ^[5 Hp Ye-tse. Das Buch der Sui: Die Menschen des Reiches Lin-yi haben tiefliegende Augen und hohe Nasen. Ihr Haupthaar ist kraus und von Farbe schwarz. Sie gehen gemeiniglich barfuss und umwickeln den Leib mit einem breiten Tuche. In den Monaten des Winters bekleiden sie sich mit Mänteln. Die Weiber tragen Haarschöpfe von der Gestalt der Mörserkeulen. Man bereitet Matten aus Cocosblättern. Das Buch der Thang: In dem Reiche gp[ ^fe Ho-ling ' pflegt man aus den Blüthen des Cocosnussbaumes Wein zu bereiten. Die Blüthen, ' Das Reich Ho-ling liegt im Südosten von Kuang-tscheu in dem Meere. Denkwnrdigteiteii von den Frücjiten Ohina's. 26.^ welche dieser Baum hervorbriiigt, sind drei Sehuli huiv;, die Früchte so gross wie das Bein eines Menschen. Man zer- schneidet diese, nimmt den Saft und bereitet daraus Wein. Derselbe ist von Geschmack süss. Das Trinken macht eben- falls berauscht. Die Geschichte von Yün-nan: Nan-tschao (Tung-king) schickte einen Gesandten. Der- selbe brachte die Früchte der südlichen Reiche. Darunter be- fanden sich Cocosnüsse, die von Gestalt gleich einem grossen Rinderherzen. Man zersprengte eine einfache grobe Rinde. Nachdem man diese gänzlich zerschlagen, war noch eine ein- fache harte Schale^, die eine kleine Oeffnung hatte. Man durch- bohrte sie mit einem Essstabe und fand darin zwei Löffel voll zubereiteten Trankes. Der Geschmack desselbe war süss, die Farbe weiss. In Yün-nan gibt es viele Cocosnüsse, Man legt sie auch in Honig ein und macht sie zu Reisspeise. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Der Cocosnussbaum ist sechs bis sieben Klafter hoch und ohne Aeste und Zweige. Er hat Blätter, die gleich zu- sammengebundenen glatten Binsen. Dieselben befinden sich auf der Spitze des Baumes. Die Früchte sind gleich grossen Melonen und hängen an dem Gipfel des Baumes. Die Früchte haben auswendig eine Schale, in der Mitte einen Kern. Inner- halb der Schale befindet sich ein Gantang Saft. Derselbe ist klar wie Wasser, vortrefflich wie Honig und kann getrunken werden. Die Haut in dem Kerne ist weiss wie Schnee und einen halben Zoll dick. Der Geschmack der Frucht ist gleich demjenigen der Wallnuss, aber besser. Sie ist essbar und stammt aus Kiao-tschi. In den Häusern pflanzt man sie. Die Beschreibung der Pflanzen und Bäume der südlichen Gegenden : Der Cocosnussbaum blüht im zweiten Monate. Die Blüthen legen sie dabei um das Fruchtgehäuse. Die Gehäuse legen sich an einander. Dreissig Gehäuse tragen bisweilen sieben- undzwanzig bis achtundzwanzig Früchte. Diese sind im eilften oder zwölften Monate reif. Der Baum ist gelb und heisst im gemeinen Leben J^ i^ Tan-hung. Aus der zersprengten 266 Pfizinaier. Frucht kann man Trinkschalen verfertigen. Sie ist so lang J wie eine Papaya. Die Geschichte von Kiao-tscheu: Die Cocosnuss besitzt zubereiteten Trank. Man durch- schneidet die Blüthen, fängt den Saft mit einer Bambusröhre auf und bereitet daraus Wein. Getrunken, berauscht er ebenfalls. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen der südlichen Landschaften : Der Cocosnussbaum ist drei bis vier Umfassungen dick und sechs bis sieben Klafter lang. Sein ganzer Körper ist ohne Aeste. Bis zu hundert Jahren hat er Blätter. Diese sind von Gestalt gleich glatten Binsen und vier bis fünf Schuh lang. Der Baum zeigt gerade und hoch zu dem Himmel. Die Frucht wächst zwischen den Blättern. Sie ist von der Rinde umhüllt wie bei der Wasserlilie. Das Fleisch an der Rinde ist härter als der Kern. Das Fleisch in der Mitte ist weiss und gleich einem Küchlein. Es haftet an der Rinde, und der Bauch ist inwendig hohl. Er enthält einen Saft. Bei einer grossen Frucht enthält er dessen einen Gantang. Die Frucht ist von Gestalt abgerundet und manchmal gleich einem Kürbisse. Wenn man sie zersprengt, kann man daraus Weinbecher ver- fertigen. Sie taugt auch zu Hausgeräthen. Die Menschen des Südens halten sie für kostbar. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen: Der Cocosnussbaum ist sechs bis sieben Klafter hoch, ohne Aeste und Zweige. Die Blätter sind gleich zusammen- gebundenen glatten Binsen und befinden sich oben. Die Frucht ist gleich einem Kürbiss und an den Gipfel befestigt. Die äussere Rinde der Frucht ist wie bei dem KürVnsse. In der Mitte der Haut befindet sich ein Gantang Saft. Dieser ist klar wie Wasser und von Geschmack besser als Honig. Isst man die Haut, so empfindet man keinen Hunger. Verzehrt man den Saft, so wird der Durst grösser. Sie hat ferner eine Stelle, die gleich den beiden Augen des Menschen. Im gemeinen Leben nennt man die Cocosnuss das Haupt des Königs von Yue. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausserhalb der Berghöhen : Deiikwürdiglieiteu von den Früchten Chiiia's. '2iii Der Cocüsuussbaiiiu ist ebenfalls mit der iSeepalme ver- wandt. Die Frucht nennt man ^I||i -^ Ye-tse (Cocosnuss). Dieselbe ist so gross wie eine Schüssel. Auswendig hat sie eine grobe Haut wie die grossbäuchige Betelnuss. Zunächst hat sie eine harte Schale. Diese ist rund und auch fest. Sie ist zwei bis drei Linien dick. Es gibt auch eirunde Früchte. ]\Ian schneidet sie an einem Ende auf und reibt sie mit Sandstein. Wenn man die Haut entfernt hat, glänzt die Schale in dem Schmucke des gestreiften Brocats. Man verziert sie mit Silber und macht daraus Gefässe zum Wasserschöpfen. Diese sind kostbar, wundervoll und lieblich. In der Schale finden sich mehrere Löffel voll Saft, der gleich Milch ist. Man kann ihn ebenfalls trinken. Er ist kühl und erregt den I^ebensgeist, Die von Yü-yi-khi verfertigten Aufschriften: Es ffibt mehrere Nössel klaren zubereiteten Trankes. Er hängt an dem Ende eines hohen Baumes und trocknet nicht. Desswegen ist er ein kleines Wunder. Die Draclienaugen. Der Name der Drachenaugen ist ^| 0^ Lung-yen. Das von Sie-sching verfasste Buch der späteren Han: Die sieben Hauptstädte von Kiao-tschi reichten als ein Geschenk Drachenaugen. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Die Blätter des Drachenaugenbaumes haben Aehuliclikeit mit denen des Li-tschi. Sie umkreisen wuchernd den Baum. Die Früchte, welche wachsen, sind so gross wie sauere Brust- beeren, doch von Farbe verschieden. Sie sind rein süss ohne Säure. Die Geschichte von Kuang-tscheu : Die Drachenaugen haben Aehnlichkeit mit dem Li-tsehi. Im siebenten Monate sind sie reif. Die Geschichte von Kiao-tscheu : Der Drachenaugeubaum ist fünf bis sechs Klafter hoch. Die Früchte haben Aehnlichkeit mit dem Li-tschi, sind aber kleiner. Der Fen-thsao des Geschlechtes U : 268 rfizinaier. Die Drachenaugen heissen auch j^U B Pi-mö (die zu- sammengewachsenen Augen). Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Lande^^ ausserhalb der Berghöhen: Der Drachenaugenbaum ist gleich dem Li-tschi, und die Blätter sind klein. Die Schale der Frucht ist von grüner und gelber Farbe, die Frucht von Gestalt rund und gleich einer Armbrustkugel. Die grossen Kerne sind gleich den Früchten des Pu-ti-Baumes, ' aber nicht fest. Das Fleisch ist weiss und enthält zubereiteten Trank. Es ist süss wie Honig. Ein Büschel enthält immer drei bis zwanzig Beeren. Wenn die Zeit des Li-tschi vorüber ist, werden die Drachenaugen reif. Die Men- schen des Südens nennen sie den Sclaven des Li-tschi. ^ Die Papaya. Der Name des Papaya ist ^ JJ^ Mö-kua. Die kurzgefassten Vorbilder der drei Reiche: Kaiser Hiao-tschao von Tsi griff im Norden J[S| ^ ^ Ku-mö-hi an. Er gelangte zu dem Himmelsteiche und ver- giftete mit Papaya-Asche die Fische. Die Fische verendeten insgesammt und wurden ans Ufer geschwemmt. In Ku-mö-hi sagte man zu einander : In dem Teiche waren geisterhafte Fische. Ihnen etwas zu Leide thun, bringt kein Glück. — Man zog auf dem Wege im Norden der langen Mauer aus. Der Vorgesetzte von Tsi theilte seine Streitmacht, führte nach- träglich einen Schlag und erbeutete siebenzigtausend Rinder und Schafe. Er stellte die Feindseligkeiten ein und kehrte zurück. Das Buch der Gewässer: In dem Districte Yü-fö gibt es viele Papayabäume. Die- selben haben Früchte von der Grösse einer fünf Gantang mes- senden Kanne. Die weissen und gelben Früchte sind sehr bitter und dabei wohlriechend. > Der Baum ^\^ ^ß Mö-hoan oder ^^ T^ Pu-ti ist der Baun;, unter welchem Buddha ausruhte. Er wird iu dem Tliai-ping--yii-lan nicht besonders angeführt. 2 Weil sie immer dem Li-tschi nachfolgen. DenltwürdigVeitpn von den Frücliten China's. 269 Die von Sehing'-hung verfasste Geschichte von Kiiig'-tscheu: In dem Districte Yü-fö liegt das Dorf [^ [^ Ku-ling. Auf dem Gebiete desselben gibt es viele Papayabäume. Die grössten ihrer Früchte sind so gross wie eine fünf Gantang messende Kanne. Die Namen der Paläste und Söller von Tsin : In dem Garten des blumigen Waldes standen fünf Pa- payabäume. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Die Papayafrüchte können aufbewahrt werden. Die Zweige sind Stäbe von der Länge eines Schuhes und haben einhundert zwanzig Knotep. Der Pen-thsao des Geschlechtes U: Die Papaya wächst in I-ling. Das von Ho-sching-thien verfasste bilderlose Gedicht auf die Papaya: Doch dieser Baum ist in dem Walde. Er übertrifft eben- falls seines Gleichen und ist allein schön. Um den Morgen blüht er und hat mannichfache Frucht. Er ist zu vergleichen mit der Sandbirne und hat Sonnenglanz. Die Holzbirne. Der Name der Holzbirne ist ;jt[2 ^ Tu-li oder ^ Tliang. Die von Han-schi verfassten äusseren Ueberlieferungen : Der Fürst von Schao befand sich an dem Hofe. Die Vorsteher baten, dass man das Volk herbeirufen möge. Der Fürst von Schao sprach: Den einzigen Leib nicht anstrengten, aber die hundert Geschlechter anstrengen, dieses liegt nicht in der Absicht des Königs Wen. — Hierauf erbaute er eine Hütte unter einem Holzbirnbaume. Die Menschen des Volkes fanden hieran grossen Gefallen. Die Dichter sahen es und besannen ihn. Die von Lö-schi verfassten ferneren Bedeutungen des Mao-schi : f^ Tu ist der rothe Holzbirnbaum. Er ist derselbe wie der weisse Holzbirnbaum. Nur gibt es rothe und weisse, gute und schlechte. Derjenige, dessen Früchte von weisser Farbe (Ml 2i\J Pfizmaier. sind, ist der weisse Holzbirnbaum. Der weisse Holzbirnbauin ist der süsse Holzbirnbaum. Die Früchte haben viele Säure, sind aber gut und schlüpfrig. Der rothe Holzbirnbaum ist derjenige, dessen Früchte herb und sauer sind. Sie sind es, von denen man im gemeinen Leben sagt: Herb wie Holzbirnen. Die Adern des Holzes sind ebenfalls roth. Man kann aus ihm Bogen verfertigen. Die Pompeliiuis. Der Name der Pompehnus ist ;jfcdb Yeu. Das Ni-ya: ;^^ Yeu (Pompelmus) ist der Baum 4^ Tiao. Das Mao-schi : Was gibt es in Tschung-nan? Es gibt Pompelmuse es gibt Pflaumen. Das Buch Lie-tse : In U und Yue gibt es einen Baum, dessen Name ;J>db Yeu. Derselbe ist im Winter grün. Die Früchte sind mennig- roth und von Geschmack sauer. Im Norden des Hoai ver- wandelt er sich in den Baum M^^ Tschi (in den Citroui-n- baum). Das Buch Tschuang-tse : Die Gebräuche und die Weise der drei Könige, der fünf Kaiser lassen sich vergleichen mit den weissen Steinpflaumen, den Pomeranzen und Pompelmusen. Der Geschmack derselben ist einander entgegengesetzt, aber alle können in den Mund gelangen. Das Buch Hoai-nan-tse : Was der Himmel überwölbt, die Erde in sich trägt, ent- stand von einem einzigen Vater und einer einzigen Mutter. Desswegen vereinigen sich Sophorabäume und Ulmen mit Po- meranzenbäumen und Pompelmusen und werden Brüder. Der Frühling und Herbst des Geschlechtes Liü: Die trefflichsten der Früchte sind die Pompelmuse des Y^ün-mung. Die von Fei-yuen verfasste Geschichte von Kuang-tscheu : Es gibt ausserdem Pompelmuse, welche Donnerporapelmuse genannt werden. Die Früchte sind so gross wie ein Nössel. Denkwürdigkeiten von den Frfirhten Cliina's. 2 i ] Die erweiterten Denkwürdigkeiten: In Tsclüng--tu gibt es Ponipelniuse, welclie so gross wie ein Nössel sind. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen : V"on Pomeranzen und Pompelmusen gibt es viele Gattun- gen. Die Provinz Yü-tschang bringt die äcliten hervor. Die Nachrichten von Wind und Boden : Die Pompelmus ist eine grosse Pomeranze. Sie ist roth, gelb und sauer. Die Maulbeeren. Der Name der Maulbeeren ist ^^ Tschin. Das Buch der späteren Han : Zu den Zeiten des Kaisers Hien war in den drei stützen- den Provinzen grosse Hungersnoth. Im neunten Monate wuchsen auf" den Maulbeerbäumen wieder Beeren. Die Menschen erlangten und verzehrten sie. Die kurzgefassten Denkwürdigkeiten von Wei : ^^ V'rfj Yang-pei war Aeltester von Sin-tsching. Er sorgte für das Volk und häufte immer mehr trockene Maul- beeren auf. Als Thai-tsu im Westen dem Himmelssohne ent- gegenzog, hatte er keine Lebensmittel. Pei reichte ihm trockene Maulbeeren. Als Thai-tsu die Lenkung führte^ versetzte er Jenen und ernannte ihn zum Befehlshaber von Nie. Er be- schenkte ihn und dessen Leute, zehn Menschen, mit hundert Stücken Seidenstoffes. Er wollte ihn dadurch aufmuntern und ihm die trockenen Maulbeeren vergelten. Das Buch der Wei : Als ^ ^ Y^uen-schao sich im Norden des Flusses befand, blickten die Leute seines Kriegsheeres aufwärts zu Brustbeeren und Maulbeeren. Das von Tsche-pin verfasste Buch der Thsin: Mu-yung-tschui belagerte Nie. Die hundert Geschlechter konnten nicht mehr zu den Feldern gelangen. Das Volk machte Maulbeeren zu Mundvorräthen. Es verzehrte sie und nahm sie gänzlich weg. Die in das Buch der Tsin aufgenommene Geschichte: ;^ J^ Fu-teng griff Yao-tschang an. Dieser setzte sich in Wu-tu fest und vertheidigte sich. Man kämpfte fortwährend 2l2 P fi 7,111 ai er. und hatte gegenseitig Siege und Niederlagen. In dem Kriegs- heere Teng's entstand grosse Hungersnoth. Er sammelte Maul- beeren und reichte sie den Kriegern. Das Buch der nördlichen Wei : ^ ^ Thsui-tsching floh von Yen nach Wei. Er wurde an der Stelle eines Anderen zum kaiserlichen Vermerker er- nannt. Kaiser Thai-tsu griff Tschung-schan an und hatte Mangel an Lebensmitteln. Er fragte sämmtliche Diener, wo- her man Lebensmittel nehmen solle. Tsching sprach: Wenn man Maulbeeren nimmt, kann man für die Mundvorräthe aus- helfen. — Thai-tsu verzehrte zwar für sich Speise, doch er beleidigte und verachtete die Krieger, weil sie Speise brauchten. Er gab somit Gehör, und die Leute nahmen Maulbeeren. Die Geschichtschreiber des Nordens: ^ ^ Tschao-sö war der besonders Fahrende in Tsi- tscheu. Er besass Fähigkeiten und hatte einen Namen. Li seiner Nachbarschaft im Osten standen Maulbeerbäume, und die Maulbeeren fielen in sein Haus. Er schickte Leute hin, Hess alle Früchte auflesen und stellte sie dem Eigenthümer zurück. Er ermahnte seine Söhne und sprach: Ich will mir hierdurch keinen Namen machen. Ich will damit sagen, dass ich die Menschen nicht einer Sache von dem Werthe einer Spindel berauben mag. Ihr sollet dieses für eine Ermahnung halten. Die Ueberlieferungen von früheren weisen Männern von Jü-nan : ^^ ^ ^^ Tsai-kiün-tschung war älternliebend und pflegte seine alte Mutter. Um die Zeit wüthete der Aufruhr der rothen Augenbrauen. Kiün-tschung nahm IVIaulbeeren und legte die rothen und schwarzen in besondere Gefässe. Die Räuber fragten ihn. Er antwortete: Die schwarzen gebe ich ■neiner Mutter, die rothen esse ich selbst. — Die Räuber rühmten ihn und gaben ihm zwei Gantang Salz. Die Reden des Zeitalters: ^ ^ ^f Tschang-thien-si ward von Kaiser Hiao-\vu von Tsin für geistreich gehalten. So oft er eintrat, war unter den Worten, die er sprach, keines, um das man ihn nicht bis zum Ende des Tages ziemlich beneidet hätte. Hiao-wu befand sich auf seinem Sitze und fragte Tschang-si, welche Dinge in den DenkwördigVeiten von den Früchten Chiua"s- 27o nördlichen Gegenden hochzuschätzen seien. Tschang-si ant- wortete: Die Maulbeeren sind wohlriechend und süss. Das Geschrei der Geier und Meeradler, der Ton der Ledertrommel wiederhallt. Dicker Wein und Milchtrank nähren das An- geborne. Die Menschen hegen im Herzen keinen Neid. Die von Yang-tschi verfasste Geschichte des Buddha- gartens von Lö-yang: Der mittlere Buchführer und aufwartende Leibwächter 3E ^^ Wang-yi von dem Kloster ^ 1^ Yuen-hoei las auf, was in dem Wohngebäude begründet ward. Vor der Buddhahalle wuchs ein Maulbeerbaum. Gerade nach oben in der Höhe von fünf Schuhen umgaben ihn in der Quere Aeste und Zweige, Sprossen und Blätter breiteten sich zur Seite von Gestalt gleich einem Wagendache von Flügelfedern. Wie- der in der Höhe von fünf Schuhen war alles fünffach, und jedes Einzelne dieses Fünffachen hatte verschiedene Blätter und Maulbeeren. Die Mönche und Laien der Mutterstadt nann- ten ihn den göttlichen Maulbeerbaum. Diejenigen, die ihn betrachteten, bildeten einen Markt. Diejenigen, die ihm Gaben spendeten, waren sehr viele. Der K^aiser hörte es und empfand darüber Verdruss. Er glaubte, dass man die Menge berücke. Er befahl dem Geschäftsträger, dem aufwartenden Leibwächter des gelben Thores jt' ^P Yuen-ki, den Baum umzuhauen. An diesem Tage bedeckten die Gegend Wolken, Nebeldunst und Finsterniss. An der Stelle, wo man die Axt angelegt hatte, floss Blut zur Erde hernieder. Alle, die es sahen, waren betrübt und weinten. Die Reden des Zeitalters : Ein Mann, Namens ^ K Wang-kiä, kam aus den nördlichen Gegenden und begab sich zu dem Fürsten von dem Geschlechte MJ- Sie. Dieser fragte, welche Früchte der nörd- lichen Gegenden die anderen am meisten übertreffen. Kiä sagte, die Maulbeeren seien die besten. Der Fürst fragte: Mit welchen Früchten im Osten des Stromes kann man sie vergleichen? — Kiä sagte, sie seien so verbreitet wie die gelben süssen Pomeranzen. Der Fürst sprach: Wozu sind deine eitlen Reden? — Kiä stand jetzt in dem Rufe, dass er eitle Reden führe. Er glaubte zu wissen, was die Vorgesetzten und Reichsgehülfen hochschätzen. Er kaufte schnelle Pferde Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. L XXVIII. Bd. I. Hft. 18. 274 Pfizmaier. und wartete auf die Reife,' Er nahm einige Zehende von Stücken, kehrte zurück und überreichte sie dem Fürsten. Der Fürst ass sie und hielt sie für gut. Er sagte zu Kiä: Dieses ist ein Geschmack, den man im Osten des Stromes nicht findet, und du hast ihn jüngst mit demjenigen der gelben süssen Pomeranzen verglichen. — P]r zog hierauf Kiä herbei und machte ihn zu seinem Graste. Der Garten der Merkwürdigkeiten: In den nördlichen Gegenden gibt es weisse Maulbeeren, welche einige Zolle lang sind. Sie sind süss und gut zu essen. Zu den Zeiten der Han, im neunten Monate des ersten Jahres des Zeitraumes Hing-ping (194 n. Chr.) trugen die Maulbeerbäume wieder Früchte. Um die Zeit war das Kriegs- heer Lieu-yuen-te's ein wenig herabgekommen. Das Jahr war unfruchtbar, das Getreide theuer. Alle Kriegsmänner litten Hunger. Sie blickten zu den Maulbeeren empor und machten sie zu Mundvorrath. Die Geschichte der fünf Grundstoffe: Zu den Zeiten des Kaisers Wu von Tsin, in dem Zeit- räume Thai-yuen (376 bis 396 n. Chr.) war ^ J^ Wang- jung von Thai-yuen Statthalter von Yö-lin. Er Hess sein Schiff an dem neuen Blockhause Anker werfen. Er schlief ein und träumte, dass ein Mensch ihm sieben Maulbeeren gab und sie in den Brustlatz seines Kleides legte. Als er erwachte, fand er die Maulbeeren, wie er es geträumt hatte. Der Weideiipfirsich. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen von Lin-hai : Der TVeidenpfirsich (J^ :;j^^ yang-thao) hat Aehnlich- keit mit der Frucht des Olivenbaumes der südlichen Gegenden. Er ist von Geschmack süss Er wird gewöhnlich im fünften und zehnten Monate reif. Ein Sprüchwort sagt: Der Weiden- pfirsich hat keine Verkümmerung. — Seine Früchte werden in * Er reiste wieder nach Norden und wartete, bis die Maulbeeren reif sein würden. Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 2 t O einem Jahre dreimal reif. Ihre Farbe ist grün und gelb. Die Kerne sind gleich den Brustbeerkernen. Die Früchte des Weidenpürsiclibaumes wachsen in den Districten Tsin-ngan und Heu-kuan (in Fö-kien). Von einem einzigen kleinen Baume erhält man mehrere Zehende von Scheffeln. Die Früchte sind drei Zoll dick und können in Honig aufbewahrt werden. Der süsse Bambus. Der Name des süssen Bambus ist -^ j# Kan-tsche. Der erdbeschreibende Theil der Verzeichnisse von U: Der süsse Bambus des Districtes ^ j^ Keu-leu in Kiao-tschi ist mehrere Zolle dick. Sein Geschmack ist stark und gut, verschieden von dem Geschmack desjenigen, der an anderen Oi'ten wächst. Man presst ihn und bereitet daraus Grütze. Diese gefriert, der Sonne ausgesetzt, wie Eis. Man zerschlägt sie in Stücke gleich Bretsteinen. In den Mund ge- langt, zerschmilzt sie. Das Buch der Tsi: ^H Kien, König von I-tu, war ein guter Schütze. Er hielt das Ziel der Schiessstätte immer für zu ausgedehnt und sagte: Welche Beschwerde könnte es haben, den ganzen Tag nach der Zielscheibe zu schiessen? — Er nahm ein süsses Bambusrohr, steckte es in die Erde und schoss darnach in einer Entfernung von hundert Schritten. Er schoss zehnmal ab und traf zehnmal. ^K. ^^ Fan-yün ging im zehnten Jahre des Zeitraumes Yung-raing (492 n. Chr.) als Gesandter nach Wei. ^ ^ Li-pieu, ein Mensch von Wei, verbreitete den höchsten Befehl weiter und gelangte zu dem Aufenthaltsorte Yün's. Er wurde sehr gerühmt und belobt. Pieu setzte für ihn süssen Bambus und gelbe Reisspeise auf. Sobald die Gegenstände zu Ende waren, wurden sie wieder vermehrt. Pieu sagte zu ihm lachend: Die zerstreuten Reiter des Mannes von dem Geschlechte Fan bestätigen es ein wenig. Wenn etwas einmal zu Ende ist, kann man es nicht wieder erlangen. 18* 276 Pfizmaier. Die abgekürzten Vorbilder der drei Reiche: "^^ Lö-nä empörte sieh in Siang'-tscheu. Er theihe m seine Heeresmenge. Zweitaasend Menschen machten in der Nacht einen Einfall in Pa-ling. Am frühen Morgen gelangten sie an den Fuss der Stadtmauern. ^^ "jj^ Heu-sieu von I-fung zog aus dem Lagerthore. Er sass auf einem Bette von Hu und blickte in die Ferne. Die Menge Nä's schiffte auf dem Wasser und kam zum Augriffe. Die Pfeile fielen hernieder wie Regen. Sieu ass eben süssen Bambus, er zeigte in seiner Miene keine Bangigkeit. Er theilte seine Scharen in Abtheilungen und führte sie bei Trommelschlag vorwärts. Er erbeutete sofort eines der Schiffe und machte sechzig Gefangene. Nä kehrte hierauf zurück und schützte sich in Tschang-scha. -S* Heu-kins: erschien im Süden der Strasse der rothen Sperlinge. )m ig Yü-sin, Befehlshaber von Kien- khang, bewachte das Thor der rothen Sperlinge. Unvermuthet erschien King. Die Menge Sin's trug die Schiffbrücke ab. Man hatte erst ein Seeschiff entfernt und sah, dass alle Leute in dem Heere King's eiserne Masken angelegt hatten. Man zog sich zurück und verbarg sich in dem Thore. Man sagte, der Mund sei verdorrt, man habe oft süssen Bambus begehrt. Plötzlich traf ein fliegender Pfeil die Säule des Thores. Der süsse Bambus in der Hand Sin's fiel mit dem Schusse zu Boden. Das Buch der Sui: Die Gegenstände und Erzeugnisse des Reiches ;^ -j-^ Tschi-tu (des Reiches der rothen Erde) sind oft dieselben wie in Kiao-tschi. Man verfertigt aus süssem Bambus Wein und vermengt ihn mit den Wurzeln der purpurnen Melone. Die Farbe des Weines ist gelb und roth, der Geschmack ist eben- falls gewürzhaft und gut. Die Ueberlieferungen von Fu-nan : Das Reich Ngan-si (Parthien) bringt süssen Bambus hervor. Die erweiterten Denkwürdigkeiten: Die Grütze des süssen Bambus ist der Steinhonig. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen: Nah und fern findet man den süssen Bambus, der in Kiao-tschi hervorgebracht wird. Er ist besonders stark und gut. Stamm und Spitze haben keine Dicke und Dünne. Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. zd Sein Geschmack ist süss. Er hat im Umfang einige Zolle, die Länge beträgt eine Klafter. Er ist dem gewöhnlichen Bambus ziemlich ähnlich. Wenn man ihn zerschneidet und isst, ist er schon süss. Man nimmt den Saft roh und bereitet Grütze. Diese ist noch kostbarer. Siedet man sie und setzt sie der Sonne aus, so gefriert sie wie Eis. Die Gedichte Tsao-tschi's : Der süsse Bambus ist zwar süss, doch gebraucht man ihn als Stab, so muss er brechen. Kunstvolle Worte sind zwar schön, doch befolgt man sie, so muss man verderben. Die von Fung-yen verfasste Inschrift des Bambusstabes: Für einen Stab muss man gutes Holz nehmen, man darf den Wohlgeschmack nicht verwenden. Zum Reichsgehilfen muss man einen Weisen nehmen, man darf den nicht nehmen, den man liebt. Der süsse Bambus ist zwar süss, doch man kann ihn noch immer nicht als Stab gebrauchen. Ein Schmeich- ler, der uns gefiillt, man kann ihn ebenfalls nicht zum Reichs- gehilfen machen. Die süsse Kartoffel . Der Name der süssen Kartoffel ist -^ ^ Kan-tschü. Die Beschreibung der Pflanzen und Sachen der südlichen Gegenden : Die Häuser des Volkes pflanzen die süsse Kartoffel ge- wöhnlich im zweiten Monate. Im zehnten Monate bildet sie Eier. Von diesen sind die grossen gleich Gänseeiern, die kleinen gleich Enteneiern. Man gräbt sie aus und isst sie. Ihr Geschmack ist süss. Nach längerer Zeit bekommen sie eine Krankheit. Sie sind dann geschmacklos und gering. Sie stammen aus Kiao-tschi, Wu-ping, Kieu-tschin und Hing-ku. Die von Tschin-khi-tschang verfassten Denkwürdigkeiten von merkwüi-digeu Dingen: Die süsse Kartofi'el hat Aeholichkeit mit dem Yam. Sie hat ebenfalls grosse Knollen. Wenn man die Haut abschält, ist sie rein weiss wie Fett. Die Menschen des Südens essen sie ausschliesslich und ersetzen durch sie Reis und Kornfrucht. Gedünstet und geröstet ist sie gewürzhaft und gut. Die Gäste 2iO Pf iz maier. verzehren sie zum Weine. Man verschenkt sie auch, stellt sie auf und hat sie wie Früchte. Die süsse Banane. Der Name der süssen Banane ist "th ^ Kan - tsiao oder m ^ Pa-tsiao. Die Namen der Paläste und Söller von Tsin: In dem Garten des blumig-en Waldes waren zwei Ba- nanenbäume. Die Denkwürdigkeiten von Fremdländern des Südens: In dem Lande Nan-tschao (Tung-king) gibt es keine Teller. Man reicht die Speisen auf Bananenblättern. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Die Stengel der süssen Banane sind wie bei der Wasser- lilie und dem Yam. Doppelte Häute hüllen sich gegenseitig ein. Sie sind so dick wie eine Trinkschale oder ein Gantang. Die Blätter sind zwei Schuh breit und eine Klafter lang^. Die Früchte haben Ecken und sind sechs bis sieben Zoll, manch- mal drei bis vier Zoll lang. Sie wachsen reihenweise und stehen zu Zweien einander gegenüber, als ob sie sich um- armten. Wenn man die obere Haut abschält, sind sie von Farbe roth und weiss. Ihr Geschmack ist demjenigen der Weintrauben ähnlich. Sie sind süss und sättigen den Menschen. Die Wurzel ist so gross wie Yamknollen. Sie ist von der Grösse eines Scheffelmasses und von grüner Farbe. Die Stengel sind gelöst und zerstreut wie Seidenfäden. Man webt daraus Flachs und nennt diesen den Bananenflachs. Derselbe ist gebrechlich, aber gut. Seine Farbe ist gelb und weiss, nicht wie die Farbe des Flachses. Er stammt aus Kiao-tschi und Kien-ngan. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen der südlichen Landschaften : Die süsse Banane ist eine Art Pflanze. Man sieht sie von ferne gleich den Bäumen. Die grössten messen eine Um- fassung. Die Blätter sind eine Klafter, manchmal sieben bis acht Schuh lang und einen, auch zwei Schuh breit. Die Blüthen sind so gross wie ein Weinbecher. Sie sind von Ge- stalt und Farbe gleich den Blüthen der Wasserlilie, Sie setzen Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 2/9 an den Spitzen der Stengel hundert Früchte an. Die grossen heissen mit Namen Gehäuse. Die Wurzeln haben Aehnlich- keit mit den Yamknollen. Die grossen sind gleicli einer Nabe. Die Früchte folgen den Blüthen nach. Jede Blüthe hat eine Flügelthüre. Jede Flügelthüre hat sechs Früchte, welche sich früher und später an einander reihen. Die Früchte entstehen nicht zugleich, die Blüthen fallen nicht zugleich ab. Von diesen Bananen gibt es drei Arten. Die Früchte der einen Art sind so dick wie ein Daumen und lang und spitzig. Es gibt deren, welche xVehnlichkeit mit Widderhörnern haben. Sie heissen die Bananen der Widderhörner. Ihr Geschmack ist sehr süss und gut. Die Früchte einer anderen Art sind so gross wie Hühnereier. Es gibt deren, welche Aehnlichkeit mit Kuheutern haben. Ihr Geschmack steht demjenigen der Banane der Widderhörner ein wenig nach. Noch eine Art ist so gross wie die Wurzeln der Wasserlilie. Die Früchte sind sechs bis sieben Zoll lang. Ihre Gestalt ist ein regelmässiges Viereck. Sie sind etwas süss und von Geschmack sehr schwach. Ihre Stengel sind wie bei dem Yam. Man nimmt sie und beizt sie mit Asche. Man kann sie spinnen. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen : Die Blätter der Banane sind so gross wie Bambusmatten. Die Stengel sind gleich denjenigen des Yam. Man nimmt sie, siedet sie in Kesseln und macht daraus Rohseide, die man spinnen kann. Für weibliche Arbeiten bildet man aus ihnen groben und feinen Flachs. Es ist der gegenwärtige Flachs von Kiao-tschi, Das Herz im Inneren ist gleich dem Scliwauen- haupte des Knoblauchs. Es wächst und wird so gross wie eine zusam.mengefügte Trinkschale. ' Dadurch bilden sich die Fruchtgehäuse. Ein Gehäuse enthält mehrere Zehende von Stücken. Die Haut der Früchte ist roth wie Feuer. Zer- schneidet man sie, so sind sie in der Mitte schwarz. Man schält die Haut ab und verzehrt ihr Fleisch, welches wie Honig und sehr gut ist. Von vier bis fünf Stücken kann man ge- sättigt sein, und der starke Nachgeschmack bleibt noch immer zwischen den Zähnen. ' Der Sinn und selbst die Beziehungen der letzteren zwei Sätze bleiben dunkel. 280 ' Pfiimaier. Die Beschreibung der Pflanzen und Sachen der südlichen Gegenden: Die Gehäuse der Früchte des Bananenbaunies legen sich aneinander und setzen sich fort. Die Früchte sind süss und gut. Man kann sie auch in Honig aufbewahren. Die Denkwürdigkeiten von den Wanderungen zu den be- rühmten Bergen: Auf dem Berge der rothen Felsen, zwischen Wasser und Gestein ist ein Wald von süssen Bananen. Die höchsten messen zehn Klafter. Der Betel. Der Name des Betels ist ^ ^ Fu-lieu : Der erdbeschreibende Theil der Verzeichnisse von U: In Schi-hing findet man die Schlingpflanze Fu-lieu. Sie wächst, indem sie sich um Bäume schlingt. Ihr Geschmack ist scharf, und man kann mit ihr Betelnüsse essen. Die Geschichte von Schö: Die Wurzel des Baumes Fu-lieu ist so dick wie ein Ess- stab. Wenn man sie betrachtet, hat sie Aehnlichkeit mit der Weidenwurzel. Ferner gibt es eine Muschel, deren Name "dt ^f Ku-fen. Dieselbe wächst in dem Wasser. Man nimmt sie, brennt sie zu Asche und nennt diese qß^ jßj 7^ Meu- li-fen, Austernmehl. Man nimmt sie früher mit Betelnuss in den Mund. Man zerbeisst sie auch zugleich mit Betel von der Länge eines Zolles und mit einer kleinen Menge der Ku-fen- Asche. Sie entfernt die böse Luft in der Brust. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen: Die Ku-fen-Asche ist die Austernasche. Man verzehrt sie zugleich mit Betel und Betelnuss, und sie ist dann gut. Die Orte, wo Betel und Betelnüsse wachsen, sind weit von einander entfernt. Diese sind sehr verschiedene Dinge, aber sie bringen einander zu Wege. Im gemeinen Leben sagt man: Mit Hülfe von Betelnuss und Betel kann man den Kummer vergessen. Die Geschichte von Kiao-tscheu: Es gibt drei Arten Betel. Der eine heisst: der geerntete Betel. Die Wurzel desselben ist wohlriechend und gut. Der Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. 281 andere heisst: der südliche Betel. Die Blätter desselben sind g-rün, der Geschmack scharf. Ein anderer heisst: die Schling- pflanze Fu-lieu. Der Geschmack desselben ist ebenfalls scharf. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Die Schlingpflanze Fu-lieu wächst, indem sie sich um Bäume schlingt. Ihre Blüthen und Früchte sind das ^^ Kiü (Betelblätter). JMan kann daraus einen Trank bereiten. Die YaiuTMirzel. Der Name der Yamwurzel ist ^E Yü. Das Buch der Han: In der Provinz Jü-nau befand sich der grosse Damm der Mauerritzeu der Gänse. Als ^ Hb" jj^ Ti - fang - tsin Reichsgehilfe wurde, meldete er an dem Hofe, dass man den Damm zerstören möge. In der Provinz trug man ihm dieses nach, und die Jünglinge sangen: Wer hat den Damm zerstört? Ti-tse mit seiner Macht. Er speist unsere Bohnen, er verzehrt Brühe und Y^amknollen. Die Verzeichnisse von Schö in dem von Thsui-hung verfassten Frühling und Herbst der sechzehn Reiche: ^5 ^^ Li-hung bewältigte Tsching-tu, Seine Heeres- menge litt grossen Hunger. Er nahm daher Menschen des Volkes und begab sich nach ^ Kö in ^|5 Tsi. Sie gruben wilde Y'amwurzeln aus und verzehrten sie. Die Ueberlieferungen von früheren weisen Männern von Jü-nan : ;^ ^ Yuen-ngan führte den Jünglingsnamen ^ >3 Kung-tschao. Als er an der Stelle eines Anderen Aeltester von Yin-ping wurde, war ein Nothjahr und das Volk lebte von Gemüse. Die Abgaben hörten nicht auf, hereinzukommen. Ngan tührte von Seite der Gerichtshalle Yamwurzeln umher und sagte: Die hundert Geschlechter sind hungrig und er- schöpft. Wozu brauchen sie immer Kornfrucht zu verzehren? Man bringe früher Yamwurzeln herbei. — - Die Angestellten befolgten dieses. Die Ueberlieferungen von Unsterblichen: Tsieu-khe war Reichsgehilfe von Liang, Er Hess das Volk immer mehr Yam pflanzen. Nach drei Jahren 282 Pf izinaier. Denkwürdigkeiten von den Früchten China's. entstand eine grosse Hungersnotli. Es war zuletzt, wie er gesagt hatte. Das Volk von Liang starb nicht. Die Geschichte des Windes und Bodens: Der Yam der vielseitigen Gelehrten wächst wuchernd. Die Wurzeln sind gleich Hühner- und Enteneiern. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen: Wenn man wilde Yamwurzeln verzehrt, so tödten sie den Menschen. Pflanzt man sie als zahme Yamwurzeln, so werden sie durch drei Jahre nicht gesammelt. Später wachsen sie in Menge. Man kann sie ebenfalls nicht essen. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Unter vierzehn Yamwurzeln gibt es eine Yamwurzel als Gebieter. Dieselbe ist so gross wie ein Erdklumpen. Es gibt Yamwurzeln der Naben. Es gibt zur Seite befindliehe grosse Yamwurzeln. Es gibt Yamwurzeln der grünen Raine. Die Knollen dieser vier Yamwurzeln sind so gross wie ein Topf. Die Früchte sind klein, die Blätter wie gewebte Deckel von hellgelber Farbe. Die purpurnen Stengel sind eine Klafter lang. Sie reifen leicht, haben einen anhaltenden Geschmack und sind die besten Yamwurzeln. Aus den Stengeln kann man Brühe und Gehacktes bereiten. Es gibt wuchernde Yamwurzeln. Dieselben wachsen, indem sie sich um Aeste schlingen. Die grossen messen zwei bis drei Gantangmasse. Es gibt Yam- wurzeln der Küchlein. Dieselben sind von Farbe gelb und haben hundert Knollen. Auf einem Morgen Yamlandes sam- melt man hundert Scheffel. Es gibt niedrige Yamwurzeln. Dieselben sind im siebenten Monate reif. Es gibt Yamwurzeln mit neun Flächen. Dieselben sind im Allgemeinen gut. Es gibt Yamwurzeln ^ j^^ Mung-kung. Es gibt grüne Yam- wurzeln. Es gibt Richter- Yamwurzeln. Die Früchte derselben kann man nicht essen. Aus den Stengeln kann man Ein- gesottenes bereiten. Ferner gibt es Yamwurzeln der hundert Früchte. Dieselben stammen aus dem Districte Ye-yü. Es gibt KnoUen-Yam wurzeln. Dieselben haben keine seitwärts befind- lichen Früchte. Sie wachsen in Yung-tschang. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTOKISCHE CLASSE. LXXVIII. BAND. II. HEFT. JAHRGANG 1874. - NOVEMBER. Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVUI. Bd. II. Hft. 19 XXIV. SITZUNG VOM 4. NOVEMBER. Der Vicepräsident g-ibt Kunde von dem am 20. October d. J. erfolgten Ableben des ausw. corr. Mitgliedes, Geh. Obertribunal- ratli a. D. und Professor Dr. Gustav Homeyer in Berlin. Die Mitglieder erbeben sich zum Zeichen des Beileides von ihren Sitzen. Das corr. Mitglied Herr Geh. Justizrath Prof. Dr. von Schulte in Bonn legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: ,Die Paleae im Decret Gratians' vor. Herr Dr. Adalbert Horawitz legt eine Abhandlung , über die bisher noch nicht ausgebeutete Bibliothek und Correspon- deiiz des Beatus Rhenanus in der Mairie zu Schlettstadt^ vor, und ersucht um ihre Aufnahme in die Sitzungsberichte. Herr Dr. Johann Loserth legt eine kritische Ausgabe des Chronicon Aulae regiae und des Chronicon Francisci canonici Pragensis unter dem Titel: ,die Königsaaler Geschichts- quellen mit den Zusätzen und der Fortsetzung des Domherrn Franz aus Prag' vor, und ersucht um ihre Veröffentlichung in den Scriptores. An Druckschriften wurden vorgelegt: Accademia Pontificia de" Nuovi Lincei: Atti. Anno XXVII. Sess. 5-''. Ruma, 1874; 4'\ Akademie der Wissenschaften, Kgl. bayer.. in München: Abhandlunp:en der histor. Classe, XII. Band, II. Abth. München, 1874; 4«. (Nebst den be- treffenden Separatabdrücken). — Sitzungsberichte der philos.-philolopf. und histor. Classe. 1873, Heft VI; 1874, Heft I— III; Sitzungsberichte der 19* 286 mathem.-physik. Classe. 1874, Heft I — IT. München, 8". — Dr. Jnstus Freiherrn von Liebig zum Gedächtniss. Rede von Max von Pettenkofer. Münclien, 1874; 4''. — Justns Freiherr von Liebig als Begründer der Agriciütiu'-Chemie. Eine Denkschrift von Aug. Vogel. München, 1874; 4". — Ueber den Einfiusss des Freiherrn Justus von Liebig auf die Ent- wicklung der Physiologie. Eine Denkschrift von Theodoi» L, W. v. Bi- schoff. München, 1874; 4ö. — Gedäclitnissrede auf König Johann von Sachsen, gehalten von L v. Döllinger. München, 1874; 40. Akademie der Wissenschaften zuKrakau: Rocznik. Rok. 1873. W Krakowie, 1874; 80. — Lud. Serya VI - VH. Krakow, 187.S-1874; 8". — Biblio- grafia polska. XIX. stölccia. Tom. I-II. (A— L.) Krakow, 1872 & 1874; 80. — Scriptores reriim polonicarinn. Tonuis II. Krakow, 1874 ; 8". — Sprawozdanie komisyi fizyograficzuej. Tom. VU. W Krakowie, 1873; 80, — Rozprawy i spi'awozdanie z posiedzen wydzialu historyczno-filozoficzuego. Tom. I. W Krakowie, 1874; 80. — Pamietnik. Wydzialy: Filologiczny i historyczno-filozoficzny. Tom. I. W Krakowie, 1874; 4^, — Wydawnictwa komisyi historycznej. Nr. 3. W. Krakowie, 1874; 4". Cosmos di Guido Cora. II— lU. Torino, 1874; 40. Commissione archeologica municipale : Bullettino. Anno II. Nr. 2. Roma. 1874; gr. 80. Gesellschaft der Wissenschaften, Kgl. böhmische: Abhandlungen vom Jahre 1873. VT. Folge. VI. Band. Prag. 1874; 4". — Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Juli— December. Prag, 1873; 8«. — Schlesische, für vaterländische Cultur: Abhandlungen. Philos.-histor. Ab- theilung. 1873/4. Breslau, 1874; 8«, — LL Jahres-Bericht. Breslau, 1874; 80, — allgemeine geschichtforschcnde, der Schweiz: Archiv für Scliweizer. Ge- schichte. XIX. Band. Zürich, 1874. 80. — Geschieh ts- und Alterthumsforschende, des Osterlandes: Mittheilungen. Vn. Band, 4. Heft. Altenburg, 1874; 8". — Antiquarische, in Zürich: Mittlieilungen. Band XVIII, Heft 1 — 5. Zürich, 1872 — 1874; 40. Institute di corrispondenza archeologica: Moniunenti inediti. Vol. IX. Tav. 49—60. Roma, 1869 — 1873; Folio. Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhal- tung der Baudenkmale. Supplementband. V. und VI, Heft. Wien 1874; 4". — aus J. Perthes, geographischer Anstalt, 20. Band. 1874. lieft X, nelist Ergänzungsheft Nr. 38. Gotha; 40. ,Revue politique et litteraü'e' et ,Revue scientifiquc de la France et de l'etranger'. IV<= Annee, 2™« Serie. Nrs. 17 — 18. Paris, 1874; 40. Societä Italiana di Antropologia e di Etnologia: Archivio. IV. Vol. Fase. 2". Firenze, 1874; 80. Society, The Asiatic, of Bengal: Journal. Part, I, No. 2. 1874. Calcutta; 8". — Proceedings. 1874. Nrs. VI & VII. Calcutta; 8''. — Bihliotheca Indica. N. S. Nrs. 268, 294, 306. Calcutta, 1873 und 1874; 80. Würz bürg, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J. 1873/4. 40. und 80. Schulte. Die Paleae im Decret Gratians. 287 Die Paleae im Beeret Gratiaus. Von Friedrich von Schulte, correspond. Mitgliede der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. jjie mit dem Worte Paleae bezeichneten Capitel, be- ziehungsweise Theile von Capitelu des Decrets bilden einen höchst interessanten Gegenstand, erstens für die Recension des Textes, zweitens zur Beurtheilung der Frage nach der Bedeu- tung, welche man dem Decrete in der Literatur des 12. Jahr- hunderts beilegte. Bisher ist ein Abschluss, soweit es sich um die Feststellung der einzelnen Paleae handelt, nicht erfolgt. I. Bickell hat in einer (1827 in dem Festprogramm der Universität Marb^^rg zur 50jährigen Feier der Professur von Alb. Jac. Arnold mit Hupfeld herausgegebenen) Abhandlung: ,De paleis, quae in Gratiani decreto inveniuntur, disquisitio hist.-critica', zuerst den Gegenstand wissenschaftlich behandelt. Er referirt einzelne Ansichten früherer Schriftsteller, welche es um so weniger nöthig erscheint zu wiederholen, als wir es, soweit der Name in Betracht kommt, mit einer ausgemachten Sache zu thun haben. Auch die von Bickell über Paucapalea mitgetheilten Notizen und Erörterungen sind durch die Untersuchung von Friedrich Maassen (Paucapalea. Ein Beitrag zur Literatur- geschichte des canonischen Rechts im Mittelalter. Sitz.-Ber. XXXI. Bd. S. 449 — 516, und daraus separat Wien 1859) völlig antiquirt und dürfen übergangen werden. Die von Maassen über die Paleae in Aussicht gestellte Abhandlung ist nicht erschienen; die Sache liegt also für diese nicht anders 288 Schulte. als vorher. Der Werth der Bickell'schen Abhandlung besteht in der Untersuchung über die Zahl der Paleae, welche sieh auf Angaben Anderer und eigene Durchsicht von Handschriften und Ausgaben stützt. Als Resultat stellt er ein Verzeichniss derselben auf. Dieses hat A. li. Richter (Vorrede zum Decret, Anm. 19) bei der Herausgabe des Decrets geleitet, ist von um so grösserem Einflüsse gewesen, als Richter auf Handschriften des Decrets eine sehr geringe Rücksicht genommen hat. Um ein festes Object zu haben und zugleich die Unter- suchung übersichtlicher zu machen, gebe ich in der umstehen- den Tabelle alle Paleae, welche die Richter'sche Ausgabe des Decrets ' und die Bickell'sche Tabelle gemeinsam haben mit fortlaufender Nummer in der ersten Abtheilung, und citire deren einzelne Stellen mit der Nummer ohne Zusatz; in der zweiten stehen mit besonderer Numerirung die nur von Richter angeführten, welche ich mit dem Zusätze R., z. B. R. 32 an- führe; in der dritten folgen die nur von Bickell angeführten, welche mit B. bei der Nummer citirt werden sollen. 1 Decretum Gratiani emeiulatum et notatiouihus illustratum Gregorii XIII. P. M. jussu editum. Post Justi Henningii Boelimeri curas brevi adnota- tione critica instructum ad exemplar Romanum denuo edidit Aemil. Ludov. Richter. Lips. 1836. 4. Die Paleae im Decret Gratians. 289 Paleae, welche Paleae, welche Pal eae, welche Richter und Bickell haben nur Richter hat nur Bickell hat Fortl. Nr. Stelle im Beeret Stelle im Deeret Stelle im Beeret 1 Dist. V.c. 1 1 1 2 >> „ „ 4 Prava 2 2 3 rt VI.,, 2 3 3 4 H IX. „ 1 4 4 5 « ,1 ,1 2 5 5 6 n XVII.,, iNeque 6 6 7 T» XVIII.,, 1 7 7 8 n „ „ 11 8 8 9 T) 11 ,1 16 9 9 10 11 12 13 n n XIX., 1 XXIII., 13 XXIV.,, 1 XXV. „ 5 10 11 12 13 a c o o ü 10 11 12 13 s "o ü 14 15 16 XXVII. „ 7 XXXI.,, 5 XXXII. „ 2 14 15 16 C 41 •*^ IE 14 15 16 a 17 18 19 20 21 11 n „ .17 XXXIV.,, 2 XXXV. „ 5 17 18 19 20 21 17 18 19 20 21 hl 22 23 22 23 22 23 24 n XXXVII. „ 6 24 24 25 11 XXXVIII. „ 13 25 25 26 27 28 n 11 n 11 « l-"^ XLII.„ 6 26 27 28 26 27 28 29 30 n « „ 7 XLIV.„ 7 29 30 29 30 O 4 31 r « „ 8 31 , 31 ■ 32 Dist. XLIV. c. 9 290 Schulte. Paleae, welche Eichter und Bickell haben Paleae, welche nur Richter hat Stelle im Decret Stelle im Decret Paleae, welche nur Bickell hat Stelle im Decret 32 m 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 C. Dist. L. c. 13 23 V > V n "^ r „40 41 „ „ „ 52Quodsi LIV.„ 3 „ » „ " n 5) n " n n n 16 n n n 1 ' B „ n 18 LVI.„ 2 LXI.„14 LXIIL„31 n n n 3». LXIV.„ 3 LXVIII., 4 LXXV.„ 6 „ LXXVIir.« 2 LXXXI.,,21 „ LXXXVIII. „ 11 n n » '2 XCI.„ 2 XCV. „ 12 XCVI. V c. 13 14 3 7 I. Q. I. c. 60 » « !!■ n 3 IV. „ 13 VII. „ 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 ü I ^ Dist. L. C.47 a a o "o ü <0 n3 D.XCVI.C.12. .= ü I Wie in der ferst. Colonne 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 I '^ <1) nn s o G o ü dl a a o ü i C. I. ii IV. c. 6 I Wie in der (erst. Colonne Die Paleae im Decret Gratians. 291 Paleae, welche Paleae, welche Paleae, welche Richter und Bickell haben nur Rii'Iiter hat nur Bickell hat 1 ^ Stelle im Decret tä Stelle ti Stelle tS'^ ^^ im Decret ^^ im Decret 67 68 69 C. 11 II. Q. »1 11 n 11 I. n III. c. n 11 8 9 6 70 71 72 S 68 69 70 ^ 6 70 n « 11 V. 7) 14 73 71 > 'S _o 71 n » r n n 15 74 .2 6 72 72 73 n n 11 VI. n •n 17 2 75 76 77 78 (D } ^ c. n. Q. VI. c. 17. C. II. Q. VI. c. 23 73 74 75 J ^ C. II. Q. VI. c. 29. Dies — exiit. 74 rt n n VII. V 7 79! \ Wie in der 76 1 Wie in der 75 n III. „ in. V 4 80 J ersten C61. 77 78 / ersten Col. C. III. Q. III. c. 4. §. Except. 76 » 11 r V. 11 14 81 s 79 77 " » n VI. 11 6 82 80 .4^ 02 78 n '^ )i IX. 11 7 83 1 ^ 2i 81 ^ i 79 n IV.,. II. n 2 84 1 ^ o 82 80 n V. „ VI. r 6 85 •sä 83 .sc5 81 >7 VI.,, III. 11 5^ 1 86 Ol 84 .£ 82 » n ij IV. n 1 4 87 ^ 85 86 87 88 C. VI. Q. V. c. 2 C. VII. Q. I. c. 1. atque — veniat. C. VII. Q. I. c. 11. ubsque — conjuiif^it. 83 1) vin. „ I. n 2 So dl 89 OJ 84 « IX. „ I. n 2, 89 1- S 90 85 n r n ;i n .3 90 ' •- Ö i 91 } •= d 86 n n n II. n 2 91 2 94 v " » r . 7 99 100 C. XI. Q. I. c. 45 In — debet 100 95 n « « Tl « 47 101 101 96 B « ?? III. . 38 102 102 97 » 11 ?* V « 45 103 6 103 6 98 « XII. ,. II. . 31 104 a o 104 a 0 99 M « T» » , 55 105 105 1— ( 0 0 100 n xni.„ II. „ 31 106 G 106 r^ 101 « 11 n 11 „ 32 107 .4.9 CO 107 102 w XIV. „ • V. „ 4 108 s 108 S 103 104 XVI. „ Tl II. „ 5 9 109 110 TS 109 110 TS 105 rfi r 5' 11 ,, 3 111 D 111 (D 106 n n n tl « 4 112 % 112 107 n n n » „ 5 113 113 108 n Tl 11 VII. . 2 114 114 115 C. XVI. Q. VII. c. 3. 109 n XVII. „ IV. 9 11 *- 115 flj 116 HO T) n V ^ . 14 116 117 03 c (5 111 » V y 11 . 16 117 118 0 0 112 )? rt f» V . 17 118 ü 119 0 113 114 n r 11 11 . 24 « 25 119 120 a 120 121 s Ol u 115 n rt »1 n . 26 121 u 1) 122 %• 116 IS r n M „ 42 122 r^ 123 n3 117 « XX. „ I. . 5 123 _a 124 118 n Ji n 11 „ 7 124 0) 125 0) 119 fl rt V n « 10 125 126 127 C. XX. Q. I. c. 15. 120 n XXI. „ III. n 1 126 \ Wie in der 128 1 Wie in der 121 Tt XXII. „ II. « 17 127 j ersten Cnl. 129 ' 1 j ersten Col. Die Paleae im Decret ftratians. 293 Palecae, welche Richter und Bickell haben Stelle im Decret Paleae, welche nur Richter hat pH Stelle im Decret Paleae, welche nur Bickell Iiat 3!zi stelle im Decret 122 128 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 C. XXII. Q. « XXIII.. V. c. 23 .V. „ 5 VIII. „ 1 n n -^ 11 11 •-' XXVII. „ 5? ! XXX., XXXI. , I. ,, 8 „ ^ 38' II. „ 4 7 Vi 7T • " „ 8 n n 18 51 11 51 III. „ 6 I. „ 6 II. . 2 XXXIV. „ I. etil XXXV. „ VI. , 2 X. „ 4 De cons. D. I. c. 58 128 129 130 131 132 133 1.34 135 136 137 1.S8 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 C.XXII.Q.V. c. 19 C. XXIII. Q. Vm. c, 25 c. xxrv. Q. III. c. 22 CS I.. _ "o \ Wie in der I ersten Col. C. XXXVI. Q. IL c. 11. Item - debeat. Decons.D.IV. c. 22. 130 131 132 133 134 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 u > a; s a) -4-S w _ "o .2 ü 1» C, XXXII. Q. VII. c. 2. manente — viro. \ Wie in der ersten Col. 294 Schulte. Bickell's Ansicht (de paleis pag-. 14 — 18) lässt sich folgendermassen wiedergeben: alle Paleae sind nach der ersten Abfassung des Decrets zugesetzt worden; dies geschah zu ver- schiedenen Zeiten; sie sind von den übrigen gemeinen Capiteln nicht zu unterscheiden und aus denselben Quellen geschöpft, besonders aus Burchard, Iwo u. s. w.; kein Canon ist jünger als das Decret, auch keiner von denen, die in den Sammlungen Bernhards und des Johannes Galensis stehen; wahrscheinlich sind die auch in Bernhards Sammlung stehenden aus dieser dem Decrete zugefügt. Letzteres motivirt er dadurch (pag. 15), dass Huguccio zu c. 1. D. XXXIV. sage: ,aliis clericis licita est (venatio) causa necessitatis cum pedicis, laqueis et retibus et hoc quiete et pacifice, sed non est licita cum canibus et avibus et potest colligi in concilio romano (d. an. 1179): cum apostolus et in extr. Episcopum, Omnibus (c. 1. 2. coli. Bern. Tit. de clericis venat.), quae duo capita hie habentur pro palea.^ Es liegt auf der Hand, dass dies Argument nicht zu- trifft. Beide stehen bei Burchard (II. 213. 214). Wenn sie Huguccio als Extravaganten bezeichnet, deutet er allerdings damit an, dass sie in einer Sammlung stehen, aber noch nicht, dass sie in der Comp. I. stehen. ' Dass sie aber nicht all- gemein in den Handschriften standen, beweist das absolute Schweigen über sie einschliesslich des Apparatus von Johannes Teutonicus. Rücksichtlich der Bezeichnung Palea sagt Bickell: ,Haec capitula, quoniam additamenta erant genuino decre- torum volumini adiuncta, plerumque omnino non lege- bantur in scholis; ubi autcm mentionem earum faciebant interpretes, ibi obiter tantum ea attingere solebant addita ratione, quod paleae essent, quo quidem vocabulo respuere haecce capita et a granis Gratiani tanquam folliculos secernere volebant." ' Ich halte, wie ich au einem andern Orte ausfüliren werde, trotz der Dfduction von Maassen in den Beiträgen, nicht für ausgemacht, dass Huguccio's Summe nach der Comp. I. fällt. — Da sie H. als Paleae anführt, citirt er sie sicher nicht aus der Comp. I. Die Paloae im Decret Gratians. 295 Zum Beweise dafür beruft er sich auf Huguccio, den er aber sehr kühn einen ^scriptor ad Gratiani aetatem pro- xime accedens' bezeichnet, obwohl die Summa sicher 40 Jahre später fällt, zwischen beiden aber eine Reihe von Schriften liegt, die Huguccio benutzt hat. Seine Argumente aus ihm und einige Glossen enthalten aber nichts, als dass eine Stelle pro palea sei. Diejenige Stelle Huguccio's, auf die er sich wirklich hätte berufen können, aus der meines Erachtens die ganze falsche Auffassung des Wortes palea geflossen ist, die auch meines Wissens von keinem Neueren beachtet wurde, ist ihm unbekannt; sie lautet zu c. 51. C XXVII. q. 2. (Cod. Bamb. P. II. 28): ,palea est, sed utilior, quam gijanum.' Die jetzt folgende lange Interpretation hätte ihm gezeigt, dass ,das obitei' attingere' auch nicht immer zutrifft. Ich biu aber auch der Ueberzeugung, dass Huguccio den Zusammenhang Pau- capaleas mit den Paleae, ja mit dem Decret überhaupt, entweder nicht gekannt, oder nicht für richtig gehalten hat. Denn ich habe die Summe ganz gelesen und nirgends Paucapalea erwähnt gefunden. Das vollständige Schweigen über die Eiutheilung durch Paucapalea, die Worte Huguccio's in der Einleitung: ,Opus suum magister in tres partes distinguit: scilicet in distinctiones, causas, in tractatum de consecratione. Prima pars ceutum una distinctionibus declaratur, secunda XXXVI causis terminatur, tertia V distinctionibus ter- minatur.^ obwohl er Rufins Summa kennt und Rufin citirt, bestärken mich in dieser Ansicht. ^ Bickell, der, ohne zu wissen, dass sie Rufins Summe enthält, die Mainzer Handschrift be- nutzt, hält deren Autorität durch Stephan von Tournay für gemindert, von dessen Verhältniss zu jenem er nicht unter- richtet war. So kommt Bickell zu folgendem Resultate: ,Quoniam enim hoc vocabulo denotare voluerint, capita ista tanquam additamenta non esse legenda nee ad ' Deshalb halte ich auch die von Maassen Pauc. S. 24 (470) nach Sarti mitgetheilte Glosse Hu. für suspect; sie stimmt mit der Suimiia nicht; für eine nach der Summa fallende Thätigkeit H. als Glossators haben wir keinen Anhalt. 296 Schulte. genuinum Gratiani librum referenda, eo facilius forsan de nomine palearum h. e. folliculorum iis tribuendo cogitare poterant, quia similitudine nominis Paucapaleae auctoris huc quasi sponte trahebantur/ Man sieht_, er weiss sich nicht zurecht zu finden. Maassen hat in der ang-eführten Abhandhxng- aus Ruf in, der Summa Parisiensis, einer Glosse und Johannes Andreae gezeigt, dass die Paleae dem Paucapalea zugeschrie- ben werden. Nur das hatte er im Auge; die einzelnen Stellen wollte er damals nicht untersuchen. II. Um eine ganz sichere Basis zu haben, theile ich mit, was bis auf Johannes Teutonicus aus Handschriften, die allein entscheiden können, und zwar der Schriftsteller, wie des Decrets von mir festgestellt worden ist. Es sollen zunächst die ältesten Schriftsteller, soweit sie Notizen enthalten, ange- führt werden. a) Paucapalea's Summa (ich kenne die drei ersten von Maassen S. 42 f. genannten Handschriften, die vierte nicht, dann: Wiener Hofbl. 570 und 2220, Alen^on, Carpentras, Darm Stadt Hofbibl. 1416). Er hat bereits eine Palea, Nr. 119, als ein Gratianisches Capitel; eine zweite, Nr. 81, führt er inhaltlich an, um zu be- weisen, dass Gratians Angabe Einschränkung erleide; eine, Nr. 137, nimmt er wörtlich auf. Diese beiden fand er also im Texte nicht vor; auch hatte er sie wohl bei Abfassung der Summa noch nicht zugesetzt. b) Stroma des Roland us (jetzt Ausgabe: Fr. Thaner Summa magistri Rolaudi. Innsbruck 1874). Hier werden Nr. 98 und 119 als Capitel des Decrets angeführt. Thaner S. XXII zeigt, indem er die mühsame Arbeit vornahm, die mit Zahlen von Rolandus angeführten Capitel mit der Richter'schen Ausgabe genau zu vergleichen, dass Rolandus nicht kannte die Nummern: 13, .32, 33, 34, 44, 63, 66, 70, 71, 72; von 92 bis 94 zwei; 96, 99, 102, 103, 104, 10.5, 106, 107, 116, 117, 118, 120, 123, 124, 12.5, 126, 127, 128, 134, 135, 136, 138, 139, 140; R. 150. NatürHch ist für die nicht aufgeführten nichts bewiesen, da eben Rolandus nicht immer so citirt, dass sich aus dem Die I'aleae im Docret Gratians. 297 Citate schliessen lässt. Da Paucapalea selten mit dem Capitel citirt, bei Weiten nicht alle Capitel commentirt, so lässt sich aus ihm eine solche Deduction nicht machen, aber auch aus seinem Schweigen keine Folgerung ziehen. Das Gleiche gilt wesentlich von allen folgenden. c) Summa des Rufin us (ich kenne ausser den von Maassen Pauc. S. 9 ff. genannten Cod. Goetting. ms. jur. 159). c. 11. D. XII. V. ,quae quidem toto orbe. Et sunt verba Augustini se ipsum exponentis, quamvis quidam credant, a paucapalea esse interposita^ Paucapalea erwähnt c. 11. blos von ,Quod enim^ an, woraus die Richtigkeit des Gesagten gestützt, jedoch nicht unbedingt gefolgert werden kann, da er häufig nur einen Theil eines Capitels erwähnt. Ich halte den Anfang nicht für eine Palea, da ihn der Hb er aureus decretorum hat. Dist. XVIII. c. 15. in line: ,Invenitur enim capitulum bartilonensis concilii, quo dicitur annis singulis,' folgt der Wortlaut von Nr. 9, das er also nicht als Palea kannte D. XXV. nach c. 4. ,Hic in quibusdam decretis habetur interposita a paucapalea auctoritas Augustini, quae talis est: ,Qui in aliud^; folgt Nr. 13. D. XXVII. c. (5. ,Et post in quibusdam libris invenitur Nam si etc. et apposuit hoc paucapalea usque in finem capituli. Ist Nr. 14. D. XXXII. c. 17. jHospitiolum tuum etc. usque pres- byter paucapalea ex auctoritate Jer. apposuit. Nr. 17. D. LXXIII. .Qualiter vero. Nota, quod totum hoc, quod hie invenitur, usque ad proximam distinctionem hanc ,Quae- ritur de his^ paucapalea, ut aiunt, apposuit, et tanquam in utile non legitur.' Damit ist also die ganze Dist. 73 als Palea erklärt. Sie wird in der Summa des Paucapalea er- wähnt, fehlt im ,Liber aureus'; die Summa Parisiensis giebt sie ziemlich mit Ruhns Worten als Zusatz (mein 2. Beitr. zur Lit. des Decrets S. 41), endlich sagt auch Huguccio: ^Hic interseritur LXXIII. di., quae in scholis non legi- tur' (weil sie nicht mehr im Gebrauche stehe); ,ut quid ergo membranam occupat.' 298 Schulte. Sie giebt die Erörterung und Beispiele der Formata. Auch hier ist wieder eigenthümlich, dass Huguccio die Bezeichnung meidet. C. n. q. 5. ,uti habetur ex quodani decreto Innocentii ;Quotiens frater noster' eadem quaestione/ Nr. 72 hat er also nicht als Palea. C. XII. q. 2, c. 31., Nr. 98 commentirt er ohne Be- merkung. Bei der Unvollständigkeit der Handschriften ist für spä- tere nichts zu sagen. Paleae sind also nach ihm: Nr. 13, 14, 17, Dist, 73; zweifelhaft c. 11. D. XII; nicht Nr. 9, 72, 98. d) Stephans von Tournay Summa (ich kenne Codd. Alencon, Berlin ms. lat. in 4. Nr. 193, Bamberg B. III. 21., Q. VI. 40, München 171G2, 14403, Mainz hum. 52, die nicht alle vollständig sind). Er commentirt ohne Bemerkung: Nr. 1, 68, 80, 119, R. 78. e) Johannes Faventinus (ich kenne folgende Hand- schriften: Kl o Sterne üb urg Nr. 655, Bamberg P. IL 27;, Angers, Frankfurt a. M. num. 52, Alen9on, ChartresJ. Er commentirt ohne Bemerkung: Nr. 1, 33, 68, 98, B. 65, bezeichnet als Paleae: Nr. 13, citirt aus Burchard Nr. 81, 90. f) Summa Parisiensis (Maassen Paueapalea, mein 2. Beitr. S. 29 ff.). Sie commentirt ohne Bemerkung: Nr. 2, 47, 58; B. 65, 115. Bezeichnet ausdrücklich als Paleae: Nr. 3, 13, 14, 17, 21, 22, 23, 28, 29, 30, 33, 34, 59, 60, R. 61; B. 78; die Dist. 73, ausserdem noch: c. 6. D. XLVL, c. 27. C. I. q. 7, dict. post c. 4. C. III. q. 3. §. 7; ad c. 15. q. 5 ibidem eine Stelle, die in der Richter'schen Ausgabe nicht steht; c. 1. C. III. q. 8. g) Summa des Sicardus von Cremona (ich kenne Codices: Bamberg D. II. 20, D. IL 17, Darmstadt 318, Wien 2166). Sein Werk bot wenig Gelegenheit; er citirt Nr. 137 mit der Bemerkung ,in quodam extravaganti capitulo'. Da seine Summa zwischen den 5. April 1179 und 30. August 1181 Die Paleae im Beeret Gratians. 299 füllt (mein 1. Beitr. S. 40 ff.), ist bewiesen, dass das Citat bei Huguccio für gar keine bestimmte Sammlung entscheidet. li) Summa Coloniensis (mein 2. Beitr. S. 1 ff.) um 1169 oder 1170. Sie führt Nr. 132 als ,in extravagantibus' an. ii Summa Lipsiensis (meine Abhandlung über sie in den Sitz.-Ber., Bd. LXVIII). In ihr werden commeutirt ohne jede Bemerkung: Nr. 1., 68, 98, 119; B. 115. Bezüglich aller andern schweigt sie. k) Summa des Huguccio' (ich kenne Codd. Bamberg P. II. 25, P. II. 2S [mit Joh. de Deo Fortsetzung], Fulda D. 22, Marburg A. fol. nur bis c. 62. C XL q. 3, Leipzig Universität 985 nur C. II— XXIi; XXIIl — c. 29 C. XXIV. q. 3 in der Forts, des Joh. de Deo). Er commentirt oder führt an ohne jede Bemerkung : Nr. 9, 17, 28, 33, 47, 58, 67, R. 61, 77; B.' 65. 75, S6. Ausdrücklich als Paleae bezeichnet er: Nr. 1, 3, 4, 6, 10, 13, 14 (irrthümlich sagt Maassen Beitr. S. 11 das Gegen- theil), 18, 19, 37, 49, 61, 62, 64, 68, 72, 76, 80, 84, 85, 96, 98, 121, 122, 133; R. 128. —Bei Nr. 72: ,et haec forma iurandi habetur in extr. quotiens, quae habetur hie in quibus- dam pro palea'; zu 98 : ,palea est et quidam libri non habent eam', er commentirt sie aber. Extr. deutet ihm also wieder keine bestimmte Sammlung, Johannes de Deo bezeichnet in der Fortsetzung als Pa- leae: §.4. c. 4. C. XXIIL q. 7. bis zum Ende der quaestio; R. 134; zu c. 23. 24. C. XXV. q. 2: ,non solent legi, quia habentur alibi'. 1) In dem von mir (Decretistarum jurisprudcitiue speci- men. Griss. 1868, pag. VIII sqq.) beschriebeneu Decretum ab- breviatum, das sich liber aureus decretorum nennt, wird keine einzige der als Paleae bezeichneten Stellen angeführt, ebenfalls nicht die 73. Distinction. Allerdings werden auch viele andere Stellen nicht angeführt, indessen wäre das, wenn man es so auffassen wollte, ein eigenthümlicher Zufall. Das- selbe gilt von Cod. 68 der Frankfurter Bibliothek, welcher. ' Ich werde an einem andern Orte beweisen, dass C. XXIII — XXVI nicht von H. herrührt, sondern von Joh. de Deo wirklich fortgesetzt ist. Sitzungbber. d. phil.-hist. Cl. LXXVIII. Bd. U. Hft. 20 300 Schulte. wie Bickell, ohne ihn zu nennen, richtig vermiithet, des Omnibonus Werk Abbreviatio decreti enthält. III. Aus den bisherigen Mittheihmgen dürfen wohl fol- gende Sätze als unzweifelhafte Folgerungen gezogen werden: 1. Aus dem Umstände, dass ein alter oder mehrere alte Schriftsteller ein Capitel nicht als Palea erklären, folgt keines- wegs, dass es im Gratianischen Texte stand. Denn kein ein- ziger Schriftsteller berücksichtigt überhaupt auch nur alle un- zweifelhaft echte Capitel. Ein Beispiel wird genügen. Huguccio erwähnt nicht die Palea Nr. 78, nämlich c. 7. C. III. q. 9., er erwähnt aber auch nicht Cap. S und 18 mit dem dictum ,nisi' daselbst, welche beide im Hänel'schen Codex am Rande zugeschrieben sind und doch nirgends als Paleae erklärt werden. Auch die Summa Lipsiensis erwähnt Cap. 8 nicht. 2. Schon sehr früh gingen die Handschriften des Decrets auseinander, indem sie, wie namentlich Rutinus bereits hervor- hebt, bald einzelne Stellen, welche Paleae sind, ohne sie als solche zu bezeichnen, enthielten, bald einer Stelle diese Be- zeichnung gaben. Dies zeigt sich darin am deutlichsten, dass der eine Schriftsteller ein Capitel als Palea bezeichnet, dies als solches doch mindestens in einer Handschrift bezeichnet fand, während ein anderer dasselbe Capitel nach der Quelle citirt. So führt z. B. Huguccio Nr. 72 als Palea, die Summa Lipsiensis dieselbe als Extravagante an. Man darf wohl mit Sicherheit annehmen, dass die Schriftsteller sich zumeist an die ihnen vorliegenden Handschriften hielten; zu grossen Ver- gleichungen hatten sie auch nicht immer die Gelegenheit. Wie sehr aber die Handschriften abweichen, soll jetzt gezeigt werden. Ich könnte diese Uebersicht noch vermehren, tjflaube aber, dass einzelne durch ihr Alter oder ihren unzweifelhaften Chai-akter als Abschriften alter genügen werden. IV. Handschriften des Decrets. a) Codex von G. Hänel in Leipzig (s. über ihn meine Notiz in Dove's Zeitschrift für Kirchenrecht IX. S. 306. Er hat die älteste Citirart und die primitivsten Glossen. Der Anfang bis zum Worte deserens in c. 14. D. XII. fehlt von der alten Hand; deshalb ist über Nr. 1—5 nichts aus ihm zu sagen). Im Texte stehen: Nr. 13, 14, 15, 16, 17, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27,* 46, 47, 123; R. 61; B. 115. Dist. 73 fehlt. Die Paleae im Decret Gratians. 301 b) Innsbrucker^ Nr. 90 mbr. fol. s. XIII. (Maasseu Beitr. S. 11 ff. meine Glosse zum Decret Wien 1872 — aus Denkschriften Bd. XXI — S. 3 ff. Weg-en seiner Unvollständig- keit ist über die Nr. 73, 74, 76, 77, 78, 79; R. 77, 78; B. 80, 87, 88 aus ihm keine Belehrung zu schöpfen). Er hat Nr. 14, 44, 46, 47, 67, 68; R. 61, 150; B. (x), 11,5. c) Wolfenbüttler H. 33 (meine Glosse S. 10 ff.) hat: Nr. 13, 14, 17, 44, 46, 47, 49, 89, 95, 116, 119, 123, 146; R. 38, 61; ß. 65, 115. d) Münchener Cod. lat. 10244 (Maassen Beitr. S. 27. meine Glosse S. 12 ff.) hat Nr. 13, 44, 46, 47, 49, 67, 68, 89, 95, 116, 119, 123; R. 38, 61, 150; B. 65, 115, 146. e) Münchener Cod. lat. 4505 (meine Glosse S. 9) hat Nr. 2, 3, 13—17, 21—34, 44, 46, 47, 49, 52, 54-57, 59-62, 67, 68, 98, 104—107, 117, 122, 124-126, 128, 134; R. 32, 61; B. 65, 75, 115. f) Trierer 906 (meine Glosse S. 21 f.) hat die Num- mern 3, 13—17, 21, 22, 23, 32, 44, 46, 47, 49, 51, 54, 59—62, 98, 116, 119; R. 61, 77; B. 65, 75, 86, 115. Am Rande sind später als Paleae bezeichnet Nr. 3, 14, 15, 16, 21, 22, 23, 32, 54, 59-62, 98, 116; R. 61. g) Gre noble (mein Iter Gallicum S. 367 f. Sitz.-Ber. Bd. LIX) hat die Nummern 2, 10, 13—16, 21—23, 25—30, 32-34, 37, 46, 47, 49, 51, 52, 54—56, 67—69, 89, 92, 98, 119; R. 61, 77, 100; B. 65, 75, 115. h) Prager Museimi I. B. 1 (meine Glosse S. 22 f. Quellen des Kircheur. Giess. 1860 S. 327 Anm. 3, wo jedoch einzelne Druckfehler) hat Ni-. 2, 3, 13—17, 21—34, 44, 46, 47, 51, 52, 54-57, 59-61, 67, 68, 82, 98, 104-107, 124—126, 128, 134; R. 32, 61, 77, 152; «B. 65, 115, 146, V. Aus der Betrachtung dieser acht, nach der Zeit ihrer Entstehung-, dem Orte und dem Charakter der Glossen höchst verschiedenen Handschriften lassen sich wohl folgende Schlüsse ziehen : 1. Keine einzige dieser Handschriften stimmt genau mit den anderen; alle haben im Texte nur Nr. 14, 46, 47; R. (il : B. 115. Davon ist Nr. 14 als Palea ausser Zweifel durch die Augabe Rulins, der Summa Parisiensis, Huguccio's. R. 61 be- zeichnet die Summa Paris, als Palea. Im Angesichte dieser 20* 302 ScliuUe. Thatsache und der analoa^en Beobachtung von Bickell (p. 10. ff.), der bei den einzelnen Paleae verschiedene Hand- schriften mit ähnlichen Abweichungen anführt, lässt sich wohl die Behauptung aufstellen, dass sich aus Handschriften des Decrets wede)- mit absoluter Sicherheit feststellen lässt, welche Capitel in Wahrheit Paleae sind, noch wann die einzelnen zuerst in die Handschriften übergingen. 2. Je älter die Handschrift ist, desto weniger Paleae hat sie. Deren Aufnahme ist sehr allmälig und in immer grösserem Umfange erfolgt. Dies zeigt sich ganz besonders dadurch, dass in Handschriften, die ursprünglich sehr wenige hatten, später andere am Rande zugeschrieben wurden. So hat der Codex von G. Hänel am Rande von einer Hand des XIV. Jahr- hunderts zugeschrieben 9G, nämlich Ni'. ß — 8, 12, 18—20, 28-44, 49—57, 59—62, (M, (JÜ -70, 74—82, 86—101, 104—109, 111, 112, 114, 117-119, 121, 125—127, 132—142; R. 32, 128, 134, 135, 152; B. 65, 75, 78, 86, 128. Von der Gesammt- zahl, die Richter hat, fehlen also trotzdem noch 40. 3. Aus den Handschriften des Decrets und den Schrift- stellern bis auf Huguccio folgt, dass es im 12. Jahrhundert noch keine grosse Anzahl von Paleae gab, die regelmässig in die Handschriften aufgenommen zu werden pHegteii. Tliat- sächlich dürfte die Aufnahme lediglich durch dem Umstand bestimmt gewesen sein, dass ein Schreiber im Texte seiner Vorlage eine Palea vorfand, die er mechanisch abschrieb, dass die Schreiber jene zuschrieben, die sie am Rande der Vor- lage fanden. 4. Für sicher halte ich zufolge der Angaben von Ruf in und der Summa Pari sie nsis, welche so positiv als möglich sind, und da namentlich Rutin" der Abfassung des Decrets der Zeit nach ganz nahe steht, dass die erste Beifügung von Capiteln, welche Gratian übersehen hatte, sowie die Wieder- holung von solchen, die an mehreren Orten eingesetzt werden konnten, von Paucapalea vo rgenommen worden ist, und dass sich daher der Name schreibt. Vielleicht hat Pau- capalea solchen Zusätzen in seinem Exemplare seinen Namen ganz oder in aljgekürzter Form ofler als Sigle beigefügt. 5. Gj^wiss ist, dass Paucapalea nur eine sehr kleine Zahl beigefügt hat, dass man aber auch die späteren Dio Palpae im Hpcret Gratians. 303 mit dem herkömmlichen Namen bezeichnete. Hierauf deuten verschiedene Gründe. Zunächst wäre undenkbar, dass die Auf- nahme einer grösseren Zahl erst so allmälig stattfand, \v(!nn schon so früh alle, die meisten oder auch nur eine grössere Anzahl in den Handschriften gestanden hätte. Dazu koiniiit, dass wir bereits ziemlich früh eine grosse Unkenntniss des Verhältnissos Gratians beziehungsweise Paucapalca's zur Ein- theilung des Decrets finden; nun wäre aber doch mei-kwürdig, dass, wenn eine grössere Zahl von Paleae früh im Texte ge- standen hätte, sich gerade für diesen einen Punkt die Kennt- niss der Nichtaufnahme durch den Verfasser erhalten hätte. Noch mehr spricht dafür der Umstand, dass nur füi' eine, im Verhältniss zur Gesammtzahl, winzigt^ Zahl j)0sitive Zeugnisse der Beifügung durch Paucapalea vorliegen. So gut aber Rufin und Andere die eine Stelle ausdrücklich als Palea bezeichnet liabcn, konnten sie das bei anderen thuii und würden es wohl gethan haben, wenn sie ihnen als ein von Paucapalea gemachter Zusatz bekannt gewesen wären. Durchschlagend endlich ist die Beobachtunir, dass die meisten Paleae von Schriftstellern citirt werden, aber unter der Bezeichnung Extravaganten oder aus Burchard. Man sehe die Angabe bei Hugucoio. Die Summa Lipsiensis citirt Nr. 03 aus Burchard, hel)t hervor, dass Nr. 1 15 in C. I. q. zu Suhlettstadt. o'2\ (wie in die rührig-e Fürsorg-e der typographischen Officinen)^ welcher uns aucli durcli diesen Briefwechsel ermöglicht wird. Vor Alleui lässt sich aus dieser Corrcspondenz wieder dafür der Beweis führen, dass der junge Humanismus Deutsch- lands mannigfache Aehnlichkeiten mit dem Italiens bietet. Auch hier die gierige Handschriftenjagd, wie dort zur Zeit Poggio's Braciolini's, freilich nicht mit gleich grossartigem Erfolge. Der Briefwechs(3l ist erfüllt von Hinweisungen auf Bibliotheken, in denen Schätze sein sollten oder gefunden werden könnten. Rhenanus selbst rühmt die griechische Biblio- thek der Dominikaner zu Basel als sehr sehenswert, nicht minder die der Predigermönche in Schlettstadt vmd freut sich, dass ihm die des Bischof Nausea in Wien offen stünde. Rapp schreibt um ir)20 von alten Mss. die im Kloster Hirschau verwahrt würden. Georg Wicel wünscht um 1542, dass Rhe- nanus die Fuldaer Bibliothek sehen möchte, die angefüllt mit Alterthümern , ihm gewiss Freude machen würde. Albert Hardenberg aber forscht 1545 in Friesland in einer Abtei Magna Adwardia für Rhenanus und findet daselbst Alterthümer, die er Rhenanus zu übermitteln hofft, wenn es die befreundeten Mönche erlauben. Sehr viel versprach man sich von der Dalburgischen Bibliothek, die u. A. der Strassburger Canonicus J. Huttichius aufs Sorgfältigste perlustrirte, ohne aber ausser dem Griechen Nikander etwas gar bedeutendes gefunden zu haben. Froben, der immer Rührige, war ihm zuvorgekommen. Doch findet sich Huttichius veranlasst, auf einen Thukydides aufmerksam zu machen, ,graece scriptus atque iis litteris, quas elegantiores nemo uidit unquam' und auf ein ,fragmentum Ver- gilianum maiusculis literis cum figuris antiquissimae picturae'. , Haberemus', bemerkt er, ,haec, si quisquam usui forent studiosis'. Auch Michael Westermann berichtet um 1529 von einer Dalburgischen Bibliothek in Hernsheym, in der viele alte Schriften verborgen sein raüssten, denn es gebe wol keine Bibliothek Oberdeutschlands, aus der nicht Bücher dahin- gekommen. Auch bei uns in Deutschland wendete man alle erlaubten und unerlaubten Mittel an, um Codices zu bekommen. Brunfels u. A. scheut sich nicht einmal, Blätter aus den Hand- 322 H 0 r a w i t z. Schriften herauszuschneiden und dem Rhenanus zu schicken, freilich verlangt er sie wieder zurück, dass es Niemand merke. Diess war denn auch der Grund, dass man häufig nur mit grossem Misstrauen den Humanisten den Zutritt zu den Bibliotheken verstattete. Aventin u. A. weiss 1525 nicht genug über die Mönche zu eifern, ,qui monumenta sicuti sacra sex- centis clauibus in cistis conclusa seruant, nee te nisi jussu eins, cui parere necesse est, eadem uel a limine salutare sinunt. Proiude nisi aere et edicto principis sub cujus ditione illa templa sita sunt, instructus fueris, frustra omnia tentas'. Ebenso ergieug es Huttichius um 1536 in der Strassburger Dombibliothek, die sehr reich gewesen, aber von Heidung u. A. so bewacht wurde, ,ut facilius mala Hesperidum quis decerpat, quam illam intueri liceat. Cauent omnino ne ad manus studio- sorum vetustatis ueniant, taceo aeditionein'. Der Arzt Gabriel Hummelberger schreibt über die St, Gallener Bibliothek um 1526: ,Apud sanctum Gallum est bibliotheca antiquissima et optimis voluminibus, ut audio referta. Sed nullis aut paucis et his quidem notis et selectis videndi ejus copia datur et introitus'. Er forscht auch nach den ,bella germanica' (XX. 11.) des Plinius und meint, sie müssten in Schwaben versteckt sein. Um so grösseren Jubel musste es erzeugen, wenn die Bewahrer der Schätze selbst auf halbem Wege den Forschern entgegen- kamen, so waren es z. B. Michael Westermann und der Dechant Reichard von Riepur, die im October 1521) an Rhenanus den Codex des Livius sandten ,qui in tcmpli nostri bibliotheca continetur' ^ es ist der Wormser Codex, den Rhenanus ausser dem wol untergegangenen Cod. Spirensis seiner mit Gelenius gemeinsam edirten Liviusausgabe zu Grunde legte. Westermann begleitete die Sendung mit den Worten: ,Utinam tuo voto redderet' und bemerkt weiters, der Dechant hätte gerne auch Exemplare anderer Bibliotheken geschickt, wenn ihm seine Ueberbürdung diese Mühewaltung gestattet hätte. Einer der thätigsten Förderer war aber des Rhenanus' Pariser Schidfreund, der gelehrte Michael Hummelberger aus Ravensburg, den ich noch öfter werde nennen müssen.' Er war es, der den Rhenanus auf die Peutinger'sche Tafel (schon um 1526) aufmerksam machte und ihn veranlasste, desshalb und anderer Alterthümer ^ TJeber ihu werde ich demnächst eine Monographie ediren. Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus Rheiumus zu Sclilettstiult. Ö_b wegen nach Augsburg zu reisen. Er versprach auch dem Rhc- j nauus die Klosterbibliotheken zu durchforschen, obwohl er 1 nicht viel von ihnen verhofFt; ,quae tarnen^, schreibt er, ,magis \ missalibus libris, catholiconibus mametrectis, vocabulistis et id genus (?) barbaris libris, quam classicis autoribus refertae sunt' Dagegen weiss er von einem Exemplar des Solinus und zwei Handschriften (,vetustissima' nennt er sie) der Rhetorik Cicero's zu berichten, welche sich in Peutinger's Besitz befänden. Kapp aus Strassburg hat in einem Kloster einen Tcrtullian-Codex gefunden, in sehr alter Schrift, den er mit vieler Mühe für Rhenanus nach ITause bekam, — Grosse Freude erregte es in den Humanistenkreisen, wenn wieder ein wertvoller Fund angezeigt wurde. Der junge Caspar Voland in Tübingen glaubte 1524 einen solchen in einem arg von den Motten mitgenom- menen Manuscripte gemacht zu haben: .Repertus est alius liber Plynii junioris ... de omnium membrorum hominis medicina^ Es wird doch wol nur der Compilator Plinius Valerianus ,de re medica' gemeint sein. Eine Plinius- und eine Vitruvius- Handschrift nahm auch Grynaeus aus Worms nach Basel mit sich. Oefter kamen auch den Funden ein gewisser Kritieismus und scharfer Verdacht entgegen. So war es z. B., als Joh. Sichard um 1527 seine Rheinreise unternommen hatte und Rhenanus den unvergleichlichen Schatz pries, den er nach Hause gebracht, Huttichius, der die Worte äussert: ,Vide, ne imponat inscriptiones, ut cum Philippe et demente fecerat. De Ammiano non dubito, quin phrasis iudicium faciat, ne fiat impostura. Laudanda essent hominis Studium et labor, si rem non ageret suam^ Und als W. Nesen die allerdings irrthüm- liche Entdeckung der zwei ersten Bücher des Curtius Rufus durch Beroaldus (die ja seit vielen Jahrhunderten vermisst würden) zweifelnd erwähnt, bemerkt er, dass es ihm zwar Caluus geschrieben habe, aber der habe schon oft etwas ge- schrieben, was sich nicht bestätigte. ,Et est Italis', fügt er hinzu: , aliquid peculiare de libris niulta iactare, praesertim apud Germanos, quibus illi variis modis imponunt^ Aber ausser diesen ähnlichen Zügen, die an jene Bewegung erinnern, deren Träger die Petrarca, Boccacio, Brnni, Traver- sari, Poggio u. A. waren, sind es noch Andere, die in der vor- liegenden Correspondenz an den Humanismus Italiens gemahnen. 324 Horawitz. Auch in diesen Gelehrten wird die Sehnsucht nach dem Ruhme lebendig-, wenn auch nicht in so überschwänglicher Form, wenn auch nicht in so tiefer und Alles beherrschender Weise. Es kling-t wohl kühl und schülerhaft, wenn Einer der Correspon- denten (Nicolaus Pruckner aus Mühlhausen) dem Rhenanus dankt, dass er seinen Namen dem ewig-en Gedächtniss der Menschheit erhalten habe und er g-esteht: ,nef[ue enim ex cau- casea silice natus sum, ut famae dulcedine non tangar, quam ne Herostratus quidem neglcxit' — aber es ist doch dasselbe Gefühl für den Ruhm, das Jene erfüllte. Auch hier ist es das innigste Streben, ein ,homo bilinguis' — seit Reuchlin's An- regung;: ,ein homo trilinguis' zu werden. Wie Felix Platter schreibt, waren aber Graeca noch selten im Lande. Alles, was darauf hinzielt, sich die Kenntuiss dieser Sprache erwerben zu können, wird begierig erstrebt und benützt. Wie Rhenanus selbst Konon's Unterricht, so suchen Andere den seinigen, um bald die griechischen Classiker lesen zu können. Mit Begeisterung spricht A. Burer, der geliebte Schüler des Rhenanus und spätere Vellcjusemendator, um 1519 von den Erfolgen, die Zwingli als Lehrer in Zürich erringt. ,Graecissat pars una, altera graecatur, graecissantium autem praecipuus est amicus ille noster . . . deinde Nicolaus Bauarus ueteranus ille Christi miles, Georgius victor alias Binderus ludi litterarii Tigu- rini moderator egreg-ius , Henricus Nuischeller summi ibidem templi canonicus et Henricus Buchter monachus' . . . Dieses sei das Zürcher ,sodalitium literarium^ Es erregt grosse Freude, als es heisst, Nepos wolle in Basel Griechisch lesen. Andere verlegen sich auf Autodidaxis, wie Eppendorf; wie sehr man aber die Bedeutung des Griechischen zu schätzen weiss, zeigt u. A. Stumpfs Brief an Rhenanus, in dem er wünscht, dass sein Sohn mit lo Jahren schon ,trilinguis' werde. Manche aber eilen an die Quelle des griecliischen Unterrichts nach Italien , Merbel erzählt z. B. von einem Freunde (W izo), er sei nach Rom gezogen ,videndi Romam cupidior forte ob vetustatem magis, quam sanctitatem'. Uebrigens bildet den eigentlichen Mittelpunkt der Correspondenten wie natürlich der allgefeierte Erasmus, sein Supremat in dieser Gelehrtenrepublik ist überall anerkannt, sein Bild ist Gegenstand der Sehnsucht für Viele, um nur einige zu nennen, für Mutian, wie für Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus Rlienanus zu Schlcttstadt, 0_0 Heerwagen. Eben Miitian ist es, welcher aucli der Anschauung von der Zusammengehörigkeit und Einheit Worte leiht und den trefflichen Gedanken ausspricht, die Humanisten seien ein grosser Orden, gewissermassen im Gegensatze zu dem Orden des Mittelalters der Orden dei- Neuzeit, was der Gelehrtenstand denn auch jetzt noch ist. Und dieser Orden wird durch keine Landes- und Sprachgrenzen beschränkt, auch in dieser Correspondenz gewahren wir die vielfachen Berührungen, welche zwischen deutschen und italienischen Humanisten statthaben. Ich spreche hier nicht von der sattsam bekannten Ausnützung und Nach- ahmung der italienischen (venetianisehen, Aldinen) Editionen durch unsere Gelehrten, sondern will vielmehr nur auf zwei Punkte hinweisen, in denen der Zusammenhang ersichtlich wird. Da ist es einmal die Beziehung zu den Mailänder Huma- nisten und vor Allem zu Marcus Fabius Caluus von Ravenna. Caluus selbst erwähnt der häufigen Briefe, die er von Rhenanus erhalten und welche hohe Achtung Rhenanus bei ihm und seinen Freunden genösse: ,sentio tibi tantum auctoritatis et beneuülentiae hie comparatum esse, ut possis omnia de Insu- bribus nostris tibi polliceri'. Der Antheil, an den Angelegen- heiten Deutschlands, den alle Grossen nehmen, sei sehr be- deutend. Caluus verspricht alle Schränke des.Alciat auszuräumen, sobald dieser von Avignon gekommen sein wird, um dem Rhenanus zu senden, was seinen so nützlichen Studien frommen kann. Wahrscheinlich scheint Rhenanus ihn um den Vellejus des Morula ersucht zu haben, weil gleich darauf vom Vellejus, der Froben mehr kosten werde, als die Legesedition gesprochen wird. Caluus Avill auch einen von Marcellus übersetzten Dioscorides an Froben zum Drucke schicken, verspricht einen Prokopios zu senden, wie er einen Appian und die Hymnen des Pictorius und den Chalcidius geschickt. So viel hat er gesandt: ,quae possint fidem meam probare et Frobenii gloriam adaugere', tadelt aber die Typen, er wolle dafür sorgen, dass sie elegantere bekommen. Er spricht weiters auch von der Achtung, die Grolierius für Rhenanus habe und bittet, er möge den Brief des Grolierius an Erasmus sicher im Auctarium abdrucken lassen , statt ,Julius' möge er aber ,Minutius' setzen. Caluus drückt auch seinen Unwillen über die impostores : Villanova und Varisius aus^ und sendet Bücher- 320 Horawitz. ballen mit hundert Exemplaren von Schriften Alciats mit hundert Exemplaren der Werke des Musikers Fractini und einige medicinische Werke an Frohen, endlich kündigt er seinen Besuch an. Auch später in den vierziger Jahren, als er erkrankt war, lässt er durch Merbellius seine Grüsse aus- richten und gibt Nachrichten über die dortigen Verhältnisse. — Weitaus bedeutender ist aber der geistige Zusammenliang, der sich zwischen den Schriften der Italiener und den Anschauungen der deutschen Humanisten zeigt. . Hier ist es der Piatonismus, der als ein dem Christenthum vergleichbares Element gefeiert wird. Die Ausführungen des Picus von Mirandola begegnen uns auch in dem vorliegenden Briefwechsel. Albert Barer preist u. A. die Stoa neben dem Christenthum; völlig aber stimmt Peutinger's hochinteressanter Brief mit den Ansichten jener Italiener. Peutinger citirt z. B. den Marsilio Ficino über die Uebereinstimmung Platon's und Moses, meint, Plato sei nichts Anderes als ein Moses, der attisch spräche und bemüht sich, diess durch viele Citate zu erweisen. Er beruft sich dabei auch auf Picus. Schreiten wir zur Betrachtung des Inhaltes der Corre- spondenz, so gewahren wir, dass sich das Hauptinteresse der brieflichen Mittheilung auf die zur Edition vorbereiteten oder herausgegebenen Classiker concentrirt. So rühmt Peutinger bei Uebersendung ' des Cassiodor die Erudition und Akribie des Rhenanus ,in bonis authoribus restituendis . . . Haec enim vera pignora sunt, quibus posteris memoria non vulgaris et simul priscorum eruditio denuo comparatur, haec longo jam tempore alias ab ignavis et torpore afFectis, non solum objecta, sed et penitus quasi collapsa ruinae data fuissent, quam autem hactenus in re operam nauasti, omneis recognoscunt, quiqui in bonis literis et libris versari solent^ Nicolaus Episcopius kündigt das Erscheinen eines ,liber antibarbarorum' an , Johannes schreibt über die Bücher des Philo, die ,supra raodum corrupti et . . a Georgio Tiphernate probre conversi adeo ut opus esset, illos etiam habitos ad exemplaria Graeca, quae Romae in bibliotheca Sixti habentur recognoscere'. Theumer aus Freisingen berichtet um 1.531 von einer Vergleichung der Quintilianausgabe 1 Vgl. meinen Rhenanus III, 1. 2, Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus Khenanus zu Schlettstadt. o2 < mit dem Manuscrii)te und spricht seine Absicht aus, die Fabeln des Hyginus abzuschreiben, dessen Handschrift freilich in sehr schlechtem Zustande sei — es war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Freisinger Manuscript. — Ilhenanus äussert sein Urtheil über die Schollen des Jakob Spiegel zum Pontanus — Ursinus Vellius berichtet über die Scholien desselben zum Ligm-inus und Bartholinus — und kündigt der darnach begierigen literarischen Welt das baldige Erscheinen eines Farrago der Briefe des Erasmus an. W. Neseu erwähnt der Restitution des Terenz durch Glarean und der eigenthümlichen Aussprache des Griechischen durch denselben Gelehrten, der s'.owasv wie Veinum ausspreche. Eine interessante Nachricht sendet Michael Hummelberger um 1526: ,Contulimus (er und sein Bruder) simul uetustissima duo exemplaria Apuleji de medicaminibus herbarum, quod illius esse omnino persuasum habeo, sed dii boni quanta dissonautia illorum, utrunque corruptissimum est, potuit tarnen multis locis alterum ex altero emendari, quod si adhuc aliud exemplar accesserit, sperarem ex integre posse re- stitui hunc librum. Et ex Dioscoride aliqua restitui posse darum est, quum ex illo pleraque desumpta videntur^ — Wir hören hier auch viel von Druckern und Officinen. Mit dem grössten Eifer sind die Typographen besorgt, interessanten und lohnenden Stoff für ihre Pressen zu bekommen, vor Allem Frohen, der nichts mehr wünscht, als neue Funde, er, den die Lorbeeren des Aldus und J. Parvus nicht schlafen lassen, dem seine Gelehrten nicht schnell genug arbeiten können, dem nichts peinlicher ist, als wenn seine Pressen stille stehen. Nächst ihm zeigt Herwagen den rührigsten Wetteifer, er bittet U.A. denRhenanus: ,caeterum si quid aliud habes historiarum, quo sperares rem literariam juvari, ad me da et excudam non sine fenore tuo, vel si quid aliud est, quo prelum meum pro- moveri credas, ad me dare non molestuni sit et refundam quos decuerit munere siuc id sit veteris Theologiae siue Poeseos nitidioris^ Ueberhaupt steht Rhenanus zu den Buchdruckern in einem engen und freundschaftlichen Verhältnisse. Herwagen z. B. nennt ihn sein Asyl und seinen Patron: ,spes onmis in te deuoluta me fouet' schreibt er da und fragt den Rhenanus wol öfter, z. B. 1531 : ,Quos putes per hiemem autores aut historicos stylo committendos edoce et cathalogum eorum mitte quo 328 Hör a Witz. diligentius conquirere possim, in tempore nunc fere nihil est, nisi tu quid miseris^ Ueberall begehrte er seinen Rath, wie denn Rhenanus auch der erste war, dem er (1542) den Process mit seiner Frau anvertraute. Auch aus der vorliegenden Corre- spondenz lässt sich unschwer ersehen, dass die Ofhcinen nicht bloss die Sammelpunkte der Gelehrten waren, in denen man Alles erfuhr, was diese interessirte : neue Funde und Editionen , wie allerlei Personalien und Skandalgeschichten, welche die geschäftige Fama verbreitete, sondern auch wahre i Zufluchtsstätten ärmerer Diener der Wissenschaft und wan- < dernder Scholaren. Die Beziehungen der Amorbache, Heer- wagen, Oporinus, Frohen sind bekannt. Rhenanus genoss | namentlich von den ersteren und dem letzten vielfache Unter- stützung, wenngleich Froben's, ,des Kretensers^ Geiz und unholde Charakterseiten sich auch gegen ihn wendeten. Zahl- reich sind die Angaben über die Officinen , ihre Pläne und j Editionen. Die Briefe A. Burer's u. A. liefern am Schlüsse gewöhnlich eine Uebersicht dessen, was die Typographen ge- leistet oder was sie vorhaben, so schreibt er z. B. 1520 bei Froben seien die ,Adagia^ und die ,Apologia Erasmi', bei Cratander die deutschen Werke Luthei's vmd ein Büchlein des Cl. Cantiuncula, bei Adam (Pctri?j die lateinischen Werke Luthers und die Artikel des J. lluss erschienen. Wir erfahren dabei auch, welch' bedeutenden Einfluss Rhenanus' Urtheil auf die EntSchliessung der Buchdrucker hatte. Der Druck von Werken, wie die von Cranz, werden seinem Rathe anheim- gestellt. Sein Antheil an dem Wirken der Basier Buchdrucker war auch anerkannt, kein Geringerer als Mutianus Rufus, der die ,Autores Frobeniani' zu verehren erklärte, spricht zugleich mit dem vollen Lobe, das er und alle Gelehrten Froben zollen von Rhenanus ,Sciunt optimi et plurirai eam gloriam te adjutore et socio n actum tua industria virere ac florere^ Nicht minder als jenem hochverdienten Buchdrucker müsse auch ihm gedankt werden, ,propterea, quod tua sollerti diligentia iieri videmus, ut tot emendati Codices circumferantur^ Mutian gedenkt aber auch namentlich des Verdienstes, das sich Rhenanus durch die Ausgabe der Schriften des Erasmus erworben. — Noch könnte der zahl- reichen Nachrichten erwähnt werden, die sich auf Editionen theologischen, reformationsgeschichtlichen und anderen Inhaltes Die Bibliothek uml ('orrespondenz des Beatus Khenanus zu Schlettstadt. 029 beziehen, doch kann ich diess hier füg-lich übergehen und will bloss bemerken, dass es auch an Angaben über Versionen nicht fehlt. Die meisten sind Uebersetzuugcn aus dem Grie- chischen in's Lateinische, öfter aber erschienen auch Versionen in's Deutsche. So unternahm es Schott mit Hinzuziehung von ,Astrologeu^ , Aerzten und anderen Gelehrten des Plinius ,naturalis historia^ in's Deutsche übersetzen zu lassen, Heinrich von Eppendorf sollte die ,nuncupatio ad Titum^ übersetzen : ,dii optimi^, schreibt dieser, ,quanta obscuritas et que comen- tantium somnia!' Schliesslich bittet er den Rhenanus, seine ihm gar nicht genügende Version zu bessern. Doch genug hie von! Wurde fi'üher die Einwirkung italienischer Vorbilder deut- lich gemacht, so waren es dennoch die italienischen Humanisten nicht in erster Linie, aus denen unsere Geister zweiten und dritten Ranges schöpften, sondern vielmehr die grossen Meister, wie Erasmus, die allerdings ihre Vorbilder selten nannten. Erasmus ist denn, wie ich schon früher sagte, wenigstens bis 1525 so entschieden und anerkannt der ,princeps litcrarum^, wie ihn u. A. Huttichius nennt, dass es wol keinen Briefwechsel aus jenen Tagen geben wird, der ihn unerwähnt Hesse. Auch die vorliegende Sammlung bietet der Beweise hingebender Verehrung, enthusiastischer Bewunderung und unbedingter Unter- ordnung unter den grossen Gelehrten eine reiche Fülle. Ausser dem scharfen Schreiben Eppendorf's an Rhenanus und einer treffenden kritischen Bemerkung M. llumni eiber ger's über die Heftigkeit des Erasmus (perplacet mihi Erasmi nostri lingua^ sed quacso te, (juur tam prodiga et infrenis est, quae Omnibus frenum addit et parcitatem suadetV num sui oblitu est, dum aliis loquacitatem exprobat, ipsa est loquacissima lepida lingua, non plura, ne Erasmica lingua sim linguacior) athmen alle Briefe die höchste Devotion, es ist für jetlen Schreiber eine hohe Ehre, wenn er einen Gruss an den ge- waltigen Philologen senden oder sich nach seinem Befinden, ja vielleicht gar nach seiner Arbeit erkundigen darf. Die gelehrten Streitigkeiten mit Leo und Dorpius werden als eine Art Blasphemie betrachtet, aus Mähren und Ungarn, wie aus Frankreich gelangen begeisterte Ergüsse über Erasmus an 330 Horawitz. Rhenanus; jubelnd schreibt M. Humnielberger, als er von der Uebersiedlung- des Erasmus nach Basel hört. Das Gerücht seines Todes erregt Verzweiflung, Alles was ihn betrifft, seine Reisen, seine Auszeichnungen werden genau notirt und den Freunden als hochwichtige Angelegenheit mitgetheilt. Allerdings die Ehren, die Erasmus von den FiJrsten nicht bloss, sondern auch von einfachen Bürgern genoss, waren für ihn wol höchst schmeichelhaft, für unsere Zeit aber beschämend. Wie Rhenanus ihn verehrte, weiss man ; geradezu schwärmerischen Ausdruck findet diese Verehrung in einem Briefe an Nesen (er stammt wol aus der Jugendzeit), in dem er diesen zu seinem Zusammen- leben mit Erasmus gratulirt. Er fährt darauf folgendermassen fort: ,Nam quid aliud est Erasmo habitare, quam inter ipsas versari Musas, quid cum illo simul eadem mensa accumbere quam celesti interesse convivio. Equidem artium inventrices Musae praedicentur sed quid est aliud Erasmus quam univer- sarum artium quoddam quasi -avooy.sTov? Et singuli in sin- gulis aliquando excellunt at hie in omnibus primatum (?) tenet'. Auch Favre von Etaples geräth in Entzücken, wenn er eine Schrift des Erasmus erhält; weder Midas noch Crösus hätten ihn mit ihren Schätzen so erfreut, als Rhenanus durch die Uebersendung einer solchen Schrift, schreibt er um 1519. In ergötzlicher Weise schildert Mutian, wie er zu mehreren Briefen des Erasmus ,des christlichen Cicero' gekommen : ,Semel atque iterum ad me scripsit omnium humanissimus, nullis meis meritis tantum iuepta quadam epistola subinvitatus, quam Eobanus inter pocula iinpetrauit et expressit. Vide, quod faciat poetica suauitas. Negare non potui , piget et pudet. Quid quaeris ? Religiosius salutandum erat numen. Scripsi ebrius et nihilominus bis sum, o inauditam facilitatem resalu- tatus. In ardua nititur et ascendit et tarnen Interim ad ami- corum parvitatem sese demittit^ Und als es 1520 heisst, dass Erasmus, ,der Phönix der gelehrten Welt' gestorben, schreibt Georg Schirm aus Mailand : ,cum stupore et moerore percepi. Den wirklichen Heimgang epilogisirt in der Correspondenz der würdige Paul Volz. Die Bibliothek und Correspondenz des Beatus Rhenanus zn Sclilettstadt. 331 Spärlicher als übei- den grossen Freund des Rlieuanus äussern sich die Briefe über den anderen Führer der TTuma- nisten über Johannes Reuchlin, doch würde man irren, wenn man glauben möchte, sie schwiegen V(tllig über ihn; u. A. ist es O. Brunfels, der folgende Bemerkungen an Rhenanus a. a. ir»2() richtet: ,de Capnione rabula quidani forensis haec ai)ud nos retulit. Ajebat omnia illius direpta esse, concisos Codices chaldaeos, graecos, hebi-aeos in ipsius oculis, idque a personatis quibusdam praedicatoriae factionis nebulonibus, (jui se in alium habitum transformassent. Argentea vasa et quicquid suppellectilis est domesticae praedata, depopulatam domum, in summa nihil illi reliquum esse substanciae praeter pauca qnaedam immobilia, quae vocantur noualia et agri (?). Spero facturuni (?) esse, quod dixit, volebat enim complacere nieo majori, illius maximo hosti. Tu si quid de hoc negotio certi tenes fac sciam. Mihi pietas atque fides Capnionis plurimum placet. Fertur et protulisse celebre hoc aphtegnia (jmnibus templorum vestibulis inscul- pendum, cum illi multa polliceretur Bauariae dux, tum se non debere meminisse malorum. Nihil inquit recipio, retributionem spero a Deo altissimo. 0 hominem christianum, o uere philo- sophum, ubi ea pietas uel auditur uel aspicitur ab hiis, qui haec solo habitu profitentur, ampullis et sesquipedalibus uerbis? Und Rhenanus meldet sofort dem Bonif. Amcrbach von der Verurtheiluug Reuchlin's: ,Pontifex Reuchliniacos articulos nuper damnauit in gratiam Monachorum, quorum opera nunc eget et in odium Lutheri^ Aber die interessanteste Notiz über Reuchlin liefert ganz beiläufig Rhfmanus. Bisher war man über Reuchlin's Eheverhältnisse nicht im Klaren, selbst Ludwig Geiger, der in seinem o-ründlichen und o-edieo-enen Werke über J. Reuchlin SO vieles aufgeklärt, kommt S. 29 auch nur zu dtün Schlüsse, es lasse sich durch unsere Quellen nicht sicherstellen, ob Reuchlin ein zweites Mal geheirathet. Eine Notiz in einem der Briefe des Rhenanus aus dem Jahre 1511), der sich in einem Buche eingeschrieben fand, räth dem Albert Burer an, es wie Reuchlin zu machen : ,beatam aliquam matronam patroni verbis persuasara accepturus coniugem quam verisimile non sit longius te victuram, ut post huius obitum diuitias nactus puellain aliquam tibi adjungas forraosulam, candidulam, blandulam, quae corpus tuum frigescens suo calore excalfactet et exhaustum suo succo Sitzungsbor. d. phil.-bist. Cl. LXXVUI. Bd. II lllt. 22 332 Horawitz. locupletet. O quam feliceni fortunam hie mihi depingis, inquies. Sic est mi Alberte. Habe bonum auimum. Hoc pacto Reuchlinus ille miiltiplici linguarum peritia praeditns emersit. So wichtii; diese Stelle für Reuchlin's Biog'raphie ist, so abstossend miithet ihre Denkweise uns an ; wahrlich, der kläglichen Philister- berechnung' dieses Rathschlages gegenüber nehmen sich die Ausschweifungen der Fidelfo, Beccadelli and Anderer italieni- schen Humanisten grandios aus, es ist doch Schwung und Geni- alität in ihnen. Auch Melanchthon findet in dem Briefwechsel mehr- fache Erwähnung, überschwänglich preist ihn um 1521 ein Ungar, Schiverius, mit den Worten : ,Cedite Romani scriptores, cedite Graii Qui vos stultificat, nempe Philippus adest'. Auf seine Beziehung zu Rhenanus komme ich noch zurück, die Erwähnung Reuchlin's und Melanchthon's aber führt uns von selbst auf eine kurze Bemerkuno- über die Reformations- bewegung, insoweit sie sich in unserer Correspondenz wieder- spiegelt. Für die Opposition gegen das Mönf.hthum und für die entschiedenen Sympathien des erasmischen Kreises sind auch hier so zahlreiche Proben, dass eine Auswahl schwer fällt. Wir finden hier alle Nuancirungen, von ruhiger Kritik des die Kirche Entehrenden und Schädigenden bis zu scharfer Invective gegen die /lummen Mönche^, kurz alle jene An- schauungen und jene bekannte Phraseologie begegnen uns auch hier, die wir von Erasmus gewohnt sind. Einer der heftigsten Eiferer gegen Hoogstraten's , höllische Partei', wie er sie nennt, ist Augustinus Gemoseus, der die mannigfachsten Attribute i häuft, um seinen Ingrimm gegen diese , pharisäische Rotte' zum Ausdrucke zu bringen. Auch Brunfels lässt es daran nicht fehlen, er klagt über die Unwissenheit und Unduldsamkeit der Geistlichen und schildert in lebendiger Weise das unglückliche Loos eines talentvollen Mönches : ,Ea praeterea sors nostrarum factionum, ut si qui eciam vivacioris sint ingenii provehi tamen non possint, neque probe maturari. Quantum putas nos dementant, obtundunt, hebctant nocturnae excubiae. Eo nunc ventum est in rebus, ut summam religionis in superstitione Dip rSililiot-liolc nnil nnrroRponflPiiz fies Beatns Elienanus zn Sclilrttstartt. 33o collocent, in habitibus portentosis, in discordiii, in abstinencin ciboruni, in iiulaicis fabulis, ut i'cligiosissimns sit, (jui impcri- tissimus tniculcntissinius, spurcissinuis est, undc et nnror, quid hunc eohors illa praedicatoria paciatui-, quibns niliil invisius bonis literis, quibus nibil sapit, quam quod barbaiuin, (|u:un quod sophisticum est. Miruni qiujd non diu male ille mulctauit Hochstratus sophistarum aXsx^ Innig- wünsclit l>runfels, dass die Sopliisten beseliänit werden, die den Erasmus, Melanchthon, Dorpius, liutber, Reuchlin und alle Neueren so sehr verachten. M. Hummelberger ist den Predigermönchen ebenfalls nicht hold, er schreibt um 1522 von den ,miris facinoribus ordinis fratrum nebulonuni et nequissimorum ardelionum' und ärgert sich über Eck, Murner u. A. Ueber Eck schreibt er unter anderem um 1521 : Argumentosus homo et spinosulus sophista fretus papisticis bullis Omnibus bonis et pie doctis grauis est, sed dabit olim poenas publicas literarum hostis, Rhenanus selbst äussert sieh scharf über die ,monachi arrogantes' von deren Dummheit und fruchtlosen Angriffen auf Stumpf, Zwingli, Luther, A. Bucer häuiig erzählt. Treffend bemerkt Bucer, die Schmähungen dieser jSykophanteu' seien eigentlich das höchste Lob, und sehliesst mit den Worten: pulehrum profecto genus et omnibus spectan- dum, si monachi mutuo sese cucullis diuerberare ceperint. Selbst der sich keineswegs überstürzende J. Spiegel, den Rhenanus beschwören miiss, Erasmus, Luther und Melanchthon hold zu sein, schildert um 1520 wenigstens die päpstliche Cauzlei rück- haltlos: Curie officiales Minutarii, Abbreuiatores, scriptores, rc- uisores, Regestorum plumbarii et sexcenti alii harpie et totius christiani orbis nedum germanici auri urnae. Fragen wir uns nun, wie stellte sich Rhenanus zu dieser antimönchischen Bewegung? Die Bezeichnung , monachi arro- gantes' lässt seine Stellung wohl schon ahnen, eingehender aber äussert er sich um 1519, wo er an Marcus Bersius schreibt: non siuis oves tuas per auia aberrare h. e. monasteria, ne luporum morsibus exponantur h. e. monachoruni. jiraeterea pa- bulum eis praebebis non inibri corruptnni et putidum puta Scoticas aut Thomisticas neuias sed suum (!) Erasinicam vide- licet doctrinam. Diess ist doch durchaus dem antimönchischen Geiste entsprechend, der unter den Baseler Gelehrten herrschte. Weiter führt es aber schon, wenn Rhenanus den .Inhann l'>-k, 334 Horawitz. den , ausgezeichneten Mann, unseren Freund', bedauert, dass ei- in die Arena der Disputation hinabgestiegen sei, oder wenn Brunfels seine rückhaltlose Freude über Hutten's Commentare zur päpstlichen Bulle äussern und di'ess mit den Worten: ,Deus adsit homiui, ne impingat uel male pereat' begleiten darf. Häufig sind denn auch die Nachrichten über Erasmus, Luther, Bucer, häufig die Bitte, Bücher der Genannten zu besorgen oder her- zuleihen. Schon aus dem Briefwechsel Zwingli's ist zu ent- nehmen, wie ungemein eifrig Rhenanus Schriften Luthers col- portirte und welche Propaganda er dafür machte; auch in diesen Briefen finden sich dafür Belege; es fehlt* nicht an Fragen und Bitten um Bücher Luthers und an Dank für die Zusendungen. Interessant ist es, die lebhafte Theiluahme zu gewahren, mit der man in allen Briefen bis zum Jahre 152r) den Handlungen Luthers folgt. Joh. Xjlotectus z. B. klagt um 1521, dass man von Luther nichts erfahren könne; Rhena- nus schreibt aber an Bonifaz Amorbach von der Absendung des Aleander, des Cajetan und Miltitz gegen Luther und fürchtet, dass der Kaiser, der wegen seiner Jugend jene Dinge noch nicht verstehe;, zur Unterdrückung Luthers seine Zustimmung geben werde. ,Ganz Deutschland', schreibt er aber weiter, ,ist Luther gewogen', Hütten habe die Bulle des Papstes, in der in dieser auf das Gräulichste verdammt^, , schön lächerlich' gemacht und mit den schärfsten Schollen durchgehechelt; man könne nichts Bissigeres lesen. Darauf erzählt er, der Papst habe an mehrere Fürsten geschrieben, sie möchten Hütten ent- weder tödten oder aber nach Rom führen. Und er berichtet weiters über die Bullenverbrennung, die Wormserreise Luthers, die Schrift über die babylonische Gefangenschaft, die Bibel- übersetzung und die Schrift gegen Heinrich VKI. Es ist nicht uninteressant zu bemerken, wie man die Reise Luthers nach Worms auffasste. Rhenanus ahnte — wie er an Bonifaz Amor bach schreibt — einen bösen Ausgang, denn Aleander habf dem Kaiser gerathen, Luther gar nicht zu Wort kommen zu lassen. Rhenanus zählt die drei Gründe auf, die Aleander vorgebracht haben soll, er fühlt sich durch sie nicht überzeugt, ,0 rationes acutas' ruft er aus und meldet mit sichtlicher Ge- nugthuung, dass Sickingen, Hütten und der gesammte Adel für Luther einstünden. Auch Spalatin schreibt einen langen Die I'ib'iothek und Corrpspoiulpiiz des lieatus Rhenaims zu Schlettttadt OÖO Brief, man sieht, er weiss nicht, was besser wäre, üb Luther nach Worms gehen oder ob er nicht gelien solle; könne er nicht, so hätten die Feinde einen guten Anlass, ihn für einen Feind zu erklären. Aber auch viele Zeichen der Zeit und der Volksstimmung werden berichtet, da reist z. B. ein Mt'mch gegen Born, wirft auf halbem Wege die Kutte von sich und wird weltlich; in Mainz erhebt sich das ganze Volk gegen die Verbrennung der lutherischen Bücher, selbst der Scharfrichter erklärt, er richte kraft seines Amtes nur die Verurtheilten, Aleander selbst wird bedroht (wie Bhenanus an Bonifaz Anior- bach schreibt), in Rappersweiler lässt man in einem Versspiele den Papst sammt seinen Cardinälen, zugleich aber auch Juden und Gauner unter dem kaiserlichen Joch durchgehen. Die bigotten Schlettstädter dagegen schlagen zur Revanche einen papierenen Luther und Hütten an's Kreuz, wie Saudi Zeller aus Schlettstadt berichtet. Doch genug von diesen Notizen, die sich unschwer vermehren lassen, es fehlt auch nicht an dem Rückschlage. Vom kaiserlichen Hoflager in Granada schreibt u. A. Mercurinus Gattus um 1526, es gebe drei Par- teien: eine sinnlos päpstliche, eine verbissen lutherische, eine, der es wirklich auf das Christenthum ankäme, und bemerkt hiezu: Lutherauorum factiouem ita semper oppressam optaui et omnino eradicaretur caeteraque corrigerentur mala quod Caesaris nostri auspiciis futurum spero. Männer, die ursprünglich Luther und seiner Reform zugethan waren, wie z. B. Zasius, fielen im Verlaufe von ihm ab; wir erfahren von Rhenanus selbst, warum Zasius diess gethan. Nunc nonnihil immutatus est, (pium mo- nuerit Lutherus praestare sacerdotes uxoribus, quam scortis esse copulatos. In den späteren .lahren war der Abfall in diesem Kreise ein sehr grosser, Humanismus und Reformation gingen eben nicht mehr Hand in Iland, es erfolgte jeuer Scheidungsprocess, der die stärkeren uml energischeren Naturen zur Sache des Protestantismus führte, die Aengstlicheren al>er sich zurückziehen Hess. Die reactionäre Stellung, dir Rhenanus in diesem Scheidungsprocesse einnahm, soll später noch er- wähnt werden; es ist begreiflich, dass die Correspondentcn, die dem Rhenanus noch treu blieben, meist aus dem Lager der Conservativen sind. So, um nur Weniges hervorzuheben, schreibt ein Caaonicus aus Worms: illaudati etiani viri sunt, 336 Horawitz. etsi Grece aut liebraice se iactitaut liuguae eruditos, quid un- quam maiores haeresiarclias quam grecos et hebreos. Am treffendsten aber scheint mir die Aeusserung- P. Volz';, dem es vorkommt, als ob ein neues Papstthum entstünde und die In- toleranz sich in abstossender Weise zeige. Wohl würde es nicht in diesen Zusammenhang passen, wollte ich eingehender den nicht unbeträchtlichen Gewinn, der aus diesem Briefwechsel für die politische und Cultur-Geschichtc sich ergibt, darlegen. Nur in wenigen Worten mag darauf hin- gewiesen werden, dass sich über den Bauernaufstand, über die Stellung des Kaisers zu den Protestanten, seinen Zug nach Tunis, die Beziehungen Frankreichs zu Deutschland, über den Krieg in Savoyen, die Zusammenkunft des Kaisers und Papstes, über das Trienter Concil, über den englischen Aufstand, die Wormser und Regensburger Colloquia und andere Religious- gespräche, über die Türkengefahr, die Einnahme von Rhodos, über die Fürstenberger Fehde, den Cardinal Farnese, über die Uusittlichkeit der Franzosen und anderes mehr oder weniger gute Angaben linden. Am meisten überraschen dabei die Be- merkungen Heinrichs von Eppendorf über die Bauernaufstände, welche er durch die Faulheit und Aumassung des Adels ent- standen erklärt, und jene Aeusseruug Wizcls, Europa werde noch türkisirt werden, mit Deutschland aber bald aus sein. Einer ähnlichen trüben Auffassung begegnen wir in einem Briefe Gabriel Hummelbergers von 1531: Demum de Germania nostra <|uid sperandum putas? Ego certe nihil aliud augurari possuui, quam miserandam sui ipsius ruinam . . Ein jedes Reich, das uneins ist, muss zerfallen, unserer Sünden halber schreitet dann das Verderben — wenn auch langsam gegen uns heran. Gott möge sich unser erbarmen. ,Res Germaniae^, fährt er dann fort, , Auguste compoui poteiant, sed nihil actum est. Forte peccata nostra nil aliud nieruerunt. Romanistas Germa- norum abusos simplicitate nemo bonus negabit. Sed Luthera- nismo quid aliud etiam actum est, nisi ut omnia ruent? Dei timor, proximi amor et quod merito doleudum est, omnium bonarum literarum evanescit disciplina, et nemo nunc amplius liberos suos bonis literis erudire studet'. Neben den früher erwähnten politisciieu Nachrichten und Reflexionen darüber liefern archäologische, etymologische und rechtshistorische Die Bibliothek und Coriesiiuiidenz des Beatus KhenunuK zu Öchlettstadt öö < Beuierkung'eu viel Stoff, meist sind sie der Geschichte des deutscheu Mittehilters eutuommen und entweder vor dem Er- öcheincu der ,Kes Germanicae' oder doch aus Anhiss derselben dem Rheuanus geschickt. Als die wichtig-sten nenne ich die Augaben Brieffers und Damian von Göes' über die Unzuver- lässigkeit der Münster'scheu Kosmographie und den geradezu eminenten Gedanken Aventins: unter dem Schutze und mit der Unterstützung der deutschen Fürsten und durch die umfassend- sten Forschungen in Klöstern und Archiven den Quellenstoff für Deutschlands Geschichte zu sammeln; der Plan der Monu- menta Germaniae existirte schon um 1525! Gelegentliche recht interessante Angaben über Münster, Pellicanus, Oecolampad, Mutian, Phrygio, Grynäus, Damian von Göes, J. von Lasco, Bonifaz Amorbach, J. Nepos, Glarean, Faber Stapulensis, Faustus Andrelinus u. A. können hier keine Besprechung finden; mag es genügen, sie zu erwähnen. Dagegen scheint es mir geboten, nun übersichtlich die Stellung zu zeichnen, die Rhenanus in der Correspondenz ein- nimmt. Das Hauptinteresse concentrirt sich ja doch so in seiner Persönlichkeit, dass man es vielleicht dem Referenten verargt, ihn nicht vom Anfange an zum ^Mittelpunkte der ganzen Darstellung gemacht zu haben^ doch sprechen viele Gründe da- gegen. Zweifellos vermag eine Briefsammlung die Bedeutung eines Mannes vortrefflich aufzuweisen, nicht bloss, wie er sich gibt, ist charakteristisch, sondern mindestens ebenso sehr die Art^ wie ihn die Anderen nehmen. Und da ist denn nun die Auffassuuü;, die sein Wesen im Kreise der Freunde und Be- kannten findet, eine ganz ausserordentliche, ausgezeichnete. Hohe Ehrfurcht, Ergebenheit und Bewunderung begegnen ihm auf jeder Seite der an ihn gerichteten Briefe. Und rechnet man auch einen grossen Tiieil dieser Ehrenbezeigungen auf die damalige Modephraseologie und die Unterwüriigkeit der Schreiber, so bleibt doch immer noch Sachliches genug übrig, um die Achtung und die gerechtfertigte Bewunderung zu be- greifen, von der die Correspondenten überströmen. Rhenanus Ansehen ist nicht bloss als das des Freundes des Erasmus, sondern auch als das des bedeutenden Schriftstellers von Allen anerkannt und respectirt. Die , seltene Vereinigung der Tugen- den mit der Gelehrsamkeit' lobt hier der Eine (Yppshofer), OÖö Horawitz. den eindringen den Forschungseifer, der jetzt immer rarer werde, preist Aventin, derselbe schickt ihm seine Chorogi'aphia Baioariae zur Begutachtung. Faber aus Etaples rühmt ihn seiner formalen Tüchtigkeit wegen: mirus iste lepor tibi na- tiuus, et humanitas illa suavissima, schreibt er ihm um 1519; nicht minder ehrenvoll klingt das Lob Groliers aus demselben Jahre. Hohe Achtung hegte auch der Kurfürst von Köln vor Rlienanus. Wie Albert Hardenberg berichtet, freute er sich über die An- sicht des Rlienanus über die eilftausend Jungfrauen, weil er damit seinen bigotten Clerus zu ärgern hoffte, er wünschte desshalb auch ausführlichere Darlegung; Hardenberg versichert schliesslich, wie sehr der Fürst den Rhenanus wegen seiner staunenswerthen Gelehrsamkeit ehre und liebe. Zahlreich sind die — oft überschwänglichen Bezeichnungen, mit denen ihn die Freunde apostrophiren , z. B. ,Germaniae lumen ac decus' (Joh. Herold); antiquitatis ac literarum vindex publicus. Zu dem Interessantesten, das sich aus dieser Correspon- denz erschlossen, gehört aber die Angabe über des Rhenanus Vcrhältniss zu IMelanchthou. Michael Hummelberger, dessen Briefe uns überhaupt sehr viel bieten, spielt zwischen den beiden Gelehrten die Rolle des Vermittlers. 1521 schreibt er aus Regensburg an R. Phil. ]Melauchthon: quibus superiore Augusto literis me salutauit, simul inhortatus est, ut se tuae amiciciae insinuarem. Cum enim optime de te sentiat, unice abs te amari cupit. Tu itaque me monitore illum obuiis in tuos amplexus suscipito, et eum qui adeo candide atque vehe- menter te amat sinceriter (ut [et]) toto pectusculo redamato ne- que etiam graueris, cum per tabelliones licebit literis signiticare diligentiam hanc meam, qua tantum tibi concilio virum, utpote quo nee terra tulit candidiorem. Magnum hoc vel ipse putabit se tuorum esse in amicorum numero. Ne autem me fabulam existimes tibi narrare verba ilVms huc transcribam, haec nempe: Beato Rhenano quoniam (quando Sehst.) cum illo tibi vetus amicicia est et familiaris me quaeso aliquando commendes. Optarim et unice illi viro probari. Hactenus ille. Talem igitur te geras mi frater Beate qiialem decet Rhenanum. Und 1523 berichtet Hummelberger von dem erneuten Wunsche Melanch- thons, mit Rhenanus befreundet zu werden. Rhenanus scheint also auf llummelbergers Mahnung nicht eingegangen zu sein, I>je Jjibliothek uud Cünesiloiidenz des Beatus KlieiiauuK zu Sclilettstadt. 3'j\) doch i>rüsst er durch »Spahitiu auch seinerseits Mckuiclithun, in dessen Briefsaiunihmg ein Jiriet' des Rhcnanus vennisst wird. Die Begeisterung für den berühmten Mann fülirt Viele nach Öchlettstadt, um ihn zu sehen, in weiter Ferne gedenkt man seiner beim Becher und bringt ihm ein Hoch aus, der Wiener Bischof Nausea nennt ihn einen , unvergleichlichen Mann'. Jedes seiner Werke wird mit dem grössten Interesse aufgenommen, Aventin u. A. drückt seine Freude über die vorbereitete Pliniusemendation aus ,de Plinio quod scribis, äussert er um 1521, plurimum gaudeo, semper indigne tuli, praestau- tissimum eorum, quos lingua latina habet tantuni negligi^ Als er an seiner Tertullianedition arbeitete, schrieb ihm der be- rühmte Damian von Göes: eundem Tertullianvmi propediem a te repurgatum multi viri docti auidissime expectant. Quam fac uti tantorum virorum spem ne fallas. Bucer aber bat ihn, sich der Thränen über den Tod seines Vaters zu enthalten, damit seine Augen für die Emendation des Tertulliau frisch blieben. Jede Ankündigung, dass er etwas schreiben wolle, erregt die grösste Aufmerksamkeit und lebhafte Sehnsucht nach dem wirklichen Erscheinen; man verlangt gierig mehr von ihm, als der so überaus Heissige Mann leisten kann. Brunfels klagt z. B. einmal (^1520), dass Rhcnanus' Musen schweigen: ubi tuae Pandectac"? Ubi Paterculus ilie, quem nobis polliceris in sco- liis T. (?) Legi commentarios tuos in Claudium Senecae, quam tersa onniia, quam latina! quam graeca! quantum legisti, quan- tum tenes! Confundis nos semidoctos o doctissime Rhenane! — So hoch steht Rhcnanus als Gelehrter da, dass man bei einem Gerüchte vom Tode des Erasmus sich sofort in einer gelehrten Angelegenheit, in der Erasmus als Richter erbeten ward, an Rhcnanus wendet; man erkennt ihn, wenn auch nicht mit Recht, gewisserniassen als dessen Thronfolger im Reiche der Philologie an. Wesentlich verschieilen ist das Verhältuiss, in dem Rhc- nanus zur Reformation steht. Sagen wir es mit einem Worte: so gross er auf dem Gebiete der stricten Gelehrsamkeit er- scheint, so klein ist er hier. Schon an einem anderen Orte habe ich die Stellung des Rhenanus zu dieser grossartigsten Eut- wickelung unseres Geisteslebens dargelegt, bis auf das Jahr Hess sich die Wendung bestimmen^ die aus Rhenanus, dem o4X) Horawitz Die Bibliothek und Coriespondeuz des Beatus Kheuanus zu Sclilcttstadt. eutschiedeneii Gegner der ,Viri oLscuri^, aus dem Freunde Zwiug-li's, Bucers und Oecolampad einen bedächtigen, ängst- lichen Reactionär gemacht. Ob nun die Ruhheit der Bauern- aufstände, üb der immerhin beschränkte Blick des Rhenänus oder, was das wahrscheinlichste ist, ob Beispiel und Einfluss des Erasmus diese üble Wandelung verschuldeten, uns gilt es gleich, die Thatsache steht fest, ihre Folgen spürt mau auch in unserem Briefwechsel. Seitdem sich Rhcnanus von der grossen Sache unseres Volkes zurückgezogen, wird der Kreis seiner Correspondenten ein immer engerer und beschränkterer. Statt der stolzen Namen der Hütten, Aventin, Zwingli, Bucer, Myconius u. A. begegnen uns Namen, deren Träger entweder völlig unbekannt oder mit der grössten Müiie als Localberühmt- heiten zu eruiren sind. Mau fühlt es heraus, Beatus Rhcnanus ist durch seine ablehnende Haltung zur Refoi'mation selbst isolirt geworden. In dieser Isolirung hat er allerdings als Ge- lehrter noch viel geleistet, die Nation aber nahm weniger Notiz von ihm, sie Hess ihn in seiner Verwaisung — war ja auch sein Erasmus gestorben — allein. XXV. SITZUNG VOM 11. NüVEMJiER. Die Direction dm* k. k. Uuterrealschule zu Bruncck spricht den Dank aus für die ihr von der Classe überlassencn Werke und Separatabdrücke und bittet um die Zusendung' des jAnzeigers^ Die Direction des k. und k. niilitärisch-geogTaphischeu Institutes zeigt der Akademie das Erscheinen einer , General- karte von Ceutral-Asien^ an. Das wirkl. Mitglied Herr Regierungsrath Dr. Schenk 1 in Graz ersucht, unter Rückstellung des Codex Parisinus lat. 1913, um die Intervention der Akademie zu dem Zwecke,, zwei weitere Codices aus der Bibliothek zu Boulogne-sur-mer und Brüssel nach Graz geliehen zu erhalten. Das wirkl. Älitglied Herr Prot'. Conze legt für die Denk- schriften das zweite Heft der römischen Bildwerke ein- lieimischen Fundorts in Oesterreich vor. Herr Docent Dr. Ignatz Goldziher aus Buda})est legt eine Abhandlung vor: ,Beiträge zur Literaturgeschichte der Si 'a und der sunnitischen Polemik^ mit der Bitte um ihre Auf- nahme in die Sitzungsberichte. Au Druckschriften wurden vorgelegt: Bihliotheque de l'Ecole des cliartes. XXXV. Aiiiitje 1874. 4*^ Livraison. Paris; 8". Breslau, Universität: Akademische Gelegenhcitsschrilten aus d. J. 1873/4. 4" und 8'^'. 342 Central-Coramis sion, k. k. statistische: Mittheilungen. XX. Jahrgang. VI. Heft. Wien, 1874; 4". — Statistisches Jahrbuch für das Jahr 1872. III., IV. und IX. Heft. Wien, 1874; 4*^'. — Ausweise über den auswärtigen Handel der österr.-ungar. Monarchie im Sonnen-Jahre 187;j. XXXIV. Jahr- gang. Wien, 1874; gr. 4". Essex Institute: Bulletin. Vol. V. 1873. Salem, Mass., 1874; S». Gesellschaft, Deutsche Morgenländische: Zeitschrift. XXVIII. Band, 2. und .3. Heft. Leipzig, 1874; 8". Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde: Zeitschrift. VII. Jahr- gang. 1874. 1. — 3. Heft. Wernigerode, 1874: 8». — Die Urkunden des Klosters Stötterlingenburg. Von C. v. Schmidt-Phiseldeck. Halle, 1874; gr. 8". Jahres-Bericht des Münzen- und Autiken-Cabinetes im Joanneum zu Grätz. 1873. Grätz, 1874; 4". Karpathen-Verein, Ungar.: Jahrbuch. I. Jahrgang. 1874. Kassa; S^*. Lund, Universität: Acta. Philosojjhi, Sprakvetenskap och Historia. 1871; Tom. IX. 1872; Theologi. 1871; Mathematik och Naturvetenskap. 1871; Tome IX. 1872. Lund, 1871/2; 4", Museum Francisco-Carolinum : XXXII. Bericht. Linz, 1874; 8'\ Peabody Acadcmy of Science: V"' Aniuial-Report. Salem, 1873; 8'\ — The American Naturalist. Vol. VI. No. 12 (1872); Vol. VII, Nrs. 1 — 12 (1873); VoL VIII, No. 1 (1874). Salem, Mass.; 8«. ,Revue politique et litteraire', et ,Kevuc scientitique de la France et de l'etrauger'. IV"^ Annee, 2-^ Serie, Nr. 19. Paris, 1874; 4". Verein, histor., der Pfalz: Mittheilungen. IV. Speier, 1874; 8". — für Geschichte der Deutschen in Böhmen: XII. Jahresbericht. 1873 — 1874, Prag, 1874; 4". XXVI. SITZUNG VOM 18. NOVEMBER. Das wirkl. Mitglied Herr Dr. Pfizmaier legt eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung, betitelt: , Denk- würdigkeiten von den Insecten Chinas' vor. Das wirkl. Mitglied Herr Professor Dr. Müller legt eine Abhandlung unter dem Titel: ,Armeniaca IV' für die Sitzungs- berichte vor. An Druckschriften wurden vorgelegt: Academy, The American, nf Arts and Soieutes: Piüceedings. Vol. VIII Sign. 64 — 85. Boston & Cambridge. 1873; 8". — The Complete Works of Count Rumford. Vols. IL -III. Boston, 1873 & 1874; 8". Athen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriftcn für d. J. 1873/4. 4'\ 8" und 12". Bonu, Universität: Akademische Gelegenheitssehriften aus dem Jahre 1873. 4«. und 8'\ Chantre, Ernest, Projet dune legende internationale pour les cartes archeo- Ingiqnes prehistoriquos. Lyon, 1874; 4". — Les faunes mammalogiques tortiaire et quaternaire du hassin du Rhone. Lyon, 1874; 8". Codex (liplomatinis ct. ejnsfnhwis Mornviae. VIII. Band. Vom Jahre 1350 - 1355. Brunn, 1874; 4«. Cnnningham, Alexander, Archaeological Siirvey of India. Report for tlie Ycar 1871/2. Calcutta, 1873; 8". Cusa, Salvatore, I diplomi greci ed arabi di Sicilia. Vol. I. Parte 1. Palermo, 1868; 4". Gesellschaft, k. k, geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVII (neuer Folge VII), Nr. 10. Wien, 1874; 8'\ Heyne, Moritz, Ueber die mittelalterliche Sammlung zu Basel. Basel, 1874; 4". Hortis, Attilio, Catalogo delle opere di Francesco Petrarca esistenti nella Petrarchesca Rossettiana di Triestc. Trieste, 1874; 4". 344 Märten R, F., Reeneil dos trfiites et Conventions conclns par La Rnssie .avec les imissances etrangeres. Tome I. Traites avec TAntriche. 1648 — 17(i2. St.-Petersbourg', 1874; 4". Plattiier, Placidus. Die Raeteis von Simon Leniuius. Schweizerisch-deutscher Krieg- von 1409. Epos in IX Gesäugen. Chur, 1874; 8^. RajendralAla Mltra, Notices of Sanskrit Mss. No. VIT. Vol. Tl. Part IV. Calcutta, 1874; 8". Report on Sanskrit Mss. 1872/n. Bombay, 1874; 8'1 — Fifty-fourtli Annual, of the Board of Public Education of the First School Di.strict of Pensylvania. For the Year 187l'. Philadelphia, 1873; 8". ,Revue politique et litteraire' et ,Revue seien tifique de la France et de Tetranger'. IV*" Annee. 2«= Serie, Nr. 20. Paris, 1874; 4". Sociote d'Ethnographie: Memoires. XII<= Vol. 2'' partie. Paris, 187.S; 8'\ Society, The American Philosophical, of Philadelphia: Tran.sactions. Vol. XV. New Series. Part. I. Pliiladolphia & London, 187:}; 4". — Proceedings. Vol. XIII. Nrs. 90—01. 1878; 8". Thevenot, Arsene. CorresiJondance in^dite du prince Fran^ois-Xavier de Saxe, connu en P>ance sous le nom de Comte de Lusace. Paris, 187;"); S". Tlioinas, Georg Martin, Capitular des deutschen Hauses in Venedig. Berlin, 1874; 4'1 Verein, histor., der fünf Orte Lncern, üri, Schwyz, UnterM'alden nnd Zug: Der Geschichtsfrennd. XXIX. 13and. Einsiedcdn, New- York nnd Cincinnati. 1874; 8". Zeitschrift des Ferdinandcinn für Tirol nnd Vorarlberg. Dritte Folge. XVTTI. TTeft. Innsbruck, 1874; 8". Pfiz major. Denkwürdigkbitpn von ilnn IiiHPrten Chiiia's. 345 Deiikwüi-dio'kciteu von doii Iiisoetcn Chiiia's. Von Dr. Aug. Pflzmaier, wirld. Mitglied dor k. Akademie der Wisnensilialtc iJie in den frühesten Zeiten üblichen Namen der Insecten China's finden sich vorzug-sweise in den alten Wörterbüchern Ni-ya (Rh-ya, angeblich 1000 Jahie v. Chr.), 8chue-\ven, Fang-yen, ,die Worte der Gegenden', znni Theil auch in dem Buche der Gedichte, in den Werken einiger taoistischer Schriftsteller wie Tschuang-tse, Lie-tse, Hoai-nan-tse , Kin- leu-tse, und in mehreren anderen Büchern. Die namentlich dem Ni-ya beigefügten Erklärungen Hessen im Allgemeinen eine Deutung des Ausdrucks zu, in vielen Fällen blieb jedoch der Gegenstand dunkel oder unbekannt. Hierbei wurde die Entdeckung gemacht, dass, besonders in den älteren Zeiten, die zahlreichen Insectennamen und deren Synonyma mit einan- der verwechselt wurden und nicht selten, je nach dem Zeit- alter, dem Vaterland und dem Wissen des Schriftstellers, durch ein und dasselbe Wort eine ganze Reihe verschiedener Thiergattungen, welche nicht immer Insecten sind, bezeichnet wird. Die meisten in den oben erwähnten Weiken vorkom- menden Namen sind, so wie die ihnen entsprechenden Schrift- zeichen, heut zu Tage ausser Gebrauch, und wurden von den letzteren, da sie in der Druckerei fehlen, nur so viele, als sich durch Combination lu;rstellen liessen , in diese Abhandlung aufgenommen. Hinsichtlich der ül)rigen lässt sich das AVörtei"- buch Khang-hi, in welchem sie mit ziendicher Vollständigkeit angeführt werden, nachsehen. 346 Pfizmaier. Was nach den Namen geboten wird , sind vorerst Aul- schlüsse über den Gegenstand^ welche, wenn der Name allein sie nicht bedingte, auf Grund der in dem Pen-thsao, in topo- graphischen und anderen Denkwürdigkeiten enthaltenen Einzeln heiten gegeben werden konnten. Es folgen Nachrichten von den Eigenschaften und der Verwendung der Insecten, von Gewohnheiten, Meinungen und Aberglaube in Bezug auf die- selben, endlich Citate aus Geschichtschreibern, bisweilen auch Dichtern, in welchen der verschiedenen Insecten Erwähnung gethan wird. Die hier gebrachten Nachrichten reichen bis gegen das neunte Jahrhundert unserer Zeitrechnung, nämlich nahe bis zur Zeit, in welcher das für diese Arbeit benützte Thai-ping-yü-lan zum ersten Male veröffentlicht ward. In dieser Abhandlung wurden sämmtliche Gegenstände in der Ordnung, wie sie das Thai-ping-yü-lan bringt, auf- genommen und besprochen. Bei vielen bestand die Auf- klärung beinahe uiu- in dem Namen und in einem oder ein Paar Citaten aus Schriftstellern. Da diessmal von dem System besonderer Ueberschriften abgegangen wurde, war es möglich, auch diesen wenigen Citaten und denjenigen Gegenständen, für welche in unserer Sprache keine Namen gefunden wurden, eine Stelle anzuweisen. In dem Thai-ping-yü-lan werden auch Batracliier, Saurier und Nycteriden zu den Insecten gezählt, was desswegen ge- schehen sein mag, weil deren Namen mit dem Classenzeichen |fa Hoei .Insect' geschrieben werden. Andere Thiere, deren Namen ebenfalls unter diesem Classenzeichen stehen, werden jedoch zu den Schuppen- und Schalthieren gezählt. Der all- gemeine Name für Insecten ist übrigens ^^ ^ Tschung- tschi. Das Ni-ya sagt hierbei : Insecten mit Füssen heissen : ^ Tschuiig. Insecten ohne Füsse heissen : ^ Tschi. Man- ches geradezu Unglaubliche, wie das von den Skolopendern Gesagte, wurde gleichwohl wiedergegeben, weil es die Autori- täten von ernsten und wissenschaftlichen Werken, wie die Geschichte von Kiao-tscheu, die Merkwürdigkeiten von Lin-hai, die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes im Süden der Berghöhen, für sich hat. Im Verlaufe der Abhandlung wurden die Autoritäten überall namhaft gemacht, die chinesischen Zeichen für die Denkwürdiffkeiton vori ilen Insecten f'hina's. »347 Namen der Vei-fasser, wenn diese Namen hckannl waren oder zur Wiedererkennung des Titels niclits Wesentlielies beitrugen, jedoch weggelassen. Noch werde der (■)fters gebrauchten Ab- kürzung ,Mao-schi' gedacht. ^ 'e' Mao-hiang lebte zu den Zeiten der Hau und ordnete das Buch der Gedichte. Er ver- fertigte die Lesungen und übei'lieferte alles seinem Sohne -M Tschang. Die Zeitgenossen priesen beide und sagten: Iliang, der grosse Fürst von dem Geschlechte Älao. Tschang, der kleine Fürst von dem Geschlechte Mao. ,Mao-scl)i' ist daher so viel als: das von dem Manne des Geschlechtes Mao geord- nete Buch der Gedichte. Von den Insecten im Allgemeinen liegt vor: Die Geschichte der Han von der östlichen Warte : Im Frühlinge des dritten Jahres des Zeitraumes Yung- [)ing (()0 n. Chr.) meldeten die Inhaber der Vorsteherämter an dem Hofe, dass man den Palast des langen Herbstes er- richten und die acht Nebengemalinnen dahin bringen solle. Der Kaiser hatte noch niclits darüber gesprochen. Die Kaiserin hiess ursprünglich : der theure Mensch von dem Geschlechte ^1^ Ma. Sie war die Erste in dem rückwärtigen Palaste ge- wesen und stieg hierauf zu der höchsten Ehrenstufe empor. Einige Tage früher träumte sie, dass kleine, fliegende Insecten, an der Zahl zehntausend, ihr folgten, sich auf ihren Leib setz- ten, in Haut und Fleisch drangen und dann wieder entflogen. Die Ueberlieferungen von ^ j^ Hoa-tho in dem Buche der Wei : ßS yr' ^ll Tschin-yuen-lung, Statthalter von Kuang-ling, ward von einer Krankheit gequält. Das Innere seiner Brust war erhitzt und voll, sein Angesicht roth, und er konnte nichts essen. Tho fühlte ihm den Puls und sagte: In dem Magen des Gebieters des Sammelhauses sind mehrere Gantang Insecten. Sie bringen auf diese Weise die Krankheit des inneren Frasses hervor. Dieses w^rd durch das Verzehren von rohem Fleische bewirkt. IMan kann sie jetzt entfernen. — p]r bereitete f^ofort drei Gantang Absud. Ei- Hess ihn zuerst einen Gantang trinken. Nach einer Weile gab er ihm wiedei- einen Gantang. Sofort brach Jener einen Gantang Insecten aus. Dieselben wan^i Sitzungster. d. pliil.-liist. Ol. LXX\ III. Bd. II. Hft. 23 . 348 Pfizmaier. einen bis zwei Zoll lang, liatten rothe Köpfe und bewegten sich mit dem halben Leibe. Sie waren Gehacktes von rohen Fischen. Das von Siao-tse-hien verfasste Buch der Tsi : T* ■S^ Sil Kung-king-tsi schoss mit Pfeilen und jagte in seiner Jugend in den Gräsern. Insecten gleich Vogelbohnen setzten sich auf seinen Leib nieder. Er kratzte sie weg und ward sie los. An den Stellen, wo er sie los wurde, befand sich fliessendes Blut. King-tsi war dieses zuwider. Er begab sich zu einem Manne des Weges. Dieser brannte die Schildkröten- schale und sagte : Du brauchst dich nicht zu betrüben. Dieses ist ein glückliches Zeichen , welches die Einsetzung zum Lehens- fürsten bedeutet. — King-tsi hörte dieses und war erfreut. Er trat desshalb aus der Hauptstadt und erwarb sich Verdienste. Das Buch der Sui : P^ flT* Tien-schi wurde zum Leiter der Geschäfte in Siang-tscheu ernannt. Sein einziges Bestreben war, sein An- sehen zu begründen. Ein von ihm geliebter Sclave begab sicli einst zu ihm, um eine Sache zu melden. Ein Insect kroch ihm auf den Brustlatz seines Kleides. Er schüttelte den Aermel und streifte es weg. Schi glaubte^ dass Jener ihn geringschätze. Er tödtete ihn auf der Stelle mit einem Stocke. Das Buch Tschuang-tse : Dass der Frosch in dem Brunnen nicht von dem Meere reden kann, es ist, weil er sich fest an den Erdhügel hält. Dass das Insect des Sommers nicht von dem Eise reden kann, es ist, weil es sich streng an die Zeit hält. Das Buch Hoai-nan-tse : Wenn es in dem Gebirge reissende Thiere gibt, werden die Bäume des Waldes desswegen nicht umgehauen. Wenn es in den Gärten giftige Insecten gibt, werden Beifuss und Kicher- erbsen desswegen nicht gepflückt.' Das Buch Pao-pö-tse: Wer das Böse bewundert, ist gleichsam das Insect der Nacht, das zu der hellen Kerze schnellen Fluges eilt. Wer das Böse nachahmt, ist gleichsam der leichte Erdstaub, der mit dem Wirbelwinde sich ins Einvernehmen setzt. ' Weil sich die Menschen fürchten. Denkwürdigkeiten von den Insecten China'?,. o40 Die Grundlage des Zeitalters Der Gebieter von H Lin bestieo; ein thönernes Schiff und gelangte zu dem Salzplatze. Das göttliche Mädchen des Salzflusses hielt ihn auf. Der Gebieter von Lin gab nicht Gehör. Der Salzgott wurde ein fliegendes Insect. Sämmtliche Götter flogen ihm nach. Sie verdeckten die Sonne und brach- ten für ihn Finsterniss zu Wege. Der Gebieter von Lin wusste nicht, ob es Osten oder Westen, wohin er sich wendete, durch sieben Tage und sieben Nächte. Er Hess dem Salzgotte grüne Seidenfäden überbringen und ihm sagen : Wenn du dieses zu Mützenschnüren machst, bleibe ich mit dir zugleich am Leben. — Der Salzgott empfing die Seidenfäden und machte sie zu Mützenschnüren. Der Gebieter von Lin schoss nach der Stelle der grünen Seidenfäden, und der Salzgott starb. Der Himmel ward dann völlig heiter. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- tliums und der Gegenwart: Zu den Zeiten des Kaisers Kuang-wu, im sechsten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (30 n. Chr.) erschienen in Schan- yang kleine Insecten. Dieselben hatten Aehnlichkeit mit der Gestalt des Menschen und waren eine grosse Menge. Am nächsten Tage hingen sie an den Aesteu der Bäume und waren todt. Die Geschichte des Suchens der Götter: ^J ^ Lieu-tschung von Tung-yang machte einen Eroberungszug im Norden. Als er Reisspeise kochen wollte, verwandelte sich alles in Insecten. Als ferner die Hausgenossen Grütze dünsteten, verwandelte sich diese ebenfalls in Insecten. Je mehr das Feuer loderte, um so kräftiger waren die Insecten. Tschung wurde hierauf hingerichtet. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe: Kaiser Wu von Han besuchte den Palast von Kau- tsiuen. Auf dem Wege des Einherjagens erschienen Insecten. Dieselben waren von rother Farbe, und Kopf, Augen und Nase waren insgesammt bei ihnen vorhanden. Wer sie ansah, kannte sie nicht. Der Kaiser hiess Tung-fang-sö sie besich- tigen. Dieser sprach : Dieses ist die unschuldige Menge, welche zu den Zeiten von Thsin ergriffen und gebunden wurde. Sie starben sämmtlich in Trauer. — Alle erhoben das Haupt und riefen staunend : '|^ ^ Kuai-thsai (wunderbar !). Dess- 23* 330 Horawitz. Rlienanus ; jubelnd schreibt M. Hummelb erger, als er von der Uebersiedlung des Erasmus nach Basel hört. Das Gerücht seines Todes erregt Verzweiflung, Alles was ihn betrifft, seine Reisen, seine Auszeichnungen werden genau notirt und den Freunden als hochwichtige Angelegenheit niitgetheilt. Allerdings die Ehren, die Erasmus von den Fürsten nicht bloss, sondern auch von einfachen Bürgern genoss, waren für ihn wol höchst schmeichelhaft, für unsere Zeit aber beschämend. Wie Rhenanus ihn verehrte, weiss man ; geradezu schwärmerischen Ausdruck findet diese Verehrung in einem Briefe an Nesen (er stammt wol aus der Jugendzeit), in dem er diesen zu seinem Zusammen- leben mit Erasmus gratulirt. Er fiihrt darauf folgendermassen fort: ,Nam quid aliud est Erasmo habitare, quam inter ipsas versari Musas, quid cum illo simul eadem meusa accumbere quam celesti Interesse convivio. Equidem artium inventrices Musae praediceutur sed quid est aliud Erasmus quam univer- sarum artium quoddam quasi Travoo/.sTov? Et singuli in sin- gulis aliquando excellunt at hie in omnibus primatum (?) tenef^. Auch Favre von Etaples geräth in Entzücken, wenn er eine Schrift des Erasmus erhält; weder Midas noch Crösus hätten ilm mit ihren Schätzen so erfreut, als Rhenanus durch die Uebersendung einer solchen Schrift, schreibt er um 1519. In ergötzlicher Weise schildert Mutian, wie er zu mehreren Briefen des Erasmus ,des christlichen Cicero' gekommen : ,Semel atque iterum ad me scripsit omnium humanissimus, nullis meis meritis tantum inepta quadam epistola subinvitatus, quam Eobanus inter pocula impetrauit et expressit. Vide, quod faciat poetica suauitas. Negare non potui , piget et pudet. Quid quaeris ? Religiosius salutandum erat numen. Scripsi ebrius et nihilominus bis sum, o inauditam facilitatem resalu- tatus. In ardua nititur et ascendit et tamen interim ad ami- corum parvitatem sese demittit^ Und als es 1520 heisst, dass Erasmus, ,der Phönix der gelehrten Welt' gestorben, schreibt Georg Schirm aus Mailand: ,cum stupore et moerore percepi. Den wirklichen Heimgang epilogisirt in der Correspondenz der würdige Paul Volz. Die Bibliothek unil Correspnnclenz iIps Beatus KIkmkuius zu Sclilettstailt. ,'Jol Spärlicher als über den grossen Fi-eimd des lllienanus äussern sieh die Briefe über den anderen Führer der TTunKi- nisten über Johannes Renchlin, doch wüiile man irr(Mi, wenn man glauben möchte, sie schwiegen V(iHig über ilm: ii. A. ist es O. Brunfels, der folgende Bemerkungen an llhenanus a. a. 1520 richtet: ,de Capnione rabula quidam forensis haec a})ud nos retuHt. Ajebat omnia illius direpta esse, concisos Codices chaldaeos^ graecos, hebi-aeos in ipsius oculis, idque a personatis quibusdam praedicatoriae factionis nebulonibus, qui se in alium habitum transforniassent. Argentea vasa et quicquid snppellectilis est domesticae praedata, depopulatam domum, in summa nihil illi reliquuni esse substanciae praeter pauca quaedam innnobilia, quae vocantur noualia et agri (?), Spero facturum (?) esse, quod dixit, volebat enim complacere meo majori, illius maximo hosti. Tu si quid de hoc negotio certi tenes fac sciam. Mihi pi(;ias atqne fides Capnionis plurimum placet. Fertur et protulisse celebre hoc aphtegma omnibus templorum vestibulis inseul- pendum, cum illi multa polliceretur Ijauariae dux, tum se noii debere meminisse malorum. Nihil inquit recipio, retributionem spero a Deo altissimo. O hominem christianum, o uere philo- sophum, ubi ea pietas uel auditur uel aspicitur ab hiis, qiii haec solo habitu protitentur, ampullis et sesquipedalibus uerbis? Und Rhenanus meldet sofort dem Bonif. Amerbaeh von der Verurtheilung Reuchlin's: ,Pontifex Reuchliniacos articulos nuper damnauit in gratiam Monaciiorum, quorum opera nunc eget et in odium Lutheri^ Aber die interessanteste Notiz über Reuchlin liefert ganz beiläufig Rhenanus. Bisher war man über Reuchlin's Eheverhältnisse nicht im Klaren, selbst Ludwig Geiger, der in seinem gründlichen und gediegenen Werke über J. Reuchlin so vieles aufgeklärt, kommt S. 29 auch nur zu dem Schlüsse, es lasse sich durch unsere Quellen nicht sicherstellen, ob Reuchlin ein zweites Mal geheirathet. Eine Notiz in einem der Briefe des Rhenanus aus dem Jahre 1519, der sich in ein(un Buche eingeschrieben fand, räth dem Albert Burer an, es wie Reuchlin zu machen : ,beatam aliquam matronam patroni verbis persuasam accepturus coniugem quam verisimile non sit longius te victuram, ut post huius obituni diuitias nactus puellam aliquam tibi adjungas formosulam, candidulam, blandulam, quae corpus tuum frigescens suo calore excalfactet et exhanstum suo succo Sitznngsbor. d. pliil.-hist. Cl. LXXVIil. Bd. II. Ilft. 22 352 Pfizmaier. Die Seidenraupe verzehrt Speise, aber sie trinkt nicht. In zweiundzwanzig Tagen verwandelt sie sich. Die Grille trinkt, aber sie verzehrt keine Speise. In dreissig- Tagen h<äutet sie sich. Der Garten der Reden: Der König von U wollte King angreifen. Er verkündete den Leuten seiner Umgebung: Wenn Jemand es wagt, abzu- ratheii, so stirbt er. — Unter den Hausgenossen befand sich ein junger Gelehrter. Derselbe wollte abrathen, aber er ge- traute sich nicht. Er nahm daher in den Busen eine Kucel, erfasste die Armbrust und benetzte in dem rückwärtigen Gar- ten seine Kleider mit Thau. Er that dieses drei Morgen. Der König von U sprach: Wie kommst du, dass du deine Kleider so befeuchtet hast? — Jener antwortete: In dem Garten steht ein Baum, und auf diesem war eine Grille. Sie weilte in der Höhe, sang traurig vmd trank Thau. Sie wusste nicht, dass hinter ihr eine grosse Heuschrecke sich befand. Die grosse Heuschrecke Hess sich herab, legte sich gekrümmt an und wollte die Grille erfassen. Doch sie wusste nicht, dass ihr zur Seite sich ein gelber Sperling befand. Der gelbe Sperling streckte den Hals und wollte nach der grossen Heuschrecke picken. Er wusste aber nicht, dass unter ihm sich Armbrust und Kugel befanden. Diese drei bestrebten sich und wollten den Vortheil erlangen , der vor ihren Augen. Sie bedachten aber nicht, dass die Sorge hinter ihrem Rücken. — Der König von U sprach: Gut! - Er stellte den Kriegszug ein. Der Wagebalken der Erörterungen : 3E yti Wang-tsch'hung war im dritten Jahre des Zeit- raumes Kien-wu (27 n. Chr.) geboren. Als Kind war er nicht so leicht mit seinen Genossen vertraulich. Er über- raschte keine Sperlinge und fing keine Grillen. Die Erörterungen über Salz und Eisen : Was man nicht sieht, glaubt man nicht den Menschen. Es ist wie bei der Grille, welche den Schnee nicht kennt. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart: ■^ ^ Nieu-hiang fragte Tung-tschung-schü : Warum ist die Grille das Mädchen von Tsi? — Dieser antwortete: Einst zürnte die Königin von Tsi dem Könige und starb. Deukvviirdii^keiteu von deu IiiKei'teii Cliina's. i^Do Ihr LeicJinaiii ward in eine Grille verwandelt. Sie stieg anf einen Baum des Vorhofes und sang widerlich, üer König hasste dieses. Desswegen sagt man : die Tochter von Tsi. Ying bedeutet , Flieget Das Buch Plan-schi: Das Krähen des Hahnes bedeutet den Verleunuler. Das Krähen des Hahnes ist es nicht, es ist das Summen der grünen Fliegen. ' Das Buch der Han: Zu den Zeiten des Kaisers Tsching, im sechsten Monate des ersten Jahres des Zeitraumes Kien-schi (24 v. Chr.) setzten sich grüne Fliegen in einer Anzahl von Zehntausenden auf" die in der Vorhalle des Palastes Wi-yang befindlichen Sitze der an dem Hofe erscheinenden Männer, Dasselbe Buch der Han : Huo, König von Tschang-yi , träumte, dass der Koth grüner Fliegen auf den westlichen Stufen sich ansammelte. Es mochten fünf bis sechs Centner sein, die an den Brettern des Daches und der Ueberdeckung der Ziegel hervorkamen. Als er hinblickte, war es der Koth grüner Fliegen. Er fragte dess- halb M§ ^^ Kung-sui. Dieser sprach : Die Verleumder zur Seite des Raumes an dem Fusse der Stufen sind eine grosse Menge. Ich würde bitten, dass man sie entlasse und verjage. — Huo befolgte diese AVorte nicht. Zuletzt brachte er es dahin, dass er abgesetzt wurde. Das Buch der späteren Han : :^ ;^ Yang-tschang wurde von j0^ ^ Tu-kiao und ^ 1^ Li-ku empfohlen und zum Befehlshaber von Ping-yuen ernannt. Später wurden Kiao und Ku zur Strafe hingerichtet. Tschang begab sich auf die Reise und eilte zu der Nieder- lassung. Er sah die Leichname Kiao's und Ku's, welche zur Schau gestellt wurden. Er setzte sich neben sie und ver- scheuchte die Fliegen und Insecten. ' Das Krähen des Hulines in der Ferne und das Suiiiinen di-r Fliegen haben mit einander Aehnlichkeit. 3Ö4 ' Pfizmaier. Die kiirzgefassten Denkwürdigkeiten von Wei: Ip ffl^ Wang--sse war in dem Zeiträume Tschiug-schi (240 bis 248 n. Chr.) grosser Vorsteher des Ackerbaues. Er war von Gremüths>art heftig. Er ergiff einst den Pinsel und vei-fasste eine Schrift, als sich eine Fliege auf das Ende des Pinsels setzte. Er verscheuchte sie und sie kam wieder. So geschah es zwei- und dreimal. Sse ward zornig. Er lief der Fliege nach, konnte sie aber nicht linden. Er ging zurück, nahm den Pinsel, schleuderte ihn auf die Erde und zertrat ihn. Das Buch der früheren Thsin : Fu-kien wollte Verzeihung gewähren. Er berieth sich mit i 1^ Wang-meng und ^^ S^ Fu-yung in der Halle des süssen Thaues. Man schloss sich von allen Leuten der Um- gebung ab. Kien schrieb eigenhändig die Schrift der Ver- zeihung^ als eine grosse grüne Fliege sich auf das Ende des Pinsels setzte. Er verjagte sie, aber sie kam wieder. Plötzlich sagten die Menschen in den Durchgängen und Gassen von Tschang-ngan zu einander : Die Obrigkeiten gewähren jetzt allgemeine Verzeihung. — Die Inhaber der Vorsteherämter brachten dieses zu Ohren. Kien erschrack und sagte: In der verschlossenen Abtheilung sind keine Mauern, an die man das Ohr legen kann. Von wo wurde die Sache vferrathen? — Er gab den Auftrag, nachzuforschen. Alle sagten: Es war ein kleines Kind, das in ein grünes Kleid gekleidet war. Dasselbe rief auf dem Markte mit lauter Stimme: Die Obi-igkeiten ge- währen jetzt allgemeine Verzeihung! — Nach einer Weile war es nicht mehr zu sehen. — Kien sagte staunend: Dieses ist die grüne Fliege von unlängst. Das Buch der Liaug: Der zur Nachfolge bestimmte Sohn Tschao-ming fand in den Speisen häutig Fliegen und Insecten. Er legte sie heim- lich zur Seite des Tellers nieder. Er fürchtete, dass die Leute der Küche eine Schuld auf sich laden könnten und Hess es Niemanden wissen oder sehen. Die Geschichtschreiber des Nordens: J^. ^y^ -f/^ i^ Ku-ti-fö-lien wohnte in dem inneren Hause und ärgerte sich über die Fliegen. Er schlug den Pförtner mit dem Stocke und sagte: Warum hast du ihnen erlaubt, hei-einzukomraeu ? Denkwüidigkeiteii von dvu Jnseiten China's. oöo Das Bucli ilcr Tliani;': -0r -W^ Mj Wu-jü-hciif^- war luilllrrLsr Buehfülirer. Der Hausi^enosöc jr] %h Yuoii-siü verstand es. die Vciküi;diini;cii zu verfciiig-cu. Jü-licng" speiste einst bei Gelegenheit einer Zusanunenkuuil in der fürstliclien Halle. Eine Fliei»:e setzte sich auf eine Melone. Er g'erieth plützlieh in Zorn und bctahl, sie wegzuschlag'en. Er sagte: Sie kommt zufällig irgend woher und setzt sich eilig hier auf. Das Buch lloai-nan-tse: Das faule Fleisch des Stromes und des Flusses, seine Menge ist unzählig. Gleichwohl schöpfen es die Opfernden. Dieses ist etwas Grosses. Ein Becher Wein, Fliegen sind darin eingeweicht. Der gemeine Mann mag es nicht kosten. Dieses ist etwas Kleines. Das Buch Han-tse : Wenn man mit Feuer die Älotten fernhält, sind die Motten noch mehr an der Zahl. Wenn man mit Fischen die Fliegen verjagt, kommen die Fliegen noch mehr herbei. Der Frühlin»- und Herbst des Geschlechtes Liü: Durch Katzen bringt mau die Mäuse zurecht. Durch Eis bringt man die Fliegen zurecht. Der Wagebalken der Erörterungen : Das Klare empfängt Staub, das Weisse empfängt Schmutz. Was die grünen Fliegen beschmutzen, besteht immer in dem Geläuterten und Ungefärbten. Die Hunde der Stadt bellen in Scharen. Sie bellen an, Avas ihnen wunderbar scheint. Die besonderen Ueberlieferungen von J^ ||^ Yü-fan : Yü-fan wurde verbannt und ausgesetzt in den südlichen Gegenden. Er empfand Leid , dass er grob von Gelenken, dass Knochen und Leib sich nicht einschmeicheln. Ei- verstiess gegen den Höheren und bclud sich mit Schuld. Er sollte auf ewig versinken in dem Winkel des Meeres. Lebend hatte ei- Niemanden, mit dem er sprechen konnte. Gestorben machte er die grünen Fliegen zu Gästen der Todtenklage. Dass in der Welt ein einziger Mensch ihn kannte, dieses genügte, um kein Leid zu einphnilen. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart : 356 Pfiz maier. Der E^liegentiger ist der Fliegenfiichs. Er hat von Gestalt Aehnlichkeit mit der Spinne, doch seine Farbe ist aschgrau. Er ist geschickt im Fliegenfangen. Er heisst auch : die Fliegen- heuschrecke. Er heisst ferner: der Fliegenleopard. Die von Yang-hung verfassten Mundarten : Die Fliege benennt man in dem östlichen Tsi mit dem Namen :^ Yang, Schaf. In Tschin und Tsu nennt man sie ^^ Ying, Fliege. Westlich von dem Gränzpasse, in Thsin und Tsin nennt man sie , Fliege". Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe : '^ ^ Ho-yen, der oberste Buchführer der Abtheilung der Angestellten, träumte einst, dass mehrere Zehende grüner Fliegen herbeikamen und sich auf seine Nase setzten. Er ver- jagte sie, doch sie mochten sich nicht entfernen. Er fragte desshalb ^ ^& Kuan-lu. Dieser sprach: Die Nase ist die Mitte des Himmels. Es kommen aber garstige grüne Fliegen und setzen sich auf sie. Wer auf einer hohen Stufe steht, stürzt kopfüber. Der leichthin Gewaltige geht zu Grunde. Man kann nicht anders, als dieses bedenken. — Im nächsten Jahre wurden Ho-yen und ^ ||j| Tang-yang schuldig befunden und hingerichtet. ^ Wen ist die Mücke. Das Schue-wen : In Thsin sagt man A^ Jui. In Tsu sagt man ^^ Wen. Das Buch der Han : '^m Tsiug, König von Tschung-schan , erschien an dem Hofe. Der Himmelssohn stellte Wein auf. Jener hörte die Klänge der Musik und weinte. Man fragte ihn um die Ursache. König Tsing antwortete : Ich habe gehört : Das Blasen einer Menge bewegt den Berg. Angesammelte Mücken bringen Donner hervor. Das Buch der späteren Han : ® 4^ Tschao-ping besass die Kunst des Weges. Die Menschen, welche unterwürfig ihm folgten, waren wie Heim- hehrende. Den Befehlshaber von Tschang-ngan verdross es, dass Jener die Menge berückte. Er Hess ihn aufgreifen und tödten. Die Menschen errichteten Fing einen Tempel in Yung- Denkwürdigkeiten von den InKPcteri China's OCH khang". Bis zu dem licutigcii Tage wagen es die Miieken nielit, hereinzukommen. Die Geschiehtschreiber von Thang : In Kiang-tung gibt es einen müekenspeienden Vogel. Derselbe singt in den Sommernäehten und speit Glücken in das Sehilfrohr und in den Weiderich. An dem See und dem Flusse Siang geschieht dieses am meisten. Das Buch Yen-tse : An dem östlichen Meere gibt es Insecten, die in den Augenwimpern der Mücke nisten. Sie sind weich und fliegen nicht. Die Mücke erschrickt nicht darüber. Ihr Name ist ^ .S Tsiao-mins:. Das Buch Lie-tse: In Kiang-pu entstehen kleine Insecten. Dieselben heissen Tsiao-ming. Sie fliegen in Scharen und setzen sich auf" die Augenwimpern der Mücke. Sie stossen nicht an einander. Dasselbe Buch Lie-tse : Das Insect Tsiao-ming entsteht in den Augenwimpern der Mücke. Es trennt sich von dem Augapfel, fegt mit den Flügeln das Auge und blickt in die Ferne. Man kann es nicht sehen. Das Buch Tschuang-tse : Wer Pferde liebt, füllt in einen Korb ihren Koth , in Muscheln ihren Harn. Wenn es etwa Mücken und Bremsen gibt, geht er mit einem Stocke herum und schlägt sie weg. Nach einiger Zeit verdirbt er die Pferde beim Fahren. Er zerbricht ihre Hcäupter, zerdrückt ihre Brust. Das Buch Tschuang-tse : ^ Kien-ngu besuchte ^J ^j. ^ Kuang-tsie-jü. Dieser sprach : Von was soll ich in einem Tage zuerst mit dir sprechen? — Kien-ngu sagte: Sprich zu mir von dem- jenigen, der ein Gebieter über die Mensehen. Wenn er selbst auf die Pfade hinaustritt, die Gerechtigkeit zum Muster nimmt, das Volk ermisst, wer würde es dann wagen, ihn nicht anzu- hören und sich nicht zu verwandeln? — Tsie-yü sprach: Dieses heisst die Tugend betrügen. Was das Lenken der Welt betrifft, so ist dieses so viel als das Meer durchwaten, den Fluss durchstechen und Mücken einen Berg tragen lassen. .'j58 Pfizmaier. Das Buch Tschuang-tse : Khung-tse besuchte Lao-than und spracli von Menschlich- keit und Gerechtigkeit. Lao-than sprach : AA^enn verstreute Kleie in das Aug-e tällt, haben Himmel und Erde_, die vier Gegenden eine veränderte Lage. Wenn ]\Iacken und Bremsen die Haut beissen, kann man die ganze Nacht nicht schlafen. Das Buch Hoai-nau-tse : Vornehmer und g-eringer »Stand sind für den Leib so viel wie wenn der Wind durch die Zweige eine Zeitlang streicht. Verunglimpfung und Lob sind für das eigene Selbst so viel wie wenn Mücken und Bremsen einmal vorbeiziehen. Das Buch Meu-tse : Einst spielte ^ 1^ ^ Kung-ming-I vor einem Kinde die Touweise des klaren Hornes. Das Rind lag und frass wie früher. Er kehrte die Harfe um und brachte das Summen der Mücken und Bremsen hervor. Das Rind erhob den Schweif und stampfte mit den Füssen, Das Buch Hia-heu-tse : Der Gang einer Ameise, der Flug einer Mücke, die höchstweisen Menschen kennen dieses. Das Buch Kiu-leu-tse: In der hohen Zelle von King-tscheu gibt es in den Mo- naten des vollkommenen Sommers keine weissen Vög-el.' Ich habe in ihr oft geschlafen und gewohnt. Wenn ich zu den übrigen Zellen übersiedelte, war das Summen der angesam- melten Mücken gleich dem Donner. Eine solche Merkwürdig- keit in einem Räume von einigen Klaftern, man muss darüber staunen. Das Buch Kin-leu-tsc : Der weisse Vogel ist die Mücke. Hoan, Fürst von Tsi, lag in dem Schlafgemache des Pistazienbaumes und sagte zu Tschung-fu : Mein Land ist reich , das Volk ist eine Menge und hat keinen übrigen Kummer. Eine Sache wird verfehlt, doch ich bringe sie noch immer zu Wege. In der Stadt sum- men die weissen Vögel. Sie leiden Hunger und suchen sich zu sättigen. Ich öfl'ne zu diesem Behufe die Vorhänge des Eisvogeltlors und lasse die Mücken hereinkommen. — Unter ' Der weisse Vogel ist, wie auch weiter unten angegeben wird, die Mücke. Denkwürdigkeiten voa den Insecten China'K r>i);) diesen Mücken gab es einige, welche die Gebräuche kanntcni. Sie assen nicht das Fleisch des Fürsten und zogen sich zurück. Unter diesen Mücken gab es andere, welche die Genügsamkeit kannten. Sie benagten das Fleisch des Fürsten und zogen sich zurück. Unter diesen Mücken gab es noch andere, welche die Genügsamkeit nicht kannten. Sie athmeten sogleich lang aus, athmeten kurz ein und verzehrten es. Als sie satt waren, platzten davon Bauch und Eingeweide und zerflossen. Der Fürst sprach: Wunderbar! die Geborenen des Volkes sind gleichsam ebenso. Das Buch der göttlichen Merkwürdigkeiten : In den südlichen Gegenden findet sich unter den Flügeln der Mücke ein kleines fliegendes Insect. Wer ein scharfes Auge hat, kann es sehen. Es legt jedesmal neun Eier, bringt neun Junge hervor und fliegt mit ihnen fort. Die Mücke weiss dann von ihm nichts. Der Wagebalken der Erörterungen : Mücken und Bremsen besitzen nicht Kraft wie Rinder und Pferde. Rinder und Pferde werden von Mücken und Bremsen gequält. Mücken und Bremsen haben Gewalt. Die Denkwürdigkeiten von merkAvürdigen Dingen des Südens der Berghöhen : In dem Lande aussc^rhalb der Berghöhen findet sich ein Baum, der gleich dem ,Wintergrün^ Seine Früchte wachsen zwischen den Zweigen und sind von Gestalt gleich den Früch- ten des Loquat. So oft sie reif sind, zerspringen sie und Mücken flieeen scharweise hervor. Es bleibt bloss die Haut und die Schale. Die Menschen des Landes nennen ihn den Mückenbaum. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausserhalb der Berghöhen: Die Mückenmutter ist ein Vogel, der von Gestalt gleich dem grünen Reiher. Sein Schnabel ist gross und lang. An den Dämmen der Teiche fängt er Fische und verzehrt sie. Bei jedem Schrei, den er ausstösst, fliegen Mücken aus seinem Schnabel. Es heisst insgemein, man sammle seine Flügelfedern und verfertige daraus Fächer, mit denen man Mücken zer- quetschen könne. Er heisst auch der nüickenspeiende Vogel. 3(30 Pfizmaier. ^ Meng' bezeichnet im Allgemeinen die Bremse. Das Buch der Tsin: Zu den Zeiten des Kaisers Hoei waren in dem Gebirge im Süden von Lö-yang Bremsen. Dieselben summten die Worte §Q j^ Han-schi (Leichnam von Han). Die Verstän- digen hielten dafür, dass der Leichnam des Heerführers von dem Geschlechte ^a Han zur Schau gestellt werden würde. Wider Vermuthen wurde Sa g^ Han-mi hingerichtet. Das Buch Hoai-nan-tse : Die Bremse legt mit dem edlen Pferde tausend Weg- längen zurück und fliegt nicht. Sie hat nicht die Ausgabe für den Mundvorrath des g-erösteten Reises und leidet keinen Hunger. Das Buch Hoai-nan-tse : In den Zeiten des hohen Alterthums war man in den Tagen des Winters nicht gewachsen dem Reiffrost, dem Schnee, dem Nebel und dem Thau. In den Tagen des Sommers war man nicht g-ewachsen der Hitze, den Mücken und den Bremsen. Jui ist, wie früher angegeben worden, von ^^ Wen ,Mücke' der Bedeutung nach nicht verschieden. Es wird in dem Nachfolg-enden besonders betrachtet. Das Buch der Liang: Die zu dem Geschlechte ~J^ Ting gehörende theuere Gemalin des Kaisers Wu von Liang erhielt nach ihrem Tode den Namen -^ -^ Ling-kuang. Sie stammte aus dem Reiche Tsao. Zur Zeit ihrer Jusrend hatte die theuere Gemalin pJirt " '""• ■"'" '^^'" "'""" "">'' mit den Mädchen der Nachbarschaft bei Mondlicht gesponnen. Alle Mädchen ärgerten sich über die Mücken , jedoch die theuere Gemalin bemerkte diese nicht. Das Buch der Liang: "^ ^^ Sün-kien lebte sparsam. Er hatte ein schlechtes Bett und gebrauchte eine grobe Bambusmatte als Windschirm. Im Winter hatte er eine Tuchdecke und eine Binsenmatte. In den Tagen des Sommers hatte er keine Vorhänge, jedoch, wo er in der Nacht schlief, hatte es noch niemals Mücken gegeben. Die Menschen verwunderten sich oft darüber. Denkwürdigkoiteii von den Insoctou China'p. ,>C)\ Das Bncli Lie-tse : Wer blind werden wird, si(Oit früher die llaarspilzen des Herbstes. Wer taub worden wird, hört iVühL'r die ]\Iückt;n fliegen. Das Blich TToai-nan-tse : Der ein Rind fassende Kessel siedet, und Fliegen iiml Mücken wagen sich nicht in ihn hinein. Der Edelstein des Berges Kuen-lün kommt an das Ohr, und Staub uiul Schmutz können ihn nicht verunreinigen. Das Schaffleisch liebt nicht die Ameisen. Die Ameisen lieben das Schaffleisch und das Schaffett. Der Essig Hebt nicht die Mücken, aber die Mücken lieben den Essig. ^ * "ife Feu-yeu ist der Name der Eintagsfliege. Die fernen Bedeutungen des Mao-sclii : Die Eintagsfliege nennt man in den Gegenden durch- gängig ^^ J5^ Khiü-liö. Sie ist dem Panzerinsecte ähnlich und hat Hörner. Sie ist so dick wie ein Finger und drei bis vier Zoll lang. Unter dem Panzer hat sie Flügel und kann fliegen. In den Monaten des Sommers, zur Zeit des langwierigen Regens, kommt sie aus der Erde hervor. Die Menschen rösten und braten sie, und sie ist besser als die Grille. Puan-kuang sagt.: Sie ist der Hornflügler in dem Miste, der nach dem Regen hervorkommt. Sie wird am Morgen geboren und stirbt am Abend. Das Buch Hoai-nan-tse : Die Schildkröte lebt dreitausend Jahre. Die Eintagsfliege trinkt nichts und verzehrt nichts, sie stirbt nach drei Tagen. Wollte man die Eintagsfliege für den Kummer der Schildkriite halten, für eine Geräthschaft der Verlängerung des Lebens, so müssten die Menschen darüber lachen. Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Die Eintagsfliege kann man rösten und essen. Sie ist besser als die Grille. Sie lebt in dem Wasser und wird schar- weise geboren. Sie überdeckt die Fläche des Wassers und sucht den Tod. Sie folgt der Strömung und verschwindet. oß2 Pfizmaier. ^W ^^ Mie-mung heissen kleine Mücken, die gern wiri cliireh einander fliegen. Die wirklichen Verzeichnisse von Han : Als das Kriegsheer Kaiser Thai-tsu's von Tscheu zu der nördlichen Vorstadt gelangte, kam Mu-yung-yen herüber. Er prahlte mit seinem Muthe und sagte zu dem Kaiser: Die Heerführer, welche von Norden kommen, ich kenne sie alle genau. Wie ich sie betrachte, sind sie nur Eintagsfliegen und kleine Mücken. Das Buch Lie-tse : In der faulen lockeren Erde wachsen in den Monaten des Frühlings und des Sommers die kleinen Mücken durch den Regen von selbst. Wenn sie das Sonnenlicht sehen, ster- ben sie. Das Buch Tschuang-tse : Khung-tse hörte die Worte Lao-than's. Er trat hinaus und sagte zu Yen-hoei: Ich verhalte mich zu dem Wege gleichsam wie ein Essighuhn. ' Das Buch der Schriftzeichen : Die Mücken, die kleinen Insectt^n sind Mcirser des Win- des, Mühlen des Regens. W^ 3^ Hu-tie ist der gewöhnliche Namci für , Schmet- terling.' Man sagt auch l|^ Kiä. Das Buch der nördlichen Tsi : ^^ ij^ Wei-scheu^ befand sich einst in der Hauptstadt Lö-yang. Er war überaus leicht und eitel. Die Menschen nann- ten ihn : Wei-scheu, der die Schmetterlinge erschreckt. Kaiser Wen-siang reiste in Tung-schan umher. Er befahl den die Geschäfte leitenden aufwartenden Leibwächtern des gelben Thores, Feste zu veranstalten. Er sagte: Scheu-wei thut sich auf seine Begabung zu Gute und ist übermüthig. Ihr müsset seine Fehler zum Vorschein bringen. — Man war mehrere Male wieder hingegangen. Scheu sang plötzlich mit lauter Stimme : ^^ ^K j^ Yang-tsün-yen schwätzt und liegt zu Boden. — Tsün-yen sprach gelassen: Ich bin trag und habe ' Essighühner heissen die in den Krügen befindlichen kleinen Mücken. 2 Wei-scheu war ein berühmter Maler. Denicwürdigkeiten von den In 2pl Siao-ping. Der Kaiser verfolgte mit dem Könige in der Nacht zu Fusse das Licht der Feuerfliegen, Sie gingen einige Weglängen und fanden den Leiterwagen eines Hauses des Volkes. Sie bestiegen diesen gemeinschaftlich und kehrten in den Palast zurück. Das Buch der Sui: Im zwölften Jahre des Zeitraumes Ta-nie (G16 n. Chr.) besuchte Kaiser Yang den Palast der lichten Blumen. Er be- gehrte Feuerfliegen und erhielt deren einige Scheffel voll. In der Nacht zog er aus, lustwandelte auf den Bergen und Hess die Feuerfliegen los. Ihr Licht ei-füllte rings die Felsen und Thäler. Die auf dem Haupte getragenen Gebräuche: Der mennigrothe Vogel reicht den weissen Vogel dar. Der mennigrothe Vogel ist das mennigrothe Vortreffliche. Der weisse Vogel heissen die Mücken. ]\Ian sagt .darreichen', weil man auf die Ernährung Werth legt. Alles, was Flügel hat, ist ein Vogel. • ' Die fernere Erklärung dieser Stelle ist in den zwei folgenden Citaten entlialten. •2-1* 366 Pfizmaier. Die von Thsui-piao verfassten Erklärung-en des Alter- thurns und der Gegenwart: Die Feuerfliege heisst auch ^ ^ Hoei-ye ,die Nacht erleuchtend^ Sie heisst auch Wr ^ King-thien ,den Him- mel erhellend^ Sie heisst ferner »|(0 Ij^ Yi-jao ,das voll- kommene Lichte Sie heisst auch j^ Lin , Irrlicht'. Sie heisst auch -f^ ^ Tan-liang ,das purpurne Vortrefl;"liche^ Sie heisst auch ^ -^ Ye-kuang ^das Licht der Nachts Sie heisst auch ^ i^ Siao-tschö ,die Leuchte der Nachts Ver- faulte Pflanzen bringen sie hervor. Sie verzehrt Mücken. Die Gebote der Monate: Der mennigrothe Vogel reicht den weissen Vogel dar. Der weisse Vogel ist die Mücke. Der mennigrothe Vogel ist die Feuerfliege. Die zehntausend vollendeten Künste von Hoai-nan: Die Feuerfliege wirft das Pferd zurück. Die Erklärung sagt: Man nimmt Feuerfliegen, hüllt sie in eine Schafs- haut und legt sie in die Erde. Wenn das Pferd dieses sieht; wiehert es. Es prallt zurück und getraut sich nicht, weiter zu gehen. Das von Tsu-tai-tschi verfasste Wunderbare der Denk- würdigkeiten : Einst zu den Zeiten des Kaisers Hoai, in dem Zeiträume Yung-kia (307 bis 312 n.Chr.) setzte ~p fj^ Ting-tsu, ein Mensch des Reiches Tsiao, über den Strom und gelangte zu der Gränze von Yin-ling. Um die Zeit war der Himmel trüb und nebelig. Im Norden des Weges befand sich ein Altar. Er sah ein Wesen, das gleich einem Menschen. Es stand um- gestürzt und seine beiden Augen vergossen Blut. Dieses floss von der Stirne herab und sammelte sich auf der Erde an zwei Orten, je in dem Ausmasse eines Gantangs. Tsu und sein jüngerer Bruder schrien es zugleich an. Es zerging und war nicht mehr zu sehen. An dem Orte, wo es gestanden, ver- wandelte sich das gesammelte Blut in mehrere tausend Feuer- fliegen. Diese flogen in schräger Richtung davon. Denkwürdigkeiten von den Insecten China's. oh i ^^ ^ Ming-ling ist die Maulbeerraupe. Das Mao-schi : Die Maulbeerraupe hat Junge. Die Hummel trägt sie auf dem Rücken. Anmerkung: Die Hummel nimmt die Jungen der Maul- beerraupe und trägt sie auf dem Rücken fort. Sie ernährt sie und macht sie zu ihren Jungen. Die innere Ei'klärung der Bedeutungen des Mao-schi: Die Maulbeerraupe hat Aehnlichkeit mit der Wander- raupe und ist von Farbe grün. Sie ist dünn und klein. Einige belinden sich auf den Blättern der Pflanzen. Die Erdbiene nimmt sie und setzt sie in hohle Bäume. Andere befinden sich zwischen Bücherrollen und in dem Stengel des Pinsels. Nach sieben Tagen bringen sie ihre Jungen zu Stande. Wie die jWorte der Strassen' sagen, beschwört man sie und sagt: Sei mein Bild ! Sei mein Bild ! ' Die von Lö-ki verfasste fernere Erklärung der Bedeu- tungen des Mao-schi: Die Hausgenossen des Lernens des Schriftschmuckes in Kien-wei sagen : Die Maulbeerraupe ist ein kleines grünes Insect, das auf den Maulbeerbäumen lebt. Es hat Aehnlichkeit mit dem -^ M Pu-khiö (das im Schreiten Gekrümmte, die Wanderraupe). Die Worte der Gegenden: Die Wanderraupe nennt man auch : das im Schreiten Gekrümmte. Sie ist von Farbe grün, dabei dünn und klein. Manchmal findet sie sich auf den Blättern der Pflanzen und Bäume. Gegenwärtig ist sie diejenige, vrelche von der Hummel auf dem Rücken getragen und zu ihrem Jungen gemacht wird. Das Ni-ya: Die Maulbeerraupe ist das Insect des Maulbeerbaumes. Anmerkung: Im gemeinen Leben heisst sie ^ ^' ^ Sang-man, ,das Insect Man des Maulbeerbaumes^ Sie heisst auch ^ -^ Jung-niü ,das westliche Barbarenmiidchen^ triang-ngo bedeutet eigentlich: »Stelle mich vor', das wegen seines Doppelsinnes nicht gesagt werden kann. 368 l'fizmaier. S[ ^ Yi-ung ^ ist der gewöliiiliclie Name für ,IIuinmoP. Das Ni-ya: , *Ä ^ Ko-lo ist so viel als ^ j^ Pu-ki (beides , Hummel'). Die von Lö-ki verfassten ferneren Bedeutung-eu des Mao-schi : Ko-lo ist die Erdbiene. Sie heisst auch Pu-lu. Sie ist der Biene ähnlich, hat aber kleine Lenden. Desswegen heisst sie bei Hiü-schin : die dünne Lende. Sie nimmt das Insect des Maulbeerbaumes auf den Rücken und trägt es in einen hohlen Baum oder in das Pinselrohr. Nach sieben Tagen verwandelt es sich in ihr Junges. In den Worten der Strassen heisst es, man beschwöre sie und sage : Sei mein Bild ! Sei mein Bild ! Die von Yang-tse verfassten Worte der Vorschrift: Die Jungen der Maulbeerraupe gedeihen und treffen die Hummel. Man beschwört sie und sagt: Sei mir ähnlich! Nach langer Zeit ist man ihres Gleichen. Schnell! die siebzig Söhne haben Aehnlichkeit mit Tschung-ni. ^ ^|i Scha-ki ist so viel als vh '0k Scha-ki , Sand- huhn', wie es bisweilen auch geschrieben wird. Es bezeichnet eine Art bunter Grille. Das Mao-schi : Im sechsten Monate regt das Sandhuhn die Flügel. Anmerkung: Die Flügel des Sandhuhns sind ausgebildet und regen sich. Die von Lö-ki verfassten ferneren Bedeutungen des Mao-schi : Das Sandhuhn ist gleich der Heuschrecke, jedoch von bunter Farbe. Seine Flügel bestehen aus mehreren Schichten. Die unteren Flügel sind reinroth. Man nennt es auch das Himmelshuhn. Im sechsten 3Ionate fliegt es und regt die Flügel, indem es einen schwirrenden Ton hervorbringt. Die Menschen von Yeu-tscheu nennen es ^ ^ Pu-tsö, mit Bin- sen gemengt'. 1 Zur linken Seite dieser zwei Zeichen muss noch das Charakterzeiehen Ifi gesetzt werden, da die betreffenden Verbindungen in der Druckerei fehlen. Denkwürdigkeiten von rien Insecten China's. 3G9 Anmerkung zu dem Ni-ya : Das Himmelshuhn ist ein kleines Insect. Dasselbe hat einen sehwarzeu Leib und einen rothen Kopf. Es heisst aueh ^1^ Tschü-ki ,das Huhn des Firnissbaumes^ Die erweiterten Denkwürdigkeiten : Das Sandhuhn hat Aelmliehkeit mit dem Seidenschmet- terling uud ist von fünferlei Farbe. Es heisst auch das Huhn des Kindsathems.. Tschung-sse ist eine kleine Heuschrecke und kommt in dem Buche der Gedichte vor. Gegenwärtig führen die jungen Heuschrecken diesen Namen. Das Mao-schi: Durch die kleine Heuschrecke haben die Königinnen Söhne und Enkel viele. Dieses besagt: Wenn sie gleich der kleinen Heuschrecke nicht eifern und nicht verabscheuen, sind ihre Söhne und Enkel sehr viele. Das Mao-schi : Die Flügel der kleinen Heuschrecken sind eine grosse Menge. Im fünften Monate bewegen die kleinen Heuschrecken ihre Schenkel. Anmerkung: Tschung-sse ist das (^hier sogleich verzeich- nete) Insect Sung-siü. f^ s^ Sung-siü ' ist das oben verzeichnete Tschung-sse, eine kleine Heuschrecke. Die ferneren Bedeutungen des IMao-schi : Tschung-sse ist das Insect Sung-siü. Yaug-hung sagt, es sei der Hirsestampfer. In Yeu-tscheu nennt man es Möi-ser und Worfschaufel. Es hat lange Hörner und ist von grüner Farbe mit schwarzen Streifen. Seine Schenkel haben Aehn- lichkeit mit den Linien der Schildkrfitenschuppcn. Im fünften ' Das erste dieser zwei Zeichen wird gewölniliciier durch ^^^ mit dem zur Linken stehenden Charakterzeichen ^ ausgedrückt. Die hier an- j^egebene Form fehlt in der Druckerei. 370 Pfizmaier. Monate schlägt es die beiden Schenkel gegen einander und macht ein Geräusch, das man in einer Entfernung" von meh-- reren Zehenden von Schritten hört. Der Leitfaden des Mao-schi : Tschung--sse heisst das Tnsect Sung-siü. Es Iieisst auch der Hirsestampfer. Es hat Aehnlichkeit mit der (grossen) Heu- schrecke, ist aber kleiner. Es ist von grüner Farbe, hat lange Schenkel und singt. Man vergleicht es mit der Gemüthsart der Königinnen, welche nicht eifern und nicht verabscheuen. Deren Söhne und Enkel sind sehr viele. Das Ni-ya: "^ ^. Sse-tschung ist das Insect Sung-siü. ^M ^§ Pien-fü ist die Fledermaus.' Sie heisst auch g Fö-yi. Das Buch Pao-pö-tse : Eine tausendjährige Fledermaus ist von Farbe gleich dem weissen Schnee. Wenn sie aufsitzt, hängt sie urngestürzt, weil ihr Gehirn schwer ist. Wenn man dieses Thier im Ver- borgenen trocknen und es als Pulver einnehmen kann, so hat dieses zur Folge, dass der Mensch viermal zehntausend Jahre alt wird. Die Geschichte der ursprünglichen Mitte: Eine hundertjährige Fledermaus ist von Farbe roth. Wenn sie rastet, hängt sie umgestürzt. Eine tausendjährige Fledermaus ist von Farbe weiss. Wenn man sie zu essen be- kommt, lebt man zehntausend Jahre. Das Buch der Gewässer : In Kiao-tscheu, am Fusse des Einkehrhauses des mennig- rothen Wassers, befindet sich eine Felsenhöhle. Dieselbe ist sehr tief, und man hat noch nicht ergründet, wie weit sie sich erstreckt. Unter den Fledermäusen, die sich in dieser Höhle befinden, sind die grossen wie ein grosser Vogel. Viele hän- gen umgestürzt. Wenn man sie erlangen und als Arznei ge- * Sie steht in dem Thai-ping-yü-lan unter den Insecten wegen des Classen- zeichens ^^ Denkwürdigkeiten von den Insecten China's. 3 l 1 brauchen kann, so maclit diesos den IMenschen zu ein(;in gött- lichen Unsterblichen. Die Geschichte von King--tscheu: In dem Districte I-tao in I-tu gibt es eine Felsenliöhle. In dieser Höhle gibt es Fledermäuse, die gleich einem grossen Vogel sind. Viele hängen daselbst umgestürzt. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart : ^ Die Fledermaus heisst auch die Ratte der Unsterblichen. Sie heisst auch die fliegende Ratte. In fünfhundert .Fahren ist sie von Farbe weiss. Ihr Gehirn ist schwer. Wenn sie auf einem Gegenstande aufsitzt, so hängt ihr Kopf nach unten. Desswegen nennt man sie : die verkehrt hängende Ratte. Wenn man sie verzehrt, erlangt man die Unsterblichkeit. Die Verzeichnisse des Dunklen und Hellen : In der Provinz Hoai-nan war ein Wesen , welches den Menschen das Haupthaar ausrottete. Der Statthalter ;^ ^J Tschü-tan sprach : Ich kenne dieses. — Er legte vielen Leim auf und bestrich damit die Wände. Am Abend erschienen mehrere Fledermäuse, welche so gross wie Hühner waren, und setzten sich darauf. Man konnte sie nicht entfernen. Erst als man sie tödtete, verschwanden sie. Unter der Dachtraufe lagen dann die Haarschöpfe von den Häuptern mehrerer hundert Menschen. Die von Fan-wang angegebenen Mittel gegen das Wechsel- lieber: Sieben Fledermäuse zerstosse man in einem Mörser mit fünfhundert Stössen. An dem Tage, wo man anfängt, nehme man davon zur Zeit des Hahnengeschreis eine Kugel ein, um die sechste Stunde wieder eine Kugel. Wenn man anfängt, nehme man es nur mit Grütze und einem Gantang dünnen Weines. »/L *^ Kiang-lang ist der Mistkäfer, Das Ni-ya : Der Mistkäfer ist schwarz gepanzert. Seine Flügel be- finden sich unter dem Panzer. Er verzehrt Mist und Erde. Er nimmt gern den Mist, bildet daraus Kugeln und wälzt diese herum. O i2 Pfiz maier Das Schue-wen: Der Mistkäfer heisst auch ^ j^ Tliien - tschü , der Hiuimelspt'eiler. Das Buch Pao-pö-tse: Die ursprüngliche Grille ist reiu. Sie leidet Hunger und ist nicht gierig-. Der Mistkäfer sättigt sich mit Unreinigkeiten. Die von Kö-I-kung verfassten erweiterten Denkwürdig- keiten : In Kiao-tscheu gibt es keine Mistkäfer. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart : Der Mistkäfer ist im Stande, den Mist mit Erde zu um- hüllen. Er wälzt ihn und bildet daraus Kugeln. Tschuane;- tscheu sagt in dieser Beziehung : Die Kenntniss des Mist- käfers besteht darin, dass er Kugeln wälzt. Er heisst auch *R S^ Kie-kiang. Ferner heisst er: der Kugelspieler. Man nennt ihn auch: den Kugelwälzer. Das Buch der Träume : Der Mistkäfer kümmert sich um Güter und stützt sie durch das, was er thut. Wenn man im Traume einen Mist- käfer sieht, so ist man bekümmert um Güter und Lebensmittel. PI ^ Pe-jü ,der weisse Fisch' ist die Motte. Das Ni-ya: *^ Yin ist der weisse Fisch (die Motte). Anmerkung: Ist der Name des in Büchern und Kleidern betindlichen Insectes. Dasselbe heisst auch *j^ "^ Piug-yü ,der Fisch Ping'.' Das Ni-ya: Die Motte ist anfänglich von gelber Farbe. Im Aller wird ihr Leib mehlig und sieht wie Silber aus. Dai'um heisst sie der weisse Fisch. Das erweiterte Ni-3'a : Der weisse Fisch ist der Fisch Fing. ' Aus q3 tsciii ,Iiisect' und RR Fing- zusammengesetzt. Der Schweif der Motte hat die Gestalt des Zeichens flS Pinp:. Denkwürdigkeiten von den Iiisccteu Chiua's. ö i O Das Buch der Tsi: Als Kaiser Ming erkrankte, fand ant'äng'lieli keine Unter- brechung- im Anhören und Ueberblicken statt. Von seinen Dienern wusste keiner etwas. Als die Krankheit zunahm, for- derte er die verschlossenen Abtheilungen der Erdstufcn und die Abtheilungen der Sammelhäuser auf, Motten zu suclien und daraus Arznei zu bereiten. Jetzt erst erfuhr nuin es ausserhalb des Palastes. Das Buch Pen-tsao : Der weisse Fisch heisst auch der Kleiderfisch. Er heilt die Krämpfe und die kalten Füsse der Weiber. Die Unter- drückung des Harns, den Kopfschwindel bei kleinen Kindern und Steifigkeit des Halses beseitigt er auf angemessene Weise. Er entsteht in Hien-yang. Das von dem Geschlechte U verfasste Buch Pen-thsao: Der weisse Fisch in den Kleidern heisst auch *W Yin. ik^ ^^ Tang-lang ist die grosse Heuschrecke. Die angebundenen Abrisse der Verwandlungen : Die grosse Heuschrecke ist ein Insect, welches Grillen fängt. Es macht sich die Kälte zu Nutzen und tödtet die Wesen. Sie verbirgt sich und ward durch etwas zu Grunde gerichtet. Sie ist das Bild des Fangens und Ergreifens. Die von Han-schi verfassten äusseren Ueberlieferungen : Tschuang, Fürst von Tsi, zog auf die Jagd. Eine grosse Heuschrecke erhob die Füsse und wollte das Rad ergreifen. Er fragte den Wagenführer: Was für ein Insect ist dieses? — Jener antwortete: Es ist eine grosse Heuschrecke. Es ist ein Insect imd kennt das Vorwärtsgehen, aber es kennt nicht das Zurücko-ehen. Es ermisst nicht die Kraft und kommt leicht an den Feind heran. — Der Fürst sprach : Dieses ist der tapferste Kriegsniann der Welt. — Er lenkte den Wagen um und wich ihr aus. Die tapferen Kriegsmänner wendeten sich ilnu zu. Die Gebote der Monate des Li-ki: In dem mittleren Monate des Sommers entsteht die grosse Heuschrecke. Anmerkung: Das Insect Tang-lang (die grosse Heu- schrecke) heisst der Grillenfresser und der Insectentödter. 374 Pfizmaier. Das von Hoa-kiao verfasste Buch der späteren Han : Als ^^ ^H Tsai-yung" sich in Tschin-lieu befand, war in der Nachbarschaft Jemand , der ihn zum Weine und zum Speisen einlud. Die Zeit kam und der Wein machte fröhlich. Unter den Gästen war einer, der an dem Windschirm die Harfe spielte. Yung kam zu dem Thore, versteckte sich und hörte es. Er sagte : Mit Musik ladet man mich ein und hat die Gedanken auf Mord. Warum ist dieses? — Er kehrte sogleich zurück. Der Vollstrecker des Auftrages sagte zu dem Wirthe: Der Herr Tsai ist vorhin gekommen. Er gelangte bi^ zu dem Thore und ging fort. — Der Wirth lief Jenem schnell nach und fragte um die Ursache. Yung thoilte es ihm mit. Der Harfenspieler sagte: Ich rührte vorhin die Saiten und sah eine grosse Heuschrecke , die sich eben gegen eine sin- gende Grille wandte. Die Grille wollte sich entfernen , aber flog noch nicht auf. Die grosse Heuschrecke war einmal vor ihr, einmal prallte sie zurück. Mir bangte im Herzen, und ich fürchtete nur, die grosse Heuschrecke könne sie verfehlen. Bin ich Einer, der die Gedanken auf Mord hat und es in Töne bringt? — Yung sprach: Dieses genügt, um zuzutreffen. Der Frühling und Herbst von U und Yue : Fu-tscha, König von U, erliess in seinem Reiche die fol- gende Bekanntmachung: Ich will Tsi angreifen. Wer es wagt, dagegen Vorstellungen zu machen, stirbt. — Der Nachfolger _^ Yen brachte den König durch ein Gleichniss davon ab. Er nahm am klaren Älorgen in dem Busen eine Kugel, unter den Arm eine Armbrust und kam von dem rückwärtigen Gar- ten herbei. Seine Kleider waren durchnässt, seine Schuhe feucht. Fu-tscha, König von U, verwunderte sich und fragte ihn. Der Nachfolger antwortete: Ich lustwandelte in dem rück- wärtigen Garten und hörte den Gesang einer Herbstgrille. Ich ging hin und betrachtete sie. Die Herbstgrille stieg auf einen hohen Baum und hielt sich für sicher. Sie wusste nicht, dass eine grosse Heuschrecke die Aeste überstieg, die Zweige um- kreiste, sich zu ihr hinschleppte, den Mundwinkel erhob und sie zerbeissen wollte. Die grosse Heuschrecke hatte ein gieriges Herz. Sie trachtete, vorwärts zu kommen, ihre Gedanken waren auf den Vortheil gerichtet. Sie wusste nicht, dass ein gelber Sperling im Kreise umherflog, in dem dichtbelaubten Denkwürdigkeiten von den Insecten China's. 375 Wfilde zwischen Zweig'en und Blättern hin und hov Aoü; und gi'osse Heuschrecken aufpicken wollte. Das Buch Tschuaug-tse : Tschuang'-tscheu lustwandelte in dem Gehäge von Tiao- ling. Er sah eine merkwürdige Aelster, die aus den südlichen Gegenden kam. Er ergriff die Armbrust und wartete auf den günstigen Augenblick. Er sah eine Grille, die einen guten Schatten fand und auf sich selbst vergass. Eine grosse Heu- schrecke ergriff einen Schirm ' und war im Begriffe, sie zu fangen. Sie sah den Vortheil und vergass auf ihren Körper. Die merkwürdige Aelster folgte ihr nach und machte es sich zu Nutzen. Sie sah den Vortheil und vergass auf ihren Leib. Tschuang-tscheu sagte furchtsam : 0 die Dinge verwickeln sich gewiss gegenseitig! Zwei Arten laden einander vor. — Er warf die Armbrust weg und lief zurück. Das Buch Tschuang-tse : Die grosse Heuschrecke erhebt den Arm und bleibt in dem Wagengeleise. Sie weiss nicht, dass sie der Sache nicht gewachsen ist. Es ist die vortrefflichste Begabung. Anmerkung: Es ist nicht der Fall, dass sie keine vor- treffliche Begabung hat. Sie ist nur der Sache nicht gewachsen. Der Wald des Lächerlichen : Ein Mensch von Tsu war arm. Er las in den Heilmitteln von Hoai-nan, dass, wenn man das Blatt erhält, mit welchem die grosse Heuschrecke auf die Grille lauert und sich ver- deckt, man sich dadurch unsichtbar machen könne. Er blickte sogleich unter einem Baume in die Höhe und nahm ein Blatt. Eine grosse Heuschrecke ergriff das Blatt , lauerte auf eine Grille und erfasste sie. Das Blatt fiel unter den Baum. Unter dem Baume lagen schon früher abgefallene Blätter, die man davon nicht mehr unterscheiden konnte. Er kehrte deren einige Nössel voll zusammen, nahm sie und ging damit nach Hause. Er verdeckte sich mit einem Blatte nach dem andern und fragte seine Gattin: Siehst du mich? — Die Gattin antwortete anfänglich immer^ dass sie ihn sehe. Nach einigen Tagen ward sie dessen überdrüssig. Sie konnte nicht umhin, zu lügen und sagte, dass sie ihn nicht sehe. Der Mann schwieg und war ' Die Heuschrecke erfasst Pflanzen und verdeckt sich dum it. 376 Pfizinaier. sehr erfreut. Er nahm das Blatt und ging- auf den Markt. Daselbst nahm er den Leuten vor ihren Augen Sachen weg. Die Angestellten banden ihn und führten ihn zu dem Bezirke. Die Obrigkeiten verhörten ihn, und er sagte alles vom Anfang bis zum Ende. Die Obrigkeiten lachten laut. Sie entliessen ihn und bestraften ihn nicht. Das Buch der Träume: Die grosse Heuschrecke ist der P^'lüchtling, der sich in den Gräsern versteckt. Sieht man im Traume eine grosse Heuschrecke, so hat man Kummer wegen Entziehung durch die Flucht. •x-^|] ^ Tsi^'-tsiü ist der Scolopender. Er heisst auch ^ ^ U-kung , Fürst von U^ Das Ni-ya: ^ ^ Tsi-li ist der Scolopender. Anmerkung: Derselbe hat Aehnlichkeit mit einer grossen Heuschrecke. Er hat einen grossen Bauch, lange Hörner und ist im Stande, das Gehirn der Schlange zu verzehren. Das Kuang-ya: Der Scolopender ist der Fürst von U. ' Das Buch Tschuang-tse : Der Scolopender verzehrt gern das ^ Tai. Anmerkung: ^ Tai ist eine kleine Schlange. Der Sco- lopender v^erzehrt gern deren Augen. Das Buch Fao-po-tse : Wenn die Menschen des Südens in das Gebirffe treten, geben sie in eine Bambusröhre einen lebenden Scolopender. Der Scolopender kennt den Ort, wo sich Schlangen aufhalten und regt sich sogleich in der Röhre. Man findet dann in den Gräsern sogleich Schlangen. Wenn der Scolopender eine Schlange sieht, kann er sie durch den Athem abschliessen. Die Schlange ist sofort todt. Das Buch Hoai-nan-tse : Der Mond beleuchtet die Welt. Er wird anaenaert von der Kröte. Die Götterschlange wandelt in dem Nebel umher, doch sie schwebt in Gefahr vor dem Scolopender. ^ Fürst von U schreibt man mit vorgesetztem ^b sonst ancli Afi ^^ U-kung. Denkwürdigkeilen von den Insecten China's. 377 Anmerkung-: Die Kröte ist der Frosch in dem Monde. Dieselbe zernag-t den Mond. Desswegen lieisst es: er wird angenag't von der Kröte. Die von Tschiu-lioai-yuen verfassten Denkwürdigkeiten des südlichen Yue : In dem Districte Sui-ting gibt es viele Scolopender. Die grössten sind im Stande, Eidechsen einzuathmen. Die von Lieu-hin-khi verfasste Geschichte von Kiao- tscheu : Die grossen Scolopender stammen von der Gränz«; des Districtes Siü-wcn. Man nimmt iluc llmit und kann damit die Trommeln überziehen. Die von Tschin-ying verfassten Merkwürdigkeiten von Lin-hai : Auf dem Berge U-yü im Südosttm von Tsin-ngan sind Tausende und Zehntausende von Scolopendern angesammelt. Einige sagen, aus denjenigen, welche eine Klafter lang sind, bereite man Rauchfleisch. Der Geschmack derselben habe Aehn- lichkeit mit demjenigen des grossen Seekrebses. Die Denkwürdigkeiten von merkwürdigen Dingen des Südens der Berghöhen : Die Menschen von Tschü-yai sehen, so oft heiteres Wetter ist, in dem Meere ferne Berge rundum in Reiluui stehen. Die- selben sind gleich Windschirmen des Eisvogels, aber im Osten und Westen nicht bestimmt. Es sind lauter Scolopender. Die Merkwürdio'keiten der Verzeiclinisse des Landes im Süden der Bero-höhen : Von den Scolopendern sagen die Denkwürdigkeiten des südlichen Yue: Mit der Haut der grossen kann man Trommeln überziehen. Man nimmt ihr Fleisch, legt es in die Sonne und macht es zu Dörrfleisch. Es ist besser als Rindfleisch. Sie sagen ferner: Sie sind mehrere Klafter lang und im Stande, Rinder zu verzehren. Wenn die Menschen der Dörfer ihnen zufällig begegnen, rühren sie die Trommeln und ziindi-n Fackeln an, iim sie zu verscheuchen. Die von Thao-tsien verfasste fortgesetzte Geschichte des .Suchens der Götter: S' ^ Tan-yeu war ein Mann des Weges. In dem Districte Than war ein Haus, das mit Wurmfrass zu thun 378 Pfizmaier. hatte. Alle Mensclien, welche dessen Speise verzehrten oder daselbst tranken, brachen Blut und starben. Yeu beg-ab sich in dasselbe, und der Wirth liess Speise herabgelangen. Yeu verliess sich auf die gewöhnliche Beschwörung. Bloss ein Paar schuhlange Scolopender sprangen sogleich in der Trinkschale herum. Yeu ass und trank munter. Er blieb ruhig und es geschah nichts weiter. i{ll i^l Khieu-yin ist der Regenwurm. Die Bestätigungen der Worte des Abrisses des Flusses : Als der gelbe Kaiser aufstand, zeigten sich grosse Regen- würmer. Die grossen auf dem Haupte getragenen Gebräuche: Der Regenwurm hat nicht den Nutzen der Nägel und Zähne, nicht die Stärke der Sehnen und Adern. Nach oben verzehrt er Staub und Erde, nach unten trinkt er die gelben Quellen. Er ist aufmerksam auf ein Einziges. Das Hiao-king: Der Regenwurm hat nicht die Mühe des Essens. Er hat keine Gewalt, darum hat er kein Herz. Das Buch der späteren Han : Wang-yuen sprach zuWei-ngao: Wenn der göttliche Drache die Gewalt verliert, ist er wieder mit dem Regenwurme gleich. Die Geschichte des Zeitalters der Kaiser und Könige: Zu den Zeiten des gelben Kaisers war der Regenwurm so gross wie ein Regenbogen. Die in dem Buche Pao-pö-tse enthaltene Kunst des Kriegsheeres : Wenn der Regenwurm sehr häufig in dem Kriegsheere sich zeigt, löst sich das Kriegsheer auf. Man soll sich auch gegen Empörung vorsehen. Das Buch Schin-tse : Die Götterschlange lustwandelt in dem Nebel. Der flie- gende Drache ersteigt die Wolken. Wenn die Wolken schwin- den, der Nebel sich verzieht, sind jene mit dem Regenwurme gleich. Es ist, weil sie das verlieren, worauf sie steigen. Der Frühling und Herbst des Geschlechtes Liü : Zu den Zeiten des gelben Kaisers sah man grosse Regen- würmer. Die Luft der Ei'de überwog, desswegen war die Farbe des Regenwurmes noch immer gelb. Denkwürdigkeiten von den Insecteu Cliina's. 379 Die vollendeten zehntausend Künste von Hoai-nan : Die Erklärung-, wie durch die Haut der Stechwinde und Regenwurmfett Fische und Schildkröten sich versammeln, sag-t: Man nehme die Haut der Stechwinde und weiche sie in andert- halb Nössel Wasser. Man l)rfnne einen Stein zu Kohle und lösche ihn in Regenwurmfctt. Man lege dieses in das Wasser der Stecliwindenhaut. Hat man es durch sieben Tage in einen Teich gestellt, so versammeln sich die Fische und Schild- kröten. Die von Yang-tsiuen vcrfassten Erörterungen über die Ordnung der Dinge : In der Umschräukung des eigenen Selbst, in der Zurück- haltung des Begehrens geht nichts über den Regenwurm. Diese Willensstärke wird von vorzüglichen jMännern nicht erreicht. Die von Kö-I-kung vcrfassten erweiterten Denkwürdig- keiten : Die Barbaren in den Gebirgen von Min-vue und im Nor- den des Stromes verzehren Dön-lleisch von Regenwürmern und halten es für einen I^eckerbissen. Die von Thsui-piao vcrfassten Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart: Der Regenwurm heisst auch v>^p «'^ Yuen-schen. Er heisst auch d|| »W Khiö-schen (der gekrümmte Regenwurm). Er versteht es, lauge in der Erde zu summen. Im Osten des Stromes nennt man ihn das singende Mädchen. Einige nen- nen ihn PM ^ Ming-thsi ,die tönenden Stufen'. Die Geschichte der erzählten Merkwürdigkeiten: Der Bruderssohn ^J ^M ^ Lieu-te-yuen's war der grosse Vorgesetzte, der die Geschäfte führende mittlere Leib- wächter ^ ^ Tao-tsüu. Im fünften Monate des ersten Jahres des Zeitraumes King-ho (465 n. Chr.) krochen plötzlich mehrere Zehende von Regenwürmern auf die Stufen vor seinem Bethause. Der ganze Leib derselben war von weisser Farbe, was die ]\Ienschen noch nie gesehen hatten. Die Regenwürmer sperrten zugleich den Mund auf und streckten die Zungen heraus. Diese waren gross und von i-other Farbe. Im achten 2^Ionate desselben Jahres wurde er sammt Te-yuen hingerichtet. Der von Lieu-king-schö verfasste Garten der Merkwür- digkeiten : Sitzungsber. d. pliil.-hist. Cl. LXXVUl. 15d. U. lUt. 25 380 Pfizmaier. '^ Schuang, König von Yi-tscheu, wollte zu den Zeiten des Kaisers Wen von Sung, im Anfange des Zeitraumes Yuen- kia (424 bis 463 n. Chr.) plötzlich kein Licht sehen. Er nahm immer Wasser, begoss den Boden und überdeckte ihn mit einem Dache von blühenden Binsen. Darin schlief, ass und trank er. Er sagte, es komme immer ein Mädchen, das mit einem grünen Unterrocke und einem weissen Halstuche be- kleidet sei, und trete in das Schlafgemach, Seine Mutter horchte und vernahm unter der Matte ein undeutliches Geräusch. Sie nahm die Matte weg und sah einen Regenwurm von grüner Farbe, mit weissem Halse und von zwei Schuh I^änge. Schuang sagte, dieses Mädchen erscheine immer mit einem Spiegelkäst- chen, das einen sehr feinen Wohlgeruch verbreite. Das Spiegel- kästchen war jetzt ein Schneckenhaus, der Wohlgeruch eine Kalmuswurzel, Um die Zeit sagten Alle, Schuang werde bald mit einer kleinen Heuschrecke des Erdhügels gleich sein. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe: Zu den Zeiten des Kaisers Yang von Sui, in dem Zeit- räume Ta-nie (605 bis Gl 6 n, Chr.) lebte in Ho-kien ein Weib, Dasselbe ernährte ihre Muhme und war nicht elternliebend. Die Muhme war auf beiden Augen erblindet. Das Weib zer- schnitt Regenwürmer, bereitete daraus Eingemachtes und gab es ihr zu essen. Die Muhme wunderte sich über den Geschmack, Sie hob heimlich ein Stückchen davon auf und zeigte es dem Kinde. Das Kind kehrte damit zurück. Man sah es und wollte das Weib zu dem Districte führen. Es kam noch nicht dazu, als der Donner dieses Weib erschlug. Sie fiel plötzlich aus der Luft herab. Ihr Leib war so wie früher, hatte aber einen anderen Kopf. Dieser war ein weisser Hundskopf. Die von Kö-hung angegebenen Mittel zur Heilung plötz- licher Beschwerden in der Kehle: Man nehme vierzehn Stück weisshalsige Regenwürmer, zerstosse sie und streiche sie auswendig auf die Kehle. Man ist auf der Stelle geheilt. Das Buch Pen-thsao: Der weisshalsige Regenwurm heisst auch der Erddrache. Er entsteht in Thälcrn und auf flachem Boden, Diejenigen mit weissem Halse sind nur die alten und grossen. Denkwürdigkeiten von den Insecten China's. 381 *M $^ ^'y^^ ^^* *^®^' ^^i'^pi'ii"g"liclie Name für ,Schnecke^ Der gewöhnliche Name ist ^ <^ Kuo-nieu. Das Buch Tschuang-tse : Es gibt ein Reich, das sich in dem linken Hörne der Schnecke befindet. Dasselbe heisst ^^ ^ Tschö-schi. Es gibt ein Reich, das sich in dem rechten Hörne der Schnecke befindet. Dasselbe heisst ^ ^ Man-schi. Um die Zeit stritten sie mit einander um Land und kcämpften. Die zu Boden liegenden Leichname waren mehrere Zehntausende. Man bewerkstelligte die Verfolgung nach Norden durch fünf- zehn Tage und kehrte dann zurück. Das Buch Pen-tschao : Die Schnecke ist von Geschmack salzig. Sie ist kalt und giftlos. Sie heisst auch [^ ^ Ling-li ,die Schnecke der Anhöhen'. Sie heisst auch J- ^ Thu-kua ,die Erd- schnecke^ Sie heisst auch ^j^ ^jWj Fu-kua ,die hinzugefügte Schnecke', Sie entsteht an den Teichen und Sümpfen des Thai-schan, an verborgenen Orten, zwischen Sand und Steinen und an dem Fusse der Ringmauern. Hie ist das für irrig gehaltene Zeichen für ,Scor- pion'. Das richtige Zeichen ist ^ hie. Gewöhnlich sagt mau ^ tschai. Die Ueberlieferungen Tso's : Die Menschen von Tsching schmähten Tse-tschan. Sie sagten: Sein Vater starb auf dem Wege. Er ist bereits ein Scorpionenschweif. Die grossen auf dem Haupte getragenen Gebräuche: In dem Reiche der göttlichen Menschen gibt es Bienen und Scorpione, die keine Kinder stechen. Die Denkwürdigkeiten von Wei: Die vornehme Frau von Peng-tsching ging in der Naclit auf die Seite. Ein Scorpion stach sie in die Hand. Sie stöhnte, schrie und wusste sich nicht zu helfen, ^ß j^*^ Hoa-tho Hess Wasser wärmen. Als es nahezu heiss war, tauchte er in das- selbe ihre Hand. Zuletzt konnte sie sich schlafen legen. Die Menschen an ihrer Seite wechselten mehrmals das Wasser '.md Hessen es wärmen. An demselben Tage war sie geheilt. 382 Pfizmaier. Die Geschiclitschreiber des Nordens : Der spätere Gebieter von Tsi erliess eine Verkündung-, worin er ^^ Tschö, König- von Nan-yang aufforderte, schnell zu ihm zu kommen. Als der König angekommen Avar, behan- delte ihn der spätere Gebieter freundlich und fragte ihn, was ihm in seiner Landschaft die grösste Freude machte. Tschö antwortete: Man nimmt eine Menge Scorpioue und lässt sie die Menschen stechen. Wenn man dieses sieht, hat man die grösste Freude. — Der spätere Gebieter suchte sofort in der Nacht einen Scheffel Scorpionc. Um die Zeit des Tagesanbruchs fand er deren zwei bis drei Gantang. Er legte sie in eine Badewanne und Hess Menschen sich nackt in die Wanne legen. Das Rufen und Schreien w^ährte in Einem fort. Der Kaiser blickte mit Tschö hinein und pfiff freudig ohne Unter- lass. Er sagte zu Tschö : Eine solche erfreuende Sache, warum bist du nicht frühzeitig mit unterlegten Pferden dahergesprengt und hast sie an dem Hofe gemeldet? — Tschö stand in Folge dessen sehr in der Gunst des späteren Gebieters. Die Geschichtschreiber von Thang: In Kien-nan gab es ursprünglich keine Scorpione." Einst war ein Mensch, der mit der Stelle eines Vorstehers der Register bekleidet war. Derselbe brachte sie. Bis zu dem heutigen Tage nennt man sie daselbst : Insecten des Vorstehers der Register. Die Geschichte des Suchens der Götter: Im Süden der Feste von Ngan-yang befand sich ein Einkehrhaus. Wer daselbst übernachtete, starb ohne weiteres. Ein Beflissener der Bücher trat in das Einkehrhaus und über- nachtete daselbst. Am andern Morgen grub er Scorpione von der Grösse einer Laute aus. Deren Schweife waren mehrere Sbhuhe lang. Das Einkehrhaus war hierauf sicher. Die von Kö-hung angegebenen Heilmittel : Scorpione gibt es in den Häusern des mittleren Reiches viele. Im Osten des Stromes gibt es keine. ^^ I ist der gewöhnliche Name der Ameise. Man schreibt auch *-^ I' und ^ I'. * J:P ^ Pi-feu sind grosse Ameisen, %^& Wei geflügelte Ameisen. Die Ameiseneier heissen ^^ Tschi. DpnVwiiriliglfpiten vnn den Insecten China's. 383 Die grossen auf dem Haupte getragenen Gebräuche : Im zwölften j\Ionate verkriechen sich die ursprüngliclien Füllen. I Die Obrigkeiten von Tscheu: Man schickt als Speise Gesalzenes von Bohnen, von Austern und Araeiseneiern. Das Buch der späteren Han : Die Räuber von Tschang-kiö in Kiü-lö erhoben sich. Sie trugen gelbe Tücher als Abzeichen. Die Zeitgenossen nannten sie : die gelben Tücher. Man nannte sie auch die Ameisen- räuber.- Die von Tschang-p6 verfassten Verzeichnisse von U : In den Districten Ki6«-tschin und I-fung'' gibt es Leim der rothen Flockseide. Die Menschen betrachten die Erde und erkennen, wo es Ameisen gibt. Sie wühlen dabei den Boden auf und stecken Baumäste hinein. Die Ameisen kriechen dann auf diese und erzeugen Pech. Dasselbe verdichtet sich und wird fest wie der Panzer der grossen Heuschrecken. Man zer- bricht das Pech und färbt damit Flockseide. Die Farbe des- selben ist rein roth. Die rothe Flockseide, welche man ver- fertigt, entsteht durch dieses Pech. Das Buch Han-tse : Fürst Hoan machte den Angriff auf Ku-tschö. Man zog durch das Gebirge und hatte kein Wasser. ßM j|^ Si-peng sprach : Die Ameisen wohnen im Winter an der Südseite der Berge. Im Sommer wohnen sie an der Nordseite. Man richtet sich nach den Ameisenhaufen und hat Wasser. — Man grub nach und fand sogleich Wasser. Der von W^ang-tschung verfasste Wagebalken der Erör- terungen : Wenn der Mensch auf der Höhe der Söller und Erd- stufen sitzt und nach den Erdgrillen und Ameisen der Erde forscht, sieht er noch immer nicht deren Leib. Wie könnte er ihre Stimme hören ? Fragt man warum ? Der Leib der Erd- grillen und Ameisen ist winzig klein und nicht gleich dem ' Das ursprüngliche Füllen ist die Ameise. Der Ausdruck wird spcäter noch erklärt. - Weil sie eine grosse Menge waren. ^ Dieses waren Districte von Kiao-tschi ^Cocliinchina). 384 rfizmai.M-. Körper des Menschen. Die Oeffnmig der Stimme, die Luft kann sie nicht durchdringen. Jetzt ist die erhabene Höhe des Himmels nicht bloss ein Söller und eine Erdstufe. Der Kör- per des Menschen, mit dem Himmel verglichen, verhält sich nicht wie Erdgrillen und Ameisen zu dem^ Menschen. Dieses besagt : dass der Himmel die Worte des Menschen hört und je nachdem sie gut oder schlecht sind, Glück oder Unglück zu Wege bringt, ist ein Irrthum. Die von Yang-tse verfassten Worte der Vorschrift: Wenn man Speise verzehrt wie die Ameisen, sich kleidet wie die Blumen, so ist dieses keine Verschwendung. Die von Ko-I-kung verfassten erweiterten Denkwürdig- keiten : Es gibt fliegende Ameisen, es gibt Baumameisen. Sie sind es, die man im Alterthum das ursprüngliche Füllen nannte. Ferner gibt es schwarze, gelbe, grosse, kleine und mehrerlei Ameisen. Die vermischten Erzählungen der Muttej'stadt : In dem abgetragenen Kloster /^ ^ PIoa-töinTschang- ngan befand sich ein Stein. Derselbe hatte im Umfange zwei Schuh. In ihm gingen Oeffnungen hindurch und rings umher wie bei Geländern, Stühlen, Söllern und Erdstufen. Man nannte ihn den Ameisenpalast. Man sagte immer, man sehe in ihm Ameisen. Dieselben seien goldfarbig und so gross wie Bienen. Ihre Bewegungen und Uebergänge würden nach Zehn- tausenden gezählt. Man grub daher die Erde auf, bis man zu einer Quelle kam. Man fand dann diesen Stein. Die von Tschang-meu-sien verfassten Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dinoren : Die Ameisen wissen, dass es regnen wird. Die von Fö-heu verfassten Erklärungen des Alterthums und der Gegenwart: Zu den Zeiten des Kaisers Kuang-wu von Han, im ersten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (25 n. Chr.) erschienen in Schan-yang kleine Insecten, welche mit dem Körper des Men- schen Aehnlichkeit hatten. Sie waren eine grosse Menge. Am nächsten Tage hingen sie alle an den Aesten der Bäume und waren todt. Es waren grosse Ameisen. Ponlnvüv(lia;ln von doii Tni^ivtiMi Cliina's. OOl) Die von Tlisui-piao verfasstcn Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart: ^ ^ Nieu-liiiing fragte : Warum heissen die Ameisen : ursprüngliclio Füllen? — Man antwortete ihm: In Ho-nei sahen die Menschen unvermuthet Menschen und Pi"erde in der Zahl von Tausenden und Zchntausenden. Die Reiter waren so gross wie Hirsekörner. Sie zogen umher, rührten sich, gingen und kamen vom Morgen bis zum Abend. Die Bewohner der Häuser zündeten Feuer an und tödteten sie. Die Menschen waren sämmtlicli Mücken, die Pferde wurden grosse Ameisen. Desswegen nennen die Menschen der Jetztzeit die Mücken : das Hirsevolk. Für Ameisen sagen sie: die ursprünglichen Füllen. Die von Yang-feu verfassten Denkwürdigkeiten von merk- würdigen Dingen: Der Steinkarpfen streckt die Zunge heraus. Die Ameisen legen sich daran, und er verschluckt sie. Ferner öffnet er die Schuppen und lässt die Ameisen dazwischen kriechen. Er fälu't dann rasch empor und leckt sie auf. Der von Lieu-king-schö verfasste Garten der Merkwür- digkeiten : ;jg ^ Hoau-kien führte den Jünglingsnamen ^ jjj§ King-tsu. In Thai-yuen erschienen plötzlich Menschen von der Länge eines Zolles. Dieselben waren sämmtlich mit Panzern bedeckt, hielten in den Händen Speere und ritten auf gehar- nischten Pferden. Sie kamen aus einer Grube, kletterten auf Bänke, erstiegen den Herd und suchten den Ort, wo Speisen und Getränke sich befanden. Wenn irgendwo gehacktes Fleisch war, kamen sie ohne weiteres, sammelten sich in Haufen und stachen mit den Speeren weg, was sie mit ihrer Kraft nur bewältigen konnten. Sie zogen dann in eine Höhle. Ein Mann des Weges, ^ iS ^ Tschü-ying-tse von Tsiang-schan, ordnete an, den Ort, wo sie hineingegangen waren, mit sieden- dem Wasser auszubrühen. Es bliel) ruhig, und sie kamen nicht mehr hervor. Man grub jetzt nach und fand einen Scheffel voll grosser Ameisen todt in der Höhle. Kien ward später wegen des Blutopfers des Thores zugleich vernichtet. > < Wegen seiner Verwandtschaft mit Hoan-liiuen. Dieser wurde im dritten Jahre des Zeitraumes Yuen-hing (404 n. Chr.) hingerichtet. 386 Pfizmaier. Die Greschichte der fünf Grundstoffe in dem Alterthum und in der Gegenwart: Zu den Zeiten des Kaisers Hien-tsung aus dem Hause der späteren Wei, im sechsten Monate des ersten Jahres des Zeitraumes Thien-ngan (466 n. Chr.), waren in Yuen-tscheu schwarze Ameisen, welche sich mit rothen Ameisen in einen Kampf einliessen. Der Raum betrug in der Länge sechzig Schritte, in der Breite vier Zoll. Den rothen Ameisen wurden die Köpfe vom Rumpfe getrennt, und sie blieben todt. Das Schwarze ist dem Norden vorgesetzt. Das Rothe ist dem Süden vorgesetzt. Um diese Zeit tödtete Kaiser Ming von Tsi den jungen Kaiser Tse-nie und setzte sich selbst an dessen Stelle. Er erlitt durch das Kriegsheer von Wei eine grosse Niederlage. Zu den Zeiten des Kaisers Hiao-tsing aus dem Hause der östlichen Wei, im vierten Jahre des Zeitraumes Wu-ting (546 n. Chr.) kämpften unter den Mauern von Nie gelbe Ameisen mit schwarzen Ameisen. Die Kriegskleider des öst- lichen Wei waren von Farbe schwarz. Die Kriegskleider des westlichen Wei waren von Farbe gelb. Damals blieben die gelben Ameisen insgesammt auf dem Platze. Um die Zeit belagerte "j& ||^ Kao-hoan die Feste ^^ 1^ Y-ö-pT. Nach zehn Decaden war sie noch nicht genommen. Hoan erkrankte. Er ordnete das Heer und starb. Die Denkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausserhalb der Berghöhen : ■ Die Gattungen der Ameisen im Süden der Berghöhen sind äusserst viele. Es gibt Ameisen, die man in Teppichen und Säcken anhäuft. Man verkauft die Eier und Nester auf den Märkten der Hauptstädte. Die Ameisennester sind gleich Säcken von leichter Flockseide und rings von Zweigen und Blättern umgeben. Die Ameisen befinden sich in der Mitte. Sie werden sammt den Nestern verkauft. Es gibt deren, welche von gelber Farbe, grösser als die gewöhnlichen Ameisen und langbeinig sind. Man sagt, wenn es im Süden auf den süssen Pomeranzenbäumen keine Ameisen gibt, seien die Früchte stark wurmig. Desswegen kaufen die Menschen wetteifernd Ameisen und ziehen dadurch süsse Pomeranzen. Denkwürdigkeiten von den Insecten Cliina's. 387 Dieselben Denkwürdigkeiten : An den Bächen und Thahvassern von Kiao-tsclieu und Kuang-tscheu sehen die Aeltesten nach und sammeln Ameisen- eier. Sie spülen sie ab und wählen sie aus, lassen sie dann mit Salz reinigen und daraus Brühe bereiten. Man sagt, diese sei von Geschmack kräftig und habe Aehnlichkeit mit der zubereiteten Fleischbrühe. Wer nicht ein Gast, Verwandter oder Freund der Obrigkeiten sei, könne sie nicht erlangen. ^ ^ Tschi-tschü ist der gewöhnliche Name der Spinne. Die fernere Erklärung des Sinnes der Gedichte : Die Spinne heisst auch -^ ^[J Tschang-kiö ,das Lang- bein^ In King-tscheu und Ho-nei nennt man sie ä -^ Hi-tse ,der freudige Sohn^ Man sagt, wenn dieses Insect heran- kommt, wird ein Verwandter als Gast kommen. Es ist dabei ebenfalls wie bei der Spinne. Man zieht ein Netz und lässt ihn darin wohnen. Das Buch der Träume: Wenn man von Spinnen träumt, wird sich an diesem Tage sogleich etwas Freudiges ereignen. Die Denkwürdigkeiten von Wei: ^ ^ r© Tschü-kö-yuen, Befehlshaber von Kuau-thao, wurde versetzt. ^ ^ Kuan-lu, Statthalter von Sin-hing, ging hin und bewirthete ihn auf dem Wege. Als alle Gäste versammelt waren, erhob sich Yuen. Er nahm ein Schwalbenei, ein Bienennest und eine Spinne, legte dieses in ein Gefäss und Hess darauf rathen. Als das Bild der Wahrsagung fertig war, sagte Lu: Der dritte Gegenstand fürchtet sich, hat lange Beine, speit Fäden und bildet ein Netz. Es gebraucht das Netz und sucht Nahrung. Sein Vortheil besteht in dem Abend und in der Nacht. Dieses ist eine Spinne. — Die ganze Gesellschaft war freudig erstaunt. Das Buch Pao-pö-tse: Wenn man rothgestreifte Spinnen und siebenerlei Wasser- pferde ' mit den Kugeln des Flussgottes und den Wassergenien 1 Das Wasserpferd ist ein Insect, von welchem später noch gespro<-hen wird. doö Pfizmaipr. verbindet und sie einnimmt, so kann man ebenfalls in dem Wasser wohnen. Wenn man ferner damit die Fusssohlen be- streicht, so kann man auf dem Wasser eiuherg-ehen. Das Buch Fu-tse: Tschung-ni, Fürstensohn von Tsin, floh nach Tsi. Er lustwandelte mit seinen fünf Dienern in dem grossen Sumpfe. Er sah eine Spinne, welche ihr Netz breitete. Sie schleppte das Netz imd fing Insecten, die sie verzehrte. Der Fürstensohn Tschung-ni sah dieses. Er sprach zu seinem Diener Khieu-fan : Dieses Insect ist dasjenige, welches das unbedeutendste hin- sichtlich des Verstandes. Es macht sich aber noch immer seinen Verstand dienstbar. Es schleppt sein Netz und fängt* Insecten, die es verzehrt. Um wie mehr hat der Mensch Ver- stand! Doch er kann nicht öffnen und herablassen des Him- mels Netz, breiten und knüpfen der Erde Netz, um zu ver- schaffen die Herrschaft über ein Gebiet von dem Umfange einer Klafter. Er hat nicht einmal so viel Verstand wie die Spinne. Kann man ihn einen Menschen nennen? — Khieu-fan sprach: Möge sich der Fürstensohn hüten, dieses zu sagen. Wenn er es schliesslich thut, wird er ein T^^and haben, wird er die Nachfolge haben. Das Buch Kin-leu-tse : Sil ^ Kung-sche aus dem Reiche Tsu war dem Kö- nige von Tsu an den Hof gefolgt. Er übernachtete in dem Palaste Wi-yang und sah eine Spinne. Es war eine rothe Spinne von der Grösse einer Kastanie. Sie wickelte ihr Netz von vier Seiten. Es war ein Insect, welches daran stiess und hängen blieb. Es wich zurück, konnte aber nicht heraus- kommen. Sehe verwundei'te sich und sprach: Mein Leben ist ebenfalls so beschaffen. Die im Dienste stehenden Palastdiener sind die Netze der Menschen. Wie könnte man ein Jahr ver- weilen? — Hierauf hängte er seine Mütze auf und zog sich zurück. Die Zeitgenossen verlachten ihn und sagten. Sehe sei Einer, der sich vor den Spinnen verberge. Die Geschichte der Zeitalter der Kaiser und Könige : Thang zog hinaus und sah einen Menschen, der ein Netz spannte. Thang stieg von dem Wagen und befahl, drei Seiten zu lösen und eine Seite aufzustellen. Er belehrte ihn weiter, wie er es legen solle und sprach: Einst erfand die T)oiilcwüvfc fW ß?» Tschin-seng-tschao hiess mit einem anderen Namen i^ HB Fa-lang. In seiner Jugend diente er einem ' Heng-ngo war die Gattin des Lehensfiirsten I. Sie gilt für die Göttin des Mondes. DoiikwürdiK'kfileu vi'U den liibecteu Chiua's. 301) Mamie des Weges, Namens a^ 0|Jj Woii-ssc. j^ Ri, zu den Zeiten der Liang König- von Wu-Iing., winde !Stattiialtcr von Kuei-ki. Derselbe gab ein Fest, und man sass in (K-ni Lusthause des Teiches. Das Quaken der Frösche, betäubte das Ohr. Der König sprach: Sic bringen uns ganz um das Anhören von Seide und Bambus. Seug-tschao beschwor sie mit zelin niederhaltenden Worten, und sie waren sogleich still. Gegen den Abend sagte der König nochmals: Ich wünsche, dass sie wieder quaken. — Seng-tschao sprach: Die Unter- haltung des Königs ist zu Ende, er heisst euch quaken. — Die Frösche machten sogleich einen betäubenden Lärm. Die kurzgefassten Vorbilder der drei Reiche : Im zweiten Jahre des Zeitraumes Tliien-ho von Tscheu (568 n. Chr.) log ein Abenteurer aus Wu-ngan in Tsi mit seinen Genossen und sagte : Wenn die Lahmen das Wasser der Quelle trinken und auf dem Boden desselben einen gol- denen Buddha finden , so ist ihre Lähmung sofort geheilt. — Hierauf glaubte man ihm in der Nähe und Ferne, Männer und Weiber sammelten sich gleich Nebel. In dem Wasser be- fanden sich gelbe alte Frösche, die von Farbe wie Gold waren. Dieselben kamen bald hervor, bald tauchten sie unter. Wu-ngan in Tsi und alle Menschen von den hundert Obrigkeiten ab- wärts tranken es. Das Buch der Sui : Als Kaiser Yang sich in dem östlichen Palaste befand, zeigten sich mehrmals Ungeheuerlichkeiten und Veränderungen. Er befahl dem Beruhiger der Leibwache, dem kleinen Reichs- minister ^ ^ Siao-ke, die unrechte Luft in dem Saale der Vorhalle *^ ^ Siuen-thsc zu bannen und rleu Göttern zu opfern. Um diese Zeit, im ersten Monate des Winters, war der Boden schon längst wasserlos. Da kamen Frösche aus Südwest und drangen bis zu dem Saale ein. Sie waren phitz- lich verschwunden. Das Buch Wen-tse: -^ -^ Kin-tse fragte: Ist das viele Reden von Nutzen? — Me-tse sprach : Die Frösche quaken fortwährend bei Tag und bei Nacht. Ihr Mund ist trocken, ihre Zunge gespalten, und sie werden gleichwohl nicht verständig. Der Hahn des frühen Morgens wartet auf den Mojgen und kräht. Die Welt 4;00 Pfizmaier. kommt dann gemeinschaftlich in Bewegung. Ob das viele Reden von Nutzen sei? Es kommt nur auf die Zeit des Redens an. Die- Worte der Reiche: Weil Tschao-siang-tse durch Yün-tö eine freisinnige Len- kung in Tsin-yang führte, war das Volk mit ihm einverstanden. Er setzte sich daher in Tsin-yang fest. Später belagerte das Heer von Tsin die Stadt und überschwemmte sie. Die Herde standen unter Wasser, und es wuchsen Frösche. Das Volk dachte nicht daran, sich aufzulehnen. Die Ueberlieferungen von göttlichen Unsterblichen : ^ yrj Kö-yuen deutete auf Frösche und Hess sie tanzen. Alle richteten sich nach den Absätzen des Saitenspiels. Als er sie aufhören hiess, hörten sie auf. Das Buch Tan-tse von Yen: Der Nachfolger freute sich, dass er King-ko gewonnen hatte, und er hatte in Ewigkeit keinen Kummer wegen Thsin. Er begab sich täglich mit Ko zu dem östlichen Palaste. Er blickte auf den Teich und sah, dass Ko Thonschorben auflas und die Frösche bewarf. Der Nachfolger befahl Leuton, ihm eine Schüssel und goldene Kugeln zu reichen. Die Erörterungen über die Ordnung der Dinge: An den leeren und nichtssagenden Gesprächen schätzt man die Blüthen und das Hornblatt. Dieses ist nicht ver- schieden von den Fröschen des Frühlings und den Grillen des Herbstes, welche nur die Ohren betäuben. Das Durchdringen der Gewohnheiten : Ehrerbietig bewegen die Frösche den Schweif.' Im ge- meinen Leben sagt man : Die Frösche springen das erste Mal acht Schuh weit. Das zweite Mal springen sie sechs Klafter weit. Vom Frühling bis zum Herbst treiben sie nackt einander vimher und thuen nichts anderes. Sie bewegen den Schweif ehrerbietig. Wenn man aufmerksam die Frösche betrachtet, die bereits in dem Wasser wohnen, so ist ihr Schweif wieder kurz. Sie können bloss bewogen werden, ihn zu bewegen : wie könnten sie dieses ehrerbietig thun? Man erforscht das, wovon sie ausgehen. Man soll sagen : Sommerpferd. Im Sommer hat ' Hier köunen wohl nur die Froschwürmer gemeint sein. Denkwürdigkeiten von den Incerten China'g 401 das Pferd vun den Mücken zu leiden, es beweg-t den Schweif und schlägt um sich. Es ist beständig; ehrerbietig:. Die Laute Kia-nia ,Frosch^ und g ]^ Hia-ma ,Sommerpferd' sind einander ähnlich. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- thuras und der Gegenwart : Die Froschwürmer sind die Jungen der Frösche. Sie heissen auch: die hängenden Nadeln. Sie heissen auch: die ursprünglichen Fische. Sie sind von Gestalt rund und haben einen Schweif. Wenn sie den Donner hören, löst sich der Schweif ab, und es wachsen die Beine. Die erweiterte Geschichte der fünf Grundstoffe : In den Pfeilern unter dem gedeckten Gange im Osten der Thorwarte des gefrorenen Wahren in Hoai-tscheu hörten ^ die Männer des Weges durch fünfzig Jahre hier und dort das Quaken von Fröschen. Sie wussten nicht den Ort zu treffen. Später waren die Pfeiler verfault, und man ersetzte sie durch andere. Man zerhackte einen jener Pfeiler und fand darin einen Frosch. Der Pfeiler hatte auch keine Oeffnung und keine Spalte. Die Merkwürdigkeiten der Verzeichnisse des Landes ausserhalb der Berghöhen: lyk sB Lin-ngai von Thang war Statthalter von Kao- tscheu. Ein kleiner Knabe aus einer Feidhütte des Bezirkes hütete die Rinder. Derselbe hörte auf dem Felde das Quaken eines grossen Frosches. Der Hirtenknabe verfolgte ihn und fing ihn. Der grosse Frosch sprang in eine Höhle. Man grub hierauf nach, und es war das Grab eines Häuptlings der süd- lichen Barbaren. Man fand eine kupferne Trommel. Die Farbe derselben war eisvogelgrün. Die Erde war an mehreren Stellen zernagt. Man durchbrach die obere Schichte und zog aus der Verborgenheit viele Gestalten gegossener Frösche. Man ver- muthetc, es seien Blasemuscheln, es waren aber Gespenster der Trommel. Si-sü ist die schwarze Grille. Die verkehrenden angehängten Abrisse der Verwand- lungen : 402 Pfizmaier. Das Insect, die schwarze Grille folgt dem Yin, geht ent- gegen dem Yang. Es wohnt an der Mauer und wendet sich schnellen Schrittes nach aussen. Es ist das Weben der Wei- ber und Mädchen, das Bild der weiblichen Kunst. Wenn es aber der Schranke verlustig wird, nicht an der Mauer wohnt, so hat es Aehnlichkeit mit dem Mädchen, dessen Sache nicht vollendet wird, das von ausschweifendem Wandel ist. Somit verübt es in der Nacht Verbrechen. Desswegen wird die Thüre in der Nacht geöffnet. Die Thüre ist es, durch welche Menschen ein- und ausgehen. Wird sie aber in der Nacht nicht verschlossen, so ist dieses offenbar unrecht. Die Bestätigungen der verkehrenden Abrisse der Ver- wandlungen : In dem begründeten Herbst singt die schwarze Grille. Der weisse Thau kommt hernieder, die schwarze Grille ersteigt . die Halle. Das Mao-schi : Die schwarze Grille ist in der Halle , das Jahr wird abendlich sodann. Ich habe jetzt keine Freude, die Tage und Monde wechseln. Der siebente Monat in den Gedichten von Pin: Im siebenten Monat ist sie im freien Felde. Im achten Monat ist sie unter dem Dache. Im neunten Monat ist sie an der Thüre. Im zehnten Älonat kriecht die schwarze Grille unter mein Bett.' Die von Lö-ki verfassteu weiteren Bedeutungen des Mao-schi : Die schwarze Grille hat Aehnlichkeit mit der Heu- schrecke, ist aber kleiner. vSie ist rein schwarz und glänzt wie Pech. Sie hat Hörner und Flügel. Sie heisst auch •» it Kung. Sie heisst auch ^ :v-^)J Tsiiig-li. Die Menschen von Tsu nennen sie den Königsenkel. Die Menschen von Yeu-tscheu nen- nen sie ^ ^^ Tso-tschi. Ein Sprichwort der Dorfbewohner sagt: Wenn die schwarze Grille singt, erschrickt das nach- lässige Weib. ' Da es nur allinälig kalt wird , kommt die schwarze Grille nicht plötzlich. Denkwürdigkeiten vcu ileii Innecteu Cliina'fc. 4()«) Das Li-ki : Die Gebote sagen : Im letzten Monate des Öonuneis wohnt die schwarze Grille an der Mauer. Das von Yuen-hung verfasste Buch der späteren Han: ^ ,li@ Thsui-yin reichte ein Schreiben empor, worin er sagte: Ich vermass mich zu hören: Die Frühliiigssonne kommt hervor, und die Nachtigall singt. Der Ilerbstwind weht scharf, und die schwarze Grille summt. Es ist nämlich die Luft, die es so veranlasst. Die von Thsui-piao vcrfasstcn Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart: Die schwarze Grille heisst auch ßA *it Yin-kung ,die summende schwarze Grille'. Wenn sie im Anfange des Herb- stes lebt und es kalt findet, so singt und schreit sie. In Thsi- nan nennt man sie ^j^ ^ Lan-fu ,das nachlässige Weil)'. y|^ ^ 8cha-ki ,das Öandhuhn' heisst auch ^ ^ Tsö-schi ,das hastige Weben'. Es heisst auch ^ ^^ Lö-wei ,der Einschlag'. Es heisst auch Si-sü ,die schwarze Grille'. Tsö-schi ,hastig weben' bedeutet, dass ihr Gesang wie ein hastiges Weben klingt. Lö-wei ,Einschlag' bedeutet, dass er wie ein berührter Faden klingt. Statt Tsö-schi , hastig weben' sagt man auch ^ ^ Tsö-ki ,der hastige Webstuhl'. Nebst Lö-wei , Einschlag' sagt man auch ^^ |^ Fang-wei ,der Einschlag des Fadens'. *7J ^'^ Tiao-lao^ eine kleinere Grillenart, scheint die Hausgrille zu bezeichnen. Diese heisst auch ^ ,^ Tsao-ma ,das Herdpferd' und -^ '^^ Tsao-ki ,das Henlluihir, Namen, die in dem Thai-ping-yü-lan nicht angeführt wcrdni. Dicsnast in den Wörterbüchern verzeichneten Synonyma geben keine weitere Aufklärung. Die Worte des Hauses : Khung-tse sprach zu ^ -y* Tsai-yü: Kehrt man dem Berge den Rücken auf einer Strecke von zehn Weglängen, klingt die Stimme der Hausgrille noch immer in den Ohren. Das Buch Tschuang-tse : Die Hausgrille kennt nicht den Frühling und Herljst. Anmerkung: Wenn die Ilausgrille im Frühlinge geboren wird^ so stirbt sie im Sommer. Wird sie im Sommer geboren, 404 Pfizmaier. SO stirbt sie im Herbst. Sie kennt daher nicht den Frühling und Herbst des Jahres zugleich. Die Geschichte des Windes und Bodens : Im Herbst singt die Hausgrille am Morgen, die kalte Grille singt in der Nacht. Schü-fu ,von den Mäusen auf dem Rücken ge- tragen^, auch ^ ^ Schü-fu ,das Mauseweib^ geschrieben, ist eine Art Assel.' Die von Kan-pao verfasste Geschichte des Suchens der Götter : In einem Hause in Yü-tschang befand sich eine Sclavin unter dem Herde, als Menschep von der Länge einiger Zolle zu der Wand zwischen dem Herde kamen. Die Sclavin zer- trat einen aus Versehen. Nach einer Weile kamen mehrere hundert in Trauer gehende Menschen mit einem Sarge und holten den Todten ab. Was bei einem frühen Tode gebräuch- lich ist, wurde hergerichtet. Sie gingen bei dem östlichen Thore hinaus und traten in dem Garten unter ein umgestürztes Schiff. Als man hinging und nachsah, waren es lauter Asseln. Man bereitete heisses Wasser, schüttete es über sie und tödtete sie. Es hatte hierauf ein Ende. Die von Kö-hung angegebenen Mittel gegen das Wechsel- üeber: Man nimmt vierzehn Stück Asseln, hüllt ein jedes Stück in Grütze und macht im Ganzen vierzehn Kugeln. Vor dem Anfall gebraucht man sieben Kugeln, und man ist genesen. Das von Thao-hung-king verfasste Buch des Pen-thsao: Im gemeinen liCben sagt man: Wenn viele Mäuse in einer Höhlung sind, so tragen sie dieses Insect auf dem Rücken. Gegenwärtig schreibt man statt -M Fu ,auf dem Rücken tragen' das Zeichen ^ Fu ,Weib', als ob Aehnlich- keit mit verkehrter Ordnung obwaltete. Es heisst auch : die Mäusemuhme. Die Menschen, welche sich dieses Ausdrucks Die obigen Zeichen haben in Japan nebst den richtigen Lesungen nezümi-no me und nomi-musi auch die unrichtige Lesung toko-musi (das Bettinsect, bei CoUado cimex). Denkwürdigkeiten vi-u ilcii Iiisecteu China's. 40r) bedienen, ei'klären ihn : SchniLielilui- sind sehr viele. Miin setzt sich mit wenigen ins Einvernehmen. Das Mao-schi : Die Assel ist in dem inneren Hause. Die von Lö-ki verfassten weiteren Bedeutungen des Mao-schi : Die Assel befindet sich in den inneren Häusern. Sie heisst auch das Mauseweib. Sie findet sich au den Maucr- wurzeln, auf dem Boden der Krüge und in der Erde. Es ist das Insect, welches Aehnlichkcit mit dem weissen Fische (mit der Motte) hat. ^ Tu bedeutet im Allgemeinen den Holzwurm. Das Buch der Han : Kaiser Wen verlieh Wei-tho Bücher und Kleidungsstücke. Tho üben-eichte dafür durch einen Gesandten ein Get'äss voll Holzwürmer des Zimmtbaumes. Das Buch Wen-tse : Der Berg bringt Metall hervor: er wird dafür ein- geschnitten. Der Baum bringt Holzwürmer hervor: er wird dafür zerfressen. Die Ueberlieferungen von dem Himrnelssohne Mö : Der Himmelssolm lustwandelte im Osten und hielt an der Brücke der Sperlinge. Er brachte die Holzwürmer in den Büchern ans Licht in Yü-ling. Das von Tu-pao verfasste Aufgelesene des Hinterlassenen des Zeitraumes Ta-nie : Im siebenten Jahre (61 1 n. Chr.) überreichte die Provinz Schi-ngan als ein Geschenk vier Krüge Holzwürmer des Zimmtbaumes. Jeder Krug enthielt deren eintausend. Dieselben waren von purpurner Farbe, wohlriechend, scharf iiiul ge- schmackhaft. Sie beseitigten die Krankheit des verborgenen Schleimes. 5g x-^ Khiang-mi ,der starke Kornwurm' ist der Korn- wurm. 406 P f i z m a i e r. Anmerkung- xn dem Ni-ya: Der starke Kornwurm ist ein Holzwurm in den Körnern des Getreides. Derselbe ist ein kleines schwarzes Insect. Die Mensehen von Kien-ping nennen ihn «^^ -?- Mi-tse. Weitere Angaben werden nicht gefunden. ^^ ^^ Nie-sang ,der Maulbeerbaumbeisser'. Das Ni-ya: ^•^& Schang ist der Maulbeerbaumbeisser. Anmerkung: Er hat Aehnlichkeit mit dem Himmels- rinde,' hat lange Hörner und an dem Leibe weisse Punkte, Es ist seine Freude, in die Maulbeerbäume Löcher zu beissen und sich darin zu verbergen. Im Osten des Stromes nennt man ihn ^ ^ Nie-fä ,Haupthaarbeisser^ -vP JJj^ Scheu-kua ,der Melonenwächter'. Das Ni-ya: ^H ^ ^ ,Der Öäuttenvater Kiuen' ist der Melonen- wächter. Anmerkung: Ist das heutige zwischen den Melonen lebende gelbgepanzerte kleine Insect. Es ist seine Freude, die Blätter der Melonen zu verzehren. Desswegen heisst es : der Melonen Wächter. •xi •'•^, Yeu-yen ist der Ohrwurm. Das Ni-ya: Das Insect x-^ "^^Jl* Yin-yen (Ohrwurm) kriecht in das Ohr. Anmerkung: Yin-yen ist das Insect Yeu-yen (Ohrwurm). Die ferneren Erklärungen des Ni-ya : Dieses Insect stellt den Scolopender voi-. Es ist von gelber Farbe und dünn und lang. Man nennt es [jj^ "^T Thu-ku. Das Buch Pen-thsao : Der Oln-wurm ist einen Zoll lang. Wenn er stirbt, rollt er sich noch zusammen, wie ein Ring. ' Was -y^ K ^^1 Khieu-seu, ein unbekanntes Insect. Das Schue-wen : Das Insect Khieu ist das vielfüssige Insect. Die Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen : Das Insect Khieu-seu harnt auf den Menschen. Auch sein Schatten bringt an den Stellen, auf die er fällt, Geschwüre hervor. Anmerkung: Wenn man die Pflanze des Hühnerdarmes zerstösst und damit die Stelle bestreicht, so ist man nach einem Tage geheilt. Denkwürdigkeiten von den Insecten China's. 409 U3=. ^ Tscliin-tschuii}:: .das Staubinsect^ Der Pen-thsau des Geschlechtes TT : Das Staubinsect lieisst auch -J^ ^ Tu-pie ,das Erd- schalthier^ ^*|^ ^ Sche-kung- ,der Schlangenfürst'. Der Garten der Merkwürdig-keiten : An den Buchten des Meeres findet sich ein Thier, wel- ches der Schlangenfürst lieisst. Dasselbe ist von Gestalt gleich den umgestürzten Blüthen der Wasserlilie und rein weiss. Das von Yü-tschin verfasste bilderlose Gedicht auf die Hauptstadt von Yang-tscheu : Der Schlaugenfürst versinkt in Glanz an den Buchten des Meeres. ^ «■'ja' Tschi-tang, ' ein nicht genau zu bestimmendes Insect. Das Ni-ya: Das Insect ^ Wang (König) ist das Insect x-^ j^ Thie-thang. Anmerkung: Es ist das Insect Tschi-tang. Dasselbe hat Aehnlichkeit mit der Spinne, lebt in Höhlungen und hat eine Ueberdachung. Gegenwärtig geben ihm die Menschen von Ho-pe allgemein den Namen Thie-thang. .^ v^ Kiu-hoa ,die goldene Blume^ Die von Tschö-fä-tschin verfassten weiteren Erklärungen der Ersteigung des Berges Äg| Lo. Das Insect der goldenen Blume ist so gross wie die Can- tharide. Die Farbe seines Körpers und die bunten Streifen sind gleich dem Golde. Es ist eine Art Schildkröte. Wenn man es findet, ernährt man es und verlangt es durch immer mehr Tage. ^ -& Tse-mu ,die schwarze Mutter'. 1 Zur linken Seite des liier grehranchten Zeichens ^g ist noch daa Ciassenzeichen gj zu setzen. 410 PfizDiaier. Das Buch Hoai-nan-tse : Am Morgen prachtvoll , kennt es nicht den Mond des letzten Tages, nicht den Neumond. Die Erklärung Hiü-schin's : Es ist ein Insect, das am Morgen geboren wird und am Abend stirbt. Es entsteht auf der Oberfläche des Wassers und hat Aehnlichkeit mit dem Seidenschmetterling. Einige nennen es: die schwarze Mutter. ^ ^ Tsing-ling ist die Libelle. Anmerkung zu den von Yang-hung verfassten Worten der Gegenden: Die Libelle ist ein Insect, welches sechs Füsse und vier Flügel hat. Das Schue-wen : Die Libelle heisst auch ^ J^^ Sang-ken ,Wurzel des Maulbeerbaumes'. Anmerkung zu dem Ni-ya: In Kiang-tung hat die Libelle den Namen ^ ^ llu-li , Fuchsbirne', ' ein Ausdruck, der unerklärbar ist. Das Buch Tschuang-tse : Die Knaben vergruben Libellenköpfe, und diese ver- wandelten sich in Perlen. Das Buch Schi-tse: Tschuang, König von King, befahl ^ ^ ^ Yang- yeu-khi nach einer Libelle zu schiessen. Er sagte: Ich möchte sie lebend bekommen. Yang-yeu-khi spannte den Bogen und schoss nach ihr. Er streifte ihren linken Flügel. Die Tafeln der kämpfenden Reiche : aj ^ Tschuang-sin sprach zu Tschuang, König von Tsu : Siehst du denn allein nicht, dass diese Libellen aufwärts blickend den süssen Thau empfangen und ihn trinken? Sie halten dafür, dass dabei nichts zu besorgen und dass mit den Menschen darum kein Streit. Sie wissen nicht, dass Knaben von fünf Schuh Länge eben herrichten Haken , Leim und * Die Laute Hii-li werden, wie weiter unten zu sehen, .lucli durch andere Zeichen ausgedrückt. I Denkwürdigkeiten von den Insecten China'g. 411 Faden, dieses anbringen in einer Höhe von vier Klaftern und sie herabziehen, wo Grillen und Ameisen sie verzehren. Der P^rühling und Herbst des Geschlechtes Liü : An dem Meere war ein Mensch, der die Libellen liebte. Jeden ]\Iorgen weilte er an dem Ufer des Meeres und zog ihnen lustwandelnd nach. Die Libellen, welche herbeikamen, waren mehrei'o Zehntausende. Vorwärts und rückwärts, rechts und links waren lauter Libellen. Den ganzen Tag verlangte er nach ihnen und ging nicht weg. Sein Vater sprach: Ich habe gehört, dass die Libellen dir nachfolgen und schnellen Flusres voraneilen , wo du weilst. Ich werde mich mit ihnen vergnügen. — Am nächsten Tage ging er hin. An dem Meer- ufer waren Libellen, die insgesammt herbeikamen. Die besonderen Ueberlieferungen von Tung-feng-sö : Der Kaiser setzte Libellen unter einen Deckel. Er stellte mehrere Männer in Reihen und Hess bloss So darauf rathen. Dieser sprach : Es flattert unaufhörlich. Es hat sechs Füsse und vier Flügel. Der Kopf ist gleich einer Perle. Der Schweif ist regelmässig und gerade. Es hat einen langen Schweif, einen kurzen ?Tals. Es fliegt in dem krummen Bambuskorbe: es sind liibellen. — ^ Der Kaiser sprach: Vortrefflich! — Er schenkte ihm zehn Stück Seidenstoffes. Die von Thsui-piao verfassten Erklärungen des Alter- thums und der Gegenwart: Die Libelle heisst auch ^ ^, Tsing-ting ,das grüne Lusthaus'. Sie heisst auch Hu-tiA , Schmetterling'. Es sind die- jenigen, die von Farbe grün und welche gross sind. Die klei- nen und gelben heissen ^^ ^ ITu-li ,das Getrennte von Hu^ Sie heissen auch ^ ^ Hu-li , Birne von Hu'. Die kleinen und rothen heissen ^k /^ Tschi-tsö ,rothe Ge- nossen'. Sie heissen auch ^ ^ Kiang-tseu ,die hochrothen edlen Pferde'. Sie heissen auch die Gesandten in rothen Klei- dern. Sie versammeln sich gern auf einem Böden, wo Wasser ist. Sie heissen auch ^ ^ ^ ^ Tschi'-pien-tschang-fu ,die Männer mit rothen Mützenlappen'. Der dunkelblaue Schmetterling heisst auch T.sing-ling ,Libelle\ Derselbe hat Aehnlichkeit mit der Libelle, ist aber von Farbe ursprünglich dunkelblau. Die Menschen von Liao- Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVIII. Bd. II. Hft. 27 412 Pfizmaier. tung nennen ihn ^ ^ Kan-fan ,die dunkelblaue Assel'. Sie nennen ihn auch ^ ^ Tunjo^-fan .die KnabenasseP. Er fliegt gern im siebenten Monate in Scharen an dem Meer- ufer von Thien-men. Die östlichen Barbaren essen ihn. Sie sagen, die grünen Krebse in dem Meere verwandeln sich in ihn. ■^ *^ Tsing-fu ,das grüne Wasserinsect^ Dasselbe heisst auch *^ *J^ Meu-yü und *^ *S Tün-yü. Die Geschichte des Suchens der Götter : In den südlichen Gegenden gibt es ein Insect, dessen Name Tün-yü. Dasselbe ist von Gestalt so gross wie eine Grille. Es ist von Geschmack süss, gut und essbar. Seine Jungen legen sich an die Blätter der Pflanzen gleich Seidenraupen. Erlangt man sein Junges, so fliegt die Mixttei' herbei. Nimmt man es auch heimlich, sie weiss gewiss den Ort. Man tödtet die Mutter und bestreicht damit Geld. Mit dem Jungen be- streicht man die Schnur. Wenn man dann das Geld braucht und es im Handel weggibt, so kehrt es im Umlaufe wieder zurück. Die vollendeten zehntausend Künste von Hoai-nan : Das grüne Wasserinsect bringt das Geld zurück. Das grüne Wasserinsect heisst auch ^ Yü , Fischt Es heisst auch ^ Pu , Binse'. Wenn man das Junge imd die Mutter, jedes nach einer gewissen Ordnung, in einen Krug legt, diesen unter der verborgenen Ringmauer des östlichen Weges vergräbt und nach drei Tagen ihn öffnet, so folgen sie einander. Man be- streicht mit dem Blute der Mutter ein und achtzig Geldstücke, und auch mit dem Blute des Jungen bestreicht man ein und achtzig Geldstücke. Mit diesem Gelde kauft man abwech- selnd ein.i I Man legt zuerst das mit dem Blute des Jungen bestrichene Geld nieder und nimmt das mit dem Blute der Mutter bestrichene. Hierauf legt man das mit dem Blute der Mutter bestrichene Geld nieder und nimmt das mit dem Blute des Jungen bestrichene. Das Geld kommt auf diese Weise immer wieder zui-ück. Denkwürdigkeiten von den Insecten China's. 413 Fimg- ist der allgemeine Name für ^Biene'. Das Ni-ya: Die Erdbiene, die Holzbiene. Anmerkung-: Geg-enwärtig; nennt man in Kiang-tung- die grosse Biene, welche in der Erde lebt und Zellen baut, die Erdbieue. Diejenig'o, welche ihre Jungen frisst, ist die Pferde- bieue. In King und Tsu nennt man sie jetzt *^ Tschen. Die Holzbiene hat Aehnlichkeit mit der Erdbiene? ist aber kleiner. Sie lebt auf Bäumen und baut daselbst ihre Nester. Die Wörter der Gegenden : Die Biene benennt man in Yen und Tschao mit dem Namen *^^ -x-^ Mung-ung. Einige nennen sie *i^ *^^ Yeu- jui. Die grossen, welche Honig besitzen, nennt man ^ ^^ Hn-fung , Topfbienen'. Anmerkung: Gegenwärtig wird die schwarze Biene, welche in Bandjus und Bäume Löcher bohrt und ebenfalls Honig besitzt, von Einigen ^ j^jjj Tschö-sse ,der Flötenmeister^ genannt. Die Ueberlieferungen von den fünf Grundstoffen: Im acht und dreissigsten Jahre des König Tschao von Thsin (265 v. Chr.) war in der oberen Landschaft grosse Hungersnoth. A.lle Bäume in den Gebirgen starben ab. Die Menschen hatten nichts zu essen , die Bienen verzehrten das sprossende Getreide auf dnn Feldern. Das von Sie-sching verfasste Buch der späteren Han : J^ Yen-fung von Yü-tschang führte den Jünglings- namen ^ ^ Meng-heu und war Vorsteher der Register der Provinz. Der Statthalter ^ ^ Ku-meng setzte Streit- kräfte in Bewegung und wollte \\'ang-mang strafen. Da legten sich fliegende Bienen an die Q.uerstange des Wagens, auf wel- chem Meng fuhr. Fung machte Vorstellungen und hielt es für ein vmglück verkündendes Zeichen. Meng beachtete dieses nicht und wurde wirklich hingerichtet. Das von W^an^-vin verfasste Buch von Tsin : Der grosse Beruhiger [JJj ^^ Thao-khan bestimmte ^ ^ Y'uen-kien zum Statthalter von Kao-liang. Dieser war noch nicht angekommen, als in der hundert Weglängen nig genas wirklich von seiner Krankheit, Der von Wang-tschung verfasste Wagebalken der Erörte- rungen : Der Blutigel ist ein blut\erzehrendes Insect. König Hoei litt wohl an der Krankheit des angesammelten Blutes. Dess- wegen verzehrte er das Insect des angesammelten Blutes und genas von seiner Krankheit. Ist dieses nicht der Fall, wie wäre da das Festhalten des Weisen an dem \\^andel so viel als Blutigel verschlucken und die Krankheit entfernen? Der Weise ist gewöhnlich von Krankheit frei. Die von Tschang-meu-sien verfassten Denkwürdigkeiten von vielseitigen Dingen : Der Blutigel wird in drei Theile zcrschnitton. und es werden aus ihm drei Tliiere. 422 Pfizmaier. Das Buch Pen-thsao: Der Blutigel heisst auch ^ ^^ Tschi-tschang ,bis zu der Handfläche'. Er ist von Geschmack salzig und hilft gegen böses Blut, Ansammlungen des Blutes und Verschliessung des Wassers. Er zertheilt geronnene Ansammlungen und verbessert den Weg des Wassers. Das von Thao-hung-king gesammelte und erklärte Buch Pen-thsao : Der Blutigel ist von Geschmack salzig und bitter, dabei ein wenig kalt und giftig. Er heisst auch *"^ Khi. Er wächst in den Teichen und Sümpfen von Lui-schi. ^2 ^ Tuan-hu ,der kurze Fuchst Das Mao-schi : Er ist ein Dämon, er ist ein kurzer Fuchs, man kann ihn dann nicht erreichen. Er blickt in das Angesicht, er blickt auf die Menschen ohne Aufhören. Der verfertigte dieses gute Ivied, er erforscht dadurch das unbeständige Herz. Anmerkung: ^^ Yi ist der kurze Fuchs. Die äusseren Ueberlieferungen von Han-schi: Der kurze Fuchs ist ein Wassergott. Die von Lö-ki verfassten weiteren Erklärungen des Mao-schi : ^ Yi ist der kurze Fuchs. Er heisst auch ä^ ^ Sche-ying ,nach dem Schatten schiessend^ Derselbe ist gleich einer Schildkröte und hat drei Füsse. Er findet sich an den Ufern des grossen Stromes und des Flusses Hoai. Wenn ein Mensch sich auf der Uferhöhe befindet, und sein Schatten in dem AVasser sichtbar wird, so schiesst er nach dem Schatten des Menschen und tödtet den Menschen. Einige nennen ihn Sche-ying ,den Schattenschützen'. Wenn die Menschen der südlichen Mutterstadt in das Wasser gehen wollen, werfen sie Ziegel und Steine in das Wasser und machen es trüb. Dann erst gehen sie hinein. Bisweilen nimmt dieses Insect in den Mund Sand und schiesst damit nach dem Menschen. Wenn der Sand in die Haut des Menschen dringt, entsteht eine Krank- heit gleich der Krätze. Denkwürdigkeiten von den InBecten China's. 42o Anmerkung zu den Uel)orlieferuiiü;cii Ko-Iiang's: Das lusect Yi ist das heutige ^O ^ Tuan-tsT ,di(! Uiirz A 1' m e n i a e a. IV. Von Dr. Friedrich Müller, Professor an der Wiener Universität. A. Ueber u, das Zeichen der zweiten Person singularis am Verbum. Uns u als Zeichen der zweiten Person sincjular. ist inner- halb des Armenischen als einer eranischen Sprache insofern eine auffallende Erscheinung-, als die schwachen Verha, welche hier allein in Betracht kommen können , d;is ;iltindo<»;ernia- nische Zeichen -si der zweiten Person, welches unserem «/ zu (Irunde lieo-t, nach einem den Cliarakter der eranischen Spra- chen mitbegriindenden Lautgesetze in den beiden aUeranischen Dialekten, welche uns vorliegen, nämlicli im Altbaklrischen und im Altpersischen der achämenidischen Keil Inschriften be- reits zu -lii umgewand(dt haben. Armen. f'l,i>f-n (heres) ,du trägst' = altbaktr. Ixirahi, altpers. *harahi (nach den Con- junctiven havdhi, iKirikarähi gebildet), altind. hharasi. Es ist offenbar, dass das armenische i'l.iil.u (heres) nn- möglich auf die alteränische Form harahi zurückgehen kann, d. h. dass die alteränische Form harahi. im Laufe der Zeit einerseits zu der im Altbaktrischen und Altpersischen vorkom- menden identischen und weiterhin in den jünger<'n Dialekten zu ^yi (hart, jetzt gesprochen hnr'f) verschliffenen Pihlung, andererseits zum armenischen fifrfitu (beres) sich entwickelt 42ß Müller. haben kann^ da das aus altem s entstandene h nie mehr zu s werden kann. ^ Diese in der That bedeutende lautliche Schwierig-keit wurde, wie bekannt, in der neuesten Zeit im Verein mit einer anderen weiter unten zu besprechenden formalen Schwierigkeit dazu benützt, um den Chai"akter des Armenischen als einer erä- nischen Sprache zu verdächtigen und ihm eine Stellung ausser- halb des enmischen Sprachkreises anzuweisen. Wie wir sehen werden — ganz mit Unrecht. Um der Beurtheilung des Gegenstandes gerecht zu werden, wollen wir für's Purste sehen, ob dieses « der zweiten Person singul. innerhalb der eränischon Sprachen wirklich so isolirt dasteht, dass man seinetwegen mit Recht den era,nischen Cha- rakter des Armenischen bezweifeln könnte und dann, sollte sich dieses nicht herausstellen, werden wir eine Erklärung dieses räthselhafteu Vorganges aufzutinden suchen. Was nun dieses u betrifft, so steht es als ZeicheU der zweiten Person singul. iiuKu-halb der eränischen Sprachen nicht isolirt da, indem auch das ()ssetisch8epcvc ,du fragst^ = arm. '^lupijiu'iiLu (hav^-an-es) altbak. perecahi, altind. prcchasi. Wollte man nun wegen des u den eränischen C^harakter des Armenischen bezweifeln, so müsste dies auch folgerichtig mit dem Ossetischen geschehen. Denn an eine Entlehnung des s in der letzteren Sprache aus dem Armenischen wird kaum Jemand denken können, da das Ossetische nur ganz wenige Entlehnungen aus dem Armenischen zeigt und dann selbst bei massenhaften Entlehnungen von Worten das Flerübernehmen eines Flexionselementes zu den unerhörten Dingen gehört. Nachdem also wegen des u der zweiten Person singul. der eränische Charakter des Armenischen nicht bezweifelt wer- den kann — eben weil es im Eränischen nicht isolirt dasteht ' Bekainitlicli kann auch ^griechisches C/scei; niclit direct altindiseheni bliarusi entsprechen, da der KeÜex desselben im Griechischen cpfpti ^= oipihi lauten müsste. Denn hharani : yauasi =: cpepei ; ysvei. Ariiieiiiaca. ' 427 — tritt an uns die weitere Aufgabe lieran, dieses « dem alt- eranischen -hi gegenüber zu rechtfertigen. Zunächst könnte man auf einzelne Fälle im Armenischen hinweisen, wo u altindogerraanischem s gegenübersteht wie lutffiu (^amis) , Monat' =r altind. mäsa, mds, altb. mZinlia, viTinh, altpers. mäha; JJiu (mis) ,Fleisch' = altind. mrisa, altslav. meso, altpreuss. mensas, gotisch mimz; mu (us) , Schulter' = altind. äsa, got. amsa. — Aber diese Fälle sind dennoch anders zu beurtheilen, da bei i^u und mu vor dem s ein Nasal sich findet und bei un^u wahrscheinlich nach dem latei- nischen mensis und der griechischen Form [j/(^v (Stamm [xr^v-:- Curtius Etym. 334) auch ein solcher anzunehmen ist. Es kann also das u dieser Formen zur Erklärung des u der zweiten Person singul. nicht herbeigezogen werden. Eine directe Erklärung des s im Ossetischen, das mit unserem armenischen u identisch ist, versucht C. Salemann in den Kuhn'schen Beiträgen VIII, 75, indem er die Endung altbaktr. -altpers. -ohi frühzeitig in -ihi übergehen lä-sst. Dass aber eine solche Erklärung eigentlich keine I>klärung ist, liegt nach dem bereits oben von uns Bemerkten auf der Hand; sie ist gegenüber der von uns in der citirten Abhandlung kurz angegebenen Vermuthung, dass nämlich s eine Analogie -Bil- dung aus altb. M (nach u, für das nach a (e) folgende -In) sein dürfte, als ein Rückschritt zu bezeichnen. AVir könnten nun hier diese vor zehn Jahren mitgetheilte Ansicht wiederholen und für's Araienische speciell die zahl- reichen in -u ausgehenden Verba, die den letto-slavischen mit- telst -ava gebildeten ähneln, citiren, welche den Anstoss zu dieser Analogie-Bildung gegeben haben könnten (eine Ansicht, welche wir lange Zeit für die richtige hielten), aber wir ziehen es vor, im Hinblick darauf, dass nicht die Verba in -u, son- dern jene in -a und -aya die weitaus zahlreichsten sind, also vor allem bei Beurtheilung unsers s von diesen auszugehen ist, einen anderen Weg der Erklärung zu betreten. Um es kurz zu sagen, wir halten armen, p/rplfu (heres) und altb. barahi für gar nicht mit einander identisch, sondern das erstere aus dem altbaktr. haracsa (2. Pers. sing, optat. medii) entStauden. Die Form altbaktr. barahi würde nach den Laut- gesetzen des Armenischen p/q.k (here) ergeben, welches aber Sitzungäber. d. phil.-hist. Cl. LXXVJU. Bd. W. Hft. . -.i« 428 " Müller. bereits (entstanden aus haraifi) zur Bezeichnung der dritten Person singul. dient. Die Sprache wäre also gezwungen gewesen, mit einer einzigen grammatischen Form zwei von einander ganz verschiedene Functionen zu verbinden. — Solchen stö- renden Homonymien weicht aber die Sprache instinctiv aus, namentlich wenn ein Mittel leicht sich findet, dieselben zu beseitigen. Solches haben wir im Neupersischen wahrgenom- men^ wo die zweite Person plur. von der dritten Person singul. dadurch unterschieden wird, dass die ursprünglich beiden Per- sonen gemeinsamen Suffixe ed, -ad getheilt und das erstere auf die zweite Person plur., das letztere auf die dritte Person singul. beschränkt wird (vergl. meine Bemerkungen über die schwache Verbalflexion des Neupersischen. Sitzungsber. Bd. 77). üas Armenische konnte sich der zweiten Person singul. optat. medii zur Bezeichnung der zweiten Person singul. im Allgemeinen um so mehr bemächtigen, als bei der Anrede im gewöhnlichen Leben die Optativform — wie uns schon das Altindische zeigt — einen Beigeschmack von Höflichkeit in sich enthält, welche, wie die modernen orientalischen Sprachen zeigen, zu einer völligen Ausmerzung des urspi-ünglichen Pro- nomens der zweiten Person geführt hat. Und dass der von uns also geschilderte Vorgang, näm- lich Uebertragung des Medialsuffixes -m auf einen anderen Modus und ein ganz anderes Genus (Activuni) in der That nicht isolirt dasteht im Kreise der eränischen Sprachen selbst, dies beweist das mit unserem »/ ganz identische § in Pehlewi, welches die zweite Person singul. des Conjunctivs bezeichnet und auch aus altem -ai^ssi erklärt werden muss (vergl. Spie- gel. Huzväresch-Gramm. 110. Hoshangji- Hang. An old Pahlavi-Pazand Glossary. ; 111. West-Haug. Glossary and Index of the Pahlavi texts of the book of Arda Viraf. 344), z. B. tr-'-iD (hares) =: altb. haraesa, '^''::n'2l1 (dn-zehacJiann-es) ,du mögest heiligend tr'3n"n (da-darann-es) ,du mögest bringen'. Was in der Form p/rpfru (heres) ■= altbaktr. haraesa auffallen könnte, sind das L an Stelle von k und das u an Stelle des alten .y. In Betreff des ersteren verweisen wir auf llr'b (den) = altb. daena; q.L (dev) r= altb. daeva und in Be- treff des letzteren auf den Wechsel von 2, und u in ipi^ (^un) Armeniacu. 429 jHund^ = altb. cüni und ul{nt.'ii,f (skund) ,Hündcheu' =^ altb. cpd neupers. JL*« (sag) i'ür sfag. B. Ueber /?, das Zeichen des Instrumentals am. Nomen. Gleich dem »/, welches wir im Vorhergehenden abge- handelt haben, stellt auch das p, Zeichen des Instrumentals am Nomen, einen Einwand gegen den eränischen Charakter des Armenischen dar, insofern als die Bildung des Instrumen- tals Singular, mittelst des alten Suffixes -bhi, aus welchem unser p hervorgegangen ist, nur den nordeuropäischen Sprachen (Letto-Slavisch) nachweislich zukommt, in den arischen Sprachen (Eränisch und Indisch) dagegen sich nicht nachweisen lässt. Man könnte im Hinblick auf diese Schwierigkeit, die in der Tliat nicht weggeläugnet werden kann, den eränischen Charakter des Armenischen dadurch zu retten suchen, dass man diese Bildung gleich anderen für eine spätere Analogie- Bildung erklärt, ein Fall, den man aus der Sprachgeschichte durch zahlreiche Beispiele rechtfertigen kann. Es ist jedoch nach unserer Ueberzeugung nicht noth- wendig, zu dieser Erklärung seine Zuflucht zu nehmen. Denn einerseits ist das Suffix -hh' zur Bezeichnung des Instrumen- tals Singular, nicht bloss auf die nordeuropäischen Sprachen (wie man glaubt) beschränkt, andererseits ist der Schluss, der aus der Abweichung des Armenischen in diesem Punkte von den übrigen eränischen Sprachen gezogen wird, wie wir aus einem anderen Falle sehen werden, vollkommen unstatthaft. Was nun den ersten Fall betriff't, so ist das Suflix -91 (Singular) -a;tv (Plural), später unterschiedslos vermengt, im Griechischen hieher zu beziehen, z. B. öpetJ-3/i, 0x^5-91, cr/jOcff-ipi, vau-ft, oeq'.s-i'., Oeö-^i. cüv^-j;-., •/.soaArj-s'., abgesehen davon, dass die Suffixe des Duals und Plurals -hhyäm, -hliis = bhi-dm, hhi-s (beide entstanden aus hhi-am-as) auf ein ehemaliges Vorhanden- sein des Suffixes -hhi im Singular unwiderleglich hinweisen. Was den zweiten Fall betrifft, so verweise ich auf das altbaktrische Suffix -dha (in qafmUha, craösddha, dkhsfaedha), 28* 430 Müller. welches mit Ausnahme des Armenischen, wo es dem Ablativ singul. zu Grunde liegen dürfte, in keiner arischen Sprache vorkommt, dagegen in dem griechischen Suffixe -65v (olxo-öev, •/.Xtcir,-6£v, ayop-^-ösv) sich wiederfindet, ohne dass desswegen Jemandem eingefallen wäre, den eränischen Charakter des Alt- baktrischen zu bezweifeln, oder es gar desswegen mit dem Griechischen zu einer Gruppe zusammenzustellen. C. Etymologien. Ich habe (Armeniaca I.) dieses Wort mit dem altbaktri- schen raoza identificirt und nach Spiegel's Vorgange mit dein neupersischen vo (yoz) vermittelt. — Die erste Gleichung ist richtig, dagegen die letztere falsch. uhl/ilS^ kann nicht neuper- sisches jfcj sein, da dem letzteren armen. jn'/u,q^ (joicaz) entspricht. 2. A^Vi. ^t^ (ezn) jOchs' ist altbaktrisches azi ,eine Kuh, welche ziehen kann^ fjusti 15). Das armenische AVort ist mittelst des Determinativ-Suffixes -an weitei-gebildet. Zu unserem Worte vergleiche man ossetisch /L7i^//-Praeter. khafton , tanzen' und kui-disch hev , springend Ich habe (Armeniaca I.) unser Wort mit dem litauischen znvis identificirt. Man vergleiche ferner altpreussisch zukiins ,Fische'^ (Acc. plur.), woraus das Thema zvka- sich ergibt, das mit dem armenischen Zuk-» vollkommen zusammenstimmt. 5. ^""«. ^luu. ßrif), dessen Stamm ^uif, (Tnstrum. ^ut[>iS) lautet, ist mit dem altbaktrischen saifi , altpersischen siyäti identisch. Armniiina. 431 scliliesst sich abur in Betreff der Beileiituag an Ictztm-s au. — Dieses darf nicht, nach unserer Ansicht, mit ^Wohlbetinden, An- nehmlichkeif, sondern muss mit ,Ueberfluss' übersetzt werden. ^yii (sen.) , Wohnuno- , Behausung' ist das ahbaklrische sat/ann. k = mj ist ebenso Avie in ih% (den) für den, ^= altb. dacua, das, wie bekannt, in den metrisclien Stücken dreisilbig- (dayana) gelesen werden muss. "Y"'^^/, (pahel) ist nicht mit pd identisch, sondern stellt ein Denominativum von «y««'^ (V^^k) ^'^^j welches altbaktrischem puthra ("> =^ thr) entspricht. O. uf'um'iniJiSuili. uiiuinJhiT^ui'b (patmucan) , Kleid' geht auf altbaktr. paitimuö zurück (Justi 233), welches sich g'enau an das altindische pratimuc (Böhtliugk.-Roth. V. 817) anschliesst. 9. Ufuil'"^^. uftuftm^ (partq) , Schuld' setzt ein altbaktrisches parefa voraus, welches man mit Sicherheit aus pdra , Schuld' erschliessen kann. Dahin dürfte auch pHo-tanu = parto-tanu zu ziehen sein. ufuiulf (psak) , Diadem, Krone' steht für pusa/c, da es das altbaktrische 2mqa (Justi 191 ,einc achteckige Krone') reflectirt. I SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER AYISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE. LXXVIII. BAND. III. HEFT. JAHRGANG 1874 - DECEMBER. XXVII. SITZUNG VOM 2. DECEMDKU. Herr Dr. A. B. Meyer, Director des k. iuitiirliist(jri.schen Museum in Dresden, übersendet mit dem JKrsuchen um ihre Aufnahme in die Sitzungsberichte eine , Sprachprobe der Ma- foor'schen Sprache' als Nachtrag- zu seiner im Mailiefte der diesjährigen Sitzungsberichte veröffentlichten Abhandlung. Das wirkl. Mitglied Herr TTofrath Ritter von Miklosich legt für die Denkschriften eine Abhandlung vor: ,Die christ- liche Terminologie der slavischen Sprachen. Eine sprachgeschicht- liche Untersuchunff^ 'ö An Druckschriften wurden vorgelegt : Accademia Pontificia de' Nuovi Lincei: Atti. Anno XXVII. Sess. fi". Roma 1874; 4". Basel, Universität: Akademisclie Gelegenheitsschriften aus d. .1. 1^73/4. 4« und 80. Gesellschaft, arcliäologische, zu Athen: Zeitschrift. II. Jahrgang, Nr. 17., Athen, 1874; 4«. Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. XIV. Hand: Geschichte der NationalökomMiiik von Williohn Röscher. München 1.S74; 8". Jahrbuch. Militär-statistisches, für das Jahr I87u. II. Heft. Wien, 1874; 4'^'. Mittheiluugeu, aus J. Perthes' geographischer Anstalt. "20. Band. 1874, Heft XI. Gotha; 4'\ Piper, Ferdinand, Zwei Inscliriften Constantins des Grossen, an seinem Triumphbogen in Rom und in der vaticanisclien Basilica. Gotha, 1874; S^. .Revue politique et litt»5raire' et , Revue scientifique de la France et de Tetranger'. IV Annee. 2«= Serie, Nrs. 21 — 22. Paris, 1874; 4». Sraithsonian Institution: Annual Report. For the Year 1872. Washington 187.H; 8". 436 Society, The Asiatic, of Bengal: Bibliotheca Indica. New Series. Nrs. 292, 302, 303, 307, 308, 309, 312. Calcutta, 1874; 4" u. 8». Strassburg, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem Jahre 1873/4. 8''. Varenbergh, Emile, Guillaume Weydts chronique Flamande 1571 — 1584. Gand, Bruges et La Haye, 1869; 8^. — Correspondauce du Marquis de Ferriol. Anvers, 1870; 8". — Episodes des relations exterieures du comte de Flandre. La Flandre et l'empire d'Allemagne. Bruselles, 1873; 8". — L'election de Charles-Quint et Fi-ederic de Saxe. Gand, 1874; 8". — Histoire des relations diploniatiques entre le corate de Flandre et l'Angleterre au raoyen-äge. Bruxelles, 1874; ^'\ Verein, für Erdkunde zu Dresden: XL Jahresbericht. Dresden, 1874; S'^. XXVIII— XXIX. SITZUNG VOM 9. und 16. DECEMBER. Die k. k. Gymnasialdirection zu Saaz spricht den Dank aus für die ihr von der Classe in Aussicht gestellten Separat- abdrücke. Der prov. Secretär theilt mit, dass für die Kirchenväter- Commision über ihre durch das Secretai'iat gestellte Bitte von der Bibliotheque i'oyale en Belgique zu Brüssel mehrere Colla- tionen von Orosius-Handscliriften und die photographische Ab- bildung eines zweiblättrigen Fragmentes einer solchen Hand- schrift eingesendet wurden. Herr Dr. Franz Sales Pichler, k. k. Ministerial-Secretär i, P., legt eine monographische Skizze: ,Die Cisterzienser- Abtei Neuberg in Steiermark' (ihre Geschichte und ihre Denkmäler), mit dem Ersuchen um Aufnahme derselben in das Arcl UV vor. Herr Dr. Johann Loser th überreicht eine Arbeit unter dem Titel: , Studien zu böhmischen Geschichtsquellen' und ersucht um Aufnahme derselben in das Archiv. 437 An Druckschriften wurden vorgelegt: Accademia fisio-medico-statistica di Milano : Atti. Anuo accademico 1874. Milano; 8'\ Akademie der Wissenschaften, Kgl. bayer., zu München: Sitzungsberichte der philos.-philolog. und histor. Classe. 1874. Heft 4. München; 8". — — und Künste, Südslavische: Starine. Knjiga VI. U Zagrebu, 1874; 8". — V. Bogisic, Collectio consueludiuum jiirin apud Slavos meridionalefi etiam- num vigentium. Knjiga I. U Zagrebu, 1<'S74; 8''. Berlanga, ManuelRodriguez de, Los bronces de Osnna. Malaga, 1874; 8**. Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873. Herausgegeben durch die Kiisteiiländische Ansstellungs-Commission in Triest. Redigirt von Friedr. Bömches. Triest, 1874. 8". Biermann, G., Geschichte der Herzogthümer Troppau und Jägerndorf. Teschen, 1874; 8". Ellero, Pietro, Opuscoli criminali. Bologna, 1874; 8". Freiburg i. Br., Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J. 1873/4. 4" und 8«. Gesellschaft, k. k. geographische, in Wien: Mittheilungen. Band XVII (neuer Folge VII), Nr. 11. W^ien, 1874; 80. — Deutsche, für Natur- und Völkerkunde Ostasiens: Mittheilungen. 5. Heft. Juli 1874. Yokohama; 4«. Gi essen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J. 1874. 4". Halle, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus d. J. 1874. 4". Hamburg, Stadtbibliothek: Gelegenheitsschriften für d. J. 187o'4. 4". Jahresberichte: Siehe Programme. Kiel, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften vom Jahre 1873. Band XX. Kiel, 1874; 4". Kielhorn, F., A Catalogue of Sanskrit Mss. existing in the Central Provinces. Nagpur, 1874; 8". Landau, Marcus: Die Quellen des Decamerone. Wien, 1869; 8^. — Beiträge zur Geschichte der italienischen Novelle. Wien, 1875; 8'\ Lese- Verein, akademischer, an der Universität und k. k. technischen Hoch- schule in Graz: VII. Jahresbericht. 1874. Graz; 8". Luber, A., Neugriechische Volkslieder, mit einleitung, commentar und glossar. Salzburg, 1874; 8». Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr aus dem Statistischen Departement im k. k. Handels-Ministerinni. IV. Band, 3. Heft. Wien, 1874; 4'\ Programme und Jahresberichte der Gymnasien zu Aman, Brixen, Brunn, Eger, Feldkirch, Hermannstadt, Kaschau, Kremsraünster, Kronstadt, B.-Leipa, Leoben, Marburg, Pisek, Presburg, Radautz, Roveredo, Saaz, Schässburg, Trient, des akademischen Gymnasiums, des Gymnasiums der k. k. Theresianischen Akademie und zu den Schotten in Wien, des Gymnasiums zu Zara, der U. k. technischen Hochschule in Wien, und der Landes - Unterreal- und Gewerbe- Schule zu Waidhofcn an der Ybbs. 40 und 80. 438 Keumont, Alfredo, Dei tre prelati [Jngheresi menzionMti da Vespasiano da Bisticci. Firenze. 1874; S». ,Revue politique et litteraire' et ,Reviie scientifique de la France et de l'etranger'. IV« Annee. 2" Serie. Nrs. 2ö— 24. Paris, 1874; 4». Schönbach, Anton, Ueber die Marienklagen. Festschrift. Graz, 1874; 4". Verein, Listor., von und für Oberbayern: Oberbayerisches Archiv. XXXII. Bd. 2. u. 8. Heft; XXXIII. Band, 1. Heft. München, 1872/8; 80. — siebenbürgi.=cher, für romanische Literatur und Cultur des romanischen Volkes: Transilvani'a. Anuln VII, Nr. 1.5 — 23. Kronstadt, 1874; 4«. Woldfich, J., Verschlackte Steinwälle und andere urgeschichtliche Bauten in der Gegend von Strakonic. ~ Durchforschung des Tumulus von Zegers- dorf. Schreiben des Grafen H. v. Manns feld an J. Wo Ulrich. — Urgeschichtliche Studien in der Wiener Weltausstellung 1873. Wien, 1874; 80. (Aus Bd. IV der Mittheil, der anthropolog. Gesellsch. in Wien). Goldzilier. Beiträge z. Literiiturgesehiclite d. Si'a u. il. suiniitischen Polemik. 4»)9 Beiträge zur Literaturgesehi^lite der 8iYi und der suDnitischeii Polemik. Von Dr. Ignaz Goldziher. Von dei" literarischen Tliätigkeit, welche die Anhäng-er der Si'ä theils zur Begründung ihrer eigenen Lehren, theils zur Bekämpfung der gegnerischen Angriffe entfalteten, ist nur der bei weitem kleinere Theil in die Literaturgeschichte des Islam eingedrungen. Man kann selbst die kleine Liste, welche al- Sahristäni am Schlüsse seines Abschnittes über diese niuhammedanische Religionssecte ' an Schriftstellern namhaft macht, in literarhistorisclier Beziehung nicht vollkommen genug aus den zumeist benützten bibliographischen Hilfsquellen nach- weisen. Einer der Hauptgründe dieser Erscheinung wird wol darin liegen, dass die gelehrten Arbeiten der gegnerischen Secte nicht selten durch Feuer und Wasser zu gehen hatten, Elemente, durch welche confessioneller Fanatismus unendlich viel Literatur hat verschlingen lassen. Der Bibliograph des Islam erwähnt bei Gelegenheit des grossen exegetischen Werkes des Tust, 2 den er ,den Fakih der Si'ä' nennt (st. 4(J0 H.), im Namen al-Subki's, ,dass seine gelehrten Werke mehreremal vor grosser Versammlung verbrannt wurden.' Es ist anzunehmen, ' Kit Ah al-milal e>\. Cureton )). l'JO. 2 Hägi C'lialfä B. 11 p. StU» nr. .'..SiT) i^^j sj^ XJüiS oov^l cVi'^ 440 Goldziher. dass die grossen Schelterhaufen und die berühmten ,Bücher- hügeP, welche das Grab der grossen fatimidischeu Bibliothek in Kairo bildeten, ' nicht nur der Rohheit und dem blossen Vandalismus der türkischen Soldatenhorden ihren Ursprung verdanken, sondern dass es auch auf die wahrscheinlich ali- dische Tendenz der Bibliothek dabei abgesehen war. Und wenn auch nicht immer gerade solche Radicalcuren gegen ketzerische Literatur angewendet wurden, so musste eine Art von Todtschweigen da^ Seinige dazu beitragen, dass nicht allzu viel von der ketzerischen Literatur unter die Leute komme. Der Mangel von Nachfrage nach Abschriften gewisser Werke, sowie ihr Uebergehen und Unberücksichtigtlassen in den Schriften dei" Nachfolger, hat in jener Zeit, wo die Fort- pflanzung der literarischen Froducte nur zwei Mittel hatte: Abschriften und Citirt- oder Excerpirtwerden, so manche Perle der Literatur vom Schauplatze verdrängt. Wir haben ein spre- chendes Beispiel hiefür nn dem durcli Ahlwardt herausgege- benen und so gründlich eingeleiteten Geschichtswerke El fachri, welches wegen seiner älidischen Tendenz und Färbung, trotzdem es an gesunder Art und Nüchternheit den grössten Theil der Historiographie der Araber übertrifft, gänzlich verdrängt wurde, bis dass es im Jahre 1800 durch den vortrefflichen europäischen Arabisten aus einer nach Paris verschlagenen Hdschr. an's Licht gezogen wurde. Es gehört wohl zu den sjiassigsten Er- scheinungen der Geschichte der Typographie in Aegypten, dass die Briefe des fanatischen Si'iten Abu Bekr-al- ( Hiärizmi, welche sich sowohl durch die Eleganz des Stiles, als auch durch masslose Schimpferei auf die Chalifen auszeichnen und in neuerer Zeit in Kairo gedruckt wurden (von Muliammed Katta al-'Adwi. 1279), auf dem Titelblatte einige rechtgläubige Autoritäten der viceköniglichen Hauptstadt als Förderer der Veröffentlichung aufweisen. Einer derselben, Sejjid Bey Salih al-Magdi, erzählte mir, dass er, sowie die anderen Mitge- naunten, von deren angeblichem Verhältniss zur Veröffentlichung dieses ketzerischen Buches erst erfuhren, nachdem sie ihre Namen mit eigenen Augen doi't gedruckt sahen. Selbst poetische ■ Quatremere Meuioire sur It- goüt des livres chez les Orientaux p. 24. Beiträge znr Literaturgeschichte der 85'ü uud der suunitischen Poloraik. 441 Arbeiten waren von diesem Schicksale niclit verschont. Um nur bei der Literatur der .Si'a zu bh'iben, so ist es g'enug- anzuführen, dass ein so geist- und talentvoller Tendenzdichter wie Ibn Häni' fast nur dem Namen nach bekannt geblieben wäre, wenn nicht der unermüdlich forschende Alfred von Krem er ein Exemplar seines Diwans in Syrien auffindet und daraus seine werthvollen Mittheilungen über die Haltung dieses Hofpoeten des fatimitischen Eroberers von Aegypten veröffent- licht. ' Um ein Beispiel aus älterer Zeit anzuführen, so erwähne ich noch Abu-1-Farag al Isfahäni's Verhalten gegen den imamitischen Dichter al-Sejjid al-Himjari, einen der be- rühmtesten Dichter imamitischen Bekenntnisses, sowohl was den inneren poetischen Wei-th seiner Dichtung anlangt, als auch was die reiche Menge des von ihm Geleisteten betrifft. Man muss bedenken, dass der Verfasser des Buches der Gesänge selbst Si'ite war ^ und dass an ihm das Unterdiücken imami- tischer Tendenzen desto auffälliger ist. Dennoch sagt er von diesem Dichter Folgendes: ,Er war einer der alten Dichter und der durch die Natur für das Dichten Begabten. Man sagt, dass in der Zeit vor und nach Muhammed drei Dichter die grösste Productivität entfalteten: Bassäi-, Abu-1- Atähijjä und unser al-Sejjid Tedoch sein Angedenken starb aus und di(! Menschen flohen seine Gedichte, weil er in denselben die Genossen der Propheten und seine Gattinnen in übertrie- bener Weise lästerte, sie beschuldigte und verläumdete. Darum hütete man sich vor seinen Gedichten dieser und anderer Gat- tung und floh dieselben aus Furcht und Achtsamkeit. Er hatte eine besondere Art und Richtung in der Dichtkunst, der aber sehr selten Jemand anhängt. Es ist auch nicht viel von seinen Gedichten bekannt; ^ sie sind nicht frei vom Lobe der Benü Häsim und dem Tadel ihrer vermeintlichen Gegner. Wären ^&' ' lieber den .shi'itisclien Dichter Abu-1-Kasiin Moliamiiied ilm HRni' Zeitsc.Iir. d. d. 7ii. XVIII. Er wird anch in einem besonderen Artikel erwähnt in al-Tusi's List of Shya books ed. .Sprenger (Bibliotheca indica). ^ Dal)ei soll er nur vom Lobe der Ha.-. al-Mu'alH schrieb: Sj.*^^ ^yj>.^\ d<*.^i\ ,L.i»f ; al-Sejjid al-Murtadi 'Alam al Huda si-hrieb: Ä.AS>4X«jf ^^yA^.^ (^List of .Shyah bouks p. (-'j^, 4; ^^*, \ .) 'Alam al Huda si-hrieb: Ä.AS>4X«jf ^^4:yA4,Ski lXaa«Si'ä ^ als im Hintergrund stehenden Anlass dieser Aussprüche 1 Einiges ist in Persion und Indien g'ednickt worden, s. Zenker Biblio- tlieea Orientalis l'.d. T nr. 1455—0. Bd. II nr. 11G3. 1172. Ueber si'itisehes jjjü ist in Europa das Neueste: A. Querry's Droit musnl- man. Recueil de lois eoneernant les musulmans sliyites. Paris. Inipr. nat. 1871—7-2 ('2 Bände in S"). Tornauw liat in seinem für praktisclie Zwoeke geseliriebenen Bueli über Muslimisches Reeht den Dilierenzpunkten ziwiselien .Sunnä und Si'a hin und wieder Berück- sichtigung: gewidmet. 2 Ich habe die Polemik gegen den Talmud in Text und Uebersetzung mitgetheilt in Kobak's Jeschurun Bd. VIII (Bamberg 187-2) p. 7(>-104. 3 Denn das Wort Jüijui ^n sieh, selbst in Bezug auf die besonderen Anhänger 'Ali's gel/raucht, liat noch nicht den üblen ketzerischen Bei- geschmack, den es als Bezeichnung dtM- eonsolidirten Secte gewonnen hat (s. Haneberg in der Zeitsehr. d. d. nigl. Oes. Bd. II |1847] p. 57 Anm. 2). Man spricht daher von dem löblichen, sch<">nen tasajju'; z. B. von dem su'übitisehen Dichter Dik al-Ginn »>.Xuö i^°^ LH^ iL-Cii (Kit.alagäni Bd. Xll y. |,ct^, s) vergl. auch ibid. Bd. XIII p. tt't' das vom Dichter Ali n -1-Tn feil Opsagte: ^jje ^0 Sitzungsber. 4. pliil.-liistor. Ol. I.X.ifVIII. I'.d. UI. Hft, 29 444 Gold zi her. ZU betrachten. Es läg^e eine ganze Fülle von Beispielen zui- Beleuchtung- dieser Wahrheit vor. Ich will mich mit der Hervorhebung einzelner beg-nügen. So soll z. B. der Prophet gesagt haljen, dass am Ende der Zeiten eine Secte entstehen werde ,rait dem Namen al-Räfida, welche den Islam von sich werfen wird.' ,Es wird nach mir — heisst es in einem anderen Traditionssatze — ein Volk erstehen mit Namen al-Räfida: wenn Du selbst (nämlich 'Ali) ihr Entstehen erleben solltest, so tödte sie, denn sie sind Ungläubige. Ich (nämlich 'Ali) sprach dann zum Propheten: Woran werden sie zu erkennen sein? Da sprach der Prophet: Sie werden Dich durch Dinge verherrlichen, die Dir nicht eignen und werden die Vorfahren beschimpfen.' ^^^ ^ f^ss>\^\ ^ ^,^^\ Jo ^\ ^T^S \J"? iS^^ J^" J^' ^^^ (^-^ ^r»' ^^ ^5-^ (J^ ij»^*^^ ^ ^£ (C^^^ JtXJt _*i>l^ ^^Lm/^)| ^yäSyJl iLöjLjl ^^y^^MJ^ ^Js iJi^j^Mü JU *-Lw^ ä^'iy^ ^^'^ \J^^ ^äJI ^£. v^JlIs jt j^j i^r j^_^ü |v4-LÄi'li |Vi^x5^Jt| ,13 Li \.ö.il Jl ^j^ JLüj p^i" (^t>ÄJ ,^ oiXvwJI ij^c ^.yXxiojy dLys ^J-*Aj Uj ' Dem Chalifeu 'Ali wird der Ausspruch zugeschrieben : , Dieses Volk wird sich in 73 Secten theilen, deren schlechteste diejenige ist, welche unsere Liebe bekennt und unserem Befehle zuwider han- delt: J^s^J 1^^ \j^yMj '»3yi ^^.xj^m^ si>^Lj ^J^c kxj^fl xjk.jß Vwaäj LjjjoI ^V)Läj5 LäIä '^ Ueberhaupt trägt der viel angeführte XÄäaau S;^; Unter ta.s;ijju' hasan verstellt man das Bevorzugen der Familie 'Ali's, ohne sich jedoch in eine Beschimpfung der ashab einzulassen; lieinerkenswerth sind in dieser Bezieliung die Worte al- Damiri's (Bulaker Ausg.) Bd. I, ]). 1*^1* vom Grammatiker Jahja h. Ja'm.ir: Läawwä. LstXjCivJ .*JuÜ^Jii i^j^' iÜlA/i*.'! ^jO La*aXu ij*^? ' Ihn Hagar KitRb al-sawAMk al-muhrika Bl. 2 verso. 2 Al-Sawä'ik Bl :$-2 recto. Beiträge zur liileraturijeschiclite der ät'ä unil iIit ^uiinitisolien Polemik. 44;) Aussprtich von den 70 jüdisclien, 71 christlichen und 72 inii- haniniodanischcn Sectou ' den Stenipel seiner späten Entstehung auf der Stirne, was, glaube ich, nicht erst näher begründet zu werden braucht. Die Schlusstolgerungen, die daraus für die Vorzüglichkeit des Islam gezogen werden, stehen im oti'cnbareu Widerspruclie damit, was wir bei alten muhammedanischen Schriftstellern häufig hnden, dass dem Christenthum die Viel- heit seiner Secten zum Vorwurf gemacht wird. Es ist aber, und dies will ich hier besonders hervorheben, ganz merk- würdig, dass dieser Ausspruch nichts anderes ist als eine auf Missverständuiss des uisprünglichen Sinnes beruhende Version eines alten, wahrscheinlich echten, Traditionssatzes. Wir finden nämlich von Muhammed den Ausspruch tradirt, und dieser Ausspruch ist auch von den beiden muhammedanischen Tra- ditioiiskritikt!rn in ihre grosse Sanmilung ^s^^^^M aufgenommen worden: dass der Glaube in einige und siebenzig (nach anderen Versionen: in einige und sechzig) Abtheilungen zerfällt, von denen eine die Verschämtheit ist;- und (Mue andere Version desselben Grundgedankens : •' ,Der Glaube besteht aus sechzig (resp. siebenzig) und einigen Abtheilung(!n ; die vorzüglichste darunter ist (das Bekenntniss :) lä ihlha ill" Allah, und die niedrigste ist das Wegräumen alles Schädigenden aus dem Wege, und die Schamhaftigkoit ist eine Abtlicihuig des Glaubens.' iLoixö ^^y.'/^» «a^j ^I ^«.xa.«/^ ^*-*^ ^'~h?- ' ^Uj'^'t ^J-<' Ä-oucö rUi.1^ Die verschiedenen Versionen dieses Traditionsausspruches hat al-Sujüti zusammengestellt in sei- nem Tractate ,über die Siebenzahl in der Tradition/ ' Allerding-s sehen wir, dass unter den Abtheilungen (v^ouö) . W^. * Tainif al-saiu' bita'did al-sab' (Hscbr. der Leipzi)?ir Universitäts- bibl. Cod. Ref. nr. 3ö7). 29* 446 Goldziher. Glaubens nicht etwa Secten desselben, sondern die dogmati- schen Sätze und Sittenlehren des Islams verstanden sind. Erst in späterer Zeit wurden diese Abtheilung-en zu Secten ( vli) und die muslimischen Apoloß-eton. Polemiker und Eeligions- historiker acceptirten diese Zahlen für die Secteneintheilung und Aufzählung. ' Die ältere muharamedanisclie Literatur be- wahrte jedoch noch das Verständniss der ursprünglichen Be- deutung des späterhin missverstandenen Ausspruches. Sowie die jüdischen Religionsgelehrten, besonders Moses Maimo- nides und der Verfasser des Sepher ha-chinnükh^ sich mit der Zusammenstellung und Aufzählung der in einem Tal- mudausspruche erwähnten 613 Gesetze (miria r""in) beschäftigten, so hat auch die muhammedanische Theologie eine Literatur über die ^*.xö erzeugt; ausser al-Boihaki, dem Verfasser des ^U.j^l ^Jtoi , werden noch der bocharaische Gelehrte Abu 'Abd -Allah al-Halimi (_.Lg.Ä4.Jt i^Lo Jof«jj und Abu Hätim al-^Sigistänt (xA^^i. jjU.jf^f oiws«) namhaft ge- macht." Der Traditiousausspruch, von dem wir ausgingen, reprä- sentirt nun bereits eine aggressive Polemik gegen die Si'a schliesst sich aber im Ganzen, wie wir salien, jenen aus Miss- verständniss der »^/jcw -Tradition entstandenen Sprüchen an. Andere Traditionsstellen setzen die Existenz eines syste- matischen Widerspruches gegen die sunnä und gemä'a vor- aus, sowie auch, dass diese termini im Gegensatze gegen die andere Secte theologisch fixirt seien. ,Wer den Gehorsam verlässt und sich von der gemä'a trennt ' und in diesem Zustande stirbt, der ist eines heidnischen Todes gestorben.' "' ' al-Sahristänl ed. Cureton p. \\\ vergl. al-Gazäli bei Schmölder's Essai siir les dcolcs philosopliiqn es chez les Arabes p. 17. - Siehe darüber: D. Rosiii Ein Compendiuni der jüd. Gesetzes- kunde aus dem XIV. .Jab r li ii ndcrt. Breslau 1871. ^ Worüber al Nawawi's Commentar zu der aus Muslim angefUlirteu Stelle p. ((■'y. Uebrigens ist es höchst l)emerkens\verth, dass der jüdische Couvertite Ka'b al-ahbär die jüdische Gesetzeszählung (UIHj auch auf den Islam überträgt; die betreffende Stelle habe ich veröffentlicht in Berliner's Magazin für jüdische Geschichte 1874 nr. 10. ■• Vergl. -n3::n ja '»ynan ha Misna ÄbSth s. II m. 4. ^ Sahih des Muslim Bd. IV p. i'\\". Der terminus x.£L«.Ä.f "'''l auch in diesem Sinne vorausgesetzt in einem Traditionssatze, welcher bei Beiträge zur Lilcratnrgescliiclite der Si'ä uud der sunnifischcii Polonnk. 44 ( ,Wer sich von dei- inuhaimncduuischcii licmä'a abtrennt und sei es auch nur eine Spanne weit, der liat das Joch des Jshini von seinem Nacken abgeworfen/ sowie auch unter den sech- serlei Sündern, die Gott mit seinßm Fluche belegt, derjenige genannt wird, der meine (^des Propheten) Sunnä verlässt (c)«ÜlM ^ÄÄavJ). ' Wir müssen diesen theologisch fixirton Gebraucli der Ausdrücke iU-w und JlcL*^» demjenigen gegenüberhaltiMi, wo darunter nur die Gemeinde, die Vereinigung der Gläubigen zu andcächtigen Zwecken verstanden wird; so z. B. in einem bei al-Damiri'^ mitgetheilten Traditionsausspruchc, der allem Anscheine nach gegen die Wüstensöhne, die Beduinen, gerichtet ist, w 'Iche nicht in der gläubigen Gemeinschaft, deren Mittel- punkt die Moschee, »A-L4-t. leben: ^aX'I J^I ^^^I ^J^ dX.^^^ ^j^y^i yj^^^ u^^ LT^j' J^' ^'' ^r^; ^ (*^ c^'' ^^ ci;L«.*4>l i-jy^y^.^ cjLtL^ji-i !>>«• i^iü Si'itcn unterlassen es denn auch nicht, ihren Gegnern den Vorwurf der Ertindung von Tendenztraditionen mit Parteiinteresse zu machen, und lassen sich in eine thcils verdächtigende, theils entschieden zurück- weisende Kritik dieses Theiles der muhammcdanischen Tradition ein; freilich sagen sunnitische Apologeten, dass sie in diesem Geschäfte von principienloser Willkür geleitet werden, und sich über die Grundregeln der Traditionswissenschaft hinweg- setzend Alles nach ihrem Belieben beurtheilen. -^ Die Si'itcn al-Gazäli uiifiefülirt wird (Ihjä 'ulüm al-diii Buhiker Ausjr M. I I 1 Ibn Ha gar al-Mekki in seinem Werkt- über die Todsünden: Kita!) al-zawägir 'an iktiräf al-Kaha'ir /Bnlak. 1-284) Bd. 1 v \*\^- 2 Hajät al-hajwan Bd. II \k t^f t 3 al-Sawä'ik Bl. .-55. r. J^^i^ f-T^^ U^Jf^'' 'tViC ^ tV^Ur J^l ^ ^X^^ ^^U^^ ^.^^ ^f^ ,v^r^-' ^'' c 448 Goldziher. dehnen diese Beschuldigutig' betreffs der Traditionsfabrication bis in die 'abbäsidische Zeit aus, und weisen den Sunniten gegenüber nach, dass sie es für gesetzlich erlaubt hielten ad majorem sectae gloriam solche Tendenztraditionen zu schmieden. , Viele von ihnen', sagt einer der Apologeten der Si'ä, ' ,so wie z. B. ihr Imäm al-Chuzä'i, haben die Unterschiebung von Traditionssätzen, wenn sie zur Bekräftigung der Suunä dient, für zulässig erklärt. So wurden von ihnen auch zum Beweis der Rechtmässigkeit des abbäsidischen Chalifates und dass seine Herrschaft eine ewig dauernde sein werde, Aussprüche unter- geschoben, deren Lügenhaftigkeit und apokryphe Natur Allah dadurch enthüllt hat, dass die 'abbäsidische Dynastie vernichtet wurde, so dass von diesem Geschlecht auch nicht einmal einer als Stadtvogt oder Dorfschulze übrig geblieben ist. ,Und es wui'de abgeschnitten der Letzte derjenigen, welche Unrecht thaten, und Lob sei Allah, dem Herrn der Welten^ (Sürä VI v. 45). Es ist allbekannt, wie zur Zeit der Uraajjaden und der 'Abbäsiden Traditionen untergeschoben wurden und wie die Häupter der Umajjaden den Gelehrten al-Nisä'i und andere Gelehrte dazu bestimmen wollten, Traditionsaussprüche über die Vorzüge des Mu'äwijja zu erfinden, und wie sie seine Hinrichtung anstrebten, nachdem er seine Weigerung, das Ver- langte zu thun, und seine schlechte Meinung über Mu'äwijja eröffnete.' öoj.i.1 mj ^yy^ cS^'V^' *.i§^U^l5' fH§-wc .y-i^^ ^y HJJ JW^I« i*.4-Uc j^jjJU^üil jjIO %\aSJ kijS IJ^-^ß^ ^^£.yi^ oii-Äis? p«^«jc k^tX^ xj| ij^ r^^S '^.^^^ ^^^ 1 Nahg al-hakk Bl. 46i ^.^iüc>l^ ^i.g^f Beiträge zur l.itoiatuige-cliicbU' der Si'ä uud der suuuitisclipn Polemik. 4'40 ;;-^i== A*J ^iXs J^ [vod. ^^^^j^) ^^^sv^j^ ^^'^^ J^-^ü ^ j«^xii-i^ ^yc yt. ^^j ^j^ ^iUI ^^j>l unter den Varianten dieses Ausspruches tigurirt auch ein Zusatz ^Ql ,v5ljLi ^I^ y^y tkiJ ^j-^^ (V^cV^f Jjtj ^';: dieser Zusatz ist jedoch nur sehr schwach beglaubigt und nur durch eine einzige Autorität vertreten, •' legt aber ebenfalls Zeugniss ab für die Bestrebung, Sf äfeindliches in die Tradition einzu- schmuggeln. Es ist bekannt, dass JLc ein theologischer Kunst- ausdruck ist für die excentrische, fast abgöttische Verehrung 'Ali's, seiner Familie und der Imame. ' In dorn Werko ,il-tar^ib \v-al-t;i rliih. ibid. Hl. '^ rccto. 2 Hajät al-ha,jw;'in Hd. II. \>. yf öoOL=*!^M ^ ^SC. |*.aX!s.I JLi' kX£. «JIM ^y ^A^vv^l iÜJCi' Lfft^. ^^'' ^ s. Muslims Traditionsvverk Bd. I j«. (fy 450 Goldziher. Auf der anderen Seite machen die Vertheidiger der Sunna ihren Gegnern denselben Vorwurf; — ohne Zweifel mit nicht weniger Berechtigung. , Die Kawätid', sagt ein sunnitischer Apologet, , haben untergeschobene Traditionsaussprüche und nichtige Koranerklärungen, Hiuzufügungen und Verdrehungen in den Koranversen, so z. B. fügen sie unter Andern den Satz hinzu: , Fürwahr, 'Ali ist zur Rechtleitung'^ sie sind muthwillige Leute und wähnen, 'Otman habe 500 Wörter des Korans fort- gelassen.' ' ^ aÜJeü c^^j^b^ iL£.y£>yjo c:Ok>L^| (jdi!^ JLJ ^\ älLä^ jJöiXil v«a2I^^ wO.*JI sJ>Ljw5^ c^Ua^SJ^ cijlobv^ cjL^fJ jjIJÜI |J.x! iUJi^ äjU*vm-=» iaü^l - Auch der Historiker Ibn Chaldün ^ äussert sich in dem Sinne, dass die Si'iten nicht nur unbeglaubigte Tendenztraditionen colportiren, sondern auch an gut beglaubigten authentischen Aussprüchen eine falsche P]xe- gese zu Gunsten ihrer Parteisache üben, und belegt diese An- schuldigungen mit genug triftigen Beispielen, welche sich jedoch noch vermehren Hessen. Es wird z. B. auf 'Ali folgender Aus- spruch zurückgeführt, welcher die Verfolgungen, denen die Si'a und die verwandten Seeten im Laufe dei" Geschichte des Islam erdulden mussteu;, gleichsam prophetisch vorherverkündigt haben soll: ,Die Heimsuchungen treffen unsere Si'a schneller, als das Wasser thalabwärts fliesst.' • ' Es ist bekannt, dass die Si'iten eine ganze Sure haben, welche der sun- nitische Koran nicht Itennt und welche Kazembeg bekannt j^emacht hat. Was die pjxegese von Schrift und Tradition in älidischeni Siinie betrifft, so wurden si'itischerseits viele Bücher darüber verfasst, z. B. j^xÄ.X)«^JI j^^i^ iJ^J-*^'' \^^ Jyjllxi oder o^-^M cM^'^i List of Shya books nr. 26. nr. 45. nr. 807. Uebcr yji^] L^,.**/! aüJI i^ÜC^ ^ |j.AÄX«-*,Jl ibid. nr. 592. - Muhammed al-Karis Sendschreiben gegen die Si'ä ^^ii *JLaw\ ljäj\ my}\ *3 (^ (jCjl«,*]! (Ilsclir. der vicekönigl. öffentl. Bibliothek in Kairo.) 3 Prolegomena. Uebers. von de Slane (Paris 18(38) p. 401. * Abu Bekr al-Chärizmi's gesammelte Briefe (rasa'il) ed. Kairo p. \^(,, 1., P jJ.1 jl Xj\ ^ ^^^1 UjJlA^ jl ^^il Beiträfie zur Literatuisescliichte der M'ä uml '1er suuiiitisclicii roloiiiik. 4ol Dem Kapitel der Unterseliiebuug apokrypher Tendciiz- traditiuiieii suiinitiseherseits ist noeh ein anderes eng ver- wandtes au die Seite zu stellen: die Unterdrüekung oder min- destens Vernaehlässigung authentiseli beglaubigter Sätze aus purem Partei- und Sectentanatisnms. Wie aus al-JNavavi's Coramentar zu Muslims Traditionssammlung Bd. I p. Itv hervorgeht, war es aueh Fureht vor Maehthabern oder getureh- teten Factionen, welche schon in der ersten Zeit des Islam die allerfrühesten Tradenteu der prophetischen Aussprüche viele Stücke der Tradition zu unterdrücken oder wenigstens nicht zu verbreiten veranlasste, namentlich wenn an der betreffenden Stelle ein Tadel oder Fluch enthalten ist; ' auch solche Aus- sprüche wurden zuweilen unterdrückt, welche religiösen Secteu Gelegenheit geben, durch falsche Interpretation Missbrauch zu treiben. - Aber auch Antipathien gegen die Familie 'Alis waren Ursache von Traditionsunterdrückung. Eine so feste, sunni- tische Theologenautorität wie der beiiihmtc Dogmatiker und Exeget Fachr-al-Din al-Rfizi liefert iins in dieser Bezie- hung einen Beitrag. Es handelt sich um die für uns allerdings höchst müssige Frage, ob bei der Recitirung der die fätihä eröffnenden Euhigie : b ism-illähi u. s. w. diese hörbar laut gesprochen werden müsse, oder ob ein leises Hersagen der- selben genügt? eine Frage, in deren Beantwortung die Riten divergiren. Diese Divergenz soll von dtmi nicht genugsam festgestellten Text eines durch Anas b. Mälik tradirten Aus- spruches herrühren, in welchem mitgetheilt wird, dass vorzugs- weise 'Ali b, Abi Tälib die fragliche Formel laut zu recitiren liebte. Eine jede Ritusrichtung schliesst sich einer anderen der sechs Traditionsvarianten des durch Anas aufbewahrten Al-Nawawi zur Traditio iissaiiimluug des Muslim IJd. l y. Iö1 452 G 0 ] d z i h e r. Ausspruches an. ' xVl-Räzi nun, der für 'Ali's liörbares Recitiren ist, meint in seinem Sclilussresume: - ,So viel steht lest, dass die Traditiousartcn des Anas'schen Ausspruches sehr corrupt und verworren vorliegen und dass sie auch von einer anderen Seite betrachtet, dem Verdachte sehr ausgesetzt sind. 'Ali nämlich war es, der sich bestrebte, die Formel je lauter herzusagen ; als nun die Umajjaden an die Herrschaft gelangten, gaben sie sich Mühe, die Leute ebenso eifrig vom lauten Reci- tiren zurückzuhalten, da sie im Allgemeinen den Bräuchen 'Ali's widerstrebten. Vielleicht fürchtete sich nun Anas vor ihnen, und daher mag es kommen, dass der durch ihn tradirte Ausspruch der Verwirrung ausgesetzt war.' iviöÄ- iXs i)üLLw-«JI sj^ 3 ^j*öl ^jjc «ji^v-'t ^j' ci^A^s ^^ ^r^' ^^■*4-' '■^■^ '-*^'> (^ji^^ia^^M^ 1xjjL\ L^Ai ^a-v*aJ( ItX^-li f*-S^^ oli» lA^fcjf J.Jti.i *..£ ^^vÄ nÜI jUa.j|^ ^ sjls aJljJfl ooJa.öl. >So unbedeutend für uns auch die obschwe- bende Fi'age ist — bei den Si'iten hat sie allerdings bedeutende Gelehrte sehr ernst beschäftigt ' — so ist dennoch die erwähnte Angelegenheit culturgeschichtlich ziemlich beachteuswerth; sie gibt uns einen interessanten Aufschluss sowohl über die Ent- stehungsgeschichte des muhammedanischeu Ritus, als auch der Schicksale der Tradition. ' II. Die eigentliche sunnitische Polemik gegen die Si ä als Trägerin und Vertreterin einer von der rechtgläubigen abwei- chenden Glaubens- und Rituslehrc, beginnt natürlicherweise mit dem Zeitpunkt der Festsetzung einer systematischen Dogmatik ' Muslim Bd. I p. t^|^ 2 Mafätih al-geib (Bulaker Ausgabe; Bd. I p. fj» ■* z. B. List of Shya books ur. 76 p. ^f", 1. ^ Es ist bemerkenswerth, dass in den bei Muslim vorgefülirten Textreceu- sionen der Auas'scheu Tradition keine Spui ixter Erwähnung des 'Ali'schen Brauches zu finden ist. Beiträge zur Literatuigescliichte dei Si';i iiiid dei suniiitiHcheii Polemik 4i);5 im Islam; und zwar seilen wir bereits den Ixelis^-ioiisti'elolirteii. mit dessen Namen die sunnitisclu^ Dos^matik auf's Kiii:;ste ver- knüpft ist, als Verfasser einer Polemik gegen einen hervor- ragenden Vertreter der gegnerischen Confessionen. ' l^ntitr den liäuiigen Streitschriften gegen die ^i'itischen Bekenntnisse - ist aber unter dem muhammedanischen Volke am meisten bekannt und populär die polemische Arbeit des Siliäb al-Din il)n Hagar al-Heitami, betitelt: , Zündende Blitzstrahlen gegen die B e k e n n e r der Ketzereien und der Irr- lehren. ■' Es ist ein durchaus ziemlich nüchtern gehaltenes Werk und freier von der in polemischen Werken der jMuhani- medauer zum hergebrachten Ton gehörigen Leidenschaftlichkeit, als andere Arbeiten dieser Gattunü,-. Der Verfasser las es im Jahre 905 d. H. in der grossen Moschee zu Mekka, wo zu jener Zeit viele Si'itcn lebten, auf vielseitige hierauf bezügliche Auffordci'ungen vor und verband damit zugleich Bekehrungs- zwecke im Kreise dieser 8i'iteu. ' Es wusste sich in der > Al-A,s'ari uämlich verfasste: ^Jö^lJl ^jjl J^Ä- J>J' H. C h. Bd. III p. 351 ur. ö'JOT. Gegen :il-Käweiidi gibt es auch si'itischer- seits Streitschriften cf. List of !Sliy;i bu^ks ur. lO'.i. - H. C.'h. ur. 5913 erwähnt ein IJucb (jcü!^ Jl J^ v> Jl ;uib dem 6. Jbd., das zwei Männer zugleich zu Vertusseni liat. X.i!cVJ>.Jl5 cljoö^SI.. Ich citirc nach der llschr. (U:s Seichs S.'ilili al- Munt'.jjir, ehenialigeu Oberhauptes der Säfi'iten in Daniaslui.s, der vor Kurzem erst starb; sie wurde nn'r von seinen mir innigst befreundeten Söhnen leihweise zur Verfügung gestellt und datirt v. J. \WV1 d. 11. 183 1511. in ijU. ^ Einleitung: ^xaJ ' ■^^\jj^ "-^^ ^ ^-^^.^ vi>-L*-w ^Vi <^r^ JliÖjf si4il-i '^'lii:ii>l i^jI S>LoI^ ^tX^I iü^L=> *.aä-. SwXC ■ l^'v^i cXjSXavA4..'L! kjL»Jt«AJ. ^AA«w*is. XA^ ^L^LC^ 3 •^>U.^II j:ib ^^^1 i3U^ ^Sll U>^-^. is.^\y}\j iutxi^'l 454 Goldziher. suunitischeii Welt eine solche Verbreitung zu verschaffen, duss der Verfasser 14 Jahre nach dem Aussenden seiner , Blitz- strahlen^ sagen konnte: dass von seincnr Werke unzählige Abschriften genommen wurden, und dass es nach den entfern- testen Ländern, wie nach dem äussersten Magrib, nach Trans- oxanien, Samarkand, und Buchära, Käsmir, Jemen und Indien exportirt wurde. Des gelehrten al-Sachäwi Notizen ergaben Zusätze, welche der Verfasser bei Gelegenheit einer späteren Ueberarbeitung in Rücksicht nahm und noch mit einigen Zu- sätzen vermehrte: (^J_cf^-*aJI ^^^X£.\ ^\jS3\ fj^ ^ o^vi Ci Lx> -^wwv^äjI f^yc xÄXv^Jo Jö« XÄA« Ü«.xL£ ^)i tX*~i >.:>>ji) ÄJ\..s\.4_M ^4^\^ tXÄ^^JI. bc^A£^ wA4-w.5^ ") -^ tX-Ow4-w. V^äJI i-U^ ^XTj ^äJI ^^I^ J<£. xJVf^üi aöl»^ljv (^-^ ^^^ vi'-*^ ^'' ^s..i»l iu—w^x^ ijxlj ijjo ^ (^i '»«jLxXJI ltX~§i o/.^^ ' Es war bis vor Kurzem namentlich in Syrien, wu innerhalb der iiiu- liammedanischen Einwohnerschaft immerfort, obzwar genug latent, ein gespanntes Verhältniss zwischen den Sunniten und den mannigfach vertretenen Bekennern der 8i'ä fortdauert, sehr stark verbreitet; jedoch sollen, wie mir ein höchst glaub- würdiger alter Buchhändler in Damaskus erzählte, die dortigen Kryptosi'iten alle in Damask auftreibbaren Exemplare des Werkes zusammengekauft und den Flammen übergeben haben. Bei dieser Gelegenheit erzählte mir derselbe Mann eine Anekdote, welche wohl für das beiderseitige Verhältniss charakteristisch ^y\ ^£. aocjj" J\i^ L>Axj kjftX^' ®W*; '^''^ J' oA^ü viljö ^aj Lo. |V.^JjLäi« »äjn^I iUj^" iü^Li* äUJi=» ' al-Sawä'ik Blatt 152 verso. Beiträge zur Litpraturgeschiclito cIt Si'ü und iler t^unuitischeii Polemik. 45;") f sein dürfte: Ein 8i'i tritt vor seinen dukkan und IVaf^t: ,;indak as-Sa\vä'ik al-ninhrika li ibn TTas^ar?' (Das J als lani auctoris.) Der alte Bncldiändlcr antwortet: ,muhrika lakiini ja'iii ja sidi!' (Das J in Si.] als J^lxJI ».j«.ääJ ^\ Ein Si'ite schrieb g"egon die .Sawa'ik' eine Refutation unter dem Titel äü'YjSXVf ^j^\y*aS^ xJ'vJuJI sLs\JI, wogejj^en wieder der malikitische Gelehrte Ibrahim b. 'Aniir al-'übeidi eine Antipoleniik schrieb, welche auch in Kairo durch di(! seitdem eing-eganoene literarische Gesellschaft: gem'ijjat al- ma'ärif gedruckt worden ist. ' Jedoch beschäftigt sich Ibn Hagar's Buch in allen seinen elf Kapitehi und dem Schlussworte bloss mit der poli- tischen Frage, nämlich mit der Besprechung des ablehnenden Verhältnisses der Si'iten gegen das sunnitische Chalifat und mit den Traditionen, welche die Beschimpfung der Genossen ver- pönen und ihre Ilochhnltung anempfehlen. Eigentlich Dogma- tisches und lieligionsgesetzliches berührt er gar nicht und so ist denn sein Buch in dieser Beziehung auch nicht fördernd. Die Beschimpfungsfrage (iül^sJl w^^), ob niünlich die Lästerung der Genossen Muhammeds eine mit dem Tode zu ahndende Sünde sei und ob sie im Allgemeinen Unglauben (^^5^) involvire, — eine im ükh häutig durchgesprochene B>age, — bildet auch den ausschliesslichen Inhalt einiger klei- nerer polemischer Abhandlungen gegen die Si'ä, so auch des schon obenerwähnten Tractätchens, betitelt: ^b> 3 ^.\yx}\ ^ (jdil.JI von 'Ali b. Muhammed al-Käri. Der gewöhnlich gangbare Ausdruck für die Beschimpfung ist in diesem Falle regehnässig Z.,^ 5 jedoch ist noch ein anderer Ausdruck gangbar, den unsere Lexica nicht verzeichnen; auch al-Gauhari's Originallexicon vernachlässigt die Anfüh- rung dieser Bezeichnung : nämlich Jb verbunden mit der Praeposition ^x. So lesen wir: ^^i ^ J^j^I (VÄxco J^^ ' U. rl. T. JjLUkn Jt JjUio 3 ^iAiLS>L.M Kairn 1-287. uct. 45G Goldziher J.4-C* jXj bei Damiri; ' ^^jj^ü^'t ^^ jLo äji.*^ xit - oder von der Lästerung der Familie 'Ali's : ^-^Jlio ^1 ^ ^s- r^iX^ ft-^^ J^i Ä-^^ry*^ ; ' ferner: ._^Uo ^t ^^ ^J^£. ^^ Juj xÄxJ« ^ Ich erkläre mir vormuthuugsweise dieses Wort als aus der Vulgärsprache entstanden. Im Vulgärarabischen ist näm- lich die Metathesis innerhalb der (Jonsonanten eines Wortes überaus häutig; man sagt goz für -^y^ und zog für \^, failafus für o^A^^J-xi. Dahin gehört auch das häutige na'al fürla'an: fluchen. Aus diesem J.AJ ist, glaube ich;, das frag- liche nTd entstanden, mit der Erweichung oder Elision des ajn- Lautes, welche in den Vulgärdialecten der semitischen Sprachen nicht selten. ■'' Die Frage des ioLöÄJI y.yw^ setzte im Jahre 755 d. H. die gelehrten Kreise von Damaskus in Aufregung, als ein Si'ite in der Moscluic der Umajjaden vor den Augen der Versamm- lung die Chalifen lästei'te und der damalige Oberkadi das Todesurtheil über ihn fällte. " Mehr noch als in Syrien musste diese Frage in Aegypten in den Vordergrund treten, wo im IV. Jhd. di(i Beschimpfung der von den Sunniten anerkannten ersten Chalifen geradezu zum Staatsgesetz erhoben wurde und nicht nur in mündlicher Weise geschehen musste, sondern an öffentlichen Plätzen auf Tafeln, Ilausthüren und Mauern aufgeschrieben wurdt;, bis dass al-Häkim bi-amr Allah dagegen ein Verbot publiciren Hess und später im Jahre 42G die Blüthe^^eit der Si'ä in Aegypten ihr Ende nahm. ' ' Hajat al-liajwän M. I p. ^*\, 21. 2 List of Shya books p. \^, ("> ^ Kitäb al-agäni Bd. XVI \>. \, 7; * ibid 1. l-.>. '' Im Aramäischen und Aethiopischcn, so wie ancli im ITebr. J^PE zu D KflS u. s. w. wird (Ewald Ausfuhr!. Lehrbucli d. If. Spr. §. öS <•.) Für das Vulgärarabische ist ein Beispiel: istefiln für |»JLaäÄ«o bei Wetz- stein Zeits. d. d. mgl. Ges. XI p. "jO"). Audi das inystciiilse yÄ^ (,_jUo bei Ibn Clialdün Prolegomeua (Not. et Extr. l?d. XVTIi jj. 1.s4 ist aller Wahrscheinlichlseit nach vÄ*^* t_)Lö 6 Ihn Hagar Kitab al-Sawä'ik Bl. 'M\ recto. ■J Al-Makrizi\s Chitat (Bulaker Ausgabe) Bd. II p. rt^r i"if^ n^t". Beiträge zur I,itoratii;^'escliiclito ilt'v i^rä und der sunnitiRclien Polemik 4;)< Bei Gelegenheit dieser letzteren .T:ihresz;ilil will ich be- merken, dass wenn al-Ahikrizi mit dcirselben das o>änzliche Schwinden der Si'A in Aegypten in Vei'hindung- hi'iii<;-t (er sjijL>'t a. a. O. ,LAJtJI^ J^4.*JI« *J.*.M ^^jj^ (<^>V*-^' (3^^ (5"*^) c*"*"^ ^ ^^.g^^Ji Jjo^ ^^1 Jl ^L«^^t^ soUpf^ ^s^'^^h N._^5>JoO j^D« !iJ}y£.L>^ iüO^-Lc |v4>U.£-« «JD*J *-§-»J.£. c>.4-»J lXa***- ^^£ iu-wJI w^^SßtXx! ^y=>-^ fVS^i'bM s!XJ3 ^ L^Li Jüu^/iJI (*■- (5^^ v^3*^' ^-^'>-'^ V^'^ lKÜj-'' JK^ (W-^^ (^^ ^^-L,vl Dakik al-'ld starb aber im Jahre ()(»7 d. IL, also zwei Jahrhunderte nach jener von al-Älakrizi angegebenen Zeit des .Schwindens der si'itischen Secten Lg-ls jxzjc ^joy^^jc. III. Ausser der Beschimpfungsfrage sind es noch einige rituelle Specialfragen und Differenzpunkto, welchf; Anlass zu polemi- schen Abhandlungen gegen die si'itische Religionspraxis geben; dahin gehört auch die P^age, die schon oben berührt wurde, ob das basmal a laut (Ug->) zu recitiren sei oder niclit. Auch die rituelle Abwaschnn«i- vor den Gebeten ist ein solcher » Nugabä al-Sa'ia Hlatt 58. 458 Gol.lziher. DifFereiizpunkt. Hierüber will ich aus ganz neuer Zeit (a. d. J. 1275 d. H.) ein polemisches Schriftchen eines gewissen Daüd b. Sulejmän al-Bagdädi erwähnen. ' Das Schriftchen, welches sowohl in Betreff seines Umfanges, als auch inhaltlich herzlich unbedeutend ist, hebe ich hier deswegen hervor, weil es zu- förderst eine Polemik gegen Behä al-Din al-'Amili ist, einen Mann, der, wenn er auch nichts Epochemachendes ge- leistet, in einer Literaturgeschichte der Si'ä auf jeden Fall zu nennen sein wird. Er wurde im Jahre 953 d. H. - in Ba'lbek ' geboren, einem Orte, der noch heutigen Tages ein Stapelplatz des Si'israus in Syrien ist. Jeder Muslim von jung bis alt behauptet dies wenigstens in Damaskus, und es ist auch nicht auffallend, wenn man bedenkt, dass jene Partie des Libanon um Ba'lbek herum mit den Mutwallis bespickt ist. Freilich muss ich hinzufügen, dass die Muslims, die ich in ßa'lbek selbst über die Wahrhaftigkeit dieser Angabe befragte, dieselbe entschieden zurückwiesen, was aber nichts dagegen beweist, da die Anhänger 'Ali's in Syrien durchgehends Sunnismus heucheln, obwohl diese Kryptosfiten ^ in Damaskus fast Alle in einer und derselben Gasse zusammenwohnen. Ich hatte sonst keine Gelegenheit, über den confessionellen Charakter der Ba'lbeker im Orte selbst Sicheres zu ermitteln ; ein griechisch-katholischer Geistlicher allerdings bestätigte mir die Angabe meiner Da- mascener Freunde. ' Ilsolir. der vieeköiiigl. Bibl. in Kairo. ^ Flügel schliesst demnacli jjanz ricliti«^ dai'auf, «lass or nach 971 gelebt haben nnx.ss (Wiener Katalog Bd. I p. 409). •5 Andere las.sen ilm in Kazwin geboren werden, wo ersieh naeh Keskül ]i. »]♦, r> im Jahre 1001 aufhielt; das ^LUl bei Flügel (ibid. I!d. III p. ölO) ist ohne Zweifel in ^LÄiJI zu emendiren; zwei Nisbenforinen, die leicht zn confundiren sind (vergl. Ibn Cliallikan I'd. V ji. (,'j) * Von Kr3'ptosi'iten spricht aueli Tüsy List of .Shj'aii lirtoks nr. 153. 580. An letzterer Stelle wird vom Ende des .S. .Jhd. d. H. ein Krypto- si'it erwähnt, der jedoch auch sunnitische Schriftstellerei entfaltete: Beiträge zur Tiiteraturfjeschicht.fi tler J^i'fi und .ler stinnitiRchen Polomik 4^9 In seiner Jugend machte al-'Aniili eine Reise naeh Persien, wo er bald ein bekannter Gelehrter und besonders vom damallg-'en Kegenten Sa!» 'Abbas sehr hochgeschätzt wurde; von dort brach er bald wieder auf und brachte dreissig Jahre auf Reisen zu, bei welcher Gelegenheit er Aeg-ypten, Jerusalem und Syrien besuchte, und starb auf seinem Rück- wege nach der Heiniath im Jahre 1031. Seine Biographen sind seines Ruhmes voll. Ihn Ma'sum nennt ihn ,den Gelehrtestini unter den Menschen und den n)ugeddid ' der Religion des muhammedanischen Volkes im XI. Jhd.' 2 j^^g unterliegt keinem Zweifel, dass dieser Gelehrte si'itische Hinneigungen hatte, obwohl ihn die Sunniten um jeden Preis zu einem der ihrigen machen wollen. Sein Biograph al-Tälawi^ legt ihm die Worte in den Mund : , Ich bin Sunnite und liebe die Genossen des Propheten; aber was soll ich machen, wenn unser Regent ein Si'i ist und die sunnitische Welt (oder den sunnitischen Ge- lehrten) tödtet?^ ^ Seine Werke zeugen aber unzweifelhaft für den in ihm überwiegenden Si'ismus. Er verfasste eine Kaside zum Ruhme des latenten Imam al Mahdi, welche mit d-.Mn Commentare des Menini auch gedruckt vorliegt, ^ so wie areh eine Arbeit unter dem Titel vcjGjAä ^5>-^'^'; ^^^in Coniiiiciitar zu den vierzig Haupttraditionen des Nawawi ^jj^y) {^yjj\ soll auch in si'itischem Sinne gehalten sein, '' und > Vergl. meine Abhandlung-: Zur Cli Jirnkteristik al-Sujuti's (diese Sitzungsberichte Jahrg. 1871j. 2 Sulafat al 'asr Bl. 146 v. (Hachr. des Herrn Sba'i in Damaskus) ^oLil ^wäJI ^K J<£ ilx^l ^O ^tX^; r^'' ü»:^ ^ 3 Diese Biographie, sowie ein Bruchstück der Ibn Ma'sfim'schen, ist von al-Menini mitgetheilt in der Einleitung des zu erwähnenden Commen- taros p. fu^ltj ^ a. a. O. p. r^V Joiil Uuf ^jjCJ. iülÄ'l J^^i ^c-^ Ij' JU' ^^LJt ^[jl}\ Jjjü. ^a^ LoLki.*^. 5 Als Anhang zur Bnlaker Ausgabe des Keskul ]u t^'ljC tl'. ö s. H. Ch. Bd. VII. Dies zeigen auch die Auszüge .lus al-l'.u.li.'iri im Keskul }). tft'. ''■ beginnt diese Auszüge mit dem Traditiuiissafze : Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVUI. IM. ni. Hit. ^0 4H0 GnWlziher. sein Werk i^L*aÜ iLo^Lb», übrigens mathematischen Inhaltes, ist dasjenige, gegen welches Daüd al-Bagdädi polemisirt. Jjo i«>Ia«^I ilo^Lä. v_,*ji»Lo ^.«iüOl (^»xLitAi 5\Ia£ o^jK ^^ SwIöLä/o XAiw5t> iwjLw*s-l iuifci'LÄ^ ^^1* JLoivis. f»tXÄ (.^»Ä Lg.j> JLC LI ^jJo ^ ^L 5\Ljtjl StX;ß^ 1\ ^^ Ut^ ^xi**-LiJI ^f i^>yÄiLJf ÄJl^Jskl j^wxi LgAüJ Ji>j Dieses mathematische Werk ist dasselbe, welches von Aristide Marre in franzö- sischer Uebersetzung erschienen ist (2. Ausg. Rome 1864 in 4".). Al-ßagdadi nennt den 'Amili auch constanter al-Räfidi und auch der Commentator seiner Kaside an den Imäm al-Mahdi zählt ihn zu den Imamiten. ' Man kann nicht wissen, in wie weit die koranexegetischen Werke, welche bei einem seiner Biographen aufgezählt werden, ^ in si'itischem Sinne gehalten sind ; es ist aber allerdings anzu- nehmen, dass der Verfasser während seiner Reise unter den Sunniten sich vielfach an sie anschmiegte, wodurch auch seine oben angeführte Aeusserung über seinen Sunnismus, wenn er sie wirklich gethan haben sollte, Erklärung gewinnt. Es muss im Allgemeinen in Betracht gezogen werden, dass Sunniten und Si'iten nicht etwa wie Katholiken und Protestanten als zwei gegensätzliche Kirchen von einander geschieden sind. Im Islam hat sich der schismatische Geist nie lebendig ent- faltet. Da die Differenz zwischen Si'ä und Sunne ursprünglich eine politische Frage, welche, nachdem der Zankapfel selbst vom Schauplatze gewichen, völlig bedeutungslos ist, so hat die confessionelle Spaltung nur dort schroff auftreten können, wo sie mechanisch herbeigeführt wurde (wie z. B. zur Zeit der Sefiden in Persien), hat aber in diesem Falle an dem religions- fanatischen Geiste des Orients eine solche Stütze erhalten, dass "'- al-T.Hlawi p. t"<)^ und die bei Flügel (Wiener Katalog Bd. III p. 510) prwähiiten Werke. Statt |u*.»JL.'l »^XijjO (Flügel) hat al-Tälavvi: ^XA«.4..*iJI; (las ^.AJiUJI Jül:s.I fies Taläwi ist richtig'er bei Flügel Beiträge zur Literaturgeschichte der ^i'h und der siiunitischRn Polemik 4(» I dort, wo sie sich eingebürgert und dureli nebensileliliche In- teressen angefucht wurde, die- Form von eonfessionc^Uei" Ver- schiedenheit annahm. Dies ist aber im vorderen Ishim nicht der Fall. Die Scheidung' ist allerdings theoretisch vorhanden, aber in der Erscheinung ist die Scheidewand kaum zu zi(;hen. Es gibt zwischen den beiden Kichtungeu so viele Mittelstufen, dass sie sehr leicht in einander aufgehen. Im Sunnismus gibt es eine Richtung, die bei aller Achtung vor dem Chalilate, die besondere Bevorzugung 'Ali's und seiner Familie bek(!nnt, neben der extremen Richtung derjenigen, welche diese Familie entschieden verdammen. Die erstere vermittelt zwischen Sunne und Si'ä. Ebenso gibt es auch innerhalb der Si'a eine Rich- tung, welche neben der Bevorzugung der o-a-JI Jjot und ,j/-5ßtX«.JI i^^Lt gewesen,' was ungefähr mit Sunnite gleichkömmt; oder sie hätten auch Bücher üxLäJI ^^s^lSjoJ^ geschrieben"-^ oder bei Gelehrten der iooLc studirt' und wählen auch zuweilen in ihren Berichten sunnitische Autoritäten, ' ' List of Sh. b. nr. öS xJ^ljJl ^ v.iotXi.1 *w)L^5='l Ä-U» ^ ^^^ dennoch verfasste er: v:ijLs» LsXs^bM ^or*-' 3 *r*"^ o^Loa-Lo-J und ^^'läJt j^ ^^3i5L'i ^L^>fi j^ syi ^ur nr. 368. 371. 41.s. 4.S(i. 4i)5. n2.S. 599. ol2. 797. 823. - ibid. nr. 559. 3 nr 321 xJeLjlJI öotX^ ^ ^^ ^^ "r. 37 ^ ^j'-^' ^ ^ * nr. 24 RxljlJI w'LftJ ij'ds-i »53 • ^ 30* 462 Goluziher. sowie sie sich auch mit sunnitischer Gelehrtengeschichte ab- »•eben. ' Sunniten und Si'iten gemässigter Richtung betrachten ein- ander denn auch nicht als Ungläubige oder Ketzer, es sei denn die extremen Richtungen jeder dieser beiden Confessionen, wie der ^js^xLiÄ. sunnitischerseits und der J^Lc si'itischerseits. Der Dichter Abu l-'Alä al-Ma'arri sagt einmal in einem Ge- dichte an einen Machthaber: , Friede möge in Euer Land ein- ziehen und dort so allgemein sein, wie der Name: Islam, welcher sowohl auf den Sunni, als auch auf den Si'i passt.' ^ Die gegenseitige Verketzerung betrifft nur einerseits diejenigen, die bis zur Vergötterung 'Ali's und der Imame gehen, oder jenen über Muhamraed stellen, andererseits diejenigen, welche in der Verachtung der 'alidischen Familie an's Extrem streifen. Einer der vermittelnden Richtungen, aber mit v'orwiegender si'itischer Färbung mag auch al-'Amili angehört haben. Sein grosses CoUectaneenwerk J«XtijGl verfasste er in Aegypten; es ist ein ziemlich unbrauchbares, unsystematisches Cnnglomerat von Lesefrüchten aller Art, von der Grammatik und Lexicologie angefangen bis zur Mathematik und Musik, wie es eben die Orientalen, deren Lesegeschmack nicht die zusainmenhangvolle Einheit sucht, sondern sich mehr an dem wechselvollen Durcheinander ergötzt, lieben. Hin und wieder ist in diesem prosaisch - poetischen Wirrwarr mit den vielen philosophischen und mathematischen Intermezzo's, auch ein poetisches Product aus der Feder des Sammlers oder der seines Vaters hineingeschoben. Auch der sprachliche Charakter des Sammelbuches ist kein gleichmässiger, insoferne Persisches neben dem vorwiegenden Arabisch Platz findet; wir wissen, dass der Sammler selbst persischer Dichter war, und zwar ist er als Verfasser des kleinen dichterischen Werkes ,Brod und > nr. 70 verfasste der Si'ite sjüic ^j| ein Geschichtswerk Sc> 3 |?^Uia.l^ XJt ^ 2 Diwan Bülaker Ausg-. v. J. 1-286 Bd. II ].. f|., v. ;{ I^^Lw^il ^ I^L*. Beiträge zur TJteraturgeschirhte der Si'ä und der »unnitihclion roleinil;, 4()3 Süssig'keit' bekannt, ' das einzii;e Werk, das IJk^'i (Mialfä aus dessen reicher literarisclien Tliätigkeit erwähnt. - Kr hatte vor dem Keskiil in seiner Jugendzeit ein ähiiiiehcs Sammel- surium verfasst unter dem Titel ,Futtersack' (s^^-^XwJI), dessen Inhalt er selbst in folgenden Worten beschreibt: ^ ^ (^'^^ ;'^'^' O-^^J )^^~^^ Ur^J J^:?^l^'' ;-^';;^ ÄjCwtXJJ CijLsXflj^ LjÖ*^«jülJI >tX.M J^LwJ ,j**j|j-c g*>oLo. L^A^LftA.' l«J ;3^^ v^V' ^ JLjü:^!^M j*Ll j»oLä.'l ^*a^'I L^ ^4-«- iuXc [VÄ.KI *J ^3^) V"^^"'^ ^'' L3->*^' Doch hat der ,Derwischbecher^ mehr literarisches Glück gehabt als der , Futtersack', der sich, wie es scheint, keiner grossen Ver- breitung erfreute, während jener nicht nur in mehreren Hanrl- schriften zu linden ist ^ und, wie es scheint, auch noch in persischer Sprache excerpirt wurde, '' sondern auch in neuerer Zeit in Typendruck und Lithog-raphie verbreitet worden ist. Der Typendruck ist in Buläk (im J. 1288 d. H.) zu Stande ge- kommen, die Lithographie ist in Teheran 1266 verfertigt. Wie es scheint, sind aus ersterem viele persische Citate fortgelassen, •■ * I^JL^« ..Li CaJJuo lithogr. Konstautinopel 1208. « 2 H. Ch. Bd. VI p. -IWA iir. 18ö;;o (wc J^Lx.'!)- iii- nrnnt .sich solb.st auch: al-Behä'i z. B. p. \^, II; v"j, .">. ^ Keskül (wir citireii nach der Bulakcr Au.spf. i p. t^ * Flügel Handschriften der kais. Bibliothek Bd. I p. 4n'.t. * ibid. Bd. III p. löö. * Einiges findet sich allerdings, z. ß. p. ^|, 17 eine persische Zeile mitten in einem arab. Gedichte des Sammlers. 464 Goiaziher. während diese als ,Extrait des ouvrages arabes et persanes^ bezeichnet wird. ' Die Excerpte des Verfassers erstrecken sich jedoch auf ein so grosses Stück der arabischen Literatur und sind so vielen Gebieten und Arten entlehnt, dass sich wohl auch noch manches Verlorene und literarisch Werthvollc daraus heben Hesse. Ich erwähne nur Eines. S. fll wird die muzdawiga des Ahmed b. Muhammed al-Sukkari excerpirt, in welcher dieser Phi- lolog persische Sprüchwörter in arabischen Versen übersetzt hat. Allerdings findet sich darunter auch Solches, was auch im Arabischen selbst originell ist. "^ Wenn aus der Weise wie, und aus den Quellen, welche der Verf. in seinem , Derwischbecher' verarbeitet, ein Schluss auf seinen confessio- nellen Charakter gezogen werden darf, so können wir auch hier seine Hinneigung zum Si'ismus wahi-nehmen. Es ist zwar nicht zu übersehen, und aus. dem oben gekennzeichneten Ver- hältniss der beiden Secten zu einander zu erklären, dass er die Koryphäen des Sunnismus mit gebührender Achtung citirt; nichts destoweniger blickt aber seine si'itische Liebhaberei auf Schritt und Tritt durch. Er liebt es nämlich, die Gedichte des Chalifen 'Ali — wir wissen, wie es um die Echtheit derselben steht — anzuführen, ' ihn selbst immer schlechtweg ^^X^y.^\ j.>yol ' Zeuker Bihlioth. orient. Bd II p. '29. nr. 373. - z. B. gleich v. '2 J-^M ''" J»o>-« J>-yUt '».JUS ^ Lx- ^j.Aw.ia.1 cXJö Lo Cjjo i«*aJ 1^4-=*- ■^^''^l- ^^^^ Cliallikaii ed. Wüsteuf lid II p. '.)(» nr. 161, wo von al-Siräfi: Jk,i > ltX_C y^^y^ tXAj" Lc ^j.»Jo ^ ^^1 ^ ■" äXoLs.. 'AiitarrouiHii (Kairoer Ausgabe Bd. XVIII p. ^, 3 * Jjjc ^J^J jlJiS- "^^ l^yLl iXL jUas» jjL*ÜI ^^yC i^LaAJLs. Oder soll dies selbst den Persern entlehnt sein? allerdings findet sich derselbe Gedanke auch bei Hafiz ed. Rosenzweig Bd. II p. 60) .^J> o^.wJJU*jl ^jü sS' JuwO ^jl Jo ■\Lj cXj'j Xä. v_>.^ aS \Ji * _t»wj ^ S>Lä.*a/ '■' yü \ vergl jedoeli Pro verb. XXVII v. 1. ^ Kesk. p. vv, v^, ^v, t^vA u. a. m. Es ist jedoch bemerkenswerth da^-* 'Ali den Öi'iten reinen Wassers, immer mit ^^KwwwL., |»A u. a. 111. verg:l. I««], ([♦, j^^jf , u. a. in. - List of Shya bunks iir. 1-'. 17. -Jl) (v:i. 3 Keiküi p. fH. Hl. i^öv. nt, rn- n\. n^i, ^r\- i^rn r^.. r^ic u. a. ni. Das ualig- al-balägä ist eine S;niiiiiluiiy lier aii;;(l)lirlii'ii _Jn'< des 'All. wie sie A l> ti - 1 TI ;i sa ii al-Kadi al .MurtaiU (st. Km; d! H.) veranstaltet Iialieii will. Es existirt davon eine grosse lilliugr. Ausgabe (Tebriz in fol.) mit dem Commentar des Ibn Abi-1-Hadid; neuerdings wurde eine litliogr. Ausgabe der Sammlung in qu , jedoch ohne den Commentar, in Kairo (1-J'.i<>) veranstaltet. Das TiicIM.iit trägt keine Jahreszahl. '" p- t*v 6 p. ^^. l-.f . rf ♦ ■J p. iCy ^ p. rvt^ "' Vergl. . für einen Mensclien, der in seinem Fache den Hölie- punlit erreicht, ist bekanntlieii im Arab. sehr häufig-. Wir finden auch iL»jlis. iu derselben Bedeutung (Ihn Challikän nr. ß'J.i Bd. VII p. 1-20 ult. aJjOoStXxj v;i>Lj *J c.fwJLXiJI JL»J'L=>ijl^) und *\ji~ä, Ibn Baskuvväl bei al-Makkari Bd. 1 p. vA, 1^ vuu Ibu al-'Arabi (jjy.JjÖJM tLfJ^ aLCä.)- Auch bei jüdischen Schriftstellern finden wir diese Redeweise; Abraham Saba' (man inx ed Venet. KU» a.) nennt den Propheten MaleAkhi D''i<''D3n omn was unzweifelhaft eine Nachahmung- des muhammed. LxxJJ'f (vJ'Li» ist. Zarathustra (-Tto-i^> wird nbnjn Omn genannt (Perles, Zur rab bin. Sprach- und Sagen- kunde Breslau 187;^, p. 10). 2 Das «-X£ wird von gemässig^ten si'itischen Gelehrten verpönt und ptde- misch behandelt, s. List of Sh. B. nr. 9. 100. 191. -JOS. '2'J5. 281. 417. 455. 465. 559 vergl. 77. 89. 607. 617. 653. 3 al-Tälawi p. {*"]'( Beiträge zwr LiteralurgeBchiclite der Si'a und der hunnitibchen PolemiV. 46/ auch sonst bei Si'iten reinsten Wassers finden. Der »ji>yikJl aujü al-Xwsi z. B. verfasste unter dem Titel «^l»^! ^^^>- ein Compendium des Kassäf. ' IV. Eines der merkwürdigsten Ereignisse in der Geschichte der Si'ä in Centralasien ist die Begebenheit, welche mit dem Namen des irakischen Fürsten Olgeitu Muhammed Cliudä- bendo (regierte 703 — 716 d. H.), genannt Gijät al-Din,^ verknüpft ist. Der geistvolle Reisende Ihn Batütä, der Zeit- genosse dieses Tatarenfürsten, welcher mit seinem Volke vom Heidenthum zum Islam übertrat, reiste eben in seinem Lande, als er sich durch den si'itischen Gelehrten Ibn Mutahhir, der schon vor seiner Bekehrung zum Islam, dessen sunnitische Rich- tung er zuförderst annahm, in seiner Umgebung war, für den Si'ismus gewinnen liess. * Wir wollen, bevor wir auf seine Be- kehrung zur Si'a näher eingehen, noch erwähnen, dass die Quel- lenschriftstelier betreffs des Namens dieses Fürsten nicht im Ein- klang mit einander sind. Er heisst bald Chärbende, d. h. Knecht des Esels oder Mauleseltreiber, bald Chudribende, ^ was gleich ist mit 'Abdallah oder 'Obadjäh, mit welchem Namen er erst als Muslim den ersteren, den er als Heide führte, vertauscht haben soll. Ibn Batütä erwähnt als Anlass der ersteren Namengebung die Tatarensitte, dem Kinde einen Namen zu geben, welcher vom ersten Gegenstande hergenommen ist, welcher nach der Geburt in's Haus tritt, und weil es bei der Geburt des Olgeitu eben ein Eseltreiber war, darum solle er Chärbende genannt worden sein, eben so wie aus ähnlichem i H. Ch. Bd. II p. 369 ur. 3H25. - Dieser Beiname, welcher bei Ibn Batütä nicht erwähnt ist, wird dem Cbudäbende von dem von uns benutzten si'itisi-heu iSchriftsteller gegeben; auf den Münzen hat er ständig den Heinamen ^jiXM. LöcX_M vd-'U-C. Zeitschr. d. d. mgl. Ges Bd. XXVIII (I.S74) p. IH Hiiitregen heisst des Fürsten K^thgeber, der Sohn eines jüdischen Flüchtlings (sjjl ^1^. 3 Ibn Batütä Voyages Bd. II p. ö7 ff. < Vergl. Gustav Weil. Gf-sch der Chiiliten I'.d. V p. Ml. 4()8 GolfUiher. Grunde sein Sohn den Namen Kazsi;a.n (Kessel) erhielt. ' Jedoch ist dies nicht nur Tatarensitte, sondern dasselbe erzählt auch Ihn Dureid von den vorislamitischen Arabern und führt als Beispiel dafür die Namen der Kinder des Tcmim ibn Murr an. '^ Wie erwähnt, gehörte Chudäbende, wir wollen ihn nur fco nennen, dessen Gerechtigkeit noch heute in Andenken der Tataren Adarbeigans fortlebt, -^ nach seiner Bekehrung zum Islam dem Sunnismus an, und zw^ar anfangs dem hanilitischen Ritus. Später veranstaltete er eine Disputation zwischen einem Gelehrten seines Ritus und einem Säfi'iten, in Folge dessen er selbst sich zum Ritus des Letzteren wandte. Nachher befrie- digte ihn auch diese Schattirung des Sunnismus nicht und er kehrte ihm sammt und sonders den Rücken und wandte sich unter Leitung seines oberwähnten si'itischen Freundes der Si'ä zu. Wie Ibn Batüta meint, war es besonders der Umstand, der ihn für die 'alidischo Richtung captivirte, dass diese mit seinen heidnischen Anschauungen von der Thronfolge besser harmonirte, als das sunnitische Chalifat. Die Berechtigung der alidischen Linie ist auf die Erbfolge gegründet, während das Chalifat von Abu Bekr bis Ali nicht auf Heredität beruht. Er wurde denn auch ein gar eifriger Vorkämpfer seines neuen Bekenntnisses. Er Hess ' Befehle nach den beiden 'Irak, nach Fars, Adarbeigän, Isfahän, Kermän und Chorasän abgehen, des Inhaltes, dass die rituelle Chutbe nach si'itischer Anschauung statt haben möge; ja er liess aus allen Landen Gelehrte der 1 Ibn Hatütä p. IIa. - Kitäb al-istikfik ed. Wüstenf. ji. <ß ■' Vämbery Gcscliichte Boc-lin, ra's Bd. 1 j). 170. ^ So erzählt Ibn Batüta. Die Nacliriebt dieses Keiseiuleu über die Oppo- sition, auf welche dieser Befehl in BagdSd, Firäz und Isfahän stiess, auf den Putsch, durch welchen die Ausführung in Bagdad verhindert wurde, mag auf Wahrheit beruhen; die Mittheilung aber über die baldige Rückkehr des Fürsten zur >Sunnä wird ebenso als Parteifabel der Sun- niten zu betrachten sein, wie das Wunder an dem Kadi, welches Veran- lassung dieser plötzlichen Rückkehr gewesen sein soll vgl. Weil a a. 0. p. 317. Dass Chudäbende im Si'ismus ausharrte, dafür braucht wohl kein schlagenderer Beweis beigebracht zu werden, als der, dass auf den Chudjibendemünzen vom .Jahre 714 H. das si'itische Glaubenssym- bül zu le.s(-u ist, bei Sticke IZeitschr. d. d. mgl. Ges. Bd XXVIll (1874) p. Uü. Beitrage zur Literaturfjeschiclite der fiia uiut der siiiiriitibcheii Polomik 409 ►Si'a kommen, welche er an »(iincni Hofe ansiedelte, und ver- anstaltete Religionsdisputationen zwischen ihnen und den sun- nitisciien Crclehrten, unter welchen besonders Kut h al-Din al- Sirazi, 'Omar al-Kazwini, Ahmed b. Muhammed al-Kebsi, Ivukn al-Din al-Mausili und Nizäm al-Din al-Meragi genannt werden. Unter den si'itischen Gelehrten nun ragt bei diesen Disputationen besonders der genannte Hasan b. al-Mu'aJjad b. Jüsuf ihn al-Mu{ahhir al-Hilli hervor, welcher die sunnitischen Gelehrten so gründlich besiegt haben soll, dass sie, wie unser Berichterstatter erzählt, , dastanden, als hätten sie Steine verschluckt^ Diese Disputationen veranlassten ihn denn auch zur Abfassung des Werkes 4>r^^ (3^^ oLci^ ^y£i}\^ ^tX-^JI, ' in welchem er die Lehre der Si'ä in Dog- matik und Fikh, der Sunna gegenüber zu begründen sucht. Dieser glücklichen Disputation des Verf. zufolge bekehrten sich denn aucli, wie mein Gewährsmann berichtet, der Sultan und die Vornohmen des Reiches zur Si'ä und die Politik des Chu- däbende wurde eine so vornehndich si'itische, dass er den Plan hegte, selbst in Mekka und dem Mutterlandc des Islam die Si'ä zu befestigen. - Wir lassen die eigenen Worte dieses Ge- währsmannes folgen: ■' Jücf i^-^*-^ \ji^ '<^^5 ^p^^ ^JJ.! ^JuiS^ Joulüicjl 'iö%:i (cod. ^it) ^^Äil Ki^yi aJJI ^s. Sl^l JiixÄi jotXUl JölJI. ^oLLM JiüL'b ^itX^M ' Zwei Handschriften davon sind in der IJibliotliek des India Office in London vorhanden. Ich benutzte sowohl von diesem Werke (das wir mit A hezeichnenV als auch von der dagegen gerichteten sunnitischen Polemik i^wir nennen sie U) und der si'itischeu Gcgenpolemik ((' ) die Handsclirift meines Damascener Freundes Mustapha Efendi Sba'i im November 187H; einen vorläufigen Bericht über diese Sammelhandsrhrift habe ich bereits (Zeitschr. d. d. mgl. Ges. Bd. XXVIII p. 1«-'^ pr-^liefert. 2 Weil a. a. O. p. 313. ^ C Einleitung 470 Ooldziher. ^^^UÜt ^iCl.ojo!^il ^/> aüLo j^x ^jJaJI ^^'^ «üLwJ Js£ (3^.1 ^iaj i^jJI J»^ü^l^ Jo^ aiA.*Ä»s i)J.:i» ,^_^ auw-Jl, aJf. *.jiJwci ^^Uoj xLLäÄJI ^T^^) xlLftJtJf ^-"j5i|^Lj |*-g.AJL£. c>-*jl^ xx>SV.«.JI tjj «Xj jmI IajUJ s^m J^x. aujcjoo XAÄs»^ iU/olxil *-|j-*Jcljoo ^^■>y i3^' oLciXi *«^«,4Jf *^Laj\^J J-jy^JI v^HaÄ-w^JI v^jUcXJl ^1 v^tuJi f.iycM Ji ^l^^)^^ ^ui*.'» ^x ^ (cod. ^^) • Er meint wohl: seit seiner ersten Bekehrung zum Islam. 2 In der si'itischen Terminologie sind x.oLii.1 f^ie Leute ihres Bekennt- nisses, dahingegen kxiljlJt die Sunniten; ,_^;CtX«-M ^Lc ist ein Sunnite (s. die Stellen, die oben 8. 401 Anm. 1 — 4 zusammengestellt sind). Jedoch wird nicht immer aLoLÜ dem fast ständigen JtxLt entgegen- gesetzt; z. J. List (jf Shya books nr. TCi wx öoJkÄ-l iC%\ ..yjO X*-yxJI^ JwLxJI (V^JX j^ÜJl nr 111 auJLc ci^ÄÄji Lo i^Lo Beiträge zur Literaturgoschiohte der Si'ä iiinl ,\or sniinitisnliPii Polemik. 471 ^>yo^.^axJI ä,4j!NM ^LwI j^I^^j ».XI*JI^ iüJaril '^ÄJS; wJai» J^^ xxbiJI ''LtXz jj.x' vyiS" ^jJLä. ioo^LjiJl ^,«iLa_JL.' ;/lXjl ^JJI ^UlJ J^f^ J^^f ^JJI JTj^ ',5-is^jOt Das Nahg- al-hakk war nicht das einzige schriftstellerisclie Product des Verfassers; sein Apolog-et bezieht sich noch auf folgende Schriften Ihn al-Mutahhir's : üyxx ^ jl«.i'^f Ä-o^Lä. JL5».j.Jl und '■LgJLttJf 5j5jo, beide ohne Zweifel biographischen und literarliistorischen Inhaltes in Bezug auf die Si'ä; der Ver- fasser beschäftigte sich gern mit solchen Arbeiten, wie auch sein Idäh beweist, von dem Sprenger sagt: ,a sniall but valuable Supplement to works on Shy'ah biography.' ^ Ferner verfasste er ^...jLia^JI ^^^JüLo '^ und cy^Xlcbjo (_^ j, LüLl v.jLi:o ' Ein bemeikenswerthcs Zusammpiitreffen ist, dass bei Jakut Hd. IV p. {^{"Ti 6 Pin Ahmed h. Muh am in od al-Kobsi angeführt wird, jedoch mit dem Todesjahre ^54. 2 List of Shya books p. S. 3 C. Blatt 474 recto; oLLo-JI Jui \yi Lo J.l wjIaXJI I jjC u**-lIa»JI —gJüLo iwjIä^ rL(§-äÄil s«5Jü;5^ ä12^-w*x4.JI «üJo pXwJf [v^aJLc ouuJI J^I jj-c &j;>JI ,<^s^I ^ l^^^ 472 Goldzihnr. LäÄJ! 1 und andere Werke, deren Titel der-Leser in der hierauf bezüglichen Textuiittheilung' unten findet. Die polemische Arbeit des Verfassers lässt sich in zwei Theile theilen : a) in den dogmatischen , b) in den religions- gesetzlichen; der erstere begreift auch die vielen philosophi- schen Fragen in sich, welche die muhammedanische Dogmatik involvirt (Kaläm). Da die sunnitische Dogmatik, wie sie unter den rechtgläubigen Kiten zur kanonischen Geltung gelangt ist, besonders auf die beiden Schöpfer der geltenden Dogmenlehre : al-As'ari und al- Mäturidi, zurückgeht,"^ so ist es selbst- verständlich, dass der dogmatische Theil des in Rede stehenden Werkes vorzugsweise gegen diese beiden Imame der sunniti- schen Religionslehre ankämpft. Besonders ist es aber Ersterer, dessen Erörterungen unser Verfasser Schritt vor Schritt ver- folgt. Es macht ihm herzliche Freude, die Väter der sunni- tischen Dogmatik , schlechte Logiker' und , Sophisten' nennen zu können. ^ Letztere Benennung lieben überhaupt die ' ibid. Bl. 11 verso: ,^jSii *J oi.x..^l.JI ^jt ^jjc Sw5t> Lo Lei. ojlÄÜAax »jJt (X^^ f^j^ ^J^£- >J\J ^ vciJ^yÜLjJl ()^\ ^^wx) \ji-L\ «.jLmJo .»^^«^t !s.^yji:S \lXäxJf |*^JjJt ^ >.4Ä.«a4.JI 2 vergl. Al-Z;iw;igir fi iktiräf al-Knba'ir Bd. I p. [»T jl^-Ji. U^cLjt ^*l^^) jüü!^ ^1 sof^f ^1 i 1 In IX. und X. wird gegen die ., (?^i^if| ^ XXVI. oJ^'i i XXVII. t-OA-LXjJI j^ XXVIII. u^';^^f i XXIX. 5^1 ^ XXX. »joLclb'l ^^ XXXI. ioL.ss-öJf ^^ XXXII. oUJf ^ XXX in. 'oLJLXlM i XXXIV. x]^>i( ^ XXXV. ^ü XXXVI. C5^S 7^^^' 3 XXXVII. (jiiA,o>s\if ^a, XXXVIII. cJ^'' i XXXIX. XL. XLI. (oLw^^Xaw^M ^^ XLII. t>l i7'A--vbl| ,i XL III. aüiÄJU ^XxXj \.jO ^^ In diesem Inhaltsverzeichnisse sind der Kürze halber nur die Hauptcapitel angegeben worden, deren fast jedes in ein- zelne specielle Fragen zerfällt, besonders die Abschnitte über Prophetie, Imamat, Chalifat u. s. w. Im letzten Capitel über 2ÜÜ, welches fast den dritten Theil des Ganzen (fol. 3L5 v. bis 466 r.) umfasst, sind die einzelnen Capitel der Ritual- und Rechtslehre, wie sie jeder Kundig-e kennt, der Reihe nach ein- zeln durchgenommen. V. Es ist nicht bekannt, dass die berühmten sunnitischen Zeitgenossen al-Hilli's — auch al-Beidäwi gehört dazu — sich an die Widerlegung seines polemischen Werkes gemacht hätten. ,Der hochberühmte Gelehrte disputirte mi^ ihnen und bekräftigte mit Verstandesargumenteu und Traditionsbeweisen die Nichtigkeit ihrer Lehrrichtungen und die Wahrheit der seinigen, in einer Weise, dass sie gerne leblose Klötze ge- worden wären und dass sie aussahen, als ob sie Steine geschluckt hätten^, sagt ein späterer »Si'ite von dem Eindrucke, den die Argumente ihn al-Mutahhir's auf die sunnitischen Zeitgenossen übten. In späterer Zeit unternahm es jedoch Einer, den ^i'itischen Angriffen entgegenzutreten: der persische Sunnit Fadl Allah 1 Hier beginnen die usiil al fikli. Sitznngsber. d. phil.-hist. Cl. LXXVIII. Bd. 111. Hft. 31 476 Goldziher. b. Rüzbehän. Seine Lebenszeit geht besonders aus folgender Stelle seiner Schrift hervor: ,Alle Menschen wissen', sagt er, ,dass zu allen Zeiten, angefangen von der des Propheten bis zu unserer Zeit herab, d. i. ein Zeitraum von etwas mehr als 900 Jahren, die Zahl der Anhänger der Si'ä immer eine klein winzige war, und dass sie eine sich verbergende, flüch- tende und ungekannte Genossenschaft bildeten. Wenn Jemand sie bei ihrem rechten Namen nannte, so flüchteten sie sich, lehnten diese Znmuthung energisch ab und leugneten sie' ^ SySLiS^ fyUs. 'is.K^]\ (vnjji ^^^ V"^-' y^ [j-^y^^ ij'-^^~^ *-^ij| ^jo JÜLA**ÄJ| ^Ss!> «i^ ^i, ^I^X£.!^i| f^^-gJil^ St^'^ Er nennt sich einen Chanagi - des Ursprunges^ Siräzi als Ver- fasser und Handeltreibenden, Isfahäni des Wohnortes/ Der Verfasser lebte in einer sehr bewegten Zeit, deren Stürme ihn zur Auswanderung aus seiner Heimath zwangen. , Dieses ge- segnete Buch — sagt er am Schlüsse seines Werkes — wurde beendigt zur Nachmittaggebetszeit des Freitags am 13. Gu- mäda H. im Jahre 909 in der Stadt Kasan, eben als der König der Ketzer ^ in diese Länder drang und in denselben Unheil und Verderben zum Vorschein brachte, die Gebetsrufe (nämlich: 1 B. Blatt 469 verso. 2 Blatt 473 V. ^LgAo^^M I^L^'^ ^jJ'yo ^Jjl v^xijf Ijo!^ iS^^^ l\t(^« LoCw./). Die Hsclir. hat ■ii Tliftrmen verbannte und die Entfernuni»- der Frommen aus ihren lleimatlien beab- siclitigtc, die Ketzerei und die Irrlehren verbreitete und die Leuchten der Glaubenstreuen und Vorzüglichen erloschen. Als Allah den Abschluss dieses Buches gerade an einem Zeitpunkte, an dem das Gebet erhört zu werden pflegt (nämlich : Freitags), zu .Stande kommen Hess, da erstarkte die Hoffnung, dass Allah nun wieder Erlösung senden werde/ ^^tj ^/s clyÄ,'! «i". Lgj j^'^ c>3uJ\ 5J^ J,l Ra^ULM dLLo ii^yj ^\J ^LiU w*o^ JLxj idwtf ,j^^ Ui^ JUX;".*!^ JuiÄ.M ^I^pI^ i^Jk>-'i v^' ^Lxj sS.)\ ^^ f 7^'' "-^^T^^ "^^P' ^^^ politisch-religiöse Ereigniss, auf welches hier der Verfasser Bezug nimmt, ist wohl kein anderes, als der Sieg des si'itischen Bekenntnisses unter der P^ahne des Sehden Isma'il, welcher am Anfang des zehnten nuihammedanischeu Jahrhundertes das Si'itenthum in Centralasien zu Ehren brachte und die Kluft zwischen den beiden Hauptrichtungen des Islam erweiterte. - Der Verfasser stammte, wie wir sahen, aus dem eigent- lichen Iran und war, wie der Name seines Vaters zeigt, echt persischen Ursprunges. Die persischen Namen wichen trotz des arabisirenden und entnationalisirenden Einflusses des Islam nie ganz den arabischen, an die Geschichte des Islam anknü- pfenden. Nicht nur persische Heldennamen liebten die muham- medanischen Perser zu wählen, sondern auch solche, welche an die altiranische Theologie anknüpfen. In abbasidischer Zeit finden wir in Ahwäz den Frauennamen Anahid, die Bezeich- nung der auch von den Persern vergötterten Venus; *' der Vater 1 B. Bl. 473 V. 2 Vdmbery Geschichte Bocharas Bil. II |i. ')6 H'. ' Chwolson Die Ssabier und der Ssabisiuus Bd. II i>. 204. 31* 478 Goldziher. dieser Anähicl hatte den echtsemitischen Namen al-A'nak. ' Daneben finden wir aber auch, dass der persische Name aus muhammedanischem Eifer um einen arabischen vertauscht wird; ein echter Perser Namens Baschara wählt den arabisclien Namen Abü-Safrä. 2 Unser Verfasser musste wegen der oben beschriebenen Ereig-nisse aus seiner Heimath Isfahän auswan- dern, was denn auch seinen si'itischen Gegner zu einer iro- nischen Bemerkung gegen den unglücklichen Verf. veranlasst. ^ Wir sahen, dass er sein Werk in Kasan verfasste und dass er sich aus seiner Heimath direct nach dieser Stadt wandte, wo noch die Sunnä sich behauptet zu haben scheint, denn der Verf. wollte eben , seinen Augenlidern so lange den Schlaf nicht gönnen und nicht an einem Orte der festen Ruhe geniessen, bis dass er sich an einer Stätte des Islam niederlassen kann, wo ihn die Zeit nichts hören lässt von jenen Niederträchtig- keiten, und sich als Ruheplatz seines Exiles an einem Orte niederlassen, wo die Sunnä und die leeiitgläubige I^ehre ver- breitet und nichts von jenen Ketzereien und Irrlehren erwachsen ist; wo er der Tradition des Propheten und seiner Nachfolger nachleben und seinem Gotte dienen kann bis ihn der Tod ereilf^ ^ ,^Lb^^i( ^j^ 8ws»L«-J) Jt ^jLx»JI ^ijc>f^ ^Zk^Li T^V^' Lt5^"^J )'y^ u^;-'' 45^*=*^-*^ -S )^y^^ (.5^^ '■^^ 1 Kitäb al-agäni Bd. XVII p. 1^ 2 Jäküt Geogr. Wß. Bd. II p. {"^V 3 C. Bl. 269 r. JUl SO^io ^^1 ^.oLUl iLöU -y^ Jo^lo ^^ ^*'^; ;-^^^ "';^ ^ c;'/^ i' 7-^'' ^r*^ cj^-' ü^ * B. Bl. 3 verso. 5 Cod. ^1 ^1 Beiträge zur Literatnrfreschii'hte der Si'ä mid dor siinnitisclien Pulemilc. 479 ^Ajuöyl Ä..M ^s-^ ^xX^ i5'>^'' &ÄA»o dLw.4-j|^ Ä-yiL) oLs.^'1. In Kasan lernte er das Werk des Ibn al-Mutahhir kennen: ,Der Verfasser erwähnt', sagt unser 8nnnite in seiner Einlei- tung-, ,dass er mit seinem Werke die Darlegung der Wahrheit und die Widerlegung der rechtgläubigen Secte der Sunnä und Gemä'a beabsichtigte, damit sich die Muslimin nicht der Auto- rität der letzteren fügen und sich nicht von ihr leiten lassen, da diese Leitung gleich Irreführung ist. Er erwähnt, dass er hiemit die Aufrichtung der Wahrzeichen des Glaubens im Auge hatte und die Erreichung • der Belohnung in der zukünftigen Welt und die Erwerbung des Lohnes für den Glauben durch die Feststellung der Wahrheit und nicht durch deren Ver- deckung. Dennoch besteht der grösste Theil seines Buches aus der Beschimpfung der rechtgeleiteten Chalifen und der gottgefälligen Imame und aus der Lästerung der leitenden Ge- lehrten. Er ist in dieser Beziehung ganz in demselben Falle Avie das Kameel in dem Gleichnisse eines der Schöngeister, welche ihre Gleichnisse in den Mund der Thierwelt legen. Der Esel fragte nämlich einst das Kameel, woher es eben komme?' ,Aus dem Bade'^, antwortete dieses; worauf jener: , Natürlich! man sieht es ja deinem reinen Fusse und deinen schmucken Hufen an.' So müssen auch wir sagen : Fürwahr, man merkt es dem Ibn al-Mutahhir an, dass er sich von dem Schmutze der Lüge und dem IJntlath des Fanatismus gerei- nigt. - Ist er doch ganz in die Misthaufen der Lästerung ver- sunken und in die Latrinen der Gehässigkeit.' viüj a^^ jö^4-jCj >f^ ^3^-1 ^y-vs3 ^JtX.'' v'r'- ^*''" "°*"^^ )^ steht im Cod. \,^; statt .^Ä-co li^^t der Cod. ^yj^Xli, was auch in ..wAAAÄJ einendirt werden könnte, wenn man aüL^JilO liest' statt 8J>y4^S^j des Cod. 2 Anspielung auf seinen Namen. 480 Goldziher. ^ y^^cw^l viJLJ3. — , Nachdem ich. ferner Einsicht genommen in dieses Buch, das sich betitelt: ,Weg zur Wahrheit und Aufdeckung des Richtigen', sah ich, dass der Verfasser des- selben von dem Wege zur Wahrheit abweicht und in dem Tadel der Befolger der Sunnä so weit geht, dass er sie den Sophisten gleichstellt, welche die durch die Sinne wahrnehm- baren Dinge und die Axiomata läugneu, so dass man sich nicht ihrer Leitung anvertrauen dürfte.' ;Er führt diese seine Anschauung durch alle diejenigen Fragen hindurch, die er aus der Wissenschaft der Doginatik, der der Grundlehren des fikh und der augewandten Rechts- 1 Ibn al-Mut. bezieht sich nämlich Bl. 2(J8 v. auf al-Kelbi's ^^^JL^Jt '^^[jiS'. Ihn Ruzbehän verwirft die Autorität dieses Werkes: ,_^xS' -.aJUOI (cod. ^^jj) ^5^vJ tx)^ Vr*-'^ v_^.'U/c s^i y<'j>^ ^iUJf ^IsS' aui JkAJi^. Sein si'itischer Gegner hat mehr Achtung vor dem Matälib- buche: SJ^^JI .Li.!^lf ^ JlJj ^!^ Ä^ ^1 ÄJl >ip Sw5J Lo JwvJtXj Ä.iiLi. y-^'?. tc^=* Ä^-'f l^J *J.*iLj |^Jv»„^^4Jt 2 Cod. &jyJLL>£L^ 3 Cod. JL«^I. Man könnte v/ohl JLüf der Kameeltreiber lesen, aber es ist angemessener, dass das Zwiegespräch zwischen zwei ^jL^2-> geführt wird. ' Cod. dlü^^ 5 B, Blatt 3 verso. Beiträge zur Literaturgeschichte der .Si'ä und der snunilischeu Polemik. 481 und Rituallebre anführt. Er bescliuldiüt ferner die vier Inmiue damit, dass sie dem klaren Ausdrucke des Korans zuwider ren i leh ;Der Verfasser treibt diese seine Bescliuldig-uugen auf's Aeusserste, ohne dass mir bekannt wäre, dass auch nur einer von den Gelehrten der Sunna sich in einem eigens zu diesem Zwecke abgefassten Buche mit der Widerlegung- seiner Worte und Beschuldigungen beschäftigt hätte. Dass sie dies vernach- lässigen, kann zweien Gründen zugeschrieben werden: ent- weder nämlich linden sie es nicht der Mühe werth, sich mit seinen und seines Gleichen Werken zu beschäftigen, da der grösste Theil derselben den Charakter des Hochmuthes und des Fanatismus auf dei- Stirue trägt ; . . . . oder weil das Durch- sprechen aller dieser Reden die AViederholung und Verbreitung derselben zur Folge haben könnte, so dass dieser Unsinn noch in weiteren Kreisen bekannt und dasjenige, wovon man sich abwenden sollte, noch mehr offenkundig würde. Dabei war keine Veranlassung zur Widerlegung dieser Behauptungen, denn die Zeit war seitdem befreit von dem Uebel der Ketzerei. Die Gewohnheit der berühmtesten Gelehrten des Islam ist denn auch, sich nur dann in die Abfassung von Büchern einzulassen, wenn das Interesse der Religion dies unabweislich fordert . . . Als ich aber Einsicht genommen in den Inhalt dieses Buches und darüber nachdachte, da war gerade eine Zeit, in der die Ketzerei der imamitischen Secte wieder emporkam und so weit Oberhand gewann in den Ländern, dass sie daran war, die Spur der Bücher der Sunuä zu vertilgen, sie in's Wasser zu Averfen, zu verbrennen und zu zerreissen. Da dachte ich mir, die Schlechtigkeit der Zeit könnte es veranlassen, dass die Imame des Irrthums in der Folgezeit eifrig betreiben, es vielleicht sogar zum Grundbuch ihrer verderblichen Secte und durch dasselbe ihr Ziel, nämlich die Lästerung der Sunniten, desto sicherer erreichen werden, indem sie dasjenige unter die Leute bringen, Avas dieses Buch über die Hinfälligkeit der Ansichten der Imame der as'aritischen Schule enthält, und dem unwissenden Publicum den Glauben beibringen werden, jene gleichen den Sophisten und es sei nicht in Ordnung, sie als Leiter anzuerkennen. Dies wäre dann Veranlassung zur Unter- drückung der Grundsätze der sunnitischen Richtung. Deswegen 482 Goldzilier. habe ich den Entschhiss gefasst, und es als unabweisliche Pflicht betrachtet, in diesem meinem Buche die Worte jenes Mannes anzuführen und bei Gelegenheit jeder Frage aus den ober- wähnten drei Wissenschaften der Darlegung jenes Verfassers meine Wahrheit entgegenzustellen, dadurch die Wahrheit der sunnitischen Secte in diesen Fragen darzulegen und dasjenige voD den Behauptungen des Verfassers zu widerlegen, was un- richtig und des Schmuckes der offenkundigen Wahrheit bar ist, und zwar auf dem Wege der Billigkeit und Wahrheit, nicht aus Fanatismus und Halsstörrigkeit. Anfangs war es meine Absicht, nur das Resume seiner Darlegung zusammenzufassen und in kurzem, von jeder Weitläufigkeit freiem leichtfasslichem Ausdrucke wiederzugeben, so dass der Leser seine Meinung kennen lernen könnte, ohne dass sein Verstand den Eitelkeiten, die jener Verfasser vorbringt, nachzugehen hätte. Dennoch ent- schloss ich mich später, seine eigenen Worte treu anzuführen mit seinen eigenen geschmacklosen Ausdrücken und zwar aus zwei Gründen: einmal, da es manchen jener Fanatiker ein- fallen könnte zu behaupten, dass das von mir Angeführte nicht dem Worte des Ibn al Mut. entspricht, um durch diese Aus- flucht der Nothwendigkeit der Vertheidigung aus dem Wege zugehen; zweitens, da eben nur sein eigener weitschweifiger Ausdruck zeigen kann, ' wie sein Werk die Spuren des Fana- tismus und der Tendenz (^».iJf. ^^.o.xÄJI) an der Stirne trägt. Darum wollte ich seine Worte getreu anführen, damit jeder Vernünftige sehen könne, dass der Verfasser zu den Fanatikern gehört und nicht zu den Liebhabern der Wahrheit in den Fragen der Religion. Diese beiden Gesichtspunkte haben 1 Auf den schwachen und zum Theil unrichtigen Ausdruck des Ibn al Mut. nimmt Fadl-Alläh häufig Bezug, z. B. BI. 466 recto : s^fljLib iü'fvlAÄ io DwM wj'l 2uJL£., wo der Vertheidiger zum Schutze des Ibn al Mut. anführt, dass er Perser war und dennoch selbst al-Asma'i, wenn er sich an die sprachliche Kritik des Buches machen würde, kaum etwas am Ausdrucke zu bemängeln hätte: ^ ^^o ^1 ^Jt.«-0^h -Li' J. iiiX^\^ &J.*=> &5"l5s Swi^f Jl (^UaAA^M^'l oUCM düj J^f Beiträge zur Literaturgeschichte der Si'ä und der sunnitischen Tnlemik. 48'3 mich g^eleitet, indem ich seine Worte immer getreu oliue Weg- lassuog und Kürzung reproducire^ ' Fadl Allah b. Rüzbeliün nennt sein Werk: jjbUJi oLi^jL^jöi^ j^i^ujf ^j jii^i ^U5: Er verfasste es innerhalb zweier Monate, die er ausschliesslich der Abfassung seiner Polemik widmete: ^^j.cXaj o*-l*>üCwl il «vo ^^-iJI ^^LÄJI Ijjc ^1 x3/^ ^ ^A>^Bi^ ruJLxJl Jl^^l^ p.r:;'r^'« ^ e-^^-' ^wAk,'l wj^ ,j«j J.*^ ^1 cX*J ^Y*:? [v.' i^*i b:c^'' ^'<' Wie er selbst in dem oben angeführten Excerpt angibt, geht er das ganze nahg al-hakk Wort für Wort, Frage für Frage durch und lässt nach jedem wortgetreu angeführten Paragraphen seine Widerlegung folgen, in welcher er theils die Unrichtigkeit des si'itischen Standpunktes darlegt, theils 1 Blatt 4 recto. 2 Cod. oisi 3 Cod. JoU^C^« / * Cod. jc^jc.«^'! s B. Blatt 472 recto. 6 Beide siud in List of öliyah l)..uks nr. 612-6i:^ anfgefiilirt . der Historiker als ^S>4X4Jt ^U ,)>'l"t'l' Verfasser eines Buel.es über ' C. Blatt 210 verso. 484 Goldziher. aber den der Sunaiten bekräftigt. Was seine meritoi'ischen Aeusserungen über die Si'ä anlangt, so hält er ihre Dogmatik für eine schlechte Copie des Mu'tazilismus. ,Als wir die Secte der Si'ä untersuchten, fanden wir, dass ihre religionsphiloso- phischen Grundlehren alle der Mii'tazila entnommen sind und es ist wahrhaft lächerlich, wenn Ibn al Mut. bei Gelegenheit einer jeden dogmatischen Frage sagt: Die Imamiten und die- jenigen Mu'taziliten, welche jenen folgen, sind der Meinung u. s. w., während doch die Sache so steht, dass die Leistungen einer Secte erkannt werden können, wenn man die Gelehrten in Betracht zieht, welche ihr entstammten und die Werke, welche sie lieferten. Was für Gelehrte nun oder was für Werke hat die Secte der Imamiten in der Dogmatik aufzuweisen, so dass die Mu'taziliten ihnen hätten etwas entlehnen oder ihnen in etwas nachfolgen können? Wo gibt es noch etwas Lächer- licheres, als wenn der Nachfolger sich zum Leiter stempeln will und den Meister mit aller Gewalt zum Schüler stempeln möchte! Dies ist aber der Fall in dem Verhältniss der Si'ä zu den Mu'ta- ziliten; denn diese haben berühmte Gelehrte, wohlgeordnete Werke und das Bestreben, die Lehren der verschiedenen Lehr- richtungen schriftlich zusammenzufassen ^^.tXj" ^ IjJIa««) (i_;vic!tX«JI und ihre eigenen Lehren durch Beweise und Argu- mente zu bekräftigen. Nun kommt ein winziges Häuflein von Unwissenden, wie z. B. al-Murtadi al-Hilli und Ibn al-Mutahhir und noch einige Wenige, lesen die Werke jener Mu'taziliten, erlernen die Fragen und eignen sich dieselben an, vmd nennen sich: Begründer derselben. Sie begnügen sich aber damit und mit der Schande, anderen sclavisch zu folgen, nicht, sondern stellen sich noch obendrein als die Befolgten hin und sagen von den Mu'taziliten, dass diese in ihren Spuren gehen. Für- wahr dies ist das Lächerlichste, was es geben kann.* ' Uebri- gens ist der Verfasser, trotzdem er die literarische Ehre und Originalität der Mu'tazilä rettet, weit entfernt davon, sich ihrer Dogmatik anzuschliessen. Als As'arite von reinstem W^asser, widerlegt er auch jene gegnerische Religionsphilosophie. -^ Darin, dass die Si'iten die Philosophie der Mu'taziliten copiren, mag er '■ Blatt 470 verso. 2 Bl, 287 f. Beiträge zur Literaturgeschichte der Si'ä und der sunuitischen Polemik. 485 zum Theil Recht haben, da diteli licide Kiclitungeii einen ii^eiuein- samen Gegner zu bekämpfen Laben und es sehr leicht kam, dass die Si'iten, indem sie sich anstellten, über ihre pulitischen DifFerenzpunkte hinaus die Opposition nach der glaubensinhalt- lichen Seite zu lixiren, im Mu'tazilismus eine opportune Vor- arbeit fanden. Die Literatur der Si'ä hat aber auch Polemisches gegen die Mu'taziliten verzeichnet; so schrieb bereits im An- fange des 3. Jhd. eine der ältesten und grössten dogmatischen Autoritäten der Imamiten zur Zeit, als der Weizen der Mu'ta- ziliten unter den Barmekiden blühte, zwei Schriften gegen diese dogmatische Richtung, i Was die fikh-Fragen anbelangt, so plagiren die Si'iten, nach dem Urtheile unseres sunnitischen Polemikers, immer einen der vier orthodoxen Imame und widerlegen dann die drei Anderen; da meinen sie dann den Sunnismus widerlegt zu haben, obwohl selbst diese Widerlegung immer auf sehr schwachem Fusse steht. Zumeist stellt sich Ibn al-Mut. auf die Seite des Safi'i und es sind nur sehr wenige — wie Ibn al-Mut. anderswo gesteht, nur 17 — Fragen, in welchen die Si'ä allen vier sunnitischen Imamen Aviderspricht. - ^i xÄ-vwJ! sl+Xc xä-uÜI oiJlis. Lx! «A»T>- ,^! [JLs] &jLäIwax) cXä-I JyJii j^^MJlk/J ^ilA.M. äLLA.w.yc yAis£ 'sjumj c.yiJf« Jw<ö^M »♦S. äjLj &ÄX ^tj.Ä£;l It^« i\ÄAv.jl XX-L^s» &aJI ^scj>. *-§-*^ UjCcX/j jJjt:^»« Li^wJ! Jjöl Jl«j!. Denselben Vorwurf macht ^ List of Shyah books ur. 771. Hisäm b. al-Hakam verfasste ^_J^Jo j.AJ\. S^is y^\ 3 xJj.aJlJI J^£- Sy}\ lind ausserdem eiue zweite, von jener verschiedene Schrift gegen die Mu'taziliten. - Blatt 471 verso. Fadl-Alläh macht dem si'itischen Gegner häu6g den Vorwurf, dass er zur Bekräftigung seiner Ansichten sunnitische Autori- täten a7iriift, die er aadervvärts verwirft: x^P ^. J'.J XJ^ Jlri.1. ^JykSL/i Y y^ r^:';;^ 486 Goldziher. der Si'ä auch Daüd b. Soleimän in seiner Sti'eitschrift geg-en al-'Amili. ' Die Kritik der si'itisclien Dogmatik und ihres Fikh fasst Fadl-Alläh - in folgenden Worten zusammen: J^UJI tXxj. jj^ÄÄJS? s-L«Jf (^1 j^x) &*SÜ^H |V^ 'cXsi w^iil jl^ Ü:^^ ^ÄjJo 5jLw.i ^*~§ii2i ^^Jjl J.-:y*^ ^.^ Kolj !^l (V^fl^iXo ^__^ VI. Die Polemik des Fadl-Allah blieb von sunnitischer Seite nicht unerwiedert. Im Jahre 1014 d. H. unterzog sich ein persischer Si'ite Namens Nur Allah b. Serif al-Mar'asi al- Huseini dieser Aufgabe. Einiges Biographische über Nür- Allah erhellt aus der Schlussparthie seines Buches^ '^ die ich im Text folgen lasse : ' Semm al-'awärirl Blatt 10 verso. J«_ol *.Ai (K*>-' iuÄilül ^^J ^a£: &i.'l ^öx ^iLL-l *Lc!^l 5*Xöl ^^ J^U xäa^'I 2 Blatt 466 recto. ' Cod. ^^Ajf ' Cod. kl^M ^ Bl. 475 verso. Beiträge zur Literatnrgescliichte der Si'ä nmi iler sunnitischen Polemik. 487 X-uviXiüjl JÜk^wJI tX.g-w-»j| ^1 iLw^w^S.j| y'^yii t^ 3 'Jl^ J^ ^^ ^r="S ^♦''' ^c-^J' ^^ <^^^ J^' «^ jj.jjJi ij»-« U.«JLoLi ^j.A«LiLl 5w:s»LäJI Ä-yflllJI^ ^J^Lä.'! j;>i| *^^ ^f b>^T ^1^^ iUj( ^j.^^ ^cxJf J^'; ^^.iJi ' Cod. iUwoU" 2 Cod. jj^ ^ Cod. Xa«l£« * Cod. Jbbit^ ^ Hier ist eine Emendatioii nothwendig; ich bemerke, dass der Codex im r- Ganzen sehr corrupt ist. Vielleiclit: ~^ ^'^'^ iS*'^*^^ 6 Nämlich: Husein b. 'Ali. Die ITind, welche er panvnomastisch zu jö^ = Indien anführt, ist, g^lanbe ich, Find bint 'Utba, die Mutter des Chälifeu Mu'äwija, des Hanptfeindes der 'Ali'schen Familie. T Hier folgt im Cod. ^-^yos Jl o-uyo^ Lo. - ^vas nicht in den Zusam- menhang passt; augenscheinlich ist etwas ausgefallen. 8 Sürä XXX V. 46. 488 Goldzilier. üyf\ 'sji^l jJo ^3 5w«ix£ /*J^'^ »-«•'' ^-^-^ )y'^ vilA-w ^ jviiA:^'! Aus dem angeführten Stücke können wir ersehen, dass die Heimath Nur Alläh's die Stadt Schuster war, dass er von dort in seiner frühesten Jugend nach Meschhed wanderte, um von dort nach Indien zu ziehen, welches Land der Verfasser nicht eben liebgewonnen haben mochte. Die politisch-religiösen Wirren und die Niederlage des si'itischen Bekenntnisses^ auf welche er Bezug nimmt, sind ziemlich dunkel angedeutet; ich glaube aber nicht zu irren, wenn ich seine Andeutungen auf die Siege des Scheibaniden 'Abd Allah beziehe, auf die Plün- derung des Heiligthumes in Meschhed und auf die Niederlage der si'itischen Dynastie der Seiiden. ' Sein hier in Betracht kommendes polemisches Werk, das er JIsIaJI ij'^)].^ <3^' ö''*^! ^^ß^itelte, verfasste er in der Stadt Agrah, ,der verwerflichsten Stadt, in welcher der Unglaube sein Nest aufgebaut, und der Satan seine List zur Anwendung bringt'. Von anderen Werken, die er verfasste, fand ich in seinem Buche citirt ^XAXjOy4.j\ ^juJljäP^ in welchem er be- wiesen haben will, dass der lautere Süfismus seine vorzüo;- liebsten Vertreter in der Si'ä hat; - es enthält auch Bibliogra- phisches. Sprenger urtheilt darüber in den Worten: ,it is a superficial labour/ ^ Ferner bezieht er sich auf sein AVerk v,;,A-ot^ÄJt v^ajLox, in welchem er sich vorzüglich damit be- schäftigt, die Grundlehren des Sunnismus zu widerlegen. ' Seine Belesenheit, so weit sie sich in den Citaten, denen man in diesem Buche begegnet, zeigt, war eine ziemlich ausgebrei- tete und weit reichende. Seine Behauptungen werden regel- mässig durch eine Masse von Beweisstellen und Belegen aus * Vämbery Geschichte Bocharas Bd. II p. 81—85. 2 Bl. 2(5 r. ^Lx^ ^ JLi3 IXJiL:. l^^ Ü^Ul ixjm ^X) f^lli 3 List of Shyah books p. 2 * Bl. 5 V. Beiträge zur Literatnigeschichte der Si'ä umi ilor sunuitigchon Polemik. 489 der exegetisclien. lustürisclien, dogmatischen ;, traditionellen ' Literatur der Sunniten bekräftigt; ja selbst Dichtercitate ver- scbmälit er nicht, worin er seinen trockenen Schützling und Gegner übertrifft. "^ Als geborener Perser, der sich mit seiner Nationalliteratur vielfach beschäftigte, waren ihm aucli persische Poeten geläufig, und er führt häufig aus ihnen, an, so z. B. Rukn al-Din aI-Säbi,3 Häfiz-^ (^y^AiJI o^L*JI), Nizämi,^ G ami, 6 Senäi, ^ Lutf Allah al-Nisäbüris und Andere. An einer Stelle '' führt er von seinem Vater folgendes persische Epigramm an: tlH^" ij'/^- ^;^" )^ ^-^ C5^ Andere persische Gedichtcitate werden anon^'m eingeführt, '" häufig mit gewisser Ostentation. '• Es ist selbstverstäiidlieh, dass er zuweilen auf si'itische Literatur Bezug nimmt. So z. B. nennt er 'Ali b. isa al-Arbeli eine Hauptstütze der Imamiten, der jedoch Abu Bekr und die Chalifen hochschätzt; '- Abu 'Ali 'Isa b. Zerä'ä, den Verfasser einer Abhandlung * Er citirt ungemein häufig die beiden ^^^s^^P'i Hiatt lld a. sagt er vun diesen beiden "Werken : ^.^n^^JLj \^ LftJ^.X' \.^ L+a« ^^.ajLä^^^ 2 'Abbas b 'Otba al-Häsimi Bl. 2 r. al-Safi'i Bl. 152 r. (JC.Ö r. Ibn 'Ahbäd 184 r. 'Amir-al-Basri 183 r. Abu Nuwäs 165 r. al-Farazdak 156 r. Mu- hammed b. Habib 283 r. eine poetische Polemik zwischen Sunniten, Mu'taziliten und Si'iten 288 r. f. ein eigenes arab. Epigramm 429 r, andere Gedichtchen 3 r. 16 r. 306 r. 3 Bl. 26 V. ^ ibid. •' Bl. 40 r. » Bl. 213 r. ^ ßl. 182 r. 8 Bl. 243 r. 9 Bl. 164 V. <« Bl. 50 r. 51. r. 101 r. 113 r. v. 117 r. 127 r. 130 r. 182 r. '• Bl. 275 V. djCrs. LNÖJlJ 'ij^ äjU-^m^* ^^ lM ^ S-'^ t\J>^ oLjUöJf Bl. 466 V. b>L*.»i liLö_r J^JiJ Jli' 490 G 0 1 d z i h e r. g-eg-en die As'ariten • Haidar b. 'Ali al - 'Ubaidali ^ und Andere. ^ Bevor wir das Citatengebiet des Verfassers ver- lassen, wollen wir noch erwähnen, dass er auch einmal Plato anführt und ihn den ,göttlichen' nennt, ^ wie denn überhaupt die nähere Bekanntschaft mit exotischer Literatur (Hebräer,'' Griechen u. s. .w,) bei den Gelehrten der schismatischen Secten, namentlich der persischen, häufiger zu finden ist als bei denen des orthodoxen Islam. Auch Behä al-Din al-'Amili ist unendlich im Citiren griechischer Schriften, ja selbst den Homer lässt er nicht uncitirt; " ich habe das Citat freilich nicht zu verificiren versitcht. Die Neophyten der Tsmä 'ilijja w^erden in sechster Stufe eingeweiht i^-y^ U^)y*~^^ «.ia^vl. ^«ic^Lif *^5 ^^ ' j?Lä*^ i^. Auch der Sinn für Apokryphes und Apokalyp- tisches ist bei den häretischen Secten reger. In diese apoka- lyptische Rubrik gehören die sogenannten maläliim- Bücher, über welche als classische Auseinandersetzung die des Ibn Chaldun zu vergleichen ist. ^ In der Bibliographie der Si'ä i Bl. 11 V 2 Jy5!^l| «AÄX^ ^I^^M «;oU. Bl. 20 V. 180 r. jÜ X.:s.^-CO 3 j^U^^I ,j.jjL'f (j^ tXwyUl StWij ^^^'^• Bl. 208 r. »s^'%jj\ ^,2^j ^ "j des lim Abi-1-H;idul. 5 Auch zu Wiclerlee:ungszweckpn, z. B. List of Shyali books iir. 109 iül.5^^ll aJL'f ; Hl-. 622 J^jJujJI^ ^v^'l V^^ 6 Kesküi ]i. At" alt. (auch al- Sahrestäni eitirt den Homer), vgl. p. 1, Mt, r»t, rt'd ' al-Makrizi Chitat Bd. I p. \^<]f: s Prolegoinena (Not. et Extr. Bd. XVII p. 192 ff.). Ich will noch ver- weisen auf Jäküt Bd. 11 p. tt, .5 J| aö( |VÄ.^JI JS^o^Xs^ iX'sy Nawawi zu Muslim Bd. I p. \\"\ ^x) J.l v^^wxx.^^ ^ tVJVJ ^J^^ Beiträge zur Literaturgeticliicht« der Si'ä und der xiiiiiiitisi-iiiii roli'inik. 491 sind auch verschiedene Kutul» ;il-nialA,hini aufiioführt. ' Unser Verfasser erwähnt des Koranex(nn))hires dei- I^Tuinia, , welches alle zukünftigen Geschehnisse enthält und (li»^ Namen derer, welche bis zur Zeit der Auferstehung- herrsehen werden'. ^ Diese Fabel erinnert recht lebhaft an einen tahnudisohen He- rieht, wonach in dem Buche des ersten Adam sämmdiclu! Gelehrte, Vorsteher und Führer der kommenden Geschlechter verzeichnet waren. ^ Ferner erwähnt Nür-Alläh ein Biu-h Na- mens al-gämi'ä, , dessen Länge siebenzig Fuss betrng, dictirt vom Propheten und geschrieben durch 'Ali b. Abi Tälib, ,in M'elchem bei Gott! Alles enthalten ist, dessen der Mensch bis zum Tage der Auferstehung bedarf^ ^ Der Verfasser nennt die Sunniten stets al-nawäsib. Er thut dies immer, wenn er die Worte des Fadl-Alläh, die er, so wie dieser selbst niit dem Werke Ihn al-Mutahliir's ver- fährt, stets ganz wortgetreu voraussendet, bevor er seine Wider- leo-une: folo;en lässt: stets nun leitet er die Worte des Sunniten ein mit der Phrase: (^Iaj x-Ul x-öÄs»- v_>x3Ü.J I JLs. ^ Verweilen wir einige Augenblicke bei diesem terminus: >^;>aoIUI plur. i]yXi\. Nach al -Firüzäbädi '' wird v«^-oU.JI odei- kju-oLÄ.JI fts:>.)kj^ ^^JCäJL ^^tX^J UjI^; "'•'" '>>'rg\. noch I bn I'-adiüii ed. Dozy p. f'Jt'. 1 List of Shyah books nr. 78, 117, llS, 225, öOH, f.90, 7S1, S32. - Blatt 277 verso c^,^Ln ^^ lJ?^ ^ ^^^ iUicLi >— ft^S.X) 3 Vergl. Genesis rabbTih seit. 24 mit H. 'Abodä Zärfi f. 5 a. und Bäbä Mesi'ä f. 86 a. 4 Bl. 277 V. r.>Lol LrivJ» ^yn^ «-'^ ^L::5^^^ RaxUI' Ix'l^ «x^js» xJÜI^ ÄJÖ v^Us ^1 ^ J^ Jäia.^ |V*-U3 äX'I Jy^\ 3 Ibn al-Mutahhir's Worte, die ebenfalls bereits bei Faill-Alläli v.dlstäiidi«^ angeführt sind, werden eingeleitet: iCi:^\i^ xi-JI *iv v^jU-aO^-'I JvJ' 6 Veröl. al-Znbeidi Tai? al-'arüs (Kain. 12sr,) I'.d. 1 Alilli. IV y. 11 .p^tU^M ^Ur 3 »Uyc^wuo ,?;L^t^ ^;l;i-i »^Ü^ ft Sitzungsber. d. phil.-hist. Cl. LXX\ III. Bd. 111. Htt. ü'^ 492 Goldziher. und ^_a.<äÄJI tXü>l von solchen Personen g-ebraucht, , welche ans der Feindschaft gegen 'Ali einen Religionsartikel machen', also vorzugsweise diejenige Secte, welche als C ha warig bekannt ist. Wir haben bereits oben von den verschiedenen Abstu- fungen gesprochen, welche zwischen extremem Sunnismus und extremem Si'ismus liegen. Das si'itische Extrem ist die Ver- götterung 'Ali's, was aber von den meisten Sriten verworfen wird. An dieses Extrem streift die Richtung, welche der bereits erwähnte Polemiker gegen die 8i'ä, 'Ali b. Muhammed al- Käri in Folgendem kennzeichnet: ,Eine Partei unter ihnen geht in ihrer Liebe zu 'Ali so weit, dass sie ihn vorzüglicher nennt als den Propheten und seine ganze Gemeinde, so wie es von einem ihrer Dichter bekannt ist, den ihre Koryphäen sehr hoch stellen, dass er in einem Gedichte den Gedanken aus- spricht : die Tradition, welche als Vorläufer des Auferstehungs- tages die Zertrümmerung aller Götzenbilder bezeichnet, wolle nichts Anderes besagen, als dass der Prophet seinen Nacken beugen wird, damit 'Ali auf denselben trete, um hiedurch seine Hochachtung vor jenem hohen Range 'Ali's zu bezeugen. Der Inhalt dieses Gedichtes ist heutigen Tages allbekannt; sie reci- tiren, und tradiren es und finden es vortrefflich.' ' Dem gegenüber hat das antisi'itische Bekenntniss, das dem 'Ali regelmässig einen hohen Platz anweist, ebenfalls eine rothe Bergpartei, diejenige nämlich, welche sich nicht mit der Anerkennung und Hochstellung der von den Hi'iteu bekämpften und verworfenen Chalifen begnügt, sondei-n den 'Ali und seine beiden Märtyrersöhne beschimpft. Einer der geistvollsten Schrift- steller der »Si ä gibt uns eine kleine Namensliste solcher Männer; al~Chärizmi - nämlich schreibt in einem Briefe: ^^y^ ^I^'ä- (^v^y.M v^Ä-o-o j^j aX}\ tVxr. Jjixt ^«aasLUI ^^s^iXxi v-oj« f 1 Semm al-'awärid (Kairoer Hsclir.) Bl. 6. 2 Gesammelte Briefe p. ((*•♦, 5 ff. Beiträge zur Literaturgeschichte der 6i'ä unrl der sunnitiechen Polemik. 493 (5^'^ i^r^-^V-' ^-' <^^ !j>-? ;^ J^^ 7^*^* [•'-:?' 3 ^^ Auch der bekannte biogTa)3hist'lie Schriftsteller Ihn Chjilli- kän g-ehört dazu; er sagt bei Gelegenheit der Biographie 'Ali b. Gahm al-Kurasi's: ' ,Die Liebe 'Ali's kann man mit dem Sunnismus nicht vereinigen/ Besonders ist es der Tag 'Asürä, dieser Fasttag, den Muhammed dem Judenthum entlehnt hat, und an welchen sich später das Andenken an das Martyrium der beiden Söhne 'Ali's knüpft, welcher in dieser Beziehung Aulass gab, seine Gefühle gegen die 'alidische P^amilie zum Ausdruck zu bringen. Es ist bekannt, dass die Si'ä diesen Tag zum Mittelpunkt ihres Religionsritus macht. Die sunnitischen Gelehrten haben sich alle erdenkliche Mühe gegeben, einer- seits den jüdischen Beigeschmack dieses Fasttages zu mildern — einige Gesetzeslehrer ordnen dalier an, den 9. oder 11. Tag des Monates ebenfalls zu fasten — andererseits die Ideenasso- ciation mit dem Tode Hasan's und Husein's abzuschneiden. Man hat daher diesem Tage Vieles untergeschoben, um seiner Wichtigkeit einen anderen Anlass zu verleihen : Abraham's Feuer- und Pharao's Wasserprobe, Idris' TTimmelfahrt, Iliob's Heilung, Jonas' Rückkehr an's trockene Land und wer könnte Alles herzählen, was am 'Asiüratage geschehen sein soll? In ' Diese Stelle findet sich in der gangbaren Recension des Ibn CballikAn (ed. Wüstenfeld nr. 47S) nitlit; dort heisst es bloss: xslw^f ,«>c ^jl^« p ^jl^\ 8;L^t^ ^i^ ^^ ^-J ^^ ^^^ ^^ '""^ '^■'''"- scheinliob, dass die anstössigen Worte getilgt wurden. Ich rcstitnire sie nacli C Bl. 8 recto. Da heisst es: .IXJLia. ^\ ^^IäJI v^iöl iXä-'j 3-2 • 494 GoMziher. dem lehrreichen Werke von Akhisäri: ^Kehrbesen der Neue- rungen' wird denn auch in dem Abschnitt über 'Asürä den Rechtgläubigen eingeschärft, ja nicht an den Tod der Söhne "Ali's als Anlass dieses Fasttages zu denken, denn aus der Trauer um den Tod dieser beiden könnte Gelegenheit zur Lästerung der Chalifen werden. ,Gott hat unsere Hände, ge- reinigt von der Schuld an diesem Morde. Reinigen wir daher auch unsere Zungen' und traueren wir nicht am 'Asürä um den Tod der Hasanein. ' Allerdings sind solche Mahnungen in der sunnitischen Welt nicht durchgedrungen und besonders in Aegypten hat der 10. Muharrem seine Verbindung mit dem Andenken an das Martyrium der 'Alisöhne in den orthodoxeren Kreisen bewahrt. Aber auch die oben berührte extrem antisii- tische Richtung hat an diesem Tage Anlass zur Kundgebung ihrer Antipathien gefunden. Eine Stelle aus Ibu Hagar's polemischem Buche ist in dieser Beziehung genug belehrend und ich will sie hier wenigstens in Uebersetzung mittheilen : ,Ihr (der beiden Söhne 'Ali's) Märtyrertod sei nur ein Beweis der hohen Stufe, welche die beiden 'Aliden bei Gott einnahmen. Darum möge man sich an dem Erinnerungstage an ihren Tod nur mit gottesdienstlichen Handlungen beschäftigen ; man möge sich aber bei Leibe fern halten, diesen Tag mit den durch die Räfidä und ihresgleichen angeführten Trauerceremonien und Wehklagen zuzubringen, da dies nicht zu den Eigenschaften der Rechtgläubigen gehört. Denn sonst wäre ja der Todestag des Propheten einer solchen Trauerfeier würdiger. Desgleichen möge man sich aber fernhalten von solchen Dingen, welche von den gegen die Familie 'Ali's mit Fanatismus erfüllten, unwissenden Näsib-en eingeführt wurden, welche dem Uebelthäter mit Uebelthun entgegentreten und der Neuerung (jLcJo) andere verwerfliche Neuerung entgegensetzen und dem Schlechten wieder Schlechtes gegenüberstellen, indem sie an jenem Tage masslose Freude und Jubel veranstalten und ihn als Festtag begehen, an welchem sie sich durch Schminken, Far- ben und neue Kleider aufputzen, grössere Ausgaben machen, seltene Speisen kochen, und glauben, dass 1 Hschr. der kais. Hofbibliothek Cod. Mixt. 154 Bl. 123 recto. Beiträge zur Literaturgeschichte der Si'ä und der sunnitischen Polemik. 495 dies Alles zur Snnnä uml zimi Herkommen aelnire, * während doch die (Sunnä eben im Unterlassen solcher Ding-e besteht/ ' Ibn Hagiir hat hier die Leute, Welche sieh am Jahrestag-e des Todes dav Ijasancin belustigen^ (jbcnt'ails nawasib genannt, und wir sehen hiemit, wie aus den bei'eits oben angeführten Stellen, dass diesei- tcrminus v^^-oü eine beschränkte Bedeutung hat und nur von den Exctsdenten der Charigiten gebraucht wird. Ebenso finden wir das Wort in dem Gedichte des Muhaddib al-l)in aus 'J'ripolis angewendet, welches wir in unserem VII. Abschnitte zu besproch«;n gedenken. Nachdem er erklärt, dass er 'Ali für einen Fciisjlinü: betrachtet, welcher bei Siffin die Flucht ergriü", Mu'äwijja und den 'Amr b. al-'Asi für rechtschaffene Leute hält, sagt er v. 48 — 49: ^ Unser Verfasser scheint aber das in Rede stehende Wort zu generalisiren, indem er es auf die Sunniten im Allgemeinen ohne Einschränkung anwendet und mithin auch auf seinen sunnitischen Gegner Fadl-Alläli, welcher — wie aus seinem Buche zu ersehen — wohl ein eifriger Suunite ist, aber bei weitem nicht zu den Nawasib gehört ; freilich wird auch ander- wärts die Heimath Fadl Alläh's als die Stätte des nasb be- zeichnet. ■' Allerdings glaubt der Verfasser, ,dass die meisten Bekenner des Sunnisnms, sowohl heute als gestern, Herzen hatten, welche ganz leer von der Familie des Propheten sind und dass die Lampen ihres Gemüthes dieses Oels entbehren,* ja sogar, er betrachtet es als eitel Heuchelei und Lüge und als listigen Kunstgrifi', wenn sein sunnitischer Gegner, um die Si'iten zu verwirren, in die Verherrlichung der 12 Imame mit einstimmt.* ^ Bevor wir auf die xVnalyse des Nur All;\h'scheu Werkes übergehen, wollen wir die Notizen über nasb damit abschliesseu, 1 al-Sawä'ik Bl. 143 verso. 2 Bei al-xVntäld Tezjiu al-aswäk (Kairoer Ausgalic) i». ^c*- 3 al-Chärizini's gesammelte Briefe j). |t"f, 3 v. u. LjjXiok ^' ^jl. * C Bl. 8 r. 496 Goldziher. dass, obwohl das Participium w-^uJI an sich schon den Be- griff ausdrückt: Jemand, der das 'w^^aJ übt oder fühlt, es sich dennoch mit dem ^ der nisbä zusammeng-esetzt findet: ^-a^IUI wozu dann iUA^LÄJl gehört. ' Was nun das Werk Nur Alläh's betrifft, so ist seine Ten- denz theils eine offensive, theils eine defensive, theils eine apologetische. Offensiv, insoferne er dem Sunnismus von Neuem an den Leib geht und seine Berechtigungslosigkeit nachzuweisen bestrebt ist. ,Die Sunniten, d, h. diejenigen, welche die Bezeichnung Leute der Sunnä unrechtmässigerweise bean- spruchen (das Wort und der Begriff der Sunnä an sich ist näm- lich den Si'iten nicht verhasst, sie behaupten, die richtige Sunnä zu vertreten) ^ haben das Vermächtniss des Propheten verloren gehen lassen und des Bechers vergessen, den er unter ihnen kreisen liess, und verdreht und zerstört das Bündniss von Gradir, das er mit ihnen abgeschlossen.' ^ Das Bündniss von Gadir ist ein Akt, der aus dem Leben des Propheten erzählt wird. Bei einem Orte Namens ^-s-wJ^ soll nämlich der Pro- phet bei Gelegenheit einer Reise, nach dem Mittagsgebet unter einem Baume sitzend die Hand 'Ali's ergriffen und Folgendes gesagt haben: , Derjenige, der mich als Herrn anerkennt, muss auch 'Ali als solchen anerkennen', worauf 'Omar den hiemit geweihten 'Ali beglückwünschte und sagte : ,Du bist heute zum Herrn aller Rechtgläubigen geworden.' Auf diese Tradition stützen die Si'iten vorzugsweise die unmittelbaren Chalifenrechte ' al-Chärizmi p. t"*, 17 Aäj ^\ ^ u^=>?' JLa*!^'! ^ Uihc:.^ 2 List of Shyah books nr. lOi) k^Lc^'l X XÄ^t^jl v_jLä5^, "i"- «^^** O^AA. nr. 620 j^Lv*.') Ju>t ^i tX.S\4lJI ^\ju£iA 3 C BI. 2 r. ■ C ■ Beiträge zur Literaturgeschichte der Si'ä nnU. XiÄJ ^y*^.^ oJJr"j.;ö ^J^■•äJ^ Fy^^ '■^.^i - v5<^'' 7*^' ^\.^^\ iaj^UI CwÜil ^yJ<:\ ^A l.^iUA-f^ ii^J^M. JJi*jl. JiX4.4-' 5^^X3 Wahrscluiiilicli m)1I ilicsc Oliaraktcristik ilirect auf Lä;5 JU-Os» ^1 schrieb (H. Gh. Bd. III p. 352 nr. 5897). * Die mystisch angehauchten Gelehrten pflegen dem trockenen Gesetzes- gelehrten iuJÜ den , LM,Ä^'| ajJü entgegenzusetzen. Beiträge zur Literaturgeschichte der 6i'ä und der buunitisclien Polemik. 501 polemisirt. ' Schon ein imainitischer Zeitg-enosse des Abu JJu- nifä kämpft gegen ihn in tVilgenden Versen: jWir waren vordem in Bezug auf die Religiun in zufrieden- stellender l>age, Bis dass wir heimgesucht wurden durch die Leute der Analogieen. Sie kamen aus dem Osten, als ihnen ihre Lebensmittel alle zu werden begannen Und wendeten in Ruhm und im Elend das Rai an. O ihr Menschen, bekehret euch von eueren Sünden Und wendet euch zu Gott um Rath vor dem Fluche der Teufel/'^ Ich habe dieses satyrische Gedichtchcn nach der Recension mitgetheilt, in welcher es von Nur Allah, der es ebenfalls gibt, angeführt wird, muss jedoch hinzufügen, dass es in der gangbareren Fassung anders lautet, namentlich ist die zweite Verszeile : Es ist bemerkenswerth, dass im Aoani ^ dieses Gedichtchen auf die Mittheiluug des Isma'il b. Junus al-Si'i zurückgeht, was wieder beweist, dass es gerne von Si'iten colportirt wurde. Auch unser Verfasser unterlässt es nicht, gegen den Abu Hanifä und seine Schule energisch zu Felde zu ziehen und dagegen ' Vergl. List of 8h. b. nr. 77',» uurl ur. 880 (j^UäJI JLiijl 3 ^^\jS'] jedoch nr. 7(5 5juLw.x. J.LjlJ a^L't X^^v i^-i^=» ^^ ;y^' und nr. 592, wo ein Öi'ite, der dem Ki.-is huldigt. 2 Anspielend auf: ^j^a-LI j^Ls ^^jc J^f 3 Cod. I^^U^i ^Kitäb al-agrini Bd. XVI p. fj«]-, nach der dort zu tindeiiden Notiz wurde dieses Gedichtchen veranlasst durch den Lärm im hauatitisclicn Lehrhause. 502 Goldziher. das si'itische fikh zur Geltung- zu bringen. Ich kann mich hier natürlich nicht damit beschäftigen, in die Kinzelnheiten der fein ausgesponnenen DifFerenzp unkte einzugehen; es leuchtet jedoch aus der Darleg-ung- des Verf. hervor, dass die Si'ä nicht Avenig sorgfältige Geistesarbeit aufgewendet hat, um ein syste- matisches Gesetzesgebäude aufzuführen. ^ Nur einen einzigen Punkt will ich aus der Polemik g'egen Abu Hanifä und seine Schule herausgreifen, weil er mir in culturhistorischer Beziehung bemerkenswerth scheint. Bekannt- lich ist die Richtung des Abu Hanifä unter allen vier orthodoxen Riten die toleranteste. '^ Ihre Freisinnigkeit und Toleranz offen- bart sich in den verschiedensten Capitelu des muhammedanischen Rechtes. ^ Ist ja schon die Concessiou, die in Bezug religiöser Urtheile der individuellen Meinung gemacht wird, ein freisin- niges Moment. Natürlich kann man den Imam nicht für die Intoleranz einzelner Epigonen verantwortlich machen ; es würde z. B. ein schiefes Licht auf die Schule werfen, wollte man sie nach dem Kadi Abu Abdallah al-Damagäni al-Hanafi beurtheilen, welcher gesagt haben soll: ,Wäre mir ein Statt- halteramt gegeben, so würde ich über die Anhänger des Sätil die über Juden und Christen verhängte gizjä verhängen,' ^ Dies stimmt nicht nur nicht mit den toleranteren Grundsätzen der Schule, zu welcher sich dieser wüthende Kadi bekannte, son- dern widerspricht im Allgemeinen der gangbaren Anschauung von dem Verhältniss der vier Riten zu einander. ■> Was ich an dieser Stelle aus dem Verhältniss der Si'ä zu dem hanalitischen iikh hervorheben will, ist Folgendes. Abu Hanifä war nämlich der Einzige unter den Imamen des Islam, welcher ein Auge dafür hatte, dass der Islam nicht 1 Aus al-Makrizi's Chitat Bd. II p. \^f^\ geht hervor, wie viel Fleiss die ägyptisclieu Si'iten im IV. Jhd. auf die Begrüuduug der fikh-Wis.senschaft aufwendeten uud wie viel uusereu Augeu vou dieser Literatur entrückt ist. 2 Neuerdings hat auf diese ThatsacLe hingewiesen v. Kremer in seinen Culturge-sch i chtlichen Streif zügen. Leipzig lS7o. ' Als Beispiele hiefiir verweise ich auf al-Mäwerdi's C onstitutiones politicae ed. Enger p. |»v (Frauen werden zum Kichteramt zugelassen), 4 Jäküt Bd. I p. v*A, •'• ^ Vergl. al-Makkari (Leidener Ausg.) Bd. I p. \\^. Beiträge zur Literaturgeschichto iler Si'ä und dor sunnitischen Polemik 503 ausschliesslich ;ius anihischen Elemcntcvi besteht, d.iss \ iehiiehr das persische Element einen niciit iinbetiüchtlielien TIkmI der islamitischen Gemeinschaft ausmacht. Die Identificirung des Islams mit d(!m Araberthum ist innerhalb dieses Bekenntnisses so selbstverständlich, dass es gar keiner Frage unterlicjgen mochte, dass die obligaten Gebete nur in arabisdier Sprache verrichtet werden dürfen, dass vorzüglich die bei jeder Pro- sternation unerlässliche Recitation der fatibä niii- in der Ori- ginalsprache stattfinden darf. Man stützt sich hiebei auf einige Koran verse, namentlich auf Süra XVI v. 105. XXVI v. 195. XII V. 2. XLIII v. 2 u. a. m. Nur Abu TTantm ventilirte die Frage: ob es einem Perser, welcher die arabische Sprache, und daher den Sinn der fätiba nicht versteht, gestattet sei, diese in persischer Sprache zu recitiren? und entschied sich für die Zulassung dieser Sprache in erwähntem Falle. Ein bedeutender Gesetzesgelehrter späterer Zeit, Mahmud al-Auzgandi von der hanafitischen Schule, lehrt sogar: Wenn Jemand als Vor- beter die fätihä in persischer Sprache rocitirt, so müssen die Zuhörer die Prosternation leisten, ob sie nun die persische Sprache versteheji oder nicht. ' Die übrigen Imame und ihre Schulen, mit Ausnahme einer kleinen Anzahl von Sati'iten, verpönen den Gebrauch der persischen Sprache liei obligaten gottesdienstlichen Verrichtungen und ziehen es vor, dass des Arabischen unkundige Menschen die tatihä gar nicht recitiren mögen, bis sie den Originaltext erlernt. Wie sich z. B. der ziemlich verständige al-Nawawi (Säh'it) zu dieser Frage ver- hält, das sehen wir aus seiner diesbezüglichen Entscheidung an zwei verschiedenen Stellen. Einmal sagt er:- L§j|wis «w^j ^l «I kAjj.*JI, ein andermal -^ noch deutlicher: ij«'»**^ ,^ '>^' '-^' 1 Fatäwi Kficli ChTm (e.l. SAhtn, Kairo 12S2) Bd. I ].. tn , nen Bd. 11 j.. H 3 Kitab al-idkar (Ildsehr. der Leipziger Universitätshibl. Cod. Ref. nr. -.»GS Bl. 3l recto). 504 Goldziher. JtXxJü ^"L^J Tr^^ r* ^ *^V*-^'W- Doch ist hier zu be- merken, dass die heutig-e Schule des Abu Hanifä, den tole- ranten Geist des Stifters nicht erfassend;, sich von den übrigen Riten in dieser Frage nicht unterscheidet. Ich habe einige berühmte hanafitische Seiche der Moschee el-Azhar in Kairo in erwähnter Frage consultirt; sie antworteten alle negativ, selbst nachdem ich auf das Fetwa des Kadi Chan hingewiesen hatte. ' Dies war bereits in älterer Zeit so. Fadl Allah erzählt uns nach Fachr al-Din Räzi, dass ein Chäkän Samarkands ' einen Vezir hatte, welcher zwar äusserlich guter Muslim war, doch innerlich zum Magismus hinneigte. Eines Tages wollte er den König überreden, den durch Abil Hanifä gestatteten Usus in seinen Landen einzuführen, den nämlich, dass den Leuten erlaubt werde, die fätihä in persischer Sprache zu reci- tiren. Seine Absicht war hiebei unzweifelhaft die, die Men- schen von der Religion Muhammeds zur magischen Religion hinüberzuleiten. Der König legte diese Angelegenheit den Gesetzesgelehrten jener Zeit vor, darunter auch Sems al-Din al Holwäni, welcher selbst zu den Genossen des Abfi Hanifä gehörte. Dieser missbilligte die Absicht des Vezirs entschieden und gab ein Fetwa, welches die Vergiessung des Blutes dieses Vezirs als erlaubte Sache darstellte.' - Wir ersehen aus dieser Erzählung des Fachr al-Din al-Räzi : wie schon bald nach dem ' Ja selbst in Bezug auf das Doppelbekenntniss L .wAj(3Lg^Jtj will die Mehrzahl der muhammedanischen Theologen den arabischen Charakter des Islam gewahrt wissen. Ich kann nicht documentarisch nachweisen, wie die hauaf. Schulo in diesem Punkte iirtheilt; die hanafitischen Scheiche, die icli darüber l)efragte, haben mir versichert ^i| jJoLg-wJl *Jü.'J ^' ^-.jljlj. Hier zeigt sicji die säfi'itische Schule toleranter. Vergl. al- Nawaw) Commentar Bd. I ]i. vt" ^ i V , N I /> .•"•■ II ^ ^'t löl Lol yyi^H ^^y U-Lws-uo WA.O.J auf ^^sA^^i' UjL^s'^i cj'^^^ 2 Blatt 337 verso. ' ^^ ^^ " Beiträge znr Literaturgeschichte .Icr SiTi nnil «ler sunnitischen Polemik. 50;") Tode des Abu Hanifu soiiu^ toleiiintL- Tendenz bei den Anhän- gern seiner Richtung- aui" kein Verstnndniss traf; wie dies heute — wenigstens im vorderen Islam steht — habe ich oben berülirt. Die in hanafitischem Sinne abgefassten kurzen Codices und Glossen werke, welche sich zumeist im irandgebranch be- finden, übergehen die Frage mit Stillschweigen und so wird das Nachdenken über dieselbe nicht nngeregt; so wird sie z. B. in dem zumeist angewendeten und consultirten Commen- tare des Tahtawi zum hauaiitischen Codex Niir al-idah mit keiner Sylbe erwähnt. ' Merkwürdig schien es mir jedoch in hohem Grade, dass selbst diejenigen der lebenden Scheichs, welche die Concession Abu Hanifci's acceptiren, dieselbe dem Wortlaute gemäss auch nur für die persische Sprache gelten lassen, die türkische aber von derselben ausschliessen. Unser Si'ite benützt aber die oben uiitgetheilte Erzählung des Fachr al-Din zu folgender Bemerkung gegen Abu Hanifä: ,Es wird Keinem, der die Feinheiten der Rede kennt, verborgen bleiben, dass al-Räzi durch die Mittlieilung dieser Begebenheit eine feine, ja kostbare Hindeutung darauf macht, dass Abu Hanifä ein Heuchler war, welcher durch sein Urtheil über die Zulassung der persischen Sprache die Menschen vom Islam zum Magismus zu verleiten beabsichtigte. Denn er (nändich al-Räzi) erzählt an einer anderen Stelle jener Abhandlung, dass Abu Hanifä von einem den Magismus bekennenden ])ersischen Könige abstammte. Ja es ist höchst wahrscheinlich, dass al- Räzi jene Erzählung erdichtete, um diese Andeutung geben zu können' 2 ^| ^^\jO| ^Ujo o^L*.'l ^ki'l J^ ^. ^^ ck2l^l ^ jio Jo xi^i ^_^.'i ^jo JI (vaIo cxI^ ^v> ^ » Kitab maräki al-faiaii, iiKlncroinal !ii Kairo gedinckt; die beste Ausgabe ist vom Jabro l'isl t\. in ^r. H". 2 C Bl. 837 verso. 3 Cod. Jljii 50G Goldziher. xif wJßLiiJt Jlj Ua*-^:;^? ijK ;j*-j.iJ! J^Lo uä.aj ' J^^Ni^f ^^ ^K Ich halte das ebeu auso^ehobene Textstück für um so wichtiger, als es uns eleu Si'iten als fanatischen Vorkämpfer des arabischen Charakters der niuhammedanischen Religion zeigt, einen Si'ten, der selbst persischen Stammes ist. Man hält vielerseits den Si'ismus, wie er sich, nachdem die politische Veranlassung längst vom Schauplatze gewichen war, mit fana- tischer Zähigkeit aufrecht erhalten, als iranische Rückwirkung gegen den Panarabismus des orthodoxen Islam, Von Krem er hat diese Anschauung, wenigstens so weit sie die arabischen Anhänger der Si'ä betrifft, auf ihr richtiges Maass zurück- geführt. '^ Es ist demnach um so interessanter, dass auch der persische Si'ite die Anwendung des nationalen Idioms im muhammedanischen Gottesdienste als parsisches Gelüste verpönt. Neben Abu Planifä schüttet unser si'itischer Verfasser seine Galle namentlich auf die harabalitische Richtung aus, welche ihm wegen ihres grellen Antropomorphismus den Grundlehren des islamitischen Gottesbegriffes zu widersprechen scheint. ^ Die Schule des Imäm Mälik wird nicht besonders gegeisselt, son- dern in das gemeinschaftliche Schimpfinventar ohne besondere Berücksichtigung mit inliegriffen ; den Säfi'ismus hält der Verf. unter den sunnitischen Lehrrichtungen für die anständigste. ^ 1 Cod. ,id(l. jjLo\ ^ - Blatt 117 verao wird liierauf iu kürzerer Fassung Bezug genommen und darauf, dass nach Abu Hanifu die Erlernung des Korans nicht obliga- torisch: ^J^3ü, w*:=^^ !5{ ^tXil ^^^\ ^_^5^joo J<£ Ulcu^i 3 Cult u rgeschichtliche Streifzüge p. 12. "^ •* Antihanbalitische Werke von Hi'iten vergl. List of Sh. b. nr. 53. 620. s Bl. 2 r. .11 iLcU^ Jj-f ^(^ ^jJI ^iliJI ._>J0JU<», man polemisirte jedoch auch gegen Säfi'i, vergl. List of Sh. h. nr. lOi) .^*iL^JI äJLaox (jdÄJ t_)LÄ> Beiträge zur LiteralurgeschicLte der Öi'ä und der bunnitischen Polemik. 507 Ausser der offensivischen Bekämpfung der sunnitischen Glaubens- und Gesetzeslehren, hat die Arbeit Nür-Alläh's noch eine defensivische und apologetische Tendenz mit Bezug auf die Sf ä. Der Sunnite macht der gegnerischen Secte häufig den Vorwurf, dass sie der Anliängerzahl nach winzig, dem Ansehen nach unterdrückt sei und an Gelehrten fast gar nichts hervor- gebracht habe. Dem ersten Vorwurfe gegenüber liebt es der si'itische Polemiker hervorzuheben, dass das numerische Ueber- gewicht und das weltliche Ansehen nicht als Kriterien für qualitative Vorzüge gelten können. Die Auserwählten bildeten stets nur ein verschwindend kleines Häuflein und die von dem Banu Isra'il verfolgten und hingeschlachteten Propheten waren ihren zahlreichen Verfolgern und Schlächtern gegenüber nicht im Unrechte. ' Man braucht auch nur auf die grosse geogra- phische Ausbreitung der Si'ä zu blicken, um auf ihre Aner- kennuno;, ihr hohes Alter und ihre ununterbrochene Existenz folgern zu können. ,So gehören z. B. die Angestammten der Städte Medinä und Küfä und ihrer Umgegenden fast aus- schliesslich der Si'ä an , so auch die Bewohner von Kum, Kasan, Sebzewär, wo fast ausschliesslich Si'iten anzutreffen sind, der Gebiete mit gemischter Bevölkerung- gar nicht zu gedenken.' ^ Den Angriff, dass die Si'ä an gelehrten Männern und Werken nicht viel hervorgebracht hat, wehrt unser Nür- AUäh an einigen Stellen seiner Schrift ab. Wir wollen die literaturhistorisch wichtigsten hier nachfolgen lassen: Blatt 164 verso : JüIaj ^ cUJ!Jt \d^ J\ ^,^1 ^ yi 1^1^ ^\^ ^ ' Blatt 5 verso. 2 Der Codex hat: äi^^JI O^l^LJI , was ich in 'i^yJ^^S zu emen- diren für gut fand; wenn die Lesart des Cod. festzuhalten ist, so ist nach dem, was der Verf. über dieses Land sagt (s. oben), an Indien zu denken. Man könnte es übrigens auch in jL^'-CL^JI t>^LJI emendiren. 3 Bl. 163 V. Nach nI.vA^ ist im Cod. noch ^^ genannt, was ich mir nicht erklären konnte. Sitzungsber. d. phil.-hist. Gl. LXXVIIl. Bd. III. Hft. 33 508 U o 1 d z i h e r. ij.jt *LXi!^f ^^sA.ÄwU aiAÄÄJf 5>.<ä^ ^1 ^x) ioU5^ ^^jJoJI (^Js ^j^ ^^y-Jf S-ßJ^f^ xÄAv^tj "icSV^SJf öoi>Ls.!^L i-jL^ ;^ ^LÄ^^>§_ciJl ^3 tXi"^ -iLlJf (V^^yU: ''^;>-^'l J^t icU4.L)^ y^LtS' iLyoLo!^! ^_^'«a>' v?i^l (^ ÄcL^Ä. ^jLsilf. JULJf ^ Nämlich: die Sunniten, s, oben. 2 Dieser Kelini (st. 328 in liagdäd) schrieb 20 Jahre lang au diesem Werke, welches in 30 Bücher eingetheilt ist Vergl. List of Sh. b. nr. 709. ' Mnhammed b. 'Ali b. Husein b. Müsa ibn Bäbaweihi aus Kum ver- fasste ungefähr 300 Werke (List nr. 601). nicht zu verwechseln mit 'Ali b. Husein b. Müsa ibn Bäbaweihi List nr. 471. * Cod. ^ff^-^. ' Cod. ^sLäs^'t <> Die Bedingung der Glaubwürdigkeit eines Traditionssatzes ist bei der Si'ä, dass er im isnäd (.^^.^xJI ijjol als Autoritäten aufweise. In Betreff der Glaubwürdigkeit der cJkjJt Jljol als Traditionare herrscht unter den orthodoxen Traditionskritikern wesentlicher Meinungsunter- schied. Einige — wie al-Dahabi (s. unten), beantworten diese Frage in entschieden tolerantem Sinne; Andere beschränken die Glaubwürdigkeit nur auf solche, welche nicht dem »JLc ergeben sind und für ihren Irr- thum keine Proselyten machen und diese Richtung wird besonders durch al-Gassäni vertreten: ^.^cju ^ ,J>jJJI *fyö^l^ F^^^ tJ^' ij' O^is» ^J ^^-IaÜj L^^i jj5-^J ^« Lg^t; noch Andere ver- werfen die Tradition ssprüche, welche durch dogmatisch nicht ganz cor- recte Individuen vermittelt werden, gänzlich. Man kann hierüber nachlesen al-Nawäwi's Einleitung in die Tradition p. \\, und Muslim's Ein- leitung zum Sahih p. t^j" f. Beiträge zur Literaturgeschichte der Si'ä uud der suuuitischeu Polemik. 509 IjUä. J^äJL ÄJuuLjl viAjj>U^| ^jiJLjö )>^ &LUl J^l ^^ Blatt 467 recto: ^ä J^ ^ ' jvi^^tX.^J^^S'^ f^^^' ^^ Lo liXgJ^ ^y^Sy ^yfr*.^ i^^^^:? ^^:^^!V^ ' r*^-^^' 5 *-'i-'^«^'W ^'' !?j;^y*^ J^ ^^'^ ^; ;;-^^ i' T ''^^'^ ^^ ^' (^.^ ^' ^•^'1^ Jd}6 j*>Ll.M au-U ^oLL'l ySLx^ Lj^t^ [^^J ' Cod. jv^tX^JC^^ 2 Cod. |.Lg->^l^ 3 List of Sh. b. nr. 771. ^ ur. 772. s nr. 69-.>. 6 nr. 295. ' nr. 1Ö.3. * nr. 698 wird erwähnt Mubammed b. al-No'män al-aliwal Li JoLt ^_/JlX^ j^-UaJt ^Ua-uio ^yJL^s-'l xa^^ \J^^ Kj^y^.- ^^" einer Kunje ^ÄJt^».^! ist dort keine Rede. Die.ser Verf. wird jedorli auch von glaubensgenössischer Seite widerlegt: Hisäm b. al-Hakam schrieb ^•Uilt ^UaAAi J^ ^ Jl i^LäT nr. 771. ^ " 33* 510 Goldziher. -I^Äjf^ xl^l -Ij-t ,^3 v^lÄ/) ^-_jL^«I ^tX^;:^ f^l^" v,^^ «JUö ^_^^ *"^^ cXjvx !^ Uj J^^JtJi^ fV-^'-j (*-^^y^ ''^UJ\ (^jJü ^i).A4-M v^ ^i- ^ ^^^' J^^ ^'^r' wÄXä. ^I -^v-A*Üf^ tX.AÄ»Jl ^.L«.jläJI i^ tX-«-:^ XäjUoJI ;^>^^ ^^JJÜSX-JI ^>^yxJ(. ^lX^J' (*-^ JoCvJl^ 'Kj.il ^t^ j-«/^Jl cXIjSP ,j.jl)JI y^aj ^U-L»i' ^Lki-w ^j„sJjl ^^^.s^x^l yjA^^ ^saxÜI^ ^-^«^'1 ^vlj-M ^.iiJi >,y*iaj' äüo^LnJI ^^1^ ic-^^^' 1 Cod. ^j zu 2 Cod. LLcöI^ 3 Bl. 8 verso sagt der Verf. von ihm : JiiLijl ^^/Licjjf iO _ vAoUy * Cod. ^ glo ^ Ich denke, dieses ^ Vx /> It ist in ,vJüuO ,.vj| "der in ^jix^Jf emendiren nach List of Sh. b. nr. 458. « Cod. xj ^ü ' Cod. 1^1 8 Cod. JoJuÖ 9 Nämlich : Ibn al-Mutahhir. 10 Cod. jv^Lä-Lojo |viß^ Beita-äge zur Literaturgeschichte der i^i'S, und der Kunnitischen Polemik. öl 1 ^ C^*^ (J*^^ (5^ ~ '^ (V^'L&il^ax) ^ kLljl Jjol L^-Uj^ ^J^l <.^Jyß jjU LAJtiaj' U-üb U-Lc |JLxJ xiljcs..^ aJjLc jjLXj ^^LUl (*-g^y^ ^^i^-^^' cMö' v^ißcX^ 3 ^^JcX.gJCs^~♦»M. J,'«^-'!. I«jl5^^ X.«ÜS^ '^^ W-*>A*J| ItX.^ "'%-*-*« (*"^U ^ii'yV^'' 3 ^ 1^ 1— äAÄ.«aÄJ( (^ l^wiil^ *^L«^.M *.^-«J-t f*~§-^' (>^ ;^-S=»^' Wir haben bereits in einer anderen Abhandlung -^ von den Männern gesprochen, welche von den vier sunnitischen Riten als die Regeneratoren ^^.OlX^ ihres Jahrhunderts — jedes Jahrhundert soll nach der Tradition einen solchen hervor- bringen — bezeichnet werden. Es ist bemerken swerth, dass auch die Si'ä ihre mugeddidün hat und dass dieselben, wie Nur Allah in der gleich mitzutheilenden Steile beweist, auch von sunnitischen Autoritäten als solche anerkannt werden. Hier folgt der betreflfende Passus: Blatt 163 verso: l.^ juI^pI cyKUr &i%jd Lijl tX^-*o. A« ct>Jü.4JI jüuj *X:^ ~-Ä^ J^' ij' *-'^' (*^ ^^^' 3 y-'Lc ' Cod. ^j^U-l - Cod. Ijjt^^ 3 Zur Charakteristik al-Sujüti's (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. W. 1871. Octoberheft). * Cod. oUI St. 141 H. Vergl. seine Biographie List ofShyah books nr. 4. 512 Goltlziher. o • ^ LJU' aLälil i^iyx'J 1^ üöyÄ-Lc äLccXA^J RAiLxJI JÜItX*j| ^! ÖS ^ ^^y^^y ^dSs.i^j ,j^<3Ji d^^S ^x) ly>l^ 1*4^ (V-^' /*^ jjoÜöbjyo Lo Jsx. aÖ4>L§-cö äiÄ-j^ ' aüo^Vi^ ^_^j| ü*jcUö sJuwJjo ^x 'iyjü.i\ jj^ ^ ^.^^ ^\J^\^ ^ ^wäÄ.viu.Jf^ (jdil^JI ^.^ |*-l**Ji jj.jl L^^v^ ^^' wjl^ ^/o i^UAxJI ^/> i^J^ Ji^-Ö^ auwuL^ ^15'^ *^i\y^ ^j^ ^sLJI Ldjf *Jji*il ij*"^'^ <^^*-^b o^vÄ^Jf Sj-aJcCM i^AjLoÄJf iUiä*J!^ JÜ^L ücXaää (i^ycUj ^1^^ xäÄJf^ Jjoll^ ^^IjO( ^^ >jb ■) ^^^^ cX.ö^ ^1^^ j*LJ.il |^^»cU=> *«.^!^ 5«.Lo.Jl x*xÄ.JI^ JüöilJI j^/c LiJf ^^jUj 'autjyi. N^.§„,:CfcX) JöLi. *^j ^jl^^. ' Bekannter unter dem Namen ijJUGl List nr. 709. ^ 'Ali b. Husein b. Mfisa b. Miihammed; zwischen ihm und Husein b. 'Ali sind neun Generationen; seine kunjä : aawLäJI «jI > sein lakab: 3 Cod. XJU^. Beiträire zur Literatnrgeschi<>hte der Si'ä und cicr sunnitischen Polemik. 513 Zum Schlüsse erwähnen wir noch, dass Nur Allah in den Epithetis, die er sowohl seinem directen Geg-ner, als auch den Sunniten im Allgemeinen gibt, nicht sehr wählerisch ist. Ernennt den Fadl Allah ganz ungenirt: Ochs^ Esel, ' Rindvieh u. s. w. Es mag an folgender Probe genug sein: jcä^' v_>^UJt fjü» XJ (j>^ .1 y^y^ \yi> XJl s^ ^^i SsIcXxa,*«! jJ^ jJ^ i}Ji^ vL»^ ■ Xa**ä. Ows» ^ .^Jf *,Aw| ^«-Läx». üxLä. "aui )%aj! ^^Ji )y^^ ^ Unwissenheit und Unkenntniss der wissenschaftlichen Methode macht er ihm wiederholt zum Vorwurf ^ und selbst seinen Namen benützt er zu hämischen Bemerkungen: ^^ÜJI ij^ ;^wiif ^aXJI i^Y^^ 5*^ J'-§4'' H*? ^-t-* ^i^-^ (^»^ (^^ «-- J-^ d^y Die Sunniten selbst, gegen die er bei jeder Gelegenheit eine Fluth von Unhöflichkeiten loslässt, nennt er JLtLsx^Jf^ xÄawJI (JjoI (statt xäI+4-'^)^ eiu Beispiel mehr für jene Gewohnheit orien- talischer Polemiker, sich in der Verdrehung des Namens ihres Feindschaftsobjectes zu gefallen. Die Si'iten haben sich in dieser Art von Polemik vielfach geübt, namentlich an den Namen der Chalifen. VII. Ich will noch als Anhang zu obigen Nachweisungen von einem, ich glaube bisher unberücksichtigtem Gedichte sprechen, welches iusoferne an diese Stelle gehört, als es zur Illustration ' Bl. 63 r. ^IJl^I ^LU-I v^-öÜJI 2 Cod. ^ 3 Nämlich: aJ ^A l-g-^ÄJ cyÜLA.Jl« (j>*^'^M i^^LsLi^L ^ J,l aü^Ä^vJ. Ich glaube, diese Bemerkung rührt von einem Copisten her; es ist bekannt, wie in orientalischen Abschriften die Subjectivität des Abschreibers sehr häufig in den Vorder- grund zu treten pflegt. Auch die persische Sprache verstand er; er citirt aus dem Sahnäme. ^ Der Kairoer Ausgabe ist die Biographie des Verfassers nach dem jiJ> 3 ^'"^H k^o^s^ oUo j..cou£ ^^Li^l Lj)"^-'' Lj^' vorgesetzt. Auch darin ist keine Spur zu finden von einer anderen als muhammedanischen Religion des Verfassers. Sein Erziehungsgang, der ausführlich geschildert wird^ ist ganz muhammedanischer Natur, bis er in die Kände des Persers Muhammed Serif gerieth, dem er einen grossen Theil seiner profanen Kenntnisse (er war Arzt) verdankte. Auch auf seine Kenntniss der griechischen Sprache wird in der Biographie besonders hingCAviesen. — Die Angabe des oUT yß^ ^j-fr^^^ 5^^ot=>. iiLcl^. 5^y^''; )T^7'^' w^^^- ' 2 p. t^v<5. Ebenso findet sich diese Stelle auch in der Wiener IMschr. Blatt lyi a. Mehrere ic^LlJLoiv-«'t erzählt er p. f Al" ^■ 516 Goldziher. Sonnendatums in der Nachschrift hat keine Bedeutung für den confessionellen Charakter des Schriftstellers. ' Doch es kann nicht unsere Absicht sein, uns hier noch weiter über die Bio- graphie des Verfassers zu verbreiten, für welche aus dem Buche manches Material zu heben ist. Wir wollen vielmehr nur einen kleinen Paragraphen desselben hervorheben, der uns in den Rahmen dieser Abhandlung hineinzupassen scheint. Er findet sich, wo man ihn direct gar nicht suchen würde, in der Abtheilung über ,Knabenliebe' Jl«^^l^ ^U-^JlII ^I-i^ y>i> j, ^lx»yJ| v«Äj»LaJ' j^jo. Das dritte Capitel dieser Abtheilung handelt: ö\s\ Lo xiij (5-*^ 4>tv*i' ^^ ^j^-^V^' sLäAiaJI) sagt, weil der Sejjid das Oberhaupt der Secte war, zu welcher Muhaddib al-Din gehörte. Dieser gehörte zu den angesehensten Leuten von Tripolis. Einst sandte er dem Serif Geschenke durch einen schwarzen Sclaven ; der Serif erwiderte dies durch Tadel — er war seiner Eitelkeit (äixLg-«iw) wegen berühmt — und unter Anderm sagte er: ,Hast du nichts Schlechteres ge- funden als die Schwärze, dass du diese als Vermittlerin deiner Geschenke erwählst?^ Nach Ibn Barräg war eben der schwarze Sclave das Geschenk selbst und der Serif hätte als Antwort Folgendes an seinen Freund geschrieben : ,Wäre dir eine Zahl bekannt, die kleiner ist als Eins und eine Farbe, die schlechter ' Siehe z. B. ein anderes Beispiel solcher Datumangabe in den von Cusa herausgegebenen Jl.<\J( *_>ljC^ des Sigistani p. 9 Z. d. d. m. Ges. Bd. XXVIII (1874) p. 501.* 2 Kairoer Ausgabe p. \f^^\ Beiträge zur Literaturgeschichte der §i'ä iiud der sunnitischen Polemik. 517 als die schwarze: fürwahr, du hättest uns damit bescheert/ Muhaddib al-Din liebte einen Sclaven, den er besass, Namens Tatar, von dem er sich nie trennen konnte. Traf ihn Kummer oder Ungemach, so blickte er auf ihn, und er war wieder frohen Muthes. Nun schwor er, dem Senf nie wiedej' Geschenke zu senden, es sei denn durch denjenigen Menschen, der ihm unter Allen der theuerste ist. So schickte er denn eine neue Rendung durch Tatar. Kaum war dieser des Weges gegangen, da empfand Muhaddib al-Din die Qualen der Trennung. Als nun Tatar mit den Geschenken bei dem Senf anlangte, da glaubte dieser, Tatar gehöre mit zu den Geschenken, und diese als Ersatz für die Tactlosigkeit, welche sein Freund durch die Sendung des Schwarzen begangen. Er behielt denn auch den Tatar bei sich. Als dem Muhaddib al-Din die Sache zu lange dauerte, da fand er gar kein Mittel, durch welches er den Serif zur Rücksendung des Tatar veranlassen könnte, als das- jenige, dass er seinen bisherigen Glauben verliess und in die Reihe der Sunniten eintrat. Er sandte bei dieser Gelegenheit an den Serif folgende Kaside, in welcher er seiner Sehnsucht nach Tatar Ausdruck gibt, seinen Austritt aus der :ii'itischen Secte und seinen Anschluss an die Anhänger der Sutjäniden ' anzeigt.' Dies ist die Veranlassung des sonderbaren Gedichtes, auf welches wir hier reflectiren. Es besteht aus 92 Verszeilen und beginnt: Da uns nun die wehmütigen Ausdrücke der Sehnsucht Muhad- dib al-Din's nach seinem Sclaven, kaum interessiren dürften, so übergehen wir gleich zur Mittheilung des Theiles der Kasidä, in welcher der Dichter von seiner bisherigen Glaubenssecte Abschied nimmt und seinen Eintritt in die der Sunniten an- zeigt. Wir finden darin die Zusammenstellung der populärsten Differenzpunkte zwischen den beiden islamischen Hauptrich- tungen und dieser Umstand hat uns auch zur Mittheilung dieses ' So nach Cod. Wien Bl. 16-2 a. ^^IjL-ä*l.'L aLw*lJj^. D'p Kairoer Lith. hat dafür: ^ÄawJJLj Xw-Uj'^ (^- ^'«"^htrag). 518 Goldziher. Theiles besonders veranlasst. Da ich jedoch ohnedies bereits mehr Raum als billig in Anspruch genommen, so muss ich mich mit einer Textmittheilung begnügen, welche sich auf eine Vergleichung der Wiener Handschrift mit der ägyptischen I^itho- graphie gründet — und von einer Uebersetzung derselben ab- sehen. Nach einer Schilderung der Qualen, welche ihm die Trennung verursacht (v. 1 — 15) und einer überschwänglichen Schilderung der Schönheit Tatars (v. 16 — 23) apostrophirt Mu- haddib al-Din seinen Freund in folgenden Worten : " -" ". I "r '''..- 1 - II ^"y- -" i-t V4-C au^Lo *J '^ |V * xi" ^-^y** »•tXJi«-" oJj' jLdJ-l ^f^ "'tljC' j. » ^^' o^^ ^J^-?^ 30 ' Cod. J 2 Cod. i\ ^ Cod. ich : 'Ali b. Abi ^ näml Tälib 5 d. h. Abu Bekr. 6 Cod. ■^ nämlich: FÄtimä. 8 Cod. '' Lith. 1" Lith. ;ix. / Beiträge zur Literaturgeschichte der Öi'ä und der sunnitischen Polemik. 519 35 wXJiLyo v*-wi JXj j. * ■i^j"''? ^^^^ "^^^iJ /■^ (v^i ^j; * ' ^0^1 kS-p^l ^\^b\^ 2 d. h. 'Aisä. 3 Cod. f jJU * Cod. I^JJI s ^ 5 Lith. JJaj 6 Cod. oLS 520 G 0 1 d z i 11 c r. ü ^ ) o . 60 65 J ,- o 7^ J-? ^ ^j^ i * r*^' i 7^' vj^'j 1 Cod. yu 2 Nämlich der Gesang und Wein liebende Omajjäde Jezid II b. 'Abd-al- Malik. Ein frommer Leser des Wiener Codex macht zu diesem Vers die Randglosse: aJLj^f aJU| Jy^ s?^ ^ii| ^^yi. Jj ^ Cod. .^ rt /:. * Cod. ^iit ^^ Lith. ^i.1 ^^ 5 Cod. jv^jdjta.. Beiträge zur LiLeialurgeschicIite der ST'ä uuJ der bUiiDitibcbeu Holemik. 521 1 "Tr "' ".'. 7>l '.'.»1 ' " ^ i , Der Rest des Gedichtes v. 70 — 92 enthält eine derbe Zurechtweisung- des Serifs. — Was die Differenzpunkte zwischen Sunniten und Si'iten anbelangt, auf welche in dem eben mit- getheilten Textstück Bezug genommen wird, so ist das, was ei- in Betreff des 'Asürä- einerseits und des Gadirfestes anderer- seits sagt, aus dem in den obigen Abschnitten Angeführten genug klar. Es läuft darauf hinaus, dass er vom ersteren Alles, was irgendwie auf die Trauer um den Tod der beiden Sohne 'Ali's gedeutet werden könnte, bannen, am letzteren hingegen keine Spur von Festesfreude zeigen will : also der Standpunkt der eigentlichen Nawäsib, wie er von Ibn Hagar gekenn- zeichnet wird. Das tasnim al-kubür (v. 67) bedarf einiger Erörterung. Es handelt sich darum, ob das Grab oben glatt und ohne jede Erhöhung sein müsse, oder ob es gestattet, oder auch em- pfohlen ist, das Grab durch den Aufwurf von etwas Sand mit einem sanam, d. i. Höcker zu versehen. Die si'itische Praxis ist für das ajv Vi m* 'S odei- io«-wö. d. h. Plattmachen der Grabes- oberfläche, ebenso unter den Sunniten der säti'itische Ritus. In dem säfi'itischen Codex des Ansari^ lesen wir z. B. ^-r?.^ aL».AÄ*wö ^jo ^1. ( Ä„:^JaA«J. Ijvljo Ij-*-^ r^^''- Anders die übrigen Riten 5 der hauaütische Codex ^ empfiehlt das ,Höckerig- » Cod. 2 Cod. Jio 3 a 1 - M a n h n g- Bülak 1 285) p- t"r * Nur al-idäh (Bul. 1287) p. Ht" *Jo üüf. vaäJI *>LwO . > «"Z" L«Jt J^ Coramentar zum hanbalitischen Codex des Ta'älibi (Büläk 1291) Bd. I p. 1v .w*w« y^ öy ^*-^) »7^.^ 3 al-Navavi Bd. 11 p. \^^>f^ h_^ ^j JUUj ^jl ^^y^ ^-h) ^^ ^yci ^L>.vJ f»^Y^' u^)W ^^ (^ iÜLäi ^ Üj xJ'tXrs» J«-i*/> o.*4-vu JüJ *j' ^jMhi üyÄJii üJLäJ j./)Li ÜJ w^s^Lo L.gJÜ »AAfcÄj V/oLj f^XXAO s,Xj\ Beiträge zur LiteratuvgfBchicbte der Si'ä und der BiinDitiBclien Polemik. #52»^ entspricht (nicht so die Si'iten), Al-Nawawi, welcher den Standpunkt der vier orthodoxen Riten stets in bündiger Klar- heit darleg-t, und den wir zu diesem Behufe schon einigeraale citirt haben, sagt betreffs dieser Frage: ' «^j-iÄ^JI. -Lo^U ^^riy ^^^Ul JU- dL'cXT^ ^ü}l.M s>LkM 3 p^^UI^ (.Lc^M ^'c^ *Lc!^ff (^^ ^' ^S.J *^ J^^ ^-' ^^-s-; ^*Lo JU. io^-j4.l ^ Vers 65 ist auf zwei Diflferenzpunkte des si'itischen und sunnitischen rituellen Waschungsgesetzes Bezug genommen. Die Waschung des ganzen Fusses ist nach si'itischer Doctrin nicht nothwendig. Das ^jJi.-i>.\ ^a«aX ist eines derjenigen Differenz- punkte in der Rituslehre, welcher sehr viel Polemik zwischen den beiderseitigen Rituslehrern hervorgerufen hat. Nach sunni- tischem Ritus nämlich, welcher auf autenthische Traditions- sprüche zurückgeführt wird, - ist es erlaubt, während des '^y^y im Falle dass die Fusswaschung mit Schwierigkeiten verbunden wäre, z. B. auf der Reise (andere urgiren die Unmöglichkeit der Fusswaschung nicht und dehnen das Auskunftsmittel auch auf normale Fälle aus) ^ durch das Reinigen der Fussbekleidung zu ersetzen. Die Si'iten halten die Traditionssätze, auf welche sich die Erlaubniss des ^xÜI ^J^ ^s**^ stützt, für unecht und urgiren die obligate Fusswaschung. ^ Diese Geringfügigkeit ' Commentar zu Muslim Bd. II p. \"\' 2 al-Buchäri Kitäb al-wadu nr. 48 (ed. Krehl Bd. I p. «if). 3 Nach den säfi'itischen Lehrern ist das Jl«.^ dem ^m*X vorzuziehen, andere Lehrer stellen dem Jk»*»*^ das ^.j^äiil ^J>£. ^~«*-* unter allen Umständen glei^-h, noch andere geben dem Letztern den Vorzug vor dem normalmässigen Waschen. * al-Nawawi Bd. I p. ("^v J^ cU^i»!^'! ^ ao »XiJiJ ^ ^l^J^\ Sitzungsber. d. phü.-hil^t. Ol. LXXVIII. Bd. 111. Hft. 34 524 Goldziher. Beiträge z. Lireratvrgeschichte d. Si'ä u d. öunnitisehen Polemik. wurde dann ein Schibboleth der zwei Secten und manche Ha- nafiten gehen so weit, die Meinung- von der Unzulässigkeit des j^Aiii-l J<£. jP«v*x geradezu als Unglauben zu brandmarken. ^ Diese Frage ist eine der am weitesten ausgesponnenen des muhammedanischen Reinigungsgesetzes. Die Details haben an diesem Orte wenig Interesse für uns; wir hatten nur die Differenz zwischen den beiden Secten zu berühren. al-Birmäwi's Commentar zu dem säf. Codex (aLsLiJI) des Abu-1- Käsim al-Gazzi (ed. Bulak) p. ("a ^c-Ci^t ^A*S.Xd^ {JÖJt^ JU" Ji Nachträgliches. Zu S. 440. In der Bibliothek der India Office in London ist die si'itische Literatur stark vertreten, namentlich Werke von Kelini, Tabarsi und Ibn al Muttahir. Vergl. den (eben im Druck befindlichen) Katalog der arab. Hschr. dieser Bibliothek, in dessen Au.shängebogen mir ein Einblick durch den Verf. Hrn. Prof. Loth in Leipzig gestattet war. Es ist dort ersichtlich, dass Ibn al-Muttahir noch ein anderes theol. Werk im Auftrage Chudäbende's arbeitete. S. 454, Z. 11 zu lesen: SwJaä ?^s^' S. 461. Vergl. v. Kremer's Herrachende Ideen des Islams S. 391. Im Allgemeinen ist das Kapitel über den Si'ismus in diesem bahnbrechenden Werke nachzulesen, wo über die religiöse und politische Seite dieser Secte am geistvollsten abgehandelt ist. S. 462, Z. 6 st. sunnitischerseits 1. einerseits (der von der Gemein- schaft der Sunniten ebenso entschieden ausgeschlossen wird). s. 470, z. 16. Cod. t^-v^; ^yr^^-j- S. 482, Z. 24 st. . jöyiJf« könnte man .«wiJ|- emendiren. S. 502. Ueber die Toleranz der hanafit. ßichtung ist seit der Ein- sendung dieser Abhandlung in erschöpfender Weise gehandelt worden in v. Kremer's Cul turgeschichte des Orients (Wien 1875) Bd. I, S. 493 tf. S. 517 Anm. Die sunnitische Richtung wird auch noch genannt üliLUxil ^fv Agäni Bd. XI, p. (t^t^, 9, Bd. XV, ts, 9 v. u. J^ UjUjir. dliU ^j.J V*^ das. Bd. XIII, ("a, 2 *h5^J^ ,jU^ \J^.'^- Meyer. Probe der Mafoor'^clien Sprnche. 525 Probe der Mafoor'sdieii Sprache. Von Dr. Adolf Bernhard Meyer. Nachtrag zu der Abhandlung- ,Ueber die Mafoor'sche und einig-e andere Papüa-Sprachen auf Neu-Guinea' (Sitzber. der k. Akad. der Wissenschaften, phil. bist. Cl., Bd. LXXVII, S. 299—356). Auf S. 317 des Bandes 77 habe ich nui- eine kurze Probe der Mafoor'schen Sprache beibringen können, da ich, erst wenige Monate von Neu-Guinea zurückgekehrt, noch nicht wieder im Besitze aller jener Materialien war, welche ich an Ort und Stelle erhalten hatte. Unter denselben befinden sich verschiedene bereits seit einigen Jahren im Drucke erschienene kleinere Schriften, welche zu Missionszwecken in der Mafoor- schen Sprache abgefasst sind und welche mir von den noch auf Neu-Guinea thätigeu Missionären gütigst mitgetheilt wurden. Da diese Schriften jedoch noch nicht in die Hände von Sprachforschern gelangt sind, da wenigstens Nichts über die- selben in weitere Kreise gediungeu ist, so gebe ich zur Er- gänzung meiner Mittheilungen über die Mafoor'sche Sprache nachträglich einige Sprachproben aus denselben unter nament- licher Angabe der Quellen. Die wünschenswerthen sj)rachlichen Analysen anzufertigen, muss und kann ich l>illigerweise Sprach- forschern überlassen, welche sich mit der Grammatik der Mafoor'schen Sprache befassen werden. Selbstverständlich sind viele biblische Wörter der Uebersetzung ins Mafoor'sche aus dem Älalayischen, dem Arabischen und aus anderen Sprachen entnommen und gehören nicht der Papüa-Sprache an. Der 34* 526 Meyer. Grleichförmig-keit mit meinen früheren Ang-aben wegen verändere icli die in diesen Schriften gebrauchte holländische Schreibweise der Mafoor'schen Wörter in der Weise, dass diese so wie das Deutsche auszusprechen sind. I. jFaijasi rijo refo manseren allah bieda, kiawer kwaar ro woos woranda be woos noefoor ro J. G. Geissler, Pandita ro Mansinara, N. -Guinea. Bybelsche Geschiedenissen van F. L. Zahn. Vertaald in de papoesch-noefoor'sche Taal door J. G. G. u. s. w.^ (Utrecht, Kemink en Zoon, 1870. 8«. 269 S.) Der beigefügte deutsche Text stammt ans der Ausgabe von Zahn's , Biblischen Historien nach dem Kirchenjahre geordnet etc.' (Moers, Rheinische Schulbuchhandlung.) Beponeia kaku manseren Am Anfange schuf Gott allah ibedjadi nanggi ma dunja. Himmel und Erde. Und die Dunja ibeürba ma ibro beri, Erde war wüste und leer, und ma ifnurep koon ro bo i, ma es vv'ar finster auf der Tiefe, rur manseren allah bieda iriob und der Geist Gottes schwebte ro bo waareia. auf dem Wasser. 1. Maka manseren allah 1. Und Gott sprach: Es ikofein : bedjadi disna ! Ma werde Licht. Und es war Licht, disna is orne kwaar. Maka Und Gott sah, dass das Licht manseren allah imam disna, gut war. Da schied Gott das is orne bie beri; ma mause- Licht von der Finsterniss, und ren allah iberowaas disna reio nannte das Licht Tag, und die ifnurep; ma allah idap disna Finsterniss Nacht. Da ward aus isna, ma ifnurep idap rob. Abend und Morgen der erste Is orne rob osso ma isna osso Tag. kwaar; is orne ras beponeia. 2. Maka manseren allah 2. Und Gott sprach: Es ikofein : nerri bedjadi boreia werde eine Veste zwischen den osso faandu waareia; ma iri- Wassei'n. Und es geschah also, reia bedjadi kwaar; ma man- Und Gott nannte die Veste seren allah idap boreia orne Himmel. Da ward aus Abend nanggi. Is orne rob osso ma und Morgen der andere Tag. isna osso weer; ras be suru. Probe der Jrafoor'sclien Sprache. 527 3. Maka inanseren allali ikofein : waareia kom ro waber nanggi nerri befaandur moob osso munda, ma sapprob beis- jur; ma is orne irireia kwaar. Maka raanseren allali idap is- jur dunja, ma moobaia ro waar idap soren. Maka manseren allah ikofein: danja nerri beisur abris ma fanaan ma eiknamsi sibebon bon bie; ma irireia bedjadi kwaar; ras be kior. 4. Maka manseren allah ikofein: nerri bedjadi isna bori ro iiang-gi, irireia bero- waas isna ro rob^ orne bedjadi tanda ro waktu ro ras ro taun. Manseren allah ifrur isna beba di suru; disna beba faro disna; (is orne ori) disna nababa faro rob, is orne peik ma attaruasi kaku. Is orne rob osso, ma isna osso weer; ras be fiak. 5. Maka manseren allah ikofein: waareia nerri bedjadi ifo rumunsi sikenem ro waareia, ma manseren allah ibedjadi eiensi beba käim, ma maansi kaku. Manseren allah beber- katsi, ikofein: mgobedjadi na- böeier! Is orne rob osso, ma isna osso weer; ras be rim. 6. Maka allah ikofein: diiuja nei'ri bedjadi ifo ro rumunsi sikenem . rumunsi, rumun saanaweer ma rumun 3. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Oerter, dass man das Trockne sehe. Und es geschah also. Und Gott nannte das Trockne Erde, und die Sammlung des Wasser nannte er Meer. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut iiiid fi-uchtbare Bäume. Und es ge- schah also. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. 4. Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Veste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre. Und Gott machte zwei grosse Lichter, ein gross Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. 5. Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit lebendigen Thieren. Und Gott schuf grosse Walfische und allei-lei Thiere und gefiedertes Gevögel. Und Gott segnete sie, und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. 6. Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Thiere, Vieh, Gewürm und Thiere auf Erden. Und Gott 528 Meyer. siärbi ro dunja käirn. Maka manseren allah ikofein: Nerri kofrur snunkaku beri, raris rupa kobeda, imnis sjonto kobeda, sibeprenta eiensi ro soren, ma i*o maansi iwäber nanggi, ma ro rnmunsi, ma be pisiper dunja, ma be rumunsi saanaweer, saanaweer be bo dunja ini, Maka manseren allah ifrur snunkaku raris rupa bieda, riär rupa manseren allah bieda ifrursi; ifrur snun ma bien osso. Maka manseren allah ibeberkatsi , manseren allah ikofein faro su: mu bedjadi naboor, mu beifo dunja, mu- beprenta be eiensi ro mäsen, ma maasi ro nanggi, man faro rumunsi käirn. Maka allah im am nakam ifrur kwaar, wakmam, is orne bie beri käirn. Is orne rob osso ma isna osso weer; ras be onem. sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer, und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh, und über die ganze Erde, und über alles Gewürm das auf Erden kriechet. Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und er schuf sie, ein Männlein und ein Fräulein. Und Gott segnete sie, und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde, und machet sie euch unterthan, und herrschet über Fische im Meere, und über Vög^l unter dem Himmel und über alle Thiere. Und Gott sah an Alles, was er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. 7. Irireia manseren alhili ifrur nanggi ma dunja raa röisi kam ibro kwaar. Waktu manseren allah ras be fiek iirur ibro fararur bieda, ibe- djadi kwaar, imna rape ro ras be tiek. Maka manseren allah ibeberkat ras be fiek orne, ma idap i isreen, imbajo imna kwaar ro bo orne ro fararur bieda. 7. Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und also voll- endete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhete am sieben- ten Tage von allen seinen Werken. Und er segnete den siebenten Tag, und heiligte ihn, darum, dass er an dem- selben geruht hatte von allen seinen Werken. Probe der Mafoor'scheu Sprache. 529 IL „Is orne refo rijo Markus kiawer kwaar ro woois woranda be woos noefoor. Het Evangelie van Markus overgezet uit de Nederduitsche in de Papoesch-Noefoorsche Taal." (Utrecht. Kemink en Zoon, 1870. 80. 41 S.) Fatsal 1. 1. Is ornema beponeia ro bar bie reio Jesus Christus, rumgun allah. 2. Raris befaas kwaar ro (nabisi): irago mam, jawaan snunkaku nanggi jeda bepon awe, nerri ifrur iranis nejan beda faro awe. 3. Mgaren riar mgaren Capitel 1. 1. Dies ist der Anfang des Evaugelii von Jesu Christo, dem kSohn Gottes. 2. Als geschrieben stehet in den Propheten: Siehe, ich sende meinen Engel vor Dir her, der da bereite Deinen Weg vor Dir. 3. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Be- pandita isia ro sup bebä : mgotrur imnis nejan faro man- reitet den Weg des Herrn, seren, mgofrur imnis nejan machet seine Steige richtig, bieda ! 4. Johannes isia kwaar 4. .lohannes der war in ro sup bebä, ibuk mäsi, ma der AV^üste, taufete und pre- ibebar imäsi betobat reio maaf digte von der Taufe, der Busse, sassar käim. zur Vergebung der Sünde. 5. Maka besasiaar srama 5. Und es ging zu ihm faro i (kawassa) ro pisiper sup Jehudi, ma (kawassa) ro Jeru- zalem; ma sisma imäsi reio i rowaar Jordan, ma sibemengaku sassar sesi. 6. Bape Johannes ibepake hinaus das ganze jüdische Land und die von Jerusalem, und Hessen sich alle von ihm taufen im Jordan und beken- neten ihre Sünde. 6. Johannes aber war be- sansun reio kumseia onta, ma kleidet mit Kameelhaaren und ro wompeut ribeia sapi ro mit einem ledernen Gürtel um sijffersi, ma idaan assissi ma seine Lenden und ass Heu- waar gura reio niwersi ro schrecken und wilden Honig, supeia. 530 Meyer. 7. Maka ibefarkoor, iko- fein: Warpiir ro aja nerri irama snnnkaku osso ibepeuk weei- ro aja, be i jamnisba jakoon be sasoor faro i, ma jabaas abra robeso bieda. 8. Jabuk masi kwaar imgo ro wareia, bape nerri ibuk masi imgo ro rur Isreen. 9. Maka bedjadi kwaar ro raseia oreia beri, Jesus riama so (niennii) Nazareth ro (sup) Galilea^ ma isma imäsi reio Johannes ro waar Jordan. 10. Maka ornema ideek ro waar kwaar, imam nanggi bebaas, ma rur, raris nuian- djawa dadu ikoon i'o bo i. 11. Maka bedjadi mgaren ro nanggi: awe rumgun jeda, jaswaar nabä, be awe jaraari- sein beri. 12. Ma ornema rur ibesa- siaar i ro sup bebä. 13. Maka ikoon ro sup beba ras samfur di fiak, ma Bilis ibesjoba i; ikoon faandur rumun siarbi, ma suunkakusi ro nanggi sibuk sjoom faro i. 14. Maka bepur sifoor Johannes kwaar, Jesus rama be Galilea, i farkoor bar bie reio karadjaän allah bieda. 15. Ikofein : waktu imnis kwaar, ma karadjaän aUah 7. Und predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genügsam bin, dass ich mich vor ihm bücke, und die Riemen seiner Schuhe auflöse. 8. Ich taufe Euch mit Wasser, aber er wnrd Euch mit dem heiligen Geist taufen. 9. Und es begab sich zu derselben Zeit, dass Jesus aus Galiläa von Nazareth kam, und Hess sich taufen von Johannes im Jordan. 10. Und alsbald stieg er aus dem Wasser, und sähe, dass sich der Himmel aufthat, und den Geist gleichwie eine Taube, herabkommen auf ihn. 11. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. 12. Und bald trieb ihn der Geist in die Wüste. 13. Und war allda in der Wüste 40 Tage , und ward versucht von dem Satan, und war bei den Thieren und die Engel dieneten ihm. 14. Nachdem aber Johan- nes überantwortet ward, kam Jesus in Galiläa, und predigte das Evangelium vom Reiche Gottes. 15. Und sprach: Die Zeit ist erfüllet, und das Reich Probe der Mafooi'sehen Spraolie. 581 bieda befauam kwaar, mgobo- tobat, iria bepersja bc bar bie. IG. Maka inibran ro swaan soren Galilea, imam Simun nia Andreas, neikri bieda, si- saan pam ro waareia, su sisia tukang eien. 17 Maka Jesus ikofein faro si-: Mu joom aja, nerri jafrur img-o bedjadi tukang foor kawassa (reio refoeia). 18. Maka irireia siboor bur pam sesi, si so be Jesus. 19. Maka imbran kwaar knik ro orrua imam Jakobus, rumgun ro Zebedeus ma Jo- hannes, neikri bieda, su kein ro wei sifrur bie weer pam biesi; ornema idoor su. 20. Ma siboor bur Zebe- deus sikmasri ro wei orne ma kawassa, be sewa su so i. Gottes ist herbei Uoiihikmi. Tliut Busse, und glaubet an das Evangelium. 1 6. Da er aber an dem gali- läischen Meer ging, sah er Simon und Andreas, seinen Bruder, dass sie ihre Netze ins Meer warfen, denn sie waren Fischer. 17. Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mii- nach, ich will euch zu Menschentischern machen. 18. Alsobald verliessen sie ihre Netze, und folgeten ihm nach. 19. Und da er von daunen ein wenig fürbas ging, sähe er Jacobum, den SohnZebedäi, und Johannen!, seinen Bruder, dass sie die Netze im Schiff flickten; und bald rief er ihnen. 20. Und sie Hessen ihren Vater Zebedäum im Schiff mit den Taglöhnern, und folgeten ihm nach. u. s. w. III. „Psalmen en Gezangen in de Noefoorsche Taal." Uitgegeven door de Utrechtsche Zendings-Vereeniging. (Utrecht, Kemink en zoon, 1871. 8". 144 S.) Psalm G5 (in sehr freier Uebersetzung). Kunem ro sion, ju mauseren! Ein Psalm Davids zum dejek be au beri; be djadija kobeda keim kobaak be au beri. Awe womnaf nadi kobeda waktu inko nadi; Lied vorzusingen. Gott, man lobet Dich in der Stille zu Zion und dir be- zahlet man Gelübde. 532 Meyer. Probe i3er Mafoor'schen Sprache. be awe allali! kwassa keim srama, sira fadi. Sassar jenaja naboor beri < nabä ma napakkrik; ma pakkrik sassar Jena beri wabuk maaf, ma faspaar, S'ramat kwassa sibesra awe, wabedeek si amat, wafarkien si be mobeia sreen, ro rum beda s'ramat. Ro bie beda ro riimja beda •wafrur kenboor aja, ma ro harta ro moobja beda snerri i be ifo. Orrua awe buk fnir imnaf roja ro imkeik; bape kakuberi, ma bie orne wadaap fasna. lu allah mans'ren ! kiaar dunja kiaar ro sorenja, ibje bejaarja ma mobine ma moobja ro aja! awe wabuk frur iko beri reio peuk beda, awe wa'ouk tVur uejau Jena reio peuk beda. Rissen soren, ma reiok bieda, awe befa simna; farmunja bebä ro kawässa, Wabuk frur muk, imna kwassa sikam be sippei- dunja simam farur beda, ma simkaak napeuk bedaja, sibekunem awe. u. s. Dresd