/>>v ^>\. i:;r^ ^K^^ «NT ^v ^ -^ •*i r->ik Ä\>> L^J» r^.^:i^f •f Jibrarn üf tljß Slusßum OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Thegiftof Ohji. ^^4^ /ytXdJZ.-^ - No. /3Z^ X ' JÄoCK>-Jl, ./Kv. 3/p zgr^L SITZUNGSBERICHTE DKU lÄisEnuaii E i l irrn IL MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. VIERUNDNEUNZIGSTER BAND. WIEN. Alis DEK K. K. HOF- UND 8T A A T 8 1) R U 0 K K K K I. IN COMMISSION BEI CARL GEROLD'S SOHN, B n C II II A N l> f. K K n K R KAISERLICHEN AKADEMIE D E U WISSENSCHAFTEN. 1887. SITZUNGSBERICHTE IMlIlATISffl-lllWISSEMAmEI CiASS l) E K K A 1 S K U LI C H E N AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XCIV. BAl^D. I ABTHEILMG. Jahrgang 18 86. — Heft I bi« V. (Mit 3 Tafeln und 2 Holzschnitten.) WIEN. AUS DEU K. K. UOF- U N 1> S T A AT S O KU (J K E K E 1. IN COMMiSSIQN BEI CARL GEROLO'S SOHN, BUCH H Ä N I) L K U 1) K K K A. I 8 E U L I C HE N A K A. D K M l K I) K K WISSENSCHAFTEN. ' 1887. INHALT. Seite XIV. Sitzung vom 4. Juni 1886: Übersicht 3 XY. Sitzuu^ vom K). Juni 188G: Übersicht 4 XYI. Sitzung vom 1 Juli 1886: Übersicht 9 XVII. Sitzung- vom 8. Juli 1886: Übersicht 12 Niedzxciedzki , Zur Kenntuiss der Fossilien des Miocäus bei Wieliczka und Bochnia. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 20 kr. = 40Ptg.J 14 XVIII. SitzHUg vom 15. Juli 1886: Übersicht 22 XIX. Sitzung vom 7. October 1886: Übersicht 27 V. Ettinyshauseii, Beiträge zurKenutniss der Tertiärflora Austra- liens. IL Folge. [Preis: 6 kr. = 12 Pfg.] 30 XX. Sitzung vom 14. October 1886: Übersicht 35 XXI. Sitzung vom 21. October 1886: Übersicht 37 XXII. Sitzung vom 4. November 1886 : Übersicht 41 XXIII. Sitzung vom 11. November 1886: Übersicht .'.... 43 Bittner, Neue Brachyuren des Eocaens von Verona. (Mit 1 Tafel) [Preis: 25 kr. = 50 Pfg.] 44 XXIY. Sitzung vom 18. November 1886: Übersicht 56 XW. Sitzung vom 2. December 1886: Übersicht 59 V. Weltstein, Fungi novi Austriaci. Series I. (Mit 2 Tafeln.) [Preis : 35 kr. = 70 Pfg.] 61 XXVI. Sitzung vom 9. December 1886: Übersicht 77 Kronfeld, Über den Blüthenstand der Eohrkolben. (Mit 1 Tafel und 2 Holzschnitten.) [Preis: 40 kr. = 80 Pfg.] .... 78 XXVII. Sitzung vom 16. December 1886: Übersicht 110 Suess , Über unterbrochene Gebirgsfaltung. [Preis: 8 kr. = 16 Pfg.] 111 Krasser, Untersuchungen über das Vorkommen von Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut , nebst Bemerkungen über den mikrochemischen Nachweis der Eiweisskörper. [Preis: 30 kr. = 60 Pfg.] 118 Verzeichniss der an die mathematisch -naturwissenschaftliche Classe vom 1. Juli bis 31. December 1886 gelangten periodischen Druckschriften 156 SITZUNGSBEEICHTE DER UmiMM ÄKÄDill iE WISSiSCHiFTl MATHEMATISCH-NATÜRWISSENSCHAFTLICBECLASSE. XCIV. Band. I. Heft. ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. XIV. SITZUNG VOM 4. JUNI 1886. Der Secretär legt eine von Herrn Dr. Georg Pick in Prag eingesendete Abhandlung vor, betitelt: „Zur Theorie der an einer allgemeinen Curve dritter Ordnung hin- erstreckten Integrale und der von ihnen abhängen- den elliptischen Functionen." Ferner legt der Secretär ein versiegeltes Schreiben behufs Wahrung der Priorität von Herrn Prof, Dr. E. Lippmann in Wien vor, welches die Aufschrift führt: „Über die Synthese von Oxychinolin und Oxy piridin-Carbonsäuren." Das w. M. Herr Director E. Weiss bespricht den am 23. Mai wieder von W. R. Brooks entdeckten Kometen. Das w. M. Herr Professor Ad. Lieben überreicht eine in seinem Laboratorium ausgeführte Arbeit des Herrn Z. N. Miczynski: „Über die Löslichkeit einiger Säuren und Salze der Oxalsäurereihe." Der Herr Vice-Präsident überreicht eine für die Sitzungs- berichte bestimmte Abhandlung: ,Über die Beziehung zwischen den Theorieen der Capillarität und der Ver- dampfung." Selbständige Werke, oder neue, der Akademie bisher nicht zugekommene Periodica sind eingelangt: Her mite Gh., Sur quelques applications desFonctionsElliptiques. Paris, 1885; 4«. 1* XV. SITZUNG VOM 10. JUNI 1886. Der Secretär legt den eben erschienenen III. Band des Ton der kaiserliehen Akademie herausgegebenen Werkes: „Die internationale Polarforscbung 1882 — 1883. Die öster- reichische Polarstation Jan Mayen" vor. Derselbe enthält: Einleitung, von Dr. Fischer. Zoologie: A. Foraminiferen , von Dr. V. Uhlig. — B. Pori- feren, Anthozoen, Ctenophoren und Würmer , von Dr. Emil v. Marenzeller. — C. Polypomedusen, von Dr. L. v. Lorenz. — D. Echinodermen, von Dr. F. Fischer. — E. Crustaceen, Pycnogoniden und Arachnoiden, von C. Koelbel. — F. Insecten, von Dr. E. Becher. — G. Mollusken, von Dr E. Becher. — H. Bryozoen, von Dr. L. v. Lorenz. — /. Tunicaten, von Dr. R. Freih. v. Dräsche. — K. Fische, von Dr. F. Steindachner. — L. Vögel und Säugethiere, von Dr. F. Fischer und A. V. Pelz ein. Botanik: A. Flora der Insel Jan Mayen, von Dr. H. W. E ei- ch ar dt. — B. Untersuchungen einiger Treibhölzer^ von J. Schneider. Mineralogie: Gesteine von Jan Mayen, von Dr. F. Berv^erth. Das k. k. Ministerium des Innern übermittelt die von der oberösterreichischen Statthalterei eingelieferten graphischen Darstellungen der Eisverhältnisse an der Donau während des Winters 1885/86 in den Pegelstationen Aschach, Linz und Grein. Herr Prof. Dr. Zd. H, Skraup in Wien dankt für den ihm in der diesjährigen feierlichen Sitzung zuerkannten Ig. L. Lieben'schen Preis. Das w. M. Herr Regierungsrath Prof. E. Mach in Prag übersendet eine vorläufige Mittheilung: „Über die Abbildung der von Projectilen mitgeführten Luftmasse durch Moment Photographie". Das c. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck über- sendet eine Abhandlung, betitelt: „Zahlentheoretische Notiz«. Herr Prof. J. M. Eder in Wien übersendet eine Abhandlung: „Über die Wirkung verschiedener Farbstoffe auf das Verhalten des Bromsilbers gegen das Sonnenspectrum" (Coerulel'n Congo, Benzopurpurin, Bordeaux extra, Orange R, Rouge Suisse, a-Naphtolroth, Azoblau, Benzo- Azurin, Indulin, Nigrosin, Bleu Coupier, Gallein, verschiedene grüne und orange, gelbe Farbstoffe, Diazorexorufin, Indophenol, Anthracenblau, Alkaliblau, Naphtolgrün). Das w. M. Herr Prof. E. Weyr überreicht eine Abhandlung des Herrn Dr. 0. Freiherrn v. Lichtenfels in Wien, betitelt: „Notiz über eine transcendente Minimalfläche". SITZUNGSBERICHTE DER [(MMlilMDEilDMISSiSCeiFT EL. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XCIV. Band. IL Heft. ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. XVI. SITZUNG VOM 1. JULI 1886. Herr Prof. Dr. S. v. Wroblewski an der Universität in Krakau dankt für den ihm in der diesjährigen feierlichen Sitzung- zuerkannten A. Freiherr v. Baumgartner'schen Preis. Das w.M. Herr Prof. V. v. Lang übersendet eine Abhandlung des Herrn Maxim. Sternberg inWien, betitelt: „Greometrische Untersuchung über die Drehung der Polarisations- ebene im magnetischen Felde." Herr Prof. Dr. A. Wassmuth au der Universität in Czer- uowitz übersendet eine mit Herrn Dr. G. A. Schilling gemein- scliaftlich ausgeführte Arbeit: „Über eine experimentelle Bestimmung der Magnetisirungsarbeit". Herr F. Wittenbauer, Privatdocent an der technischen Hochschule in Graz, übersendet eine Mittheilung, betitelt: „Sätze über die Bewegung eines ebenen Systems". Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Über die Darstellung des Zusammenhanges zwischen dem gasförmigen und flüssigen Zu- stande der Materie durch die Isopyknen", von Herrn Prof. Dr. S. v. Wroblewski in Krakau. 2. „Zur Kenntniss der Fossilien des Miocäns bei Wieliczka und Bochnia"-', von Herrn Prof. J. Xiedz- wiedzki an der technischen Hochschule in Lemberg. 3. „Über die Abel'schen Integrale dritter Gattung, welche zu singularitätenfreien ebenen algebra- ischen Curven gehören- und 4. „Zur Theorie der binomischen Integrale", die vor- genannten zwei Abhandlungen von Herrn Dr. Georg Pick, Privatdocent an der deutschen Universität in Prag. 10 5. „Über die Brenn piuiktscurve der räumlichen Parabel", von Herrn Willi. Wirtinger, stud. phil. an der Universität in Wien. 6. „Über eine ein-zweid entige Verwandtschaft zvrischen Grundgebilden zweiter Stufe", von Herrn Adolf Schwarz, stud. phil. an der Universität in Wien. 7. „Der Bitterstoff des kranken Rothweines", von Herrn Dr. B. Haas, Adjunct der chemisch-physiologischen Versuchsstation zu Klosterneuburg. Das w. M. Herr Prof. v. Barth überreicht drei in seinem Laboratorium ausgeführte Untersuchungen, und zwar: 1. „Zur Constitution des a-Dichinolins", von den Herren Prof. Dr. H. Weidel und H. Strache. 2. „Zur Kenntniss einiger Dichinolylverbindungen", von den Herren Prof. Dr. H. Weidel und G. Gläser. 3. „Zur Kenntniss des Claus'schen Dichinolins", von Herrn G. Jellinek. Das w. M. Herr Hofrath J. Petzval tiberreicht eine von Herrn K. Skibinski, Ingenieur und Privatdocent an der tech- nischen Hochschule in Lemberg^ eingesendete Abhandlung, welche die Abbildung, Beschreibung und Theorie eines von Herrn Prof. Dr. L. Zmurko an der Universität in Lemberg er- fundenen graphischen Apparates enthält, dem der Name: „Der Integrator" beigelegt wird. Das w. M. Herr Prof E. Weyr überreicht folgende Abhand- lungen : 1. „Über die durch einen Integralausdruck dar- gestellten Functionen", von Herrn Dr. F. Freih. Krieg v. Hochfelden, Privatdocent an der technischen Hochschule in Wien. 2. „Die Contourevolute axialer Scliraubenflächen", von Herrn Prof. Jos. Tesar an der Staatsgewerbeschule in Rrünn. Das w. M. Herr Prof. J. Lo Schmidt überreicht eine zweite ]\littheilung des Herrn Dr. James Moser in Wien, betitelt: „Elektrische und thermische Eigenschaften von Salz- lösungen". 11 Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht eine in seinem Laboratorium ausgeführte Arbeit: „Über die Einwirkung- von Chlor auf Crotonaldehy d", von Herrn Dr. S. Zeisel. Ferner überreicht Herr Prof. Lieben eine Abhandlung des Herrn Prof. Dr. K. Olszewski an der Universität zu Krakau: „Über Erstarrun g des Fluorwasserstoffes, Phosphor- wassers toffes und Antimon Wasserstoff es" und eine Abhandlung des Herrn E. v. Bandrowski an der Staats- gewerbeschule zu Krakau: „Über die Oxydation des Diphenylamins mit Kaliumpermanganat in alkali- scher Lösung". Das w. M. Herr Director E. Weiss überreicht eine für die Denkschriften bestimmte Abhandlung: „Über die Berech- nung der Präcession, mit besonderer Rücksicht auf die Reduction eines Sternkataloges auf eine andere Epoche". Selbständige Werke, oder neue, der Akademie bisher nicht zugekommene Periodica sind eingelangt! Saint-Lager, Recherches historiques sur les mots: Plantes males et Plantes femelles. Paris, 1884, gr. 8°. Zepharovich, V. v., Über Brookit, Wulfenit und Skolezit. Leipzig, 1884; 8°. 12 XYIL SITZUNG VOM 8. JULI 1886. Der Vorsitzende gibt Nachricht von dem am 1. Juli 1. J. in Wien erfolgten Ableben des ausländischen con*espondirenden Mitgliedes, Sr. Excel lenz des kaiserl. russischen geheimen Rathes Herrn Dr. Hermann Abi eh. Die anwesenden Mitglieder erheben sich zum Zeichen des Beileides von ihren Sitzen. Die Direction des k. k. militär - geographischen In- stitutes übermittelt die 32. Lieferung (15 Blätter) der neuen Specialkarte der österr. - ungar. Monarchie (1:75000). Das w. M. Herr Prof. V. v. Lang übersendet eine Arbeit des c. M, Herrn Prof. F. Exner, betitelt: „Zur Photometrie der Sonne". Herr Prof. v. Lang übersendet ferner eine Arbeit: „Üb er unipolare Induction", von den Herren Prof. F. Exn er und Dr. P. Czermak. Herr Prof. Dr. J. Hab ermann übersendet eine im Labora- torium der technischen Hochschule in Brunn ausgeführte Arbeit: „Zur Kenntniss der Kohlenhydrate", I. Abhandlung, von den Herren M. Honig und St. Schubert. Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Über einige geeignete praktische Methoden zur Photographie des Spectrums in seinen ver- schiedenen Bezirken mit s ensibilisirten Brom- silberplatten", von Herrn Prof. Dr. J. M. Eder an der Staatsgewerbeschule in Wien. 2. „Zur graphischen Auswerthung der Functionen mehrerer Veränderlichen", von Herrn August Adler, Assistent an der technischen Hochschule in Wien. 13 Das w. M. Herr Prof. Ad. Lieben überreicht eine in seinem Laboratorium ausgeführte Untersuchung von Herrn Dr. S. Z ei s e 1 : „Zum quantitativen Nachweise von Methoxyl." Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zugekommene Periodica sind eingelangt: Schmidt Adolf, Geologie des Münsterthaies im Badischen Sehwarzwalde. L Das Grundgebilde. Heidelberg, 1886; 8". 14 Zur Kenntniss der Fossilien des Miocäns bei Wieliczka und Bochnia. Von J. Niedzwiedzki, Professor der Mineralogie und Geologie an der technisr-kcn Hochschule in Lemherg. (Mit 1 Tafel.) Jvl^jf^^C^^^^j^S^^od^fELl ' (Vorgelegt in der Sitzung am 1. Juli 1886.) Bei meinen Studien im Gebiete des salzfuhrenden Miocäns bei Wieliczka und Bochnia, welchen ich vor ein paar Jahren eine übrigens verhältnissmässig nur sehr kurze Zeit zu widmen in der Lage war und deren Resultate in meiner Publication „Beitrag zur Kenntniss der Salzformation von Wieliczka und Bochnia", (I— III, Lemberg 1883 — 1884) niedergelegt sind, war ich vor- wiegend bestrebt, die Zusammensetzung, Gliederung und die Lagerungsverhältnisse dieses Gebirgsgliedes aufzuklären. In Betrefi* der Petrefactenführung habe ich, abgesehen bei dem Foraminiferenvorkommen in einer Thonlage des Bochniaer Salz- gebirges, keine vollständigere Aufsammlung vornehmen können, welche mich in Stand gesetzt hätte, etwa auch die monogra- phische, die Ausbeute vieler Jahre umfassende Beschreibung der Fossilien der Wieliczkaer Salzablagerung von Dr. A. Reuss („Die fossile Fauna der Steinsalzablagerung von Wieliczka, Sitzber. der Wiener Akad. d. Wiss. Bd. LV, 1867^) wesentlich zu ergänzen. Leider bin ich noch immer nicht in der Lage, eine ausführ- liche Schilderung dieser Bochniaer Foraminiferen zu publiciren und biete hier vorläufig nur einen kleinen Beitrag zur Kenntniss der Molluskenfauna der behandelten Miocänschichten in der Hoff- nung, dass auch dieses Fragment nicht als werthlos wird ange- sehen werden in Rücksicht auf das vielfache Interesse, welches dem subkarpathischen Mioeän zukommt, die geringe Zahl und den schlechten Erhaltungszustand seiner Fossilien und der immer noch strittigen Ansichten über seine Horizontirung. Fossilien des Miocä^is bei Wieliczka und Bochnia. 15 Pecteii detiudatus, Reuss. (Fig-. 1.) Da ein Vorkommen des Pecteu denudatus aus Wieliczka, trotzdem er imbestreitbar als das bezeichnendste Fossil der dor- tigen Salzablagerung-, beziehentlich deren oberer Abtbeilung erscheint, bis jetzt, weil stets nur in Bruchstücken gefunden, noch nirgends zur Abbildung gelangt ist,' so halte ich es für angezeigt, hier ein Bild des besten, wenn auch ebenfalls sehr stark lädirten Exemplars, das ich aus dem oberen ungeschichteten Salzthone (neben der Strecke Tirol im II. Bergbauhorizonte) herauszu- arbeiten vermochte und welches unter allen, die ich sah, das beste ist, vorzuführen, und dies um so mehr, als dasselbe einen markanten Unterschied in der Ohrenbildung aufweist gegenüber deu Darstellungen derselben Art ans anderen Fundorten. Wie nämlich aus der Figur ersichtlich, bilden bei meinem Exemplare die Seitenräuder der überaus kleinen Ohren mit der sie vom Schalenrücken trennenden Furche einen viel spitzeren Winkel, als dies die bezüglicheu Abbildungen in den Abhandlungen von Reuss (1. c), R. Hörnes^ und Y. Hilber^ anzeigen, und stossen nicht winkelig an die Schalenränder an, sondern gehen in diese in sehr sanften Bogen über. An keinem, der übrigens nicht zahlreichen Wieliczkaer Exemplare mit gut erhaltenen Ohren, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, fand ich ferner die Angabe von Reuss (1. c, p. 124), dass das rechte vordere Ohr „in einen gerundeten Lappen vorgezogen ist", bestätigt. An der Innenseite der Schale tritt am oberen, von der Liga- mentgrube an verdicktem Schalenrande, nahe oberhalb der unteren Endigung der Ohren ein kleiner kegelförmiger Höcker auf. JPecten cf. trigonocosta Hilber. Ein grösseres Schalenfragment (vordere Hälfte der rechten Klappe) von einem Pecten gleicht in der allgemeinen Form und 1 Die Abbüduug bei Reuss (1. c. T. VII, Fig. 1) bezieht sicli zufolge der Ausführungen vou R.Hörnes (D. Fauna d. Schliers v. Ottnaug. Jahrb. d. Geol. ß. Anstalt, Wien 1875, p. 383) nicht auf ein Wieliczkaer Vorkommen. •2 L. c. T. XIV, Fig. 22. 3 Neue und wenig bekannte Conchylien aus dem ostgalizischen Mioccäu. Abhandl. d. geol. R.-Anst. Bd. VII, H. VI. Wien 1882. T. IV, F. 7. 16 Niedzwiedzki, der ganz gut erlialteneu Sclialenornainentik der Hilber'sclien Art (1. c. p. 25, T. III, Fig. ß), deren Vorkommen im galizisch- podolischen Miocän auf die tieferen, die sogenannten Baranower Scliicliten, beschränkt ist. Nur die Anzahl der Rippen scheint bei dem Wieliczkaer Vorkommen im Ganzen um ein Paar geringer zu sein, worin er mit einer älteren, von Hill er, 1. c, erwähnten Form übereinstimmen würde. Modiola solitaria n. sp. (Fig. 2.) Eine einzelne aufsitzende Klappe einer Modiola- Schale, welche ich in dem oberen Salzthone Wieliczka's aufgelesen, stimmt vollkommen mit der von M. Hörn es in seinem Werke: „Fossille Molusken d. Tert. Beck. v. Wien" auf Taf. 45, Fig. 2a gebotenen, fünfmal vergrössernden x4.bbildung der Modiola Hoer- )iesiR^^. überein. Während aber M. Hörnesi aus den Fundorten des Wiener Beckens stets sehr klein bleibt — das abgebildete Exemplar aus Grund misst 6 Mm. Höhe, gegen 3 Mm. Breite — und nach Reuss (1. c. p. 122) die grössten Exemplare dieser Art aus dem Wieliczkaer Salzthon nur 11 • 5 Mm. Höhe erreichen, hat die vorliegende Schale eine Höhe von 26 Mm. und eine Breite von 16 Mm. Bekanntlich hat auch R. Hörn es (1. c. p. 382) in dem Ottnanger Schlier eine schlecht erhaltene Modiola gefunden, welche sich der Form de M. Hoernesi nähert, aber 19 Mm. hoch ist. Genannter Autor hebt die Möglichkeit hervor, dass seine Ottnanger ßlodiola sp. ind. trotz ihrer Grösse doch mit 31. Hoernesi von Wieliczka identificirt werden könnte, freilich nur unter der auf bezügliche allgemein gehaltene Aussagen von Reuss basirten Annahme, dass „alle Petrefacte der Steinsalz- ablagerungen von Wieliczka von verkümmerten, klein geblie- benen Thieren herrühren". Da ich nun diese Annahme in Betreff des oberen Salzthones nicht gelten lassen kann, nachdem alle Petrefacten, die ich aus diesem Gebilde habe zu Gesichte bekom- men können — vor Allem die zahlreichen Nuculen- und neben ihnen die Pectenschalen — keine Verkümmerung in ihrer Grösse ersehen lassen, übrigens, wie erwähnt, auch die Schalen der M. Hoernesi aus dem Wiener Becken sehr klein sind, da ferner die' kleine M. Hoernesi sowohl im Salzthone von Wieliczka als auch in dem gypsführenden Miocän von Kathrein bei Troppau Fossilien des Miocäns bei Wieliczka und Bochnia. 1 • zu Hunderten zusammengehäuft vorgekommen sein soll, und weil schliesslich die von Eeuss gebotenen Abbildungen der 31. Hoernesi aus Wieliczka (1. c. Taf, YI^ Fig. 2 — 4) auch in der all- gemeinen Gestalt Unterschiede gegenüber meiner grossen Modiola aufweisen, so erscheint es mir nicht angezeigt, diese letzere mit der Eeuss 'sehen Form zu identificireu, und es ist rathsamer, sie wenigstens vorläufig als eine besondere Art zu registriren. Jeden- falls ist in ihrer Erscheinung ein weiteres Ahnlichkeitsmoment in Betreff der Fauna von Ottnang und derjenigen des oberen Salz- thones von ^Yieliczka gegeben. Nucula nucleus Linn. Während M. Hörn es und Eeuss die Wieliczkaer Nuculen- schalen, von welchen die grösseren 14 — 15 Mm. Höhe gegen 12 — 13 Mm. Länge aufweisen, zu Xucula micleiis Linn. stellen und sie mit der im Wiener Bedien gewöhnlichsten Form identifi- ciren, hat sich E. Hörnes (1. c. p. 378), vornehmlich weil Eeuss „bei der Wieliczkaer Niicula radiale Streifen erwähnt", bewogen gefunden, diese mit N. placentina Lam., welche auch im Schlier von Ottnang vorkommt, zu vereinigen. Dies scheint mir aber aus dem Grunde nicht statthaft, weil die Nuculen des Wieliczkaer Salzthones, abgesehen von der geringeren Grösse einen hinten stark abgestutzten, entschieden dreieckigen Schalenumriss zeigen, wogegen N. ijlacentina sich mehr der ellypsoidalen Form nähert, und damit im Zusammenhange bei ersterer der Schlossrand unter einem kaum 90° erreichenden Winkel gebrochen erscheint, wäh- renddem bei der letzteren dieser Winkel viel stumpfer ist, über 110° beträgt, oder sogar, wie in der von E. Hörnes gebotenen Abbildung (1. c. Taf. XIY, Fig. 9) keine eigentliche winkelig« Krümmung des Schlossrandes vorhanden ist. Eine Abtrennung der Wieliczkaer Nuculenschalen auf Grund ihrer feinen, zumeist erst unter der Lonpe gut ausnehm- baren Eadialstreifang von dem derzeitigen Formenkreise der N. nucleus, besonders von dem Yorkommen in Grund, dürfte kaum durchführbar sein, da ja auch an diesen Spuren einer radialen Streifung wahrnehmbar sind. Nicht ganz unwichtig dürfte aber der Umstand sein, dass die ziemlich häufigen Schalen der X. nucleus aus den galizisch-podolischen Sandbildungen bei Holu- Sitzb. (1. mathem.-natiirw. CI. XCIV. Bd. I. Abth. ^ 18 Niedzwiedzki, bica, Podhovce und Olesko gegenüber den von Wieliczka nicht nur gut lim ein Drittel kleiner, sondern auch etwas gewölbter sind und eine radiale Streifung entweder gar nicht, oder nur spurenweise unter der Loupe erkennen lassen, also mit der leben- den N. mccleus vollständiger übereinzustimmen scheinen, als die crsteren. OOurritella Mabae n. sp. (Fig. 3—5.) Turritella subulato-turrlta, anfractibus 15 instructa, quorum siiperiores convexi et duobus cingulis linearibus atque subtilissi- mis (oculo nudo inconspicuis) striis ornati, ceteri convexiuscidi aut explnnati et 7 — 10 cingnlis linearibus instructi. Von den Turritelleu, welche so zahlreich in den obermio- cänen „Grabowiecer'^ Thonen an dem Eabaeflusse westlich von Bochnia vorkommen, gehört die ganz überwiegende Mehrzahl in die durch T. marginalis Brocc. und T. Geinitzi Spey. charakte- risirte Formengruppe und es ist vielleicht nur die bis nunzu etwas schwankende Charakteristik der erstgenannten Art daran Schuld, dass ich mich nicht entschliessen konnte, die zu beschrei- bende Form dieser Species zuzuweisen. Diese Schalen kommen, wenn auch zahlreich, doch nur in mehr oder weniger defectem Zustande, oben und unten abge- brochen, vor. Das Gewinde, von thurm- bis pfriemenförmiger Gestalt, ist in seinem untersten Theile bis 15 Mm. dick, erreicht eine Länge von über 50 Mm. und dürfte im ausgewachsenen Zustande unzweifelhaft bis 15 Windungen enthalten haben. Ein Paar der obersten Windungen sind stark convex, die übrigen erscbeinen nur sehr schwach gewölbt oder ganz flach, bloss nahe an der Naht eingebogen, wodurch diese stets ziemlich tief und breit erscheint. Oft ist der untere Theil der Umgänge etwas bauchiger als der obere, wodurch sie ein wenig zur unteren Naht herunterhängen. Schon an den obersten erhaltenen Theilen des Gewindes, wo dieses kaum 0-5 Mm. dick ist, erscheinen die con- vexen Windungen mit zwei linienförmigen (an der äussersten Spitze nur unter der Loupe gut ausnehmbaren) Längsreifen bedeckt, von denen einer in der halben Höhe der Windung ver- läuft, der andere so ziemlich die Mitte zwischen dem ersteren und der Naht einhält (Fig. 4). Mit Ausnahme von ein bis zwei Fossilien des Miocäns bei Wieliczka und Bocbnia. 19 der allerobersteu "WincUmg-en, welche als Embiyonalwindimgeu zu bezeichnen wären, erscheinen an den sonstigen Umgängen neben den erwähnten zwei Reifen oben und unterhalb derselben noch eine Anzahl anderer, welche an dem oberen Theile des Gewindes äusserst fein sind, vorwiegend nur unter der Loupe sichtbar werden und demnach gegenüber den zwei vordem erwähnten Reifen ganz zurücktreten, weiter nach unten aber an Stärke zunehmen und den zwei primären entweder ganz oder nahezu gleich kommen. An den untersten grössten und dabei ganz flachen Umgängen bemerkt man bis zehn nahezu gleich- werthige und gleichförmig vertheilte, dünne und wenig erhabene Reifchen, zwischen welchen unter der Loupe hie und da noch dünnere zum Vorschein kommen (Fig. 5). An etlichen Exem- plaren treten an den unteren Windungen recht deutliche ^'-förmig gewundene Anwachsstreifen hervor. Die Schlusswindung ist zwar nirgends gut erhalten, war aber ganz augenscheinlich abgerundet viereckig. An die der obigen Schilderung entsprechenden Hauptformen schliessen sich ganz enge zwei untergeordnet auftretende Neben- formen an, welche sich entweder durch eine etwas stärker herab- hängende Form der Windungen oder dadurch auszeichnen, dass bei den unteren Windungen der untere der zwei primären, schon an den obersten Windungen vorhandenen Spiralreifen, wenn auch nicht beträchtlich, aber doch ganz deutlich über die anderen prävalirt. Wenn nun auch die letztgenannten Abänderungen sich an die T. inarginalis Brocc, ^ welche sich in etlichen, der Brocchi'- schen Beschreibung gut entsprechenden Exemplaren in den Grabowiecer Thonen nachträglich vorgefunden (Fig. 6), stark annähern, so kann meiner Meinung nach die geschilderte Haupt- form keineswegs zu der eben genannten Art Brocchi's gestellt werden, nachdem ihr einer der Hauptcharaktere der letzteren, nämlich: cariiia unica acuta, abgeht. So weit wäre die Sache leicht entschieden. Es hat aber M.Hörnes^ eine Tui-riteUa des Wiener Miocänbeckens, übrigens ein überaus seltenes Vorkommniss (im Wiener uaturhist. Hofmuseum 1 Conchiologia fossile subappenuina, 1814, p. 373. 2 Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien, p. 428. 2* 20 Niedzwiedzki, nur in zwei Exemplaren vorhanden) zu T. marghinlis, freilich nur als eine besondere Varietät derselben einbezogen, welche von der T. marginalis nach der von Brocchi gegebenen Charakte- ristik derselben, zum Theil in ebenderselben Richtung sich ent- fernt, wie die beschriebene Grabowiecer Form, indem bei ihr nur an der untersten Windung hart an der Naht eine kielartige An- schwellung bemerkt wird, welche jedoch ganz verschieden ist von dem Kiele, welcher an allen Umgängen der Brocchi'schen Figur ersichtlich ist. Zur Motivirung dieser Einbeziehung gibt M. Hörnes an, dass ihn „trotz der Verschiedenheit, welche zwischen der Wiener Form und der Abbildung, die Brocchi von seiner T. marginalis gibt, zu herrschen scheint", ein Original- exemplar der „echten T. margiiialis aus Sicna" bestimmt hat, diese beiden Formen zu vereinigen. Abgesehen nun davon, dass die Zugabe „echten" es ungewiss erscheinen lässt, ob M. Hörnes Brocchi'sche Originalexemplare der T. marginalis vorliegen hatte, kann durch dessen citirte Aussage die Brocchi'sche Charakteristik doch nicht als beseitigt, resp. emendirt augesehen werden, und unter diesen Umständen existirt weder eine Bemüssi- gung, noch eine genügende Berechtigung, diese Charakteristik zu ignoriren. Übrigens scheint sowohl bei der Brocchi'schen als bei der Hörn es 'sehen Form die Streifung viel feiner zu sein, als hei T; Rabae, nachdem Brocchi die Streifen als „sottUis- sime^^ bezeichnet und M. Hörnes angibt, dass seine T. margi- nalis „mit feinen, unter der Loupe sichtbaren Querfurchen bedeckt ist". Es besitzt weiters die von Hörnes beschriebene Form im Ganzen viel flachere, zum Theil sogar etwas concave Umgänge, und diese sind durch viel engere Nähte getrennt, als dies bei der Brocchi'schen Form und meines T. Rabae der Fall ist. Von der oberoligocänen T. Geinitzi Speyer unterscheidet sich T. Rabae vornehmlich durch ihre breiteren Nähte und die Be- schaffenheit der obersten Mittelwindungen, welche bei ihr zwei, bei der erstgenannten Art constant, anfangs einen, dann drei Reifen aufweisen. \i Tnrildla linhtii- ii .\ii.OT.iiinrtfiiiidis Ihoa Ad nat.del.S.otoiiecldJv^ciiönlitli. KMof-aStaitsdruckerei Sit7,iiM. r^M' K.d.Nat.^ez.uIirhv.R.Schöiui. K k Hof u Staatsdructerei. SitzTingSib.d.kais.Akad.d.Wiss.niatli.naturw. Classe XCir. Bd.I.Ablli.löl!!). Neue Brachyuren des Eocaens von Verona. 55 Tafelerklärung. Fig. 1. Palaeocarpiliiis macrocheiliis Desm. var. coronata. San Giovanni in Valle, Verona. „ 2. Dromia veronensis nov. spec. 2^ Oberseite des Cephalothorax^ 2& Vorderansicht, 2= Seitenansicht desselben. San Giovanni in Valle, Verona. „ 3. Calappilia incisa nov. spec. 3« Oberseite, 3* Ansicht von rück- wärts, 3<; Seitenansicht. Steinbrüche „Scole di Avesa" bei Verona. Alle Stücke sind in natürlicher Grösse gezeichnet. Die Originalexeni- plare befinden sich in der Sammlung des Herrn Cav. E. Nicolis zu Verona. 56 XXIV. SITZUNG VOM 18. NOVEMBER 1886. Das w. M. Herr Regierimgsrath Prof. L. Boltzmann in Graz übersendet eine vorläufige Mittheilung-: „Über die Wirkung des Magnetismus auf elektrische Entladungen in ver- dünnten Gasen," Ferner übersendet Herr Regierungsratli Boltzmann eine Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Albert v. Ettingshausen in Graz: „Über die Messung der HaH'sehen Wirkung mit dem Differentialgalvanometer." Das c. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck über- sendet eine Abhandlung: „Über ein Theorem des Herrn Catalan." Der Secretär legt folgende zwei Arbeiten aus dem chemi- schen Laboratorium der Staatsgewerbeschule in Bielitz vor: 1. „Über die Einwirkung von Kaliumpermanganat auf Glukose in neutraler Lösung", von Herrn A. Smolka. 2. „Über die Einwirkung von Kaliumpermanganat auf unterschwefligsaures Natron", von Herrn M. Gläser. Herr Dr. Alfred Nalepa, Supplent an der k. k. Lehrer- Bildungsanstalt in Linz, übersendet eine vorläufige Mittheilung über die „Anatomie und Systematik der Phytopten". Herr Dr. J. Holetschek, Adjunct der Wiener Sternwarte, überreicht eine Abhandlung: „Über die Richtungen der grossen Axen der Kometenbahnen." Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zuge- kommene Periodica sind eingelangt: Morse, E. S., Ancient and modern methods of Arrow-Release Salem, Mass., U. S. A., 1885; 8». Schulz, J. F. H., Zur Sonnen-Physik. (Separatabdr. aus der Gaea, Bd. XXI u. XXIL) Leipzig, 1886; 8". SITZUNGSBERICHTE DER mELICeEI ÄliMllIE DEH WISSEISCEÄFIEI MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XOIV. Band. V. Heft. ERSTE ABTHEILUKG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. 59 XXV. SITZUNG VOM 2. DECEMBER 1886. Das c. M. Herr Regierungsrath Prof. Dr. Cons tantin Freiherr v. Ettingshausen tibersendet eine in seinem Insti- tute ausgearbeitete Abhandlung: „Über regressive Form- erscheinungen bei Querctis sessiliflora Sm.", von Herrn Franz K ras an, Professor am H. Staatsgymnasium in Graz. Das c. M. Herr Prof. L. Gegenbauer in Innsbruck über- sendet eine fernere Abhandlung seiner arithmetischen Unter- suchungen, betitelt: „Über Primzahlen". Herr Prof. Dr. K. Olszewskiin Krakau übersendet eine vorläufige Mittheilung über eine Beobachtung, welche er bei Be Stimmung des Siedepunktes des reinen Ozons (—106°) und der Erstarrungstemperatur des Äthylens ( — 169°) gemacht hat. Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Beiträge zur Anatomie der Nyctagineen. I. Zur Kenntniss des Blütenbaues und der Frucht- entwicklung einiger Nyctagiueen (Mirabilis Ja- lapa L. und Longiflora L., Oxybaphus nyctngi- neus Sweet)", von Herrn A. Heimerl in Wien. 2, „Über einige Reihen", von Herrn Dr. Max Mandl in Wien. Das w. M. Herr Hofrath Prof. C. Claus überreicht eine Mittheilung: „ Über Lerwaertscws nematoxys, eine seither unbekannt gebliebene Lernaee". Ferner überreicht Herr Hofrath Claus eine Abhandlung von Herrn Dr. J. H. List in Graz: „Zur Herkunft des Periblastes bei Knochenfischen (Labriden)". 60 Herr Dr. Moriz Kronfeld in Wien überreicht eine Abhand- lung: „Über den BlUthenstand der Rohrkolben." Herr Dr. Richard R. v. Wettstein tiberreicht eine Abhand- lung, betitelt: „Fungi novi Austriaci", Ser. I. Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zuge- kommene Periodica sind eingelangt ! Weyr, E., Die Elemente der projectivischen Geometrie. H. Heft. Theorie der Curveu zweiter Ordnung und zweiter Classe. (Mit 10 Holzschnitten.) Wien, 1887: 8^ Wachsmuth, G. F., Die Diphtheritis -Heilmethode. Hlustrirt durch die Statistik der Diphtherie für Berlin nach amtlichen Quellen. (Zweite Auflage.) Berlin, 1886; 8^ 61 FuDgi novi Austriaci. Series I. Auetore Die- r. y. Wettstein. (Mit 2 Tafeln.) 1. Myclnum EbneH. (Taf. I, Fig. 27.) Fungus totus firmus, stipite central! vel subexcentrico, fibroso-carnosus. Pileus convexus, circuitu orbicularis, subrepandus vel sub- lobatus, initio tenuissime velutinus quasi pulverulentus, deuique glaber, tenuiter rugosns, in speciminibus vetustis rimosus mar- ginem versus nonnunquam rimoso-squamosus, e griseo vel rnfo sordide violaceus, margine albicans, diametro 6 — 16 Ctm. Stipes compactus, rectus vel arcuatus, denique excavatus, crassitudine aequali vel basin versus incrassatus, saepe cum stipitibus speci- minum propinquorum connatus, 3 — 5 Ctm. longus, 2 — 3 Ctm. crassus, albicans vel coerulescens vel rarius rubescens. Hymenii aculei breves, crassi, obtusi, inaequilongi, pallide e rufo violacei, in stipitem decurrentes ibidem in verruculas obtusas breves tran- seuntes. Sporae globoso-ellipsoideae, obtusissime tuberculatae, hyalinae, 7 — 9,a longae, 5 — 7 /x latae. Tirolia. In pinetis ad Siegmundslust prope Schwaz (VIIL 1886, Ebner); ad Trins in valle Gschnitz (VIII. et IX. 1886, A. Kerner). Hydnum Ebneri ist zunächst verwandt mit H. violascens Alb. et Schwein. [Conspect. fung. Lus. pag. 265 (1805)] und H. fuligineo-violascens Kalchbr. [in Fries, Hymenomyc. Europ., p. 602. (1874)]. Von ersterem ist es durch den compacten, festeren Hut und Stiel, den im Alter kahlen und rissigen Hut, kürzere ungleiche und stumpfe Stacheln unschwer zu unterscheiden. VoniT. fuUgineo- violascens weicht es durch die kahle Hutoberfiäche, die lichtere Farbe und die ungleichen Stacheln ab. 62 Wettstein, In manchen Punkten nähert sich H. Ebneri auch grossen Exemplaren des polymorphen H. repandum, von dem es aber stets durch die Form der Stacheln^ ferner durch die weichere Consistenz des Hutes verschieden ist. Von den genannten Hydmim- Arten stimmt relativ am meisten unser Pilz mit H. violascens Alb. et Schwein, überein, mit dem er auch zusammen vorkommt. Es ist eine auffallende Erscheinung, nicht nur bei den Hydneen, sondern auch bei anderen Hymeno- myceten-Grattungen, wie Po/yporus, Lcnzites, Trametes etc., dass innerhalb der Gattnngsumgrenzung eine kleine Anzahl aus- gezeichneter Formenkreise sich zeigt, deren jeder eine mehr oder minder grosse Zahl wohl unterscheidbarer und dennoch sehr nahe verwandter Species enthält, die vielfach auch gleiche oder nahezu gleiche Verbreituiigsbezirke haben. Speciell für Hydnum hebt diesen Umstand andeutungsweise bereits Fries hervor (Conf. Observ. myc. pag. 144) und ich erinnere nur an das Verhältnis von H. rvfescens Pers. zu H. reptmdum L., von //. aurantiacmn Btsch. zu H. compactum Pers., H, scrobicidatnm Fries zu H. concrescens Pers. u. s. f. So haben wir auch in H. Ehneri eine den Typus des weitverbreiteten H. violascens vertretende, von demselben jedoch gut unterscheidbare Art. Erwähnen möchte ich noch, dass der Farbstoff des H. Ebneri ebenso wie der des H. violascens in Alkohol und Äther löslich ist und dessen Lösung im durchfallenden Lichte roth, im auffal- lenden jedoch violett erscheint. 2. Irpex anomalus. (Taf. I, Fig. 1 — 9.) Pileus turbinatus in stipitem panlatim attenuatus vel sub- dimidiatus et excentrice stipitatus, integer vel sublobatus, saepe conplures counati et pileos irreguläres formantes, 1 — 2^/^ Ctm. diametro, fibroso-carnosus, mollis et tenuissimus, albus vel albido flavescens, supra tenuiter villosus. Stipes basin versus attenuatus, 1 — 2 Ctm. longus, pileo concolor, infra flavescens, tenuiter fibroso-carnosus. Hymenium in plicis lamellosis, marginem versus reticulatim dispositis et partim connexis, albis, carnosis, tenuibus. Basidia hyalina, in parte sporigera incrassata vel clavata, sporas quinque octo gerentia, sterigniatibus tenuissimis in apice basidii orbiculariter dispositis. Sporae ovoideae vel subglobosae, Fimgi nuvi Austriaci. 63 hyalinae, membrana tenuissima, glabrae , 3 — 5 /x longae, 2 — 3 ij. latae. Tirolia centralis. In locis humosis sub saxis prominentibus ad Trins in valle Gschnitz. (IX, 1886. A. Kern er.) Nur mit einigen Einschränkungen vermag ich diesen merk- würdigen Pilz in die Gattung Irpex einzureihen, in die er nach der Form des Hymeniums am ehesten passt. Innerhalb dieser Gattung nimmt er aber eine ganz vereinzelte Stellung ein, einer- seits in Folge seines gestielten, fast hutförmigen, saftig-weichen Fruchtkörpers, andererseits und insbesondere in Folge seiner 5 — 8 sporigen Basidien. Am häufigsten finden sich je acht Sporen auf einer Basidie, kreisförmig um deren Ende gestellt und es scheint sich in jenen Fällen, in denen weniger (5 — 7) Sporen vor- kommen, um eine Verkümmerung einzelner zu handeln. Fries (Hymenom. Eiirop. pag. 619 gibt die Arten der Gattung Irpex viersporig an und alle von mir in dieser Hinsicht untersuchten Arten (/. fusco-violaceus Schrad., /. lacteus Fr., /. sinuosus Fr., /. candidus Ehrh. , I. obliquns Schrad.) zeigten auch niemals mehr als vier Sporen auf einer Basidie. Wenn ich trotz dieses Umstandes den Pilz zu Irpex stelle, so geschieht dies mehr aus dem Grunde, um nicht auf so geringes Beobachtungsmateriale, wie mir vorliegt, eine neue Gattung zu gründen, anderseits, weil mir die Gattung Irpex auch in die Zahl jener zu gehören scheint, in denen manche Formen vor- läufig eine Stellung finden, die sie mit der Zeit noch ändern dürften. Die einzige Art, mit der /. anomalus einige Ähnlichkeit hat, ist /. radicatus Fuckl., insoferne auch diese gestielte Frucht- körper besitzt; doch ist dies auch die einzige Ähnlichkeit, der die grösste Verschiedenheit in allen anderen Theilen gegen- über steht. In dem Bau des Fruchtkörpers selbst findet sich sonst keine wesentliche Verschiedenheit von den anderen Irpex- AxiQn\ hervorgehoben zu werden verdient bloss die auch sonst so häufigen Schnallenverbindungeu in dem sterilen Gewebe des Hutes und des Stieles, die aber hier zum Ausgangspunkte von Verzweigungen werden, indem die die „Schnalle" bildende Hyphenanssackung zum Seitenaste wird, der entweder mit der 64 W e 1 1 s t e i n , Mutterzelle offen commuuicirt oder sich gegen diese durch eine zarte Membran abschliesst und dadurch als ein an der Berührungs- stelle zweier Zellen entspringender Ast erscheint, (Vergl. Taf. I, Fig. 6—9.) 3. Tvametes cameus. Fungus totus resupinatus vel pileos subdimidiato-sessiles, lobatos, e poris solum compositos formans. Pilei resupinati emargiuati 3 — 6 Ctm. lati, roseo-carnei, pilei subdimidiato- sessiles in parte inferiore colore eodem, supra albidi, in partibus vetustis nigro-rufescentes, 3 — 10 Ctm. longi, 2 — 3 Ctm. lati. Substantia pileorum carnoso-caseosa, siccata farinosa. Fori in carne pilei immersi inaequales sed non Stratum heterogeneum formantes, rotundi vel elongati vel angulosi, circa 0 • 5 — 0 • 8 Mm. diametro. Sporae ovoideae, hyalinae, albidae, 4 — 6 ju. longae. Fungus totus suaveolens; odor foenieuli. Austria inferior. Ad trabes humidas in caldario quodam horti botanici Vindobonensis. (IX. 1886.) Ein sehr vielgestaltiger Pilz. Meist sind die Fruchtkörper ganz resupinat, dabei ungerandet, nie häutig, sondern ziemlich fleischig und dick ; die Poren dieser Formen sind regelmässig rundlich oder im Durchschnitte abgerundet-polygonal. Die regel- mässige Ausbildung aller Theile an diesen Formen bringt mich zu der Anschauung, dass der Pilz in seiner typischen Form in die Gruppe der „Resupinati" Fries gehört. An vertical stehenden Flächen ändert sich die Form des Pilzes; der Fruchtkörper hebt sich vom Substrate ab und bildet halbirt sitzende Hüte, die selten eine ansehnliche Grösse (Breite von circa 5 Ctm.) erlangen, meist bloss langgestreckt-wulstförmig sind und in der Gestalt etv^as an Lenzites saepiaria erinnern. Der Hinterrand ist stets herablaufend, liegt dem Substrate eng an. Benachbarte Hüte sind auf diese Weise verbunden. Die Hüte dieser Formen sind, wie schon erwähnt, sehr unregelmässig und bestehen bloss aus Poren, die an der Oberseite steril und sehr ungleich, an der Unterseite sporentragend und vollkommen aus- gebildet sind. (Über diesen Einfluss der Lage des Substrates vergl. Österr. bot. Zeitschrift. 1885. Nr. 6.) Fung-i, novi Austriaci. öo Von den anderen resupinaten Tivoiietes -Arten ist T. carneus durch Farbe und Consistenz des Hutes wohl verschieden. Bei der vielfach schwierigen Trennung der beiden Genera Polyporus und Trnmetes mag schliesslich erwähnt sein, dass von den hier überhaupt in Betracht kommenden Polypo^-us -Avten P. mican^ Ehbg., P. rodellus Fr. und deren nächste Verwandte schon durch den dünnen, mehr oder minder häutigen Fruchtkörper zu unterscheiden sind. 4. Cantharellus odorus. (Taf. I, Fig. 10 — 14.) Fungus totus rubicundo-flavus, intense odorus. Pileus integer, solidus, carnosus, primo convexus, demum turbinatus vel sub- concavus, saepe umbilicatus vel subrepandus, tenuis, 6 — 20 Mm. diametro, glaber, margine tenuiter involuto. Stipes centralis solidus gracilis vel abbreviatus, sursum incrassatus, glaber, pileo concolor basin versus saepe subtomentosus, 10 — 20 Mm. longus, 3 — 5 Mm. crassus. Lamellae crassae, dichotome divisae cum stipite contiguae et decurrentes. Sporae hyalinae, glabrae, globosae vel ellipsoideo-giobosae, 3 — 5 fx longae, 3 fx latae vel 3 — 4 IX diametro. Tirolia centralis. In pinetis ad Trins in valle Gsehnitz. (IX, 1886. A. Kerner.) Dieser kleine, durch seinen intensiven Geruch sehr aus- gezeichnete Cantharellus ist durch eine Reihe von Merkmalen von allen übrigen Arten aus der Gruppe der „ilfeso/;/" Fries verschieden. Wenn man hiebei von den Arten mit röhrigem Stiele ganz absieht, verbleiben von nahe verwandten Arten: C. cibarius Fr., C. Friesii Quel., C. aurantiacus Wiüt, C. ru- fescens Paul., C. brachypodes Che v., C. Brojvnii B e rk el., C. carbo- narm s A\\). et Schwein., C. umbratus Gmel. und C. albidiis Fr. C. albidus Fr. ist durch die Farbe und den Mangel des Geruches von C. odorus verschieden, ähnelt ihm jedoch zuweilen in Form und Grösse. Leichter zu unterscheiden ist letzterer von C. carbonariiis Alb. et S chwein. und C. umbouatus Gmel. schon durch die nicht herablaufenden Lamellen, C. brachypodes Chev. durch die Form und Färbung. C.Broivnii Berk. ist ausgezeichnet durch einen trichterigen Hut und die dunkle Farbe. Ich möchte denselben überhaupt eher für eine Thelephora als für einen Cantharellus halten. Soweit es sich nach der Abbildung in Paul. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCIV. Bd. T. Abth. 5 66 Welt st ein, et Lev. Jcon. t. 37. Fic:. 2 — 3 erkennen lässt, repräsentirt auch C. ru/'escens Paul, einen ganz anderen Typus; der Stiel desselben ist nach oben verjüngt, der Hut daher plötzlich abgesetzt, während der des C. odorus nach oben Terdickt allmälig in den Hut tibergeht. Durch den glatten, kahlen Hut ist unser Pilz auch von C. Friesii Quel. verschieden. Am nächsten steht C. odorus zweifellos kleinen Formen des C. cibnrius Fr. oder C. mirantiacus Wulf; von beiden unter- scheidet er sich durch die Grösse, den meist relativ schlanken, dünnen Stiel, die lichtere Färbung endlich durch den Geruch und die Grösse und Gestalt der Sporen. Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht der Grössenverhältuisse der letzteren. (Vergl. Taf. I, Fig. 13—16.) C. cibarius. Sporen rundlich- elliptisch, 8 — 9,a lang, 5 — ^7 /jl dick. C. imrantiacus. Sporen elliptisch, 6 — 1 [j. lang, 3 — 5,a dick. C. odorus. Sporen kugelig oder kugelig-elliptisch, 3 — 5^a lang, 3/j. dick oder 3 — 4,y, im Durchmesser. 5. Marasniius tenerrimus. (Taf. I, Fig. 17 — 21.) Pileus membranaceus, convexus vel subhaemisphaericus, — 24 Mm. diametro, umbilicatus, plicatus, plicis 10 — 16, glaber, albido-ochraceus. Stipes erectus, rarius ascendens, mycelio rhizo- morphoideo, nigro, filiformi insidens, filiformis 16 — 35 Mm. longus, corneus, tistulosus, glaberrimus, fusco-nigricans, in parte summa albicans. Lamellae paucae, 10- — 16, latae, distantes, jiostice in collarium liberum conjunctae, pileo concolores. Sporae globosae vel ellipticae, hyalinae, glabrae, 5 — 7j!ji. diametro. Austria inferior. Supra acus Abietis pectinatae deciduos languescentes in silvis ad Hadersdorf. (YHI, 1886. 0. Stapf.) M. tenerrimus ist vor allem ausgezeichnet durch seinen überaus zarten Hut und Stiel. Er schliesst sich zunächst an M. Itotula Scop. und ilf. graminum Lib., zwischen denen er in mancher Hinsicht die Mitte hält. Gemeinsam haben alle drei genannten Arten den gewölbten, faltigen, genabelten Hut, die relativ breiten, wenigen, rückwärts in einen den Stiel um- gebenden, aber von ihm freien Ring verwachsenen Lamellen, ferners den schwarzen, hohlen, kahlen Stiel. Die nachfolgende Tabelle gibt eine übersichtliche Unterscheidung der drei Arten. Fungi novi Austriaci. 67 M. tenerrimus. M. gratninuni Lib. exe. 119. s. Äff arico Berkel. Outl. of Brit. Fung. tab. 14, Fig. 8. 2 — -i Mm. ira Durch- 5— 7 Mm. im Durch- messer gewölbt und tief messer flach und seicht- genabelt, weisslich- genabelt, lichtbräunlich. ockerfarben. lU— 16. 6—8. 5 — 7 p. im Durchmesser. ? Auf faulenden Tannen- Anf faulenden Gras- nadeln. halmen. Taf. I, Fig. 22 und 23. Taf. I, Fig. 24 und 25. M. ßotiila Scop. Flor. carn. IL pag. 456 sub Agarico Fries Epicris pag. 385. Hut 7-11 Mm. im Durch- messer gewölbt und tief genabelt, weisslichgelb. Lamellen 16 — 26. Sporen 7 — lOu. im Durchmesser. Anf faulenden Laub blättern, Stengeln und an Baumstrünken. Vergl.Taf.I,Fig. 17-21. 6. Agaricus (Psalliota) caldariiis. (Taf. II, Fig. 7 — 10.) Pileus carnosus, initio g-lobosns, deinde convexus, obtusus, denique explanatus, albidus, disco laevis, ambitu squainulis supevficialibus, fuscescentibus, tenuibus, fibrosis, multiseiialibus obtectus. medio mox obscurior, maturesceiis totus pileus fnscescens, margine subfloccoso. Diametrum pilei 4 — 7 Ctm. Stipes mox cavus, gracilis, erectus vel plerumque curvatus, carnoso-fibrosus, glaber vel minutissime pubenilus, albidus, basin versus modice inrrassatus, annulo sublibero, eollariformi, erecto, patente, miaute fimbriato, albido fuscescente, 5 — 11 Ctm. longus,4 — 6 Mm. crassus. Lamellae a stipite remotae, tenues, angustae, in speci- minibusiunioribus albae, postea fu.«!cesceutes. Sporae ellip.soideae vel obovatae rarius pyriformes vel globosae, fuscae, membrana glabra crassa, P — 14 a longae, 5 — 11 ju. latae vel circa 12,!ji. diametro, uniguttulatae. Austria inferior. In truncis putridis muscis tectisQuercorum (?") in caldariis horti caes. Schönbrunuensis ad Vindobonam (1886). Es ist mir zweifelhaft, ob der hier beschriebene Pilz in unserem Gebiete heimisch und etwa mit den als Stützen für exotische Aroideen etc. in den Warmhäusern des Schönbruuner- Gartens verwendeten Quercusstämmen au seinen heutigen Standort kam. Es scheint mir vielmehr wahrscheinlich, dass wir es hier mit einem nicht europäischen Pilze zu thun haben, der mit anderen Pflanzen in die Glashäuser verschleppt wurde. 68 W e 1 1 s t e i n , Ich erinnere in dieser Hinsicht nur au das schon bekannte Vorkommen des mexicanischen Polyporus cypheUoides Fries au demselben Standorte. (Conf. Kai eh br. in Verh. zool. bot, Ges. 1868, pag-. 431.) Ebendort fand icb die in Neuseeland heimisclie Xylaria apiculata Cooke sehr häufig. In mancher Hinsicht ähnelt A(). caldarius dem A. nur/ustus Fr., dem er überhaupt unter allen Arten der Untergattung Psaüiota am nächsten steht. Die Ähnlichkeit beruht insbesondere in dem braunschuppigen , anfangs kugeligen, dann stumpf gewölbten oder flachen Hute, in dem Baue der Lamellen, sowie in der Färbung. Doch unterscheidet sich unser Pilz von Ag. angustus (Icon. in Fries Sverig alt. Swamp. t. XXXVIII) sogleich durch den viel zarteren und kleineren Hut und Stiel, den viel kürzeren aufrecht abstehenden Ring und endlich den hohlen Stiel. Die Lamellen des Ag. caldarius sind sehr schmal und an beiden Enden lang ausgezogen der Hutfläche angewachsen. Sie bilden um den oberen Theil des Stieles einen Ring, nach Art mehrerer Marasmins-Arteu. In der Jugend sind die Lamellen rein weiss, mit äusserst zart gezahntem Rande, später verfärben sie sich und werden gleich wie der übrige Pilz rostbraun. Die Hüte entspringen seitlich den schon erwähnten, als Stützen dienenden Holzstämmen. Dadurch wird die Krümmung des Stieles verursacht, da die Hüte selbst stets horizontal stehen. Alte Hüte vertrocknen ohne eigentlich zu verfaulen und hängen dann von den Stämmen herab. 7. Affciricus (Meurotus) Kerneri, (Taf. I, Fig. 28—32). Pileus obovatus vel reniformis, definite lateralis, postice immarginatus, primitus non resupinatus, sessilis, integer, rarius margine tri- vel quinque-iobatus, convexus, a latere compressus, 4 — 6 Mm. longus, 2 — 4 Mm. latus, tenuissime carnosus, pars sterilis e hyphis tenuissimis liberis pseudo-parenchymatem non formantibus composita. Pileus supra cinereus basin versus nigrescens tenuissime puberulus. Hymenium in lamellis integris, longitudine diversa, ad basin non decurrentibus, cinereis. Basidia tetraspora. Sporae globosae, hyalinae, glabrae, 3 — 5^ diametro. Tirolia centralis. Ad caules emortuos Atragimes alpinae L. sub cortice ligno insidens ad Gschnitz. (VIII, 1886. A. Kern er.) Fimgi uovi Austriaci. 69 Dieser kleine, schon diircli sein Vorkommen sehr aus- gezeichnete Agaricus wurde zuerst von Herrn Prof. Dr. A. V. Kern er auf abgestorbenen Stämmen von Atragene alpina im Gschnitzthale in Tirol gefunden. Der Pilz sitzt unter der Rinde dem Holzkörper auf und zwar in den durch die vorspringenden Holzlamellen gebildeten Ritzen mit dem Hymenium nach abwärts; da er sich aber überhaupt an der dem Boden zugewendeten Seite des Stammes entwickelt, ist der Hut scheinbar resupinat. Agaricns Kerneri fügt sich in die Gruppe der „Pleuroti dimidiati" Fries, unter deren zahlreichen Formen er dem A. reniformis Fr. (in Vet. Akad. Förh. 1873, pag. 5) am nächsten steht. Verschieden von ihm ist er aber durch den stärker gewölbten seitlich zusammengedrückten Hut, die Grösse, den vollständigen Mangel eines Stieles, die viel schwächere Behaarung, sowie durch die stets dunklere Färbung der Hutoberfläche. 8. Agaricus (Pholiota) gregarhis. (Taf. H, Fig. 1 — 3.) Caespitosus, caespites laterales e pileis 5 — 15 compositas formans. Pileus carnosulus , hygrophanus , initio convexus , mox explanatus, nonnunquam denique m argine elevato, glaber, mar- gine tenui, radiatim striato, pallide fuscus vel colore coriaceo centro obscurior, 2-5 — 5 Ctm. diametro. Stipes centralis, erecto ourvatus, subfistulosus, tibrosus, lentus, gracilis, 3 — 6 Ctm. longus, 4 — 6 Mm. crassus, annulo fibroso, erecto, patente, brevi, ferru- gineus, demuni nigricans, supra annulum pallidior glaber striatus, infra annulum squarroso squamosus, squamis fibrillosis patentibus, basin versus ferrugineo-tomentosus. Basis modice incrassata, mycelio albido insidens. Lamellae longitudine diversa adnato- decurrentes, latae, submembranaceae, confertae, e pallido cinna- momeae. Sporae cinnamomeae, ellipsoideo-ovoideae, membrana tenui, exosporio glabro, 6 — 8/j. longae, 3 — 4|ui. latae. Styria inferior. Gregatim ad truncos putrescentes in silvis humidis montis Thanneben prope Peggau. (15. XL 1886.) Agaricus gregarius hält in mehreren Punkten die Mitte zwischen Agaricus mutabilis Schaff, und J. marginatus Batsch. Habituel steht er beiden sehr nahe und hat in ihnen zweifellos seine nächsten Verwandten. 70 W e 1 1 s t e i n , Von Ä. mutabiUs imterscbeidet er sich durcli den stets tiacben. gestreiften^ meist dunkleren Hut, den dunkleren, schlanken und kürzeren Stiel, endlich durch die Grösse der Sporen. Von Ä, mar- f/hiatus ist er verschieden durch die Form des Hutes, vor Allem aber durch den faserig-, sparrig-schuppig-en Stiel, der in dieser Beziehung- dem des A. mntahiiis vollkommen gleicht. Der Pilz bildet meist .i;rössere Gruppen an der Seite fauler Baumstrüuke, die aus Büscheln von je 5 — 15 Hüten bestehen. Die Hüte sind zur Zeit der Sporenreife flach, glatt, aber nur befeuchtet klebrig, gegen den Rand zu radial gestreift. Das Gewebe des Hutes ist saftig-fleischig, besonders im Alter fast durchscheinend. Ohne Scheidewand geht das Hutfleisch in den hohlen oder saftig- markigen Stiel über, der durch seine dichtere, dunkle Rindenschichte eine bedeutende Festigkeit erlangt, 9. Agaricus (NaucoriaJ chryseus. (Taf. II, Fig. 4 — 6.) Pileus carnosus, initio convexo-globosus margine subinvoluto, mox explanatus denique disciformis v^el subconvexus, disco piano vel subumbilicato vel modice gibboso, supra nudus, glaber, hygrophanus, humidus, parte corticali ceracea, pellucida, initio griseo-flavus, margine pallidiore, deinde flavo-lucens medio pal- lide fuligineo, denique ochraceus, 2 — 4 Ctm. diametro, carne alba^ nunquam striatus. Pilei vetusti saepc margine magis minusve regulariter dilacerati. Stipes albus, glaber, tenuiter longitudinaliter fibrosus, extus cartilagineus, mox fistulosus vel spongioso farctus, crassitudine aequali, erectus vel modice curvatus, exanulatus, velo universali nullo, 3 — 5 Ctm. longus, 4 — 7 Mm. crassus. Lamellae affixae vel liberae, longitudine diversa, circa 4 Mm. latae in speci- minibus innioribus albae, denique sporis pallide ferrugineae, margine tenuissime denticulatae. Sporae giabrae, globosae vel globoso-ovoideae, 5/ji diametro vel 4 — 6 jm. longae, 3 — 4j!jt.latae^ membrana crassa, subferrugineae. Inodorus. Austria inferior. Ad truncos putrides in horto botanico univcrsitatis Vindobonensis. (VH. 1886.) A. chryseus gehört in die Fries 'sehe Gruppe der „Naucoriae gymnotae", mit deren Arten er in dem kahlen Hute, den rost- gelben Sporen und im Mangel des Velums übereinstimmt, ohne einer dieser Arten besonders nahe zu stehen. Am ehesten Hesse Fiuigi uovi Austriaci. 71 ersieh vergleiclien mit A.hatnadryas Fr. (Mouograph. I, pag. 266) niul dessen nächsten Verwandten oder mit A. micans Fries (Epicris syst. myc. Ed. I, pag. 193), denen er sich im Baue der Lamellen anschliesst. Von ersterem unterscheidet sich unser Pilz vor Allem durch die Hutfarbe, sowie durch die nicht verjüngt, sondern breit angehefteten oder freien Lamellen. A. micans ist meist kleiner, besitzt einen gewölbten Hat und braunen bereiften Stiel, auch sind die Lamellen in der Jugend gelbgrün und nicht weiss. Eine gewisse habituelle Ähnlichkeit hat A. chryseus nach der Abbildung in Fries Icon. hymen. nond. del Tab. 99, Fig. 4, mit A. {Nolanca) icterimis Fr. 10. Lycoperdon Hatliayamiin. Pileus acaulis initio globosus vel depresso-ovoideus postea depresso-obconicns submarginatus, plerumque plicis modice pro- fundis rugosus, 1% — 4 Ctm. diametro, iVg — 3 Ctm. altus, initio albidus vel subochraceus, postea ochraceo-fnscns. Peridium exterius tuberculis longis acutis stellatim compositis conniventis mox decideis, basin versus in verruculas minimas pulveraceas reductis obsitum, peridium interius ab exterio liberatum ochra- cenm, centro ostiolo initio parvo, mox aucto, margine irregulari, sive ambitu orbiciilari sive longitudinali. Pars sporifer et sterilis glebae membrana tenui fusca nitida disjuncta. Pars sterilis obconicus, cinereo-fuscus, circa 1 — Vj^ Ctm. altus, cavernis elongatis composita. Capillitium pallide olivaceo-fuscum, filae capillatii glabrae, subhyalinae, circa 5 /j. crassae. Sporae ochraceo fuscae vel fuscae, globosae vel sub-ellipsoidene, glabrae, circa 5 ,a diametro. Austria inferior. In pratis apricis montium circa Klosterneuburg (1886, E. Rathay); in parte versus septentrionem spectante montis Troppberg prope Tullnerbach (X, 1886. Wettstein). Bouorden hat (Botau. Zeitung 1857) ein vortreffliches ^Merkmal zur übersichtlichen Gruppirung der Lycoperdon- Arten hervorgehoben, nämlich das Vorhandensein oder Fehlen einer persistirenden Trennungsschichte zwischen dem sterilen und fertileu Theile der Gleba. Vielfach wurde dieses Merkmal zu wenig beachtet und so vermuthe ich auch, dass vorliegende Art mit ausgesprochener Trennungsschichte oft zai L. cjemmattim Ratsch 72 Wettsteiu, (sens. lat.) gestellt wurde, mit dem sie in der Ausbildung- der äusseren Peridie manche Ähnlichkeit hat. Unter den Arten mit Trennungsschichte steht Lycoperdon llathayanum am nächsten dem L. pusillum Bat seh, mit dem es in der Form und Grösse noch am ehesten übereinstimmt, sich aber von ihm sogleich unterscheidet durch die stachelwarzige äussere Peridie, den mächtig entwickelten Basaltheil, die grosse >rUndung u. s. f. In Niederösterreich (wohl auch in anderen Gehieten) scheint Lycoperdon Rathayanum verbreitet und nur bisher, wie schon erwähnt, verwechselt worden zu sein; ich sammelte ihn nach seiner Auffindung durch Herrn Professor E, Rathay bei Tullner- bach und sah auch von J. Wallner bei Schottwien gesammelte Exemplare eines Lycoperdon, die zwar schlecht erhalten waren, aber immerhin mit unserer Art einige Ähnlichkeit besnssen. 11. IcT^tia (SclerotlnlaJ Kernerl. (Taf. II, Fig. 11—15.) Cupulae e sclerotio ortae. Sclerotium globosum vel depresso- globosum, medio plerumque umbilicatum, nigrum, glabrum, sub- nitidum, intus album, initio compactum, durum, deiude cavum, demum (cupulas maturas gerens) ad integumentum nigrum reductum. Cupulae gregatim e sclerotio, plerumque margine eins erumpentes, campanulato-globosae et infra in stipitem brevem glabrum attenuatae, pallide fuscae, rarius sessiles, ore initio minimo, deindc ampliato tamen semper contra cto, margine minu- tissime puberulo sed concolori, hymenio concavo, fusco. Sclerotia 4 — 6 Mm.diametro, cupulae 1 — 4Mm. diametro, stipite 1 — 1 Yg J^^^i- longo. Asci longe cylindracei, circa 0-1 Mm. longi, 9 — 12|u. lati, octospori, fere lougitudine tota sporigeri. Sporae oblique vel recte monostichae, hyalinae, glabrae, ellipsoideae, rarius elougato- cllipsoideae, membrana crassa, 20 — 26 /x longae, 12 — 18 f«. latae. Faraphyses filiformes, simplices, supra clavatim incrassatae ibidem tenuites verruculosae, fuscae, circa 0*1 Mm. longae, apice 3 — 4/;l crassae. Austria inferior. Sclerotia inter tegumenta emortua amen- tarum mascularum ad ramulos Abictis pectinatae ad Weissenbach prope Mödling (I — III, 1885); in silvis ad Sountagsberg prope Rosenau. (XII, 1885. P. P. Strasser.) Fnugi uovi Austriaci. < 3 Eine an der Tanne häufig vorkommende Bildung'sabweichimg besteht darin, dass die in den Blattachseln der jüngeren Zweige entstehenden männlichen Bliithenknospen ausserordentlich ver- mehrt werden. Diese Vermehrung geht so weit, dass in der Achsel jedes Blattes eine Blütenknospe zur Eutwickelung gelangt. Diese zahlreichen Knospen einererseits, anderseits die an den älteren Zweigen an deren Stelle tretenden Hüllschuppen, die nach dem Verblühen erhalten bleiben und nach Ausfallen der ver- trockneten Kätzchen schuppige Becher darstellen, verleihen den Ästen der Tanne ein ganz abweichendes Aussehen. Schon vor mehreren Jahren wurde ich von Herrn Hofrath Dr. A. E. v. K e rn e r auf diese Erscheinung aufmerksam gemacht. Hand in Hand mit dieser BlUthenvermehruug gehen abnorme Veränderungen an Blättern und Stammtheilen. Letztere erscheinen meist unterhalb der Blütenkätzchen augeschwollen und verdickt; an den ersteren bilden sich hie und da gelbliche oder bräunliche callöse Polster aus. Alle auf diese Weise veränderten Theile der Pflanze zeigen im Innern ein überaus zartes, theils im Mesophyll, theils unterhalb der Rinde wucherndes Mycelium, das meist in den Intercellularen fortwächst, seltener die Membranen durchbohrend in die Zell- lumina dringt. Die einzelnen Mycelfäden sind zart, farblos, viel- zellig und reich verzweigt. Die grösste Ausbildung erreicht das Mycelium in den nach dem Ausfallen der männlichen Blüthen- kätzchen erhalten bleibenden Hüllschuppen. Die Scliädigung der Nährpflanze ist, soweit meine Beob- achtungen reichen, gering. Der Einfluss des Pilzes äussert sich nur darin, dass häufig die Gipfelknospen der Zweige von der Deformation erfasst und zerstört werden, anderseits dasWachsthum der Aste ein relativ langsames ist, wodurch die vom Pilze befal- lenen Äste sich in ihrer gedrungenen, reichen Verzweigung von den pilzfreien unterscheiden. Auf der Suche nach weiteren Entwicklungsstadien des in Rede stehenden Pilzes fielen mir zunächst die oben beschriebenen Sclerotien auf, die in den geschilderten, von den Hüllschuppen vorjähriger Blüthen gebildeten Hüllen entstehen. Das Vorkommen der Sclerotien ist jedoch kein häufiges zu nennen. Auf feuchtem Sande cultivirte Sclerotien entwickelten in kurzer Zeit (5 — 8 Tagen) die Fruchtkörper der P. Kerneri. 74 W e 1 1 s t e i n , Dieselben stehen meist gruppenweise am oberen Rande des flaebkug-eligen Sclerotiums, sind anfangs nahezu geschlossen und kugelig, erst später bildet sich eine kleine Mündung, die sich bald erweitert und das im Innern ausgebildete Hymenium frei legt. Der Entwicklungsgang der Fruchtkörper dauert in der Cultur etwa acht Tage. Zu gleicher Zeit mit der Ausbildung der- selben schreitet die Aushöhlung der Sclerotien vor und schliess- lich sitzen die Fruchtkörper bloss der ausgehöhlten häutigen Rindenschichte des Sclerotiums auf. Nach Erziehung der Fruchtkörper in Culturen gelang auch deren Auffindung im Freiem, Herr P. P. Strasser fand dieselben vollkommen entwickelt auf Tannen in der Umgebung des Sonntagsberges bei Rosenau und ich nächst Weissenbach bei Mödling, wo ich früher die Sclerotien gefunden hatte. Über die Ruheperiode der Sclerotien kann ich nichts Bestimmtes angeben. Ich beobachtete Sclerotien in der Zeit vom Mai bis November, reife Fruchtkörper fanden sich im Deceraber (Strasser), Jänner und März. Es scheint daher im Frühjahre zur Ausbildung von Sclerotien, im nächsten Winter aber erst zur Entwicklung der Fruchtkörper zu kommen. In Bezug auf die systematische Stellung gehört P. Kerneri in die Fuckel'sche Gattung Sclerotinia, unterscheidet sich jedoch von den anderen Arten dieser Gattung vor Allem schon durch den fast sitzenden oder sehr kurz gestielten Fruchtkörper, ferner durch das Vorkommen etc. Von anderen auf der Tanne vorkommenden, Sclerotien bildenden, Pilzen ist Sclerotium strobiliniim Schmidt in Knze. et Schm. Mycol. Hefte I, pag. 85, sicher verschieden. 12. Mlcropem^a Trollli. (Taf. II, Fig. 16—19.) Cupulae gregariae vel solitariae, tenuissime carnosae, minutae, circuitu orbiculares vel ellipticae, Va — 1 M^^- diametro, initio epidermidi folii immersae, mox erumpentes et liberae, sessiles, planae vel subconcavae, luteolae vel pallide fulvae, rarius (in speciminibus vetustioribus) fuscescentes, margine obscuriori subcrenulato. Asci clavati vel oblongi, octospori hyalin!, 63 — 73 /x longi, 10 — 14 /jl lati. Paraphyses tenuissimae, .filiformes, hyalinae. Sporae distichae^ cylindraceae, subcurvatae, Fuiigi novi Aiistriaci. 75 unicellulares, eguttulatae vel 2 — 3 guttulatae, obtusae, 14 — 20 /j. lougae, 5 — 6 f. latae, membraua glabra hyalina. Stiria supeiior. In foliis et petiolis putrescentibus Trollii Europaei in piatis humidis circa praedinm „Bodenbauer" ad pedem montis Hochschwab. (VI. 1886.) Die Fruchtkörper sitzen bald an der Blattfläche und ins- besondere dann an den Ursprungsstellen der Verzweigungen der Blattnerven, bald an den Blattstielen. Letztere sind meist etwas langgestreckt, erstere im Umkreise rund. Die Fruchtkörper sind Anfangs in die stark verfaulte weiche Epidermis des Trolliusblattes eingebettet, erheben sich dann erst und werden frei, indem sie bloss central durch rhizoidenartige Hyphen mit den Blattresten in Zusammenhang stehen. Die Hyphen des Randes und der unteren Seite sind braun, die Scheibe ist gelblich oder licht röthlichgelb, nur im Alter bräunlich. Die vorliegende kleine Peziza gehört zweifellos in die Fu ekel 'sehe Gattung Micropeziza [Symb. myc. pag. 292 (1869)]. M. Trollii unterscheidet sich von den anderen hieher gehörigen Arten (M. Poae Fckl. 1. c, M. Scirpicola Fckh 1. c. M. rufela Sacc. Comm. myc. Ital. I, pag. 64 (Idill). A. Punctum ^Q\im. etc.) einerseits durch das Vorkommen, ihre Farbe und Grösse, anderseits aber auch durch die Dimensionen der Sporen. Erklärung der Tafeln. Tafel I. Fig. 1 — 3. Fruchtkörper von Lyex anotnalus. Etw. vergr. „ 4. Basidien mit Sporen von Irpex aiiomalus. Vergr. 330. „ 5. Spore von Irpex anomalus. Vergr. 800. „ 6. Schnallenverbindungen an den Mycelfäden des Fruchtkörpers von Irpex anomalus. Vergr. 330. „ 7 — 9. Entwicklung von Verzweigungen aus den Schnallen Verbin- dungen. Irpex anomalus. Vergr. 330. „ 10 — 12. Fruchtkörper von Cantharellus odorus, schw. vergr. „ 13. Basidien mit Sporen von Cantharellus odorus. Vergr. 800. „ 14. Sporen von Cantharellus odorus. Vergr. 1400. „ 15. Basidien mit Sporen von Cantharellus cibarius Fr. Vergr. 750. „ 16. Basidien mit Sporen von C. aurantiacus Wulf. Vergr. 750. „ 17. Fruchtkörper von Marasmius tenerrimus, nat. Gr. 76 W e 1 1 s t e i 11 , Fuiigi novi Austriaci. Fig. 18. Die.selbeii vergr. „ 19. Unterseite des Hutes von Marasmius tenerrimus. Vergr. „ 20. Durchschnitt des Hutes von demselben. Vergr. „ 21. Sporen von Marasmius tenerrimus. Vergr. 900. „ 22. Fruchtkövper von Marasmius liotula Scop. Vergr. „ 23. Durchschnitt des Hutes von demselben. Vergr. „ 24. Fruchtkörper von Marasmius graminum Lib. n. Gr. (nach Berkel.) „ 25. Durchschnitt des Hutes von demselben. Vergr. „ 26. Stacheln des Hymeniums v. Hi/dnum violascens Alb. et Schw. „ 27. von //. Ehncri. Fig. 26 u. 27 schemat. schw. vergr. „ 28. Zweig von Atragenc alpinah. mit zwei Fruchtkörpern von Agaricus Kerneri. „ 29. u. 30. Fruchtkörper von Agaricus Kerneri. Vergr. „ 31. Derselbe von unten und ansgebreitet. Vergr. „ 32. Basidien und Sporen von Agaricus Kerneri. Vergr. 800. Tafel II. Fig. 1. Fruchtkörper von Agaricus gregarius. Etw. verkl. „ 2. Derselbe im Durchschnitte. Etw. verkl. „ 3. Sporen von Agaricus gregarius. Vergr. 600. „ 4. Fruchtkörper von Agaricus chrj/seus. Verkl. „ 5. Derselbe im Durchschnitte. Verkl. „ 6. Sporen von demselben. Vergr. 6(10, ,, 7. Fruchtkörper von Agaricus caldarius. Etw. verkl. „ 8. Derselbe im Durchschnitte. Etw. Verkl. „ 9. Basidie mit Sporen von demselben. Ver.i,''!-. 500. „ 10. Sporen von demselben. Vergr. 580. „ 11. Durchschnitt durch ein Sclerotium mit Fruchfkörpern von Peziza Kerneri. Etw. vergr. „ 12. Sclerotium mit Fruchtkörpern von derselben. Vergr. „ 13. Stück aus dem Hymenium. Vergr. 30!) und „ 14. Rand des Hymeniums \on Peziza Kerneri. Vergr. 100. „ 15. Sporen von derselben. Vergr. 500. „ 16. Durchschnitt durch den Fjuchtkörper von ^licrojyepiza Trollii. Vergr. 160. „ 17. Stück eines Blattes von TroUius Europaeus mit Micropeziza Trollii nat. Gr. „ 18. Ascus von Micrnpe.piza Trollii. Veigr. 500. „ 19. Spore von derselben. Vergr. 750. R. V. Weilsieiii : I'uncji n^^i Ausliiwri. 'l'af. I. Aul- dd na!. de:i:i T.ith. Ar.sl.v. Th Bsmnv/arih .Wien . Sitzungsb d. kais . Akad.d.Wlss. iiiatli.iiaturw. Cl.XClV.Bd.I.Al)tk.l886. R.v. Weitstein : Fun gi no\n Aiistriaci. TaC H. Aui- id nat. delm . Litk- Ansi -V-. Th . BaTtnwarih . Wien . Sitzun^sb d. kais . Akad.dAriss.matK.natunr. Cl.XtWBd.LAbtk.l886. 77 XXVI. SITZUNG VOM 9. DECEMBER 1886. Herr Prof. Dr. A. Handl in Czernowitz übersendet folgende Mittheilung: „Über den Farbensinn der Thiere und die Vertheilung der Energie im Spectrum.'' Der Secretär legt eine eingesendete Abhandlung von Herrn Dr. K. Bobek in Prag: „Über hyperelliptische Curven" (III. Mittheilung) vor. Der Secretär spricht über „unterbrochene Gebirgs- faitung" und legt eine Notiz über diesen Gegenstand zur Auf- nahme in die Sitzungsberichte vor. Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zuge- kommene Periodica sind eingelangt : Albrecht, P., Sur la non-homologie des poumons des vertebres pulmones avec la vessie natatoire des poissons. Paris et Bruxelles, 1886, 8". IS I über den Blüthenstand der Rohrkolben. Von Dr. M. Kroiifehl. (Mit 1 Tafel und 2 Holzschnitten.) (Vorgelegt in der Sitzung am 2. December 1886.) I. Einleitung. Bei aller Einförmigkeit in der Physiognomik hat die arten- arme Gattung der Rohrkolben (Typha) eine Reihe morphologi- scher Fragen angeregt, die vornehmlich den Bau der Einzel- blüthen und die kolbenförmige Blüthengemeinschaft, den Blüthen- stand, betreffen. So musste der Haarkranz am Grunde der Blüthen, sowohl der weiblichen als der darüber gestellten männlichen Blüthen, bald für ein Perigon, bald für blosse Behaarung der Spindel gelten. Nicht zu kühn ist die Behauptung, dass jeder Botaniker, welcher die J?//9Art-Blüthe zergliederte, der Ansicht huldigte,welche der unmittelbare Vorgänger zu verwerfen sich redliche Mühe gegeben hatte. Anfangs 1885 thut Celakovsky^ dar, dass jener Haarkranz eine reducirte Perigonbildung sei, und noch im selben Jahre hält Prof Engler^ einen Vortrag, in dem er auseinander- setzt, dass jene Trichome entschieden nicht als Perigon gedeutet werden können. Seit Rohrbach ^ die männliche Blüthe von Typha „für ein, in Bezug auf die relative Blüthenachse terminales, ein- faches oder verzweigtes Staubgefäss'* erklärt hatte, erhob 1 Über die Infloresceuz von Tijpha. Flora 1885. Nr. 35, p. 618—630. - Über die Familie der Typhaceen. Sitzung der schlesischeu Gesell- schaft. 19. Nov. 1885. Eefcrirt im Botanisclieu Centralblatt. 1886. Nr. 4. 3 Über die europäischen Arten der Gattung T. Botan. Verein für Brandenburg. 1869, p. 67—104. über den Blüthenst;md der Rohrkolben. 79 sich um den unscheinbaren Gegenstand ein leiden schaftliclies Gewoge der Meinungen. Man war so schön mit der pflanzlichen Blüthe fertig geworden, hatte, von Goethe angeregt, lauter wirtelig oder doch in enger Schraubenzeile zusammengestellte Blätter in derselben herausgefunden, und nun, der Pollenbehälter von Typha wollte sich nicht fügen, sich nicht einreihen lassen, er sollte für ein Stamm- (Caulom-)gebilde angesprochen sein, nicht ein Staub- oder Pollenblatt (Phyllom) darstellen. Rohrbach's Arbeit war 1869 erschienen. Schenk^ wen- dete ein, dass der Pollenträger von Typha „ganz ähnlich wie bei den Compositeu am Rand des seicht vertieften Scheitels der Mutterachse" hervorkumme. Gleichfalls fand Hieronymus, ^ dass die Aufstellung von axilen Antherenträgern durchaus nicht haltbar sei. Mit einer Art von Vermittlungstheorie trat Magnus ^ auf, indem er das endständige PoUenbehältniss aus der Verschmelzung mehrerer seitlicher Blattgebilde herleitete. „Ganz abgesehen von jeder Deutung" sind nach Goebel* die Stamina von Typha wirklich durch Verzweigung des Primordiums entstanden zu denken, und diese Primordien wären als Inflorescenzachsen zu betrachten. Neuestens fand wieder Dietz, '' dass an der männlichen Blüthen- anlage „der mittelste Theil des Scheitels unberührt bleibt" und an deren „Umfange" die Staminen als Lappen erscheinen. Auch die lediglich mit einem Stamen ausgestattete Blüthe dürfe nicht als Achsengebilde angesehen werden. Es seien vielmehr in der- selben „die Lappen der sich entwickelnden Anlage, mit Aus- 1 Cf. Sachs, Lehrbuch der Botanik. 4. Aufl. 1884, p. 52.5. '- Einige Bemerkungen über die Blüthe von Euphorbia etc. Botan. Zeitung. 1872, p. 171, 187. 3 Sitzb. d. Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. 1878. Referirt in der Botan. Zeitung. 1878, p. 50G — 507. * Beitrag zur Morphologie und Physiologie des Blattes. Botanische Zeitung. 1882. — Die hier citirte Stelle p. 405 und Anm. 3, p. 40B— 407. 5 Die Blüthen- und Fruchtentwicklung bei den Gattungen Ti/pha und Sparganium. Vorläufige Mittheilung. S. A. aus dem Botanischen Central- blatt 1886. Nr. 40— 41. — Die citirte Stelle auf p. 3 des S. A. — Eine fast gleichlautende „Vorlauf. Mitth." erschien in den „Termöszetrajzi füzetek." Vol. X. 18S6. Nr. 2—3, p. 254—201. 80 KronfeUl, nähme eines einzigen, entweder durch Unterdrückung- oder durch andere Gründe verkümmert." — Dem langjährigen Streite über die Werthigkeit des Haar- kranzes am Grunde der Tyjjha-BWMhen, dem mehr als zehn- jährigen Kampfe um den Pollenträger der männlichen Blüthe ein Ende zu machen, liegt ausser Kräften, ausser Absicht des Verfassers. * Allein auch der Blüthenstand der Rohrkolben ist zur Unterlage ausführlicher Erörterungen geworden, und in Sonderheit diesen sollen die nachfolgenden Blätter behandeln. II. Historischer Überblick. Die älteren Phytographen bedienten sich zur Bezeichnung des eigenartigen Blüthenstandes von Typha verschiedener Aus- drücke. So nennt ihn Dodonaeus^ spica (Ährel, Clusius^ und nach ihm Bauhin* rZam Keule». Tournefort^, der eigentliche Begründer des Genus und erster Umschreiber desselben, spricht wiederum von einer spica. Linne*^ setzt dafür amentum (Kätz- chen! und ihm schliessen sich von den Nachfolgenden Brown, ^ Wahlenberg ^ u. A. an. Hingegen haben Endlicher^ u. A. das alte spica und Agardh ^^ combinirt: spica amentiformis. Den Genannten war die Eigenartigkeit, die gesonderte Stellung der T^/jAa-Inflorescenz nicht aufgefallen. Von rein 1 Es ist zu hoifen, dass Dietz in seioer zu erwartenden Abhandlung die Entscheidung herbeiführen wird. — Auch Engler hat eine Arbeit über die Morphologie von Tirpha in Aussicht gestellt. (Jahrbücher 188(3. August-Heft, p. 119). Ich beabsichtigte das Erscheinen derselben abzu- warten. Weil aber das November-Heft nichts Einschlägiges brachte, halte ich es an der Zeit, meine bereits im August 1. J. (1886) concipirten Aus- führungen der Öffentlichkeit zu übergeben. - Stirpium Historiae. Antverpiae MDCXVI, p. GOl. 3 Rariorum Pannou. Stirp. bist. Antverpiae MDLXXXHI, p. 716. •i Historia plant, univ. Ebroduni 1650, p. 540. 5 Institutiones rei herbariae. Paris. MDCC, Tom. I, p. 530. 6 Genera plant. Viennae 1767, p. 479. 7 Prodromus Florae Novae Hollaudiae. Londini 1810, p. 338. 8 Flora Suecica. II, p. 580. 9 Genera plant. Vindob. 1836—1840. 1709. 10 Aphorismi Botanici. Lundae MDCCCXXIII, p. 139. über den Blütbeustand der Eohrkolben. 81 orgauogTapbischem Staudpunkte hatte Bisehoff* dieselbe als beblätterten Ko\hen(spadia^ foUatiis) beschrieben und abgebildet^ aber Schnizlein war der erste Morphologe, der den Blüthen- stand eingehend untersuchte, Schnizlein^ erkannte, dass der vorhin für knotenlos gehal- tene Blüthentrieb, wie auch dieinflorescenzspindel, aus Internodien — Interfolien, wie er sie nennt — sich zusammensetze. Ihm war Tijplia angustifolla vorgelegen; selbständig bemerkte Schur ^ den gleichen Aufbau der Inflorescenz von Typha Jatifolia. Die Neueren, als namentlich Rohrbach,* Goebel,^ Dietz," haben diese Auffindung bestätigt und weitere Details bekannt gemacht. Nach Goebel treten an der Inflorescenzspindel vorerst eine Anzahl von distich angeordneten „Hüllblätteiii" auf. Dieselben zeigen sich gegen die Spitze der Achse immer mehr eingeschnitten, und an der Stelle der obersten sind mehrere neben einander gestellte, aber schon deutlich getrennte Läppehen wahrnehmbar. Die unteren Internodien des Blüthentriebes sind zufolge der Ausführungen Dietz' gestaucht, die nächst höheren werden zunehmend länger, hierauf nimmt die Länge der Knotenstücke wieder allmälig ab, und schliesslich dehnt sich das letzte unter dem Blüthenstande befindliche Internodium zu einer Länge der nächst unteren fünf bis sechs Internodien aus. Auf die weibliche Abtheilung der Inflorescenz kommt nun nach Dietz ein Inter- nodium, ^ auf die männliche aber fallen mindestens drei Glieder. Bemerkt muss werden, dass Schnizlein^ und Schur ^ auch im 1 Handbuch der botanischen Terminologie. Nürnberg 1833 — 18i3. I. Band, p. 271. Tab. XXIII, Fig. 686. - Die natürliche Pflanzenfamilie der Typhaeeen. Nördlingen 184.5. 3 Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Gattung Tiipha. Verhand- lungen des siebenbürg. Ver. f. Naturw. zu Hermannstadt. II. (1851), p. 177 —195, 198—208. Tab. I, IL 4 A. a. 0. 5 A. a. 0. p. 394 und Fig, 54, Taf. VI. 6 A. a. 0. ' Nach der Blüthe streckt sich wohl auch ein wenig das Inter- nodium des weiblichen Blüthenstandes" (S. A. p. 2); ferner: „Das Sten- gelglied des weiblichen Blüthenstandes", p. 3). 8 A. a. 0, 9 A. a. 0. Sitzt, d. mathera.-natnrw. Cl. XCIV. Bd. I. Abth. 6 82 Kronfeld, weiblicbeu Absclmitte der Infloresceuz mehrere Internodieu er- kennen. Es ergibt sieh somit ein Widerspruch, auf den zurück- zukommen, im III. Theile dieser Arbeit Gelegenheit sein wird. Unmittelbar au der Spindel sind die männlichen und ein Theil der weiblichen Bltithen befestigt. Die grössere Menge der letzteren fusst jedoch auf kurzen, spitzen Säulchen, welche den Haaren einer Bürste gleich, senkrecht von der Spindel, im Bereiche der weiblichen Blüthengemeinschaft abgehen. Es sind diese Protuberanzen als „Seitenzweiglein", Pedicelli, oder Achsen zweiter Ordnung bezeichnet worden. Bei einer mit dem einfachen Mikroskope angestellten Untersuchung erscheinen sie als durchaus zellig aufgebaute, nach oben in Absätzen (die dem früheren , Blüthenansatze entsprechen) verjüngte Säulchen. Erstbeistärkerer Vergrosserung (-- — ) nimmt man vereinzelte, sehr teme Gefässstränge wahr. ^ Die Länge der Säulchen beträgt bei Typhu Shuttleuwrthii (aus dem Wiener botanischen Garten^ bis 2, bei Typh^i latifoUa bis 1-5 Mm. Viel kürzer sind die Protuberanzen von T. angiistifolia, stenophyUa (ebenfalls aus dem Wiener botanischen Garten) und minima; ^ sie bewegen sich bei diesen drei Arten zwischen 0-5 —0-25 Mm. Die Anzahl der Absätze, die auf einem Säulchen vorhanden sind, hat sich bei T. ShtitÜeworthii und latifoUa mit 4 — 6 bestimmen lassen, bei den übrigen Arten kann man nur 1 — 3 Absätze erkennen. Im All- gemeinen sind dieselben alternirend zweizeilig gestellt. Oft genug findet mau aber, besonders bei kürzeren Säulchen, nur einen Ab- satz; oft genug sind die Absätze auf einer Seite stufenartig zusammengeschoben. Schnizlein lässt auf einer Abbildung eines solchen Säulchens von Typha aufjnstifolin die Blüthen in xwei abwechselnden Zeilen abzweigen Fig 16 a. a. 0.\ Rohr- bach ^ beobachtete gleichsinnig, dass „die zu Zweigen werdenden 1 In einer nächsten Untersuchung, die auch über die systematische Verwerthbarkeit dieser Säulchen handeln soll, wird eine genauere Anatomie derselben Platz finden. 2 Meine Exemplare stammen von einer kleinen Donauinsel bei Wien (vergl. Kronfeld in Österr. Botan. Zeitschr. 1881, p. 374; 1882, p. 393). Statt T. minima mit Kohrbach, T. Laxmunni zu schreiben, ist nach Aschersou (ebenda, 1878, Nr. 9) incorrect. 3 A. a. 0. p. 69. über den Blütheustand der Rohrkolben. 83 (Blütbenanlagen^ . . . erst in akropetaler Folge zweizeilig ge- stellte Seitenhöcker entwickeln". Gegen diese Angabe stimmte Goebel ^ und nach diesem Celakovsky;* ersterev mit Berück- sicbtiguug der Entwicklnngsgeschicbte, letzterer auf Grund des Aussehens der fertigen Protuberanzen von Typha latifoUa. Gleich- wohl muss ich nach Durchsicht vieler Säulchen von fünf ver- schiedenen Arten für den oben erwähnten Thatbestand eintreten. Dass Verschiebungen vorkommen, lehren jene Säulchen, die über- haupt nur auf einer Seite Absätze ausgebildet haben, „Dass die Ansatzstellen der Blüthen mehrzellig spiralig um das Säulchen herum angeordnet sind" Celakovskyi, konnte ich jedoch nie- mals bemerken. Schon Schnizlein stellte sich die Frage, wie der Blütheu- stand von Typha anzusprechen, wohin derselbe terminologisch einzureihen sei. Als einfach konnte der beschriebene BlUthenstand nicht mehr gelten. So schlägt denn Schnizlein vor, mit Rücksicht auf die zum grossen Theile an seitlichen Sprossungen der Spindel stehen- den weiblichen Blüthen, mit Rücksicht ferner auf die mehreren, im Blüthenstande einbegriffenen Internodien, von einem Spadix compnsitus, einem zusammengesetzten Kolben, zu sprechen. Allein von dieser Zusammensetzung ist an dem fertigen Blüthenstande, noch weniger an dem Fruchtstande, äusserlich etwas zu sehen. Zudem hatten die Franzosen für den verzweigten Kolben gewisser Palmen den Terminus regime eingeführt; dieser hätte doch wohl mit SpadLv compositns übersetzt werden müssen. Selbst ohne diese Erwägungen konnte sich Schnizlein mit seinem Ausdrucke nicht genügen, und er macht den weiteren YoYSchl3ig l/iflo7-escenfm cylindracea speciell auf die Typha-ln- florescenz in Anwendung zu bringen. Doch Schur's Inflorescentia fyphacea k-ann grösseren Anspruch erheben, das Eigenthümliche jenes Blüthenstandes anzudeuten. Wie ihn nun erklären, deuten? Da die unteren (weiblichen) Blüthen theilweise seitlichen Abzweigungen, die oberen (männ- lichen) unmittelbar der Spindel aufsitzen, das Aufblühen zudem 1 A. ji. 0. p. 404. Aum. 2 A. ) Unterbrechung (Discontiuuatio). über den Blüthenstaud der Rohrkolben. 89 a\ Durch Blätter, /3) Durch leere oder mit Blüthen anderen Ge- schlechtes ausg-efüllte Streifen der Spindel, und zwar: 1. queren, 2. längsgerichteten Verlaufes. c) Spaltung- (Fissio). Belaubung- des Blüthentriebes bis dicht an die Inflorescenz habe ich an einem Exemplare von Typha latif'olid in der Gegend von Olmütz beobachtet. Dasselbe war sehr niedrig geblieben und erschien durchaus mit zweizeilig angeordneten Blättern dicht bekleidet. Während die umstehenden Individuen längst verstäubt hatten, — es war bereits im Anfange des September — öffneten sich erst seine Antheren. Von dem gleichfalls unregelmässigeu Blüthenstande soll später noch gesprochen werden. Nach Eohr- bach 1 wäre auch TypJui tninima ß. f/racilis (Jordan) mit Blatt- spreiten an den Blüthentrieben eine spätblühende Form der Haupt- art; diese kommt im Mai und Juni, jene erst im August und September zur Anthese. Die Entwicklungsgeschichte lehrt, wie oben betont wurde, dass der Blüthentrieb sich aus einer Reihe von Internodien auf- baut, welche normaler Weise verschiedene Länge eiTeichen. Das grösste der Internodien ist dasjenige, welches unmittelbar den Blüthenstaud trägt. Abnormer Weise können nun diese Längenunterschiede ausgeglichen werden, und es wird besonders das oberste Internodium so kurz wie die anderen bleiben. Der Effect wird eine anscheinend gleichmässige Belaubung des ganzen Blüthentriebes sein. Verspätung der Anthese kann als unmittel- barer Anstoss zu dieser Unregelmässigkeit angesehen werden. In dem Falle von Typlia latifoUa zeigte der Blüthenstaud an mehreren Stellen Verletzungen; wahrscheinlich waren dieselben durch Insecten hervorgerufen. Hier speciell könnte eine frühe Verletzung des Vegetationsscheitels jene Verlangsamung der Vegetation hervorgerufen haben. 1 A. a. 0. p. 93, 94. 90 Ki-onfeld, Schnizlein ' erwähnt, dass an einem, wegen einer Miss- bildung am BlUthenstande noch unten aufgeführten Exemplare von Typha angiistifoUn am ganzen Internodium schon ly^ Fnss unterhalb der Blüthen eine Drehung deutlich bemerkbar war. Mit der Strophomauie Schimper's, der krankhaft gesteiger- ten Drehsucht, die gewöhnlich mit Hypertrophie combinirt ist, kann dieser Fall nichts gemein haben. Denn schon der normale Blüthentrieb zeigt eine deutliche Ablenkung der Fasern unter- halb des Blüthenstandes. Ich beobachtete dies namentlich an Typhi latifoUa und angustifolia. Die seitliche Ablenkung oder Drehung der Fasern betrugdabei kaum mehr als 2x 180° und stieg im Allgemeinen von links nach rechts auf. Ein wenig vermehrt erwies sie sich mitunter an dem freien Zwischenstücke zwischen zwei weiblichen BlUthenkolben, also an einem teratologischen Objecte (siehe unten). Während die Blüthenspindel der TypJia- Arten im Bereiche der weiblichen Gemeinschaft stielrund ist, erscheint sie in der Länge der männliciien Blüthen von den Flanken her abgeplattet, und der Querschnitt gibt keinen Kreis mehr, sondern eine Ellipse. Es entsprechen wohl die Breitseiten derselben dem Querschnitte der Hochblätter, welche den jungen Blüthenstand besetzt hielten. Icli fand jedoch in einem Falle von Typha Shuttle worthii (cul- tivirt im Wiener botanischen Garten), der wegen seiner zwei weiblichen Blüthenwalzen noch soll besprochen werden, die Blüthenspindel ihrer ganzen Länge nach so stark abgeflacht, dass dieselbe zweischneidig wurde. Auch der Blüthentrieb war bis etwa zwei Handbreiten unter der Inflorescenz zusammen- gedrückt, so dass man ihn fasciirt nennen konnte. Wenn die Antheren ihren Pollen ausgeboten haben, dann trocknen sie rasch ein, und in kurzer Zeit haben Winde und andere Erschütterungen, welche den Blüthentrieb der Rohrkolben treffen, die ganze männliche Gemeinschaft abgestossen. Hingegen schwillt der befruchtete weibliche Kolben an, indem einerseits die Haare am Grunde einer jeglichen Blüthe anwachsen, der Stiel, der den Fruchtknoten trägt, anderseits sich verlängert und so das kugelige oder birnenföimige Gehäuse des kleinen Ntisschens vorschiebt. In diesem Stadium gibt die weibliche 1 Bot;in. Zeitg. 1849, p. 8'JD. über eleu Blüthenstaud der Kohrkolben. 91 Bltithengemeinschaft jenes Bild, welches diircli deutsche Volks- iiamen, wie Mooskolben, Eohrkolbeu, Sammtbürste u. s. w.^ das französische masse (Scepter) und viele andere Bezeich- nungen zum Ausdrucke gelangt. Neben der Walze mit oben und unten aufgesetzten Kugelsegnaenten kann man aber an dem fertigen Fruchtstande noch viele andere Formen wahrnehmen. So zeigen sich bei Typha minima und stenophylla (beide von den p. 82 genannten Localitäten) alle möglichen Übergänge von einer dünnen, eben nur über die Stengelperipherie erhobenen Walze bis zu einer Kugel; eiförmige und im Umrisse elliptische Sphäroide geliören zu den häufigsten Gestalten, Herr Höfer hat mir mitgetheilt, dass er nächst Brück an der Leitha in Nieder- österreich einmal auch bei Typha latifolia die Kugelform des Fruchtstandes gesehen habe. Je mehr der Fruchtstand von der ursprünglichen Cylinderform sich entfernt, je grösser sein transversaler Umfang wird , desto stärker muss der Zug sein, der an der oberen undunterenEndigung des Fruchtstandes in Erscheinung tritt. Es kann dieser Zug zu einer partiellen Loslösung der Fruchtgemeinschaft von der Spindel führen, und wir erkennen dann am oberen und unteren Ansätze entblösste, durch Zusammenschieben des Kolbens freigewordene Stellen. Bei diesem Zurückweichen werden auch häufig jene Protuberanzen mitgenommen, welche als seitliche Abzweigungen einen Theil der weiblichen Blüthen trugen (vergl. p, 82, 83^; man sieht dann an den freigewordenen Stellen keine Spur mehr von den Protuberanzen. Viel seltener werden dieselben in Form einer Manchette mit den äussersten Schichten der Spindel zugleich losgemacht, so dass eine schmale Kluft zwischen dem Ende des Fruchtstandes und der Spindel entsteht. Diese Umstände sprechen dafür, dass die blüthentragenden Säulchen inniger der weiblichen Blüthengemeinschaft als der Hauptachse zugehören. Die Herleitung des Kolbens aus Achselsprossungen als richtig vorausgesetzt, wird man annehmen müssen, dass die Säulchen auf den bezüglichen Spindeln zweiter Ordnung standen, somit selbst Achsen dritten G-rades darstellen. Auf der entwickelten, von einem wohlge- gliederten Gefässbtindelsystem durchzogenen Hauptachse nehmen sich die kaum 2 Mm. erreichenden, nur zarte Gefässelemente 92 Kronfeld, aufweisenden Protiiberanzen ohnehin eher wie Emergeuzen, denn als direete blUthentragende Abzweigungen aus. Fasst man sie jedoch als nachträglich herbeigezogene Achsen dritten Grades auf, so wird man die im Verhältniss zur Hauptachse so wenig- vorgeschrittene Ausbildung eher rechtfertigen können. Borbäs ^ gibt Nachricht von einem hufeisenförmigen Fruchtstand an Typha angnstifolia. Derselbe war sicherlich durch ein Trauma bewirkt. Wie ein einerseits verletztes Blatt durch fortgesetztes Wachsthum an dem unversehrt gebliebenen Rande ein sichelartiges Hinüberbiegen der Spitze gegen die wunde Stelle aufweist , so wird auch an dem Rohrkolben durch einseitige Verletzung der Spindel im noch jugendlichen Zustande eine Krümmung desselben hervorgerufen worden sein. In der That werden a. a. 0.: „Vertiefungen, wie wenn (der Kolben) innerlich vonlnsecten beschädigt wäre," angeführt. Der genannte Autor beobachtete an Typha latlfolia einen — offenbar durch eine äussere Einwirkung — geknickten und im Winkel verheil- ten Kolben. Die Ernährung über der Knickungsstelle scheint ge- hemmt gewesen zu sein, weil die obere Partie nicht zur Fructifi- cation gelangte. Im Stadium der Blüthe zeigen sich an der Basis der weib- lichen und öfters auch an mehreren Stellen der männlichen Ge- meinschaft häutige, leicht abfällige Blattgebilde in der Con- tinuität der r/y/^Aa-lnfiorescenz. Wie die zweizeilig abwechselnde Stellung derselben dartliut, sind es die Reste jener Hochblätter, welche die Inflorescenzspiudel vorerst besetzten (vergl. p. 81). Bischoff's oben citirte Abbildung von Typha minima, die Abbildung des jugendlichen Blüthenstandes von Typha lati- f'olia bei Reichenbach ^ bringt dieses Verhältniss zur Darstel- lung. Nach Goebel's^ schönen Untersuchungen „zur Morpho- logie und Physiologie des Blattes" sind die „Niederblätter" — auch die ungegliederten Blattgebilde an der Inflorescenzspindel, die „Hochblätter", gehören, morphologisch genommen, zu den- selben — modificirte Laubldätter, entweder dadurch entstanden, 1 Österr. botau. Zeitsclir. 1886. Nr. 'S. 2 Icoues etc. Tab. CCCXXIII. 747. 3 Botanische Zeitung. 1880. Nr. 45—50. über den Blüthenstaml der Rohrkolben. 9^ class die respectiven Spreiten auf einem Stadium jugendlicher Entwicklung stehen bleiben, der Blattgrund hingegen zu einer häutigen Fläche auswächst, oder aber, es wird zur Bildung des Niederblattes die ganze Blattanlage, das Primordialblatt, bevor es sich noch in Stiel und Spreite zu sondern anfängt, aufgewendet. Von diesem Gesichtspunkte aus wird es erklärlich sein, dass hie und da ein Hochblatt aniBlüthenstande in ein wirkliches Laub- blatt mit Stiel und Spreite metamorphosirt wird. Die oft beob- achteten Pkaitafjo-khreu mit wahren Laubblattrosetten gehören hieher. Auch bei Typha vermag dieses oder jenes Hochblatt in ein Laubblatt aus/Aiwachsen und als solches abnormer Weise an der Inflorescenzspindel auffällig zu werden. Am häufigsten geschieht dies mit jenem Hochblatte, welches an der Basis der männlichen Blüthengemeinschaft von Typha minima steht. Schon Lobelius* bringt eine darauf bezügliche Abbildung, undTabernaemonta- nus ^ bemerkt ausdrücklich unter „^lein SBofferföIblein" : „f)at ein jebeö oben ein fleineg ®etret)bblätlein, i[t ein itjenig et)ugerotIt." Dem- nächst begegnet man einem entwickelten Laubblatte zuweilen zwischen dem Ende der weiblichen und dem Beginne der männ- lichen Blüthenabtheiluug. Borbäs hat dies bei Typha latifolia gesehen; ich habe denselben Fall an einem Exemplare von Typha anyustifolia (nied. österr. Specimen imHerbarium Kerner) beobachtet, bei welchem Exemplare zugleich die Distanzirung der beiden Blüthengemein- schaften aufgehoben ist. Überhaupt unterbrechen Laubblätter dann besonders die Inflorescenz, wenn auch andere Unregel- mässigkeiten an derselben sich einstellen, und um Wiederholun- gen zu vermeiden, wird davon am entsprechenden Orte Erwäh- nung geschehen. — Der Organismus, ob nun der thierische oder vegetabi- lische, ist einem Systeme von ineinandergreifenden Hebeln, KoUen, Zahnrädern zu vergleichen. Die Schädigung, der Ausfall eines Gliedes, muss das ganze System in Störung brin- gen, wenn schon wir nur an einzelnen Stellen Veränderungen bemerken. In diesem Sinne coincidiren Vergrunungen der BlU- 1 Icoues stirp. Antverpiae MDXCI. Tab. 114. 2 gjeuel ftrcuterbuc^. Frankfurt a. M. 1588, p. 687. 94 Kronfeld, tlien für gewöhnlich mit einer Prolification, abnorme Steng-el- drehimgen mit einer Hypertrophie. Kurzum, im Gefolge einer teratologischen Veränderung, stellt sich, wie die Folge von der Ursache bedingt wird, eine andere Bildungsabweichung ein. Diese Regel wird wiederum durch die Teratologie des Typha- Kolbens bestätigt. — Linne hat in dem Grundwerke für die botanische Syste- matik, der ersten Ausgabe seiner „Species plantarnm" * nur zwei Arten von Typha: Typha hdif'oUn und Typha anfjustif'olia unterschieden. Als diagnostisches Merkmal gilt a. a. 0., neben der verschiedenen Blattform der Umstand, dass Typha lati- folia aneinanderstossende , Typha aiiyustifoUa dagegen von ein- ander entfernte BlUthengemeinschaften besitze. Und obschon Schnizlein, nach ihm Schur und Rohrbach die geringe Verlässlichkeit dieses Kennzeichens betonten und weit mehr zu- langende Unterscheidungsmerkmale angaben, hat sich diese Tra- dition in den meisten Bestimmungshandbüchern erhalten. Da werden fast immer die Rohrkolben zunächst in zwei Gruppen gebracht, deren erste durch sich berührende, deren zweite durch auseinander gehaltene Abtheilungen derinflorescenz characterisirt erscheint. Ich muss dem von den genannten Autoren erhobenen Be- denken durchaus beipflichten. Sieht man eine grössere Serie der Inflorescenzen von Typha atiyustlfolia durch, so wird man die wechselnde Ausdehnung des freien Zwischenstückes alsbald gewahr, und gar nicht selten trifft mau zusammenstossende Ab- theilnngen an. Eines solchen Falles ist bereits gedacht worden, ein gleicher wird von Schnizlein^ verzeichnet. Anderseits er- wähnen Schur ^ und Doli* das Vorkommen deutlich getrenn- ter BlUthengemeinschaften bei Typha latifoUa. Bei Typha mi- nima habe ich dieselben Verhältnisse, wie sie für Typha ampi- stif'oUa angegeben w^urden, gefunden; in den Handbüchern werden ihr geschiedene Blüthenabtheilungeu zugeschrieben. 1 Holmiae 1753, p. 971. '-' Botan Zeitg. 1849. 5 A. a. 0. 4 A. a. 0. über den Blüthenstaucl der Rohrkolben, 95 Übereinstimmend wird angegeben, und leicht ist dies durcli Besichtigung des Kolbens vor der Blüthezeit zu erweisen, dass am Grunde der unteren weiblichen Blüthengemeinschaft ein (scheidenföriniges) Hochblatt seinen Sitz habe. Kein Autor be- richtet hingegen, dass am Ende der weiblichen Walze abermals ein Hochblatt stehe und somit am Ende derselben ein Inter- nodium aufhöre. Erst am Beginne der männlichen Gemeinschaft tritt wieder ein Hochblatt auf. Es kann vorab noch ausser Acht gelassen w^erden, ob innerhalb der Continuität der weiblichen Blüthenwalze ein und das andere Internodium seinen Anfang nehme, so viel aber kann als feststehend angenommen werden, dass das Ende der weiblichen Blüthengemeinschaft innerhalb zweier Internodien liege, nicht selbst durch einen Knoten ab- gegrenzt werde. Eine unmittelbare Folge dieses Umstandes ist die wechselnde Länge des weiblichen Kolbens und, wenn die weibliche Gemeinschaft bald an die männliche heranreicht, bald wieder einen kleineren oder grösseren Zwischenraum an der Achse frei lässt, so wird dies nicht mehr verw'underlich sein. Jedenfalls führt die eben angestellte Betrachtung darauf, dem Abstehen oder Zusammenstossen der beiden Blüthengemein- schaften bei Typha, den Werth eines constanten diagnostischen Merkmals abzusprechen. Es ist aber nicht abzusehen, warum bloss am Übergange der beiden Blüthengemeinschaften der obere Theil eines Internodiums sollte frei von Blüthen bleiben. Im Principe könnte doch eine solche Distanzirung am Ende eines jeden, die Inflorescenz zu- sammensetzenden Internodiums sich einstellen, und wirklich vermag die Teratologie hiefür Belege beizubringen. Was zunächst die männliche Blüthenabtheilung anlangt, deren Zusammensetzung aus mehreren Internodien von allen Seiten übereinstimmend angenommen wird, so bemerkt Eichler,^ dass die einzelnen Stockwerke mitunter von einander abrücken und so mehrere getrennte männliche Blüthengemeinschaften über der weiblichen entstehen, wobei auch distich geordnete Hoch- blätter sich einstellen. Ich habe selbst keinen derartigen Fall gesehen, noch eine weitere Beschreibung eines solchen auffinden 1 A. a. 0. p. 111. 96 KronfeUl, können. Allein die Seltenheit dieses Objectes findet in der Ver- gänglichkeit, dem kurzen Bestände der Pollenblüthen von Typha unschwer Beg-ründung-. In Bezug- auf die weibliche Blüthenabtheilung stehen sich^ wie bereits hervorgehoben wurde, zwei Ansichten gegenüber. Die eine (Schnizlein, Schur) erklärt, dass wie die männliche, so auch die weibliche Abtheilung aus mehreren Internodien zu- sammengesetzt sei, die andere, durch Di et z vertretene (vergl. pag. 4, 5) erkennt in der weiblichen Gemeinschaft nur ein einziges Glied. Zu Gunsten des Majoritäts Votums sprechen die gleich anzuführenden Bildungsabweichungen. Bei Typha latifolia, einem Badener Specimen, sah Schniz- lein^ die weibliche Blüthenwalze an einer Stelle deutlich ein- geschnürt, so dass mau den Eindruck von zweien, dicht an- einanderstossenden Walzen erhielt, zudem gieng eben an der ver- engten Stelle ein Laubblatt ab. Ich habe zahlreiche analoge Beispiele gesammelt , sowohl von Typha latifolia als auch von Typha angt(sfif'olla. In den von mir beobachteten Fällen liegt die Eiuschnürungsstelle gewöhnlich im oberen Drittel des ganzen weiblichen Blüthenbereiches und es läuft der obere Theil nach aufwärts spitz zu, während sich einerseits an demselben eine Längsfurche vorfindet. Fig. 2 der beigegebenen Tafel stellt einen derartigen Blüthenstand von Typha angnstifoUa in Vg der natür- lichen Grösse dar; bei a ist die untere Grenze der bereits abge- trockneten männlichen Blüthengemeinschaft. Es können nun aber auch die beiden Abtheilungen von einander abrücken ; häufig konnte ich die Achse in der Länge von 2 — 3 Mm. zwischen denselben frei erkennen, während die übrigen Verhältnisse noch dieselben geblieben waren. Schliesslich zeigen sich die beiden Abtheilungen so weit von einander entfernt, dass die Spindel auf mehrere Centimeter sichtbar wird. ^ Weil hiebei die obere Partie häufig der unteren äquivalent erscheint, hat es den Anschein, als ob zwei weibliche Blüthenwalzen auf demselben Blüthentriebe über- einander stünden. Ich habe dies bei Typha latifolia, angustifolia 1 MonogT. p. 24. 2 Das freie Zwischenstück erwies sich in solchen Fällen öfters ein- geareht. Vergl. p. 13. über den Blütheustaud der Rohrkolben. 97 Shuttleioorthii und minima beobachtet. Fig. 1 der Tafel zeigt einen solchen Fall von Typha angustif'olia. Des gleichen Vorkommens bei Typha latifolia gedenken Schnizleiu ' und Doli; ^ letzterer hat nebst Ascherson^ auch bei Typha angustifolia die Wiederholung des Kolbens ge- sehen. In einem Falle von Frank, * der sich auf Typha latifolia bezieht, war zugleich die Distanz zwischen dem männlichen und weiblichen Blüthenbereiche aufgehoben. Derselbe G-ewährsmann gibt auf das Zeugniss Magnus' hin an, dass auch drei weib- liche Blüthenabtheilungen übereinander vorgekommen sind. Obschon die betreffenden Autoren über diesen Punkt keine Mittheilungen machen, so möchte ich doch vermuthen, dass, wo sie sich wiederholten, dort die weiblichen Blüthenabtheilungen auch entsprechend kürzer waren. Zum Mindesten finde ich in den mir vorliegenden Fällen, dass die wiederholten Kolben rein äusser- lich genommen, in ihrer Summirung beiläufig die Länge einer normalen weiblichen Biüthenwalze ergeben. Beispielsweise sind die Masse des in Fig. 1 zur Darstellung gebrachten Objectes: oberer Kolben 10 Ctm. (Längei unterer Kolben 8 „ „ und die Summe 18 Ctm. kommt der mittleren Länge der weib- lichen Blüthengemeinschaft von Typha angustifolia gleich. Wo also zwei weibliche Blüthengemeinschaften vorkommen, sind sie als geschiedene Theile einer normalen Biüthenwalze zu betrachten und man wird, auf die relative Häufigkeit dieser Fälle gestützt^ anzunehmen haben, dass auch die weibliche Blüthen- gemeinschaft von l'ypha aus mehreren, wenigstens aus zweilnternodien bestehe. Der seltene Fall von drei überein- ander gestellten Blüthenabtheilungen lehrt, dass selbst dreilnter- nodien in den Bereich der weiblichen Inflorescenz fallen können. Zwischenräume, wie sie für gewöhnlich zwischen der weiblichen und männlichen Blüthenabtheilung bei Typha angustifolia, minima 1 A. a. 0. ^ A. a. 0. 3 A. a. 0. ^ Die Krankheiten der Pflanzen. \^. 277. Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XCIV. Bd. I. Abth. 98 Kronfeld, n. a. vorkommeu, treten nach dem Gesagten in teratologischen Fällen am Ende jeglichen Interuodiums — ob nun dasselbe im Bereiche der männlichen, ob es im Bereiche der weiblichen Gemeinschaft liegt — zu Tage, und umgekehrt darf man schliessen, dass, wo immer im Verlaufe der Gesammtinflorescenz von Typha ein freies Achsen- stück sichtbar wird, dort gerade ein Internodium aufhöre. In diesem Sinne scheint die von Dietz gemachte Angabe auf einem Irrthume zu beruhen, und es ist wie der männliche, so auch der weibliche Theil im Blüthenstande der Kohrkolben in analoger Art aus mehreren Knoteustücken aufgebaut zu denken. Mau ist dadurch unter Einem von der Annahme einer Durchwachsung — median -florale Prolification des Blüthenstandes nach Masters' ^ Terminologie — enthoben, welche Annahme sonst zur Deutung der au einem Triebe mehrfach auftretenden Kolben müsste her- beigezogen werden. ^ Von einer Unterbrechung der Blüthenabtheilung ist wohl auch dort zu sprechen, wo Blütlien des anderen Geschlechtes ein- dringen und einen abgegrenzten Theil der ihnen normaler Weise nicht zugehöreuden Area in Anspruch nehmen. Masters ^ zu- folge würde ein solches Vorkommen in das Capitel der Hetero- gamie zu stellen sein. Schnizlein* traf einen Fall von Typha latifoUa, bei dem die Kuppe der weiblichen Blüthenwalze durch männliche Blüthen erfüllt war. Wir gelangen zu den longitudinalcu, der Hauptachse pa- rallel gerichteten Unterbrechungen der Tv/y^/trt-Inflorescenz, die wiederum entweder durch frei hervorsehende Partien der Spindel oder durch Eindringen der anders-geschlechtigen Blüthen können 1 Pflanzeutenitologie. Übers, von Dammer. 1886, p. 126. 2 Nur ein bekannt gewordener Fall könnte in die Rubrik der median-floralen Prolification gehören. Schulz lein (Mouogr. p. 9, Tab. I, Fig. 9, 10) beschreibt ihn mit folgenden Worten: „Eine merkwürdige Ab- weichung (von Typha angustifoliä) bestand darin, dass an einem Blüthen- stengel, welcher noch die Staul)beutel trug, und unter denen die Walze der weiblichen Blüthen wie gcwöhnhch sich befand, sich noch eine der letzteren Art vorfand, welche aber bereits ganz von Blüthen entblösst war und nur noch die Blütheustielchen trug; sie war also vom vorigen Jahre — stand aber damals über dieser eine männliche Walze?" .... 3 A. a. 0. p. 219 ff. i Bot. Zeitung. 1849. über den Blüthenstand der Rohrkolben. 99 liervorgerufen sein. Einen Fall der ersten Art beobachtete ich bei Typha minima. Es fehlen hier im Bereiche der männlichen Blüthenahtheilung und in der ganzen Länge derselben einerseits die Blüthen. Dies lässt sich zur Stütze der Celakovsky'schen Theorie anführen, in dem Sinne, dass das Receptaculum die Spindel erst theilweise umgriffen habe, wie es für gewöhnlich au den unteren Köpfen der iS'/>«>y/«/?/Mm-Inflorescenz stattfindet. Die gleiche Ansicht bieten häufig jene oberen weiblichen Kolben, welche über einem ringsum geschlossenen auf dem Blüthentriebe stehen und nach aufwärts spitz verlaufen. Von der linearen Ein- ziehung (vergl. Fig. 2) bis zur breitereu streifenförmigen Discon- timiität finden sich in diesen Fällen deutliche Übergänge. Die längsgerichteten linienförmigen Einziehungen am Kolben, wie auch streifenförmige Unterbrechungen derselben Direction, scheinen ein Lieblingssitz der Heterogamie zu sein ; an den gegen ein- ander stehenden Rändern der Discontinuität stellen sich gerne Blü- then des anderen Geschlechtes ein. So haben Schur' und B o r b ä s ^ bei Typha latif'olia beobachtet, dass Felder von männlichen Blüthen einerseits die weibliche Walze durchziehen. Schnizlein^ beschreibt einen Fall von derselben Species, bei dem die weibliche Walze einerseits durch eine Area von männlichen Blüthen unter- brochen erschien, die die Gestalt eines Dreieckes hatte und mit dem Scheitel an der Basis des Kolbens endigte. Die Grundlinie dieses Dreieckes umfasste am oberen Ende des Kolbens ein Drittheil von dessen Umfange. Borbäs fand an seinem Exemplare den fünften Theil der Kolbenoberfläche durch männliche Blüthen ausgefüllt und meint, dass hier ein Übergang zur Dioecie vorliege, in der Art, dass an jedem Blüthenstande allmählig nur die Blüthen eines Geschlechtes zur Vorherrschaft gelangen, und vorschreitend die Gesammt- area der Inflorescenz in Anspruch nehmen. Es ist dieser Gedanke einigermasssen bestechend, weil ausgesprochenen Windblüthlern, als welche füglich die Rohrkolben anzusehen sind, aus einer räumlichen Trennung der Geschlechter der Vortheil erwächst. 1 A. a. 0. p. 190. Tab. I, Fig. 3. 2 A. a. 0. 3 Bot. Zeitung 1840. 7 * 100 Kronfeld, den Polleu eutferuter Stöcke zugeführt zu bekommen. Ich möchte mich der vorgebrachten Deutung um so eher zuneigen, als ich einen Blüthenstand von Typha latlfolia sah, bei dem der ganzen Länge nach die Hälfte des Spindelumfanges von männlichen, die andere Hälfte von weiblichen Blüthen erfüllt war; es gehörte dieser Blüthenstand zu dem verspäteten, auf pag. 100 bereits ei'. wähnten Individuum. Der Mais scheint eine gewisse Analogie zu Typha zu bieten. Auf Grund zahlreicher teratologischer Funde erschliesst nämlich Krafft, ^ dass die Blüthe desselben in der Anlage hermaphrodit sei. Derzeit ist Zea Mais zur Monoecie vorgeschritten. Fälle von Heterogamie — Auftreten von weiblichen Blüthen im Bereiche der männlichen und das umgekehrte Verhalten, — die überaus häufig am Mais zur Beobachtung gelangen, dürften als Hindeutungen auf die angestrebte Dioecie anzusehen sein. — Bei Typha anyusti- f'olia sah Schnizlein ^ einmal nur die obere Hälfte der weib- lichen Gemeinschaft von männlichen Blüthen unterbrochen, die quere Distanzirung der männlichen und weiblichen Abtheilung war zugleich aufgehoben. Es sei hier daran erinnert, dass längs- gerichtete Unterbrechungen des Kolbens Schnizlein auf seine Rispentheorie führten, und Celakovsky sich wieder auf die- selben berief. S])eciell auf diesen Punkt wird noch im Folgenden eingegangen werden. In der am Beginne dieses Abschnittes befindlichen Übersicht der bei Typha vorkommenden Bildungsabweichungen nimmt die Spaltung des Kolbens die letzte Stelle ein. Seit einigen Jahren fand ich bei Ausflügen zu den zwischen Greifenstein und St. Andrä (bei Wien) an dem Bahndamme gelegenen Tümpeln ganz merkwürdig gestaltete weibliche Blüthengemeiuschaften von Typha angustifolia und latlfolia. Statt der einzelnen Walze waren zwei oder drei dünnere Längs wülste vorhanden, schein- bar waren dieselben durch Di- oder Trichotomie einer Inflorescenz entstanden ; die männlichen Blüthen waren meist schon ab- 1 Über den Bau der Maisblüthe. Sitzb. der zolog. bot. Gesellschaft in Wien. 1869, p. 65. Vergl. auch Kr äff t: Die normale und anormale Meta- morphose der Maispflanze. Wien 1870. 2 A. a. 0. über den Blüthenstaud der Kohrkolben. 101 gefallen, die weibliche Inflorescenz befand sich im Stadium der Fruchtbildung-. DieFigurenS — 6derTafel stellen einige besonders charakteristische Formen in ^j^ der natürlichen Gr(5sse dar. Und zwar sehen wir in Fig. 6 eine Zweitheilung; am oberen Ende und im ganzen Verlaufe bis zum gemeinsamen Ursprünge vom Blüthen- triebe sind die Segmente deutlich geschieden. Fig. 3 ist die Ab- bildung des merkwürdigsten Falles. Die drei Längswülste sind einander fast völlig congruent und dem Anscheine nach ver- jüngte, aber sonst wohlausgebildete weibliche Bltithenwalzen. Ihre oberen Enden neigen zusammen und werden durch die Fort- setzung des Blüthentriebes aneinander gehalten. Ähnlich ist das in Fig. 4 abgebildete Exemplar. Nur sind die Wülste kürzer und gedrungener, zudem erscheinen zwei derselben mit einer ein- seitigen, längsgerichteten Furche versehen, was freilich in der Stellung des Objectes nur an einem Wulste zur Ansicht gelangt. Der Zusammenbalt am oberen Ende der Wülste zeigt sich in Fig. 5 aufgegeben. Durch einen Wulst hindurch setzt sich die Hauptachse fort , die beiden andern Segmente erscheinen von dieser völlig losgerissen, lineare Längseinziehungen Hessen sich an allen Segmenten wahrnehmen. Waren in den vorgeführten Beispielen , die Wülste ihren Dimensionen nach ungefähr äqui- valent, so kam es mitunter auch vor, dass dieselben verschiedene Grössen hatten ; so war von zwei Wülsten einer nur ein kleiner Bruchtheil seines Nachbars. Auch Bor b äs * scheinen Kolbentheilungen begegnet zu sein; er erzählt: „Bei Vesztö und Nagy-Enyed fand ich Exem- plare (von Typha latifoUa), bei welchen die Spitze des fruchttra- genden Stengels gabelig gespalten war, und je ein Gabelast einen Fruchtkolben trug. Sie standen dicht beisammen oder diver- girten an der Spitze und erschienen als Zwillinge. Die einander berührenden Seiten der breiten Blüthenstände waren ganz normal entwickelt. Bei Typha Shuttlewortii von Nagy-Enyed hängt der eine Zweig der Inflorescenz eines solchen Zwillings herab." Überaus bemerkenswerthe Theilimgen des Blüthenstandes von Typhaceen finden sich bei Clos^ erwähnt: „On a Signale la 1 A. a. 0. 2 Essai de Teratologie taxinomique. Toulouse 1871, p. 11. 102 Kronfeld, partition de la tig-e au-dessous de rinflorescence soit en deux branches, soit eu uu graud iiombre terminees ehacime par l'epi ... et on a vu, en outre, la tige se partager au-dessus de r6pi femelle mferieur en deux branches, portant chacune im epi femelle au-dessus duquel elles se reunissaient pour emettre l'epi male unique et terminal." Am ehesten könnte man sich Glos' Fälle vergegenwärtigen, wenn man sicli vorstellt, dass einerseits die Spaltung eines Kolbens, mit der Gabelung beginnend, sich unbegrenzt fortgesetzt hat, anderseits von zweien über einander auftretenden Blüthengemeinschaften, die untere solche Theilungen eingieng, wie sie durch den Schreiber dieser Zeilen zur Bespre- chung gebracht werden. Es stellt sich die Frage, wie die gedachten Formen zu deuten, in welcher Art sie morphologisch zu verwerthen seien? Der Zufall wollte es, dass mir zuerst die in Fig. 3 abgebildete, völlig ebenmässige Dreitheilung von Typha am/ustifolia vor die Augen kam. Sanguiniker in den ersten Jahren morphologischen Stu- diums, glaubte ich damals mit diesem Objecte den schätzbaren Beleg zu einer neuen Theorie über den Blüthenstand der Rohr- kolben erlangt zu haben: Der Typha-Ko\hen sollte phylogenetisch aus mehreren doldig zusammengestellten gestreckten Ähren sich hervorgebildet haben. Rasch war ein Schema fertig, das mit dem Blüthenstande von Andropofjon anhub und glücklich mit dem Typha-\^o\\iQ\\ endete. In dem Besitze einer grösseren Anzahl gleichartiger Bildun- gen, ^ schickte ich mich erst zu einer eingehenden Untersuchung an. Es zeigte sich alsbald, dass die Spindehi (Achsen) der einzelnen Wülste, nicht, wie vermuthet wurde, gleichwerthige Analoga, sondern vielmehr Spaltstücke, Fragmente der Inflorescenzspindel (Hauptachse) darstellen. Jede der Theilspindeln, beispielsweise von einem dreitheiligen Kolben, erscheint nach der Abtragung aller Blüthen oder Früchtchen nach aussen von einem Kreis- bogen, nach innen von winkelig gestellten Bruchflächen, wie 1 Zur trockenen Conservirung dieser Objecte und der Rohrkolben überhaupt, habe ich das Bestreichen mit Collodinm angegeben. Vergleiche meine: „Notiz über die Zurichtung von Tiiphn für d.is Herbar." Botan. Centralbl. 188G, Nr. 20. —Dieselbe wurde auch in den „Botaniker-Kalender'' für 1887 (Sydow-Mylius) aufgenommen. über den Blütlienstand der Rohrkolben. 103 irgend ein Spaltstück aus einem Baumstamme, eingeschlossen Und wie die Scheite des Stammes, so lassen sich jene drei Theilspindeln zu einem geschlossenen Cylinder zusammenthun. Der Vergleich liegt mir um so näher, als ich bei Uuter-Rolirbach in Niederösterreich vor mehreren Jaliren eine Kopfweide (Salix alba) antraf, deren Stamm der ganzen Länge nach in drei, an- nähernd gleiche Abtheilungen zerspellt war. Dass jedes Spalt- stück obenauf Zweige und Blätter trug, also ungeschwächte Lebenskraft bewies, war bei der Zähigkeit der Weiden nicht befremdend. Wenn bei den dreitheiligen Kolben jede Theilspindel einen dritten Theil, so ergibt eine solche bei den zweitheiligen Walzen beiläufig die Hälfte der normalen Hauptspindel. Wohl auch Borbäs' „Zwillinge" waren derartige Spaltungsproducte. Somit sind die beschriebenen Theilungen des T^/j^A^-Kolbens nicht als Trennungen, die als „Eückschläge" für die Phylogenese von unmittelbarem Belange sein könnten, anzusehen, noch weniger stellen sie Di- oder Trichotomien im strengen morphologischen Wortsinne dar, sondern es sind nachträglich erst am ausgebildeten, fertigen Blüthenstande in Erscheinung tretende Spaltungen. Allein die öfters so auffallende Regelmässigkeit der Theilungen, ihre relative Häu- figkeit musste auf den Gedanken führen, dass in dem Baue der Inflorescenz irgendwie der Grund zu jenen Yerbildungen liege, und, dass es eines äusseren Anstosses, eines Trauma nur bedürfe, um dieselben hervorzurufen. Es ist hier der Ort, auf jene linearen Längsfurchen am r^jj/irt-Kolben näher einzugehen. Betrachtet man eine grössere Anzahl reifer Fruchtwalzen von Typha latifoUa oder a?if/ustif'olia^ so wird man an der Basis einerseits einen winkeligen Einschnitt in die Kolbenmasse bemerken und, mit ihm correspondirend, einen gleichen am obern Ende. Von diesen Kerben ziehen linienförmige, seichte Furchen auf der Mantelfläche desCylinders gegeneinander, die für gewöhnlich in der Kolbenmasse verlaufen, seltener am Äquator der Walze ineinander übergehen und so eine Rinne dar- stellen, die auf der einen Seite der Walze in ihrer ganzen Länge iierunterzieht. Es scheint diese Furche ganz oberflächlich zu sein und nur in der weichen Masse des Kolbens einen Eindruck zu bilden. Nach gänzlicher Entfernung der Früchtchen beobachtet 104 Kronfeld, man aber, dass immittelbar unter dieser Fiuvbe au der Spindel eine von Pedicellen oder Säulcben völlig entblösste Längszeile sich vorfindet. Da dieselbe links und rechts von etwas verdick- ten geradlinigen Rändern eingeschlossen wird, gewinnt selbst der Unvoreingenommene den Eindruck, dass der gesammte weib- liche BlUthenboden zusammt den auf il)m stehenden Säulchen seitlich angelegt und hernach um die Spindel herumgelegt sei, eben noch einen schmalen Längsstreifen an derselben freilassend. Mit Glück hat sich Celakovsky gerade auf dieses bei den meisten normalen Kolben bald mehr bald weniger klare Detail gestützt. Die Herleitung des T;*/p/i«-Kolbens aus den offenbar axillä- ren Sparf/auium-Kö^ien, deren Receptaculum nach oben fort- schreitend zusehends mit der Inflorescenzspindel (Hauptachse) verschmilzt, ist in diesem Umstände ganz wesentlich begründet ; umsomehr als die longitudinale Discontinuität, sagen wir die freigebliebenen Ränder des Receptaculums, entgegengesetzt den Hochblättern liegen, welche an der Basis des jugendlichen Kol- bens stehen: der Kolben erweist sich in diesem Sinne als Achsel- sprossung eines Hochblattes. Für diese Auffassung spricht auch, wie oben (pag. 91, 92) erörtert wurde, der Aufbau der Säulchen, die weit eher als Achsen dritter Ordnung, wie für unmittelbare Aus- zweigungen der Hauptachse anzusehen sind. Mit dem Recep- taculum zugleich wurden diese Säulchen auf die Oberfläche der Inflorescenzspindel gebracht und imponiren so für directe seit- liche Sprossungeu derselben. Noch sind für die Sparf/auium-Theoiie die Wiederholungen der weiblichen Walze an ein und demselben Blüthentriebe ins Feld zu führen. Dieselben sind als deutlich gewordene Stock- werke, Internodien des Blüthenstandes gedeutet worden. Kom- men nun auch an diesen wiederholten Kolben Längsfurchen vor, und wie sind dieselben orientirt? Man müsste, da die Hochblätter, wie die Entwicklungsgeschichte dargethan hat, die Distichie der unteren Laubblätter innelialten, folgerecht voraussetzen, dass, wenn der untere Kolben eine Längsrinne aufweist, der obere eine gleiche nach der entgegengesetzten Seite richtet. Diese Voraus- setzung findet sich an einem ausgezeichneten Falle von Typha Shnttleii'ortii , an mehreren Beispielen von Typha am/usfifolia und latif'olia in der That bestätigt. Ich niuss bemerken, dass über den Blüthenstand der Rohrkolben, 105 äusserlich für gewöhnlich uiir andern oberen Kolben die Einziehung erkennbar war (vergl. Fig. 2 der Tafel), nach Abtragung der gesammten Kolbenmasse aber auch die von Pedicellen freie mit der obigen Einziehung alternirende Längszeile der unteren Walze sichtbar wurde. An einem Beispiele von Typha minima ist schon (pag. 99) entwickelt worden, wie eine breitere streifenförmige Unterbrechung der Blüthengemeinschaft auf das mit der Achse erst theilweise vereinte Eeceptacnlum von Sparf/nnium hinweist. Ähnliche Begegnungen an der weiblichen Walze waren für Schnizlein, Doli und Ascherson Motive zur Aufstellung, zur Vertretung der Rispentheorie, die als die weit speculativere der Schur-Celakovsky 'sehen Deutung wird endgiltig weichen müssen. (Vergl. Abschn. II.) Schnizlein^ suchte an den Rän- dern der Unterbrechung die Enden seiner Rispenzweige und es erschien ihm ein Fall besonders lehrreich, bei dem der Blüthen- trieb sclion in geraumem Abstände von der Kolbeubasis ein- gedreht war (vergl. pag. 90\ als ob förmlich die Rispenzweige von ihrem Beginne angefangen, um eine Achse herumgeschlungen und mit derselben vereint zu denken wären. In dem eben Auseinandergesetzten sind die wichtigsten teratologischen Fälle, die zur Stütze der Schur-Celakovsky'- schen Theorie dienen können, nochmals znsammengefasst. Es erübrigt somit bloss auf die Entstehungsgeschichte, die Ätiologie der Kolbentheilungen einzugehen. Gerade von der blüthenfreien Zeile an der Spindel geht, wie ich bei Typha latifolia, angustifolia und stenophylla beson- ders bemerkte, nicht selten ein radiärer Längsspalt aus, der die Kolbenspindel bis zum Centrum durchsetzt. Fig. 7 macht dieses Verhältniss anschaulich. Sie stellt den Querschnitt durch die Mitte einer Kolbenspiudel von Typha latifolia dar. Wir sehen zu äusserst die der Spindelperipherie in enger Flucht aufgesetzten säulchenförmigen Protuberanzen (P). Es folgt sodann das cen- trische Gefässbündelfeld [G) mit mehreren Kreisen von Fibro- vasalsträngen (F); die äusseren derselben haben einen Bastbeleg. Bei S dringt in die Spindel ein radiärer keilförmiger Spalt und reicht bis zur idealen Achse. Es sind die zu beiden Seiten der 1 Botan. Zeitung 1849. 106 Kronfeld, Kluft geleg-euen Zellen des Grimdgewebes meist mitten dm-cli- gerissen, nicht also ans dem organischen Verbände allmählig losgelöst. Bemerkenswerth ist, dass selbst, wo die Spindel eine solche Kluft besitzt, an dem intacten Fruchtkolben äusserlich nur erst die seichte Einziehung an der Oberfläche erkennbar ist, ein Umstand, welcher in der Zusammendrängung- der Früchtchen seine Begründung findet. Es ist nun aber klar, dass das Vor- handensein dieses Spaltes in einfachster Weise zur Entstehung jener Zwillinge oder Zweitheilungen führen wird, deren Compo- nenten schon von einem anderen Gesichtspunkte aus, für blosse Spaltungsproducte erklärt wurden. Denn offenbar ist die Rich- tung der Kluft die Stelle des geringsten Widerstandes an der Spindel. Saugt sich der Kolben mit Wasser voll, so schwillt er an, seine über der Discontinuität befindlichen Ränder pressen dann gegen einander, und leicht wird eine durchgreifende Zer- klüftung der Spindel, eine Spaltung derselben in zwei Stücke er- folgen. Die Bruchflächen werden durch die zusammenneigenden Früchtchen rasch verhüllt, die eben wegen ihrer gedrängten Stellung nach der freigewordenen Seite ausweichen. So kommt es bei Zweitheilungen und den füglich analog entstandenen Dreitheilungen, däss die Wülste nur mehr an ihrer Innenseite eine Furche wahrnehmen lassen, ja mitunter diese selbst verwischt wird, wie dies mit der radiären Kluft an der ganzen normalen Walze geschieht. Es erscheinen kurz gesagt die Zvveitheilungen durch den Bau der Spindel präformirt; indem eines der Segmente eine weitere Spaltung eingeht, kommen wohl die Dreitheihingen zu Stande. Die Spannungsdiflferenzen im Kolben, die den äusseren Anstoss zu diesen Zertheilungen geben , sind ohne Zweifel durch die bedeutende wasserhaltende Kraft desselben bedingt. Versuche, die mit Typlia Jatifolia und angnstifolia angestellt wurden, haben ergeben, dass ein lufttrockener Kolben inner- halb fünf Tagen circa 300, innerhalb eines Monates circa 500"/^, des Eigengewichtes an Wasser aufzunehmen vermag ^, wenn derselbe die angegebene Zeit hindurch in einem Gefässe untergetaucht erhalten wird. Zum Vergleiche sei angeführt, dass Mittel aus je fünf lieobaclitimg-en. über eleu Blüthenstand der Kohrkolben. 107 Pappelholz nach langem Liegen im Wasser 21470 des Eigen- gewichtes von der Flüssigkeit aufnahm , ^ und dass Moose nach einer zwölf Tage währenden Austrocknung — die freilich zur Lufttrockniss noch nicht geführt haben mochte — 797o i^^'^s Frischgewichtes eingebüsst hatten. ^ Nicht weit unter dieser Zahl steht der "Wertb, den Prof. Wiesner ^ für die Wasseraufnahme lebender Pflanzenorgane, im Besondern durch 24 Stunden unter- getauchter Blätter ausfindig machte 57 • 2^jq). Die grossen Wassermengeu, welche der Fruchtkolben von Typha aufzunehmen vermag, kommen ihm insoferne zu Gute, als durch das Vollsaugen ein Herabschwemmen der Früchtchen selbst bei starkem Regen sehr erschwert wird. Diese Früchtchen sind vermöge ihrer Haarkronen auf die Verbreitung durch Luftströ- mungen eingerichtet und könnten ihren Flugapparat nicht ent- falten, wofern sie bei Regenwetter von der Spindel losgerissen würden. Folgt dem Regen trockenes Wetter, dann entstehen in dem vorerst angeschwollenen Kolben solche Spannungen, dass derselbe an der Spindel gespalten werden und sich schliesslich in zwei oder drei Längswülste zertheilen kann. Zerreissungen von Geweben in Folge von Spannungs- differenzen, wie sie an der Inflorescenzspindel von Typha erfolgen, sind im Pflanzenreiche häufige Erscheinungen. Bekanntermassen beruht das Hohlwerden krautiger Blüthenschäfte, z. B. von Taraxacum officinale, auf einer Zerreissung des Markparenchyms durch die rascher wachsenden peripheren Partien des Stengels. Auf magerem Boden bleibt der Blüthenstiel von Taraxacum dünn, ist aber dafür fast ganz solide und von Markparenchym ausgefüllt. Hingegen wird er auf fetten Wiesen röhrig, au der Innenwandung seiner Cavität haftet das Markgewebe nur mehr in Fetzen. Auch das Aufreissen fleischiger, parenchymatöser Pflanzentheile , wie sie durch die Cultur hervorgebracht werden 1 Weisbach, bei Karmarsch: Technologie. 1875. I, p. G20. - Gerwig, bei Oltmanns: Über die Wasserbewegung in der Moospflanze etc. Beiträge z. Biologie von Cohn. IV. (1884) 1. Heft, p. 2. 3 Studien über das Welken von Blüthen und Laubsprosseu. Aus dem LXXXVI. Bde. d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wisseusch. I. Abth. Nov.-Heft 1882. S. A. p. 39. 108 Kroufeld, — Kohlrabi , Möhren , Petersilieuwurzel — ist auf Spanuungs- differenzen ziirückzuführeu. Sorauer > hat darauf aufmerksam g-emacht, dass rascher Wechsel von Wasserüberfluss und Trockniss dieses Aufreissen im hohen Grade begünstige. Einem solchen Wechsel sind gewiss auch die Rohrkolben ausgesetzt. An jener Localität, von der die meisten meiner Kolbentheilungen stammen (pag. 100), trocknen zum Herbste die mit Typha bestandenen Tümpel völlig aus. Vom Boden aus geschieht kaum mehr eine ausgiebige Durch- feuchtung der Pflanze. Um so gieriger saugt der Kolben nieder- fallendes Regeuwasser auf. Bei folgendem trockenen Wetter verdunstet sein Wasser in der kürzesten Zeit, so dass nothwendig jene Spannungen hervorgerufen werden, die selbst zur Continui- tätstrennung führen können. Lehrreich ist für das angedeutete Verhältuiss ferner die im hiesigen botanischen Garten cultivirte Typha steiiophylla. Eine Gruppe derselben ist mit anderen Wasserpflanzen am Rande des grossen, in der Mitte des Gartens befindlichen Bassins untergebracht. Eine weitere Gruppe ist nicht weit davon mit einem Kübel in den Wasen eingelassen. Die mit W^asser reichlich versehenen Individuen haben nun normale Kolben, bei jenen Individuen des trockeneren Standortes kann man im Herbste die schönsten Zwei- und Dreitheilungen bemer- ken. Eine Zweitheilung vom letzten Herbste ist in Fig. 8 der Tafel abgebildet. Dieselbe verdient besondere Erwähnung, weil die Zerklüftung nicht auf den Bereich des Kolbens beschränkt geblieben ist, sondern auch in den Blüthentrieb nach abwärts sich fortgesetzt liat. 1 Handbuch der Pflanzeukrankheiteu. Berliu 1886. I. p. 155. M.KroTifp]d:Blüthenslan(i (Im- Rohrkolben. ..i^iJloi-n.Staalsirackerei . Silzun^Jsli.d.lcaisJkad.d.Wiss.niatli.naturw. Classe XCIV. Bd.LAblh. über den Blüthenstand der Rohrkolben. 109 Erklärung" der Tafel. Typha aiigustifoUa L. (Bei a die untere Grenze des männlichen Blüthenbereiches.) Fig. 1. Doppelkolben mit einem langen, freien Zwischenstücke. 1/2 der nat. Grösse. „ 2. Doppelkolben mit znsammenstossenden Walzen. Die obere der- selben mit einer Längsfurche. 1/0 d. nat. Gr. „ 3. Dreitheiliger Kolben mit oben und unten verbundenen Wülsten. 14 d. nat. Gr. Typha latifoUa L. Fig. 4. wie Fig. 3 der vorigen Art. Zwei der Wülste mit Längsfurchen. „ 5. Dreitheiliger Kolben mit bloss am Grunde verbundenen Wülsten, deren jeder eine Längsfurche aufwies. Die Inflorescenz-Achse setzt sich durch den Wulst A fort. 1/2 d. nat. Gr. „ 6. Zweitheiliger Kolben mit bloss am Grunde verbundenen Wülsten. 1/2 d. nat. Gr. „ 7. Querschnitt durch die Kolbenspindel mit einem radiären Spalt S. P die Säulchen, Fdie Gefässbündel, G das Gefässbündelfeld. Halb- schemat. Vergr. 10%. Typha stenophylla F. et M. Fig. 8. Zweitheiliger Kolbeo auf einem gabelig gespaltenen Blüthentriebe. Nat. Gr. 110 XXVII. SITZUNG VOM 16. DECEMBER 1886. Das w. M. Herr Regienmgsratli Prof. L. Boltzmaun über- sendet eine vorläufige Notiz über eine im physikalischen Institute der Universität G-raz von Herrn Dr. Franz Streintz ausgeführte Untersuchung: „Über die galvanische Polarisation des Aluminiums." Der Secretär legt folgende eingesendete Abhandlungen vor: 1. „Über einen Satz aus der Polartheorie der alge- braischen Curven", von Herrn Adolf Schwarz, stud. phil. in Wien. 2. „Über den geraden Kreiskegel", von Herrn Fr. Ruth, Assistent an der k. k. Bergakademie in Leoben. 3. „Notiz über einen Ellipsenzirkel", von Herrn Karl J 0 s t , Ingenieur in Wien. Das w. M. Herr Professor J. Wiesner überreicht eine im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Universität aus- geführte Arbeit von Herrn Fridolin Krasser: „Untersuchungen über das Vorkommen von Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut". Herr Prof. Dr. A. v. Frisch in Wien überreicht eine Mit- theilung, betitelt: „Pasteur's Untersuchungen über das Wut hgift und seine Prophylaxe der Wuthkrankheit." Herr Dr. Ludwig Merk aus Graz überreicht eine im Insti- tute für Histologie und Embryologie der Universität Graz ausgeführte Arbeit: „Die Mitosen im Centralnerven- systeme. Ein Beitrag zur Lehre vom Wachsthume desselben." Selbständige Werke oder neue, der Akademie bisher nicht zuge- kommene Periodica sind eingelangt: Weihrauch, K., Über die dynamischen Centra des Rotations - Ellipsoids, mit Anwendung auf die Erde. Dorpat, 1886; 8^. 111 über unterbrochene Gebirgsfaltung. Von dem w. M. Eduard Suess. (Vorgelegt in der Sitzung am 9. December 1886.) Das mittlere Europa ist durch die vereinte Arbeit zahlreicher Forscher so weit in Bezug auf den Bau seiner Gebirge bekannt geworden, dass man nicht nur das Gefüge der einzelnen Ketten, sondern auch die Abhängigkeit oder Unabhängigkeit vieler der- selben von benachbarten Gebirgstheilen zu tibersehen im Stande ist. Hiezu ist vor Allem nöthig, dass man die Faltenzüge, zu welchen einstens ein Gebirgszug aufgethürmt worden ist, und die Wechsel und Blätter, welche aus der Faltung selbst hervorgegangen sind, unterscheide von jenen Brüchen, welche die Senkungsfelder umgrenzen und welche die Umrisse der Horste bedingen. Die Ge- stalt der Horste stimmt nämlich nur selten mit dem Gefüge überein ; die Falten der ursprünglichen Gebirgszüge streichen schräge über den Harz, den Schwarz wald und die Yogesen; Cotentin, Morvan und Thüringerwald sind auffallende Beispiele von Theilen grösserer Horste, deren Umrisse ganz unabhängig sind von dem Baue. Diese Scheidung der Faltenstücke und der Einbrüche führt zu einem Ergebnisse, dessen Grundzüge ich hier mitzutheilen versuchen will, alle Einzelnheiten und die Nennung der Beob- achter, deren Arbeiten ich hiebei zu benützen hatte, der ausführ- licheren Darlegung an einem anderen Orte vorbehaltend. Die westlichen Hebriden bestehen aus altem Gneiss, welcher auf die nordöstliche Küste Schottlands übergreift und welchem auch die Inseln Coli und Tirree augehören. Auf diesen alten Gneiss ist in überstürzten Falten und auf grossen Wechselflächen eine silurische Schichtenreihe in der Richtung gegen NW. und WNW. hinaufgeschoben, mit all jenen Anzeichen, welche den äusseren Rand eines grossen Faltengebirges auszeichnen. Diese Spuren eines alten Gebirgsrandes ziehen von Loch Eriboll gegen 112 Suess, 88W., und quer über die folgenden Lochs gegen Loch Carron. Der alte rothe Sandstein liegt flach auf diesen Überschiebungen, welche folglich von vordevonischem Alter sind. Ganz Schottland und ein beträchtlicher Theil von Irland sind von Falten durch- zogen, die gegen SW. oder SSW. streichen. Der alte rothe Sand- stein liegt flach über denselben; im mittleren Lland liegt eine flache Decke von Kohlenkalk. Diese Falten sind die Reste des alten, vordevonischen, caledoniseheu Hochgebirges. Im südlichen Irland tritt eine neue Zone der Überschiebung, zugleich eine veränderte Richtung des Streichens der Falten ein. Die zahlreichen Vorgebirge und Buchten, welche südlich vom Shannon die irische Küste auszeichnen, sind die gegen den Oceau ausstreichenden Falten eines Gebirges, dessen Richtung an dieser Stelle WSW. ist. Die nordwärts überworfeuen Carbonschichten am See von Killarney gehören diesem Gebirge an; es zieht durch Carlow und das Streichen verwandelt sich aus WSW — ONO in WO. Der Aussenrand triift Wales in der St. Brides-Bucht; es um- fasst den südlichsten Theil von Wales sammt den nordwärts gerichteten Überschiebungen von Tenby in der Bucht von Caer- marthen, kreuzt dann den Severn und wird weiterhin durch die steil aufgerichteten oder nordwärts überfalteten Carbon-Ablage- rungen am Nordrande der Mendips bezeichnet. Hier ist das Streichen aus W — 0 in WNW — OSO übergegangen. Breite devonische Faltenzüge folgen im Süden dem leicht bogenförmigen Verlaufe dieses Aussenrandes; ältere Felsarten folgen diesen gegen Süd in Devonshire und Cornwall; der Leuchtthurm des Eddystone steht auf Gneis s. Mit vollem Rechte konnte daher Bonney diesen Gneissstock einem der Gneisskerne der Alpen, das vorliegende Faltengebirge von Cornwall und Devon aber den Faltenzügen der Alpen vergleichen. Dieses Gebirge ist jünger als die caledoniseheu Züge. Der grösste Theil der flötzführenden Carbonscbichten hat an den Faltungen und Überschiebungen theilgenommen ; die permischeu Sedimente liegen flach. Es ist vielleicht von spät-carbonischem, jedenfalls von vorpermischem Alter. Von Frome bis Exeter ist es abgebrochen und die Fortsetzung gegen Ost ist unter jüngeren Ablagerungen begraben. über unterbrochene Gebirgsfaltung. 113 Dem Horste vou Coruwall und Devon entspricht aber gegen Süden noch ein anderer, im gleichen Sinne gefalteter Horst auf französischem Boden, welcher den Cotentin und die Bretagne sammt der Vendee umfasst. Bei Brest ist das Streichen "\V— 0, in dem übrigen Theile dieses Grebietes aber WNW — OSO, ent- sprechend den nördlichen Bogenstücken. Der Bruchrand von Exeter setzt sich an der Ostseite des Cotentin, dann über Alencon gegen St. Maixent bei Niort fort, läuft von dort gegen West, und erreicht nördlich von la Rochelle das Meer. Im Südosten, gegen Poitiers, ist aber dieser Bruch wenig ausgebildet, und das alte Faltengebirge zieht unter einer wenig mächtigen Decke von Sedimenten, an mehreren Orten durch Entblössung sichtbar, zu dem Ceutralplateau hinüber. Die Gneissklippen des Eddystone gehören also nur einem ersten und vorliegenden Gneisszuge an, welchem gegen Innen, in der Bretagne, auf der alten Halbinsel Armorica, noch weitere, sehr bedeutende Gneiss- und Granitzüge folgen. Der Morbihan ist wahrscheinlich die Ruine eines der höchsten Theile dieser mäch- tigen inneren Bogen. Dieses Gebirge ist nordwärts gefaltet und von vorpermischem Alter. Wir nennen es das armoricanische Gebirge. Seit langer Zeit ist die Übereinstimmung der Flötze der Mendips mit jenen von Nord-Frankreicb und Belgien erkannt worden, und das alte Gebirge wurde an mehreren Stellen in dem Gebiete von London erbohrt. Bei Marquise, unweit von Boulogne, tritt eine devonische Scholle hervor, und von Calais an kann man die Fortsetzung des armoricanischen Aussenrandes mit dem Streichen 0 15° S. in dem überstürzten Kohlengebirge bis in die Gegend zwischen Douai und Valenciennes verfolgen. Dort ist sein Ende. Die Überschiebungen der Flötze danern zwar an, aber das Streichen ist von dieser, Stelle an völlig verändert. Die mittlere Kreide liegt in Belgien flach auf dem überschobenen Carbongebirge. Frome im Westen und Calais im Osten bezeichnen also an dem armoricanischen Aussenrande die Breite des grossen Einbruches. Jüngere Sedimente lagern in dem Einbrüche, und nun sieht man, dass diese jüngeren Sedimente innerhalb des Einbruches bis in die Tertiärzeit herauf neue Faltungen undDislocationen erlitten haben, Sitzb. d. mathem.-iiaturw. Gl. XCIV. ]M. T. Abth. 8 114 Suess, Avelclie in sichtlicher Abhängigkeit von der armorieanischen, vor- permisehca Faltung-srichtimg stehen. Der Sattel des Weald, die steile, nordwärts gerichtete Falte, welche von Weymoutli quer über die Insel Wight läuft und als deren Fortsetzung Barrois die Dislocation des Pays de Braye ansieht, sind die auffallendsten Beispiele jenes Systems paralleler Störungen, welches, wie ein posthumer Versuch der Gebirgsbildung, auf dem Senkungsfelde entstanden ist. Zwischen Douai und Valenciennes, wurde eben gesagt, ver- ändert sich das Streichen des Aussenrandes. AusWNW— OSO wird selirrasch WSW— ONO. Ein solcher einspringender Winkel im Ver- laufe eir.er Zone von Überschiebungen pflegt sich dort zu bilden, wo zwei Gebirgsbogen aneinanderschaaren. In der That sind die überschobenen Flötze, welche durch Belgien gegen Aachen streichen, als ein Stück des Aussenrandes eines zweiten Gebirgs- bogens anzusehen, welcher seine hauptsächliche Faltung eben- falls in spätcarbonischer, jedenfalls vorpermischer Zeit vollendet hat und ebenfalls später in Trümmer gebrochen worden ist. Das vorhenschend devonische Faltengebirge von den Ardennen bis zum Taunus und zum Harz verhält sich zum belgischen Kohlen- gebirge und zu den gegen Crefeld, wie es scheint, durch horizon- tale Verschiebung weiter vortretenden Flötzen an der Ostseite des Kheins ebenso, wie die Falten devonischer Sedimente in Devonshire zu den Flötzen der Mendips. In den Vogesen und im Schwarzwalde streichen die Falten jenen des Taunus parallel. Sie verhalten sich zu dem Gebirge unterhalb Bingen ebenso, Avie die Falten der Bretagne zu jenen von Cornwall und Devonshire. Hier liegen die Trümmer der inneren Zonen des alten Gebirgsbogens. Diese Falten müssen sich aber über den östlichen Bruchrand des Schwarzwaldes hinaus fortsetzen, und wir haben anzunehmen, das alles Land nördlich von Tübingen und Nürnberg auf den Trümmern des alten Hochgebirges ruht. Dann tritt es wieder hervor. Die Münchberger Gnci? masse bei Hof in Baiern (Curia Variscorum), mit dem übei schobenen Nordrande, dann die Ellipse N. von Chemnitz zeigen den Grundplan einzelner Kerne des abgetragenen Hochgebirges. Beide liegen im Lande der Varisker, und der grosse Bogen mag das variscische Gebirge heissen. Das Erzgebirge und der Thüringerwald gehören ihm an. über unteibrocheoe Gebirgsfaltimg. 115 imd seine Falten nehmen, wie Credner gezeigt hat, die ganze Breite des Königreiches Sachsen ein. Nun hengt sich das Streichen des Bogens, dessen Anssenrand hier nicht sichtbar ist, durch die Lausitz zu den Sudeten. In Schlesien und Mähren liegt wieder inner- halb der flötzreichen Zone das devonische Gebirge sammt dem Culm, wie am Ehein, bis endlich die grossen Faltenzüge unter die Karpathen hinabtauchen. An vielen Stellen des variscischen Gebirges sieht man in über- greifender Lagerung die höheren Theile der flötzreichen Carbon- schichten oder das Kothliegende auftreten. Aber die Faltung, welche übergreifendes Carbon und das Kothliegende sammt der Kreide in Schlesien erfahren haben, die Bewegungen der jüngeren Sedimente am Harzrande, die Faltungen, welche sogar tertiäre Ablagerungen in Norddeutschland erfahren haben, ver- rathen deutlich genug, dass auch hier nachträgliche Faltung im alten Sinne eingetreten ist. Der einheitliche Bau der Berge von Belgien bis zu den Sudeten ist in neuester Zeit mit Recht von Penck betont worden, welcher das gegen den Schluss der palaeozoischen Epoche hier bestandene Hochgebirge als die mitteldeutschen Alpen bezeiclmet. Es musste aber ein selbständiger Name schon darum gewählt werden, v>^eil der grosse Bogen in der That weit über Mittel-Deutschland hinausreicht. In den Vogesen streichen die variscischen Falten gegen SW. Vor langen Jahren haben französische Forscher erkannt, dass gewisse Beziehungen bestehen zwischen dem Baue dieses Gebirgsstricbes und jenem der östlichen Theile des Central- Plateau's. Dabei vollzieht sich im Sinne des Bogens eine weitere Ablenkung aus SW gegen SSW. Eine sehr lange jüngere Dislocation läuft von Ronchamp in den Vogesen in dieser Rich- tung gegen das Central-Plateau und fällt dort, wie es scheint, mit einer älteren Dislocation eines Flötzzuges zusammen. Besonders bezeichnend für das Gefüge des östlichen Theiles des Central- Plateau's ist aber der schon von Elie de Beaumont als eine Ein- faltung erkannte Flötzzug, welcher von Souvigny am Nordrande bis Pleaux, südlich von Mauriac, 160 Kilometer weit N 16° 0 gegen S 16" W sich erstreckt, und dessen Länge, wenn man sie von dem abgetrennten Flötzvorkommen von Decize bis Pleaux 116 Suess, raisst, sogar 220 Kilometer erreicht. Dieser variscische Zug- greift über die Mitte des Central-Plateau's hinaus. Die Schaarung des armorieanischen mit dem variscischen Gebirge ist auf einer Linie zu suchen, welche aus der Gegend zwischen Douai und Valenciennes zu dem Quellgebiete der Dordogne zieht, und liegt ganz in Frankreich. Sie trennt die Pyrenäen von den Alpen. Auch das variscische Gebirge ist eingebrochen und das grosse Senkungsfeld in Schwaben und Franken lehrt, dass die Senkungen bis in sehr junge Zeit angedauert haben. Innerhalb desselben ist wieder neue Faltung, und wieder im Sinne gegen Nord ein- getreten, aber die neuen Falten waren in ilirer Entwicklung gehemmt durch die Bruchränder der variscischen Horste. Diese haben den Verlauf des bogenförmigen Streichens der westlichen Alpen vorgezeichnet. In den östlichen Alpen kam als bestim- mend ein Gebirgsstück hinzu, welches älter zu sein scheint, als das variscische Gebirge. Es ist dies der gegen SO streichende bairische Wald, welcher zwar auch nordwärts, und zwar gegen NO gefaltet ist, sich aber nicht in den variscischen Bogen fügt. Er tritt um so mehr hervor, als spätere Seukungsbrliche, welche seinem Streichen folgen, gegen NW weit über denselben hinaus- reichen. Die Sudeten endlich sind nicht im Stande gewesen, die Entwicklung des karpathischen Bogens wesentlich zu hemmen. Es sind drei hauptsächliche Zonen der Faltung in Mittel- Europa vorhanden. Die erste bildet das caledonische Gebirge und ist von vordevonischem Alter. Durch die zweite wurde das armoricanische Gebirge im Westen und das variscische Gebirge im Osten in vorpermischerZeit aufgebaut; sie sind ein- gestürzt und die Horste sind abradirt, doch ist auch jüngere Sen- kung und nachträgliche, jüngere Faltung an vielen Orten sichtbar. Die dritte Zone sind die Pyrenäen und die Alpen. Auch die Alpen besitzen bereits Einbruchsfelder; die Senkung von Wien ist ein Beispiel. Stets ist die faltende Kraft nordwärts gerichtet gewesen, seit der Aufrichtung des caledonischen Gebirges bis zu den jüngsten Faltungen in den Alpen, und die wieder- holten Einbrüche so wie die wiederholte Anlage neuer Falten haben hierin in dem betrachteten Gebiete keine Aenderung über unterbrochene Gebirgsfaltung. 117 herbeigeführt. Der Gegensatz desselben zu den südwärts gefal- teten Ketten Asiens ist daher uralt. Aber in der Region des Mittelmeeres besteht er nicht; dort stehen südwärts gewen- dete Bogen. Dass auch in asiatischen Ketten, in China, um- grenzter Einsturz von Faltungen, z. B. in der Gegend von Peking, erfolgt ist, und dass auch in chinesischen Gebirgen nachfolgende Dislocation in einer alten Richtung erkennbar ist, hat bereits Richthofen gezeigt. 118 Untersuchungen über das Vorkommen von Eiweiss in der pflanzlichen Zelihaut, nebst Bemerkungen über den mikrochemischen Nachweis der Eiweisskörper, Von Fridolin Krasser. (Arbeiten des pflaazenphysiologischen Institutes der k. k. Wiener Universität. XXXIV.) Einleitung. Vorliegende Arbeit scbliesst sieb au Wiesner's ;,Un{er- suebimgen über die Organisation der vegetabilischen Zellhaut" ^ unmittelbar an. Wiesner bat in der citirten Abhandlung im Gegensatze zu seinen Vorgängern gezeigt, dass die Wand als 'ebenOes Glied der Zelle zu betrachten ist. Nach seinen Darlegungen enthält die Zellhaut, zum mindesten so lange sie wächst, Protoplasma. Dieses Dermatoplasmfi, ist in erster Linie bei den Wachsthums- und überhaupt Lebensvorgängen der Wand betheiligt. Diese Grundauffassung über die Natur der vegetabilischen Zellhaut führte Wiesner iiothwendigerweise zu einer von der herrschenden abweichenden Ansicht bezüglich des Chemismus der Zellwand. Man hatte bisher die Cellulose als das zuerst entstehende chemische Individuum der Zellhaut angesehen und angenommen, dass — abgesehen von den Infiltratiousj)roductcn — alle anderen in der Zellhaut auftretenden chemischen Individuen Abkömmlinge der Cellulose seien. 1 Sitzuugsber. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. n. Cl, XCIII. Bd., I. Abth., Jännerlicft, Jahrg. 1886. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhant. 119 Diese Ansicht ist mit Rücksicht auf die Zahl und Arten der derzeit schon in der Zellhaut nachgewiesenen Stoffe unhaltbar geworden. Wiesner betrachtet die Eiweisssubstanzen des Dermato- plasmas als jene Stoffe, aus welchen die übrigen Zellwandkörper direct oder iudireet hervorgehen. Der genannte Forscher hat in seiner oben citirten Abhand- lung nur einige Fälle der Anwesenheit des Eiweiss in der Zell- membram angeführt und darauf hingewiesen, dass in einer späteren Publication die genaueren Nachweise nach dieser Kichtung geliefert werden sollen. * Herr Professor Wiesner hat mich mit der Ausführung dieser Untersuchung betraut, deren Resultate in den nachfolgenden Blättern verzeichnet sind. Ich kann es mir nicht versagen, auch an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Wiesner hiefür sowohl als auch für das lebhafte Interesse, mit dem er diese bescheidene Arbeit begleitete und förderte, innigsten Dank zu sagen. Ich habe auf Anregung des Herrn Professor Wiesner mich zunächst damit beschäftigt, den immer noch sehr mangelhaften mikrochemisch eu Nachweis des Eiweiss möglichst sicher zu gestalten. Diesem Gegenstand ist der erste Theil vorliegender Arbeit gewidmet, während der zweite sich mit dem Nachweis der Eiweisssubstanz in der vegetabilischen Zellwand beschäftigt. I. a) Die Xantlioprotemsäiirereaction. Über die Natur des Productes, welches durch Einwirkung- von Salpetersäure auf Eiweisskörper entsteht, hat Mulder ^ die ersten genauen Untersuchungen angestellt. Die folgenden Mittheilungen über dieses Product (Xantho- proteinsäure) stützen sich auf jene Zusammenstellung, welche Mulde r auf Berzeliu s' Wunsch für dessen Lehrbuch der Chemie selbst besorgte. 1 1. c., p. 43., Sep. Abdr. 2 Journal f. prakt. Chemie, XVI. Bd. p. 297. 1839. ^20 F. Krasser, Die rein dargestellte Xanthoproteinsäiire ist ein orange- g-elbes Pulver, welches unlöslich in Wasser, Alkohol, Äther, löslich in überschüssiger HNO3 (daraus durch Wasser in Gestalt der citrongelben Verbindung fällbar) ist. Auch Salzsäure löst es, und zwar mit gelber Farbe. Concentrirte Schwefelsäure löst die Xanthoproteinsäure bei gelindem Erwärmen zu einer gelatinösen schön rothen Masse auf. Mit Alkalien verbindet sich die Xanthoproteinsäure zu neutralen Salzen, deren Auflösung dunkelroth ist. Durch Van der Prant's^ Untersuchungen wurden Mulder's Resultate bestätigt und verallgemeinert. Bei der mikrochemischen Anwendung pflegt man bekannt- lich nach dem Vorgänge Mulder's, dadurch, dass man nach der Behandlung des betreffenden Objectes mit HNO3 ^"^ dasselbe NH3 einwirken lässt, die Bildung des xanthoproteinsauren Ammonsalzes zu bewirken, um die Färbung zu verstärken. Es handelt sich nun erstlich darum, zu entscheiden, ob alle Eiweiss- körper, sodann ob auch andere Körper durch HNO3 ^'^^^* HNO3 und NH3 gelb gefärbt werden. Hexagonales und octaedrisches Rhodospermin zeigen die Xanthoproteinsäurereactiou erst auf Zusatz von Ammoniak ^. Ich beobachtete, dass auch Fibrin, wenigstens das aus Maiskörnern dargestellte, die G-elbfärbung mit HNO3 nur äusserst schwach zeigte. Die Färbung reichte nicht hin, um unter Mikroskop wahr- nehmbar zu sein. Hingegen zeigte Tyrosin, also ein Spaltungs- product der Eiweisskörper mit HNO3 intensive Gelbfärbung. Auf Ammoniakzusatz wird das gelbe Product typisch orangefarben. Dieses Verhalten stimmt vollständig mit dem der Xanthoprotei'n- säure überein. Nach 0. Nasse^ unterliegt es keinem Zweifel, dass die Xauthoproteinsäurereaction der Eiweisskörper in einer Nitrirung derselben besteht. Ebenso leicht nitrirbar sind ganz allgemein die hydroxylirteu Benzolderivate. Speciell auf die 1 Jahresb. u. d. Fortsein-, d. Chemie (Giessen), 2. Bd., 1849, p. 507. - Die Literatur bei Behrens „Hilfsbuch bei mikrosk. Untcrsuchimgen", 1883, p. 331. 3 0. Nasse, „Über die aromatische Gruppe im Eiweissmolekül" in Bericht u. d. Sitzungen, der Naturf. Ges. zu Halle im Jahre 1879. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 121 leichte Nitrirbarkeit des Tyrosins wurde zuerst von Seh er er* aufmerksam gemacht. Es dürfte daher nicht unwahrscheinlich sein, dass Tyrosin mit HNO3 behandelt Xanthoproteinsäure oder doch einen derselben nahestehenden Körper liefert. Jedenfalls muss der Mikroskopiker auf dieses Verhalten Eücksicht nehmen. Auch gewisse Harze und Alkaloide nehmen, mit HNO3 behandelt, leicht Gelbfärbung an, oder geben eine gelbe Lösung. Nach den Untersuchungen F. Hof m eist er's^ soll ein Ge- wichtstheil Albuminstoff durch concentrirte HXO3 noch in 20.000 Theilen Lösung erkennbar sein. Dass dies aber nicht für alle Albuminstoffe gilt, folgt unmittelbar aus den oben bezüglich Rhodospermin und Maisfibrin mitgetheilten Thatsachen. Bei der mikrochemischen Anwendung der Xanthoproteiusänrereaction reducirt sich naturgemäss durch Anwendung des Mikroskopes die Wahruehmbarkeit. Mit Hilfe der HNO3 kann man Eiweiss mikrochemisch an Pflanzenschnitten um so weniger sicher nachweisen, als die Eigenschaften der rein dargestellten „Xanthoproteinsäure" sich nicht recht verwerthen lassen. Fügt man z, B. ein Alkali (Ammoniak, Kalilange) hinzu, so wird keine duukelrothe Auf- lösung erzielt, sondern die Gelbfärbung schlägt selbst bei reinen Eiweisskörpern nur in eine intensivere Gelb- bis Orangefärbung um. Zudem ist bei Anwendung von Alkalien zu berücksichtigen, dass viele organische Substanzen, die keineswegs Eiweisskörper sind, dadurch gelb werden. Die Controlprobe mit concentrirter H2SO4 (Umwandlung der reinen Xanthoproteinsäure in eine schön rothe Masse) kann aus naheliegenden Gründen bei pflanz- lichen Objecten keine Anwendung finden. Mau vergleiche die später folgenden, an die Raspaii'sche Reaction geknüpften Erörterungen. Colin's^ Angabe, dass man durch Behandlung des Eiweiss mit HNO, ein Farbenspiel von roth und blau hervorbringen könne, kann ich nicht bestätigen. 1 Journal f. prakt. Chem., LXX., p. 406, 1857. 2 Hoppe-Seyler, Handb. d. phys. path. chem. Analyse., 5. Aufl. p. 263., 1883. 3 Annales de Chimie et de Physique, XXX., p. 323, 1826. 122 F. Knisser, h) Die lieaction mit Salzsäure. Bourclois und Caventou^ machten die ersten Beobach- tungen über die durch Salzsäure hervorgerufene Reaction thierischer Eiweissstoffe. VauqiieJin, Rn^ge^, Bonastre* beobachteten Färbung mit Salzsäure an eiweisshältigen Pflanzen- theilen. Die ersten genaueren Angaben über die Reaction mit Salz- säure verdanken wir Mulde c*, welcher constatirte, dass die blaue Lösung bei Albumin immer ein wenig ins purpurfarbene zieht, während sie von Fibrin rein und schön dunkelblau ist. Die chemische Natur des blauen Farbstoffes hat Mulder zwar nicht untersucht, aber er hat erwiesen, dass der Sauerstoff der Luft bei seiner Bildung betheiligt ist. M ii'der war auch der erste, welcher die in Rede stehende Reaction mikrochemisch zu verwerthen suchte. Er beobachtete bei vielen Pflanzen, dass die Zellwände nach mehrstündiger Behfmdlung mit HCl an der Luft violett gefärbt werden. Diese Reaction hielt er für eine Eiweissreaction. Auf seine Folgerungen wird später zurückzukommen sein. An dieser Stelle sei nur bemerkt, dass wir bekanntlich heute auf Grund der Entdeckungen Wiesner's wissen, dass verholzte Zellhäute in Folge des in den- selben enthaltenen Vanillins bei gleichzeitiger Gegenwart von dem in den Zellwänden nicht selten vorhandenen Phloroglucin (oder Resorciu, oder Brenzkatechin) durch HCl violett gefärbt werden. Auch von Ritthausen^ und Sachsse^' wurde das Ver- halten verschiedener Eiweisskörper gegen HCl näher verfolgt. Gluten-Casein quillt in coucentrirtem HCl zunächst nur zu schleimigen, schwarzbraunen Flocken auf, löst sich aber dann klar mit brauner Farbe und einem Stich ins Violette, 1 Berzelius, Jahresber. (deutschv.Wöhler), VII. Jahrg., p. 296,1828. 2 Jahrb. d. Chem. n. Ph., 1828, III. Bd., p. 115. 3 Journ. de Chemie iiiedic, IV. Bd., p. ollt. 4 Berzelius Jahresber. (deutsch v. Wöhler), 1840, p. 649. •^ Rittbausen, Die Eiweisskörper der Getreidearten, Hülsenfrüchte und Ölsamen. Bonn, 1872. ''• Sachsse, Die Farbstoffe etc. §. 59. Ei weiss in der pflanzlichen Zellhaut. 123 Das Mucedin der Gerste gibt in der Kälte eine röthlicli- braime, beim Kochen mit HCl eine tiefrothe Lösung-, das Mais- tibrin erzeugt eine scbwacli bräunlich gefärbte Lösung. Die Lösung des Haferleims in HCl ist farblos, die des Bohnenlegumins braun, die des Gliadins bläulich mit deutlichem Schimmer von Braun. Ich muss noch hervorheben, dass die Farbe der Lösung auch abhängig ist von der Menge der Säure und der Temperatur. Die Färbung der Eivreisskörper mit Salzsäure tritt unter + 7° überhaupt nicht auf. Die schönste blauvioletle Auflösung habe ich von Vitellin (dargestellt aus Samen von Cucurbita Pepo) erhalten. Nach tagelangem Stehen trat jedoch auch hier Ver- färbung ein, ein Farbenumschlag ins Braune. Bringt man von den Lösungen, und seien sie auch noch so intensiv gefärbt, etvs^as unter's Mikroskop, so wird man finden, dass die Farbenintensität nicht ausreichend ist. Die Lösungen erscheinen farblos. Imprägnirt man Baumwolle odei Leinenfaser mit Eiweiss- lösung und führt dann auf dem Objcclträger die Reaction ans, so gelangt man zu demselben Resultate. Desgleichen, wenn man mit einem festen Eiweisskörper, z. B. dem leicht krystallinisch zu erhaltenden Vitellin auf dem Objectträger reaglrt. Die Reaction mit Salzsäure ist demnach schon ihrer zu geringen Farbenintensität halber mikrochemisch nicht anwendbar. Was das Wesen der Reaction anbelangt, so sei darauf ver- wiesen, dass auch eines der Spaltungsproducte des Eiweiss, nämlich das Skatol, mit HCl erwärmt Violetlfärbnng annimmt, allerdings auch mit verdünnter HNO3. Tyrosin und die übrigen wichtigeren Spaltungsproducte zeigen mit HCl keine Violett- färbnng, oder vielmehr keine Färbung, Es scheint demzufolge die Annahme nicht ganz unberechtigt, dass im Molecül des Skatols möglicherweise jene Atomgruppe des Eiweissmolecüles wieder erscheint, welche bei der Farbenreaction mit Salzsäure in Action tritt. Die freilich noch angezweifelte Structurformel des Skatol z= ß Methylindol ist die folgende: /CCCHg) : CH CeH. \NH 124 F. Krasser, c) Die Raspail'sclie Reaction. Diese Reaction wurde unter dem Mikroskop und zwar im Jahre 1833 von Raspail entdeckt.^ Derselbe lehrt mit Hilfe der conceutrirten Schwefelsäure selbst geringe Mengen von Zucker, Eivseiss, Ol, Gummi, Harz erkennen.^ Um ein dauerhaftes Reagens^ auf Eiweiss und Ol herzu- stellen, genügt es eine geringe Meuge gepulverten Rohrzuckers in concentrirte Schwefelsäure einzutragen. Heutzutage pflegt man bekanntlich auf das betreffende Präparat zuerst möglichst concentrirte Zuckerlösung und dann Schwefelsäure einwirken zu lassen. Die concentrirte Zuckerlösung scheint für diesen Zweck zuerst von M. S. Schulze angewendet worden zu sein. Raspail kannte bereits die Thatsache, dass sowohl Eiweiss als Öl (also gewisse Fette) durch Schwefelsäure und Zucker purpurn gefärbt werden. Die Angaben über die bei der Raspairscheu Reaction der Ei Weisskörper auftretende Färbung differiren. Nach Raspail ist sie purpurn, nach Schulze violettroth, nach Brücke schön roth. Alle diese Angaben haben ihre Berechtigung, denn der Farbenton ist in hohem Grade von Concentration und Menge der angewandten Zuckerlösung und Schwefelsäure abhängig.* Die Reaction gelingt nicht mit allen Eiweisskörpern. Ich erhielt bei Vitellin eine ausgesprochene Lilafärbung, Ich wandte sowohl Vitellin an, das ich mir selbst aus Samen von Cucurbita Pepo dargestellt hatte, als solches, wie es aus den chemischen Fabriken in den Handel kommt. Bei Albumin (aus Zea mais), Fibrin (aus Zea mais), Legumin (aus Vicia Fabci) war 1 Nouveau Systeme de Chimie orgauique. Paris, 1833. 2 1. c. Abs. 682. 3 1. c. Abs. 683, Anm. 4 Eine ähnliche Färbung wie bei der Raspail'scheu Reaction erhält man bei Petteukofer's Galleuprobe, nicht uur mit Galle als solcher, sondern auch mit Glycocholsäure, Taurocholsäure und Cholalsäure. Der bei der Pettenkofer'schen Gallenprobe mit Schwefelsäure und Zucker entstehende Körper ist jedoch durch ein specifisches Spectrum aus- gezeichnet. — M. S. Schulze (Ann. d. Chem. u. Pharm., LXXI. Bd., pag. 266) faud, dass auch Elain eine ganz ähnliche Färbung wie Galle mit Zucker und Schwefelsäure liefert. Eiwciss in der pflanzlichen Zcllhaut. 125 die Färbung- violettroth, am intensivsten beim Legumin. Hexago- nales und octaedrisclies Rhodospermin geben die RaspaiTsche Reaction überhaupt nicht. Im Eiweissmolecülist, wie wir aus den Zersetzungsproducten der Eiweisskörper erkennen können, ein aromatischer Kern vorhanden. Versetzen wir Proben von Tyrosin, Leucin, Xanthin, Asparaginsäure, Phenol mit Zuckerlösimg und Schwefelsäure, so werden wir das Auftreten einer Rothfärbung nur bei Tyrosin und Phenol beobachten. Beim Phenol geht man am besten folgendermassen vor. Man nimmt wenig Phenollösung, versetzt mit etwas Zuckerlösnng und fügt Schwefelsäure tropfen- weise bis zum Auftreten der violettrothen Färbung zu. Gebraucht man diese Vorsicht nicht, so wird man häufig eine braunrothe Färbung erhalten. Auf Wasserzusatz erhält man dann allerdings auch einen rothvioletten Niederschlag. Die Formeln von Tyrosin und Phenol lassen uns im Vergleich mit den Formeln von Leucin, Xanthin und Asparagin- säure erkennen, dass das Vorhandensein des aromatischen Kerns eine von den Bedingungen ist, welche die rothe Farbenreaction mit Zucker und H^SO^ erheischt. Der aromatische Kern von Tyrosin und Phenol ist aber hervorgegangen aus ähnlichen Atomgruppen des Eiweissmolecüls bei dessen Spaltung durch künstliche Sprengung oder Fäulniss. Es kann also auch das Eiweiss vermöge seines ähnlichen aromatischen Kernes dieselbe Farbenreaction geben. Noch wahrscheinlicher wird diese Ansicht, wenn es gelingt zu zeigen, dass das Product der Einwirkung von Zucker und HgSO^ auf Phenol, respective Tyi-osin einerseits und Eiweiss anderseits sich gegen gleiche Reagentien gleich verhält. Dies trifft in der That zu. Phenol. Die auf Zusatz (in der oben angedeutetenWeise) von Zucker und concentrirter HgSO^ entstandene rothviolette Färbung wird auf Zusatz von HNO3 blutroth, setzt man statt HNO3 jedoch KOH oder NH3 hinzu, so schlägt die rothviolette Färbung in "Weingelb um. Eiweiss verhält sich ebenso. Fragen wir uns nun weiter, ob auch andere Körper mit aromatischem Kern nach der Behandhmg mit Zucker und con- centrirter HgSO^ eine Farbenreaction geben. Bekanntlich bestehen J 26 F. K r a s s o r , zwei der besten Zuekerreactioneu,^ die gegenwärtig bekannt sind, in der Anwendung von a-Naphtol unfl concentrirter H^SO^, respective Tbymol und concentrirter HgSO^. Wenden wir dieselben in der Art an. dass wir a-Naphtol, respective Tbymol mit Zucket- und concentrirter H^SO^ versetzen, so erhallen wir selbstverständlich dieselben Reaetionen. a-Naphtol + Zacker 4- concentrirter HgSO^ violetter Niederschlag Thymol „ „ zinnober-rubin-carmin- rother Niederschlag. Mol'Sch^ führt noch andere Körper der aromatischen Reihe an, die m't Zucker und HgSO^ eigenartige Färbungen geben. Es wurde somit gezeigt, dass eine ganze Reihe von aroma- tischen Körpern existirt, welche mit Zucker und HgSO^ Farben- reactionen geben. Da nun die aromatischen Körper Tyrosin und Phenol, welche Spaltungsproducte (^er Eiweisskörper sind, ebenfalls mit Zucker und HgSO^ eine Farbenreaction geben, und diese mit der des Eiweiss übereinstimmt, so darf man annehmen, dass in allen genannten Fällen ähnliche Alomgruppen in Action treten. Dass dies vor allem für den aromatischen Kern der Eiweiss- körper gilt, geht wohl besonders aus der Tliatsache herv'or, dass die nicht aromatischen Spaltungsproducte des Eiweiss mit Zacker und HgvSO^ keine Farbenreaction geben. Es sei hier darauf hingewiesen, dass die Eiweisskörper im Organismus häufig neben Zucker vorkommen. Dann erhält man natürlich schon durch H^SO^ allein die Raspail'sche Reaction. Desgleichen, wenn Körper vorhanden sind, welche unter dem Einflüsse von H^SO^ entweder verzuckert (Kohlehydrate) werden oder Zucker abspalten (Glycoside). Pflanzliche Objecte werden zumeist auf blossen Zusatz von HgSO^ die Kaspail'sche Reaction zeigen, da Kohlehydrate (wenigstens in Form von Cellulose und Stärke) selten fehlen werden. Bei der mikrochemischen Anwendung der Raspail'schen Reaction darf nicht übersehen werden, dass gewisse organische Körper durch l\SO^ allein eine ganz ähnliclie Färbung, wie sie ' Hans Molisch, „Zwei ueiie Znckerreactioueu", Sitzber. d. kais. Akad. d. Wiss. zu Wien, m. n. Cl., XCIII. Bd., 188G (Mai). 2 Molisch, 1. c. pag. 915 (Sep. Abdr., pag. 4), Anm. 2. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 127 liier in Betracht kömmt, annehmen. Es sind dies vornehmlich Glycoside und Alkaloide, z. B. Salicin, Coniferin, Narcotin, Yeratrin. Das Phenolaldehyd Vanillin gibt mit Zuckerlösung und HgSO^ inteusive Färbung nach Art der Raspail'schen Reaction, durch HgSO^ allein wird es rothbraun. Ferner können, namentlich bei der mikrochemischen Untersuchung von Zellmembranen, die Farbenreactionen, welche gewisse Phenole in Verbindung mit dem in „versetzten" Membranen nie fehlenden Vanillin schon auf die Einwirkung der HgSO^ hin geben, ^ Täuschungen veranlassen. Beobachtet man unter Mikroskop auf Zusatz von Zucker- lösung und conceiitrirter H^SO^ Rothlärbung, so ist nur dann erlaubt diese auf Eiweisskörper zu deuten, wenn alle im Vorher- gehenden berührten Körper, welche unter gleichen Bedingungen und jene, welche schon auf Zusatz von HgSO^ allein Rothfärbung verursachen, ausgeschlossen sind. Dass selbst bei rein dar- gestellten Eiweisskörpern der Farbenton der Raspail'schen Reaction nicht immer violettroth ist, wurde bereits früher hervor- gehoben. Es erübrigt noch zu erörtern, worauf die von RaspaiP beobachtete Rothfärbung von Gummi durch Zucker und Schwefel- säure zurückzuführen ist. Nach meiner Meinung kann es seit W i e s n e r 's ^ Entdeckung des Gummifermentes nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass bei den Gummiarten die Raspail'sche Reaction auf Eiweisskörper zurückzuführen ist, um so mehr als sich auch N durch die Natriumprobe in den betreffenden Körper, z. B. im arabischen Gummi nachweisen lässt. d) Das Millon'sche Reagens. E. Millon hat das nach ihm benannte Reagens im Jahre 1849 bekannt gemacht und die Methode der Darstellung und die Wirkungsweise desselben angegeben. * Modificationen der 1 Wiesner, Eiern, d. Auat. u. Phys. Note „Holzsubstanz", auf pag. 291, IL Aufl., 1885. - Raspail 1. c. Absatz 682, 3 Wiesner in Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. zu Wien, XCII. Bd., pag. 43, 1885, (Juli). 4 Comptes rendus, XXVIII. Bd., pag. 40, 1849, ferner Annales de Chim. et de Phys., 111^ ser. t. XXIX, pag. 507 ff., 1850. 3 28 F. K r a s s e r , Darstellung wurden von Th. Hart ig-, ^ ferner von Kühne und Eudneff ^ in Vorschlag gebracht. Das Millon'sche Reagens wird bekanntlich durch Auflösung von Quecksilber in dem gleichen Gewichtstheile von concentrirter Salpetersäure und Verdünnen dieser Lösung mit dem gleichen Volum Wasser erhalten, und es ist derzeit sichergestellt, dass nicht die Anwesenheit von Queck- silberoxydul neben Oxyd, sondern die Anwesenheit der salpetrigen Säure zum Gelingen der Eiweissreaction erforderlich ist, welch' letztere in einer meist ziegelrothen Färbung sich zu erkennen gibt und erst in der Wärme vollständig gelingt. Die Empfindlichkeit der Reactiou wurde zuerst von Milien, dann vonF.Hofmeister^ festgestellt; nach ersterem lässt sich in der Lösung noch 0-00001, nach letzterem noch 0-00005 Albumin erkennen. Selbstverständlich ist die Empfindlichkeit bei Ver- wendung des Reagens unter dem Mikroskop als geringer anzusehen. Schon Milien gab an, dass nicht nur die Eiweisskörper, sondern eine gute Zahl davon sich ableitender secuudärer Producte die Reaction geben. Interessant ist Millon's Angabe, dass auch Stärke und Baumwolle durch das Reagens roth werden sollen. Für reine Producte gilt dies, wie ich mich über- zeugt habe, nicht, und es ist gewiss nur ein Gehalt der Stärke an Kleber, oder sogenannte „unreife Baumwolle", die noch relativ reichlich Protoplasmareste enthält, welche Veranlassung zum Eintritt der Millon'schen Reaction geben können. AucIj arabi- sches Gummi gibt nach Milien die Reaction. Dies kann ich bestätigen. Wie schon bei der Raspail'schen Reaction angeführt wurde, ist es jedenfalls das Gummiferment, welches die Veran- lassung zum Zustandekommen der Millon'schen Reaction beim Gummi gibt. Dass das Millon'sche Reagens auch Tyrosin und zwar in gleicher Weise wie Eiweiss anzeigt, ist schon von R. Hofmann* 1 Entwicklungsgeschichte des Pflanzenkeimes etc. Leipzig, 1858, pag. 154. 2 Zeitschr. f. analyt. Chem., 4. Bd., pag. 449. 3 Siehe Hoppe-Seyler, Handb. d. phys. path. chem. Analyse, 1883. pag. 263. ■* Liebig's Ann. d. Chemie und Pharm., 87. Bd., 1853, pag. 124. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 129 angegeben worden, aber erst v. Vintschgau* zeigte den Zusammenhang dieser Reaction mit der Eiweissreaction. Ein tieferes Verständniss der Millon'schen Reaction wurde durch 0. Nasse ^ herbeigeführt, welcher zeigte, dass es eine aromatische einfach hydroxylirte Atomgruppe im Eiweiss sei, welche durch das genannte Reagens angezeigt wird und dass die einfach hydro- xylirten aromatischen Körper auch als solche die Reaction geben. Ich kann die Angaben Nasse's nicht nur bestätigen, sondern auch durch die Auffindung neuer Thatsachen erweitern. Von den von mir untersuchten Zersetzungsproducten der Eiweisskörper lieferten folgende die Millon'sche Reaction: Tyrosin, Hydroparacumarsäure und Phenol, also durchaus Ver- bindungen mit aromatischem Kern, an welchen eine Hydroxyl- gruppe direct geknüpft ist. Die übrigen aromatischen Zersetzungs- producte des Eiweiss (z. B. Phenylessigsäure, Phenylpropion- säure) geben die Reaction nicht.^ Desgleichen nicht die Methan- abkömmlinge der Eiweisszersetzungsproducte. (Ich untersuchte Essigsäure, Buttersäure, Bernsteinsäure, GlycocoU, Asparagin und Asparaginsäure.) Ich habe noch zahlreiche andere Körper in ihrem Verhalten zu Millon's Reagens geprüft, welche eine weitere Bestätigung der Angabe Nasse's liefern und zugleich eindringlich lehren, wie vorsichtig man bei der Deutung der Millon'schen Reaction sein müsse. Mit Millon'schem Reagens nehmen Rothfärbung an: A. Aromatische Oxysäuren: Oxybenzoesäuren wie Salicyl- säure, ferner Oxymandelsäure, Oxyphenylessigsäure, Hydropara- cumarsäure, Tyrosin. B. Phenole: Phenol, Kresol, Thymol, Salicylaldehyd, Vanillin, Naphtol. Dies sind aber durchwegs aromatische Körper mit einer direct an den aromatischen Kern geknüpften Hydroxylgruppe. Die Millon'sche Reaction wurde hingegen nicht erhalten: 1 Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien, m. n. Cl., LX. Bd., H. Abth., 1869, pag. 276. 2 Über die arom. Giiippe im Eiweissmolecül. Ber. ü. d. Sitz. d. Naturf. Ges. zu Halle, im Jahre 1879. Sitz. v. 8. März. 3 Das Indol gibt allerdings mit salpetrige Säure haltender Salpeter- säure Eothfärbung. iiiizb. d. mathem.-uaturw. Cl. XCIV. Bd. I. Abth. 9 130 F. Krasser, A. Bei Körpern, in deren Molecül die (7-Atome kettenförmig gebunden sind, auch wenn die OH-Gruppe direct an C geknüpft ist, z. B. den 6 -wertliigen Verbindungen Mannit, Dulcit etc., ferner überhaupt Alkoholen und diejenigen davon abgeleiteten Verbin- dungen, welche den geforderten Structurbedingungen entsprechen, Kohlenhydraten etc. B. aromatischen Körpern, welche die OH-Gruppe gar nicht enthalten: z. B. Nitrobenzol, Indigotin, Phenylpropionsäure, Phenylessigsäure. C. aromatischen Körpern, welche die OH-Gruppe nicht direct an den aromatischen Kern knüpfen, z. B. Mandelsäure. D. Körpern mit mehrfach hydroxylirtem aromatischen Kern: z. B. Protocatechusäure, Gallussäure, Brenzkatechin, Resorcin, Orciu, Phlorogluciu, Pyrogallussäure. Die Nitrogruppe verhindert ebenfalls die Reaction: z. B. Pikrinsäure. Die angeführten Thatsachen lehren uns also, dass nur die Körper mit einfach hydroxylirtem aromatischem Kern mitMillon's Reagens Rothfärbung annehmen. Daraus müssen wir schliessen, dass es auch im Eiweissmolecül ein einfach hydroxylirter Kern ist, welcher die Rothfärbung des Eiweiss mit Millon'schem Reagens bedingt, ein ähnlicher, wie er aucli in dessen aromati- schen Spaltungsproducten, Tyrosin,^ Phenol etc. enthalten ist. Wenn wir demnach unterm Mikroskop auf Einwirkung von Millon's Reagens auf das Präparat in diesem Rothfärbung beob- achten, so können wir daraus nur auf das Vorhandensein eines organi- schen Körpers mit einfach hydroxylirtem aromatischen Kern schlies- sen. Gleichwohl werden wir später darlegen, dass dasMillon'sehe Reagens in Conibination mit einem anderen für den Nachweiss von Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut sich am meisten empfiehlt. e) Die alkalische Kupfeisulphallösung als Specialreagens auf Eiweisskörper. Die charakteristischen Färbungen, welche Eiweisskörper mit Kupfersulphat und Kali- oder Natronlauge annehmen, sind 1 Die Constitution des Tyrosins wurde bekanntlich aufgeklärt in der Abhandlung: „L. Barth, Über die Constitution der Phloretiusäure und des Tyrosins.« öitzb. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. n. Cl., LX. Bd., IL Abth., pag. 11—16, 1869, Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 131 mehrmals entdeckt worden, zuerst wohl von Bence Jones,* dann von E. Humbert und G. v. Piotrowski. E. Humbert^ fand, dass Albumin, Fibrin, Casein und Leim sieb in Flüssig-keiten durch die „zur Zuckerprobe dienende alkalische Kupfersulphatlösung" nachweisen lassen. Es entsteht eine schön violette Färbung-, die Reaction tritt nur bei einem grösseren Gehalt an Albumin schon in der Kälte ein, andernfalls erst beim Erhitzen. Fibrin erzeugt eine mehr weinrothe, Leim eine Färbung mit blauer Nuance. G. V. Piotrowski^ bezeichnet den Farbenton seiner „neuen Reaction auf Eiweisskörper und deren nähere Abkömmlinge" als ,. schön tief veilchenblau." Er versuchte die Reaction auch mit der festen Substanz durch Betupfen derselben mit den Reagentieu und fand, dass die Reaction auch bei mikroskopischen Unter- suchungen brauchbar sei. Auch er fand gleich Humbert, dass durch Zusatz einer Säure die Färbung versehwinde, durch fixe Alkalien jedoch, wiewohl nicht immer mit der früheren Intensität wiederhergestellt werden könne. Von Körpern, welche sich gegen das Reagens indifferent verhalten, werden angeführt: Hämatin, Kohlehydrate, Fette, Glycerin (d. h. es bildete sich der gewöhn- liche Niederschlag von Kupferoxydhydrat). Nach Ritt hausen* ist der durch die Kupferprobe hervor- gebrachte Farbenton der Lösung bei: Casein und Fibrin aus Weizen und Roggen: blau violett. Legumin aus Hafer: tiefblauviolett. Legumin aus Erbsen: rothviolett, violett, blauviolett, je nach der Menge des vorhandenen Kupferoxydes. Gliadin aus Weizen: tiefviolett, Gliadin aus Hafer: violett (wenig intensiv). Ich kann den bereits erwähnten Fällen aus eigener Er- fahrung noch hinzufügen, dass bei Albumin (aus Zea mais) und 1 Ann. d. Chemie u. Pharm., LXVII. Bd., pag. 102. 2 Journal de Pharmacie et de Chiniie par BouUay etc. Paris, III. ser., XXVm. Bd., pag. 272. 3 Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. u. CL, XXIV. Bd. 1857, pag. 335 ff. ^ Zeitschr. f. analyt. Chem., VII. Bd., pag. 266, ferner Eitthausen, „Die Eiweisskörner", vgl. auch Sachs se, „Chemie u. Physiologie der Farb- stoffe etc.«, §. 59. 9* 132 F. Krassev, Vitellin [sms Cucurbita Pepo) die Färbung intensiv violett, bei Fibrin (aus Zea mais) schwach violett, bei Legumin (aus Vicia Fahd) azurviolett ist. Nach V. Brücke* werdec die Peptone durch das Kupfer- reag-ens purpurroth, die Eiweisskörper violett. So dürften sich durch Anwesenheit von Peptonen neben Albuminaten die Farben- nuancen erklären, welche die natürlich vorkommenden Eiweiss- körper darbieten. Die Eiweisskörper gehen mit dem Kupfersalz eine Verbin- dung ein, die, aus alkalischer Lösung gefällt, in überschüssigem Alkali sich farbig löst. Auch die Kohlehydrate (namentlich Zucker oder dextrinartige Substanzen) und gewisse Säuren geben in alkalischer Lösung lösliche Kupferoxydverbindungen. Treten diese neben den Eiweisskörpern gleichzeitig auf, so erscheint die Flüssigkeit in dem Masse tiefer blau, als von derartigen Körpern vorhanden ist. In die Mikrochemie wurden Kupfersulphat und Kalilauge 1859 von Julius Sachs^ eingeführt. Unter anderem fand er auch, dass Eiweiss durch Mengung mit Dextrin, Rohrzucker, Trauben- zucker niemals ganz unkenntlich gemacht wird, wenn man die Quantitäten des in die Zelle eintretenden Kupfersulphates regu- liren kann. Die Eiweisskörper zeigen nach demselben Autor alle ein und dieselbe Violettfärbung, -^ was mit den oben mit- geth eilten Beobachtungen Ritthau sen's und Brücke's nicht übereinstimmt. Behufs mikrochemischen Nachweises der Eiweisskörper pflegt man die Schnitte gewöhnlich zuerst mit Kupfersulphat, dann mit Kalilauge zu behandeln. Auf Grund dieses Verfahrens gelangten Sachs* und W. Hofmeister^ zu der Ansicht, dass das Protoplasma völlig ausgebildeter Zellen wohl Stickstoff-, aber nicht eiweisshältig zu sein scheine, da sie daselbst keine Reaction erhielten. 1 Physiologie, 4. Aufl., pag. 88 ff. '■J „Über einige neue mikioskop. ehem. Reactionsmethoden." Sitzb. tl. Akad., Wien, m. n. Cl., XXXVI. Bd. 3 Sachs untersuchte Hühnerei weiss, Kasein, Legumiu und Kleber, ferner Schnitte von Vicia Faba, Pkaseolus miätiflorus, Kürbis, Mais. ■1 „Mikrochem. Untersuchungen". Flora 1862. 5 Pfiauzeuzelle, pag. 2. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 133 Loew nncl Bokornyi fanden jedoch, dass dieselben Reag:entien; in umgekebrter Reihenfolge (KOH v. sp, G-ew. 1,33 ca. 5 Minuten, dann 1/2 proc. Kupfersiilphatlösiing-) angewandt, das Eiweiss auch im Protoplasma der völlig ausgebildeten Zellen aDzeigen. Nach den bereits citirten Untersuchungen F. Hofmeister's erscheint die Kupferprobe im Vergleich zu den übrigen Eiweiss- reactionen als die am wenigsten empfindliche. f) Die molybdänsäurehaltige Schwefelsäure. Von Dr. A. Fröhde^ wurde im Jahre 1868 die folgende Kotiz über eine neue Eeaction der Eiweisskörper veröffentlicht: „Behandelt man die Eiweisskörper im festen Zustande mit molybdänsäurehaJtiger Schwefelsäure, so werden sie intensiv blau gefärbt. Unter anderem zeigen die Schnitte von Samen- körnern, besonders Getreidearten, sowie die Muskelfasern diese Reaction deutlich. Gewisse Reagentieu verhindern die blaue Farbenerscheinung." Um mir ein Urtheil über die mikrochemische Anwendbarkeit der Methode zu bilden, prüfte ich das Verhalten der molybdän- säurehaltigen Schwefelsäure (bereitet durch Auflösen von mo- lybdäusaurem Ammon in conc. Schwefelsäure) gegen verschie- dene Körper. Von Eiweisskörpern pflanzlichen Ursprunges prüfte ich Vitellin, Albumin, Fibrin, Legumin, sowohl in fester Form als in Lösung. In beiden Fällen erhielt ich intensive Blaufärbung. Die Prüfung anderweitiger Substanzen ergab folgendes Resultat: Glycerin: beim Schütteln intensiv blau. Xanthin (fest und in Lösung): keine Färbung. Tyrosin, Mannit, Gummi, Rohrzucker, Phenol, alle sowohl in fester als in flüssiger Form: intensiv blau. Desgleichen reine Stärke, Stärkekleister, Invertzucker, Granulöse. Phloroglucin: in fester Form intensiv blau; in wässeriger Lösung durch grün in blau. 1 „Die ehem. Kraftquelle im lebenden Protoplasma", 1882, pag. 58, ferner Oscar Low in Botan. Zeitg., 1884, Sp. 273. 2 Ann. d. Chem. u. Pharm., von Wöhler, Liebig & Kopp, XLV., 1868, pag. 376. 134 F. Krasser, Thymol: in fester Form blau, in alkoholischer Lösung durch violett in blau. a-Naphtol: in fester Form grün, in alkoholischer Lösung durch violett in blau. Vanillin: in fester Form intensiv dunkelblaugrün. Coniferin: in fester Form intensiv dunkelblau. Baumwolle: intensiv dunkelblau. Es nehmen also sehr verschiedenartige Körper mit der molybdeusäurehaltigen Schwefelsäure intensive Blaufärbung an. Behufs Erklärung der Blaufärbung muss ich auf ein bekanntes Verhalten der Molybdaensäure (MoO^Hg) reducirenden Mitteln gegenüber zurückkommen. Fügt man nämlich zu der conc. Lösung eines molybdänsauren Salzes Salzsäure, so scheidet sich Mo- lybdänsäure als weisser krystallinischer Niederschlag aus, der sich in überschüssiger Salzsäure leicht löst. Fügt man zu dieser Lösung Zink, so färbt sie sich in Folge der Bildung niederer Oxyde erst blau, dann grün (Bildung von Sesquioxyd) und zuletzt braunroth und gelb, wobei ein Suboxyd (Mo^O^ = 2MO2O3M0O) entsteht. Durch Kaliumpermanganat werden diese niederen Oxydationsstufen wieder zu Molybdänsäure (MoO^Hg) oxydirt ^ — Wendet man molybdän säurehaltige Schwefelsäure an, so muss die Reduction der Molybdänsäure bis zu einem gewissen Grade gehemmt werden, da die Schwefelsäure oxydirend wirkt. Die Hemmung der Reduction wird abhängig sein einerseits von der Reductionskraft der Substanz und anderseits von der zur Geltung gelangenden Oxydationskraft der Schwefelsäure. Glycosen, Aldehyde sind durch ein hohes Reductionsver- mögen ausgezeichnet. Da durch Kaliumpermanganat auch bei den übrigen (untersuchten) Körpern, welche mit molybdensäure- haltiger Schwefelsäure intensive Blaufärbung annehmen, die Bildung dieses blauen Körpers verhindert wird, so scheint es auch in diesen Fällen nicht unbegründet, den blauen Körper als ein niederes Oxyd der Molybdänsäure zu betrachten, entstanden durch die Reductionswirkung des betreffenden untersuchten Körpers. Eine weitere Stütze für diese Ansicht ist der folgende mikroskopische Befund. Beobachtet man nämlich unter Mikroskop 1 Vgl. Kichter, Anorgiin. Clicmie, IV. Aufl., 1884, pag. 469. Eiweiss in der pfl.inzlichen Zellhaiit. 135 die Einwirkimg- der molybdänsäurehaltigen Schwefelsäure, z. B. auf festes Eiweiss, so sieht man, wie die Flüssigkeit (die Säure) sich blau färbt. Dieselbe Beobachtung kann man bei Stärke, Zucker, Gummi etc. in fester Form machen. Schliesslich speichert der feste Körper die blaue Verbindung (wahrscheinlich MOgOg) auf, die Flüssigkeit wird farblos. Der Umstand, dass im Pflanzenreiche allgemein verbreitete Körper aus verschiedenen chemischen Gruppen die intensiv blaue Farbenreaction geben und ferner der Umstand, dass die blaue Verbindung (MOgOg) sich in der Flüssigkeit bildet, aus welcher sie erst aufgespeichert wird, lässt nur eine sehr beschränkte Ver- werthung der Fröhde'schen „Eiweissreaction" bei mikrochemi- schen Untersuchungen zu ; als Specialreaction kann sie keines- falls gelten. (j) Ein neues Reagens. Das Alloxan und einige verwandte Cjirbamide haben die Eigenschaft, die Haut roth zu färben. Ich ging dieser Reaction nach und fand, dass man Alloxan in der That — unter gewissen Bedingungen — als mikrochemisches Reagens auf Eiweiss- körper und gewisse Spaltungsproducte derselben verwenden kann. Das Alloxan (=Mesoxalylharnstoff) bildet Krystalle, welche ebenso leicht in Wasser wie in Alkohol löslich sind. Aus einer h eis sen Lösung scheiden sich kleine beständige Krystalle mit 1 HgO ab. Die grossen Krystalle, die man aus einer warmen Lösung erhält, verwittern an der Luft. Alloxanlösungen färben die Haut nach einiger Zeit purpurroth und geben ihr einen unan- genehmen Geruch. Ein Versuch mit festen Eiweisskörpern zeigt, dass selbe in einigen Minuten dieselbe purpurroth e Färbung annehmen. Aber nicht bloss Eiweisskörper geben die Reaction, sondern auch Tyrosin, Asparaginsäure (sehr intensiv), Asparagin^, vermuthlich überhaupt jene organischen Körper — vielleicht nur unter gewissen Bedingungen — welche die Gruppe CH2.CH(NH2VC02H im Mo- lecül enthalten. Vergleicht man nämlich die Structurformeln 1 Diese Angabe bezieht sich nicht auf Lösungen. 136 F. Krasser, der drei Körper Tyrosin: C,H ^^^^ ^^g^^jj^^ ^ ^^^^j CH(NH2).C02H Asparaginsäure: | und Asparagiu: CH^.CO.H CH(NH2).C02H CH^.CO.NHg mit einander, so findet man, dass im Molecül eines jeden dieser Körper nur die Atomgruppe CHg . CH(NH2) . COgH gemeinsam sich vorfindet. Ich habe eine grosse Anzahl von organischen Körpern aus den verschiedenen Gruppen mit AUoxan auf Roth- färbung geprüft, jedoch eine solche nicht erhalten. In Lösungen von Eiweiss und den übrigen in Betracht kommenden Körpern erhält man die purpurrothe Färbung mit AUoxan schwieriger, als bei denselben Körpern in fester Form. Bei der Deutung einer mit Alloxau erhaltenen Rothfärbung muss der Umstand in Betracht gezogen werden, dass festes AUoxan, wie es nach dem Verdunsten der Lösung an der Luft zurückbleibt, binnen mehreren Stunden — allerdings schwache — Rothfärbung annimmt, besonders bei Anwesenheit von Ammoniak. Diese Rothfärbung schlägt durch Natronlauge in Blauviolett um. Erhitzt man Alloxanlösung mit Ammoniak, so bildet sich ebeu- i'alls der rothe Körper (walirscheinlicli Murexid oder eine ähn- liche Verbindung); durch Natronlauge wird die Rothfärbung in Blauviolett umgewandelt. Um also Eiweiss und die übrigen Körper mit AUoxan nach- zuweisen, ist es nothwendig, in der Kälte zu operiren und Ammo- niak möglichst auszuschliessen. In der Natronlauge bat man ein Mittel, die Reaction der Gruppe CHg . CH(NH2) . CO^H zu sichern, da sie die durch diese Gruppe verursachte Rothfärbung unverändert las st. Ich reagirte mit concentrirter wässeriger oder alkoholischer Alloxanlösung und bediente mich auch einer concentrirten Ätz- natronlösung. Freie Säuren verhindern die rothen Farbenreactionen des Alloxans. Von der mikrochemischen Anwendbarkeit der Farbenreaction mit AUoxan behufs Nachweises der Eiweisskörper kann man Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 137 Sich leicht an durch das Eudosperm von Samen geführten Schnitten, welche Aleuron und Eiweisskrystalle enthalten, über- zeugen. Um die übrigen, ebenfalls mit Alloxan reagirenden Körper auszuschliessen, muss man die betreffenden Präparate mit heissem Wasser auslaugen oder mit Wasser auskochen. Pilzhypben reagiren im allgemeinen ganz hübsch. Bei der Ausführung der Alloxanreaction ist es gut, mit mög- lichst wenig Flüssigkeit zu arbeiten. Im Übrigen ist es unbedingt erforderlich, die angedeuteten Vorsichten nicht ausser Acht zu lassen. ANHANG. Die von Adamkiewicz * entdeckte Eeaction der Eiweiss- körper und Peptone mit Eisessig und conc. Schwefelsäure (Violett- färbung) lässt sich mikrochemisch schon wegen zu geringer Inten- sität der Färbung nicht anwenden. Die Aldehydreaction mit fuchsiuschwefeliger Säure kann zur Erkennung von Eiweisskörpern unter dem Mikroskop nicht herangezogen werden, wie bereits Low und Bokorny^ nach- gewiesen haben; denn lässt man einen Tropfen der fuchsiu- schwefeligeu Säure nur kurze Zeit in Contact mit Luft, so sieht man mit der Verdunstung der vorhandenen schwefeligen Säure eine Rothfärbung eintreten. Bei Luftabschluss zeigt das Präparat selbst nach 24*^ keinerlei Rothfärbung. In neuerer Zeit wurde von E. Zaccharias^ die schon von Hartig angegebene Berlinerblaureaction modificirt und neuerlich in die Mikroskopie eingeführt. Auf Grund derselben Reaction ge- langte E. Zaccharias zu dem Schlüsse, dass im Protoplasma völlig ausgebildeter Zellen, da keine Blaufärbung zu erzielen war, Plastin vorherrsche. Oscar Low* erhielt jedoch die Blau- färbung nach vorausgegangener Quellung der Präparate in Kali- 1 Literatur bei Hoppe-Seyler, Handb. d, pliys. path. ehem. Anal., 1883, pag. 262. -' Botan. Zeitg. 1882, Sp. 832. 3 Botan. Zeitg. 1883, Sp. 211. 4 Botan. Zeitg. 1884, Sp. 273, „Über den mikrochem. Nachweis von Eiweissstoflfen". 138 F. Krasser, lauge. Da bei dieser Reaction nur das innerhalb der Zelle aus den zugeführteu Eeagentien gebildete Berlinerblau von den Eiweisskörpern aufgespeichert wird, also eine chemische Action seitens der Eiweisskörper nicht statt hat, so fällt dieselbe nicht in den Rahmen dieser Arbeit. Versuche, den Stickstoff des in der Zelle enthaltenen Ei- weiss mittelst der bekannten Natriumprobe derart zur Reaction zu bringen, dass man dann aus in den Zellen eingetretener Blau- färbung die Vertheilung der Eiweisskörper unter dem Mikroskop Studiren könnte, scheiterten, da ich eine passende Modification der Methode nicht fand. Die Anwendung der Jodreaction der Eiweisskörper wurde perhorrescirt, da, wie schon von verschiedenen Seiten hervor- gehoben wurde, nicht allein alle stickstoffhaltigen Körper, sondern auch andere gelbe bis braune Färbung damit annehmen. Allerdings pflegt man sich auch h eutzutage häufig mit der Gelb- färbung durch Jod und dem Vermögen Farbstoffe (Carmin, Gen- tianaviolett, Anilinblau, Hoffmannsblau) aufzuspeichern zu be- gnügen, um auf die Eiweiss-, resp. Plasmanatur eines Gebildes zu schliessen. Es ist dies namentlich bei den Studien über die protoplasmatischen Verbindungsfäden der Fall gewesen. Allein dieses Vergehen konnte für die vorliegende Untersuchung nicht massgebend sein. Im Vorangegangeneu habe ich den Werth der einzelnen Farbenreactionen auf Eiweiss beleuchtet. Wir haben allerdings gesehen, dass eine mikrochemisch verwerthbare Farbenreaction, die nur auf Eiweisskörper deutet bisher nicht aufgefunden wurde. Allein die mannigfaltigen Qualitäten jener Atomcomplexe, welche das Eiweissmolekül bilden, geben der Hoffnung Raum, durch eine Combination passender Reactionen auf das Eiweiss schliessen zu können. Es handelt sich nun darum, die verschiedenen Eiweiss- reactionen mit Rücksicht auf den Nachweis der Anwesenheit des Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut gegeneinander ab- zuwägen. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 139 Dass die Färbung der Eiweisskörper mit concentrirter Salzsäure zum mikrochemischen Nachweis wegen allzu geringer Intensität überhaupt nicht angewendet werden kann, habe ich schon früher betont. Die Untersuchungen F. Hofmeister 's haben gelehrt, dass man erkennen kann einen Gewichtstheil Albuminstoflf mittelst concentrirter Salpetersäure in 20.000 Theilen Lösung „ Kupferreaction in 2.000 „ „ „ Mi 11 on's Reagens 20.000 „ Diese Zahlen kann ich im Allgemeinen bestätigen; man darf sie jedoch nicht, wie ich oben auseinandersetze, auf alle Eiweiss- körper übertragen. Auch ist zu beachten, dass die angegebene Empfindlichkeit der Reactionen bei deren mikrochemischen Anwendung sowohl durch die vergrössernde Wirkung des Mikroskops, als durch die complicirten chemischen und physi- kalischen Verhältnisse im Präparat bedeutend herabgedrückt wird. Jedoch wird die Millon'sche Reaction der Xantoprotein- säurereaction unter gleichen Bedingungen wohl stets überlegen sein. Auch die Raspail'sche Reaction ist im Allgemeinen sehr empfindlich. Wie bereits oben bemerkt, geben (3Iais)- Fibrin und Rhodospermin die Xanthoproteinsäurereaction nur sehr schwach, Rhodospermin die Raspail'sche Reaction überhaupt nicht; octaedrisches Rhodospermin wird mit Millon'schem Reagens nur bräunlichgelb. Der Farbenton ist bei den verschiedenen Eiweisskörpern nicht gleich. Zur Erläuterung diene die folgende Tabelle: Albumin {Zea Mais) Fibrin (^Zea Mais) Legumin (Vicia Faba) Vitelliu (Cucurbita FepoJ Raspail'sche Reaction . . . . Kupfer - Reac- tion Xanthoprotein- säure - Reac- tion Millon'sche Reaction rosenroth intens, violett intensiv, roth rosenroth in als Alb. violett gelb fleischroth schw. violett schw. violett carminroth azurviolett gelb fleischroth in braunroth lila violett gelb ziegelroth 140 F. Krasser, Diese Angaben gelten für gleiche Volumina des festen Eiweisskörpers mit dem betreffenden Reagens auf gleiche Weise behandelt. Die Gelbfärbung durch Salpetersäure, die Rothfärbung mit Zucker und Schwefelsäure, die Violett- (respective weinrothe) Färbung mit Kupferoxydsalz und Alkalilauge, die Blaufärbung mit dem Fröhde'schen Reagens, sie alle diese Färbungen zeigen uns organische Körper aus den verschiedensten natürlichen Gruppen. Ich habe bereits bei der Besprechung der einzelnen Reactionen hervorgehoben, dass wir aus dem Auftreten der Färbung nur einen sehr allgemeinen Sehluss ziehen können. Unter allen Eiweissreactionen zeigt uns nur die Millon'sche Reaction eine bestimmte Structur an. Das Eintreten einer Roth- färbung, durch dieses Reagens hervorgerufen, verweist uns auf jene organischen Körper, die einen einfach hydroxylirten aroma- tischen Kern besitzen. Dadurch bewegt sich die weitere Ent- scheidung in einem chemisch begrenzten Gebiet. Das ist der eine nicht zu unterschätzende Vortheil des Milien 'sehen Reagens, ein anderer ist der, dass es die Reaction fixirt, das heisst dort anzeigt, wo sie auftritt. Aber auch das Millon'sche Reagens hat seine Fehler. Auch diese Reaction kann durch gewisse Körper — wie wohl die meisten Reactionen — verhindert werden. Wirkt das Reagens auf sehr wasserreiche Gewebe ein, so kann es z. B. durch Bildung basischer Quecksilbersalze wirkungslos werden. Das Reagens wirkt desto besser, je frischer es ist. Man benütze es nur so lange als damit z. B. die Krystalloide im Eudosperm von Ricinussamen schön ziegelroth gefärbt werden. Bei Bereitung des Reagens empfiehlt es sich nach der von Hartig empfohlenen Methode vorzugelien und genau zu wägen. Auf diese Art bereitet, erhält das Reagens die richtige Menge an freier salpetriger Säure. Ein längere Zeit aufbewahrtes Reagens kann mau durch Hinzufügung einiger Tropfen einer etwa 0- P/o Kaliumnitritlösung wirkungsfahiger machen. Von in der Zellhaut vorkommenden Körpern mit einfach hydroxylirtem aromatischen Kern kannte man bis jetzt nur das Vanillin. Beim Nachweis von Eiweiss hat man demnach vor Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 141 Allem das Vauillin auszuschliessen. In der von Wiesuer entdeckten Holzsubstanz - (Vanillin) Reaction mit Phlorogiuciu und Salzsäure haben wir ein ausgezeichnetes Mittel, um das Vorhandensein desselben nachzuweisen. Wir könnten also mit Millon'schem Reagens erhaltene Rothfärbung, wenigstens in jenen Zellhäuten, welche die Vanillinreaction nicht geben, auf vorhandenes Eiweiss deuten. Noch sicherer geht man, wenn man die Schnitte mit heissem Wasser auslaugt. Dadurch coagulirt das in der Zellhaut vorhandene Eiweiss, während etwa vorhandenes Tyrosin oder Phenol in Lösung gehen. Den ausgelaugten oder ausgekochten Schnitt befreit man, ehe man ihn mit Millon'schem Reagens behandelt, mittelst Filterpapier von der anhaftenden Flüssigkeit. Durch die von mir angegebene Alloxanlösung wird die Gruppe — CH2.CH(NH2).C02H angezeigt. Es kommen dabei hauptsächlich Eiweiss, Tyrosin, Leucin, Asparagin, Asparagin- säure in Betracht. Bezüglich der Methode verweise ich auf Seite 136 dieser Arbeit. Es scheint mir nicht unwichtig, das Verhalten der beiden in den vegetabilischen Zellen so sehr verbreiteten Körper Vanillin und Coniferin gegen die Eiweissreagentien hier anzuführen: Vanillin. Coniferin. Milon's R.: Intensiv roth. Stich M.: gelbe Färbung. in roth-violett. R.: Intensiv rothviolett. Raspail's R.: Intensiv roth- HgSO^ allein: Intensiv violett. violett. CuSO^+KOHi): rother Nieder- HgSO^, allein: rothbraim. schlag. CuSO^ + KOH^): rother Nieder- HNO3 (rauchend): braungelb, schlag. mit NH3 dichte weisse Nebel HNO3 (rauchend) : Rubinroth, Färbung der Flüssigkeit un- mit NHg gelbe Nebel, die verändert. Flüssigkeit bleibt rubinroth. HCl: graublau. HCl: zeisiggrün. Fr.: intensiv dunkelblau. Froh de 's R.: intensiv dunkel- A.: keine Reaction. blaugrün. Alloxan: keine Reaction. ij Nach Art der Tr ommer'schen Probe ausgeführt. 142 F. Kra sser, Daraus ist auch ersichtlich, class das Alloxau namentlich zum Eiweissuachweis in der verholzten Zellwand herangezogen werden kann. Im Wesentlichen besteht meine Methode, das Eiweiss mikro- skopisch nachzuweisen, in Folgendem: 1. Im Nachweis der einfach hydroxylirten aromatischen Gruppe durch das Millon'sche Reagens, nach Ausschluss freier oder anderweitig gebundener einfach hydroxylirter aromatischer Substanz. 2. Im Nachweis jener Atomgruppe, welche bei Zersetzung der Eiweisskörper als Asparaginsäure oder Asparagin austritt, durch All oxan, nach Beseitigung der letztgenannten Substanzen und anderer nicht eiweissartiger Verbindungen. (Tyrosin etc.) Um nun zu entscheiden, ob das auf diese Weise nachgewiesene Eiweiss als Protoplasma der Zellhaut angehört, und um den Einwand, man habe es mit „infiltrirtem" Eiweiss zu thun — wogegen indess schon die Entwicklungsgeschichte der Zellhaut spricht — auszuschliessen, wurden Versuche mit der bekannten alkalischen Silberlösung, welche nach Loew und Bokorny nur durch das lebende Protoplasma reducirt wird, angestellt. II. Die ersten Versuche in den Zellmembranen der Pflanzen Eiweiss nachzuweisen rühren von Mul d er ^ her. Er bediente sich hiezu der Xauthoprotein säure- und der Salzsäurereaction. Nach den oben mitgetheilteu Darlegungen ist die von Mulder ange- wandte Methode zu unvollständig gewesen, als dass er hätte zu sicheren Resultaten gelangen können. Auch hat schon Böhm^ gezeigt, dnss die von Mulder durch Salzsäure erhaltenen Membranfärbungen nicht auf Eiweiss zurückzuführen sind, sondern durch besondere in der Zelle auftretende Chromo gen e 1 Versuch einer allgemeinen Physiologie, von G. J. Mul der. Besorgt von Dr. H. Kolbe. Braunschweig 1844 — 1851, vgl. bes. pp. 441 — 508. - „Beiträge zur näheren Kenntniss der Genesis und Function von Pflanzenfarbstoffen". Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. n. Cl.r XLV. Bd.. II. Abth., Jahrg. 1862. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 143 hervorgerufen werden. Es ist dann später von v. Höhnel ^ dar- gelegt worden, dass das in der Zelle vorhandene Chromogen (Höhnel nennt es Xylophilin) nur bei Gegenwart der Holz- suhstanz durch Salzsäure die von Mulder beobachtete charakteri- stische Färbung hervorruft. Aber erst durch Wiesner 's ^ Identificiruug des fraglichen Chromogens (Höhners Xylophilin) mit dem Phloroglucin (beziehungsweise Bvenzcatechin und verwandten Körpern) und durch die unter AYiesner's Leitung von M. Singer^ ausgeführte Identificirung der in der verholzten Zellwand vorkommenden bei der genannten Reaction wirkenden Substanz mit dem Vanillin wurde die Mulder'sche Salzsäurereaction vollständig erklärt. Für einzelne jener Fälle, wo Mulder mit Salpetersäure und Ammoniak Gelbfärbung beobachtete, kann ich auf Grund meiner Untersuchungsmethode das Vorkommen von Eiweiss in der Membran bestätigen, namentlich für die Holz- und Bastfaserzellen von Sambucus nigra (frische einjährige Zweige), für das Kork- gewebe von Sambucus und TiUa parvifoUa, ferner für die Outicula von Aloe, Af/ave, Phorminm tenax, Hoja carnosa und Sambucus. Dass in Innenhäuten Eiweiss vorkomme, wurde schon 1864 von Wiesner* im hohen Grade wahrscheinlich gemacht. Dippel^ und Solla^ fanden im Gegensatz zu Schacht, dass die jungen Zellen der Phanerogamen die Zellstoffreaction nicht zeigen. In einer auf Anregung des Herrn Professor 1 ,,Histochem. Beiträge", ibid., LXXVI. Bd., I. Abth., Jahrg. 1877. 2 „Das Verhalten des Phloroglucins und einig, verw. Körper auf ver- holzte Zellmembranen, LXXVn. Bd., 1878. 3 „Beitr. zur näheren Keuntuiss der Holzsubstanz u. d. verholzten C4ewebe", ibid., LXXXV. Bd., 1882. * „Über die Zerstörung der Hölzer a. d. Athmosphäre". Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. u. Cl., 1864, XLIX. Bd., p. 32 (Sep. A.), siehe auch „Organisation der pflanzlichen Zellhaut", ibid. XCIU. Bd., Jahrg. 1886, p. 38 (Sep. A.). 5 Dippel, das Mikroskop II, pp. 7, 8, 49, 230. 6 Österr. Botau. Zeitg. lo79, p. 351. 144 F. Krasser, Wiesuer unternommeneu Arbeit K. Riebt er 's ' wurde es böchst wabrscbeinlicb gemacbt, dass die Pilzzellbäute ibres Eiweis s- gebaltes wegen der Cellulosereaction so scbwer zugänglieb sind. Wiesner^ selbst konnte in Vegetationsspitzen, Cambium und Pbellogen das Eiweiss in den Membranen indirect (Eintreten der Cellulosereaction nacb Peptonisirung) und direct (Farbeu- reaction) nachweisen, und erbringt durcb Discussion einer an Polyporiis fomenfarius ausgeführten Stickstoffbestimmung den Beweis, dass es Zellen gibt, in welchen die Hauptmasse des Protoplasma der Membran angehört.^ In der im Wiener pflanzenphysiologischen Institut aus- geführten Arbeit „Beiträge für Mikrochemie der Flechten" führt Dr. K. B. J. Forssell* auch einzelne Fälle (Hyphen einiger Flechten und Zellen einiger Algen) au, in welchen sich mit Hilfe der Raspail'schen oder der Millon'schen Eeaction, oder beider Eiweiss nachweisen liess. Diese Ergebnisse kann ich auf Grund der bei den vorliegenden Untersuchungen angewandten Methode bestätigen. Bevor ich jedoch daran gehe, die von mir beobachteten Fälle des Vorkommens von Eiweiss in der pflanzlichen Zeilbaut mitzutheilen, muss ich noch auf die bereits an anderer Stelle citirte Abhandlung von Julius Sachs „Über einige neue mikros- kopisch-chemische Reactionsmethoden" (1859) zurückkommen. Sachs^ erhielt mit Kupfersulphat und Kalilauge in Zellen- membranen nur Blau- oder Gelbfärbung. Die Blaufärbung deutet auf Cellulose und „tritt häufig schon dann auf," wenn die Vitriol- lösung nur einige Minuten eingewirkt hatte." „In diesem Falle erhält man dann die Zellstoffreaction zugleich mit den Reactionen auf Eiweiss und lösliche Kohlehydrate". Die Blaufärbung trat in Membranen jugendlicher Zellen ein und scheint gegen deren Eiweissgehalt zu sprechen. Erinnert man sich aber daran, wie 1 „Beitr. z. gen. Kenntuiss der ehem. Beseh. d. Zellmembr. d. Pilze." Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. n. GL, LXXXIII Bd., I. Abth. , Jahrg. 1881, Maiheft, p. 13 (Sep. A.). 2 „Organisation d. vegetab. Zellhaut", p. 42 (Sep. A.). 3 Wiesner, ibid., p. 45 (Sep. A.). 4 Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, m. n. Gl., XGIU. Bd., I. Abth., Jahrg. 1886., Aprilheft, p. 11 f. 5 1. c. pp. 18, 19. Ei weiss in der pflanzlichen Zellhaut. 14o schwer die Cellulosc in jug-endlichen Zellmembranen durch Jod- präparate, Kupferoxydammoniak nachzuweisen ist, ferner daran, dass die Eeaction mit Kupfersulphat und Kalilauge die am relativ mindesten empfindliche Farbenreaction der Eiweisskörper ist — hatte sie ja doch zum Satze vom eiweisslosen Protoplasma geführt — so werden wir dem Umstände, dass in Zellwänden die Kupferreaction auf Eiweiss nicht eintritt, keine sonderliche Bedeutung beimessen können. Aus demselben Grunde musste auf eine Combination dieser Reaction mit der Millon'schen Probe verzichtet werden, obwohl gerade diese Combination, wie von Brücke' hervorhebt, von grossem praktischen Werthe ist, da sie die Eiweisskörper von anderen Substanzen unterscheidet, welche die Millon'sche Probe aucli geben. Im Folgenden gebe ich eine Zusammenstellung der von mir beobachteten Fälle des Vorkommens von Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaiit. Die Methode, der ich mich bediente, habe ich schon früher (Seite 142) auseinandergesetzt und zu begründen versucht. In der Regel bediente ich mich des Millon'schen Reagens, nachdem ich mich durch anderweitige Reactionen davon über- zeugte, dass die eben schon eingehend erörterten, die Reaction störenden Körper (Vanillin, Tyrosin u. s. w.) nicht vorhanden sind, oder wenn sie vorhanden waren, nachdem ich dieselben durch Auskochen der Schnitte mit Wasser beseitigt hatte. Wo ich anderweitig prüfte, ist dies besonders angegeben, desgleichen sind jene Fälle besonders namhaft gemacht, in denen ich mit aller Vorsicht und unter Zuziehung der Alloxan- rea ction reagirte. Bezüglich der Anwendung des Millon'schen Reagens möchte ich noch Folgendes bemerken: Das Millon'sche Reagens färbt Eiweisskörper bekanntlich roth. Der rothe Farbenton schwankt — je nach den Umständen — zwischen rosenroth, ziegelroth, purpurn und rothbraun. Die Zellhäute färben sich zumeist mehr oder minder rosenroth. Bei Zellhautuntersuchungen empfiehlt es sich, das Millon'sche Reagens in der Kälte einwirken zu lassen. Die Reaction tritt gewöhnlich bald ein und bleibt fixirt. 1 Physiologie I. Th., IV. Aufl., p. 88. Sitzb. d. mathem.-naturw. Ol. XCIV. Bd. T. Abth. 10 146 F. Krasser, Die nachfolg-cnden Angaben beziehen sich auf frisches Material. Experimeutirt wurde fast ausschliesslich — wo Schnitte nothwendig waren — mit Querschnitten durch die betretfenden Pflanzentheile. A). Gewebe der Kryptogumen. Pilze: Hyplien von Polyponis sulphureus Bull., P. fomentariiis ergaben bei der Prüfung mit Millon'schem Reagens ein zweifelhaftes Resultat, besser gelingt die Xanthoprotein- säurereaction; hingegen reagirten sie sehr hübsch mit AUoxan. Flechtenhyphen: * Cladonia gracilis L., ^ Lobaria pidmonaria Hoffm. * Peltigera canina L. gaben Millon'sche und Alloxanreaction. Algen: In den Membranen der vegetativen Zellen von Chara, Chondrus crlspus Lyngb., Cladophora bombycina Agard und andere Species, '^ Ecklonia Oaccata, '^' Eacheuma spino- sum Ag-, ^ Gelidium cartilagineum Grev., Oedorjonium sp. besonders deutlich der sog. „Cellnlosering", Vaucheria sp. Hingegen konnte in folgenden Algen das Eiweiss in der Membran nicht nachgewiesen werden: Chaetophora endlviaefolia, Spirogyra sp., Zygnema crucialum. Moose: Polytrichum commune Membranen der Blattzellen. Gefässkryptogamen: AUophUa auslralis Wedelstiel: Epi- dermis, Siebtheil der Gefässbündel; Etjuiseiiim maximum, palustre Stamm: Siebtheil der Gefässbündel; Scolopendrium offlcinarum Wedelstiel: Epidermis, Siebtheil der Gefäss- bündel; Selaginella W'Uldetiowiana Stamm: Epidermis, Sieb- theil der Gefässbündel. B) Gewebe der Phanerogamen. I. Meristeme. Vegetation SS pitzc des Stammes: Elodea canadensis, Hip- puris vulgaiHs, Myriophyllum verticiUatwn, Phaseolus multi- florus, Zea mais. V e g e t a t i ( ) n s s [) i t z e der Wurzel: Elodea can., Myriophylhim vert., Phaseolus multifl., Zea mais. Auch von Dr. Forsseil mit positiv. Kesultat imtersucht. Eiweiss in der pflauzlichen Zellhaut. 147 Die Zellen der Vegetatiousspitzen sind bekanntlicli sehr reich an Plasma, die Membranen sehr dünn; es ist daher schwer mit voller Sicherheit zu entscheiden, ob die Membranen eiweiss- haltig sind. In den Membranen der die Wurzel hau be bildenden Zellen wurde keine Eiweissreaction wahrgenommen. Cambium:RothfärbungderArembranen durch Millon'sches Salz trat in allen Fällen ein, wo sich die Zellhäute des Weich- bastes der Gefässbündel roth färbten, z. B. bei Aucuhn japonica, Astragalus verus, Carpimis Betulus, Lycopus europaens, Lactuca muralis, Primula officmalis, Sambuciis nigra, Saxifraga bulfnfera, Ti/ia parvifoUa, Urtica urens. Pericambiuin: Bei den Luftwurzeln von Authur iiim, Hartiverßa comosa, Philndendron erubescens, crassiuervum, pertiisnm, den Bodenwurzeln von Alliimi Pornim, Phaseoliis multiflorus, Pisum sativum, Zea Mais. Phellogen: z.B. Acer campestre, Ribes nigrum, Sambucus nigra, Solanum tuberosum. Hier wie beim Cambium und Pericambium durchaus positive Resultate. IL Dauergewebe. Die Epidermisszellhäute wurden nahezu bei allen unter- suchten Objecten eiweisshaltig gefunden. Die Cuticula zeigte immer die Eiweissreaction.^ In dem nachfolgenden alphabetisch geordneten Verzeichnisse erscheinen alle Samenpflanzen auf- geführt, welche ich auf Eiweiss in denZellbäuten der Epidermis prüfte. Da ich eben so häufig Eiweiss in den Membranen der Weich hast demente auffand, so habeich diese Vorkommnisse in demselben Verzeichnisse angemerkt. Auch die beobachteten Fälle des Vorkommens von Eiweiss in den Zellhäuten des Orundgewebes erscheinen darin verzeichnet. Im Nachfolgenden bediene ich mich der folgenden Ab- kürzungen: Bl. = Blatt, Bist. = Blattstiel, Cb. = Membranen des Cam- biums, C 0 1 1 . = Membr. des Collenchyms, Ep. = Membr. der 1 Mulder (1. c. p. 499) beobachtete in der Cuticula immer Xantho- proteiusäurereaction. 10* 148 F. Krasser, Epidermis, Hj^pd. rr: Hypoderma, St. = Stamm, Weichb. rr Membr. des Weichbastes, AYz. = Wurzel, Aloe sp., vulgaris Bl.: Die tangentialen Wände der Epidermis, die subepidermalen Zellen besonders deutlich in den Kanten. Allium Cepa „Zwiebelschuppe" Ep. und die unmittelbar angrenzenden Schichten des Grundgewebes, Elemente des Gefässbündels (verholzt sind nur die Gefässe des Xylems); ursinmn St., Bl.: Ep. Weichb. Antlmr'mm sp. Luftwz.: velamen radicum, Endoderm. Weichb. Asfragalus verus Bist.: Alle Membranen (Vanillinreaction zeigen nur Xylem und Hartbast). Aucuba japonica Bl., Bist.: Ep. Cb. Weichb. Bambusa stricta St.: Ep. Weichb. Begonia Bist.: Ep. Coli. Weiclib. Bilbergia acaulis, liboniana, thyrsoidca Bl.: Ep. Hypd. Weichb. BromeUa sphacellata Bl.: Ep. Hypd. Weichb. Broussonetia papyrlfera Bist.: Ep. Coli. Weichb. Bnrettia mexicana Bl. : Ep. Weichb. Caraguata splendens Bl.: Ep. Hypd. Weichb. C(irex Mich'ilu, montana, muricafa, praecox, remota, stenophyUa, tomcnlosa, mdpina St., Bl.: Ep. Weichb. Carpinus Betulus St.: Ep. Coli. Cb. Weichb. Cephalanthera ensifoUa, pallens, rubra St. Bl. : Ep. Weichb. Ceratophylhtm demersum St.: Alle Membranen. Chenopodinni album St.: Ep. Coli. Weichb. Cobaea scandens St.: Ep. Weichb. ' Corallorhiza innata St., Bl.: Ep. Weichb. Cyperns alternifolius und Papyrns St., Bl: Ep. Weichb. Elodea canadenMs St.: Alle Membranen. Eplpactis lattfolia a. inajor, ß. minor, palustris St. Bl.: Ep.Weichb. Eriophoruni anguslifolium St., BL: Ep. Weichb. Evonymus St.: Ep. Coli. Weichb. Firns elastica, stipidata Bl. Bst.: Ep. Coli. Weichb., ferner bei Ficns elastica die Anlage der Cystolithen. Gladiolus palustris Bl., St.: Ep. Weichb. Gymnadenia conopsea Bl., St.: Ep. Weichb. Ilartwegia comosa Bl, St., Luftwz.: Ep. Weichb. Bast. Endo- dermis. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaiit. 149 Hechita Gisebreghtii Bl.: Ep. Hypod. Weichb. Hohenbergia strobilacea Bl.: Ep. Hypod. Weichb. Isolepis gracilis Bl. St.: Ep. Weichb. Juncus communis, compressus BL, St.: Ep. Weichb. Lactuca miiralis St.: Ep. Coli. Weichb. Cb. Lamprococciis mhiiatus, Weilbachii BL: Ep. Hypd. Weichb. Laurus nobilis BL: Ep. Weichb. Lister a ovata BL, St.: Ep. Weichb. Lycopus europaeus St. Ep. Coli. Cb. Weichb. Neottia nidus avis BL, St.: Ep. Weichb. Nidularium princeps, spectabile BL: Ep. Hypd. Weichb. Nnphar luteum Bist.: Ep. Coli. Weichb. Nymphtiea alba Bist.: Ep. Coli. Weichb. Orchis coviophora, latifolia, militaris, nstuIataBl., St.: Ep. Weichb. Ouvirimdra f'enestrata BL, Bist.: Ep. Weichb. Pellionia Deauveana St.: Ep. Weichb. Phaseolus mtdtiflorus St.: Ep. Weichb. Philodendron crassinej'vum, erubescens, pertusum Luftwz.: Ep. Endodermis, Gefässbüudelscheide, sicher die „Durchlass- zellen." Pericb. Weichb. Plioenix cunarienais BL: Weichb. Piuus silvestris B 1. : Weichb. Bast zw. den GefässbUudcln und um die Harzgänge. Pisum sativum (Keimling) St.: Ep. Weichb. Wz.: Alle Mem- branen. Pittair uia sp. BL: Ep. Hypd. Weichb. Pittosporum Bl. Bist.: Ep. Coli. Cb. Weichb. Mesophyll. Piatanthera bifolia B. St.: Ep. Weichb. Primida officinaUs, Auricnla St.: Ep. Cb. Weichb. Sambuciis Ebulus, nigra St. Bist: Ep. Coli. Cb. Phellogeu. Weichb. Saxifraga bulbifcra St.: Ep. Cb. Weichb. Sempervii'um hirsutum St.: Ep. und angrenzende Zellen des Grundgewebes. Cb. Weichb. Scirpus Holoschoenus, l/iciistris, palustris, sdraticus, triquetcr Bl. St: Ep. Weichb. Tilia parvifolia St: Ep Coli. Cb. Weichb. Tillandsia zebrina BL: Ep. Hypd. Weichb. 150 F. Kr.isscr, Tradescantia zehrina,gia7iensis St.:Ep, Coli. Weiclib. (Festigungs- ring schwach verholzt, mit Millon's Reagens intensiv roth). Trinia vulgaris St.: Ep. Weichb. Urtica dioica, urens St.: Ep. Coli. Cb. Weichb. Vallisnerin spiralis Bl.: Alle Membranen. Vitis vinifera St.: Ep. Coli. Cb. Weichb. Vrisea sp. Gisebreghüi, speciosa. Bl. : Ep. Hypd. Weichb. Zea Mais (Etiol. Keimling, 3 Wochen alt) St., Bl., Cotyledon: Alle Membranen (verholzt nur die Gefässe). Wz: Tangential- wände der Gefässbündelscheide und die Membranen inner- halb dieser. (Hautgewebe verholzt.) Die Membranen des Collenchyms zeigten Eiweissreaction z. B. bei: Astraffalus veriis ^\^i., Berjonia Bist, Broussonetia papyrifera Bist., Ceratophyllmnn demersum St., Chenopodiiim album St., Ficiis elastica Bst., Lactuca muralis St., Lycopus europaeus St., Sambucus nigra St., Tradescarifia zeörina St., Urtica urens St. In den Membranen des Grundparenchyms und des Markes habeich selten Eiweissreaction beobachtet. Ich werde noch darauf zurükkommen. Besondere Beachtung verdienen jene Fälle, wo alle Mem- branen (am Querschnitt des betreffenden Organes) die auf Ei weiss deutende Rothfärbung annahmen : Allium Porrum, Wz.: Alle Membranen, besonders Epiblem und die Gefässbündelelemente. Vanillinreaction zeigen nur die Gefässe und die Gefässbündelscheide. Ästragulus verus Bist.: Alle Membranen, Vanillinreaction zeigen nur Xylem und Hartbast. Elodea canadensis St.: Alle Membranen, keine Vnnillinreaction. Vallisncria spiralis Bh: Alle Membranen, keine Vanillinreaction. Pisum salivum (Keimling) Wz.: Alle Membranen. Zea Mais (Etiolirte Keimpflanze, 3 Wochen alt) Cotyl, Bl., St., Alle Membranen. Vanillinreaction zeigen nur die Gefässe. Wz.: Alle Membranen innerhalb der Gefässbündelscheide von dieser auch die tangentialen Wände. Vanillinreaction zeigten das Hautgewebe und die radialen Wände der. Gefässbündel- scheide. Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. lol Bei den untersuchten Banken von Bryonia dioica, Cobaea scandens, Cucumis satirus, Vitis vinifera fand sich Eiweiss in den Membranen der Epidermis, des Collenchyms und des nicht ver- holzten Gefässbündeltheiles. In den Membranen des Endosperms Hess sich Eiweiss nachweisen bei Asclepias syriaca^ Bichius communis]^ Zea Mais, auch Aleuron und Kleberzellen zeigten die Reactiou. Bei Strychnos muv vomlca war nach der angewandten Methode ebenso wenig wie bei Phoenix dactylifera in den Zell- häuten des Endosperms Eiweiss nachweisbar. (Siehe unten p.l53.) Agapanthus umbellatus (BL), CUßia miniata (Bl), Dracaena indivisa (Bl.), Pandanus Veitchii (Bl.), Peperonia trichocarpa (St.), Viburnmn opulus (St.), Yucca gloriosa, pendula (Bl.) verhielten sich dem Millon'schen Reagens gegenüber passiv. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass die angeführten Pflanzen in ihren Zellhäuten kein Eiweiss enthielten. Unsere mikrochemischen Methoden lassen eben noch Manches zu wünschen übrig, und wir haben es nicht ganz in unserer Hand alle störenden Factoren iiuszuschliesen. In den Membranen der echten Bastzellen, sowie der Libri- form Zeilen kann mau im Allgemeinen mit Hilfe des Millon'schen Reagens Eiweis nicht nachweisen, denn eine damit eintretende Rothfärbung muss auf das aus diesen Mem- branen schwer zu beseitigende Vanillin zurückgeführt werden, da sich Libriformzellen wohl immer, echte Bastzellen oft als ver- holzt erweisen. Idioblasten, wie die im Blatte, respective im Blatte imd Stamme von CamelUa und Hakea, Nupliar und Nymphaea erwiesen sicli gleichfalls als verholzt. Die Zellhäute der Endo dermis (im weiteren Sinne) zeigten Vanillinreaction mindestens in den radialen Wänden. Doch liess sich Eiweiss wenigstens in den Membranen der „Durchlasszellen" immer constatiren: z. B. AJlium Porrum, Anthurimn (Luftw.), Hartioeyia comosa (Luftw.), Philodcndron crassinervum, eruhes cens, pertusum Luftw.), Pisum satirnm, Zea Mais. 1 Es empfiehlt sich, um sicher zu gehen, dasRicinuseudosperm heran- wachsen zu lassen. 152 F. Krasser, Für den Nachweis von Eiweiss iu verholzten Zellhäuten ist indess das ungleiche Verhalten des Vanillins gegenüber Phloro- glucin und Salzsäure und gegenüber Millon's Reagens nicht olme Bedeutung. Phloroglucin und Salzsäure bilden nämlich ein weitaus empfindlicheres Reagens auf das in der verholzten Wand vorkommende Vanillin, als das Mil Ion 'sehe Salz. Man kann sich davon leicht überzeugen. Wenn man demnach in schwach verholzten Membranen mit Millon'schem Reagens weitaus stärkere Rothfärbung erhält als mit Phloroglucin und Salzsäure, so kann man diese mit Recht als Eiweissreaction in Anspruch nehmen, zumal wenn man die Färbung auchanausgekochten Schnitten erhält. Auf diese Art konnte ich Eiweiss in den Membranen des Hypoderms aller von mir untersuchten Bromeliaceen, ferner des Xylems von Sambucus tnijra, Urtica dioica, urens,äeY Bastzellen zwischen den Gefässbündeln und um die Harzgänge im Blatte von Pinns silvestris feststellen. Die sorgfältigste Untersuchung widmete ich den Bronieliaceen, deren Gewebe unter Anwendung aller Vorsichtsmassregeln und stets unter Zuziehung von Alloxan geprüft wurde, durchaus mit positivem Erfolg. Eine gleiche Sorgfalt wandte ich auch dem Collenchym und aus begreifliehen Gründen auch dem Endosperm von Phoenix und Strychnos zu. Während die untersuchten Collenchyme sich als eiweisshältig erwiesen, konnte in den Membranen der Endospermzellen von keimfähigen Phoenix ductylif'era und Strychnos nux romica kein positives Resultat erzielt werden. Das Ausbleiben der Eiweissreaction in dem sogenannten Symplasma scheint mir wohl sehr bemerkenswerth, und ver- dient um so mehr hervorgehoben zu werden, als an der Plasma- nalur der durch die Wand gehenden plasmatischen Verbindungs- fäden niemand gezweifelt bat, obgleich zugegeben werden muss, dass ein ernstlicher Versuch Eiweiss in denselben nachzu- weisen nicht unternommen wurde. (Vergl. oben pag. 138.) Indess will ich aus dem Ausbleiben der Eiweissreaction bei den untersuchten Symplasmen nicht auf die Abwesenheit von Kiweiss schliesseu. Bei Farbenreactionen können ja nebenher auftretende Körper leicht störend wirken, wofür die oben ange- führten Pilzmembranen auch ein Beispiel abgeben, welche wohl Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. 153 Xaiitliop roteiusäure und AUoxanreaetion, niclit aber die sonst so empfindliche Millon'sclie Reaction geben. Ich erinnere daran, dass die so empfindliche Reich el'sche Glycerin- probe vollständig versagt, wenn neben dem Glyceriu auch nur eine Spur von Zucker vorhanden ist. Für die Plasmanatur und das Leben des Symplasmas spricht wohl sehr die Entdeckung Taugl's, dass es Wundreize fortzupflanzen befähigt ist^ Fassen wir alle auf den vorhergehenden Blättern ange- führten Thatsachen zusammen, so fiuden wir, dass sich Eiweiss — nach der bei diesen Untersuchungen angewandten Methode — in den Zellhäuten aller Gewebearten nachweisen lässt. Für die instriictivsteu der von mir aufgefundenen Beispiele möchte ich die untersuchten Bromeliaceen (Bhbergia acauUs liboniana, thycsoidea ; Bromelia sphacellata ; Caraguata splendens; Hohenbergia strobilacea; Lamprococcus miniatus, Weilbachii; Nidularium prhiceps, spectab'de ; Pittairuia; Tdlandsia zebrina; Vrisea speciosa, Gisebi^eghtii) ; ferner As trag alus verus, Sambiicus nigra, Urtica ureiis, Zea Mais, sowie Cladophora bombycina und Oedugonium halten. Es ist nun noch die Frage zu erörtern, ob das in der Zell- haut vorkommende P^iweiss nichl; als in dieselbe infiltrirt auf- zufassen ist. Dagegen spricht jedoch schon die Entwicklungs- geschichte der Zellwand. Die Untersuchungen Strasburger 's und Wiesner 's haben gelehrt, dass die erste Anlage der Wand selbst ein Proto- plasmagebilde ist, auch sind die löslichen Formen der Albumi- uate in so geringem Grade diffusibel, dass ihr Vermögen Mem- branen zu infiltriren, gewiss ein geringes ist. Eivveissfrei gewordene Zellmembranen (z. B. Leinbastzellen) lassen sich mit Eiweiss- lösungen nicht iuibibiren. Die Eiweisskörper aber müssen wir „als eigentlich con- stituirende Bestandtheile des Protoplasma ansehen, sie bilden den Gipfel, das Endglied der Hauptreihe der progressiven 1 „Zur Lehre von der Continuität des Protoplasma", Sitzb. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien, m. n. GL, XC. Bd., 1. Abth., Jahrg. 1884, Htt. 1. 154 F. Krasser, Stoffinetnmorphose, denn ihre Molecüle sind fast unzweifelhaft die grösstcn und an potentieller Energie reichsten, welche im Protoplasma vorkommen. Daher dürfen wir auch bei allen anderen im Protoplasma gefundenen Substanzen die Frage auf- werfen, ob dieselben etwa als Spaltungsproducte von Eiweiss- körpern gedeutet werden können. ^" In der von Low und Bokorny^ angegebenen, sehr ver- dünnten alkalischen Silberlösung besitzen wir nun ein Mittel organisirtes, lebendes Eiweiss, Protoplasma auf chemi- mischem Wege zu erkennen. Tritt Reduction zu metallischem Silberein, so deutet dies nur auf vorhandenes lebendes Proto- plasma von einer gewissen Resistenz; erfolgt keine Silberab- seheidung, so folgt daraus nur, dass das Protoplasma zu sensibel ist, d. h. so rasch abstirbt, dass es seine reducirenden Qualitäten nicht zur Geltung bringen kann. „Die Resistenz des Protoplasma variirt ganz ausserordentlich bei verschiedenen Organismen. 3" „Da abgeschiedenes metallisches Silber, wenn es in sehr dünnen Schichten auftritt, das Licht auch gelb bis rothbraun und violett durchlassen kann, so erscheint statt der Schwärzung hie und da eine wechselnde Nuancirung von orange bis violett, rothbraun und grau.* Eine Bräunung von ganz anderem Habitus zeigt Gerbstoff oder Zucker an. Mit der Löw-Bo kor ny 'sehen „Lösung J" und deren Modification für sensiblere Objecte ^ prüfte ich die obenange- fiihrten BromeUaceen, so wie AUium Cepa, Zea Mais, Sambucns nigra. Es mussten natürlich ziemlich dünne Querschnitte zur Anwendung gebracht werden. Dadurch wird das Dermatoplasma jedenfalls nicht reactionsfähiger gemacht, indess die Resultate waren unzweifelhaft. Die Silberabscheidung in den Membranen des Gefässbündels aller Objecte war orange bis violett und grau. Die Membranen der Tüpfelgefässe von Zea Mais (Keim- pflanze) wiesen Schwärzung auf. Bei den übrigen Membranen war die Reaction spärlich. Die Epidermiszellwände von AUium 1 llei iike, Studien über Protoplasiiia", p. 153. - „Die ehem. Kraftquelle im lebeiulen Protoplasma," München 1882. 3 ibid., p. 18., Aum. 2. i Ibid. p. 52. ^ Näheres bei J^öw u. Bokoruy, 1. c. p. 51, 52. Eiweiss in der pflanzlichen Zellliaut. 3 00 Cepa (Querschnitte durch frische Zwiebelschuppen) erschienen grau. Diese Färbung deutet auf Eiweiss. Die gelbbraune Färbung der Membranen, welche man bei diesem Objecte auch bemerken kann, zeigt infiltrirten Zucker an. ^ Eine Prüfung sämmtlicher genannten Objecte auf Gerbstoff (mit Eisenchlorid) ergab, dass in den Zellhäuten kein Gerbstoff vorhanden war. Zucker konnte mit der Trommer'schen Probe) ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Die Zellhäute der unter- suchten Algen (Spirogyra, Cladophora) zeigten keine Silber- rcduction vielleicht wegen zu grosser Sensibilität. Die positiven Ergebnisse der mit den Löw-Bokorny'schen Silberlösungen angestellten Versuche sind wohl als neue Stützen der Ansicht Wiesner's, dass die in den Zellhäuten auftretenden Eiweiss- körper lebendem Protoplasma angehören, zu betrachten. ^ Bokorny, „Das Wasserstoffsuperoxyd und die Silberabscheidung durch actives Albumin, Jahrb. f. wiss. Bot. XVII. Bd. 1886, p- 352 (2. Heft) daselbst wird auch neuerdings der Beweis geliefert, dass nur lebendes Protoplasma die Silberabscheidung bewirkt. Vergl. ferner Low und Bokorny 1. c, p. 14 156 Verzeichniss der an die mathematisch-naturwissenscliaftliche Classe der kaiserlichen Altademie der Wissenschaften vom 1. Juli bis 31. December 1886 gelangten periodischen Druckschriften. Adelaide, Transactions and Proceedings and Report of tbe Eoyal Society of South- Australia. Vol. VIII, for 1884—85. Amsterdam, Verhandeling-en der koninklijke Akademie van Wetenschappen, 24'' Deel. — Verslag-en en Mededeeliug-en. 3" Eeeks. I. Deel. 1885. — Jaarboek voor 1884. — Register op den Catalogus van de Boekerij 1885. — Genootschap, Natura Artis Magistra: Bijdragen tot de Dierkunde. 13. Aflevering. Baltimore, Johns Hopkins University: Chemical Journal. Vol. VIII, Nrs. 3—5. Journal of Mathematics. Vol. VIII, Nrs. 3—4, Vol. IX, Nr. 1. — — Studies from the Biological Laboratory. Vol. III, Nrs. 7 & 8. — — University Circulars. Vol. V, Nrs. 45, 47, 49 und 53. Batavia, s'Hage, Koninkl. Natuurkundige Vereeniging: Natuur- kundig Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie XLV. (8^** Ser, Deel VI).^ — Geneeskundig Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie: Catalo- gus van eenige chineesche en inlandsche Voedingsmiddelen van Batavia door A. G. Vorderman. Batavia, 1885; 8°. Berlin, Königl. preussische Akademie der Wissenschaften: Abhandlungen. Jahrgang 1885. — C. G. J. Jacob i's gesammelte Werke. IV. Band — Centralblatt für klinische Medicin. Nr. 24 — 51. 157 Berlin, Deutsche Chemiker-Zeituug. I. Jahrgang. Nr. 38, 43 — 47. — Deutsche Medicinal- Zeitung: Zeitschrift. YII. Jahrgang. Nr. 47—104. — ElektrotechnischerVerein: Zeitschrift. VI — XI. Heft. — Entomologischer Verein: Berliner Entomologische Zeit- schrift. XXX. Band. — Fortschritte der Mathematik: Jahrbuch über die — — XVI. Band, Heft 1. — Fortschritte der Medicin. IV. Band, Nr. 12 — 24. — Gesellschaft, deutsche chemische: Berichte. XIX. Jahrgang. Nr. 9—16. — Gresellsehaft, deutsche, geologische: Zeitschrift. XXXVIH. Band, 1.— 3. Heft. — Institut, königl. preussisches, geodätisches: Veröffentlichung Lothabweichuugen. 1. Heft. — Zeitschrift für Instrumentenkunde , Organ. VI. Jahrgang. 6.-11. Heft. — Zoologische Station zu Neapel: Mittheilungen. VI. Band, 4. Heft. Bern, Naturforschende Gesellschaft: Mittheilungen aus dem Jahre 1885. Bonn, Naturhistorischer Verein der preussischen Eheinlande, Westphalens und des Regierungsbezirkes Osnabrück: Ver- handlungen. XLIII. Jahrgang, 5. Folge. III. Jahrgang, 1. Hälfte. Boston, American Academy of Arts and Sciences: Proceedings. N. S. Vol. XIII, Part I. Breslau, Schlesische Gesellschaft für yaterländische Cultur: 63 Jahresbericht und Ehizodendron Oppeliense. Göpp. Bruxelles, Musee royal d' Histoire naturelle de Belgique: Bul- letin. Tome IV., Nos. 2—3, et Extrait du Bulletin Tome II, 1883. Bucuresci, Analele Academiei Romane: Ser. II. Tomulu VII. 1884—85. Budapest, Ungarische Akademie der Wissenschaften: Alma- nach für 1886. Budapest 1886; 8". — Eralekbeszedek : Baintner J., Davis J. B., Guizot F., Horväth C, Konek S., Kruesz K. K., Lönnrot J., Vandräk A., 158 Zsoldos J., tag-ok felett. Budapest 1885—86; 8". — Ertesitö. 19. Jahrgang-, Nr. 3, 4, 5, 6. Budnpest 1885; 8». — 20. Jahrgaug-, Nr. 1, 2, 3, 4. Budapest 1886 ; 8^ — Ev- künyvei. XVII. Band, 2., 3., 4. Theil. Budapest 1885—86; 4''. — Ertekezesek ä mathematikai tudomänyok koreböl. 11. Band, Nr. 10. Budapest 1885; 8". — XII. Band, Nr. 1 — 11. Budapest 1885; S^. — Ertekezesek a termeszettudomänyok körebül. 14. Band, Nr. 9. Budapest 1885; 8«. — 15. Band, Nr. 1 — 19. Budapest 1885; 8°. — Ertesitö, mathematikai es termeszettudomänyi.III.Band, Heft 6 — 9. Budapest 1885; 8". — IV. Band, Heft 1—9. Budapest 1885—86; 8". — Köz- lemenyek, mathematikai 6s ternieszettudomänyi. XX. Band, XXI. Band, Nr. 1. Budapest 1885; 8". — Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. III. Band. Juni 1884 — Juni 1885. Budapest; 8^. — Mihalkovics G., A gerinczes ällatok kivälaszto es ivarszerveinek fejlödese. Budapest 1885; 8«. Budapest, Königl. ungar. naturwissenschaftliche Gesellschaft: Nepszeerü termeszettudomänyi elöadäsok gyüjtemenye. VI. Band Budapest 1883; 8». VII. Band. Budapest 1884; 8". VIII. Band. Budapest 1885 ; 8". — B e k e s sy L. A tejgazdasäg es a sajtkeszites elmeleti es gyakorlati szempontböl. Buda- pest, 1885; 8". — Budai, J., Die secundären Eruptivgesteine des Persanyer Gebirges. Budapest 1886; 8*^. — Daday E., Morphologisch-physiologische Beiträge zur Kenntniss der Hexarthra Polyptera Schm. Budapest 1886; 8". — Csanädy G. und Plösz P., A boräszat könyve, tekintettel hazänk bortermelesere. Budapest 1885; 8". — Darwin, Gh., Az ember szärmazäsa es az ivari kiväläs. (Uebersetzung.) Budapest 1884, 8*^. — Guillemin, A. A mägnessög es elektromossag. (Übersetzung.) Budapest 1885; 8". — Hazs- linsky F. A Magyar birodalom mohfloräja. Budapest 1885; S^. — Hegyfoky, K., Die meteorologischen Verhältnisse des Monats Mai in Ungarn. Budapest 1886; 4^*. — Heller A. A. kir. Magyar termeszettudomänyi tärsulat könyveinek czimjegyzeke. II. füzet. (Az 1877—85. vegeig szerzett könyvek.) Budapest 1886; 8*^. — Hensch A. Az okszerU talajmiveles elmelete es gyakorlata. Budapest 1885; 8®. — 159 Her man, 0., Ungarische Landes-Ausstellung. Gruppe IV. Urgescbicbtliche Spuren in den Geräthen der nng-arischen voikstliiimliehen Fischerei. Budapest 1885; 12''. — Inkey, V., B., Nagyäg und seine Erzlagerstätten. Mit 4 Karten und 23 Abbildungen. Budapest 1884; 4". ~ Läszlö, E. D., Chemische und mechanische Analyse ungarläiidischer Thone mit Rücksicht auf ihre industrielle Verwendbarkeit. Buda- pest 1886; 8o. — Löczi Löczy, L. A, khinai birodalora termeszeti viszonyaiuak es orszägainak leiräsa. Mit 200 Ab- bildungen und 1 Karte, Budapest 1886; 8". Buen OS-Air es, Academia nacional de ciencias en Cordoba: Boletin. Tomo VIII, Entrega 4. 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Heft. Harlem, Mus6e Teyler: Archives, S6r. 2, Vol. II, 4« partie. 161 Harlem, Miisee Teyler: Catalogue de la Bibliotheque; Plivr. Zoologie, 4^1ivr. Botanique. — Societe Hollandaise des sciences ä Harlem: Tome XXI, 1^** livraison, Harrisburg, Eeports A. A^^^^^ Eeport Pt. 1. T", C^ and Atlas Eastern Middle Strathraite Field. Heidelberg: Naturliistorisch-medicinischer Verein. IH. Bd. 5. Heft. Karlsruhe, Veröffentlichungen der grossherzoglichen Stern- warte. 2. Heft. Beobachtungen am Meridiankreis. Kiew, Universitäts-Nachrichten. Band XXVI, Nr. 4 — 7. Kjöbenhavn, Memoires de l'Academie royale. 6" Serie. Vol. 11, Nrs. 8—10; Vol. III, Nr. 2; Vol. IV. Nr. 1. Krakau, Akademia Umiejetnosci: Pamietnik. Tom, XII. — Kozprawy i sprawozdania z posiedzen wydzialu matematy- ezno-przyrodnoczego. Tom. XIII a XIV. — Eozprawy Komisyi fizijjograficzney. Tom XX. Laibach, Verein der Arzte in Krain: Festschrift anlässlich des 25jähvigen Bestandes. 18G1 — 86. Le Caire, Institut Egyptien: Bulletin. Nr. 6. (1880). Leide, L'Ecole polytechnique de Delft: Annales. 1'''' et 2^ livraisons. Leipzig, Archiv für Mathematik und Physik. IV. Theil, 1. bis 3. Heft. — Astronomische Gesellschaft: Vierteljahrsschrift. XXI. Jahr- gang, 2.-4. Heft. — Genäherte Orter der Fixsterne für die Epoche 1885. — Fürstlich Jablonowski'sche Gesellschaft: Preisschrifteu Nr. 9. — Journal für praktische Chemie. Nr. 10 — 21. — Königlich sächsische Gesellschaft der Wissenschaften: Be- richte über die Verhandlungen. 1886. I — VII. — Naturforschende Gesellschaft zu Leipzig: Sitzungsberichte. XII. Jahrgang. 1885. London, Anthropological Institute of Great Britain andireland: The Journal. Vol. XVI, Nr. 1 . — British Museum: Catalogue of the Blastoidea. 1886. A Guide to the Exhibition Galleries of the Department of Geology and Palaeontology. 4^'^ Edition. Sitzb. d.maihem.-naturw. Cl. XCV. Bei. I. Abth. 11 162 London, Meteorological Office : Monthly Weather Report, Febvuaiy — June. — Quarterly Weather Report Nr. 55. — Weekly Weather Report. Vol. III, Nos. 16 — 45 und Apeudix I. 34—41. — Meteorological Council: Hourly Readings. 1884. Nr. 70. — Nature. Vol. XXXIV, Nos. 872—893. — The Observatory. Nos. 112— 118. — The royal Society: Proceedings. Vol. XL. Nos. 243 — 246. — The royal astronomical Society : Monthly Noticis. Vol. XL VI, Nos. 7—9. Vol. XL VII, Nr. 1. — Observations of the inter- national Polar-Expeditions 1882 — 83. — The Royal entomological Society : The Lepidoptera of Ceylon. Part XII. — The Royal geographical Society. Vol. VIII, Nos. 5 — 12. — The Royal microscopieal Society: Journal. Ser. II, Vol. VI, parts III-V. — Scientific Results of the second Yarkand Mission: Memoirs of the life and works of Ferdinand Stoliczka, Ph. Dr. — The Zoological Society of London: Proceedings for the year 1886. Parts I and III. : The Transactions. Vol. XII, part II. — The Linnean Society: The Journal Zoölogy. Vol. XIX, Nos. 109—113. — Botany. Vol. XXI, Nos. 138—140; Vol. XXII, Nos. 141—144; Vol. XXIII, Nr. 150. Madison, Washburn Observatory of the University of Wis- consin: Publications. Vol. IV. 1886. Manchester, Society of Chemical Industry: The Journal. Vol. V, Nos. 5—11. Mexico, Observatorio astronomico nacional de Tacubaya para el aho 1887. Ano VIL Montreal, The Canadian Report of Science: The Canadian Naturalist. Vol. II, Nos. 3 and 4. Moscou, Societe Imperiale desNaturalistcs: Bulletin. 1886. No. 1. : Nouveaux Memoires. Tome XV, livr. 4. München, Königlich bayerische Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte. 1886. I. Heft und Inhaltsverzeichniss der Janrgänge 1871-1885. 163 Mit neben, Königlich meteorologische Centralstation. Jahr- gang VIII, 2.-3. Heft. — Königl.meteorol.Centralstation: Übersicht über dieWitterungs- verhältnisse im Königreiche Bayern. April — October. — Repertorium der Physik. XXII. Band, 5. — 11. Heft, Münster, Bericht von dem erzbischöflich Haynald'schen Obser- vatorium zu Kalocsa in Ungarn über die daselbst in den ersten fünf Jahren ausgeführten Arbeiten von Carl Braun. Neuchätel, Actes de la Societe Helvetique des seiences naturelles. 68* Session, Compte rendu. 1884 — 85. Newcastle-upon-Tyne, Transactions of the North of Eng- land Institute of Mining and Mechanical Engineers. Vol. XXXV, parts 3 and 4. New Haveu, The American Journal of Science. Vol. XXXII, Nos. 186—192. — Index to Voliimes XXI— XXX. New York, Academy of Sciences: Transactions. Vol. III, 1883 bis 1884; Vol. V, Nos. 1—6. — Lyceumof Natural History: Annais. Vol. III, Nos. 7, 8, 10. Odessa, Neurussische G-esellschaft der Naturforscher: Zapiski. Tom XI, Nr. 1. — Die fossilen Vogelknochen der Odessaer Steppen -Kalk -Steinbrüche an der neuen Slobodka bei Odessa von J. Widhalm. Palermo, Bollettino della E. Accademia di scienze, lottere e belle arti die Palermo. Anno III. 1886. Nr. 1-3. Paris, Academie des Sciences: Comptes rendus hebdomadaires des seances. Tome CHI, II. Semestre, Nos. 1 — 25. — Academie de Medecine : Bulletin. 2'^ serie^ tome XVT, ÖO«^ annee, Nos. 23—52. — Annales des Mines. 8*= serie, tome IX, 2* livraison. Tome X, ße — 4e livraisons. — Annales des Ponts et Chaussees. 6® annee, 6* sMe, 4'^ — 9* cahiers. — Archives slaves de Biologie. Tome I, 2'' — 3*^ fascicules. Tome IL l«"-- 2^ fascicules. — Moniteur scientifique du Docteur Quesneville: Journal men- suel, 535^—540'' livraisons. — Nouvelles Archives du Museum d'Histoire naturelle. 2^ serie, Tome VIII, 1"' fascicule. 11* 164 Paris, Revue internationale de rElectricitö et de ses Applications. Nos. 12—24 — Societe de Biologie: Comptes rendus hebdomadaires. 8" serie. Tome III, Nos. 22—44. — Societe des Ingenieurs civils: Memoires et Compte reudu. 39'' annöe, 3''— 8« cahiers. — Societe geologique: Bulletin. Tome XIII, Nos. 4 — 5: Tome XIV, No. 6. — Societe mathematique de France: Bulletin. 3" serie. Tome XIV, Nos. 3—4. — Societe pliilomatique de Paris: Bulletin, 1^ serie, tome X, No. 2. — Societe zoologique: Bulletin pour 1' annee 1886. 2" et 3*^ parties. Petersburg, Academie Imperiale des sciences: Bulletin. Tome XXX, Nos. 2—4. : Melanges pbysiques et chimiques. — Bulletin der russischen physikaliscb-chemischeu Gesell- schaft. Tome XVIII, Nos. 5-8. : Memoires. Tome XXXIII, Nos. 6, 7 et 8; tome XXXIV, Nos. 1—3. — Geologisches Comite: Carte geologique du Turkestan Russe dessinee en 1881: six feuilles. — Carte geologique gene- rale de la Russie d'Europe. : Memoires. Vol. III, No. 2. : Bulletin. V, Nos. 7—8". — — : Materialien zur Geologie Russlands. IX. Band. — Acta Horti Petropolitani. Tom. IX., fasc. II. — Catalogus systematicus bibliotliecae horti imperialis bota- nici Petropolitani. Editio nova. — Nicolai Hauptsternwarte : Jahresbericht am 25. 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XL Jahrgang 1886. Nr. 24—50. — Krankenhaus Wieden: Bericht im Solarjahre 1885. — Militär-Comite, technisches und administratives : Mittheilungen 1886. 5.— 10. Heft. — Militär-statistisches Jahrbuch für das Jahr 1885. — Militär- wissenschaftliche Vereine : Organ. 1886. XXXIII. Band. Separatbeilage zum 1. Hefte. Nr. 4—5. 2. Heft. 3. Heft und Separatbeilage zum 2. Hefte. — Mittheilungen des österreichischen Fischerei - Vereines. VI. Jahrgang. Nr. 21—22. — Naturhistorisches Hofmuseum, k. k. : Annalen. I. Band, Nr. 2 3 und 4. 168 Wien, Österreichisclie Vierteljahressehrift der wissenschaftlichen Veterinärkunde. LVI. Band. 3. Heft. — Reichsanstalt, k. k. geologische: Verhandlungen. 1886, Nr. 8—14. : Jahrbuch (1886). XXXVI. Band. 2.-3. Heft. — — : Abhandlungen. XIL Band. Nr. 1—3. — Reichsforst- Verein, österreichischer : N. F. IV. Band. 3. Heft. — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien: Schriften. XXVI. Cyclus. 1886. — Wiener medizinische Wochenschrift. XXXVI. Jahrgang. Nr. 24-50. Wi e s b a d e n , Nassauischer Verein für Naturkunde : Jahrbücher. Jahrgang 39. (1886.) Yokohama, Transactioiis of the Seismological Society of Japan. Vol. IX, part II. Zagreb, Jugoslaveiiska Akademija znanosti i umjetnosci: Rad. Knjiga VII, 1, 2. Zürich, Astronomische Mittheilungen von Dr. R. Wolf. LXVII. /3Z, SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN mmW Dil IISSISSCHifTES. ilTHEilATISCH - NATCRWISSENStHAf TLKIE ['LASSE. XCIII. BAND. I. bis III. HEFT. Jahrgang 1886. — Jänner bis März. (Mit 6 Tafeln und 6 Holzschnitten.) ERSTE ABTHEILÜNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. WIEN. AUS DEPv K. K. HOF- rXD ST A AT ^^DRr CKE REI. IN COMMISSIONBEI KARL GEROLO'S SOHN, irCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKAD EMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1886. INHALT des 1. bis 3. Heftes Jänner bis März 1886 des XOIII. Bandes, I. Ab- theilung der Sitzungsberichte der mathem. - naturw. Olasse. Seito I. Sitzung vom 7. Jäuner 1886: Übersicht 3 r. Kerner u. v. Wettstein , Die rhizopodoiden Verdauungs- orgaue thierfangender Pflanzen. (Mit 1 Tafel.) [Preis : 25 kr. =- 50 Pfg.] 4 II. Sitzung- vom 14. Jänner 1886: Übersicht 16 Wiesner, Untersuchungen über die Organisation der vegetabi- lischen Zellhaut. (Mit 5 Holzschnitten.) [Preis : 50 kr. ^= 1 RMk.] 17 Schuster , Resultate der Untersuchung des nach dem Schlamm- regen vom 14. October 1885 in Klagenfurt gesammelten Staubes. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 50 kr. = 1 RMk.] . . . 81 III. Sitzung vom 21. Jänner 1886: Übersicht 117 IV. Sitzung vom 4. Februar 1886: Übersicht • • . 121 y. Sitzung vom 11. Februar 1886: Übersicht 122 Haherlandt , Zur Anatomie und Physiologie der pflanzlicheu Brennhaare. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 40 kr. = 80 Pfg.J . 123 VI. Sitzung vom 18. Februar 1886 : Übersicht 146 Mollsch, Untersuchungen über Laubfall. [Preis: 30 kr. := 60 Pfg.J 148 VII. Sitzung vom 4. März 1886: Übersicht 187 VJII. Sitzung vom 18. März 1886: Übersicht 189 Bruder, Neue Beiträge zur Kenntniss der Juraablagerungen im nördlichen Böhmen. IL (Mit 1 Tafel und 1 Holzschnitt ) [Preis: 30 kr. = 60 Pfg.] 193 Preis des ganzen Heftes: 2 fl. = 4 RMk. /J^ W.-l '/^SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN iüDIIlI DIE flSSySCBiFfil MATHEMATISCH- MTÜRlISSENSCeAFTLICIIE CLASSE. XCIII. BAND. IV. und V. HEFT. Jahrgang 1886. — April und Mai. (Mit ä Tafeln und i Holzschnitt.) ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. WIEN. ADS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COM MISSION BEI KARL GER OLO'S SOHN, BUCH HÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1886. • INHALT des 4. und 5. Heftes April und Mai 1886 des XOIII. Bandes, I. Abthei- lung der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Olasse. Seite IX. Sitzung vom 1. April 1886: Übersicht 217 Forssell, Beiträge zur Mikrochemie der Flechten 219 Heinierl, Über Einlagerung von Calciumoxalat in die Zellwand bei Nyctagineen. (Mit 1 Tafel) [Preis 25 kr. = 50 Pfg.] . 231 X. Sitzung vom 8. April 1886: Übersicht 247 Zlatarski, Geologische Untersuchungen im centralen Balkan und in den angrenzenden Grcbieten. Beiträge zm' Geo- logie des nördlichen Balkanvorlandes zwischen den Flüssen Isker und Jantra. (Mit 3 Tafeln und 1 Holz- schnitte.) [Preis: 1 fl. 20 kr. = 2 RMk. 40 Pfg.] .... 249 Firtsch, Anatomisch -physiologische Untersuchungen über die Keimpflanze der Dattelpalme. (Mit 1 Tafel.) [Preis : 45 kr. = 90 Pfg.] 342 XI. Sitzung vom 6. Mai 1836: Übersicht 357 XII. Sitzung vom 13. Mai 1886: Übersicht 360 Xin. Sitzung vom 20. Mai 1886: Übersicht ......... 361 Verzeichniss, der in der mathematisch -naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in den Monaten Jänner bis inclusive Juni 1886 vorgelegten periodischen Druckschriften 363 Preis des ganzen Heftes: 2 fl. = 4- RMK. SITZUNGSBERICHTE /3Z v/^Jk" ^f. /rr-r DER KAISERLICHEN mDIIlE MI flSSIISCEAF™ MTfiEMATlSCH-MTCPtWISSENSCeiFTLICHE CÜSSE. XCIV. BAND. I. bis V. HEFT. Jahrgang 1886. — Juni bis December. (Mit S Tafeln rnid 2 Holzschnitten.) ERSTE ABTHEILUNG. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Paläontologie. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLO'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1887. INHALT des 1. bis 5. Heftes Juni bis December 1886 des XOIV. Bandes, I. Abtheilung der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Olasse. Seite XIV. Sitzung vom 4. Juni 1886: Übersicht 3 XV. Sitzung vom 10. Juni 1886: Übersicht 4 XVI. Sitzuug vom 1 Juli 1886 : Übersicht 9 XVII. Sitzung vom 8, Juli 1886: Übersicht 12 Niediwicdtki , Zur Keuntniss der Fossilien des Miocäns bei Wieliczka und Bochnia. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 20 kr. = 40Pfg.] • 14 XVIII. Sitzung vom 15. Juli 1886: Übersicht 22 XIX. Sitzung vom 7. October 1886: Übersicht 27 V. Ettingshausen, Beiträge zurKenntniss der Tertiärflora Austra- liens. II. Folge. [Preis: 6 kr. == 12 Ffg.] 30 XX. Sitzung vom 14. October 1886: Übersicht 35 XXI. Sitzung vom 21. October 1886: Übersicht 37 XXII. Sitzung vom 4. November 1886: Übersicht 41 XXIII. Sitzung vom 11. November 1886: Übersicht ..... 43 Bittner, Neue Brachyureu desEocaensvon Verona. (Mit 1 Tafel) [Preis: 25 kr. = 50 Pfg.] 44 XXIV. Sitzung vom 18. November 1886: Übersicht 56 XXV. Sitzung vom 2. December 1886: Übersicht 59 V. Weitstem, Fungi novi Austriaca Series I. (Mit 2 Tafeln.) [Preis : 35 kr. = 70 Pfg.] 61 XXVI. Sitzung vom 9. December 1886: Übersicht 77 Kronfeld, Über den Blüthenstand der Eohrkolbeu. (Mit 1 Tafel xmd 2 Holzschnitten.) [Preis: 40 kr. = 80 Pfg.] .... 78 XXVII. Sitzung vom 16. December 1886: Übersicht 110 Suess, Über miterbrochene Gebirgsfaltung. |Preis: 8 kr. := 16 Pfg.] 111 Krasser, Untersuchungen über das Vorkommen von Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut , nebst Bemerkungen über den mikrochemischen Nachweis der Eiweisskörper. [Preis: 30 kr. = 60 Pfg.] 118 Verzeichniss der au die mathematisch - naturwissenschaftliche Classe vom 1. Juli bis 31. December 1886 gelangten periodischen Druckschriften 156 Preis des ganzen Heftes 1 fl. 70 kr. = 3 RMk. 40 Pfg. 3 2044 093 284 198 -^/-.i ^T T? Jt <^ y¥^j ;p^i:-^ »v ^*. SMi^: r ^ f ßnt^s m^-^: ■4* ^^. ?« *>- >^^^ »/■V^ *R.