a-^:« 1^-/.t ■mm- ■^0^ -J^ %:^ ^^^^.r ^ 'iT^*'^^^ .^^ |- -^.-..r '-rii% <^ ^ibrarg oi tlje Stuseitm ov COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COILEGE, CAMBRIDGE, MASS. Thegiftof d^nk cL^ ^«I^/ttJcXl^^;^ No, /31, \-<Ääx>_.^ö^JIIG ■ _, SITZUNGSBERICHTE DER n (vn ER WISSE iATHEMATISCH -NATORWISSENSCHAFTLICHK CLASSE, SIEBENUNDACHTZIGSTER BAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND S T A A T S D R U O K E R K 1 . IN COMMISSiON BEI CARL GEROLO'S SOHN, BUCHHÄNDLER D RR KAISERLIOHKN A KADRMTE DEK WISSENSCHAFTEN. 1888. SITZUNGSBERICHTE DEli rrin WEi m a DER KAISERLICHExN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, LXXXVIL BAID. I. ABTHEILM&, Jahrgang 18 83. — Heft I bis V. ^ fMit i8 Tafeln und 3 Hohschnitten.J WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND ST A AT S D RU CK E RE I. IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN, ß ü C H H A N I) L F. R DER K A I 8 E R L I C H K N AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1883. INHALT. Seite I. Sitzung vom 4. Jänner 1883: Übersicht 3 Wiesner, Über das Eindringen der Winterknospen kriechender Brombeersprosse in den Boden. [Preis: 12 kr. = 24 Pfg.J 7 Räthay u. Haas, Über Phallus impudicus (L.) und einige Co- prinus- Arten. [Preis : 25 kr. = 50 Pfg.] 18 II. Sitzung vom 11. Jänner 1883 : Übersicht 45 III. Sitzung vom 18. Jänner 1883 Übersicht 48 Haberlandt, Zui- physiologischen Anatomie der Milchröhren. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 80 kr. - 1 RMk. 60 Pfg.] ... 51 IV. Sitznng vom 1. Februar 1883: Übersicht 73 V. Sitzung vom 15. Februar 1883: Übersicht 76 V. Eitingshausen, Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora Austra- liens. [Preis: 10 kr. = 20 Pfg.] 80 Brauer, Zur näheren Kenntniss der Odonaten-Gattungen Orchi- themis, Lyriothemis und Agrionoptera. [Preis : 10 kr. = 20 Pfg.] 85 Brauer, Über die Stellung der Gattung Lobogastor Phil, im Systeme. [Preis: 5 kr. = 10 Pfg.] 92 Heinricher, Beiträge zur Pflanzenteratologie und Blüthenmor- phologie. (Mit 2 Tafeln und 3 Holzschnitten.) [Preis: 70 kr. = 1 ßMk. 40 Pfg.] 95 VI. Sitzung vom I.März 1883: Übersicht 137 Blaas, Beiträge zur Kenntniss natürlicher wasserhaltiger Doppelsulfate. (Mit 1 Tafel.) [Preis : 40 kr. = 80 Pfg.] 141 VII. Sitzung vom 8. März 1883 : Übersicht 164 Hochstetter, Sechster Bericht der prähistorischen Commission der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften über die Arbeiten im Jahre 1882. [Preis: 10 kr. = 20 Pfg.] ... 168 V. Eitingshausen, Beiträge zu Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. (Mit 6 Tafeln in Naturselbstdruck.) [Preis: 90 kr. = 1 RMk. 80 Pfg.) 175 VI Seite VIII. Sitzung vom 5. April] 883: Übersicht 197 Graber , Fimdamentalversuche über die Helligkeits- und Far- benempfiudlichkeit augenloser und geblendeter Thiere. [Preis: 30 kr. = 60 Pfg.] 201 Nalepa, Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 1 fl. 40 kr. = 2 RMk. 80 Pfg.j .... 237 Lukas, Arbeiten des pflanzen -physiologischen Institutes der k. k. deutschen Universität in Prag. — XI. Beiträge zur Kenntniss der absoluten Festigkeit von Pflanzen- gewebeu. II. Theil. [Preis: 25 kr. = 50 Pfg.) 303 IX. Sitzung vom 12. April 1883: Übersicht ..,...,., 328 Hussak , Über den Cordlerit in vulkanischen Auswürflingen. (Mit 2 Tafeln.) J Preis: 45 kr. = 90 Pfg.] 332 X. Sitzung vom 19. April 1883: Übersicht 361 XI. Sitzung vom 4. Mai 1883: Übersicht 367 Meissl u. Böcker y Über die Bestandtheile der Bohnen von Soja Ä/s;). Journal, the American chemical. Vol. IV. Nr. 4. October, 1882. Baltimore; 8^. — für praktische Chemie. 1882. Nr. 20. Leipzig, 1882; 8^ Kriegsmarine, k. k.: Kundmachungen für Seefahrer und hydrographische Nachrichten. Jahrgang 1882. Heft 7. Pola, 1882; 8«. Landbote, der steirische: Organ für Landwirthschaft und Landescultur. XV. Jahrgang. Nr. 15, 16, 18—24. Graz,. 1882; 40. Militär-Comite, k. k. technisches und administratives: Mit- theilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie- wesens, Jahrgang 1882. 10. und 11. Heft. Wien, 1882; S^. Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt, von Dr. A. Petermann. XXVIII. Band, 1882. XII. Gotha, 1882; 4^ Nature. Vol. XXVII. Nrs. 285—287. London, 1882; 8«. Reichs forst verein, österreichischer: Osterreichische Monat- Schrift für Forstwesen. XXXII. Band, Aprilheft, Juli — Augustheft, September — Octoberheft, November- und De- cemberheft. Wien, 1882; 8^. Soci6te philomatique deParis: Bulletin. 7^ serie. TomeVI. Nr. 4. 1881—82. Paris, 1822; 8^ — mathematique de France: Bulletin. Tome X, Nr. 6. Paris, 1882; 8«. Society the royal astronomical: Monthly notices. Vol. XLIII. Nr. 1. November 1882. London; 8^ — the royal geographical: Proceedings and Monthly Record of Geography. Vol. IV. Nr. 12. December, 1882. London; S^- Sydney, Department of Mines: Mineral Products of New South Wales. Sidney, 1882; 4\ Verein, entomologischer in Berlin: Berliner entomologische Zeitschrift. XXVI. Band, 2. Heft. Berlin, 1882; 8«. — für Landeskunde von Niederösterreich. Topographie von Niederösterreich. II. Band, 10. Heft. Wien, 1882; 4». Wiener Medizinische Wochenschrift. XXXII. Jahrgang. Nr. 49 bis 52. Wien, 1882; 4^ Wissenschaftlicher Club in Wien: Monatsblätter. IV. Jahr- gang. Nr. 3. Wien, 1882; 8^ über das Eindringen der Winterknospen kriecliender Bronabeersprosse in den Boden. Von dem w. M. Julius Wiesner, Im Spätsommer und Herbste des verflossenen Jahres habe ich an kriechenden Laubsprossen verschiedener Rubus- Arten eine sehr merkwürdige, so viel mir bekannt, noch nicht genauer beschriebene und auf ihre Ursache zurückgeführte Erscheinung beobachtet. Es wird nämlich die im Herbste gebildete Terminal- knospe sammt einem oft nicht unbeträchtlichen Stück des tragen- den Stengels in den Boden hinabgezogen. Die Knospe über- wintert in der Erde und setzt im nächsten Frühlinge den Spross fort. Solche kriechende Triebe sind oft mehrere Meter lang und entsprechend ihrem Alter an einer bestimmten Zahl von Punkten eingewurzelt; ein-, zwei-, dreijährige Triebe findet man am Ende der Vegetationsperiode an zwei, drei, beziehungsweise vier verschiedenen Punkten bewurzelt. * 1 Ich fand in der floristischen Literatur nur die kurze Angabe, dass die einjährigen , steril bleibenden Sprosse der Rubus-Arten mit kriechen- dem Stamme sich im Herbste mit ihren Enden in den Boden senken und einwurzeln. (S. z. B. Nachträge zur Flora von Niederösterreich von E. v. Haläczy und H. Braun. Wien 1882, p. 315.) Vgl. auch Focke, Synopssis Ruborum. 1877 p. 9. Röper sagt in der von ihm besorgten Übersetzung der Pflanzen- physiologie von De Candolle (Bd. II, p. 345, Anmerkung Nr. 1) „das Wurzeln der nichtblühenden einjährigen Brombeerzweige bietet sehr inter- essante Erscheinungen dar", ohne sonst noch etwas über dieses Phänomen zu bemerken. Nördlinger (Deutsche Forstbotanik, Bd. II, p. 122) erwähnt, dass die bogenförmig nach abwärts gekrümmten Stengel von Ruhus fruticosus L., wenn sie den Boden erreichen, gerne Wurzel schlagen. Herr Prof. V. K e r n e r theilte mir mit, dass ihm die Erscheinung des Eindringens der Winterknospen von Rubus in den Boden aus eigener Anschauung bekannt sei. 8 Wiesner. Obwohl ich diese Beobachtimg am Lande (zu Gaaden in N'iederösterreich) anstellte, wo mir keine Behelfe zu genaueren experimentellen Untersuchungen zu Gebote standen, so gelang es nur dennoch, nicht nur das Äussere der Erscheinung ziemlich genau aufzunehmen, sondern auch das Zustandekommen dieser gewiss merkwürdigen Erscheinung zu eruiren. Eine genaue Bestimmung der Rubus-Species, welche die Erscheinung darboten, wurde nicht vorgenommen, war vielleicht zur Zeit der Beobachtung, wo die Blüthen fehlten, meist auch Keine Früchte vorhanden waren und namentlich bei dem Umstand, dass gerade diese Gattung durch ausserordentliche Vielgestaltig- keit sich auszeichnet, nicht einmal durchführbar. Es scheinen mehrere Arten von Rubus das gleiche ange- deutete Verhalten zu zeigen, vielleicht alle Formen, welche auf Waldboden kriechende Äste bilden. ^ Die Stengel der diese Erscheinung darbietenden Brombeer- arten haben eine ruthenförmige Gestalt und liegen auf dem Boden bis auf das noch im Wachs thum befindliche Ende, welches etwas negativ geotropisch nach aufwärts gekrümmt ist. Dieses Erheben des Sprossendes kömmt der Pflanze zunächst dadurch zu Gute, dass der Schössling sich auf kürzestem Wege, nämlich geradlinig, weiter entwickeln kann, wenn nicht allzu grobe Hindernisse vorhanden sind, hindert aber auch eine früh- zeitige Bewurzelung. Kämen die im Frühling und Sommer ent- standenen Internodien mit dem Boden gleich nach ihrer Anlage m Berührung, so würden sie sich an der Unterseite bewurzeln, was schon ihre Längenentwicklung stark beeinträchtigen würde, Tittmanu (Flora 1819, Bd. II, p. 652 flf.) hat an Daucus Carola, (iHiinacn und. anderen Gewächsen mit rübenförmi^er Wurzel die wichtige ßool)achtung gemacht, dass nach der Keimung- die Cotylen sammt der dazwisclieu stehenden Knospe über der Erde stehen, die später sich ent- wickelnde Winterknospe aber im Boden verborgen liegt, indem, wie der Alltor sich ausdrückt (1. c. p. (554), die Wurzel „durch Einsaugen« tiefer in die Erde dringt uud den Stengel mit sich hinabzieht. Ich werde zeigen, dass das Eindringen derWiuterknosi)e von Rubusauf der g-lei«-hen l'rs;iclio, wie das Eiukrioclien des Stengels von Daucus, beruht. 1 Zweifellos beiindet sich darunter /^/d//*- dmneUinnn Weihe et Nees, nach einer Bestimmung, die Herr Prof. v. Kern er an trockenen, blüthen-. losen Exemplaren vorzunehmen die (Jute hatte. Über das Eindringen der Winterknospen etc. 9 da die assimilirte Substanz hauptsächlich zur Wurzelbildung vei- wendet werden möchte. Dass aber die zuletzterzeugten Internodien thatsächlich, wenn sie mit der Erde in Contact kommen, Adven- tivwurzeln treiben, wird sich gleich herausstellen. Wenn die Steng-elg'lieder ausgewachsen sind, kommen sie mit dem Boden in Berührung; zweifellos wirkt dabei die eigene Last und das Gewicht der Blätter, welche auf diesen Stengel- gliedern stehen, mit. Ob aber diese Belastungsverhältnisse die einzige Ursache der Abwärtsbewegung sind, will ich nicht, so wahrscheinlich mir dies auch vorkommt, behaupten. Da die Sprosse vieler Rubus-Arten stark zu Epinastie neigen, ihre nach oben convexe Krümmung vielleicht auch durch negativen Helio- tropismus begünstigt wird, so mögen vielleicht auch diese beiden Umstände bei der Geradstreckung der anfänglich etwas nach aufwärts gekrümmten Sprosse beitragen. Die Internodien kommen also spät, nachdem ihre Gewebe fast durchwegs in den Dauerzustand übergegangen sind, mit dem Boden in Berührung und bewurzeln sich in diesem Zustande nicht mehr. Anders verhalten sich aber die gegen das Ende der Vege- tationsperiode gebildeten Internodien. Die Wachsthumsfähigkeit desselben nimmt immer mehr und mehr ab, und damit geht Hand in Hand eine verminderte geotropische Krümmungsfähigkeit. ^ So kömmt es, dass die zuletzt gebildeten Internodien sammt der am Sprossende befindlichen Winterknospe dem Boden aufliegen. Die Winterknospe belastet das Zweigende mehr als die sofort die Vegetationsblätter erzeugende Endknospe, und wirkt einem etwaigen Aufstreben des Sprosses entgegen. In wie weit die Last der Endknospe einwirkt, um das Sprossende mit dem Boden in Berührung zu bringen, habe ich nicht untersucht. Der Einfluss scheint aber nur ein geringer zu sein. Der im Spätsommer oder Herbste gebildete Endtheil der kriechenden Rubus- Sprosse kömmt also aus den angeführten Ursachen alsbald mit der Erde in Contact, zu einer Zeit, wo die 1 S. Wiesner, Die heliotropischen Erscheinungen, IL Th., Denk- schriften der kais. Akad. d. Wissensch., Bd. 43 S. 31; ferner Wiesner Das Bewegnngsvermögen der Pflanzen, Wien 1881, S. 91. 10 Wiesner. Gewebe weit mehr zur Anlage von Adventivwurzeln geneigt sind, als im ausgebildeten Zustande. Nunmehr beginnt die Einwurzelung am Gipfel des Sprosses, welcher zu dieser Zeit bereits eine beträchtliche Länge, oft von mehr als einem Meter erreicht hat. Würde die Einwurzelung früher begonnen haben, so hätte der Spross, welcher im nächsten Jahre die Blüthentriebe hervorzubringen hat, solche beträchtliche Längen nicht erreichen können. Die Bewurzelung geht unmittelbar vom Grunde der Winter- knospe aus und setzt sich, so viel ich gesehen habe, von hier aus ziemlich regelmässig nach rückwärts fort. Die Wurzeln treten fast immer an den Rippen des Stammes hervor, also an jenen Stellen, welche den Gefässbündeln entsprechen, und es sind die Orte, welche die Basis der (verkümmerten) Blätter bezeichnen, als Aus- trittsstellen der Wurzeln bevorzugt. Die Mehrzahl der Wurzeln biklet sich an der Unterseite; später, wenn das Sprossende in den Boden hinabgezogen wird, entstehen auch an der Oberseite Wurzeln, welche aber gewöhnlich die Längen der unterseits ent- standenen nicht erreichen. In den Achseln jener verkümmerten Blätter, welche unterhalb der Winterknospe stehen, werden manchmal Knospen angelegt, die hin und wieder, wenn der betreffende Stengeltheil im Boden sich befindet, zu horizontal kriechenden Sprossen werden, die aber alsbald verkümmern. Die Adventiv wurzeln wachsen rasch in den Boden hinab, und wenn sie die Länge von einigen Centimetern erreicht haben, liegt die Winterknospe nicht mehr am Boden frei, sondern ist tief in denselben eingedrückt. Es entstehen dann auch aus den nach oben gewendeten Theilen der an die Winterknospe grenzenden Internodien Adventivwurzeln, die sich sofort geotropisch nach abwärts kehren und in den Boden eindringen. Bald hat sich ein starkes Wurzelsystem ausgebildet, welches nicht selten 20 — 30 Wurzeln an einer nur kurzen, selten mehr als einen Centimeter langen Strecke des Stengels aussendet, und das häufig 10 — 25 Centimeter tief in den Boden eindringt. Haben die Wurzeln diese Länge erreicht, so ist die Winter- knospe nicht mehr über dem Boden zu sehen, sie ist 0*5 — 2 Cen- timeter, manchmal noch tiefer in die Erde eingedrungen und hat über das Eindringen der Winterknospen etc. 1 1 das Stengelende niit sich fortgezogen, welches nun in flachem Bogen schief im Boden liegt und unter spitzem Winkel in den- selben eingedrungen zu sein scheint. Knospe und Stengelende entwickelten sich über dem Boden, also im, wenn auch schwachen, Lichte ; sie hatten in dieser Zeit eine grünliche Färbung angenommen. Unter die Erde gelangt, verschwindet das Chlorophyll; die Knospe und die angrenzenden Stengeltheile nehmen in ihrer Färbung den etiolirten Charakter an. Ich wende mich nun der Aufsuchung jener Momente zu, welche das Eindringen der Winterknospe und des Sprossendes in den Boden bedingen. Schon aus der gegebenen Beschreibung geht hervor, dass die Ansicht, der zufolge das Sprossende in den Boden eindringe und dann erst die Einwurzelung sich einstelle (vgl. die Anm. auf S. 7), nicht richtig sein könne. Diese Ansicht würde fordern, dass die Sprosse bei der Berührung mit dem Boden positiv geo- tropisch oder epinastisch werden, ein bisher noch gar nicht beobachteter Fall. An dieser Ansicht könnte aber schon desshalb nicht festgehalten w^erden, weil thatsächlich zuerst die Wurzeln angelegt werden und dann erst die Knospe und das darangren- zende Schösslingsende in den Boden hinabgezogen wird. Diese Wahrnehmung lässt schon von vornherein mit der grössten Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in der Entwicklungs- weise der Wurzeln oder in sonstigen Veränderungen, welche die Wurzeln im Boden erfahren, die Ursache des Einkriechens der Sprossenden zu finden sein werde. Nach den eingehenden Untersuchungen, welche H.deVries * über die Dimensionsänderungen der Wurzeln während und nach Beendigung des Längenwaciisthums anstellte, erscheint die An- nahme berechtigt, dass jede Wurzel nach beendigtem Längen- wachsthum sich verkürze. Indess liegen bezüglich der Verkürzung ausgewachsener Wurzeln doch noch nicht so viele Beobachtungen vor, als dass 1 Hugo deVries, Wachsthumsgeschichte des rothen Klees, in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern von Nathasius und Thiel, Bd. VI Berlin 1877), p. 893 ff.; Derselbe, Über die Contraction der Wurzeln, 1. c. Bd. IX (1880), p. 37. 12 W i e s n e r. man in jedem Falle, nämlich bei jeder Pflanzenavt diese Dimen- sionsänderung mit aller Bestimmtheit voraussetzen könnte. Ich habe desshalb mit ausgewachsenen Rubus- Wurzeln directe Versuche angestellt, indem ich die Pflanzen vorsichtig aus dem Boden hob, die Wurzeln durch Waschen sorgfältig von den Boden- bestandtheilen reinigte, entschieden ausgewachsene Partien der Wurzeln mit Tusche markirte und die Pflanzen in feiner Walderde weiter cultivirte. Die Versuche wurden zwischen dem 25. August und 1 2. September angestellt. Ich beobachtete in einzelnen Fällen keine Verkürzung, in anderen Fällen eine Verkürzung von 2 — 8 Procent; im Durchschnitte, wenn alle Beobachtungen berück- sichtigt werden, ergibt sich eine Längenverminderung von etwa 3 Proc. Dies Hesse auf eine nur geringe Verkürzung der ausge- wachsenen Wurzeln schliessen. Allein bei genauer Erwägung muss man doch eine grössere Contraction annehmen. Erstlich ist die Versuchsdauer eine kurze gewesen; bei längerer Dauer hätten sich wohl grössere Längendififerenzen ergeben. Zweitens konnte ich bei den einzelnen in den Versuch gezogenen Wurzeln nie wissen, wie weit die Contraction der ausgewachsenen Theile bereits gediehen war. Eine auf längere Zeiträume ausgedehnte, eine sehr grosse Zahl von Einzelnbeobachtungen umschliessende Versuchsreihe hätte präcisere Resultate ergeben. Jedenfalls darf aber angenommen werden, dass meine Versuche zu kleine Resul- tate ergaben, mithin die factischen Contractionen der ausgewach- senen Wurzeln mehr als drei Proc. betragen mussten. H. de Vries hat an TrifoUum pratctise bei 45 Tage anwährender Beobach- tung eine 10—25 Proc. betragende Verkürzung der ausgewach- senen Wurzeln constatirt. Um den Vorgang des durch die Wurzelcontraction vermit- telten Eindringens des Stammgipfels genauer beurtheilen zu können, ist es nothwendig, die Ursachen dieser Verkürzung ins Auge zu fassen. Die Mechanik der Wurzelcontraction ist von H. de Vries in der zweiten oben citirten Abhandlung in so eingehender und griiudliclior Weise dargelegt Avorden, dass es überflüssig erscheine, diesen (iegenstaud einer neuerlichen Prüfung zu unterziehen. Ich will desshalb meine Betrachtung sofort an die von dem genannten F'orscher ge^v()nnenen Resultate anschliessen. über das Eindringen der Winterknospen etc. 1 3 De Vries zeigte, dass die Wurzelcontractionen auf Turgor- änderungen beruhen. Es verhalten sich bei der durch Wasser- aufnahme bedingten Turgorvergrösserung die Theile der Wurzel verschieden. Während die noch im Wachsthum begriffene Wurzel- partie durch Turgorverstärkung verlängert wird, erfährt die ausgev^achsene Partie derselben bei Erhöhung des Turgors eine Verkürzung. Die äusserste Wurzelspitze, nämlich der nur aus Meristem- zellen bestehende Vegetationskegel, ist aus wohlbekannten Grün- den einer Turgorsteigerung nur in sehr geringem Grade fähig. Die darauffolgende Partie enthält die in Zellstreckung befind- lichen Zellen; hier erfolgt durch Turgorsteigerung Verlängerung. Die freilich nicht unmittelbar darauffolgende, bei einjährigen Wurzeln bis ans obere Ende reichende Wurzelstrecke verhält sich umgekehrt, sie verkürzt sich bei Zunahme des Turgors. Die erstgenannte Partie der Wurzel, die Wurzelspitze, ist von der Wurzelhaube umkleidet. Bezeichnen wir einstweilen der Kürze des Ausdruckes halber diese Partie mit 1, die beiden weiter nach oben folgenden charakterisirten Zonen mit 2 und 3. Die Partie 1 liegt eingeschoben im Boden und wird durch die wachsende Zone 2 während des Wachsthums vorwärts getrie- ben. Eine besondere Befestigung im Boden zeigen diese Zonen nicht, d. h. wenn von dem oberen Ende von 2, welches in 3 über- geht, einstw^eilen abgesehen wird. Der untere Theil der Zone 3 ist mit Wurzelhaaren besetzt, und ist mithin im Boden in beson- derer W^eise befestigt, da die Wurzelhaare bekanntlich, wie Sachs ^ zuerst genauer darlegte, mit den Erdtheilchen förmlich verwachsen sind. In dem oberen Theile der Zone 3 fehlen bereits die Wurzelhaare, diese Wurzelstrecke ist also nur gleich den Zonen 1 und 2 dem Boden eingefügt, nicht aber mit dem Boden durch besondere Organe v^erwachsen. Es ist nun ganz selbstverständlich, dass die genannten Wur- zelstrecken allmälig ineinander übergehen. Namentlich muss zwischen 2 und 3 eine Übergangsstrecke zu finden sein, eine Zone, in welcher die Fähigkeit der constituirenden Zellen, sich durch Turgor in die Länge zu strecken, abnimmt und schliesslich Experimentalphysiologie, p. 14 Wiesner. aufhört^ und eine angrenzende Strecke, in welcher die Zellen durch Turgor sich eben zu verkürzen beginnen. Wenn man will, kann man auch für den Zweck unserer Betrachtung annehmen, dass zwischen 2 und 3 eine bezüglich der Turgorwirkung neu- trale Zone liegt. Diese neutrale Zone ist mit Wurzelhaaren reich besetzt und wohl der vornehmlichste Träger derselben. Die Wur- zelhaare verbreiten sich aber wohl von hier aus bis zu einer bestimmten Strecke auch nach oben und unten, also nach 3 und 2. Noch sei bemerkt, dass die Strecken 1 und 2 im Vergleiche zu 3 nur klein sind; erstere haben eine Länge von wenigen Milli- metern, letzteren von mehreren bis vielen Centimetern; die Zone 3 constituirt das Gros des Wurzelkörpers. Tritt nun die Wurzelverkürzung ein, so wird von der Zone 3 ein Zug nach unten und oben ausgeübt. Die Strecken 1 und 2 werden von demselben nur wenig beeinflusst werden, da die Zone 2 sich dehnt, während 3 sich contrahirt. Die Befestigung in der neutralen Zone und dem unteren Theile von 3 durch die Wurzelhaare ist aber eine so feste, dass sich hier ein für die Grösse des Zuges unbesieglicher Widerstand ergibt. Das Vor- wärtsdringen der Wurzelspitze und der hinter ihr gelegenen wachsenden Wurzelzone erfährt also durch die Verkürzung der höher gelegenen Zone kein Hin de r- niss. Der Zug äussert sich, wie ja die Beobachtung lehrt, nach oben und bewirkt, dass die Winterknospe und der angren- zende Theil des Sprossendes in den Boden hinabgezogen wird. Es sei noch bemerkt, dass bei Rubus alle Adventiv wurzeln in nahezu gleichem Masse bei der Hinabziehung des oberen Spross- theiles betheiligt sind und dass die Seitenwurzeln, welche ver- hältnissmässig spärlich vorkommen und nur zart und klein sind, nur eine untergeordnete Rolle spielen dürften, wenn ihnen über- haupt eine Rolle zufällt. Es lässt sich wohl annehmen, dass auch die Seitenwurzeln sich, nachdem sie ausgewachsen sind, bei Turgorverstärkung verkürzen; bewiesen wurde dies bis jetzt noch nicht. De Vries hat seine Untersuchungen auf dieselben nicht ausgedehnt. Sollten auch sie eine merkliche Verkürzung im Laufe des Lebens erfahren, so würden sie in jenen Fällen, wo sie im oberen Theile der Wurzel reichlich auftreten und nach abwärts geneigt sind, die Hinabziehung oberirdischer Theile begünstigen. über das Eindringen der Winterknospen etc. lo Die im unteren Theile gelegenen würden gleichfalls unter der Voraussetzung, dass sie nach abwärts geneigt sind, freilich aus anderen Gründen, eine gleiche Rolle wie die Wurzelhaare spielen, nämlich zur Fixirung des Endes der (relativen) Hauptwurzel beitragen. Die Tiefe des Eindringens der Winterknospe hängt nicht nur von der Länge der Wurzel und dem Grade ihrer Verkürzung ab, sondern auch von der Consistenz des Mediums, in welchem die Wurzel sich befindet, also von der Bodenbeschaffenheit. Während im lockeren Waldboden die Knospe, so viel ich gesehen habe, beträchtlich, nämlich 2 Centimeter und mehr vordringt, konnte ich an einer an Feldern wachsenden Rubus-Art mit liegendem Stengel (wahrscheinlich die Form agrestis von Rubus caesius L.) ein Eindringen der Wurzel fast gar nicht wahrnehmen. Bei dieser Brombeer Art wurzelt sich nicht nur der Terminaltrieb, sondern alle seitlichen in demselben Jahre gebildeten Axillartriebe ein. Obgleich nun die Wurzeln an dieser Rubus-Art eine weitaus grössere Länge erreichen, als an den untersuchten Waldformen, konnte ich in keinem der beobachteten Fälle ein factisches Ein- dringen der Endknospe in den Boden constatiren, höchstens drückten sie sich in denselben ein. Ich beobachtete nicht selten, dass die Wurzeln dieser Art doppelt so lang wurden als die betreffenden Axillartriebe ; erstere beispielsweise bis 27, letztere bloss 13 Centimeter. Dass die Winterknospe dieser Rubus-Form nicht in den Boden gelangte, hat zweifellos seinen Grund in der dichten und zähen Beschaffenheit des Feldbodens, auf welchem dieselben wuchsen. Ich werde in dieser Ansicht um so mehr bestärkt, als ich auch hin und wieder an auf Waldboden kriechenden Brombeer-Schösslingen nur ein schwaches Eindringen der Winterknospe bemerkte; und immer standen solche Triebe auf zähem, lehmartigem Boden. Mit der Einwurzelung des Sprossendes der Ruhus-Arten geht eine andere Erscheinung Hand in Hand, es ist dies nämlich die Verdickung des oberen, sich einwurzelnden Stammtheiles. Betrach- tet man einen am terminalen Ende eingewurzelten Spross am Schlüsse der Vegetationsperiode, so sieht man, dass der Stamm von der Basis aus bis zu einem bestimmten Punkte, der normalen Entwicklungsweise entsprechend, an Dicke abnimmt; von hier 16 VViesner. an wächst der Querschnitt, um knapp unter der Winterknospe sein Maximum zu erreichen. Zur näheren Begründung des Sachverhaltes wähle ich aus meinen Aufzeichnungen folgende Daten. Ein niederliegender Jahrestrieb vonRubus dumetorum hatte eine Länge von 1-25 Meter. Vom Grunde aus verjüngte er sich ganz allmälig bis zu einem etwa 70—80 Centimeter entfernt gelegenen Punkte, von hier aus nahm die Dicke allmälig zu, um am terminalen Ende sein Maximum zu erreichen. Der kleinste Querschnitt betrug 2-5, der grösste (unterhalb der Winterknospe) 4-5 Millim. Die Strecke der auffällig stärkeren Verdickung betrug vom terminalen Ende aus gerechnet, etwa 15 Centim. Zwischen der inditlerenten Zone — so will ich der Kürze halber jenen Steugeltheil nennen, welcher die geringste Dicke aufwies — die also von dem termi- nalen Stammende 45 — 55 Centim. entfernt lag, bis zur Winter- knospe, befanden sich fünf gut ausgebildete Blätter. Die Erscheinung der Verdickung des terminalen Sprossendes erklärt sich in sehr einfacher Weise. Offenbar wird der am Vorderende bereits eingew^urzelte Spross von zwei Seiten her mit Bodennahrung versehen. Der Wasserstrom ist hier, wenn man sich die Axe vertical denkt, nicht ein aufsteigender, sondern bewegt sich in zwei entgegengesetzten Richtungen. Ein Strom geht in dem horizontal liegenden Sprosse von dem an der Basis des Sprosses gelegenen Wurzelsystem gegen die indifferente Zone zu, geht also nach vorn; ein zweiter von den am terminalen Ende gelegenen Wurzeln gegen die neutrale Zone zu, also nach rück- wärts. Es muss aber auch die assimilirte Nahrung, der sogenannte Rindenstrom, in zwei entgegengesetzen Richtungen seinen Weg nehmen, nämlich von der neutralen Zone nach vorn und nach rückwärts, sonst Hesse sich die an beiden Sprossenden stattfin- dende Verdickung des Stammes nicht erklären. Selbstverständlich meine ich, dass die Ableitung der plastischen Stoffe von den Blättern ausgeht, und nicht vom Stengel; dass also von jenen Blättern, welche zwischen dem Fuss des Sprosses und der Indif- ferenzzone liegen, die plastischen Stoffe nach rückwärts, und von jenen, welche zwischen der Indifferenzzone und dem eingewurzel- ten Sprossgipfel liegen, nach vorn geleitet werden. Dass der Wasserstrom in umgekehrter Richtung sich bewegen kann, ist über (las Eindringen der Winterknospen etc. 17 lange bekannt; die mitgetheilte Beobachtung lehrt aber weiter dass auch der Rindenstrom ohne Schwierigkeit eine im Vergleiche zur normalen umgekehrte Richtung nehmen kann. Ein anato- misches Hinderniss für die der normalen Bewegung entgegen- gesetzte existirt also auch bezüglich der Förderung der plasti- schen Stoffe nicht. Die Richtung der Bewegung ist physiologisch bestimmt, in unserem Falle durch die beiden am Fuss- und am Gipfelende befindlichen Wurzelsysteme. Ich bemerke noch, dass an Axillarsprossen, welche sich am Gipfel einwurzeln, die Dicke des Sprosses, so weit sich dies ermitteln lässt, continuirlich von der Ursprungsstelle des Zweiges bis zur eingewurzelten Spitze des Sprosses zunimmt. Die Resultate dieser kleinen Arbeit lauten: 1. Die Winterknospe der auf Waldboden vorkommenden Rubus- Arten mit kriechenden Stengeln werden sammt dem Spross- gipfel durch Verkürzung der vom Sprossgipfel ausgehenden Wurzeln in den Boden hinabgezogen. 2. Die Verkürzung der Wurzel findet, wie de Vries an anderen Pflanzen gezeigt hat, in der über der wachsenden Region befindlichen Zone statt, und beruht auf Turgorsteigung. Durch Turgorsteigung verlängert sich die wachsende Wurzelpartie. An der Grenze dieser beiden sich antagonistisch verhaltenden Wurzel- zonen stehen die Wurzelhaare, welche durch Verwachsung mit den Bodentheilchen die Wurzel in der Erde stark befestigen. Dies bewirkt, dass bei der Verkürzung der oberen Stengelzone die Wurzelspitze und die wachsende Region nicht emporgezogen oder verletzt werden kann. Der auf diese untere Partie durch die Verkürzung der oberen ausgeübte Zug wird dadurch abge- schwächt, dass unter denjenigen Verhältnissen, unter welchen die obere Wurzelpartie sich verkürzt, die untere (wachsende Region) sich dehnt. Der durch die Verkürzung hervorgerufene Zug äussert sich bloss in der Hinabziehung des Sprossgipfels in den Boden. 3. Der an seinem Gipfelende eingewurzelte Rubus - Spross verdickt sich auch an seinem oberen Ende, was nur durch üm- kehrung des Wasserstroms und durch eine — im Vergleiche zur normalen Richtung — entgegengesetzte Bewegung der plastischen Stoffe zu erklären ist. Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. LXXXVII. Bd. I. Abth 18 Über Phallus impudicus (L.) und einige Coprinus- Arten/ Yon E. Räthay und Dr. B. Haas. I. Anpassung der Fruclitträger des Phallus impudicus für den Insectenbesuch nebst einigen Bemerkungen über die Phalloideen.^ Der günstige Erfolg, den meine Beobachtungen bei den Spermogonien der Rostpilze hatten, indem es mir glückte, deren ^ Abschnitt I und II wurde von E. Rathay, Abschnitt III von Dr. B.Haas verfasst. Die Bestimmung der in dem I. Abschnitte genannten Dipteren dankt dessen Verfasser der besonderen Güte des rühmlichst bekannten Dipterologen Professor Josef Mik. 2 Hier sei bemerkt, dass die vorliegenden Mittheilungen über den Phallus impudicus für den Druck bereits fertig lagen, als mir, der um die Erforschung der Pilzflora Österreichs so verdiente Freiherr Felix v. Thümen aus seiner Privatbibliothek gütigst einige Aufsätze über die Phalhudeen lieh. Unter diesen befand sich einer „Correlation Between the Odor of the Phalloids and their Relative Frequency" betitelt und nur mit den Buchstaben TT^. R. G. unterzeichnet Dieser Aufsatz, welcher im Jahre 1880 inNew-York, und zwar in „Bulletin of the TorreyBotanicalClub, vol. VII", Seite 30—33 publicirt wurde, war mir im höchsten Grade interessant, weil in ihm, wenn auch nur unvoll- kommen, so doch die Anpassung der Phalloideen für den Insectenbesuch geschildert ist. Dass, nach dem Erscheinen dieses Aufsatzes, die Publicatiou des meiuigen noch berechtigt ist, ergibt sich^aus dem Vergleiche beider Aufsätze. Der wesentliche Inhalt jenes oben erwähnten Aufsatzes lässt sich übrigens wie folgt wiedergeben: Ist die Volva der Phalloideeufruchtträger durch den sich streckenden Stiel rPhallusJ, respective durch das sich ver- grössernde Receptaculum (ClathrusJ zersprengt worden, so ist damit der erste Schritt zur Ausstreuung der Sporen gethan. Diese selbst wird durch Insecten, und zwar hauptsächlich Aasfliegen, besorgt. Letztere werden nämlich, noch bevor die Sporenmasse von den Phalloidecnfruchtträgern abtropft, durch den ekelhaften Aasgeruch, welchen diese verbreiten. über Phallus impudicus (L.) und emlge, Coprinus- Arten. 19 vortreffliche Eiuriclitung- für den Insectenbesuch nachzuweisen \ ermunterte mich zu weiteren Forschungen in dieser Richtung und ist deren Frucht die folgende Abhandlung, in der ich ein Gleiches auch bezüglich der Fruchtträger des Phallus impudicus erw^eisen werde. Als Einleitung schicke ich einige Bemerkungen über den Bau^ dieser Fruchtträger und einige Angaben über den Phallus impudicus, wie sie sich in der älteren Literatur zerstreut A^orfinden, voraus. angelockt. Sie verschlucken dann die Sporenmasse und entleeren sie schliesslich an den verschiedensten Orten. Aus dem Umstände, dass die Fliegen nicht nur die Verbreiter der Phalloideensporeii, sondern auch die steten Begleiter des Menschen sind, erklärt sich die gut beobachtete Thatsache, dass die gewöhnlichen Stinkhornarten (Phallus impudicus, indusiatus etc.) am häufigsten in der Nähe menschlicher Wohnungen vor- kommen. An solchen Orten, wo es, wie in Wäldern, nur wenige Fliegen gibt, werden die Phalloideensporen oft durch andere Insecten, besonders Coleopteren, und zwar Aaskäfer (Silpha Noveboracensis), verbreitet. Ein Autor in „Science Gossip for Nov. 1879" erwähnt einen von ihm beobachteten Fall, in welchem die Glebamasse von dem Hute eines Stink- horns durch Ameiseuschwärme entfernt wurde. Es ist gewiss, dass die Glebamasse eine Substanz enthält, welche dem Geschmacke der fleisch- fressenden Insecten, die durch den Cadavergeruch angelockt werden, sehr angenehm ist. Die Phalloideen, welche den fauligsten Geruch besitzen, scheinen die gewöhnlichsten und verbreitetste n zu sein, während im Gegensatze zu ihnenjene, welche schwach rieche n(CijnophaUus caninus), seltenvorkommen. Bei einigen tropischen Geschlechtern der Phalloideen sind die Formen der Fruchtträger ausser- ordentlich zierlich und dies gilt besonders von dem Genus Ascroe. Da nun die Fruchtträger vieler Arten dieses Geschlechtes einerseits nur geringe Quantitäten der ekelhaft stinkenden Glebamasse produciren und ander- .seits eine überaus lebhafte Färbung und ausserordentlich zierliche Form besitzen, so hat es den Anschein, als ob bei den Ascroe- Aviexi die Weiter- verbreitung der Sporen weniger durch die grosse Menge der letzteren, als durch die Form und Farbe der Friichtträger begünstigt werde. 1 Emerich Räthay „Untersuchungen über die Spermogonien der Rostpüze" aus dem XLVL Bande der Denkschriften der mathematisch- naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. 2 Eine ausführliche Darstellung des Baues und der Entwicklung der Phallusfruchtträger findet sich einmal in deBanj's „Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze, I. Reihe", S. 55—74 und ferner in dessen .„Morphologie und Physiologie der Pilze, etc." S. 84 — 86. 2 * 20 Räthay u. Haas. Die Fruchtträger des Phallus impudiciis stellen, unmittelbar vor ihrer vollkommenen Entwicklung-, Körper dar, die mit grossen Hühnereiern sehr starke Ähnlichkeit besitzen. Ein solches Ei zeigt im Längschnitte folgende Theile: 1. Die Peridie, vrelche sich selbst wieder aus drei Schichten zusammensetzt, nämlich: a) aus einer äusseren ziemlich festen, weissen Haut, der Aussenwand; b) einer dieser anliegenden, dicken Schicht verschleimten Hyphengewebes,. der Gallertschicht; und c) einer inneren w eissen, festen Haut^ der Innenwan d. 2. Den sporenbildenden Apparat oder die Gleba,, welche nach aussen an die Innenwand der Peridie und nach, innen an den gleichzubeschreibenden Hut grenzt. Sie besteht aus^ vielen Kammern, in welchen sich die die Basidiensporen erzeugenden Hyphenäste befinden. 3. Den sogenannten Hut. Er stellt einen festen, dicken Kegelmantel dar, von dem nach aussen wabenähnlich verbundene Wände in die Gleba hineinragen. 4. Den Stiel, bestehend aus einem Gewebe, das zahlreiche Kammern bildet. Diese sind vorerst sehr enge, weil ihre Seiten- wände derart gebogen sind, dass sich ihre Horizontalwände fast berühren. Der Stiel hat einen axilen, zu einer Gallerte zerflossenen Gewebestrang und erscheint in Folge dessen von einem Canale durchzogen, welcher bei manchen Fruchtträgern oben offen, bei anderen wieder, und zwar durch die Innenwand der Peridie,. geschlossen ist. 5. Den sogenannten Kapf, in dessen festes Gewebe die Basis des Stieles eingesenkt erscheint. Er läuft nach oben und aussen in die Innenw^and der Peridie aus und es entspringt von ihm eine erweichende Gewebeschichte — Kegel genannt, welche zwischen dem Stiel und der inneren Haut der Gleba eingeschoben erscheint. Die Basis des Napfes geht in die Aussen- wand der Peridie über. Aus diesem Zustande, in welchem die Phallus Fruchtträger ihre Si)oren zur Reife bringen, treten sie in ihr letztes Ent- wicklungsstadium. Ihr Stier streckt sich plötzlich, durchreisst die dreischichtige Peridie und hebt über diese die Gleba weit empor, welche sich hiebei nach aussen von der Innenwand der über Phallus impndiciis (L.) und einige Coprinus-Xxtew.. 21 Peridie^ nach Unten von dem Napfe und nach Innen in Verbindung- mit dem Hute von dem Stiele loslöst, während sie nach Oben mit diesem in einer wenig- ausgedehnten Verbindung bleibt. Jetzt ver- wandelt sich auch die Sporenmasse der Glleba durch Zerfliessen ihrer Hyphen in einen schmutzig grünen, einen intensiven Aas- geruch verbreitenden, tropfbaren Schleim, welcher den Hutbedeckt. Die Streckung des Stieles erfolgt dadurch, dass sich die Kammern seines Gewebes mit Luft füllen, und sich in Folge dessen in der Richtung ihrer gefalteten Seitenwände durch deren Glättung erweitern. Das Licht ist hiebei ohne Einfluss, was ich dadurch coustatirte, dass ich von sehr entwickelten Phallus-Eievn, die ich am hellen Tag gesammelt hatte, einige unter Glasglocken, andere unter Metallstürzen hielt, und hier wie dort noch am selben Tage die Streckung einzelner Stiele beobachtete. Sie brauchte in einem genau beobachteten Falle, von ihrem Beginne bis zu ihrer Vollendung, etwas mehr als 10 Stunden, indem um 7 Uhr Morgens der sich streckende Stiel die Peridie durchrissen und um 5 Uhr 10 Minuten seine Streckung vollendet hatte. Die oben erwähnten Angaben der älteren Literatur über den Phallus im pu die US lassen sich in drei Kategorien bringen. Nach den Angaben der ersten Kategorie wird die zerflossene Glebamasse von Fliegen besucht. In diese Kategorie gehören die folgenden Angaben: Zuerst schrieb Jacob Christian Schäffer: „Ich setzte einige dieser Schwämme, des starken und ebendaher widrig werdenden Geruches wegen, vor das Fenster, und suchte sie durch dasselbe ^u beobachten. So wenig ich nun bishero vor dem Fenster Fliegen b emerket hatte; so häufig und recht schwarmweise fanden sie sich itzo, zu meiner anfäng- lich nicht geringen Verwunderung, auf einmal vor demselben ein. Sie fielen ganz hitzig und begierig über den schleimigen Hut des Schwammes her, über- deckten solchen ganz, und frassen den Schleim so geschwind und vollkommen ab, dass oft in Zeit von einer halben Stunde der ganze Hut völlig entblösset lind so schön weiss dastund, als wenn er auf das sauberste und reineste wäre abgewaschen worden. Und ich bekam auf diese Weise Fliegenarten zu 22 Riithay u. Haas. Gesichte, die ich noch nicht kannte, und mit derem einigen ich das Fliegenfach meiner Insectensamm- lung bereichern konnte." * Dann bemerkte R. K. Greville: So very offensive is the smell of this substance, (die zerflossene Glebamasse) that is seldom allowed to drop away according to the course of nature, but is gene" rally consumed in a few hours by flesh-flies." ^ Endlich gab Krombholz an: Die Fliegen lieben den Schleim (die zerflossene Glebamasse) und saugen ihn gierig, legen jedoch keine Eier in denselben, wie etwa in die Stapelien."^ Überdies lieferte derselbe Autor eine Abbildung von dem Phallus impudicns, auf welcher eine Fliege dargestellt ist, wie sie von der Glebaflüssigkeit nascht.* Nach den Angaben der zweiten Kategorie enthält die zerflossene Glebamasse Zucker. In diese Kategorie sind zu zählen die Angaben Bulliard's und Krombholz's. Ersterer fand, dass die Glebaflüssigkeit süss schmeckt, denn er sagt: „au centre du volva estfoiblement attache un pedicule fistuleux, cribleux, portant a son sommetun chapeau cellulaire charged'une substance t r es p u ante, glu ante et mielee...."^ und Letzterer (K r o m b h o 1 z) schrieb auf Grund der Analyse, welche sein College Professor Pleischel mit der zerflossenen Glebamasse ausgeführt hatte: „In der grünen betäubenden (als Dunst") Flüssigkeit ist bisher Schwamm Zucker aufgefunden."*^ Zur letzteren Angabe sei erwähnt, dass ihr eine von Braconnot voranging, in welcher dieser sagt, dass er im Phallus hnpudlcus Schwammzucker („Sucre de Champignons" = Mannit) fand. ^ 1 Jacob Christian Schaffe r, „Der Gichtschwamm mitgTÜiischleimigem Hute. 1760«, S. 13. '^ Robert K. Greville „Scottish, Cryptogamic Flora," Vol. IV, S. 213—214. •' J. V.Kroinbholz, „Naturg-etreiie Abbilduugen und Beschreibungen cl. essbureu, schädlichen und verdächtigen ►Schwämme", IIl. Hefti S. 18. I Krombholz a. o. u. 0. Tafel IH, Fig. 18. ^ liulliard, Champ. t. 182. ^' Krombholz a. o. a. 0. III. Heft, S. 10. 7 l^raconnot. Anual. de chimie, LXXX. ]). 291—292. über Phallus impudicus (L.) und einige Coprinus-AvtQii.. 22 Und nach der einen Angabe, welche die dritte Kategorie bildet, spielt höchst wahrscheinlich die Thierwelt bei der Verbreitung der Sporen des Phallus imimdicus, eine Eolle, wobei allerdings zu bemerken ist, dass sie nicht speciell über den Phallus impudicus, sondern über alle Phalloideen gemacht wird. Sie rührt von v. Schlechten dal her und lautet: . . . .„dann beginnt"(bei den Fruchtträgern der Phalloideen) das Hymenium und vielleicht auch die nahegelegenen Theile zu zerfli essen, um die Sporen mit der dabei entstehenden übelriechenden Flüssigkeit zur Aussaat zu bringen, was zum Theil auch dadurch zu geschehen scheint, das s die Thierwelt, indem sie diesen sporen- haltenden Saft oder die Pilze selbst verzehrt, für deren weitere Verbreitung Sorge trägt." ^ Die neuere Literatur erwähnt weder die eben citirten Angaben der älteren, noch weist sie ähnliche auf. De Bary erwähnt an keiner Stelle, dass die Fruchtträger des Phallus impudicus von Insecten besucht werden, und über dessen zerflossene Glebamasse äussert er sich nur wie folgt: „Wie oben erwähnt wurde, sind die Sporen einer in Wasser zer- fliessenden, aus den Membranen der Gleba ent- standenen Gallerte eingebettet, die sich mit der Reife vielleicht auch theilweise in gummiartige, in Wasser wirklich lösliche Stoffe umsetzt.^ Nach diesen kurzen Vorbemerkungen gehe ich zum eigent- lichen Gegenstande dieser Abhandlung über, nämlich, dass die Fruchtträger des Phallus impudicus für den Insectenbesuch ein- gerichtet sind. Um dies zu zeigen ist zweierlei nachzuweisen: 1. dass sie die Mittel zur Anlockung von Insecten besitzen und 2. dass sie auch thatsächlich von Insecten besucht werden. I. Die Fruchtträger des Phallus impudicus besitzen die Mittel zur Anlockung von Insecten. 1 v. Schlechtendal „Eine neue Phalloidee, nebst Bemerkungen ü. d. ganze Familie derselben'^ Linnaea, 31. Bd. S. 115. 2 De Bary „Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze. I. Reihe", S. 73. 24 Rät h ay u. Haas. J. Einen intensiven Gern eh. Alle Autoren stimmen darin überein, dass die zerflossene Glebamasse des PhaUufi impudicus einen durchdringenden Aasgeruch verbreitet. Wie stark dieser ist, geht aus den Angaben Schäffer's und Kromb" holz's hervor. Ersterer sagt: „Die Schwammweiberund der Bauersmann in hiesigen Gegenden pflegen ihm (dem Phallus impudicus) ebenso vermöge seines starken Geruches nachzugehen und ihn aufzusuchen, wie die Trüffelhunde die Trüffeln aufspüren" * und letzterer: „Dieses zerfliessende Fruch tlager (die Gleba des Phallus impudicus) verbreitet einen etwas sUsslichen, betäuben- den Geruch, der äusserst widerlich ist und den man oft in einer Entfernung von 100 und mehr Schritten wahr- nimmt."^ Ich selbst beobachtete den leichenartigen Geruch, den die Glebaflüssigkeit des Phallus impudicus entwickelt, schon aus einer Entfernung von 15 Schritten und die Aufstellung eines ein- zigen Phallusfruchtträgers in meiner Wohnung genügte, um vier Räume derselben mit einem intensiven Cadavergeruch zu erfüllen. Jedenfalls ist es der starke Aasgeruch, welcher die Aufmerk- samkeit zuerst und noch bevor die Phallusfruchtträger in Sehweite sind, auf sie lenkt und so, wie ich hier schon bemerke, den Aas- fliegen die Auffindung der häufig in Gebüschen und Wäldern verborgenen Phallusfruchtträger sehr erleichtert. ^ B. Eine auffallende Grösse, Form und Farbe. Ist man, durch den Geruch der Glebaflüssigkeit geführt, einmal in die Nähe der Phallusfruchtträger gelangt, so fallen diese eben- sowohl durch ihre ziemlich ansehnliche Grösse und eigenthüm- liche Form, als auch ganz besonders dadurch auf, dass ihre Stiele im Gegensatze zu dem dunkelfarbigen oder grünbemoosteu Boden, aus welchem sie hervorbrechen, eine schneeweisse Farbe besitzen, von der sich die Gleba durch ihr Schnnitziga'rün, also 1 Sc hü ff er a. o. a. 0. S. 2. - Krombholz a. o. a. 0. S. IS. 3 v. Schlechten dal gibt über das Vorkommen des Phallus impudicus an: „Es wächst dieser jPilz in lichten und dunklen Wäldern, auf ofteuen Halden und begrasten Dünen, au Hecken und in Gärten, also unter sehr verschiedenen Verhältnissen, aber wie es scheint, lieber in sandigen Bodenarten." Linnaea 31. Bd. S. 13G. über Phallus impiidicus (L.) und einige Copr Inus-Avie^xi. 25 durch eine sogenannte Ekelfarbe, welche sich nach H. Müller zur Anlockung von Fliegen besonders eignet, ^ auffallend abhebt. C. Eine vorzügliche Lockspeise, welche auf den Phallushüten in sehr zweckmässiger Weise, wenigstens theilweise, für die Insecten, aufbewahrt wird. Sie ist die zerflossene Gleba- masse des Phallus Impudicus, die sich bekanntlich aus einer farblosen Flüssigkeit und unzähligen, ungefähr nur 0-03 Mm. langen, einzeln blassgelblichen, in Masse schmutziggrünen Zell- chen, den Phallussporen zusammensetzt. Letztere zeigen, wie de Bary mittheilte, die Brown'sche Molekularbewegung und enthalten als plasmareiche Zellchen jedenfalls beträchtliche Quantitäten von Eiweisssubstanzen, also von stickstoffhaltigen Nahrungsmitteln. Die Flüssigkeit, in der sie eingebettet liegen, ist dagegen so zuckerreich, dass sie deutlich süss schmeckt, ansehnliche Quantitäten der Fehling'schen Lösung reducirt und daher gleichfalls ein vorzügliches, und zwar an stickstofffreier Substanz reiches, Nahrungsmittel darstellt. Im Ganzen genommen bietet die zerflossene Glebamasse des Phallus impudicus den Insecten, sowohl nach Form als Zusammensetzung, eine ähnliche Nahrung, wie die Pollenmasse und der Nectar vieler Phanero- g-amenblüthen, wie die sporenreiche Sphacelia-Flüssigkeit des Mütterkornpilzes und der entleerte Spermogonieninhalt der Rost- pilze, ^ nämlich sehr kleine eiweissreiche Zellchen und eine zuckerhaltige Flüssigkeit. Darüber, dass die zerflossene Glebamasse des Phallus impu- dicus in der That eine vortreffliche Lockspeise für Insecten ist, kann nach dem Vorstehenden kein Zweifel bestehen, und es erübrigt daher nur mehr zu erörtern, wie sie als solche den Insecten, wenigstens theilweise, auf den Phallushüten aufbewahrt wird. Offenbar würde die Glebaflüssigkeit des Phallus impudicus^ von dessen sehr abschüssigen Hüten, bei trockenem Wetter bald vollständig abtropfen und bei nassem von dem Regenwasser noch früher abgewaschen werden, wenn die Phallushüte, zur Ver- hütung dessen, nicht mit einer besonderen Vorrichtung aus- gestattet wären. Diese besteht aus den auf ihnen vorhandenen 1 Encj^klopaedie der Naturwissenschaften, Handbuch der Botanik. 1. Lfrng. S. 69. - Räthay, a. a. 0. 26 R ä t h ;i y u. Haas. und unter einander wabenälmlich verbundenen Wänden^ welche der Glebaflüssigkeit einerseits zablreicbe Haftpunkte bieten und sie anderseits gegen die Wucht der auffallenden Eegentropfen zum Tlieile schützen. Wie gut diese Wände den beiden eben angegebenen Zwecken dienen, geht daraus hervor, dass man die Phallusfruchtträger tagelang unter einer Glasglocke halten kann, ohne dass die Glebaflüssigkeit von ihren Hüten vollständig abtropft, und dass sie sich von diesen mit dem Wasserstrahle einer Spritz- flasche lange nicht vollständig abwaschen lässt, wenn man den letzteren von oben her, also in der Richtung auf die Phallushüte dirigirt, in welcher diese von den Regentropfen getroffen werden. Ich erwähnte oben, dass die Glebaflüssigkeit des Phallus impudicns so viel Zucker enthält, dass sie süss schmeckt und beträchtliche Quantitäten der Fe hl Inguschen Lösung reducirt. Hier muss ich nun hinzufügen, dass sie Letzteres nicht nur in der Wärme, sondern auch in der Kälte thut, was auf die Gegenwart einer Glucose-Art in ihr hindeutet. Damit steht übrigens nicht im Widerspruche, dass ich in der Glebaflüssigkeit des Phallus das Vorhandensein eines gährungsfähigen Zuckers, und zwar durch die folgenden zwei Versuche, nachwies : Versuch 1. Am 6. October wurde ein eben reifer und mit Glebaflüssigkeit überdeckter Hut des Phallus impudicns in ungefähr 25 Cc. destillirten Wassers gewaschen. In 20 Cc. des so erhaltenen Waschwassers und in gleich viel destillirtes Wasser wurde je 1 Grm. Hefe eingetragen. Dann wurden beide Flüssig- keiten an einen warmen Ort gebracht und dasselbst stehen gelassen, wobei in dem Waschwasser sehr bald Gasentwicklung eintrat. Da diese sehr lebhaft war und ausserdem in dem mit Hefe versetzten destillirten Wasser unterblieb, so konnte sie wohl nicht in einer Selbstgährung der Hefe, sondern nur in einer Gährung des Waschwassers begründet sein. Dass jene auf Kosten von Zucker stattfand, geht daraus hervor, dass mit ihrem Ende, welches am vierten Tage nach Heginn des in Rede stehenden Versuches eintrat, der reducirende Zucker aus dem Waschwasser verschwunden war. Versuch 2. Dieser wurde, gleich dem vorigen Versuche, mit dem Waschwasser eines entwickelten Phallushutes vor- genommen. Dasselbe wurde, wegen seiner für die alkoholische über Phallus impuchcus (L.) und einige Coprinus -Ai-teu. 27 Gährung ungünstigen neutralen Reaction, mit etwas Weinsäure schwach angesäuert, mit einigen Zellen des Sacchai^omyces cet^evis Ute versetzt und in einen kleinen Glaskolben gefüllt. Die Öffnung des letzteren wurde mit einem, zur Aufnahme eines kleinen Kugelapparates durchbohrten, Pfropfe verstopft. In den Kugelapparat selbst wurde etwas Wasser als Sperrflüssigkeit gebracht. Dann wurde das Ganze an einen warmen Ort gestellt, wo das Waschw^asser bald in lebhafte Gährung überging, wie die Entwicklung zahlreicher Gasblasen aus ihm lehrte. Als am dritten Tage nach Beginn des Versuches das gährende Waschwasser unter dem Mikroskope untersucht wurde, enthielt jeder Tropfen desselben nicht nur einzelne Zellen und Zellenpaare des Saccha- romyces cerevisiaey sondern auch 4 — özellige Sprossverbände desselben, zum deutlichen Beweise, dass das zuckerhaltige Waschw^asser in alkoholische Gährung übergegangen war, und dass es einen entweder direct oder doch indirect gährungs- fähigen Zucker enthielt. Das Vorkommen des Zuckers in der Glebaflüssigkeit des Phallus impudicus lässt dreierlei Erklärungen zu ; nämlich : 1. dass der Zucker aus der Gleba selbst herrührt, indem er entweder in dieser vor ihrer Auflösung, und zwar im Inhalte der Zellen vorkam, oder bei der Verflüssigung der Gleba auf deren Zellhäuten entstand; 2. dass er während der Verflüssigung der Gleba aus dem Phallushute ausgeschieden wurde und 3. dass er theils aus der Gleba herstammt, theils aus dem Hute in ihre zerflossene Masse secernirt wurde. Welche Erklärung die richtige ist, vermochte ich bisher nicht zu entscheiden, indem ich zu den hiefür nothwendigen Untersuchungen im October, also zu Ende der Phallusvegetation, weder die genügende Zeit, noch das hinreichende Materiale fand. Eines erkannte ich aber, dass der Hut des Phallus hnpucHcns, nach vollständiger Entfernung des auf ihm befindlichen Gleba- schleimes, sich bald wieder mit einer zuckerhaltigen Flüssigkeit bedeckt, indem ich beobachtete, dass von mehreren alten Fruchtträgern des Phallus impudicus die Hüte, welche bereits seit mehreren Tagen ihrer Glebaflüssigkeit durch Fliegen beraubt worden waren, noch immer eine feuchte und süsse Oberfläche 28 Räthay u. Haas. besasseii und auch noch von Fliegen besucht wurden. Später erwies ich obige Thatsache durch folgenden Versuch: Am 3. October Abends entfernte ich von einem eben reifen Frucht- träger des Phallus hnpudicus erst die Peridie, dann die flüssige Glebamasse, und zwar letztere mit einer Spritzflasche, deren Strahl ich von den verschiedensten Seiten her gegen den Hut des Phallusfruchtträgers einwirken liess. Dann wurde der Phallus- fruchtträger so lange in einer grossen und öfter erneuerten Wassermenge gewaschen, bis er um ^/\ auf 7 Uhr Abends, als ich ihn für einen Augenblick in destillirtes Wasser tauchte, an dieses keine die Fehling'sche Lösung reducirende Substanz mehr abgab. Hierauf wurde er bis V4 ^uf 10 Uhr Abends unter einer Glasglocke gehalten, und dann abermals, aber nur mit seinem Hute, für einen Augenblick, in wenig destillirtes Wasser eingetaucht, wobei dieses von ihm, wie mit Hülfe der Fehl in g'- schen Lösung nachgewiesen wurde, eine nicht unbeträchtliche Quantität von Zucker aufnahm. Der Phallushut hatte sich somit, nach der mit ihm vorgenommenen gründlichen Waschung, mit einer zuckerhaltigen Flüssigkeit bedeckt, und das Gleiche that er nach einer Waschung, welcher er am 4. October früh unterzogen wurde. Als er aber an diesem Tage nochmals gewaschen wurde, blieb seine Oberfläche zuckerfrei. Bei dem vorstehenden Versuche constatirte ich nebenbei, dass der Phallushut sich im zerstreuten Lichte mit einer zucker- haltigen Flüssigkeit überdeckt ; dass letzteres aber auch in voll- kommener Dunkelheit geschieht, erwies ich durch einen eigenen, dem eben mitgetheilten, ähnlichen Versuch, bei welchem der Phallusfruchtträger nach jeder Waschung unter einen Metall- sturz gebracht wurde. Lidem ich nun, nach den beiden eben dargelegten Versuchen, noch die Thatsache constatirte, dass die Gleba der Phallus- fruchtträger bereits vor der Streckung der Stiele und noch vor ihrer vollständigen Verflüssigung Zucker enthält, so gevdnnt es den Anschein, dass nicht der ganze, in der Glebaflüssigkeit ent- haltene, Zucker aus dem Phallushute herrührt, sondern dass ein beträchtlicher Theil des Glebazuckers aus der Gleba selbst stammt, und dass daher höchst wahrscheinlich die 3. der oben mitgetheilten drei Erklärungen die richtige ist. über Phallus impudicua (L ) imd einige Coprhuis-XYtexi. 29 Übrigens ist es gewiss, class die Fruchtträger des Phallus impudicus sowohl vor; als nach der Streckimg ihrer Stiele, nicht allein in ihrer Gleba, respective ihrer Glebaflüssigkeit, sondern auch in einigen anderen Theilen, nämlich in ihrem Hute und Stiele und in der Galiertschichte ihrer Peridie, eine die Fehling'- sche Lösung reducirende Zuckerart enthalten. Ich constatirte dies in zweifacher Weise, nämlich einmal, indem ich Schnitte aus den verschiedenen Theilen der Phallusfruchtträger erst in Kupfer- vitriollösung und dann in eine kochende Lösung von Kalium- tartrat einlegte, und den Erfolg der so angestellten Fehling'- schen Probe beobachtete, und zweitens dadurch, dass ich die verschiedenen Theile der Phallusfruchtträger von einander separirte, einzeln in einem Mörser zerrieb und mit Wasser extrahirte und von jedem der so erhaltenen Extracte, die eine Hälfte in der Kälte, die andere dagegen in der Wärme mit der Fehling'schen Lösung behandelte. Durch die nach der letzteren Methode ausgeführten Versuche überzeugte ich mich überdies, dass der in allen zuckerhaltigen Phallusgeweben vorkommende Zucker, ebenso wie jener in der Glebaflüssigeit, dieFehling'- sche Lösung nicht nur in der Wärme, sondern auch in der Kälte reducirt. n. Die Fruchtträger des Phallus impudicus werden thatsächlich von Insecten besucht. Ich fand heuer den Phallus impndicns überhaupt zum ersten Male und leider erst spät, nämlich Anfangs October, also in einer Zeit, in welcher das Insectenleben kein sehr reges mehr ist. Dessenungeachtet traf ich, besonders bei heiterer Witterung, auf seinen Fruchtträgern viele Fliegen, oft 6—8 auf einem einzigen Fruchtträger, gierig von der Glebaflüssigkeit naschend. Scheuchte ich die Fliegen von den Fruchtträgern auf, so dauerte es nicht sehr lange, bis sie sich auf ihnen neuerdings sammelten. Überhaupt herrschte auf den reifen Fruchtträgern des Phallus impudicus und in deren un- mittelbarer Nähe ein so lebhaftes Treiben der Fliegen, wie ich es in grösserer Entfernung um sie nicht wahrnahm. Entfernte ich die sämmtlichen reifen Fruchtträger des Phallus impudicus aus dem kleinen noch sehr jungen, sonnigen Buchenwäldchen, wo ich den Phallus vorfand, so wurde es an ihren Standorten so fliegen- leer, wie in den übrigen Theilen des Wäldchens. Dagegen 30 Räthay u. Haas. beobaclitete ich, dass ein sonniger und offener Fensterraiim meiner Wohnung sich sehr bald mit Fliegen bevölkerte, als ich in ihn einige reife Fruchtträger des Phallus brachte, und dass sich auf ihren Hüten die Fliegen zum Schmause der Glebafliissigkeit einfanden. Diese wurde übrigens auch dann von ihnen aufgesucht, als ich sie auf weisses Papier aufstrich und dasselbe an einem sonnigen Orte ausbreitete. Von welchen Fliegenarten die zerflossene Glebamasse des Pludhifi iynpudicuSj in der 1. Hälfte des Octobers, theils im Freien, theils in einem offenen Fensterraume besucht wurde, zeigt die folgende Tabelle. Sie enthält in der ersten Rubrik die Namen der Phallusbesucher, in der zweiten die Zahl der Individuen, welche ich von ihnen einsammelte und die Angabe, ob ich sie im Walde ( W), oder im offenen Fensterraume (F) einiieng, in der dritten Rubrik die Bezeichnung verschiedener zuckerhaltiger Substanzen, welche von den Phallusbesuchern ebenfalls auf- gesucht werden und in der vierten Rubrik verschiedene Bemer- kungen über diese Besucher. Die Tabelle lässt dreierlei erkennen, nämlich 1. dass die von mir als Phallusbesucher eingesammelten Fliegen ausnahmslos in die Familie der Museiden gehören, 2. dass sie grösstentheils solche Arten repräsentiren, die mau auf Aas und Excrementen, aber auch auf verschiedenen zuckerhaltigen Substanzen findet und 3. dass sie relativ nur wenigen Arten angehören. Zu dem letzten Punkte ist jedoch zu bemerken, dass nach der iMeinung des Professors Josef Mik die Artenzahl der Phallusbesucher sich als viel grösser herausstellen dürfte, wenn die Einsamndung nicht nur im October, sondern auch im August und September, in welchen beiden Monaten ja der Phallus impudieus bereits zu finden sein soll, vorgenommen würde. ^ Dass die Fruchtträger des Phallus hupudlcus hauptsächlich von Aasfliegen besucht werden, erklärt sich in höchst einfacher 1 Herrmann Müller, welcher den Phallus impudieus seit einer lleilie von Jahren in einem kleinen Tannenwalde bei Lippstadt beobachtete, theilte mir güti.j^st mit, dass er die folg-enden Besucher dieses Pilzes notirte: „Sar cophaga, Lucilia cornicina und andere Arten, Callipiiora V 0 ra i t o r i a , 0 n e s i a , C y n o m y i a m o r t u o r u m , 8 c a t o p h a g a s t e r- coraria, liitaria und zahlreiche andere Museiden. II g =- ~. s s=\ 1-13= 1 l.l| im + i + =1' 'S ^ I. 5- r: ^ I: -: 1 i' a J A & 25 l" s.l"^ fi" §--1"^ ' ■^'^-^■« C.S äs- S-TäSgä 'K^ im; l5 is i g«! i als I ||s 1 1 •I ?ri llllti ^^ I "ll-gä^K I 2 1 I I&» 5 1 über Phallus impudicus (L.j und einige Coprinus-AxtQXi. 31 Weise aus dem Aasgeruch, welchen sie verbreiten, und in welchem sie einen ähnlichen Fall von Mimicrie, wie die nach Aas riechen- den Blumen der Stapelien ^ zeigen. Noch sei hier erwähnt, dass kleine Ameisen, welche ich häufig' auf dem Waldboden traf, aus dem die Phallusfruchtträger hervorbrachen, sich um diese durchaus nicht kümmerten. Der Umstand, dass der Phallus impndlcus der Repräsentant einer Gruppe sehr nahe verwandter Pilze, nämlich der Phalloideen ist, legt die Vermuthung nahe, dass nicht allein er, sondern höchst wahrscheinlich auch die übrigen Phalloideen für den Insecten- besuch angepasst sind. Diese Vermuthung miiss aber fast zur Überzeugung werden, wenn man die auf diese Pilze bezügliche Literatur überblickt, indem aus dieser deutlich hervorgeht: 1. dass bereits bei einigen Phalloideen (Phallus catu'nus Huds., Simblum sphaerocephalum Seh 1dl., Foetidaria cocchiea Aug. St. Hil.^) der Insectenbesuch constatirt wurde, 2. dass sie sich alle durch eine höchst auffallende äussere Erscheinung aus- zeichnen und 3. dass bei den meisten von ihnen [Phallus indu- siatus V e n t., PL daemonum R u m p h., Ph. subumdatus M o n t a g n e , Ph. dnplicafus Bosc, Ph. losmos Berk., Ph. campanulafus Berk., Ph. ruhicundus Bosc, Ph. curtus Berk., Simblum periphrag- moides Klotzsch., S. sphaerocephalmn Schi dl., Foetidaria cocdnea Aug. St. Hil., Laternea eolumnata Bosc, Clathrus canceUatus L., Lysurus Mokusin Fries., Aseroß Calathiscus Schldl., ^ Coiynites eleffans Montagne, Calathiscus sepia Montagne.*, Kalchbrennera Tuckii {K. et M. — 0.) Berkl. K. corallocephala (Welw. et. Gurr.) K. ^] der Schleim zu dem ihre Glebamasse zerfliesst, einen durchdringenden oder doch auffallenden Geruch besitzt. Dass bisher erst bei wenigen Phalloideen der Insectenbesuch constatirt wurde, liegt wohl einzig darin, dass die meisten von ihnen in fernen Erdstrichen vorkommen, und daher nur gelegentlich von Reisenden beobachtet 1 H. Müller Encyklopaedie der Naturwissenschaften, Handbuch der Botanik, 1. Lfrng. S. 43. 2 V. Schlechtendal Linnaea, 31. Bd. S. 149, 156, 158. ^ Derselbe a. o. a. 0. S. 122, 193. 4 Montagne Syll. fung. p. 281 seq. 5 Kalchbrenner, Phalloideinovi. p. 21—22. 32 Rathay u. Haas. wurden. 8peciell von Foetidaria coccinea Aug. 8t. Hil. weiss man^ dass sie einen sehr stinkenden Geruch besitzt und von ähnlichen Fliegen besucht wird, wie sie auf Cadavern und faulenden Pflanzen gefunden werden. ^ Bezüglich der Gestalt und Farbe, welche die Fruchtträger der Phalloideen besitzen, sei noch bemerkt, dass die erstere in manchen Geschlechtern jener gewisser BlUthen gleicht und die letztere bei vielen Arten hell und lebhaft ist. Die Fruchtträger des Antlmriis Woodii Mac. Owan und A. Muellerianus Kai eh. ähneln sowohl bezüglich ihrer Farbe als Form gewissen Tulpenblüthen. ^ Dafür, dass die ansehnliche Grösse, welche die entwickelten Phallusfruchtträger besitzen, eine bedeutende Rolle bei der Anlockung der Fliegen spielt, spricht besonders der Umstand, dass sie diese Grösse erst kurz vor der Zeit , in der sie von diesen besucht werden, und zwar durch Streckung gewisser Theile, erreichen. Mich erinnert die letztere an das schnelle Wachsthum, welches die BlUthen vieler Phanerogamen, im Momente der Entfaltung- zeigen. Wie allgemein der Geruch der Phalloideen ihren Beob- achtern auffiel, zeigt besonders derUmstand, dass v. Schlechten- dal es sehr vermisst, dass in den Beschreibungen, welche von einigen dieser Pilze existiren, nicht angegeben wird, ob sie einen Geruch besitzen. So bemerkt er zur Beschreibung von Simblum f/racile Berkeley: „Ob diese Masse (die Glebaflüssigkeit) riecht, wird nicht gesagt"^ und zu jener des Lysurns Gardneri Berkeley: „Es wird nichts gesagt über den Geruch des Pilzes."* Hervorheben muss ich, dass nach den vorliegenden Angaben die Glebaflüssigkeit des Clathrus crispus Turpiln keinen'' und jene des Colus lürudinosus Cav. et Sech, nur einen faden, wenig bemerkbaren Geruch besitzt.^ Phallus cfminus Huds. riecht, wie mir jüngst Freiherr v. Thümen erzählte und wie bereits andere Beobachter aussagten, nur 1 V. 8clil(3cliteudala. o. a. 0. S. 158. -' Kalchbrenner a. o. a. 0. Taf. III. •^ V. Schlecliteiidal a. o. a. 0. S. 157. 4 Derselbe daselbst, S. 182. •^ Derselbe daselbst, S. 172. ß Derselbe daselbst, S. 160. über Phallus impudicus fL.) und einige Coprinus'AvtQn. 33 schwach. Quelet gibt von ihm au: Odeur d'oignon brüle. ^ Der Umstand, dass die Fruchtträger der Phalloideen erst in ihrem letzten Entwicklungsstadium, in welchem sie von Insecten besucht werden, einen Gerüche annehmen, zeigt wohl am deut- lichsten, wozu dieser dient. Dass nicht allein die zerflossene Gleba- masse des Phallus impfulicus, sondern auch jene der übrigen Phalloideen zuckerhaltig ist, schliesse ich einmal aus der nahen Verwandtschaft, welche zwischen allen Phalloideen besteht und dann daraus, dass, wie oben erwähnt wurde, bereits bei drei Arten dieser Pilze, den Phallus hnpudiciis nicht mitgezählt, Insectenbesuch beobachtet wurde. Dass der süsse Geschmack der Glebaflüssigkeit bisher nur bei dem Phallus impudicus und nicht auch bei andern Phalloideen constatirt wurde, erkläre ich mir aus dem ekelhaften Gerüche, welchen jedenfalls die meisten, wenn nicht alle diese Pilze haben und der viele Beobachter davon abhielt, die Glebaflüssigkeit der Phalloideen, welche zudem in dem Rufe der Giftigkeit standen, zu kosten. Die oben von mir ausgesprochene Vermuthung, dass die Phalloideen ganz allgemein für den Insectenbesuch angepasst sind, ist übrigens impliciter schon in der bereits Eingangs dieser Abhandlung mitgetheilten Ansicht v. Schi echten dal's enthalten, nach der die Insecten bei der Verbreitung der Sporen dieser Pilze eine Rolle spielen, indem letzteres offenbar nur dann denkbar ^ist, wenn man die Anpassung der bewussten Pilze für den Insectenbesuch annimmt. Sie soll nur erklären, wie die Insecten zu den Phalloideen gelangen, damit sie bei diesen die Rolle spielen können, welche v. Schi echten dal für sie in Anspruch nimmt. Übrigens ist es noch gar nicht gewiss, dass die als Sporen bezeichneten Gebilde der in Rede stehenden Pilze wirklich Sporen sind, indem meines Wissens ihre Keimungs- fähigkeit bisher noch nicht mit Sicherheit beobachtet wurde. ^ 1 Quelet Champ. du Jura 11. p. 363. - Vielleicht vei*mögen die Sporen der Phalloideen selbst nicht die Fermente zu bilden, welche nothwendig sind, um die in ihnen enthaltenen plastischen Stoffe in die für die Keimung geeigneten Formen überzuführen und vielleicht nehmen sie hiezu jene Fermente aus dem Darmrohr der Insecten auf, von welchen sie verschluckt werden. Interessant ist hier die folgende Äusserung, welche 0. Brefeld bezüglich der Sporen des Mucor Siitzb. d. mathcm.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. A"bth. 3 34 Räthay u. Haas. Aber auch wenn sie keine Sporen wären, was übrigens ans mehrfachen Gründen unwahrscheinlich erscheint, so kann v. Schlechtendal's Vermuthung doch iusoferne richtig sein, als jene kleinen Grebilde zur Erfüllung ihrer Bestimmung durch Insecten an die geeigneten Orte gelangen. Stellen sich die Insecten ja auch bei dem Sphaceliasecrete des Mutterkornpilzes und dem entleerten Spermogonieninhalte der Kostpilze ein ^ und finden sie sich somit bei den Pilzen überall dort, wo diese eine zuckerhaltige Flüssigkeit und zugleich sehr kleine aus dem Verbände ihrer Mutterhyphen sich lostrennende Zellchen erzeugen, von denen es sicher ist, dass sie ihren Zweck nicht an ihrem Entstehungsorte erreichen. Schliesslich will ich hier noch zwei Bemerkungen machen. Fürs Erste, dass höchst wahrscheinlich jede Art von Pflanzen- nectar als Lockspeise für Insecten dient, mögen nun die Pflanzen, welche ihn ausscheiden, zu den Cryptogamen oder Phanero- gamen gehören. Wird doch das Sphaceliasecret des Mutterkorn- pilzes, der entleerte und zuckerhaltige Inhalt der Spermogonien der Rostpilze, die zuckerreiche Glebaflüssigkeit des Phallus impudlnis und das süsse Secret, welches die grossen Drüsen an den Basen der Wedel von Pteris aquühia ausscheiden,^ ebenso von Insecten besucht, wie der Neotar der extrafloralen ^ und floralen^ Nectarien der Phanerogamen. Zweitens, dass es mir scheint, als ob der Zweck, welchen der Insectenbesuch selbst für die Pflanzen besitzt, sowohl bei den Cryptogamen als Phanerogamen ein verschiedener ist, je nach dem die zuckerige Substanz, durch welche die Insecten angelockt werden, kleine freie Zellchen in sich enthält (Sphaceliasecret des Alucedo that: „ihre Keimfähigkeit scheint auf dem Wege durch den thierischen Leib eher günstig als nachtheilig beeinflusst zu werden, zum wenigsten gedeiht er (Mucor Mucedo) auf allen Excrementen mit fast grösserer Üppigkeit, wie auf der unverdauten Nahrung. (Bot. Unters, ü. «Schimmelpilze I. Heft S. 10.) 1 Räthay a. o. c. 0. -i Ch. Darwin, Wirkungen der Kreuz- und Selbstbefruchtung, Deutsche Ausgabe, S. 389. 3 Räthay a. o. c. 0. S. 29—35. 4 Hermann Müller. Die Befruchtung der Blumen durch Insecten. über Phallus impudlcus (L.j und einige Coprimis- Ai-t^-ü. 35 Mutterkornpilzes, entleerter SpermogODieninhalt der Rostpilze, Olebaflüssigkeit des Phallus impndii-ns) oder doch in unmittel- barer Nähe solcher vorkommt, (floraler Nectar der Phanerogamen) oder aber das Gegentheil stattfindet (süsses Secret an den Basen der Wedel von Pterls aquilina, extrafloraler Nectar der Phanero- gamen.") II. Beobachtungen an einigen Coi)rlnns-kvi^\L, Mit Rücksicht darauf, dass die Hüte der Coprmus- Arten sieh, insoferne der Gleba des Phallus impadicus, ähnlich verhalten, als sie zur Zeit der Sporenreife zerfliessen, und dass in mehreren andern Agaricinen [Cantharellus esculentus — soll wohl cibarius heissen, Agaricns compositus, A. piperafiis, A. integer ^ und A. musearius'^] nicht unbeträchtliche Quantitäten von Zucker nach- gewiesen wurden, erschien es mir wahrscheinlich, dass die zerflossene Masse der Copr'nms-^iii^, ähnlich wie die Gleba- flüssigkeit des Phallus impudlcus, Zucker enthält. Die Bestätigung hiefür liefert der Erfolg der folgenden Versuche, welche ich im Laufe des vergangenen Herbstes mit einigen Coprinus -Arten anstellte. Versuch 1. Am IB. October wurde von einer ziemlich ansehnlichen, aber leider nicht bestimmten Copririus-kxi die zerflossene Masse eines Hutes erst von den in ihr enthaltenen Sporen möglichst vollkommen befreit und dann mit der Fehlin g'schen Lösung erwärmt, wobei sich ein reichlicher Niederschlag von Kupferoxydul bildete. Versuch 2. Dieser wurde am 13. October in gleicher Weise und auch mit demselben Erfolge wie der vorige Versuch, mit der tintenfarbigen Flüssigkeit, zu welcher 6 Hüte des Coprinus deliquescens (Bull.) Fr. ^ zerflossen, ausgeführt. Noch .sei hier bemerkt, dass auch das Wasser, mit welchem die 1 Hermann V. Fehling, Neues Handwörterbuch d. Chemie 43. Lie- ferung, Bd. IV, S. 265. 2 Robert Sachsse, die Chemie und Physiologie d. Farbstoffe Kohlenhydrate u. Proteinsubstanzen, S. 243. 3 Die Bestimmung dieses Pilzes danke ich der besonderen Güte des Herrn Professors Dr. H. W. ßeichardt. 3* 36 Rathay ii. Haas. zerriebenen Stiele dieses Pilzes extraliirt wurden, die Feliling'- sche Lösung, aber freilich nur in geringer Quantität reducirte. Versuch "i). Zu diesem, am 16. October angestellten Versuche diente die Substanz zweier zerflossener Hüte des Coprhius comatus Fr. Sie wurde von den, in ihr enthaltenen, Sporen befreit und dann mit der Fehling'schen Lösung bis zur Kochhitze erwärmt, wobei sie viel Kupferoxyd reducirte. Versuch 4. Am 17. October wurde der Saft, zu dem einige Hüte des Coprhius deUquescem zerflossen, von den in ihm enthaltenen Sporen getrennt; hierauf wurde er in zwei Hälften getheilt, von denen jede mit der Fehling'schen Lösung behandelt w urde, und zwar die eine bei gewöhnlicher Temperatur und die andere in der Kochhitze. Hiebei erfolgte bei den mit beiden Hälften angestellten Proben eine reichliche Reduction der Fehling'schen Lösung. Versuch 5. Den 21. October wurde mit dem Safte, zu dem einige Hüte des Coprhms comatus zerflossen, ein dem Versuche 3 gleicher Versuch, und zwar auch mit demselben Erfolge, wie jener, ausgeführt. Versuch 6. Zu diesem wurde der Saft, welchen der Hut einer grossen, aber von mir nicht bestimmten, Coprinus-Ait beim Zerfliessen lieferte, verwendet. Übrigens gilt von ihm das Gleiche wie von den Versuchen 4 und ö. Speciell aus den drei letzten Versuchen ergibt sich auch, dass wenigstens ein Theil des in den zerflossenen Copi^hius-Rüten enthaltenen Zuckers einer die Fehling'sche Lösung schon in der Kälte reducirenden Zuckerart angehört, und dass sich daher in dieser Beziehung die zerflossene Masse der Coprinus-Hüie ähnlich wie das Sphaceliasecret von Claviceps purpurea ^ oder der entleerte Spermogonieninhalt des Gymnosporanfiium Sabinae und G. juniperhium'^ oder die Glebaflüssigkeit des Phallus impndlcns verhält. Im Ganzen genommen scheint eine reducirende Zuckerart in den Pilzen sehr verbreitet zu sein. Ob nun die zerflossene Masse der Coprhius-llWiQ den eben erwähnten Flüssigkeiten auch insoferne gleicht, als sie wie diese 1 Flückiger, Lehrbucli d. IMnirmakognosierl.PHanzenreiches, S. 131. '^ Rütliay a. o. a. 0. S. 22 und 24. über Phallus impudicus (L.) und einige Cojyrinus-XvtQXi. 37 Tou lusecten besucht \vird, vermochte ich bei der vorgeschritteneu Jahreszeit in der 2. Hälfte des Octobers, nicht mehr zu entscheiden. III. Chemische rutersuchiing des Zuckers im Phallus inipudicas und Copriniis deliqiiescens, ^ 1. Phallus imjmcliciis. Nachdem Räthay constatirt hatte, dass im ganzen Pilze eine alkalische Kupferlösung reducirende Substanz vorhanden ist, wurde von mir das Verhalten derselben gegen polarisirtes Licht geprüft. Ich machte nun die Beobachtung, dass in dem auf dem Hute des reifen Fruchtträgers vorhandenen schmutzig grünen Gleba- schleime eine Substanz enthalten sei, die sich gegen polarisirtes Licht anders verhält, als jene Flüssigkeit, mit der sich der Hut überdeckt, wenn die grüne Glebamasse durch Insecten oder durch Abwaschen entfernt wurde, und auch anders als die durch Ex- traction aus dem Stiele des Pilzes gewonnene Lösung. A. Am 3. October wurde der in Wasser gelöste, schmutzig grüne Glebaschleim eines eben reifen Fruchtträgers untersucht. Das Volumen der sehr trüben und neutral reagirenden Lösung betrug 113 C. C. — 50 C. C. der Lösung wurden mit 5 C. C. Bleiessiglösung versetzt, und von dem entstandenen sehr starken Niederschlage abfiltrirt. Das vollkommen klare und farblose Filtrat drehte in der 200 Mm. langen Röhre des Wild'schen Polarisations-Apparates -+-0,8°, was also einer Drehung von -H-0,88° in der unverdünnten Flüssigkeit entspricht. B. Die am 6. October in gleicher Weise geprüfte Lösung des grünen Glebaschleimes von drei reifen Fruchtträgern verhielt sich gegen polarisirtes Licht ebenfalls rechts drehend, und zwar betrug die Drehung ^-2,4° in der 200Mm. langen Röhre. C. Endlich wurde noch am 11. December folgender Versuch ausgeführt: Ein reifer Fruchtträger sammt dem daran noch vorhandenen schmutzig grünen Glebaschleime war seit Mitte O ctober in Weingeist von 93 Vol. ^/\^ conservirt worden, von welchem nur sehr wenig Substanz aus dem Pilze extrahirt wurde. Der Pilz wurde nun aus dem Glase genommen, die daran 1 Diese Untersuchimg wurde in der k. k. Versuchs-Station zu Kloster- neuburo- ausi'-eführt. 38 Räthay u. Haas. noch haftende Glebamasse mit destillirtem Wasser abgespritzt^ die ganze Flüssigkeit sammt dem Bodensatze in eine Porzellan- schale gebracht, auf dem Wasserbade abgedampft, der Rückstand in Wasser gelöst, mit etwas Spodiiim vermischt, filtrirt, das klare Filtrat bis zur Syrupdieke abgedampft, und 24 Stunden in der Kälte stehen gelassen. Es zeigte sich keine Spur von Krystalli- sation. Dieser Eückstand wurde dann mit Wasser zu 50 C.=C. gelöst, nochmals klar filtrirt, und in der 200 Mm. langen Röhre des Wild'schen Polarisations-Apparates geprüft. Es ergab sich eine starke Rechts drehung, welche -f-2,4° betrug. Diese Lösung schmeckte auch deutlich süss. In der Lösung Ä wurde, nach Entfernung der durch basisches Bleiacetat fällbaren Substanzen, eine Prüfung mittelst Fehling'scher Lösung vorgenommen, und darin 0,6 1 7 ^/^j, daher in der ganzen Lösung (113 C. = C.), oder in dem grünen Glebaschleime eines Pilzhutes 0,7 Grm. reducirende Substanz, als wasserfreie Glucose berechnet, gefunden. Dass die Drehung der Lösung B nahezu das Dreifache wie in Ä beträgt, und dass die Drehungen von B und C ganz übereinstimmen, ist nur einem blossen Zufall zuzuschreiben. D. Den 3. October wurde das Waschwasser von zwölf Fruchtträgern, von deren Hüten der grüne Glebaschleim durch Insecten entfernt w^orden war, geprüft. Das Volumen der sehr trüben und neutral reagirenden Lösung betrug 50 C.=C. Diese wurde mit 5 C.=C. Bleiessiglösung versetzt und vom sehr starken Niederschlage abfiltrirt. Das schwach gelblich gefärbte, jedoch vollkommen klare Filtrat bewirkte in der 200 Mm. langen Röhre des Wild'schen Polarisations-Apparates eine Drehung von — 1,0°, was einer Drehung von — 1,1° in der unverdünnten Flüssigkeit entspricht. E. Am 0. October wurde das Waschwasser von 13 Hüten der Fruchtträger, von welchen der grüne Glebaschleim bereits durch Insecten entfernt worden war, geprüft. Die in gleicher Weise wie D behandelte Flüssigkeit zeigte ebenfalls Links- drehung, und zwar betrug dieselbe in der unverdünnten Flüssig- keit — 0,r)5° (in der 200 Mm. langen Röhre). F. Endlich wurde am 10. October eine Lösung geprüft, welche dadurch erhalten wurde, dass die Stiele von 13 Frucht- über Phallus impudicus und einige Coprinus-AYtevi. 39 trägem in etwa 1 Mm. dünne Scheiben zerschnitten, dann in einem Porzellanmörser zerrieben, mit kaltem Wasser aiis^-elangt, dieses im Wasserbade concentrirt, und von den ausgeschiedenen Flocken (wahrscheinlich Eiweiss) filtrirt wurde. Nach der Fällung mit Bleiessig und abermaligem Filtriren ergab sich gleichfalls eine Linksdrehung, und zwar von — 0,33° (in der 200 Mm. langen Röhre). Eine in der Lösung D, nach Entfernung der durch basisches Bleiacetat fällbaren Substanzen, vorgenommene Prüfung mittelst Fehling'scher Lösung ergab, dass dieselbe 1,189^0 reducirende Substanz, als Laevulose berechnet, enthalte. 2, Coprinus deliquescens» G. Von der tintenfarbigen, schwach sauer reagirenden Flüssigkeit, zu welcher zahlreiche Hüte dieses Pilzes zerflossen waren, wurden 100 C. C. mit 10 C. C. Bleiessiglösung versetzt, von dem entstandenen sehr starken Niederschlage abfiltrirt, und das gelblich gefärbte, jedoch vollkommen klare Filtrat in die 200 Mm. lange Röhre des Wild'schen Polarisations-Apparates gebracht. Es zeigte sich eine Rechtsdrehung 7on -f-0,7°, so dass also der unverdünnten Flüssigkeit eine Drehung von -+-0,77° entspricht. Eine in der Lösung G, nach Entfernung der durch basisches Bleiacetat fällbaren Substanzen, mittelst Fehlin g'scher Lösung vorgenommene Prüfung ergab: 0,407 V^, Zucker, als wasserfreie Glucose berechnet. Ehe ich nun daran gehe, die erhaltenen Resultate zu inter- pretiren, muss ich wohl die bisher bekannten Pilzuntersuchungen in Berücksichtigung ziehen, wenigstens insoweit als es nöthig ist, um die bisher in den Pilzen im Allgemeinen gefundenen Zucker- arten kennen zu lernen. Die ersten chemischen Pilzuntersuchungen wurden von H. Braconnot im Jahre 1811 ausgeführt. Er fand in verschie- denen Pilzen einen eigenthümlichen Zucker, w^elcher sich von den bis dahin bekannten, o-ewöhnlich vorkommenden Zuckerarten Ann. de Chimie, T. 79, p. 278. 40 ßäthay U.Haas. wesentlich unterschied, und nannte ihn desshalb Schwamm- zucker (sucre de Champignons). Später erkannte mau, dass dieser Zucker Mannit sei. A. Muntz^ untersuchte im Jahre 1876 eine grosse Anzahl von Pilzen, und fand in den meisten derselben Mannit, in vielen auch Trehalose (Mycose). In manchen Pilzen fand Muntz noch eine Zuckerart, welche gährungsfähig- ist und alkalische Kupfer- lösung reducirt; es gelang ihm jedoch nicht, sie zu isoliren. Da wo sie sich fand, war sie stets von Trehalose und Mannit begleitet. Dieser reducirende Zucker wurde auch bereits anderweitig nach- gewiesen. Flückiger^ gibt an, dass im Sphaceliasecret des Mutterkorn- pilzes eine alkalische Kupferlösung reducirende Substanz gefunden wurde, und im entleerten Spermogonieninhalte der Gymnosporan- gien wurde von mir ein die Polarisationsebene nach Links dre- hender, alkalische Kupferlösung reducirender Zucker nach- gewiesen. Was nun die Eigenschaften dieser drei Zuckerarten anbelangt, so charakterisiren sie sich in ihrem Verhalten gegen polarisirtes Licht dadurch, dass die Trehalose von allen Zuckerarten die Polarisationsebene am stärksten ablenkt. Ihre specifische Drehung beträgt nach Muntz [a]; = -f-200° im krystallisirten Zustande. (Nach Berthelot ist die specifische Drehung der krystalli- sirten Trehalose |alj = ^109°, die der wasserfreien =-i-220°, während Mitscherlich die specifische Drehung der krystallisirten Trehalose mit [a]^=-Kl73,2° angibt.) Mannit soll, nach neueren Untersuchungen ein schwaches Rotationsvermögen nach links besitzen; dasselbe ist jedoch so gering ([a]p=— 0,25°), dass es für gewöhnlich nicht berücksichtigt zu werden verdient, nachdem es nur in 3—4 Meter langen Röhren beobachtet wurde, in welchen, wie Muntz mit Recht darauf aufmerksam machte, die minimalste Verunreinigung des Manuits mit einer activen Substanz schon einen merklichen Einfluss auf die Drehung der Polarisationsebene üben kann. Da angegeben wird, dass Metallsalzlösungen im Allgemeinen in einer Mannit- 1 Ann. de Cliiin. et de Pliys., 5'"« sörie, t. VIII. Lehrb. der Pharmacoguosie des Pflauzeuieiclies, 1867, S. 131. über Phallus impudic7(s und einig'e Copnnus- Arten. 41 lösuDg" eine Rechtsdrehung hervorrufen, ^ so untersuchte ich, ob diese Eigenschaft auch dem basischen Bleiacetat, welches zAir Klärung der wässerigen Pilzauszüge in beträchtlicher Menge angewendet werden muss, zukomme, ich habe mich jedoch tiber- zeugt, dass diess nicht der Fall ist. — Das Drehungsvermögen der dritten Zuckerart war bisher unbekannt. Die Krystallisationsfähigkeit der drei Zuckerarten ist ebenfalls verschieden; Mannit krystallisirt am leichtesten, Tre- halose langsamer, und die dritte Zuckerart konnte bisher nicht krystallisirt erhalten werden. Bezüglich des Verhaltens der drei Zuckerarten gegen Fehling'sche Lösung ist constatirt, dass Mannit und Trehalose nicht reducirend wirken, während die dritte Zuckerart das Kupferoxyd reducirt. Durch Hefe wird Mannit gar nicht, Trehalose nur langsam und unvollständig, die dritte Zuckerart hingegen leicht in alkoholische Gährung versetzt. Auf diese drei Zuckerarten sollte also bei der Untersuchung des Phallus Eücksicht genommen werden. Die Untersuchung auf Mannit und Trehalose musste jedoch aus Mangel an Zeit unter- bleiben, und es ist daher bloss die dritte, bisher nicht näher bekannte Zuckerart, über welche meine Untersuchungen etwas näheren Aufschluss geben sollen. Aus den Versuchen D, E und F geht hervor, dass im Phallus impudicus ein die Ebene des polarisirten Lichtes nach Links ablenkender Zucker enthalten sei. Da derselbe nun auch alkalische Kupferlösung ebenso leicht reducirt, wie Trauben- zucker, so dürfte es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass dieser Zucker Laevulose sei. Neben demselben muss jedoch noch ein rechtsdrehender Zucker vorhanden sein. In der Lösung D wurden nämlich nach Fehling 1,189% Zucker gefunden. Wäre dieser bloss Laevulose, so müsste derselbe eine Drehung hervorrufen, die sich berechnen lässt aus der Formel: a= — ^ * , in welcher c die Concentration der Lösung (d. h. Gramme Zucker inlOOC.C), / die Länge der Beobachtungsröhre, [a] die specifische Drehung, 1 Handwörterbuch der Chemie von Fehling-. 42 Räthay ii. Haas. und OL den der Concentration c entsprechenden Ablenkungswinkel bedeutet. Die specifische Drehung der Laevulose beträgt nach Neubauer: [a]^=_100° bei 14° C. 17 -K. • 1. 1 1,189.2. -100 ^„_ .- Es ergibt sich also c; = — -rjr^ = — 2,38 , wah- rend in Wirklichkeit a= — 1,1° gefunden wurde. Ob dieser rechtsdrehende Zucker, welcher neben der Laevulose vorhanden sein muss, Dextrose oder Trehalose sei, oder ob es beide zugleich seien, lässt sich natürlich aus dieser Untersuchung nicht ent- scheiden. Die Versuche mit den Lösungen A^ B und C ergaben tibereinstimmend, dass der im schmutzig grünen Glebaschleime enthaltene Zucker stets rechts drehend ist. Über die Natur dieses Zuckers gab insbesondere die weitere Untersuchung der Lösung C näheren Aufschluss. Nach der Prüfung im Polarisationsapparate wurde die Lösung C zur Syrupdicke abgedampft, und der Rückstand fünfmal mit absolutem Alkohol ausgekocht, so dass das Volumen der alkoholischen Lösung circa 200 C.C. betrug. Es blieb nun ein brauner, gummiartiger, in der Wärme weicher, nach dem Erkalten harter Körper, als in Alkohol unlöslich, zurück. In 50 C. C. Wasser gelöst, drehte er die Polarisationsebene in der 200 Mm. langen Piöhre um -k1,5°, und reducirte Fehlin g'sclie Lösung sehr stark. Eine Lösung von basischem Bleiacetat erzeugte in der wässerigen Lösung dieses Körpers einen starken, weissen Niederschlag, der sich im Überschuss des Fällungsmittels fast vollständig wieder löste. Dieser Körper, welcher den Haupt- bestandtheil des schmutzig grünen Glebaschleimes zu bilden scheint, steht, seinen chemischen Eigenschaften nach, in der Mitte zwischen Glucose und Gummi. Eine nähere Prüfung dieses Körpers konnte aus Mangel an Material nicht durchgeführt werden. Der in heissem absoluten Alkoliol lösliche Theil des Syrups wurde, nach dem Verdunsten des Alkoliols, in 50 C. C. Wasser gelöst. Die Lösung drehte in der 200 Mm. langen Röhre -4-0,7° und reducirte ebenfalls Fehling'sche Lösung sehr stark. Nachdem nun anderseits durch Rathay nachgewiesen wurde? dass der in Wasser gelöste grüne Glebaschleim mit Hefe in über Phallus impudicus und einige Coprinus-Avten. 43 Gähriing versetzt werden kann, so ist dieser reducirende Körper zweifellos Dextrose. Vergleicht man das Resultat der Zuckerbestimmung in Ä mit dem gefundenen Rotationswinkel, so steht dem Zuckergehalte von 0,617<'/o eine Drehung von ^0,88° in der 200 Mm. langen Röhre gegenüber. Nimmt man das specifische Drehungsvermögen der Dextrose mit [a]^ = -f-53° an, so ergibt sich die dem obigen Zuckergehalte entsprechende Drehung aus der bereits erwähnten Formel: a= — !. =-^0,65°, also um 0,23° niederer als der gefundene Drehungswinkel (-f-0,88°.) Ebenso findet man, wenn man die Drehung, welche dem nach Fehling ermittelten Zuckergehalt in G entspricht, mit dem gefundenen Drehungswinkel vergleicht, dass letzterer um -4-0,34° grösser ist, als ersterer. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass sowohl in dem Glebaschleime des Phallus imptidiciis, als auch in dem zerflossenen Hute des Coprlnus deliquescens neben Dextrose noch ein anderer rechtsdrehender Zucker enthalten sein muss, dessen Menge jedoch — wenigstens im grünen Glebaschleime des Phallus — nur sehr gering sein kann. Wahrscheinlich ist dieser Zucker Trehalose. Im Phallus impudlcus sind also nicht weniger als drei alkalische Kupferlösung reducirende Substanzen enthalten: Dextrose, Laevulose und eine, ihren Eigenschaften nach, zwischen Dextrose und Gummi stehende Substanz. Die alkalische Kupferlösung reducirende Substanz in Coprimis deUqaescens ist Dextrose. Da nun auch in anderen Pilzen Substanzen gefunden wurden, welche alkalische Kupferlösung reduciren und gährungsfähig sind, so ist der Schluss nicht ungerechtfertigt, dass, so wie in den höher organisirten Pflanzen, auch in vielen Pilzen Glucose und Fruchtzucker vorkommen. 44 Räthay u. Haas. Über Phallus Impudicus etc. Die Resultate der vorliegenden Arbeit lauten: 1. Die Fruclitträger des Phallus impudicus (L.) sind in ausg-ezeichneter Weise dem Insectenbesuch angepasst. 2. Ihre zerflossene Glebamasse ist zuckerreich. 3. Sie enthalten nicht weniger als drei alkalische Kupferlösung reducirende Substanzen: Laevulose, Dextrose und eine zwischen dieser und Gummi ste- hende Substanz. 4. Die Fruchtträger auch der übrigen Phalloideen sind für den Insectenbesuch eingerichtet. 5. Die sporenreiche Flüssigkeit, zu welcher die Hüte der Coprinus- Arten zerfliessen, enthält be- trächtliche Quantitäten von Glucose. 45 IL SITZUNG VOM 11. JÄNNER 1883. Der Vorsitzende, Herr Hofrath Ritter v. Brücke, tibergibt im Namen des Verfassers den Jahrgang 1882 der von dem aus- ländischen correspondirenden Mitgliede Herrn Geheimrath Prof. Dr. C. Ludwig herausgegebenen „Arbeiten aus der physiologi- schen Anstalt zu Leipzig." Die historischen Vereine Wiens übermitteln die von ihnen herausgegebene „Festschrift zum sechshundertjährigen Habsburg- Jubiläum." Das c. M. Herr Prof. Dr. Rieh. Maly in Graz tibersendet eine von ihm in Gemeinschaft mit Herrn Friedrich Emich aus- geführte Untersuchung: „Über das Verhalten der Gallensäuren zu Eiweiss und Peptonen und über deren antiseptische Wirkungen." Der Secretär legt eine Abhandlung des Assistenten am physikalischen Institute der Wiener Universität Herrn J. H aub n e r : „Über das logarithmische Potential einer nicht isolirten ellipti- schen Platte'^ vor. Ferner legt der Secretär ein versiegeltes Schreiben behufs Wahrung der Priorität von Herrn Dr. C. Braun, Director der erzbischöflich Haynald'schen Sternwarte in Kalocsa, mit der Auf- schrift: „Beitrag zur Praxis der Präcisions-Instrumente" vor. Das w. M. Herr Regierungsrath Th. Ritter v. Oppolzer tiberreicht eine Abhandlung des Herrn Ferdinand Anton, Obser- vators der k. k. Gradmessung in Wien, betitelt: „Bestimmung der Bahn des Planeten du) Cassandra". Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht eine von ihm in Gemeinschaft mit Herrn Dr. S. Zeisel ausgeführte Arbeit: „Über Condensationsproducte der Aldehyde und ihre Derivate IL Methyläthylacrolein und seine Derivate". 46 Herr Dr. S. Ehr mann in Wien überreicht eine Abhandhing: „Über Fettgewebsbilduug aus dem als Wintcrschlafdrüse be- zeichneten Fettorgan." An Druckschriften wurden vorgelegt: Acad^mie de Medecine: Bulletin. 46^ annee, 2" serie, tome XI. Nr. 51. Paris, 1882; 8«. — royale de Copenhague: M6moires. 6""* serie. Vol. I. Nrs. 6 — 8. Kj(^benhavn, 1882; 4». Vol. II, Nr. 3. Kjp'benhavn, 1882; 4». Översigt over Förhandlingar og dets Medlemmers Ar- bejder i Aaret 1882. Nr. 2. KJ0benhavn; 8«. Apotheker-Verein, allgem. österr. : Zeitschrift nebst An- zeigen-Blatt. XXI. Jahrgang, Nr. 1. Wien, 1883; 8^ Bonn, Universität: Akademische Schriften pro 1881. 50 Stücke*, 40 & 8». Britisch Museum: Catalogue of the Batrachia gradientia s. caudata and Batrachia apoda. 2. Edition by George Albert Boulenger. London, 1882; S^. Central-Station, königliche meteorologische : Beobachtungen der meteorologischen Stationen im Königreich Bayern. Jahr- gang IV. Heft 3. München, 1882; 4^ Übersicht über die Witterungsverhältnisse im König- reiche Bayern während des October und November 1882. München; folio. Comptes rendus des seances de l'Academie des sciences. Tome XCV, Nr. 26. Paris, 1882; 4«. G-ewerbe-Verein, n. ö.: Wochenschrift. XLIV. Jahrgang. Nr. 1. Wien, 1883; 4^. Ingenieur- und Architekten- Verein, österr.: Wochenschrift, Vin. Jahrgang, Nr. 1. Wien, 1883; 4». Moniteur scientifique du Docteur Quesneville: Journal mensuel. XXVI? ann^e, 3*s6rie, tome XIII, 493' livraison. Janvier 1883. Paris; 8«. Natur e. Vol. XXVII. Nr. 688. London, 1883; 8«. Observatorium, Tifliser physikalisches: Magnetische Beobach- tungen im Jahre 1880. Tiflis, 1881; 8^. Observatory, The: A monthly review of Astronomy. Nr. 69. January 1, 1883. London; 8". 47 Osservatorio, R. di Brera in Milano: Misure di alcune priu- cipali stelle dopple di rapido movimento orbitale eseguite negli anni 1875—1882 col Refrattore di Merz da G. V. Schiaparelli. Milano, 1882; 8^ — centrale del Real Collegio Carlo Alberto in Moncalieri: Bollettino mensuale. Serie II. Vol. IL Num. VI. Torino, 1882; 40. Repertorium für Experimental-Physik etc., von Dr. Pli. Carl. XVIII. Band, 12. Heft. München und Leipzig, 1882; S^- Societä degii Spettroscopisti italiani: Memorie. Vol. XI, Disp. 10\ Roma, 1882; 4o. — Toscana di Scienze naturali: Atti. Processi verbau Vol. III. Adunanza del di 13 Novembre 1881 al 2 Luglio 1882, Pisa; 40. Societe des Ingenieurs civils: Memoires et Compte rendu des travaux. 4^ serie, 35^ annee, 10^ caliiers. Paris, 1882; 8^. — Ouralienne d' Amateurs des sciences naturelles. Tome VI, livr. 2. et tome VII, livr. 2. Jekaterinenburg, 1882; 4^ Society, the royal microscopical : Journal. Ser. II, Vol. 11. Part 6. December, 1882. London und Edinburgh; 8^ United States: Bulletin of the national Museum. Nr. 11. Biblio- g-raphy of the fishes of the pacific coast to the end of the year 1879; by Theodor GilL Washington, 1882; S^. — — Report of the Superintendent of the U. S. Coast and geodetic survey showing the progress of the work during the fiscal year ending with June, 1879. Washington, 1881; 4^. Wiener Medizinische Wochenschrift. XXXIII. Jahrgang, Nr. 1. Wien, 1883; 4«. 48 III. SITZU:NG vom IS. JÄNNER 1883. Die Direction des k. k. militär - geographischen In- stitutes übermittelt 17 Blätter Fortsetzungen (22. Lief.) der neuen Specialkarte der österr.-ungar. Monarchie (1:75000). Das w. M. Herr Hofrath Dr. C. Langer übersendet eine Abhandlung^ betitelt: „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Prosobranchien/' von Herrn Dr. Carl Rabl, Prosector am ana- tomischen Institute der Universität in Wien. Das c. M. Herr Prof. Dr. Frledr. Brauer in Wien übersendet eine grössere Abhandlung über d i e Z w e i f 1 ü g 1 e r d e s k a i s e r- lichen Museums zu Wien, als III. Fortsetzung der im XLIL und XLIV. Bande der Denkschriften der kais. Akademie der Wissen- schaften erschienenen Arbeiten, betitelt: „Systematische Studien auf Grundlage der Dipteren-Larven, nebst einer Zusammenstellung von Beispielen aus der Literatur über dieselben und Beschreibung neuer Formen." Das c. M. Herr Prof. Dr. Rieh. Maly in Graz übersendet zwei in seinem Laboratorium ausgeführte Untersuchungen : 1. „Über die Oxydation der aus Thioharnstoffen durch Ein- wirkung von Halogen Verbindungen entstehenden Basen", von Herrn Rudolf Andreasch, Assistent und Privatdocent für Chemie in Graz. 2. „Notiz über die trockene Destillation von Weinsäure und Citronensäure mit überschüssigem Kalk", von Herrn Julian Freydl. Herr Prof. C. Pelz in Graz übersendet eine Abhandlung: „Zur Contourbestimmung windschiefer Schraubenflächen." Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 49 1. „Über Potenzreihen, deren Glieder mit den aufeinander- folgenden Gliedern einer arithmetisclien Reihe r-ten Ran- ges multiplicirt oder durch letztere dividirt werden", von Herrn Reinhard Mildner, Professor an der Landes-Unter- realschule zu Römerstadt. 2. „Über eine neue Bildungs weise des Amyl-Benzols", von Herrn F. W. Dafert in Wien. Ferner legt der Secretär ein versiegeltes Schreiben behufs Wahrung der Priorität von Herrn H. Zacherl in Wien vor. Das w. M. Herr Prof. v. Barth überreicht zwei in seinem Laboratorium von Herrn Dr. Guido Goldschmiedt ausgeführte Arbeiten: 1. „Über die Zersetzungsproducte der Salicylsäureanhydride bei der Destillation." 2. „Zur Kenntniss der Destillationsproducte des paraoxy- benzoesauren Kalkes." An Druckschriften wurden vorgelegt: Academie de Medecine: Bulletin, 47^ annee, 1^ serie, tomeXII. Nr. I.Paris, 1883; 8«. Accademia, R. dei Lincei: Atti. Anno CCLXXX. 1882—83* Serie terza. Transunti. Vol.VH. Fascicolo P. Roma, 1882; 4^ Akademie der Wissenschaften k. ^b. zu München: Sitzungs- berichte der mathematisch - physikalischen Classe 1882. Heft 4. München, 1882; 8<^. Akademie, kaiserliche Leopoldino- Carolinisch-deutsche der Naturforscher: Leopoldina. Heft XVHL Nr. 2o— 24. Halle a. S. 1882; 4o. Apotheker -Verein, allgem. österr.: Zeitschrift nebst Anzeigen- Blatt. XXI. Jahrgang. Nr. 2. Wien, 1883; 8«. Archivio per le Scienze mediche. Volume VI, Fascicolo 3^, Torino, 1882; 8^. Bibliotheque universelle: Archives des sciences physiques et naturelles. 3^periode, tomeVIII.Nr. 12. 15 decembre 1882. Geneve, Lausanne, Paris, 1882; 8*^. Chemiker-Zeitung: Central-Organ. Jahrg. VL Nr. 80—82. Cöthen, 1882; 4«. - Jahrg. VIL Nr. 1. Cöthen, 1883; 4^, Sitzb. d. uiathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 4 50 Comptes rendus des seances de TAcademie des sciences. Tome XCVI.Nr. 1. Paris, 1883; 4". Erlangen, Universität: Akademische Scliriften vom Jahre 1881. 17 Stücke 8« & 4«. Gesellschaft, Deutsche chemische: Berichte. XV. Jahrgang Nr. 18. Berlin, 1882; 8^ — deutsche geologische: Zeitschrift. XXXIV. Band. 3. Heft, Juli bis September 1882. Berlin; 8^ — österreichische für Meteorologie: Zeitschrift. XVIII. Band, Jänner Heft 1883. Wien; 8<^. — physikalische zu Berlin: Die Fortschritte der Physik im Jahre 1877. XXXHI. Jahrgang, L, IL und IH. Abtheilung. Berlin, 1882; 8^. Journal für praktische Chemie. 1882. Nr. 21 u. 22. BandXXVI. N. F. 10. u. 11. Heft. Leipzig, 1882; 8^. Musöe royal d'Histoire naturelle de Belgique. Tome I. 1882. — Nr. 2. Bruxelles; 8^. Natur e. Vol. XXVII, Nr. 689, London, 1883; 8^ Osservatorio centrale del R. Collegio Carlo Alberto in Mon- calieri. Ser. IL Vol. IL Nr. 5. Torino, 1882; 4^ Reichsanstalt, k. k. geologische: Verhandlungen. 1882. Nr. 14. Wien, 1882; 4». Society malacologique de Belgique: Annales. Tome XIV. Annee 1879. Bruxelles; 8^. — Tome XVI. Annee 1881. Bruxelles; 8^ Proces verbal de la seance du 5 mars, du 1" avril, du 6 mai, du 3 juin et du 2 juillet 1882. Bruxelles, 1882; 8^ Verein militär- wissenschaftlicher in Wien: Organ XXV. Band. 2. u. 3. Heft. 1882. Wien; 8«. Wiener Medizinische Wochenschrift. XXXIIL Jahrgang. Nr. 2, Wien, 1883; 40. Zeitschrift für Instrumentenkunde: Organ. IL Jahrgang. 1882, 12. Heft: December. Berlin; 4^ Zoologische Station zu Neapel: Mittlioilungen, zugleich ein Repertorium für Mittelmeerkunde. III. Band, 4. Heft. Leipzig, 1882; 80. 51 Zur physiologischen Anatomie der Milchröhren. Von G. Haberlandt. (Mit 2 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 4. Jänner 1883). I. Wie auf anderen Gebieten der allgemeinen Botanik, so kommt auch hinsichtlich der physiologischen Bedeutung des Milchsaftes und der Milchröhren die frühere, ursprüngliche Auffassung gegen- wärtig wieder zur Geltung. Nachdem mau Jahre hindurch den Milchsaft vorzugsweise als ein Gemisch von verschiedenen End- producten des Stoffwechsels angesehen hatte, ist man gegen- wärtig vielfach geneigt, den Milchsaft vor Allem als plastischen Bildungssaft aufzufassen. Die Untersuchungen von E. Faivre^ gaben hiezu den ersten Anstoss und in neuester Zeit bestätigte und erweiterte eine ausführliche Arbeit von J. Schult erus ^ die Beobachtungen des erstgenannten Forschers. In den vorstehend erwähnten Abhandlungen interessiren uns hier hauptsächlich jene Mittheilungen, welche auf die Herkunft und den Ort der Entstehung des Milchsaftes Bezug nehmen. Schon in seiner ersten Abhandlung constatirte Faivre auf Grund verschiedener Entlaubungsversuche, dass der Milchsaft von den Blättern bereitet wird; von hier aus gelangt er in wachsenden Knospen und ernährt dieselben In seinem zweiten Aufsatze hebt Faivre gleichfalls hervor, dass die Production des Milchsaftes 1 ßecherches sur la circulation et siir le role du latex dans le Ficus elastica, Annales des sciences naturelles, V. S., 6. B., pag. 33 ff. (1866). Etudes physiologiques sur le latex du Mürier blanc, ibidem V. S., 10. B. pag. 97 ff. (1869] , ferner: Comptes rendus 1879, B. 88, p. 369. 2 Die physiologische Bedeutung des Milchsaftes von Euphorbia Lathyris, Abhandlungen des botanischenVereins der Provinz Brandenburg. XXIV. B. pag. 27 ff. (1882.) 4* 52 Haberlandt. zur Thätigkeit der Blätter in Beziehung steht nnd in der dritten Abhandlung- wird dieser Satz im Einzelnen klargelegt und näher präcisirt: Wenn man Keimpflanzen von Tragopogon porrifolius verdunkelt und etioliren lässt^ so verlieren dieselben ihren Milch- saft, sowie andere Pflanzen ihre Eeservestärke. Dasselbe geschieht, wenn die Keimpflanzen zwar im Lichte, aber in kohlensäurefreier Atmosphäre gehalten werden. Sobald dagegen die äusseren Bedingungen der Kohlenstoff*assimilation wieder günstig sind, findet auch alsbald eine Neubildung von Milchsaft statt; und so wie die gelben Strahlen des Spectrums die Bildung der Stärke in den Chlorophyllkörnern begünstigen, so fördern sie auch die Production von Milchsaft in den Blättern. Zu ganz ähnlichen Resultaten gelangte Schullerus beider Untersuchung von Euphorbia Lathyris. Auch dieser Autor nimmt an, dass der Milchsaft vorzugsweise aus den Blättern stammt, in welchen auch nach der Keimung ausschliesslich die bekannten charakteristischen Stärkekörner des Milchsaftes gebildet werden. Dass der Milchsaft, wie Schullerus nachwies, nach abgelaufener Vegetationsruhe auch in den reservestofl'reichen Axen und Wurzeln entsteht, beeinträchtigt natürlich nicht im Geringsten die Wichtigkeit der Thatsache, dass während der eigentlichen Vegetationsperiode die Laubblätter als alleinige Organe der Milchsaftproduction fungiren. Noch zwei andere Punkte bean- spruchen in Schullerus' Abhandlung unsere Aufmerksamkeit. Zunächst der allerdings nur indirecte Nachweis einer Massen- bewegung des Milchsaftes, welche in Übereinstimmung mit der allgemeinen Stoffwanderung hauptsächlich nach jenen Stellen hin erfolgt, an welchen Neubildungen stattfinden. Sodann die Darlegung des Umstandes, dass der Milchsaft — bei Euph. Lathyris wenigstens — niemals einen Eeservestoff vorstellt, sondern stets einen in Wanderung begriffenen Bildungssaft. Die Milchsaft- schläuche sind demnach typische Leitungsröhren, in welchen die Assimilationsproducte hauptsächlich in Form von Stärke, Fett und Gerbsäure aus den Blättern hinausgeschafft werden. Aus den Untersuchungen von Faivre und Schullerus geht also hervor, dass den Milchröhren hinsichtlich der Leitung der stickstofflosen Baustoffe dieselbe Holle zukommt, wie dem „Leitparenchym'^ im weitesten Sinne des Wortes. In den Laub- Zur pliysiol. Anatomie d. Milchröhren, 53 blättern haben die Milchröhren dieselbe Aufgabe zu leisten, wie die Parenchymscheiden der Gefässbltndel und das „Nerven- parenchym". An diesen bisher blos physiologisch begründeten Satz knüpfen sich nunmehr zwei histologische Hauptfragen, deren Beantwortung für die genaue Kenntniss der physiologischen Bedeutung der Milchröhren nicht unwichtig ist. Die eine Frage lautet : In welchen anatomischen Beziehungen steht das Sj^stem der Milchröhren zum Assimilationssystem? Gibt es für die in Rede stehende physiologische Beziehung beider Systeme auch einen klar und überzeugend sprechenden anatomischen Ausdruck? Lassen sich in dieser Hinsicht für die Milchröhren dieselben Zufuhrs-Einrichtungen nachweisen, wie für die Parenchym- scheiden? Die zweite Hauptfrage betrifft die Correlation in der anatomischen Ausbildung der beiden ableitenden Röhrennetze. Wenn die Milchröhren aus dem Laubblatte Assimilationsproducte ableiten, dann entlasten sie selbstverständlich in höherem oder geringerem Grade die Parenchymscheiden. Kann nun diese Ent- lastung so ausgiebig sein, dass dadurch der anatomische Bau der Parenchymscheiden beeinflusst wird? Kommt es vielleicht zu einer Verkümmerung, oder besser gesagt, zu einer Rückbildung derselben, wenn das Netz der Milchröhren besonders mächtig ausgebildet ist ? Diese Fragen sind es, welche durch die nachstehend mit- getheilten Untersuchungen ihre Beantwortung finden sollen. n. Im vorliegenden Kapitel beabsichtige ich die anatomi- schen Beziehungen der Milchröhren zum Assimila- tionssysteme zu besprechen. Am eingehendsten habe ich in dieser Hinsicht die unge- gliederten Milchröhren verschiedener Euphorbia- Arten unter- sucht. Über die Anordnung und Vertheilung derselben in den Blättern sind mir blos einige allgemeine Angaben bekannt geworden. In de Bary's „Vergleichender Anatomie" pag. 452 heisst es, dass die in die Blätter eintretenden Milchröhren zunächst den Gefässbündeln folgen, und von diesen aus zahlreiche vielfach verästelte, nach den verschiedensten Richtungen laufende, zuletzt blind endende Zweige durch das Blattparenchym senden. 54 Haberlandt. Von Pflanzen, welche anderen Familien angehören, untersuchte ich blos einzelne Arten: Ficus nitida, Asclepins curassavica, Hypochaeris radicata und Chelidonium majus. Was zunächst die Beziehungen des specifischen Assimilatio na- ge webes, derPallis adenschichte, zu den Milchröhren betrifft^ so sieht man an Querschnitten durch die Lamina einer dick- blättrigen Euphorbia (Enph. Lafhyris, higla7idulosa, Myrsinites) nach kurzem Suchen, dass der anatomische Zusammenhang des genannten Glewebes mit den zahlreichen Milchröhrenästen genau dieselben Eigenthümlichkeiten aufweist, welche sonst für die Verbindungsweise der Pallisadenschichte mit den Parenchym- scheiden der Gefässbündel charakteristisch sind. Diese Beziehungen kennzeichnen sich, wie ich an einer anderen Stelle * ausführlich auseinandergesetzt habe, durch das Vorhandensein von Einrich- tungen, welche die möglichst rasche und vollständige Zufuhr der Assimilationsproducte zu den ableitenden Parenchymscheiden bezwecken. Zu diesem Behufe neigen sich die Pallisadenzellen oft büschelartig zusammen, um ihre Assimilationsproducte an trichterartige Aufnahmszellen abzugeben, welche sie entweder direct oder indirect , durch Vermittelung des Schwamm- parenchyms, den Gefässbündelscheiden zuleiten. Ganz dieselben Einrichtungen finden sich nun in schönster Ausbildung in den Blättern der genannten Euphorbien vor (Taf. I, 1), nur mit dem Unterschiede, dass die Zuleitung hauptsächlich zu den zahlreichen vielverzweigten Milchröhren erfolgt, welche nicht blos das mächtig ausgebildete und sehr locker gebaute Schwammparenchym durch- ziehen, sondern einzelne Äste auch durch das Pallisadengewebe bis unter die Epidermis senden. Je lockerer das Pallisadengewebe gebaut ist, desto auffalliger ist das büschelartige Zusammentreten seiner Zellen oberhalb der Milchröhren. Da bei den genannten Euphorbien auch die Blattunterseite eine Pallisadenzelllage auf- weist, so lassen sich hier die geschihlerten Einrichtungen auf beiden Blattseiten nachweisen (Taf. 1, 2). Die Bhittunterscitc zeigt sogar wegen ihres lockeren Baues und der häufigeren Annähe- rung der Milchröhren an die Pallisadenschichte eine noch grössere 1 Vergleichende Anatomie des assimüatorisclieu Gewebesystems der Pflanzen, Jahrbücl-.er für wissenschaf'tb'cho Botanik, XTIT. B. Zur physiol. Anatomie d. Milchröhren. 55 Abwechslung der Details, als die Blattoberseite. Die Pallisaden- zellen sind hier nicht selten, um einen directen Anschluss an eine Milchröhre zu gewinnen, ganz auffällig schief gestellt, oder sie besitzen bei senkrechter Stellung horizontale Fortsätze, um die Milchröhre zu erreichen. {Eitph. Lathyris Taf. I, 15.) Während bei den dickblättrigen Euphorbien in der Regel die Vermittelung von Trichterzellen oder Schwammparenchym- zellen beansprucht wird, wenn es sich um die Zuleitung der Assimilationsproducte aus der Pallisadenschichte zu den Milch- röhren handelt, so ist dagegen bei den dünnblättrigen Arten eine solche Vermittlung gewöhnlich überflüssig. Das Mesophyll von Euph. palustris z. B. besteht aus vier Zellschichten. Die oberste Lage wird von langgestreckten Pallisaden gebildet, die zwei nächstfolgenden Schichten bestehen aus Schwammzellen mit kurzen^ Armen und verhältnissmässig schwach ausgebildetem Intercellularsystem und die unterste Lage setzt sich aus ganz kurzen, cylindrischen Assimilationszellen zusammen, welche sich stellenweise pallisadenförmig strecken. Wiewohl nun die Milch- röhren mit ihren zahlreichen Verästelungen zwischen allen Schichten des Mesophylls verlaufen können, so ziehen sie sich doch am häufigsten an der unteren und oberen Grenze der Palli- sadenschichte hin und stehen so mit deren Zellen in unmittel- barer Berührung. Es hat nun nach dem Vorausgegangenen nichts Auffälliges, dass sich die Pallisadenzellen nach unten zusammen- neigen, um in möglichst grosser Zahl mit den darunter sich hin- ziehenden Milchröhren in directe Verbindung zu treten. (Taf, II, 2.) Viel merkwürdiger ist es aber, dass die Pallisadenzellen ein ganz analoges Verhalten auch dann zeigen, wenn die Milchröhrenäste an der oberen Grenze der Pallisadenschichte, unmittelbar unter der Epidermis verlaufen. (Taf. II, 1.) Die Pallisadenzellen neigen sich ebenso auffallend nach oben zusammen, wie sonst nach unten, sie nehmen dabei nicht selten eine schiefe Lage an und die etwas abseits stehenden Pallisaden senden bisweilen kurze Fortsätze aus, um sich der Milchröhre direct anschliessen zu können. In solchen Pallisadengruppen ist die Richtung der Stoff- leitung gerade umgekehrt wie gewöhnlich: die Assimilations- producte wandern statt abwärts nach aufwärts. Wir haben uns offenbar die osmotische Anziehungskraft, welche seitens des 56 Haberlaudt. Milchröhreuiulialtes ausgeht, als so ansehnlich vorzustellen, dass sie alle anderen Momente, welche eine entgegengesetzte Eichtung der Stoffleitung anstreben, vollständig unv^irksam macht. Ohne eine solche Annahme bliebe wenigstens die vorhin besprochene Anordnung der Pallisadenzellen physiologisch unverständlich. Bei Enph. Myrsinltes kommt übrigens, wenn auch selten, eine Zellgruppirung zu Stande, aus welcher das Emporströmen der Assimilationsproducte noch viel zwingender hervorgeht. Auch bei dieser Species verlaufen einzelne Milchröhrenäste knapp unter- halb der Epidermis und stehen so mit den oberen Enden der Pallisadenzellen in Verbindung. (Taf. I, 7.) Die unteren Enden dieser Zellen ragen nun bisweilen in grössere Luftlücken hinein, an welchen das Schwammparenchym so reich ist und dort fehlt den betreffenden Pallisadenzellen jeder Anschluss nach unten, sie hängen gleichsam an den Milchröhren und können entweder nur an diese ihre Assimilationsproducte abgeben, oder an die benachbarten Pallisadenzellen, welch' letztere Eventualität nach Allem, was über die Stoffleitung im Pallisadengewebe bekannt ist, als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden muss. Die soeben geschilderten Zuleitungseinrichtimgen, welche den anatomischen Zusammenhang des Pallisadengewebes mit den Milchröhren charakterisiren, habe ich auch bei Asclepias curassa- vica schön ausgebildet gefunden. Das Mesophyll besteht hier aus zwei Pallisaden- und 6 — 7 Schwammparenchymschichten. Die dünnen, zartwandigen Milchröhren verlaufen in den letzteren und namentlich auch an der Grenze zwischen jenen beiden Gewebe- arten; in diesem Falle sitzen die Pallisadenzellen den Milchröhren unmittelbar auf und erweitern sich an ihrem oberen Ende häufig zu Trichtern, in welche hinein je eine Gruppe von 2— 4 Pallisaden- zellen der oberen Schichte ihre Assimilationsproducte entleert. (Taf. II, 16, 18.) Wenn die Milchröhren etwas tiefer liegen, dann kommt es zur Ausbildung typischer trichterförmiger Aufnahms- zellen, über welchen sich nicht selten grössere Gruppen von Pallisadenzellen zusaramenneigen. (Taf. II, 17.) Bevor ich nun die anatomischen Beziehungen der Milch- röhren zum Schwammparenchym mit einigen Worten schil- dere, liabe ich hier Einiges über die physiologischen Leistungen dieses Gewebes vorauszuschicken. Das Scliwammparenchym hat Zur physiol. Anatomie d, Milchröhren. 57 gleichzeitig- drei verschiedene Aufgaben zu erfüllen ^ : Zunächst fungirt es als Transpirationsgewebe, dann vermittelt es als ,.Zu- leitungsgewebe" den Stoffverkehr zwischen denassimilirendenPal- lisadenzellen und den ableitenden Parenchymscheiden und endlich ist es vermöge seines Chlorophyllgehaltes auch dem Assimilations- system im weiteren Sinne des Wortes beizuzählen. Hier interes- siren uns blos die beiden letztgenannten Functionen, welche die anatomischen Beziehungen des Schwammparenchyms zu den ableitenden Milchröhrenästen natürlich in gleicher Weise beein- flussen werden. Begreiflicherweise genügt zu einer ausgiebigen Stoffzulei- tung schon der blosse Verlauf der Milchröhren inmitten des Schwammparenchyms, dessen Zellen oftmals mit mehreren Armen an die Milchröhren stossen. Doch lassen sich bisweilen noch besondere Einrichtungen nachw^eisen, aus welchen die Stoff- zufuhr zu den Milchröhren noch deutlicher hervorgeht. So strecken sich bei Euph. palustris die rechts und links an die Milchröhren grenzenden Schwammparenchymzellen häufig senkrecht zum Längsverlaufe der Röhren und nehmen so eine pallisadenähnliche Gestalt an. (Taf. II, 5.) Die Streckungsrichtung bezeichnet hier wie bei allen ernährungsphysiologischen Zellen die Richtung der Stoffwanderung. Bei anderen Euphorbien, namentlich den dick- blättrigen, neigen die Schwammparenchymzellen dazu, sich mit ihrer ganzen Breitseite lückenlos an die Milchröhren anzulegen und so mit der Vergrösserung der Berührungsfläche eine Erleich- terung des Stoffverkehrs zu erzielen. Auf diese Weise kommt es häufig zur Bildung förmlicher Parenchymscheiden, welche mit den von ihnen umschlossenen Milchröhren jenen „Leitparenchym- strängen" an die Seite zu stellen wären, welche ich im Blatte von Ficns elastica beobachtet habe. Auch bei Chelidonium majus habe ich derartige Parenchymscheiden um die letzten Auszweigungen der Milchröhren gefunden. (Taf. II, 20.) Die bisherigen Auseinandersetzungen betrafen ausschliess- lich die Anpassungen des Assimilationssystems an das Netz der Milchröhren. Es sollen jetzt umgekehrt jene Eigenthümlichkeiten 1 Vgl. G. Haberlandt, Vergleichende Anatomie des Assimilations- systems 1. c. p. 72, 73 (Separatabdruck). 58 Haberlandt. in der Anordnung und Vertheilung der Milchröhren besprochen werden, welche als der anatomische Ausdruck ihrer stoflfableitenden Function die Anpassung dieser Organe an das Assimilationssystem kennzeichnen. Vor Allem ist hier auf die bereits von Hanstein u. A. con- statirte Thatsache hinzuweisen, dass die Milchröhren im Laub- blatte als regelmässige Begleiter der Gefässbündel auftreten, oftmals bis zu den letzten Auszweigungen derselben und dass die Zahl der einzelnen Eöhren mit der Stärke der Gefässbündel zu- und abnimmt, welche sie begleiten. Es liegt in diesem Paral- lelismus offenbar ein Fingerzeig für die Erkenntniss der Function der Milchsaftschläuche, doch wollen wir die Beweiskraft jener Thatsache nicht zu hoch anschlagen, denn erstens folgt aus der- selben noch nichts in Betreff der ernährungsphysiologischen Bedeutung des Milchsaftes und zweitens erscheint auch vom rein morphologischen Standpunkte aus die oben erwähnte Anordnung der Milcliröhren als die natürlichste und verständlichste. Anders verhält es sich mit dem Werthe jener Folgerungen, welche sich aus dem Verlaufe der von den Blattnerven abzwei- genden isolirten E Öhrenäste ergeben. Namentlich sind es die ungegliederten Milchröhren, welche solche von den Gefässbündeln unabhängige Auszweigungen in das Mesophyll senden. Für den Verlauf dieser isolirten Aste wird offenbar ausschliesslich die physiologische Function der Milchröhren massgebend sein, und von diesem Standpunkte aus darf man von vornherein erwarten, dass wenn die Milchröhren thatsächlich die Assimilationsproducte des Blattes ableiten, jene isolirten Zweige mit Vorliebe im speci- fischen Assimilationsgewebe, d. i. in der Pnllisadenschichte sich ausbreiten werden. Diese Voraussetzung trifft nun in der That sehr häufig zu, in einzelnen Fällen sogar in ganz auffallender Weise. Einige Beispiele mögen das Gesagte erläutern. Bei Euphorbia palustris breiten sich die Milchröhrenäste am häufigsten an der oberen und unteren Grenze der Pallisaden- schichtc aus. Sehr häufig wenden sicli die unter den PalHsaden hinziehenden Äste in schiefer Richtung nacli aufwärts, um dann noch eine Strecke lang unter der Epidermis zu verlaufen und dann blind zu endigen. (Taf. 11, 4.) Ein Abwärtswachson der Kubei)idermalen Zweige wurde nicht beobachtet. Zuweilen sendet Zur physiol. Anatomie d. Milchröhren. 59 eine Milchröhre ihre Auszweignng: zwischen den Pallisadenzellen in senkrechter Richtung- nach aufwärts, doch ist das ein ziemlich seltener Fall. (Taf. II, 3.) In dieser Weise wird nun gewöhnlich auch das Pallisadengewebe anderer Euphorbien von den Milch- röhren durchzogen und eben so fand ich, dass bei Ficiis nitida das Netz der Milchsaftschläuche sich hauptsächlich im Pallisaden- gewebe ausbreitet. (Taf. II, 14, 15.) Ein interessantes hierhergehöriges Vorkommniss lässt sich bei Euph. Myrsinites beobachten. Hier treiben die Hauptstämme der Milchröhren, welche das mediane Gefässbündel des Blattes begleiten, häufig steile Aste nach aufwärts, welche sich oft wieder gabeln und verzweigen und mit ihren Enden an büschel- förmige Pallisadenzellgruppen stossen. (Taf. 1, 10 ) Derartige Vorkommnisse legen dem Beobachter die physiologische Bedeu- tung der Milchröhren besonders nahe. Bei keiner der untersuchten Pflanzen habe ich das in Rede stehende Verhalten der von den Blattnerven abbiegenden Milch- röhrenäste so auffällig gefunden, wie bei Hypochaeris radicata. Die gegliederten Milchsaftschläuche dieser Cichoriacee begleiten sämmtliche Gefässbündel des Laubblattes bis ans Ende ihrer letzten AuszAveigungen und treten an der Unterseite der Bündel, beziehungsweise zwischen Leptom und Parenchymscheide auf; die kleineren Gefässbündel, welche meist seitlich zusammen- gedrückt erscheinen und von bandförmiger Gestalt sind, werden blos von je einer Milchröhre begleitet ; dieselbe sendet sehr häufig Seitenäste in's Mesophyll und zwar stets schief aufwärts in das kurzzellige Pallisadengewebe hinein, wo sie sich oft gabeln und mit ihren Enden an diePallisadenzellenden anlegen. (Taf. II, 6, 7, 10, 11.) Die Verzweigung ist eine so reichliche, dass oft an ein und derselben Stelle des Hauptastes je ein Seiten- zweig nach rechts und links abbiegt. Bisweilen schläft der Seitenast zunächst eine horizontale, zur Blattoberfläche parallele Richtung ein, um sich dann plötzlich knieförmig nach aufwärts zu biegen. (Taf. II, 8.) Seine parenchymatischen Nachbarzellen nehmen mehr oder weniger den Charakter von Scheidenzellen an, doch stimmen dieselben hinsichtlich ihres Chlorophyllgehaltes mit den angrenzenden Assimilationszellen vollständig überein. An seiner Ursprungsstelle ist der Seitenast bisweilen durch eine 60 Haberl.'iudt. uuresorbirte Querwand vom Hauptaste getrennt. Und was schliess- lich die Beziehung des Seitenastes zur Parenchymscheide des Gefässbündels betrifft, so scheint dieselbe von der ausbiegenden Röhre gewissermassen durchbrochen zu werden. Man gewinnt den Eindruck, als sei im jugendlichen Zustande die betreffende Scheidenzelle zur Bildung des Seitenastes verwendet w^orden. Um dieses Verhältniss etwas näher präcisiren zu können, habe ich auch die Entwicklungsgeschichte, beziehungsweise die erste Anlage der kleineren Gefässbündel und der seitlichen Milch- röhreuäste verfolgt und biu dabei zu folgendem Ergebnisse gekommen. Zur Zeit, in welcher sich das junge Mesophyll in Pallisaden- gewebe und Schwammparenchym zu differenziren beginnt, sieht man am Blattquerschnitte einzelne schmale Meristemzellen, deren Höhe ihre Breite gewöhnlich um ein mehrfaches übertrifft*, durch wiederholte Querwände gefächert werden. (Taf. II, 12.) Solcher Querwände liegen 3—6 übereinander. Die unterste der auf diese Weise gebildeten Tochterzellen gibt sich schon sehr frühzeitig, noch vor dem Eintritt weiterer Theilungen, durch ihren milchigen Inhalt als junges Röhrenglied zu erkennen. Die übrigen Tochter- zellen dagegen theilen sich nunmehr in radialer Richtung und so kommt es zur Bildung eines schmalen bandförmigen Cambium- bündels. Noch bevor nun diese radialen Theilungen zu Stande kommen, lässt sich bereits die Entstehung der seitlichen Milch- röhrenäste beobachten. Eine in Folge der vorausgegangenen Theilungsprocesse und Wachsthumsverschiebungen schräg nach aufwärts orientirte Meristemzelle stellt die Urmutterzelle des Milchröhrenastes und seiner Parenchymscheide vor: sie theilt sich nämlich durch wiederholte Längswände, (welche also gleichfalls schief aufwärts gerichtet sind) und eine der mittleren Tochterzellen wird zum Röhrenaste, während die übrigen nach mehrfachen QuertheiluDgen zu jenen chlorophyllführenden Scheidenzellen werden, von welchen oben bereits die Rede war. (Taf. II, 13.) Zu gleicher Zeit constituirt sich auch die Parenchymscheide des Gefässbündels, indem die benachbarten Meristemzellen ent- 1 Räumlich betrachtet, hat man es hier mit tafelförmigen Zellen zu thun, welche ihre Schmalseite dem Beschauer zukehren. Zur physiol. Anatomie d. Milchröhren. 61 sprechende Theilungen eingehen. Aus dem Gesagten ergibt sich, dafcs die Anlage des seitlichen Milchröhrenastes und die Ent- stehung der Parenchymscheide des Gefässbündels zwei von ein- ander unabhängig verlaufende Vorgänge sind, dass es also eine gezwungene Auffassung wäre, wenn man, nach dem ausgebildeten Zustande urtheilend, den seitlichen Röhrenast mit den Zellen der Parenchymscheide des Gefässbündels in eine nahe entwickelungs- geschichtliche Beziehung bringen wollte. Es erübrigt uns jetzt zum Schlüsse noch auf die Beschaffen- heit der Milchröhrenwände einzugehen, insoferne aus derselben auf einen Stoffverkehr der Röhren mit dem Assimilationssystem geschlossen werden kann. Einem solchen diosmotischen Stoffver- kehr kann der anscheinend sehr beträchtliche Wassergehalt ^ der Röhrenmembran, wegen der dadurch bedingten Weite der Micellar- Interstitien, nur förderlich sein ; derselbe macht das häufige Auf- treten unverdickter Wandstellen überflüssig und in der That beob- achtet man das Vorkommen von Tüpfeln an den Milchröhren- wänden nicht eben häufig. Bei Euphorbia Lathyris sah ich bis- weilen die Wand der Milchröhren und der daranstossenden Palli- sadenzelleu von sehr engen Tüpfelkanälen durchsetzt, während bei Enph. Myrshütes die an einzelne Pallisadenzellgruppen grenzenden Enden der seitlichen Milchröhrenäste durch die Zart- heit ihrer betreffenden Wandpartien den Stoffverkehr mit dem Assimilationssystem andeuten. Grössere, flache Tüpfel fand ich nicht selten im Blatte von Euph. Lathyris an jenen Partien der Röhreuwände, welchen die Zellen des Schwammparenchyms aufsitzen. Die ziemlich dünne Schliesshaut des Tüpfels scheint mit sehr feinen Poren versehen zu sein, ähnlich wie dies Tangl^ und Strasburger^ für die Schliesshäute der Tüpfel des Endosperms von Äreca oleracea, Phönix dactylifera und Ornitho- galum umbellatiün nachgewiesen haben. Für das Vorhandensein solcher feiner Poren spricht im vorliegenden Falle ausser einer sehr zarten queren Strichelung der Schliesshaut auch das feste Anhaften des Primordialschlauchs an derselben ; nach Zusatz von 1 Vgl. de Bary, Vergleichende Anatomie etc. pag. 195. 2 Jahrbücher f. wissensch. Botanik, XII. B. 1880, pag. 187. 3 Über den Ban und das Wachsthum der Zellhäute, 1882, p. 20. 62 Haberlandt. Reagentieii, welche den Protoplasmasclilaiich zur Contractiou bringen, löst isich derselbe von den ungetUpfelten Wandpartien leicht und vollständig- los, während er sich von der Schliess- membran des Tüpfels viel schwerer oder gar nicht lostrennt. (Taf. I, 16.) m. Die physiologische Bedeutung der Milchröhren lässt sich auch noch auf eine andere, mehr indirecte Weise anatomisch klarlegen. Indem diese Röhren, wie wir nach dem Vorausgegangenen mit Bestimmtheit annehmen dürfen, wenigstens einen Theil der Assi- milationsprodncte aus dem Laubblatte ableiten, übernehmen sie die Function der parenchymatischen Gefässbündelscheiden, be- ziehungsweise des „Nervenparenchyms" und entlasten das ^Leit- parenchym" in mehr oder minder ausgiebiger Weise. Nach Allem, was wir über die Beziehungen zwischen Bau und Function der Gewebe wissen, dürfen wir ziemlich sicher erwarten, dass sich diese Entlastung auch im anatomischen Bau des Leitparenchyms aussprechen werde. Nach meinen Beobachtungen ist dies in der That auch der Fall. Das Leitparenchym der Blätter ist, allgemein gesagt, um so mangelhafter ausgebildet, je reichlicher sich das Netz der Milchröhren in der Lamina verästelt. Besonders instructiv sind in dieser Hinsicht wieder die Euphorbien. Unter den von mir untersuchten Arten hebe ich namentlich Euph. Myrsinltes und higlandidosa hervor, deren Blätter sich durch ein besonders reich entwickeltes Netz von Milchröhren auszeichnen. Die nachstehenden Angaben beziehen sich vorzugsweise auf Euph. Myrsinites. In den Blättern dieser Pflanze äussert sich die ganz auffällige Rückbildung der Gefässbündelscheiden unddesNervenparenchyms in sehr verschiedener AVeise. Fassen wir zunächst die kleineren und kleinsten Gefäss- bündel in's Auge, so fällt uns sofort auf, dass ihre Parenchym- scheiden selten vollständig sind. Bald sind sie nur auf der Hadromseite ausgebildet, während auf der Leptomseite gewöhn- liches Schwammparenchyra das Bündel begrenzt (Taf. I, 13), bald sehen wir den umgekehrten Fall eintreten, oder es sind selbst Zur physiol. Anatomie d. Milchröhren. 63 mehrere Unterbrechungen der Scheide vorhanden, wobei die ent- sprechenden Lücken nicht einmal immer durch Zellen des Sehwammparenchyms ausgefüllt werden. Das Gefässbündel kann stellenweise direct an das System der Intercellularräume grenzen . Besonders auffallend ist dies an den Endigungen der Gefäss- bündel; die letzten Tracheiden derselben, welche ein- bis mehr- reihig auftreten, ragen oft weit in die Intercellularräume hinein 5 ihre von Luft umspülten Enden sind entweder cylindrisch abge- rundet, oder noch häufiger eiförmig kolbig, ja selbst kugelförmig erweitert. (Taf. I, 3, 5, 14.) Man kann solche Tracheidenenden am besten mit Thermometerkugeln vergleichen. Zuweilen sind die letzten, an die Intercellularräume grenzenden Tracheiden gar nicht gestreckt, sondern von unregelmässig birnförmiger Gestalt. (Taf. I, 4.) Was die Verdickungs weise betrifft, so zeigen die von Luft umgebenen Enden der Tracheiden, mögen dieselben cylindrisch oder kugelig sein, gewöhnlich eine enge, quermaschige Netz- faserverdickung. An kolbigen oder kugelförmigen Enden beob- achtet man aber nicht selten, dass die genannte Verdickungsweise in einfache Ttipfelung übergeht. Die Tüpfel sind dabei von ovalem Umrisse, am Pole selbst kreisrund. Der Inhalt dieser Endtrachei- den besteht nicht aus Luft, sondern aus Wasser; übrigens habe ich auf diese die Frage der Luft- und Saftleitung berührenden Verhältnisse nicht näher geachtet, da sie von dem Gegenstande dieser Untersuchung zu abseits liegen. Dass aber das Vorkommen von Gefässbündelenden, welche direct in die lufterfüllten Inter- cellularräume hineinragen, von entschiedenem physiologischen Interesse ist, liegt nahe genug. Die soeben geschilderten Beobachtungen stehen, nebenher bemerkt, indirectemWidersprache mit den Angaben von HöhneP der unter Berücksichtigung der Gefässbündelendigungen in den Blättern der Monokotylen und Dikotylen den allgemeinen Satz aufstellte: „Überall, in der ganzen Pflanze sind daher die functions- fähigen Gefässe und Tracheiden mindestens durch eine ein- fache Schichte lebender Zellen von den Intercellularräumen 1 Über das räumliche Verhältniss der Intercellularräume zu den GefäBsen, Österr. bot. Ztschft. 1879, Nr. 5. 64 Haberlandt. getrennt". Diese Verallg-emeinerung beruht auf unzureichenden Beobachtungen und ist, wie wir gesehen haben, unrichtig. * Kehren wir nun wieder zur Schilderung der GrefässbündeL scheiden und ihrer Rückbildungserscheinungen zuritck. Neben der UnVollständigkeit der Ausbildung fi^'llt auch die Form der Scheidenzellen auf. Dieselben sind nicht langgestreckt, sondern häutig ebenso breit als lang und von unregelmässigem ümriss. (Taf. I, 11.) Da wir annehmen dürfen, dass die Zellen des Lei- tungssystems um so entschiedener gestreckt sind, je ausgesprochener ihre Function ist, so folgt im vorliegenden Falle auch aus der Gestalt der Zellen ihre functionelle Entlastung. Weniger Gewicht möchte ich auf die Thatsache legen, dass bei den hier zu schil- dernden Euphorbien sowohl wie bei Euph. palustris, die Gefäss_ bündelscheiden des Blattes reichlicher Chlorophyll führen, als dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt. Doch wird damit immer- hin angedeutet, dass mit dem Verluste der Function der Stoff, leituug die Heranziehung zu einer anderen Leistung, zur Assimila- tionsthätigkeit, Hand in Hand geht. Noch interessanter als die kleinen Gefässbündel mit ihren Scheiden ist der das Blatt von Euph. Myrshütes durchziehende Hauptnerv. (Taf. I, 8.) Der erste Blick auf den Querschnitt des- selben lehrt uns, dass jenes farblose ..Nervenparenchym", welches die Hauptbündel der Blätter gewöhnlich begleitet, hier ganz oder doch nahezu vollständig fehlt. Das im Querschnitte elliptische Gefässbündel besitzt auf der Hadromseite einen nach aussen sehr scharf abgegrenzten Saum von englumigen , farblosen Parenchymzellen, welche in 2 — 3 Lagen auftreten und deren cam- biale Herkunft aus den nicht seltenen prosenchymatischen Zu- spitzungen zweifellos hervorgeht. (Taf. 1,9.) Mit diesem Parenchym- saume grenzt das Gefässbündel nach oben zu unmittelbar an die Pallisadenzellen , oder an isolirte Züge von längsgestreckten chlorophyllführenden Zellen, den letzten Rudimenten des Nerven- parenchyms. Sehr häutig grenzt der Hadromtheil unmittelbar an die Lücken des Intercellularsystems. Auf der Unterseite wird das Gefässbündel von 6 — 8 weiten Milchröhrenstämmen begleitet. 1 Auch die in das sog. Epithem hineinragenden Tracheiden der Getassbündelendigungen grenzen häufig unmittelbar an das InterceUular- system. Zur physiol, Anatomie d. Milchröhren. 65 welche sich zum Theile unmittelbar an das Leptom anlegen Zwischen denselben befinden sich langgestreckte farblose Pa- renchymzellen mit häufig schiefen Wandungen; nach unten zu stellt ein Saum von grünen, längsgestreckten Parenchymzellen, die aber blos 1—2 Lagen bilden, das rtickgebildete Leit- parenchym vor. Ahnlich wie das Hauptbündel sind auch die mittelstarken Nebenstränge im Blatte von Euph. Myrsinites und biglandulosa gebaut. Bei Hypochaerls radicata, deren Milchröhrennetz nach den obigen Mittheilungen im Blatte gleichfalls sehr reich verzweigt ist, besitzt die Lamina allerdings eine sehr starke Mittelrippe, doch dürfte das reich entwickelte Parenchym derselben vor Allem eine mechanische Aufgabe zu erfüllen haben, indem es durch seine Turgescenz die längliche Blattspreite steif und ausgestreckt erhält. Man darf dies um so sicherer als die Hauptfunction der Mittelrippe ansprechen, als auch die stärksten Seitennerven blos einschichtige Parenchymscheiden aufweisen. Es fehlt hier also gänzlich jenes gleichmässige Breiterwerden der parenchyraa- tischen Leitungsbahnen, welches überall zu beobachten ist, wo der allmälig zunehmende Strom der Assimilationsproducte sich ausschliesslich im Leitparenchym bewegt. IV. In den vorstehenden Kapiteln wurde auf anatomischem Wege der Beweis erbracht, dass in den Milchröhren je nach der Ausbildung derselben ein bald grösserer, bald geringerer Theil der Assimi- lationsproducte des Blattes abgeleitet wird. Damit soll aber selbst- verständlich nicht gesagt sein, dass die Milchröhren ausschliess- lich oder auch nur hauptsächlich zur Leitung der stickstofflosen Baustoffe des Pflanzenkörpers bestimmt sind. Zweifellos dienen die Milchsaftschläuche auch zur Leitung von Eiweisssubstanzen, und die anatomischen Verhältnisse, welche darauf hinweisen, die Beziehungen jenes Röhrensystems zum Leptomtheile der Gefäss- btindelsind ja in ihren verschiedenen Details hinreichend bekannt. * 1 Vgl. die diesbezüglichen genauen und ausführlichen Angaben in de Barys Vgl. Anatomie pag. 447 ff. Sitzb. d. mathem.-naturw. Ol. LXXXVII. Bd. I. Abth. 5 66 Haberlandt. Und was die Bedeutung der Milchröhren als Secret-, oder rich- tiger als Excretbehälter anlangt, so kann und muss dieselbe unter Hinweis auf die BeschaflPenheit des venösen Blutes des Thier- leibes vollständig anerkannt werden; die in der vorliegenden Abhandlung geschilderte Function der Milchröhren wird aber durch diese Thatsache in Nichts beeinträchtigt. Fassen wir die hauptsächlichsten Ergebnisse dieser Unter- suchung nochmals kurz zusammen^ so lauten dieselben folgender- massen : 1. Die anatomischen Beziehungen des Assimilationssystems zu den Milchröhren charakterisireu sich durch das Vorhandensein von Anschluss- und Ableitungseinrichtungen, aus welchen die Zufuhr der Assimilationsproducte zu den Milchröhren deutlich hervorgeht. 2. Die Milchröhren verzweigen sich im Laubblatte besonders reichlich unmittelbar unter dem specifischen Assimilationsgewebe, der Palisadenschichte, oder auch in derselben und empfangen so die Assimilationsproducte aus erster Quelle. Bei Euphorbia Myr- sinites und Hypochaeris radicata streben die von den Hauptstäm- men abzweigenden Seitenäste der Milchröhren fast ausnahmslos schief aufwärts, gegen das Pallisadengewebe zu. 3. Die Ausbildung des Milchröhrennetzes der Blätter steht zur Ausbildung des Leitparenchyms, d. i. der Gefässbündel- scheiden und des sogenannten Nervenparenchyms, im umgekehrten Verhältnisse. Je reichlicher sich die Milchröhren verzweigen, je zahlreicher sie im Mesophyll auftreten, desto ausgiebiger entlasten sie das Leitparenchym des Blattes von der Function der Stoff- leitung, desto mangelhafter und spärlicher ist dasselbe in Folge dessen ausgebildet. Am auffallendsten lässt sich diese Rückbil- dung bei Euph. Myrsiultes und biglandulosa beobachten. Zur physiol. Anatomie d. Milchröhren. 67 Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig". 1 — 6 : Euphorbia biglandulosa, Fig. 1. Pallisadenzellgruppen von der Blattoberseite, deren Assimilations- producte vermittelst der Aufnahmszellen (ö) den Milchröhren (w) zugeleitet werden. Vergr. 210. „ 2. Desgleichen; von der Blattunterseite, die Pallisadengruppen sind noch ausgesprochener. Bedeutung der Buchstaben wie vorhin. Vergr. 280. „ 3. Gefässbündelendigung, deren letzte Tracheiden in den Intercel- lularraiim {i) hineinragen. Das Ende der einen Trachei'de ist kugel- förmig erweitert. Vergr. 240. „ 4. Desgleichen; die in den Intercellularraum hineinragenden Trachei- den sind von unregelraässig birnförmiger Gestalt und netzfaser- förmig verdickt. Vergr. 240. „ 5. Gefässbündelendigung, welcher eine Parenchymzelle aufgesetzt ist die Wandungen der Tracheiden wölben sich rechts und links in die Intercellularräume hinein. Vergr. 240. ^ 6. Gefässbündelendigung im Querschnitt. Rechts und links unmittelbare Nachbarschaft der Intercellularräume. Vergr. 230. Fig. 7 — 14: Euphorbia Myrsinitcs: Fig. 7. Subepidermale Milchröhre im Querschnitt mit daranhängenden Pallisadenzellen Vergr. 225. „ 8. Das Hauptgefässbündel des Blattes im Querschnitt. Auf der Leptom- seite sechs Milchröhren. Vergr. 220. „ 9. Der Saum des Hadromtheiles dieses Gefässbündels im radialen Längsschnitt. Vergr. 270. ^ 10. Seitenast eines das Hauptgefässbündel begleitenden Milchröhren- stammes ; derselbe gabelt sich und den Enden der Gabeläste sitzen Pallisadenzellgruppen auf; alle Ghlorophyllzellen mit Ausnahme der- jenigen Pallisadenzellen, welche ihre Assimilationsproducte dem Milchröhrenaste zuleiten, sind in der Zeichnung weggelassen worden. Vergr. 225. ^ 11. Parenchymscheiile eines kleinen Gefässbündels in der Seitenansicht. Die Schraflfirung soll Lage und Verlauf des Gefässbündels andeuten^ Vergr. 230. y, 12. Querschnitt durch ein kleines Gefässbündel ohne deutlich aus. gesprochene Parenehymscheide. Vergr. 230. 5* Fig. 13. Desgleichen; die Parenchym scheide ist blosaufder Oberseite deutlich differenzirt: auf der Unterseite grenzt das Bündel unmittelbar an Schwammparenchymzellen. Vergr. 230. „ 14. Gefässbündelendigung, aus einer einzigen Tracheide bestehend, deren kugelförmig erweitertes Ende in einem Intercellularraum hin- einragt. Vergr. 230. Fig. 15 — 16: Euphorbia LathyrU. Fig. 15. EinTheil des Blattquerschnittes (Unterseite). Die gestreckten Assimi- lationszellen streben allseits der Milchröhre zu. Vergr. 240. , 16. Stück einer Milchröhre mit angrenzender Schwammparenchyrazelle ; breiter Tüpfel mit fein poröser (?) Schliesshaut. Vergr. 700. Taf. II. Fig. 1 — 5: Euphorbia palustris. Fig. 1. Blnttquerschnitt mit subepidermaler Milchröhre. Die Pallisaden Zeilen neigen sich derselben auifallend zu. Vergr. 235. , 2. Blattquerschuitt ; die Milchröhre liegt an der Grenze zwischen Palli- sadengewebe und Schwammparenchym. Vergr. 235. „ 3. Ein Milchröhreuast hat seineu Zweigfortsatz senkrecht aufwärts in's Pallisadengewebe gesendet. Vergr. 225. „ 4. Ein im Pallisadengewebe schief aufsteigender und unter der Epi- dermis blind endigender Milchröhrenast. Vergr. 280. f, 5. Ein im Schwammpareuchym verlaufendes Milchröhrenstück. Die an dasselbe angrenzenden Zellen sind senkrecht zum Verlaufe der Milchröhre gestreckt. Vergr. 260. Fig. 6 — 13: Hypochaeris radicata. Fig. 6. Kleines, bandförmiges Gefässbündel im Querschnitt. Links ein Milchröhrenast, welcher von der das Bündel begleitenden Milchröhre in schiefer Richtung bis zum Pallisadengewebe aufsteigt. Vergr. 230. „ 7, Sehr kleines Gefässbündel; rechts und links Milchröhrenäste. Vergr. 230. „ b. Knieförmig gebogener Milchröhreuast. Vergr. 230. „ 9. Gefässbündelendigung im tangentialen Längsschnitte. Zwischen der Tracheide und der Milchrcihre eine farblose proseuchymatische Zelle. Links ein Seitenast der Michröhre. Vergr. 230. „ 10. Eine gabelig verzweigte Milchröhre, nach Maceration in kochender verdünnter Kalilauge frei pniparirt. Die beiden Gabelästo, welche die Gefässbündel begleiteten, schlagen nahezu entgegengesetzte Kich- tungen ein. Sie besitzen Seitenzweige, die sänmitlich nach aufwärts (gegen das Pallisadengewebe) gerichtet sind. Auch ihre gegabelten Enden orientiren sich nach aufwärts. Vergr. 230. „ 11. Seitenast einer Milchröhre, der sich nochmals verzweigt und mit (Ä Haberlaudt : Zm- plivsioloc) Aimlomie der \filchröliron Fiff 3 Tafl. O. Hnberiaudf ; Zur jilivsioloti. Anatoinio der \(ilit!h späterhin gabeln, zu einem Dopi)elgliede ausgestalten. Wird die Lücke noch etwas grösser, sa bietet sie für zwei gesonderte Anlagen Platz; an Stelle eines Gliedes- finden sich dann zwei, aber diese beiden resultiren nicht aus jenem einen. Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 103 bemerkbar werde. Leider fehlte mir zu diesem Beweise aus- reichendes und taugliches Material. Alle jüngeren Stadien, die ich hatte, besassen nur einen dreigliederigen äusseren und einen dreigliederigen inneren Staubblattkreis. Doch sprechen theilweise die Diagrammquerschnitte der Knospenstadien für meine Auf- fassung. Diese zeigen im äusseren Carpidenwirtel das „Dedouble- ment" stellenweise eintreten. Dabei sieht man, dass immer an jenen Stellen zwei Carpiden stehen, wo die Glieder des voraus- gehenden Wirteis am meisten Raum Hessen. In einem der Dia- gramme (Fig. 1) stehen die Glieder a u. b des inneren Staminal- kreises um 135° von einander entfernt, während die Entfer- nungen dieser Staubblätter zu dem dritten Staubblatte desselben Wirteis einen Winkel von 100 und 125 Graden ergeben. Nun kommen aber gerade dort, wo der grösste Abstand zwischen zwei Staubblättern des inneren Kreises herrsclit, zwei Carpiden zu stehen, während bei dem geringeren Abstände in den anderen entsprechenden Lücken, nur je ein Carpid Platz fand. Dieser grosse Abstand zwischen den Gliedern a u. h des inneren Staminalkreises (135°) tritt jedoch nicht unvermittelt ein, sondern resultirt mit aus der Unregelmässigkeit des Abstandes zwischen den Staminen des äusseren Kreises. Der Abstand dieser beträgt an jenen Stellen, wo zwischen sie die Glieder a w. b des inneren Staubblattkreises, welche um 135° von einander stehen, zu liegen kommen, 130 u. 120 Grade. Die Vergrösserung eines dieser Winkel um 10 Grad über's Normale alterirt zunächst noch nicht die Zahl der Glieder des nächstfolgenden Wirteis, aber sie ermög- licht, die Ungleichheit der Lücken in diesem Wirtel so zu steigern, dass im anschliessenden Carpidenkreise in der vergrösserten Lücke schon zwei Glieder Platz finden. Ahnliches zeigte ein zweites Diagramm. Hier traten an zwei Stellen im äusseren Carpellkreise zwei Glieder auf und wieder betrugen die Abstände zwischen den Staminen des inneren Kreises an jenen Stellen 130°, während dort, wo zwei Staminen dieses Kreises nur um 100° von einander entfernt waren, auch nur ein Carpell zur Entwicklung gelangte. Es sind auch diese Stadien der Blüthenentwicklung zu vor. geschritten, um absolut beweisend zu sein, jedenfalls sprechen sie eher für als gegen meine Auffassung. 104 Heinricher. Für unsere Deutung spricht indess auch die Entwicklungs- geschichte der AlismaceenbUithe, wie sie von Payer^ und B uc he uau^ gegeben ist. Die Angaben beider Forscher unter- scheiden sich nur in Bezug auf das Auftreten des äusseren Peri- gons; nach Buchen au treten alle Glieder desselben gleichzeitig auf, während nach Payer zuerst das vordere Blatt und dann die beiden paarigen erscheinen sollen. Betrachten wir Payer's Fig. 20, pl. 141 (Copirt in Fig. 7 derTaf. I), so sehen wir auf den ersten Blick, wie weit die Blätter des äusseren Perigonkreises jene des inneren an Grösse über- treffen. Die Lücke ober je einem Sepalum ist dadurch zur Auf- nahme eines einzigen Staubblattes zu gross geworden und bietet zur Anlage zweier hinreichenden Raum; diese aber werden sich am besten in die Buchten am Rande der inneren Perigonblätter postiren, um vollkommenen Anschluss zu finden. Und das Aus- weichen von der Mediane der Sepalen wird um so einleuchtender, wenn wir Buche nau's Angabe beachten, dass mit der Anlage des Kelches der Blüthenboden eine schwach dreikantige Form annimmt, die er fortab constant beibehält und deren Kanten mit der Lage der Kelchblätter correspondiren. Die Kanten sind sicher kein günstiger Ort zur Anlage zweier Staubblätter und diese erscheinen denn auch, nachdem inzwischen in der Mitte der Flachseiten der Blüthenanlage die drei inneren Perigonblätter entstanden sind, seitlich vor diesen, unterhalb des dreikantigen Vegetationspunktes. Je zwei als zusammengehörig angenommene Anlagen sind sonach durch eine vorspringende Kante desBlüthen- scheitels getrennt. Bei solchen Anlageverhältnissen erscheint die Annahme, die beiden Anlagen gingen aus einer einfachen durch Dedoublement hervor, gezwungen und Buchenau sagt mit Recht, es erscheine sowohl nach den Verhältnissen in der Blüthen- anlage, als nach denen offener Blüthen, naturgemässer zu sagen, die Stamina stehen paarweise \ or den Blumenblättern. Im Laufe dieses Sommers veröffentlichte Gobel eine dritte Folge seiner „Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Blattes" („Bot. Ztg." 1882, Nr. 22—25), in denen er auf Grund 1 Payer, „Orgauog-enie coinparee de la fleur", Paris 1837. 2 Bucheaaii, „Über die Bliitlieuentwickluugvoa Älisma and Butomus^ Flora 1857, Nr. IG. Beiträge z. Pflanzenteratologie u Blüthenmoiphologie. 105 entwicklung'Sgeschichtlicher Studien, die Aüordnung der Staub- blätter in BlUthen, im Sinne der von S chw enden er begründeten mechanischen Blattstellungslehre an gewählten Familien und Arten darlegt. In dieser trefflichen Arbeit, die ich indess erst nach Formulirung meiner Ansichten über die Ergebnisse der an A. paruassif'olium vorgenommenen Untersuchung gelesen habe, kommt auch Göbel wiederholt dazu, gegen das „ Dedoublement" Stellung zu nehmen. Besonders instructiv ist die Darlegung der bei Agrimonia- Arten herrschenden Verhältnisse. So zeigt Göbel für Ägrimotiia odoratdj dass der auf den fünfgliedrigen, äusseren Staubblattkreis folgende zehngliedrigeWirtel, nicht durch Dedoublement erklärt werden könne, „fla je zwei Stamiua, welche einem entsprechen sollen, bei ihrer Entstehung von einander getrennt sind, durch die ganze Breite eines Staubblattes des I. Kreises, an das sie sich anschliessen." Ahnlich den für A. parnassifolium oben geschilderten Verhältnissen sind die bei Agrimonia dahurica herr- schenden. Die Blüthen sollten 15 Stamina in zwei Kreisen haben, deren innerer zehngliedriger wieder durch Dedoublement aus einem fünfgliedrigen Wirtel entstanden sein soll. Göbel weist nun nach, dass öfters vor einzelnen der Staubblätter des ersten Kreises die Anlage zweier weiterer unterbleibt ; dann schwanke die Zahl der Staminen von 10 — 18 und hiedurch werde die Annahme von Dedoublement ausgeschlossen. In ähnlicher Weise fanden wir die Zahl der Staubblätter von 6 — 9 schwankend, je nachdem im äusseren Kreise an allen oder an einer Stelle die „Verdopplung" ausfiel. Gegen Schluss seiner Abhandlung bespricht Göbel auch das Dedoublement bei Alisma und negirt auf Grund der von Buch en au gegebenen Entwicklungsgeschichte, sowie eigener Nachuntersuchungen, die Berechtigung, den sechsgliedrigen Staubblattkreis als durch Dedoublement dreier einfacher Glieder entstanden zu erklären. Seine Beweisführung dürfte durch meine oben dargelegten Beobachtungen an A. paruassifodum nur gestützt werden, und ebenso erweist sich der Resumesatz, den Göbel für die Anord- nung der Staubblätter in der Familie der Rosaceen zieht, auch für Alisma als anwendbar: „Es zeigte sich, dass die Anordnung 106 Heinricher. (der Staubblätter) eine ziemlich variable ist und dass diese Variation bedingt wird von, respective verknüpft ist mit Schwan- kungen in der Grösse und der Art und Weise des gegenseitigen Anschlusses der Staubblattanlagen (verallgemeinert Blattanlagen) einerseits und von Wachsthumsverhältnissen anderseits". Und „DieseVerhältnisse sind aber auch beiBlüthen einer und derselben Art nicht constant, es treten gelegentlich Stellungsverhältnisse auf (cfr. Geum urbanum^ Potentilla nepalensis), die wir dann bei anderen Arten (Eubus etc.) fast constant treffen." Bei A. parnassi- folium trat das als typisch für die Gattung Alisma (für die ein- heimischen Echinodorus- Arten ist ja das Diagramm, für die den Carpiden vorausgehenden Kreise, dasselbe) giltige Diagramm nicht auf, wohl aber fanden wir jenes, das für Echmodorus parvulus gilt, und dann wieder jenes, das (ohne Berücksichtigung der Carpiden) als typisches Diagramm der Monocotylen überhaupt anzusehen ist. Beide Fälle werden durch die gefundenen Zwischenstufen verknüpft. Die thatsächlichen Verhältnisse dürfen aber nicht nach dem Bilde, das man sich in Gedanken über den einer Blüthe zu Grunde liegenden Typus gemacht hat, gemodelt und gerückt werden. Man kann ganz gut sagen, die seclis Stamina von Alisma stehen paarweise, je eines an jeder Flanke eines Petalums (wie es thatsächlich ist) und kann sich dabei doch denken, dass diese Staminagewissermassen dem äusseren Staubblattkreise desMono- cotylentypus entsprechen. Damit aber komme ich dazu, meine Gedanken über den Wertli, welchen die dargestellten, an den Salurner Alisma - Pflanzen aufgefundenen Verhältnisse haben, noch genauer zu präcisiren. Ich zweifle nicht, dass diesbezüglich die Ansichten der Fach- männer, je nach ihrem Standpunkte, gar verschieden sein dürften. Mir dünkt ihr Hauptwerth darin zu liegen, dass sie durch Manches gegen die Auffassung sprechen, die 6 Glieder des äussersten Staublattkreises der Alismaceenblüthe giengen durch Dedouble- ment hervor. Wie ich — ob Mangels an aushingendem, ent- wicklungsgeschichtlichem Material aus der Übergangsreihe, welche vom stellenweisen Auftreten zweier Staminen zur Bildung solcher an drei Punkten führt, den Hauptbeweis für meine Auffassung des Dedoublements schöpfe, so würden Verfechter desselben im Sinne Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 107 der bisherigen Auffassung dieselben Übergangsreihen und über- haupt alle meine Beobachtungen als für ihre Sache redend aus- legen können. Hier kämen thatsächlich einfache Glieder zur Entwicklung, hier entfalle das Dedoublement der Anlagen, sei das ungeth eilte Staubblatt der Ahnen als atavistische Erscheinung aufgetreten. Allerdings Hesse sich dem gegenüber einwerfen, dass in den behandelten Blüthen auch der innere Staubblattkreis zur Entwicklung komme, der für Alisma und die einheimischen Echinodorus-Arten nicht bekannt sei; so werde bei dreiglied- rigem äusserem Kreise dann ein Diagramm geschaffen, das bisher von keiner Gattung und Art der Alismaceen-Familie repräsentirt sei. In Analogie zum äusseren einfach erscheinenden Staminal- wirtel würde man aber auch das Erscheinen eines inneren Wirteis als einen Rückschlag zur Ausgangsform ansehen. Ich selbst theile diese Auffassung und erblicke in den beobachteten Alisma- blüthen, mit 2 Staubblattkreisen (in der Anordnung wie sie der typischen Monocotylenblüthe eigen sind), den verkörperten Beleg für die Umwandlungsfähigkeit der einen Blüthenform in die andere ; auch ich stelle mir die bei Alisma, der Regel nach, vor- kommenden 6 Staubblätter als den dreien des äusseren Kreises der Monocotylenblüthe entsprechend vor; nur will ich auch eine Ursache der Verdopplung der Zahl haben und heische eine Erklä- rung in der angedeuteten Weise. Die Thatsache der Descendenz der Formen leidet gar nichts, wenn man sie als durch mechanische Bedingungen mit- geregelt sich vorstellt. Die Constanz der Blüthenformen ist mit- bedingt in der Vererbung gleicher mechanischer Verhältnisse, gleicher Grösse in der Anlage, des gleichen Verhältnisses zwischen der Grösse ihrer seitlichen Organe und ihrer selbst. Da dieses Verhältniss von vielen äusseren und inneren Factoren abhängt, treten Schwankungen und Veränderungen in demselben ein, die ihrerseits nothwendig zu Abweichungen im Aufbau führen. Solche finden sich ja überall reichlich genug, so sehr man auch im Ganzen über die von den Blüthen eingehaltene Constanz staunen muss. Kleine Veränderungen im Raumverhältnisse bleiben, bis zum Erreichen einer offenbar existirenden Grenze, noch ohne Reflex, grössere führen zur Umgestaltung. 1 08 H e i n r i c h e r. Tritt au einer BlUtheuanlage zwischen zwei Phyllomhöckern eine geringe Vergrösserung- der Lücke ein, so braucht diese noch nicht die Änderung- von Zahl- und Stellungs Verhältnissen zur Folge zu haben, ihr wird höchstens durch kräftige Gestaltung der in die Lücke fallenden, höheren Phyllomanlage entsprochen; fällt aber die Vergrösserung der Lücke über einen bestimmten Grenz- werth, dann treten Zahl- und Stellungsänderungen allerdings ein; nunmehr haben 2 Anlagen in der Lücke Raum. Die gewöhnlichen Unregelmässigkeiten an Blüthenanlagen bewegen sich meist innerhalb der Grenzen, welche solche Umänderungen bedingen, daher die grosse Constanz im Aufbau der Blüthen. Für die Alismaceenblüthe ist uns die letzte unmittelbare Ursache, die zur Bildung eines secbsgliedrigen Wirteis an Stelle des dreigliedrigen der typischen Monocotylenblüthe, führt, in dem ungleichen Grössenverhältnisse zwischen äusseren und inneren Perigon gegeben ; die Lücken ober den Sepalen fallen dadurch so gross aus, dass 2 Staubblätter darin Platz finden können. * Allerdings könnten dieselben auch von je einem, entsprechend vergrösserten Staubblatte eingenommen werden, doch ist, wenn wir auch das Warum nicht erkennen, dies für die Pflanze wohl von minderem Vortheil. Über diese letzte thatsächliche Ursache hinaus gelangen wir allerdings nur durch Vermuthungen. Was die ungleiche Grösse zwischen äusserem und innerem Perigon bedingt, darüber vermögen wir höchstens ahnend uns eine Vorstellung zu bilden. Denn „In Blüthen haben wir", wie Schwenden er sagt, „nun einmal einen Organcomplex , dessen Verständniss wegen der mancherlei Anpassungen und weitgehenden Formänderungen in hohem Masse erschwert wird". Man darf sich aber immerhin vorstellen, dass die inneren Blüthentheile eines verbesserten Schutzes bedurften und dass dieseswegen die bedeutende Vergrösserung 1 Vorausgesetzt, dass der Vegetationspiinkt seinen Querschnitt nicht wesentlich verkleinert. Tritt letzteres ein, dann füllt die Lücken auch je ein Wirtel aus. So ähnheh liegen die Verhältnisse wohl bei den Salurner Pflanzen mit dreigliedrigem, äusseren Staminalkreise. Beiträge z. Pfianzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 109 der Kelchblätter eintrat — während für die speciellen Verhält- nisse eine kleine Blumenkrone gentigte. * Möge nun die Auffassung des Dedoublements die oder jene sein, obschon ich glaube, dass sich die mechanische mehr und mehr Bahn brechen wird — immer bleiben die beobachteten Alisma- blüthen interessant, da sie uns einen Einblick gewähren, mit welcher Leichtigkeit wesentliche Veränderungen im Blüthenbau eintreten. Sie sind es in dieser Hinsicht umso mehr, da wir es mit wild gewachsenen Pflanzen zu thun haben, die dem beför- dernden Einfliisse, den die Cultur auf die Variation sicher übt, entrückt waren. In zweiter Hinsicht glaube ich durch diese Mittheilung einen berechtigten Impuls zu neuen Beobachtungen über unsere Echiiio- dorus-kxiQw und speciell über E. parnassifolius zu geben. Das überwiegende Vorkommen von Blüthen mit 2 Staubblattkreisen (in der Stellung der typ. Monocotylenblüthe) an den Salurner Pflanzen lässt die Möglichkeit des gleichen Vorkommnisses an anderen Localitäten um so wahrscheinlicher und die Unter- suchung umso nöthiger erscheinen, als bei der Kleinheit der Blüthen, nur eingehende und genaue Untersuchung die Stellungs- verhältnisse sicher zu erkennen gestatten. Ich will auch in den nächsten Jahren Pflanzen vom Salurner Standorte zu erhalten bestrebt sein, um über die Constanz der heuer beobachteten Erscheinungen ein Urtheil zu gewinnen. Nach Vollendung dieser kleinen Untersuchung wurde ich dar?iuf aufmerksam, dass seit vorigem Jahre eine neue Mono- graphie der Alismaceen, Butomaceen und Juncaceen von M. Micheli^ vorliegt. Bei ihrer Durclisicht wurde ich nun sehr überrascht, folgende Angaben zu finden. Bei Darlegung des Gattungscharakters von 1 Das Missverhältniss zwischen der Grösse der Perigonblätter tritt übrigens nur an den Anlagestadien bis zur Zeit des Aufblühens klar hervor; beim Aufblühen erfahren die zarten Kronblätter durch Zellstreckimg eine bedeutende Vergrösserung und werden dann wphl auch grösser als die Sepalen. 2 Monographiae Phanerogamarum Prodromi nunc Gontinuatio, nunc Revisio Auetoribus A. et C. De Candolle. Vol. III, Paris, G. Masson 1881. 110 Heinrich er. AUsmci pag. 31 „Stamina sex uniseriata, sepaloquoque duo opposita, vel varius (in A. parnassifoUo) 3 sepalis et 3 petalis opposita, ad basim sepalorum inserta, plus minusve perigyiia" ; pag. 35 für A. parnassifolinm (Bassi in Liiine Syst. veget. ed. 12, pag. 1767) „staminibus 6—9" und wieder für die antersclüedene Form a) minus „Stamina 6, 3 sepalis, 3 petalis opposita." Ich habe sonach meine vermeintliche Entdeckung als schon dagewesen erkannt; immerhin ist es aber schade, dass Micheli nur die kurzen, citirten Angaben macht, ohne zu erwähnen, von wem die Beol)achtungen herrühren; wahrscheinlich sind sie von ihm selbst gemacht? Dies wäre von entschiedenem Werth gewesen, da Micheli wohl leicht erkennen konnte, dass diese Vorkommnisse bei A. pnrnassifoUum unter den Systematikern nicht bekannt waren. Dafür sprechen doch die Angaben so vieler Floren und Buchenau^ und Ei c hl er ^ hätten davon sicher Erwähnung gethan. Da Micheli auch keine Deutung dieser jedenfalls interes- santen Gestaltung von A. parnassifolinm gibt, dürfte die etwas ausführlichere Mittheilung, die ich in ungeänderter Form vorlege, wie sie mit Mich e 1 i's Beobachtungen unvertraut entstanden war, nicht unnütz sein. Nach Micheli 's Angaben würde man schliessen, dass die Form A. parnassifolium a) minus, welche die über Europa ver- breitete sein soll, constant einen inneren Staubblattkreis besitzt, was mir doch theilweise noch fraglich und einiger Nachforschung werth erscheint. Micheli erklärt sich übrigens pag. 15 auch gegen die Deutung, der sechsgliedrige Staubblattwirtel von Alisma gehe durch Dedoublement hervor „les six etamines se developpent ensuite et sont des le debut opposöes par paires aux sepales: eil es ne derivent, par consequent, pas du dedoublement de trois etamines primordiales". 1 Index criticus Butomacejiram, Alismacearum etc. iu Abli. des natur- wiss. Vereines zu Bremen 1871. '^ Blüthendia^ranime Bd. I, 1875. 3 Als Standort findet sich auch Salurn (Haussmann) angegeben. Beiträge z. Pflanzenteralogie ii. Blüthenmorphologie. 1 1 1 An verschiedenen Stellen betont Mio hell die grossen Schwierigkeiten die sich bei der Abgrenzung der Gattungen, ergeben; ausser den Gattungen Wiesmeria und Burnatia habe keine scharf charakterisirende Merkmale, jede sei mit den anderen in irgend welche nähere Beziehung gesetzt. Die Gattung Alisma sei keine natürliche, sie gehe in bestimmten Arten in die Gattung Echinodorns über. Eine solche Übergangsform scheint auch A. parnassifolium zu sein. Dafür spricht die so wenig hervortretende, wirtelige Anordnung der Carpelle, dann vielleicht der innere Staminalkreis, der bei vielen Echinodorns- ArtenYorhsiXidQn ist. Etwas specifisches für A. parnassifolium ist (wenn es sich in der That an allen Standorten so verhält) der äussere, dreigliedrige Staubblatt- wirtel. Doch wird er durch das öftere Vorkommen von inter- ponirten Gliedern in diesem Kreise — wodurch er auch secbs- gliedrig werden kann — wieder mit den übrigen Alisma- und Echmodor US- Arien verknüpft. Ausser engerem Zusammenhang mit Vorstehendem steht Fig. 3, Tafel L Sie führt uns den Querschnitt durch eine Anthere vor, wie er an einem Diagrammquerschnitte durch eine Blüthen- knospe gewonnen wurde. Die eine Antherenhälfte zeigt abnormer Weise drei Loculamentfächer. Sie waren mit bereits in Tetraden- bildung begriffenen Polenmutterzellen erfüllt. Diese teratologische Bildung kann wieder als ein Hinweis auf die Emergenz-Natnr der Loculamente gelten. 112 Heinricher. Metaschematische Iridaceenblüthen. Sechswirtelige Bltithe. Ich habe schon gelegeDtlich der Mittheilungen über das Vorhandensein des Innern Staubblatt- kreises bei Iris pallida Lam * und dann in den „Beiträgen zur Pflanzenteratologie"^ auch andere Abweichungen im Aufbau der Irideenblüthe genauer beschrieben. Eine Anzahl solcher Beobach- tungen wurde auch im Sommer 1882 gemacht und soll hier mit- getheilt werden. Ich erachte es nämlich für lehrreich alle, im Aufbau der Blüthen einer Gattung, auftretenden Variationen kennen zu lernen, um sie dann vergleichend in Combination ziehen zu können. Erst eine grosse Summe solcher Bildungen kann uns einen annähernd klaren Einblick in die Variationserscheinungen bieten und uns die gestaltenden Momente verständlich machen. Von besonderem Vortheil wird es hiebei sein, eine Gattung von einfachem Blüthentypus zu wählen und Iris dürfte dem ent- sprechen. An dem Stocke von Iris pallida Lam., an dem ich das Vor- handensein des inneren Staubblattkreises nachgewiesen habe und der seit 1878 durch jedes Jahr die Erscheinung in mehr oder minder ausgeprägter Weise zeigt, fand ich die im Diagr. Fig. 1 wieder gegebene Blüthe. Das erste Abnorme tritt im Innern Perigonkreise ein ; hier ünden wir an der Stelle der paarigen Fetalen jederseits je zwei Blätter; die linksständigen sind an der Basis vereint, resultiren also wohl aus gespaltener — gemeinsamer Anlage — die rechtsständigen bleiben bis zur Ursprungsstelle frei. Die an Stelle einfacher Perigonblätter stehenden 2 Lappen (oder rechts 2 Blätter) haben indess kaum etwas über die Hälfte der Breite des unpaaren einfachen Perigonblattes. Durch diese 1 In den Jahresberichten des akademisch-naturwiss. Vereines zu Graz, IV. u. V. Jahrg. 2 Sitzungsbericht der k. Akad. der Wissensch. zu Wien, I. Abth., LXXXIV. Bd., 18H1. Beiträge z. Pflanzenteratologie ii. Blüthenmoiphologie. 113 Bildung ist die Blüthe median-zygomorph, aber auch im weiteren Aufbau kommt eine solche Zygomorphie noch zur Geltung. Der äussere 8taminalkreis ist normal, vom inneren sind bloss die paarigen Glieder entwickelt, das mediane fehlt. Es folgt der normale, äussere Carpidenkreis und diesem noch 2 paarige Carpiden eines 6. Kreises. Eine bis auf die abweichenden Verhältnisse im inneren Perigonkreise gleiche Bltithe habe ich schon im Vorjahre beschrieben. ^ Das dort gegebene Diagramm erfährt hier aber insofern eine Ergänzung, als ich heuer auch auf die Stellung der Blüthe zur Abstammungsachse Rücksicht nahm; die Kenntniss dieses Factors ist aber für die Erklärung der Entstehuugsweise der Blüthe von grosser Bedeutung. Vorerst habe ich über die Ausbildung der einzelnen Glieder der Bltithe noch zu erwähnen, dass die Staubblätter des inneren Kreises etwas rudimentär gestaltet waren. Die Narben der Glieder des 2. Carpidenkreises zeigten sich vollkommen aus- gebildet; um Geringes stand die rechte, jenen des äusseren Carpidenkreises, an Grr>sse nach. Alle Carpiden kamen zur Bildung von Fächern, doch waren die dem 2. Fruchtkreise ent- sprechenden Fächer um die Hälfte kleiner als die übrigen drei und konnte sich in ihnen nur eine Eichenreiche entwickeln, An den successiven Querschnitten durch den Fruchtknoten verschwanden früher die Fächer der Carpiden des 6. Kreises, es blieben zutiefst nur die den 3 normalen Carpiden entsprechenden Fächer übrig. Die Entstehungsweise dieser abnormen Blüthe wird uns auf folgende Weise annähernd erklärt. Die Ausbildung des inneren Staminalkreises ist dem Iris-Stocke als atavistische Erscheinung inhärent. Der Ausfall des unpaaren Gliedes wird wohl auf den Druck der Abstammuugsaxe, der ja in jener Richtung am meisten wirkt, zurückzuführen sein. In consequenter Weise ist auch der Ausfall des dritten Carpids im 6. Kreise der gleichen Ursache zuzuschreiben. Die Entstehung dieses 6. Kreises wird durch die kräftige Disposition der Anlage und durch die Bildung des inneren Staminalkreises verständlich.^ Schwieriger ist die Deutung der 1 „Beitr. zur Pflanz en-Teratologie" Fig. 55, Taf. V, Fig. 6. 2 Bezüglich der theoretischen Schwierigkeit, welche dieser 6. Kreis ergibt, vergl. „Beiträge zur Pflanzenteratologie«, pag. 55. Sitzb. d. mathem.-natarw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 8 114 Heinlicher. abnormen Ausbildung des inneren Perigons. Es lassen sich hieftir zwei Möglichkeiten geltend machen^ von denen die eine^ eventuell auch beide in Combination, als veranlassender Factor aufzu- fassen ist. Erstlich erscheinen die paarigen Glieder des äusseren Perigon- kreises etwas nach der Seite der Abstammungsachse genähert; in Folge dessen fallen die Lücken zwischen den paarigen Sepalen und dem unpaarenSepalumverhältnissmässig gross aus und bieten so zur Entstehung zweier Glieder oder des Dedoublements einer Anlage Gelegenheit. Da es uns jedoch aus der Entwicklungs- geschichte der Irisblüthe bekannt ist, dass das innere Perigon erst spät (nach den Staminen des äusseren Kreises) erkennbar wird, könnte man auch in den Staminen des inneren Kreises die Veranlassung zur Bildung zweier Glieder an Stelle eines, und am symmetrischen Orte der Theilung einer Anlage im Innern Perigon- kreise erblicken. Die entwicklungsgeschichtliche Folge des inneren Staubblattkreises ist allerdings noch nicht bekannt. Vielleicht deuten aber eben die Verhältnisse der besprochenen Blüthe darauf hin, dass auch der innere Staminalkreis in seiner Entwicklung die Petalen überholt, oder gar früher in Erscheinung tritt. 7m hungarlca Kit. Scheinbar abnorme Anschlussver- hältnisse dimerer Blüthen an das adossirte Vorblatt. Bei dimeren Blüthen stellen sich der bekannten Regel nach die äusseren Perigonblätter zum adossirtenVorblatte transversal. An einem Stocke von Iris hungarica (Reservegruppe des botan. Gartens in Graz) beobachtete ich zahlreiche Abweichungen vom Blüthenschema; besonders häufig fanden sich dimere Blüthen und zwar einerseits solclie, die einen normalen Anschluss an das ados- sirte Vorblatt wiesen, anderseits aber auch eine, in der der äus- sere Perigonkreis median (und die übrigen Wirtel in der ent- sprechenden Folge) stand. Dieser Fund war begreiflicher Weise von besonderem Interesse. Weitere darob angestellte Beobach- tungen lehrten nun, dass auch in demFalle die über denAnschluss dimerer Wirtel an ein adossirtes Vorblatt geltende Regel nur scheinbar nicht beobachtet wird, das die Dimerie dieser Blüthe nicht eine der Anlage nach vorhandene war. Solche dimere Blüthen resultiren durch das Verwachsen zweier genäherter Glieder der dreigliedrigen Wirtel in ein mehr Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 115 oder minder einfaches Glied. Die in den Figuren 2 und 3 gege- benen Diagramme und die folgende Erläuterung der denselben entsprechenden Blüthen werden das klar legen. Die nur scheinbare Dimerie der Blüthe Diagramm Fig. 2 war leicht zu erkennen. Das Perigon erscheint zwar zweigliedrig, doch thatsächlich ist es nur der innere Kreis. Das der Abstam- mungsaxe zugekehrte Blatt des median gestellten, äusseren Perigonkreises ist stärker als das ihm gegenüberliegende. Zwei annähernd parallele, doch durchgehends isolirte Barte auf seiner Fläche lassen die Doppelwertigkeit des Blattes, sein Zustande- kommen durch Verwachsung zweier Glieder deutlich erkennen. Noch deutlicher wird die angelegte Trimerie im Staminalkreis, der aus drei vollkommen entwickelten, freien Glieder besteht ; allerdings sind 2 davon sehr genähert, so dass sie beiläufig mit den Barten des Doppelblattes correspondiren. Das innere Perigon ist nur 2gliederig, vom 3., dem unpaaren Blatt, ist keine Spur zu entdecken. Eine Hiudeutung nuf den angelegten trimeren Aufbau liegt jedoch darin, dass diese Perigonblätter nicht transversal stehen, sondern etwas nach unten genähert sind. Der Ausfall des dritten inneren Perigonblattes ist ja durch das Verwachsen der paarigen, äusseren Perigonblätter bedingt, immerhin weist er auch auf das späte Erscheinen des inneren Perigons hin, das ja durch die Entwicklungsgeschichte nachgewiesen ist. So ist die Trimerie in dem folgenden Wirtel, den Staminen — die dem inneren Perigon in der Entwicklung vorauseilen — noch vollkommen ausgeprägt, während sie sich im inneren Perigon nicht mehr bemerkbar machen konnte. Auch in dem Carpidenkreis, dessen Glieder ja auf denselben Radien wie jene des äusseren Perigons und des Staminal- kreises liegen, wird die trimere Anlage noch erkennbar. Es sind 2 Narben vorhanden; die obere ist mächtiger und 2 auf der Oberseite verlaufende Rtickenkämme kennzeichnen sie als Doppelgebilde. Der Fruchtknoten war im oberen Theile zweifächerig, (das der Achse zugekehrte Fach etwas grösser als das untere) — im unteren dreifächerig. Die Lage dieser Fächer entsprach der Stellung der drei Staminen. In der Blüthe, der das Diagr. Fig. 3 entnommen ist, tritt die angelegte Trimerie schon mehr zurück und wird der Aufbau dem 8* 116 Heinricher. einer dimeren Blüthe ähnlicher. Die Perigonkreise sind 2gliederigy- doch wird im äusseren eine trimere Anlage noch erkennbar. Das? der Abstammungsachse zugewendete Blatt ist zwar nur um geringes grösser als das gegenüberliegende, auch verläuft in seiner Mediane von der Basis her ein einfacher Bart; er spaltet sich jedoch im obern Theil in 2 divergirende Enden und dies lässt uns erkennen, dass dieses Blatt durch Verwachsung zweier Anlagen ent- standen ist. In ähnlicher Weise ist im Staubblattkreise die angelegte Trimerie noch erkennbar, obschon sie dem Verhältnisse im äusseren Perigon entsprechend, der vorbesprochenen Blüthe gegenüber weniger scharf hervortritt. Opponirt dem durch Verwachsung entstandenen Doppel -Sepalum steht ein, offenbar auch durch Verwachsung zweier Glieder entstandenes, Doppelstamen. Auf einem wenig verbreiterten, einfachen Filament erhebt sich eine gut ausgebildete Doppelanthere ; die parallel nebeneinander- stehenden Antheren sind im unteren Drittel verwachsen, von hier ab verlaufen sie frei nebeneinander. Das innere Perigon ist dimer, genau median gestellt; es ist unmittelbar einleuchtend, dass das 3. Perigonblatt unterdrückt werden musste. Carpiden sind nur 2, in medianer Stellung, vor- handen, es fand sich kein Hinweis, dass ein drittes angelegt worden wäre. Entsprechend dem starken Zurücktreten dertrimeren Anlage im äusseren Perigon- und dem Staubblattkreise, schwindet jn dieser Blüthe die Trimerie im Carpidenkreise schon völlig, während sie in der vorbesprochenen Blüthe als der Anlage nach noch vorhanden, deutlich erkannt werden konnte. Die Entstehung dieser pseudodimeren Blüthe wird durch die klarer vorliegenden Verhältnisse der vorstehend besprochenen erläutert. Eine ursprünglich trimere Anlage kann aber an fertigen Blüthen offenbar noch mehr verwischt sein als in den besprochenen Fällen. So war es wohl in der von mir zuerst beobachteten Blüthe von Iris hungarica; sie erschien völlig dimer aufgebaut, zeigte aber den abweichenden Anschluss des äusseren Perigons an das adossirte Vorblatt, Medianstellung desselben. Wahrscheinlich hätte ich auch an dieser Blüthe schon irgend welche Andeutungen trimerer Anlage gefunden, wenn ich zunächst die in den Dia- grammen Fig. 2 und 3 gegebenen lUüthen gefunden und so jene mit eindringenderem Blicke beobachtet hätte. Immerhin Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 117 ist es vorstellbar — und zeigt dies ja wohl schon die Blüthe Diagr. Fig. Vj, dass 2 Blattanlagen seitlich so völlig verwachsen, dass von jeder nur die von der Verwachsungsseite abgewandte Hälfte ausgebildet wird. Ein scheinbar einfaches Glied, mag es Sepalum, Stamen oder Carpid sein, resultirt dann aus der Ver- wachsung und theilweisen Ausbildung zweier Anlagen. Für alle Fälle geht aus diesen Beobachtungen hervor, dass dort, wo wir bei dimeren Blüthen einen medianen Anschluss des äusseren Perigons an das adossirte Vorblatt finden, keine echte Dimerie vorliegt, sondern nur eine scheinbare, aus trimerer An- lage durch Verwachsung hervorgegangene. Ich habe dimere Blüthen von Iris bei den Arten /. pallida, I. Hungarlca und /. germanica auch in diesem Jahre beobachtet; alle diese zeigten den correcten Anschluss des äusseren Perigons ans adossirte Vorblatt — Transversalstellung desselben. Iris germanica. L.Erscheinen des i n n e r e n S t a m i n a 1- kreises in der Form function sunfähiger Carpiden. Pg. 53 der „Beiträge zur Pflanzenteratologie" erwähne ich (dazu Taf. V, in Fig. 3 das Diagr.) einer Blüthe von Iris germanica^ welche durch den Besitz einer 4. Narbe ausgezeichnet war. Die Untersuchung führte zur Deutung, diese Narbe repräsentire ein Stamen des ausgefallenen, inneren Staminalkreises, sei sohin als atavistische Erscheinung aufzufassen. Warum an Stelle eines Stamens ein carpidenartiges Organ erscheint, das habe ich an dem eben citirten Orte und noch ausführlicher an anderem ^ zu begründen gesucht und sprechen bisher sämmtliche gemachten Beobachtungen für die Richtigkeit der dort gegebenen Deutung. Derselbe Iris-Stock wurde auch heuer controlirt; mehrfach fand ich ganz gleiche Blüthen wie im Vorjahre, aber auch zwei mit fünf völlig entwickelten Narben. Die Stellungsverhältnisse, der Verlauf der Gefässspuren berechtigen mich wieder, in den überzähligen Narben zur Erscheinung gelangende Glieder des inneren Staminalkreises zu erblicken. Wie es aus meinen oben citirten Untersuchungen an Iris pallida, hervorgeht, tritt auch dort der innere Staminalkreis öfters 1 Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Irideenblüthe etc. Im V. Jahresb. des akadem. naturwiss. Ver. zu Graz, 1879. 118 Heinricher. in Narbenform auf; doch in diesem Falle repräsentiren die Narben die freien Theile wohl entwickelter Carpiden, die zur Fach- und Eichenbildung schreiten. Bei Iris germanica aber hatte ich schon im a origen Jahre gefunden, dass der überzähligen Narbe kein Fach im Frucht- knoten entsprach und so war es auch heuer. Mochten dieBlüthen vier oder fünf Narben besitzen — und diese waren alle gleich- werthig ausgebildet, der Fruchtknoten hatte immer nur drei Fächer, welche der Orientirung der normaler Weise vorhandenen Narben entsprachen. Worin die Ursache dieses verschiedenen Verhaltens in den beiden Iris- Arten, im Falle, dass der innere Staminalkreis in Carpidenform erscheint, zu suchen ist, vermag ich nicht zu ergründen, doch ist die Thatsache nicht ohne Interesse. Vielleicht könnte man in dem Verhalten bei Iris gerynanica eine schwächere Stufe des Atavismus erblicken; die in Folge Rückschlages erscheinenden Organe werden nicht mehr functionsfähig aus- gebildet, die Carpelle sind zu Carpellodien geworden. Iris halophila Fall. Druckwirkung der Abstam- mungsachse auf den Blüthenspross. Das Abnorme in der (Diagr. Fig. 6) zu besprechenden Blüthe von /. halophila bestand einzig in dem Ausfall des unpaaren inneren Perigonblattes. Das innere Perigon der Irideen- blüthe zeigt Neigung zum Schwunde. Ich habe diesen Ausspruch schon zu begründen gesucht*; es sprechen dafür unmittelbar die in den Diagrammen Fig. 4 und Fig. 5, Taf. V, meiner „Beiträge zur Pflanzenteratologie" skizzirten Blütlien, ebenso die Ver- spätung, welche der innere Perigonkreis bei der Blüthenentwick- lung erfährt, in welcher der folgende äussere Staminalkreis bekanntlich vor dem inneren Perigon erkennbar wird. Diese Neigung zum Schwunde documentirt sich auch in dem Diagramme Fig. 6, es zeigt uns dieses aber auch in verständ- licher Weise, welches der drei BlHtter des inneren Perigon zunächst dem Schwinden am meisten ausgesetzt ist. Offenbar hat der Druck der Abstammungsachse, so wie er die zweikielige Aus- 1 „Die Teratologie als Behelf der phylogenetischen Forschung", Juliheft es Kosmos, Jahrgang 1882. Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 11^ bilclun^ des adossirten Vorblattes wohl verursacht, auch auf die Blüthenanlage eine Einwirkung. Dieser Druck kommt jedenfalls am meisten in der Richtung des Radius zur Geltung, auf welchem die der Abstammungsachse zugewendeten Glieder des inneren Perigon- und Staminalkreises stehen; hier ist ein Ausfall am ehesten zu erwarten. Das Diagramm in Fig. 6 bestätigt dies, ebenso aber auch die Diagramme Fig. 1 und 5. In den durch sie dargestellten Blüthen war der innere Staminalkreis in zwei Gliedern zur Bildung gelangt, das dritte nicht entwickelte Glied liegt in beiden Fällen auf dem Radius, in dessen Richtung der Druck der Abstammungsachse seine maximale Wirkung erreicht. Auch bei dem in Folge Rückschlages erfolgenden Erscheinen des inneren Staubblattwirtels ist die Bildung des auf den bezeichneten Radius fallenden Gliedes den ungünstigsten Be- dingungen ausgesetzt, und so wird ein Ausfall hier, wie er empirisch thatsächlich sich ergibt, leicht verständlich. Crocus vernus Smith. Auftreten des inneren Stami- nalkreises in einzelnen Gliedern. Gelegentlich eines Frühjahrsausfluges in die julischen Alpen konnte ich in der Umgebung der auf einem Hochplateau von 4000' liegenden Forsthütte, die einige Tage meine Unterkunft war, auch an Crocus das Auftreten des inneren Staminalkreises beobachten. Zu sofortiger genauerer Untersuchung des Materiales fehlten mir die nöthigen Behelfe und durch Versehen gingen die gesammelten Pflanzen auch für eine spätere, eingehende Prüfung verloren. Sicher ist die gleich damals kurz notirte Thatsache, dass in zwei Blüthen, an einer Stelle, die einem Gliede des theoretisch geforderten, inneren Staminalkreises entsprach, ein Phyllom aus- gebildet war. In dem einen Falle war es ein wohl entwickeltes Staubblatt, in dem andern eine Narbe. Letzteres zeigt in Über- einstimmung mit den Beobachtungen an Irisblüthen, dass auch bei Crocus der innere Staminalkreis in Carpidenform auftreten kann. Eine durch alle Kreise tetramere Blüthe wurde ebenfalls gefunden. 120 Heinricher. Über die Füllung der Blüthen von Platycodon grandi- florum Dec. fil. Über die Stellungsverhältnisse der Cykleu in gefüllten Blüthen von Platycodon liegen gegenwärtig widersprechende Angaben vor. Eichler ^ sagt, dass die Carpiden constant epipetal stehen, möge eine einfache oder doppelte Corolle ausgebildet sein. Im letzteren Falle würde also die Alternation der successiven Wirtel nicht eingehalten, Staminal- und Carpidenkreis stünden opponirt. Nach Baillon^ hingegen soll in Blüthen mit doppelter Corolle eine regelmässige Alternation der Wirtel statthaben, der Carpidenkreis sonach episepal stehen, während er in einfachen Blüthen epipetal ist. Mit Rücksicht auf diesen Stand der Frage scheint es mir passend, meine während dreier Jahre über die Füllungserscheinun- gen bei Platycodon gemachten Beobachtungen bekannt zu geben. Dieselben sind an einem kräftigen, in der Reservegruppe des Grazer Botanischen Gartens stehenden. Stocke gemacht worden. Die Erscheinungen waren in den einzelnen Jahren theil- weise verschieden, wesshalb sie in chronologischer Folge dar- gelegt werden sollen. Im Sommer 1880 traten zahlreiche gefüllte Blüthen auf. Bald war eine vollständige zweite Corolle vorhanden, bald waren nur 2 bis 3 Glieder einer solchen völlig entwickelt, während dann die übrigen Glieder in petaloider Umwandlung mehr oder minder vorgeschrittene Staminen repräsentirteu. In allen diesen Fällen fehlte überhaupt ein besonderer Staminalquirl , die zweite Corolle war somit durch 1 „Blüthendiagramme", Bd. I, pag. 295, imd neuerdings „Gefüllte Blüthen von Platycodon" ; in den Sitzb. d. Ges. naturforschender Freunde zu Berlin, 1882, Nr. 2, pag. 20—21. 2 Baülou „La synnnötrie des fleures doubles du Platycodon" Bul. mens. Soc. Linn^ de Paris Nr. 37, 1881, pag. 296. Letztere beide mir nur aus den Referaten im Botan. Ceutralblatt bekannt. Beiträge z. Pflanzenterutologie u. Blüthenmorphologie. 121 petaloide ümg-estaltung der Staminen der uorraalen einfachen Platycodonblütlie hervorg-egangen. In Bliithen mit einer vollständigen zweiten Corolle hatte manchmal ein oder da? andere Glied an seiner Oberfläche noch Thekenrudimente; in diesem Falle waren es die inneren Locula- mente des petaloid gestalteten Stamens. Ebenso häufig war die Corolle stellenweise bis an den Grund gespalten und dann zeigten die an der Trennungsstelle stehenden Glieder an der freien Flanke Thekenrudimente, entweder das äusserste oder die beiden Loculamente der betreifenden Staubblatthälfte mehr oder minder vollkommen ausgebildet. Wie in den Platycodonblüthen mit einfacher Corolle die Carpiden epipetal stehen, so nehmen sie natürlich auch in dem Falle die gleiche Stellung ein * (Holzschn. Fig. 1). Auch im Sommer der Jahre 1881 und 1882 waren zahlreiche BlUthen desselben Stockes gefüllt. In diesen aber fand sich häufig auch ein vollständiger Staubblatt- kreis ausgebildet; hier war also ein Wirtel zugewachsen. Die fünf Wirtel dieser Blüthen folgten in regelmässiger Alternation, die Blüthen waren demnach so gebaut, wie jene, die Baillon beobachtet hat, die Carpiden standen episepal. Fig. 2. (Holzschn. Fig. 2.) Damit ist es zweifel- los, dass in gefüllten Platycodonblüthen die Carpiden auch episepal stehen können, und dass die epipetale Stellung derselben, die Eichler in seinen „Blüthendiagram- men" noch annahm, nicht constant ist. Die Unzahl der von mir untersuchten Blüthen ergab keine Ausnahme von der regelmässi- gen Alternation der vorhandenen Wirtel. 1 Engelmann „De Antholysi prodroraus" Frankfurt 1832, zeichne^ auf Taf. III, Fig. 12 eine Blüthe von Campanula rapuuculoides, in der die zweite Corolle ebenfalls durch nahezu vollständige Metamorphose des normalen Staubblattkreises hervorgegangen war. 122 Heinricher. Doch nur etwa die Hälfte der Blttthen mit zwei Corollen zeigte so regelmässige Gestaltung; die Abweichungen der übrigen waren aber wesentlich zweierlei. Einerseits waren es Blüthen, die zwar fünf AYirtel besassen, doch führte das eine oder das andere Glied der zweiten CoroUe Antherenrudimente und im vierten, dem Staminalkreise, waren ein bis zwei Glieder zwitteriger Ausbildung, halb Carpiden halb Staubblätter. Zur Illustration dieser Reihe diene das Diagramm (Holzschnitt Fig. 3). Das Fig-. 3. mediane Petalum der inneren Corolle steht frei und trägt noch vier Loculamente rudimentärer Ausbildung. Die beiden oberen Glieder des folgenden Staminal- kreises sind mit den basalen Theilen der Filamente an die Griffelsäule angewachsen. Sie erwiesen sich als zwitterige Organe, indem an den ihnen entsprechenden Stellen, im oberen Theile des tiefer unten fünf- fächerigen Fruchtknotens, aussen noch zwei Fächer hinzutraten, von denen allerdings nur eines einige wenige ovula enthielt. Andererseits fanden sich gefüllte Blüthen, die wieder nur aus vier Wirtein aufgebaut waren, deren innerster Wirtel aber zum Theil aus Staubgefässen, zum Theil aus Carpiden, vorzüglich aber aus Gliedern zwitteriger Gestaltung, welche die Charaktere eines Staubblattes und eines Fruchtblattes durcheinander gemengt besassen, zusammengesetzt war. Diese zuletzt angeführten Blüthen zeigen eine gleichsam vermittelnde Ausbildung zwischen jenem Falle der Füllung, bei dem die Bildung von Staubblättern ganz unterbleibt, und dem, wo sie in einem besonderen Kreise erscheinen und somit die Zahl der Wirtel um einen vermehrt wird. Eine theoretische Deutung der gefundenen Thatsachen (etwa die Begründung eines zweiten typischen Staminalkreises für die Platycodonblüthe, wie einen solchen Braun ^, DölP u. A. für die Campanula-Blüthe gefordert haben) erscheint mit Hinblick ^ „Die Erscheinung- der Verjüngung etc.", pag. 105. ■i „Flora von Baden", pag. 834. Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 123 auf die Beobachtungen Eichlers, dass in g-eftillten Platycodon- bltithen auch epipetale Stellung der Cai-piden vorkömmt * imd dass bei Campanula medium, mögen eine oder vier Blumen- kronen ausgebildet sein, die Carpiden stets episepal stehen, ohne Zweck. Die Untersuchung ergibt sohin nur folgendes positive Resultat: 1. Die Stellung der Carpiden in gefüllten Platycodon- blüthen kann auch episepal sein und es können alle Kreise in regelmässiger Alternation stehen. 2. Bltithen mit doppelter Corolle können nur aus vier Kreisen bestehen, wenn der Staminalkreis der normalen Bliithe in corol- linischer Gestalt erscheint und kein neuer Staminalkreis zur Bildung gelangt. Natürlich haben in dem Falle die Carpiden epipetale Stellung wie in normalen Blüthen mit einer Blumen- krone. Im Anschlüsse an die besprochenen phyllotactischen Ver- hältnisse mögen noch die vorgefundenen Umwandlungsformen der Geschlechtsblätter und einige Bildungsabweichungen minderer Bedeutung kurz besprochen werden. Die Umwandlungsweise der Staminen in Fetalen, die mir in den verschiedensten Umwandlungsstufen vorlag, ist nicht ohne allem Interesse. Jedes Loculament kann in einen besonderen Blattflügel umgestaltet erscheinen, sowie es bei Dictamnus und Umbelliferen in ausgezeichneter Weise vorkömmt. Es ist bekannt, dass Celakovsky^ diese Erscheinung für das Verständniss der phylogenetischen Entstehung der Anthere verwenden zu dürfen glaubt; die Ansicht, die ich im Gegenstande hege, ist in der Ab- handlung „Über vergrünte Blüthen bei Torilis Anthriscus Gmel. und die Bedeutung der doppelspreitig vergrünten Staubblätter" ^ 1 Und zwar von Eichler 1882 neuerdings constatirt, vergl. Anmerkg. 1, pag. 26. 2 „Beiträge zur morphologischen Deutung des Staubgefässes", Jahrb. f. wiss. Bot. XI, 1878. 3 In „Beiträge zur Pflanzenteratologie". Sitzungsberichte d. k. Akad. der Wissensch., I. Abth., 1881. 124 H einriebe r. des Näheren auseinandergesetzt, an welchem Orte sich auch die diesbezüglichen weiteren Literatur-Citate finden. Bei der petaloiden Umgestaltung- des Stamens in den Platy- codonblüthen lässt sich keine Eegelmässigkeit in Bezug darauf finden, ob die äusseren, ob die inneren oder ob die Loculamente einer Antherenhälfte früher schwinden. Das Facit der Umwand- lung ist, dass in den vollkommensten Umbildungsstufen eine ein- fache Blattspreite eintritt und besondere Blattflügel für die inneren Loculamente fehlen. Die Umbildungsstufen mögen mit Herbeiziehung der Figuren 1 — 7, Taf. II. charakterisirt werden. In Fig. 1 liegt der Querschnitt einer normalen Anthere vor, deren Pollen bereits entleert ist; bemerkenswerth erscheint das breite Connectiv. An Fig. 2 sehen wir, dass an die Stelle des äusseren Loculamentes petaloide Bildung getreten ist und in Fig. 3 sind schon beide äusseren Loculamente durch corollinische Lappen ersetzt. Fig. 6 zeigt die Loculamente einer Antheren- hälfte petaloid gestaltet, während die der anderen Hälfte noch in Thekengestalt verblieben. In Fig. 4 endlich umfasst die petaloide Umgestaltung alle Loculamente, mit Ausnahme eines äusseren. Die letzen beiden Figuren vermögen die durch gleichzeitige Ver- blattung vorderer und hinterer Loculamente entstehende Doppel spreitung vor Augen zu führen. Von Interesse erscheint der in Fig. 6 abgebildete Fall. Indem eine Drehung der Staubblätter (nahezu um 90°, wie Fig. 6 gegen- über Fig. 1 auch gezeichnet ist) eintritt, scheinen die ein äusseres und das benachbarte innere Loculament vertretenden Flügel einer Spreite anzugehören, auf deren Rückseite dann Antheren- rudimente (die zweite Hälfte der Anthere) stehen würden. Bei makroskopischer Untersuchung kam man unmittelbar zu dieser Auffassung und ich freute mich, einen Fall gefunden zu haben, in dem die Staubblattemergenzen an der Blattunterseitc gebildet waren. * Die mikroskopische Untersuchung und der Vergleich mit der normalen Anthere Hessen allerdings den wahren Sachverhalt sofort erkennen. A Mir ist nur ein solcher, bei Aug-iospenneu, coustatirter Fall bekannt; er wurde von Mohl an Oarpiden von Chamacrops humllis gefunden. (Ver- mischte Schriften, pag. 3H.) Beiträge z. Pflanzenteratologie ii. Blüthenmorphologie. 125 Ähnliches veranschaulicht die Fig. 7. Es sind zwei in peta- loider Umgestaltung befindliche, an den verblatteten Seiten ver- wachsene Staubblätter von Platycodon in der Ansicht auf ihre Oberseite. Verblattet sind vorzüglich die benachbarten äusseren Locu- lamente und in etwas unansehnlichere Lappen ausgewachsen die diesen Loculamenten angrenzenden inneren. Die petaloiden Lappen stellen sich nun so, dass die noch Theken tragende Staubblatthälfte (l) auf der Unterseite jener und so auf der Unter- seite von Blumenblättern zu stehen scheint. Diese Bildungen sind geeignet zu zeigen, wie leicht in principiell wichtigen Fragen, oberflächliche oder durch Laien vorgenommene Untersuchungen zu falschen Deutungen und An- sichten führen können. Von den häufig vorgefundenen Zwitterorganen, die zur Hälfte als Staubblatt zur Hälfte als Carpid ausgebildet waren, zeigt Fig. 8 einen Querschnitt durch den oberen Theil eines solchen Gliedes. Die eine Seite zeigt die aufgesprungenen Locu- lamente, welche den staubblattartigen Theil repräsentiren, die andere Hälfte ist narbenartig ausgebildet. Einzelne an der Innen- seite der Fächer noch anhaftende Pollenkörner waren vollkommen ausgebildet. Derartige zwitterig gestaltete Glieder kamen immer auch zur Bildung eines Fruchtknotenfaches und auch zur Eichen- bildung darin, ja die Fachbildung (vergl. die Erläuterung zu Holzschnitt Fig. 4) trat schon an Organen ein, die im oberen Theile eine vollkommene Anthere besassen ; allerdings unterblieb in dem Falle meist die Bildung vom ovulis. ^ Zwitterige Glieder fanden sich sowohl in Blüthen, die aus vier, als auch an solchen, die aus fünf Kreisen bestanden, in jedem Falle gehörten sie aber dem vierten Kreise an. Bei Mangel eines gesonderten fünften Kreises könnte man also ebensowohl von einer aufsteigenden als von einer absteigenden Metamorphose sprechen. 1 Ähnliche zwitterige Organe habe ich an abnormen Blüthen von Digitalis grandiflora beobachtet (Beiträge zur Pflanzenteratologie, Sitzb. der k. Akademie der Wissensch. Wien, 1881). 126 Heinricher. Eine Blütlie mit doppelter Corolle war durchgehend hexamer gebaut. Im Allgemeinen ist Vermehrung der Quirlglieder (ausser bei Michauxia, wo acht und Canarina, wo sechs typisch sind) bei den Campanulaceen selten, während ein Abweichen von der Pentamerie zur Tetra- und Trimerie häufiger vorkömmt. Mit Vor- liebe scheint eine Erhöhung der Zahl der Wirtelglieder bei Cam- panula rotundifoUa einzutreten, wo sie bis zur Zahl 10 und höher steigt. * 1 DiesbezügHche Angaben finden sich in den Sitzungsberichten des botan. Ver. der Provinz Brandenburg; so in jenen von 1876, pag. 111 von Magnus, und in jenen von 1877, pag. 123 von Wittmack. Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 127 Theilweise Vergrünung der Blüthen von Campanula pyramidalis L. Diese schöne, in Istrien und Dalmatien wild vorkommende Campanula-Art wird vielfach auch als Zimmerpflanze cultivirt. Sie eignet sich hiezu ganz besonders, denn sie blüht von etwa Mitte September bis zum Beginn des März nächsten Jahres, wobei ein kräftiger Stock bis anderthalbtausend Blüthen produ- cirt. Auch von anatomischer Seite ist die Pflanze neuerdings bekannt geworden, indem unter andern Campanula - Arten besonders ausgezeichnet gerade der Stamm von C. 'pyramidalis einen zweiten Gefässbündelring innerhalb des normalen ent- wickelt, dessen Phloem- und Xylem-Elemente umgekehrt gegen- über jenen des äusseren Bündelringes und gegenüber dem nor- malen Verhalten orientirt sind, also den Phloemtheil nach innen und das Xylem nach aussen kehren. Die Erklärung, die Wester- maier ^ für das Auftreten dieser innerhalb des normalen Bündel- ringes bei Campanulaceen auftretenden Gefässbündel gibt, wird bei der so reichen Blüthenproduction der C. pyramidalis recht einleuchtend. Stöcke von C. pyramidalis, die ich als Stubengenossen pflegte, zeigten am Ende ihrer Blüthenperiode immer abweichend ge- baute Blüthen. Die Abnormität bestand in der bevorzugten Aus- bildung tetramerer Blüthen, wozu sich noch eine partielle Ver- grünung derselben gesellte. Diese trat an einem 1879/80 gepflegten Stocke nur im Kelchwirtel auf; die Kelchzipfel wurden in Gestalt kleiner Laubblättchen entwickelt, die übrigen Wirtel wurden normal ausgebildet. An diesem Stocke fehlten Parasiten irgend welcher Art, welche als Erzeuger der Vergrünung aufgefasst werden könnten völlig. Die gleichen Erscheinungen, nur theilweise verstärkt, beobachtete ich an einem Stocke von 6\ pyramidalis während des Winters 1881/2. Zur laubblattartigen x4usbildung der Kelch- 1 ,, Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Pflanzen'', Monatsber, der kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin, Nov. 1881. 128 Heinrich er. Zipfel trat häufig noch eine Verlaubung der Carpiden, während Staub- und Kronenblätter normal, wenn auch schwächlich ent- wickelt waren. Wenn die Vergrünung auch die Carpiden ergriffen hatte, so fehlte dann auch die Ausbildung eines unterständigen Fruchtknotens, i Die verblatteten Carpiden (Fig. 9 ) waren im oberen Theile frei, an der Basis aber miteinander röhrenartig verwachsen, wobei an einer Naht der Röhre in einem Falle auch etliche Eichen standen. Diese Röhre ist wohl die letzte Andeutung eines Fruchtknotens. An dem Stocke, an welchem die Bltithen mit vergrünten Carpiden auftraten, fanden sich an Stamm und Blättern in grosser Zahl mir der Gattung nach nicht bekannte, etwa 3 Mm. lange, l^/g Mm. breite, weisse Pflanzenläuse. Ich stehe indess an in dem Falle diese als Ursache der Vergrünung zu bezeichnen (wenn schon ihre Einwirkung die Vergrünungserscheinung gesteigert haben mag), da an dem früher erwähnten Stocke Parasiten gänzlich fehlten und doch Vergrünung; allerdings nur an den Kelchblättern, eingetreten war. Es erscheint mir in diesen Fällen bei Camptmula pyramidalis die Vergrünung nur als Aus- druck für die Erschöpfung der zur Blüthenproduction nöthigen Stoffe, die sich ja auch in der Bildung kleinerer Blüthenanlagen und in der damit zusammenhängenden Gestaltung tetramerer, öfters wohl auch noch anderweitig unvollkommener Bltithen kundgibt. 1 Die Ausbildung- des unterständigen Fruchtknotens unterbleibt auch in Blüthen vergrünter Umbelliferen mit Vorliebe. Vergl. z. B. die Abhand- lung über ToriUs Anthriscus in meinen „Beiträgen zur Pflauzenteratologie" Sitzb. d. k. Akad. zu Wien, I. Abth., Nov.-Heft 1881. Beiträge z. Pflnnzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 1 29 Eine Zwitterblüthe von Salix Caprea L. Monöcie, in der Form androgyner Blüthenstände ist in der Gattung Salix eine nicht seltene und allgemein bekannte Er- scheinung. Die Arten, bei denen sie am häufigsten vorkommt, sind wohl Salix hahylonica, S, Caprea, S. cinerea. Doch wurde sie gelegentlich auch an iS'. silesiaca, S. nicjrlcans (Masters pag. 299) und S. mmlnalis (Schlechtendal) beobachtet. Wie bekannt, kommt Androgynie sowohl an weiblichen als an männlichen Stöcken zu Stande. „Hieraus hat man geschlossen, dass Staubgefässe und Carpiden bei diesen Blüthen taxologisch identische Blätter seien, dass die nämlichen Phyllome, welche in männlichen Blüthen zu den Staubgefässen würden, in den weib- lichen sich zu Fruchtblättern ausbildeten, und dass daher hier die beiden Blüthengeschlechter nicht, wie es sonst die Regel, durch Abort aus einer hermaphroditen Grundform hervorgegangen seien." (Eichler, „Blüthendiagramme") So sagt Braun*: „Es verhalten sich übrigens nicht alle diklinischen Blüthen auf gleiche Weise, vielmehr gibt es grosse und wesentliche, aber oft schwierig auszumittelnde Verschiedenheiten in der Bildung der Blüthen mit getrennten Geschlechtern. Während in dem einen Falle, die eingeschlechtige BlUthe bloss als einseitige Ausbildung einer Zwitterblüthe erscheint, beruht im anderen Falle ihre Entstehung, wie das Geschlecht bei den Thieren, auf der verschiedenartigen Ausbildung der nach ihrer Stelle in der Blüthe gleichen Theile, wie dies z. B. bei der Weide der Fall ist, bei welcher die gleichen Blätter in der männlichen Blüthe als Staubblätter, in der weiblichen als Fruchtblätter erscheinen". Allein, da Staubblätter so oft in Carpiden (und umgekehrt) sich umwandeln, ohne dass von taxologischer Gleichwerthigkeit die Rede sein kann, so ist, wie schon Eichler ausführt, der ange- führte Grund nicht stichhältig, um desshalb die Diklinie. der 1 „Verjüngung etc.", Anmerkg., pag. 108. Sitzt), d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 130 Heini'icher. Salicineeu als eine ursprüngliche aufzufassen. Eichler war darum schon 1878 geneigt, auf einen hermaphroditen Grundplan für die Salicineen zu schliessen. Seine Ansicht stützte sich vor Allem auch darauf, dass bei den drei- und mehrinännigen Salices sich die Staubgefässe nicht ohne Zwang mit den Carpellen in Homo- logie bringen lassen, und endlich darauf, dass bei der Gattung Populus Zwitterblüthen beobachtet worden w^aren. ^ Eine gleiche Beobachtung für Salix, die unten erwähnt werden soll, scheint Eichler entgangen zu sein. In der Flora war zwar 1858 eine Abhandlung von Reinsch unter dem Titel „Über eigenthümliche morphologische Umbil- dungen der männlichen Blüthen von Sali.v cinerea zur Zwitter- bildung" erschienen, indessen lag hier, soweit ich die Abhandlung und die Abbildungen beurtheile, *nur die zwitterige Ausbildung der einzelnen Glieder der Blüthe, die Vermengung von Carpiden- und Stamencharakteren an einem und demselben Organe vor. Solcher Bildung begegnen wir ja bei androgyuen Weiden beinahe regelmässig, da sich der Übergang von Blüthen eines Geschlechtes zu solchen des anderu an einem Blüthenkätzchen wohl selten plötzlich vollzieht.^ Die Ausbildung wahrer Zwitterblüthen, in denen Cai-piden und Staminen in besonderen Wirtein in einer Blüthe vorhanden waren^ scheint bisher nur Schlechteudal ^ beobachtet zu haben. Schlechtendal fand an Salla? Caprea neben anderen missbildeten Blüthen, wie solche an androgynen Kätzchen in der Regel vor- kommen, auch mehrfach Zwitterblüthen, die er auf folgende Weise beschreibt: „Ein gemeinsamer Stiel trug einen vollkom- menen Fruchtknoten mit zweitheiliger Narbe und rechts und links davon ein Stamen.* Eine Abbildung zur Ergänzung des Textes fehlt leider. 1 Bail ,,Über androgyne Blüthenstände etc.", Danzig- 18G9. 2 Es fällt mir schwer, in die Vorsteliuugsweise Reiusch'ens einzu- dringen, doch scheint er die Entstehung der „Zwitterblüthen" durch Ver- wachsung der Glieder mehrerer Blüthen zu erklären, was den beigegebenen Abbildungen nach wohl unrichtig t. ^ ,, Beobachtungen über Blüthenmissbildung an Salix Caprea L." Jahrb. des Ver. f. Naturkunde zu Zwickau, 1875, pag. 112 — 117. Beiträge z. Pflanzenteratologie u. Blüthenmorphologie. 131 Auch ich fand nun eine Zwitterblüthe an einer Salix Caprea mit androgynen Inflorenzeu. * Die drei untersuchten Blüthen- kätzchen zeigten folgendes Verhalten. Das erste hatte an der Basis männliche und weibliche Blüthen untereinander gemengt, doch herrschten da letztere vor, während die obere Hälfte nur männliche Blüthen zeigte. Am basalen Theile des zweiten Kätzchens waren nur weibliche Blüthen, am mittleren Theile waren männliche und weibliche gemengt, der apicale Theil trug wieder nur männliche. Am dritten Kätzchen waren sämmtliche Blüthen aus Zwitterorganen aufgebaut, eines oder beide Blüthen- phyllome besassen Staub- und Fruchtblattcharaktere durch- einander. Einzelne solche Blüthen waren auch an den beiden früher erwähnten Kätzchen zu finden. Diese zwitterigen Bildungen entsprechen etwa jenen, welche Schlechtendal in der obgenannten Abhandlung beschreibt und ich unterlasse es auf sie weiter einzugehen. Wohl aber ist die am ersten Kätzchen gefundene, einzige, doch vollkommen ausgebildete Zwitterblüthe, die aus zwei gesonderten Wirtein, einem Staub- und einem Fruchtblatt- kreise aufgebaut war, erwähnenswerth. Fig. 10 a gibt eine Ab- bildung derselben und Fig. 10 b das der Blüthe entsprechende Diagramm. Von dem linken Stamen ist die Anthere an der Inser- tionsstelle des Filaments abgerissen. Die Ausbildung dieser Zwitterblüthe lässt nichts zu wünschen übrig, die einzelnen Glieder sind vollkommen entwickelt, die Carpiden alterniren mit den beiden Staminen, kurz die Blüthe entspricht dem Ideal, das man sich in der Vorstellung von einer Zwitterblüthe bei Salix gebildet haben mochte. Das Auftreten von Zwitterblüthen bei Populus-Arten (Bail) ^ im Zusammenhalte mit den dargestellten Beobachtungen an S. Caprea sprechen in der That nicht für die Nothwendigkeit, ■die Diklinie der Salicineen für eine typische zu halten. 1 Das Material verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn cand. Prof F. Seidl; gesammelt und gefunden wurde es von Herrn Gymnasialprofessor Fr. Krasan am Rainerkogel bei Graz. 2 An Populus tremiila neuerdings wieder beobachtet; mitgetheilt in den Schriften der phys.-ökon. Gesellschaft zu Königsberg, 18. Jahrg. 1877. 9* 132 Heinricher. T a f e 1 - E r k 1 ä r u n g". Tafel I. (Alisma 1—8, Iris 9—14.) Fig. 1. Diagrammquerschmtt durch eine Blüthenknospe. Die mit a und b bezeichneten Stamina des inneren Kreises bilden, aufs Blüthen- centrum bezogen, den grössten Winkel, zwischen ihnen erfolgt im äusseren Carpidenkreise die Gestaltung zweier Carpelle. Vergr. eOfach. „ 2. Diagrammquerschnitt durch eine Blüthenknospe von Alisma Plan- tago. Ob abnormer Deckungsverhältnisse der Sepalen ist die Lage der Abstammungsachse nicht bestimmt erkennbar. Vergr. GOfach. (Fig. 1 u. 2 sind mit der camera lucida entworfen.) „ 3 u. 6. Diagramme von^.j3arA?«s«//'o//?^/??-Blüthen; in 3 tritt an einer, in 6 an drei Stellen des äusseren Staminalkreises ,,Dedoublement" auf. „ 4 u. 5. Petaloid gestaltete Staminen, die noch Thekenrudimente {l) zeigen. Vergr. 8fach. „ 7. Blüthenanlage von Alisma Plantago vor dem Auftreten der Staminen nach Payer copirt, um das Grössenverhältniss, in dem Sepalen und Petalen zu einander stehen, zu zeigen. „ 8. Querschnitt eines Stamens von A. parnassifoUum (aus dem Dia- grammschnitt einer Blüthenknospe) das auf seiner oberen Hälfte 3 LocuJamentfächer besitzt. Vergr. öOfach. „ 9. Diagramm einer Gwirteligen Blütlie von Iris pallida. Vergl. Text pag. 112. „ 10 u. 11. Diagramme pseudodimerer Blüthen von Iris hungarica. Vergl. Text pag. 116. „ 12. Durch Verwachsung entstandenes Doppelstaraen aus der Blüthe Diagr. Fig. 11 (uat. Grösse). „ 13. Diagramm einer Blüthe von Iris germanica^ in der zwei Glieder des inneren Staminalkreises in der Form entwickelter Narben («) aufgetreten sind. Vergl. Text pag. 117. „ 14. Diagramm einer Blüthe von Iris hulophila. Vergl. Text pag. 118. Heiliriclier: Beiü-äge zur PflanzeTilpiuloloiiie. Fig. 0 P.g.7. Fig. 10. ■ del.Iith.-Kl}?J.HeitzjtiimiL. Fig. Fig. 12. Fig. 13. ^ ig. + Fitj 8 . Ficj.14. K,kHof-u.Staa.tcarucker£i. Sitzun^sb.d.k.AT. Journal für praktische Chemie. N. F. Band XXVIL Nr. 1—3, Leipzig, 1883; 8». — the American of Science: Vol. XXV. Nr. 146. New Haven. 1883; 8^. Karpathen-Verein, ungarischer: Jahrbuch. IX. Jahrg. 1882. 4. Heft. Kesmark; 8^. Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Petermann, XXIX. Band, 1883. H & III, Gotha; 4». 140 Musee royal d'Histoire naturelle de Belgique: Bulletiu. Tome I. 1882. Nr. 3. Bruxelles, 1882, 8«. — — Explication de la Feuille de Ciney par M. E'. Dupont pour le Calcaire carbouifere et par M. Michel Mourlon pour le Famennien. Bruxelles, 1882; 8^. Nature. Vol. XXVII. Nos. 694 & 695. London, 1883; 8». Osservatorio centrale del real collegio Carlo Alberto in Mon- calieri: Bollettino mensuale. Torino, 1882; 4^. Societe des Ingenieurs civils: Memoires et Compte rendu de travaux. 4^ serie, 35^ annee, 11* cahier. Novembre 1882. Paris, 1882; 8». Society, the American geograpliical : Bulletin. 1882. Nr. 2. New-York; 8«. — the royal astronomical : Monthly notices. Vol. XLIII. Nr. 3. January, 1883; 8». — the royal geographica!: Proceedings and monthly record of Geography. Vol. V. Nr. 2. February 1883. London; 8^ — the royal microscopical: Journal. Ser. IL Vol. III. Part 1. February, 1883. London and Edinburgh; 8^. Tübingen, Universität: Akademische Schriften pro 1882. 36 Stücke. 4« & 8^. Verein, Nassauischer für Naturkunde : Jahrbücher. Jahrgang 35. Wiesbaden, 1882; 8«. Vierteljahresschrift, österreichische für wissenschaftliche Veterinärkunde. LVIILBand. — 2. Heft. (Jahrgang 1882. IV.). Wien, 1882; 8^. Wissenschaftlicher Club: Monatsblätter. IV. Jahrgang, Nr. 5. Wien, 1883; 4^. — Jahresbericht 1882—1883. VIL Vereins- jähr. Wien, 1883; 8<*. Zeitschrift für Instrumentenkunde: Organ. III. Jahrgang 1883. 1. Heft: Januar. Berlin, 1883; 8». — für Physiologische Chemie: VII. Band. 2. Heft. Strassburg, 1883; 8«. 141 Beiträge zur Kenntniss natürlicher wasserhaltiger Doppelsulfate. Von Dr. J. Blaas, Docent an der Universität Innsbruck. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Februar 1883.) In meiner Beschreibung jüngerer Eruptivgesteine Persiens * erwähnte ich kurz einiger Stufen aus der Gegend von Madeni Zakh, in welchen mehrere Mineralien aus der Gruppe der wasserhaltigen Doppelsulfate als Zersetzungsproducte eisenkies- haltiger trachy tischer Gesteine, wovon in jedem Stücke noch ein weniger zersetzter Kern vorhanden ist, vorkommen. Die inzwischen durchgeführte Untersuchung derselben ergab mehrere für die Kenntniss dieser Mineralgruppe bedeutsame Resultate, die ich mir im folgenden mitzutheilen erlaube. Es lagen mir zwei kleinere Handstücke vor, welche an der Oberfläche stark verwittert und mit einer gelbgrauen, mehligen Kruste tiberzogen waren. Beim Zerschlagen traten in beiden innig verwachsen vier sehr frisch erhaltene Mineralspecies zutage. Die Hauptmasse des einen Stückes bildete ein weisses, fein- faseriges Mineral, in welchem eingebettet grünschwarze, über 1 Cm. grosse Kry stalle von anscheinend regulärer Form lagen. Die Krystalle gehören dem Voltait an. Neben diesem fanden sich Nester eines ockergelben, feinkrystallinen Pulvers. Die Nester zeigten gewöhnlich noch sehr deutlich die Umgrenzung des Voltaits, aus dessen Zersetzung das gelbe Mineral offenbar hervorgegangen ist. Dasselbe erwies sich bei der folgenden Untersuchung als ein neues Mineral, für das ich mit Rücksicht 1 Tscher maks Min. petrogr. Mittheihmgen 1881. 499. 142 B 1 a a s. auf sein erstes Auftreten als Umwandlungsproduct des Voltaits den Namen Metavoltin in Vorschlag bringen möclite. Die Hauptmasse des anderen Stückes bestand aus einem violettbraunen, glasglänzenden, krystallinen Minerale, welches optiscli zweiaxig und seiner chemischen Zusammensetzung nach mit Botryogen identisch ist. Das Mineral ist durchsetzt von Adern der weissen faserigen Species und umschliesst zahlreiche kleine Voltaitkrystalle. Das weisse Muttermineral der grössern Voltaitkrystalle besteht zum grössten Theil aus innig miteinander verfilzten Fasern von asbestähnlichem Aussehen; in dickeren Partien erscheint der Filz grau, fettgläuzend. Zwischen durch ziehen sich plattenförmige Lagen mit parallelen, senkrecht zur Begrenzungs- fläche stehenden Fasern, also in einer Weise, w^ie man es bei Chrysotil sieht. Hier sind die Fasern seidenglänzend, die Platten bei grösserer Dicke grünlich durchscheinend, mild und weich. Unter dem Mikroskope erscheinen die Fasern selbst bei den stärksten Vergrösserungen nur als ungemein feine Linien, die sich als doppelbrechend erweisen. Sie scheinen schief aus- zulöschen, da ein Bündel derselben bei Parallelstellung mit einem Mcolhauptschnitte nur dunkle Linien zeigt, welche bei Drehung nach rechts oder links sich aufhellen, während andere, früher lichte, sich verdunkeln. Das Mineral löst sich leicht in kaltem, noch leichter in heissem Wasser, die Lösung, welche sauer reagirt, trübt sich auch beim Kochen nicht. Im Kolben erhält man Wasser, in der Pinzette geglüht erhält man zuerst eine weisse, sehr leichte und leicht zerreibliche Masse, stärker geglüht eine gelblich weisse, aufgeblähte Masse, die nicht auf die Magnetnadel wirkt. Ein qualitativer Versuch ergab Schwefelsäure, Thonerde, Eisen und Magnesia. Die quantitative Analyse liess im Wesent- lichen Übereinstimmung mit dem von F o r c h h a m m e r ^ analy sirten Hversalt erkennen. Das Mineral wird gewöhnlich Federalaun genannt, ein Name, der bis auf „Alaun" bezeichnend ist. Es krystallisirt aus wässeriger Lösung in der That inKrystallgruppen 1 Jahresbericht ü. d. Fortschr, d. Chemie u. Miner. XXIII, 263. Beitr. zur Kenntu. natiirl. wasserhaltiger Doppelsulfate. 143 welche einer Feder vollkommen gleich sehen. Zu den Alaunen wird es mit Rücksicht auf sein Krystallsystem und den geringeren Wassergehalt wohl mit Unrecht gestellt. Voltait. Die grösseren Krystalle sind gewöhnlich von Adern des weissen Hversalts durchzogen, enthalten Pyritkrystalle und Quarzkörner. Wie erwähnt scheinen die Krystalle dem tesseralen Systeme anzugehören und wurden auch bisher für tesseral gehalten. Die kleinen Krystalle zeigen vorwiegend die Combi- nation (111) (100), wobei bald das Octaeder, bald das Hexaeder vorherrscht. An den grösseren Individuen und Gruppen, denn als solche erweisen sich die grossen Exemplare gewöhnlich schon auf den ersten Blick, beobachtet man meist noch ein scheinbares Rhombendodekaeder als Abstumpfung der Octaederkanten. An einer grösseren Gruppe (Vgl. Fig. 1) und wenigen kleinen Krystallen wurden auch scheinbare Ikositetraederflächen beobachtet. Das Mineral ist grünschwarz, in grösseren Stückchen undurchsichtig, an den Kanten ölgrün durchscheinend. Die Farbe des Striches ist grüngrau. Der Bruch muschelig, stellenweise geradlinig gerieft, fettglänzend. Frisch ausgelöste Krystalle besitzen lebhaft glänzende Flächen, welche aber bald sich etwas trüben, in diesem Zustande jedoch verbleiben und nicht weiter verwittern. * Das Mineral ist spröde. Die Härte liegt über 3, nahe bei 4. (Das Mineral ritzt Kalkspath leicht und vrird vom Flussspath schwer geritzt.) Die Bestimmung des specifischen Gewichtes stiess deshalb auf bedeutende Schwierig- keiten, weil kaum eine genügende Menge Material ohne Pyrit- einschlüsse aufzutreiben war. Das Mittel aus zwei Bestimmungen von ziemlich reinem Material ergab 2, 6. Die Krystallflächen zeigen überall negative Abdrücke des umhüllenden Hversalts. 1 Vergl. die gegentheilige Angabe bei S c a c c hi , Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 4, 163. 144 B 1 a a s. Das Mineral ist in kaltem Wasser schwer löslich, die Lösung trübt sich nach einiger Zeit und reagirt schwach sauer. Beim Kochen scheidet sich ein citrongelbes Pulver ab. Setzt man etwas Schwefelsäure zu, so erhält man eine lichtgrtinliche, klare Lösung. Im Kolben gibt es Wasser, trübt sich und wird licht bläulich grün. Bei schwachem Glühen wird es rothbrauu und verliert Schwefelsäure. Aus der salzsauren Lösung fällt Chlor- baryum schwefelsauren Baryt, mit Ammon erhält man einen flockigen, gelbbraunen Niederschlag. Im Filtrate erkennt man mit phosphorsaurem Ammon Magnesia. Die Flammenreaction ergibt Kali und Natron. Im chemischen Befunde fällt somit das Vorhandensein von Magnesia gegenüber allen bisherigen Voltait- analysen auf. Der Magnesiagehalt, sowie die bedeutenden Differenzen unter den bisher durchgeführten Analysen dieses Minerals nöthigten zu einer neuerlichen chemischen Untersuchung, die ich um so lieber unternahm, als das mir zur Verfügung stehende Material sehr rein und ausreichend sich erwies und somit ver- lässlichere Resultate zu erwarten waren. — Die Analyse dieses, sowie der übrigen in dieser Arbeit behandelten Sulfate wurde in folgender Weise durchgeführt: Die Schwefelsäure wurde als schwefelsaurer Baryt gewogen, Eisenoxyd und Thonerde mit Ammon gefällt und mit Kalilauge getrennt. Magnesia, Kali und Natron wurden vereint als Sulfate gewogen und daraus die Magnesia mit phosphorsaurem Ammon niedergeschlagen, die Schwefelsäure nach Entfernung der Phosphorsäure mit Chlor- baryum gefällt und Kali und Natron aus der Differenz berechnet. Das Eisenoxydul wurde aus einer zweiten im Kohlensäurestrome vorsichtig gelösten Menge massanalytisch mit Chamäleon be- stimmt. Der Wassergehalt wurde aus dem kurze Zeit über Schwefelsäure getrockneten Materiale auf zweierleiWeise ermittelt : einmal direct durch Wägung im Chlorcalciumrohr, dann aus dem Glühverluste. Jedesmal wurde vorsichtshalber die Substanz mit gut ausgeglühtem Bleioxyd gemengt. Eisenoxyd und Thonerde ergaben sich auch noch auf eine zweite Weise, indem beide vereint gewogen, dann mit saurem schwefelsaurem Kali geschmolzen, aus der Lösung der Schmelze das Eisen nach Keduction mit Zink Beitr. zur Kenntn. natürl. wasserhaltiger Doppelsulfate. 145 massanalytisch bestimmt und die Thonerde aus der Differenz berechnet wurde. Die Analyse des Voltaits wurde dreimal wieder- holt. Die Menge des jedesmal verwendeten Materials betrug circa 1 Glrm. Die Differenz der einzelnen Bestimmungen erreichte bei Wasser und Eisenoxydul 07^/^, bei den übrigen Bestandtheilen ungefähr 0*5*^/ ^^ Die auf diese Weise gefundene procentische Zusammen- setzung des Voltaits führt auf die Formel: 5RO.2R2O3.IOSO3.I5H2O wobei RO = 2 Na^O : 2 KgO : 15 MgO : 6 FeO und R2O3 = 3 AI2O3 : 7 Fe^Og ist, wie aus folgender Zusammenstellung hervorgeht. Gefunden Moleküle Berechnet Schwefelsäure. .. 49 12 0-614 50 10 ^-24 Eisenoxyd 13-85 0-086 7/ 13-78 Thonerde 3-72 0-036 3\ 3-80 Eisenoxydul 5-24 0-072 6] 5-33 Magnesia 7-35 0-183 15f 7-38 Kali 2-37 0-025 2/ 232 Natron 1-62 0-026 2^ 1-53 Wasser 16-60 0'911 75 15 16-62 99-87 iÖCT^ÖÖ Nach der vorliegenden Analyse erscheint derVoltait als ein basisches Salz im Gegensatze zu den Bestimmungen von Abich und Tscher mak, welche das Salz als normales auf- fassen. Wie jedoch aus der folgenden Zusammenstellung ersicht- lich ist, führt nur die Analyse von Abich ungezwungen auf ein normales Salz, während die analytischen Daten bei Tschermak eher auf ein basisches Sulfat hindeuten. über die Art der Gruppirung vermag ich vor der Hand nichts Bestimmtes mitzutheilen; fasst man das erste Glied als normales Salz auf, so erscheint das zweite bis auf den Wasser- gehalt identisch mit dem von H. Rose analysirten Copiapit. Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 10 146 Blaas. E« ist dann Voltait = 5 RSO^ ^ (^2)2^5021 -H 15 H^O Copiapit = (1*^)2^5021 -^ 13 HgO Bisher wurden Voltait oder voltaitähnliche Mineralien wiederholt untersucht. Die erste Nachricht über das Mineral rührt von Breislak her, welcher im Jahre 1792 in einem „Essai niinerologique sur la solfatare de Puozzole" dasselbe beschreibt. Im Jahre 1841 unter- suchte Scacchi das Mineral.^ Es war damals nur in kleinen, undeutlichen Krystallen von 2-5 Mm. Durchmesser verwachsen mit Halotrichit bekannt und schwer von den Beimengungen zu trennen. Aus der scheinbaren Gleichheit der Form mit Alaun und einer theilweisen Analyse, welche neben Schwefelsäure Eisenoxyd und -oxydul ergab, ver- muthete Scacchi, dass das Mineral ein Alaun sei, in welchem alle Thonerde durch Eisenoxyd und alles Kali durch Eisenoxydul vertreten sei und schrieb seine Formel: Fe SO^ -i- Fe^CSOJg -h 24 aq. Auffallend ist, das Scacchi die leichte Verwitterbarkeit des Minerals hervorhebt. Nach dem genannten Forscher soll der Voltait nicht aus Eisenkies hervorgehen, sondern eine Neubildung sein, welche sich auf Halotrichit durch Zersetzung des Neben- gesteines bildet, da er sah, wie sich auf letzterem Minerale schwarze Punkte bildeten, welche sich allmälig vergrösserten und flechtenartig ausbreiteten. Vergleiche diesbezüglich den Anhang zu dieser Arbeit. Eine Analyse Dufrenoy's* ergab: Schwefelsäure 45-67^ Thonerde 3-27 Eisenoxydul 28-69* Kali 5-47 Wassser 15 -77 Rückstand 0-46 99-33 1 Vergl. Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 4, 163. 2 Ann. Min. III. 9. 165. ä Bei Rammeisberg, Mineralchemie 279 steht irrthümlich 35, 67. * Tschermak, Sitzber. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien 56, 833 führt diese 28, 69 als Eiseuoxyd an. Beitr. zur Keuntn. natürl. wasserhaltiger Doppelsulfate. 147 Da Dufrenoy es unterlassen hatte das vorhandene Eisen- oxyd zu bestimmen, iiisst sich die Analyse nicht in Einklang mit den übrigen Voltaitanalysen bringen. Bemerkenswerth ist jedoch folgende Betrachtung. Der Thonerdegehalt der obigen Analyse stimmt nahezu mit dem in meiner Analyse überein. Dürfte man annehmen, dass dies auch mit dem Eisenoxydgehalt der Fall war, so erhält man aus dem von der obigen Analyse abgeleiteten Eisengehalte folgende procentische Zusammensetzung des von Dufrenoy untersuchten Voltaits und ein Molekularverhältniss, welches vollständig mit dem aus meiner Analyse abgeleiteten übereinstimmt. Moleküle Schwefelsäure 45-67 "TT^^TF Eisenoxyd 13-78) ^.^ _ l_ 9 Thonerde 3-27( ^^ " Eisenoxydul 16 • 15) Kali 5.47}l^Ö =2-5= 5 Wasser 15-77 7-5 = 15 100-11 Das Verhältniss von Eisenoxyd und Thonerde ist nahezu = 3:1, das von Eisenoxydul und Kali = 4:1, Berechnet man daraus und unter Zugrundelegung der Formel 5R0- 2R2O3. IOSO3- löHgO die Zusammensetzung, so erhält man folgende Werthe, die mit dem (theilweise hypothetischen) Analysenresultate hinreichend übereinstimmen. Schwefelsäure 45-88 Eisenoxyd 13-77 Thonerde 2-96 Eisenoxydul 16-52 Kali 5-39 Wasser 15.48 100-00 10* 148 B 1 a a s. Im Jahre 1842 erhielt Abich^ künstlich ein ähnliches Salz, indem er Eisenvitriollösung mit Schwefelsäure und Salpe- tersäure versetzte, eine Kalialaunlösung beifügte und verdampfte. Der dabei entstehende grünschwarze Rückstand wurde in schwefelsäurehältigem Wasser gelöst und nach Zusatz von Kupfervitriol der langsamen Verdunstung überlassen, wobei sich schwarze reguläre Krystalle ausschieden. Aus der untenfolgenden proeentischen Zusammensetzung leitet Ab ich die Formel: SKS-hRS^H-lSy^H ab, in welcher R Eisenoxydul und Kali, R Eisenoxyd nebst etwas Thonerde bedeutet. Rammeisberg ^ drückt Abichs Analyse durch die Formel : 3 K,SO, 3 FeSO, SFe^SgO., -f-20aqaus. So sehr es ausser allem Zweifel ist, dass Abichs Salz identisch mit dem natürlichen Voltait ist, so schwierig ist es anderseits, seine Analyse mit den übrigen Voltaitanalysen in Einklang zu bringen. Die letzte Arbeit über natürlichen Voltait veröffentlichte Tschermak^ im Jahre 1867. Sie betraf von Paulinyi aufge- fundene 1 — 6 Mm. grosse, in faserigen Eisenvitriol eingeschlos- sene Krystalle von Kremnitz. Paulinyi, dessen Voltaitanalyse vollständig unbrauchbar ist, hielt das Mineral für ein neues und gab ihm den Namen Pettkoit, eine Species, die auch in die neueste Auflage von Quenstedt's Mineralogie übergegangen ist. Morphologische und physikalische Eigenschaften des Krem- nitzer Voltaits stimmen im Wesentlichen mit denen des persischen überein. 1 Berg- und hütteniii. Zeitung 1H42, Nr. 17. 2 Minerulchemie 271). ^ Anzeiger (I. kais. Akad. d.Wiss. IV, 218, u. Sitzber. d. kais. Akad. d. Wiss. 56, 8b 1. Beitr. zur Kenntn. natürl. wasserhaltiger Doppelsulfate. 149 Aus dem unten angeführten Analysenresultate schliesst Tscliermak, dass eine isomorphe Mischung von wenigstens drei normalen Doppelsulfaten folgender Form vorliegt: cc,{FeO), (Fe^Og) (SO3 ) , (H,0) ,, /3,(K,0) (Fe,03),(S03),(H,0),, 7, (K,0) (Al,03) OSO3) , rH,0) ,, Die Isomorphie der Glieder: (FeO) , (Fe,03) und (K20)(Fe/J3) . ündet eine Analogie bei den Feldspathen und der Augitgruppe. Allerdings ist dabei auch eine Isomorphie mit der Gruppe (K^O) (AlgOg) vorausgesetzt. Die analytischen Daten bei Ab ich und Tschermak stimmen, mit Ausnahme jener für Wassser und Schwefelsäure, nicht überein. Abgesehen davon hebt Tschermak folgende Beziehungen zwischen beiden hervor. Erstens ist das Verhältniss zwischen den Sauerstoffatomen und den übrigen Atomen, zweitens das der Schwefelsäure und des Wassers in beiden Analysen dasselbe. Drittens sei die Menge des Sauerstoffes der Schwefelsäure in beiden dreimal so gross als der übrige nach Abzug des Wassers. Letzteres ist nicht vollständig richtig. Dieses Verhältniss ist bei Abich in der That genau = 3 : 1, bei Tschermak so wie in Dufrenoy's und meiner Analyse = 2-1:1 Von der Überschreitung dieses Verhältnisses kommt es auch, dass die aus der Formel von Tschermak berechnete Schwefel- säuremenge die gefundene fast um P/^j übersteigt. Indem Tschermak für den Kremnitzer Voltait obige Ver- bindungen im Verhältniss von 22 a : 5 /3 : 9 7, für das von Abich dargestellte Salz das Verhältniss 8 a : 7 ß : 2 y voraus- setzte, liessen sich die berechneten Zahlen mit dem Analysen- resultate, sowie beide Analysen, untereinander in hinreichende Übereinstimmung bringen. Mit der vorliegenden Analyse lässt sich weder Abichs Analyse, noch die von Tschermak auf einem einfachen Wege in Einklang bringen. Beide, besonders aber Abichs Analyse, weisen einen verhältnissmässig grösseren Schwefelsäuregehalt auf, so dass beide auf ein neutrales Salz führen. Ich richtete daher mein Hauptaugenmerk auf die Be- 150 B 1 a a s. Stimmung der Schwefelsäure, ohne jedoch bei allen drei Ver- suchen einen höheren als den angeführten Procentsatz zu finden. Zum Vergleiche mögen hier die vier Analysen in Parallele gestellt und das sich hieraus ergebende Molekularverhältniss für gleiche Rg^s angeführt werden. Dufrönoy Abich ^ — - -^^ — - Schwefels. ..45-67 — = 10 48-32 = 9 Eisenoxyd... — (13-78)( = 2 17-65) _2 2-20) Thonerde ... 3 • 27 — S Eisenoxydul. 28 -69 (16-15)\ 11-60 \ 4-04i! = ^ Magnesia ... — — / Kali 5-47 — / = 5 Natron — — j 0-25 \ Wasser 15-77 — = 15 15-94 =13-6 Tschermat . Blaas 48^0~^T^ 49-12 = 10 5-1) 13-85} 3-72I ^ 15 -6\ g.g =3-9 5-24\ 7-35/ 2-37( ^ 1-621 15-3 =13 16-60 = 15 Trotz der erheblichen Abweicbung der vier Analysen von einander zeigt sich doch in mancher Beziehung eine bemerkens- werthe Übereinstimmung. So verhält sich in allen die Anzahl der Schwefelsäuremoleküle zu denen von Wasser nahe wie 2 : 3j der Eisengehalt in den drei ersten Analysen differirt sehr wenig (derselbe beträgt bei Dufrenoy 22-3l7o, bei Abich 21-387o, bei Tschermak 21-167o)- Die Differenzen zeigen sich also besonders in dem Verhältniss RgOgtRO, welches bei Ts cherm ak und besonders bei Ab ich grösser als bei der Analyse Dufrenoy und der meinigen ist. Fragt man sich um den Grund dieser auffallenden Ver- schiedenheiten, so kann man denselben, wenigstens für die Analyse von Tschermak, vielleicht darin finden, dass das Analysenmaterial nicht rein genug herzustellen und die ver- wendbaren Quantitäten zu gering waren. So zeigen wenigstens alle mir vorliegenden kleinen persischen Krystalle, abgesehen von den innig damit verwachsenen Mutteimineralien, im Dünn- schliffe zahlreiche Verunreinigungen im Innern; so gewöhnlich staubartige Partien^ und besonders zahlreiche gelbe Flecken, welche das erste Stadium der Umwandlung zu dem später 1 Bei Dana, A System of Min, 652 findet sich iiitliüinl. K.,0 =^ 0-4 Na20 = 6-25 zitirt. - Vergl. auch Scacchi Jahrbuch für Mineralogie 1853, 599. Beitr. zur Kenntn. natürl. wasserhaltiger Doppelsulfate. 151 behandelten hexagonalen Eisenoxydkalisnlfat , dem Metavoltin darstellen. Daher mag sich denn auch der grössere Gehalt an Eisenoxyd erklären. Dagegen sind die grösseren Krystalle durch- aus vollkommen intact und es wurden deshalb nur Splitter von solchen zu den von mir angeführten Analysen verwendet. Der Voltait wurde bisher allgemein für tesseral ge- halten, und in der That zeigen die Krystalle so ausgesprochen den Habitus der regulären Formen, dass, so lange nur kleine Individuen vorlagen und die optische Untersuchung unterblieb, ein diesbezüglicher Irrthum begreiflich ist. An den kleinen Kry stallen ist zunächst kein Grund vorhanden, die Combination nicht für die eines Oktaeders mit einem Hexaeder anzusehen, zu dem öfter noch die Flächen des Dodekaeders treten. Es gelang mir jedoch auch unter den kleinen Individuen solche aufzufinden, an w^elchen scheinbare Ikositetraederflächen (^) und zwar nur an zwei entgegengesetzten Polen entwickelt sind. Auffallend ist zugleich schon an diesen kl einen Krystallen und Gruppen eine Vorliebe zu Verwachsungen nach Flächen des Rhombendodekaeders. Da nirgends eine hemiedrische Ausbildung zu beobachten war und die erwähnte Zwillingsbildung an einer grösseren Gruppe besonders deutlich hervortrat, untersuchte ich dünne Splitter im Polarisationsapparate und war nicht wenig überrascht, das Mineral in brillantem Gelb, Roth und Blau aufleuchten zu sehen, Dichroismus jedoch fehlt. Sofort an- gefertigte Dünnschliffe ergaben nnn ein zweifellos optisch einaxiges Mineral mit negativer Doppelbrechung und wiederholter Verzwilligung. Legt man ein scheinbar einfaches kleines Kry ställchen der Combination (111) (100) mit stark entwickelten Hexaederflächen so zwischen die rechtwinkelig gekreuzten Nicols, dass man durch ein Paar der letzteren sieht, so erscheint das Mineral nahezu vollständig dunkel, wenn die Diagonalen der Hexaederflächen d. i. die Oktaederaxen, mit den Nicolhauptschnitten zusammen- fallen. Nach einer Drehung um 45° bleibt der mittlere Theil des Krystalles dunkel (zum Theil weil das Mineral in dickeren Platten undurchsichtig ist), an den Conturen jedoch, welche die Projection der vertikalen Hexaederflächen darstellen, treten vier 152 • Blaas. helle färbige Leisten auf, die nach einer weiteren Drehung um 45° wieder dunkel werden. Fig. 3 illustrirt die beschriebene Erscheinung. Schleift man das Kryställchen parallel dem Flächenpaar, durch welches mau gesehen, zu einer durchsichtigen Platte, so erhält man unter gleichen Umständen, wie früher, das heisst wenn die Oktaeder- axen mit den Mcolhauptschnitten den olchen Salzen zu knüpfen. Von den Analysen mögen hier zwei, die von Maus und von R. Richter aufgeführt werden. Maus Eicht er Schwefelsäure 41-7 41-89 Eisenoxyd 20-8 21-06 Kali 23-1 20-48 Wasser 14-1 16-57 Maus leitete hie von die Formel: KS^ -f- FeS^ -4- 6 aq Sehe er er die Formel: FeS -H 3 (K) S H- 3 H ab, wobei in letzterer Formel ein Theil des K durch H zu er- setzen ist. In Gmelin-Kuauts Chemie findet sich das Salz unter der Formel: ÖK^O- 3Fe203- 12 SOg- 18 H^O aufgeführt. Rammelsberg^ gibt dieselbe Formel, jedoch mit 20 aq und dieser Glruppirung: [(KS -f- FeS^) -H 2 (2 K S -f- FeS*)] -+- 20 aq. Den auffallenden Dichroismus dieses Salzes hat, wie schon erwähnt, Haidinger benützt, um den Nachweis zu liefern, dass der Dichroismus durch verschiedene Absorbtion des durch- gehenden Lichtes und nicht durch „absolute Verschiedenheit der Färbung selbst" hervorgebracht wurde. Die dort beschriebenen Erscheinungen stimmen so vollkommen mit denen an den vor- liegenden natürlichen und künstlichen Krystallen überein, dass die Identität beider Substanzen nicht im geringsten in Zweifel gezogen werden kann. 1 Beiträge zur näheren Kenntniss des polymeren Isomorphismus. Pogg. Ann. (87) 73. 2 Handbuch der kryst. Chemie 241. 160 Blaas. Die Analyse des natürlichen Minerals ergibt an Stelle eines Theiles von Kali Eisenoxyclul und weicht sonst von denen des künstlichen Salzes nur in dem grösseren Gehalte an Schwefel- säure al), wofür ich vor der Hand keine andere Erklärung weiss^ als die, dass die Schuppen vielleicht durch freie Schwefelsäure zu den festen Aggregaten verkittet wurden. Nimmt man letzteres^ wofür ich allerdings bisher keinen positiven Nachweis aufzubringen vermochte, an, so lässt sich in Übereinstimmung mit dem künstlichen Maus'schen Salze der Metavoltin durch die Formel öRO-SEgOg -12 803 -ISHgO ausdrücken, worin ^2^3 ^^ ^^2^^ ^^^^^ -^^ "= ^^2^ ^^^ ^'^^ ^^^ jedoch ein Theil durch Eisenoxydul und Natron ersetzt ist. Ich lasse hier eine Zusammenstellung der gefundenen mit den aus obiger Formel berechneten Werthen folgen: Gefimdeu Gerechnet Schwefelsäure 46-90 44-47 Eisenoxyd 21-20 22-24 Eisenoxydul 2-92 3-34 Kali 9-87 10-16 Natron 4-65 4-78 Wasser 14-58 15-01 100-12 100-00 Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass ein grosser Theil dessen, was in den Sammlungen unter dem Namen Misy liegt, wahrscheinlich hierher zu zählen ist, wenigstens erwies sich säramliches „Misy", das ich zum Vergleiche beizog, als unser Mineral. Ein diesbezüglicher Irrthum ist um so begreiflicher, als die Beschreibungen, die sich vom Misy finden, häufig nahezu vollständig mit der unseres Metavoltins übereinstimmen, H. Rose\ der eine Analyse des Misy ausführte, lässt es aller- dings zweifelhaft, ob die Tiifelchen reguläre Sechsecke seien, hebt aber den Perlmutterglanz auf der Spaltungsfläche hervor. 1 Pogg. Ann. 27, 311. Beitr. zur Kenntn. natürl. wasserhaltiger Doppelsulfate. 161 Haidinger' führt es als Begleiter des Botryogen auf, also in derselben Gesellschaft, in der der Metavoltin bei uns erscheint. Als Einschluss in Roemerit, einem Minerale, welches, wie aus dem Folgenden hervorgeht, mit Botryogen identisch ist, erwähnt Grailich'' das „Misy" und bildet es auch ab. Aus diesen Abbildungen ist wenigstens die grösste Ähnlichkeit mit dem Metavoltin zu entnehmen. List^, welcher das Misy des Ram- meis berges analysirte, sagt, dass dasselbe aus „rhombischen Tafeln bestände, deren kleinere Seitenkante (?) abgestumpft ist", eine Besch^-eibung, durch die man keine klare Vorstellung von der Gestalt des Minerals erhält. Leider liegen, soweit mir bekannt keine optischen Untersuchungen des Misy vor, welche über das Krystallsystem sichere Auskunft gegeben hätten. Dazu kommt, dass alle bisherigen Analysen von Misy mit uicht genügend reinem Material ausgeführt werden konnten und somit dessen Zusammensetzung nur auf Umwegen erschlossen wurde. Es wird daher in Zukunft nothwendig sein, das Misy schärfer zu charakterisiren, um Verwechslungen zu vermeiden. * Botryogen. Wie eingangs erwähnt, bildet der vorliegende Botryogen das Muttermineral der kleineren Voltaitkrystalle. Er erscheint in derben krystallinen Massen von lichtbraunvioletter Farbe und lebhaftem Glasglanz. Das Mineral ist in dünneren Platten durch- sichtig, spröde, zeigt violettweisslichen Strich, besitzt die Härte 2-5 und ein specifisches Gewicht von 2-138. In kaltem Wasser ist es mit bräunlich violetter Farbe klar löslich; die Farbe ver- schwindet nach Zusatz von Schwefelsäure. Die wässerige Lösung reagirt sauer, beim Kochen scheidet sich ein gelber Niederschlag ab ; vor dem Löthrohr bläht es sich und wird braun . Da viel Substanz vorhanden war, Hess sich eine genügende Menge (1-035 Grm. 0-978 und 0-988 Grm.) vollkommen reinen Materials zu drei Analysen aussuchen. ^ Ann. 12, 491. 2 Sitzb. d. Akad. d. Wiss. Wien 28. 272. 3 Ann. d. Chemie und Pharm. 74, 239. * Vgl. die Schhissbemerkung. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 11 162 Blaas. Die Analysen führen zur Formel: RSO 4 -4- Fe^iSO J 3 -+- 13 H^O in welcher R = 5Fe : 7 Mg ist. Die gefundenen und berechneten Procente sind folgende : Gefunden Berechnet Schwefelsäure 40-95 41-70 Eisenoxyd 20-50 20-85 Eisenoxydul 4-12 3-91 Magnesia 3-59 3-05 Wasser 30-82 30-49 99-98 100-00 Die vorliegende Analyse lässt sich zwar nicht leicht mit jener von Berzelius durchgeführten Botryogenanalyse in Ein- klang bringen, welche Haidinger ^ anführt, besonders da in derselben der ganze Gehalt an Magnesia für fremdartig an- gesehen wird, geht aber gut mit der von L. Tschermak vor- genommenen bei Grailich^ aufgeführten Analyse des Roe- merits zusammen, für welchen Glrailich die Formel RSO, -+- Fe^CSOJg -+- 12 aq schreibt, worin R = 2Zn : 7 Fe zu setzen ist. Unser Botryogen unterscheidet sich also vom Roemerit nur durch den etwas grösseren Wassergehalt und darin dass R durch Fe und Mg ver- treten ist. Es folgen hier die beiden Analysen Tschermak (T) und Blaas (B) in Parallele: Roemerit (T) Botryogen (B) Schwefelsäure 40-73 40-95 Eisenoxyd 20-63 20-50 Eisenoxydul 6-26 4-12 Zinkoxyd 1-97 — Magnesia — 3.59 Wasser 27-63 30-8i> 97-22 99-98 1 Pogg. Ann. 12. 491. Sitzbr. (1. kais. Akademie d. Wiss. Wien 28, 278. Blaas: Vollail. Beilräye ziir Kenntnis natiirl. Doppolsulfaic Fig.7. Fip.8. Fig.9. Sitzuncfsb.d kais.Akad.dW math. naturvx-Classe LXX]ai[.Bd.I.Abth.l883 Beitr. zur Kenntu. uatürl. wasserhaltiger Doppelsultate. 163 Es ist somit unser Mineral ein Roemerit, in welchem an •Stelle des Zinks Magnesia getreten ist ; sielit man es zugleicli als Botryogen au, wofür ich es zu halten geneigt bin (leider gestattet der mir vorliegende Botryogen aus Schweden keine genauen Winkelmessungen), so findet die öfter ausgesprochene Vermuthung, Botryogen und Roemerit, seinen identisch durch die vorliegende Untersuchung eine neue Stütze. Anhangsweise mögen hier noch die Zersetzungsprodukte erwähnt werden, welche sich auf den oben beschriebenen Mine- ralien im Laboratorium bilden. Lässt man die Stücke längere Zeit in feuchter Luft liegen, so überziehen sie sich mit einer gelben, mehligen Kruste, welche in trockener Luft rostbraun wird. Auf der gelben Kruste bilden sich dann allmälig grüne Flecken und später schwarzgrüne Punkte, welche sehr undeutlich entwickelte Voltaitkrystalle sind; bald macht das ganze den Eindruck wie ein Gestein, das von •einer Flechte überzogen ist. Diese Form des Auftretens von Voltait hat bereits Scacchi beschrieben. An einzelnen Stellen beobachtete ich unter der mehligen Decke zitronengelbe Täfelchen, deren Aussehen lebhaft an den von Frenzel beschriebenen Urusit erinnert. Bilden sich im Laufe der Zeit hinreichende Quantitäten auf den kleinen mir noch restirenden persischen Sulfaten, so sollen diese Zersetzungsproducte Gegenstand einer eigenen Arbeit bilden. * 1 Während des Druckes dieser Arbeit wurde mir neues Vergleichs- material zugesendet, welches auch eine krystallographische definitive Entscheidung bezüglich Botryogen und Roemerit und des Misy ermöglichen dürfte. Vorläufig sei nur erwähnt, dass letzteres vom Rammeisberg von unserem Metavoltin vollkommen verschieden ist. 11 164 VIL SITZUNG VOM 8. MÄRZ 1883. Herr Dr. M.Kretschy in Wien dankt für die ihm von der Akademie neuerdings gewährte Subvention zur Beendigung seiner Untersuchung über die Kynurensäure. Die Direction der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig übermittelt den ersten Band des von ihr herausgegebenen Werkes: „Die Flora des Bernsteins und ihre Beziehung zur Flora der Tertiärformation und der Gegenwart", bearbeitet von H. R. Goeppert und A. Menge. Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. E. Mach in Prag über- sendet eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung, be- titelt: „Versuche und Bemerkungen über das Blitzableitungs- system des Herrn Melsens." Das c. M. Herr Prof. Dr. Const. Freih. v. Ettingshausen in Graz übersendet eine Abhandlung, betitelt: „Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java." Das c. M. Herr Prof. L. Pfaundler in Innsbruck übersendet eine Abhandlung: „Über die Mantelringmaschine von Kravogl und deren Verhältniss zur Maschine von Pacinotti-Gramme." Das w. M. Herr Hofrath v. Hochstetter überreicht als Obmann der prähistorischen Commission der mathem.- naturw. Classe den sechsten Bericht dieser Commission über die Arbeiten im Jahre 1882. Ferner überreicht Herr Hofrath v. Hochstetter eine für die Denkschriften bestimmte Abhandlung unter dem Titel: „Die neuesten Funde auf den Gräberfeldern von Watsch und St. Mar- garethen in Krain und der Culturkreis der Hallstätter Periode. '^ Das w. M. Herr Director Dr. St ein da ebner überreicht eine von ihm in Gemeinschaft mit Herrn Dr. L. Döderlein aus- geführte Abhandlung unter dem Titel: „Beiträge zur Kenntnis^ der Fische Japans" (I.) auf Grundlage der von Dr. Döderlein 165 während eines dreijährigen Aufenthaltes in Tokio gemachten Sammlungen. Das w. M. Herr Prof. E. Weyr überreicht eine für die Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung: „Über einen Corre- spondenzsatz". Ferner überreicht Herr Prof. Weyr eine Abhandlung von Herrn Prof. Dr. C. Le Paige an der Universität zu Lüttich: ^Über eine Eigenschaft der Flächen zweiten Grades." Das w. M. Herr Prof. v. Barth überreicht zwei in seinem Laboratorium ausgeführte Arbeiten: 1. Über Derivate des Pyrens von den Herren Dr. Guido Gold- schmiedt und Dr. Rudolf Wegscheider. 2. „Über einige Abkömmlinge der Opiansäure", von Herrn Dr. Rudolf W e g s c h e i d e r. Das w.M. Herr Prof. E. Brücke überreicht eine Abhandlung betitelt: „Über das Alkophyr und über die wahre und die soge- nannte Biuretreaction." An Druckschriften wurden vorgelegt: Aeademie de Medecine: Bulletin. 2^ serie. Tome XII. 47^ annee. Nr. S.Paris, 1883; 8^. Accademia, R. dei Lincei: Atti. Anno CCLXXX 1882—83. Serie terza. Transunti. Vol. VlI. Fascicolo 3. Roma, 1883; 4^. Annuario marittimo per l'anno 1883. XXXIII. Annata. Trieste, 1883; 80. Apotheker -Verein, allgem. österr.: Zeitschrift nebst Anzeigen- Blatt. XXI. Jahrgang. Nr. 6 u. 7. Wien, 1883; 8<>. Associazione meteorologica italiana: Atti della prima riunione. Torino, 1881; 8^. — La Meteorologia e la Fisica terrestre al III congresso geographico internazionale di Venezia. Rela- zione del P. Francesco Denza. Roma, 1882; 8^. — Intorno alla Aurora polare del 31 gennaio 1881. Nota del P. Fran- cesco Denza. Torino, 1881; 3^. — Amplitudine della Oscil- lazione diurua della declinazione magnetica ottenuta al- rOsservatorio del R. Collegio Carlo Alberto in Moncalieri negli anni 1879 e 1880. Nota del P. Francesco Denza. Torino, 1881; 8^ 166 Chemiker-Zeitung: Central Organ. Jahrgang VE. Nr. 14 u. 15^ Cöthen, 1882; 4^ Comptes rendiis des seances de rAcademie des Sciences. Tome XCVI, Nr. 8. Paris, 1883; 4^\ Dewalque, G.: Siir Torigine corallienne des calcaires devoniens de la Belgique. Bruxelles, 1882; 8^ Gesellschaft, deutsche chemische: Berichte, XVI. Jahrgang. Nr. 3. Berlin, 1883; 8^ — k. k. geographische in Wien: Mittheilungen. Band XXVI Nr. 1. Wien, 1882; 8^. Gewerbe-Verein, niederösterr. : Wochenschrift. XLIV. Jahrg. Nr. 6—9. Wien, 1883; 4^. Hauer, Fr. v. : Berichte über die Wasserverhältnisse in den Kesselthälern von Krain. Wien, 1883; 4^. Heidelberg, Universität: Akademische Schriften pro 1882. 8 Stücke; 8^. Hydrographisches Amt, k. k. Marine-Bibliothek: Mittheilun- gen aus dem Gebiete des Seewesens. Vol. X. Nr. 12. Jahr- gang 1882; 8". Ingenieur- und Architekten -Verein, österreichischer: Wochen- schrift. VII. Jahrgang Nr. 7—9. Wien, 1883; 4«. Journal, The — of the nervous and mental disease. N. S. Vol. VII, Nr. 4, October, 1882. New York; 8^ Kri egsm arine, k. k. : Kundmachungen für Seefahrer und hydro- graphische Nachrichten. Jahrg. 1882, Heft 8. Pola, 1882; 8^ Loew, Oscar und Thomas Bokorny: Die chemische Kraft- quelle im lebenden Protoplasma. München, 1882; 8^ Lorenz oni Giuseppe: Sülle Osservazioni della Cometa 6 (III) 1881. Memoria. Venezia, 1882; 8^ Louvain, Universität: Annuaires. 1882 & 1883. 46" & 47^ ann6e. Louvain, 1882—1883; 8». Moniten r scientifique du Docteur Quesneville: Journal men- suel XXVIP annee, 3' serie. Tome XHI, 495*' livraison. — Mars 1883. Paris; 4^ Natur e. Vol. XXVII. No. 696. London, 1883; 8^ Observatory, the: A monthly review of astronomy. Nr. 71. 1883, March 1. London; 8». 167 Reichsanstalt, k. k. geologische: Verhandlungen. Nr. 1, 1883. Wien; 8^ Societä degli Spettroscopisti italiani: Memorie. Vol. XI. Dis* pensa 11^ Novembre 1882. Roma; 4^ Societät, physikalisch - medicinische zu Erlangen: Sitzungs- berichte. 14. Heft. November 1881 bis August 1882. Erlangen. 1882; 8«. Sveriges geologiska Undersökning, Ser. Aa. No. 70, No. 80, 81, 82, 83, 85 & 86. Ser. B. b. No. 1 & 2. Ser. C. No. 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51 & 52. Stockholm, 1881-82; 4» u. 8^ — Bidrag tili Norrbottens Geologi af Fredr. v. Svenonius Stockholm, 1880; 8». Verein, entomologischer in Stockholm: Entomologisk Tidskrift Arg. 3. 1882. Haft 4. Stockholm, 1882; 8». — für Erdkunde zu Halle a/S.: Mittheilungen. Halle a. S. 1882; 8^. — naturhistorisch -medicinischer zu Heidelberg: Verhandlun- gen, N. F. HL Band, 2. Heft. Heidelberg, 1882; 8». — militär - wissenschaftlicher in Wien: Organ. XXVI. Band. 1. Heft. Wien, 1883; 8^ Wiener Medizinische Wochenschrift. XXXIII. Jahrgang Nr. 7 bis 9. Wien, 1883; 4». 168 Sechster Bericht der prähistorischen Oommission der mathematisch - naturwissenschaftlichen Olasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften über die Arbeiten im Jahre 1882. Von Ferdinand von Hoclistetter, vnrklichem Mitgliede der kaiserlichen Akademie der Wissensckafte7i U7id Obmann der p rähisto rischen Commissio n . 1. Höhlenforschungen. Die Höhlenforschungen in den auf fürstlich Liechten- stein'schem HeiTschaftsbesitze gelegenen mährischen Höhlen wurden auf der durch die Arbeiten des Jahres 1881 geschaffenen Basis von Herrn J. Szombathy fortgesetzt. Sie erstreckten sich auf die Vypustek-Höhle bei Kiritein und auf die Fürst Johann's-Höhle nächst Lautsch bei Littau. Seine Durchlaucht, der regierende Fürst Johann IL von und zu Liechtenstein unterstützte diese Untersuchungs- arbeiten wieder so wie in den verflossenen drei Jahren in den verschiedensten Beziehungen, besonders durch die unentgeltliche Beistellung des Arbeiterpersonales und der für die Arbeiten nothwendigen Materialien. In der Vypustek-Höhle begannen die Arbeiten am 4. April und währten mit geringen Unterbrechungen bis 16. November. Es wurde zuerst die Untersuchung der in mehreren Nebenräumen des vorderen Höhlenlabyrinthes noch ungestört angetroffenen Culturschichte vorgenommen. Dabei fanden sich verschiedene prähistorische Artefacte und in einem Winkel der Höhle neben einem zum Theile mit Asche gefüllten, bombenförmigen Gefässe aus Thon das ziemlich wohl erhaltene Skelet eines 6 — 7jährigen Kindes. Die auf die Gewinnung von diluvialen Säugethierknochen abzielenden Grabungen wurden besonders in dem links vom Sechster Bericht der prähistorischen Commission etc. 169 Eingange gelegenen Abgrunde betrieben und lieferten wieder eine reiche Ausbeute an Resten von Ursus spelaeus und von verschiede- nen diluvialen Caniden, Felideu und Musteliden. Neben diesen Arbeiten wurde eine für die weitere Erforschung der Höhle wichtige Einrichtung geschaffen: eine nahezu 100 Meter lange Förderbahn, welche es ermöglichte, die von den verschiedenen Grabungen herrührenden Schutthaufen aus der Höhle zu führen und so das Terrain für die systematische Fortsetzung der Höhlen- forschung vorzubereiten. Alle diese Arbeiten wurden wieder unter der persönlichen Aufsicht des Herrn Oberförsters G. A. Heintz in Babitz durchgeführt. Die Höhle bei L autsch erhielt mit Erlaubniss Seiner Durch- laucht des Fürsten Johann II. von Liechtenstein den Namen „Fürst Johann 's Höhle." Die im Jahre 1881 im Auftrage der prähistorischen Commission der kais. Akademie der Wissen- schaften von Herrn J. Szombathy begonnene Untersuchung der Höhle wurde von demselben im vorigen Jahre unter der zuvor- kommendsten Unterstützung der Herren Forstmeister Haunold und Revierförster Jan da zu Ende geführt. Sie ergab das urgeschichtlich wichtige Resultat, dass die Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem Renthier in dieser Höhle, welche sich schon aus der ersten Untersuchung im Jahre 1881 als wahrscheinlich ergeben hatte, nun zweifellos constatirt ist. Es wurden nämlich ausser menschlichen Resten einige Feuersteinwerkzeuge, durch- bohrte Schneidezähne vom Biber und Renthier und ein 30 Ctm. langes spateiförmiges, aus einer Mammuthrippe verfertigtes Knocheninstrument aufgefunden. Über die von der prähistorischen Commission subventionirten Forschungen in der Schipka- Höhle bei Stramberg in Mähren berichtet Prof. Karl Maska in Neutitschein Folgendes: Der rückwärtige Theil der Höhle, wo eine Fortsetzung derselben in den Berg hinein vermuthet wurde, wurde soweit ausgeräumt, dass gegenwärtig der Hauptgang eine Gesammtlänge von 55 Meter besitzt, in welcher Ausdehnung der 2 bis 3 Meter mächtige Höhlenlehm bis auf den Felsboden, beziehungsweise bis auf knochenfreie Sandschichten ausgehoben, sorgfältig durchgesucht und hinausbefördert wurde. Rückwärts stiess man auf eine sechs Meter hohe Ausfüllung, in welcher nach erfolgter Weg- 170 V. Hochstetter. Schaffung des Schuttes eine kaminartige Öffnung sich zeigte, die erkennen Hess, dass der rückwärtige Theil der Höhle, gleich dem mittleren, vollständig eingestürzt ist, und dass riesige aufeinander gethürmte Felsblöcke die Höhle abschliessen. Die Zwischenräume sind mit knochenführendem Schutt und Lehm ausgefüllt, der von aussen hineingeschwemmt wurde, und zwar finden sich hier nur einzelne Skelettheile von Mammuth, Rhinoceros, Pferd und Een. Die Arbeiten in der Schipka- Höhle sind als beendet anzu- sehen, da keine Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass man bei einer etwaigen vollständigen Bloslegung der rückwärtigen Höhlen- öffnung auf irgend etwas von Bedeutung stossen würde. Wenn die diesjährige Ausbeute an Funden auch quantitativ geringer ausgefallen ist, als in den letzten zwei Jahren, so er- gänzt sie doch wesentlich das bisherige osteologische Materiale, indem gerade diesmal werthvolle Eeste von diluvialen Thieren gefunden wurden, welche früher entweder gar nicht oder nur durch defekte Stücke repräsentirt waren. Hieher gehören insbesondere Felis spelnea, Cuon, Lupus und Alces; ausserdem sind Ursus speläus, Equus, Eos, Cervus, Tarandus, Elephas primigenius und Ehinoceros tichorhynus durch mehr oder weniger häufige Eeste, allerdings zumeist durch lose Zähne, vertreten. Zahlreich sind auch fossile Eeste von Vögeln, kleinen Raub- und Nagethieren gefunden worden. Nach menschlichen Eesten wurde umsonst gesucht, selbst die früher so zahlreich vorkommenden Steinwerkzeuge und andere Artefakte wurden seltener, je entfernter vom Eingang gegraben wurde, und verloren sich schliesslich ganz. Einen Monat lang wurde auch auf dem Plateau des Kotouc- Berges gegraben, der sich als eine ausgedehnte priihistorische Wohnstätte erweist. An Funden sind von dort nebst mnssenhaften Scherben von Thongefässen und ebenso zahlreichen Knochen von Hausthieren, mehrere Bronce- und Eisengegenstände, schön zugeschlagene Feuerstein-Pfeilspitzen und Knochenwerkzeuge zu verzeichnen. Prof. Maska ist gegenwärtig mit der Vorbereitung einer grössere n Pnblication über die Ergebnisse seiner nunmehr vier- jährigen Forschungen in den zwei grössten Höhlen bei Stramberg der Sohipka- und Oertovadini -Höhle beschäftigt. Sechster Bericht der prähistorischen Commission etc. 171 2. Ausgrabungen auf prähistorischen Begräbnissstätten. In Amstetten ergab sich im vergangenen Jahre nochmals Gelegenheit, die dort in den zwei vorhergehenden Jahren im Auftrage der prähistorischen Commission ausgeführten Arbeiten zu vervollständigen. Durch einen Privaten wurden nämlich dort noch zwei von den noch intacten Grabhügeln der jüngeren Gruppe aufgedeckt und in denselben ganz interessante Funde gemacht. Dieselben bestehen aus einer grösseren, ganz erhaltenen Urne mit eingeritztem Wellenornament, einer Anzahl kleinerer Schalen und Gefässe, alle auf der Drehscheibe gearbeitet, einer Schale aus terra sigillata mit erhabenem Blattornament am flachen Randtheil; ferner Spuren von Glas, einige kleine römische Bronce- fibeln und endlich vier römische Asstücke aus Kupfer aus der Zeit des III. Consulates Kaiser Hadrians. (119 — 138 n. Chr.) Diese Grabhügel gehören also in eine Zeit, in welcher schon der Einfluss der römischen Cultur die ursprüngliche Cultur der Alpenbewohner ganz umgeändert hat. Auf Einladung des k. k. Conservntors und Stifts archivars Dr. A. Dungel, unternahm Custos Heger im Juni eine Excursion nach Göttweig, um dort einige prähistorische Fundplätze in Augenschein zu nehmen, sowie in die Gegend von Hürm, Mank und Kilb, wo zahlreiche, früher nicht bekannte Tumuli von Dr. Dungel aufgefunden wurden. Im Monate August wurden die Ausgrabungen bei Pandorf und Eggendorf am nördlichen Fasse des Göttweiger Berges in Angriff genommen. Bei Pandorf wurden einige Monate vorher auf einem Felde beim Ackern Steinkisten aufgedeckt, welche Urnen mit Leichenbrand und schönen Bronce- beigaben enthielten. Die Nachgrabungen auf diesem Punkte er- gaben jedoch ein negatives Resultat, indem constatirt wurde, dass die Gräber alle schon beim Ackern zerstört worden sind. Bei Eggendorf wurden mehrere eigenthümliche Grubenausfülluni:en untersucht, in welchen zahlreiche Fragmente von prähistorischen Gefässen, die zum Theil schön verziert und graphitirt waren, auf- gefunden wurden; ein eigentliches Gräberfeld liess sich hier jedoch nicht nachweisen. Die gastliche Aufnahme, die Herrn Heger durch das freund- liche Entgegenkommen des hochehrwürdigen Abtes von Göttweig, 172 V. Hochstetter. Rudolf Gusenbauer im Stifte zu Theil wurde, sowie die thatkräftige Unterstützung, welche Herr Dr. A. Dungel seinen Arbeiten angedeihen Hess, sind hier dankbar zu er- wähnen. Endlich wurde im October durch Herrn Heger eine bisher unbekannte Nekropole untersucht. Die Auffindung derselben ist Herrn Professor Dr. Rudolf Ho er nes in Graz zu verdanken. Die- selbe liegt bei S c h a 1 1 e n d o r f unweit Ödenburg, etwa 1 V^ Stunden östlich von dem Orte März, wo in den Jahren 1879 und 1880 einige Tumuli durch Herrn Heger im Auftrage der prähistorischen Commission aufgedeckt wurden. Die Nekropole bei Schattendorf besteht aus etwa 30 Tumuli von verschiedener Grösse, von denen vier untersucht wurden. Es fanden sicli in denselben zahlreiche Thongefässe von verschiedener Grösse, Spuren von Bronce und einige Spinnwirtel aus Thon. Die Tumuli gehören demselben Cultiirkreise an, wie die vorerwähnten von März und die zahl- reichen Grabhügel des Marchfeldes, die dem germanischen Stamme der Quaden zugeschrieben Averden. Erforschung der Grabhügel in der Umgegend vo n Wies in Steiermark. Es ist das Verdienst des Bergdireotors V. Radimsky in Wies, im Gebiet der östlichen Ausläufer der Koralpe, welche das schwarze, weisse und vereinigte Sulmthal und das Saggauthal umfasst, in den letzten zwei Jahren gegen tausend Grabhügel und andere prähistorische Erdwerke auf- gefunden und kartographisch verzeichnet zu haben. Da die ge- nannte Gegend schon in früheren Jahren ausserordentlich wichtige Funde geliefert hatte, wie die berühmten Funde aus dem Hartner- Michelkogel und Grebinz-Kogel bei Klein- Glein, welche im Johanneum zu Graz aufbewahrt sind, so verspracli eine Wieder- aufnahme der Forschungen auf den alten Gräberstätten bei Wies die werthvoUsten Resultate. In Folge der Herrn Prof. Pichler in Graz bewilligten Sub- vention der prähistorischen Commission wurde Bergdirector Radimsky in die Lage versetzt, bereits im Frühjahr 1882 Aus- grabungen beginnen zu können, die später mit Mitteln, welche die steiermärkische Landschaft und die k. k. Central-Commission in AVien zur Disposition stellte, fortgesetzt wurden und die erfreu- lichsten Ergebnisse lieferten. Sechster Bericht der prähistorischen Commission etc. 17o Da im Sommer auch die anthropologischen Gesellschaften zu Graz und zu Wien Ausgrabungen in grösserem Massstabe in der Umgegend von Wies vornehmen liessen, so wurde ein überaus reiches Fundniaterial zu Tage gefördert^ dessen vollständige Be- arbeitung längere Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Ich beschränke mich daher darauf, hier nur die wichtigsten Resultate nach den Fundberichten der Herren V. Radimsky und Prof. Pichler kurz zusammenzustellen. Im Ganzen wurden 61 Grabhügel an 13 verschiedenen Lokalitäten aufgedeckt, 30 im vereinigten Sulmthale, 16 an der schwarzen, 9 an der weissen Sulm und 6 im Saggauthale. Aus den gemachten Funden ergibt sich, dass die Grabhügel bei Wies zwei verschiedenen Perioden angehören. Die älteren fallen in die Hallstätter-Periode und schliessen sich ihrem Inhalte nach aufs engste an die von der prähistorischen Commission in den letzten Jahren erforschten Gräberfelder von Watsch und St. Margarethen in Krain an. Die jüngeren Grabhügel, deren Inhalt den Einfluss der römischen Cultur beobachten lässt, gehören den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung an. Zur älteren Gruppe von Grabhügeln gehört die grosse Nekropole von Purgstall, zwischen Sulm- und Saggauthal, die aus gegenöOO Grabhügeln, in 7 Gemeinden zerstreut besteht (Gemeinde Purgstall, G. Mantrach, G. Gleinstetten , G. Goldes, G. Gross- Glein, G. Klein- Gl ein, G. Fresing). Zur jüngeren Periode gehören die Grabhügel von Altenmarkt (Teschlitzwald), Vordersdorf (Gretschwald), Wieden, Rettenbach, Süll (Aichkogel), Kerschbaum, Pistorf, St. Andree, Goldesvastel, Oberhaag u. s. w. Sämmtliche Grabhügel enthalten nur Brandgräber, keine Skeletgräber. In den älteren Gräbern liegt der Leichenbrand (Asche und Knochenreste), entweder einfach auf dem natür- lichen Boden, oder er ist in einer Urne aufbewahrt, die mit Bei- gefässen umstellt ist, oder endlich von einer aus unbehauenen Gneissplatten bestehenden Steinkiste mit einem Deckstein um- schlossen. Die Beigaben in diesen Gräbern sind im Allgemeinen lange nicht so reich, wie in denjenigen von Hallstatt, oder von Watsch und St. Margarethen in Krain. Die Thongefässe sind äusserst selten ganz erhalten, sondern liegen häufig zu Scherben 174 V. Hochstetter. Sechster Bericht etc. zerbrochen, im ganzen Grabhügel zerstreut, aber die Formen dieser Gefässe, dieBroncen (Fibeln, lange Nadeln, Henkelsehalen, kleine Kessel mit Henkeln, Paalstäbe u. s. w.) stimmen aufs voll- ständigste mit den Funden aus den Gräberfeldern der Hallstätter- Periode Uberein. Nur diejenigen unter den Grabhügeln, welche vereinzelt stehen, und sich durch besondere Grösse auszeichneten, ergaben reichere Funde, so die schon in früheren Jahren aus- gegrabenen Kogel, der Hartnermichel -Kogel, der Grebinzkogel und der Stieberkogel, und unter den im Jahre 1882 ausgegrabenen Hügeln der Tchonecker-Kogel, welcher gegen 200, freilich meist zerbrochene Thongefässe, Broncebleche von Gürteln, Gefässen u. s. w. und über 500 Geräthe aus Bein enthielt. Die Grabhügel der jüngeren Periode zeigen häufig einen steiueren, bisweilen mit Mörtel verbundenen Einbau, zu dem dann ein schmaler niederer Gang aus Gneissplatten führt. Die Thon- gefässe aus diesen Hügeln sind auf der Drehscheibe gefertigt, kleine Schalen tragen mitunter die Inschrift „Valens", besonders charakteristisch sind graue und grauschwarze Schalen mit Deckel und dreilappigem Fuss („Dreischlitzschalen"), Glasgefässe (^Krüge, Urnen, Schalen), Fibeln, immer paarweise zusammen, von einer auch in Oesterreich weit verbreiteten Form der römischen Provinzial-Fibeln und einzelne römische Münzen, (Hadrian, Marc Aurel und Faustina Junior.) 175 Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. Von dem c, M. Prof. Dr. Const. Freih. v. Ettiu^shausen. (Mit 6 Tafeln in Naturselbstdruck.) I. Allgemeiner Theil. Die Untersuchung und Bearbeitung- der in Australien bis jetzt aufgefundenen Tertiärpflanzen veranlasste mich, während meines Aufenthaltes in London auch die übrigen ausser-europäischen Tertiärfloren, soweit möglich, einer sorgfältigen Vergleichung zu unterziehen, wobei ich die reichen in das Fach einschlägigen Hilfsmittel Londons, insbesondere die botanischen Sammlungen in Kew Glardens zu benützen Gelegenheit fand. Seit der Veröffentlichung des hochinteressanten und wichtigen Werkes H. R. Groeppert's „Die Tertiärflora auf der Insel Java" (1854) hat die Phyto-Paläontologie grosse Fortschritte gemacht und ist auch die Methode der Untersuchung der Pflanzenfossilien wesentlich verbessert worden. Es können sonach die seither aus der Tertiärflora Javas zu Tage geförderten pflanzlichen Urkunden heute mit einem durch reichere Erfahrung geschärften Auge betrachtet und an denselben Merkmale und Verwandtschaften entdeckt werden, die vor 30 Jahren noch unenthüUt bleiben mussten. Es dürfte nun für die Wissenschaft nicht ohne Nutzen sein, wenn ich jene Resultate meiner Untersuchungen über die Tertiärflora von Java, welche neu sind oder von denen G-oeppert's abweichen, hiermit der Öffentlichkeit übergebe. Von der Ansicht geleitet, dass die Tertiärflora der Insel Java von der daselbst jetzt vorkommenden Flora nicht wesentlich ver- schieden sei, sondern durchaus den indischen Charakter an sich trage, war Goeppert bemüht, die ihm zu seiner Arbeit vor- 176 V. E ttingshauseu. gelegenen Fossilien dieser Flora nur mit javanischen oder wenigstens mit indischen Pflanzenformen zu parallelisiren. Ich habe aber gefunden, dass Piperites bnllatus Goepp. wesentlich verschieden ist von Cnbeba WalUchii Miq.; dass Quercns subshuiuta Goepp. nicht verschieden ist von Q.tephrodes Ung. und daher mit einer amerikanischen Eichen-Art verglichen werden müsse; dass der Q. laurophylla Goepp. die Q. Benthami aus der australischen Tertiärflora näher verwandt ist, als die Q. daphnoidea Blume; dass Ficus flexuosa Goepp. besser zu F, lanceolata Heer der europäischen Tertiärflora als zu F. sca- berrima Miq. passt; dass Flais dubia Goepp. überhaupt nicht mit einer Ficus-Art, also auch nicht mit indischen Arten dieser Gattung verglichen werden kann ; dass CeUifilrophylhnn oleacf'oUum Goepp. zur Gattung Pterocelastrus der Cap-Flora, dass C. myti- coides Goepp. zu Rhamnus gestellt werden müsse und dass letztere Art einer europäisch-tertiären Art (7?. alzonn Ung.) am nächsten verwandt ist. Die Begründung des eben Gesagten habe ich im speciellen Theile gegeben. Aber nicht erst zu beweisen brauche ich, dass Daplmogene intermedia Goepp. keineswegs den Charakter einer Laurinee zeigt und somit nicht der Caryodaphne densiflora Blume anolog sein kann, dass Laura phyll am vibarnifolium und haasioides Goepp. mit Daphnophyllam beilschmiedioides Goepp. sp. zu vereinigen sind; dass die als Magnoliastrum-Arten bestimmten Fossilien ebenso gut auch ausser-indischen Magnoliaceen ent- sprechen; endlich, dass Cornn^ benthamioides Goepp. und Rhamjiui^ dilatatus Goepp. jetztweltlichen indischen Pflanzen- formen nicht entsprechen können. Sonach reducirt sich die Zahl der bisher angenommenen javanischen und indischen Formen für die Tertiärflora Javas bedeutend. Übrigens hat Goeppert einige Pflanzeuformen amerikanischen Gepräges für diese Tertiärflora richtig erkannt, so Diospyros dubia Goepp., analog der nordamerikanischen D. viryiniana L.; MalpiyhiaHtrnm Junqhuhnianam Goepp. ver- glichen mit der südamerikanischen Heteropleria chrysophylla H B. ; Ceanothus Javanicus Goepp. nahe verwandt mit C, ameri- 6Y/W/.S Mill.; endlich Hess er in einem Falle die Annäherung dieser Flora an die Tertiärflora Europas gelten, nämlich be^ Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 1T7 Apocynophyllum Bemwardtimium, das er mit A. rigidum der fossilen Flora von Altsattel in Böhmen verglich. Ich bin weit davon entfernt, die Repräsentation indischer Pflanzenformen in der javanischen Tertiärflora überhaupt in Abrede stellen zu wollen und vermehrte dieselbe selbst durch die Gattungen Castanopsis und Cinnamomum. Die Repräsentanten des Monsumgebietes bilden in dieser Flora das Hauptelement. Aber sowie in allen bis jetzt untersuchten Tertiärfloren, die von Australien nicht ausgenommen, die wichtigsten Floren-Elemente untereinander gemischt erscheinen, so sind auch in der Javas neben dem Haupt-Elemente noch die Elemente anderer Floren enthalten, und zwar in so inniger Verbindung mit diesem, dass deren Überreste in dem kleinen Bruchtheile, welchen wir von der javanischen Tertiärflora bis jetzt kennen gelernt haben, sogar verhältnissmässig reich vertreten sind. Die beifolgende Zusammenstellung mehrerer Pflanzenarten soll die nahe Verwandtschaft der Tertiärflora Javas mit der Europas zeigen, deren Ursache in der Gemeinsamkeit der Florenelemente liegt. Wenn ich hiermit den Beweis befriedigend erbracht habe, dass: Erstens, der Charakter der Tertiärflora von Java nicht als ein indischer bezeichnet werden kann, weil in derselben verschiedene Florenelemente vereinigt erscheinen; zweitens, die javanische Tertiärflora mit anderen Tertiärfloren, z. B. der Europas, näher verwandt ist, als mit der jetzigen Flora von Java; so betrachte ich die Aufgabe dieser Schrift als gelöst. Aus den Pflanzenfossilien von Java glaubte ich eben nur weitere Belege für meine Ansicht, dass in der Tertiärflora die Elemente der Floren zu einer gemischten Flora noch verbunden sind, schöpfen zu können. Wie man sich die Entwicklung der jetzigen Floren aus diesen Elementen vorstellen kann, sowie die Bedeutung und den Ursprung der vikariirenden Formen, habe ich bereits an einem anderen Orte ausführlich auseinandergesetzt. Sitzb. d. mathena.-naturw. Ol. LXXXVII. Bd. I. Abth. 12 178 V. Ettingshausen. Zur Vergleichung der Tertiärflora Javas mit der Europas. Java. CannophylUtes Vrleseanus G. Musa truncata Goepp. sp. Quercus tephrodes Ung. Castanopsis Goepperti, Ett. Ficus flexuosa G o e p p. Cinnamomum Goepperti Ett. Apocynophyllum Reinward- tianiim Goepp. Diospyros dubia Goepp. Pterocelastrus oleaefoUus Goepp. sp. Rhamnus myricoides Goepp. sp. Europa. C. aiitiquas Ung., Radoboj. M. b'diiiica Ett., Biliu. Q. tephrodes Ung., Radoboj, Eriz, Wetteraii, Parscblug. C. sagorlamt Ett., Sagor. F. laiiceolata Heer, Europa. C, Rossmaessler^i Heer, „ A. rigidum Goepp., Altsattel. D. pannonica Ett., Wien. P. elaenns Ung. sp., Sotzka etc. R. aizoon Ung., Parscblug etc. II. Specieller Theil. Quercus tephrodes U n g. Taf. I, Fig. 1, 2-, Taf. II, Fig. 1. Unger, Iconographia plant, foss. p. 37 tab. 18, fig. 13. — Syn, Quercus subsiniiata Goepp ert, Tertiärflora der Insel Java, S, 42, Taf. 8, Fig. 55. — Quercus Elllsiana Lesquereux. Contributions to the Fossil Flora ofthe Western Territories. Part. IL The Tertiary Flora p. 155, t. 20, f. 4, 5, 7, 8. Goeppert vergleicbt die von ibm iu seinem Werke über die Tertiärflora der Insel Java aufgestellte Quercus subsiniiata mit der jetztlebenden javanischen Q. glaberrima Blume. Die grösste Ähnlichkeit zeigt aber die genannte fossile Eiche mit der euro- päisch-tertiären Q. tephrodes Ung., von welcher ich ein wohl- erhaltenes Blatt aus der fossilen Flora von Radoboj in Fig. 1, Taf. I zur Vergleichung beifüge. Dasselbe ist etwas grösser als das von Unger in der Iconographia plantarum fossilium 1. c. abgebildete, stimmt aber bezüglich der Form, Randbeschaffenheit Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 179 und Nervatiou mit diesem nahezu vollkommen überein. Von den erwähnten Eichenblättern der Flora von Radoboj unterscheidet sich das Blatt der Quercus subsinuata (s. unsere Tafel II, Fig. 1) nur durch die Grösse und die ein wenig stärker hervortretenden Secuudärnerven. In allen übrigen Eigenschaften herrscht eine so grosse Übereinstimmung zw^ischen beiden, dass, w^enn das Blatt Tom Wasserfalle des Tji-Gembong aus den Schichten von Radoboj zu Tage gefördert w^orden wäre, man dasselbe wohl ohne jedes Bedenken der Querciis tephrodes Uug. einverleibt haben würde. Dazu kommt noch, dass aus der ältesten Abtheilung derRheinisch- Wetterauer Tertiärformation bei Grosssteinheim Blätter der Q. tephrodes zum Vorschein kamen, w^elche bezüglich der Grösse und insbesondere in der Stärke der Secuudärnerven den Über- gang des als Q. subsinuata bezeichneten Blattes zu denen der Q. tephrodes deutlich zeigen. Die erwähnten Blattfossilien wurden von R. Ludwig im VIII. Bande der Palaeontographia S. 102, Taf. 34, Fig. 9, 9 «, 10 beschrieben und abgebildet. Es dürfte zur Kenntniss dieser Eichenformen der Tertiärzeit von Wichtigkeit sein, die Verwandtschaftsverhältnisse derselben zu den Eichen- Arten der Jetztzeit genauer als bisher festzustellen ; denn weder die Quercus (jlaberrima Bl. nocb die von Unger als analog bezeichnete Q. cinerea W\(i\ii. kann als die nächstver- wandte Analogie derselben betrachtet werden. Bei dem Studium der vollständigen Sammlung lebender Eichen-Arten im Royal Herbarium zu Kew Gardens gelangte ich zur Überzeugung, dass nur die nordamerikanische Quercus aquatica Walt, die nächstverwandte lebende Analogie der genannten Eichenformen der Tertiärflora sein könne. Als ich die zahlreichen Formen der heutzutage die Sümpfe von Florida und Texas bewohnenden Quercus aquatica in den Sammlungen von Kew Gardens durchsah, drängte sich mir der Gedanke auf, dass eine Reihe von Arten in der genannten Eichen- Art vertreten sein könnte, zu denen diese sich verhalte wie die Stammart zu ihren Tochterarten. Es sei mir gestattet, die wichtigsten dieser Formen im Folgenden in Kürze zu charakterisiren und in Naturselbst- abdrücken zur Anschauung zu bringen. 12* 180 V. Ettingshausen. Varietäten und Formen der Querciis aquatica Walt. Var. «, lanrif'oUa. Die Blätter sind länglich bis verkehrt- eilänglicb, ganzrandig, an der Basis in den sehr kurzen Stiel ver- schmälert oder nur spitz oder stumpf lieh oder abgerundet; an der Spitze abgerundet-stumpf bis spitz^ mit einem Dörnchen versehen oder ohne solchem. Der Primärnerv ist meist nur an der Basis stärker hervortretend, gegen die Spitze zu beträchtlich verfeinert, mehr oder weniger hin- und hergebogen. Die Secundärnerven entspringen unter sehr verschieden spitzen Winkeln, sind gewöhn- lich fein, einander genähert, bogenläufig. Die Tertiärnerven gehen von beiden Seiten der Seeundären vorwiegend unter rechtem Winkel ab, sind kurz und netzläufig. Diese Varietät zeigt mehrere von einander abweichende Formen, als: a) Eine schmalblättrige lineallanzettliche Form, Taf. IV, Fig. 1, 2. Bei derselben kommt gewöhnlich ein Enddörnchen vor und der Rand ist meistens wellig. Die Secundärnerven sind zahl- reicher, einander genähert und unter wenig spitzem oder rechtem Winkel entspringend. (5) Eine lanzettliche Form, Taf. IV, Fig. 3, mit oder ohne Enddörnchen und manchmal mit vereinzelten seitlichen Dörnchen am Rande. Die Secundärnerven sind etwas entfernter von ein- ander stehend und entspringen unter spitzeren Winkeln. 7) Eine breitblättrige Form, Taf. II, Fig. 2 — 5, mit einer kurzen Spitze und vorne welligem oder undeutlich entfernt gezähntem Rande. Die Secundärnerven stehen bis auf 10 Mm. von einander ab und treten stärker als bei den vorigen Formen hervor. ^) Eine kleinblättrige Form, Taf. I, Fig. 5—7. Die Form ist schmal, die Länge erreicht nur 30 Mm., die Breite 9 Mm. Die Secundärnerven, in geringerer Zahl vorhanden, entspringen unter auffallend spitzen Winkeln. Var. h, (lentaia, Taf. III, Fig. 8, 9. Die Blätter sind meist kurz, unregelmässig- bis lappig-gezähnt; die Zähne kommen auch am unteren Theile des Blattes oder an der Basis vor. Die Secundär- nerven sind in geringer Zahl vorhanden, in die Randzähne ein- laufend. Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 181 Var. c, heferophylla, Taf. III, Fig. 1—7 und 10. Die Blätter sind imregelmässig- gelappt; die Lappen gewöhnlicli am vorderen breiteren Ende der Lamina, oft zu dreien. Die Secundärnerven, besonders die in die Lappen einlaufenden, entspringen unter auffallend spitzen Winkeln. Die Basis ist verschmälert und ganz- randig. Var. (i, myrtifolidy Taf. I, Fig. 8, 9. Die Blätter sind derber, lederartig, breit- verkehrt-eiförmig oder rhombisch, ganzrandig, der Rand halb eingerollt oder eingebogen. Die Secundärnerven .sind in geringer Anzahl vorhanden und entspringen unter spitzen Winkeln. Zu diesen Varietäten und Formen bemerke ich noch, dass zahlreiche Zwischen- und Übergangsformen vorkommen; ferner, dass bei a 7 und bei c die Blätter das Maximum ihrer Grösse erreichen, wie 'ich an den von Drummond in New- Orleans ^•esammelten Zweigen sah. Einer dieser Zweige, zur Yar. c gehörig, hat Blätter, die denen der Quercvs coccinea in Grösse und Form fast gleichen. Bei sämmtlichen Formen und Varietäten ist der Blattstiel sehr kurz, gewöhnlich nur 1 — 2 Mm. lang. Die Variation der Quercus aqnatlca erstreckt sich auch auf die Fruchtbildung; es treffen aber diese Varietäten mit denen in der Blattbildung nicht zusammen. Die Cupula ist bald flachschüssei- förmig, mit kurzen anliegenden Schuppen, so wie bei unserer Q. Bobur, bald tiefer becherförmig. An einem von Commons bei Centreville nächst Delaware gesammelten Zweige sah ich eine tiefere, bis trichterförmige Cupula, deren Schuppen gegen die etwas verengte Mündung zu mehr länglich werden. Die Glans ist hier kürzer als der Tiefedurchmesser der Cupula. Gewöhnlich wird die Letztere von der Ersteren um das 1 — 2fache, selten um das Bfache der Cupula-Länge überragt. An einem von Drummond in !New-Orleans gesammelten Fruchtzweige im Herbarium Hookeri- anum erscheint die Glans in der Cupula vollständig einge- schlossen, obgleich diese flacher becherförmig ist. Bei der Durchsicht dieser zahlreichen Varietäten und Formen der Quercus aquatica im Royal Herbarium zu Kew fiel mir, wie ich schon oben andeutete, sehr auf, dass dieselben mehreren Ter wandten Arten sich annähern , und zwar nicht nur der Blatt- sondern auch der Fruchtbildung nach. Es sind dies die 182 V. Ettiugshausen. nordamerikamschen Q. myrtifolia Meli, und Q. cinerea, dann die mexicanischen Q. elliptica, Q. Castanea, Q. crassipes, Q. nectan- draefoUa, Q. elliptica und lingiiaefolia. Zu den beiden ersteren finden sich in der That förmliche Übergänge; zu den genannten mexicanischen Eichen aber können wenigstens annähernde Formen der Q. aquatica gestellt werden. Wir wollen dies im Folgenden auseinandersetzen und an von den Originalexemplaren entnommenen Naturselbstabdrticken nachweisen. QuercuR myrtifolia Meli., Taf. I, Fig. 10, entspricht in der Form und Nervation vollkommen der Var. d der Q. aquatica und unterscheidet sich von derselben nur durch die noch derbere Textur und die herzförmig ausgerandete Basis. Auch scheint das Netz mehr hervorzutreten und die untersten verkürzten Secundärnerven entspringen unter rechtem Winkel. Doch sind an Fig. 8 der Varietät d der Q. aquatica die Netznerven ebenfalls stärker entwickelt, und an anderen Blättern derselben Varietät sah ich die bezeichneten Secundärnerven unter nahezu rechtem Winkel abgehen. Die Textur des Blattes Fig. 9 eben dieser Varietät, sowie dessen stumpfliche Basis bilden einen unleugbaren Übergang zu den erwähnten Eigenschaften der Q. myrtifolia. Quercus cinerea Michx., Taf. VI entspricht in ihren Formen den Varietäten a — c der Q. aquatica. So gleichen die Blätter der Q. cinerea Fig. 1, 3, 6 und 10 fast vollständig den Blättern der Q. aquatica Fig. 4 auf Taf. I; Fig. 1 auf Taf. III; Fig. 2 auf Taf. IV und Fig. 7 auf Taf. I. Doch erreichen die Blätter der Ersteren nicht die Grösse der Blätter bei den Var. a und c der Letzteren; daher auch die Secundärnerven nicht so stark werden^ wie z. B. die des Blattes der aquatica Fig. 2 auf Taf. II, welches demzufolge mit der Q. mihsinuata Goepp. einerseits und mit der Q. tephrodes Ung. andererseits besser als irgend ein Blatt der Q. cinerea verglichen werden kann. Quercu,9 Caatanea Nee, Taf. IV, Fig. 1, 4, 6; Taf. V, Fig. 3 bis 5, analog den Varietäten a und b der Q. aquatica. Eine klein- blättrige Form, Fig. 4 und 6 auf Taf. IV, kommt der Form « der Varietät a von Q. aquatica sehr nahe, insbesondere, wenn Erstere manchmal den filzigen Überzug verliert, wie dies an den hier dargestellten Blättern der Fall ist. Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java, 183 QuercuH crassipes Märten s, Taf. IV, Fig. 8 und 9. In die kleinblättrige Form der Vorigen übergehend und daher auch der Var. a der Q. aquatica in ihren Formen a und o nahekommend. Der gewöhnlich sehr dichte Filz der Unterseite fehlt an dem in Fig. 8 dargestellten Blatte. Qnercus nectandraefolia Li ehm., Taf. IV, Fig. 10. Der Varietät ImirifoUa der Q. aquatica und zwar vorzugsweise ihrer breitblättrigen Form entsprechend. (Vergl. Taf. I, Fig. 4 und Taf. 11, Fig. 2.) Quercus elUptica Nee, Taf. IV, Fig. 7, ebenfalls der Var. laurifolia der Q. aquatica und zwar der breitblättrigen Form der- selben analog. Durch die herzförmige Basis und die nächst der- selben rechtwinklig abgehenden verkürzten Secundärnerven schliesst sich diese Art zugleich der Q. myrtifoHa, Taf. I, Fig. 10 enge an, was auch schon die rhomboidische Blattform andeutet. Die Secundärnerven aber sind bedeutend vermehrt, die Zahl der Randschlingen ist entsprechend grösser und das Netz mehr entwickelt, als bei dieser. Quercus linguaefolia Liebm., der Vorigen in allen Eigen- schaften am nächsten kommend, daher dieselben Verwandt- schaftsbeziehungen bekundend. Die Blätter sind mehr länglich, die Basis ist bald herzförmig ausgerandet, bald nur einfach ab- gerundet. Aus den oben nachgewiesenen Analogien glaube ich schliessen zu dürfen: Erstens, dass die oben aufgeführten, heutzutage in Nord- amerika und Mexico lebenden Eichen-Arten nur von Einer Art abstammen, als welche wir die Quercus tephrodes betrachten können; Zweitens, dass diese Stammart in einer ihrer Tochterarten, in der Q. aquatica nämlich, noch heute fortlebt, oder mit anderen Worten, dass die aufgezählte Reihe von Eichen-Arten auch als die weiter differenzirten Varietäten und Formen der Q. aquatica gelten können. Ich musste erst die mannigfachen Blattformen der Quercus aquatica und der mit ihr zusammenhängenden Arten verfolgt haben, um zur Erwägung zu gelangen, ob nicht auch die Q. Elli- siana Lesq. der nordamerikanischen Tertiärflora mit diesen 184 V. Ettiugshausen. Arten in eine Bezieliimg g-ebraclit werden könnte. Die Blatt- fossilieu aus den Schichten von Fort Ellis^ welche Lesquereux auf der Taf. XX in Fig. 4, 5, 7, 8 seines hochverdienstlichen Werkes über die Tertiärflora Nordamerikas abbildet, zeigen eine auffallende Veränderlichkeit der Form, Randbeschaffenheit und Nervation. Sie passen sehr wohl zu den Formen der Q. aquatica Var. a 7 und Var. b einerseits und den ihnen analogen Blattformen der Q.Castanea andererseits, so dass auch die Q.Elli>iiana als die Stammart der genannten lebenden Arten und ihrer Formenreihe hingenommen werden könnte. Vergleicht man nun noch die bis jetzt zum Vorschein gekommenen Blattlbssilien der drei hier in Betracht gezogenen Eichen- Arten, nämlich der Q. tephrodes aus der europäischen, der Q. ElUsiana aus der nordamerikanischen und der Q. subsinuata aus der javanischen Tertiärflora, so kann man sich der Ansicht kaum entziehen, dass jede derselben mit gleichem Recht als die Stammart der Q. aquatica und ihrer Ver- wandten aufgestellt werden könnte. Da es aber absurd ist, für eine und dieselbe Artenreihe mehrere Stammarten anzunehmen, so ergibt sich von selbst, dass die obigen Arten zu Einer Stamm- art zu vereinigen sind. Übrigens führt die Vergleichung derselben auch zu deutlich ausgesprochenen Ubergangsformen. Solche sind in den durch Lesquereux bekannt gewordenen Blattfossilien der Q.Ellhiana enthalten. Das Blattfossil Fig. 5 /. c. (von welchem in Fig. 2 unserer Tafel I eine ergänzte Abbildung gegeben ist) schliesst sich den Blattfossilien der Q, tephrodes so enge an, dass dasselbe ohne Bedenken zu dieser Art gestellt werden kann. Die Fossilien Fig. 7 und 8 /. c. bilden sowohl nach der Grösse des Blattes und dem undulirten Rande, als auch nach den von einander entfernter stehenden Secundärnerven einen Übergang zur Q. sub- s'mnata. Sollte das von Heer in seiner Tertiärflora der Schweiz Bd. II, Taf. 76, Fig. 11, als Quercus tephrodes bezeiclmete Blatt von Eriz in der That dahin und nicht zur Q. mediterranea Ung. gehören, was ich unentschieden lassen muss, da das Original- Exemplar mir nicht vorliegt, so würde dies nicht gegen die Zusammengehörigkeit der Q. tephrodes und Q. ElUsiana sprechen, denn das Schweizer Fossil passt ganz wohl zwischen Fig. 5 und 6 l.c, der Letzteren. Das von R. Ludwig in der Palaeontographica Bd. VIII, Taf. 34, Fig. 10 als Q, tephrodes abgebildete Blattfossil Beitrag- zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 185 stimmt ebenfalls zu denen der Q. EUisiana, imd zwar tlieilt es die Form der Fig. 4 /. c. und die Nervation der Fie;. 5 /. c; bei dem Letzteren geben die untersten Seeundärnerven, sowie bei den Radobojer Blättern unter etwas spitzeren Winkeln als die übrigen ab. Nachdem die Vereinigung der gedachten drei Eichen-Arten einerseits schon durch die in einander übergehenden Fossilreste derselben, anderseits durch den entsprechend gleichartigen Formenkreis ihrer lebenden Analogien nachgewiesen werden konnte, so galt es nur noch, die passende Charakteristik, Beschreibung und Benennung dieser Art zu treifen. Der Blattstiel ist kurz, an dem von Unger in der Icono- graphia plant, f'oss. abgebildeten Blatte kaum 1 Mm. lang. Hin- gegen erreicht er an dem von Lesquereux 1. c, Fig. 7 abge- bildeten eine Länge von 6 Mm. Zwischen diesen in der Mitte liegt das auf unserer Tafel I, in Fig. 1 dargestellte Blatt von Eadoboj mit einem 3 Mm. langen Stiele. Die Consistenz ist lederartig. Die Form ist rhombisch, verkehrt- eiförmig bis läng- lich; die grösste Breite des Blattes liegt niemals unterhalb der Mitte. Die Basis und Spitze sind verschmälert, spitz oder stumpf- lich oder abgerundet. Der Rand ist nur am obern Theile des Blattes gezähnt, klein- und stumpf-gelappt, buchtig oder wellen- förmig, am unteren Theile aber ganz. Der Primärnerv tritt stark hervor, ist aber gegen die Spitze zu sehr verfeinert; selten ist derselbe weniger mächtig, immer aber in seinem Verlaufe gerad- linig. Dis Secundärnerven sind im oberen Theile der Lamina bald rand- bald bogenläufig, im unteren nur bogenläufig; dieselben entspringen unter Winkeln von 50 — 60°, die der Basis nächst- stehenden manchmal unter spitzeren ; sie sind 7 — 12 Mm. von einander abstehend, ungetheilt oder gabelspaltig oder mit einigen Aussennerven besetzt. Die Tertiärnerven gehen von beiden Seiten der Seeundären rechtwinklig ab. Diese Merkmale entsprechen denen der jetztlebenden Q. «g'Mtthctt und der oben aufgezählten verwandten Arten zusammen- genommen, so dass sie gleichsam von der tertiären Stammart zu den Tochterarten divergiren, wodurch das genetische Ver- hältniss dieser zu jenen deutlich ausgesprochen erscheint. Nach- folgende Daten mögen dies näher beleuchten. Der kurze Blatt- 186 V. Ettings hausen. stiel ist den erwähnten Tochterarten gemeinsam, allein bei Quercus aquatica ist derselbe am kürzesten, gewöhnlich nur 1 — 2 Mm. lang und erreicht höchstens die Länge von 3 Mm. Hingegen wird er bei Q. cinerea bis 5 Mm. (Taf. VI. Fig. 10) und bei Q. Castanea bis 6 Mm. lang (Taf. V, Fig. 3). Die Blätter sind bei allen Arten der genannten Reihe immergrün und ausdauernd ; bei Q. aquatica ist die Blattconsistenz verhältnissmässig am dünnsten ; bei ihren Varietäten h und d aber, ferner bei Q. myrti- foUoy Q. Unguaefolia und Q. elliptica ist dieselbe lederartig. Die Blattform ist rhombisch bei Q. myrtifoUa (Taf. 1, Fig. lOj; in der Mitte am breitesten bei Q. elliptica (Taf. IV, Fig. 7) ; verkehrt- eiförmig bei Q. aquaticay Var, r/; länglich bei Q. Castanea, cinerea, nectandraef'olia und Unguaefolia. Die Basis ist verschmälert bei Q. aquatica und cinerea; stumpflich bei Q. Castanea, nectandrae- folia, bei der Form a a der aquatica; abgerundet bei einer Form der Q. Castanea (Taf. V, Fig. 5"); ausgerandet oder herzförmig bei Q. myrtifoUa und elliptica. Die Spitze ist verschmälert bei Q. Castanea (Taf. IV, Fig. 4) ; spitzlich bei Q. aquatica Var. a y (Taf. II, Fig. 2) ; stumpflich bei Q. aquatica und cinerea ; abge- rundet bei Q. cinerea (Taf. VI, Fig. 1), aquatica Var. d (Taf. I^ Fig. 8). Der Eand ist am oberen Theile entfernt-klein-gezähnt bei Q. aquatica Var. b ; klein- und stumpf-gelappt bei derselben Art, Var. a 7 und c (Taf. II, Fig. 3V, buchtig oder wellenförmig bei ebenderselben (Taf. II, Fig. 4) und Q. cinerea; am unteren Theile ganzrandig bei allen Vorgenannten. Der Primärnerv tritt mächtig hervor bei Q. elliptica und Castanea ; er ist weniger stark bei Q.cinereawxidniquatica. Die Secundärnervensind im oberen Theile des Blattes randläufig bei Q. Castanea (Taf. V, Fig. 5) und aquatica; bogenläufig bei allen genannten Arten. Die Ursprungs- winkel derselben betragen bei allen 40—60°. Nächst der Basis unter auffallend spitzeren Winkeln abgehende Secundärnerven fand ich nur bei Q. aquatica und zwar selten, Ungetheilte Secun- därnerven kommen bei Q. Castanea, cinerea und aquatica Var. c und d; gabelspaltige oder ästige bei allen aufgezählten Arten vor. Der Abstand der Secundärnerven von einander beträgt gewöhnlich 7 — 12 Mm., ausgenommen bei Q. crassipes (Taf. IV, Fig. 8, 9) wo er meist bedeutend geringer ist und 7 Mm. nicht erreicht. Letzteres kommt aber auch an den schmalblättrigen Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java, 187 Formen von Q. äquatica, cinerea und Castanea vor. Beiderseits der Seciindärnerven rechtwinklig abgehende Tertiärnerven kommen besonders bei Q- Castanea (Taf. V, Fig. 3) vor. Fasse ich schliesslich das wichtigste Resultat obiger Unter- suchungen in Einen Satz, so lautet derselbe: Die Querem tephrodes war zur Tertiärzeit in Europa, Nordamerika und Java verbreitet, hat aber in der Jetztzeit nur in Nordamerika und Mexico ihre weitere Differenzirung in einer Reihe von Arten gefunden. Ich wählte für diese weitverbreitete Eiche der Tertiärzeit die von Unger gegebene Benennung als die ältere. Es sei noch erwähnt, dass O.Heer die Qnercus crassifolia Humb. et Bonpl. als die der Q. tephrodes nächst verwandte lebende Art bezeichnet. Diese ist aber der viel derberen Textur, dann der mehr abweichenden Nervation wegen durchaus entfernter stehend. Quereiis laurophylla Goepp. Goeppert, 1. c. S. 42, Taf. VIIL Fig. 54. Zu dieser Art habe ich nur zu bemerken, dass derselben die Qnercus Hookeri Ett. aus der Tertiärflora von Dalton bei Gunning in Australien, N.S.W., bezüglich der Nervation viel näher kommt, als die jetztlebende javanische Q.daphnoidea Blume, mit welcher Goeppert die iß. laurophylla vergleicht. Die Blätter der genannten lebenden Art haben stärkere und von einander weiter abstehende Secundärnerven, während Q. laurophylla und die derselben sehr ähnliche Q. Hookeri feinere, einander mehr genäherte Secundär- nerven besitzen. Auch fehlt den beiden letzteren die Zuspitzung, wodurch sich die Blätter der Q. daphnoidea und anderer java- nischen Eichen auszeichnen. Q. laurophylla unterscheidet sich von der Q. Hookeri durch die Gleichmässigkeit in der Stärke und Länge der Secundärnerven, wogegen bei Letzterer stärkere und längere mit schwächeren und kürzeren abwechseln. Castanopsis Goeppert l Ett. (Taf. V, Fig. 1.) Syn. Qnercus castaneoläes Goepp ert 1. c. S. 4.?, Taf. VII, Fig. 56. C. foliis coriaceis, oblonyis, integerrimis ; nervatione campfo- droma; nervo primaria valido, nervis secundariis approximatis sub angulo 50° orientibns, marginem adscendenfibns. 188 V. Ettin^shMusen. In schisto margaceo formatioriis tertlarlae ad Pesnwahan in insuht Java. Das sehr unvollständig erhaltene Blattfragraent Fig. 1, von derLocalität Pesawahan im Innern des Districts Djampang Knlon stammend, gehörte einem länglichen, an der Basis abgerundeten Blatte an, dessen starker Primärnerv und scharf hervortretender Rand eine lederartige Textur anzeigen. Das Blatt war einer länger andauernden Maceration ausgesetzt gewesen, bevor das- selbe vom schützenden Schlamme eingehüllt worden ist und zeigt desshalb an einer Seite und am oberen Theile eine vollständige Zerstörung seines Parenchyms, woselbst die Secundärnerven entweder gänzlich fehlen oder in Folge der vollständigen Erweichung allerlei Biegungen und Knickungen erhielten. Den- noch lässt sich aus dem verhältnissmässig kleinen Stücke, das der Zerstörung entging, sowohl die Stellung und der Verlauf der Secundärnerven, als auch die Beschaffenheit des Blattrandes deutlich erkennen. Von den hieraus zu entnehmenden Merkmalen sind besonders auffallend die einander genäherten und in einem starken Bogen den ungezähnten Rand hinauf ziehenden Secun- därnerven. Von Tertiärnerven ist nichts Deutliches wahrzu= nehmen. Goeppert glaubte dieses Fossil der Gattung Quercus ein- reihen zu sollen und wies zum Vergleiche auf die lebenden Q. PerslcK Jaub. et Spach und Q. rmeata^\w.mQ einerseits, und auf die fossile Q. Cyri Ung. andererseits hin. Allein diese Eichen- Arten haben scharf gezähnte Blätter und wären hier weniger in Betracht zu ziehen, als wie Eichen-Arten, denen ganzrandige Blätter zukommen, wie z. B. die der Abtheilung Pasanla, welche im tropischen Asien einheimisch sind. Allein keine dieser Arten, welche ich im Royal Herbarium zu Kew Gardens zu studiren Gelegenheit fand, kommt in der BUittbildung dem beschriebenen Fossile so nahe als Castanopsis ti-ibuloides A.DG. ans der tropischen Region in Khasia, von welcher in Fig. 2 auf Taf. V ein Blatt in Naturselbstdriick beigegeben wurde. Dasselbe zeigt genäherte und nach dem Rande aufsteigende Secundärnerven, sowie das Fossil, mit dem es auch die Form und Consistenz zu theilen scheint. Die Tertiärnerven treten des Filzes wegen, mit dem die Unterseite überzogen ist, am getrockneten Blatte nicht deutlich hervor und Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 1 89 dieses Verhalten würde es auch erklären, warum die genannten Blattnerven am Fossil, falls dasselbe einer analogen Castanopsis- Art angehörte, nicht sichtbar sind. Es sprechen sonach die meisten Merkmale des Fossils und seine Analogien in der lebenden Pflanzenwelt dafür, dass dasselbe der Gattung Castanopsis zuzu- weisen ist, eine Annahme, die auch schon Goeppert als zulässig hingestellt hatte. Von den bis jetzt bekannt gewordenen Pflanzenfossilien der Tertiärformation sind mit der Castanopsis Goepperti zu ver- gleichen C. Benfhaml Ett.. der fossilen Flora von Dalton in Australien, C. mephitldioides Gey. sp. aus der Tertiärflora von Borneo und eine in letzterer Zeit entdeckte noch nicht beschrie- bene Art aus der fossilen Flora von Sagor. Das Verhältniss der C. Goepperti zu diesen Arten kann erst nach Erlangung eines vollständigeren Materials genauer festgestellt werden. Firnis flexiiosci G o e p p. Goeppert 1. c. S. 43. Tat". VIII, Fig. 57. Dieses schöne Blattfossil vom Wasserfalle des Tji-Gembong lässt sich zu einem grossen lanzettförmigen ganzrandigen Blatte ergänzen, welches auch in seiner Nervation besser zu Flcus lanceolata Heer der europäischen Tertiärflora als zu F. scaberrima Miq. passt, mit welcher Goeppert dasselbe vergleicht. Es unter- scheidet sich aber das erwähnte Fossil von dem Blatte der Ficus lanceolata durch die bedeutendere Grösse der Lamina und die in stärkerem Bogen aufsteigenden Secundärnerven. Clnnamoinuni Goepperti Ett. Sj/n. Daphnogene javanica Goeppert 1. c. S. 44, Taf. IX, Fig. 60. C. f'olus coriaceis ovatis integerrimis apice acnminatis, nervatione acrodromay nervis basilaribiis 3, validis, apicem attin- gentibus, nervis numerosis transversalibus conjunctis. In schisto margaceo f'ormationis tertiariae ad pagum Tandjung. Das cit. Blattfossil entspricht am meisten dem Blatte von Cinnamomum Rossmaessleri Ung. der europäischen Tertiärflora, 190 V. Ettingshausen. von welchem es sich nur durch die etwas stärkeren Basalnerven und die mehr verästelten Quernerven unterscheidet. Apocyiiophylliun Heinivardtkinuin Goepp. Goeppei-t 1. c. S. 48, Taf. XII, Fig. 74 und 75. Durch das grosse länglich lanzettliche Blatt und die von einander entfernt stehenden schlingenbildenden Secundärnerven, sowie durch die vom Rande beträchtlich abstehenden Schlingen ist diese Art einerseits dem Apocynophyllum rigidum Goepp. aus dem Braunkohlensandstein von Altsattel in Böhmen^ anderseits dem A. Etheindgei E^tt. aus den Tertiärschichten von Dalton bei Gunning in Neu-Siid- Wales nahe verwandt^ und theilt mit der letzteren noch überdies den rechtwinkligen Ursprung der Secun- därnerven. Sie unterscheidet sich aber von beiden genannten Arten durch das hervortretende aus länglich viereckigen Maschen zusammengesetzte Blattnetz. Apocynophyllum Ethcridgei weicht durch den verhältnissmässig dünnen Primärnerv von beiden genannten Arten ab. JPterocelastriis oleaefolms Goepp sp. Syn. Cclastrophyllitm oleaefolium Goeppeitl. c. 8. 53, Taf. XIV, Fig. 92 und 93 a. P. foliis breviter petiolatis coriaceis eUipticis utrinque atte- nuatis integerrimis, nervatione camptodroma, nervo primarlo valido, nervis secundariin suh angidis SO — 60° orientlbus, appro- ximatis parallelis. In schisto margaceo formationis tertiariae ad Pesawalian. Die a. a. 0. abgebildeten Blattfossilien zeigen in allen Eigen- schaften der Form, RandbeschaffenHeit, Textur und Nervation die grösste Ähnlichkeit mit den Blättern von Pterocelastrus tricus- pidatus Walp. vom Cap der guten Hoffnung (vergl. Ett. Nerva- tion der Celastrineen, Denkschriften, Bd. XIII, Taf. IV, Fig. 2). Diese Blätter weichen von den beschriebenen Fossilien nur durch die etwas weiter von einander stehenden Secundärnerven ab, welche feine Randschlingen bilden. Letztere dürften auch an den erwähnten Blattfossilien vorhanden gewesen sein, sich jedoch Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 191 nicht erhalten haben.. Von den fossilen Celastrineen kommt Celastrus elaemis Ung. der beschriebenen sehr nahe. Die Gattung Pterocelastrus, deren Verbreitung in der Jetztwelt nur auf die Cap-Flora beschränkt ist, kommt auch in der fossilen Flora von Bilin vor. Hhamnus niyricoides Goepp sp. Sylt. Cdastrophyllum myricoides Goeppert 1. c. S. 53, Tat". XIV, Fig. 93 b. R.foiiis coriaceis oblong o-ellipticis, integerrimis, nervatione camptodroma ; nervo primario distincto recto, nervis secundarüs sub angulis 60 — 70° oinentibus, approximatis, parallelis; ter- tiär iis inconspicuis. In schlso margaceo formdtionis tertiariae ad Pesawahan. Das citirte Blattfossil verräth unläugbar den Typus eines Rhamnus-Blattes und schliesst sich in allen Eigenschaften am meisten dem von ß. Alzoon Ung. aus der europäischen Tertiär- flora an, wie die Vergleichung desselben mit dem in Fig. 45, Taf. III der Sylloge plant, fossilium II. abgebildeten Blatte dieser Art ergibt. Die javanische Art unterscheidet sich von der euro- päischen nur durch die in ihrem Verlaufe etwas stärker hervor- tretenden Secundärnerven und die mehr längliche Blattform. Thyllites hullatus Goepp. sp. Syn. Piperites huUatus Goepp. 1. c. S. 41, Taf. VII, Fig. 51. Nur zweifelnd brachte Goeppert dieses Blattfossil zu den Piperaceen und verglich es mit dem Blatte von Cubeba Wallichii. Es besteht jedoch nur eine sehr geringe Analogie zwischen beiden, welche sich einzig und allein in den Randschlingen der Secundärnerven ausspricht. Solche Randschlingen finden sich aber bei vielen Pflanzen aus den verschiedensten Familien und Gattungen. Hingegen unterscheidet sich das erwähnte Fossil durch mehrere Merkmale sehr wesentlich von dem genannten recenten Blatte. Die Schiingensegmente werden bei Ersterem gegen die Blattbasis zu kleiner, bei Cubeba Wallichii aber sind diese an der herz- förmigen Basis am grössten und werden von einem stärkeren 192 V. Ettingshausen. grundständigen Secundärnerv, welcher unter spitzerem Winkel als die übrigen abgeht, begrenzt. Das Blattfossil ist nächst der Basis verletzt, lässt sich aber an der Bruchstelle naturgemäs» ergänzen, da man den schon zur Basis einbiegenden Rand nur wenig im selben Sinne zu verlängern braucht. Ebenso leicht lässt sich der an dem unteren Ende der Eandschlinge abgebrochene unterste Secundärnerv ergänzen, dessen Stärke und Ursprungs- winkel nach der ganzen Anlage der Nervation als von denen der übrigen Secundärnerven nicht abweichend angenommen werden müssen. Demzufolge kann die Form der Blattbasis nicht als herz- förmig angenommen werden und muss auch die Nervation daselbst eine andere gewesen sein als bei Cubeba Wallichii. Es scheint das Fossil eher den Dlalypetalen als den Apetalen anzugehören, doch muss die genauere Bestimmung desselben künftigen auf ein vollständigeres Material sich stützenden Unter- suchungen vorbehalten bleiben. Vorläufig glaubte ich, dasselbe besser der Sammelgattung PhylUtes einreihen zu sollen. ThylUtes Goeppertiatius Ett. Sj/n. Ficiis dubia Goeppert, 1. c, S. 43, T;if. VII, Fig. 59. Das citirte unvollständig erhaltene Fossil von Pesawahan lässt sich zu einem eilänglichen ganzrandigen Blatte ergänzen und zeigt eine schlingläufige Nervation mit hervortretenden 15 Mm. von einander abstehenden Secundärnerven, welche unter Winkeln von 40 — 50° entspringen. Die untersten Secundärnerven sind nicht grundständig. Die Tertiärnerven sind ebenfalls ziemlich stark, beiläufig 4—8 Mm. von einander entfernt und bilden an der Aussenseite der unteren Secundärnervenhervortretende Schlingen- anastomoscn. Der Typus der Nervation hat allerdings etwas Ficusartiges an sich, allein bei den Feigenarten mit ähnlichen Blättern finden wir das unterste Paar der Secundärnerven stets grundständig. Das Fossil kann daher nicht zu Ficus gestellt werden. Es gibt sehr viele zu den verschiedensten Gattungen und Familien zählende Blattformen, die eine ähnliche Nervation zeigen, bei welcher die untersten Secundärnerven oberhalb der Basis eingefügt sind. Um zu entscheiden, welcher dieser Gattungen das erwähnte Fossil einzureihen ist, muss die Auf- Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. 193 findung vollständigerer Exemplare abgewartet werden. Bis dahin mag dasselbe bei Phyllites passender untergebracht sein. Uebersicht der Tafeln. Tafel I. Fig. 1 Quercus tephrodes üng. von Kadoboj. „2 „ ^///«m/m Lesq. von Fort Ellis, Nordamerika. „ 3 — 7 „ ö^Ma^iVö Walt. Var. /öj/ri/o/m^ Nordamerika. „ 8, 9 „ aquatica Walt. Var, myrüfolia, Nordamerika. „10 „ myrtifoUa Meli., Nordamerika. Tafel II. Fig. 1 Quercus tephrodes Ung. (Forma suhsinuata) , Java. „ 2 — 5 „ aquatica Walt. Var. laurifoUa, Nordamerika. Tafel ni. Fig. 1, 6, 7, 10 Quercus aquatica Walt. Var. heterophylla, Nordamerika. „ 2 — 5, 8, 9 „ „ „ Var. dentata, Nordamerika. Tafel IT. Fig. 1 — 3 Quercus aquatica Walt. Var. laurifoUa Nordamerika. „ 4 — 6 „ CöÄ^ftnc^« Nee, Mexico. „7 „ e^/f^)9^. ^ Lons'c et Mer. De la formation de la coquille dans \es Ifr'/i.r. Corapt. rend. des se. de l'acad. des sc. t. XC". 1. 1880. p. 88l>— 885. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoreu. 239 suchimgen gemacht. Sie bezeichnen die mit dem Mantelsaum parallele und wohl von jedem Beobachter sclion wahrgenommene Furche^ sowie die nur während der Wachsthumsperiode ent- wickelten und hinter derselben gelegenen Becherzellen als die Bildlingsstätte der Cuticula. Dass diese nur von den Zellen am vorderen Mantelrand abgeschieden werden kann^ erschlossen schon ältere Beobachter daraus, dass Schalennarben in den hinteren Windungen eines Cuticularüberzuges entbehren. An Quer- schnitten zeigt es sich, dass die oben erwähnte Mantelfurche (T. I, Fig. 2) eine ziemlich tiefe Kinne ist, die auf ihrem Grunde blindsackaitige Ausstülpungen zeigt, so dass man an Flächen- schnitten ein Bild erhält, als hätte man es hier mit aneinander gereihten tubulösen Drüsen zu thun. Das Epithel unterscheidet sich nicht von jenem der äusseren Partien des Mantelsaumes. Nur die Becherzellen, welche im Mantelsaum eine so enorme Entwicklung erreichen, sind hier eben nicht grösser als die übrigen Epithelzellen. Während der Wachsthumsperiode der Schale, also im Frühjahr, gehen die am Grunde gelegenen Epithel- zellen in lang gestreckte Becherzellen mit feinkörnigem Inhalt über. Auch die hinter der Mantelfurche gelegenen Epithelzellen verwandeln sich in flaschenförmige Becherzellen (b) und rücken tiefer in das Grimdgewebe des Mantels. Ihr Inhalt wird durch Ueberosmiumsäure rasch gebräunt. Sowohl von den Drüsenzellen der Mantelfurche als auch von den eben genannten Becherzelien wird die Cuticula der Schale gebildet. Interessant ist der Umstand, dass das Epithel gleich hinter diesen Becherzellen häufig fehlt oder aus sehr jungen Zellen gebildet wird. Vielleicht hängt dies mit der Kalkausscheidung aus den darunterliegenden Binde- gewebszellen zusammen. Die Hautdecke. Die bei Helix und anderen Landpul- monaten so colossal entwickelten Schleimdrüsen erreichen in der Haut von Zenites eine verliältnissmässig" nur geringe Ent- wicklung, ja fehlen an vielenStellen ganz. Selbst der Mantelrand weist keinen besonderen Reichtlium an Schleimdrüsen auf; ein diüsigerBlindsack, welcher in der Nähe des Athemloches mündet, vertritt hier frleichsam die Stelle derselben. Van Beneden^ iVanBenedeu, Memoire sur Tanatomie de l'HeHx alg-ira. Ann. d. ■^c. nat. 2. ser. t. V. p. 278. 240 Nalepa. Übersah ihn, obwohl er am Eaiide des Lungendaches als reis- koriigrosses Gebilde vorspriiig-t. Er dl ^ zeichnet die Contour desselben, ohne ihn aber weiter zu erwähnen. Sicard^ hat ihn endlich näher untersucht ; seine histologischen Angaben sind jedoch theils unrichtig, theils ungenau. Ein Querschnitt durch den walzenförmigen Drüsenkörper lässt einen centralen, mit niederem Epithel ausgekleideten Ausführungsgang erkennen, um welchen radiär mächtig entwickelte Schleimdrüsen gelagert sind. Bindesubstanz und andere Gewebeformen sind auf ein Minimum reducirt, so dass die Wand des Blindsackes nur aus Drüsen zu bestehen scheint. Diese sind ganz ebenso gebaut, wie die übrigen im Mantelsaum und an den Seiten des Körpers. Es sind Becher- zellen mit wandständigem Plasma und grossen, runden Kernen. Sicard, der die Untersuchungen von Marchi, Boll, Leydig nicht kennt, hält sie noch immer für Follikel, die dicht mit kugeligen Zellen erfüllt sind. Simroth^ endlich sagt: „Besonders merkwürdig ist derGeruchsnerv, denn erläuft zu einem massigen Blindsack der Athemhöhlendecke, der dicht vor dem Athemloch sich öffnet; nur findet sieh kein Geruchsganglion. Die Bildung wird verständlich, wenn man sich den Canal des Geruchsorganes der Branchiopneusten um ein Vielfaches vergrössert, das Ganglion aber verschwunden denkt." Die Frage, ob die Tunica propria der Schleimdrüsen sich zwischen den Epithelzellen fortsetzt, muss ich bestimmt bejahen. In dieser Beziehung überzeugende Präparate erhält man an Quer- schnitten des Mantelsaumes von Helix, an welchen die Epithel- zellen abgefallen sind. In neuerer Zeit hat sich Simroth gegen die Einzelligkeit der hier in Rede stehenden Schleimdrüsen aus- gesprochen. „Einmal spricht die Grösse derDrüse", sagt Simroth, „gegen die Einzelligkeit, directer aber Bilder, welche feine Schnitte mitten aus dem Gewebe heraus sehr klar darlegen. Man erkennt dann grössere abgeschlossene Ballen, eingehegt von 1 Er dl. Dissieitatio inaii^i-uralis de Helicis algirae vasis saugiiifeiis, Mouiichii 1840. T. I. Fig. G. - Sicard. liecherohes auatoiniqucs et histologiques siir le Zouites algirus, Auu. des sc. iiat. 7joo\. 6" ser. t. I. 1875, p. G3. 3 Simroth. Über das Nervensystem und die Bewegung der deutschen Biunenscluiecken. Programm d. Healsehule II. Ord. Leipzig 1882, p. 9. Beiträg-e zur Anatomie der Stylommatophoren. 241 einer feinen Membran, welche einige Dissepimente unregelmässig ins Innere entsendet, wo sie frei enden; ebenso kommen solche Bälkchen frei im Innern vor; daraus folgt, dass man sich den Drüsenfollikel als Kapsel zu denken hat, welche innen entweder von durchbrochenen Scheidewänden in Fächern getheilt wird oder wenigstens ein feines Balkwerk dort ausspannt. In den Maschen liegen Zellen, welche nur noch durch Kerne diese ihre Natur bezeugen. ..." ^ Ich erkläre mir diese Bilder in anderer Weise als Simroth; mir scheint es, dass diese Drüsen doch einzellig sind, dass aber ihre Tunica propria vielfach sackartige Ausstülpungen in die umliegende schwammige Muskulatur bilden kann. Dadurch müssen auf Flächenschnitten Bilder erhalten werden, wie sie Simroth beschreibt, doch mit dem Unterschiede, dass nicht in allen diesen Aussackungen Zellkerne liegen können, was jedoch Simroth ausdrücklich bemerkt. Es liegt hier die Vermuthung nahe, dass bei der Feinheit der Schnitte vielleicht Membranen verletzt worden sind, und dadurch eine Verbindung benachbarter Schleimdrüsen vorgespiegelt wurde. Doch ich spreche hier nur eine Vermuthung aus, die sich mir unwillkürlich aufzwang, da mich meine Untersuchungen niemals an der Eiuzelligkeit dieser Drüsen zweifeln Hessen. Ebenso fand ich nirgendwo einen doppelten Ausführungsgang ; wo ich etwas ähnliches sah, wie einigemal bei den Gray - Semp er 'sehen Farbdrüsen, da konnte ich immer erkennen, dass jeder Aus- führungsgang besonderen Drüsen angehörte, deren Zellleiber dicht übereinander gelagert waren. Ebenso spärlich treten im Mantelsaum von Zonites die sogenannten Kalkdrüsen auf, was sich leicht daraus erklärt, dass diese Thiere keinen Winterdeckel bilden. Die Schalenöffnung ist während des Winters mit Sand und Erde verstopft, welche von dem Secret des Blindsackes und Fussporus lose zusammen- gehalten werden. Gefässe. Ley dig ^ meint, dass sich nur selten Gelegenheit biete, Capillaren in der Cutis zu sehen. Dies ist bei der Unter- 1 Simroth. Die Sinneswerkzeuge einheimischer Weichthiere.Zeitschr. f. wiss. Zool. 1876, Bd. XXVI. p. 325. 2 Leydig-. Die Hautdecke und Schale der Gastropoden etc. Arch. f. Xat. 1875, p. 217. 3. 242 Nalepa. suchiing A^on frischem oder conservirtem Material ganz richtig-; wenn man aber gut injicirte Präparate zur Untersuchung wählt, dann tiberzeugt man sich auch hier von der Existenz zahlreicher Capillaren, welche je nach der Hautoberfiäche Netze von ver- schiedener Beschaffenheit bilden. Um sie zu sehen, darf die In- jectionsmasse noch nicht in die Schwellnetze übergetreten sein. An der Sohle, wo die Hautoberfläche eine mehr glatte ist, sind auch die Gefässnetze gleichförmiger, während die warzige Haut der oberen Körpertheile eine ganz andere Anordnung der Capillaren bedingt. Jede Hautwarze wird von einem selbständigen Arterien- zweig versorgt, der sich nach oben baumartig verzweigt: benach- barte Zweige stehen durch Seitenäste unter einander in Verbindung. Neben den arteriellen Blutgefässen durchzieht die Haut noch ein vielverzweigtes System venöser Bluträume, das im Fusse und Mantelsaum den Charakter eines cavernösen Schwellnetzes an- nimmt. Auch dieses Schwellnetz unterliegt einer differenten Ausbildung; so ist die Schw^ellbarkeit des Mantelsaumes von Zenites im Vergleich zu Helix höchst unbedeutend. Nerven. Die Untersuchung über denVerlauf der Hautnerven stösst wegen der Mächtigkeit der Cutis auf erhebliche Schwierig- keiten; soviel lässt sich jedoch mit Bestimmtheit sagen, dass nicht überall in der Hautdecke die Nervenvertheilung dieselbe ist, ja gewisse Hautstellen, wie zumBeispiel die dünne unter dem Schild- chen gelegene Nackenhaut der Limaeiden, der unter der Schale gelegeneMantelüberzug der Leber bei den Heliciden etc. sind als absolut nervenarm zu bezeichnen. Hier verlaufen die Nerven mit den Muskelbündeln und bilden grosse polygonale Maschen mit spärlich anliegenden Ganglienzellen. Der Nervenreichthum der freiliegenden Hautstellen ist ebenfalls kein grosser, doch treten hier schon Ganglienzellen in beträchtlicherer Menge auf. Ganglien- knoten aus zahlreichen kleinen Ganglienzellen gebildet, wie sie sich im Fiissnervensystem finden, konnte ich bis jetzt in der Rückenhaut der Limaeiden nicht finden. Die Fussdrüse. Vor nicht langer Zeit ist Sochaczewer ^ für die Leydy'schc Anschauung eingetreten, dass die Fussdrüse 1 Sochaczew<'r, Das Riechorgan der LMudpuliuouaten, Zeitschr. l". wiss. Zool. Bd. XXXV. p. 37. Beiträge zur Anatomie der Styloramatophoren. 243 (];is Geruclisorgan der Piilmonaten sei. Es liegt mir ferne, diese Behauptung einer Kritik zu uuterzieben, da dies schon von Simroth geschehen ^, und ich muss gestehen, dass mir seine Ansicht auch wahrscheinlicher und ungezwungener ist. Es sei mir nur erlaubt, hier etwas näher auf den Bau dieser Drüse einzu- gehen, da Sochaczewer's Angaben von der bis jetzt herr- schenden Anschauung wesentlich abweichen. Er sagt (1. c. p. 39): „Die Drüsenzellen, welche, zu grösseren Gruppen vereinigt^ zwischen denMuskelzügen liegen, sind in einNetz oder Körbchen von Bindegewebsfasern eingelagert (s. Fig. 4 A.) und nicht, wie Sem per annimmt, je eine Zelle von einer bindegewebigen Mem- bran umschlossen, welche am Ende der Zelle zu einer verhältniss- mässig sehr schmalen Röhre wird, die den Ausfuhrungsgang' dieser einzelnen Secretionszellen darstellt." So mag es freilich erscheinen, wenn man dieFussdrüse nur aufschnitten untersucht. Hätte Herr Sochaczewer aber diese Drüse auch macerirt und Zupfpräparate hergestellt, dann wäre er auch zur Ansicht ge- kommen, dass die Behauptung Semperas und Leydig's doch die richtige und die Fussdrüse demnach wie die Speicheldrüse ein Agglomerat einzelliger Drüsen ist. Aber auch an Querschnitten lassen sich mehr oder minder deutlich die feinen, meist mit granulirtem Inhalt erfüllten Ausführungsgänge erkennen (Zenites), Das ,,Netz oder Körbchen von Bindegewebsfasern" aber, in welchem die Secretionszellen nach Sochaczewer eingelagert sind, sind nichts anderes als die Blutgefässe der Drüse. Fussnerven System von Zonites. Semper^ bespricht von Ihring's Eintheilung der Cephalophoren auf Grund des Vorhandenseins oder Fehlens eines pedalen Strickleiternerven- systems und zeigt, dass auch einigen Platycochliden, Vaginulus, besonders schön aber Limax, ein solches zukomme. Simroth^ '^ Simroth. Über die Bewegung- und das Bewegungsorgan desCyclos- toma elegaus und der einheimischen Schnecken. Zeitschr. f. wiss. Zoo]. 1882, Bd. XXXVI. p. 42. - Sem per. Über Schneckenaugen vom Wirbelthiertypus etc. Arch. f. mikr. Anat. 1877, Bd. XIV. p. 123. 3 Simroth. Die Bewegimg unserer Landschn., haupts. erörtert an d. Sohle d. Limax cinereoniger Wolf. Zeitschr. f. wiss. Zool. 1879 Bd. XXXII. p. 317. Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. LXXXVII. B^ . I. Abth. 17 244 Nalepa. meint hingegen, es könne bei Limax von einem modificirten Strickleiternervensystem nicht gesprochen werden, ^^einmal ist es wohl deutlich, dass dessen Nervenuetz durch Anpassung ent- standen ist, anderseits kann wohl von einem Commissuren-, nicht aber von einem Strickleitersystem die Eede sein, denn eine Strickleiter soll doch nur zwei Längseile haben und nicht viele.-' Ich habe in der Absicht, das Nervensystem der hier besprochenen Pulmonaten später einer speciellen Untersuchung zu unterziehen, das Fussnervensystem von Limax noch nicht untersucht. Nach den Angaben Simroth's stimmt es aber fast vollkommen mit dem von Zenites tiberein, wie denn diese Schnecke in ihrer ganzen Anatomie dem Genus Limax sehr nahe steht. Bei Zenites sehe ich median zwei Nerven mehr oder weniger parallel zu einander verlaufen und durch Quercommissuren unter einander verbunden. Diese gehen gegen das rückwärtige Ende zu verloren; die beiden Stränge nähern und verzweigen sich vielfach den- dritisch und anastomosiren allseitig unter einander, so dass ein unregelmässiges Netzwerk von Nerven entsteht, in dessenKnoten- punkten grössere oder kleinere Ganglienknoten liegen. Die. durch die beiden erwähnten parallelen Nervenstämme und den Quer- commissuren gebildeten Maschen stellen querliegende Rechtecke dar. Selten finden sich im Verlaufe der Commissuren Gangiien- knoten, die neuen Nerven zum Ursprung dienen. Die zwischen den beiden Parallelnerven gelegene Sohlenpartie (der weissen Sohle von Limax entsprechend) ist daher in Bezug auf die beiden seitlichen Partien als ungemein nervenarm zu bezeichnen. In diesen breitet sich nämlich ein aus fünf- oder sechsseitigen Maschen gebildetes Nervennetz aus, in dessen Knoten überall Ganglien liegen. Je mehr man sich dem Sohlenrande nähert, um so dichter und unregelmässiger wird dasselbe. Wenn man nun erwägt, dass die beiden mittleren Nervenstämme nur selten zwischen je zwei aufeinander folgenden Commissuien seitlich und winklig ausgebogen erscheinen, dass sie vielmehr ziemlich parallel zu einander den Fuss der Länge nach durchlaufen, so kann man wohl von einem modificirten Strickleiternerven- system im Sinne Semper's sprechen. Wird aher auf das Vor- handensein zweier Hauptstämme Gewicht gelegt, so ist nicht zu leugnen, dass solche nicht vorhanden sind, da die beiden Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. 245 Ner\ enstämme in ihrem Durchmesser von seitlichen Ästen nicht selten tibertroffen werden. Das Terdaimngssysteni. Über die anatomischen Verhältnisse desVerdaiumgsapparates lässt sich wenig mehr dem bereits Bekannten hinzufügen. Limax besitzt einen kurzen, sich gleich zum Magendarm erweiternden, Zonites hingegen einen sehr langen und dünnwandigen Oeso- phagus, der gegen den Magen scharf abgesetzt erscheint. Der sogenannte „Magen" unserer Thiere ist als eine einfache Er- weiterung des Darmes ohne histologische oder physiologische Selbständigkeit aufzufassen. Er liegt bei den Heliciden in der Leibeshöhle, während er bei Zonites vollkommen in die Spirale gertickt und wie der übrige Darm von der Leber überdeckt ist. Der aus dem „Magen" führende Darm geht an jener Stelle, wo die Ausführungsgänge der Leber münden, in einen Bliudsack über, der bei Zonites jedoch fehlt, obgleich Sicard einen solchen beschreibt. Hierauf krümmt sich der Darm nach vorne und macht nach längerem oder kürzerem Verlauf eine abermalige Biegung nach rückwärts an jener Stelle, wo die Aorta ihn um- greift, um in eine Z-förmige Windung überzugehen. Der Enddarm liegt entweder in der Seitenwand des Lungendaches mit dieser innig verbunden oder in seinem ganzen Verlaufe frei in der Körperhöhle (Limax). In S e m p e r ' s oft citirter Arbeit ^ hat sich zufällig ein Irrthum über die Lagerung der Muskelstraten eingeschlichen; es wird nämlich dort- angegeben, dass die Darmwand aus einer äusseren Längs- und einer inneren Ei ng muskelschichte bestehe, wäh- rend doch gerade die Lagerung eine umgekehrte ist. Ich würde dies hier nicht erwähnt haben, wenn nicht Sicard diesen Irrthum gewissenhaft wiedergegeben hätte. ^ Es zeigt dies am besten, wie weit Sicard im Schematisiren histologischer Verhältnisse in seiner Arbeit über Zonites gegangen ist. Was die Mächtigkeit 1 Sem per. Beiträge zur Anat. u. Phys. der Pulmonateu. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. VIIL p. 3G0. 2 Sicard, 1. c. p. 48 ii. 49. 17=^ 246 Nalepa. der Darmwaiicl aiibelangt, so ist es bekannt, dass sie in den ver- schiedenen Abschnitten eine wechselnde ist. Der Ösophngus von Zonites, der Enddarm von Limax, sowie die in der Leber eingebetteten Darmabschnitte sind sehr zartwandig; sehr derb hingegen ist die Wand des Blindsackes von Helix. Mit Ausnahme des Enddarmes finden sich tiberall auf der inneren Oberfläche des Verdauiingstraktes theils parallele, theils wellig verlaufende Leisten von verschiedener Höhe. Sie werden zum grossen Theil aus Längsmuskelzügen gebildet und haben keine andere Bedeu- tung, als die Resorptionsfläche zu vergrössern. In ihnen breitet sich ein zierliches Capillarnetz aus, so dass man an Querschnitten (Taf. II, Fig. 7) unwillkürlich an die Darmzotten höherer Thiere gemahnt wird. Im Magen von Zonites treten nur im ersten Drittel eng gedrängte Leisten auf, gegen den Pylorus hingegen werden dieselben durch zahlreiche Querfurchen in unzählige kleine zotten- artige Fällchen zerlegt. Um das Bild der inneren Darmoberfläche zu vervollständigen, erübrigt noch auf zwei Leisten hinzuweisen, die durch ihre mächtige Entwicklung sich von ähnlichen Bildun- gen auf den ersten Blick unterscheiden und so nahe aneinander gerückt sind, dass sie eine verhältnissmässig tiefe Rinne, ja selbst durch Aneinanderlegen der oberen Ränder einen Canal zu bilden vermögen (Zonites). In diese Rinne ergiesst sich das Secret der beiden Leberabschnitte; sie dient also zur Gallenleitung. Ohne eine solche Gallenrinne im Magen würden die Magen contenta erst bei ihrem Übertritt in den Dünndarm mit der Galle in Be- rührung kommen, weil ein Abfliessen des Lebersecretes bei Contraction des ^lagens entgegen der Bewegung des Magen- inhaltes nicht möglich wäre. Ich muss noch erwähnen, dass der grössere Leberlappen sein Secret in den Dünndarm, der kleinere hingegen in den Magendarm sendet, da abgesehen von der Rich- tung der Gallengänge eine freie Coramunication zwischen ihnen durch vorspringende Falten in der Gallenrinne schwer möglich ist. Die Gallenrinne von Zonites beginnt fast am Cardiatheil des Magens als eine seichte und weite Furche, je mehr sie sich aber dem Pylorus nähert, desto höher werden die Seitenfalten. Dabei nehmen sie ein mehr gekraustes Aussehen an. Am Beginne des Dünndarmes erreichen sie das Maximum ihrer Höhe in Form zweier gegen den Darm zu scharf abgesetzter Wülste. Die Rinne Beiträge ziiv Anatomie der Stylomraatoifhoreu. 247 setzt sich hierauf sehr flach und mit niederen Rändern . in den Darm fort. Bei Zonites ist noch der Umstand in Erwägung zu ziehen, das der Magen in der Schale liegt, daher eine spiralige Krümmung erfährt. Die Gallenrinne liegt an der Innenseite der Spirale. Über die Verbreitung des Flimmerepithels im Darmcanal gehen die Angaben vielfach auseinander; es scheint daher das Auftreten desselben nu bestimmten Stellen keineswegs constant zu sein. So flimmert bei sehr jungen Helices der ganze Magen, während bei erwachsenen Thieren weite Strecken flimmerlos sind. Die Flimmerhaare sind theils fadenförmig, theils geknöpft. Die Epithelien sind einschichtig ; hin und wieder finden sich zwischen den verschmälerten Basaltheilen der Epithelzellen rundliche Zellen, die jedenfalls dazu bestimmt sind, das Epithel zu erneuern. Die besenartige Ausfaserung am basalen Theil der Zellen wurde schon mehrfacJi beschrieben; doch weichen insofern die Angaben ab, als die Einen sie für Kunstproducte, die Anderen für den normalen Zustand erklären. Ich habe an Macerationspräparaten immer eine Ausfranzung in ungemein feine meist verzweigte Fasern erkannt, welche theils mit rundlichen Zellen, theils mit den benachbarten Epithelzellen im Zusammenhang stehen, so dass ein feines Netzwerk derselben sich unter dem Epithel hin- zieht. Bei manchen Zellen theilt sich das verschmälerte Ende plötzlich fussförmig, und man gewahrt an der Theilungsstelle häufig ein kleines hellglänzendes Kernchen. Es scheint der Aus- gangspunkt einer Kernneubildung zu sein, indem man wieder bei anderen Zellen an derselben Stelle Kerne in den verschiedensten Entwicklungsstadien trifft. Eine andere Art der Epithelregene- ration habe ich in der Mundhöhle von Helix beobachtet. Dort ist, wie bekannt, das Epithel A^on einer mächtigen, die Höhe der Zellen oft übertreffenden Cuticula überlagert. Die Epithelzellen hängen mit der Cuticula durch feine Borsten, welche von den Au m erkling. Zonites ist omni vor und lebt an nassen Waldstellen unter Moos und Steinen, wo er auf Regenwürmer Jagd macht. Drei ausge- wachsene Thiere von Zonites vermögen während einer Nacht leicht einen lö Ctm. langen Wurm, von dem nur der mit Humus gefüllte Darm zurück- bleibt, zu vertilgen. Sie benagen mit Vorliebe zuerst das Clitellum. 248 Nalepa. oberen, Zellenden in sie liineinrag*en, innig zusammen. Bell fand an allen von einer Cuticula bedeckten Zellen am oberen Eande eine „feine Zälinelung, welcher eine gleiche Config'uration auf der innerenFläche der Cuticula entspricht und in diese eingreift'^* Simroth erwähnt die hier besprochenen Cuticularborsten ^^ die jedenfalls mit jener Zähnelung in nächster Beziehung stehen. Zur Zeit der Darmhäutung fand ich die Cuticula vielfach durchrissen und zerklüftet, jedoch noch im innigen Zusammenhange mit den darunterliegenden Zellen. An einzelneu Stellen waren diese knapp ober dem Kern ausgefasert oder abgerissen, sowie ich dies auf Taf. III, Fig. 1, dargestellt habe. Nach alldem wäre zu ent- nehmen, dass eigentlich nur der obere Theil der Zelle regenerirt wird. Die übrig gebliebenen Zellkerne nehmen eine rundliche Grestalt an und scheinen sich zu theilen, da man an einzelnen Stellen oft mehrere Kerne übereinander gelagert findet. An Zellen, welche noch keine Cuticula ausgeschieden haben, lässt sich bereits an ihren oberen Enden eine feine Zähnelung erkennen. Zwischen den Epithelzellen finden sich dann noch Becher- zellen im Darmrohr. Ich glaube solche schon in der Zeichnung Leydig's, welche einen Durchschnitt durch die Darmwand von Heluv hortensis darstellt^, in den dunkler gehaltenen Zellen zu er- kennen, nur stimmt die Form nicht. Die Becherzellen haben hier nämlich die Gestalt von Kolben mit langem, in der Mitte erwei- terten Halse (^Taf. II, Fig. 7). Die Zellkerne sind kugelig, das Plasma nimmt den ganzen Zellleib ein und ist grobkörnig. F. E. Schnitze beobachtete die secretorische Thätigkeit der Becher- zellen in den Barteln des Schlammpeitzgers, ohne dass er dabei die Zelle selbst beobachten konnte. * Ich habe häufig an aus- geschnittenen und im Schneckenblut untersuchten Darmstücken Becherzellen während der Secretion beobachten können, so dass ihre drüsige Natur auch hier ausser Zweifel ist. Ich sah, dass 1 Boll. Beiträge zur verg-1. Histologie des Molluskentypus. Bonn 1869. p. 42. - Simroth. Über die Siuneswerkzeuge 1. c. p. 322. 3 Leydig. Lehrb. (I.Histologie d. Mensch, u. d. Tliiere, Frankfurt a. M. 1857, p. 333, Fig. 178. ^ F. E. Schulze. Arch. f. mikr. Anat. Bd. lll. p. 151. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. 240* der bauchig erweiterte Halstheil sieh allmählich ausdehnte und mit hellem glasigen Schleim füllte, dann sich aber plötzlich contrahirte, wobei ein Schleimballen ausgestossen wurde, der von den Wimpern erfasst und fortgeführt wurde. Dieser Vorgang konnte an derselben Zelle mehrmals beobachtet werden. Die Blutgefässe des Darmrohres. Die in der vorderen Leibeshöhle gelegenen Abschnitte des Darmrohres erhalten die Gefässe direct aus der Aorta (der Ösophagus und Magendarm von Helix und Limax, bei Zonites nur ersterer). Der übrige Darm, soweit er in der Leber eingebettet ist, bezieht fast aus- nahmsweise seine G-efässe von der Arteria posterior. Eine Ausnahme macht nur jenes Darmstück, welches unmittelbar der Eiweissdrüse anliegt. Es bezieht wie das Eectum das Blut aus der Uterina, bei Limax hingegen wird ein Theil des letzteren von einem Seitenzweig der Arterie, welche zum Atheraloch geht, versorgt. Solange die Getässe an der Oberfläche des Darmes verlaufen, besitzen sie stärkere Wandungen und werden von (meist kalkhaltigen) Bindesubstanzzellen umgeben. Sie dringen schliesslich, indem sie eine Biegung unter einem fast rechten Winkel machen, in die Muskulatur ein und lösen sich inCapillaren auf. Diese treten wieder mit Capillaren benachbarter Arterien- zweige in Verbindung. Dadurch entstehen Gefässnetze zweifacher Art: ein weitmaschiges, aus stärkeren Aiterien gebildetes und ein capillares, welches sich in den Maschenräumen des ersteren ausbreitet (Taf. II, Fig. 5). Das „capillare Endnetz" steht endlich durch kurze Astchen mit einem sehr engmaschigen Netz ver- hältnissmässig weiter Bluträume, den „Übergangsgefässen", in Verbindung (Taf. II, Fig. 6). Sie vertreten im Schneckendarm auch die Stelle der Chylusgefässe, mit denen sie auch in viel- facher Beziehung einige Ähnlichkeit haben, imd sind dazu be- stimmt, dem Blute neues Bildungs- und Ernährungsmaterial zuzu- führen. Durchschnitte durch den Darm lassen in der Basis der Längsfalten grosse Sammelräume für das mit Bildungsstoffen beladene Blut erkennen (Taf. II, Fig. 7), welche durch 0-02 — 0*04 Mm. weite Öffnungen (ov) in der Ringmuskelscbichte mit den perivisceralen Bluträumen communiciren. Die Anordnung der Muskelzüge um diese Öffnungen lässt erkennen, dass eine 250 Xalepa. Erweiterung imd Verengerung- derselben möglich ist. Dies scheint mir auch deshalb wichtig zu sein, weil dadurch ein Rückstauen des Blutes aus der Leibeshöhle in die Darmgefässe bei rascher Contraction des Thieres vermieden wird. Aus dem Gesagten geht hervor, dass Jourdain's Darstellung von dem Zusammenhang der arteriellen Blutbahnen des Darmes mit den venösen Bluträumen der Leibeshöhle nicht richtig ist. Jourdain gibt nämlich an, dass die Arterien sich in feine Aste theilen, deren Enden mit trichterartig erweiterten Mündungen auf der Oberfläche der Darm- wand mit den perivisceralen Bluträumen communiciren.^ Jour- dain scheint also die venösen Blutbahnen in der Darmwand nicht gekannt zu haben. Dies ist aber sehr verzeihlich, weil die Injection derselben sowohl von der arteriellen als venösen Seite sehr selten gelingt. Sie füllen sich erst durch Rückstauung; die Injectionsmasse nimmt aber lieber den Weg mit geringerem Widerstand und tritt gleich aus den venösen Ostien in die Körper- höhle, so dass nur ein kleiner Theil der venösen Bahnen der Darmwand sich mit Farbstoif füllt. L^m einigermassen taugliche Präparate zu erhalten, muss man an ein oberflächliches Darm- gefäss anbinden, also direct injiciren und auch dann werden sich nicht alle venösen Räume vollkommen füllen. Aber gerade solche unvollkommen injicirte Präparate geben über den Bau und die Vertheilung derselben, besonders wenn feinkörnige Injections- massen verwendet wurden, die besten Aufschlüsse. Nerven des D a r m r o h r e s . Brandt hat das sympathische Centrum, das Ganglion buccale zuerst beschrieben^ und in seiner„MedicinischenZoologie" abgebildet.*^ Auch dieses Ganglion ist symmetrisch und besteht aus zwei eiförmigen, durch die Com- missura buccalis verbundenen Knoten, welche eine mehr oder minder tiefe, seitliche Einkerbung zeigen. Brandt zeichnet und gibt jederseits zw ei Ganglienknoten an; es ist jedoch diese Einker- J JourÜHin. 8ur la terminaison des arterioles viscerales de l'Ariou rufus. Compt. rend. des s6. de I'acad. des sc. LXXXVIII. I. 187i>. p. ]8t). -Brandt. Remarques suv los nerts stomato-gnstriques oii intestiiuiux dans les aniinaiix invertebres. Ann. d. sc. nat. Zool. 2' ^dr. t. V. p. 141». »Brandt. Medicinische Zoologie, Berlin 1S83. B.l. II. Taf XXXIV, Fi 2:. 13. Beiträge zur Auatomie der Styloinmatophoren, 251 bung' weder eine ringförmig-e noch lässt sich auf Durchschnitten eine Trennung* in zwei selbständige Knoten erkennen. Die Ganglien liegen zu l)eiden Seiten des Ösophagus unterhalb des Ausführuiigsganges der Speicheldrüsen und sind durch Binde- gewebe an der hinteren Wand der Massa buccalis befestigt. Die einfache^ sehr lange Commissur, welche dns Oberhirn mit dem Buccalganglion vereinigt — die Commissuracerebrobuccalis — ist einfach und dadurch von Interesse, dass sie eigentlich als ein seitlicher Nervenstamm eines aus dem Knoten seitwärts aus- tretenden Hauptstammes anzusehen ist. Dieser entspringt unter- halb des Ausführungsganges der Speicheldrüse und wird an seiner Austrittstelle von einem dünnen, von der oberen zur hinteren Wand der Buccalmasse ziehenden Muskel bedeckt: sobald er unter diesem Muskel hervortritt, gabelt er sich in drei Aste, von denen zwei die Muskulatur der Seitenwände versorgen, während der dritte zur Commissura cerebrobuccalis wird. Von dem oberen Rande gibt jeder Knoten einen Nerven ab, welcher neben der Arterie längs des Ausführungsganges der Speicheldrüse verläuft und sich im Parenchym der Drüse verliert. Knapp neben diesem ent- springen zwei weitere Nerven, welche an den Ösophagus treten: Ein grosser Stamm, welcher längs des Ösophagus nach rück- wärts zum Darm verläuft; ein kleinerer und schwächerer, welcher nur den seitlichen oberen Theil desselben versorgt. Ein weiterer Nerv tritt zur kleinen Speicheldrüse im Schlunddach. Nach abwärts gibt jeder Knoten einen Nerven an die Eückseite des Schlundkopfes. Leydig hat auf den Unterschied im Bau zwischen den Hirnganglien und den sympathischen speciell bei den In- secten aufmerksam gemacht. ^ Während erstere eine centrale Punktsubstanz besitzen, fehlt sie bei letzteren vollkommen. Ein solcher Unterschied ist hier nicht zu erkennen, denn auch das Ganglion buccale zeigt eine deutliche Punktsubstanz. — Schlemm verfolgte die zu beiden Seiten des Ösophagus verlaufenden Nerven Stämme bis in die Leber. ^ Mir ist dies unwahrscheinlich. 1 Leydig. Vom Bau d. th. Körp, Tübiugeu 1864. Bd. I. p. 202. 2 Schlemm. De hepate ac bile erustaceorum et raolluscorum quorun- dam. Diss. inauo^. Berolini. MDCCCXLIV. 252 Xalepa. weil diese, wie die mikroskopi.sche Untersuchung zeigt, sich viel- fach verästeln, einzelne Aste sich wieder vereinigen u. s. w.^ wobei sie immer neue Formelemente aus den zahlreichen grossen Ganglienkugeln aufnehmen. Leydig erwähnt diese colossalen Ganglienzellen bei Limax-/ in jüngster Zeit hat H. Schnitze die Magendarmnerven, besonders ihre Structurverhältnisse einer ein- gehenden Untersuchung unterzogen.^ Seine Angaben stimmen mit den Ergebnissen meiner Untersuchungen fast vollkommen überein. Die grösseren Stämme des Darmnervenplexus verlaufen im Fusse der Darmleisten oft grosse Strecken in den daselbst befind- lichen Bluträumen; manchmal werden sie von Längsztigen der Darmmuskulatur begleitet. Ich will hier nicht unterlassen, einiges über die Untersuchungsmethode zu erwähnen, auf die ich bei Injectionen mit salpetersaurem Silberammonium (0*5%) behufs Darstellung von Endothelien geführt wurde. Die in genannter Weise injicirten Darmstücke wurden in angesäuertem Wasser dem directen Sonnenlicht ausgesetzt. Die so erhaltenen Präparate zeigten in schönster Weise das Darmnerven-Geflecht, welches ich Taf. I, Fig. 3 dargestellt habe. Die Muskulatur blieb fast unge- färbt, die Bindegewebskerne waren tief braun, die Nerven und Ganglienzellen nahmen hingegen eine mehr oder minder schwärz- lich-violette Farbe an und konnten bis in ihre feinsten Astchen verfolgt werden. Es ist nur schade, dass das salpetersaure Silber- ammonium noch unzuverlässiger ist als die Goldsalze. Die con- centrische Streifung der Zellsubstanz und der Nerven, wie sie von Leydig bei Dytiscus, Locusta und Hirudo, ^ von Walter * und zuletzt von H. Schnitze bei den Pulmonaten beobachtet wurde, ist natürlich an solchen Präparaten nicht zu sehen, und man muss zu anderen Reagentien (chroms. Ammon., O-Ol^o Über- osmiumsäure) greifen, um sie sichtbar zu machen. Die kleinen multipolaren Zellen, welche an Querschnitten in den Nerven 1 Leydig. Lehrb. d. Histologie etc. p. 186. - H. tSchultze. Die fibrilUire .Stuctur der Nervenelemeute der Wirbel- losen. Arch. f. mikr. Auut. 187:>. Bd. XVI. •^ Leydig. Vom Bau d. tii. Körp. p. 85. 4 Walter. Mikroskopische Studien über das Centraluervensystem wirbelloser Tbiere. Bonn 1863. p. :31), Taf. 111, Fig. IX und XIV a. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoien. 253 sichtbar werden, scheinen mir bindegewebiger Natur zu sein. Die Ganglienzellen der Darmneiven besitzen nach H. Schnitze eine Membran; ich halte sie wie die Zellen des Buccalganglions für membranlose Zellen, die in einer bindegewebigen, structur- losen Kapsel mit dahinterliegenden Kernen eingeschlossen sind^ welche sich als Neiirilemmscheide auf den austretenden Nerven fortsetzt. Leydig fasst diese als ein Cuticulargebilde, die Kerne als die Reste der Matrixzellen auf. ^ — Die Erfahrungen, welche ich bezüglich der Nervenendigungen in der Muskulatur desLimax- Darmes machte, stimmen mit den Untersuchungen E. Gscheid- len's an dem Darm von Hirudo vollkommen überein. ^ Für die meisten Muskelfasern kann man an guten Präparaten eine Nerven- fibrille wahrnehmen, so dass man zur Annahme berechtigt ist, dass jeder Muskelfaser auch eine besondere Fibrille zukömmt. Die Löwit'schen Terminal fibrillen verlaufen gewöhnlich an der Seite einer Muskelfaser und lassen sich oft auf weite Strecken verfolgen. Die Enden derselben zeigen varicöse Anschwellungen^ die immer w^eiter auseinander rücken, bis sie endlich ganz ver- schwinden. Nicht selten vereinigt sich aber die Terminalfibrille mit einer anderen, so dass hier von einer Endigung eigentlich nicht die Rede sein kann. Auch sieht man oft, dass eine Fibrille, nachdem sie eine Strecke auf der einen Seite der Muskelfaser verlaufen, plötzlich auf die andere überspringt und in derselben Richtung weiter läuft. Die Speicheldrüsen. Während bei Helix die Speichel- drüsen als flockiger Überzug dem Magendarm aufgelagert und mit ihm durch zahlreiche Gefässchen verbunden sind, bilden sie bei Limax und Zenites compacte Massen, die bei ersterem sattelartig auf dem kurzen Ösophagus liegen , bei letzterem hingegen den- selben als ein ziemlich breiter und geschlossener Ring umgeben. Die beiden Drüsen sind so innig mit einander verbunden, dass eine Grenze zwischen beiden nicht angegeben werden kann. Die Ausführungsgänge verlaufen entweder gestreckt oder mehrfach hin- und hergebogen. 1 Leydig. Vom Bau d. th. Körp. p. 87. - R. Gscheidlen. Beiträge zur Lehre von den Nervenendigungen in der glatten Muskulatur. Arch. f. mikr. Anat.1877, Bd. XIV. p. 321. 254 Nalepa. Die Speicbeldrüsen siud aus zalilreicheii einzelligen Drüsen aufgebaut. Jede Seeretionszelle ist von einer bindegewebigen Membran umsclilossen, die sieb nacb einer iSeite in einen engen und meist sebr langen Ausfübrungsgang fortsetzt. Ein Epitbel ist in demselben niebt zu erkennen. Die Tunica propria ist structur- los und entbält eingestreute spindelige Kerne. Die Ausfübrungs- gänge der einzelnen Drüsen münden in Canäle, die noeb bei einem Durebmesser von 0-06 Mm. ein deutlicbes cubiscbes Epitbel besitzen, das aber weder bier noeb im Hauptausfübrungsgange flimmert. Die einzelnen Drüsenzellen baben tbeils einen fein- körnigen, tbeils einen glasbellen Inbalt. Sie verbalten sieb aucb gegen Überosmiumsäure verscbieden, indem die Zeljen mit körnigem Inbalte sieb rascber und intensiver bräunen. Da wir durcb die scbönen Untersucbungen Nussbaum's die Über- osmiumsäure als ein treffliebes Eeagens auf Fermentkörper kennen gelernt baben, so liegt die Yermutbung nabe, dass wir es aucb bier mit Secretionszellen verscbiedener pbysiologiscber Dignität zu tbun baben. Da sieb das feinkörnige Beeret in den Ausfübrungsgängen continuirlicb bis in den Zellleib fortsetzt, so ist es sebr wabrscbeinlicb, dass die Secretionszellen membran- los sind. Der plasmatiscbe Inbalt ist auf Stränge und Balken reducirt, die zu einem Netz- und Facbwerk vereinigt sind, in dessen Masebenräume sieb das Secret anbäuft. Die Kerne sind gewölinlicb rundlicb und zeigen eine deutlicb reticulirte Structur; docb sab icb aucb einigemale Kerne von balbmondförmiger Oestalt; die seitlicbe Einbucbtung scbien von einer grossen Öffnung in der Kernwand berzurübren. Mebrere einzellige Drüsen scbeinen zu Läppcben vereinigt zu sein, die von einer gemein- samen Hüllmembran eingescblossen werden. Wenigstens siebt man bei Anwendung von concentrirter Oxalsäure einen deutlicben bellen Saum um dieselbe, welcber auf die Existenz einer gef|Uo]lenen Membran binweist. Eine solcbe Hüllmembran glaube icb aucli in der Zeichnung Semperas ^ zu erkennen. Die einzelnen Läppcben werden von wellig verlaufenden Capilhiien umsponnen; das venöse Blut gelangt durcb kleine 1 Semper. Beiträge zur Auatomie und Pliysiologie der Pulniounleu. Zeitschr. f. wiss. ZmoI.. ISf)«;. Bd. VIII. Tat". XVI. Fi£>-. :"> a. Beiträge zur Anatomie der Ötylommatophoreii. 255 Offnimgeu, welche zwischen den Bindesubstanzzellen des peri- tonealen Uberzug-es liegen, in die Bliiträimie der Leibeshöhle. Die Arterien der Speicheldrüse vonLimax und Zonites entspringen direct ans der Aorta, bei Limax mehrere Aste, die sich zur Unter- seite der Drüse begeben, bei Zonites hingegen ein einzelner J^tamm, der sich erst später gabelt. Die Gefässe der Helix- Speicheldrüsen sind Nebenäste einer aus der Aorta entspringen- den Darmarterie. Eine Arterie begleitet den Ausftthrungsgang bis zur Mündungsstelle, wo sie sich in mehrere Zweige für das Ganglion buccale, das Schlunddach, den Ösophagus etc. auflöst. Jede Speicheldrüse erhält vom Ganglion buccale einen mächtigen Nerven, welcher mit dem Ausführungsgange enge verbunden nach rückwärts verläuft und sich in der Drüsenmasse in viele Zweige auflöst, die wiederum den Ausführungsgängen zweiter und dritter Ordnung folgen. Überall finden sich auch jene grossen Ganglienzellen, wie sie für das sympathische System charakteristisch sind, jedoch scheinbar nicht in jener Menge wie in der Darmwand. Die feinen Aste oder gar deren Endigungen zu erforschen, verbietet der Bau des Organes. An das obere Ende des Ausführungsganges sendet das Buccalganglion eben- falls einen Nerven, der aber auch die Schlunddachwandung^ innervirt. ^ An jener Stelle des Schlunddaches, wo die Ausführungs- gii\)ge der Speicheldrüse in die Mundhöhle einmünden, bemerkt man bereits ohne weitere Präparation in der Muskulatur einge- bettet eine w^eissliche, hirsekorngrosse Masse, die sich bei genauerer Untersuchung als eine Drüse erw^eist. Querschnitte durch das Schlunddach (Taf. I, Fig. 5) lehren, dass diese kleine Drüse den Ausführungsgang der Speicheldrüse theils mantel- förmig umgibt, theils demselben sattelförmig auflagert. Die Haupt- masse der Drüse liegt oberhalb des Ausführungsganges, während unterhalb desselben die Drüsenlage nur aus wenigen Zellen besteht. Diese Drüse besteht wie die grosse Speicheldrüse aus einer Vereinigung einzelliger Drüsen, deren Ausführungsgänge 1 Die Arbeit B ergo 11 zini's: Sulle glandule sahvari degUHeiixin: Lo Spallanzani, rivist. dl Sc. med. et nat. IX. Modena, kenne ich leider nur im Auszuge des Zoolog. Jahrber., 1880, III. p. 16. 256 Nalepa. theils direct zwisclieu den Epithelzellen des Speielieldrüseng-anges münden, theils sich zu g-rössercn, mit cubischem Epithel ausge- kleideten Gängen vereinigen. Ihrem Bau nach kann wohl kein Zweifel sein, dass sie physiologisch ebenfalls eine Speicheldrüse ist. Gefässe erhält sie von einem kleinen Seitenzweig' der Speichel- drüsenarterie. Die Capillarverästelung ist dieselbe wie in den grossen Speicheldrüsen. Bei genauer Beobachtung bemerkt man unschwer einen Nerven, der aus dem Buccalganglion seinen Ursprung nimmt, an die Drüse herantreten und sie mit Nerven versorgen. An Querschnitten sieht man nicht selten die grossen Ganglienzellen zwischen den Muskelzügen gelagert, die in beträchtlicher Zahl die Drüse durchziehen. Was das Vorkommen dieser kleinen Speicheldrüse betrifft, so fand ich sie bei Helix pomatia und besonders schön entwickelt bei H. austriaca ; Limax cinereoniger und Zonites algirus besitzen sie nicht. Die Leber. Ich begnüge mich hier mit einigen Bemerkun- gen über die Leber des Zonites. Sie ist in eine vordere drei- lappige und eine hintere, die Schalenwindung ausfüllende, zwei- lappige Partie getheilt. Die vordere ist in der Weise gelagert, dass nur der Ausführungsgang zwischen Magen und dem aus- tretenden Darm zu liegen kommt, während sich das Drüsen- parenchym über den Magen und die freien Lappen auch über den Darm ausbreitet. Die beiden Leberabschnitte besitzen je einen Ausführungsgang; der eine mündet in den Darm, der a,ndere von ihm getrennt in den „Magen". Die Gallengänge sind mit einem Flimmerepithel ausgekleidet, welches von Sicard nicht gesehen wurde. ^ Es kann von vorneherein keinem Zweifel unterliegen, dass Aste des oberflächlichen Darmnervenplexus mit den Gallengängen in die Leber eintreten, was auch von der mikroskopischen Untersuchung bestätigt wird. Ein sehr günstiges Object ist der kleine flächenartig am Magen ausgebreitete Leber- lappen. Die einzelnen Follikel desselben sind von einander vollkommen getrennt und münden alle auf einer Seite des gemeinschaftlichen Gallenganges, so dass dieser Leberlappen ein kämm- oder federartiges Aussehen erhält. Der Gallengang ist so weit, dass er sich mit einer spitzen Scheere leicht der 1 Sicard. 1. c. p. i^3. Beiträge zur Auatuiüie der Stylomuiatophoreu. 257 Länge nach aufschneiden lässt. Bei Anwendung aufhellender Reagentien lässt sich in seinen Wandungen schon jetzt ein ähn- liches Nervengeflecht, wenn auch nicht ein so dichtes und an Ganglienzellen reiches, wie im Darm erkennen. Goldpräparate geben über die Nervenvertheilung einen weit besseren Aufschluss ; sie lassen erkennen, dass die Hauptmasse der nervösen Elemente nicht in den Wandungen des Gallenganges zu finden ist, sondern in den vielfach durchbrochenen Bindegewebsmembranen, welche sich zwischen den Leberfollikeln ausspannen. In ihnen verlaufen die grossen Nervenstämme quer über die Ausführungsgänge der einzelnen Leberläppchen und bilden grossmaschige Netze, die ungemein reich an grossen Ganglienzellen sind. Letztere lagern jedoch nicht wie im Darm dem Nerven einzeln auf, sondern meist zu Gruppen von drei bis sechs Zellen vereinigt. Zahlreiche feine Nervenäste dringen endlich in die Läppchen der Leber ein und umspinnen die einzelnen Follikel, indem sie wieder mehr oder minder dichte Netzwerke bilden. Die in ihnen auftretenden Ganglienzellen haben bedeutend an Grösse abgenommen und lagern den Nerven einzeln auf. Die Endigung der Nerven in der Leber zu studiren, ist mir bis jetzt nicht möglich gewesen.^ Das Gefässsystem. Das Blut der Pulmonaten kreist in arteriellen und venösen Bahnen: die arteriellen zeigen selbst in ihren feinsten Ver- ästelungen, den Capillaren, einen gefässartigen Charakter; sie besitzen selbständige Wandungen und überall ein nachweisbares Endothel. Die venösen Bahnen hingegen sind theils mehr oder minder erw^eiterungsfähige, weit verzweigte und unter einander communicirende Räume im Organgewebe, theils Blutbehälter in der Leibeshöhle. Ihre Wandungen sind structurlose Binde- substanz mit eingestreuten Kernen, jedoch ohne Endothel. Auch dann, wenn diese Räume einen gefässartigen Charakter annehmen, entbehren ihre Wandungen jener hohen Selbständig- 1 Ich fand in der Leber von Zonites einigemale bedeutende Mengen von Keimschläuchen, die zahlreiche, einen Stirnstachel tragende Cer- carien enthielten. 258 Nalepa. keit und Unabhängig'keit von den benachbarten Geweben, wie de arteriellen Gelassen eigen ist. A. Arterielles Gefässsystem. Die Aorta wendet sich kurz nach ihrem Austritt aus dem Ventrikel nach unten und vorne und umgreift dabei den Darm. Sie gibt ein mächtiges Gefäss ab, welches den hinteren Ein- gew^eideknäuel (die Leber, den eingebetteten Darm und die Zwitterdrüse ) versorgt. Es ist dies die Arteria s. Aorta hepatica aut., die ich allgemein Arteria posterior nennen will. Bei den Gehäuseschneeken von geringerer Mächtigkeit erreicht sie bei Limax fast die Stärke der Aorta. Ihre Ramification ist vorzugs- weise dendritisch, während die Verzweigung der Aorta, wie alle. Organe der vorderen Leibescavität, dem bilateralen Typus folgt. Das arterielle System zerfällt daher naturgemäss in zwei von ein- ander geschiedene Gefässbezirke — die Ramification der Aorta und die der Arteria posterior. I. Die Ramification der Aorta. Die Aorta ist anfangs mit dem Diaphragma eng verwachsen (Helix, Zonites), bei Limax dagegen in ihrem ganzen Verlaufe ohne Adhäsionen an benachbarten Organen. Vor dem Austritte der Uterina entsendet sie feine Gefässe zum Diaphragma und zur hinteren Wand der Lungenkammer. Hierauf gibt sie ab die 1. Arteria uterina. Sie liefert gleich nach ihrer Ab- zweigung ein Gefäss für das Receptaculum seniinis (Helix) mit Seitenzweigen an die hintere Lungenwand und läuft dann quer über den Uterus in den Winkel, welchen dieser mit der Eiweiss- drüse bildet und hierauf längs des äusseren Randes der Prostata oder zwischen dieser und der Uteruswand. Während ihres Ver- laufes gibt sie zahlreiche Ästchen zur Prostata und zum Uterus. Jede Falte desselben erhält eines oder mehrere, Avelche sich an der Oberfläche dendritisch ausbreiten und Zweige zu den benach- barten Falten senden. Anderseits treten Zweige in der Mesenterial- falte, welche den Uterus mit dem Ausführungsgange des Recepta- culums verbindet, zu letzterem. Li ihrem unteren Verlaufe Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoreu. 259 umgreift die Uterina das Vas deferens, welches feine Ästcheu erhält und wendet sich dann quer über den Ausführungsgang des Eeceptaculums und der Glandulae mucosae zum Pfeilsack, auf welchem sie sich in zierlichen Geflechten ausbreitet. Zu beiden Seiten der Ausführungsgänge der vieltheiligen Schleimdrüsen werden an diese Drüsen feine Arterien abgegeben, die in ihrem Verlaufe keineswegs an die einzelnen Tubuli gebunden sind, sondern oft quer über dieselben verlaufen. Der Penis wird, wie wir sehen werden, von selbständigen Arterien versorgt. Dort wo die Uterina an den Uterus herantritt, gibt sie einen Ast zur Eiweissdrüse, einen zum Ductus ovoseminalis, einen zum Dünn- darm, zum Mastdarm und den angrenzenden Manteltheilen und endlich ein Gefäss zur Niere. Bei Zonites erhält der Uterus noch eine zweite selbständige, aus der Aorta entspringende Arterie die den unteren Theil desselben mit der Prostata zu versorgen hat, also dem unteren Verlauf der Uterina bei Helix entspricht; jedoch mit dem Unterschiede, dass weder die Glandulae mucosae noch die Bursa copulatrix und das abtretende Vas deferens von ihr Gefässe erhalten. Doch fand ich auch bei Helix nicht selten eine zweite Uterina wie bei Zonites. Bei letzteren sowie bei Limax verläuft sie zwischen Uteruswand und Prostata. Die weiteren von der Aorta abtretenden Arterien, welche die beiden Seiten der Körperhöhle, den Magendarm, das Dia- phragma und den hinteren Theil des Fusses versorgen, sind in ihrem Ursprung sehr inconstant. Oft entspringen die drei ersteren Arterien aus einem gemeinsamen starken Stamm, während in anderen Fällen für die rechte Seite und das Athemloch ein eigener Gefässstamm in gleicher Höhe mit der Magendarmarterie abzweigt. Diese gibt, ehe sie an den Magen herantritt, an die linke Körperwanduug eine Arterie ab, die mit einem Nerven in die Muskulatur eindringt. Von dieser zweigen erst die Gefässe für die linke Seitenwand, für den Musculus columellaris, sowie die Ernährungsgefässe für die Lunge (Helix ) ab. Ferner entspringt aus der Aorta eine Arterie, die zwischen den Eetractormuskeln durchtritt, und den hinteren Theil des Fusses und des Mantel- randes, sowie zum Theil auch das Diaphragma versorgt. Gleich nach ihrem Ursprung gibt sie die Arterie für das Athemloch und die rechtsseitige Körperwandung und die Magendarmarterie ab.. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVIT. Bd. I. Abth. 18 260 Nalepa. Letztere gabelt sich bald in zwei Aste^ welche im Pareuchym der Speicheldrüsen verlaufen und zahlreiche Arterien zu diesen und dem Magen abgeben. In directer Fortsetzung verlaufen sie mit den Ausführungsgängen der Speicheldrüsen bis zur hinteren Wand der Buccalmasse, wo sie sich in zahlreiche Zweige auf- lösen, indem sie je einen zu beiden Seiten des Ösophagus nach rückwärts abgeben, dann zum Schlunddach und der in demselben gelegenen Speicheldrüse, ferner zu den Seitenwänden und zur Rückseite des Schlundkopfes, endlich eine sehr feine Arterie für die Commissura cerebrobuccalis (Helix). Bei Zenites entspringt aus der Aorta ein mächtiges Gefäss, das sich in dem rinnenartigen Einschnitt des Retractor pedis nach rückwärts wendet und rechts und links Äste abgibt, die in den hinteren Tb eil des Fusses ein- dringen. Dieses Gefäss gibt eine Arterie für das Athemloch und zwei oder eine sich erst si)äter gabelnde Arterie für die Speichel- drüsen. Äste der letzteren gehen zum Ösophagus, zu den Aus- führungsgängen der Speicheldrüsen, dem Schlund etc. Eine selbständige Arterie für die linke Körperwand fehlt beim Zonites und wird von den später zu besprechenden, aus der Art. recurrens hervorgehenden Seitenarterien ersetzt. Bei Limax treten immer mehrere Gefässe an die Unterseite des Magens und der Speichel- drüsen. In ihrem weiteren Verlaufe tritt die Aorta durch den Ganglienring, welcher vom G. pedale und G. viscerale gebildet wird, um sich gleich nach dem Austritt in mehrere Arterien zu spalten, von denen die unpaaren medianen, die Art. pedalis s. recurrens und die A. buccalis die mächtigsten sind. 2. Die Arteria pedalis s. recurrens, der stärkere der beiden Stämme, wendet sich nach der Abzweigung in der Mediane des Fusses nach abwärts und rückwärts. Bei Limax gabelt sie sich in zwei Äste, die zu beiden Seiten der Fussdrüse verlaufen. Bei Helix und Zonites hingegen verläuft sie ungetheilt eine Strecke weit oberhalb der Fussdrüse. Sie gibt in die Muskulatur und zum Retractor des Fusses zahlreiche Zweige ab. 3. Die Arteria buccalis wendet sich frei in der Leibes- höhle nach vorne und aufwärts zur Unterseite der Buccalmasse, wo sie dieselbe median an der Insertionsstelle des Retractor buccalis erreicht; hier a-abelt sie sich in zwei bleich starke Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoreu. 261 Aste^ welche sicli au der Innenseite der Unterlippen in ein feines Netzwerk auflösen, isach rückwärts gibt sie noch eine kleine Arterie an die Unterseite der Zungenpapille. Die paarigen Arterien verlaufen zumeist gemeinsam mit den Nervenstämmen des Pedalganglions. Sie entspringen mit Ausnahme der beiden Cerebralarterien an der Unterseite des Ganglienringes nahe neben einander. 1. Die Arteria cerebralis sinistra entspringt knapp an der Abzweigungsstelle der Art. recurrens, die Art. cerebr. dextra aus dem Winkel zwischen Art. buccalis und recurrens. Die beiden Arterien verlaufen an der vorderen Seite der Comiss. cerebropedalis, mit welcher sie bindegewebig verbunden sind und spalten sich, sobald sie das Cerebralganglion erreicht haben, in mehrere Aste: a. Ein feiner, nach rückwärts verlaufender Ast, der mit der Visceralcommissur verläuft und sich auf dem Visceral- ganglion baumartig verzweigt. b. Die Arteria tentaculi majoris, welche sich wieder in drei Äste spaltet: der eine geht mit dem Tentakelnerven zum Tentakelknopf und zum Auge, der zweite sendet Zweige zur Basis des Tentakels, die sich netzförmig ausbreiten und kleine Gefässe für die Oberlippe und die Innenseite des Tentakels abgeben. Der dritte und stärkste Ast endlich, die Fortsetzung der Art. cerebralis, ist die Art. penis. Sie ver- läuft an der inneren Seite der Euthe und sendet zahlreiche Gefässe zum Vas deferens; nach aufwärts gibt sie die Gefässe für das Flagellum und den Retractor penis ab (Helix). Limax und Zonites erhalten die Gefässe für den Penis direct aus der Art. recurrens. c. Die Arteria tentaculi minoris, welche mit dem Nerven des kleinen Tentakels verläuft und sich mit ihm gabelt, um eine Arterie zum Mundlappen abzugeben; d. endlich versorgen feine Gefässe die Ober- und Unterseite des Cerebralganglions.^ 1 Die Gefässe sind auf die gaugliöse Kiudenschiclite beschränkt, wo Bie in den bindegewebigen Scheiden verlaufen; die Punktsubstanz ist daher frei von Blutbahnen. Es erinnert dies an das Verhalten der Gefässe in den Ganglien der Anneliden fLeydig). 18* 262 Nalepa. 2. Ein Ast nach vorne, der bald in den Fuss eintritt und in der Muskulatur desselben verseliwindet, ohne sich oberflächlich zu verästeln (Helix). 3. Bei Limax und Zonites ein Ast für den Penis; er ver- ästelt sich dendritisch auf der Oberfläche desselben und gibt auch ein Zweigchen zur Körperwand nach vorne ab. Die Penis- arterie von Limax verläuft längs des Vas deferens und gibt zahlreiche Arterien, welche quer durch das Mesenterium verlaufen zum Penis. Der entsprechende linksseitige Gefässstamm ist ver- kümmert und tritt in die Muskulatur der Seitenwand. 4. Eine Arterie, die sich in dem Winkel zwischen Vagina und Penis in zwei Aste gabelt. Der vordere versorgt nur die Körperwand, der hintere dagegen bei Limax und Zonites die Vaginalportion, das Vas deferens, die Bursa copulatrix, sowie den unteren Theil des Uterus. 5. Endlich eine Arterie, welche die hinteren Partien der Seitenwandungen versorgt, an deren Oberfläche sie sich dendri- tisch ramificiren. Endlich verlaufen mit den aus dem unteren Schlundganglien austretenden Nerven Ernährungsgefässe, die sich auf ihrer Ober- fläche in ein weitmaschiges Geflecht auflösen und ebenfalls direct oder iudirect ihren Ursprung aus der Art. recurrens nehmen. IL Die Ramification der Arteria posterior. Dort, wo bei Helix die Aorta den Darm umgreift, um sich nach vorne zu wenden, zweigt die Arteria posterior ab, um die Hauptmasse der in der Spirale gelegenen Organe mit Gefässea zu versorgen. Anfangs läuft sie an dem unteren Rande des vorderen Leberlappens und begleitet zugleich auch das aus dem Blindsack tretende Darmstück. Sie gibt an die obere Wand des Pericardiums und zu den benachbarten Partien des Lungendaches^ eine sich vielfach verzweigende Arterie ab. Zwei oder drei weitere stärkere Aste wenden sich zur Oberfläche des Leber- lappens, die nicht allein Zweige in das Parenchym der Leber,, sondern auch zum Mantelüberzug schicken. Das Hauptgefäss wendet sich dann am unteren Rande des angrenzenden Leber- lappens zum Blindsack des Darmes, wo es in die Leber eintritt. Beiträge zur Anatomie der Styloinmatophoren. 263 Zuvor gibt es aber noch ein starkes Glefäss zur Oberfläche der Leber und der in ihr eingebetteten Darmschlinge ab. Innerhalb der Leber entsendet die Arteria posterior Zweige zum Mantelltberzug lind zum Blindsack ; ein starkes Gefäss wendet sich nach vorne^ um ein zierliches Geflecht auf der Oberfläche des austretenden Dünndarms bis zu seiner Krümmung nach rückwärts zu bilden. Ein zweites starkes Gefäss geht an die Zwitterdrüse, wo es längs des Ausführungsganges verläuft und zahlreiche Zweige zu den Drüsenläppchen sendet. Aus dieser Darstellung der Gefäss- ramification geht hervor, dass von dem in der Leber eingebetteten Organen nur der Uterus und die Eiweissdrüse, sowie jener Abschnitt des Darmes, welcher zwischen Blindsack und Magen liegt, vonder Arteria posterior nicht versorgt werden. Sie empfangen mit dem Mastdarm, der Niere, der hinteren Lungenwand und dem Eeceptaculum seminis ihre Gefässe aus der Arteria uterina. Limax macht insofern eine Ausnahme, als der ganze in der Leber ein- gebettete Darm seine Gefässe aus der Art. posterior erhält. Die Art. posterior entspringt auch hier fast zugleich mit der Aorta aus dem Herzen und verläuft dann zwischen der Dünndarmschlinge in gerader Richtung nach rückwärts. Das Rectum erhält einen Seitenzweig von der Arterie, die zum Athemloch geht. B. Venöses Gefässsystem. Die Ausbreitung und Verzweigung der in der Muskulatur des Fusses und der Körperwandung gelegenen Venen von gefäss- artigem Charakter ist durch Injection schwer darstellbar, weil die Injectionsmasse gleich in die umliegenden Bluträume dringt und den Verlauf der Hauptstämme verdeckt; am leichtesten gelingt es noch bei den Nacktschnecken, wo die grossen Venen an der inneren Körperwandung sehr nahe an der Oberfläche ver- laufen und durch Einpinseln von Quecksilber zur Ansicht gebracht werden können. Bei Limax liegt jederseits in der Körperwandung eine grosse Vene. Sie beide sind dazu bestimmt, das Blut aus den hinteren Körpertheilen und von den Eingeweiden der Lunge zuzuführen und entsprechen demnach der rechten und linken Randvene bei Helix und Zonites. Sie beginnen am Schwanztheil :mit einer baumartigen Verästelung; durch Aufnahme von Venen- 264 Nalepa. Stämmen aus dem Fusse und den Eingeweiden nehmen sie immer an Mächtigkeit zu. Ihnen entsprechen im vorderen Körpertheil ebenfalls zwei seitliche Hauptvenen, welche das Blut aus dem vorderen Theil der Leibeshöhle und des Fusses aufnehmen; hiezu kommen noch paarige Venenstämme im Nacken. Alle diese Venen führen das venöse Blut in eine Kranzvene — Circulus venosus — welche am Kande des Lungensackes verläuft. Auch im Fusse verlaufen zu beiden Seiten oder unterhalb der Fuss- drtise grosse Venen, welche das Blut aus den Schwellgefässen aufnehmen und theils in die Leibeshöhle (Helix), theils in die Randvenen führen. Endlich wären noch zahlreiche unbedeutende Venen zu erwähnen, welche überall die Hautdecke der Länge nach durchziehen und auf Querschnitten leicht zur Ansicht kommen. Bei Helix ist die bilaterale Anlage des Venensystems durch die spiralige Aufrollung des Eingeweideknäuels gestört, doch lassen sich auch hier noch die entsprechenden Hauptvenen erkennen. Die rechte Seitenvene ist stärker entwickelt als die linke, welche nur auf einen kurzen Stamm reducirt ist. Erstere verläuft am inneren Eande der Spirale; ihre Wurzeln liegen im Apex. Zahlreiche Seitenzweige entspringen auf der Oberfläche der Leber und führen ihr Blut aus den Eingeweiden zu. Sie tritt direct als rechte Lungenvene in die Lungenkammer, wobei sie ihren Weg am oberen und äusseren Rand des Rectums nimmt. Vor ihrem Eintritt nimmt sie noch das Blut aus dem hinter der Niere gelegenen Blutraume und eines unterhalb des Rectums verlaufenden Venenstammes (Taf. II, Fig. 2 r) auf. Dieser letztere beginnt mit starken Wurzeln in der Nähe des Athemloches und nimmt zahlreiche Zweige vom Rectum und aus dem unter dem- selben gelegenen Wandtheil der Spirale auf. Die 1 i n k e R a n d v e n e beginnt mit einem kurzen Stamm von dem Blutraum, welcher an dem linken und hinteren Lungenrand in der Leberliegt; sie nimmt hauptsächlich das Blut aus den unteren und vorderen Ein- geweidepartien der Spirale auf und verläuft dann als linke Lungenvene längs des Mantelsaumes, aus dessen Schwellnetzen; sie zahlreiche kleine Venen empfängt und tritt dann in der Nähe des Athemloches mit der rechten Lungenvene in Verbindung. Sowohl durch die rechte als linke Luugenvene wird das Blut aus. der Körperhöhle und dem Fusse der Lunge zugeführt. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. 265 Neben den im Vorhergehenden besprochenen venösen Bahnen mit einem ausgesprochenen gefässartigen Charakter muss noch auf die Bluträume in der Körperhöhle hingewiesen werden^ die, wie wir gleich sehen werden, ja ebenfalls einen Theil der rück- flthrenden Blutbahnen ausmachen. Diese Bluträume — ich nenne sie absichtlich weder Lakunen noch Sinusse, um einem sicheren Missverständniss zu entgehen — werden von den Gegnern eines unvollkommenen Circulationsapparates bei den Mollusken ent- weder geleugnet und an ihrer Stelle Venen beschrieben oder als zum Kreislauf nicht gehörig und ausserhalb desselben liegend, angesehen. Sie existiren jedoch zweifellos und vertreten die Stelle von Venen, der in der Leibeshöhle freiliegenden Organe, zum Theil wohl auch der Chylusgefässe. Ich betone ausdrücklich den venösen Charakter dieser Räume, weil aus der Dar- stellung einiger Autoren hervorgeht, dass sie auch die Stelle eines Capillarsystems vertreten, mit anderen Worten, ein solches bei unseren Thieren überhaupt fehlt. So hat v. Siebold die arteriellen Blutbahnen bei Arion untersucht, jedoch ohne sie vorher zu injiciren.^ Bekanntlich ist in den Bindesubstanzzellen um den Darmgefässen dieser Nacktschnecke in reichlicher Menge kohlensaurer Kalk abgelagert. Das hierdurch bedingte kreidige Aussehen der Gefässwandungen erlaubt auch ohne Zuhilfenahme einer Injection die grösseren Arterien zu verfolgen, aber auch nur diese, denn in den Wandungen der Capillaren hört die Kalkablagerung auf. Dies ist der Grund, weshalb v. Siebold und andere Forscher zur Ansicht kamen, dass Capillaren fehlen müssen. Wedl,^ indem er die Resultate der Milne Edwards'schen Untersuchuugsmethoden bespricht, stellt die Existenz der genann- ten Bäume in Abrede, gibt aber keinen Aufschluss über die Venen der im Leibesraum freiliegenden Organe. Auch ist es ihm nicht gelungen^ von venöser Seite die Darmgefässe zu injiciren. 1 V. Siebold. Lehrbuch der vergl. Anat. der wirbellosen Thiere. Berlin 1846, p. 330. Anm. 4. - Wedl. Über Capilbirg-efässsysteme von Gastropoden. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien, 186S, Bd. LVIN. III. Separatabdr. p. 4. 266 Nalepa. Zu vielfach unrichtigen Annahmen gab auch Veranhissuug die von Er dl ^ gegebene Abbildung des Gefässsyslemes von Helix algira die auch in Carus' Erläuterungstafeln übergegan- gen ist. Es liegt mir die Originalabbildung, ein sehr dürftiger Steindruck, vor. Aus derselben entnehme ich, dass sämmtliche Gefässnetze, welche Erdl auf der Oberfläche der einzelnen Organe gezeichnet, arteriell sind. v. Siebold und Mi Ine - Edwards sind daher in der Beurtheilung dieser Zeichnung voll- kommen im Rechte. Robertson, ^ der sich in jüngster Zeit mit dem Gefässsystem von Helix pomatia beschäftigte, plaidirt für ein vollkommenes Gefässsystem und meint auf Erdl 's Abbildung auch Venen zu sehen. Ich kann mir aucli keine Vorstellung davon machen, wie sich Robertson das Venensystem denkt. Er injicirte vde Milne Edwards unter anderem auch vom Tentakel und sagt: „Injection performed in this way fills first large Spaces in the body, then the venous capillaries of the viscera and lastly the pulmonary capillaries, befor it reaches the heart; and a good deal of pressure is required to get it thus far." Robertson hat also bestimmt die Bluträume in der Leibeshöhle gesehen, scheint aber anzunehmen, dass das Blut der Eingeweide sich in oberflächlichen Venen sammle und diese erst in die Bluträume münden. Seine Abbildung, wenn ich nicht irre, eine Photolithographie, ist so undeutlich ausgefallen, dass man nicht im Stande ist, die ein- zelnen Organe genau zu unterscheiden, geschweige denn die Gefässramificationen zu erkennen. Über den Zusammenhang der Capillaren mit den Bluträumen gibt er keinen Aufschluss. Ahnlich wie Robertson kannten auch schon andere ältere Forscher dieseBluträum e. C u v i e r, D u v e r n o y und P o n c h e t sahen sie, behaupteten aber dennoch ein vollkommenes Gefässsystem, indem sie diesen Räumen eine andere physiologische Bedeutung beimassen. Cuvier-"^ und Duvernov* hielten die Öffnungen in 1 Erdl, DissertHtio iuauguralis de Helicis algirae vasis saugiiiferis. Monachii 1880. Taf. I, Fig\ 1. 2 Roberts 011. Od the Organs of Circulatiou of the Koinau Suail (Helix Pomatia;. The Auu. and Mag. of nat. Hist. 3 ser. 19. 18(57, p. 1. 2 Cuvier. Mera. pour servire ä l'hiHt. et l'anat. des Mollusques, Paris 1817 und Ann. du Mu.seum T. II. '^ Duvernoy. Additions aux Legons d'Auat. comp, de Cuvier, Paris 1830, T. VI. p. .')38. Beiträge ziii Auitomie der Stylommatopiioreü, 267 den Venen Wandungen von Aplysia für absorbirende Öffnungen, die dazu bestimmt seien, die in die Abdominalliölüe aus dem Darm ausgeschiedene Xährflüssigkeit aufzunehmen. Pouche! meint wiederum: „Die Physiologie der rothen nackten Schnecken bietet eine äusserst merkwürdige und meines AVissens bis jetzt noch nicht hervorgehobene Eigenthümlichkeit dar. Das Blut M^rd, nachdem es die Haargefässe, in welchen die Arterien aus- gehen, durchlaufen hat, wenigstens grossentheils durch dieselben ausgehaucht, so dass es sich in die Eingeweidehöhle ergiesst; hierauf aber durch die Enden der Venen absorbirt und in das Gefässsystem zurückgeleitet" ^ Die Unrichtigkeit dieser Annahme lässt sich leicht durch Injection von den grossen Venen aus mit körnigen Injectionsmassen darthun. Diese dringen vor den Augen des Injectors in die Abdominalhöhle, was doch nicht möglich wäre, wenn eine Aufsaugung stattfände. Andere Bedenken, die sich noch vom physiologischen Standpunkte dagegen vorbringen Hessen, will ich gar nicht erwähnen ^. Die Leibeshölile bildet jedoch keinen einheitlichen, für sämmtliche in ihr gelegenen Organe gemeinsamen Blutraum, sondern zerfällt durch bindegewebige Membranen in grössere und kleinere Pväume, welche durch Öffnungen in ihren Wandungen untereinander communiciren. Ein solcher Blutraum befindet sich im Kopftheil, indem eine Bindegewebslamelle vom vorderen Rand des Hirnganglions nach vorn und aufwärts zum Nacken zieht. Ebenso umhüllt die fingerförmigen Schleimdrüsen mit dem Pfeilsack eine Membran, so dass diese gleichsam in einem Sacke liegen. Auch der Uterus wird von einer bindegewebigen Hülle eingeschlossen; sie liegt hier aber so eng an, dass sie nicht mehr isolirt werden kann. Endlich finden sich zahlreiche kleinere Blut- 1 Pouch et. Rech, sur les Mull., Ronen 1842. p. 13 und Froriep N. Not. p. '262, Bd. XXXIV. Xr. 743. - Die Abhandlung H. La wson's: On the general anatomy, histology and pbysiology oi Limax maximus Oloquiu Taudou in: Quart. Jouvu. ot mikr. sc, London 1863. Vol III. p. 10—37, lasse ich hier wie überall unbe- rücksichtigt. Ohne an die Widerlegung der zahlreichen Irrthümer zu denken, weil sie ja längst Bekanntes betreffen, sei hier nur der Vermuthung Raum gegeben, dass Hr. Lawson nach den von ihm angegebenen anatomischen Verhältnissen Limax maximus, Moq. Tand., gar nicht untersucht haben kann. 268 Xulepa. räume an der Körperwand, wo sie taschenartig- in die Abdominal- höhle vorspringende Behälter bilden. Am schönsten gelangen sie auf Querschnitten durch gefrorene, im Wasser erstickte Schnecken zur Ansicht. Ich habe schon erwähnt, dass alle diese Bluträume in ihren Wandungen Offnungen haben. Die Communication der Räume untereinander scheint jedoch keine allgemeine zu sein, weil man beim vorsichtigen Offnen asphyctischer Thiere einzelne derselben anschneiden kann, ohne dass die benachbarten Räume collabiren würden. Die Bluträume im hinteren Eingeweideknäuel befinden sich überall zwischen den einzelnen Organen; grössere dieser Räume liegen an der Ursprungsstelle der Lungenvenen am hinteren Nierenrand, ferner längs des Dünndarmes. Von einigen For- schern wird auch ein Pericardialsinus angegeben; doch ein solcher ist nicht vorhanden. Injectionen liefern davon einen sichereren Beweis, als die Versuche, welche Nüsslin ^ noch über- dies anstellte, indem er das Pericard durch einen kleinen Ein- schnitt öffnete und mit einem Stückchen Fliesspapier, dann wieder mittelst einer Spritze die Flüssigkeit aus demselben auf- sog und fand, dass durch Druck etc. die Menge derselben nicht zunehme, also eine Communication mit Blutgefässen ausge- schlossen sei. Dieses Resultat ist jedenfalls sehr merkwürdig, wenn man bedenkt, dass ein ungemein dichtes Gefässnetz die Wand des Pericardiums durchzieht und die geringste Verletzung derselben eine copiose Bhitung nach sich zieht. Wenn so die peri visceralen Räume als venöse Bluträume und als Ersatz für fehlende Venen der einzelnen in der Abdomi- nalhöhle gelegenen Organe nicht angezweifelt werden können, so drängt sich gleich eine andere Frage auf, nämlich wie die Arterien dieser Organe endigen mögen. Es liegt uns darüber eine Arbeit von Jourdain vor, in welcher gezeigt wird, dass die Arterien, nachdem sie sich vielfach verästelt, auf der Oberfläche der Organe mit trichterförmigen Öffnungen in die umliegenden Bluträume münden^. Ich habe schon bei der Besprechung der 1 Nüssiiu. Beiträge zur Anut. uud Phys. der Pulmouaten. Ilabili- tatiousschr. Tübingen 1879. p. 12. - Jourdain, 1. c. p. löO. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. 269 Darmgefässe darauf liingewieseu, dass Joiirdain's Angaben insoweit unrichtig* sind, als die Arterien früher in die Über- gangsgefässe der Darmwand und diese erst durch venöse Ostien in die Leibeshöhle münden. Was ich damals für den Darm nach- gewiesen^ gilt auch für die übrigen Organe. Es gibt kein Organ, in dem die Übergangsgefässe, welche überall die Stelle von Venenwurzeln und Lymphbahnen vertreten, fehlen würden. Es erübrigt noch den Zusammenhang der gefässartigen Yenenstämme mit den eben besprochenen venösen Sammelräumen klarzustellen. Delle Chiaje hat eine Abbildung von den venösen und arteriellen Gefässen des Limax gegeben, die jedoch auf grosse Genauigkeit keinen Anspruch machen kann. Auf seiner Zeichnung finden sich in den Wandungen der Seitenvenen kleine Öffnungen, welche dazu bestimmt sein sollen, das Blut aus der Leibeshöhle aufzunehmen. Dieser L'rthum wurde auch von spä- teren Beobachtern nicht richtig gestellt und so findet er sich noch bis heute in den meisten Handbüchern. Die besagten Öffnungen in der Venenwand finden sich thatsächlich, wenn man nach Ent- fernung des Eingeweideknäuels die Innenseite der Körperwandung'' mit der Loupe untersucht; ihre Existenz kann noch überdies durch Einstreichen von Quecksilber mittelst eines Pinsels dar- gethan werden. Diese Öifnungen sind jedoch künstlich geschaffen worden, indem beim Herausnehmen der Eingeweide sämmtliche kurze Venenstämme abgerissen wurden. Dass diese Behauptung"^ richtig ist, lässt sich leicht durch folgenden Versuch beweisen. Öffnet man durch einen Sagittalschnitt vorsichtig die Abdominal- höhle, so bemerkt man, dass sämmtliche Eingeweide von einer dünnen Membran umhüllt werden. Durch sie schimmert das Blut bläulich hindurch und ist sie nirgends verletzt worden, so wird es kaum merklich aus den zahlreichen kleinen Bluträumen zwischen den Eingeweiden abfliessen. Hebt man nun den Einge- weideknäuel vorsichtig auf der einen Seite in die Höhe, so w4rd man bemerken, dass eine Adhäsion nach der andern reisst und aus den Rissen Blut hervorquillt. Noch überzeugender sind Injec- tionen von einer Randvene aus. Die farbige Flüssigkeit dringt vor den Augen des Beobachters durch die zahlreichen kurzen Venenstämme in die Bluträume zwischen den Eingeweicien, ohne in die Körperhöhle überzutreten. AVir sehen also, dass sich die 270 Nalepa. bindegewebige Hülle des EiogeweideknäneLs direet in die Wan- dungen der Venen fortsetzt, welche beiderseits in die grossen Venen führen. Auf der Oberfläche der Spirale Aon Zonites und Helix verlaufen dieselben kurzen Venenstämme, welche das Blut in die rechte Eandvene führen: es ist hier nur der Unterschied, dass die Hüllmembran des Eingeweideknäuels innig mit dem Manteltiberzug verwachsen ist. Zwischen den Eingeweiden selbst spannen sich durchbrochene Membranen aus, die uns das Ver- ständniss des Baues der Schwellgewebe bei einiger Überlegung wesentlich erleichtern. Etwas anders gestalten sich die Verhält- nisse im vorderen Leibesraum. Dort wird das Blut durch sehr feine Öffnungen in der Wandung jener Bluträume, welche an der inneren Körperfläche sich ausbreiten, aufgenommen. Erst aus diesen beziehen die vorderen Seitehvenen das Blut. Bei Helix steht der um den Magen gelegene Blutraum in directem Zusam- menhange mit den Bluträumen hinter der Niere. Um sich den Zusammenhang der grossen Venen im Fusse mit den Schwellgefässen klar zu machen, ist es nothwendig Schnitte durch den ganzen Fuss eines injicirten Thieres zu machen. Man sieht dann sehr deutlich, wie sich in der Umgebung der Hauptstämme die Übergangsgefässe allmählich zu grossen Stämmchen vereinigen. Hat man überdies durch Längsschnitte einen grossen Venenstamm aufgeschnitten, so erkennt man leicht die zahlreichen Mündungsstellen der Seitenäste. Hier kann man sich auch von der Continuität der Wandungen der Schwellgefässe und der grossen A^enenstämme überzeugen. C. Capillarsystem. Die Untersuchungen Mi Ine Edwards' veranlassten viele Forscher die alte Annahme eines vollkommenen Gefässsystems bei den Mollusken aufzugeben. Dabei verfielen sie jedoch meist in das entgegengesetzte Extrem und leugneten Capillaren über- haupt. Es sollten zwar Venen und Arterien vorhanden sein, aber nirgends gingen diese in Capillarsysteme über. Den Bluträumen in der Leibeshöhle wird damit neben der ilinen zukommenden Bedeutung als Sammelräume für das rückfliessende Blut nurli indircct die eines Capillarsystems Beiträge zur Anatomie der Stylommatoplioren. - ^ 1 beigemessen. * Das Auftreten eines reichen Capillarnetzes in allen Organen, welche in diesen Bluträumen liegen, widerlegt jedoch eine solche Annahme, wenigstens für die hier besprochenen Stylommatophoren. Wo immer man die Arterien dieser Organe bis in ihre letzten Verzweigungen verfolgt, findet man, class sie sich in Capillaren auflösen. Capillaren benachbarter Arterienäste treten untereinander durch seitliche Aste in mehrfache Verbin- dung, so dass ein in den einzelnen Organen verschieden gestal- tetes Netz entsteht. Die Arterien enden also, wenn ich so sagen darf, in ein capillares Terminalnetz. Erst dieses steht durch seitliche Ästchen mit den Bluträumen oder denÜbergangsgefässen in Verbindung. Die lehrreichsten Präparate in dieser Beziehung"^ liefert der Limax-Darm. Es ist aber noch die wichtige Frage zu beantworten, ob denn auch diese feinsten Arterien den Namen „Capillaren" verdienen. Vergleicht man die Capillaren eines warmblütigen Thieres mit den hier besprochenen Oefässen, so fällt freilich der nicht unbe- deutende Unterschied in der mittleren Weite auf, jedoch mit den Capillaren hämatokryer Thiere können sie einen Vergleich ganz wohl aushalten. Zudem muss ich bemerken, dass Haargefässe, welche nur eine Eeihe Blutkörperchen zu fassen vermögen, gar nicht selten sind. Wie bei den Wirbelthieren, so ist auch hier das Caliber derselben in den einzelnen Organen ein verschiedenes. Die feinsten Capillaren, welche ich beobachtete, finden sich in der Bindegewebsmembran, welche bei Helix vom Hirnganglion zur Rückenwand führt und für diese Zweige der Tentakelarterie enthält. Sie besitzen einen Durchmesser von 6 u. Die Wandung derselben zeigt noch eine deutlich doppelte Contour, und an der Aussenseite liegen ovale Kerne an; solche Capillaren unter- scheiden sich in Nichts von denen der warmblütigen Thiere. Nach Injection von salpetersaurem Silberammonium kann eine Endo- thelzeichnung noch bei einem Durchmesser von 0-05 Mm. dar- gestellt werden. (Taf. I, Fig. 8.) Dass diese feinsten Gefässe auch physiologisch die Bedeutung von Capillaren besitzen, muss 1 Ce Systeme lacimaire, qui correspond au reseau capillaire des animaux superieurs, compreud la cavite generale, le sinus pericar- dique, nne lacune du rein et le canal creiise dans le pied. Sicard. 1. c. p. 59. 272 Kalepu. daraus gesclilossen werden, dass sie selbst in jenen Organen, welche in den Bliiträumen der Abdominalhölile gleichsam auf- geschwemmt sind, zierliche Netze bilden. Mir wäre es im anderen Fall nicht klar, warum z. B. die Nerven, die aus den Ganglien des imteren Schlundknotens entspringen und im Blute so zu sagen gebadet sind, noch Ernährungsgefässe benö- thigen würden, wenn den perivisceralen Bluträumen auch die Function eines CapillarsYstems zukäme. Aus dem Gesagten geht hervor, dass im Körper der Landpulmonaten mit Ausnahme w^eniger Organe die Arterien überall in Capillaren übergehen, die sich untereinander zu Netzen von verschiedener Gestalt vereinigen. So finden sich an der Sohle, im Darme u. s. w. Netze mit mehr oder minder regelmässigen polygonalen Maschen; in der Musku- latur sind diese sehr gestreckt, in den drüsigen Organen bestehen .sie aus wellig hin- und hergebogenen Haargefässen u. dgk Es w^äre hier am Platze, die Capillarsysteme der einzelnen Organe zu besprechen; ich kann dies jedoch unterlassen, weil wir über diesen Gegenstand eine sehr schöne Arbeit von Prof. Wedl besitzen, und soweit sich diese mit der Anordnung der Capillaren in den verschiedenen Körpertheilen beschäftigt, stimmen die Untersuchungen WedTs mit den meinigen vollkommen überein.^ Die Übergangsgefässe. Mit dieser Bezeichnung meine ich jene weit verzweigten, vielfach untereinander communi- cirenden Blulräume, deren Wandungen einer Selbständigkeit und Unabhängigkeit von den übrigen Organgeweben entbehren und nur aus nackter Bindesubstanz mit eingestreuten Kernen bestehen. Sie erfahren in den verschiedenen Organen eine diffe- rente Ausbildung. Während sie im Mantelsaum und im Fusse durch ihre enorme Erweiterungsfähigkeit den Charakter eines Schwellnetzes annehmen, stellen sie in der Lunge, den Lamellen der Niere etc. ein sehr engmaschiges Netz von minimaler Erwei- terungsfähigkeit dar. Leydig gibt den Zusammenhang der Capillaren mit denÜbergangsgefässen in der Weise an, dass in den Wandungen der ersteren Offnungen auftreten, die immer häufiger werden, so dass zuletzt von der Capillarwand nur ein Gerüst von ^ W e d 1. Über Capillargefässsysteme von Gastropodeu. Sitzber. d. k. Akad. d Wiss. in Wien, 1SG8, Bd. LVIII. II. Abtli. Separatabdr. Mit 2 Tat'. Beiträge zur Anatomie der Stylominatophoreu. 1 i d Strängen übrig bleibt, welche in die nraliegende Bindesubstanz übergehen.^ Ein derartiger Zusammenbang seheint aber nur in den vSchwellnetzen stattzufinden, während in der Darmwand u. a. 0. der Übergang in der schon besprochenen Weise vor sich geht. Die Wandungen dieser Übergangsgefässe bestehen wie die der grossen Bluträume aus s t r u c t u r 1 o s e r Bindesubstanz, die nur bei starker Vergrösserung eine feine Strichelung erkennen lässt. An versilberten Membranen aus der Leibeshöhle tritt diese schärfer hervor und spiegelt dann oft ein Endothel vor, das aber bestimmt fehlt. Diese Membranen w^erden von Muskelbündeln nach verschiedenen Eichtungen durchzogen und besitzen kleine Offnungen, welche eine Communication benachbarter Bluträume ermöglichen. Vergrössern sich diese Offnungen bedeutend und vermehren sich auch die Muskelbündel, dann entstehen jene Mem- branen, welche sich zwischen den Eingeweiden z. B. von Limax ausspannen. Sie sind eigentlich ein Geflecht von Muskelbündeln, die nach verschiedenen Richtungen verlaufen und von jener Bindesubstanz überzogen sind. Denkt man sich die Muskelzüge an Zahl und Masse vermehrt, so dass die Bindesubstanz nur mehr als eine Auskleidung der engen, vielfach untereinander communicirenden Räume in der Muskulatur erscheint, dann erhält man eine annähernde Vorstellung von dem Schwellgewebe des Fasses etc. Leydig hat schon lange die Wandungen der hier in Rede stehenden Bluträume als structurlose Bindesubstanz bezeichnet. Er spricht daher auch nicht von Lakunen, sondern von Bluträumen. Er sagt: „Histologisch verhalten sich diese Oefässe (Venen) nicht anders, wie die Bluträume im Schwamm- gewebe; sie sind begrenzt von einer homogenen Bindesubstanz oder einem Cuticulargewebe, hinter welchem die Kerne liegen ; und auf gleiche Weise geschieht die Abgrenzung der Lederhaut im Ganzen gegen die Leibeshöhle hin"^. Der Auffassung Leydig's, wonach die Begrenzung der Bluträume ein Cuticulargebilde ist, stimme ich vollkommen bei. Die hinter der homogenen Binde- substanz gelegenen Zellreste stehen in nächster Beziehung zu den grossen Bindesubstanzzellen. Wo letztere in grosser Menge 1 Leydig. Die Huutdecke ii. Schale d. Gastrop. 1. c. p. 217. 3. 2 Leydig. ibid. 1. c. p. 219. 274 Nalepa. auftreten, erhält die Wandung der Bluträume eine grössere Selb- ständigkeit und stellt einen weit verzweigten Gefässschlaucli dar, dessen AYandungen die Bindesubstanzzellen gleichsam als Ad- ventitia aufliegen. Dadurch wird aber eine Übereinstimmung mit dem gleichartigen Gefässsystem der Acephalen erreicht, wie dies Flemming beschrieben hat. Die Arbeit Flemming's hat bekanntlich zu einer Streitfrage über die Bindesubstanz der Ace- phalen zwischen ilim und K oll mann Anlass gegeben. Letzterer erklärt den vielfach verästelten Gefässschlauch als solide Gallertbalken und die Schleimzellen Flemmings als die eigentlichen Lakunen, ihre Kerne durch Blutkörperchen vorge- täuscht. Ich muss auf eine eingehende Erörterung der Ansicht Kollmann's, dem sich jüngst auch H. Griesbach ange- schlossen,^ einstweilen verzichten. Wenn ich aber die Bilder, welche Flemming von den venösen Übergangsgefässen der Teichmuschel gibt, mit jenen, welche Flächenschnitte durch den prall injicirten Mantelsaum einer Helix liefern ( Taf. II, Fig. 8), vergleiche, so muss ich gestehen, dass ich keinen Augenblick an der Richtigkeit der Flemming'schen Angaben zweifeln .kann ; denn ich sehe keinen Grund ein, warum die Bindesubstanz der Acephalen sich wesentlich anders als die der Cephalophoren ver- halten sollte. Lakunen aber, wie sie Kollmann für die Ace- phalen als interstitielle Lücken im Gallertgewebe definirt, exi- stiren bei den Landpulmonaten gewiss nicht. Ich wende mich zur Besprechung der physiologischen Bedeutung der Übergangsgefässe, wobei ich natürlich von ihrer Function als Schwellgewebe in einzelnen Organen absehe. Ihre weite Verbreitung im ganzen Organismus, ihre enge Beziehung zum Organgewebe, welches sie überall durchsetzen und mit Blut durchtränken, lassen wohl keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie zum grossen Theil die Bedeutung des Capillarsystems der Wirbelthiere besitzen, ja in gewissen Organen, wie in der Lunge und Niere, dieses allein zu vertreten bestimmt sind. Gerade in den beiden letzten Organen tritt diese ihre Function schärfer als anderswo hervor, da capillare Terminalnetze in diesen Organen 1 H. Griesbacli, Über das Gefässsystem uud die Wasseraufnahme beidcnXajadeuuudMytilidon.Zoitscln-.f.wiss.Zool.lSS:]. Bd.XXXVnr.p.l. Beiträg-e zur Anatomie der Stylommatophoren. 275 ganz fehlen: Die Vasa afferentia geben nur wenige kurze Aste ab, die gleich in ein gleicMörmiges und sehr engmaschiges Xetz intermediärer Bahnen übergehen, aus denen sich in gleicher Weise wieder die Vasa efferentia entwickeln. Nirgend ist auch der gefässartige Charakter der Übergangsgefässe schärfer ausge- sprochen, als in den beiden eben erwähnten Organen und deshalb sowie mit Eücksicht auf ihre physiologis(*.he Function wäre die Bezeichnung „Capillaren" zu rechtfertigen. Es darf endlich nicht übersehen werden, dass den Gastropoden ein Lymphgefässsystem fehlt, dass eine DiiFerenzirung desselben von den hier besprochenen Blutbahnen noch nicht erfolgt ist, diese also physiologisch als einhämolymphatisches System anzus eben sind, wie denn auch das Blut dieser Thiere, die .,Hämolymphe", der Lymphe der Vertebraten nahe steht. Die Wasseraufnahme. Es ist eine bekannte, Tielfach um- strittene Annahme, dass am Fussrande einiger Gastropoden sich Poren befänden, die eine directe Wasseraufnahme in das Blut wahrscheinlich machen. So fand Leydig bei Cyclas cornea und später auch bei Helix am Bande des Fusses kleine Offnungen, durch welche intereellulare Räume, die wahrscheinlich mit den venösen Blutbahnen im Zusammenhange stehen, nach aussen münden, v. Ihering hat sich gegen die Existenz von Hautporen ausgesprochen. ^ Ich sehe zwischen den Epithelzellen ebenfalls kleine Offnungen, die sich von den Mündungen der Schleimdrüsen unter- scheiden lassen. Ob sie aber nicht doch auch, wie Carri er e jüngst gefunden zu haben glaubt, ^ den Halstheil solcher Drüsen aufzu- nehmen bestimmt sind, will ich mit Bestimmtheit noch nicht ent- scheiden; dass sie aber Mündungen eines mit dem Gefässsystem im Zusammenhange stehenden Canalsystems seien, muss ich für die hier besprochenen Pulmonaten in xlbrede stellen. Ich verhalte mich wenigstens gegen die Annahme von dem Oifensein des Ge- 1 V. Ihering Über die Hautdrüsen und .,Hautporen" der Gastro- podeu. Zool. Anz. Jhrg. I. 1878. p. 274. 2 Carri ere. Die Fussdrüse der Prosobranchier und das Wasser- gefässsystem der Lamillibranchier und Gastropoden. Arch. f. mikr. Anat. 1882. Bd. XXI. p. 438. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 19 276 Nalepa. fässsvstems nach aussen, so lange ablehnend, als dies durch Injectionsversuehe noch nicht erwiesen ist. Ich injicirte zum wiederholtenmale mit gelöstem Berlinerblau und steigerte den Injectionsdruck nach und nach, bis der ganze Körper tief schwarzblau und so prall gefüllt war, wde etwa bei einem im Wasser erstickten Thier; doch sah ich niemals irgendwo am Fusse Farbmasse austreten. Aber auch dann, wenn Schnecken in Wasser, in welchem Carmin suspendirt war, gebracht wurden, füllten sich keine Hautcanäle. Ich fand zwar den ganzen Darm mit Carmin gefüllt — ein Beweis, dass auch hier die Hauptmasse des Wassers durch den Mund aufgenommen wurde — aber in anderen Körpertheilen konnte ich nicht die geringste Spur nach- w^eisen. Ja ich bin noch weiter gegangen und versuchte eine Impräg- nation der Haut mit Farbstoffen unter der Luftpumpe; aber auch diese Versuche blieben resultatlos. Ich verwendete zu allen hier erwähnten Versuchen frisch ausgefälltes Carmin; denn nur bei Anwendung feinkörniger, nicht aber tingirender Farbstoffe (etw^a Anilinfarben) haben solche Versuche einigen Werth. Wenn sonach eine directe Wasseraufnahme durch Hautporen vorderhand aus- geschlossen w^erden muss, so kann doch nicht geleugnet werden, dass geringe Quantitäten durch die Imbibition der Haut auf- genommen werden können, da, w ie ich zeigen werde, die Gefäss- wandungen für sehr verdünnte Salzlösungen leicht permeabel sind. Die Hauptmasse des Wassers wird jedoch, wie Gegenbaur zuerst gezeigt, durch den Mund aufgenommen: „Die Wasserauf- nahme bei den Helicinen", sagt Gegenbaur, „findet auf eine eigenthümliche Weise statt. Die Thiere nehmen dasselbe (Thau, Regen) stets durch den Mund ein und lassen es dann durch den Darm, vorzüglich die Magenwandung in die Leibeshöhle trans- sudiren. ^ Diese Angabe bestätigt auch Leydig;^ von ihrer Bichtigkeit kann man sich leicht überzeugen, wenn man Schnecken, die längere Zeit im Trockenen gelegen sind, ein flaches Schälchen mit Wasser vorsetzt. Die Thiere kriechen dann häufig- dircct auf 1 Gegeubaur, Grundz. d. ver^l. Anat. Leipzig 1859, p. 352, Aum. o, - Ley dig. Zur Auat. ii. Physiol. d. Liiugeuschneckeu. Arch. f. mikr. Anat. Bd. I, 1865, p. 61. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. 277 das Schälchen zu und bleiben eine Zeit lang- mit der Sehnaiitze unter Wasser: sie trinken. Im Freien während eines Regens oder Tliaues nehmen die Thiere wohl das meiste Wasser mit der nassen Nahrung auf und zugleich befinden sie sich in fast absolut feuchter Luft so dass sie durch Verdunstung an der Körperober- fläche keinen Wasserverlust erleiden. Carriere meint in dem abnormen Aufquellen des Körpers von Thieren, die unter Wasser erstickt wurden, „einen patho- logischen Vorgang, beziehungsweise eine Leichenerscheinung sehen zu müssen, indem bei dem sterbenden Thiere eine starke Diffusion durch das gequollene Epithel stattfindet . . . . " ^ Dieser Ansicht kann ich mich nicht anschliessen, einmal weil auch im Freien lebende Thiere, besonders Nacktschneckeu, eine gleiche Schwellung zeigen können, dann aber hauptsächlich desshalb, weil gerade im Gegensatze zu Carriere 's Annahme, nur so lang eine pralle Füllung anhält, als die Gewebe noch lebensfähig sind. Lässt man aber Schnecken lange Zeit im Wasser und dann in feuchter Luft unter einer Glasglocke absterben, dann bemerkt man, dass sich die Muskel der Hautdecke nach und nach contra- hiren und dabei steif werden, in demselben Masse aber Wasser theils durch die Niere, theils durch die Haut und die in ihr gelege- nen Drüsen im Wege der Filtration wieder abgegeben wird. Das ausgeschiedene Wasser enthält neben Schleim eine Menge kohlen- sauren Kalk. Die Wasserabgabe werde ich unter dem Capitel ,,Niere" eingehender besprechen. Die Streitfrage über das Gefässsystem der Mol- lusken. Obwohl seit der Veröffentlichung der Milne Edwards'- schen Arbeiten fast vier Decennien verflossen sind, ist die Frage nach dem „Geschlossensein" oder „Kichtgeschlossensein" des Molluskengefässsystems noch nicht zur Ruhe und zum endgiltigen Abschluss gekommen. Immer wieder treten Gegner der Milne Edwards 'sehen Lehre auf, welchen fast ebensoviele Ver- theidiger mit grösserem oder geringerem Erfolge entgegentreten. Der Grund zu so wechselnden und auseinandergehenden Ansichten liegt einerseits in den unzulänglichen Untersuchungsmethoden, anderseits aber auch hauptsächlich in der Unbestimmitheit von 1 Carriere , 1. c. p. 458. 19* 278 Nnlepa. Begriffeil; die; weil sie verschiedene Erklärimgen erfuhren^ eine Einigung gleicher Ansichten unmöglich machten. Es gilt dies, wie ich später zeigen werde, von Begriffen „Lakime- und „Sinus". Wenngleich die Arterien in ihren letzten Verzweigungen histiologisch dasselbe Verhalten wie die Capillaren der Verte- braten (mit geringen Ausnahmen in allen Organen) besitzen, wenngleich, um mich kurz auszudrücken, „arterielle" Capillaren vorhanden sind, so stehen diese doch nicht in einem continuir- lichen Zusammenhange mit histiologisch gleichartigen venösen Gefässen (Venenwurzeln), sondern mit einem Aveit verzweigten System von Bluträumen, die in vorliegender Arbeit „Übergangs- gefässe" genannt wurden. Ob diese nun alsLakunen oder Sinusse oder gar als modificirte Capillaren zu deuten sind — diese Frage wurde von den einzelnen Forschern verschieden beantwortet und bildet den Angelpunkt, um welchen sich die ganze Kreislaufs- frage dreht. In der histiologischen Besprechung der Gefässwände ist gezeigt worden, dass auch die Übergangsgefässe von structur- loser Bindesubstanz, wie sie die Wandungen der grossen Venen und der venösen Bluträume in der Visceralhöhle bildet, begrenzt Averden. Wird demnach der Ausdruck „Lakune" in dem Sinne gebraucht, dass damit Räume bezeichnet werden, die im histiolo- gischen Sinne einer Wandung entbehren, wie etwa eine Galleii- capillare, so ist diese Bezeichnimg für die in Rede stehenden Blutbahnen nicht richtig. Wenn wir aber unter Lakunen weit verzweigte Räume im Organgewebe verstehen, deren Wandungen von nackter Bindesubstanz gebildet worden und noch nicht jene Individualisirung und Unabhängigkeit vom Organgewebe erreicht haben, wie die der Arterien, dann können wir unbeschadet von einem lakunären Gefässsystem sprechen und wird diese Bezeichnung für das Gefässsystem der Mollusken entsprechender sein, als wenn wir von Capillaren oder Sinussen reden wollten, wobei wir immer an ein selbständiges Röhrensystem oder Erweiterungen desselben denken. Dass ]\rilne Edwards den Ausdruck „Lakune'' nicht für Bluträume, die im histiologischen Sinne einer Wandung entbehren, gebraucht, scheint aus vielen Stel- len seiner Arbeiten hervorzugehen. Moquin Tandon fand gleich- Beiträge zur Anatomie dei- Stylommatophoren. 2 79 falls, dass auch die venösen Blutbaliuen von einer bindegewebigen Wand begrenzt werden, glaubt aber deshalb von Sinussen, nicht nher von Lakunen sprechen zu müssen. .,Des observations exactes ont montre que les Gasteropodes ne sont pas prives de ce Systeme (veineux); seulement leurs veinules, au lieu d'etre tubuleuses, comme celles des animaux superieurs se trouvent a Fetat de sinus analogues ä ceux de la dure-mere des Vertebres. La membrane excessivement mince qui forme ce sinus tapisse exactement les interstices des fibres musculaires et les grandes cavites du corps. On a pris d'abord ces sinus pour des lacunes et Ton a conclu que r appareil circulatoire des Mollusques etait un appareil inter- rompu ou incomplet."^ Daraus ist zu ersehen, dass Mo quin Tandon dieselben Blutbahnen, die Milne Edwards unter gleicher Voraussetzung Lakunen nennt, für Sinusse hält. Milne Edwards gründet seine Behauptung, betreffs eines unvollkommenen Gefässsystems in seinen ersten Arbeiten nicht so sehr auf die Übergangsgefässe, sondern vielmehr auf das Vorhandensein von Bluträumen, espaces interorganiques, in der Körperhöhle. ^ Ihre Existenz kann so wenig angezweifelt werden, dass es thatsächlich Staunen erregen muss, wenn sie dennoch geleugnet werden. Weil nun diese Bluträume die Stelle fehlender Venen zu vertreten haben, so ist Milne Edwards vollkommen imEechte, w^enn er den Circulationsapparat unvoll- ständig nennt. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Wandungen der Bluträume der Körperhöhle mit den Wandungen der Übergangsgefässe in continuirlichem Zusammenhange stehen und histiologisch von gleicher Beschaffenheit sind; dadurch erscheinen die Eingeweide gleichsam in die venösen Bluträume eingestülpt. Wenn man nun weiter bedenkt, dass die Intima der arteriellen Gefässe sich ohne Unterbrechung in die Wandungen der Übergangsgefässe fortsetzt, so ist es klar, dass von einem unterbrochenen Kreislauf mit Rücksicht auf die Gefässwand eigentlich nicht die Eede sein kann: überall wird der Blutstrom Ton Bindesubstauz begrenzt. Diese nahe Beziehung zwischen 1 Mo quin Tauclou, Hist. nat. des Mollusques. teiT. et fluv, de Frauce. t. 1, p. 89. (Sicard. c.) 2 Milne Edwards, Ann. d. sc. nat. 1845. 3. ser. t. III. p. 289. 293. 280 Nalepa. Bindegewebe und Gefässsystem hat Leydig schon früh betont und darauf hingewiesen, „dass wenn man der Sache genau nach- gehtj die Differenz, welche zwischen einem geschlossenen Gefäss- system und einer interstitiellen Blutbahn aufgestellt wird, nicht strenge begründet ist".^ Flemming, der in neuerer Zeit die Bindesubstanz und Gefässwandung neuerdings einer gründlichen Untersuchung unterworfen hat, äussert sich in ähnlichem Sinne. Wenn auch die Gefässverhältnisse der Cephalophoren in mancher Beziehung von denen der Acephalen abweichen, so stimmen sie doch in ihren Hauptzügen so überein, dass all das, was Flemming zur Beilegung der Gefässfrage bei den Acephalen anführt, auch für die Cephalophoren volle Giltigkeit hat. ^ D. Herz- und Gefässnerven. Die Action der Herzcontractionen äussert sich in einem stetigen Wechsel zwischen den Contractionen des Vorhofes und des Ventrikels, so dass es den Anschein hat, als bestünden die Herzcontractionen nur in einer Verschiebung der Grenze zwischen Vorhof und Ventrikel, etwa wie beim Amphibienherz. Während der Ventrikel sich contrahirt, erschlafft der Vorhof. Die Contractionen erfolgen langsam, die Diastole hingegen geht ruck- weise vor sich. Endlich habe ich noch auf die rhytmischen Contractionen der Vena pulmonalis und ihrer grossen Zweige hinzuweisen, die sich besonders schön bei Zonites beob- achten lassen, dessen Schale und Lunge sehr dünnwandig und durchsichtig sind. Hier läuft auch ein grosser Venen stamm am rechten Rande des Ureters, welcher das Blut aus dem zwischen Rectum und Niere gelegenen Lungenabschnitt sammelt und an der vorderen Nierenspitze in die Pulmonalvene mündet. Beide Gefässe lassen deutlich eine Erweiterung und Verengerung in rhythmischer Aufeinanderfolge erkennen. Die Expansion erfolgt allmählig, das Lumen des Gefässes vergrössert sich um das Doppelte bis Dreifache; die Contractionen erfolgen dagegen 1 Leydi^, Lelirb. d. Histologie etc., p. 439. - Flemmin,!^. Über Bindesiibstnuz imd Gefässwauduu^- bei Mol- liiskeu. Habilitationssclir. Rostock, 1871, p. 32—37. Beiträge zur Anatomie der Stylommatoplioren. 281 plötzlich und sind synchronisch mit jenen des Vorhofes, so dass einer Regurgitation des Blutes in die Lungenvene vorgebeugt wird. F. Darwin ist auf Grund eingehender histiologischer Studien desHelix-Herzens zur Ansicht gelangt, dass weder Ganglienzellen in der Herzwandung, noch Nerven, welche zum Herzen gehen, vorhanden seien. ^ Desgleichen konnten F o st e r und D e w S mith Herznerven nicht finden,^ während Dogiel, der neben Helix, Aplysia, Anadonta und Salpa das Herz von Pecten maximus ein- gehend untersuchte, an der Grenze zwischen Vorhof und Ventrikel Zellen fand, die er als apolare Ganglienzellen und motorische Centren ansprach." F oster und Dew Smith zweifeln an der nervösen Natur dieser Zellen und erklären sie für Bindesubstanz- zellen, auf deren eigenthümliche birnförmige Gestalt schon F. Darwin aufmerksam gemacht hat. Die beiden Forscher nehmen an, „dass im Herzgewebe von Helix die Differenzirung noch nicht genugsam vorgeschritten ist, um besondere histiolo- gische Elemente für die Manifestation automatischer und reguli- render Kräfte zu creiren. . . '', und dass die Regulirung des Herzens nur eine mechanische sei, indem die Geschwindigkeit der Herzcontractionen nur von dem vermehrten Blutzufluss und der damit verbundenen Dehnung der Herzräume abhänge, der Blutzufluss zum Vorhof hinwiederum im engen Zusammenhange mit der Bewegung stehe. Es liegt mir ferne, diesen beiden Forschern auf das Gebiet des physiologischen Experimentes zu folgen, umsomehr, als ich auf unzweifelhaftere Weise durch anatomische und liistiologische Untersuchung nachweisen zu können glaube, dass ihre Annahme doch eine irrige ist. Ich muss hier auf einige Einzelheiten des Nervensystemes eingehen. Aus dem Abdominalganglion ((fumf}. moyen) entspringt ein Nerv, der Genitalnerv, der frei in der Leibeshöhle bis an die Einmündungssteile der Eiweissdrüse in den Uterus verläuft. An dieser Stelle macht er eine Biegung und legt 1 F. Darwin, Jouru. of Anat. and Physiol. Vol. X, p. 506. - Fester und Dew Smith, On the Behaviour of the Haerts of Mol- hisks uader the Influence of electric curents. Proceed. of the Royal Soc. 1Ö75, Nr. 160, und Arch. f. mikr. Anat. Bd. XIV, 1877, p. 317. 3 Dogiel. Die Muskel und Nerven desHerzens bei einigen Mollusken. Arch. f. mikr. Anat. Bd. XIV, 1877, p. 59. 282 Nalepa. sich quer über den Uterus und entsendet Nerven zum Ductus ovoseminaliS; zur Eiweissdrüse, zum Darm etc. (Zonites). Der Haiiptstamm wendet sich nach abwärts zur Niere und verläuft an dem hinteren Rande derselben zum Pericardium. Soweit wurde er bereits bei Wasserpulmonaten von Lacaze Dnthiers und wahrscheinlich auch von Walter verfolgt. Lacaze Duthiers wirft schon bei wasserbewohnenden Piilmonaten die Frage auf, ob nicht der Nerf genital den er bis an das Pericardium verfolgte, für das Herz bestimmt sei, ohne dass der ausgezeichnete Anatom die Frage mit Bestimmtheit beantworten konnte. ^ Dort, wo sich dieser Nerv quer über dem Uterus lagert, liegen bei Zonites in seinem Verlaufe zwei kleine Ganglienknoten, die vermöge ihrer Nerven eine grosse Ähnlichkeit mit dem hinteren Abdominal- ganglion der Ctenobranchiaten haben. Diese beiden Ganglien kommen jedoch frei in der Körperhöhle dem Genitalnerv auge- lagert auch bei Limax vor, während ich nach ihnen bei Helix vergeblich suchte; wahrscheinlich fehlen sie auch bei Arion. Beide Ganglien sind durch ein fast 2 Mm. langes Nervenstück, wie durch eine Commissur verbunden. Sie erscheinen dem freien Auge als schwache Verdickungen, die, weil sie gerade an den Biegungs- stellen des Nerven liegen, leicht übersehen werden. Das eine der beiden Ganglien ist etwas grösser, als das andere und erreicht einen Durchmesser von 0-4 Mm., während der des anderen 0*3 Mm. beträgt. An keinem Ganglion ist der Übergang der Ganglien- zellen-Ausläufer in die Nerveniibrillen deutlicher zu verfolgen, als bei diesen kleinen Ganglien, und wieder ist dies bei Limax leichter, als bei Zonites, bei welchem die Ganglienzellen ein gelb- braunes, körniges Pigment enthalten und etwas kleiner sind. Im centralen Theil des Knotens befinden sich immer multipolare, an den Austrittstellen der Nerven bipolare Ganglienzellen. Punkt- substanz ist keine vorhanden. Von diesen Ganglien nehmen mehrere sehr feine Nerven ihren Ursprung. Einer derselben begiot sich zur Aorta, in deren Wand er ein engmaschiges Nerve u- netz bildet. Jedenfalls innervirt er auch den Ventrikel, während der Vorhof wahrscheinlich von einem Lungennerven innervirt wird. 1 Lacaze Duthiers. Du Systeme uerveux des Mollusques gastero- podes pulmones aquatiques. Arch. de Zool. exp. et gen. 1872. I. Beiträge zur Anatomie der StylomDiatophoreu. 283 Wenngleich ich einen zum Vorhof gehenden Nerven bis jetzt noch nicht nachweisen konnte^ so fand ich dennoch Nerven in der Muskulatur desselben, obwohl der Nachweis derselben zu den schwierigsten histiologischen Untersuchungen gehört. Wenn nicht die unzweifelhafte Existenz eines Nervennetzes in der Aorten- wand mich immer wieder zu neuen Untersuchungen der Herz- wandungen angetrieben hätte, die vielen vergeblichen Versuche hätten mich veranlasst, von weiteren Untersuchungen abzu- stehen. Schliesslich kam ich doch ans Ziel. Es blieben Helix herzen einige Tage in verdünnter x4.meisensäure liegen, in welche sie behufs der Keduction des Goldes gebraclit worden waren ; sie wurden dadurch etwas macerirt, und die Muskelbtindel zer- fielen leicht in einzelne Fibrillen. In diesem Zustande wurde die Vorkammer in Ranvier'schem Glycerin auf den Objectträger gebracht und ausgebreitet. Durch leichten und gleichmässigen Druck auf das aufgelegte Deckgläschen wurde das Präparat nicht allein gleichmässig ausgedehnt, sondern wurden auch die Muskel- bündel theilweise zerlegt und dadurch die in ihnen verlaufenden Nerven zur Ansicht gebracht. Dieselben färben sich durch Gold- chlorid kaum merklich intensiver als die Muskulatur, was das Verfolgen besonders der feinen Zweige, die fast ausnahmslos innerhalb der Muskelbündel zu verlaufen scheinen, sehr erschwert. Der Quermesser des grössten Nervenstammes mass 0*018 Mm. Anliegende Ganglienzellen sah ich bis jetzt nur zweimal. Dass sich in der Wandung der Aorta und der grösseren Arterien ein Nervengeflecht ausbreitet, habe ich schon erwähnt. Man muss auch hier zur Darstellung derselben zum Chlorgold greifen. Die Nerven sind sehr blassrandig und verlaufen mehr oder weniger parallel zu einander. Sie bilden ein Netz von gestreckten, oblongen Maschen. Ganglienzellen sind sehr selten und lagern den Nerven an. Die Lunge. Die Vena pulmonalis theilt die Lunge von Helix in zwei ungleiche Hälften, die sich durch eine verschiedene Configuration ihrer inneren Oberfläche von einander unterscheiden. Die dem Mastdarm angrenzende Lungenpartie zeichnet sich durch zahl- 284 Nalepa. reiche vorspringende Trabekel aus, in welchen die grossen Lungengefässe eingebettet sind, während der links von der Piü- monalvene gelegene Limgenabschnitt eine glatte innere Ober- fläche besitzt. Das venöse Blut wird der Lunge durch zwei grosse Venen, die rechte und linke Randvene, zugeführt. Letztere zieht längs des linken Randes des Lungensackes hin und wendet sich dann nach rechts, um an dem vorderen Rande desselben parallel mit dem Mantelsaum zu verlaufen und sich mit der rechten, längs des Mastdarmes hinziehenden Randvene zu vereinigen. Die Lunge besitzt jedoch auch Ernährungsgefässe. Sowohl aus der Arterie des Pericardiums, als auch aus der linken Mantelsaum- arterie entspringen zahlreiche Gefässe, welche mit den Lungen- venen in die Lunge treten. Der rechte Lungentheil wird sehr wahrscheinlich von Seitenzweigen der Arterie des Rectums versorgt. Ich habe noch einiges über den Gefässverlauf innerhalb der Lunge selbst zu erwähnen. Darüber gibt v. Siebold für Zonites folgende Darstellung: „In dem Lungengefässnetz, welches Er dl (a. a. 0. Fig. 6) sehr detaillirt dargestellt hat, laufen nicht alle Gefässstämme in centripetaler Richtung dem Haupt-Lungenvenen- stamme zu, sondern einige der Gefässverzweigungen sind mit ihren grösseren Stämmen gerade umgekehrt nach dem Rande hin gerichtet; ein solcher Verlauf von Lungengefässstämmen, unter welchen sich Er dl höchst wahrscheinlich Lungenarterien gedacht hat, ist aber in der Natur nicht vorhanden, vielmehr ver- halten sich die Lungengefässe von Helix algira ganz wie die der Helix pomatia, was man auch in der von van Beneden gege- benen Abbildung angedeutet sieht". ^ Ich muss hier bemerken, dass Er dl nicht „einige" der Gefässverzweigungen, sondern alle mit ihren grösseren Stämmen nach dem Rande gerichtet gezeichnet hat. Er dl, der die Lunge von Zonites nicht injicirte, sondern nur an erstickten Thieren studirtc, konnte zwar keine genaue Darstellung über die Gefässverhältnisse innerhalb der Lunge geben, aber so viel war ihm klar, dass die blutzuführenden Lungengefässe nicht direct in ausführende Gefässe übergehen. 1 V. Siebold. Lelirb. der voi-gl. An;it. d. wirbellos. Tliiere. Berlin, 184G, 1). 336, Auiii. C. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoreu. 285 sondern dass Vasa affereutia und etferentia vorbanden seien^ zwischen welchen ein ,,Capillarsystem-^ eingeschaltet sein müsse. Was die Abbildung- van Beneden 's betrifft/ auf welche sich V. Siebold bezieht, so kann diese auf Genauigkeit nicht den geringsten Anspruch erheben und höchstens als eine unrichtige schematische Zeichnung angesehen werden. Besser ist die Zeich- nung Sicard's, doch stellt sie nur die Ramificationen der Vena pulmonalis dar, ohne auf die zuführenden Gefässe Rücksicht zu nehmen, die er gleichfalls nicht zu kennen scheint. ^ Auch die Ramification der Gefässe in der Helix-Lunge ver- hält sich anders, als sie von Cuvier, Treviranus, Williams, V. Siebold, Keferstein u. A. angegeben wird. Ich verweise zunächst auf die Abbildung der Helix-Lunge auf Taf. 11, Fig. 2; die Vasa afferentia sind mit Berlinerblau, die V. efferentia mit Carmin, erstere von der rechten Randvene, letztere von der Vorkammer aus injicirt. Die rechte und linke Randvene verlaufen am äusseren Rande des Lungendaches und bilden, indem sie sich in der Gegend des Athemloches vereinigen, einen unvollkommenen Circulus veuosus. .:Von diesem Ringe laufen nach dem Centrum zu", sagt Keferstein, „zahlreiche Gefässe^ die, je mehr sie sich vom Ringe entfernen, zusammenfliessen und endlich einen grossen Gefässstamm, Vena pulmonalis, darstellen, der zum Vorhof führt. Cuvier vergleicht desshalb ganz recht diese Gefässvertheilung mit einer baumförmigen Figur". -^ Diese Angaben sind jedoch ganz unrichtig; es entspringen zwar aus dem Circulus venosus die Vasa afferentia, allein diese verästeln sich vielfach und gehen endlich in ein sehr engmaschiges Netz von Übergangsgefässen über, welche die Stelle der Lungen- capillaren derVertebraten zu vertreten haben. Aus diesen sammeln sich die Vasa efferentia, die in centripetaler Richtung verlaufend, sich endlich zur Vena pulmonalis vereinigen. Das respiratorische Gefässsystem verhält sich daher ganz analog demjenigen höherer 1 Vau Beneden. Memoire sur i'anatomie de i'Helix algira. Ann. d. sc. nat. 2. ser. t. V. PI. 10. Fig. 3 f. ■^ Sieard,!, c. PI. 6, Fig. 45. 3 Bronn 's Klassen und Ordnungen des Thierreiches, Leipzig und Heidelberg 1S62— 18G6. Malacozoa, pag. 1209. 286 Nalepa. Thiere.' Im vorderen Limgentheil sind die grossen Stämme sowohl der zu- als auch der abführenden Gefässe in Trabekeln eingelagert und die Vasa efferentia so nahe aneinander gerückt, dass die V. afferentia gleichsam zwischen ihnen eingekeilt erscheinen. Da die Trab ekel für die Gefässe selbst genommen wairden, entstand die falsche Annahme, dass aus dem Randgefässe die Lungenvenen hervortreten und in fast gleichmässiger Stärke radienartig dem mittleren Hauptvenenstamm zulaufen. Die Tra- bekel sind aber nichts anderes als Falten und Leisten der inneren Oberfläche, in denen zwar die grossen Gefässe verlaufen, die aber selbst wieder von einem Gefässnetz überzogen werden. Dadurch erinnert aber die Lunge in ihrem Bau an Kiemen. Für die rückwärtigen Lungenpartien existireu zwei selbständige Venen, welche kurz vor dem Eintritt der Pulmonalvene in den Vorhof in diese einmünden. Die eine derselben, welche für die links vom Herzen gelegene Lungenpartie bestimmt ist und auch das Blut aus der Pericardialwandung aufnimmt, verläuft am linken Rande des Pericardiums. Die Sammelvene des zwischen Rectum und Xiere gelegenen Lungenabschnittes zieht bei Zonites längs des Ureters hin, während sie bei Helix schon in der Xiere liegt und nach ihrem Austritte aus derselben zwischen Niere und Peri- cardium nach vorwärts verläuft. Auffallend ist es, dass "Williams, der doch die Lunge von Helix (idspersa und Limax einer eingehenden Untersuchung unter- zog,^ gleichfalls unrichtige Angaben über das respiratorische 1 Damit stimmt aucli die Darstellung Gegeubaur's fGrimdr. d. vergl. Anat, Leipzig 1878. IL Aufl. p. 393) übereiu: „Lei Helix imd Limax sind die in die Athemhöhleuwand treteudeu Bliiträume, also schon das zu den Athmung-sorganen führende Canalsystem, gefässartig ausgebildet. Sie lösen sich hier in ein reiches Netz auf, aus welchem mehrere grössere Stämme hervorkommen und sich zu einer in den Vorhof tretenden ..Lungen- vene'' vereinigen." — Auch Milne Edwards hat in seinen Zeichnungen des Getasssystems von Helix pomatia die zu- und abführenden Gefässe deut- lich unterschieden. Milne Edwards et Valenciennes, Nouvelles Obser- vations sur la Constitution de l'appareil de la circulation chez les ]\[ollus- ques. Mem. de l'acad. des sc. de l'Inst. de France, t. XX. 1849, p. 485—496, PI. 1-7. - Williams. Ou the mechanism of aquatic respir.-itiou and on the structur of the organs of braething in invertebr. animals. The Ann. and Magaz. of Nat. Hist. 185ß. Vol. XVIL 2. ser. p. 151. PI. XL Fig. 3. Beitiäg-e zur Auatoraie der Stylommatophoren. 287 System macht. Audi hat er das zarte Xetz von Übergang-s- gefässen an der inneren Lnngenoberfläche, welches A^on Wedl Avohl zuerst genau beschrieben wurde, ^ nicht gesehen. Er kam daher zu der sonderbaren Ansicht, dass der kohlensaure Kalk, welcher in den Wandungen der Lungengefässe abgelagert ist^ den Gasaustausch vermittle, indem sich nämlich in den Zwischen- räumen der Kalkpartikelchen die Gase verdichten sollen. Die Niere. Die Darstellung vom Bau der Xiere, welche Meckel in seiner Mikrographie der Drüsenapparate niederer Thiere gibt,^ stimmt in einigen Punkten nicht mit der Wirklichkeit überein. Meckel meint, dass einige Lamellen bis auf den Boden der Xiere reichen und mit demselben verschmelzen, so dass eine Kamme- rung der Organhöhle stattfände. Diese wie die zweite Behauptung, dass jede der so entstandenen Kammern durch seitliche Offnungen mit dem Ureter communicire, ist unrichtig. Es springen zwar Falten von der oberen und unteren Wand in die Organhöhle vor: da diese jedoch nur mit den Seitenwänden verschmelzen, so bleibt eine gemeinschaftliche Organhöhle erhalten, die an der Xierenspitze mit dem Ureter communicirt. Die Lamellen stehen meist durch Querfalten untereinander in vielfacher Verbindung, so dass waben- artige, unregelmässige Bäume entstehen, die von dem Secretions- epithel ausgekleidet werden. Das X i e r e n p f 0 r t a d e r s y s t e m. Bekanntlich hat R. T r e- viranus bei Helix und Limax eine Art Xierenpfortadersystem beschrieben: es soll nämlich ein Theil des Lungenblutes die Xiere durchstiömen und, nachdem es die Harnstoffe abgegeben, sich mit dem Blute der Lungenvene mischen. Treviranus sagt näm- lich: „Aus dem auf der einen Seite des Mastdarmes liegenden Theil der Hohlader entstehen eine Menge paralleler Yenen^ welche über den Mastdarm und über den auf der anderen Seite desselben verlaufenden Ausführungsgang des kalkabsondernden Organs w^eggehen und sich auf der inneren Wand des hinteren 1 Wedl, 1. c. p. 12 u. Fig\ 12. ■i Meckel, Avch. f. Anat. ii. Physiol. 1846, p. 9—17, 288 Nalepu. Theiles der Lunge zu Ästen vereinigen.^ Diese Aste begeben sich zum Theil zu dem kalkabsondernden Organ, bilden auf den inneren Wänden desselben ein Netzwerk und verbinden sich wieder zu grösseren Zweigen, die theils unmittelbar in den Stamm der Lungenvenen, theils in eine Vene dringen, die längs der dem Herzen zugekehrten Seite des kalkabsondernden Orgaus liegt und sich in jenen Stamm, kurz vor dessen Übergang zur Vor- kammer des Herzens, öffnet. Es ist hier ein ähnlicher Bau wie in der Pfortader der Wirbelthiere, doch zugleich der wichtige Unter- schied, dass zur Leber durch die Pfortader nur venöses Blut fliesst und das Blut der Wirbelthiere nach dem Durchgange durch die Lungen von der Aorta aufgenommen wird, ohne durch ein anderes Eingeweide als durch das Herz geflossen zu sein; dass hingegen bei der Weinbergschnecke Lungenblut zu dem kalk- absondernden Organ gelangt und, nachdem es darin zur Absonde- rung eines Auswurfstoffes gedient hat, sich mit dem Blut der Aorta vermischt, um durch diese im übrigen Körper verbreitet zu werden".^ Aus dieser Darstellung ist zu entnehmen, dass Trevi- ranus die Arteriaerenales nicht gekannt hat. Wennsich auch die groben Verästlungen derselben auf dem schmutzig -gelben Untergrund der Nierenoberfläche ohne weiters erkennen lassen, so lehrt doch erst die Injection vom Ventrikel, dass wir es mit einer Arterie zu thun haben, die, in ihrem Ursprung wenig constant, theils ein Nebenast der Art. posterior, theils — lind dies ist der gewöhnlichere Fall — ein Zweig aler Uterina ist. Nicht selten erhalten Nierendach und Nierenboden Gefässe selbständigen Ursprungs. Wedl sagt, dass bei Injectionen von der Herzkammer die Gefässe der Niere gefüllt werden, meint aber, dass diese ,,nach der Ansicht von Treviranus nicht als Arterien ange- nommen werden dürfen, da es eben keine Arterien der Niere geben soll und dieselbe von einer Art Pfortader versehen werden 1 Wie ich später zeig-eu werde, ist der zwischen Niere imd Rectum gelegene Lungeutheil übereinstimmend mit den übrigen Lungenpartien ge- baut. Nicht die Vasa afferentia, wie Treviranus meint, sondern die Vasa efferentia treten in die Niere ein. - Treviranus R,, Beob. aus der Zoot. und Physiol. Heruiisgeg. von L. Christian Treviranus, Bremen 1839, L H., p. 39. Beiträge zur Anatomie der Styloramatophoren, 289 soll". ^ Diese Arterien müssteu — die Existenz eines Nierenpfort- adersystems zugegeben — Ernälirnngsgefässe sein^ die mit der Harnbereitung nichts zu thun haben. Der zwischen Rectum und Niere gelegene Lungenabschnitt erhält das venöse Blut aus der rechten Eandvene durch zahlreiche Yasa afferentia, die wie überall in der Lunge in ein Ketz von Übergangsgefässen tibergehen, aus welchem sich wiederum zahl- reiche Y. efferentia entwickeln, die in die Niere eindringen. Die zu- und ableitenden Gefässe liegen hier so enge aneinander, dass man glauben könnte, sie wären sämmtlich Zweige der Randvene (Taf. II, Fig. 2). Es ist daher klar, dass die Niere von Helix von zwei Seiten arterielles Blut erhält: aus der Lunge und aus den Nierenarterien. — Aus der Helix-Niere tritt an ihrer oberen und linken Seite ein kurzer Yenenstamm (Taf. II, Fig. 3*) hervor, welcher sich zwischen Niere und Pericardium nach vorne wendet und sich mit der Yena pulmonalis kurz vor ihrem Eintritt in den Yorhof vereinigt. Sie nimmt das Blut auf, welches den zwischen Rectum und Niere gelegenen Lungentheil durchströmte und jenes, welches durch die Nierenarterien der Niere zugeführt wurde. Eine kleine Yen e, welche in der oberen Pericardialwand verläuft verbindet sich gleichfalls mit ihr. — Bei Zonites läuft die Yene, welche das Blut aus dem zwischen Mastdarm und Niere gelegenen Lungentheil der Pulmonalvene zuführt, längs des Ureters nach vorne, wobei sie viele kleine Gefässchen von diesem aufnimmt (Taf. II, Fig. 4*). Aus diesem Gefässverlauf ist aber zu ersehen, dass die Niere von Zonites aus der Lunge kein Blut erhält, dass ihr also das Blut, welches zur Ernährung des Organs als auch zur Harnbereitung bestimmt ist, allein durch die Nierenarterien zugeführt wird: Zonites besitzt kein Nierenpfortader- system.^ Yergleicht man nun die Abbildungen der Helix- und der Zonites-Niere auf Taf. II miteinander, so sieht man leicht ein, dass die Yene (*), welche bei Helix aus dem linken Nierenrande hervortritt, der gleichbezeichneten, längs des Ureters hinziehenden c. p. 15. 2 Sicarcl (\. c. p. 54) behauptet auch für Zonites ein Pfortadersystem der Niere —jedenfalls nur desshalb, weil Helix ein solches besitzt! 290 Nalepa. Vene bei Zonites analog- ist, denn beide nehmen das Blut ans derselben Lungenpartie und zum Tlieil auch aus der Niere auf. Sie unterscheiden sich allein durch ihre Lage : während in dem einen Falle (Helixl die Vene innerhalb der Niere liegt, erscheint sie im zweiten Falle (Zonites) nach aussen an die Seite des Ure- ters gerückt. Demnach wäre auch anzunehmen, dass die zahl- reichen Lungengefässe, welche in die Helix-Niere eintreten, sich einfach erst innerhalb derselben sammeln, nicht aber die Bedeu- tung von Pfortadern hätten, die ihnen Treviranus vindicirt. V. Siebold hat, wenn auch aus anderen Gründen, über die Exi- stenz eines Pfortadersystems der Helix-Niere gleichfalls Zweifel geäussert. Er meint nämlich, „dass sich die Richtung des Blut- stromes innerhalb der Niere" schwerlich bestimmen lassen werde, dass ebensogut das Blut aus der Pulmonalvene durch die Niere zur Eandvene fliessen könne.* Diese Annahme entbehrt jedoch jeder Wahrscheinlichkeit. Würde wirklich Blut aus der Lungen- vene durch die Niere strömen, dann stünden wir vor der merk- würdigen Thatsache, dass sich das aus der Niere tretende Blut, welches bei dem Durchgang durch einen Theil der Lunge arteriell geworden ist, in die rechte Rand vene ergösse. Abge- sehen davon würde unsere Vorstellung von der Gefässramification und der durch sie bedingten Richtung des Blutstromes eine arge Täuschung erfahren. So verlockend es auch nach dem oben Gesagten erscheinen mag, die Frage über die Existenz eines Nierenpfortadersystems bei Helix zu verneinen, so ist eine end- giltige Lösung derselben doch erst dann möglich, wenn das Ver- halten der eintretenden Lungengefässe (Pfortadern nach Trevi- ranus) innerhalb der Niere genau bekannt sein wird. Ich wende mich daher zur Beschreibung derselben, sow^eit es mir meine Erfahrungen möglich machen. Die Untersuchungsmethode beschränkte sich fast ausschliess- lich auf die Anwendung von Injectionen, die sowohl von den Lungengefässen, als auch von der Nierenvene oder von beiden Seiten zugleich mit verschiedenfarbigen Massen vorgenommen wurden. Verwendet wurden leichtflüssige Harzmassen, um die Ver- ästlung und den Verlauf besser verfolgen zu können. Die injicirten 1 V. 8i oho 1(1 1. ('. p. 310. Auni. 4. Beitrage zur Auatomie der Stylommatophoren. 291 Präparate wurden behufs Entfernung der Epithelien in sehr ver- dünntes essigsaures Glycerin gelegt. Wurde die Farbmasse nur durch die „Pfortadern" in die Niere eingetrieben, so traten sie alsbald aus der Nierenvene hervor, bevor sich noch alle Über- gangsgefässe gefüllt hatten. Dies machte die Annahme wahr- scheinlich, dass directe Communicationen zwischen den ab- und zuführenden Gefässen bestünden, was auch Doppeliujectionen mit verschiedenen Farben durch die „Pfortadern" und zugleich auch durch die Nierenvene bestätigten. An solchen Präparaten zeigt es sich, dass die „Pfortadern" die obere Nierenwand im vorderen Abschnitt quer durchziehen, die ausführenden Venen hingegen am äusseren Rand der Lamellen, diese gleichsam einsäumend, verlaufen. Betrachtet man nur einzelne Lamellen unter dem Mikroskop, so gewahrt man von der Insertionsstelle her feinere Gefässe in sie eintreten. Ob nun diese Gefässe Zweige der Nieren- arterie allein, oder auch der „Pfortadern" sind, konnte ich bis jetzt nicht entscheiden. Sie verzweigen sich und gehen in ein sehr engmaschiges Netz von Übergangsgefässen über, aus welchen das Blut in die am Lamellenrande hinziehenden Venen gelangt.^ Die im Nierendache verlaufenden „Pfortadern" geben nach abwärts starke Aste ab, durch die sie in directe Verbindung mit den Venen treten. Demnach muss geschlossen werden, dass wenigstens ein Theil des Lungenblutes die Niere durchströmen und zum Herzen gelangen kann, ohne sich an der Harnbereitung zu betheiligen, obgleich eine vollkommene Scheidung der Ernäh- rungsgefässe von einem Pfortadersystem nicht erkannt werden konnte. Ich kann jedoch nicht umhin, ein physiologisches Experi- ment anzuführen, welches darauf hinzuweisen scheint, dass Lungenblut auch an der Harnbereitung theilnimmt. Es sind dies Versuche, bei welchen Farbstoife (Indigocarmin, carminsaures Ammonium) in die oberflächlich gelegenen Lebersinusse subcutan injicirt und nach kurzer Zeit durch die Niere ausgeschieden 1 Es ist daher imriclitig, wenn v. Siebold sagt: ..Die verzweigten Canäle, welche man auf dem die Niere einhüllenden häutigen Überzug sich ausbreiten sieht, lassen das Blut wahrscheinlich aus der Drüse, in welcher durchaus keine Blutgefässe wahrzunehmen sind, nach den Respirationsorganen überströmen." (1. c. p. 339.) Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVIl, Bd. I. Abth. 20 292 Nalepa. wurden. Der entleerte Harn war breiig und entsprechend gefärbt; er bestand liauptsächlich aus abgestossenen Epitlielzellen, in welchen sich ein gefärbtes Secretbläschen befand. War hingegen schon eine Concretion vorhanden, so war an derselben eine neue intensiv gefärbte Schicht abgelagert. Eine Entleerung einer farbigen Flüssigkeit wurde nicht bemerkt. Zum Schlüsse verweise ich noch auf die Analogie der Gefäss- verhältnisse der Niere und des Pericardiums. Auch dieses erhält eine Arterie (aus der Art. posterior), die nach wenigen Veräst- lungen in das Übergangsgefässnetz übergeht. Die aus diesem hervorgehende Vene, sowie eine am linken Pricardialrande ver- laufende Lungenvene münden in die Nierenvene (Taf. II, Fig. 3). Es kommt also auch hier zu einer Mischung von arteriellem und venösem Blut. Die Wasser ab gäbe durch die Niere. Unsere Heliciden und Limaeiden geben, wenn sie gereizt werden, in der Gegend des Athemloches bald grössere, bald geringere Quantitäten einer wasserhellen Flüssigkeit ab, welche Blutkörperchen nnd, Harn- concretionen enthält. Gegenbaur, Leydig u. A. nehmen an, dass diese Flüssigkeit aus der Niere stammt, Barkow hingegen glaubt, dass sie von den Lungengefässen ausgeschieden wird. ^ Nachdem Sem per eine Verbindung zwischen Pericardium und Niere, die ich auch bei Zonites fand, nachgewiesen hat,^ richtete sich das Augenmerk auf das Pericardium als den Ort, wo die Abgabe des Wassers erfolgen könnte. Carriere gibt dieser An- schauungAusdruck, indem er sagt, ..dass die Nierenspritze bei Gastropoden wie bei den Acephalen dazu dient, die Flüssigkeit, welche aus dem Blute in den Herzbeutel abgeschieden wird, durch die Niere auszuführen".^ Nachfolgendes Experiment hat mich überzeugt, dass die Flüssigkeit, welche in der Gegend des Athemloches herabträufelt, zum Theil tliatsächlich aus dem Ureter stammt. Ich führte nämlich in diesen ein Röhrchen ein, das ich mir aus einem Katheter Nr. 15 engl, aus Hartgummi her- ' Barkow, der Winterschlaf. Bi'i-lin 18o0. - Sein per. Einige Bern, über die Nephropncusteu v. Ihering. Arb. a. d. zool.-zootou). lust. Wiirzburg- Bd. III. p. 485, Aum. 1. 3 Carriere, 1. c. p. 457. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. 293 stellte. Xaclidem ich das Einführen des Katheters anfangs an todten Thieren geübt, gelang es mir auch an lebenden ohne weitere Schwierigkeit. Aus dem hervorstehenden Ende des Röhr- chens tropfte jene wasserhelle Flüssigkeit herab und konnte in einem Uhrschälchen zur weiteren Untersuchung aufgefangen werden. Sie trübte sich beim Kochen schwach, Salpetersäure, Millon'sches Reagens gaben die Reaction auf Eiweiss. Die Flüssigkeit wurde filtrirt, in einem Porcellanschälchen vorsichtig eingedampft und der Rückstand auf Harnsäure geprüft. Das Resultat fiel negativ aus. Nachdem durch obigen Versuch der directe Nachweis geliefert wurde, dass das überschüssige Wasser durch den Ureter nach aussen gelangt, so fragt es sich, wo und in w^elcher Weise die Ausscheidung desselben erfolgt. Der Ort der Wasserabgabe kann entweder die Niere oder das Pericardium sein. Jedenfalls ist die Niere durch ihren lamellösen Bau und durch ihren grossen Reichthum an Gefässen geeigneter in verhältnissmässig kurzer Zeit grössere Quantitäten Wasser auszuscheiden, als das Peri- cardium, das sich schon aus physiologischen Gründen an der Wasserabgabe in nur untergeordnetem Masse betheiligen kann. Die Wandungen desselben sind zwar auch sehr gefässreich, allein ihre Oberfläche ist im Verhältniss zu der secernirenden Fläche der Niere eine nur sehr geringe. Die Frage, in welcher Weise die Ausscheidung des Wassers erfolgt, ist mit Bestimmtheit nicht leicht zu beantworten. Nu sslin versucht wahrscheinlich zu machen, dass die Nierengefässe (Jtfhungen in das Lumen der Niere besitzen, erstlich weil sich ßlutzellen in der ausgeschiedenen Flüssigkeit befinden und zweitens, weil das Nierenlumen von den Gefässen aus leicht mit Injectionsmasse gefüllt werden kann. ^ Wären aber thatsächlich Offnungen in den Gefässwänden vorhanden, so müsste die Injec- tionsflüssigkeit jederzeit aus diesen hervortreten; nun kann man aber die Nierengefässe vollkommen injiciren, den Injectionsdruck allmählich steigern, ohne dass die Farbmasse in die Organhöhle überzutreten braucht; geschieht es aber dennoch, so ist die Existenz von Offnungen noch keineswegs erwiesen, vielmehr liegt 1 NüBslin, 1. c. p. 16. 20* 294 Nalepa. die Annahme einer Gefässruptur viel näher. Übrigens sucht man vergeblich in den Wandungen der Nierengefässe nach Öffnungen. Solange aber eine directe Communieation zwischen Kiere und Gefässsystem nicht erwiesen ist^ wird die Wasserabgabe im Wege der Filtration am besten zu erklären sein, insbesondere wenn man auf den hohen Druck, unter welchem sich das Blut während der Contraction des Thieres befindet und die grosse Permeabilität der Gefässwandungen berücksichtigt. Man würde sich aber täuschen, wollte man annehmen, dass alles Wasser nur durch die Niere ausgeschieden wird. Eine nicht unbeträchtliche Menge wird durch die Haut oder besser gesagt durch die Schleimdrüsen derselben abgegeben. Man beobachte nur eine Weinbergschnecke, die prall mit Wasser gefüllt ist und gereizt wird. Der Mantelsaum, auf den hier speciell Rücksicht genommen wird, dehnt sich in demselben Masse, als sich das Thier contrahirt, aus und wird durch die enorme Erweiterung und Überfüllung der Blutgefässe fast durchsichtig. Aus den zahl- reichen Schleimdrüsen^ besonders jenen, die um das Athemloch liegen, quillt eine beträchtliche Menge wässerigen Sehleimes hervor, so dass die Annahme einer Wasserabgabe durch die Schwellgewebe des Athemloches einigermassen eine Berechtigung erhält. Häufig findet man in dieser schleimigen Flüssigkeit auch Blutkörperchen. Wahrscheinlich tritt das Blut per rhexin aus den oberflächlich gelegenen Gefässen aus; wenigstens wird diese Annahme durch Injectionsergebnisse sehr wahrscheinlich. Injicirt man nämlich eine Weinbergschnecke mit gelöstem Berlinerblau und lässt deninjectionsdruck constant fortwirken, so bemerkt man, dass der Mantelsaum ebenfalls stark anschwillt und eine geradezu enorme Menge Schleim abgegeben wird. Schliesslich tritt aus den Schwellgeweben des Athemloches Injectionsflüssigkeit her^or. An Querschnitten überzeugt man sich, dass an den Austritts- stellen das Epithel fehlt ; ich bin daher geneigt anzunehmen, dass der Austritt von Blut, sowie von Injectionsflüssigkeit durch Zer- reissen zarter, subepithelialer Schwellgefässe veranlasst wird. Es könnte aber die Frage aufgeworfen werden, warum die Blutflüs- sigkeit gerade aus den Schwellnetzen des Athemloches und nicht auch aus anderen Theilen des Mantelsaumes und des Fusses her- vortritt. Die Beantwortung dieserFrage liegt nach meiner Meinung Beiträge zur Anatomie der Styloinmatophoren. 205 in den eig-enthümlichen Gefässverhältnissen dieses Körpertlieiles. Ein mächtiger Arterienstamm entspringt ans der Aorta und dringt mit dem Geruchsnerven in das Gewebe desAthemloches; der Blut- zufluss ist also ein directer. Dazu kommt noch^ dass die Schwell- gefässe hier ungemein stark entwickelt, die Cutis von zahlreichen Schleim- und Kalkdrüsen durchsetzt ist. Contrahirt sich dasThier rasch, so wird der Blutzufluss zum Fuss unterbrochen, daher zu den anderen Organen, also auch zum Athemloch momentan gesteigert; es wird aber auch das Blut aus den perivisceralen Bäumen mit grosser Kraft in die Venen getrieben, wodurch ein Bückstauen des Blutes in die Schwellgewebe des Mantelsaumes erfolgt. Sind diese aber ohnehin schon prall gefüllt, so muss noth- wendig ein Zerreissen der feinen subepithelialen Schwellnetze eintreten. Es wurde oben schon gesagt, dass das überschüssige Wasser auf osmotischem Wege durch die Wandungen der Nierengefässe sowie der subepithelialen und der die Schleimdrüsen umgebenden Schwellnetze aus dem Blute wieder entfernt wird. Davon kann man sich durch folgende zwei Experimente leicht überzeugen. Bekanntlich lässt sich Ferrocyankalium noch in sehr geringen Mengen ohne Schwierigkeit nachweisen. Injicirt man eine Weic- bergschnecke mit einer etwa 2% Lösung dieses Salzes, so bemerkt man in dem Momente, wo die Lösung in die Schwell- netze des Fusses eintritt, eine heftige Contraction desselben. Dabei überzieht er sich mit einer dünnen Schleimschichte, die sich durch Eisenchlorid tief blau färbt, zum Beweise, dass das Ferrocyankalium bereits im Schleim der Drüsen vorhanden ist. Querschnitte durch den Fuss in dieser Weise injicirter Schnecken, welche in einem mit Eisenchloridlösung versetzten Alkohol gehärtet wurden, lassen eine gleichmässige Tinction aller Gewebs- theile erkennen. Noch deutlicher lässt sich die Wasserabgabe durch Filtration durch den zweiten Versuch zeigen. Stösst man einer Schnecke rasch die Nadel einer Pravaz'schen Spritze durch den Fuss in die Abdominalhöhle und spritzt nun in sie reines Wasser ein, so quillt bei einer gewissen Expansion des Thieres nicht allein Wasser aus dem Ureter, sondern auch an solchen Körperstellen hervor, die von Hautdrüsen ganz frei sind, wie z. B. an der Nierenober- 296 Nalepa. fläche. Trocknet man früher mit Fliesspapier gut ab, so bemerkt man schon mit freiem Auge bei gesteigertem Injectionsdruck Wasser in Form kleiner Tröpfchen hervortreten. Trotz der geringen Oberfläche ist die Menge des abgegebenen Wassers eine verhält- nissmässig sehr bedeutende. Hört der Injectionsdruck auf zu wirken, so wird auch die Wasserabgabe unterbrochen. Das Wasser, welches unsere Landpulmonaten durch den Mund aufgenommen und welches dem Blute innig beigemengt ist, kann nur auf osmotischem Wege aus demselben wieder ent- fernt werden oder es müsste verdünnte Blutflüssigkeit abgegeben werden. Ob letzteres nur durch Ruptur oberflächlich gelegener Gefässe geschehen kann, oder ob in irgend einer Weise eine Communication zwischen dem Gefässsystem und der Niere (etwa durch die von Leydig entdeckten und an die rosettenförmigen Organe der Anneliden erinnernden Öffnungen der Limax-Niere^) besteht, müssen künftige Untersuchungen lehren; bis jetzt lässt sich ein derartiger Zusammenhang durch die Injection nicht nachweisen. Die Harnconcretionen von Zonites sind während des Sommers sehr durchsichtig und blass-gelblich gefärbt, im Winter hingegen nehmen sie eine schmutzig-gelbe Farbe an. Ihre Grösse steigt selten über 0*06 Mm. Bei starker Vergrösserung erscheinen sie concentrisch geschichtet mit radiärer Streifung, die man auch an jeder einzelnen Schichte zu beobachten Gelegenheit hat. Nur selten ist der centrale Theil homogen, meist findet man an dessen Stelle einen fein granulirten, gelblich - braunen Körper. Ist dieser centrale Kern gut abgerundet, so ist auch die Form der Ooncretion eine mehr oder w eniger rundliche, indem dieser der Ausgangspunkt der Bildung ist, um den sich durch Apposition bald sehr dünne, bald mächtige Schichten harnsaurer Salze ablagern. Allein dies ist der seltenere Fall; viel häufiger ist jene centrale Masse unregelmässig geformt und es entstehen bei der Ablagerung der Urate um dieselbe Gebilde, die Concretions- drusen ähnlich sind und aus Verschmelzung mehrerer Concretionen hervorgegangen zu sein scheinen. Manchmal beobachtet man wohl auch an ^rossen schon fertigen Concretionen viele kleine halb- Leydig". Die Hautdecke imd Scliale der (iMstrop. 1. e. p. 253. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren, 297 kugelige Gebilde aufsitzen, au denen eine eoncentrisclie Sclüch- tung- nicht erkannt werden kann. Bei hoher Tubuseinstellung erscheinen die Concretionen von Zonites hell meergrün mit blass- röthlichem Eande. Senkt man den Tubus, so gewahrt man ein herrliches Interferenzphaenomen : die einzelnen Schichten zeigen der Reihe nach die Farben des Spectrums und wechseln diese beim Heben und Senken des Tubus. Untersucht man im polari- sirten Lieht, so bemerkt man bei gekreuzten Nicol'schen Prismen ein scharf begrenztes schwarzes Kreuz, das beim Drehen des Objecttisches nicht wandert. Der Mittelpunkt des Kreuzes ist selten geschlossen; dies rührt aber von der abweichenden Beschaf- fenheit des centralen Kernes her (Taf. III, Fig. 2). Die hellen Partien zwischen den Schenkeln des Kreuzes erscheinen in den Farben des Regenbogens. An C'oncretionsdrusen erhält man im polarisirten Licht verschiedene Bilder. Wir haben bei den Harn- concretionen demnach eine ganz analoge Erscheinung, wie beim Amylumkorn, eine Erscheinung, die durch den Bau der Concretion aus Schichten von verschiedener chemischer Zusammensetzung und verschiedener Spannung bedingt ist. Meckel gibt das chemische Verhalten der Harncon- eretionen an und sagt, sie bestünden aus harnsaurem Ammo- nium. ^ Dies ist jedoch nur theilweise richtig. Kocht man nämlich die Harnconcretionen wiederholt auS; so wird man endlich auf einen Punkt kommen, wo sich aus dem Kochwasser nach dem Erkalten keine Urate mehr ausscheiden und trotzdem sind die Concretionen noch nicht vollkommen gelöst. Dieser ungelöste Rückstand ist zumeist reine Harnsäure und löst sich in ver- dünnter Kalilauge vollkommen. Xeutralisirt man mit verdünnter Salzsäure, so erhält man einen Niederschlag, der sich nur zum Theil in concentrirter Salzsäure löst. Der Rückstand ist natürlich Harnsäure. Der in Lösung gegangene Stoff hingegen fällt auf Zu- satz von Ammon wieder heraus. Löst man einen Theil des Nieder- schlages in Salpetersäure und dampft am Wasserbad versichtig ein, so erhält man einen gelben Rückstand, der sich in Kalilauge mit gelbrother Farbe löst. Diese Reaction lässt vermuthen, dass 1 Mcekel, 1. c. p. 15. 298 Nalepa. Giianin in den Harnconcretionen unserer Helieiden auftritt. Die Harnsäure tritt also, wie wir sahen, theils frei, tlieils gebunden auf. Im letzteren Falle ist sie hauptsächlich an Ammon und nur in Spuren an Kalk gebunden. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die Behauptung Sicard's, die Concretionen seien in Sal- petersäure unlöslich, unrichtig ist,^ da ja Harnsäure sich in Sal- petersäure unter Aufbrausen löst, indem einerseits Alloxan ander- seits Harnstoff gebildet wird, der aber gleich durch die gebildete salpetrige Säure in Stickstoff und Kohlensäure zerfällt, welche entw^eichen und das Aufbrausen verursachen Geschleclitsorgane. Der Penis. Der Penis von Zonites und Limax unterscheidet sich von dem der Helieiden durch den Mangel eines Flagellums; die Spermatophoren w^erden daher nach Dubrueil im unteren Verlaufe des Vas deferens gebildet. Abweichend gestalten sich auch die Gefässverhältnisse. Während die Arteria penis der Wein- bergschnecke eine directe Fortsetzung der Art. cerebr. dext. ist, wird diese bei Limax und Zonites von einem Seitenast der Art. recurrens gebildet. Limax unterscheidet sich wieder von Zonites dadurch, dass die Penisarterie des ersteren längs des Vas deferens verläuft und zahlreiche Seitenzweige zur Ruthe sendet, während sie bei letzterem sich direct zum Penis begibt. Die Wandung des Penis besteht aus einem Geflecht von Muskelsträngen, in dessen Maschenräumen sich die enorm entwickelten Schwellgefässe aus- breiten. Seine innere Oberfläche wird von einem niederen Cylinder- epithel bekleidet. Bei Zonites finden sich noch im oberen Theil Reizpapillen, welche hier Draparnaud zuerst gesehen ^, und die Semper auch bei anderen Zonitiden beschrieben hat. Siebestehen zum grossen Theil aus kleinen Bindesubstanzzellen, die in einer dichten Intercellularsubstanz eingebettet sind, und werden nach aussen von dem Epithel der inneren Penisoberfläche begrenzt,, unter welchem eine Lage den Papillenkörper kreisförmig um- ziehender Muskelfibrillen liegt. Die Gestalt der Papillen istkeines- 1 Sicard, 1. c. pag. ßS. - Draparnaiul, Tableaiix des Moll. terr. et fluv. de la France. 1801, p. 04. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoreu. 299 wegs eine dornförmige , wie Sicard zeichnet/ sondern eine walzenförmige, nach oben abgerundete. — Von nicht geringem Interesse ist der grosse Nervenreichthum des Penis. Die schönsten Präparate liefert der mit Chlorgold behandelte Penis von Limax cinereoniger; bei den beiden anderen Gattungen lassen sich die Nervenverzweigungen wegen der starken Muskulatur der Wandungen weniger gut übersehen. Fig. 3 auf Taf. III stellt das an G-anglienzellen reiche Nervengeflecht in der Wand des Penis von Limax cinereoniger dar. Die grösseren Nervenstämme ver- laufen alle wie die Arterien den einzelnen Muskelbündeln entlang. Die Ganglienzellen liegen ihnen gruppenweise an, sind rundlich und besitzen sehr grosse Kerne; einzeln kommen sie nur an den feineren Stämmen vor. Ihre Grösse ist im Verhältnis« zu den Ganglienzellen der Darmwand eine sehr geringe; die grössten messen im Durchmesser kaum 0-035 Mm. Durch diese Eigen- thümlichkeiten erinnert das Nervengeflecht des Penis ungemein an die Nervennetze in der Sohle von Zonites. Die Vagina. Die Wand der Vagina von Zonites aufgelagert und diese mantelförmig umgebend, erscheint eine Drüsenmasse, die jedoch nicht, wie Sicard meint, ^ die ganze Peripherie ein- nimmt, sondern an der dem Uterus zugewendeten Seite einen schmalen Längsstreifen freilässt. Sie entspricht, wie van Beneden richtig bemerkt^ und auch Er dl angibt,* den fingerförmigen Schleimdrüsen der Heliciden ; da sie bei Zonites direct der Vagina aufgelagert ist, so ist anzunehmen, dass diese überall dem weib- lichen Geschlechtsapparat angehören. In histiologischer Beziehung wmrde diese Drüsenlage zuerst von Sicard untersucht. Allein seine Schilderung: „Elle est composee des follicules simples, plonges dans du tissu lamineux, et s'ouvrant par un long canal excreteur a la surface interne du vagin",^ sowie die in Fig. 60 gegebene Abbildung entsprechen der Wirklichkeit keineswegs 1 Sicard, 1. c. PL 7, Fig. 59. - ,,Cette couche glanduleuse est disposee autoiir du vagin comme un manchon''. 1, c. p. 74. 3 Van Ben e den, 1. c. p. 284. i Er dl. 1. c. p. V. ^ Sicard, 1. c. p. 74 und PI. 7, Fig. 60. 300 Nalepa. Denkt mau sich die zalilreiehen scblaueliförmigen Drüsen der vieltheiligen Schleimdrüse von Helix bedeutend verkürzt und untereinander verwachsen, so erhält man annähernd eine Vor- Stellung- von dem Bau der besprochenen Drüsenmasse. Sie besteht demnach aus schlauchförmigen Follikeln, die einzeln an der inneren Oberfläche der Vagina münden und die von einem hohen, von dem Epithel der Vagina ganz verschiedenen Drüsenepithel ausgekleidet und nicht, wie Sicard zeichnet, von rundlichen Zellen ausgefüllt sind. Die Follikel sind radiär in der Vaginal- wandung angeordnet und haben eine Länge von 0-6 — 0*9 Mm. und eine durchschnittliche Breite von circa 0*3 — 0-5 Mm. Das Drüsenepithel besteht aus 0-05 — 0*1 Mm. hohen und 0-02 Mm. breiten, eigenthümlich gebogenen Zellen. Schon Semper erwähnt, dass dieses Epithel, wie jenes im Darm der Wirbelthiere gegen Eeagentien sehr empfindlich ist und der Zellinhalt bei Anwendung derselben aus den Zellen heraustritt.^ Semper sah trotz aller Bemühung in der Zellwand keine Offnungen oder dergleichen, und dennoch existireu sie, wie man sich an den Epithelzellen der Schleimdrüse von Zonites leicht überzeugen kann. An Schnitten, welche die Hinterwand eines Follikels trafen, hat man Gelegen- heit, das Epithel von oben zu sehen= Die oberen Wandungen der Zellen erscheinen dann als polygonale Felder, in welchen man in jedem eine scharf umschriebene, runde Öffnung von circa 0*006 Mm. bemerkt. Wir haben es also hier mit einer Drüse zu thun, deren Secretionsepithel aus Becherzellen besteht. (Taf. I, Fig. 7.) Die Bursa copulatrix von Zonites mündet seitlich am oberen Ende in die Vagina. Knapp vor der Einmündungssteile schwillt ihr Ausführungsgang bedeutend an. Bei genauerer Unter- suchung zeigt es sich, dass die Anschwellung von Drüsenfollikeln lierrührt, die in der Wand des Ausführungsganges radiär ange- ordnet eingelagert sind. Die Follikel stimmen in Bau und Form mit jenen der Vaginaldrüse vollkommen überein. Nach Sicard besteht die Wand der Bursa copulatrix aus einer äusseren Lnge Bindegewebe, einer .Aluskel- und einer wimperlosen Epithel- schichte^; die DrüsenfoUikel im Ausführungsgang hat Sicard 1 «61111) er, Beitr. z. Auat. ii. Phys. d Piil. 1. c. p. :500. 2 Sicard, 1. c. p. 75. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoreu. 301 jedoch nicht gesehen. — Die abweichende G-efäss Versorgung der Bursa bei Zonites, Limax und Helix ist bereits an einem anderen Orte erwähnt worden. Zum Schlüsse sei noch auf das Nerven- geflecht mit zahlreichen, meist zu Gruppen vereinigten Ganglien- zellen in der Wandung dieses Organs hingewiesen. Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Fig. 1. Schliff senkrecht durch die Schale von Zonif.es algirus. Eeichert; 5,111. Fig. 2. Querschnitt durch den Mantelsaum von Helix arhustorum. a Mantel- rinne, h Becherzellen. Überosmiumsäure-Präp. Reichert: 5, III. Fig. 3. Darmnerven von Limax cinerconiger, nach Beh. mit Salpeters. Silber- ammon. Reichert : 8. lll. Fig. 4. Endigung der Darmneryen von Limax cinereoniger. Silberpräp. Reichert : 9, III. Fig. 5. Die kleine Speicheldrüse aus dem Schlunddach von Helix pomatia. ds Ausführungsgang der grossen Speicheldrüse. Reichert: 5, I. Fig. 6. Einzellige Drüsen aus der kl. Speicheldrüse von H. austriaca. Reichert: 7, III. Fig. 7. Durchschnitt durch die Vaginaldrüse von Zonites algirus. a das Epithel von oben gesehen. Reichert: 5, III. Fig. 8. Eine kleine Darmarterie von Limax cinereoniger. Endothelzeichnung nach Inject, von Salpeters. Silberammon. Reichert: 7. I. Taf. II. Fig. 1. Arterielles Gefässsystem von Zonites algirus. oe Ösophagus, v Magen, gs Speicheldrüsen, h Leberlappen, r Rectum, r' Niere, j) Lunge, jj' Penis, rp' Retractor penis, vd Vas deferens, v Vagina mit dem Drüsenmantel, n Uterus, ga Albuminatdrüse, dh Ductus hermaphroditicus, gh Z^yitterdrüse, b Bursa copulatrix, gc oberes Schlundganglion. Fig. 2. Lunge von Helix poinatia. Vasa afferentia blau, V. eff. roth injicirt- V Ureter, r Rectum, or Athemloch geöffnet, v Vene des Rectums. Fig. 3. Niere von Helix pomatia von oben ges. u Ureter, p Lunge mit den „Pfortadern" (die zwischen ihnen gelegenen Vasa aft'. sind w^g- 302 Nalepa. Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. gelassen), tto Aorta, «/• Nierenarterie, rj^Pnlmonalvene, * Nierenvene, welche die Vene des Pericardiums aufnimmt, ap Art. posterior gibt eine Arterie zum Pericardium. Fig. 4. Niere von Zonites algirus, von unten gesehen. Bezeichnung wie Fig. 3. Fig. 5. Capillares Endnetz aus dem Darm won Limax variegatus. Plössel: l4-2, I. (Vergr. 70.) Fig. 6. Übergang derCapillaren in die hämolymphatischen Räume der Darm- wand von Helix pomatia, mit einem venösen Ostium, Reichert: 5, I. Fig. 7. Durchschnitt durch den Darm von Helix pomatia. Die arteriellen Gefässe roth, die hämolymphatischen Bahnen blau, n ein Nerv, ov venöses Ostium. Reichert: 5, I. Fig. 8. Schwellnetz des Mantellsaumes von Helix pomatia. Flächenschnitt, Schleim- und Kalkdrüsen, Bindesubstanzzellen. In den injicirten Blutbahnen sind noch Blutkörperchen sichtbar. Reichert : 5, 1. Tat. III. Fig. 1. Querschnitt durch das Schlunddach von Helix pomatia. Regeneration des Epithels, c Cuticula, e abgestossene Epithelzellen, k Kerne. m Muskulatur. Reichert : 5, III. Fig. 2. Harnconcretion von Zonites algirus in polarisirtem Licht. Fig. 3. Nervengeflecht aus dem Penis von Limax cinereoniger nach Beh. mit Goldchlorid, a Arterie. Reichert: 7, III. Xalppa: Beilräse zur Anatomie der Stylommatoplioi'en. Taf.J .k->.. :^^ ^'Z M A. ':s J % J Ifl-r Airtor deUitK.v.D? J.He Sitzunösh.d.kAkad.d.UTmalliriatiirw. (lasse LXXXTn Bd. I. AI)tli.I88:i. K.kHof-u Staaisdruc'kerei, >ralo|j:i: Hcilriiä,. zur Atiiiloiiiic il.-r SlylomiiuiIopUor *-»r<» N.v,„ - Kkhof luSuatscirj kerci. .Silziiiii;'.sl..il.l<.\krul.d.\\:iiiallMia(uru-.i|;i.ssol.XX\TII.Ii.!.l..\l)lli.!.SH:-J. Ifalepat Beilräge zur Analoinie der Styloniinalo|>horcii. 3 Taf.ffl. ;'7 .-^F ''^ '#-^t" 'A\/. Autor lel.lTttL.wI)^ J.KeitzmaniL. I- 'X. S ta aic drucker ei. Sit/iingsb.d.k.AkaddWTmalli.iiatiinv.Classe LXXXTU.Bd. I . Abth.1883. 303 Arbeiten des pflanzen-physiologischen Institutes der k. k. deut- schen Universität in Prag. XL Beiträge zur Kenntniss der absoluten Festigkeit von Pflanzengeweben. II. Theü. Von Dr. Frauz Lukas, k. k. Gymnasial- Lehrer in Krumau. Im I. Theile dieser Beiträge ^ wurde als Aufgabe derselben hingestellt, sowohl verschiedene Pflanzengewebe in Bezug auf ihre absolute Festigkeit zu untersuchen und mit einander zu ver- gleichen, als auch dem Grunde der Verschiedenheit in der Festigkeit eines und desselben Gewebes bei verschiedenen Pflanzen und verschiedener Gewebe bei derselben Pflanze nach- zugehen. Dort sind eine Reihe von Pflanzengeweben in Bezug auf ihre absolute Festigkeit untersucht und verglichen worden. Um nun hier den Grund der ungleichen Festigkeit ver- schiedener Gewebe kennen zu lernen, wurde zunächst Collen chym und Xylem von Heracleum Spliondyllum genommen und in Bezug auf die Festigkeit untersucht, und zwar wurden die untersten Internodien vollständig ausgewachsener Pflanzen gewählt, so dass anzunehmen war, dass die Gewebe den höchsten Grad ihrer Entwicklung erreicht haben. Die Versuche ergaben folgende Resultate: 1 Sitzb. d. k. Akad. d. W. LXXXV. I. Abth. April-Heft Jahrg. 1882. 304 L u k a : CM CM 1 + 1 (M CM GO GO ä D o ö o CO GO :c X' o d g D tH O 6 OD i *s Cü Ö OD CS Q OD >- Ö -TU 'TS CS 13 a Hq e o OD "3 CO ■ce Q CO GNJ C^ T-H 13 S3 mittelst derselben Methode bestimmt, die Ambro nn bei seinen Versuchen auf den Rath Seh wenden er 's an wandte.^ 1 .| 1 1 :-< d 1 111 S i» D .Z^ '03 .i^ ct. 'ö CS 1,1 i •ranDio-o .inj ssijui CM '?t^ CO CM T-i QC :o : q noA C^l CM CM O CM t br> ? 9 2 5 1 ä : » : (? UOA ssm)[i?q.Ta^V CO CO CO "-? "■»«> :v : j UOA ssm^l'Bq.TaA CO T— 1 -^ Tfl yph ondy rapuBMipz J9p 4pu|ni 1 o T— ( T— 1 o 2 2. : uniiiinn[ ^ CM DO ö i 9 -5 ä 1 1 :|8i:Hn ttioA Zn9.I9.^IQ . CO 1 :r3 CO + CO 02 O ^ o > a .in; ssKui -S;i95[SpS9^ CM CO OD oc CO -3 :0 ^ se 9 2 - -5 0 s äl 0^ : ssßui o 05 CM 1— i o CM CO ü .§ .0 5 s ;5 '^i # 1 ^^ s o O :s9:>:jinqog -.I9n5 DO CO tH ■r— 1 tH tH Öß rr- 0 ^ %: ci '^ :5?uuu -q9psnv 9pu9qi9iq 1 ■^ 1 •• (M ^ M :.c?iuin -q9psnY 1^1 1 -^^ 1 .. ^: s ^ : dSuv.^ OD CO 1— 1 CO ,2 : qons.i9A T-< "3 "o 'S ^D Cw 3 S ö ä '^ o 3 > XL o s X Bei träge zur Kenntniss t 1er M ibsolutei iFe CO Das durchschnittliche Festigkeitsmass für ()•()! □Mm. des ^■csammten Querschnittes ist 293 Gr., das für af 0-01 □Mm. der Zellwand 433-7 Gr. Die Differenzen der einzelnen Versuche vom mittleren Festigkeitsmass für 2. 0-01 □Mm. des Querschnittes sind bedeutend und zwar desshalb, weil zu jedem Versuche ein anderes Stück des g herauspräparirten Xylemrinj>-es benützt wurde, In dem zum zweiten Versuche benützten f^ündel waren viele 30o .2 ^ (M 1 30 -IPZ -^^P •tnKD T.0-0 .inj sscm CO 1 X CO 1 i \D\q IIOA ssnu[Kii.T8A ^j '>\ -^ > w \ q noA ssinjii?q.TOA | -^ ~" .2i a ■^ : ü : j noA ss!ni|uq.i8A o X ?1 O OD o jap 4ir?qui -ngqo]?!,;! ^1 CO o \6 CO o 2 3 s > 3 : Eniinn'7 .lap ;['Bqni -u9qo?ij[ X -jj 7i CO 1 CO Ol öß 1 3 3 ^'tai^DTO-U .mj SS um . ^1 7>5 ^1 CO CO et '^"' :ssiuii -sip^.gps8j £co ö 1—1 9^ •s g CO 5^r :soT:^inqo8 -.19 uö S9p :quqiu -n9qoi?ij[ ^ 2 ^ ^ : Snim -qapsuY 9pn9qi9iq 1 _.^ ] i Cv s: -qapsiiy 1 N : aSuirj - -^ > .5 o S Ci5 -§ : qous.i9A - "M CO 306 Lukas. zahlreich^ daher der Exponent kleiner und das Festigkeitsmass schon grösser. Beim dritten Versuche endlich bestand das Bündel fast nur aus Libriform. Desshalb ist hier das Festigkeitsmass am grössten und der Exponent am kleinsten. Wegen dieser Ver- schiedenheiten im Querschnitte des Bündels war es nothwendig, das Verhältniss vom Lumen zu Zellwand in jedem einzelnen Falle zu bestimmen. — Aber trotz der Verschiedenheit der Festigkeits- masse für 0-01 QMm. des gesammten Querschnittes bei den ein- zelnen Versuchen musste erwartet werden, dass die Festigkeits- masse für 0-01 QMm. der Zellwand nahezu gleich sein w^erden und das ist auch wirklich der Fall. Durch Vergleichung beider Tabellen wird ersichtlich, dass die Festigkeit des Xylems bedeutend grösser ist als jene des Collenchyms. Die Festigkeitsmasse ^ beider Gewebe verhalten sich wie 3-53 : 1. Das des Xylems ist demnach mehr als 3%mal so gross als das des Collenchyms. ^ Um nun die Ursache dieser bedeutenden Verschiedenheit zu linden, war es nothw^endig, die Zellformen beider Gewebe zu untersuchen. Vergleicht man nun die beiden Tabellen III und IV (siehe pag. 5 u. 6), so findet man zunächst, dass die grösste Länge der Collenchymzelle (1-7 Mm.) jene der Xylemzelle (1-361 Mm.) um etwa V- ihrer Länge übertrifft. Die mittleren Zellenlängen ver- halten sich wie 1*22 : 1. Auch die Querdurchmesser variiren, aber in umgekehrtem Sinne, Während nämlich der Längsdurchmesser der Collenchym- zelle grösser ist als jener der Xylemzelle, übertrifft der grösste Querdurchmesser der Xylemzelle (0-0196 Mm.) jenen der Collen- chymzelle (0-0180 Mm.) um etwa ^20 seiner Grösse. Die 1 Im Folgenden sei unter Festigkeitsmass, wenn nicht ausdrücklieh anders erwähnt, immer das für (>01 □ Millimeter der Zell wand gemeint. - Auf die Bestimmung der Dehnbarkeit wurde derzeit keine beson- dere Sorgfalt verwendet, aber doch ist aus den Tabellen ersichtlich, dass das Collenchym um Vjs his Vot' ^^^ Xylem aber nur um h'^^^ seiner Länge ausgedehnt wurde, so dass das im 1. Th. p. 23 ausgesprochene Resultat l)e8tätigt wird, wonach die Dehnbarkeit in verkehrtem Verhältnisse mit der Festigkeit stehe. XI. Beiträge zur Keuutuiss der absoliiteu Festigkeit etc. 307 : noi^Dvajx .¥04SiiC'Z cc CO .2 ^ cc ;.j •tuK tO-O ü c: -^ ÖD ^ : U9.10 j ^Ki TO-T) -lapttuuia uoa Snuu.i9juig; *"^"K I00-0 = öJP-ig '^ et c i .| •^»Kg()0-() = 9.oU«'^ ^ B S 3 ^ "^ |i;ui|iuii5 U0[ '9^in9AV .Tq9S i^ rp : 8pni?AV.ian^ 941[09.I^1U9S 8— I 2 > O ^ :8pni?Avn.^Z .lap p:5in[AV = 06- — 0 l •^ *o •"^ -sSuiiSiojyi et ^ "f :puiJAqt97-p uz snomnq; i Ti Ol 'M 25 CO c5 ^ c sap 'jpini -'-, er ^ co ^ "^' ^v ^^ o ^ ^•o* ^ -ii8i{0]n.l 'P •• ^ ;: "o o cc 0^ . '•^ ssini[ui|.iö^V k> ^ S: •91PZ ^ ^.^ B. r— -~ u8zni;S ^, cn CQ CM X c^J C3 Cü GC 'ü .'= "^ .lap map nz t- t^ Ö-l '^ CM iCt r^i ^ *o l£i s ^ ^ suauinq; "p .^^ _ ,^_i ^ ^^ ^J 13 T— 1 §} J ;^ •:Hqnmoi(0!:|j CO CT) c ."^ CM 'TQ -^ l— •"* Cw ^ :»:.? nyA t>- ^7 ^ V ü t^ " J ^ ^ ssra:)[ni[.iOA .. o • • .. .. ,^ 1—1. - cT C -^ ■-H T—l — 'M •— •^- .^ "~^ 3 iß (>J Ol CO r^ > :q:^ UOA oa T-t ^j CM >^ ^ J Siim^pui-TOA •• .. o S T^ ■r—l T—i '^- ■^M •— ■^^ o 5 ö a s >. cr> \' vrt -^ o o Uj-.p UOA "^^ \' ^1 Ol ^~ er. T— ^ '^. ^ 2' ssm!^|i?q.i8A •• .. .. •• O •— .2 *c3 "^ ■^^ — — ' ■— — ' ■— ' ■— 2 r—t :9pui?Aiip7 i^ \Ct ^ ^ -h CO •^ o •^ ,^ o -^ uöppq - 31* f^ CO cc CO CO X ^ o .- ,= O O " .I9p .T98S8UI ^S T-\ 5=^ o ^ ^i;* o ^ . ^ O "^ ^ -ip.lUp.19U5 c: o ö o ^ i^ ^ 'cß >- ^ • p :sn9Uiuq • CO - ^ ^ r- X ^cc a c S9p .19SS91U in o r^ cc 'A c^^ 4i^ >-s if X O g -qo.inp.iou^ ö o J^ 'i' J^ c3 o iß > ^<^ •.v'.q UOA CO CO CO CO ^^ CO r X' CO X ssin:Hiu[.T9A o X CO CT- T: t- o o T— ' T— i •>— ' y—t ■>— 1 tH 1—1 ^ 5 V- o n: Ol rM fM CQ ^ o : .T9SS9ra ■ o SO o CO CO CC' .-X >X = s: a s! -I19.iup.19u5 ^S ^ ^ g r-) ^^ o S o o o C: o o o a ö •9U9Z ■^ X CO ? .19p .19SS9UI SCO o tH ^ t^ o G^ C o — iC .2 S -qo.iups.§uin o •r^ ^H ■rH P, r/2 X 9. o ^ •91PZ - 'M CO ■»^ iCt - P^^K o X :p s ^ r^ Cji Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 21 308 L II k a s. 3Iittel - to to 'X cc CO -a «xi K^ c;^ rf^ o to rfi» CT» 1+^ o H* cc o o o o o 6 o c o 6 ö o o o Ci 05 >^ cc 00 o O Ol o ^ cc o ," o c^ c^ - •• cc :r) wl o CO Ci ^r» w o o to LO — ■ c: o lo h-A o« ^ CO O o o o o c: C' o o Ol O' o o o -^, ,— --, — r-^ o ^, ^,s o o o o o o — C-) o d Cri c tf^ Ci !+^ ^ Ol c;t -vi to zo >J^ Ci -l^ CC' cc Oi CT! o oo o ^ ^ o ? 9 T o o o o o o o o o o l>0 Cd ^ -^I ^ t-i- i to c^ o l^^• o to o o h- L M. LO h^ h-^ to M- cc O' to to to to CO to to to CT« CO Zelle: Längsdiirch- messerdereiu- zelnen Zellen: Querdiu'cli- messer: Verhältuiss vod () : a: Qiierdurch- messer des Lumens d. ein- zelnen Zelle: Querdurch- messer der Wände der Zellen: Vei-hältuiss von Verhältniss von Verhältniss von cd: CJC N l_L t_^ t-i CO t-i C5 t-t c; ci LO CO CO CO lo CO Ol 00 1;")— 20* sehr zahlreich, links schief, mit der Längsuxc longitudinal oder Winkel bis 30° bildend. Breite = O-OUÜd Mm., Länge: 0-0027 bis 0-0053 Mm., Entfernung: 0-0027— 0-018 Mm. Verholzun« c 5 :;; c :; <^ — ^ ^ I I 5 5. s- 2- ^ ^ r 2 5- So* 5 c ?r ;; c' Verhältniss des riächeuinhlt. der Zelhvand zu dem der ganzen Zelle: Flächeninhalt des Lumens zur Zellwand Neigungswinkel Poren: Keacti« N3' CD X ^ XI Beiträge zur Kenutniss der absoluten Festigkeit etc. 30^ Dicke zu Länge mit der zimelimenden Länge kleiner. Die Quo- tienten beider Verhältnisse beim Collenchym und beim Xylem verhalten sich wie 1 : 1 • 3. Ob der Zellenlänge, überhaupt dem Verhältnisse von Längs- zu Querdurchmesser ein Einfluss auf die Festigkeit zukomme^ bleibe vorderhand unentschieden. Von vornherein wäre man geneigt^ lieber einem Zellgewebe mit längerem als einem solchen mit kürzeren Zellen eine grössere Festigkeit zuzuschreiben. * Jedenfalls aber ist dadurch, dass die Xylemzellen um etwa 7- ihrer Länge kürzer sind als jene des Collenchyms, die 3V2mal so grosse Festigkeit des Xylems nicht erklärbar. Die Neigungswinkel der Zellwände wurden bei beiden Ge- weben nahezu gleich gefunden, hierin dürfte demnach nicht der Grund für die Verschiedenheit in der Festigkeit liegen, ebenso wird die Querfächerung der Collenchymzellen weder von beson- derem Nachtheil noch Vortheil sein, da die einzelne Zelle nicht in dem Querschnitte zerreissen wird, in dem die Querwand liegt, da eben in diesem Falle das Gewicht eine grössere Fläche der Zellwand zu überwinden hätte. Da der Inhalt entweder flüssig oder luftförmig ist, dürfte er überhaupt nicht von Einfluss sein, denn der Turgor des flüssigen oder die Expansivkraft des gasförmigen Zellinhaltes ist beim ausgewachsenen Collenchym und Xylem wohl gering. Die Poren waren beim Collenchym sehr spärlich, longitudinal gestellt, in senkrechter Richtung ziemlich weit von einander ab- stehend. Die Poren beim Xylem waren sehr zahlreich, longitu- dinal oder mit der Längsaxe Winkel bis zu 30° bildend. Das scheint zu Gunsten einer grösseren Festigkeit des Collenchyms zu sprechen. Wenn man aber bedenkt, dass auch beim Xylem in derselben Querschnittsfläche der Zelle höchstens zwei bis drei Poren liegen und die Breite einer Pore eine ganz geringe ist, also auf keinen Fall mehr als etwa Yg der Querschnittsfläche verloren geht, so wird klar, dass auch der Einfluss der Poren auf die Festigkeit nur ein geringer sein kann. 1 Beim ganzen Bündel erwies sich die Länge ohne Einfluss auf die Festigkeit. 1. Theil p. 6. 21* 310 Lukas. Die bisher erwähnten Unterschiede in den Zellformen des Oollenchyms nnd Xylems sind nach dem Vorstehenden wohl nicht geeignet, den Unterschied in der Festigkeit zu erklären. So bleibt nun noch der Einfluss der Zellwandverdi ckung und des Verhaltens gegen chemische Reagentien zu beurtheilen. In den Tabellen III und IV sind die Verhältnisse vom Quer- durchmesser des Zelllumens zu dem der Zellwand und die Ver- hältnisse beider zum ganzen Querdurchmesser angegeber ; diese Verhältnis e wurden umgerechnet in die der entsprechenden Flächeninhalte des Querschnittes, welche Verhältnisse im Mittel dann auch für den Querschnitt des ganzen Bündels gelten und somit mit dem in Tab. I und II gefundenen Verhältnisse vom Flächeninhalte der Lumina zu dem der Zellwände überein- stimmen müssen. Und wirklich wurde dieses Verhältniss aus den Zellformen beim Collenchym, obwohl dasselbe Verhältniss bei den einzelnen gemessenen Zellen bedeutend variirt, da es ja eben darauf ankam , ob der Längsschnitt die ungleich verdickte Zelle in einer mehr oder weniger verdickten Stelle traf, im Mittel 1:3-28 gefunden, während in Tabelle I 1:2-9 erhalten wurde. Der Unterschied ist nicht bedeutend, denn es würde das Festig- keitsmass für O'OlQMm. der Zellwand für den ersten Versuch der Tab. I nach dem aus den Zellformen erhaltenen Verhältnisse (1:3-28) berechnet 125 Gr. betragen, während dort 128-4 Gr. gefunden wurde. Ebenso wurden beim Xylem aus den in Tab. IV erhaltenen Verhältnissen von Querdurchmesser des Lumens, der Zellwand und der ganzen Zelle zu einander die betreffenden Verhältnisse der Flächeninhalte berechnet und für das Verhältniss von Flächen- inhalt des Lumens zu dem der Zellwand 1:4*85 erhalten, wäh- rend dasselbe Verhältniss in Tab. II beim dritten Versuche, wo fast nur Libriform war, 1-41 gefunden worden war. Das Festig- keitsmass dieses Versuches, nach dem in Tab. IV erhaltenen Verhältnisse (1:4-85) berechnet, würde 429-1 Gr. betragen, während in Tab. II für denselben Versuch 439-8 Gr. gefunden worden war, also auch hier ein geringer Unterschied, ein Beweis dafür, dass sowohl in Tab. I und II die Bestimmung von Festig- keit und Flächeninhalt als auch in Tab. III und IV die an den Zellformen vorgenommenen Messungen richtig sind. XI. Beiträge zur Keuntniss dor absoluten Festigkeit etc. 311 Neunen wir die Zahl, ^Yelelle angibt, wie viel vom Gesammt- quersehnitte (= 1) Zellwand ist, das Verdickungsmass, so finden wir als das Verdickungsmass des Collenchyms aus Tab. III (3-28:4-28) = 0-766 im Mittel, als das des Xylems aus Tab. IV (4-88: 5-85) = 0*829, das heisst, beim Collenchym ist vom Quer- schnitte 1 der Flächeninhalt der Zellwände = 0-766, das übrige (0-234) Lumen, beim Xylem 0-829 Zellwand, das übrige Lumen. Es ist demnach das Xylem (0-829:0-766) = l-082mal so stark verdickt als das Collenchym. Wenn man nun den Unterschied in der Zellenlänge (etwa Y3 der Länge) und den Verlust an Zellwand durch die Poren (etwa Vg der Zellwand) zu Gunsten des Xylems in Eechnung bringt — obwohl beides viel eher zu Gunsten des Collenchyms wirken dürfte — , so dass also in Folge aller bisher berücksichtigten Unterschiede in den Zellformen beider Gew^ebe die Festigkeit des Xylems 1-082 -t- y. -4- Vg = l'407mal so gross sein sollte als die des Collenchyms , so ist dadurch noch immer nicht das 3-53mal so grosse Festigkeitsmass des Xylems erklärt, es ist daher ein noch immer bedeutender Überschuss an Festigkeit auf Rechnung eines anderen Factors zu setzen. Da nun von den in den Tabellen III und IV ersichtlichen Unterschieden in den Zellformen beider Gewebe nichts mehr zu berücksichtigen übrig bleibt als das Ver- halten gegen chemische Reagentien, und gefunden wurde, dass das Collenchym reine Zellstoffreaction, das Xylem aber starke Verholzung zeigt, so ist wohl der Schluss gerechtfertigt, dass von der grossen Festigkeit des Xylems von Heraclenm SpJiondyllnm ein beträchtlicher Theil auf Rechnung der Verholzung zu setzen ist. Um zu sehen, ob dieses Resultat auch allgemeine Geltung habe, wurde noch eine zweite UmbelUfera mit stark ausgebilde- tem Collenchym und Xylemringe gewählt, nämlich: Angelica s ilvestt ' is. Während bei Heracleum zuerst die Festigkeit und dann die Zellform untersucht wurde, wurde hier umgekehrt vorgegangen, nämlich zuerst die Zellformen bestimmt und gemessen, um von diesen auf die Festigkeit und von den Verschiedenheiten in der Zeliform von Collenchym und Xylem auf die verschiedene 312 L u k h s. zL ^ o ^. ü 0 CJ H> 0 :- 'S 0 ^ «c 'S CJD ^ s »« ,— s 32 ^ 0 ^ 0 ^2 0 ^ ö c 02 S S! t*- 0 f. 1-^ 0 1 0 t-^ •+J <ü 0 /-? r^ 0 CJ "— J n=5 ^ 0 ^ CO >- o;» 0 0 o '% -3; s; 0 ^ 0 2 3 0 ^ 0 c '■+^ m ?- 2 oj g 0 N 0 0 0 0 0 ^^ -! 0 id S c5 ::; ji: - 02 1 s: a; r— 4 0 0 02 a n^ ^ r/i 0 0 2 et 1 0 53 *S 2 le CO 0 ^ 1.^ a; c» k> w-^ -*— '^ 0 bf- f^ c^ ^ ""^ •;~ 0 ^ !-, '/. X er 1.^ Ä 0 _^ "^. Vi U^ :noi|0tJ8^ .^ojs{[az .lanio.i •lUK 690-0— 8I00-0 = .otin:jT[oia; j9:jqoo.T:^n8s ni Jgnun.Tgjjng^ •raK 8T0b-0 = ^ip.ia •rai\[ 800-0— f 00-0 = 9Sn]n o^ib'qui I -n9qo]?ii .19p ssm;{i?q j -.T9A 'P ^I I *nq.:)9.T.T9qi] (^ .QF.- : 9:j[uqni -n9qo]5IJ 19 p ssiu^i'uq -.T9^Y "P ^\ •nqt>9.T.i9qn ./ !>. qumgqoiqj •jg9.^9q -p •ü;j{]?q.i9^\ •uqo9iJ9qn d :p : D nOA SSR^t]?q.l9^ ssiu:q'Bqj9^\ : ^ : j noA ssin;|i?q.T9^V :sn9ttmT; S9p J9SS9in -qo.iRp.i9n^ rgiPZ n9n[9zni9*p opnKM|{97 ü9pi9q "p •mqojiip.T9n7^) ^ ^ ^ : w : *y üOA ssm)t]?q.i9A : .I9SS9UI -qo.Tnp.T9H^) : .19889111 -qo.mpsSu]rj X -r. — c c^t .-M :c ^r --^ VT' -^ T-: T-^ in O c: t- CT. CO lt: :m CM Cvi -r-^ ■!— ^ C1 CM T- C>1 Tt (fl -r^ (M X -^ c: r-: -^ q^i 'Tfj vr: -^ -tJ^ -^0 '^ lO CmAh-t-t^tHtHtH 1^ j— - '-T V ^ ^' ^ ^ th ib CO ::^ • CO X O CO CO O CO lO S c; f- O c: CO o CO cm 'o ö o ö c ö o o C<\ '^ -^ ^ ^ ^ ->!< (Tl . O ^ CO c: CO CO CO ^r- £ CM o vct X o ir: ir: rs^ Sthooooc:o — ^00000-90 o cDoiörcö c 1l^^~~cm ir. x' CO cf-1 O CM CM in L- X CO L- 75 O CM :^ Ci '^ C^ L^ CO CO O CO O CO O (M T-H i- o — X — X C: 'M ^ — CM r- CM — — 1 i- CM ir. X -^ CO CO cf-l 0 CM CM 0 X L^ L- X 0 t- w L- X 0 i ^ ^ ^ _ ^ ^ ^ — • a; c: 0 >n '-^ CO -* p^ rö X CO CT- c^^ 'j »-ri CM ^^ cr-i (M CO CO ^ 't CO ^ ^ — •— ^ -^ ■^ '"' mms. XL Beiträge zur Keuutnisri der absoluten Festio-keit etc. 313 nououo^ UO.TOJ .\is"nu.3ia]i^ :94Ti?i[n,[ .T9p ssinj[)?q 59nqD9J9.omn -n9qD}?u .T9p ssiu;]\5q -.w\ -p ül 59nq99.10.orau J •.smiz{oq.i9^\ •WK 9X0-0— 9X00-0 '■ .omiiu9j4n3 ■TOK tOO-0— ^00-0 = 8.Sn]n -raK 90; )0-0 = Q^P-ig pn9p|iq oOS s^ci P^^lAV -^öpo l^^nipmi-onoi 'i9iqos-s:^[m| 'qoi9.ip{Uz pCf:— Ol ^1 O tD f>l X — -^ -t X -^ G^J ur: O ^O CM L— O X L— CO ci X ^ o o X 1-H CO ir: -^ co -^ i- 4fH 'M ir: -^ ^1 X --^ -o '^ X '* CM ir: -^ w CM 1-- — X t^ CO r-. ■r; o "-^ t^ c^ CM ^ ^ o '^^ L^ X ir: •«-» •:^piniu9qDR[j 1 CM rr. .- ^ ::t t^ '^ -0 •^ ,^ ^ n9pu9^9.T49q T— 1 c^l -^ — ■:c CO '^ -M CM — '-" (M 'S J9p ssin^iijq y—i ^ 1—1 rH ■rH — — ^ ^ ^ ^ rH T-^ ^^ -.19 A si^p ni ^ — , „ _ ^_ ^ „ ^ — ^ „ •— ^ _H "■^ :j9uq39.i9Sran p ^ CO- __ r- 0 ^ ^ -.~ .^* \Sl I^ '^— w 'M !>• X — f -^ :j:/:> uoa • . • • • •va ^. ^ y-i 7—1 ^ rH T^. ■r-" rH ^ si?iu:qi?q.T9A ^ '— 1 >H •^^ tH ^ y—i. z. r-l ■rH T-^ ^ ^ ^ CO CM t^ 0 Ci — . 0 t>- rH --> ^ w <>I CM I^ -/: "^ ««^ :q:p noA . . 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T-( T— 1 T-i. r-J »^ ■r-' ■— ^ ■r-< ■— ■— 4 ■-^ CM ^ .0 >x C5 CM 0 -Ol X ^ >- ^ :.T9SS9ra .0 0 CO 0 i-M CO X 0 ■^ CO X *^ = --0 X CO -^ >-^ CM t^ 0 -^ X t^ -q9.uip.T9n^ >^ -^H tH CM ■rH T-H ■r-i <=iO 0 0 0 0 0 :^ 0 0 0 "^ — 0 0 0 lO 0 0 0 O' O' 0 0 ':2. 0 l^ 3 >-Ct to — 0 — 0 ^ — ,^ — CM 5; -_ H r^ ■ — ■ ,^ '^^ 'M ■^ • tO • — , — . : .T9SS9ra r^ t^ -^ CM t^ •<^ -H h- -^H -.-^ ^ ■f ~ > -r|0.iupsSn]]T; = x ScO ^2 0 0 S s 0 -^ t^ X X 0 ,3 L^ CS 0 0 0 0 0 0 O' ■^ c; C: — - — 0 •9IPZ ^ CM '"^ '^ l^ - l>- X ^- ^ ~ ^ piaiK 314 Lukas. Vergleichen wir nun die vier für die Zellformen des Collen- cliyms und Xylems von Heracleum und AiujeUca aufgestellten Tabellen^ so finden wir zunächst aus der Verg'leichung der Tabellen III und V für die Zellen des Collenchyms von Heracleum und Anc/elica^ dass die beiden Tabellen in einigen Rubriken übereinstimmen^ in anderen nicht. Gleich ist das Verhalten gegen chemische Reagentien, wenig verschieden Zahl, Richtung, Entfernung, Länge und Breite der Poren, ferner der Neigungswinkel der Zell wände /15— 20° bei Heradenm, 10 — 25° bei A?ujelica , im Mittel also gleich). Wenig verschieden sind ferner die durchschnittlichen Zellen- längen, jene des Collenchyms von Ängelica etwas länger, hier ist auch der durchschnittliche Querdurchmesser etwas grösser und zwar um mehr als die Zunahme des Längsdurchmessers ent- sprechen würde, wesshalb das Verhältniss von Quer- zu Längs- durchmesser bei Heracleum (1:78'8) kleiner als bei Angelica (1:68-7) ist. Viel bedeutender als alles bisher Erwähnte ist der Unter- schied der Wandverdickung. Bei Heracleum ist das Verhältniss des Flächeninhaltes zu dem des Lumens l:3-2s, bei Anie aus Tab. III und V er- sichtlich, auch wirklich der Fall. Berücksichtigt man nun für die Berechnung des Festigkeits- masses des Collenchyms von ÄNf/el/ra neben der Wandverdickung auch noch die Zellenlänge, so findet man, dass der durchschnitt- liche Längsdurchmosser der Collenchymzellc von Herac/eum zu dem bei Atijidira sich verhält Avie 1:1-04, es sollte also vermöge XI. Beiträg'o zur Kenntniss der absohil:en Festigkeit etc. 317 der Wandverclickung- und Zellenläugo dem Collenchym von A?i- (jellca einFestig'keitsmass von (68*1 X 1*04=) 70-8 Gr. zukommen. Zwischen diesem und dem durch Experimente gefundenen ist noch immer ein Unterschied von 8-3 Gr. zu Gunsten des letz- teren. Auch für diesen Unterschied muss ein Grund vorhanden sein. Berücksichtigt man auch noch die Querdurchmesser der Zellen, so sieht man, dass sie im Verhältnisse von 1:1-14 stehen und nun entspricht dem Collenchym von A/if/el/'ca ein berech- netes Festigkeitsmass von (70-8Xl'14=) 80*7 Gr. , dieses ist von dem durch Versuche gefundenen nur um 1-4 Gr. verschieden. Wir sehen somit, dass der Fehler, der sich ergibt, wenn wir aus dem bekannten Festigkeitsmass von Heracleum und den bekannten Unterschieden der Zellformen von Heracleum und Anf/elica das Festigkeitsmass von Angelica berechnen, dabei aber von den Unterschieden blos jenen in der "Wandverdickung be- rücksichtigen, sich beheben lässt, wenn wir auch noch die übrigen bekannten, wenn auch geringeren Unterschiede berück- sichtigen, nämlich die in Bezug auf Längs- und Querdurchmesser. Es dürfte demnach wohl der Schluss berechtigt sein, dass beim Collenchymgewebe YonHeracleiun iiYid Anf/elica neben dem Verdickungsmasse der Zelle auch noch die Grösse des Längs- und Querdurchmessers von Eiufluss auf das Festigkeitsmass sei. Das durch Berechnung gefundene Festigkeitsmass des Coll- enchyms von Ainjelica ist um 1*4 Gr. grösser als das durch Ver- suche bestimmte. Der Unterschied ist so gering, dass man ihn wohl vernachlässigen könnte, umsomehr als er ja auch in einer Ungenauigkeit der Experimente mit A?i(/elwa oder in einem Fehler bei den Messungen der Zellformen seinen Grund haben könnte. Aus diesem Grunde hätte vielleicht das durch den Ver- such gefundene Festigkeitsmass von Angelica grösser ausfallen können als das berechnete, aus demselben Grunde aber hätte jener Unterschied noch grösser erhalten werden können. Will man aber mit dem rechnen, was vorliegt, so müsste man jenen Unterschied von 1*4 Gr. zu Gunsten des berechneten Festigkeits- masses eben dadurch erklären, dass das Festigkeitsmass nicht in demselben Verhältnisse zunehme w^ie der Längs- und Querdurch- messer, sondern das berechnete Festigkeitsmass müsste noch olb Lukas. mnltiplicirt werden mit einem Factor, kleiner als 1, in unserem Falle Ä- = 0-9825 (=(79-3:70-8 = l-12j:M4). Je kleiner der Längs-, je grösser der Querdurcbmesser, desto geringer sein Einfluss auf die Festigkeit, desto mehr aber nähert sich die Zelle der Parenchymform» Damit stimmt überein einerseits, dass die mechanisch wirksamen Gewebe aus pros- enchymatischen Zellen bestehen (wo also der Längs- den Quer- durchmesser vielfach übertrifft), anderseits, dass parenchymatische Gew^ebe trotz ihrer starken Wandverdickung ein geringes Festig- keitsmass haben, wie im L Theile pag. 316 bei Kork und Skler- enchym gefunden wurde. Invvieweit dieses zuletzt gefundene, den Längs- und Quer- durchmesser der Zelle betreffende Resultat allgemeine Geltung habe, ob der Einfluss der Zelldicke mit der Zunahme derselben für die Festigkeit günstig, w^enn auch in abnehmendem Grade, bleibe , oder endlich Null oder vielleicht gar die Festigkeit ver- ringernd werde, möge erst durch weitere ad hoc anzustellende Versuche ermittelt wxrden. ^ Aus dem Vorstehenden soll vorder- hand blos das Resultat gezogen werden, dass dem Längs- und Querdurchmesser der Zelle ein Einfluss auf die Festigkeit zu- komme. — Endlich ist aus der Vergleichung der Tabellen V und VI für die Zellformen des Xylems und Collenchyms von Anr/elira silv. zu ersehen , dass der mittlere Längsdurchmesser der Xylem- zelle (0-709 Mm.) zu dem der Collenchymzelle (1-323 Mm.) sich verhält sowie 1:1-86, die Querdurchmesser aber wie 1:1*14 sich verhalten. Wären die beiden Gew^ebe blos in Bezug auf Quer- und Längsdurchmesscr verschieden und wächst die Festigkeit mit diesen in geradem Verhältnisse, so müsste die Festigkeit des Collenchyms 2-12mal so gross als die des Xylems sein. Und selbst, wenn die Dicke keinen oder gar einen ungünstigen Ein- fluss hätte, wäre in letzterem Falle das Festigkeitsmass des Coll- 1 Der Einfluss des Liings- und Qiiei-diii-clniiessers der Zelle wird erst dann seinem Wertht^ nach bestimmt werden können, wenn auch noch viele andere, in vorliegender Arbeit nicht in Rechnung- g-czog'one (chemisclie, optische etc.) Untersciiiede der Gewebe ihre Jicrücksichtig-iini^- gel"iin— 9 CT. rf^ to " C' o o CO h-. hfi^s CO 05 Oi . o: ü^ CO o AD o o (X to -1 ^ o CT» M |4^ Cn tNl) Festigkeits- mass für 0-01 □ Mm. Differenz vom Mittel Flächen- inhalt der Zell wände: Flächen- inhalt der Lumina : Verhältniss von b : a: Verhältniss von e : a: Verhältniss von b : c: + CO Oi 1 I Ol o to to ■ Festigkeits- mass für 0-01 n^i»i- der Zell- wand : c o o Differenz vom Mittel: XI. Beiträg-e zur Kenntuiss der absoluten Festigkeit etc. ?.9^ Das Festigkeitsmass des Xylems für 0*01 □Mm. des Quer- schnittes überhaupt ist 224-7 Gr., für O'Ol Q]Mm. der Zellwand 273-5 Gr. Auch hier wurde zu allen drei Versuchen dasselbe Bündel benützt und desshalb das Verhältniss von Lumen zu Zellwand nur für den ersten Versuch bestimmt.* Dieses Ver- hältniss, 1 : 4-67, weicht von dem aus den Zellformen berech- neten, 1:4-9, nur um wenig ab, so dass das Festigkeitsmass für den ersten Versuch nach letzterem Verhältnisse berechnet 261*6 Gr. wäre, während durch den Versuch 263*7 Gr. gefunden wurde. Es dürften somit sowohl die in Tab. V und VI an den Zell- formen als auch die nach Tab. VII und VIII an den Querschnitten angestellten Messungen nahezu richtig sein. Sind die aus der Vergleichung der Tabellen, die durch die Versuche mit Heraclenm Sphondylium und Aiujelica silvestris erhalten wurden, gezogenen Resultate richtig, dass nämlich ausser dem Verdickungsmasse auch die Zellenlänge und Dicke und beim Xylem insbesondere der Grad der Verholzung einen Ein- fluss zu Gunsten einer grösseren Festigkeit habe, so müssen, indem wir nun rückwärts schliessen, damit auch die mit Umbelli- feren im I. Th. dieser Beiträge gemachten Versuche überein- stimmen ; wenigstens der Einfluss der Wandverdickung und Ver- holzung wird sich noch constatiren lassen, weniger der der Zellenlänge und Dicke, da eben die zu den damals angestellten Versuchen benützten Bündel nicht mehr zur Verfügung standen. Von den im I.Th. in Tab. XIV. c. p. 317 zusammengestellten Versuchen mit dem Xylem von Archangelica officio uiUs wird der vierte Versuch gewählt, weil dieser von dem gefundenen durchschnittlichen Festigkeitsmasse, nämlich 144-1 Gr. für 0-01 QMm. des Querschnittes überhaupt, 278-5 Gr. für O-OlQMm. der Zellwand, am wenigsten abweicht. Für diesen Versuch 1 Hier aber wurde das Verhältniss ausser durch die schon früher angegebene Methode auch noch so bestimmt, dass das Verhältniss von Lumen zu Zellwand an einer grossen Anzahl von Zellen bestimmt und daraus das Mittel gezogen wurde. Sitzt), d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 22 324 Lukas. ergibt sicli für 0*01 [J Mm. der Zellwaud ein Festigkeitsmass von 282-7 Gr. (= (278-5 X 146-3) : 144-1). Der Flächenmlialt des Gesammtquerschnittes beträgt 0-04483 □Mm., dasFestigkeitsmass für diesen 710 Gr. Dieses blos für die Zellwände in Anspruch genommen, gibt einen Flächeninhalt der Zellwände von 0'0251inMm. (= 7-10 : 282-7), einen Flächeninhalt der Lumina von 0-01972 QMm. (= 0-04483—0-02511). Der Flächeninhalt der Lumina verhält sich zu dem der Zell- wände sowie 1 : 1-273, das gibt für das Xylem ein Verdickungs- mass von 0-56^ (2-273 : 1-273 = 1-785; 1 : 1-785 = 0-56). Dieses Verdickungsmass ist gering, woraus, da die Festigkeit doch be- deutend, zu schliessen wäre, dass den übrigen massgebenden Fac- toren, also der Zellenlänge und Dicke und insbesondere der Ver- holzung ein bedeutender Einfluss zukommen werde. Bei den Untersuchungen mit Heracleum und Anyelica wurden die Versuche über die Festigkeit und die Messungen an den Zellfonnen wo- möglich an demselben Bündel oder wenigstens an Bündeln aus nebeneinander liegenden Partien desselben Internodiums der- selben Pflanze vorgenommen, weil ja die Festigkeit des Gewebes mit dem Alter des Internodiums sich ändert, somit nur die Festigkeit und Zellform desselben Internodiums mit einander verglichen werden sollen. Zur nachträglichen Messung der Zellen- länge und Dicke von Archrmf/elica standen mir, wie schon erwähnt, die zu den Versuchen über die Festigkeit benützten Pflanzentheile nicht mehr zur Verfügung, auch nicht einmal — im Januar — frische Pflanzentheile, so dass Herbarexemplare und auch da nur verhältnissmässig junge Theile genommen werden mussten. Ein sicherer Schluss von der Festigkeit jener Pflanzentheile auf die Zellform dieser ist daher nicht gut möglich, aber doch wurde gefunden, dass die Zellformen des Xylems von Archau- (jcllca von denen des Xylems von Antjdica sich nicht besonders unterscheiden, sich mithin nicht durch bedeutende Zellenlänge oder Dicke auszeichnen, so dass also wirklich der Verholzung der massgebendste Einfluss auf die Festigkeit zukomme. Das wird noch klarer, wenn man nun auch noch einen der mit dem Collenchym von Archau' b und c wäre. Vielleicht sind es bloss in der Richtung der Verticalaxe sehr verkürzte Krystalle. Es wurde auch versucht, den Cordierit im Dünnschliffe zu ätzen. Mit Kieselflusssäure erhielt ich jedoch, wie Boricky, nur ganz unregelmässige, undeutliche Atzeindrücke, an den Quer- schnitten w^ar es überhaupt nicht möglich, solche zu beobachten, mit Flusssäure hingegen erhielt ich an einem grösseren Cordierit- längsschnitt zahlreiche, ziemlich regelmässige rechteckige Ver- tiefungsgestalten, deren längere Seiten der kurzen des Cordierit- rechteckes parallel geordnet sind. Als makroskopische Einsprenglinge finden sich in diesen Auswürflingen wieder Plagioklas und seltener Quarz; beide würden schon von v. Dräsche beobachtet. Der Plagioklas tritt selten in scharf ausgebildeten, meist abgerundeten Krystallen und Krystallbruchstücken auf; im Dünnschliffe lässt sich auch in diesen Auswürflingen an einigen, an Gasporen reichen Plagio- klasen die Corrosion und der allmälige Zerfall derselben in win- zige Rechteckchen, welche auch an manchen Stellen häufig im farblosen Grundmassegias auftreten, beobachten. Die polysyn- thetische Zwillingsstreifung dieser corrodirteu Feldspathe lässt sich im polarisirten Lichte noch deutlich erkennen. Ob diese win- zigen, schon öfters erwähnten, Kryställchen mit rechteckigen Umrissen (vgl. Taf. I, Fig. 11 ]\ritte) auch Feldspathe sind, lässt sich natürlich schwer bestimmen, die Querschnitte derselben scheinen ebenfalls Sechsecke zu sein und haben sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Nephelinkryställchen der verglasten Sand- steine. Wird das Gesteinspulver längere Zeit mit heisser con- centrirter Salzsäure behandelt, so löst sich ein nicht unbedeutender Theil, doch scheidet sich die Kieselsäure nicht gallertartig aus. Au solchen Rechteckchen reiche glasige Stellen der Grundmasse ergaben mit Kieselfiusssäure zahllose Kieselfluornatriumkrystalle und weist auch die Bauschaualyse einen bedeutenden Natron- gehalt auf. Möglicherweise rühren die Kieselfluornatriumkrystalle auch von dem farblosen Basisglas her; dasselbe zeigte zahllose stäbchenartige Atzeindrücke, sehr ähnlich denen, die Leydolt 350 H u s s a k. bei Ätzung- verschiedener Gläser mit Flusssäure erhielt und für Mikrolithe hielt. Die Quarzkörner sind corrodirt, an der Oberfläche aus- gezackt und in kleinere unregelmässige Körner zersprungen, auf Taf. I, Fig. 11 ist eine solche quarzreiche, glasige Partie links unten abgebildet. Der lebhaft pleochroitische Augit kommt in diesen Auswürflingen bei weitem häufiger als in allen übrigen, bereits beschriebenen, in grösseren unregelmässigen Körnern und Säulchen vor. Auch der Magnetit ist stellenweise theils in winzigen Kryställchen, theils in grösseren, unregelmässigen Körnern an- gehäuft. Der Bestand der, wie erwähnt, stets glasigen Grundmasse ist ein sehr wechselnder •, bald zeigen sich glasreiche Stellen, in denen nur die erwähnten corrodirten Quarzkörnchen liegen, bald solche, die fast nur die winzigen Rechteclvchen enthalten, oder es treten runde Flecken im Dünnschliffe auf, die aus farblosem Glas, zahh-eichen Augitsäulchen, Magnetit und von zahllosen eingeschlossenen Gasporen bräunlich aussehenden Rechteckchen nnd Plagioklasen bestehen. Endlich kommen noch Partien im Gesteine vor, die ausser der farblosen Glasbasis nur grössere Aggregate der bereits oben erwähnten (Taf. I, Fig. 20), an Glas- einschlüssen reichen, oft skelettartigen, für Quarz gehaltenen Kryställchen aufweisen. An gewissen Stellen der Glasbasis zeigen sich ungemein häufig 0-03 — 0-05 Mm. lange und O'Ol— 0-02 Mm. breite, farblose Nädelchen ausgeschieden (Taf. I, Fig. 8 a //), die eine deutliche Querabsonderung, immer gerade Auslöschuug und selten sechsseitige Querschnitte zeigen. Im parallel polarisirten Lichte verhalten sie sich wie rhombische Mineralien ; die Polari- sationsfarben sind keine lebhaften. Welchem Mineral diese, etwa dem Sillimanit ähnlichen. Säulchen angehören, konnte ich nicht bestimmen; in grösserer Menge treten sie in dem nächst zu beschreibenden Auswürfling auf. Als accessorischer Gemengtheil wurde schliasslich noch Zirkon nachgewiesen. Auch diese Auswürflinge wurden analysirt, mit I ist die von mir ausgeführte Bauschanalyse der dunklen, mit II die von meinem hochgeehrten Freunde H. Baron Foul Ion herrührende Analyse der weissen Partien dieses cordieritführenden Auswürf- lings angegeben: über den Cordierit in vulkanischen Auswürflingen. 351 I. II. SiO^ 73-45% 72-60<>^ AlW 11-70 I Fe^O-^ 5-96 ( " MnO Spur Spur CaO 3-05 1-64 MgO 1-58 1-32 K^O 1-54 1-04 Xa^O 2-85 4-14 Glilbverlust Q-18 0-52 Summe . . 100 • 31^ ^ 100 - 46« ^ Es stimmen also auch diese Auswürflinge mit den oben beschriebenen, dichten weissen in der chemischen Zusammen- setzung sehr ttberein; der Percentgehalt an Eisen, Kalk und Magnesia ist entsprechend dem grösseren Magnetit- und Augit- gehalt ein grösserer. 7. Cordieritfreie, graue, dem Augitandesit ähnliche Auswürflinge. Als makroskopische Einsprengunge treten in der sehr glasigen und augitreichen Grundmasse fast nur glasige Plagioklase in scharf begrenzten Krystallen, reich an Gasporen^ auf. Sanidin, in Karlsbader Zwillingen, ist selten. Die Grundmasse besteht aus einer farblosen Glasbasis, in der grössere, ziemlich unregelmässige Aggregate winziger (0*006 Mm. Durchmesser) farbloser, schwach polarisirender Körnchen und Rechteckchen liegen. Zwischen diesen ist das Glas von zahllosen farblosen, langen, rhombischen Säulchen, die bald parallel geordnet sind, bald divergirend büschelig, entglast, die ich schon in dem zuletzt erwähnten Auswürfling beschrieb. Kleinere Augitsäulchen und -körnchen, 0-015 Mm. gross, und Magnetit sind ziemlich häufig und unregelmässig in der Grundmasse vertheilt. Der Augit ist auch mit Vorliebe mit kleineren Plagioklaskrystälichen und einem farblosen Mineral (Feldspatli ?\ das manchmal an Cordierit erinnert, aggregirt und sind diese kugeligen Aggregate im Centrum von Magnetitstaub erfüllt. 352 Hussak. Wie ein Vergleich der liier beschriebeiieii Au.swürfiini;"e des Asarna Yama ergibt, stehen alle in einem gewissen Zusammen- hang und sind vollständige Übergänge von den au Einspreng- ungen undCordierit freien zu den CordieritfUhrenden und schliess- lich wieder zu den Cordieritfreien, an Plagioklas- und Augit- einsprenglingen reichen dem Augitandesit ähnlichen Auswürflingen vorhanden. Allem Anscheine nach war das sowohl in der Andesit- lava eingeschlossene als auch in losen Auswürflingen auftretende Gestein ein quarzführendes Plagioklasgestein, welches eine bedeutende Veränderung, theilweise Unischmelzuug durch das Andesitmagma erlitt. Die Möglichkeit einer solchen partiellen Umschmelzung kann nicht geläugnet werden, wenn man die schon so oft citirten, hochinteressanten Untersuchungen J. Leh- mann's^ an den Einschlüssen der niederrheinischen Basaltlaven berücksichtigt. An den Auswürflingen des Asama Yama zeigt sich eine solche Veränderung in der Corrosion der Quarze, Plagioklase und Augite; alle diese wurden durch das farblose, wie es scheint, sehr saure Glas, das nach meiner Ansicht selbst von der Umschmelzung gewisser Gemengtheile des ursprünglichen quarz- führenden Plagioklasgesteins herrührt, in winzige Körnchen und Kryställchen, ähnlich den Augiten der Olivinbomben, die A. Be cker beschrieb, aufgelöst. Ein Theil der glasigen, frischen, auch öfters corrodirten Plagioklase stammt aus der Augitandesit- lava, wenigstens Hess sich dies mit Gewissheit in den in der Lava eingeschlossenen Gesteinsbröckchen nachweisen. Neuaus- scheidungen aus dem durch partielle Umschmelzung des Gesteins entstandenen Glase scheinen mir die lichtgrünen Augitbüschel (im fünften) und die farblosen, rhombischen Nädelchen (^im sechsten und siebenten beschriebenen Auswürfling), möglicherweise auch die skelettartigen, winzigen Quarzkryställchen (vgl. Lehmann, die pyrogenen Quarze) zu sein. Dass sich diese Auswürflinge, als sie noch in der flüssigen Lava eingeschlossen waren, im zähflüssigen Zustande befanden, also umgeschmolzen wurden, geht mit Gewissheit aus der l)eob- 1 YerliuiKlli^. (1. uatui-w. Ver. d. preuss. Rlu'inl. ii. Westphul. XXXI. Bd. 1871 und XXXIV. Bd, 1877, pag. 203. ÜbiM' den Coidicrit iu vulkunir>clieu Auswüifliugen. 353 achteten iiiuigen Vermengung" der AndesitgTunclmasse mit der des Gesteines an den Contactstellen und dem Vorkommen der Andesitmineralien iu den eingeschlossenen GesteinsstUckchen hervor. So grosse Gesteiusaiiswürflinge, dass man sich eine solche intensive Einwirkung- der g-luthfllissig*en Lava auf dieselben nicht denken könnte, kommen auch, wie aus den Angaben v. Dra sehe's zu entnehmen ist, nicht vor. Wie ich glaube, gehören die hier beschriebenen Auswürflinge ein und demselben Gestein an und entsprechen den verschiedenen Stadien in der durch die Lava bewirkten Veränderung; auch der AVechsel in der mineralogischen Zusammensetzung und Structur dieser Auswürflinge spricht gegen die Ansicht, dass sie unver- änderte Fragmente eines in der Tiefe anstehenden, cordierit- führenden Eruptivgesteins seien. Vom Interesse ist auch das Vorkommen des Rutils. Man könnte also diese Auswürflinge für, durch die Andesit- lava veränderte, Fragmente eines in der Tiefe anstehenden Dacits erklären. Ob der Cordierit schon ursprünglich in dem- selben vorhanden war oder erst später, etwa in Folge der durch die Lava bewirkten ümschmelzung, entstand, lässt sich natürlich nicht entscheiden; jedenfalls aber ist er Ausscheidung aus einem Schmelzflusse und bin ich geneigt, denselben für den Vertreter des Biotits, Augits oder der Hornblende zu halten. Eine andere Erklärung betreffs des Vorkommens so saurer Auswürflinge bei basischen Laven wäre die, dass diese Auswürf- linge uns Theile der in der Tiefe mit dem basischen Andesit- magma vermengten sauren andesitischen Schlieren und nicht Fragmente eines in der Tiefe anstehenden, bereits verfestigten Eruptivgesteins darstellen. II. Auswürflinge des Laacher See's. Die Auswürflinge (^Lesesteine) des Laacher See's, um deren Kenntniss sich insbesonders v. De eben und v. Rath grosse Verdienste erworben haben, waren in letzter Zeit Gegenstand eingehender Untersuchungen von Seiten Laspeyres* und Wolfs.2 1 Zeitschr. d. deutsch. geo\. Ges. XVIII. Bd., pag*. 350. '- Ebenda, XIX. Bd., pag. 472. 354 H u s s a k. Von den überaus mannigfaltigen, in ihrer mineralogischen Zusammensetzung bedeutendem Wechsel unterworfenen, bald schieferigen, bald körnigen, bald bimssteinartigen Auswürflingen seien hier nur die cordieritführendeu, des Vergleiches mit denen des Asama Yama wegen erwähnt. Während Laspeyres der Ansicht ist, dass die Laacher „Sanidingesteine" in enger Beziehung zu den dichten, echten Laacher Trachyten stehen, also eruptiver Xatur sind, glaubt Wolf die ersteren, an verschiedenen seltenen Mineralien reichen Auswürflinge für „Urgesteine", alte Eruptivgesteine und krystal- linische Schiefer, „die der vulkanischen Thätigkeit nur ihre Zertrümmerung, nicht aber ihre erste Bildung verdanken", halten zu müssen. Leider wurden diese Ausw^ürflinge von keinem der genannten Forscher, denen ein sehr reichhaltiges Material zu Gebote stand, einer mikroskopischen Untersuchung unterzogen. Mir stand von den cordieritführenden Laacher Auswürflingen nur ein etwa nussgrosses Stückchen zur Verfügung, welches ich der Freundlichkeit des Herrn v. Fodor verdanke. Dieser grobkörnige Auswürfling gehört zu den sogenannten Sanidingesteinen und ist ungemein cordieritreich; die einzelnen Gemengtheile sind schon mit freiem Auge erkennbar und erreichen zumeist eine Grösse von 1 — 2 auch 4 — 5 Mm. Als solche sind zu nennen: glasiger frischer Feldspath, anscheinend Sanidin, dunkelvioletter Cordierit in grossen schlecht ausgebildeten sechsseitigen Säulen, cxjP.ooP^o.oPund kleineren scharf ausgebildeten, flächenreicheren Säulchen, Korund in farb- losen, braunen, licht- und dunkelblauen Krystallen, Biotit und Pleonast in Octaedern. Der Auswürfling wurde hauptsächlich des Cordierits wegen einer erneuten Untersuchung unterzogen und dieser sowohl in den Dünnschliffen des Auswürflings als auch isolirt, in parallel oP geschliffenen Präparaten studirt. Der Cordierit tritt in circa 2 — 4 Mm. grossen Krystallen von der Fomi cxjP. oo/^oo.oP auf, deren Kanten und Ecken abgerundet sind und deren Oberfläche voll winziger Grübchen und Furchen ist. Wolf weist schon mit Recht darauf hin, dass sie deutlich angeschmolzen sind, jedoch rührt ein grosser Theil dieser Vertiefungen von den zahllosen halbeingewachsenen Biotit- über den Cordierit in vulkanischen Auswürflingen. 355 kiyställclien her, die beim Isoliren der Krystalle leicht heraus- fallen. Es wurden eine Reihe solcher Cordieritkrystalle parallel dem basischen Pinakoid dünn geschliffen und im parallel- und convergent-polarisirten Licht untersucht und es ergab sich, dass auch die Cordierite dieses Auswürflings, wenigstens die grossen flächenarmen Krystalle, durchwegs in Zwillingen respective Drillingen nach ocP auftreten, gleich denen djer Auswürflinge des Asama Yama. Die meist kreisrunden Querschnitte des Cordierits zerfallen zwischen gekreuzten Nicols bald in drei oder sechs Felder und sind bald einfache Drillinge bald vollständige Durchkreuzungs- drillinge. Auf Taf. II, Fig. 26 ist ein einfacher Drilling abgebildet und die Lage der Schwingungsrichtungen angegeben ; eine Aus- löschung erfolgt bei jedesmaliger Drehung des Objecttisches um circa 30°. Die Untersuchung im Nörremberg'schen Polarisations- instrument zeigt in jedem der drei Felder Austritt der negativen spitzen Bisektrix und weist nach, dass die stumpfen Bisektricen, also die Makroaxen, der Individuen II und III mit der von I und mit einander Winkel von nahe 60° bilden. Ebenso ist dies der Fall bei dem auf Taf. II, Fig. 27 abgebildeten Schliffe, nur zeigt sich hier das Individuum I bereits verzwiilingt und ist die optische Axenebene dieses mit I ver- zwillingten Individuums parallel der des Individuums II. Die zugleich auslöschenden Felder sind hier wieder mit denselben Zahlen bezeichnet und ist immer das Individuum I bei der angegebenen Nicolstellung dunkel. Auf Fig. 28 ist die Anordnung der an diesem Präparate mit Flusssäure erhaltenen Atzfiguren dargestellt; diese sind also parallel demBrachypinakoid angeordnet und gleichen vollkommen den von Leydolt am Aragonit auftretenden, sind bald spindel- förmig, bald von der Form einer rhombischen Säule, oder der Combination ooP.ooPoo. (Vgl. Taf. II, Fig. ?j2ahc) Noch häufiger sind vollständige Durchkreuzungsdrillinge: Taf. II, Fig. 29 zeigt einen solchen, bei welchem das Individuum II nochmals nach demselben Gesetze verzwiilingt ist. Die gemessenen Auslöschungswdnkel sind folgende: I : III = II : I = nahe 60° ; III : la = II : la = nahe 30°. Die optische Axenebene von I a ist parallel der von I. Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. LXXXVIT. Ed. T. Abth 24 356 H u s s a k. Im Individuum li und III sind ausserdem zahlreiche Zwillings- lamcllen parallel ooP eingeschaltet ; solche fanden sich auch an einem im Dünnschliffe befindlichen schiefen Querschnitt des Cor- dierits, Fig. 34 a ß. Auf Taf. II, Fig. 30 endlich ist ein einfacherer, regelmässiger Durchkreuzungsdrilling gezeichnet. Die Grenze zwischen den einzelnen Individuen ist bald eine regelmässige, bald unregel- mässige, öfters greifen sie sägezähn artig ineinander. Atzfiguren, wie ich sie an einem Schliffe parallel der Verticalaxe bei Behandlung mit Flusssäure erhielt, sind auf Taf. II, Fig. 35 und 32 de abgebildet, an diesen Längsschnitten ist auch die ziemlich vollkommene brachy diagonale Spaltbarkeit zu beobachten. Der Pleochroismus des Cordierits vom Laacher See ist ein lebhafter und ein von den bisher, insbesonders von Haidinger^ untersuchten Cordieriten abweichender. Es zeigt sich nämlich in den Querschnitten, dass die einzelnen Individuen, im Polarisationsmikroskop untersucht, jedesmal, sobald der Nicolhauptschnitt mit der optischen Axen- ebene, also der Makroaxe zusammenfällt, lichtgrauviolett und senkrecht darauf dunkelviolett werden. Die an den Längsschnitten beobachtete Axenfarbe für a ist gelblichweiss, wie schon Haidinger angibt. Es wären demnach die Axenfarben des Cordierits vom Laacher See: a = 6- = gelblichweiss, h = ä = dunkelviolett, c = b = lichtgrauviolett, also b^-cr^-a und nicht, wie Hai dinge r an vielen Cordieriten anderer Fundorte fand, c:>b:>a. Ich habe des anomalen pleochroitischen Verhalten dieses Cordierits wegen auch den von Bodenmais in Bezug auf die Axenfarben untersucht und ebenfalls b>-c>-a gefunden: die Axenfarben sind mit der Haidinger'schen Lupe: c = Tj = blassröthlichviolett h = (( = dunkelviolett a = c = gelblichweiss. Ablidlg. d. k. böhmisch. Ges. d. Wiss. V. Folge, 3. Bd., 1845. über den Cui'dierit in vulkanischen Auswürflingen, 357 Solche Abvveicbung'eu im pleocliroitisclieu Verhalten der Krystalle wurcleu auch au anderen Mineralien schon constatirt; so g'ibt Tschermak ^ von den vesuvischen Meroxenen au, dass ü bald die hellere bald die dunklere Farbe als h und c hat. Die Polarisationsfarben des Cordierits sind im Dünnschliffe sehr lebhafte und kann man oft in den Läugschnitten ausser den brachydiagonalen Spaltungssprüngeu noch zwei aufeinander senkrechte Spaltsysteme beobachten, die mit den Längssprüngen einen Winkel von 50° bilden. Die Cordierite des untersuchten Laacher xluswürflings sind durchwegs frisch und reich au Einschlüssen, von welchen ins- besonders G-las- und Flüssigkeitseiuschlüsse und Gasporen und von den, den Auswürfling zusammensetzenden Mineralien, der Biotit, Pleonast und Zirkon, seltener der Korund, zu nennen sind- Auf Spaltungssprüngen eingedrungen findet sich noch Eisenglanz. Die Flüssigkeitseiuschlüsse sind äusserst winzig und oft in grossen Mengen radialstrahlig vertheilt; in einigen Fällen konnte nachgewiesen werden, dass es flüssige Kohlensäure ist. Die Glaseinschlüsse sind farblos, öfters körnelig eutglast und besitzen bald viele Bläschen, bald ein augenscheinlich zerrissenes oder ein gekrümmtes Bläschen und zeigen sich gleichmässig in den Cordieritkrystalldurchschnitten, nicht etwa bloss an den Rändern vertheilt, sind also wohl primärer Natur. Auf Taf. II, Fig. 38 ah, 39 und 40 sind mehrere solcher Glaseinschlüsse abgebildet; letztere Figur zeigt zwei Cordieritlängsschnitte, zwischen welchen sich das grünliche Basisglas, deren eiförmige Gasporen deutliche Fluctuationsstructur hervorrufen, befindet und in deren einem sich in Glaseinschluss, mit einem Glasfadeu mit der Basis in Verbindung stehend, zeigt. Als überaus häufiger Einschluss findet sich im Cordierit der Biotit und hat man alle Übergänge vor sich, von den biotitfreien bis zu den von Biotit fast ganz erfüllten Cordieritkrystallen. Wolf^ hält denselben für einUmwandlungsproduct des Cordierits, ich glaube aber, dass der Biotit gerade so wie die übrigen Mine- ralien und das Glas Einschluss ist, da er ja auch häufig in dem zwischengeklemmten Basisglas auftritt. 1 Die Glimmerguippe I. in Groth's Zeitschr. f. Krj^st. II. Bd. pag. 30. '^ 1. c. pig. 485. 24* 358 H u s s /oig'*'^" HCl hergestellter Kälbermageuauszii^, die Caseinlösimg- so gestellt, dass erst die doppelte Menge HCl als im zugesetzten Lab vorhanden war, eine Fälluug hervorrief. Wirkuiigswerth des Labextractes gegen Milch 1:5000. über die Bestancltheile der Bolmen von Soja hispida. 379 Säuren auch NO3H lösen das Casein zu klaren, röthlich oder gelb gefärbten Flüssigkeiten. Concentrirte Salzlösungen nehmen fast nichts auf, verdünnte nur wenig, mit Ausnahme des phosphor- sauren Natrons, das beträchtliche Mengen Casein löst. Nach der Leichtigkeit, mit der sich das Casein in Salzen löst, ergibt sich folgende Reihe: Na^HPO,, Na Cl, KCl, NH.Cl, Na^SO^, Mg SO^, NaNOg, NaAc. Die geringe Löslichkeit im salzhaltigen Wasser erklärt es, warum bei der Extraction derSojamit 10*^ ^iger Kochsalz- lösung nur verhältnissmässig wenig Casein erhalten wird. Gegen andere hier nicht angeführte Reagentien yerhält sich das Soja- casein wie alle übrigen Pflanzencaseine. In seiner Elementar- Zusammensetzung nähert es sich ammeisten dem von Ritthausen^ aus Erbsen, Linsen und Wicken erhaltenen Legumin, wie aus den unten angeführten von Ritthausen und von uns für aschefreie Substanzen gefundenen Mittelwerthen ersichtlich ist. Die procen- tische Zusammensetzung der verschiedenen Caseinpräparate aus Soja war folgende : Präparat a h c 1 i 1 1 d 1 e Mittel 1 C 51-03 50-75 j 50-91 1 il 50-72 ! 50-81 !| 50-84 1 H 6-82 i 6-92 7-OS i - - 6-94 N . 16-12 ...-,,, i 16-22 16-17 ^^ -*^ j 16-16 \^'f^ ' 16-09 1 16-23 16-37 j s 1 — 0-45 0-49 1 — 0-47 0 1 - 1 - , - 24-76 Asche 0-938 i 0.761 i 0-765 0-588 — 1 0-763 ! 1 ! P2O, 0-79 ~ 1 0-73 i i 1 0-76 1 A. A. 0. 380 Meissl u. Böeker. Daraus auf aschefreie Substanz berechnet: Prä parat n a \ b c d Mittel Ritthausen's Legumin- analysen ältere 1 neuere ■ c... 51-51 51-14 H... 6-88 6-97 N.. . 16-30 16.33 S.... 25-31 0-45 0.... 25-11 51-30i51-02 1 51-241 51-48 7-14 — 6-99 0-49 24-75 24-92 24-33 •02 16-32 16-55 16-38 1677 I 1 0-47 0-40 51-48 02 17-13 0-40 23 - 97 Die mit «, b^ c bezeichneten Präparate waren aus kalihal- tigem Wasser durch verdünnte Säuren gefälltes Casei'n u. zw. : a) direct aus dem klar filtrirten Extracte der Soja durch ver- dünnte Essigsäure gefällt, h) 1. Fraction) ^ ^ „ . ^ r< ^ i^ ^ . -. N c. T^ .• i der Fällung mit verdünnter Schweielsäure in der c) 2. Fraction\ ^ durch Wiederauflösen eines Theiles von a in Kaliwasser, er- haltenen Lösung, d) aus 10^0 igei' Kochsalzlösung durch Überschuss von H^O und CO2 gefällt, e) aus den Extractionsrückständen von der Behandlung mit lOVoigot* ^a Cl -Lösung durch Kaliwasser gelöst und mit verdünnter SO^Hg wieder abgeschieden. Zur Erläuterung der Tabelle sei noch hinzugefügt, dass sämmtliche Präparate in der pulverförmigen , durch Alkohol und Äther gereinigten und entw^ässerten Modification untersucht wurden. Die angeführten Zahlen sind bereits Mittel aus mehreren 1 Ritthausen a. a. 0. p. 176, Stickstoff nach Will-Vareutr app. - Kitthausen, Pflügers Archiv 18, p. 236, Stickstoff nach Dumas« über die Bestandtheile der Bohnen von Soja hUplda. 381 gut stimmenden Analysen, wo sich für einen Bestandtheil bei dem g'leichbezeiehneten Präparate zwei Zahlen angegeben finden, be- ziehen sich diese auf zwei separate Darstellungen. Über die einzel- nen Untersnchungsmethoden wird noch berichtet werden, hier sei vorläufig blos bemerkt, dass die angegebenen Werthe für den Stickstoff ausnahmslos nach Dumas ermittelt wurden. Albumin der Soja. Als solches bezeichnen wir den Eiweisskörper, der sich beim Erhitzen aus den Filtraten vom Casei'n abscheidet. Das Soja- Albumin beginnt bei 60° zu coaguliren, die ausgeschiedenen Flocken lösen sich leicht in verdünnter Kalilauge und werden daraus durch Essigsäure wiedergefällt. Im Überschuss derselben ist das Albumin ebenfalls löslich. Aus dieser essigsauren Lösung wird es durch verdünnte SO^H^, NO3H und durch NaAc nieder- geschlagen. In verdünnter SO^H^ und NO3H löst es sich schwierig und nur in der Siedhitze. Durch alle diese Eigenschaften, sowie durch seinen Stickstoffgehalt unterscheidet sich das Soja-Albumin ganz wesentlich von coagulirtem, thierischem Eiweiss, kommt dagegen dem von Ritthausen aus Erbsen dargestellten Albumin ■ sehr nahe. Die bei den verschiedenen Darstellungen erhaltenen Mengen von Soja -Albumin waren nur sehr gering und reichten eben zur Constatirung der erwähnten Eigenschaften und zu einigen Verbrennungen und Stickstoffb estimmun gen aus, die, verglichen mit Ritthausen's Zahlen, für Erbsen-Albumin folgendes Resultat ergaben : Ritthausen's Soja-Albnmin Erbsen- Albumin Asche 0 • 657, ^ * ^^V7^ aschefrei : aschefrei : C 52-587o 52-947, H 7-00 7-13 N 17-27 17-14 S — 1-04 Über die Beziehungen des Soja -Albumins zu dem Casei'n gibt vielleicht folgende Thatsache einigen Aufschluss. Löst man bereits gereinigtes Soja- Casei'n in verdünnter Kalilauge, fällt 382 Meissl und Böcker. unter Vermeiduug" eines Uberscliiisses vorsichtig mit Essigsäure^ filtrirt und erhitzt das Filtrat, so trübt sich dieses durch eine sehr feinflockige Ausscheidung. Wiederholt man mit dem gefällten Casei'n dieselben Operationen noch sechs- bis zehnmal, so erhält man jedesmal im Filtrat vom Casein beim Kochen eine Trübung. Diese Trübungen scheinen durch längere Einwirkung und höhere Concentration der Kalilauge vermehrt zu werden. Die trübende Substanz selbst zeigt in ihrem qualitativen Verhalten eine merk- würdige Übereinstimmung mit dem Albumin, so dass sich die Vermuthung aufdrängt, diese Substanz sei identisch mit dem Soja-Albumin und somit dieses selbst nichts weiter als ein Umwandlungsproduct des Caseins; leider waren die erhaltenen Quantitäten zu gering, um eine eingehendere Untersuchung damit vorzunehmen. Klip f erprot einnie d er s clil äge . In diese, die nach Umständen von sehr schwankender Zu- sammensetzung sind, geht blos ein kleiner Theil des Stickstoffes der Soja über. Ein Gemisch der zu verschiedenen Zeiten darge- stellten Präparate hatte durch Alkohol gereinigt und entwässert im lufttrockenen Zustande folgende Zusammensetzung: Präparat N CuO -K Asche. . Wasser . 19-23 20-72 15-37 a) aus dem alkalischen Soja-Extract nach der Abscheidung des Caseins und Albumins aus der nun schwach sauren Lösung durch CuSO^ gefällt; h) aus dem Filtrat von a) beim Neutralisiren mit Kalilauge gefallen : c') aus dem mit 10" ,^iger Kochsalzlösung erhaltenen Extract der Soja, nach der Abscheidung des Caseins, durch CuSO^-f-KHO gefällt. Auf die bei llU — 115° getrocknete wasser- und aschefreie Substanz bezogen betrug der Stickstoffgehalt: n h c 12-91V, s-O.sr. 14 -84'^, a h t' 4-87^0 2-45% 9- 18% 43-03 48-98 22-78 über die Bestandtheile der Bohnen von Soja hlsplda. 383^ Wie aus diesen Zahlen zu ersehen ist, waren die Nieder- schläge keine reinen Kupferproteinverhindungen, sondern noch mit beträchtlichen Mengen anderweitiger organischer Substanz verunreinigt. In verdünnter Kalilauge lösten sich sämmtliche Kupferniederschläge mit rothvioletter oder violetter, in verdünnten Säuren mit grüner Farbe; a und c vollständig, b mit Hinter- lassung eines geringen, zum grössten Theile aus phosphorsaurem Kupfer bestehenden Rückstandes. Fällt man diese Lösungen abwechselnd mit verdünnten Säuren oder Alkalien, so erzielt man zwar stickstoffreichere Niederschläge, ohne aber jemals reine Proteinverbindungen zu erhalten, weil immer ein Theil der übrigen organischen Substanzen mit niedergerissen wird. Die wenigstens theilweise gereinigten Verbindungen zeigen in ihrem ganzen Verhalten eine auffallende Übereinstimmung mit jenen Kupferniederschlägen, die entstehen, wenn reines Casein in Kali- lauge gelöst, mit Essigsäure gefällt und das Filtrat hievon mit Kupfersalzen versetzt wird. Diese Kupferniederschläge enthalten das der Fällung mit Essigsäure entgangene Casein, welches sich in der bei der Neutralisation gebildeten verdünnten Salzlösung gelöst hatte und daraus durch Kupfersalze niedergeschlagen wurde. Die im Sojaextracte entstandenen Kupferniederschläge wurden auf ähnliche Weise erhalten und besassen, wie erwähnt, gleiche Eigenschaften , wesshalb die Ansicht gerechtfertigt erscheint, dass auch diese nichts anderes als Caseinverbindungen waren. Dafür spricht auch der Umstand, dass sie um so reich- licher ausfielen, je salzreicher die Caseinlösung und je leichter löslich das Casein bei Gegenwart des bei der Neutralisation gebildeten Salzes war. Yertheiluug des Stickstoifes in der Soja. Um ein ungefähres Bild der Vertheilung der einzelnen stick- stoffhaltigen Bestandtheile in der Soja zu erhalten, haben wir gew^ogene Mengen frischer Bohnen in der beschriebenen Weise entfettet und die fein gepulverte Substanz mit Kaliwasser bei möglichst niedriger Temperatur erschöpft. Aus den filtrirten Extracten wurde das Casein und Albumin jedesmal sofort abge- schieden und auf einen gewogenen Filter gesammelt, dann die davon abgelaufenen sauren Filtrate vereinigt und mitCuSO^-i-KHO 384 Meissl und Böcker. g-efällt; endlich die vom Kiipferniederselilag'e befreite Flüssigkeit eingeengt und in einem aliquoten Theil der Stickstoff bestimmt. Auf solche Art erhielten wir im Mittel mehrerer Bestimmungen aus 100 Theilen nicht entfetteter lufttrockener Soja mit 6-45^/ ^j Stickstoff: 1. Casein 27-6«o mit 4-51% Stickstoff 2. Albumin 0-5 55 0-09 r O. Proteinsubstanz (Case'in) durchCuO-+-KHO gefällt 2-5 r 0-41 n 4. Nicht eiweissartige stick- stoffhaltige Substanz im Filtrat vom Kupfernieder- schlage ? V 0-22 r 5. In Kaliwasser unlöslicher Rückstand 250 « 1-13 n 6. Fett 18-1 75 — >5 7. Wasser 9-9 r — V 8. Stickstofffreie in Kali- wasser lösliche Substanz und Verlust 16-4 V 0-09 r Soja . . 100-00«/o mit 6-45Vo Stickstoff^ Von 100 Theilen in Kaliwasser löslichem Stickstoffe ent- fallen auf: Casein 86-3 Albumin 1-7 Protein in den Kupferniederschlägen 7*8 Nicht eiweissartige Substanzen 4*2 100-0 Auffallend in diesen Zusammenstellungen sind zunächst die relativ grossen Mengen von Stickstoff in Form von Kupfernieder- schlägen und nicht eiweissartigen Substanzen, die aber unge- zwungen ihre Erklärung darin finden, dass sich einerseits beim wiederholten Extraliircn grössere Flüssigkeitsmengen ansammeln, in welchen beim Herausfällen des CaseYns Salze entstehen, die einen entsprechenden Theil desselben in Lösung erhalten, der erst durch die Kupfersalze niedergeschlagen wird; anderseits erleidet über die Bestandtheile der Boliuen von Soja hispida. 385 das Casei'n durch die unvermeidlich längere Dauer der Operationen trotz aller Vorsicht geringe Umwandlungen, die eine Vermehrung der nicht eiweissartigen Substanzen bedingen. Der Stickstoff im Extractionsrückstande gehört wenigstens zum grössten Theile dem unlöslich gewordenen Casein an, sein Percentsatz wird gesteigert durch längeres Erhitzen und höheres Alter der Soja- bohne. Analytische Methoden. Zu sämmtlichen analytischen Untersuchungen dienten die bei 110° getrockneten, vorher durch Alkohol entwässerten, staub- feinen Präparate. Die Asche wurde nach Eitth aus en's Vorschlag durch Verbrennen der mit ausgeglühten Ca32PO^ gemischten Substanz ermittelt. Schwefel und Phosphorsäure bestimmten wir anfänglich durch Schmelzen mit KHO oder Ba( HOjg und NaNOg, die dabei durch Verstäuben oder Verspritzen häufig unvermeid- lichen Verluste veranlassten uns, von dieser Methode abzugehen nnd die Substanz in concentrirter NO3H zu lösen, abzudampfen, den Rückstand mit Soda zu glühen und in der salpetersauren Lösung desselben die Schwefelsäure mit BaClg, im Filtrate davon die Phosphorsäure mit Molybdänsäure zu fällen. Die Verbrennun- gen wurden mit chromsaurem Blei in der bekannten Weise vor- genommen. Die Stickstoffbestimmungen nach Dumas, mit -der Modification, dass am offenen Ende des über 1 Met. langen Rohres eine Schicht gekörntes CuO vorgeschlagen ^ und ferner die COg-Entwicklung mehrmals unterbrochen wurde, um das Rohr luftleer zu pumpen. x\ls COg-Quelle benützten wir NaHCOg, das sich unter allen empfohlenen Entwicklern am besten bewährte, als metallisches Kupfer im Wasserstoffstrome reducirtes und in CO2 erkaltetes körniges CuO. Die gefundenen Stickstoffmengen stimmten immer sehr gut überein und schwankten nur innerhalb O'l'- Q. Dagegen gelaug es uns nicht, durch Verbrennung mit Natronkalk im Casein ebensoviel Stickstoff' wie nach Dumas oder w^enigstens constante Zahlen dafür zu erhalten. Wir haben alle uns bekannt gewordenen Modificationen versucht, immer aber geringere oder schw^aukende Mengen gefunden. Lange und kurze 1 Im hiesig-eu Laborfitorium übrigens seit jeher gebräuchlich. 386 Meissl und Böcker. Röhren, sehr hohe oder massige Temperatur, verschiedene Zusätze, sowohl blos mit der Substanz gemischt, als auch mit demNatronkalk vor und hinter derselben, Titration der vorgeschlagenen Schwefel- säure mit Baryt oder Fällung mit PtCl^ in der vorgeschlagenen Salzsäure, verschiedene Formen der Absorptionsapparate etc., alle diese Variationen lieferten nur ein unbefriedigendes Resultat; den relativ höchsten Stickstoffgehalt ergab noch die unverändert nach den Vorschriften Will-Varentrapp's ausgeführte Ver- brennung. Nachdem es uns nicht an der nöthigen Übung und Umsicht gefehlt hat, da jeder von uns vorher bereits Hunderte von Stickstoifbestimmungen nach W i 1 1 -V a r e n t r a p p ausgeführt hatte, so muss die Unbrauehbarkeit der Methode für den vor- liegenden Fall im Principe derselben begründet sein. Zur Illustra- tion des Gesagten seien aus der grossen Zahl der ausgeführten Analysen einige hier mitgetheilt. Yerbrennung des Caseinpräparates C mit Natronkalk. 1. Nach Vorschrift Will-Varentrapp's . . 15-99V„ X 2. „ „ ., „ . . 15*9o 3. Langes Rohr, hohe Temperatur .... 15-49 4. Kurzes ., „ „ , ... 15-53 5. Langes „ dunkle Rothglut 15-21 6. Kurzes „ „ „ 15-41 7. Substanz mit Zucker gemischt 15*31 8. „ „ „ langes Rohr . . . . 15-22 9. „ und Natronkalk mit Zucker ge- mischt. 14-49 10. Substanz mit weinsaurem Kalk gemischt . 14-80 11. Natronkalk mit Ätzbaryt gemischt ... 14-79 12. „ und Substanz mit xanthogens. Kali gemischt 15-65 u. s. f. Dieselbe Substanz ergab nach der Dumas'schen Methode: 16-277, Stickstoff 16 «22 im Mittel . . 16-227, Stickstoff. über die Bestandtheile der Bohnen von Soja hispidu. 387 Ganz wider Erwarten erwies sich jecloeli die Verbreunuug mit Xatronkalk zur Stickstoffbestimmung' in den Kupfernieder- schlägen und in der g-anzen Soja vollkommen brauchbar, zum Theil lässt sich diese Thatsache wohl durch den geringeren Stickstoffgehalt dieser Substanzen erklären, der zur Folge hat, dass der gleiche procentische Fehler weniger in die Augen springend wird; immer trifft aber dies doch nicht zu, wie aus der folgenden Tabelle unter Kupferniederschlag c ersichtlich ist. Es enthalten 100 Theile Trockensubstanz Stickstoff: nach Will-Varentrapp nach Dumas Sojabohne 7 • 17^o ) . 7-21 (••" '' 0 Kupferniederschlag « . . 6 • 10 6-04 b.. 3-02 3-09 c. 10-79 10-84 Daraus geht unzweifelhaft hervor, dass, obwohl die Will- Varentrapp'sche Methode zur Stickstoffbestimmung im reinen Casein unbrauchbar ist, dieselbe dennoch bei der Futteranalyse der ganzen Sojabohne ohne Bedenken angewendet werden kann. Auf jeden Fall miisste man jedoch, um ganz correct vorzugehen, zur Berechnung des Proteingehaltes derselben den gefundenen Stickstoff nicht mit 6*25, sondern mit 6*1 multipliciren, entspre- chend dem etwas höheren Stickstoffgehalt der Eiweisskörper der Soja, gegenüber dem conventionell angenommenen und dem ersteren Factor zu Grunde gelegten. B. Die stickstofffreien Bestandtheile. Unter diesen nehmen die in Äther löslichen und darunter wieder besonders das Fett, sowohl seiner Menge als Bedeutung nach, die hervorragendste Stelle ein. Über die Bereitung des Ätherextractes wurde bereits Mittheilung gemacht; es erübrigt hier nur mehr, über die weitere Trennung der im Äther löslichen Bestandtheile zu berichten. Diese stellen nach dem Verjagen des Äthers und mehrmaligem Ausschütteln des Rückstandes mit Sitzh. d. mathem.-naturw. Cl. LXXXVII. Bd. I. Abth, 26 388 M e i s s 1 und B ö c k e r, warmen Wasser ein goldgelbes bis gelbbraunes Öl dar, das sich nach einiger Zeit in einen flüssigen nnd festen Antheil scheidet. Ersterer besteht aus fast reinem Fett^ letzterer enthält ausserdem noch einige andere Körper und lässt sich durch heissen Alkohol zunächst in einen darin löslichen und einen unlöslichen Theil trennen. Giesst man das in heissem Alkohol Gelöste ab, dampft ein, löst nochmals in wenig Alkohol und versetzt die Lösung mit alkoholischem Platinchlorid, so scheiden sich hiebei gelbe Flocken von Lecithin-Plat in Chlorid aus. Die davon abgegossene Flüssigkeit fällt man mit KHO, filtrirt, verseift mit Ba(HO)2-i-BaCl2 und extrahirt die Barytseife mit Äther; dieser hinterlässt dann nach dem Verdunsten schuppenförmige Krystalle von Chole- sterin. Den in heissem Alkohol unlöslichen Theil der festen Ausscheidung des Rohextra ctes verseift man mit Kalilauge, extrahirt die Seife mit Äther, zersetzt dieses ätherische Extract nach dem Verjagen des Lösungsmittels mit CaClg und nimmt abermals in Äther auf. Nach dem Verdampfen desselben hinter- bleibt ein Eückstand, der sich durch mehrmalige Behandlung mit Alkohol in Cholesterin, einen wachs- und einen harzartigen Körper zerlegen lässt. Die Menge des Lecithins, Cholesterins, Wachses und Harzes zusammen beträgt etw^a 5 — 107o ^^^ i'ohen Ätherextractes der Soja, der Rest, also 90 — 957o7 besteht aus Neutralfetten. Das Sojafett enthält fast keine freien Fettsäuren, sondern besteht nahezu ausschliesslich aus neutralen Triglyceriden, von denen sich die der Stearinsäure und Palmitinsäure bei länge- rem Stehen oder niedriger Temperatur krystallinisch ausscheiden. Im frischen Zustande ist das Fett ölartig und hat den bekannten leguminosen Geschmack; nach längerer Aufbewahrung (2 Jahre) wird es ganz dickflüssig, jedoch nur sehr wenig ranzig. Nachträg- lich von Herrn C. Veutin im hiesigen Laboratorium ausgeführte L'^ntersuchungen haben noch folgende Eigenschaften des Soja-Öles festgestellt. Das specifische Gewicht beträgt 0*8900 bei 15° C, 1 Grm. Soja-Öl braucht 191-8 Mgr. KOH zur Verseifung. Die Gesammtmenge der Fettsäuren beträgt 94-5" ^j; der Erstarrungs- punkt derselben liegt bei 25*4° C. Gegen Natronlauge und Säuren verschiedener Concentration (Calvert's Probe) zeigt das Soja-Öl nachstehendes Verhalten: über die Bestandtheile der Bohnen von Soja hispida. 389 Reagens Spec. Gewicht desselben Gemisch von Öl und Reagens 1 Farbe Consistenz NaOH 1-34 gelb starr H0SO4 1-47 weissgelb, in licht- braun übergehend flüssig H0SO4 1-53 drap schmierig H2SO4 1-635 schmutzig braun flüssig HNO. 1-18 weissgelb flüssig HNO3 1-22 ' weissgelb schmierig HNO3 1-33 schmutzig gelb flüssig HNO3+H0SO4 dunkelrothbraun schmierig Mit Quecksilber und Salpetersäure zusammeu gebracht (Massie'sche Probe) ^ gibt das Soja-Öl eine besonders charakte- ristische Keaction; das Gemisch wird zuerst rothbraun, welche Farbe nach 1 — 2 Tagen in ein lebhaftes Orangegelb übergeht, wobei das Gemenge zwar dickflüssiger wird, jedoch nicht erstarrt, sondern eine schmierige Consistenz beibehält. Der durch Äther erschöpfte Soja -Rückstand enthält an stickstofffreien Bestandtheilen : eine kleine Menge reducirenden Zucker und beiläufig 107o rechts polarisirendes und durchAlkphol fällbares Dextrin. Ausserdem Stärke, schätzungsweise weniger als 5^Q und Cellulose. Die Stärkekörnchen der Soja, die sich erst nach der Entfernung des Fettes mit Jod bläuen, sind ausser- ordentlich klein; die grössten noch immer kleiner als die Bruch- stücke der Reisstärke, die kleinsten etwa von der gleichen oder 1 Journal de Pharm, et Chemie 1870. 26* 390 Meissl und Böcker. nocli geringeren Grösse wie die kleinsten Weizenstärkekörnclien. Die Form derselben ist linsenförmig mit theils kreisrunder, theils ellyp tischer Contour. In den Zellen liegen die Stärkekörnchen in Gruppen beisammen, die oft das Bild geben, als ob die ganze Gruppe nur ein zusammengesetztes Korn wäre, was aber nicht der Fall ist, oder auch, als ob, ähnlich wie bei der Zelltheilung Mutter- und Tochterzelle, hier grosses und kleines Korn an einer Stelle noch zusammenhängen würden. Am Schlüsse der vorliegenden Mittheilung angelangt lassen sich die Ergebnisse unserer Untersuchung der Soja -Bohne folgendermassen kurz zusammenfassen: 1. Die Soja enthält keine Kleberproteinstoffe und nur sehr geringe Mengen von Amidokörpern. 2. Der in Kaliwasser lösliche Eiweisskörper ist identisch mit dem durch Wasser oder 107oig'6 NaCl-Lösung extrahirten und erweist sich als Casein, das dem Legumin aus Hülsen- früchten am nächsten kommt. Im aschefreien Zustande besteht es aus: C = bl'24y^, H = 6-997o, N = 16-38%, S = 0-47 7o, 0 = 24-92'Vo. 3. Die aus dem Filtrat vom Casein beim Kochen niederfallende als Albumin bezeichnete Eiweisssubstanz unterscheidet sich durch ihre Zusammensetzung und ihre Eigenschaften wesent- lich vom gewöhnlichen Albumin, gleicht dagegen sehr dem Albumin aus Erbsen. Das Soja- Albumin ist möglicherweise ein Umwandlungsproduct des Caseins und enthält aschefrei: C = 52-587o, H = 7-OOVo, N = 17-277,. 4. Die aus den Mutterlaugen vom Casein und Albumin durch Kupfersalze abgeschiedenen stickstoffhaltigen Niederschläge bestehen zum grössten Theile aus Kupferoxydverbindungen des der Fällung entgangenen Caseins, verunreinigt mit stickstofffreien Substanzen. 5. Der Stickstoff in dem durch Kaliwasser erschöpften Rück- stand der Soja gehört dem unlöslich gewordenen Casein an. Durch längere Aufbewahrung oder Rösten der Sojabohne wird die Menge desselben vermehrt, indem schliesslich fast das ganze Casein in die unlösliche Modification übergeht. über die Bestandtheile der Bohnen von Soja hispida. 391 6. Von den im Kaliwasser lösliclien stickstoffhaltigen Bestand- theilen der Soja entfallen über 907o auf das Casein und 1*5 — 2% auf das Albumin. 7. Die Verbrennung- mit Natronkalk ist zur Bestimmung des Stickstoffs im Casein nicht brauchbar, unbedenklich an- wendbar dagegen zur Ermittlung desselben in der ganzen Soja. 8. Der in Äther lösliche Theil der Soja besteht aus 90 — 957o Neutralfett und 5 — 10% Cholesterin, Lecithin, Wachs und Harz. 9. Unter den übrigen stickstofffreien Bestandtheilen finden sich ausser Cellulose eine kleine Menge Zucker, annähernd 107o Dextrin und weniger als 5% Stärke; letztere in sehr kleinen, runden Einzelnkörnern. 10. Nach den vorliegenden Untersuchungen ist die Zusammen- setzung der Soja-Bohne in runden Zahlen folgende: Wasser 10 7^ Lösliches Casein 30 Albumin 0-5 Unlösliches Casein 7 Fett 18 Cholesterin, Lecithin, Harz, Wachs 2 Dexti'in 10 Stärke (weniger als) 5 Cellulose 5 Asche 5 Zucker, Amidokörper u. dgl. kleine Mengen. 392 XII. SITZUNG VOM 10. MAI 1883. Herr Regierungsrath Prof. Dr. G.A.V. Peschka au der tecli- nisclien Hochschule iu Brunn übersendet den ersten Theil seines eben erschienenen Werkes: „Darstellende und projective Geo- metrie nach dem gegenwärtigen Stande dieser Wissenschaft", welchem ein besonderer Atlas von 34 Tafeln beigegeben ist. Das c. M. Herr Regierungsrath Prof. Constantin Freiherr V. Ettingshausen übersendet eine Abhandlung, betitelt: „Bei- trag zur Kenntniss der Tertiärflora von Sumatra." Das c. M. Herr Oberbergrath D. Stur in Wien überreicht eine Abhandlung unter dem Titel: „Zur Morphologie und Syste- matik der Culm- und Carbon-Farne". Herr Ferdinand Anton, Observator der k. k. österreichischen Gradmessung in Wien, überreicht eine Abhandlung, betitelt: „Definitive Bahnbestimmung und Ephemeriden für den Planeten (i54j Bertha". Herr Dr. Eduard Mahler in Wien überreicht eine Abhand- lung: „Über dreifach orthogonale Flächensysteme." Herr Prof. Dr. Zd. H. Skraup in Wien überreicht eine von ihm in Gemeinschaft mit Herrn A. Cobenzl ausgeführte Unter- suchung, welche zwei Chinolinbasen betriift, die aus den N a p ht y 1 a m i n e n entstehen und N a p h t o c h i n o 1 i n e heissen. An Druckschriften wurden vorgelegt: Akademie der Wissenschaften, Ungarische in Budapest ^ Almanach für 1883. Budapest 1883; 8". — Emlekbeszedek ; 1882, Nr. 1—5. Budapest, 1882; 8^ — Ertesitö, 16. Jahrg. Nr. 1 — 6. Budapest, 1882; 8^ — Ertekezesek a nemzetgazda- sägtan es statistika köreböl, I. Band, Nr. 1—5. Budapest, 1882etl883; 8^ — Evkönyvei, IG. Band, S. Theil. Budapest, 393 1882; 4^ — Ung-arische Revue, lss2; 4. — 10. Heft. Leipzig, 1882; 8^ 1883, 1.— 3. Heft. Budapest, 1883; — 8'\ Körösi J., Budapest nemzetiseg-i allapota es magyavosodasa az 1881- diki nepszämlalas eredmenyei szeriut. Budapest, 1882; 8'\ — Ertekezesek a mathematikai tudomänyok köreböL 9. Band, Nr. 1 — 10. Budapest, 1882; 8". — Ertekezesek a termeszet- tudomänyok köreböl, 11. Band, Nr. 21 — 26. Budapest, 1882; 8^. 12. Band 1 — 7. Budapest, 1882; 8'\ — Lenliossek, J., A Szeged-ötlialmi äsatäsokröl. Budapest, 1882; 4". -Association, tlie American pharmaceutical. Proceediugs at the30**' annual meeting-. Philadelphia, 1883; 8^ — XVII^^an- nualReport ofthe Alumni associatiou for the year 1881 — 82. Philadelphia, 1882; 8*^. B i b 1 i 0 th e q u e universelle: Archives des sciences physiques et naturelles. 3'' periode, tome IX. Nr. 3. 15 Mars 1883. Geneve, Lausanne, Paris ; S^. Bureau, k. statistisch-topographisches: Württembergische Jahr- bücher für Statistik und Landeskunde. Jahrgang* 1882. I.und II. Hälfte. Stuttgart, 1882—83; 4^ Jahrgang 1882. IL Band und Supplementband. Stuttgart 1882 — 83; 4^ C e n t r a 1 - 0 b s e r v a 1 0 r i u m , physikalisches : Annalen. Jahrgang 1881. Theil IL St. Petersburg, 1882; fol. — Neue Reduction der Bradley'schen Beobachtungen aus den Jahren 1750 — 1762 von Arthur Auwers. IL Band. St. Petersburg, 1882; fol. Comite international des poids et mesures: Proces verbaux des seances de 1882. Paris, 1883; 8''. Comptes rendus des seances de l'Academie des sciences. Tome XCYL Nr. 17. Paris, 1883; 4«. Gesellschaft, physikalisch - chemische : Bulletin. Tome XV. Nr. 3 und 4. St. Petersburg, 1883; 8^ — physikalisch-medizinische zu Würzburg: Sitzungsberichte. Jahrgang 1882. Würzburg, 1882; 8*^. — ungarische geologische: Zeitschrift. XIII. Band. 1. — 3. Heft. Budapest, 1883; 8". Hortus petropolitanus : Acta. Tomus VIII. Fasciculus L. St. Petersburg, 1883; 8^ — — Descriptiones plantarum novarum et minus cognitarum. Fasciculus VHL Suppl. auctore E. Regel. Petropoli, 1883 ; 8'\ 394 Lotos: Jahrbuch für Katiu Wissenschaft. N. F. III. u. IV. Band. Prag, 1883; 8^ Militär-Comite, k. k. technisches und administratives: Mit- theihmgen über Gegenstände des Artillerie- und Genieweseus. Jahrgang- 1883. 1.-4. Heft. Wien, 1883; 8^ Moniteur scientifique du Docteur Quesneville: Journal mensuel. 27" annee, 3" sörie, tome XIII, 497Mivraison. Mai 1883, Paris; 4^ Montigny, M. Gh.: Les grandes decoiivertes faites en Physique depuis laiin du XVIIP siecle. Bruxelles, 1882; 8»^. Notice sur une particularite de l'Aurore boreale du 2 octobre 1882 et sur Taccroissement d'intensite de la scintillation des- etoiles pendant les aurores.boreales. Bruxelles, 1882; 8*^. Natur e. Vol. XXVIII. Nr. 705. London, 1883; 8«. Observations dePoulkova. Vol. XIII. St. Petersbourg, 1881; fol. Jahresbericht. St. Petersburg, 1882; 8^ Ob servatoire imperial de Rio de Janeiro: Bulletin astrono- mique et meteorologique. Nos. 10—12. Rio de Janeiro 1882; 4«. Nr. 1 & 2. Rio de Janeiro, 1883; 4«. Observatory, the : A monthly Review of Astronomy. Ni\ 73. 1883, Mai 1. London; 8^ Reichsanstalt , k. k. geologische: Jahrbuch. Jahrgang 1883. XXXIII. Band. Nr. 1. Jänner— März. Wien, 1883; 4^ Verhandlungen. 1883 Nr. 6. Wien, 1883; 4«. Reichs for st verein, österreichischer : Osterreichische Viertel- jahrsschrift. N. F. I. Band. I. Quartal. Wien, 1883; 8^ Societä degli Spettroscopisti Italiani: Memorie. Vol. XII. Disp. 2'' e S\ Roma, 1883; gr. 4^ Societas entomologica rossica: Horae. Tom. XI— XIII. St. Pe- tersburg, 1880—81 — 82; 8'\ Tom. XVL St. Petersburg, 1881; 8^ Verein, naturwissenschaftlicher von Neu-Vorpommern und Rügeu in Greifswald : Mittheilungen. XIV. Jahrgang. Berlin, 1883: 8"\ 395 Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora von Sumatra. Von dem c. M. Prof. Dr. Const. Freih. v. Etting-shausen. (Mit einer Tafel in Naturselbstdruck.) Die vorliegenden Untersucliungen schliessen sich den in diesem Bande der Sitzungsberichte (März-Heft 1883) unter dem Titel „Beitrag zur Kenntniss der Insel Java" veröffentlichten insofern an, als das kleine Material fossiler Pflanzenreste, welches aus der Tertiärflora von Sumatra bis jetzt gewonnen worden ist, mich zu denselben allgemeinen Resultaten geführt haben. Es sind auch in der Tertiärflora Sumatras nicht ausschliess- lich indische Pflanzenformen enthalten und es ist dieselbe mit anderen Tertiärfloren, zum Beispiel der Europas näher verwandt als mit der jetzt lebenden Flora der Sunda-Inseln. Dank der wichtigen Abhandlung 0. Heer's über „fossile Pflanzen von Sumatra" (Abh. d. schweizerischen paläontologischen Gesellschaft, Vol. I, 1874) haben wir von 13 Arten dieser Tertiär- flora Kenntniss erlangt und sind zugleich über die Verwandtschaft mehrerer derselben mit Arten der europäischen Tertiärflora belehrt worden. Heer hat jedoch aus der Vergleichung der fos- silen Arten mit den jetztlebenden den Schluss gezogen, dass die Tertiärpflanzen von Sumatra einen durchaus indischen Charakter zeigen. Hiermit kann ich aber die im Folgenden auseinander- gesetzten Untersuchungen nicht in Einklang bringen. Von den 12 Phanerogamen-Arten, die in dieser Beziehung in Betracht kommen können, theilen meiner Ansicht nach nur fünf, nämlich eine Ficus-, eine Diospyros-, eine Dipterocarpus-^ eine Sapindus- und eine Dalf)erfjia-Ai% das Gepräge von Arten des Monsungebietes. Die übrigen Arten sind theils amerikanische {Bombaxy eine Ficus-Art), theils australische Formen {Casuarina), 396 Ettingshausen, tlieils haben sie gar kein bestimmtes Gepräge au sich, wie einige jener Formen, die anderen Tertiärpflanzen so auffallend sich nähern (Apocynophyllum, eine Quercus-Art). Wenn sonach schon au dem winzig kleineu Bruchtheile, welchen wir von der Tertiärflora Sumatras kennen, der Mischlings- charakter so deutlich ausgesprochen ist, so darf man wohl anneli- men, dass die genannte fossile Flora von allen übrigen bis jetzt untersuchten Tertiärfloren in dieser Hinsicht nicht wesentlich abweicht und dass sie keinesfalls nur ein einziges Floren-Ele- ment umfasst. Mit Recht hat 0. Heer die Analogie von sechs Arten mit solchen der Tertiärflora Europas nachgewiesen. Ich füge den- selben noch weiters zwei Arten hinzu, nämlich Casuarina Padan- (jifi?ia, vollkommen entsprechend der C. Sotzkiana, und Quercus bhlens, analog der Q. Lonchitis. Aber diese grosse Ähnlichkeit der Tertiärflora Sumatras mit der Europas — angezeigt durch mehr als 60 Procent Analogien — gestattet schon für sich allein den Schluss, dass die Erstere eine ähnliche Mischung der Floren- Elemente aufweiset, w^ie die Letztere. Beschreibimg der Arten. CasuatHua Faclangimia Heer. Heer, Fossile Pflauzen von Sumatra, 1. c., S. 10, Taf. I, Fig. 1—3. Das Vorkommen einer Casuarina in der Tertiärflora von Sumatra hat selbstverständlich nichts Auffallendes an sich, da diese australische Gattung in einer Art, der C. Sumatraua Jungh., auch gegenwärtig daselbst repräsentirt ist und die grosse Ähnlichkeit dieser letzteren mit der fossilen die genetische Verbindung beider anzunehmen berechtigt. Es würde mir nicht beigefallen sein, über diese Pflanze hier irgend eine Bemerkung zu machen, wenn ich nicht den Hinweis auf die höchst auffallende Ähnlichkeit derselben mit der C. Sotzkiana {Ephedrites S. Ung.) in Heer's Beschreibung vermisst hätte. Ein Blick auf die Tafel XXVI in Unger's Abhandlung über die fossile Flora von Sotzka, Denkscliriften Bd. II, genügt, um sich von dieser Ähnlichkeit zu überzeuen. Die ZweigstUcke Fig. 1, 2, 3 und 7 entsprechen sehr gut den von Heer abgebildeten; insbesondere Beitrag zur Keuiitiiiss der Tertiärflora von Sumatra. 397 gleichen die zarten Zweig'chen in Fig. 5, au ^Yeicllenman Cisua- r'uia von Ephedra wolil zu unterscheiden vermag-, mit Ausnahme der etwas kleineren Scheiden ganz und gar den Zweigchenresteu, welche Heer in Fig. 2 und 6. abbildet. Jedenfalls ist die Ver- Avandtschaft der C. Padangiana mit der C. Sotzkiana sehr gross. Beide gehören zu den wenigen Arten mit vierzähnigen Scheiden, zu welchen auch die C. Sumatrana und noch einige andere Arten des oceanischen Florengebietes zählen, die als Bestandtheile seines australischen Gliedes zu betrachten sind Hieran habe ich nur die Bemerkung zu knüpfen, dass das Vorkommen von Casiuirina in der Tertiärflora Europas nicht nur durch Zweige, sondern auch durch Blüthen und Samen begründet ist. Letztere sind erst in neuerer Zeit aus den Schichten von Schönegg bei AYies zum Vorschein gekommen. Dickere Zweig- bruchstücke von Casuarlna und Ephedra sind oft einander so ähnlich, dass sie im fossilen Zustande nicht von einander unter- .schieden werden können. Um Missverständnissen vorzubeugen, erkläre ich aber hier, dass es mir durchaus nicht beifällt, das Vorkommen von Ephedra in der Tertiärflora zu bestreiten. Sind ja doch Zweige und Blüthen von zwei Arten dieser Gattung im Bernstein gefunden worden, von denen das Prachtwerk Goep- pert's über die Bernsteinflora treffliche Abbildungen gibt. Allein so wie Myrica mit Dryandra, Plnus mit Acthwstrobus und viele andere europäische und amerikanische Formen mit australischen unter den Pflanzenfossilien der Tertiärschichten beisammen ange- troffen werden, so gilt dies auch von Ephedra und Casiiarina. Wie jene, gehören auch diese zu den Bestandtheilen der Floren- Elemente, deren innige Vermischung das Wesen der Tertiärflora ausmacht. Quercus hkleiis Heer sp. Spi. Bhus hklens Heer. 1. c. S. 17, Tat". T. Fig. 6, Q. foliis lanceolatis, basi rotundatis, apice acute acuminatio , inaequalibus denticulatis, dentibus nonnunquam majoribus inter- positis; nervatione craspedodroma, nervo primario valido stricto, nervis secundariis numerosis parallelis curvulis prominentibus, nervis tertiariis inconspicuis. 398 Ettiugshansen. In schisto marg-aceo formationis tertiariae Sumatrae occiden- talis. Das beschriebene Blattfossil zeigt den Typus der Eiclien- blätter und zwar nähert es sich in der Form und Nervation der europäisch-tertiären Quercus Lonchltis Ung., und bezüglich der Kandzahnung der Q. Darwinii Ett. aus den Tertiärschichten von Dalton in Australien. Unter den lebenden Eichen finden sich einigC; wenn auch nicht so nahekommende Analogien; und zwar bezüglich der stumpfen abgerundeten Basis und der genäherten randläufigen Secundärnerven die ostindischen Q. Lobhii Hf. et G. und Q. oxyodo)i Miq. (s. unsere Tafel I, Fig. 1, 2 und 4), ferner in Hinsicht der feineren Eandzahnung Q. Merkusü Endl. von Java (s. ebenda Fig. 3), endlich Q. Gilva Blume von Japan (s. daselbst Fig. 5). Diese Blätter sind, mit Ausnahme jener von Q. Merkusiiy unterseits mit einem mehr oder weniger dichten Filz bekleidet, der von den Originalexemplaren der hier beigegebenen Natur- selbstabdrücke entfernt worden ist, um die zarten Tertiärnerven und das feine Blattnetz zur Anschauung zu bringen. Da iin der von Heer gegebenen Abbildung des beschriebenen Blattfossils weder Tertiärnerven noch Blattnetz sichtbar sind, so ist es mög- lich, dass eines ähnlichen Filzüberzugs wegen die Nervation dieses Blattfossils zum Theil verdeckt war. Flcus trenitila Heer. Heer, I.e. S. 11, Taf. I, Fi- 4. Diese Art wird einerseits mit der indischen Ficus rcllgiosa, anderseits mit der F. appendtculata aus den Schichten von Önin- gen verglichen. Es sei mir gestattet, auch auf die grosse Ähnlich- keit des Blattes dieser Art mit den Blättern der ostindischen F. ^itpemtitiosay einer der F. reUgiosa nächst stehenden Form, hinzuweisen, wie man aus der Vergleichung mit den in meinem Werke über die Battskelete der Dicotyledonen Taf. X, Fig. 4 und Taf. XIV, Fig. 3 dargestellten Naturselbstabdrücken entnehmen kann. Das Blatt Fig. 4 a. a. 0. passt in der Grösse vollkommen zu dem von Heer abgebildeten Blatte und es lässt sich daher die Vergleichung der Nervationsverhältnisse an diesen beiden am Beitrag zur Keuntuiss der Tei'tiärflora von Sumatra. 399 besten bewerkstelligen. Ich übergehe die übereinstimmenden Merkmale, welche dieselben sind, auf die schon Heer bezüglich der F. religiosa aufmerksam gemacht hat, und will nur betreffs der Unterschiede Folgendes bemerken. AYährend bei Ficus tre- mula aus dem auffallend dicken Stiel ein yerhältnissmässig starker Primärnerv in die Lamina sich fortsetzt, ist dieser Blattnerv bei F. siiperstifiosa, sowie bei F. religiosa kaum stärker als die grundständigen Secundärnerven, von welchen bei dem citirten Blatte Fig. 4 nur 3 — 4 Aussennerven abgehen. Bei Ficus tremulu hingegen ist die Zahl dieser Aussennerven grösser und dieselben sind einander mehr genähert. Die Randschlingen der Secundär- nerven erscheinen bei erwähnter Fig. 4 näher an den Rand gerückt, als bei F. religiosa, jedoch nicht so nahe wie bei F. tremula. Der Abstand zwischen den grundständigen und diesen zunächstfolgenden Secundärnerven ist kleiner als bei F. religiosa, hingegen noch etwas grösser als bei F. tremula. Die Ficus superstitiosa bildet daher in dieser Beziehung eine Mittel form zwischen der F. religiosa und F. tremula. Die Ficus appendiculata Heer weicht von den genannten Arten durch die feineren kürzeren und früher durch Schlingen- anastomosen verbundenen Secundärnerven ab, theilt aber mit der F. tremula den dicken Blattstiel und den stark hervortretenden Primärnerv. Diese letzteren Eigenschaften, welche nicht nur dem Blatte, sondern der ganzen Pflanze eine eigene Tracht verleihen, begründen aber in diesem Falle einen wesentlicheren Unterschied, als die Merkmale der Secundär- und Tertiärnerven. Es ergibt sich sonach aus obigen Erörterungen, dass die genannte Ficus-Art der Tertiärflora von Sumatra und die Art aus den Schichten vonOningen einander näher stehen, als irgend einer jetztlebenden Art, obgleich die F. superstitiosa zur F. tremula etwas mehr sich hin- neigt als die F. religiosa. Ficus Terheekiana Heer. Heer, I.e. S. 12, Taf. I, Fig. 5. Vollkommen richtig vergleicht Heer diese Art mit der Ficus scaberrima Miq. und der F. cuspidata Bl., wenn er hierbei nur die ostindischen Arten dieser Gattung im Auge hat. Von den fossilen Arten wird am besten die Ficus Gaudi ni Ett. der fos- 400 Ettingshausen. sileu Flora von Biliu mit der F, Verbeekiana verglichen. Die Biliner Art unterscheidet sich von der Snmatrapflanze nur durch die in schiefem Winkel an die Secundärnerven angesetzten Ter- tiärnerven; ich lege aber noch ein besonderes Gewicht darauf, zu constatiren, dass die Ähnlichkeit der F. Verbeekiana mit der europäisch-tertiären Art grösser ist als mit den genannten leben- den Arten. Ich habe die Ficiis Gaud'nd mit der F. americnna Aubl. verglichen und hervorgehoben, dass das Blatt der Ersteren die Tracht des Blattes der Letzteren theile. In der Tbat schliesst sich auch die F, Verbeekiana durch ihre verlängerte lanzettliche Blattform mehr der genannten amerikanischen Art an. ApocyiiopJiylliini Sumafrense Heer. Heer, 1. c. S. 15, Taf. III, Fig. 1. Die Ähnlichkeit dieses Fossils mit dem Blatte von Ran- wolfia plumeriaefolia Ett. aus der fossilen Flora von Bilin ist so gross, dass man die Identität der Species anzunehmen geneigt sein könnte. Die Xervation zeigt bei beiden denselben Verlauf der zarten einander genäherten Secundärnerven und das gleiche Netz. Bei beiden ist das Blatt länglich, jedoch hat Äpoci/nophyllum Sutna- trense eine abgerundete, die Biliner Art aber eine verschmä- lerte Basis. Es ist mir weder eine lebende noch eine fossile Art bekannt, welche mit dem A. Sumatrense eine grössere Übereinstimmung darbieten würde, als die genannte Biliner Art. Bonihax lleerii Ett. Syn. Daphnophillinii Bcilschmiedioides Heer, 1. c. S. lo, Taf. II, Fig. 1, 2. Die unter der Bezeichnung Daphnophylhnn Beilschmiedi- oides von Heer beschriebenen Blattfossilien konnten nur bei obei*flächlicher Betrachtung mit den so benannten Blattresten der Tertiärflora von Java identificirt werden. Allerdings war die Be- stimmung dieser Fossilien mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden, da dieselben nur wenige Merkmale darbieten. Glück- licherweise aber sind diese sehr charakteristisch. Bevor ich die Beiträge zur KeuutDiss der Tertiärflora von Sumatra. 401 Vergleichungen und Erwägungen^ welche mich im Gange der Untersuchung dieser Eeste leiteten, ausführlich auseinandersetze, habe ich zu beweisen, dass die citirten Fossilien nicht zu Daphun- phyllum Beilschmiedioldeg Goepp. sp. gehören können. Zu dieser Art zähle ich die von Goeppert in seiner „Tertiärflora von Java" in Fig. 65 a, b, c, Fig. 66, 6S und 69 dargestellten Blattfossilien. Laurophyllum vibnrnifoUum Goepp. ist davon nicht verschieden. Die Blattform scheint mehr eiförmig als länglich zu sein; die Secundärnerven ziehen in langen Bogen den Rand hinauf und verlieren sich daselbst, ohne vorher grössere Aste oder Aussen- nerven abgegeben zu haben. Die Tertiärnerven entspringen von der Aussenseite der Seeundären unter spitzen, von der Innenseite unter stumpfen Winkeln. Das Blattnetz tritt deutlich hervor. Bei den citirten Blattfossilien von Sumatra aber ist die Form länglich, die Secundärnerven entsenden gegen den Rand zu einige hervortretende Aussennerven unter spitzen Winkeln und sind an ihren Enden meist gabelig getheilt. Die Tertiärnerven gehen von der Aussenseite der Seeundären unter weniger spitzem oder rechtem Winkel ab, haben daher gegen den Primärnerv eine schiefe Richtung, während die Aussennerven und Aste der Secundärnerven querläufig sind. Ein Blattnetz fehlt oder tritt nicht hervor. Von den angegebenen ^Merkmalen der Blattfossilien von Sumatra fällt die Differenz in den Abgangswinkeln der Tertiär- nerven sehr auf, was besonders an dem vollständiger erhaltenen Blatte Fig. 1 hervortritt. Es kommt diese Eigenschaft weder bei Beilschmledia, noch überhaupt bei Laurineenblättern vor und kann somit auch nicht für Daphnophyllum angenommen werden. Wir müssen daher die richtige Analogie dieser Fossilien in einer anderen Familie aufsuchen. Ähnliche grosse breite längliche ganzrandige Blätter mit weiter von einander abstehenden bogen- läufigen Secundärnerven finden wir in den verschiedensten Fami- lien der Dicotyledonen. Ich will hier nur die wichtigsten Fälle in systematischer Reihenfolge aufzählen. Bei den Piperaceen kommen nicht selten Blätter vor, die den in Rede stehenden umsomehr ähnlich sind, als ein Blattnet^ denselben gänzlich fehlt, zum Beispiel bei Artanthe Galeotti Miq. Die Secundärnerven steigen in langgestreckten Bogen den 402 Ettingshausen. Eand entlang aufwärts, sind aber nngetheilt; die Blattsubstanz ist nicht lederartig'. Bei Ficus finden sich grössere, nach beiden Enden ver- schmälerte Blätter mit starken gabeltheiligen Secundärnerven, die am Rande durch Schlingen mit einander anastomosiren^ nicht selten. Das Netz tritt bald mehr bald weniger hervor. Artocarpus zeigt bei einigen Arten, z. B. Ä. rigid a ähn- liche Blätter mit bogenläufigen gabeltheiligen Secundärnerven. Diese gehen bei der genannten Art unter wenig spitzem oder rechtem Winkel ab. Das Blattnetz tritt aber scharf hervor. Coccoloba-KxtQM^ zum Beispiel C. exoviata und /V////- folla haben besonders in der Form mit den beschriebenen Sumatra- fossilien übereinstimmende Blätter mit bogenläufigen mehr oder weniger von einander abstehenden ästigen Secundärnerven. Das Netz ist sehr entwickelt, jedoch fein und nicht hervortretend. Die Blattsubstanz ist zarter. Bei Myristica und Knema kommen nach den Enden mehr oder weniger verschmälerte Blätter mit nach dem Rande aufstei- genden Secundärnerven vor. Diese sind aber ungetheilt und die Tertiärnerven entspringen alle unter spitzen Winkeln. Viele R üb iaceen haben ähnliche längliche Blätter mit im Bogen aufsteigenden ästigen Secundärnerven und meistens nicht hervortretendem Netz, zum Beispiel Ixora, Bondeletia, Morinda u. A. Das Gleiche gilt von vielen Apocynaceen, wie Taber- naemimtana, Alstonia, Strophauthus u. s. w.; jedoch ist die Blatt- bcschaffenheit bei den genannten Gattungen zarter und kaum lederartig, und die Secundärnerven entspringen unter stumpferen Winkeln. Bei MdfiHolid und Manglietia finden sieh meist starke, in Bogen aufsteigende einfache oder ästige Secundärnerven. Das Netz tritt stark hervor. Bei vielen Bomb aceen kommen grosse breite längliche, nach den Enden verschmälerte ganzrandige Theilblättchen mit starken bogenläufigen aufsteigenden ästigen Secundärnerven vor, welche einige hervortretende Aussennerven entsenden, die untrer spitzeren Winkeln abgehen, als die Tertiärnerven. Das Netz ist äusserst zart und tritt daher nicht hervor, wesshalb es auch wohl begreiflich wäre, wenn dasselbe sich im fossilen Zustande nicht C. V. Ettingshausen. Beitrag z. foss. Fl. v. Sumatra. / 3 Naturselbstdruck aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. 1, 2 Querem Lohhii Hf. et G. 3 Q. Merhusn Enal. 4 Qiiercus oxyodon Mig, 5 Q. güva Blume. Silzungsb. d. k. Akad. d. Wiss. inalh.-naturw. Cl. LXXXVU. ßd. 1. AblL hi-Hell 188: Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora von Sumatra. 403 erhalten zeigen würde. Die Theilblättchen lösen sich sehr leicht von dem gemeinschaftlichen Blattstiel. Viele Malpig'hiaceen, besonders Banisteria-kxiQXi, haben längliche, an beiden Enden gleichmässig verschmälerte Blätter mit bogenläufigen ästigen 8ecundärnerven. Die Tertiärnerven lind Aussennerven, wenn solche vorhanden, sind aber querläufig. Manfjif'era besitzt lanzettliche oder länglich-verkehrt-eiför- mige Blätter von derberer lederartiger Consistenz und bogenläu- iige Secundärnerven, die jedoch zahlreicher und einander mehr genähert sind. Die Tertiärnerven entspringen unter spitzen Winkeln: das Netz ist fein und tritt wenig hervor. Bei vielen C o m b r e t a c e e n , so bei Hypoceranthes und ins- besondere bei Terminalia, kommen grosse breite und längliche Blätter mit bogenläufiger Nervation vor. Die grösste Breite des Blattes liegt aber hier meist oberhalb der Mitte und die Tertiär- nerven entspringen sämmtlich unter spitzen Winkeln. Von den angegebenen Ähnlichkeiten kommen den fraglichen Blattfossilien von Sumatra keine so nahe als die Bombaceen. Bezüglich der Form, der Verschmälerung der Basis, der kurz vor- gezogenen Spitze und der Nervation gleichen denselben die TheilblättchenmehrererBombax- Arten fs.Ett. Nervation der Bom- baceen, Denkschriften, Bd. XIV, Taf. IV, Fig. 1 und Taf. V, Fig. 4, 5). Die Verschiedenheit in den Abgangs winkeln der Aussen- nerven und der Tertiärnerven ist insbesondere an den Blättchen von Salmalia (s. ebenda Taf. III) deutlich ausgesprochen. Erklärung der Tafel. Fig. 1, 2 Querem Lohbii Hf. et G. von Ost-Bengalen. „ ^ Merkusii EndL Java. „ „ oxyodon Miq. Ostindien. „ „ gilva Blume. Japan. Sitzb. d. mathera.-naturw. Gl. LXXXVII. Bd. I. Abth. 27 404 Die chemische Zusammensetzung des Wassers der Donau vor Wien im Jahre 1878. Von J. F. Wolfbauer, Ädjuncten an der k. k. landw.- chemischen Versuchsstation in Wien. (Mit 1 Tafel.) ' (Vorgelegt in der Sitzung am 4. IVlai 1883.) Die Frage der Bewässerung des zwischen der March und der Donau liegenden, mit dem Namen des Marchfeldes belegten Territoriums, eine Frage, welche bereits im Jahre 1850 von dem damals bestandenen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten als ein Programmpunkt der Donauregulirung bei Wien aufgestellt wurde, bildet noch immer einen Gegen- stand von eminenter agricultureller wie nationalökonomischre Bedeutung. Durch die intentirte Bewässerung soll nicht nur eine An- feuchtung des Bodens bewirkt, sondern gleichzeitig durch den zugeführten Schlamm eine Bindung des Sandbodens erzielt werden. Unter den Vorerhebungen, welche die zur Prüfung dieses Projectes eingesetzte Commission für zweckmässig fand durch- zuführen, gehörte auch die periodische Untersuchung des Donau- wassers auf seine chemische Zusammensetzung, und zwar ver- folgt durch den Verlauf eines ganzen Jahres. Die hierdurch erlangten analytischen Ergebnisse sollten Aufschluss darüber geben, welche Massen fixer Stoffe sowohl in Form von Schlamm als auch anderseits in gelöstem Zustande dem Ackerboden zuge- führt würden, welchen Schwankungen dieselben unterworfen sind und in welchen Mengen hierdurch Nährstoffe für die Pflanzen gewinnbar wären. Diese periodische Untersuchung des Wassers aus dem grossen Strombette der Donau vor Wien wurde nun im Laufe des Jahres Die chemische Ziisamiueasetziing- des Wassers der Donau etc. 405 1878 im Laboratorium der k. k. landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation von mir durchgeführt. Wemigleich vollständige Analysen des Wiener Donau- wassers bereits mehrere vorliegen, wie die von Bischoty welcher das Wasser am 5. August 1852 schöpfte, ferner drei von Schrötter/ welcher das Wasser des Donaucanales bei Nussdorf am 31. Jänner, am 26. März und am 12. August des Jahres 1859 untersuchte und endlich die von Schneider^ publicirte, welche sich auf eine am 18. December 1863 der grossen Donau ent- nommene Wasserprobe bezieht, so glaubte ich dennoch die Resultate meiner eigenen Untersuchungen schon aus dem Grunde der Veröffentlichung nicht entziehen zu sollen, weil dieselben den Bestand des Donauwassers periodisch, und zwar in relativ kurzen Intervallen verfolgen und weil dieselben sich nicht nur auf die gelösten, sondern auch auf die schwebenden Bestandtbeile erstrecken. Die so gewonnenen Ergebnisse geben nicht nur eine genauere und gründlichere Kenntniss der Schwankungen, welchen die chemische Zusammensetzung des Wassers der Donau unter- worfen ist, als die Resultate der früheren — mehr minder isolirten — Analysen, sondern dieselben gestatten auch die Berechnung der mittleren Zusammensetzung dieses Wassers in einer unbedingt rationelleren Weise, als es die bisherigen Vorlagen ermöglichten. Aber auch in klimatologischer, w4e hydrographischer und^eologi- scher Beziehung dürften die vorliegenden Untersuchungsresultate nicht ganz ohne Interesse sein, nachdem dieselben deutlich erkennen lassen, in welchem Abhängigkeitsverhältnisse die Mengen der gelösten Bestandtbeile einerseits und die der mechanisch mit- geftihrten Stoffe des Wassers anderseits zu der sich stets ändern- den Strommasse, beziehungsweise zu den jeweiligen Pegelständen stehen. Sämmtltche diesen Untersuchungen zu Grunde liegenden Wasserproben wurden im grossen Flussbette der Donau oberhalb der ungefähr 20 Kilometer stromaufwärts von Wien gelegenen 1 Bischof, Geologie I, pag. 271. 2 Das Wasser in und um Wien pag. 134. 3 Bericht der Wasserversorgimgs-Commission der Stadt Wien, pag. 204. 406 Wolf bau er. Ortschaft Greifenstein g-eseböpft, und zwar geschah dies an einer^ dem rechten Fhissufer etwas näher liegenden Stelle unweit der Johannes-Kapelle des genannten Ortes in der beiläufigen Rich- tung des Stromstriches. Um das Wasser aus einer bestimmten mittleren Tiefe heraus- holen zu können, bediente man sich eines eigenthümlich con- struirten Schöpfapparates, welcher an einer massstabartig einge- theilten Latte befestigt war. Dieser Apparat bestand aus einem Blechgefäss, dessen Öffnung mit einer Klappe, die von oben geho- ben oder geschlossen werden konnte, versehen war, was durch einen längst der Latte angebrachten massiven Draht bewerkstel- liget wurde. Bezüglicli der Tiefe, aus welcher das Wasser ein wie das andere Mal stets gehoben wurde, ist zu erwähnen, dass dieselbe 1*4 Meter betrug, wozu eben besondere technische Gründe vorlagen. Die erste Probenahme fand am 20. Jänner 1878 statt, worauf in Zeitintervallen von je einer bis drei Wochen die weiteren 22 Proben folgten. Es resultirten so 23 Wasserproben, von denen nur die letzte, d.i. die am 16. Jänner 1879 geschöpfte, also in das- folgende Kalenderjahr fällt. Da zwischen dem Schöpfen der- ersten und der letzten, der 2o. Wasserprobe ein Zeitraum von 361 Tagen liegt, so folgt hieraus, dass die Zeit zwischen der Ent- nahme zweier aufeinander folgenden Proben im Durchschnitte 16 Tage beträgt. Der vorgelegte Zweck dieser Untersuchungen: die Beschaf- fung einer Basis zur rationellen Beurtheilung des Donauwassers in culturtechnischer Beziehung bei einer eventuellen Verwendung desselben zur Bewässerung des Marchfeldes — erheischte dieses Wasser insbesondere auf seinen Gehalt an nicht flüchtigen Bestandtheilen zu prüfen. Da letztere bekanntermassen ia zweierlei Formen, gelöst und suspendirt auftreten und da diesel- ben von ungleicher Bedeutung und verschiedenem Belange sind, so erschien es durchaus nöthig, den Schlamm sowohl wie die gelösten Bestandtheile gesondert von einander zu bestimmen und getrennt näher zu untersuchen. Nachdem nun die Durchführung der vollständigen Di tailanalyse von jeder dieser 23 Wasser- proben die Untersuchung ohne besonderen Erfolg ausserordentlich ausgedehnt hätte, anderseits aber doch die Kenntniss der Mengen Die chemisc-he Zusammensetzung- des Wjissers der Donau etc. 407 und Qualitäten der Stoffe^ welche das Wasser in den beiden Formen innerhalb bestimmter Zeitperioden mit sich führt, von Wichtigkeit erschien, so wurde dem Gange der x^nalj^se die fol- gende Eintheilung 7A\ Grunde gelegt. Sofort nach ihrem Eintreffen wurde bei jeder Probe der Gesammtgehalt an gelösten fixen Stoffen bestimmt und auch gleichzeitig die Menge des Schlammes ermittelt. Letzteres geschah stets in der Weise, dass von dem eingelieferten Wasserquantum nach dem Durchschütteln desselben zwei Liter weggenommen und durch ein tarirtes Filter filtrirt wurden, um schliesslich bei 100° ausgetrocknet und gewogen zu werden. Durch Glühen dieses Schlammes konnte durch den eingetretenen Gewichtsverlust die Menge des chemisch gebundenen Wassers -f- der organischen Sub- stanz festgestellt werden. Es erfolgte hierauf eine Behandlung des geglühten Schlammes mit kochender verdünnter Salpeter- säure, w^odurch Carbonate, lösliche Silicate, Phosphate und der- gleichen zersetzt und in Lösung gebracht und ein Gemenge von Sand und Thon als Rückstand verblieb. Sowohl die erhaltenen salpetersauren Schlammauszüge, als auch die von der Säure nicht aufgeschlossenen Pvückstände wurden von allen Wasserproben reservirt und schliesslich die vereinigten sauren x\uszüge einer- seits, sowie das gesammelte Gemenge von Sand und Thon ander- seits einer vollständigen Totalanalyse unterworfen. Ein ähnlicher Vorgang wurde auch bei der Bestimmung und der Analyse der im Wasser in gelöster Form vorkommenden fixen Stoffe eingelullten. Durch Filtration wurde zunächst von jeder Wasserprobe ein grösseres Quantum völlig klaren Wassers her- gestellt und davon ein Liter in einer Platinschale auf dem Wasser- bade eingedampft und bis zur Gewichtsconstanz bei 150° ausge- trocknet, wodurch sich die Gesammtmenge gelöster fixer Stoffe ergab. Hierauf wurde dieser Trockenrückstand bei massiger Glühhitze bis derselbe völlig weiss geworden, geglüht, durch Kohlensäure-Behandlung die beim Glühen zersetzten kohlensaurer Erden regenerirt und schliesslich wieder bei 150° bis zum blei- benden Gewichte aus2-etrockuet. ^ Der durch das Glühen herbei- ^ Ich muss hier ausdrücklich hervorheben, dass ich die Regeneririing" kohlensaures 408 Wolf bau er. geführte Gewichtsverlust des Wasserrüekstandes wurde als orga- nische Substanz angesprochen. Der die gelösten Mineralstoife einer Wasserprobe enthaltende Rückstand in derPlatinschale w^urde stets reservirt und, nachdem eine Serie von 4 — 7 solcher von aufeinander folgenden Nummern beisammen waren, deren Gemisch einer Analyse unterworfen, •welche sich auf die quantitative Bestimmung von Kieselsäure, Eisen, Kalk, Magnesia, Kali, Natron und Schwefelsäure erstreckte. Die auf solche Weise erhaltenen Zahlen repräsentiren offenbar die durchschnittlichen Mengen gelöster Stoffe während der Zeit- periode, in denen die Proben geschöpft wurden. Wasser und nie durch das hierzu fast allgemein verwendete Ammonium- carbonat vorgenommen habe. Zu Gunsten jeuer Methode lassen sich meines Erachtens zwei vs^esentliche Gründe anführen. Zunächst der, dass bei der Benützung von kohlensaurem Wasser die Herstellung des Rückstandes unter den ganz gleichen Bedingungen vor sich geht, unter denen der zuerst erhaltene Gesammt-Trockenrückstand sich gebildet hat. Ein weiterer Vor- zug der angezogenen Methode scheint mir auch darin zu liegen, dass bei Anwendung des kohlensauren Wassers, Zersetzung desGypses und anderer Erdalkaliensalze f Calcium- und Magnesiumnitrat, Magnesiumchlorid, Magne- siumsulfat; ausgeschlossen ist, eine Zersetzung, welche das kohlensaure Ammoniak herbeiführt und die unter Umständen Fehlerquellen bedingt. Bei der Benützung von Ammoniumcarbonat setzt sich nämlich dieses mit dem Gyps des Rückstandes grösstentheils in unlösHches Calciumcarbonat und leicht lösliches Ammoniumsulfat um. Letzteres Salz scheidet sich aber beim Eindampfen nicht gleichförmig an der ganzen Wand wie das Calciumcarbonat ab, sondern wird, wie es in der Natur eines leicht löslichen Salzes liegt, vor- nehmlich an der tiefsten Stelle der Schale zurückbleiben. Nun soll beim darauffolgenden Erhitzen geforderter Massen sich nur Ammoniumcarbonat aus dem so behandelten Rückstand verflüchtigen, d. h. es hat sich das vor- her gebildete Ammoniumsulfat mit kohlensaurem Kalk wieder ganz umzu- setzen. Eine solche Umsetzung wird aber nur dann total vor sich gehen wenn das örtlich abgeschiedene schwefelsaure Ammoniak eine äquivalente, besser eine überschüssige Menge von Kalkcarbonat vorfindet; anderen Falles dürfte wohl eiuTheil des schwefelsauren Ammoniaks als solches ver- flüchtiget werden, wodurch die Menge der organischen Substanzen zu hoch gefunden wird und dies nämlich, wenn der mit Ammoniumcarbonat regene- rirte Glührückstand zuletzt über der freien Flamme erhitzt wird. Wird jedoch die schliessliche Austrocknung des regenerirten Rückstandes nur bei 150° vollzogen, so hiuterbleibt schwefelsaures Ammoniak und man findet einen zu geringen Glüiiverlust. Diese geiiigtenFehlerquelleu schliesgt die Methode der Behandlung mit kohlensaurem Wasser jedenfalls ganz aus. Die chemische Zusammensetzung' des Wassers der Donau etc. 409 Zur Bestimmimg* von Chlor und Salpetersäure, an welchen das Donauwasser sehr arm ist, war es nöthig eine separate und grössere Wassermenge in Arbeit zu nehmen. Es wurden hierzu stets zwei Liter klaren Wassers verwendet, die man unter Zusatz von etwas Natriumcarbonat stark eindampfte, um schliesslich damit in analoger Weise wie bei der Ermittlung der Haupt- bestandtheile nach verlässlichen Bestimmungsmethoden vorzu- gehen. Die gesammten, der Untersuchung unterzogenen 23 Proben Wassers erscheinen durch dieses Programm in vier Serien abge- theilt. Es war so möglich, die durchschnittlicheZusammensetzung des Donauwassers in vier Perioden des Jahres 1878 festzustellen; diese vier Zeitabschnitte fallen jedoch nicht völlig mit den vier Jahreszeiten in gewöhnlichem Sinne zusammen. Zur näheren Erläuterung der in den folgenden Tabellen zusammengetragenen numerischen Untersuchungsresultate ist zu bemerken, dass die gesammten Zahlenangaben über Mengen der im Wasser auftretenden Bestandtheile, sich immer auf ein Wasserquantum von 10.000 Gewichtstheilen beziehen, und zwar gilt dies ebensowohl für die gelösten als für die suspendirten Stoffe. Die nun folgende Tabelle I enthält die unmittelbaren Unter- suchungsergebnisse, welche sich auf den ermittelten Bestand jeder einzelnen Probe speciell beziehen, vertragen. Es sind hier zunächst die Tage, an welchen die einzelnen mit fortlaufenden Nummern versehenen Wasserproben geschöpft wurden, angegeben, worauf in vier Horizontalcolumnen die Angaben über den jewei- ligen Gehalt an Schlamm folgen. Letzterer ist hier nicht bloss in seiner Gesammtmenge, sondern auch in seine Hauptbestandtlieile quantitativ zerlegt, angeführt. Die in weiteren sechs Horizontal- spalten gegebenen Daten beziehen sich auf den gelösten Bestand. Diesbezüglich linden sich hier die Ergebnisse der Härtebestim- mungen der gesammten Wasserproben vor. Diese Bestimmungen sind nach der Methode von B o u t r o n und B o u d e t ^ vorgenommen und schliesslich die erhaltenen hydrotimetrischen Grade durch Multiplication mit dem Factor 0-56 in sogenannte deutsche Härte- 1 Hydrotimetrie par MM. Boution et Boud et. IV. Edition. Mass on Paris. Auch Kubel-Ti em nnn Anleitung zur Untersuchung des Wassers. 2. Auflage, pag. 27. 410 Wolfbauer. grade, d. h. Härtegrade nach Fehling transformirt worden, ein Vorgang, der dadurch, dass: 1 Härtegrad nach Boutron-Boudet= 1 Gewichtstheil kohlen- sauren Kalk, dagegen 1 Härtegrad nach Fehling = 1 Gewichtstheil Calciuinoxyd, und zwar in jedem Falle in 100.000 Gewichtsth eilen Wassers gelöst, bedeutet und in der weiteren Erwägung, dass 1 Gewichts- theil Kalkcarbonat 0-56 Gewichtstheile Calciumoxyd enthält, gerechtfertigt erscheint. Bezüglich der auf diesem Wege, also nach der französischen Härtebestimmuugsmethode erhaltenen Resultate habe ich beob- achtet, dass dieselben durchwegs etwas höher ausfielen, als die Berechnung des Härtegrades aus den thatsächlichen Gehalten des Wassers an Kalk und Magnesia ergibt. Während das Ver- fahren der Härtebestimmung nach der von Faisst und Knaus s modificirten Clark'schen Methode durchgängig einen niederen Härtegrad finden lässt, als das Wasser wirklich besitzt — eine Thatsache, die insbesondere von S chn eid er^erkannt und hervor- gehoben wurde, welcher bei Benützung dieser, der sogenannten deutschen hydrotimetrischen Prüfungsweise, auf Differenzen von 1*4 bis 11-4 Härtegrade, um welche die Resultate der Titration zu nieder ausfielen, stiess — dürfte dem französischen Verfahren der entgegengesetzte Fehler vorzuwerfen sein. Die Härtebestim- mungen nach Boutron-Boudet ausgeführt, gaben mir nämlich beim Donauwasser stets etwas höhere Resultate, als sich aus den vorhandenen Kalk- und Magnesiamengen berechnete und ich muss es vorläufig dahin gestellt sein lassen, zu entscheiden, ob der eben gemachte Vorwurf gegen das französische hydrometrische Verfahren nur bei weichen Wässern, wie das der Donau eines ist, zutrifft, oder ob derselbe auch auf harte Wässer, somit auf alle Fälle ausgedehnt werden muss.^ Es erschien mir wichtig, auf diesen Sachverhalt hier hinzu- weisen. Meiner Anschauung nach liegt der Grund der Differenzen ^ Beri(.'lit der Wusscrversor^^-img's-Commissiou der Stadt Wien. - 8o beträgt das Mittel aller vorgenommenen directeu Bestimmiuigeu der vollen Härte 10-2 Grade, während sich ans der durchsehnittlichen Zusammensetzung des Wassers (d. h. aus (5-1«; Kalk und TGG Magnesia) hiefür die Zahl 8*5 ereibt. Die chemische Ziisjunmeusetzuug des Wassers der Donau etc. 411 in den' Angaben beider Metboden vornebmlicb in den verscbiede- nen, ja böebst ungleicben Concentrationcn der alkoholischen Seifenlösungen, deren sich beide Methoden bedienen. Während beim deutschen Verfahren ein sehr verdünnter Seifengeist ver- wendet wird, benützt man bei der Härteprüfung nach Boutron- Boudet eine concentrirte Seifenlös ung. In Folge dessen sind die Alkoholmengen, welche einem und demselben Wasser bis zur Bildung des nöthigen Schaumes zugeführt werden, bei den beiden Methoden ganz verschiedene. In einem besonderen Beispiele wird dieser ungleiche Alkoholzusatz deutlich hervortreten. Fassen wir den Fall ins Auge, dass das Wasser nur Kalk und zwar in Form eines neutralen Salzes enthielte und dass dasselbe eben die Härte des Xormalhärtewassers (nach Faisst und Knauss) besässe, d. h. 12 Gewichtstheile Kalk in 100.000 Gewichtstheilen Wassers gelöst enthalten seien. Bei dem deutschen Verfahren müssen bis zur Schaumbildung zu 100 CC. dieses Wassers 45 CG. Seifen- lösung zugesetzt werden. Da die letztere aus Weingeist von 56° Tralles hergestellt ist, so berechnet sich hier die Menge abso- luten Alkohols, welche den 100 CC. Wasser in Form von Seifen- lösung zugefügt werden, auf 25 CC. oder 25 Volumpercente. Bei der französischen Methode wird dasselbe Wasser 21-4 Grade zeigen. Hier werden zu 40 CC. Wasser, um es schäu- mend zu machen 21-4 Hydrotimetergrade = 2'34 CC. einer aller- dings concentrirteren Seifenlösung> die jedoch wie die vorige aus 56percentigera Spiritus bereitet ist, zugesetzt. In diesem Falle beträgt der Zusatz an absolutem Alkohol bloss 3-3 Volum Percente vom Wasser. Auf diese so verschiedenen Alkoholmengen dürften wohl zum grössten Theile die differenten Resultate beider Methoden zurückzuführen sein und insbesondere dürfte die Thatsache, dass bei magnesiareichen Wässern gerade die deutsche Methode bedeutend kleinere Härtegrade als die effectiven finden lässt, auf die gleiche Ursache zurückzuführen sein. Auch scheint mir derEinfluss der freien und halbgebundenen Kohlensäure bei beiden Methoden ein wesentlich verschiedener zu sein. Während — wie dies eben von verschiedenen Seiten 412 Woifbauer. behauptet wird — beim deutschen Verfahren die freie und halb- gebundene Kohlensäure eines Wassers nahezu gänzlich einfluss- los ist, geben Boutr o n und B oudet an, ^ dass destillirtes Wasser, welches ^ .^^ seines Volumens kohlensaures Gas absorbirt enthält, d. h. zwei Gewichtstheile Kohlensäure- Anhydrid in 10.000 Gewichtsth eilen Wassers gelöst, bereits 21-5 Grade auf ihrem Hydrotimeter zeigt. Nach den vorliegenden Thatsachen scheint mir die Sache so zu liegen, dass bei Härtebestimmungen durch zugeftihrte grössere Mengen von Alkohol, der zersetzende Einfluss der nicht gebundenen Kohlensäure auf die Seife allerdings auf- gehoben werden kann, dass aber dadurch zugleich auch die nor- male Umsetzung der Seife mit den Magnesiumsalzen hintange- halten wird. Die drei, den Härteangaben folgenden Columnen enthalten die auf den gelösten Bestand des Wassers Bezug nehmenden unmittelbaren Ergebnisse der Untersuchung jeder einzelnen Probe. Es sind hier die gelösten fixen Stoffe in ihrer Totalität, als auch in mineralische und organische Substanzen zerlegt, angeführt. Die letzten zwei Horizontalspalten geben die jeweilige, beim Schöpfen der einzelnen Wasserproben am Pegel in Greifenstein jedesmal beobachtete Höhe des Wasserstandes der Donau an. Die beigegebene Tafel enthält die zwei wichtigsten auf der vorigen Tabelle in Zahlen ausgedrückten Untersuchungsresultate: Menge der gelösten Substanzen und des Schlammes der analysirten 23 Wasserproben sowie gleichzeitig die jeweiligen Wasserstände am Greifensteiner Pegel in einem Coordinatensystem graphisch dargestellt. Die vertical aufgetragenen Masse bedeuten Gewichtstheile beim Schlamm und bei den gelösten Substanzen, bezogen auf 10.000 Gewichtstheile Wasser und gleichzeitig Meter für die Pegelstände. Mit voller Prägnanz treten hier die Fluctuationen in den beiden Beständen des Wassers neben der Strommasse selbst hervor. Fasst man die dick gezogene Linie, w^elche die jeweiligen Mengen gelöster Stoffe vorstellt, ins Auge, so tritt deren, im Allge- meinen ziemlich regelmässige Verlauf, der nur einmal — Anfangs Hydrotimetrie pag. 39. Die chemische Zusammeusetzung des Wassers der Donau etc. 413 März — von einer beträchtlichen Störimg unterbrochen wird, hervor. Man erkennt^ dass das Wasser in der ersten Whälintfgrte das Maximum an gelösten Substanzen enthält und dass bereits in der zweiten Hälfte eine, anfangs allerdings unregelmässige, später jedoch ziemlich stetig verlaufende Abnahme an gelöstem Bestände stattfindet. Vom Winter bis zum Eintritt des Sommers sehen wir die Härte des Donauwassers fast stetig abnehmen und finden es Mitte Juni am weichsten. Von hier an hebt das Wasser wieder zu grösserer Härte an und zwar geschieht dies ohne erheb- liche Schwankungen. Bis zum Beginne des eigentlichen Winters nimmt das Wasser fort und fort an Härte zu, um in der Mitte Jänner 1879 fast genau die gleiche Menge gelöster Substanzen zu enthalten, wie im Jänner 1878, also vor einem Jahre. Die grösste Menge 2*1 Gewichtstheile gelöster Stoffe enthielt das Donauwasser demnach in den ersten Winterhälften. Die Differenz zwischen dem Maximum und Minimum des gelösten Bestandes ist hier beträchtlich, nämlich 2*104 gegen 1-294; beide Extreme stehen zu einander in dem Verhältnisse wie 163: 100 oder nahezu wie 5:3, d.h. das Donauwasser ist im Winter beinahe doppelt so hart als im Sommer. Woher die Einflüsse stammen, welche die Continuität des Verlaufes der den gelösten Bestand repräsentirenden Curve zu stören im Stande sind, darüber belehrt sofort ein Blick auf die wellenförmig gezogene Linie, welche den Wasserstand am Pegel in Greifenstein angibt. Man sieht, wenn von dem einen Male zum anderen das Wasser stieg, die gelösten Substanzen abnehmen und auch umgekehrt, verringerte sich die Strommasse, so nimmt sofort die Härte zu. Mit anderen Worten: steigt das Wasser, so wird es weicher, fällt es, so wird es härter. Es liegt wohl auf der Hand, dass bei einem jeden Strome ein durch kürzere oder längere Zeit andauernder grösserer Zufluss meteorischen — also fast reinen — Wassers auf oberirdischen Wegen, in einer eintretenden Ver- dünnung des Wassers sich durch eine entsprechende Zeit fühl- bar machen muss. Da diese Art Zuflüsse, seien dieselben durch Schneeschmelzungen in den Alpen oder durch Regengüsse ent- standen, bekanntermassen im Frühling und in der ersten Sommer- hälfte am grössten und häufigsten und desshalb am ergiebigsten sind, so erweist sich auch in dieser Periode das Wasser der 414 Wolfbauer. Donau weicbei'; das heisst ärmer an gelösten Substanzen, als in der übrigen Zeit des Jabres. Ungleicb grösser und viel erbeblicber zeigen sieb die Scbwan- kungen im Gebalte an meebaniscb mitgefübrten Stoffen, in den Scblammmengen. Hierüber belebrt ein Blick auf die punctirt gezogene Linie der grapbiscben Darstellung. Vergleicbt man den Lauf dieser Curve mit der Linie des jeweiligen Pegelstandes, so niuss man zugeben, dass die Gleiebartigkeit des Laufes beider in einer ziemlieb markanten Weise ' ausgedrückt ist; ja in einem guten Tbeil ibres W^eges decken sieb die beiden Linien. In der Natur der Sacbe liegt es begründet, dass beim Anscbwellen des Stromes, welcbes mit einer Gescbwindigkeitszunabme verknüpft ist, die meebaniscb mitgefübrten festen Tbeilcben, weil dieselben w^eniger Gelegenbeit sieb niederzuscblagen finden, zunebmen müssen. Wir seben bier die Scb lammmenge der Donau mit ibrem Wasserstande steigen und sinken. Die beobacb- teten Extreme fallen bier viel weiter auseinander, als bei dem gelösten Bestände, und zwar das Minimum 0-096 (17. December) gegenüber dem Maximum von 3-383 Gwtb. Scblamm (6. Juli), welcbe beiden Zablen in dem Verbältnisse wie 1 : 35 steben. Bezüglicb der Fluctuation des Scblammgebaltes ist nocb zu bemerken, dass das Wasser am wenigsten scblammig, also am klarsten, durcb die Zeit vom Anfange des Oktober bis Mitte Jänner sieb erwies. Von bier an, also der zweiten Winterbälfte bis zum Eintritte des Herbstes, finden unaufbörlicbe Änderungen im Wasser^ Stande, aber aucb ebenso erbeblicbe Scb wankungen in den Scblammmengen statt. Am auffallendsten in dieser Beziebung ist wobl der Unterscbied zwiscben dem Bestände an festen Stoffen der beiden, im Juli gescböpften Proben. AVäbrend das Wasser vom 6. volle 3-383 Tbeile Scblamm entbleit, sank der Gebalt nach zwei Wochen bereits auf 0-577 Tbeile herab. Der bereits früher schon hervorgehobene Zusammenhang zwiscben den Änderungen im Gehalte an gelösten Substanzen einerseits und dem Wasserstande anderseits, lässt sich nun, weil mit dem letzteren die Masse des Schlammes gleichen Schritt hält, folgendermassen erweitern: Ein Anschwellen des Stromes hat eine Zunahme suspendirter Stoffe, jedoch eine Abnahme an gelösten Substanzen zur Folge, Die chemische Zusammeusetzung des Wassers der Donau ere. 415 während beim Fallen des Wasserstandes sich der Schlamm ver- ringert und der gelöste Bestand zunimmt. Steigt also das Wasser, so wird es trüber und weicher und sinkt es, so w i r d e s kl a r e r u n d h ä r t e r. Tabelle II weist die mittlere, also durchschnittliche nähere Zusammensetzung des Donauwassers in vier Perioden des Jahres 1878 nach. Die Angaben, welche sich auf Gehalt an Schlamm und dessen Details beziehen, ferner die Daten über Härtegrad sow^ie die hier vorfindlichen Gesammt-Mengen der gelösten Stoife überhaupt wie der organischen Substanzen, sind aus den diesbezüglichen Zahlen der Tabelle I, deren Mittelwerthe selbe vorstellen, durch Rechnung hervorgegangen. Die weiter angegebeneu Mengen der einzelnen, in gelöster Form auftreten- den Bestandtheile des Donauwassers selbst, als: Kieselsäure, Eisenoxydul, Kalk, Magnesia, Natron, Kali, Chlur, Salpetersäure und Schwefelsäure wnirden in der bereits früher angegebenen Weise in dem Gemische der eingedampften Rückstände von zu einer Periode zusammengehörigen Wasserproben direct bestimmt. Auf dieser Tabelle ist noch eine Zusammenstellung der ge- lösten Wasserbestandtheile gegeben, wobei die früher erwähnten Basen und Säuren in üblicher Weise zu Salzen combinirt erscheinen. Ich kann nicht unterlassen, hier auf eine bemerkenswerthe Thatsache hinzuweisen, welche sich bei näherer Prüfung der auf Tabelle II angeführten Analyse -Resultaten ergibt. Allerdings sind die Gesammt-Mengen gelöster Substanzen, welche dasWasser im Sommer und im Winter enthält, ziemlich von einander ver- schieden ; allein das Verhältniss der Bestandtheile untereinander bleibt interessanter Weise nahezu unveränderlich. Rechnet man auf 100 Gewichtstheile Gesammt-Menge gelöster Stoffe, so entfallen beispielsweise: a 11 f i n d e r P e r i 0 d e I II Jänner- Ap rill Mai- August 1 III IV Sept.-Oct. Nov. -Jänner Kalk .... Magnesia . . 35% 10 37% 9 360/0 10 36o/o ^ 10 ; 416 Wolfbauer. Tabelle II. Mittlere chemische Zusammensetzung und Härtegrad des Donau- Wassers in vier Perioden des Jahres 1878. 10.000 Gewichtstheile trüben Wassers enthalten in der Periode I 1 II 1 III i IV umfassend die Prober i von 20./1 1 7./5. 1 10./9. 1 9./11. bis 2/5. 1 2ii./6. 1 23,/10. 1 16. /l. a ewichtsthei le Siispendirte Stoffe (Schlamm ) Totalmenge u. zw. organische Substanzen und ehem. geb. Wassers (Grlühverlust) . Carbonate etc Sand und Thon 1-219 0-079 0-510 0-630 1-654 0-072 0-766 0-816 0'765 0 021 0 - 355 0 389 0-148 U-003 0-072 0-073 Gelöste fixe Stoffe insgesammt (direet bestimmt) u zw. Organisehe Substanzen Kieselsäure Eisenoxydul Kalk Mas-uesia Natron Kali Chlor Schwefelsäure Salpetersäure Kohlensäure, gebunden Summe . Hievon ab Sauerstoff äquiv. dem Chlor gibt berechn. Summe d, gel. fixen Stoffe oder unter Combinimng von Basen Kohlensauren Kalk . . Koiileusaure Magnesia Kohlensaures Eisenoxydul Schwefelsauron Kalk Schwefelsaures Kali Schwefelsaures Natron Salpetersaures Natron Chlornatrium Kieselsäure Orgauisfhe Substauzen Summe . . 1-727 1-461 1-78111-952 l)- 070 0-042 0-054 0-039 0-004 0-005 0-608 0-543 0-176 0-128 0-049 0-028 0-017 0016 0-034 0-016 0-118, 0-106 0-020 0-013 0-621 0-524 1-771 0-008 1-763 1-460 0-004 1-456 0- 052 0-059 0-048 0-052 0- 002 0-002 0 -643 0-110 0-175.'0-199 0-036 '0-040 0-024;0-020 0- 018 0-024 0-1230-154 0-01310-024 0-652 0-706 1-786 0-004 1-782 1-990 0-005 1-985 und Säuren zu Salzen 0-969 0-370 0-006 0-158 0-031 0-018 0-031 0 056 0-054 0-070 1-763 0-864 0-269 0-008 0-143 0-030 0 015 0-020 0-026 0-039 0 ■ 042 l-45(i 041 368 003 146 044 029 021 030 048 052 782 1-105 0-418 0-003 0-222 0-037 0-012 0-037 0 040 0-052 0-059 1-985 Härte volle . . bleibende temporäre in Graden Fehling 10-1 I 9-1 j 10-6 5-5 4-6 4-6 4-6 i 4-5 6-0 11-6 5-4 6-2 Die chemische Zusammeusetzung des Wassers der Douaii etc. 417 Aber auch das Resultat einer viel älteren, von Bischof vor- genommenen Analyse des Donauwassers (August 1 852) steht mit dem Obigen im Einklänge. Auf 100 Gewichtstheile Eückstand berechnen sich hier auf den Kalk 34«, und auf die Magnesia 9'V„- Tabelle III zeigt die durchschnittliche Zusammensetzung des gelösten Bestandes des Donauwassers während des ganzen Jahres 1878. Die hier vorfindlichen Zahlen sind aus den Daten der vorigen Tabelle (II) als die berechneten Generalmittel her- vorgegangen.^ Die durchschnittliche Menge gelöster Substanzen, welche das Donauwasser im Beobachtungsjahre enthielt, beträgt demnach 1 • 721 Gewichtstheile auf 10.000 Gewichtstheile Wassers bezogen. Ein Vergleich dieser und aller sonstigen Zahlen der vor- liegenden Tabelle mit den Resultaten älterer, von Bischof u. A. ausgeführten Analysen ist wohl füglich aus den Gründen nicht zulässig, weil zum Theile bei diesen die Wasserproben nicht dem grossen Strombette, sondern dem Donaucanale entnommen wurden, zum Theile beziehen sich dieselben nur auf den Bestand des Wassers an einem einzelnen Tage, was die Bedeutung und den Werth solcher Zahlen erheblich beeinträchtiget. Tabelle IV enthält den Jahresdurchschnitt der relativen Menge sowie die nähere chemische Zusammensetzung des Schlammes. Die zwei wichtigen Fragen: in welchen Mengen und in welcher Form (Grade von Aufschliessbarkeit) führt das Donauwasser in seinem Schlamme Nährstoffe für die Pflanzen mit sich? — lassen sich aus dieser Tabelle beantworten. Es sind hier 1 Bezüglich der Berechuimgsweise dieser Tabelle kann ich nicht' unerwähnt lassen, dass deren Zahlen durchaus nicht die einfachen arith- metischen Mittel analoger Daten der Tabelle II vorstellen, sondern viel- mehr unter Zuziehung des sogenannten Gewichtes (im Sinne der Durchschnitts- rechnung) aus den einzelnen Angaben letzterer Tabelle entstanden sind. Beispielsweise haben die Daten, welche sich auf die mittlere Zusammen- setzung des Wassers vom Mai bis August beziehen, auf das Jahres-(General-) Mittel einen grösseren Einfluss, als die der darauffolgenden kürzeren Periode September-October. 418 Wolfbaner Tabelle III. Durchsclinittliche Menge und Zusammensetzung der gelösten Bestandtheile sowie mittlerer Härtegrad des Donauwassers vor Wien i. J. 1878. G e 1 ö s t e B e s t a n d t h e i 1 e ; ^^^^^^fg ®" Organische Substanzen KieselsMiire 0-056 0-048 Eisenoxydiil 0-003 ! 0-616 ! 0-166 ' 0-038 0-019 0-024 0-123 0-018 0-615 1-726 0-005 Kalk Magnesia Natron Kali Cblor Schwefelsäure . Salpetersäure .... Kohlensäure, gebundene ..... Zusammen . . Hie von ab Sanerstoif äquiv. dem Chlor Gibt die berechnete Summe der ge- lösten fixen Stoffe 1-721 Das Mittel der directen Bestimmungen der letzteren beträgt 1-704 Gwth. Die Combinirimg dieser Bestandtheile zu Salzen ergibt: Gelöste Bestandtheile jGewichts- I theile Kohlensauren Kalk . . . Kohlensaure Magnesia . . Kohlensaures Eisenoxydul Schwefelsauren Kalk . . Scliwefelsaures Kali . , . Schwefelsaures Natron . . Salpetersaures Natrou . . Chlornatrium Kieselsäure Organische Substanzen . . 0-979 0-349 0-005 0-165 0-034 0-018 0-028 0-039 0-048 0-056 Summe 1-721 Die durchschnittliche volle Härte beträgt 10-2 Grade Fehling, „ „ bleibende „ „ 5-0 „ „ und ^ „ temporäre „ ., 5-2 „ „ Die chemische Zusammensetzung des Wassers der Donau etc. 419 w ^ ^ W 25 S p^ H K 1 cy n p fa j5 p cr Q3 . . CD o 3 CS CD ^ 5 CD 1 J p »: r • CO CD ^ «3 O 1— u C p- "^ o CD p: CD t i 1 p CD CD ^ & ^. ill ^ ^ : CD H S ^: C* CD a O P" 1 N O t^ ^ ^ o p'' CD ' o S: CD o CO CD 1 ' 1 1 ' 1 1 1 ^^S'^. e CD "^ » S CD C^ ^cS S-^ Ö "^ S P P 'i^ ? g^S^o g3t ||-| CD CD »^ •^■ o o O o o '^ -^ o — CD ?^ 2 ^ C^ i— i o o o 1— t ö <~> IS ^ p tsi 0 1— t -J o o Ol o^ to e OS c oc H- L bO CO ts2 05 ^ Ol o^ ^ cc -3 ^ Ol oc CO cc CD E p ^ o § R l-<. S ö r- B CD CD c: t=i 3 er OD '-^ _^ CD crq fs-g- g^ 1 1 o O o o o o o o ö CD CQ CD o cc 3§g. o -^ 1 1 o o hf^ h-i N CO CD bO '.O to o^ ■w 1^ -X) Ol CD *||& !^ o cc o 03 t— ' cc ^1 p §^^ 2. TO SS CD JE CD' es & ?" r S 1 B c o o o o o o ? 03 CD «2 to 1 ! o (^ ^ o ^ 9 P OD 1 i Q ^ (^ Oi CO B yx ►<^ 00 H^ (^ K*) CO 05 ^ 05 Ü» CD oo to 5^ o o o o o o o o o H-^ (^ 4^ s H-i o o o M> ^^ ^ o CD OS O -J 1— l h^ (X CJ' 1—^ fw CO P Ci 1— k K') ^1 N') 05 rf»- H- -3 B 3 1-J •o O Cjx CD cc to . Ettingshausen, Beiträge zur Kenntniss der Tertiärflora Austra- liens. [Preis: 10 kr. = 20 Pfg.] 80 Brauer, Zur näheren Kenntniss der Odonaten-Gattungen Orchi- themis, Lyrlothemis und Agrionoptera. [Preis : 10 kr. = 20 Pfg.] 85 Brauer, Über die Stellung der Gattung Lobogastor Phil, im Systeme. [Preis : 5 kr. = 10 Pfg.] 92 Heinricher, Beiträge zur Pflanzenteratologie und Blüthenmor- phologie. (Mit 2 Tafeln und 3 Holzschnitten.) [Preis: 70 kr. = 1 ßMk. 40 Pfg.) 95 VI. Sitzung vom 1. März 1883 : Übersicht 137 Blaas, Beiträge zur Kenntniss natürlicher wasserhaltiger Doppelsulfate. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 40 kr. = 80 Pfg.] 141 Vn. Sitzung vom 8. März 1883 : Übersicht 164 Hochstetter, Sechster Bericht der prähistorisfjhen Commission der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften über die Arbeiten im Jahre 1882. [Preis: 10 kr. = 20 Pfg.] ... 168 V. Ettingshausen, Beiträge zu Kenntniss der Tertiärflora der Insel Java. (Mit 6 Tafeln in Natiirselbstdruck.) [Preis: 90 kr. = 1 KMk. 80 Pfg.] 175 Preis des ganzen Heftes : 2 fl. 50 kr. = 5 RMk. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AÜDEill DIE f ISSENSCHiFIEl MATHEMATlSCH-NATÜRWISSENSCHArrilCHE CIASSE. LXXXVII. BAND. IV. und V. HEFT. Jahrgang 1883. — April und Mai. (Mt 7 Tafeln.) ERSTE ABTHEILÜNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL ßEROLD'S SOHN, BCCHH ÄNDLER DKR KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTE K. 1883. INHALT des 4. und 5. Heftes April und Mai 1883 des LXXXVII. Bandes, I. Ab- theilung der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Olasse. Seite Vni. Sitzung vom 5. Apiill883: Übersicht 197 Graber, Fundamental versuche über die Helligkeits- und Far- benempfindlichkeit augenloser und geblendeter Thiere. [Preis: 30 kr. = 60 Pfg.] 201 Nalepa, Beiträge zur Anatomie der Stylommatophoren. (Mit 8 Tafeln.) [Preis: 1 fl. 40 kr. = 2 RMk. 80 Pfg.] .... 237 Lukas, Arbeiten des pflanzen -physiologischen Institutes der k. k, deutschen Universität in Prag. — XI. Beiträge zur Kenntniss der absoluten Festigkeit von Pflanzen- ge weben. IL Theil. [Preis: 25 kr. = 50 Pfg.] 303 IX. Sitzung vom 12. Aprill883: Übersicht 828 Hussak , Über den Cordierit in vulkanischen Auswürflingen. (Mit 2 Tafeln.) JPreis: 45 kr. = 90 Pfg.] 332 X. Sitzung vom 19. April 1883: Übersicht 361 Meissl u. Böcker, Über die Bestandtheile der Bohnen von Soja hüpida. [Preis: 20 kr. ==40 Pfg.] 372 V. Ettingshausen, Beitrag zur Kenntniss der Tertiärflora von Sumatra. (Mit 1 Tafel in Naturselbstdruck.) [Preis: 20 kr. = 40 Pfg.] 395 Wolfbauer , Die chemische Zusammensetzung des Wassers der Donau vor Wien im Jahre 1878. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 45 kr. = 90 Pfg.] 404 Preis des ganzen Heftes : 2 fl. 40 kr. = 4 RMk. 80 Pfg. ■**<' i.*^ f m 45%- •* ^'M I.. -y ■«»f***'' «^ir'^%. M. ^-