■V -&> J*X ( W ,** «1«. ,T7^ ■■ ' ^T * ■ I " " U I ! THE UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY 580.5 05 CO V.ll rj ^htfv€0 Vh&'O-' 0> Gemeinnütziges Organ für !. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. (Oesterr. botanisches Wochenblatt.) 4 Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, Apotheker und Techniker. XI. Jalirgang. 1861. WIEN. Druck v o n Carl U e b e r r e u t e r. 5 ^> Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekononien, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Teehniker. Mit Original - Beiträgen von Alefeld, Alschinger, Arndt, Bayer, Bentzel-Slernaii, Braun, Breindl, Breitenloliner, Buliiheim, Celakovsky, Feiller, Haberlandt, Hampe, Hechel, Hess, Hoi'maiin, Hohcnacker, Janka, Juratzka, Kanitz, Keck, Kotschy, Kreutzer, Krzisch, Landerer, Marschall, Milde, Monlieim, Miinch, Niessl, Obcrleitner, Patze, Pitloni, Reichardt, Sardagna, Sautermeisler, Schellenbaum , Schramm, Schur, Senoner, Stur, Thiimen- (iräfendorf, Uechtritz, Val de Lievre, Vulpius, Weiss, Wiesner. von D* Alexander Skofitz, Magister der Pharmacic, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer Gelehrten - Gesellschaften Mitglied. XI. Jahrgang. (Mit 4 Lithographien,) Wien, «I. Verlag v o n C. G e r o 1 d. £"£o. & OS Y, I I Ocsterreichischc BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für i>ie österreichische Exemplare, % botanische Zeitschrift Ruf all iL II iw] II t\i q ni Lui' die frei durch die Post be- erscheint 001311111 UHU IHM U< I . ZOpen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. hlos bei der Ri-dnktion mitn5Pfl.n*Tkp.r oelriv! Gärtaer, Dekooomen, Fois hiiäii Her, Aerzte, * *5*ä£^Ü^ (3 Thlr. 10 Ngr.i I ,1 I j t 1 I Im Wege des ganz.j ährig, oder ADOiIIPICI' 11110 IPCllIllker. Buchhandels übernimmt mit * II. e:l kr. Oesi. W. r. Pränumeration halbjährig. C Gerold"s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitseile "KTo O so wie alle übriKen 10 kr. Oest. W7 JJI =\ /C i Buchhandlungen. % XI. Jahrgang WIES. Februar 1861. INHALT: Ueber FilaraenTeV-Verlängerung. Von Dr. Alefeld. — Botanische Findlinge. Von Dr. Breitenlohne r. — Nachricht über Welwitsch. Von Pitloni. — Zur Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Schur. — Nachtrag zur Flora des Niesen. Von Dr. Hess. — Botanische Notizen. Von Dr. Landerer. — Bitte.— Abies Reg. Amaliae. — 15. Jahresbericht des botanischen Tauschvpreins. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Millheilungen. — Inserat. Ueber Filaiueiitenverläiigeriiiig einiger Papilionaceen. Von Dr. Alefeld. Bekanntlich besitzt die bei weitem grösste Zahl der Leguminosen 10 Filamente, in zwei Kreise geordnet. Der äussere den Korollblältern zunächst stehende und mit ihnen alternirende Kreis besitzt in allen Fällen in der Knospe etwas längere Filamente; der innere dem Eierstock nächste , den Korollblättern opponirende Kreis , in der Knospe die kürzeren, so dass die Antheren der ersteren , wenn alle 10 ferlil, in einem höheren Kreise, die der letzteren in einem Kreise dicht darunter stehen. So fand ich es selbst noch bei den Mimosaceen, die nur 10 Filamente entwickeln und ist reichlich be- kannt. Dass sich aber bei vielen Papilionaceen ein Theil der Staubfäden beim Aufblüh en schnell verlängert, während der andere zurückbleibt v so dass die Antheren während der Blüthe ganz anders zu stehen kommen als in der Knospe ; diess fand ich mit Ausnahme von Scorpiurus bei D^jjk, in keinem der mir zugäng- lichen Werke bemerkt , währeiKl^Bfcfiir die Charakteristik der Gattungen doch .so wichtig ist. AnjMmTiillendslen und merkbarsten ist dies wohl bei Sarothamrms, dt^M^i allen Arien dieser Gattung die Blüthen so ansehnlich gross sn^ Aber nicht einmal von dieser Oesterr. Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1861. ** 34 Gattung finde ich dos besagten Unistandes Erwähnung; weder in Koch's Synopsis, noch in Endlich er's gen. plant, oder De Can- dolle's prodr., noch in dem sonst so ausführlichen und genauen Leguminosenwerke von Brown, noch in den Schriften des ver- dienten Vogel; w esshalb ich die Herren Botaniker hiermit darauf aufmerksam machen möchte. Bei den Cassiaceen*^) (Caesalpinieae R. Br.) ist diese Erschei- nung viel häufiger als bei den Papilionaceen , z. B. bei Cassia, Bauhinia, Intsia, Anthonota etc.; daher auch schon von den Syste- matikern beobachtet und benutzt ; doch auch hier nicht in dem Umfange als es der Gegensland wohl verdient. Wie in den bei weitem meisten Fällen im Reiche der Phanerogamen zeigt auch hier die Beobachtung, dass die zurückbleibenden Filamente , wenn sie nicht vollkommen antherenlos sind , Antheren tragen ohne Pollen, oder mit befruchtungsunfähigen oder doch wenigstens mit weniger reichlichen Pollen. Ich fand bis jetzt bei den Papilionaceen sechs verschiedene Verlängerungsweisen. Die erste und, häufigste ist die, dass die fünf Staubfäden des äusseren Kreises , die also schon in der Knospe ohnehin etwas länger sind, als die des inneren, während der Blüthe sich bedeutend verlängern, so dass sie meist etwa doppelte Länge als die des inneren erlangen, auch länger vegetiren, als die des in- neren früher verschrumpfenden. So ist es bei den zahlreichen Arten der Gattung Lupinus, dann bei einer als Oxytropis bestimmt er- haltenen, aber Lupmus am nächsten verwandten, sehr ausgezeichneten neuen Leguminosengattung von Mexico; so ferner bei Lotus, Tetra- gonolobus und Indigofera; so bei Scorpiurus und Hippocrepis. Die zweite ist die, dass die 5 Filamente des inneren , in der Knospe kürzeren Kreises sich in der Blülhe verlängern. So fand ich es allein bei Retama (monosptrma), wenn ich recht gesehen habe, da ich, als ich deren frische Blüthen untersuchte, meine Unter- suchungen darüber zuerst anfing. Die dritte die, dass sich nur die 4 unteren Filamente des in- neren Kreises und zwar stark verlängern : alle Surothamnus. Die vierte die, da&s sich das unterste Filament des äusseren und die 2 daneben stehenden des inneren Kreises, also zusammen die 3 untersten Filamente am stärksten verlängern und die bei weitem dicksten Filamente haben ; die 2 oberen Filamente des äusseren Kreises beim Aufblühen sogleich verschrumpften und die noch übrigen 5 Filamente sich nur sehr wenig verlängern, so dass eigentlich 3 Fila- mentenhöhen bestehen. So fand ich es bei Spartium juncum L. Die fünfte die, dass sich 6 Filamente verlängern, nämlich die fünf des inneren Kreises und das unterste des äusseren Kreises. So ist es Alan entschuldige, dass icli^HLBro \v n*schen Namon der Familie in Cas- sinceae umändere; da ic)4Q|^L die meisten jetzt lebenden Botaniker alle Namen der Ordines auf ac< sehr wandelbar. So haben z. ß. die mir vorliegenden Exemplare 10—12 Blüthen in einer Traube und nicht etwa 4, wie D. C- und Koch wollen. Sie haben auf der Fahne nur einzelne Härchen, -vahrend die Deckblättchen lineal und die Fahnen oben seicht ausgerandet sind. Dass zwei Pflanzen von so verschiedenem Habitus zu c:ner Gattung vereinigt werden, kann nicht anstossen, da ja auch Genista fast ebenso viele 3zählige als ganzblätterige Arten enthält und die Gattungselemente bei den 2 Arten ohnehin völlig übereinstimmen. Den Mönch'schen Gattungsnamen Genistella mochte ich nicht annehmen, da neben Genista Namen wie Genistella Mönch und genistoides Mönch von Niemanden geliebt werden; ebensowenig als neben Phaseolus : Phasellus Mönch und Phasiolus Mönch oder neben Vicia: Vicioides Mönch und viele ähnlich gebildete Mö nch'- sche Gattungsnamen. Ob er am stadt bei Darmstadt, im November 1860. Botanische Findlinge. Eine Reihe von Betrachtungen über chorographisch und floristisch fremdartige Lokalitäten. Von Dr. J. J. Breitenlohner. II. Der Pfaflfeiistein nächst Weyer in Oberösterreich. Diese Lokalität liegt hart an der Enns unweit der österreichisch- steierischen Grenze und so ziemlich in der Mitte zwischen Altenmarkt und Weyer. Der Pfaffenstein ist eigentlich eine Berglehne, die pa- rallel dem Ennslaufe, von der Einmündung des Rabischbachgrabens ungefähr eine viertel Wegstunde sich erstreckt und jener lang- gedehnten Gebirgskette angehört, die von der Esslinger Alpe bei Hol- lenstein 4949' ausgehend, einerseits über den Freithofberg bei Neustift sich verflacht, in der hieher gehörigen Richtung über den Höger- berg4354', Sauthalriegel 2678', Haizmannriegel 2362' mit dem Dürr- eck 2511' des Rappoldecks bei Weyer abschliesst. Gleichsam in der Convexität dieses letzteren Höhenzuges lehnt sich der PfafFenstein an den Haizmannriegel ohne dessen Höhe zu erreichen. Die Berge rücken an dieser Stelle ganz nahe an einander, und es erübrigte von der Thalsohle nicht genügend Raum für die Strasse, die eine längere Strecke und nur wenige Fuss über dem Niveau der Enns in Felsen gesprengt werden musste. Das felsige Terrain mit seinen schroffen Abstürzen und jähen Wänden verliert sich gegen die Kamm- höhe , deren Waldbestand bis gegen die Mitte der Lehne hinab- greift. Einen ungleich wilderen Charakter entfaltet die unter einem rechten Winkel einfallende Spake des Rabischbachgrabens. Die delta- förmige, liefausgenagte Ausmündungsstelle des Baches verengt sich 37 nlsobald zu einer schmalen Schlucht, durch die sich mühsam der Giessbach zwängt , der oft längeren Strecken das eigentümliche Bild von fahrbaren -Ueberbrückungen darbietet , wie man ihnen in den Alpenlhälern nicht selten begegnet. Felsblöcke , losgetrennt von hochanstrebenden Wandungen und in ihrem Sturze vielfach zer- stückt und zerbröckelt, sperren die Thalenge, die durch ihre zahl- reichen Klüftungen und den Felsausfrass den in Zeiten mächtigen Eingriff der Elemente bekundet. Zur Zeit der Schneeschmelze und periodischen Regengüsse stürzen mehrere Nebenbäche zu, die öfters aus einer ßerstung hervorbrechen oder über aufgerichteten Schichten hübsche Wasserfälle bilden. In den Gesteinshöhlungen, Rissen und Felseinsenkungen , worin sich reichlicher Humus ansammeln konnte, hat sich eine üppige Flora angesiedelt, die das zertrümmerte und unwirkliche Ansehen der Landschaft einigermassen mildert. Diese Kette, überhaupt die Höhen und Gebirge um Weyer nehmen grossentheils Oxfordkalke ein. Dolomitischer Kalk und wirk- licher Dolomit ist im ganzen Zuge nachzuweisen und erheben sich nicht selten mächtige Dolomitkegel, so auf der Höhe der Esslinger Alpe, der sogenannten Teufelskirche, dem Högerberg und dem Dürr- eck bei Weyer. Er schliesst oft unveränderte Lagen von Kalk ein, der dann deutliche Schichtung zeigt. Das Terrassendiluvium ist im Gebiete des Pfaffensteins weniger ausgebildet, als man es sonst vom Gesäuse an längs der Enns antrifft. Die enge Gebirgsspalte ge- stattete der rapiden Strömung nicht , den Gebirgsschutt und die Geröllmassen abzulagern , welche weiter stromabwärts die breitere Thalsohle um so mächtiger ausfüllten. Dieser Umstand setzt auch den Alluvialbildungen trotz den verheerenden Ueberschwemmungen der Enns eine Grenze. N Die Bodenplastik ist, wie schon gesagt, eine von der Umge- bung wesentlich verschiedene. Die nachbarlichen Höhen gehören sämmllich der Region der Waldberge an ; sie sind meist mit Wald bestanden und beherbergen die gewöhnliche Wald-Flora des Kalks. Die alpine Pflanzendecke der Esslinger Alpe findet sich noch theilweise auf den Hüttgrabenbergen und dem Högerberge ver- treten ; alle den Pfaffenstein umgrenzenden Punkte blieben davon unberührt, und wenn ausnahmsweise eine alpine Pflanze vorkommt, ist sie hinwieder dem Pfaffenstein fremd. Er tritt hinsichtlich seiner Oberflächengestaltung und eigenthümlichen Flora isolirt in die Er- scheinung. Unter den Nadelbäumen ist Pinus Abies vorherrschend , sehr vereinzelt auch Pinus Pumilio. Unter den Gesträuchern und strauch- artigen Gewächsen sind bemerkenswerth : Polygala Chamaebuxus, Genista pilosa, Rosa alpina, Lonicera nigra, alpigena, Erica car- nea, Rhododendron hirsutnm , Chamaecistus , Teucrium monta?ium, Globutaria cordifolia, Daphne Mezereum, Cneorum, Salix arbuscula. Ein Bild der übrigen Flora geben: Anemone ranunculoides, Ranunculus anemonoidex, aconitifolius, montanus* Helleborus niger, Aconitum Lycoctonum, Dentaria bulbifera, Erysimum lanceolatum, 38 Lunaria rediriva, Biscutella laevigata, Silene alpesfris, Moehringia mascosa, Orobus vernics , Potenlilla cau/escens , Sedum atratum, Saxifraga Aizoon, mutata, Burseriana, rotundifolia, Seseli glaucum, Athamanta cretensis, Valeriana saxatitis , Petasites albus, niveus, Carduus defloratus, Prenanthes purpureay Campanula pusilla, Gen- tiana acaulis, Veronica urticaefolia, Euphrasia salisburyensis, Thymus alpinus, Stachys alpina, Prunella grandiflora, Pinguecula alpina, Trimula, acaulis, Aurüula, spectabilis, Cypripedium Calceolus, Lilium Martagon, Anthericum Liliago, ramosum, Toßeldia calyculata,Carex digitata, ornithopoda, firma, Calamagrostis montana, Sesleria cae- rulea, Aira caespitosa, Avena alpestris, Molinia caerulea. Es sollen nun jene Gewächse ausgeschieden werden, die dieser Lokalitat ausschliesslich eigen sind oder deren Auftreten , ent- gegengehalten den sonstigen Verhältnissen, anomal erscheint. Bereits wurde berücksichtigt, inwieferne sich die Flora der Gebirgskette, der der PfaiFenstein angehört , dabei betheiligen könnte ; es erübrigt noch, anzuführen, von welcher Tragweite die Einflüsse sind, welche aus dem Verkehr der Enns und ihrer Zuflüsse hervorgehen , die zur Zeit der Schneeschmelze und Ueberfluthungen aus den ent- legendsten Winkeln der Alpen eine fremde Flora herbeischleppen. Was diesen Wassertransport im Gebirge anbelangt, ist das Erscheinen neuartiger Pflanzen sehr vorübergehend. Die historische Zeit dürfte nur ephemere Erscheinungen aufzuweisen haben , Erscheinungen, die sich nur auf wenige günstige Punkte beschränken und die ein nachfolgendes Elementarereigniss , ehe sie sich weiter und fester angesiedelt und eingebürgert haben, wieder hinwegspült. Beispiel- weise diene folgender Fall. Nach einem hohen Wassergange zeigte sich hie und da an den felsigen Ufern der Enns Aethionema saxa- lite und verschwand ebenso spurlos. Diese Crucifere, der Flora vom Weyer fremd, konnte bis zu dem, vier Meilen entfernten Gesäuse,, wo sie wieder auftritt, nicht nachgewiesen werden. Aehnliche Er- scheinungen lassen sich häufig im Gebirge beobachten. Durch die Häufigkeit des Vorkommens und dadurch, dass eim Theil derselben an der Enns und den anstehenden rothen Mauerni bei Weyer zu einem ähnlichen Florenbilde wieder zusammentritt, zeichnen sich aus : Erysimum lanceolatum , Biscutella laerigata, Silene alpestris, Genista pilosa, Potentilla canlescens, Bosa alpina, Sedum atratum , Saxifraga Aizoon , mutata , rotundifolia , Seseli gtaucum, Athamanta cretensis, Valeriana saxatilis, Campanula pu- silla, Erica carnea, Bhododendron Chamaecistus, Gentiana acaulis. Veronica urticaefolia , Euphrasia salisburgensis , Thymus alpinus. Prunella grandiflora, Pinguicula alpina, Primula spectabilis, Avri- cula, Globularia cordifolia, Daphne Cneorum, Carex firma, Avena alpestris. Saxifraga mutata, für welche Pflanze schon Schult es Alten- I markt angab und hieher diese Lokalität zu verstehen ist, hat hiei gleichsam den Verbreitungsherd. Ihr häufiges Vorkommen beschränkt sich auf die Thalsohle und vornehmlich liebt sie die Wände dei _39_ Diluvialterrassen, in deren Aushöhlungen sie besonders üppig gedeiht. Nirgends steigt sie verfical auf oder verliert sich in die Querthäler. Nahmhaft und unter gleichen Verhältnissen tritt sie wieder bei Weyer auf und ist bis Steyer und darüber hinaus zu IrefFen. Von der Flora von Weyer beschränken sich auf den Pfaffen- stein: Anemone ranuneuloides, Ranunculus anemonoides, Saxifraga Burseriana, Teucrium montanum, Primula Auricula, Daphiie Cneo- rum, Anthericum Liliago. Das Vorkommen von Anemone ranuneuloides ist mir selbst über das Gebiet von Weyer hinaus unbekannt geblieben. Ranunculus anemonoides, der auch bei Gössling am Fusse des Dürrensteins angetroffen wird , ist am Pfafl'enstein ziemlich häufig, am häufigsten, wenn man vom Rabischbachgraben den Weg über den Haizmannriegel einschlägt. Bei Saxifraga Burseriana muss ich vorausschicken , dass sie unter ähnlichen Verhältnissen und in Gemeinschaft anderer alpiner Pflanzen auf Felsen an der Strasse nach Mürzsteg angetroffen wird. Der Schoberstein bei Steyer und der gleich interessante Schiefer- stein bei Losenstein sollen sie gleichfalls beherbergen, Sie kommt sehr vereinzelt vor und ist leicht zu übersehen. Teucrium montanum wächst häufig auf den Alpen um Win- dischgarsten und ist die Irlalm am Fusse des Grestenbergs bei Win- dischgarsten, der nächste Standort für Weyer. Am PfaiFenstein kommt sie in der mittleren Höhe in einigen dichten Beständen vor und heisst unter den dortigen Köhlern der wilde Rosmarin. Primula Auricula ist der eigentliche Leitstern analoger Lokali- täten. In den Gebirgen um Weyer ist sie nirgends anzutreffen; am Pfaffenstein ist sie ein häufiger Felsenschmuck. Wohl zerstreut sie sich etwas stromaufwärts gegen Altenmarkt, dürfte aber stromabwärts eine Seltenheit sein und tritt erst wieder an den Diluvialterrassen bei Steyer auf. Sie wird viel für Gärten geplündert. Daphne Cneortim ist häufig an der Ypps bei Hollenstein; im Florengebiete von Weyer ist der Pfaffenstein der einzige Standort, und stehen einige kümmerliche Exemplare auf den rothen Mauern bei Weyer. Für Anthericum Liliago ist in Maly's Flora von Steiermark Altenmarkt angegeben und sicherlich diese Localität gemeint. Sie kommt auch in Gesellschaft von Anthericum ramosum auf Felsen an der Strasse von Weyer nach Hollenstein vor, desgleichen auf der Voralpe, besonders wenn man vom Frozbach aus ansteigt. Der Pfaffenstein, gleich interessant dem Geognosten wie dem Botaniker, steht in floristischer Hinsicht in unverkennbarem Zu- sammenhange mit den Ennsufern und den rothen Mauern bei Weyer, und werde ich Gelegenheit finden, bei einer pflanzengeographischen Skizze von Weyer noch einmal darauf zurückzukommen. Chlumetz, im November 1860. 40 Nachrieht über Dr. Wel witsch. Von J. C. Ritter v. Pittoni. Da ich in der Lage bin, Ihnen Einiges über das Leben und Wirken unseres ausgezeichneten vaterländischen Botanikers Herrn Dr. Friedr. Wel witsch mitzutheilen, hoffe ich vielen Lesern Ihrer Zeitschrift, bei denen Wel witsch aus seiner Studienzeit in Wien im besten Andenken sein wird, eine Freude zu bereiten, da derselbe, wie aus seinem Schreiben hervorgeht, seine volle Gesundheit wieder er- halten hat. — Die von mir mitzuteilenden Notizen sind einem Schreiben ent- nommen , das Wel witsch unterrn 16. August 1860 von S. Paolo de Loanda in Angola an Sir William Hook er in London gerichtet und mir von dem bekannten Botaniker Dr. R. C. Alexander- Prior auszugsweise in Abschrift mitgetheilt wurde. Welwitsch schreibt: „Meine letzte Reise nach den südlichen Distrikten der Provinz Benguela, Mossamedes und Huilla war für wenige Monate beanschlagt, da ich damals noch ziemlich leidend an den Nachwehen der Fieber, bloss dieLittoral-Region besuchen wollte, und nur im Falle einer gänzlichen Herstellung meiner Gesundheit in's Innere bis Huilla vorzudringen beabsichtigte. Dennoch ging ich Ende Juni 1859 von Loanda, Benguela berührend, nach Mossamedes, dessen herrliches Klima so vortrefflich und so schnell auf die Her- stellung" meiner zerrütteten Gesundheit wirkte, dass ich mich schon nach einem fünfwochentlichen Aufenthalte von allen Leiden frei und wie frisch geboren fühlte. Dergestalt dehnte ich meine Excursionen allmälig weiter und weiter aus , zuerst gegen Norden und Süden, dann längs der Küste bis über Cabo negro , dann mehr und mehr in's Innere, und als der Monat October herannahte, mit welchem der Frühling in dieser Zone eintritt, fühlte ich mich durch die gänzlich neue Vegetation , welche mir die Küste von Benguela und Mossa- medes, im Gegensatze jener von Loanda dargeboten hatte, veranlasst und aufgemuntert, nun auch das Innere von Benguela, nämlich jene Hochebene zu besuchen , die unter den Namen von Huilla in einer Entfernung von circa 80 Meilen von der Küste sich erhebt, und nach Osten hin gegen Quipungo , nach Norden und Nord-Osten gegen Quilengues und Caconda abdacht. Und wahrlich ich bin hocherfreut und hochbefriediget, diese Reise nach Huilla unternommen zu haben, denn ich bin nun überzeugt das Schönste und Herrlichste gesehen zu haben, was die Tropenländer Süd-Afrika's darbieten können. Bevor ich über die Vegetation des Hoch-Plateaus von Huilla spreche , welches sich nahe an 5800 bis 6000 Fuss über die See erhebt, erlaube ich mir, Ihnen Einiges über die interessante Flora der Küste zwischen Mossamedes (das ist Little Fischbay) und Cabo negro mitzutheilen. Schon in dem Bezirke von Benguela ist der Charakter der. Küsten-Flora Loanda's fast völlig verwischt; andere Species nebst 41 anderen Gattungen, ja selbst neue Familien, wie Sanvagesieae, Se- sameae etc. treten auf, und die Vegetation wird viel bunter und mannigfaltiger, als an der langen Küstenstrecke zwischen der Mün- dung des Zaire und des Guanza-Stromes. Besonders auffallend war • mir am Benguela die grosse Menge von Loranthus -Arten , welche in den brennendsten Farben prangend , fast an allen Frutices , ja sogar an Fruticulis sich anhefteten, und nun meist in voller Blüthe standen. In den Gärten Benguelas, besonders längs den Ufern des Flusses Cotumbella, gediehen alle europäischen Gemüse ganz herrlich , und gesellschaftlich mit und unter ihnen zugleich auch alle tropischen und subtropischen Früchte, wie Citrus, Olea europaea, Anacardium, Anamassa, Ficus Carica, Vitis vinifera, Efais, Musa paradisiaca, Punica Granatum , Anonae ,. Psidia etc. Vitis vin. gibt jedes Jahr 2-mal sehr schmackhafte Trauben! In Mossamedes findet man schon eine ganz neue Küstenflora. Kaum dass die vielen Tribulus- Arten mit ihren goldschimmernden zahllosen Blumen an die Flora der Inseln von Loanda erinnern. Mehrere Arten von niedlichen Sesuvia und Mesembryanthema nebst Lineum und Gieseka zeigen sich schon im Sande des Ufers. An den nahen Sandhügeln bedeckt eine Euphorbia subarborea ganze Meilen weite Strecken , hie und da durch grosse Haufen eines Zygo- phyllvm, überall ein buntes Gemisch von verschiedenen Floren. Einige Meilen bevor man an das Cabo Negro gelangt , erhebt sich die Seeküste auf circa 300 — 400 Fuss und bildet ein über sechs Meilen weit in's Land einlaufendes Plateau, ganz eben wie ein Tisch. Diese Hochebene, die aus Kalk, Tuf und Lehmlager besteht, ist über und über mit losem sandigen Gerolle bedeckt, und zwar nur mit wenigen aber durchaus höchst interessanten Pflanzen bewachsen, unter denen sich besonders ein Zwergbaum auszeichnet, welcher bei einem oft 4 Fuss messenden Diameter des Stammes, nie über einen Fuss hoch sich über der Erde erhebt, und während seines ganzen Lebens, welches nicht selten ein Jahrhundert überschreiten dürfte, immerfort die 2 ersten holzartigen Blätter behält, welche er bei seinem Emporkeimen angesetzt hat, (!!!) und fernerhin nie mehr ein anderes Blatl treibt!!! Das ganze Gewächs sieht wie ein runder Tisch aus, der einen Fuss hoch über den ziemlich harten Sandboden hervorragt , und von dessen Rändern sich die zwei gegenüber- stehenden Blätter (die oft Klafter lang und an 2 — 21/* Fuss breit sind) über den Sandboden ausbreiten, jedes derselben in viele band- förmige Streifen zerschlitzt. Ich langte Ende October 1859, also in Mitte des Frühlings der südlichen Hemisphäre, auf dem Hochplateau von Huilla an. Alle Scenen der Landschaften, der ganze Anblick von Wald und Flur, ja der gesammte Charakter der Vegetation war wie durch Zauber auf einmal gänzlich verändert. Ich glaubte mich in einer fremden Welt zu befinden ! Alles rings um mich her hätte mich an die anmuthigen Vorgebirge der Schweiz erinnert, wenn nicht zahlreiche Melasto- 42 maceae, Combretaceae etc. mich an die Tropenzone erinnert hätten. Die höchsten Berge dieser Hochebene erheben sich bis auf 6000 Fuss Seehöhe. Ich denke Ende October laufenden Jahres in Lissabon anzu- langen. Freundliche Grüsse etc. etc." Ist Welwitsch seinem Vorsatze treu geblieben, so müsste er bereits in Lissabon eingetroffen sein. Gratz, am 2. Jänner 1861. Zur Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Ferd. Schur. Berichtigungen und Nachträge zu dessen von dem siebenbürgischen Vereine für Naturwissenschaften zu llermannstadt pnblicirten Reisebericht. VII. 72. Zu Seite 120, Nr. 128: Die hier als Ranunculus g er anifo lin s D. C. genannnte Form von R. lanuginosus L. ge- hört zu dem unter Nr. 65 ß. besprochenen R. constantinopo- li t a nus , nur bleibt zu erörtern, ob die siebenbürgische, hier in Rede stehende Pflanze, mit der von D. Cand. benannten identisch ist. 73. Zu Seite 129, Nr. 126: Die Anmerkung des Herrn M. Fuss hinsichtlich der Unterschiede von R. crenatusW. K. und R. alpestris L. liegen nicht im Bau der Petalen (denn ich besitze Exemplare mit „petalis crenatis" und mit „petalis cordato-emargi- natis cordatisve," und man kann dieses auf einer und derselben Pflanze beobachten), sondern : 1. im Standorte, 2. in der Form der Blätter, 3. im Bau der Frucht. R. crenatus distinguendus •' foliis rotundo- reniformibus, crenatis, antice crenis 3 majoribus. Carpellis imarginatis laevibus, viridibus, ambitu semicordatis, rostro a basi lata compressa, apice tantam uncinato notatis. Receptaculo glabro scabiculato cylindra- ceo obtuso. Toro epileso teuue rugoso-punctato. In pascuis alpium ad marf/ines nivis deliquescenlis. Glimmer- schiefer-Substrat. Elevat. 5000' — 7000'. Juni— August. Es gibt Botaniker, welche R. alpestris und R. crenatus in eine Species werfen; aber so lange wir noch die Existenz von Arten anerkennen, dürfen diese beiden recht guten Arten nicht in eine Art vereinigt werden, selbst auch dann nicht, wenn ununterbro- chene Reihen von Uebergängen sich aufweisen Hessen, was aber nicht der Fall ist. Die Autoren verwechseln nicht selten den Begrilf von natürlichen Formenreihen einer und derselben Art und Ver- bindungs- oder Vermittelungs-Glieder zwischen zwei distinktiven Arten. Nach dem alten Spruche „natura fecit non saltusu 43^ und nach der natürlichen Methode bemühen wir uns ja, die Glieder der grossen Kette so nahe als möglich an einander zu reihen, und greifen im Nothfalle selbst zu den vorweltlichen Gebilden, um fühl- bare Lücken auszufüllen. R. Traunfeüneri, R. alpestris R. crenatus und wahrscheinlich auch R. vaginatus bilden eine so schöne kleine Reihe von Arten, deren Unterschiede zwar subtil, aber nichts desto- weniger konstant sind. Welchen Nutzen gewährt es, wenn wir die rein subjeetive Ansicht befolgen, und statt der drei oder vier Arten nur R. alpestris mit drei oder vier Unterarten, von denen eine oder die andere in manchen Florengebieten gar nicht existirt, annehmen? Auf dem Kuhhorn kommt eine 8 Zoll hohe 2— 3blätterige Form von R. crenatus vor, welche der Beschreibung nach mit Ranunculus vagina tu s, Sommerauer bot. Zeitschr. 1833, p. 177, übereinstimmt. 74. Zu Seite 129, Nr. 132: Aconitum Koelleanum Rchb. 111. t. 62, ist nicht Syn. mit A. Napellus B m g., sondern dieses Aconitum Napellus Dod. (oder L. sp. 751.) kommt auf dem angegebenen Standorte, und zwar auf der Fromvasze und den an- grenzenden Gebirgen zwischen Juniperus nana sehr zahlreich und in solcher Grösse vor, dass es diesen überragt, wovon Herr Fuss sich durch den Augenschein überzeugen kann. 75. Zu Seite 132, Nr. 169: Es ist hier am Platze auf ein Schriftchen von Janka : Geschichte des Sc ler anthus unci- natus, Oestr. bot. Zeitschrift 1859, Nr. 7, aufmerksam zumachen, — aus welcher hervorgeht , dass man in Frankreich fast zu der- selben Zeit, als ich den S. uncinatus in Siebenbürgen entdeckte und beschrieb, auch über einen Scleranthus aus den Pyrenäen sich den Kopf zerbrach, selbigen für Scleranthus uncinatus, und für iden- tisch mit S. uncinatus Schur hielt. Die definitive Bestimmung ist freilich, wenn ich nicht irre, ohne Vorlage der klassischen Exem- plare geschehen, aber das macht nichts , man muss der Phantasie auch etwas Spielraum einräumen. — Die Synonyma in chronolo- gischer Ordnung sind: 1. Scleranthus uncinatus Schur 1850. 2. Scleranthus polycarpus Gren. 1852 (non L.). 3. Scleranthus Martini Gren. 4. Scleranthus uncinatus Martin. 1855. 5. Scle- ranthus annuus var. uncinatus Boutigny 1857. Eine wunderbar geschäftige Zeit die gegenwärtige. Kaum hat Flora dem Schoosse der Erde ein neues Töchterchen entlockt, so ist es auch schon fünfmal benannt. 76. Zu Seite 133, Nr. 185: Chrysosplenium alpinum Schur 1854. Syn. Chr. transsilvanicum Schur 1853. Sertum florae Transs. p. 22, Nr. 1129, a. Dass Herr M. Fuss dieses Pflänzchen Chryso- splenium glaciale benannt hatte, ist mir bis jetzt gänzlich unbekannt gewesen , und es kann dieses wenigstens nicht vor 1845 der Fall gewesen sein , wo ich dieselbe als Chr. oppositifolium in dessen Herbarium vorfand, und ein paar Exemplare freundlich milgetheilt erhielt. Im Jahre 1846 sammelte ich dieses Chrysosplenium auf dem Arpäs und benannte es „C transsilvanicum", zog aber später 44 die Benennung C. alpinum vor, um anzudeuten, dass dasselbe schon seines Standortes wegen nicht mit C. opposilifolium L. verwechselt werden kann. Ob das echte Chr. opposilifolium in Siebenbürgen einheimisch ist , kann ich weder behaupten noch verneinen, aber ich habe dort manche Pflanze wider Vermuthen gefunden, dass auch diese hier vorkommen könnte. — Durch freundliche Mittheilung des Herrn Dr. Kayser in Hermannstadt bin ich im Besitz von Chr. op- posilifolium L., nach welcher das Chr. alpinum mihi sich sehr leicht unterscheiden lässt. Ob das erstere aus Siebenbürgen ist, weiss ich nicht bestimmt. Chrysosplenium alpinum Schur 1 854. Distinguen- dum: Caule diphyllo 2—3 poll. subtetragono, glabro, apice fur- cali. Foliis catilinis floralibusque conformibus , suborbiculatis subito in petiolum brevem desinentibus, crenulatis emarginatisque. F l oribu s octandris aureis uti folia floralia. Semina subglo- bosa nitida glabra. — Planta gracilis caespitosa-ftagellifera. 2 — 3 poll. alta, folia l1/i—2 lin. longa, lataqae , semina xfa lin. longa y.t lin. lata, versus basim paulo angustata. — In pascuis humidis glareosis ad nives deliquescentis alpium micoschistaceis. — Juli. Elcv. 6000'. Chrysosplenium opposilifolium L. Sp. 569. Dif- fert: statu robustiore cauleque tetravel hexaphyllo, foliis basi truncatis in petiolum folium subaequante desinentibus. Habitat rupes humides umbrosas montium, similibus in locis uti Chrysosplenium alternifolium. Die Angabe Koch 's Syn. ed. 2, p. 306, dass es auch auf die Alpen steigt, dürfte vielleicht auf einen Irrthum beruhen, und auf unser Chr. alpinum sich beziehen, obwohl ich dieses nur als eine Vermuthung ausspreche, da ich Chr. opposilifolium von den deutschen Alpen nicht gesehen habe. Eine grosse Uebereinstimmung hat das Chr. alpinum mihi, der Beschreibung nach, mit vChry sosplenium kamschaticum Schlechten d. ap. Ledeb. fl. Ross. 2, p. 227. ^Caule diphyllo, foliis caulinis ovata-cuneatis, sensim in petiolum altenuatis, obsolete crenatis vel subintegerrimis, oppositis." 77. Zu Seite 134, Nr. 193 : S enecio g l ab er r imu s Schur non D. Cand. Syn. S. Doronicum ß. glaberrimus Rochel pl. banat. f. 72. Da es schon einen S. glaberrimus D. C. gibt . so ist allerdings meine Benennung nicht anwendbar . aber es existirt auch schon ein S enecio transsilvanicus Schur Sert. fl. Transs. 1853, p. 42, Nr. 1644, und nach den Regeln der Nomen- clatur hätte Boi ssier diesen Trivialnamen ebensowenig wählen dürfen, wodurch ich jetzt gezwungen bin, meinen Senecio umzu- taufen. Also wieder ein Beitrag zur Namensverwirrung ! 78. Zu Seite 134, Nr. 195: Anthem is tenuifolia Schur soll nach dem Bearbeiter der Cassiniaceen xAchillea (Ptarmica) Schurii Schultz Bip. sein. (Bot, Wochenbl. Jahrgang 1856, Seite 300). 79. Zu Seite 138, Nr. 224: Campanula Rochelii Schur Sert. fl. Transs. p. 47, Nr. 1807, wurde von mir seit 1846 theils unter diesem Namen, theils als Campanula Steveni M. Bieb. aus- gegeben. Diese letztere Benennung- kommt jedoch nicht dieser Pflanze zu, wie Griseb. und Schenk iter hung. in Wiegm. Ar eh. 1852, p. 333, Nr. 200, dargethan haben, sondern einer kaukasischen Cam- panula zu, welche in Siebenbürgen bis jetzt noch aufzufinden ist. Griseb. und Schenk nennen die siebenbürgische Pflanze: „Cam- panula abietina", weil selbige vorzugsweise in der Tannen- region vorkommt, während ich dieselbe dem ersten Unterscheider zum Andenken Campanula Rochelii nannte. Es ist eine sehr veränderliche Art, und sie kommt nackt und behaart, gross- und kleinblumig, gross- und kleinblätlerig , ein- und mehrblumig vor. Auch die Breite der Kelchlappen ist verschieden. Eine Eigenthütn- lichkeit dieser Campanula Rochelii ist , dass die Blumenkrone » im getrockneten Zustande ihre schöne blaue Färbung nicht nur behält; ja noch erhöht, während die ihr nahe stehende C.patula sehr bald, selbst bei der grössten Vorsicht im Trocknen, ihre blaue Farbe ver- liert. Die wichtigsten Synonyma dieser Campanula sind : 1. Campa- nula abietina Griseb. «Sc Schenk. 1852. 2. Campanula Rochelii Schur in litt. 1847. 3. Campanula Stevenii Rc h b. 1832, non M. Bieb. 4. Campanula patula b. pauciflora Rochel. 1828. Die weiteren von Rchb. fl. excurs. p. 858 angegebenen Synonyma be- ziehen sich auf Campanula Stevenii M. Bieb. fl. taur. 3, p. 138, welche ich von unserer in Rede stehender Campanula Rochelii kaum verschieden halte. Auch muss ich bemerken, dass die siebenbür- gische Campanula Rochelii nie ganz glatt oder unbehaart vorkommt, indem vorzüglich die jungen Wurzelblätter die unteren Stengelblälter und auch der Stengel mit weissen Haaren dünn be- kleidet sind, was wir bei der echten Campanula Stevenii ebenfalls antreffen. 80. Z u Seite 139, Nr. 237 : Vaccinium u l i g i n o s um var. aretica Schur. Sert. fl. Transs. 1853, p. 48, Nr. 1844, a. Diese Pflanze ist im Habitus und in Hinsicht auf den Standort vom gewöhnlichen Vaccinium uliginosum der Torfmoore zwar ver- schieden, auch unterscheidet selbige sich durch kleinere led er artige Blätter und einzelne Blumen, allein speeifische Unterschiede konnte ich nicht auffinden. Vaccinium Myrtillus und V. Vitis idaea kommen hier auf den Kämmen der Alpen ebenfalls zwerghaft vor. 81. Zu Seite 139, Nr. 240: Das Rhododendron myrtifolium kommt hier, wie auf dem Butsets, mit kleineren weissen Blumen und 6" langen, 2" breiten Blättern vor. Wien, im August 1860. 46 Nachtrag zur FJora des Niesen iiu Berner Oberlande. Von Dr. Hess. Zu Folge einer gütigen Mittheilung des Herrn Hofapothekers Dufft in Rudolstadt, welcher den Niesen ebenfalls und zwar in einer früheren Jahreszeit besuchte, auch die Ostseite desselben gegen das Kanderthal hin botanisch durchforschte, finden sich daselbst ausser den von mir im 3. Hefte des X. Jahrganges dieser Zeitschrift be- merkten Pflanzen noch folgende seltenere Species: 1. Im Aufsteigen von Wimmis aus: Trollius europaeus, Ra- nunculus aconitifolius, montanus, Geranium sylvaticum. Hypericum montanum, Astragalus glycyphyllos, Hieracium glaucum, Campanula glomerata, Digitalis lutea, Pinguecula of'ßcinalis, alpina. 2. In der mittleren Region : Viola calcarata mit der Varietät Zoysii, biflora, Helianthemum vulgare var. grandiflorum , Swertia perennis, Veronica alpina, fruticnlosa, Ajuga pyramidalis , Globu- laria cordifolia, Plantago alpina, Carex sempervirens. 3. Gegen die Spitze : Anemone narcissiflora, Ranunculus al- pestris, Draba frigida, Helianthemum alpestre, Cherleria sedoides Alchemilla vulgaris var. subseiicea, fissa, Saxifraga undrosacea Getitiana verna, Veronica saxatiiis, Androsace pubescens, Helvetica, obtusifolia. 4. Auf der Ostseite des Berges gegen Reichenbach, ausser vielen der schon Genannten: Polygala Chamaebuxus , Gypsophila repens , Cerastium alpinum, Pkaca frigida, australis , Saxifraga aizoides, Athamanta cretensis, Valeriana montana, Cineraria au- rantiaca, Sen-ecio Dorvnicum, Hieracium villosum, Phyteuma orbi- culare, Soldanella alpina, Globularia nudicaulis. In meinem früheren Berichte endlich wurden zu erwähnen ver- gessen : Salix herbacea, retusa und Myrsinites, die häufig im Gerolle des Gipfels wachsen. Gotha, im Januar 1861. Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. X. Landerer. — Eine derjenigen Pflanzen, die der Grieche in seinen Garten anbaut und zwar als Sommergewächs ist das Sesamum Orientale Zr]Gayiov Dioscorides. Zsoatu der heutigen Griechen. Auch in Egyplen ist diese Pflanze sehr bekannt, und der Same derselben dient zur Be- reitung des fetten Oeles, Sesamoladon genannt, und ausserdem ist Sesam-Same im ganzen Oriente das Hauptingredienz des so beliebten Chalko, d. i. der Confitür , die die Leute während der Fastenzeit und 47 auch als Zuspeise mit Brot essen. Die Araber nennen diese Pflanze Semem. Auf das Brot und anderes Backwerk wird dieser Same ge- streut, um demselbe einen besseren Geschmack zu ertheilen. Unter dem Namen Mauro Sesami (schwarzer Sesamsamen) findet sich der Same von Nigella sativa. Die Leute nennen denselben MavQoxoxxo. Die Pflanze findet sich häufig- auf den Inseln des Archipels und deren Same wird gleich wie bei uns der Anis oder Fenchel auf das Brot gestreut. In Persien und auch in Egypten streut man diesen soge- nannten schwarzen Sesam-Samen auf das Backwerk, um dasselbe wohlschmeckender und leichter verdaulich zu machen. Auch mit Rahm, Kaimak, wird dieser schwarze Sesam-Same in der Türkei gegessen. Schon Dioscoridides , der diesen Samen Melanthion auch Melanosporum nannte, gibt an, dass die Griechen diesen Samen mit wirklichen Sesam unter das Brot backten, und Plinius sagt: Melan- thion quod odoratissimum et nigerrimum — Optimum. — Der Gewinn , den die Cypressenbäume den Eigenthümern eintragen, hat dieselben aufgemuntert, der Vervielfältigung derselben mehr Aufmerksamkeit zu schenken als früher, indem ein 15— 20jähr. Cypressenbaum seines nutzbaren Holzes halber einen Werth von 18 — 20—25 Drachmen entspricht. Aus diesem Grunde werden seit mehreren Jahren Tausende, ja Millionen Cypressen geflanzt, die in einigen Theilen des Pelopones sehr gut gedeihen und in Cyparissia und auch in Elis finden sich eine Menge von Cypressenhainen, die die Alten Cupresseta nannten. Die Cypressenbäume werden auch den Mädchen zur Ausstatte als IJqölcp als Aussteuer mitgegeben. Im Pe- loponese existirt die Sitte, dass die Frerfndinen der Mutter, wenn selbe ein Mädchen zur Welt brachte, in den Gärten und in den Wein- bergen , besonders um dieselben in kleinen Gärtchen Cypressen- Samen ansäen und die Sorge für die kräftige Pflege der Bäumchen den Ellern überlassen. Das einjährige Cypressenbäumchen, kaum eine halbe Spanne hoch, gedeiht im guten Boden und bei einiger Pflege sehr gut, und bis das Mädchen 18 Jahre alt wird und man selbe zu verheiraten sucht, so findet selbe eine nicht unansehnliche Aus- steuer ilBOKp in dem für sie gepflanzten Cypressenhaine von einigen Hundert oder Tausenden von Bäumen. — Eine gefürchtete Krankheit, die im Oriente vom Volke für unheilbar und auch für ansteckend gehalten wird , ist die Scrophel- Krankheit. Alle Pflanzen , die das Volk und auch die einpyrischen Aerzte dagegen anwenden , nennt man Chelonobotana , Chelonoriza, Chelonophyton, das sind antiscrophulöse Pflanzen. Manche dieser anti- scTophulösen Volks - Heilmitteln dürften nicht ganz zu verwerfen sein. Unter diesen erwähne ich die Wurzel von Ar um; da selbe die Form und Grösse von solchen Drüsen - Geschwülsten besitzt , so werden ihr besondere Heilkräfte zugeschrieben. Aus dieser Wurzel, die im frischen Zustand einen sehr scharfen Geschmack besitzt, be- reiten sich die Leute Absude und Cataplasmen mit MaU\ir] und Aacaadov Malven und Arctiam Lappa, und diese wunderwirkenden Cataplasmen hatten oft in kürzester Zeit die Geschwülste zertheilt. 4S Unter Labathon ist Rumex crispus, aqnaticus etc. zu ferstehen und auch Absude dieser Pflanze sollen die Kur beschleunigen und die Krankheit gründlich heilen. — Geron —Tsqov d. i. die Griese wegen der haarigen Beschaffen- heit der Pflanze, nennen die Landleute den Hyosciamus albus, der sich in Griechenland sehr häufig findet , während H. niyer zu den seltenen Pflanzen des Landes gehört. Dieser Geron ist ein Speci- ficum in vielen Theilen des Landes, theils im heutigen Griechenlande, theils auch im Oriente im Allgemeinen, und Cataplasmen unter allen Formen sind die Hauptheilmittel gegen die verschiedensten Ge- schwülste. Diese Pflanze, die auch bei den Alten Toanvapog hiess, d. i. Seebohne, hat seinen Namen von der Wirkung auf den mensch- lichen Organismus erhalten , indem der Genuss dieses rasend toll macht und dieser Zustand hiess bei den Alten voanvccfidca rasen, so wie der Name des Coni'im von KmvLuco sich im Kreise herumdrehen, ein Zustand, der dem des Trinkers ähnlich ist. — Lagokoimitin , d. i. des Hasens Bett-Lager, indem derselbe unter dieser Pflanze schlafen oder sich verstecken soll und auch seine Jungen darunter versteckt, nennt das Landvolk den Teucrium Polium. IIoliov des Dioscorides sie dictum propter canitum, quae in capitulum, heutzutage Mutter Gottes Kraut, Panagrochoston vom Volke genannt. Dieser Pflanze schreiben die Leute grosse Heilkräfte gegen die Folgen des Schlangenbisses zu. Wird» ein Mensch oder auch ein Thier von einer Schlange, besonders von der höchst giftig gehal- tenen 0%iot E%i8va Viper gebissen, so wird sogleich diese Pflanze mit Milch gekocht und dieses Cataplasma auf die Wunde aufgelegt, um das Gift nach der Meinung der Leute aus der Wunde heraus- zuziehen. Athen, im November 1860. Bitte. Dr. Kreutzer beschäftiget sich bereits seit einigen Jahren mit der Abfassung einer grösseren Schrift über Herbare, mit der er zwar zum Abschlüsse gekommen ist, jedoch noch einige Lücken aus- zufüllen wünscht, über die er bis jetzt keine genügende Auskunft erhalten konnte. Es betrifft die Beantwortung folgender Fragen : 1. Wer hat das erste Herbar angelegt '? — 2. Wo findet sich die älteste Nachricht darüber? — 3. Wer hat zuerst Bemerkungen über das Trocknen der Pflanzen bekannt gemacht und wo ? (Das in E. H. F. Meyer Geschichte der Botanik Bd. 4. S. 266 Geschriebene müsste weiter verfolgt werden). 4. Warum benannte Linne (Philos. bot.) die gewöhnliche Botanisirbüehse VasculumDillenianum, und Braune (Bot. Taschenbuch 1802, pag. 158) sie Burserische Büchse? — 5. Gibt es irgend ein wirklich erprobtes Mittel gegen den Insektenfrass ? 40_ Gleichzeitig ersucht er die Vorstände grösserer Anstalten um eine kurze, im Interesse der Sache liegende Notiz der unter ihrer Obhut stehenden Herbare, als Zahl der Species und Stücke, Art der Be- festigung, Anordnung und Aufbewahrung, Angabe der darin ent- haltenen Sammlungen bekannter besonders älterer Botaniker. — Mittheilungen über den einen oder den anderen Punkt wolle man gefälligst entweder an die Redaktion dieser Zeitschrift oder direkt an Dr. K. Kreutzer, Kustos in der Universitäts - Bibliothek in Wien senden. Abies Reginae Auialiae. Ueber die neue arkadische Tanne Griechenlands QAbies Reyinae Amaliae) ist dem kais. botan. Garten in St. Petersburg eine directe Mittheilung- von dort zugegangen, welche das Augustheft von Regel's Gartenfiora mit 2 Abbildungen mittheilt. Der Bericht enthält das schon Bekannte über diesen Baum *} und bemerkt, dass nach Versicherung v. Heldreich's, Direktor des botanischen Gartens in Athen, die dem Fundorte entnommenen Stämmchen in dem unter ihm stehenden Institute gut angewachsen sind, und da, wo deren Krone ausgehauen war, die kronleuchterartige Verästelung aus den hori- zontalen Zweigen sich zu bilden begonnen habe. Das Holz dieser Tanne sei fest, die kleinen Zapfen stehen aufrecht zu mehren bei- sammen, und der Baum selbst wächst namentlich in der Thalsohle in einem aus Lehm , Kalksand und Gerolle bestehenden Boden sehr üppig. Hofgärtner Bayer, der Samen und einige Exemplare zur Verpflanzung im Athener botan. Garten von seiner Unlersuchungs- Reise mitbrachte , bestätiget alle Angaben darüber, fand die ange- gebene doppelte Art der Verästelung an den abgehauenen Exemplaren und behauptet unter Anderem , an einem einzigen Wurzelstocke 33 starke Stämme von 30—36 Fuss Höhe gezählt zu haben. Der Berichterstalter weist nun darauf hin, dass die ungünstige Aufnahme, welche die Nachricht über die Entdeckung dieser neuen Tanne in Deutschland gefunden habe, vornehmlich dadurch begründet sei, dass man nicht glauben könne, dass in dem vielbereisten kleinen Griechenland noch eine solche ausgezeichnete neue Tannenart ent- deckt werden könne. Es sei aber sicher, dass gerade die Lokalität, wo solche aufgefunden , bis auf die neueste Zeit als eine der gefähr- lichsten Räuberspelunken von allen Reisenden ängstlich gemieden worden sei. Derselbe sendete ausserdem eine kleine Quantität Samen und glaubt, dass diese Tanne wegen ihrer Eigenschaft, Stockaus- schlag zu bilden, für die Forstwirtschaft Europas von grosser Wich- tigkeit werden könne. Dr. Regel fügt dieser höchst interessanten Mittheilung hinzu, dass die in München angestellten Untersuchungen es wahrscheinlich *) Oesterr. botan. Zeitschrift J. 1860, Seite 78 und 124. Oeiterr. Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1861. 50 machen, dass diese Tanne eine Form der Pinus (Abies) cephalo- nica Endl. ist, welche in einer Höhe von 4—5000 Fuss über dem Meere auf dem Berge Enos entdeckt wurde und dort als stattlicher Baum von der Tracht einer Araucaria die Höhe von 60 Fuss erreicht. In der Schweiz und in den weniger rauhen Lagen Deutschlands ist diese Tanne noch vollkommen hart, im Klima von Petersburg muss sie aber als schöne Kalthauspflanze erzogen werden. Bestätigt sich diess, d. h. ist diese Tanne wirklich von P. cephalonica nicht ver- schieden, dann ist es wenigstens von grossem Interesse, dass dieselbe geköpft eine so ungemeine Reproduktionskraft besitzt , die in dieser Weise bis jetzt bei keiner anderen Tannenart beobachtet ward. XV. Jahresbericht des botanischen Tausch Yereius iu Wien, im Jahre 1860. Bis zu Ende des Jahres 1860 sind 335 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 44 mittelst Einsendungen an derselben betheiliget , und es wurden von diesen im Ganzen über 30000 Pflanzen - Exemplare eingesendet, namentlich haben die Herren: Andorfer Alois, Pharm. Mag. in Langenlois. — Eingesendet 500 Exemplare aus der Flora von Nieder-Oesterreich. Bayer Johann, Eisenbahn-Oberinspector in Wien. — Eingesendet 144 Exemplare aus der Flora von Ungarn und dem Banat. liilimek Dominik, Professor in Eisenstadt. — Eingesendet 1070 Expl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich und Ungarn. liraun Dr. Karl, Professor in Bayreuth. — Eingesendet 150 Exempl. aus der Flora von Baiern. Braunstingl J. in Wels. — Eingesendet 1137 Exemplare aus der Flora von Ober-Oesterreich. lirittinger Christian, Apotheker in Steyer. — Eingesendet 115 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich. liulnheim Otto, in Leipzig. — Eingesendet 550 Exemplare aus der Flora von Sachsen und Helgoland. liurchardt W., Akademiker in Eldena. — Eingesendet 720 Exempl. aus der Flora von Pommern und Rügen. Enderes Carl Ritter v., Ministerialrath in Wien. — Eingesendet 860 Exemplare aus der Flora von Wien. Feichtinger Dr. Alexander, in Gran. — Eingesendet 806 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Graf Ferdinand, Beamter in Gratz. — Eingesendet 342 Exemplare aus der Flora von Steiermark und Krain. Griewank Dr. in Sachsenberg. — Eingesendet 227 Exemplare aus der Flora von Mecklenburg. 51 llampe Ernst. Apotheker in Blankenburg a.H. — Eingesendet 175 Exemplare aus der Flora des nördlichen Europa. Ilaynald Dr. Ludwig, Bischof von Siebenbürgen, k. k- wirklicher Geheimer Rath in Karlsburg. — Eingesendet 2310 Exemplare aus der Flora von Siebenbürgen. Ifazslinszky Friedrich , Professor in Eperies. — Eingesendet 925 Expl. aus der Flora von Ungarn. Hegelmeier Dr., Regiments-Arzt in Ulm. — Eingesendet 238 Expl. aus der Flora von Württemberg, Jabornegg Markus Freiherr v., in Klagenfurt. — Eingesendet 862 Exemplare aus der Flora von Kärnthen. Janka Victor v., in Sl. Georgen. — Eingesendet 119 Exemplare aus der Flora von Siebenbürgen. Jechl Dr. Franz, Professor in Budweis. — Eingesendet 114Exempl. aus der Flora von Böhmen. Keck Karl in Aistershaim. — Eingesendet 4450 Exemplare aus der Flora von Ober- Osterreich, Kloeber Ernst, in Brody. — Eingesendet 811 Exemplare aus der Flora von Galizien. Knebel Dr. Josef, Wundarzt in Breslau. — Eingesendet 295 Expl. aus der Flora von Schlesien. Krabler Paul, in Greifswald. — Eingesendet 1573 Exemplare aus der Flora von Aachen. Krzisch Dr. Jos. Friedr., Comitats-Physikus in Tirnau. —Eingesendet 1300 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Lagger Dr. Franz, in Freiburg. — Eingesendet 648 Exemplare aus der Flora der Schweiz. Langner H., Bergamts-Assistent in Waidenburg. — Eingesendet 390 Exemplare aus der Flora von Schlesien. Leonhardi Dr. Herrn. Baron v., Professor in Prag. — Eingesendet 141 Exemplare aus der Flora von Böhmen und Heidelberg. Matz Maximiliam, Pfarrer in Höbesbrunn. -*■ Eingesendet 594 Expl. aus der Flora von Nieder-Oesterreich. Monheiiii Victor, Apotheker in Aachen. — Eingesendet 1069 Exempl. aus der Flora von Aachen. Paalzow J., Pfarrer in Priezen. — Eingesendet 1000 Exemplare aus der Flora von Brandenburg. Pavai Dr. Alexis v., Professor in Nagy-Enyed. - Eingesendet 255 Exemplare aus der Flora von Siebenbürgen. Preuer Friedrich in Hofgastein. — Eingesendet 980 Exemplare aus der Flora von Gastein. Rauscher Dr. Robert, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 1070 Exemplare aus der Flora von Ober- und Nieder-Oesterreich. Reichardt Dr. Heinrich, Docent in Wien. — Eingesendet 150 Expl. aus der Flora von Wien. Saxinger Eduard, Handelsmann in Linz. — Eingesendet 266 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich. 4* J2_ Schauta Joseph, Revierförster in Hüflitz. — Eingesendet 625 Expl. aus der Flora von Böhmen. Schlichting, Freiherr v., in Gurschen. — Eingesendet 831 Exempl. aus der Flora von Posen. Sonder Dr. W. 0. Apotheker in Hamburg. — Eingesendet 800 Expl. aus der Flora von Hamburg. Thiel Dominik, Kaplan in Wissoczan. — Eingesendet 194 Exemplare aus der Flora von Böhmen. Val de Lievre Anton, k. k. Beamter in Innsbruck. — Eingesendet 152 Exemplare aus der Flora von Tirol. Veselsky Friedrich, k. k. Oberlandesgeriehts-Rath in Eperies. — Ein- gesendet 70 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Vukotinovic Ludwig v., Obergespan in Kreutz. — Eingesendet 442 Exemplare aus der Flora von Kroatien. Weiss Emanuel in Wien. — Eingesendet 321 Exemplare aus der Flora von Wien. Fräulein Elise llraig in Triest. — Eingesendet 185 Exemplare aus der Flora von Istrien. XIV. Continuatio. JEMencHi dMppiicntorMvn. Aesculus flava A i t. Aira Wibeliana S o n d. Allium obliquum L. Alopecurus nothus Arndt. Carex Laggeri W i m m. „ loliacea L. „ pommeranica Arndt. Cotula coronopifolia L. Cy dornen repandum S b t h. Fumaria muralis S o n d. Heleogiton pungens V a h 1. Hier actum atratum Fr. „ floribundum W. & Gr. „ hirsutum Bern. Paeonia tenuifolia L. Planta go P o i r. sibirica Polygala alpestris R c h b. Potamogeton Berchtoldi F i e b. Pterotheca nemausensis C a s s. Rosa lucida Ehr. Rubus canescens D. C. „ Pseudo-Idaetis Lej. „ pygmaeus Whe. „ Sprengelii Whe. „ silvaticus Whe. „ umbrosus Rchö. Scutellaria lupulina L. Senebiera didyma Pers. Setaria decipiens Schmpr. Silene portensis L. Spiraea cana W. K. Thlaspi cochleariforme D. C. Zannichelia major Böen. Kryptogamen. Nomenclatur nach Dr. Rabenhorat. Lichenes. Bacidia effusa H e p p. Le c a nor a badia. JVep hro m a resupinatum a. mentosum. Algae. Ce r amium diaphanwm. Ch a r a to~\ crinita. intermedia A. Br. \Ch or dar ia I ßagelliformis. ,Conferva | crystallina. 53 Conferva fracta C. prolifera Cy st oclonium purpurascens. Del es s eri a sanguinea. D es mar esti a aculeata. D e sm i d i u m Swartzii, JE et o c ar p us litoralis. ramellosus K tz. Encyonema Auersivaldii. E p ith emi a constrieta S m. E unoti a Westermanni b. Sorex. Fuc u s serratus. Für c eil ar ia fastigiata. Ha li dry s siliquosa. Hy poglossum alatum. Li cm op hör a Habellata. Phyc o s eri s Lima. Plocamium cocchieum. Polysiphonia nigrescens. vulgaris A g. P o r phy r a vulgaris. Wien, (Wieden, Nr. 331,) 1. Jänner R i v u l a r i a gigantea c. Spren- geliana. Spiro g y r a inflata. Syne dr a familiaris. T ab eil ar i a ßoeculosa. To lypothrix tenuis. Ul othrix pallide-virens K t z. Masci. Hy p num giganteum S c h p. praelongiim. 1861. Dr. AI. Skofitz Personalnotizen. — Franz Maly, Adjunkt am k. k. Hofgarten in Schönbrunn, erhielt die Stelle eines botanischen Gärtners im kais. Privat-Garten des oberen Belvedere, welche bisher der kürzlich verstorbene Gärtner Fr. Hillebrand versah. — Paalzow, Pfarrer zu Priezen in der Mark Brandenburg, wurde zu einem Pfarramte nach Frankfurt a. d. Oder berufen, und übersiedelt zu Anfang des künftigen Monates nach seinem künftigen Wohnort. — Ljudevit von Farkas-Vukotinovic wurde zum Ober- Gespan für das Kreutzer Comitat ernannt und ist als solcher von Agram nach Kreutz in Kroatien übersiedelt. — Dr. Steudner begleitet als Botaniker und Geognost die Heuglin'sche Expedition nach Inner -Afrika zur Aufhellung der Schicksale des Dr. Ed. Vogel. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Monatsitzung der k. k. zool.-bot an i sehen Ge- sellschaft am 2. Jänner besprach 0. L. G. Rath Neilreich einen vom k. k. Regimentsarzte Herrn Dr. Herbich eingesendeten Auf- satz über die Verbreitung der in Galizien und in der Bukowina wild wachsenden Pflanzen. Galizien wird in diesem Aufsätze in drei Vegetationsgebiete , jedes Gebiet in kleinere Bezirke eingetheilt. I. Das westliche Gebiet reicht von Schlesien bis an die Hochebene von Podolien bei Lemberg und wird nördlich von der Thalfläche der Weichsel begrenzt. Es besteht theils aus dem Hügellande und dem Vorgebirge , theils aus dem westlichen Karpatenzuge (Beskiden, Pieninen, Tatra, karpat. Waldgebirge). Diese aus Sandstein, Kalk und Urfels gebildete Bergkette erreicht eine durchschnittliche Höhe von 3 — 5000', nur die Kuppen der Tatra reichen bis 7000'. Die Vegetation hat mit jener Deutschlands weit mehr Aehnlichkeit als mit der osteuropäischen Flora, von der blos wenige Arten herüber- greifen. II. Das Ufergebiet der Weichsel, des San und des Bug dehnt sich in einer Länge von 45 Meilen längs der nördlichen Grenze aus und erhebt sich nur zu einer Höhe von 600'. Aus Alluvien ge- bildet , theils sandig , theils sumpfig und stellenweise mit ausge- dehnten Föhrenwäldern bedeckt, ist es reich an Cyperaceen, schwim- menden Hydrophyten und Torfpflanzen. Das III. Gebiet Osfgalizien und die Bukowina begreift 1. die tertiäre podolische Hochebene, die von Bessarabien durch Podolien, Volhynien und das nordöstliche Galizien bis Lemberg zieht. Sie ist ein von tiefen felsigen Spalt- Thälern durchzogenes Steppenland , durch seine Gypshügel und Gypstrichter ausgezeichnet. 2. Das subkarpatische Hügelland und das Salzquellengebiet zwischen der podolischen Hochebene und den östlichen Karpaten, dann 3. die Pokutischen und Bukowina-Karpaten, die die Verbindung mit Siebenbürgen herstellen , aber nicht höher als 6000' steigen. Die Flora des III. Gebietes trägt schon den Charakter einer russisch-pannonischen Vegetation an sich, doch ist derselbe minder scharf ausgedrückt als in Siebenbürgen. Ohne Vor- arbeiten und fast ohne fremder Beihilfe hat Dr. Herb ich blos durch eigene Anschauung und eigene Forschungen der Erste eine Pflanzengeographie von Galizien geschaffen und abermals den Beweis geliefert, dass deutsche Bildung und deutsche Kenntniss überall, wohin sie dringen , den befruchtenden Samen der Wissenschaft ausstreuen. — Unter den von dem Sekretär R. v. Frauenfeld vorgelegten Manuscripten befindet sich ein Beitrag zur Moosflora des nordöstl. Banates von Dr. J. Pancic. Die Zahl der vom Autor in den Jahren 1844 und 1845 gesammelten und hier aufgetührten Moose, welche von Hampe bestimmt würden, beträgt 103 (nämlich 12 Leber- und 91 Laubmoose), unter welchen die bemerkenswerthen sind : Targionia hypophylla, Dissodon Hornschuhii und Fröhlichia- iius, Orthotrichum rirulare, dann eine Angströnria nov. spec. fohne Name und wahrscheinlich nur im Sinne C. Müller's eine Ang- strömid). J. J. — Die k. k. Gartenbau -Gesellschaft in Wien hat in diesem Winter wieder einen Cyklus von populären Vorträgen über verschiedene mit Pflanzenkunde in Verbindung stehende Gegenstände veranstaltet. Bereits sprach Prof. Schrötter am 15. Jänner im che- mischen Hörsaale des Polytechnikums über Kohlenhydrate. Die wei- 55 tcrcn Vorträge finden im grossen ständischen Saale in der Herrngasse statt. Den nächsten derselben, „Neuholland in Europa", wird Prof. Unger am 19. Februar halten. Dr. S. Reissek wird am 19. März über Palmen und endlich Frauenfeld am 16. April über Parasitismus sprechen.— Auch das Programm ihrer nächsten, der 37. Blumen-, Pflanzen-, Obst- und Gemüse-Aussellung hat die Gesellschaft bereits veröffentlicht. Diese wird am 24. April eröffnet und endet am 29. Apr. Da für diese Ausstellung eine ungewöhnliche Anzahl von Preisen ausgeschrieben wurde, so dürfte sie auch glänzender als je sich ge- stalten und es wäre nur zu wünschen, dass die Gesellschaft den Besuch derselben durch einen erhöhten Eintrittspreis nicht be- schränken möchte, wie dies im vergangenen Jahre geschah, wo die Blumenfreunde die Bequemlichkeit einer ihnen in die Nähe gebrachten Blumenausstellung durch ein mehr als verdoppeltes Entree büssen inussten. Sollen doch die Blumenausstellungen den Zweck haben, die Pflanzenkultur zu heben und den Sinn für die Blumen zu wecken, nicht aber der k. k. Gesellschaft eine ergiebige Einnahmsquelle zu eröffnen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, math.-naturwiss. Classe, am 6. December 1860, legte Dr. Julius Sachs durch Prof. Unger der Akademie eine pflanzen- physiologische Abhandlung unter dem Titel : „Ueber die Durch- leuchtung der Pflanzentheile" vor. Der Verfasser weiset zuerst auf die Wichtigkeit der Frage des Lichteinflusses auf das Pflanzenleben hin, indem er zeigt, dass eine Menge Erscheinungen, wie z. B. die Bildung des grünen Farbstoffes, die Zersetzung der Kohlensäure in den Blättern, die Eigenthümlichkeit von Licht suchenden und Licht fliehenden Pflanzen nur in der Einwirkung des Lichtes und in der Natur seiner verschiedenen Strahlen gesucht werden können. Eine Untersuchung wie weit das direkte Sonnenlicht und das von den Wolken und der Athmosphäre reflektirte Licht in die Pflanzensubstanz eindringt, welche Veränderungen dasselbe dabei in Bezug auf seine verschieden brechbaren und verschieden wirksamen Elemente erfährt, wie weit die chemischen, violetten, blauen, grünen, gelben, orangen und rothen Strahlen gelangen, sei vorerst zu wissen nöthig. Zur Erforschung der ersten Frage wendet der Verfasser ein selbst con- slruirtes Instrument an, das er Diaphanoskop nennt und welches er ausführlich beschreibt. Versuche mit demselben, an verschiedenen Pflanzengeweben angestellt, zeigen, dass noch 5 — 8 übereinander- gelegte Blätter derselben Pflanze, welche von membranöser Beschaf- fenheit waren, einiges rothes Licht durchliessen , ebenso erwiesen sich selbst noch 3 Cent. Met. dicke Scheiben von Früchten, Kohlrüben und Kartoffeln durchscheinig. Damit begnügt sich jedoch der Ver- fasser nicht und sucht vielmehr in einem ähnlichen Instrumente, wo das durch die zu prüfenden Pflanzentheile durchgehende Licht durch ein vorgelegtes Prisma zu gehen genöthigt wird, in Erfah- rung zu bringen, welche von den eingedrungenen Strahlen zuerst vom Pflanzenparenchyme absorbirt werden, welche weiter gelangen und 5fi welche endlich am tiefsten in dasselbe eindringen. Ohne in ein Detail einzugehen, wird, wie zu vermuthen war, gezeigt, dass die chemischen Strahlen zuerst absorbirt werden , die violetten und blauen weiter vordringen und die Strahlen von grösster Wellenlänge, nämlich die rothen am tiefsten in die Pflanzensubstiinz eindringen. Es wurden nun schliesslich diese Resultate mit einigen bekannten Erfahrungen zusammengestellt, woraus hervorgeht, dass die chemische Charakte- ristik der verschiedenen Schichten des Pflanzengewebes offenbar hierin ihren Grund hat und mit der Wirksamkeit des Lichtes im Zusammen- hange steht. Eben so sei auch die im Schatten des Hochwaldes eigen- thümliche Vegetation ohne Zweifel mit wenigen brechbaren Licht- strahlen zufrieden gestellt als die campestre Vegetation, die volles Licht bedarf. Die Lichtbedürfnisse der Pflanzen sprechen sich daher auch in ihren Vorkommens-Verhältnissen aus. — In einer Versammlung des Vereins für Naturkunde zu Press bürg am 24. Novemb. 1860, hielt Direktor J. v. Bolla einen Vortrag über die Flechten im Allgemeinen und speciell über jene der Umgebung von Pressburg. Endlicher zählt in der Flora posoniensis aus der Klasse der Lichenen 44 Species auf, welche fast alle auch schon in Lumnitzer's Flora aufgeführt sind. Bolla ist es nun ge- lungen, die Kenntniss unserer heimischen Kryptogamengewächse, wozu er schon durch seine früheren .Mittheilungen über die Pilze in so erfreulicher Weise beigetragen hatte , auch bezüglich der Flechten zu erweitern , indem er 80 in der bisherigen Literatur noch nicht verzeichnete Species als im Pressburger Comitate vor- kommend constatirte. Als Beleg seiner Angaben widmete er eine mit gewohntem Fleisse und besonderer Geschicklichkeit angelegte Sammlung getrockneter Flechten, jene neuen Arten umfassend. Der Vortrag über die Flechten im Allgemeinen war eine lichtvolle, erschöpfende Darstellung des Baues dieser interessanten Pflanzen, ihrer Lebensweise, ihrer geographischen Verbreitung und ihres Nutzens im Haushalte der Natur, sowie für den Menschen. In Folge eines bedeutenden Geschenkes von Naturalien und Büchern, welche der Verein vom Apotheker Lang erhielt, ist derselbe in die Lage ge- setzt, eine Anzahl von Exemplaren von Rochel's Werk „Plantae banatus rariores" um den Preis von 2 Gulden für ein Exemplar ab- zugeben. — In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau am 1. Novemb. 1800 berichtete Dr. Colin über die in Schlesien seit Jahren unternommenen For- schungen über die Bacillarien von Seiten der Herren Lehrer Hilse und Kreisphysikus Bleisch in Strehlen und Hüttendirektor J anisch in Gleichwitz , welche die Wissenschaft bereits durch Entdeckung mehrerer neuer Arten bereichert haben. Der Letztere hat eine Sammlung präparirter, meist schlesischer, doch auch exotischer und fossiler Bacillarien zusammengestellt , wovon die erste Lieferung (50 Präparate) von demselben auch käuflich zu beziehen ist. Der Sekretär hielt darauf einen Vortrag übeV contractile und irritabile 57 Gewebe der Pflanzen. Der Vortrag knüpfte sich an die im ver- flossenen Sommer vollendete Untersuchung- eines strebsamen jungen Botanikers, Herrn Pharmaceut Kabsch, über die Reizbarkeit der Staubgefässe und Pistille, durch welche insbesondere die schon von Kölreu t er und Morren genauer untersuchten, aber seitdem fast in Vergessenheit gekommenenen Reizbarkeits - Erscheinungen in den Blüthen der distelartigen Gewächse, so insbesondere der Centau- reen, wieder bestätigt und zum Theil erweitert wurden. Die eigen- thümlichen Bewegungen der Blüthchen auf mechanische Berührung werden veranlasst durch eine Verkürzung der Filamente, deren Gesetze vom Vortragenden festgestellt wurden. Es hat sich dabei ergeben : 1) Dass die Staubfäden sich auf mechanische Berührung augen- blicklich in ihrer ganzen Länge verkürzen, auch wenn nur ein Punkt gereizt wurde, und zwar in allen Theilen ziemlich in gleichem Ver- hältniss, im Durchschnitt um */] ihrer Länge, doch unter Umständen wohl um y5 und darüber. Gleichzeitig scheint der Staubfaden im Ver- hältniss dicker zu werden; 2) Dass nach dem Maximum der Verkürzung der Faden sich wieder auszudehnen beginnt , und zwar in einer ähn- lichen Curve, wie ein gereizter Muskel; nach etwa 10 Minuten hat der- selbe wieder seine frühere Länge erreicht; 3) Dass auch andere Reize, insbesondere auch ein elektrischer Strom beim Durchtritt durch den Faden augenblicklich eine Verkürzung (Zuckung} veranlasst; 4) Dass die Reizbarkeit in den Fäden nach einiger Zeit von selbst erlischt, was in der lebendigen Blüthe etwa um die Zeit eintritt, wo die Griffeläste sich auseinanderbreiten und die Narben befruchtungsfähig werden. Gleichzeitig aber verkürzt sich der Staubfaden fortdauernd, so dass er sich endlich beim völligen Erlöschen der Reizbarkeit auf die Hälfte der Länge (im ausgedehnten Zustand während der Reizbarkeit) zu- sammengezogen hat. 5) Diese stetige Verkürzung, die mit der durch Reize momentan erfolgenden , aber vorübergehenden Contraction nicht zu verwechseln ist, ist ein Symptom des Absterbens, aber kein hygroskopisches Phänomen, indem sie auch in derselben Weise in kürzester Zeit eintritt, wenn die Reizbarkeit des Fadens durch Aether- Dämpfe , durch Ertränken im Wasser, durch starke elektrische Entladungen vernichtet wird. 6) Die Verkürzung beim Absterben ist vielmehr eine Wirkung der Elasticität, der im reizbaren Staubfaden eine expansive Kraft das Uebergewicht hält; die elastischen Kräfte des Fadens ändern sich beim Absterben derart, dass das Maass der Elasticität zwar abnimmt und die Dehnbarkeit zunimmt , dass aber auch der auf die Hälfte verkürzte Faden noch eine, zwar geringe, aber höchst vollkommene Elasticität, gleich einem Kautschukfaden, besitzt. 7) Das der Verkürzung fähige Gewebe des Staubfadens ist das Parenchym , welches vom gewöhnlichen Zellgewebe keine be- sonderen Unterschiede zeigt; das Gefässbündel verhält sich wenig- stens beim Zusammenziehen passiv. 8) Diese so wie eine Reihe analoger Beobachtungen, welche in einer in Kurzem erscheinenden Abhandlung des Vortragenden ausführlich dargelegt werden, sprechen dafür, dass dein Zellgewebe der Filamente von Centaurea eine 58 Irritabilität (im Sinne Haller's), so wie eine motorische, im Gewebe selbst fortgeleitete Kraft innewohnt, welche die wesentlichsten Ueber- einstimmungen mit den in dem contractilen und irritabilen Gewebe der Thiere thätigen Kräften zeigt. Diese Analogien lassen sich aller- dings nicht sowohl auf die von Nerven abhängigen Muskeln der höheren Thiere, welche durch die aufs Höchste ausgebildete physio- logische Arbeitstheilung auch zu den vollkommensten Leistungen qualificirt sind, als vielmehr auf das reizbare und contractileParenchym der niedersten Thiere, welche weder Muskeln noch Nerven besitzen, begründen. 9) Insofern es höchst unwahrscheinlich ist, dass die für das Zellgewebe der Filamente bei Centuurea erkannten Gesetze eine isolirte Ausnahme darstellen sollten, so ist vielmehr anzunehmen, dass die gleichen Kräfte alle auf Reize erfolgenden Bewegungs-Erschei- nungen im Pflanzenreiche veranlassen. Nehmen wir hierzu die zweck- mässigen Bewegungen aller jüngeren Pflanzentheile nach dem Lichte, so wie die von Hofmeister nachgewiesenen Beugungen derselben durch mechanische und elektrische Erschütterung, so werden wir zu dem Schlüsse gedrängt, dass Irritabilität und Contractilität, d. In die Fähigkeit, durch äussere Reize zu vorübergehenden Formver- änderungen veranlasst zu werden, sich nicht auf das Thierreich be- schränkt, sondern gleich der Assimilation , Respiration, Saftleitung, Fortpflanzung etc., eine Lebensthätigkeit der Zelle als solcher sei, wenn sie auch im pflanzlichen Gewebe wegen einfacherer Organisa- tion und geringerer Lebensenergie nur ausnahmsweise in energi- scheren Bewegungen sich manifestirt. 10) Teleologisch genommen, vermittelt die Irritabilität der Filamente bei den Cynareen zweck- mässige Bewegungen , insofern die Blüthen dieser Pflanzen , wie vielleicht aller Compositen, sich als dichogamisch herausgestellt haben, wie das häufige Vorkommen der Bastarde bei Cirsium und Hieracium schon hätte vermuthen lassen; die durch besuchende Insekten ge- reizten Filamente veranlassen bei ihrer Verkürzung in Folge eines eigenthümlichen Mechanismus ein Austreten des Pollens aus der Antherenröhre, welcher von dtese,n Thierchen selbst wieder auf die Narben anderer Blüthen gebracht werden muss , da die Narben in Blüthen mit reizbaren Staubgefässen noch nicht befruchtungsfähig sind. — In einer Sitzung der naturhisto ris ch e n Gesellschaft in Hannoveram 11. Decemb. 1860, theilte Medicinalrath Hahn seine persönlichen Erfahrungen über die Entdeckungen der Tochter Linne's mit, dass den Blüthen des» Dictamnus albus L., wenn man Licht in die Nähe derselben bringt, ein rothes Flämmchen entfährt. Durch vielfältige Versuche hat sich der Redner überzeugt , dass dies keineswegs durch den Dunstkreis der Blüthen , wie man früher annahm, bedingt wird, sondern dadurch, dass die an den Blüthen- stielcn und Kelchen vorhandenen Drüsen zu der Zeit, wo die Blume anfängt abzublühen, sehr reichlich einen wahrscheinlich harzartigen Stoff absondern, der, von unten her entzündet, mit stark russender röthlicher Flamme unter Entwickelung eines sehr intensiven Aromas aufflammt. — Die vier Universitäten Schottlands, voran Edinburg mit Sir David Brewster an der Spitze, haben eine Einladung- zu einem allgemeinen wissenschaftlichen Congress, bestehend aus Vertretern aller Wissenschaften , erlassen. In der Reihe der Unterzeichner finden sich Engländer aus allen Welttheilen, ein Deutscher und ein Franzose. Der erste Congress soll dieses Jahr in Paris stattfinden, sodann in Berlin, St. Petersburg, Wien, Konstantinopel, Stockholm, Neapel, Brüssel, Madrid, Haag, Kopenhagen, Lissabon, München, Bern, Dresden, Turin, Hannover, Dublin, Stuttgart, und 1880 in Edinburg. Haben sich mittlerweile die Reisegelegenheiten beschleunigt, so können die darauf folgenden Congresse in Newyork, Gotha, Calcutta, Frank- furt, Washington, Darmstadt, Bogota oder Karlsruhe gehalten werden. In den allgemeinen Sitzungen darf nur deutsch, französisch und englisch gesprochen werden. Geldbeiträge werden nicht gefordert, Geschenke dagegen mit Dank angenommen. Prof. Simpson erbot sich vorläufig als Präsident, Dr. St ruthers als Sekretär zu fungiren; zu allererst aber muss entschieden sein , ob der Vorschlag und in welchem Umfang Anklang findet. — Die werthvolle Biblio thek Alexander v. Humboldt's, über welche die königl. preuss. Akademie der Wissenschaften ein Urtheil abgab , das die preussische Regierung zum Ankauf nicht geneigt machte, und bekanntlich von der Buchhandlung Ascher & Comp, auf der Auction für 12000 Thlr. erstanden wurde, ist von dieser für 30000 Thlr., wie öffentliche Blätter melden, leider in's Ausland an einen sehr reichen Engländer verkauft worden. Auch die kolossale Marmorbüste Humboldt's von David d' Angers, die Ascher ebenfalls für 2000 Thlr. an sich brachte, da auf der Auction kein anderes Angebot, auch nicht, wie es Anfangs hiess, von der Stadt Berlin — der sie als Vaterstadt Humboldt's vor allen Anderen überlassen worden wäre — gestellt wurde , hat derselbe Käufer für 5000 Thlr. erworben. Desgleichen gingen die zahlreichen (über 160 Stück) Ehrendiplome von wissenschaftlichen Instituten und Gesellschaften, welche Asher mit 200 Thlr. bezahlte, für eine ziemlich hohe Summe käuflich in dieselbe Hand. — Für das Herzogthum Nassau ist von der Regierung die Creirung eines Verdienstkreuzes und einer Medaille für Kunst und Wissenschaft in Gold und Silber angeordnet worden. — Bei der allgemeinen Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte, welche im vorigen Jahre in Königs- berg stattfand , ist bekanntlich die Stadt Speyer zum diessjährigen Versammlungsorte gewählt worden. Nicht allein sind bereits die Geldmittel bewilligt, welche der wissenschaftliche Congress zur Er- reichung seiner Zwecke erfordern wird, sondern es werden auch die pfälzischen Eisenbahnen während der ganzen Dauer der Versamm- lung die Mitglieder derselben nach allen Richtungen frei befördern. Durch diese liberale Bewilligung ist die Besorgniss gehoben, dass möglicherweise die Stadt Speyer nicht die erforderlichen Gelegen- heiten darbieten könnte , so viele nalurforschende Gäste ange- 60 messen zu beherbergen. Die benachbarten Städte Landau, Neustadt, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mannheim u. s. w. werden in dieser Rücksicht Vorstädte von Speyer abgeben und die Nachtquartiere für die Naturforscher und Aerzte darbieten, insoweit die Räumlichkeiten in Speyer nicht ausreichen möchten. Literarisches. — In den Memoires der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg (Bd. III. Nr. 1, 1860.) gibt Hr. Borszczow Be- schreibung der Aralo-caspischen Calligoneen, deren erste Art im Jahre 1701 am Fusse des Ararat von Tournefort entdeckt war. Das Vorkommen dieser Pflanzeist für den Reisenden im central- asia- tischen Tieflande, bei der dort herrschenden Wassernoth, von grosser Wichtigkeit, denn wo Calligoneen wachsen, da hat man immer Hoffnung , irgend welche Brunnen aufzufinden , da die unterir- dischen Wasseradern an solchen Stellen häufig sehr nahe zur Ober- fläche liegen. Borszczow gibt die Geschichte, Entwicklung und geographische Verbreitung (1 Art charakteristisch für Afrika und Asien, und 22 für Asien allein), dann Beschreibung der 23 Arten mit Angabe der Literatur, Vorkommen , Diagnosis u. s. w. und endlich Abbil- dung der betreffenden Früchte. Neue Arten sind Calliginum aralense, acanthopterum, Rotula, macrocarpum, densum , platyacanthum, eri- naceum, colubrinum, microcarpum, paniculatum. — Frau Gräfin Fiorini Mazzanti aus Rom hat neuerdings die Kryptogamen-Flora dortiger Gegend mit drei neuen Microphy- ceen bereichert, u. z. Oedogonium Montagnei Fi or. Mazz. (Pallide lulescens filis cylindraceis rectis aut flexuosis subachromaticis vel substantia genimica irregulari repletis ; articulis diam. Omm- 020 — 28 sub duplo triplore longioribus ; fructiferis inflatis, ellypticis; spo- rangiis globosis, aurantiacis; diam. Omm- 056 — 60 melientibus.) In den Klüften der Gesteine, in der Olivenpflanzung von Monticchio. Nahe- stehend dem Oedog. crythrospermum Ment. aus den Anden. — Oedog. Monticchi Fior. Mazz. Aureo flavescens; Alis cylindricis im— bricatis, hie illic cingulo calcareo verrueoso conformi concelerique incrustatis; (ut in Psicormio.) articulis diam. Omm- 006 — 8 triplo quadruplove longioribus; sporangiis depresso sphaericis flavescen- tibus; diam. Omm- 024 aequantibus. Vorkommen wie oben. — Die dritte neue Art ist ScytonemaAsphalti Fior.Mazz. aus denApenninen Die Diagnosis: Filis rigidis simplieibus ad instar straguli supra rupes protensis ; vaginae diam. Omm- 024, maleri genimica multiformi , hinc inde anulis spermaticis distinetis sub microscopio color melleus. (Alle drei Species sind beschrieben und abgebildet in den Atti der Aca- demia ponlilicia. di nuovi Linnei. A. XIII. Marzo 1860, S. 259). — Von Dr. Bonorden findet sich eine Abhandlung über einige der wichtigsten Gattungen der Coniomyceten und Kryptomyceten in 61 den Abhandlungen der Naturforscher-Gesellschaft zu Halle (5. Band, 3. und 4. Heft 1860, pag. 169). Dr. Bonorden bemerkt, dass die Benennung der Coniomyceten nach den Pflanzen , worauf sie para- sitisch leben, wie es Link gethan, sehr fehlerhaft sei, da ein und derselbe Staubpilz auf verschiedenen Pflanzen vorkommt ; es sei nöthig Form, Farbe der Sporen und den den Pilzen eigenthümlichen Charakter zu berücksichtigen. Es werden beschrieben die Gattungen Caeoma (darunter begreift Link die Ustilagines und Uredines und Aecidium , (Leveille stellte später selbe als Trichobasis auf), Eranium (früher Physiderma Bon.), Coleosporium , Podocystis, Ustilago, Uredo, Physonema, Epilea, Aecidium, Puccinia und Phray- tnidium. Die meisten neu aufgestellten Arten kommen schon in Ra- benhorst's Fung. europ. edit. nova vor, daher wir diese auch als schon bekannt nicht aufführen. Bei jeder Gattung und Artistgenaue Beschreibung, Diagnosis, Vorkommen und sonstige Bemerkung ge- geben. 3 Tafeln bringen die Abbildung der wichtigeren Species. Bei Caeoma pusillum ist als Synonym Ramularia pusilla Ung. mit der Bemerkung, dass die Unger'sche Gattung ganz einzugehen habe, da auch Cor da schon sie unter den Namen Didymaria ab- zweigte. — Sonstige neue Arten sind : Caeoma aculealum, Coleo- sporium ochraceum, miniatum, minimum etc., Podocystis angulosa, Ustilago purpurea, Uredo minima, f'ormosa etc. — Von dem rühmlichst bekannten Reisenden Peter v. Tchi- hatchew ist schon vor ein Paar Jahren das Werk über physische Geographie und Climatologie von Klein-Asien erschienen; jetzt sind 2 Bände (Asie mineure, Partie botanique. I. II. 8. et alias in 4to. Paris 1860.) neuerdings erschienen, welche die Botanik umfassen und eine Aufzählung geben aller in Klein-Asien von ihm selbst oder von anderen Botanikern gesammelten und beobachteten Pflanzen. Als Mitarbeiter finden wir bekannte Namen, einen Fenzl, Bois- sier und Fischer, und namentlich von Ersterem finden wir im 1. Bande nämlich Monographien über die Alsineen, dann Erläute- rungen über Alyssum, Lobolewihia und Buphurum; dann Beschrei- bung der neuen Pflanzengattung Physalidium, und im 2. Bande voll- kommene Beschreibungen von Centaurea, Achillea u. a. Compositen. Die Pflanzen von Klein-Asien belaufen sich nach Tchihatchew auf 6803 Species , wovon auf 44 Tafeln die wichtigeren abgebildet sind. — Eine vollständige Flora von Italien haben wir , bezüglich Phanerogamen, vom Professor B e rt olo n i in 10 Bänden; vom Par- iatore ist indem eben verflossenen Jahre 1860 erst die 2. Ab- theilung des 3.* Bandes erschienen mit höchst detaillirten Beschrei- bungen von Orchideen , Irrideen etc. ; diese Flora wird aber in Ausdehnung um vieles die von Bertoloni überragen. Den Bota- nikern mangelt es aber noch immer an einer Flora eines mehr weniger begrenzten Landesgebietes ; — um diesem Bedürfnisse ab- zuhelfen hat Hr. Theodor Caruel angefangen, eine Flora von Toseana zu bearbeiten, gestützt auf sein eigenes reichhaltiges Herbarium und 63 auf seine eigenen Beobachtungen und dann mit Beihilfe der in Florenz vorfindlichen zahlreichen Sammlungen. Das vor Kurzem er- schienene 1. Heft Prodromo della Flora Toscana di T. Caruel, in 8. fasc. 1. Firenze 1860, umfasst die Dicotyledonen , Thalamifloren und es ist mit solch' einer sorgfältigen Genauigkeit verfasst, dass der Botaniker dieser Flora alle Zuversicht schenken darf. — In dem 10. Jahresberichte der Naturforscher-Gesellschaft von Hannover von 1859 — 60 wird erwähnt pag. 337, dass Sagina ci~ liata um Hannover auf Aeckern sowohl im Sande , als auf Lehm- und Kalkboden sehr häufig ist, dass selbe wegen der in Beziehung auf die Bewimperung vielfach eintretenden Uebergänge zu Sag. procumbens, nur als eine Varietät dieser Species anzusehen sei. Auffallend ist, dass die bewimperte Form besonders auf Aeckern, die unbewimperte hingegen in Gräben und schattigen Stellen vor- kommt und nur in der langblätterigen, dunkelgrünen Form der echten S. procumbens. Zu entscheiden bleibt noch, ob die bewimperte Form wirklich die echte S. ciliata , und ob diese wirklich von S- pro- cumbens verschieden sei. — Sonstige interessante im Laufe dieses Jahres in der Umgebung von Hannover aufgefundene Pflanzen sind : Lysimachia thyrsiflora, die seit längerer Zeit wieder zum ersten Male blühte, Galium tricorne, Myrica Gale, Stachys ambigua, Sedum reflexum, Specularia Speculum , Alopecurus tttriculatus , Trifolium resupinatum, Valerianella carinata und F. olituria, letztere in einer Missbildung, welche die von einigen Botanikern angenommene Iden- tität beider Species zu beweisen dienen kann , indem die Blüthen bei einigen ganz, bei anderen so umgebildet , dass dieselben gras- grün und sehr gross geworden waren. Die Blüthen wuchsen fort, ohne abzufallen, die Fruchtknoten zeigten ganz die Form der Frucht- knoten von V. carinata, auch da wo normale Früchte von V. oli- toria dazwischen standen. — Von Dr. Regel, Direktor des kais. botanischen Gartens in St. Petersburg, ist so eben erschienen: Catalogus plantarum quae in horto aksakoviano coluntur. 1860. Dieser in alphabetischer Ord- nung geführte Catalog bietet eine unzählige Menge von seltenen Pflanzen, die in obbenanntem Garten cultivirt werden, bei jeder Art ist das Vaterland bezeichnet, die bezügliche Literatur, Kultur etc. angegeben. — Unser rühmlichst bekannte Algeolog Hr. Dr. Zanardini in Venedig hat schon vor 20 Jahren in seiner Synopsis die Schätze des adriatischen Meeres zur öffentüichen Kenntniss gebracht; im Jahre 1842 hatte auch Professor Meneghini, ebenfalls ein in der Algenkunde berühmter Name, das erste Heft seiner ^Alghe italiche e dalmatiche" herausgegeben, aber letzteres fand mit einem Theile des 5. Heftes sein Ende, das Jahr 1848 trat ein und Meneg hini hatte mit der Uebersiedlung an die Universität nach Pisa auch diesen Zweig der Naturwissenschaft verlassen, um sich der Geologie zu widmen. Um diese Zeit herum hatte Zanardini einen Aufruf ergehenlassen zur Subscription an eine Iconographia physiologica adriatica , aber 63 theils die politischen Verhältnisse und theils aber auch die wenige Neigung zu derartigen Studien hat alle Pläne vereitelt. Um aber das reichhaltige Material, welches Z. besitzt, dem wissenschaftlichen Publikum nicht vorzuenthalten , hat er sich entschlossen, dasselbe jetzt zu bearbeiten und in den Onemonie deh" J. R. Istituto veneto di seienze, lettere ed arti nach und nach zu veröffentlichen, und in dem eben erschienenen IX. Bde. derselben finden wir schon damit den Anfang gemacht. Bei dieser Gelegenheit fügt aber Z. die Bemerkung bei, dass unter den von Botteri, Vidovich und Sandri in Handel gebrachten Algen sehr viele Arten mit fehlerhaften Namen erscheinen, wie Z. sich namentlich in den von Frauenfeld im Jahre 1855 mittelst Naturselbstdruck herausgegebenen „Algen der dalmatischen Küste" überzeugen konnte , wo unter vielen anderen Lingbia phytonomoides, Chendrothamnion brachyarkena u. a. Species vorkommen, die dem Autor wohl wenig zur Ehre gereichen. Za- nardini erhielt von oben erwähnten drei fleissigen Naturforschern 1 oder 2 Exemplare von allen gesammelten Algen ; diese verblieben jedoch in Händen Zanardini's und dieser gab die Bestimmung der Arten nur durch Mittheilung der betreffenden Nummer, so dass eine Bestimmung der andern Exemplare von Botteri, Vidovich und Sandri selbst vorgenommen wurde, die wohl sehr oft fehler- haft ausfiel. Zu dieser Erörterung glaubt sich Z. genöthigt zu sehen, um allen allfälligen Missdeutungen vorzubeugen. In der gegenwär- tigen Abhandlung finden wir die Beschreibung folgender Arten: Porphyra vticrophylla, Stilophotia calci fera Z., Calithamnion fragi- Ussiimim u. m. a. mit Angabe der Synonymen, Vorkommen, kri- tischen Bemerkungen u. a. nöthigen Erläuterungen sammt Abbildung jeder Art in natürlicher Grösse und Farbe und bezüglichen mikro- skopischen Details behufs Erkennung der organographischen Structur. Sr. — Der letzterschienene Jahrgang 1859 der Verhandlungen der k. schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm bringt folgende botanische Aufsätze: Vegetation der Pyrenäen von J. E. Zetters tedt (p. 23); über die nord. Moosvegetation von S. 0. Lind berg, (p. 205); S. 293 spricht S t enh a m m ar über das 2. Heft der 2. Auflage der Lichenes Sueciae exsiccati; von Ze Her- st edt über eine botanische Excursion in den Norden Schwedens, (p. 407). — Im 15. Bande der Memoires de la Societe de physique et d'histoire naturelle de Geneve (1860. S. 434) findet sich eine Arbeit des Ende 1859 verstorbenen Professors Choisy über die Gattung Discostigma aus der Familie der Clusiaceen. — Hr. Prof. De Can- dolle hat in der Notice biographique sur J. D. Choisy ein Ver- zeichniss aller von diesem letzteren veröffentlichten botanischen Arbeiten gegeben. A • * »\ v * \ 64 Mittheilung. — A. Winter in Mühlberg in Baden berichtet über einen Farbstoff von Sorghum sacharatum im alk'. d. Telegr. Es ist schon längere Zeit bekannt, dass die*Zuckermoorhirse und deren Verwandte einen rothen Farbstoff enthalten; dass aber aus der ganzen Pflanze und namentlich aus dem vom Saft befreiten Stensel dieser schöne karminrothe Farbstoff gewonnen werden kann, ist die Erfindung Winter's. Im Wesentlichen geht derselbe auf folgende Weise zu Werke. Die entblätterten Stengel fies Sorgho, welcher nicht vollständig reif zu sein braucht, werden mittelst einer starken Rappe gerappt und ausgepresst ; oder aber man lässt die Stengel durch ein System von Walzen gehen, um den Saft, welcher Zucker oder Branntwein gibt, so vollständig als möglich zu ge- winnen. Jene Pressrückstände, oder die auf letztere Art entsafteten Stengel werden unter Dach auf regelmässige, einige Fuss hohe Haufen gesetzt und deren schnell eintretende Giihrung durch stärkeren oder verminderten Luft- zutritt, auch wohl Umarbeiten, so geleitet, dass keine zu starke Erhitzung und in Folge dessen Faulgährung eintritt. Wenn der Gährungsprocess gut verlief, so ist die Masse in circa 14 Tagen durch und durch roth bis rolhbraun geworden. Es ist nur» Zeit die Gährung der Stengel durch Trocknen zu unterbrechen. Nach vollständigem Trocknen werden sie auf einer Mühle gemahlen oder sonst zer- kleinert, was zur Extraction des Farbstoffes erforderlich ist. Neuesten Nachrichten zufolge soll in China die Bereitung dieser Farbe bekannt sein und di< selbeviel- fältige Anwendung finden. Es steht zu erwarten , dass diess letztere auch hei uns bald der FalT sein werde, da ein n. ö. Joch ä 1600 Quadratklafter 35—47 Zollpfund trockenes Sorghofarbholz zu produciren vermag. Correspondenz der Redaktion. Herrn Prof. B. in E. „An die zool.-botan. Gesellschaft, 4 fl. gezahlt." — Herrn W. in G. ,,An die zool.-botan. Gesellschaft 4 fl. gezahlt." — Herrn v. B. in B. „Sie können eine Sammlung griechischer Pflanzen mit 500 Arten um den Preis von 28 Thalern Pr. Cour, von mir erhalten." — Herrn R. v. T. in T. ,.An die zool.-botan. Gesellschaft 5 fl. gezahlt." — Herrn Dr. H. in G. „Erhalten und an Br. L. abgegeben." — Herrn Prof. H. in B. „Wird mit Dank benutzt." — Herrn V. in E. „An die zoul.-botan. Gesellschaft 4 fl. gezahlt." Inserat. Für Schmetterlingssammler. Irn Verlage von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig ist erschienen : Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz. Von H. von Heinemann. 62 Bogen, gr. 8. Fein Velinpap. geh. Preis 8 fl. 5 kr. Oe. W., und vorräthig in der Buchhandlung von C. G e r o 1 d's Sohn in Wien, Stephansplatz Nr. 615. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skotitz. Verlag von C Gerold. Druck von C. l/eberreuter. üesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für in.- SsterreichUche Exemplare, botanische Zeitschrift Itikt'tiliL Ilnil II i\i'i || l L'iH» die frei durch die Post be- erscheint DOiaillK UHU IHM «MI I HCl. ZOgen werden sollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Hertaktlon KTi* "sTkr'oelriv6 Gärtner, (Monomen, Forstmänner, Acrzle, ov^i^l^ml 13 Thlr. lONgrJ . . . . _ . .. Im Wege des g anzj ährig. oder AnOtHPKCr H11>en nun noch die Kränzen, innerhalb derer diese Veränderungen sich bewegen, und die Gesetze, die ihre Ausdehnung und ihre Weise ordnen, in Betrachtung ziehen. Arten sind weder aus der Luft gegriffene noch auch willkührliehe Schöpfungen der Naturforscher, sondern etwas wirklich Bestehendes. sei es nur zeitweise oder für immer. 13. Zugegeben, das Streben der Xaturkräfte gehe dahin, zu- erst die Gestalten bestehender Pflanzen durch stufenweise Ver- änderungen zu vervielfältigen, dann, durch Zerstörung Einiger, die übrig bleibenden in ihren Merkmalen und ihrer Verbreitung- zu ver- Hr. Naudin. ein Sihr geschickter und sorgfaltiger Experimentator, führte im Pariser ..Jardin des Plant es-- eine Reihe von Versuchen durch, iu der Absicht, die Dauer der Nachkommenschaft fruchtbarer Ba^arde fest- zustellen. Er schliefst aus dem Eriolg. dass die fruchtbare Nachkom- menschaft der Bastarde erlischt . um der reinen typischen Form dereinen od. r der andern Stammpflanze den Platz zu räumen. Hr. Naudin sagt \ des des Sc. aator. Ser 4. T. IX. : nMöglichwase hat dies Gesetz der Rückkehr seine Ausnahmen und gewisse, zughieb sehr fruchtbare und sehr stark ausgesprochene Bastarde mögen auch den Grund zu neuen Arleu legen; dies ist jedoch bei weiten "nicht ((tatsächlich bewiesen. Je mehr wir die Erscheinung der Bastardirung beobachten , um so mehr neigen wir uns zur Ansicht, dass in er Gesammlheit der geschaffenen Dinge die Arten untrennbar an eine bestimmte Verrichtung gefunden sind und dass die Gestalt, die Ausmassen und die Dauer jeder Pflanze der ihr zugewiesenen Verrichtung entsprechen. 80 einzeln, so sind wir in der Lage, eine theoretische Begründung des Verfahrens aufzusuchen, durch welche für eine Zeitlang jene Ab- änderungen mit beharrlichen Charakteren begabt werden. Hier müssen wir uns der Theorie oder der Speculation zuwenden; denn unsere Kenntniss von der Geschichte der Pflanzenarten in ihren Wechsel- beziehungen und von der Einwirkung des unaufhörlichen Wechsels der sie umgebenden physischen Bedingungen ist viel zu beschränkt und unvollständig, als dass wir daraus Beweise für den Einfluss dieser Bedingungen auf Hervorbringung irgend einer Art in ihrem Naturzustand entlehnen könnten. Unter allen solchen Speculationen ist die bei weitem wich- tigste und philosophischeste jene über Abgränzung der Arten durch natürliche Auswahl („natural selection", die wir zwei ganz unabhängigen und originellen Denkern: Hrn. Darwin und Hrn. Wallace (Journal of the Linnean Society of London Zoology; Vol. III, p. 45) verdanken. Diese Schriftsteller nehmen an, dass alle thierischen und pflanzlichen Formen wandelbar sind, dass der durchschnittliche Betrag von Raum und jährlicher Nahrung für jede Art (oder irgend eine andere Gruppe von Inviduen) begränzt und beständig ist, dass aber die jährliche Vermehrung aller organischer Wesen in geometrischer Pro- gression vorzuschreiten strebt und dass, da die Summe organischen Le- bens auf der Erdoberfläche nicht zunimmt, die Zahl der alljährlich zu Grunde gehenden Individuen unberechenbar gross sein muss, indem jede Art, in stetem Krieg mit zahlreichen Feinden lebend, im Kampfe um's Dasein nur mühsam ihren eigenen Antheil zu behaupten vermag. Im gewöhnlichen Laufe der Dinge trifft diese Zerstörung die Samen, die Eier und die Jungen der organischen Wesen und wird von einer Unzahl antagonistischer , im steten Wechsel begriffener, natürlicher Ursachen ausgeübt, deren jede auf ein organisches Wesen zerstörender wirkt, als auf irgend ein anderes. Jede Ursache wirkt mit verschiedenem Erfolg auf jede Gruppe von Individuen, in jeder Oertlichkeit und bei jeder Rückkehr der gleichen Jahreszeit. Hier haben wir nun eine unendliche Zahl wechselnder Be- dingungen und einen Ueberfluss wandelbarer organischer Wesen, welche sich in diese Bedingungen schicken sollen. Nun können aber diese Wesen unmöglich irgend eine Aenderung in diesen Bedingungen überdauern, es sei denn, dass sie die Mittel besässen, sich einem solchem Wechsel anzuschmiegen. Die Ausübung dieser Fähigkeil kann nur von einer sichtbaren (morphologischen) Aenderung in der Gestalt oder im Bau des betreffenden Individuums begleitet sein. Ist dies nicht, so ist die Aenderung eine innerliche, äusserlich nicht sichtbare (physiologische). Wo aber die Bedingungen sich plötzlich ändern oder im Laufe der Zeit in das Extreme übergehen, tritt immer eine morphologische Aenderung ein. Die neue Gestalt ist nothwendig die den veränderten Umständen angemessenste und, da deren Nachkommenschaftsich den schon vorhandenen Feinden der alten Form anschliesst, wird sie dahin streben, innerhalb der- selben Oertlichkeit die Stelle der Stammform einzunehmen. Jährlich 3t wird von den Saamen oder Jungen der alten Form ein grösserer Antheil zu Grunde gehen, als von jenen der neuen und die über- lebenden Individuen der ersleren werden , da sie weniger für die Oerllichkeit geeignet sind, weniger Saamen geben, mithin auch weniger Nachkommen haben. In den eben angeführten Fällen geht der Naturprozess an allen organischen Individuen langsam vor sich; der Mensch aber beschleu- nigt ihn durch Anbau oder Zähmung einiger weniger unter ihnen, indem er die für seinen eigenen Wohnsitz passenden aussucht und die sie umgebenden Verhältnisse so abändert, dass das Mass von Raum und Nahrung, das sie sonst mit Anderen zu theilen gehabt hätten, ihnen allein zufällt. So wird die Fortdauer der ausgewählten Abart gesichert und ihre Individuenzahl vermehrt; Beides auf Kosten der früheren Bewohner derselben Oerllichkeit und überall, wo mensch- liche Einwirkung lang genug gedauert hat, sind die daraus erfolgten Formveränderungen weit grösser als jene, welche zur Aufstellung conventioneller Arten unter wildlebenden Individuen berechtigen würden und diese Verschiedenheiten können durch Aufrechthallung der Bedingungen, unter denen sie entstanden, auf die Dauer fest- gehalten werden. Hr. Darwin führtauch ein anderes Prinzip an, das durch seine Einwirkung auf lebende Wesen einen wichtigen Antheil an der Ent- stehung der Abarten nimmt, nämlich: dass ein bestimmter Raum um so mehr lebende Wesen erhalten kann, je verschiedenartiger die Formen sind, die auf ihm leben. Ein Beweis dieses Satzes liegt darin, dass auf allen vereinzelten Flächenräumen die Anzahl der Classen, Ordnungen und Gattungen im Verhältniss zur Arienzahl eine sehr grosse ist. (Forlsetzung folgt.) Beiträge zur Flora von Wien. Von Dr. Ferd. Schur. Da ich im verwichenen Sommer (1860) zu meinen botanischen Vorträgen frischer Pflanzen benüthigte und gezwungen war, diese selbst mir zu verschaffen, so unternahm ich zu diesem Zweck öftere Spaziergänge, bei welchen ich mich auf den Stadtgraben, den Linienwall, das Glacis, die Brigittenau, den Prater, und die Gegend von Laa beschränkte, und nur ein paar Mal auf den Besuch des Gallizin- und des Leopoldsberges ausdehnte. Ich beobachtete und sammelte bei dieser Gelegenheit etwa 1000 Pflanzenarten, unter denen sich einige für die Wiener Flora neue Pflanzenbürger befinden, wenigstens insoweit, als ich solche in keiner der hiesigen Flora an- gegeben finde. Auch habe ich den Varietäten einige Anfmerksamkeit gewidmet und gefunden, dass in diesem Felde auch hier noch manche Furche zu ziehen ist. Meine diesfallsigen geringen Beobachtungen Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1861. 6 8? milzutheilen ist der Zweck dieser Zeilen. Möchten diese so harmlos aufgenommen werden, als sie von mir geschrieben wurden. 1. Pulsatilla Hackelii Rechb. — Der klassische Standort dieser schönen Pflanze für die Wiener Flora ist die Türkenschanze, wo ich dieselbe auf den Höhen gegen Weinhaus schon 1834 häufig fand, so dass hier vorzugsweise diese und P. pratensis vorkommen. Mit P. vulgaris ist diese, ohne vorgefasste Meinung, schwer zu ver- einigen, und eben so wenig mit P. Halleri, wenn man diese letzlere im frischen Zustande und auf dem Standorte beobachten kann. Selbst im Herbarium sind diese von den meisten Botanikern als Arten anerkannten Pulsalillen bei inslructiven Exemplaren noch ziemlich gut zu unterscheiden. — P. vulgaris gennina habe ich 1834 bei Liesing gefunden, und ich finde diese von der auf der Türkenschanze wachsenden P. Hackelii sehr verschieden. Im ersten Frühling, wenn P. Hackelii und P. patens (wo diese gemeinschaftlich vorkommen), ohne Vegetationsblätter erscheinen, sind diese beiden Arten kaum von einander zu unterscheiden. Nach meinen Erfahrungen ist P. Halleri eine Voralpenpflanze der Kalkfelsen, deren Blumen , nach sieben- bürgischen Exemplaren, fast die Gestalt und Grösse von Tulipa silvestris haben. — Koch. syn. ed 2. p. 8. 433 et 1016. 2. Ranunnulus Philonotis Eh rh. — Ich muss hier bemerken, dass in der Flora von Wien nicht nur der vermeintliche R. Sardous Cr. mit glatten Früchten, sondern auch der R. Philonotis Ehrh. mit höckerigen Früchten vorkommt. Dieser letztere ist zugleich sehr rauhharig, und stellt den R. hirsutus Curt. dar. Den glatt- früchtigen R. Sardous, welcher in Siebenbürgen, vorzüglich auf etwas kalkigem Boden, ganze Strecken bedeckt, und dem R. bulbosvs sehr nahe steht, habe ich als „Ranunculu s P seudo-bulbosus" beschrieben, weil derselbe eine Mittelform zwischen R. bulbosus und R. Philonotis darstellt. — Häufig auf dem Damme der Brucker Eisenbahn auf der östlichen Böschung. Juni. — Vor dem Meidlinger Bahnhof. Juli. 3. Ranunculus tuberosus. Lap. Spreng, syst. veg. 2. p. 654. — Rhizomate horizontali, carnoso, 2l/-i — 3 polt., interdum monocephalo Cavle inferne simplici superne parum ramoso, 21/-! — 3 ped. ad mediam aphyllo, inferne glabro superne piloso. Foliis radicalibus (sie dictis^) longissime petiolatis , ambitu subreniformi- cordatis, profunde trifidis, 2 — 3 poll, tatis. adpresse pilosis, molli- bus, margine ciliatis, laciniis trifidis, inciso-serratis; foliis caulinis mediis breviter peliolatis, supremis sessilibus trepartitis. Pedun- culis teretibus hirsutis. Sepalis potentibus , coneavis, hirsutis, oblongis. Petalis calyce triplo longioribus, euneato-obovatis, emar- ginatis. Sqainis neetariferis subquadratis tenue emarginatis */* lin, longis, Carpel lis compressis, oblique ovatis, glabris. Stylo com- presso, uncinato denique rectiusculo. Receptaculo conico rugoso, nudo. Toro epidoro cirsato sulcato. Auf Grasplätzen im Liechtenstein- garten und des allgemeinen Krankenhauses häufig. Selten mit reifen Früchten wegen des Abmähens. Juli. — Dieser R. tuberosus ist nicht nur 83 für die Flora von Wien , sondern auch für die des österr. Kaiser- staates, mit Ausnahme Siebenbürgens, ein neuer Pflanzenbürger. Es steht derselbe dem R. lanuginosus nahe, was die oberen Theile betrifft, in Hinsicht der Wurzelbildung aber dem R. strigulosus Sehr., doch gehört dieser letztere zum Typus von R. actis. — Beide bilden aber mit dem in Siebenbürgen wachsenden R. Lerchenfeldianns Schur und ß. macrophyllus Ledeb. eine Gruppe, welche durch das lange, meist fleischige Rhizom sich auszeichnet. 4. Thaliclrum nigricans Jacq. — Eine ganzlich glatte breit blättrige Form ohne Stipellen, mit faseriger Wurzel und mehre- ren fadenförmigen niederliegenden flagellenartigen Stengeln versehen, welche ihre Entstehung dem feuchten schattigen Standort verdanken. — Es bildet dasselbe eine geeignete Mittelform zwischen Th. flavum und Th. angustifolinm, da es mir unmöglich scheint, diese beiden als Formen einer Art zu betrachten. Denn wenn wir ausser den unter- scheidenden Merkmalen nur die Verschiedenheit in der Bildung der Wurzel in Betracht ziehen, so müssen wir zugestehen, dass zwischen diesen beiden Pflanzen eine speeifische Verschiedenheit obwalten muss, da eine Pflanze, welche wie Th. flavum ein horizontal kriechen- des Rhizom besitzt, das zugleich als eine Verlängerung des Stengels sich darstellt, von einer anderen speeifisch verrchieden sein muss, welche wie Th. nigricans, mit einer entschieden faserigen Wurzel begabt ist, scheint mir ausser Zweifel, und soll ich dieses Th. nigricans als keine selbstständige Art annehmen dürfen , so würde ich selbes unter den Formen von Th. angustifolium Jacq. einzureihen suchen. 5. Adonis autnmnalis L. — Im Stadtgraben zwischen dem Burg- und Kärnthnerthor. Juli — 1834 zwischen Roggen bei Liesing. — Im blühenden Zustande durch die halbkugelförmige fast blutrothe Blume leicht zu kennen. 6. Ery sitniim hieraeifolium L. — E. virgatum Roth., E. strictum Fl. d. Wett. und E. longisiliquosum Rchb. werden von einigen Botanikern als E. hieraeifolium L. vereinigt. Ohne diese subjeetive Ansicht widerlegen zu wollen, beschränke ich mich, hier nur drei hiehergehörige Formen der Flora von Wien zu erwähnen, da deren Verschiedenheit nicht sowohl in den Blättern als vielmehr in dem Bau der Schoten liegt: ä) Racemo longissimo laxifloro; siliquis longissimis 2 poll. long., erectis,m pedicellum brevissimum arcualum exeuntibus ; stigmate capitato-bilobo; foliis oblongo- lanceolatis remolissime calloso- dentatis. Caule 1/4 — 2yi ped rirgato-ramoso. b) Racemo brenissimo conferto; siliquis crassioribus breciori- busque 1 poll. long, junioribus racemum purum superantibus; stylo diametral» siliquae acquante) foliis oblongo-linearibus, inlegerrimis, in axillis ramulis sterilibus. Caule rigidiore 12 — 15 poll. dense foliato. c) Racemo abbreviato conferto 3 poll. long. ; siliquis crassius- cttlis 1 — l1/* poll long.; foliis radicalibus obtusis in peliolum atlenuutis, oblongo- lanceolatis, canlinis acuminatis, omnibus den- 6* 84 siuscule calloso-dentatis. — Radice polycephala (hand anmia) caufes florentes fasciculosque foliorum proferente. Caule pedali. Von diesen Formen halte ich a) für E. longiaitiquosum Rchb., b) für E. virgatttm Roth., c) für E. strictum Fl. der Welt. Die Form a) wächst in der Brigittenau und im Praler auf schotterigem Boden und am Ufer der Donau; />) am Sporn zwischen Steinen; c) auf dem Wiener Kanaldamm, im Prater, den Kaiserniühlen gegen- über in Gesellschaft von Sisymbrium pannonicum. — Juli und August reife Früchte. 7. Ery s im um c hei r anthoides L. — a) latifolium an der Wien bei Schönbrunn , b) angustifolium in der Brigiltenau. Die Form a), welche schwach buchtige und gezähnelte Blätter und etwas grössere Blumen hat, dürfte das E. cheir anthoides ß dentatum Koch, syn. ed 2 p. 54. sein. 8. Diplotaxis muralis D. C. var. subviminea. — Auf unseren Stadtmauern, z. B. am Schottenthor kommt eine Diplotaxis vor, welche von der gewöhnlichen D. muralis D. C. verschieden ist, und der D. viminea D. C. mir ähnlich scheint. — Die D. muralis scapiformi» Neilreich's (Fl. v. Wien p. 498) scheint sie auch nicht zu sein, da sie mit der diessfälligen Beschreibung nicht stimmt. — Die in Rede stehende Diplotaxis hat sehr kleine schwefelgelbe Blumen, die Pelala sind verkehrt herzförmig und in einem kurzen Nagel ver- schmälert, die Narbe ist undeutlich zweilappig, die Scholen im Ver- hältniss zur Kleinheit der Pflanze gross, die Blätter sind nackt, der Blülhenschaft abstehend und locker behaart — Ich bin geneigt diese Pflanze für diejenige zu halten, welche Host und Schulles als D. viminea der Wiener Flora genommen haben. 9. Sisymbrium Irio L. — An dem Damm der Brucker Eisen- bahn zwischen Simmering und Klederling an der östlichen Böschung, eine Gruppe von etwa 20 Exemplaren in Früchten. Ende August. Die vorliegenden Exemplare sind für S. Irio sehr gross, denn sie besitzen eine Höhe von mehr als 2 Fuss, und die Schoten eine Länge von 3 Zoll; diese sind fast wagrecht abstehend und sitzen auf einem 3 Linien langen unmerklich dünneren Fruchtstiel; die Blumen an den Nebenästen sind verkümmert , scheinen aber goldgelb zu sein, und von den jüngsten Schoten überragt zu werden. — Auch die Form der Blätter ist nicht mehr genau zu bestimmen. Ich gebe einige Merk- male hier darum an, weil ich diese Pflanze anfänglich für S. austria- cum Jacq. hielt, mit welcher die Schoten in der That ziemlich stimmen. 10. Sy simbrium C olumnae. L. — Von dieser Art habe ich folgende Formen beobachtet: a) Siliquis longissimis tenuissimisque 2 — 2*/ipoll. long., pubea- centibus, erieto-palatis , junioribus racemo brevioribus ; = S. Co- lumnae hebecarpum Koch. syn. ed 2. p. 52. 5 ß. b) Siliquis rigidioribus f'ere horizontaiiter patentibus, celuloso- scabris. — Planta divaricato ramosa. = S. Columnae trichospermuni. c) Siliquis tenuissimislongissimisqueflaccidepatentibuspedirellis- «SS que glabrisvel rarissimepilis singulis obsetis 3 polt, longis. junioribns racemam pamm superantibus ] floribus pallidis minimis. Caule debile 2 — 3 ped. virgato-ramoso, ratnis longissimis praedito, inferne glabro, vel subpiloso- = S. Columuae glabrescens. (an S. Columnac verum L. sec. Koch. syn. ed 2.?) Vorkommen: o) häufig um Wien; 6) zwischen Perchtholdsdorf und Brunn, c) am Dame der Eisenbahn beim Simmeringer Stations- gebäude der Brucker Bahn. Ende August. Welches von diesen drei Formen das echte S. Columnae L. ist, wage ich nicht zu entscheiden, da Koch die glattschotige, Neilreich die rauhschotige Form dafür annehmen. Die var. c) ist insofern merkwürdig, als selbige einen Uebergang zum S. austriacum bildet, was vorzugsweise bei den Exemplaren mit rigiden, ganz glatten Schoten der Fall ist. Vielleicht ist diese Form das S. austriacum der älteren Wiener Floristen. — Auch ist die Ansicht, dass die glattschotige Form in der Wiener Flora nicht vorkomme, hiermit widerlegt. 11. Iberis umbellata. L. — In diesem Jahre zahlreich im Stadtgraben. Juli. 12. Lepidium per foliatum L. — Am Damme der Brucker Eisenbahn unweit des Meidlinger Bahnhofes. Juli (Riesenexemplare). 13. Alyssum murale W. Kit. — Auf einer Mauer im Josephinum. September in reifen Früchten. Seit mehreren Jahren von einem Zögling des höheren Kurses, Herrn Doctorandus Weiss- bach beobachtet und mir mitgetheilt. 14. Trigonella caerulea Sering. — Im Stadtgraben unweit des Burgthores. Juli. 15. Lathyrus br ac hyphyllu s Schur. — Dieses ist die- jenige Pflanze, welche für L. siltestris var. latifolius Neilreich, Flora von Wien p. 670 /?, von Anderen als Lathyrus platyphyllus Retz., oder auch für Lathyrus latifolius L. genommen wird. — Von allen diesen Arten ist unsere in Rede stehende Pflanze sehr ver- schieden, und sowohl der siebenbürgische als auch der deutsche L. platyphyllus stimmen mit unserer Pflanze nicht überein. — Am nächsten steht unsere Pflanze dem L. latifolius L., kann aber mit diesem unmöglich verwechselt werden. — Lathyrus sileestris L., welcher in Siebenbürgen häufig ist, ist von allen hier genannten himmelweit verschieden. Die Pflanze, welche ich vor 25 Jahren als L. silrestrisL. beim Rolhenstadl gesehen habe, schien mir die echte Line'sche dieses Namens zu sein. — Es wäre wohl der Mühe werth, diese hier erwähnten Lathyrusarten einer kritischen Beobachtung zu unterwerfen. Unsere Pflanze ist häufig am Liechtenstein, Gieshübl, in den Weinbergen bei Liesing und Atzgersdorf u. s. w. Juli. — Früchte September. 16. Lathyrus sativu.s albiflorus. — Häufig auf Aeckern an der Strasse von Rothneusiedel zwischen Linsen. Juli. 17. Vicia sativa var. obeordata. — Villosa. Folioiis foliorum infimorum obeordatis quasi bilobis. An Waldrandein bei Kalksburg. Juli, ohne reife Früchte. 18. Vicia lutea L. (von Jacq.) — Im Stadtgraben unweit des Kärnthnerlhores, so wie auf dem Glacis vor der Mondscheinbrücke. August. (In einigen Exemplaren). 19. Cytisus austriacus vir escens Koväts, in Neil- reieh's Flora von Wien p. 640. — Im Laawäldcfien nicht selten. August. — Eine sehr merkwürdige Form (oder vielleicht Art) von der ich den Uebergang zu Cytisus capitatus nie bemerken konnte, wenn man den Blüthenstand dafür nicht nehmen will. Mir scheint unter den hiesigen Cytisusarten eine arge Confusion zu herrschen, und namentlich unter denen, welche zum Typus von Cytisus capitatus, supinus und prostratus gehören. — Cytisus pro- stratus Scop, eine südliche Pflanze, welche auch in Siebenbürgen häufig ist, dürfte vielleicht mit C. bisflorens Host, identisch sein, da er wirklich zweimal zu ganz verschiedenen Zeiten und mit ver- schiedenen Blüthenständen blühet — aber nie und nimmer kann man denselben mit C. capitatus und supinus vereinigen. Dasselbe ist bei C. hirsulus L. der Fall, von dem Neil reich, Flora von Wien, p. 640 a. richtig bemerkt, dass derselbe eine südliche Art sei. 20. Melilotus officinalis var. glauc o-pruinosa. — Floribus pallidioribus minor ibusque; foliolis carnosis ellipticis oblongo- linearibusve, glauco-pruinosis; caule 2 — 4 ped. fistuloso, angulato, ramosissimo, ramisvirgatis longissimis. Auf Aeckern bei Laa. August. Blühend. 21. Medicago sativa und M. falcata. — Zwischen M. sativa L. und M. falcata L. kommen hier mehrere Uebergangs- formen vor, welche von mehreren älteren und neueren Botani- kern bald als Arten, bald als Spielarten, oder auch als Bastarde angeführt werden. Sie scheinen keiner Flora zu fehlen, wo nämlich diese beiden Stammarten nebeneinander vorkommen. In diesem Sinne, und je nachdem die Hülsen mehr denen von M. sativa, oder denen von M. falcata ähnlich gestaltet sind, lassen sich zwei Gruppen aufstellen, von denen die eine „Pseudo sativae", die andere vPseudo falcatae" von mir bezeichnet werden. In beiden Gruppen finden wir Exemplare mit vollkommenen Früchten, obschon die Ver- mehrung vorzugsweise durch die grossen , tiefliegenden Wurzeln bewerkstelligt wird, aus welchem Grunde auch auf einem und dem- selben Standorte stets dieselbe Form beobachtet werden kann. Von den vielen schwer zu defmirenden Formen will ich hier nur folgende anführen: A. Pseudo sativae. a) Medicago sativa media — M. media Pers. an M. sativa ß versicolor Koch. syn. ed. 2. Im Stadtgraben an mehreren Punkten, im Volksgarten. Juli bis September. b) Medicago sativa ambigua arenosa. Auf Sandboden bei Döbling, auf der Türkenschanze. c) Medicago sativa hybrida campestris. An Dämmen und Wegen bei Döblimr. Juli. *7 dj Medicago sativa pratensis. Auf feuchten Wiesen der Brühl hinter dein Liechtenstein. Juli. B. Pseudo-falcatae. a) Medicago falcata sordida. Auf dem Johannesberg bei Uuler- laa. August. b) Medicago falcata prostrata. An Wegen und Acckerrändem bei Oberiaa. August. Die Diagnosen zu diesen hier genannten Formen können gegen- wärtig nicht gegeben werden, theils wegen Mangel an Frueht- exemplaren , theils weil ich die Diagnose an der frischen Pflanze zu machen versäumt habe; doch sollen diese später nachfolgen, da ich diesem Gegenstande ferner einige Aufmerksamkeit widmen will. — Auch in Siebenbürgen kommen ähnliche Formen vor, von denen Baum garten in seiner En. 2., p. 381 eine als M. media Bess. beschrieben hat, welche von M. media P e r s. etwas abweicht , und von Lerchenfeld 1780 als Medicago cibinensis bestimmt wurde. Un- befangene Beobachtungen in der freien Natur können nur darthun, welche von diesen Formen zur Bildung selbstständiger Arten geeignet wäre, oder ob hier überhaupt von einer spezifischen Unterscheidung, nach dem gewöhnlichen Begriff von Art, species, die Rede sein könne. 22. Fumaria V aillantii Lois., var. carinata. — Auf dem Leopoldsberge fand ich eine Fumaria, welche der F. Vaillant ii L o i s. zwar sehr ähnlich, in der Bildungder Frucht von dieseraber verschieden ist. Die Frucht dieser Art wird verschieden determinirt. Neureich in der Flora von Wien p. 475 sagt: „Steinfrucht, bei der Reife kugelig, oben abgerundet." — Koch. syn. ed. a, p. 35. und 1018 sagt dagegen „fructibus suborbiculatis , rotundo-obtusis , tuberculato-rugosis" — und weder mit der einen noch mit der anderen Definition stimmt der Bau der Frucht unserer in Rede stehenden Fumaria überein, welche ich auf folgende Weise definire: „Fructibus globoso-com- pressiusculis, obtusis, rugulosts, carina circumdatis." — Auch in Siebenbürgen kommt eine ähnliche Art vor, und zwar auf dem Kalk- berge Kapellenberg bei Kronstadt, welche ich „Fumaria carinata" genannt habe, weil ich bei keiner unserer Arten dieses Merkmal, nämlich die Carina, angegeben fand. Der in Siebenbürgen auf Aeckern wachsenden Fumaria Vaillantii fehlt diese Carina, und es sind die Blätter auch weniger fleischig und blaugrün. — > Ich mache . hiermit auf die Pflanze aufmerksam^ welche ich nicht im blühenden Zustande, sondern Ende August in Früchten gefunden habe. 23. Malva mauritiana L. — Koch. syn. ed. 2. p. 142. = M. mauritanica S p r. syst. veg. 111. p. 90. Nicht häufig bei Simmering hinter den Gemüsegärten am Teiche. October. — Im Stadtgraben zwischen dem Burg- und Kärnthnerthore. — Bei Wien habe ich diese Pflanze schon vor 25 Jahren beobachtet, und auch andere mögen dieselbe hier gefunden, aber nicht unterschieden haben , womit ich jedoch Herrn Bayer's Angaben, in Dr. Skofitz botanischer Zeitschrift vom November 1860, keineswegs in Zweifel stellen will. 88 24. Hibiscus Trionum L. — Im Stadtgraben zwischen dem Burg- und Kärnthnerlhore. August. 25. Coriandrum sativum L. — In diesem Jahre häufig im Stadtgraben. Juli. 26. Nonnea p u IIa D. C. albiflora. — Im Stadtgraben. Juli. 27. Anchusa italica, Retz. — An Aeckerrändern, so wie auf Gartenschutt bei Dobling (zwischen Luzerne). Juli. 28. Gypsophila paniculala L. — Bei Oberlaa in einer Sandgrube. Juli. 29. Dichodon anomalum Rechb. — Auf unbebautem Boden, z. B. auf dem Glacis der Alservorsladt, vor Neu- Wien. Mai. 30. Silene conica L. — Am Damme bei den Kaisermühlen im Prater. Juni. — Ein neuer Standort, früher auf der Türkenschanze häufig'. 31. Cerastium triviale Lk. var. murale. — Auf unseren Stadtmauern, namentlich am Kärnthnerthor , wächst ein Cerastium, welches mit den hier bekannten Arten und Formen nicht stimmt. Es steht dem C. triviale und pumilum nahe und zwischen beiden in der Mitte, indem es den Habitus des ersteren und die Blumen des letzteren besitzt. Zur besseren Einsicht möge hier eine Diagnose folgen : „F loribus pentandris ; pedunculis caly cibusque glanduloso- pilosis , viscosis-, f loribus minimis \x/i lin. longis; sepalis ob- longis, maryine angustissime apiceque latius scarioso-marginatis, saepe apice purpureo tinctis; petalis calyce multo-brevioribus; bractiis omnibus herbaceis; capsulis rylindrico-conicis, gracilibus, subrectis, calycem duplam superantibus. — Planta obscure viridis 6 — 12 poll.'f radice tenue annua multicaulis, caudiculis basi saepe terrae adpresais sed non radicantibus. Vielleicht ist dieses das Cerastium triviale ß glandulomm Neil reich Fl. v. Wien, p. 543 und der hiesigen Botaniker, jedoch kenne ich als C. viscosum ß glandulosnm Bönnigh. = C. viscosum D. C. eine von diesem Cerastium verschiedene Pflanze , welche auch in Siebenbürgen sehr konstant auftritt. Ein diesen in Rede stehenden ähnlichen Cerastium von längerem Habitus, welches auf den Stadtmauern bei Hermanstadt wächst, habe ich Cerastium murale genannt und weitere Beobach- tungen müssen dessen Selbstständigkeit als Art in das rechte Licht stellen. 32. Nicotiana rustica L. — In zahlreichen Exemplaren an der Wien am Kärnthnerthore und auf mehreren Plätzen um die Stadt. September. 33. Petunia nyctaginiflora Juss. albiflora. — Im Stadt- graben beim Kärnthnerthor auf Gartenschutt, August. — Ein Flücht- ling aus Gärten, da selbe häufig als Zierpflanze kultivirt wird. 34. Solanum nigrum L. var. ch loro carpum. — Im Stadt- graben am Kärnthnerthor und an der Wien vor der Mondschein- brücke. Ende September. 35. Solanum miniatum Bernh. var. flavum Kit. — Dieses Solanum stimmt mit den in Ungarn und Siebenbürgen vor- J*9_ kommenden S. flamm Ki t. überein, nur dass die hiesige Pflanze kleiner ist, was jedoch keinen Unterschied darbietet, Die Beeren sind bald lichter bald intensiver gelb, und diese letztere Modification nehme ich als S.flcvum Kit. Vor der St. Marxer Linie links. September. 36 So'anum miniatum Bernh. var. P seudo-cillosum. — Obschon i'as S. vllosum L a m. fast in allen Floren angegeben wird, so hahe dennoch die Pflanze mit weisswolligem Ueberzug, welche ich im botanischen Garten zu Königsberg unter diesem Namen gesebcu habe, nirgends finden können. Das vorliegende Solanum, wel- ches ich im Stadtgraben sammelte, ist durch kleine safrangelbe Beeren und durch die stärkere weisse und weiche Be- haarung aller T heile, vorzugsweise a*ber der jüngeren Blätter und Aest e und der Blü thens fiele ausgezeichnet; auch sind die Blumen kleiner und bläulich -weiss, die Farbe ist eine lichtgrüne, welche selbst im Trocknen nicht verändert wird, und ist durch diese Eigentümlichkeit, so wie durch die schlankeren Aeste und kleineren Blätter von dem mit ihm gesellschaftlich vor- kommenden S. chlorocarpum und nigrum leicht zu unterscheiden. Auch in Siebenbürgen kommt diese Form vor, und da selbige eine Mittelform zwischen S. villosum und S. miniatum darstellt, das S. villosum Lam. mir aber eine problematische Pflanze ist, so habe ich dieselbe Solanum Pseudo-vülosum genannt, um diesen Zwischen- zustand anzudeuten. — Diese Pflanze hat, wie das vorige Sola- num miniatum flavum und wie alle gelbfrüchtigen einen strengen Moschusgeruch. 37. Orobanche caerulea Vill. — Bei Oberlaa in einer Sandgrube. — August. 28. Orobanche caryophyllacea Vill. — Auf Gras- plätzen zwischen Gebüsch bei Laa. August, 39. Orobanche Epithymum D. C. — Auf Wiesenplätzen in Prater. Juni. 40. Orobanche cruenta Barte 1. — Auf kräuterreichen Plätzen im Laawäldchen. Juli. 41. Orobanche stigmatodes Wimm. — Auf der Türken- schanze, meist auf Centaurea Scabiosa, 12—15" hoch, Blumen gelb, oder kaum röthlich angelaufen, die Deckblätter sehr lange, an der Spitze des Blüthenstandes vor der völligen Entwicklung einen Schopf bildend. Auch zeichnet diese Orobanche sich durch grosse blattartige Stengelschuppen aus. Auch in Siebenbürgen kommt diese Orobanche vor, welche ich damals 0. comosa nannte. 42. Orobanche Galii Duby. — Am Fuss des Leopolds- berges, auf feuchter Wiese. 43. Orobanche major. Meyer. — Auf Wiesen zwischen Klee am Leopoldsberge. August. 44. Gentiana germanica albiflora. — Auf Wiesen im Halterthale. August. 45. Gallium parisiense. L. sp. 157. — Var. fructibus setoso-hispidis. = Gulium lileyiosum D. C. Fl. fr. 4. 263. — icon rar. t. 26. = G. parisiense a. trichospermum Tausch, ap. Koch, syn. ed. 2. p. 363. Stellenweise auf dem Gallizinberg sowohl auf Grasplätzen als auch auf Aeckern. September 1860 in reifen Früchten. Vorkommen in der Gesammtflora von Österreich, siehe Maly En. pag. 162. 46. Caprifolium per fo liatum. a) genuinum = Lonicera Caprifolium L. — Foliis laus* suborbiculatis, ellipticisve, quandoque rubieundis, verticillastris 2 — 3 approximatis , floribus extus praeeipue purpureis, limbo subregulari, staminibus corollam aequantibus , stylo parum exserto. b) pallidum = Lonicera pallida Host. — Foliis ellip- tic'ts lade viridibus, mollioribus, iierticillastro solilario apice ramosum, floribus pallidis ochroleacis vel sordide albis, limbo irregulari, sta- minibus corollam longe superantibus; slylo longissime-exserto. Beide Formen in der Remise bei Allmannsdorf sehr zahl- reich. Juli. 47. Salvia silvestris L. var. alba. — An Aeckerrändern bei Laa. Juli. 48. Satureja hortensis L. — Im Stadtgraben und auf dem Glacis bei der Mondscheinbrücke. Juli. 49. Thymus pannonicus All. Rchb. exe p. 312. — Foliis ellipticis oblongisve caulibusque indique pilosis. Auf sandiger Wiese im Prater in der Nähe der Kaisermühlen. Juli. 50. Polycnemum arvense L. (var- ?). — Auf sandigen Plätzen und Abhängen zwischen Atzgersdorf und Mauer habe ich ein Polycnemum mit 1 — IVjFuss langen, sehr ästigen, niederliegenden, robusten Stengeln gefunden, welches ich für P.majus A. Braun zu halten geneigt bin. Da ich diese Pflanze im frischen Zustande nicht untersuchen konnte , so mache ich hiermit auf dieselbe aufmerksam. 51. Atriplex patula L. sp. 1494. — Von dieser formreichen Art kommen hier einige Formen vor, von denen ich die nachfolgende beschreiben will, weil ich derselben in ziemlich konstanter Gestalt in mehreren Floren begegnet bin. In der Flora von Siebenbürgen habe ich dieselbe als var. nemorosa oppositif'olia und spater als Atriplex subopposita Schur sert. Flor. Transilv. p. 63. Nr. 2408 K. aufgeführt. Caule suberecto ramoso, 1 — 2 ped. , demum divaricato, tereti, glabro ; foliis caulinis o p p o s iti s, hastato-lanceo- latis, basi euneatis, utrinque dente maximo antrorsum verso notatis, quandoque margine remote detitatis, foliis ramorum oblongis vel oblongo-linearibus, Omnibus glabris integerrimis , lade viridibus. Valis minimis, semine vix majoribus, dorso plerumque appendicu- latis, utrinque connexis, ambitu subrhombeis, utrinque dente maximo instruclis, Semine lentiformi, fusco, nitido, minimo. An schattigen Orten, an Zäunen, Waldrändern, an Mauern, im Liechtensteingarten, in der Brigittenau, im Stadtgraben. September, October. Vielleicht ist dieses Atriplex patula ß microcarpa Koch. syn. ed 2. p. 702. 52. Atriplex angustif olia S m. — Häufig im Stadtgraben und auf wüsten Plätzen, am Teiche bei Simmering. September, 91 October. Ich will der Ansicht derjenigen nicht entgegen treten, welche diese Pflanze für eine Form von A. patula L. halten; allein mit Atriplex lUtoralis L. sp. 1494. Koch. syn. p. 703, welche auf Salzboden in Siebenbürgen, und am deutschen und baltischen Meere wachst, kann unmöglich eine Vereinigung oder Identität Statt finden, da schon im Blüthenstande Qspicis strictis^) ein auffallender Unter- schied sich darbietet. 53. Polygonum aviculare L. — Unter den verschiedenen Formen dieser Art will ich hier nur zwei gut zu unterscheidende anführen : a) acuti fol ium: caule a basi ramoso 1 — 2 ped. ramis vir- gatis', foliis oblongo- linear ibus 2 lin. latis 12 — 15 lin. longis. utrinqiie atlenuatis, acutis, integerrimis glabris; floribus subsolita- riis inferioribus bracteis brevissimis suffultis super ioribus sube- bracteatis. b~) p arvifolium; caespetosum, caule debile 6-12 poli, foliis minimis, oblongo linearibus, utrinque obtusiusculis, carnosulis; floribus bracteis floro longiorihus suffultis. Die Var. aj auf Sand auf der Türkenschanze; b) auf den Strassen in Döbling und an Mauern. Juli, August. 54. C onvolvolus tricolor L. — Im Stadtgraben an meh- reren Stellen, auf Gartenschutt. August. — Auf der Türkenschanze gegen Döbling. — Eine südliche Pflanze aber in manchen Gegenden, z. B. auch in Siebenbürgen verwildert. 55. Rudbekia laciniata L. — Spr. syst. 3. p. 612. Hirto- scabra. 4 — 6 ped., superne ramosa, foliis inferioribus lon- gissime petiolatis , pinnato-laciniatis, laciniis ovatis trilobis, lobis inciso-dentatiit, foliis super ioribus sessilibus tripartitis ; flori- bus subcorymbosis speciosis radio flavo disco fusco-atro, notatis peranthodiis phyllis duplice serie, receptaculo conico-capitato, paleaceo, poppo coronuloformi. — Die aus Nordamerika stammende, häufig als Zierpflanze kultivirte Pflanze habe ich im Prater im Walde neben dem Canale schon vor 25 Jahren an derselben Stelle einzeln beobachtet , während selbe heute eine bedeutende Strecke einnimmt und sich zwischen Urtica dioica, Parietaria erecta und Senecio sara- cenicus ganz wohlhäbig angesiedelt hat. Auch in Siebenbürgen kommt diese Pflanze auf Wiesen zwischen Weidengesträuch sehr zahlreich mit Senecio paludosus in Gesellschaft vor, und ist hier nicht leicht mehr auszurotten. 56. Anthemis ruthenica M. Bieb. — Koch. syn. ed. 2. p. 414. Auf Aeckern vor der Belvederelinie gegen das Arsenal, zahl- reich. Juli. 57. Anthemis Neiireichii Ortm. — Auf derTürkenschanze bei Döbling zwischen Luzerne. August. Scharfe Unterschiede zwi- schen dieser und der vorhergehenden Art sind kaum vorhanden. 58. Gaiinsoga panriflora Cav. — Koch. syn. ed. 2. p. 396. In mehreren Exemplaren an verschiedenen Stellen im Stadt- graben zwischen dem Burg- und Kärnthnerthor ; häufig an der Tabor- 92 linie in Slrassengräben und an Garlenzäunen. September. Diese aus Peru stammende nette Pflanze , hat sich fast in allen Floren ver- wildert gefunden, und sie scheint sich eben so leicht anzusiedeln, wie dieses mit manchen jetzt zur Flora gehörenden Arten der Fall ist. — Hier war selbe in diesem Jahre so häufig, dass man ein paar hundert Exemplare hätte sammeln können. 59. Aster Novi Belgii L. — Koch. syn. ed. 2. p. 386. Aus Nordamerika stammend, häufig als Zierpflanze kultivirt, verwildert im Bette des Alserbaches an sumpfigen Stellen unweit Dornbach in mehreren Exemplaren. September. 60. Solidago canadensis L. — Mit der vorigen in Gesell- schaft. — Beide kommen auch in Siebenbürgen verwildert an Gräben und Flussufern vor, und S. canadensis habe ich vor 20 Jahren sehr zahlreich auf einer Au bei Pressburg gefunden. 61. Inula germanica L. a) latifolia: foliis canlinis meliis oblongis, 3 — 4 poll. lonyis ll/i — ll/2 poll. latis; caule tyi — 2 ped b) an gustifolia: foliis conformibus basi minus cordatis, gla- brioribus, lanceolatis, 2 poll. longis, 6 lin. latis a basi sensim attenuatis ; caule humiliore caespitoso, 10— 15 poll. alto, capitulis majoribus, crassioribus, luteis. Beide Formen nebeneinander auf dem Leopoldsberg. August. 62. Inula hybrida Baumg. — Von dieser Pflanze ist es schwer eine passende Diagnose zu entwerfen, weil selbe fast in jeder Flora, und oft in einer und derselben Flora verschieden auf- tritt. — Ob diese Inula mit Recht als eine Hybridität von /. ger- manica und I. ensifolia anzunehmen sei, wage ich, wichtigen Autori- täten gegenüber nicht zu w idersprechen , obwohl meine Beobach- tungen gegen diese Annahme sprechen, da ich Formen gefunden habe , welche bald zu /. hirta bald zu /. ensifolia sich hinneigten, dass die /. hybrida der Wiener Flora mit der in Siebenbürgen ganz isolirt vorkommenden nicht übereinstimmt , habe ich schon an an- deren Orten ausgesprochen. Von unserer Inula hybrida besitze ich folgende Formen: a) Pseudo-hirta. Foliis I. hirtae subsimilibus 2 ]/j — 3 poll. longis 6 lin. latis remoto et calloso-dentatis, antice parum latioribus; inflores^enlia I. salicinae fol. I. hirtae — Capitulis 1 —4 minoribus. b) stenophylla: Foliis angustioribus 2 — 3 lin. latis oblong o- linearibus, a medio utrinque attenuatis, acutis. c) P seudo-ensifor mis: Foliis oblongo-linearibus confertis mediis 21/* — 2 poll. longis, glabriusculis; , capitalis 3 — 4 corym- bosis ut in I germanica. Alle drei Formen neben einander auf dem Leopoldsberge. August. 63. Senecio J acobaea umb ellifera. — Capitulis um- bellato-corymbosisy ramis numerosis apice corymbosis 2 — 4 cephalis, bracteis basi ramorum confertis involucrum universale affinitis. In Waldungen des Gieshübls. Juli. 93 64. Senecio er r oticus Bertol. — 05. S enecio au Ita- lien s Huds. — In schalligen Waldungen des Gieshübl; der erst er e nicht selten im Stadtgraben und an den Mauern zwischen dem Kiirnlhnerlhor. Juli bis August. 66. H elianthus annuusL. — 67. Uelianthus tuberö- ses L. -v- Beide Arten im Bette des Alserbaches unweit Dornbach, der erster© auch im Stadtgraben am Kärnlhnerlhor. September. 68. Fi lag o montana Wild. — 69. Filago minima Wild. — Beide auf grasigen Höhen des Gallizinberges in Gesell- schaft von Gallium parisiense und Jasione montana. Ende August. 70. Tripleur o spermum inodorum Schultz = Chri- santhemum inodo rumh. —Von dieser Art kommen hier mehrere Formen vor, welche in Höhe, Ramosilät und Grösse der Köpfe von einander abweichen. — Die von Schulz Bip. angegebenen generellen Merkmale, nämlich: „reeeptaculum subcylindi icum vel conicum, latitudine suo duplo longior" habe ich wenigstens bei unserer mir vorliegenden Pflanze nicht wahrnehmen können, sondern es ist haemisphaericum und dabei scrobicuhitum, oder wenigstens nicht glalt nach dem Reifen der Früchte. Aber auch ohne diese Merkmale ist diese Art von Chrysanthemum durch den Bau der Früchte ver- schieden. 71. Barkhausia setosa D. C. — Häufig- auf den Aeckern bei Rothneusiedl, so wie vor der Hundslhurmer- und Matzleinsdorfer Linie. Juli bis August, 72. Bar khau sia rhoeadifolia D. Cand. (^Crepis rhoeadi- folia M. Bieb.?) — Die auf mehreren Punkten hier vorkommende Barkhausia halle ich für B. rhoeadifolia D. C, wie sie auf der Puszla in Ungarn nicht selten ist. B. f'oetida scheint mir eine südliche Pflanze zusein, und ist auch in Siebenbürgen zu Hause; doch habe ich auf der Türkenschanze Exemplare gefunden, welche der B. foctida zum Theil entsprechen. Obschon ich an die scharfe Scheidung dieser beiden Arten zweifle, so ist es doch gut zu wissen, welche von beiden vermeintlichen Arten hier vorkommt. 73 Barkhausia set osa var. g la briuscula. — Auf einem Acker zwischen dem Eisenbahndamme und Wilhelmsdorf, zwischen Luzerne, habe ich eine Barkhausia gefunden, welche der B. setosa zwar sehr ähnlich, aber durch folgende Merkmale verschieden ist: Caule ereito, ramo o, striata, glabro, 1 — 2 ped., foliis runcinatis glabris in nervi* maryineque setulo.is; Capitul is partim angustio- ribus quam in B. setosa; phyllis peranthodü oblongo linearibus, acuminatis, subcanescentibus interdum pilis glandulosis atris sparsim obsitis peduneulis glabris vel apice sub capitulum sparsim setulosis; s qua ini s colyculi herbaeeis , oblongis, longissime ueuminatis, sub- adpressis, anthodio multoties brevioribus, multo minoribus quam in B. setosa. Radice polycephala, caules ßorentes fasciculosque f'oliorum proferente, unde bienni vel perenni nee annua ut in B. setosa = Barkhauiia Pseudo-selosa Schur. Die vorliegenden Exemplare sind keine Hauptlriebe, indem diese abgemäht worden sind; n ich werde jedoch im nächsten Sommer diese Pflanze genauer zu be- stimmen suchen, und es war nur meine Absicht, vorläufig auf die- selbe aufmerksam zu machen In Siebenbürgen kommt eine ähnliche Pflanze vor, welche ich bis jetzt für eine glatte Form von B. setosa halle. 74. Crepis virens Vill., var. hispida. — Capilulis minimis pedunculis inrolucroque sparsim setuloso-glandulosis ; caule ramo- sissimo 1 — lyi ped. ; rad. polycephalo. Wegen der drüsig borstigen Köpfchen stimmt diese Pflanze mit C. agrestis W. K., allein die Klein- heit derselben spricht für eine Form von C. virens Vill. mit drüsigen Blüthenköpfchen. Auf Aeckern am Gallizin sehr zahlreich und in riesenförmigen Exemplaren. September. 75. Crepis tectorum austriaca. — Die auf der Türken- schanze häufig wachsende C. tectorum ist von der der deutschen Flora verschieden. Sie ist grösser, robuster und die grösseren Blüthen- köpfchen haben borstig rauhe Hüllblättchen; die Blüthenstiele sind ebenfalls borstig; die Blätter sind meist fiedertheilig. Nach ihrem Habitus steht sie zwischen C. tectorum und pinnatifida Wild, und in der Siebenbürger Flora wird diese Form als Crepis agrestis W. K. zum Theil genommen, wie denn überhaupt unter diesem Namen sehr verschiedene Pflanzen versendet werden. 76. Hieracium florentinum Wild, non D. C. — Häufig in der Brigittenau und im Prater. Nach meiner Meinung ist dieses mit H. florentinum D. C. nicht identisch , da dieses mit Hieracium piloselloides Vill synonym ist. — Unsere Pflanze ist von H. praeatttim sehr gut zu unterscheiden, das Hieracium Fussianum Schur, welches einige Botaniker zum H. piloselloides ziehen, müsste, wenn H. pilo- selloides mit Recht als eine Form von H. praealtum anzunehmen wäre, eine selbstständige Art bilden, umsomehr, da es eine Berg- und Felsenpflanze ist. 77 Hieracium rulgatum K och. var. maculatum = H. maculatum Sm. engl Fl. — an den Mauern des Linienwalles bei der Nussdorfer Linie. — August. 78. Hieracium rulgatum Koch. var. Pseudo ramo- sum\ — Eine ausgezeichnete Form, welche dem H. ramosum W. Kit. sehr nahe steht, und wenn H. ramosum als eine selbstständige Art anzunehmen ist, zwischen diesem und H. vulgatum eine schöne Mittelform darstellt. Zur besseren Einsicht möge die Diagnose hier ihren Platz finden: Rhizomate brevissimo, subpraemorsi, mono- cephalo ; caule elata, 2 — 4 ped., a basi saepe ramoso, ramis lon- gissimis, inferioribus foliatis-, foliis radicalibus numerosis, ellipticis, in petiolum decurrentibus, grosse dentatis, dentibus baseos pro- f'undioribus; foliis caulinis brevissime petiolatis , longissime acuminatis, grosse dentatis, dentibus subtriangulari-elongatis 4 — 6 lin. longis, acuminatis ; capitulis corymboso-paniculatis, ramis lon- gissimis bracteatis apice floribus 1— 3 perfectis nonnullis lateralibus imperfectis praedifis; phyllis p er a n tho dii subcanescentibus, atromridibus, pilis atris-glanduliferis vestitis flosculis dimidis bre- nioribus: flosculis aureis, dentibus 5 linear ibus notatis, medio pilosis, 95 fructibus minimis, 1 tön. long, fusiformibus , atro-fuscis, tenue costalis. pappo sordido e pilis inaequalibus scabris composito coro- natis. Foiiis glauco- viridibus albo pilosis, caule in ferne piloso, superne srabrinsculo, infloresrentia dili siuta, capitulis magnitudine iis H. vulgati similibus. Auf den Felsenpartien an der Donau zwi- schen Döbling und Nussdorf. Juli. — Eine laxere und einfachere arniblumige Form kommt auf dem Leopoldsberge vor. August. Vielleicht ist dieses das Hieracium ra?nosum der früheren Wiener Botaniker, was kein besonderer Fehler sein dürfte, da zwischen H. rutgatum und H. ramosum sehr subtile Unterschiede stattfinden. — Wenn es mir nicht unverdienstlich erschiene, die unsicheren Hiera- cium-Arten zu vermehren , so würde ich dieses in Rede stehende als eine Art, und zwar als Hieracium Pseudo-ramosum behandeln, da wir mehrere anerkannte Arten haben, welche nicht so distinktiv auftreten. 79. Hieracium boreale angustatum. — Foiiis c anUnis mediis eonfertis, elongato-oblongis, remote dentatis. in petiolum brevem attenuatis, usque ad6 poll. longis ; foiiis radicalibus destitutis; inßores- centia laxa, capitatis longe pedunculalis int er dum solitaris. In den Wäldern bei Kalksburg. August. 80. Carduus acanthoides L. albiflorus. — Im Stadt- graben beim Kärnthnertlior. September. 81. Carduus a canthoidi-nutans. — Koch. syn. ed. 2. p. 462. An einem Ackerrande am Inzersdorfer Berge links von der Strasse nach Laxenburg. September, häufig. 82. Carduus nutanti-acanthoides. — Koch. syn. ed. 2. p. 462. Bei Rodaun unweit der Ruine. August. Diese Pflanze ist als Carduus orthocephalus Wallr. Koch. syn. ed 2. p. 462. n. 14, — Linnaea v. 14. p. 86. 638 bekannt. Sie kommt auf der Höhe bei Rodaun isolirt und nicht zahlreich vor, wenn man vom Bade auf- wärts steigt. 83. Carthamus tinctorius. L. Im Stadtgraben am Burgthor einzeln. Juli. 84. Cent aurea amarah. — Koch. syn. ed. 2. p. 468. Auf Wiesen in der Brühl. August. 85. Gagea bohemica Schult. Diese niedliche Pflanze, welche vor 25 Jahren am Inzersdorfer Berge an grasigen Abhängen in Gesellschaft von allen unseren Gagea-Arten zahlreich vorkam, habe ich in diesem Jahre nur in zwei einblumigen Exemplaren finden können. 86. Alisma Plantago L. — a) cordifoliutn, b) lancifolium, c) diversifoHnm, d) gr amini folium. Alle vier Formen im Prater in Lachen an der Donau , wo nach der Tiefe der Wasser die ver- schiedenen Formen auftreten. Juli bis August. 87. Potamogeton fluitansRoXh. — Koch. syn. ed. 2. p. 776. In der Liesing bei Unteriaa. August, in grosser Zahl aber ohne reife Früchte. — Ob Neilreich in der Flora von Wien p. 144 diese Pflanze meint, ist mir ungewiss, da dessen Syn. zu zwei ver- 06 schiedenen Arlon gehören. P. natans ß prolixus Koch, kommt zwar ebenfalls in der Liesing vor, gehört aber nicht zum P. fluitans Roth. 88. Phalaris canariensis L. — Im Stadtgraben und an der Wien, so wie am Wiener Kanal nicht häufig. Juli bis August. 89 Trichodium caninum arenarium. — AufderTürken- schanze im lockeren Sande wächst ein Trichodium, welches zwar zum Typus dieser Art gehört, aber sowohl in der steifen Haltung, als auch durch andere Merkmale unterschieden werden kann : Gramen rigidum, rhizomate fibrös o et stolonifero : culmo tereti, glabro, l1/* — 2 ped. stricto: foliis inferioribus planis 1 lin. latis, 6 poll. longis, rigidiusculis, culmeis siccatointerdumconvolutis,3 poll. longis, glabris, margine scabris; ligula protensa interdum biau- riculata. Yi lin. longa; p anicula contractu 6 poll. longa; fusco- purpurea , ramulis setuloso - scitbris g lumis sobaequalibus, acutis, carina setosa aetatis ; palea exteriore glumis breviore obtuse bifida , dorso aristata ; arista subgeniculata scabra paleam aequante glumas excedenle. In Siebenbürgen, wo dieses Gras an ähnlichen Standorten vorkommt , aber etwas zarter er- scheint, habe ich diese letztere Form als Agrostis rubra L. bestimmt, Schur sert.fl. Transs. p. 83. 3075. Später nannte ich ein ähnliches Gras Trichodivm (^Agrostis) arenarium , weil ich selbes von dem ersteren als verschieden erkannte. Ich mache hiermit auf dieses Gras aufmerksam, weil es auf jeden Fall von dem auf Sumpfwiesen wachsenden Trichodium caninum verschieden ist. 90. Agropyrum er isla tum P. B. — Auf der Türken- schanze an zwei Stellen auf grasigen Abhängen an Aeckerrändern, z. B. in der Nähe des ersten Wachthauses, wo ich selbes schon seit einigen Jahren beobachtet habe. August. Wird meist abgeweidet und entgeht dann der Beobachtung. 91. Agropyrum repensP. B. — Von diesem vielgestaltigen Grase gibt es auch in der Flora von Wien mehrere ausgezeichnete Formen, von denen ich nur folgende anführen will. a), lo liifo rme Spica subinterrupta, spiculis remotiusculis 5—7 floris ; glumis acatis breciter aristatis ; p aleo exteriore longissime aristata , arista palea sua longiore. Culmo 2—3 ped. foliisque niridibus-spiculis saepe coloratis. Rhizoma breviter repente. b) bromi forme. Spica conferta , spiculis approximatis, pyramidalis, imbricatis, oblongis 9 — 11 floris; glumis ovatis; palea esteriore aristata, arista palea sua multo breviore. Culmo 3 ped. foliisque rigidis, glabris viridibus. Var. a) an dem Damme bei der Schwimmschule im Prater; Var. b) zwischen Gebüsch in der Brigittenau, eine schöne Form. Juli bis August. c) maximum. Spica longissima 10—12 poll. subconferta; spiculis 5 — 7 floris ; glumis paleisque acuminatis crassinervibus; rachi scaberrima; foliis latis longisque utrinque retrorsum scabris 8-10 poll. longis 6 lin. latis culmo que 4 — 6 ped. viridibus. In Wein- gärten, in Hecken und Gebüschen z. B. joberhalb Gersthof. Juli. — Dem Agropyrum rigidum im Habitus ähnlich. 97 92. Agropy rum glaucum valde pilosnm. — Spica conferta; spiculis imbri cutis, glumis paleisque valde pilosis, gl au eis obtusis, palea exteriore obtusa mucrone brevissimo rotata. Caule 2 ped. stricto, rigido, foliis rigidis oblongo-linearibus, 6 poll. long is. glaueo, pruinosis margine scabris ; rhhomate breviter repenfe Auf sandigem, schotterigen Boden, in der Scholtergrube vor Fünfhaus. Juli. 93. Poa bulbosa normalis. — In diesem Jahre nicht selten auf der Türkenschanze auf sandigen Plätzen. Mai. Eine sehr hübsche Form mit 11 — 15 blülhigen Aehrchen, und in diesem Zustande von fremdartigem einer Eragroslis ähnlichem Ansehen ; auch der Poa concinna sieht sie ähnlich, umsomehr da die normalblühende Pflanze kaum eine Verdickung der Halmbasis zeigt. 94. Bromus commut atus Schrad. — In diesem Jahre auf mehreren Punkten ziemlich zahlreich, auch im Stadtgraben am Kärnthnerthor. August, September, — Bromus commutatus und B. racemosus stehen sich nicht so nahe, als man meint. Schon im Habitus findet eine bedeutende Verschiedenheit Statt, und während B. com- mutatus mehr dem Typus von B. grossus und secalinus sich nähert, gehört B. racemosus zum Typus von B. mollis. Auch B. multiflorus gehört nach meinen Exemplaren zum B. commutatus , während B. patulus Koch zum Typus von B. arvensis gehört. 95. Fes tu ca gigantea var. paludosa. — P anicula potentissima, apice rerta ; ramis basi simplieibus, a medio ramu- losis ; spiculis minimis 3 — 5 floris . fusco- purpureis, arista reeta paleam stiani triplum superante. Culmo 3 — 4 ped. ; foliis latissimis rigidiusculis, 6 — 8 poll. longis, 6 — 8 lin. latis, abasi sensim attenuatis, acutis, margine scabris. — Auf sumpfigen Stellen im Bette des Alserbaches. September. — Eine merkwürdige , fremd scheinende Form. 96. Lolium perenne ramosissimum. — Inflorescentia spica compositai. e.panicula e ramis spicatis formata, ramis alter- nantibus in axilla inßma spicularum orsentibus, spiculis ramorum minoribus subquinquefloris. Culmo 1 l/i —2 ped. curvato-adscendente, radice eulmos ßorentes fasciculosque foliorum proferente , panicula 6—9 poll., e ramis 6—8 composita. Eine merkwürdige 3Ionstrosität, bei der die ährenförmigen Aeste meist oberhalb des untersten Blümchens im Aehrchen entstehen. — Nicht selten an der Wien bei Schönbrunn in Gesellschaft von Glyceria fluitans. September. Eine Form, welche hei oberflächlicher Beurtheilung leicht für Lolium festucaceum genommen werden kann. 97. Avena pubescens var. calva. — Foliis infimis et prolum novellium complicatis rigidis, cu/meis multo latioribus planis, omnibus vaginisque pilis destilutis ^calvis); spiculis trifloris pur- pureis lucidis; arista fusca subgeniculata. Auf der Türkenschanze gegen Weinhaus. Juni. Aehnlich der Avena lucida B er toi. 98. Polypodium calcareum Sin. — Auf der Mauer am Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1S61. » 08 Linicnwall gegen Hernais, in Gesellschaft Von Asplenium Rutamurarki. A. Tricliomanes und Polypodium vulgare. Juli. 99. Equisetum trachyodon A. Br. — (Bot. Zeit. 22. p. 308. J Koch. syn. ed. 2. p. 967. Auf feuchtem Boden in Vertie- fungen zwischen dein Kaiserbade und dem Universum. September, sehr zahlreich, Blüthenkätzchen orangegelb. 100. Equi setum elong atnm var. caespitosum. — In der Brigittenau am Damm-Sporn zwischen kurzem Grase, 1860, so wie auf Aeckerri zwischen Erlaa und Siebenhirten. August 1834. Dieses Equisetum steht dem E. tenue Hoppe sehr nahe, welches meist zum E. variegatum gezogen wird, unterscheidet sich von diesem aber durch den mehr rasenformigen Wuchs, durch den Mangel des kriechenden Rhizom's und durch die unteren grünen, nicht schwarzen, Scheiden. Die zahlreichen Stengel sind 6 — 8 Zoll hoch, gänzlich einfach, d. h. bis an der Basis, wo die Aeste zusammengedrängt sind. — Ein ähnliches in Siebenbürgen vorkommendes Equisetum habe ich in meinem Serlum florae Transsilv. p. 93, als E. variegatum Schleich, bestimmt, doch habe ich später diesen Irrthum berichtigt. Ich möchte dieses Equisetum als eine eigene Art behandeln, da es zwar zum E. elongatum und E. ramosum gehört, aber von diesen beiden sehr verschieden ist. — Ein passender Name wäre „Equi- setum caespitosum."' 101. Chara foetida A. Braun. — Häufig in allen Lacken bei Floridsdorf. September — Es ist dieses die gemeiniglich für Chara vulgaris L. genommene Pflanze. Wien, im Jänner 1861. Zur Flora von Lesina, Von Prot. And. Alschinger. Die Insel Lesina, welche sich längs der dalmatinischen Küste von Westen nach Osten vom 34 — 35° ösll. Länge erslreckt, hat ihren Namen von ihrer einer Schuhahle ähnlichen Gestalt, denn Lesina heisst im Italienischen eine Schuhahle. Bei den Griechen und Römern hiess sie Pharos und Tharia. Bei einem von mir im Jahre 1850 von Spalato aus, nach obiger Insel unternommenen botanischen Ausfluge fand und sammelte ich zu Ende Juni theils. in der Blüthe, theils in der Frucht nach- folgende Pflanzen. Cynosurus echinatus L. — Phleum eckinatum Host. — Aspho- delus ramösus L. , A. fistulosus L., A. luteus L. — Asparagus acutifolius L. Agave americana L. Von dieser Pflanze zählte ich zu jener Zeit um die Stadt Lesina 42 Exemplare in voller Blüthe, welche einen herrlichen Anblick gewährten. Die schönen, goldgelben, reich- lichen Blüthen sind voll Honigsaft und nehmen sich besonders in einiger Entfernuno sehr schön aus. Der ßlüthenstamm , obgleich 3^-4 Klafter hoch und ziemlich dick, schiesst in wenigen Wochen aus der Wurzel empor, aber dann welkt die Staude , nachdem sie 30 Jahre und darüber, ohne zu blühen, vegetirt hat, mit sammt dem Stamme ab. Man glaubt, dass die Agave schon seit 200 Jahren in Dalmalien einheimisch sei. Bekanntlich gewinnt man durch Röstung aus den ungeheuren dornigen Blattern ein sehr dauerhaftes Garn. Arum italicum Mi II. Phoenix dactilifera L. Die Frucht kömmt in Dalmalien nicht zur Reife. Ctipressus sempervirens L. — Pinus Pinaster Lam., P. mari- tima La m. — Quercus Hex L. — Julians regia L, Noch zu wenig angepflanzt in Dalmatien. — Ficus Carica L. Liefert die so berühmten süssen Lesiner-Feigen. Sie sind wahrhaft deliciös, besonders wenn man sie vollkommen reif selbst vom Baume pflückt. — Monis alba L., M. nigra L. und M. papyrifera L. — Celtis australis L. Die Früchte von der Grösse der gewöhnlichen Kirschen verkauft man in den Städten unter dem Namen „Fafaricola", Chenopodium maritimum L. — Amaranthus prostratus Balb. Man verkauft diese Pflanze in den Städten unter dem Namen „Stier" als Küchenkraut. — Plantago media L. , P. lanceolata L. — Stative Limonium L., S. reticulata L. Erigeron canadensis L. Ist, wie man glaubt, aus Canada ein- geschleppt worden. — Conyza Candida Tratt. Sic überzieht ganze Felsen und ist besonders um Macarsca und bei Ragusa so häufig, dass man selbe theils zur Streu für das Vieh, theils als Brennmaterial benützt. — Inula Pulicaria L., /. dysenterica L., /. visco a Ait. — Gnaphalium angustifolium Lam. Bedeckt ausgedehnte Strecken und wird beim Kalfatern der Schule als Brennmaterial gebraucht. — Carlina corymbusa L. — Carthamnus lanatus L. — Centaurea ragu- sina L. Bisher nur bei Ragusa und auf Lesina gefunden und zwar auflast unzugänglichen Felsen. — Apargia tuberosa Wild. — Lac- tuca saligna L. — Zacyntha verrucosa Gärt. — Hieracium Pilo- sella L. Lonicera etrusca Sant. Sehr wenig verschieden von L Capri- folium. — Olea europaea L. Ro ma'rinus ofßcinalis L. Bedeckt ganze Strecken und liefert ein schlechtes Brennholz, dagegen aber die sogenannte „Aqua de IIa Regina"' durch Destillation der Blätter. — Salvia Sclarea L., S. officinalis L, — Origanum smyrnaenm S m. — Satureja montana L., S. Juliana Host, — Meli sa Nepeta L. — Marrubium candidissimum L. Vitex Agnus castus L. — Heliotropium europaeum L. — An- chusa paniculata Rchb. — Echium petraeum Port. — Cotivolvulus sepium. L., C. arvensis L., C. Cneorum L. — Lycium europaeum L. — Pkysalis Alkekengi L. — Datura Stramonium L. — Antirrhinum majus L., A. Oronti m L. — Euphrasia lutea L. Arbutus Unedo L. Erdbeerbaum. Seine Frucht, den Erdbeeren sehr ähnlich, nur etwas grösser und rundlicher, aber nicht so schmack- haft, nimmml sich auf den bis 2 Klafter hohen Bäumchen, im Octoher sehr schön aus. Man hat versucht aius den Früchten Brandwein zu 7* 100 brennen; besonders auf der Insel Melida, wo es ungeheure Strecken bewachsen mit Erdbeerbäumen gibt, allein dieser fiel, wie man sagt, zu narkotisch aus und man kam daher wieder davon ab. — Eryngium campestre L., E. amethystinnm L. — Crithmum maritimum L. Wird mit Essig und Oel als Salat genossen. — Cotyledon Umbilicus Host. Clemaiis Flamula L., C. Vitalba L. — Delphinium Consolida L., D. Staphysagria L. Slavisch „Sencivaz", das bekannte Läusekraut. — Cistus monspeliensis L., C. salvifoliusL. — Portulaca oleraceaL. — Tamarix africana Poir. Paliurus australis Gärtn. Wird seiner zahlreichen Dornen wegen häufig zu Zäunen gebraucht. — Andrachne telephioides L. -- Euphorbia Characias L. Mit dieser Pflanze betäubt man in den Häfen und Buchten die Fische, um ihrer leichter habhaft werden zu können. — Croton tinctorium L. — Pistacia Lentiscus L. Liefert das beste Brennholz auf den Inseln. — Myrtus communis L. — Punica Granatum L. Kommt an den Zäunen seit undenklicher Zeit wild vor. Stammt dem Namen nach gewiss aus Nord-Afrika. — Poterium Sanguisorba L., P. spino- sum Wild. Ist selten in Dalmatien, desto häufiger auf Corfu, wo man die Häuser damit eindeckt. — Rosa arvensis Huds. — Rubus fruticosus L., ß. idaeus L. — Amygdalus communis L. Blüht in Dal- matien bei milder Witterung oft schon mitten im Jänner. Ononis ramosissima Des f., 0. minutissima L. — Psoralen biluminosa L. — Colutea arborescens L. — Coronilla Emerus L., C. cretica L., C. varia L.. C. Securidaca L., — Ceratonia Siliqua L. Kommt in Dalmatien auf den Inseln Eso, Lissa und Lesina sehr üppig vor, scheint aber doch eine gegen die Bora geschützte Lage zu verlangen. Schade, dass man diesen Baum nicht auch schon in Scar- dona und Sebenico angepflanzt hat. Pteris aquilina L. — Asplenium Trichomanes L., A. Adianthum nigrum L. — Ceterach officinarum Wild. Wien, im Jänner 1861. Correspondenz. Eibiswald in Steiermark, den 20. Jänner 1861. Einen auffallenden Einfluss, welchen quellige Standorte auf die Wachsthumsverhältnisse vieler Pflanzenarten ausüben, zeigen unter anderen besonders Exemplare der Alchemilla vulgaris. Willd. ß. pilosa (Flora von Niederösterreich, von August. Neilreich, II. Theil p. 889), welche ich am 17. Juni 1860 in der Region der Waldberge ungefähr 2290 Fuss über der See, bei Neuberg in Steiermark, am rechten Ufer der Mürz, dem Calvarienberge gegenüber, blühend fand. Die in der Nähe häufige Lunaria rediviva L. erleichtert die Auffin- dung. Die (durch 1 bis 15 Millimeter lange Haare) fast zottigen Blattstiele der grundständigen, mit Lappen von 4 Centimeter (l'/iZoll) Breite versehenen Blätter erreichen eine Länge von 34 V* Centimeter (13 Zoll). Der Blattdiameter auf die Spitzen der gegenüberliegen- 101 den eiförmigen Lappen bezogen, beträgt bei 152/3 Centimeter (6 Zoll). Die Distanz von der Basis des Stengels bis zur Spitze der Trugdolde misst bei H^/i Centimeter (18 Zoll). Die Trugdolden sind fast ruthen- förmig, locker geordnet. Fr. v. Feil ler. Spielfeld in Steiermark, im Februar 1861. Die nächste Umgebung von Leibnitz in Steiermark, meinem früheren Wohnorte, bietet wenig botanisch Interessantes , den überall herrscht leidige Cultur. Nur die Flora der Römerhügel hat einige minder gewöhnliche Pflanzen aufzuweisen. Auf diesem kleinen Stück Haideland wachsen : Pulsatilla vulgaris, Helianthemum vulgare, Malva Alcea, Vicia sepium, Lotus corniculatus ß. pratensis, Genista sagit- talis , Cytisus nigricans, Ononis spinosa, Seseli coloratum, Knautia arvensis, Scabiosa ochroleuca, Hieracium umbellatum, H. Pilosella, H. Nestleri, Leontodon antumnalis a. leiocephalus, Centaurea paniculata, Carlina acaulis , Senecio Nebrodensis, Jasione montana, Campanula rotundifolia, Echium vulgare, Veronica spicata, Euphrasia officinalis, Betonica officinalis, Prunella vulgaris a. indivisa, Mentha arvensis ß. genuina, Clinopodium vulgare, Calluna vulgaris Hypericum per- foratum, Scleranthua, annuus, Piatanthera bifolia. An der östlichen Seite des Seckauer Schlossberges kömmt Helleborus viridis vor. Alfred Breindl. Gräfendorf bei Jüterbog in Preussen, im Februar 1861. Durch Kauf bin ich in den Besitz eines grossen Theiles der von Hrn. Dr. L. Raben hörst in Dresden herausgegebenen Kryp- togamen-Sammlungen gekommen, die ich nun aber doppelt besitze und gerne wieder billig abgeben möchte. Ich lasse sie daher unter folgenden Bedingnissen ab. Gefäss-Kryptogamen und Charen ä Species 10 Kreuzer ö. Währ., Leber- und Laubmoose, dann Pilze, Flechten und Algen ä Species 6 Kreuzer ö. Währ. Die Pflanzen sind natürlich mit ihren Original-Etiquetten versehen. — Ebenso kann ich aus den Familien der Ranunculaceen und Cruciferen eine grosse Anzahl seltener Pflanzen , entweder gegen andere mir fehlende seltene Arten oder im Kaufwege ä 10 kr. ö. W. abgeben. Baron von Thümen-Gräfendorf. Personalnotizen. — Adolf Kintzl, k. k. pens. Hauptmann, starb am 10. Decem- ber v. J. in Wiener-Neustadt. — Dr. Jean Bapt. Pay er, Professor in Paris, starb am 4. Sep- tember v. J. zu Paris in Folge einer chirurgischen Operation , nach- dem er ein Alter von 47 Jahren erreicht hatte., — Dr. H. Steudner, welcher als Botaniker die Heuglin'- sche Expedition nach dem Innern von Afrika begleitet, ist in GreifTen- berg in Schlesien 1832 geboren , er bezog im October 1850 die Universität in Berlin, ging 1852 nach Würzburg, kehrte 1854 nach 102 Berlin zurück und bearbeitete in jüngster Zeit eine Monographie der Marantacecn , die er bereits der Vollendung nahe brachte; auch sammelte er Material zu einer wissenschaftlichen Pflanzen-Geographie. Sämmtliche deutsche Gebirge , die österreichischen Alpen und die Lombardie hat derselbe mit beständiger Beobachtung der botanischen und geognoslischen Verhältnisse besucht. — Dr. Ruprecht ist, wie Regel's Gartenfl. berichtet, glück- lich in Tiflis angekommen und wird von da aus nun die Russland neu unterworfenen Districte des Kaukasus besuchen. — Die Tanne, welche Le deb our mit Abies obovata vereinigt, ist nach Ruprecht von der A. obovata sibirica ganz verschieden. Dieselbe bildet einen herrlichen Baum von 120' Höhe mit kurzen stumpfen Nadeln und von fast säulenförmigem Wüchse. Vielleicht, schreibt R., ist es die echte A. orientalis. — Dr. Albert Nie mann, der sich durch die Analyse der von der „Novara-Expedition" mitgebrachten Cocablätter, in denen er eine neue organische Base entdeckte, einen Namen gemacht, ist vor wenigen Wochen in Goslar, und zwar erst 26 Jahre alt, gestorben. — Professor Anton Hatzi, Benediktiner -Ordenspriester zu Admont, wurde durch Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes in allerhöchster Anerkennung seiner vieljährigen und erspriesslichen Wirksamkeit im Gymnasial-Lehramte ausgezeichnet. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Die zoolog. botanische Gesellschaft hat von ihren Annalen das 4. Heft des X. Bandes herausgegeben. Beim Durch- blättern desselben fällt Seite XLVIII und XLIX eine lange Reihe von Namen solcher Persönlichkeiten auf, die der Gesellschaft im vergan- genen Jahre als Mitglieder verloren gegangen sind. Diese ausgebige Liste von 119 Namen ist systematisch gegliedert in drei Abthei- lungen, von denen die erste unter der Aufschrift „Gestorben-' 16 dem Vereine durch den Tod entrissene 31itglieder enthält, darunter Männer von botanischer Geltung, wie: Burckhardt, Garovaglio, Hillebrandt, Massalongo. Die zweite Abtheilung mit der Auf- schrift „Ausgetreten" enthält 36 Mitglieder, die als solche sich von der Gesellschaft losgesagt haben, unter diesen einige von wissen- schaftlicher Bedeutung, wie Lederer, Sartori us, Schiner, Schott u. a. Die dritte und umfangreichste Abtheilung mit 67 Namen trägt die Aufschrift „Abfall". Unter diesem ästhetisch gewählten Aus- drucke werden jene früheren Mitglieder gereiht, welche es für passend erachtet haben, einfach durch eine Nichtbezahlung des jährlichen Geldbeitrages aus dem Verbände der Gesellschaft zu scheiden. Auch diese Abtheilung weiset neben geachteten Trägern hoher Namen und Würden, so manchen bekannten Naturforscher auf. Natürlich wurden allein obiger Liste angeführten Namen in dem derselben vorangehen- den Mitglieder-Verzeichnisse weggelassen. Wenn wir die Ursachen des Austrittes so vieler Mitglieder in Betracht ziehen , so dürften 103 sich als solche herausstellen, rfass einerseits viele Personen ohne besonderem Interesse an den Naturwissenschaften und bloss einem temporären Einflüsse Folge leistend, der Vereinkasse eben so tem- porär beisteuerten; anderseits aber einige Naturforscher durch Grün- dung einer entomologischen Zeitschrift in Wien, bestimmt wurden, ihre geistigen und materiellen Mittel letzterem Organe zuzuwenden. — Zu den projektiven Parkanlagen vor dem Karolinenthore in Wien sind, dem Vernehmen nach, drei Pläne bei dem Gemeinderalh eingereicht worden, worunter einer von Dr. Siebeck und einer von Handelsgärtner Abel. Der Gemeinderalh hat beschlossen die Aus- führung der Anlagen schleunigst in Angriff zu nehmen. Das den Pflanzungen nöihige Wasser wird aus dem Wiener-Neuslädter Kanal zugeleitet werden, auch solider am WasserglacisbeslehendeCur-Salon abgebrochen und an dessen Statt der Grundstein zu einem neuen 'noch im Laufe dieses Frühjahrs gelegt werden. Gleichzeitig wird das Niveau der Ringstrasse hergestellt und das Verpflanzen einer vierfachen Reihe von grossen Bäumen an derselben vorgenommen werden. Ueber- haupt soll der Gemeinderalh beabsichtigen, mit diesen Anlagen einen Volkspark zu schaffen , der mit den schönsten ähnlichen Anlagen Europa s zu rivalisiren im Stande wäre. Mit der Ausführung dieser Unternehmung soll Dr. Sieb eck betraut werden, wodurch allerdings die Garantie gegeben wäre, dass die beabsichtigten Anlagen allen Anforderungen des gegenwärtigen Standpunktes der Landschafts- gartenkunst entsprechen würden , da der Genannte sich für deren Ausbildung allgemein anerkannte Verdienste erworben hat. — In Warschau wurden diesen Winter hindurch öffentliche Vorträge über Gegenstände aus dem Gebiete der Naturwissenschaften gehallen, an welchen sich ein zahlreiches Auditorium von Frauen und Herren betheiligte. Diess bestimmt den Warschauer Cor- respondenten der „Wiener Zeitung" in letzterem Journale (Abend- blatt Nr. 23) auszurufen : „Ja auch Warschau leidet bereits an die- sem epidemischen Gelehrtenthume des Nihilismus." Wir wünschten zu wissen, welcher Phrase sich der vielseitig gebildete Correspondent bedienen würde . wenn er über etwaige epidemische Abendcercle am Spiel- oder Gelagetische zu berichten hätte. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind' eingetroffen seit dem 1. Jänner: Von Herrn Prof. v. Niessl in Brunn mit Pflanzen aus Mähren. — Von Herrn Baron von Thümen in Jüterbog, mit Pflanzen aus Preussen. — Von Herrn Dr. Rauscher in Wien mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Andorfer in Langenlois mit Pflanzen aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen seit dem 1. Jänner, an die Herren: Prof. Biliinek in Eisenstadt, Pfarrer Paalzow in Priezen, Arndt in Greifsvvald, Dr. Jäggi in Küttigen, Dr. Lagger in Freiburg, Sachs in Rothenhaus, Pf'arr- Provisor Höfinger in Maigen, Pfarrer Grundl in Helemba, Oberlandesgerichts^ rath Veselsky in Eperies, Dr. Hegelmaier in Ulm, Baron Thümen In Jüterbog, Hampe in Blankenburg, R. v. Pittoni in Gratz, Mon heim in Aachen, Reuss in Prag, B rein dl in Spielleid, t)r. Krzisch in Tirnau, Prüf. Braun 104 in Bayreuth, Th i el in Wissoczan, Oberlei tner inSteyreeg, Dr. Feichtinger in Gran. Burchardtin Eldena, Halacsy, Ferenczy, Hohmayer, Schultz und Dr. Rauscher in Wien. Mittheilung. — Die physiologischen Ergebnisse der von Dr. J. S a c h s im Jahre 1859 forlgesetzten Versuche über die Aufnahme des luftförmigen kohlensauren Ammoniaks durch die Blätter der Pflanzen sind im „chemischen Ackersmann" folgendermassen zusammengefasst : 1) durch das den Blättern dargebotene Am- moniak, welches von diesem aufgenommen wurde, sind nicht nur die Blätter und Zweige (von Schminkbohnen) an Zahl und Gewicht vermehrt worden, son- dern auch die damit nicht in Berührung gekommenen Wurzeln ; 2) durch die Assimilation des Ammoniaks wurde nicht nur die organische Substanz und der Stickstoff bedeutend vermehrt, sondern auch die Aschenmenge gesteigert; daher hatte die erhöhete Blattthätigkeit auch eine erhöhete Thätigkeit der Wurzeln zur Folge. Correspondenz der Redaktion. Herrn R. v. S. in T. „Viel Dank und bitte um Fortsetzungen.'' — Herrn 0. in St. , Der Artikel wird willkommen sein." — Herrn H. in Gr. „An die zool.-botan. Gesellschaft 4 fl. gezahlt." Inserate. Im Verlag von Veit et Comp, in Leipzig ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen, in Wien durch die Buchhandlung von C. G e r o Id's Sohn, Stophansplatz Nr. 625: Anleitung zum rationellen Botanisiren. von B. Auerswald. Gr. Octav. 102 Seiten. Mit 52 Holzschnitten. Elegant broch. Preis i fl. 54 kr. ö. W" In unserem Verlage ist so eben erschienen und vorräthig in der Buch- handlung von C. Gerold's Sohn in Wien, Stephansplatz Nr. 625: Das Geschlechtsleben der Pflanzen und die Parthenogeiicsis von H. Karsten, Docenten der Botanik an der Friedrich Wilhelms-Universität in Berlin. 7 Bogen roy. 4. Mit zwei Kupfe r tafel n. Preis 1 fl. 74 kr. ö. W. Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (B. Decker). Bedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skotitz Verlag von C, Gerold. Druck von C. Ueberreuter. Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die Österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monats. Man pränumerirtauf selbe mit S H. 25 kr. Oest. \v. (3 Thlr. 10 XgrJ ganzjährig, oder mit « II. 63 kr. Oest. W. halbjährig. Inserate die ganze Petitzeile 10 kr. Oest.W. Exemplare, die frei durch die Post be- zogen werden sollen, sind blos bei der Redaktion Gärtner, Oekonomen, r orstmänner, Aerzle, t™*m1#.*u.-wim) zu pranumeriren. Im Wege des Buchhandels übernimmt Prä numeration C. Cerold's Sohn in Wien, N0> A so wie alle übrigen — ' ^Ei Buchhandlungen. Botanik und Botaniker, Apotheker und Techniker. XI. Jahrgang. WlBSf. April 1861. INHALT: Die Vegetation des Elbrus. Von Dr. Kot seil y. — Aas Hookers „The Botany of the Antarctic Voyage." — Correspondcnz von Dr. Hohenacker, Dr. Braun. — Ant. Gegenbaucr — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer fauschverein — Mitlheilungen. — Inserate. Die Vegetation des westlichen Elbrus in Nordpersien *). Von Dr. Theodor Kotschy. JJie weite Hochebene Nordpersien's begrenzt gegen das caspische Meer der mächtige Alpenwall des Elbrus-Gebirges". Im Osten beginnt dieser Wall plötzlich mit dem Pic Demavend, zugleich dem höchsten Repräsentanten und dehnt sich über Teheran, der Residenzstadt Persiens , vorbei weiter nach Nord -Westen bis hinter die Stadt Kazwin aus. Der westliche Abfall ist eben so rapid, wie das öst- liche Aufsteigen, denn von der Höhe des 12 — 13000 Fuss hohen Tacht Soleiman senkt sich in steilen Wänden das Hochalpenland zu den Ebenen des weiten Flussgebietes Schah -Rud und Kisil-Usen hinab. Vor zweiundzwanzig Jahren hat Carl Ritter die Studien über diese Kette im achten Bande seiner vortrefflichen vergleichenden Erd- kunde veröffentlicht. Nur wenige Theile sind damals in jenen Bergen näher bekannt gewesen, seither haben aber russische und englische Reisende uns mit einigen Gegenden , zumal am nördlichen Fusse *) Botanischer Auszug aus einem, der k. k. geographischen Gesellschaft am 8. Jänner zum Druck übergegebenen Aufsatze „Der westliche Elbrus bei Teheran" mit einer Bergkarte, sammt Höhenprofil und einer Alpen- landscliaftskizze. Anm. d. Aut. Oesterr. Botan. Zeitschrift 4. Heft. 1861. 106 des Gebirges, bekannt gemacht und im Jahre 1859 lieferte Gre- vin gk eine orographisch-geognostische Skizze, welche der Botaniker Buhse in seinem Reisebericht 1860 bereichert herausgegeben hat. Das Hochgebirge des Elbrus erscheint auf dieser Karte als wäre es gar nicht näher bekannt und von keinem Europäer besucht worden. Auf meiner Rückkehr aus Südpersien fügte es sich, dass im Sommer 1843 durch 4 Monate botanische Excursionen im Elbrus gemacht werden konnten, so dass die ganze Alpenreihe längs ihrer Höhen östlich und westlich von Teheran bis an ihre Enden bereist worden ist. Beim Einsammeln der Pflanzen wurde auch auf die Gebirgs- arten, wegen näherer Kenntniss der Bodenunterlage Rücksicht ge- nommen. In dem ganz unbekannten Berglande mussten wegen genau anzugebender Standorte der Pflanzen die verschiedenen Lokalitäten näher aufgezeichnet werden, wenn die Sammlungen für weitere wissenschaftliche Zwecke brauchbar sein sollten. In dem kalten Winter von 1842/43 fiel das Thermometer in Teheran — 3700 Fuss über Meer gelegen — oft auf sechs , ja mehrere Male auf acht Grade unter den Gefrierpunkt. Der Schnee bedeckte aber nur wenige Tage mit einer leichten Decke die Ebenen und auch das Hochgebirge war mit weit weniger Schnee überzogen, als in anderen Jahren. In Persien, wo es vom März bis Ende November fast gar nicht regnet, ist die Mächtigkeit der Schneedecke für die gesammle Vegetation des nächsten Sommer's von grossem Gewichte. Man er- wartete allgemein ein trockenes , also pflanzenarmes Jahr. Einem Theile der Saatfelder, die bloss gedeihen, weil sie durch das Wasser des geschmolzenen Schnees befeuchtet werden, drohte der Abgang des- selben mit Eintritt der Sommerhitze, und man besorgte, dass die bis zur Blülhe herangewachsenen Feldfrüchte der Dürre unterliegen könnten. Die Ebene am südlichen Fusse des Elbrus fällt ganz sanft gegen Mittag ab und hat Kalk- und Trappgeschiebe des Hochgebirges zur Unterlage. Dieses ist von einer oft bis 6 Fuss starken mit Sand versetzten Lehmschichte überdeckt, die in fernerer Tiefe mit schwä- cheren Kieslagen abwechselt. Nördlich und westlich von der Stadl Teheran erstreckt sich auf Stundenweite eine sterile mit Steinen und herabgeschwemmtem Geröll dicht übersäete schwach wellen- förmige Erdoberfläche, während nach Süden bis Weramin der Boden als fruchtbar sich bewährt. Gegen Osten sind nur kleine Strecken Landes bebaut, bis gegen die mit üppigen Wachsthum gesegnete Landschaft von Rages , dem einstigen Emporium des ostindischen Caravanenhandels. — Fragmente von poröser schwarzer Lava liegen hier überall und die vom Hauptstock ausmündenden Felshügel be- stehen aus lichtrothem dunkel gesprengtem Diabas-Porphyrgestein. Der Umgebung Teheran's fehlen grösstentheils die Bedingungen zu einer reicheren Flora, da der Boden, wo nicht steril-steinig, mit Salzen versetzt ist, deren Effloreszenzen ihn zu einem mehrere Zoll hohen Staub auftreiben, in dem nur sehr wenige der Herbstflora an- 107 gehörigen Pflanzen zu vegetiren vermögen. Zwischen den Steinen der vom Gebirge herabgeschwemmten Gerolle sind in der zweiten Hälfte April's folgende seltenere Pflanzenarten beobachtet worden: Poa persica Trin Nardus orientalis Boiss. Merendera Persica Boiss. sp. n Allium vulcanium Boiss. sp. n. Polygonum tubulosum Boiss. Koelpinia linearis Pallas. Lallemantia Royleana Benth Tapeinanthus Boiss gen. nov. Hyoscyamus pusillus L. Linaria Michauxii D. C. Veronica campylopoda Boiss. Ducrosia Olivieri Boiss. Papaver Decaisnei Höchst. Roemeria rhoeadifolia Boiss. Buchin g er a axillarisBoiss. gen. nov. Sisymbrium pumilum Stev. Aus unserer Flora von Oesterreich ebengenannten : Schismus marginatus Pers. Dactylis glomerata L. Bromus sterilis L. „ tectorum L. Carex divulsa Gaud. Plantago arenaria Kit. Salvia sylvestris L. var. Myosotis hispida Schlecht Veronica cymbalaria L. Androsace maxima L. Sisymbrium Scovitzii F. M. Aethionema Buxbaumü D. C. „ er is tat um D. C. Viola oeculta Lehm. Paronichia capitata Lara. AI sine brevis Boiss. Dianlhus crassipetalus Fenzl. Persicus Silene molopica ß pusilla Fenzl. „ conica L. Polygala Hohenackeriana F. M. Erodium bryoniaefolium Boiss. „ pulcerulentuin Can. Halthemia berberifolia D u m o r t. Astrag alus Candolleanus Boiss. Astragalus minutus Boiss. „ Teller anicus Boiss. sp. n. finden sich zwischen den Adonis aestivalis L. Ceratocephalus falcatus L. Delphinium Ajacis L. Fumaria parviflora Lam. „ Vaillantii Loisl. Alyssum alpestre L. Reseda lutea L. Andrachne ttlephioides L. Rosa canina L. Trifolium lappaceum L. Der Boden der Culturfelder bietet noch weit weniger Triticum Kotschyanum Boiss. sp.n. Gladiolus atroviolaceus Boiss. sp. n. Aristolochia Botlae J a u b. et Sp ach. Valerianella dactylophylla Boiss. Jaubertia Kodpinioides S p a c h. Rhagadiolus Hedypnois F. M. Hyacyasmus Camerarius F. M. Brassica Persica Boiss. sp. n. Oleome coluteoides Boiss. sp. n. Silene conica L. Hiermit war auch der Haupttheil der Vegetationsperiode für dieses Jahr angefangen und beendet, denn was noch im Mai und Juni in Blülhe kam, war: Echinops candidus Boiss. Echinophora Sibthorpiana Guss. Cousinia squarrosa Boiss. Euphorbia lanata Sieb er. „ serratuloides Boiss. Astragalus filagineus Boiss. Outrea carduiformis Jaub. et Astragalus Amacantha M. B. Spach. 8 * 108 Mit Anfang Mai verlegte ich meinen Aufenthalt in den Grund des Hauptthales5 jener Elbrusgruppe über Teheran, welche die Perser Totschal" nennen. Ueber ihre Höhe führt der kürzeste, aber wegen seiner Steilheit seltener gesuchte Weg von der Residenzstadt direkt nördlich in die nur Reiss bauende Provinz Mazanderan nach dem caspischen Meeresgestade. Je näher die Ortschaften dem Gebirge zu gelegen sind, desto umfangreicher werden ihre zu kleinen Wäldchen sich ausdehnen- den G°ärten, in denen neben Obstbäumen, und meist noch häufiger als diese, wilde Waldbäume zur Gewinnung des hier sehr theueren Brennmaterials gezogen werden, so z. B. neben Aepfeln , Birnen, Kirschen, Pflaumen, Mispeln, Quitten, Aprikosen, Pfirsichen, Maul- beeren, Platanus orientalis, L., Juniperus excelsa M. B , Utmus cam- pestris L., Carpinus orientalis Lam., Celtis causica Willd., Celtis Tournef'ortii Lam., Salix acmophyüa Boiss., Salix dracunculifolia Boiss., Salix Elbrusensis Boisb., Populus albaL., Populus sp,? Fraxinus rostrata M. B., Cercis Siliquastrum L , Cornus Mas L., Crataegus Aria L. , Mespilus germanica L. oft als wilder Strauch; Amygdalus elaeagnifolia Jaub., Cerasus orientalis Sp ach., Mimosa Julibrissim W., Juglans regia L. Günstig gedeihen alle diese Baumarten in den tiefen Thälern, die das ganze Jahr hindurch genug Feuchtigkeit enthalten und dess- halb mit dem in Nordpersien, ausser der Provinz Manzanderan, so seltenen Baumwuchs beschattet werden. Die ganze weite Südlehne des Totschal ist der Länge nach von hohen Felswänden terrassenartig durchbrochen, in mannigfaltiger Weise von Thälern durchfurcht und von herablaufenden Rücken- reihen durchzogen, so dass eine grosse Mannigfaltigkeit der Stand- orte das Vorkommen vieler verschiedener Pflanzenarten begünstigt. Den Bergkalk, der die Hauptformation zu bilden scheint, durch- ziehen viele Mergelschichten. Er lagert auf zersetzten Porphyren; auch Grünstem und Serpentine brechen bald mächtiger bald schwächer hervor. Die ersten Anhöhen bildet ein feiner lithographischer Kalkstein, während die von West nach Ost streichenden Felswände der höheren Region als Dolomit sich erweisen und mit chloritischem Kalk wechsel- lagern. Die Hochrücken des Totschal bedeckt ein mergelartiges weiches gelbgraues in flache Platten zerfallendes Gestein. Sehr günstig gestalten sich die Beziehungen für die Vegetation durch die Verschiedenheit der diese Steinarten bedeckenden Boden- arten. Die durch das üppige Wachsthum zu Humus sich verwandelnden Pflanzenreste bilden eine auf diesen ganz baumlosen Bergabdachungen auffallend starke Erdkruste. — Wenn auch der grössere Theil der Quellen nach dem Abschmelzen der Schneefelder auf den Süd- abhängen im Juni schon versiegt, so haben doch die beständigen Sprudelquellen während den heissesten und dürresten Monaten hindurch so starken Abfluss, dass sie als Bäche über die Dolomit- terrassen in hohen Wasserfällen herabstürzen und nach stundenweitem Laufe an den Mündungen der Thäler noch so viel Wasser behalten, 109 um die mit Gärten weithin beschatteten Dörfer der Landschaft Schemeran, — dem Sommeraufenthalt der Teheraner, — hinlänglich zu befeuchten. — Alle üppig bewachsenen Berglehnen liegen meistens ausser dem Bereich der Quellenirrigation, aber so lange nicht trockene Winde eintreten, benetzt der Thau die ganzen weiten Bergseiten bis Mitte Juli hinlänglich. Später nimmt auf allen Südabhängen die Vegetation ein stroh- gelbes Aussehen an und in wenigen Tagen sind bei warmen Winden die saftigsten Stengel der hohen Umbelliferen ganz dürre , ja Blumen, welche im Entfalten begriffen waren, trocknen in dem halb- erwachten Zustande gleich aus, wesshalb es oft schwer fällt, von spätblühenden Pflanzen reife Samen zu finden. Hat die Hitze im Juli und August einen hohen Grad erreicht, so sind die Tage während des September und October ebenso heiss, die Nächte bei der grossen Trockenheit dagegen kühler. Auf den höchsten Jochen des Totschal erreichte die Pflanzenwelt ihre vollste Entwicklung schon im Juli. Die Vegetation der niederen Thäler, Schluchten und Abhänge, welche die Bergregionen bilden, unterscheidet sich wesentlich von der Flora des offenen Landes. Diese Bergregion beginnt bei der hohen Lage von Teheran's Ebene am Fusse des Gebirges und erstreckt sich bis zur ersten Dolomit-Terrasse (4500 bis 6000 Fuss über Meer). — Am Eintritt der Thäler herrscht der feine lithographische Kalk mit Thonmergel vor, tiefer ins Gebirge eindringend, treten zersetzte Porphyre so wie durchbrechende Grünsteinmassen zu Tag und mehrere Scitenschluchten der Hauptthäler sind ganz in ver- witterndem schieferartig-zerfallenden Serpentin eingefurcht ., den Kalkfelsen durchstreifend. Auf Grünstein lagert auch öfters ein kalk- haltiges Thongestein, welches mit bläulichem Mergel wieder überdeckt wird. Der untere Theil dieser Bergregion führt nur lithographischen Kalk und schieferartig zerfallenden Serpentin und umfasst vom Orte Derbend aus die Strecke bis zum Dorfe Passgala 4500-5000 Fuss ü.M. Die obere Bergregion weiset abwechselnd Porphyre, Grünsteine, kalkhaltiges Thongestein und bläulichen Mergel bis an die Dalomit- wände auf. Nur die selteneren und neuentdeckten Pflanzenarten, so wie jene, welche diesen Thälern und Oesterreich zugleich gemein sind, sollen hier erwähnt, die meisten, der orientalischen Flora angehörigen, aber des Mangels an Raum wegen übergangen werden. Die untere Bergregion ernährt auf den Hügellehnen des stark mit Sand versetzten lehmigen Bodens : Celsia Ancheri Boiss. Astragalus aegobromus Boiss. Echinospermum Kotschyi Boiss. sp. n. Thlaspi Kotschyi Boiss. sp. n. Aethionema grandiflorum Boiss. Solvia xantrochila 'Boiss. sp. n. sp. n. Solenanthus petiolaris ;Boiss.sp.n. Scabiosa persica Boiss. Scandix persica Boiss. A stragalus speciosus Boiss. sp. n. Matthiola ovali foliaB oiss. sp. n. Parla'toria rostrata Boiss. sp. n. Outreja carduiformis Boiss. HO Heliotropium dissectiflorumB oiss. Melica micrantha Boiss. sp. n. sp. n. Euphorbia schizadaenia Boiss. Prangospauciradiata B o i s s. sp. n. sp. n. Helichrysum Kotschyanum Boiss. Passerina Persica Boiss. sp. n. sp. n. Astrag a Ims ßlagineus B o i s s. sp. n. Gailloniaincana Jaub. et Spach. Astragalus molli* M. B. Cochlearia glaucophylla Boiss. Pyrethrum Duderanum Boiss. sp. n. sp. n. Bupleurum Kotschyanum Boiss. Alkanna bracteosa Boiss. sp. n. sp. n. Lactuca brassicaefoliaB oiss. sp. n. Von Pflanzen der Flora Oesterreichs findet man zwischen diesen Persern: Salvia Sclarea L. Agrostis stolonifera L. Arenaria serpyllifolia L. Mespilus germanica L. Lithospermum arvense L. Rosa canina L. ß. uncinata Cuscuta europaea L. Crupvina vulgaris Guss. Hypericum perforatum L. Lepidium latifolium L. Hieracium boreale Fries. Inula salicina L. Poa nemoralis L. Crataegus monogyna J a c q. Chondrilla juneca L. Reseda luteola L. Agropyrum repens P. B. Crepis pulchra L. Im Grunde der Thäler und Schluchten gedeihen meist auf feuchtem Boden: Verbascum macrocarpum Boiss. Peucedanum cercicariaefolmm C. sp. n. Arum Kotschyi Boiss. sp. n. Asperula Jmmifusa Boiss. Tetrapterygium stylophorum Jaub. et Spach. Carex Kotschyi Boiss. A. Meye r. TragopogonacanthocarpumB oiss. sp. n. Ranunculus amblyolobus Boiss. sp. n. Rhynchororys Elephas Griseb. Marrubium poiyodon B o i s s. sp. n. Epipactis veratrifolia B o is s. sp. n. Peucedanum pastinacaefolium Hieracium persicum Boiss. sp n. Boiss. sp. n. Veronica acanthoides Boiss. sp.n. Allium scabriscapum Boiss. sp. n. Euphorbia notadaenia B oiss. Pulicaria elata Boiss. sp. n. sp. n. Celsia heterophylla D. C. Von auch in Oesterreich wachsenden Pflanzen sei erwähnt: Poterium Sanguisorba L. Poa trivialis L. Coronilla varia, L. Salvia verticillata L. Matricaria Chamomilla L. Phalaris arundinacea L. Myosotis sylvatica Ehrh. Lathyrus pratensis L. Agrimonia Eupatorium L. Convolvulus arvensis L. Bupleurum rotundifolium L. Vicia narbonensis L. Dipsacus strigosus W. Salix purpurea L. Trifolium lappaceum L. Brachypodium sylvaticnm Rchb. Stachys germanica Bentn. Allium Schoenoprassum L. Sisymbrium pannonicum Jacq. Festuca Myurus L. Rubus fruticosus L. Epilobium origanifolium L. 111 In den Seitenschluchten die verwitternde und schieferartig zerfallende Serpentine zur Unterlage führen, zeichnen sich als neue Pflanzen aus: Colchicum Kotschyi Boiss. sp. n. ScrophulariapruinosaBoiss.sp.il. Geranium Kotschyi Boiss. sp. n. Astragalus podolobus Boiss. sp.n. Astragalus schistosus B o i s s. sp. n. Onosma pachypoda Boiss. sp. n. Hesperis persica Boiss. sp. n. Festuca sclerophyllaBoiss. sp.n. Achillea oxyodonlaBoiss.sp.il. Papaver tenuifolimn Boiss. sp.n. Zosimia radicans Bo iss. sp. n. Cephalaria Kotschyi Boiss. sp. n. Salvia hypoleuca Boiss. sp. n. Convolvulus chondrilloides Boiss. Merendera persica Boiss. sp. n. sp. n. Paracaryum undulatum Boiss. Astragalus submitis Boi ss. sp. n. sp. n. Die wenigen orientalischen Pflanzen, die zwischen diesen wach- se n sind: Tulipa montana Lindl. Cephalaria centauroides Coult. Podospermum villosum Stev. Iris caucasica M. B. Onouma microcarpa Stev. Chardinia xeranthemoides Desi. Stachys lavendulaefolia W. Farsetia suffruticosa D. C. Scutellaria pinnatifolia Hamilt. Hypericum scabrum Boiss. Crucianella glomerata M. B. Pterocephalus nanus Coult. Nepeta denudata Benth. Crucianella gilanica Trin. Acantophylium mucronatum CA. Buffonia macrocarpa Leringe. Meyer. Dianthus bicolor M. B. AcanthophylhimbracteatumB oiss. Papaver Armenum Lam. Ausser Rumex scutatus L. und Lamium amplexicaule L. kommen keine Pflanzen Oesterreich's in diesen Schieferthälern vor. Die Felswände zieren folgende neue Pflanzen : Aubrictia Kotschyi Boiss. sp. n. (Sobolewskya stylosa Boiss. sp. Veronica Elbrusensis Boiss. sp.n. n. olim.) Phy salium stylosum Fenzl Carum cylindraceumBoiss.sp.il. gen. nov. Im Gerolle unter den Felswänden findet man: Lathyrus hispidulus Boiss. sp. n. Anthemis odontostephana Boiss. Ervum cyaneum Boiss. sp. n. sp. n. Linaria lineolata Boiss. sp. n. Galium rulcanicum Boiss sp. n. Astragalus remotijugus sp. n. Die Felsenflora sowie die der Gerolle hat keine mit Oesterreich gemeinschaftlichen Pflanzen aufzuweisen. Die obere Bergregion umfasst breite Hochthäler und ihre sanfter ansteigenden Lehnen, sowie die Abhänge der Dolomitwände von 5000—6000 Fuss. Unter diesen Wänden tritt ein kalkhaltiges grün- liches Thongestein mit chloritischem Kalk wechsellagernd auf. Im Grunde der Thäler ist die Vegetation vom Dorfe Passgala hinauf bis zum Ser Aue Scherr (grosem Wasserfall) sehr üppig und von dicht beschatteten Gärten eingenommen. Die Lehnen und Abhänge ent- senden viele QiidlenaMüsse dem Baumwuchs in die Gärten und um ihren Ursprung gedeihen Gruppen von Laubholz soweit, als der lockere 112 Boden Feuchtigkeit von der meist grösseren Wassermasse strahlen- förmig einsaugt. An den Felswänden stürzen Wasserfälle herab, die durch den aufsteigenden Staubregen ganze Wände benetzen, oder es sickern ganz schwache Bächlein kleiner Quellen längs den Wänden herab und befeuchten die wenige an den Kanten oder Vor- sprüngen der Felsen haftende Erde. — Im schattigen Grunde der Thäler zieren das Kleid der Flora, besonders an feuchten Stellen , keine neuen Species , aber wohl mehrere die auch bei uns einheimisch auftreten, wie: Carex sylvatica Huds. Scirpus Holoschoenus L. Chaerophyllum aureum L. Orchis coriophora L. Alchemilla vulgaris L. Juncus Bufonius L. Euphrasia officinalis L. Daclylis glomerata L. Phragmites communis L. Melandryum sylvestre Roehl. Orchis incamala L. Weit interessanter ist die Vegetation oberhalb dieser beschatteten Gärten bis zum Wasserfall und an die Dolomitwände hin. Als ganz neu treten auf: Bromus crinitus Boiss. sp. n. Heracleum glabrescens Boiss. sp. n. Delphinium Saniculue B o i s s. sp. n. Die Seitenlehnen bieten als Lolium Persicum B o i s s. sp. n. Silene lasiopetala Fenzl sp. n. Salix sygostemon B o i s s. sp. n. Oppoponax PersicutnB o i ss. sp. n. Pyrethrum flavo-virens Boiss. sp. n. ganz neue Arten: Linum album Kotschy. Eremostachys glubra B o is s. sp. n. Sphaerophysa microphylla Jaub, Rumex Elbrusensis Boiss. sp. n. et S p a c h. Delphinium lanigerum B o i s s. sp . n. Andere auf den Abhängen wachsende Pflanzen sind : Rosa rubignosa L Stellaria media Vill. Crataegus monogyna Jacq. Rosa canina L. var. dumetorum. Melilotus albiflora Desv. Chenopodium Botrys L. Nepeta pungens B e n t h. Vicia truncata M. B. Lallemantia canescens F. M. Silene Aucheriana Boiss. Fraxinus oxyloba M. B. Pyrus Aria Ehrh. var. Graeca Spach. Phaeopappus leuzeoides Boiss. Phlomis Ärmeniaca Willd. Nepeta racemosa Bentn. Salvia argentea Lam. Malricaria disciformis D. C. Rosa Orientalin D u p o n t. Im Gerolle unter den Wänden findet man als häufig vorkommend: Salvia Reuteriana Boiss. Poa Persica Trin. Achillea vermiculata Trin. Cicer oxyodon Boiss. sp. n. Silene commelinaefolia Boiss. Campanula glomerata L. Am unteren Saume der Felsenabhänge treten auf: Arabis albida Stev. Umbilicus Persicus Boiss. Silene physocalyx Fzl. sp. n. Varthemia persica D. C. Valeriana sysimbriifolia Vahl. Stellaria Kotschy ana Fzl. Grammatosciadiumdaucoides D. C. Picris strigosa M. B. Lepyrodiclis cerastoides Kar. Kir. Primula inflala Lehm. 113 Die erste und zweite Terrasse von Felswänden in der Höhe von 6000 — 7000 Fuss über Meer umfasst die subalpine Region, deren Hauptcharakter die flachen, als Hutweide ergiebigen Lehnen ausmachen. Ganz neu treten hier an grasreichen Lehnen auf: PedicularispycnanthaB oi ss. sp.n. Lamium Robertsonii Boiss. sp. n, Astragalus chrysanthus Boiss. Vicia venulosa Boiss, sp. n. sp. n. Allgemein verbreitet sind weiter in dieser niederen Alpen- landschaft auf Schieferboden, der zwischen den Wänden gelagert ist: Pedicu/aris caucasica M. B. Allium latifolium J aub. et Spach. Clematis Ispahanica Boiss. Cotonea.ter nummularia F. M. Auf den Felswänden von Dolomit, die meist senkrecht aufsteigen, wächst : Geum heterocarpum Boiss. Scrophularia variegataM. B. Vicia ciceroidea Boiss. var. Potentilla recla L. Cerasus Orientalis Spach. Alsine Villarsi Koch. var. Sediim pallidum M. B. Crassula rubens L. Dracocephalum Kotschyi B o is s. Asplenium trichomanes L. Corydalis rupestris Kotschy. Cystopteris frayilis B ernh. Reut er a cermcariaefolia Boiss. Veronica triloba Vahl. Cicer tragacanthoides Boiss. Cerastium trigynum Vill. Im Gerolle unter den Wänden bedecken grosse Strecken dicht mit Blumen von citronengelber Farbe Vesicaria gnaphalodes Boiss., von den Persern „Cheiri" genannt und Farsetia multicaulis B o i s s. sp. n. An feuchten Stellen und im lehmigen Boden ist am häufigsten zu finden: Ranunculus brachylobus Boiss. Gentiana arstica R. S. sp. n. Cirsium lanceolatum Scop. var. Ligularia persica Boiss. Veronica Beccabunga L. Otites Aucheri Boiss. Sanicula europea L. Hyoscyamus senecioides W. Cuscuta Epithymum L. Veronica kurdica Benth. Blyssmus compressus L. Solenanthus Tournefortii D. C. Carex glauca Scop. Iris acuminata C. A. Meyer. Erysimum pumilum Stev. An den Rändern der bis Mitte Juni schmelzenden Schneefelder blüht in grosser Menge: Carpoceras stenocarpum Boiss. Ranunculus bulbiliferus Boiss. sp. n. sp. n. Arabis sagittata D. C. Erysimum Aucherianum Gay. Die Alpenregion besteht auf der ganzen Südlehne des Totschal- gebirges aus weiten Lehnen von Geröll, die sehr steril sind. Die Stein- fragmenten-Lager kahl sind und nur sehr spärlich tritt Vegetation auf, so : Rheum Ribes L. Galium diploprion Boiss. sp. n. Crucianella capitata Labill. Veronica perpusilla Boiss. sp. n. Zosimia tragioides Boiss. Hesperis renifolia Boiss. sp.n. An den selten aus der nackten einförmigen Lehne hervorragenden Felsen sieht man zerstreut : Seseli radicosum Boiss. sp. n. Veronica rubrifolia Boiss. sp.n. Draba Persica Boiss. lberidella trinervis Boiss. 114 Der sumpfige Boden neben den hier entspringenden Quellen ist hoch überwachsen mit: Cirsium hygrophilum B o i s s. und Ligularia Persica B o i s s., eine Epilobium hirsutum L. var. wahre Zierde der Quellen. Feuchte lehmige Stellen , entfernter von Quellen, werden be- schattet durch: Swertia longifolia Boiss. Gentiana gelida M. B. Cirsium lappaceum M. B. Potentilla multifida L. Auf den weiten kahlen mit verwitterndem, in kleine Platten zerfallendem mergelartigen Gestein bedeckten Hochjochen, die bis 9500 Fuss über Meer sich erheben, ist die Flora noch weit kärger ver- treten als im Alpenlande der Lehnen. Weit von einander zerstreut sind zu finden, dicht zusammengewachsen in kleinen Büscheln oder Rasen: Thymus Kots chyanus Boiss. Arenaria Lesserliana F zl. Crepis Elbrusensis Boiss sp. n. Leonurus Persicus Boiss. Um die eisigen Schneefelder auf der äussersten Höhe, die man Eisteiche (Deria Jach) nennt, ist von der letzten Florenentfaltung des Jahres am 23. Juli gesammelt worden: Trifolium rhytidosemium Boiss. Festuca ovinaL. var. alpina Koch. sp. n. Lamium vestitum Benth. Jurinea frigida Boiss. Scutellaria glechomoides Boiss. Lamium ßlicaule Boiss. sp. n. Astragalus mesoleios Boiss. Euphorbia Aucheri Boiss. Bromus erectus Huds. Polgonum molliaeforme Boiss. Brachypodinm longearistalum Astragalus capito Boiss. Boiss. Mit dem Verblühen dieser Pflanzen ist auch die Alpenflora auf dem Totschal, während des späteren von heissen Winden begleiteten August und September, ohne jede frische Vegetation. Die ganze Ausbeute des Südabhanges der Totschal-Alpen über Teheran betrug 520 Pflanzenarten, unter denen sich 92 bisher nicht bekannte Species nach genauer Bestimmung herausgestellt haben. Gegen die Flora der Umgebung von Teheran sind also die Bergseiten sieben Mal reicher. Die vom Eissee des Totschal in weiter Ferne am westlichen Ende der Kette erblickten zackigen, von wildesten und steilsten Formen und tief mit Schnee bedeckten Hochalpen, welche nur der Demavend überragte, zu besuchen, musste um so wünschenswerter erscheinen, als das östliche Ende der Elbruskette schon in der zweiten Hälfte des Juni ausgebeutet worden ist *}. Eine besondere An- regung zu diesem weiteren Ausflug veranlassten die eingezogenen Nachrichten von den Karavanenführern, welche täglich am zeitigen Morgen an meiner Wohnung mit beladenen Maulthieren vorbeizu- kommen pflegten und in bedeutenden Quantitäten Fleisch, Käse, Butter, sogar sauere Milch in Schläuchen aus dem zwei Tagreisen entfernten Gebirgsgau Azadbar nach Teheran brachten. Petermann's geographische Mittheilungen 1859 p. 49. 115 Ein üppig wachsendes Doldengewächs, welches die Perser Schebst Dschiasier nennen {ßiplotaenia cachrydifolia Boiss.) bedeckt die ganze Gegend um das Gebirgsdorf Azadbar und liefert ein so treffliches wie auch ausgiebiges Futter, dass dort sehr grosse Heerden gehalten werden. Am Vormittag des 6. Juli ist der Höhenkamm des Totschal überstiegen und am Fusse der Nordabdachung des Elbrus in eines reizenden Thaies Marktflecken Schahristonek (Königsstetten) Mittags- rast gehalten worden. Im anmuthigen Thale eilten wir schnell gegen Westen, indem die erst am Rückweg einzusammelden Pflanzen bloss notirt werden. Obwohl am südlichen Fusse des Elbrus ein weit bequemerer Rückweg angetreten werden könnte, so zieht man die Kommunikationen längs der Hochrücken im Sommer wegen der Hitze allgemein, selbst aufweiten Umwegen, vor. — Das Thal des Keredsch- flusses, der sich in einer tiefen Bergspalte nach Süden durcharbeitet, um den westlichen Theil der Ebene von Teheran zu befeuchten, ist am späten Nachmittag mit der breiteren Landschaft Maidan Abdalla sammt einer weiten Schlossruine am Abend erreicht worden. In diesem mit einigem Baumwuchs bereicherten Bergthale erinnerte der Abend bei freundlichen Leuten an unsere unvergleichlich schöneren Alpenlandschaften von Oesterreich. Am Morgen setzten wir über eine hohe steinerne Brücke und lenkten von dem aus Teheran zum kaspischen Meere führenden Hauptweg nach Westen ab. Die Wasser- scheide blieb jedoch gegen das kaspische Meer in nördlicher Rich- tung nicht über eine Stunde fern. In ein Hochthal sanft ansteigend verfolgten wir am Nord- abhange unter den hohen Rücken der Kahorgebirge den schmalen Reitsteig in der Erhebung von 5 — 6000 Fuss über dem Meer und gelangten am Nachmittag in die mit üppigem Pflanzenwuchs weit umher gesegnete Alpenlandschaft sammt dem Dorfe Azadbar. Zahl- reiche Viehstände beleben die in weitere Ferne sich ausbreitenden Bergabhänge. Der röthliche eisenhaltige Erdboden ist für das Dolden- gewächs Schebst Dschiasir sehr geeignet, denn klafterhohe buschige Stauden bilden einen dichten Graswald. Während des Rasttages am 8. Juli ist die reiche Gegend durchsucht und ein Maulthier mit eingelegten Pflanzen nach Hause zum Abtrocknen abgesandt worden, um mit Proviant, an dem überall grosser Mangel herrschte, uus auf der Heimreise wieder zu begegnen. In der Umgebung von Azadbar auf vulkanischer Gesteins- unterlage, 7000 Fuss über dem Meer, wurden viel orientalische seltene, aber nur folgende ganz neue Pflanzenarten gefunden: Euphorbia polycaula Boiss. sp.n. Senecio inaequilobus Schultz Lagiochylus Kotschyanus Boiss. sp. n. sp. n. HelichrysumpsychrophilvmB oiss. Peucedanum cupidareB oiss. sp.n. sp. n. Pyrethrum Kotschyi Boiss. sp. n. Astrag alus jodotropis Boiss. sp.n. Bromus persicus Boiss. sp. n. Eine weitere Tagreise brachte uns durch's Gebirgsland Talagon 116 bis in's Dorf Norion, dessen Einwohner — Ambarli genannt — Ueber- reste von Assasinen, die hier in der Nähe im Geierneste Alamat zur Zeit der letzten Kreuzzüge hausten und der Christenheit durch ihre meuchelmörderischen Aussendlinge viel Unheil stifteten — sich höchst unfreundlich gegen uns bewiesen und uns ausserhalb des Dorfes zu campiren zwangen. Das erste Ansteigen zu den bisher von dem ganzen Weg seit dem Totschal nicht sichtbar gewordenen Höhen, begann von Norion an, den 11. Juli Früh, meist so steil, dass die Pferde mit Mühe nur kletternd , oft auf weiten Umwegen getrieben werden mussten. Am Nachmittag ist die Höhe von 10,000 Fuss erreicht gewesen. Die zum Nachtlager bestimmte Quelle Pias Tschai ward ohne Unfall erreicht. Eine üppige Grasebene bot hinlängliches Futter für die Pferde und ein von Hirten erstandener Hammel Erholung für unsere Kräfte. Mit dem frühesten Morgen des 12. Juli war in zwei Stunden der Hochalpenkamm erstiegen, von dessen bei 11,500 Fuss über Meer hoher kantigen Scheide sich unserem Blicke eine Winterlandschaft darbot, wie man sie zu dieser Jahreszeit in Persien nicht suchen möchte. Dass nach Osten sich öffnende Hochkahr umsäumen in Form eines Amphitheaters Porphyrzacken , die sich noch 2000 Fuss höher erheben. Senkrecht fallen ihre dunkelfarbigen Felswände in das sehr breite Hochthal ab, dessen Grund ganz mit Schnee bedeckt ist. Ein See bis auf einem kleinen Saumstreifen mit Eis bedeckt, rings von Schneelagern umschlossen , erhöht den durch seine Neuheit schon grossartigen Anblick. Der Abfluss des Sees stürzt in reicher Fülle über eine mehrere Klafter hohe Eiswand in zwei blendenden Katarakten herab , ein herrliches Schauspiel und für Persien einzig in seiner Art. Die hier gesammelten Pflanzen gehören meist bis dahin nicht bekannten Arten an, wie: ArtemisiamelanolepisBoiss.sp.il, Erysimum nanum Boiss. sp. n. Erigeron Elbrusense B o i s s. sp. n. Potentülapolyschista Boiss. sp. n. Taraxacum psychrophilum Boiss. Galium Aucheri Boiss. sp. n. Didy?nophy.saAucheriB oiss.sp. n. Scorzonera radicosa Boiss. Rumia depressa Boiss. Petrocallis fenestralis Boiss.| Ranunculus macrosetnius Boiss. sp. n. sp. n. Oxyria digyna Camabess. Astragalus cremophilus Boiss. Polygonum radicosum Boiss. sp. n. Cerastium Kasbek Parrot. Veronica Pederota Boiss. Die Erklimmung der höchsten Spitze des westlichen Elbrus, Tacht Saleimann genannt, musste, nachdem in Spalten der über den Schnee hervorragenden Felsen als höchst vorkommende Phanero- gamen Isopyrvm caespito.sum Boiss sp. n. und Eritrichium Persicum Boiss sp. n. gesammelt waren, unterbleiben. Wir hatten uns 200 Fuss dem Ziele genähert, wegen eingetretenen Ueblichkeiten, wie Schwindel, Zittern der Füsse, offenbar eine Folge des Einathmens von vulkanischen Gasen und wohl auch zu grosser Anstrengung der Kräfte, musste nothwendig umgekehrt werden. Hiedurch entging mir 117 leider die Uebersicht der Nord- und Westabdachung- ganz. Mit vielen Beschwerden war der Rückweg zur Zwiebelquelle (Pias Tschai), (von in Menge dort wachsenden Schnittlauch [Allium Schoenoprassum L.] so genannt), indem die durch Tageswärme erweichten Schneefelder jetzt vielfach unter unseren Maulthieren durchbrachen. An der Zwiebelquelle weidete eine kleine Heerde Ochsen mit dem Fettbuckel, die Könige der Elbrusalpen, von solcher Voll- kommenheit des Wuchses, wie sie in Aegypten und Sennar in so schönen Gestalten nicht angetroffen werden. Unter den vielen seltenen Pflanzen waren auf dieser Wiese neu: Fritillaria KotschyanaEerbert sp. n., Tragopogon Kotschyi Boiss sp. n. und Ranunculus edulus Boiss. sp. n. , dessen Blätter als Zuthat zum Reispilau hochgeschätzt sind, wozu auch die Blätter von Allium lalifolium J aub. et Spach. ge- mengt werden. Am Rückwege über Talagon und Azadbar sind als neu gesammelt : Jurinea erythrolepis Boiss. sp. n. Astrayalus strictifolius Boiss. Serratula latifoUa Boiss. sp. n. sp. n. Astrag alus sciureus Boiss. sp. n. CalamagrostisrubellaBoiss. sp.n. Scrophularia crassicaulis Boiss. Astragalus Talagonicus Boiss. sp. n. sp. n. AchMea Talagonica Boiss. sp. n. Aus der malerischen Landschaft von Maidon Abdalla erwiesen sich neu: Campanula Lovrica Boiss sp.n. Poientilla xylorrhiza Boiss. sp.n. Viola papillaris B oiss. sp. n. Pteropyrum gracile Boiss. sp.n. Phyteutna Kotschyi Boiss. sp. n. Astragalus chromolepis Boiss. Die Nordabdachtung der Totschalalpen über Teheran lieferte zu der auf diesem Ausflug gemachten Ausbeute noch an neuen Arten: Pokokia Kotschyi Boiss. sp. n. Lacluca scariuloidesBoiss.sy.il. Mittags den 17. Juli kehrten wir wohlerhalten und reich beladen aus einer bisher von keinem Europäer betretenen Gegend heim. Die Sammlung wurde in der kurzen Zeit um 135 Arten, darunter 46 ganz neue, vermehrt. Von Pflanzen, die auch unserer Flora ange- hören, ist während dieser Alpenreise fast nichts gefunden worden. Der ausführlichere Bericht über den westlichen Theil der Elbruskette, wo auch der botanische Stoff in anderer Weise und vollständiger behandelt ist, wird in den Abhandlungen der k. k. geographischen Gesellschaft dieses Jahrganges erscheinen. Wien, den 7. März 1861. US Aus Dr. Jos. Dalton Hooker's „The Botanyofthe Antarctic Voyage ofH. M. Discovery Shyps Erebus and Terror etc. Part III. Flora Tasmaniae. (Van Diemen-Land) Vol. I. Dicotyledones Introductory Essay. London 1860. Uebersetzt von A. Fr. Grafen Marschall. (Fortsetzung.) §. 3. Erscheinungen der Vertheilung im Flächenraume. Wenden wir uns einer anderen Reihe von Thatsachen zu, denen nämlich, welche sich auf die Verkeilung der Pflanzen über die Oberfläche unserer Erde beziehen, so treten zunächst folgende hervor: 14. Der vorragendste Zug ist die Abgränzung der Arten- gebiete, welche so deutlich auf die Voraussetzung hinführt, dass alle Individuen Einer Art gemeinsamer Abstammung sind und sich von ihrer Geburtsstelle aus in mannigfachen Richtungen ausgebreitet haben. Allerdings ist das Verbreitungsgebiet Einiger (be- sonders Wasserpflanzen und Cryptogamen) so gross, dass wir ihr eigentliches Verbreitungs-Centrum nicht bestimmt angeben können; andere dagegen sind so verstreut, dass es scheint, als hätten sie mehrere Ausgangspunkte zugleich gehabt; doch sind solche Arten (wenn auch zahlreicher als man gewöhnlich annimmt) gegen die mit bestimmtem und umgränztem Gebiet sehr in der Minderzahl. Bezüglich dieser räumlichen Abgränzung *) herrscht keine wesentliche Verschiedenheit zwischen Arten , Abarten , Gattungen, und selbst höheren Gruppen, und in Betreff der Vertheilung behaupten *) Es ist bemerkenswert!!, dass sich in der Vertheilung der Pflanzen nach Provinzen, mit der der Thiere verglichen, auffallende Anomalien zeigen. Die Eigentümlichkeiten der australischen Vegetation z. B. sind bei weitem nicht so auftauend, als es die Seltenheit von Placentar-Säuge- thieren oder die Verschiedenheit so vieler Säugethiere, Vögel und Fische Tasmania's von denen des australischen Festlandes ist. In Europa selbst finden wir auf der europäischen und auf der nordafrikanischen Seite des Mittelmeerts eine ziemlich gleichmässige Flora, während jede der beiden Seiten zu einer andern zoologischen Provinz gehört. Die viel engere Abgränzung der Faunen gegenüber der der Floren könnte uns zur Voraussetzung führen, dass (im geologischen Sinn) die pflanz- lichen Typen älter und beharrlicher sind als die der höheren Thiere; und dies glaube ich selbst und möchte den Satz sogar auf höhere Pflanzen von verwickelterem Bau beziehen. 119 in der That die Arten eine Mittelstellung, indem sie weniger local beschränkt als die Abarten und enger umgränzt als die Gattun- gen sind. Die Allgemeinheit der abgegränzten Gruppengebiete beweist, nach meiner Ansicht, keineswegs die Richtigkeit der Vor- aussetzung, dass ähnliche Formen von einer einzigen Ur- form oder von Einem Paar derselben abstammen. Ferner stimmt diese räumliche Abgrenzung von Arten und anderen Gruppen gut überein mit jenem Grundsatz der Divergenz der Gestalt, im Gegensatze zur Ansicht, dass Eine und dieselbe Abart oder Art mehrere verschiedene Entstehungsorte habe könne. Hieraus folgt als allgemeine Regel , dass Eine und dieselbe Art nicht zu ver- schiedenen Zeiten eine Reihe ähnlicher Abarten (und hieraus Arten) hervorbringen könne. Desshalb ist der geologische Beweis der Gleichzeitigkeit aus der Identität fossiler Formen ein stichhältiger. Die nächstliegende Ursache dieser Beschränkung im Raum ist wohl die bekannte Thatsache, dass Pflanzen nicht nothwendig jene Räume bewohnen, welche ihrer Beschaffenheit nach ihnen die besten Bedingungen zu ihrem Gedeihen und ihrer Fortpflanzung bieten; dass sie überhaupt nicht auf den ihnen am besten behagenden Stellen wachsen, sondern dort wo sie Raum finden und die wenigsten Feinde zu fürchten haben. Wir haben oben (13) gesagt, dass die Pflanzen mit einem oder mehreren Mitbewerbern um den Raum, den sie einnehmen, im steten Streite sind, und dass sowohl die Individuenzahl und die Ver- breitung im Raum irgend einer Art davon abhängt, dass die Lebens- bedingungen gleichzeitig so genau abgewogen sind, dass die Ueber- lebenden wenigstens ihre Stelle gegen die verdrängende, verküm- mernde oder erstickende Einwirkung zu behaupten vermögen. Die Wirkung dieses Streites ist, einige Arten zum Aussterben zu bringen, nur die ausdauernden Racen anderer zu schonen und besonders die Ueberlebenden in ihren Charakteren und ihrem Gebiet einzuschränken. Ausnahmen finden sich bei Pflanzen, deren Organisation sehr be- schränkten oder abnormen Lebensbedingungen angepasst ist (z. B. Wüstenpflanzen), deren Vermehrung durch unorganische (besonders atmosphärische) Ursachen, welchen andere Pflanzen durchaus nicht widerstehen könnten, in Schranken gehalten wird. Solche Pflanzen haben keine Mitbewerber, sind meistens weit verbreitet und nicht besonders wandelbar. *) 15. Die drei grossen Classen des Pflanzenreiches: Acotyledonen, Monocotyledonen und Dicotyledonen (Angiosperma und Gymno- sperma) sind ziemlich gleichmässig über die Erdober- *) Wenn auch unabänderliche Formen, so mögen sie doch (und sind es oft wirklich) Abarten oder Racen einer Art sein, welche fruchtbarere Stellen bewohnt. So kömmt Poa bullosa (eine Abart von Poa pratensis mit beständiger und deutlich ausgeprägter Form) von England bis NW. Indien in trockenem Sandboden vor, während deren Stammform in den- selben Gebenden eine sehr wandelbare Art ist und beständig unter anderen Gräsern etc. um ihre Existenz streitet. <* 120 fläche vertheilt; insofern wenigstens, als sich nicht angeben lässt, dass eines der sechs Festländer (Europa, Asien, Afrika, Nord- und Süd-Amerika und Australien) an einer derselben mit Ausschluss der beiden anderen , besonders reich sei. Die Vertheilung einiger der grösseren Ordnungen (wie Compo sitae. Leguminosae, Gräser u.a.) ist auffallend gleichförmig; was (angenommen, dass jetzt lebende Arten aus Abänderungen hervorgegangen sind) darauf zu deuten scheint, dass die Mittel der Vertheilung von den bestehenden und in die Sinne fallenden Hindernisse unabhängig waren oder solche besiegt haben, und dass die Fähigkeit zur Abänderung unter diesen Ab- teilungen gleichniässig vertheilt ist und unter sehr verschiedenartigen Umständen stetig fortwirkt. Damit soll nicht gesagt sein, dass alle diese Abtheilungen gleich wandelbar seien . aber dass jede ihre Wandelbarkeit in dem einen Festland so gut darthut wie in dem andern. 16. Die einfachst organisirten Classen und Ord- nungen sind auch die weitest verbreiteten, d. h. sie be- greifen einen grössern Antheil an weit verbreiteten Arten. So sind die Arten der Acotyledonen viel weiter verbreitet, als die Mono- cotyledonen und diese wieder weiter, als die der Dicotyledonen. Unter den Acotyledonen sind wieder die Arten der Thallophytae, unter den Monocotyledonen die der Gräser und unter den Dicoty- ledonen die der Chenopodiaceae die weitest verbreiteten. Am deut- lichsten tritt diese Tendenz bei den Acotyledonen, am wenigsten bei den Dicotyledonen*) hervor; eine Thatsache, die sich an die oben erwähnte (4) anknüpft, dass die einfachsten Formen auch zu- gleich die wandelbarsten sind. 17. Wenn wir auch selten finden, dass Eine und dieselbe Art an weit auseinanderliegenden Oertlichkeiten in die gleichen Abarten ausgeht (man müsste denn reiche oder verkümmerte Formen als Abarten gelten lassen), so wird doch oft eine Gruppe von Arten an sehr entfernten Stellen durch andere Gruppen verwandter Formen vertreten und wenn man annimmt, dass Individuen mit dem Stamm-Typus zu diesen allen gelangt sind, so lässt sich durch die Theorie, nach welcher die jetztlebenden Arten aus Abänderungen entstanden sind, und dass Abarten sich immer weiter von ihrer Stammform entfernen, das Vorkommen solcher Gruppen verwandter Arten an entfernten Stellen und die Vertretung gewisser Gruppen von Arten und Gat- tungen, durch andere, ihnen verwandte erklären. 18. Noch hat man keine allgemeine Beziehungen zwischen den physischen Verhältnissen eines Land- Daran mag die Schwierigkeit bei Classification der Dicotyledonen, wegen ihres verwickelten Baues, ihren Antheil haben, mit anderen Worten: unser Unvermögen , den classificatorischen Werth des Vorhandenseins oder Fehlens von Pflanzenorganen richtig abzuschätzen, wo deren viele zusammen vorkommen und wo jene von geringer morphologischer Bedeutung eine vergleichungsweise hohe physiologische Wichtigkeit haben. 121 strichs und der Zahl der darauflebenden Arten oder Abarten festgestelt, ausser dass die tropischen und gemässigten Gegenden fruchtbarer sind als die polaren, und dass andauernde Dürre der Vegetation besonders ungünstig ist. Es ist sogar noch nicht sicher gestellt, ob tropische Climate mehr Arten hervorbringen als die gemässigten. 19. Wenn wir auch nicht die allgemeinen Beziehungen zwi- schen der vegetabilischen und physischen Beschaffenheit zweier in beider Hinsicht verschiedener Länder zu erklären vermögen, so können wir doch als allgemeine Regel annehmen, dass jene Land- striche die mannigfachst e V egetation ern ähr en, w el che die gross te Abwechslung an Licht, Wärme, Feuchtig- tigkeit und mineralischen Charakter des Bodens dar- bieten. Nach dem jetztigen Stand unserer Kenntnisse ist es unmöglich, den Betrag der Schwankungen jener einander entgegen- wirkenden Bedingungen abzumessen und, könnten wir es für einen gegebenen Erdstrich, so fänden wir keinen symbolischen oder sonstig verständlichen Ausdruck für den Exponenten der Mannigfaltigkeit jener Vegetation, die unter ihren Einflüssen steht. Indess mögen die nächstfolgenden Thatsachen für das Vorhandensein eines solchen Zusammenhanges sprechen. Gewisse T heile der Erdoberfläche zeichnen sich durch eine auffallende Gleichförmigkeit ihrer phanero- gamen Vegetation aus. Diese, wenn auch reich an In- dividuen, sind stets arm an Arten. Hiehergehören die kälter temperirten und subaretischen Regionen der Seen von Nordamerika, Feuerland- und Falklands-Inseln, die Pampas von Buenos-Ayres, Siberien und Nord-Russland, Irland und West-Schottland, die grosse Ebene des Ganges und mehrere andere Landstriche, welche — gleich den eben genannten — sich durch eine grosse Gleichförmigkeit ihrer meisten physischen Charaktere und das Fehlen aller jener Wechselbedingungen auszeichnen , von denen wir annehmen, dass sie die Vegetation an irgend einer Oertlichkeit begünstigen. Anderer- seits findet man den grössten Reiehthum an Arten da, wo die Ober- fläche am ungleichsten , die Zusammensetzung der Gesteine am verschiedensten ist, die Gränzen der Temperatur (so weit sie Pflanzen überhaupt ertragen können) am weitesten ausgesteckt sind, und Licht in Menge vorhanden ist; wie in Südafrika, in vielen Theilen von Brasilien und der Andes, im südlichen Frankreich, Klein-Asien, Spanien, Japan, Algerien und Australien. 20. Die Polargegenden sind meist von den kälte- ren gemässigten Zonen aus bevölkert worden, und die Arten, die sich von dort bei ihnen ausgebreitet haben, sind — wenn auch innerhalb vergleichungsweise enger Gränzen — sehr wandel- bar, besonders in Grösse, Farbe und Bekleidung. Viele dieser Pflanzen des polaren gemässigt kalten Erdstrichs findet man auch, zugleich mit anderen ihnen nahe verwandten Arten, auf den Gebirgen der wärmeren gemässigten und sogar der tropischen Zonen, ohne dass man Oesterr. Botan. Zeitschrift i. Heft. 1861. " 122 begreifen könne, durch welches der in der Jetztzeit thätigen Agentien sie dorthin übertragen worden. 21. Die Floren der Inseln sind in vieler Hinsicht interessant. Die Gesammtzahl ihrer Arten scheint unveränderlich geringer als die eines gleichenFlächenraum es desFest- landes und dasselbe findet auch bezüglich der Arten- zahl derGattungen und höheren Gruppen statt. Je weiter eine Insel vom Festland entfernt liegt, um so geringer ist das Zahlen- verhältniss ihrer Flora, um so eigenthümlicher der Charakter ihrer Vegetation und um so kleiner das Yerhältniss der Arten zu den Gattungen. Bei sehr vereinzelten Inseln fallen überdies die Gat- tungs-Typen mit denen sehr entfernter Erdstriche zusammen und nicht mit jenen des nächsten Festlandes. Die Formen von St. Helena und Ascension z. B. tragen weniger den tropisch-afrikanischen als den cap'schen Charakter, jene von Kerguelen's-Land sind antarc- tisch-afrikanisch nicht afrikanisch oder indisch. Die Sandwich-Inseln enthalten viele NW.-amerikanische und einige neuseeländische Formen. Japan weist viele Gattungen und Arten auf, die man sonst nirgend- her kennt, als von den Gegenden östlich des Felsengebirgs von Nordamerika. *J Amerikanische, Abyssinische und selbst südafrika- nische Gattungen und Arten kommen auf Madeira und den canari- schen Inseln vor und solche des Feuerlandes auf Tristan d'Acunha. 22. In dieser Hinsicht herrscht eine auffallende Analogie zwischen den Insel-Floren und jenen hoher Gebirgs- züge, und ohne Zweifel beiderseits aus gleichen Ursachen. So wie Japan mehrere eigenthümliche NO. amerikanische Arten besitzt, die in NW.-Amerika nicht vorkommen, und die canarischen Inseln amerikanische Arten aufweisen, die Europa und Afrika fremd sind; so ernähren die hohen Gebirge auf Borneo Vertreter tasmanischer und himalayanischer Formen; der Himalaya enthält Arten und Gat- tungen der Andes, des Felsengebirges und Japans; in den Alpen von Victoria und Tasmania kommen zusammen Gattungen und Arten von Neuseeland, Feuerland, der Andes und Europa's vor. Wir können uns diese Art der Vertheilung auf so weitaus- einander liegenden Oertlichkeiten nur durch die An- nahme erklären, dass sie unter Bedingungen, die zu bestehen aufgehört haben, sich ihren Weg quer über die dazwischen liegenden Räume zu bahnen vermochten. 23. Vieles was von den Verhältnissen undder Vertheilung der ein- geführten oder eingebürgerten Pflanzen eines Landstriches gilt, findet auch auf das Studium des Ursprungs der dort einheimischen seine An- wendung. Die Mehrzahl dieser sind jährige und andere Unkräuter des angebauten Landes, dann auch Pflanzen, welche dem stickstoffhaltigen *) Während des Druckes dieser Bögen habe ich durch Prof. Asa Grey erfahren, dass die Flora von Japan und NO. Asien viel näher verwandt ist zu der der nördlichen vereinigten Staaten als zu jener von Amerika im W. des Felsengebirges. 123 („nifrogeneous") Boden nachgehen; auf solche folgen in numerisch schnell abnehmender Reihe: eingebürgerte perenirende Pflanzen, Striiucher und Bäume. Ich vermag keinen hervortretenden Zusammenhang zwischen der Zusammengesetztheit des Baues und der Neigung zu Wanderungen auffinden; ebenso wenig als zwischen der Ueber tragbarkeit oder Widerstandsfähigkeit und Lebenskraft der Samen und der Ausdehnung der Vertheilung durch künstliche Mittel. Auf diesen Gegenstand, den ich (Linn. Trans. XX, 235) mit Bezug auf den Galapagos Archipel weitläufig besprochen habe, werde ich auf Anlass der in Australien eingebürgerten Pflanzen zurückkommen. 24. Ich nehme im Voraus an, dass das Studium der Insel- Vegetation im zweifachen Bezug auf die Eigenthümlichkeit ihrer Gattungs-Typen und auf ihre geologische Beschaffenheit (je nach- dem sie im Aufsteigen oder im Sinken begriffen sind), bei dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse auf die Fragen über Ver- theilung und Abänderung bedeutendes Licht werfen dürfte. Die Unvollständigkeit der mir zur Verfügung stehenden Sammlungen aus den polynesischen Inseln hat es mir unmöglich gemacht, diese Fragen zu beleuchten , indem ich meine Untersuchungen über die australische Flora auf die der Insel des Stillen Ocean auszudehnen gedachte. Als allgemeines Ergebniss meiner Forschungen kann ich immerhin aufstellen, dass sinkende Inseln (jene nämlich, welche Darwin in seinen ausgezeichneten Forschungen als „Atoll's" oder als mit Riff-Dämmen versehen bezeichnet) v er gleichungs weise weniger Arten und weniger eigen thümliche Gattungs- Typen aufweisen als die im Aufs feigen begriffenen. Von der Ostküste Afrika's angefangen sind auf Darwin's Karte (dessen Werk über vulkanische Inseln und Korallenriffe) folgende Inseln als mit Riffen umgeben oder als thätige Vulkane (mithin im Aufsteigen begriffen) angegeben: die Seychelles, Madagasear, Mauritius, Bourbon Ceylon die Andamans, Nicobar und Sumatra, welche sich alle durch grosse Mannigfaltigkeit und Eigenthümlichkeit ihrer Gattungs-Typen auszeichnen. Jene Inseln, welche auf derselben Karte als „AtoH's" oder Dammriffe bezeichnet sind (Waldives, Laccadives, Keelings-Inseln) weisen wenig Arten auf und nur solche, die auch auf den nächsten Festländern wachsen. Im Stillen Ocean sind die Sandwich-Gruppe, die Galapagos, Juan Fernandez, Lutschu und Bonin die merkwür- digsten in Bezug auf die sicher gestellte Anzahl sehr eigen- thümlicher Gattungs-Typen und zugleich sind sie alle im Auf- steigen begriffen und auf den meisten sind Vulkane in Thätig- keit; am wenigsten Eigenthümlichkeiten haben die Gruppe der Gesellschafts -Inseln und die Fijis aufzuweisen und beide sind im Sinken begriffen. Nach dem gegenwärtigen Zustand unserer Kennt- nisse ist es nicht gerathen, allzuviel Gewicht auf solche augenfällige Thatsachen zu legen, besonders da von den Neuen Hebriden und Neu- 9 * 3S_ Caledonien , die einander sehr nahe liegen und (wie ich glaube) viel Eigen thümlichkeiten zeigen, die ersteren im Aufsteigen, die zweiten im Sinken begriffen sind, und dasselbe von den in gleichen Beziehungen der Lage und Vegetation zu einander stehenden Freundschafts- und Fiji-Inseln behauptet wird. Andererseits habe ich innerhalb der ganzen Gruppe von mehr als 2000 (englische) Meilen Flachenraum , welcher den niedern Archipel und die Gesellschafts-Inseln umfasst, nur eine einzige im Aufsteigen begriffene Stelle : Elisabeths-Insel*), wahrgenommen, welche aber der einzige bekannte Wohnort einer der merkwürdigsten Gattungen von Compositae (Fitchia — London Journ. of ßotany 1845, IV, p. 640, T. 23, 24) ist. 25) Viele der eben erwähnten Thatsachen der allgemeinen Vertheilung von Arten lassen sich nicht vollständig durch die Annahme erklären, dass natürliche Ursachen sie über solche Hindernisse, wie die jetzt bestehenden Meere, Wüsten und Bergketten sind, hinüber geführt haben. Ausserdem sprechen einige dieser Thatsachen gegen die Voraussetzung, als hätte die Schöpfung der jetzt leben- den Arten erst nach der gegenwärtigen Vertheilung derClimate, des trockenen Landes und des Wassers stattgefunden, und als wäre ihre Vertheilung durch die fort- führende Thätigkeit des Wassers , der Atmosphäre und der Thiere, wie wir sie vor unseren Augen wirken sehen, vermittelt worden. Zwischen ähnlichen Climaten und Erdstrichen — auch wenn sie zur wechselseitigen Aufnahme von Colonisten und deren Aus- tausch günstige Verhältnisse darbieten — findet in der Regel kein Austausch von Arten statt. Ursachen, wie sie in der Jetztzeit thälig sind, vermögen nicht zu erklären , warum nur 200 von den Phanerogamen Neuseelands zugleich auch in Australien vorkommen, und noch weniger, warum im Gegensatz die allergemeinsten, zahl- reichsten und verbreitetsten australischen Gattungen und Arten ^Casuarina, Eucalyptus, Acacia, Boronia, Helichrysum, Mela- leuca etc.) und alle australischen Leguminosae (mit Einschluss einer europäischen Gattung und Art) in Neuseeland fehlen. Solche Ursachen verbreiten kein Licht über die Frage: warum eine grosse Menge von Phanerogamen, welche für die indische Halbinsel charakteristisch sind, auch im tropischen Australien leben, da doch bisher noch keine einzige charakteristische Gattung Australiens auf der indischen Halbinsel gefunden worden. Noch unlöslicher dieser vermeinten ;=) Ich finde eine bemerkenswerthe Verschiedenheit zwischen den Floren der Neuen Hebriden und Neu-Caledonien einer- , und jener der Fiji und der weiter östlich gelegenen Inseln andererseits. In der ersten dieser Floren finden sich neuseeländische und australische Typen in Menge; in den letzleren nahezu ausschliesslich ostindische Formen. Die Unterschiede zwischen den Floren von Fiji, Tonga, Samoa, Tahiti und Ostindien beruhen auf Arten , nicht auf Gattungen, und selbst viele Arten sind allen gemeinsam. 125 Erklärung gegenüber ist das Vorkommen antarctischer und europäischer Arten in den Alpen von Tasmania und Victoria oder das Wieder- erscheinen tasmaniseher Arten auf dem vereinzelten hohen Berge Kina-Balou auf Borneo. Diese und eine Unzahl ähnlicher Thatsachen haben zu dem Studium zweier Classen von Agentien geführt, denen man vernünf- tiger Weise einen mächtigen Einfluss auf die Vertheilung der Pflanzen zuschreiben darf; diese Agentien sind: Veränderungen in den climatischen Verhältnissen und Veränderungen in der relativen Lage und Höhe des trockenen Landes 26) Unter allen diesen Agentien ist das in seinen directen Wirkungen augenfälligste die Feuchtigkeit, welche die Verbreitung der Arten über Erdstriche vermittelt, deren Temperatur ihnen ohne diese Vermittlung tödtlich werden müsste. Ich habe (Antarctic Flora) nachgewiesen, dass tropische Formen in kälteren Gegenden, deren Clima gleichförmig und feucht ist, weiter hinüber greifen als in solche, deren Clima zugleich excessiv und trocken ist , und dass — im Gegensatz — Formen der gemässigten Zonen weiter in das Innere feuchter und gleich- förmiger Tropenländer vorrücken als in jenes der trockenen und excessiven ; demzufolge schrieb ich auch die Ausbreitung der Baumfarne, der epiphytischen Orchideen, der Myrtaceen u. s. w. über hohe südliche Breiten dem feuchten und gleichförmigen Clima der südlichen gemässigten Zone zu. Ich habe dort auch gezeigt, wie augenscheinlich ein solches Clima auf die Vertheilung der Berg- Vegetation von Indien einwirkt, wo tropische Formen von Laurus, Ficus , Bambusa und vieler anderer tropischer Gattungen auf den feuchten ausser-tropischen Bergen Ost-Bengalens und Sikkim's bis zu vollen 9000 Fuss Meereshöhe ansteigen , und Gat- tungen der gemässigten Zonen — und in einigen Fällen Arten wie Quercus, Salix. Rosa, Pinus, Prunus, Camellia, Rubus, Kadsura, Fragaria, Aesculus u. s. w. unter 25« nördlicher Breite längs den Berggehängen bis zum Horizonte des Meeres hinabsteigen. Im tropischen Clima kommen die vereinten Wirkungen des gleich- förmigen Clima und der Feuchtigkeit auf die Vertheilung der Arten öfters einer verticalen Erhöhung oder Erniedrigung von 5000 Fuss (gleich einem Isothermen-Unterschied von 15» Fahr, der Breite nach) gleich; ein höchst gewichtiges Element für unsere Untersuchungen über die vergleichungsweise Vertheilung der Arten unter noch jetzt bestehenden oder vergangenen Bedingungen. Erwägt man ferner , dass für jede tropische, temperirte oder alpine Art der Phaneroganen-FIora des Himalaya das verticale Verbreitungs-Gebiet 4000 Fuss ( — einen Isothermen-Unterschied von 12o der Breite nach) beträgt, so begreift man, wie unter gegebenen climatischen Umständen eine Erhöhung von einigen wenigen 1000 Fuss genügen kann, um das Verbreitungsgebiet einer sonst localen Art auf wenig- stens 25« Breite auszudehnen und wie ein verhältnissmässig geringer Zuwachs der Höhe einer von Nord nach Süd streichenden Berg-- -ta- kelte, da wo sie den Aequator durchschneidet, Pflanzen der tem- perirten Zone in Stand setzen kann, leicht von einer temperirten Zone zur andern überzutreten. 27) Zur bessern Erläuterung der jetztzeitigen Vertheilung von Arten und Gattungen im Flächenraum, beziehe ich mich auf meine frühere Schlussfolge (New Zealand Flora, Introd. Essay), welche auf der ursprünglich von Sir Ch. Lyell auf geologischem Grunde fest- gestellter Thatsache beruht, dass einige Thierarten grosse Aenderungen in den Wechselbeziehungen zwischen trockenem Land und Meer über- lebt haben. Dieser Lehrsatz, welchem grössere Verbreitung zu geben, ich mich a. a. 0. durch Studien über die Verbreitung jetzt lebender südlicher Arten bemühte , hat — wie mir scheint — seither noch an Gewicht gewonnen durch die Thatsachen, welche ich in dem nächsten §. („Geolog. Vertheilung") anzuführen gedenke, und welche anzudeuten scheinen , dass viele höchst entwickelte Gattungen und Ordnungen der Jetztzeit während der Eocen- und Kreide -Periode gelebt , und vollständige Umwälzungen der Temperatur und der geographischen Verhältnisse innerhalb der mittleren und gemässigten Zone der Erde überdauert haben. 28) Herr Darwin hat, nach einer andern Richtung hin, diese Ansichten über das Alterthum vieler europäischer Arten und über deren Fähigkeit, ihre Facies während höchst ausgedehnter Wanderungen festzuhalten, bedeutend erweitert, indem er den Satz aufstellte: dass die glaciale Temperatur sich gleichzeitig auf beiden Halb- kugeln verbreitet , und nothwendig die tropische Zone abgekühlt habe. Er schliesst, dass unter einer solchen allgemeinen Abkühlung der Erdoberfläche die temperirten Pflanzen beider Halbkugeln fast allein auf die tropische Zone eingeschränkt bleiben müssen, bis die später zunehmende Temperatur sie unter den Tropen auf die Berge hinauf trieb oder auch nach jenen höheren gemässigten Breiten zu, wo "wir jetzt die meisten davon finden. Ich habe bereits (New Zealand, Essay) die Annahme einer australen Eiszeit zur Erklärung des Vorkommens antarctischer Arten auf den Alpen von Australien, Tasmanien und Neuseeland zu Hilfe genommen und, wenn die Wirk- lichkeit einer vergleichungsweisen Abkühlung der tropischen Erd- striche eben so vollständig erwiesen werden könnte, als sie es die einer Eiszeit für die gemässigten ist, wäre eine genügende Erklärung gefunden für das Vorkommen europäischer und arctischer Arten in den antarctischen und südlichen gemässigten Erdstrichen , wie für die Gegenwart temperkter Arten beider Halbkugeln auf den Bergen der dazwischen liegenden tropischen Zone. Andererseits ist es genügend erwiesen, dass viele der gegen- wärtig entschiedenst tropischen Pflanzenordnungen vor der Eiszeit die nördliche gemässigte Zone bewohnt haben , und es lässt sich kaum begreifen, wie diese Ordnungen eine so grosse Erniedrigung der Gesammt-Temperatur der Erde, wie sie nöthig war, damit die vor-glaciale temperirte Flora den Aequator unter irgend einem Meridian überschreiten konnte, zu überdauern vermocht hätten. in Offenbar musste eine solche Kälte die meisten tropischen Ordnungen tödten, und deren Wiedererschaffung nach Ablauf der Eiszeit ist doch kaum annehmbar. *) 29) Noch bleibt zu untersuchen , ob (die Gleichzeitigkeit der Eiszeiten in der nördlichen und südlichen Halbkugel vorausge- setzt) das Verhältniss zwischen trockenem Land und Meer nicht etwa so beschaffen war , dass irgend ein Meridian zunächst dem Aequator eine tropische Temperatur und eine derselben entsprechende Vegetation beibehalten haben mochte. Diess konnte geschehen, wenn an jedem Pol zwei grosse Festländer, die sich gegen den Aequator zu verschmälerten und dort zusammenstiessen, und zugleich ein einziges äquatoriales Festland am entgegengesetzten Meridian vor- handen gewesen wären. Wäre nun das erste Festland von Norden nach Süden von einer Bergkette durchzogen und so gelegen gewesen, dass oceanische Strömungen in der Richtung von den Polen gegen den Aequator seine beiden Küsten in der Erstreckung mehrerer Breitengrade bestreichen konnten, so musste dessen Aequatorial- Gebiet weit temperirter gewesen sein, als das des entgegen- gesetzten tropischen heissen, insularen und feuchten Aequatorial- Festlandes. 30. Die Annahme, dass vormalige Bergketten, welche gegen- wärtig durch Meer oder wüste Ebenen vereinzelte Erdstriche ver- banden, die Wanderung der Pflanzen begünstigten , beruht auf dem geologischen Nachweis der mächtigen Niveau- Veränderungen, welche die Erdoberfläche seit dem Erscheinen jetzt lebender Thier- und Pflanzen-Formen erlitten hat. Schon früher (Antarctic Flora) stellte ich die Vermuthung auf, dass das Vorkommen so vieler arctisch- amerikanischen Pflanzen im antarctischen Amerika durch die An- nahme erklärt werden könnte , dass in früherer Zeit der gegen- wärtig niederere Theil der Andes-Kette eine solche Höhe besass, dass jene Arten längs derselben von der nördlichen in die südliche gemäs- sigte Zone wandern konnten **), und gewisse Thatsachen bezüglich *) Mit jedem Jahr wird die Frage über den Stand der milllern Temperatur der Erde während vergleichungsweise neuerer geologischer Perioden wichtiger in ihrer Beziehung auf "das Problem der Verlheilung organischer Wesen. Nicht alle Geologen sprechen sich hierüber deutlich aus, noch stimmen sie darin überein mit den Meistern in den Naturwissenschaften. Lyell (Principles , Ed. IX, eh. 7), schreibt die Eiszeit einem Wechsel- verhältniss von Land und Meer zu, welches die temperirten Zonen genü- gend zu erkälten vermochte. Andere nehmen an, dass ohne allen Zusammenhang mit irgend einer wesentlichen Veränderung in der gegen- seitigen Vertheilung von Land und Meer, eine Erniedrigung der mittlem Temperatur der Erde eintrat, welche die Eiszeit herbeiführte. Nach einer dritten Theorie wäre die Aendcrung in der Vertheilung von Land und Meer, welche nöthig wäre, um eine neue Eiszeit auf der nördlichen Halb- kugel herbeizuführen , nicht notwendiger Weise sehr beträchtlich und würde in keinem Fall eine Erniedrigung der mittlem Temperatur der gesammten Erdkugel zur unvermeidlichen Folge haben. **) Die stetige Verbreitung so vieler Arten längs der Cordillera (s. die Einzelnheiten in der „Antarctic Flora") ist höchst bemerkenswert!! gegen- 128 der Vertheilung von Arten , die den Berg - Floren des Himalaya und der malayischen Inseln , Australien^ und Japan's gemeinsam sind, sprechen für eine ähnliche Annahme. Eine leise Andeutung über solche versunkene südliche Landstriche gibt die Thatsache, dass unter dem Meridian von Japan und Australien zuerst die Nordwest-Küste von Australien, nebst dem Louisiade-Archipel, sich gegen Norden senkt, dann — näher am Aequator — die Insel- gruppe von Neu-Ireland ebenso im Sinken begriffen ist, wie die Carolinen-Inseln unter 7<> nördlicher Breite. Weiter nach Norden liegen unter 15<> nördlicher Breite die Marianen (im Aufsteigen begriffen), deren Vegetation noch unbekannt ist, unter 27« nörd- licher Breite, die Bonin-Inseln (im Aufsteigen begriffen) und unter 30o nördlicher Breite Japan, mit welchem jene botanische Verwandt- schaft besteht. Herr Darwin hat gegen diese Schlussfolgerung eingewendet (so wie gegen jene auf S. 122 und 123 bezüglich der Inseln des stillen Oceans), dass alle diese im Sinken begriffene Stellen vul- canische Inseln sind, ohne alle Spuren älterer Gesteine. Indess sehe ich nicht ein, in wie fern es. meine Annahme entkräften könnte, da doch viele der höchsten Berge im ganzen malayischen Archipel , auf Neuseeland und auf den Inseln des stillen Oceans vulcanisch sind. Mehrere davon sind noch thätig und viele reichen zu I0.0Ö0— 14.000 Fuss Höhe, indess die niedereren Gegenden einiger der grössten dieser Inseln aus Gesteinen verschiedenen Alters bestehen. CSchluss folgt.) Correspondenz. Kirchheim u. T. Kgr. Würtemberg im Februar 1861. Es sind bei mir folgende Sammlungen zur Versendung bereit geworden und können gegen frankirte Einsendung des Betrages bezogen werden : Chr. Breutel Flora germanica exsiccata. Crypto- gamia Centuria I— IV. zu fl. 7.53 kr. rh., Thlr. 4.15 Sgr. pr. Ct. — L. B. de Cesati et Prof. Caruel pl. Italiae borealis Sect, III» Sp. 20—80. fl. 2., Thlr. 1.5. — fl. 8 rh., Thlr. 4 . 18 pr. Ct. — über dem gewaltigen Bruch zwischen den Andes von Neu-Granada und jenen von Mexico und den wenigen Ruheplätzen, welche das Zwischen- gebiet alpinen Pflanzen zu bieten vermag. Dass diese Herabdrückung der Kette auf die Begränzung der Verbreitung jener Arten, welche seit der Ent- stehung dieser Einsenkung auftraten, und auf neue climatische Verhältnisse , welche das Absterben von einst dem Norden und dem Süden gemeinsamen Arten bewirkten, mächtig eingewirkt habe, beweist die Thatsache, dass eine Anzahl von Pflanzen des Feuerlandes und des südlichen Chili als Alpen- pflanzen gegen Norden zu bis hart an die Ufer des Golfs von Mexico hinziehen, die mexicanischen Andes aber nicht bewohnen ; wogegen viele arctische Arten südwärts bis in die mexicanischen Andes vorrücken, auf denen von Bolivia aber nicht wieder erscheinen, mithin die zwischen- liegende Senkung nicht überschreiten. 129 Auch von Sect. I. und II. sind noch Exemplare da. — Bordere pl. rariores m. Pyrenaeorum altiorum. Sp. 20—80. fl. 2., Thlr. 1. 5. — fl. 8. rh., Thlr. 4.18 p. Ct. — Dr. Gaillardot pl. Syriae. Sect. II. Sp. 25—100. fl. 3.30, Thlr. 2. - fl. 14 rh. , Thlr. 8 pr. Ct. — Dr. Kotschy pl. m. Libani et Syriae. Sp. 550. fl. 97 rh., Thlr. 38.15 pr. Ct. — Plantae Asiae mediae Legerunt in montibus Ajanensibus Dr. Tili ng, in Songaria Seh renk, in terr. Amurensi Maximowits. Sp. 20—80. fl. 3.12, Thlr. 1.25. — fl. 12.48. rh., Thlr. 7.10 pr. Ct. — Reliquiae Scovitsianae PI. Armeniae , Per- siae borealis, Iberiae. Sp. 20 — 115. fl. 2.24., Thlr. 1.12. — fl. 13.48 rh., Thlr. 8.1 pr. Ct. — Chr. Breutel Lichenes Africae australis et Indiae occidentalis. Sp. et formae 25 — 35 fl. 2 . 38., Thlr. 1.15. — fl. 3.41 rh., Thlr. 2.4 pr. Ct. — Auch von den Breutel'schen anderen Cryptogamen von Cap und Westindien sind noch Sammlungen vorhanden, Riedel pl. Brasüiae. Sp. 10—20, fl. 1 . 12, Thlr. 0.21. - fl. 2.24 rh., Thlr. 1 . 12 pr. Ct. — Algae marinae siccatae. Sect. VII— IX. zu fl. 7 rh., Thlr. 4 pr. Ct. Auch von Sect. I — VI sind wieder Exemplare vorhanden, so wie auch von der ersten Lieferung des Herbarium norm. pl. officinalium et mercatoriarum von 206 — 212 Arten zu fl. 25., Thlr. 14.10 — fl. 26 rh., Thlr. 15 pr. Ct. — Herr Baron von Thümen-Gräfendorf auf Gräfen- dorf bei Jüterbog hat Abtheilungen und Lieferungen der Rabenhorst- schen Cryptogamen und seltenere Cruciferae und Ranunculaceae zu vergeben. Näheres durch ihn selbst und den Unterzeichneten. Dr. R. F. Hohenacker. Bayreuth in Baiern, im Februar 1861. Die fossilen Coniferen aus den Pflanzenlagern der Bonebed- Schichten hiesiger Gegend geben mir gewaltig aufzurathen. Fünf derselben sind bereits bearbeitet. Es sind schon merkwürdige Formen z, B. Abietineen mit der Belaubung von Cupressineen und auch umgekehrt. Letztere mit Strobili der ersteren. Am interessante- sten sind aber die breitblätterigen Coniferen desselben Vorkommens; nach Sternberg und aller Autoren Arten der fossilen Gattung Zamitis Brong., subg. Podozamitis mihi, jezt halte ich dieselben für Taxinun. Leider fand ich von ihnen noch keine Früchte. Die Thinfeldien Ettingshaus en's dürften zum Theil auch hierzu zu rechnen sein. Prof. Dr. Braun. Anton Gegenbauer. Nekrolog. Die ohnehin kleine Anzahl von Freunden der Botanik inner- halb der Steiermark hat jüngst einen ihrer achtungswerthesten Veteranen eingebüsst. Anton Gegen bau er, k. k. Major in der Armee, als ein fleissiger Forscher und Pfleger im Gebiete der Pflanzen- kunde anerkannt, und durch seine vieljährige Theilnahme an den botanischen Tauschanstalten von Prag und Wien auch in weitem Kreisen bekannt, ist am 19. December 1860 bei dem Ende aller seiner Bestrebungen angelangt und nachstehende biografische Skizze möge als ein Denkstein zur Ehre des Verblichenen gelten. Derselbe erblickte das Licht der Welt zu Wien am 13. Juni 1783. Sein Vater, Oberbeamter der dem Grafen Louis Bathyany gehörigen Herrschaft Borozdianko in Ungarn , hatte für die beste Erziehung des talentvollen Knaben eifrigst gesorgt. Der Elementar- unterricht war ihm im älterlichen Hause von Privatlehrern ertheilt worden, die Gymnasialstudien vollstreckte er bei den Schotten in Wien. Als sodann der kaum siebenzehnjährige Jüngling im Begriffe stand , sich zum Eintritte in das Studium der Heilkunde vorzu- bereiten, ereilte ihn das Unglück, seinen Vater und mit diesem die bisher genossene Unterstützung zu verlieren. Ganz mittellos er- übrigte ihm endlich nichts als die Wahl des Soldatenstandes. In deren Folge trat er in das k. k. tiroler Jäger-Regiment und focht schon in der berühmten Schlacht bei Hohenlinden mit solcher Aus- zeichnung, dass er zum Lohne seiner Tapferkeit eine Offiziersstelle im Infanterie-Regiment Franz Kinsky erhielt. In diesem zum Unter- und Oberlieutenant vorgerückt, ward er im letztgedachten Range vom Grafen v. Ben t heim in die aus Anlass des grossen Befreiungskrieges gebildete deutsche Legion aufgenommen, nach deren Entlassung er dem Regimente Desveaux zugetheilt wurde, in welchem er sodann verblieb. Als endlich mit dem Schlüsse des Jahres 1820 der allgemeine Friede vollkommen gesichert war und nachdem Hauptmann G. an allen während seiner bereits mehr als zwanzigjährigen Dienstzeit Statt gehabten Feldzügen Theil genommen, weihte er im Garnisons- leben seine Müsse den Wissenschaften, namentlich der Geschichte, so wie dem Studium der Erdkunde und der Botanik. In diesem Fächern erwarb er sich rasch so umfassende und gründliche Kennt- nisse, dass er vom Jahre 1823 bis 1826 als Professor der beiden zuerst genannten Lehrfächer bei der rühmlichst bekannten Kadeten- schule zu Graz verwendet, sodann in Folge einer speciellen Weisung Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Johann als Professor der Geschichte, Geographie und Terrainlehre an die k. k. Militär-Akademie zu Wiener- Neustadt befördert wurde. Diesem Rufe entsprach er in einer so ausgezeichneten Weise, dass der k. k. Hofkriegsrath sich bewogen fand, ihm beim Eintritte des Jahres 1829 das Commando der Grazer Kadetenschule anzuvertrauen, welcher er alsdann bis zum Schlüsse des Jahres 1833 vorstand. In diesem Zeitpunkte endlich zu seinem Regimente einberufen, um den Befehl über ein Bataillon zu führen, folgte er dieser Weisung mit einem solchen Eifer, dass er binnen kurzer Zeit zwei heftige Anfälle eines schweren Lungenleidens mit Bluthusten zu überstehen hatte , in deren Folge er sich genöthigt sah, am Ausgange des Jahres 1836 in Graz den Ruhestand zu wählen. Seither beschäftigte er sich ausschliesslich mit seinen altgewöhnten, ihm theuer gewordenen Studien, vorzugsweise mit Botanik, wovon sein reiches und schönes Herbar die sprechendsten Beweise liefert. In dieser acht philosophischen Ruhe genoss er die letzten 30 Jahre 131 seines Lebens an der Seite einer vortrefflichen Gattin, von Allen, welche den stets freundlichen und liebenswürdigen Greis kannten, verehrt, als ein plötzlicher Schlagfluss ihn dem Kreise seiner Freunde entriss. Personalnotizen. — Dr. Carl Kreutzer, zweiter Kustos an der Wiener Uni- versitäts- Bibliothek, wurde zum Universitäts - Bibliothekar in Graz ernannt. — Dr. Ernst Hallier hat sich unter gleichzeitiger Bekannt- machung seiner Abhandlung „De geometricis plantarum rationibus" als Privatdocent an der Universität Jena habilitirt. — John G. Veith, ältester Sohn des bekannten Handels- gärtners zu Chelsea bei London, unternahm eine Reise nach China, um Pflanzen und Samen zu sammeln. — P. Heuser hat seinen früheren Wohnort, Gnadau in Sachsen verlassen und befindet sich jetzt in Neuwied a. R. in Preussen. — Adolf Senoner, Bibliothekar an der kais. geologischen Reichsanstalt erhielt den kais. russischen St. Stanislaus-Orden dritter Classe. — Emanuel Purkyne, Professor an der Forstschule zu Weisswasser, wurde am 6. März an der Universität Prag zum Doctor der Philosophie öffentlich promovirt. — Jakob ßamberger, früherer Sekretär der k. böhmischen patriotisch -ökonomischen Gesellschaft, in deren Auftrage er auch ein populäres Werk über den Gartenbau schrieb, starb am 5. März in Prag, nachdem er ein Alter von 74 Jahren erreicht hatte. — Dr. Körnicke, Lehrer der Naturwissenschaften an der landwirtschaftlichen Akademie zu Waldau in Preussen, ist der Titel „Professor" beigelegt worden. — Professor Nordenskiöld ist am 25. Februar, begleitet von dem Marine-Lieutenant Bertil Lilliehööck und Kandidat v. Goes, von Stockholm abgereist, um sich über Drontheim nach Hammerfest zu begeben und dort Vorbereitungen zur grossen wissenschaftlichen Expedition zu treffen, welche unter Leitung des Adjunkten 0. Torrell in diesem Jahre nach Spitzbergen und dem Nordpol abgehen wird. Wie „Finlands Allm. Tid." berichtet, werden die Magister K. Chydenius und A. Malmgren aus Helsingfors, ersterer als Physiker, an der Expedition theilnehmen. — Dr. H. W. Reichardt wird an der hiesigen Univer- sität im nach Ostern beginnenden- Sommer-Semester ein Collegium über praktische Uebungen im Beschreiben und Bestimmen der ein- heimischen Pflanzen lesen. In Verbindung mit diesen Vorträgen werden Ausflüge stehen, welche, um die Hörer mit der einheimischen Flora vertraut zu machen, nach den botanisch-interessantesten Punkten der Umgebungen Wiens unternommen werden sollen. Die Vor- 132 lesungen beginnen Montag, den 15. April, und werden wöchentlich zweimal, Montag und Donnerstag von 6 — 7 Uhr Abends im Hörsaale des k. k. botanischen Gartens am Rennwege fortgesetzt. — Einer brieflichen Nachricht an Prof. Heller zur Folge ist Dr. Berthold Seemann am 3. Februar d. J. auf seiner Rück- reise von den Fidgi-Inseln glücklich in Suez angekommen und hat ohne Zweifel England bereits wohlbehalten wieder erreicht. — Dr. Seemann unternahm am 12. Februar 1860 im Auftrage der königl. brit. Regierung von Southampton aus, als Mitglied einer Cornmission, welche den Auftrag hatte, zu ermitteln, ob es sich der Mühe lohne, jene entfernten Inseln der britischen Krone einzu- verleiben, eine Reise nach den Fidgi- Islands und brachte dort 7 Monate (Mai-November) zu. In dieser kurzen Zeit hat Dr. See- mann 1000 verschiedene Species Pflanzen in 2000 Exemplaren ge- sammelt, prachtvolle Coniferen QDammara, Podocarpus, Dacridion und eine ganz neue Taxineen-Gattung), 150 Species Farne, 50 Sp. Orchideen und viele schöne Palmen gefunden, ausserdem aber noch einen 400 Seiten langen Bericht an die königl. brit. Regierung ge- sendet. Dr. Seemann bedient sich in seiner brieflichen Mitthei- lung, in Bezug auf diese Inseln, nur des Beiwortes „prachtvoll" und freuen wir uns aufrichtig über seine glückliche Rückkunft, so freuen wir uns nicht weniger aufrichtig auf die schon für die nächste Zukunft in Aussicht stehenden ausführlichen Berichte über diese seine letzte und in so hohen Grade interessante Reise. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zool. -botanischen Gesell- schaft am 6. Februar, verliest der Sekretär R. v. Frauenfeld ein von Dr. Rabenhorst eingesendetes Schreiben, worin zur Grün- dung eines Unterstützungsfondes für die Witwen und Waisen mittellos verstorbener Naturforscher aufgefordert wird. — J. Juratzka berichtet über mehrere für Niederösterreich neu aufgefundene Laub- und Lebermoose: Trichoslomum crispulum , Bryum pendu- lum Schp. , Amblystegium oligorrhyzon !■ , Amblystegium radicale, Hypnum elodes, DuvaUia i'upestris, Lejeunia calcarea und Junger- mannia Mülleri, und bemerkt über Hypnum Mildeanum Schpr., dass diese Art um Wien ziemlich verbreitet sei , und ihm auch aus den meisten Provinzen Oesterreich's vorliege. Der Vor- tragende macht ferner auf eine Reihe von Arten der Laubmoose aufmerksam , welche im Gebiete noch nicht beobachtet wurden, aber mit vieler Wahrscheinlichkeit daselbst vorkommen. Unter diesen befindet sich auch Hypnum ochraceum Wils. und die erst in neuerer Zeit unterschiedenen Arten Grimmia Hartmanni Schpr. Syn., Hypnum pellucidum Wils. in litt, (eine dem H. aduncum ähnliche Art} und Hypnum subsulcatum Schpr. Syn., von welchen dem Vortragenden bereits mehrere Standorte innerhalb der deutsch-österr. Provinzen bekannt sind. — K. Petter zeigt einige für die Wiener Flora seltene Pflanzen vor: Gagea bohemica von der südlichen Abdachung des Wienerberges zwischen der Laxenburger und Himberger Strasse; Salix incano-purpurea vom Taborhaufen ; Cardumine resedifolia vom Schlangenwege der Raxalpe, und erwähnt schliesslich, dass er am Höllenstein mitten im Walde Riesen -Exemplare des Conium maculatttm von 10—12 Fuss Höhe beobachtet habe. — Dr. A. P o- korny sprach über Mycetozoen (Schleiiapilze) aus Anlass der von de Bary und Dr. Bail ausgesprochenen Ansicht, nach welcher dieselben wegen ihrer bei der Keimung zu einem amöbenartigen Gebilde sich entwickelnden Sporen dem Thierreiche einzuverleiben wären. Der Sprecher suchte diese Ansicht durch analoge Erschei- nungen bei Pilzen aus anderen Familien zu widerlegen und glaubt sonach, dass die Mycetozoen richtiger als dem Pflanzenreiche an- gehörig zu betrachten seien. — Dr. H. Reichardt zeigt ein durch Fasciation missbildetes Exemplar der Euphorbia Cyparitsias vor, welches R. v. Heu fl er der Gesellschaft zum Geschenke machte. — Carl Hölzel hielt einen Vortrag über die Heil- und Zauberpflanzender Ruthenen in Ostgalizien und der Bukowina, in welchem er bei Auf- zählung der verschiedenen zu medizinischen und sonstigen Zwecken gebräuchlichen Pflanzen unter andern erwähnt, das Juniperus Sabina zu den bekannten Zwecken unter dem Landvolke ganz unbekannt sei und in solchen Fällen im Czortkower Kreise gewöhnlich Seeale comutum, Lyroperdon Bovista ; im Tarnopoler und Kolomeaer Kreise häufiger Lycopodium Selago; in der Bukowina die Atropa Bella- donna auch Safran in grösseren Gaben benützt werde. Die Stelle der Linde, welche als Nationalbaum der Slaven betrachtet wird, wird bei den Ruthenen durch Viburnum Opulus vertreten und dieser Strauch desshalb sehr gerne von den Bauern in der Nähe ihrer Häuser und an den Wegen des Ortes gepflanzt. Einen besonderen Respekt haben die Ruthenen vor der Bryonia alba, welche sie kaum anzurühren wagen, und welche der Sprecher als Zauberpflanze im eigentlichen Sinne bezeichnet. Auch scheuen sie Sambucus nigra, doch minder als Bryonia alba. Als für die Geschichte der Pflanzen- namen sehr interessant bezeichnet der Vortragende das mysteriöse Zauberkraut der Romanen und Ruthenen. Die Matragnna, deren Bedeutung eine sehr verschiedene ist. Die Romanen verstehen darunter die Atropa Belladonna und Scopolina atropoides. Die Ruthenen in Galizien nennen Matryguna eine geheimnissvolle Pflanze, welche die Wenigsten kennen, und über welche sehr Verschiedenes erzählt wird. So viel der Vortragende aus den Beschreibungen ent- nehmen konnte, scheint es das Solanum Dulcamara zu sein. Nach- dem er die glücklichen Zustände aufzahlt, in welche der Besitzer derselben gelangen kann, bemerkt er, dass die bei Anwendung dieser Zauberpflanze in Verbindung stehenden Ceremonien beinahe denen gleichen, die sich in Italien und Süddeutschland seit Jahrhunderten auf den Alraun, die Atropa Mandragora beziehen, und dass auch der Name aus dem italienischen Mandragora entstanden sei und 134 nur auf eine andere Pflanze übertragen wurde. — Schliesslich liest der Sekretär R. von Frauenfeld ein Schreiben Temple's in Pesth, in welchem derselbe einige Nachträge zu Dr. Herbich's Geschichte der Botanik in Galizien liefert. J. J. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, math.-naturwissensch. Classe am 10. Jänner d. J. hielt Carl Fritsch einen Vortrag über die Ergebnisse der Beobachtungen, welche von ihm eine Reihe von neun Jahren hindurch über die Be- laubung und Entlaubung der Bäume und Sträuche im botanischen Universitätsgarten von Wien angestellt worden sind. Diese Beob- achtungen, welche sich über 218 Arten von Holzgewächsen erstrecken, hatten zunächst die genaue Ermittlung der Tage zum Zwecke, an welchen bestimmte Phasen der Belaubung und Entlaubung eintraten, sowie die Zeitgrenzen, innerhalb welchen diese Epochen in Jahren mit excessiven Temperatur-Verhältnissen schwanken. Als eines der wichtigsten Ergebnisse stellte sich heraus , dass die Wärmesumme vom Anfang des Jahres bis zum Tage der Belaubung berechnet, in allen Jahren nahezu constant bleibe, so dass man im Stande ist, ein Element aus dem anderen zu bestimmen. Die Epochen der Belaubung fallen in die Monate März und Mai. Bei einigen wenigen Arten selbst in den Herbst und Winter. Die Zahl der Arten steigt in dieser Hinsicht rasch bis um die Mitte April, um dann eben so schnell wieder abzunehmen. Die Dauer des Laubes beträgt in der Regel 6 bis 7 Monate, nimmt jedoch bei mehren, besonders solchen Arten, die südlichen Klimaten angehören, auf 5 Monate ab und wächst wie- der bei anderen bis zu einem ganzen Jahre an, so dass sich dieselben den immergrünen Arten anschliessen, obgleich alljährlich ein voll- ständiger Laubfall stattfindet. Die Periode der vollständigen Ent- laubung erstreckt sich in der Regel von den letzten Tagen im September bis in die ersten im December. Bei nicht wenigen namentlich angeführten Arten ist die Entlaubung vor Eintritt des physischen Winters nicht beendet. In der ersten Novemberhälfte werden die meisten Arten durch den Laubfall ihrer Blätterkronen beraubt. Die Störungen in Folge der Stürme und Fröste, sowie des verschiedenen Standortes erlauben für dieses Stadium nicht die Er- mittlung ähnlicher klimatischer Konstanten wie für die Belaubung. Massalongo s Sammlungen. — Unter dem Titel : Prospetto delle collezioni distoria naturale del Prof. Dr. A. Massalongo. Verona 1860, wird uns ein Ver- zeichniss mitgetheilt aller von Massalongo hinterlassenen Sam- lungen. Aus der unermesslichen Zahl dieser von ihm gesammelten Materialien ersehen wir die unermüdliche Thätigkeit , mit welcher Massalongo sich den Naturwissenschaften widmete, namentlich aber der Botanik. Diesem Studium opferte er eine erträglichere 135 Stellung, er opferte alle Lebensgenüsse, ja er opferte sein eingenes Leben. Massa longo's Name wird in der Literatur immer einen hüchst ehrenvollen Rang einnehmen — er war der Reformator der Licnenologie — die Wissenschaft hat einen grossen Verlust erlitten, und in seinem Vaterlande haben viele Jünger ihren Lehrer, ihren Freund verloren! Sein Herbarium umfasst eine Sammlung von Li- c henen. alphabetisch geordnet in 235 Genera. Diese Sammlung bildete das Materiale zu den lichenographischen Arbeiten Massa- longro's und enthalt die Typen der von ihm neu aufgestellten Arten; ausserdem enthalt es auch unzählige Exemplare , die ihm von den ersten Lichenologen Europa's zugesendet wurden ; — dann eine Sammlung von AI gen. Moosen und Phan ero gamen. gesammelt von 31. in seinen Jugendjahren, aber später gänzlich vernachlässigt: — endlich eine Sammlung von 160Coniferen behufs Vergleichung mit analogen fossilen Früchten. Von unermässlichem Werthe ist die Sammlung f o s s i 1 e r Pfl an z e n . welche über 7000 Exemplare zählt und zum grössten Theile aus dem venetianischen Gebiete stammt . wie 31. Bolen, Chiacon. Salcedo. Roncä. Caldiero. Reeoaro. Zovencedo u. a. 0.. dann aus Sinigaglia. 31. Promina. aus derLom- bardie u. a. 0. Besondere Erwähnung verdienen die zahlreichen prachtvollen von 30 bis 120 Cent, hohen und von 15 bis 70 Cent. breiten Platten ("darunter viele Doppelplatten) mit prachtvollen Abdrücken von Araucarites Bolzanus 31ass. . Phoenicites Dan- teana 31a ss.. Caulerpites araucaria Mass., Flabeilaria exyrrha- chis Mass.. Musophyllum iialicum 31 a s s. und vieler anderer, danu der riesigen Früchte von Fracastoria und Castellinia. Ein grosser Theil dieser fossilen Pflanzen findet sich schon beschrieben in den vielen von 3Iassalongo herausgegebenen Schriften — ein grosser Theil harrt jedoch noch einer sickeren Hand, um der Wissenschaft bekannt zu werden. — wann wird sieh Jemand finden, der die un- zähligen in Verona. Vicenza. Padua. Venedig u. a. 0. noch aufge- häuften Naturschätze wissenschaftlich bearbeiten wird! Wir haben nur Freiherrn de Gigno und Professor de Visiani in unseren venetianischen Landen, die sich mit dem Studium fossiler Pflanzen beschäftigen. — ersterer hat die Bearbeitung der oolitischen Flora in Angriff genommen . und de Visiani die dalmatinische, daher wir sobald wohl nicht weiteres über die fossile Flora der Tertiär- Periode Venetiens zu sehen bekommen werden. Ausser diesen hinter- lässt 3Iassalongo noch unzählige Sammlungen von Thier-Resten und Gebirgsarten. — Diese Sammlungen verbleiben alle im Schoosse der Familie. S r. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Rauscher in Wien mit Pflanzen aus Ungern. — Von Herrn Bayer in Wien mit Pflanzen aus Ungarn. — Vun Herrn Hampe in Blankenburg mit diversen Pflanzen. — Vou Herrn Dr. R ei- ch ar dl mit Pflanzen von Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herreu: Moncheim in Aachen. \ Georges und Dr. Hess in Gotha, Hitschmann in Grosslippen, von Bausch in Carlsruhe, Winkler in Giermansdorf, Dr. Purkyne in Weisswasser, Baron Schlichting in Gurschen, Dr. Hegelmaier in Ulm, Celakovsky in Prag, Excell. Dr. L. Haynald in Karlsburg, Oberlandesgerichtsrath Veselsky, Dr. Bauscher und Weiss in Wien. Mittheilung. — Ein französischer Chemiker will entdeckt haben, dass man bei jedem Strauche aus der Farbe der Frucht auf eine gleiche Farbe schliessen könne, welche dessen Binde liefere, wenn man die Rinde im Wasser sieden lasse, dem man ein wenig Kalk zugesetzt; der Farbstoff werde sogleich nieder- geschlagen. (Bnpl.) — Der Municipalrath der Stadt Metz hatte mit einer Mehrheit von zwei Stimmen beschlossen, den botanischen Garten daselbst zu zerstören, um das Grundstück dem Finanz-Ministerium für ein Entrepöt von Tabak anzubieten. Der Finanzminister hat aber das Anerbieten nicht angenommen und das Entrepöt wird in der kleinen Stadt Fauquemont errichtet, welche sich im Mittelpunkte der wichtigen Tabak-Culturen befindet. (Bot an. Ztg.) — Das neunte Verzeichniss der im gräflich von Thun'schen Schlossgarten zu Tetschen a. d. Elbe in Böhmen cultivirten und verkäuflichen Pflanzen wird bereits ausgegeben und kann von Herrn Josst, Obergärtner da- selbst, bezogen -werden. Correspondenz der Redaktion. Herrn P. in Hg. „Bitte um Geduld." — Herrn V. v. J. „An die zool.- bctan. Gesellschaft 10 fl. gezahlt." — Herrn S. in Br. „Mit Dank erhalten, wird benützt." Inserat. Bei August Hirschwald in Berlin ist soeben erschienen und durch L. W. Seidel's Buchhandlung in Wien, Graben 1122, zu beziehen: Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Herausgegeben von Dr. N. Pringsheim, Privat-Docenten an der Universität zu Berlin. Zweiter Band. Drittes Heft. Mit 10 Tafeln. Lex.-8. geh. Preis: 6 fl. 75 kr. Diesem Hefte liegt bei: „Verzeichniss botanischer Werke von F. A. Fischer." Bedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. Druck von C. Ueberreuter. r Österreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ Die österreichische botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monats. Man pränumerirt auf selbe mit 5 II. X5 kr. Oest. W. (3 Thlr. 10 Xgr.~) g a n zj ähr ig, oder mit X H. «3 kr. Oest. \V. halbjährig. Inserate die ganze Petitzeile 10 kr. Oest.W. Botanik und Botaniker, Exemplare, die frei durch die Post be- zogen werden sollen, sind Mos bei der Reduktion Gärtner, Oekononien, Forstmänner, Aerzle, €»«■*■>«««. wfaü ' - ■ 'zu pranume iren. Apotheker und Techniker. Buchhandels5 übernimmt • Pränumeration C. Cerold's Sohn in Wien. NO C so wie alle übrigen — ' t/( Buchhandlungen. XI. Jahrgang. Mai 1861. INHALT: Heber siebenbürgische Draben. Von D. Star. — Angstroemia banatica. Von Hampe. — Aus Hooker's „The Botany of the Antarctic Voyage." — Correspondenz von Keck, Janka, Krzisch Hohenacker, Bulnheim, Pittoni. — Persoualnolizen. — Vereiue, Gesellschaften, Anstalten.— Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. Beiträge zur Monographie des Genus Draba in den Karpaten: Ungarns, Galiziens, Siebenbürgens nnd des Banates nördlich der Donan. Von D. Stur. (Mit S tithographirten Tafeln.) Der Fortschritt der systematischen Wissenschaft widerspricht der Ansicht, dass die Arten sich durch Beschreibung oder Charak- teristik abgrenzen lassen. Hooker Tasmania. (Oest. botan. Ztschrft. XI. 1861. p. 67.) Für descriptive Zwecke müssen die Arten so behandeil werden als wären sie ursprünglich unterschieden und müssten es für immer bleiben. (rbidem p. 68.) Dass einige gegenwärtig anerkannte Arten ursprünglich durch Bastardirung entstanden sein mögen, ist nicht zu läugnen. (_I bidem n p- ^ llen grössten Theii des verflossenen Sommers 1860 habe ich im Süden des so herrliehen Siebenbürgens, von Deva über Her- mannstadt bis Kronstadt, zugebracht, und ein mehr als zehn- jähriger Wunsch ist mir um so vollständiger in Erfüllung gegangen, als es mir gegönnt war, sowohl in dem reichhaltigen Herbar meines verehrten Freundes Herrn Conr. M. Fuss in Herrn annstadt nach Lust herumzustöbern, als auch in seiner und des so lieben Freundes Reckert Gesellschaft, so manches Thal, so manchen Oesterr. Bot.in. Zeitschrift 5. Heft. 1S61. 10 138 Berg und einige Alpen Siebenbürgens zu begehen, zu ersteigen, um in der reich entfalteten Natur dieses Landes zu schwelgen. Doch hat mein Vergnügen eigentlich schon im Herbste 1859 begonnen, indem ich auf meiner Rückreise aus dem östlichen Galizien durch die Bukovina, wo ich den Rareu erstieg, das nördliche Siebenbürgen, insbesondere das seiner botanischen Schätze wegen weitberühmte Rodna berührte und hier ebenfalls einen Freund, Herrn k. k. Aktuar Fl. Porcius, fand, der mir mit Rath und That beistand , was noch am 10. October an Pflanzen zu bekommen war, am Injeu und Korongis zu erhalten, und das Fehlende aus dessen reicher Sammlung in Fülle zu ersetzen. Dieser Augenblicke mich dankbar zu erinnern , gewährt mir immer ein grosses Vergnügen. Auf der Rückreise aus dem südwestlichen Siebenbürgen (Herbst 1860) berührte ich Mehadia und Steierdorf im Banat, jene Gegenden, in denen Wierzbi cki und Heuffel so erfolgreich gearbeitet hatten. Das Wassergebiet der Waag und Neutra, somit den west- lichsten Theil Ober -Ungarns, meine liebe Heimath, nebst den südlichen Gehängen und dem Kamme der Tatra, habe ich im Sommer 1858 genau begangen. Bei allen diesen so verschiedentlichen Gelegenheiten wurden die armen Hungerblümchen bestens bedacht, und eine Sammlung derselben zusammengebracht, die wohl eine der reichlichsten dieser Gattung genannt werden kann. Doch freundliches Wohlwollen Por- cius, Recker t's und des so gewissenhaften und ebenso emsigen als in Angelegenheiten der Benutzbarkeit seiner Sammlungen, liberalst bekannten Pflegers der Flora Siebenbürgens, Herrn M. Fuss reichte noch weiter. Sie gaben und liehen mir alles, was an Draben in ihren Herbarien aufgehäuft ist. Einer glücklichen Fügung, die mich nach Karls bürg führte, verdanke ich die Gelegenheit , die Gnade meines hohen Gönners, Sr. Excellenz Herrn Dr. Ludwig Haynald, Bischof von Sieben- bürgen, k. k. wirklichen geheimen Rath, für meine Wenigkeit so weit eingenommen zu haben , dass Hochderselbe sich gnädigst bewogen fand , mir sein Draben-Herbar zur Benützung zu über- lassen, das nicht nur Sr. Excellenz eigenhändige Funde , die ihrer ausgezeichneten Erhaltung und Vollständigkeit wegen, allen für die Flora Siebenbürgens eingenommenen Freunden der Botanik bestens bekannt sind, sondern überdies noch einen wahren Schatz enthält, die Sammlung des rühmlichst bekannten , leider zu früh verstor- benen Banaler Botanikers Dr. J. Heuffel, die durch Munificenz Se. Excellenz nach Karlsburg zu bringen, nicht versäumte. Herr Director H. Schott zu Schönbrunn, wie bisher, hat auch zur gegenwärtigen Arbeit sein an siebenbürgischen, von Dr. Kots chy gesammelten Draben so reiches Herbar mir zur Benützung freund- lichst und in liberalster Weise übergeben, was um so dankeswerlher erscheinen muss , als Herr Dir. Schott selbst, jahrelang in der 139 Gruppe Aizopsis die eingehendsten Untersuchungen gepflogen und viele seiner Entdeckungen in Originalien aufgeopfert. Auch der freundliche Veteran Dr. Fr. Herb ich in Krakau schickte gütigst das Interessanteste an Draben aus der Flora Gali- ziens und der Bukowina ein. Das an auserwählten und instruc- tiven Pflanzen reiche Herbar des Herrn J. Juratzka und das um- fang- und inhaltreichste Draben-Herbar des Herrn Dr. W. Sonder in Hamburg enthalten viele in unserem Gebiete gesammelte Pflanzen. Vieles Wichtige für die Flora Siebenbürgens, so auch eine Pflanze von Baumgarten, ist in dem Her bar im k. k. botan. Cabinete niedergelegt, das mir durch die freundliche Güte des Herrn Dir. Prof. Dr. Ed. Fenzl offen steht. Wo Tauben sind, fliegen welche zu, sagt ein Sprichwort. Dies gilt im vollen Masse von der vereinten Draben -Sammlung. Denn auch der berühmte Dr. Schur lieh sein Draben-Herbar zur genauen Durchsicht, wofür ich ihm und allen den obgenannten Herrn den herzlichsten Dank darbringe. Das so reichlich zusammengebrachte Materiale will ich im Fol- genden benützen, um genauere Erhebungen über das Genus Draba in den Karpaten Ungarn's , Galizien's , Siebenbürgen's und des Banates zu machen und so Beiträge zu einer Monographie des Genus Draba liefern. Im Angesichte der Darwinschen Theorie über die Ent- stehung der Arten, ist eine monographische Arbeit über ein Pflanzen- genus auf einem bestimmten Räume doppelt schwer und doppelt wichtig. Die Schwierigkeit besteht vorerst darin, dass die so sehr ein- fach gebauten Formen des Genus Draba in jene zweite grosse Abtheilung von Arten -Gruppen Hooker's (Tasmania, österr. bot. Zeitschr. 1861. p. 70) gehören, deren meiste Arten auffallend ver- änderlich sind. Eine weitere Schwierigkeit folgt aus dem Vorhan- densein von (nach den bisherigen Regeln über die Eigenschaften der Bastarde) unverkennbaren Bastarden im Genus Draba. Um über dieselben wo möglich in's Reine zu kommen, hat mir Herr Dir. H. Schott zu Schönbrunn die Veranlassung der hierzu nothwen- digen Versuche gütigst zugesagt, — Zu diesen beiden Schwierig- keiten tritt noch eine nicht geringere, die hinzu, dass das Genus Draba durch ausgezeichnete, wenn ich sagen darf, Zwischengenera *) mit andern Gattungen, namentlich mit Arabis verbunden ist, und eine naturgemässe Abgrenzung dieses Genus unmöglich erscheint. So habe ich längere Zeit gezweifelt, ob ich die im Gebiete der Karpaten auftretende Arabis procurrens W. Kit hier mit den Draben der Karpaten aufführen sollte oder nicht, die , wie ich auf einem andern Orte zu zeigen mich entschloss, mit Draba ciliata Scop. durch eine Reihe von Zwischen-Formen (wovon wenigstens eine vom Genus Draba schwer trennbar ist) verbunden ist. *) S auter: Dollineria. Fl. 1851. n. 23. 10 140 Wenn ich bei dem so beschaffenen, nur schwankende Merk- male und unsichere Grenzen bietendem Materiale, das angestrebte Ziel nicht vollständig erreichen kann, und namentlich nicht allen individuellen Anschauungen der Botaniker entsprechen werde, finde ich in den vielen erschwerenden Umständen , die dem Gelingen entgegenstehen, reichliche Entschuldigung. Ich wage jedoch die Arbeit ihrer Wichtigkeit wegen, indem ich überzeugt bin, dass die Resultate, die man bei der Bearbeitung solcher Arten Gruppen, deren einzelne Formen für unsere Beob- achtungszeit als unveränderlich gelten, gewonnen hat, kein Licht auf die Natur der veränderlichen Arten- Gruppen werfen können, und die letzteren somit in ihren Eigenthümlichkeiten studirt werden müssen. Um das Ziel leichter zu erreichen , theile ich vorläufig das Vorkommen der Draben in einzelne Gebiete, bearbeite jedes Gebiet, wie das vorliegende der Karpaten , einzeln , und hoffe die so gewonnenen Theil-Resultate endlich zusammen zu fassen. Im Angesichte der Bemühungen von ganz abweichender Rich- tung, die dahin zielen, jede weitere und genauere Untersuchung unnütz zu machen, ist hingegen eine solche monographische Bear- beitung des Genus Draba rein unmöglich. Ich meine hier die Abhandlung des so verdienstvollen Wiener Floristen Herrn A. Neilreich: über die Draben der Alpen- und Karpatenländer (österr. bot. Zeitschrift. 1859, Nr. 3). Gerne würde ich in aufrichtiger Achtung gegen den allgemein hochverehrten Autor, wie bisher, an dieser Arbeit in gehöriger Ferne stillschweigend vorübergehen, wenn dies ohne Schaden für meine und vielleicht manche andere Bemühung geschehen könnte. Arbeiten von so ausgezeichneten Männern wie Neilreich einer kritischen Feder unterziehen zu wollen, sieht wie eine An- massung aus ; doch soll dies auch nicht angestrebt werden. Aber einen Massstab an dieselben anzulegen, um zu entnehmen, wie gross der Nutzen derselben sei, und wohin die Annahme dieser indivi- duellen Meinungen und der eingeschlagene Weg führen können, wenn man nämlich bei der Verfolgung derselben consequent bleibt, wird jedenfalls erlaubt sein. Neilreich vereinigt mit Draba aizoides die Folgenden: Dr. afßnis Host, Zahlbr uckner i Host, lasiocarpa Rochel, compacta Schott, elongata Host. Ich nehme diess vorläufig ohne aller Ein- wendung als gut und richtig an. Neilreich trennt Dr. Sauteri Hoppe von seiner Dr. aizoides. Warum ? — „Weil sie in der Tracht weit mehr der Dr. pyrenaica gleicht." tPetroeallis pyrenaica: Blätter 3-5spallig, Blumenblätter rosenrolh , eine Erscheinung die bei keiner Draba ein Analagon hat). Doch entfernt sei von mir alle Wortgrüblerei. Die Diagnose der Draba Sauteri, die Neilreich wie gewöhnlich sehr klar hin- stellt, macht dem Zweifeln ein Ende. „Blätter verkehrt-lan- zettlich, an den Stämmchen wechselständig, an der Spitze 141 derselben in eine undeutliche Rosette zusammen- fliessend. Stengel kahl oder behaart. Schötchen vom Rücken her zusammengedrückt, oval." Diese Diagnose mit einer grösseren Masse von Individuen der Draba Sauteri verglichen gibt zu folgenden Bemerkungen Veranlassung. Die Form der Blätter variirt vom linealen zum lanzett- lichen und verkehrt-lanzettlichen. Es bleibt bloss die abgerundete Spitze des Blattes als erwähnenswerth übrig. Doch findet man so geformte Blattspitzen auch bei Dr. Zahlbruckneri bei uns und an andern östlicheren Aizoiden, namentlich Draba compacta gar nicht selten, wenn auch nicht constant. Aber selbst bei Draba Sauteri trifTt man dagegen zugespitzte Blätter. Bei allen Draben der Gruppe aizopsis D. C. sind an den Stämmchen die Blätter wechselständig. Diess sieht man am besten an langstämmigen Individuen der Dr. aizoides, der aizoon und aller Aizoiden, wo man an den holzig gewordenen , der abge- storbenen Blätter beraubten Stämmchen die Blattnarben recht leicht verfolgen kann. Die letzteren sind in beiläufig xfi Zoll langen, doch auch viel kürzeren oder längeren Abständen, an jenen gewöhnlich verdickten Stellen der Stämmchen nämlich , wo ehemals Rosetten der Blätter bestanden haben, dichter zusammengedrängt, während sie zwischen diesen , auf den ehemaligen Schösslingen , weniger genähert vorkommen. Nun, Draba Sauteri hat wohl im ausgespro- chenen Masse das Vermögen, dass an ihren Stämmchen die gehäuften Blattnarben durch längere an Blattnarben arme Zwischenräume getrennt erscheinen, da ihre jungen Schösslinge, die nach dem Reifen der Schötchen erst gewöhnlich erscheinen , namentlich im Kalkgerölle an feuchten Stellen (so am Hochschwab) nahezu die Länge eines Zolles mitunter erreichen, an deren Spitze sich dann später die eigentliche mehr oder minder reiche Blattrosette ent- wickelt. Auch fallen die abgetrockneten Blätter von den Stämmchen der Dr. Sauteri schwieriger ab , als bei einigen andern Aizoiden. Doch besitze ich Exemplare, die an sonnigen Felsen gewachsen sind, an denen die Schösslinge genau so verkürzt sind, wie gewöhnlich bei Dr. aizoides, oder aizoon. Die grössere oder geringere Deutlichkeit einer Rosette in eine so kritische Diagnose auf- zunehmen, scheint ebenfalls gewagt. Ich besitze genug Exemplare der Draba Sauteri, deren Rosetten nichts Charakteristisches gegen- über denen der Dr. aizoides aufgewiesen haben- Die Schötchen der Dr. Sauteri gibt Neilreich als oval an. Man findet ebenso häufig kreisrunde als auch elliptische und wohl seltener auch lanzettliche Schötchen dieser Pflanze, so dass dieser Unterschied nach dem eingeschlagenen Vorgange diese Art vor dem Untergange gewiss nicht retten kann. Der Griffel wird nicht erwähnt, doch ist derselbe manchmal kaum sichtbar, und wird an andern Individuen eben so lang wie jener der kurzgriffligsten Dr. Zahlbruckneri. Man sieht, dass, wenn die Merkmale der Dr. Sauteri Neilr. 142 nach demselben Massstabe, nach welchem sie Neilreich bei seiner Dr. aizoides gemustert, behandelt werden, dass Dr. Sauteri un- zweifelhaft mit Dr. aizoides Neilr. vereinigt werden müsse. Und die Frage: warum hat diess Neil reich nicht selbst gethan? drängt sich in den Vordergrund. Draba longirostris Schott zieht Neilreich mit seiner Dr. aizoides nicht zusammen , doch begreift man kaum, womit die Pflanze diese Ausnahme verdient. Der Angelpunkt der Diagnose der Dr. longirostris ist das aufgeblasene Schötchen. Doch schon Wulfen *3 sagt von den Schötchen der Dr. aizoides L. „nee compressa , imo tumidiuscule lanceolata;" bei Dr. aizoon ist diess in der Regel der Fall und an allen reifen Schötchen zu sehen. Auch hat Neilreich die Grenze, wo das Aufgeblasensein beginnt und aufhört, nicht bestimmt, und bei Dr. armata und longirostris, namentlich aus den Apuanen, Individuen da sind, deren Schötchen bald mehr bald weniger aufgeblasen , deutlich vom Rücken her zusammengedrückt und nicht vollkommen ellipsoidisch sind. Draba longirostris Neilr. ist somit im Sinne Neilreich's ganz ohne Grund als selbststandig behalten worden , sie muss mit Dr. aizoon, compaeta etc. zur Dr. aizoides Neilr. gezogen werden. Und aber- mals die Frage: warum hat Neilreich diess nicht selbst gethan. Nun sollte aber Dr. cuspidata MB. die, im Vorbeigehen sei's gesagt, im Gebiete der Alpen und Karpaten gar nicht vorkommt, allein neben Dr. aizoides Neilr. bestehen können? — Sie ist nach der Diagnose Neilreich's von seiner Dr. aizoides nur durch den behaarten Stengel verschieden. Denn die Schötchen sind vom Rücken her zusammengedrückt oder etwas gedunsen (Uebergang von Dr. aizoon zu longirostris) überdiess behaart, was aber auch bei Dr. aizoon und compaeta der Fall war, die trotzdem zur Dr. aizoides Neilr. gezogen wurden. Auch besitze ich Dr. aizoides vom Grimming im Ennsthale , wo auf einem und demselben Individuum kahle und dicht behaarte Stengel zu sehen sind. Nun soll aber auf einmal der behaarte Stengel, der überdiess die Draba Spitzeln Hoppe vom Untergange nicht gerettet hat, die Draba cuspidata MB. vor allen anderen auszeichnen. Quod Uni justum, alteri aequum. Dr. cuspidata MB. muss im Sinne Neil- reich's zu den Consorten bei Dr. aizoides Neilr. wandern. Doch ganz verschwinden machen kann man die armen Hunger- blümchen nun einmal nicht. „Nicht ohne tiefen Schmerz, artig und rücksichtsvoll begnügt man sich, ihnen das Scepter der Species zu entwinden und degradirt sie zu einfachen Varietäten." Das Resultat Neilreich's und meiner gegenwärtigen Untersuchung, die gewiss eine consequente Fortsetzung und Ausführung derselben bildet, ist kurz Folgendes : Wir haben in den Alpen und Karpaten in der Gruppe Aizopsis D. C. nur eine Species, die: Flora Norica Plianeio^ama p. ä'»0, n. 1126. 143 Draba aizoides Neilr. mit folgenden Varietäten: 1. nana Neilr., sie entspricht vollkommen der = Dr. Zahl- bruckneri Host. 2. longistyla Neilr. = Dr. aizoides L. = Dr. aizoides a gennina Gren & Godr. 3. brevistyla Neilr. a: in Gebirgsgegenden —Dr. lasiocarpa Rochel. b: auf Alpen Siebenbürgens = Dr. rompacta Schott. 4. leiocaulis Neilr. = Dr. Sauteri Hoppe. 5. trichocaulis Neilr. = Dr. Spitzelii Hoppe. 6. leiocarpa Neilr. = Dr. longirostra Schott. 7. lasiocarpa Neilr. = Dr. armata Schott. 8. cuspidata Neilr. = Dr. cuspidata MB. Ueber den eigentlichen Werth dieser gänzlichen Umgestaltung der Draba-Gruppe Aizopsis kann man keinen Augenblick im Zweifel sein. Vor allem , an Namen keine Ersparniss. Im Gegenlheil, man muss z. B. statt Dr. Zahlbruckneri , Dr. aizoides Neilr. var. ct. nana Neilr. (österr. bot. Ztschr. 1859. Nr. 3. pag. 90) schreiben — oder statt des Citats fünf Druckzeilen Synonymen folgen lassen etc. Auch hat die Kenntniss über die Verwandtschaft dieser Draben untereinander nicht gewonnen. Dass sie zu einer Gruppe ge- hören, hat schon De Candolle in seinem Systema dargethan. Der Begriff von Species und Varietät , hat der etwa dabei gewonnen ? Und ist gegenwärtig die Dr. aizoides var a nana Neilr. oder Dr. aizoides y brevistyla Neilr. besser umgränzt, als diess mit Dr. Zahlbruckneri und Aizoon vor zwanzig und vierzig Jahren der Fall war ? Oder ist vielleicht das vage bei den Varietäten gerade eine gewünschte Notwendigkeit ? Der Pflanzengeograph hat freilich eine leichtere Arbeit, die Dr. aizoides Neilr. zu studiren, als die zerstreuten unsicheren Daten, z. B. über Dr. aizoon Wahlenb., zu eruiren. In der Rotte Leucodraba D. C. will ich abermals die Dr.lactea Neilr. als richtig annehmen. Mit dieser hat Neilreich nämlich alle Leucodraben der Alpen: Dr. tomentosa : frigida, carinthiaca, Joannis, die hybride Dr. Traunsteineri, die Dr. fladnizensis, laevigata etc. etc. vereinigt. Zu diesen Stiefkindern ist die e inz ige Leucodraba der Flora von Niederösterreich, die Draba stellata Jacq., nicht verwiesen. Man wird in dieser Pflanze eine ausnahmsweise, sehr charakteristische Ausprägung der Merkmale erwarten. Die „Blätter sternförmig behaart"; diess ist wohl bei Draba tomentosa , frigida, carinthiaca und vielen andern auch der Fall. „Stengel mindestens obensammt den Blüthens Hel- enen und Schötchen kahl"; diess trifft man immer auch bei Dr. carinthiaca und ich besitze Exemplare von der Rax in Nieder- österreich und vom Reichard in Steiermark (Kotschy) die sicher zu Dr. stellata Jacq. gehören und deren Stengel, Blüthenstielchen sammt Schötchen, wenn auch nur spärlich und ausnahmsweise aber doch mit Sternhaaren besetzt sind. Die Blumen sind in der That gewöhnlich grösser als aller der übrigen Leucodraben, 144 doch eben die genannte Draba slellata von der Rax und dem Reichard hat Blumen, die nicht grösser sind, als die der gross- blüthigen Draba frigida mit der sie vermengt wurde. „Griffel J/2 Lin. lang oder länger." Die angegebene Länge der Griffel trifft man häufig an einem und demselben Exemplar mit weit ge- ringerer zugleich. Auch hat der Griffel bei Draba aizoides, bei Draba Dar neri Heuffel etc. keinen Ausschlag gegeben und darf somit auch hier keine Geltung finden. Draba stellata J a c q. muss consequenter Weise nach den Prämissen in der Dr. lactea Neilr. spurlos verschwinden, trotzdem Neureich annimmt, dass sie noch immer leidlich unterschieden werden könne. Hier dräxvgt sich abermals die Frage in den Vordergrund, warum hat Neil- reich, nachdem er Dr. tomentosa, carinthiaca und fladnizensis vereinigt, die gegenüber den genannten, wie er es selbst gesteht, so ganz charakterlose Dr. stellata unterschieden? — Und wir haben auch in der Gruppe Leucodraba nur eine Species die Dr. lactea Neilr. mit folgenden nicht unterdrückbaren Varietäten: Var. 1. stellata Neilr. entspricht vollkommen der = Draba stellata J a cq. 2. tomentosa Neilr. = Dr. tomentosa Whlnbg. = «. genuina Gren. et Godr. 3- pubescens Neilr. = Dr. frigida Saut er = ß. frigida Gren. et Godr. = Dr. Pacheri Stur etc. 4. seminudus Neilr. = Dr. carinthiaca Hoppe, Dr. Traun- steineri Hoppe. 5. glabrescens Neilr. = Dr. Hoppeana Rudolf i = Dr. Dor- nen Heuffel, etc. 6. ciliata Neilr. = Dr. fladnizensis Wulf. 7. glabra Neilr. = Dr. laemgaia Hoppe. Wenn man aus der Synonymie das Altbekannte und Unrichtige wegnimmt, so gilt von diesem Resultate der Bemühungen Neil- reich's „auf einem von dem gewöhnlichen, geradezu entgegengesetzten Wege diese mit Arten so reichlich ausgestattete Gattung auf einfachere Formen zurück- zuführen," genau das oben bei Aizopsis Gesagte. Das reiche Arten-Register des Genus Draba ist hier in einer zweiten Auflage, als gleichreiches Varietäten-Register erschienen. Ist es zu wundern, wenn man diese Entwirrung der Draben wieder aufgibt und doch auf frühere Behauptung wieder zurückkommt? Aus dieser Auseinandersetzung wird man sich die Thatsache kaum verhehlen können, dass selbst die grössten Männer, wie in diesem Falle Neilr eich, der Wissenschaft nur ihre individuelle Meinung und Anschauung bieten können. Gerne wollte ich dieselbe , wie die obigen Fragen mit .der Annahme entschuldigen und beantworten, dass der berühmte Verfasser der Flora Nieder- Oesterreichs nicht Zeit genug fand, auch für Dr. Sauleri und ins- besondere Dr. stellata jene Beweisgründe zu entdecken, die die 145 Verschmelzung derselben mit Dr. aizoides und Dr. lactea berechtigen. Doch der Mann , der diese für so viele andere, so leicht, gefunden hatte, durfte um selbe bei der niedlichsten Pflanze seines Floren- Gebietes verlegen sein? und es dem Willen der Naturforscher über- lassen, ob sie dieselbe für eine Art ansehen wollen oder nicht. In der That fällt Neilreich selbst das Urlheil über die Tragweite jener Aushilfe, die er der Wissenschaft leistet, ferner über den Werth der sogenannten Species, die nur dort existiren oder nicht, wo sie guter Wille, Achtung vor dem Autor oder der Eigensinn eines Ein- zelnen bestehen lässt oder verwirft. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass eine einfache, nicht tendenziöse Zusammenstellung der Daten über die Draben gewiss dankbar angenommen und gehörig gewürdigt Avorden wäre. Musste diese Zusammenstellung denn doch tendenziös ausfallen , so wäre vor allem nothwendig gewesen gute und anerkannte Quellen hervorzuheben, das fehlerhafte und Unwahre gänzlich zu verwerfen, überhaupt das Wahre mit dem Falschen nicht zu verunreinigen, wenn die Abhandlung bei dem Leser nicht den Eindruck hinterlassen sollte, dass man sich bemüht hat, um jeden Preis das zu beweisen, was man bewiesen zu haben glaubt. Es hiesse die Arbeit halb gethan haben, wenn man sich be- gnügen wollte, die im Vorangehenden gegebene Untersuchung, hier abzubrechen. Wir verdanken Neil reich in den zwei bisher berührten Gruppen des Genus Draba, es auf zwei sogenannte Species gebracht zu haben. Sollte denn zwischen diesen beiden in der That eine so grosse Kluft sich befinden, dass eine Verschmelzung derselben unmöglich wäre? — Durch sogenannte Uebergänge hat Neil- reich alle Varietäten dieser beiden Arten verbunden, sollten hier keine Uebergänge vorhanden sein? Vergleicht man jedoch die Charaktere der Rotte Aizopsis, die mit Dr. aizoides Neilr. synonym ist, und die der Leucodraba = Dr. lactea Neilr. untereinander, so findet man, dass nur die Farbe der Blüthen bei der einen gelb bei der andern weiss, diese beiden Gruppen auseinander trennt. Doch Jedermann der die Draben in der Natur beobachtet hat , wird über diesen Unterschied leicht hinüber kommen. Denn, um im Alpengebiete zu verbleiben, man braucht nur die Blüthen der Draba fladnizensis und mancher Dr. carinthiaca im Aufblühen zu betrachten, so findet man, dass der Uebergang aus dem Weissen in licht- und Dunkel-schwefelgelb ein allmäliger und ohne sicherer Abgränzung ist. Vom dunkelschwefel- gelben zur Farbe der Blüthen bei Dr. lasiocarpa Rochel ist gar kein Sprung mehr nothwendig. Vollständiger wird der Farbenübergang und eigentlich ganz verschwindend oder vielmehr ineinander greifend, wenn man einerseits nach dem Südwesten, andererseits nach dem Orient oder dem Norden greift. Draba Dedeana Boiss. et Host — Dr. cantabrica Willk. = Dr. aizoides albiflora, eine Aizopsis von Spanien hat weisse Blüthen, Dr. saxicola C. Koch = Dr. 140 otympica flore sulphureo, eine Aizopsis des Olymps, hat schwefel- gelbe Blüthen. Eine Pflanze des Nordens, die ich nach Neil- reich Dr. lapponica nennen will, also eine Leucodraba, hat licht- gelbe Blüthen. Somit unterscheidet in der That die Farbe der Blüthen die beiden Gruppen Aizopsis und Leucodraba nicht. Neilreich war zufrieden, nachzuweisen, dass zwischen der sternhaarigen Dr. carinthiaca und der einfachhaarigen Dr. flad- nizensis , Zwischenformen zu finden sind, die sowohl einfache als Sternhaare zugleich besitzen, und ohne zu fragen, ob es gute Species oder Varietäten oder Hybriden — aus einer oder zwei Gruppen sind, verband er dieselben. Doch weit ausgezeichnetere, hieher zu be- ziehende Beispiele dieser Art kommen zwischen Dr. aizoides Neilr. und Dr. lactea Neilr. vor, die bisher gar nicht berücksichsigt wurden. Ein bestimmter Fall möge genügen. Aizopsis. Draba Qaizoides^) Zahlbruckneri hat lanzettliche , mit ein- fachen Haaren gewimperte Blätter, gelbe Blüthen, ovale Schötchen, kurzen oder fehlenden Griffel. Leucodraba. Draba (iactea') fladnizensis hat lanzettliche, mit einfachen Haaren gewimperte Blätter, weisse oder schwefelgelbe Blü- then, ovale Schötchen, kurzen oder fehlenden Griffel. Die Identität beider ist nach der Diagnose vollständig, und ein Diagnosen-Mann muss über die Synonymie: Dr. aizoides Neilr. = Dr. lactea N e ilr., vollständig zufrieden gestellt sein. Der Haar- spalter wird plötzlich den Krieg beginnen gegen die Richtigkeit dieser Angabe, da die Aizopsis einen unbeblätterten Stengel hat, während Dr. fladnizensis immer wenigstens ein Stengelblatt besitze, und wenn dieses auch in der Blattrosette versteckt und dem flüchtigen Beobachter unsichtbar sein sollte. Doch dieser Einwendung kann ich einfach mit der Thatsache begegnen, dass ich Exemplare der Dr. aizoides und Aizoon vorzeigen kann, woran sich am Stengel, und zwar an der unteren Hälfte desselben und am Grunde des Blüthenstandes über der Hälfte des Stengels ein Blatt befindet, das den Rosettenblättern vollkommen gleicht. Man muss mit Neilreich consequenter Weise diesen Unter- schied fallen lassen. Die Farbe der Blüthen hat gar nichts Charak- terisirendes an sich. Somit hat. man in der Gruppe der Dr. aizoides und der der Dr. lactea, zugleich eine und dieselbe nach den Prä- missen vollkommen identische Pflanze: Draba Zahlbruckneri = Dr. fladnizensis. die sowohl nach der Anschauungsweise der Varietäten-Männer als auch sogar der Haarspalter nur äusserst schwer auseinander zu halten sind, und man zögert diese obgenannten beiden (Gruppen) Species zu vereinigen, nachdem man von einander weit entferntere z. B. Draba fladnizensis und iomentosa oder Dr. fladnizensis und carinthiaca glücklich vereinigt? Doch nicht allein die Diagnosen treiben hier mit dem 147 Botaniker ein falsches Spiel, auch die Pflanzen, namentlich Fruchtexemplare thun dasselbe. So kann ich mehrere, mit befestigten Pflanzen belegte Bögen von sehr hochachtbarer Hand vorzeigen , worauf Draba fladnizensis mit Dr. Sauteri gemischt als Dr. Sauteri figurirt. Das Genus Draba besteht somit im Sinne Neilreichs in der That nur aus einer Art, — denn der freundliche Leser wird mir glauben wollen, dass es mir gelingen würde, dasselbe Verfahren durch alle Rotten durchzuführen. Das Resultat der Untersuchung ist die sichere Thatsache, dass wenn man sich nicht entsch Hessen will, am äussersten Rande der Formverzweigungen unters cheidend, oder um mit gangbarem Ausdrucke zusprechen — speciesmachend vor- zugehen, man mit der Vereinigung keinen sicheren und berechtigten Anhaltspunkt mehr erlangt, als dort, wo man alle Formen in einen einzigen Korb, die so be- liebte Collect iv-Species zusammengeworfen hat, die aber auch nur ein mit allen Formen angefüllter Korb und keine Form, keine Species keine, Grundform und wie alle ähnliche Bezeichnungen heissen mögen und am allerwenigsten eine greifbare Pflanze ist — oder mit andern Worten : an den äussersten Aesten derForm- Verzweigungen (Vergleiche in Darwin's Entst. der Arten [Uebers.] die Tafel zur Seite 121) sind die grössten Unter- schiede zu finden; je weiter man zurückgeht, desto mehr Verwandschaften treten zum Vorschein, die eine jede Abtrennung unsicher und unhaltbar machen, wie diess am besten der Fall mit Draba Zahlbruckneri oder Sauteri und fladnizensis beweist. Dieses wahrhaft verdienstvolle Resultat wäre der Untersuchung Neilreich's geworden, wenn er dieselbe consequent verfolgt und vor dem scheinbaren Abgrund: nur eine einzige Species im Genus Draba aufzuführen, nicht zurückgeschreckt wäre. Doch genau so wie es Host mit den Menthen gethan, glaubte Neil reich genug gethan zu haben wenn er ohne haltbare Gründe, somit rein nach Will- kühr, bei Aizopsis seine vier Species, bei Leucodraba 2 Species behielt. Als ein Verdienst dieses Resultates ist die Einsicht in das Vorgehen der Haarspalter und der Männer der Varietäten zu nennen, nach welcher es klar wird, wie die Haarspalter die eigentlichen Bienen der Wissenschaft, aus der Erkenntniss der individuellen Ab- weichungen das einzig wahre Materiale für die Systematik aufsaugen und von den Männern der Varietäten dafür gescholten werden , die darin ihren Beruf finden, Verwandtschaften, die die Haarspalter vor Jahren schon gekannt und nicht verkannt haben wieder herauf zu beschwören und an Varietäten anklammernd, in der grossen nicht von der Natur, sondern angeblich von den Haarspaltern angezettelten; Verwirrung, sich gerettet glauben *}. *) Conspurcavit magis Botanicen varietatum introductio quam alia res ulla, (Linn. Phil. Bot. Ed. II. 1763. p. 208.) 148 Wenn ich etwa durch eine bildliche Darstellung das bisherige Vorgehen in dieser Abtheilung der Naturforschung erläutern sollte, so würde ich es auf folgende Art versuchen. Zwei Freunde ziehen durch ein Thal hin, das bald engere, bald weitere Uebersicht ge- währt. Der eine, etwa Haarspalter genannt, bleibt von Zeit zu Zeit in kürzeren Abständen stehen, sieht sich gerne um und will Alles genau seinem Gedächtnisse einprägen, und aber auch das Geringste nicht versäumen. Sein Reisecollege eilt gerne, begnügt sich mit dem auffallendsten und glaubt solches z. B. Felsen, Wiesen, Bäume etc. überall schon gesehen zu haben und ruft immer ärgerlich seinen immer wieder verweilenden und nicht vom Flecke ziehenden Freund. In der That sucht der Haarspalter die am meisten ähnlichen Individuen in Gruppen zu umfassen und sie kennen zu lernen, die Unterschiede der nächst verwandten , d. h. den Grad ihrer Ver- wandtschaft darzustellen und so das einzig brauchbare Materiale zu liefern, nach welchem der wahre Zusammenhang aller untereinander, oder die Entwicklungsgeschichte eines aus den andern, oder mehrerer aus einem, zu verfolgen oder zu eruiren möglich ist*). Dagegen opfert der Varietäten-Mann jedes Detail auf, begnügt sich seiner Untersuchung viel lockerere Grenzen zu setzen, übersieht, verkennt und vernachlässigt vieles, was ihm zum sicheren Leitfaden in dem Formenlabyrinth dienen kann, und sieht sich genöthigt, da es nun doch Species geben muss, dort Grenzen aufzustellen, wo sie am allerwenigsten bestehen und dann endlich gezwungen wird, erst Rotten zu Species, dann Genera, dann Unter-Familien und so weiter immer höhere Abtheilungen, ohne Rast und Ruhe, zu wahren Species zu stempeln. Doch dieser Kampf, ein wahrer Kampf um's Dasein, sollte der gar keinen Nutzen der Wissenschaft bringen nachdem jeder Kampf in der Natur so viel Nützliches zu erzeugen im Stande ist. Dieser Kampf ist in der That ein alter, denn seitdem es Naturforscher gibt arbeiten sie in einer Linken und einer Rechten, im Hader und unter gegenseitigem Verlachen an der Ausbildung und Begründung der Darwinschen Theorie. Dieser Kampf deckt seit jeher die innigen Beziehungen und Verwandtschaften aller Individuen und Formen im Bereiche unserer Genera auf. Dieser Kampf soll von nun an nicht aufhören denn erführt die Wissenschaft zum Ziele, aber der Kampf wird von nun an ein würdigeres Ansehen gewinnen, da die beiden Parteien nach gleichem Ziele, wenn auch auf verschiedenen Wegen streben. Dem Ausspruche des grossen Linnee, „cognitione specierum innititur omnis solida et vera cognitio humana (Phil. Bot. Bd. II. 1763. p. 206.) getreu, will ich mir ebenfalls das Recht einräumen, *) Jedenfalls führt uns die Ansicht Darwin's zu einer philosophischeren Auf- fassung der Fragen nnd treibt uns an, Zusammenstellungen von Charak- teren aufzusuchen , welche uns fähig machen, sie besser zu classificiren und ihrem Ursprung bis zu einem Zeiträume vor ihrer jetzigen Erscheinung und Beschaffenheit nachzugehen. Hook er Tasmania 1. c. p. 68. 149 meine individuelle Meinung , die auf meine eilfjährigen Reisen in den verschiedensten Gegenden der österreichischen Monarchie, auf mein eigenes sehr reiches beinahe einzig und allein mit eigen- händig gesammelten Pflanzen angefülltes Herbar und auf Mitthei- lungen von Gönnern und Freunden, wie oben theihveise angedeutet, beschränkt ist, hier zu veröffentlichen, und vorläufig meine Beob- achtungen über die Draben der Karpaten nördlich der Donau mit- theilen, überzeugt davon, dass eine wirkliche Beobachtung immer und auch dann noch ihren Werth beibehält, wenn individuelle Mei- nungen nach vielfachen erlittenen Niederlagen und Umänderungen von dem Kampfplatze der Wissenschaft längst verschwunden sind. Die in der Literatur aufgehäufte Synonymie der Draben Sieben- bürgens zurecht zu stellen, wird man sich umsonst bemühen. Bekannt sind die Anstrengungen Grisebach's, Andrae's, Fuss's und Heuffel's über diesen Punct. Sie haben nicht in allen Fällen zu befriedigendem Resultate geführt. Namentlich gilt dies von den fatalen Angaben Baum gart en's. Text und Herbar sind zwei Dinge, die nie in Einklang zu bringen sind, weil sie gewiss nie im Einklänge standen. Ich kann daher nur die Namen auf den Stand- ortszetteln von Pflanzen, die aus dem Herbario Baumgartens stammen , für deren Identität mit jenen im Texte der Enum. stirp. Transs. ich natürlich nicht einstehen kann, rectificiren. Genau so ergeht es mir mit jenen Synonymen, die Herr Dr. Schur, gedrängt vom Verlangen seiner Zeitgenossen die Flora Siebenbürgens kennen zu lernen, mitunter ganz ohne sein Ver- schulden in seinen vielen Aufsätzen über die Flora Siebenbürgens niedergelegt hat. Der Durchsicht des Draben -Herbars des Herrn Dr. Schur, die mir freundlichst gestattet wurde, schreibe ich daher einen grossen Werth bei, als der einzigen Quelle, aus welcher man schöpfen muss, wenn man in dem schon 1853 veröffentlichten, in den Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften (IV) im Sertum Florae transsilvanicae (p. 8) abgedruckten Verzeichnisse der siebenb. Draben (Nr. 280 — 292), die notwendigen Veränderungen vorzunehmen genöthiget ist, wie ich es gegenwärlig in der Lage bin. Herr Dr. Schur huldigt auch in der, That dem Wahlspruch Baum gart en's (Enum. Bd. 1) „Demontrer un erreur, c'est plus que decouvrir une verite", indem er mir eine strenge Berücksichtigung seines Herbars als die Hauptbedingung vorlegte, unter welcher ich dasselbe benutzen durfte. Indem ich im Folgenden Herrn Dr. Schur, als auch der Wissenschaft gegenüber meine Pflicht thue, kann ich, wie oben, nur jene Namen , die auf den Standortszetteln angebracht sind, rectificiren und mich hierbei nur auf das vorliegende Herbar basiren. 150 Vorerst mögen jene Draben des Schur'schen Herbar's Berück- sichtigung finden, die im Sertum nicht aufgeführt, wohl aber mit Zetteln versehen sind, die dieselben als Bürger des so herrlichen Siebenbürgens bezeichnen. Die erste davon ist v Draba armata Schott" und zwar: „a) var. siliculis glabris, (13. Aug. 1854, Butschetsch, Kalkconglomerat, Elev. 7000')-" ,,b) siliculis hispidis {Draba aizoon Wahlb. — In monte Butschetsch prope Coronam. La Omm. Aug.)" Die Bestimmung dieser Pflanzen ist nicht richtig. Beide gehören der Draba oizoides L., die eine mit glatten, die andere mit behaarten Schötchen, an und der Kenner vermuthet auf den ersten Blick, bekannte Pflanzen des Wiener Standortes der Draba aizoides in denselben zu entdecken. — Nach der so berichtigten Bestimmung wäre somit Draba aizoides L. in Siebenbürgen zu Hause. Dies widerspricht aber allen reellen bisherigen Erfahrungen aus Siebenbürgen. In keinem der mir vorliegenden Herbarien finde ich diese Pflanze. Wohl liegen aber in dem Herbarium des Herrn Conr. M. Fuss identische Exemplare der Draba aizoides mit der Slandortsangabe „Wien legit Schur". Hieraus ist wohl der MissgrifF durch Verwechslung der Standortsangaben im Herbar des Herrn Dr. Schur auf eine natürliche Weise erklärt, und Dr. azoides fehlt somit in Siebenbürgen. Die zweite hierher gehörige Pflanze ist: Draba frigida Saut.? Schur Reisebericht *). An Draba stellata Baum g. (an Jacq. ?), an Dr. lapponica Willd. (in rupestri- bus alpium Transsilvaniae in monte calcareo Butschetsch leg. Bgt. [com. cel. M. Fuss])". — Die vorliegende Pflanze ist unzweifel- haft Dr. stellata Jacq. und zwar jene seltene Form mit behaar- tem Stengel und auch Blüthenstielchen, die ich bisher nur von der Rax-Alpe in Nied. - Oesterreich und vom Reichard in Steiermark kenne. Das „com. cel. M. Fuss" versprach in dessen Herbar Aufklärung. Ich eilte sie zu holen und fand daselbst dieselbe leicht kenntliche Pflanze aber mit: „Rax-Alpe, legit Dr. Kays er**). — Dr. frigida Schur = Dr. stellata Jacq. ist somit keine Bür- gerin Siebenbürgens , trotz der Angabe im Reiseberichte, dass sie auch am Korongis vorkomme (zu welcher die Pflanze fehlt), und bleibt immer noch auf ihr so geringes Verbreitungsgebiet am nordöstlichen Ende der Alpen beschränkt. Hier zu erwähnen ist endlich drittens: „Draba transilvanica Schur mnscrpt. (in rup. summis alp. Transs. e. gr. in Alpibus Arpasiensibus in monte Vurtop. 20. Juli *) Rundreise. Verh. und Mittli. des siebenb. Vereines für Naturw. 1859. X. p. 143. **) Meinem Freunde Herrn Recke rt in Hermannstadt verdanke ich folgende Bestätigung dieser Angabe: „Dr. Kaiser hat wirklich und zwar in Gesellschaft Dr. Dolliner's die Rax-Alpe erstiegen, und daselbst Dr. stellata in vielen Exemplaren gesammelt, etc. etc." 151 1848. Elev 6500 — 7000'. Glimmerschiefer — ; in rup. summarum alp. calcar. in monte Keprereasze alp. Kerzeschorensium, am See, Glimmerschiefer 7000' Juli — ; var. deminuta in rup. summ. alp. Trans. Arpas, am See. Juli 1847)." Die hierher gehörigen Pflanzen stellen meine Dr. Kotschyi dar, und zwar die var. ß. ro'ousta. Von den im besagten Sertum aufgeführten Pflanzen sind folgende im Herb, des Herrn Dr. Schur enthalten: „Draba elongata Host (in rupibus calcar. alp. Transs. e. gi\ in monte Arpas 30. Juli 1848. 6000')" ist Dr. lasiocarpa Rochel. „Draba affinis Host (in rup. calc. alp. Transs. in mont. Butschetsch prope Coronam 13. Aug. 1854, 6000')" ist Dr. lasioT carpa var glabrata Schott (1850) = Dr. leiocarpa Schur mnscrpt. (1854). „Draba aizoon Wahlenberg = Dr. lasiocaj'pa Rochel (Kalkfelsen am Schuler bei Kronstadt Juni. 5000'.)" ist unzweifel- haft Draba aizoides L. montana Koch, so wie sie bei Regensburg und am Schafberge aufzutreten pflegt. Ich halte es vorläufig für unmöglich, dass dieselbe aus Siebenbürgen sei, und nehme eine Verwechslung des Standortszettels an. „Draba ciliaris Bau mg." Unter diesem Namen liegen zweierlei Pflanzen vor. Die erste „affinis Drabae cuspidatae M. B. fl. taur. scapo glabro vel rarissime subpiloso (! ?) *); siliculis hispidis ellipticis stylo brevissimo coronatis , racemo 6 — 15 floro; in monte Schuler 5000' calcar. prop. Coronam herb. Transsilv. Bau mg." ist eine in der ersten Blüthezeit gesammelte, nach der Form des sehr jungen kurzgriffligen Schötchens der Dr. lasiocarpa angehörige Pflanze. Die zweite „Herb. Trans. Baumg. vom Butschetsch" und „an Dr, compacta Schott? Dr. Baumgartenii Schur, in rupestr. calcar. alpium Transs. e. gr. prope Coronam in monte Butschetsch 13. Aug. 1854. Elev. 7000" ist Draba compacta Schott. „Draba Johannis Host (Dr. nivalis D. C. syst., Dr. carinthiaca Hoppe apud Sturm, — In alp. calc. Trans, in monte Königstein prope Coronam 15. Aug. 1854)", ferner „Dr. Johannis Host (Dr. nivalis!). C syst, in rup. alp. Trans, ad margines nivium deliquesc. in monte Butian alp. Kerzeschoreensium 1. Jul. 1850, 6000', Kalk); Draba Johannis Host (in rup. alp. Transs. in monte Bulla ad lacum 6500' 20. Jul. 1847)"; endlich „Dr. carinthiaca D. C. Syst. (in rupestr. alp. in monte Fromoasze am Jäser (Cibin-Quelle) med. *) Woher das „vel rarissime (scapo) subpiloso" herrührt, bleibt räthselhaft, da ich an den vorliegenden Exemplaren ausser kleinen haarfürmii'en Rekten des Mucor Mucedo L. keine Haare entdecken kann. Auch lhgt mir überhaupt aus Siebenbürgen in allen den Herbarien keine Draba aus der Gruppe Aizopsis vor, die einen behaarten Stengel zeigen würde. Uid somit kann ich auch das Baumgar ten'sche „scapo subpiloso" wie das räthelhafte „petalis crenulatis" (Enum. stirp. pag. 230 n. 4295) nicht be- rücksichtigen. 152 Juli. 6000' — Glimmerschiefer)" sind identisch und stellen die Draba carinthiaca Hoppe dar. »Draba Wahlenbergii Hart? (in alp. granit. Transs. in mont. Arpas Juli 1850)", ist die sehr interessante Draba Kotschyi var. « flexuosa in einem sehr niedrigen noch kaum in der Blüthe befindlichen Exemplare. »Draba ciliata S c o p. an Dr. hirta Baumg. (L. ?). Fogarascher Alpen (nach Baumg.) Commando de la Schmidt Aug. (ex herb. Baumg.") ist zwar Dr. ciliata Scop. , doch gewiss eben so wenig eine siebenbürgische Pflanze als es Dr. aizoides L. und Dr. stel- lata Jacq. nicht ist. Im Sertum wird Baumgartens n. 1303 D. androsacea Willd. für D. ciliata Scop. ausgegeben. Diese Ver- wirrung erklärt sich am natürlichsten durch Verwechslung der Standorts -Angaben, um so mehr als im Herbario M. Fuss Draba Kotschyi als Dr. hirta Baumg. Commando de la Schmidt vorliegt. „Draba muralis L. (in montos. lapid. in rupium fiss. calcar. Transs. in monte Piatra mare prope Coronam. Juli)." »Draba nemo- ralis Ehrh. (Var. siliquis pilosis, pedicellis glabris. Flora Transs. In prato lanionum prope Cibinum Mai)"; ist Draba nemorosaL. Besonders üppig, mit über Zoll langen, x/% Zoll breiten fünfnervigen schwach- zähnigen, sternhaarigen Wurzel und Stengelblättern. »Draba nemoralis Ehrh. (Var. floribus flavis, pedicellis sili- quisque glabris; an trockenen Stellen auf der Fleischhacker- Wiese bei Hermannstadt. Anfang Mai 1853)" ist Dr. lutea Gilib var. longipes D. C. syst, pedicellis silicula triplo, quadruplove longioribus, die ich vorläufig als Varietät zu Dr. nemorosa L. ziehe. »Dr. verna L. var. stenocarpa, genuina. Kronstadt März 1854. Pojana" = Dr. verna L. ß. parviflora. »Draba verna L. forma Dr. praecox Rchb. In pratis arenosis prope Cibinum Transs. März" = Dr. verna L. y. praecox Stev. »Draba verna L. var., an Dr.praecox Rchb. Schneckenberg bei Kronstadt 16. Mai 1854"= der vorigen. »Draba verna L. var. hirta. Auf sonnigen Plätzen. April. Siebenbürgen" = Dr. verna L. var. major. »Draba verna L. var. americana am Zibin auf sandigen Stellen 12. Mai 1850" = Dr. verna L. var. major. Endlich ist noch die in zwei sehr schönen Exemplaren vor- liegende Draba Dorneri Heuffel zu erwähnen. Der Original-Zettel Heuffel's ist durch einen, von der Hand des Herrn Dr. Schur geschriebenen, ersetzt. Zu den folgenden Namen der im Sertum angeführten Draben fehlen die Pflanzen im Herbario des Herrn Dr. Schur. Es sind: Dr. aizoides L. a. alpina minima = Dr. Hoppegna Rchb. Dr. tomentosa W h 1 n b g. *) Dr. hirta. L. *) Unter den Namen liegt im Herb. d. k. k. zool.-botan. Gesells. in Wien, von Herrn Dr. Schur, die Dr. Kotschyi. Hieraus folgt, dass der U3 Das Endresultat dieser obwohl sehr wichtigen, für mich doch höchst peinlichen Untersuchung- ist das nunmehr folgende rectificirte Sertum Florae Transsilvanicae , soweit es sich auf Draben bezieht, und aus dem Herbar des Herrn Dr. Schur hervorgeht: 1. Draba compacta Seh. N. et K. 5. Draba carinthiaca Hoppe. 2. „ losiocarpa Rochel. 6. r> muralis L. a. siliculis glabris. 7. r> nemorosa L, ß. siliculis hirsutis. 8. » verna a. major 3. v Dorneri Heuffel. ß. partiflora. 4. „ Kotschyi Stur. y. praecox. Draba L. A. Aizopsis D. C. M. aizoides. 1. Draba aizoides L. Mantiss. I. p. 91. n. 7. Folia rosularum linearia vel lineari-lanceolata apice acuta, s/a lin. circ. lata, ciliata; caulis scapiformis annotinus aphyllus, glaber; pedicelli erecti, siliculam subaequantes, glabri; flores magni; silicula elliptica vel lanceolata utrinque attenuata, acuta; valvulae plerumque planae, rarius turgidulae, apice attenualae, acutae, glabrae vel hispidulae; Stylus l1/* lin. circ. longus, Stigma vix conspieuum. In carpatorum montibus quoque variat; a. genuina: siliculis glabris, ß. pseudoaizoon: siliculis hispidulis. Obs. I. Siliculae glabrae et hispidulae in eodem racemo oecurrunt. Obs. II. Diagnosis simul et descriptio hie ex plantis in carpato lectis, ubi constantiorem ac in alpibus cognovi. Draba aizoides L. Wahlenb. Carp. (1814) p. 192. n. 632. — Hazslinszky zool. -bot. Ver. (1851) I. p. 206. — Hoborski bot. Woch. (1853) 111. p. 18. — Bolla, Verh. des Ver. f. Naturk. zu Pressb. (1856) I. p. 13. üechtritz bot. Woch. (1857) VII. p. 344, 369 et 370. — Stur ibidem (1859). IX. p. 20. Radix perennis sublignescens. Ca u d e x lignosus, ramosus, usque pollicem et ultra longus, per intervalla plus minus incrassatus etque Name Dr. transilvanica Schur für dieselbe Pflanze erst später angewendet. wurde , nachdem sie als Dr. tomentosa , in der neuesten Zeit nocli gegolten. Oesterr. Botan. Zeitschrift 5. Heft. 1SG1. H 154 cicatricibus foliorum delapsorum, sive horum residuis ornatus, apice rosula foliorum coronatus copiosissimorum ; t u r i o n e s serotini herbacei demum lignescentes, usque J/i poll. longi, foliosi. Folia linearia vel lineari-lanceolata acuta, l1/! — 8 rarius 9 lin. longa, plerumque y% lin., vix unquam 1 lin. lata , nervo dorsali carinata, juniora plerumque concava, vel planiuscula, seniora m argine paululum torosa, pilis simplicibus patentibus , latitudinem foliorum subaequantibus vel plerumque superantibus, ciliata. Caulis scapiformis e centro rosularum prodit annotinus erectus vel ascendens aphyllus, glaber, fructifer x/i — 4, rarissime 5 poll. longus, superiori parte vel jam a medio , racemosus. Pedicelli florum corymbosi, fructiferi race- mosi, inferiores 1—6 lin. longi, superiores sensim breviores , erecti vel patentes, rarius rhachidi adpressi, axi siliculae parallelli. Flor es magni. Sepala ovalia concava, 1 circ. lin. longa, y2 lin. lata, laete viridia , lutescenti marginata , glabra, uti et petala cum staminibus post anthesin decidua. Petala obovato - cuneata , apice plerumque emarginata, 2—3 circ. lin. longa, l1/» circ. lata, lutea, emortua albicantia. Stamina sub anthesi petala subaequantia, post hanc simul cum stylo florem excedentia. Silicula (matura) elliplica vel lanceolata, utrinque attenuata, acuta, 2 — 5 rarius 6 lin. longa, 1 — 2 lin. lata. Valvulae (delapsae) planae, vix turgidulae, basi rotundatae, apice attenuatae , acutae, subnervosae, glabrae vel rarius margine aliquot pilis brevibus hispidulae. Stylus persistens, filiformis, in apicem sensim attenuatus , stigmate vix conspicuo coronatus, 0*8 — 3 lin. longus. Semina in quovis loculo circiter 3 — 6. Habitat: in monlibus carpaticis a Danubio fere, usque ad cacuraina Tatrae: Wysoka in den kleinen Karpaten unweit Modern (ßolla, Stur), in Com. Trentschiniensi copiosa in monte Löwen st ein et in parte Babka (a. 1801 — 1807), rara in valle Suloviensi ad vias et in monte Strasow (1803) nee alibi (Roche 1), — Wra tna-Thal auf Felsen (Brantsik), — Rozsutec (Stur); — in alpibus extimis minoribus seil, in Choc supra terminum abietis (Wahlenb.,. Flittner), an der Pyramide dieses Berges über dolomitischen dunkeln Neocomkalk (Stur); — in alpibus Tatrae galiziensibus (Herb ich) prope Koscielisko (Uechtritz) et Zakopane (3033' s. m. Hoborski) in alpe Gewont (Bilimek, Bosniak), Magura (Herbich); — Nesselblösse (Hazslinszky), Drechsel bauschen (Wahlenb., Uechtritz, Hazs- pnszky), Leithen (Wa hlenb.), Durlsberg (Uechtritz); — bei Hradek (Mauksch in Herb. Sonder); am Roh südlich der Schwarz wag, Neocom- Mergel (Stur). (Fortsetzung folgt.) Angstroemia (Dicranella) banatica Hpe. Von Dr. Ernst Hampe. Pulrinatim caespitosa fere uncialis basi luride rufescetis, supeme lutescens opaca; caulis laxe foliosus supeme diviso-ramo- sns subfastigiatus', folia inferiora bremora subseeunda flexuosa, 155 superiora longiora falcata subsetosa, e basi ovata sensim lanceolalo- subulata, snbula canaliculata margine parcc denticulato-serrata, apice dentata, nervo crasso opaco f'ere tertiam partem folii [basi) occupante-superne fere totam subulam efficiente ; cellulis quadratis basi elongatis, interstitiis crassioribus fuscis rufescente diaphana, apice opaca; seta brems partim flexuosa erecta-, theca obliqua ovato- elliptica adscendente horizontales evacuata laete brunnescens niti- dula, operculo conico-subulato dimidiam thecae superante, peristomü dentibus purpureis lanceolato-subulalis elongatis ad mediam bifidis, cruribus incurvatis pallidioribus. Hab. Pyrkamendatis baxalis in monte Ruska 4000' leg. Starruth Mense Augusto. Ab Angstroemia curvata C M. (Dicranella Schpr.) diffcrt. Statu robustiore setoso, foliis strictioribus firmioribus, cellularimi interstitiis crassioribus, costaque crassiore subulam totam occnpante Blankenburg a. H. im März 1861. Aus Dr. Jos. Dalton Hooker's „The Botanyofthe Antarctic Voyage of H. M. Discovery Shyps Erebus and Terror etc. Part III. Flora Tasmaniae. (Van Diemen-Land) Vol. I. Dicotyledones Introductory Essay. London 1860. Uebersetzt von A. Fr. Grafen Marschall. (Scliluss.) §. 4. Allgemeine Erscheinungen der Yertheilnng der Pflanzen in der Zeit. Eine dritte Classe Erscheinungen bezieht sich auf das Alter pflanzlicher Formen und Typen auf unserer Erde , wie es durch fossile Pflanzen nachgewiesen wird. Die vorzüglichsten hieher gehö- rigen Thatsachen sollen hier aufgezählt werden. 31. Die älteste Flora, von der wir bedeutende wissenschaft- liche Kenntnisse besitzen , ist jene der Steinkohlen - Formalion. Allerdings kennen wir Reste einer noch frühern Vegetation; diese aber sind von jener der Steinkohlen-Periode nicht wesentlich ver- schieden. Die mit Gewissheit festgestellten Züge der Steinkohlen-Vege- tation lassen sich kurz zusammenfassen. Zu jener Zeit lebten: Farne; im Ganzen ihren jetztzeitigen Ordnungsgenossen voll- kommen ähnlich ; so dass einige davon mit Letzteren der Gattung — nicht aber der Art nach — übereinstimmen. 11* 156 Lycopodiaceae, in den Haupt-Merkmalen mit den jetzt lebenden übereinkommend, nur mit specialisirterem Stamm, grösserer Statur und vielen anderen Arten (und vielleicht auch Gattungen), jedoch mit ihnen identisch durch den Bau und den Inhalt ihrer Repro- ductions-Organe, und durch die microscopische Anatomie ihrer Gewebe. Coniferae. Ihre Gegenwart ist hauptsächlich erwiesen durch die anatomischen Merkmale der in der Steinkohle so häufigen dico- tyledonen Hölzer , welche in allem Wesentlichen mit jener der lebenden Gattungen dieser Ordnung übereinzukommen scheinen ; dazu kömmt , dass wahrscheinlich Trigonocarpon und Noeggerathia Gymnospermen und mit Salisburia verwandt sind (Phil. Trans. 1855, S. 149). Indess darf nicht übersehen werden, dass man bisher in den Kohlengebilden noch keine Coniferen-Zapfen aufgefunden hat. Cycadeae. Einige Bruchstücke von Hölzern, denen der Cycadeae in ihrem anatomen Bau auffallend ähnlich , sind in den Kohlen- gebilden aufgefunden worden. Die ßefruehtungstheile von Calatnites, Calamodendron, Halonia, Anabat hra u. s. w. kennt man noch nicht, daher man auch nicht mit Sicherheit auf deren nächste Verwandtschaften zu schliessen vermag; ausserdem scheinen sie alle mit den Filices oder Lycopo- diaceae verwandt. Anders verhält es sich mit acht Volkmamia (Quar. Journal of the Geol. Society, May 1854) und Antholithes u. A. , die man — mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit — auf Dicotyledones Angiospermae bezogen hat. Die meisten Arten der permischen Flora sind von jenen der Steinkohlen-Flora verschieden , viele Gattungen aber sind beiden Floren gemeinsam. Die vorwaltenden Typen sind Dicotyledones Gymnospermae (besonders Cycadeae) und baumartige Farne in Menge. Die Gruppe der Trias (New Red Sandstone) zeigt eine Flora, die der des Oolithes analoger ist, als jener der Kohlengebilde, mit welcher sie jedoch Vieles gemein hat. Eigenthümlich der Trias scheint . Voltzia, eine merkwürdige Coniferen-Gattung, zu sein. Im Lias sind zahlreiche Arten von Cycadeae, nebst ver- schiedenen Coniferen und vielen Farnen gefunden worden. Bisher kennt man aus dem Lias keine andern dicotyledonen oder mono- cotyledonen Pflanzen; doch ist es schwer anzunehmen, dass solche ganz gefehlt haben sollten in einer Periode, in der — nach den Untersuchungen der Herren Brodie und Westwood holzbohrende und pflanzenfressende Insecten aus Gattungen der Jetztzeit äusserst häufig waren. *) Unter .dieson Insekten finden sich Arten aus noch jetzt in Europa gemeinen Gattungen (Elater, Gryllus, Hemerobius, Ephemera, Libelhda, Panorpa und C'arabus). Von allen in die Augen fallenden Pflanzen ernähren die Cycadeae, Filices, Coniferae und Lycopodiaceae vielleicht die wenigsten Insecten und das Bestehen der oben genannten bei einer ausschliesslich oder überwiegend aus jenen Ordnungen zusammengesetzten Vegetation \*äre ganz unbegreiflich. 157 Der Oolith enthält zahlreiche Cycadeae, Coniferae und Füices und mehrere Gattungen pflanzenfressende Insecten. Podocarya und andere Pandaneae vertreten deutlich die Monocotyledonen. Ein Zapfen von Pinus ist im Oolith von Purbeck und einer von Araucaria im untern Oolith von Somersetshire gefunden worden. In den Kreidegebilden erscheinen hoch organisirte Dycotyle- donen. Dr. Debey (Quart. Journ. Geol. Soc. VII, pt. 1, misc. p. 110) hat deren eine ziemliche Menge von Arten aus Aachen auf- gezählt; darunter auch eine Juglans , eine Gattung aus einer Ordnung mit hochentwickeltem Blumenbau und mannigfachen Ver- wandtschaften. *) Characeae erscheinen zuerst in der Kreide und zeigen den- selben Bau wie die jetzt lebenden. Die tertiären Gebilde bieten grosse Anhäufungen von Pflanzen aus so vielen jetzt lebenden Gattungen und Ordnungen, dass sich kaum bezweifeln lässt , dass selbst die früheste tertiäre Flora nahezu eben so zusammengesetzt und verschiedenartig war, als jene der Jetztzeit. In den untersten Eocen - Schichten kommen Anonaceae. Nipa, Acacia und Cucurbitaceae vor **). In dem Sand von Bagshof hat man verkieseltes Holz gefunden, das sich mit ziem- licher Sicherheit auf Banksia beziehen lässt , und in der That von jetztzeitigen und frischem Holz dieses australischen Baumes kaum unterscheidbar ist ***). In der eocenen und miocenen Braunkohle *) Prof. Osw. Heer (Quelques mots sur les Noyers — Bibl. univers. ; de Geneve, Sept. 1858) will aus dem frühen Erscheinen von Juglans in der geolog. Reihenfolge zum Schluss gelangen, dass diese Gattung einen niedereren Typus der Dicotyledonen-Classe, zu der sie gehört, vertrete. Die Stellung von Juglans in der Reihe der Dicotyledonen muss noch unbestimmt bleiben , da sie eben so gut eine Anreihung an den sehr hohen Typus der Terebinthaceae , als an den sehr niedern der Cupuliferme ansprechen kann. Wären die Gründe, nach welchen wir die Reihenfolge dieser Ord- nungen feststellen, auf Charaktere von unzweifelhaftem relativem Werth gestützt , so wäre auch eine solche Schlussfolge zulässig. Das System aber, nach welchem diese Ordnungen getrennt werden, ist ein rein künstliches, wie es schon Juglans und die verwandten Gattungen beweisen, denn es verbindet ohne weiters die Terebinthaceae und Cupuliferae zu Einer Gruppe, in der (wie in vielen anderen) die Blumen- Organe von einem sehr complicirlen Bau durch Zwischenstufen zu einem sehr einfachen übergehen. *:;:) Die Bestimmung dieser und anderer aus verschiedenen Gebilden auf- geführten Gattungen scheint mir bei weitem noch nicht vollständig sicher. Jedenfalls i^t sicher , dass die Flora jener Periode eben so hoch ent- wickelte und mannigfaltige Pflanzen aufzuweisen hatte , als es jene sind, welche gegenwärtig durch diese Gattungen vertreten weiden. **} Diese Thatsache und die Gelegenheit zur Vergleichung der schön opali- sirten Hölzer verdanke ich dem seel. Rob. Brown. Ich vergewisserte mich, dass er diese Hölzer als wirklich bei Staines ausgegraben anerkannt hatte, wiewohl sie dem opalisirten Banksia-Holz von Täsmania in jeder Hinsicht so ganz glichen, dass bei R. Brown und hei mir selbst ernst- liche Zweifel über deren englischen Ursprung aufgestiegen waren. 158 glaubt man Fächerpalmen, Coniferen und mehrere jetzt lebende Gattungen von Myriceae, Laurineae und Plataneae wieder erkannt zu haben. Die Herren Wesel und Weber beschreiben eine reiche und mannigfache Flora aus der rheinischen Braunkohle , in der zahlreiche Familien, die man gegenwärtig nirgends beisammen sieht, so wie eigenthümliche und bezeichnende Gattungen der Flora Australiens, Süd-Afrika's, Amerika's, Ostindien's und Europa's ver- treten sind *). In der Molasse und den miocenen Gebilden bei Oeningen und an anderen Orten in Deutschland , Schweiz und Toscana **) hat man nicht weniger als 900 Arten Dicotyledonen (S. 0. Heer, sur les Charbons feuilletes de Durnten & Miznach — Mein. Soc. Helo. Sc. Nat. 1857 — Bibl. Univers, de Geneve, Aoüt, 1858) aufgefunden, alle augenscheinlich von den jetzt lebenden verschieden. Sie sind, mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit, auf Fächerpalmen, Pappeln (drei Arten), immergrüne Laurineae, Ceratonia, Acacia, Tamarindus, Banksia, Embothrium, Gremllea, Cupressus, Iuglans (eine davon mit der nordamerikanischen Iugl. acuminata, eine andere mit der europäisch-asiatischen lugl. nigra, eine dritte- mit der nordamerikanischen lugl. cinerea verwandt), eine Art Carya *) S. Quart. Journ. Geolog. Soc. XV, Mise. 3, wo Herr E. J. Bamburg einen Auszug, nebst einigen treulichen Bemerkungen, gegeben hat.! Unter den australischen Gattungen kommen Eucalyptus, Casuarina, Leptomeria, Templetonia, Banksia, Dryandra und Hakea vor. Ich bin nicht in der Lage mich auszusprechen, ob diese Bestimmungen oder jene der Molasse- Pflanzen mit australischem Typus so ungenügend sind, dass man das Vorhandensein australischer Typen in der Braunkohle und Molasse ohne weiteres verneinen müsste , erachte aber, dass keine einzige der eben genannten Gattungen genügend bestimmt und manche noch kaum proble- matisch nachgewiesen sind. **j Während des Druckes dieser Blätter erhielt ich von meinem Freund, Prof. De Candolle, Hrn. C. Gaudin's und Marchese C. Strozzi's sehr anziehende Denkschrift, in der einige der hier angedeuteten Gattungen beschrieben sind. Prof. Heer stellt jene toscanischen Schichten dem Alter nach zwischen die von Utznach und Oeningen. Die wichtigsten unter den beschriebenen Pflanzen sind : Coniferai 6 Arten ; Salix 2 ; Liquiäambar 1 ; Alnus 1 ; Carpinus 1 ; Populus 2 ; Fagus 1 ; Quercus 5 ; Ulmus 2 ; Planera 1 ; Ficus \ ; Plalanus 1 ; Oreodaphne \ ; Laurus 2 ; Persea 1 ; Acer 2 ; Vitis 1 ; Juglans 4 ; Carya 1 ; Pterocarya 1. Im Ganzen sind es 49 ausgestorbene Arten, von denen 46, ohne irgend eine Aeusserung von Zweifeln oder Vorbehalten, in jetzt lebende Gattungen einbezogen werden, und noch dazu in den meisten Fällen ohne aridere Begründung als einige unvollständige Blätterabdrücke. Ohne irgend den guten Glauben oder die Fähigkeiten der Verfasser dieser wirklich werthvollen und anziehenden Arbeit im Geringsten bezweifeln zu wollen, kann ich nicht umhin, gegen diese Weise das als wissen- schaftliche Bestimmung hinzustellen, was höchstens als Vermulhung gelten kann, meine Verwahrung einzulegen. Welches Vertrauen kann man billigerweis.e erwarten, wenn man das, was man als fossile Schwämme ansieht, mit Bestimmtheit unter Sphaeria stellt, oder gefiederte Blätter ohne weiteres zu Sapindus, oder auch andere Bruchstücke von Blättern zu jetzt lebenden Gattungen der Laurineae, Ficus oder Vitis? 159 feine gegenwärtig ausschliesslich amerikanische Gattung) , der C- alba verwandt, und eine Pterocarya , der Pter. Caucasica sehr nahe stehend. Auf diese Periode folgte die Erhebung der Alpen und die in Europa unmittelbar nach dieser Katastrophe abgelagerten Schichten (Durnten und Utznach in der Schweiz) enthalten erwiesene Reste folgender, jetzt lebender Arten : Sprossentanne, Lärche, schottische Fichte, Birke, eine Haselstaude (verschieden von den jetzt lebenden), Scirpus lacustris, Phragmites communis und Menyanthes trifoliata. Nun trat die Eiszeit ein , während und nach welcher die Gattungen der Gewächse auf unserer Erde sich wahrscheinlich wenig verändert haben. 32. Die bisher festgestellten Thatsachen der pflanzlichen Paläon- tologie sind — selbst angenommen , dass sie alle sicher ermittelt wären , was keineswegs der Fall ist — von geringem Werth in Vergleich zu jenen, welche man durch das Studium der fossilen Thierwelt gewonnen hat. Bei ihrer theoretischen Anwendung auf die Fragen über Schöpfung und Vertheilung wird man zweierlei gewahr: erstens, dass die Aufstellung einer Parallele zwischen den in der Zeit auf einander folgenden Vegetationen und der Zusammen- gesetztheit ihres Baues oder Specialisation der Organe, wie sie sich bei den allmälig aufsteigenden Gruppen einer natürlichen Classi- fications - Methode darstellt, unmöglich fallt; zweitens, dass die ältesten erkennbaren Cryptogamen nicht nur zu den Höchsten unter den jetzt lebenden gehören, sondern auch höher differenzirte Vege- tativ-Organe besitzen, als irgend welche der später erscheinenden, und dass der dicotyledone Embryo und das vollkommen exogene Holz mit dem specialisirtesten unter allen bekannten Geweben (die Coniferen mit drüsigem Gewebe *) auf unserer Erde vor dem monocotyledonen Embryo und dem endogenen Holz aufgetreten sind. Diese Thatsachen stehen der Theorie der fortschreitenden Ent- wicklung geradezu entgegen und können nur entkräftet werden durch die Annahme, dass sie nichts als fragmentarische Zeugnisse einer Zeit sind , welche von der ersten Entstehung der Vegetation weiter entfernt liegt als von der Gegenwart; wozu noch kömmt, dass zu derselben Zeit die Typen von Lycopodiaceae und von *) Die viel verhandelte Frage der Stellung der Gymnospermen im natür- lichen System nimmt unter der Ansicht, dass die Arten durch vor- schreitende Entwicklung entstanden, eine etwas andere Gestalt an. Bei der Eile , mit der man die wichtigen Entdeckungen der Neuzeit über Pflanzenbefruchtung und Embryogenie der Classification dienstbar zu machen suchte, sind die lang festgesetzten Thatsachen über Entwicklung des Stammes, der Blüthe und der Befruchtungs-Werkzeuge bei Gymno- spermen unter ihrem Werth abgeschätzt oder ganz übersehen worden, und wenn eine Prüfung der Lehren über Fortschreiten und Umwandlung zu einer bessern vergleichenden Würdigung des Werthes der jenen Organen entnommenen Charaktere hinführte , so tritt, bei dem jetzigen Zustand der Wissenschaft, die Frage über Annahme oder Verwerfung der Lehren selbst in die zweite Linie zurück. 100 mehreren andern Ordnungen und Gattungen lebten, welche eben so tief standen als jene der Jetztzeit. 33. Eine andere Frage bezieht sich auf die — wie behauptet wird — festgestellte Thatsache *) , dass Gattungen , welche gegen- wärtig als einem der fünf Festländer eigenthümlich gelten, zu einer ver- gleichungsweise neuen geologischen Epoche in Europa gelebt haben, und über die nahe Verwandtschaft — wo nicht Identität — einiger derselben mit jetzt lebenden Arten. Die Veränderungen in dem Niveau und den Umrissen verschiedener Theile der Erdoberfläche, wie sie seit der Kreide-Periode, oder selbst kurz vor dem Aufsteigen der Alpen vorgekommen sind, bedingen sehr grosse Unterschiede zwischen den vergangenen und gegenwärtigen Wechselbeziehungen von Festland, Meer und Clima. Diese Aenderungen haben ohne Zweifel bewirkt , dass die Araucariae , welche einst in England lebten, nicht mehr auf der nördlichen Halbkugel vorkommen und dass australische Gattungen, welche vor dem Aufsteigen der Alpen Europa bewohnten, seitdem von dort vertrieben worden. 34. Solche Thatsachen an der Schwelle unseres Wissens über vegetabile Paläontologie berechtigen uns zur Erwartung, dass die Frage über Vertheilung eine unendlich verwickelte ist und bringen auf die Vermuthung, dass die oberflächlichen Veränderungen unserer Erdrinde, welche Oceane an die Stelle von Festländern, und Ebenen an die von Bergen setzen, der Zeit nach unbedeutend werden gegen- über der Dauer einiger jetzt lebender Gattungen — vielleicht auch Arten — von Pflanzen, deren einige das langsame Versinken von Festländer unter den Meeresspiegel überlebt zu haben scheinen. 35. Aus der Gesammtheit unserer Theorien, so fern sie mit sichergestellten Thatsachen in Uebereinstimmung gebracht sind, können wir folgende Annahmen ableiten r a) die vorzüglichsten unter den anerkannten Pflanzen-Familien, welche während der paläozoischen Periode und seit deren Abschluss unsere Erde bewohnten, leben noch jetzt auf deren Oberfläche, haben mithin als Familien alle dazwischen fallenden geologischen Veränderungen überlebt, b) Von diesen Typen sind einige von einer Halbkugel auf die andere über- tragen worden oder ausgewandert, c) Es ist der Vernunft nicht widersprechend zu erwarten, dass fernere Thatsachen zum Vorschein kommen dürften, welche auf eine gerade Abstammung aller jetzt leben- den Arten von einigen wenigeren vorher bestandenen hinweisen, d) Die Verschiedenheit der jetzigen Pflanzengestalten rührt von der Ver- änderung her, welche Individuen erlitten haben und erst durch das Aus- sterben einiger und Vermehrung der Individuen anderer dieser Abände- rungen wurde die Zusammenstellung der jetzigen Pflanzenwelt in Gat- tungen und Arten möglich, e) Dass die Art sich so durchgängig als die letzte und begrenzbarste Gruppe (gleichsam als Blatt am Stammbaum) **) Siehe die Anmerkung unter * auf Seite 158. Was ich dort von der vermeintlichen Identificirung der australischen Gattungen gesagt, findet auch auf viele ans anderen, oben genannten Erdstrichen seine An- Nvendunü. 161 darstellt, lässt sich aus einer Hemmung der Neigung zur Abänderung erklären , diese Hemmung mag nun von der Möglichkeit , in die jede Generation einer Abart kömmt , vom Pollen der ihr zunächst stehenden befruchtet zu werden, oder von der Stetigkeit der ört- lichen Naturverhältnisse, oder endlich vom Ueberschuss der Samen, die jedes Individuum ausstreut (wovon aber nur jene, die den be- stehenden Verhältnissen angepasst sind, zum Leben gelangen), her- rühren. Eine andere scheinbare Stetigkeit zeigt sich bei vielen perennirenden Pflanzen, deren Individuen in der Regel ein hohes Alter erreichen *) und desshalb viele Generationen anderer Arten, deren einige in ihren Charakteren von ihren Stammeltern abweichen, überleben müssen. 36. In obiger Schlussfolgerung habe ich die Fragen über den Ursprung jener Familien , welche in den frühesten geologischen Gebilden auftreten , so wie jene über den Ursprung des Pflanzen- lebens an sich, unberührt gelassen, da — nach meiner Ansicht — die Botanik auf ihrem jetzigen wissenschaftlichen Standpunkt auch nicht das geringste Licht darüber zu verbreiten vermag. Vom classificatori- schen Standpunkt aus betrachtet, ist die geologische Geschichte der Pflanzenwelt der Theorie der progressiven Entwicklung nicht beson- ders günstig; vorerst, weil die ältesten sicher gestellten Typen eine so hohe und zusammengesetzte Organisation zeigen **), dann, weil wir keine fossilen Pflanzenformen kennen, von der wir sicher behaupten könnten, dass sie einer jetzt nicht mehr bestehenden Classe, oder auch Familie, angehören , noch auch sichergestellte Mittel-Typen zwischen jetztlebenden Classen oder Familien ***). *) Bei Betrachtung des relativen Masses, innerhalb dessen verschiedene Pflanzen abändern, müssen wir nicht vergessen, dass dies Mass gewöhnlich nicht nur oberflächlich, sondern auch falsch abgeschätzt wird. Wir nehmen für jährige Pflanzen eine grössere Wandelbarkeit als für peren- nirende, überschätzen dabei aber die Wände barkeit der Ersteren, weil eine kurze persönliche Erfahrung uns gestattet, viele Generationen der- selben unter mannigfachen physischen Bedingungen zu beobachten, während wir in derselben Zeit nur ein Bruchtlieil der Dauer von ver- gleichungsweise sehr wenigen perennirenden Pflanzen wahrzunehmen vermögen. Hr. Bentham (in einer Denkschrift über die britische Flora, gelesen -1 858 vor der „Linnaean Society") hat dargelhan, dass die indi- viduelle Forlpflanzung durch Zuwachs von Knospen, Ausläufern u. dgl. manchen Abarten perennirender Pflanzen einen Schein von Stetigkeit leiht. Bei der Gattung Rubus z. B. , wo die Fortpflanzung selten durch Samen geschieht , können die Theile eines einzigen Individuums einen ziemlich grossen Flächemraum bevölkern. **) Anderwärts (London Journ. Bot. VIII , p. 254) habe ich ausgesprochen, dass die Existenz von Algae, zu einer Zeit, in der es noch keine Gefäss Cryptogamen gab, von wenig Werth sei. ***) Hiermit will "ich die frühere Existenz von pflanzlichen Mittelformen zwischen jetzt lebenden Classen und Arten nicht einmal in Zweifel ziehen. Die Analogie mit dem Thierreiche deutet darauf hin, dass jeden- falls einige der Pflanzen aus der Steinkuhlen-Periode eine solche Uebergangs- stellung einnehmen. Sollte dies aber auch nicht der Fall sein, so scheint mir diese Thatsache von geringem Gewicht bei der vorliegenden Unter- 162 Vorschreitende Forschungen können endlich die wahre Ge- schichte der noch unerkannten Pflanzenreste, welche unsere Samm- lungen verwahren, noch aufhellen und unter ihnen neue und unerwartete Organismen, als Anhaltspunkte oder Beweise einer fortschreitenden Entwicklung an das Licht ziehen; bis dahin aber steht die That- sache fest, dass die vorragenden Erscheinungen der Pflanzen- Paläontologie uns in der genügenden Kenntniss von dem ersten Ursprung der gegenwärtigen natürlichen Pflanzenordnungen um keinen Schritt weiter bringen. Nehmen wir als Beispiel die Coni- feren. Welch' immer der Rang sein mag, den Systematiker ihnen zuweisen, die Thatsache, dass sie früher als die Monocotyledonen und als viele Dicotyledonen auf unserer Erdrinde aufgetreten sind, lässt sich mit dem Begriff einer vorschreitenden Entwicklung im wissenschaftlichen Sinne des Wortes durchaus nicht vereinigen, und aus deren augenscheinlich frühem Auftreten auf ihre niedere Stellung in einem classifieatorischen System schliessen zu wollen, wäre eine offenbare petitio prineipii. Ferner ist zu bedenken, dass wir keinen genauen Begriff haben von dem, was im botanischen Sinn Fortschreiten ist. Von höherer und niederer Stellung wissen wir im Pflanzenreiche kaum mehr als was durch die Reihenfolge der drei Classen, Dicotyledonen, Mono- cotyledonen und Acotyledonen und, unter den Acotyledonen , dass die Thallogenen tiefer stehen als die Acrogenen, und unter letzteren die Moose etc. wieder tiefer als die Farne und deren Verwandte. In technischer Hinsicht nehmen wir allerdings die Vervielfältigung und Zusammengesetztheit der Blumenwirtel bei Phanerogamen als Andeutungen höherer Organisationen; indess gibt es sehr viele in dieser Hinsicht höchst mangelhafte Gattungen und Ordnungen, die offenbar verkümmerte Glieder anderer, unbezweifelt die zu- sammengesetzteste Organisation im Pflanzenreiche besitzender, dass selbst auf solche Rücksichten allein eine gute Classification sich gründen lässt *). suehung, indem ich zu glauben geneigt bin, dass die geologische Geschichte des Pflanzenreichs (so weit sie bisher auf sicherem Grund beruht) ein blosses Bruchstück seiner Gesammt-Geschichte in sich begreift. Die Frage über Rückschreiten der Typen ist noch nie in botanischer Hinsicht behandelt, noch deren Wichtigkeit bei dergleichen Untersuchungen gewürdigt worden. Welche immer die Ordnung sein mag, der wir eine höhere Würde und Ztisammengesetztheit zugestehen, so finden wir doch darin sehr einfach organisirte Gruppen, und zwar von grossem Umfang, hervortretender Wichtigkeit und weiter geographischer Verbreitung. An und für sich betrachtet, erscheinen solche Gruppen viel niedriger organisirt als manche andere, die in der systematischen Reihe um viele Stufen unter ihnen stehen, und unser einziger Anhaltspunct für deren wahre Stellung ist deren offenbare Verwandtschaft mit ihren zusammengesetzteren Genossen; werden diese durch ein geologisches oder irgend ein anderes Eieigniss zerstört, so ist jeder Anhaltspunct für die wahre Stellung Ersterer verloren. Sind solche Gruppen von Arten mit einfachem Bau durch rückgängige Abänderungen der höher or^anisirlen entstanden ? Oder sind die höheren aus ihnen durch vorschreitende Abänderung hervor- 163 37. Ferner führen die Herren Darwin und Wallace an: dass die allgemeinen Wirkungen der Umwandlung durch Auswahl („selection") eine allgemeine vorschreitende Entwicklung des ge-- sammten Thierreiches hervorbringen müssten. In botanischer Hin- sicht stossen wir aber hier wieder auf die Frage: Was ist das Grundmass für Fortschreiten? ist es physiologisch oder morphologisch aufzufassen? Aeussert es sich durch das Ver- mögen, die physischen Hemmnisse der Verbreitung oder Vermehrung zu überwinden, oder durch genaue Anpassung des Baues oder der Beschaffenheit an sehr beschränkte oder zusammengesetzte Bedin- gungen? Stehen kosmopolitische Pflanzen höher als solche mit be- schränkter Verbreitung, hermaphroditische höher als eingeschlech- tige , Parasiten über selbsständige , Pflanzen mit eiwciss-hültigen Samen höher als solche, die es nicht sind, Gymnospermen über Angiospermen, Wasserpflanzen über Landgewächse , perennirende höher als jährige, insulare höher als continentale? und — um Alles zusammenzufassen — was ist schliesslich die Bedeutung jener so vielfachen Unterschiede im Bau, Zusammensetzung und Ausdauer bei den Gliedern des Pflanzenreiches, welche alle, weder in physio- logischer Hinsicht anerkannte Zwecke und Bedeutungen , noch im classificatorischen Sinn irgend eine Wichtigkeit besitzen? Nichts ist leichter als irgend eine dieser Fragen mit Hilfe einer Menge morphologischer, physiologischer und teleologischer Gründe zu be- antworten; wer aber mit einem schnellen Blick für Auffassung von Wechselbeziehungen begabt, und mit einem genügenden Vor- ralh von Thatsachen ausgerüstet ist, wird jeden dieser Gründe mit gleichem Erfolg für deren Bejahung oder Verneinung geltend machen können. Meiner Ansicht nach ist die Lehre vom Fortschreiten — in Verbindung gebracht mit der Hypothese über Entstehung der Arien durch Abänderung — bei weitem die tiefsinnigste, die je in den Schulen der Naturgeschichte verhandelt worden, und sie ist — wie mir scheint — noch niemals mit der nöthigen Unbefangenheit be- handelt worden. Die Elemente für ihr Studium sind die umfas- sendsten und verwickeltsten, die nur ein Naturforscher in Betrachtung ziehen kann, sie beruhen in der Auffassung der Wechselwirkung zwischen der sogenannten unorganischen und der organischen Schöpfung. Die Vervielfältigung und Specialisation der Organe als Beweis und Massstab der vorschreitenden Entwicklung angenommen, zugegeben, dass Abänderung die Grundursache („rationale") der Vv'irkung dieses Vorschreitens erklärt, so entsteht die Frage: Welche sind die Grenzen der Combination physischer Ursachen , die dies Vorschreiten bestimmen, und wie vermag die specialisirende Natur- kraft es zu verhindern, dass nicht jede einzelne Race oder Familie schliesslich zur eigenen Art werde ? gegangen ? Ist letzteres der Fall : sind die einfacheren Formen ursprünglich den höchsten Formen aller andern, in der systematischen Reihe unter ihnen stehenden Gruppen vorangegangen? 164 Während die Psychologen uns überzeugen wollen , dass die Neigung zur Specialisation sich durch jedes Attribut des organi- schen Lebens — der geistigen wie der körperlichen — hindurch zieht, und die Physiker lehren, dass Wärme, Licht und jede andere sinnlich wahrnehmbare oder geistig zu begreifende Naturkraft in ihrer Stärke und Dauer begrenzt ist und alle im Verbrauch begriffen sind, muss der denkende Botaniker — im Bewusstsein, dass seine letzten Resultate mit jenen Thatsachen übereinstimmen müssen — sich gestehen, dass es ihm nicht gelungen ist, die Lehren der vor- schreitenden Specialisirung und der Abänderung selbstständig zu begründen, oder seine Bestrebungen nach diesem Ziele mit den auf- einanderfolgenden Entdeckungen der physischen Wissenschaft auf gleicher Höhe zu halten. 38. Bevor ich diesen Gegenstand verlasse, will ich noch ein- mal zu der entgegengesetzten Lehre mich wenden , welche die Arten als seit ihrer Schöpfung unwandelbar hinstellt und muss dabei bemerken, dass die ihr günstigen Beweisgründe weder durch die Erleichterung der Forschung noch durch die Vermehrung der Beobachlungsmittel irgend etwas gewonnen haben. Unangreifbare Thatsachen sind: dass wir keine unmittelbare Kenntniss vom Ur- sprung einer wilden Art haben, dass viele durch eine Menge Eigen- thümlichkeiten ihres Baues von allen anderen Pflanzen abgeschieden sind; dass einige unabänderlich Ihresgleichen zeugen; einige wenige unter sehr verschiedenen Umständen und durch ganze geologische Epochen ihre Charaktere unverändert festgehalten haben. Neue Entdeckungen haben diese Thatsachen nicht entkräftet, uoch hat eine Reihe von Denkern neue Gründe aus ihnen hergeleitet und, wenn wir mithin daraus schliessen , dass Arten selbstständig erschaffen und unwandelbar — wenn auch sehr oft unbegrenzbar — sind, so wäre jede weitere Untersuchung nur Zeitverlust und die Frage über deren Entstehung und deren Zusammenstellung in Gat- tungen und Arten müsste nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft unbeantwortet bleiben und der einzige bekannte Zugang zu allen Mitteln der Forschung müsste als gesperrt gelten insolange nicht der Ursprung des Lebens selbst an das Licht gebracht würde. 39. Die richtigste aller jener Thatsachen, ja die einzige, die ein greifbares Argument abgibt, ist die Aehnlichkeit zwischen Erzeuger und Erzeugten. Für einen Anfänger in der Natur- geschichte mögen alle ähnlichen Pflanzen von Einer Stammpflanze, alle unähnlichen aber müssen von unähnlichen Eltern abstammen. Tägliche Erfahrung erhärtet den ersten dieser Sätze; Jahre lange Beobachtung kostet es aber zu beweisen, dass der zweite nicht immer richtig ist. Gewisse, mit der Ausübung beobachtender Wissenschaft verknüpfte Um- stände wirken daraufhin, die Ansichten des Beobachters über die Attri- bute der Arten zu verengern; er beginnt mit der Untersuchung einiger v» eniger Individuen vieler sehr verschiedener Arten , welche sich seinen Begriffen einprägen und deren Verwandtschaft er nur durch 165 beharrliche Forschung ermittelt; dann vertheilt er sie in Gattungen, Ordnungen und Classen, indem er — wie gewöhnlich — eine grosse Menge ungleichartiger Begriffe weniger, allmälig immer allgemeiner werdenden Begriffe subsummirt, befasst sich aber nur selten mit der Geschichte dieser Begriffe, d. h. der Arten. Bei einer so umfang- reichen Wissenschaft, wie die Botanik ist, braucht ein Forscher lange Zeit, um die Verwandtschaften der Gattungen und Ordnungen kennen zu lernen , wenn er sich zum guten Systematiker ausbilden will; oder um sich genau mit den Arten bekannt zu machen , wenn er ein guter Local-Florist werden will; und in beiden Richtungen ver- liert er meist die Art als solche aus dem Gesicht. Der systematische Botaniker kömmt selten darauf zurück und der Local-Florist, der innerhalb eines beschrankten Raumes die Erblichkeit der kleinsten Unterschiede wahrnimmt , wendet den von der genetischen Aehn- lichkeit entlehnten Beweisgrund auf jede erblich unterschiedene Form an. 40. Man hat gegen die Theorie, dass die jetzt lebenden Arten durch die Abänderung früher bestandener und durch Erlöschen der verbindenden Mittelglieder entstanden seien, eingewendet, dass es ein übereilter und desshalb unsicherer oder gar nicht beaehtens- werther Schluss sei, den man aus einigen wenigen Lebensumständen einer geringen Anzahl wandelbarer Pflanzen ziehe. Mir scheint dagegen vielmehr jene Theorie , welche für jede einzelne Art einen besonderen Schöpfungsact voraussetzt, eine voreilige Folgerung zu sein aus einigen wenigen negativen That- sachen aus dem Leben gewisser Arten *) , von denen innerhalb des höchst beschränkten Kreises menschlicher Erfahrung einige Gene- rationen unwandelbar geblieben sind. Solche Theorien müssen indess nicht ausschliesslich nach dem Werth der sehr wenigen absoluten Thatsachen, auf denen sie beruhen, beurtheilt werden ; auch andere Rücksichten sind zu beachten und insbesondere die Schlüsse, zu denen sie führen und ihre Bezüge auf biologische Nebenerscheinungen; und unter diesem Gesichtspunkt scheint mir die Theorie der selbstständigen Artschöpfungen sehr im Nachtheil zu stehen. Durch diese Theorie schwindet nämlich jede Thatsache und jede Erscheinung, die sich auf die Entstehung und Fortdauer der Arten bezieht (mit Ausnahme ihrer gelegentlichen Abänderungen und ihr Erlöschen durch natür- liche Ursachen) oder die mit den Vernunftgründen („rationale") der Classification zu thun hat, in den ungeheuerlichen Begriff einer Ge- walt, welche ruckweise aus unorganischen Stoffen sowohl die massig- sten und zusammengesetztesten als die winzigsten und einfachsten Organismen entwickelt; und die Verwandtschaft jedes neuen Wesens mit seinen schon vorhandenen Genossen ist eine wissenschaftlich bedeutungslose Thatsache, die höchstens bei der Classification zu brauchen ist. Eine solche Conception ist natürlich nicht zu verwirk- *) Siehe §. i, wo ich den Sati aufgestellt habe, dass im grossen Ganzen die Zahl der wandelbaren Arten wahrscheinlich die der beständigen übersteigt. 166 liehen; die kühnste Speculation kann dem Begriff eines hochaus- gebildeten thierischen oder pflanzlichen Organismus welcher inner- halb eines Flächenraumes, der der Gegenstand seiner eigenen ge- nauen Beobachtung und Untersuchung war *) in das Leben treten würde, irgend eine Wirklichkeit verleihen, indess sein vorsichtigerer Gegner nur zögernd das mögliche Entstehen der einfachsten Organis- men unter ähnlichen Umständen zugibt, weil ein solches Zugeständ- niss ihn nöthigen würde, sich zur Lehre der spontanen Erzeugung lebender Wesen auf jeder Stufe der Zusammensetzung ihres Baues und der Ausbildung ihres Organismus zu bekennen. Andererseits mag es dem Anhänger der Entstehung durch Abänderung viel Anstrengung seiner Einbildungskraft kosten, sich die Möglichkeit solcher Lücken in einem homogenen System vorzu- stellen, dass dessen Glieder in Gattungen, Ordnungen und Classen aufgelöst werden können; hierin aber liegt nur eine Erweiterung des Princips der Auflösung einiger Gruppen von Individuen in Ab- arten, welches von den Anhängern beider Theorien gleichmässig zugestanden wird; und wenn — wie ich zu zeigen versucht — alle ene Attribute, welche in das Studium der Classification, Vertretung und Vertheilung eingeflochten sind und unter der Theorie der Arten- schöpfung unfruchtbare Thatsachen bleiben, durch eine andere Theorie vernunftgemäss erklärt werden können, so sollte der Natur- forscher in dieser letzteren die Mittel zur Aufhellung des Geheim- nisses , welches die Geschichte der Arten umhüllt, suchen; mit dem Vorbehalt, sie beiseite zu legen, sobald sie für den Fortschritt der Wissenschaft nutzlos werden sollte, was — wie mir scheint — nunmehr der Fall ist mit der lang benützten Theorie der Arten- schöpfung und deren Begründung auf Aehnlichkeit aufeinander folgen- der Generationen. Nachdem — soviel mir bekannt — die aus der Aehnlichkeit aufeinander folgender Zeugungen entlehnten Gründe (nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft) erschöpft sind, fühlte ich mich verpflichtet, die Erscheinungen der Abänderung in Bezug auf Ursprung der jetzt lebenden Arten, wiederholt zu prüfen. Diese Er- scheinungen habe ich lange Zeit und ohne Zusammenhang mit jener Frage studirt , und , ob ich mich mit ganzen Floren oder mit ein- zelnen Arten beschäftigte, habe ich beständig nachzuweisen gesucht, um wie viel richtiger und vorwaltender das Element der Wandel- ') Es ist bemerkenswerlh und eine Folge einer wohlbekannten Geistes- richtung, dass die wenigen Schriftsteller, welche versucht haben, die Lehre von der Artenschöpfung einem logischen Ausgange zuzuführen, entweder den Ort, wo sie vor sich ging, in irgend einen unbekannten, entlegenen oder isolirten Winkel unserer Erde — weitweg aus dem Bereiche wissenschaftlicher Beobachtung — versetzt, oder auch angenommen haben, sie sei zu einer Zeit geschehen, da die physischen Verhältnisse der Erde in Grad und Wesen von den jetzt obwaltenden weit verschieden waren; mithin in beiden Fällen ad ingnotum ab ignoto ihre Folgerungen gezogen. 167 barkeit ist als man gewöhnlich annimmt und wie tief durch dasselbe alle Thatsachen und Vernunftschlüsse über Classification und Ver- theilung begründet sind. Ich habe bisher gesucht , meine Begriffe über Abänderung der Annahme unwandelbarer Arten anzupassen, theils um jede Leichtfertigkeit bei Beobachtung geringer Einzeln- heiten fern zu halten, theils weil auch die entgegengesetzte Annahme zu übereilten Schlüssen über die Unbedeutendheit geringer Unter- schiede verleitet , welche für die Bestimmung der Art geringfügig, für Physiologie und Bau — sofern sie sonst unbeachtete Verwandt- schaften offenbaren — aber höchst werthvoll sein können. Ich habe bereits ausgesprochen, wie sehr ich Herrn D arwi n '"") für das Ratio- nale der Erscheinungen der Aenderung und natürlichen Auswahl bei Bildung von Arten verpflichtet bin und, wenn damit auch nicht die Lehre der Entstehung durch Abänderung ausdrücklich festgestellt ist, so erwarte ich, dass jede fernere Thatsache und Beobachtung in Bezug auf Arten durch die Beziehung auf dasselbe höchlich an Werth ge- winnen und die Entwicklung der Grundsätze der Classification und Vertheilung daraus wesentliche Beihilfe schöpfen werde. Correspondenz. Aistershaim in Oberösterreich, den 2. April 1861. Nicandra physaloides Gärtn. ist im verflossenen Sommer bei uns plötzlich an drei verschiedenen Orten aufgetreten, die von ein- ander ziemlich entlegen sind, nämlich in Ybbs, dann in einem Garten zu Leiben, gegenüber von Melk und im Schlossgarten von Aisters- haim. Das Erscheinen dieser Pflanze fand bis jetzt noch keine Er- klärung, da sie nirgends angebaut wurde, und dürfte einer zufälligen Samenvertragung zuzuschreiben sein. Diess erinnert mich an einen ähnlichen Fall. Ein Bewohner des Schlosses Persenbeug in Nieder- österreich hatte auf seinem Fenster einen Topf mit Linaria Cym- balaria stehen und im vergangenen Jahr war bereits ein bedeutender Theil des hohen Schlossfelsens mit dichten Massen dieser niedlichen Pflanze bedeckt. K. Keck. Szekelyhid in Ungarn, den 13. März 1861. Ich bin hier, wo die grosse ungarische Ebene ihr Ende erreicht, in einer äusserst interessanten Gegend, die nur drei Stunden von der siebenbürgischen Grenze entfernt ist und noch von keinem Bo- taniker besucht wurde. Schon fand ich Crocus reticulatus Stev. und Ruscus aculeatus, letztere Pflanze in einem sumpfigen Walde *) In diesem Versuch beziehe ich mich nur auf den kurzen Auszug (Linn. Jouin.) der Ansichten meines Freundes, nicht auf sein eben im Druck begriffenes Werk, dessen gründlichßs Studium meine Meinung über Einiges, worin wir mit einander differiren, möglicherweise abändern dürfte. Reife Schlussfolgerungen über derlei Fragen kommen nur langsam zur Entwicklung. 168 massenhaft. Cirsium furiens Griseb. kommt hier im Orte selbst sehr häufig vor. Von andern Gewächsen blüht beinahe noch gar nichts, obwohl eine Sommertemperatur herrscht und der Schnee schon Anfangs Jänner verschwunden ist. — Ich mache die Botaniker Deutschlands auf eine den Gypshügeln des Harzes eigenthümliche Form von Sesleria coerulea (oder eigene Art?) aufmerksam, die ich, von Wallroth gesammelt, in der Seslerien- Sammlung des Prager Museums sah. Freilich sind dort blos kleine Rasen ohne Blüthe vorhanden , aber durch die ausserordentliche Starrheit der complicaten Blätter von der gewöhnlichen S. coerulea allsogleich zu unterscheiden. V. v. Janka. Tyrnau in Ungarn, den 27. März 1861./' Bei uns beginnt die Vegetation ihren Jahrescyclus spät und in höchst dürftiger Weise. Da hier alle Vorfrühlingspflanzen fehlen, so gehört auch unsere Gegend für den Freund der Flora, welcher sich nach Winters überslandener Länge an den Erstlingen erfreuen will, zu den trostlosen Einöden. Allenthalben drängen sich weite Fruchtfelder bis in die unmittelbare Nähe der Stadt heran. Wir haben keinen Wald, keine Wiesen, keinen Fluss und wären die Eisenbahndämme nicht vorhanden, so gebe es keinen Ort in der Nähe der Stadt, welcher spontane Pflanzen aufzuweisen im Stande wäre. Die gegenwärtigen Verhältnisse in Ungarn sind für den Deutschen nicht die angenehmsten, und die wenigen deutschen Literaturblälter, welche bisher im Lande erschienen, sind bereits eingegangen, so der „Naturfreund Ungarns", die „Zeitschrift für Natur- und Heilkunde in Ungarn", die „Verhandlungen des Vereines für Naturkunde in Pressburg" u.a. Dr. Jos. Fr. Krzisch. Kirch heim u. T. Kgr. Würtemberg, April 1861. Von mir können folgende Sammlungen getrockneter Pflanzen bezogen werden: Plantae africae aus tralis, quas in itinere ab urbe C. b. sp. usque ad terram Caffrorum collegit J. C. Breutel, Epis- copus fratrum. Sp. 20-40. fl. 2.48., Thlr. 1. 18., Frcs. 6.O., L. 0. 4.10. St. — fl. 5.36. rh., Thlr. 3.6. Sgr. pr. Ct., Frcs. 12, L. 0.9.8. St. — Blanchet pl. Brasiliae. Sp. 435 Determinaverunt eil. Moricand, Bernhard i, Hochstetter, Miquel, C. H. Schultz Bip., Steudel. fl. 60.54 rh., Thlr. 34.24 Sgr. pr. Ct., Frcs. 130. 50C, L. 5.12.3. St. Dr. Hohenacker. Leipzig, den 6. April 1861. Das Herbarium, welches Pet ermann bei seinem Tode hinter- liess, ist von seinem Sohne vor wenigen Wochen den Schulen Leipzigs als Geschenk überlassen worden. Die Lehrer Leipzigs haben dadurch eine vortreffliche Gelegenheil erhalten, sich mit der Flora Leipzigs, respective Deutschlands bekannt zu machen. Besonders wichtig ist dieses Herbarium durch die Originale der verschiedenen Species und Varietäten, die Petermann in seiner Flora Leipzigs bekannt gemacht hat. Auch einige selten Hybriden, z. B. zwischen Primula officinalis 160 und elatior, (P. media Pet e rm.j Arena hybrida Peter m. u. a., die Cirsien- Bastarde , welche Petermann genau beobaehtet hatte, liegen hier in den Originalexemplaren vor. Sollte Jemand genauere Einsicht oder Bemerkungen über eine oder die andere Pflanze wünschen, so wird das von jetzt an desto leichler sein. — Ich erlaube mir nachfolgende: Bescheidene Anfrage. Wer die hybriden Formen der Cirsien beobachtet hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dass diese Bastarde einen solchen Reichlhum von Formen und Uebergängen zu den Stammeltern bieten, dass ihre Bestimmung oft den grüssten Schwierigkeiten unter- liegt. Diess zeigt sich besonders bei (\e\\ Bastardformen von Cirsium oleraceum und C. acaule, sowie Cirsium oleraceum und C. bulbosum. Viele Formen, welche zu Cirsium oleraceum hinneigen, zeigen zu- letzt so wenig Charakteristisches von C. acaule oder C. bulbosum, dass man sich vergeblich fragt, ob der betreffende Bastard als C. acauli ■+- bulbosum oder C. bulbose -f- C. oleraceum zu bezeichnen sei. Wo beide Bastarde zahlreich und in vielen Formen erscheinen, fragt man nach dem kritischen Merkmale, nach welchem sich die Abstammung sicher ermitteln lässt. Desshalb erlaube ich mir an die verehrten Leser dieser Zeitschrift die Bitte zu richten, ob Jemand die Geneigtheit haben wollte, dieses kritische Merkmal freundlichst zu bemerken. Nägeli's Bemerkungen in Koch's Synopsis reichen nicht aus. Otto Bulheim. Graz, am 18. April 1861* Dr. Welwitsch ist nach Briefen aus London bereits in Lissa- bon angelangt. Leider hat sein Gesundheitszustand, der ganz leidlich war, durch den plötzlichen Uebergang von der Hitze des Tropen- Sommers zur Kälte des europäischen Klimas, wenige Tage nach seiner Ankunft in Portugal so bedeutend gelitten, dass nun seine alten schon fast vergessenen Scorbutleiden wieder von neuem zum Vorschein kamen, und er bemüssigt war, mehrere Wochen das Zimmer zu hüten, um seine kranken Beine zu pflegen, statt sich mit dem Auspacken und Ordnen seiner Sammlungen zu befassen. v. Pitt oni. Fersonalnotizen. — Martin Ludwig Hansal, der an der deutschen Ex- pedition nach Afrika unter der Führung vonHeuglin Theil nimmt und bei derselben als Sekretär und Dragoman fungirt, ist aus Mähren gebürtig. Nachdem er sich der pädagogischen Laufbahn gewidmet hatte, wirkte er in Wien durch 15 Jahre als Hauptschullelirer, während welcher Zeit er Geographie und Naturgeschichte mit be- sonderer Vorliebe betrieb. Im Jahre 1853 schloss er sich der Knob- lecher'schen Mission für Central-Afrika an und brachte 5 Jahre 1 9 Oesterr. Botan. Zeitschrift 5. Heft. lSfil. ' -- 170 hauptsächlich in Chartum und Gondokoro zu, lernte die Nil-Länder bis etwa zum 4o N. Br. kennen und beutete diese in naturwissen- schaftlicher Hinsicht aus. Seine botanischen Sammlungen jener Zeit wurden von Schott. Fenzl und Kotschy vielfach verwerthet und beschrieben. Dabei widerstand seine treffliche Konstitution dem jyefährlichen Klima in diesen Regionen derart, dass er nahezu alle seine damaligen Gefährten überlebt hat. Hansal brach am 24. Februar in Gesellschaft von Kinzel bach und Dr. Steudner. der als Botani- ker die Expedition begleitet, von Wien auf, nachdem noch Letzterer unter Dr. Kotschy's Leitung die von diesem und von Schimper in Ost -Afrika, Nubien und Kordofan gesammelten Pflanzen durch- studirt hat. Am 27. Februar schifften sich alle drei in Triest ein, während Heuglin schon am 9. Februar den Hafen verliess und durch Stürme zurückgehalten erst am 17. Februar in Konstantinopel ankam. Heuglin traf am 5. März in Alexandrien ein. während seine drei Gefährten bereits den Abend vorher daselbst angelangt waren. Sogleich am 5. März wurde von den Mitgliedern der Expedition eine Excursion in der Umgegend gemacht, die auch einige botanische und zoologische Ausbeute ergab. — Die Brüder Hu et de Pavillon in Genf haben, wie die botanische Zeitung mitlheilt. ihre botanische Beschäftigung gänzlich aufffeofeben . indem der ältere von Beiden eine Unterrichtsanstalt errichtet und der jüngere eine Stelle bei dem Herzoge von Bordeaux angenommen hat. — Alle Freunde und Verehrer des vor drei Jahren verewigten Präsidenten der Akademie der Naturforscher . Professor Dr. Nees von Esenbeck wollen wir darauf aufmerksam machen, dass nun ein in Stahlstich sehr gut ausgeführtes Porträt desselben in Halb- figur, nach einer Photographie von Rob. We igelt in Breslau daselbst bei der Witwe des Verstorbenen für den billigen Preis von zwanzig Sgr. zu beziehen ist. Da der Ertrag des Bildes zugleich ein Xolh- pfennig für die hinterlassene und gegenwärtig in sehr bedrängten Verhältnissen lebende Familie sein soll, so empfehlen wir dasselbe recht angelegentlichst zur Abnahme und Verbreitung. (Bnpl.) — Es sind bereits zwei Biographien M a s s a 1 o n g o's erschienen. Die eine derselben, geschrieben von Professor de Co mal ia befindet sich abgedruckt in den Atti della Societä italiana di scienzi naturali in Mailand (II. 2.) und die zweite von Professor Rob. de Visiani in den Atti dell' R. Instituto ven. di scienzi in Venedig (VI. 4.). Einen Auszug von beiden werden wir nächstens bringen. — Zur Besetzung der durch Klotzsch's Tod erledigten Stelle eines Custos des k. Herbariums zu Berlin, war von dem Director der botanischen Anstalten Professor Dr. Braun der an demselben Herbar an zweiter Stelle fungirende Dr. A. Garcke vorgeschlagen worden, dem nicht allein seit Klotz seh Tode die ganze Leitung übertragen, sondern auch schon früher bei der Kränklichkeit des verstorbenen Custos ein grosser Theil der Arbeit desselben zugefallen war. Die Wahl des vorgesetzten Ministeriums ist aber nicht, wie diess sonst, 171 wenn nicht ganz besondere Gründe vorliegen, um von dem Vorschlage eines Dirigenten abzugehen, gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, auf diesen, sondern auf den Privatdocenten Dr. Hanstein gefallen, welcher bisher als Oberlehrer bei der städtischen Gewerbeschule angestellt war, welche Anstellung er nun aufgibt. (Bot an. Ztg.) — Friedrich Tiedemann, früherer Professor der Physio- logie zu Heidelberg, starb am 22. Jänner in München, nachdem er 80 Jahre alt geworden ist. — Dr. G a i 1 1 a r d o t , der sich seit mehreren Jahren um die Kcnntniss Syriens verdient gemacht hat, ist gegenwärtig in Folge eines Auftrages des Kaisers der Franzosen mit Renan beschäftigt, die Antiquitäten des allen Phönieien zu erforschen und hofft dabei auch Gelegenheit zu botanischer Ausbeute zu haben. (Botan. Ztg.) — Fürst und Altgraf Josef zu S alm-Reiff ersch eid-D y ck, preussischer Generalmajor ist am 21. März in einem Alter von 88 Jahren zu Nizza gestorben. — Professor Dr. Konstantin Ettings hausen wurde durch Verleihung des königl. baierischen Verdienst- Ordens vom heil. Michael ausgezeichnet. — Dr. Ernst Stochardt hat die Direction des landwirth- sehaftlichen Instituts an der Universität Jena übernommen. Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. z ool. -botanischen Gesell- schaft am 6. März sprach Josef Kern er über die geologische Beschaffenheit und die Flora des Dunkelsteincr Waldes in Nieder- österreich. Lelztere ist im Allgemeinen jener des Waldviertels ähnlich, doch finden sich an jenen Stellen, wo Serpentin auftritt, einige für die niederösterreichische Flora seltene Arten. Von besonderem In- teresse ist das Vorkommen von Galium parisiense , einer von Dr. Schur in der Wiener Gegend entdeckten Art. — Dr. H. W. R ei- ch ar dt gibt einen Beitrag zur Moosflora des Wechsels. Nebst einigen im Gebiete bisher selten beobachteten Arten , wie Junger- mannia quinquedentata , J. miwuta, legt er noch folgende für das Gebiet neue Arten vor: Junger mannia attenuata, albicans und sphaerocarpa, ferner Amphoridium Mongeotii, Grimmia Hartmanni und Gr. Doniana. — Professor Dr. Unger spricht über die von Dionys Stur bei Deva in Siebenbürgen in der obern Kreideformation gesammelten Pflanzenabdrücke, welche etwa 15 Arten umfassen und unter denen die einer Vochysiacae entsprechende Saleertia tran- silvanica Ung. und Phyllytes Sturü Ung. neu sind. Dr. Unger bemerkt, dass der Vergleich mit jenen ihm von anderen Lokalitäten in der oberen Kreide bekannten oder von ihm gefundenen Abdrücken zeige, dass keine derselben mit den aus Siebenbürgen vorliegenden übereinstimme, wornach er auf das besondere Interesse hinweiset, welches eine genauere Erforschung gerade dieser noch so wenig 12* in bekannten Formation in wissenschaftlicher Beziehung darbietet. — Der Vorsitzende Ritter v. Schröcking er sprach über Dr. Koster's Broschüre über die Verfälschung des Anissamens mit den Samen von Conium maculatum, welche der Gesellschaft von Seite des h. Staatsministeriums übermittelt wurde. Dr. Kost er in Amsterdam will beobachtet haben, dass der Anissame mit 5—10—20, ja selbst mit 50°/o Schierlingsame gemengt vorkomme und macht in obiger populär gefassten Broschüre auf die Unterschiede der beiden Samen aufmerksam durch Beifügung von Abbildungen der Pimpinella Anisum und des Conium maculatum. Die von dem Vortragenden über diesen angeblichen Sachverhalt angestellten Nachforschungen ergaben, dass in Amsterdam nur einmal ein Fall vorkam, wo eine aus Russland eingeführte Partie von Anissamen mit einer, jedoch nicht bedeuten- den Quantum Schierlingsamen gemischt war, und dass auch dem Dr. Koster nur eine solche Partie bei seiner Untersuchung vorlag. Die vom Sprecher am Wiener Platze angestellten Untersuchungen Messen keine Spur einer Verfälschung mit Sehierliiigsamen nach- Aveisen. Die Angaben Dr. Kost er s seien daher auf ein sehr be- scheidenes Mass zurückzuführen, umsomehr, als auch bei dem einzig vorgekommenen Falle mehr der Zufall als irgend eine bös- willige Absicht im Spiele gewesen sein dürfte. J. i. — In einer Sitzung der Schiessischen Gesellschaft für vaterländische Kullur zu Breslau am 15. Nov. v. J. sprach Dr. Milde über die Torfmoose. Die Gattung Sphagnam, von welcher Ehrhardt 1780 nur 3, Bridel 6 Arten kannte, hat gegenwärtig deren etwa 40, davon. 13 in Europa, 10 in Schlesien; sie sind sämmtlich Sumpf- bewohner, vorzugsweise der gemässigten und kalten Zone eigen- thümlich. Die gemeinsten Arten S. acutifolium, ßmbriatum, cuspidatum, subseeundum , cymbifolium , wie das seltenere sqarrosum rigidum rubellum und Molluscum gehen in Schlesien von der Ebene bis ins Hochgebirge; S. Lindberyii, das bisher nur in Lappland bekannt war, ist vom Vortragenden 1859 auch auf dem Riesengebirge entdeckt worden, und schliesst sich an jene merkwürdigen phanerogamischen und kryptogamischen Gewächse, welche unser Hochgebirge mit dem hohen Norden gemein hat , offenbar als Ueberreste einer uralten Verbindung dieser jetzt so weit gelrennten Regionen durch das Meer. Von den Moosen des Riesengebirges sind 6 nur noch in Skandinavien zu finden, nämlich ausser Sphagnum Lindbergii noch Hypnum sarmentosum, ferner Dichelyma falcatum, Limnobium arc- ticum, L. ochraceum, Mnium cinclidieides (diese vier nur am kleinen Teiche). Derselbe gab Mitlheilung über die von ihm im letzten Jahre beobachteten selteneren P h a n e r o g a m e n , darunter eine für Schlesien neue; Turgenia latifolia um Freiburg, ferner Poterium Sangui&orba , Trifolium incarnalum von der Villa nova, Sturmia Loeselii Riemberg, Trifolium striatum Karlowilz, Caucalis daueoides Fürstenslein etc. — Dr. Colin legte monströse Kiefer- wipfel vor, die ihm vom Oberförster Flindt in Heinrichau über- sendet worden waren. An diesen war im Laufe des voricren Sotn- iners die Endknopse der Hauptachse durch eine Raupe zerstör( ; worden; in Folge dessen hatten sich die in der Regel verkümmerten Endknospen der kleinen zweiblättrigen Seitensprosse, die gewöhnlich als Nadelpaare bezeichnet werden, entwickelt, und waren zu längeren oder kürzeren Zweigen ausgewachsen, an deren Grunde die ur- sprünglichen beiden Nadeln , wenn auch verwelkt , noch deutlich erkennbar waren. Die Blätter dieser Zweige waren jedoch ähnlich wie an den gewöhnlichen Jahresschossen der Kiefer, nur in Gestalt abfälliger Schuppen ausgebildet, in deren Achseln sich die Seiten- achsen mit gestauchten Stengel und 5—6 Knospendecken, sowie 2 — 3 Blättern, gleich den gewöhnlichen sog. JVadelpaaren , hervor- sprossten. Es macht diese Missbildung das Entwicklungsgesetz der Kiefer anschaulich , welches auf einem fortdauernden Wechsel von Achsen mit verlängerten Internodien, Schuppenblättern, regelmässig entwickelten Achselknospen und einer grossen, unendlicher Ent- wicklung fähigen Terminalknospe auf der einen, und von Seiten- achsen mit unentwickelten Internodien, 2 — 3 Laubblätter (Nadeln) und verkümmerten Achsel- und Terminalknospen auf der anderen Seite beruht. Der Vortragende machte auf die Analogie dieser Bildungen mit den ebenfalls oft monströs entwickelten Fruchtzapfen, sowie mit den sogenannten Hexenbesen aufmerksam. — In einer zweiten Sitzung am 29. November v. J. gab Dr. Wimmer salikol ogische Mit- theilungen. Derselbe legt zunächst die Monographie des Dr. A. Kern er in Ofen über die niederösterreichischen Weiden vor, welche er als eine äusserst werthvolle Monographie bezeichnete , die in Bezug auf Biologie und 3Iorphologie, wie auf Systematik und Beob- achtung hybrider Formen vieles Neue und Beifallswürdige enthält. Salix relusa ist darin zu einer eigenen Galtung Chamitea, welche zwischen Salix und Poputus mitten innesleht, erhoben. Derselbe sprach hierauf über geographische Verbreitung der Weiden in Europa, und legte eine Anzahl Karten vor, in denen die Ver- breitung der wichtigsten Arten graphisch dargestellt ist. Es stellen sich hierbei merkwürdige Verschiedenheiten in den Arealen dar, in- dem z. B. Salix aurita und repens vom Polarkreis bis zu den Alpen reicht , S. purpurea einen ähnlichen, aber etwas südlicheren, 5. vimi- nalis einen schmäleren Gürtel einnimmt, S. incana dagegen nur dem südlichen und mittleren Europa eigen ist, S. cinera durch eine von NO. nach SW., S. iioida dagegen durch eine von SO. nach NW. gehende Vegetationslinie begrenzt, S. lappoiium nur den hohen Norden, Riesen- gebirge und Podolien, S. myrtilloides ausserdem auch dem bairischen Hochland, phylieifolia dem höchsten Nordosten, sowie isolirten Punkten in Schottland, Holstein, Harz, Riesengebirge, S. glabra nur den Ost- alpen eigentümlich ist. Schliesslich legte derselbe eine von Herrn Dr. Heydenreich in Tilsit eingesendete Sammlung von Wei- den vor, die an interessanten, zum Theil neuen Bastarden sehr reich ist. — In einer weitern Sitzung am 24. Jänner d. J. legte Dr. Cohn 3 Tafeln aus einem vom Hülten-Director Janisch in Reinerz be- arbeiten Werk über die Diatomeen im Guano vor, welches 17£ nicht nur die Wissenschaft durch Beschreibung und Abbildung mehrerer neuer Gattungen (Margaritoxon) und Arten jener überaus zierlichen kieselschaligen Organismen bereichert, sondern auch von praktischem Werth ist ; es wird durch dasselbe dem wissenschaftlichen Landwirth eine mikroskopische Analyse des Guano ermöglicht, die über Echt- heit und Herkunft der einzelnen Sorten den sichersten Aufschluss gibt. Die Tafeln sind von Herrn Janisch mit grosser Meisterschaft auf Stein gezeichnet und in dem lithographischen Institut von Krim- mer in Gleiwitz gedruckt. Prof. Dr. Göppert zeigt eine von Klempnermeister Adler in Breslau, nach einem Erfurter Modell an- gefertigte sogenannte Kräutersäule vor; sie besteht aus weiss- lackirtcm und vergoldetem Zinkblech , ist inwendig hohl und mit Erde gefüllt, von Petersilienlaub umrankt, welches aus mehreren Löchern in ihrem Umfang hervorspriesst, während aus dem Capital Hyacinthen hervorblühen. Thongefässe von ähnlicher Einrichtung sind hier schon von Alters her bekannt. Hierauf trug derselbe eine Be- schreibung der Boden- und Höhenverhältnisse Schle- siens mit Rücksicht auf Pflanzengeographie vor. „Herr Director Prof. Dr. Wim m er hat im zweiten Theile der 1. Ausgabe der Flora Schlesiens bereits im Jahre 1844 eine Uebersicht der pflanzengeographischen Verhältnisse unserer Provinz geliefert und so ihre Pflanzengeographie begründet. Seit jener Zeit haben sich aber die Gesichtspunkte der Verbreitungsverhältnisse sehr erweitert und insbesondere einen, so zu sagen analytischen Weg eingeschlagen. Untersuchungen über Verbreitungscentra und Vegetationslinien haben sich an andere über die Urheimath der Pflanzenarten der einzelnen Floren angeschlossen , ob Pflanzen des Gebirges oder der Ebene als ursprünglich anzusehen sind , ob es constante Pflanzen des Diluvial- und Alluvial-Bodens , oder wähl auch solche gibt, die aus früheren Erdperioden stammen u. dgl. Fragen die nur zur Entschei- dung kommen können, wenn das Areal der Floren selbst genauer bestimmt und gesichtet ist. Zu diesem Zwecke hat der Vortragende nach dem gegenwärtigen Stande der geognoslischen und hypsome- trischen Forschungen unserer Provinz eine Beschreibung derselben entworfen, in welcher beiden Richtungen mit steter Berücksichtigung merkwürdiger lokaler Vegetationsverhältnisse möglichst Rechnung getragen wird. Von dem tiefsten Punkte der Provinz, dem Bette der Oder, wird ausgangen , welche sie in 2 ungleiche Hälften , in eine SW. grössere und eine NO. kleinere theilt. Diese Hälfte wurden ein- zeln betrachtet und nicht bloss der Verlauf und die Beschaffenheit der Gebirgszüge, sondern auch der Abfall derselbe und die Beschaffen- heit der Ebenen in Betracht gezogen; der Verlauf der grösseren Flüsse, die sich fasst sämmtlich in die Oder ergiessen, dient hier als Leiter, weil sie fasst sämmtlich hypsometrisch bestimmt sind. Von der ziemlich umfangreichen, schon vor vielen Jahren zum Zwecke der Vorlesungen über schles. Flora entworfenen Arbeit wurden nur aus der Beschreibung der südwestlichen Hälfte ein paar Abschnitte vor- getragen , um die Art der Behandlung zu zeigen und der Wunsch 175 ausgesprochen, alle diese Daten auf einer Karle verein!, bildlich dar- gestellt zu sehen, worauf nun die weiteren, oben angedeuteten Unter- suchungen zu basiren waren, denen sich unsere Botaniker nach dem Beispiele mehrer Nachbarstaaten für die Zukunft wühl nicht entziehen können, da die Verhallnisse Schlesiens unstreitig nicht bloss eine lokale, sondern auch eine allgemeine Bedeutung für die Flora von Mitteleuropa überhaupt besitzen. Als ausgezeichnete Arbeiten dieser Art sind unter andern die von der k. baierischen Akademie ver- anlassten Arbeiten des für die Wissenschaft zu früh verstorbenen Sendtner's über Verhältnisse Baierns angesehen, die der Section vorgelegt wurden. Dr. S t e n z 1 stellt den Antrag, dass auf Anre- gung des Vortrags und behufs einer einstigen Erledigung der in demselben zur Sprache gebrachten Aufgaben von Seite der Schlesi- schen Gesellschaft und mit Unterstützung der in der Provinz zer- streuten wissenschaftlichen Kräfte, das Material zu einer voll- ständigen natur wisse nschaft lichenBesch reib ung Schi e- s i e n s, mit besondererBerücksichtigung seiner Gebirge, zusammengebracht werden möge. Nach einer längeren Debatte wird eine Commission zur Vorbereitung dieses wichtigen Gegenstandes gebildet. — Sämmtliche Gartenbau-Gesellschaften Belgiens haben sich zu einer gegenseitigen Verbindung geeinigt und als „Föderation des Societes d'Horticulture de Belgique" jene Aufgaben veröffentlicht, die sie für dieses Jahr zur Beantwortung aufstellen und mit Preisen von 100 — 500 Franken dotiren. Diese Preisangaben lauten: 1. Botanische Monographie und Culturgeschichte einer beliebigen Gattung oder Familie. 2. Schilderung des Einflusses der Unterlage auf das Pfropf- reis und des letzteren auf jene. 3. Die Naturgeschichte der den Gärten schädlichen Thiere und die Mittel gegen diese und zur Ab- hilfe ihrer Verwüstungen. 4. Beschreibung der Krankheiten, welche die Tanne in Belgien befallen und der Mittel zu deren Bekämpfung. 5. Darlegung der bekannten Thatsachen über den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntnisse über die Beziehungen des Stickstoffes und seiner Verbindungen zur Vegetation. Die Beantwortungen sind bis zum 15. August 1861 an A. Roy er in Namur oder an Ed. Morren in Lültich, in französischer oder in flämischer Sprache geschrieben, einzusenden. Die eingelaufenen Abhandlungen bleiben Eigenthum der Verbindung und die Autoren erhalten 100 Abdrücke derselben. — Die Societe horticole et agricole de Verviers ist durch eine Section de Botanique vermehrt worden. Diese wird wissen- schaftliche Zusammenkünfte abhalten und ein Herbarium der um Verviers wachsenden oder angebauten Pflanzen anlegen. — In Wien hat sich ein „Verein zur Verbreitung naturwissen- schaftlicher Kenntnisse" constituirt. dessen Hauptaufgaben, nebst der Abhaltung öffentlicher populärer Vorträge über naturwissenschaftliche Gegenstände auch die Herausgabe von Druckschriften naturwissen- schaftlichen Inhaltes , die Unterstützung und Förderung populärer naturwissenschaftlicher Publicationen, endlich die jährliche Abfassung i;t; eines Berichtes über den Sland der naturwissenschaftlichen Thätigkeil in Oesterreich bilden sollen. Literarisches. — Von Prof. Dr. Wart mann ist ein Bericht über die Thätig- keit der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft während der Vereinsjahre 1858 — 60, erschienen. Derselbe enthalt unter dem Titel „Beiträge zur St. Gallischen Volksbotanik" von Dr. Wartmann eine fleissige Zusammenstellung- der im Kanton St. Gallen volks- tümlichen Benennungen der Pflanzen , mit Beifügung derjenigen arzneilichen und technischen Anwendungen, welche das Volk von ihnen macht , ferners der sich auf Pflanzen beziehenden Volkssagen. Da eine kleine Anzahl von Separatabdrücken dieser Abhandlung der Buchhandlung übergeben wurde, so ist dieselbe den sich für diesen Gegenstand Interessirenden leicht erreichbar. Sammlungen. — Die prachtvollen und reichhaltigen Sammlungen des ver- storbenen Professor Massalongo dürften wahrscheinlich von der k. Akademie der Wissenschaften in Turin angekauft werden. — Hillebrand's Herbarium hat sein Nachfolger, Franz 3Ialy, botanischer Gärtner im oberen Belvedere, käuflich an sich gebracht. — Das Herbarium R. Brown's ist von dem russischen Staats- rath von Turczaninow- angekauft worden. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Müller in Eldena mit, Pflanzen aus Pommern. — Von Herrn Patze in Königsberg mit Pflanzen aus Ostpreussen. — Von Herrn Dr. Krzisch in Tirnau mit Pflanzen cus Ungarn. — Von Herrn Oberlan.desgerichtsrath Veselsky in Wien mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Kloeber in Brody mit. Pflanzen aus Galizien. — Von Herrn Schedl in Wien mit Pflanzen von Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Lagger in Freiburg, Prof. Hofmann in ßrixen, Professor Hazslinsky in Eperies, Rittmeister Schneller in Pressburg, Keck in Aistershaim, Dr.Purkyne ir. Weisswasser, Dr. Pavai in Nagy-Enyed, Dr. Arndt in Greifswald, Prof. von Niessl in Brunn, Dr. Putsch in Kremsmünster, Sautermeiser in Klosterwald, Hoh- maier, Veselsky und Dr. Reich ardt in Wien. Correspondenz der Redaktion. Herrn V. d. L. in J. „Wird mit Dank benutzt." — Herrn D. K. in T. „Bitte um ein erweitertes Desideraten-Verzeichniss." — Herrn D. H. in U. „Unmöglich, da Ihre Desideraten dermalen vergriffen sind." — Herrn K. „C'arex paeifica Drej. = C. Drejeri Lang." — Herrn P. in G. „Alle drei Arten erwünscht." Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von f. Gerold. Druck von C. Ucberreuter. Oesterreichisclie BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift Rn#L 0II0NIIM1 Fo PS t I11Ü IlIlftT A^TZtP C WSftfcll, Ä Ä»4 Wie*) mit Sil. «5 kr. Oest. W. Urtl lllU ' "CnUIIUlllCII, 1 Ul JHUlttllllOl, rtU MC, M pränumeriren. (3 Thlr. 10 Sgr.l . . . . _ , .. Im Wege des eanzj ährig. oder APOlllCRer NRQ IcCuülker. Buchhandels übernimmt mit 3 H. A3 kr. Oest. \V. I Pränumeration halbjährig. C. Gerold" s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile lffO Ct s0 wie alle übri?en 10 kr. Oest. W. El =' O« Buchhandlungen. XI. Jahrgang. WIM. J»»i 1861. INHALT : Ansüug auf den Biocovo. Von Sardagna. — Beiträge zum Genus Draba. Von ü. Stur, — Correspondenz von Dr. Kr zisch, Dr. Land er er. — Personalnotizen. — Vereiue, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botaniseber Tauschverein. — Mitteilungen. — Inserat. Ein Ausflug auf den Biocovo in Dalmatien. Von Michael R. von Sardagna. lrofessor Alschinger beschrieb im 9. Jahrgange dieser Zeitschrift einen Ausflug auf den Biocovo, den er am 20. Juli 1858 unter- nommen hatte. Ich bestieg denselben Berg am 24. Mai vorigen Jahres und da ich glaube, dass eine Skizze dieser Excursion für manchen Botaniker nicht ohne Interesse sein dürfte, so gebe ich solche in nachfolgenden Zeilen , nach den von mir zur Zeit meiner Reise durch Montenegro und Dalmatien aufgezeichneten Notizen. Nach meiner Rückkehr von Montenegro in Macarsca war es meine erste Sorge, die Vorbereitungen zur Besteigung des Biocovo zu treffen. Herr Ritter von Tommasini, in Triest, dem ich hier meinen verbindlichsten Dank für seine freundliche Theilnahme an meiner Reise ausspreche, theilte mir während meines kurzen Aufenthaltes in Triest, die Beschreibung der Reise d^s Königs Friedrich August von Sachsen mit. Dieselbe regte mich an, den Biocovo, wenn auch in einer zu frühen Jahreszeit zu besteigen Der einstige Führer des Königs von Sachsen war Matteo Damian aus Kotitschina. Ich fand ihn noch am Leben, allein er ist ein alter kränklicher Mann geworden und ich musste mich daher um einen andern Begleiter umsehen. Zu diesem Zwecke wandte ich oesterr. Botan. Zeitschrift 6. Heft. 1861. 13 178 mich an meinen Hausherrn (in Dalmatien vergisst der Reisende bald die Hotels), dem Padrone des „Caffe dell' Imperatrice", der mir auch bald einen Führer besorgte, einen Einwohner des nahen Dorfes Macar; leider aber sprach und verstand derselbe keine Silbe italienisch. Dieser Umstand und die Gefahr Wuki (Wölfe) zu begegnen, machten mir einen zweiten Begleiter unentbehrlich. Man brachte mir einen stattlichen Mann, der auch, da er als kaiserlicher Soldat in einem italienischen Regiment gedient hatte, die Function eines Dolmetsch übernehmen konnte. Ungefähr um 5 Uhr Abends brachen wir von Macarsca auf und schlugen den Weg nach dem Dorfe Macar ein, wo ich im Hause meines Führers übernachten sollte. Gleich ausserhalb der Stadt hatte ich Gelegenheit zu sammeln: Aegüops ovata L. , Sonchus asper Vill. Hieracium ßorentinum var. praealtum Fl. Dalm. An erdigen trocke- nen Abhängen prankte die Campanula Kitaibelii und Valerianella eri ocarpa D s v., während die Aecker mit der schönen Celsia Orien- talin L. und Anrhusa variegata Lehm, geschmückt waren. Als ich diese Pflanzen einlegte sprach der Morlake mit meinem andern Be- gleiter und fixirte mich dabei mit seinen rabenschwarzen Augen wunderlich genug. Aus dem Worte Trava (Kraut) , dem einzigen, welches ich aus dem wohlklingenden Gespräche verstand , und aus zwei wunderschönen Exemplaren von der Campanula, die der Morlake mit lachender Miene aus dem Boden riss, ersah ich, dass das Gespräch sich auf „angewandte Botanik" beziehe. Meine Erklärung, dass ich Pflanzen sammle, um sie zu studiren, schien beide wenig zu be- friedigen, denn nach einer kurzen Debatte sagte mir der Dolmetsch, dass der Morlake schon wisse, was ich suche, dass ich ein Apotheker sei und den Biocovo besuche, um die Trara ziviza (Lebenskraut) zu holen, die für alle Krankheiten gut ist, auf der Welt nirgends als dort oben wachse und die zu suchen, sogar ein König vor Jahren gekommen sei. Dieser letzte Umstand und die Popularität der Pflanze machten mich neugierig, dieselbe kennen zu lernen und ich Hess dem Morlaken sagen, mir sie zu zeigen, sobald er sie zu Ge- sicht bekomme. Nahe am Dorfe Macar fand ich Helychrysum angustifoliumL., doch nur wenig entwickelt. Es ist die Pflanze, auf der in Macarsca die Seidenraupen ihre Coccons spinnen. Chrysanthemum Turreanum Vis., aus welchen in Dalmatien persisches Insekten-Pulver fabricirt wird. Ferners fand ich den schönen Lagurus ovatvs L., der sogar in den Gassen von Ragusa wachsend angetroffen wird. Angelangt in das Dorf, wenn man so einige Häuser in der Gestalt unserer Alpenhütten nennen kann, wurde ich in die Behau- sung meines Führers eingeführt. Ich will mir die Beschreibung eines morlakischen Bauernhauses ersparen und weise die Wissbegierigen auf Kohl's treffliches Werk, allein das muss ich bemerken, dass ich hier wie allenthalben sehr gut aufgenommen wurde. Ueberhaupt kann ich versichern, dass man sowohl in Dalmatien, als auch in Montenegro ebenso sicher reist und mit derselben Gastfreundschaft 179 aufgenommen wird, wie in unseren Alpen. — Nach kurzer Frist wurde das Abendessen aufgetragen, es bestand aus Salat, der auf eine echt homerische Weise zubereitet wurde und aus Brut, wie es der Morlake auf einem glatten Steine und unter einem mit glühen- den Kohlen belegten eisernen Deckel backt. Ich genoss von einem mitgebrachten Schinken und hatte dabei Müsse, die athletischen Ge- stalten der Morlaken und Morlakinen in ihren malerischen Trachten zu beobachten. Die Manner alle waren mit Hantscharen, Pistolen und albanesischen Flinten , stets im schussfertigen Zustande, wohl ausgerüstet. Diese und dazu die eigenthümlichen Gegenstände inner- halb der von Rauch geschwärzten Wände , als Spinnräder, Pflüge, W'ebestühle, alles von mir fremder und dabei primitivster Form machten einen eigenthümlichen Eindruck auf mich, und unwillkürlich fragte ich mich, warum hier die Kultur keinen Boden für ihre Ent- wicklung finde , hier, wo der schwerfallige kolossale morlakische Wagen , dessen Räder aus durchbohrten, mit dem Beile roh zu- gehauenen Holzblücken bestehen, nur wenige Schussfernen weit von den prächtigen Lloyd's-Damplern, den Verkehr auf dem Lande ver- mittelt. Ich brannte mir eine Cigarre an und setzte mich vor der Thür des Hauses unter einem majestätischen Maulbeerbaume nieder, um den magischen Sonnenuntergang unter diesem schönen südlichen Himmel mit Inbrunst zu geniessen. Bald folgte mir die ganze Fa- milie. Frauen, Kinder, Männer sassen auf Feist nblöcken , die wie gewöhnlich das Haus verbarrikadirten, die Männer mit der nie fehlen- den Tabakspfeife, die hier schon mancherlei Variationen unterworfen ist, während in Montenegro der Tschibouk noch immer seinen Platz behauptet. Nachdem die Trava ziviza wieder besprochen wurde, wechselte der Familien-Vater mit meinem ambulanten Lexikon einige Reden« die in das Italienische übersetzt dahin lauteten, dass im Hause kein Bett zu haben sei, nur eine Matratze und dass ich in demselben Gemache übernachten könne, wo der Alle mit seiner respectiven Ge- nial in schlafe. Die Ehre war gewiss grösser, als das mir erwiesene Vertrauen. Das Zimmer war die Küche oder der Speisesaal , wo man kurz vordem ass und hier wurde die Matratze auf dem erdigen Boden ausgebreitet. Schon während des Speisens gewahrte ich em- pfindliche Spuren von Insekten, daher liess ich auch die Matratze auf den Tisch werfen, der mir so als mechanischer Isolator dienen sollte. Noch einige Male „Dobra noz" (Gute Nacht) wünschend und dann schlief ich ein. Noch war es dunkel, als mich ein kräftiges „Scior" weckte und zum Aufbruch mahnte, allein nicht sehr schnell waren wir marschfertig, denn der Morlake hatte für seine „Re\ anda" noch ein Gemisch von Wein und Wasser zu besorgen und den Dolmetsch beschäftigte das Zusammenschnüren eines Paares alter Opanken, die ihm der Hausvater zur Besteigung geborgt hatte. Es wunderte mich Anfangs, dass eine so leichte und scheinbar schwache Be- 13* schuhung einer starken vorzuziehen sein sollte, allein die Erfahrung belehrte mich bald eines Bessern. Es war halb vier Uhr, als wir unsern Weg antraten und zwar auf dem der Meeresseite zugekehrten Pfade, der ziemlich senkrecht und mühsam zu begehen ist. Ein besserer Weg befindet sich auf der entgegengesetzten Seite, nämlich von Zagost aus. Der Berg kann auch noch von Duare und von Kotitschina aus bestiegen werden. Der ßiocovo ist im Ganzen mehr ein Aggregat von Bergen und sein höchster Gipfel, der „Sweti Jure" (6000'), ein Berg auf Berge ge- thürmt. Nach meiner Ansicht hat der Biocovo unter den Bergen Dalma- tiens die kühnsten und malerischesten Formen aufzuweisen. Er er- streckt sich der Küste entlang von Almissa bis gegen Fortopus in dem fruchtbaren Narentathal. Von Macarsca aus sieht man nicht seinen höchsten Gipfel, denn der Berg bildet eine fast senkrechte Wand. Während wir uns nun auf einer sehr steilen Bergrutsche, die aus lauter losen klingenden, echt dolomitischen Bruchstücken bestand, nur mit Mühe hinauf arbeiteten, sammelte ich Clypeola JonthlaspiL., Acinos villosus Pers., Arabis venia R. br. und A. muraiis Bert., Senecio rupestris W. K. , Ficaria ranvnculoides R chb. , Carduus pycnocephalus Jacq., Lunaria biennis Mönch., Biscutella hispida D. C. und die niedliche Campanula muraiis Portsch, die uns eine lange Strecke hindurch von dem Felsen zunickte. Auf letzteren fand ich auch so manche Moose, als: Weisia calcarea Hedw., Barbula aloides Koch., Grimmia apocarpa L., in mehren Formen, Gr. conferta Fk., Gr. pulvinata L., Bryum caespiticium L., Ortho- trichum Sturmii Hopp, et Hornsch. , Dislichium capillaceum L., Barbula ruralis L., die uns an tropfendem Kalkgestein den ganzen Weg begleitete, endlich Hypnum rusciforme ß. prolixum. Höher hinauf umgaben uns fast gänzlich vegetationslose Felsen, der wahre Typus der durch Regen ausgewaschenen Berge Dalmatiens. In Schluchten und in Felsenritzen fand ich: Cerastium grandiflorum W. K. , Scilla pratensis W. K. , Vesicaria sinuata Poir. , Ficaria ranunculoides Rchb. , Hutchinsia petraea R. B r. und Sideritis montana L. Der Morlake war inzwischen vorausgeeilt und versuchte die Dauerhaftigkeit seiner Opanken auf den Spitzen der Felsen indem er mit beneidenswerther Leichtigkeit und Equilibristik von einem Blocke zum andern setzte. Der zweite Begleiter aber half mir die Pflanzen in oft gefährlichen Stellungen einsammeln und die gesammelten ein- legen. Plötzlich hörten wir einen Schuss. Wie in den Bergen Tirol's die Führer, sobald sie auf Anhöhen gelangt sind, zu jodeln pflegen, so pflegt man in Dalmatien zu schiessen, in Montenegro sogar bei Ankunft und Aufbruch von einem gastlichen Hause. Wir halten noch eine gute halbe Stunde zu ringen, ehe wir die Stelle erreichten, wo der Morlake geschossen hatte. Dort sass er, ganz gemächlich seine Pfeife schmauchend und seinen Weinschlauch herz- lich küssend. Es war 9 Uhr. Wir befanden uns auf der Höhe der fast senkrechten Wand des Berges. Vor uns lag ein ödes Hoch- 18t land von grauen nackten Klippen umstaart, die bald Kessel, bald Schluchten bildeten. Aus dieser Ablagerung- erhebt sich rechts der Triglaw, links der Sweti Jure. Schnee war noch reichlich vorhanden. Hinler uns war Macarsca dem Blicke entschwunden, so dass man hätte glauben können , man falle von dieser Höhe gerade in das Meer, und die fünf Miglien von Macarsca entfernte Insel Brazza war sehr nahe gerückt. Die Sonne brannte empfindlich und ich sehnte mich nach Wasser und frug darnach. Der Morlake liess mir sagen, dass wir in einer Stunde eine Quelle finden würden, dabei reichte er mir seinen Schlauch, dessen Inhalt mir trotz seiner Wärme und trotz des widrigen Geruches mundete. Ich dachte an Ritter v. Tommasini, der mich versicherte, dass man in Dalmatien auf so manchen Berg das Wasser mittragen muss. Bald wendeten wir uns den Triglaw zu und während wir bei- nahe eine Stunde lang die Felsen nach allen Richtungen begingen, die formlos und in ihrer wildesten Gestall uns umgaben, wuchs meine Ausbeute auch nicht um eine Pflanze, nicht einmal ein Moos konnte ich erhaschen. Doch plötzlich öffneten sich die Felsen und wir waren in eine liebliche Oase versetzt. Es war ein Thälchen von Schnee umgeben, auf dessen nasser schwarzer Erde in herrlichstem Farbencontraste prangten Narciss'S poeticus L., Crocus vernus All., Erythronium Dens canis L. flore violaceo. Ueber Felsenplatten, deren Länge ich, dank meinen allzu stark benagelten Bergschuhen, einigeinale mass, gelangten wir an die Basis des Triglaw. Hier wechselte die Scene und uns kam ein Hochwald in Sicht, dessen Boden mit Schnee bedeckt war. Am Fusse des Gipfels fanden wir ein bebautes Ackerstück, wie ich glaube war da Roggen angebaut. An einem Felsen erblickte ich einen Rasen mit rosenrothen Blüthen, es war die Saxifraga coryophylla Friess. Am Saume des bemerkten Ackers sammelte ich : Cardamine maritima Port., Thlaspi praecox Wulf., Doronicum caucasicum Roch., Nasturtium lippizense D. C. Weiter hinauf Linum anyustifolium Huds., Cardamine thaiietroides All., Myosotis alpestris Schm., und Malcolmia Orsiniana Bert. Auf dem Triglaw musste auch die weltberühmte Trava ziviza vor- kommen, aber der Morlake sagte, dass es für diese noch zu früh sei, doch fand er einige Blätter, die er mir als Ziviza wies, mir schienen sie einem Thymus anzugehören. Vom Triglaw schnell absteigend gingen wir dem Sweti Jure zu. Zwischen den zwei Gipfeln betraten wir Schnee, der oft einen Schuh hoch war. Am ärmsten fiel die botanische Ausbeute auf letzteremaus. Ich fand nur Draba Aizoon Wahlb., Poa bulbosaL., Orchis sambucina L., auch in der Varietät incarnata, äusserst selten Viola heterophy IIa Bert. var. gracilis Flor, graec. und Corydalis solida Sm. Wir hatten noch eine gute Stunde zu steigen um die Kapelle zu erreichen, den Standort der von Professor de Visiani dort aufgefundenen Campanula serphyltifolia. Die Pflanzenwelt schien jetzt im vollen Winlerzustande zu sein und zwischen dem Gestrippe war noch allenthalben reichlich Schnee vorhanden. Der 18? Wind pfiff stark und kalt, wir arbeiteten uns, oft „auf allen Vieren", schneller hinauf, noch eine kurze Bergrutsche und die berühmte Spitze war erreicht. Franz Petter ergab sich auf dieser erhabenen Stelle philoso- phischen Betrachlungen, indem er dachte: Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken und die Schifffahrt selbst ermisst sie kaum; doch auf ihrem unermesslichen Rücken ist für zehn Glückliche nicht Raum! *) Ich hatte keine Müsse hierzu, denn die bewältigende Fernsicht erfüllte mein ganzes Wesen und ich glaube, wenigstens in diesem Augenblicke hätte Petter nur noch neun Glückliche zu finden gehabt. Gegen Norden die Inseln Dalmatiens, ausgebreitet wie auf einer Karte rechts die Morlakei mit den Flecken, Imoschi, Vergoraz und der nahen See, über die Grenze hinaus die fruchtbare Ebene der Herzegowina, links begrenzte ein schwarzer Strich, der mir als die Küste von Apulien bezeichnet wurde , die ungeheure Wasser- fläche. Nachdem wir wohl eine gute Stunde auf der Spitze zu- gebracht hatten, war es 1 Uhr geworden. Auf der Rückkehr, die nun sehr schnell vor sich ging, da wir nicht mehr den früheren grossen Umweg über den Triglaw machten, fand ich Helianthemum Fumana Mi 11. und Clilora perfoliata L. Um 5 Uhr befand ich mich in meiner nächtlichen Herberge und um halb 7 Uhr sass ich im „Caffe dell' Imperatrice" bei einem Glase vortrefflicher Limonade. Es bleibt mir nur noch übrig, einige Pflanzen zu bemerken, die ich um Macarsca sammelte. Es sind folgende: Marrubium candi- dissimum L., Pallenis spinosa Cas s., Carex divisa Huds., Daclylis glomerata L. var. hispanica, Psoralea plumosa Rchb., Medicago circinnata L. , Scorpiurus vermiculata L. , Zacyntha verrucosa Gärtn., Fumaria capreolata L., Trifolium stellatun L. , Phleum echinatum Hst., Coronilla creticaL., Allium roseum L., Ranunculus r^elutinusT en , R. muricatus L., R. Schraderianus Fsch. et Meyer, Euphorbia spinosa Wlf., Crepis purpurea L., Vaillantia muralish., ferners an Laubmoosen: Hypnum lutescens, H. 7nolluscum, H. seri- ceum, Borbula gracilis, B. laevipila, Neckera gracilis, Lasia Smithii, Bryum torquescens. Trient, im März 1861. F. Petter. „Dalmatien in seinen verschiedenen Beziehungen." II. Th. Seite 95. 183 Beiträge zur Monographie des Genus Draba in den Karpaten: Ungarns, Galiziens, Siebenbürgens und des Banates nördlich der Donan. Von D. Stur. (Mit 3 lithograpldrten Tafeln.~) (■Fortsetzung.) MM* Ifisiocurpa. 2. Draba lasiocarpa Rochel. 1813. pl. exsicc. cum Wahlen- bergio et aliis communicatae. (Flora 1824. 1. p. 190.) Folia rosulamm glauca lineari-lanceolata, lanceolatave apice acuta,usque2.lin. lata, ciliata; caulis scapiformis annotinusaphyl- lus, glaber; pedicelli plerutnque patentissimi , cum axe siliculae unguium subrectum includentes , siliculae longitudinem adaequantes vel duplo superantes, glabri; flores Ulis Dr. aizoidis minores; silicula lineari-lanceolata vel lanceolata, rar ins ovalis , utrinque rotundata; valvulae turgidulae, apice rotundatae, rarius acutae, glabrae vel ut plurimum hispidulae; Stylus '/i circ. lineam longus, stigma vix conspicuum. Variat: a. glabrata Schott (1850) siliculis glabris. Draba leiocarpa Schur nmscrpt. (1854). ß. Rochelia na siliculis per oras vel tota superficie hispiduiis. Obs. Inter stirpes permultas investigatas nee una innoluit, sili- culis in eodem racemo glabris et hispidulis, quales Celeb. Reiehen- bachius in sua Fl. Germ, excurs. commemorat. Draba lasioc rpa Rochel, Sturm H. 60. Draba aizoon Wa hlenb. Carp: (1814). n. 632 *. p. 193, partim quoad plantas e rupestribus mont. infer. Hungariae ex. gr. arcis Temetveny (nee in montibus Austriae, quae Dr. aizoidis var. pseudoaizoon nostra est). — Hazslinszky zool. bot. Ver. (1851) I. p. 206. — Andrae Beitr. Bot. Zeit. 1853. p. 415, partim (nempe Hercules-Bäder nächst Mehadia). — Dr. Gustav Reuss Kvetna Slovenska Schemnitz 1853. p. 44. — Paw- lowski Beitr. z Fl. Ober-Ungarns Verh. des Ver. f. Nalurk. zu Press- burg (1856) I. p. 25. — Heuffel Enum. pl. Banat. 1858. p. 23. n. 168. Draba aizoides ß. longepedicellata Reuss. Dr. Gustav. Kvelna Slovenska. Schemnitz 1853. p. 44. Radix perennis, sublignescens. Caud ex lignosus, dense ramo- sus, usque pollicem et ultra longus, veluti praecedentis conformatus; 181 t urion es serotini herbacei, demum lignescentes, breviores, vix un- quam folia rosularum excedentes, foliosi. Folia coriacea glauca, juniora linearia, adulta lineari-lanceolata, Ianceolatave, acuta, 3 — 12 lin. longa, juniora 2/s5 adulta Vis— 2 lin. lata nervo dorsali promi- nulo, planiuscula vel concava, angustiora plerumque carinata, pilis simplicibus, patentibus, mediam lalitudinem folii adulti subaequantibus, ciliata, non raro in utraque pagina apice tantum, vel rarius per totas folii angustioris paginas, aliquot setulis, ciliis subaequilongis, obsita. Caulis scapiformis e centro rosularum prodit annotinus erectus vel ascendens, aphyllus, glaber, florifer pollicaris, fructifer 3—9 poll. longus imo et pedalis, firmus sublignescens, superiore parrte vel jam a medio racemosus , rarissime apice subcorymbosus. Pedicelli florum subanthesi rhachide lere subnulIa,approximati, inaequilongi, post hanc rhachide sensim elongata, in racemum laxurn 1 — 5 poll. longum, 20 — 50 florum dispositi , rarissime rhachide abbreviata subcorym- bosi, fructiferi inferiores 2 — 9 lin. longi, superiores usque ad apicem rhachidis fere aequilongi, ibidemque breviores, patentissimi, cum axe siliculae angulum sübrectum includentes , subarcuati. Flor es Ulis Dr. aizoidis minores. Sepala ovalia concava, ty-s circ. lin. longa, Via'" circ. lata, obscure viridia, anguste lutescenti marginata, glabra, uti et petala cum staminibus post anthesin demum decidua. Petala obovato-cuneata. apice plerumque emarginata, 2 circ. lin. longa, l1/* circ. lin. lata. , sub anthesi sulphurea , post hanc albida, emortua alba. Slaminasub anthesi sepala adaequantia, vel plerumque excedentia, post hanc, et stylo jam e flore exserto, inter calicis etpetalorum apices intermedia. Silicula (matura) rarius ovalis, plerumque lanceolata vel lineari lanceolata, untrinque rotundata, 2*/i~b1/?. lin. longa, 1 — V/% lin. lata. Valvulae (delapsae) plerumque turgidulae. basi et apice rotundatae, rarius apice subacutae, nervosae, glabrae, vel ut plurimum per oras vel tota superficie pilis brevibus subulatis, erectis, adpres- sisve, hispidulae. Stylus persistens filiformis, versus apicem ali- quantulum attenuatus, stigmate subconspicuo coronatus, J/a lin. plerumque longus, rarissime 1 lin. adaequans. Semina in quovis loculo circiter 5 — 14. Habitat: a. glabrata Schott, in alpe Krajuluj = Königstein (Kotschy) et Butschetsch (Schur) Transsilvaniae. ß. Roclieliana. in rupestribus montium inferiorum Hungariae ex. gr. infra rudera arcis Temetveny Com. Nilriensis (Wahlenb.) et Sokoli Skali ibidem (Stur.); — an Kalkfelsen im Waldbache bei Szadellö, westlich von Torna (Pawlowsky); KalkfeJsen von Maloweska an den Ufern des Hernad, kaum drei Stunden von K aschau (idem) — Kalkfelsen bei Trebiow und Malo- weska (Hazslinszky); Transsilvaniae: Thordaer hasadök (Haynald, Fuss, Unverricht) ; —in rupibus calcareis montis Ocsem teteje in Sede Csik Transsilvaniae (Haynald) — in rup. calc. alp. Arpas, 6000' (Schur) ; — in monte Schuler 5000' calcar. prope Coranam (Schur); — in rupestr. calcar. Banatus ad rudera arcis Krassova (Wierzb.), Oravicza et Csiklova (Wierzb.) Skofajna-Berg bei Majdan (Wierzb.), Dioser Hügeln (idem); ad Thermas 185 Herculis (Heuffel, Unverricht, Andrae), Marienkreuz am Fusssteige auf den Domugled (Heuffel, Stur.), Räuberhöhle (Andrae, Stur.). 3. Draba com pacta Schott., Nym. et Kotschy. Analecta botanica. pag. 50 (1854). — Tab. I. Folia rosularum lineari-lanceolata, apice sensim acuta, usque lineam lata, ciliata ;caulis scapiformis annotinus aphyllus, g 1 a b e r ; pedicelli patentes, rarius patentissimi, axi siliculae fere parallelli, siliculae longitudinem subaequantes, glabri; fiores illis Dr. aizoidis minores: silicula elliptica, ovalisve utrinque eximie rotundata, vel immatura apice plerumque obtusa; valvulae plerumque turgi- dulae , utrinque rotundatae, glabrae, vel ut plurimum hispidulae; Stylus x/\ circ. lin. longus, Stigma vix conspicuum. V a r i a t : a. pseudoaizoides: siliculis glabris. ß. Schottii: siliculis per oras vel tota superflcie hispidulis. Obs. Inter stirpes centenas nee una mihi obvia oecurrit, sili- culis glabris et hispidulis in eodem racemo. Draba ciliaris Bau mg. Enum. stirp. Trans. II. p. 230 partim. Draba aizoon Andrae Beitr. Bot. Zeit. 1853. p. 415 partim, nempe pl. ex Alpe Piatra Krajuluj. Radix perennis sublignescens. Caudexlignosus, laxe ramosus, uti praecedenlium conformalus; turiones serolini, pollice breviores foliosi. Folia lineari-lanceolata, apice sensim acuta, 2 — 6 lin. longa, l0/n — 1 lineam lata rarissime latiora, nervo dorsali prominulo rarius carinata, plerumque coneava vel planiuscula, pilis simplicibus paten- tibus.tenuibus, mediam latitudinem folii subaequantibus, versus apicem folii longioribus, ciliata. Caulis scapiformis e centro rosularum prodit annotinus erectus vel adscendens, aphyllus, glaber, florifer plerumque in rosula adhuc inclusus, fruetifer 1 — lVi poll. longus, rarissime longior, superiori parte vel jam a medio racemosus. Pedicelli florum corymbosi, approximati, post anthesin in racemum densum vix unquam pollicem excedentem, 10—20 florum dispositi, fruetiferi inferiores l1/* — 21/a lin. longi, superiores sensim breviores, patentes , rarius patentissimi axi siliculae sub parallelli, non raro arcuati. Fl o res, illis Dr. aizoidis aliquantuluni minores. Sepalaovalia coneava, l1/» circ. lin. longa, l/i lin. circ. lata, obscure viridia vel flavescenti marginata, glabra, uti et petala cum slaminibus post anthesin deeidua. Petala obovato-euneata, apice plerumque emar- ginata, 2 che. lin. longa, 1 circ. lin. lata , sub anthesi aurea, emortua lutescentia. Stamina sub anthesi sepala excedentia, post hanc et jam stylo exserto, petala non excedentia. Silicula (matura) elliptica ovalisve, utrinque-eximie rotundata vel plerumque immatura apice obtusa, 2 -2 y2 lin. longa, 1—1 '/a lin. lata. Valvulae (delapsae) plerumque turgidulae, basi et apice eximie rotundatae, nervosae, fr86 glabrae aut ut plurimum per oras vel tota superficie pilis brevibus, subulatis, erectis adpressisve, sparse hispidulae. Stylus persistens filiformis, versus apicem aliquantulum attenuatus, stigmate sub- conspicuo coronatus, l/i lin. longus, vix unquam V* lin. attingens. Semina in quovis loculo 6 — 10. Habitat: a. pseudo aizoides hucusque tantum e regione alpina montis Butschetsch Transsilvaniae : Spinte Katurje, nota (Stur.). ß. Schottii in jregionibus alpinis montis Krajuluj (Kotschy), et Butschetsch (Bau mg., Sigerus, Kotschy, Schur) locis: Vurfu Pastiului rechts vom Omu (Fronius), Vurfu Omuluj , Spinte Katurje, et Fundu Cziganeschti (Stur), nee non Kalkfelsen Kolzu Galbinarie gegen Közunu din schos. (Stur). III. Mongirostris. 4. Draba Haynaldi n. sp. — Tab. II. Folia omnia pilo validiori mucronata , turionum, r os li- la ru m q u e e x t e r i 0 r a pilis mucrone debil ioribus pauciciliata, r 0 s u- larum interiora aut plerumque omnia ciliis orbata, linearia vel lineari-lanceolata l/n lin. circ. lata; caulis scapiformis anno- tinus aphyllus, glaber ; pedicelli erecti, siliculae longitudinem adae- quantes vel superantes, glabri; flores magni; silicula ovata, rarius, elliptica, basi rotundata, apice attenuata, acuta; valvulae basi ventricoso-turgidae , apice comp lanatae acutae, dense hispidae; Stylus rarius lineam adaequans, plerumque eadem brevior, stigma subconspieuum. Variat: a. orbata foliis, fere omnibus tantum mucronatis, rosulis densioribus sub-clausis, caule breviore, silicula et stylo minore. ß. ciliata foliis turionum, rosularumque exterioribus ciliatis, interioribus ciliis orbatis, turionibus elongatis, caule altiore, siliculis et stylo majusculis. Draba ciliaris B;iumg. Enum. stiip. Trans. II. p. 230 partim. Radix perennis sublignescens. Caudex lignosus, ramosus, usque pollicem longus, uti praecedentium conformatus ; turiones serotini, yipoll. circ. longi, laxe foliosi. Folia omnia pilo validiori circiter semilineari mucronata, turionum, rosularum quo ex- teriora pilis debilioribus brevioribusque pauci-ciliata, rosularum interiora aut plerumque 0 mnia ciliis orbata, linearia vel lineari- lanceolata, 1—5 lin. longa, usque l/s lin. plerumque vix unquam Vi lin. lata, nervo dorsali valido ' carinata. Caulis scapiformis e centro rosularum prodit annotinus, erectus vel adscendens, aphyllus, glaber, fruetifer 1 — i^/i raro 2. pollices superans, superne vel jam a medio raeemosus. Pedicelli florum corymbosi, approximati, post anthesin in racemum subsemipollicarem, usque 6 florum dispositi, 187 glabri, fructiferi inferiores 2—4 rarius 5 lin. longi, superiores sensini breviores, erecti, demum patentes. Flore s magni. Sepala ovalia concava, 1 x/i circ. lin. longa, 1 lin. lata, viridia, late albido-mar- ginata, glabra , uti et sepala cum staminibus post anthesin demum decidua. Petala obovato-cuneata, apice plerumque emarginata, lon- gitudine sua 2 lin. adaequantia vel paulo superanlia, l1/* lin. lata, lutea, emortua albicantia. Staminasub anthesi sepala subaequantia, post hanc et jam stylo e flore exserto petalis breviora. Sil i— cula (matura) ovata , rarius elliptica, basi rotundata, apice atte- nuata, acuta, 2. rarius 3 lin. longa, lyfe lin. circ. lata. Val- vulae (delapsae) basi ventricoso - turgidae, apice complanatae, acutae, enerviae, tota superficie pilis longiusculis, arcuato-erectis dense hispidae. Stylus persistens filiformis, versus apicem ali- quantulum attenuatus, s tigmate vix conspicuo coronatus, bAi — 10/i2 lin. longus , rarius lineain adaequans. Semina in funiculo valde tenello, flexili, delapsis valvulis foras eminente subpersistentia, in quovis loculo 3 — 8. Habitat: a. orbata in regione alpina montis Butschetsch (Baumg., Meschendörfer) locis : Spinte katurje, et Kolzu Galbinarie versus Küzunu din schos, in rupe calcarea (Stur). ß. ciliata tantuin e Piatra Krajului a celeb. Kolschy loco : Kalkfelsen über Pojana Batschi, fructifera allata. B. Leubodraba De C. J. flattni&ensis. 5. Draba fladnizensis Wulf. Jacq. Mise. Austr. (1778) I. p. 147., Tab. 17. Fig. 1., Folia rosularum et caulina integerrima, lanceolata , glabra, pilis simplieibus longiusculis ciliata; caulis annotinus foliosus, raro folio unico infimo in rosula incluso pseudo-aphyllus, g laber; pedi- celli siliculam subaequantes, glabri; flores albi velalbo lutescentes, parvi; silicula ovalis, rarius utrinque acutiuscula , plerumque rotundata vel apice obtusa] valvulae planae vel rarius apice turgidae, glabrae) Stylus nullus aut vixullus; stigma conspieuum. Draba Wahlenbergii Hartm. var. homotricha Andrae Beitr. Bot. Zeit. 1853. p. 415. Plantula in alpium tractu centrali indigena, in opusculo, Drabae generis species alpinas adumbrante, uberius describenda. Habitat: in saxis oeeidentem respicientibus sub cacumine montis Küh- horn, prope Kodna (Haynald, Andrae, Porcius), et montis Butschetsch (Nagy Peter), Transsilvaniae. 188 6. Draba Dorneri Heuffel Enum. pl. Ban. (1858. Verh. der. k. k. zool.-bot. Gesellsch. in Wien) p. 58. n. 170. (In schedula 1835). — Tab. III. Folia rosularum et caulina integerrima aut uno alterove denti- culopraedita, oblongo lanceolata, glabra, margine ciliata .-rosularum pilis ad basin folii simplicibus longis, versus apicem furcatis stellatisque brevioribus, caulin a plerumque tantum simpliciter ciliata ; caulis annotinus foliosus glaber; pedicelli siliculam subaequantes glabri; flores albi vel albolutescentes, parvi; silicula oblonga, aut ovalis, ulrinque rotundata ; valvulae compressulae, glabrae; Stylus '/j lin. adaequans, latitudine sua duplo longior, Stigma capitatum, con- spicuum. Draba stellata Baumg. Enum. stirp. Transs. II. p. 231 n. 1296. teste Cl. Heuffel ex loco natali Retjezat. Draba lactea Adaras. Fr. var stylosa Griseb. et Schenk iter. huug. Wiegm. 1852 I. p. 310. Radix perennis, sublignescens. Caudex demum lignosus; turiones herbacei, foliosi, usque pollicem longi, foliorum rosuia terminati. Folia rosularum et caulina oblongo -lanceolata, basin versus attenuata, apice acuta, integerrima aut supra medium longi- tudinis uno alterove denticulo vix conspicuo praedita, utraque pagina glabra, margine ciliata: rosularum pilis ad basin folii simplicibus longis versus apicem furcatis stellatis brevioribus, caulina plerumque tantum simpliciter ciliata, 3 — 4 lin. longa, lineam circ. lata. Caulis e centro rosularum prodit annotinus, erectus, subbifolius , ex axilla folii supremi subramosus, glaber, fructifer 1 — 3 poll. longus, superne laxe racemosus. Pedicelli florum subcorymbosi, post anthesin in racernum laxum subpollicarem , usque 10 florum dispositi, glabri, fructiferi inferiores circiter duas lineas longi, superiores sensim ab- breviati, infimi non raro ex axilla folii emergentes plerumque elongati patentes, axi siliculae parallelli. Flores parvi. Sepala ovalia concava, viridia, glabra, 1 lin. circ. longa. Petala obovato-cuneata, apice retusa, i1/^ lin. longa, alba vel albolutescentia. Stamina sub anthesi, sepala adaequantia, post hanc et jam stylo e flore exserto , calycem subexcedentia. Silicula (matura) oblonga aut ovalis, utrinque rotundata, 2 — 3 lin. longa, 1 lin. lata. Valvulae (delapsae) compressulae, nervo medio subconspicuo praeditae, glabrae. Stylus distinctus latitudine sua duplo longior, Vi lin. adaequans, Stigma capitatum conspicuum. Seinina in quo vis loculo 5 — 8. Planta haec trannsilvanica ad veram Dr. lacteam Adams mihi a Celeb. Steven missam proxime accedit indumenti foliorum forma variabili et longitudine styli, sed Dr. lactea foliorum edentu- lorum paginis pilosis, caulibus uti in Dr. fladnizensi pseudo- aphyllis, siliculis brevioribus, difTert. Drabae fladnizensi im- 189 primis forma siliculae affinis, diftert stylo longiori, foliis non raro denlatis, pilis simplicibus simul et furcatis, stellatisque ciliatis. Beatus Auclor Cl. Heuffel, folia integerrima, pilis furcatis ciliata enarrat, sed talia uti supra adumbravi in stirpibus immerosis originariis plantae hucdum tantum ab eodem lectae, inveniuntur. Habital: in regione Mughi, supra abietis terminum, in fissuris rupium supra Vallje Rasza , versus Alpem Reljezat in Comit. Hunyad Transsilvaniae Heuffel). 7. Draba Kotschyi Stur. Oest. bot. Ztschrft, 1859 Nr. 2. cum Tab. Folia rosularum elliptica, lanceolatave, apice rotundata vel plerumque uti caulina oblonga, ovatave, subsessilia, — dentibus productis grosse-dentata, aut rarius profunde in laminam folii incisis, inciso-dentata, omnia margine ciliata, glabra aut in una vel ambabus paginis, pilis raris densisve, simplicibus vel furcatis aut horizontaliter ramosis obsita; caulis annotinus foliosus, semper pilosus; pedicelli siliculam subaequantes, pilosi; flores albi magni; silicula oblonga rarius ovalis in utroque fine rotundata vel atte- nuata; valvulae planae vel turgidulae plerumque glabrae , rarius pubesimplici, aut ramosa, pilosiusculae; Stylus Vs lineae adaequans. Variat: a. flexuosa: elalior, magis hirsuta, foliis inciso- dentatis, pedicellis silicula longioribus. ß. robustior: confertior, minus hirsuta, foliis grosse dentatis pedicellis silicula brevioribus. Draba androsacea Baum«, enum. sLirp Trans. II. p. 232 n. 1303 ex pl. exs. et ex schedula orL-inaria. Draba hirta Baume, ibidem n. 1304 p. 234 ex. pl. exsicc. in Herb. Fuss. absque Schedula originaria asservatis. Draba transilvanica Schur mnscrpt. in Herbario ejusdem. Draba Wahlen bergii Schur mnscrpt. ibidem. Draba tomentosa Schur mnscrpt. in herb. Alusei societ. zool. bot. Vindobonn. Comparatione speciminum quae ipse legi in monte Butschetsch, cum illis a Cl. Kotscbyo allatis, quae primum descripsi, ampla varia- bilitas hujus speciei elucescit et vix explicanda foret nisi ex hybri- dis quas, speciminibus Drabae carinthiacae, Hoppeanae et Kotschyi immixtas ipse collegi numerosas. Hybridae hae omnes, siliculas seminibus uti videntur sanis et fere maturis repletas gerunt, inferiore parte et usque ad siliculas, Drabae Kotschyi, etquidem unicum exemplar varietati aflexuosae, caetera var. /Jrobustae, simillimae sunt. Sed siliculae ipsae, in aliis aliquantulum , in aliis prorsus diversae, siliculas Drabae carinthiacae vel Hoppeanae reddunt. Imprimis specimina tria, priori quoad partem superiorem inter omnes proxima , rhachide pilosa, paululum elongata , habent pedicellos pilosos , patentes et cum axe siliculae lineari lanceolatae, 190 rhachidi parallellae , angulum obtusum includentes, ita ut inflores- cenliae habitus ad illuin Drabae carinthiacae et Hoppeanae prorsus perlineat. Sed et siliculae fere oinnium hybridarum ad mini- mum aliquot pilis, irregulariter dispersis ciliatae sunt. Sine dubio ilaque, pater planta Dr. carinthiaca vel Hoppeana in matrem Dr. Kotschyi vix lanti influerit ut proles hybrida forma silicularum prioribus similis evaserit. Irno ceterae magis penitusque ad matrem spectant , quibus jam nee habitus inflorescentiae patris remansit, siliculis longioribus sed et latioribus, pedicellos superantibus, inter illas patris et matris quasi mediae. Porro prorsus verosimile habeo, ex hybridis hisce et speeiminibus vulgatis Dr. Kotschyi iterum iterumque alias, inter ambas inlermedias enasci, vix a minime hybrida Dr. Kotschyi distinguendas. Quare naturae scrutatores Transilvani Drabam Kotschyi in iis locis natalibus imprimis observare velint ubi eandem aut solam aut ad minimum a Dr. carinthiaca vel Hoppeana relictam, itaque genuinam invenerint. Nam plantae quas ex monte Butschetsch Drabae carinthiacae et Hoppea- nae mixtas aüuli, magis variant uti prima speeimina a Cl. Kotschy leeta numerosa que et eulta, ita ist diagnosin quoad glabriliern planlae, non raro obviam, mutare debuerim. Inter omnes qnas cognovi transilvanicas Drabae generis spe- cies, variabilitate indumenti et forma silicularum, stylo simul et foliis denlatis, Drabae Dorneri Heuffel proxima, differt facile caule semper pedicellisque, et in hybridis, pilosis, foliis profundius denta- tis, in utraque pagina plerumque pilosis. Draba Dorneri itaque affinilatem Drabae Kotschyi cum Dr. fladnizensi declarat, quae fere nulla est inter hanc et Drabam tomentosam Wahlenb. forma et densitate tomenti quam maxime diversam. Habitat a flexuosa io alpinis montium meridionalium: Butschetsch (Bau mg., Kotschy), Krajuluj (Kotschy), Arpas (Schur) Transilvaniae. ß. robusta in alpinis montium borealium : Korongis (Kotschy), Cziblesz (Baumg.) et meridionalium: Butschetsch locis: Spinte Katurje, Fundu Czig.ineschti, Fundu Mojeschtilor versus közunu din sous et Vurfu Omului (Stur); Krajuluj, rupes supra Pojana Batschi (Kotschy); rupestribus Fo.nara- siensibus ibidem versus Commanclo de la Schmidt (Baumg ) ; in alpium rupestribus ad pagum Utsa ibidem in M. Utsa majore (Baumg.); Butian (Fuss) ; Bulla See (Fuss); in alpibus Arpasiensibus, in monte Vurtop et ad lacum (Schur); in rupeslribus summarum alp. calcar. in monte Keprereasze alpium Kerzeschoren- sium ad lacum (Schur). SM. carintHiaca» 8. Draba lloppeana Rudolfi. Sturm H. 65. (1834). Folia oblongo lanceolata, integra vel denticulata, glabra, pilis brevibus atellatis et ad basin paucis simplieibus, longioribus, ciliata; caulis annolinusfoliosus, glaber; pedicelli siliculam subaequaiues, glabri', flores albi vel albo lutescentes, parvi; s i I i c u 1 a lunceolala 191 vel lineari lanceolata, rarius elliptica, utrinque attenuata , acuta, rhachidi racemi subparallella ; valvulae planae , glabrae; Stylus nullus aut vix ullus, Stigma conspicuum, in apice siliculae subsessile. Variat: a. viridis, laxior, caulibus herbaceis , foliis rarius denticulatis, siliculis lineari-lanceolatis, rhachidi parallellis. Draba Johann is Heu f fei (nee Host) ex pl. in Herb. Heuffel. ß. badia, confertior , caulibus demum lignescenlibus badiis, foliis plerumque denticulatis , siliculis lanceolatis rhachidi sub- parallelis. Radix perennis sublignescens. Caudex lignosus , turiones herbacei foliosi, usque l/i poll. longi, foliorum rosula terminati. Folia oblongo-Ianeeolata, rosularum in petiolum attenuata, caulium sessilia, apice acuta vel rotundata , integra vel plerumque imprimis caulina 1 — 8 denticulis praedita, utraque pagina glabra , rosularum margine plerumque pilis brevibus stellatis , rarius omnia ad basin paucis vel caulina tota pilis simplicibus longioribus ciliata , 3 lin. circ. longa, unam lineam (supra medium folii) lata. Caulis e centro rosularum prodit annotinus erectus, subbifolius, vix ramosus, glaber, fruetifer 1 — 3 poll. longus. superne laxe racemosus. Pedicelli florum sub- corymbosi, post anthesin in racemum laxum sub-pollicarem, usque 10 florum dispositi , glabri , fruetiferi inferiores 2 — 3 lin. longi, superiores sensim abbreviati, subpatentes, cum axe siliculae, rha- chidi subparallellae , plerumque angulum obtusum includentes. Flor es parvi. Sepala ovalia coneava , plerumque obscure viri- dia, glabra, 1 lin. circ. longa. Petala obovato-euneata, apice retusa, \x/i lin. longa, alba vel albo lutescentia. Stamina sub anthesi sepala adaequantia, post hanc et jam stylo e flore exserto , inter calycis et petalorum apices media. Silicula (matura) lanceolata vel lineari-lanceolata, rarius elliptica, utrinque attenuata, acuta 3 lin. circ. longa, % lin. lala, vix unquam lineam lata. Valvulae (delap- sae) planae , nervo medio vix conspicuo subimpressae, glabrae. Stylus nullus aut vix ullus, Stigma conspicuum, in apice siliculae subsessile. Semina in quovis loculo usque 12. Characteres plantulae in carpatis transilvaniae et bannaticis sat froquentis , Ulis Dr. Hoppeanae Rudolfi in alpibus rarissimae omnino respondent et alpinam, quamvis robustiorem, foliis majoribus praeditam vix distinguendam credo. Etsi Dr. carinthiaca et flad- nizensi parentibus, in carpatis multo vulgatior et hie uti species propria oecurrit et descripta, nihilominus tamem pro hybrida haberi potest. A Draba Dorneri ad quam plerisque characteribus accedit, siliculis angustioribus , seminibus nuinerosioribus , et stylo sub- nullo differt. Habitat: a. viridis in rupiura fissuris alpium Banatus, vallis Gropa Bisztra sub alpe Szarko. Heuffel. 192 ß. badia in regione alpina montis Butschetseh Transsilvaniae locis: Spinte katurje, Fundu Cziganeschti, et Fundu Mojeschtilor (Stur). 9. Draba carinthiaca Hoppe. Flora 1823. II. p. 437. Folia lanceolata integra vel denticulata, pilosa, pilis brevibus stellatis paginis et margine densiuscule obsita, ad basin foliorum plerwnque aliquot ciliis simplicibus praedita; caulis annotinus foliosus, basi stellato pilosus, superne glabev, pedicelli siliculam subaequantes glabri; flores albi vel albo lutescentes, parvi; silicula lanceolata vel lineari-lanceolata, rarius elliptica utrinque attenuata, acuta, rhachidi racemi subparallella (% — 1 lin! lata); valvulae planae glabvae, viel rarissime per oras vel et paginas ciliatae; Stylus nullus aut vix ullus, stigma conspicuum, in apice siliculae subsessile, capitatum. Variat in Transilvaniae montibus: a. gen u in a, siliculis glabris. p. Porciusii, siliculis quidquam majoribus , in unica stirpe quasi tortuosis, per oras et paginas valvularum pilis valde tenuibus, brevibus hispidulis, scapo et superne plerumque usque ad pedicellos laxe stellato-piloso. Dralacarinthiaca Hoppe Sturm H. 65. — Griseb. et Schenk it. hung. Wiegm. 1852 p. 310 excl. syn. Dr. androsaceae Bau mg. Draba Joannis Host (Dr. nivalis DC.) A ndrae Beitr. Bot. Zeit. 1853 p.415. — Schur Rundreise. Verh. sieb. Ver. 1859 X. p. 143. Draba stellata Herbich Fl. der Bucovina 1859. pag. 358. Draba carinthiaca a genuina transilvanica, una eadem- que est et illa in Alpium centralium cacuminibus tarn frequens plantula. Cl. Heuffel in schedula unica deposuit opinionem, Celeb. Hoppe exemplaria accumbentia, in litteris pro sua Dr. Traunsteineri habuisse, quam erroneam declarare debeo et ex siliculis immaturis, quare illis Dr. Traunsteineri similibus excusare possum (vide Flora 1834. 1. p. 383.) Varietas ß tantum in Transsilvania obvia , mihi inter millenas stirpes alpinas quas possideo nondum innotuit, habitu a genuina vix discrepat. Inter permultas transilvanicas nee unam video in una eademque rhachide, siliculis glabris et ciliatis praeditam. Habitat u genuina e regine iMughi ad supremas alpes Banalus; in lapidosis et fissuris rupium Valle Gropa Biszlra, sub alpe Szarko (Heuffel): — Transsilvaniae: in den südlichen Karpaten von Her mannstadl, auf Schiefer-Felsen der alpinen Kegion am Fromoasa 6400—7000' (Griseb. et Seh.), am Jäzer (Cibinquelle) (Schur); — Butian (Fuss), Bulla ad lacum (Fuss), Kerzeralpen (Kladni) ; — Königstein (Schur); — in alpibus Rodnen- sibus: Kühhorn (Andrae, Haynald, Porcius), et Korongisiu (Kotschy J9JL Reckort, Porcius, Janka, Czetz) locis, Gyalu Popi , La Porta, et in cacumine (Stur); Girgileu (Herbich); — Bucovinae: Auf Glimmerschiefer- Felsen in der Krummholzregion, auf der Alpe Suchard bei Jakobe ny (Herbich). ß. Porciusii in alpinis montis Korongisiu (Porcius) Transsilvaniae. Mtl. totnentosa. 10. Draba toiiientosa Wahlenb. Helv. n. 672 t. 3. (1812.) F o 1 i a ovalia vel elliptica, rosularum in petiolum brevem attenuata, caulina sessilia uno alterove dente praedita , stellato-tomentosa; caulis annotinus foliosus, stellato-pilosus ; pedicelli siliculam adaequantes, slellato-pilosi; flores praecedentium majores, albi; s ilicula ovalis oblongave, utrinque rotundata Qil/t — 2 lin. lata); v alvula e planae, per oras vel et paginas pilis simplicibus tenuibus ciliatae, Stylus nullus aut vix ullus ; stigina conspicuum, capitatum, bilobum. Draba tomentoea Wahlenb.Carp. (1814) n. 639. p. 193. — Hazslinszky Verh. d. zool.-bot. Ver. I, (1851) p. 206. — Uechtritz bot. Woch. 1857. VII. p. 369. Planta e carpaticis montibns Tatrae, loco classico Hintere Leithen et Thörichtergern Wahlenbergü , in Herb. cl. Heuffel perte eadem est ac alpina. Habitat: in petris calcareis expositis nivosis 6200 pedes supra mare elevatis parcius in Hintere-Leithen et Thörichtergern (Wahlenb., Hazslinszky. Heufiel) Drechselhäuschen (Uechtritz). Hie porro conimemorandam habeo plantulam, qnae in Herb. Cel. Schutt, inter plura exeinplaria D r. carin thiacae a Cl.. HeufFel miüsa asservatur, ad Dr. frigid am spectat, sed caule pilis stellatis rarissimis pnbescente difFert et potius ad Dr. Ko chianam Scheele*) pertinere videtnr. Sed priorem bannaticam ex speeiminibus duabus, lianc ex unico ab auetore communicato , in Herb. \V. Sonder haud cognovi , ideoque nihil certi de iisdem monendum habeo. Plantula in alpibus bannatieis florifera, floribus, quamvis ignotis, tarnen certe inajoribus, eauleque usque ad flores pubescente , fruetifera siliculis inter congeneras maximis fere, 5 lin. longis l1/* lin. latis facile dignoscitur a. Dr. carin thiaca Hoppe et Dr. Hoppeana Rudolfi, quae cum nostra iisdem locis provenire videntur. C. Drabella D. C. /. nemot'ostt. 11. Draba nmralis L. Spec. Ed I. p. 643. Caulis pubescens, foliosus, plerumque superne ramosus vel simplex; folia caulium ovato-subtriangularia , basi lata plerumque Oeslerr. Bptan. Zeitschrift 6. Heft. 1861. 1* 194 cordnta sessilia, longit inline sna latitudinem adacqnantia, denfata; siliculae elliplico-oblongae glabrae, pedicello subaequilongae aut duplo breviores ; flores albi, c a 1 y ce s hirsuli vel glabri, plerumque roseo tincti. Draba muralis L. Dr. Gustav Reuss, Kvetna Slovenska (1853). p. 44. — Krzisch Verh. des Ver. f. Naturk. zu Pressb. (1857) IL 1. p. 33. n. 95. — Heuffel Enum. pl. banat. (1858) n. 171. — Neilreicli österr. bot. Zeitschr, 1859 Nr. 3. Habilat: Auf Wiesen, sandigen Grasplätzen, Mauern, Felsen, Hecken niedriger und hügeliger Gegenden, bei Göding im südöstlichen Mähre (Neilr.); auf höheren trockenen Stellen der Deutscher Wiesen (einziger bisher bekannter Standort im Ob. Neutraer Com.) (Krzisch); bisher nur an- der Skalka bei Gr. Röcze, im Gomörer Com. (Reuss). — in lapidosis rupo stribusque umbrosis et dumelis montis Strasutz ad Mehadiam, et in Danubii ractu (Heuffel); — Piatra mare prope Coronam (Schur). 12. Draba nemorosa L. Spec. Ed. I. p. 643. Caulis pubescens, foliosus, plerumque basi ramosus, rarius simplex; folia caulium ovata, basi late rolundata (nee cor data) lessilia vel rotundato-angustata, subpetiolata , longitudine sua laU- tudinem plerumque 2 — Splo. superantia, denlata; siliculae elliptieo oblongaepwöe minima plerumque hispidulae, rarius glabrae, pedicello multolies breviores; flores lutescentes, calyces hirsuti plerumque sutescentes. Variat: a. siliculis pubes centibus. Draba neraoralis E hrh. Wahlenb. carp. (1814) p. 194. n. 636. — Hazslinszky zool. bot. Ver. (1851) I. p. 206. — Dr. Gustav Reuss, Kvetna Slovenska (1853). p. 44. — Herb ich stirp. rar. bue. 1853. p. 47. — Andrae. ßeitr. Bot. Zeit. 1853. p. 415. — Hol üb y Verh. des Ver. f. Naturk. zu Pressb. (1856) 1. p. 15. — üechtritz bot. Woch. VII. 1857. p. 361. - Herbich FL der ßueowina (1859). p. 359. ß. siliculis glabri s. Draba lutea Gilib. FL lith. in Ust. del. op. 2. p. 357. — D. C. syst. 2. p. 351. var. ß. — D. pseudo muralis Schur pl, exs. in herb. Musei Societ. zool. botan. Vindobonn. Habitat; a. in pratis arenosis, collibus, rupibus et muris Moraviae Wiesen bei Czeitsch (Bayer). — Hungariae: Gras^ärten der Mühlau und im evang. Friedhofe zu Pressburg (Holuby); ad Hradek pluribus locis (Mauksch) et ex inde usque ad Boczam superiorem frequens (Wahlenb., üechtritz); bei Gr. Röcze, im Gomörer Com. (Reuss); Wallendorf in der Dr. Kochiana Scheele Linnaea 17. 1843- p 348 = Dr. stylaris Hoppe (nee Gay et Koch) Flora 1843. Nr. 20. p. 322. ,,proxima Dr. frigidae sed pedicellis capillaribus pilis raris conspersis, siliculis apice agnostatis, styloque longion diiTerl". Sic Autor. 195 Zips (Veselsky); Iglo (Kalkbrenner) . Schlossberg bei Gr. Saros(Hazs- Iinszky), Tracliyt; Umgegend von Eperjes (Reuss). Galiciae: hinter der Schiessstätte bei Lerab e rg (Fr. v. Wiedersp.) et Bucovinae: auf sonnigen Grasplätzen an Strassengräben bei Czemo witz, auf dem Cecina- und Wein- berge, auf Ackerschanzen, bei den Ziegeleien, auf dem Wege nach Horecza und nach dem Cholera-Friedhofe, bei Potschorita im Thale von Valje Putna, bei der Brettermühle (Herb ich). Transsil van i ae: Klausenburg (An dr a e). Kalktuffhügel an der Sauerquelle zu Domhat bei Rodna (Porcius); Bistritz, Promenade, an derMauer (Herzog); Feredö Gyogy (Unverri cht) ; Hermann- stadt, Wiesen vor dem Elisabeth-Thore (Fuss), in prato lanionum propeCibinum (Schur); Reussen an den Bergen, bei den Teichen (Fuss); Gr. Scheuern, Zackeisberg (Fuss); Michelsberg an der Burg (Fuss); — Albae Carolinae, in graminosis juxta viara Maros- Portensem (Haynald) — Thorda ad salinas (Haynald) — Kalkfelsen der Thordaer hasadek (v. Janka). ß. an trockenen Stellen auf der Fleischhacker Wiese bei Hermannstadt (S c h u r). D. Erophila De C. I, venia. 13. Draba venia L. Spec. Ed I. p. 642. V a r i a t : a. m a j o r : robustior, floribus inter sequentes maxiniis, siliculis diametro duplo vel triplo longioribus, elliptico-oblongis, apice ut plurinuim eximie rotundatis. ß. parviflora tenella, floribus minimis, siliculis lanceolatis, utrinque altenuatis, acutis. y. praecox floribus magnitudine intermediis , siliculis sub- rotundis. Habitat: per omnes carpatis adjacentes regiones frequens, «. ubiquo, et in alpes ex. gr. Rareu Bucovinas, ascendit; ß. et y. locis arenosis planitieium et uiontium. CSchlüS3 Mgt) Correspondenz. Tyrnau, am 16. Mai 1861. Ueber die nachtheiligen Wirkungen der andauernden Kälte im Monate April und den ersten Tagen des Mai, verbunden mit einigen starken Nachtfrösten und bedeutendem Schneefall, welcher in den Gebirgen die Erde fuss hoch bedeckte, können auch wir, was den Einfluss dieser Witterungs-Calamilalen auf die Vegetation anbelangt, gegründete Klagen führen. Die Blüthen der Frühobstsorten sind ganzlich, jene der später reifenden Gattungen grossentheils dem Verderben überliefert worden. Auch der schon im Februar voll- zogene Sommer - Anbau , so wie der Reps haben streckenweise 14 * diu ms der Pflanzengeographie, die sieh die Umwandlungen, welche Pflanzenformationen im Laufe der Zeit erleiden, zum Vorwurfe macht, und worüber zur Zeit die Literatur noch unbedeutende Leistungen auf- weist. Die Umänderungen der verschiedenen Formationen erfolgen anfangs sehr rasch, später gleichförmiger und langsamer; rascher bei torfgründigem Humus, am raschesten auf trockenem Boden, Schotter der Flüsse , Sandsteppen verödeten Aekern und Waldbrüchen. Merkwürdig ist, dass es immer dieselben Arten oder Arten der- selben Gattung sind, welche die Ansiedler bilden; so z. B. erscheinen als solche in den Niederungen Salix purpurea, in den Alpen Salix ylabra; Epilobium rosmarinifolium im Schotter der Bergflüsse, Epilobium Fleischen an den Gletscherbächen u. s. w. Nachdem der Vortragende bemerkt, dass noch zu wenig Beobachtungen vorliegen, um ein Gesetz für alle Formationen zu finden, übergeht er zu einer Schilderung der Pflanzenformation, wie er sie auf den Sandflächen Ungarns (in der Bacska) zu beobachten Gelegenheit hatte. Die ersten Ansiedler auf dem völlig humusfreien Boden daselbst bilden Cynodon Dactylon, Tribulus terrestris, Corispermum- und mehrere einjährige Bromus-Arlen. Einen steteren Charakter nimmt mit dem baldigen Verschwinden dieser Pflanzenformation die folgende an, in welcher sich Carex itenophylla in Massen, gleichzeitig mit Carex supina und C. nitida, dann Festuca amethystina ansiedeln. In den Zwischenräumen derselben zeigen sich Ast.ragatus virgatus, Arte- misia campe stris , Dianthns serotinus und eine Menge einjähriger Gewächse, besonders Compositen, und häufig Barbula ruralis. Nach dem gleichfalls kurzen Bestände dieser Generation beginnt eine dritte Periode, in welcher neben Stipa-Arten eine Reihe perenni- render Gewächse, wie Achillea pectinata, setacea, Hieracium echioides, Gypsophila paniculata, Sesel't coloratum, Peucedanum arenarium u. s. w. auftreten, deren Bestand wohl einige Deeenien beiragen dürfte, und während welcher der Boden einen Humusgehalt von 1— 2°/o erlangt hat. Es erscheint endlich eine vierte Periode, in welcher häufig Pollinia Gry litis, dann Briza media, Phleum Boehmeri, Avena pubescens mit zahlreichen Leguminosen, wie Onobryrhis arenaria, Astragalus exscapus, arenarius austriacus, und Trifblium- Arten auftreten. Hiermit scheint die (4 — 5 Fuss hohe Pollinia-') Vegetation auf sehr lange Zeit abgeschlossen. — Dr. S. R e i s s e k besprach einen für die Druckschriften bestimmten „Beitrag über die Scrophularineen der canarischen Inseln" von Dr. Bolle. In dem- selben werden 3 neue Arten beschrieben, darunter 2 vom Autor beobachtete und 1 ihm von Bert ölet mitgetheilte. Sämmlliche Arten gehören der Abtheilung Scorodonia an, und kommen haupt- sächlich in der Lorbeerregion vor. Merkwürdig ist der sehr kleine Verbreitungsbezirk derselben wie vieler anderer Pflanzenarten dieser Inselgruppe. Eine Aufzählung der Scrophularien der azorischen Inseln, welche beigefügt ist, enthält 6 Arten, wovon 2 auch den canarischen Inseln eigen sind. — Dr. Th. Kots chy gibt eine übersichtliche Dar- stellung der Frühlingsflora fder ersten Tage Aprils) von Palästina, 19(J er schilderte das an die Wüste Afrika's grenzende von zahlreichen Beduinenstämmen bevölkerte Hügelland der Philistäer, beschrieb die reizend gelegene Hafenstadt Jaffa und charakterisirte schliesslich den Weg durch die Ebene von Soron über das Gebirge von Jndäa nach Jerusalem. Die Umgebungen Jerusalems sind sehr pflanzen- reich, doch fehlen ihr wegen des Wassermangels grössere Gärten. Interessant ist die Flora des Jordanthaies und todten Meeres. In Folge der Depression von 1341' unter dem Spiegel des Meeres hat Jericho eine mittlere Jahrestemperatur wie Cairo. Es gedeihen in seiner Nähe Dattelpalmen, Zuckerrohr und Indigo. Im Gegensatze hierzu finden sich an den Abhängen des Jordan Pappeln und Weiden. Das todte Meer selbst hat an seinen Ufern eine Steppenvegation. J. J. — In der Jahresversammlung der k. k. zool. -botanischen Gesellschaft am 9. April berichtete J. Juratzka über für Oesterreich, speciell für Niederösterreich, neue Moose. Für Oester- reich neu ist eine neuerer Zeit von Wilson benannte und (in männlichen Exemplaren) brieflich versendete Art, die Bartramia (^Philonotis^ caespitosa. Sie kommt in den Karpalen und Alpen vor. Aus ersteren besitzt sie der Sprecher von S. v. Bo sn iacky mit Früchten mitgetheilt; im Wiener Museum fand er unter einigen von Prof. v. Hildenbrand auf den Zeller-Alpen in Steiermark gesammelten Exemplaren von Bartramia fontana ein mit männ- lichen Blüthen und Früchten versehenes, dann unter verschiedenen von Preu er an den hiesigen Tauschverein eingesendeten Gasteiner Moosen ein kleines männliches Exemplar. Sie unterscheidet sich von kleineren Formen der Philanotis fontana durch lancettförmige, länger zugespitzte an der Basis meist faltig streifige Blätter, durch die zugespitzten Perigonialblätter , durch die dünnhäutige läng- liche Büchse und durch das kleinere Perislom mit weitgegliederten äusseren Zahnen. Als neu für Niederösterreich und zum Theil für Oesterreich erwähnt der Vortragende : Dicmnum frayilifoiium Lind b. (Schpr. Syn.), bei Randegg in Niederösterreich (Dr. Po et seh), bei Schlierbach in Oberösterreich (Dr. Sc bieder mayr) und bei Salzburg (Fr. Bartsch) vorkommend. Es ist bisher gewöhnlich für D. strictum angesehen worden, mit dem es indessen nur die Gebrechlichkeit der Blätter gemein hat. Dicranum palustre B rid. fand der Vortragende auf Bergwiesen im Halterlhale bei Wien. Hypnum subsulcaium Schpr, wurde von Dr. Putterlik bereits im Jahre 1838 am Schneeberg, dann von Dr. P o e t s c h am Hochkahr gesammelt. — Hypnum Bambergeri Schpr. sammelte ebenfalls Putterlik schon im Jahre 1838 am Schneeberge, ferner Fr. Bartsch bei Salzburg und Dr. Schur im Gebirge Preschbe in Siebenbürgen. — Endlich Hypnum Vaucheri Lesq. Cat., bezüglich dessen R. v. Heufler in den „Hypneen Tyrols" dargethan hat, dass es ein von Hypn. Vaucheri Rbhst. = Eurhynchmm Vaucheri Bryol. eur. verschiedenes und dem Hypnum cupressiforme nahe stehendes Moos sein müsse. Als solches ist es auch von Schi in- 200 per in den Nachträgen zur Sinopsis angeführt. In Niederösterreich wurde daselbe zuerst von Dr. Pokorni auf einem Dache in Scholt- wien gefunden. Der Sprecher fand es an mehreren Orten im Kalk- gebirge bei Wien und in grosser Menge an den südlichen Kalkfels- Abhängen im Triestingthale, so wie auch in allen Nebenthälern bis auf die Gipfeln der dieselben umgebenden bei 3000' hohen Berge. Es ist bisher nur steril bekannt. — J. Kerner sprach über einen von ihm bei Wien gefundenen neuen Weidenbastard , den er Salix Erdingeri nennt und dessen Stammeltern der S. daphnoides und S. Caprea angehören. Er unterscheidet sich von S. daphnoides durch den gestielten Fruchtknoten , der der Torusdrüse an Länge gleicht oder dieselbe übertrifft, durch die Behaarung der Frucht- knoten, durch die kürzeren und breiteren Blätter, die in der Jugend oberseits eingesenkte, im Aller unterseils starke vortretende Nerven zeigen; von S. Caprea durch das weit kürzere Ausmass des Fruchtknotenstieles, die schwächere Bekleidung der Fruchtknoten das Vorhandensein eines GrifTels und die im Alter ganz kahlen Blätter. — Dr. H. W. Reichhardt schilderte eine Monstro- sität von Carex praecox Jacq. Dieselbe betraf die weiblichen Blüthen dieser Pflanze. An der der Spindel abgekehrten Seite der Fruchtknoten fand sich nämlich ein verschieden langer Fortsatz innerhalb des Utrieulus; derselbe endete in den meisten Fällen spitz und unbeblättert. In einigen Blüthen jedoch trug dieser Fort- salz eine weibliche Aehre , welche 3 — 5 Blülhen bildeten. Durch dieses Vorkommen erschien die unterste weibliche Aehre verzweigt. Diese Missbildung gibt den schlagendsten Beweis, dass die Deutung über den Bau der weiblichen Blüthe von Carex, welche Kunth aufstellte, die richtige ist; sie zeigt ferner, dass Schieiden Un- recht halte, wenn er den processus aristaeformis bei einigen Carex- Arlen und bei Uncinia für das dritte Perigonblatt dieser Pflanzen er- klärte. Diese Verbildung zeigt aber in systematischer Beziehung auch die nahe Verwandtschaft zwischen den Geschlechtern Carex, Uncina und Schoenoxiphium, denn die Carexblüthe mit einem solchen Achren tragenden Fortsatze ist, wenn man davon absieht, dass die Blüthen des proliferirenden Blüthcnstandes bei ihr weiblich sind, nicht von einem mannweibigen Aehrchen des Schoenoxiphium wesentlich verschieden. J. J. — Inder Sitzung derk.k. zt)ol. -botanischen Gesellschaft am 1. Mai gibt der Vorsitzende Brunn er von Watten wy 1 bekannt, dass Erzherzog Ferdinand Max der Gesellschaft eine jährliche Subvention von 60 fl. zugesichert habe. Gelegentlich des Empfanges der Deputation, welche den Dank der Gesellschaft darbrachte, sprach der Erzherzog den Wunsch aus, dass Schmerling's Worte „Wissen ist Macht" zur Wahrheit werden. — Secretär R. v. Frauen- feld zeigte Sargassum bacciferum Ag. lebend vor, welches im atlantischen Ocean gesammelt und von Heinberger schon gegen zwei Jahre in einer luftdicht verschlossenen Flasche mit See- wasser aufbewahrt wird. — R. v. Perser hielt einen nicht nur 201 für den Geschichtsforscher sondern auch für den Botaniker in- teressanten Vortrag über die Pflanzensagen und über die Be- nützung und Bedeutung der Pflanzen bei den Festen der Deut- schen, welche er einzeln nach der Reihenfolge ihrer Bedeutung im Jahre besprach. — K. F r i t s c h sprach über die Belau- bung und Entlaubung der Bäume und Straucher nach Beob- achtungen, welche durch eine Reihe von Jahren angestellt wurden. J. Juratzka macht ein neues Hypnum bekannt, welches er Hypnum fallaciosum nennt. Dem Aussehen und der Blattbeschallenheit nach stellt es gleichsam ein xMiltelding von Hypnum stell i tum und Kneifß dar, unterscheidet sich aber von beiden durch den polygamischen Blüthenstand. Der Vortragende fand dieses Moos in den feuchten Auen des Praters bei Wien; auch wurde es ihm aus Salzburg von Fr. Bartsch und aus Breslau von Dr. Milde mitgetheilt. — J. Bayer sprach über eine in der diesjährigen Blumenausstellung der Gartenbaugesellschaft ausgestellt gewesene Abart der Tilia parvi- folia mit gescheckten Blattern (Tilia parvifolia v. varieyata) und bemerkte, dass er diese Pflanze nieht allein im hiesigen botanischen Garten, sondern auch in mehreren Alleen am Glacis zu beobachten Gelegenheit hatte. Die Debatte, welche sich hierauf über die Ur- sache entspann und in welcher auch das Vorkommen heterogener Aeste an verschiedenen Bäumen (wie das Vorkommen eines ganz grün belaubten Astes bei einer Blutbuche) erwähnte wurde, schloss der Vortragende mit der Bemerkung , dass er sich selbst bloss die Mittheilung der Thatsachcn zum Ziele gesteckt habe. — Dr. S. Reissek vertheilte die Statuten des neugegründeten Vereines zur Verbreitung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse und lud zum Beitritte zu demselben ein. J. J. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften mathematisch-naturwissenschaftlicher Klasse, am 21. Februar, legte Prof. Unger der Klasse „Beiträge zur Physiologie der Pflanzen'' vor, die sich an seine früheren gleichnamigen Beiträge anschliessen. Im ersten Beitrag gibt derselbe eine Darstellung des anatomischen Baues des Moosstammes, welche 3 Tafeln Abbildungen begleiten. Er glaubt damit eine Lücke in der gegenwärtig so vortrefflich ausgebildeten Mooskunde auszufüllen, zugleich auch den Anatomen den einfachsten Slammbau etwas ausführlicher auseinander zu setzen. Der Einfluss der Moose auf Tuffbildung wird durch neuere Unter- suchungen noch besonders hervorgehoben. Der zweite Beitrag betrifft die Kalkausscheidung der Blätter von Saxifraga crustala, deren Organisation zu diesem Zwecke beleuchtet wird, Eine Analyse weiset in der ausgeschiedenen Substanz sowohl kuhlensauren Kalk als Magnesia nach. Die dritte Abhandlung liefert einen Beitrag zur Kenntniss der wachsartigen Ausscheidungen der Pflanzen. Zunächst sind es die Früchte der Beninkasa sinensis, die einer näheren Be- trachtung unterworfen werden. Der vierte Beitrag endlich ist über- schrieben „Houigthau in Afrika". Prof. Unger hat denselben auf seiner Reise in Oberegypten an den Blättern von Calatropis procera 200 per in den Nachfragen zur Sinopsis angeführt. In Niederüsterreich wurde daselbe zuerst von Dr. Pokorni auf einem Dache in Scholt- wien gefunden. Der Sprecher fand es an mehreren Orten im Kalk- gebirge bei Wien und in grosser Menge an den südlichen Kalkfels- Abhängen im Triestinglhale, so wie auch in allen Nebenthälern bis auf die Gipfeln der dieselben umgebenden bei 3000' hohen Berge. Es ist bisher nur steril bekannt. — J. Kerner sprach über einen von ihm bei Wien gefundenen neuen Weidenbastard , den er Salix Erdingeri nennt und dessen Stammeltern der S. daphnoides und S. Caprea angehören. Er unterscheidet sich von S. daphnoides durch den gestielten Fruchtknoten , der der Torusdrüse an Länge gleicht oder dieselbe übertrifft, durch die Behaarung der Frucht- knoten, durch die kürzeren und breiteren Blätter, die in der Jugend oberseits eingesenkte, im Aller unterseits starke vortretende Nerven zeigen; von S. Caprea durch das weit kürzere Ausmass des Fruchtknotenslieles, die schwächere Bekleidung der Fruchtknoten das Vorhandensein eines Griffels und die im Alter ganz kahlen Blätter. — Dr. H. W. Reichhardt schilderte eine Monstro- sität von Carex praecox Jacq. Dieselbe betraf die weiblichen Blüthen dieser Pflanze. An der der Spindel abgekehrten Seite der Fruchtknoten fand sich nämlich ein verschieden langer Fortsatz innerhalb des Utriculus; derselbe endete in den meisten Fällen spitz und unbeblättert. In einigen Blüthen jedoch trug dieser Fort- salz eine weibliche Aehre , welche 3—5 Blüthen bildeten. Durch dieses Vorkommen erschien die unterste weibliche Aehre verzweigt. Diese Missbildung gibt den schlagendsten Beweis, dass die Deutung über den Bau der weiblichen Blüthe von Carex, welche Kunth aufstellte, die richtige ist; sie zeigt ferner, dass Schieiden Un- recht halte, wenn er den processus aristaeformis bei einigen Carex-' Arien und bei Uncinia für das drille Perigonblatt dieser Pflanzen er- klärte. Diese Verbildung zeigt aber in systematischer Beziehung auch die nahe Verwandtschaft zwischen den Geschlechtern Carex, Uncina und Schoenoxiphium, denn die Carexblüfhe mit einem solchen Achren tragenden Fortsatze ist, wenn man davon absieht, dass die Blüthen des proliferirenden Blüthenstandes bei ihr weiblich sind, nicht von einem mannweibigen Aehrchen des Schoenoxiphium wesentlich verschieden. J. J. — Inder Sitzung derk. k. zdo 1. -botanischen Gesellschaft am 1. Mai gibt der Vorsitzende Brunn er von Watten wy 1 bekannt, dass Erzherzog Ferdinand Max der Gesellschaft eine jährliche Subvention von 60 fl. zugesichert habe. Gelegentlich des Empfanges der Deputation, welche den Dank der Gesellschaft darbrachte, sprach der Erzherzog den Wunsch aus, dass Schmerling's Worte „Wissen ist Macht" zur Wahrheit werden. — Secretär R. v. Frauen- feld zeigte Sargassum baeeiferum Ag. lebend vor, welches im atlantischen Ocean gesammelt und von Heinberger schon gegen zwei Jahre in einer luftdicht verschlossenen Flasche mit See- wasser aufbewahrt wird. — R. v. Perger hielt einen nicht nur 801 für den Geschichtsforscher sondern auch für den Botaniker in- teressanten Vortrag über die Pflanzensagen und über die Be- nützung- und Bedeutung- der Pflanzen bei den Festen der Deut- schen, welche er einzeln nach der Reihenfolge ihrer Bedeutung im Jahre besprach. — K. F r i t s c h sprach über die Belau- buno- und Entlaubung der Baume und Straucher nach Beob- achtungen, welche durch eine Reihe von Jahren angestellt wurden. J. Juratzka macht ein neues üypnum bekannt, welches er Hypnum fallaciosum nennt. Dem Aussehen und der Blattbeschall'enheit nach stellt es gleichsam ein Mittelding von Hypnum stell dum und Kneiffi dar. unterscheidet sich aber von beiden durch den polygamischen Blüthenstand. Der Vortragende fand dieses Moos in den feuchten Auen des Praters bei Wien; auch wurde es ihm aus Salzburg von Fr. Bartsch und aus Breslau von Dr. Milde mitgelheilt. — J. Bayer sprach über eine in der diessjährigen Blumenausstellung der Gartenbaugesellschaft ausgestellt gewesene Abart der Tilia parvi- folia mit gescheckten Blättern (Tilia parvifolia v. variegata) und bemerkte, dass er diese Pflanze nicht allein im hiesigen botanischen Garten, sondern auch in mehreren Alleen am Glacis zu beobachten Gelegenheit hatte. Die Debatte, welche sich hierauf über die Ur- sache entspann und in welcher auch das Vorkommen heterogener Aesle an verschiedenen Bäumen (wie das Vorkommen eines ganz grün belaubten Astes bei einer Blutbuche) erwähnte wurde, schloss der Vortragende mit der Bemerkung, dass er sich selbst bloss die Mittheilung der Thatsachen zum Ziele gesteckt habe. — Dr. S. Reissek vertheilte die Statuten des neugegründeten Vereines zur Verbreitung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse und lud zum Beitritte zu demselben ein. J. J. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften mathematisch-naturwissenschaftlicher Klasse, am 21. Februar, legte Prof. Unger der Klasse rBeilräge zur Physiologie der Pflanzen* vor, die sich an seine früheren gleichnamigen Beiträge anschliessen. Im ersten Beitrag gibt derselbe eine Darstellung des anatomischen Baues des Moosstammes, welche 3 Tafeln Abbildungen begleiten. Er glaubt damit eine Lücke in der gegenwärtig so vortrefflich ausgebildeten Mooskunde auszufüllen, zugleich auch den Anatomen den einfachsten Slammbau etwas ausführlicher auseinander zu setzen. Der Einfluss der Moose auf Tuffbildung wird durch neuere Unter- suchungen noch besonders hervorgehoben. Der zweite Beilrag betrifft die Kalkausscheidung der Blätter von Saxifraga crustatu, deren Organisation zu diesem Zwecke beleuchtet wird, Eine Analyse weiset in der ausgeschiedenen Substanz sowohl kuhlensauren Kalk als Magnesia nach. Die dritte Abhandlung liefert einen Beitrag zur Kenntniss der wachsartigen Ausscheidungen der Pflanzen. Zunächst sind es die Früchte der Beninkasa sinensis, die einer näheren Be- trachtung unterworfen werden. Der vierte Beitrag endlich ist über- schrieben „Honiglhau in Afrika". Prof. Unger hat denselben auf seiner Reise in Oberegypten an den Blättern von Calatrupis procera 202 beobachtet und in diesem Falle oline Zweifel Aphiden als die Hervor- bringer desselben erkannt. — Dr. ßizio hielt einen Vortrag über das Oel der Matricaria CkamomiUa L., in welchem er die Eigen- schaften und das Verhalten desselben gegen verschiedene Reagentien bespricht. Nach mehreren Versuchen ist es gelungen, daraus durch Behandlung mit wasserfreier Phosphorsäure einen Kohlenwasserstoff von der Form der Camphene zu erhalten. — In einer Sitzung der math.-naturwissensch. Klasse der kais. Akademie der Wissenschaften am 25. April legte Dr. Julius Wiesner eine Abhandlung über die „Blattbögen und ihre Berech- nung" vor, welche sich an die bereits über diesen Gegenstand ver- öffentlichten Arbeiten des Verfassers anschliesst. Der Vortragende theilte vorerst mit, dass die Anzahl der ungedeckten Blätter eines Cycius aus dem Grunde eine „sekundäre Zahl" sei, weil die Blatt- bögen (unter einem Blattbogen ist die Grösse der Blattbasis zu ver- stehen) unter einander gleich sind; sodann zeigt der Vortragende, dass die Tendenz der Blatter mit den Endpunkten ihrer Basen sich zu berühren, bei den Stellungsverhältnissen aller nur denkbaren Reihen nur dadurch begründet sei, dass der Blattbogen die Grösse einer Haupt- oder einer sekundären Divergenz besitzt. Dr. Wiesner zeigt ferner, wie man im Stande ist, bei Kenntniss der Divergenz und der Anzahl der ungedeckten Blätter eines Cycius die Grösse des Blattbogens zu berechnen und leitet die Formel zur Berechnung des genannten Werthes ab. — In einem Abendvortrage der k. k. Gartenbaugesell- schaft am 19. Februar sprach Dr. F. Unger über JNfeu-Holland, dass dieses in einer fernen geologischen Periode einen nicht unbe- deutenden Einfluss auf das Leben der organischen Welt in Europa gehabt habe. Es muss allerdings sehr auffallen, wenn man aus jenen Schichten, welche zur Zeit der Eocenperiode in Europa abgelagert wurden, keineswegs Pflanzenreste der naheliegenden wärmeren Ge- genden, sondern vorzugsweise Typen von JVeu-Holland und den oceanischen Inseln wahrnimmt. Es deutet diess jedenfalls auf eine nähere Verbindung dieser so entfernt von einander liegenden Erd- theile. Aus den bisher beobachteten Gesetzen über die Verbreitung der Pflanzen schliefst Professor Unger, dass diese Verbindung nothwendig eine kontinentale gewesen sein müsse, dass also in jener Zeit Neu-HolUind mit Europa wahrscheinlich über die Molukken und Asien zusammengehangen habe. Auf diesem Wege seien Pflanzen des südlichen Kontinents nach und nach bis Europa vorgedrungen. Auf dieser Wanderung konnte es aber nicht anders geschehen, als dass auch in Asien einige Mitläufer hinzukamen; eben so seien von Westen (Amerika) her schon zu jener Zeil einige Eindringlinge nach Osten vorgerückt, die sich alle hier begegneten. Europa war sumit damals der Markstein, wo sich die Vegetationen dreier grosser von einander verschiedener Schöpfungsmittelpunkte begegneten. Unger schloss endlich mit einer Betrachtung über Neu-Holland, welches für den ältesten Welltheil erklärt wird. Alle paläoulologischeu 203 Forschungen beruhen auf Vergleichung der fossilen mit lebenden Wesen. Je vollständiger beide bekannt sind, um so bestimmter kann die Vergleichung sein , und um so sicherer müssen die Schi isse #erden, welche daraus für die Geschichte der Erde und ihrer Be- wohner folgen. Die Paläontologie fusst daher auf dem, was die Sammler in fernen Ländern, was der Gartenbau bereits erobert hat. Es fehlt, um dieselbe zu jenem Einflüsse, als Archiv der ältesten Urkunden, gelangen zu lassen, nur noch, dass die fossilen Reste möglichst sorgfällig und fleissig gesammelt werden. Um diess zu bewerkstelligen, müssen mehr Kräfte aufgeboten werden, als bisher thätig waren — In einer Sitzung der seh lesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau, am 21. Feb., verlas Oberforst- meister v. Pannewitz eine Abhandlung von Kolenati, über die sogenannte Oppahaut, und legte ähnliche, von ihm selbst gesammelte, aus Algenfäden bestehende watten- oder flanellartige Filze vor, die nach Ueberschweminungen auf Wiesen zurückgeblieben waren; der eine war von einem Oedogonium, ein anderer von einer Cliara gebildet. Derselbe hielt einen Vortrag über die neue, durch ihren kandelaberartigen Wuchs ausgezeichnete Fichte des Pelepones, Abtes Amaliae Reginae« und legte Samen derselben, sowie eine Abbildung einer schlesischen Fichte mit ähnlichem Wuchs vor. Derselbe zeigte einen in einer hohlen Eiche eingeschlossenen, überaus mächtigen und dichten Wurzelfilz vor, welcher bei genauer Untersuchung von einer, vermnthlich von einem Eichhörnchen durch ein Loch im Stamm i' über der Erde hineingebrachten Eichel abstammt, die in dem die Höhlung ausfüllenden Mulm gekeimt war, und einen Stengel entwickelt hatte. In der Sitzung vom 7. März machte Dr. Cohn Miltlieilung von einer auf Antrag des Präses von dem Präsidium der Gesellschaft beschlossenen Modifikation in der Herausgabe der Jahresberichte: während dieselben bisher nur einmal im Jahre in einem Ouartbande erschienen, worin die Vorträge oft erst nach l'/j Jahren zum Abdruck kommen konnten, sollen fortan die der Gesellschaft vorgelegten Abhandlungen in extenso sofort in Heften publizirt werden, welche mehremal im Jahre in Gross-Oktav erscheinen und auch einzeln im Buchhandel käuflich sein werden. Geh.-Ralh Göppert überreicht der Gesellschaft das Portrait des Professor Treviranus in Bonn und regt eine Sammlung botanischen Portraits von Seilen der Section an, zu welcher Beiträge gewünscht werden. Derselbe hielt einen Vortrag über den Cocaslrauch, Erythro- xylon Coca, von Peru und Bolivien, deren Blätter „den Hungrigen saltigen, dem Müden und Erschöpften neue Kräfte verleihen und dem Unglücklichen seinen Kummer vergessen machen sollen. a Die Ein- gebornen jener Länder kauen die an sich geschmacklosen und etwas bitterlichen Blätter, mit Asche zu Kügelchen geformt; die narkotischen Wirkungen derselben scheinen einem von Dr. Nie mann in Wühlers Laboratorium aus den von Dr. Seh erzer neuerdings nach Europa gebrachten Cocablältern dargestellte Alkaloide, dem 204 Cocain anzugehören. Dr. Körb er hielt einen Vortrag- über die neuere Geschichte der Lichenologie, er unterscheidet vier Perioden: 1) die Linne'sche, die ohne wissenschaftliche Erkenntniss die Flechten mit den Algen zusammenwirft; Hoffmann, Persoon und Schrader bilden den Uebergang zur zweiten Periode, der Acharius 'sehen, die sich auf Beobachtung eines reichen Materials mit der Lupe beschränkt, und obwohl oft mit glücklichem divina- torischen Geiste , bald in masslose Speciesmacherei ausartet. Es ch weil er und Flörke führen in die dritte Periode, wo Elias Fries in glücklichster, geistreichster Weise die richtige Mitte zwischen Acharius und seinen Gegnern Wallroth und Meyer zu halten weiss; er wie in seinem Geiste Schaerer, Laurer, Fee, Garovaglio, Montagne beschränken ihre Untersuchung noch auf die Lupe. Die gegenwärtige Epoche endlich ist das Zeit- alter der mikroskopischen Erforschung und der darauf gegründeten naturgemässen Systematik und morphologischen Erkenntniss der Flechtenwelt. Als ihre Vorläufer lassen sich der verstorbene v. Flotow in Hirschberg und de Notaris in Genua betrachten; nur wenig hartnäckige Vertreter der früheren Periode sind noch zu bekämpfen, doch ist das täglich wachsende Material noch lange nicht vollständig verarbeitet. Nach Staaten geordnet — bietet Skandinavien zahlreiche Arbeiten durch Theodor, den Sohn des Elias Fries, S t e n- hammer, Thedenius u. a.; Russland ist terra incognita; auch England hat nur Weniges (Leighton, Lindsay), Frankreich nur für Morphologie sehr Bedeutendes (Tulasne) aufzuweisen, für Systematik fast Nichts, seit Montagne schweigt, dessen Material jetzt Nylander zu verarbeiten sucht; ausser diesen sind nur noch Bornet und Mouget zu nennen, in den Niederlanden van der Bosch, Lacoste, Coemans, Kicks; die epochemachendsten Forschungen hat Italien geliefert (de Notaris und Abr. Massa- lon go f); ausser diesen forschen noch Graf Trevisan in Padua, Anzi in Como, Tornabene in Palermo, Pariatore in Florenz, Beltramini in Bassano, Baglietto, Tonini, Cesati, Carestia, Caldesi, Garovaglio u. A.; aus der Schweiz sind u. a. Hepp in Zürich und Duby in Genf; aus Oesterreich sehr zahlreiche Forscher zu rühmen (v. Heufler und Pokorny in Wien, Pölsch in Kremsmünster, Sauter in Salzburg, Engel in Linz, Leonhardi und Peil in Prag, Graf Benzel- St ernau in Malaczka, Haczlinsky in Eperies, Neu mann und Urban in Troppau); auch Baiern ist reich an Lichenologen (v. Krempeln über, Schwendtner und Nägeli München, Arnold in Eichstädt, Rehm in Allgau, Koch in Dürkheim, Walther in Bayreuth, Lamprecht, Engelhard und Hoffmann in Bamberg); in Würtemberg sind Hochs tet ter f und Kern ml er, in Baden v. Zwakh, v. Ho lle und Ahles (Heidel- berg). Bausch (Carlsruhe), de Bary (Freiburg), Stitzenberger (Constanz); in Sachsen Rabenhorst (Dresden), Auerswald (Leipzig); in den kleineren Staaten Koch (Bremen), Hampe, Sperr schneid er (Blankenburg). Met zier (Frankfurt), hervor- 205 zuhoben; Preussen ist noch arm an Freunden der Liehenen, am reichsten Münster (Lahm, Geis ler, Wilms, Kar seh und Nitschke, früher in Breslau ); ausserdem ist noch Bayrhoffer (Lorch), Beck ha us (Höxter), 0 liiert fAngerburg), Herrin ann- Itzigsohn (Neudamm), Laurer ( Greifswald J, Graf So lms- Braunfels und die Bischöfe Wenk und Breutel; aus Schlesien ausser Göppert und Wimmer nur Schumann in Reichenbach und Stricker in Breslau hervorzuheben. Ueber seinen eigenen Antheil an der neuesten Entwickelung der Lichenologie enthielt sich der Vortragende des Urtheils. Schliesslich hielt Herr Direktor Dr. W immer einen Vortrag über Salix pyrenaica Gouan, welche er als eine gute Art charakterisirte und deren merkwürdige Verbreitung (Pyrenäen, Lappland, Nordamerika), sowie deren Verlüiltniss zu Salix tflauca und arbuscula er erläuterte. F. C o h n. Literarisches. — Dr. Ludwig Rabenhorst's Algen Sachsens (respective Mittel-Europa's) Dekade I — C. Systematisch mit Zugrundelegung eines neuen Systemes geordnet von Dr. Ernst Stitzenberger. (Dresden bei C. Heinrich 1860, 8., 41 S.) — Es gibt wohl kaum eine zweite Abtheilung- von Sporenpflanzen, bei welcher nach dem jetzigen Standpunkte der Systematik das sichere Erkennen der einzelnen Arten so schwierig wäre, als gerade bei den Algen. Hier ist nicht der Platz , alle jene Factoren näher zu erörtern , welche diesen trostlosen Zustand in der Systematik der Algen herbeigeführt haben; es genügt, denselben einfach zu constatiren. Dass unter diesen Umständen, eine Sammlung von Algen, welche, so weit es boi dem jetzigen schwankenden Zustande unserer Kenntnisse über die Grenzen des zu einer Art gehörenden Kreises von Formen möglich ist, richtig bestimmte Arten liefert, einen von allen Algo- logen tief gefühlten Bedürfnisse abhilft, ist wohl klar. Der grossen Mühe ein solches Herbarium normale algologicum heraus zu geben, unterzog sich Dr. Rabenhorst mit den anerkennenswerthesten Eifer. In dem genannten Schriftchen nun finden wir nähere Daten über das Unternehmen Rabenhorst's, und es zerfällt in zwei Theile. Im ersten gibt der Herr Verfasser über das genannte Unternehmen einen kurzen statistischen und historischen Ueberblick. Wir heben aus dieser Parthie folgende Daten hervor: Rabenhorst begann die Herausgabe seiner Algen-Dekaden im Jahre 1S48 ganz allein. Die Sammlung sollte ursprünglich bloss Algen Sachsens enthalten. Aber schon nach Beendigung der ersten Dekaden traten dem Unter- nehmen zahlreichere Mitarbeiter aus allen Theilen Deutschlands bei und Rabenhorst beschränkte sich nicht mehr auf die in Sachsen allein vorkommenden Arten. Jetzt nach Herausgabe der hundertsten Dekade hat sich die Zahl der Theilnehmer auf beiläufig 90 aus allen 206 Theilen des westlichen Europas mit Ausnahme von Spanien vermehrt. Unter den Namen der Sammler finden wir die tüchtigsten Algologen reich vertreten und es gereicht uns zur besonderen Befriedigung auch Oesterreich durch eine stattliche Liste von Mitarbeitern reprä- senlirt zu finden; wir heben unter denselben hbt Ritler von Heufler, Karl, Massalongo, Sauter, Stein und Ritter von Tommasini hervor. Von den in dieser Sammlung herausgegebenen 1000 Arten und Varietäten sind 18$ neue. Dieser Umstand spricht wohl auf das Deutlichste für den grossen Werth der genannten Sammlung. Im zweiten Theile werden die einzelnen von Rabenhorst gelie- ferten Arten systematisch nach einem von Herrn Dr. Stitzen- berger entworfenen Systeme geordnet, aufgeführt. Weil der Herr Verfasser uns hier sein neues System nur in den äussersten Um- rissen skizzirt vorführt, weil er es nur als Basis für die Aufzählung der einzelnen von Raben bor st gelieferten Algen benutzte, so wollen wir uns über diesen Abschnitt kurz fassen. Wir bemerken nur, dass sich im Allgemeinen die neue Anordnung vortheilhaft durch leicht übersichtliche Gliederung und Benützung der neueren Arbeiten über Morphologie und Systematik der Algen auszeichnet. Doch können wir im Besonderen gerechte Bedenken gegen die willkür- liche Umänderung der allgemein angenommenen Namen mehrerer Ordnungen, wie der Diatomaceen in Pyritophyceae nicht unter- drücken. Eben so scheinen uns manche der neu aufgestellten Ord- nungen nicht natürlich begrenzt. Wir wollen in dieser Beziehung als auffallendstes Beispiel nur die Ordnung Nematophyceae hervor- heben, welche nebst den Ulvaceen, Confervaceen, Oedogoniaceen und Chaetophoraceen auch noch die Characeen enthält. Dr. R. — Die von König Max von Baiern gegründete historische Kommission in München, hat es unternommen, eine Geschichte der Wissenschaften in Deutschland hervorzurufen, und stellt sich vor- läufig die Aufgabe, für die Verfassung der speciellen Geschichte jeder einzelnen Wissenschaft bedeutende Autoritäten zu gewinnen. Die Geschichte der Botanik hat Professer Nägeli in München über- nommen. — Die Elemente der Landschaftsgartenkunst in einem Plane dargestellt, und durch die bestimmenden Motive erläutert. Ein Leitfaden zum Studium für Gärtner und kunstsinnige Laien von Dr. Rudolf Siebeck. Leipzig 1861. Verlag von J. L. Schräg. — In einem mit Sachkenntniss und Kunstfertigkeit ausgeführten riesigen Plane, der aus 16 Folioblättern besteht, entwickelt der Verfasser eine ideale Gartenanlage, in welcher sich alle natürlichen Elemente mit dem ganzen künstlichen Apparate eines weitläufigen Parkes zu einem effectvollen aber harmonischen Ganzen verbunden, dar- stellen. Dieser Plan unterstützt von einer ausführlichen, den Gegen- stand nach allen Seiten hin beleuchtenden Beschreibung wird jedem Gartenkünstler zu einem dankbaren Behelfe bei seinen Unternehmungen dienen, er wird ihn lehren, das Vorhandene einer gebotenen Räum- lichkeit glücklich zu benützen und das erst zu Gestaltende demselben 207 entsprechend anzupassen, oberer wird ihm nuch zu einer unerschöpflichen Quelle von Anregungen werden. Ergeben sich auch dem bildenden Gartenkünstler in seiner Praxis nicht stets alle in diesem Plane dargestellten Verhältnisse, wird er noch überdiess oft genug- durch massgebende Motive, die ausserhalb seinem Wollen und Wünschen liegen, beeinflusst, so wird er doch an Siebeck's trefflichem Werke eine schätzbare Stütze finden, vorausgesetzt, dass er dasselbe nicht blos als eine Vorlage zur gelegenheitlichen Copirung betrachtet, sondern dass er genial genug ist, die geistreich entwickelten Grund- sätze des Verfassers ihrer Wesenheit nach aufzufassen und seine eigenen Schöpfungen auf dieselben zu basiren. Reich an Wissen und Erfahrungen, hat Dr. Sieb eck die Rcsultalte seines langjährigen Strebens in diesem seinem neuesten Werke hinterlegt, welches auf das Glänzendste auszustatten die Verlagshandlung nicht unterlassen hat. Möge es zum Frommen einer geläuterten Anschauung der bildenden Gartenkunst die weiteste Verbreitung und Anwendung finden. — Von Dr. F. Buhse ist in Moskau erschienen: „Aufzählung der auf einer Reise durch Transkaukasien und Persien gesammelten Pflanzen, in Gemeinschaft mit Dr. E. Boissier bearbeitet." Das Werk ist mit mehreren Beilagen, einer Karte und 10 lith. Tafeln mit Pflanzenabbildunffen ausgestattet. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Jäggi in Küttigen, Dr. Leonhardi in Prag, Preuer in Hofgastein, Sc ha Uta in Höflitz, Vocke in Planitz, Dr. Purkyne in Weisswasser, Josst in Tetsclicn, Saxinger in Linz, Val de Lievre in Innsbruck, Sekera in Münchengrätz, Veselsky und 11 alacsy in Wien. Mittheilung. — Ein fruchtreicher Birnbaum befindet sich in einem Dorfe in der Nähe von Weissenfeis an der Saale. Er trägt gewöhnlich jedes Jahr an 5000 Birnen. Der Baum hat ein hohes Alter, wenigstens wird er schon zur Zeit des 7jährigen Krieges, in einer Verkaufsurkunde des Grundstückes vom Jahre 1762 erwähnt. — Eine sogenannte Königs fichte von riesiger Grösse steht indem Zsdenyovaer Waldrevier der Munkacser Herrschaft. Die Höhe dieses Biesen- baumes beträgt gegenwärtig 204 Fuss, obschon ein Blitzschlag vor mehreren Jahren 12 Fuss von seiner Krone raubte. In der Höhe einer .wannsbrust hat der Stamm einen Durchmesser von 7 und einen Umfang von nahe an 22 Fuss; nach einer regelrechten Theilberechnung würde der Baum 29 Klafter Holz liefern, die Klafter mit 70 Fuss dichten Holzinhalt gerechnet. Das Alter des Baumes lässt sich auch nicht annähernd bestimmen, weil die verschiedenen hier vorhandenen Baumstämme ein diverses Zeitalter haben. Die Frische der genannten Fichte lässt vermuthen, dass sie unter besonderen günstigen Umstän- den rasch gewachsen sei und kaum mehr als 250—300 Jahre zählt. — In einer Ziegelei auf der Kunersdorfer Feldmark zwischen dem Kavalier- und Schubert berge, unweit der Schwarzbach im Biesengebirge gelegen, wurde Anfangs März beim Schachten des Lehmes in eine.r Tiefe von ca. 7' unter der Erdoberfläche ein grosses Stück Bernstein, circa eine Fällst gross, reichlich 4 *. • « rt , 208 Lotli schwor, gefunden, nachdem vorher schon öfters auf demselben We»o im Tlion kleinere Stuckchen gefunden worden sind. Gleichzeitig zeigten sich in der Nähe der Stellen, wo dieses grössere Stück gefunden wurde, sehr reichlich grössere Stücke schöner Braunkohle, welche aurh sonst in der Lehmgrube ein- zeln in den Lehmwänden versprengt vorkommen. Bemerkenswert!) ist noch, dass in der Lehmgrube sich erst bei einigen 30 Fuss Tiefe Grundwasser findet, während an der Stelle, wo der Bernstein lag, circa 8 Fuss tief, das Grund- wasser in zahllosen Quellen mit grosser Stärke in die Höhe sprudelt und die iianze Thonsole so weich ist, dass man ohne Gefahr, in eine bodenlose Tiefe zu versinken, nicht darauf treten kann. — Nach der gewöhnlichen Annahme kommt der Oelbaum nur in Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland fort, und man hat berechnet, dass das erste Land allein 52.760.000 Arroben Oel (eine Arrobe gleich 25 Pfund) erzeugt und in de i drei anderen zusammen nur 14.452.000 Arroben gewonnen werden. — Seguola (WelUngtonia) gigantea in England 1853 eingeführt, gedeiht vortrefflich und zu Castle Martyr bei Cork hat man schon 91/»' hohe Bäume mit 19" Umfang am Grunde. Auch hat der Baum in Thetford in England schon reife Frucht getragen. — Ueber einen riesigen savoischen Birnbaum berichtet die Hamburger Gartenzeitung. Derselbe befindet sich in den Weingärten von Evian und sein Stamm besitzt bis zur Manneshöhe einen Umfang von über 10 Fuss, während seine Aeste sich bis zu einer Höhe von 60 Fuss erheben. Die Früchte, die Anfangs September ihre Reife erlangen, besitzen einen herben sauern Ge- schmack, so dass sie im rohen Zustande völlig ungeniessbar sind und ihre einzige Verwendung in der Bereitung dps ßirnweines finden, der von den Savojarden mit besonderer Vorliehe getrunken wird. Im Jahre 1860 trug der Baum 1 24.802 Früchte, welche mehr als 2000 Liter Wein lieferten. Das Alter des Baumes beträgt wohl mehrere Jahrhunderte. — Am Como-Seeu. z. in Tramezzina , l/% Grad nördl. von Mailand gedeihen auf der Villa Serbelloni die Citronenbäume im Freien auch mitten im Winter, Myrthen, Agave americana kommen zu erstaunlicher Höhe; hier blühen im Winter im Freien mehrere Rosenarten, Reseda odorata, Tussilago fragrans, Vihurnum Tinus, Hyacinthen, Veilchen etc.; in dem südlicher gelegenen Mailand überwintert der Citronenbaum, die Myrthe im Glashaus; hier fängt Viburnum Tinus im Freien zu blühen an, wenn es in Tramezzina schon verblüht hat. — In der Villa Melzi in Tramezzina verdienen gesehen zu werden die zu grossen Bäumen angewachsenen Camelien. Sr. Inserat. Verkäufliches Herbarium. Die vom verstorbenen Hauptmann Adolf Kinzl hinterlassene Pflanzen- sammlung ist zu verkaufen. Dieselbe besteht aus 9 Fascikel Kryptogamen, geordnet nach Rabenhorst, 74 Fascikel Phanerogamen , geordnet nach Reichenbach, 23 Fascikel Exotica und 12 Fascikel ungeordneter Pflanzen. In jedem der schön ausgestatteten Fascikel befinden sich circa 100 gut er- haltener Pflanzen, aufgelegt auf weissem Papier. Nähere Auskunft über dieses Herbarium, welches nicht unter dem Preise von 50 Gulden verkauft wird, erhält man in der Gerichtskanzlei des k. k. G. M. Ritt, von Schmidt Raketeur- Regiments zu Wiener-Neustadt, wo es auch täglich besichtigt werden kann. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz Verlag von C. Gerold. Druck von C. Ueberreuter. Österreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift RtkfllliL llllil Ittti'l II 1 L Ol* die Trei durch diePost be- erscheint DOltlUlH UHU IHM .IUI KCl, zosrenwerdensollen.si.nl den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe ^[m OekonOIllCIl, ForSllllänilCI', AerZlC, CWUdmxN.331,Wim) mit 5 n. J5 kr. «*»'•«. ' ' «™»»«i ru pranumeriren (.J TMr. 10 XgrJ Im Wege des ganzjährig, oder ApOlllCRer UIlü ICCllIllker. Buchhandels übernimmt mit » fl. «3 kr. Oest. W. I Pränumeration halbjährig. C. Oerold's Sohn Inserate in Wien. die ganze Petitzeile lffo ^f s0 w'e al*e übrigen 10 kr. Oest. W. SU -' 4% Buchhandlungen. XI. Jahrgang. WIM. Juli 1861, INHALT : Beiträge zum Geuus Draba. Von D. Stur. — Ueber Insektenvertilgung. Von Schramm. — Zur Flora vou Schlesien. Von Uechtritz. — Athen's Alleen. Von Dr. Land er er. — Correspon- denz von Hechel. — Flora austriaca. — Personalnotizen. — Vereiue, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Inserat. Beiträge zur Monographie des Genus Draba iii den Karpaten: Ungarns, Galiziens, Siebenbürgens und des Banates nördlich der Donau. Von D. Stur. (Mit 3 lithographirten Tafeln.') CS c h 1 u s s.) Man wird in einer Arbeit über die karpatischen Draben nicht erwarten, dass ich zu jeder einzelnen Form auch die Vegetations- Linien fertig- vorlege. Diess wird wohl erst dann geschehen können, wenn ich alle Draben und wenigstens die europäischen, so wie gegen- wärtig die karpatischen, bearbeitet haben werde. Doch Andeu- tungen über den Verlauf derselben im Gebiete, sollen nicht mangeln. Draba aizoides L., die in den Alpen sehr verbreitet ist (auch aus England vorliegt), trifft man dem Wiener Standorte bei Giesshübel am nächsten, auf der Wysoka unweit Modern in den kleinen Karpaten. Dem weissen Gebirge dürfte sie kaum fehlen, wenn sie auch bis jetzt da- selbst nicht beobachtet wurde. Die weiteren Standorte über die Felsen des Klippenkalkes im Waagthale vom Schlosse Branc bis auf den oesterr. Botan. Zeitschrift 7. Heft. 1861. 1^ 310 Löwenstein, wo sie Rochel und ich gefunden haben, sind noch zu entdecken. — Je weiter man in das eigentliche Gebiet der Karpaten eintritt um so häufiger trifft man sie überall auf Kalkfelsen bis in die höchsten Alpen hinauf, so im Wrätnä-Thale, auf demRozsutec und dem Choc, und von da über alle jene, nördlich vonderkrystallinischenHohen- Tatra gelegene Kalkspitzen von Koscielisko und Zakopane, bis zu dem östlichsten derselben: dem Drechselhäuschen. Am südlichen Fusse der Tatra kommt sie bei Hradek vor, und ich habe sie auch noch südlicher, am Roh, südlich der Schwarzwaag, gesammelt. Weitere Angaben sind nicht vorhanden. Namentlich dürfte Dr. aizoides in der Bukowina schon und gewiss in Siebenbürgen fehlen. Ihre beiden angegebenen Varietäten trifft man beinahe überall, sowohl in den Alpen als auch im niedrigen Gebirge nebeneinander stehen, wenn auch im allgemeinen die mit glatten Schötchen als die beiweiten häufigere zu bezeichnen ist. Draba aizoides wächst in unserem Gebiete nur auf Kalk oder Dolomit. Draba lasiocarpa Rochel schliesst an die südöstliche Vege- tntionslinie der Draba aizoides unmittelbar an. Ihr bekannter nord- westlichster Standort ist Schloss Temetveny am linken Ufer der Waag unweit Pistjan. Von da nach Ost dürfte sie an den südlich- sten Ausläufern des karpatischen Gebirges , an geeigneten Orten über Kalk und Dolomit-Felsen kaum fehlen bis in die Gegend von Torna und Kaschau, wo sie von H a z s 1 i n s z k y und P a w 1 o w s k y häufig angetroffen worden. Jenseits der Theiss wurde sie erst in Sieben- bürgen bei Thorda, und weiter im Osten dieses Landes am Öcsem teteje gefunden. Von hier weiter in Ost in der Moldau dürfte sie diesseits des Sereth auch noch auf geeigneten Orten zu treffen sein. Im Süden Siebenbürgens wird sie von Dr. Schur am Schuler Gebirge und am Butschetsch (var. «.), von Dr. Kotschy am Krajuluj (König- stein) angegeben. Diese sind zugleich die bisher bekannten süd- östlichsten Standorte der Dr. lasiocarpa. Zwischen dem Vorkommen derselben am Krajuluj und jenem im Banater Gebirge, wo sie an Kalkfelsen überall sehr häufig auftritt, ist nur eine Angabe von Dr. Schur, auf Kalkfelsen der Arpaser Alpen, vorhanden. Doch dürfte Dr. lasiocarpa in den Kalkfelsen des Hatzeger Gebietes, namentlich im Tbale Pietrosza, das ich spät und nur flüchtig sah, kaum fehlen. Die Vertheilung der angegebenen zwei Varietäten der Dr. lasiocarpa ist eine ganz verschiedene von jenen bei Dr. aizoides, indem die Dr. lasiocarpa : var. a. glabrata, nur auf den höchsten Spitzen der südöst- lichen siebenbürgischen Karpaten gesammelt wurde, während die ß. Rocheliana der Bergregion des bezeichneten Gebietes aus- schliesslich angehört. Die erster e liegt in vielen von Kotschy gesammelten Exemplaren von Krajuluj vor. Die Angabe des Herrn Dr. Schur, dass sie auch am Butschetsch vorkomme, wo ich sie nicht fand, kann ich vorläufig nicht ausser allem Zweifel stellen. 211 Dr. lasiocarpa Rocliel ist ebenfalls eine Kalk- und Dolomit- Pflanze. Draba coiupacta Schott, Nyman et Kotschy eine hoch- alpine Pflanze, ist bisher nur vom Krajuluj (Kotschy), und vorzüglich häufig vom Butschetsch, somit aus dem südöstlichen Hochgebirge Siebenbürgens bekannt, über dessen alle alpine Theile sie sehr ver- breitet ist. Ihre beiden angegebenen Varietäten kommen gemischt mit einander vor am Butschetsch; am Krajuluj ist nur die p. Schottii bisher gefunden worden. Die Varietät mit glatten Schötchen ist somit, wie bei Dr. lasiocarpa, auch bei Dr. compacta seltener. Die Dr. compacta ist an eine ganz eigenthümliche Unterlage gebunden, an ein eocänes Conglomerat, das aus Gerollen von Kalk und Glimmerschiefer besteht, und dessen Vorkommen in alpinen Regionen , nach der bisherigen Kennlniss , auch nur auf den süd- östlichsten Theil Siebenbürgens beschränkt ist. Die einzelnen Kalk- gerölle des Conglomerats nehmen zwar stellenweise so ungeheure Dimensionen an, dass sie ganze Kalkberge bilden; auch fehlen die Kalkgerölle stellenweise beinahe ganz. Trotzdem ist der in diesem Gebiete auftretende Boden als ein gemischter und sehr eigen- thümlicher zu betrachten. Draba llaynaldi n. sp. ebenfalls eine alpine Pflanze, theilt mit Dr. compacta denselben Boden und dieselbe Verbreitung. Sie war in den Herbarien, wo sie sich vorfand, in blühenden Exemplaren der Dr. compacta beigelegt*)- Ueber die Verbreitung der Varietäten derselben lässt sich nur soviel sagen, dass die var. a orbata vor- läufig nur am Butschetsch gesammelt wurde; die ß. ciliata ist bisher nur in überreifen Exemplaren vom Krajuluj bekannt. Draba flarinizensis Wulf, liegt nur von zwei Standorten vor und muss als eine in Siebenbürgen sehr seltene Pflanze bezeichnet werden. Ein Standort: Injeu auf Glimmerschiefer, gehört dem Norden , der zweite : Butschetsch auf dem so eigenfhümliehen Conglomerat, dem Südosten Siebenbürgens an. Die Pflanze aus dem Norden vom Glimmerschiefer, entspricht vollkommen der Dr. ßad- nizensis vom Hochgolling in Steiermark, die südliche ist jenen Exem- plaren gleich, die ich in den Centralalpen im Gebiete des Kalk- olinnnerschiefers gesammelt habe. Draba ßadnizensis fehlt nach den bisherigen Angaben sowohl der Tatra als auch den Alpen in der Bukowina. Draba Dorneri Heuffel wurde bisher blos von Heuffel im Retjezat - Gebirge , über Gneis , gesammelt. Ich selbst fand sie daselbst nicht. Draba Kotscliyi ist sowohl im Norden als im Südosten Sieben- bürgens über den alpinen Theil des Hochgebirges verbreitet. Im Diese Thatsache dürfte kaum dahin ausgebeutet werden, dass Dr. com- pacta und Haynaldi überhaupt nicht verschieden seien , nachdem man weiss, dass selbst Dr. S auter i (Aizopsis) und ßadnizensis (Leucodraba.) von ausgezeichneten Botanikern für gleich gehalten wurden. 15* 212 Norden ist bisher nur die ß. robusta am Cziblesz (Bau mg-.) und am Korongis (Kotseh y, — der fleissige und im Entdecken glückliche Porcius fand sie nicht) gefunden; im Südosten kommen beide Varietäten vor. Dr. Kotschyi ist auf dem Conglomerate des Butschetsch und dessen Umgebung am häufigsten. Sie kommt aber auch an Stellen vor, wo krystallinischer Kalk mit Glimmerschiefer in Schichten wechsellagert, dies namentlich im Fogarascher Gebirge und am Korongis. Am Cziblesz steht als wahrscheinliche Unterlage derselben, Grünsteinporphyr an. Draba Iloppeana Rudolf i kommt in zwei nicht zusammen- hängenden Gebieten , nämlich in den Banater Alpen am Szarko einerseits , und im Hochgebirge des südöstlichen Siebenbürgens am Butschetsch andererseits, und zwar an beiden Standorten in eigenen Varietäten vor. Die var. ß. badia gehört dem Butschetsch-Con- glomerat an, über die Unterlage der a. viridis liegen keine bekannten Paten vor. Draba carinthiaca Hoppe fehlt wie die nächst voran- gehenden dem Tatra- Gebirge, wenigstens nach den vorläufigen Untersuchungen , gänzlich. Sie ist dagegen aus den Alpen vom Banat , aus dem südöstlichen und nördlichen Hochgebirge Sieben- bürgens, und nach Angaben von Herb ich auch aus dem südlichen aipinen Theile der Bucowina bekannt. Von Standorten , wo Kalk mit Gl immerschiefer wechselt, oder vom Butschetsch-Conglomerat, liegt sie in ihrer gewöhnlichen, aus den Central- Alpen bekannten Form vor. An Standorten wo nur Glimmerschiefer, wenigstens nach vor- läufiger Kenntniss ansteht, wie am Injeu, ist sie sehr selten, und am Stengel viel höher hinauf, als die gewöhnliche, sternhaarig. Die höchst wichtige Varietät/?. Porciusii mit behaarten Schötchen, die sich zu der gewöhnlichen so verhält , wie etwa Dr. tomentosa zu Dr. frigida, ist in Bezug auf ihre Unterlage noch nicht mit Sicherheit erforscht. Es bleibt Herrn Porcius zu eruiren , ob sie ausschliesslich auf Kalkfelsen vorkommt, was wohl am sichersten auf den östlichen Gehängen des Korongisiu, wo viel Kalk ansteht, erfolgen könnte. Die, im innern der Kalkalpen und in jenem Theile der Central- kette, wo Kalk häufiger auftritt, so sehr verbreitete Dr. tomentosa Wahlenb. fehlt an jenen Orten der Karpaten, wo die Dr. carinthiaca aufzutreten pflegt, beinahe ganz. Die einzige Ausnahme bilden vorläufig die zwei Exemplare der von Heuffel gesammelten, zu Dr. frigida nahe verwandten Pflanze, die als Dr. Kochiana Scheele, allerdings als der Repräsentant der Dr. tomentosa betrachtet werden könnte. Doch fehlt bis heute beinahe jede genauere Kenntniss von derselben. Dagegen fand schon Wahlenberg und nach ihm andere Botaniker seine Dr. tomentosa auf dem Kalkgebirge der Hohen Tatra. Doch wie die Dr. tomentosa am nordöstlichen Ende der Alpen z. B. am Schneeberge und der Rax, wo Dr. stelluta Jacq. auftritt, Fehlt, Findet man sie auch am südwestlichen Ende der Hohen Tatra, z. B. am Choc und Rozsutec nicht. Die bisher in Hinblick auf ihre Verbreitung betrachteten Draben sind nur auf gewisse Regionen des Gebirges beschränkt. In deu Ebenen fehlen sie. Hieraus folgt , dass sie in ihrer Gesammt-Ver- breitung , durch die das Gebirge umgebenden Ebenen in mehrere inselformige, nicht zusammenhängende Verbreitungsbezirke gesondert erscheinen. Diese Erscheinung widerspricht der Annahme , dass diese Draben erst nach der Entstehung der jetzigen Ebenen und der gegenwärtigen klimatischen Verhältnisse, ihre gegenwärtige Ver- breitung vollführt haben, sie sind somit älter als die gegenwärtige Ordnung der Dinge. Anders ist es mit den Nachfolgenden , die in den Ebenen eigentlich zu Hause sind und nur, wie es scheint, gelegentlich die höheren Regionen ersteigen. Sie nehmen der Hauptsache nach jene Räume ein, die von den ersteren, gegenwärtig nur selten oder gar nicht betreten werden können. Ein sicherer Schluss auf das Alter- thum ihrer Existenz ist trotzdem nicht möglich , obwohl es nicht unwahrscheinlich scheint, dass sie viel jünger seien als die ersteren. Draba muralis L. , eine wie es den Anschein hat, süd- westliche , und Draba nemorosa L. , eine nordöstliche Pflanze, «He von einander nur mühsam durch die weissen oder gelben Blüthen zu unterscheiden sind, berühren sich in ihren Vegetations- Linien einmal in der March-Niederung, ein zweites Mal im Banate. Verbindet man diese zwei Berührungsstellen durch eine Linie , so ist nordöstlich von derselben wenigstens in unserem Gebiete nur Dr. nemorosa bekannt , im Südwesten dagegen scheint die Dr. muralis zu herrschen. Dr. Schur gibt zwar in seinem Herbar Dr. muralis in monte Piatra mare prope Coronam an. Auch Dr. Gustav Reuss führt in seiner Kvetna Slovenska p. 44 Draba muralis auf der Skalka bei Gross-Röcze im Gömörer Comitate an. Ueber diesen ausserordentlichen Fall habe ich bisher keine genügende Aufklärung erhalten können , da das hierüber eingeleitete Einvernehmen durch den plötzlich am 12. Jänner 1861 erfolgten Tod des Autors unter- brochen wurde. Uebrigens werden uns weitere Untersuchungen gewiss Sicherheit darüber und über so manches Räthselhafte im Auftreten dieser beiden nahe verwandten Draben verschaffen können. Draba muralis und nemorosa sind beide Pflanzen des gemischten Bodens. Endlich Dr. muralis Baum g. in Herbario F u s s ist ein schwäch- liches Exemplar der Calepina Corvini Desv. Draba venia L. kommt in Niederungen und Gebirgen aller Gegenden unseres Gebietes häufig vor, und steigt namentlich in der Bukovina hoch in die Alpen hinauf. Nun sollen noch die Grade der V e r w a n d t s c h a f t e n der Draben unseres Gebietes soweit besprochen werden, als ich aus 214 den vorangehenden Daten der gegenwärtigen Arbeit hierzu be- rechtigt bin. Draba aizoides ist in dem Gebiete der Karpaten in ihrer Form sehr constant und bietet, wenn man von dem Vorhandensein behaarter und unbehaarter Schötehen absieht, auch keine indivi- duellen Abweichungen. Sie ist, wie auch Wahlenb erg es schon hervorhebt — siliculae ejusdem eximie acuminatae stylo fere longitudinem siliculae aequante — überall dieselbe. Innerhalb des Verbreitungsgebietes der Draba aizoides kommt in den Karpaten keine verwandte Draba mehr vor, wie diess in den Alpen mit Dr. Zahlbruckneri und Sauteri der Fall ist. Zunächst, und unter allen den Draben der Gruppe Aizopsis hat Dr. lasiocarpa Roche 1 das grösste Verbreitungsgebiet. Dasselbe nimmt nämlich den westlichen, südlichen und östlichen Theil unseres Gebietes ein. Draba lasiocarpa zeigt häufig individuelle Ab Weichlin- gen in der Form aller ihrer Theile. Sonnige uud über Dolomit gewachsene Exemplare, namentlich im Waagthale, sind in der Grösse aller ihrer Theile der Dr. aizoides sehr ähnlich, im Ganzen kaum etwas über 1 Zoll hoch, die Blätter 3 Lin. lang, der Stengel arm- blüthig; doch auch an diesen fällt die Breite der Blätter, die Eigen- thümlichkeiten des Blüthen- und Fruchtstandes , und der kurze Griffel auf. Die Blätter der jungen Schösslinge, insbesondere an üppigen Exemplaren, erscheinen gleich nach der Fruchtreife gewöhnlich im Verhältniss ihrer Länge sehr schmal und jenen der Draba aizoides sehr ähnlich. Doch findet man diese weder im Spätherbste, noch im Frühjahre zur Zeit der Blüthe mehr an denselben Pflanzen, indem die Blätter dann, nachdem sie die normale Länge erreicht haben, sich auch in die Breite gehörig ausdehnen und von den auf der Rosette vorhandenen älteren nicht mehr zu unterscheiden sind. Der Fruchtstand bietet insofern individuelle Abweichun- gen, als an sonnigen Felsen gewachsene Exemplare eine sehr verkürzte Spindel auch nach dem Abblühen behalten und die Schötehen dann eine fast doldentraubige Vertheilung zeigen. Die reifen Schötehen sind wohl fast ohne Ausnahme von der angegebenen Form, doch trifft man an schattig gewachsenen Exem- plaren vor der Fruchtreife nicht selten sehr schmale, somit im Ver- hältniss verlängerte und beidendig zugespitzte, nicht abgerundete Schötehen. Aber gerade bei diesen Exemplaren sind die Rosetten- blätter unverkennbar, der Habitus des Fruchtstandes insofern sehr charakteristisch als die Blüthenstielchen zumeist beinahe unter rechtem Winkel abstehen und mit dem Schötehen nahezu ebenfalls einen rechten Winkel einschliessen. Die seltener vorkommenden ovalen Schötehen zeigen die Eigentümlichkeit, dass sie gewöhnlich einen weniger bemerkbaren Winkel mit ihrem Fruchtstielchen einschliessen, und insofern einen Habitus des Fruchtstandes bedingen, d<^9. Hook er TaSrnania. Oesi. bot. Zeitschr. p. 78 n. II. ' ! ) Hook er ibidem p. 7s. n. 12. 219 letztere Pflanze trotz ihres häufigen Auftretens, als einen Bastard zu betrachten, der sich selbständig fortpflanzt und vermehrt, über- haupt hier in Siebenbürgen alle Erscheinungen, die eine selbst- ständige Pflanze zu charakterisiren pflegen, in sich schliesst. Immer- hin neigt sich Dr. Iloppeana viel mehr an Dr. carinthiaca, nament- lich in Bezug auf den oberen Theil : die Blüthen , Schötchen und Behaarung und nur der unbehaarte Stengel, wie auch die manch- mal vortretenden langen Wimper erinnern an Dr. fladnizensis. Die Betrachtungen über Draba Hoppeana enthalten die Mög- lichkeit in sich, dass so manche Pflanze ursprünglich Bastard und vereinzelt, sich zu dem Range einer selbstständigen Form erheben konnte, und uns gegenwärtig, da möglicher Weise ihre Stammeltern , beide , oder nur der eine Theil ver- schwunden sind , alle Mittel mangeln , hierüber in's Klare zu kommen. Draba fladnizensis endlich und carinthiaca sind keine Nachbarinnen, wie diess z. B. mit Dr. aizoides und lasiocarpa der Fall ist, sondern sie bewohnen gemeinschaftlich ein und dasselbe Gebiet, sowohl in den Alpen als auch in den Kar- paten Siebenbürgens (aus der Tatra sind sie nicht bekannt). Ihre Vertheilung im Gebiete, insbesondere in den Alpen, ist eine zweifache. Entweder kommen sie getrennt in ver- schiedenen Gegenden der Centralkette vor, oder sie bewohnen neben einander stehend, nahezu dieselben Standorte. Diese Vertheilung wird dadurch herbeigeführt, dass Dr. fladnizensis einen kalkfreien, die carinthiaca einen kalkreichen Boden vorzieht, und beide somit dort, wo solche Bodenarten neben einander vorkommen, neben einander, wo diese getrennt sind, getrennt und selbstständig auftreten. Vergleicht man nun die getrennt von einander auf verschie- denen Standorten gewachsenen Individuen der beiden Draben, so findet man sie nicht im Geringsten abändernd , sehr constant ver- schieden , und entdeckt an diesen Standorten nicht die Spur von den sogenannten Uebergangsformen. Diese Solidarität ihrer Formen ist aber nicht local, den im ganzen Verbreitungsgebiete wird man dieselben wieder — und so identisch — finden, als wären sie alle aus Samen eines Schötchens gewachsen. Und hätte man sie immer nur so getrennt gefunden , Niemanden könnte es je eingefallen sein , diese beiden so verschiedenen Pflanzen in eine sogenannte Specics zu verbinden. An jenen Orten solcher Gegenden , wo der kalkfreie Boden mit einem kalkhaltigen häufig wechselt, wo somit Dr. fladnizensis und carinthiaca unmittelbar neben einander vorkommen können, findet man immer theils durch Verschiedenheit des Bodens, theils aber und insbesondere durch Kreuzung entstandene Abänderungen der beiden Grundformen und Bastarde, die je nach ihrer Natur bald zu der einen, bald zu der andern hinneigen, häufig unfrucht- bare, ebenso häufig auch fruchtbare Samen erzeugen, mit deren 220 Sämlingen und den schon vorhandenen abermals Bastarde entstehen, ans denen allen man ganz bestimmt eine Reihe von sogenannten Uebergangsformen zusammenzustellen vermag, die dann die Identität der Dr. fladnizensis und carinthiaca ausser Zweifel stellen soll. Diese Betrachtungsweise *) steht mit den Untersuchungen Regel's in Uebereinstimmung , die zu dem Resultate geführt haben: dass aus der Selbstbefruchtung eines Bastardes, und jener des Bastardes mit dem Pollen einer älterlichen Pflanze, jenes Heer von Formen entstehe, welches zwei gute Arten anscheinend mit einander verbindet, so wie, dass der Bastard auf diese Weise sowohl zur väterlichen, wie zur mütterlichen Art zurückkehren kann (Gartenflora 1858 p. 27). So verhält sich diess in den Alpen. In den Siebenbürger nördlichen Karpaten erscheint wohl Dr. carinthiaca am Korongis häufig und wenigstens n?ch den bisherigen Daten getrennt von Dr. fladnizensis, die bisher nur in sehr wenigen Exemplaren vom Injeu bekannt ist. Alle sogenannten Uebergangsformen mangeln vorläufig am Korongis. Am Injeu kommt zwar nebst Dr. fladnizensis auch die oben am Stengel sternhaarige Dr. carinthiaca vor, und doch mangeln vorläufig auch hier alle Zwischenformen, wahrschein- lich aus dem Grunde, dass sowohl Dr. carinthiaca hier ihrer nor- malen Entwicklung entbehrt , als auch der kalkhaltige Boden fehlt, den die Bastarde zu benöthigen scheinen. In den südöstlichen Karpaten Siebenbürgens, wo das Butschetsch- Conglomerat, somit ein gemischter Boden herrscht der jenem des Kalkglimmerschiefers der Centralalpen ganz gleich ist, kommt Draba carinthiaca neben der fladnizensis vor, und man findet hier auch eine jener sogenannten Uebergangsformen: die Dr. Hoppeana, die als Mittelform, ursprünglich wahrscheinlich Bastard, zwischen den beiden eben genannten aber merkwürdiger Weise so häufig vorkommt, dass sie die andern nahezu ganz verdrängt. Der Mangel der übrigen Uebergangsformen mag nur scheinbar in der Unvollkommen- heit unserer Kenntniss , vielleicht in der Seltenheit der Dr. carin- thiaca und namentlich der fladnizensis seine Erklärung finden, die in den Alpen an solchen Orten sehr häufig sind. Nicht mindern Ein- fluss auf den Mangel an sogenannten Uebergangsformen zwischen Dr. fladnizensis und carinthiaca , muss hier das Auftreten der so häufigen Dr. Kolschyi ausüben, indem sie sich mit Dr. Hoppeana darin theilt, die Draba fladnizensis von der carinthiaca noch mehr zu trennen, und jede häufigere Verbindung ganz unmöglich machen. Um so mehr als die kräftige in Siebenbürgen einheimische Draba Kotschyi alle Beeinflussung, die der fladnizensis von der Draba carinthiaca und Hoppeana zu Theil werden könnte, für sich in An- spruch nimmt und mit den letzteren eine Reihe von verschieden ge- formten Bastarden erzeugt, die alle bisher ohne Ausnahme zu ihr *) Beitrag zur Kenntniss der Flora Lungaii's. Oest. bot. Wochenbl. V. 18öö. pag. 38. in schlagen. Ein wahrer Kampf uni's Dasein, der das seltene Vorkommen der Draba carinthiaca und fladnizensis bedingt. Aus dem Gesagten folgt wohl die Annahme, dass das Vorhanden- sein der sogenannten Uebergangsformen, deren Bastardnatur ich nicht im Geringsten bezweifle, zwischen Dr. carinthiaca und fladnizensis nur durch die eigentümliche gemeinschaftliche Verbreitungsweise derselben bedingt wird und gewiss fehlen würde , wenn die beiden Draben, ebenso wie Dr. lasiocarpa und aizoides nur als Nach- barinnen mit ihren Verbreitungsgebieten an aneinander stossen würden; dass somit Dr. carinthiaca und fladnizensis als zwei selbstständige Erscheinungen zu betrachten seien. Draba tomentosa liegt mir nur in zwei Exemplaren vor, die von den mir aus den Alpen bekannten nicht im Geringsten ab- weichen, daher bezieht sich das „siliculae hujus minus eflbrmatac hiermit" Wahlenberg's (carp. p. 194. n. 635) in der That nur auf zufällige unvollständige Ausbildung eines oder des andern Indi- duums. Von individuellen Abweichungen der Draba tomentosa in den Karpaten kann ich wegen Mangel an Daten nicht sprechen. Ebenso kann ich über das Verhältniss derselben zur Dr. carinthiaca und fladnizensis nichts angeben , da die letzteren in der Tatra bis- her fehlen und Dr. tomentosa hier ganz allein und selbstständig an getroffen wird. Von Uebergangsformen zwischen Dr. tomentosa und carinthiaca ist hier ebenfalls keine Spur, von welchen aber genau das oben bei Dr. carinthiaca und fladnizensis Gesagte giltig ist. Draba muralis und nemorosa zeigen auch schon an der Berührungslinie ihrer Verbreitung alle ihre Eigentümlichkeiten in der Form der Theile , und man wird hierdurch gezwungen diese beiden so sehr nahe verwandten Pflanzen auseinander zu halten. Sie sind in der That nur durch die Farbe ihrer Blüthen leicht zu unterscheiden. Die in der Diagnose angegebenen weiteren Unter- schiede sind im Falle der verfärbten Blüthen bei gewöhnlichen Exem- plaren hinreichend. Zwerg-Exemplare der Draba nemorosa zeigen nicht selten Stengelblätter, bei denen man im Zweifel bleibt, ob sie an der Basis herzförmig sind oder nicht. Draba nemorosa kommt jedoch an ihren Standorten gewöhnlich häufig vor und man dürfte selten gezwungen sein, Zwergpflanzen derselben zu bestimmen. Auf die Länge der Fruchtstielchen die an und für sich schwer anzugeben ist , kann man um so weniger ein grösseres Gewicht legen, als D e C and olle (syst.) eine Varietät brevipes der Draba lutea hervorhebt, deren Blüthenstielchen jenen der Dr. muralis gleich lang sein müssen. Aus dem Vorausgeschickten fliesst die Folgerung, dass man in den Karpaten folgende Formen der Draben als Grundformen oder wenigstens als solche vorläufig annehmen müsse, welche entweder für sich allein ohne nähere Verwandtschaft da stehen oder an welche sich die übrigen nächst Verwandten zu einer Gruppe näher anschliessen als an alle übrigen. Diese sind Dr. aizoides, lasiocarpa, longirostris (ausserhalb des Gebietes vorkommend) fladnizensis, carinthiaca, tomentosa, nemorosa, verna. . 223 Die Vertheilung der einzelnen Formen nach diesen Grundformen ist folgende : Aizopsis. aizoides: Dr. aizoides L. lasiocarpa: Dr. lasiocarpa Rochel. Dr. compacta Schott, Nyman et Kotschy. longirostris: Dr. Haynaldi n. sp. Leucodraba. fladnizensis : Dr. fladnizensis Wulf. Dr. Domeri Heuffel. Dr. Kotschyi Stur. carinthiaca : Dr. carinthiaca Hoppe. Dr. Hoppeana Rudolfi. tomentosa: Dr. tomentosa Whlnbg. Drabella. neniorosa: Dr. muralis L. Dr. nemorosa L. Erophil a. verna: Dr. verna. Ich hoffe, dass dieses Verzeichniss der karpatischen Draben den, nach dem Standpunkte unserer Kenntniss über die- selben, gerechten Anforderungen entspricht, namentlich, die nächst- verwandten Formen möglichst nahe aneinander stellt. Ich halte dafür, dass an den vielen Verwirrungen, die in den Meinungen der Einzelnen und in Folge dessen in der Literatur über diese oder jene Form, stattgefunden, die Vernachlässigung der möglichst genauen Angabe der Nächstverwandten Schuld trägt, die freilich auch nur in den seltensten Fällen möglich war , da ebenso die älteren wie die neueren Autoren selten vollständige Sammlungen zur Disposition hatten und mancher davon aus Furcht, seine Pflanze würde zur nächst verwandten als Varietät gezogen, diese verschwieg. Doch hat dieses Palliativmittel gerade am meisten geschadet , denn hat man doch zufällig die. nächst ver- wandte entdeckt, so ging man im Triumph damit um, die neu- beschriebene als eine unbedeutende Varietät zur altbekannten zu ziehen. Hat man die Nächstverwandte wie gewöhnlich nicht heraus- 223 gefunden, so hat jeder Zusammzieher die neue zu einer andern altbekannten gezogen, dernöthigen Gegensätze halber die ursprüngliche Beschreibung so verändert, dass hieraus in der Literatur die grösste Verwirrung entstehen musste, die dann endlich dazu benützt wurde, jeden Charakter als nicht charakteristisch darzustellen , ohne dass man es nur einmal der Mühe werth gefunden hätte, wieder auf die Pflanzen selbst zurückzugehen. In allem diesen und ähnlichen Vorgehen leuchtet aber das Streben der Naturforscher hervor, über die Verwandtschaften der einzelnen Formen in's Klare zu kommen. Namentlich sehe ich in dem Varie tä t enm achen das Streben nach Gruppirungen. Doch in der That gibt das Varietätenmachen wie das Speciesmachen ohne Gruppirung dasselbe Resultat, wovon im Verlaufe des Vorangehenden deutliche Beispiele vorliegen. Ich übergebe diese Abhandlung den Na turfor schein der Karpaten als eine begonnene Arbeit, die sie weiter vervoll- kommnen und mir ihre Hilfe wieder nicht versagen mögen, nach einer Reihe von anzustellenden Beobachtungen und Versuchen die- selbe abermals zu einem zweiten Abschlüsse zu führen, der hoffentlich besser den Erwartungen entsprechen wird als dieser erste, der auch wohl nur als Grundstein zu einem vollkommeneren Bau betrachtet werden wolle. Gestützt auf dieses Resultat, wage ich hier zugleich an die Botaniker der Alpen eine freundliche Bitte um Mittheilungen von Draben beizufügen, indem ich die Draben der Alpen zunächst in Angriff nehmen werde. Gewiss liegt manches neue Vorkommen und manche neue Beobachtung in den Herbarien der Einzelnen unbenutzt begraben, die nur durch die Mittheilung, der Wissenschaft zugänglich wird, und erst dadurch einen Werth erhält. Die Naturforscher des Ostens sind hierin mit einem nachahmungswerthen Beispiel voran- gegangen. Doch kann ich auch aus den Alpen schon zweier sehr interessanter Sendungen dankbar erwähnen, die ich eben von den Herren Prof. Dr. Oswald Heer in Zürich mit Draben aus der Schweiz, und J. C. Ritter v. Pittoni, k. k. Truchsess, aus den steirischen Alpen nebst vielen anderwärts wachsenden sehr interes- santen Draben erhielt. Ich bin gerne bereit, was mir an Alpen-Draben im Tausch angeboten wird, mit Pflanzen aus Siebenbürgen zu entgegnen , was nur zur Durchsicht mitgetheilt wird, nach stattgefundener Be- nützung gewissenhaft zurückzustellen. Erklärung der Tafeln. Taf. I. Draba compacta Seh. N. .et K. a. Eine blühende und eine fruchttragende Pflanze der Var. ß. Schottii, in natürlicher Grösse. b. Eine fruchttragende Pflanze der Var. a. pseudo aizoides, in natürl. Grösse. 1. Eine schematische Darstellung des Grössen Verhältnisses, der Blüthentheile, viermal vergrössert. 2. Ein längeres Staubgefäss, zweimal vergrössert. 3. Ein Blumenblatt, zweimal vergrössert. 4. — 5. Kelchblätter, zweimal vergrössert. 6. Ein reifes Schötchen der Var. ß. Schotii, zweimal vergrössert. 7. Dasselbe der Var. a. glabrata angehörig, zweimal vergrössert. 8. Das Innere des Schötchens, nachdem die Klappen abgefallen, zweimal vergrössert. 9. Eine Klappe von Innen gesehen, zweimal vergrössert. 10. Ein äusseres, 1-1. ein inneres Rosettenblatt. Taf. II. Draba Haynaldi n. sp. 1. Eine schematische Darstellung des Grössenverhältnisses der Blüthentheile, viermal vergrössert. 2. Ein längeres Staubgefäss, zweimal vergrössert. 3. Ein Blumenblatt, zweimal vergrössert. 4. — 5. Kelchblätter, zweimal vergrössert. 6. Ein reifes Schötchen, zweimal vergrössert. 7. Das Innere des Schötchens, nachdem die Klappen abgefallen, zweimal vergrössert. 8. Eine Klappe von Innen gesehen, zweimal vergrössert. 9. Ein inneres, 10.— 1 2. äussere Rosettenblätter. Taf. III. Draba Dorneri Heuffel. 1. Eine schematische Darstellung des Grössenverhältnisses der Blüthentheile, viermal vergrössert. 2. Ein längeres Staubgefäss , zweimal vergrössert. 3. Ein Blumenblatt, zweimal vergrössert. 4. — 5. Kelchblätter, zweimal vergrössert. 6. Ein reifes Schötchen, zweimal vergrössert. 7. Das Innere des Schötchens, nachdem die Klappen abgefallen, zweimal vergrössert. 8.— 11. Stengelblätter (wovon 8. das oberste, 11. das \ unterste), zweimal vergrössert. 12.— 14. Rosettenblätter, zweimal vergrössert. Ilj. Haare am Rande der Blätter. I)..S'turBeitr.z.Monogr. des Gen.Draba. Ta t. I «es 1. bot. Zeitschrift IÖ617?5. iß Vi [i 9 Draba COUipaCta SchotUCotscliy0 einer Reise durch Thüringen an mehreren Stellen, z. ß. bei Jena am Wege nach Apohle. Wahrscheinlich ist sie auch noch an andern Punkten unsers sehlesischen Vorgebirges zu finden. Meine Exem- plare stimmen genau mit einem durch Bunk erhaltenen, vom Autor selbst herrührenden, Exemplare überein. Bromus patulus M. K. — Diese Pflanze wird zwar bereits in den Floren Schlesiens angegeben, da sie aber auch in der neuesten Ausgabe von Wim m er zu B. arvensis L. gezogen wird und ihre Unterschiede von diesem nicht hinreichend erläutert werden, so glaube ich nicht, dass die W imni er'sche Pflanze die echte dieses Namens ist. Was in der getrockneten Sammlung schlesischer Pflanzen (herausgegeben von Günther und Schuminel) früher als B. pa- tulus ausgegeben wurde und was ich an den Grabowskischen Stand- orte bei Oppeln selbst sammelte, gehört allerdings nur als uner- hebliche Varietät zum B. arvensis L. Den echten Bromus patulus M. K. glaube ich jedoch im Juni 1857 in der Nähe Breslaus am Lehmdamme gesammelt zu haben, Die Exemplare von dort unter- scheiden sich von B. arvensis: 1) durch die starke, abstehende Be- kleidung der unteren Blattscheiden ; 2) durch die flatirige, über- hängende Rispe, deren Aeste im Bogen überhängen und feiner als bei den übrigen verwandten Arten sind; 3) durch die Form der Aehrchen, die aus breiterer Basis nach oben ziemlich verschmälert sind ; 4) durch die Kürze der inneren Spelze, welche kaum halb so lang ist, als die erstere; 5) durch die bei der Fruchtreife ab- stehenden Grannen; 6) durch die frühere Blüthezeit im Mai und Juni, während B. arvensis bei uns erst Ende Juni, Anfangs Juli blüht; 7) Koch beschreibt die Pflanze als zweijährig, was ich bei der meinigen nicht Gelegenheit hatte , zu beobachten , indem die Stelle, wo ich 1857 die Pflanze fand, im folgenden Jahre zu Acker gemacht wurde. Vallerianella carinata Lois. — Schon früher von Dr. Schu- mann auf Feldern am Kynast beobachtet, fand ich im Juni 1859 in Menge mit reifen Früchten am Kirchberg bei Friedland mit V. Oli- toria auf Feldern. Galium tricorne Withering. — Gleichfalls für Schlesien neu, fand ich schon 1857 auf hochgelegenen Brachen zwischen Elogotiz und Konska bei Teschen in Gesellschaft von Passerina an?wa, Erysimum Orientale etc. Bnmex palustris Sm. — In grosser Anzahl an Gräben und Lachen im Dorfe Gr. Bischmitz bei Breslau im Juni v. J. aufgefun- den, sparsamer im October an einem Schlammgraben hinter dem Siechenhause in der Oder-Vorstadt in Breslau. Wohl noch häufiger in der Provinz, doch mit dem ähnlichen R. maritimus verwechselt. Silene nntans L. ß glabra — S. infraeta W. K. — In ihrer ausgeprägtesten Form ist die ganze Pflanze kahl , lebhafter grün, vielstenglicher und zarter gebaut, als die Grundform und die Kelch- zähne, Blüihenstiele und Stengel sind mehr oder weniger schwarz- roth angelaufen. Die Blätter sind lineal-lanzettlich und die Wurzel- 230 blätter auffallend klein und fast lederartig. In dieser Gestalt fand ich die Pflanze im Mai 1857 auf sandigen Waldhügeln bei Königs- huld unweit Oppeln in Gesellschaft von Dianthus caesius. Ab- weichender sind die von Dr. Schumann im Weistritzthale bei Schweidnitz gesammelten und mir mitgetheilten Exemplare, die in der Blattform und in Bekleidung der Kelche der Grundform gleichen und so den Uebergang vermitteln. In grosser Menge ; findet sich die Pflanze an den Felsen des Fürstensteiner Grundes mit allen Uebergängen zur Grundart. Dr. Milde fand sie auch häufig an Felsen in der Gegend von Jauer, und ich noch spärlich auf einem Sandhügel der Breslauer Gegend bei Nimkau. Drosera rotundifolia -+• longifolia Schied. — Sparsam unter den Eltern im Trencziner Waldsumpf bei Oppeln. Viola colina Bess. — Dieses schon durch den Geruch und die Form der Sommerblätter von V. hirta leicht zu unterschei- dende , aber bei uns früher nicht beobachtete Veilchen ist in den höher liegenden Theilen der Provinz nicht so selten. Zuerst fand ich es im Juni 1857 in Oberschlesien an mehreren Stellen in Menge und zwar am Sakrauer Berge bei Gr. Stein, an Acker- und Waldrändern bei Gr. Stein und an der Wyssokahora am Annaberge, jedoch schon verblüht. In dieser Gegend ist es weit häufiger, als die ähnliche V. hirta , die ich nur um die Gogoliner Kalköfen sah. In den folgenden Jahren fand ich es noch an einigen Stellen der Umgegend und 1S59 im April an einem von den erwähnten Stand- orten weit entfernten Punkte, den Rabenfelsen bei Liebau in Nieder- Schlesien , dann später auch an den Felsen des Warthepasses^und an den Kalkbrüchen von Neudorf bei Silberberg. Viola sciaphila K och. — Diese durch den a kahlen Frucht- knoten und die Form der auch in der Jugend schon kahlen Blätter von den Verwandten leicht zu unterscheidende seltene Art , die nicht nur für Schlesien, sondern für das ganze nördliche Deutsch- land neu sein dürfte , entdeckte ich im April 1859 in Gesellschaft der vorigen Art am Fusse der Rabenfelsen bei Liebau, wo sie in bedeutender Menge vorkommt. Breslau, im März 1861. Athens Alleen. Von Dr. X. Landerer. Die Hauptstadt Griechenlands , das altberühmte Athen , noch vor wenigen Jahren wüst und öde liegend, hat nun durch die An- lage zahlreicher Alleen ein freundlicheres Ansehen erhalten. Diese Neugestaltung von schattigem Grün und Blüllienpracht dort, wo noch vor Kurzem das Auge blos auf Schutt und Trümmer haftete, -verdanken wir ausschliesslich dem Schönheitssinn unserer erhabenen Königin Anialie, deren reges Gefühl für alles Gute und Nützliche 231 ihrem festen Willen gleichkommt, es dem Lande, dem sie angehört, zukommen zu lassen. Noch vor Kurzem fand sich kein Baum auf den öffentlichen Spaziergängen und jetzt sind alle Plätze, Wege und Strassen um Athen mit Alleen bepflanzt, mit Alleen, deren Baumarten von unserer Königin selbst gewählt wurden. So ziert eine wundervolle Allee von Pfefferbäumen, Schimta Molle, den Residenzplatz und die Strasse von diesem bis zum Jupiter-Tempel. Dieser immergrüne Baum mit seinen schön gefie- derten Blättern prangt das Jahr hindurch mit Blüthen und rothen Beeren. Einer der schönsten Zierbäume für Gärten und Anlagen, kommt er in Griechenland allenthalben sehr gut fort. Aus Samen gezogen, wächst derselbe schon nach 5 bis 6 Jahren zu einem ansehnlichen Baume heran. Die getrockneten Beeren dieses Baumes sind inr geriebenen Zustande an Geschmack dem Pfeffer nicht unähnlich, daher er auch bei uns Piperia genannt wird. Seine Rinde besitzt ein schwarzes Harz, welches, wenn auf glühende Kohlen gestreut, einen nicht unangenehmen balsamischen Geruch entwickelt. Die von Athen nach dem Hafen Phalerus führende Allee ist mit Götterbäumen, Aüanthus glandulosa, bepflanzt. Dieser schöne Baum mit seinen langen gefiederten Blättern und zarten Blüthenbüscheln, gedeiht in Griechenland sehr gut, selbst auf dem schlechtesten Boden, daher findet man Ailanthus-Pflanzungen auch schon in anderen Städten Griechenlands, so in Patras, Nauplia u. a., welche dem von unserer kunstsinnigen Königin ausgehendem Impulse folgten und ebenfalls Alleen in ihrer Umgebung anlegten. Der Name Ailanthus ist übrigens dem moluckischen Worte Ailanto, Baum des Himmels, entnommen. Eine weitere Allee führt nach dem nahen Dörfchen Patysia, das von den Athenern als Sommeraufenthalt benützt wird. Diese Allee ziert zugleich eine Kunststrasse , welehe zu den schönsten Europa's gezählt werden kann und täglich von Tausenden von Spaziergängern besucht wird. Einzig ist die Aussicht, die man von ihr aus geniesst, denn man übersieht hier alle Monumente des Alterthums, einen nahen Olivenwald und die Gegenden von Salamis und Aegina. Die Allee selbst besteht theils aus Melia Az-ederac theils aus Robinia Pseuda- cacia. Die Melia-Bäume, welche man in Griechenland Paskalia nennt, weil sie zur Osterzeit blühen, erfüllen die Luft weithin mit balsami- schen Düften, ebenso später die Robinien. Beide Zierbäume aber wachsen in Griechenland prächtig und nehmen selbst mit dem schlech- testen und sandigsten Boden vorlieb , daher sie am häufigsten ge- pflanzt werden. Eine Allee bepflanzt mit Morus nigra verbindet die Hauptstadt mit dem Gute der gefeierten Königin , Heptalophos und dieses mit jenem Musterdorfe, das die erhabene Frau gegründet hat, und das für alle Zeiten als ein Vorbild zu ähnlichen Ansiedlungen in Griechen- land dienen wird. Die Maulbeerpflanzung regte alle umliegenden Ortschaften zur Seidenzucht an, jetzt eine der einträglichsten Beschäf- 232 tigungen unseres Landes, welche zugleich zu den bedeutendsten Einkünften des Staates gehört. Nicht so gut gedeihet eine zwei Stunden lange Allee mit Populus alba, welche nach dem Pyräus führt, denn sie hat während der Sommermonate eine solche Hitze zu überstehen, dass alljährlich Hunderte von Bäumen vertrocknen und dann ausgerottet werden müssen. Auch eine Alle von Ulmen an der Strasse vom königlichen Palais bis zur Universität und von da bis zur Strasse nach Patysia will nicht gut gedeihen. Erst erproben muss sich auch eine Allee, die vor wenigen Monaten auf dem Otto-Platze mit Ceratonia Siliqua und Nerium Oleander angelegt wurde. Im Falle diese Bäume fort- kommen sollten, wird auch die Anlage in wenigen Jahren ein pracht- volles Ansehen darbieten. Ueberhaupt ist die Erhaltung der sämmtlichen Alleen von Athen mit vielen Schwierigkeiten verbunden, hauptsächlich aber wegen des Mangels an Wasser, dass allen diesen Bäumen während der Sommer- monate zugeführt werden muss. *} So gestaltet sich Athen, einst die Stadt der Wissenschaft und Künste und dann für lange dem Verfalle überlassen, nun wieder von Tag zu Tag schöner; Wissenschaft und Künste erheben sich wieder an Minerven's einstiger Stätte und es regt sich allenthalben eine bewunderungswürdige physische und moralische Thätigkeit, hervor- gerufen, angeeifert und geschützt von Griechenlands Genius, unserer gefeierten Königin Amalie! Athen, im Jänner 1861. Correspondenz. Brandenburg, a. d. Havel, im Mai 186t. Von der dritten Jahresversammlung des bot. Vereins für die Provinz Brandenburg und die angrenzenden Länder so eben zurück- gekehrt, erlaube ich mir, Ihnen Einiges von dem frohen Feste, das wir nun zum dritten Male zusammen verlebt, mitzutheilen. Unser Verein wurde , wie auch Ihr geschätztes Blatt berichtete, vor zwei Jahren in Neustadt-Eberswalde gegründet. Vorstand des- selben sind die Herren Prof. Dr. Alexander Braun, Prof. Dr. Ratzeburg, Dr. Paul Ascherson (Schriftführer), Dr. Liebe, Major a. D. von Jasmund. Zweck des Vereines ist „das Studium der Botanik auf seinem Gebiete — die Provinz Brandenburg und der ebene Theil der Provinz Sachsen , so wie die Anhaltischen Herzogtümer — besonders aber die Erforschung seiner Flora zu befördern." Er besteht bereits aus mehr als 120 Mitgliedern und *) In Wien nahm man es bis jetzt mit den Bäumen auf dem Glacis nicht so genau, daher kam es auch, dass in warmen Jahren schon zu Ende Juni das Laub verdorrt von den Bäumen hine. Anm. d. Redact, ha! seine „Verhandlungen* in zwei Heften pro 1859 und ÜÜ ver- öffentlicht. Letztere geben das anschaulichste Bild von der rüstigen Thätigkeit der Mitglieder, deren Zahl fort und fort wachst, da ohnehin nur der niedrige Jahresbeitrag- von einem Thaler Einzelnen wie ganzen Gesellschaften den Eintritt erleichtert. Möchten auch diese Zeilen dazu beitragen , ihm aus der Ferne her neue Freunde zuzuführen! *) — Unsere Jahresversammlungen finden an jedem Dinstag nach Pfingsten Statt und zwar stets an andern Orten der Mark, so die begründende in Neustadt-Ebers walde , die vorjährige in Potsdam, die heurige in Xauen. Für den Versammlungsort pro 1862 ist Frankfurt a. d. Oder bestimmt worden und zugleich eine Exeursion durch die anmuthige Gegend von Buckow verabredet worden. Prof. Dr. Braun eröffnete die diesjährige Sitzung, die in einem Gasthofe an der Eisenbahn abgehalten wurde, mit einem Gruss und einer kurzen Ansprache an die Versammlung", worauf der Secretär, Dr. P. Ascherson, den Jahresbericht vortrug und das übrige Geschäftliche abgethan wurde. Einem Mitgliede war die Gesellschaft zu besonderem Danke verpflichtet. Herr Schweinfurth hatte zum zweiten Hefte der Verhandlungen mit kunstgeübter Hand die nöthigen Abbildungen gezeichnet, lithographirt und zum Ge- schenk gemacht, wofür ihm von der Gesellschaft durch Aufstehen der wohlverdiente Dank dargebracht wurde. Der erste Vortrag des Herrn Prof. Schultz-Schultzenstein verbreitete sich über Standorte gewisser Pflanzen und ich theile Ihnen darüber Einiges nachstehend mit. Leersia oryzoides Sw., eine in der Mark z. B. am Rummelsburger See nicht eben häufige Pflanze, findet sich bei Rheinsberg und Zechlin massenhaft, wo sie Quellen und kaltgründigen Boden liebt. Sie blüht aber später, als sonst in den Floren angegeben wird, nämlich im October und Anfang November. Arnica montanah. steht bei Ruppin vereinzelt, an den Havelufern von Zehdenik, in dem sogenannten „Hundebusch" auf mit Rasen überzogenem, nicht nassen Boden in Menge für den Apothekenbedarf. Hierzu erinnert Schramm an die Standorte bei Rathenow, Genthin und Bredow, Dr. Ascherson an Landin, und die Herren Grantzow und Buch- holz bemerken, dass die Landleute unter dem deutschen Namen der Arnica „Wohlverley" auch Inula britannica und Aathyllis cul- neraria zu medicinischen Zwecken gebrauchen. Pulmonaria ofß- cinalis L. ist vom Vortragenden vereinzelt beim PfefFerteich in der *) §. 3 der Statuten: „Ordentliches Mitglied ist Jeder, der die Zwecke des Vereines durch einen Jahresbeitrag von einem Thaler pr. Cour, befördert," — §. 6. Der Verein veröffentlicht seine Verhandlungen in zwanglosen Heften, eventuell jährlich. Dieselben enthalten den Bericht über die Ver- sammlungen, so wie wissenschaftliche Aufsätze und Correspondenzen über Gegenstände der Vereinsthätigkeit. Jedes Mitglied erhält dieselben unentgeltlich." — Erstes Heft mit Beiträgen von Ascherson. Bolle, Braun, Irmisch. v. Klinggraf, Paukert, Ratzeburg, Reinhard t. Mit 2 Steindru, ktafehi, ungefähr 7 Bogen stark. — Zweites Heft mit Bei- trägen von 20 Mitgliedern. XXII und über 14 Bogen nebst 3 Tafeln. Neu-Ruppiner-Gegend auf sogenannten rauhen Stellen gesammelt worden und zwar in einer Niederung von Buchen und Eichen. In Lanke wird es dagegen kiepenweis zu Markte gebracht. — Dr. Ascherson: Auf unserem Gebiete kommt es nie gefleckt vor, wie z. B. bei Posen. Crepis praemorsa Tausch (Hierac. praem. L.J steht im Tornowsee auf einer kalkhaltigen Insel mit Salvia pra- tensis und Ophrys arachnites, welche letztere leider im letzten Jahre ausgeblieben ist. Ebenso steht sie bei Karlswerk. Scirpus Tabernae- montani Gm. wird im Ruppin'schen zu Bündeln zusammengebunden, an welche man Angelhaken befestigt, um Aale zu fangen („Aal- flossen"). Scirpus lacustris L. lässt sich dazu nicht verwenden, letztere ist zu leicht, wird bald vom Bindfaden durchschnitten; erstere wird desshalb von den Fischern auch „Steinbinse" genannt und der Vortragende glaubt, dass diese Härte einen guten Unter- schied zu den wenigen, welche die beiden Arten trennen, noch abgeben könne. Ueber den Standort von Sc. Tab. sind nicht alle Herren gleicher Meinung, der eine hat sie mehr an feuchten, aus- getrockneten Gräben, der andere auf kiesigem Boden in einem kleinen See beobachtet. Linnaea borealis Gr. Bei Berlin finden sich drei Standorte dieser schönen Pflanze, ein anderer in Mecklen- burg, in der Ruppiner Stadtforst „Hakspitze" steht sie sogar in ziemlich grosser Menge. Sie ist aber gegen kaum etwas veränderten Boden beim Verpflanzen sehr empfindlich und geht leicht wieder aus. In Schweden findet sie sich nicht unter Moos, sondern auf nacktem Boden, der thonig, mergelig oder glimmerig ist; in botanischen Gärten daselbst aber auch auf hellen, nicht schattigen Orten culti- virt. Herr Oekonomierath Schramm hat sie in dem Forst Grünaue bei Rathenow auf Moos mit Pteris aquiiina beobachtet, in Grau- bündten aber zwischen Felsen und. Steingeröll. Dr. Ascherson hält sie nur für wählig mit Rücksicht auf Verpflanzung an den Grenzen ihres Verbreitungsbezirkes. Dass sie blos nach kalten Wintern bei uns zum vollkommenen Blühen komme, was der verstorbene Prof. Link behauptet, wird angezweifelt. Hieran knüpfte der Redner noch einen Wunsch, beireffend die Nomenclatur der märkischen Pflanzen. Er bat die Herren Mitglieder, sich der älteren von den bekannten märkischen Floristen Willdenow, Kunth u. s. w. gebrauchten Namen zu bedienen und die neueren Veränderungen und Umtau- schungen in den Namen der Gattungen und Arten abzulehnen, und dies, wie er sich ausdrückte, aus Patriotismus. Dagegen trat Dr. P. Ascherson auf, wollte die Priorität der Namengebung auf's Strengste beobachtet wissen und machte geltend, dass wie wir, so auch alle Länder und Ländchen das Recht hätten, aus Patriotismus ihren Floristen zu folgen. Er schloss mit den Worten: „Es gibt keine märkische, schlesische oder irgendwie provincielle Botanik, sondern nur eine einige, wissenschaftliche." Vermittelnd trat Prof. Alex. Braun zwischen beide Ansichten. Rücksichtlich der Prioritäten in der Namengebung müsse es doch eine Grenze geben, über da- hinaus zu gehen, nicht immer räthlich und thunlich sei. Möglicher- 235 weise dürfe man dann auch noch vor Linne's Zeil Prioritäten ver- folgen, man thäte daher besser, um zu einem Ende zu kommen, man nähme an , dass auch solche Anrechte verjähren könnten. Gegen gewisse Aenderungen dagegen könne man sich nicht ver- schliessen. Wenn ein früherer Name offenbare Unrichtigkeiten ent- hielte, wie beispielsweise Lunaria annua, die doch biennis sei, so müsse man der Neuerung folgen. Andere Pflanzen, denen erst ein enger Verbreitungsbezirk im Beinamen zugeschrieben wurde, der sich später als bei Weitem unzureichend herausstellte CAjuga Genevensis z. B.) möchten immerhin ihren Namen behalten. Wenn endlich eine Confusion zwischen mehreren Arten Statt gefunden habe und man sich nicht mehr verstehe, so bleibe nichts weiter übrig, um einer gänzlichen Sinnverwirrung vorzubeugen, als das einfache Annehmen der neuen Bezeichnung. Herr Dr. Behncke zeigte darauf einen Granatapfel vor, der im Schöneberger botanischen Garten gereift war und sehr auffallende Haarbüschel einer Echino- cactusart, welche er aus Mexico erhalten und welche die grösste Aehnlichkeit mit thierischer Wolle hatten. Herr Oekonomierath Schramm vertheilte darauf verschiedene Exemplare der eben im Druck vollendeten Nachträge zu seiner Flora der Stadt Brandenburg und Umgegend und Herr Actuar Schultze aus Königshorst bei Nauen theilte eine Anzahl frischer Exemplare des bei uns seltenen Allium ursinum L. mit, die reichlich Abnehmer fanden. Hierauf begann der mehrfach schon genannte Vorsitzende, Herr Prof. Braun, einen längeren Vortrag morphologischen Inhalts über abnorme Blattbildungen, welcher von einem umfangreichen Blattherbar unter- stützt wurde. Mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgten die Hörer denselben, sie hatten vielfache Gelegenheit, die verschieden- artigsten Gestaltungen des Blattes zu bewundern, von der grössten Ausbreitung der Blattfläche an bis zur höchst möglichsten Contrac- tion, die sich zuletzt als einfache Mittelrippe darstellt, nebst einer sehr grossen Zahl charakteristischer Uebergänge. Da sich die Er- klärungen des Vortragenden ganz an das Herbar anschlössen, ist es schwer, etwas davon wiederzugeben. Um jedoch Eins hervor- zuheben, da von Tutenbildungen an verschiedenen Blättern in botan. Zeitungen mehrfach in neuerer Zeit die Rede gewesen ist, so sei es mir" erlaubt, auf die Beispiele hinzuweisen, an welche sich dieser Theil des Vortrags gerade anschloss. Es waren folgende: Blätter mit Tutenbildung von Tilia, Ulmus (\üer zeigte sich der Blattstiel erst verlängert, ehe er sich in die Tute ausbreitete, Populus canescens, bei Corylus häufig, Pelargonium, Pisum sativum, Acro- glochin, Saxifraga, Euphorbia, Rosa, Potentilla, Staphylea, ein fünfblättriges Exemplar von Trifolium pratense mit der Tutenbildung Glycirrhiza foetida -.. Gleditschia triacanthos sehr häufig, Rhus typhina. Genähte Blätter fanden sich an Aristolockia, Morus alba, Corylus Avella na, Gesneria, Ceratonia Siliqua, ferner Emergenzen an Saxifraga crassifolia u. s. w. Ein heiteres Mahl folgte darauf und der Nachmittag ward einer Excursion gewidmet, welche diesmal 230 die bekannten Salzwiesen zu beiden Seiten des Dechtower Dammes und einen Theil der Stadtforst von Nauen, Apfelhorst genannt, zum Ziele hatte. Leider war die Vegetation durch die vorangegangenen kalten Tage sehr aufgehalten worden. Vieles, was wir suchten und erwarten durften, war zum Theil noch ganz unentwickelt, so Glaux maritima L. und Melüotus dentata Pers. Ich beschränke mich desshalb, nur anzuführen, dass in dem stehenden Wasser längs des Dammes neben verschiedenen Charen Nitella glomerata und das unserm vaterländischen Botaniker und Arzte, dem alten Doctor Heim, zu Ehren benannte Laubmoos Pottia Heimii eingesammelt wurden. — Der nahende Abend endlich zerstreute die heitere Ge- sellschaft wieder; die Eisenbahnzüge entführten die Gäste, welche zum Theil aus weiter Ferne gekommen waren, sämmtlich dankbar für das schöne Wetter und die gehabten Genüsse. W. Hechel Flora austriaca. Ilypnum fallaciosum n. sp. (Juratzka in den Verhandlungen der zool.-bot. Gesellschaft vom 1. Mai 1861.) Laxe caespitans. caulis procumbens et ascendens parce radiculosus vage ramosus; rami flaccidi vage vel subpinnatim ramulosi , ramulis erecto-paten- tibus, folia ramea remotiuscula, ramulina confertiora modice squar- roso-patula, apicalia saepius subfalcato-secunda, ex ovata vel cor- dato-ovata basi lanceolata longe acuminata margine integra, sub- plana, mollia; costa bifurca crure altero brevi, altero longiori haud raro ad medium producto, areolatione (illae Hypni Kneiffii simili) peranguste rhomboideo-hexagona basi laxiore, ad angulos excavatos infiato-dilatata. Flores polygami , masculi antheridiis 6— 12 longe paraphysalis, hermaphroditi antheridiis et archegoniis paucis, feminei angustiores archegoniis numerosis; perichaetium basi radiculosum foliis inferioribus ex ovato subito anguste acuminatis e medio patulis subecostatis, superioribus late lanceolatis subito fere longe tenuique acuminatis, plicato-sulcatis tenui-costatis. Capsula in pedicello elon- galo flexuoso e basi erecta incurvo-cernua operculo convexo-conico apiculato, annulo lato. Peristomii dentes superne late hyalino-mar- ginati, processibus integris, ciliisque ternatis exapendiculatis. Frucl. inatur. aestate. Habitat locis humidiusculis ad Danubium prope Vin- dobonam ; in „Radegger Moor" prope Juvaviam (Fr. Bartsch); prope Vratislaviam Silesiae (Dr. Milde) et prope Senftenberg Bohemiae orientalis (Em. Weiss). Personalnotizen. — Dr. Theodor Kotschy, Custos-Adjunet am botanischen Hofkabinet 'wurde, von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu ihrem correspondirenden Mitgliede gewählt. 237 — Anton Val de Lievre, bisher Finanzsekretär in Innsbruck, ist als Finanz-Bezirks-Direktor mit dem Titel und Charakter eines Finanzrathes nach Trient übersiedelt. — Josef Aiching-er von Aichenhayn, Major in Pension, ist von Graz nach Kufstein in Tirol übersiedelt. — Dr. Julius Sachs wurde als Professor an das landwirth- schaflliche Institut zu Poppeisdorf bei Bonn berufen. — Dr. Seh wendener aus Zürich hat sich in München als Privatdocent habilitirt. — Dr. Andrae wurde bei der paläontologischen Sammlung der Universität in Bonn angestellt. — Professor Bell, der bisherige Präsident der Linne'schen Gesellschaft in London hat als solcher abgedankt und an dessen Stelle dürfte George Bentham gewählt werden. (Bnpl.) ■ — Die beiden Theilnehmer der sibirischen Expedition, Schmidt und Glen befanden sich nach den neuesten Nachrichten im vorigen September auf der Insel Sachalin. — Maxim owiez, der Reisende des kais. botanischen Gartens zu St. Petersburg, hält sich gegen- wärtig zu Hakotati in Japan auf. — F. v. Herder, bisheriger Con- servatorgehilfe am Petersburger botanischen Garten, ist zum Con- servator an demselben ernannt worden. (Reg. Grtfl.) — Oekonomie-Rath Schramm in Brandenburg unternimmt eine grössere botanische Reise nach Graubündten und dem nörd- lichen Italien. — G. W. Franz Wenderoth, Professor der Botanik an der der Universität Marburg, deren Senior er gewesen, starb am 5. Juni in einem Aller von 88 Jahren. — Dr. August Emanuel Fürnrohr, Lyceal-Professor in Regensburg-, starb am 6. Mai in seinem 57. Lebensjahre, nach einem sechswöchenllichen Krankenlager in Folge organischen Unterleibs- leiden. Director des botanischen Gartens in Regensburg und Director der k. baierischen botanischen Gesellschaft, redigirte er deren Organ die allgemeine botanische Zeitung „Flora", seit dem Jahre 1843 gemeinschaftlich mit Hofrath Hoppe und nach dessen Tode (1846) selbstständig mit vielem Fleiss und grossem Talent. Fürnrohr Mar zu Regensburg- am 27. Juli 1804 geboren, seit 1835 Mitglied der kais. L. C. Akademie der Naturforscher und seit 1859 Correspon- dent der k. baierischen Akademie der Wissenschaften in München. Das Directorat der baier. botanischen Gesellschaft übernahm provi- sorisch Dr. Herr ich- Schaff er. — Se k. k. apostolische Majestät haben mit der allerhöchsten Entschliessung vom 5. Juni d. J. dem gewesenen Statthalteirathe Mutius Ritter von Tommasini anlässlich seines Rücktrittes von der Stelle eines Podestä der reichsunmittelbaren Stadt Triest in Aner- kennung seiner vieljährigen und unter schwierigen Verhältnissen geleisteten treuen und erfolgreichen Dienste taxfrei den Titel eines Hofrathes allergnädigst zu verleihen geruht. (Wiener Ztg.) 238 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der dritten der im vergangenen Winter von der k. k. Gartenbau-Gesellschaft veranstalteten populären Vorlesungen, welche am 19. März stattfand, verbreitete sich Dr. Reissek über das interessante Thema der Palmen. Nach einem allgemeinen Blick auf die Vegetation der Erde und die Stellung, welche die Palmen in derselben einnehmen, schilderte er die Architektonik und die geographische Verbreitung der Palmen und knüpfte daran eine aus- führliche Erörterung der kulturhistorischen Mission, welche die Palmen übernommen. Er verband damit die Vorführung von Charakteren aus der Palmen weit, unter welchen die Mau- ritia, die Palmyra , die Kokos- und die Dattelpalme die Hauptrolle spielen. Der Kokospalme Bedeutung für die Bewohner der Südsee- inseln zeigte der begabte Vortragende in einem poetisch schönen Bilde der Geschichte einer Palmenfrucht, welche an einen Korallen- riff angeschwemmt, ihre Aufgabe erfüllt und durch Keimung und Erzeugung neuer Palmen das Eiland bewohnbar macht. Auf diese Weise wirkt die Kokos seit undenklichen Zeiten , so hat sie Tau- sende von Inseln im stillen Ocean bevölkert, so bevölkert sie sie noch heutzutage. Die zahllosen Koralleninseln, deren Entstehung Darwin so gründlich erforscht, die wüsten Eilande, sie sind durch die meer- und landbezwingende Macht der Kokospalme zu Wohn- slätten für den Menschen geworden. So verstehen wir denn auch die hohe Verehrung, die unbegrenzte Anhänglichkeit, die der Süd- see-Insulaner für die Kokospalme hegt. Die Kokospalme ist sein Alles, mit ihrem Besitz ist sein Streben abgeschlossen. Ueber den Einftuss der Palmen auf die Architektur sprach sich der Vortragende, nachdem er früher ihre Einwirkungen auf die Poesie und Malerei berührt, in folgender Weise aus: „Auf die Architektur haben die Palmen von den ältesten Zeiten her einen bedeutenden Einfluss ausgeübt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sich die Architektur der Egypter, Assyrier und Griechen ganz anders entwickelt haben würde, wenn man die Palme nicht vor Augen gehabt hätte. Wir würden die Säule nicht, oder sie doch in einer ganz anderen Form kennen , wenn die Palme nicht das Motiv dazu hergeliehen hätte. Um dies recht herauszufühlen, muss man die ungeheure, durch Jahr- lausende fortziehende Gedankenwelt, mit welcher der Orient in die Palme sich eingelebt hat, in Anschlag bringen. Formen, die sich so tief im Sinne des Menschen eingewurzelt haben, wirken dämonisch, man kann sich ihrer bei keiner Gelegenheit entschlagen. Der schaffende Künstler kommt unbewusst in seinen Werken auf sie zurück. Der Orientale hatte in der Palmenform die Säule tagtäglich vor sich und so bildete er sie auch nach , um so mehr, da das Bauwerk zugleich Ausdruck seiner religiösen Vorstellungen wurde. Der Stamm der Palme ward zum Schafte, die Blätterkrone zum Kapital der Säule. In den altegyptischen Bauwerken , besonders 239 schön am Tempel zu Edfu , tritt uns in der Säule die Form der Dattelpalme, mit der getreu nachgebildeten Blätterkrone, ja mit den Fruchtstielen und Früchten vor das Auge. Die Schwellung am unteren Theile des Säulenschaftes wurde, um diesem eine grössere Festigkeit zu geben, angebracht, wir haben aber hinreichenden Grund anzunehmen, dass hier neben der Dattelpalme noch eine an- dere Palme, die Delebpalme des tropischen Afrika, mit ihrem bau- chigen Stamm bestimmend eingewirkt habe. Der Palmenkultus war schon in den frühesten Zeiten in den oberen Nilgegenden verbreitet, wo man diese Palme findet. An den Palmenkultus knüpfte sich aber bei mehr vorgeschrittener Kultur überall die Anlage von Bauwerken zur Verherrlichung desselben. Einen Beweis, dass die Delebpalme nicht allein, was zunächst liegt, auf die , Säulenform eingewirkt habe, sondern auf die Gestalt ganzer Bauwerke , hat uns jüngst unser verdienstvoller Landsmann Heinrich Barth geliefert. Derselbe fand den Thurm der Moschee von Ayades in der Sahara mit seiner Entasis ganz dem Stamme der Delebpalme nachgebildet, und später traf er diese Bauart auch am Mausoleum des berühmten Eroberers Hadj Mohamed Askia zu Gogo im Sudan. Die Säule wurde aber, wie sie von der Palme herstammt, auch direkt als Vertreter dieser als Bild des Sonnen- und Palmengottes hingestellt, und wo sie in der Mehrzahl als Säulenhalle auftritt, sollte sie den Palmenhain vor- stellen. Man findet diese Säulen als Sonnensäulen im Tempel des Baal, als goldene und smaragdene Säule im Tempel des Melkart zu Tyrus, als eherne Säulen im Tempel des Heracles zu Gades, und die Vorhalle der Göttin zu Paphos vertritt direkt den Palmenhain. Auf gleiche Weise sind wohl auch die vier Säulen zu erklären, durch die Delos gestützt ward, als der Lichtgott auf dieser Insel seine Wohnung nahm. In der mittelalterlichen Architektur ist die Dattelpalme dadurch wichtig geworden, dass sie das Motiv zum Spitz- bogen gegeben. Der Spitzbogen wird durch zwei aufstrebende und sich kreuzende Palmenblätter gebildet. Wo zwei Dattelpalmen bei- sammenstehen, formiren sie durch die Berührung ihrer Kronen Spitz- bogen. Der Spitzbogen ist arabischen Ursprunges und die ersten Andeutungen desselben finden sich in der Heimath der Dattelpalme. In unseren Munstern finden wir nicht bloss den Spitzbogen, son- dern die ganze Form der Datelpalme nachgebildet. Die Rippen, welche von den Pfeilern, die das Gewölbe stützen, auslaufen, und sich in die Wölbung fortsetzen, haben genau den Zug und Schwung, wie die Blätter der Dattelpalme, und est ist das hinaufgezogene Kapital selbst, welches mit jenem anderer Pfeiler zusammenstossend hier das Gewölbe bildet. Das Innere unserer Münster ist somit eine Nachbildung des Dattelpalmenhaines und nicht des Buchenwaldes, wie man lange geneigt war, anzunehmen." — In Obigem nur einen kleinen Bruchtheil aus Dr. Reissek's geistvollem Vortrag bringend, bemerken wir nur noch, dass solcher vollständig in einer beson- deren Auflage bei Braumüller in Wien erschienen ist und auf 240 diese Weise einem vielseitig- ausgesprochenen Wunsche Rechnung getragen wurde. — In der ersten Plenarversammlung des Vereins z ur Ver- breitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, am 13. Mai fand die Vorlesung eines von Dr. Stäche gestellten Antrages auf Aenderung der Paragrafe 11 und 12 der Statuten statt. Der Paragraf 11 lautet in seiner Fassung wörtlich: „§. 11. Der Ausschuss des Vereines besteht aus denjenigen Mitgliedern, welche sich verpflichten im laufenden Geschäftsjahre je mindestens einen Vortrag abzuhalten. Doch steht es dem Ausschusse frei sich ausnahmsweise für das laufende Jahr durch die Wahl anderer Mitglieder zu verstärken. — Es können nur jene Mitglieder zur Abhaltung von Vorträgen zugelassen werden, welche vom Ausschusse hierzu schriftlich eingeladen werden. Sie müssen irgend einem k. k. Lehrkörper oder einem höheren k. k. wissenschaftlichen Institute angehören. Nur ausnahmsweise und nur bei der Zustimmung von drei Viertheilen der Stimmen des Ausschusses können auch sonstige durch wissenschaftliche Leistun- gen anerkannte Fachmänner hiezu eingeladen werden. Jedes Aus- schussmilglied ist verpflichtet, spätestens drei Tage nach Abhaltung seines Vortrages den Geschäftsführern einen druckfertigen Auszug aus diesem Vortrage mitzutheilen." — Dieser naive aber ukas- artig genug klingende Paragraf scheint Wissen und Wissenschaft blos den k.k. Angehörigen eines k. k. Lehrkörpers und den k. k. Mit- gliedern eines höheren k. k. wissenschaftlichen Institutes vindiciren zu wollen, obwohl eine Parallele zwischen den bisherigen Leistungen k. k. betrauter und nicht k. k. betrauter Anhänger der Wissenschaft kaum die Berechtigung zu einem solch bescheidenen Ansinnen ergeben würde. Es scheint der bemerkte Paragraf sich seiner Anfechtbarkeit auch bewusst gewesen zu sein, denn er suchte Succurs in einem folgen- den, den §. 16, welcher also lautet: „Zur Abänderung der Statuten sind zwei Drittheile der Stimmen der Plenar-Versammlung erforder- lich. Darauf zielende Anträge sind schriftlich und motivirt der Ge- schäftsführung mindestens sechs Tage vor der Plenar-Versammlung mitzutheilen. Diese bringt dieselben zur Vorberathung vor den Auschuss , welcher sein Gutachten der Plenar-Versammlung zur Schlussfassung vorlegt. Entscheiden sich drei Viertheile der Stimmen des Ausschusses und die Stimmen beider Geschäftsführer gegen einen solchen Antrag, so kommt er nicht mehr vor die Plenar-Versamm- lung. Von der Plenar-Versammlung beschlossene Abänderungen der gegenwärtigen Statuten erlangen ihre Giltigkeit erst durch die im §.21 des Vereinsgesetzes vom 26. November 1852 vorbehaltene Genehmigung." — Dieser Paragraf war es auch, vermöge welchem Dr. Stach e's Antrag nicht zur Debatte gelangte, da er in einer frühem Ausschusssitzung einstimmig abgelehnt worden war. — Sonderbarer Wechsel der Bestrebungen im Wechsel unserer Verhältnisse ! Unter Minister Bach wurde das Zunftwesen im Gewerbe condemnirt und unter Minister Schmerling, der den hehren Wahrspruch „Wissen- schaft ist Mach!" zur officiellen Anerkennung erhoben, wird das 241 Zunftwesen in die Wissenschaft einzuführen gesucht. Sollte vielleicht eine engherzige Auffassung obigen Wahrspruches die Veranlassung hierzu geboten haben ? — Am 8. Mai wurden die zwei Schiffe der schwedi- schen Spitzbergen-Expedition aus dem Hafen zu Tromsö (Finnmarken) hinausbugsirt. Es sind der Schooner „Aeolus" und die Sloop „Magdalena". Auf ersterem Schiffe befinden sich: die Herren Torell (Zoolog und Leiter der Expedition). Professor N Or- dens kjöld (Mineralog), Chydenius (Physiker). Malmgren (Botaniker) und der Grönlandsfahrer Petersen, bekannt durch seine Theilnahme an Kane's Polarreise; auf dem zweiten Schüfe: die Herren B 1 o m s t r a n d (Chemiker und Mineralog). Dune r (Astro- nom), Goess (Botaniker). Smitt (Zoolog) und v. Yhlen (Zoolog). Literarisches. — Dr. Berthold Seemann's Reisebeschreibung über die von der englischen Regierung veranlasste Untersuchung der Viti- oder Fiji-Inseln wird noch im Laufe dieses Jahres bei John Murray in London erscheinen. — Handwörterbuch der chemisch-pharmaceutischen, tech- nisch-chemischen und pharmakognostischen Nomenclaturen, oder Uebersicht aller lateinischen, deutschen und französischen Benen- nungen sämmtlicher chemischer Präparate des Handels und sämmt- licher rohen Arzneistoffe. Von E. F. Anthon. Leipzig 1861. Verlag von J. L. Schräg. Zweite, vollständig umgearbeitete und sehr ver- mehrte Auflage. Lex. 8. Seit. 864. — Ist dieses Werk hauptsächlich für Droguisten und Apotheker, dann für Aerzte und Techniker von Wichtigkeit, so ist es auch für Botaniker nicht ohne Interesse, da es nebst einer Synonymik der Pflanzen nach ihren officinellen syste- matischen deutschen und französischen Benennungen, auch eine solche ihrer gebräuchlichen Theile und der aus ihnen gewonnenen Stoße enthält. Das Wörterbuch umfasst Seite i — 432 eine Aufzäh- lung von gegen 2000 Artikeln in alphabetischer Ordnung mit ihren sämmtlichen Synonymen; dann Seite 433 — 450 ein Register über die lateinischen Pflanzennamen; Seite 451 — 600 ein Inhaltsverzeich- niss sämmtlicher lateinischer Benennungen; Seite 601 — 777 ein solches der deutschen Benennungen, endlich Seite 778 — 857 ein Register der französischen Bezeichnungen. Einige Seiten mit Nach- trägen und Verbesserungen schliessen das eben so nützliche als praktisch eingerichtete Lexikon, dessen Ausstattung eine ganz vor- treffliche genannt werden kann. — Der Jahresbericht der Wetferauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau für die Jahre 1859 und 1860 ent- hält an Artikeln botanischen Inhalts: „Beiträge zu den Gefässkrypto- gamen und Laubmoosen der Wetterau." von G. Ph. Russ, dann „Bastarde der Salices in der Welterau.4, von Jos. C lernen con. oestPiT. Botau. Zeitschrift 7. Heft. 1881. 1' M2 — Im „Bulletin" der kais. Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau, Jahrgang- 1860 Nr. 1 — 2, finden sich nachfolgende botanische Abhandlungen: „Enumeratio plantarum songoricarum a Dr. Alex. Seh renk annis 1840—1843 collectarum." Von E. R. v. Traut- vetter. „Beobachtungen über Viola epipsilaLe db." VonE. Regel. — Dr. R. A. Philip pi hat in Halle herausgegeben die Be- schreibung seiner Reise, welche er im Sommer 1853 — 1854 auf Befehl der Chilenischen Regierung durch die Wüste Atacama unter- nommen hat. Das Werk enthält als Beilagen 1 Karte und 27 Tafeln, von denen sechs die Abbildungen von 24 Arten umfassen, als Er- läuterung zu den im Werke aufgezählten 400 Arten der Florida Atacamensis. — Unter dem Titel : „Bibliotheca hortensis" gab Fr. J. D o c h na 1 in Nürnberg heraus ein alphabetisches Verzeichniss aller Bücher, welche über Gärtnerei, Blumen- und Gemüsezucht, Obst- und Weinbau, Gartenbotanik und bildende Gartenkunst von 1750 bis 1860 in Deutschland erschienen sind. — Von Dr. J. W. Sturm und Prof. A. S chn itzlein's Ver- zeichniss der phanerogamen und gefäss-kryptogamen Pflanzen in der Umgegend von Nürnberg und Erlangen, ist eine zweite gänzlich umgearbeitete Auflage erschienen. — Dr. Johann Palacky in Prag hat einen Preis von 100 fl. für das beste in böhmischer Sprache geschriebene und den Bedürf- nissen des böhmischen Landmannes Rechnung tragende Buch über die Gärtnerei ausgeschrieben. Die Concurrenzschriften, welche nicht stärker als 10 Druckbogen sein sollen, sind bis zum 30. December d. J. einzusenden. — In den Schriften der „königl. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg", 1. Jahrg. 1. Abth. 1860, befinden sich unter andern nachfolgende Abhandlungen: „Ueber die Bernstein- und Braunkohlenlager des Samlandes." Von Prof. Dr. G. Zaddach. Mit 4 lith. Tafeln. — „Einige Pelorien QOrchis latifolia L., Digi- talis pur pur ea L.)" Von Robert Caspary. Mit einer lith. Tafel. — „Bulliarda aquatica D. C." Von Robert Caspary. Mit einer lith. Tafel. — „Ueber Sonnenrisse. " Von R. Caspary. — „Ueber ein angebliches in Neu-Granada aufgefundenes Lager von Bernstein." Von Dr. W. S chiefferde cker. — Von Fr. Dieterici, Prof. der arab. Literatur in Berlin, ist erschienen: „Die Naturanschauung und Naturphilosophie der Araber im 10. Jahrhundert." Aus den Schriften der Lauteren Brüder übersetzt. — Die naturforschende Gesellschaft in Görlitz bereitet die Publikation eines Werkes vor, das ein Verzeichniss aller jetzt lebenden Naturforscher des Erdkreises umfassen soll. Dasselbe wird von Dr. Gistel zusammengestellt. — Unter dem Titel: „Flora der Umgebung von Olmütz" ist von J. Mik eine systematische Aufzählung der um OlmüSz wild- wachsenden und im Freien kultivirten phanerogamischen Pflanzen J43^ nebst einem Schlüssel zur Bestimmung der Gattungen in analytischer Anordnung- erschienen. — Aus einem englischen gedruckten Flugblatte ersehen wir, berichtet Dr. S chl echt en dal in seiner botanischen Zeitung, dass es die Absicht sei, in England eine neue botanische Zeitschrift zu begründen unter dem Titel: „The British Botanist-. Sie soll vom Jahre 1861 beginnen und Watson zum Herausgeber und Ne wman in London zum Drucker haben. Der letztere war früher der Heraus- geber des Phytologist. welcher, obgleich noch fortbestehend, nicht allgemein Beifall gefunden haben und deswegen durch ein den Interessen der britischen Botaniker besser entsprechendes Blatt ersetzt werden soll. Ein Freund oder Theilnehmer des Phytologist macht sich über diese Absicht lustis: und meint, die kleine Zahl der Botaniker, welche sich für ein solches Journal interessire, sei zu gering, um zwei ähnliche zu erhalten. Deutschland könnte den Eng- ländern als Beispiel dienen, wie viel botanische Zeitschriften sich neben einander bewegen können. — In den Annales des sc. nat. (T. VI. u. VII 1836 und 1837) hat J. B. A. Guillemin unter dem Titel: Zephyritis Tailensis ein Verzeichniss der auf Taiti vorkommenden Phanerogamen und Crypto- gamen gegeben nach den Berichten von Bertero, Maerenhout, Gaudichaud, B rongniart , Lesson u. s. w. — In den Memoires de la Soc. imp. des sc. nat. de Cherbourg VII. 1859. Cherbourg 1860, S. 239 gibt Edel. J ard in einen Nachtrag zu besagtem Verzeichnisse, so dass die Flora von Taiti nun 483 Species zählt, wozu aber ohne Zweifel die Botaniker Tanchet, Vi ei 11 ard und D epl auch e noch manch nicht unbeträchtliche Zahl beifügen werden. Sr. — Der Jahrgang 1860 der Verhandlung des naturhistorischen Vereines in Bonn, bringt folgende botanische Aufsätze von A. Henry: über die Bildung der Wurzelfasern von Sedum Telephium, S. Maxi- mum und S. fabaria, in welchem nachgewiesen wird , dass in den Wurzelfasern besagter Sedum-Arten der eine Holzring sich trennt und 2 bis 6 neue Holzringe sich bilden, und dadurch die Lösung näher gestellt ist, die merkwürdigen Bildungen der Troppenwelt zu kennen. Von Dr. H. Müller: Nachträge und Bemerkungen zu Karsch's Phanerogamenflora der Provinz Westphalen; dies ist ein systematisches Verzeichniss mit Angabe des Standortes und der geognostischen Unterlage. — Wenn auch nicht in unmittelbarer Beziehung, so ist doch von Interesse das von Kaltenbach gege- bene Verzeichniss deutscher Pflanzengattungen, auf welchen Schmet- terlinge, Käfer u. a. Insekten leben; und endlich finden wir von Prof. Weber „Beiträge zur Kenntniss pflanzlicher Missbildungen." Sr. — In den Memoires de la soc. imp. des sc. nat. de Cherbourg VII. 1859, Cherbourg 1860, finden wir von Aug. Le Jolis ein nach Grenier und Godron geordnetes Verzeichniss der um Cher- bourg vorkommenden Pflanzen. Diese Flora umfasst 387 Genera mit 952 Species Phanerogamen und 26 Arten Cryptogamen. Von denen einige der südlichen, mehrere der atlantischen, äusserst 17 * , \ , . v *•* 244 wenige der nördlichen Flora eigen sind, im Allgemeinen ist sie der Flora des teniperirten Europa's zuzuzählen. Le .Jolis führt auch einige Werke auf, welche schon über die Flora Cherbourgs ge- sprochen haben, wie von Berti* an d-Lachinee, Dr. Lebel, de Gerville u. m. a., und bemerkt, dass sein Verzeichniss nicht zum Zwecke eines Bolanisirführers gegeben ist, sondern mehr um über die geographische Verbreitung der Pflanzen Kenntniss zu geben. Den Namen sind Synonymen und zahlreiche kritische Bemerkungen beigegeben. — Ein Verzeichniss der in der nächsten Umgebung von Cha- mounix vorkommenden Lichenen gibt uns Hr. v. Payod in dem Bulletin de la soc. vaud. des sciences natur. T. VI. N. 47. Lausanne 1860. — Das Verzeichniss ist nach Schaerer und nach Decan- dolle und Duby geordnet und gibt ausser den Ortsnamen auch die Synonyme, das Vorkommen mit Angabe der betreffenden Höhe über dem Meeres-Niveau und sonstige Bemerkungen. Eine neue Art wird aufgeführt unter dem Namen Lecanora Dubyi Müll., auf Granit von Montblanc etc. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Eissmann in Nürnberg mit Pflanzen aus ßaiern. — Von Herrn Nave in Brunn mit Pflanzen aus Mähren. — Von Herrn Hinter huber in Sai/burg mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Veselsky in Wien mit Pflanzen aus Istrien. — Von Herrn Ober- lei tner in Linz mit Pflanzen aus Oberösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Professor Reuss in Prag, Baron Thümen in Gräfendorf, Kloeber in Brody, ßoissier in Genf, Braun- stingel in Wels, Veselsky, Maly und Senoner in Wien. Inserat. In der C. F. Winter'schen Verlagshandlung in Leipzig und Heidelberg isL soeben erschienen und vorräthig in der Buchhandlung von G. Gerold's Sohn in Wien, Stephansplalz Nr. 625: Seubert, Dr. Moritz, Professor in Karlsruhe, Die Pflanzenkunde in populärer Darstellung mit besondererBerücksichtigung der forstlich-, ökonomisch-, technisch- und medicinisch- wichtigen Pflanzen. Ein Lehrbuch für höhere Lnterrichts-Anstalten, so wie zum Selbststudium, Mit 549 Holzschnitten. Vierte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 37 Druckbogen, gr. 8. geh. Ladenpreis 4 fl. 40 kr. ö. W. Bei Bestellungen auf vorstehendes Werk bitten wir den Titel genau bezeichnen zu wollen, damit Verwechselungen mit desselben Herrn Verfassers „Lehrbuch der gesainuiteu Pflanzenkunde'" möglichst vermieden werden. Bedakteur und Herausgeher Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C\ (ie rohl. Druck von C. l'eberre uter. // r 9 ,?;/. Oesterrcichisclic TANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift Rnfoililr null R nf «in l L'Ai» die frei durch diePost be- erscheint D0I8UIK UDO. DOtttniKei, zogen werden sollen, siud den Ersten jeden Monats. blog bei der Redaktion m?t%p«n«krrto«.8ew fiäriwr, Oekoiiomen, Forstmänner, Aerzte, imf^^Veu:> mit 5 ff. *5 kr. Oest. w. » " " zu pranumenren. C3 Thlr. 10 Xgr.~) . . . . _ . .. Im Wege des ganzj ährig, oder A|)0l!lCkCr 1111(1 iCCHDlIiBr. Buchhandels übernimmt mit X fl. 63 kr. Oest. \V. i Pränumeration halbjährig. C. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile 7£To Q. so w'e a^e übrigen 10 kr. Oest. W. JH —' ö. Buchhandlungen. XI. Jahrgang. WIM. August 186t. INHALT: Bemerkungen über Pedieidaris. Von Münch. — Bemerkungen über Futisporium Von Niessl. — Zur Flora von Oberösterreicli. Von Oberleitner. — Verbreitung der Cyperoideen. Von Thümen. — Professor Massalongo. Von Senoaer. — Botanische Notizen. Von Dr. l.an. derer. — Personalnolizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen — Inserate. Bemerkungen über einige Pedicularis-Arten, Von Pfarrer Ch. Münch. In De Candolle's Alph. Prodr. Syst. nat. Bd. X. pag. 560—582, wird durch Herrn Dr. G. Bentham Esq. die Gattung Pedicularis beschrieben, wobei 109 Arten aufgeführt werden, die verschiedenen Ländern und Welttheilen angehören. Wir haben zunächst die Beschreibungen der uns bekannten Arten mit vielem Interesse durchgelesen und diess um so mehr, als dieselben zuweilen unsere Aufmerksamkeit in Anspruch genom- men haben. Wir sind aber hiebei leider mehreren Unrichtigkeiten begegnet, die nach unserm Dafürhalten, sowie insbesondere im Interesse der Wissenschaft, einer Berichtigung zu unterstellen sein dürften. Wir glauben allerdings annehmen zu dürfen, der sonst so ausgezeichnete und rühmlichst bekannte Schriftsteller Herr Bentham habe manche der aufgeführten und beschriebenen Pedicularis-Arlen nicht genauer gekannt, indem wir in auffallender Weise manche Arten zusammengestellt finden, die von bewährten Schriftstellern längst schon als von einander wesentlich verschieden betrachtet wurden. Ein neuer Beweis sogleich dafür, dass leider die bezüglichen Beschreibungen dieser Arten sehr angenügend sind und anbei Oesterr. Botan. Zeitschrift 8. Heft. 1R61. 18 246 unwesentliche Merkmale wesentlichen und entscheidenden Nachweisen vorgezogen wurden. Ebenso dürfen wir annehmen, dass, wenn der gelehrte Ben tham von den Arbeiten schweizerischer und deutscher Botaniker über die erwähnten Pedicularis- Arten und namentlich von lebenden Exem- plaren eine genauere Kenntniss gehabt hätte, auch seine Ansichten über diese Arten zuverlässig in anderer Weise ausgesprochen und namentlich auch die Synonymie nicht so sehr manche Irrungen herbeigeführt haben würde. Wir gestatten uns daher, über die stattgefundenen Verwechs- lungen in Folgendem einen Nachweis zu leisten und zwar nach frischen und richtig bestimmten Exemplaren, welche verschiedenen Florengebieten angehören. Die ausgezeichnet schöne Gattung der Pedicularis zerfällt bekanntlich in zwei Abtheilungen, nämlich die mitrothen und gelben Blüthen; die in Frage stehenden Arten gehören der ersten Abtheilung an. Wir besprechen zuerst: 1. Pedicularis rostrata L. — De C. Prodr. Nr. 86. ß. Unter dieser Benennung wurden in frühern Zeiten alle Formen bezeichnet, welche niedrig wachsen, durch wenige rothe Blumen, durch gezahnte Kelchzähne und durch lang geschnabelten Helm sich kenntlich machten. In späterer Zeit jedoch wurden in Folge genauerer Untersuchungen: Ped. asplenifolia durch Floerke, Ped. Jacquini durch Koch, Ped. pyrenaica durch Gay von Ped. rostrata aus- geschieden. Bentham dagegen stellte sie wieder zusammen mit Ausnahme von P. asplen., obgleich diese unter den erwähnten Arten der Ped. rostrata am nächsten steht und stellt sogleich eine Diagnose auf, aus welcher die ächte Ped. rostrata keineswegs zu erkennen ist. Vorerst sind die Blätter weniger getheilt als Bentham angibt; die Blumen bilden keineswegs eine Aehre QSpica) und die Pflanze erreicht nie eine Höhe von 4 — 7". Zugleich reiht er hieran in sehr irriger Weise die piemontesische Art: Ped. cenüia Gaud. Nun ist allerdings bei der echten Ped. rostrata L. wie bei P. Jacquini, asplenifolia, tuberosa und Barrelieri die blassrothe Oberlippe der Blumenkrone plötzlich in einen verlängerten, linealichen, an der Spitze abgeschnittenen und ausgerandeten Schnabel ver- schmälert; dagegen ist sie von denselben verschieden durch die längeren Staubgefässe, die über der Mitte bärtig sind; durch die weniger langgestielten Blumen ; den röhrigen , beinahe trichter- förmigen, gegen den Grund verschmälerten, kurzzottigen Kelch; die tief fiederspaltigen Blätter; die doppelgezähnten Fiederchen, sowie durch den schwachen, am Grunde stets niederliegenden, später- hin gestreckten und bogenförmig aufstrebenden Stengel, der bei kleinen Exemplaren nur 2 — 4" hoch ist. Ped. rostrata gehört zu den häufigeren und weiter verbreiteten Arten, da sie auf den Alpen 24? der Dauphine, in der Schweiz auf der Grimsel, sowie auf der Alpe Tolud im Tessin, in Tirol auf mehreren Alpen, sowie in Steiermark gefunden wird. 2. Pedicalaris asplenifolia Floerke. — De C. Prodr. 87. Diese Art wurde zuerst von Willdenow ziemlich gut beschrieben, dagegen auf unpassende Weise mit Ped. hirsuta ver- glichen, von Steven jedoch nicht anerkannt, sondern mit Ped rostrata vereinigt; späterhin aber von Koch und Gay hinsichtlich der Gestalt und Behaarung des Kelches genauer nachgewiesen. Bentham dagegen hat auch diese Art unrichtig aufgefasst, indem er sie „glabra vel in spica pilosa" bezeichnet, während sie unter allen verwandten Arten unveränderlich die stärkste Behaarung nachweist. Die echte Ped. asplenifolia ist indess von den verwandten Arten leicht zu unterscheiden durch die Blätter mit grobhaarigen Blattabschnitten, an welchen die Zähne des obern Randes mehren- theils zurückgeschlagen sind; durch den länglichen, mit röthlichen langen Haaren ziemlich dicht besetzten Kelch; insbesondere aber von P. rostrata durch die kürzer gestielten, purpurrothen Blumen, den gleichmässig breiten , am Grunde nicht verschmälerten Kelch, die deutlich gezähnte Spitze des Schnabels, die grob gezähnten Lappen der Unterlippe , den stärkeren, meist kürzeren, aufrechten Stengel; — von Ped. Jacquini durch die kaum wahrnehmbar kahle, nicht gewimperte Unterlippe; — von Ped. pyrenaica durch den weit niedrigeren nur 2—4'' hohen Wuchs, den Blüthenstand, den Kelch, besonders aber durch die weniger getheilten Blätter. Ihre Standorte sind feuchte Stellen der Alpen. In Südtirol an mehreren Orten, z. B. im Ober-Innthal, im Zillerthal, auf dem Schiern. Im Salzburgischen, Kärnthen, Steiermark. 3. Pedicalaris Jacquini Koch. — De C. Prodr. Nr. 86. Diese ausgezeichnete Art wurde von Koch besonders nach der Gestalt und Behaarung des Kelches, der bald als kahl, bald als flaumig bezeichnet wird und nach den mehrgetheilten, tief doppelt fiederspaltigen Blättern von Ped. rostrata unterschieden; dagegen wurde von ihm ein wesentliches Kennzeichen übersehen, welches genügt, diese Art von allen verwandten Arten auf den ersten Blick zu unterscheiden, nämlich die dichten Wimperchen im ganzen Umfang der Unterlippe. Während nämlich die Gestalt des Kelches bei weiterm Vorrücken in der Entwicklung der Frucht sich ver- ändert und die Behaarung wechselt, ist dagegen die Wimper- behaarung unveränderlich und hiedurch unterscheidet sich diese Art bald auch von P. pyrenaica, welcher sie in der Bildung des Kelches und der Blätter am nächsten steht. Bentham dagegen vereinigt sie mit P. rostrata. Von dieser aber unterscheidet sich P. Jacquini insbesondere durch den kräftigeren höhern aufrechten Wuchs, durch geringere Behaarung und durch den mehr abwärts gerichteten Schnabel. Ueberdiess ist die Wurzel schief oder gerade abwärts 18 * 248 gehend und mit langen, starken, gelblichen Fasern besetzt. Die Wurzelblätter sind gestielt, kahl oder mit einigen Flaumhärchen bewachsen. Der Stengel ist bogenförmig, aufstrebend oder aufrecht, 3 — 6" hoch. Die Stengelblätter sind den Wurzelblättern ähnlich, jedoch merklich kleiner. Der Kelch ist länglich, glockig, purpurroth gefärbt, kahl, auf den Nerven mit einigen Flaumhärchen belegt. Die Zähne am Rande sind dicht flaumhaarig gewimpert, ungefähr den dritten Theil so lang als die Röhre. Die Corolle ist schön purpur- roth, mit einer dunkeln, braunrothen Oberlippe, welche, helmartig gekrümmt, sich beinahe plötzlich in einen langen Schnabel ver- längert, der am Ende gerade abgestutzt ist. Die Unterlippe ist gross, die Lappen sind abgerundet, der mittlere ist etwas kleiner. Die Staubgefässe sind an der Basis behaart, die längern nach oben hin gebartet. Sie wird gefunden in den Alpen Rhätiens, am Wormser- joch, in Tirol, Salzburg, Kärnthen, Oesterreieh, Ungarn. 4. Pedicnlaris pyrenaica Gay. — De C. Prodr. Nr. 86. ß. Gay hat diese Art, indem er sogleich Ped. rostrata und asplenifolia näher bezeichnet, zuerst von diesen beiden unterschieden, übergeht jedoch Ped. Jacquini, welche unbestreitbar seiner Art am nächsten steht, indem sie gleichfalls an der Basis der Staubfäden eine, wenn auch nicht so starke Behaarung zeigt wie P. pyrenaica. Indess hat er das Verdienst für sich, auf dieses Kennzeichen zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Bentham dagegen bleibt uner- klärbar, dass er hierauf gar nicht eingeht. Ueberdiess ist diese Art nach ihrer Gestalt bedeutend grösser als die bis anher bezeichneten Arten; ferner sind die Blattstiele wollig gewimpert, der Kelch ist kahl, die Blüthen sind sehr kurz gestielt und bilden ein Köpfchen, das auch nach dem Verblühen sich nicht verlängert. Vergleichen wir nun die P. pyrenaica mit den bis anhin erwähnten Arten, so unterscheidet sie sich überdiess von P. rostrata durch die am Grunde immer wollige Blumenkronenröhre, durch breitere, mehr getheilte Blätter, durch einen aufrechten oder bogenförmig aufstrebenden Stengel, durch einen kürzern Schnabel, durch die beinahe sitzenden Blüthen; — von P. asplenifolia vorzüglich durch die Blätter, die Behaarung und den Blüthenstand, sowie durch die kahlen Staubgefässe; — von P. Jacquini durch die kahle Unterlippe; von P. cenisia durch den kahlen Kelch. Sie soll nur indenPyrenäen und in derDauphine gefunden werden. 5. Pedicularis cenisia Gaud. De C. Nr. 86. Diese Art war in frühern Zeiten unter dem Namen P. gyroflexa Vill. bekannt, allein aus dem Umstände, dass Vi 11. die P. tuberosa als Varietät zu seiner Art hinzuzieht, scheint hervorzugehen, dass Gaudin's Ped. cenisia, die beinahe nur durch die Farbe der Blüthen von Ped. tuberosa zu unterscheiden ist, wirklich mit der Villars'schen identisch sei. Willdenow dagegen versteht unter Ped. gyroflexa die Ped. fasciculata Bell. Indess nehmen mehrere spätere Botaniker, als Steven, Gaudin, Bentham die Benennung Ped. gyroflexa für die Ped. fasciculata Bell, an, entgegen der Ansicht von Villars und De Candolle, wie Koch in seiner Synopsis diess nachweist, der zuerst, um diesem Wirrwarr zu begegnen, eine erwünschte Ordnung in diese Synonymie gebracht hat. Da nun die Villars'sche Art immer noch zweifelhaft erscheint, dürfte es das Zweckmässigste sein, seine Benennung ganz aufzu- geben und an deren Stelle die von Gaudin bezeichnete, nämlich Ped. cenisia für die eine Art und die unzweifelhafte Ballard'sche Ped. fasciculata für die andere Art festzustellen, wie diess Koch sub Nr. 5 gethan hat. Vergleichen wir ferner Ped. cenisia, welche ziemlich rasen- bildend ist, mit den bis dahin bezeichneten Arten, so unterscheidet sie sich von Ped. rostrata durch den aufrechten 3 — 6" hohen Stengel, die tiefergetheilten Blätter, die festsitzenden, ährenförmigen Blüthen, sowie durch den aufgeblasenen Kelch und die innerhalb am Geäder weissAvollige Blumenkrone; — von Ped. asplenifolia durch die Blätter und den Blüthenstand ; — von Ped. Jacquini durch die kahle, glänzende, ptirpurrothe Unterlippe; — von Ped. pyrenaica, der sie offenbar am nächsten steht, durch den wolligen Stengel und Kelch, sowie durch den späterhin verlängerten Blüthen- stand ; — von Ped. fasciculata, welcher sie auf den ersten Blick ziemlich ähnlich ist, weicht sie dagegen weit ab schon durch die Bildung des Helms und die am Rande kahle Unterlippe. Ihr ausschliesslicher Standort scheint der M. Cenis in Piemont zu sein; für die Schweiz ist sie zweifelhaft. Ueber die vorhin theilweise besprochene Art (und Sy- nonymie) 6. Pedicolaris fasciculata Bell. — De C. Prodr. Nr. 82. {P. gyroflexa Gaud., doch nicht Vill. und nicht De C.) bemerken wir nachträglich Folgendes: Die Oberlippe der Blumenkrone ist in einen kurzen, kegel- förmigen, an der Spitze abgeschnittenen Schnabel allmälig ver- laufend; die längern Staubfäden sind über der Mitte bärtig-zottig; der Kelch ist glockig, bis über die Mitte öspaltig und dicht flaumig; die Blätter sind dicklich, länglich, beiderseits flaumhaarig, fieder- spaltig, mit gezähnten Lappen; die Aehre ist gedrängt, vielblüthig, zuletzt verlängert, kurzzottig; die purpurfarbigen Blüthen, mit weisser und blassrother Farbe wechselnd, sind kurz und fein gestielt; der Stengel ist von der Wurzel an gerade aufsteigend und mehrfach behaart. Ihre Standorte sind: M. Generoso, Tamor, Calbege, der Berg Fedai in Primero, das südliche Tirol. Wir schliessen unsere Bemerkungen mit 7. Pedicularis Portenschlagii Saut. — De C. Prodr. Nr. 87. Diese Art ist ausgezeichnet und charakteristisch von den übrigen Arten verschieden durch die Länge der Röhre der Blumenkrone, 250 wie Rchb. sehr richtig in seiner Diagnose Fl. germ. Nr. 2458 bemerkt. Diese Länge bildet das auffallendste Merkmal; sie ist bis zur Spaltung- der beiden Lippen über 8 Linien lang, mehr als doppelt so lang als die Kelchröhre ohne die Zähne und viel länger als Helm und Unterlippe. Dabei ist die Oberlippe der Blumenkrone in einen kurzen, kegelförmigen, an der Spitze abgestutzten Schnabel allmälig verschmälert; die längern Staubfäden über der Mitte bärtig, Kelch röhrig, glockig, kahl, auf den Nerven und am Rande flaumig; die Zipfel nach oben ungleich gekerbt, an der Spitze herübergebogen , kürzer als die Kelchröhre. Blüthen rosenroth. Biälter liederspaltig, doppelt gezahnt. Der aufrechte Stengel wird zwar von Koch als dicht beblättert angegeben, diess ist jedoch unrichtig; denn ausser den 2-3 blattartigen Deckblättern ist wegen der Kürze des Stengels oft nur ein oder auch gar kein Stengel- blatt vorhanden. Nur bei grössern Exemplaren stehen mehrere Blätter entfernt auseinander. Dagegen sind die Wurzelblätter dichter und zahlreicher als bei den verwandten Arten vorhanden. Er trägt 3 — 5 Blüthen, von denen die unterste oder die zwei untersten etwas entfernter und auf längern Stielen befindlich sind. Sämmtliche Blüthen sind durch Deckblätter geschützt. Bentham zieht diese Art als Synonym zu Ped. asplenifolia Floerke, was wir uns nicht erklären können. In Herbarien istdiese Art sehr selten, ihre Standorte sind je länger je mehr beschränkt, nämlich höchste Urgebirgsalpen in Ober-Steiermark. Am Joch zwischen Ausserpfitsch und Pfunders. Montagna die Denno in der Schneeregion. Aul den Seckauer-Alpen, auf dem Hohenschwab und auf dem Bösenstein am Rottenmannertauern in Tirol. Die übrigen Arten dieser Abtheilung mit rothen Blüthen, sowie die sämmtlichen Arten mit gelben Blüthen, die wir, sowie die vorhin bemerkten Arten in unserer Sammlung besitzen, bezeichnen wir nicht näher, da sie von Koch in seiner Synopsis gut beschrieben und von altern und neuern Botanikern anerkannt sind. Eine Ausnahme hievon machen bei Koch einzig die 3 Arten: Pedicularis sudetica Willd., P. Friederici-Augnsti Tom. und P. Hacquetii, die wir nicht kennen, um über sie uns auszusprechen. Basel, im Jänner 18fil. Bemerkungen über den Pilz Fusisporium pallidum Niessl. Von Professor G. v. Niessl. Im VIII. Bande der Verhandlungen der k. k. zool. -botanischen Gesellschaft zu Wien beschrieb ich einen an der Unterseite der Blätter von Juglans regia wohnenden Pilz als Fusisporium pallidum. Die Unterordnung dieses Pilzes in die Gattung Fusisporium Fries hat von verschiedenen Seiten zu Einwürfen Veranlassung gegeben. 251 Ich erkenne dieselben gegenwärtig- insoferne als nicht unbegründet an, als an dem erwähnten Pilze keine „Flocken, an deren Spitze sich die Sporidien bilden", wahrnehmbar sind, jedoch erlaube ich mir einerseits auf das von mir schon (a. a. 0.) einmal Gesagte zu verweisen, andererseits noch Folgendes zu bemerken: Einige Arten der Gattung Fusidium Link, z. B. Fus. griseum und flavo-virens sind von Fries zu Fusisporium gezogen worden, weil sie, wie er sagt in ihrem Jugendzustande rundliche Sporidien haben, die sich an der Spitze von sehr dünnen vergänglichen Flocken bilden (Systema mycologicum, B. III. pag. 442, und Summa vegetabilium Scandinaviae, pag. 473). Ich habe derlei an den beiden angeführten Pilzen nie finden können, auch belehrt uns Bon or den in seinem Handbuche der allgemeinen Mycologie (pag. 34) über den Bau derselben in ganz anderer Weise. Da ich aber meine Beschreibung nach sehr alten Exemplaren entwarf, so durfte ich wohl annehmen, dass „ver- gängliche Flocken" längst verschwunden seien , und stellte der übrigen Analogieen halber — der Fries'schen Ansicht folgend — meinen Pilz auch unter Fusisporium Fries. Spätere Untersuchungen an vielen frischen Exemplaren haben mich eines Besseren belehrt. Die Sporidien bilden sich auf einer kleinen häutigen Unterlage, die sich vom Mutterboden leicht ablöst. Sie stehen radial gegen den Mittelpunkt zu und bilden kleine halbkugelige Häufchen. Nimmt man diese Unterlage, analog den Trägern bei den Fusarien als Stroma, so muss dessen eigenthümliche häutige Beschaffenheit , dessen Ab- lösbarkeit vom Mutterboden in Berücksichtigung gezogen werden, da dem Fusarium der Gattungscharakter: „Stroma pulcinatum, carnosum firmunwe cellulosum~ entspricht. Von Fusisporium steht nun selbstverständlich der Pilz weit entfernt, und selbst als Fusidium kann er nicht eingereiht werden, welchen Autor man auch immer anerkennen wollte. Die Link'sche Gattung Fusidium ist freilich eine Sammlung von sehr verschieden gebauten Pilzen, aber sie ist in der neueren Zeit bedeutend gesichtet worden. Fries lässt in „Summa vegetab." diese Gattung ganz in Fusisporium und Fusarium aufgehen und Bonorden theilt sie (a. a. 0) in noch mehr ver- schiedene Gattungen ab , von denen den Namen Fusidium nur die- jenigen Arten behalten, deren Sporidien auf einem fädigen Mycelium, gewöhnlich aus den Spaltöffnungen herausdringen, ein von unserem Pilze ganz verschiedener Wachsthum. Ich theile vorläufig diese Daten mit, obgleich ich meine Unter- suchungen noch nicht geschlossen habe, auch die Ansichten ge- wiegter Mycologen zu hören wünschte, muss aber gestehen, dass ich den in Rede stehenden Pilz nun bei keiner beschriebenen Gat- tung einzureihen weiss. Für eine einzige Art eine neue Gattung gründen ist immer etwas misslich, aber es fragt sich, ob nicht noch andere Arten mit demselben Baue entdeckt! werden können ! Vor- behaltlich einer genauen Darlegung meiner Untersuchungen und Messungen, welche seiner Zeit in diesen Blättern erscheinen wird, würde ich mir hier erlauben, einen neuen Gattungsnamen für diesen 252 Pilz vorzuschlagen, nämlich: Microstroma: Stroma minutissimum membranaceum, parvicellulosum, a matrice facile secedens. Sporidia obovata-oblonga , fere fusiformia, non seplata conglutinata. Huc usque solum modo in foliis vivis. Als Anhang- zu meiner Beschreibung- der einen Species Microstroma pallidum füg-e ich noch bei, dass die Farbe der Rasen im frischen Zustande weiss ist, worauf schon Hr. Dr. H. Reichardt (Sitzungsberichte der k. k. zool.-botanischen Gesellschaft VIII. Band, pag. 92) aufmerksam machte , und dass unser Pilz auch auf der Unterseite der Blätter von Quercuspedunculata und Robur vorkommt, in einer Form, die sich durch eigenthümliche Kleinheit der Rasen auszeichnet, und welche von Ritter v. Heufler zuerst bei Wien aufgefunden wurde. Sie ist vielleicht eine eigene Art und findet sich häufiger als die Form auf Juglans, fast an allen Orten, wo diese bisher gefunden wurde, u. z. ist mir bekannt: um Wien (v. Heufler, Reichardt, v. Frauenfeld), Ginunden (v. Heuf- ler), Kremsmünster, Molk (Poetsch), Graz und Brunn (N.). In Böhmen (Opiz). Synonym sind: Torula juglandina und Torula quercina Opiz, nach authentischen Exemplaren. Der ausgezeichnete Mycologe Dr. Th. Bail hat unseren Pilz im Pilztypenherbar, welches er im Auftrage des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht zusammenstellte, ebenfalls aufgenommen mit der Etiquette 27. Fusidium pallidum Niessl. In foliis Jug- landis regiae vivis ubique; prp. Nauders (Tirol). M. Aug. 1858 (v. österr. bot. Ztschrft. X. Jahrg. 4. Heft). Herr Dr. Rabenhorst hat unter Nr. 70 seiner Fungi europaei den in Rede stehenden Pilz als Fusidium candidum Link — forma magna edirt, aber ich kann nichts Anderes glauben, als dass dem geehrten Mycologen hier ein Versehen unterlaufen sei , worin ich umsomehr bestärkt werde , wenn ich das Citat auf der Etiquette Nr. 70 berücksichtige, wo auf Krombholz Abbildungen etc. F. 43 hingewiesen wird. Denn Kromholz nennt den unter F. 43 ab- gebildeten Pilz zwar Fusidium candidum Link, aber aus Ab- bildung und Beschreibung geht fast unzweifelhaft hervor, dass hier Fusidium griseum abgebildet wurde. Auch das unter Nr. 1582 des Herb, mycol. herausgegebene Exemplar ist nicht Fusidium candidum Lk., sondern eine wahre Hyphomycete. Das echte Fusidium candidum Link erhielt ich auf Verwen- dung des Herrn Ritter v. Heufler durch den nun leider verstor- benen Custos Dr. Klotsch aus dem Herbarium Link's und es zeigt dieses Sporidien, welche mit denen der Link'schen Abbildung (Obs. etc. im Magazine der Berl. Gesellschaft naturforschender Freunde J809. III. p. 8) ziemlich übereinstimmen, aber reihenweise ver- bunden sind, wie sie Bonorden abbildet (a. a. 0. Taf. I. Fig. 4). Von Uebergangsformen zu Atractium pallidum Neos, die ich zu sehen glaubte, will ich hier nichts weiter erwähnen, da ich darüber noch unsicher bin. 253 Ich glaube also, dass es nicht nothwendig ist, bei dem so verschiedenen Bau des Fusidium candidum Link und unserer Art eine Vergleichung dieser Pilze durchzuführen, welche fast nichts mit einander gemein haben, und überlasse es den Mycologen, hier- über selbst zu urtheilen , obgleich es eigentlich diese Verkennung meiner Art war, welche mich bewog, eine unganze Arbeit vorläufig der Oeffentlichkeit zu übergeben, um zu zeigen, dass ich nicht der Ansicht des Herrn Dr. Rabenhorst bin. Ich wünsche nichts Sehnlicheres, als dass erfahrenere Myco- logen, als ich bin, über diesen Pilz urtheilen möchten, werde mich gerne belehren lassen, und vorzüglich wäre es mir angenehm, Mo- tive zu kennen, die Herrn Dr. Rabenhorst, dessen Verdienste ich schätze, bewogen haben, meine Art für identisch mit Fusidium candidum Link zu halten. Brunn, im Jänner 1861. Zur Flora von öberösterreich. Von Franz Oberleitner. Ich habe mit Steyregg ein interessantes Terrain für botanische Forschungen verlassen und dort einige schöne Funde gemacht, die ich Ihnen hiermit bekannt gebe. Im Mai 1859 kam ich auf dem Luftenberge bei Steyregg zu einem ausgedehnten Sumpfe von einigen Joch Umfang mit mehreren kleinen Teichen Oveg"en den darin vorkommenden Rossegeln von den Bauern der Umgebung Egelteich genannt) , welchen Standort ich später öfters besuchte und wo ich folgende interessante Pflanzen fand, die theilweise für die Flora von Oberösterreich und Linz neu sind: Eriophorum gracile Koch., Sagittaria sagittaefoliaL., Spar- yanium simplex Huds., Lemna polyrrhha L. und L. minor L., Carex elongata L., Myosotis strigulosa Rchb., Potamogeton natans L., Sparganium natans L., Utricularia vulgaris L. und Ltr. minor L. Letztere Pflanze blühte vom Anfange des Juni bis zu den letzten Tagen des Juli und zwar in ungeheuerer Menge. In einer Bauernhoflache bei Seitenstetten kommt eine Utricularia vor, welche in Form, Farbe und Blüthezeit, sie blüht Anfangs August und nur etwa durch 8 Tage, von der letzteren ganz verschieden ist. Kittel's Beschreibung der Utricularia Bremii Heer passt ganz gut auf diese Pflanze. Kehren wir nun zur Flora von Steyregg zurück; dort fand ich unter den bemerkenswertheren Pflanzen, und zwar in einem Donauarme am Fusse des Luftenberges stromaufwärts und parallel zu der Luftenberger- Allee Stratiotes aloides L. in Millionen von Exemplaren, inzwischen Ranunculus circinatus Sibth. ; in dem- selben Arme gegenüber von Pulgarn, hart an der Strasse beim Mayr- kreuzc im Ncfisch, Hottonia palustris L. mit Hippuris vulgaris L., 254 Myriophyllum verticillatum L. , Lemna trisulsa L. , Potamogeton natans L., Utricularia vulgaris L. , Ranunculus circinatus Sibth. und Oenanthe Phellandrium Lam. auf einem Flächenraum von 3 Klaftern zusammengedrängt. Weiter oberhalb in einem Donau- arme zunächst den Steinbrüchen des Willinger: Ranunculus hetero- phyllus W i g g. , Ranunculus sceleratus L., Nasturtium amphibium R. B r o w n., Typha minima L., Limosella aquatica L., Elatine triandra S c h k. und Rumex maritimus L. Unter Gesträuch der Donau-Auen gegenüber von Steyregg Dipsacus pilosus L. in grosser Menge, dagegen Anemone ranun- culoidesL. sehr selten; ferner Thalictrum flavum L. und Hippophae rhamnoides L. In dem obersten Donauarme bei Steyregg am Anfange der oräfl. Weiss enwolfschen Ackergründe ist zu finden Ranunculus paucistamineus Tausch und Potamogeton pusillus L. Auf den Steinbrüchen bei Pulgarn wächst zahlreich Stellaria Holostea L. und am Fusse des Waldes von Pulgarn auf feuchten Stellen Circaea intermedia Ehrh. Auf den nächsten Anhöhen bei Steyregg sind zu finden: Anemone Pulsatilla L. , Nigella arvensis L., Rosa tomentosa Smith, Rosa myrtifolia Hall, und R. arvensis Huds., Scleranthus perennis L., Seseli coloratum Ehrh., Orlaya grandißora Ho ff m., Viola arenaria D. C, Aster Amellus L., Veronica latifolia L. und Ophrys muscifera Huds. Auf den Auwiesen an der Donau: Orchis militaris L., 0. ustulata L., 0. variegata All., Stenactis bellidiflora A. B., Lycopsis arven- sis L., Anchusa angustifolia, Atithemis tinctoria. In den Bergwäldern von Steyregg fand ich: Peucedanum Cervaria Lap., Galium rotundifolium L. , Veronica montana L., Sorbus Aucuparia L. und Sorbus domestica L., Cypripedium Cal- ceolus L. und Chrysanthemum corymbosum L. Auf moorigen Bergwiesen: Menyanthes trifoliataL. und Salix repens L. Auf der Sichelleithen hinter dem alten Schlosse: Spiranthes autumnalis Rieh, in grosser Menge. Ander Buchingerleithen Allium Scorodoprasum L. In Grasgärten Ornithogalum nutansh. und Coridalis cava S ch weig. Am 24. August 1860 fand ich auf einer moorigen bergigen Waldwiese (Ratschenbergerwiese) die meines Wissens für die Flora von Oberösterreich ganz neue Spiranthes aestivalis Rieh, in Gesell- schaft von Spiranthes autumnalis Rieh. — beide Species auf jenem Standorte selten. Nicht unerwähnt darf ich lassen, dasS ich am 2. August 1859 in dem Walleithner-Mühlbache bei Neustift das schöne Potamogeton Berchtoldi Fieb. als zweiten Standort in Oberösterreich aufgefunden habe, da Herr Chr. Brittinger diese Pflanze zuerst bei Steyer zu entdecken so glücklich war. 255 Ingleichen wächst Viola sciaphila Koch nicht bloss bei Steyer, sondern ich fand diese Pflanze auch in den Wäldern der Lindau, einem über 3400 Fuss hohen Berge bei Neustift und an den Gehegen des sogenannten Xeustiftberges, habe aber leider davon nur 2 Exem- plare eingesammelt. Schliesslich erlaube ich mir einige Berichtigungen in Betreff meiner Excursion auf den Alpenkogel bei Weyer in Oberösterreich, am 18. Juni 1855 von mir unternommen und Seite 97 des Jahrg. 1856 dieser Zeitschrift veröffentlicht, vorzunehmen, denn es haben sich in diese Flora des Alpenkogels Irrthümer eingeschlichen, welche zu berichtigen ich den Freunden dieses äussersten Winkels der Flora von Oberösterreich schuldig zu sein glaube. Es wären also aus der Flora vom Alpenkogel zu streichen: Thalictrum flavum L. , Aconitum paniculatum Lara., Knautia longifoliah., Carduus nutansh., Campanula pusilla Hänke, Mala- xis paludosa Sw. und Anthericum Liliago L. Dagegen wären in diese Flora nach meinen auf einer zweiten Excursion am 6. und 7. Juli 1857 auf dem Alpenkogel geschöpften Beobachtungen noch folgende Species aufzunehmen: Aconitum Napellus L., Arabis alpina L., Polygala amara v. ß. amblyptera; Silene alpestris Jacq.. Silene quadrifida L., Stellaria graminea L., Orobus vernus L.. Sorbus Chamaemespilus Crantz., Potentilla caulescens L. auf Felsen des Ennsflussbeetes, Epilobium alpinum L.. Valeriana tripteris L., Heracleum austriacum var. siifo- lium, Pleurospermum austriacum Hoffm., Knautia sylvatica Dub., Scabiosa lucida V i 1 1., Petasites niveus Baum g., Doronicum austria- cum Jacq., Ciner aria crispa Jacq., Senecio cordatus Koch, Carduus defloratush.. Leontodon incanus Schrank, Hypochoeris radicatah., Willemetia apargioides Cass. , Hieracium staticefolium Vi II, und Hieracium porrifolium L. an der Enns. Hieracium villosum L. und H. laevigaium Gries, Campanula caespitosa Scop., rotundifolia var. reniformis a. d. Enns, Campanula Scheuchzeri Vi 11. , Camp, persieifolia L., Camp, glomerata L., Hex Aquifolium L., Pyrola seeunda L., minor L. und Pyrola unißora L., Genttana asclepiadea und Gentiana cruciata L., Fraxinus excelsior L. , Digitalis grandi- flora L a m., Lycopus europaeus L., Vinca minor L., Salnia glutinosaL., Betonica Alopecuros L., Lysimachia punetatah. und Lys. nemorumh., Soldanella montana L., Rumexarifolius All., Polygonum viviparumL.. Mercuralis perennis L., Orchis ustulata L., und 0. Morio L., Peristilus albidus Lindl, Lilium bulbiferum L., Ornithogalum pyrenaicum L., Carex capillaris L. und Arena semperrirens Vill. Ueber die geographische Vertheilung dieser Pflanzen auf dem Alpenkogel wird Hr. Dr. Breitenlohn er in Chlumetz , dem ich im vorigen Jahre auf sein Begehren ausführliche Daten liefern musste, bei Beschreibung des ganzen Gebirgsstoekes einen Bericht verspro- chenermassen in dieser Zeitschrift veröffentlichen. Pöstlingberg bei Linz, am 17. Mai 1861. 256 Die geographische Verbreitung der Cyperoideen in Europa. Von P. von Thümen Gräfendorf. Die Familie der Cyperiodeen ist ebenso wie die verwandte der Gramineen über die ganze Erde verbreitet. Ueberall in jedem Lande, in jeder Gegend finden wir sie, am Strande des nördlichen Eismeeres, auf den Alpen und in den Ebenen Deutschlands eben so wie unter der sengenden Sonne des Aequalors, überall begegnen wir den Cyperoideen. Aber eine Bedingung stellen sie an den Boden, der sie tragen soll, und wenn ihnen diese nicht gewährt wird, so fliehen sie weit, eine Bedingung, und diese Bedingung ist — das Wasser, die Feuchtigkeit. Auf feuchten Wiesen, an Bächen, Strömen, an Alpen- quellen, in Sumpf und Moor, da wachsen und wuchern sie üppig und freuen sich ihres Lebens; in den heissen Steppen, auf trockenen Hochebenen, in sandigen Flächen jedoch, da gibt es wenige oder gar keine. — Die Carices begnügen sich mit einem kalten rauhen Clima, ihr Verbreitungs - Maximum befindet sich auf der nördlichen Halb- kugel , zwischen dem Polar- und Wendekreise, und auf den Alpen und hohen Gebirgen der ganzen Welt sind die meisten zu finden. Den Gegensatz bilden die Cypereen, diese finden wir grössten- teils im Süden, in den Tropen, dort an den Riesen -Strömen kommen sie in zahlloser Menge vor , sie erheben sich zu riesiger Höhe und bilden die Hauptvegetation von ausgedehnten, der Ueber- schwemmung ausgesetzten Flächen. Die Verbindung zwischen Cari- ces und Cypereen bilden die Scirpineen, welche hauptsächlich in den gemässigten Climaten vorkommen. Doch keine dieser Angaben ist von selbst verständlich streng zu nehmen, wir finden Carices auch in Brasilien und Cypern, auch in Norddeutschland, denn keine strenge Abgeschlossenheit , kein schroffer Gegensatz existirt in der göttlichen Natur. Es sind jetzt, so weit mir bekannt, 359 Arten Cyperoideen aus Europa beschrieben, eine gewiss sehr beträchtliche Anzahl, jedoch vertheilen sich dieselben nur auf 14 Gattungen und eine davon nimmt allein 3/* der Arten für sich. Von der Abtheilung der Cypereen finden wir 20, Scirpineen und verwandte Formen 62 und 273 Cariceen. Nach der Species-Anzahl reihen sich die Gattungen folgendermassen: Carex 270, Scirpus 21, Cyperas 20, Isolepis 17, Eleocharis 8, Eriophorum7,\Fiinbristylis 3, Rhynchospora, Chaetospora, Blysmus und Cobresia je 2 und Pogonostylis, Fuirena und Elyna je 1 Species. Filirena ist jedenfalls die südlichste Form, welche unser Welttheil aus dieser Familie beherbergt. Betrachten wir nun die Artenzahl noch den einzelnen Ländern, so finden wir 97 Formen durch ganz Europa vom Norden bis zum Süden , vom atlantischen Meer bis zum Ural und Kaukasus, nämlich 4 Eleocharis, 7 Scirpus, 5 Isolepis, 5 Eriophorum, 2 Rhyn- 257 chospora, 2 Chaetospora, 2 Blysmus , 1 Cobresia, t Signa und 68 Carex, also Species aus 10 Gattungen. Dem nördlichen Europa gehören nach den Ländern ge- ordnet an: Schweden mit 11, England mit 3, Norwegen mit 5, Dänemark mit 1, Island mit 2 und die Faröer Inseln 1 eigenthtimlichen Carex; im ganzen hochnordischen Europa finden sich 23 Carex und 1 Eriophorum allein. Russland beherbergt im Osten 1 eigenthümliches Carex, 1 Scirpus und lEleocharis, Liev- land 1 Scirpus, Lit hauen 4 Scirpus, der Kaukasus 2 lsolepis, 8 Carex, 3 Cyperus und 1 Cobresia; das mittlere Russland 2 Carex und 1 Cyperus. Aus Deutschland sind die meisten) Arten bekannt ; durch das ganze Gebiet gemein sind 2 Cyperus, 28 Carex und 2 Scirpus; nicht allgemein verbreitet und nur in einzelnen Theilen des Landes finden wir Pommern mit 2, die Alpen mit 34, Sachsen mit 8 Carex; in der Schweiz allein sind 1 Eleocharis, 1 lsolepis, und 6 Carex, in Deutschland und dem letztgenannten Lande über- haupt zusammen 128 Carex, 1 Elyna, 1 Cobresia, 12 Scirpus, 9 Cyperus, 13 lsolepis, 5 Eriophorum, 2 Rynchospora, 2 Blysmus und 2 Chaetospora. — Ungarn sind eigentümlich: 1 lsolepis, 2 Cyperus, 6 Carex. Belgien 2 Carex und 1 Cyperus. Frank- reich 2 lsolepis und 14 Carex. Spanien 1 lsolepis, 13 Carex. P ortugal 1 lsolepis , 2 Scirpus, 11 Carex. Italien 1 Fimbristylis, 1 Pogonostylis, 8 Carex, 3 Cyperus. Die Insel Sardinien 1 Fuirena, 2 Eleocharis und 3 Carex. Die Insel Sicilien 1 Scirpus, 2 lso- lepis, 1 Blysmm, 1 Cyperus und 5 Carex. Die Insel Corsica 1 Fuire?ia, 1 Carex. Griechenland und die Insel Kreta haben je 2 eigenthümliche Carex. Die Türkei 8 Carex und 1 Cyperus. Gräfendorf, im Februar 1861. Professor Dr. A. B. Massalongo. Eine biographische Skizze *). Massalongo hatte im Jahre 1824 in Tregnago in der Nähe des weltberühmten Monte ßolca das Licht der Welt erblickt; er war schon in seinen Jugendjahren, angeregt von den unzähligen Natur- plätzen, äusserst thätig alle Naturprodukte zu sammeln, die ihm die Umgebungen seines Geburtsortes in reichster Fülle darboten. In Folge seiner andauernden schwächlichen Gesundheit musste Massalongo die medicinischen Studien an der k. k. Universität zu Padua unterbrechen und sich jenen der Rechten widmen, da er diese privat im Elternhause fortsetzen und dabei seine Gesundheit schonen und pflegen konnte. *) Vita scientifica del Dr. A. B. M a s s a 1 o ng o Relazione del Prof. Dr. de V i s i a n i (Atli dell' I. R. Ist. ven. di sc. 1. ed arti T. VI. disp. 4. Venezia, 1861). Sulla vita e sulle opere di A. Massalongo. Cenni del Prof. E. Cor- nalia (Atti della soc. Hai. di sc. nat. Vol. II. fasc. 2. Milano 1860). 258 Nachdem Massalongoim Jahre 1849 zum Doctor beider Rechte promovirt wurde, beschloss er, sich speciell der Botanik zu widmen und zu diesem Behufe begab er sich im nämlichen Jahre unter die Leitung- des ausgezeichneten Prof. Dr. Robert v. Visiani und sogar in dessen gänzliche Verpflegung um immer in dessen nächster Nähe sein, so oft als möglich die gewichtigen Lehren des grossen Meisters, die höchst ausgedehnte Bibliothek, die reichlich ausgestat- teten Herbarien und den prachtvollen Garten benützen zu können. — Namentlich waren es die Lichenen und die fossilen Pflanzen, welchen M. mit allem Eifer seine Thätigkeit widmete; rastlos fand man ihn beschäftigt mit Zeichnen, mit Uebersetzungen, mit Notaten aus kostbaren Werken, die sich anzuschaffen seine Geldmittel nicht gestatteten. M. vergönnte sich keine dem Jugendalter gewöhnlich so an- lockende Unterhaltungen, er vergönnte sich keine Ruhe, den grössten Theil der Nacht opferte er auf, um nur desto eher zu dem sich vorgesetzten Ziele zu gelangen. — Im Jahre 1850 erschien seine erste Arbeit , die schon den Beweis gab, dass die Wissenschaft an M. einen gediegenen Arbeiter gefunden habe. Im Januar 1851 wurde M. zum supplirenden Professor am k. k. Gymnasium in Padua,. und Ende desselben Jahre in der gleichen Stellung an das k. k. Gymnasium in Verona berufen , an welch letzteren er wirkte bis zu Ende seines Lebenslaufes am 25. Mai 1860. M. konnte sich nie andauernd einer vollkommen kräftigen Gesundheit erfreuen, die Schule hielt ihn bei Tage in vollstem Masse beschäftigt; die Ferientage waren zu mehr oder weniger ent- fernten Ausflügen in Gesellschaft von einigen seiner fleissigsten Schüler bestimmt, so dass ihm nur die Nacht zu geistigen Arbeiten verblieb; die anstrengende rastlose Thätigkeit, das willkürliche, oftmals unzweckmässige Mediciniren gaben nicht wenige Gelegenheit, dass er darüber freundliche Vorwürfe anhören musste , denen er aber allsogleich mit den Worten entgegentrat: „und wenn ich sterbe" — womit er andeuten wollte, dass ersieh beeilen müsse, das von ihm gesammelte Materiale zu bearbeiten und die Resultate seiner Forschungen zur allgemeinen Kenntniss zu bringen ; diese Eile war hervorgebracht durch eine ihm tiefeingewurzelte Ahnung eines frühzeitigen Todes und dieser Eile nur dürfte es zuzuschreiben sein, dass in seinen Arbeiten sich hie und da mancher Irrthum eingeschlichen hatte, den er aber auch sich beeilte zu gestehen und zu berichtigen, sobald er denselben selbst erkannt oder darauf auf- merksam gemacht wurde. Massalongo, vom Wunsche beseelt, in Verona die Liebe zu den Naturwissenschaften verbreitet und befördert zu sehen, vereinigte sich mit anderen wahren Freunden dieser Studien, wie de Betta, de Ste- fani, Manganotti, Martinati, Perini, Spinelli u. a., um eine naturforschende Gesellschaft zu gründen, aber es kam zu keinem Resultate, theils erkalteten die Theilnehmer, namentlich aber wirkten 259 anderwärtige Verhältnisse mit solcher Kraft, dass dieser Verein — „Ibis" — sich auflöste, bevor er sich noch constituirt hatte. Massalongo sammelte mit unermüdlichem Fleisse alles was die Natur in den venetianischen Provinzen aufschloss und darbot — in Nr. 4 dieser Zeilschrift habe ich eine Uebersieht seiner hinter- lassenen Sammlungen gegeben*), man muss staunen, welch ein Reichlhum, welch ein Werth **) in selben liegt; es ist gewiss staunenswerth wie ein Privatmann von nur mittelmässigem Vermögen solch ein prachtvolles, mit den seltensten Exemplaren bereichertes Museum sich gründen konnte***),— wir müssen gestehen, dass sich bei uns ein solches bei gleichartigen Verhältnissen wohl schwerlich finden dürfte ! Ferner ist zu erwähnen, dass Massalongo ein Sammlung von getrockneten Lichenen Italiens herausgab, um den auswärtigen Lichenologen die Schätze dieses Landes mitzutheilen; von denselben sind 10 grosse Bände erschienen, wozu als Text die „Schedulae criticae" zu betrachten kommen. Endlich hat Massalongo sich die Mühe gegeben, von den seltener vorkommenden Exemplaren von fossilen Pflanzen und Früchten des Monte Bolca Gypsabgüsse zu bereiten und von solchen Suiten an verschiedene Museen zu vertheilen, worunter auch die k. k. geolo- gische Reichsanstalt steht. Beweise von Achtung erhielt Massalongo, indem von meh- reren Fachgenossen ihm verschiedene neu aufgestellte Gattungen und Arten gewidmet wurden, wie z. B. K örb e r gründete eine Massalongia, von Montagne haben wir ein Ascidium Massalongi, eine Lecanactis, eine Graphis, eine Sphaeria; von S ism o nda einen Pinus Massalongi, von Rabenhorst ein Schizophyllum Massalongi, vondeVisiani ein Ligustrum Massalongianum und eine Coccoloba Massalongiana, von de Beltr amini eine Pertusaria und eine Tegestrella Massa- longiana u. s. f. ****). Ausserdem erfreute sich Massalongo einer Anerkennung seiner Arbeiten auch von Seiten mehrerer hochansehnlichen wissen- schaftlichen Akademien und Gesellschaften, wie u. m. a. von der kais. Leopoldin. Carolin. Akademie der Naturforscher (Pollinius), vom k. k. Institute der Wissenschaften in Venedig, von den kön. Akademien der Wissenschaften in Berlin, Turin, Bologna, Padua, von der Accademia dei Quaranta in Modena, von der kais. natur- forschenden Gesellschaft in Moskau, von der königl. botanischen Gesellschaft in Regensburg u. m. a. Wir geben zum Schlüsse ein Verzeichniss aller von Massa- lon g o veröffentlichten botanischen Arbeiten, so wie auch jener, die *) In diesem Aufsatze ist de Gigno mit de Zigno zu berichtigen. **) Die Sammlungen wurden gerichtlich auf 40000 Zwanzigern geschätzt. ***) Reiseskizzen aus der Lombardei und Venetien von A. Senoner (Bull. de la Soc. imp. d. Moscou 1859). ****) Kollar benannte eine fossile Cruslacee Thalamites Massalongi, He ekel einen fossilen Fisch : Gerres Massalongi u. s. f. 260 als Manuscripte vorliegen entweder schon zum Drucke vorbereitet oder noch unvollendet. — Niemand wird Massalongo das Zeug- niss einer unermüdeten , rastlosen wissenschaftlichen Arbeitsamkeit absprechen; Niemand wird leugnen können, dass Massalongo in seiner kurzen eilfjährigen Thätigkeit und bei seinen Verhält- nissen Ausserordentliches gethan und höchst zahlreiche gediegene Beiträge geliefert habe, dass er zur Kenntniss der Flechtenkunde Bedeutendes geleistet habe, ja in derselben als Reformator aufgetre- ten und als solcher anerkannt wurde und vieles zur Kenntniss der Phyto-Paläontologie der venetianischen Provinzen, deren Schätze bis zum Auftreten Massalongo's für die Wissenschaft unbekannt waren, beigetragen habe — daher ist Massalongo, welcher im Interesse der Wissenschaft seine Stellung, seine Gesundheit, ja sein Leben zum Opfer brachte — immer als eine der hervorragendsten Zierden der Wissenschaft anzuerkennen. Von Massalongo sind durch Druck nachfolgende Werke ver- öffentlicht worden: a) Flecht enkunde. Nota sulla Lecidea Bolcana di Ciro P oll in i. Verona, 1851. Animadversio in Lecideam Bolcanum C. Pollinii. (Flora 1851. Annali di Bologna, 1852.) Sporodyctyon novum Lichenum genus. (Flora 1852.) Synopsis Lichenum Blasteniospororum. (Flora 1852.) Sui generi Dirina e Dirinopsis della famiglia dei Licheni. (Verh. d. zool.-bot. Ver. Wien, 1852.) Ricerche sulla autonomia dei licheni crostosi e materiali per la loro naturale ordinazione. Verona, 1852. 64 Taf. Monografia dei Licheni Blasteniospori. (Atti dell' I. R. Ist. ven. 1853.) Aleuni generi di Licheni nuovamente limitati e descritti. Verona, 1853. Memorie lichenografiche ossia Commentaria lichenographica, quibus describuntur Lichenes foliosi et fruticulosi, Collemaceae, Gra- phideae, Calicieae. Accedit Appendix de Lichenibus crustaeeis cum 200 fig. Veronae, 1855. Summa animadversionum , quas fecit Dr. A. Prof. Massalongo in duos postremos fasciculos Lichenum helveticorum editos a L. E. Schaerer. Veronae, 1853. Osservazioni sopra i due Ultimi fascicoli di Licheni publicati dallo Schaerer nel 1852. (Annali di Bologna, 1853.) Sulla Lecidea Hockeri di Schaerer. Verona, 1853. Amphoridium, novum Lichenum genus. Venetiis, 1853. Geneacaena, Lichenum noviter proposita ac descripta. Veronae, 1854. Neagenea Lichenum. Veronae, 1854. Frammenti lichenografici. Veronae, 1855. De Cryptogammis nonnullis novis agri veronensis. (Flora 1855.) Nemacola, novum genus Byssacearum. (Flora 1855). Symmicta lichenum novorum vel minus cognitorum. Veronae, 1855. 261 Schedulae criticac in Liehenos exsiceatos Ilaliac. Veronae, 1835/56. De nonnullis Collemaceis ex tribu Omphalariaearum brevis commen- tatio. (Flora 1856.) De Thamnolia, genere Lichenum nondum rite defmito, breve com- mentarium. (Flora 1856.) Genera Lichenum aliquot nova proponit et describit A. B. Dr. Prof. Massalon go. (Flora 1856.) Sertulum lichenologicum. (Lotos 1856.) Miscellanea lichenologica — de nonnullis Lichenibus exoticis, breve commentarium. Verona 1856. Descrizione di alcuni Licheni nuovi (Atti dell' I. R. Ist. ven. 1857). Esame comparativo di alcuni generi di Licheni (ibid. 1860). Nota sulla Ghrysothrix nolitangere Mont. (ibid.) Catagraphia nonnullarum Graphidearum brasiliensium (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. 1860). 6) Phy to-Palae ontologie. Saggio sopra la flora primordiale del M. Bolca. Verona, 1850. Sopra le piante fossili dei terreni terziarii del Vicentino. Padova, 1851. Conspectus florae tertiariae orbis primaevi. Patavii, 1852. Synopsis Palmarum fossilium. Veronae, 1852. (Lotos 1852.) Sapindacearum fossilium monographia, Veronae, 1852. De gramineis in statu fossili brevis commentatio (flora 1853). Breve rivista dei frutti fossili di Noce sino ad ora conosciuti e descrizione di alcune nuove specie (Annali di Bologna 1853). Nota sopra due frutti fossili del bacino lignitico di Leffe nel Ber- gamasco (ib. 1853.) Enuinerazione delle piante fossili miocene sin ad ora conosciute in Italia. Verona, 1853. Descrizione di alcune piante fossili terziarie dell' Italia meridionale. (Ann. di Bologna, 1853.) Plantae fossiles novae in formationibus tertiariis regni veneti super inventae. Veronae, 1853. Sopra un nuovo genere di Pandanee fossili della provincia veronese. Verona, 1853. Flora dei terreni terziarii di Novale nel Vicentino descritta da R. de Visiani ed A. Massalongo. (Mem. del R. Accad. di sc. Torino, 1856. Synopsis plantarum florae tertiariae Novalensis. Auct. de Visiani et Massalongo (Flora 1854). Prodromus florae fossilis senogalliensis. (Giorn. dell' I. R. Istit. lomb. 1854.) Monografia delle Dombeyacee fossili sino ad ora conosciute. Verona, 1854. Zoophycos novum genus plantarum fossilium.' Monographia. Veronae, 1855. Descrizione di alcuni fuchi fossili della calcaria del Monte Spilecco nel Veronese (Riv. per. dell' I. R. Accad. di sc. Padova , 1856). 1Q Oesterr. Botan. Zeitschrift R. Heft. 1861. lu 262 Sludii paleontologiei. (Monografia del genere Coralliniles Ung.; — sopra due frutti fossili di Castagno del bacino lignitico di L e ff e ; sopra un nuovo genere di Alghe fossili italiane u. m. a.) Verona, 1856. Sulla flora fossile di Sinigaglia. Letlera a G. Scarabelli. Verona, 1857. Synopsis florae fossilis senogalliensis. Veronae, 1858. Flora fossile del Monte Colle nella prov. veronese. (Mem. dell' I. R. Ist. ven. 1857.) Reliquie della flora fossile del Monte Pastello. (Atti dell' I. R. Ist. ven. 1857.) Palaeophyta rariora formationis tertiariae agri veneti (ibid. 1857.) Sülle piante fossili di Zovencedo e dei Vegroni, lettera al Prof. R.de Visiani. Verona, 1858. Specimen photographicum animalium quorundum plantarumque fossi- lium agri veronensis. Veronae, 1859. Studi sulla flora fossile e geologia stratigrafica del Sinigagliese di A. Massalongo e Scarabelli. Imola 1858 — 1859. Als Manuscript wurden von M. hinterlassen: Musacearum Palmarumque fossiliuin M. Vegroni Sciagraphia (wird im 9. Bande der Druckschriften des k. k. Instituts der Wissen- schaften in Venedig erscheinen). Lichenes capenses, quos collegit in itinere 1857/58 Dr. Wawra (wie oben). Compendio della flora e fauna del Bolca mit 20 Taf. Flora cretacea del Veronese mit 26 Taf. Eine Abhandlung über drei Lichenen von Neu-Seeland. Mehrere Zeichnungen von Lichenen gesammelt von Dr. Doleschal in Amboina (den Text dazu bearbeitet gegenwärtig de Notari s). Mehrere Zeichnungen einer NymphacOe von Muzzolone (welche de Visiani beschreiben wird.) Mehrere kleinere Aufsätze über verschiedene Gegenstände. Senone r. Botanische Notizen aus Griechenland. Von Dr. Landerer. — Anagyns foetida 'Av&yvQig des Dioscorides so genannt von ccva ähnlich und yvgog krumm, von der an ihrer Spitze gekrümmten Frucht, "findet im Oriente in der Nähe von Dörfern und be- sonders wo sich Wasserwiesen endigen und die Gerolle sich eben verbreiten. Die Blätter zerrieben geben einen fast unerträglichen Gestank von sich, und deswegen sagten die Alten bei Aufregung einer verdrüsslichen Sache „den Anagyris schütteln", oder vielmehr „musst du nicht den Anagyris schütteln, lass die Sache beim Alten". ,,' Av&yvQiv nt.vei,ga. Die Blätter sind brechenerregend und ein Absud derselben besitzt drastische und brechenerregende Eigenschaften. 263 Das Landvolk benutzt manchmal diese Blätter, um sich daraus ein Katharsion zu bereiten. — In den Gegenden von Adrianopel und Philipopulis inThra- cien wird den Kirschenpflanzungen grosse Sorgfalt gewidmet und ganze Waldungen von Kirschenbäumen finden sich in diesen Ge- genden. Die Kirschen, Keres auf türkisch, sind unter allen Früchten des Orientes die beliebtesten, und eine Menge von Menschen halten eine Kirschencur, indem sie diese Früchte während der Zeit als die Kirschen reifen, in Menge 'gemessen. In diesen Gegenden leiden die Bäume auch sehr häufig an einem Gummi-Fluss , und dieses Gummi Cerasorum wird zentnerweise in diesen Gegenden gesammelt und auch an die Bazigian, die sich mit dem Handel dieses Keres Gom befassen, verkauft. Im Oriente bereiten sich die Leute gegen die verschiedensten Krankheiten Heilmittel aus diesen Keres Gummi. — Ein Pilger der sich 3 Jahre im heiligen Lande aufgehalten halte und alle die heiligen Orte besuchte, erhielt von den Klostergeist- lichen des Sinaiischen Klosters einen Strauss , der ganz mit Manna bedeckt war, zum Geschenk, mit dem Bemerken, dass derselbe ein Specificum gegen Husten und Heiserkeit sei. Beim Ansehen dieses schönen, mit einer festen klebrigen Masse bedeckten Zweiges dachte ich sogleich an die Manna-Esche die sich auf dem Sinai und im Sinai-Districte befindet und die Tamarix mannifera ist, jedoch ich fand mich getäuscht; dieser Zweig gehört einer andern Manna gebenden Pflanze, die sich in Syrien findet, an und zwar demHedysarum Alhugi, so dass diese Manna die Manna Maurorum war, die ich zum erstenmale zu sehen die seltene Gelegenheit fand. Diese Alhagena- Manna scheint in Folge einer Verwundung der Pflanze auszufliessen und besonders sind es die Kamele, die diese Pflanze aufsuchen und abfressen. In Griechenland und auch um Smyrna sah ich diese Pflanze sehr häufig, jedoch es ist eine Seltenheit, auf ihr einen zuckerigen Manna - Ausfluss zu beobachten, so dass die brennende Hiize von Smyrna und Kleinasien nothwendig ist, einen solchen Ausfluss zu bewirken. Die Karawanentreiber sammeln diese Manna und halten selbe für ein Ilag gegenHeiserkeit, Husten und alle Krankheiten der Brustorgane. Sie enthält nach meinen Untersuchungen kein Mannitum und das dürfte einHauptunterscheidungs-Merkmal von der gewöhnlichen Manna sein, ihr Geschmack ist viel süsser und an- genehmer und aus diesem Grunde wird sie auch als Zuspeise oder auf Brot gestrichen, genossen. — Eine wichtige Stelle spielt bei den persischen empyrischen Aerzten die Datura, selbe findet sich sehr häufig und wird von den Leuten als Arzneipflanze gesammelt. Unter allen Formen wird diese Pflanze gegeben, besonders soll die Wurzel entosposmodische Heil- kräfte besitzen und vorzüglich beim Keuchhusten der Kinder Wunder- wirkend sein. Damit sie jedoch diese Wirkung äussere, müsse man die Wurzel vor der Blüthezeit sammeln und vorsichtig in dem Schatten und schnell zu trocknen suchen. Aus dem frischen Safte dieser Wunderpflanze wird mittelst Honig und Beeren von Tsitsifia, 19* 264 worunter entweder die Beeren von Elaeagmis angustifolia oder vielleicht von Rhamus Ziziphus gemeint sein dürften, ein Syrupus und ein Electuarium gegen Husten und beginnende Lungentuber- kulose bereitet, die der Patient mit grossem Nutzen gebraucht; auch ein schmerzstillendes Oel wird aus den Samen bereitet. Der Name Datura soll auch aus dem Persischen stammen und seine Ethymologie vom Zeitworte „tat" (stechen) haben, oder das ver- wandte persische Wort „Tatula" sein, somit Dat-Datula Datura, eine stechende Pflanze bedeuten. — Von dem seiner gegründeten Wirkung wegen gesuchten Kousso, d. i. der Brayera anthelmintica, scheint die Sammlung von wissen- schaftlichen Reisenden in ihrem Vaterlande in Nubien und Abyssinien veranstaltet zu werden und selbe findet sich auf den Bazars von Alexandrien und Kairo. In Betreff der Verpackung ist Folgendes nicht uninteressant. Die frische Pflanze wird, nachdem selbe an der Sonne und auf dem heissen Sande ausgebreitet, vollkommen trocken geworden ist, in kleine Bündel zusammengebunden und diese sodann in Gazellenhäute fest eingestampft. Athen, im April 1861. Personalnotizen. — Dr. Rudolph Mirich hat Triest verlassen und sich nach Greifswald begeben, um an der dortigen Universität die Stelle eines As- sistenten am botanischen Garten und botanischen Museum zu bekleiden. — Charles Babington erhielt die durch den am 18. Mai d. J. erfolgten Tod Henslow's erledigte Stelle eines Professors der Botanik zu Cambridge. — Staatsrath Christian von Steven hat seines vorgerückten Alters wegen die Botanik gänzlich aufgegeben und seine Sammlun- gen nebst seiner botanischen Bibliothek der Universität Helsingförs in Finnland geschenkt. Zur Uebernahme derselben wurde von der genannten Universität Prof. Nord mann nach der Krimm gesandt, wo Steven auf seinem Landsitze nahe bei Sebastopol weilt. — Seitdem Tode des Professers Wenderoth ist der ausser- ordentliche Professor Dr. Wiegand provisorisch mit der Direktion des botanischen Gartens der Universität Marburg betraut. — J. Linden, Director des zool. -botanischen Gartens zu Brüssel und Besitzer des „Etablissement dTntroduction" hat die „Direction botanique et horticole du jardin Zoologique d'Acclimati- sation du Bois de Boulogne ä Paris" übernommen und er wird da- selbst ein „Etablissement d'Introduction" in einem grossartigen Masstabe errichten, welches schon im Herbste dieses Jahres eröffnet werden soll. (Hamb. Grt.) — Graf Alfred de Limminghe, welcher im April d. J. in Rom meuchlings erschossen wurde, hatte auf dem Schlosse zu Gen- tinnes (Brabant in Belgien) mit bedeutenden Kosten eine werth- 265 volle botanische Bibliothek, reiche und zahlreiche Herbarien und eine grosse prächtige Sammlung lebender Pflanzen angehäuft und beabsichtigte noch viel für die Botanik zu thun. Er hat auch schon herausgegeben: „Flore mycologique de Gentinnes ou Catalogue des Mycites, observees dans cette partie de Brabant, wallon pendant les annees 1855, 1856, 1857" (Bot. Ztg.) Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In der Sitzung der k. k. zool. -botanischen Gesellschaft am 5. Juni legt der Sekretär Dr. H. Reichardt ein Manuscript vor: „Ueber Corydalis acaulis"' von Ritter M. v. Tommasini, in welchem der Autor die Resultate seiner Beobachtungen mittheilt. Corydalis acaulis ist in ihrem Vorkommen nur auf 2 Standorte beschränkt u. z. auf die Stadtmauern von Pola und Osero. Ersterer Standort wird überdies bei den bevorstehenden Veränderungen durch Bauten verloren gehen, v. Tommasini bespricht die ein- zelnen Unterschiede und zeigt, dass dieselben nicht konstant, und C. acaulis nur als Varietät der C. ochroleuca zu betrachten sei, bedingt durch den Standort und die Nähe des Meeres, v. Tom- masini sendete gleichzeitig eine Partie Samen beider Formen ein, womit im botanischen Garten der Universität Culturversuche werden vorgenommen werden. — In der Sitzung der k. k. zool. -botanischen Gesell- schaft am 3. Juli zeigte Oberlandesgerichtsrath A. Neilreich an, dass er in einem grössern Aufsatze Nachträge zu Maly's verdienst- vollem Werke „Enumeratio plantarum imperii austriaci" geschrieben habe. Obschon seit dem Erscheinen desselben die vaterländische Botanik bedeutende Fortschritte gemacht, so ist Sprecher doch der Ansicht, dass der Zeitpunkt, eine Flora des Kaiserthums Oesterreich in dem Sinne zu schreiben, in welchem Koch seine Synopsis florae germanicae schrieb, noch lange nicht gekommen sei. Denn während die Vegetationsverhältnisse der zum deutschen Bunde gehörigen Länder hinlänglich bekannt sind, um der vorerwähnten Aufgabe entsprechen zu können, besitzt keines der südlichen und östlichen Länder, Dalmatien allein ausgenommen, eine systematische, den Anforderungen der Gegenwart genügende Flora und besonders ist es Ungarn, das reichste aber auch am un- vollständigsten durchforschte Land, bei welchem dieser Mangel am empfindlichsten hervortritt. Unter diesen Umständen glaubte sich Sprecher beschränken zu sollen. Die während den letzten 14 Jahren neu entdeckten oder neu aufgestellten Arten aufzuzählen; 2. jene Pflanzen, welche in Folge des Verlustes der Lombardie der österr. Flora nicht mehr angehören, auszuscheiden; 3. solchen Arten, die sich als unrichtig bestimmt oder nach der neuern Ansicht nur als Varietäten herausgestellt haben, den ihnen gebührenden Platz an- 2tt6 zuweisen; 4. die Synonymen besonders der in den südlichen und öst- lichen Ländern vorkommenden Arten so viel als möglich richtig- zu stellen und 5. die Standorte, welche neu aufgefunden wurden, bei- zufügen und die in Maly's Werke bereits enthaltenen einer Revision zu unterziehen. Der Sprecher bemerkt weiter, dass er in den meisten Fällen nicht in der Lage war, über den Werth der neu aufgestellten Arten, über die angeführten Synonymen und das Vorkommen einer Pflanze in einem bestimmten Lande seine eigene Meinung auszu- sprechen, sondern dass er sich begnügen musste, die Quelle aus der er schöpfte, anzuführen, daher er mit Walpers sage: Relata refero. Grosse zum Theil unlösbare Schwierigkeiten haben die Synonyme und die hierdurch bedingten Standorte verursacht, so dass man nur von Specialfloren die erforderliche Aufklärung erwarten könne. Der Vortragende gibt sodann einige für Niederösterreich seltenere Pflanzen bekannt, welche von Fr. Höfer bei Pillersdorf gefunden wurden, worunter auch Vinca herbacea sich befindet. — Dr. H. W. Rei- ch ardt, welcher im Sommersemester Vorlesungen über das Be- stimmen einheimischer Pflanzen gibt, und hiemit Ausflüge mit seinen Hörern in die Umgebungen Wiens verbindet, gibt die Ergebnisse solcher Ausflüge zum Neusiedler See und auf den Schneeberg bekannt. In einer Remise am Fusse des Windberges am Neusiedlersee wurde Verbascum rubiginosum W. K. in mehreren Exemplaren gesammelt. Es stimmt mit der von Waldstein et Kitaibl gegebenen Abbil- dung genau überein , wo es als eigene Art behandelt wird. Von Schultz, so wie auch von Koch Avurde es als Bastard von V. nigrum und phoeniceam betrachtet, welcher Ansicht jedoch der Vortragende nach den Merkmalen, welche diese Pflanze darbietet, widerspricht, und sie vielmehr als einen Bastard von V. Orientale und phoeniceum, in deren Gesellschaft sie auch vorkam, erklärt. In einen Tümpl bei Goys wurde ferner das für Niederösterreich seltene Ceratophyllum submersum gefunden. Der Ausflug auf den Schnee- berg ergab auf einer Wiese bei Prüglitz nächst Gloggnitz die Cirsien-Bastarde: CErisithali-oleraceum und C.oleraceo-rivulare. — J. Juratzka bespricht ein Manuscript über exotische Equiseten von von Dr. J. Milde, in welchem nach neuen, vom Autor aufgestellten Grundsätzen eine neue ihm vom Apotheker S c haffner eingesendete Art von Orizaba in Mexico beschrieben wird, welche er E. Schaffneri nennt. — J. G. Beer bespricht eine in Brüssel erschienene Bro- schüre über „Thee aus Cafleeblättern" von M. Ed. van der Corput, in welcher die Befähigung der Blätter des Caffeebaumes verschiedene im Handel vorkommende Theesorten zu ersetzten ja selbst den Caffe zu verdrängen nachzuweisen versucht wird, so wie auch die Berei- tungsweise und Eigenschaften dieses Cafleethee's besprochen werden. Der Vortragende , indem er sich die Frage stellt , was van der Corput mit seiner Schrift eigentlich bezwecken wolle, bemerkt, dass, wenn auch die Caffeeblätter wirklich den chinesischen Thee ersetzen könnten, was aber keincsweges weder dem Geschmacke noch dem Kostenaufwande nach der Fall sei — der Verfasser vor- gessen oder nicht verstanden habe, dass, wenn ein Vegetabil seiner Blätter beraubt wird, an eine Fruchtbildung- nicht zu denken sei, dass also jene Bäume , welche man ihres Laubes beraubt, keine Bohnen liefern würden , und man sich wohl hüten werde, in jenen Ländern, wo der Bau des Caffee's im Grossen betrieben wird, die Bäume ihres Laubes zu berauben und auf die Bohne als den bei weitem werthvolleren Theil zu verzichten. Auch sucht der Vortragende die Ansicht des Verfassers, dass zwischen der Theestaude und dem CafFeebaume eine Uebereinstimmung im Aufbau nach den Grundsätzen der Botanik sei, durch die Thatsache zu widerlegen, dass Coffea arabica eine Rubiacee sei, die verschiedenen Arten der Theestaude aber zu den Aurantiaceen gehören. Dass keine der versuchten Ersatzmittel den chinesischen Thee ersetzen werden, erschien schon dadurch erklärlich, dass man eine Ersatzpflanze nicht bei den Rubiacc. n suchte, sondern hiezu Celastrineen (mehrere Z/eaj-Arten) ja selbst Apocineen verwendete. Der Sprecher glaubt schliesslich, dass sich vielleicht Versuche mit den jungen Blättern der Camelia japonica zur Theebereitung lohnen würden, indem die Cultur der Camelia in Italien im Freien auf Feldern betrieben wird. Der Vortragende sprach ferner über die Begrenzung guter Pflanzenfamilien und deren Gattungen. Wenn Darwin behauptet, dass die Arten in einander übergehen, so stimme er ihm ebenfalls bei, nicht so aber bei Gat- tungen und Familien. Er sucht diess durch die Ergebnisse von Beobachtungen, welche an den entferntest stehenden Gliedern einer Familie gemacht wurden , zu begründen , diese zeigten , dass man im Bereiche gut begrenzter Pflanzenfamilien die entferntest stehen- den Formen derselben durch Verwundung und Aneinanderbinden der wunden Stellen zum dauerhaften Verwachsen bringen könne. Künstliche Befruchtung sei nur unter den Arten einer guten Gat- tung möglich, und werde zwischen den verschiedenen guten Gattungen einer Familie niemals gelingen. J. J. — In der Sitzung am 6. Juni der kaiserl. Akademie der Wissenschaften legte der Universitätsdocent Dr. Adolf Weiss eine Abhandlung über die Einwirkung des Kupferoxydammoniaks auf die Membran der Zelle, auf Zellkern und Protoplasma vor, welche er in Gemeinschaft mit Dr. Julius Wiesner ausführte. Der Vortragende bespricht die Einwirkung des Reagens auf die Mem- branen der verschiedenen Zellgewebe und hebt Nachstehendes be- sonders hervor. Die Membran der Algenzellen zerfällt durch die Einwirkung des Reagens in ein oder mehrere Systeme abwechselnd gleicher Schichten, welche durch ihr verschiedenes Verhalten (oft wechseln blaugefärbte Schichten mit farblosen ab) auf chemisch verschiedene Stoffe hinweisen , mithin nicht alle Cellulose sind. — Während nach Cramer's Untersuchungen die Holzzellen von Taxus, Quercus und Pinus sich bläuen, ohne zu quellen, beobachteten die Verfasser bei den gedachten Zellen eine mit deutlicher Aufquellung verbundene Blaufärbung. So z. B. erfolgt bei Taxus baccata eine intensive Bläuung der Holzzellen, starke Aufquellung ihrer sekun- dären und tertiären Verdickungsschichten mit deutlicher Verdickung des Spiralbandes. Ein mit Chlorammonium versetztes Kupferoxyd- ammoniak bedingt eine Lösung der besprochenen Zellen. Schliess- zellen der Spaltöffnungen und der Epidermis lassen oft ausser Bläuung und Quellung die zierlichsten Ausbuchtungen erkennen. — Die Bewegung der Zellkerne in den Zellen der Schneebeere er- klären die Verfasser nicht durch Entzweireissen der Protoblasma- fäden, sondern stellen dasselbe als Folge endosmotischer Wirkung hin. Die Kernkörperchen der Zellkerne werden nicht immer bis zum Verschwinden derselben angegriffen; ebensowenig erfolgt stets eine Resorption der Cytoblasten. Der Primordialschlauch wird durch die Einwirkung von Kupferoxydammoniak kontrahirt, scheint jedoch nie gelöst zu werden. Der Inhalt jugendlicher Zellen erscheint oft in Folge Reduktion des Kupferoxydes — wahrscheinlich bedingt durch die Gegenwart von Dextrin und Proteinkörper — gelb gefärbt. Dr. W. — In einer Sitzung der k. k. geographischen Gesell- schaft am 4. Juni wurde von Dr. Scherzer die Publikation über die „Novara"-Reise vorgelegt, sowohl der erste Band der in London bei Saunders und Comp, erscheinenden englischen Ausgabe, als auch der mittlerweile ebenfalls vollendete erste Theil der deutschen Original- Ausgabe, welche die k. k. Staatsdruckerei bewerkstelligt. Dieser erste Abschnitt des Werkes behandelt den beschreibenden Theil der Reise. Dr. Scherz er hatte von Sr. k. Hoheit dem Erz- herzoge Ferdinand Max die Erlaubniss erhalten, dass unter seiner Redaktion erscheinende deutsche Original auch in englischer Sprache bearbeiten und herausgeben zu dürfen. Bei dem grossen Interesse, welches das englische Publikum an der „Novara"-Expedition nahm, fand sich trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse für derlei Publika- tionen dennoch rasch ein Verleger in London. Die englische Edition wird drei starke Bände in gr. 8. von je circa 500 Seiten mit zahl- reichen Kartenbeilagen und Holzschnitten umfassen, bis Ende dieses Jahres complet erschienen sein und 4 Vi L. Sterling kosten. Das deutsche Original dagegen wird durch die Munificenz der kaiser- lichen Regierung, welche blos die Druckkosten berechnen lässt, zu dem ausserordentlichen billigen Preis von 4J/2 Gulden pr. Band in den Buchhandel kommen. Dr. Scherz er zeigte ferner Blätter von Erytroxylon Coca , von welchen er eben einige 60 Pfunde hatte zu dem Zwecke aus Peru kommen lassen, um Gelegenheit zu geben, die durch Wo e hl er bereits im vorigen Jahre angestellten chemi- schen Untersuchungen mit dieser Pflanze fortsetzen zu können. Aus der früher von ihm selbst aus Lima mitgebrachten Quantität wurde, wie bekannt, in Woehler's Laboratorium das Cocain dar- gestellt; allein die damals disponible Menge reichte nicht hin , um festzustellen, ob in der That, diese Base derjenige Bestandtheil dieser Blätter sei, dem sie ihre wunderbar stimulirende Wirkung verdanken. Von den Indianern Waldiviens allein werden wegen ihrer narkoti- schen Wirkung jährlich an 120.000 Zentner als Kausubstanz ver- 269 braucht. Ausser den Cocablüüern, die sie mit etwas Kalk oder Asche vermischt unablässig kauen und den Saft verschlucken, gemessen die Indianer im Innern Waldivien's und Peru's hauptsächlich nur Chans, ein Kartoffelkraut und gerösteten Mais. Sie unterziehen sich dabei den grössten Strapatzen , unternehmen die angestrengtesten Märsche, tragen Lasten von 80 bis 100 Pfund über die Berge etc. und er- reichen gleichwohl bei voller Gesundheit häufig ein hohes Alter. Freilich darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass die klimatischen Verhält- nisse von Waldivien und Peru für deren Bewohner keine so kräftige uud reichliche Nahrung erheischen, als die Länder des Nordens. In ausserordentlichen Fällen aber, wo es darauf ankommt, ein Mittel zu besitzen, welches bei Mangel an jeder anderen Nahrung wenig- stens eine Zeitlang als Surrogat dafür diene kann, dürften sich die Cocablätter, wenn die durch die bisherigen Versuche erregten Erwartungen sich erfüllen, von überraschendem Nutzen erweisen. — In der Sitzung des n. ö. Gewerbe Vereines vom 3. Mai theilte Karl Zimmermann eine Zuschrift des Sektionsrathes Ritter v. Schwarz aus Paris mit, in welcher ein namentlich für Wien im gegenwärtigen Augenblicke, wo die Stadterweiterung mit der An- lage neuer Promenaden Hand in Hand gehen soll, interessanter Gegenstand einer ausführlichen Beleuchtung unterzogen wird. In Paris, bemerkt die Zuschrift, haben die zur Verschönerung der Stadt durchgeführten Arbeiten auch ein doppeltes Verlangen und Bedürfniss nahe gelegt. Es sollen erstens die alten Bäume, welche die vielen zu Bauplätzen umgewandelten Gärten der ausgedehnten Stadt zierten, nicht abgestockt , sondern erhalten und versetzt werden; zweitens wünschte man die vielen neu geschaffenen Plätze, mit alten schatten- reichen Bäumen zu bepflanzen. Zur Realisirung dieser Wünsche hatten nun die Ingenieure der Stadt Paris damit begonnen, dass sie die Bäume in den Winterraonaten mit den von der Erde gänzlich entblössten Wurzeln versetzten. Die Erfahrung, dass diese Methode zu ihrem Gelingen nur bei jungen Bäumen im Alter von etwa 6 — 8 Jahren in Anwendung kommen könne, die Nothwendigkeit, diese Operation ausschliesslich nur in den Herbst- und Wintermonaten vorzunehmen; der Umstand, dass dort, wo früher zahlreiche Gärten waren, fort- während Neubauten und Strassen geführt werden, und man hierdurch gezwungen gewesen wäre, alte schöne Bäume umzuhauen; der Wunsch endlich, ältere bereits vollkommen entwickelte Bäume ver- pflanzen zu können, hatten bereits im Jahre 1854 den Seine- Präfekten Haus s mann veranlasst, die I enieure mit der 'Auf- suchung von Mitteln und Wegen zu beauftragen, durch welche diese wichtige Frage gelöst werden könnte. Im Jahre 1855 legte der Engländer Stewart Mac Glashen einen Apparat vor, mittelst welchem alte Bäume sammt dem die Wurzeln umhüllenden Erdkloss versetzt werden sollten. Die durch zwei Jahre mit diesem Apparat fortgesetzten Versuche führten kein praktisches Resultat herbeii In- zwischen hatte die Stadt einen Handelsgärtner aus Bordeaux, B a- rille t -Desc hamp s zu diesem Zwecke gewonnen. Derselbe nahm 270 die Ma c- Glas hen'schen Versuche neuerdings auf und ermittelte ein Verfahren , welches besser entsprach und seither so ausgebildet Avorden ist, dass das Versetzen alter Bäume von 10—80 Jahren mit dem Ballen heutzutage in Paris mit vollster Sicherheit des Ge- lingens geübt wird. Die Thatsache, dass in den letzten drei Jahren, d. i. bis zum 1. März 1. J., im Weichbilde der Stadt 3876 Bäume im Alter von 10 — 80 Jahren versetzt worden sind, welche theils aus dem Innern der Stadt genommen, theils von auswärts auf der Achse und auf Eisenbahnen zugeführt wurden', liefert den unumslösslich- sten Beleg für die Wahrheit des Gesagten. Eine Mittheilung über das von Barillet-Deschamps eingeschlagene Verfahren dürfte hier am rechtem Orte sein. Bei demselben handelt es sich zunächst um die Wahl der zu versetzenden Bäume. Den bis jetzt gemachten Erfahrungen zufolge eignen sich nicht alle Arten von Bäumen zur Verpflanzung. In Paris ist man gut zu Stande gekommen mit Pappeln, Linden, Piatauen, Kastanien, Erlen. Weit weniger günstig stellten sich die mit Ulmen, Eschen und Akazien gemachten Versuche heraus. Die Papilionaceen kommen nach der Versetzung überhaupt am schwersten fort. Gänzlich fehlgeschlagen haben die Verpflanzungen von Eichen , Buchen , Hagebuchen und vorzugsweise von Harz führenden Bäumen. Was nun die Zeit der Versetzung anbelangt, so ist es zur Sicherung des Gelingens dieser Operationen unum- gänglich nothwendig, die alten Bäume in jener Zeit zu versetzen, in welcher die Saftcirkulation nicht unterbrochen ist. Da die Enden der Wurzel nämlich beim Verpflanzen mit dem scharfen Beil verwundet werden, so muss der Baum in voller Vegetation sein, damit diese Wunden vernarben und neue Wurzelansätze sich bilden. Im ent- gegengesetzten Falle würden die Wurzeln an den abgeschnittenen Stellen verfaulen und der Baum dadurch absterben. Barillet- Deschamps bemerkt, dass sich die Monate April und Mai aus diesem Grunde zur Versetzung am besten eignen. Es werden jedoch in Paris in jedem Monate Versetzungen alter Bäume mit voller Blätlerkrone vorgenommen. So sind z. B. die 46 grossen Kastanien- bäume , welche das Börsengebäude umgeben und von denen jeder 60 Jahre alt ist, im Juni eingesetzt worden. Den neuen Square du Conservatoire des arts et metiers hat man im Monat August, den Place du Marche Saint Jean im September mit dem glücklichsten Erfolge bepflanzt. Von ersteren Kastanien ist nur ein einziger ab- gestorben; alle übrigen stehen im üppigsten Blätter- und Blüthen- schmucke. Die Verpflanzung selbst zerfällt in folgende vier Opera- tionen: man tracirt zunächst auf dem Boden die Peripherie eines Kreises von 1 Meter und 10 Centimeter vom Centrum des Stammes an gerechnet. Dieser Kreis wird von einem zweiten parallelen Kreise zwei Meter vom Stamme an gerechnet umgeben , die Erde zwischen diesen beiden Kreisen ausgegraben und die diesen Ring durchlaufenden Wurzeln mittelst einem scharfen Beil in vertikaler Richtung abgeschnitten. Nachdem hierauf der Baumstamm mittelst Tauen befestigt und in vertikaler Stellung erhalten worden ist, wird 271 der Ballen in seiner Sohle so viel als zur Herstellung- des Gleich- gewichtes nöthig ist, ausgehöhlt, beziehungsweise abgelattet. Man umhüllt hierauf den Ballen bei kleineren Dimensionen und fester Erde mit Reisig, bei grösseren Ballen und lockerer Beschaffenheit des Bodens mit starken Fassdauben und schnürt diese mit eisernen Reifen oder Ketten zusammen. Letztere werden auch unter die Sohle des Ballens durchgezogen. Ist hiermit die zweite Operation beendigt , so werden über die Grube zur Rechten und zur Linken des Baumstammes zwei Schienen gelegt, ein eigens construirter Wagen nach Entfernung einer der den Rahmen verbindenden Querbänder so weit vorgeschoben, bis der Baum sich im Centrum befindet, das Querband sodann wieder aufgelegt und die Ketten der beiden an dem Wagen angebrachten Hebearme an die den Ballen umschliessen- den Ketten befestigt. Mittelst der Hebarme und eines Zahngetriebes hebt man sodann den nunmehr an der Sohle mittelst des Spatens abgestochenen Ballen mit dem Baume auf. Nachdem der Baum mittelst vier Seilen an dem Wagen in vertikaler Stellung befestigt ist, wird dieser von der Grube zurückgeschoben und sodann an den Ort transporlirt, wo er in die bereits vorbereitete Grube eingesetzt werden soll. Dort werden die beiden letzten Operationen, jedoch in umgekehrter Ordnung wiederholt. Die Grube, in welche der Baum eingesenkt ist, wird schliesslich mit guter Erde ausgefüllt und diese öfters begossen, damit sich die trockene Ausfüllung senke. Nach Umständen werden auch rings um den versetzten Baum Luft- oder Wasser-Drainage-Röhren gelegt. Nach dem Versetzen wird der Stamm durch einige Wochen mit Stroh oder Sackleinwand umwickelt und mittelst eines nächst der Krone angebrachten Blechtrichters begossen. Literarisches. — Von Dr. R. Ave -Lalle mant ist in Hamburg erschienen: „Die Benützung der Palmen am Amazonenstrome in der Oekono- mie der Indianer." — Unter dem Titel „Flora von Aschersleben" hat Dr. Ernst Grosse herausgegeben eine Aufzählung der im Umkreise von einer Meile um Aschersleben wachsenden Phanerogamen, nach dem Linn e'- schen Systeme geordnet und mit den zum Selbstbestimmen nölhigen Charakteren versehen. Diese Veröffentlichung ergänzt Hornung in Nr. 19 von Schlech tendal's botanischer Zeitung durch eine lange Reihe von zu obigem Bezirk gehörenden Pflanzen , die von Grosse nicht angeführt wurden. — Von Dr. R.Sieb eck erscheint so eben eine zweite Abthei- lung seine skürzlich vollendeten Werkes: „Die bildende Gartenkunst in ihren modernen Formen", und zwar unter dem Titel „Die har- monische Gestaltung disharmonischer Verhältnisse". Das ganze Werk erscheint vollständig in 10 Lieferungen mit 20 color. Tafeln und 373 stellt sich zur Aufgabe, die in der bildenden Gartenkunst am häufig- sten vorkommenden und schwierigsten Fälle durch gegebene Bei- spiele und einer ausführlichen Erklärung derselben zu erläutern; das 1. Heft ist bereits bei J. L. Schräg in Leipzig erschienen. Es um- fasst in der allen Werken Siebeck's eigenthümlichen schönen Dar- stellung 2 grosse Tafeln und 2 Bogen Text, von denen der eine den Anfang einer Abhandlung über die notwendigen ästhetischen Begriffe bei Bildung und Beurtheilung von Gartenanlagen enthält, während der zweite Erklärungen der Tafeln bringt. — Im „Bulletin" der kais. Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau, J. 1860, Nr. 3, befinden sich nachfolgende botanische Ab- handlungen: „Ueber die Rindenknollen von Sorbits Aucuparia", von C. v. Gernet. „Index plantarum quas in variis Rossiae provineiis hueusqueinvenit et observavit," Eduardus a Linde mann. „Ueber das Verhältniss der Milchsaftgefässe zu den Bastzellen. " Von Adolf Pitra. — Der uns eben zugekommene 2. Band des Archivs für die Naturkunde Lief-, Esth- und Kurlands, welches von der Dorpater Naturforscher-Gesellschaft herausgegeben wird, enthält 4 botanische Abhandlungen. 1. Naturgeschichte der Laub- und Lebermoose von G. V. Girgensohn. — Wir finden hier eine Beschreibung von 301 Moosen mit Angabe der Synonymie, Vorkommen, geographische Verbreitung etc. 2. Flora der Umgebung Dorpats. Von Cand. P. v. Glehn. Wir finden eine Uebersicht des Florengebietes und darauf das systematische Verzeichniss der beobachteten Pflanzen (684 Arten) mit Angabe des Vorkommens. 3. Die Phanerogamert Flora Oesels und der benachbarten Eilande. Von Dr. Arth. Baron von Sass. Eine Tabelle zeigt das Verhältniss der Flora Oesels mit den benachbarten Floren des filumischen Gebietes von Esthland und Nordliefland, des westlich gelegenen Schwedens, von ganz Russland etc., dann folgt eine Uebersicht der Flora in Bezug auf ihren Standort, eine andere in Bezug auf den phanerogamischen Charakter dieser Flora und endlich folgt die systematische Aufzählung der vorkommenden Pflanzen. 4. Beitrag zur Flora der Insel Runve. Von Dr. A. B. v. Sass. Ist ein Verzeichniss der vom Verfasser während eines drei- tägigen Aufenthalts gegen Ende des Monats Juni 1859 beobachteten Pflanzen (122 Species), wobei bemerkt wird, dass höchst charakteri- stisch für diese Flora das sehr dichte Vorkommen der Linnaea borealis und der Pteris aquilina ist. Sr. — Acrostichum microphillum Bertol. Fronde circumscriptione oblonga, acuta inferne, tripinnata, superne bipinata, pinnis pinnuiisque oppositis; foliolis exiguis, subrotundis integerrimis convexis, supra glabris, subtus ferrugineo-villosis. Diesen Farn entdeckte Apotheker Tassin ari von Tinola, am Felsen des Monte Mauro, gleichnamiger Provinz, und Bertoloni beschrieb ihn in seinen Miscellane botaniche XVIII. S r. Hr. Alfred Wesmael beschreibt in dem Bulletin der k. Aka- demie der Wissenschaften in Brüssel (Jahrg. 1860, Bd. X. S. 462) ein Cirsium oleraceo -palustre , welches von dem C. palustri- oleraceum Niig. (C. hybridum Koch) verschieden ist, da erstercs das C. oleraceum zum Vater hat, während bei letzterem die Cha- raktere von C. palustre vorherrschend sind; Hr. Kichx (S. 399) ist der Ansicht, besagten Bastard nach Grenier Cirs. super- oleraceo-palustre zu benennen. Sr. — Director de Visiani gibt Beschreibung einiger Pflanzen aus Serbien in den Abhandlungen des k. k. Instituts der Wissen- schaften in Venedig (IX. 2. 1. 165), u. z. Pancicia serbica Vis. eine neue von Dr. Pancic entdeckte Doldenpflanze aus der Gruppe der Smirneen, — Ranunculus Serbiens Vis., dem R. brutius Ten. sehr nahe stehend; Centaurea chrysolepis Vis. {Cent. Orientalin v. ormo/flPanc); — Mulgedium Pancicii Vis. {Sonchus Plumier'i Panc. in litt. nonL.); — Acer macropterum Vis., dein A. Psendo- platanus L. nahestehend. — Von besagten Pflanzenarten ist die detaillirte Abbildung gegeben. Sr. — Ein kleines Verzeichniss von in der nächsten Umgebung von Bad Bartfeldt vorkommenden Pflanzen finden wir gegeben von Prof. Janota in den Mittheilungen der k. k. geograph. Ges. in Wien IV. Jahrg.; dasselbe wurde aufgestellt in den Monaten Juli und Hälfte August im Jahre 1857, welches sich durch die vorherrschende Dürre auszeichnete ; wir finden Trifolium pannonicum, Valeriana exaltata, Vicia tenuifolia, Salvia glutitiosa, Senecio Fuchsii, Gentiana ger- manica, Myricaria germanica etc., zu denen Prof. Janota glaubt auch noch Doronicum auslriacum, Lonicera nigra, Sedum fabaria, Triglochin palustre, Veratrum Lebelianum u. m. a. beizählen zu dürfen. — In dem 2. Hefte des 13. Bandes der Memoires de la soc. imp. de nat. de Moscou gibt Dr. E. Regel eine „Monographische Bearbeitung der Betulaceen." In dieser hat Dr. Regel die Zahl der Arten auf eine kleinere Anzahl reducirt, viele unhaltbare Arten ver- einigt, so wie die Synonymie geordnet; beschrieben sind 34 Arten (20 Betula und 14 Alnus}, von diesen sind 3 als neue noch unbeschriebene Arten aufgestellt. Von diesen 34 Arten kommen ausschliesslich in Nordamerika 4 Arten vor (Z?. excelsa, nigra oblongata und die zweifelhafte occidentalis~), auf das nördliche Europa ist die B. urticae- folia, auf das südliche Europa die Alnus cordifolia (neu) beschränkt. Im südlichen Sibirien und Mittelasien bis Nordchina wachsen die B. fruticosa und dahurica, ausschliesslich in Kleinasien die A. orien- talis und ausschliesslich in Japan die B. alnifolia, firma und japonica. — Auf den höchsten Norden Asiens ist die B. cordifolia beschränkt \ im nördlichen und mittleren Asien kommen lediglich vor die B. Middendorßi und Ermanni ; — in den höheren Gebirgen Ostindiens und Nepals sind B. Bhajapaltra, acvminata, nitida, A. nitida und nepalensis, und in den höheren Gebirgen des tropischen Amerika kommen vor A. Lindeni (neu) , acuminata, castanifolia, afguta, — gemeinsam in Europa und dem nördlichen und mittleren Asien : B. lorluvia, humilis und hybrida (ein Bastard zwischen alten und neuen); — durch Europa des nördlichen und mittleren Asien und 2U Nordamerika gehen B. viridis und incana; B. alba geht durch Europa, das nördliche und mittlere Asien bis in die Gebirge Ost- indiens , so wie nach Nordamerika, und B. nana geht von den Ge- birgen Europa's nach dem Norden durch Sibirien bis Nordamerika; — A. glulinosa geht von Europa durch das mittlere und nördliche Asien bis nach Nordamerika, überspringt dann als einzige Art, den Aequator und tritt dann am Vorgebirg d. g. Hoffnung wieder auf. — B. hu~ milis findet sich in Nordamerika und Novaja zemlja und B. lenla geht von Nordamerika bis Japan. — In den Heidelberger Jahrbüchern der Literatur, 3. Heft, März 1861, findet sich ein in dem naturlüst.-medicin. Vereine zu Heidelberg von Dr. v. Holle gehaltener Vortrag über Pflanzen-Bastarde, wobei bemerkt wird, dass nur nahe verwandte Arten oder einander sehr nahe stehende Gattungen Bastardformen geben, in den monotypen Familien aber weniger häufig vorzukommen scheinen, dass die Bastardpflanzen häufig einen üppigeren Wuchs, schönere grössere Blumen und einen der Kälte mehr Widerstand leistenden Stock besitzen, und dass viele Bastarde einen zur Befruchtung durchaus untüchtigen , manche einen nur theilweise dazu geeigneten Pollen haben u. s. w. Ferners sprach Dr. v. Holle über die Grenzen einiger Pflanzenarten und bemerkte, dass es im Pflanzenreiche künstlich oder natürlich erzeugte Abarten gibt, deren Merkmale beinahe eben so beständig, wie die der Arten sind, dass zwischen diesen Formen und den Stammarten sich nur selten oder gar nicht Uebergänge vorfinden, und dass im letzteren Falle nur die Bildlingsgeschichte der Abart deren Annahme rechtfertigen könnte. Als gute Beispiele für das Vorkommen natürlicher Abarten führt Dr. v. Holle Myosotis cespitosa Schultz als Abart der M. palustris Withe; Viola arenaria D. C, zur V. silvestris Lam. gehörig; Euphrasia minima Schlund salisburgensis Funk als Abarten von E. officinalis L., an Uebergängen zwischen Myosotis palustris und cespitosa gibt es im Lehmboden nächst Hannover, so wie im Dachauer Moos bei München und in den Gebirgen und Thälern Südtirols. — Viola arenaria wird von Hausmann als eine Sandform der V. sylvestris bezeichnet; Dr. v.Holle besitzt eine Schattenform der V. arenaria von Botzen, die in der Behaarung der Blätter und Blüthenstiele mit V. syl- vestris übereinkommt, und eine letztere von einem sonnigen Stand- orte, die mit dem sammtartigen Ueberzuge bekleidet ist etc. etc. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Kolbenberger in Wien, mit Pflanzen aus Schlesien und Galizien. — Von Herrn Veselsky in Wien, mit Pflanzen aus Istrien. — Von Herrn Janka in Szekelyhid mit Pflanzen aus Ungarn und Siebenbürgen. — Von Herrn Schultz in Wien mit Pflanzen von Wien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Andorf er in Langenlois, Dr. Purkyne in Weisswasser, Dr. Munter in Greifswald, Professor Bili mek Ätlixbolk neue okr seltene panp, welche in unterzeichnetem Etablissement disponibel sind. Aerides affine roseum. Importirte, bewurzelte Pflanzen. Thlr. 10. Aetheria javanica var. Neue reizende Anoectochilus-Art von Java. 8 u. 12 Thlr. Alocasia metallica Hooker. (Nicht zu verwechseln mit Aloe. met. Schott, oder mit Calad. cupreum Koch.) Eine kurze Beschreibung dieser prachtvollen Species befindet sich in No. 10 der „Bonplandia für 1861". 12 und 20 Thlr. Baeobotris trichotoma. Decorative Pflanze mit grossen und schönen Blättern. Thlr. 6. Campylobotris pyrophylla. Blätter v. feurigrother Färb. u. regelm. gefaltet. Thlr 3. 15. refulgens. Ebenfalls ganz neue Art von blendender Schönheit. Thlr. 7. — — smaragdina. Thlr. 1. 15. Carolinea insignis. Schöne Blattpflanze. Thlr. 2. Cinchona Tucujensis, liefert die im Handel befindl. Maracaybo-China rinde. Thlr. 5. Coccoloba macrophylla. Von Mirador. Blätter grandios, breit und fest. Thlr. 5. Croton elegans. Neue, sehr schöne Species von Ostindien. Die 6 Zoll langen und '/2 Zoll breiten Blätter haben oben einen breiten goldgelben Mittelstreifen; Mittelrippe, Adern u. Ränder der untern Seite sind dagegen dunkelroth. Thlr. 4. Cyanophyllum assamicum. Blätter von schöner Form u. regelm. Nervatur. Thlr. 2. — — speciosum. Ganz neu. Die vorstehende Art durch ein schönes Colorit der Blätter noch übertreffend. Thlr. 7. Cypripedium Faire anum. Von dieser schönen Species liefern wir kräftige Pflanzen zu Thlr. 8. Cordyline Banksii. Thlr. 7. — — indivisa (Dracaena aureo-lineatal. Thlr. 28. — — strieta vera. Thlr. 10. Dracaena erythrorhachis. 5 u. 10 Thlr. Von diesen vier neuen Dracänecn, die seitdem ihre Schönheit noch mehr entwickelt haben, gaben wir pag. 336 der Wochenschrift für Gärtnerei etc. und in unserem diesjährigen Frühjahrscatalog Beschreibungen, auf welche wir hinzuweisen uns erlauben. Disa grandiflora. Die prachtvolle Orchidee vom Cap; junge Pflanzen ä Thlr. 4. Dracaena arborea vera. 4 und 8 Thlr. Gardenia floribunda spec. Shanghai. Thlr. 1. 15. — — radicans foliis variegatis. Aus Japan eingeführte, schöne buntblättrige Varietät der wohlbekannten Gard. rad. Die Blumen sind der ursprüngl. Species gleich; die Blätter aber unregelmässig weiss gerändert. (Erhielt in London einen ersten Preis.) Thlr. 4. Gomphia Theophrasta. Ausgezeichnet schöne Blattpflanze. 5 u. 8 Thlr. Itotypus onoseroides (Cataleuea rubieunda). Junge, hübsche Pflanzen ä Thlr. 1.. 6 Stück Thlr. 4. Karstenia quinquenervia. Sämlinge ä 15 Ngr. Latania Verschaffeltii. Thlr. 20. Maranta argyraea. Thlr. 3. Nephelaphyllurn pulchrum. 4 und 7 Thlr. Passiflora Baraquiniana. Eine kleine zierliche Species von Brasilien. Die Blumen violett u. weiss und von angenehmem Geruch. Thlr. 1. Phyllogathis rotundifolia. Von Java eingeführte, prächtige Melastomatee von regel- mässigster Form der Blätter und verschiedenfarbigem Colorit; die Blätter mit feinen weissen Borsten besetzt. Thlr. 10. Physurus querceticola. Thlr. 2. Plocostema lasianthum. Prachtvolle Asclepiadee von Bornoo. Thlr. 3. Poggendorfia rosea. Passiflora von Neu-Granada mit rosenrothen Blumen. Thlr. 1. Pogonia discolor. 10 und 15 Thlr. Pollia purpurea. Prächtige Commilinacee mit fusslangen, schön geformten, oben glänzend schwarzgrün, unten purpurblau gefärbten Blättern. 5 und 10 Thlr. Pothos argyraea, rankend. 25 Ngr. Pteris cretica albo-lineata. Ausgezeichnete Neuheit: weit schöner als Pteris argy- raea. Starke Pflanzen ä Thlr. 6. Selaginella caulescens. Griffithii. Zwei neue reizende Lycopodien , erstere von Central -Indien, die zweite von Bomeo eingeführt. Beide sind empfehlenswerthe Hinzufügungen zu ausgewählten Farrn-Collectionen. Jede Species Thlr. 1. 20. Sphaerostema marmorata. Von Borneo eingeführter Warmhaus-Ranker, mit breiten herzförm., sehr substantiellen Blättern, welche silberweiss marmorirt sind. Thlr. 8. Triolena scorpioides. Zierliche Melastomatee von sehr gedrungenem Bau. Thlr. 1. 15. Abies inversa. Interessante Abart mit ganz herunterhängenden Zweigen; starke Pflanzen Thlr. 5. — Reginae Amalia. Vom Peloponnes. Sämmlinge ä 10 Ngr. — Williamsonü. Neue ausgezeichnete, von Californien eingeführte Species, deren feine Nadeln sehr dicht stehen und von blaugrüner Färbung sind Da sie auf der Sierra Nevada und selten unter der Schneelinie vorkommt, so wird sie jedenfalls unser Klima vertragen können. Sämlinge ä Thlr. 1., 6 Stück Thlr. 4. Agathea coelestis fol. var. Schöne buntblättrige Staude f. das freie Land. 25 Ngr. Agave coccinea, Blätter horizontal, breit, mit rothen Dornen; 2jährige Pflanzen a 20 Ngr., 12 Stück Thlr. (i. Aralia crassifolia vera, mit breiter und dicker gelber Mittelrippe. Thlr. 8. — — heteromorpha. Auffallend schöne, neue Species. Thlr. 5. — — leptophylla vera, fein und distinct. Thlr. 3. Convolvulus mauritanicus. Schöne Ampelpflanze mit zahlreichen, grossen, blauen Blumen. 20 Ngr. Erythryna floribunda, zwergartig, vielblumig, rosa in roth übergehend. Thlr. 1. 15. — — Marie Belanger. Blumen gross und von schöner Form, prächtig zinnoberroth, ausgezeichnete Hybride. Thlr. 1. 20. Littaea xalapensis. Blätter schmal mit weisslichen Dornen. 2jährige Pflanzen ä 20 Ngr., 12 Stück Thlr. 6. Pelargonium zonale Princess of Prussia, schöne Varietät von gedrungenem compacten Bau, mit grossen runden Dolden und leuchtend scharlachrothen Blumen. 25 Ngr. Philadelphus grandiflorus speciosissimus. Bedeckt sich buchstäblich mit grossen weissen Blumen, während die Pflanze zwergig bleibt. 25 Ngr. Pinus lophosperma. Neue Species von Californien, mit sehr langen, starken und breiten Nadeln. 3jährige Pflanzen ä Thlr. 2. Sämlinge ä 20 Ngr. Stockesia cyanea. Neu eingeführte Staude, mit grossen asterähnlichen, himmelblauen Blumen. 15 Ngr. Weigelia Isoline, Blumen weiss m. strohgelbem Schlund u. grossen goldgelben Flecken. — — van Houttei, Blumen gross, rosa-carmin, mit breiten reinweissen Flecken. — — rosea nana foliis variegatis, sich stark verästelnde Zwergart. Die Panaclii- rung ist schöner nnd bestimmter, als bei Weig. amab. fol. var. — — Stelznerii, Blüthenrispe grösster Art; mehr als 300 Blumen, welche gross und dunkelroth sind, an einem Zweige! — — striata. Blumen mittlerer Grösse, weiss u. blutroth gestreift. Neues Colorit. Von den vorstehenden fünf schönen Hybriden, gewonnen von Herrn Desbois, dem die Gartenwelt schon drei hübsche Varietäten verdankt, geben wir junge, kräftige, gutbewurzelte Pflanzen das Stück mit Thlr. 1. ab. Yucca Parmentierii. Diese schöne Liliacee wurde neulich unter dem Namen „Königs- lilie" zu dem Preise von 15 Thalern offerirt! h 3 und 5 Thlr. — — quadricolor, k 6, 8, 12 und 15 Thlr. Von den in diesem Jahre in den Handel gekommenen neuen Flor- und Mode- blumen sind empfehlenswerth und zu sehr massigen Preisen von uns zu beziehen: die Fuchsien von Comelissen, R. Smith, F. & A. Smith, Henderson u. Kinghorn, die Pelargonien von Duval, Boucharlat, Malet, Miellez, Mezard und Rougier- Chauviere. die Petunien von G'rousse, Ingelrelst und Rendatier, die Pentstemon und Phlox von Lemoine und Rendatier. Specielle Listen hierüber stehen auf Verlangen zu Diensten, ebenso unser dies- jähriger Frühjahrscatalog, dem zum Herbst ein Nachtrag hinzugefügt werden wird. Aufträge auf vorstehende empfehlenswerthe Gewächse werden zu den beigefügten Preisen prompt von uns effectuirt. Laiirentiiis'sche Gärtnerei zu Lcipzi 5* 275 in Eisenstadt, Pfarrer Matz in Höbersbrunn, Dr. Haynald in Pest, Professor Hazslinszky in Eperies, Brittinger in Steyr, Dr. Wolfner in Perjamos, Vagner in Huszt, Dr. Rauscher, Maly, Bayer und Veselsky, in Wien. Mittheilungen. — Conioselinum Fischer i W. et Gr. wird schon seit 20 Jahren auf den Memelwiesen bei Tilsit beobachtet, wo es häufig vorkommt und bisher für Feucedanwn oficinale irrthümlich gehalten wurde. — Waflenstein's Pflanzungen um Gitschin. Wallenstein hat für die Kreisstadt Gitschin in Böhmen namentlich in den Jahren 1630 und 1631, sehr viel gethan. Unter andern liess er von Gitschin zur Waldiger Karthause den Weg mit Linden, in vierfacher Reihe, zehn Ellen von einander beflanzen. Sie bilden drei Strassen, wovon die mittlere doppelt so breit ist, als die beiden Nebenwege und worin der Spaziergänger im herrlichsten Schatten, so wie vor dem Regen gesichert, herumwandeln kann. Graf Kaspar v. Sternberg (gest. 20. December 1838) erwähnt jener Allee und des grossen Gilschiner Gartens, in welchenW a 1 1 e n s t e i n Alles, was er nur von seltenen.Bäumen, Pflanzen und Blumen auftreiben konnte, versetzte , in seiner Abhandlung über die Pflanzenkunde in Böhmen. Auch in den Allen um die Stadt ist noch manche ehrwürdige Linde, die von Wallenstein's Zeit zeugt. — Die neuesten Angaben über die japanischen Getreide- und Gemüse-Culturen verdankt man dem jüngeren Veith aus Chelsea, älte- stem Sohne des dermal grössten britischen Handelsgärtners, welcher seit vorigem Sommer Japan bereist. Aus seinen bereits erschienen fünf Reisebriefen theilen wir nachstellend einige Daten mit: Die Hauptcultur im ganzen japanischen Reiche bildet der Reis, welcher in allen Tief- und Moor-Thälern und auf gleiche Weise wie in China bewässerten Geländen gebaut wird. Da, wo die Oert- lichkeit die übliche Bewässerungsweise nicht gestattet, wird eine Reisart gebaut, die auch in einen trockenen Erdreich wohl gedeiht, jedoch einen geringeren Ertrag als die anderen Reissorten liefert. Der Reiscultur zunächst wird der Anbau der Hirse, namentlich zweier Arten derselben, des Solanum esculentum und des Caladium esculentum , dann der Dioscorea Batatas am schwunghaftesten betrieben. Von den erwähnten zwei Hirsenarten bedeckt die eine, die nicht höher als zwei bis drei Fuss wird und daher Zwerghirse heisst, allüberall im japanischen Instlreich weitläufige Fluren und Gelände, und geschieht deren Aussaat wie bei unseren Cerealien breitwürfig und furchenweise. Die andere, welche eine Höhe von fünf bis sechs Fuss erreicht und daher Riesen- hirse genannt wird , erfährt eine gleichsam gartenwirthschaflliche Behandlung. Sie wird nämlich zur Zeit, wo die Sprösslinge noch ganz jung sind, längs den Rainen der Zwerghirsenfelder in einer einzigen Reihe angepflanzt. Sehr gering dagegen wird die Maiscultur betrieben. Einen seltsamen Umstand bildet der Mangel an Wohlgeschmack der japanischen Gemüsearten, welcher vielleicht der allgemein üblichen allzustarken Düngung beizumessen ist, die gerade in dem Zeitpunkte angewendet wird, wo das G-ewächsleben im vollsten Wachsthum be- griffen ist, wodurch es dann auswächst und geschmacklos wird. Auffallend ist ferner der durchgängige Mangel an übst und namentlich an Edelobst jeder Art, was wohl daher rührt, dass man eine Obstveredlung gar nicht zu kennen scheint. So findet man nur eine Sorte von Birnen, von Trauben und Pfirsichen und selbst diese ist — schlecht. — Unter den Jaspisen, die über England und Ostindien kommen, um verarbeitet zu werden, befindet sich nach Dr. Schaffners Mittheilung, auch eine durchsichtige grüne Varietät, welche echte Algen von wunderbarer Er- haltung umschliesst, Ihr Chlorophil ist so wenig verändert, dass man frische Pflanzen zu sehen glaubt. Man erkennt darunter Confervenfäden, eine Vau- 276 nheria, die der V. clavata gleicht , die Spirogyra guinina , ein Oedogonium, Fragmente von Cladophora und ein eigentümliches Fadennetz, welches an Hydrodyction erinnert. Einer dieser Algenfäden scheint vier Sporne einzu- schliessen. In einer opaken rothgefleckten Varietät des Steines sieht man Protoccocus-Körnchen in so grosser Menge, dass die grüne Farbe desselben davon herzurühren scheint, das Vorkommen dieser Reste in den Jaspisen beweist eine jugendliche Entstehung derselben in Süsswassern. (Lotos.) — Nach Th. Hartig's Mittheilung kann man sich im Monat April zur Zeit, wenn die Hainbuche blutet, leicht überzeugen, dass der Safterguss aus Bohrwunden sich auf eine bestimmte Tageszeit beschränkt. Das Bluten beginnt um 9 Uhr Abends, erreicht seine grösste Stärke zwischen 3—4 Uhr Morgens, dauert bis zur Mittagsstunde und unterbleibt alsdann bis 9 Uhr Abends gänzlich. Die Beobachtung ergab sehr bald, dass der während des Blutens in den Manometer- Raum ergossene Holzsaft, nachdem das Bluten aufgehört hatte, in den Baum wieder aufgesogen wurde. An die Stelle des Blutens trat also in den Nach- mittagsstunden Einsaugung. (L o t o s.) — Anfangs Februar wurden um Sondershausen auf einzelnen Wald- revieren so viel Trüffeln gefunden, wie kaum je und zum Theil in ungewöhn- lich grossen Exemplaren; eine besonders grosse wog 1 Pfund 7 Lotli. Früher sind allerdings in Thüringen noch grössere gefunden worden und W a 1 1 r o t h (FI. crypt. II. 868) gibt an, dass zwei Pfund schwere Trüffeln beobachtet wurden. Sie wurden hier auch oft nesterweise und manchmal nur vom Laube bedeckt gefunden. Mit der schwarzen Trüffel kommt auch daselbst Aschicm fuscum Wllr. sehr häufig vor. (Bot an. Ztg.) Correspondenz der Redaktion. Herrn S. in Kl. „Mit Dank erhalten." — Herrn J. in Sz. ,,Viel zu wenig, genügt nicht gegenüber der Nachfrage. Bitte um Samen interessanter Pflanzen." Inserate. Die bei uns so eben erschienene Schrift: Bemerkungen gegen Darwin' s Theorie vom Ursprung der Specien, von Custosadjunkt .A.. 17-. Felaselu , empfehlen wir sowohl den Herren Gelehrten von Fach, Avie über- haupt allen gebildeten Laien. Vorräthig ist selbe in allen Buchhandlungen. Preis 24 kr. A. Pichler's Witwe & Sohn, Verlags-Buchhaudlung in Wien, neuen Markt Nr. 1044. Unserer heutigen Nummer liegt bei eine Anzeige der La ur en tiu s'schen Gärtnerei in Leipzig — die wir unsern Lesern bestens empfehlen. Die Redaktion. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. Verlag von C. Gerold. Druck von C. Ueberreuter. / Oestcrrciehischc BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die Österreich! sehe botanische Zeitschrift erscheint den Ersten jeden Monats. Man pränumerirtanf selbe mit 5 H. 15 kr. Oest. W. C» Thlr. 10 Ngr.~) fanzj ährig, oder mit S tl. 63 kr. Oest. IV. )i a 1 b j ä h r i g. Inserate die gange Petitzeile 10 kr. Oest.W. Exemplare, die frei durch die l'o-t be- zogen werden sollen, sind Mos bei der Redaktion t, Oekonomen, rorsluiänner, Aerzle, iW£%"i£i£ti£ifn1 AnOillCk^r 1111(1 Teclllliker. Buchhandels übernimmt • Pränumeration C. «eroltl's Soli» in Wien, so wie alle übrigen Buchhandlungen. Botaiiik oud Botaniker, N2 9. XI. Jahrgang. WIM, September 1861. INHALT: Der Niesen. Von V a I p i» 3. — Ueber Aphaca. Von Alefeld. — Notizeu ans Siidtirol. Von Prof. Hofraanu. — Zur Flora von Sn-Deobürgen. Von Dr. Schur. — Pflanzcnwatiderung von Sau terrae ist er. — Correspondenz von Münch, Milde, Lander er. — Zur Flora |von Grieclien- land. — 36. Versammlung deutscher Naturforscher. — Personaluotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Tauschverein. — Inserate. Der Niesen im Canton Bern. Von Vulpius. Kürzlich erhielt ich von einem meiner botanischen Freunde einige der letzten Jahrgänge der österr. botanischen Zeitschrift mit- getheilt , und da finde ich in der dritten Nummer des Jahrganges 1860 einen Aufsatz von Dr. H., betreffend den Niesen, den ich mit besonderem Interesse gelesen habe. Wo aber vom Niesen die Rede ist, da will ich auch dabei sein. Hab' ich ihn denn nicht während meines vieljährigen Aufenthalts im paradiesischen Thun von 1848 bis 1856 zehnmal bestiegen ? Wer liebt den Niesen so wie ich, wer ist ihm ein so ein treuer Freund wie ich? und wen hat er auch dafür mit so vielen himmlischen Freuden belohnt wie mich ? Ofl lag ich stundenlang auf seiner Spitze und weidete mein Herz an der unvergleichlichen Aussicht, die sie ihrem Besucher bietet und war Zeuge der verschiedenartigsten Phänomene, die nur auf solchen Höhen beobachtet werden können. — Durch seine Lage wie Höhe. 7300' franz. Mass, zu den Mittelalpen gehörig, gewährt der Niesen durch den ungehinderten freien Einblick in die von allen Seilen gegen ihn auslaufenden Alpenthäler, durch die herrlichen Seen an seinem Fusse und in der Ferne , besonders und hauptsächlich aber durch die ihm gegenüberstehende prachtvolle Kette der Berner Hoch- Oesterr. Botan. Zeitschrift 9. Heft. 1Süt. ~u - • 2:8 alpcn eine Aussicht, die Lieblichkeif, Pracht und Erhabenheit in sich vereinigend , jede andere in den Alpcn übertrifft. Ich kenne die Alpen vom Genfer See bis zur Baba in Krain ziemlich gut und mein un- befangenes Urlheil und Ueberzeugung gehen dahin, dass, was die Aussicht anbelangt, vor Allen dem Niesen die Palme gebührt. Den Glanzpunkt der Niesenaussicht bildet die Blümlisalp. Immer und immer wieder fühlt das Auge sich hingezogen zu diesem prächtigen und gewaltigen mit Gletschern belasteten Gebirgsstock. Und doch, trotz seiner herrlichen Pyramidengestalt, unvergleichlicher Aussicht und ganz ungefährlichen Zugänglichkeit wurde dem Niesen nur selten aus dem Heer der Fremden, die alljährlich durch die Schweiz und an seinem Fuss hinziehen, ein Besuch zu Theil. Dadurch, dass er bis in die neuere Zeit auf seiner Höhe eines Wirlhshauses ermangelte, liefen ihm Rigi, , Faulhorn u. a., die mit diesem für die meisten Reisenden unentbehrlichen Requisit wohl verschen sind, den Rang ab. Er bekam keinen Namen in der Ferne. Die wenigsten jener Leute haben Sinn und Gefühl für Natur und streben ihr nach. Wenn nur in recht kurzer Zeit ein grosser Raum durchflogen worden und man zu Haus dann viele bekannte Namen herzählen kann, wo man gewesen. Dadurch, dass in den letzten Jahren diesem Mangel nun abgeholfen wurde, wird es wohl bald anders werden und der Niesen endlich zu seinem Recht gelangen. Indessen traf es sich doch einigemal, dass ich auf meinen Reisen mit Leuten zusammenkam, die, wohlbewandert in der Schweiz und Tyrol, auch auf dem Niesen gewesen waren und zu meiner Freude stimmten sie jedesmal mit mir überein und gaben letzteren den Vorzug vor Allen. Was nun aber die Botanik anbelangt, so thut es mir leid, dass ich da meinem Liebling und allen guten Freund nicht das gleiche Lob ertheilen kann. Weder seine Vegetation im Allgemeinen lässt sich eine üppige nennen, noch kann er sich auch gerade vieler seltener Arten rühmen. Seine Flora gehört vielmehr der gewöhnlicheren der Berner Alpen an. Wie sieht es da ganz anders aus auf der nur durch die Simme von ihm getrennten Stockhornkette. Dort waltet eine üppige Vegetation und ein Pflanzenreichthum, hinter dem der Niesen weit zurückbleibt. Die Ursache liegt darin, dass der grosse Baumeister diese beiden nachbarlichen, in ihren äusseren Formen so schönen wie ver- schiedenen Gebilde aus ganz verschiedenem Material aufgebaut hat. Der untere Stock des Niesen besteht vorzugsweise aus Thonschiefer, der obere aus einem Sandsteinconglomerat; wo hingegen das Stock- horn aus solidem, festen Alpenkalkstein aufgebaut ist vom Fuss bis zum Gipfel. Die zweite Hälfte des Juni bietet dem Sammler den Frühlings- schmuck des Niesen; die zweite Hälfte des Juli und August seine Sommer- und Herbstflora. Um zur ersteren zu gelangen nimmt man von Wimmis aus, 1*/i Stunden von Thun entfernt, den gewöhnlichen Weg hinauf, wobei man nicht nöthig hat sich mit einem so lästigen Führer zu beschleppen. Hat man die gewöhnlichen montanen und m subalpinen Pflanzen wie Calamintha alpina, Alchcmilla alpina^ Toßeldiacalyculala, Pinguicula vulgaris, Crepis praemorsa und aurea, Homogyne alpina etc. im Vorübergehen begrüsst und ist man nach beiläufig 2 Stunden im Begriff aus dem Walde hinaus auf die freie Alpe zu treten, wo die ersten Hüllen stehen, so werfe man vorher noch einen Blick rechts hinauf und man wird eine Menge der schönsten Tozzia erblicken. Bei der ersten Hütte beginnt Veratrum album, Pedicularis foliosa; am Bache steht Saxifraga rotundifolia, siellaris und Viola biflora, bei den Sennhütten der unvermeidliche Rumex alpinus. Da ist denn auch Cirsium Eriophorum und kommt spino- sissimum. Von der untern Staldcnhütten an sind Potentilla aurea, Plantago alpina und montana häufig. Bei den obern Staldenhüllcn erscheint dann Gentiana lutea und Viola calcarata überzieht nun diese ganze bis oben auf mit Rasen bekleidete Bergseite in allen Ab- stufungen von Blau, dazwischen Gruppen mit gelben und weissen Blumen, jedoch nicht zu verwechseln mit V. Zoysii, die ich west- licher als in den Graubündner Alpen nie gesehen habe. Dänin I er mischen sich nun: Gentiana acaulis, Pedicularis verticillata , Ra- nunculus montanus, Centaurea montana, Geummonlanum, Andrusace chamaejasme, Potentilla aurea ß. crocea Gaud. , Thesium alpinum, Trollius, Ranunculus aconitifolius. Ueber den Felsengrat hin der Spitze zu kommen dann: Anemone vernalis, alpina und narcissißora, Silene acaulis, Saxifraga opposilifolia, androsacea, Hedysarum, Primula Auricula, Ranunculus alpestris, Lloydia, Arbutus alpina, Salix reticulata und retusa, Dryas, Cherleria sedoides, Empetrum. Kommt der Botaniker später, im Juli oder August, und ist er ein geübter Bergsfeiger, so kann er sich einen interessanteren Weg wählen, wenn er gerade von der Nordseite aus den Berg besteigt, von Wimmis über die Alpe „im Ahorni". Beim Ahorni findet er Aslrantia minor. Von da weg übersteigt er einen kleinen Grat zur Rechten und schafft sich hinüber in das grosse sich von Oben herunter ziehende mit Felsenschutt und wohl auch noch theilweise mit Schnee ausgefüllte Becken, durch dessen Mitte ein kleiner Bach herunter- stürzt der weit oben über eine Felsenterrasse einen nelten Fall bildet. In diesem Schutt und Gerolle liegen Moehringia polygonoides und das schönste Thlaspi rotundifolium ausgebreitet. Gegen die den Kessel oben umschliessenden Flühnen, die sich vom Niesengrat ab- stürtzen, emporsteigend, steht dann an den Felswänden und in dem Schutt: Lepidium alpinum, Poa alpina und supina, Festuca pumila , Galium helveticum , Aronicum scorpioides , Hedysarum. Phaca frigida und australis, Oxytropis montana, Phaca astragalina, in Grasbändern Gentiana bavarica. Um nun die Grathöhe vollends zu gewinnen, müssen die Felswände rechts umgangen werden, wo- bei man ein Schafwegehen finden wird, welches einem die Mög- lichkeit zeigt, wo hinaus und hinauf kommen. Ueber den Grat hin nun nach der Spilze zu erscheinen: Erigeron alpinus in verschie- denen Formen, Gaya simplex, Gnaphalium carpaticum und Leonto- podium, Myosotis alpestris, Saxifraga moschata, Euphrasia salis- 20 * 280 burgensis, Trifolium caespitosum, und alpinum, Carex alrata, Aster alpinus, Androsace pubescens, Gentiana campestris und nivalis, Elyna spicata , Bupleurum ranunailoides, Sibbaldia procumbens. Auf dem über die Staldenalp dann einzuschlagenden Rückweg sind Gentiana purpurea und Rhododendron ferrugineam weithin ver- breitet. Im Wald kommt dann noch Elymus europaeus und am Fusse des Berges Geranium palustre. Im Vorstehenden wird so ziemlich das Nennenswertheste der Niesen Flora enthalten sein. Dass sich Daphne striata (eine östliche Alpenpflanze), Gen- tiana punctata, Erigeron glabratum und uniflorus, Ilieracium an- gustifolittm, Arabis pumila , Gnaphalinm supinum und Saxifraga Segtiieri (?) , wie Herr Dr. H. angibt, auf den Niesen finden sollen, davon ist mir nichts bekannt und dürfte wohl bei der einen oder andern dieser Pflanzen ein Irrthum unterlaufen. — Unternimmt man im Juli eine Excursion auf den Niesen und lässt dann gleich eine aufs Stockhorn folgen, so wird man betroffen sein von dem grossen Unterschied in der Vegetation dieser zwei Nachbarn. Ein Senne aus der Slockhornkette, der Geschäfte halber einmal auf den Niesen kam und bei dieser Gelegenheit auch die Aussicht von der Spitze sehen wollte, sagte zu mir: „d'Usicht uf'm Niesen ist schön, aber 's Stockhorn hat viel schöneres Chrut." Müllheim im Breisgau, im Juli 1861. Heber Aphaca. Von Dr. Alefeld. Durch das Studium der Vicieen des Ehrenberg'schen Her- bariums wurde ich mit mehreren Pflanzen dieser Gattung bekannt, welche in Frucht und Samen auffallende Verschiedenheiten von den bisher bekannten zwei Arten zeigen und die trotz des sehr ähn- lichen äusseren Habitus nicht wohl als Varietäten der zwei bekannten betrachtet und ihnen untergeordnet werden können. Ich möchte ihre Unterschiede hier kurz darlegen und diese Pflanzen der Auf- merksamkeit der Herren Botaniker empfehlen. Immer kann man finden, dass Pflanzenarten, deren Unterschiede in Frucht und Samen liegen, gar oft nicht gehörig erkannt werden konnten, aus dem einfachen Grunde, weil in den Herbarien die Früchte entfernt wachsender Pflanzen nur selten vorhanden sind. So verhält es sich mit den vier mir nun bekannten Arten der Gat- tung Aphaca. Vor Allem fielen mir bei Durchsicht des Ehrenberg'schen Herbariums zwei grosse Exemplare von Damiette auf, bei denen sämmtliche unreife Früchte linsenähnlich kurz, nicht auf-, sondern niedergebogen und nur 2samig waren. Die Ovarien fand ich 3eiig, 281 wahrend bei der A. vulgaris 5, 6, 7 und 8 Ovula und selbst so viele Samen vorkommen. Die Blüthen waren übrigens lebhaft gelb, wie bei vulgaris, aber die Stipulae ungewöhnlich lang und spitz, alle oberen 2— 2,/»maI so lang als breit, wahrend bei vulgaris so lange Stipulae mir noch nicht vorkamen. Da die zwei Exemplare äusserst üppig und jedes mit etwa 10—12 Stengeln versehen war, so musste sich mir die Frage aufdrängen , ob nicht etwa ein über- truchtbarer Standort, im Verein mit der grossen Hitze, Schuld an der mangelhaften Ausbildung der Früchte sein könne. Da ich aber etwa 25 unreife Früchte, in fast allen Stadien vor mir habe, die alle übereinstimmend so gebildet sind, da ich ferner kräftige Speci- mina von Algier, Syrien und selbst Aegypten vor mir habe, mit normal gebildeten Früchten und die in meinem Garten in frucht- barster Erde cultivirten, mehrere Fuss hohen Pflanzen auch nie an- näherd etwas Aehnliches zeigten, so nöthigt diess mir die Ueber- zeugung auf, in ihnen eine gesonderte Art zu sehen. Reifen Samen konnte ich leider von diesen Pflanzen nicht untersuchen. Dagegen war mir diess bei einer Pflanze vom nördlichen Syrien, von Beirut, möglich. Der Same hielt hier in der Grösse die Mitte zwischen vulgaris und pseudaphaca, war also etwa halb so schwer, als der der ersteren und doppelt so schwer, als der der letzteren Art, aber an Farbe röthlichweiss mit unzähligen schwarzen lupischen Pünkt- chen und einzelnen grösseren schwarzen Flecken, während die Farbe der Samen von vulgaris bekanntlich rein und tief schwarz, die der pseudaphaca gelblichweiss ist. Ausserdem war der Hinter- schenkel des Nabelkissens bei dieser syrischen Pflanze zugespitzt und viel länger als der Vorderschenkel, während er bei vulgaris und pseudaphaca abgerundet und etwa so lang als der Vorder- schenkel erscheint. Hülsenform und Samenzahl war die der vulgaris. Blüthen enthielt das Exemplar nicht. Wir hätten also nun vier in reifer Frucht sehr leicht zu unterscheidende Arten. 1) Die sehr weit verbreitete vulgaris, von der ich Exemplare sah von denKanaren, Spanien, Frankreich, Deutsch- land, Italien, Ungarn, Griechenland, Anatolien, Kaukasus, Syrien, Aegypten und Algier. 2) Die pseudaphaca, nach Boissier nur in Lydien und Karien vorkommend. 3) Die buntsamige nordsyrische Aphaca und 4) die 2samige Aphaca der Nilmündung. Also die 3 letzteren nur auf sehr beschränktem Standorte vorkommend. Analyse der Afaken. la. Hülse etwas niedergebogen 2l/i— 3 + so lang als breit, 2sa- mig disperma. Ib. Hülse etwas aufgekrümmt 5—6 -f- solang als breit, 5 — 8samig. 2a. Samen röthlichweiss, schwarz gefleckt und lupisch punktirt ; Hinter- schenkel des Nabelkissens zugespitzt, länger als der Vorder- schenkel marmorata. 2b. Samen einfarbig; Hinterschenkel des Nabelkissens stumpf, so lang als der Vordere. 282 3a. Samen gelblichweiss, etwa 570 auf 1 Dr.; Corolle gelblichweiss ; Vexillbreite Vj der Länge pseudaphaca. 3b. Samen schwarz, etwa 150 auf 1 Dr.; Corolle lebhaft gelb; Vexill- breite fl/7 — '/g der Länge vulgaris. Diagnosen der neuen Afaken. 1. A. disperma n. sp. Obere Stip. 2 — 2V* -h so lang als breit; Blüthe lebhaft gelb; ovarium 2 — 3eiig; Hülse 2 — 3 -f so lan£ als breit, mit convexer Rückenkante und niedergebogener Spitze, 1 — 2samig — o BI. im März. — Damiette. 2. A. marmorala n. sp. Obere Stip. iy2-f-so lang als breit; Hülse 5 -h so lang als breit mit concaver Rückenkante und sanft aufgebogener Spitze, 6 — 7samig; des Nabelkissens Hinter- schenkel zugespitzt, viel länger als der Vorderschenkel; Samen etwa 300 auf 1 Dr. Auf schmutzigröthlichem Grunde schwarz gefleckt und lupisch punctirt. — o Bei Beirut. Oberamstadt bei Darmstadt, im Juli 1861. Botanische und meteorologische Notizen aus Südtirol. Von J. N. Hofmann. Das neunte Programm des k. k. Gymnasiums zu Brixen vom Jahre 1859 brachte uns ein Verzeichniss der phanerogamen Pflanzen, ver- fasst von dem Direktor Gr. Bachlechner. Da nun diese Schrift nicht vielen Lesern der öst. botanischen Zeitschrift zu Gesicht ge- kommen sein dürfte, so will ich einige Notizen daraus, verbunden mit eigenen Wahrnehmungen und meteorologischen Beobachtungen in gegenwärtiges Blatt niederlegen. I. Botanisches. Vor allem muss ich mit wenigen Worten die Grenzen des Gebietes bezeichnen, welches der Verfasser des Programms der Brixner-FIora zutheilt. Es wird begrenzt von jenen Höhenzügen und Bergspitzen, welche grösstenteils im Gesichtskreise der Stadt liegen und ausser dem Hauptthale die kleinen Seitenthäler Villnöss, Afers und Lüsen gegen Ost, die Gebirgsgegend von Latzfons und das Thal Schalders gegen West, und das obere Eisakthai und das Valferthal gegen Nord bilden. Mehr abgelegen und in der Nähe der Stadt nicht sichtbar ist der im Hintergrunde der Thäler Villnöss, Afers und Lüsen sich erhebende PeitlerkofI, der höchste Berg dieses Gebietes, noch nicht gemessen, jedoch auf 9000 P. F. zu schätzen, während die übrigen Spitzen 7000—8000' zählen. Das auf diese Weise abgegrenzte Florengebiet misst daher ungefähr 3 geogr. M. in der Länge und in der Breite und daher nächstens 9 Quadr.-M. in der Flächenausdehnimo. Es ist reichlich mit Quellen versehen, und hat sowohl im Thalgelände als auf den Höhen moorige und sumpfige Stellen, aber wenig stehendes Wasser, so dass, was hierorts See genannt wird, diesen Namen kaum ver- dient. Erwähnt mag unter diesen Wasserbehältern der sogenannte Radisee werden, welcher nur wenig unter dem höchsten Punkte des westlichen Gebirgsstockes, beiläufig in einer Höhe von 7000', liegt. Uebrigens gehört das Gebiet der Schieferformation an; aus- gedehnte Anschwjmmungen enthalten Massen von Granitblöcken. Nur im Hintergrunde des Aferer- und Villnösserthales ist Kalk- gebirg. In diesem Gebiete nun zählt das Programm 1121 Pflanzenarten, wozu noch als übersehen oder später entdeckt zu zählen sind: Caucalis daueoides, Valerianella dentata var. lasiocarpa, Veronica verna, Xanthium spinosum, Atriplex latifolia, Acorus Calamus, Bei einer genaueren Sichtung dürfte die Zahl etwas geringer aus- fallen, weil einige kaum als wildwachsend zu betrachten, andere aber als selbsständige Arten sehr zu bezweifeln sind. Die Anzahl möchte daher etwa 400 Galtungen mit 1080 Arten betragen. Auf diese Weise steht nach den Angaben der Flora von Tirol des Baron v. Hausmann die Pflanzenzahl der hiesigen Gegend jener von Innsbruck ungefähr gleich, jener von Botzen aber um mehr als 500 Arten nach; wobei jedoch nicht zu übersehen ist, dass die Ausdehnung des Gebietes, welches der genannte Autor für die Flora von Botzen in Anspruch nimmt, 21 Quadr.-M. betragt, d. h. mehr als das Zweifache des Flächenraumes, den unser Programm berück- sichtiget. Dieses vorausgeschickt , gehe ich mehr in's Einzelne über. Die Zahl der Dikotyled onen wird auf 337 Gattungen mit 896 Arten angegeben, und steigt mit Beifügung der nachträglichen auf 340 Gattungen und 904 Arten. Monokotyledonen werden gezählt : 74 Gattungen mit 221 Arten, und mit Ergänzung 76 Gattungen und 223 Arten, überall mit Einbeziehung der zweifelhaften. Die dykoty- ledonischen Gewächse werden in die bekannten vier Unterklassen gebracht, und vertheilen sich folgendermassen : 1. Thalamiflorae: 75 Gattungen, 194 Arten. 2. Caliciflorae: 162 „ 437 „ 3. Corolliflorae: 71 „ 180 „ 4. Monochlamydeae : 32 „ 93 „ Diese Verkeilung stimmt nahe überein mit jener, welche nach B. v. Hausmann's Flora in benachbarten Gegenden von ähnlicher Vegetation beobachtet wurde, wie z. B. um Innsbruck und in Vorarl- berg, wie nachstehende Tabelle zeigt: D i k o t y 1., Thalamifl., Calicifl., Corollifl., Achlamid. Monokotyl. Vorarlb. 842 A. 172 A. 400 A. 175 A. 95 A. 291 A. Brixen 904 „ 194 „ 437 „ 180 „ 93 „ 223 „ Innsbr. 891 „ 193 „ 423 „ 181 „ 94 „ 233 „ Mit Botzen verglichen ergibt sich ein Verhältniss, welches fast 2:3 gleichkommt. 284 Brixen 004 194 437 180 93 223 Arten. Uotzen 1295 291 621 255 128 369 „ Auffallend in dieser Zusammenstellung erscheint der Umstand, dass in der Brixner Flora die Monokotyledonen gegen die übrigen Standorte am schwächsten vertreten sind. Denn ihre Zahl beträgt nicht nur weniger als 2/j in Vergleich mit Bolzen, sondern steht auch jener von Innsbruck um 10 Arten , der von Vorarlberg um 58 nach. Die akotyledonischen Gefässpflanzen hat der Ver- fasser des Programms nicht berücksichtiget. Ich werde daher jene Gewächse hier verzeichnen, welche mir in dieser Gegend bekannt geworden sind, ohne auf Vollständigkeit Anspruch zu machen. 1. Equisetaceae. I. Equisetum. 1. Equiselum arvense. Gemein auf sandigen Stellen in der Ebene und im Gebirge. (Hfm. v. Schmuck.) 2. Eq. silvaticum. Wälder der Voralpen, (v. Sc hm.) 3. Eq. palustre. Feuchte Stellen im Thalgelände, (v. Seh in.) 4. Eq. limosum. Desgleichen, fv. Schm.) 5. Eq. ramosum. Schleich. In dem Thalgelände auf Sand und Ge- stein an Bächen, fv. Schm. Hfm.) 2. Lycopodiaceae II. Lycopodium. 6. L. Selago. Gebirgswälder und Alpen, (v. Schm. Hfm.) 7. L. clavatum. Wälder der Voralpen und Alpen, (v. Schm. Hfm.) III. Selaginella. Spring. 8. S. helvetica. Sp. Auf Steinen und Felsen an schattigen Orten, im Thale bis in die Voralpen gemein, (v. S ehm. Hfm.) 9. S. spinulosa. A. B r. Alpen und Voralpen (Hfm. v. Schm.) auch herabsteigend bis in das Thal. (v. Schm.) 3. Filices. IV. Botrychiuiu Sw. 10. B. Lunaria Sw. Bergwiesen bis in die Alpen. (Hfm. v. Schm.) V. Gramm! tis Sw. 11. Gr. Ceterach Sw. In Felsspalten bei Krakofl, zw. Gestein bei Mülland. (v. Schm. Hfm.) VI. Polipodium. 12. P. vulgare. Gemein an Felsen, im Gesteine, vom Thale bis in das Hochgebirg. (v. Schm. Hfm.). 13. P. alpestre. Hpp. Am Wege nach Lüsen im Walde, (v. Schm.) 14. P. Dryopteris. In der Ebene an Waldrändern, (v. Schm.) 15. P. Phegopteris. Im Mittelgebirge, (v. Schm.) VII. Aspidiiim R. Br. 16. Asp. Lonchitis Sw. Im Gebüsche auf Alpenmähdcrn. (v. Schm.) 383 VIII. Polysüchiiiu Kth. 17. P. ßtix mos R. Auf Gestein am Rande der Wälder, in der Ebene und im Gebirge, (v. Sc hm. Hfm.) 18. P. spinolosum. D e C. Gebirgswälder: bei den „3 Zinn". (v. Sc hin.) IX. Cystopteris. Brnh. 19. C fragüh Brn. Zwischen Gestein und an Felsen der Ebene und der Gebirge, (v. Schm. Hfm.) 20. C alpina Lk. (C. fragilis ß. alpina Nlrch.) An Felsen des Hochgebirges im Th. Schalders. (v. Schm.) X. Asplenium. 21. Aspl. septentrionale. Sw. Gemein an Felsen im Thale und Hoch- gebirg. (v. Schm. Hofm.) 22. Aspl. Filix faemina. Brnh. In Wäldern, (z. Schm.) 23. Aspl. Trichomanes. Gemein am Gesteine, (v. Schm. Hfm) 24. Aspl. viride. Hds. An Felsen im Gebirge, (y. Schm.) 25. Aspl. Breynü Retz. Auf Felsen der Ebene und Voralpen, (v. Schm.) 26. Aspl. Rula muraria. Gemein an Felsen der Ebene und des Ge- birges, (v. Schm. Hfm.) 27. Aspl. Adiantum nigrum. In Weinbergen, im Gesteine des Krakofler Hügels, (v. Schm. Hfm) Es kommt in 2 Formen vor: in der gewöhnlichen kleinern, und in einer üppigem, die in Aspl. acutum W. überzugehen scheint, (v. Schm.) XI. Allosoms Brnh. 28. A. crispus. Brnh. Hochgebirg. (y, Schm.) XII. Blechnuiii. 29. Bl. Spicant. Roth. Im Aferer Gebirge, (y. Schm.) XIII. Pteris. 30. Pt. aquilina. Gemein im Thale und Gebirg. (v. Schm. Hfm.) XIV. Notochlaena R. Br. ? 31. N. Marantae R. Br. Es soll nach Pollini bei Brixen vorkommen ; wurde jedoch in neuerer Zeit nicht aufgefunden. Vielleicht ist es an den sonnigen Abhängen am rechten Eisakufer zwischen Brixen und Klausen aufzufinden. Dieses sind die mir bisher bekannt gewordenen Gewächse aus der Zahl der akotyledonischen Gefässpflanzen. Wenn sich nun gleich noch einige auffinden lassen , so ist die hiesige Flora durch solche gar nicht ausgezeichnet, indem ihre Anzahl gering ist, und unter den vorfindigen Arten kaum eine und die andere zu den seltenern gehört. Nur weisen einige auf eine südlichere Flora hin, wie Nr. 1 1 und 27. Hieraus ergibt sich nun folgende vergleichende Zusammen- stellung: Brixen. Vorarlberg. Innsbruck. Botzen. Dikotyledonen 904 842 891 1295 Monokotyledonen 223 291 233 369 I Akotyledonen 30(31?) 36 43 48 Summe: 1157 1169 1167 1712 286 Zum Schlüsse füge ich noch eine vergleichende Tabelle aus mehre- ren Jahren über Blülhezeit einiger mehr charakteristischer Gewächse bei : Li- gustrum vulgare 2 © 3" a Berberis vulgaris s o ES- "« © «? ~s © §5 SS bk CS K SS s s s HA H*. ro ro ro ro ha •^ £ f *3 ^ S 'S .p OD ?V 4a- os OS f** co r* CO ro f* ro HA CO HA. ro H> fO ha CO OS I •$■ «P «■ 00 "Nj >v >v <. 1 >j \ 4A. OS CK p JT" CO co co os H» HA HA HA HA. (-A H*. ro ^» ro .00 OD JH> -9' CK 00 *< ^* ^. sj~ jN >v >? *\ 4a. OS OS CK **" *A> Co CO W 4a. »-* ha ro ro ro HA !-• s OS 'S OS 1 4a. S CO ro .CK 00 ^> ■**• CO y, HA ha 1 1 CJi f 4a. 4a. CO CO ro ^0 00 ^> **- J^ OS HA HA ro H» ro HA ha OS Ol 1 4- 1 s CO § jtA. oo CO 1^ ro ro HA ro s CO ro HA t_ $ § HA os 4a. f /O qd ^^ 4a. HA ? ■ ? HA. CO 1 ^4 CO JO CO ro JO H* HA ^A - | CO £* 5 00 $ «5 oo ^J w cO 4a. CO CO ro o HA (-»> CO HA ro HA HA fe OS OS f .os 4a. s 4— CO iZ 00 \ CK JO HA HA ro HA HA. ro HA. >-A OS ? © § 1 s 53 ob ro ro 1 1 H-» est l f CO CO i O« HA <. 00 ro u< ro HA ro ro CO ro t^A 4A. 'S Ol f HA > — « > > 1 CO HA. QO > 2 HA HA HA- HA ro S'5 ^^ CK ro ck S Ol Ol 1 .CO CK CO CO HA HA HA ro HA HA 5 1 ck f ? CO CO CO 00 \ CK jo os HA HA HA. ro HA 1 Ol # 1 CK s CO ^3 00 CO HA ro ro ro ro ha 1 $ ■s 1 < CO S HA QO r«5 oo ro ■ ro rO HA ro v-a os r < ? ^ CK f .CO QD H*. iO ^ ro *o -P CO CO Cß ^ § £ I 1 £■■ s ^>4 Ol CK CO Ow • c 387 Diese Zeitangabe» betreffen jedoch nicht die erste, sondern die gerneine Blülhezeit; nur bei Alnus wurde auf die erste Ent- wicklung der Blüthe, und zwar alljährlich am nämlichen Standorte, gesehen. II. Meteorologisches. Ich beschäftige mich schon seit mehr als dreissig Jahren mit thermometrischen Beobachtungen in diesem Orte; allein sie ge- schahen nicht immer zu gleicher Zeit, oder mit der nöthigen Voll- ständigkeit. Was die Zeit anbelangt, verzeichnete ich in den Jahren 1833 bis 1854 den Thermometerstand um 8 Uhr Früh, und um 2 Uhr Nach- mittags , weil im Winter in jener Stunde die grösste Kälte , im Sommer in dieser die grösste Wärme des Tages einzutreffen pflegt. Weil ich aber auf diese Weise, die in den wärmeren Monaten über Nacht eintretende Abkühlung nicht bemerken konnte, so wählte ich seit dem Jahre 1855 die Stunden 6 Uhr Früh und 2 Uhr Nach- mittags. Ich wählte jene Morgenstunde, weil auch beim höchsten Sonnenstande der Aufgang der Sonne erst um die bezeichnete Zeit erfolgt, da die nahen Berge die Sonne nicht früher sichtbar werden lassen. In den letzten 2 Jahren fügte ich noch eine Aufzeichnung, nämlich um 9 Uhr Abends bei, und verlegte die nachmittägige auf 1 Uhr, weil in Anbetracht des ganzen Jahres diese Stunde als die der grössten Tageswärme anzusehen ist. Wegen der minder genauen Beobachtung, welche an manchen Jahren eintrat, wählte ich nun 10 Jahre der ersteren Klasse, wo die Beobachtungen vollständiger sind, um Durchschnittszahlen zu erhalten, und berechnete auch aus der letzteren Reihe den mittleren Wärmestand. In den 10 Jahren 1833 — 1842 wurden durchschnittlich folgende Thermometerstände beobachtet : Vormitt. Nachm. Mittel beider. Differenz beider. Jänner - 4,75 + 1,42 - 1,66 6,17 Februar — 2,86 + 4,87 + 1,01 7,73 März + 0,75 + 8,39 + 4,57 7,64 April + 4,77 + 12,15 + 8,46 7,38 Mai +10,5 +17,34 +13,92 6,84 Juni +13,42 +20,45 +16,93 7,03 Juli + 14,65 +21,51 +18,07 6,86 August +13,59 + 19,51 +16,55 5,92 September +10,34 +15,54 +12,94 5,2 October + 4,64 +12,11 + 8,38 7,47 November + 0,73 + 6,34 + 3,53 5,61 December + 2,84 + 2,38 - 0,23 5,22 Im ganzen Jahre + 5,25 +11,83 + 8,54 6,57 Dagegen ei gaben sich für die Jahre 1855- -1860 folgende Zahlen 288 Vormill. Nachm. Mittel beider. Differenz beider. Jänner — 4.77 4- 1,32 — 1.72 6,09 Februar — 3,35 4- 4.35 + 0,5 7,7 März + 0,62 4- 9,04 + 4.83 8.12 April + 4,93 4-13,37 + 9,15 8,43 Mai + 8,13 4-16,2 +12,16 8,97 Juni 4-11,49 4-20,17 +15,83 8,68 Juli 4-12,33 +21,25 +16,79 8.92 August +11,88 +20,29 +16,08 8,41 September + 8,84 + 17.18 + 13.01 8.34 October + 6,77 +13,22 +10,0 6,45 November -f- 0,46 + 5,91 + 3,18 5,45 December — 3,55 + 1,65 — 0.95 5,2 Im ganzen Jahre + 4,5 +11,996 + 8,25 7.50 d. i. 12,0 In den beiden letzt verflossenen Jahren erhielt ich von der dreimaligen Beobachtung folgende Durchschnittszahl: Früh. Nachm. Abends. Differenz zwisch. Mittel Mittel Früh u. Nachm. beider. aller 3. 1859 +4,79 12,6 6,92 7,81 8,69 8,12 1860 +3,7 11,07 5,56 7,37 7,38 6,83 Obwohl nun diese 2 Jahre zu den Extremen gehören , indem in einer Periode von mehr als 30 Jahren das Jahr 1859 zu den wärmsten, das Jahr 1860 hingegen zu den kühlsten zu rechnen ist; so findet sich doch in einer Beziehung eine auffallende Ueber- einstimmung , nämlich in dem Unterschiede des Mittels von Früh und Nachmittag einerseits und andererseits von Früh, Nachmittag und Abends. Im ersteren Jahre war das Mittel der beiden ersteren + 8,69 , jenes aller drei 8,12, und deren Unterschied 0,57; im letzteren Jahre 7,38 und 6,83, daher der Unterschied 0,55. Eine Berechnung aber, wo nebst dem tiefsten und höchsten Thermometer- stande noch ein dritter, von beiden ersteren ungefähr um den gleichen Zeitabstand entfernter in Anschlag gebracht wird, muss offenbar die mittlere Tagestemperatur genauer angeben, als wenn nur die beiden Extreme berücksichtigt werden. Ich glaube daher die mitt- lere Tagestemperatur für Brixen im Durchschnitt auf nahe + 8» R. annehmen zu dürfen. Der Barometerstand nach achtjähriger Beobachtung war im Mittel 316,16 P. L. bei einer mittleren Temperatur von 10o R. Die Grenzen der Schwankungen waren: 303,2 am 26. December 1856 und 324,0 am 10. Jänner 1859. In Betreff der Witterung sind meine Aufzeichnungen für die meisten Jahre zu wenig vollständig. Ich füge daher nur eine Tabelle für das Jahr 1858 bei. ?S9 Die Atmosphäre: ganz ganz mehr oder Wind. Regen. Schnee. Gewitter. rein. trüb. mind. Wölk. Jänner 10 1 20 11 0 2 0 Februar 5 2 21 13 0 2 0 März 2 2 27 23 1 5 0 April 0 4 26 17 9 0 0 Mai 2 3 26 26 13 0 0 Juni 0 1 29 30 8 0 2 Juli 0 0 31 15 12 0 2 August 0 0 31 11 7 0 1 September 0 0 30 7 3 0 0 October 1 5 25 9 9 0 0 November 5 6 19 9 6 1 0 December 5 5 21 9 3 4 0 Im ganz. Jahre 30 29 306 Brixen, im Jänner 1861. 180 71 14 Zur Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Perd. Schur. Berichtigungen und Nachträge m dessen ron dem siebenbürgischeu Vereine für Naturwissenschaften zu Hermannstadt pablicirten Reisebericht. VIII. 82. Zur Seite 139, Nr. 241: Der Moneses grandiflora Salisb. wird von den Autoren meist der Stengel, caulis, abgesprochen und ein scapus uniflorus beigemessen. Allein dieses Pflänzchen hat für gewöhnlich nicht nur einen Stengel mit zwei, zuweilen auch drei Gelenken. An dem untersten befinden sich zwei gegenüberstehende kleinere an dem obersten Gelenke drei wirtelständige grössere Blätter, und aus einer Axille dieser Blätter erhebt sich stets nur ein einzelner Blüthenstiel; — die Benennung „Moneses brevicaulis mihi" soll die morphologische Eigenthümlichkeit andeuten, die sich beson- ders in der Flora von Siebenbürgen geltend macht. 83. Zur Seite 140. Nr. 253. Melampyrum silvatia/tn \ar. alpina, ist nicht, wie Herr M. Fuss wähnt, Melampyrum saxosum Bing., sondern eine alpinische Form des vielgestaltigen M. silcaticum, welche von Vielen, und namentlich im trockenen Zustande, für M. saxosum genommen wird. Einige Botaniker halten M. saxosum Bmg. nur für eine Var. von M. silvaticum L. und einige nicht ein- mal dafür, was freilich nur auf subjectiven und zwar beschränkten Ansichten beruht. Wer Melampyrum saxosum Bmg. nur einmal lebend und auf dem Standorte gesehen hat, wird jene Ansicht nicht 200 theilen. Siehe Bing. En. 2, p. 199. Nr. 1243, — Reichb, fl. exe p. 357. Nr. 2433. D. Cand. Prodr. 10, p. 584. 84. Zur Seite 140, Nr. 254. Thymus comosus Heu ff. ist nicht gleich Thymus transsilvanicus Schur, wie ich Nr. 53 nachzu- weisen gesucht habe. Die hier gesammelte Pflanze ist „Thymus transsilvanicus Schur." 85. Zur Seite 140. Nr. 263. Da es schon ein Polygonum laxiflorum Weihe gibt, so dürfte ich natürlich für dieses vermeintlich neue Polygonum nicht denselben Namen wählen. Gegenwärtig nenne ich dieses dem P. Bistorta L. sehr ähnliche Polygonum, welches sich vor- züglich durch die lockere, aus sehr lang gestielten Blumen bestehende Aehre, und durch den subalpinischen Standort auszeichnet: Poly- gonum alpeslre Schur, und spätere Beobachtungen mögen dessen Artenrecht bestätigen oder aufheben. 86. Zur Seite 141. Nr. 289. Ueber die siebenbürgischen Ses- lerien ist schon sehr viel geschrieben worden, und man hat meine Angaben so zu umgehen gesucht, dass es mir schwer werden dürfte, in möglichster Kürze eine klare Ueberzeugung von der Richtigkeit meiner Angaben zu verschaffen. Seit der Uebergabe des Reise- berichtes haben meine Ansichten über die siebenbürgischen Seslerien sich erweitert und geändert, und ich habe diese in einer kleinen Arbeit über die Sesleriaceen der Flora von Siebenbürgen in den Schriften des zoologisch-botanischen Vereines, Wien 1856 ver- öffentlicht. Vorzugsweise aber haben die Kalkgebirge von Kron- stadt mir schöne Argumente über die Seslerien Siebenbürgens ge- liefert, welche ich in dieser kleinen Schrift niedergelegt habe, und die Beurtheilung ist von einer Seite geschehen , wo die Bekannt- schaft mit den dortigen Vegetations-Verhältnissen gänzlich fehlte — mithin ein richtiges Urtheil unmöglich war. — Auch Herr M. Fuss äussert sich absprechend, ohne jedoch in die Sache tiefer eingehen zu können. Die hier Nr. 289 besprochene „Sesleria Bielzii" Schur ist mit Sesleria rigida He uff. identisch, und nur eine zartere, mit fast kugelrunder Rispe versehene Form, welche Herr A. Bielz. auf den Radnaer Gebirgen sammelte und mir freundlichst mittheilte. — In demselben Jahre sammelte ich diese Sesleria auf dem Arpäs und Padruschel, 1853 auf dem Kuhhorn und zwar stets auf Glimmer- schiefersubstrat, und überzeugte mich, dass zwischen S. Biehii und der von Heuffel in Händen habenden S. rigida kein speeifischer Unterschied obwaltet. Wenn nun später, wie Herr M. Fuss sagt, Heuffel selbst die vom Kuhhorn gesammelte Pflanze für seine S. rigida erkannt hat, so ist dieses ein Beweis für die Richtigkeit meiner in obigem Schriftchen dargelegten Ansicht, und es kann somit nicht die auf dem Kalkgebirge gesammelte Sesleria Haynal- diana Schur, die (wie ein junger Botaniker meint) echte S. rigida He uff. sein. — Diese Sesleria hat folgende Synonyma: 1. Sesleria rigida Heuff. , 2- S. Biehii Schur, 3. S, caerulea var. rigida Grieseb. et Seh., 4. S. caerulea Bmg. p. parto, 5."* S. caerulans 291 Friv. im k. k. Herbar, G. S. caerulea Friv. eben daselbst, 7. 8. marginale/, Grieseb. eben daselbst, von welcher 5* mit einer Form stimmt, welche ich auf dem Königstein bei Kronstadt, also auf Kalkkonglomerat, gesammelt habe, die sich aber in manchen Punkten specifisch unterscheiden lässt, und die ich daher Sesleria permixta nenne. 87. Zur Seite 143, Nr. 292. Ranunculus Thora L. sp. 774 und Ranunculus scutatus W.Kit, pl. rar. hung. t. 187 sind nach neueren Beobachtungen nicht identisch, sondern man kann R. Thora L., R. Thora Wahlenb., oder R. Thora var. carpatica und R. scutatus W. K. unterscheiden. — Ranunculus Thora Bau mg. ist = R. hy- bridus Biria und gleich R. Thora Jacq. Siehe: Grieseb et Schenk, iter hung. in Wiegm. Arch. 1852 p. 312—313. Schott, Kotschy, Nyman. Anal. bot. 1854. p. 40—41. 88. Zur Seite 143. Nr. 293. Ranunculus carpalicus Herb, ist gleich Ranunculus Lerchenfeldianus Schur. Sert. fl. Transs. p. 3. und wahrscheinlich auch gleich R. montanus var. a dentatus B m g. En. 2. p. 124. Die hier besprochene var. anemonioides mihi ist nur als Monstrosität zu betrachten. 89. Zur Seite 143. Nr. 297. Ist Papaver alpinum var. flavi- florum Koch Syn. ed 2 p. 31. = P. pyrenaicum D. C. Syst. 2 p.71 = P. alpinum Bmg. En. 2. Nr. 1124 et Hoppe in Sternb. h. 17. 90. Zur Seite 143, Nr. 302 und Seite 120, Nr. 142. Fast alle Floristen, welche in einer Flora leben, wo Draben vorkommen, oder die sich welche zur Ansicht zu verschaffen wissen, tragen das Ihrige bei, um diese Gattung in Beziehung auf ihre Arten zu verwirren, und es gibt wenige Botaniker von einiger Bedeutung, welche nicht bei irgend einer Art ihr „Mihi", wenn auch als entbehrliches Sy- nonym setzen könnten. — Die Folge davon ist, dass man sich auch bei den Draben vor lauter Synonymen nicht auskennt, weil nach den Subjekten Ansichten der Eine jenes, der Andern dieses Synonym zu einer beliebigen Art zieht. — Was nun die im Reisebericht Nr. 142 und Nr. 302, die erste vom Kuhhorn, die andere vom Koradsys erwähnten Draben betrifft, so muss ich a priori erklären, dass beide nicht zu einer und derselben Art gehören, und ich könnte mit dieser Erklärung abbrechen und dem geneigten Leser die Errathung der Arten überlassen. Da ich jedoch einige instruktive Exemplare in Hände haben, so will ich wenigstens auf die richtige Spur zu helfen suchen. Die unter Nr. 142 vom Kuhhorn bei Radna, einer Glimmer- schieferalpe, gesammelte Draba ist: Draba Kotschyi Stur, österr. bot. Zeitschrift, Seite 33, mit einer Tafel, wo a die var. »flexuosa", ß. die var. „robusta" vorstellt *>, Das von mir angeführte Syn. „Draba carinthiaca" Hoppe ist somit als unrichtig unberück- sichtigt zu lassen. In meiner Sammlung liegt diese Drabe als Draba transsilvanica seit 1847 vor, und sie ist unter diesen Namen von e) Oesterr. bot. Zoit^clir. 1861, Nr. 5, 6. 7. Anm. d. Red. 292 mir auch ausgegeben und von Herrn D. Stur gesehen norden. Die wichtigsten Synonyma dieser vermeintlichen neuen Art sind: 1. Draba Kotschyi Stur, 1859, 2. Draba transsilvanica Schur herb. 1847, 3. Dr. androsacea Bmg. En. (non Wahlenb.) 1816, 4. Dr. Wahlenbergii Schur. Sert. 8 (vonHartm.). Diese Draba ist von mir auch auf dem Arpäs, oberhalb des See's 7000' hoch, auf den Vurtop, und auf dem Balla in den Kerzeschorer Alpen gefunden worden, zu welchem Gebirgszuge auch die Gebirge von Utza, deren Stur nach Angabe Kotschy's erwähnt, namentlich die Utza mare, gehört. Ich habe diese Pflanze nur auf Glimmerschieferalpen zwischen 6500' bis 7500' Elevation beobachtet, während nach D. Stur und Kotschy diese auch auf Kalk vorkommen soll, aufweiche geognostische Ver- schiedenheit der Standorte, die Bildung der Formen a. und ß. beruhen mag? — wenn hier nicht ein Irrthum obwaltet! Die unter Nr. 302 aufgezählte Draba ist die echte vDraba Johannis Host." oder „Dr. carinthiaca Hoppe" —Host a. 2, 240 — Hoppe bot. Zeit. (1823) b., 2, 437 — und zwar die Form ^glabrata", welche als Dr. Hoppeana Rudolphi ap Rchb. fl. exe. p. 666, oder als D. Hoppii Trachsel. bot. Zeit. 14. 2, 741 von KochSyn. ed 2p. 69 bezeichnet wird. Das Syn. Dr. androsacea Bmg. ap Grieseb. et Schenk, iter hung. p. 311 gehört nicht hierher, und es wäre somit der Einwurf des Herrn M. Fuss berichtigt. 91. Zur Seite 143, Nr. 303. Ist nicht die genannte Draba, sondern eine der Dr. stellata Jacq. verwandte Art, welche sich durch elliptische Schöttchen und kurzem dicken Griffel auszeichnet. Sie wächst auf Kalk oder in dessen Nähe. — Distinguenda: „Siliculis ellipticis 2 lin. longis, stylo latitudine suo duplo longiore, pedicellis siliculam aequante glabris, vel pilosis foliis caudicoloque pilis ramosis vel stellatis simplieibusque vestitis" — an Draba lap- ponica Wild.? 92. Draba Dorneri He uff. En pl. banat. 1853. Syn. D. lactea Ad. var. stylosa Grieseb. et Schenk, iter hung. p. 310. Dr. stel- lalaBmg. (ap. Heuff. pl. banat.) Dieses letzte Synonym scheint mir, wenn ich die Dr. Dorneri Heu ff., welche nach diesem Autor Dr. stellata Bmg. (non Jacq) sein soll, unmöglich hierher gehören zu können (Bmg. En. 2. p. 231.) Die Citate von Jacq. und Cranz sprechen ganz für die echte Draba stellaris, während die Beschrei- bung zu einer ganz andern Draba gehört. Auch die Standorte Baumgarten's sprechen nicht für die Draba stellata Jacq., weil ausser auf dem Retyczat, auf den angegebenen Kronstädter Kalk- gebirgen Draben aus der Gruppe „Airopsis" vorkommen, zu wel- chen Bing seine Dr. stellata gezählt hat — Grieseb. et Schenk, iter hung. p. 310 zählen die Dr. stellata Bmg. zu Dr. lactea Ad ams ap. D. C. Syst. 2, 347, welche aber zu Dr. Wahlenbergii Hartm. gehört, wohin selbige eben so wenig gehören kann. Draba Dorneri Heuff. scheint mir eine sehr distinktive Art zu sein, welche die Charaktere von Dr. Kotschyi Stur und Dr. Johannis Host in sich vereinigt, ohne darum mit Dr. stellata identisch sein zu müssen. in Dr. steüata Bing, ist mir für jetzt noch eine problematische Pflanze. — Der klassische Standort von Dr. Dorneri ist der Retyczat nach Heuffel. — Ich habe dieselbe auf der Keprereasze gefunden, und erwähnte dieser Draba hier, weil sie mit den beiden hier bespro- chenen in naher Beziehung steht. 93. Zur Seite 146. Nr. 358. Herr M. Fuss wird trotz seiner umfassenden botanischen Kenntnisse Andern doch zutrauen, eine Anthemis von einem Pyrethrum unterscheiden zu können. Mehr mag ich diesem Einwurf nicht entgegen stellen, da aus solcher Ober- flächlichkeit im Untersuchen von Pflanzen eine unübersehbare Reihe von Missgriffen entstehen müsste! 94. Zur Seite 147. Nr. 365. Die in meinem Berichte ausge- sprochenen Bedenken über die Richtigkeit der von Grieseb. und Schenk als Tephroseris pratensis Rchb. bestimmten Pflanze, muss ich hier nicht nur wiederholen, sondern noch hinzufügen, dass diese Tephroseris eine neue siebenbürgische Art und von T. pratensis Koch sehr verschieden ist. — Auch die auf der Tromoasze nach Hrn. M. Fuss wachsende Tephroseris ist nicht T. pratensis Koch und der deutschen Floristen, sondern gehört ebenfalls der vermeintlichen neuen Art an. In meinem Sertum fl. Transsilv. 1853, p. 41, Nr. 1610 habe ich diese in Rede stehende Tephroseris (Cineraria') als ^Te- phroseris angustata" Schur aufgezählt, und für Cineraria longi- folia Bmg. (non Jacq.) gehalten. Da ich aber später eine Cineraria vom Korondsys und Kuhhorn erhielt, welche der echten Cineraria longifolia Jacq. entspricht, so dürfte es nicht stichhaltig sein, die beiden hier behandelten Tephroseris- Arien für identisch zu halten. — Wir können somit annehmen, dass in Siebenbürgen die echte Cineraria longifolia Jacq. (Bmg. En. 3. p. 124) vorkommt, und dass die vermeintliche Tephroseris pratensis Grieseb. et Schenk, iter hung. p. 342, mit Cineraria longifolia Bmg. 1. c. nicht nur nicht identisch, sondern eine neue siebenbürgische Tephroseris ist, welche ich Tephroseris angustata genannt habe. Ich werde die in Händen habenden Arten von Tephroseris gelegentlich genauer be- stimmen, um zu erörtern, welche Verschiedenheiten oder Aehnlich- keiten zwischen Tephroseris Fussii und transsilvanica Schur, und mehreren von mir benannten siebenbürgischen Arten: z. B. T. Wolffii, T. stenophylla, T. Baumgarteniana, T- microrrhiza u. s. w. obwalten, welche bei der Abweichung im Habitus und in Standorten, dennoch sehr subtile Unterscheidungsmerkmale darbieten. . Wien, im August 1860. Einige Beiträge zur Pflanzenwandertmg. Von H. Sautermeister. Es kömmt hie und da vor, dass oft plötzlich eine Pflanze in einer Gegend gefunden wird , wo sie vorher nie getroffen wurde, so wie, dass solche, da sie nur in wenigen Exemplaren vorkommt, OMterr. Botao. Zeitschrift 9. Heft. 1861, 2 1 2^ Carduus Brunneri Doli. (C nutandi-de- floratus Döll.)^ Cirsium Sieger tii Schultz bip. (C. cano-rivu- lare Siegert (aus der Wienergegend), C. acaule S cop. (Vorberge des Schneeberges), Aposeris foetida (Kuhschneeberg), Thrincia hirta Roth (Donauauen, Steinfeld bei Wiener-Neustadt), Gentiana ba- tarica L. und Pedicularis asplenifolia Flörk. (Oetscher), Elatine Hydropiper L. (Prater). Bezüglich des vom Vortragenden bekannt 306 gemachten Bastardes von Verbascum speciosum und phlomoides bemerkte hierauf J. Juratzka, dass er denselben auch vor drei Jahren im Kiese der Schwechat, im Helenenlhal bei Baden in mehreren Exemplaren beobachtet habe, woselbst er wahrscheinlich auch in diesem Jahre zu finden sein dürfte. J. Juratzka legte ein Manuskript von Dr. J. Milde über exotische Equiseten vor, in wel- chem zum Theil neue Arten, zum Theil bekannte in vollständigerer Weise beschrieben werden, u. z. : Equisetum giganteum W illd. , nach Willdeno w in Jamaica und Martinique vorkommend. Die von Milde untersuchten, dem Wiener botan. Museum gehörigen Exemplare stam- men aus Peru und dem südlichen Chile und sind an beiden Arten von Poeppig gesammelt. E Lechler y Milde, eine der stattlichsten Er- scheinungen unter den jetzt bekannten Arten von 10 Fuss Höht' mit 8'" dicekm Stamme wurde von L e c h I e r in Peru an Bachufern gesammelt. Hohenjacker gab sie als „1556. Eq. Poeppigianum A. Br. vel. n. sp. — Metten" heraus. Die von Milde untersuchten Exemplaren gehören dem Herbar der schles. Ges. für vaterl. Cullur und dem Wiener Museum. E. myriochaetum de Seh It ndl. et Ad. de Cham. (Lin- naea 1830, p. 623 — 624) wird genauer und zuerst mit Früchten in 2 Varietäten («. densum, ß. laxuni) beschrieben. £. Hügelii M i 1 d e mit 2 Varietäten (a. majus ß. minus'), welche sich im Wiener Mu- seum befinden. — J. Kern er gibt schliesslich bekannt, dass er die seit Porten schlag in Niederösterreich nicht wieder gefundene Salix herbacea bei einem letzthin auf den Schneeberg unternomme- nen Ausfluge in der Nähe der Bockgrube wieder aufgefunden habe. J. J. — In der Generalversammlung des Central-Insti tu ts für Ac clim atisation in Deutschland am 6. Mai zu Berlin sprach Dr- R. Hart mann über die von ihm aus Nordostafrika mitgebrachten sieben Duraharten und deren Anbau und Verwendung in der Heimat. Diese Gewächse werden theils zu Brod verbacken, theils zur Be- reitung eines Getränkes oder zum Färben von Leder, endlich wegen ihres Zuckergehaltes als Nahrungsmittel benützt. Von allen diesen Arten war dem Vortragenden namentlich der Dochn oder Dohn, Pennisetum typhoideum, als geeignet zur Einführung empfohlen worden. Bouche bemerkte hierzu, dass die Pflanze hier zwar oft kultivirt worden sei, aber viel später als der Sorghum geblühet habe und im Freien nie gereift sei. Prof. Dr. Braun führte an, dass unter Dochn mancherlei Formen verstanden werden, welche aber sämmtlich nur in wärmeren Jahren reifen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, mathem.-naturwiss. Classe, am 18. Juli, legte Professor Unger eine Abhandlung vor unter dem Titel: „Neue Untersuchun- gen über die Transpiration der Gewächse." Die Ungenauigkeit, mit welcher dieser Gegenstand bisher behandelt wurde, habe den Vor- tragenden veranlasst, eine grosse Menge neuer Versuche anzustellen und dadurch diesen physikalischen Vorgang nach allen seinen Rich- tungen kennen zu lernen. Nachdem das Geschichtliche über die 307 Transpiration der Gewächse im Eingänge der Abhandlung durch- gegangen wurde, wird die Methode näher beschrieben, nach welcher diese neueren Versuche ausgeführt wurden. Zuerst liegen Versuche vor, welche die Grösse der Transpiration im allgemeinen und deren Abhängigkeit von äusseren Momenten darlegen. Sodann wird auf eine Vergleichung der Transpiration mit der Verdunstung eingegangen, ferner auf die Ungleichheit der Transpiration bei verschiedenen Pflanzen hingewiesen und die Periodicität dieser Erscheinung ausser Zweifel gestellt. Hiemit schliesst der Vortragende für diesmal und behält sich bevor, die übrigen Verhältnisse der Transpiration in der nächsten Folge zu besprechen. — Von dem Institut de France sind mehrere Preisfragen aufgestellt worden, nämlich: I. Grosser Preis der physikalischen Wissenschaften mit 3000 Frk.. „Studium der hybriden Gewächse in Bezug auf ihre Fruchtbarkeit und die Beständigkeit ihrer Charaktere." Bewerbung bis zum 31. December 1861. II. Gr. Preis de,- pfayisk. Wissensch. mit 3000 Frk. „Studium über die während des Keimens in den Geweben des Embryo , des Eiweisses und in den Stoffen, welche diese Gewebe einschliessen. vorgehenden Veränderungen." Bewerbung bis zum 1. April 1863. III. Preis Monthyon mit 805 Frk. „Für das gedruckte oder geschriebene Werk, welches der Akademie am meisten zum Fortschritte der Experimental-Physiologie beigetragen zu haben scheint." IV. Preis Alhumbert, mit 2500 Frk. „Durch wohl angelegte Experimente ein neues Licht auf die Frage von den sogenannten freiwilligen Erzeugungen zu werfen." Bewerbung bis zum 1. October 1862. V. Preis Jeoker. Ein oder mehrere Preise von unbestimmten Werthe können jährlich für die Fortschritte der organischen Chemie fördernde Arbeiten, vertheilt werden. VI. Preis Barbier mit 2000 Frk. „Der besten Arbeit in der medicinischen Chemie oder medicinischen Botanik." Bewerbung bis zum 1. April 1862. literarisches, — De Abietinarum floris feminei struetura morphologica Antritts - rede für die Professur der Botanik an der Königsberger Universität von Dr. Robert Caspary. 1861, 4. p. 12. — Wohl über keine an- dere Classe von Pflanzen wurden bezüglich des Baues der weib- lichen Blüthe so verschiedene Ansichten ausgesprochen, als bei den Coniferen, seit sie Robert Brown und später Brognart als Gym- nospermen kennzeichneten. Es ist daher als ein Beitrag zur näheren Kenntniss dieser Pflanzen das vorliegende Schriftchen jedem Morpho- logen willkommen. Des Herrn Verfassers Ansichten über diesen Gegenstand lassen sich kurz in den von A. Braun *} aufgestellten Satze zusammenfassen: „Die samentragenden (in den Achseln der Deckschuppen stehenden) Fruchtschuppen des Zapfens der Abieti- :;:) Das Individuum der Pflanze in seinem Verhältnisse zur Species. p. 65. JOS neen sind dem Anscheine nach einblättrige Sprosse; allein die Ver- änderungen, welche die Schuppen an durchwachsenen Zapfen von Pinus Larix zeigen, beweisen, dass diese Fruchtschuppen aus je zwei verwachsenen Blättern gebildet werden. An einer Monstrosität von Pinus Larix, welche genau beschrieben wird , zeigt der Herr Ver- fasser die Richtigkeit der Ansicht A. Braun's. Dann wendet er sich einer in Paris erschienenen Abhandlung von Baillon*) zu, in welcher im Gegensatze mit den jetzt allgemein angenommenen Ansichten den weiblichen Blüthen der Coniferen im Allgemeinen ein aus zwei Fruchtblättern gebildeter Stempel zugeschrieben wird. Mit deutscher Gründlichkeit werden die einzelnen Argumente Bai 1- lon's widerlegt, so dass sich seine Ansicht schliesslich als ganz unhaltbar herausstellt. Wie man sieht, ist der Inhalt dieser Abhand- handlung ein wesentlich polemischer und es gebührt dem Verfasser das unbestreitbare Verdienst, eine unrichtige Ansicht widerlegt zu habfin. H. W. R. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Keck in Aislershaim mit Pflanzen aus Oberösterreich. Von Herrn Dr. Rauscher in Wien, mit, Pflanzen aus Ungarn und Oesterreich. Von Herrn Bayer in Wien mit Pflanzen aus dem Banat. Von Herrn Veselsky in Wien, mit Pflanzen aus Istrien. — Sendungen sind abgegangen an die Herren Patze in Königsberg, Hinterhuber in Salzburg, Elssmaun in Nürnberg, Nave in Brunn und Maly in Wien. *) Recueuil d'observations botaniques. Tom. I. Pars. 1 860. Inserat. Die bei uns so eben erschienene Schrift : Bemerkungen gegen Darwin's Theorie vom Ursprung der Species, von Custosadjunkt -A.. -\r. Felzeln , empfehlen wir sowohl den Herren Gelehrten von Fach, wie über- haupt allen gebildeten Laien. Vorräthig ist selbe in allen Buchhandlungen. Preis 24 kr. A. Pichler's Witwe & Sohn, Verlags-Buchhandlung in Wien, neuen Markt N*r. 1044. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skotitz. Verlag von C\ Gerold. Druck von C. Ueberreuter. /Lp ■/, Oesterreichisclie BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift RrtfllllL 1111*1 \\i\\ so wie alle übrigen lÖkr. Oest.W. JE1 — lUi Buchhandlungen. XI. Jahrgang. WI& October 1861. INHALT: üeber Luzula pallescens. Von C e 1 ako w sky. — Das Stockhorn. Von Vulpius. — Zur KryptogamenQora von Niederösterreich. Von Niessl. —St. Gallische Volksbotanik. — Personal- notizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten, — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Mittheilungen. Ueber Luzula pallescens Wahlenberg und nächstverwandte Arten. Von Ladislav Celakovsky. Zu denjenigen Sippen, über deren systematische Gliederung die Ansichten der Botaniker am meisten auseinander gehen , gehört die Sektion der Gattung Luzula D. C, welche durch einen aus Aehren zusammengesetzten trugdoldigen Blüthenstand und einen konischen Samenanhang sich auszeichnet. Welche Widersprüche in den Ansichten von den Arten und Varietäten dieser Gruppe bestehen, davon überzeugt man sich sogleich, wenn man z. B. Koch's Synopsis, der, was Luzula anbelangt, die meisten deutschen Botaniker und ebenso auch Grenier (Flore francaise) folgen, Neureich 's Flora von Niederösterreich, R e i c h e n b a c h 's Flora excurs. und Icones fl. germ., und der beiden Pres t Flora cech. nebeneinander aufschlügt. Eine der am ungenügendsten charakterisirten und, wie es scheint auch öfter verkannten Arten ist Luzula pallescens, zuerst als Jnncus pallescens von Wahlenberg in der Flora lapponica (1812), wo später vom Autor in der Flora suecica als campestris ß pallescens aufgeführt, welche Fries in der Summa vegetabilium Scandinaviae (1846) wieder als Art restistuirt hat. 99 Oesterr. Botan. Zeitschrift 10. Heft. 1861. 310 Während meines heurigen Aufenthaltes in Weisswasser im nördlichen Böhmen, bemerkte ich eine mir sehr auffallende Luzula, die wegen ihrer Häufigkeit eben nicht schwer zu entdecken war. Nach einer sorgfältigen Vergleichung dieser Form mit lebenden Exemplaren von L. multiflora und campestris erkannte ich ihre specifische Verschiedenheit von diesen beiden, und Beschreibungen der skandinavischen!/, pallescens in Fries, Wahlenberg, Steudel syn. pl. glum. Hessen mich die Identität dieser mit meiner Form vermuthen. Durch Ansicht eines authentischen schwedischen Exem- plars von Wahlenberg selbst im Herbarium des k. k. bot. Gartens in Prag gewann ich davon völlige Gewissheit. Da die vorhandenen Beschreibungen einer Erweiterung bedürfen, so gebe ich eine solche nach lebenden Exemplaren. Luzula pallescens Wahlenbg. mspt., Fries 1. c. p. 220, Besser enum. pl. Volh. d. p. 15, L. campestris ß pallescens Wahlbg. fl. suec. Juncus pallescens Wahlbg. fl. läpp. p. 87. Culmus debilis foliis planis, Hneari-lanceolatis, pilosis, deni- que glabris, spicis oblongis aut ovatis, peduneulatis sessilibusque. Perigoniiphyllainaequalia, externa longiora, lanceolata, mucronata, interiora breviora, subovalia, obtusiuscula, mucronulata. Antherae parvae, filametiti longitudine. Stylus (swö flore) germine brevior, stigmatibus tenuibus, brevibus, ex flore paulum prominentibus. Capsula longior phyllis internis, adpressis, brevior externis distantibus vel apice reflexis. Semina minora, ovalia, appendice dimidio brevior i. Die Art ist schon kenntlich durch die Schwäche des Halmes, der sich an getrockneten, selbst niedrigeren, Exemplaren frei gehalten bedeutend umbiegt. Sie ist nur 2 — 10" hoch, weniger hoch und robust als die meisten Formen von L. multiflora. Das unterste blattige Deckblatt ist umfassend, meist ziemlich breit und länger als der Blüthenstand. Die Aehrenstiele aufrecht, spreitzend, zuweilen der unterste zurückgebrochen und dieser häufig unterhalb der Aehre mit 1 — 2 Seitenähren. Die Aehren meist sehr zahlreich, nur an kümmerlichen Individuen blos 3 — 4, meist vielblüthig, oblong, doch auch wenigblüthig und kurz eiförmig. Die Blüthen und Kapseln, und daher auch die ganzen Aehren sind etwa 3mal kleiner als die der multiflora, sehr zierlich: die Blüthen im Verhältniss zur Breite kürzer. Die Fruchtähre durch die abstehenden längeren und lang fein begrannten äusseren Perigonblätter eigenthümlich steifgrannig. Die Kapseln anfangs grün, zuletzt meistens schön braunroth bis kirsch- roth gefärbt. Das Perigon ist nie dunkelgebräunt, sondern blasser, erscheint jedoch in zwei vom Standort bedingten Varietäten: a. apricae. Perigon grünlich, schmäler randhäutig, mehr oder minder licht bräunlich. Ist die straffere Form sonniger, trockener Haiden. b. umbrosae. Perigon grünlich, ein wenig vergilbt, breit weiss- randig. Eine schlappe Schattenform. Ausserdem kommt die Art noch in mehreren, mehr individuellen Formen vor, die durch Kombination verlängerter oder verkürzter Aehrenstiele, kürzerer oder verlängerter Deckblätter, dichter oder 311 spärlicher rasiger Rhizoms u. s. f. hervorgebracht worden. Auf ganz sterilem Sande fand ich eine feine, 2 — 3" lange, wenigährige Zwergform. Die L. pallescens unterscheidet sich demnach von der multi- flora und campestris 1. durch die Kleinheit und Zartheit aller Theile und Schwäche der Halme, 2. die Gestalt der Perigonhlätter, 3) kürzeren Griffel und Narben, 4. Kapseln, die im Verhältniss zum Perigon be- deutend länger sind, von der campestris ausserdem noch durch die Staubgefässe und die Samen. Sowohl Fries als Koch erkennen diese Art als selbstständig an, wiewohl mehr nach habituellen Merkmalen; Koch sagt (Synopsis 2. Aufl. p. 874). Von dieser (L. multiflora s. pallescens Hoppe) unterscheidet sich deutlich L. campestris ß pallescens Wahlbg. fl. suec, Fries herb, norm.; L.pall. Bess. en. pl.Volh. nach Exemplaren vom Autor selbst durch 3 — 4mal kleinere und viel zahlreichere Aehren. Fries 1. c: conspicue vero, monente Kochio, (a L. multi- flora) recedit L. pallescens (Wahlbg.) .... Videtur peculiaris spccies etiam a formis pallenlibus L. multiflorae fädle primo obtusu dist'mcta; at rix nisi notis relatiris dist'mcta, culmis debilioribus etc. Der berühmte Autor beachtete eben nicht genug die Gestalt des Perigons und der Zeugungstheile. L e d e b o ur (Flora rossica IV. p. 220) bringt diese Art als Varietät zu der multiflora, aber er gibt auch nur diese kurze Charakteristik: gracilior, caule saepe compresso, spicis floribusque minoribus pallide virentibus. umbralicola. *) Die L. pallescens ist in Skandinavien und in Osteuropa verbreitet. Wahlenbg. fl. läpp. 1. c. Habitat in Iuris etfrnticetis siccis sterilibus per partem subalpinam omnium Lapponiarum passitn copiose Fries 1. c: in graminosis subalpinis Scanditiariae totius passim usqite ad Wermlandiam montanam. Nach Ledebour (1. c.) wächst sie ferner im russ. Lappland, um Petersburg, in Lithauen, Volhynien, in den Kaukasusprovinzen und auf Kamtschatka. Für Mitteleuropa ist die Pflanze neu, wo bisher nur die blasse Form von multiflora (L. pallescens Ho ppe) bekannt ist; Koch bemerkt ausdrücklich von der Wahlenb erg'schen Art: Wurde im Gebiete unserer Flora noch nicht gefunden; was die neueste Flora Deutschland von Maly bestätigt. Im nördlichem Böhmen fand ich die L. pallescens Wahlbg. auf dem Sandstein der Kreideformation sehr verbreitet und zwar in der Umgegend von Weisswasser selbst, am meisten gegen Norden und Osten (Lysä hora, Paucratius), ferner bei Nieines und auf dem Gipfel der Bäba bei Kosmanos. Sie liebt genau nach Wahlenbergs Angabe, dürre, sandige Orte in Haiden und lichten Kieferbeständen, die das dortige Terrain beherrschen; und nur in feuchteren, schattigen Gräben erscheint seltener die erwähnte tianz blasse Form. Die L. pallescens ist aber normal keine SchaUenpflauze, auch liabo ich den zusammengedrückten Halm (den nur gepresste Exemplare zeigen), den jedoch schon Wähle nberg angibt, an lebenden Pflanzen nie bemerkt, sondern nur einen slielrunden, oben etwas gestreuten Hahn. 312 Als ich dann die Luzulen des Herbars im böhmischen Museum, welches erstere meiner Cuslodie übergeben ist, sichtete, fand ich zu meiner Ueberraschung noch mehrere Exemplare, sämmtlich aus dem nördlicheren Böhmen, einige schon vor 50 Jahren gesammelt, aber bald als erecta, bald als campestris bezeichnet und zwar: vom Dablizer Berge bei Prag, (Opiz, Kosteletzky) von Hohen- elbe (Josefine Kablik) und vom Johannisbad im Riesengebirge (var. umbrosd). Auch im Universitätsherbar liegen Exemplare von Jos. Kablik, und andere vom Donnersberge oder Mileschauer. Die L. pallescens verbreitet sich daher nach vorliegenden Daten nördlich von Prag durch Nordböhmen bis an die Sudeten. Vielleicht wird sie auch noch in Deutschland zu finden sein, ist aber wohl bisher verwechselt worden. Im Gebiete der franz. Flora kommt sie nach Grenier nicht vor, denn die L. multiflora 3 pallescens (Gren. 1. c), von der es nur heisst: epis d' un fauve tres-päle, ist nicht die Wahlenberg'sche Pflanze, daher das Synonym L. pallescens Besser dort zu streichen. Die Umgegend von Weisswasser, deren Boden eine wahre Pflanzstätte von Luzulen in allerhand Formen abgiebt, bot mir eine günstige Gelegenheit zum Studium der strittigen Arten L. campestris und multiflora; ich wollte theils die verschiedenen Ansichten und Angaben der Autoren mit der Natur vergleichen, theils das Verhältniss der L. pallescens mir klar machen. Ich habe an die paar hundert Individuen untersucht und verglichen, wobei der grosse Polymorphismus der Beurtheilung nicht kleine Schwierig- keit bietet, so dass ich gestehen muss, dass wenn ich bei der Unter- suchung der heutigen Ausbeute, gewisse Unterschiede konstant gefunden zu haben glaubte, die fortgesetzte Untersuchung einer Sammlung des nächsten Tages mich über meinen Irrthum belehrte. Die Ansicht jener, welche wie Neilreich und Ledebour nur eine Art annehmen, schien mir richtig, da sich so viele Charaktere unbeständig zeigten. Trotzdem bewegen mich nun am Ende der Untersuchungen neue Gründe zur Annahme zweier Arten. Die Beschreibung ist entsprechend jener der L. pallescens folgende: Luzula multiflora Lejeune fl. des env. de Spec. I. p. 169, De Cand. fl. fr. 5 p. 306, Grenier et Godronfl. de france 3 p. 356, Fries 1. c. p. 66, Koch 1. c. L. erecta Desvaux Journ. bot. I p. 156. L. nemorosa Presl fl. cech. p. 79. Culmus erectus, strictus foliis planis, lineari-lanceolatis, pi- losis, denique glabris, spicis ovatis oblongisve, pedunculatis, scssi- libusque. Perigonii phylla subaequalia, lanceolata, mucronata. Fila- menta longitudine antherarum auf bis bremora. Stylus in germine maturiori deciduus, germinis longitudine, stigmatibus tenuibus, aeque longis aut longioribus, e flore partim promin entibus. Capsula tri- gona, acutiuscula, phyllis laxe adpressis brevior. Semina minora, ovalia, appendice dimidio breviori. Unterscheidet sich von der pallescens ausser dem bereits angeführten durch die bald nach der Blüthe abfälligen, län- 313 gcren Griffel und Narben, die ziemlich gleich gestalteten lanzelt- lichen Perigonblätter, welche die reife Kapsel überragen, und durch ein wenig grössere Samen. Die Pflanze wächst meist höher, bis l'/2' hoch, aber auch bis auf 4" verkürzt, auch im getrockneten Zustande steif aufrecht, ebenso die Aehrenstiele, seltener einer der unteren nickend oder zurückgebrochen. Die Antheren sind allerdings meist kurz auf ebenso langem Träger, etwa zur Hälfte der reifen Kapsel reichend, allein es finden sich auch längere Antheren auf kürzerem Träger, die beinahe bis zur Spitze der Kapsel reichen. Die Färbung der Perigone und Kapseln ist sehr variabel; darnach lassen sich folgende, freilich in einander übergehende Varietäten aufstellen: a. Schwarzbraune Qfusconigrae, nigrescentes^). Perigon und Kapselspitzcn sc!^...r7braun. — Ist die Voralpenform mit kahleren Blättern. Reichen bach Icones t. 376, fig. 835 und 836. b. Rothbraune (Jbadiae) Perigone und Kapselspitzen rothbraun, erstere mit schmalem weisslichen Hautrande. — Die Sonnenfonn. c. Hellbraune, ^badio-pallentes). Perigon breit weisslich rand- häutig, hell gebräunt. Kapseln grünlich, wenig gebräunt. — Halb- schattenform. d. Blasse, tpullidae). Perigon grünlich, sehr breit weiss rand- häutig. Kapseln grün. — Form feuchter Schattenplätze. Die letzteren, wohl auch der blassere Theil der vorletzten, werden unter L. pallescens Hoppe in Sturm's Flora H. 77., Reichenb. Icon. t. 377 f. 839 verstanden mit der schwedischen nicht zu verwechseln. Koch sagt von ihr (1. c.) Alles, wie bei der var. a, aber die Aehren sind heller gefärbt. Am meisten Beachtung verdienen noch die Verhältnisse der Aehrenstiele. Danach sind als Formen zu unterscheiden: a) elongata hat zahlreiche, verlängerte Aehrenstiele (8—10) und vielblüthige, länglichovale Aehren mit etwas kleineren Blüthen als die folgende; die untersten Aehrenstiele tragen unterhalb der endständigen Aehre öfters eine mehrere Seitenähren. Die Braktee länger als der Blüthenstand. — rmiltiflora und pallescens Reichen!). Icon. t. 377. /?) vulgaris hat meist nur wenige 3—5, seltener bis 10 ver- längerte, einfache Aehrenstiele und ovale Aehren mit etwas weniger und etwas grösseren Blüthen. Braktee länger oder kürzer als der Blüthenstand. — nemorosa Rchb. Icon. t. 376, fig. 837. y) congesta hat meist wenige (2—5) verkürzte Aehrenstiele, die Aehren bilden ein locker gelapptes Köpfchen. Brakteen meist verlängert. — L. congesta Lejeune. tf) simplex hat eine einzige endständige, oder zwei zusammen- geballte Aehren mit kurzem Deckblatt. — L. alpina Hoppe, cam- pestris y nivalis Wahlenbg. fl. suec. Diese Formen kombiniren sich mannigfach mit den obigen Farbenvarietäten, und wenn diese beiden Reihen, wie ich glaube, erschöpfend dargelegt sind, so sind alle möglichen Spezialformen, die sich auf den Wechsel der erwähnten Charaktere gründen, im 314 vorhinein bestimmt, da ihrer nicht mehr als 16 sein können; siml sie aber nicht vollständig, nun so können sie immer noch erweitert werden. Dass nicht alle möglichen Formen vorzukommen brauchen, ist klar, wie z. B. die Form shnplex nur als schwarzbraune alpine Varietät vorkommt. Jede Form drücke ich durch eine kombinirte Bezeichnung- aus, L. alpina Hoppe ist L. multiflora a. nigrescens 8. simplex, L. multiflora Re i chb. ist L multiflora b. badia a. elongata u. s. w. oder ganz kurz L. multiflora a Eine genaue Untersuchung- verlangt endlich noch die Auf- stellung oder vielmehr Wiederherstellung einer vierten mittel- europäischen Art, der L. sudetica. Luzula sudetica Prcsl fl. cech. p. 79. Juncus sudeticus Willd. spec. II. p. Tli. L. nigricans Pohl tentamen fl. Bohem. (ob L. nigricans Desvaux, sudetica DC. ?) Culmus erectus, strictus, foliis planis, lineari-lanceolatis, f'ere glabris , basi pilosis, spicis ovatis aut oblongis, pedunculatis sessilibusque. Perigoniiphylla inaeqiialia, externa longiora, attenuata, ?iiucronata, interiora breviora, elliptica, obtusinscula, mucronulata. Äutherae parrae. filamenti longitudine. Stylus brevissinms, in ger- mine maturiori persistens, stigmatibus tenuibus, brevibus e flore paulum prominentibus. Capsula trigona, acuminata phyllis internis adpressis longior, externa distantia adaequans. Seiirina minora, obovalia, appendice parv>o, quadruple breviori. Diese Art ist 8"— l'/V hoch, die Blatter, besonders die Deck- blätter bräunlich, das unterste verlängert , schmal. Die Aehren, Blüthen, Früchte sind kleiner als die der multiflora, jedoch grösser als jene der pallescens, zwischen beiden in der Mitte. Das Perigon stets schwarzbraun, so wie die Kapseln. Auch diese erscheint in zwei Formen als congesta und vulgaris. Von L. multiflora (auch von der Var. nigrofusca~), zu der diese Art von allen neueren Botanikern als Varietät gezogen wird, unterscheidet sie sich 1. durch das Perigon, welches dem der L. pallescens ähnlich ist, 2. durch den äusserst kurzen, dauernden Griffel, 3. durch Kapseln, welche das Perigon fast überragen, 4. durch die kleinsten, länglich ovalen Samen mit wenig entwickeltem Anhange. Von campestris entfernt sie sich noch mehr, von der pallescens unterscheiden sie ausser der Perigonfarbe grosse Straff- heit, kahlere, nur am Grunde behaarte Blätter, etwas grössere Blüthen, der Griffel und der Samenanhang: Die L. sudetica scheint mir eine wenig gekannte und mit der multiflora a. nigrofusca oft verwechselte Pflanze zu sein. So bind in dem böhmischen Museumsherbar nur die Specimina aus dem Riesengebirge, dem Erzgebirge und den Karpaten echt ; falsch (nämlich zu multifl. gehörend) sind solche aus den süddeutschen und italienischen Alpen, so wie auch zwei Exemplare aus den Sudeten, welche' die Form multifl. a. nigrescens 8. simplex vorstellen. Die meisten Autoren (Koch, Neil reich, Grenier, Steudel, Wimmer u. a.) geben auch nur die schwarzbraune Farbe und grössere Kahlheit als Charakteristikon an, daher ich vermuthe, dass viele von ihnen falsche Specimina Aorliegen hatten. Auch Reichenbach bildet in den Icon. t. 376. fig. 836 sehr kenntlich die schwarzbraune multiflora, doch keineswegs die sudetica ab. Wimmer allein bemerkt in der Flora von Schlesien, 3. Bear- beitung, p. 106 von der sudetica: Vielleicht ist die auf den Gebirgs- kämmen vorkommende Form auch noch als Art zu unterscheiden, 317^ wenigstens zeigt die aufgetriebene Stelle der Samenschale eine abweichende Form. Wenn Le debour (1. c.) mit der Diagnose seiner Var. y. spiculis paueifloris nigricantibus pedunculatis g lotner atisve, wie es sehr den Anschein hat, die echte sudetica versieht, dann ist ihre Verbreitung in Russland : Lapponia , Sibiria altaica et baicalensis, insula Unalaschka et America aretica. Neue Unter- suchungen müssen zeigen, ob diese Art neben der multifl. nigricans auch noch in den deutschen, schweizer, französischen Alpen vor- kommt. Vor der Hand wage ich nicht De Cand. fl. franc. 5 p. 306 und L. nigricans Desv. journ. bot. p. 158 zu citiren, obwohl diese die Priorität vor den beiden Presl. haben. Diese charakterisiren» die L. sudetica in der fl. cech. am deutlichsten : petalis onatis mucro- natis, capsulae subrotundae longitudine, während es dort von der L. nemorosa heisst: petalis patentibus lanceolatis, Capsula obtusa longioribus. Prag, im Juli J861. Das Stockhorn im Canton Bern. Von Vulpius. Als die am weitesten hier vorgerückte Felsenmauer der Alpen erscheint die von Südwesten nach Nordosten streichende Stockhorn- kette im Canton Bern, vermöge ihrer in einer Ausdehnung von 8 Stunden so vielen und seltsam und verschiedenartig gestalteten Kuppen und Hörnern von den geeigneten Standpunkten aus betrachtet als eines der schönsten Glieder im Zug der Mittelalpen. Die aus- gezeichnetsten derselben, soweit sie sich auf der Strasse zwischen Bern und Thun dem Auge kundgegeben sind von Westen nach Osten genommen: ders Ochs (6773' franz. Ms.), kenntlich an seinem sich pyramidenförmig" ausspitzenden Gipfel, die eben so hohe breitab- gerundete Kuppe von Bürglen; der gewaltige seine Nase hoch in die Lüfte reckende Ganterisch (6763'); als dessen nächster Nachbar die Nünenen (6505') die lange First der Wurtneren ; die Mörtschelen- spitz; die Stierenfluh, und dann als die östlichste gerade im Profil Thun gegenüberstehende Gipfelerhebung das eigentliche Stockhorn selbst (6772'). An dieses reihen sich dann unmittelbcr 3 weitere aber sich minder auszeichnende Köpfe, als das Sohlhorn (6280'); der Lasiberg und die Nüschleten (6176'). Von da weg stürzt sich dann der schmale Gebirgskamm rasch und steil über niedrigere Felsenhörner ostwärts ins Thal der Simme ab und findet da in der Simmenfluh beim „Brodhüsi". zwei Stunden von Thun, seinen Ab- schluss Das herrschende Gestein der ganzen Stockhornkette ist solider grauer Alpenkalk, wie er dann erst wieder im Säntis im Appenzeller Land im N. 0. der Schweiz auftritt. Je nachdem man von einer Seite kommt, stellt sich das Stockhorn dem Aug' in einer ganz verschiedenen Gestalt dar. Während es von der Berner 31S Seite her gesehen sich nur in einer niedrigen Hutgestalt über den Hauptkamm erhebt . erseheint es von Interlachen und über den Thuner See her, als eine hoch emporstrebende schlanke, fast über- hängende Spitze. Am schönsten aber zeigt es sich jedenfalls gerade im Profil von Thun aus gesehen. als; ein schön geformtes steiles Felsengebirge . das sein Haupt stolz erhebt über seine Schultern. Seiner herrlichen fernsieht wegen wird das Stoekhorn im Sommer häufig bestiegen, wozu auch seine ganze Erscheinung schon ein- ladet. Wege, d. h. Alpenpfade, gibt es fast von allen Seiten nach dem Stoekhorn und solche überschreiten auch die meisten Einsat- telungen zwischen den verschiedenen Gipfeln der Kette. Schutthalden sind nicht häufig und von keiner besondern Ausdehnung. Ungleich den wilden und zerklüfteten Kalk- und Dolomit-Sehrofen und Kofeln im südlichen Tirol und Kärnten ist die Stockhornkette über der "Waldregion rings umkleidet mit dem schönsten Farbenschmuek der freudigsten Vegetation. Wird von Thun aus die Besteigung des Stockholms unter- nommen, so kommt man über Amsoldingen in zwei Stunden nach Ober-Stocken am Fuss des Gebirges . wo das eigentliche Steigen beginnt. Nach zwei Stunden bekommt man den Wald in Rücken und der Pfad führt hinaus in die offene Alp. wo man in der Senn- hütte auf Aelpithal sich Labung verschaffen kann. Eine weitere Stunde bringt den Wanderer über den Aelpithalgrat , den Walalp- grat und die steile Grashalde . das Kränzte genannt . an den Fuss des Doms, das nun aber, weil es sich senkrecht wohl gegen 1000' hoch abstürzt, links die Felsenwand, rechts der fürchterliche Ab- o-rund auf schmalem, steilem und steinigtem Pfade umstiegen werden muss, um den Grat zu gewinnen. Ist dieser Gang vollbracht, so zieht man sich links über die Hinterseite des Horns hin, bis man an dessen östlichem Ende die Möglichkeit gewahr wird , zwischen dem Felsengürtel hindurch auf die Spitze selbst zu gelangen. Diese besteht aus einem unebenen, gegen 100 Schritte Langen sich zu- keilenden Felsengrat . der dann nach Osten und Westen und Xorden senkrecht sich abstürzt . aber doch zwei Dutzend Menschen die Möglichkeit bieten mag. sich auf ihm zu lagern. Die ebenfalls sehr steile Südseite hingegen ist vollständig mit Rasen und der üppigsten Vegetation bekleidet und beherbergt die lieblichsten Alpenkinder. Diese üppige Vegetation und die reiche Zahl der Arten der Stock- hornilor verbunden mit der prachtvollen Aussicht auf alle Kuppen der Kette, macht sie zum eitern Zielpunkt der Botaniker. In ihr findet die Kalkalpenfior ihren schönsten Ausdruck. Um sich ein Bild derselben machen zu können , wird es am besten sein , ich erzähle kurz gefasst einige meiner Exemtionen. Am 8. Juni ging ich Morgens früh von Thun aus dem Stoek- horn zu. Von unten angefangen erschienen: AstranHa major, Crocus. Calamintha alpina , Carex sempercirens , Lapsana foetida, Thesium alpinum . Homogyne alpina. Alchemilla alpina. Lonicera alpiyena. Zwischen der Waldgrenze und der Aelpithalhüttc : Arabis 310 ciliata, Polygonuni ririparum, Gentiana araulis , Soldanella alpina. Potentilla aurea, Ranunculus montanus. Zwischen Aelpithal und der Walalp auf den Grafen und an den Felswänden : Draba ahoides, Erinus alpinus, Anemone alpina, Lepidium alpinum, Primitla farinosa und Auricula, Plantago montana , Pedicularis verticillata. Von der Walalp das Kränzchen hinauf bis zum Fuss des Horns, von wo ich des Schnees wegen noch nicht höher kommen konnte: Saxifraga oppositifolia . Plantago alpina , Androsace lactea , Glo- bularia nudicaulis , Pedicularis foliosa und versicolor , Lloydia, Ranunculus alpestris, Silene acaulis, Salix retusa, Rartsia, Saxi- fraga androsacea . Dryas, Carex firnia. Androsace chamaejasme. Am 17. Juni Morgens 3 Uhr stand ich auf. mich nach dem Wetter zu erkundigen und da Himmel und Berge still, rein und klar auf mich niederblickten , so eilte ich in's Freie , hinaus in den herrlichen Margen. Mein Ziel war die Günzenen , ein östlicher Abfall der Stockhornkette über dem Dorfe Reutigen , 2l/t Stunden von Thiin gelegen. Rechts oben am Fuss der 3Ioosfltih zwischen wildem Gestrüpp , Steinen und vermodertem Holz blühten : Actea spicata , Dentaria digitata . Convallaria verticillata, Ribes alpinum, Lonicera alpigena und nigra, Valeriana tripteris ; an den Wänden der Fluh : Draba ahoides. Arabis alpina. Lepidium alpinum. Erinus alpinns. Durchgearbeitet hinaus auf die offene Alp fand ich diese übersäet mit Ranunculus montanus und Potentilla aurea. Nach dem Grat des Mattenstand hinauf blühte Anemone alpina . Pedicularis foliosa . Corydalis fabacea trug Früchte. Auf der Schneide des Grats blühten: Ranunculus alpestris und Dryas. Am 19. Juni stand im Sulzigraben ob dem Dorfe Blumenstein Saxifraga rotundifolia. Rosa cinnamomea , Violabiflora. Alchemilla alpina . Pinguicula alpina . Homogyne alpina , Dentaria digitata und Lunaria rediviva in Blüthe. Am 7. Juli galts dem Stockholm und seiner Petrocallis. Iway war diesen Morgen um 3 Uhr , als ich ausrückte , der Himmel schwarz mit Wolken behängt , doch weil seit einiger Zeit der Rücken erst immer auf den Nachmittag anrückte, so hoffte ich bis dahin mit der Hauptsache fertig zu sein und wenn nur einmal diese glücklich in die Büchse gebracht ist, dann lässt sich das übrige schon noch erdulden. Nach und nach aber wurde gegen Erwarten der Himmel dünner und ich schaute froher in die Zukunft. Bei der Sennhütte auf Aelpithal angelangt, wollte es freilich anfangen zu spritzen und das Stockhorn hüllte^sein Haupt in Nebel In Erwartung, wie sich die Dinge inzwischen gestalten würden, ging ich in die Hütte und liess nur mein Alpenfrühstück schmecken. Als ich wieder heraustrat, war aller Nebel verschwunden und das Stockhorn blickte im schönsten Sonnenschein gar ermuthigend auf mich herab. Un- verzüglich folgte ich seinem Ruf. Ueber das Kränzte, wo Pedicularis verticolor und Lloi/dia anfangen, bis zum Hörn hinauf ging*s ganz gut , aber wo dieses auf sleiler und schwieriger Passage umgangen werden muss, da laff noch ein Schneeband, über das hinaufgeklummeu 320 werden musste, Angesichts des schwindligen Abgrundes zur Rechten. Das war eine angstvolle Viertelstunde; aber ich überstand sie glück- lich und nun war weiter keine Gefahr mehr. Ich hatte den Grat erreicht , der sich westwärts an das Hörn anlehnt und dem Felsen- gürtel entlang, der den Gipfel auf der Rück- oder Südseite umzieht, hielt ich jetzt meine Recognoscirung. Auf der Westseite desselben findet sich noch keine Petrocallis ; hingegen von der Mitte an bis zu seinem Ostende schmückt sie in schönen Rasen die zerklüfteten Felsmassen. Der Gipfel war erstiegen, das Wetter gut, die Aus- sicht aber wegen Wolken und Nebel nur stückweis. Daher setzte ich mich bald wieder in Bewegung. Wer aber einen wahren Alpen- garten sehen will , geschmückt mit dem Farbenspiel zahlloser herr- licher Alpenpflänzchen , wer insbesondere die wahre Heimat der hübschen Anemone narcissiflora gern wissen möchte , der steige Ausgangs Juni oder Anfangs Juli auf's Stockhorn und seine Erwar- tungen werden reichlich befriedigt werden. Da blühen theils im Grasboden oder theils auf den Felsen des Horns : Lepidium alpinum, Ranunculus alpestris und montanus, Dryas, Arbutus alpina, Lloydia, Saxifraga androsacea, moschata, muscoides, oppositifolia, Primula Avricula und farinosa , Trollius , Salix retusa , reticulata , Geum montanum , Sileno acaulis, Viola lutea, Draba aizoides und tomen- tosa , Athamanta cretensis , Myosotis alpestris , Arabis pumila, Veronica aphylla , Androsace Helvetica und lactea , Petrocallis, Cherleria sedoides , Pedicularis foliosa , verticillata und rersicolor, Anemone alpina, Gentiana acaulis und nivalis, Helianthemum oelandicum , Plantago alpina und montana, Campamila barbata, Potentilla aurea und crocea , Biscutella, fast alle in Hülle und Fülle und dennoch unendlich übertroffen von der Unzahl der schönsten Anemone narcissiflora , die auf dem Stockhorn und ganz besonders auf dem Grätchen, das vom Stockhorn nach dem Sohlhorn führt, ihren Triumpf feiert. Diese Blumenpracht ist es wohl eben so sehr als die schöne Aussicht, die das Stockhorn bietet, dem es seine so häufige Besteigung von den umwohnenden Landleuten verdankt; denn bei diesem Anblick muss auch das kälteste und gefühlloseste Herz sich freudig bewegt fühlen. Auf den Günzenen, über die ich meinen Rückweg nahm, blühten Rhododendron ferrugineum und hirsutum (^Chamaecistus fehlt in der Schweiz), Nigritella anyusti- folia , Gentiana lutea, Lilium Martagon, Rosa alpina. Nach 4 Uhr Nachmittags war ich wieder zu Haus. Am 15. Juli nahm ich meinen Weg nach dem Stockhorn über Niederstocken , durch den Graben , das Lindenthal genannt und am Sohlhorn hinauf. Die grossen übereinander gestürzten Felsmassen am Fuss von der Nordseite dieses Horns waren bekleidet mit Me- spihis Chamaemespilus, Lonicera alpigena, Rhododendron hirsutum, Alnus viridis , dazwischen eine sehr schöne Form von Alchemilla vulgaris, Tozzia , Anemone narcissiflora, Scolopendrium, Aspidium Lonchitis, rigidum, Cystopteris montana, Thalictrum aquilegifolium, Asphnium viride. Diese Lokalität im Rücken stand am Fuss der 321 Felswände: Aronicutn scorpioides, Imperaloria Ostruthium, Alche- milla alpina , Linaria alpina , Lepidium alpinum, Silenc acaulis pedunculata. Endlich nach schwerer Arbeit, denn da hinauf, zu kommen ist keine Kleinigkeit , gelangte ich auf den Grat , der den Lasiberg mit dem Sohlhorn verbindet. Ich wendete mich nun rechts auf die Rückseite des Letztern. Das erste Gute , das ich hier fand, war Campanula thyrsoidea. Sonnige , grasig - felsige Abstürze in den Kalkalpen, in einer Höhe von 5 — 6000', sind der Lieblings- platz dieser schönen Pflanze. Der Rücken des Sohlhorn besteht aus einer Reihe von Flühen und grasigen Abstürzen, die mit den Pflanzen der Stockhornkette bunt überdeckt sind, sehr häufig: Viola lutea, Centaurea montana, Androsace lactea, Cerastium striclum. Reson- ders gross war aber meine Freude, vier Stöcken von Orobus lutetis hier zu begegnen , nach welchem ich mich bis jetzt immer vergeblich auf dem Stockhorn umgesehen hatte. Die Felsenhänge des Kessels, der von zwei Gräten des Stockhorn und Sohlhorn gebildet wird, fand ich reichlich besetzt mit Phaca frigida, Oxytropis montana, Cirsium spinös issimum. Ohne den Gipfel des Stockhorn vollends erreicht zu haben , nöthigte mich das Welter zur Umkehr, was ich wieder über die Günzenen that, wo, wie bei fast allen unseren Sennhütten, viel Cirsium Eriophorum stand. Am 16. August früh 3 Uhr , es war noch eine Stunde Nacht, machte ich mich auf den Weg, um diessmal über die Günzenen und das Naki statt herunter nach dem Stockhorn hinauf zu steigen. In der Nähe der Günzener Hütten sah ich Senecio lyratifolius ; jenseits der Sennhütte im Naki zog ich mich auf der Schattseite den Felswänden entlang der Höhe des Walpersberg zu. Da fand ich Rhododendron int er medium , zwischen den Eltern, Salix arbu- scnla, hastata, reticulata und retusa, Hieracium Jacquini. Auf der Höhe des Walpersberg in der Einsattelung kam ich zu einem schönen kalten Rrunnen in hübscher Lage gerade über dem Tobel des Naki. In dessen Nähe blühte Hieracium villosum und dentatum, Saxifraga muscoides und moschata , Gentiana purpurea. Mit dem letzten Schritt auf die Höhe stand der gewaltige Felsenstock, das Stock- horn vor mir, sein Felsenhaupt hoch gen Himmel erhebend und hinausschauend in die weite Welt. An der Seite des Lasibergs hin, w andte ich mich nun zuerst dem Sohlhorn zu. In den grasigen Rän- dern zwischen den steil abstürzenden Felswänden seiner Rückseite und in deren Ritzen und Spalten blühten: Lloydia, Carduus Per- sonata , Imperaloria Ostruthium , Bupleurum ranunculoides, Alsine venia und caespitosa, Arenaria ciliata, Cerinthe alpina und Cam- panula thyrsoidea in Riesenexemplaren. Im Kessel zwischen Sohl- horn und Stockhorn blühten Phaca frigida, Oxytropis australis und montana, Senecio Doronicum, Cineraria capitata Whlbg. Das scharf zugekeilte Grätchen hinauf , wobei es einem wohl grün, gelb , roth und blau aber nicht schwarz vor den Augen werden darf und auf dem Hedysarum, Erigeron alpinus, Aster alpinus und Gentiana nivalis blühten , stieg ich auf die Spitze des Stockhorn. 322 Allein es war jetzt nicht mehr das Stockhorn von vor sechs Wochen. Vom Vieh abgeweidet bis obenaus kahl und blumenlos bot es mir keinen erfreulichen und erfrischenden Anblick mehr. Ueber das Kränzte, wo Saxifraya caesia in den Felsen blühte und das Aclpi- tlial hinunter, kehrte ich diessmal nach Thun zurück. Ebenso schön und lohnend sind zwei oder drei Excursionen auf Nünenen, Ganterisch und Bürglen zu verschiedenen Zeiten unternommen. Diese drei neben einander gelegenen Kuppen haben fast die gleiche Höhe des Stockhorn selbst. Man nimmt dahin den Weg von Thun über Blumenstein und die Alpe Ober-Wirtneren. Auf dieser Alp gibt es Gentiana purpurea , Cacalia albifrons und alpina, Sonchus alpinus , Rhododendron ferruyineum , Trifolium badium, Arabis pumila, Salix reticulata , Carex ferruginea Sc op., Alnus viridis, Salix hastata , Rhododendron hirsutum. Gegen die vordere Seite des Ganterisch hinauf Biscutella, Viola lutea, Saxi- fraya museoides, moschata, oppositifolia, Dryas, Geum montanum, Lloydia, Primula Auricula, Carex capillaris und Personii , Elyna spicata und wem das Glück wohl will, der findet vielleicht auch dort Draba contorta Erh., die ich 1824 schon da entdeckte. Ferner Draba tomentosa , Arabis pumila; im Gerolle Aspidium rigidum und Aronicum scorpioides. Auf dem Leiterngrat, der Nünenen und Ganterisch verbindet, steht Pedicularis verticillala und versicolor, Arenaria verna, Helianthemum oelandicum, Salix retusa, Androsace lactea , Ranunculns alpestris und Villarsii, Oxytropis montana und herrliche uralensis, Anemone narcissiflora , Saxifraga and osacea. In der Felswand des Ganterisch selbst sehr schöne Phaca australis. Im Gerolle auf der Rückseite des Ganterisch : Rumex scutatus, Va- leriana montana , Senecio Doronicnm , Poa distichophylla. Gegen den Morgetengrat hinauf, der Ganterisch und Bürglen verbindet und über den wie über den Leiterngrat ein Steig in die jenseitigen Alpen und ins Simmenthai führt, gibt es Ceraslium alpinum, eine Menge der schönsten Androsace lactea, Pedicularis versicolor, Viola lutea. Vom Grat aus dann kann man auf einem Schafwegehen auf der Rückseite des Ganterisch seinen Gipfel erklimmen , wobei man zu Anemone alpina , Draba tomentosa , Androsace helvetica, Alsine caespitosa, Oxytropis uralensis, Saxifraya oppositifolia, Cinneraria capitata , Saxifraya androsacea und Cherleria sedoides gelangen kann. Diese zwei letzteren sind die Hauptpflanzen des Gipfels. Nur von einer einzigen Excursion auf Bürglen will ich jetzt noch berichten und damit schliessen, um die Geduld des Lesers nicht allzu lang in Anspruch zu nehmen. Am 31. Juli Nachmittags V22 Uhr ging ich von Thun aus. Von Blumenstein durch den Wald hinauf bis Ober-Wirtneren blühten Epilobium alpestre , Hypericum dubium, Cacalia albifrons und alpina, Sonchus alpinus, Tozzia, Gentiana purpurea. In der Sennhütte auf Nünenen nahm ich mein Nachtquartier. Mein Lieblingsessen in den Berner Alpen, eine gute Ziegerniilch , bereitet aus warmer Milch und frischem Zieger, schmeckte herrlich. Eine Menge Bettelvolk erhält sich den Sommer über nur damit, dass sie von einem Thal und Berg, von einer Sennhütte zur andern umherziehen . und sich da mit Käsmilch und Zieger füttern lassen. Ein solcher zerlumpter Bub stellte sich auch heute Abends auf Xünenen zu Gast ein. Er unterhielt die Küher- mannschaft, indem er das Getrommel des eidgenössischen Militärs in Thun mit dem Mund nachmachte und zwar nicht zu seinem Schaden. Er litt an Ziegermilch keinen Mangel. In Folge des engten Baumes gewährte mir das Nachtlager in Gemeinschaft mit dem Ober- Senn wenig Schlaf und Ruhe. Als ich am andern Morgen, am 1. August, vor die Hütte trat, war leichtes Morgenroth gegen Süden. Avas mich besorgen Hess, dass wir heute nicht den ganzen Tag schönes Wetter behalten würden und daher nahm ich unverweilt meine Richtung Büroleu zu. Auf der Höhe des Morgetengrats angelangt, stieg ich dessen Schneide entlang, gegen Bürglen hinauf. Pedicularis versicolor . Oxytropis montana . uralensis, Phaca australis , Viola lutea. Orchis globosa, Androsace lactea, Centaurea montana, Pedicularis verticillata, Anemone narcissiflora und vernalis. Helianthemum oelandiciun. Festuca pumita , Linum alpinum, eine Menge der schönsten Cinne- raria capitata, Hieracium villosum , murovum alpesfre . dentatum. Leontopodium , Gnaphalium carpaticum , Carex atrata , Gaya Simplex, Bupleurum ranunculoides , Senecio Doronicum . all diess stand hier in Hülle und Fülle bis auf den Gipfel hinauf, dass es eine Lust und Freude war. Meine Besorgniss des Wetters wegen, zeigte sich als unbegründet . es blieb schön , und als ich auf den Gipfel von Bürglen kam , da hatte ich eine Aussicht wundervoll. Der Himmel war rein und klar wie ein Spiegel , kein Wölkchen, kein Nebel. Die ganze Reihe der Alpen vom äussersten Südwesten bis in den fernen Nordosten standen in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit hier vor mir. Eben so rein zog die lange Kette des Jura im Westen die Grenze und dazwischen lag offen ausgebreitet das ganze Freiburger Gebiet und das Seeland mit seinen Gewässern. Unmittelbar um mich herum erhoben die vielen Kuppen der Stoek- hornkette ihre wilden Felsenhäupter, lieber den Grat hinaus zwischen Walalp und Stockhorn zeigte sich die obere Hälfte des Thuner Sees. Gewiss , Bürglen hat eine der schönsten Fernsichten in den Berner Bergen und ist dabei , obgleich circa 6700' hoch , über den schön- sten blumigen Rasenteppich ganz gemächlich, ohne alle Gefahr zu besteigen. So verlebte ich da einige höchst genussreiche Stunden, bis mein weiteres Tagewerk mich mahnte zum Scheiden. Zieger- milch und Nidlen mundeten jetzt wieder köstlich in der Nünenen- hütte. Von hier weg nahm ich dann meine Richtung zuerst dem Grat entlang dem obern Gurnigl zu . nahm dahin auf sumpfigen Stellen Crepis paludosa , Swertia perennis und Epilobhun origanifoüum und dann von da weg den geraden Weg einschlagend, über Unter- Wirtneren und Blumenstein kam ich Abends 7 Uhr wieder nach Thun zurück. 324 Bei einer Vergleichung der Niesen- und der Stockhornflor macht sich vor Allem die Feindschaft bemerklich, die zwischen Viola calcarata und Viola lutea obwaltet. Eines schliesst das Andere aus ; diese zwei Veilchen wollen nichts mit einander zu thun haben. Müllheim im Breisgau, im Juli 1861. Beitrag zur Kryptogamenflura von Niederösterreich. Zusammengestellt von Prof. G. V. Niessl. Die in dem nachfolgenden Verzeichnisse aufgeführten Pilze sind in dem im k. k. Franzensmuseum zu Brunn befindlichen Her- barium des Baron Münch-B ellinghausen aufbewahrt. Der Name des Sammlers ist, nach der Etiquette zu schliessen, Albert v. Hess. Es ist mir nicht gelungen, über diesen Botaniker, welcher in den Gegenden um Wien (zumeist im Jahre 1836) sammelte, mehr als den Namen zu erfahren, da aber bei den meisten Exemplaren der nähere Standort angegeben ist, so erlaube ich mir dieses Verzeichniss der Oeffentlichkeit zu übergeben, um einen Beitrag zur nieder- österreichischen Pilzflora, welche so manche interessante Art enthalt, der Vergessenheit zu entreissen. 1. Agaricus vaginatus Bull. 1 2- „ Phalloides Fries, j "Wälder bei Schönbrunn. 3. „ clypeolarius Bull.) 4. „ cristatus Bolt; auf Wiesen bei Hietzing, gemein. 5. „ imbricatus Fr. 6. „ rutilans Schaff. 7. „ sulfureus Bull. 8. „ cerussatus Fr. a s^c^asi. tp • c v-ff Bei Schonbrunn. »• „ infundibuhformis. Schall./ 10. „ radicalus Reih. 11. „ fusipes Bull. 12. „ asemus Fries. 13. „ velutipes Curt; an Ulmen im Prater. 14. „ muscorum Hoffm.; bei Hietzing. 15. „ galericulatus Scop.j 16. „ lignatilis Fries. j Um Schönbrunn. 17. „ ostreatus Jacq. ) 18. „ bombycinus Schaff.; auf Feldern bei Hietzing. 19. „ Prunulus Scop.j 20. „ elatus Batsch. j Bei Schönbrunn. 21. „ lentus Pers. ) 22. „ sapineus Fries.; bei Hietzing in Wäldern. 23. „ tener S c h ä f f. ; gemein auf Grasplätzen. 335 24. Agaricus campestris L. 25. „ fascicularis Huds.J gemein, auch an der Erde; bei 26- „ aeruginosus Cur t. ) Schönbrunn. 27. „ lateritius Schaff. 1 28. „ foenisecii Pers. bei Schönbrunn. 29. „ hydrophorus Bull. ) 30. Coprinus alramentarius Bull. 31. Cortinarius cinnamomeus L. 32. Hygrophorus conicus Scop. 33. „ chrysodon Batsch. ) bei Schönbrunn. 34. Marasmius oreades Bolt. 35. „ peronatus Bolt. 36. „ androsaceus Fr. 37. Lentinus cochleatus Fr.; bei Hietzing. 38. Panus conchatus Fr.; bei Schönbrunn. 39. Boletus granulatus L. i 40. „ subtomentosus L. in Wäldern bei Schönbrunn. 41. „ scaber Bull. ) 42. Hydnum repandum L. 43. „ niveum Pers. 44. Radulum laetum Fr.; an dürren Aesten im Krapfenwalde. 45. Thelephora cristata Fr.; Wälder Schünbrunns, an der Erde. 46. Stereum hirsutum Willd. 47. „ rubiginosum Sehr ad. 48. _ frustulosum Fr. i ... . , L- r ,n ' ,. c an dürren Aesten im Krapfen- 49. „ aurantiacum Sow. > ,, r 50. Corticium comedens Nees. ) 51. Ciavaria strieta Pers. 52. „ uncialis Grew. ; an dürren Stengeln. 53. Pistillaria micans Hoffm.: an dürren Stengeln. 54. Morchella esculenta L.; Auhof. 55. Peziza Acetabulum L.; Schönbrunn. 56. „ aurantia Fl. Dan. 57. „ virginea Batsch; an der Rinde von Laubbäumen. 58. „ bicolor Bull.; an dürren feuchtliegenden Aestchen. 59. „ cerina Pers.; an dürren Aesten von Corylus. 60. „ sulfurea Pers.; an dürren Kräutern. 61. „ relicina Fr.; an dürren Stengeln. 62. „ Rosae Pers.; auf Rosa cannai. 63. „ fusca Pers.; an feuchtliegenden Zweigen von Laubholz. 64. „ luteola Fr.; an faulendem Holze. 65. „ coronata Bull.; an dürren Aesten. 66. Helotium herbarum Pers.; an Cerastium arvense. 67. Calloria vinosa Fr.; an faulendem Holze. 68. Tubercularia granulata Pers.j an der Rinde von Juglans regia. 69. „ vulgaris Tode, forma Aesculi Opiz; an der Rinde der Rosskastanie. 70. Dermatea Cerasi Fr.; an Aestchen von Prunus Cerasus. 23 Oestcrr. Botan. Zeitschrift 10. Heft. 1SG1. *■ 326 71. Lachnella alboviolascens Fr.; an der Rinde von Laubbäumen. 72. „ corticalis Pers.; am selben Standorte. 73. Hysterium commune Fr.; an dürren Kräuterstengeln. 74. „ foliicolum Fr.; an abgefallenen Blättern von Oa- taegus monogyna. 75. Hystericum arundinaceum Seh.; auf trockenem Rohre an Wohngebäuden. 76. Rhytisma stellare Kick; an Wnrzelblättern von Campanula. 77. „ Onobrychis De C; an Lathyrus sylvestris. 78. Leptostroma Sedi Lk.; an Stengeln von Sedum maximvm. 79. Xylographa parallela Fr.; an der dünnen Rindenseite buchener Scheiter. 80. Dothidea Anemones D. C; an frischen Blättern der Anemone nemorosa. 81. Dothidea puccinoides D . C; an Aestchen von Buxus semper- virens. 82. Nectria Peziza Tode; auf faulendem Holze. 83. „ sanguinea Sibth.; auf morschem Holze. 84. Sphaeria stercoraria ß. stercosis Fr.; auf Kuhkoth. 85. „ mutabilis Pers.; auf feuchtliegendem Holze. 86. „ nueula Fr.; an Eichenrinde. 87. „ eulmifraga Fr.; an trockenen Grashalmen. 88. „ crenata Fr.; an dürren Aesten. 89. „ augustata Pers.; an Aesten. 90. „ caulium Fr.; an dürren Stengeln. 91. „ dryina Pers.; an Buchen- und Eichenholz. 92. „ acuta Hffm.; an dürren Stengeln. 93. „ corticis Fr.; an der Rinde von Laubbäumen. 94. „ rubella Pers.; an trockenem Rohre. 95. „ Gnomon Tode; an abgefallenen dürren Haselnuss- blättern. 96. Sphaeria setacea Pers.; an dürren Blättern. 97. „ amoena Nees.; an dürren Blättern von Carpinus Betiilus. 98. Sphaeria Eryngii Fr.; an dürren Blättern von Eryngium campestre. 99. Pirostoma eustoma El.; an dürren Grashalmen. 100. Sphaerella maculaeformis Pers.; auf abgefallenen Blättern von Ulmus campestris. 101. Erysiphe fuliginea Lk.; auf Veronica longifolia. 102. „ macularis Schlecht, a. Humuli] auf Hopfenblättern. 103. „ comata Lk.; auf Blättern von Evonymus europaeus. 104. „ holosericea Lk.; auf Astragalus glycyphyllos. 105. „ lamprocarpa Lk.; A) Labiatarum auf Galeopis und Lycopus. C) Planlaginis auf PI. major. 106. Erysiphe circumfusa Lk.; auf den Blättern von Bidens tri- partita und Prenanthes purpurea. 107. Erysiphe lenticularis Wallr. a. Fraxini: an Eschenblättern. 327 108. Erysiphe adunca Lk.; die Formen auf Weiden-, Ulmen- und Pappelblättern. 109. Eitrotium herbariorum Web.; an Blättern im Herbar. 110. Prosthemium betulinum Kze.; an abgefallenen Birkenzweigen. 111. Diplodia Taxi Sow.; an Taxus baccata. 112. Vermicularia ditricha Fr.j an abgefallenen Birkenblättern. 113. Stigmalea Potentillae Lattr.; an frischen Blättern der Poten- tilla auserina. 114. Discosia Artocreas Tode; an dürren Eichenblättern. 115. Ascospora Aegopodii Pers. ; an Aegopodium Podagrariae. 116. „ Solidaginis Fr.; an den Blättern von Solidago vir- gaurea, 117. Depazea populicola Fr.; an den Blättern von Pop. tremula. 118. Asteroma abjecta Wallr.; an Blättern von Veronica offi- cinalis. 119. Hyphelia nigrescens Pers.; an abgefallenen Aesten. 120. Didymium farinaceum Sehr.; an dürren, feuchtliegendcn Stengeln. 121. Angioridium sinuosum Grev.; an dürren Blättern von Eryn- gium campestre. 122. Arcyria incarnata Pers.; an faulem Holze. 123. Trichia nigripes Pers.; an faulenden Baumstämmen in der Brigittenau. 124. Trichia chrysosperma Ball.; an morschem Holze. 125. Isaria brachiata Bat seh.; an faulenden Baumstämmen. 126. Ceratium ferrugineum Wallr. Auf dem Zettel, welcher bei diesem Pilze liegt, findet sich folgende Bemerkung: „Annotio Alberti de Hess: fungus insignis! sed aegre conservandus, quem in latere interiori corticis dejeeli inveni. Hyphasma sub- tilissimum, ferrugineum, a ligno integrum volubile, praeter marginem sterilem glomerulis rotundalis pallidis pulverulentis (si per lentem inspiciuntur fimbrialo dentatis) dense obsitnm. Hydnis proximum, forsan: Ceratium ferrugineum. Wallr. Nr. 1959." Auf faulendem Holze im Augarten. Stilbuni rigidum Pers.; an faulenden Stämmen. „ micropus Pers. ; an faulenden Schwämmen, Dacrymyces stillatus Fr.; an Kiefernholz. Fusisporium Buxi Fr.; an Blättern von Buxus sempertirens. „ griseum Lk.; an faulenden Blättern. Coryneum pulvinatum Kze.; an Birkenästchen. 133. Aegerita Candida Pers.; anfaulendem Holze in der Brigittenau. (Sclerotium truncorum Fr.; an Eichcnwurzeln; S. vaiium Pers. an faulem Holze.) 134. Aspergillus flavus Lk.; auf Leinwand. 135. „ roseus Lk.; auf fettem Papier. 136. Monilia penicillala Fr.; an getrockneten Pflanzen. 137. Botrytis lateritia Fr.; an faulem Holze. 23 * 328 138. Trichospormn geotrichum Desm.; an dürren Zweigen und Stengeln. 139. Peronospora parasitica Pe r s. ; an Capsella, Sisymbrium, Alliaria und Alsine media. 140. Oidium aureutn Lk.; auf faulendem Holze. 141. Sporotrichum roseum Lk.; an Blättern von Citrus Aurantium. 142. „ mycophilum Lk. ; an Schwämmen. 143. „ laxum Lk.; an faulendem Holze im Prater. 144. Sepedonium chrysospermum Fr.; im Prater auf faulenden Schwämmen. 145. Macrosporium Cheiranthi Fr. 146. Myxotrichum Resinae Fr.; an Tannenharz. 147. „ chartarum Kunze; auf Papier. 148. Melanconium betulinum Seh. et K. ; an Birkenzweigen. 149. Cronartium asclepiadeum Fr.; auf Cynanclvtm Vincetoxicum. 150. Aecidium Ranunculacearum Pers.; auf Rammculus repens und Clematis Vitalba. 151. Aecidium Geraniorum D. C; an den Blättern von Geranium pusillum. 152. Aecidium CruciferarumD.C. ; an den Blättern von Barbareavulg. 153. „ Umbelliferarum D. C; an Pimpinella. 154. „ Compositarum Schi.; an den Blättern von Cirsium oleraceum, Senecio und Leucanthemum vulgare. 155. Aecidium rubellatum Lk. a Riimicis; an Rumex. 156. „ Thesit Desv. ; an Thesium Linophyllum. 157. „ Verbasci Hess; 1836. Siehe auch Klotsch Herb, mycolog. Nr. 1491. An den Blättern von Verbascum phlomoides. 158. Epitea Euphorbiae D. C; an Euphorbia Gerardiana. 159. „ Poterii Seh.; an Poterium Sangisorba. 160. Podocystis LiniD. C. ; an den Blättern von Linum catharticum. 161. Puccinia Compositarum S chl.; an den Blättern von Scorzonera. 162. „ Galiorum Lk.; an Galium sylvaticum. 163. „ Lychnideartim Lk.; an Moehringia trinervia und Lychnis vexpertina. 164. Puccinia Circaeae Pers.; an Circaea lutetiana. 165. „ Prunorum Lk. ; an den Blättern von Prunus do- mestica. 166. Uromyces umbelliferarum Lk.; an Peucedanum Cervaria. 167. „ Polygonorum D. C; an Polygonum aviculare. 168. . „ Alliorum Wallr.; an Allium ursinum. 169. „ Galii Lk.; an Galium sylvaticum. 170. Uredo Vincetoxici D. C; an den Blättern von- Cynanchum Vincetoxicum bei Grinzing. 171. Uredo Hypericorum D. C. an Hypericum perforatum. 172. „ Circaeae Sc b.w.; an Circaea lutetiana. 173. „ Mercurialis Pers.; an Mercurialis ovala. 174. Polycistis Colchici Lohl. Var. Muscaridis; an den Blättern von Muscari comosum, beiDöbling und auf der Türkenschanze. 329 Auf der Etiquette steht: Uredo aecidiiformis Strauss, d. i. Uredo Lilii Link; aber die Sporen stimmen mit denen von Policistis Colchici überein, ebenso Farbe und Habitus der Rasen, und ich nehme daher keinen Anstand, das Exemplar hieher einzureihen. 175. Ustilago longissima Sow.; an Blättern verschiedener Gräser. 176. „ utricufosum Nees.; an den Blüthentheilen von Poly- gonum ariculare. 177. Ustilago autherarum D. C; an den Antheren von Silene inflata. Brunn, im Februar 1861. Beiträge zur St. Gallischen Volksbotanik, Unter obigem Titel veröffentlicht Professor Dr. Wart mann im Berichte der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft vom Jahre 1860 eine Reihe von Pflanzen mit ihren oft sehr be- zeichnenden Volksbenennungen und theilt bei dieser Gelegenheit auch diejenigen arzneilichen und technischen Anwendungen mit, welche das Volk im Kanton St. Gallen von diesen Gewächsen macht, ebenso die Sagen , die in Beziehung zu denselben stehen. Aus diesem interessanten Verzeichnisse theilen wir Nachfolgendes mit : Allium Cepa L. — Man gebraucht die Zwiebeln nicht selten, um zu erfahren, welche Gewächse im nächsten Jahre gut gedeihen werden und welche man daher zu pflanzen habe. In der Weih- nachtsnacht zwischen 12 und 1 Uhr werden die schaligen Blätter losgetrennt und so viele auf den Tisch gestellt , als man Pflanzen zu kultiviren gedenkt, eines z. B. für Kartoffeln, ein anderes für Erbsen u. s. w. , dann bringt man in jedes Blatt eine Messerspitze von Salz. Diejenigen Pflanzen werden nun reichen Ertrag abwerfen, die den Zwiebelblättern entsprechen, in welchen durch das Salz viel Wasser herausgezogen wurde. Alilum Victoriaiis L. — Trägt man die Wurzelstücke im Sacke mit sich herum , so können einem die bösen Geister nichts anhaben; ebenso werden jene oft kreuzweise in ein Loch über die Stallthüre gebracht und dieses dann zugenagelt, die Hexen schaden nachher dem Vieh nichts mehr ; oder man vergräbt sie unter die Stollthüre , damit die Kühe nicht zur Unzeit gebären. Cardamine pratensis L. — Uebereinstimmend behaupten die Rheinthaler, Oberländer und Toggenburger , die Pflanze sei im ersten Gras fürs Vieh giftig. Chelidoninm majus L. — Ein Mittel wider die Gelbsucht! Der Leidende schiebt in die angezogenen Strümpfe, Hose, Mütze etc. solches Kraut und trägt es Tag und Nacht mit sich herum. Nach und nach rinnt gelbes Wasser aus seiner Nase und er wird in kurzer Zeit geheilt. m Cladonia rangiferinah. — „Cyprion." Vor Zeiten gab es auf einer der besten unserer Alpen sehr viel Cyprion. Seine hohlen Stengel waren voll Milch, die Kühe frassen sie eifrig und gaben dann so viel Milch, dass sie dreimal gemolken werden mussten. Allein es kam ein Senn, der dazu zu faul war, er rief daher im Unmuth: „Verflucht ist der Cyprio , dass ma dreimal muass go melcha go." Sogleich starb die Pflanze ab , und die Milch im Innern verschwand. In Buchs lautet die Sage ähnlich , nur wird der Grund , warum die Pflanze dürr wurde , auf andere Weise angegeben. 1. Ein Mann kam auf eine Alp und wurde von den Sennen erzürnt. Zur Strafe verfluchte er den Cyprion. 2. Einst war Tanz, an dem auch eine schöne Sennerin Theil nahm. Diese sollte nun vom Tanze weg zum Melken gehen , wurde darüber zornig und schrie in ihrem Aerger : „Verflucht sei der Cypria , dass i vom Tanza muass go melcha ga , er soll immer und ewig düar sta." Colchicum autumnale L. — Die Pflanze wird solchen Mädchen, die einen zweifelhaften Ruf gemessen, am 1. Mai Abends auf ihrem Weg vom Hause bis zum Brunnen hingestreut. Evom/mus europaeus L. — Das Kernholz wird von den Schu- stern zu Nägeln in die Absätze der Stiefel gebraucht. Filices. — Ihre Blüthen erscheinen nur während einer einzigen Stunde des Jahres, nemlich in der St. Johannisnacht von 11 bis 12 Uhr, darum werden sie nicht beachtet.*"1) Fraxinus excelsior L. — Am Charfreitag , bevor die Sonne die höchsten Berggipfel beschienen hat , wird ein Ast unter Aus- sprechung der drei höchsten Namen in drei Streichen abgehauen; der Ast darf gar nicht berührt werden und muss mit dem dritten Sireiche gefallen sein. Nun lässt man ihn liegen, bis ihn die Sonne beschienen hat , erst dann darf man ihn holen. Ein kleines Spän- chen solchen Eschenholzes , auf irgend eine Wunde gelegt , heilt dieselbe schnell und stillt den Schmerz auf der Stelle. Gnaphalium sylvaticam L. — Soll giftig für das Vieh sein l Wenn eine Kuh nur eine Handvoll fresse , gebe sie mehrere Tage keinen Tropfen Milch. Hedera Helix L. — Wenn die Früchte im Frühjahre schön voll und blau sind , so gibt es vielen und guten Wein. Heracleum Sphondylium L. — Als Kaninchenfutter besonders geschätzt! Alle Pflanzen nützen noch zu etwas mehr als zum Füttern des Viehes , nur der „Uebrich" nicht. Imperatoria Osthrutium L. — Hat Jemand eine Wunde , so steckt er eine Wurzel dieser Pflanze in die Tasche und trägt sie mit sich herum, damit er die Wunde nicht „vergüte," d. h. damit die Wunde sich nicht verschlimmere, wenn der Leidende z. B. *) Derselbe Glaube herrscht auch unter den Slovenen in Kram, doch mit dem Zusätze, dass wer so glücklich ist, dieser BÜithe habhaft zu werden, dem erschliessen sich alle in der Erde verborgenen Schätze. Anm. d. RedacL 331 Schweine- oder Ziegenställe betritt oder auf frisch gemähte Wiesen geht. Ferner werden die „Hoorstrenzen" gegen Augenkrankheiten gebraucht ; man nimmt eine ungerade Zahl , gewöhnlich 7 oder 9, zieht einen Faden von rother Seide durch und hangt sie dann um den Hals. Alle schlimmen Stoffe, z. B. Eiter, werden nun von jenen angezogen. Juniperus communis L. — Theile der ganzen Pflanze werden in Wasser gesotten und dann das Wasser noch heiss in Fässer gebracht , um ihnen einen guten „Geschmack" zu geben. Aus dem abgestorbenen, winddürren Holz macht man Schwitzthee. Die Schein- beeren gebraucht man zum Thee, ferner werden sie dem gerösteten Kaffee beigemengt, ebenso vermischt man sie mit dem Rauch- und Schnupftabak und endlich werden sie gegessen , um das Gesicht gut zu erhalten. Lilium candidum L. — Die Perigonblälter werden gesammelt und in einem Glas ohne Wasser an die Sonne gestellt. Ein Oel soll nun herausfliessen, das gegen Ausschläge dient. Lycoperdon. — Das Sporenpulver , wenn es in die Augen kommt, soll Blindheit zur Folge haben. Morchella esculenla L. — Die Sage geht , dass Gewitter sie erzeugen. Nigritella angustifolia Rieh. — Wird in Kleiderschränke ge- legt , um die Insecten fern zu halten. Petroselinum sativum Hoffm. — Das zerquetschte Kraut lindert den Schmerz von Insectenstichen. Phyleuma spicatum L. - Die Blätter werden gekocht wie Spinat gegessen. PimpineUa Saxifraga L. — Als im Jahre 1611 „der grosse Todt" im Werdenberg wüthete und die Mehrzahl der Bewohner dahingerafft hatte , erscholl eines Abends in den Lüflen der Ruf: „Esset Knoblauch und Bibernelle, dann sterbet ihr nicht so schnelle. Die Leute befolgten den Rath und der Tod hörte auf. Polytrichum. - In Wasser gesotten dient es gegen das Vieh- ungeziefer. , „- „ , , , Rumex Acetosa L. - Wenn man Blüthen oder Fruchte auch isst, nicht blos die Blätter oder Stengel, so erzeugt das: Kopt- iiii0"pzipfpr Salix vitellina L. - Dient zum Vertreiben der Warzen. Man wählt ein kleines grünendes Pflänzchen, das aber nicht aus der Erde genommen wird, windet es und spricht: „Wiedli, Wiedll! ich winde dich und binde dich und setze dich in Bann bis um solang, dass dem X von X die Warza sind verganga.« Stirbt das Wiedll in einiger Zeit bis in alle Würzelchen hinaus ab , so verschwinden (\ 1 P \V i\ V 7 P II Sambiern nigra L. - Das Holz darf nicht verbrannt werden, denn sonst passirt sicherlich ein Unglück in der betreffenden tanke. Sempervwum tectorum L. - Wächst die Pflanze auf dem 332 Dache, so schlägt der Blitz nicht ein, verdorrt sie, so stirbt Jemand in dem betreffenden Hause. *) Silene inflata Sm. — Die Blätter und die noch weichen jungen Sprossen werden als Gemüse gekocht. Solanum tuberosum L. — Frische Kartoffeln, geschabt und auf die Stirne gelegt, stillen Kopfschmerzen. Trifolium pratetise L. — Ein vierblättriges Kleeblatt in die Kirche genommen macht es möglich, die Hexen am verkehrten Sitzen zu erkennen. Trifolium repens L. — Vor alten Zeiten sammelten die Bienen sowohl aus dem rothen als weissen Klee Honig. Da befahl ihnen aber unser Herrgott , entweder den Sonntag zu feiern oder den weissen Klee zu meiden. Die emsigen Thierchen wählten letzteres und arbeiten auch am siebenten Tage , benützen aber seitdem nur den rothen Klee. Typha latifolia L. — Die reifen, abgezupften Früchte dienen zum Ausstopfen von Kissen. Personalnotizen. — Eine Biographie A. E. Fürnrohr's befindet sich in Nr. 19 der Regensburger „Flora" abgedruckt. — Dr. Andreas Kornhuber, bisher Lehrer der Natur- geschichte an der Realschule in Pressburg , wurde mit der neu- errichteten Lehrkanzel für Botanik und Zoologie am polytechnischen Institute in Wien betraut. — Heinrich Hlasiwetz, Professor der Chemie an der Universität zu Innsbruck erhielt von der Universität Greifswald das Ehrendiplom eines Doctors der Medicin. — Dr. Wilhelm Pitschncr aus Berlin unternahm im Auf- trage der preussischen Regierung eine Bergfahrt auf den Montblanc, um auf dessen Höhen durch 14 Tage wissenschaftliche Beobachtungen anzustellen, namentlich auch hinsichtlich des mikroskopischen Lebens der Infusorien und der Pflanzengebilde. Das Ergebniss dieser Ex- pedition beabsichtigt der Reisende durch ein umfassendes Werk zu veröffentlichen. — Dr. Georg Liegel, Apotheker in Braunau, der sich als- Pomolog grosse Verdienste erworben hat, starb am 5. September in einem Alter von 84 Jahren. — Oberlandesgerichtsrath Friedrich Ves-elsky ist nun, nachdem er im März Eperies verlassen und seither in Wien geweilt hat, bleibend nach Prag übersiedelt. — A. Huguenin in Chambery ist vor Kurzem gestorben. *) Audi in manchen Gegenden Oeslerreich's herrscht der Glaube, dass diese Pflanze vor dem Blitze schütze, daher wird sie auch in Niedeiöstei reich und Kärntheii „Donnerkropf'' und in Siebenbürgen „Donnerkraut" genannt. Anm, d. Redact. 333 Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — In einer Sitzung der G esellschaft naturforschender Freunde in Berlin am 18. Juni zeigte Dr. P. Ascherson, die ihm von ihrem Entdecker mitgetheilte Utricularia spectabüis M ad a u s s, nebst einer von demselben übersandten Abbildung vor und wies ihre Identität mit Utricularia negleta Lehm. nach. Derselbe berichtete über eine Excursion nach dem Blumenthal bei Strausberg, auf welcher Epilobium obscurum Schreb. und Geranium silvaticum L. als neu für die Berliner Flora entdeckt wurde. — Das Versuchsfeld des Centralinsti tute s für Accli- matisation in Deutschland zu Berlin, welches während der Monate Juli und August dem Publikum zur unentgeltlichen Be- sichtigung geöffnet war, ist nunmehr für dieses Jahr geschlossen worden. Die Mehrzahl der auf demselben gebauten ausländischen Nutzpflanzen, namentlich die Hülsenfrüchte und Getreidearten sind bereits geerntet und nur noch die grosse Zahl der Mais- und Sorghum- Arten, die von der ostasiatischen Expedition herrührenden Gewächse, die Kürbissorten etc., bleiben noch dort, um unter dem wohlthätigen Einflüsse eines milden Nachsommers zur Reife zu gelangen. Unter- dessen ist der Verein bemüht gewesen, seine Mitglieder mit Winter- früchten zu versehen. In den letzten Tagen ging auch eine interessante reichhaltige Sendung aus Griechenland ein, namentlich Sämereien von Nutzhölzern, und unter diesen die der berühmten Abies Reginae Amaliae aus dem Peloponnes. — In Palermo hat sich eine Acclimatisations-Gesell- schaft constituirt. Dieselbe, deren Präsident Freiher von Anea ist, hat bereits 3 Hefte „Atti" erscheinen lassen. — Nach den neuesten von der Heuglin'schen Expedition eingelaufenen Nachrichten aus Dscheddah am rothen Meere (vom 7. Juni) hatte dieselbe die Reise von Suez nach diesem Hafen in nur drei Tagen zurückgelegt, eine Entfernung von 165 deutschen Meilen, gleichbedeutend mit der Strecke am Nil von Kairo nach Dongola (in gerader Linie). Von Dscheddah gedachte die Expedition schun am 9. Juni nach Massana zu übersetzen, und von da direct nach Chartum zu gehen, welches in derselben Breite wie Massana liegt und, wenn nöthig, von letzterem Puncte bequem in vier Wochen erreicht werden könnte. Schon auf dieser Reise eröffnet sich der- selben ein grosses fruchtbares Feld für ihre Thätigkeit, da das ganze Gebiet zwischen Massana und Chartum nur äusserst unvollkommen bekannt ist. Literarisches. — Enumeratio fungorum Nassoviae collecloruma Leop. Fuckel (Series I. cum tab. lithographica). Ex annal. soc. IVassov. nat. scrul. T XV. Wiesbaden 1861. 8. p. 126. — Wenn man Classen des 334 Pflanzenreiches mit grossen Gruppen des Thierreiehes überhaupt vergleichen darf, so sind die Pilze gewiss mit den Würmern in eine Parallele zu stellen. Diess gilt namentlich in Bezug auf die Lebens- weise, welche klar ergibt, dass der grösste Theil der die beiden genannten Gruppen bildenden Organismen parasitisch auf andern Gebilden lebt. Nicht nur in der Lebensweise lässt sich diese Analo- gie nachweisen, auch die Fortschritte unserer Kenntnisse über die Pilze lassen eine grosse Uebereinstimmung mit dem Gange, welchen die Erforschung der Helminthen nahm , nicht verkennen. Durch Küchen meist er's, Siebold's u. A.Arbeiten wurde nämlich, wie bekannt, eine ganze Umwälzung in der Systematik der Helminthen hervorgerufen. Ganze bisher für selbstständig gehaltene Familien schwanden und erwiesen sich nur als Entwicklungsstufen oder Abortiv- formen anderer Gebilde. Eine ähnliche Umwälzung geht jetzt in der Mycologie namentlich durch die Arbeiten Tulasne's, Du Bary's und Bail's vor sich. Coleosporium, Uromyces, Coronatium, Phrag- midium, Puccinia u. m. a. einerseits und Uredo andererseits erweisen sich nur als verschiedene Entwicklungsstufen einer und derselben Art, Rhhomorpha und Sclerotium bilden nur eigene Formen von Dauer - Mycelien und die armen Myxogasteres werden gar aus dem Pflanzenreiche ausgewiesen und müssen wohl oder übel in den Amoebeen ihre nächsten Verwandten erblicken. In einer Wissenschaft, wo Alles so gährt, und noch keine Klärung eingetreten ist, hat ein Buch, das die Systematik behandelt, einen schweren Stand, ignorirt es diese Entdeckungen der Neuzeit ganz, so kann man ihr mit Recht vorwerfen , dass es nicht auf dem Niveau der jetzigen Kenntniss stehe; berücksichtigtes alle Beobachtungen ohne Kritik, so kann es die grössten Unrichtigkeiten aufnehmen. Der Verfasser oben citirter Arbeit ist glücklich zwischen dieser Scilla und Charybdis durchgeschifft und hat sich in dieser Beziehung als ein tüchtiger und gewiegter Mycologe gezeigt. In dem citirten Verzeichnisse führt er aus den Umgebungen von Oestrich in Nassau 1150 Arten von Pilzen, nach dem Systeme von Fries geordnet, auf; unter diesen befinden sich zwei neue Genera Puccinella (mit einer Art P. trun- cata Fuckel) und Exoascsus (mit einer Art Ex. Pron'i) und bei- läufig 30 neue Species meist aus der Familie der Uredineen. Sämmt- liche neue Arten sind gut abgebildet und die betreffenden Details wurden von dem Autor selbst mit Fleiss colorirt. Sehr praktisch ist, dass der Herr Verfasser jene Arten, von denen er Doubletten besitzt, eigens bezeichnete; dadurch wird das vorliegende Werk zugleich ein Verzeichniss der Doubletten des Herrn Autors und wir empfehlen es in dieser Beziehung ganz besonders der Aufmerksamkeit der Mycologen; sie werden eine reiche Auswahl seltener Arten unter den Vorräthen finden. Die Beobachtungen Tulasne's und Leveille's wurden von dem Herrn Verfasser bei den Uredineen gewissenhaft benützt. Die Arbeiten vonDuBary und Bail scheinen ihm dagegen unbekannt geblieben zu sein, denn wir suchen vergeblich bei den Gasteromyceten. bei Sclerotium (das noch als eigenes Genus fungirl 335 und sogar mit einer neuen Art Sei. echinatum vermehrt wird) und bei Rhizomorpha nach Bemerkungen, welche auf eine Bekanntschaft mit den Arbeiten dieser Autoren andeuten würden. Wir empfehlen die genannten Abhandlungen der Aufmerksamkeit des Herrn Autors, überzeugt, dass er bei seinen ausgedehnten speciellen Kennlnisscn und seinem Eifer gewiss in dieser Richtung viele interessante Ent- deckungen machen werde. H. W.R. — Von Joh, Em. Zetterstedt ist eine Monographie der skandinavischen Grimmiaceen unter dem Titel „Revisio Grimmiaearum Scandinaviae. Upsala 1861" erschienen. Im Zusammenhange damit dann mit dem früher erschienen „Monographiae Andrea earum Scandi- naviae tentamen von Zetterstedt et Fr. Joh. Bjönström, Upsala, 1855, gibt Zetterstedt in 50 Nummern eine Sammlung von Grimmiaceen und Andreaceen, welche nicht nur die skandinavi- schen Arten in den verschiedenen Formen und von verschiedenen Standorten enthält , sondern auch die der Herausgeber von seinen Reisen in das südliche Frankreich und in die Pyrenäen mit- gebracht hat. B. — Von C. Bänitz ist in Görlitz erschienen: „Flora der östlichen Niederlausilz. Mit besonderer Berücksichtigung der Um- gebungen von Neuzelle, Guben, Sommerfeld und Sorau, zum Ge- brauche auf Excursionen bearbeitet." — Unter dem Titel „Die Diffusion in ihren Beziehungen zur Pflanze" ist von Dr. W. Schumacher in Leipzig erschienen, eine Theorie der Aufnahme , Verkeilung und Wanderung der Stoffe in der Pflanze als ein Beitrag zur Lehre von der Ernährung der Pflanze. — Dr. Ernst Hallier hat als Grundlage zu einer Flora von Helgoland unter dem Titel „die Vegetation auf Helgoland"' einen Führer für den Naturfreund am Felsen und am Seestrand , heraus- gegeben. — Von Dr. Seemann ist in London eine Uebersetzung des Kit tlitz'schen Werkes über die Vegetation des stillen Meeres erschienen. — Von El. Borszczow finden wir in den Memoires US60, III. 8.) der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg eine Abhandlung über die pharmaceutisch wichtigen Ferulaceen der Aralo-caspischen Wüste nebst allgemeinen Untersuchungen über die Abstammung der im Handel vorkommenden Gummiharze Assa foetida. Ammoniacvm und Galbanum, mit 8 Tafeln, auf welchen ab- gebildet sind; Scorodosma foeüdum, Bge. , Dorema ammoniacum Don. und die neue von Verfasser aufgestellte Art Ferula Scluur. und die in einiger Beziehung sich an F. sinaimm nähert. — Die zweite Abtheilung des 12. Bandes des vom amerikanischen Kriegsdepartement herausgegebenen Werkes: „Reports of explu- rations and Surenys to ascertain the mod praeticable and economieal Roule for a Railroad form the Mississippi Riverlo the Paeihe Ucean etc.« bringt uns wieder 1. ein Verzeichnis der auf den Weisen- 336 gebirgen (Rocky mountains) vorkommenden Pflanzen beschrieben von W. Asa Gray, dann von Dr. Cooper 2. eine allgemeine Uebersicht der Flora im ganzen bereisten Gebiete und 3. von eben- demselben ein Verzeichniss von Pflanzen aus dem Gebiete von Washington. Die Pflanzen aus den Felsengebirgen wurden gesammelt von Dr. Suckley am Mississippi und von Mull an längs dem Missouri-FIuss, unter welchen namentlich zu erwähnen kommen Astragalus bisulcatus Gr., Mu Senium divaricatum Nutt., Endolepis (n. g.) Suckleyi n. sp. Obione Suckleyana n. sp. zu denen auch die betreffenden Abbildungen gegeben sind; eine neue Art ist auch Echinospermum (^Lappula) Fremontii Torr. — Unter den von Cooper aus dem Gebiete von Washington beschriebenen Pflanzen gibt es mehrere neue Arten, ein Astragalus serotinas (mit Abbildung), Malacotrix crepoides, Orobus littoralis (mit Ab- bildung), Cymopterus? littoralis etc. etc. etc. — Ein systematisches Verzeichniss der im Staate Arkansas, den vereinigten Staaten Nordamerica's vorkommenden Pflanzen gibt Hr. Leo Lesquere ux mit Angabe der geologischen Bodenverhält- nisse im „2. Repport of a geological Reconnoissance of the Middle and Southern Counties of Arkansas." (Philadelphia- 1860.) — Aus dem Nachlasse unseres der Wissenschaft und seinen Freunden zu früh entrissenen Dr. Mas sa longo finden wir in den „Memorie" (IX. 3.) des k. k. Instituts der Wissenschaften in Venedig folgende Abhandlung: „Musacearum Palmarumque fossilium Montis Vegroni QProv. Veronensis} Sciagraphia", mit 11 lithographischen Tafeln. — In der Einleitung bemerkt Massalongo dass es für den Phytopalaeontologen von höchster Wichtigkeit wäre, dem Stu- dium der Nervatur und den äusseren Charakteren des Stammes der lebenden Musaceen und Palmen grössere Sorgfalt zu widmen, da die bezüglichen Kenntnisse noch nicht jenen Grad erreicht, um mit gänzlicher Bestimmtheil ein Urtheil über die fossilen Reste dieser Pflanzenarten geben zu können, und gibt hierauf einige allgemeine Andeutungen, insbesondere über die Nervatur der Scitamineen und der Palmen. — Massalongo gibt Beschreibung von Musophyllum italicum Mass. nach Exemplaren von 40 — 45 Cent, in Länge und 15 — 18— 20 Cent, in Breite; Musacites anthraeotherii Mass. nach Exemplaren von 1 Mil. in Höhe und 12 — 14 Cent, in Breite; Palmacites neocaenus Mass., welche Pflanzenfossilien in einem graulichten, sehr zerreiblichen Thon vorkommen, der aufNummuliten- kalk ruht mit Zwischenlagern von glänzendem und schmierigem Thon und von Kohlenschiefer, oberhalb der Pflanzenführenden Schichten folgen unregelmässige Schichten von Peperit mit vulkanischem Tuffe, Mandelstein, Tartufitten etc. M. Vegroni ist in der nächsten Nähe des berühmten M. Bolca, 700 Met. über dem Meeresniveau. — Freiherr von Gigno beschreibt im 6. Bande (i861) der „Atti dell' 1. R. Istituto ven. di scienze, lettere ed arti" eine neue Gattung eines neuen fossilen Farens unter dem Namen Cycadopteris mit den bezüglichen Arten C. Brauniana und heterophylla Gigno, 33? aus der Oolilh-Formation von Rovere di Velo, Rotzo u. a. Localitäten Venetiens, mit den nöthigen Abbildungen auf vier Tafeln. Besagte Cycadopteris wurde von Prof. Dr. Braun in mehreren Beziehungen annähernd an seine Kirchneria und der Gattung Pachypleris in Menge gefunden, und unter den lebenden Farrengattungen ist der einzige Cryptoforus Fee. (sporangiis immersis subculicularibus), welchen dieses neue Pflanzenfossil einigermassen nahe stehen dürfte. — Ferners hat Freih. de Gigno in seiner eben erschienenen Druck- schrift: „Sulla costituzione geologica dei Monti Euganei" (Padova 1861), eine Aufzählung der in selben vulcanischen Hügeln vor- kommenden Petrefacten gegeben, worunter sich auch folgende miocene Pflanzenarten vorfinden: Woodwardites Massalongi Gigno, Arun- diniles dubius G., Sphaenophora crassaMass., Sph. gracilis Mass., Caulinites Rhizoma Mas s., C. Catulli Mass., Callitrites Brongniartii Endl., Ceanothus Ziziphoides Bm g., Cean. Euganeus Gign., Euca- lyplus ocectnica Ung. , Cassia phaseolites Ung. , Leguminocarpum hamosum Mass., Autholithes infundibiliformis Gign., Carpolithes protophigos Mass., Carp. digynus Gig. — Von unserm altbekannten botanischen Freunde Ferd. Ley- bold erhalten "wir aus dem fernen Weltheile werthvolle Mittheilungen in den „Anales" der Universität von Chili (N. 7. 1859). Wir finden eine Beschreibung sammt Abbildung von vier neuen Pflanzenarten; Psychrophila hotophylla (800 — 1000 Fuss Meeresh. im Sümpfen des Vulcans „Descabezado del Maule") Draba stenophylla (der Dr. andina Phil, nahestehend, 6000— 7000 Fuss M. H. auf Alpenwiesen am Cerro colorado), Viola rhombifoiia (5000 — 6000 F. M. H. feuchten Orten des Maporho i Yerbaloca), Viola Philippii (V. microphylla Phil.; 8000 F. M. H. am Cerro colorado), Ceratophyllum chilense (im See Laguno del Trazo vel Chuchuneo). — De nectariis commentationem botanicam scripsit Dr. Rob. Caspary. Bonnae 1848. 4. p. 56. Tab. 3. — Wenn eine Abhand- lung 13 Jahre nach ihrem Erscheinen besprochen wird , so müssen gewichtige Gründe für einen solchen Schritt sprechen. Diese finden sich auch in der That. Denn es bildet die richtige morphologische Deutung der Nectarien noch immer eines der schwierigsten Capitel in der botanischen Organographie ; die oben citirte Abhandlung liefert eine grosse Anzahl wichtiger und neuer Daten ; seit ihrem Erscheinen fand der genannte Gegenstand keine eingehendere Be- arbeitung mehr und endlich wird diese Arbeit in mehreren , selbst den besten Lehrbüchern über Organographie (wir verweisen nur beispielsweise auf Willkomm) , nicht ihrem Werthe entsprechend gewürdigt. In der vorliegenden Dissertation wird zuerst eine Ueber- sicht über die von den Nectarien handelnde Literatur gegeben, dann werden die wichtigsten Formen der Honigbehälter beschrieben und wird nachgewiesen , dass diese Gebilde den verschiedensten Theilen der Blüthe , sowohl den Axen- als Anhangsorganen ange- hören. Ferner weist der Hr. Verfasser nach, dass die Honigbehälter stets als wahre Drüsen anzusehen sind, welche Zucker absondern. 83» Endlich wird der anatomische Bau dieser Gebilde genauer durch- gegangen und namentlich gezeigt, dass auf diesen Organen auch Spaltöffnungen sich finden. Den Text begleiten drei sauber aus- geführte Tafeln , welche die wichtigsten Formen von Nectarien versinnlichen. Zu bedauern ist nur, dass der Hr. Verfasser der Ent- wicklungsgeschichte so geringe Aufmerksamkeit widmete. Wir wollen hoffen, dass er noch einmal zur Bearbeitung dieses Materiales zurückkehrend , diese Lücke ausfüllen wird. Auch können wir nicht umhin, einzelne Unrichtigkeiten zu rügen , welche unterliefen ; so ist, um nur ein Beispiel zu citiren, p. 46 vom Pollen bei Lycopodium (freilich nur in einem Citate aus Moccaire Princep) die Rede, wäh- rend es doch allgemein bekannt ist, dass diese hier gemeinten Zellen Sporen sind. Doch beeinträchtigen derartige Versehen keines- wegs den Werth der Abhandlung im Wesentlichen und wir sind überzeugt, dass sie mit manchen stylistichen Härten und sprachlichen Unrichtigkeiten (p. 18 de stomatis nectariorum) dem geehrten Hrn. Verfasser nur in der Eile des Niederschreibens der Dissertation entschlüpft sind und dass er sie gewiss selbst bei einer genaueren Durchsicht corrigirt hätte. H. W. R. — Hr. Brendel aus Peoria, Illinois, gibt in der Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Band XV , Jahrg. 1860, S. 310, ein Verzeichniss der in Illinois wildwachsenden phanero- gamischen und cryptogamischen Gefässpflanzen und ist bereit, Samm- lungen derselben zu massigen Preisen abzulassen. — Der 14. Bericht des naturhistorischen Vereines in Augsburg für 1860 enthält: Von Apotheker Albert Frick hinger in Nörd- lingen botanische Skizzen aus dem östlichen Ries; — von G. Gerbe r die Laubmoose des Algäus nach S endtner's hinterlassenen Schriften; — von F- Arnold die Lichenen bei Hüting in Schwaben; — von Oscar v. Kolb botanische Mittheilungen aus der Umgebung von Buchloe und endlich von Dr. Walser über eine für die baierische Crypiogamenflora neue Alge (Hildenbrandia rosea Kütz. var. flu- fiatilis Reh.), welche die in Dachau (Oberbaiern) vorfindlichen Anod onten und Unionen als seidenartig carminrother Ueberzug be- deckt, und wovon Dr. Walser (in Dachau) mit Vergnügen bereit, an Freunde der Botanik zu überlassen. Sr. — Der 6. Jahrgang des Jahresberichtes der naturforschenden Gesellschaft Graubündtens in Chur für 1859 — 1860 bringt in bota- nicis: Phenologische Beobachtungen zu Marschlins im Jahre 1860 und zur Vergleichung jene von 1816 von U. A. und Rud. v. Salis; ferners von Dr. J. Muret: „Liste de plantes recueillies dans les grisons et qui sont rares en Suisse" , von welchem Aufsatz wir nicht unterlassen können, Einiges hier aufzuführen. Apargia crispa Wühl, hält Dr. Muret für eine Varietät von A. hispida Willd.; eine neue Art ist die Centavrea Mureti Jord. , die Muret für C. maculosa gehalten hatte; Cirsium purpureum All. von Naegeli am Bernina gefunden , ist nach M. eine Hybride ; — eine schöne Seltenheit fand M. auf dem Albula, die Crepis Jacquino-hyoseridi- 389 folia ; — Erysimum mrgatum aus dem Engadin ist neu , und Muret hat diese Pflanzenart mit E. rhaeticnm auf einer allen Mauer angebaut und von diesen zwei so sehr verschiedenen Arten eine Hybride erhalten; — Heer (?) hat eine dem Hippuris vulgaris L. nahestehende Pflanze H. rhaetica benannt; — Hier actum villosum L. findet sich am Camnaum in vielen sehr interessanten Varietäten; ein H. aurantiaco- Auricula findet sich zu Gadinen; - Oxytropis intricans , ein Mittelding- zwischen 0. campestris und uralensis DC, — bei Primula Muretiana Mor. wird bemerkt, dass diese eine Hybride von Pr. graveolens und Candolleana sei und da finden wir auch die Pr. aenensis vom Wormserjoch u. s. f. u. s. f. — Herr Ed. Killias gibt die Fortsetzung des im verflossenen Jahre gegebenen Moos- und Flechtenverzeichnisses, worin wir finden Biatora fuci- spora Hcpp. in litt. n. sp., B. objecta H. in I. n. sp. , B. lobulata H. in 1. n. sp., B. Killiasii H. in 1. n. sp., Lecidea tigrina H. n. sp., Thelotrema diffractum H. in 1. n. sp. , Actinopelte Theobaldi Stitz. n. g. et sp. etc. — Am Schlüsse wird von Dr. Cramer eine neue Alge als Nostoc Killiasii beschrieben, die am Trinser See gesam- melt wurde. Botanischer Tauschverein in Wien. — Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Hinter hübe r in Salzburg mit Pflanzen aus" Oberösterreich. Von Herrn B rein dl in Wien mit Pflanzen aus Islrien. — Sendungen sind abgegangen an die Herren: Pich ler in Trient, Keck in Aistershaim, Knebel in Breslau, Dr. Hegel mai er in Ulm, Dr. Purkyne in Weisswassrr, Müller in Simmelwitz, Veselsky und Maiy in Wien. Mittheilungen. — Die Bambuswälder Hinterindiens. Das San Francisco Journal brachte Beiseberichte eines Deutschen über die Philippinen. Der Beisende schildert darin eine Fahrt auf dem Flüsschen Pasig nach der grossen Lagune und sagt unter andern : Die baumartigen Gräser spielen in den Tropengegenden Asiens eine viel bedeutendere Bolle , als unter den entsprechenden Breiten Amerika's. Wahrscheinlich rührt die ungemeine Verbreitung dieser Gewächse in Indien von ihrer grossen technischen Nutzbarkeit her. Vom Palast des Badscha herab bis zum Bauer, in dem der Malaye Vögel und Affen seiner Heimat dem eben anlangenden Seefahrer zum Verkauf anbietet, ist fast jedes Geräth von Bambus angefertigt. Ein abgeschnittener Knoten , des gleich unserm Bohre durch Querwände getheilten Stammes wird zum Kübel, der Knoten eines der grösseren Aeste zum Trinkgeschirre. Die Häuser ruhen hier zu Lande auf Stämmen, Wände, sogar Fussboden sind ein Geflecht der jüngeren Zweige, nur das Dach liefern die Stengel der Nipa-Palme. Zäune, Thüren, die ver- schiedenartigsten Werkzeuge , alle entstehen durch eine sehr einfache Behand- lung der stets geraden, aussen regelmässig runden und glatten, innen durch Querfächer abgetheilten Halme, die an Dauerhaftigkeit mit unserm Eichenholz wetteifern. Man kann ohne Uebertreibung behaupten, dass, mit Ausnahme der Stadt Manila, alle Ortschaften der Insel lediglich aus Bambus bestehen. Die * \ %\% t\ 340 merkwürdigste Gebrauchsweise des Bambus fanden wir einst bei Sarakit auf der Halbinsel Malacca. Es klingt w^ie ein Märchen, wenn man von Aeolsharfen spricht , die der wilde Orang Benua aus Bambus verfertigt, und deren Har- monie die kindlichen Gemüther dieser Söhne des Waldes anregt. Der Mecha- nismus an und für sich ist ausserordentlich einfach. An irgend einem dem Wind ausgesetzten Zweige sind mehrere Löcher von verschiedenem Umfange gebohrt, welche die Luft zu harmonischen Schwingungen veranlassen. Wer einmal im stillen Urwalde das wunderbare Anschwellen und Ausklingen dieser Feenaccorde gehört hat, wird eines Eindruckes nie vergessen, der um so zauberhafter ist, als das Ohr beständig über die Entfernung der Musik sich täuscht, und die Phantasie, die sich geschäftig jedes Geräusches in der Waldes- stille bemächtigt, Melodie und Tact in die einfachen Klänge hineinlegt. Der Maiaye behauptet auch ganz ernsthaft, dass der durchboh te Bambus zu gleicher Zeit einem Jeden sein Leibstückchen spiele. Der landschaftliche Cha- racter des Bambus ist vielseitiger als die pedantisch regelmässige Ast- und Blattstellung erwarten lässt. Die einzeln aus dem Felde aufsteigenden Gruppen erinnern in der Geschlossenheit ihrer Laubmassen an unsere deutschen Kirch- hoflinden, eine Täuschung, die erst dann zerstört wird, wenn in der Nähe Gruppirung und Form der einzelnen Blätter erkennbar werden. Am Ufer der Flüsse gleicht er unseren Weidengebüschen. Mit nichts anderem vergleichbar und wahrhaft überwältigend ist der Eindruck, den ein geschlossener Bambus- wald hervorbringt. In starrer, fast architektonischer Regelmässigkeit streben die Rohrpfeiler empor, jeder einzelne Pfeiler wieder ein Agglomerat verschie- dener riesenhafter Rohrschafte, die hoch oben, nach allen Richtungen sich auseinauder neigend , mit den Schäften des benachbarten Pfeilers gothische Spitzbögen bilden. In den Kreuzgängen dieser Haine ist die Erde rein von allem andern Pflanzenwuchse , eine kühle feuchte Luft, wie in Kirchen, erinnert an unsere Dome und die Täuschung wird noch erhöht, wenn der Abend seine Streiflichter durch die dichten Laubkronen sendet. — Der Obergärtner der Stadt Paris, Barillet-Deschamps, ver- fügt stetig über eine Arbeitskraft von 350 Gärtnergehilfen und erhält ausser der Benützung der grossartigen, der Stadtgemeinde gehörigen Baum- und Pflanzenschnlen , Treibbeeten, Glashäuser, Material-Magazinen u. s. w. für die Beischaffung, Pflege und Vermehrung von Pflanzen und Blumen allein 850.000 Fr. jährlich ; hiervon sind 600.000 für das Bois de Boulogne , 80.000 für die Champs Elysees , 20.000 für die Garlenanlagen der Tuilerien und des Louvre und 150.000 für die Squares und übrigen Plätze der inneren Stadt bestimmt. — In dem kalifornischen Distrikt Hugh Rock Cannon unweit Maysville ist — nach den Berichten dortiger Blätter — ein riesiges Versteinerungs- produkt, das grösste, welches man bisher überhaupt kennt , aufgefunden worden. Dies Petrefakt besteht aus einem vereinzelten im Erdboden versenkten Baum, welcher eine Länge von 660' und einen Durchmesser von 60' hat. Nicht weit davon lagert indessen auch ein ganzer versteinerter Wald. — Mangon hat interessante Experimente über den Einfluss des elektrischen Lichtes auf die Vegetation angestellt. Einige Keime, die er am 25. Juli pflanzte und ausschliesslich der Wirkung einer durch eine elektro-magnetische Maschine genährten Lampe ausstellte, haben am 31. Juli einen Trieb von 4 Linien gegeben. Die Pflanze entwickelte sich in den ersten Tagen des August ganz normal und die grünen Theile neigten sich gegen den Herd des elektrischen Lichtes , die dadurch erzielten Stämmchen hatten , als sie auf den Tisch der Akademie der Wissenschaften in Paris als Probe nieder- gestellt wurde , eine Höhe von 4 Zoll , und es geht daraus hervor , dass das elektrische wie das Sonnenlicht das Pflanzenwachsthum befördern. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skoiitz. Verlag von C\ Gerold. Druck von C. Ueberreuter. OestciTcichisclic BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift RnttlllL' 1111(1 H i\{ •» II I hat' die Trei durch die Post be- erscheint ooiaiun unu uuiaoiHer, zosren werden solleni sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pranumerirt auf selbe G Ü 1' 1 11 0 T, (^011011^, FoiS tlliänilCr, AerZlC, tWUdm,N.3Sl,Wim} mit * n. So Kr. Oest. W . » 1 i ...v, 2U pranumeriren (3 Thlr. 10 Xor.1 III ] T I -| Im Wege des ganzjährig, oder AnolllCKCr UHU lCClllllkCr. Buchhandels übernimmt mit * n. 63 kr. Oest. W. I Pränumeration halbjährig. C. Gerold'« Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile 10*0 11 so wie alle übrigen 10 kr. Oest. W. JEl -' JLL. Buchhandlungen. XI. Jahrgang. \YIKX. \oveiuber 18(>1. INHALT : Zur Flora von Innsbruck. Von Val de Li 6 vre. — Zur Moosflora Böhmens. Von Weiss. Ausflug nach dem Neuenburger Jura. Von Sc h eil enbaum. — Zur Flora von Siebenbürgeu. Von Dr. ScLiur. — Ueber Cyperus Papyrus. Von Münch. — Ueber ParaUosa. Von Dr. Allefeld- — Correspoudenz. Von Hon beim, Patze, Dr. Land er er. — Personalnotizen. — Vereine, Gesell- schaften , Anstalten. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Miiiheiluugen — Corrcspondenz der Redaktion. — Berichtigung. — Inserate. Beiträge zur Flora von Innsbruck. Von Anton Val de Lievre. vir. Amygdaieae, 1. Prunus. 1. P. spinosa L. Dieser zu beiden Seiten des Thaies, in Hecken, Gebüschen, an Waldrändern, bis zur Mittelgebirgshöhe verbreitete, 4' hohe Strauch, ist vom halben April bis Ende Mai in Blüthe zu treffen. Die ovalen oder elliptischen, kurz benagelten Blumenblätter sind 2 — 3'" lang, die Kelchrühre (\.l/i'"~) läuft in 5 längliche, ausgefressen gezähnte, rundlich abgestumpfte Lappen (i"r) aus. Staubfäden 21/2"i. Die elliptisch-lanzettlichen, gekerbten Blätter haben eine Länge von 3 — 6'" (zur Zeit der Blüthe). Am 11. Mai 1858 fand ich bei Götzens einen Strauch mit monströsen Blüthen mit Szähnigem Kelch, 8 Blumenblättern und 2 bis 3 Griffeln. 2. P. Avium. Ob dieser allgemein in Obstangern und Alleen gepflanzte Baum eigentlich wild vorkomme, wage ich nicht zu ent- scheiden. Kommt er auch nicht selten in Hecken halbverwildert vor, so fand ich ihn doch nur zweimal im Walde in Lazen, wo riri Oesterr. Eotan. Zeitschrift 11. Heft lfifil. 24 342 spontanes Vorkommen möglich, aber doch nicht wahrscheinlich ist, nämlich am Nordabhange des Sonnenburghügels, und am Rande des gegen die Sill abdachenden Ahrnwaldes, beide Lokalitäten nur in massiger Entfernung von den mit Kirschbäumen bepflanzten Gründen des Bürg- und Zenzen-Hofes. An halbwilden Exemplaren an Zäunen fand ich die inneren Schuppen der Knospen blattartig , länglich 3spaltig, gewimpert; die Nebenblätter, linealisch, kammförmig ge- wintert. Blüthezeit: Mai. 3. P. Cerasus. Wohl nur verwildert im Gebüsch auf Wiesen des Gluirschhofes, blüht Mitte Mai. 4. P. PadusL. Ufer, Gebüsche des Thaies und der Hügelregion sind der Standort dieses vom Mai bis Anfangs Juni seine Blüthen- düfte ausstreuenden Baumes. Rosaceae. Von dieser schönen und reichen Pflanzenfamilie finden sich in hiesiger Gegend ungefähr 43»/o aller deutschen und 55°/o der tirolischen Arten (nach Koch's und B. Hausmann's Floren). Ge- büsch und Wald vom Thale bis zur Jochhöhe sind ihr liebstes Terrain, ganz fremd ist sie nur der Ackerflora. I- Spiraeaceae. 1. Spiraca. Die wenigen tirolischen Arten dieses Geschlechtes sind hier vollständig vertreten. 1. S. Aruncus L. Blüht im Juni und Juli in Gebüschen und Vorhölzern des Thaies und am Fusse des nördlichen Schiefer- gebirges (Pastberg, Berg Isel, unter der Gallwiese). Die grossen, zierlich zusammengesetzten Fiederblätter, die weitschweifigen mit zahllosen Blüthen bedeckten Rispen machen diese Pflanze zu einem Schmucke der schattigen Gebüsche, besonders wenn sie, wie an dem letzterwähnten Standorte mit den gleich edlen Pflanzenformen der Actaea spicata und des Thalictrum aquilegifolium L. auftritt. 2. S. Ulmaria L. Wenn die Vorige sich mit dem feuchten Schatten der Gebüsche begnügt, sucht diese das Wasser selbst auf, indem sie am liebsten an den Ufern von Gräben vorkommt und im Monat Juli ihre Blüthensträusse zwischen dem Schilf entfaltet, dem sie durch ihren steiferen gedrungenen Habitus, den gedrängteren, an die Spirren mancher Juncaceen erinnernden Blüthenstand mehr homolog ist. Unter solchen Verhältnissen trifft man sie in der Thalsoole (Ancraser-See, Innau unter der Gallwiese, Ulfiswiese), hie und da auch an Gräben in feuchten Gebüschen auf das süd- liche Mittelgebirg (Gluirsch, Götzens) emporsteigend. Spätlinge trifft man auch bis Ende September in Blüthe. Uebrigens kommen beide Varietäten: a. concolor (S. denudata? r sl.) und p. discnlor (S.glauca 343 Schultz) an allen Standorten mit einander vor. Dimensions- verhältnisse der Blätter sind folgende: Grössere Fiederblättchen 6—13'" lang, 3 — 13'" breit; öspaltige Endblättehen der untern Blätter 27 — 38"' laim, 36—43'" breit; 3spaltige Endblättchen der obern Blätter 20 — 23'" lang, 28 bis 39'" breit. Kleine Fiederblätlchen, abwechselnd zwischen die grösseren Fiederpaare gestellt, an den oberen Blättern ganz fehlend, 1 — 3"' lang, V2— 1%'" breit. 3. S. Filipendula L. Fand ich ein einziges Mal (6. October 1859) vereinzelt auf einem Brachfelde des Gandenwaldes , des nördlichen Mittelgebirges bei Hall, unweit des Schlosses Thierburg. II. Dryadeae. 1. Dryas. 1. Dr. octopetalaL. Dieser auf dem Boden kriechende Strauch ist durch seine zierlichen, lederigen glänzenden Blätter mit ihrer weissen Unterfläche und ihre grossen, schönen, rosenartigen Blumen, mit denen sie die steinigen Triften, Felsabhänge und Schuttgerölle in ungeheurer Anzahl bedeckt, ein Schmuck unserer Hochgebirgs- regionen. Am tiefsten steigt sie in der Klamm und im Hallthale am Salzberg herab, wo sie schon Ende Mai und Anfangs Juni blüht, im Juni blüht sie von 4000 — 6000', im Juli und August von 6000 — 7000' Meereshöhe, auf Kalk- und Dolomitgebirgen (Klamm- gebiet, Nordgebirge bis zum Haller Salzberg, und auf der Südseite die Gebirgsstöcke der Serles und des Seileberges). Die Normalzahl der Blüthentheile ist 8, seltener 7 oder 9. 2. Geuiii. 1. G. urbanum L. In Zäunen, Hecken, an Wegen der Thal- sohle und auf den südlichen Abhängen des Nordgebirges (ober Hütting) bis zur Mittelgebirgshöhe ansteigend, blüht von Anfang Juni bis Ende Juli. Im August trifft man schon die Fruchtexemplare, deren Grannen 3— Sl/2'" lange untere und % — 1"' lange obere Glieder haben. Häufig findet man Exemplare mit durchaus 3zählio-en Blättern, die Wurzelblätter lang, die Stengelblätter nach oben immer kürzer gestielt, endlich sitzend, oft blos 3spaltig; die Grösse der Nebenblätter nimmt dagegen von unten nach oben zu. 2. Geum rivale L. An Wassergräben der Thalsohle (bei Amras, am Amraser See) und auf dem südlichen Mittelgebirge (Lanser Torfmoor) in der zweiten Hälfte Mai und Anfangs Juni truppweise blühend. 3. G. montarwm L. Diese schönste Art ihres Geschlechtes kommt in 2 Hauptformen vor, einer niedrigen, mit 1 — 2" hohen Blüthenstengeln, iy2— 2" langen, 9'-' breiten Wurzelblättern, sdhort 24 * «44 Anfangs Juni auf Bergmähdern am Rosskogel, bei 5000' in Menge mit Anemone alpina sp. und var. sulfurea blühend. Die zweite kräftigere Form mit 5 — 11" langen Blüthenstengeln, und 3 — 5" langen, IV2" breiten Wurzelblättern kommt in den Alpenregionen des Patscherkofel (Schiefer) und des Serles Gebirgsstockes (Kalk), gewöhnlich zwischen Alpensträuchern mehr vereinzelt, im Juli und August von 5000—7000 vor. Auch in der Gletscher Maräne des Alpeiner Ferners ist sie zu finden. Einmal (26. Juni 1860) fand ich auf den Alpentriften des Weissberges in Gschaitz ein monströses Exemplar mit 7blättriger Blume, mit 5 grösseren und 8 kleineren Kelclizähnen. 3. Kulms 1. R. saxatilis L. Blüht im Juni in Gebüschen des südlichen Mittelgebirges (Gluirsch, Berg Isel) und auf steinigen Triften, und buschigen Plätzen der Voralpenregion des jVordgebirges (Zirler Mähder, zwischen dem Achselkopf und Höllingerbild, Rumer Berg- mähder) , im Juli und August mit reifen Beeren bedeckt, deren Steinfrüchtchen stets grubig-runzelige Schalen haben. Die Höhe des zart abstehend behaarten, an den Gelenken zottigen Stengels wechselt von 4'/2 — Sl/2"- Die Länge der Blattstiele des untersten der 3 Stengelblätter von 24 — 36"', des mittleren von 14 — 21'" und des obersten von 9 — 14''' (also ungefähr wie 3:2:1). Die Form der Fiederblättchen ist rhombisch-oval, spitz, ungleich doppelt sage- zähnig, oben zerstreut, unten auf den Adern abstehend-flaumhaarig, die Beeren aus 1—5 (3V2 — 4'" langen, 3"' breiten) Steinfrüchtchen zusammengesetzt. 2. R. Idaeus L. Blüht ebenfalls im Juni in Gebüschen der Hügelregion des südlichen Mittelgebirges (Berg Isel, Sonnenburger Hügel), häufiger im Hochgebirge, wo sie mit anderen Alpensträuchern stundenweite Strecken bedeckt , z. B. zwischen Patscherkofel und Sistrans ober der Alpenregion. Die Blätter der blühenden Aeste sind 3zählig, jene der nicht blühenden Schösslinge gefiedert, mit 2 Fiederpaaren. Die beliebten wohlschmeckenden Beeren werden in Menge zu Markt gebracht. 3. R. fruticosus L. Blüht von Ende Juni bis Ende September (gleichzeitig trifft man auch reife Früchte) in Vorhölzern , lichten Waldstellen, an Hecken und Zäunen vom Thale bis zur Voralpen- region. Die hier vorkommenden Formen nähern sich mehr oder weniger den nachbenannten Weihe'schen Arten, wobei übrigens die Abweichungen -\on den Diagnosen angedeutet sind: a. R. fastigiatus Weihe (Berg Isel), Schösslinge flaumhaarig, Blüthenstengel kantig, Fruchtkelch an derselben Pflanze anliegend und zurückgeschlagen. b. R. pubescens Weihe (Sillfall), Schösslinge fast kahl. Stacheln von Grunde behaart, Blättchen rhombisch-oval, ungleich sägezähnig spitz. 345 c. R. discolor Weihe (Völser Wald), Blatt chen länglich- eiförmig zugespitzt. (1. R. Schleicheri Weihe (Schroffenhütte, Berg Isel), Blättchen herzeiförmig zugespitzt, doppelt gesägt. e. R. glandulosits Bell. (Sehroffenhütte, Höttinger Anhöhe). f. R. hirtus W. et Kit. (Unter der Höttinger Alpe, Berg Isel). g. R. nemorosus Hayn. (Mühlau, Berg Isel.) 4. R. cctesius, sehr häufig in Auen und Gebüschen am Inn- und Sillufer, und in Gebüschen bis in die Voralpenregion aufsteigend vom Juni bis September blühend, vom August an gleichzeitig reife Früchte tragend. Erscheint in 2 Hauptformen: a. mit kahlen Stengeln und Blättern (^glahrd). ß. mit kahlem Stengel, und mit auf der Oberfläche mit kurzen steifen Härchen bestreuten, unten auf den Adern kurz abstehend flaumhaarigen Blättchen (pubescens^). Bei beiden Formen sind die Endblättchen gewöhnlich rhombisch zugespitzt, 22 — 32'" lang, 18—24'" breit, die an der Basis ungleichen, nach aussen 21appigen Seitenblättchen 18 — 26'" lang, 12 — 21'" breit, Blüthenstiele und Kelche weichfilzig. 4. Fragaria. 1. F. vesca L. Blüht vom Anfang April bis Ende August vom Thale bis in die Hochalpenregion allenthalben in Wäldern und Ge- büschen, besonders häufig auf Holzschlagen und lichten Waldstellen, und trägt vom Juni an die herrlichen aromatischen Früchte, die in Menge zu Markt gebracht werden. Die Wurzelblätter haben 1 bis 2l/2" lange Stiele, die an der Basis rhombisch geschnittenen, 9 bis 15"' langen, 6 — 12"' breiten Endblättchen sind beiderseits 5 — 6 zähnig, an dem stumpfen, oft abgestutzten Ende 3zähnig mit etwas kleinerem Mittelzahn , die 8 — 12'" langen, 7 — 9'" breiten Seiten- blättchen sind an der Basis ungleich nach Aussen abgerundet 5 bis gzähnig, nach innen schief abgeschnitten. An sehr kräftigen Exem- plaren (in der Klamm) sind die Blattstiele bis 5" lang , die End- blättchen 33'" lang, 24'" breit, die Seitenblättchen 30'" lang, 24'" breit. Die Blüthenstengel sind meist 2blüthig an kräftigen Exem- plaren auch 2gabelig, je 5blüthig, der Blüthenstand ist durch ein kleineres 3zähliges, bisweilen, ein Izähliges, an der Basis abgerundetes Blatt gestüzt. 2. F. elatior Ehrh. Blüht vom halben Mai bis halben Juni an lichten Waldstellen, besonders auf Holzschlägen, mit voriger vom Thale bis über die Mittelgebirgshöhe (Passberg, Völser Wald, Wald ober Allerheiligen), gewöhnlich truppweise auftretend, auch an Wegrändern (zwischen Völs und den Bauhöfen). 3. F. collina Ehrh. Vom halben Mai bis Anfangs Juli in Miltelgebirgswaldungen blühend, seltener als die vorigen (Sonnen- burger Hügel, Berg Isel, Voralpenregion des Klammeck.) 346 5. Comarum. 1. C. palustre L. Blüht Ende Juni auf dem südlichen Mittel- gebirge im Lauser Torfmoor, dürfte aber durch die Fortschritte der Torfslecherei bald in ihrer Existenz bedroht sein. 6. Potentilla. 1. P. siipina L. Fand ich ein einziges Mal (17. Juni 1857) auf unbebautem Boden am rechten Innufer in der Nähe der Innbrücke oberhalb des Schlachthauses. 2. P. mpestris L. Blüht im Mai in der Umgebung von Völs (besonders häufig am Wege von Völs zu den Bauhöfen.) 3. P. anserina L. Blüht allenthalben vom halben Mai bis halben September an Wegen und Gräben des Thaies und Mittelgebirges. 4. P. argenteaL. Blüht vom halben Juli bis halben September im Thal und Mittelgebirg an Wegen und Zäunen (Völs, Axems) und an Felsen (unter den Lanserköpfen), kommt mit glänzender und leicht filziger Oberfläche der Blätter vor, deren untere Seite ich stets weissfilzig antraf. 5. P. reptans L. Blüht von Ende Juni bis Ende Juli an Wegen und feuchten Stellen des Thaies und Mittelgebirges. Am 15. August 1860 traf ich sie auf steinigen Voralpentriften des Klammeck in Blüthe. Gewöhnlich hat sie 5zählige Blätter, doch sind auf der- selben Pflanze auch bisweilen 3- und 7zählige Blätter eingemischt. 6. P. Tormentilla Sibthorp. Eine der verbreitetsten und formenreichsten Arten dieses Geschlechtes, Waldtriften, vom Thale bis in die Alpenregion sind ihr Lieblingsstandort, wo man sie vom Mai bis halben October in Blüthe treffen kann. Ausserdem ist sie auch in Gebüschen und auf Bergwiesen, überall nur zerstreut, zu linden. Der Stengel, dessen Länge von 2% — Umwechselt, ist bald niederliegend, bald aufsteigend, bald aufrecht , mit anliegender Be- haarung, die Stengelblätter sind bald alle sitzend, bald die oberen, bald auch die unteren gestielt, mit 1/2'" bis 1" langen Blattstielen; die Nebenblätter 5-, 4-, 3spaltig, die obersten auch nur 3zähnig oder ungetheilt. Behaarung der Blätter zerstreut-anliegend-seiden- artig. Neben den regelmässig 4zähligen Blüthen trifft man auch auf derselben Pflanze Szählige. Besonders erwähnenswerlh ist noch eine niederliegende, am 17. Mai 1859 auf rasigen Stellen der Lanserköpfe gefundene ge- drungene Form mit kleinen, steifen, dunkelfarbigen, glänzenden, beinahe kahlen Blättern, Nebenblättern und Kelchen, einer Szähligen unter mehreren 4zähligen Blüthen, verkehrt herzförmigen goldgelben Blumenblättern mit dunkelgelben Flecken an der Basis. 7. P. aurea L. Auf Lärchwiesen, lichten Waldstellen, Alpen- triften vom halben Mai bis halben August, von der Mittelgebirgs- region bis auf die Jochhöhen auf Kalk und Schiefer in Menge ihre herrlichen Goldblumen entfaltend. 347 8. P. salisburgensis Klänke. Schmückt im August die über 7000' hohe Kuppe des Palscher Kofel. 9. P. verna L. Vom März bis Anfangs Juni auf allen trockenen, sonnigen Rasenabhängen des Thaies und Mittelgebirges, übrigens auch in Hohlwegen, an Ackerrändern und Hecken, und auf Wald- triften in Menge blühend. 10. P.opacaL. Kommt um fast einen Monat später zur Blüthe, als die Vorige und liebt den Schatten der Wälder und Gebüsche. Baron Hausmann bezweifelt in seiner Flora von Tirol (S. 267) das Vorkommen der echten P. opaca in Tirol. Wenn aber die ver- längerten, wagrecht abstehenden Haare und die länglich-keiligen Blättchen die Gattungscharaktere sind, so habe ich allerdings gerade nicht selten Polentillen gefunden, die ich unter diese Art einreihen muss. Auch die Vergleiehung mit Exemplaren aus Oesterreich, Mähren, Schlesien und Baiern lässt mir kein einziges wesentliches Unterscheidungsmerkmal wahrnehmen. Mehr oder weniger dichte Behaarung, zarlerer oder kräftigerer Habitus sind die einzigen durch lokale Verhältnisse bedingten , unwesentlichen Unterschiede. Dagegen muss ich auch meinen zahlreichen Beobachtungen über diese beiden Pflanzenarten der Bemerkung Baron Hausmann's, dass es kein scheidendes Merkmal zwischen P. verna und P. opaca gibt, vollkommen beistimmen. Im ersten Frühlinge, erweckt von den wärmenden Sonnenstrahlen, entfaltet die eigentliche P. verna ge- wöhnlich an südlichen Abhängen trockener Hügel ihre Blüthen, der magere Standort, der fortwährende Kampf mit den noch häufigen rauhen Winden und Nachtfrösten geben der Pflanze eine gedrungene Form, hart am Boden breitet sie sich aus, über den sich die Blüthen- stengel nur wenig erheben. Die Kelche und Blätter werden steifer, kürzer, dabei vertniltnissmässig breiter, während die Blume im schnelleren Wachsthume ihres kürzeren Lebens den Kelch über- flügelt; lauter Erscheinungen, wie sie unt2r ähnlichen Verhältnissen aus gleichen Ursachen in der eigenthümlichen Alpenvegetation zum Vorschein kommen und die Unterschiede so mancher alpinen Arten von ihren verwandten Formen aus niedrigeren Regionen begründen. Am gewöhnlichsten ist die behaarte Form (i\ verna ß. pilosa Doli.), seltener die kahlere (P. verna a. genuina Doli.), noch seltener und nur an den magersten Standorten jene kleine Form, mit kaum 2—3'" langen Blättchen (_P. vtrno y. pusilla~). Bei der behaarten Form schmiegt sich die Behaarung anfangs noch ziemlich an die Stengel und Blattstiele an. Die Dimensionsverhällnisse sind folgende: Blatt- stiele 3—5'" lang, Blättchen der 5-, selten 7zähligen Blätter von verkehrt-eiförmiger Gestalt, mit jederseits 3, selten 4 Sägezähnen Can der Form y. pusilla nur 2) 3 — 5" lang, 2— 21//" breit. Ab- stand von der Basis bis zum ersten Sägezahne 2 — 2'/2"/. Innere Kelch- blätter iy2— 2 "', äussere l — V/2"' lang, Blumenblätter V/i— 3"' lang, 1_3"> breit. Allein die vertrockneten Blattreste zeigen deutlich genug, dass dieselbe Pflanze später unter günstigeren Bedingungen freiere und üppigere Blattformen entfaltet. Mit dem Sieg der milderen 34* Jahreszeit über die Winterstürme, mit der Erhöhung- der allgemeinen Temperatur beginnt nun die Vegetation auch in dem Waldesschatten sich zu regen. Der üppige Humusboden, die grössere Feuchtigkeit befördern den Wachsthum; die Blattstiele erreichen nun eine Länge von 10 — 15"', die Blätter werden schon öfter Zzählig, die Blätt- chen, die sich bis 6'" verlängern, während ihre Breite nur 2'", der Abstand von der Basis bis zum ersten Sägezahne bis 4"' erreicht, nehmen die langgestreckte, keilförmige Gestalt mit jederseits 4 Sägezähnen an, auch die Haare des Stengels und der Blattstiele verlängern sich und stehen endlich horizontal ab. Die Blüthen- stiele erheben sich vom Boden und steigen 2 — 4" in die Höhe, die inneren Kelchblättchen erreichen eine Länge von 3'", die äusseren von 2'"; aber, als ob die üppige Entfaltung der grünen Pflanzen- theile die Kraft der Pflanze erschöpft habe , oder als ob das durch den Schatten gedämpfte Licht der gleichmässigen Entwicklung der Corolle nicht genüge. Die Dimensionen der Blume erreichen kaum jene des Kelches, die Länge der Petalen wechselt von 21/2—3'" bei einer Breite von 2'", kurz wir erblicken Pflanzen mit allen Charakteren der P. opaca. Doch auch an diesen sind die untersten Blätter der blüthentragenden Sprossen ganz von der Form der P. verna länglich- verkehrt-eiförmig mit 6'" langen Stielen, 3—5'" langen 2l/2 — 3'" breiten Blättchen. Die hier gezeichneten Formen sind aber nur die Endpunkte einer Reihe von Uebergangsformen, die sich unter dem wechselnden Einflüsse der Lage des Bodens und der Witterung ohne gegenseitige schal fe Abgrenzung unseren Blicken allenthalben dar- stellen. An allen Formen sind übrigens die Nebenblätter der Blüthen- stengel breit, ei-lanzettlich, und nur jene der unfruchtbaren Köpfchen schmal linealisch, die Stengelblätter der Blüthenstengel, unten Bzählig, oben kurz gestielt oder sitzend, einfach 3spaltig oder 3zähnig. Noch muss ich eine Form mit beinahe keilförmigen Blumenblättern und langgestielten einfachen 3zähnigen oberen Stengelblättern er- wähnen, die ich am 10. April 1856 im Walde unter der Schroffen- hütte fand. 11. P. alba L. Eine niedrige Form mit 1— 3'" hohen, 2 — 3- blüthigen Stengel, die ich am 2. Juni 1859 in einem trocknen lichten Nadelwalde auf den Hügeln ober Absam in Gesellschaft mit Fragavia resca fand. 12. P. Fragariastrum Ehrh. Blüht Anfangs April in Hecken am Wege zum Teurer Schloss. 13. P. caulescens L. Vom Juni bis August in Menge in den Felsenspalten der Klamm blühend. 7. Agi'imonia. 1. A. Eupatoria L. Hie und da vereinzelt in Hecken und Ge- büschen der Hügel- und Mittelgebirgsregion (Höttinger Anhöhen, Gluirsch, Stubaij, Ende Juli bis Ende August blühend. Regelmässig sind die unterbrochen gefiederten Blätter aus 3 Arten von Fieder- blättchen zusammengesetzt, a) aus grösseren, länglich-lanzettlichen, :U9 sägezähnigen; b) aus mittelgrossen , eiförmigen. 3spaltigen und c)"aus kleinen, eiförmigen, zugespitzten, ganzrandigen Blättchen, welche so verlheilt sind, dass die grösseren und mittleren Blättchen- paare (a. und b.) an der Hauptachse des Blattes abwechseln, und durch je ein kleines Blättchenpaar (c.) immer von einander ge- trennt sind. III. R o s e a e. 1. Rosa. Ist von den tirolischen Arten der Blumenkönigin auch nur der 3. Theil in unserer Gegend vertreten, so kann man doch überall vom Thale bis zur Alpe diesen lieblichen Sommerschmuck der Gebüsche bewundern. 1. Rosa alpina L. Das schöne Karmin ihrer grossen Blumen, lieblich hervortretend aus dem frischen Grün der Blätter dieses Strauches, sichert dieser Art den Vorrang von allen übrigen Arten des Rosengeschlechtes. Ihr Standort ist die Voralpenregion des nördlichen Kalkgebirges (Klammeck , Salzberg) von 4000 — 5000', ihre Blüthezeit reicht vom Juni bis Anfangs Juli. Ausser der Species (var. a.~) kommt noch die var. y. pyrenaica (ß. pyrenaica Gouan.) und die Form der R. monspeliaca Gouan. (letztere auf dem Salz- berg) vor. Bei allen Formen sind aber die Kelchröhren kahl, die Kelchzipfel eben so lang oder noch etwas länger als die Blumen- krone, die 7 — 9 Fiederblättchen am Mittelnerv der Unterfläche, und besonders an den 2 zuletzt aufgeführten Formen an den Sägezähnen mit Drüsen besetzt. 2. Rosa canina L. Juni bis halben Juli ist die Blüthezeit auch dieser gemeinsten Rosenart, Hecken und Gebüsche des Mittelgebirges, der Hügel und des Thaies ihr liebster Standort, wo sie in folgenden Hauptformen auftritt: cc. vulgaris. Die verbreitetste Form auf den sonnigen Ab- hängen des Nordgebirges von den Höttinger Anhöhen bis Tour hinab, seltener in den schattigen Waldpartien des südlichen Schiefer- gebirges (Passberg). ß. dumetorum. Sowohl die eigentliche R. dumetorum Woods, mit einfach gesägten, beiderseits behaarten Blättern, und ovalen Früchten, als auch die Ä. bractescens Woods, mit doppelt gesägten, beiderseits behaarten Blättern, fast kugelförmigen Früchten und langen Deckblättern und die R. caesia Woodys, mit bläulichen, doppelt gesägten Blättern. Diese Formen erscheinen mit der a. vul- garis auf den nördlichen Höttinger Anhöhen, und am Sillufer zwischen dem Berg Isel und Sonnenburg Hügel und weiter bis zum Gärberbach. y. coUina. Eine Form mit borstiger Kelchröhre, behaarten Blattstielen und Blättern (R. sempervirens Rau.?J vom Berg Isel. und die R. flexuosa Rau. mit fast 3mal gesägten, behaarten Blattern, bei Mühlau. 350 d. sepium. Mit nur am Rande drüsigen Blattern , purpurnen Blumen, im Gebüsche am Wege von Tour gegen Hall. 3. R. rubiginosa L. Viel seltsamer, als die Vorigen , nur hie und da auf lichten Waldstellen des südlichen Schiefergebirges (Pass- berg, unter der Schroffenhütte) in der Hügelregion, im Juni blühend. 4. R. arvensis Hu ds. Auf der nördlichen Hügelkette von Hötting mit Mühlau, im Juni und Juli blühend. Sanguisorb eae. 1. Alchemilla. 1. A. vulgaris L. Blüht vom Mai bis Juli, bisweilen auch noch im September, auf Wiesen und Triften vom Thale bis in die Hoch- alpenregion die viel seltenere kahle Form, geht durch abstehende, endlich zottige Behaarung der Blattstiele, so wie durch zerstreute abstehende Haare auf der Unterseite der Blatter, die sich auf den Hauptnerven und am Rande der Sagezahne dichter anschliessen und endlich zu einem die ganze Blattfläche bekleidenden seidenhaarigen Ueberzug ausbreiten, in die Varietät ß. subsericea iA. montana Willd.), die hier verbreiteter als die Species ist, über. Während sie im üppigen Grasboden des Thaies und des niederen Gebirges 7 — 8" hohe Blüthenstengel treibt, ist sie auf Alpentriften eine niedere, am Boden liegende Pflanze. So variirt auch die Länge der Blattstiele bei den Wurzelblättern von 6 — 40"', die Länge der Blätter von der Basis zur Spitze 5 —10'", und von der Basis bis zur Tiefe der Einschnitte der Blattlappen 4— 8'". An den Wurzelblättern sind die Nebenblätter häufig, gewöhnlich 3zähnig, an den Stengelblättern sind sie in ein einziges krautiges, 9 — 12zähniges gegenständiges Neben- blatt verwachsen. 2. A. alpina L. Blüht im Juli und August auf Triften und steinigen Stellen der Alpen von 5000—7500', auf Kalk (Höttinger Alpe) und Schiefer (Palscher Kofel), auch auf nassen Plätzen zwischen Felsen (am Wasserfall in der Ober-Issalpe). Wurzelblätter 5- bis 7theilig , durch Verkümmerung oder Wucherung auch 6- oder Stheilig. 3. A. arvensis Scop. Fand ich (am 2. September 1860 auf einem Acker bei Götzens nach der Ernte zwischen Trifolium pratense, mit 10 — 16" langen, am Boden liegenden, unten blattlosen Stengeln. Von den Blaltlappen war der mittlere 3 — özähnig, die Seitenlappen 2 — 4zähnig, oder meistens alle 4zähnig. 2. Sanguisorba. 1. S. officinalis L. Selten auf Wiesen der Thalsohle zwischen Pradl und Auerns , mit geöhrlten und nicht geöhrlten Fiederblätt- chen auf der nämlichen Pflanze, im Juni blühend. 351 3. Potcriiiui. P. Sanguisorba L. Blüht im Thale im Juni (bei Tour), in der Voralpenregion im Juli (an einem Hohlwege unter der Höt tinger Alpe) der untere Theil des Stengels sammt den Blattstielen ist ab- stehend rauhhaarig, die Fiedern der Wurzelblätter sind rundlich, jene der Stengelblätter länglich, beide an der Basis gestutzt, oben dunkler grün und weiss geädert, unten graulich. P o iti a e e a e. 1. Crataegus. 1. C. Oxyacantha L. In Hecken und Gebüschen des Thaies und Mittelgebirges vom halben Mai bis halben Juni blühend, wird bis 6 und 9' hoch, mit 3" dicken Stämmen. Schöpfer in seiner Flora Oenipontana behauptet, dass alle um Innsbruck vorkommenden Weissdornsträucher zur Art C. monogyna gehören. Er scheint jedoch zu dieser Ansicht lediglich durch das beobachtete Vorhandensein von nur 1 Griffel gelangt zu sein. Wenn aber das charakteristische Unterscheidungszeichen zwischen C. Oxyacantha L. und C. monogyna Jacq. in den kahlen oder behaarten Blüthenstielen gelegen ist, so scheint hier nur die erste Art, die auch in Hausmann's Flora von Tirol für den hiesigen Standort allein aufgeführt wird, vorzukommen. Mir wenigstens ist es noch nicht gelungen, ein Exemplar von C. monogyna Jacq., d. h. mit zottigen Blüthenstielen, aufzufinden. Die Spaltung der Blätter ist ebenso tief, ja noch tiefer, als sie an mir vorliegenden Exemplaren des C. monogyna aus Norddeutschland vorkommt, aber Blüthenstiele und Kelche sind durchaus vollkommen kahl, und auch die Früchte oval. Z. Cotoneaster. C. tomenlosa Lindl. In der Klamm im August. 3. Sorbus. 1. S. aucuparia L. In Wäldern des Mittelgebirges trifft man zwar häufigjunge Bäumchen an, seltener aber findet man deren Blüthen, am ehesten an strauchartigen Exemplaren in freier sonniger Lage in Gebüschen. Blülhezeit: Juni. 2. S. Aria Crantz. Als massige Bäumchen und Sträucher in den Voralpenwäldern des Klammeck (Kalkgebirg, 3000—5000') im Juni blühend. Blätter eiförmig länglich, spitz, nicht klein-gelappt, auch auf der Oberseite dünn filzig. 3. S. torminalis Crantz. Im südlichen Mittelgebirge (Gluirsch). 4. S. Chumaemespillus Crantz. Auf steinigen Alpentriften des nördlichen Kalkgebirges (unter dem Achselkopf, Salzberg), im Juni, Juli blühend. 352 4. Aronia. 1. A. rotundifolia Pers. var. ß. tomentosa vorherrschend auf den steinigen Abhängen und in Gebüschen des nördlichen Kalk- gebirges (von Meilbrunn bis Mählau) , vom Thale bis in die Vor- alpenregion hinansteigend (Klammeck, Achselkopf), seltener auf dem südlichen Schiefergebirge (Berg Isel), von Ende April bis in die zweite Junihälfte in Blüthe. Innsbruck, den 25. März 1861. Zur Moosflora Böhmens. Von Emanuel Weiss. Zur Ergänzung des von Herrn Veselsky im Decemberhefte des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift veröffentlichten Verzeich- nisses der Laubmoose Böhmens möge es mir gestattet sein, aus einem zu eigenem Gebrauche angefertigten ähnlichen Verzeichnisse Nachstehendes hinzuzufügen. Ich nenne vor Allem folgende von Milde in seiner Aufzählung der schlesischen Moose in der Beilage zum heurigen Jahrgange der botanischen Zeitung von Mo hl und Schlechtendal aus Böhmen angeführten Arten und Varietäten: Gymnostomum tenue Sehr ad. Kalkfelsen am Fusse des Riesen- gebirges (z. B. Riesengrund). Weisia crispula Hedw. ß. atrata Schpr. Riesengebirge. Dicranum fuscescens Turn. y. flexicaule. Granitgerölle am kleinen Teiche. — palustre Lapyl. Bei Adersbach. (Böhmisch -Leipa legit. Pöch. Herb. Juratz ka.) Dicranodontium aristatum Schpr. Adersbach, Weckelsdorf, Heu- scheuer. Campylopits fragilis Br. et Seh. Adersbach, Weckelsdorf. Fissidens ineurvus Web. et M. Johannesbad, Adersbach. Didymodon cylindricus Bruch. Merkelsdorf, Odersbach Amphoridium Mougeotii Schpr. Riesengebirg (Rochelfall, kleine Schneegrube etc.) Ulota Drummondii Grev. Melzergrund, unterhalb der kleinen Schneegrube. Tetrodontium repandum Schvvgr. Heuscheuer, Merkelsdorf. (Wird auch von Opiz im Seznam rostlin kveteny ceske p. 183 an- geführt.) Tayloria splachnoides Schleich. Melzergrund. Weber a cucullata Schpr. Weisswasser im Riesengebirge. Bryum areticum R. Br. Schneekoppe. — pendulum Schpr. Ebenda. — cirrhatum Hoppe et H, Mädelkamm im Riesengebirge. 35:s Lescuraea striata Br. et Seh. ß. saxicola. Kleine Schneegrube. Orthothccium intricalum Br. et Seh. Riesengrund, Kesselkoppe. Ptychodium plinatum Schpr. Kleine Schneegrobe. Rhynchosteyinm depressum B r. et Seh. Verfallenes Schloss bei Adersbach. — megapolitanum Bland. Merzdorf im Riesengebirge. Amblystegium conferroides B r. et Seh. Johannesbad. Hypnum reptile Mi c h. Johannesbad. (Auch auf der Luisenthaler Koppe bei Rokilnitz von mir gesammelt.) — oehraceum Turn. Kleiner Teich. (Auch im Stibnitzthale bei Rokitnitz bei c. 3000' Seehöhe.) Hylocomium Oakesii Schpr. Kleiner Teich, Rübezahls Kanzel, kleine Schneegrube. Der Güte des Herrn Juratzka verdanke ich folgende An- gaben: Mnium subglobosum Schpr. Kleine Schneegrube, nach einer schriftlichen Notiz des Herrn Dr. 3Iilde. Hypnum exannulatum Gümb. Schneekoppe legit Milde. Herb. Juratzka. Grimmia orbicularis Br. et Seh. Gr. mamillaris Pöch. In rupibus calcareis prope Pragam legit Pöch. in Herb. Juratzka. (Wird auch von Opiz 1. c. pag. 184 angeführt.) Pyramidula tetragona Brid. Locis arenosis prope Pragam legit Pöch in Herb. Juratzka. (Wird auch von Opiz 1. c. pag. 204 angeführt.) Bryum intermedium Brid. QSub nomine Br. pallescentis Schleich.) Ad rvpes arenosas prope Pragam legit Pöch in Herb. Ju- ratzka. Ferner sind folgende Moose aus einer kleinen, etwa 140 Arien umfassenden, von mir im Herbste 1860 und zu Ostern 1861 zu- sammengebrachten und von Herrn Juratzka gütigst bestimmten Sammlung zu nennen: Barbula recnrvifolia Schpr. Hnätnic bei Wildenschwert, Senften- berg, bei Weckelsdorf. — muralis Hedw. y aestita. Adersbach. Grimmia Hartmanii S chpr. Sauflas und Stibnitz bei Rokitnitz nächst Senftenberg in Ostböhmen. Bryum erythrocarpum Schwgr. Niederdorf bei Rokitnitz. Mnium orthorrhynchum B r. et Seh. Weckelsdorf. Polytrichum formosum Hed w.ß. pallidisetum. Kronstadt bei Rokitnitz. Brachythecium glareosum Br. et Seh. Niederdorf und Julienthal bei Rokitnitz; Weckelsdorf. — riculare Br. et Seh. An mehreren Punkten um Rokitnitz; bei Adersbach. — Teplitz legit Winkler und Fugau legit Karl in Herb. Juratzka. Hypnum Sommerfelti Myrin. Senftenberg, Rokilnitz. — faUariosum Juratzka (Verh. der k. k. zool.-bol. Ges. zu Wien Isfil. p. 267.) Senftenberg. 354 HypnvmuncinatiimMe&w. d.plumulosum. „Hohe Wurzel" beiRokitnitz. — giganteum Sehpr. Im Suchei-Walde bei Rokitnitz zwischen Hypn. aduncum. Von Sphagnen besitzt Böhmen: Sphagnnm acutifolium Ehrh. (Opiz 1. c. pag. 208.) Allgemein verbreitet. — fitnbriatum Wils. Melzergrund. Milde; Königgrätz, Rothenhaus, Pocatek an der mährischen Grenze: Juratzka in Verh. des zool. -bot. Vereines 1859, p. 98. Auch bei Rokitnitz und Aders- bach von mir gesammelt. — cuspidatum Ehrh. (Opiz 1. c.) Ebenfalls ziemlich allgemein verbreitet. — laxifolium C. Müll. Sph. cuspidatum 8. plumosum Schpr. „In böhmischen Torfmooren steril, schwimmende Rasen bildend. Schur." Heufler in Verh. des zool. -bot. Vereines 1858. pag. 316. Am kleinen Teiche legit Sendtner in Herb. Juratzka. — squarrosum Pers. (Opiz 1. c.) Budweis. Teplitz , Rokitnitz etc. — — y. teres. Krummhübel, kleiner Teich. Milde 1. c. — -— 8. tenellum. (Opiz 1. c.) Weisse Wiese, kleiner Teich. Milde 1. c. — rigidum Schpr. Krummhübel legit Milde, Königgrätz legit Veselsky in Herb. Juratzka. Ferner besitze ich ein von Herrn Vsetecka (bei Nimburg?) gesammeltes Exemplar (auf der Etiquette ist kein Fundort bezeichnet). — — ß. comp actum. (Opiz 1. c.) Weisse Wiese, Milde 1. c. — Lindbergii Schpr. (Sp/i. capillifolium ß. fulvum Sendtner aut. Juratzka.) Höhe des Riesengebirges allgemein. Milde I.e. — rubellum Wils. In einem tiefen Sumpfe in der Nähe des „Zuckerhutes" bei Adersbach legit Milde in Herb. Juratzka. — Molluscum Bruch. (Opiz 1. c.) Koppenplan. Milde I.e. — subseeundum Nees et H. (Opiz 1. c.) Zackenfall legit Milde. Bohem. septentr. legit Winkler in Herb. Juratzka. Auch bei Rokilnitz. — cymbifolium Dill. (Opiz 1. c.) Budweis, Böhmisch-Kamnilz, Rokitnitz etc. Ferner erlaube ich mir noch Bryum polymorphum Br. et Seh. QWebera p. Schpr.) nach Opiz 1. c. pag. 173 und folgende An- gaben aus Milde's Verzeichnisse zur Sicherung einiger bezweifelter Vorkommnisse anzuführen: Grimmia funalis Br. et Seh. Coroll. = Gr. Schultzii Brid. wurde bis jetzt nur auf der schlesischen Seite des Riesengebirges (bei Hirschberg) gefunden; dagegen Gr. funalis Schpr. Synopsis in der kleinen Schneegrube. Andreaea rupestris L. (Rot hü Web. et M.) Im Riesengebirge. Limnobium alpestre Schpr. An Felsen in Bächen des höheren Riesenoebiro-es. ;' 5 5 Hypnum caUichrovm Brid. Wiesenwasser, Schwarzwasser, Melzer- grund, Zaekenfall, Seifenlehne, kleine Schneegrube. Bryum Funkii Schwgr. Kitzelberg, Tannenberg bei Leipa, Augen- grund. Das seltene Cynodontium Bruntoni Br. et Seh. wurde auch „m rupibus arenosis prope Schnedowitz" von Poch gesammelt. (Herb. Juratzka.) Von Opiz wurden 1. c. 270 Bryinae und 7 Sphagnen aufgezahlt (wenn man in der Umgränzung der Arten Schimper's Synopsis folgt); von Herrn V e sei sky (ohne Andreaea alpina und Ilomalo- thecium Philipp eanuni) 320 Bryinae. Rechnet man 11 Sphagnen, 23 für Böhmen neue Arten aus Milde's Verzeichnisse und die über- dies noch angeführten 15 Species hinzu, so umfasst die bis jetzt aus Böhmen bekannte Laubmoosflora 369 Arten, welche Zahl jedoch auf 367 zu reduziren ist , weil Dichelyma falcatum und Hypnum areticum bisher nur von dem schon nach preuss. Schlesien gehörenden kleinen Teiche bekannt sind. — Schlesien besitzt 391 Laubmoose (Milde zählt 389 Arten auf , zu welchen noch Mnium subglobosum und Hypnum exannulatum kommen); Niederösterreich nach der Aufzählung des Herrn Pokorny und den von den Herren Juratzka, Reichardt und Pötsch in den Verh. der k. k. zool.-botan. Ges. veröffentlichten Nachträgen 365 und ganz Deutschland nach Schim- per's Synopsis 597 Arten. Zum Schlüsse führe ich noch das für Böhmen neue Lebermoos Ptilidium ciliare Nees an, welches ich im August 1860 bei Stibnitz und auf der Luisenthaler Koppe nächst Rokitnitz gesammelt habe. (Auch von Winkler bei Teplitz gefunden. Herb. Juratzka.) Wien, den 10. October 1861. Kiii Ansflug nach dem BTeuenburger Jura. Von Sehellenbaum. Der Neuenburger Jura, wie der Jura überhaupt, zeichnet sich gegenüber anderen Formationen und besonders den Alpen gegen- über, dadurch aus, dass seine Erhebungen in langgestreckten gleich- förmigen Bergzügen stattfinden, welche durch ihre fast immer parallele Richtung, und dadurch, dass ihre Durchschniltshöhe fast immer dieselbe bleibt und nur selten von Gipfeln unterbrochen ist, ein einförmiges Aussehen bekommen. Indessen ist dies meistens nur der Fall, wenn man den Jura von der Ebene aus betrachtet; auf den Bergen selbst bietet die Verschiedenheit der einzelnen Ketten zu einander genug Stoff zur Beobachtung. Die gewöhnlichste Durch- schnittsgestalt der Juraberge bildet ein Dreieck, sowie man es bei den Lägen im Canton Zürich schon beobachte», kann, der Rücken 33fi des Berges ist gewöhnlieh sehr schmal, und auf beiden Seiten findet die Abdachung in regelmässiger Weise statt. Anders ist es der Fall, wenn die verschiedenen Bergketten von einem Flusse durch- brochen werden , und es dann oft scheint , als ob das Thal ganz allein von dem Flusse gebildet worden wäre, wie es in dem Neuen- burgischen Val de travers (Querthal) der Fall ist. Hier fallen die Berge gewöhnlich auf der einen Seite sehr steil in's Thal, auf der andern Seite dagegen erscheinen sie in abgerundeten Formen.' Wo indess in grösserer Höhe Gipfelbildungen eintreten, wie es im Waadtländer- und Genfer-Jura fast immer der Fall ist-, tritt die Dachform der Berge mehr zurück, und es tritt dafür eine Kamm- form ein, wie dies schon beim Chasseron der Fall ist, wo am höchsten Punkt die oberen Schichten ganz über die unteren hinaus- geschoben sind; bei dieser Kämmform ist die weniger steile Ab- dachung der Berge aus schönen Weiden gebildet, die mit ihrer Alpenvegetation stark mit der Wald- und Hügelvegetation der dach- förmigen Berge kontrastiren. Der Creux du Vent erhebt sieh mit dieser Kammformation, wenn man es so nennen kann, mitten aus einem Bergzuge, der die Physiognomie der anderen Formation, jedoch in schwächerem Masse trägt. Seine Vegetation ist daher aus den beiden erwähnten zu- sammengesetzt. Den Glanzpunkt des Berges bildet indess der Creux. Die auf dem Rücken des Berges liegenden Weiden werden plötzlich unterbrochen durch einen Ungeheuern Abgrund , der durch eine Reihe von senkrecht zum Thale abfallenden Felsen gebildet ist, und der genau die Form eines Halbkreises hat und den Eindruck eines ungeheuren Felsen-Amphitheaters macht. Die Felsenreihe verläuft sich noch gegen das Val travers hin. Ich bestieg diesen Berg von der Seite des Neuenburger Sees aus, um dann nach der Seite des Val de travers, gegen welches der Creux geöffnet ist, hinabzusteigen. Man steigt durch Wald und Weiden sehr lang aufwärts, bis man auf die Berghöhe gelangt, die von Weiden überdeckt ist. Schon beim Heraufsteigen findet man viele Pflanzen , die an den Turn mahnen, tielleborus foetidus und Coronilla Emerus sind jedenfalls die gemeinsten Pflanzen auf diesem Berge. Die Rosaceen sind durch mehrere seltene Arten, und besonders durch die sehr häufige mit Blüthen überdeckte Rosa riibrifolia Vill. vertreten. Auf der Höhe des Berges findet man Thlaspi alpestre, Th. inonfainim, in Unmasse die schöne Gentiana excisa Presl. ; ebenso häufig Anemone narcissiflora; auf dein höchsten Punkte: Habenaria viridis, Poa sudetica, Potentilla Salisburgensis (sehr häufig). Bo- trychium Lmiaria, eine sehr seltene Varietät der Viola cannia, Cotoneaster tomentosa etc. Hier geniesst man eine wunderschöne Aussicht auf den Neuenburger, Murtner und Bieler See mit der St. Peters-Insel; in weiter Ferne ist sogar der' Genfer See sichtbar und über dem weiten Kranz der Alpen erhebt sich der Montblanc. 35? Der Creux du Vent ist von dem Signal noch etwa eine Stunde entfernt. Hart am Abgrunde blühte die liebliche Androsace lactea. Bei diesem Abgrund findet die gleiche Beschreibung Anwendung, die sich in Humboldt's Ansichten der Natur über den „hohlen Atlas" Maxium Tyrius findet: „Der Berg enthält gegen das Meer hin einen halbzirkelförmigen tiefen Abgrund. Die Felswände sind so steil, dass man nicht hinabsteigen kann. Der Abgrund ist mit Wald erfüllt, man blickt auf die Gipfel der Bäume und die Früchte, die sie tragen, als sähe man in einen Brunnen;" nur kann hier keine Rede sein von dem Meer und auch nicht von den Früchten der Bäume, da es unmöglich wäre , in solcher Tiefe die unschein- baren Früchte der Tannen zu erblicken, der einzigen Bäume, die sich au fond du Creux finden. Das Herabsteigen geschieht auf der Seite, wo der Kranz der Felsen endet, und ein bewaldeter Abhang das Herabsteigen erleichtert. Unten „au fond" herrscht ein Chaos, wie es nur in einem Ur- walde der Fall sein kann: dichter Wald, umgestürzte Baumstämme, herabgefallene Felsblöcke etc. verhindern das Weiterdringen. Ich versuchte es, von da durch den Wald über eine ungeheuere steile Schuttmasse bis zum Fusse der senkrechten Felsen heraufzusteigen. Dieser Weg ist äusserst schwierig. Man ist genöthigt, oft unter Stauden hindurch sich windend, über rollende Steine fast 3/i Stunden jäh hinauf zu steigen; freilich findet man hier und gerade am Fusse der Felsen eine Masse der seltensten Pflanzen. Centranthus an- gustifolius ist hier nicht selten, ich fand ihn noch lange nicht blühend, auch soll hier eine Masse von Hieracien zu finden sein, von denen ich nur einige sah, die heuer vielleicht erst im August zur Blüthe kamen. Im Dickicht des Waldes fand ich Corallorrhiza Halleri. An dem gewöhnlichen Zugang zum Creux du Vent finden sich auch die meisten Pflanzen, worunter Cynoglossum sylvaticum etc. Es war mir jedoch unmöglich, auch dorthin zu gehen, da ich bei der un- geheueren Ausdehnung des Creux du Vent noch 1 Stunde und mehr zum hinaufsteigen gebraucht hätte, ich schlug daher den Weg so- gleich in's Val de travers ein. Ich hatte von dem Gipfel der Felswände hinab Steine geworfen, die man nicht unten ankommen hörte; wirft man leichtere Gegen- stände, wie einen Hut, oder Blumen etc. in den Abgrund hinab, so werden sie durch die immerwährende Luftströmung wieder einpor- getrieben. Die Landstrasse des Val de travers führt mehrere Stunden lang stets am Rande der hohen Felsen des Gebirgszuges dahin, auf der anderen Seite liegt noch tief unten das eigentliche Thal mit der Reuse; an den Felsenwänden blühen in grosser Menge, jedoch fast unerreichbar: Laserpitium Stier, Iberis amara, Dianthus caesius und Saponaria ocymoides, während aus dem Gebüsche die blüthen- reiche Digitalis lutea hervorragt. Die Landstrasse war immer belebt von Saumthieren, welche Oesterr. Botan. Zeitschrift 11. Heft. lS«t. ~° 338 den Transport der Waaren von Neuchatel nach Pontarlier Besancon besorgen; jetzt besorgt die Eisenbahn den ganzen Verkehr. Einen ganz anderen Character, als das romantische Val de travers, bietet das einförmige Längenthal von Locle und Brevine dar. Von Locle nach Brenets, nach der französischen Grenze führt die Landstrasse unter dem Berge hindurch; durch mehrere Tunnels gelangt man an den romantisch mit Felsen eingeschlossenen Lac des Brenets und an den Saut du Doubs, einen sehr hübschen Wasserfall. Das Thal von Brevine dagegen ist von einer melancholischen Einförmigkeit. Die fast 4000 hohen Bergreihen scheinen niedrige Hügel zu sein, da das Thal selbst sehr hoch liegt, Die Tanne ist der einzige Baum, den man antrifft, um die niedrigen Hütten grünt kein Obstbaum; in den öden Torfmooren findet sich einzig die niedrige Pinus nncinata, Belula nana und B. pubescens. — Wo sich aber die Wohnungen zu einem Dorfe vereinigen, findet man nur noch städtisch gebaute Häuser, und die grossen Ortschaften Locle und Lachauxdefonds übertreffen an Grösse und Pracht, ob- schon sie nur Dörfer heissen, bei weitem die Hauptstadt Neuchattel und mahnen in Bauart und Anlage an Genf. Indem ich den Chas- seron übergehe , füge ich noch nur einiges über die Dole hinzu. Dieser Berg, la reine du Jura, erhebt sich 5200' über dem Meer, und ist der höchte Berg des Jura's. — Man steigt von Nyon aus in gerader Linie durch einen dichten Wald, nie der Strasse folgend, auf Fusswegen aufwärts nach St. Cergues , von wo aus zwischen der eigentlichen Erhebung der Dole und einem andern Berge durch ein Längenthal „la Combe", wie alle Längenthäler genannt werden, der Weg nach den Sennhütten des Vuarne und der Dole führt. Hier muss ich die Bemerkung machen, dass wenn man z. B. bei einer Pflanze den Standort Dole angibt, dies fast immer auf den Gipfel selbst Bezug hat; denn der Rücken des Jura ist nicht reich an eigenthümlichen Arten, die Höhenpunkte, die aus demselben hervorragen, besitzen dieselben fast ausschliesslich; auch besitzt dann nur der Gipfel selbst den Namen des Berges, z. B. die Dole erhebt sich nur 500' über den Rücken, dieser trägt aber ihren Namen nicht. Beim Vuarne fand ich Senecio Doronicum und Hypochoeris Helvetica, jedoch beide noch nichl blühend, die eigentlichen Döle- pflanzen fand ich erst, als ich von der Sennhütte der Dole den Gipfel selbst bestieg. Die Dole hat eine ganz eigenthümliche Gestalt; sie ist am besten beschrieben in Saussure, voyage dans les Alpes. Der Gipfel hat die Gestalt eines halben Mondes, man steigt von der Sennhütte (chalet) aus auf der rechten Seite empor und wird hier durch den Reich- thum an Pflanzenarten überrascht, die man nach und nach beim heraufsteigen findet, und von denen hier die interessanteren folgen; Kernera saxatilis, Draba aizoides, Globularia cordifolia, Amelanchier vulgaris, Teucrium scordioides, Pulmonaria angustifolia, Athamanta cretensis, Cytisus Laburnum, Orobus luteus , Pinguicula vulgaris. 359 Arctostaphylos uva ursi, Ranunculus Tltora, Linum alpinum, Andro- sace rillosa, Onaphalium Leoutopodium, Helianthemum canum Dun. Bupleurum ranuticuloides, Soldanella alpina, Dryas, Crocus, Veronica aphylla. Planlayo montana etc. Die Wälder am Fusse des Berges sind angefüllt mit Dentaria pinnata und digitata. Wirklich geniesst man auf der Dole eine wunderschöne Fernsicht. Zu seinem Fusse die reizenden Ufer des Genfersees bis in die Berge hinauf mit Landhäusern geschmückt, die mit ihren weissen Mauern aus den Bäumen herausragen, über dem See die zackigen Alpen Savoyens, dann die Voirons und den Säleve, die Städte Thourn und Eviau, unten am Ende des Sees Genf; mit den Bergen Thoiry und Colombier; hinter uns dehnt sich die französische Ebene aus , gerade zu Füssen liegt das Val de Dappes, nicht weit davon das Fort des Bousses am Lac des Rousses. Alles dies bildet ein wunderschönes Panorama; der Genfer See ist einer der schönsten Punkte der Welt. In Genf besuchte ich, nachdem ich den grössten Theil der Zeil darauf verwendet halte, die prächtige Stadt zu besehen, noch den botanischen Garten und kehrte dann über Xeuchätel nach Winterthur zurück. Wintert hur. im September 1861. Zur Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Ferd. Schur. Berichtigungen und Nachträge zu dessen von dem siebenbürgischeu Vereine für Naturwissenschaften zu Hermaunstadt publicirten Reisebericht. (Schlass.) 95. Zur Seite 149 Nr. 410. — Eine Primula carpalica Fuss. kennen wir bis heute noch nicht, sondern nur Primula elatior var. carpaüca Griseb. und Schenk, iter. hung. p. 320. In meinem Sertum flor. Transsilv. p. 61, n. 2321 habe ich diese Primula sub- arctica genannt, um die Begion ihres Vorkommens anzudeuten. Diese Primula hat im lebenden Zustande und auf dem Standorte beob- achtet ein sehr distinktives Ansehen, welches aber im Herbarium verwischt erscheint, und die Bestimmung sehr erschwert. Primula subaretica Schur. Sert. FI. Transs. 1853 p. 61. Rhizomate repente praemorsa. Scap o currato folia duplo superante, villosulo, 6 — 8 poll. striato, tenue, x/t da tum Ehrh. — 4 S. subsecundum N. ab E. — 5. S. fimbriatum Web. — ■ 6. S. cymbdfolium Ehrh. 102. Zur Seite 158, Nr. 33. Bei genauer Untersuchung- hat sich ergeben, dass die hier als Geum inclinatum Schleich be- nannte Pflanze eine Form von Geum intermedium Ehrh. ist. 103. Zur Seite 173, Nr. 124. Hier soll es heissen: Leontodon caucasicus Fisch., Cat. h. gorenr. 1812 p. 34 (nonjStev.) (nicht L. caucasicus Schur), welches Syn. zu beseitigen ist. Die vor- züglichsten Synonyme sind: 1. Leontodon caucasicus Fisch. 1. c. et D. Cand. ; 2. Apargia caucasica M. ßieb. fl. transs. 2. p. 247. 3, p. 532. Die übrigen Synonyma von Reichb. , Koch u. s. w., welche auf die deutsche Pflanze sich beziehen, sind unsicher. Die auf dem Oecsem vorkommende Form zeichnet sich von der des östlichen Alpenzuges aus durch „längere schmälere Blätter, ein- fachem dünnem einköpfigen Rhizom, dünnerem Blüthenschafte, kleinere Bfüthenköpfe und bleichgelbe Blümchen." Ich benenne denselben: Leontodon caucasicus var. transsilvanica calcarea! 104. Zur Seite 174, Nr. 142. Die hier genannte Campanula ist = Camp anula turbinata Schott et Kotschy. Nyman. Analect, bot. p. 14. — Wegen des borstigen Kelches mit Campanula Dasy- carpa Kit. (Rchb. fl. exe. 2040.) Kitaib. in Schult, austr. 2., no. 900. in Beziehung stehend , und vielleicht identisch. — Auch die echte Campanula carpatica L. (Jaoq.) kommt in Siebenbürgen (bei Borszek) vor, und zeichnet sich auf den ersten Blick durch die halb- kugelförmige Kelchröhre und halbkugelförmig glockenartige Korolle aus. — Das Syn. „Campanula transsilvanica Schur" fällt hier als unnütz weg, weil es schon eine andere Campanula dieses Namens gibt, — Schur Sert. fl. Transs. 1853, p. 47. — Heuff. En. banat. 1859. p. 119. Campanula turbinata Schott kommt in der Berg- und Voralpenregion vor, und liebt Kalkfelsen. 2000' — 5000 Elevat. Ein Schmuck der Felsenwände. 105. Zur Seite 175, Nr. 150. Das zu Gentiana phlogifolia gegebene Syn.: „Gentiana depressa Schur" aus dem Kropeschorer Alpen gehört schwerlich hieher , sondern dürfte eine eigene Art, welche der „Gentiana cruciata L." näher steht, bilden. Schur Sert. fl. transs. p. 49. no. 1886. 106. Zur Seite 176, Nr. 169. Die hier als Pedicularis foliosa behandelte Pflanze ist nicht diese Art, sondern eine neue Pedi- cularis, welche nach den Beschreibungen der P. Hacquetii Graf und der P. exaltata M. Bieb. nahe steht. Mit P. foliosa L. hat selbige geringere Beziehung. Ich nenne diese schöne Pflanze: Pedicularis trans silvanica Schur. Radice ramosa fibris crassis. Caule 1 — 3 ped. pilis bre- vissimis crispulis puberulo , striato, fistuloso , a basi fere foliato. Foliis sparis ambitu ohlongo lanceolatis , acuminatis, glabris, pinnatisectis; segmentis profunde pinnatipartitis , linear ilanceo- lalis, lobulis inciso-serratis , serralunris cartilagineo-curvato-acu- minatis. Spica densa elongala foliosa u:que ad 9 poll. Bracteis folioformibus, sup remis linearilanceolutis pinnatißdo-serratis flore brevioribus. Calyce subcampanulato , hinc ßsso , nix dentato, margine piloso, utrinque lineis 2 pilosis natato. Coro IIa flava extus glabra fauce paulo ampliata, galea obtusa et elongata, antice gibbo obtuse instrarta, intus ante marginem villosa. Laci- niis labii inferioris dilatatis media m ijoribus. F Hamen tis duobos superioribus pilosis antheris glabris. Capsula ovata oblique acuminata, nigra, 6 lin. longa, locuiis subaequalibus. Semi- nibus trigono-oblongis, pallidis,reticulato-lacunosis In subalpinis calcareis in monte Oecsem Teteje prope S. Domokos Trans silvaniae 28 Juli 1853. Elev. 4000'. 107. Zur Seile 175, Nr. 164. Diese hier genannte Linaria ist nicht Linaria intermedia SehiiT, welche als eine gänzlich drüsenlose L. vulgaris angesehen werden kann , sondern „Linaria glauca S c hur," eine der L. Biebersteinii nahe stehende Art, welche zwischen Linaria genistaefolia und dalmalica die Mitte hält. „Capsula ovata obtusa, seminibus atris marginatis , hinc carinatis iltine planis, utrinque in medio disci tuberculatis, margine diametrum disci dimi- dium aeqnante. 108. Zur Seite 177, Nr. 184. Auch ich habe an dem Stand- orte, welchen Herr Fuss meint aber nicht nennt, Allium fallax Don. beobachtet, welches sich aber von dem A. montanum S ch mid t (non Schleich) sehr gut unterscheiden lässt, wenigstens nach meinen in Händen habenden Exemplaren. Das auf den Kalkalpen vorkommende Allium, welches mit dem des Oecsem übereinstimmt, nenne ich: Allium leptophyllum Schur und es ist gleichbedeutend mit dem „Allium tenuifolium Schur" meines Sert. fior. Transs. 1853 p. 76 Nr. 2832, welche Benennung ich aber aufgeben musste, da es schon ein Allium tenuifolium gibt. Der Einwurf des Herrn M. Fuss, dass er nur dort A. fallax gefunden habe, schliesst also, wie wir sehen, die Thatsache nicht aus, dass von mir dort noch ein anderes Allium gefunden werden konnte, über welches Herr Fuss, da ihm die Anschauung mangelt, kein definitives Urtheil fällen dürfte. Denn um dieses thun zu können, ist vorzugsweise erforderlich, die frag- liche Pflanze vor Augen zu haben, was aber im gegebenen Falle nicht sein kann, da dieses Allium montanum oder leptophyllum noch Niemand gesehen oder von mir bekommen hat. 109. Zur Seite 177, Nr. 195. Die hier als Formen von Fe- stuca laxa genannten Gräser gehören nicht zu dieser sondern zu Festuca varia Host. gram. 2, p. 58 t. 80, auf welchen Irrthum ich hiermit aufmerksam mache. 110. Zur Seite 177, Nr. 196. Die Festuca inarmata Schur wächst auf dem Oecsem in Gesellschaft von Banffga petraea an sonnigen Felsen, und ich mache die Botaniker, welche diesen Pflanzenreichen Berg besuchen werden, besonders auf dieses Gras aufmerksam, da ich nur im Besitze eines Exemplares geblieben bin, während die übrigen mit einem Pack anderer interessanter Pflanzen 363 mir abhanden gekommen sind. Merkwürdig ist bei diesem Grase der Bau des unteren in der Erde befindlichen Theiles. Auf einem dünnen y* Lin. dicken Rhizom erhebt sich ein zweites sehr kurzes 1 Lin. dickes, 6 Lin. langes Rhizom in senkrechter Richtung, welches an seiner Spitze mehrfach verästelt ist und mehrere im Bogen auf- teilende dann schnurgerade Halme treibt, deren Anzahl bei meiner Pflanze sich auf 6 belauft. Jeder Halm ist drei Zoll von unten auf- wärts blattlos, an der Stelle der Blätter aber mit lichten glänzenden anschliessenden Scheiden versehen, welche von unten aufwärts an Grösse zunehmen, 2 — 6 Lin. lang, und an der breiten Spitze mit einem Rudiment eines Blattes versehen sind. Aleine Pflanze hat viele Berührungspunkte mit Festuca spectabilis Jan. (ap. Koch, Syn. ed. 2, p. 911) und F. laxa Ho st (gram. 2. p. 58, t. 82) und ich muss gestehen, dass sie den Charakter beider Arten in sich vereinigt, und mit gleichem Rechte zu der einen wie zu der anderen gezogen werden kann. Da ich jedoch nach einzelnen Exemplaren nicht gerne bestimme, und von F. laxa nur unvollständige Exemplare zu sehen bekam, so muss ich die definitive Bestimmung auf eine ge- eignetere Zeit aufschieben. Bei Beobachtung der Entwickelung des Rhizoms dieser Festuca inarmata dürfte es sich herausstellen, dass dieselbe ein Rhizoma caespitosum etrepens gleichzeitig besitzen kann und das der Festuca laxa, wenn die Identität meiner Pflanze mit F. laxa sich beurkunden sollte, eine eben genannte Wurzel- beschaffenheit besitzen würde , welche Beobachtung die Kenntniss über die Morphologie der F. laxa insoferne erweitern würde, als wir jetzt die wahre Form des Rhizoms derselben nicht recht kennen; oder wenigstens nicht übereinstimmend angegeben finden. 111. Zur Seite 177, Nr. 200. Trisetum carpalicum R. et S. Arena carpatica Host stimmt zwar mit der Pflanze der Glimmer- schieferalpen überein, ist aber (nach meiner Meinung) von Avena (Trisetum) varia Schur, welche ich im Sireathal gesammelt habe, verschieden. Die Identitätserklärung von Trisetum varium und carparticum , von meiner Seite , hat ihren Grund in der Angabe anderer Botaniker, und bevor ich die echte Avena carpatica Host gesammelt oder erkannt hatte. (Schur Sert. fl. Transs. p. 83, Nr. 3132. Schur in üsterr. botan. Zeitschrift 1860. 10. Jahrgang p. 74 — 76.) Host gram. 112. Zur Seite 195. Nr. 7. Die hier angegebene Potentilla ist TPotentilla Thuringiaca* var. major. — Potentilla intermedia L. ist durch genaue Standorte in Siebenbürgen festzustellen. — Vom B aum gart en'schen Standorte „Reps" habe ich keine Exemplare gesehen. 113. Zur Seite 195, Nr. 14. Ist Dianthus Balbisii Ser. und nicht Dianthus bitematus Schur, welche erstere Art im ganzen Szeklerlande einheimisch ist. 114. Zur Seite 204, Nr. 8. Der Zweifel des Herrn M. Fuss hinsichtlich meiner Angabe von ^Crataegus Azarolus" bei Kron- stadt wäre durch Anschauung leicht zu lösen. — Eine andere Frage U04 ist, ob diese Pflanze am Kapellenberg als wild wachsend anzu- nehmen ist. 115. Zur Seite 205, Nr. 46- Das hier genannte Colchicum ist Colchicum multiflorum Schur. Sert. fl. Transs. p. 76, oder auch C- pannonicum Griseb. et Schenk iter. hung. p. 399. — Col- chicum latifolmm Heu ff. ist in dessen En.pl. banat. 1859 nicht auf- genommen. — Das bei Kronstadt am Kapellenberg vorkommende Colchicum mit sehr schmalen und ungleichen Perigonialabschnitten und schmäleren spitzeren Blättern halte ich für ^Colchicum Haynaldii Heuff." oder dessen C. latifolium. 116. Zur Seite 206, Nr. 66. Die hier genannte Spiraea ist nicht S. hypericifolia L. , sondern „Spiraea crenata L." Spiraea hypericifolia kommt, bei Kronstadt nur einzeln und verwildert vor — z. B. an der Promenade — Spiraea obovata wurde von Herrn A. Bielz auf dem Tepej gefunden. Spiraea opulifolia L. kommt bei Kronstadt nicht selten verwildert vor. 117. Zur Seite 200, Nr. 27. Die hier als Senecio transsil- vanicus Schur, Sertum fl. Transs. p. 42, erwähnte Pflanze ist zwar von S. saracenicus der Wiener und anderer Floren verschieden, aber dennoch nicht als eine eigene Species zu betrachten , da die unterscheidenden Merkmale nicht konstant sind. Die Hauptunter- schiede finde ich: a) im Standorte, indem er auf Wiesen und nicht an Flussufern zwischen Weiden wächst; b) in den grösseren Blüthenköpfen und deren lockerern Stellung; c) in dem Bau der Blattzähne, welche weitläufiger gestellt und grösser sind, aber nicht wie beim S. saracenicus genuinus, nach vorne gekrümmt, sondern fast dreieckig und garade vorgestreckt sind. Ich bezeichne denselben gegenwärtig als : Senecio saracenicus var. transsilvanicus m. Baumgarten scheint diesen Senecio nicht gekannt zu haben. — Sollte später die specifische Verschiedenheit dieses Senecio sich er- geben, so würde ich denselben TSenecio saracenioides" nennen, weil er dem S. saracenicus sehr nahe steht. Die Hauptstandorte sind die Wiesen zwischen Girlsau und Frek, und die Fleischhacker- wiese bei Hermannstadt. August, September. Wien, im August 1860. Bemerkungen über den Cyperus Papyrus Lin. Von Pfarrer Ch. Müneh in Basel. Der Cyperus Papyrus L. , das ägyptische Rohr, Papier- staude (nach Theophrast und Dioscorides: ndjtvQos; nach H e r o d o t und S t r a b o : ßvßXog ; nach E u s t a c h i u s ßißlos alyvnlio? 365 nach Plinius: Papyrus; nach den ältesten Urkunden der Ollen— bannig: Binsen, Binsenstrauch] hebräisch: Gomae; arabisch: El- Babir; ägyptisch: El-Bardi\ nach Spr e ng el: Cyperus Antiquorum genannt) wird in Aegypten, Syrien; Calabrien, Abyssinien an den Ufern der Flüsse und in Sümpfen gefunden. Iti Europa wächst der- selbe einzig a f Sicilien bei Syrakus am Anapus, woselbst er in seinem natürlichen Zustande zu einer Höhe von 8 — 10' gelangt. Diese Pflanze treibt aus einem faserigen Wurzelstocke mehrere Stengel oder Halme, die dreikantig und gefurcht sind; auf demselben befindet sich ein beiläufio- hunderttheiliger Büschel oder Bündel fadenförmiger länglicher Blatttheile, der ungefähr 1' von oben her kreisförmig um den Halm steht und durch 4 lanzettförmige Blätter unterstützt und getragen wird. Auf dem zweitoberen Theile dieses Blattkranzes sitzen die Blüthen in zweitheiligen Aehrchen, sind mit einer streuartigen Hülle umgeben und werden durch fadenförmige zugespitzte Blatttheile von 3 — 5" Länge überragt und geschützt. Wie nun bei den Südamerikanern die Blätter der Agave die Stelle des Hanfes vertraten und das Papier, worauf die alten Mexi- kaner ihre hieroglyphischen Figuren mahlten, aus den Fasern des- selben bereitet wurde; wie die Chinesen derzeit noch ihr Papier aus rohem Hanfe, Bambus oder Maulbeerbaumrinde verfertigen; wie man auch in neuester Zeit in England aus den Fasern des Hanfes vortreffliches Papier zu verfertigen begann, so wurde auch die älteste bekannte Art Papier, nämlich das ägyptische Papier aus Cyperus Papyrus gemacht, namentlich in Alexandrien, das sich dadurch grosse Reich- thümer erworben. Hiebei wurde folgendes Verfahren angewendet: die Haupttheile von Cyp. Papyrus wurden zwischen dem Mark und der äusseren Hülle abgezogen, mit dem eigenen Saft der Pflanze kreuzweise über einander geklebt und so die schmalen Streifen zu grösseren Tafeln zusammengesetzt. Sobald nun letztere trocken waren, konnte man beinahe mit der gleichen Leichtigkeit Buchstaben in dieselben einzeichnen, mit der wir gewöhnlich auf Papier schreiben. Nach einer andern Angabe wurden vom Halme dieses Schilfes die Fäserchen in ihren Schichten gelöst, auf eine mit Nilwasser befeuchtete Tafel ausgebreitet und mit klebrigem Wasser überstrichen. Auf die erste Lage wurde sodann eine zweite gelegt, zusammen gepresst, an der Sonne getrocknet und mit einem Zahn geglättet, um sie zum Gebrauche zu verwenden. Ueber die geschichtliche Bedeutung und Benützung dieser schönen Pflanze haben uns mehrere Schriftsteller der alten Griechen und Römer folgende Ueberlieferungen hinterlassen. Nach Theophrast *) und nach Plinius2) wurden zuerst in Aegypten aus dem Papyrus Schiffe gebaut, kleine Segel und Taue J) Lib. IV. Cap. 9. 2j Lib. 13. Cap. 11 (hist. nat. daraus geflochten. Herodot1) hat uns eine Beschreibung von den Lastschiffen, /Ja^g genannt, gegeben, welche allgemein auf den Nil gebraucht wurden, und schildert uns anbei die alte ägyptische Art, sie zu bauen, folgenderweise: Man schneidet von dem Dorn- baume — wahrscheinlich Mimosa nilotica — 2' breite Breter, fügt sie zusammen und bindet um dieselben dicke und lange Stäbe, so- dann werden Bänder darauf angebracht und die Fugen von innen mit Papyrus ausgefüllt. So bemerkt auch Lucan 2) beim Austreten des Nils: „Cum tenet omnia Nilus , Conseritur bibida Memphüis cymba papijro." „Wenn der Nill überströmt, Wird das memphytische Boot aus gedorrtem Papyrusrohr gebaut." Nach Herodot und Plutarch3) wurden die aus Papyrus verfertigte Schiffe Charonsboote genannt und von den Aegyptiern zu ihren heiligen Gebräuchen verwendet, indem sie auf demselben ihre Todten zu Grabe führten. „Navis haec celeberima Aegyptiorum Baris, est navigii papyra- cei, teste Plutarcho, genus quo in sacris, Herodoto teste, vtuntur" Hier begegnen wir einem merkwürdigen Zusammentreffen der religiösen Gebräuche der Aegyptier und der Mexikaner, indem bei letzteren ihr oberster Nationalgott — Metzitli Vizlipuczli, Huitzilo- potschli, der als ein Sohn der Pflanzengöttin Tetionan genannt wird, bei seinen grossen Festen — die auf die Mitte Mai, August und December fielen — auch auf einem aus Bohr verfertigten heil. Schiffe herum geführt wurde, was indessen nach erhaltenen neuesten uns mündlich zugekommenen Nachrichten bei den Bewohnern der Städte nicht mehr üblich sei, und nur bei Völkerschaften, welche weit entlegene Gebirgsgegenden bewohnen, beobachtet werde. Auch Strabo bemerkt, da er von den Morästen und Bohr- sümpfen am Euphrat spricht: Aus dem Papyrusrohr werden alle Arten von Schiffen gebaut und diejenigen, welche Wasser einlassen, mit Pech überzogen. So soll auch — nach Dr. J. Fr. Meyer's Bemerkung 4) —das Körbchen mit dem kleinen Moses ein Schiffchen aus inländischem Papyrusrohr gewesen sein. Gleicher Weise dürften auch die bis anher erwähnten Arten von Schiffen oder Booten, welche jetzt noch in Abyssinien üblich sind, und „Tancora" genannt werden, zu verstehen sein, da der Prophet Jesajas 5) wahrscheinlich die Aegyptier bezeichnet, über welche die Rache Gottes herabkommen sollte; er sagt nämlich: Wehe dem Lande, nämlich Aegypten, das von den beiden lJ Euterbe Cap. 96. *) Llb. IV. 136. 3) Oedip. Aeg. Vol. III. Cap. V. pag. 138. *) Exod. Cap. II. Vers 3. 5J Cap. 18. Vers \/t. H67 Bergrändern beschattet wird, die das Nilthal umsehliessen; das Betschaft auf dein Meere sendet und mit Rohrschiffen, d. h. mit Papyrus- schiffen auf dem Wasser fahrt. Auch hier ist somit wieder der ägyptische Papyrus zu ver- stehen, den wir bis dahin besprochen haben. Diese Pflanze erhielt ihren Namen von dem Orte Papyrio, wo- selbst derselbe sehr häufig vorkommt. Später nannte man auch den Nil: Amnis papyrifer-NUus papyrifer , so wie die Leute, welche die Wurzel dieser Staude genossen, Papyriophagen genannt wurden. Zum Schlüsse bemerken wir: Ausführliche sehr interessante Mittheilungen über die Gattung Cyperus hat F. von Thümen- Gräfendorf in der Regensb. Flora v.J. 1858 Nr. 29 veröffentlicht, von denen wir hier einen gedrängten Auszug anreihen. Nach Steudel's Synopsis Cyperacearum waren bis zum Jahre 1854 überhaupt 675 Arten von Cyperus bekannt, wovon aber acht noch nicht vollständig untersucht worden waren; von diesen 675 Arten gehörten 372 der östlichen , 277 der westlichen Halbkugel eigenthümlich an und den beiden Halbkugeln zusammen 18 Arten. Europa hat nur 9 eigentümliche Arten; Asien 175 eigen- thümbche Arten, von denen 140 dem Welttheile allein gehören, die übrigen 35 hat er mit anderen Welttheilen gemein. Afrika besitzt 186 Arten, darunter 150 eigenthümliche, die übrigen 36 mit anderen Welllheilen gemeinschaftlich. Amerika 271, davon 255 ihm eigen- thümlich angehören und die übrigen 16 Arten bereits auch in anderen Welttheilen gefunden wurden. Australien besitzt 60 Arten, wovon 49 eigenthümliche und 11 mit anderen Ländern gemeinsame Arten. Die nördlichsten Punkte, bis zu welchen Cyperus- Arten vor- dringen sind in Europa: Stockholm und St. Petersburg unter dem 60. Breitengrade; in Asien: Dahurien und der Baikalsee unter dem 57° und die japanische Insel Sachalin unter dem 50°; in Amerika: Virginien und Neu-England unter dem 44° der Breite. Die südlichsten Endpunkte, auf welchen Cyperus-Arten auf- gefunden wurden, sind in Afrika das Vorgebirge der guten Hollhung; in Australien die Insel von New-Zealand unter dem 46°, und in Südamerika die Insel Chilöe unter dem 42° der Breite. Hierbei sei bemerkt: Die Cyperus- Arten sind amphibische Gewächse und lieben deshalb den feuchten Boden an Flüssen und Niederungen; so finden wir eine grosse Anzahl in den häufigen Ueberschwemmungen ausgesetzten Flussthälern Ostindiens , als des Ganges und Indus; so auch in Afrika am Nil, Niger und dem Elephantenflusse; ferner in den feuchten Niederungen Surinam's, am Mississippi, am Magdalenenstrom, in Neuholland am Schwanenfluss und am Murray und Darlingstrom. Anerkannte Gebirgslander dagegen besitzen nur äusserst wenige Arten dieser so reichen und schönen Pflanzengattung. 868 Ueber JParallosa. Von Dr. Alefeld. Die bisher bekannte Ermim monanthos L. ist durch die linsen- ähnlich flache und mit Zwischensamenverengungen versehene Frucht und durch den kurzen stielrunden kaum lupisch flaumliehen Griffel von allen übrigen Erfosen so verschieden , dass sie mit keiner Gattung vereinigt werden kann, wenn man nicht vorzieht, alle Erfosen zu einer einzigen Galtung zu verschmelzen, welche Gattung dann über 100 Arten enthielte und eine überkünstliche schwer zu überblickende Gliederung erhalten müsste. Zu den Unterschieden an Blüthe und Frucht kommt noch, dass Parallora monanthos durch die Bildung der Nebenblätter sogar unter allen Vicieen einzig da- steht. Das Nebenblatt der Blüthenseite des Blattes ist nämlich lang- gestielt, dann handförmig verbreitet und in viele lange Wimper- fäden zerschlossen, während das Nebenblatt der entgegengesetzten (vegetativen) Seite einfach borstlich sich bildet. Grosse Ungleichheit der stip. kommt bei Erfosen oft vor (nicht bei den Viciosen und Orobiden) so z. B. stark bei Swantia, doch in der beschriebenen Form bei keiner. Da die bisherigen Botaniker keine eigene Gattung aus derselben bilden wollten und sie doch in keine der bisherigen passte , so mussten sie sich gefallen lassen, bald Ervum, bald Vicia, bald Cracca, selbst Lens und Lathyrus beigesellt zu werden und hatte alle Aussicht, auch noch in die Gattung Eroilia zu kommen. Es ist diese nämlich die nächst verwandte Gattung' und hatte ich zu Anfang meiner Untersuchungen über die Vicieen vor, sie dieser Gattung einzureihen, da ich mir wohl denken konnte, dass von vielen der achtbaren Botaniker eine neueste Galtung, auf diese Art gegründet, nicht eben freudig begrüsst werde. Auf der andern Seite war Ervilia durch seinen langen, von oben comprimirten stark behaarten Griffel und die gestreiften stielrundlichen Hülsen (der stip. zu geschvveigen) zu verschieden, als dass ich mich ent- schliessen konnte dies zu thun. Da ich nun doch eine neue Galtung aus dieser Pflanze bilden musste, so wird man meine grosse Freude sehr natürlich finden, als ich in dem reichen Herb, gen Berol. deren Vicieen mir die Direclion so zuvorkommend zum Studiren anvertraute, eine zweite unbeschriebene Art entdeckte. Es fiel mir neinlich ein grosses mehrstengliches reichblüthiges Exemplar aus dem Herbario des Hrn. Boissier, in Lydien gesammelt und als Vicia monantha Mönch *} bestimmt, augenblicklich durch seine 2blüthigen pedunculi und die Schmalheit und Länge der Hülsen auf, die überdies mehr 4samig als 3samig waren. Später fand ich ebenfalls im Herb, gener. Berol. noch ein kleines Exemplar mit einer einzigen reifen Frucht , zu- fällig einem Exemplar von Cujunia grandiflora beigemengt. Diese *) Ein Versehen Boissier's oder seines Etiqueltenschreibers, da Mönch diese Pflanze Lens monantha benannt. 3^ C. Wanckelii vor. 3. X C. CandolleanumN äg. (Erisi- thali-oleraceum Nag.). 4. ^ C. hybridum Koch (C. palustri- oleraceum Näg.) Ferner legte Dr. Reichardt einen von Dr. Franz Herb ich eingesendeten Aufsatz über die Verbreitung von Sicyos angulatus L. in Galizien vor. In dieser Mittheilung wird nachge- wiesen, das Sicyos , der immer häufiger wird , ein Gartenflücht - ling ist. — Das Comite der Gartenbaugesellschaft in Triest hatte vor einigen Monaten beschlossen, nach und nach alle in und in der nächsten Nähe der Stadt liegenden Gärten zu besichtigen und das Wesentlichste davon in ihrem Journale TOrtolano zu ver- öffentlichen. Die Triester Zeitung und der Osservatore Triestino geben vorläufig einige Notizen über diese Gartenbesuche, und wir ersehen daraus , dass der reichhaltigste an seltenen und neuen Pflanzenarten noch immer der Garten des Hrn. N. Bottaun ist; — in der Villa des Hrn. Bar. Zanchi in Cattinara verdient alle Aufmerksamkeit eine Pflanzung von mehr als 3000 Nadelholzbäumen, von allen möglichen Arten, von den gemeinsten bis zu den seltensten, in ihrer kräftigsten Entwicklung, wodurch das Vorurtheil gehoben, dass der Boden für solche Baumgattung nicht geeignet sei; — in Scorcola hat Hr. Wiener seinen Pflanzenhandelsgarten ; allsogleich beim Eingange erregt alle Bewunderung ein prächtiges Exemplar von Poinciana Gilliesii, welches aus einem zufällig zerstreuten Samen entsprossen, ohne alle Pflege kräftigst heranwuchs; in den Treibhäusern findet sich eine reichliche Zahl von schönen und seltenen Pflanzen vor, die zum Theil einen nicht unbeträchtlichen Ausfuhrartikel bilden; — der Garten des Herrn Moro in Unter-Chiarbola umfasst eine kleine aber werthvolle Sammlung von Pflanzen, besonders er- regt alle Bewunderung eine prächtige Musa pamdisiaca; — die Besitzung des Hrn. Vita auf dem Hügel von S. Maria Maddalena an der alten Strasse nach Fiume ist seit zwei Jahren in einen an Obstbäumen und Blumen reichen Lustgarten umgewandelt und be- sondere Erwähnung verdient, dass trotz der heurigen andauernden Trockenheit eine sehr mannigfaltige Flora von Aster chinensis stets jrisch erhalten wurde; — der Obstgarten des Hrn. Stettner in Cologna umfasst die erlesensten und verschiedenartigsten Frucht- bäume, ausserdem muss das Gewächshaus erwähnt werden, welches Herr Stettner aus Belgien hommen liess, und sich durch seine zierliche Form und dabei doch festen und zweckmässigen Bau aus- zeichnet; in dem Garten des Herrn Schönerer in Ober-Chiarbola fand das Comite eine in vollster Blüthe stehende Melhonica superba, Cactus speciosus in ausgezeichneten Exemplaren, ein reichliches Sortiment von Achimenes und Gloxinia, in der Baumschule waren unter Andern kräftige Exemplare von Pinus monticola und Plnus halepensis zu sehen; — ferners verdienen Erwähnung die Garten- anlagen der Herren v. Sartori o, v. Revoltella, Tonello, Mor- purgo, Martin, Millanich (Sammlung von baumartigen Ca- mellien) u. a. m. , welche alle jedem Fremden mit freundlichster Oesterr. Botan. Zeitschrift 11. Heft, lft.il. ~° 374 Zuvorkommenheit geöffnet sind, und wir daher dem Ausspruche des Hrn. Dr. Sigmund, dass Triest Mangel an ländlichen Zerstreuungs- orten leide, wohl widersprechen dürfen. — Wir können nicht unter- lassen, schliesslich noch zu bemerken, dass die Gartenbaugesell- schaft in Triest, obschon erst noch in ihrer Entwickelung begriffen, und von sehr kargen Geldmitteln unterstützt, keine Gelegenheit versäumt, um ein Lebenszeichen ihres Wirkens zu geben. — Die Ausstellungen von Blumen, Obst und Gemüsen sind nicht so reichlich ausgestattet, wie in mancher Residenzstadt, aber in ihrem Kleinen bieten sie manch Schönes, Prachtvolles, Seltenes; die von der Gesellschaft unter der Redaction des für die Sache höchst thätigen und eifrigen Secretärs Prof. Stossich herausgegebene Zeitschrift: „l'Ortolano", bringt keine ausserordentlichen Aufsätze, aber sie nutzt doch der Förderung der Sache und ist doch ein sichtbarer Beweis des Wirkens der Gesellschaft, während andere Gartenbaugesell- schaften, sehr viel reicher, d. i. in viel günstigeren Verhältnissen gestellt und von allen möglichen geistigen Hilfsquellen unterstützt, kein anderes Lebenszeichen geben, als ein einfaches Verzeichniss der ausgestellten Pflanzen und der mit Prämien betheilten Aussteller etc. — Bei der im September 1. J. von der Gartenbaugesell- sch af t vorgenommenen Blumenausstellung war, trotz der im heurigen Sommer stattgefundenen ausserordentlichen Trockenheit, doch manch Schönes und Seltenes zu sehen , so hatte der Gärtner des Hrn. v. Revoltella, Hr. Severino nebst einer reichen Sammlung von Begonien, ein prachtvolles Exemplar von Scialophyllum pulchrum ausgestellt, welches Anfangs kränkelnd durch Schwefelung zum kräftigsten Wachsthum gebracht worden war; von Hrn. Moro waren schöne Exemplare von Plumeria regia, Yucca Parmentieri, Dracaena stricta vorhanden; unter den Begonien war eine von Hrn. Severino erzeugte Varietät vorhanden, die er Begonia Re- voltella benannte; — aus dem Garten des Hrn. Bottacin war eine reichliche Anzahl von auserlesenen seltenen neuen Treibhaus- pflanzen, Lycopodien, Aroideen u. a. , dann von officinellen und anderen Nutzpflanzen: bemerken müssen wir hier, daas Hr. Bottacin auf jeden Preis verzichtete, er stellt seine Novitäten und Selten- heiten nicht aus, um zu einer Sammlung von Medaillen zu gelangen und dadurch den anderen Concurrenten nicht allein die Preise zu entziehen, sondern auch die Förderung des Gartenbaues zu hemmen, den Eifer der anderen Gärtner zu lähmen; — ferners waren von Hrn. Severino mehrere aus brasilianischen Samen erzeugte Pflanzen, unter denen eine wahrscheinlich neue Aroidee , dann Chorisea speciosa, Centradenia grandifolia, die in der Cultur schwierige Aphelandra Leopoldi u. m. a. , die alle Aufmerksamkeit auf sich zogen; auch eine Gloriosa superba von Hrn. Schönerer war aus- gezeichnet. Endlich waren Früchte und Gemüse ausgestellt, dann die Erfolge der Seidenraupenzucht von Bombix cinthia. Sr. — Zu dem von Aug. Pyr. De C and olle in Genf gestifteten 375 botanischen Concurse *) waren dieses Jahr zwei grössere Abhand- lungen eingegangen, über welche Prof. Alphons De C and olle am 20. September im Namen der Juri Bericht erstattete , aus welchem wir folgenden Auszug entnehmen: Die erste Arbeit war eine sehr ausführliche Monographie der Tribus Anabaseae aus der Familie der Salsolaeeen oder Chenopodeen von Prof. Bunge in Dorpat. Um diese eigenthümlichen Gewächse lebend zu beobachten , hatte der- selbe die Ufer des kaspischen Meeres und die Wüsten Persiens be- reiset, dort eine grosse Anzahl neuer Formen gesammelt, und ferner die wichtigsten Herbarien Europas durchgesehen. Es werden 14 neue Species beschrieben, die schon bekannten einer genauen Revision unterzogen, und die seither irrthümlich zu den Anabaseen gezählten Species in andere Tribus eingereiht, oder andere seither unterschiedene mit denselben vereinigt. Die Gesammtzahl der be- schriebenen Anabaseen beträgt 16 Genera mit 60 Species. Die Be- schreibungen sind sehr ausführlich. Endlich ist die geographische Vertheilung und die Verwandtschaft der Gattungen durch vier Tafeln erläutert. Die zweite Abhandlung, eben auch in lateinischer Sprache, war eine Monographie der Gattung Tilia von Joh. Bayer in Wien. Der Verfasser hat seine besondere Sorgfalt auf die zahlreichen Mo- difikationen der Formen gerichtet; sowohl auf die gemein bekannten, als auch auf die selten vorkommenden , oder welche bei dieser Gattung vorkommen können. In dieser Beziehung zeigt diese Arbeit eine gewisse Originalität, und seine Ideen sind jenen des Paul de Rouville in seiner 3Ionographie der Gattung Lolium (Montpellier 1853) ein wenig ähnlich, besonders aberjenen von Darwin. Er schlägt aber eine neue Art der Bezeichnung vor **), die er an 11 Species sammt ihren secundären Formen durchführt. Es gereicht ihm zum Verdienste, eine Frage studirt zu haben, mit welcher sich jetzt so viele Naturforscher beschäftigen: auf welche Art die zahlreichen Formen einer Gattung naturgemäss und unabhängig von allen Hypo- thesen über den Ursprung der Species zu bezeichnen seien. Diese Bezeichnungsart entspricht dem Bedürfniss, und wird sich auch auf andere noch complizirtere Gattungen anwenden lassen. Es ist klar, dass man die wahren Formen nicht mehr vernachlässigen darf, deren Werth aber nicht vom Namen (Art, Unterart, u. s. w.) abhängt, weil sich der Begriff dieser Ausdrücke nach gewissen Zwecken oder Eigen- heiten der Naturforscher richtet. Mit Rücksicht auf den grossen Umfang der Pflanzengruppe, welche Prof. Bunge bearbeitete," auf die vorausgegangenen Reisen innerhalb und ausserhalb Europa's, und auf die vollständig entwickelte Organographie und Geographie dieser schwierigen Abtheilung wurde diesem der Preis zuerkannt. Prof. De Candolle schloss seinen Bericht mit den Worten: „Nous +) Vergl. Seite 409, Jahrg. 1860 dieser Ztschrift. Anm. d. Red. **) Hier setzt Prof. De Candolle die in dieser Zeitschrift Jahrg. 1860 S. 303 bereits angedeute e Methode des Vertassers klar auseinander. Anm. d. Red. 26 * 370 devons nous feliriter d'u?i concours qui a mot'we peut-etre, ou qui du moins a fait achever et passer sous nos yeux deux memoires aussi importants que ceux de M. M. Dunge et Bayer. Ce sont des travaux acquis ä la science et que le fondateur du concours aurait mts certainement anec plaisir." — Das freie deutsche Hochstift fürWissenschaften, Künste und allgemeine Bildung zu Frankfurt a. M. ist ein Verein zur Pflege deutscher Wissenschaft, Kunst und allgemeiner Bildung. Dieser Verein erstrebt, zur Kräftigung der einheitlichen Geistesmacht und zur Erweckung des Selbstgefühls des deutschen Gesammtvolkes, die Schaffung eines deutschen Sammelpunktes für alle freie Thätigkeit in Wissenschaften , Künsten und allgemeinen Bildungsrichtungen. Zu diesem Zwecke hält der Verein erstens am Stiflsorte regelmässige, allen Mitgliedern zugängliche Sitzungen: a) Zur Erledigung der Verwaltungsvorschläge; b) zur Entgegennahme der von Mitgliedern anerbotenen, wissenschaftlichen, künstlerischen und allgemein bildenden Vorträge und Vorzeigungen, an welche sich rein sachliche Erörterungen anknüpfen können; c) zur Anhörung schriftlich eingegangener Mittheilungen von Mitgliedern über deren Thätigkeiten und Erfolge, oder der auszüglichen Berichterstattungen des Vorsitzenden über solche; zu gleichen Zwecken veröffentlicht der Veiein zweitens, je nach Mitteln und Umständen Berichte über seine Verhandlungen, durch welche sowohl den mittheilenden Mit- gliedern die Anerkennung ihres geistigen Eigenthums und ihrer Leistungen gewährt, als auch allgemein und zunächst unter allen Mitgliedern stets geistige Anregung dargeboten werden soll. Zu gleichem Zwecke macht sich der Verein drittens zur Aufgabe , die Förderung wissenschaftlicher, künstlerischer und allgemein bildender Lehrgänge, Hülfsmittel, Vereine und Stiftungen aller Art am Stifts- orte selber, mögen solche nun von seinen Mitgliedern oder von Nichtmitgliedern ausgehen und geleitet werden. Alle Mitglieder em- pfangen mit möglichster Beschleunigung die Berichte über die Ver- handlungen und sind zu mündlichen und schriftlichen Mittheilungen über ihre Arbeiten und deren Ergebnisse in den Vereinssitzungen berechtigt. Alle Thätigkeit des Vereines wird durch Stimmenmehrheit seiner in den Sitzungen anwesenden Mitglieder entschieden; vor- bereitet und ausgeführt dagegen durch einen dazu erwählten Ver- waltungsrath. Zur Mitgliedschaft ist eingeladen jeder Freund deutscher Wissenschaft, Kunst und allgemeinen Bildung (also keineswegs blos Gelehrte und Künstler von Fach). Die Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag von mindestens 2 Thalern = 3 Gulden ö. W. Höhere Beiträge sind wünschenswerth und werden als Ehrengaben verdankt. Anmeldungen unter der Adresse des freien deutschen Hochstiftes für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung. Die Satzungen werden gern Jedem postfrei mitgetheilt. — In einer Sitzung der kais. Akademie d erWissenschaften malhem.-naturwiss. Classe am 10. Oktober legte Professor Unger die Fortsetzung seiner Abhandlung über die Transspiration der Ge- 377 wüchse vor, welche folgende Gegenstände behandelt: 1. Ver- schiedenheit der Transspiration der Ober- und Unterseite der Blätter und ihre Abhängigkeit von dem Vorhandensein der Spaltöffnungen. 2. Funktion der Spaltöffnungen bei der Transspiration der Blätter. 3. Einfluss der Organisation auf das Mass der Verdunstung. 4. Ein- fluss der Transspiration im Grossen auf den Feuchtigkeitszustand der Atmosphäre. 5. Verhältniss der Aufnahme vom Wasser zur dunst- förmigen Ausscheidung. Literarisches. — Professor Dr. Alois Pokorny arbeitet gegenwärtig an einem grösseren Werke über die österreichischen Holzgewächse. Der Autor ist in demselben bemüht, durch sorgfältig ausgearbeitete Blätter-Diagnosen mit Benützung der Merkmale, welche die Nervation darbietet, die Bestimmung sämmtlicher Bäume, Sträucher und Halb- sträucher der österr. Monarchie aus einzelnen Blättern zu ermög- lichen. Es dürften im Ganzen bei 500 Arten beschrieben werden und nach den bisherigen Ergebnissen sind es nur sehr wenige Arten, bei welchen das Blatt keine oder nur geringe Anhaltspunkte zu ihrer Erkennung darbieten würde, doch wird es sicherlich dem als scharfen Beobachter bekannten Autor gelingen, auch für diese seltenen Ausnahmen entsprechende Unterscheidungs-Merkmale auf- zufinden. — Die Veröffentlichungen derschlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur wurden bisher alljährlich nur einmal durch einen Gesammtberieht vermittelt. Von nun an gibt die Gesellschaft zeit- weise ihre Abhandlungen in Heften, geordnet nach verwandten Dis- ciplinen heraus , und lässt diesen am Schlüsse des Jahres einen Generalbericht folgen. So sind für die Abtheilung für Naturwissen- schaften und Medicin bereits zwei Hefte erschienen und dieselben ent- halten unter anderem : „Ueber contractile Gewebe im Pflanzenreiche." Von F. Colin. — „Salicologische Beiträge." Von Dr. Wimmer. — „Neue Beiträge zur Systematik der Equiseten." Von Dr. J. Milde. — „Zur Charakteristik des Guano's von verschiedenen Fundorten" von C. Janisch, der in dieser Abhandlung die im Guano vorkommenden Diatomeen beschreibt und auf zwei Tafeln abbildet. — „Ueber das Vorkommen von Lias-Pflanzen im Kaukasus und der Alborus-Kette." Von Dr. Göppert. — „Ueber die Tertiärflora der Polargegenden." Von Dr. Göppert. — Ein neues botanisches Journal gibt Professor Dr. Miquel in Utrecht heraus. Dasselbe soll den Zweck haben, über den Zustand und die Fortschritte der Botanik in den Niederlanden und seinen Colonien zu berichten. — Von Dr. A. de Bary ist in Leipzig erschienen : „Die gegen- wärtig herrsehende Kartoffelkrankheit, ihre Ursachen und ihre Ver- 378 hütung. Eine pflanzenphysiologische Untersuchung in allgemein verständlicher Form dargestellt/' — Professor Dr. Thilo Ir misch beabsichtigt die monocoty- lischen Gewächse nach Familien, namentlich soweit sie die europäische Flora berühren , in Hinsicht ihrer Morphologie zu bearbeiten und als „Beiträge zur Morphologie der monocotylischen Gewächse" seine Arbeiten heftweise zu veröffentlichen. Bereits ist das erste Heft mit 12 Tafeln Abbildungen erschienen und dasselbe enthält Beiträge zur Morphologie der Amaryllideen. — Der 28. Band der „Nova Acta Caes. Acad. Nat. Curios." Jena 1861 enthält an botanischen Abhandlungen nachfolgende: „lieber die Structur der Jubaea spectabilis ein Beitrag zur Anatomie der Palme" (mit 5 Tafeln). Von P. Wossidlo. — „Die wichtigsten Sätze der neuern Mykologie , nebst einer Abhandlung über Rhizomorpha und Hypoxylon" (mit 1 Tafel). Von Th. Bail. — „Untersuchungen über Bau und Wachsthum der Farne" (mit 5 Tafeln). Von C. G. Stenzel. — Der „38. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur" enthält: „Beiträge zur fossilen Flora Russ- lands." Von Dr. Göppert. — Bemerkungen über die Vegetatiuns- Verhältnisse Norwegens." Von Dr. Göppert. — „Ueber Partheno- genesis." Von Dr. Cohn. — „Ueber contractile und irritabile Gewebe der Pflanzen." Von Dr. Cohn. — „Ueber die Anatomie und Ent- wicklung der Torfmoose." Von Dr. Milde. — „Mittheilungen über die schlesische Flora." Von Dr. Milde. — „Beiträge zur Algen- und Diatomeen-Kunde Schlesiens." Von Hilse. — „Ueber einige Diato- meen in Conjugation." Von Hilse. — „Zusammenstellung der Hymenomyceten in Schlesien und der Niederlausitz." Von Dr. B ail. — „Ueber den Ursprung der schlesischen Flora." Von Dr. Cohn. — Von Aug. W. Stiehler ist in Quedlinburg erschienen: „Synopsis der Pflanzenkunde der Vorwelt. I. Abtheilung. Die gamopetalen angiospermen Dicotyledonen der Vorwelt." — Hofrath Grisebach bringt in Nr. 40 der „botanischen Zeitung" Nachfolgendes zur Nachricht: „Da in der Anzeige der Flora of the British West Indian islands (in Nr. 33) angeführt wird, dass deutsche Buchhändler das Heft zu 2x/j Thaler verkaufen und dadurch den Preis von 10 bis zu 14 Thalern, also um 48 Procent steigern würden, so dient zur Nachricht, dass das Heft gegen baare Einsendung von l2/3 Thalern durch die Post von der hiesigen (Göttingen) D ie terich'schen Buchhandlung und auch von dem unterzeichneten Verfasser (Grisebach) bezogen werden kann. Die bis zum December vorigen Jahres erschienenen drei Hefte kosten demnach 5 Thaler und enthalten die polypetalischen und apetalischen Familien; das 4. Heft, in welchen namentlich die Rubiaceen und Synanlheren abgehandelt sind, ist im Druck vollendet und wird nächstens ausgegeben." — In den Memoires (12. Bd. 1860) der kais. Akademie der Wissenschaften in Lyon findet sich ein descriptives-Verzeichniss 379 der aul der Insel Art (bei Neu-Caledonien) in Oceanien vorkommenden Pflanzenarten, gegeben von Missionar P. Montr onsie r. Die Flora dieser Insel ist wenig verschieden von jener von Neu-Caledonien, aber fast gleichartig mit jener der Insel von Bourbon; eigenthüm- lich ist das Vorherrschen der Rubiaceen, Myrtaceen, Aurantiaceen und der vollkomniene Mangel von Pflanzen aus der Familie der Onagrarien und Melastomaceen, so wie die Armuth an Farnen. Die Pflanzen, welche den Einwohnern Nahrung bieten, sind: Rkizo- phora gymnorhiza, Pteris esculenta, Eugenia arlensis, Chrysophyllum a/tense, Clusia pedicellata, Ficus prolixa, F. Ua, Rhus atra, Hibiscus tiliaceus, H. pani. Zu Gewebearbeiten werden verwendet die Fasern von Ficus prolixa. Hibiscus pani, Artocarpus incisa, Dracontium pertusum, Uvena heteromovpha etc. — Unter den vielen neu auf- gestellten Arten finden wir eine Pokornya Ettingshanseni (wahr- scheinlich Ettingshauseni) aus der Familie der Lithrarieen. Botanischer Tauschverein in Wien. Von nachfolgenden Arten wären vollkommen entwickelte Laub-Blätter erwünscht : Quereus Pudayana H., Q. Pseudo Suber Santi, Salix salvia?- folia Link., S. Fendiana Kern., &. Hegetsehweileri Heer., S. subtriandra Nlr. , ä. Kovatsii Kern., Daphne glandulosa Bert., Phillyrea strict a B e r l. , Cig&us undulatus Dun., Citrus Pimetta Riss., Pyrus eriopleura Rclib., Rosa glandulosa Bell. , R. agrestis Sav., Genista arcuata Koch, Vaccinium inter medium R., Spiraea carpinifolia Wild. Zusendungen dieser Arten, wenn aucli nur in wenigen Blättern, können auf eine dem Einsender beliebige Weise vergütet werden. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Keck in Aistershaim mit Pflanzen aus Oberösterreich. — Von Herrn Dr. Rauscher in Wien mit Pflanzen von Wien. — Von Herrn Monheim in Aachen mit Pflanzen von Aachen. — Von Herrn Andorfer in Langenlois mit Pflanzen aus Nieder- österreich. — Von Herrn R. v. Uechtritz in Breslau mit Pflanzen aus Schlesien und Tirol. — Von Herrn Klöber in Brody mit Pflanzen aus Galizien. — Von Herrn Dr. Hegelmaier in Ulm mit Pflanzen aus Württemberg. — Von Herrn Pfarrer Matz in Höbesbrunn mit Pflanzen aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Professor v. Niessl m Brunn, Dr. Munter in Greifswald, Nave in Brunn, Dr. Leithner in Krems, v. Sardagna in Trient, Sehe dl in Wien. Mittheilungen. — Ueber das Vaterland des Promus braehystaehys Horng. bringt die botanische Zeitung nachfolgende Notiz : Die vor Kurzem durch Hör nung ausge- sprochene Vermuthung , dass sein Promus braehystaehys wohl eine durch fremdes Getreide eingeführte Pflanze sein möchte, deren Vaterland noch zu ermitteln wäre, scheint ihre Bestätigung darin zu finden, dass ßalansa dieses Gras wirklich iu Cilicien gesammelt und mit seinen übrigen herrlichen orien- talischen Pflanzen vertheilt hat. Es trägt die Nummer 752 und wurde in der Umgegend von Messina gesammelt. C YAV :i80 Aus Melbourne schreibt Dr. F. Müller, dass zwei von der Gesell- schaft der Victoria-Expedition, welche ihre Pferde verloren hatten und erst nach Verlauf einiger Wochen wieder gerettet wurden, ihr Leben dadurch erhielten, dass sie von den Eingebornen lernten, wie man die Sporangien von Marsilea hirsuta R. Br. zerstöss'eh müsse, um ßrod daraus zubacken; sie machten dann auch Suppe daraus. Beide Arten von Nahrung wurden von Dr. Beckler für nahrhaft, für keineswegs ungesund und frei von jedem unangenehmen Geschmach erachtet. (Grdn. Chr.) — Die k. k. Statthalterei von Triesl hat angeordnet, dass zur Seite der Aerarialstrassen Hecken von Ailanthus glandulosa, welcher der neuen Seiden- raupe, Bombyx Ailanthi, zur Nahrung dient, angepflanzt werden. Auch soll der Baum bei der Karstbewaldung benützt werden. Correspondenz der Redaktion. — Herrn V. v. J. »10 fl.« — Herrn U. in B. »Jedes Stück 1 Thlr.« — Herrn v. P. in G. »2 fl. 50 kr.« — Herrn J; in B. »Ein Verzeichnis osterr. Botaniker ist im 2. Jhrg. dieser Zeitschrift erschienen, ein neues wird im Laufe des nächsten Jahres veröffentlicht werden.« Berichtigung. Wir ersuchen Seite 275 bei »MUtheilungen« statt » Conioselinum FischerU zu lesen » Coenolophium Fischeri Koch.« Weiters Seite 333 Zeile 25 von oben statt »Anea« zu le.sen »Anca« ; dann Seite 336 Zeile 1 und Zeile 4 von unten, ebenso Seite 337 Zeile 8, 12, 15, 17 von oben statt »Gigno« zu lesen »Zigno«. Inserate. Verkäufliches Herbarium. Die Pflanzensammlungen des in Graz verstorbenen Majors Gegen- bauer sind um den Preis von 100 Gulden zu verkaufen. Dieselben bestehen aus 61 Fascikeln und enthalten nach den Aufschreibungen des früheren Besitzers : Genera Species Exemplare Fungi 162 712 1762 Lichenes 44 166 602 Algae 108 301 613 Musci 105 379 956 Filices 36 95 279 Monocotyledoneae 168 788 2994 Dicotyledoneae 718 3459 13340 Gesammtzahl . . . 1341 5900 20546 Wegen näherer Auskunft wolle man sich brieflich an Herrn Bitter von Pittoni in Graz wenden. Die Bonplan dia, Zeitschrift für die gesammte Botanik, Organ für Botaniker, Pharmaceuten, Gärtner, Forst- und Landwirthe, herausgegeben von Dr. Berthold Seemann, erscheint vom December 1861 an mit colorirten in England von W. Fitch angefertigten Abbildungen. Bedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skoiitz. Verlag von C. Gerold. Druck von C. L'eberrej Oesterreichisclie BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare, botanische Zeitschrift Rnfoilllr Hill! It 4kl '1 II ! L <>i> die frei durch diePost be- erscheint BOiauiK nna i>oi€tius und filiformis Trin. Von Kudolf Arndt. Schon vor mehreren Jahren durch den Herrn Prof. Dr. Munter zu Greifswald darauf aufmerksam gemacht, dass Lepturus filiformis und incurvatus Trin. als zwei verschiedene Arten nicht haltbar, *) In Verband!, der zool.-botan. Gesellscli. in Wien. 1858. I. p. 39. 397 sondern in eine einzige zusammen zu ziehen seien, und später durch die Behauptung von Ernst Bolle *), dass der L. ßlifbrmis von Gager auf Mönchgut , d. i. der südöstlichsten Halbinsel Rügens zu L. incurvatus zu zählen sei, aufgefordert, stellte ich zahlreiche Untersuchungen über die beiden genannten Pflanzen an und ge- langte zu dem Schlüsse, dass einesteils Bolle und mit ihm alle, auf deren Urtheil er sich stützt, Unrecht haben, anderntheils aber Münter's Ansicht durchaus gerechtfertigt ist. Behufs dieser Untersuchungen bemühte ich mich Exemplare jener beiden Pflanzenarten aus den verschiedenen Gegenden zu er- halten oder in anderen Herbarien zu besichtigen. Es gelang mir dieses auch im vollkommensten Masse. Die gütige Unterstützung der Herren Dr. Jessen zu Eldena und Sud. von U echtritz zu Breslau, vor allen jedoch die Liberalität der Herren Prof. Dr. Fenzl und Dr. Reichardt, der ich eine genaue Durchsicht sowohl des k. k. Herbariums, als des der k. k. zool. bot. Gesellschaft zu Wien verdanke, setzten mich in den Stand, Exemplare von fast fünfzig Standpunkten einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Ich konnte auf diese Weise besichtigen L. incurvatus von Zaule bei Triest gesammelt von v. Uechtritz, von Travemünde gesammelt von Haecker, von Wesselbeeren und Flensburg in Holstein mit- getheilt von Jessen, von Dassow in Mecklenburg gesammelt von Griewank, von Edinburg gesammelt von Syme, von Marseille mitgetheilt durch Riedel, von Montpellier ex herb. Fenzl et Endlicher, von Bayonne gesammelt von Endress. Ferner vom Lago Centini in Sicilien gesammelt von Heckel, von Palermo gesammelt von Todaro, von Malta, vom lacus Peisonis , ex Herb. Jacquin, von Avensano in Ligurien mitgetheilt durch De Notaris, aus den Euganeen von Grabmayer, aus Dalmatien von Petter undBotteri, aus Macedonien von Fri wald zky, aus Griechen- land von Friedrichsthal, aus Creta von v. Heldreich, von Smyrna ex Herb. Fenzl, aus Mesopotamien vonColonel Chesney, aus Ünteraegypten von Kots chy, vom lac de Miserghin env. d'Oran von E. Bourgeau. Von /,. filiformis untersuchte ich in Folge dessen Pflanzen von Varel in Oldenburg gesammelt von Bo eckel er, von Essex mitgetheilt von Babington, von Bordeaux mitgetheilt durch Joh. Lange, Montpellier ex Herb. Endlicher, aus Sar- dinien als incurvatus ß. gracilis Müller ex Herb. Fenzl, aus Sici- lien ohne genauere Angabe mitgetheilt durch Huet de Pavillon, von Palermo durch Todaro, von Saguna durch Pariatore, von Cagliari durch Müller als Rottboellia gracilis, Luglio ex herb. Pisano, aus Griechenland ohne Genaueres von Zuccarini und Friedrichsthal, vom Phalereus von v. Heldreich. Ex horto Vindobon. , gesammelt von Endlicher. Endlich konnte ich auf Münchgut ihn zu wiederholten Malen lebend beobachten. *) Ernst Bolle, Flor. v. Mecklbg. 1861. og Oesterr. Botan. Zeitschrift 12. Heft. 1861. H98 Das Erste, was eine eingehendere Untersuchung in Betreff' der charakteristischen Eigenschaften aller dieser Pflanzen , nämlich des Längenverhältnisses der palea zur gluma ergab, war, dass nicht alle Sammler dasselbe gehörig berücksichtigt hatten , sondern dass sie sich bei der Bestimmung wohl mehr durch eine gewisse Tra- dition oder auch den Habitus hatten leiten lassen, als durch eigene sorgfältige Kritik. Denn die L. incurvatus von Dassew , Wessel- beeren, Flensburg und Edinburg stimmten nicht zu der von Trinius gegebenen Diagnose und standen ebenso wenig in Einklang mit den aus den übrigen Ländern herrührenden Exemplaren. Die palea derselben war anstatt um den dritten Theil kürzer zu sein , als die gluma, was doch bei L. incurvatu:; sein soll und auch bei den meisten anderen Standorten stattfand, durchgehends ebenso lang als diese , oder wurde nur um ein Geringes von ihr überragt. Die Pflanzen von Dassow, Wesselbeeren, Flensburg, Edinburg verhielten sich vielmehr genau so, wie die von Varel und Mönchgut, welche wiederum dem L. filiformis aller obenangeführten Orten durchaus gleich waren. Es kann desshalb gar keine Rede mehr davon sein, dass der Lepturus von Mönchgut zu incurvatus zu rechnen sei, weil er mit der Pflanze von Dassow übereinstimme, wie Herr Bolle auf Griewank's Autorität gestützt, es nun einmal haben will. Im Gegen- theil, weil die Pflanze von Dassow der von Mönchgut vollkommen gleicht, muss sie für L. filiformis angesehen werden, obschon sie nicht immer so fadendünn ist , als Herr Bolle die von Rom herrührenden Exemplare seines Herbariums gefunden hat. Zum Zweiten ergab sich aus diesen Untersuchungen, dass der Unterschied zwischen den beiden obigen Arten zu unbedeutend sei, um ihre Trennung auch fernerhin aufrecht zu erhalten. Ausser dem Grössenverhältniss zwischen palea und glama habe ich mir alle Mühe gegeben, noch einen Punkt herauszufinden, hinsichtlich dessen sie von einander abwichen, doch vergebens. Schon glaubte ich einen solchen gefunden zu haben in dem Verhältniss der Breite der Blattbasis zu der Länge des Blattes: denn gemeinhin ist dieses kleiner bei L. incurvatus als bei filiformis ; allein die Beobachtung, dass auch einige L. incurvatus von Zaule und Bayonne ein gleich grosses Verhältniss darin zeigten, wie der L. filiformis, nöthigten mich davon abzustehen. Auch auf den Bau der gluma richtete ich mein Augenmerk. Zwar fand ich , dass ihre Klappen im grossen Ganzen bei L. iucurvatus viel länger zugespitzt sind, als bei fili- formis , indessen sah ich auch so viele Uebergänge dabei, dass dieser Umstand als Art Kriterium nicht benutzt werden kann. Nicht minder wurde das Blatthäutchen und die Zahl und Stärke der Klappennerven berücksichtigt. Allein auch hierin zeigte sich nichts Unterscheidendes. Das Blatthäutchen ist bald länger bald kürzer und steht mit der Entwicklung der ganzen Pflanze in geradem Verhältniss. Bei grossen , viel verzweigten Individuen ist es gross und deutlich, bei kleinen , schmächtigen Pflänzchen fehlt es sogar anscheinend. Die Zahl der Klappennerven ist constant drei und ihr stärkeres oder schwächeres Hervortreten hängt ebenfalls lediglich von der stärkeren oder schwächeren Entwicklung- der ganzen Pflanze ab. Was den Punkt anbelangt, dass die Aehre des Lept incurvatus stielrund, die des ßliformis leicht zusammengedrückt ist *), so kann ich dem nicht beistimmen. An frischen Pflanzen habe ich die Aehre, so viel ich mich erinnere nicht zusammengedrückt gefunden , an getrockneten war dies dagegen sowohl bei L. incurvatus als bei ßliformis zu sehen. Ebenso häufig war aber bei beiden die Aehre stielrund. Kurz, ausser dem schon oben besprochenen Kriterium konnte ich kein Merkmal finden, das auch nur einigermassen stich- haltig gewesen wäre. Herr Bolle hat freilich noch gefunden , dass der L. ßliformis nur sehr schmächtig sei und niemals solche nach allen Seiten hin ausgebreiteten Rasen bilde, als der L. incurvatus', aber man kann nicht blos auf Münchgut alle Uebergangsstufen von dem einfachen unverästelten Halme bis zum leidlich dichten Rasen verfolgen, sondern es zeigen auch Exemplare des L. ßliformis, die von Autoritäten wie Pariatore stammen, diese Behauptung in ihrer völligen Haltlosigkeit. Eines dieser Exemplare von Saguna in Sici- lien war so gross und mit so stark gekrümmten Zweigen versehen, dass man es nach Herrn Bolle für einen L. incurvatus hätte halten müssen, wäre nicht die Spelze den Klappen an Länge fast gleich gewesen. Andererseits besitze ich wieder Exemplare von L. incur- vatus , welche auch nicht die geringste Astbildung zeigen. Wir bleiben somit bei der Unterscheidung unserer beiden Arten wirklich nur auf das Verhältniss zwischen palea und gluma beschränkt , und dieses schwach schon an und für sich, ist auch nicht unerheblichen Schwankungen unterworfen. Ist es auch gewiss, dass im Allgemeinen die Spelze des L incurvatus um den dritten Theil kürzer ist , als seine Klappen, so gibt es doch auch Exemplare genug, bei denen sie nur um ein Viertheil oder noch weniger diesen an Länge nach- steht, Pflanzen von Marseille, Bayonne, Sinyrna sind dafür Belege. Ebenso wird aber auch bei L. ßliformis die den Klappen gewöhnlich ziemlich gleich lange Spelze zuweilen kürzer, wie dies bei Pflanzen von Luglio und Mönchgut sich zeigt , so dass es Individuen beider Species gibt, welche sich so sehr nähern, dass es im höchsten Grade misslich wird, ein bestimmtes Urlheil zu Gunsten der einen oder der andern Art abzugeben. Denn zwischen einem Vierlheil und Fünftheil oder noch complicirteren Verhältnissen scharf unter- scheiden zu können, dürfte wenigstens in unserem Falle selbst für den geübtesten Haarspalter ein gewagtes Ding sein. Zum Theil ist es mir sogar gelungen, die Formveränderungen des L. ßliformis aus äusseren Verhältnissen ableiten zu können. Auf Mönchgut wächst er bei dem Dorfe Gager ziemlich nahe dem Strande auf kiesigem, feuchten Boden. Lolium perenne , Festuca duriuscula, Poa annua, Trilicum repens in verschiedenen Formen, *) Conf. Steudel, synop. plant, glumacear. 1854—1855. Koch, synop. — Garcke Fl. v. Nord- und Mitteldeutschland. 28*" Bupleurum tenuissimum, Plant ago major u. dgl. sind seine Gefährten. Da, wo letztere das Erdreich in dichtem Rasen bedecken, oder der Lepturus , wie es an einer Stelle der Fall war , selber so gedrängt steht, dass er den Boden dicht überzieht, da sind die ein- zelnen Pflanzen schlank, unverästelt und wie Herr Bolle es von ihnen verlangt, fadendünn. Wo aber jene Pflanzen auseinander- weichen und der Kies mehr frei liegt, da treibt der Lepturus auch Aeste, die um so mehr an Zahl wie an Stärke des Durchmessers und der Krümmung zunehmen , je feuchter und je isolirter er dasteht. Mit der grösseren Stärke des Stengels und der davon abhän- gigen Krümmung aber fand ich meistens solche Klappen in Ver- bindung, welche sich durch eine bedeutendere Länge ihrer Spitze auszeichnen und vielleicht ist daraus zu erklären, warum in solchem Falle die Spelze, wenn sie mit den Klappen nicht zu gleicher Zeit an Länge zunimmt, alsdann kürzer erscheint. Ob es sich in dieser Weise immer verhält , kann ich nicht entscheiden ; doch spricht wenigstens für die Ansicht , dass die Krümmung der Aeste mit deren Stärke im Zusammenhang steht, der Umstand, dass Exemplare des L. incurvatus von Zaule, die sehr schlank und dünn sind, auch keine gekrümmten Aeste besitzen. Dem allen gemäss giebt es meiner Meinung nach kein ein- ziges Merkmal, das so charakteristisch und constant ist, um darauf auch die fernere Trennung der besprochenen Pflanzenarten für begründet zu halten. Im Gegentheil, ich glaube, dass Prof. Munter vollkommen Recht hat, wenn er sie in eine einzige Art vereinigt wissen will. JVur möchte ich dies nicht so ganz unbedingt thun. Vor allem darf man nicht die eine derselben als eine Varietät der andern betrachten. Es stehen sich beide hinsichtlich ihrer Ver- breitung und der Häufigkeit ihres Vorkommens so gleich , dass nichts berechtigt, die eine oder die andere als Abart anzusehen. Vielmehr müssen sie, da doch immer noch ein Unterschied zwischen ihnen obwaltet und sie desshalb nicht ohne irgend eine Gliederung zu verschmelzen sind, als zwei coordinirte Reihen, subspecies oder wie man sie sonst nennen will, irgend einer ideellen Art aufgefasst werden. Die Diagnose dieser ideellen Art, der ich nach Münters Vorgang den Namen L. Rottboelü gebe, würde sich dann folgender- massen gestalten. Lepturus Rottboelü. Munter. — Culmo erecto seu ascen- dente; spica tereti arrecta seu plus minus curvata; spicula flore superiore ad rudimentum minutum lineare reducto uniflore; gluma bivalvi acuminata. a) longipaleaceus. Arndt. — L, filiformis Trin. palea glumam aequante vel adaequante. a) ramosus. — L. incurvatus aut. germ. bor. /3) simplex. — Rottboelia gracilis Müller. — Rottboelia erecta. Savi. L. compressus. Presl. *). *) Steudel, der wie so viele lindere Arten, so auch diese ohne alle Kritik aufgenommen hat, liefert folgende sich selbst richtende Diagnose : 401 6) brevipaleaceus. Arndt. — L. incurvatus Tr. Rottboelia incurvala L. Suppl. , Aegilops incurvata L. sp. pl., Ophiurus incurvatus Beauv., Agrostis incurvata Scop. — Glumalonge accuminata paleam tertia parte superante. Ratibor 23. October 1861. Nachträge zur schlesischen Flora. Von R. von Ueehtritz. Anemone vernalisX pratensis Lasch. Auf einer im April 1860 mit Herrn Dr. Stricker in die Gegend von Birnbäumel unter- nommenen Exkursion fanden wir zwei ziemlich gleichförmige Exem- plare dieser schönen, bei uns früher nicht beobachteten Hybride, beide in der Form der Blüthe der A vernalis, in der der Blatter der A. pratensis näher stehend. In dieser an Pulsatillen sehr reich- haltigen Gegend findet sich gewiss auch die A. patens X pratensis (A. Hackelii Po hl, A. Wolfgangiana Besser nach von Gorski bei Wilna gesammelten Exemplaren). Es ist mir sogar wahrscheinlich, dass die als A. Pulsatilla in den schlesischen Floren bezeichnete Pflanze von Birnbäumel zu diesem Bastarde gehört, da nach der auch von Wimm er erwähnten Angabe Pritzels ein dem k. Berliner Herbarium von Günther aus Schlesien als A. Pulsatilla mitgetheiltes Exemplar zur A. Hackelii Pohl gehören soll und diese nach Pohl's eigener Angabe ein Bastard von A. patens und A. pratensis ist. Zudem ist die Pflanze nur einmal und in wenigen Exemplaren ge- funden worden und in der Blattform zeigt die eine Kreuzung der A. patens X pratensis bisweilen eine entfernte Aehnlichkeit mit A. Pulsatilla L. Wim m er ist zwar anzunehmen geneigt, dass die fragliche Pflanze von Birnbäumel nur eine A. patens gewesen sei, doch lässt sich nicht wohl vermuthen, dass ein so genauer Beob- achter, wie Günther, diese mit A. Pulsatilla verwechselt habe. Aus diesen Gründen, sowie aus dem Umstände, dass in der Gegend von Birnbäumel die A. patens öfter in der Gesellschaft der A. pra- tensis gefunden wird, also das Vorkommen einer hybriden Form beider leicht möglich ist, scheint es mir räthlicher, in der in Rede siehenden Pflanze eine A. patens X pratensis zu suchen. Cardamine pratensis L. a, parviflora Bi icilrei c h (C pratensis Hayneana Wel witsch), eine sehr auffallende vielsten^lige, klein- blumige und kleinblättrige Form mit weisslichen Blumenblättern fand ich heuer auch um Breslau an trockneren Stellen der Sumpfwiesen L. compressus Presl. — Culmo erecto simplici, foliis plant usciäis, liyula nuUa\ spica subulata compressa stricta, ylumis linear i-lan ce< -iL 1 1 is aciuninatis articulum aequantibits u/nißoris, ßosculo mutito. — An idem ac praecedens (ac. filiform! <). 402 um Rosenthal und Pirscham ziemlich zahlreich. Die hiesige Pflanze stimmt genau mit Wiener Exemplaren überein. Viola sylvestris X mirabilis. Ein schöner leicht kenntlicher Bastard, von V. sylvestris verschieden durch die vor der völligen Entwicklung tutenförmig zusammengerollten Blätter und die blass- violetten, schwach wohlriechenden Kronen mit weiss-gelblichen Spornen, von V. mirabilis durch die stengelständigen Kronenblüthen, die kahlen, nicht einreihig-behaarten Stengel und Blattstiele, sowie durch etwas kleine Kelchzipfel. Unter den Eltern um Breslau bei Arnoldsmühl! und hinter Gr. Bischwitz sehr sparsam! auch sah ich lebende von Bartsch im Wäldchen bei Seifersdorf bei Ohlau ge- sammelte Exemplare. Dianthus Armeria X deltoides Hellwig1. Zuerst von mir an buschigen Dämmen um Markowitz bei Ratibor gefunden, später von Nitschke um Wohlau und neuerlich von Bannitz im Briesnitz- grunde bei Naumburg- am Bober. Silene nutans L. ß. infracta Wahlenberg fand ich heuer auch noch ziemlich zahlreich am Harteberge bei Frankenstein. S. inflata Sm. ß. angustifolia Koch Syn. An Felsen im Fürstensteiner Grunde und besonders ausgeprägt an den Rabenfelsen bei Liebau. Malva neglecta X > otundifolia Lasch. Um Breslau nicht gerade selten unter den Eltern in Hundsfeld (1859) und in Gräbschen(J86t), sowie in Gr. Bischwitz (Kabath). Lotus corniculatus L. y. hirsutus Koch (L. villosus T hui 11.), welche nach W immer in Schlesien noch nicht beobachtet wurde, fand ich an verschiedenen Stellen der Provinz, so um Breslau vor Lambsfeld, um Trebnitz bei Tarnast und zwischen Heidewilxen und Obernigk , so wie an warmen Abhängen des breiten Berges bei Striegau, hier in Gesellschaft von Medicago minima Lam. Lathyrus sylvestris L. ß. platyphyllos Retz. Findet sich auch in Schlesien und zwar in der Nähe Breslau's in Weidengebüsch am Ufer der Ohlau hinter Pirscham, wo ich ihn schon 1852 beobachtete. Derselbe unterscheidet sich doch vielleicht als Art von L. sylvestris durch die grösseren, schön rosenrothen Kronen, die grösseren, oft blattähnlichen Stützblätter der unteren Blüthenstiele, durch die Flügel des Stengels, welche von gleicher Breite, wie die der Blattstiele sind, so wie durch die breiteren, stumpfen, an der Spitze mit einer auf- gesetzten Stachelspitze versehenen Blätter und durch längere Neben- blätter. In den Samen finde ich keinen Unterschied. Diese Pflanze liebt feuchte Gebüsche und Waldränder in Flussniederungen, während L. sylvestris mehr in trockenen Gehölzen, in Hecken und an trockenen Berglehnen vorkommt. Hierher gehört auch nach einem mir vom Entdecker mitgetheilten Exemplare die von Hilse um Nimptsch ge- funden, fragweise als L. latifolius bezeichnete Pflanze. Auch ist wahrscheinlich der in den schlesischen Floren bei Steinau an der Oder angegebene L. latifolius der L. platiphyllos. Die schlesische Pflanze ist übrigens weit breitblättriger, als die von Buek mitge- 403 theilten Exemplare von Frankfurt a. d. Oder und auch als die, welche ich im vergangenen Sommer selbst bei Leipzig am Südrande der Aue zwischen Schkeuditz und dem ßienitz sammelte. Am Geiersberge findet sich ziemlich zahlreich ein Lathyrus, welchen Wimnier in allen Auflagen seiner schlesischen Flora fin- den L. latifolius L. erklärt, den Schauer dagegen in der Recen- sion der zweiten Auflage der Wimmer'schen Flora in der Regens- burger bot. Zeitung (1841) und Scholtz in seiner Flora von Breslau (1843) nur für eine breitblättrige Form des L. sylvestris halten. Nachdem ich diese Pflanze an jenem Standorte, sowie noch häufiger auf den benachbarten Elsenbergen mehrfach blühend und frucht- tragend beobachtet habe, kann ich mich nur der Wimmer'schen Ansicht anschliessen und unsere Pflanze für den echten L. latifoltus L. ansehen. An derselben finden sich alle von Koch und nach voll- ständiger neuerdings in dieser Zeitschrift von den Herren Juratzka und Münch fü den L. latifoltus L. als charakteristisch angegebene Merkmale vor. Auch besitze ich Exemplare des L. latifoltus aus Südtirol, von Hut er im Val Vestino bei Turano und Moerea in Kastanienhainen bei 3000' gesammelt, welche unserer schlesischen Pflanze völlig gleichen. Wimmer, der in der neuesten Ausgabe seiner Flora in der Diagnose des L. latifoltus nicht der bei unserer Pflanze gleichwohl vorhandenen weit längeren Kelchzipfel Erwähnung thut, sagt: „die Blätter 1 — 2paarig" und am Schlüsse: L. heierophyllus der Autoren ist von diesem schwerlich verschieden." Von dem letztern habe ich aller Mühe ungeachtet noch keine Exemplare zu Gesicht bekommen, möchte aber auch hierbei trotzdem Wimmer beipflichten. Denn iv den Floren wird als einziger Unterschied beider angegeben, dass bei L. heterophyllus die oberen Blätter 2 — 3paarig sein sollen, während sie beim L. latifolius einpaarig angegeben werdeu. Garcke sagt noch in der fünften Auflage seiner Flora von Nord- und Mittel- Deutschland beim L. latifolius ausdrücklich: „Blätter einpaarig, sonst v\ ie voriger (L. heterophyllus'). Ebenso stimmen die Diagnosen beider bei Koch mit Ausnahme dieses Unterschieds genau überein. Nun hat aber Koch noch einen L. heterophyllus ß. unijugus mit Jpaarigen Blättern, dessen Unterschiede von L. sylvestris er zwar angibt, nicht aber die vom L. latifolius, dem doch seiner Diagnose zu Folge L. heterophyllus näher steht, als dem L. sylvestris und von dem diese Varietät, wenigstens nach der Diagnose die Koch gibt, wohl nicht verschieden sein kann. — Der am Geiersberge vor- kommende L. latifolius hat nun gewöhnlich nur einpaarige Blätter, aber bisweilen finden sich auch Exemplare , bei denen einzelue von den oberen Blätter (sehr selten alle) 2paarig sind. Solche Exemplare unterscheiden sich aber sonst in keinem Stücke von der normalen Form. Sollte also der L. heterophyllus, wie man nach den in den Floren gegebenen Diagnosen wohl anzunehmen berechtigt ist , sich durch keine anderen Merkmale auszeichnen, so muss man denselben als Varietät zum L. latifolius ziehen, wie dies schon 41 Reichenbach in seiner Flora germanica exeursoria gethan hat In dieser Form scheint der L. latifolius mehr an der JN'ordgränze seines Yerbreitunjjsbezirks . in Mitteldeutschland aufzutreten, auf ähnliche Weise, wie sich nach Wahlenberg und Fries in Schweden eine Form des L. sylvestris mit 2paari el ;