9311 eve 1941 | 1

N

ge

8 !

| 5

>.

Friedrich von Matthiffong

ſaͤmmtliche Werke.

er

*

re DAR ® Enthält:

Gedichte.

FFT

Wien, 1814.

In Commiſſion bey Cath. Gräffer und Härter.

2

* .

2

Gedichte

von

Friedrich von Matthiſſon.

Se ey rer L:hieni.d

Neueſte, ſehr vermehrte und vollftändigfte Ausgabe.

Wien 1815.

In Commiſſion bey Cath. Gräffer und Härter.

Matthiſſons Gedichte.

ter gi.

A 2

>>>> BIDIIIDIIIII>IIII><< <<< ce << <<< ec

Sn b a .

Diet. 1a Bm 1.7370 68 1208

ö Seite. Opferkränze auf Dankaltäre. Vevay. Bern. 2 2 Rom. 2 P 2 2 2 7 2 P z 2 Magdeburg. - Frankfurt am Mayn. 2 = 2 > 2 2 : 11 Bogen in Tyrol. ; 2 = 2 E : 15 Anſpach. 2 2 2 2 z z 2 7 g 16 Baſel. 2 2 2 2 z . 2 2 2 2 19 Stuttgard. 2 2 3 3 2 2 2 2 2 21 Nyon. z z 2 2 2 . = z 25 Sandersleben. 2 z E 2 e e : e 30 Wörlitz. 1806. z 2 2 2 2 2 2 z 34 Wörlitz. 1807. = 2 e 2 : 2 2 2 37 Auf der Reife. : 2 z s 2 z s c 39 Vury bey Vevay. . 2 2 2 2 2 2 4 Im Livinerthale. = 2 2 2 2 z 2 44 Lugano. : aM 2 e 2 P 5 2 45 Die Landſchaft. 2 2 2 2 z 5 2 : 40 Blume des Andenkens. = z 2 2 2 2 z 47 Villa Pliniana. z z 2 2 z z 2 48 Hesperiens Zauber. 2 z 2 2 z 2 E 50 Der heilige Plinius in Como. RER e e 52 Petrarchs Virgil in Mailand. s P EINE : 55 Der Herbftabend. = 2 2 2 2 : 2 54 Tibur. Am letzten Abend des Jahrs 1795. 56 Sympoſium in Tibur, z 2 z 2 2 z 2 57 Angelika. Arent eee 50

* *

* *

*

2 2 7

* * * \ * * * nano

* * * * * ** * * ©

*

era VI S

Angelika's Kranz. - p e s . 2 60 Gemähldeausſtellung. = E r z z 2 2 61

Raphaels Verklärung. = : z 2 E z e 62

Campo Vaccino. . - 2 z z 7 63 Monologen in Italien. z : : 2 2 2 65 Raphaels Madonnen. Guido's Madonnen. 2 2 70 Raphaels Cäcilia. Domenigino’s Cäcilia. 2 N 71 Guido's Aurora. Guercino's Aurora. - + 2 22 Lord Blockhead in Rom. < 2 2 + - 2 73 Halcyoniſche Tage. > 2 . - P 2 74 Baja. . z 2 2 7 7 2 z z 2 75

Der Lorber an Virgils Grabe. 335 Ei > 76 Die Enpreffen im Weingarten. z : 2 : z 727

Hamiltons Vaſen. = 5 5 2 z D r : 78 Paſtum. z z z z 2 : 2 z z 79 An eine Auelſe 32 se se Ye sage 80 Stummes Dulden. E : 2 * 2 z 81 An die Nymphen. 2 e . - 2 2 2 82 Der Fremdling. = 3 * 0f% e e We 93 Die Schatten. 2 z 2 z 2 z z z 86 Der Geiſtertanz.⸗ : : z z ER 87

Strophen, dem Geburtsfeſte eines ee Prinzen geweiht. 89 Lied der Nixen. 2 2 2 z + 2 2 2 91 Sehnſucht nah Rott. = = 2 se 3% 93 Hygea. 2 2 2 2 Gemählde der Zei. 12 2 2 02.2 2 „1:05 Erkannte Wohlthat. 2 2 2 2 z . z 110

*

Vergebliche Frage. . z - P 33 zen 111 Pomona's Haine. 2 2 . - z z P 112 An Salis. 2 7 z z a z z 2 2 115 Todtenopfer. = . 5 2 2 5 2 z T 114 Klage der Oreaden. : e : P 2 „Nu 115 Geßners Schatten. z z 2 z FIIR 2 116 Verheerte Wälder. - 5 2 2 z 117 Abeli's Landſchaften. z 2 2 2 2 2 z 118

Die Stimme in der Wüfte, > zu , mn re Abendſpatziergang bey Innsbruck. = 2 x . 120 Tyrols Landſtraßen. z : 2 2 2 Ermahnung in Tyrol. D 2 Die Eypreffe an Gräbern. . - 2 z = 123 Abenteuer des weiſen und tapfern Ritters Alin. 8 124

u“ * * *

»

0

Nandgloſſen. - Zauberlied. =

N * * *

Deere

i

*

t

*

*

ra u m.

D nne

Das Grab. D : s 2

Hochzeitlied. An Heinrich von Saldern.

*

Zwey Jünglin ge an ihre Mutter. Epitaph. 2 2 2 z x Regentenſpie gel, = 2 z z Angebinde auf Eduards Wiege. Feldblumen. Carlsbad und Eger.

Die neuen Argonauten. 1 Heldenſkolie. - : Opfergeſang. = : P Lied am Zeitenſtrome.

* * *

* *

Opfergeſang an Hygea. : An Haug und ſeine Luiſe. 8 Zuruf. 7 z 2 2 2 2

Theatergeſange zur Churwürdenfeyer in Stuttgard

An den Frieden. z z u

An die Muſen im Pantheon zu Wörlitz.

*

2

z

2

*

Danklied. Dem Landesretter von den Einwohnern der Stadt Worlitz mit einem Eichenkranze geweiht.

Gebeth für den Landesvater. 6 An den Weltgeiſt. : ;

*

n n

Fragment einer afademifchen Rede. Empfindſamkeiten am Rheinfalle. -:

Goldene Lehren eines phlegmatiſchen Kosmopoliten an

nen auf Reifen gehenden Sohn. Charaͤden. z e z D

Logogryph. An den Oberforſtmeiſter von Wildungen.

Die Naſenfeyer. Eine Tafelcantate. Guckkaſtenlied. P 2 z 7 Morgenhymnus einer neuen Sappho.

*

7

7

W

7

z

£

7

Reiſeplan. An Herrn Scherer von Grandclos.

N

*

2

7

*

2 * *

* R *

157 159 161 163 164 166 168 184 189 102 193 194 198 200 201 207 208

210 213 215

219

22

224 227 251 235 253 239 241

essen VIII ere

Seite. Wortſpieldialog. 2 D B z 2 a = 244 Unauflösbares Räthſel. Prolog. - 7 a 2 245 Stammbuchsblatt für Peregrinus. 2 2 2 247 Poſſe. x z 2 . 3 2 2 2 250 Lob der Bewegung. 7 7 7 D 2 2 252 Ideal eines Hauslehrers. 2 7 7 2 2 = 255 Verlobungsanzeige. z 2 2 2 a 257 Heirathsanzeige. z 2 z z 2 2 3 258 Entbindungsanzeige. # 7 z - 5 2 2 259 Porträt eines Hundes. 5 = z P 7 261 Anmerkungen. a z z : z 7

iter Zeilr um.

1795 bis 1799.

Matth. Werke. 2. B. N

e

DIIIHITIITTII I TIFI . . <a ce ee ee << ce <<<

Opferkränze auf Dankaltare,

Gen u. 1799.

Wo der See, mit grüner Welle, Dumpf der moosbedeckten Zelle Schroffe Klippenwehr umſchäumt, Hallt dein Nahm', in ſtiller Feyer, Wenn der Berge Silberſchleyer Sich mit Abendgold beſäumt.

Der Gewährung Stunde ſegnet, Da ſein Auge dir begegnet, Dankend hier ein Eremit, Deſſen Bruſt, im freyen Schooße Wilder Felſen, für das Große, Schon und Gute reiner glüht.

Wenn der Alpen Rieſengipfel, Wenn des kleinen Landhofs Wipfel, Sanft gewiegt im Vollmondsſchein, Und des Seewalds Buchenhallen Deinem Blick vorüberwallen, Dann, Electra, denk' auch ſein.

A 2

III LIN 4 DIILE

Der Erinn'rung ſoll im Gärtchen, Vor der Clauſe Weidenpförtchen, Ein Altar ſich fromm erhöh'n; Da wird einſt am Fluthenſpiegel über des Entſchlaͤfnen Hügel Einſam die Cypreſſe wehn.

Selig, ſelig ſey dein Leben! Selig dein Hinuberſchweben Zu verwandter Geiſter Chor! Walle, ſpaͤt, im Sternenkranze, Hoher Geiſt, von Glanz zu Glanze, Aus dem Nebelthal' empor.

EE S S S SCC K

II.

1794.

*

Schweb', erhabener Geiſt! empor zum Gipfel, Wo im ewigen Atherglanz die Hoffnung

Des unſterblichen Seyns ihr Götterantlitz Freundlich entſchleyert.

Gleich dem Hirten auf hoher Alpenſpitze, Der im Sonnenſchein ſingt, indeß Gewitter Unten donnern: erblickſt du da des Grabthals Nebelgefilde. |

Aber golden und rein ſiehſt du der Heimath Sterne leuchten! O Seele! bis zum Hinflug Dir dein Genius winkt, weil' auf dem heitern Gipfel der Hoffnung!

6

CCC

III. C 0 m 0.

1795.

An Como's Waſſerſpiegel, wo ſchlank und hoch Aus Myrthenblüthen ſich die Cypreß erhebt,

Und brauſend bey der Pliniana

Luftiger Halle der Strom herabſchaͤumt:

Da hellte meinem Auge dein Genius Der Zukunft Fernen. Sieh! deine Lebensbahn, Nicht mehr ein ſchroffer Bergpfad, neigte Sanft ſich am Arno durch Lorberhaine!

DIIIIDIIIIDIPII II II ya << << ec eeeece

Pk in der Hoffnung Magiſchen Spiegel, Schau' deiner Zukunft Liebliche Landſchaft: Lorber und Pinje! Myrth' und Cypreſſe! Glänzender Ather! Blumen im Winter Noch auf den grauen Reſten der Vorwelt!

Dort ein umbüſchtes Freundliches Landhaus, Hoch an der Tiber Heiligen Ufern!

Da wird, beym Reigen Scherzender Horen,

N 2 8 9

Lacheſis Händen Golden des Daſeyns Faden entgleiten, Bis dich der hehren Gruft - Pyramide Todtenfeld aufnimmt.

Harre nur muthvoll! Dulde mit Hochſinn! Sicher, ſo ahn' ich, Wirſt du des Circus Stäubende Laufbahn Durch das Triumphthor Siegend verlaſſen.

>I>Iy >>> >m >>> >>>>> >>> ee ee Le LES E€

v. Magdeburg. EFT

Ich preiſe die Götter, Die Frieden dir ſandten; Es hörten die Hohen,

Die Guten, mein Flehn!

Ich preiſe die Götter!

Als Pſychen ſie ſandten,

Die Bothinn des Friedens: Da tagte die Nacht!

Als Pſyche, wie Hesper

Nach Alpengewittern,

Dein Innres durchſtrahlte: Da floh das Gewölk!

Als ihrer Gefühle Melodiſchem Einklang Die deinen erbebten:

Da ſchwieg der Orcan!

nur 10 usa

Ich preiſe die Götter, Die Milden, die Großen, Die Rettung verhießen Dem Dulder Oreſt.

Sie preiſ' ich, bis Odem

Und Laute mir ſchwinden:

Sie ſandten Electra Zum Genius ihm.

Vernimm, o Electra!

Vom Nebelgeſtade

Der öden Verbannung Des Einſamen Lied.

Wann lachſt du entnebelt,

O Ather! mir wieder?

Wann winkſt du Befreyung, O Genius! mir?

ren 11 e

F TTT

VI. Frankfurt am Mayn. 1798.

Die Sonnen, die Erden,

Die Sterne ſie ſchwinden

Im Strome der Wandlung: Das Ewige bleibt!

Die Freuden der Menſchen Sind flüchtig wie bunte Gewölke des Abends:

Das Ewige bleibt!

Was iſt es, was länger

Als Erd' und Orion

Und Sirius dauert, Das Ewige, was?

Was iſt es, Electra, Das noch auf den Trümmern Zerſcheiterter Welten

Den Edlen beglückt?

era 12 1 Das biſt du, o Gleichklang Der ahnlich geſchaffnen Harmoniſchen Seelen, So ewig, wie Gott!

Du wandelſt Orcane

In Hauche des Lenzes,

Schaffi Oden zu Garten Hesperiens um!

Du hallſt, durch die Bahnen

Der Sonnenſyſteme

Entzlcken, der Geiſter Unſterblichem Chor.

Ihr tönſt du, der hohen

Vertrauten des Himmels,

Ergebung und Hoffen Im Thale der Nacht!

2 13 d

DIIIINIIIDIIDIIIIIII>I<<CLE CI EI EL SE LEE EEE

VII. Boten in Tyrol.

11985

Noch toſen die Fluthen,

Noch brauſen die Stürme,

Noch walten Dämonen Im Wolkengezelt!

Wir ſchweben umnachtet,

Auf donnernder Woge;

Es funkelt am Himmel Kein leitender Stern!

Doch herrſcht noch die Hoffnung

Gewaltig am Steuer,

Und raſcher nach Süden Beginnt ſchon der Lauf,

Wo werden wir ſcheitern?

Wo werden wir landen?

Wo deckt uns die Erde? Wo birgt uns die Fluth?

*

9 14 nn

Das wiſſen die Götter!

Weir ahnen und harren,

Wir kämpfen und ſtreben, Wir opfern und flehn!

O laßt uns, ihr hohen

Unſterblichen Herrſcher,

Noch ein Mahl gelingen Die ſüdliche Fahrt!

Ihr hört unſer Flehen!

Es hat euch Electra

Mit himmliſchem Auge Den Buſen bewegt!

Schon ſinken die Wogen,

Schon ruhn die Orcane,

Und herrlich im Oſten Steigt Eos empor!

Wie ſchwellen die Segel

Vom günſtigen Hauche!

Wie fliegen die Küſten Des Winters vorbey!

Und blauer und blauer

Verkläͤrt fih der Ather,

Und linder und linder Umweht uns die Luft!

m 15 Nen Elyſiſche Töne Durchbeben die Fluren! Elyſiſche Düfte Durchathmen den Hain!

Die Götter ſind mit uns:

Wir landen! wir landen!

Und alles iſt Himmel, Und alles iſt Ruh'!

Hier ſtröme Kronion

Des Friedens die Fülle

Voll Huld auf Electra’s Umſchatteten Pfad!

Umwall' ihr, o Schleyer Beglückender Täuſchung, Getaucht in den Purpur

Aurorens, die Stirn!

Der Sterbliche müßte Dem Elend erliegen, Durchwebte ſein Leben Nicht freundlicher Wahn!

A 16 neuen

CCC T SC EEE SETS ee ec ee

„Die nächtlichen Stunden, Die lichten Secunden

Enteilen

Gleich Pfeilen; Ach! hier iſt kein Weilen.“

* Als du, Electra,

Dieſes geſungen, Grub das Verhängniß Streng' in des Schickſals Eherne Tafel:

„Lang' auf der Erde, Tochter der Prüfung. Sollſt du noch weilen! Viel noch erdulden, Hoffen und harren,

nen 17 nem Wähnen und fürchten, Zweifeln und glauben, Saen in Fülle, Selber nicht ernten, Überall ahnen, Nirgends erlangen; Hebe die Blicke Zu den Geſtirnen! Dort nur iſt Heimath; Hier nur Verbannung. Du biſt unſterblich! Schnell, wie des Stromes Wechſelnde Woge, Schwindet des Lebens Angſtender Traum.“

Und durch des Athers Nachtende Fernen Wandelt' in grauſen Wettern Jehovah.

Als du, Electra, Jenes geſungen, Grub auch ein Seraph Mild in des Schickſals Eherne Tafel:

„Lang' auf der Erde, Tochter der Prüfung, Sollſt du noch weilen! Balſam in tauſend Matth. Werke. 2. B. 5

18. Wunden zu träufeln, Thranen zu trocknen, Menſchen vom Tode Muthig zu retten, Lebensgeſchicke Göttlich zu leiten, Und als ein hoher Himmliſcher Schutzgeiſt Unter den armen Kindern der Erde Segnend zu wandeln, Bis du zur Heimath Wieder dich aufſchwingſt. Hebe die Blicke!

Froh zu den Sternen, Tochter des Himmels, Der deiner Thränen Keine vergißt!“

Und durch des Athers Glänzende Bläue Wandelt' im ſanften Säuſeln Jehovah.

23 1 9 re

PIDIIDIIIIIIIII II > 7 ae SS

Noch haſt du, Electra,

Die Borde des Lemans

Im Blüthengewande Des Frühlings erblickt;

Noch ſtrebteſt, Electra,

Den rauh'ſten der Pfade

Zum eiſigen Bernhard Du muthig empor;

Noch haſt, an der Schwelle Des Throns, du den König Der ſilbernen Alpen

Mit Wonne begrüßt;

Noch wehten vom Eismeer, Auf Montanverts Höhen Olympiſche Lüfte Verjüngung dir zu; B 2

mr... 0 see

Noch hat auf dem Eiland Von Biel dich des Genfers Gefeyerter Schatten

Im Lenzhauch umſchwebt;

Noch hallen die Chöre Der ewigen Schöpfung Dir Himmelsaccorde

Ins ahnende Herz;

Noch ſiehſt du mit Blicken

Voll glühenden Lebens

Den Schleyer der Zukunft Mit Velde beſumt;

Noch knospen am Wege Dir Blumen die . Der Odem des Lenze

Enthüllt ſie gewiß!

D'rum trockne die Zähren!

Entſchattet erhebe

Dein Auge gen Himmel: Des Guten iſt viel!

nn 2 nn

DIIPAIIFIFIIIII II III SS SAS S S cTice se ec <<

Du, das dem Erwachen Des Tags, der Electra Dem Himmel entwinkte, Neun Mahl ſchon erklang:

Gedämpft, wie das Beben

Aoliſcher Harfen

Im Winde des Frühlings, Ertön', o mein Lied!

Denn Wehmuth umſchleyert

Mir heute die Seele,

Wie Duft in der Mondnacht Den VBlüthenbaum hüllt.

Und wollt' auch die Freude

Mit Jubel ihr goldnes

Gefieder verbreiten, Vermöchte ſie's nicht!

nern 22 . 9 Ihr himmliſches Antlitz, Der Sterblichen Wonne, Hat noch von den Edlen Hygea gewandt.

Ach! drücken den Schleyer Der ahnenden Pſyche Nicht Wettergewölke

Mit ängſtendem Grau'n?

Hygea, du hehre,

Du freundliche Göttinn,

O neig' auf Electra Dein Antlitz herab!

Sie ſpendete Roſen

Mit ſegnenden Händen,

In Fülle: o duftet dicht Eine für fie?

Vernimm es, o Göttinn!

Und ſpende der Edlen

Noch Blumen! Du haſt ja Der Blumen ſo viel.

Dann ſoll meinen Saiten

Ein Hymnus entrauſchen,

Hoch bis zu der Sphaͤren Melodiſchem Tanz.

2 ern 2 5 *

Und nun, meine Harfe,

Geweiht nur der Tugend,

Der Freundſchaft und Liebe, Und dir, o Natur:

Nun halle den Jubel

Der vollſten Accorde,

Und werde zur Stimme Des heiligſten Danks!

Wem dank' ich's, du Hohe, Daß gern meinem Liede Germanien horchte?

Wem anders, als dir?

Dir dank' ich den Edlen

Mit kindlichem Herzen

Und männlichem Geiſte Am Ufer des Inns!

Daß mir, von Lugano Bis Päſtum, die Gärten Hesperiens blühten,

Ich dank es nur dir!

Nur ein Mahl vergönne

Mir gnädig, Kronion,

Dir, wo du auch wandelſt, doch Roſen zu ſtreu'n:

7 2 4 *

Dann winke das düſtre Verhängniß; ich ſchwebe Mit Wonne zum Lande

Der Schatten hinab!

i 29 K—

e CL EEE SEHE E<c€

Willkommen willkommen!

Am Rebengeſtade

Des Lemans, du hehrer, Du freundlicher Tag!

Dir töne die Harfe

Mit feſtlichem Klange,

Dir bebe die Seele gelodiſch, wie fie!

Mit der holden Purpurblume, Der Sylphid' im Reiche Florens, Die in Maglans Götterhaine Jüngſt Electra freudig grüßte, Biſt du ſchön bekränzt.

Dir zur Seite ſchwebt Hygea Mit entwölktem Himmelsantlitz,

„een 2 6 ernsten.

u der Rechten die kryſtallne Hochge efüllte Nectarſchale, Hell, wie Thau der Morgenröthe, Heil und Kraft.

O Wonne! dir duftet, Electra, die Schale;

O Wonne! dir ſpendet Sie Labung und Heil.

Nun ſteigen, im Schimmer Aurorens, auf's neue Dir freundliche Bilder

Der Hoffnung empor!

dicht zum letzten Mahl erblickte Trunken dein geweihtes Auge, In des Niedergangs Verklärung, Des erhabnen Berges Gipfel, Den die heil'gen Sterne krönen; Nicht zum letzten Mahl umhauchten Dich die reinen Balſamlüfte Auf den Höh'n von Bionace Wo noch Treu' und Einfalt N Wo des Weltlaufs Donnerſtürme Nur aus dumpfer Ferne brauſen, Pan und Bacchus und Pomona Gern in trauter Eintracht wandeln, Und des goldnen Alters Sitten Kraftgefühl und Frohſinn lohnt.

essen 27 n Drum blicke mit feſtem, Erhabnem Vertrauen Zum freundlichen Sterne Der Hoffnung empor!

Mild ſchimmert in heitrer Hesperiſcher Bläue Die Sonne des Lebens

N Im Weſten dir einſt!

Doch noch Manches iſt zu tragen, Zu erkämpfen, zu erſiegen,

Eh des heitern Erdenabends

Linde Mayenlüfte ſchmeichelnd, Die vom rauhen Pilgergange Heiße Stirn umwehn!

Aber, wie die Kraft des Pulvers Die granitnen Rieſenmaſſen

In des Simplons Schaueröden Endlich doch zum Heerweg ebnet: So, mit Muth und Selbſtvertrauen, Wirſt du, durch die dunkle Landſchaft, Die vom Ziele noch dich ſcheidet, Eine Bahn dir endlich ebnen,

Wo dir Schattenbäume faufeln, Wo dir Nachtigallen flöten,

Wo dir tauſend Blumen duften, Wo dir Silberquellen rauſchen, Und mit treuen Mutterarmen

Du die treue, gute Tochter,

O Natur, umfängſt!

. 2 8 rea

Der Menſchen Geſchlechter

Erſcheinen und ſchwinden,

Wie Blumen der Wieſe, Wie Blätter des Hains:

Du, ſegnende Mutter

Der Weſen, bleibſt ewig,

Im wechſelnden Tanze Der Horen, dir gleich!

Natur! wenn je von meiner Harfe

Ein dir gefällig Lied ertönte:

O ſo vernimm, was ich dir heute

In dieſes Haines Dämmrung flehe,

Vo Genien des Friedens walten,

Und deines Allerheiligſten Altar,

Der Montblanc, in entwölkter Majeſtät Der fanft bewegten Erle Laub durchblinkt! Laß Sie, der dieſe Saiten beben,

In deines Tempels Feyerſtille

Vergeblich nie den Frieden ſuchen,

Den Ihr die Welt verſagt!

Nimm Sie an deinen Buſen, wenn es ſtürmt! Gewähr' Ihr Alles, was Sie kindlich fleht! Der Himmelsgaben, ſo Ihr Herz erfreu'n, Haſt du die Fülle, ewig gute Mutter!

O ſtröme ſie herab auf Ihren Pfad,

So lange Pfyche, von der Heimath fern, Noch ahnend, mit gebundnem Atherflügel, Im Lande der Entſagung einſam wandelt!

* 29 . Du haſt mich vernommen, Allgütige Mutter! Zum glücklichen Zeichen Entſchwebt eine Taube Auf ſilbernen Schwingen, Als Bothinn des Friedens, Zur ländlichen Wohnung, Wo ſinnend Electra Im Schatten jetzt weilt.

PR nrsen JO „28

C

XII. Sanders leben.

1805.

2.

Ach! kein hesperiſches Zaubergefilde

Spendet mir Myrthen, Und des Cyklamens Duftenden Purpur; Ach! nicht Bolz ano's Rebengebirge

Beut der Cypreſſe Zarteſten Sprößling Mir aus entwölktem Glänzenden Ather; Ach! nicht am herrlichen Spiegel Geneva's Winkt mir von ſchroffer Klippe des Sinngrüns Flatternde Ranke: Deinem Erwachen Kränze zu winden, Heiliger Tag!

3 . An des Bructerus Felſenfuße, Wo des Legionentödters Hermann großer Schatten Oft in monderhellten Nächten, Zürnend dem entarteten Geſchlecht der Enkel, Durch der Tannen Wipfel rauſcht, Und wo der hohe Sänger Gottes Und des Vaterlandes, Klopſtock, Den erſten Lichtſtrahl trank: Füg' ich Moos, der Hoffnung ſchönſtes Sinnbild, (Der Winter ſieht es grünend, wie der Lenz /) Zum Opferkranz. O nimm ihn huldvoll an, Electra! Des Dankes fromme Thräne Hat ihn geweiht.

Auch unter nordiſchen Tannen, mit hoher Feſtlicher Wonne, Und mit den vollſten Jubelaccorden Der dir geweihten Einſamen Leyer,

Sey mir geſegnet, Sey mir willkommen, Heiliger Tag!

Drey Mahl geſegnet, Drey Mahl willkommen, Bringſt du Hygeas Roſenumkränzte Schale des Heils!

32 voron Bringſt du des Friedens Himmliſche Blüthe, Lieblich der Wehmuth Schleyer zu kränzen, Der noch Electra’s Locken umwallt;

Sey mir geſegnet, Sey mir willkommen, Heiliger Tag! ö

O Vater der ewigen Liebe!

Der du der allbelebenden Sonne

Den Flammenocean,

Jahrtauſenden zu leuchten,

Und dem Lichtwurm ſeinen kurzen Schimmer, Ein ſpannenlanges Räumchen zu erhellen, Mit gleicher Huld verliehſt:

O ſtärke deine Dulderinn

Mit neuer Lebenskraft!

O ſegne deine Trauernde

Mit neuer Lebensfreude!

Daß kein Ton auf deinem Pſalter Unvernehmlich ihrem Ohr verwehe,

Daß deiner Schöpfung Herrlichkeit Zurück aus ihrer Seele ſtrahle,

Wie der goldne Sternenhimmel

Aus unbewegter Fluth,

Und Hoffnung, deine holde Tochter, Nicht mehr durch Thränen lächelnd

Im Traum der Zukunft ihr erſcheine!

ern 35 e Laß ihres Erdenlebens letzte Schimmer Sich ſanft verlieren in das Morgenroth Des großen Tages, dem kein Abend folgt, O Vater der ewigen Liebe!

—— rn nn nn nennen ne

C

Matih. Werke. 2. B.

wu. 34 un

DIIIDIIIIIZIIII II rr

Tochter des Himmels, Erinnrung! Trockne mit den goldnen Locken Mitleidsvoll den Thau der Wehmuth Heute von Electra's Auge!

Tochter des Himmels, o Hoffnung! Kränze mit dem Blüthenzweige, Der noch ſpäte Frucht verkündet, Heute der Erhabnen Scheitel!

Und du, ſeit zwölf Mondeswechſeln Unberührte Harfe, töne Ihr ein feſtlich Lied.

Wie hell von des Abends

Verklärung die Alpen

Noch glänzen, wenn Dunkel Die Thäler ſchon hüllt:

55 So glänze vom Strahle Des Himmels, Electra, Hoch über dem Dunkel Der Erde dein Haupt!

Dann wird ſie dir lächeln

Die Hore des Morgens,

Der in der Entſagung Gefilde dich rief.

Dann wird ſich durch reines Erhabnes Bewußtſeyn Beflügeln im Sturme

Des Lebens dein Geiſt!

Empor zu den Sternen! Wo herrlich des Friedens Unſterbliche Blume

Dem Dulder einſt blüht.

Dort wird ſie dir duften,

Die hier auf den Steppen

Des Lebens den Waller Im Traume nur kränzt.

Mit ſtürzender Schnelle

Verrauſchen die Jahre,

Und eh' wir's noch wähnen, Iſt alles vollbracht.

C 2

Ach! bier ift kein Bleiben! Kein Haben, kein Halten, Kein dauernd Umfangen, Nur Täuſchung und Schmerz!“

Schon müſſe mein Grabmahl

Sich dunkel bemooſen,

Wenn zu den Geſtirnen Electra ſich ſchwingt!

Dann rufet von einem

Der heiligen Sterne

Oreſtes: Willkommen! Dem Genius zu.

Der Genius wandelt Mit glänzenden Schwingen, - Und hebet zum Gruße Die ſegnende Hand.

OIIDR 5 7 7777

DIPIIII>IIIIII I IF III EC Sei ces << ces

i Im ſtürzenden Strome Der Zeiten verſchwinden Die Kinder der Erde, Wie nichtiger Schaum.

Electra! noch ſchwebſt du Auf zürnenden Wogen, In ſchwankender Barke, z Doch haͤltſt du das Ruder Mit kräftiger Hand. Sey muthvoll, und ſteure, Wie Nadel und Sterne Dich leiten: denn länger Als, fern von den Fluren Der heimiſchen Inſel, Der herrliche Dulder Odyſſeus das Grollen Poſeidons, die Tücke Des grauſen Cyklopen,

38

Das Raſen der Stürme,

Den Aufruhr der Meere, Durch Klugheit und Mannfinn , Ein Sieger, bekämpfte:

Sollſt noch auf den Fluthen Des Lebens du ſchiffen!

So wollen's die hohen Unſterblichen Mächte!

Drum hat ſich Ergebung Dir freundlich geſellt;

Drum gießt in die Sturmnacht Ihr Morgenroth Hoffnung. Vertrau'n auf die Götter

Hat nie zum Verderben

Am Steuer geherrſcht!

59 were

T>FIII III III II III II I ET ET CE ec ec ee ce

XV.

Auf dei Reihe. 1808.

Muthig nach Süden Strebten wir Schiffer; Doch es erwachte Plötzlich ein Sturm.

Sieh! da gewahrten Wir eines Eilands, Blühend, gleich Tempe's Herrlicher Flur.

Und es erkämpfte Sicher den Hafen Unſer umwogtes Krachendes Boot.

unter der Freundſchaft Wirthliches Obdach Barg die Verſchlagnen Rettend ein Gott.

* 4 0 92 22

Und wir erharrten Ruhig den Fahrwind, Ohne zu wünſchen, Ohne zu flehn.

Was uns die Götter Gnädig verſagen, Was uns die Götter Gnädig verleihn:

Sollen mit Hochſinn Still wir erwarten; Guten ergeht es Ewig doch gut!

Ja! der bekränzten Gegenwart Lächeln Hellt des Vergangnen Düſtres Gewölk;

Heitert der Zukunft Nebelgefilde, Heitert des Ausgangs Nächtlichen Pfad.

Friede dir, Hohe! Freude dir, Edle! Bis zu des Ausgangs Nächtlichem Pfad!

mus 41 nern f

DRI>IIIIIIIIINIIIDIII< Ce <e < ce i ce i ec <<ce

XVI. rh ee ein. | 180.

Einſt konnt' ich mit hoher Begeiſterung Jubel Dich feſtlich begrüßen,

Du heiliger Tag!

Einſt lachte dein Morgen,

Einſt lachte dein Abend

Mir ſanftes Entzücken Und Frieden in's Herz!

Da ſtrahlten des Athers

Gefilde mir lichter,

Da blinkte mir heller Der weſtliche Stern.

Warum hüllt ein düſtrer Schleyer Heute deine Morgenröthe? Warum ſchließen ſich die Blumen?

42 Warum bebt in Trauerklängen Und in dumpfer Todesklage, Wie am Grabe trauter Lieben, Die gedämpfte Saite dir?

Sie, von ungezählten Edelthaten Die fromme Vollbringerinn, Electra, Gottes Freundinn und der Menſchen, Sie ringt mit bitt'rer Qual! Schmerzvoll ſind ihre Tage, Schlummerlos ſind ihre Nächte, Und die Hoffnung wendet

Oft ihr holdes Antlitz

Von ihr ab!

Darum iſt der Tag mir trübe, Der in goldnem Himmelslichte Vormahls mir erſchien;

Darum ſchließen ſich die Blumen, Die zu Kränzen einſt ich wand, Darum tönt in dumpfer Klage Das mit Trauerflor umwundne Saitenſpiel.

O du, der du droben den Reihn der Geſtirne Leiteſt an Banden der ewigen Liebe,

Der du die heiligen Alpen

Deinem Himmel zu Säulen gabſt;

Aus deſſen Hand die Oceane quollen

Und der Morgenröthe Thau;

O du, der du der Freuden ſo viel ſchaffſt, Jedem ein überſtrömend Maß:

nn AI neree Allerhalter! Allerbarmer ! Neig', o neige dein Ohr Gnädig dem Sohne des Staubes, Und erquicke der Dulderinn Herz! Nimm von ihr die ſtechende Qual, Und laß der Hoffnung Auge Wieder freundlich ihr lächeln! Auf daß deiner herrlichen Schöpfung, Die ſelbſt in dieſem Eden Ihr wintertrüb' und unerquicklich ward, Sie wieder ſich freue! Daß der Abendhimmel In freundlichgoldner Heitre Deinen Frieden ins Herz Ihr ſenke, du Vater der Liebe, Bis wolkenlos ihr Erdentag ſich neigt!

Dein Nahm' iſt Erbarmen! Drum harrt nach dem Sturme Der Dulderinn Seele, Mit ſtillem Vertrauen, Im friedlichen Säuſeln,

O Herr, deines Heils!

ä—qZu—

wen 4 4 .

SINN N ee ee ee ee cc

Im Liv WERTET

1795.

Hinter uns hob ſich der Gotthard nun ſchroffer den Sternen entgegen Und der Cikade Geſchrill hallte durch Reben und Korn. Freudig begrüßt’ ich die traute Verkünderinn füdli— cher Milde, Wie man des Nachtigallhains Erſtlingsgeſänge begrüßt.

mr 45 emwue

EEE en ne Te 7727977277755. 2 7277257

S ug a n 0

Heitres Lugano! du lachteſt uns Pilgern des eiſigen Gotthards, Wie nach Orkanen der Port Schiffern im Abend⸗ roth lacht. Ciner Gondel gewahrten wir auf der bepurpurten Klarheit Deines romantiſchen Sees; uferwärts wogte ſie raſch. Schneller durchgleitet Poſeidons Geſild', in der zier⸗ lichen Muſchel Mit dem Delphinengeſpann, Pſyche, die Schif— fende, kaum! Und wir erkannten die nordiſche Sappho von fern an dem Schleyer, Der in Luiſiums Hain luftig die Stirn ihr um flog.

eva 46 essen

SCC ETC CE LE IE SE EEE

Die Landſchaft.

Hier in des Feigenbaums dunkler Umlaubung das friedliche Moosdach, Jene Cascade, die wild über den Felſenhang ſchäumt, Nah, die mit Pinjen bekrönten, mit Lorbern umgür: teten Hügel, Fern, die Ruinen der Burg, kühn in die Bläue gethürmt: Herrlich vor Tauſenden mußte dieß heute dem Wan— drer erſcheinen, Der ſich auf Alpenſchnee noch geſtern im Nebel verlor.

use 47 won

e r ic ieh

Blume des Andenkens

Blüht im Frühlingskranze dir noch die Roſe, Wenn du, beym geflügelten Abendreigen, Leichter wie Sylphiden auf Blumen hinſchwebſt, Liebliches Mädchen?

Oder krönt ſie trauernd, als Todtenopfer, Das der Sehnſucht Genius fromm dir weihte, Schon dein Grabmahl? Wandelt dein freyer Geiſt ſchon uber den Sternen?

Jahre ſchwanden: aber dein Bild erſcheint mir, Wo durch Alpenſchlünde der Waldſtrom donnert, Und wo Nachtigallen am Quell auf Myrthen Flötend ſich wiegen!

127 48 sure

DIT TI I IF IFSTIII FI III IE ES << ce <ce ce << ce

Villa Pliniana.

Unter Cypreſſen und Lorbern, am luftigen Sturze der Quelle, Welche dir, Plinius, einſt ländlichen Schlummer gerauſcht, Und wo du dankbar ein Wäldchen den Muſen und Grazien weihteſt, Hatte zum fröhlichen Schmaus Komus die Freun— de geſchaart. Und wir erhoben die Hände zur Speiſ' und zum köſt⸗ lichen Tranke, Den uns die Quelle gekühlt, gleich den Heroen Homers. Plinius machte den Wirth; doch keinem Geſpenſte des Kirchhofs Oder dem ſteinernen Gaſt Don Juans glich die Geſtalt. Freundlich, in Agathons Bildung, vertheilt' er des attiſchen Salzes, Vieles erzählt' er von Rom, Vieles vom weiſen Trajan. Schon war die Sonne geſunken; die Ruderer mahn— ten zur Heimfahrt;

f

na 49 S

Eleitend auf ſpiegelnder Fluth, ſangen wir: „Kennſt du das Land?“ Luſtig begrüßte von Como's Geſtad' uns die gellende Syrinx. Alſo beſchloß noch Muſik dieſen harmoniſchen Tag. 5

Matth. Werke. 2 B. D

1 50 1

S e e e e e SEELE e ee

Hens pet ens Za ub

Iſt's ein elyſiſcher Traum? ein holdes mileſiſches Mährchen,

Was mit ſo warmer Magie freundlich die Bruſt

mir umfängt? SEHR

Die Muſe.

Selbſt in der Wirklichkeit ſanften, dich brünſtig um— ſchlingenden Armen, Ahnt, wie's dem Sterblichen ziemt, Täuſchung dein zweifelndes Herz. Kein aus den Düften elyſiſcher Blumen gewobenes Traumbild Hat, unter Myrthen am Quell, ſo dich mit Wonne berauſcht. Sieh! dieſe glänzende Reine des Athers, dieß ewig vermählte Zeitigen, Keimen und Blühn, dieſe ſo mild vom Olymp

uͤber die Schöpfung ergoßnen lebendigen Tinten der Jugend,

Und der Begeiſtrung Hauch glühend am Grabe . der Zeit:

Fremdling! das iſt es, was Menſchen und ſelber un—

ſterblichen Göttern

Hier mit ſo warmer Magie freundlich den Buſen

umfängt.

D 2

wsıen 52 sr

DIIIIIIIIIIIIDIIIIIFII<c< ee ee ee ee ee ee <ce

Der heilige Plinius in Como.

Unter den Heiligenbildern, gereiht in den Hallen des Domes, Strahlſt du, Sanct Plinius, auch, Como's be— rühmteſter Sohn. Freund, wie kamſt du herein, im Schwefelgewande der Hölle? Weil dir dieß Wunder gelang, warſt du des Nimbus auch werıh!

ern 53 m

DEPIIIIIIIIII>IyI> >>> z<izeel tie te ee

Petrarchs Virgil in Mailand.

Schwärmen wir Kinder der Erde doch alle, nur an— ders und anders Tief in der Stille der Bruſt oder mit Pomp und

Geſang. Offentlich küßt in Loretto der Pilger den heiligen Breynapf:

Heimlich ein frommer Poet hier den Geliebten Petrarchs.

7 54 2

XS SSS r > << ee ce ee ee ee ce

Der BETT TA de:

Hespers bleiche Trauerkerze Lodert an des Tages Gruft,

Durch der Kiefern öde Schwärze Sauſt ſo bang die Abendluft.

Dunſtige Phantome gleiten Auf des Moores Nebelmeer, Und ein halb verwehtes Läuten Tönt vom fernen Kloſter her.

Schwermuth ſchauert durch die Haine, Wenn der Wind die Wipfel regt, Auf des dürren Laubes Bräune Hat der Tod ſein Bild geprägt.

Lunen gleich, nach Ungewittern, Lacht mir des Befreyers Bild,

Und durch Pſyches Kerker zittern Strahlen, wie Aurora mild.

un 55 K Bis den Nebeln der Verbannung Rettend ihn der Tod entreißt, Steh, mit kräftiger Ermannung, Jedem Sturm des Edeln Geiſt.

Wenn er, ſelbſt in morſcher Barke, Durch der Fluthen Aufruhr ſchwebt,

Herrſcht am Steuer kühn der Starke, Bis die Brandung ihn begräbt.

Wandte thatenloſes Trauren

Je des Schickſals ernſten Plan? Feſt, mit Hochſinn auszudauren, Trotz dem Schickſal, weiß der Mann!

. irn 56 vo

C r

Am letzten Abend des Jahrs 1795.

Geeich Elyſiums Lenzen lacht der Winter

In den Gärten der Hesperiden; herrlich Prangt ihr Apfel im Grun der Haine; Zephyr Wiegt ſich auf Blumen.

Sieh! wir Fremdlinge weihn, auf Tiburs Hügel, Dir, venuſiſcher Schwan, der keuſchen Daphne Dunkel glänzendes Haar, und ſprengen opfernd Milden Albaner.

Schauerund flüſtern die Wipfel, und melodiſch Hallt's, wie Silbergetön: Die Jahr' entſtürmen! Morgen Schatten und Aſche, kraͤnzt mit Myrthen Heute den Becher!

57

. Eee ceeeeE

Sympoſium in Tibur.

Hurtig, mein wackrer Francesco, den Tempel der Veſta zu ſchmücken! Siehe! den Korb, der des May's holdeſte Kinder | bewahrt. Flicht um die Säulen den Sprößling der Myrthe mit ſilbernen Blüthen, Und auf den Eſtrich ergeuß Purpur und Gold und Azur. Dorthin die gaſtliche Tafel! So ſchirmt auch vor Heltos Gluthen Uns den gehenkelten Krug ſichrer des Feigenbaums Zelt. Luſtig s nun, ihr Freunde! Hier dampfen ge— dupfte Forellen, Die durch die Grotte Neptuns wagten den tödtli— chen Sprung; Hier, in bekränzten Pokalen, blinkt echter horazi— ſcher Nektar, Deſſen der Halbgott mit Luſt noch im Olympus gedenkt,

wa 58 men Ihm, dem Unſterblichen, ſprengen wir feſtlich des Trankes zum Opfer! Dort, wo der Pfaffe nun plärrt, ſang er, von Göttern belauſcht: „Heute verſcheucht, o Genoſſen, mit Weine die Schmerzen der Seele! Morgen auf's neue durchpflügt ihr das unendliche f Meer!“

99

NN e e e e ce i<<

oe bike

Dres Mahl beſucht ich nun ſchon Angelika's Woh— nung; doch immer Sah' ich Angelika nur, ihrer Gemaͤhlde nicht eins. j D'rum hab' ich heute die Stunde, wo nach der Bor: gheſiſchen Villa Oder zur Meſſe ſie fährt, klüglich vom Diener erforſcht. Träf ich zum tauſendſten Mahl Angelika bey den Ge— mählden, Würd' ich zun tauſendſten Mahl doch nur Angelika ſehn.

erwa 6 0 99 7

drs sss Eee ee ee Se

Ang eli k a d Ka

Als, auf Apollons Geboth, Aglaja die Krone des kachruhms Flocht für Angelika's Haupt, ſangen die Muſen im Chor: „Mög'ſt du an Schöne die Blumen der lächelnden Hebe verdunkeln, Du, die wir ſegnen und weih'n, Zierde der edel— ſten Stirn!“ „Hauche, gleich Cypriens Kranz, ambroſiſche Düfte!“ rief Pallas. „Blüh' unverwelklich durch mich!“ ſprach die Be— ſcheidenheit ſanft.

wun 61 nn

PIIIDIIIIIIIIIIIIII>IEL LE EL EL ELLE ELLE LE EEE

Gemähldeausſtellung.

Meiſter und Jünger der Kunſt bewundern dieß Zau— bergemahlde Unſrer Angelika laut; knirſchend verbirgt ſich der ö Neid. Nur eine Tochter Apolls und Vertraute der hohen Kambnen Spricht: Eures Preiſes fürwahr ſchämt ſich der ſchwache Verſuch! „Was dem Pasgquin wir verzeihn, darf Kindern dee Götter nicht hingehn! Rede! die Tochter Apolls nennt sh” Angelika, Freund!

5 e 62 F

. > I > >>> <<< <<< ee ec ce

Raphaels Verklärung.

Als er das Wunderbild kaum der hohen Verklärung vollendet, Trug ſeine Seele zu Gott freundlich ein Seraph empor. Göttlich das Göttliche lohnend, erhub, in der Fun des Lebens | Und in der Slüthe des Ruhms, ihn zur Verklä— rung der Herr.

C

Seht! wie der bärtige Mönch zur Kanzel die Tonne ſich aufſtellt, | Dicht vom unendlichen Troß lungernder Bettler

umdrängt. Hier, wo die Roſtra ſich einſt am Tempel Kronions erhoben, Und ihres Redners Triumph über den Erdkreis er— ſcholl. Cicero's Donner verhallten; es folgte die Capuzi— nade; Feldherrn, im Pompe des Siegs, wichen der Prozeſſion. Mäͤrtyrerbilder, geweiht in Loretto, küßt gläubig der Pilger, Wo dein bekränzter Altar, heitre Concordia, ſtand!

Dort, um den Bogen Severs, wo Krüppel ihr Jam— merlied heulen, Thürmten Jahrhunderte ſtets höher und höher den Schutt.

wm 64 ren Dürftigkeit flickte das Obdach an traurende Marmor— portale, So wie die Schwalb' an den Sims klebte das luftige Neſt. Wo ſich mit Wundern der Kunſt, o Friede, dein . Heiligthum ſchmückte, Lagern, dem Fleiſcher zur Wahl, Stiere ſich käuend umher. Wo, vor dem Kaiſerpallaſte, die Prätorianer in ſtolzer Herrlichkeit ſchimmerten, dreht einſam der Sei— ler das Rad. Krähend nimmt Poliſchinell ſeinen Stand, wo, nach heiliger Sage, In den flammenden Riß muthig ſich Curtius warf. Ha! wie zum komiſchen Liebling des Markts die Ge— meinde der Frommen Schnell ſich vom tragiſchen kehrt, welcher die Tonne beſtieg!

7 vd e SEE ee

Monologen in Italien.

1. Der Dichter.

5 daß ein Lied mir gelänge zu Roma's unſterbli— f chem Preiſe, i Hier, wo die Leyer Virgils weilte den horchen— den Strom! Ha! ſchon entſteigen den finſtern Ruinen der Vor— zeit Gebilde, Silbern, wie Luna dem Schooß nächtlicher Flu— then entfteigt.

2. Der Mahler. Selig wie Götter durchſchweb' ich den Himmel der

Kunſtideale, Wo mit der Palme von fern Raphaels Genius | winkt. So muß die ärmlichſte Koſt ſich mir in Ambroſia wandeln, Und mir die Nymphe des Borns reichen der Hebe Pocal.

Matth. Werke. 2. B. E

66 mem 3.

Der Kaufmann.

Schon war Livorno mir hold, noch freundlicher lacht mir Venedig, Spielt nur zu Hamburg indeß nicht ein Gewiſſer Bankrot. Hoffentlich meid' ich nun Roms geldkaperndes Künſt— lergeſindel; Leider noch zog ich von Rom nicht einen Groſchen Profit.

4. Der Krieger.

Würde doch Florenz, die Schöne, zum Winterquar— tiere genehmigt! Nirgends behagte der Kuß, nirgends der Wein mir fo ſuß. | Mahomet, wären ihm je Toscana's Brünetten er- ſchienen, Hätte ſein himmliſches Reich ſicher nach Florenz verlegt.

2 Der Pilger. Tauſend Mahl küſſ' ich den Boden, wo Bethlehems Hüttchen, vom Arme

Göttlicher Träger umfaßt, leuchtenden Wolken entſank, i

Und man in Truhen von Silber, geſchmückt mit Ru⸗ binen und Perlen, Märtyrerſchädel bewahrt und Patriarchengebein!

6. Der Prieſter.

Herrliche Stimmung des Volks! Ich hab' es mit Wonne betrachtet,

Jüngſt als die Prozeſſion über den Waffenplatz

809 ,

Wie der Soldat, mit dem Kolben, den hyperborei—

ſchen Ketzern, Die nicht im Kothe gekniet, Rippen und Arme

zerſtieß.

7.

Der Cameraliſt.

Während man fern ein Geſümpf in Hungerland müh— ſam verwandelt, Wildert ein Segensland hier, das nur des Pflu— ges bedarf. Wenn Monopole tyranniſch den Arm der Cultur nicht entmarkten, Sproßten, ſtatt Reben und Korn, ſchwerlich hier 7 und Genſt.

68 um

8. Der Reiſebeſchreiber.

Kletternd in altem Gemäuer zu ſpähn, hat ſo man— che Beſchwerde; Kunſtgallerien zu durchſchau'n, koſtet ſo manchen Zechin! Darum begnüg' ich mich bloß, für's Publicum nie= der zuſchreiben, Was der Bediente vom Platz mir auf dem Zim— mer dictirt.

9. Der Antikenſammler.

Daß dieß entzückende Bein, den Bädern des Titus i entgraben, Einem Apollo gehört, zeigt uns die Muscula— tur. Täuſchend wird Freund Cavaceppi das Bruchſtück ergänzen, und freudig Rühmt ſich Britannia dann eines antiken Apolls.

10. Die Opernſängerinn. Statt der Guineen bringt nun Amor Zechinen. Der Lordſchaft von London Iſt auf dem nähmlichen Fuß Roms Cardinalſchaft gefolgt.

69 mann Völlig im Grunde das alte Syſtem! Denn, von Moskau bis Napel, Bleibt ja der Mann immer Mann, bleibt ja das Gold immer Gold.

11. Der Seiltänzer.

Fröhlich nun ſpann' ich mein Seil! Mir klingen har— moniſch die Taſchen! Hungernd verflucht' ich Paris, hungernd ver— wünſcht' ich Berlin. Aber dich ſegn' ich, Neapel, wo glänzenden Künft: lertalenten Täglich durch edles Metall glänzendes Recht wie— derfährt.

12. Der Bettler.

Suppe wird hier in den Klöſtern zur Stunde des Mittags geſpendet, Und iſt man irgend nur flink, füllt man der 5 Töpfe wohl drey. Selig in päpſtlicher Huth ſchlag ich der Juſtiz nun ein Schnippchen, Welche mir Galgen und Rad jüngſt auf den Rücken gebrannt.

rasen 70 .

Ss Draa ann 7 ee

Raphaels Madonnen.

Gnädig zum Bildniſſe ſaß dem Jüngling die gött— liche Jungfrau, Und von den Seraphim ward freudig ihr Bild— niß erkannt.

Guido's Madonnen.

Lieblich, mit Geniuswärme gezauberte Mädchenge— ſtalten, Trügt ihr doch Myrthen im Haar, ohne den Phosphoruskranz!

een 71 n

Sr ..

Raphaels Cäcilia. Urbild begeiſterter Liebe! Dir ſchwingt auf ätheri— ſchen Flügeln

Mächtig die Seele ſich nach! Heilige! bethe für uns!

Domenichino's Cäcilia.

Würdig des Meiſters biſt du, ſobald man als Ha— remsprinzeſſinn, Oder als Potiphars Weib, reitzende Schöne, dich ſieht!

. A > II I > ELLE LEE ELLE ELLE

Guido's Aurora.

Weder der Schwächling Apoll, noch Eos die Bäu— rinn aus Flandern, a Eine der Horen allein feſſelt mit ſüßer Gewalt.

Guercino's Aurora.

Nur die getiegerten Roſſe der Göttinn ſind herrlich; doch Tithon, In Lazaronigeſtalt, bettelt um einen Bajock.

use 7 3 rer

E TTT

, En 0 M

Der Cuſtode.“

Hier noch Newtons höchſt ähnliche Büſte von ö Roſſo antico,

Aus einer Säule gehau'n, die man zu Tivoli

fand.

Der Lord.

Herrlich! vortrefflich! bezaubernd! Ein Kopf im er— habenſten Style! Doch, mit Erlaubniß, mein Herr, iſt er auch wirklich antik?

rn 7 4 nes

FCC

on

HSalcyonıfbe Tage.

1796.

Mild umglänzten zu Napel uns halcyonifhe Tage; Ruhig blieb immer das Meer, ſtill der erſchöpfte Veſuv. Warfſt du da, murrend wie Jonas, dein Tagebuch nicht in den Winkel? Aber die Menſchlichkeit, Freund, opferte Kränze des Danks!

ron 7 5 u

DWIIDIMIIMWIID II III III <EI ELLE LEE EL LEE EEE

Neben der Aloe wuchern hier indiſche Feigen am | Steinwall, Welcher des Kaiſerpallaſts glänzenden Porticus trug, Und der miſeniſche Golf noch ſchirmt er die Barke des Fiſchers Wirthlich, wie er einſt Roms mächtige Flotten geſchirmt.

CC LEE ELLE LE CL

Der Lorber an Virgils Grabe.

Lange von Pilgern zerzauſt, verdorrte der heilige Lorber, Welchen Kalliope zog, endlich am Grabe Vir— gils. Aber ſo weiſſagte Cuma's erhabne Prophetinn: Ein andrer Grünt, von Apollon gepflegt, einſt über Klop— ſtocks Gebein.

DIIIIIIIH II II) I > ID > >>> ect CAC CS

Die Cypreſſen im Weingarten.

Jenes dem Schooß' Amphitritens entſchwellende Thyrſusgefilde Ladet vom ſtäubenden Pfad uns zur erquicken⸗ den Raſt. Seht! es geſellt ſich der düſteen Cypreſſe dort freund— lich die Rebe, Wie ſich dem Schmerze die Luſt freundlich im Leben geſellt.

. III II FI I > ES Eee ee ee

Hamiltons Vaſe n.

Unſre Gemählde copirteſt du, Tiſchbein! zur Freude der Muſen, Doch dem Erläutrer, beym Styx! flögen wir gern an den Kopf. Send' uns nach Weimar! Der Magus der griechi— ſchen Lampe wird glorreich Dieſen verfinſternden Qualm gothiſcher Fackeln zerſtreu'n.

. . . >> CL Lee Le EEE Ei

Nur im Geſange der Dichter blüht Päſtums ge | feyerte Roſe! Traurig umwanken des Schilfs bräunliche Kol⸗ ben ihr Grab. | Wallte nicht Opfergewölk, beym Jubel der Hymne, vom Altar, a, wo der Asphodell nun Düfte des Orkus verhaucht? Klangſt du auf Marmor, o Münze! die tief den Ruinen der Landmann Schwarz und gepräglos entgräbt, nicht in den Hallen des Markts? Aber die mächtigen Tempel der poſeidoniſchen Meer— ſtadt Bothen Jahrtauſende ſchon Trotz der verzwei— felnden Zeit.

nossa Bo era

DIIDIIIIIIDII Hy II > ya . ⁵—m.ü— ee e<<

un ine e

Quelle des einſamen Thals, von ſchirmenden Wi— pfeln umfaufelt, Wenn auch kein Wandrer dich nennt, wenn auch kein Barde dich pries, Bleibſt du dennoch vor allen Gewäſſern der Erde mir theuer, Bis dein erbleichendes Bild ſanft in die Lethe ſich taucht. 0 Ach! in Hesperien ſelbſt erklang dir die Laute der Wehmuth, Dir auf Parthenopes Flur, dir am entbrann— ten Veſuv, Dir in den Göttergefilden der Poſeidoniſchen Tempel, Wo noch des ſcheidenden Jahrs Hora mit Blu— men ſich krönt; Dir auf 955 grauen Ruinen, am Grabe der heili— gen Roma, Dir an des Anio Sturz, und am blanduſiſchen Quell. O daß die ſilbernen Alpen erſt wieder im Süden mir glänzten! Alles zieht mich zu dir unwiderſtehlich zurück.

. 81 4

( T e EEE EL ELEEIE

u me Dude n.

Feige Sterbliche nur und aberwitzige Schwärmer Schrey'n von den Dächern ihr Weh, Mitleid er— bettelnd vom Volk. | Klage geziemt nicht dem Starken. Im Kampf mit a dem eiſernen Schickſal Siegt nur die rüſtige That; Worte ſind Beute des Sturms. Schlägt ihm ein ähnliches Herz, fo güb' er ſich ganz und auf ewig: Ward ihm dieß Kleinod verſagt, werd' er ſich ſelber die Welt.

Matth. Werke. 2. B. 5

—— 82 *

r / e

An die Ry m pe

Schützt allgütig, ihr Nymphen, die Stätte des hei— ligſten Bundes! Nimmer bekränze der Faun hier der Mänade den Kelch. Nur den Grazien ſpendet beym Reigen die duftenden Glöckchen, Welche die Schläfe des Mays, ſchimmernd wie Silber, umblühn.

2 83 wenn

CCC

Der Fremdling.

Ergebung ſtrahlt vom beſſern Stern Wie Morgenſchein herab.

Der Erdkreis, überall des Herrn, Beut überall ein Grab.

Empor durch Eisgefilde drang

Ich ſonder Pfad und Spur; Verzweiflung nur wagt ſolchen Gang! Die Wüſte ſtarrte Meilen lang,

Ein Beinhaus der Natur.

Hier, wo der Grashalm wieder wallt, Die Bergluft milder hauchte, Im Thal der Heerde Läuten hallt, Und fern ein Dörfchen raucht: Hier denk' ich dein, o Vaterland! Wie, tief in Harm verſenkt, Des Jünglings, der am Klippenſtrand Sein Grab in Schiffbruchstrümmern fand, Getreue Liebe denkt.

Cr

F 2

Wild loderte, gleich Atna's Gluth, Der Todesgötter Zorn; Zerſchmettert, ach! verſank in Blut Des UÜberfluſſes Horn. Verwüſtung donnerte die Schlacht, Wo jüngſt von Luſtgeſang doch Saatfeld, Anger, Strom und Schacht, Und freudig vom Gewühl der Jagd Gebirg' und Forſt erklang.

Ein Chaos von Ruinen thürmt Sich längs der Felſenwand, Wo ſtill, vom Nußbaumhain' umſchirmt, Der Väter Wohnung ſtand. Die Thräne, die hier brennend fällt, Sie muß die letzte ſeyn! Wem Selbſtgefühl den Buſen ſchwellt, Der trägt im Innern eine Welt, Wo nimmer Stürme dräu'n.

Ihm flammt der Unſchuld Göttermuth, Den kein Verhängniß raubt! Des Mißgeſchicks Tyrannenwuth Beugt nie des Edlen Haupt! Er weiß, daß der Befreyung Plan Durch Irrgewinde führt, Und herrlich ſich, am Ziel der Bahn, In Glanz das Dunkel, der Orkan In Frühlingswehn verliert.

nun BD mom

Drum kann im weiten Schöpfungsraum Er, ein Verlaßner, ſtehn, Und doch des Daſeyns öden Traum Mit Lächeln dauern ſehn; Wenn ſelbſt bis an des Grabes Rand Ihn ſchwarze Nacht umfließt, Kein Herz an ihn ſich liebend band, Und eine kalte Miethlingshand Sein brechend Auge ſchließt.

2

2 86 un

CCC ann nn 2 22227

Die Schatten.

Freunde, deren Grüfte ſich ſchon bemoosten! Wenn der Vollmond über dem Walde dämmert, Schweben eure Schatten empor vom ſtillen

Ufer der Lethe.

Seyd mir, Unvergeßliche, froh geſegnet! Du vor Allen, welcher im Buch der Menſchheit Mir der Hieroglyphen ſo viel gedeutet, Redlicher Bonnet!

Längſt verſchlürft im Strudel der Brandung wäre Wohl mein Fahrzeug, oder am Riff zerſchmettert, Hättet ihr nicht, Genien gleich, im Sturme Schirmend gewaltet.

Wiederſehn der Liebenden! Wo der Heimath Goldne Sterne leuchten, o du der armen Pſyche, die gebunden im Grabthal ſchmachtet, Heiligſte Sehnſucht!

>I I’ I’ IH IH I>IIDII>I>>I III I I EL EL E EEE ELE ELLE ELLE

Den G ite zu u z.

Pulvis et umbra sumus. Nor.

Die breterne Kammer Der Todten erbebt, _ Wenn zwölf Mahl den Hamme Die Mitternacht hebt.

Raſch tanzen um Gräber Und morſches Gebein

Wir luftigen Schweber Den ſauſenden Reihn.

Was winſeln die Hunde Beym ſchlafenden Herrn?

Sie wittern die Runde Der Geiſter von fern.

Die Raben entflattern Der wüſten Abtey, Und fliehn an den Gattern Des Kirchhofs vorbey.

Wir gaukeln, wir ſcherzen Hinab und empor,

Gleich irrenden Kerzen Im dunſtigen Moor.

O Herz! deſſen Zauber Zur Marter⸗ uns ward,

Du ruhſt nun, in tauber Verdumpfung, erſtaͤrrt.

Tief bargſt du im düſtern Gemach unſer Weh; Wir Glücklichen flüftern Dir fröhlich: Ade!

russea 89 rss”

>>>>>>>>>>>>>>7> .

Strophen

dem Geburtsfeſte eines deutſchen Prinzen geweiht.

9 75

Zu oft entheiligt ward die Leyer,

Die von der Großen Lob' erklang: Drum hülle du, zu dieſes Tages Feyer, Dich in der Wahrheit Atherſchleyer, Und weihe deinen Preisgeſang

In ihres Tempels Heiligthume,

O Muſe! wo des Lobes Blume,

Von keines Heuchlers Blick vergiftet, Den Würdigen zu kränzen, düftet.

Doch überliefert eine Sage, Ihr ſchwinde Duft und Farbenglanz, Wenn niedre Selbſtſucht ſie zu brechen wage, Im Trauerlaub am Sarkophage, Und in des Feldherrn Lorberkranz: Dir blüht ſie fort in holder Schöne, Daß ſie Georg den Edlen kröne; Preiswerth, wo bey der Kriegsdrommeten Geſchmetter Land und Strom ſich röthen;

5 n

Preiswerth, wo im Olivenhaine Apollons Kunſte friedlich blühn; Preiswerth, wo am bethränten Leichenſteine Verwaiste bang, im Sternenſcheine, Wie an des Mitleids Altar knien; Preiswerth im häuslich frohen Kreiſe, Wo, nach der beſſern Griechen Weiſe, In Sokrates beſcheidnen Hüllen, Die Grazien den Becher füllen.

Georgium! wo Lethes Friede Mild in der Schwermuth Buſen ſinkt, Mit Wonne grüß' ich heut' auch dich im Liede! Du lachſt voll Reitz, als hätt' Armide Dem finſtern Chaos dich entwinft. Kühn hat, was nur nach Idealen Delille's Zaubertöne mahlen, In dir, der Sandflur abgerungen, Zur Wirklichkeit ſich aufgeſchwungen.

Mög' Er ſich deiner Schattenhallen, Wo Roſen ihm die Horen ſtreu'n, Und ſinnend beym Geſang der Nachtigallen, Die Muſen gern im Mondlicht wallen, Noch zehn Olympiaden freu'n: Sanft, wie der Aolsharfe Beben, Verhalle dann ſein erſtes Leben, Indeß Heroen ſich im neuen Zu ſeines Laufs Genoſſen weihen.

EFT

id ner Nit e n.

Ihr Knaben, roſig wie der May,

Der Tag iſt ſchwül, herbey! herbey! Flink tummelt euch zum Bade!

Kennt ihr der Niren muntre Schaar,

Von Auge ſchwarz und grün von Haar? Sie lauſcht am Schilfgeſtade!

Wer uns die Händchen herzhaft reicht Und, wenn die Fluth an's Kinn ihm ſteigt, Nicht bang' um Hülfe wimmert: Der folgt uns, ha! zu welchem Schmaus! Wohl in des Waſſergottes Haus, Ganz von Demant gezimmert.

Da ſpendet ſtets ein Weihnachtsbaum,

Die Zweige blank von Silberſchaum, Bald Feigen, bald Roſinen;

Den ſchüttelt ihr, wenn's euch behagt,

Rumort und ſchwärmt, ſo lang' es tagt, Und reitet auf Delphinen.

Was ihr begehrt, wird ſtracks vollbracht! Dukaten kann euch Nacht für Nacht

Ein ſchwarzer Kobold münzen. Dann heißt's nicht mehr: Man ſoll und muß! Ihr ſauſt und braußt im Überfluß,

Und ſchimmert wie die Prinzen.

Drum tummle, wer ſich tummeln kann! Kreiſch' immerhin der Schultyrann

dach euch die Bruſt ſich heiſer: Ihr taucht hinab, ihr ſchwebt uns zu, Und endet wohlgemuth im Nu

Die Schmach der Birkenreiſer.

row. 99 4

Sars S Ir N EL << ce Le<e<iceeeceies

Sehnſucht nach Rom.

Alme Sol, curru nitido diem qui

Promis et celas, aliusque et idem

Nasceris, possis nihil urbe Roma Visere majus.

Hor.

Wie Philoktets umwölkten Blicken Der Vatererde lachend Grün,

Auf Lemnos unwirthbarem Rücken, In jedem Halm zu weben ſchien:

So mahnt mich, wo der Wildniß Ranken Hier um des Kloſters grauen Dom Im goldnen Morgenſtrahle wanten, Selbſt jedes Moos an dich, o Rom!

Es brauſen, Königinn der Tiber, Nur deines Nahmens Feyerhall Der Alpen Stürme mir herüber, Ihn donnert mir der Ströme Fall!

nen 94 mw Wenn Eos früh die Wipfel vorher, Grüß' ich Borgheſes Paradies; Wenn Philomel' ihr Nachtlied flötet, Den Lorberwald von Medicis.

Wenn ſich die Frühlingsblum' entfaltet, Pamphilis Anemonenflur; Doch ach! bis dieſe Bruſt erkaltet Aus öder Fernung Nebel nur.

Daß, eh' des Daſeyns Fackel ſänke, Ich ein Mahl noch den Himmelsduft Der Hesperidengärten tränke, Und ihres Athers Zauberluft!

Daß mir der Hohen Schluß vergönnte, Im Abendlicht' Anthuſa's Höhn Und ihre Göttermonumente Mit Einem Blick nur noch zu ſehn!

Euch, Siegesbogen, Baſiliken, Dich, ſtillerhabnes Pantheon, Und Obelisken, euch! Antiken Am Nil der Vorwelt Pilgern ſchon.

Und, Coliſeum, dich! So brauſend Sich auch des Zeitſtroms Woge bricht, Du trotzteſt mächtig dem Jahrtauſend, Nur dem gekrönten Freoler nicht!

one 95 en Dich, Forum, wo der Strom der Wahrheit Sich von den Lippen Cicero's So oft, mit Arethuſas Klarheit Und mit des Rheinfalls Kraft, ergoß.

Wo er, der glücklichſte der Streiter, Für Freyheit, Recht und Vaterland, Der ernſten Nemeſis Gewethter, Ein Fels im Wogenaufruhr, ſtand;

Und, würdiger der Siegespalme, Als wen Bellonens Wagen trug, Wie Hagelſturz der Ceres Halme, Der Mordwuth Rotte niederſchlug.

Von Roma's Wundern ſeyd vor allen, Des Bildners Wunder, mir gegrüßt! Ihr Göttlichen, in deren Hallen Der Schönheit Urquell ſich ergießt! Wie Bienen zum Hymettus, kehrte Selbſt vom erhabnen Meiſterſtück, Wo Raphael den Herrn verklärte, Zu euch, doch nur zu euch mein Blick; Vom Nachglanz der geſunknen Sonne, Die einſt den Praxitelen ſchien, Sieht euch mein Geiſt, mit Schmerz und Wonne, Noch ſtets im Traum der Sehnſucht glühn!

na 96 1 0 Dich, deſſen Qual die Seele tiefer Als Ugolino's Qual bewegt, O Dulder! dem des Unthiers Kiefer Sich grau'nvoll in die Seite ſchlägt;

Euch, quirinaliſche Koloſſe! Die ihr den Hall des Ruhms vernehmt, Indeß der Arm die Flammenroſſe Jach, wie Neptun die Fluthen, zähmt;

Dich, Torſo! weitgepriesne Trümmer Des Sohns der langen Wundernacht, Dem, an der Thaten Ziel, der Schimmer Von Hebe's Nektarſchale lacht;

Dich, Sonnengott im Belvedere! Doch Mnemoſynens Jammerton Füllt deines Tempels dumpfe Leere, Und Echos ſeufzt: Er iſt entflohn!

Wann winkt die ernſte Pyramide, Die ſich am Scherbenberg' erhebt, Zum Thal mich hin, wo Lethes Friede Um ſtille Fremdlingsgräber ſchwebt?

Werd ich, an Veſta's Tempelrunde, Ach! unter Götterſchwärmerey'n, Den Grazien, in heil'ger Stunde, Nie mehr den erſten Becher weihn?

Wie oft, bis zu der Sterne Schwinden, Hab' ich dem Katarakt gelauſcht, Der wild in Tiburs Felſenſchlünden Und ſtolz in Flaccus Hymnen rauſcht!

*

Wann werd' ich wieder dich erklimmen, Albanos Berg, auf deſſen Höhn, Im Mondlicht, oft Heroenſtimmen Des Donnrers Tempelhain entwehn?

Hoch ſey der hehre Tag gefeyert, Als hier, von Rom bis Oſtia, Mein Blick, vom Zeitgewölk entſchleyert, Der Thatenbühnen größte ſah!

Verweht, gleich einem Nachtphantome, War plötzlich der Verödung Graun; Des Tempes Haine, rings am Strome, Durchſchwaͤrmten Oread' und Faun.

Froh ſtaunte da die Morgenhore Der goldnen Zeiten Wiederkehr; Die Bann- und Fluchſtadt der Gregore Und Alexander war nicht mehr.

Wie jauchzten des Olymps Päane, Als um den alten Palatin Die Roma der Vespaſiane In ſtolzer Herrlichkeit erſchien!

Matth. Werke. 2. . G

erren 8

Als aus dem Grauſe der Vernichtung Der Tempel Majeſtät ſich hob, Und ihren Roſenflor die Dichtung Mild um die Schöpfung wieder wob!

Wie ſcholl, an lodernden Altären, Dem Gotte, der zum Indus drang, Der milden Spenderinn der Ahren, Und ihm, dem Heerdenſchützer, Dank!

Wie ſchwebte, bis die Berge weſtlich In Grau ſich tauchten, dir zum Preis, Der Hekatomben Wolke feſtlich Um deine Burg, Befreyer Zeus!

Wie ſorglich waltete, vom Scheine Der heil'gen Opfergluth verklärt, In göttlich hoher Seelenreine, Der Jungfrau'n Chor um Veſta's Herd!

Wie glänzten vom Tyrrhenermeere Der Flotten Purpurſegel her! Wie drängten Heere ſich an Heere, Von ferner Zonen Beute ſchwer!

Wie wälzte die entzückte Menge Sich brauſend, längs der Tiber Bord, Beym Donnerhall der Siegsgeſänge, Mit des Triumphzugs Pompe fort!

Am Capitol, dem Felſenſitze Des Adlers, der mit ſtolzem Flug', Im Thatenſturm, Kronion's Blitze Voran den Weltbezwingern trug:

Soll da nicht einmahl meine Seele Noch dem Tyrannenmörder glühn, Und vor dem hohen Mark-Aurele, Dem Genius der Menſchheit, knien?

Dort iſt's, wo, im verklärten Lichte Des Abendſtern's in ſtillen Seen, Der Vorwelt göttliche Geſichte Lebendig vor uns auferſtehn!

Wo Rom in ernſter Heldenſchöne, Indeß der Weltkreis ahnend ſchwieg, Im Waffenſchimmer, wie Athene, Verhängnißvoll der Nacht entſtieg;

kind, mit Alcidens Kraft, ſchon muthig Der Drachen viel als Kind bezwang, Eh' ſie, von tauſend Kämpfen blutig, Des Erdballs Diadem errang!

Wie lauſchte, ſchwebten ſtill der Manen Geweihte Chöre dort empor, Den Scipionen, den Trajanen, Und, Cato, dir mein trunknes Ohr!

G 2

nme 100 wu Dort, wo der fernſten Nachwelt Sohne, Dem Himmelsgluth im Buſen wallt, Ein jeder Stein, mit Heroldstone, Ins Herz noch dieſe Nahmen hallt!

wen 101 wer

FFT I I LE LS ELLE ELLE ES CE E ES E

S hg e a, 1798.

(Die Scene ſtellt ein mit Stat en und Büften geziertes Vor— zimmer dar.)

Iſt's doch, als dürfte mir auf Erden Die bleibende Stätte nirgends werden! Anſiedle mich kaum in einem Ort, So muß ich Armſte ſchon wieder fort. Bald zwingt mich Bacchus zu entfliehn, Bald heißt mich Amor weiter ziehn. Auch fährt ſo oft der Schlangenſtab Des grämlichen Vaters Asculap Mir durch den jovialen Sinn, Daß ich ſchier hypochondriſch bin. (Der Schauplatz verwandelt ſich in einen prächtig decorirten Saal, mit vielen Gemählden großer Meiſter.) Will jetzt in dieſen Saal eintreten, Zum großen Vater der Götter zu bethen, Daß er ein ſtilles Sorgenfrey Der irrenden Pilgerinn verleih. (Umher blickend.) Fürwahr! in ſolchem Zaubergemache Zu haufen, wäre recht meine Sache.

102 rm Wie herrlich, wohin das Auge blickt! Mit Bildern die Wände ſo reich geſchmückt! Wo die Magie der Kunſt gefällt, Vergeſſ' ich Körper- und Geiſterwelt. Heg' ein Mahl tief in meiner Bruſt Am Schönen glühende Jugendluſt; Auch ohne meinen Beyſtand wär' Das Reich der Künſte wüſt' und leer. War’ ich dem Homer nicht hold geweſen, Wir würden wohl keine Ilias leſen; Hätt' ich in des Vatikans Pallaſt Den Raphael nicht mit Lieb' umfaßt, Er hätte, Trotz aller Geniusmacht, Kein Meiſterwerk ans Licht gebracht! Doch ſich zu loben in's Angeſicht Ziemt einer Göttinn ſelber nicht. Will hier indeß meinen Blick berauſchen! (Nach einer Pauſe.) Doch ſtill, die zierlichen Diener lauſchen! (Der Herr des Pallaſtes erfcheint,) Da tritt ein ſtattlicher Mann herein, Das wird des Hauſes Gebiether ſeyn! Mein Roth den Wangen aufgelegt, Ein ſtattlich Feldherrnkleid er tragt; D'ran zeigt, als hoher Thaten Preis, Sich Friedrichs Adler, einem Kreis Von Silberſtrahlen eingeſtickt: Doch ihn ſein Antlitz beſſer ſchmückt, Der Spiegel edler Menſchlichkeit, Dem ihren Glanz die Wahrheit leiht,

won 1 03 Aa

Drum darf ich ſonder Scheu wohl wagen,

Des Herzens Wunſch ihm vorzutragen. (Ihn anredend.)

Mich, die der Synodus der Arzte

Oft bis zur Ungebühr verſchwärzte,

Hygea von den Griechen genannt,

Durchzog dieß elyſeiſche Segensland,

Wo, mit Minervens Kranz geziert,

Ein menſchenbeglückender Fürſt regiert;

Wo ſich die Wüſte zum Tempe verſchönt,

Und aller Muſen Hymnus tönt:

D'rum hat dieß Feenland vor allen

Mir Weltumſtreiferinn wohlgefallen.

Im Süden iſt's noch dumpf und ſchwühl,

Gewähr', o Herr, mir ein Aſyl!

Zwar könnt' ich im Olympus thronen,

Doch iſt's auch dort jetzt übel wohnen;

Parteywuth raſ't in Wettern

Auch unter den ganzen und halben Göttern.

Geſtatteſt du gaſtfreundlich mir

In dieſem Bilderſaal Quartier,

So ſcheidet mich von dir fortan

Nichts mehr auf deiner Lebensbahn.

Du nimmſt mich nach Georgenhaus

Zur ſchönen Mapzeit mit hinaus.

Ich folge dir zum Fürſtenſchloſſe,

Schwing' hinter dir mich flink zu Roſſe,

Begleit', in Amazonentracht,

Dich bey der muntern Klapperjagd,

Ruh' neben dir, zu ſüßerm Traume,

Wohl auf des Lagers weichem Flaume;

rs 104 ruweon

Auch theilt' ich treu, zögſt du in's Feld, Die Strohmatratz' im Kriegsgezelt.

Ich will bis an des Lebens Gränzen

Mit Roſen deine Stirn umkränzen, Und ſpät einſt ſoll an Charons Nachen Zum letzten Mahl mein Blick dir lachen.

(Donner aus heitrer Luft.)

O glückliches Zeichen! Mich hörte der Vater Der ſeligen Götter! Er donnert Gewährung Aus glänzender Bläue; Sein Adler entſandte Den zückenden Strahl!

nn 105 rssee

DIIIIIIIIIIIIIIII II IE ELLE ES E<S Eee <<

Gemählde der Zeit

Quem vocet diyùm populus ruentis

Imperi rebus? Hor,

1799

Von Afrika bis zu des Gotthards Wolkenpfaden Raſ't furchtbar der Zerſtörung Wuth;

Die Nymphen in den Seen und allen Strömen baden Mit Grauſen ſich in Blut.

Aus Meeren brüllt der Tod, der Tod von Berg' zu Berge, Wo donnernd Heer an Heer ſich drängt, Und ohne Beben hat der Vorzeit ſtille Sarge Die Raubgier aufgeſprengt.

Mit hundert Rachen würgt des Rottengeiſtes Hyder; Europa ſieht's und ſtarrt betäubt. Erſcheint kein Cherub, der zurück das Unthier wieder Mit Flammenruthen ſtäubt?

106 rum Die Zwietracht ſchaut mit Luſt ſtatt Sicheln Dolche ſchleifen; Triumphe ziſcht ihr Vipernmund; Ihr wild ergoßnes Haar thut, gleich Kometen— ſchweifen, Der Völker Drangſal kund.

Schuf, o Gerechtigkeit! dein Schwert der Arm des Stärkern Zur Mörderaxt nicht frevelnd um? Ward, Ariſtide gleich Verworfnen ae . Nicht Patriotenruhm?

Der Künſte Tempel dampft, geſchmettert von den Bomben; Des Krieges eh'rner Fuß zertrat, Von Irlands Rieſendamm bis zu den Katakomben Parthenopes, die Saat.

Altar der Menſchlichkeit! den Jubeltön' umhallten, Du trauerſt auf entweihter Flur;

Von deinem heitern Pfad, wo Millionen wallten, Birgt hohes Gras die Spur.

Das Mitgefühl verdumpft: man hört mit kaltem Lächeln, Was tief die Seele ſonſt bewegt, Seit jeder Zephyr, der uns kühlt, ein Todesröcheln Auf ſeinem Fittig trägt.

nern 107 vorm Wohin verſcheucht, wohin, dich, die auf Tiburs Hügel So ſüß in Flaccus Laute ſang, O Freud', als lieh' der Sturm dir ſeine ſchnellſten Flügel, Der Kampfdrommete Klang?

Willſt du, entgöttert von Europa's Nationen, Auf Au'n der beſſern Heimath nur, Im Schirm des Brotbaum's und der Kokuspalme, wohnen, Bey Kindern der Natur!

Ach! ſoll auf ewig keins der blutbeträuften Lande Dein Frühlingsantlitz wieder ſehn,

Wo, rauher Lüfte Spiel, noch deiner Blumenbande Verwelkte Blätter wehn?

O Göttinn! eh' du flohſt, küßt' ich, mit heißen Zähren, Dir des Gewandes Roſenſaum:

Da goß dein letzter Blick den Abglanz beßrer Sphären In meines Daſeyns Traum.

Des Winzers Hochgeſang verſtummte längſt am Rheine, Wo ſchaudernd nun die Sonne ſteigt, Und von Erſchlagnen rings die dorrenden Gebeine Auf allen Rebhöh'n bleicht.

en 106 . Seht! wie der Landmann im Ruin der Hütte jam⸗ | mert, Die jüngft fein ganzes Glück umfaßt, Und ihn ein Knabe feſt im Todeskrampf umklammert, Nach Brot weint und erblaßt! f

Den Kranz der Grazien um Hochheims Wonnebecher Riß der Verwildrung Strudel fort; Der Jungfrau'n Angſtruf ſchallt durch dunkle Blätter— daͤcher; Der Tanzplan raucht von Mord.

Hoch aus den Burgen ſchau'n der Helden Geiſter nieder, Und ſehn ergrimmt, wie Deutſche fliehn, Wie die Parteywuth ſiegt und Brüder gegen Brüder, O Grau'n! die Schwerter ziehn.

Auf Naſſau's Peſte jüngſt weilt' ich mit Ahnungs— ſchauern, Das Herz der düſtern Zukunft voll, Als, fernem Donner gleich, dumpf durch die öden Mauern Der Geiſter Zürnen fhol:

„Seyd ihr noch Hermanns Blut? Zurück zum Ca— pitole Schreckt' er des Römeradlers Flug! Werth Luthers noch, der kühn die ſcheußlichen Idole Des Irrwahns niederſchlug?“

f

vr 109 em „Thuiskons Volk! du bothſt Jahrhunderte den Stür— men, Gleich deinen Eichenwäldern Trutz? Du ſtandſt, ein Alpenfels, den Wetter ſchwarz um— thürmen, Der Unterdrückten Schutz.“

„Da tönt' aus Herzensgrund noch bey der Feinde Toben: Ein' feſte Burg iſt unſer Gott! Wie die Gewaltigen im Schlachtorkan zerſtoben! Ha! deinem Schwert' ein Spott!“

Ein Mitter zog herauf. Der Sturm, in wildem Grimme, Verwehte, was von Zwietracht, Schmach, Nr Sittenpeſt und Knechtſchaft noch die Stimme

Der Heldengeiſter ſprach!

4 110 errra

. II > IIDI II FI II DI<a << ece ce te << ce

Erkannte Wohlthat.

1798.

Wer noch zum Gipfel der Dole vom Ufer des Le— i mans empordrang, Eh' vor Parteywuth und Krieg Eintracht und Sicherheit flohn; Wer an den galliſchen Küſten des Mittelmeers ruhig noch weilte, Eh' der Entvölkerung Fluch traf das geſegnete Land; Wer noch in Frieden das heilige Rom, vor der Kunſt— commiſſäre Plündrung begrüßte: der dankt niemahls den Göttern genug.

we 111 .

FEE > << <<< ee < ee << << cc

Vergebliche Frage.

Sind wir ein Spiel der Dämonen? So fragt' ich, | als auch von den Alpen Blut ſich in Strömen ergoß, als auch Helvetia fiel. i Lange ſchon harr' ich der Antwort; doch fürchterlich raſen Orkane, Welche den tröſtenden Laut freundlicher Götter derwehn.

*

, 112

C re

Pomon as Heine

Schrecklich! die Haine Pomona's, mit purpurnem Segen belaſtet, Stürzt ohne Frommen und Nutz grauſam der wüthende Feind. i Schändlicher kann ich doch nichts als dieſe Verheerung mir denken; Minos verdamm' euch dereinſt, Frevler! zu Tan: talus Qual.

2 1 13 son

EE . SSA ASA SKS SKK CAS SSS 1

An Sali.

1799.

*

Salis! dich ſucht' ich umſonſt am Ufer der blutigen Limmat; Heil! dem Geſtade, wo nichts weiter den Su⸗ | chend en täuſcl ht. Salis! ich drang, dich zu ſehn, durch Rußlands und Auſtriens Heere, Mancherley Mühſal und Noth ſchuf mir der e Ser mende Troß.

Ach! ſchon im Geiſte vernahm ich ͤtheriſche Silber—

accorde, Wie du im Königspallaſt, wie du im Waffen: gezelt, 3 Wie du in Rhätiens Wäldern, am Fuße des grauen Kalandas,

Und vor dem ländlichen Herd frommer Penaten ſie ſchlugſt. Aber ich ſpähte vergeblich dir nach an der blutigen Limmat: Heil! dem Geſtade, wo nichts weiter den Su— chenden täuſcht.

Matth. Werke. 2 B. H

wa 114 user

>DII>5II3y zz e te<ceice

Todtenopfer.

Heilige Mächte des Orcus! blickt gnädig empor zu den Kränzen, Einem Geliebten, und, ach! einer Geliebten ade weiht. Dieſer den Manen des treuſten Gefährten der Kind— heit und Jugend, Der in der Blüthe mir ſtarb: dieſer den Manen der Schweitz.

wi. 14 5 sr...

IDIDIDIIDYDDDIYDI III e

Kade Ner Or enad eig.

Auch auf den Alpen verſtummte das friedliche Yan: ten der Heerden, Neben der Freyheit Altar blutet erſchlagen der Hirt. Geister durchächzen die Luft; der Adler ſchwebt über der Wahlſtatt; Pan der Verſorgende zürnt; Wales die Ländliche floh, f Und von der Wappenfigur der berniſchen Burgen und Münzen Herrſcht in der Ode nun bald wieder das Urbild allein.

5 2

ma 116

FFC . 0K . ELEIELE

Geß ners Schatten.

——

Der Hirt.

Schatten des redlichen Geßners! nicht mehr, bey der Helle des Mondes, Wallſt du im heiligen Hain, welcher dein Denk— mahl umweht. Ach! wann entſchwebſt du den Ufern der heiligen Lethe wie vormahls, Daß uns, geſegnet von dir, neu ſich beblüme die Trift?

Der Genius.

Wenn aus dem Graus der Verödung ein beßres Hel— vetien aufblüht, Und das erweichte Geſchick Winkelrieds Manen verſöhnt.

nme 117 .

DIDIIDIIIDIIIIIIIIII > << ce like ee ecce

Biechbrrrte Walde.

Denen das Leben du ſorgſam gefriſtet, o Pan! die | Dryaden

Würgt nun der eiſerne Mars täglich zu Tauſen—

den hin. |

O daß nur jene dem Todesverhängniß entrännen, . die ſegnend

Einſt, an der Limmat und Sihl, Geßner dem Enkel erzog.

ra 11 8 5

>> IIIII>>I>I III II . ⁵— ͤ 7 —— ee ee

KIeriV9 Lan di cas en.

Aberlbs Alpengemählde find jetzo, wie von der geftorbenen

Mutter das redendfte Bild einem Verwaisten, mir werth.

An des Larariums Wänden, der ernſten Erinnerung

heilig, Häng' ich zu Roms und Athens düſtern Ruinen fie auf. |

na 119 „uns

57577 e Dee ce . tetcceeiegs

Die Stimme in der Wüſte.

Der Wanderer.

Nein! dich verewigt kein Milton, Europa's ver— lorenes Eden!

Weil ſich die Muſe vor Schmerz und vor Ent— ſetzen verhüllt.

Traun! dem Thuepdides wäre der zitternde Griffel

entſunken, Hätt' uber Attika Zeus ähnlichen Jammer ver— hängt.

Die Stimme.

Nichts iſt verloren, ſo lange nicht Mannſinn und ; Selbſtgefühl wanken. Einſt, wenn die Aſche verglüht, ſchwingt ſich der Phönix empor. aich, das weiland an goldenem Seil uns zur Thorheit gegängelt, Leitet am Bettelſtab nun wieder der Weisheit uns zu.

» k ——— ——— nn

rn 1 > 0 rg

DIIIIIIII>I III I II > I > EEE LE ESEL EEE TEE

Abendſpatzier gang

bey Innsbruck.

Blumenduft athmen die Winde des Abends empor von den Triften; 5

uͤber den Alpen Tyrols leuchtet der filberne Mond.

Feyernd verſtummen die Ihäler, nur dumpfig am

Felſengeſtade Brauſen des reiſſenden Inns grünliche Fluthen vorbey.

Sey mir geſegnet, o Friede! der von den helveti— ſchen Alpen und vom lemaniſchen See rraurend fein Antlitz gewandt, ö Heilig ſey jetzo dem Wandrer das Land, wo mit Weinlaub und Ähren Deinen goldnen Altar ſicher die Fore noch kränzt; Wo der Vergangenheit Bilder um Nebel der Ferne verdämmern, Und nur die Gegenwart ihm treu an den Buſen ſich ſchmiegt.

. 121 wem

T ̃⁵ —K . I>ESEISTEeL EEE e<cc<ie

Tyrols Landſtraßen,

Segen den menſchlichen Fürſten die kräftig den Straßenbau fördern, Eichenlaub hätte zu Rom ihnen die Scheitel um⸗ kränzt. Segen der großen und guten Thereſia, welche den 2 Heerweg, Feſt, wie gegoffen aus Erz, kühn durch die Al: pen geſprengt. So durch die ſtarrende Wildniß, bekränzt von der Wieg' und dem Sarge, Ebnen mit göttlicher Huld Freundſchaft und Liebe den Pfad.

9 1 7 122 2

CC ee

Ermahnung in Tyrol.

Wollt ihr denn ewig vergleichen? Schon iſt nun Tyrol euch zuwider,

Weil es nicht völlig die Schweitz, wie aus dem Spiegel, euch zeigt.

Soll der Gedank' an das Große, was fehlt, mit dem Großen, was da iſt,

Immer uns thöricht entzwey'n? Seht in Tyrol

doch Tyrol!

vores ı 23 sr

II PII>>III II III II I< ee ee eek SSA CSA SS

Die Cypreſſe an Gräbern.

Du, deren ſchlanke Geſtalt zum Ather ſo nymphen— haft aufſchwebt, Nächtlicher Melancholie wardſt du mit Unrecht geweiht, | Warum ſoll Urnen und Grüfte dein liebliches Haar nur umwallen, Und nur durch Todtengebein wurzeln dein mäch— 3 tiger Fuß? Weil du Hesperiens Gärten mir hold vor die Seele gezaubert, Kränz', o Cypreſſe! dein Laub heute der Freude Pocal.

ww. 124 errra

FCC EL ee ee

*

Abenteuer des

weiſen und tapfern Ritters Alin.

*

An den Sylphen Ariel.

Daß du nicht mehr um Hesperiens Blüthen ſchwebſt, o Sohn der Morgenröthe, vernahm ich geitern vom Salamander Flox, den, auf ſeiner letzten Reiſe nach dem Kaukaſus, die wohlbekannten Accorde deines ätheriſchen Saitenſpiels, in einem ſchönen Thale von Ger rgien, ſehr unerwartet überraſcht hatten.

Die Nachricht traf gerade mit einem kleinen Feſte zuſammen, das dem Andenken jener Frühlings— abende geheiligt war, wo auch ich, in Frascati's blü⸗ henden Myrthengebüſchen, und unter den goldnen Orangenwipfeln bey Fondi, dieſen ſchmelzenden Har— monien der Geiſterwelt mit ſchwärmeriſcher Entzü— ckung lauſchte, wie die heilige Cäcilia des göttlich— ſten der Mahler dem über ihr auf Lichtwolken ſchwe— benden Orcheſter des Himmels.

Flox findet dringende Urſachen, ſeine Rückreiſe nach Aſien zu beſchleunigen. Ungeſäumt, wie es ei⸗

, 125 wm

nem praktiſchen Weiſen ziemt, faſſe ich die Gelegen— heit bey der Stirnlocke; und ſo empfängſt du das Lied von den Abenteuern des weiſen und tapfern Rit— ters Alin. Nimm die Bagatelle mit Nachſicht auf. Sie mag dir zugleich beurkunden, daß die Nebel des Spleens und der Mißlaune tief unter dem ſonnigen Alpengipfel hinziehen, zu welchem du, liebenswür— diger Sylphe, durch die Magie deiner überirdiſchen Töne, mein Gemüth fo mächtig erhobſt.

Ich grüße dich, o Sohn der Morgenröthe, und hauche den geiſtigſten Kuß, den die eingeſchleyerte Pſyche durch das grobe Medium des Erdenſtoffes zu hauchen vermag, auf den Saum deiner unſterblichen Schwingen!

rw. 126 wen

. III I > > eceLeeeieeeeeeeee

A wigt le was, whose very sight wou'd Intitle him: Mirrour of knighthood. Butler.

Früh, bey des Morgenſterns Erbleichen, Verließ Alin der Väter Schloß;

Laut wieherte, zu gutem Zeichen,

Drey Mahl ſein andaluſiſch Roß.

Gleich den Alciden und Rinalden, Grüßt' er, mit ſeinem Schildkumpan Hans Degenhaupt von Unterwalden, Der Helden lorbervolle Bahn.

Zuerſt erſchien er in Marokko, Wo ihm ein abgefeimter Skies, Des Gauklers Urbild im Tarokko, Der Kaiſerſtadt Armiden pries.

Taub, wie Ulyß, der Vielgereiſ'te, Dem ſchmelzenden Sirenenton, Eilt' er, gewarnt vom beſſern Geiſte, In ſauſendem Galopp davon.

127 tere Den Dey, der Mörderhorden ſchirmte/ Durchrannt' er mit demantnem Spieß, Und malmte ſeine ſtolzbethürmte Granitne Felſenburg zu Kies.

Entkerkerte gefangner Weiber Ein ganzes Türkenparadies, Indeß der Schildknapp' ihre Räuber In ſiedend Bergöhl tauchen hieß.“

Zwölf Ritter, durch Cytherens Gnade Mit Roſen Amathunts bekränzt, Höhnt' er zurück zum ſteilen Pfade, Wo hehr des Nachruhms Tempel glänzt.

Hüllt' einen Fant, der, halb verſchifert, Oft mit Sonnet und Madrigal

Des Hains Dryaden eingeſchlafert,

Zu beſſerm Zeitvertreib in Stahl.

Aus eines Magus Zauberparke Erlöſt' er eine Prinzenſchaar, Die, Trotz der Ahnherrn Göttermarke, Zum Grabſcheit hier verurtheilt war.

Die ganze Macht und Wehr des Feigen, Den Ring, vor deſſen Talisman Sich alle Geiſter dienſtbar neigen, Verſenkt' er in den Ocean.

2 128 . Jetzt näherte ſich dem Giganten Von Afrika des Helden Zug; Der Wüthrich ſpannte den Geſandten Des Papſtes grade vor den Pflug.

Da ſtürzte, jach wie Hagelwetter, Durch Mehren- und Eunuchentroß, Alin, der Unterdrückten Retter,

Sich auf den gräulichen Koloß;

Ward Meiſter vom gewalt'gen Stecken, Dem Eichſtamm, den der Halbmenſch trug, Womit er ſtracks den Kopf des Recken Zu Millionen Splittern ſchlug.

Flink über Berge, Seen und Ströme Ging's nun, das Fabelreich zu ſchau'n, Wo finſtre Wolkendiademe Des Atlas Rieſenſtirn umgrau'n. N

Auch hier, den Frevler nur zu ſtrafen Schied er vom tauben Stoff den Kern; Erniederte bald Herrn zu Sclaven, Erhöhte Sclaven bald zu Herrn.

Den Vicekönig, noch verwundet Durch edler Frau'n gerechte Wehr, Sandt', in ein Stachelfaß geſpundet, Er auf dem nächſten Strom' in's Meer.

run 129 neuen Den Oger, der, den Hexengäſten Zum unerhörten Abendmahl, In Schäferhütten und Palläſten, Den Säugling aus der Wiege ſtahl:

Ihn ſtieß, den Leib voll Schwefelholzer, Des Ritters Arm zur Unterwelt; Dort ward er, nach Gebühr, dem Wälzer Des ſchweren Marmors beygefellt.

Im Irrgewinde ſeiner Fahrten Sah Japan auch den Paladin; Beflorte Prieſterchöre ſchaarten Mit lautem Jammer ſich um ihn:

„O Held! ein grauſes Ungeheuer Verödet rings der Inſel Strand, D'rum hat, als Schutzgeiſt und Befreyer, Dich unſrer Väter Gott geſandt.“

„Schon irren, blaß wie Mormordujien, Der Wohner viel in Wüſteney'n; Gleich Bergen thürmt ſich an den Küſten Der Brüder dorrendes Gebein!“

Im Sprung, wie ein Tarantelkranker, Stürmt' er bergabwärts raſch zum Sund, Und drehte den geglühten Anker Nachbohrend in des Drachen Schlund.

Math. Werke. 2. B. a

wen 130 r Durch Bußgebeth und Faſten gelber Als Bernſtein oder Türkenkorn, Schlug der Monarch ihn huldreichſt ſelber Zum Cavalier vom goldnen Horn.

D'rauf bäumt ſich vor dem biedern Degen Ein ee Haſelwurm! Sein Wuthgebrüll gleicht Wetterſchlägen, Sein Schnauben raſ't wie Donnerſturm.

Leicht ſchwang, als wär's ein Feen, Alin der Keule ſichre Wucht, Und ſchmettert' in den Eiſenſchädel Des Unthiers eine weite Schlucht.

Willkommen! jauchzt' ihm nun Agypten, Wo er noch freudig manchen Band Von Caglioſtro's Manuſcripten Im Schooß der Pyramiden fand.

Schnell drang er in die dunkeln Tiefen Der alten Obeliskenſchrift, Daß kaum das Wort vom Logogryphen Ein Bel-Esprit geſchwinder trifft;

Durchwüuͤhlte nach geſchnittnen Steinen, Kanopen, Münzen, Skarabeen Und morſchen Mumiengebeinen Den Schutt verſunkner Mauſoleen.

1351 0. Der Alterthümer ſandt' er viele Dem Hofmuſeum nach Madrid, Auch ſchwamm der größten Krokodile Lebendig eine Sammlung mit.

Heil dem, durch den die Künſte blühen! Als Mitglied grüßt ihn das Diplom Der ſämmtlichen Akademieen Von Kopenhagen bis nach Rom.

Ein Bruchſtück vom erhabnen Streben Des Ritters in Minervens Hain Hier epiſodiſch einzuweben, Haucht uns die Göttinn ſelber ein.

Alin, am Königshof erzogen, Ward früh die Zierde von Madrid Durch Kolb' und Speer, durch Schwert und Bogen, Durch Stierduell und Lanzenritt. baer

Doch ſchmückte, zu des Jünglings Ruhme, Dieß goldne Motto ſeinen Schild:

In der Kamönen Heiligthume

Bleibt auch der Sinn des Kriegers mild.

Drum ſchweift' im Freyſtaat der Stienzen Alin als kühner Volontär, Mit Pallas Ohlzweig ſich zu kränzen, Durch Saat- und Brachgefild' umher. 82

Pr

ren 1 3 2 nee

Maß geometriſch alle Gänge Im Labyrinthe der Natur; Schrieb vom Calcül der Meereslänge Und von des Zirkels Quadratur;

Entdeckte, mit des Sehrohrs Hülfe, Als königlicher Aſtronom: Den Mars regier' ein weißer Sylphe, Den Uranus ein ſchwarzer Gnom.

Im tiefſten Thal, am ſchroffſten Kegel Der Alpen hieß er Kräuter mäh'n, Und, präparirt nach Rouſſeau's Regel, In Folianten zierlich nähn.

Alinia equestris taufte Der Held, was ihm als nahmenlos Ein Apotheker ſchlau verkaufte, Vom Hainſtamm bis zum Aftermoos—

Das dem Linnäus einzupaſſen, Schien unſerm Ritter nicht bequem; Er ſchob allein zwölf neue Claſſen Ins alte Sexualſyſtem.

In Klüfte ſah man ihn ſich zwangen, Und manchen Fels der Pyrenä'n Vom Fuße bis zum Wirbel ſprengen, Der Urwelt Grundſtoff zu erſpähn.

rusıa ı 33 era

Auch der Zergliedrungskunde Meiſter, Drang bey des Mittags Glanz' Alin In Wüſteney'n, wo dir, o Heiſter, Aurora kaum zu dämmern ſchien.

Er zählt' im zarten Lebenskeime Die Sippſchaft bis zum jüngſten Tag, Und jede Million der Bäume, Die deutlich in der Wallnuß lag.

Welch Staunen! als vom Erſtlingspipen Der Brut im Ey, ſein Preistractat, Verherrlicht durch Bodoni's Typen, Ans Licht in Salamanka trat.

Des Paradoxen großer Prieſter, Sprach er dem Anerkannten Hohn; Merkurs germaniſchen Torniſter Warf er im Zorn vom Helikon.

Wie blühſt du, rief er, hier fo ſpärlich, O Zauberblume des Genies? In Fülle zog dich, Seltne, jährlich Vordem das Treibhaus zu Paris!

Naoch immer in Apolls Revieren, Claciſſa, Triſtram, Agathon? Nach Rußland euch zu deportiren, Bemannt ſich die Fregatte ſchon!

154 Hier dulden wir nur Mönchsgeſichter, - Der Humpen Klang, des Turneys Kampf, Geſpenſterclubb, vermummte Richter, Banditengräu'l und Höllendampf!

A 'ordre! brüllt er ungezogen, Als bey der Muſen Weihgeſang, Sich königlich zum Sternenbogen Ein Rieſenadler, Göthe, ſchwang.

Wer ſchnöder Gleißner Myſtik haßte, Wer Garve, Mendelſohn und Kant In Kopf und Herz lebendig faßte, Hieß Frömmler ihm und Obſcurant.

Er läſterte der Vorwelt Schätze Im Vatikan und Capitol; Bernini, Mylord Briſtols Götze, Ward auch des Ritters Kunſtidol.

Bey Raphaels Apotheoſe Ließ er des Aufruhr Fahne wehn, Und ſchmäht', in Capuzinerproſe, Was Engel mit Entzückung ſehn.

Ihn dünkten, wie ſelbſt mit Erröthen Sein Biograph uns referirt, Barbariſch Angelos Propheten In Fiſchbeinwämſer eingeſchnürt.

un 135 mm In Guido's blonden Himmelskindern Erblickt' Alin die Büßungsqual Von Sünderinnen unter Sündern Vor einem Keuſchheitstribunal.

Oſtad' und Kallot! jauchzend leerte Zu eurem Preis, beym Bacchanal, Daß Lethes Geiſterchor es hörte, Der Paladin den Feſtpokal.

Ihm lag Athen in gleicher Ferne Mit Grönland und Botanybay; Drum zeigt' er klar: wie das Moderne Des Bildners echter Kanon ſey.

Die Luſt am Nackten zu verwürzen, Moderniſirte, ſehr galant, Alin durch Pantalons und Schürzen Des Paradieſes Urgewand;

Vergoldete die Zwickelbärte Den Heiligen des Laterans; Pflanzt' einen Cherub mit dem eee Fromm auf das Grabmahl Hadrians;

Ließ Hörner, die den Mönch entzücken, Der Stirn des Pantheons verleihn, Und ſchanzt' in marmorne Perrücken Der Kaiſer Büſten grämlich ein;

. 1356

Loft am Gebälke die Verkröpfung, Durch ein Decret, vom Künſtlerbann, Und predigte, bis zur Erſchöpfung,

Im Volkston, gegen Winkelmann;

Pries auf Lutetiens Theater Den Gang des griechiſchen Kothurns, Und ſchaute voll entbrannter Krater, Den Mond? O nein! den Ring Saturns.

Dieß jedermännlich zu beweiſen, Galt, in der Vollkraft Ungeſtüm, Des ritterlichen Sarras Eiſen Den ſchärfſten Syllogismus ihm.

Auch hieß er tief des Erdballs Adern Nach Philoſophenſtein durchhau'n, Um eine Stadt von goldnen Quadern Für Platons Republik zu bau'n.

Von dem, was, mit und ohne Nahmen, Alin in's Publicum geſandt, | Bewahrt, als Almanach für Damen, Die Quinteſſenz ein Foliant.

Genug für den geweihten Kenner! Ins Gleis, o Muſe, nun zurück! Alin! wo tummelſt du den Renner? Wo bändigſt du das Mißgeſchick?

DIESER 197 u... Hoch auf des Bructers grauen Zinnen Zerſprengſt du den Walpurgisball Der braunen Beſenreiterinnen, Sammt ihrem ganzen Carneval.

doch ſpielt Beelzebub den Braven, Der unerträgliche Pedant! Nur waren ſchier des Rachens Laven Schon gegen Luthern ausgebrannt.

Längſt, ohne Schweif und Hahnenkralle, Ward uns der Wicht in's Hirn geprägt, Und ſchließlich hatte man zu Halle Ihm Klau'n und Hörner ſtumpf geſägt.

Wir ſehn zum jämmerlichſten Fetiſch Den alten Herrn hier degradirt, Und ſo vom Duodram' äſthetiſch Die Kataſtrophe motivirt.

Jetzt an des Wunderſchildes Nabel, Den ihm der Held entgegenſchwang, Zerſplitterte die Seelengabel, Daß dumpf der Abgrund wiederklang.

Der Trappen Spur vom Pferdehufe Ward prieſterlich mit Blut bekreutzt, Und Satanas in einer Kufe Geweihter Naphta todt gebeitzt.

1 1 3 0 *

Die Trauerpoſt ſtand auf der Stelle Gedruckt in Hamburgs Zeitungsblatt, Wobey, nach deutſchem Brauch, die Hölle Des Beyleids Thränen ſich verbath.

Der Chronik Schluß, die bey den Reiſen Alin's den Griffel uns gelenkt, Hat, ach! im Bunde mit den Mäuſen, Saturn ins alte Nichts verſenkt.

Was knittert plötzlich, wie die Kruſte Des Sees behm erſten Schlittſchuhlauf? Schlug in des Schreins beſtäubtem Wuſte Ein Buch ſich nicht von ſelber auf? Es war kein Blendwerk! Bey den Göttern, Des Ritters Fata ſonnenklar! Auf Löſchpapier, mit rothen Lettern, Zu Kölln gedruckt in dieſem Jahr.

Ihn ſchaut, in ſaubern Holzſchnittbildern, Man hier im Kampfe, dort im Zelt, Und muntre Knittelreime ſchildern, Wie er zuletzt ſein Haus beſtellt.

O Jammer, deſſen Centnerſchwere Den Körper ſchauerlich zum 8 Uns zu verkrüppeln fähig wäre, Er ſtarb den Tod des Sokrates!

ee Auch in den letzten Abenteuern, So fern wir unſerm Urtheil trau'n, Erneu't der Schwarm von Ungeheuern Und Rieſen ſtets des Leſers Grau'n.

Doch ſehn die Herrn einander ähnlich Wie Goliath und Holofern: Die Langeweile leiht gewöhnlich Dem Einerley die Krücken gern!

Das Einerley verwünſcht ein Jeder, Selbſt in den Mährchen der Magie, Und ſchrieb' ein Seraph mit der Feder Aus ſeinem eignen Fittig ſie!

nur 1 4 0 42

. EC LELEL LEE

Randgloſſen.

Alinia equestris faufte | Der Held, was ihm als nahmenlos Ein Apotheker ſchlau verkaufte.

Die Idee, ſeinen Nahmen in einer ſchönen Blume zu verewigen, hat etwas fo Reitzendes und Gefälli— ges, daß die Verſuche, auf dieſe Art in den Tempel der Unſterblichkeit einzuſchlüpfen, beſonders unter un— ſern botaniſirenden Damen, ſich immer mehr verviel— fältigen. Folgender denkwürdigen Blumentaufe haben wir unlängſt ſelbſt mit beygewohnt.

Frohlockend, wie der badende Archimedes, als er die Waſſerwage erfunden hatte, kam die ſchöne Donna Gabriele, am Arme ihres gelehrten Haus— freundes, mit einer neu entdeckten Pflanze vom Spa— Biergange zurück. Ehe noch eine Viertelſtunde verfloſ— ſen war, hatte man ſchon den botaniſchen Findling, unter dem lieblich tönenden Nahmen einer Gabriela formosissima, der Pflanzenpreſſe übergeben. Da begann der Chevalier von St. R*** mit der ihm eigenthümlichen Feyerlichkeit: Savez- vous bien,

muss 1 4 1 nn

Madame, quelle plante vous venez d’immor- taliser par le plus beau nom de univers? Une plante de la plus hasse extraction! Une gueuse, ui court tous les grands chemins de l’Europe! Enfin, lignoble Zchium vulgare] La vilaine Viperine!

Juste ciel! rief die ſchöne Entdeckerinn, mit einem Ausdrucke des Entſetzens, der uns alle ver— ſteinerte, floh in ihr Boudoir, und hatte die Grau— ſamkeit, acht Tage lang, ſelbſt fuͤr den gelehrten Hausfreund, unſichtbar zu bleiben.

Heinrich Frauenlob.

Er ſchob allein zwölf neue Claſſen Ins alte Sexualſyſtem.

Das Pflanzenſyſtem des ſchwediſchen Ritters Linnäus, womit ein reiſender Arzt aus Deutſch— land mich kurzlich bekannt machte, iſt ſeitdem mein angelegentlichſtes Studium geworden. Ich werde da— her gewiß eifrig darauf bedacht ſeyn, meinen Zu— hörern, denen die vier und zwanzig Claſſen ſchon ziemlich geläufig ſind, auch die zwölf neuerdings hinzugekommenen ins Gedächtniß zu prägen. Unſer botaniſche Garten iſt zwar eine ſcheußliche Wildniß, wo der Senecio vulgaris und das Leontodon tar axacum ihre ſeit Menſchengedenken ufurpirte Oberherrſchaft immer noch zu behaupten fortfahren; dagegen aber hat unſere Bibliothek die koſtbarſten botaniſchen Kupferwerke des vorigen Jahrhunderts aufzuweiſen. Auch bringen die zahlreichen Ruinen

essen 1 4 2 R

der alten Königinn der Städte einige der intereſſan⸗ teſten Moosarten hervor- Rom. Gregorio Bandettini. 17 9 8. Prof. der Botanik.

Welch Staunen! als, vom Erſtlingspipen Der Brut im Ey, ſein Preistractat, Verherrlicht durch Bodoni's Typen,

Ans Licht in Salamanka trat.

Fragment eines Geſprächs.

Fopp. Was, um aller Muſen willen! kann Bodoni's Offizin, dieſe ruhmwürdige Zierde von Parma, mit, Salamanka zu verkehren haben?

Fapp. Deine Frage trifft, welches dir viel— leicht nicht allzu häufig begegnet ſeyn mag, dießmahl gerade den rechten Mann. Während meines Aufent— haltes in Salamankg beſchloß der akademiſche Senat dieſer ehrwürdigen, alten Univerſität, nach vieljäh— rigen Debatten, Alin's Preisſchrift, zum Ruhme Spaniens, mit möglichſter typographiſcher Pracht, auf eigene Koſten heraus zu geben. Was konnte nun wohl natürlicher ſeyn, als den Druck derſelben durch den unübertroffenen Meiſter in Parma beſorgen zu laſſen? Umſtändlicher habe ich dieſes Vorganges in meinen ſpaniſchen Kreutz- und Querflü⸗ gen Meldung gethan, zu welcher höchſt humoriſti— ſchen und originellen Toilettenlectüre ich ſchon lange vergeblich einen Verleger ſuche.

Fopp. Mein edler Freund, in ſolchem Falle thut man wohl, ſein eigener Verleger zu werden.

wm 1 45 reren

Nimm dieſe verroſtete Piſtole, laß, bey Überrei— chung des Pränumerationsplans, ihre, dem Herzen zugekehrte Mündung dein Rednertalent unterſtützen, und, ich verwette mein eleganteſtes Ballkleid gegen dei nen ſchäbigen Mollrock, und meinen lockenreichen Haarwuchs gegen deine ſtrohfarbene Ziegenperrücke, daß du dich nächſtens, gleich mir und jedem andern Lieblinge des Plutus, geachtet, gefeyert, beneidet, und deine ſchmale, dunkle Hühnerſteige in eine breite, hellbeleuchtete Treppe verwandelt ſehen wirſt. Zwar folgt vielleicht, aus dem Fenſter engherziger Philiſter, dir mancher pathetiſche Nachruf, der ungefähr wie Voleur, Hihgwayman oder Induſtrieritter klingt; aber das achteſt du wie Lettenkugeln aus dem Blas— rohre muthwilliger Knaben, und wandelſt, ſtets den Blick auf das vergoldete Ziel geheftet, deine Bahn hehr und raſtlos, wie der ſtillkreiſende Mond.

Clariſſa, Tristram, Agathon.

Titel dreyer alten Romane, die zu ihrer Zeit, wie ich mich aus meiner Kindheit noch gar deutlich erinnere, beynahe denſelben Applausum fanden, deſſen ſich in unſern Tagen, wo die Sonne des Ge— ſchmacks im ominöſen Zeichen des Krebſes leuchtet, die zwölf ſchlafenden Jungfrauen und der Alte Überall und Nirgends zu erfreuen haben. Dermahlen habe ich keinen der bemeldeten drey Artikel mehr vorräthig. Schon vor mehreren Jahren hat ſich ein junger Otaheiter, der nähmliche, welchen Capitän Cook nach England mitbrachte, und der aus lobwerther Curioſität auch das heilige

144 römiſche Reich frequentirte, während ſeiner Winter— reſidenz in unſerer guten Stadt nicht entblödet, mir dieſelben diebiſcher Weiſe abzuführen und ſich damit auf flüchtigen Fuß zu ſetzen. Geſchahe dieſes am Mit— telgute ſchon damahls, welch ein Unſtern, o ihr Huld göttinnen und Muſen! würde jetzt erſt meinen Ritter— und Geſpenſterbüchern aufgegangen ſeyn!

Termiculus Pulſatorius,

Privatgelehrter und Bücherverleiher.

Hier dulden wir nur Mönchsgeſichter, Der Humpen Klang, des Turneys Kampf, Geſpenſterelubb, vermummte Richter, Banditengräu'l und Höllendampf.

Wie bezaubert mich ein fo glorwürdiger Triumph unſerer adorirten Romane aus den Zeiten der Ritter— ſchaft und des Vehmgerichts! Die Leſung dieſer über— herrlichen Bücher hat den Verſtand und das Herz meiner geliebten Pflegetöchter, die alle dereinſt mu— ſterhafte Hausmütter und Gattinnen zu werden hof— fen, ſo treibhauskräftig entwickelt und veredelt, daß ſie von den angeſehenſten jungen Gelehrten und Bel— lettriſten dieſer von allen Göttern und Göttinnen ge— benedeyeten Königsſtadt nicht nur des intimſten Um— ganges, ſondern auch eines fruchtweiſſagenden, äthe— riſch-moraliſchen Briefwechſels gewürdiget werden. Es iſt ein ſeelenerhebender Anblick, die holden und lernbegierigen Schülerinnen am Arme der muntern und liebenswürdigen Weltweiſen, geröthet vom ſter— benden Scheine des Tages, oder beſtrahlt vom Sil— berlichte der keuſchen, ſympathetiſchen Gedankenfreun—

wen 145 N dinn Luna, in den Alleen des Thiergartens luſtwan⸗ deln zu ſehen! Von welchem erhabenen, faſt an platoniſche Schwärmerey gränzenden Feuereifer muß⸗ ten die Gemüther der edlen Jünglinge ſich nicht elecz triſirt fühlen, um jener Beharrlichkeit fähig zu were den, mit welcher ſie ihre gleichſam im Sturmſchritte eroberten Kenntniſſe der zarten Wachstafel des weibe lichen Herzens einzugraben bemüht fi ind! Auch aus dem Militärſtande nehmen einige würdige Cavaliere ven Bildung und Geſchmack nicht ſelten an dieſen wiſſenſchaftlichen Promenaden Antheil. Solche öffent⸗ liche Liaisons, als das bewährteſte Verhutungsmit⸗ tel heimlicher Liebesintriguen, auf das thätigſte zu befördern, bin ich, wie es einer gewiſſenhaften Pfle— gemutter ziemt, von jeher eifrig bemüht geweſen. Wohl ward in meinen Frühlingstagen der echten und allein humaniſirenden Geiſtescultur noch das Wiegen lied geſungen! La Citoyenne Maillard, Vorſteherinn einer Töchterſchule.

Bernini, Mylord Briſtol's Götze, Ward auch des Ritters Kunſtidol.

Ich war Zeuge von der bacchantiſchen El ckung, mit welcher mein hoher Gebiether, oft Stun⸗ den lang, in der Villa Borgheſe vor Bernini's Da— vid verweilte. Er pflegte zu behaupten, jener un⸗ nachahmliche Künſtler habe in ſeinem Wettkampfe mit der Natur den rühmlichſten Sieg errungen, und im Ganzen bey weitem mehr geleiſtet, als die große ai Werke. 2. B. K

3 rm 146 79 Mutter der Dinge ſelbſt, nach der einmahl herge— brachten Regel, zu leiſten gewohnt ſey; denn kein Sterblicher vermoͤge, ſelbſt durch die gewaltſamſte Leibesverdrehung, die Attitude des ſchleudernden Hir— tenknaben nachzuahmen. Auch habe der menſchliche Körper, nach der genaueften anatomiſchen Zählung,

mit nichten eine ſo anſehnliche Menge von Muskeln aufzuweiſen, wie der Pluto, Apollo und andere Werke des gedachten Meiſters: folglich ſehe die Mae tur auch hier ſich im allerevidenteſten Nachtheile ge⸗ gen Bernini's ſchöpferiſchen Genius.

Der wackere Lord Briſtol darf mit vollem Rechte der Ehre ſich freuen, an der Seite meines unvergeßlichen Gebiethers zu erſcheinen, und wahr⸗ lich! nur die grüngelben Lippen der Schelſucht kön⸗ nen einer ſolchen Auszeichnung ihn für unwuͤrdig er⸗ klären. War er es nicht, den der gerechte Abſcheu vor Raphaels Transfiguration zu dem kühnen Gedanken erhob, dieß von ganz Europa abergläubiſch angeſtaunte Gemählde in die Nacht der Vergeſſenheit zu ſtür— zen? Und wodurch anders, als durch eine neue Be— handlung des Gegenſtandes welche alle die Voll⸗ kommenheiten witklich in ſich vereinigen ſollte, die das getäuſchte Vorurtheil in der alten fälſchlich zu entdecken wähnte? Ein gutmüthiger Franzos brachte dieß für die Veredlung und Berichtigung des Kunff: geſchmacks ſo wichtige Werk mit dem glücklichſten Er⸗ folge zu Stande. Es ward im Pantheon ausgeſtellt; aber, leider! deutete das Thermometer der echten Kunſtwürdigung noch immer auf Null, und, ſiehe

7773 147 von da! das genialiſche Product müßte den ai zur Un⸗ En incognito antreten.

Scanarello, ehemahliger Secretär des Ritters Ali

Die Luft am Nackten zu verwurzen, Moderniſirte, ſehr galant, Alin durch Pantalons und Schürzen Des Paradieſes Urgewand.

Ewiger Sonnenſchein umſtrahle das theure a Haupt des gottſeligen Prinzen Colonna dereinſt im neuen Jeruſalem! uͤppige Gräuelbilder und nackte ſteinerne Götzen aus dem Heidenthume hatten den prächtigen Saal ſeines Pallaſtes zu Rom bisher zum Sammelplatze von leichtfertigen Weltkindern gemacht, deren verderbter Sinn, unter dem Deckmantel des Kunſtſtudiums, an dieſer Gallerie Sodoms ein mehr als animaliſches Behagen fand. Da hieß er, durch, einen geübten Pinſel, die nackten Figuren der Ge⸗ mählde auf das Anſtändigſte mit den nöthigen Klei- dungsſtücken verſehen, und den ſteinernen Götzen Schärpen von Gips), die den Marmor in größter Vollkommenheit nachahmen, um den frechen Leib her- ziehen, fo daß Erſtere wie Letztere nunmehr ſelbſt von zarten Jungfrauen und unſchuldigen Kindern ſonder Argerniß angeſchaut und e werden mögen. N

Die Hölle trauerte, * Himmel freute ſich.

sin ungenannten Sefandifgattoprdige:

K 2

. 148 eva Welch eine angenehme Überraſchung für mich, daß auch competente Richter des Auslandes meinen geringen Drapirungstalenten den gewünſchten Bey— fall nicht vorenthalten! Hier, in meiner durch Hel— den der Kunſt und Helden der Kirche gleich berühm— ten Vaterſtadt, hat eine hohe Nobleſſe die Gnade gehabt, vorzüglich den Faltenwurf des weißen Ge: wändchens, das ich einem niedlichen Amor vom Paul Veroneſe um die Hüften legte, mit dem huldreichen Lächeln eines unzwepdeutigen Beyfalls zu beehren. Bamboccio, Hiſtorienmahler zu Nom.

Ließ Hörner, die den Mönch entzücken, 0 17 Der Stirn des Pantheons verleihn.

Sollte der Verfaſſer, wie zu, vermuthen ſteht/ durch dieſes triviale und unedle Bild die beyden Thür⸗ me haben andeuten wollen, welche das Pantheon zieren, ſo erweiſet er dem verewigten Ritter eine Ehre, die derſelbe, vermöge der aus dem Chore ſei— ner übrigen Tugenden fo, hell hervorglänzenden Bes ſcheidenheit, ſich, allem Vermuthen nach, ſelbſt würde verbethen haben. Nicht der große Alin, ſon⸗ dern der große Bernini ſetzte dem alten Tempel jenen Hauptſchmuck auf. Suum cuique. |

| Scanarello. i n Secretär des Ritters Alin.

Auch hieß er tief des Erdballs Adern

Nach Philoſophenſtein durchhau'n. a

Grabe bis zum Centralfeuer des Erdballs, pro— faner Empiriker, dein Streben iſt fruchtlos. Hier,

* 149 * auf der ehrwürdigen Scheitel des Kaukaſus, lodern meine Schmelzöfen, glühen meine Tiegel und bro— deln meine Retorten, zur endlichen Bändigung des bis hierher unbezabmbaren rothen Leuen! Kein Hohn— geziſch lucianiſcher Poliſchinelle ſoll das große, unter günſtigen Augurien begonnene Werk in ſeinem Rie— ſenlaufe hemmen! Mein aus dem feinſten Urſtoffe der Schöpfung gebildeter Wunderſtab und der hohe Aſtralgeiſt orphiſcher und hermetiſcher Sublimirung, Coagulirung und Präcipitation, führen es raſch der Vollendung entgegen.

Der Einſtedler auf dem Kaukaſus.

Von dem, was, mit und ohne Nahmen, Alin in's Publicum geſandt.

Zahlreich waren meines großen Gebiethers Werke, und feine Feder glich an Schnelle dem hin- und her— ſchießenden Schifflein des Webers. Mir lag es ob, die Schriften Alins aus dem beynahe ganz unleſerli— chen Manuſcripte für den Druck in's Reine zu ſchrei— ben, und wie glücklich, wenn es beym bloßen Copi⸗ sen fein Bewenden gehabt hätte! Aber da waren zu: gleich verrenkte Perioden auf die Beine zu bringen, abgeſtandene Anecdoten in Laugenſalz zu beißen, Eric tiſche Rattenpulver durch allerley chemiſche Prozeſſe in unſchädliche Bonbons zu verwandeln, Faunen⸗ ſprünge auf Menſchenſchritte zu reduciren, dunkle Götterſentenzen in die Sprache der Erdenkinder zu nbertragen, tauſend und aber tauſend grammatiſche Böcke zur Linken zu ſtellen, und die ſämmtlichen

. 150

Gran; : und Feldmarkungspoſten der Interpunction zu beſetzen. Bey dieſer wahrhaft herkuliſchen Arbeit bin ich nicht ſelten vor Mißbehagen und überdruß zum tinten- und federſcheuen Hypochondriſten ge— worden. O wie oft hätte ich, nach dem Beyſpiele von Alkmenens erhabenen Er rzeugten bey einem ähn⸗ lichen Tagewerke, den unter meinem Fenſter vorbey— rauſchenden Guadalquivir durch die dickbäuchigen Fo— liohefte des fingerfireften unter allen Polygraphen leiten mögen!

Der große Mann gerieth gewöhnlich in eine laut aufjauchzende Jubelextaſe, wenn er Titel für ſeine gelehrten Productionen erſonnen hatte, die prächtig und majeſtätiſch in's Ohr fielen und zu ungemeinen Erwartungen berechtigten; aber leider! wurden ſelbſt feine gutmüthigſten Leſer dadurch faſt immer an das Wort Hotel auf dem Schilde ſchmutziger und uner: quicklicher Zigeunerkneipen erinnert.

„Der Herr Ritter von Alin,“ hieß es r einſt in einem angeſehenen kritiſchen Zeitblatte „wolle uns die vielleicht allzu freymüthige Außerung verzei⸗ hen, daß der Titel des hier mit unbefangener Par— teyloſigkeit zu prüfenden Quartanten ſich einer hand— greiflichen Unwahrheit ſchuldig zu machen, oder, um den weiſen Houynhmuß des brittiſchen Lucians einen milderen Ausdruck abzuborgen, mit dem Dinge, das nicht iſt, in die nähmliche Categorie zu ge— hören ſcheint.“

Bey dieſem Anlaſſe hielt mein hoher Gebiether ſeinen Büchern, Büſten, Inſtrumenten, Minera— ſien, dem angoriſchen Kater, Amorino genannt,

vr 151

und meinem unbedeutenden Individuum, mit der ihm angebornen impoſanten Königsattitüde, folgenden denkwürdigen Monolog: „Kleinigkeit! ich achte das keinen Mückenſtich! Wie ſelten leiſteten Univerſaleli— xire, was der Gebrauchszettel, und Geiſteswerke, was die Subſcriptionsanzeige verhieß, und wann hat man erlebt, daß deßhalb auch nur eine Fliege ſeiner ge— ſummt oder eine Hummel groͤber gehummt habe? Der wahre Weiſe taucht ſeinen Glauben an mora— liſche, intellectuelle, literariſche und politiſche Voll— kommenheit in den Deſtillirkolben des alten Pyrrho, von welchem berfo.nmen find die Zweifler und Schwer: gläubigen, oder bethet mit dem glattzüngigen Pope, den ich, beyläufig geſagt, wegen ſeiner ſchulmeiſter— haften Correctheit niemahls in das hehre Pantheon meiner Lieblingsdichter einführen mochte: Selig ſind, die nichts erwarten, denn ihnen wird nichts fehlſchlagen.“

Wohlgeſprochen, unſterblicher Alin! Ach! ich erliege der Allgewalt dieſer Erinnerungen! Thränen drängen ſich in meine Augenwinkel, rollen mir über Wangen und Bart, fallen auf den Kiel meiner Fe⸗ der, und miſchen ſich ſympathetiſch mit dem ſeiner Erlöſung harrenden Tintentropfen! Theure Mänen des tapferſten der Helden und des Erhabenſten der Weiſen, kann euch wohl ein würdigetes Opfer dar⸗ gebracht werden, als dieſe Zaͤhren, welche freywillig die melancholiſche Farbe meiner Seele und meines Trauermantels annehmen?

S ehe, ehemahliger Secretär des Ritters Alin.

* . es 1 52 nasse

Bewahrt, als Almanach für Damen, Die Quinteſſenz ein Foliant.

So arg die Zumuthung, einen Folianten im Strickbeutel umberzutragen, an und fur ſich ſelbſt auch ſcheinen mag, ſo wird demungeachtet, Dank ſey es der glücklichen Wahl des Titels! das Werk ſich reiſſend genug verbreiten. Der Almanachstitel iſt ein Einlaßbillet, das dem grimmigſten Cerberus ein We— deln, und dem ungeſchlachteſten Thürſteher eine Ver— beugung abnöthiget. Aus dieſen Gründen bin ich ge ſonnen, Benjamin Schmolkens himmli⸗ ſches Bußopfer, als einen von meinem verewig⸗ ten Großvater mir durch Erbſchaft anheim gefallenen Verlagsartikel, unter dem Titel eines Almanachs der Cderubim und Seraphim, von Neuem in Umlauf zu ſetzen. Ein angebetheter Lieblingsſchriftſtel⸗ ler wird poetiſche und proſaiſche Einſchiebſel und eine berühmte Meiſterhand zwölf Monathskupfer dazu lie fern. Die Süjets zu den Letzteren werden aus der bewunderten Zauberflöte entlehnt werden. Der Kalender bekommt die gewöhnliche Einrichtung, bis auf den Umſtand, daß jeder großmüthige Beförderer dieſes gemeinnützigen Unternehmens, dem es gelingt, mehr als hundert Subſcribenten zu ſammeln, den Nahmen eines Heiligen daraus verdrängen, und an deren Stelle den ſeinigen leſen wird.

Dermestes Typographus, Buchhändler zu Neuabdera.

esse ı53 RANDE DI>I>>>>>III>III I III I I << ce ie ee ce ce

Zauberlied.

Endlich „alte Wundergerte, |

uͤber ein Jahrtauſend Nur in Gräbern hauſend, Hobſt du dich an's Licht hervor; Furchtbar krachte das geſperrte Geiſterthor.

Wahrlich, als wir Hexenjünger Dich auf Alraunbeeten Ahnungsvoll erſpähten,

Waltete mit unſrer Schaar

Salomo's erhabner Finger Unſichtbar.

In des Erdballs Mittelpuncte, In des Mondes Grüften, In der Sterne Klüften,

Herrſcht allmächtig auf und ab

Der in Drachenblut getunkte Zauberſtab.

wen“ 154 usa Treu dem Satz der Meiftergilde f Laßt aus Memphis Tiefen Dunkle Hieroglyphen Eng' uns um die Zirkel reihn, Und zum Weihaltare bilde Sich Gebein.

Wenn die Leichenſteine beben,

An des Kirchhofs Eiben

Sich die Blätter ſträuben, Und aus morſcher Särge Nacht Sieben Flämmchen bläulich ren

sts 8

Vierter Zeitraum.

1.799 bis 1811.

Ku ps

; 2 2 ii LE RW }; x ER W .

. . 5 *

9 3

A

x

WDIDIIIIIIIIIFIYIIIFTE<EL S e e

Das Gra d.

ä

Death, sad refuge Nein the alen of Fate! Cray.

Kein Erdenlant ſchlaͤgt an der Todten Ohr, Und ihren Schlummer, tief und eiſern, bricht Der Morgenglocke Klang, der Vögel Chor,

Im dumpfen Schooß der düſtern Woh nung nicht.

Beglückt, wen dieſes Ports Umſchirmung birgt / Wo der Orkane Wüthen ewig ſchweigt, Kein Haß vergiftet, keine Zwietracht würgt, Und nimmer der Verleumdung Natter ſchleicht!

Da täuſcht kein Wahn, berauſcht kein Sinnentraum Mit Hoffnungsbildern aus dem Feenreich, An Leer' und Unbeſtand dem Farbenſchaum Der überſonnten Katarakte gleich.

Da trennt erkaufter Argliſt Hochverrath Der Freundſchaft und der Liebe Bündniß nie; Da hemmt kein Ocean, kein Alpenpfad Die Wechſeltöne zarter Sympathie.

sur 158 von

Da wohnt die Ruh, die nur am Staube weilt, Das Brot mit dem zufriednen Landmann bricht, Die wunde Bruſt gekränkter Unſchuld heilt,

Und freundlich Kranze mit der Kindheit flicht.

Der Menſchheit Freuden ſchlüpfen ohne Spur Mit Sylphentritten über Nebelgrund; Ach! ihrer Schmerzen Drachenhorde nur Schweift ene 1 um der Erde Rund.

Der Mitempfindung Troſt, u wovor 8 Weh Der Sterblichen zurück zum Orkus flieht, =‘ Treibt ſeltne Blumen, gleich der Aloe, W Die, von der Heimath fern, ein Kerker zieht.

Zu grauſam hehlt, im ſchwankenden Gewühl, Indeß der Jugend Frühlingslaub verdorrt, Der Zufall, bey des Lebens Maskenſpiel, | Verwandten Seelen das Erkennungswort!“

ern 159 nen

. III II >> >> >> dt ee ee eeeiet

Hochzeitlied.

An Hein rich von Saldern.

1799.

f

Jüngling welch ein Loss iſt dir gefallen! Deine trunkne Seele glaubt es kaum. Iſt's, gewoben in Aurorens Hallen, Rur ein goldner Frühlingstraum?

Nein, es iſt kein Traum! Vom Zauberbande Ihrer Arme fühlſt du dich umſtrickt, Und in roſenfarbne Feenlande Hat ihr Lächeln dich entzückt.

Glänzend von des Maytags Morgengolde, Wallt ſie aus dem Brautgemach hervor,

Dein für Erd' und Himmel nun die Holde, Die dein Genius erkor.

Hell verklärt ihr Blick der Zukunft Ferne Bis ans Grab; von ihren Lippen wehn

Ahnungslispel, daß auf beſſerm Sterne Liebende ſich wiederſehn.

wora 160 ra Aber wiſſ', o Glücklicher! die Blume Der erſehnten Herzensruh gedeiht Unverwelklich nur im Heiligthume Eng' umſchränkter Häuslichkeit.

eee 161 cee

CCC SE ES Ce ce ee

Zwey Jünglinge an ihre Mutter

——— |

Wie Blumengefilde

Vom Purpur Aurorens Elyſiſch verklärt:

So lacht uns Beglückten Im Frühſchein der Jugend Das Leben durch dich!

Du leiteteſt ſicher Die zitternden Flüge Des erſten Gefühls; Du bahnteſt die Pfade Zum Schönen, zum Guten, Zum Wahren ſo ſanft!

i D du, der mit Banden Der ewigen Liebe Die Welten umſchlang: O ſtröm' auf ihr Daſeyn Der Segnungen Fülle Allgütig herab! Matth. Werke. 2. B. 8

Was weih'n wir zur Gabe, Was weih'n wir zum Opfer, Geliebteſte, dir?

Es weckte der Odem Des Lenzes die Blume Zum Kranze noch nicht.

Die heiligſten Laute, Die glühendſten Thränen Der Lieb' und des Danks, Wir weih'n ſie zur Gabe, Wir weih'n ſie zum Opfer, Geliebteſte, dir!

2 2 1 63 N un

FTC c EL EL EL LEE SL EIELEE

pit ap h.

nur

Was der verwandelten Erde vom redlichen Sel— mar gehörte, | Mütterlich birgt es im Hain heiliger Hoffnung ihr Schooß. Seine Seel' iſt bey Gott, im Jahrbuch der Biedern ſein Nahme, Und in der Freunde Gemüth nimmer verblei— chend ſein Bild. Leſer! fragſt du nach Lobſchrift und Hymne, ſo blick auf der Gattin Unverſiegbares Weh dieſſeits der trennenden Gruft; wi: Oder wenn einſt (o Triumph der Vollendung!) du mit dem Geliebten Ihr begegneſt im Licht, auf ihre Wonne durch ihn!

em d

ensen i 64 2

rr r S SSK

Regentenſpiegel.

Unſterblichkeit verkläre dieſe Gruft,

Wo Benno, König von Makarien,

Der Achtundvierzigſte des Rahmens, ruht.

Der Frühlingsmond verjüngte dreyßig Mahl

Dieß Wonneland! wo (Dank dem Göttergleichen!) In Strömen Milch und Wein und Honig fleußt, Seit auf der Väter demantfeſtem Thron

Er mit dem Geiſt Lykurgs und Xenophons

Und mit dem Herzen Ariſtidssgewaltet.

Ihr Hütten, zeugt es, wo des Wohlſtands Baum Zugleich mit Blüth' und Frucht ſo herrlich prangt! Zeugt's, ihr Palläſte, wo mit Vundestreue

Dem Schönen ſich das Gute fromm vermählt!

Vertauſche deine Lorber, o Apoll! Mit dem Cypreſſenkranz: Dir ſtarb ein Liebling. Kniet, ihr Kamönen, mit ergoßnem Haar, Um dieſen Sarkophag: Euch ſtarb ein Prieſter! O Mavors! weine, wenn du weinen kannſt: Zum zweyten Mahl ſtarb Alexander dir! Doch du; Makariens verwaistes Volk, Zerſchmilz in Thränen ganz: Dir ſtarb ein Vater!

9 1 65 122

Die Mitwelt nannt' ihn den Regentenſpiegel; Den Halbgott müſſ' ihn Klio, die Gerechte, Auf des Verdienſt's granitner Tafel nennen! Am Schattenſtrande wird Homer noch zürnen, Daß dieſes Königs großes Heldenleben

Nicht in ſein großes Dichterleben fiel!

vuven 1 66 usa

FFT —— ce ee ee ee ee e<ecce

Angebinde auf Eduards Wiege.

Ruhe fanft, o Kind, am treu'ſten Buſen!

Daämmert ſchon in dir vielleicht ein Traumbild, O ſo miſch' ein Genius die Farben: Frühlingsgrün und Morgenroth!

Freu' des goldnen Alters dich, als Knabe! Nenn' im Schlachtenſpiel dich Alexander! Nenne dich Homer, ſchmückſt du mit Reimen Eines Hänflings Todtenkreutz!

Krön', als Jüngling, den Pokal mit Roſen! Trink von keuſchen Lippen Götterwonne! Aber waffne dich mit Klopſtocks Weisheit: Denn des Lenzes Blüthe ſtirbt!

Kränze dich, als Mann, mit Lorberzweigen! urch Apolls und Mavors hehre Tempel trebe kühn zu den beſonnten Zinnen er Unſterblichkeit empor!

2 5. N D

6 167 sn Schlummr', im Silberhaar, auf deinen Kränzen Ohne Schmerz hinüber, und erwachen Jenſeits, ein heroengleicher Jüngling, Bey Anakreon und Kleift!-

, 168 wm

>>2>>>>>>>>>>>>> FIIDEL SELL ee ee ee

Feld blumen. Carlsbad und Eger.

1800.

1.

Blümchen Wunderhold.

Oft auf dem Gipfel des Pindus gedieh ſchon das g magiſche Blümchen Wunderhold, ſeltner am Hang, niemahls am Fuße des Bergs.

3: Erfas. Laßt ſie nur welken die Myrthen des flatternden Knaben von Paphos;

Noch um verſilbertes Haar grünen die Lor— ber Apolls.

9 nr

9. Alcibiades an die Götter. Feige nur fürchten den Tod! Doch graut mir vor Krankheit und Alter! Götter! verſetzt an den Styr mich in der Fülle der Kraft.

4. Die Mode.

Selbſt auf den Strömen von Blut, die Mars durch Europa geleitet, Fährt, in vergoldetem Schiff, ruhig die Mode nach Wien.

25

Frauenlob.

Riemahls beynah wird von jenem verſtändigen Weibe geſprochen; Traun! der Mann iſt beglückt, dem zur Ge— fährtinn ſie ward.

8 Evangeliſcher Sinn.

Offen 80 Jedem dein Herz, doch da die Geladnen dir zögern, Stoppelſt nach Lahmen du ſtets oder nach Krüppeln am Zaun.

7297 170 re. Te Freundſchaft. Arm iſt Lyda. Sie zählt in Stammbuchsregiſtern die Freunde.

Einen beſitz' ich nur, aber in dieſem die Welt.

8. Die Leihbibliothek. Staubig, doch ſonſt ohne Makel, ſind Wieland

und Gothe zu ſchauen, Aber an Kramer und Spieß haftet unend— licher Schmutz.

9.

Das Krankenhaus.

Biethet der kupfrige Doctor den Kranken am Ein⸗ gang willkommen, Denk' ich der Höhle des Leun, welche den Aus— gang verſagt.

10. Gebeth.

Send' uns nicht Sonnenſchein, Zeus! wir Armen erſticken im Staube;

Send' uns nicht Regen herab, ach! wir er— trinken im Schlamm.

Journaliſtenpolitik.

Lauſchende Neutralität in der Meinung bleibt jetze das Klügſte; Scylla würgt rechtshin und links ſtrudelt Cha— rybdis empor.

12. Der Saal.

Gerne vermeid' ich, ſo prachtvoll er ſchimmert, den Saal der Geſellſchaft, Wo dem ſchüchternen Ruf ſchüchtern die Grazie lauſcht.

15, Die zwey Schlüſſel im Kloſter.

Der Bibliothekſchlüſſel.

Seit dem weſtphäliſchen Frieden verzehr' ich mich ro— b ſtend im Winkel, Ach! Hi es trauert mein Schloß ſchmählich von Spinnen durchwebt.

Der Kellerſchlüſſel. Glänzend erblickſt du mich zwar, doch dünn wie die Schlüſſel der Hölle; Zwanzig Mahl jeglichen Tag dreht mich der Kellner im Schloß.

waren 172 . 14. Die fünf Heilquellen.

Jeglicher Heilquell hat nun ſein eigenes Krankheits— regiſter, Das, nach der Arzte 2 Decret, jährlich ſich min⸗ dert und mehrt.

15. Der Freundſchaftsſitz.

Was mit gigantiſchen Lettern die Mode dem Felſen hier eingrub, Gräbt nur die Freundſchaft in's Herz ihrer Ge: weihten, und ſchweigt.

16.

Der Ball.

Nach dem Tacte verſchlich die Hypochondrie mit dem Asthma; Zwanzig Minuten, dann ſtarb an der Entkräf— tung der Ball. 1 17. Die neue Sappho.

Dichten und lieben will Clärchen, um Sappho zu heiſſen; doch wünſchte Sie des leukadiſchen Sprungs gern übeshoben zu ſeyn.

3 rin 173 ren 18. Wunſch einer Dichterinn.

Ein Mahl möcht' ich doch wohl des Aufgangs der Sonne mich freuen, Den ich, in Thomſons Manier, nicht ohne Beyfall beſang.

iQ. Der Mineralog.

Mit dem bergmänniſchen Hammer umher an den Fel— ſen zu kleppern Gibt ſo ein Anſehn, und gleich heißt man ein Mineralog.

20. Die Braut. Meines Verlobten Epiſteln und Conterfey möcht' ich zerreiſſen, Tummelt der ſchlanke Cornet unter dem Fen— ſter ſein Roß.

21

air

Junker Veit an fernen Decovateux.

Cäſar führt ja kein Wappen? Hinweg mit der Buͤſte des Kahlkopfs Von dem Reichsfreyherrnporträt meines Uräl— terpapa's!

&

a ner 174 ww 22. Neuer Glaubensartikel. Weiland ſchien mir der Verein zu moraliſchen Zwe— cken der ſchwerſte; Tauſendfach ſchwerer ſcheint nun der zu politi— ſchen mir.

2995 Herablaſſung. Fielding und Richardſon ſchrieben ganz leidlich; auch hab' ich ſchon zwey Mahl, Auf des Verlegers Geboth, ihrer Manier mich bedient.

24. Niezenſion Nichts als der Zwirn in dem Drama gehört ihm, womit er die Lappen,

Welche dem Britten er ſtahl, ſchlottrig zu— ſammengenäht.

25. To aſt. Was wir lieben! Klingt an! ſpricht Rolf, und in gleicher Secunde

Klingt auch, mein Dämon bezeugt's, zwanzig f Hetären das Ohr.

26.

Reiſeanſtalten.

Die Tante.

Nur in dem Schlage zur Linken das niederſäͤchſiſche Kochbuch Neben dem Kubach placirt, und dem Wach— holderligueur!

Die Nichte. Wohl! meine gnadigfte Tante, und bleibt noch ein Räumchen uns übrig, Steck' ich für mich noch die zwölf ſchlafen— den Jungfra u'n hinein.

27. Scandal.

Stieg da die e Gräfinn nicht gar in die Chaiſe zum Pfaffen? Gleich wo der Pfaffe kutſchirt, packt ſich die Sünde mit auf.

7 1 7 6 7255

28. Der Theatervorhang in Carlsbad,

auf welchem die Muſen mit Sprudelbechern ergeben ſind.

Daß nicht vor Zorn bey erbärmlichem Spiel die neun Schweſtern erkranken, Wird hier als Präſervativ ihnen der Sprudel gereicht.

29. Eiferſucht. Welch ein entſetzlicher Jammer, im Bad' ein Ge— fangner zu ſitzen! Hollb! ſchon wieder treppauf klirrte der Sporn des Majors.

30. Gelehrte Coketten. Todtlich zuwider ſind mir die gelehrten Coketten! ihr Wiſſen Tragen der Seele ſie auf, wie den Carmin

dem Geſicht. a Die Berühmre.

In der Jenaiſchen Zeitung der Literatur prangt ihr Nahme, Den der verwilderte Sohn fluchend im Schil⸗ derhaus nennt.

. 177 rn 4 32. Der Hausfreund.

Hausfreund nennt ſich der Schalk! So nannte der eiſerne Kriegsgott Hausfreund ſich in Vulkans tückiſchem Netze. wohl auch?

32 Roſaura an Kleon.

Glätten und ſäubern Sie das, doch ſchnell! der Ver— leger hat Eile. Fehlt noch ein Ströphchen etwa, Beſter, fo ſchalten Sie's ein! Tilgen Sie ſorglich die Schmach der orthographiſchen g Suͤnden, Und was noch eckicht erſcheint, ründe ſich lieb— lich und ſanft:? Denn weder Schönheit noch Jugend rührt jetzo die kritiſche- Wehme; Helena's Buſen ſogar träf' unerbittlich ihr Dolch.

34. Fromme Induſtrie.

Nur Ein Auge beym Bethen erhebſt du gen Himmel, das andre, Wie du dich, Heuchler, auch ſtellſt, ſchielt nach der Buchdruckerey. Matth. Werke. 2. B. M

35.

Der Stammbaum.

Leg', o Freyherr, das Beil getroſt an die Wurzel dem Stammbaum,

* Früchte fo herb ſchon ſeit Jahrhunder— ten ſind.

36. Die Zofe.

Jahre lang flickt' ich dem Liebſten die Strümpfe von Wolle mit Seide, Siehe! ſo wurden zuletzt Strümpfe von Seide daraus.

37. Beſeitigter Irrthum— Jener Fremdling, der uns an Plumpheit ein Roß— kamm geſchienen,

Iſt, wie man eben vernimmt, Prinzeninſtruc— tor. O weh!

38. Der ländliche Dichter.

Würdig beſingſt du die bräutlichen Küſſe der ländli- chen Unſchuld,

Du, den im großen Berlin gratis kein Mäd— chen umarmt.

8 39. An einen genialiſchen Lohnüberſetzer.

Konnteſt du, ſtattliches Roß, zum Gaule des Karrns dich erniedern? Lockt in die Schranken des Kampfs dich die Drommete nicht mehr? Pfui! dich zum Buchfabrikanten um kärglichen Lohn „zu vermäkeln! Rühmlicher nähmft du denn doch Karſt oder Spaten zur Hand.

40. Der Zerftreute, Daß ich Ihr Drama zu hoch in der Zeitung erhob, wie natürlich! In der Zerſtreuung, mein Herr, wähnt' ich, es wäre von mir.

41. Der Pädagog.

et doch zwingt mich die Roth, mein Heil als

Erzieher zu ſuchen!

Schon war ich Zahnarzt, Sufar, Autor und Komödiant.

M' 2

run 180 ersth 42. An einen jungen Dichter, der ein Handbuch der Aſthetik kaufte.

Laß die Laterne daheim! Dir leuchtet unſterbliche Klarheit, Selbſt in cimmeriſcher Nacht, weil dich der Genius führt.

45. Trompetenſtoß.

Deutschland, merk' auf! mein Gedicht in ächt arioſti— ſchen Stanzen

Naht ſich der Scene bereits, wo man den Hel- den ſcalpirt. .

44. Bram arbas. Theuer und abgeſchmackt find' ich die Antikritik mit | der Feder; Rechtlich und wohlfeil zugleich die mit dem ſpaniſchen Rohr.

45. Die Moorgegend. Du fogae mahnſt an Hesperien mich, o mephitiſches » Moorland, Als des pontiniſchen Sumpf's treffendſte Mi— niatur.

46.

Die Lehrſtunde.

Das Fräulein. Wahrlich, Herr Doctor, das nenn' ich mit günſti— gem Winde geſegelt! Geſtern die Pflanzen, und heut kommen die Steine ſchon d'ran.

Der Doctor. Fräulein, hier iſt ein Fragment von einem helveti— ſchen Urberg; Deutlich erkennt man darin Feldſpath und Glimmer und Quarz.

Das Fräulein. Hurtig notiren wir das! ſchon hör' ich die Tante beym Theetiſch! Morgen, Herr Doctor, nicht wahr, Tactik und Aſtronomie?

Der Doctor. wehe noch, fo Gott will! Wir gehn wur enchklopä— diſch zu Werke; Raum für der Wiſſenſchaft Mark hat ja die winzigſte Nuß.

* 182 47. Buchhändlerbillets.

Erſtes. Schneiden Sie, köſtlicher Freund, aus Werken von Kant oder Fichte Nir ein Kalenderchen zu, Kindern zum Weih— nachtsgeſchenk.

Zweytes. Plötzlich ſpedire der Herr, den Bogen zum Thaler, im Guſto . Wielands mir einen Roman oder ein Rit⸗ tergedicht. Drittes. Dürft' ich für acht Louisd'or mich wohl Ihres Nah: mens bedienen? Was mein Student mir verdeutſcht, würde dann reiſſend gekauft.

Viertes. Liefern Sie baldigſt ein Bändchen romantiſch-hiſto— riſchen Inhalts, Das zu den zwanzig anbey folgenden e | ſich paßt. Fünftes. Nichts mehr von Verſen, mein Herr! jetzt brauch' z ich ein tuͤchtiges Handbuch, Welches die Hebammenkunſt faßlich für Kinder auch macht.

me 185 nern Sechstes. Bitte für dieſen Ducaten des Taſchenbuchs Ehre zu retten, Und mit der fahrenden Poſt folgt noch ein Röllchen Tabak.

Sie bentes. N Klopſtocks Meſſias zu reimen? Vortrefflich! das wird ihn verjüngen; Selbſt ein Meſſias gefällt hier, wenn er altert, nicht mehr.

CECE

Die neuen Argonauten.

Sic nos diva potens Cypri, Sic fratres Helenae, lucida sidera, Ventorumque regat pater.

Hor.

Spannt die Segel jauchzend auf, Ruſtige Gefährten! 2

Trotz der Braven, die vom Lauf Nie zur Heimath kehrten.

Zeus, den Schirmer in Gefahr, Auf! ihn hoch zu preiſen: Drey Mahl ſahn wir ſeinen Aar Um den Wimpel kreiſen.

Wo ſich Muth und Jugendluſt In der Seele regen,

Ehern ſtammt ſich da die Bruſt Der Gefahr entgegen.

185 Muthig, Brüder, wenn fie dräut! Nur im Kraftgefühle Männlicher Beharrlichkeit Kämpft man ſich zum Ziele.

Hört ihr, wie der Fahrwind ſauſ't? Taumelnd fliehn die Küſten;

Der umſchäumte Kiel durchbrauſ't Raſch die Waſſerwüſten.

Seht! von unſern Melodien Mächtig angezogen,

Gaukelt fröhlich der Delphin Im Kryſtall der Wogen.

Laßt, beym letzten Abendftrabl - An der Heimath Gränzen, Syrakuſer im Pocal Noch zum Abſchied glänzen.

Heil, den Lieben, drey Mahl hoch! Bis zum Wiederſehen,

Deren weiße Schleyer noch Am Geſtade wehen.

Dem Gedächtniß eures Hains, Wo wir opfernd ſchieden, Sprengen wir des Götterweins Fromm, ihr Tyndariden!“

e 186 1 Blickt voll Huld auf unſer Schiff, Wenn Gewitter lohen Und bey Nacht am Felſenriff Wirbelſtröme drohen!

Auch den Schlummernden, die hier Schnell wie Schaum verſchwanden, Ch’ des Lorbers Heldenzier Um die Stirn ſie wanden:

Werd' ein Kelch, umhaucht vom Duft Junger Blüthenſproſſen,

Auf die ungeheure Gruft Feſtlich ausgegoſſen.

Mit Sirenenſang entrief Hoffnung fie dem Hufen, Die, viel hundert Klafter tief, Unter uns nun ſchlafen.

Im gebrochnen Dämmerſchein Von Poſeidons Hallen Schmiegen ſich um ihr Gebein

Zackige Korallen.

Froh gewagt, iſt halb gethan! Mag der Abgrund ſtürmen, Und bis an des Mondes Bahn, Sich die Woge thürmen!

rosa 187 A

Mag (der Wechſelwinde Spiel

In der Brandung Rachen) Morſch des Fahrzeugs Bau vom Kiel

Bis zum Wimpel krachen: Kühnheit, dem Olymp entſandt

Von den großen Göttern, Waltet noch mit ſtarker Hand

Auf zerſchellten Bretern!

Kühnheit ſcheucht, wenn Erd' und Meer Leichen grau'nvoll decken,

Tief zum Tartarus das Heer Blaſſer Todesſchrecken.

Auf! im höchſten Feyerton,

Unter Jubelchören,

Ihr bis an den Acheron Huldigung zu ſchwören!

Die Trophäen ihrer Macht Strahlen, gleich den Sternen

Der entwölkten Sommernacht, Aus der Vorwelt Fernen.

Jaſons Kampfgenoſſen hieß, Zwiſchen Ungeheuern,

Sie dem goldnen Wundervließ Stät entgegenſteuern. 5

188

Sie beflügelte den Speer

In Achilleus Händen,

Tauſendfach dem Troerheer Tod und Schmach zu ſenden;

Stählte des Odyſſeus Kraft, Dem verruchten Thoren

Lodernd den Olivenſchaft In die Stirn zu bohren:

Stürzte ſich bey Marathon Unter die Barbaren; Führte durch den Rubikon

Cäſar's Heldenſchaaren!

Alles weicht, wo ſie gebeut! Ihre Streitcohorten Sprengten der Unmöglichkeit Diamantne Pforten.

Auf! im höchſten Feyerton, Unter Jubelchören,

Ihr bis an den Acheron Huldigung zu ſchwören!

un 189 rum

PIIZIIIIIIII II Hy >>> <<< <a ce ec ter ee<e

Heldenſco ine

Ev nuprou zAadı To FD Hop. R ANAT.

Triumphgeſang töne

Gen Himmel und kröne Mit Jubel das Mahl!

Sprengt Nektar zum Preiſe

Der Todten: dann kreiſe Der Bundespocal.

Nun feyern die Schwerter, Durch Scharten uns werther Als Demant und Gold. Wie ſchön! ſie zu gürten, Umſchlungen von Myrthen, Der Tapferkeit Sold!

Wir warben um Ehre, Dem Sauſen der Speere Begegnend mit Luſt.

een 190 2 Daß rühmlich wir warben, Verkünden die Narben Der Stirn und der Bruſt.

Der Edle muß wagend Und männlich entſagend Die Götter nur ſcheu'n! Dann ſprießen, dann blühen Ihm Lorbern aus Mühen, Und Roſen aus Pein.

Stät waltet ſein Streben! Wenn ungleich im Leben Die Fäden auch ſind, Und wechſelnd die Parze Bald goldne, bald ſchwarze Den Sterblichen ſpinnt.

Die ſtygiſche Barke Verachtet der Starke Beym Droh'n der Gefahr. Sein Wink iſt Vereidung, Sein Schwertſchlag Entſcheidung, Er ſelbſt eine Schaar.

Der Tod weiht die Braven, Den Herrn wie den Sclaven, Zum Göttergeſchlecht.

Jahrtauſende ſegnen Die glorreich Erlegnen Für Wahrheit und Recht.

erw 191 N Sprengt Nektar zum Preiſe Der Todten: dann kreiſe

Der Bundespocal. Triumphgeſang töne Gen Himmel und kröne Mit Jubel das Mahl!

mus“ 1 92 .

RIIIDIIIIIIIIDIIDIII n

Opfergeſang.

un men

A m zehnten Aug u ſt

1800.

Ihr Parzen, Muſen, Horen und Dryaden, Auf! einen Kreis um den Altar zu ſchließen! Zu Franzens Opferfeſt ſeyd ihr geladen; Sein treues Volk ſinkt flehend euch zu Füßen. Hell, wie der Thau, worin ſich Blumen baden, Laß, Zeus, du Höchſter! feine Tag’ entfließen, Und nie verheerend mehr die Elb-Najaden Durch ſein Elyſium die Fluth ergießen. Mög' er, nach mehr als fünf Olympiaden, Wie jetzt ſein Roß mit Vollkraft noch umſchließen! Der Frohſinns Myrthe müſſe ſeinen Pfaden Stets auf Hygea's Zauberwink entſprießen, Bis, an der Leihe friedlichen Geſtaden, Agnes und Erdmannsdorff ihn ſpät be grüßen!

195 room

DIIIII> ² > Ir > > pe cc eeTeeei<te A

Lied am Zeitenſtrome.

Am Zeitenſtrome wallen wir Auf Dornen dort, auf Roſen hier, Heut bey Geſang der Nachtigall, Und morgen bey des Donners Hall.

Der Geiſt am Strome wies die Bahn Uns Wallern ernſt und freundlich an. Streng zwiſchen Wieg' und Sarg gebeut Die eiſerne Nothwendigkeit.

Doch nach dem rauh'ſten Tritt verheißt Dem Starken der gerechte Geiſt Erhöhten Muth, erhöhte Kraft, Frey vom Orkan der Leidenſchaft!

and, Werke, 23. N

. 1 94 rose

DIIDZIIPIIIFFIIIIIII I IE CSS Eee tee Se e

Opfergeſang an Hygea.

r

1802.

| Wir ſingen dir Hymnen Wir winden dir Kränze, Wir ſprengen zum Opfer Dir köſtlichen Wein:

Hygea! du höchſtes Verlangen der Menſchen; Hygea! du höchſtes Entzücken der Welt.

Dir danken wir, Göttinn! Früh, wenn ſich mit Golde Der purpurne Schleyer Aurorens beſäumt.

ra 199 ee Dich preiſen wir, Göttinn! Spät, wenn in des Abends Verklärung, meerunter Sich Hesperus neigt.

Du haſt unſern Herrſcher, Du haſt unſern Vater Den ehernen Pforten Des Orkus entführt.

Schon ſchwebte ſein Leben Am nächtlichen Strande; Schon theilte der Nachen Die ſtygiſche Fluth;

Schon winkten die Geiſter Der theuern Geſchiednen Vom Ufer der Lethe Willkommen! ihm zu.

Du reichteſt ihm freundlich Die Schale des Lebens; Da trank er, der Dulder, 0 Göttinn! dein Heil.

Nun ſchwiegen die Stimmen Des ahnenden Jammers, Nun wandelte plötzlich Die Thräne ſich um. N N 2

seen 196 N Auf Deſſau's Gefilde Goß herrlich auf's Neue Die Sonne der Hoffnung Ihr goldenes Licht.

Wie eilen, wie ſtreben Die Väter, die Mütter, Die Kinder zum Hügel Des Opfers empor!

Nie hallten des Dankes Begeiſterte Chöre

In vollern Accorden

Um deinen Altar!

Wir ſingen dir Hymnen, Wir winden dir Kränze, Wir ſprengen zum Opfer Dir köſtlichen Wein!

O neige, du Hohe! Uns gnädig dein Antlitz, Uns gnädig, du Milde! Dein himmliſches Ohr.

Auch dir wird ein Tempel Im Zaubergefilde Von Wörlitz noch glänzen, Am Spiegel der Fluth!

vers 197 r Dann wähnſt du, mit Floren Und mit den Kamönen, Dich wieder im alten Geliebten Athen!

. 198 LE 77

FFC . EL CELL

An Haug und feine Luiſe.

18 0 2.

Roſen der Freude, Wie ſie nur ſelten Sterblichen duften, Spendete freundlich b Euch das gerechte Lohnende Schickſal!

Nur mit der Freundſchaft Blum' auf dem Sarge Werden ſie welken:

Denn in umſchränkter Häuslichkeit Schatten Zog ſie die hohe Himmliſche Liebe.

Sterbet an Einem Tag', ihr Beglückten! Keiner begrabe Weinend den Andern!

A Wohnet auf Einem Stern' als Verklärte Einſt im entwölkten Glanze der Gottheit!

*. 200 .

DIIIIIIIIFIIIIIIDI . ec ee ee ec

.

Ales kann ſich umgeſtalten!

Mag das dunkle Schickſal walten. Muthig! auf der ſteilſten Bahn.

Trau' dem Glücke! trau' den Göttern! Steig, trotz Wogendrang und Wettern, Kühn, wie Cäſar, in den Kahn.

Laß den Schwächling angſtvoll zagen! Wer um Hohes kämpft, muß wagen! Leben gelt' es oder Tod!

Laß die Woge donnernd branden! Nur bleib immer, magſt du landen Oder ſcheitern, ſelbſt Pilot!

un

201 .

ECC TTT

Theater geſänge zur Churwürdenfeyer in Stuttgart. 1803.

1. Chor.

Auf Roſenpfaden ſchien der Sonne goldnen Wagen Ein Chor von Freuden heut' empor zu tragen! Mit Eichengrün die heitre Stirn umwunden, Umtanzten triumphirend ihn die Stunden.

O ſey uns mit Hymnen der Wonne

Gegrüßt am Altare des Bundes, o Sonne!

Du führſt, an milder Strahlenhand,

Den Tag, der dir, o Vaterland!

Den ſchönſten deiner Kränze wand.

Eine Stimme.

Jüngſt lagen unſre Fluren (Dein Paradies, o Deutſchland!) fern und nah In gräßlicher Betäubung de,

202 num Wohin der Sohn der Hoffnung ſah, Verwaisten ihn des Kriegs tiefeingedrückte Spuren. Dem Donner der Geſchoſſe, Dem Kampfdrommetenklang, Dem Sturz der zermalmenden Roſſe, Verſtummte des Pflügers und Winzers Geſang. Wir ſahn des Neckars blutige Wellen Zürnend aus den Ufern ſchwellen; Ach! bis tief in den ſchaudernden Rhein Rollten ſie Todtengebein.

Wie war dir, Würtemberg, als dir zum erſten Mahle Der Stern des Friedens wieder ſchien? Der holde Stern, vor deſſen Zauberſtrahle 5 Abgrunds bleiche Larven fliehn?

Du füllteſt unter Freudenzähren,

Bekrönt mit Weinlaub und mit Ahren, Des Dankes Opferſchale,

Und feyerteſt ſein hehres Glänzen,

Auf blumenvollem Grün,

Entzückt bey Reigentänzen

Und Jubelmelodien.

Chor.

O ſey uns mit Hymnen der Wonne Gegrüßt am Altare des Bundes, o Sonne! Du führſt, an milder Strahlenhand,

Den Tag, der dir, o Vaterland! Den ſchönſten deiner Kränze wand,

DEP 203 rere 2. Wechſelchor. Die Altwürtemberger. Willkommen uns mit Bundesgruß

Am Vaterlandsaltar, ihr Brüder! Der Eintracht holder Genius Blickt ſegnend auf uns nieder.

Die Neuwürtemberger.

Willkommen uns, o Tag der Bundesweihe, Willkommen uns am Vaterlandsaltar! Froh bringen wir ein Herz voll Biedertreue Zum Erſtlingsopfer dar.

Alle.

Heller ſtrahlte dein Gefieder Bey der Brüder Bundesgruß Von der Gottheit Abglanz wieder, Holder Genius! Und dein Segenswort Tönte füß, wie Sphärenmelodie. Himmliſcher! verlaß uns nie!

>; Wechſelchor. Die Neuwürtemberger.

Der fernſten Enkelzeit gewoben O ſey dieß goldne Segensband!

cee 20 4 ——

Vernimm, was heilig wir geloben, Du theures Vaterland! Uns, wenn Gewitter furchtbar dräu'n, Wie bey des Maytags mildem Schein, Bis in den Tod nur dir zu weihn.

Die Altwürtemberger.

Der neuen Brüder Wohl als Brüder uns zu weihn, Mit Blumen ihre Pfade zu beſtreu'n, Geloben wir, vernimm's, o Vaterland!

Und ziehn es feſter noch zuſammen, Mit Hochgefühlen, die vom Himmel ſtammen, Das goldne Segensband.

Alle. Der fernſten Enkelzeit geſchlungen O ſey dieß goldne Segensband! Das Herz hat ſich der Erd' entſchwungen! Dank ſey, und Preis, o Weltgeiſt, dir geſungen! Dir Dank und Preis, o Vaterland!

45 Tanzchor.

Willkommen, o Freude! Auf ſilbernen Schwingen, Im roſigen Kleide,

Dir huldigen wir

Mit feſtlichem Tanze! Selbſt Greiſe verjüngen Sich, Grazie, dir!

205 num Mit magiſchem Glanze Erfüllſt du die Hallen, Und jubelnd erſchallen, Wie aus Einer Bruſt, Harmonien der Luſt In Himmelsaccorden zum Sternenrevier!

5. Schlußchor.

Anbethung dir, der Millionen Sphären Ins Unermeßliche geſä't! Du zählſt, wie deine Welten, unſre Zähren, Vernimmſt der Staubgebornen Dankgebet, Und ihren Preisgeſang, Wie deiner Welten Jubelklang!

Sanft, wie dein Frühlingsmorgenlicht, Blick' auf des Landes Vater nieder! Du weißt's, o Gott, nicht nur die Lippe ſpricht, Mein! tief hallt aus des Herzens Fülle wieder, Wie deine Donner ernſt und feyerlich: Lang' lebe Churfürſt Friederich!

Mild, wie dein Frühlingsmorgenlicht, Blick' auf des Landes Mutter nieder, Zum Segen uns durch dich vom Strand Der Königinn der Meere geſandt, Du weißt's, o Gott, nicht nur die Lippe ſpricht. Nein! tief hallt aus des Herzens Fülle wieder, Wie Nachtigallgeſang im Lenzgefilde: Lang' lebe Churfürſtinn Mathilde!

DARF 206 ren Anbethung dir, der Millionen Sphären Ins Unermeßliche gefü’t! Du zaͤhlſt, wie deine Welten, unfre Zähren, Vernimmſt der Staubgebornen Dankgebet, Und ihren Preisgeſang, Wie deiner Welten Jubelklang.

wre 20 7 run

DIIDIIIIPIIIIIIDIIIIPII<LLECcL Sec et

An den Frieden.

Schöner, ſeit die goldnen Sphären rollen, Strahlte Phöbus Antlitz nie!

Hehr, wie dem Olympe ſelbſt entquollen, Jubelt Wonnemelodie!

Da, wo jüngſt des Krieges Eumenide Noch die Todesfackel ſchwang,

Grüßt dich, holder Götterſohn, o Friede, Frommer Hirten Lobgeſang!

Dir, des Heils allſegnendem Erneuer, Glänzt der Tag in höherm Licht,

Und die Hoffnung neigt uns, ohne Schleyer, Ihr verklärtes Angeſicht!

2 err 2 08 r

PIIDIIIIIDIIIIIIIIFPII<S CELL ESEL ESEL ES

An die Mufen im Pantheon zu Wörlitz.

Am zehnten Auguſt 1805.

Freundlich war der hohen Dioskuren Antlitz eurem Schiffe zugewandt:

Heil'ge Schweſtern, ſeyd auf Deſſau's Fluren Uns willkommen von der Tiber Strand!

Wann hat je, vereint in vollem Chore, Wie einſt Hella's Tempel ihr geſchmückt,

Deutſchlands weites Erbe, ſeit Aurore D'rin Palläſte röthet, euch erblickt?

Er, deß Genius, trotz den Armiden, Wundervolle Zaubergürten ſchuf,

Rief euch aus dem Hain der Hesperiden, Und ihr folgtet freudig ſeinem Ruf:

e 209 verwen Den ihr liebtet, göttliche Kamönen,

Ihn von ſeines Daſeyns Frühling an; Leitetet zum Heiſigthum des Schönen

Ihn mit Erdmannsdorff und Winkelmann.

Seht ihr jene Nektarſchale glänzen, Die an ſeiner Jahresfeyer heut

(Eilt, o eilt, fie feſtlich zu bekraänzen!) Ihm die Göttinn der Geſundheit beut?

Jugendröthe glüht auf feiner Wange! Neue Lebensfülle ſtrahlt fein Blick!

Singt ihr Muſen: „Leb', o Vater, lange! Spät erſt kehre zum Olymp zurück!“

„Sanft in goldnem Abendglanz verliere Sich die letzte Blume deiner Bahn,

Und von deinem edlen Roß entführe Dich ein Götterwagen himmelan!“

Streut, ihr Freundlichen, dem Liebling Rofen ; Und nach zehn Olympiaden ſoll

Erſt ſein ſtilles Grabmahl ſich bemooſen, Überthaut von frommer Thränen Zoll:

Dauernd bleibt ſein Nahm' in eurem Munde, Bleibt ſein Bild euch in die Bruſt geprägt,

Heil'ge Schweſtern, bis die letzte Stunde Euren Künſten und dem Erdball ſchlagt!

.

Matth. Werke. 2. Bd. O

on 2 10 nova

e

Danklied.

Dem Landesretter von den Einwohnern der Stadt Wörlitz mit einem Eichenkranze geweiht.

1807.

Sey laut mit Jubelſchall gegrüßt, Du, den der Gottheit Licht umfließt, O Rettungstag, den wonnevoll

Des Enkels Dank noch ſegnen ſoll!

Geworfen war das finſtre Loos, Und uns verſchlang der Tiefe Schooß, Wo nicht im Sturm ein Schutzgott kam, Und hülfreich uns in Obhut nahm.

Wer war der Schutzgott weiſ' und gut, Deß hoher deutſcher Biedermuth Hart an der ſchwarzen Tiefe Rand, Ein Fels im Ungewitter, ſtand?

6 211 dam Heil! Heil! geliebter Vater Franz, Dir drey Mahl Heil! im Bürgerkranz, Den wir, im feſtlichen Verein, Froh Deinem theuern Haupte weihn.

Du warſt der Schutzgott, groß und gut, Deß hoher deutſcher Biedermuth, Hart an der ſchwarzen Tiefe Rand, Ein Fels im Ungewitter, ſtand.

Schon ſtürmte rings, wie Meeresfluth, Des Kriegs verhängnißvolle Wuth; Ein Wink! und, was ein Eden hieß, Ward ein verlornes Paradies.

O Anhalts echter Heldenſohn! Da tratſt Du vor Napoleon, Mit ungebeugtem Herrſcherſinn, tur Deines Volks gedenkend, hin.

Und, wie durch Allmachtswink des Herrn, Verklärte ſich der Hoffnung Stern; Die ſchwarze Donnerwolke ſchwand; Gerettet war das Vaterland!

Daß, wie der Baum, dem Heergewühl Nicht auch der gute Bürger fiel, Und uns in ſtiller Jugendpracht Des Friedens goldne Sonne lacht:

www 212 r. Wem dankt, mit freudetrunknem Blick, Dein Volk dieß unbeſcholtne Glück? Dir, dem wir Herz und Leben weihn, Dir, unſerm Vater, Dir allein!

Dir gilt ein Herz, das treu Dir ſchlägt, Worin Dein Bild ſich dauernd prägt, Die Thräne, die der Dank Dir zollt, Mehr als der ganzen Erde Gold!

D'rum ſey mit Jubelſchall gegrüßt, Du, den der Gottheit Licht umfließt, O Rettungstag, den wonnevoll Des Enkels Dank noch ſegnen ſoll!

ren 2 1 3

FFT III ee ee sc ieccekeee<e

Gebet h

är den Tan de duc t er.

r

Neujahrstag.

1811.

Du, vor dem das Jahrtauſend ein flüchtiger Tag iſt, Jehovah! Neig', o neige dein Ohr väterlich unſerm Ge— beth! Grünend bewahre den Kranz der Geſundheit dem Haupte des Fürſten, Den du vor Allen erkohrſt, Menſchenbeglücker zu ſeyn! Ströme dein Wohlthun auf ihn von allen Geſtirnen hernieder; Höchſter! dich preiſen wir dann! Höchſter! dir ö danken wir dann! Gut ſeyn und edel, gilt Alles vor dir: das iſt un— ſer Herrſcher! Darum gewähr' ihm voll Huld ſtets, was das Herz ihm erfreut.

214 wem Fröne mit Segen ſein Wirken, o Gott! und mit Kraft ſein Beginnen! Sey du den Wäldern ein Schirm, ſey du den Fluren ein Schutz! Nie dem Schwerte mehr weiche die Sichel in Deſſau's

Gefilden, Und nur des Jägers Geſchoß höre der wildreiche Forſt. Du, dem das tobende Meer in friedliche Gränzen zurückflieht,

Zähm' auch den Strom, der des Walls Boll— werk oft furchtbar bedroht. Schutze den Tempel von Wörlitz, den Franz dei— ner Ehre gelobte, Vor deinen Blitzen, und bald ſchalle ſein Frie— densgelaut! Unter dem Donner des Kriegs hob kühn dieſer heilige Tempel Sich zur Vollendung empor. Ruhm dem Er— bauer, und Preis! Schaff' ihm der Freuden ſo viel, als Bäume dem Enkel er pflanzte! Schaff' ihm des Guten ſo viel, als er des Gu— ten gethan! Du, vor dem das Jahrtauſend ein flüchtiger Tag iſt, Jehovah! Neig', o neige dein Ohr väterlich unſerm Ge— beth!

—ͤũ—)Vꝓ— ꝰ́ꝙꝓ—lf .

mn 2 15 .

FFF *

An den Weltgeiſt.

Weltgeiſt! wie dort auf den Waſſern der neugeſtal— teten Erde, Webt noch immer dein Hauch, dringt wo in's Leben ein Keim; Kommt nun der Menſch und ordnet, wie Luftſtrich und Sonn' es gebiethen, Und der ſtillwirkende Mond, alles mit weiſem

Bedacht: O dann weiche ſein zitterndes Hoffen dem heiligen Glauben,

Daß du mit Liebe vollführſt, was mit Vertrau'n er begann!

[3 g N Pr N rn 16 5 * “ro BY aa 7 %: FEN OR 455 n

g 1 2 85 W 1 * 7 75 OR %:

3 t } 24 $ 2 Per 7 IK 4 + 7 a = * * N 1 * 5 EN * .. ers h * Y 3 * g e7 5 Ag 7 * * - 2 4 5 pi 2 6 Dach, 4 8 2 k 5 v E j *

= x Baer . 5 2 E ER Er . a zZ 4 R 1 > = Rn) sun 2 1 * 1 1 1 . 1 Vr

- 1 N 1 1 5 9 g ee 1 175 N 2

Pr ... * * 1% 3 A N R j - BR 02 Bi uhr 87 Di 3 RM 7 4 , Pe N 218 1 * Th KL, RG Sa a m N n > er 75 1 W N N f F e 8 DE 1670 A r Bi nn RE AL x 5 * c er eig AR 7 * a 4 F DR * * 2 f

Anmaßungsloſe Jovialitäten. Reſultate von Auf: gaben und Herausforderungen in Freundeskreiſen. Er— innerungsmarken glücklicher Abende, verlebt mit edlen Menſchen. Ephemeren, die ihren Tag mitflattern mö⸗ gen unter den ähnlichen Ephemeren dieſer Zeit.

C ..... .. ei: secte cette

eig ment

*

ne ata demi ſ chen Nede.

Da die Mißlaune, dieſes grüngelbe, und, den Forſchungen des berühmten ſchwediſchen Ritters zu— folge, polypenartige Ungeheuer, vor deſſen Peſthau— che die Roſen des Frohſinnes dahinſterben, als hatte der arabiſche Giftwind Smum ſie angeweht, und von deſſen Geiſer, wogegen der Geifer der Klapper— ſchlange ſich verhält wie Quellwaſſer zu Scheidewaſſer, der hundertſte Theil eines Tropfens hinreicht, den allerloſeſten Vogel in den hoͤchſt bejammernswerthen Zuſtand einer lebenslänglichen Mauſe zu verſetzen; da, ſage ich, dieſe von Göttern und Menſchen ge— ächtete und vermaledeyte Ausgeburt der Hölle, bey deren bloßer Nennung jeder rechtgläubige Humoriſt ſich mit dem Zeichen des Kreutzes zu verſehen hier— durch angewieſen wird, immer noch fortfaͤhrt, mit einer Unſcham, die ſich zwar denken, fedoch nicht ſchildern laßt, die Zahl ihrer Schlachtopfer täglich unter uns zu mehren, und die Gränzpfähle ihres, gegen alle himmliſche und irdiſche Rechte ufurpirten Gebiethes immer weiter vorzurücken: ſo haben wir, Präſident, Ceremonienmeiſter, Archivar, Geheim—

* 220 wm

ſchreiber, Bey ſitzer und Mitglieder der unter glückli— chem Vogelfluge geſtifteten Akademie der Jo— vialität, und zwar nach wiederhohlter Anrufung unſeres Schutzheiligen -Kleeblatts Cervantes, Rabelais und Sterne, auf das Allerfeyerlichſte verfügt und beſchloſſen, mehrbemeldeter Geißel der, ohnehin ſchon ſonder Ziel und Maß gehudelten Er— denkinder, offene Fehde anzukündigen, und im Falle ſie ihre weltkundige tollkühne Frechheit zu dem uner— hörten Grade ſteigern ſollte, ſich auf unſerm eigenen Grund und Boden oder auch nur in der Nahe des— ſelben betreten zu laſſen, ihr durch Zwicken, Knei— pen, Hauen, Stechen, Brennen, Sengen, Quet⸗ ſchen, Würgen, Naſpeln, Schaben, Schroten, Stampfen und andere dieſer verwandte Proceduren mit unermüdlicher Beharrlichkeit und echtem altritter— lichen Glaubensmuthe ſo lange zuzuſetzen, bis der ſchwarze Geiſt ihr ausfährt, und ihr ſcheußlicher Leich— nam da liegt, wie Sanct Georgs aufgeſpießter Lind— wurm, ein Gräuel ſelber den Wölfen des Gefildes und den Raben unter dem Himmel.

Nur erſt nach dem Triumphe über die Erbfein— dinn aller geſelligen Freuden dürßen wir hoffen, je⸗ den Zweck, den wir mit der Gründung dieſer hoch— verehrlichen Akademie verknüpften, auf eine eben ſo dauerbare als glorwürdige Weiſe zu erreichen, und die Götterchen des Frohſinnes und der Schäkerlaune, ſammt ihrer ganzen ziegenfüßigen Sippſchaft der Schnurren, Schnaken und Schwänke, nicht mehr, wie bisher, nur als flüchtige Beſucher, ſondern als feſt angeſiedelte, treue und redliche Hausgenoſſen in

wen 221 W.

unſerer Mitte zu ſehen. Dieſes ſey demnach unſer kraftvollſtes Streben, thätigſtes Wirken und raſtlo— ſeſtes Treiben: ſo wird unſere, unter dem Patronate des alten Spaßvogels Momus aufblühende Societät, zum Heil der Lebenden und zum Segen der künfti— gen Generationen, fortblühen und fortgrünen, wie ein Baum an Waſſerbächen zur Zeit der Dürre, und noch vom Urenkel des Urenkels, bald mit dem heili— gen Froſtſchauer der Ehrf urcht, bald mit der glühen— den Röthe der Nacheiferung, durch Logogryphen, Charaden und Räthſel in den dreyhundert und fünf— und ſechzig Taſchenbüchern des zwanzigſten Jahrhun— derts als unerreichbares Vorbild geprieſen, gefeyert und verherrlichet werden.

ne 232 urn

>>>>> . II Fe ic<e ee ee ee

Empfindſamkeiten

a r N Hein

Begeiſtert von der Muſenquelle, Sprach ein Poet an dieſer Stelle: Ihr Götter, welche Waſſerhölle!

Weg mit den Felſen! dacht' ein Krämer, So hat's, vom Zürcher bis zum Bremer, Der Handelsmann hinfort bequemer.

Betäubt vom Wogendonner, ſagte Ein Britte, welchem nichts behagte, Weil ihn der Hypochonder plagte: Verdammter Lärm! Dieß wäre jene a Zehntauſend Mahl geprieſ'ne Scene? Mag eine Dichterſchaar mit Staunen Ihr Lob in alle Welt poſaunen, Und jedes Her, ihr ftarker pochen: Ich ſeh' den Teufel Milchbrey kochen.

225 mem Doch der Geſcheid'ſte von den Vieren

Rief beym unendlichen Muſſiren:

Du Herr der Himmel und der Erden! Ach, ließeſt gnädig du Durch mich ein Wunder zu, So müßt' in dieſem Nu

Der Schaumberg hier Champagner werden!

reser 2 2 4 sen

PPP II I > I I > > > > EEE << ce <<< SSA A

Goldene Lehren

eines phlegmatiſchen Kosmopoliten an ſeinen auf Reiſen gehenden Sohn.

Si fractus illabatur orbis, Impavidum ferient ruinae.

Hor.

Wenn grauſe Donnerſtürme raſen, Daß ungeheure Strecken Sich rings mit Felſenblocken Geſtürzter Berge decken: Dann laß, in wohlgereimten Phraſen, Dich zwar verfhütten, doch nicht ſchrecken.

Wenn dumpf des Atna's Tiefen krachen, Und aus entbrannten Schlünden Durch ſchwarze Lavarinden Sich Flammenſtrome winden: Donn ſaume nicht, am Schwefelrachen Dein Pfeifchen ruhig anzuzunden.

, 225 Wenn um des Kriegs Panier und Wimpel, Beim Schmettern der Drommeten, Beym Donner der Musketen, | Sich Land und Woge röthen: Dann lehre friedlich deinen Gimpel Den Heldenmarſch von Deſſau flöten.

Wenn auf gediegner Straße ſchändlich Die Poſtillone ſchleichen, Wie mit gefallten Eichen, Kanonen oder Leichen: | Dann denke, daß auch Schnecken endlich Das vorgeſetzte Ziel erreichen.

Wenn von der Pleiße, Lein' und Saale Bis an die gelbe Tiber, Die Wirthe ſchmäͤhlich über Das Ohr dich hau'n, o Lieber!

Dann zahle! zahle! zahle! zahle!

Was hätteſt du vom Gallenfieber?

Hörſt. du, in Wein- und Haffehhäuſern, Vom Köpfen, Radebrechen, Tortur und Strang, den frechen Parteygeiſt wüthend ſprechen:

Dann folge klüglich den Carthäuſern,

Und öffne nur das Maul zum Zechen.

Wenn, wie vom Vieh der Sündfluth Arche, Von ungeſchlachten Limmeln, i Die Phöbus Bild verſtümmeln, Des Pindus Haine wimmeln:

Matth. Werke. 2. V. ge:

226 1 h auf's Ohr und ſchnarche, eberdig Sturm zu bimmeln.

Wenn Amors bunte Sommerſchloſſer Vor dir ſich ſchwarz befloren, Weil einem andern Thoren Dein Liebchen Huld geſchworen: Dann ſollſt du, in den Leib das Meſſer? Nein! in den Pfropf den Zieher bohren.

Zuletzt, um deinen Ruhm zu ſichern, Statt kahlen Verſiferen Stets nachzuwrekekeren, Magſt du, Trotz Makbeths Hexen,

Aus neun und neunzig Reiſebüchern

Das hundertſte zuſammenklekſen!

>III>IIIII II >>>I>> . ² . eee

Charaden.

1.

Bezaubernd zu der Götter Sternenſitzen, Bezaubernd zu des Orkus Flammenblitzen, Dringt meines Erſten Harmonieenhall; Bald Niagara's Donnerfall,

Bald Flötenhauch der Nachtigall.

Sein Genius kann aller Sphären Vereinten Wohlklang dir gewähren. |

Doch flögſt dem Gegentheile du Als ſüßerm Ohrenſchmauſe zu;

(Was wir jedoch, beym Styx! in unſern Tagen Im Traum' und Scherze kaum zu fürchten wagen)

Dann würde dir der heiſ're Ton Der kecken Selbſtrezenſion Von meinem Zweyten um fo baß behagen.

Wird aber dieß zu meinem Ganz en, Dann muß mit ſeinen Diſſonanzen, So rauh fie auch noch immer tönen, Sich plotzlich jedes Ohr verſöhnen; P 2

wre 22 8 2

Dann bebt, voll ahnungsvoller Luſt, Ihm ſelbſt der zarten Jungfrau Bruſt, Als Sinnbild der erhabnen Triebe Von Muttertreu' und Mutterliebe.

9 P777

Der Mann von ſchöpf'riſchem? Den, Leſer, dir mein Ganzes nenn Und der, gleich einem ſchönen Stern Vom allerreinſten Silberglanz,

Mit majeſtätiſch-jugendlichem Prangen Am Künſtlerhimmel aufgegangen, Verdient, als Guido's Zögling nicht allein

Den Lorber aus des Latoniden Hain,

Nein! auch als Menſch den deutſchen Eichenkranz⸗ Sein Herz, voll hoher Kindlichkeit,

Blieb ſtets von meinem Erſten fern,

Und nur den Grazien geweiht;

Mein Zweytes aber iſt er ganz.

alent 7

5 er 2

7

X Den Choragete vieler Aner,

Vom Schulrath bis zum Secundaner, Nennt, Sylbenfreund, mein Erſtes dir. Mein Zweytes miſſen Franziskaner,

nicht minder Südſeeinſulaner, Auch Bettler, ſonder Ungebühr. Mein Ganzes iſt im Norden

Oft für den trägen Sclaven

Des hochgeſtrengen Grafen Ermuntrungs-Inſtrument geworden.

ersA 23 9 use 4.

Habt ihr mein Zweytes überſtiegen, Dann trinkt, in ſüßen Wonnezügen, Ihr von der Etſch bis zum Veſuve Mein Erites unverfälscht und rein In allen Karavanſerey'n. | Wie dieß ein Zögling der Vitruve, Ein genialer Architekt, Mit lorberwerthem Ruhm bedeckt, Den euch mein Ganzes nennt, Sammt vielen andern Söhnen Der göttlichen Kamönen, Im Freundeskreiſe Zu Libers Preiſe, Noch oft bekennt.

5.

Mein Erſtes nennt den trefflichen Copiſten Des Trefflichſten, was auf den reichen Liſten Italiſcher Originale ſteht; Mein Zweytes einen großen Harmoniſten, Der Hand in Hand mit Graun und Benda geht; Mein Ganzes den unſterblichen Linguiſten, Der, wie Europa freudig eingeſteht, Im Allerheiligſten der Documente Die Finſterniß vom Licht' auf ewig trennte.

6.

Das erſte Sylbenpaar Stellt ein Object uns dar,

won 250 Das auf der Lebensbahn, Gleich einem Talisman, Jedoch nur inhaltſchwer, Zu Lande, wie zu Meer, Am Ganges, wie am Belt, Die Noth im Zügel hält.

Das zweyte Sylbenpaar Stellt einen Werkmann dar, Der das Verbothsdecret Totaler Nudität,

(Durch Eva's Naſchorgan Gefügt in Satans Plan,) Artiſtiſch nie geſchmäht, Juriſtiſch nie verdreht.

Das Ganze lebt im Stadtgewühl Von einer Art von Taſchenſpiel.

sun 281

EEC T

gd ger e h.

An den Oberforſtmeiſter von Wildungen.

Das Ganze nennt den Biedermann,

Der Teutonidens Herz gewann,

Weil ſeines Lied's Begeiſterung

Zur Sonne flog mit Hymnenſchwung;

Den Schillers, Göthe's, Herders Lob So wahr, als ungeſchminkt erhob.

O ſend' ihm, Freund, zu Braga's Preis, Aus deinem Forſt ein Eichenreis!

Wenn jetzt ein Federſtrich das Haupt Dem Nahmen des Geprieſ'nen raubt, Dann, wie durch Feenwort, umhüllt Des Wahnes und der Täuſchung Bild Dich mit dem zartgewobnen Schleyer, So faltenreich und ungeheuer,

So wunderſam und wandelbar, Wie keiner noch auf Erden war; Er naht und weicht und wallt und ſinkt, Hier wetterſchwarz, dort goldbeblinkt.

un tilge noch ein Zeichen weg, So ia au'ſt, auf hohem Alpenſteg,

en 232 usa Du freudig einen ehrenwerthen, Mit Recht gefeyerten Gelehrten; Ihn, welcher, wie Sauffur und Haller, Ein ſtein- und pflanzenfroher Waller, | Das Nützliche mit Anmuth eint, Ihn, jetzt und auch in Zukunft aller Berathnen Schweitzerpilger Freund.

Schlägſt du den Kopf auch dieſem ab, So öffnet ſich der Vorwelt Grab, Und aus dem Dunkel ſteigt empor Der Pöbelgötzen Matador, Den Frömmlern ſeiner Zeit erſt Gott, Dann ſchmachvoll ihrer Kinder Spott. Drum deck' auf ewig immerhin Der Schleyer unſ'res Zweyten ihn, Der aber, ſo gebeut's Apoll, Des hochbelobten Hymnenſängers Und vielgerühmten Alpengängers Revier auf ewig meiden ſoll.

2

—— ... SSA SSS SSS

Die Naſenfeyer.

Ein a felean date.

Chor.

Gunzende Naſen ſind leider! nur glänzendes Elend! Kaum funkeln Bacchus Rubinen, ſo ſtellt grauſam ſich Atro— pos ein.

Ein Weinhändler.

Platina, Silber und Gold ſind wahrlich ſpottwohl— feil zu nennen Gegen das Kupfer, womit Bacchus die Naſe t plattirt.

Ein Schiffscapitän.

Fiele dir endlich das Loos, auf einem Pharos zu hauſen!

O Salamander! du warft Wächter und Leuchte zugleich.

7 Ein Polizeybeamter:- Feuer verkünden die Trommeln, und Feuer die brül: lenden Wächter, Wenn deiner Naſe Reflex nächtlich die Fenſter durchglüht.

Ein Mineralog. Weinſteinkryſtalle bepurpurn dir Wangen und Naſe; nun fragt ſich's: Ob dieß vulkaniſcher Stoff, oder neptuniſcher ſey?

Ein Legationsſecretär. Stille war's lang' im Veſuv, da ſchien deine Na 9 in den Krater. Ploͤtzlich nan ſchrie das Volk: Sanct Januar, ſteh' uns bey!

3

Ein Dichter. Sterbend ſinken die Fliegen zu Boden am Naſen— vulkane; So am entbrannten Veſuv ſank'ſt du, o Pli— nius! einſt.

Chor. Glänzende Naſen ſind leider! nur glänzendes Elend! Kaum funkeln Bacchus Rubinen, ſo ſtellt grauſam ſich Atro— pos ein.

mn —ů —— —-

ww. 255 ww.

EFFECT

Guckkaſtenlied.

Ich bin ein guter wälſcher Mann,

Komm' aus Verona ſo eben an;

Zu werther Chriſtenheit Nutz und Frommen Hab' ich meinen Kaſten mitgenommen.

Die heil'gen drey Könige mit ihrem Stern Hätt' ich in meinem Kaſten ſo gern! Doch haben bemeldete Majeſtäten Aus chriſtlicher Demuth ſich das verbethen.

Nun ſtellt' ich mir andre, ſtatt dieſer Drey, Mit Kronen und Zeptern, in Glied und Reih'; Wie billig, erſcheint an ihrer Spitze Der König der Könige, Preußens Fritze.

Horcht! Henoch und Methuſalem Im Schloſſ' zu Neujeruſalem, Wie ſie, an Feſt- und Jubeltagen, Die Paradieſespauken ſchlagen!

Auf offnem Markt ſteht Bathſeba Im Brunnentrog' wie Heva da; Sie trillert ein Liedchen von Minn' und Freude, Und ſchielt nach dem Dichter im Purpurkleide.

Da baumelt Kronprinz Abſalon; Syrah der Monarch: Mein Sohn! mein Sohn! Hätt'ſt du doch, nach der Mode Ritus, Dein Haupt beſchoren a la Titus.

Hierneben ſtellt ein Sünderpaar Sich dem geneigten Auge dar; Sie wittern eine Badewanne, Und, Frauenſpiegel, dich, Suſanne!

Von Holofern und Goliath Muſikt und predigt Land und Stadt, Daher mag ihrer Feldherrnthaten Mein friedlicher Kaſten gern entrathen.

Was nun ſich zeigt, iſt Babels Bel,“ Und unter den Löwen Daniel. Des Himmels Glanz umleuchtet Saulum Und ſeht! er fallt mit feinem Gaul um.

Herr Lucifer brüllt ſonder Scheu Zur Mitternacht umher als Leu; Doch nach dem erſten Hahnenrufe Weicht ſchon die Tatze dem Pferdehufe.

nor 257 Frau Loth, wie gleich der Anblick lehrt,

Steht jammervoll in Salz verkehrt:

Er zecht ſich, der Natur zum Hohne,

Zu ſeinem eigenen Schwiegerſohne.

Blickt auf! Der König Salomon Stolzirt auf feinem Haremsthron! - Recht fo! Die Weisheit Salomonis Macht ihn Achthunderten zum Adonis!

Iſcharioth hängt ſein Genick Zu böſer Stund' an einen Strick; Seht! wie die Teufel nach ihm ſchnappen! Welch Heulen und welch Zähneklappen!

Huhu! der böſe Beelzebub Gibt Martin Luthern einen Schub; Doch das Mahl bekommt der Spaß ihm übel, Er ſalbt ihn mit dem Tintenkübel.

Hoch überfleugt Held Robertſon Den Ikarus im Luftballon; Der Erdball erſcheint ihm ein Körnlein Sandes, Und Uranus fragt: Woher des Landes?

Nach dieſer ungeheuern Kluft Umwittert euch Pariſer Luft. Rechts präſentiren ſich die Garden, Links Incroyables und Poiſſarden.

258 Hier ſchleppt ein Pfäͤfflein Kreutz und Quer Den Ablaß-Trödelkarrn umher: Laut ſchallt's von Hamburg bis nach Mailand: Gelobt ſeyſt du, der Weiber Heiland!

Im Chor ſchreyt jener Pilgerſchwarm: O Mutter Gottes, dich erbarm! Daß auch an ſterbliche Sonnette Unſterblichkeit ſich liebend kette!

Nun mach' ich meinen Kaſten zu, Und wünſche den Herren eine ſanfte Ruh, Doch mir, dem armen Hiſtorienmahler, Statt kupf'riger Groſchen blanke Thaler!

; 7 7 299 are <

DI YDII>I>IIIIIIII II III << SSA AK K KCC SS

Morgenhymnus einer neuen Sappho.

Vor dem goldnen Sommermorgen Schwinden luſtig meine Sorgen, Losgeſtrickt von Harm und Schmerz, Tanzt mein Herz.

Dazu pumpen auch die Triebe Einer frühlingsheitern Liebe Mir den Honigſeim der Luſt In die Bruſt.

Jeder Stich, den der gewetzte Pfeil Cupido's mir verſetzte, Bleibe, Trotz dem Pindusquell, Fontanell.

Marſch von hier, o Muſenrudel! Dein Geklimper, dein Gedudel Bleibt bis zum Vermählungsact Eingepackt!

essen 240 wenn Zwar es pflegt nur unſre Jugend, Fern vom Heiligthum der Tugend, Tollen Eulenſpiegelein Sich zu weih'n

Doch ich ſchau' mit Adlerswonne; Jauchzend auf zur Tugendſonne; Bey ſo heißer Minnebrunſt Welche Kunſt!

Ha! du wobſt aus Morgenklarheit Einen Leibrock mir 5 0 Wahrheit! Darf nun Flunkerey und Wahn Mir ſich nahn?

Lodert mir dein Himmelsfeuer, O dann trotzt auch meine Leyer, Bis zur Schattenrepublik, Der Kritik!

won 241 un

777 T . SEELE EEE

Reiſeplan. An Herrn Scherer von Grandeleos.

N = 1 * Lyon 1792.

Freund! unſer Barometer Verkündet heitern Ather; D'rum wär' ich wohl geſonnen, Noch eh' der März begonnen, Trotz dem Rumor der Zeiten, Die Rhon' hinab zu gleiten, Um fromm zu Laura's Aſche, Mit leichter Weidmannstaſche, Nach Sitte der Poeten, Die Wallfahrt anzutreten. Doch darf in Schreckenstagen Man ſolchen Kreutzzug wagen? Zumahl auf der mit Blute Getränkten Reiſeroute Durch Avignon, zur Grotte Von Clüſa's Urnengotte? Verſagſt du mir dein Votum,

| So ſchlägt mein Hoffnungsboot um!

Matth. Werke. 2. B. 3

e 242 eee

Der Kleine wird indeſſen Sein Amo nicht vergeſſen, Wird fleißig wiederleſen, Wer Herkules geweſen, Und was zu Xerxes Zeiten Von Kriegsbegebenheiten, Wie auch in Cäſars Tagen Sich alles zugetragen. Auch wird er beym Spatzieren Nach neuen Pflanzen ſpüren, Harmoniſch, wie die Katzen, Der Geige Saiten kratzen, Aus Pappe Käſtchen ſchuſtern, Die Marionetten muſtern, Geſchwind, als könnt' er hexen, Auf Bilder Farben klekſen, Und ſich mit Zuckerbrötchen, Thee, Mandelmilch, Paſtetchen, Und andern Leckergaben Im Sonntagskränzchen laben.

O mög' indeß den Schaaren Verlotterter Barbaren, Die Gallien verheeren, Ein zweyter Cäſar wehren! O mög' indeß die Horden, Die ſengen, plündern, morden, Jourdan, den Kopfabſchneider, Zigeuner, Häringsweiber, Und andre Poiſſarden, Sammt allen Afterbarden,

nn 2 49 win

Und feilen Libelliſten,

Und ſchmutzigen Clubbiſten, Auch ſonſtiges Geſindel,

Vom Stickrahm bis zur Spindel, Vom Toilettenſpiegel,

Bis zum Fiackerzügel,

Und ach! vor auen Dingen, Wonach die Edlen ringen,

Die eingeſchwärzte Zweyheit Egalität und Freyheit: (Nur Wolkenbild den Rotten Entmenſchter Sanscllotten!) Die Nemeſis ergreifen

Und in dem Styr erſäufen!

sure 2 4 4 79

. I II I > y EL EL <<< ce ec <

Wortſpieldialog⸗

A.

Was erhob den großen Caſtellan der Himmelsburg Bode, und Bode, den unnachahmlichen Copiſten genialiſcher, Urbilder zum Sonnengipfel einer wohl verdienten Celebrität? |

B.

*

Stern e.

ren 2 A 5 72

. tlg cchtieise

unauflöskare⸗ Räthſel.

Nach Greſſets.

On me porte sur la tete, Et Lon me nomme chopeau; Devine, grosse tete!

ee —⅜ Ä

Prolog.

Angefeuert durch dein edles Beyſpiel, mein lieber Agathon, hat auch dein Freund ſich an einen Über⸗ ſetzungsverſuch gewagt. Wie aber die edelſten Dog— gen es nur mit Löwen aufnehmen, ſo ward, um conſequent zu ſeyn, und um eine, meiner nicht un— würdige Glorie mir zu ſichern, das ſchwerſte Original aller Sprachen und Zeiträume von meinem Genius gewählt. Zahlloſe Schwierigkeiten traten, gleich hun— dertarmigen Koloſſen, mir entgegen. Mein Muth konnte auf einen Moment zwar erſchüttert, aber Feiz nesweges gebeugt werden. Wie der Sohn der langen Wundernacht mit dem Zauber des Giganten Anteus, rang ich mit Sylbenmaß, Sprache, Wortfügung und Rhythmus. Ein boher Sieger ſtand ich endlich am Ziele, gefeyert und geprieſen von den Edelſten im

erren 246 Volke, und kühn darf ich nun behaupten, ein der Mitwelt und Afterwelt unübertreffbares Kunſtideal im Heiligthume der Muſen aufgeſtellt zu haben. Ich nehme daher nicht den mindeſten Anſtand, dasſelbe für den Lieblingsſohn meines Geiſtes zu erklaren, und ihm, wie der wackere Bürger dem ſeinigen, das Meiſterſiegel der Vollendung mit eigener vater— licher Hand auf die Stirn zu drücken. Pe

Das unauflösbare, allen Ddipen trotzende Räthſel.

Ich hang’ am Kopf’, Und heiße Zopf; Nun rathe, Tropf!

wen 2 2 .

CCC —— c ES <SEITSTELLEI<ELEE

Stamm buchsblatt für per e gun nau s.

Laß fünf auch heute g'rade Wie geſtern ſeyn;

Hemm' in Fortunens Rade Die Speichen ein;

Steh feſt bey der Blokade Von Schurkerey'n,

Wie dort am Elbgeſtade Der Königsſtein:

Sonſt kömmſt du ſonder Gnade Um dein Latein.

Nie bitt' um Reim und Suade Des Pindus Neun,

Und laß der Croiſade Zu ihrem Hain

Und ſeines Quell's Raſade Sich Andre freu'n;

Selbſt Räthſel und Charade Sind Kinderey' n.

Bleibſt du ſtocktaub für fade Klingreimerey'n,

1

248 Wird auf der Maskerade Der guten Fey'n Wie gern! Sheherezade Dein Liebchen ſeyn! Bleib treu der Gasconade; Nur laß dir fein Von Teniers und Oſtade Die Farben leih'n. Vor Amors Bundeslade Tanz' froh den Reihn, Bald würde ſonſt Leukade Sich uns erneu'n; Zerfließ nicht, wie Pomade, Im Vollmondsſchein Beym Schall der Serenade: „Ich denke dein!“ Laß auf Jeremiade Und Litaney'n, Selbſt auf dem rauh'ſten Pfade, Dich niemahls ein. Der Lebens-Bambocciade Dich baß zu freu'n, Verſcheuch des Quells Najede Von deinem Wein; Doch flieh' auch der Mänade Zechmelodey'n! 5 Im Ganzen bleib Nomade! Dann wird Gedeih'n Zur Erdenpromenade Dir Gott verleih'n;

9 249 3 Dang bringſt du keinem Bade Sechs Dreyer ein, Von Lauchſtädts Esplanade Bis an den Rhein; Dann wird die Freybrigade Der Lohnlakay'n, Von Rom bis Apenrade, Dir Vivat ſchrey'n, Und auf beſonntem Pfade Führt Schwager Hain, Als Knöchling, ohne Wade, Mit Sanduhr? Nein! Ein himmliſcher Alcade Mit Heil'genſchein Dich ſpät in's Eldorade Der Geiſter ein, Um, reif zum Engelgrade, Los aller Pein, Weit, weit vom Flammenbade Und Qualverein, Der Siegs-Hallelujade Choriſt zu ſeyn.

essen 290 1

NN Ddr e Nr SSS SS SSS SSC

voife

Schier bis zue Überſchnappung ſtolz

Auf des vermorſchten Stammbaum's Holz, Und als Strohſiedeldilettant

Im Wochenblatt für Stadt und Land Des Pindus Don Quixot genannt,

War Junker Veit von Haſenbein

Der Zielpunct aller Witzeley'n,

Vom Oberamtmann bis zum Schreiber, Vom Pfarrer bis zum Eſeltreiber.

Bald ſah man, zur Geſpenſterzeit, Durch Dorn und Korn den Junker Veit, Gleich Hunden, die das Wild verfehlen, Sich auf des Reimes Fährte quälen, Bald vor dem großen Hofthorwappen

Im Wonnerauſch nach Athem ſchnappen. Indeß Jan Hagel das beſcherzte,

Erklürte ein Synodus der Arzte: Verloren an dieſem Edelmann

Sey Tropfbad, Nieswurz und Trepan. Dann hoben, wie Wielands Zauberfiſche, Doctores, an ihrem Berathungstiſche, Die atzelumdämmerten Häupter empor,

BE 251 .

Und riefen einſtimmig in hellem Chor: Das iſt, was Vater Hippokrat Schon ſonnenklar bewieſen hat, Der incurabelſte der Narren: Er laborirt am Doppelſparren!

rn 252 u

>>>23 Nr ATI Eee Wurst Au

Lob der Bewegung.

Nach einer däniſchen Handſchrift.

Bewegt ſich nicht alles, was lebt?

Was hoch im Ather ſchwebt?

Was durch die Wälder ſtreicht, a f

Und was an Krücken keucht?

Was durch die Hecken ſchlüpft,

Und an den Teichen hüpft?

Was auf zwey Beinen tanzt?

s ſich auf viere pflanzt?

Was in der Stube ſpatziert,

Und auf dem Wall promenirt?

Vom Elephanten bis zum Biber,

Vom Läufer bis zum Karrenſchieber,

Von der Hofdame bis zur Schnecke,

Marſchirt, was Luft höhlt, feine Strecke.

D'rum ruf' ich, mit freudiger Regung,

Vivat! hoch die Bewegung!

Iſt Mancher, zu Waſſer wie zu Land,

Durch Bewegung auch aus der Welt gerannt;

So hat ſich auch Mancher, mit Kraft r ge:

rüſtet,

Durch Sitzen und Liegen von Grund aus ver— wüſtet.

vorn 253 1

Dann klopft man, als gält' es zehn tauſend Curen, An Thüren und Fenſter nach Wundertincturen. Vergeblicher Norhſchuß! denn Asculap

Neigt ſelten zum Segnen den Schlangenſtab.

Mutter Eva lag weichlich auf Raſen geſtreckt, Als fie der leibhafte Sey bey uns geneckt. Wäre ſie nur fein luſtig über Gräben geſprungen, Oder hätte dem Frühroth entgegengeſungen, Einen Schleifer getanzt, Schmetterlinge gehaſcht, Sie hätte fürwahr nicht vom Apfel genaſcht; Und Klapperbein mit der gräßlichen Hippe, Blieb ewig ein Fremdling der lüſternen Rippe; Wir lebten ein Leben, ſammt und ſonders, Unbetaſtbar den Krallen des Hypochonders; Auch drückten uns nimmer die Schuldenhöker Vom Schneidermeiſter und Apotheker. |

Vernehmt es, ihr Brüder! im Zorn ergeh's über Großvaterſtühl' und Canapee's! Canapee's zumahl ſind gefährliche Dinger, Und hätte ſie auch ein magiſcher Finger eit Blumen und Blärtern gar künſtlich verziert; Weh' dem, den die Lockung zum Raſten verführt!

Setzen wir d'rum in des Erdwallens Lotto Den Spruch: Nührt und regt euch! ein, als Motto! Und ſo wünſch' ich herzlich den Herren und Frauen, Zu Roß wie zu Fuß, auf luſtigen Auen

9 254 wen Das Heil der Bewegung und Begleiter un Jovial, empfindſam, keck und fo weitern Die, bey den Wettern, die ſtets uns dräuen , icht gleich aus dem Schlummer die Schildwacht

ſchreyen;

Wenn etwa ein Regenguß niederfährt, Und Cloacinens Element empört, Dasıan Füß' und an Falblas geſellig ſich grünt z Und e wie Franzen, am Unterkleid We 10

Wil einſt Ton Mors mir bie Kehle ver⸗ 35 ſchnü ren, So ruf ih zuletzt, bey; weit offenen Thüren, Noch, mit doppelt freudiger Regung: Vivat! in Ewigkeit hoch die Bewegung! Zumahl, wenn es gilt, in den Weltenkreiſen Mit Strahlen des Lichts um die Wette zu reiſen, Durch der Unendlichkeit Regionen, Und, Jo Triumph! ohne Poſtſtationen!

2 ere 255 7 72

5 s „I CNN LLC CA CCS . 9

Ideal eines Hauslehrers.

In einem Luſtſchloß auf dem Lande Wird für drey junge Herrn vom Stande, Des Nahmens großer Ahnen werth, Ein Lehrer Knall und Fall begehrt. Für das geſchickteſte Subject

Steht ſchon der Kammertiſch gedeckt. Zu merken! Der Begehrte ſey

An Seel' und Körper fehlerfrey! Sehr gut! iſt er ein Vielgereiſter, Und auch der freyen Künſte Meiſter. Sind ihm, wie wir im Sprichwort ſagen, Die Augen größer, wie der Magen, Das heißt, iſt er ein ſchwacher Eſſer, Und laſſer Trinker, deſto beſſer! Franzöſiſch, Griechiſch und Latein Muß von der feinſten Sorte ſeyn. Gewurzelt ſteh' er, gleich der Eiche, In der Gelahrtheit weitem Reiche. Im Nothfall muß, vor allen Dingen, Ihm ein galanter Vers gelingen,

Und auf des Forſtfachs grüner Bahn Hab' er ſich trefflich umgethan.

255

Daß er mit Flöt' und Violine In Winterſtunden uns bediene, Und manchem Schwank von Feen und Rittern, Das Zwergfell kräftig zu erſchüttern,

dach muthig froh beſtandner Jagd, Nun das verſteht ſich ungeſagt. Er ſoll das Kleeblatt unſ'rer Lieben Im Reiten, Tanzen, Fechten üben. In jeder arbeitsfreyen Stunde Ergetz' ihn die Dreſſur der Hunde; Wer damit waltet nach den Regeln, Der darf zum Lohn am Sonntag kegeln. Auch ſey er im Verſchnitt von Haaren Und im Raſiren wohl erfahren. Der Jahrgehalt macht funfzig Gulden, Nebſt Tilgung der Studentenſchulden.

n 257 wer

VIIIIIIIIII III > II - ae e e

VBerlodbungsangeige

Daß ich beym Italiener Pino,

Auf dem Kraͤhwinkelſchen Caſino, Nach eines raſchen Walzers Runde,

An Fräulein Adelheid Jucunde

Felicitas von Elſenmoor

Mein unberathnes Herz verlor,

Und, leider, auch ihr Eh'genoß

Zu werden auf ihr Ja beſchloß,

Wird hiermit Freunden, Anverwandten, Correſpondenten und Bekannten,

Eh's Fama noch umherpoſaunt,

Durch mein Organ in's Ohr geraunt. Die Braut, ſeit dreyßig Jahren ſchon Berühmt auf Deutfhlands Helikon

Als Urbild eleganter Sitten,

Laßt ſich das Mitgefühl verbitten.

5

Matth. Werke. 2. B. 8 N

wu 258 W

F. ˙ A DISS <a ce c<e<< SSS CEN

Heir th san ze

Verdammniß allen Hageſtolzen

In Pluto's Pech- und Schwefelgluth!

Mit hundert ſcharfgeſpitzten Bolzen Zerfleiſche ſie Cupido's Wuth!

Ha! welch ein götterwerthes Hymen Vollzogen wir zu Halberſtadt!

Nun muß der Weg ſich ſtets beblümen, Selbſt wenn des Lebens Winter naht, Das Firmament hängt uns voll Geigen, Die Freude ſchwingt den goldnen Stab,

Und Millionen Engel ſteigen

Die Jacobsleiter auf und ab.

Noch haben (perlt, o Wonnezahren!) 5 Groll, Zwieſpalt, Eiferſucht und Neid Die reinſte Melodie der Sphären Durch keine Diſſonanz entweiht!

Und doch, man wol’ es tief erwägen, Sind vier und zwanzig Stunden ſchon, Seit uns der prieſterliche Segen

In's Ehſtandsjoch geſpannt, entflohn! Dieß thun den Städten und den Städtchen, Vom Harzgebirge bis zum Sund,

In größter Eil' durch's Wochenblättchen Wir aus dem dritten Himmel kund.

e 259 r

c rr

Entbin dungs anzeige.

Mein vielgeliebtes Weib gebar

Mir ein geſundes Zwillingspaar- Entrufen einem Hochzeitſchmauſe, Begann ſogleich der Arzt vom Haufe, (Ein ſcharf betonter Wiederhall

Des hochberühmten Doctors Gall), Den Hirn-, vielmehr Gedankenkaſten Der Neugebornen zu betaſten.

Er ſprach: Schlecht ſteht's mit den Organen! Dem Einen, täuſcht mich nicht mein Ahnen, Wird einſt, bey federleichtem Schweben, Das Haar der Galgenzephyr heben.

Des Raub's Organ iſt unverkennbar, Und ſo das Reſultat auch nennbar.

Vom Andern, dieß erſcheint noch klarer, Weil hochverpönte Pſeudothaler

Er widermünzlich prägen wird,

Erblick' ich auch den Hals verſchnürt. Was kann ich armer Vater nun

Bey ſolcher Prophezeyung thun,

Als die verſchwaͤrzten Kinderſeelen

Dem Himmelreiche zu befehlen?

ern 260 wm

O daß der Tod noch heute käme,

Und freundlich in den Arm fie nahme! Dann ſchwebten aus dem Ihranenthafe Sie ſtracks empor zum Jubelſaale,

Wo man in eignem Gut nur webt,

Und folglich nicht nach fremdem ſtrebt; Wo man kein Geld im Beutel trägt, Und folglich auch kein falſches prägt; Dort iind fie Cherubsfahnenſchwenker, Und hier höhlt einſt fie doch der Henker!

mes 901 *. F rr

Porträt eines Hundes.

Ein brauner Mops hat ſich verlaufen, Der, ſchon ſeit Jahren krank und matt, Nicht aufſtand von der Lagerſtatt;

Sein ängſtliches Geſchnarch und Schnaufen Verkündigt euch auf hundert Schritte, Daß er den Herrn verloren hat.

Ihn unverkennbar macht ein Schwind Auf ſeines Rückens kahler Mitte;

Auch iſt ſein rechtes Auge blind.

Der einen Hinterpfote Knochen

Hat ihm ein Hausfeind morſch zerbrochen, So daß durch's Leben, voll Verdruß, Dreybeinig er ſich ſchleppen muß.

Der Schweif, einſt in ein Thor verkeilt, Iſt in drey Glieder abgetheilt.

An Vorderzähnen ſind nur ſieben

Dem armen Thier noch übrig blieben. Der Finder rufe: Monbrjoux! Allons! nur dem Verlaufnen zu,

na 202 Und zwar mit etwas Ungeſtüm, So folgt er frank und willig ihm. Dem, welcher dieſen treuen Hund Uns wiederbringt friſch und geſund, Reicht man bey Aaron Moſes bar Zwölf Gulden zur Belohnung dar,

n merk unge n.

ei h a Frets a EN anni! 5 eee e re Piel U Be RE Pit N 90 dan

PIIIIIIIIIIPIIIIID> I pe CCC S SSS CA e

m iin ee th a .

Das Livinerthal, an der Südſeite des St. Bott: hardsberges, welches bey dem Dorfe Polleggio endet, ge— hört, wegen ſeiner romantiſchen Felſenanſichten, herr— lichen Bäume, reichen Waſſerfälle und kräftigen Vege— tation, zu den reitzendſten Bergthälern der Welt, und wird daher mit Recht als eine der vorzüglichſten Schulen für den Landſchaftsmahler betrachtet.

Lugano.

Bey dieſer, im italieniſchen Helvetien, am Ufer des davon benannten Sees gelegenen Stadt, können die über den St. Gotthardspaß nach Latium wallfahrtenden Pilger ſich zuerſt mit dem Zurufe begrüßen: Italien! Denn hier beginnt die Phyſiognomik der die Südländer charakteriſirenden Gewächſe.

Die nordiſche Sappho. Friederike Brun, geb. Münrer, welche der Verfaſſer, mit dem gemein- ſchaftlichen Freunde von Bonſtetten, hier auf ſeiner Durchreiſe mach Italien, unerwartet wieder antraf.

Villa Pliniana.

Hier bewohnte der jüngere Plinius, deſſen Vater ſtadt Como war, ein anſpruchloſes, aber durch die um— gebende Landſchaft reitzendes Landhaus. An einem Fel— ſenabhange ſteht jetzt ein modernes Gebäude, welches den Nahmen Villapliniana führt. Waſſerreiche Bä— che ſtürzen ſich auf deyden Seiten in Katarakten herab. Aber eine ſeltene Laune der Natur umfaßt das Gebäude

266 ſelbſt. In feiner Witte iſt ein Waſſerbehaͤlter. Die Quelle, welche ihn füllt, fließt periodiſch, und ſteigt und fällt nach beſtimmten Geſetzen. Zu einer genauern Beobach— tung dieſer Fluth und Ebbe iſt ein Maßſtab angebracht. In der Mauer der Halle findet man die auf dieſe inter— mittirende Quelle Bezug habenden Worte aus einem Briefe des Plinius an feinen Freund Licinius mit gol-⸗ denen Lettern eingegraben: Fons oritur in monte, per st xa decurrit, excipitur cvenatiuncula manu facta: ibi paululum retentus in Larium laeum decidit. Hujus mira natura: ter in die statis auctibus ac diminutionibus erescit decrescitque. Cernitur id palam, et cum summa voluptate deprebenditur. Juxta recumbis et vesceris; atque etiam ex ipso fonte (nam est frigidissimus) potas; interim ille certis dimensisque momentis vel subtrahitur, vel assurgit. Si diutius ubserves, utrumque iterum ac tertio videas. Plin. Ep. L. IV. 30. Petrarchs Virgil in Mailand.

Dieſer berühmte Codex, welcher Anmerkungen von Petrarchs Handſchrift und die kurze Geſchichte der erſten Erblickung der ſchönen Laura, als Inſcription vor dem Titelblatte, enthält, iſt, als eine der erſten Seltenhei— ten der ambroſianiſchen Bibliothek zu Mailand, nach Paris übergegangen.

Der Herbſtabend.

Wenn er, ſelbſt in morſcher Barke. Das Bild it von einem Gemählde Vernets entlehnt, auf welchem der Steuermann eines ſchon ſinkenden Schiffes, immer noch mit ungebeugtem Muthe, das ihm anver— traute Steuerruder feſt hält.

Ti bur.

Dir venuſiſcher Schwan. Anfpielung auf Ho⸗ razens zwanzigſte Ode im zweyten Buche, wo der Dich—

wu 267 921.

ter, in einen Schwan verwandelt, über den Erdball hinſchwebt und ſich feine künftige Unſterblichkeit weiſſagt, Venuſium war ſein Geburtsort.

Angelika.

Angelika Kauffmann ward zu Schwarzen⸗ berg, einem Dörfchen im Walde von Bregenz, gebo— ren. Dort ſteht noch ihr Familienhaus. Man nannte fie Angelika, nach einer Kloſterfrau von Salis-See⸗ wis, ihrer Mutter Freundinn, und ihrer Taufpathe. Ihr Vater war Mahler, und verfertigte fromme Vilder für die Klöſter, und Altarblätter für die kleinen Kirchen der Lombardey. Frühe käm ſie aus dem Alpenthale weg, von dem aber für immer ſüße Bilder der Ruhe und Un— ſchuld ihr in Geiſt und Herz blieben. Oft begleitete ſie den Vater auf ſeinen Gewerbreiſen in Oberitalien. Zu— erſt offenbarte ſich ihr Kunſtgenie, als ſie ſo große Mühe hatte, die Buchſtaben und Zahlen aus der Kinderfibel zu lernen, und man dagegen Naſen, Ohren und Ge— ſichtsprofile, welche dieſes Elementarbuch Nürnbergs zierten, auf dem häuslichen Schiefertiſche in hundert Co— pien wiederfand. Die guten Altern verſtanden den Wink der Natur, und Angelika zeichnete früh unter der vä— terlichen Leitung. Einſt nahm ihr Vater ſie mit nach Mailand. Noch in den Spätjahren des Lebens glänzten ihre Augen wie vom Wiederſcheine des Morgenroths, das damahls in ihrer jungen Seele aufging, als ſie nun eine heilige Familie von Raphael, und das Abendmahl von Leonardo da Vin ei erblickte. Jetzt hatten die verworrenen Bilder ihrer Phantaſie Leben, und die Wün— ſche ihrer Bruſt ein Ziel erhalten! Oftmahls kehrte fie. auf ihren vielen Reiſen, über die Alpen für Wochen und Monathe in das väterliche Thal zurück. Traurig war ſie, erfahren zu haben, daß nun ein Wagenweg nach Schwar— zenberg gehe, ſtatt des engen Fußpfades: „Wenn nur

268

nicht Unſchuld und Treue nun auch geſchwind zum Lande hinausfahren!“ ſeufzte fie herzlich.

Im Jahre 1796 wurde mir zu Rom einige Mahle das Vergnügen zu Theil, der verewigten Angelika Kauffmann, während ſie vor der Staffeley arbeitete, aus deutſchen Dichtern vorzuleſen Immer horchte ſie, an der Themſe, wie an der Tiber, den Geſängen der vaterländiſchen Muſe mit Wohlgefallen.

Eines Vormittags hörte ſie, mit hohem Intereſſe, einige lyriſche Stücke von Schiller, mahlte aber da— bey mit ruhiger Beſonnenheit fort Auf dieſe folgte eine der reichſten, originellſten und genievollſten poetiſchen Compoſitionen, die mir in unſerer Sprache bekannt ſind: Der Wanderer von Göthe. Mein ahnender Sinn hatte mich nicht getäuſcht. Der Eindruck, den dieſe echtgrie⸗ chiſche Antike in ihrem zartfühlenden Gemüthe hervor— brachte, war ſo mächtig, daß fie plötzlich den Pinſel nie: derlegte, und mit einem wunderbar concentrirten Aus— drucke der Stimme um eine zweyte Lectüre bath. Das ganze Weſen der ſtillen, veſtalenhaften, in ſich gewand— ten Angelika ward, wie durch einen gewaltigen elek— triſchen Schlag, erhöht und erſchüttert Thränen füllten ihr ſeelenvolles Auge Ihr Schweigen war das Schwei— gen einer begeiſterten Muſe. Endlich brach ſie mit ſchö— nem Enthufiasmus in die Worte aus: „Welche Gluth der Empfindung! Welch ein Zauber des Colorits! Welch eine Tiefe des Kunſtſinns! O die Scene, wo der Wan⸗ derer das Kind auf den Armen wiegt, und die junge Frau mit der Trinkſchale vom Brunnen zurückkommt, will ich verſuchen darzuſtellen! Sie ſteht ſo lebendig vor mir da, daß es von meiner Seite nichts weiter bedarf, als einer treuen Copie“ Zwey Tage nach dieſem Beſuche in Angelika's Arbeitszimmer verließ ich Rom. Kurz nachher wälzte der Krieg ſich immer weiter über Italien fort. Ein langer Winterſchlaf der Kunſt folgte dieſer ver⸗

269

hängnißvollen Epoche. Hat die von den Stürmen der Zeitbegebenheiten hart bedrängte Künſtlerinn ihre, in Abs ſicht auf das Gemählde nach Gothe, ſich ſelbſt fo feyer— lich gethane Zuſage erfüllen können, oder nicht? Dieſe Frage, fo oft ich fie ſchriftlich und mündlich ſeitdem auch wiederhohlte blieb noch immer ohne befriedigende Ant— wort. Mußte Angelika, wie leider die Wahrſcheinlich— keit befürchten läßt, es alſo bloß bey der idealiſchen Em— pfängniß bewenden laſſen, ſo hätten wir allerdings ein in jeder Hinſicht vortreffliches Bild zu betrauern; denn ſchwerlich wurde wohl jemahls ein Süjet mit fo glühen— der Liebe von ihrem Genius ergriffen, wie dieſes.

Raphaels, Verklärung.

Raphael ſtarb kurz nach der Vollendung dieſes ſeines gefeyerteſten Gemähldes, im Jahre 1520,

Der Lorber an Virgils Grabe.

An einer kleinen Kluft, auf der reitzenden Höhe von Poſilippo, unweit Neapel, ſteht das antike Gemäuer, Virgils Grab genannt. Anmuthig uinſchattet iſt das Plätzchen, wo der Dichter vielleicht lebend oft verweilte, wenn auch gleich dieſes Monument ſeine Aſche nicht birgt. Den Lorber auf dem Gemäuer ſucht man eben fo vers geblich, wie zu Päſtum die Roſen. Auch keine Spur neu: aufkeimender Sprößlinge iſt unter dem Geranke der Bromberen und des wilden Weinſtockes zu entdecken.

Hamiltons Vaſen.

Die Seele Hamiltons hing in den ſpäteren Le— bensjahren mit eben der Leidenſchaft an dieſen ſchönen und geheimnißvollen Phantaſiebildern der Vorwelt, als in den früheren an den Ausbrüchen des Veſuvs. Seine Sammlung altgriechiſcher Vaſen, jetzt größten Theils nach London verſetzt, galt für eine der erſten in der Welt.

II EN 2 7 0 *

Wilhelm Tiſchbeins Umriſſe derſelben ſind keinem Kunſtfreunde unbekannt, oder ſollten es zum wenigſten nicht ſeyn. Dieſer gelehrte Kunſtler erklärt die Figuren auf den meiſten dieſer Gefäße, in Abſicht auf Richtigkeit und Leichtigkeit der Zeichnung, für unübertrefflich, und jedem Copiſten (Trotz der geübteſten Meiſterhand) für unerreichbar.

Plä ſſt u m.

Dieſe altgriechiſche Colonie führte auch den Nah— men Poſeidonia, weil Neptun daſelbſt vorzüglich verehrt wurde. Von ihren merkwürdigen Reſten zeichnete ein junger Mahler zu Neapel, gebürtig aus dem beuach— barten Flecken Capaccio, um das Jahr 1752 etwas ab, und zeigte es ſeinem Meiſter. Einige Engländer ſahen dieſe Entwürſe und wurden dadurch begierig, den Ort ſelbſt zu beſuchen. Von der Zeit an wurden die Neapo— litaner, von denen die wenigſten bisher die Überbleibſel einer ganzen Stadt in ſolcher Nähe geahnet hatten, auf- merkſam. Der Graf Gazoles that eine Reiſe dapin, und ließ alles genau abzeichnen, um ein eignes Werk darüber zu ſchreiben.

Man unterſcheidet noch deutlich die in's Gevierte gezogenen Ringmauern, nebſt den Stadtthoren. Sie ſind aus großen Quadern, die nach der auswendigen Seite wie Diamanten zugefpigt find, ohne Mörtel zu: ſammengeſetzt. Innerhalb erheben ſich zwey Tempel und ein öffentliches Gebäude, welches die meiſten Antiquare für eine Baſilika, und de wenigſten für ein Gymnaſium halten. Außer dem Paatheon zu Rom trifft man keine Gebäude aus dem Altertyume von ſo vollſtändiger Er— haltung an. An einem Tempel ſind noch beyde Giebel völlig erhalten. Alle drer Monumente haben einen Säu— lengang rings umher. Man zählt an beyden Tempeln gegen Weſten und Oſten ſechs Säulen, gegen Süden

und Norden an dem einen vierzehn, und an dem andern dreyzehn, die beyden Eckſäulen mitgerechnet. Das us nere der Tempel iſt, nach antiker Üblichkeit, von einer Mauer umgeben. Alle Säulen ſind doriſcher Ordnung und kannelirt, jedoch ohne Baſe.

An den drey Gebäuden iſt der obere Theil des Ge— bälkes, nähmlich der Carnieß, weggelaſſen; und weil fie die älteſten architectonifchen, Denkmähler doriſcher Ordnung ſind, ſo bemerkt man, daß die Triglyphen und Metopen nicht nach der Art, wie man in der Folge ſie ausbildete, angebracht wurden.

Mitten in den Ringmauern der Stadt liegt das Am— phitheater, wovon noch zehen Reihen Sitze und die dar— unter beſindlichen Gewölbe ſich aufrecht erhalten haben.

Hier wo der Asphodell nun. (Asphodelus ramosus. L.) Dieſe Blume, welche ſehr häufig in der Gegend um Päſtum angetroffen wird, verbreitet einen unbeſchreiblich widrigen Geruch.

as fir nere

Parthenope. Neapel. Die pofeidoni: Then Tempel. Die Monumente von Päfium.

Am blanduſiſchen Quell. Ein Quell in der

Nähe von Horazens Villa im ſabiniſchen Haine Hora t. Od, 13. lib. 3

Strophen, dem Geburtsfeſte eines deut— ſchen Prinzen geweiht. Georgium. Der fogen zunte Georgengarten bey Deſſau. Meine kleine hier davon gelieferte Zeichnung eignet ſich übrigens kaum zur Vignette für die muſter— hafte Beſchreibung dieſer ſchönen Kunſtlandſchaft durch meinen Freund Auguſt von Rode.

6 272 won Sehnſucht nad Rom.

Philoktet. Des Poas Sohn, und ein Freund des Hereules. Auf ſeinem Zuge gegen Troja ward er, auf der Inſel Lemnos, durch den Biß einer Natter am Fuße verwundet, und dieſe traurige Einöde blieb fein Aufenthalt, bis er wieder hergeſtellt wer.

Eos. Der griechiſche Nahme der Kurora.

Borgheſes Paradies. Die Villa Borg⸗ heſe behauptet unter allen römiſchen Villen unſtreitig den erſten Rang, theils wegen ihres reichen Kunſtſcha— tzes, theils wegen des wahrhaft großen und edlen Ge— ſchmacks in ihren Park- und Gartenvartien.

Der Lorberwald von Medicis. Ein Abend⸗ ſpatziergang in der an Lorberbäumen vorzüglich reichen Villa Medieis, gehört zu den angenehmſten, die man in Rom zu dieſer Tageszeit machen kann, weil nicht nur die Stadt, fondern auch ein grofler Theil der umliegenden Gegend, beym Untergang der Sonne, von hier aus in der vortheilhafteſten und prachtvollſten Be— leuchtung erſcheint

Pamphilis Anemonenflur. In der Villa Pamphili, vor der Porta die S. Pancrazio, gewährt die unglaubliche Menge weißer, violetter und ſcharlach— rother Anemonen, welche auf einer anſehnlichen, von majeſtätiſchen Pinjen eingeſchloſſenen Wieſenfläche, ſchon in den erſten Tagen des Märzmonaths u} einen ſehr reitzenden Anblick.

Anthuſa. Das alte Rom hatte einige geheime Nahmen, um, bey etwaiger Entweibung feiner eigent— lichen, unter dieſen dem Schutze der Götter empfohlen werden zu konnen. Einer davon hieß AvYovoz, die Blüte hende.

Siegesbogen Die Triumphbogen des Titus, Septimius, Severus und Gonjtantinus.

nun 2 7 3 7 7

Obelisken. Antiken am Nil der Vor— welt Pilgern ſchon Die Vorſtellung, daß dieſe my— ſtiſchen Säulen fhon zu einer Zeit, die für uns graues Alterthum iſt, als Neſte des grauen Alterthums vom Fremdlinge aufgeſucht und betrachtet wurden, macht ih— ren Anblick noch impoſanter und ehrwuürdiger Vor bey: nahe zwey tauſend Jahren erklärte ein Prieſter zu The— ben in Agypten dem reiſenden Germanicus die Hiero— glyphenſchrift eines uralten Obelisken. „Germanicus be— fab” , erzählt Tacitus im zweyten Buche feiner Annalen, »die wichtigen Reſte des alten Thebens, und wirklich war noch ägyptiſche Schrift an den Obelisken zu ſehen, die von ehemahliger Größe zeugte. Einer der älteſten Prieſter mußte die Landesſprache dolmetſchen.“

Coliſeum. Das unter dieſem Nahmen bekannte Amphitheater Vespaſians würde noch unverſehrt da ſte— hen, wenn nicht ein beträchtlicher Theil desſelben, zu— erſt durch barbariſche Völker, und hierauf durch barba— riſche Päpſte wäre zertrümmert worden. Unter den Letz— teren hat Paul III. am unerbittlichſten gegen dieſes er— habene Monument gewüthet, indem er den ungeheuern Farneſiſchen Pallaſt einzig von Steinen des Coliſeums erbauen ließ. Auch zum Pallaſte von St. Marco und der Cancellaria mußte es die Materialien liefern.

Forum. Dieſer Mittelpunct der ehemahligen Welt: beherrſchung, wo das römiſche Volk ſeine Verſammlun— gen, und Cicero ſeine unſterblichen Neden hielt, heißt jetzt Campo Vaceino, und bleibt, noch in feiner Vers ſunkenheit, für den fühlenden Geſchichts- und Alter— thumskenner die merkwürdigſte Stelle des Erdbodens. In einem unbeträchtlichen Raume finden ſich hier eine Menge von architectoniſchen Denkmählern vereinigt, die der ergänzenden Einbildungskraft einen Genuß gewähren, wovon nur diejenigen ſich einen Begriff machen können,

Matth. Werks, 2 V. : 2

res 2 7 4 *

welche jemahls, den Livius oder Tacitus in der Hand, dieſen heiligen Boden betreten haben.

Arethuſa. Eine durch mehrere Dichter des Alter— thums berühmte Quelle bey Syrakus, die jetzt aber größ— ten Theils verſchüttet iſt. l

S. Ovid, Metam. V. 574 641.

Nemeſis Sie beugte den Nacken des Übermüthi— gen und Stolzen, verfolgte mit unerbittlicher Strenge den Verbrecher und Frevler, und erhob den edlen Unter— drückten aus dem Staube. Sie wird meiſtens mit einem Zaume oder einem Längen maße in den Händen abge— bildet.

Der Mordwuth Rotte. Die Verſchwörung des Catilina.

Hymettus. Ein Berg im attifhen Gebiethe, welcher Thymian und andere Bienenkräuter in großer Menge hervorbrachte, und deſſen Honig für den vorzüg— lichſten in der Welt gehalten wurde.

Dich, deſſen Qual. Die Gruppe des Laokoon. Dieß iſt das Werk, welches, wie Plinius ſagt, allen Statuen und Gemählden des Alterthums vorzuziehen iſt; und es gibt kein auf uns gekommenes antikes Denkmahl der Bildhauerey, welches ſo große Kenntniſſe des Künſt— lers vorausſetzte, als dieſes.

Ugolino. Der Hungertod Ugolino's und feiner Söhne iſt durch Dante's Erzählung (Inferno. Canto 33.), Gerſtenbergs Trauerſpiel, und den dieſe gräß— liche Scene darſtellenden Kupferſtich nach Reynolds, hin— reichend bekannt. In Piſa hat ſich das Andenken dieſer Begebenheit noch durch Überlieferung erhalten; aber die Stelle des Hungerthurms weiß Niemand mehr mit Zu— verläſſigkeit anzugeben.

Euch, quirinaliſche Koloſſe. Die koloſſali— ſchen Statuen der beyden Roſſebändiger, die nach der

Meinung der meiſten Antiquare den Kaſtor und Pollux vorſtellen. Sie ſtanden ehemahls am Eingange des Ha— fens von Alexandrien, von wo Kaiſer Conſtantin fie nach Rom bringen und in feinen Thermen aufſtellen ließ, aus deren Schutte ſie hervorgezogen wurden.

Dich, Torſo. Der Rumpf des Hercules, den Michael Angelo für das größte Meiſterwerk der alten Kunſt hielt. Die Hauptvortrefflichkeit desſelben beſteht in der weichen, beſtimmten und fließenden Muskulatur, und ganz beſonders in der Feinheit und Leichtigkeit der Übergänge der Muskeln.

Dich, Sonnengott im Belvedere. Der vatikaniſche Apoll, das höchſte Ideal himmliſcher, über die Natur erhabener Schönheit. Dieſe Statue ward aus Griechenland, wahrſcheinlich durch den Nero, nach An— tium, dem heutigen Nettuno, gebracht, wo man fie vor etwa dreyhundert Jahren wieder ausgrub.

Die ernfte Pyramide Die Pyramide des Ca: jus Ceſtius, bey welcher die in Rom ſterbenden Prote— ſtanten begraben werden.

Scherbenberg. Dieſer Hügel, der im alten Rom Mons testaceus (Scherbenberg) hieß, hat eine Höhe von etwa hundert und funfzig Fuß, und iſt aus den nach und nach auf einer Stelle zuſammengeworfenen Scherben der Töpferöfen entſtanden, die ſchon zu Tarquins des Altes ren Zeiten in dieſer Gegend waren. Die heutigen Ro: mer nennen ihn Monte testaccio und haben Weinkeller darin angelegt, welche ſich durch ihre außerordentliche Kühle vor allen übrigen auszeichnen.

Veſta's Tempelrunde. Der Tempel der Veſta zu Tivoli, dem ehemahligen Tibur. Er ſteht im Garten des Wirthshauſes, auf einem Felſen, an deſſen Fuße der Teverone vorbeyrauſcht. Die meiſten Reiſenden hal— ten ihre Mahlzeiten darin. a 2

Ü

Dem Katarakt. Der Teverone ftürzt fih nicht weit vom Tempel der Veſta, aus einer Höhe von drey— ßig Ellen, durch die berühmte Neptunsgrotte, in das enge, darunter liegende Felſenthal. Diefer Fluß hieß bey den Alten Anio. Brutus, Caſſius, Varus, Mä— cenas, Properz und Quintilian hatten Landhäuſer in dieſer Gegend, für welche aber Niemand eine entſchiedene Vorliebe gehabt zu haben ſcheint, als Horaz, der hier ſein Leben zu beſchließen wünſchte, und dem kein Win— kel der Erde freundlicher lachte.

Quam domus Albuneae resonantis, Et praeceps Anio et Tiburni lucus et uda

Mobilibus pomaria rivis, Od. VII. Iib. 1.

Tibur Argeo positum colono, Sit meae sedes uiinam senectae; Sıt modus lasso maris et viarum Militiaeque, Od. VI. lib. 2.

Alban os Berg. Auf dem albaniſchen Berge, (Mons albanus, jetzt Monte cavo) lag der, unter dem zweyten Tarquin erbaute Tempel des Japiter latialis, von deſſen Ringmauer ſich noch ein Theil erhalten hat. Hier opferten die triumphirenden Feldherren einige Tage nach dem capitoliniſchen Opfer, und hier feyerte man in älteren Zeiten die Feſte des lateiniſchen Bundes. Von dem gepflaſterten Wege, welcher zum Tempel führte, ſieht man noch anſehnliche Reſte, die zu den ſchönſten Fragmenten antiker Straßen gehören. Die Ausſicht vom Gipfel des Berges vereinigt fo viele große und anzie— hende Gegenſtände, daß kein Neiſender Italien verlaſ— fen ſollte, phne den Monte cavo beftiegen zu haben.

Gregor und Alexander. Wenige Päpſte ba:

*

re A ee

ben unſtreitig den Mißbrauch der hierarchiſchen Gewalt weiter getrieben, als Gregor VII und Alexander VI.

Palatin. Rom begann mit der Bebauung des pa— latiniſchen Hügels, in deſſen Nähe nachher die ſchönſten und größten Denkmähler der Baukunſt entſtanden.

Mark: Aurel Die Ritterſtatue dieſes Kaiſers, auf dem Platze des Capitols, iſt unter den wenigen an— tiken Kunſtwerken in Bronze, die der Zerſtörung ent— gangen ſind, das vollkommenſte.

Gemählde der Zeit.

Erſcheint kein Cherub Dem Dichter ſchweb— ten bey dieſer Strophe die Figuren von Raphaels Engeln im vaticaniſchen Pallaſte vor, die den Heliodor aus dem Tempel treiben, und zu dem Vollkommenſten gehören, was die Mahlerey hervorgebracht hat.

Und Ariſtide gleich Verworfnen einzu: kerkern. Ariſtides, mit dem Ehrennahmen der Ge— rechte, war einer der unbeſcholtenſten und redlichſten Patrioten im alten Athen.

Von Irlands Rieſendamm. Der Rieſen— damm (Giant's Causeway) an der Küſte von Antrim in Irland, beſteht, gleich der Fingalsgrotte, aus unge— heuern, durch die Hand der Natur zuſammengefügten Baſaltſäulen. e

Katakomben, unterirdiſche Gänge mit weitläuf— tigen Seitenkammern und Irrwegen nach allen Rich— tungen, ſinden ſich noch jetzt in Agypten ſowohl aus den früheſten Zeiten der Pharaone, als aus den Zeiten der Ptolomäer in der Nekropolis bey Alexandrien in Sici— lien, ſowohl aus den Zeiten der griechiſchen Coloniſa— tion bei Syrakus, als aus dem Zeitalter der Sarace— nen, in Etrurien aus ſehr frühen Zeiten, als das Ver— brennen der Todten dort noch nicht eingeführt war, und

ws 2 7 8 ua

wieder aus ſehr fpäten, und endlich, in Verſchlingun— gen und Windungen, die vielleicht bis nach Oſtia gehen, in Roms Umgegend. Dieß alles wird durch das neue, ſeit vierzig Jahren vorbereitete, und nun in Paris er— ſchienene Werk des ehrwürdigen Greiſes Seroux d'Agincourt (Histoire de Part par les monumens de- puis sa decadence au 4. siecle jusqu'à son renouvelle- ment au 16 par Seroux d’Agincourt, Paris 1810) in licht- vollen Überſichten uns dargeſtellt. Herr Artaud lie— ferte zu gleicher Zeit über die Katakomben von Rom ein durch Mannigfaltigkeit des Inhalts und Leichtigkeit des Vortrags im nähmlichen Grade anziehendes Werk: Voyage dans les Catacombes de Rome, par un membre de Académie de Cortone. Paris 1810.

Parthenope. Der äliefte Nahme der Stadt Neapel.

Tiburs Hügel. Einige der ſchönſten Oden des Q. Horatius Flaccus athmen ſeine ſchwärmeriſche Vorliebe für Tibur, welche ſelbſt noch durch das heutige Tivoli gerechtfertiget wird, wiewohl die Zeit von den Denkmählern der altrömiſchen Herrlichkeit nur Schutt und Ruinen übrig ließ.

Im Schirm des Brotbaums und der Ko— kuspalme. Viele Leſer denken ſich hier gewiß mit dem Dichter die Inſel Otahiti, wo wir, wie Wie— land ſagt, mit Recht ſo erſtaunt ſind, unſere Lieblings— träume von arkadiſcher Unſchuld, Einfalt, Ruhe und kummerfreyem Wohlleben eines Volkes, das in ewiger, unbeſorgter, lieblicher Kindheit am Buſen der Natur hängt, realiſirt zu ſehen.

K IRF DEE IE

Man vergeſſe nicht, daß die Entſtehung dieſes Ge— dichts in das für die Schweitz ſo verderbliche Jahr 1799

sera 2 79 C

fällt. Damahls konnte Niemand die Erfüllung der am Ende vorkommenden Weiſſagung unwahrſcheinlich fin— den, welches jetzt glücklicher Weiſe wieder der Fall ſeyn kann.

a eli e n Dich auf Alraunbeeten. Die Rockenphiloſo— phie ſchreibt der Wurzel des Alrauns (Atropa mandragora L.) ganz beſondere magiſche Kräfte zu.

Opfer geſan g.

Zu Franzens Opferfeſt. Leopold Fried: rich Franz, älteſter regierender Herzog und Fürſt zu Anhalt-Deſſau.

Agnes und Erdmannsdorff. Agnes, die Schweſter, und Erdmannsdorff, der Jugendfreund des Herzogs, waren, einige Monathe zuvor, nicht lange nach einander, geſtorben. Die Biographie Erdmanns— dorffs, vom trefflichen Verdeutſcher des Vitruv, muß jedem Freunde des Guten und Schönen willkommen ſeyn.

u

5. 10% 1 N Tre 7211) * 21 aa eee fe. fi Wii 1. 17 . i dene

Er

227.5 1580 45 a RETTEN 69 1 x eur

ie 1 e .

2

*

PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET

UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY

PT Matthisson, Friedrich von 2428 Sammtliche Werke

M6A1

1814

Bd.2