■•:iA^. ■<^-^ -:^■- ■^^' ,■ «■ »*.%^ THE UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY CM b80.5 05 . V.65 Return this book on or before the Lotest Date stamped below. Theft, mutilation, and underlining of books are reasons for disciplinary action and may result in dismissal from th» University. University of Illinois Library m iä L161— O-1096 ÖSTERREICHISCHE BOTANISCHE ZEITSCHRIFT HERAUSGEGEBEN UND REDIGIERT VON DR. RICHARD R. v. WETTSTEIN PROFESSOR AN DER K. K. UNIVERSITÄT IN WIEN UNTER MITWIRKUNG VON DR- ERWIN JANCHEN PRIVATDOZENT AN DER K. K. UNIVERSITÄT IN WIEN LXV. JAHRGANG MIT 25 TEXTABBILDUNGEN (161 EINZELFIGUREN) UND 5 TAFFLN WIEN VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN. III/u GÄRTNERGASSE 4 1915 OS ÖSTERREICHISCHE BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. LXV. Jahrgang, Nr. 1. Wien, Jänner 1915. Die von J. Dörfler im Jahre 1904 auf Kreta gesammelten Moose. Von Viktor Schiflfner (Wien). Bis vor Kurzem war die Insel Kreta in bryologischer Beziehung eine terra incognita. In V. Raul in, Descr. phys. de l'Ile de Crete, II. (1869), p. 889, werden nur vier Laubmoose für Kreta angeführt: Funaria Jiygrometrica, Fontinalis antipyretica, Pterogonium gracile und Grim- mia pulvinata, Lebermoose waren damals von dort noch nicht bekannt. Wichtige Mitteilungen darüber brachte die Schrift von W. E. Nichol- son, Mosses and Hepatics from Crete (Rev. bryol. 1907, p. 81 — 86). Diese wertvolle Arbeit machte uns mit 13 Lebermoosen und 87 Laub- moosen von Kreta bekannt; es war aber klar, daß damit die Moosflora dieser großen Insel bei weitem nicht erschöpft ist. Es war daher sehr dankenswert, daß Herr Ig. Dörfler auf seiner mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien im Jahre 1904 nach Kreta unter- nommenen botanischen Reise auch sein Augenmerk nach Tunlichkeit auf das Aufsammeln von Moosen richtete. Die sehr schöne Kollektion, welche er mitbrachte, habe ich bearbeitet und lege hier die Resultat« vor, welche eine ganz ausgiebige Bereict^erung unserer Kenntnis der Moosflora Kretas bedeuten. Die Ausbeute Dörflers enthält sechs Arten Lebermoose und 55 Laubmoose, die meisten von mehreren Standorten, darunter neu für die Flora von Kreta zwei Lebermoose und 21 Laub- moose. Eine Art: Tortula ecJiinata ist überhaupt neu. Da Dörfler und Nicholson in einigen Fällen am selben Standorte botanisierten (z. B. Höhle des Zeus, Hochebene von Nidha etc.), so erklärt es sich, daß eine Anzahl von Arten in beiden Kollektionen vom gleichen Standorte vorliegen. Von den hier angeführten, für Kreta neuen Arten, sind von be- sonderem pflanzengeographischen Interesse folgende : Distichium capilla- ceum, Pottia commutata, Tortula Handeln (neu für Europa), Cincli- dotus aquaticus, Schistidiiim atrofuscum, ScJi. hrunnescens, Bryum inter- mediiim, Br. SchleicJieri, Mnium undulatum und Antitrichia Breid- leriana (neu für Europa). österr. botan Zeitschrift, 1915, Heft 1. 1 5120 J 7 Die Gesamtzahl der bisher aus Kreta beiiannten Bryophyten be- läuft sich also gegenwärtig auf 15 Arten Lebermoose und 109 Arten Laubmoose. Die für Kreta neuen Arten sind im Text mit * bezeichnet. Die mühsame Arbeit des Zusammenstellens der Standorte hat Herr stud. V. Nabelek übernommen, wofür ich ihm verbindlichst danke. Eine vollständige Kollektion der Belegexemplare für die hier ge- machten Angaben befindet sich im Herbar des k. k. botanischen Insti- tutes der Universität in Wien. I. Hepaticae. Targionia hypophylla L. — Distrikt Sphakia; Felsen nächst Sphakia, c. fr. 27. m. (Nr. 1294). Plagiochasma rupestre (Forster) Steph. — Distr. Sphakia; an Felsen nächst Sphakia, c. fr., 3. IV. (Nr. 1295). *Liimdaria cruciata (L.) Dum. — Distr. Hag. Vasilis; an Mauern von Anguseliana, mit Fruchtansätzen und c^. 20. V. (Nr. 1300). — Distr. Sphakia; an Felsen nächst Sphakia. 3. IV. (Nr. 1322j. Pellia Fahhroniana Baddi. — Distr. Hag. Vasilis; Kedros, Quelle in der alpinen Eegion, ster. 10. V. (Nr. 1299)). *Fossombronia caespitiformis De Not. — Distr. Sphakia; an Felsen nächst Sphakia, c. fr. mit Aloina aloides. 27, III. (Nr. 1296) mit Funaria convexa c. fr. (inter Nr. 1298). — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, an der Erde, c. fr. 22. IIL (Nr. 1321). Madotheca rivularis Nees. — Ida; Hochebene Nidha, in der Höhle des Zeus. 1400 m, 27. V. (Nr. 1232). Ist eine durch den Standort bedingte, schlaffe Schattenform mit zartwandigen Zellen. Anthoceros dicJiotomus Eaddi. — Distr. Hag. Vasilis; an Mauern von Anguseliana, c. fr. 20. IV. (Nr. 1301). 2. Musci. Fam. Weisiaceae. Gynmostomum rupestre Schleich. — Ida; Hochebene Nidha, in der Höhle des Zeus, ster. 27. V. (Nr. 1234, ,1320). Gyninostomum calcareum Br. germ. — Distr. Sitia; Brunnenmauer nächst Voila, c. fr. 18. VII. (Nr. 1283, mit Didymodon rigidulus (inter Nr. 1318). — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, an der Erde, ster. mit Trichostomum crispidiim^ c. fr. 22. III. (Nr. 1257). — Distr. Monophatsi; Felsen bei Pjrgos. 4. VI. (Nr. 1277). — Distr. Hag. VasiHs; Felsen bei Spili. 30. VI. (Nr. 1268). Eucladiiim verticillatiim (L.) Br. eur. — Sitia; Brunnenmauer nächst Voila, ster. 18. VII. (Nr. 1319). — Hag. Vasilis; in einer Quelle ober Selia, ster. 20. IV. (Nr. 1252). — Distr. Sphakia; Felsen nächst Sphakia, c. fr. 4. IV. (Nr. 1263). — Distr. Hierapetra; Mauer der Quelle ober den Serpentinen zwischen Kavusi und Turloti. 14. VII. (Nr. 1279). Farn. Ditrichaceae, CJieilothela chloropus (Brid.) Lindb. = Ceratodon cJiloropus Brid. — Distr. Sphakia; an der Erde bei Sphakia, ster. 4. IV. (Nr. 1261). *l)istichium capillaceum (Sw.) Br. eur. — Distr. Hag. Vasilis; Kedros, Felsen in der alpinen Region, 10. V. (Nr. 1317). Farn. Pottiaceae. Pottia StarJceana (Hed.) K.Müll. — Sphakia; an Felsen nächst Sphakia, mit Aloina alo'ides. 27. III. (Nr. 1310). "^Pottia commutata Lirapr. — Sphakia; an Felsen bei Hag. Eumeli, c. fr. mit Bryum argenteum ster. 7. IV. (Nr. 1314). Bern. Diese Art war bis vor Kurzem nur von Ragusa (Orig. Standort) und aus Norwegen bekannt, ich habe sie dann auch für Vorderasien (Aleppo, Euphrat) nachgewiesen (vgl. Schiffner, Bryo- phyta aus Mesopotamien und Kurdistan in Ann. d. k. k, Hofmus. 1913, p. 478). Trichostomutn crispidum Bruch. — Sitia; Brunnenmauer nächst Voila. 18. VII. (Nr. 1312). — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, an der Erde, c. fr. mit Gijmnostomum caleareum ster. 22. III. (inter Nr. 1257). *Trichostommn litorale Mitt. — Distr. Hag. Vasilis ; Kedros, Felsen in der subalpinen Region, ster. 11. V, (Nr. 1254). — Distr. Hag. Vasilis; Insel Paxiraadhia (minor), an Felsen. 17. V. (Nr. 1239). * Trichostomutn niiidum (Lindb.) Schimp. — Distr. Sitia; Brunnenmauer nächst Voila. 18. VII. (Nr. 1276). — Distr. Monophatsi; Felsen bei Pyrgos. 4. VII. (Nr. 1272). — Distr. Sphakia; Mauern nächst Franko- kastell. 13. IV. (Nr. 1287). Tinimiella Barhnla (Schwägr.) Limpr. — Distr. Sphakia, an der Erde in Schluchten nächst Sphakia, c. fr. mit Rhynchostegium megapoli- tanum (Brid.) Br. eur. 4. IV. (Nr. 1265). — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, Böschung eines Flußbettes, 22. III. (Nr. 1249). Toriella, tortuosa (L.) Limpr. — Distr. Sphakia; an Mauern bei Ano- polis. 9. IV. (Nr. 1316). '■^Tortella inclinata (Hed. fil.) Limpr. — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, Böschung eines Flußbettes. 22. IIL (Nr. 1315). Barhula vinealis Brid. — Distr. Monophatsi; Felsen bei Pyrgos. 4. VII. (Nr. 1313). Aloina aloides (Koch) Kindb. — Sphakia; an Felsen nächst Sphakia, c. fr. 27. III. (Nr. 1311) — c. fr. mit Fossombronia caespitiformis. (inier Nr. 1296) — mit Pottia Starkeana (inter Nr. 1310). Tortida muralis (L.) Hedw. — Distr. Monophatsi; Felsen bei Pyrgos, c. fr. 4. VII. (Nr. 1288). — Distr. Sphakia; Mauern in Anopolis, c. fr. 9. IV. (Nr. 1254). — Distr. Sphakia; an Felsen nächst Sphakia, c. fr. 27. III. (Nr. 1292). Tortida cuneifoUa (Dicks) Roth — Distr. Hag. Vasilis; an Mauern von Rodhakino, c. fr. 19. IV. (Nr. 1269). Tortula inermis (Brid.) Mont. — Ida; Felsen der Hochebene Nidha, ca. 1450 m, c. fr. 30. V. (Nr. 1240). Tortula montana (Nees) Lindb. — Distr. Sphakia; an Mauern bei Ano- poHs. c. fr. 9. IV. (Nr. 1251). — Distr. Sphakia; Felsen nächst Annidhari im Hochtale Askyphu, c. fr. 12. III. (Nr. 1317). — Distr. Monophatsi; Felsen bei Kophina, ca. 1200 m, ster. mit Tortula eclii- nata c. fr. 5. VII. (inter Nr. 1275). ^Tortula echinata Schflfn. n. sp. Polygama. Tortulae 3Iülleri (Bruch) Wils. valde affinis, sed differt statura minore, foliis et sporogonio multo minoribus, praecipue autera papillis laminae foliorum altissimis, bifurcatis vel ramificatis, 2 — 3 tantum in superficie cujusque cellulae. Habit.: Distrikt Monophatsi; Felsen des Kophina, ca. 1200 m, c. fr., wächst daselbst geraeinsam und bisweilen im selben Rasen mit T. montana, ster. 5. VIII. (Nr. 1275). Polygam, jedoch fast alle Inflor. zwitterig. Ich sah nur einmal eine rein cf und eine rein $ (bei T. Mnlleri vorwiegend rein $). Die Paraphysen der zwitterigen Infi, sind sehr reichlich und denen der T. Midleri ähnlich, die Endzelle aber öfters etwas dickwandig. Die Pflanze ist in allen Teilen kleiner, als T. Mülleri zu sein pflegt, und in dieser Beziehung der T. mowtowa ähnlich. Stengel mit Zentral- strang. Blätter feucht aufrecht abstehend, länglich zungenförmig (3:1*2 mm), vorn abgerundet, Ränder bis zu Y^ der Länge umge- rollt. Rippe unterseits durch kleine, oft spitze Papillen sehr rauh, als hyalines stark gezähntes Haar (von V3 der Blattlänge) austretend. Querschnitt der Rippe: 4 med. Deuter, kleine Begleitergruppe, 3 bis 4schichtige Bauchzellen, die äußeren klein, dorsal ein sehr dickes gelbrotes Stereidenband. Lamina überall einschichtig, grüne Zellen db 12 ft, mit sehr hohen Papillen, von denen auf jeder Zelle nur 2 — 3 stehen; sie sind von der Fläehenansicht nicht hufeisenför- mig, sondern unregelmäßig sternförmig mit 2 — 5 Spitzen. Auf einem Querschnitte durch die Lamina sieht man nämlich, daß diese Papillen fast die Höhe des Zeil-Lumens erreichen, etwa zylindrisch sind und sich oben in zwei oder mehrere Äste gabeln. Bei T. Mülleri sind die Papillen auf einer Zelle sehr zahlreich und von der Fläche gesehen sehr unregelmäßig eckig, hufeisenförmig; auf dem Querschnitte (Fig. 9j sieht man, daß sie kaum 7^ der Höhe des Zell -Lumens er- reichen und viel zahlreicher sind. Sporogon wie bei T. Mülleri, aber kleiner; Seta 15—20 mm, Kapsel (mit Deckel) 5—6 mm. Eing breit, lange an der Mündung haften bleibend. Sporen 11 — 13 fi, grün, deut- lich gekörnelt. T. echinata stimmt, wie aus der Beschreibung ersichtlich ist, in den meisten wesentUchen Punkten mit 2\ Mdlleri überein, der sie vielleicht als Subspecies oder Varietät untergeordnet werden könnte. ia«i? Fig. 1—6. Tortula echinata Schffn. — 1. Blatt, 15 : 1. — 2. Zellen derBlatt- lamina, Flächenansicht, 240 : 1. — 3. Querschnitt der Blattrippe, 240 : 1. — 4. Querschnitt der Blattlamina, 240 : 1. — 5. Paraphysen aus einer zwitterigen Infloreszens, 72 : 1. — 6. Sporen, 240 : 1. — Fig. 7—10, T. Mülleri (Fleischer et Warnstorf, Bryoth. eur. merid. Nr. 84) zum Vergleich. — 7. Blatt, 15 : 1. — 8. Zellen der Lamina, 240 : 1. — 9. Querschnitt derselben, 240 : 1. — 10. Sporen, 240 : 1. j Ich linde aber, daß die Beschaffenheit der Papillen in der Syntrichia- Gruppe von Tortula ein ausgezeichnetes, lange nicht genug gewür- digtes Merkmal ist ^). So lassen sich z. B. T. montana (Papillen ^) Man betrachte zu diesem Zwecke die oberste Partie der Lamina (nicht die Übergangszone in die Basalzellen!) mit sehr starker Vergrößerung und greller Beleuchtung (event. Lampenlicht) bei genauer Einstellung auf die Oberfläche. breit, niedrig, kaum hufeisenförmig), T. Mülleri (Papillen sehr hoch, eckig-hufeisenförmig), T. laevipila (Papillen ziemlich niedrig, aber deutlich hufeisenförmig) etc. schon an diesem einen Merkmale sicher unterschieden. Ebenso lassen sich T. ruralis (Papillen scharf begrenzt, hufeisenförmig) und T. ruraliformis (Papillen sehr reichlich, etwas zusammenfließend und daher nicht hufeisenförmig) sofort unterschei- den. Ich halte es also berechtigt, eine Form, die in diesem wichtigen Merkmale so ganz andere Verhältnisse zeigt, zu unterscheiden. *Tortula Handelii Schflfn., Bryophyta aus Mesopotamien und Kurdistan (Ann. d. k. k. Hofmus. 1913, p. 485.) — Distr. Hag. Vasilis; Felsen in der alpinen Eegion des Kedros. 10. V. (Nr. 1246). — Ida; an Felsen der Abhänge gegen Nidha, ca. 1450 m, c. fr. 31. V. (Nr. 1242). — Distr. Lasithi; Felsen der alpinen Region der Aph. Khristos. 27. VII. (Nr. 1280). Die Auffindung dieser von mir (1. c.) aus dem westlichen Kur- distan (Kataonischer Taurus, bei Kjachta) beschriebenen Art in der europäischen Flora ist von floristischem Interesse. T. Handelii ist von der nahe verwandten T. montana sofort zu unterscheiden durch die im oberen Blatteile ganz oder doch streckenweise zweischichtige Lamina^) und den etwas anderen ßau der Blattrippe, indem hier die Begleitergruppe durch eine Reihe zwischen Deuter und dorsales Stereidenband eingeschobener größerer lichtluraiger Zellen ersetzt ist. Da die Pflanze nun von einem Standorte auch mit reifen Sporogonen vorliegt, kann ich diesbezüglich einige ergänzende Angaben machen. T. Handeln ist diöcisch, die cf Inflor. enthält neben den wenig zahl- reichen Antheridien sehr viele gelbbraune, 'keulenförmige Paraphysen in der Form, wie die von T. echinata abgebildeten). Die $ Infl. mit wenigen aber außerordentlich langen, unten geschlängelten fadenför- migen Paraphysen. Das Sporogon ist dem von T. montana ähnlich, die Seta aber fast doppelt so lang (bis über 25 mm) und bis fast zur Mitte deutlich rechts gewunden (bei T. montana nur an der äußersten Basis undeutlich rechts gedreht), oberwärts links ge- wunden. Kapsel länger und schmäler, als bei T. montana^ deutlich gekrümmt. Zellen des Exotheciums etwas länger und schmäler, Spalt- öffnungen und Ring wie bei T. montana. Peristora etwas länger, Zähne so lang als der Tubus und nahezu eine ganze Linkswindung ausführend. Deckel länger und dünner gespitzt, oft fast von Kapsel- 1) Auch T. montana hat mitunter einzelne Zellzüge der Lamina zweischichtig, wie schon von Limpricht erwähnt wird, aber nicht in dem Ausmaße wie unsere Pflanze. Aber auch abgesehen von der Zweischichtigkeit der Lamina sind noch die übrigen Merkmale hinreichend, sie mindestens als „klein« Art" zu unterscheiden. länge. Sporen sehr ungleich, nur wenige groß (bis 16 fi), die Mehrzahl viel kleiner (manche nur 7 — 10 {i), bei T. montana sind die Sporen zumeist 15 — 16 ^ (nach Limpricht 10 — 14) uud nur sehr spärlich mit etwas kleineren gemischt. Die Papillen der Blatt- zellen sind bei T. Handeln niedrig und breit, kaum hufeisenförmig, die Zellen dadurch sehr undurchsichtig und die Zellgrenzen schwer wahrzunehmen. Die Originalpflanze vom Kataonischen Taurus hat im oberen Blattteile fast durchwegs zweischichtige Lamina und zeigt auch die Ausbildung der Rippe in viel charakteristischerer Form, als die Pflanzen von Kreta. Da auch bei T. montana bekannt ist, daß „ver- einzelte doppel schichtige" Zellen der Lamina vorkommen (vgl Lim- pricht, Laubm. Deut. I, p. 686), so könnte man T. Handeln viel- leicht auch als extreme Form von T. montana auß"assen. Eine ein- gehende Klärung der Gruppe der Rurales (Syntrichia) wird sichere Anhaltspunkte bieten, ob die angegebenen Unterscheidungsmerkmale eine eigene Art rechtfertigen oder nicht. ■'Didymodon rigidiilus B.edw. — Sitia: Brunnenmauer nächst Voila, mit Gymnostomum calcareum, c. fr. 18. VIL (Nr. 1318). Fara. Grimmiaceae. ''"Cinclidotus aquaticus (Jacq.) Br. eur. — Distr. Sphakia; am Flusse in der Schlucht von Saraaria, c. fr. 7. IV. (Nr. 1253). '*" Schistidium atrofuscum (Schimp.) Limpr. — Distr. Hag. Vasilis; Kedros, Felsen in der alpinen Region, c. fr. 10. V. (Nr. 1248). — Distr. Lasithi; Felsen in der alpinen Region des Aphendi-Khristos. 27. VIL (Nr. 1309). Das Vorkommen dieser vorwiegend alpinen Art auf Kreta ist von großem Interesse. Es ist der örtlichste Standort und zugleich einer der südlichsten (außerdem Sierra Nevada in Spanien). Die Kreta- pflanze hat etwas weniger abgerundete Blätter, als die alpinen Exem- plare meines Herbars und oft eine Andeutung eines winzigen hyalinen Spitzchens, die Lamina ist auffallend weit herab zweischichtig und an einer Seite ist der Rand in der Mitte deutlich umgebogen. Auch bei den Exemplaren von der Lanschützalpe im Lungau (Igt. J. Br eidler) und von Tirol: Innervillgraten (Igt. G ander) ist letzteres übrigens auch hie und da zu beobachten und die Angabe bei Limpricht (Bd. I, p. 713), daß die Blätter flachrandig sind, ist also nicht un- bedingt zutreö"end. Das Peristom der Pflanzen von Kreta ist etwas besser entwickelt, als das von Limpricht 1. c. abgebildete, indem oft noch höher hinauf einige lose zusammenhängende Rudimente vor- 8 banden sind. Die Coluraella löst sich nicht selten beim Abfallen vom Deckel los. *Schistidiuni hrunnescens Lirapr. — Var. u. longlpilum Schffu. Oaespites nigrescentes sed supra pilis longioribus (haud raro dimidium larainae attingen tibus) insigniter canescentes. Folia in parte superiore omnino bistratosa, raargine uno latere medio anguste recurvo. Capsula brevis, subglobosa. Hab.: Ida; Abhänge gegen die Hochebene Nidha. An Felsen, ca. 1450 m. 30. V. (Nr. 1335). Auch dieser Fund ist eine interessante Erweiterung unserer Kenntnis über die Verbreitung dieser „Art", die von Loeske, Laubm. Eur. I, p. 37, allerdings mit Seh. apocarpum subsp. confertam ver- einigt wird. Auch bei Seh. hrunnescens werden die Blätter als flach- r and ig angegeben, was aber bei den Ex. vom Originalstandorte (Kalenderberg bei Mödling) in meinem Herbar nicht immer stimmt, denn auch hier sind die Eänder meistens in der Mitte auf einer Seite deutlich schmal umgeschlagen. Noch deutlicher ist dies an den Exem- plaren von den Bergen (Spitzer Berg, Hundsheimer Berg) bei Hain- burg in Niederösterreich, wo ich diese Pflanze reichlich sammelte (Standorte bisher noch nicht publiziert!). Die Pflanze von Kreta zeichnet sich nicht nur durch die sehr langen Blatthaare aus, sondern auch dadurch, daß die -ganze obere Partie der Lamina, oft bis über die Mitte herab zweischichtig und sehr undurchsichtig ist. Sie wuchs an dem Standorte gemeinsam mit Grimmia pulvinata und Orthotriehum cupiilatum. Grimmia pulvinata (L.) Sra. — Distr. Monophatsi ; Felsen des Kophina, ca. 1200 ra, c. fr. 5. VII. (Nr. 1271) — mit Orthotriehum eupulatiim, c. fr. (Nr. 1273). — Ida; Abhänge gegen die Hochebene Nidha, an Felsen, ca. 1450 m, c. fr. 30. V. (Nr. 1308). '^Grimmia commutata Hüben. — Distr. Hag. Vasilis; Kedros, an Felsen in der alpinen Region, sler. 10. V. (Nr. 1247). *Grimmia sardoa De Not. — Distr. Monophatsi; Felsen bei Kophina, ca. 1200 m. 5. VII. (Nr. 1306). — Distr. Sphakia ; Felsen nächst Amudhari im Hochtale Askyphu. 12. III. (Nr. 1307). Augenscheinlich ist unter G. trichophylla bei Nicholson (I.e., p. 84) unsere Pflanze gemeint, da ja manche Autoren (so auch Loeske, Die Laubm. Eur. I. Grimm. 1913) die zahlreichen südlichen Formen aus dieser Verwandschaft mit G. trichophylla vereinigen. Diese Formen sind allerdings oft sehr schwer trennbar, weil ihre Merkmale ziemlich labil sind, besonders die Trennung von G. sardoa und G. Lisae ist in manchen Fällen nicht leicht und vielleicht hat Loeske nicht Unrecht, wenn er eine Zusammenfassung beider als var. meridiondlis befürwortet. Unsere sterilen Pflanzen aus Kreta zeio-en den Habitus und die sonstigen Merkmale von G. sardoa, jedoch ist der zweischichtige Rand des oberen Blatteiles bisweilen auch stellen- weise bis drei Zellen breit. Fam. Orthotrichaceae. Orthotrichmn saxaiilc Schmp. — Distr. Sphakia; Mauern von Anopolis, c. fr. 9. IV. (Nr. 1259). Orthotrichum cupulatwn Hoffm. — Distr. llag. Vasilis; Kedro, Felsen in der alpinen Region, forma. 10. V. (Nr. 1304). — Ida; Abhänge gegen die Hochebene Nidha, an Felsen, ca. 4050 m, c. fr. 30. Y- (Nr. 1305). — Distr. Monophatsi; Felsen des Kophina, ca. 1200 m, c. fr., mit Grimmia pulvinata, c. fr. 5. VH. (Nr. 1273). — Distr. Sphakia; Felsen nächst Amudhari im Hochtale Askyphu. 12. HI. (Nr. 1270). (Vorperistom sehr entwickelt, bis weit über die Mitte der Zähne reichend.) Fam. Encalyptaceae. Encalypta vulgaris (Hed.) Hoffm. — Distr. Hag. Vasilis; Kedros, an der Erde in der subalpinen Region, c. fr. 11. Y. (Nr: 1244). Ich stelle diese Pflanze mit einigem Bedenken zu E. vulgaris, da die Kapsel völlig streifenlos und auch an den noch nicht ent- deckelten Kapseln ein Peristom nicht wahrzunehmen ist. An solchen Präparaten sieht man bei guter Ausfärbung und bei starker Vergrösse- rung allerdings bisweilen am ürnenrande,- diesen kaum überragend, einen hyalinen Hautvand, der als ein überaus rudimentäres Peristom gedeutet werden könnte. Im Mediterrangebiete ist eine Encalypta mit rudimentärem Peristom sehr verbreitet, die mit E. leptodon Bruch identifiziert wird (= E. rhahdocarpa var. leptodon, E. vulgaris f. peristomiata Br. eur.), das Originalexemplar derselben stammt aber von Heiligenblut in Kärnten, leg. AI. Braun und es ist noch nicht sicher stehend, ob die mediterrane Pflanze damit identisch ist. Mög- licherweise gehört aber unsere Pflanze von Kreta zu E. intermedia Jur. (man vgl. über letztere Schiffner, Bryophyta aus Mesopotamien und Kurdistan in Annalen d. k. k. Hofmus. Wien, 1913, p. 486.) Fam. Funariaceae. Enthostodon pallescens Jur. — Distr. Khania; Akrotiri. an Felsen nächst Perivolitsa. 29. IL (Nr. 1233). — Distr. Hag. Vasilis; Insel Paxi- madhia (major), an Felsen, c. fr. 16. V. (Nr. 1243). — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, an der Erde. 23. III. (Nr. 1255). 10 Die Pflanze scheint pseudodiöcisch zu sein, [indem der $ Sproß tief unten mit dem c3^ zusammenhängt; sie ist also eigentlich autöcisch, aber die Sprosse fallen leicht auseinander und dann wird sie schein- bar diöcisch. Der cf Sproß trägt immer nur wenige Antheridien. Der Kapseldeckel ist sehr flach, ohne Spitzchen, die Zellreihen (2 — 7) nicht gedreht, aufrecht. Das Peristom ist gut entwickelt, tief inseriert, rötlich, die Zähne diplolepideisch und oben oft abgebrochen. Die Blätter sind ungesäumt, die Rippe sehr schwach und nur wenig über die Blattmitte reichend. Enthostodon curvisetus (Schwägr.) C. Müll. — Distr. Hag. Vasilis; an Mauern in Koxare, c. fr. 19. IV. (Nr. 1267). — Distr. Sphakia; an der Erde bei Sphakia, c. fr. 4. IV. (Nr. 1260). Funaria mediterranea Lindb. — Monophati; Felsen bei Pyrgos, c. fr. 4. VII. *Funaria convexa Spruce. — Distr. Sphakia; an Felsen nächst Sphakia, c. fr. mit Fossomhronia caespitiformis. 27. III. (Nr. 1298). Funaria htjgrometrica (L ) Sibth. — Distr. Sphakia; Mauern in Ano- polis, c. fr. 9. IV. (Nr. 1266, 1303). — Distr. Khania; Akrotiri, im Flugsande bei Hag. Triada, mit Bryum atropurpureum. 3. III. (inter Nr. 1286). Fam. Bryaceae. * Bryum intermedium (Ludw.) Brid. — Ida; Felsen der Abhänge gegen Nidha, ca. 1450 m. 29. V. (Nr. 1241). Bryum capülare L. — Distr. Monophatsi; an Felsen des Kophina, ster. 5. VII. (Nr. 1289). Hoch- und dichtrasige Form ! Rippe als Granne austretend! — Ida; Hochebene Nidha, in der Höhle des Zeus. 27. V. (Nr. 1228). Forma! Nr. 1228 ist eine höchst eigentümUche Höhlenform. Die Rasen sind locker, die Blätter flatterig ausgebreitet und trocken, kaum deut- lich um den Stengel gedreht, sehr schmal, mit schwach entwickeltem Saum; die Rippe tritt etwas in die sehr lange Haarspitze ein. Ich sah auch einige $ Pflanzen, an denen die Zugehörigkeit zu B. capülare deutlicher zutage tritt. Bryum alpinum Huds. — Ida; Hochebene Nidha, an der Erde, 1400 ra< ster. 30. V. (Nr. 1236). Bryum atropurpureum Wahlenb. — Distr. Khania; Akrotiri, im Flug- sande bei Hag. Triada, mit Funaria hygrometrica. 3. III. (Nr. 1286). — Distr. Sphakia; Insel Gaudos, an der Erde. c. fr. 22. III. (Nr. 1256). '^Bryum Schleicheri Schwägr. — Distr. Lasithi; in der Quelle des Aphendi-Khristos (Hochalpin, ster. 27. VII. (Nr. 1285). 11 Farn. Mniaceae, *Mnium undulatum (L.) Hedw. — Distr. Hag. Vasilis ; Kedros, in einer eiskalten Quelle in der alpinen Eegion. 10. V. (Nr. 1225). Farn. Timmiaceae. Timmia havarica Hessl. — Ida; Hochebene Nidha, Höhle des Zeus, ca. 1400 ra. 27. V. (Nr. 1229). Farn, Cryphaeaceae. Leucodon sciuroides (L,) Schwägr. Var. morensis (Schwägr.) De Not. — Ida; an Eichen an den Siidabhängen, ca. 1200 m, c. fr. 31. V. (Nr. 1226). — Distr. Lasithi; an Bäumen in der Hochebene Lasithi, c. fr. 24. VII. (Nr. 1284). — Ida; Abhänge gegen Kamaraes, an Bäumen, mit Leptodon Smithii. 31. V. (inter Nr. 1238). *Äniitric1iia Breidleriana Schfifn. (Ost. bot. Zeit. 1908, p. 344). — Distr. Monophatsi; Felsen des Kophina, ca. 1200 m. 5. VII. (Nr. 1278). Anm. : Diese Art scheint doch dem Formenkreise der A. cali- fornica Süll, et Lesq. ziemlich nahe zu stehen. Farn. Wecker aceae, Leptodon Smitlü (Dicks) Mohr. — Ida; Abhäoge gegen Kamaraes, an Bäumen, mit Leucodon sciuroides (L.) Schwägr. Var. morensis (Schwägr.) De Not. 31. V. (Nr. 1238). Neckerei turgida Jur. — Ida; Hochebene Nidha, in der Höhle des Zeus, ca. 1400 m. 27. V. (Nr. 1231). Fam. Lesheaceae, Pterogonium gracilis (Dill.) Sw. — Ida; an Felsen der Südabhänge, zirka 1200 m, ster. 31. V. (Nr. 1237). — Monophatsi; an Felsen des Kaphina. 5. VII. (Nr. 1302). Farn. Hypnaceae, *Homalothecium fallax Phil. — Distr. Sphakia; Mauern bei Anopolis. 9. IV. (Nr. 1263). — Distr. Sphakia; Felsen bei Amudhari im Hoch- tale Askyphu. 13. III. (Nr. 1282). — Distr. Hag. Vasilis; Kedros, Felsen der subalpinen Region, forma. 11. V. (Nr. 1297), — Mono- phatsi; Felsen des Kophina, ster. 5. VII. (Nr. 1290), — Distr. Hag. Vasilis; an Felsen in der alpinen Region des Kedros, ster. 10. V. (Nr. 1250). 12 Man findet nirgends in der Literatur ein sicheres Meriiraal angegeben, wodurch sich H. fallax von den großen meridionalen Formen von H. sericeum im sterilen Zustande unterscheiden läßt. Der sorgfältige Vergleich von sicher bestimmtem Material gibt in den vegetativen Teilen keinen irgendwie sicheren Unterschied. Bestim- mungen ganz sterilen Materiales, wie das unsere, werden also nie einen Irrtum gänzlich ausschließen und unsere Pflanzen von Kreta gehören möglicherweise zu H. sericeum. Das Üriginalexemplar von Philibert und Exemplare von W. Ph. Schimper bei Aix gesammelt (in meinem Herbar) zeigen einen etwas anderen Habitus, jedoch ist sicher Nr. 87 in Fleischer et Warnstorf, Bryoth. Eur. merid. dieselbe Pflanze, wie die unsrigen. Homalothecium algerianum Besch. ist in den vegetativen Teilen ebenfalls mit unseren Pflanzen zum Verwechseln ähnlich. Von unseren Pflanzen ist Nr. 1290 eine augenscheinlich sehr xerophjtische Form ganz vom Habitus von Homalothecium sericeum^ die Blätter sind auffallend kurz und ebenso die Blattzellen viel kürzer, als gewöhnlich. Nr. 1297 ist eine tiefrasige, aufrechte Form, deren bis 10 cm tiefe Easen unten ganz mit Erde durchsetzt sind. Scleropodium ülecebrum (Schwägr.) Br. eur. — Distr. Hag. Vasilis ; an Mauern bei Eodhakino, ster. 19. IV. (Nr. 1264). Eurhynchium circinnatum (Brid.) Br. eur. — Distr. Sitia; Brunnen- mauer nächst Voila, ster. 18. VII. (Nr. 1291). RhyncliostegieUa tenella (Dicks.) Limpr. — Distr. Sitia; Brunnenmauer nächst Voila. 18. VII. (Nr. 1293). Filiynchostegium megapolitannm (Brid.) Br. eur. — Distr. Sphakia; auf Erde in Schluchten nächst Sphakia. 4. IV. (inter Nr. 1265). FihyncJiostegium rusciforme (Neck.) Br. eur. — Distr. Hag. Vasilis; in Quellen bei Spili, ster. 30. VI. (Nr. 1274). — Distr. Viano; in der eiskalten Quelle des Kryopotamos bei Kephalovrysis. 9. VII. (Nr. 1281). Amhlystegium Sprucei (Bruch) Br. eur. — Ida; Hochebene Nidha, in der Höhle des Zeus, ba. 1400 m. 27. V. (Nr. 1227, 1230). Notiz über die Säureempflndlichkeit der Euglenen. Von K. Linsbaiier. Die hier mitgeteilten Untersuchungen, welche ich während meiner Wirksamkeit in Czernowitz im Frühjahr und Herbst 1911 mit dankens- werter Unterstützung meines damaligen Assistenten Dr. P. Fr ose hei durchführte und die als Voruntersuchung im Rahmen einer ernährungs- physiologischen Studie geplant waren, haben durch meine Übersiedlung 13 nach Graz ihr^n vorzeitigen Abschluß gefunden. Die inzwischen er- schienenen Arbeiten von N. Pringsheini^) und Oh. Ternetz^) über die Physiologie der Euglenen veranlassen mich, meine damaligen Ergeb- nisse, soweit sie geeignet sind, die einschlägigen Befunde der genannten Autoren zu bestätigen und zu ergänzen, in Kürze zu veröfiFentlichen. Während nach unseren Erfahrungen gerade die Algen durch eine große Empfindlichkeit gegen Säuren ausgezeichnet sind, ja nach Moiisch's^) Kulturversuchen bei den meisten Algen eine alkalische Reaktion des Nährsubstrates geradezu Grundbedingung für ihr normales Gedeihen ist, lassen die Euglenen, spz. Euglena graciUs nach den Be- obachtungen Zumsteins*) ein durchaus abweichendes Verhalten er- kennen. Nach seinen Untersuchungen Qxi\'?igi Euglena gracills nicht nur eine 0'5 — 2^ ige Zitronensäurelösung, sie vermag sie sogar als COg- Quelle zu verwerten; er fand selbst in 3 — 4^igen Lösungen viele Indi- viduen noch nach 88 Stunden am Leben, einzelne waren selbst in 5 bis 6^igen Lösungen nach 17 Tagen noch nicht abgestorben. Wein- und Apfelsäure wirkten wohl schädlicher, konnten aber immerhin noch in 2^iger Lösung von etwa der Hälfte der Individuen ertragen werden, während für Oxalsäure mit 0*25 — 0'b% die obere Konzentrationsgrenze erreicht war. Zu einem analogen Ergebnisse führten die Kulturen in organischer Nährlösung von bestimmtem Säuregehalt: „Die Euglenen ver- mehrten sich ohne Nachteil, wenn die Nährlösung (Erbsenwasser) 1 bis 2% Zitronensäure, weniger gut, wenn sie 0'5 — \% Weinsäure, nur schlecht, wenn sieO"2%' Oxalsäure enthielt" (I. c, S. 177). Ja sie wuchsen selbst noch in einer mit Pepton versetzten 4 9^ igen Zitronensäurelösung „zierahch gut". Zumstein hält sogar Gewöhnung an höhere Konzen- trationen für wahrscheinlich. Diese Ergebnisse erscheinen um so überraschender, wenn man ihnen die an anderen Algen gemachten Beobachtungen entgegenhält. So fand Migula^), daß Spirogyra orbicularis von einer 0' 02^ igen Zitronen- oder Weinsäurelösung bereits in zwei Tagen, von einer 0-015^ igen Lösung in sechs Tagen getötet wird. Für Volvox globator war mit einer 0 002^ Phosphor- oder Essigsäure die letale Dosis er- reicht. Zumstein benützte nun die relative Säurefestigkeit der Euglenen, 1) Kulturversuche mit chlorophyllführendeii Mikroorganismen II. Mittl. : Zur Physiologie von Etujlena gracüis. Beitr. z. Biol. d. Pfl., Bd. 12, Heft 1. 2) Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Euglena gracüis Klobs. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 61, 1912, S. 435. 3j Die Ernährung der Algen. Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. Wien, math.- nat. Kl,, I. Abt., 1896. *) Zur Morphologie und Physiologie der Euglena gracüis Klebs. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. U, 1900. 14 um sie angeblich mit Erfolg bakterienfrei, also „absolut rein" zu züchten. Meine Bemühungen zur Gewinnung von Reinkulturen nach dieser Me- thode schlugen durchaus fehl, ich hatte denselben Mißerfolg wie Prings- heim. Nach seinen Beobachtungen hemmt bereits ein Zusatz von 0*12^ Zitronensäure zu Pepton die Vermehrung; bei 0-b% ist ein Wachstum bereits unmöglich. Von einer Förderung des Wachstums durch Zitronen- säure könne überhaupt keine Eede sein. Auch Ch. Ter netz, welche Zu ms t eins Untersuchungen in dankenswerter Weise fortsetzte, kommt im Wesentlichen zu gleichen Ergebnissen, Die Versuche ergaben aus- nahmslos „daß Zitronensäure nur in den besten eiweißhaltigen Medien wie Pepton, Fleischextrakt und Erbsenwasser schadlos ertragen werden". In künstlich zusammengesetzten Nährlösungen gestattet selbst ein geringer Zusatz von Zitronensäure nur dann eine Entwicklung, wenn mit einer größeren Zahl von Euglenen geimpft wird, dagegen hemmt ein Gehalt von 0"01% freier Säure bereits absolut, wenn ein oder nur wenige In- dividuen den Ausgangspunkt der Kultur bilden. Die negativen Erfolge meiner Bemühungen veranlaßten mich, die Säureresistenz der Euglenen etwas näher zu untersuchen. Die verwen- deten Euglenen standen mir im Frühjahre und Herbst stets frisch zur Verfügung; sie bedeckten den wasserdurchtränkten Boden längs offener Gerinne oft auf ansehnliche Strecken. Dieser frisch eingesammelte Euglenenschlamm wurde in einer Kristallisierschale einige Zentimeter hoch mit Gruben wasser überschichtet, worauf sich binnen Kurzem das Wasser durch das massenhafte Auftreten von Euglenen smaragdgrün färbte. In der Eegel wurden sie sogleich in diesem frischen Zustande, in dem sie sich durch lebhafte Beweglichkeit auszeichneten, zu den Ver- suchen verwendet, doch war das Ergebnis kein anderes, wenn sie im kontrahierten Zustand benützt wurden. Da ich mangels einschlägiger Literatur eine Determinierung des Materials nicht mit Sicherheit durch- führen konnte, wandte ich mich an Herrn Dr. Lemmermann, welcher die Güte hatte mir mitzuteilen, daß es sich „aller Wahrscheinlichkeit nach" um Euglena intermedia var. Klehsii Lemm. handelte. Werden einige Tropfen des an Euglenen reichen Wassers in eine mit der zu prüfenden Säure beschickte Eprouvette übertragen, so sinken sie zunächst — wie schon Zumstein fand — stets langsam zu Boden, erheben sich jedoch bei geringem Säuregehalt ebenso wie in Leitungs- wasser als grüne Wölkchen sehr bald wieder an die Oberfläche, wo sie sich in einem mehr oder minder dichten Ring an der Glaswand an- sammeln. Bei zunehmender Acidität der Lösung erheben sie sich nur äußerst langsam, ohne aber wenigstens in den ersten Beobachtungstagen das Flüssigkeitsniveau zu erreichen und bleiben schließlich als zarter Belag am Boden des Gefäßes liegen ; ihre Farbe bleibt aber auch in 15 diesem Falle unverändert erhalten^). Bei letaler Säureif onzentration bilden sie schon nach kurzer Zeit einen mißfärbigen, später gelben und schheß- hch weißlichen Bodensatz. Dieses ganze Verhalten gestattet in den meisten Fällen schon nach einigen Stunden, spätestens nach einem Tage das Absterben bereits makroskopisch mit Sicherheit zu erkennen. In einigermaßen zweifelhaften Fällen wurde die mikroskopische Kontrolle zuhilfe genommen. Die wiederholt durch Wochen hindurch fortgesetzte Beobachtung vermochte an dem schon nach den ersten Tagen wahrgenom- menen Verhalten keine Änderung zu entdecken. Die mit Zitronensäure verschiedener Konzentration durchgeführten Vorversuche ergaben nun eine wider Erwarten große Säureempfindlich- keit der benützten Eugleneu. Mit einer 0*05^ igen Lösung war die Grenze erreicht, die eben noch ertragen wurde — ich will den Grenz- wert in der Folge als kritische Konzentration bezeichnen — während ein Gehalt von 0*07^ bereits die letale Dosis darstellte. In der Folge wurden die Untersuchungen auf eine Reihe verschiedener organischer Säuren ausgedehnt, die unter Beibehaltung der gleichen Methode in äquimolaren Mengen geboten wurden. Zur Anwendung kamen folgende Säurekonzentrationen : Bezeichnung der Mol-Gehalt der verdünnten Konzentrationsstufen Säure X ; 10-3; I 1-0 II 1-5 III 2-5 III a 3-0 IV 3-4 IV a 3-8 IV b 4-2 V 4-7 Va 5-5 Vb 6-5 Vc 7-5 VI 8-7 VII 12-0 VIII 14-9 IX 17-3 IX a 25-0 X IX b 52-1 30 0 1) Daü die zumeist kugelig kontrahierten Individuen am Leben sind, ergibt sich nicht nur aus dem Unterbleiben einer Verfärbung, sondern auch daraus, daß sich stets Teilungszustände auffinden lass'^n und bei entsprechend langer Kultur auch makroskopisch eine zweifellose Vermehrung erkennbar ist. Nach einigen Wochen können sie sich sogar zum Teil wieder an der Oberfläche einfinden. Dieses Verhalten erklärt sich wohl so, daß die ursprünglich eingebrachten Individuen ihre Geißeln ab- werfen, was schon Z u m s t e i n beobachtete, während die durch Teilung neu ent- standenen, an die veränderten Bedingungen adaptierten Individuen wieder an die Oberfläche empor zu schwimmen vermögen. 16 Die durch BeifüguDg eines Buchstabens gekennzeichneten „Zwischen- stufeü" kamen nur in den mit * bezeichneten Versuchen zur Anwendung, wo eine genauere Ermittlung der kritischen Konzentration wünschens- wert erschien. Die Versuche wurden in durchaus gleichartiger Weise durchgeführt. In der Voraussetzung, daß die reine Säurewirkung bei einem Minimum von Nährstoffen am klarsten hervortreten dürfte, wurde auf Verwendung von „guten" Nährstofflösungen verzichtet, was bei der relativ kurzen Beobachtungsdauer um so eher möglich war, als sich die Euglenen im ausgekochten und filtrierten Brunnenwasser wochenlang am Leben er- hielten. Eine Reihe von Eprouvetten wurde mit 10 cm^ ausgekochten Brunnenwassers gefüllt, hierauf mit der entsprechenden Menge einer Stammlösung der zu prüfenden Säure versetzt, gut durchgeschüttelt und schließlich serienweise mit einer gleichen Tropfenzahl (gewöhnlich zehn Tropfen ) reichlich Euglenen-hältigen Wassers geimpft. Die lose mit Watte- propf verschlossenen Gefäße standen während des Versuchs im hellen diffusen Lichte. Naturgemäß wurde auf die Sauberkeit der Geräte und auf die Genauigkeit bei Herstellung der erforderlichen Verdünnungen besonderes Gewicht gelegt. Ich will nur eine Versuchsreihe als Beispiel in extenso anführen, um zu zeigen, daß sich das Beobachtungsergebnis selbst in den ersten Tagen nur wenig verschiebt. In den folgenden Tabellen bedeutet f : Kultur lebend, 0 : Kultur abgestorben. Versuch vom 1 7. Oktober 1911. '* Tabelle I. " Beob- 1 achtgs - I II III IV V Va Vb Ve VI j Datum Ameisensäure ; 18./X. t t t? 19 IX. 0 0 0 20/X. 0 0 0 21./X. 0 0 0 Essigsäure . 18./X. t t t? ' 19./X. t t 0 20./X. 1 t t? 0 21./X. : i Kultur lebend < 0 0 0 Buttersäure . 18./X. : t t? 0 19.;X. t 0 0 20./X. ! u 0 0 21./X. \ 0 1 0 0 Valeriansäure 18./X. t? t? 0 19./X. ; 0 0 0 20./X. 0 0 0 21./X. V 0 0 0 17 Der Versuch wurde noch tagelang weiter kontroUiert, ohne daß sich eine Änderung ergeben hätte. Es zeigt sich somit, daß schon arn vierten Tage die kritische Konzentration, die in diesem Falle bei Kon- zentrationsstufe Va gelegen ist, zuverlässig zu erkennen war. Sieht man von den Zwischenstufen der Verdünnung ab, so ergab sich aber schon nach 24, spätestens 48 Stunden ein unzweideutiges Eesultat. Ich will in der folgenden Tabelle nur die Ergebnisse der Einzel- versuche anführen, wobei die Säuren nach steigendem Dissociationsgrad Tabelle II. Ergebnisse der einzelnen Versuchsreihen : Kritische Konzentration in Säurestufen mol Propionsäure Buttersäure . Valeriansäure Essigsäure . Bernsteinsäuip Milchsäure . Glykolsäure . Ameisensäure Apfelsäure . Zitronensäure Fumarsäure . Weinsäure . Malonsäure . Maleinsäure . 7./X. V V V VI l./V. Vb* 25 /IV VI 29./IV IX 25. /IV i V 20./IV. V 15./IV. III 20./IV. IV 20./IV III 25./IV V 20./IV V ll./X. V V V 5-/V. VI? 15./X. V 15 /X. IX 1,V. Va* 29./IV V 20./IV III 29./IV. IV l./V. IV 1,/V. Va* 25./IV, IV 12./X. V 13./X. V V V V V V V "f- 17./X. IX 7-/X. V ll./X. IV l./V. Y* 15./X. IV l./V. Illa* 15./X. IV 12,/X. in(?) 15 /X. ,3.|X. IV 15./X. V 29./IV. V 12./X. 17./X. Va* Va* Va* Va* 12./X. V 14./X. V 13./X. V 15./X. VI? 13./X. V 18./X. IV a* 17./X. V 17./X. Va* 14./X. 18./X, V V 5-5 5-5 5-6 6-5 6-5 8-7 (?) 17-3 5-5 4-7 30 3-8 3-4 5-5 4-7 östprr. botan. Zeitschrift, 191.5, Heft 1. 18 angeordnet wurden. Die letzte Kolonne enthält den natürlich nur approxi- mativen Wert der kritischen Konzentration in j.' X 10~^ wobei die Versuche als maßgebend betrachtet wurden, bei welchen auch die „Zwischenstufen" der Säurekonzentration in Anwendung kamen. So er- gaben z. B. vier mit Propionsäure durchgeführte Versuche als kritische Konz. V, während mit VI bereits die letale Dosis erreicht war. Im Ver- such vom 17. /X. wurden daher auch die zwischen V und VI liegenden Konzentrationen geprüft; nunmehr waren die Euglenen noch bei der Verdünnung Va am Leben, während sie in Vb einen farblosen Boden- satz bildeten; die Konzentrationsstufe Va, entsprechend einer molaren Konzentration von 0*0055, wurde daher als „kritische Konzentration" (C) angenommen. Aus der vorstehenden tabellarischen Obersicht über die Ergebnisse der einzelnen Versuchsreihen ergibt sich zunächst, daß die kritische Kon- zentration für die verschiedenen, in Anwendung gebrachten organischen Säuren innerhalb beträchtlicher Grenzen schwankt. Die beiden Extreme bilden Glykolsäure (C = 17"3) und Zitronensäure (0 = 3). Migula^) beobachtete hingegen bei Algen sowohl für die organischen Säuren untereinander wie tür die anorganischen die gleiche obere Giftigkeitsgrenze. Ternetz fand bei ihren Versuchen mit Euglenen gleichfalls keinen wesentlichen Unterschied in der Wirkungs- weise äquimolarer Lösungen von Milch-, Apfel-, Wein- und Zitronen- säure (a. a. 0., p. 451). Das differente Ergebnis erklärt sich wohl ein- fach aus der Versuchsraethodik. Die kritische Konzentration der ange- wandten Säuren stellt eben keine absolute Größe dar; in den von Ter- netz verwendeten mehr oder minder guten Nährstoflflösungen war die Empfindlichkeit für Säuren jedenfalls wesentlich geringer wie in meinen „Hungerkulturen", die daher auch der Erwartung entsprechend Unter- schiede in der Wirkungsweise verschiedener organischer Säuren schärfer erkennen ließen. Betrachten wir zunächst das Verhalten der Fettsäuren, so fällt auf, daß mit steigendem Molekulargewicht die kritische Konzentration (ausgedrückt in Gewichtsprozenten) zu-, ihre „Giftigkeit" mithin abnimmt, wie ein Blick auf die nachfolgende Zusammenstellung zeigt. 1) Über den Einfluß stark verdünnter Säurelösungen auf Algenzellen. Inaug.- Diss. Breslau 1888. (Zit. nach 0. Rieht e-r, Die Ernährung der Algen. Monogr. u. Abhandig. z. intern. Eevue d. ges. Hydrobiologie u. Hydrographie. Bd. II, Lpz. 1911, S. 94. - Daselbst auch weitere Literatur über Säurewirkung auf Algen. Vgl. insbes., S. 93 tf und 99 ff.) 19 Ameisensäure H.COa H . Essigsäure CH0.CO2H . . Propionsäure C2H5.CO2H Buttersäure C3H7.CO2H. Valeriansäure C4 Hc, . CO2 H ol. Gew. Kritische Konzentration : gr-Mol. -Liter XIO- 46 0-025 5-5 60 0 033 5-5 74 0041 5-5 88 0 048 5-5 102 0-056 5-5 Die in Anwendung gebrachten Säuremengen sind äquivalent (xijr norm.), die Giftwiikung somit — wie zu erwarten — vom H-Jon bedingt. Auch bei den zweiwertigen zweibasischen Säuren steigt die prozen- tuelle kritische Konzentration mit zunehmendem Molekulargewichte Kritische Konzentration : Mol. Gew. 90 114 118 % 0 063 0-077 gr-JVlol. Oxalsäure CO2H.CÜ2H Malonsäure CHg (COg Hja Bernsteinsäure (CH2)2 (CO2 Hjg . . . Liter ^ < 5-01 5-5 6-5 Die molekularen Konzentrationen sind in diesem Falle unter- einander allerdings nicht ganz gleich. Vielleicht ist diese Ungleichheit auf die zu geringe Zahl von Einzelversuchen zurückzuführen, welche die genaue Ermittlung der kritischen Konzentration beeinträchtigte. Die Differenz liegt übrigens nur in einer Zwischenstufe. Im Mittel erreichten die zweibasischen Malon- und Bernsteinsäure in einer ^V norm. Lösung ihre kritische Grenze, während die einwertigen Säuren schon bei einer doppelt so großen Verdünnung (y^^ norm.) die gleiche Wirksamkeit äußerten. Bei den untersuchten zweibasischen ungesättigten Säuren (Pumar- und Maleinsäure) liegt die kritische Grenze bei 100 Gehen wir nunmehr zur Wirkung der Oxysäuren über. J. Loeb hat bei seinen Versuchen über Membranbildung am Seeigelei eine Herab- setzung der Giftwirkung der Fettsäuren durch Eintritt der OH-Gruppe beobachtet, was von Czapek^) mit der ansehnlichen Schwächung der Oberflächenaktivität durch die eintretenden Hydroxylgruppen in Beziehung gebracht wird. 1) Dieser Wert ist nicht zuverlässig ermittelt worden. ^) Fr. Czapek, Über eine Methode zur direkten Bestimmung der Oberflächen- spannung der Plasmahaut von Pflanzenzellen, Jena 1911, S. 76. 2* 20 Zu einem analogen Ergebnisse führten zum Teil auch unsere Ver- suche, wie aus einer Gegenübersteilung der zugehörigen Säuren her- vorgeht. Essigsäure CH3.CO2H . . Glykolsäure CHg OH . CO2 H (Propionsäure C2H6.CO2H . . . . Milchsäure CH2.CHOH.CO2H . . Bernsteinsäure (CH2)2 • (CO2 H)2 . . Apfelsäure GH, . CHOH . (CO2 H)o . Kritische Konzentration Äqu. Konz 0-033 n 180 011— 013 n 58 0-04 n 180 0-08 n 67 0-077 n 77 006 Q 100 Wie man sieht, ist in unserem Falle die OH-Gruppe nur bei den einbasischen Säuren imstande, die Giftwirkung ansehn- lich herabzusetzen. Daß dieser Erfolg bei den zweibasischen Säuren nicht mehr zur Geltung kommt, hängt wohl damit zusammen, daß mit zunehmendem Molekulargewicht der Oxysäuren die molare Grenzkonzentration rapid abnimmt, wie nachstehende Tabelle zeigt. Kritische Konzentration -. Mol. Gew. in % Mol Glykolsäure CH2. OH. COoH MUchsäure CH3.CHOH.CO2H .. . . Apfelsäure CH2. CHOH. (CO2HI2 • • • Weinsäure (CHOH)2.(C02H)^ Zitionensäure COH.CO2 H (CH2.CO2 H)2 76 0-11-0- 13 58 90 0-08 m 67 134 006 m 200 150 0-05 m 300 192 0-05 m 400 Die Wirksamkeit der Oxysäuren nimmt also in der angeführten Reihenfolge, somit mit steigendem Molekulargewichte, bedeutend zu. Die einwertigen Oxysäuren wirken am schwächsten, während die 4-wertige, dreibasische Zitronensäure, die in Zumsteins Ver- suchen gerade am besten vertragen wurde, nach unseren Beobachtungen als „giftigste" Säure bezeichnet werden muß. Während sich die Molekulargewichte der Endglieder Gly- kolsäure: Zitronensäure wie ca. 1:2'5 verhalten, stehen die 21 reziproken molareu Grenzkonzentrationen im Verhält- nisse 1:8. Die Absicht, die Beziehung zwischen Konstitution der organischen Säuren und ihrer Wirkung auf Euglenen eingehender zu ermitteln, scheiterte an dem vorzeitigen Abbruch der Untersuchungen; ich ver- meide daher auch jede weitere Diskussion über die Frage, inwieweit sich die mitgeteilten Beobachtungen in den Rahmen unserer Kenntnisse über Säurewirkungen auf den Organismus im allgemeinen einfügen. Graz, Pflanzenphysiolog. Inst., Dez. 1914. Beiträge zur Kenntnis der Flora Kretas. Aufzählung der anläßlich der fünften Wiener Universitätsreise im April 1914 auf Kreta gesammelten Blüten- und Farnpflanzen. Von Dr. Friedrich Vierhapper (Wien). (Fortsetzung. ') (Mit 4 Textfiguren.) Aniygdalaceae. 166. Frunns Wehhii (Spach, Mon. gen. Amygdalus in Ann. sc. nat. Bot. II. Ser. XIX. [1843], p. 117 als Amygdalus) Vierh. {Amyg- dalus communis L.). — S: Hagia Triada-Phaestos (V, W). unsere Belege sind schon in verblühtem Zustand. Der von Wettstein gesammelte trägt noch nicht ganz ausgereifte Früchte, während der von mir mitgebrachte nur Blätter besitzt. Beide stimmen vollkommen mit den von Baldacci auf Kreta gesammelten Zweigen überein, welche gleichfalls insgesamt schon verblüht sind und zum Teil auch nur Blätter, zum Teil auch Früchte tragen. Gleich diesen sind nun unsere Exemplare zum Unterschiede von der Normalform der kultivierten F. communis durch dornige Seitentriebe, kurze Blattstiele, schmale Blattspreiten und kleine Früchte ausgezeichnet. Unsere Pflanze unterscheidet sich überdies von der typischen Kulturraandel durch strauchigen Wuchs, was ich von der Baldacci's leider nicht mit Bestimmtheit behaupten kann, aber für sehr wahr- scheinlich halte. Die von Sieber aus Kreta mitgebrachten dornigen Mandelzweige, welche sicherlich auch mit unserer Form identisch sind, tragen größtenteils Blüten, und diese sind, vor allem die Petalen, beträchtlich kleiner, als es bei P. communis die Regel ist. 1) Vgl. Österr. botan. Zeitschr. Bd. 64, 1914, S. 465. 22 Als P. Wehbii hat unsere Pflanze zuerst F. v. Wettstein be- stimmt, und ich habe mich nach [eingehender Untersuchung seiner Überzeugung angeschlossen. P. Wehbii ist nach Spach's Diagnose ein Strauch mit spreizenden, dornigen Seitenästen, kurz gestielten Blättern mit stumpfen bis wenig zugespitzten Spreiten, kurzer Kelch- röhre und kleinen Früchten mit schwach gekielter, wenig löcheriger Steinschale („Frutex, . . ramulis spinescentibus, divaricatis, . . foliis obtusis V. acuminulatis, brave petiolatis, .. tubus V/^ — 2 lineas longus, . . drupa 8 — 9 Hneas longa, . . putamen parce foraminatum, . . earina tenui"), P. communis dagegen ein Baum mit wenig spreizenden, wehrlosen Seitenästen, lang gestielten Blättern mit spitzer oder mehr minder lang zugespitzter Spreite, längerer Kelch- röhre, zusammengedrückten, meist größeren Früchten mit in der Regel breit gekielter Steinschale („Arbor, . . ramulis rauticis, subdivari- eatis, . . foliis acutis v. cuspidato-acuminulatis, longe petiolatis, . . tubus 2V2 — 3 lineas longus, . . drupa 72 — 2 pollices longa, plus minusve compressa, . . putamen earina plerumque lata"). Fetalen hat Spach von P. Webhii nicht gesehen, von P. communis be- schreibt er sie als 6 — 9 Linien lang. Bemerkenswert ist es, daß er die an unseren Belegen der P. Wehbii im Vergleiche zu P. com- munis so auffällige Schmalheit der Blattspreiten, welche auch ßoissier (Flor. or. II [1872], p. 642j betont, nicht ausdrücklich hervorhebt. Das Indument der Früchte fand ich bei beiden Formen gleich, in Übereinstimmung mit Spach, der in beiden Fällen von „drupis ineano-velutinis" spricht, und im Gegensatze zu Boissier, welcher der P. Webhii eine „drupa breviter et parce velutina", der P. communis dagegen eine „drupa dense tomentosa" zuschreibt. Besonderes Gewicht legen Spach und Boissier auf die Beschaffen- heit der Seitenzweige. Ersterer teilt danach die Sectio Euamygdalus in zwei Gruppen, von denen die eine — die kahlblättrige P com- munis und die behaartblättrige P Kotschyi — wehrlose, die andere — P. Webhii mit kahlen, P. orientalis und elaeagnifolia mit filzigen Blättern — dornige Seitenzweige besitzt. Nach Boissier ist P. Webhii mit communis verwandt und von ihr unter anderem durch die dornigen Seitenzweige verschieden : A. Webhii „species A. communi affinis, ab ea ut videtur distincta ramis spinescentibus, foliis angustioribus brevius petiolatis, drupa breviter et parce velutina nee dense tomentosa. Fruetus pollicem longus." Als Heimat der P. Webhii bezeichnet Spach das Gebiet von Troja in Kleinasien, über das Vaterland der P. communis ist er sich nicht im klaren („patria genuina vix certa"). Nach Boissier ist letztere in Vorder- asien, und zwar im Antilibanon, in Transkaukasien, Mesopotamien, 23 Abb. 2. Fig. 1 : Prunus Webbi i (S\^dich) Vierh. blühend (Kleinasien: Thymbra); Fig. 2: fruchtend' (Kreta: Karaso). — Fig. 3: Prunus communis (L ) Arcang. blühend, Fig. 4: fruchtend (Wiener Botanischer Garten). In ungefähr '^|^ der natürlichen Größe. A. Mayer phot. 24 KurdistaD, Persien und Turkestan heimisch, während er sie in Griechenland und Anatolien für eingeschleppt hält. Spaeh's Diagnose paßt nun vollkommen auf die von uns und, von der Art des Wuchses, die wir nicht kontrollieren können, ab- gesehen, auch auf die von Baldacci aus Kreta mitgebrachten, in Blatt- und zum Teil auch Fruchtzustand befindlichen Belege. Sie alle haben, wie schon gesagt, zum Unterschiede von P. communis immer stark spreizende, dornige Seitenzweige, kurz gestielte Blätter mit stumpflichen bis wenig zugespitzten und — was Spach nicht hervorhebt — schmalen Spreiten und kaum zusammengedrückte kleine Früchte (maximale Länge 22 mm r= 11 Linien) mit sehr schwach gekielter, wenig löcheriger Steinschale. Unsere Pflanze ist überdies durch strauchigen Wuchs ausgezeichnet. Die von Sieber auf Kreta gesammelten Blütenzweige gehören nicht nur wegen ihrer dornigen Seitenzweige sondern auch wegen der kurzen Kelchröhren zu P. Webbii. Sie stimmen in dieser Hinsicht auch mit blühenden Zweigen sicherliah echter P. Webbii aus dem Gebiete von Troja (Sintenis, It. troj. 1883, Nr. 31) überein und gleichen diesen auch in der geringen Größe der Petalen, deren Länge maximal 13 mm (= 6 Linien) beträgt, während P. communis stets längere — nach meinen Beobachtungen bis zu 18 mm, nach Spach 6 — 9 Linien lange — und breitere Blumenblätter besitzt. Von P. Webbii hat Spach, wie gesagt, keine Petalen gesehen, doch gestattet die von ihm angegebene geringe Länge des Kelchtubus zu schließen, daß gleich diesem auch die Petalen seiner Pflanze kleiner waren als bei P. communis. Außer von Kleinasien und Kreta liegen mir zum Teil in blühen- dem Zustande (bl), zum Teil mit jungen fjf"^ oder mehr minder ausgereiften Früchten (f), zum Teil nur mit Blättern (b) Zweige, welche ich für gleichfalls als zu P. Webbii im angeführten Sinne gehörig halte, von Argolis, Aegina, Attika, Albanien, Dalraatien, Apulien und Persien vor. Die folgende Liste enthält sämtliche von mir gesehenen Belege von P. Webbii : L Kleinasien. 1. Thymbra: in valle Scamandri fl. Sintenis, It. troj. 1883, Nr. 31 (U) bl. IL Kreta. 2. Canea (spontanea). Sieber (M, U) bl. 3. Distr. Khaniotika. Ad sepes pr. flagia Marina et Galata. Bal- dacci, It. cret. 1893, Nr. 11 (M, U) f. 25 4. Distr. Pedhiadhia. In duraetis ad Karaso. Baldacci, It. cret. 1899, Nr. 310 (M, ü) b. 5. Südküste. Hagia Triada-Phaestos bei Tybaki. Bachbett imd Phry- gana. R. v. Wett stein und Vierhapper, Univ.-Reise 1914 (ü) f. III. Argolis. 6. Bei Mykenae. An Zäunen. Haläcsy und Hayek, Univ. Eeise 1911 (H, Ha) jf. IV. Aegina. 7. Insel Aegina. Auf Äckern. Friedrichsthal, collect, itin, Nr. 339 (M) bl. V. Attika. 8. Ad sepes Phalerum versus. Heldreich, PI. exs. Fl. Hell. (H) bl. 9. Ad sepes prope Liosia spont. Heldreich 1874 (M, U) bl. VI. Albanien. 10. In reg. infer. m. Galicica, solo calc. Dimonie 1908 (ü) f. VII. Dalmatien. 11. Cattaro; an Wegen im alten Kastell. 100 m. Baenitz, Herb, eur. (M) f. Vni. Apulien. 12. Tavoliere pr. S. Severo, Apricena etc. s. calc. 30 — 50'. Porta et Eigo (U) b. IX. Persien. 13. Kuh Bil bei Daescht-aerdschen. Stapf 1885 (U) bl. 14. Kuh Bungi bei Daescht-aerdschen. 9500'. Stapf 1885 (üj bl. Die persischen Belege sind durch ihre glatte, licht gelbUch- braune, glänzende Rinde und etwas kleinere Blüten vom Typus der P. Webhii verschieden und vielleicht spezifisch zu trennen. Von P. communis sind sie gleich den übrigen aufgezählten Belegen durch die früher namhaft gemachten Merkmale, soweit sich dieselben an den immer nur in einem Entwicklungsstadium vorliegenden Zweigen feststellen lassen, leicht auseinanderzuhalten. In Spanien wächst — angeblich spontan — eine strauchige Mandel, welche mit P. Wchbii in der geringen Länge der Blatt- stiele und Form und Größe der Blattspreiten übereinstimmt, jedoch von ihr durch das Fehlen der Dornen verschieden ist. (E. Bour- 26 geau, PI. d. Espagne 1863, Nr. 2438: Arbrisseau de 1 — 2 m. Spontane sur las coUines pres Calopera la Reina: M.) Eine dornen- lose Form mit Wehbii-Früchten sah ich aus Transkaspien (Eegio transcaspica; Kisil Arwat; Karakala: prope Sumberki in valle fluvii Sumbar. Sintenis, It. transeasp.-pers. 1900 — 1901, Nr. 1951 ü). Eine scharfe Sonderung zweier in so vielen wesentlichen Merk- malen differierender Formen wie P. Webbii und communis halte ich um so mehr für berechtigt, als ich in dem von mir unter- suchten Material keine Intermediärformen habe finden können. Ich befinde mich in dieser Hinsicht im Gegensatze zu Nyman (Consp. Flor. Eur. [1878], p. 212) und Halacsy (Consp. Flor. Graec. I [1901], p. 497), welche für Europa, bzw. Griechenland, nurP.com- munis angeben, sowie auch zu Fiori und Paoletti (Flor. anal. d'Ital. I [1896 — 1898], p. 557), welche der P. communis bisweilen dornige (-talora spinosi all' apice") Seitenäste zuschreiben und sie ohne weitere ßücksichtnahme auf dieses wichtige Merkmal nur nach der Beschaffenheit der Steinschale und des Samens in die obligaten Varietäten a typica (mit a dulcis und b amara) und ß fragilis gliedern; stehe aber in Einklang mit Spach, welcher zwar auch von P. communis die drei Formen amara, dulcis und fragilis (nebst amygdalo-persica) unterscheidet, ihr aber die dornige P. "PFiefefeü koordiniert. Dem hat sich auch Boissier angeschlossen, , erwähnt jedoch ebensowenig wie Spach das Vorkommen der letz- teren in Europa. Auch C. K. Schneider (111. Handb. d. Laubholzk. I [1906], p. 592) unterscheidet P. Webbii von communis auf Grund der von Spach und Boissier hervorgehobenen Merkmale, gibt aber jene auch nicht für Europa an und schreibt dieser „kaum verdornende" Zweige zu. Wenn nun aber auch P. communis, wie ich zum Teil selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, in bezug auf manche der sie von P. Webbii unterscheidenden Merkmale einigermaßen veränderlich ist und sich dieser gelegentlich nähert, wie insbesondere in den Dimensionen der Blüten und Früchte, wenn sie auch ab und zu als Strauch auftritt oder dornige Seitenzweige oder schmälere Blätter (var. angustifolia Dippel, Handb. d. Laubholzk. III [1893], p. 604) trägt, so darf man doch nicht P. Webbii ohne weiteres mit der- artigen Abarten der P. communis in eine Linie stellen, denn letz- tere weist keines dieser Merkmale jemals in so prägnanter Weise auf wie P. Webbii und vereinigt niemals die Gesamtheit derselben in sich. Wenn Heldreich (in exs.), Baldacci (in exs. und in Mal- pighia IX [1895], p. 255) und andere unsere Pflanze als Amygdalus 27 amara ansprechen, so ist dies meines Erachtens fast ebenso un- genau, wie wenn man sie als A. communis schlechtweg bezeichnet. Denn von dem bitteren Geschmacke der Samen abgesehen, hat P. Wehhii mit dem Bittermandelbaum nicht mehr Gemeinsamkeiten als mit F. communis im weiteren Sinne. In morphologischer Be- ziehung verhält sie sich zu dieser ähnlich wie P. spinosa zu dorne- stica oder wie Pirus piraster zu communis. Während nach Spach, Boissier, Schneider usw. P. Wehhii nur in Yorderasien vorkommt, glaube ich, daß sie auch im euro- päischen Mediterrangebiete heimisch ist. Wenn Heldreich (Die Nutzpflanzen Griechenlands [1862], p. 67) angibt, daß der „Bitter- mandelbaum" in der Küstenregion Griechenlands wild wächst, und Nyman (1. c.) im Gegensatze zu anderen Autoren das Indigenat der Amygdalus communis in Südeuropa, und zwar Südspanien, Italien, Sizilien, Dalraatien, litorales Kroatien, Griechenland, für sehr wahrscheinlich hält, so ist in beiden Fällen P. Wehhii gemeint, und ich befinde mich mit Held reich und Nyman in voller Über- einstimmung. Eine andere Frage ist es, ob P. Wehhii die Stammform der P. communis ist, oder ob als solche nicht vielmehr eine dieser morphologisch viel näher stehende Pflanze mit dornenlosen Zweigen, lang gestielten Blättern mit breiten Spreiten usw. zu gelten hat, wie sie nach Boissier in Vorderasien (Antilibanon, Transkaukasien, Mesopotamien, Kurdistan, Persien, Turkestan) spontan vorkommen soll. Auch schmalblättrige dornenlose Formen, wie sie Battandier und Trabut (Djebel Dreat. PI. d'Alg. [üj und in Flor. anal, e synopt. de l'Alg. e de la Tun. [1902J. p. 120) in Algerien uud Bourgeau (siehe oben) in Spanien gesammelt haben und als spontan bezeichnen, kommen vielleicht als Stammformen der P. com- munis in Betracht. Gabrieli (II mandorlo amaro considerato sotto l'aspetto filo- genetico, culturale e chimico in Atti del E. Ist. d'Incoragg. di Napoli, ser. VI vol. IV [1907] sep. pag, 12) äußert sich über die Urform der Kulturmandel wie folgt: II Mandorlo priraitivo „ha dovuto essere V amaro con i seguenti caratteri: rami spinosi; inter- nodii lunghi; foglie strette; petali piccoli; frutto molto ridotto ; seme piccolo, amarissimo e povero in oHo. L'uomo poi, avendo sottoposto a cultura tale specie selvatica ha potuto, atraverso millenario lavoro, modificare man mano i caratteri originarii della pianta. Per l'opera deir uomo quindi il Mandorlo primitivo, in forza di coltura, ha per- duto successivamente le sue spine; i suoi internodii si sono accor- 28 ciati ispessondosi; le foglie si sono slargate; i petali si soiio ingraa- diti ; il frutto si e iogrossato dolcificandosi, e conseguemente arri- chendosi in olio." Diese Beschreibung der ürmandel paßt nun sehr gut auf unsere P. Wehhii, und die Art, wie sich Gabrieii aus ihr die Kulturmandel entstanden denkt, erscheint sehr einleuchtend. Ob aber P. Wehhii wirklich die Stammform der kultivierten P. com- munis ist, ob nicht vielmehr die früher erwähnten, in Vorderasien, Norwestafrika und Spanien angeblich spontanen Sippen in Betracht kommen, oder auch an Kreuzungen dieser mit P. Wehhii zu denken ist, bleibt noch künftigen Forschungen zu untersuchen vorbehalten. (Fortsetzung folgt.) Literatur - Übersicht'). November 1914. Guttenberg A. R. v. Waldbilder aus unserm künftigen Naturschutz- gebiet. (Ost. Vierteljahrsschrift f. Forstwesen, Jahrg. 1914, H. Nr. IV.) 80. 4 S., 8 Bilder. — — — — Naturschutzbestrebungen in Niederösterreich, (Blätter für Naturkunde und Naturschutz, 11. Jahrg., 1. Heft.) 8°. 4 S. Hayek A. v. Flora von Steiermark. 2. Bd., Heft 11. 8°. Bog. 51—55. (Schluß d. 1. Abt. d. 2. Bds.) Berlin (Borntraeger). — Mk. 3-—. Linsbauer K. Zur Kenntnis der Reizleitungsbahnen bei ilfiwosa ^/ttZica. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., Bd. XXXII, Heft 9.) 8^ 11 S., 3 Abb. Verf. hat die u. a. von Dutrochet, Meyen und Haberlandt stu- dierte Frage der Eeizleitung bei Mimosa an geringelten Stämmen neuerlich einer experimentellen Prüfung unterzogen und kommt zu dem Resultate, daß erstens Leitung von Wundreizen unzweifelhaft auf ansehnliche Strecken im Holzkörper des Stammes vor sich gehen kann, ohne an die Anwesenheit der Rinde gebunden zu sein, und daß zweitens die bisher vorliegenden Untersuchungen keinen zuver- lässigen Beweis für die Annahme einer longitudinalen Eeizleitung in bestimmten Leptomelementen ergeben haben. Nest 1er A. Eine neue Methode der Safrauuntersuchung. (Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußm., Bd. 28, Heft 5, S. 264—268). 8°. 4 Abb. 1) Die „Literatur-Übersicht" strebt Vollständigkeit nur mit Rücksicht auf jene Abhandlungen an, die entweder in Österreich erscheinen oder sich auf die Flora dieses Gebietes direkt oder indirekt beziehen, ferner auf selbständige Werke des Auslandes. Zur Erzielung tunlichster Vollständigkeit werden die Herren Autoren und Verleger um Einsendung von neu erschienenen Arbeiten oder wenigstens um eine Anzeige über solche höflichst ersucht. Die Redaktion. 29 ßuttner F. Die Verteilung des Planktons in Süßwasserseen. (Fort- schritte d. naturw. Forschung v. E. Abderhalden) Wien (ürban u. Schwarzenberg). 8". p. 273—336, 14 Textabb. — — Berieht über die Planktonuntersuchungen an den Lunzer Seen. (Internat. Revue d. gesarat. Hydrobiologie und Hydrographie 1914.) 8°. p. 518—527. — — Bemerkungen zur Frage der vertikalen Planktonwanderung (a. a. 0., 1914). 12 S., 3 Textfig. — — üferflucht des Planktons und ihr Einfluß auf die Ernährung der Salmonidenbrut. (a. a. 0., 1914.) 7 S. — — Über einige bei der Untersuchung der Lunzer Seen verwendete Apparate und Gerätschaften, (a. a. 0., 1913) p. 53 — 62, mit Taf. IV" und 1 Textfig. Schiller J. österreichische Adriaforschung. Bericht über die allge- meinen biologischen Verhältnisse der Flora des adriatischen Meeres, (Intern. Eev. d. ges. Hydrobiolog. 1914.) 8°. 15 S., 9 Textabb. Zusammenfassung der botanischen Ergebnisse der regelmäßigen Forschungs- fahrten, welche durch den Verein zur Förderung der naturw. Erforschung der Adria seit 1903 veranstaltet werden. Bericht über Ergebnisse der Nannoplanktonuntersiichungen an- läßlich der Kreuzungen S. M. S. Najade in der Adria. (Intern. Rev. d. ges. Hydrobiolog. 1914.) 8». 15 S., 1 Taf. Schussnig Br. Aus der Biologie des adriatischen Phytoplanktons. (Verh. d. k. k. zool. bot. Ges. Wien, XLIV. Bd., Heft 7/8, S. 299 bis 304.) 8". Vierhapper F. Beiträge zur Kenntnis der Flora Griechenlands. K. An- thophyta und Pteridophyta. I. Teil. (Verh. d. k. k. zool. bot. Ges. Wien, LXIV. Bd., Heft 7/8.) 8°. S. 239—269, 1 Taf. Bearbeitung der anläßlich der zweiten Wiener Universitätsreise im April 1911 in Griechenland gesammelten Pflanzen mit zahlreichen kritischen Bemerkungen ; solche betreffen insbesondere Fumaria judaica Boiss., Matthiola sinuata (L.) Friedr., Alyssum minutum Schlecht. Neubeschrieben werden: Alyssum Stapfii Vierh. (Persien, leg. Stapf 1885), Reseda lutea L. forma ÄbelüYierh. (Pikermi. leg. Abel), Viola pentelica Vierh. (Pentelikon, leg. Vierhapper). Ohodat R. La notion d'espece et les methodes de la botanique moderne (Rev. de l'üniversite de Bruxelles.) 8». p. 721—744. Eine sehr klare und lesenswerte Erörterung des Speziesbegriffes mit Rück- sicht auf die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte. Fedde F. Repertoriura specierum uovarum regni vegetabilis. Gesamtverz. V. Bd. I— X. Berlin-Dahlem, 1914 (Selbstverlag d. Herausgeb.). 8». 190 S. Fucskö M. Az eperfa parthenokarpiaja. (Botanikai Közlemenyek, XIII., 5—6, Dez. 1914.) 8°. p. 128—138, 6 Textfig. 30 Fucskö M, Die Parthenokarpie des Maulbeerbaumes, (a. a. 0.) p. (56) bis (61). Goldsch midt-Geisa M. Die Flora des Ehöngebirges. (Verh. d. Phys.- med. Ges. in Würzburg, Bd. XLIII.) 8". p. 151—170. Heilbronn A. Zustand des Plasmas und Eeizbarkeit. (.Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. LIY, 1914.) 8°. p. 357—390, mit 1 Textfig. König J. u. Rump E. Chemie und Struktur der Pflanzenzellraembran. Berlin 1914 (Jul. Springer). 8". 88 S., 9 Taf., mehr. Textabb. Kränzlin Fr. Orchidaceae von Neu-Oaledonien uud den Lojalty- Inseln. (Nova Oaledonia Botanik v. F. Sarasin u. J. Roux, Vol. I, LI, Nr. 10) Wiesbaden 1914 (C. W. Kreidel). 4°. p. 77-85. Lagerheira G. Linnes pelarkaktus. (Der Säulenkaktus Linnes.) (Särtryek ur Fauna och Flora 1914.) 8". p. 210—216. Lehmann E. Über Bastardierungsuntersuchungen in der Feronica-Gruppe agrestis. (Zeitschr. f. indukt. Abstaramungs- u, Vererbungslehre 1914, Bd. XIII, Heft 1/2.) gr. 8°. S. 88—175, 1 Tafel. Verf. konnte Bastarde zwischen V. Tonrnefortii und V. agrestis, opaca und polita nicht erzielen, dagegen erhielt er solche zwischen den Unterarten der V. Tournefortn: Aschersoniana und Corrensiana. Das wichtigste Ergebnis ist die Aufspaltung der Bastarde in F2 in viele weitgehend konstante Formen, deren Gesamtheit an die Variabilität erinnert, die bei vielen „Arten" sich beobachten läßt. Lind man 0. A. M. Cardamine pratensis L. und C. dentata Schult, (Bot. Notiser f. ä. 1914, Nr. 6) p. 267—286, 5 Fig. Genaue Untersuchung der beiden im Titel genannten Arten, deren Abgren- zung und gegenseitiges Verhältnis nie klargestellt wurde, und Nachweis ihrer Ver- schiedenheit. Richter A. Egy Magyar Termeszetbüvär üti Naplöjäböl. Kolozsvar (Klausenburg) (Stein Jänos). gr. 8°. Bd. I, 257 S. mit 83 Bildern, Bd. II, 459 S., mit 142 Bildern. Schoute J. 0. Beiträge zur Blattstellungslehre. I. Die Theorie. IL Über verästelte Baumfarne und die Verästelung der Pteropsida im allge- meinen. (Recueil d. Trav. bot. Neerland. Vol. X, Livr. 3/4, Vol. XI, Livr. 2.) 8°. S. 153—339, 1—98, 2, resp. 15 Taf. Shull G. H. Sex limited inheritence in Lychnis dioica L. (Zeitschr. f. ind. Abst.- u. Vererbungslehre, Bd. XII, Heft 5.) gr. 8°. p. 265—302, mit 2 Taf. u. 5 Textfig. Shull G. H. The longevity of submerged seeds. (The Plant- World, Vol. 17, Nr. 11.) 8». p. 329—337, mit 2 Textbild. A peculiar negative Correlation in Oenothera hybrids. (Journal of Genetics, Vol. IV, Nr. 1.) 8°. p. 83—102, mit 2 Taf., 1 Textfig. 31 Tuzson J. Jegyzstek a raagyar flora nehany növenyeröl. (Botanikai Közleraenyek, XIII, 5—6, Dez. 1914.) 8». p. 138—142. Notizen über eioige Pflanzen der ungarischen Flora, (a. a. 0.) p. (61)-(66). Yries H. de. The probable origin of Oenothera Lamarckiana. (ßotau. Gaz., Vol. XVII, Nr. 5, p. 345—360.) 8". 3 Taf. Die Frage der Herkunft der berühmt gewordenen 0. L. ist bekanntlich in neuerer Zeit vielfach diskutiert worden. Verf. entschloß sich daher, diesen Gegenstand zu untersuchen. Er kommt zu dem Resultat, daß die Pflanze der alten Herbare von Lamarck, Pourret und M i c h a u x genau die gleiche ist, wie die, mit der er experimentierte, daß sie der Floi'a der westlichen Staaten von Nordamerika ange- hört und daß sre von dort nach England und dem europäischen Festlande kam. Warming E. u, Graebner P. Eng. Warmings Lehrbuch der ökologi- schen Pflanzengeographie. 3. umgearb. Aufl., 1. Lief., Bg. 1— 5, gr. 8". 80 S., 42 Fig., Berlin (Borntraeger) 1914. Zschacke H. Die mitteleuropäischen Verrucariaceen II. (Schluß.) (Hed- wigia, Bd. LV, Heft 6, Dez. 1914.) 8«. p. 289—324. Akademien, Botanische Gesellschaften, Vereine, Kongresse etc. KaiserL Akademie der Wissenschaften in Wien. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 12. November 1914. Das k. M. Günther Bitter Beck v. Mannagetta undLerchenau überreicht eine Abhandlung, betitelt: „Die Pollennachahmung in den Blüten der Orchideengattung £Via." Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen: 1. Die durch ihre hellgrüne Färbung recht unauffälligen, kleinen Blüten der i'rm-Arten aus der Sektion Eriura besitzen in der Mittellinie ihrer Blumenlippe ein sehr auffälliges Futterorgan für bestäubende Insekten in Form einer aufliegenden Rippe und einer bis zwei Anschwellungen, die in großer Menge ein weißes Mehl ab- stoßen. 2. Bei Eria monostachya Lindl. (v. pleiostachya G. Beck) ist der Futterkörper knochenförmig, hat also zwei Anschwellungen, bei E. paniculata Lindl. besitzt er hingegen nur eine hintere, getrennte Anschwellung, während der vordere Teil allmäh- lich nach vorn keulig angeschwollen ist. 3. Das Mehl des Futterkörpers erinnert lebhaft an einen kohärenten Pollen und besteht aus einer Unzahl ellipsoidischer, ei- oder birnförmiger, mit einem Schwänz- chen versehener Körper bis zur Größe von 92 (i, die mit einer zierlich streifigen Cu- ticula bedeckt sind und im Inhalte Plasma und Stärke führen. 4. Diese Körper, welche einen Scheinpollen darstellen, sind nicht ge- schlossene Zellen, sondern werden einzeln an den Epithelzellen des Futterorgans als keulige Papillen ausgebildet, deren Kopf bedeutend anschwillt, während sich ihr unterer Teil stielförmig verlängert. 32 5. Der stielförmige Teil dehnt sich zuletzt fädlich, bis ihn die Schwere des Kopfes, des Scheinpollens, zum Zerreißen bringt. 6. Der Scheinpollen fällt demnach nicht gleich ab, sondern bleibt durch diese fädlichen Stielchen auf dem Futterorgan liegen, um von den Insekten abgehoben zu werden. 7. Durch das Zerreißen des fädlichen Stielchens erhält der Scheinpollen ein Schwänzchen, das durch Eintrocknung die untere Wand des Scheinpollens schließt, während der basale Teil des Fädchens an den Epithelzellen als haarartiger Fortsatz stehen bleibt. 8. Da die Blüten keinen Nektar besitzen, kann angenommen werden, daß hie- durch der Scheinpollen den bestäubenden Insekten, wahrscheinlich pollenfressenden Käfern, durch längere Zeit dargeboten wird. 9. Die Anlockung dieser Insekten geschieht ob der unscheinbaren, grünlichen Farbe der kleinen Blüten durch angenehmen Duft und durch die besondere Schau- stellung des Futterorganes auf der Lippe, die sich durch seine Lage, seine relative Größe und durch die schneeweiße Farbe des Scheinpollens bekundet. 10. Als Bestäuber können nur etwas größere Insekten gelten, da die Pollinarien, deren Pollentetraden die' gleiche Größe wie der Scheinpollen besitzen, etwa 25 mm höher am Gynostemium stehen als der Scheinpollen. Dafür wird aber auch die Freß- lust durch die riesige Menge des Scheinpollens gewiß befriedigt. 11. Zahlreiche Eaphidenbündel im Mesophyll der Blütenteile dürften als Schutz- mittel dienen. Hingegen sind die Flockenhaare, welche die äußeren Blütenteile und die Infloreszenzachsen filzig bedecken, durch ihren eigentümlichen Bau und ob ihres Verhaltens als wasserabsorbierende Saughaare aufzufassen. Personal-Nachrichten. EroaDDt wurden: Dr. J. Györffy zum ö. o. Professor für allgemeine Botanik an der Franz-Josefs-ÜDiversität in Kolozsvar; J. Wagner zum Pachinspek- tor an der Lehrerbildungsanstalt; Dr. G. Lengyel zum Adjunkten an der Samenkontrollstation in Budapest (bisher Assistent daselbst), ferner Dr. I. Szücs an der ampelologischen Zentralanstalt und Z. Zsak ander Samenkontrollstation in Budapest zu Assistenten, (Botanik. Közleraeny.) Dr. Gy. Gay er, bisher ünterrichter am Bezirksgericht von Felsöor, wurde zum Gerichtshofe von Szombathely übersetzt. (Botanik. Közlemeny.). Dr. Jul. Klein, Prof. an der techn. Hochschule in Budapest, ist nach Vollendung seines 70. Lebensjahres und nach 44jähriger Lehrtätig- keit in den Buhestand getreten. (Botanik. Közleraeny.) Gestorben : Prof. Dr. V. B. Wittrock in Bergielund b. Stockholm am 1. Sep- tember 1914, der Mykologe Dr. M. 0. Cooke, am 12. November 1914, im Alter von 89 Jahren, William Barbey, der Besitzer des Herbarium Boissier, im Alter von 72 Jahren, am 18. November 1914, in Ohambesy bei Genf. Buehdruekerei Carl Gerold's Sohn in Wien, i OSTERREICHISCHE BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. LXV. Jahrgang, Nr. 2. Wien, Februar 1915. Gesneriaceen-Studien. Von Karl Fritsch (Graz). IIL Blüten-Blißbildungcu. (Mit 1 Textfigur.) lu deu zwei Jahrzehnten, welche ich bis jetzt — allerdings mit mehrfachen Unterbrechungen durch andere Arbeiten — dem Studium der Gesneriaceen gewidmet habe, sind mir verschiedene Mißbildungen von Blüten begegnet, die meisten an lebenden Pflanzen, einige aber auch an Herbarmaterial. Die Durchsicht der teratologischen Literatur, nament- lich der bekannten Handbücher von Masters^) und Penzig^), sowie der Eeferate über teratologische Arbeiten im „Botan. Jahresbericht" er- gab, daß zwar schon zahlreiche Mißbildungen von Gesneriaceenblüten beschrieben wurden, daß aber die von mir beobachteten Fälle mancherlei Neues bieten. Ich will in den folgenden Zeilen meine diesbezüglichen Beobachtungen mitteilen. Die Arten sind nach meinem Gesneriaceen- System ^) geordnet. Streptocarpus Wendlandii Hort. Damm. In der teratologischen Uiers^tur fsLud ichnur Streptocarpus Rexil (Hook.) Lindl. mehrfach erwähnt, während ßlütenmißbildungen anderer Arten dieser Gattung nicht angegeben werden. Allerdings habe ich die gärtnerischen Zeitschriften nicht daraufhin durchgesehen. Nach meinen Erfahrungen hat Streptocarpus Wendlandii eine ziem- lieh starke Neigung zu Mißbildungen seiner Blüten. Ich beobachtete in den Gewächshäusern des Wiener botanischen Gartens seinerzeit, als ich die Art aus Samen zog, um die Entwicklung der Keimpflanzen zu stu- 1) M. Masters, Pflanzen-Teratologie, ins Deutsche übertragen von U. Dam- mer (1886). 2) 0. Pen zig, Pflanzen-Teratologie, II. Bd. (1894). Die Gesneriaceen sind dort p. 220—224 behandelt. 3) Veröffentlicht in E n g 1 e r- P r a n 1 1, Die natürl. Pflanzen familien, IV. Bd., Abteilung 3 b. österr. botan. Zeitschrift, 191.5, Heft 2. 3 34 dieren'), im ganzen sechs raißbildete Blüten, von welchen vier höchst wahrscheinlich Terrainalblüten waren ^}. Ich beschreibe diese sechs Blüten im folgenden einzeln: Blüte 1. Die erste sich öffnende Blüte eines aus Kew bezogenen Exenoplars von Streptocarpus Wendlandii war aktinomorph und hatte statt der Staubblätter fünf sehr kurze, vom Tubus der Korolle abstehende, der Lage nach mit den fünf Korollenblättern abwechselnde Staminodien nahe dem unteren Ende des Tubus. Der Griffel war kurz, aber gekrümmt, wie in den normalen zygomorphen Blüten. Es liegt also eine regel- mäßige Pelorie vor unter gleichzeitiger Verkümmerung aller Staraina, während das Gynoeceum allein die Zygomorphie beibehält. Schon Masters erwähnt, daß regelmäßige Pelorien bei Gesneriaceen häufig sind^); speziell bei Streptocarpus Rexii wurden sie schon mehrfach be- obachtet*). Blüte 2. Die erste Blüte eines anderen Exemplars war zwarzygo- morph, aber tetramer. Es waren vier Kelchzipfel vorhanden, zwei in medianer und zwei in lateraler Lage^). Die vier Kronzipfel alternierten regelmäßig mit den vier Kelchzipfeln; jedoch waren die zwei oberen kürzer als die unteren und einfarbig, während die zwei unteren, längeren gestreift waren (wie normalerweise die drei unteren). Auch die vier Staubblätter alternic-ten regelmäßig mit den Zipfeln der Blumenkrone, aber nui eines derselben — nämlich das median vorne, zwischen den zwei gestreiften Kronzipieln liegende — war fertil. Die drei anderen Stamina waren auf sehr kurze Staminodien reduziert, wie sie oben bei Besprechung der Blüte 1 beschrieben wurden. Das Gynoeceum war nor- mal ausgebildet. Nach der Terminologie von Masters liegt also in diesem Falle Meiophyllie der Blüte vor*^), welche sich auf den Kelch, die Blumenkrone und das Androeceum erstreckt. Blüte 3. Die erste Blüte eines dritten Exemplars war trimer, und zwar sowohl in bezug auf Kelch und Krone, als auch auf das 1) K. F r i t s c h, Die Keimpflanzen der Gesneriaceen (1904), p. 38 — 41. 2) Über die Infloreszenz von Streptocarpus Wendlandii gedenke ich später einmal Mitteilungen zu machen. Sie ist ausgesprochen cymös, aber ziemlich ver- wickelt gebaut. 3) Mäste rs-Dammer, 1. c, p. 255. "*) P e n z i g, 1. c, p. 224; ferner Costerus und Smith in Ann. du jard. botan. de Buitenzorg, 2 ser., IV. (1905), nach Botan. Jahresbericht 1905, III, p. 172. -•) Diese Bezeichnungen beziehen sich auf die tatsächliche Stellung zum Schaft. ") Masters-Damme r, p. 457; übrigens wird auf p. 537 desselben Werkes diese Erscheinung Oligomerie genannt, welcher Ausdruck aber in der Teratologie lieber vermieden werden sollte. Oligomer ist z. B. das normale Androeceum von Streptocarpus. 35 Androeceum. Die Kronröhre war gerade, der Saum horizontal (nicht schief, wie gewöhnlich), aber die drei einfarbigen (nicht gestreiften !) Zipfel waren etwas ungleich. Die mit den Kronblättern alternierenden Staub- blätter waren alle zu kurzen Staminodien reduziert. Das Gynoeceum war normal, aber weniger gekrümmt als gewöhnlich. Es liegt hier eine noch weitergehende Meiophyllie vor. Blüte 4. Eine später erscheinende Lateralblüte wies eine ganz asymmetrische Bluraenkrone auf. Ihr Saum war schief: die beiden oberen (einfarbigen) Zipfel normal, von den drei unteren aber der mittlere auf ein kleines Anhängsel reduziert, welches in der Bucht zwischen den anderen (auch etwas ungleichen und nicht symmetrischen) Zipfeln sicht- bar war. Der Basis dieses Anhängsels waren die beiden Antheren fest angewachsen, während tief unten in der Kronröhre noch drei Stami- nodien salien. Das Gynoeceum war normal. Die Erscheinung beruht im wesentlichen auf einer Atrophie*) des medianen Korollenzipfels, her- vorgerufen durch irgend eine Wachstumsheramung unbekannter Ursache. Blüte 5. An einer anderen Lateralblüte fand ich gleichfalls einen asymmetrischen Bau. Es waren fünf ungleich lange, verkrümmte Kelch- zipfel vorhanden. Auch die Blumenkrone war verkrümmt und wies an der Außenseite ihrer Eöhre unregelmäßige Schwielen auf. Die zwei ein- farbigen Zipfel der Oberlippe waren ziemlich normal ausgebildet; die Unterlippe bestand aber aus vier (statt drei) gestreiften Zipfeln. Androe- ceum und Gynoeceum waren normal. Es liegt hier Polyphyllie der Korolle ^) und zugleich Deformation derselben vor. Blüte 6. Eine anscheinend terminale Blüte zeigte einen ganz be- sonders eigentümlichen Bau. Während sie nur drei Kelchzipfel aufwies, waren Korolle und Androeceum sechsgliedrig! Die Kronröhre war etwas gekrümmt, der Saum aber aktinomorph. Von den sechs Kronzipfeln waren drei abstehend, die drei zwischen ihnen stehenden aber viel kleiner, aufrecht und kapuzenförmig; alle sechs waren einfarbig. An Stelle der sechs Stamina waren nur ganz kurze Staminodien am unteren Teile der Korollen- röhre befestigt, welche merkwürdigerweise deutlich vor (statt zwischen) den Zipfeln der Korolle standen. Das Gynoeceum zeigte auch hier nor- males Verhalten. Zur Bezeichnung dieser ganz sonderbaren Blüte reichen die Ausdrücke der teratologischen Terminologie nicht aus. Überblicken wir die sechs geschilderten Fälle von Blütenmißbil- dungen bei Streptocarpus Wendlandä, so können wir zunächst die ^) Masters-Damme r, p. 512. Auf p. 520 ist dort die von Bureau be- obachtete „Verkleinerung der Fetalen" „gleichzeitig mit einer Vermehrung der Zahl" bei Streptocarpus Eexii erwähnt. 2) Vgl. Masters-Damme r, p. 412-413. 3* 36 NeigUDg der Terminalblüten zu pelorischer Ausbildung konstatieren, welche ja auch sonst bei Tubifloren häufig ist^). Ich selbst habe, wie ich bei dieser Gelegenheit erwähnen möchte, im Lungau vor Jahren eine regelmäßige Pelorie bei Galeopsis speciosa Mill. beobachtet, welche gleichfalls terminale Stellung hatte. Sieht man von der Verkümmerung der Staubblätter und vom Gynoeceum ab, so stellt die oben beschriebene Blüte 1 so ziemhch dem pentameren, aktinomorphen ürtypus der Tubi- floren dar. Die Normalzahl 5 ändert sich entweder in einem oder in mehreren Blattzyklen der Blüte in 4, 3 oder 6, eine Erscheinung, die auch ander- wärts sehr häufig ist. Ich selbst habe einmal in Niederösterreich eine trimere Frimula vulgaris Huds. gefunden ; tetramere Blüten sind ja bei dieser Art nicht allzu selten. Nicht uninteressant ist das gleichzeitige Verkümmern aller Staub- blätter in den Blüten 1, 3 und 6. Diese Erscheinung hat schon Familler^) an Streptocarpus-Blüten beobachtet; er erwähnt „rein weibliche Exem- plare mit fünf gleich ausgebildeten Staminodien". Leider ist aus den Mitteilungen dieses Autors nicht zu entnehmen, ob die betreffenden Blüten sonst normal oder mißbildet waren. Käme die Verkümmerung sämtlicher Stamina bei in allen übrigen Teilen normal ausgebildeten Blüten vor, so könnte man an eine Neigung zur Polygamie (speziell Gynodioecie) denken, die sonst beiGesneriaceen nirgends zu bemerken ist*). Klugia seylanica Gardn. Auch bei dieser Art beobachtete ich einmal eine regelmäßige Pelorie, welche durch die aufrechte Stellung, die verlängerte, fast zylindrische Kronröhre und den tellerförmig ausgebreiteten, wegen der kaum differenzierten Zipfel fast an die Blüten von Convolvulaceen er- innernden Saum von den normalen Blüten höchst auffallend verschie- den war. Achimenes pulchella (L'Herit.) Hitchc. In den Gewächshäusern des botanischen Gartens in Graz beob- achtete ich eine hexaraere Blüte. Eins der sechs Kelchblätter war korol- linisch ausgebildet und ebenso rot gefärbt wie die sechs Petalen. Die ') Über die wahrscheinlichen Ursachen dieser Erscheinung hat sich schon Masters ausgesprochen. (Masters-Damme r, p. 260—261.) 2) J. Familler, Biogenetische Untersuchungen über verkümmerte oder um- gebildete Sexualorgane. Flora, 82. Band (1896), p. 133-168, speziell p. 146. 3) Monoecie ist nur bei Ct/rtandroi)sis bekannt. (Vgl. Lauterbach in Nova Guinea, Vlll. 2., p. 331.) 37 sechs Staubblätter waren ungleich laug, aber alle fertil. Auch in Wien hatte ich schon eiije hexamere Form dieser Art beobachtet^). Achimenes sp. Bei einer Pflanze des Wiener botanischen Gartens, die unter dem unrichtigen Namen Achimenes „patens" bezogen worden war — vielleicht einer Gartenhybride — fand ich eine „gefüllte" Blüte mit fünf Stami- nodien. Gefüllte Blüten sind auch von Achimenes longiflora Benth. be- kannt^). Heppiella naegelioides Lem. Diese Pflanze erhielt ich unter dem. Namen „Gesneria egregia"' aus dem botanischen Hofgarten in Schönbrunn. Es ist sicher eine Heppiella aus der Verwandtschaft der Heppiella viscida (Paxton) Fritsch (^r H atrosangiiinea Regal ), Nach Lemaire ') soll sie durch Bastardierung der eben genannten Art mit Smithiantha sehrina (Paxton) 0. Ktze. ent- standen sein, was mir nicht recht glaubwürdig erscheint. An dieser Pflanze fand ich vier abnorme Blüten: Blüte 1. Die Blüte war hexamer. Von den sechs Kelchzipfeln war einer etwas korollinisch berandet. Es waren fünf fertile Stamina und ein petaloides Staminodium vorhanden. Der Diskus war deutlich sechs- lappig. Blüte 2. Gleichfalls hexamer, mit sechs Kronzipfeln, von welchen die beiden obersten kleiner und einander nahegerückt waren. Das auch hier vorhandene petaloide Staminodium war zweispaltig. Blüte 3. Perianthiura normal, pentamer. Von den fünf Staubblättern waren drei normal ausgebildet, ein viertes etwas petaloid verbreitert, aber an der Spitze mit einer kleinen Anthere versehen, das fünfte ganz petaloid. Blüte 4. Perianthium normal, pentamer. Zwei Stamina fertil, die drei anderen staminodial. Diese letzte Blüte erscheint mir recht interessant, weil sie zeigt, daß Didynamie sehr rasch in Diandrie übergehen kann. Viele Gesneriaceen- Gattungen werden hauptsächlich danach unterschieden, ob das Androe- ceum didynamisch oder diandrisch ist. So beruht die Abtrennung der Gattung Didissandra Clarke von Didymocarpus Wall. {Roettlera Vahl) nur auf diesem Merkmal ; ähnlich verhält sich Klugia Schldl. zu Rhynchoglos- sum ßl., Mitraria Cavan. zu Sarmienta Ruiz et Pav. Ich glaube, daß die 1) K. Fritsch, Keimpflanzen der Gesneriaceen, p. 70. 3) P e n z i g, 1. c , p. 220. 3) L'illustration horticole IV. PI. 129 (1857). 38 systematische Bedeutung dieses Merkmals bisher übersehätzt wurde — vielleicht eine unbewußte Nachwirkung des Li nn eschen Sexualsystems ! Kohleria hogotensis (Nichols.) Fritsch ^). An anderer Stelle^) berichtete ich über eine Pflanze, welche ich von Haage und Schmidt in Erfurt unter dem Namen „Tydaea hyhrida nana" bezogen hatte. Sie gehört zweifellos in den Formenkreis der Kohleria hogotensis. An dieser Pflanze beobachtete ich im Wiener bota- nischen Garten eine abnorme Blüte, welche ich nun beschreiben will. Der Kelch wies nur vier Zipfel (statt fünf) auf, die zwar ungleich groß waren, aber alle dieselbe Nervatur zeigten, so daß an die Ver- wachsung zweier jedenfalls nicht zu denken war. Die Korolle war in normaler Weise pentamer ausgebildet; jedoch war an der Außenseite eines der fünf Zipfel ein kapuzenförmiges, korollinisches Blatt angewachsen, dessen Unterseite (bzw. Außenseite) die Farbe der Innenseite der Ko- rollenzipfel aufwies. Von den fünf Staubblättern waren nur zwei (statt vier) normal und fertil; ein drittes (genau vor dem Anhängsel) war mit der ganzen Länge des Filamentes an die Korolle angewachsen und be- saß eine unförmliche, taube Anthere ; die beiden letzten waren stami- nodial und untereinander gleich: eines median hinten (an derselben Stelle wie in der normalen Blüte der Art), das zweite an der dem An- hängsel gegenüberliegenden Seite der Blüte. Die fünf Diskusdrüsen waren auffallend ungleich; vier davon lagen zwischen je zwei Kelchzipfeln, die fünfte vor einem der vier Kelchzipfel (neben dem Anhängsel!). Die beiden Narbenlappen, welche in normalen Blüten gleichlang sind, wiesen ungleiche Länge auf. Die einfachste Erklärung für das Auftreten des eigentümlichen An- hängsels an der Außenseite der Korolle ist in diesemFalle jedenfalls die, daß es sich um ein petaloides Kelchblatt handelt. Damit stimmt die Tat- sache, daß in der sonst pentaraeren Blüte nur vier normale Kelchblätter vorhanden waren und daß die eine der fünf Diskusdrüsen neben dem Anhängsel (also theoretisch wohl zwischen diesem und dem benachbarten Kelchblatt) stand, vollkommen überein. Masters^) erwähnt, daß man bei Calceolaria „häufig einen oder mehrere Kelchlappen durch ein pan- toffelartiges Petalum ersetzt finden" kann. Kohleria „gigantea". Von der hybriden „Tydaea gigantea"*) fand ich im Berliner Her- barium die in der beifolgenden Texifigur wiedergegebene abnorme Blüte. ^) Vgl. über diese Art meine Ausführungen in dieser Zeitschrift 1913, p. 64. 2) Keimpflanzen der Gesneriaceen, p. 72. 3) Masters-Damme r, p. 322—323. *) Vgl. H a n s t e i n in Linnaea, XXVII., p. 776. 39 Auf der Etikette steht: „Tydaea gigantea vera. Hort. Ber. Juli 5. 65. sepalis 6, pet. 6, libero exteruo." Aus dem auf der Etikette gezeichneten Diagramm ist zu sehen, daß das freie sechste Petalum neben dem median hinten stehenden Kelchzipfel zu stehen kommt, während die anderen fünf Fetalen die normale Lage einnehmen. Es liegt also Polyphyllie ^) in Verbindung mit partieller Adesmie der Korolle vor. Ähnliche Fälle von Adesraie beobachtete Penzig an „Gesnera elongata Ramb. Boui^V' -) [wahrscheinlich Kohleria Deppeana (Cham, et Schldl.) Fritsch]*). Rechsteineria*) splendens (Van Houtte) 0. Ktze. An einem im Wiener botanischen Garten kultivierten Exemplar dieser Art trat eine voll- ständige Verwachsung zweier Blüten (Synan- thie) samt ihren Stielen auf. Es gibt zwar schon Masters^) an, daß Synanthie bei der Gattung „Gesnera"' {■=. Rechsteineria u. a.) häufig auftritt, jedoch fand ich nirgends eine nähere Beschreibung dieser Erscheinung bei Rechsteineria ®). Die von mir beobachtete Doppelblüte hatte zehn Kelchzipfel und eine weitbauchige, doppelrachige Blumenkrone. Die normale Blumenkrone von Rechsteineria splendens'^) hat eine helmartig vor- springende, aus zwei Kronzipfeln gebildete Oberlippe und eine viel kürzere, schwach dreilappige Unterlippe. Die Doppelblüte hatte zwei einander gegenüberstehende Helme und zwischen ihnen beiderseits je drei der Unterlippe entsprechende sehr kurze Zipfel. Merkwürdig war das Verhalten der acht Antheren. In der nor- malen Blüte kleben die vier Antheren kreuzförmig zusammen. Hier waren Abnorme Blüte von „Tydaea gigantea". 1) Vgl. Masters-Damme r, p. 404 und 409 S. 2) Penzig, a. a. 0., p. 221, 3) Die in den Gärten verbreitete Verwechslung von Kohleria Deppeana und „elongata'^ hat Hanstein in Linnaea XXIX, p. 575—577 ausführlich dargelegt. *) Über die Priorität des Gattungsnamens Reehsteineria gegenüber dem von mir früher gebrauchten Namen Corytholoma vgl. man meine Ausführungen im Bot. Jahrb., L., p. 434—435. 5) M a s t e r s - D a m m e r, p. 64. 6) Abgesehen von einem ganz abnormen Fall, den H i 1 d e b r a n d in Botan. Ztg. 1890, p. 309, beschrieb. ''') Man vergleiche die Abbildung eon H a n s t e i n in Martins, Flora Brasi- liensis, VIII, tab. 59, fig. XVII. 40 auf der einen Seite fünf, auf der anderen drei Antheren zusammen- geklebt. Jedenfalls gehörten aber trotzdem je vier Antheren zu einer Blüte; das Zusammenkleben ist offenbar eine sekundäre Erscheinung, die bei abnormen Lagerungsverhältnissen auch in abnormer Weise ein- treten kann. Die beiden Ovarien waren durch eine Einschnürung, mit welcher auch eine Einbuchtung der Korollenröhre korrespondierte, geschieden, die beiden Griffel getrennt. Die Griffel standen vor den verkürzten Teilen- der Korolle, also zwischen den beiden Helmen, während in der nor- malen Blüte der Griffel vor dem Helm steht. Die erwähnte Einbuchtung der Korolle dagegen lag vor je einem der beiden Helme. Hieraus kann wohl der Schluß gezogen werden, daß die Trennungslinie der beiden verwachsenen Blüten durch die Mitte der beiden Helme geht, daß also jeder Helm zur Hälfte der einen, zur anderen Hälfte der anderen Blüte angehört. Sinningia speciosa (Lodd.) Hiern. Von keiner Gesneriacee sind so viele Abnormitäten im Bau der Blüte bekannt, als von dieser beliebten Zierpflanze, die von den Gärtnern und Blumenliebhabern unentwegt mit dem falschen Namen „Gloxinia"^ bezeichnet wird^). Penzig^) stellte die bis zum Erscheinen seines Werkes publizierten Fälle übersichtlich zusammen. In den neueren Bänden der „Gardeners Chronicle" *) sind, namentlich von Masters, die „Gloxi- nien" mit „doppelter Korolle" und mit „KatakoroUarlappen" mehrfach behandelt. Im Wiener botanischen Garten beobachtete ich eine pelorische Blüte von folgendem Bau : Die Blüte war aufrecht, die Korolle fast aktino- morph, das Androeceum aber der Lage nach deutlich zygomorph. Der Kelch bestand aus sechs Zipfeln, von welchen einer schmäler und an einen benachbarten am Grunde höher hinauf angewachsen war. Gerade über diesem kleineren Kelchzipfel stand ein kapuzenförmiges Petalum. Dieses war an der Außenseite rot punktiert (wie die Korollenröhre innen) und an die Korollenröhre angewachsen, reichte aber kaum bis zur Mitte der letzteren. Die Blüte enthielt fünf fertile Staubblätter, deren Antheren zusammenklebten und gerade über dem kapuzenförmigen Peta- lum standen. Ein Staminodium war nicht vorhanden. Die fünf Diskus- drüsen und das Gynoeceum waren normal ausgebildet. 1) Vgl. Hanstein in Linnaea, XXVI, p. 169-170. 2) Pflanzen-Teratologie, II , p. 222—223. 3) Ser. 3, Vol. XXV, p. 150; Vol. XXXI, p. 330; Vol. XXXII, p. 159; Vol. XL, p. 215, fig. 89. (Nach Just, Botan. Jahresbericht.) 41 Ich verzichte auf die nähere Deutung dieser Blüte, da diese nur im Zusammenhang mit der Besprechung der schon von anderen Forschern beschriebenen zahlreichen Blütenanomalien dieser Spezies von Interesse vpäre. Überdies ist an den von Penzig a. a. 0. zitierten Literaturstellen schon ziemlich viel über diesen Gegenstand zu finden. Eine Bemerkung zur Ökologie von Phyllitis hyhrida, Voa Dr. V. Vouk. Morton hat in der letzten Zeit unsere Kenntnisse über Phyllitis hybrida (Milde) Christensen, diese interessante auf den südlichen Quarnero- inseln endemische Pflanze, in systematischer und biologischer Hinsicht besonders bereichert'). Der Verfasser widmete sein Hauptaugenmerk den ökologischen Verhältnissen der Pflanze, und aus der direkten Beobachtung der Lebensverhältnisse dieser Pflanze resultierte die An- sicht, dai^ Phyllitis hybrida „eine typische Schatten- und Feuch- tig k ei tspflanze ist". Sie wächst nach den Angaben des Verfassers hauptsächlich in den sehr schattigen und feuchten Spalten, Klüften und Höhlen der Kalkfelsen, man findet sie aber auch an stark sonnigen, trockenen Kalkfelsen und an der Sonne direkt exponierten Mauern, doch sind die letzteren sonnigen Standorte nach seiner Ansicht nur sekundärer Natur. Diese Ansicht kann ich mit dem Verfasser nicht teilen, u. zw. auf Grund eigener Beobachtungen der Lebensverhältnisse dieser Pflanze an einem ganz neuen, bisher nicht bekannten Standorte wie dies im folgenden erörtert wird. Während der vierten Terrainfahrt des kroatischen Forschungs- schifi"es „Vila Velebita" im Quarnerogebiete hatte ich Gelegenheit, auch den nördlichen Teil der Insel Pag (Pago), welcher in der Form einer schmalen Landzunge mit der Spitze Lun (Punta Loni) bis zur Insel Rab (Arbe) reicht, zu besuchen. Man nennt auch diese ganze schmale Halbinsel Lun. Ich benützte einen 24 stündigen Aufenthalt der „Vila Velebita" im Kanal zwischen Lun und der Insel Dolin zu einem halbtägigen Besuch der Nordostküste in Gesellschaft meines Assistenten Herrn J. Pevalek. Während ich mit Sammeln von Algen am Ufer tätig war, -hatte Herr Pevalek die Aufgabe, die Landpflanzen, hauptsächlich aber die Krypto- gamen zu sammeln. Ich machte ihn schon im voraus auf Phyllitis hy- brida, deren Verbreitungszentrum im Gebiete der Inseln Rab, Dolnini und Goli liegt, aufmerksam. Tatsächlich brachte mir Herr Pevalek schon nach wenigen Minuten einige Exemplare eines Farnes, die ich sofort 1) F.Morton: Beiträge zur Kenntnis der Pteridophytengattung Phyllitis. Diese Zeitschrift, Jahrg. 1914, Heft 1/2, S. 19-36. 42 als Phyllitis hybrida erkannte. Nun suchten wir beide eine ganze Streci^e in vertikaler und in horizontaler Eiehtung ab und dabei konnte ich mich überzeugen, daß diese Pflanze hier, man kann sagen, massenhaft vor- kommt'). Den ganzen Abhang bis zum Meere kann man fast als vege- tationslos bezeichnen. Vom Meere aus sieht man nur Felsen und kahle Abhänge, die nur hie und da mit vom Winde deformierten Exemplaren von Fhyllirea und Paliurus bedeckt sind. Eine charakteristische Farnflora scheint in den Felsspalten besser entwickelt zu sein, denn hier fand ich Asplenum trichomanes L. f. Idbati-crenatum Lam, et DO., Asplenum ruta muraria L., Ceterach ofßcinarum Lam. et DO. und außerdem sehr viel Phyllitis hybrida (Milde) Christensen, Man findet hier überaus oft Exemplare von Phyllitis, die an ganz frei der direkten Insolation und auch der direkten Bora exponierten Felsen vorkommen. Diese Exemplare sind von kleinerem, gedrungenem Wuchs, die Wedel sind lederig und auf der Unterseite mit Spreuschuppen bedeckt, also mit typisch xerophytischen Merkmalen ausgestattet. Man kann zwar sagen, daß Phyllitis hybrida mit Vorliebe in den Felsspalten gedeiht, doch ist der Grund dafür keines- wegs in der großen Feuchtigkeit zu suchen, denn hier ka,nn man nur von Trockenheit reden. Die Exemplare, welche in die Felsspalten tiefer hineindringen, sind größer und weniger lederig, wie dies schon Morton (I.e.) genügend beschrieben hat. Aus der anatomischen Unter- suchung Mortons-) geht deutlich hervor, daß die Exemplare aus den tieferen Standorten nur Schattenformen sind. Es ist also hauptsächlich das Licht derjenige Faktor, welcher hier das anscheinend üppigere Wachstum bewirkt. Man kann auch nicht ohneweiters behaupten, daß diese Schattenform (nicht Feuchtigkeitsform !) hier die ursprüngliche Form ist und daß die trockenen und sonnigen Standorte sekundärer Natur sind. Auf diesem Standorte kann ich mir überhaupt einen typi- schen Hygrophyten lebend nicht vorstellen. Während des langen Sommers sind die kahlen Kalkfelsen der starken Gluthitze und während des Winters der direkten Bora von Zengg (Senjska bura) ausgesetzt. Wenig Regen, bzw, viel Sonne und Wind und der für Wasser stark durchlässige Boden sind Oharaktere dieser Gegend — also keine Lebensbedingungen eines typischen Hygrophyten, Aus dem bisher Dargelegten, glaube ich, geht deutlich hervor, daß Phyllitis hybrida keineswegs als ein Hygrophyt, sondern vielmehr als 1) Anmerkung. Später fand ich in einer Arbeit von H i r c [„Die Früblings- flora der Insel Arbe" (kroatiscb) im „Rad" der Südslaw. Akademie in Zagreb, Bd. 198, 1913], welcber diese Pflanze auf der Insel Rab (Arbe) sammelte, eine Bemerkung, daß Ph. hybrida wahrscheinlich auch auf der Insel Pag vorkomme. 2) F. Morton: Die biologischen Verhältnisse einiger Höhlen im Quarnero- gebiete. Österr. bot. Zeitschrift, Jahrg. LXIV, Nr. 7, 1914, p. 280—281. 43 ein Mesophyt mit deutlich ausgebildeten xerophytischen Anpassungen zu bezeichnen ist. Zagreb-Agrara, ßotanisch-physiolog. Institut der königl. Franz- Joseph-Üniversität, im Jänner 1915. Über Ölkörper bei Oenotheraceen. Von Franziska Stein. (Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien, Nr. 77 der II. Folge.) (Mit 1 Textabbildung.) Einleitung. Wie bekannt^), kommen in den Familien der Cordiaceae, Gaertneraceae, Potamoyetonaceae, Biihiaceae, Sapotaceae und anderen, und zwar in der Epidermis der Vertreter dieser Gattungen vielfach in jeder Zelle eigentüm- liche Kugeln vor, über deren Natur in der Literatur noch nicht völlige Klarheit herrscht. Solereder^) hält die bei Gaertneria gefundenen Kugeln für Öl — Lidforss^) spricht von Aldehydtropfen bei Pota- mogeton. Die unklare Natur dieser Körper hebt auch Moli seh in seiner Mikrochemie^) hervor und bespricht sie in einem Kapitel: „Ölkörper und Verwandtes." Diese Körper geben im allgemeinen die Ölreaktionen, sind in Alkohol, Äther, Säuren und Alkalien mehr-weniger löslich und zeigen im Polarisationsmikroskope einfache oder doppelte Brechung. Ich habe nun auch bei einer anderen Familie, bei Oenotheraceen (Onagraceen), ähnliche Bildungen gefunden, über die im folgenden be- richtet werden soll. Eigene Untersuchung. I. Über die Natur der Kugeln. Die erste untersuchte Pflanze war Ludwigia. Sie stammt aus Nord- amerika und wird bei uns nur in Aquarien gezogen; nur eine Art, Ludwigia palustris, findet sich auch im Freien in Südeuropa. Ich hatte 1) Molisch, Mikrochemie, Jena 1913, p. 359. 2) Solerede r, Studium über d. Tribus d. Gaertnereen, Ber. d. deutsch, bot Gesellsch. 1890, p. 71. 3) Lidforss, Über Inhaltskörper bei Potamogeton, Bot. Ztb., 1898, Bd. 74, p. 305. 44 zwei Arten dieser Gattung zur Verfügung: Ludwigia alternifolia, die unter den Gärtnern auch L. Mullerti genannt wird, und Ludwigia palustris. In der Epidermis der Blattunterseite fand icii bei Ludwigia alterni- folia kleine Tröpfchen von starkem Lichtbrechungsvermögen, scharfer Kontur, kugelförmiger Gestalt und von sehr variabler Größe. In jeder Epidermiszelle war fast immer nur eine Kugel zu finden, die in der Mitte der Zelle oder in der Ausbuchtung der gewellten Membran lag. Hie und da konnte ich auch zwei Körperchen beobachten, das zweite war aber betnächtlieh kleiner. (Vergl. Abb.) Die Kugeln gaben folgende Eeak- tionen : A. Säuren: konz. Salzsäure, konz, Salpetersäure lassen die Körper intakt, auch nach längerem, einige Stunden bis einige Tage dauerndem Einwirken. Konz. Schwefelsäure zer- stört die Epidermis, ohne aber die Kugeln merklich anzugreifen. Nach der Zerstörung der Zellen liegen sie in einer homogenen Masse zerstreut, nur hie und da braun gefärbt. Auch hier ändern sie sich mit der Zeit nicht. Konz. Essigsäure zerstört die Kugeln langsam nach ein- bis mehrstündigem Einwirken. Ich konnteunter dem Mikroskope beobachten, daß sie eine Zeitlang ohne merkliche Veränderung liegen, sich dann plötzlich zusammenziehen, es treten Falten und Eisse auf. Der Körper verschwindet zum größten Teil und es bleibt ein kollabiertes Stroma übrig. B. Alkalien: konz. Kalilauge, Natronlauge und Ammoniak lassen die Kugeln auch nach längerem Einwirken intakt. C. In kaltem, heißem Wasser, Glyzerin sind sie unlöslich; bei Behandlung mit absolutem Alkohol löst sich das Chlorophyll der Zellen und wird von den Kugeln aufgenommen, die sich erst nach langer Einwirkung unter Zurücklassung eines Eückstandes lösen. In Chloralhydrat sind sie sehr schwer löslich. Ich legte einige Schnitte in eine kleine Glasdose, in Chloralhydrat, und untersuchte nach je einigen Stunden. Erst nach 24 Stunden konnte ich konstatieren, daß sich die Kugeln unter Zurücklassung eines Eückstandes lösten. In Chloroform sind die Kugeln schwer, in Äther, Petroläther, Benzol leicht löslich. Ludwigia alternifolia. Epidermis der Blattunterseite mit Öl- kugeln (Ö), 240 fache Vergrößerung. 45 D.Allgemeine Ölreaktionen gaben folgendes Resultat: Sudan- Glyzerin (0*1 g Sudan in 5 em^ Alkohol -}- 5 cm* Glyzerin)^) frisch, färbt die Körper momentan gelb bis rot; die Färbung bleibt erhalten. Alkanna färbt sie sehr schwach rosa. Es ist empfehlenswert, das in den Epidermiszellen vorhandene Anthokyan früher zu extrahieren und keine alkoholische Alkannalösung zu benützen. Man löst ein Stückchen Alkanna in Glyzerin durch starkes Aufkochen. \% Osmiumsäure wird von den Kugeln schwach reduziert, sie färben sich durch das ausgeschiedene metallische Osmium braun. Die Reaktion gelingt aber nicht, wenn man nicht zuvor das Anthokyan durch schwaches Aufkochen (nicht mit Al- kohol) extrahiert hat, da dieses die Osmiumsäure stark reduziert. Die Molischsche Verseifungsprobe auf Fett gab in diesem Falle negative Resultate, was möghcherweise auf die Zartheit und Kleinheit der Kugeln zurückzuführen ist. Auch nach einigen Tagen konnte ich keine Kristall- nadeln wahrnehmen. E. Um zu sehen, ob sich die Kugeln bei Austrocknung verflüch- tigen, legte ich einige Epidermisschnitte, welche diese Körper enthielten trocken auf einen Objektträger, ohne Deckgläschen und erhitzte sie im Wärmeschrank auf 150". Die Kügelchen verloren ihren Glanz und das homogene Aussehen und zeigten sich als zusammengezogene, kollabierte Masse. Ähnliches habe ich bei Schnitten beobachtet, die ich längere Zeit bei gewöhnlicher Temperatur trocken liegen ließ. Nach diesen Reaktionen sind also die beschriebenen Tröpfchen höchst wahrscheinhch Ölkugeln, die gegen Alkohol, Säuren und Alkalien sehr resistent sind und die allgemeinen Ölreaktionen geben. Was für eine Ölart uns hier vorliegt, ist aber schwer zu sagen, da die Reaktionen, welche die Kugeln geben, weder mit den Reaktionen der fetten Öle noch mit denen der ätherischen ganz genau übereinstimmen. Ob diese Kugeln eine Stroma besitzen, ist nicht erwiesen. Der nach dem Einwirken von Essigsäure, Alkohol und Chloralhydrat zurückbleibende Rückstand kann auch nur eine Niederschlagsmembran sein, ebensogut wie es sich um eine plasmatische Grundlage handeln könnte. Ob man diese Körper unter tote oder lebende Gebilde einrechnen soll, ist sehr schwierig zu beant- worten. Die Körperchen sind nämlich sehr klein und es ist schwer zu beurteilen, ob der fragliche Rest ein lebendes Plasma oder nur totes Gebilde ist, da nach dem Einwirken von Alkohol und anderen Reagentien verschiedene chemische Umsetzungen in der Zelle vor sich gehen. Ich möchte aber glauben, daß es sich hier eher um tote, als lebende Körper (mit plasmatischer Grundlage) handelt. Diese Ölkugeln dürfen aber nicht verwechselt werden mit größeren, ij M 0 1 i s c h, Mikrochemie, Jena 1913, p. 108. 46 rotgefärbteii Kugeln, welche häufig neben jenen zu sehen sind und tropfenförmig ausgefallenes Anthokyan darstellen, wie es Molisch^) beim Rotkohl und anderen Pflanzen fand. Diese lösen sich momentan in absolutem Alkohol. Um auch noch zu entscheiden, ob sich dieOlkugeln infolge derSchwer- uud Fliehkraft bewegen könnten, stellte ich folgende Experimente an: Unter dem Mikroskope wurde eine Stelle des Präparates mit diesen Körperchen genau zentriert und dann das Mikroskop horizontal gestellt. Nun wurde das Tischchen des Mikroskopes langsam gedreht und die Kugeln beobachtet; eine Bewegung war aber nicht zu sehen. Auch nach zwölfstündiger Horizontalstellung des Mikroskopes war keine Änderung in der Lage der Kugeln eingetreten. Die Experimente mit der elektrischen Zentrifuge, bei mindestens huudertmaliger Um- drehung in der Minute, gaben auch keine eindeutigen Resultate. Diese Unbeweglichkeit der Kugeln ist möglicherweise auf die starke Viskosität des Plasmas zurückzuführen. IL Lokalisation. Wie bereits oben erwähnt, finden sich die Ölkugeln bei Ludwigia alternifolia in der Epidermis der Blattunterseite, regelmäßig vertnilt, je eine in einer Zelle. In den langgestreckten Epidermiszellen über den Gefäßbündeln fand ich bei dieser Spezies stets viel größere Körperehen, auch in größerer Zahl. Ott nahmen sie die ganze Breite der schmalen Zelle ein. Die Größe der Ölkugeln schwankt zwischen 5 und 10 y. und sie zeigen im Polarisationsmikroskope keine Aufhellung. Die Epidermis der ßlattoberseite zeigt dieselbe regelmäßige Verteilung der Ölkugeln. Ich untersuchte dann auch den Stengel und die Wurzel. In der Epider- mis des Stengels waren die Ölkugeln regelmäßig verteilt, in den darunterliegenden Schichten waren nur hie und da größere Kugeln zu finden. In der Wurzel sind sie nicht vorhanden. Bei Ludwigia palustris ist die Lokalisation der Kuiieln ganz ver- schieden. Im Gegensatze zur reo:elraäßigen Verteilung bei Ludwigia alternifolia fand ich hier ganze Zellkomplexe, welche diese Körper ent- behrten, dann traten sie wiederum in schwankender Zahl und Größe in einigen angrenzenden Zellen auf. Es waren sozusagen Inseln. In einer Zelle konnte ich auch hier zwei bis mehrere, dann aber viel kleinere Kugeln finden; die aufifällige Zahl und Größe dieser Körper in den Zellen über den Gefäßbüudeln war hier nicht so markant, oft gar nicht wahrnehmbar. In manchen Zellen sah ich außerordentlich kleine, schwer er- kennbare Kügelchen ; ob sie aber mit den Ölkugeln übereinstimmen, konnte ^) Moli seh, Mikrochemie, Jena 1913, p. 108. 47 ich ihrer Zartheit und Kleinheit wegen nicht entscheiden. In der Epidermis der Oberseite des Blattes und des Stengels waren die Ölkugeln regel- mäßiger verteilt, in der Wurzel dagegen nicht zu finden. Ich habe Ludwigia, die eine Wasserpflanze ist, im Sande und in feuchter Lufl ge- zogen. Das Slämmchen wurde mit der Basis in feuchten Sand eingesetzt, das ganze Gefäß unter eine Glocke gestellt und mit Wasser abgeschlossen. Ohne Verzögerung wuchs Ludivigia daselbst weiter, entwickelte Blätter und gedieh sehr gut. In den schon in der Luft entstandenen Blättchen fand ich im Winter sehr spärliche Kuo:eIn, schon im Mai aber waren in den Luftblättern größere, typische Ölkugeln vorhanden. Es schien mir nicht uninteressant, nachzuprüfen, in welchem Stadium d*^r Entwicklung des Blattes die Kugeln zum Vorschein kommen, und ich untersuchte deshalb ganz junge Blättchen von Ludwigia und später einige Kotyledonen verschiedener Oenotheraceen. Bei Ludwigia waren auch in den erst entwickelten Blättchen relativ große Kugeln zu finden, bei den anderen Pflanzen dagegen waren nur kleine, in spärlicher Zahl vorhandene Ölkugeln zu sehen. III. Verbreitung der Ölkugeln. Der Befund bei Ludwigia veranlaßte mich, derselben Familie an- gehörende Pflanzen zu untersuchen, und ich konnte diesbezüglich folgen- des feststellen; Oenothera muricata: In der Epidermis der ßlattunterseite fand ich dieselben Kugeln, in der Lokalisa- tion und Größe mit denen von Ludwigia alternifolia übereinstimmend. Fast in jeder Zelle lag in der Mitte, öfters auch an die Wand angelehnt, eine Ölkugel. Hie und da waren auch Zellen ohne diese Körper. Die Epidermis der oberen Seite zeigte dasselbe Bild, nur waren die Ölkugeln in spärlicher Zahl vorhanden. In der Epidermis des Stengels war die Verteilung eine regelmäßige, in den darunterliegenden Schichten waren nur vereinzelte Ölkugeln. In der Wurzel konnte ich keine finden. Oenothera Fraseri: Die Epidermiszellen der Unterseite des Blattes sind kleiner und enthalten auch relativ kleinere Kugeln; aber auch große Öltropfen kommen vor. Die Epidermis der Oberseite und des Stengels zeigt dieselbe Verteilung. Die Wurzel we'st keine Öl- kugeln auf. Oenothera Lamarckiana: Die Verteilung der Ölkugeln in den Zellen der Epidermis der Blattunterseite ist keine regelmäßige. Sie sind in einigen anijrenzenden Zellen gehäuft und in einer Zelle kann man einige, meistens kleinere, Kügelchen zählen. In der Epidermis der Blattoberseite und des Stengels sind sie sehr vereinzelt; in der Wurzel nicht vor- handen. 48 Epilohium hirsutum: Zeigt genau dasselbe Bild wie Oenothera Fraseri; auch hier sind die Ölkugeln in Übereinstimmung mit der Größe der Zellen viel kleiner, jedoch regelmäßig ver- teilt. Clarkia elegans: In der Epidermis der Blattunterseite sind Ölkugeln vorhanden, aber unregel- mäßig verteilt. In der Epidermis der Oberseite sind sie sehr vereinzelt. Oenothera lata und Chamaenerion: Hier konnte ich nur sehr vereinzelte Ölkörper wahrnehmen. Fuchsia sp. : Enthält Ölkugeln in der Blattepidermis, aber sehr vereinzelt; im Stengel sind sie nicht vorhanden. Jussieua Sprengeri: In der unteren Epidermis findet man ungleichmäßig verteilte Ölkugeln, in den Epidermiszellen der Oberseite sind sie sehr spärlich. Jussieua sp.: Regelmäßige Verteilung der Ölkugeln in der Epidermis der Blattunterseite; in den Zellen über Gefäßbündeln keine merkliche Anhäufung. Auch in der Oberseite fand ich hier die Kugeln sehr regelmäßig verteilt. Circaea sp. : Hier waren keine Ölkugeln zu sehen. Gaura sp. : Die Epidermiszellen der Unterseite zeigen regelmäßige Verteilung der Ölkugeln, aber sehr oft finden sich mehrere Kugeln in einer Zelle. In den Zellen der Blatt- oberseite sind sie kleiner und in geringerer Zahl vorhanden. In der Epidermis des Stengels sind sie vorhanden, in der Wurzel nicht. Trapa natans: Die Kugeln sind klein, aber regelmäßig verteilt in den Epidermiszellen der Blattunterseite. Auf der Oberseite entbehren die Epidermiszellen der Ölkugeln fast gänzlich, da ich nach Durchmusterung einiger Präparate nur ganz vereinzelte Öl- tröpfchen fand. In der Epidermis des Stengels sind die Ölkugeln klein und sehr un- regelmäßig verteilt; in der Wurzel sind keine vorhanden. Ich habe bei den genannten Pflanzen die wichtigsten Reaktionen wiederholt und bekam immer dieselben Resultate wie bei Ludwigia. Behufs schnellerer und leichterer Orientierung ist es zweckmäßig, die Sudan-Reaktion zu machen, da die rotgefärbten Körperchon viel leichter wahrnehmbar sind. Zum Schlüsse untersuchte ich noch einige Pflanzen aus den, den Oenotheraceen nahestehenden Familien. BeiCallitriche {Oallitrichiceae), Myriophyllum proserpinacoides (Halorrhagidaceae) und Gunnera (Gun- neraceae) gab die mikroskopische Untersuchung negative Ergebnisse. 49 Bei einigen Melastomaceae, wie bei Lasiandra, Medinilla, Sone- rila Hendersoni, Monochetum meridense und bei Hippuris (Hippurida- ceae) fand ich hie und da in der Epidermis und den darunterliegenden Zellschichten lichtbrechende Kugeln. Die in den Epiderraiszellen liegen- den Kugeln waren meistens kleiner als jene im Mesophyll. Mit Sudan- Glyzerin färben sie sich gelb bis bellrot und sind gegen Alkohol und Säuren mehr-weniger resistent. Die typische Verteilung der Kugeln wie bei Lndivigia alternifolia war nicht vorhanden. IV. Zusammenfassung;. 1. Die bei Ludwigia alternifolia in der Epidermis des Blattes und des Stengels gefundenen, stark lichtbrechenden Kugeln sind höchstwahr- scheinlich Ölkugeln, welche gegen Säuren, Alkalien und Alkohol sehr resistent sind und die meisten Ölreaktionen geben. Jedoch kann man nicht bestimmt entscheiden, ob es sich hier um fettes oder ätherisches Ol handelt, da man keine eindeutigen Resultate für eine oder die andere Ölart bekommt. 2. DieTerteilung der Ölkugeln in der Epidermis des Blattes und des Stengels von Ludwigia ist sehr regelmäßig. In jeder Zelle findet sich fast immer eine Ölkugel. In der Wurzel sind sie nicht vorhanden. 3. Bei den anderen untersuchten Oenotheraceen finden sich in den Epidermiszellen des Blattes und des Stengels dieselben Ölkugeln, wenn auch in sehr verschiedener Zahl und schwankender Größe, sowie in sehr unregelmäßiger Verteilung. 4. Bei den untersuchten Melastomaceae und Hippuridaceae finden sich in der Epidermis und dem Mesophyll lichtbrechende Kugeln, welche chemisch eine gewisse Ähnlichkeit mit den Ölkugeln der Oenotheraceen haben, sich aber in manchem verschieden verhalten. Sie sind gegen Alkohol, Säuren und Alkalien mehr-weniger resistent und zeigen eine verschiedene Verteilung und Lokalisation als die Ölkugeln von Ludwigia. Es erübrigt mir nur noch die angenehme Pflicht, meinem hoch- verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Hans Molisch, für die mannigfache Unterstützung bei der Arbeit meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Herrn Prof. Dr. Richter, Herrn Assistenten Gicklhorn muß ich für das rege Interesse gleichfalls bestens danken. österr. botan. Zeitschrift, 1915, Haft 2. 50 Beiträge zur Kenntnis der Flora Kretas. Aufzählung der anläßlich der fünften Wiener Universitätsreise im April 1914 auf Kreta gesammelten Blüten- und Farnpflanzen. Von Dr. Friedrich Vierhapper (Wien). (Fortsetzung. ') (Mit 4 Textfiguren.) Rosaceae, 167. Rubus anatolicus Focke (7^. ulmifolius Schott ß anatolicus Focke). — N: Knossos (V). 168. Sanguisorha sp. — S: Tybaki (Wa). Die Pflanze gehört dem Formenkreise der S. minor Scop. an. Da sie nicht fruchtet, ist eine genauere Bestimmung unmöglich. Die sehr tief gesägten Blättchen und großen Blütenähren deuten auf S. verrucosa (Ehrenb.) A. Braun (Poteriunt verrucosiim Ehrenb.) 169. Poterium spinosiim L. — S: Tybaki (N, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (W). JPomaceae. 110. Pirus amygdaliformis Vill. — S: Tybaki (H). Granataceae. 111. Punica granatum L. — S: Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia (N). Cucurbitaceae. 112. Ecballüim elaterium (L.) Rieh. — S: Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia (E, Hö, N, Wa). US.Bryonia cretica L. — S: Tybaki (N, V, Wa); Tybaki-Klima (Hö); Klima (H, We); Phaestos (Wi). — N: Knossos (N). Lythraceae. n4.Lyt]irnm flexuosum Lag. — S: Tybaki (N, V, W, Wi); Tybaki- Klima (Hö). — N: Candia-Knossos (E, Hö, N, We). Tamaricaceae. IIb. Tamarix tett'andra Pall. — S: Tybaki (V). 1) Vgl. Österr. botan. Zeitschr. Bd. 64, 1914, S. 465—482, Bd. 65, 1915, S. 21 bis S. 28. 51 176. Tamarix cretica Bunge. — S: Tybaki (V). Während Boissier (Flor. or. I [1867], p. 770) diesen von Bunge (Tent. gen. Tamaricum spee. aecur. def. [1852], p. 33) als Art beschriebeneu Strauch als Varietät der T. parviflora DC. führt, Baenitz (Herb. Eur.) ihu sogar mit dieser identifiziert, glaube ich ihn gleich Niedenzu (Diss. de gen. Tamarice [1895], p. 7) und Halacsy als eigene Spezies aufrecht erhalten zu müssen. Nach Bunge unterscheidet sieh T. cretica von parviflora durch abstehende — nicht angedrückte — Blätter, unbespitzte Antheren und längere, schmälere, linealläogliche — nicht verkehrteiförmige — Griflel. Während nun Bunge auf das erstgenannte Merkmal das Hauptgewicht legt {T. cretica „valde affinis" praecedenti {T. parviflora), „sed foliorum directione non tantum ab illa, sed fere ab omnibus generis specie- bus primo intuitu distinctissima; abhorret etiam antherarura forma, nee transitus vidi" 1. c), und Boissier überhaupt nur durch die Richtung der Blätter die beiden Formen auseinanderhält, möchte ich ebenso wie Niedenzu dem von Bunge als minder wichtig angesehenen Unterschiede in Form und Länge der Grifi"el die größere Bedeutung beimessen. Denn die von mir gesammelten Zweige stimmen in dieser Hinsicht mit den Bunge'schen Originalbelegen (Kreta: Arrairo. Sieb er als T. gallica) vollkommen überein und unterscheiden sich scharf von T. parviflora. Auch sind die Antheren unbespitzt wie bei der Bunge'schen Pflanze und nicht kurz bespitzt wie bei T. parviflora. Die Blätter hingegen sind an meinen Zweigen bei weitem nicht so stark abstehend als an den von Sieb er ge- sammelten; woraus ich aber nicht schließen möchte, daß meine Pflanze nicht T. cretica ist, sondern vielmehr, daß diesem Merk- male geringere systematische Bedeutung zukommt, als Bunge und Boissier geglaubt haben. T. cretica ist, soviel mir bekannt, in Kreta endemisch. Sie ver- tritt hier als vikarierende Sippe die auf der Balkanhalbinsel — nach Niedenzu vom Haemus bis Morea — verbreitete T. parviflora. Paronychiaceae, 177. Polycarpon tetraphyllum L. (P. tetraphyllum L. a typicum Hai.) — S: Tybaki (N); Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia (E, Hö, N, We). Vl^. Par Onychia echinata (Desf.) Lam. — S: Nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Hö). 119. Herniaria cinerea DC. — N: Candia (N). ISO. Herniaria Jiirsuta L. — S: Tybaki (V). 52 Crassulaceae. 181. Cotyledon horisontalis Guss. — S: Tybaki-Klima (Hö); Phaestos (W). — N: Knossos (E, N). Die von uns gesammelten Exemplare haben zum Teil einfache, zum Teil mehr minder reich verzweigte Infloreszenzen. lS2.Sedmn Utoreum Guss. — S: Tybaki (V); nw Tybaki (E). — N: Candia (Wa); Knossos (E, H, V, We). 3Iesembrianthef}iaceae. 183. Mesembrianthemutn cryatallinuni L. — N: Candia (E, Wa). 184. Mesemhrianthemnm nodiflorum L. — N : Candia (E). Ficoideae. 185. Aizoon Mspanicurn L. — S : Tybaki (V). Diese für Kretas Flora neue Pflanze kommt auch auf Zypern vor. Sie wurde daselbst von Unger und Kotschy (nach Holra- boe, Studies on the Vegetation of Cyprus in Bergens Museums Skrifter, ny raekke I, 2 [1914], p. 67) und von Sintenis und Rigo (Iter eyprium 1880, Nr. 513 als Mesemhrianthemnm nodiflorutn L. In collibus prope Galinoporni: U) gesammelt, was hier erwähnt sei, da sie Boissier für Zypern nicht angibt. Um belliferae. ISG.Lagoecia cuminoides L. — S: Tybaki (H, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö); Hagia Triada (V). — N: Knossos (E, H, V, We). ISl . Orlaya platycarpos (L.) Koch. — S: Tybaki (Wa); Hagia Triada (V). — N: Candia (Hö); Knossos (E). 1H8. Bauens sp. — S: Tybaki-Klima (Hö). Wahrscheinlich D. guttatus S. et S., aber infolge des unfertigen Zustandes nicht mit Sicherheit bestimmbar. \S9.Daucus involucratus S. et S. — S: Tybaki (We); nw Tybaki (E); Hagia Triada (Vj. — N: Oandia-Knossos (V); Knossos (Hö). 190. Daucus carota L. — S: Tybaki (W); Tybaki-Klima (We). 191. Daucus maximus Desf. — N: Knossos (H, We). 192. Caucalis latifolia L. {Turgenia laüfoUa [L.] Hoffm.) — S: Hagia Triada (V). 193. Caucalis leptophylla L. — S: Tybaki (H, We); Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia-Knossos (V); Knossos (H). 53 IM. Torilis nodosa (L.) Gaertn. — S: Nw Tybaki (E). — N: Candia (N, V, Wa). Idb.Bifora testiculata (L.) Spreng. — S: Tybaki (V): Tjbaki-Klima (Hö). — N : Candia (Vj. 196. Echinophora tenuifolia L. — N: Candia (Wa). Es liegen nur Blätter vor, so daß die Bestimmung keine voll- kommen sichere ist. 191 . Tordylnim apuliwi L. — S: Tybaki (Wa, W); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Candia (E); Knossos (Hö, We). 19^^. Crithmum maritimum L. — N: Candia (Wa). 199. Scaliger ia cretica (ürv.) Vis. — S: Tybaki (H); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö). 200. Smyrnium olusatrum L. — S: Tybaki-Klima (Hö). — N: Knossos (E). 201. Scandix peden Veneris L. — S: Tybaki (N, V); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (We). — N: Candia (E, N, Wa). 202. Sca7idix australis L. — S: Tybaki (N, Wa); Tybaki-Klima (Hö); Hagia Triada (V). — N: Knossos (Hö). 20^. Buniuni ferulaceum S. et S. — S: Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). — N: Candia (E); Knossos (H, Vj. 204. Apium nodiflorum (L.) Eehb. f. (Helosciadium nodiflormn [L.] Koch). — N: Candia-Knossos (V). 205. Ammi majus L. ß) glaucifolium L. — S: Tybaki (V). 20Q. Bupleiirmn gluniaceum S. et S. — S: Tybaki (V); nw Tybaki (E). — N: Candia (E); Knossos (Hö, V). Araliaceae, 201. Heder a lielix L. — N: Knossos (V). Wurde nicht eingelegt. JRuhiaceae, 208. Hubia hrachypoda Boissier, Diag. plant, or. nov. ser. I, Nr. 10 (1849), p. 57. R. Olivieri ß elliptica Boissier, Flor. or. HI (1875), p. 18. — S: Tybaki-Klima (H). Die von Hayek gesammelte Pflanze stimmt mit den im Wiener Hofherbar und in dem der zoologisch-botanischen Gesellschaft (Z) liegenden Exemplaren der B. hrachypoda vom Originalstandorte (Syrien: Berg Carmel, Lowne, Plauts of Southern Syria 1863 bis 1864 M und Makowsky Z [als tenuifolia ürv.]) sehr gut über- ein. Auch die Belege der R. hrachypoda aus Zypern (In rupe- 54 stribus ad Galata in convalle supra Evrico. Th. Kotschy, Plantae per insulam Cypro lectae 1862, Nr. 729 M) gleichen, von den meist größeren Blüten abgesehen, einem Merkmale, dessen systematische Wertigkeit übrigens noch näherer Prüfung bedarf, vollständig unserer Pflanze und sind wohl mit ihr als eigene Rasse zu ver- einigen, Vielehe die Mitte hält zwischen der breitblättrigen R, Oli- vieri Rieh. s. s. und der schmalblättrigen stenophylla Boissier (Flor, or. 1. c. pro varietate sp. R. Olivieri). Von diesen drei Formen kommt außer R. hrachypoda auch Oli- vieri s. s. auf Kreta vor (Z. B.: Greta. Sieber als i?. liicida L. = R. cretica Scheele in Linnaea XVII [1843], p. 342; Greta Orient. Distr. Hierapetra. Prope Males. Leg. Chr. Leonis. Plant, cret- cur. J. Dörfler, Nr. 75). Letztere Pflanze besitzt auch die für R. Olivieri als charakteristisch angegebenen großen Blüten, während ich R. hrachypoda, soweit sie aus Kreta stammt, bisher nur klein- blütig beobachtete. Was erstere anlangt, so hat Sieber unter dem Namen R. lucida L. zwei verschiedene Pflanzen von Ganea auf Kreta ausgegeben, von denen die eine, mit anscheinend krautigem Wüchse, größeren, breiteren, am Rande nach rückwärts rauhen Blättern und sehr reiehblütigen Infloreszenzen wohl der echten R. lucida Linne (Syst. nat. ed. XII [1767], p. 732) aus Majorca sehr nahe kommt, wenn schon nicht mit ihr identisch ist, während die zweite, eben erwähnte, mit halbstrauchigem Wüchse, kleineren, schmäleren, am Rande nach vorwärts rauhen Blättern und arm- blütigen Infloreszenzen von Scheele als R. cretica beschrieben wurde. Diese stimmt nun mit den von Leonis bei Males gesam- melten Exemplare zweifellos typischer R. Olivieri von etwas schmä- leren Blättern abgesehen, wodurch sie sich der R. hrachypoda nähert, sehr gut übereiu. R. stenophylla scheint unserer Insel zu fehlen und in ihrer Verbreitung auf Vorderasien beschränkt zu sein. 209. Galium graecum L. — S: Nw Tybaki (E). — N: Knossos (V). 210. Galium tricorne Wither. — S: Tybaki (V). — N: Candia (E). 211. Galium aparine L. — N: Gandia (V, Wa). 212. Galium setaceum Lam. — S: Tybaki (H, N, V); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). Es wurde sowohl die Form mit behaarten (var. lasiocarpa Boiss.j als auch die mit kahlen Früchten (var. leiocarpa Boiss. [Urvillei Req.]) gesammelt, welche hier, wie ich selbst zu beobachten Ge- legenheit hatte, an einer und derselben Stelle zusammen vor- kommen. 55 213. Galium murale (L.) All. — S: Tybaki (N, V); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). ~ N: Candia (E, N, W); Knossos (E). 214. Vaillantia miiralis L. — S: Nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (We). 2lb.Vaillantia hispida L. — S: Tybaki (N, V, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). — N: Candia (We); Knossos (E, Hö). 216. Äsperula sp. — S : Tybaki (N). Da in zu jungem Zustande, nicht näher bestimmbar. 211 . Crucianella latifolia L. — S: Tybaki (V); nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Hö); Hagia Triada (V). 218. Crucianella imhrlcata Boissier, Diagn. plant, or. nov. ser. I, vol. II, Nr. 10 (1849) p. 59 et Flor. or. HI (1875) p. 22. — S: Tybaki-Klima (Hö). Die beiden von Höfler gesammelten Exemplare entsprechen, soweit es ihr junger Entwicklungszustand festzustellen gestattet, vollkommen den Diagnosen Boissier's und Malinowski's (Les especes du genre Crucianella L. in Bull, de la Soc. Bot. de Geneve, 2. ser., vol. II [1910], Nr. 1, p. 11). Nur beschreibt Boissier den Stengel als glatt. Malin owski als rauh, während er in Wirklich- keit nur an den untersten Internodien etwas rauh, im oberen Teile aber glatt ist. Auch mit Originalbelegen (Srayrne, sur les collines incultes. B. Balansa, PI. d'Orient, 1854, Nr. 401 :M), welche ich zu vergleichen Gelegenheit hatte, stimmt unsere Pflanze gut überein. Die Auffindung der C. imhricata, welche bisher nur aus Vorder- asien — Anatolien: Srayrna; Syrien: Aleppo und an einem nicht näher bezeichneten Orte daselbst — bekannt war, auf Kreta ist von hohem Interesse. 219. Sherardia arvensis L. — S: Tybaki (N); nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Hö, We). — N: Candia (N); Knossos (We). Valerianaceae. 220. Centranthus calcitrapa (L.) DC. — S: Tybaki (N, V); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö). — N: Knossos (N). 221. Fedia cornucopiae (L.) Gaertn. — N: Candia (E, V, Wa); Candia- Knossos (Hö, We); Knossos (E, H, N). 222. Valerianella muricata (Steven) Heldreich (in Nymau, Consp. Flor. Eur. [1879], p. 339) (F. truncata [Rchb.] Betcke ß muricata [Stev.] Boiss.). — S : Tybaki (V). — N : Candia-Knossos (E); Knossos (E). 223. Valerianella eriocarpa Desv. — S: Hagia Triada (V). 56 224. Valerianella discoidea (L.) Lois. — S: Tybaki (N); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V, W). 225. Valerianella vesicaria (L.) Moench. — S: Tybaki (H, N, V, Wa) ; Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V, Wi). — N: Knossos (E, Hö, V, We). Dipsaceae. 226. Callistemma palaestinum (L.) Heldr. — S: Tybaki '(H, N, Wa); uw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). — N: Knossos (E, V, We). 221.Scahiosa maritima L. — S: Hagia Triada (V). — N: Oandia- Knossos (H, Wa, We). Cotnpositae. 22%. Bellis perermis L. — N: Candia (Wa). 229. Bellis hyhrida Teo. — N: Candia (We); Oandia-Knossos (E). 230. Bellis annua L. ß) minuta DC. — S: Tybaki-Klima (Hö). 231. Odontospernmm aqiiaticmn (L.) Neck. (Ästerisciis aquaticus [L.] Less.) — S: Tybaki (N, V, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (Vj. 232. Fallenis spinosa (L.) Oass. — S : Nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Candia (Hö, N); Candia-Knossos (V); Knossos (E, H. We). 2'd'd. Phagnalon gr aeciim Bo\ss. et Heldr. — S: Tybaki (H, N, Wj; nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö); Hagia Triada (V). — N: Candia (E, Wa); Candia-Knossos (Hö) ; Knossos (H). 234:. Helichrystim sicidum (Spreng.) Boiss, — S: Tybaki (H, N, Wa, Wi); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö); Hagia Triada (V, W). — N: Knossos (E, H, Hö, We). 235. Filago eriocephala Guss. (F. germanica L. y eriocephala [Guss.] Boiss.) — S: Tybaki (V); Tybaki-Klima (Hö). 236. Filago spathulata Presl. a) typica Hai. — S: Tybaki (H, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Hö, We). — N: Candia-Knossos (E); Knossos (We). ß) decumhens Holmboe, Studies on the Vegetation of Cyprus in ßergens Museums Skrifter, ny raekke I, 2 (1914), p. 178, pro subsp. sp. F. germanica L. {F. spathulata Presl. ß prostrata Pari.). — S: Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia (V). 231. Filago gallica L. - S: Tybaki (N, Vj; nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Hö). 57 2SS. Evax pygmaea (L.) Pers. — S: Tybaki (V); Klima (We). — N: Caudia (E). 239. Achülea cretica L. — S: Nw Tybaki (E). 240. Anthemis syriaca Bornmüller in Fedde, ßepert. spec. nov. regü. veg. X [1912] p. 470. — A. melanolepis Boissier, Flor. er. suppl. (1888) ed. Buser var. macrolepis Bornmüller in sched. (It. syr. 1897, Nr. 872). — A. libanotica Bornmüller in sched. (It. syr. II. [1910] Nr. 11.997) non De Candolle, Prodr. syst. nat. regn. veg. VI (1837), p. 9 {A. cota L. p. p.). — N: Candia-Knossos (E).. Wurde leider nur in einem Exemplare gesammelt, welches zwar wohl entwickelt ist, aber noch keine reifen Früchte besitzt. Seine Blätter und Blütenköpfchen, insbesondere die Hüll- und Spreu- schuppen sowie die jungen Aehaenen, weisen aber so große Ähn- lichkeit mit den homologen Organen blühender und gleichzeitig fruch- tender Belege auf, welche Reverchon (PI. de Crete 1883, Nr. 71: LaCanee, ü) und Baldacci (It. cret. 1893, Nr. 19: In agris mon- tanis ad ßumata, distr. Kissamos, M, ü) auf Kreta gesammelt und als Coia, bzw. Anthemis altissima ausgegeben haben, daß an ihrer Identität mit ihnen nicht der geringste Zweifel bestehen kann. Und diese Belege, insbesondere die Eeverchon's, stimmen wiederum vollkommen mit Originalexemplareu der A. syriaca Bornm. (In Libani australis regione subalpina, in declivitatibus occidentalibus ad Ain Zahalta alt. 1200—1300 m s. m. leg. J. et F. Bornraüller: J. Bornmüller, It. syr. II. [1910] Nr. 11.997 als A. libanotica, M, ü) überein. Gleich diesen unterscheidet sich auch die kretensi- sche Pflanze von A. cota (= altissima) durch mehr sparrigen Wuchs, mehr längliche, gegen die Basis minder plötzlich verschmä- lerte, weniger tief geteilte Blätter mit breiterer Ehachis und breiteren Abschnitten, kleinere, flachere Köpfchen, kürzer und steifer bespitzte, zur Reifezeit dunkel- bis schwarzbraun (nicht hellbraun) gefärbte Spreuschuppen und kürzere, breitere, weniger deutlich gestreifte, dunklere Aehaenen. Bornmüller hat diese Unterschiede gründlich und erschöpfend klargelegt. Sie rechtfertigen zweifellos die spezifi- sche Trennung der beiden Sippen. Ob A. syriaca auch von der Boissier'schen, auf Zypern heimi- schen A. melanolepis („Hab. in cultis Cypri prope Larnaca (Sint. et ßigo 804") spezifisch verschieden ist, wie Bornmüller (1. c.) ausführt, oder nicht doch ^vielleicht in deren Formenkreis gehört, wie der gleiche Autor früher angenommen hat, indem er gleichfalls aus dem Libanon stammende Exemplare typischer A. syriaca ( Libani in regione subalpina jugi Sanin, 1400 m s. m. leg. et det. J. Bornraüller: J. Bornmüller, It. syr. 1897, Nr. 872, M, ü) 58 als Ä. melanolepis var. macrolepis bezeichnete, vermag ich in Er- manglung Boi SS ier'scher Originale nicht zu entscheiden. Die nach Boissier's Diagnose der A. melanolepis gegen letztere Annahme sprechenden Merkmale hat Bornraüller hervorgehoben. Wenn er aber zur Unterscheidung der beiden Pflanzen den Umstand heran- zieht, daß A. libariotica eine Bergbewohnerin, Ä. melanolepis eine Strandpflanze ist, so kann dagegen eingewendet werden, daß auch A. libanotica — auf Kreta — in der Küstenregion vorkommt. Neben A. syriaca findet sich auch echte A. cota auf Kreta (In Greta meridionali, Heldreich, M; Greta, in prov. Mekaia. Held- reich M; La Ganee, les raoissons, Reverchon PI. de Grete 1883, Nr. 71, H — während in U vom gleichen Standorte A. syriaca liegt), doch, wie es scheint, in einer Form mit klemeren Köpfchen und kürzeren Spreuschuppen. Anderseits gehört vielleicht eine von Tuntas auf dem Berge Ithome im Peloponnes gesammelte Pflanze (Ithome, Katholikon, Herb. Tunt. Nr. 265, H als Anthemis cota?) der Form ihrer Spreusehuppen wegen zu A. syriaca, doch fehlen ihr leider reife Achaenen, um dies mit Bestimmtheit behaupten zu können. 241. Antheitiis cretica (L.) Nym. — S: Tybaki (H, Hö, N, V, Wa, We); nw Tybaki (E). — N: Oandia (Wa); Knossos (We). 242. Anthemis sp. e sectione Eaanthemis. — S: Tybaki (N, We): Ty- baki-Klima (Hö). Mit A. arvensis L, identisch oder doch sehr nahe verwandt und durch kürzere, die Scheibenblüten nicht überragende Spreuschuppen vom Typus abweichend. Leider sind die gesammelten Exemplare zum Teil zu jung, zum Teil zu kümmerlieh entwickelt, um ein be- stimmteres Urteil zuzulassen. 243. Matricaria chamomilla L. ß) pappulosa Marg. et Reut. — S: Tybaki (We). — N: Gandia (E, We). 244. Chrysanthemum segetuniL. — S: Tybaki (E, N, Wa); Tybaki-Klima (Hö, We). 24b. Chrysanthemum coronariiim L. — S: Tybaki (H, N); Tybaki-Klima (Hö). — N: Gandia (E, Hö, N); Knossos (We). ß) discolor Urv. — S: Hagia Triada (W). 246. Artemi&ia absinthiuni L. — S: Tybaki-Klima (Hö). 241.Senecio sp. e sectione O&aeyacae (DG.) Boiss. — S: Nw Tybaki (E). Liegt leider nur in einem kümmerlichen, bereits abgeblühten Individuum vor, welches weder Blütenreste noch Früchte besitzt. Wahrscheinlich handelt es sich um S. vulgaris L. I 59 2-i8. Calendula micranÜia Tineo et Gussoue in Gussone, Flor. Sic. Syn. II, 2 [1844] p. 874. u) lanigera Vierh. nova forma (C. arvensis L. p. p.) — Pe- dunculi sub anthesi et antea pilis longis crispulis accumbentibus d= dense lanuginosi, glanduliferis paucis interraixtis vel omnino deficientibus. — S: Tybaiii (H, N, V, Wa); Tybaki-Kliraa (Hö, We); Hagia Triada (W). — N: Candia (Wa). ß) glandulifera Vierh. nova forma (C aegyptiaca Desf. p. p.). — Pedunculi sub anthesi et antea pilis glanduliferis raultis visciduli, crispulis paucis intermixtis vel omnino deficientibus. — N: Candia I (E, Hö, We). \ Während forma lanigera das für C. arvensis s. s. charakteristi- sche Indument besitzt und sich von ihr nur durch kleinere Köpfchen mit kürzeren Zungen und durch schmälere Blätter unterscheidet, gleicht forma glandulifera in der Bekleidung der C. aegyptiaca, von welcher sie nur durch dunkler gefärbte, orangegelbe — nicht lichtgelbe — im Durchschnitt etwas längere Zungen auseinander- zuhalten ist. C. micrantha ist ein Bindeglied zwischen C. arvensis und aegyptiaca, forma lanigera vermittelt den Anschluß an erstere, forma glandulifera an letztere. Eine Klärung der systematischen Wertigkeit dieser und der nächst verwandten Formen {G. hicolor Rat. usw.), ihrer gegenseitigen Beziehungen, geographischen Ver- breitung usw. muß einer zukünftigen monographischen Bearbeitung der Gattung überlassen bleiben. 2-i9. Atractylis cancellata L. — S: Tybaki (H, N, V, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). 250. Carduus pycnocephalus L. — N: Candia (E, N). 2bl. Cirsium cynaroides (Lam.) Spreng. — S: Xw Tybaki (E); Tybaki- Klima (We). 2b2. Cirsium syriacum (L.) Gaertn. (Notobasis syrlaca [L.] Oass. — S: Tybaki (H). — N: Candia (E, Hö, V); Knossos (We). 2b3. Cynara cardunculus L. — S: Klima (We). 2b-i. Tyrimnus leucographus (L.) Cass. — S: Nw Tybaki (E). 255. Galactites tomentosa Moench. — S: Tybaki (W). 256. Centaurea raphanina S. et S. — N : Knossos (E, H, V, We). 2bl . Centaurea idaea Boiss. et Heldr. — S: Tybaki (N, V, Wa, W); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Knossos (We). 258. Centaurea calcitrapa L. — S: Tybaki-Kliraa (Hö). 259. Crupina crupinastrum (Mor.) Vis. — S : Tybaki (H, N, V, We, Wi); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia (E); Knossos (H). 60 260. Carduncelliis coenileiis (L.) DC. a) dentatus DC. . — N: Candia (Wa). 261. HypocJioeris glabra L. — S: Tybaki (V). 262. Hi/poclioeris aetnensis (L.) Benth. et Hook. (Seriola aethnensis L.). — S: Tybaki (H, N); iiw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). — N: Candia (Wa); Kdossos (E). 263. Fiodigia commutata Spreng-. — S: Tybaki (V); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö,We). — N: Candia (E, V, Wa); Caudia-Knossos (E, Hö, N). 264:. Lagoseris sancta (L.) Maly (L. bifida [Vis.] Koch). — S: Tybaki 265. Cichorium spinosmu L. — S: Tybaki (N). 266. Hedypnois cretica (L.) Willd. — S: Tybaki (V); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö,|Wa, We). — N : Candia (E, Hö, N, Wa) ; Candia- Knossos (E); Knossos (We). Die Pflanze ist sowohl in bezug auf den Grad der Behaarung der Stengel und Hüllen als auch der Verdickung der Köpfchenstiele sehr veränderlich. Von Formen mit dicht behaarten bis zu solchen mit kahlen Stengeln und Hüllen gibt es alle möglichen Übergänge. Die Köpfchenstiele haben zum Teil die für H. cretica charakteristi- sche mittelmäßige Dicke, zum Teil sind sie dicker, zum Teil dünner. Formen mit stark behaarten Stengeln und Hüllen und stark ver- dickten Köpfchenstielen — wie vor allem „Knossos (We)" —nähern sich der iZ. tubaeformisTen. (H. rhagadioloides [L.] Willd.), während solche mit mehr oder weniger verkahlten Stengeln und Hüllen und schwach verdickten Köpfchestielenn — wie „Candia (E)" — auf die folgende hinweisen. 267. Hedypnois monspeliensis Willd. {H. cretica [L.] Willd. ß monspeli- ensis Willd.) — S: Tybaki (N, V); Tybaki-Klima (Hö). — N: Knossos (E). 268. Tolpis umbellata Bert. — S: Tybaki (Nj; Tybaki-Klima (We). 26^. Tolpis virgata (Desf.) Bert. — N: Candia (V); Candia-Knossos (E). 270. Bhagadioliis stellatus (L.) Willd. a) tgpicus Hai. — S: Tybaki (H). ß) edulis Gaertn. — S: Tybaki (N); Tybaki-Klima (We). — N: Candia (E); Candia-Knossos (Hö); Knossos (E). 271. Leontodon tuberosus L. (Thrincia tiiberosa [L.] DO.) ß) Olivierii (DC.) — S: Tybaki (H, We); nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Höj. — N: Candia (E); Knossos (H, Hö). 212. Ficris Sprengeriana (L.) Lam. — S: Nw Tybaki (E). p 61 273. ürospermum picroides (L.) Desf. — S: Tybaki (Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Candia (E); Candia-Knossos (Hö). 214. Tragopogon porrifolius L. — S: Tybaki (N); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Candia (Wa); Candia-Knossos (E) : Knossos (E). 21b. Scorzonera cretica Wilid. — S: Tybaki (H, N, We); nw Tybaki (E); Tybaki-Kliraa (Hö); Hagia Triada (V). — N: Knossos (E, Hö). Bei der Untersuchung dieser Pflanze fiel es mir auf, daß sich die Diagnosen Willdenow's (Spec. plant. III, 3 [1804], p. 1504) einerseits und Boissier's (Flor. or. III [1875], p. 779) und zum Teil auch Haläcsy's (Consp. II, p. 198) anderseits in einigen Punkten widersprechen. Während Willdenow von fingerlangen Stengeln spricht, welche am Grunde einen bis zwei Zweige abgeben, und von am Rande flaumigen äußeren Hüllschuppen („Gaules . . digitales basi in ramos binos vel tres divisi", „Calyx .. squamis exterioribus brevissimis, margine membranaceis pubescenlibus"). sind nach Boissier die Stengel 9—10 Zoll hoch („Caules 9 — 10 pollicares") und durch Verzweigung im oberen Teile doldentraubig 2 — 7köpfig („Caulibus .. superne stricte ramosis corymbose 2 — 7 cephalis") und nach Halacsy die Involukralschuppen mehr oder weniger wollig behaart („Involueri plus minus dense lanuginosi pbyllis lanceolatis .."). Dieser Widerspruch ist dadurch "zu erklären, daß die Autoren verschiedene Pflanzen vor Augen hatten: Willdenow offenbar die Tournefort'schen Belege (Scorzonera cretica, angustifolia, seraine tornentoso, candidissimo Tournefort, Cor. inst, rei herb. [1703], p. 36); Boissier die von Heldreich verteilten und Halacsy außer diesen die von Leouis gesammelten (curavit J. Dörfler) und wahrscheinlich auch die Sieber'schen Exemplare. Die Pflanze Tournefort's habe ich nicht gesehen, wohl aber die Sieber's. Sie entspricht in allen Punkten der Willdenow- schen Diagnose und ist ebenso wie die von uns mitgebrachten Exemplare, die mit ihr vollkommen identisch sind, mit voller Be- stimmtheit als S. cretica zu bezeichnen. Diese Art unterscheidet sich danach von der von Heldreich und Leonis gesammelten Pflanze außer durch die schon genannten Merkmale der niedrigeren, nur am Grunde verzweigten, höchstens zwei- bis dreiköpfigen Stenge und die am Rande kurz flaumig-wollig, nicht lang wollig behaarten äußeren Hüllschuppen auch noch durch deren absolut und relativ (im Vergleiche zu den inneren) geringe Länge („Calyx squamis exterioribus brevissimis" Willdenow) sowie durch die Form der- selben, indem sie entweder spitz oder doch in eine viel kürzere 62 Spitze — und dies mehr alimählich — verschmälert sind als bei dieser, ferner durch die kürzeren inneren Hüllschuppen und infolge- dessen kleineren Köpfchen und schließlich durch absolut und relativ (im Vergleiche zur Innenhülle) kürzere Ligulae. Es messen bei S. cretica: Die äußeren Hüllschuppen 4 — 5 mm. die inneren 10*5 bis 15-5 mm, die Zungen 13 mm; bei der von Heldreich und Leonis gesammelten Pflanze: Die äußeren Hüllschuppen 7 — 9mm, die inneren 13-5 — 18-5 mm, die Zungen 18 mm. Die Schuppen der äußeren Hülle sind also bei ersterer 3 — 2y„ mal, bei letzterer nur zweimal kürzer als die der inneren, die Ligalae bei dieser un- gefähr so lang als die inneren Hüllschuppen oder länger und um mindestens Pruchtknotenlänge über sie hinausragend, bei jener dagegen kürzer als die innere Hülle und sie um weniger als Fruchtknotenlänge überragend. Nach Boissier sind die Köpfchen der S. cretica größer als die der S. hirsuta L. („Oapitula majora eis S. liirsutae"), nach Halacsy ziemlich groß („Capitulis majusculis), die Ligulae überragen nach beiden Autoren die Innen- hülle um die Hälfte („flosculis", bzw. „ligulis" „involucro sesqui- longioribus". Bei unserer Pflanze dagegen, die wir für typische S. cretica halten, sind die Köpfchen kleiner als bei S. hirsuta oder höchstens ebenso groß, die Ligulae ragen um weniger als die Hälfte weit über die inneren Hüllblätter hinaus. Die Farbe der ausgebil- deten Zungen ist bei unserer Pflanze stets gelb, ebenso bei der Heldreich'sehen (nach Boissier), bei der von Leonis gesam- melten dagegen, wenigstens zum Teil, blaßlila. S. cretica sah ich außer von den bereits namhaft geraachten noch von folgenden Lokalitäten: 1. Candia. Sieber M. 2. Distr. Temenos. Prope Arkhanes. Neukirch H. Unser ziemlich reiches Material läßt erkennen, daß S. cretica in mancher Beziehung einigermaßen variabel ist. Ihr Wuchs ist bald lockerer (P'ig. 2), bald dichter rasig (Fig. 3), die Höhe der Stengel schwankt zwischen 3 und 24 cm, die Äste entspringen bald vom Grunde, bald höher, aber nie über der Mitte der Stengel. Die Länge der äußeren Hüllschuppen beträgt Vs bis — selten — fast 72 ^^^ der inneren. Sie sind stumpflich bis spitzlich, seltener etwas zu- gespitzt und selten am Rande fast kahl. Die Farbe der Hüllen ist grün bis olivenbraun, die der Zungen stets gelb und außen oft rötlich-violett. Ziemlich konstante Merkmale sind wohl die Länge und Behaarung der Achaenen und Pappusstrahleu. Die Achaenen sind auf der ganzen Oberfläche dicht pelzig behaart, ^die Pappus- strahlen bis fast zur Spitze federig. Die äußeren Achaenen sind. 63 5 '5— 6. die inneren bis 8 mm lang, die längsten Pappusstrahlen der äußeren Früchte messen II* 5, der innersten 13 mm in die Länge. Die Fruehtköpfchen sind daher — wie bei S. hirsuta L. — länglich. Die Farbe der Pappusstrahlen ist licht gelblichbraun mit schwach violettem Ton gegen die Spitze. Die Heldreich-Leonis'sche Pflanze, das ist S. cretica Bois- sier's und Halacsy's (p. p.), halte ich für eine von S. cretica Willdenow verschiedene Art und beschreibe sie hiemit als Scorzonera lassitica species nova. Sectio Lasiospora Cass. Rhizomate verticali, digiti crassitie perennis. Gaules erecto- ascendentes, usque 3 dm alti, crebre foliosi, capitulo terminati, iufra medium et supra ramosi. ramis usque 10, erectis — supe- rioribus longioribus. sumrais caule vix brevioribus — foliosis, mono- cephalis. Gaules et rami pilis longis flexuosis parce vel densius lanuginoso-hirsutiusculi. Folia graminea, flaccida, laete viridia, basalia et caulina capitulum terminale aequantia vel subaequantia, ± obsolete 5 — 7 nervia, e raedio 3 mm lato in basiu sensira dila- tata, in apicem sensim angustata; ramorum multo minora, capitula non aequantia. Folia basalia et caulina in basi tantum — ramo- rum per totam longitudinem — sicut caules vestita, ceterum glabra. Involucri squamae oblonge-lanceoiatae, dilute vel obscure virides, margine angustissime membranacea pallidae, exteriores sub- patulae, 7 — 9 mm longae, 3 mm latae, acutiusculae vel plus minus sensim late acuminatae, in margine pilis longis flexuosis lanuginoso-hirsutiusculae, raro glabrescentes: interiores 13'5 — 18 '5 mm longae, 4*5 mm latae, acutiusculae vel subacuminatae, apice breviter lanuginoso-puberula excepta glabrae. Corollarum 18 mm ca. longarum ligulae 2 mm latae, hlacinae vel — secundum el. Bois- s i e r S. creticae, quae cum planta nostra ceteris partibus omnino eongruit, et quoad exemplaria a cl. Heldreich lecta citata cum ea identica — diagnosem luteae. Germina pilosa. Achaenia a me non visa, secundum Boissier villosissima, oblonga, basi attenuata, pappo rufo plumoso. Synonyme: Scorzonera cre^jca Boissier I.e., Halacsy 1. c. p.p. — non Willdenow. Abbildung: Figur 1. Standorte: 1. In saxosis montium Lassiti, Heldreich M. 2. In rupibus prope Selia Gretae, Heldreich M. 3. Greta Orient. Distr. Yiano. Prope Parsas, in rupium fissuris. Leg. Chr. Leonis. Plantae creticae curavit J. Dörfler, Nr. 67. H, M, ü. 64 Abb. 3. Fig. 1: Scorzonera lassitica Vierli. Kreta. Distr. Viano. Prope Parsas. L e o n i s. — Fig. 2 — 4 : S. cretica Willd. Kreta, und zwar Fig. 2 Knossos, Eberstalle r; [Fig. 3 und 4: Tybaki, F. v. Wettstein, In Vo d^'" natürlichen Größe. A. Mayer pnot. 65 Gleich S. cretica ist auch S. lassitica auf Kreta endemisch. Was ihre verwacdtschafthchen Beziehungen anlangt, so steht sie nach Boissier der S. eMS^/(^Zia Marschall a Bieberstein (Flor. taur. cauc. II [1808], p. 235) zunächst, einer in Südrußland, Turkestan, der Songarei und dem uralischen Sibirien verbreiteten Art, und unterscheidet sich von ihr durch ihre nicht wollige, sondern kurz- haarige Hülle mit nicht lang zugespitzten Schuppen : „S. cnsifoliae praesertim affinis diflfert involucri non lanati sed hirti phyllis non longe acurainatis." Wie ich an Belegen der S. ensifolia (z. ß. Prov. Samara, distr. Nowo Uzen. In steppis arenosis pr. Walujka. Legit W. Bogdan. Herb. Flor. Ross. 1167 U) feststellen konnte, und wie auch zum Teil aus den Diagnosen Marschall Bieberstein's und Boissier' s hervorgeht, besitzt diese Art zum unterschiede von S. lassitica auch viel höhere, reicher beblätterte Stengel mit viel steiferen, oft breiteren (bis 7*5 mm) Blättern, welche plötz- licher in eine lange, fädliche, gekrümmte Spitze verschmälert („foliis . . filiforrai-acuminatis, . . acumine longissimo divaricato M. B. I. c.j und mit 3 — 5 unterseits stark hervortretenden Nerven ausgestattet sind, und kommt daher zu einem näheren Vergleiche mit unserer Pflanze überhaupt nicht in Betracht. Dieser zu allernächst steht meines Erachtens die kaukasische S. eriosperma Marschall a Bieberstein (Flor. Taur. cauc. II [1808], p. 236), unterscheidet sich aber nach Boissier von ihr durch kleinere Köpfe, welche Angabe ich an von Becker (Caucasus. Daghestan 149. Ex herb. hört. Petr. ü) gesammelten Belegen der S. eriosperma nicht bestätigt fand. Ich konnte dieselben vielmehr nur durch die höherwüchsigen (5 dm), reicher beblätterten, aber ärmer verzweigten Stengel und die steiferen, plötzlicher in eine gekrümmte Spitze verschmälerten Blätter („foliis . , . longe subu- lato-acuminatis, flexuosis" Boissier) mit stärker hervortretender Nervatur — also durch homologe Merkmale wie S. ensifolia, aller- dings in bedeutend abgeschwächtem Maße — von S. lassitica aus- einanderhalten. Zweifellos nahe kommt dieser auch S. hirsiita L. (Mant. plant, alt. [1771], p. 278). Dieselbe, eine westliche Art, zerfällt nach Fiori und Beguinot (Flor. anal. d'ItaliaHI [1903—1904], p. 411) innerhalb des Gebietes der italienischen Flora in zwei Rassen : Eine nördliche, a) typica F. et B. mit schlanken, bis zu 72 — ^/?. ihrer Höhe dicht beblätterten Stengeln, spärlichen, wenig aufgerollten Basalblättern und bis zur Spitze federigen Pappusstrahlen („Fusti gracili, con fg. basah scarse e poco sviluppate, densara. foghosi nel V2 0 Vs infer. Pappo a setole densam. piumose quasi sino al apice") östurr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft.l'. 5 66 in Nord- und Mittelitalien, südlich bis zum Monte Gargano in Apu- lien, und eine südliche, wegen ihrer habituellen Ähnlichkeit mit S. viJlosa Scop. ß) villosaeformis F. et B. benannt, mit kräftigeren, bis zu Vs — V2 i^''^'' Höhe schütter beblätterten Stengeln, zahlreichen aufgerollten Basalblättern und Pappusstrahlen, welche nur an der Basis aut der Innenseite federig, sonst aber spärlich bärtig oder einfach gezähnelt sind (Fusti piu robusti, con fg. basali copiose e bene sviluppate, scarsam. fogliosi nel Ys 0 V2 infer. Pappo a setole piumose solo alla base dal lato interno, nel resto con barbe sparse 0 semplicem. denticolate") in Sizilien, Süditahen, nördlich bis in die Abruzzen. Diese Angaben fand ich bei Durchsicht des Materials der Wiener Herbarien vollauf bestätigt. Linne beschreibt seine S. hirsuta als einköpfig und gibt Apulien als ihre Heimat an. Aus diesem Gebiete sah ich nun vom Monte Gargano, und zwar von einem Standorte, auf den sich Piori und Beguinot speziell berufen, zum Teil ein-, zum Teil zweiköpfige forma typica (Italia australis. Apulia. Gargano : in pascuis montis Nero 200—300'. Porta et Rigo ex it. H. ital. Nr. 245 M, U) und es gleichen diese Exemplare solchen aus Ve- netien (z. B. : Venetia. Prov. di Verona: circa pagum ßivoh in sabuletis, alt. 192 m, solo siliceo calcareo. Rigo in Fiori, Begui- not, Pampanini, Flor. it. exs. Nr. 194 U) bis ins Detail. Von dieser Form ist ß villosaeformis, welche mir von mehreren Stand- orten aus Sizilien (so : In coüibus calcareis aridis reg. infer. et sub- mont. Palermo. Ross, Herb. Sic. Nr. 352 U; in montosis calcareis Palermo. Todaro ü; Ficuzza, in arvis. Lojacono ü; Trapani, M. S. Giuliauo. Sardagna ü; in arenosis prope Mazzara. A. et E. Huet du Pavillon H, M) und von den Nebroden (Oastelbuono. Buonatade ü) vorliegt, durch die von Fiori und Beguinot an- geführten Merkmale und noch einige andere, gleich anzuführende so auffällig verschieden, daß ich die beiden Formen spezifisch trennen und als S. hirsuta L. und S. villosaeformis (F. et B.) m. bezeichnen möchte. Während letztere in ihrer Verbreitung auf Sizilien und Süd- italien beschränkt ist, kommt erstere außer in Italien auch noch in Süd- und Westfrankreich und im nordöstlichen Teile der Iberischen Halbinsel (Kastilien, Arragonien, Katalonien) vor. Die Stengel der S. hirsuta sind oft durch lockere Verzweigung mehrköpfig, die der villosaeformis stets unverzweigt, einköpfig und oft größer als bei dieser. Zur Fruchtzeit erreichen bei S. hirsuta die inneren Hüll- schuppen eine maximale Länge von 17 "5 mm, bei S. villosae- formis von 24 mm. Die äußeren Hüllschuppen sind bei beiden Arten fast halb so lang als die inneren, relativ lang und schmal 67 zugespitzt, behaart oder fast kahl, die Behaarung bei ersterer kurz wollig-flaumig, bei letzterer länger wollig. Auffallend sind Exemplare der S. vülosaeformis von Mazzara durch die inneren an Länge er- reichende äußere Hüllschuppen. S. lassitica unterscheidet sich nun von beiden Arten durch die weniger schmal und meist auch weniger lang zugespitzten äußeren und die nicht zugespitzten, oft stumptiichen inneren Hüllschuppen, von aS". hirsuta überdies durch die breiteren, viel weniger fein ver- schmälerten Blätter und länger behaarten Außenhüllen, von S. vülosae- formis auch durch die bis hoch hinauf beblätterten und verzweigten Stengel, wozu sich wenigstens bei der von Leonis gesammelten Pflanze noch die lilafarbigen Zungen gesellen. Zu einem Vergleiche mit S. lassitica kommt schließlich noch S. Doriae Degen et Baldacci (in Österr. botan. Zeitschr., XL VI [1896], p. 417), die Vertreterin des Formenkreises der S. hirsuta im nördhchen Teile der Balkanhalbinsel in Betracht. Nach Degen ist diese Rasse mit /S. Jiirsiita zunächst verwandt und von ihr durch den rötlich-violett gefärbten, kürzeren Pappus und die fast doppelt kleineren Achaenen verschieden. Bei S. hirsuta ist der Pappus doppelt so lang als die Achaenen. bei S. Doriae nur um die Hälfte länger. Bei S. hirsuta haben die äußeren Früchte einen kürzeren Pappus als die inneren, bei S. Doriae ist dieser an allen Früchten gleichlaug, weshalb die Köpfchen der ersteren länghche, der letz- teren halbkugelige Form haben („Proxiraa S. hirsutac L., ejusque, si raavis, subspeciem sistit, acheniis fere dimidio minoribus, pappo achenio tantum sesquilongiore nee longitudinem acheniorum duplo superante, ejusque colore diversara. In Scorsonera hirsuta pappus [plerumque brevissime stipitatus] acheniorum inaequalis, lateralium brevior, centralium longior, in specie proposita autem [sessilis]. omnium aequilongus, ita ut capitulum fructiferum hemisphaericum, nee oblongum [ut in S. hirsuta^ pappis violaceo-rufis valde insigne evadat"). An den Originalbelegen der S. Doriae (In saxosis alvei Saranda- poros [ad Vroraonero distr. Ljaskovik et in summo monte Smolika distr. Konitza. Baldacci. It. Alb. (Epirot.) quartum 1896, Nr. 128, H, ü) fielen mir auch noch einige andere, größtenteils in Degen's Diagnose erwähnte Merkmale auf, durch welche sich diese Rasse von S. hirsuta unterscheidet, so die kürzer und weniger fein verschmälerten Blätter, die kleineren Köpfchen mit kürzer und breiter zugespitzten, fast kahlen Hüllschuppen, deren äußere überdies relativ kürzer sind als bei dieser. Die Stengel fand ich nicht immer einköpfig, wie Degen angibt, sondern an robusteren Exemplaren auch zweiköpfig. 68 Außer von ihren Originalstandorten in Südalbanien sah ich S. Doriae noch von folgenden Lokalitäten: I. ThessaUen. Kalabaka, in vineis. Sintenis, It. thess. 1896, Nr. 404, als S. Ursula L. det. .J. Freyn. H, M, U. IL Nordalbanien. Fl. Gem. Distr. Hoti. In rupestribus. Bal- dacci, It. alb. sept. 1900, Nr. 134, als S. Doriae D^g. et Bald. M. III. Herzegowina. Als S. Jnrsuia L. 1. In apricis prope Trebinje. Pantoczek, It. herc. crng. 1872 M. 2. Ad ripas fluv. Trebinjica prope Trebinje. Van das. FI- Herc. austr. M. 3. Trebinje; im Geröll der TrebinjCica 270 ra. Baenitz, Herb. Eur.. Nr. 9742 U. Von der Pflanze der Herzegowina sah ich blühende und fruch- tende Exemplare und konnte feststellen, daß sie, von zum Teil etwas größeren Köpfchen und etwas längeren Achaenen und Pappusborsten abgesehen, mit S. Doriae in allen wesentlichen Merkmalen über- einstimmen. Außer bei Trebinje wurde die Art von Pantoczek (Adnot. ad flor. et faun. Herceg. et Ornag. in Verh. d. Ver. f. Naturk. Pressb. N. F. H. II [1874] Sep. p. 47) auch bei Orahovac in der Bjela gora entdeckt. Die Belege aus Thessalien weisen zwar nur Blüten und junge Früchte auf, zeigen aber gleichfalls eine so durchgreifende Übereinstimmung mit S. Doriae, daß ich. umso mehr als auch bereits die für diese charakteristische rötlich-violette Pappusfärbung zu erkennen ist, von ihrer Identität mit dieser Art vollkommen überzeugt bin. Halacsy (Consp. II, p. 199) führt die thessalische Pflanze als S. hirsuta L. Zum Unterschiede von den von Degen beschriebenen Exemplaren der S. Doriae, welche meist nur ein-, selten zweiköpfige Stengel besitzen, sind die Stengel der Pflanze Thessaliens und der Herzegowina durch reichere Verzwei- gung mehrköpfig und überdies, insbesondere von ersterer. viel höher (bis 4 dm), was aber in systematischer Hinsicht sicherlich um so weniger von Belang ist, als es sich in diesen beiden Fällen um Formen aus tiefen Lagen, in jenem dagegen um eine Höhenptianze handelt. S. lassitica unterscheidet sich von iS. Doriae vor allem durch größere Köpfchen mit längeren, stärker zugespitzten Hüllschuppen. Die äußeren Blätter der Hülle sind bei ersterer auch relativ, im Verhältnis zur Innenhülle, länger und überdies viel länger be- haart als bei letzterer, die Zungen bei dieser stets gelb, bei jener — ob immer? — lila gefärbt. 69 S. Doriae steht unter allen hier besprochenen Formen der S. cretica zunächst. Diese gleicht ihr in der Form und Konsistenz der Blätter, Größe der Köpfchen und Länge und Art der Zuspitzung der Hüllschuppen, unterscheidet sich aber von ihr durch die dich- tere Behaarung des Randes der äußeren Hüllschuppen, viel längere Haare der Achaenen, Pappusstrahlen mit bräunlichem, nicht röthch- violettem Kolorit, oft auch durch relativ längere Basal- und Stengel- blätter, dunklere Färbung der Hülle, von welcher sieh dann die kurzen, wollig-flaumigen Haare des Randes der äußeren Schuppen wie ein weißer Saum abheben, und in verzweigten Exemplaren auch durch die immer am Grunde oder doch unter der Mitte entsprin- genden, in geringerer Anzahl (höchstens 2) vorhandenen Seitenäste. Ob auch in der Form der Fruchtköpfe ein Unterschied ist — bei S. Doriae sind sie, wie schon gesagt, halbkugelig — vermag ich, da die mir vorliegenden Exemplare von S. cretica noch keine völlig ausgereiften Früchte besitzen, nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Außer S. Doriae kommt nur noch die vorderasiatische S. Kot- schyi Boissier (Flor. or. IH [1875], p. 780) zu einem Vergleiche mit S. cretica in Betracht. Diese Art ist nach Boissier 's Diagnose und von Stapf bestimmten Belegen aus Mesopotamien (Mesopotamia. Biredjik: Djebel Taken. Sintenis, It. or. 1888, Xr. 524 ü und Orfa: Nirarud Dagh. Sintenis, It. or. 1888, Nr. 793 ü) von S. cretica und Doriae durch ihre viel stumpferen äußeren und inneren Hüllschuppen leicht auseinanderzuhalten. Die Behaarung des Randes der äußeren Schuppen fand ich noch spärlicher und kürzer als bei S. Doriae oder auch, gleichwie auf dem übrigen Teile der Hülle, gänzlich fehlend. Habituell, durch die Art der Verzwei- gung, erinnert S. Kotschyi mehr an Doriae, durch die längeren Achaenenhaare und die Farbe der Pappusstrahlen kommt sie der cretica näher. Die acht im vorausgehenden besprochenen Arten bilden innerhalb der durch behaarte Achaenen ausgezeichneten Sectio Lasiospora der Gattung Scorzonera eine Reihe zunächst verwandter vikarierender geographischer Rassen. Die folgende Übersicht soll ihre auffälligsten Unterschiede hervorheben und ihre Verbreitung angeben. A) Blätter mehr minder steiflich bis schlaff, mehr oder weniger allmählich in eine sehr dünne, oft gebogene Spitze verschmälert. Hüllschuppen fein zugespitzt. a) Hülle dicht wollig-zottig, äußere mindestens halb so lang als die innere. Blätter steiflich, mit stark hervortretenden Nerven, 70 2— 9 mm breit ^), ziemlich plötzlich in eine lauge Spitze verschmälert. Achaenen? S. ensifolia M. B. (Südrußland, Turkestan, Songarei, Uralisches Sibirien.) b) Hülle kurz wollig-flaumig bis fast kahl, äußere kürzer als die halbe innere. a) Blätter steiflich, mit stark hervortretenden Nerven, 2 — 3 mm breit ^), selten schmäler, allmählich in eine kurze Spitze verschmälert. Achaenenhaare viel länger als der Durchmesser der Achaeue S. eriosperma M. ß. (Kaukasusländer.) ß) Blätter mehr minder schlaff, mit weniger stark hervortreten- den Nerven, 1—2 mm breit, selten breiter, sehr allmählich in eine lange Spitze verschmälert. Achaenenhaare wenig länger als der Durchmesser der Achaene S. hirsiita L. (Nordöstlicher Teil der Iberischen Halbinsel, West- und Süd- frankreich, Nord- und Mittelitalien südlich bis Apulien.) B) Blätter schlaff, seltener etwas steiflich, mit wenig hervor- tretenden Nerven, nach der Spitze zu zwar verschmälert, aber nicht zugespitzt, 1 — 4 mm breit. a) Hülle mehr minder lang wollig-zottig. Schuppen, insbesondere die äußeren, mehr minder lang zugespitzt, die inneren bis zu 22 '5 mm lang. Köpfchen größer. a) Stengel bis hoch hinauf beblättert, reich verzweigt, mehr (bis 10-) köpfig. Hüllschuppen breit zugespitzt, äußere mit breitem Basalteil. Achaenen? S. lassitica Vierh. (Kreta.) ß) Stengel nur am Grunde beblättert, unverzweigt, einköpfig. Hüllschuppen länger und schmäler zugespitzt, äußere mit schmalem Basalteil. Achaenenhaare viel länger als der Durchmesser der Achaene S. villosaeformis (F. et B.) (Sizilien, Nebroden, Süditalien.) b) Hülle kurz wollig-flaumig bis kahl. Schuppen kurz zugespitzt oder spitz bis stumpflich, die inneren bis zu 16 mm laug. Köpfchen kleiner. a) Hüllschuppen kurz zugespitzt bis spitz, sehr kurz wollig-flaumig bis fast kahl. Achaenenhaare wenig länger als der Durchmesser der Achaene. Pappus im Gegensatz zu allen anderen Arten lebhaft violett-rötlich gefärbt S. Doriae Deg. et Bald. (Balkanhalbinsel: Thessalien, Südalbanien, Nordalbanien, Her- zegowina.) 1) Die Maße beziehen sich auf die Grund- und unteren Stengelblätter. I I 71 ß) Achaenenhaare viel läuger als der Durchmesser der Achaene. * Hüllschuppen kurz zugespitzt, spitz oder sturapflich, kurz wollig-flauraig: S. cretica Willd. (Kreta.) ** Hüllschuppeu sturapflich bis stumpf, fast bis ganz kahl S. Kotschyi Boiss. (Vorderasien: Syrien, Mesopotamien.) 276. ChondriUa juncea L. — S: Tybaki (N). 277. Sonchus Nymani Tin. et Guss. — N : Candia (E). 21S. Zacintha verrucosa Gaertn. — S: Tybaki (H, V); nw Tybaki (E). — N: Knossos (Hö). 219. Beichardia picroides (L.) Roth. {Picridium picroides [L.] Hai.). — S: Nw Tybaki (E). — N: Candia-Knossos (E, Hö). 2S0.Crepis cretica ßoiss. (C. neglecta L.). — S: Tybaki (N); nw Ty- baki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Candia-Knossos (E); Knossos (E, H). Unter Berufung auf Re verchon'sche Belege identifiziert Hahicsy C. cretica mit C. neglecta. Meines Eraehtens mit Unrecht, denn erstere ist, wie schon Boissier (Diagn. plant, or, nov, ser. I, Nr. 11 [1849], p. 53 und Flor. or. IH [1875], p. 849, 850) hervor- hebt, und wie unsere, seiner Diagnose aufs genaueste entsprechen- den Belege zeigen, von letzterer durch viel länger und dünner ge- schnäbelte Achaenen verschieden. Die Köpfchen der C. cretica sind, worauf auch schon Boissier hinweist, durchschnittlich etwas kleiner als bei C. neglecta. Sie gleichen etwa denen der von Lind- berg (It. Austr. Hung. in Öfv. af Finska Vet.-Soc. Förh. XVLIII, Nr. 13 [1906], p. 117) als a parvuHceps bezeichneten kleinköpfigen Form dieser Art oder sind sogar noch ein bischen kleiner. Außer den von uns gesammelten sah ich noch nachfolgende Belege der C. cretica aus Kreta: 1. Kissamos, lieux arides (Re- verchon, Plantes de Crete 1884, Nr. 92 U) und 2. Malaxa. lieux arides, Reverchon, Plantes de Orete 1883, Nr. 92 H). Letztere, auch von Boissier (Flor. or. Suppl. ed Buser [1888], p. 325) als C. cretica angesprochen, von Halacsy dagegen mit C. neglecta identifiziert, haben nur etwas kürzer, aber nicht dünner geschnäbelte Achaenen als der Typus der C. cretica. Außerhalb Kretas sah ich C. cretica nur noch von Karpathos : Plantae a Th. Pich 1er in insula Karpathos, auspice W. Barbey, lectae Nr. 421: Menites. 18. Aprili 1883. Diese Pflanze ist auf der Etikette als C. neglecta bezeichnet, wurde auch als solche publiziert (Stefani, Forsyth Major et Barbey, Karpathos [1895] p. 117j, gehört aber ganz bestimmt zu C. cretica, welche sich somit als 72 einundzwaDzigste jenen zwanzig Arten anreiht, die seinerzeit als Endemismen Kretas gegolten haben, später aber auch auf Karpathos gefunden worden sind. (Man vergleiche Baldacci, Le relaz. fito- geogr. fra Greta e Karpathos in Mem. della sudd. E. Accad. Ser. VI,. Tora. III [1906], p. 111.) Nebst C. cretica kommt nach von Baldacci (Distr. Rhizo- kasirou. In campis Omalö m. Aphendi Kristo [Lassiti] Baldacci, It. cret. alt. 1899, Nr. 334 ü) und Neukirch (Distr. Temenos. Prope Arkhanes, Neukirch H) gesammelten Exemplaren auch echte C. negleda auf Kreta vor. Vom griechischen Festlande und den aegaeischeu Inseln habe ich nur C. negleda gesehen. Die Pflanze variiert einigermaßen in bezug auf die Größe der Köpfchen. Zwischen den beiden Extremen : parvuliceps und majoriceps Lindberg 1. c. gibt es, wie schon Haläcsy (Suppl. I, p, 68) betont, eine Menge Übergänge. Die Achaenen sind an der Spitze bald kürzer, bald etwas länger ver- schmälert, doch ist eine Verwechslung mit C. cretica jederzeit aus- geschlossen. Die von Boissier (Flor. or. III [1875], p. 849) als Synonym der C. negleda bezeichnete, von Haläcsy ihr als Varietät sub- sumierte C. fuliginosa Smith (in Sibthorp et Smith, Flor. Graec. Prodr. II [1813]. p. 138) aus Zante halte ich nach Smith's Dia- gnose und Exemplaren, die ich von Korfu gesehen habe (Fi. Oorcy- rensis: An Wällen der Fortezza vecchia. Baenitz, Herb. Eur., Nr. 9244 H, ü und Korfu: Mauern und Felsen der alten Festung. Kraskovits U), für eine eigene Art. welche von C. negleda außer durch das schon von Smith hervorgehobene Merkmal der zottig behaarten Involukren auch durch — nach Art der G. cretica — lang und dünn geschnäbelte Achaenen verschieden ist und in den Dimen- sionen der Köpfchen mit C. negleda ß majoriceps übereinstimmt. Durch das Indument der Involukren unterscheidet sich ü. fuliginosa auch von C. cretica, bei welcher dasselbe ebenso wie bei negleda kurz angedrückt flaumig ist, mit ab und zu am Grunde auftretenden kurzen Köpfcbenhaareu. Leider habe ich keine Belege echter C. fuliginosa aus Zante gesehen und kann daher die Identität der korfiotischen Pflanze mit derselben um so weniger mit voller Bestimmtheit behaupten, als Smith's Diagnose nichts über die Beschaffenheit der Achaenen aussagt. Eine von Reiser bei Aitolikon (H) in Aetolien gesammelte und als C. negleda bestimmte Pflanze scheint mir mit der aus Korfu und demnach wohl auch mit C. fuliginosa identisch zu sein. Die von Heldreich im „Herbarium Graecum normale" unter 73 Nr. 520 als C. fuliginosa („In collibus et ad vias Atticae" U) aus- gegebene Pflanze dagegen halte ich für C. neglecta. 281.Crepis bulhosah. — S: Tybaki (Vj; nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (We). 282. Crepis tyhakiensis Vierhapper. (? C. foetida L. d radicata S. et S. p. p.j Sectio Barkhansia Moeneh. Subsectio Änisoderis DC. Habitu sp. Leontodon OUvierii. Perennis?. Folia multa, om- nia radicalia, rosulantia, crassiuscula, glabra, arabitu anguste lineari-oblonga, usque 7 cm longa, 1 cm lata, pinnatipartita, partibus a basi ad apicera sensim crescentibus. lateralibus in utroque latere 3 — 5, oppositis vel alternis, triangularibus, integris vel dentibus 1—2 instructis, terminali ovato-triangiilari, ceteris majore, integro vel paucidentato, omnibus apiculatis, rhachide 2 — 4-5 mm lata. Scapi multi, erecto-ascendentes, iolia multura superantes, usque 15 cm longi, juniores ad apicem pube subfarinosa densiuscula tecti, de- mum glabrescentes — gl ab ri, squamas 1 — 2 anguste linear i- subulatas, usque 6 mm longas ferentes, ceterura nudi, m 0 n 0 c e p h a 1 i. Oapitula medjocri magnitudine, alabastri stadio nutantia. luvolucri intus glabri, extus junioris densius, senioris laxius pube subfarinosa obsiti et pilis glanduliferis dilutis sparse hirsutiusculi squamae lineari-lanceolatae — lanceolatae, sensim vel abruptius in apicem obtusiusculam angustatae, obscure virides, internae margine membranacea pallida, externae subadpressae, demum patentes, internis sub anthesi ca. 10, postea usque 12 mm longis 272—3 plo breviores, hae 1, illae l-5mmlatae. Receptaculum dense breviter setulosum. Flores nume- rosi. Pappi setae permultae, basi connatae, albidae, 5 mm longae. CoroUae 8-5 — 10-5 mm longae tubus minutissime puberulus, ligula 5 — 6 mm longa, 1*5 mm lata, apice 5-crenata. glabra, extus rubella, intus lutea. Starainum filamenta filiformia, antherae lineares, 2 mm longae. Gerraen stipitiforme, 1*5 mm longum, glabrum. Stylus 7 mm longus, ramis filiformibus, 1-5 mm longis, luteus. Achae- uia interna angustissime fusiformia, subtiliter (ca. 14-) costata, tuberculis minutis sursumscabrida, fusca, 3*5 mm longa, sensim angustata in rostrum setaceum, tenue, pallidum. 7 "5 mm longum, exteriora interdum sterilia, setacea, marginalia breviter rostrata, totalia 5 — 7 mm tantum longa, squamis ex- ternis extus v ix incrassatis, subplauis, intus long itudina- liter concavis adhaerentia'; pappus omniura setis albidis, sca- briusculis, 6-5 mm ca. longis. — S: Tybaki (N). 74 Synonyme: ? Crepis radicata Smith in Sibthorp et Sraitia, Flor. Graec. Prodr. II [1813], p. 136 und in Flora Graeca VIII (1833), p. 74, tab. 800 non Forskai, Flor. Aeg.-Ar. (1775), p. 145. — ? C. foetida L. y maritima Boissier, Flor. or. III (1875), p. 851 p. p. excl. syn. Barkhausia triangiilaris C. Koch in Linnaea XXIII (1850). p. 686, non C. maritima Boucher, Flore d'Abbeville III. ed. (1H34), p. 59. Die von Nabel elf gesammelte Pflanze entspricht der Diagnose und Abbildung der am Schwarzen Meere („In arenosis maritimis ad Pontum Euxinum, prope Fanar") vorkommenden C. radicata Smith in allen wesentlichen Merkmalen, wie Vereinigung aller Laub- blätter zu einer Grundrosette, nur schuppig beblätterte, absolut ein- köpfige Schäfte, verschiedene Form der Rand- und Mittelachaenen, wahrscheinlich auch perenner Wuchs usw., und unterscheidet sich von ihr nur durch die Kahlheit der Blätter, schwächere Behaarung der Schäfte und Hüllen, geringere Anzahl (1 — 2 — bei radicata 2 — 4) und Größe der Schuppenblätter an den Schäften und viel- leicht auch durch etwas längere und schmälere Achaenen. Ob über- dies auch in der Beschaffenheit der inneren Hüllschuppen zur Fruchtzeit ein Unterschied besteht, insoferne als dieselben bei der Smith' sehen Pflanze mehr der Länge nach eingekrümmt („foliolis . . interioribus . , in flore planis, in fructu convexis"), bei unserer mehr flach sind, vermag ich, da mir eine Untersuchung von Be- legen der ersteren nicht möglich ist, nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Sollten sich die genannten Differenzen als nicht spezifisch erweisen, so wäre die Bezeichnung C. tybakiensis auch für die C. radicata Sra. zu verwenden, da der Name radicata Sm. wegen eines älteren Homonyms ebenso ungiltig ist wie maritima Boissier, und die von Boissier als Synonym zu seiner maritima zitierte Benennung triangularis C. Koch einer Pflanze gilt, welche zwar auch wahrscheinlich perenn, aber — gleich Haussknecht's C. glandidosa Guss. e maritima (Symb. ad flor. graec. in Mitt. d. Thür. Bot. Ver. N. F., Heft VII [1895], p. 135) — durch den Be- sitz von Grund aus verzweigter, mehrköpfiger Stengel — nicht ein- köpfiger Schäfte — von C. tybakiensis verschieden ist. Jedenfalls stehen sich Smith 's und unsere Pflanze als extreme Typen des großen Formenkreises der vielgestaltigen C. foetida L., innerhalb dessen sie durch den Besitz nur schuppenförmige Blätter tragender, absolut einköpfiger Schäfte und wahrscheinlich auch durch perennen Wuchs eine völlig isolierte Stellung einnehmen, zu aller- nächst. Von Anhängern eines weiteren Speziesbegriffes, wie Bois- sier und Haläcsy, wird C. radicata S. S. der C. foetida als 75 Varietät subsumiert. Mir erscheint es jedoch objektiv richtiger, jene und auch die ihr so nahestehende C. tyhakiensis wegen ihres stark abweichenden morphologischen Verhaltens sowohl als auch weil mir lutermediärformen nicht bekannt geworden sind, von C. foetida spezifisch zu trennen. Künftigen monographischen Untersuchungen muß es vorbehalten bleiben, die phyletisehen Beziehungen beider zueinander und zu C. foetida an reichlicherem Materiale vollkommen aufzuklären. 2SS.Crepis vesicaria L. — S: Tybaki (V). — N: Candia-Knossos (E, V); Knossos (E, H, Hö). (Fortsetzung folgt.) Akademien, Botanische Gesellschaften, Vereine, Kongresse etc. Kaiser!. Akademie der Wisseiischafteu in Wien. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 4. Februar 1915. Herr Dr. H. Baron Handel-Mazzetti übersendet folgenden (6.) Bericht über seine botanische Forschungsreise in China: Jünnanfu, 6. November 1914. Nachdem mich auf der Rückreise nach Jünnanfu in Tsu-siung 5 Tagereisen Avestlich von Jünnanfu das Telegramm des k. u. k. Generalkonsulates in Schanghai erreicht hatte, welches die Unmöglichkeit des Einrückens erklärt und in China zu bleiben empfiehlt, gönnte ich meiner Karawane die sehr nötige ötägige Rast und be- schloß, da an eine Umkehr zur Durchführung des ganzen Planes nicht mehr zu denken war, der Klärung jener Fragen nachzugehen, welche das Verhältnis der Hoch- gebirgsflora des Ostens zu jener des Westens des bereisten Gebietes betreffen, im Frühjahr noch nicht gelöst werden konnten und nach meinem vollständigen Plane auf der Rückreise zu erledigen waren. Theoretische Gespräche verschiedener im Lande ansäßiger Europäer, die im Frühjahr ohne jede Veranlassung erwähnt hatten, daß im Falle eines europäischen Großmächtekrieges die Sicherheit der Europäer in China ge- fährdet wäre, durften meine Tätigkeit nicht einschränken, so lange nicht wirkliche Anzeichen für die Richtigkeit dieser Befürchtung vorlagen. Die Kürze der noch zur Verfügung stehenden Zeit ermöglichte nur die Erreichung der Hochgebirge um Jen- juan-hsien, wo sowohl Kalk als kalkfreie Gesteine zu finden sind. Nachdem ich alles überflüssige Material und ebensolche Ausrüstung nach Jünnanfu geschickt hatte, verließ ich Tsu-siung mit einer Karawane von 7 Tragtieren am 5. September und bog von Kuang-tung-hsien nach N. ab. Die Überschreitung der gegen 2500 m hohen Wasserscheide zwischen Rotem Fluß und Jangtsekiang ergab eine gute Ausbeute sowohl an Sträuchern als auch an insbesondere hygrophilen Kräutern. Dort liegt die in Jünnan weit bekannte Salzstadt Chou-dschin, welche die Karten noch nicht ver- zeichnen. Bei Juan-mou-hsien erreichte ich die „große Route" von Jünnan nach dem Tschientschang und verfolgte diese bis Huili-tschou. Die steppenartige Vegetation an dieser Strecke war jetzt in vollster Entwicklung, bestehend aus einer kleinen Artenzahl interessanter Gräser und manchen schwach hervortretenden aber sehr bemerkenswerten 76 Kräutern, besonders Orchideen. Die Tiefe des Jangtse-Tales bei Lang-kai ergab einige bisher nicht gefundene Sträucher; mehrere Erianthus- Arten fiaden sich besonders an Gewässern. Von Huili-tschou aus bestieg ich am 17. — 18. IX. nochmals den bereits im März besuchten Lung-tschu-schan, dessen Phanerogamen-Vegetation sich auch jetzt keineswegs reich erwies-, das Bemerkenswerteste war ein windendes Aconitum mit Brutknospen in den oberen Blattachseln. Spärlichste Reste von Tannenbeständen in der Gipfelzone waren beim ersten Besuche übersehen worden. Die tieferen Lagen des Berges tragen eine Art Steinsteppenvegetation, die sich nun auf der weiteren Reise ebenso fand, aus zwei Leontopodien, mehreren Saxifragen, spärlichsten Gräsern, Labiaten u. a. bestehend, zu denen weiter oben eine Orchidee vom Orc/ws-Typus kommt. Huili-tschou verließ ich am 20. IX., um auf dem direkten Wege nach Jen- jüan-hsien zu gehen. Die Eeise, welche sich in 6 Tagen bewerkstelligen läßt, erfor- derte wegen des elenden Zustandes des sehr kleinen Weges 11 Tage. Verschieden- artigste Schwierigkeiten verzögerten das Vorwärtskommen; wiederholt stürzten Lasten ins Wasser, ein Pferd verlor ich durch Absturz, ein anderes verletzte sich auf die- selbe Weise (ein drittes war kurz vorher an Kolik umgestanden) ; die Barke über den Jalung war nach Übersetzung der Hälfte meiner Sachen leck, was ein Freilager im Gewitterguß zur Folge hatte, bei dem einer meiner Leute anscheinend bedeutend gichtisch erkrankte. Die Vegetation erwies sich am interessantesten im ganzen Bassin des Jalung, wo sie hier äußerst ursprünglich erhalten ist: Subtropische Gebüsche und Baumbestände in der Tiefe, Piiius Massoniaua-Wäldev mit üppigstem Grasunter- wuchs, darin vielen bemerkenswerten Kräutern, darüber an Felsen viele Gesneraceen. Auch die hohe Bergkette (Sandstein, ca. 3500 m), die gegen Jen-jüan-hsien überstiegen wird, erwies sich reich an Sträuchern und in der Gesteinsteppe Gentianen und Swer- tien. Leider konnte das Material von dieser größtenteils im Regen zurückgelegten Strecke trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht ganz schimmelf)-ei gehalten werden, doch ist nichts ganz verdorben. Von Jen-jüan-hsien aus wollte ich zunächst einen sehr bezeichnenden Kalkberg von ca. 4300 m Höhe besuchen, den man mir im Früh- jahr Chuang-lian-tsö genannt hatte. Da alles im Regen steckte, konnte ich ihn nicht zeigen, meine Skizze wurde nicht verstanden, und die Entfernungsangabe der Leute war mir sehr unwahrscheinlich. Nach einem Rasttage verließ ich Jen-jüan-hsien mit einem Führer, meinen Leuten und zwei Tragtieren gegen NW. Die „Steppe", die das Becken erfüllt, war hier ebenfalls bestens entwickelt, an Grasarten noch ärmer als in tieferen Lagen, dafür aber mehrere Gentianen beherbergend. Da jeder Ausblick fehlte, gab ich mich schließlich mit der Versicherung meiner Führer zufrieden, daß der Chuang-lian-tsö sehr hoch sei, wenn es auch sicher nicht das von mir gewünschte Ziel war. Am dritten Tage erreichte ich ein kleines Lolo-Dorf desselben Namens wie der darüber (östlich des im Fiühjahr bestiegenen Lin-ku-lian-tsö) gelegene Berg^ dessen Gipfel ich am 5. X. bestieg. Er erreicht ca. 4100 m und besteht aus Ton- schiefer. Da mich diese Tour statt drei 6 Tage kostete und die Pflanzen unmöglich länger ungewechselt liegen bleiben konnten, mußte ich die von hier leichte nochmalige Besteigung des Lin-ku-lian-tsö, welche meinem Zwecke entsprochen hätte, aufgeben. Die Vegetation war auf dem Chuang-lian-tsö schon sehr herbstlich, reich an Swertien und besonders Gentianen, darunter einer windenden Art, ümbelliferen, ein blau- blütiges Allium u. a. Auf dem Rückwege über Pe-tja-cho lichtete sich der Regen- schleier ein wenig und der von mir in Aussicht genommene Kalkberg wurde sichtbar, er hatte sich inzwischen stark mit Schnee bedeckt, weshalb ich den Plan seiner Be- steigung aufgeben mußte, zumal da die Vegetation ohnedies schon zu herbstlich war, um einen wirklichen Vergleich zu gestatten. Ich kehrte über Hosi, nach einem kurzen Besuche in Ning-juan fu, Te-tschang, Hui-li-tschou auf der kleineu Route nach Jüu- 77 nanfu zurück, alles sammelnd, was ich noch nicht oder schlecht hatte und die photo- graphischen Aufnahmen wiederholend, die im Frühjahr wegen eines Defektes des Apparates wohl nicht alle gelungen waren. Ich muß hier bis zur Beendigung des Krieges warten und werde nach der Entwicklung der Photographien, wenn noch Zeit bleibt, eine Exkursion in den tropischen Teil nach Man-han und Ho-keou unter- nehmen. Mein Material schätze ich auf 5000 Nummern Herbarpflanzen, eine Anzahl Holzproben. Insekten und die anderen bereits in den Berichten erwähnten Objekte, über 1300 Photographien, von denen ca. 800 der photogrammetrischen Karte dienen, die durch umfassende Routenskizzen ergänzt wird. Dr. Handel-Mazzetti. Literatur - Übersicht'). Dezember 1914. Adamovic L. Führer durch die Natur der nördüehen Adria mit be- sonderer Berüciisichtigung von Abbazia. Wien (A. Hartleben). 8". 198 S. mit 6 färb. u. 24 Schwarzdruciitafeln und 3 Garteuplänen. August in ß. Über Safrankultur in Ungarn. (Üsterr. Jahresh. f. Phar- mazie u. verw. Wissenszweige, XV. Bd., 1914.) Wien (Selbstverlag d. allg. öst. Apoth. Ver.). 8^ 2 S. Bubak Fr. Ein Beitrag zur Pilzflora von Tirol und Istrien. (Annales Mycologici, vol. XII, Nr. 2, 1914.) 8°. S. 205—220, mit Tafel VIII. — — A Hyphomycetes üj genusza. (Botanikai Közlemeny, 1914, H. 4.) 8". 2 S., 1 Textabb. — — Eine neue Hyphomycetengattung aus Ungarn (a. a. 0.). Eine neue Bhizosphaera. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., Jahrg. 1914^ Bd. XXXII, H. 3.) d,\ S. 188—190. — — Wissenschaftliche Ergebnisse der Expedition nach Meso- potamien: Fungi. (Annal. d. k. k. naturh. Hofmus. Wien, 1914.) gr. 8°. 30 S., 2 Taf. Ginzberger A. Vegetationsbilder aus allen Zonen. Die Pflanzenwelt der höheren Gebirge Europas. (2 Vorträge.) (Mitt. d. Vereins „Natur- hist. Landesmuseura für Kärnten", 104. Jahrg.) Klagenfurt 1914. 8". S. 97—114. Handel-Mazzetti H. Freih. v. Beiträge zur Kenntnis der orientali- schen Flora. (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, 1914, H. 9 u. 10.) 8". S. 309—320. 1) Die „Literatur-Übersicht" strebt Vollständigkeit nur mit Rücksicht auf jene Abhandlungen an, die entweder in Österreich erscheinen oder sich auf die Flora dieses Gebietes direkt oder indirekt beziehen, ferner auf selbständige Werke des Auslandes. Zur Erzielung tunlichster Vollständigkeit werden die Herren Autoren und Verleger um Einsendung von neu erschienenen Arbeiten oder wenigstens um eine Anzeige über solche höflichst ersucht. • Die Redaktion. Hayek A. v. Die Pflanzendecke Österreich-Ungarns. I. Bd., 3. Liefg. Leipzig u. Wien (Fr. Deuticke). gr. 8". S. 241—352, mit Abb. 114 bis 185 (darunter Taf. XIX— XXX). Herzfeld St. Die Bedeutung der Oycadeoideen-Forschung für die Staramesgesehichte des Pflanzenreichs. (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, Jahrg. 1914.) 8°. 16 S., 14 Textabb. Hruby J. Die Ostsudeten. Eine floristische Skizze. Brunn (Verh. der Landesdurchforsch.-Koram. f. Mähren). 8°. 136 S. mit 3 pflanzen- geogr. Karten. Ein Maiausflug auf Brioni. (Allgem. Botan. Zeitsehr., Karlsruhe. 20 Jahrg., Nr. 10/11.) 8". S. 138—141. Keller L. Zwei Pflanzen aus Dalmatien. {Ahjssum latifolium Y'is. und Anagallis Dörfleri Ronniger.) Dalmäczia ket növenjeröl. (Magy. bot. Lapok, Budapest 1914, Nr. 6/9.) 8°. S. 218—220. Murr J. ürgebirgsflora auf der älteren Kreide. (Allg. Botan. Zeitsehr,, Karlsruhe. 20. Jahrg.. Nr. 10/11.) 8°. S. 133—138. Noga E. Über die Alkaloide im Tabakextrakt. (Fachl. Mitt. d. österr. Tabakregie, H. 1 u. 2, 1914.) 4». 4 S. Preissecker K. Tabakveredlung in Dalmatien. (Fachl. Mitt. d. österr. Tabakregie, H. 1 u. 2, 1914.) 4°. 48 S. mit 3 Tafeln und 8 Text- abbildungen. Eechinger K. Botanische und zoologische Ergebnisse einer wissen- schaftHchen Forschungsreise nach den Samoa-Inseln, dem Neuguinea- Archipel und den Salomons-Inseln. VI. T. (Denkschr. d. raath.-naturw. Kl. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien, 1914, 91. Band.) 4°. 75 S. mit 3 Taf. Enthält: Süßwasseralgen v. N. W i 11 e. — Nachträge von E. Csiki und F. Stephan!. — Register. Schußnigg B. Aus der Biologie des adriatischen Phytoplanktons (Schluß). (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, 1914, H. 9 u. 10.) 8°. S. 305—309. Wasicky E. Der mikrochemische Nachweis von Strychnin und Brucin im Samen von Strychnos Ntix vomica L. (Österr. Jahresh. f. Phar- mazie u. verw. Wissenszweige, XV. Bd., 1914.) Wien (Selbstverlag d. Allg. österr. Apothekervereines). 8°. 18 S. mit 5 Textabb. Zahlbruckner A. Schedae ad „Kryptogamas exsiccatas" editae a Museo Palatino Vindobonensi. Cent. XXII. (Ann. d. k. k. naturhist. Hofm. in Wien, 1914.) gr. 8°. S. 121—149. Bär J. Die Flora des val Onsernone. (Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. in Zürich, Jahrg. 59.) gr. 8°. S. 223—563. 79 Briosi G. Kassegua Orittogaruica dell'anno. 1913 con notizie sulle Ma- lattie delle conifere dovute a parassiti vegetali. (Boll. del Minist, di Agricult., Ind. e Oomm. fasc. 5, Nov. 1914.) 8°. 13 S. Chenevard P. Oontributions ä la flore des prealpes bergamasques. (Ann. du Conservat. et du jardin bot. de Geneve, vol. XVIII.) Genf (Reggiani & ßenaud) 1914 8«*. p. 129—192. Conwentz H. Naturschutzgebiete in Deutschland, Österreich und einigen anderen Ländern. (Vortrag.) (Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde in Berlin, Jahrg. 1915, Nr. 1.) 8^ 23 S. Degen A. Megjegyzesek nehäny keleti növenyfajröl. Bemerkungen über einige orientalische Pflanzenarten. LXXIV. Setnpervivmn Borisii Deg. et ürura. LXXV. Dianthus Pumilio Deg. et ürum. LXXVI. Melam- pijrum dinaricum. (Magy. bot. Lapok. Budapest 1914, Nr. 6/9.) 8°. S. 176—182, mit Tafel 4. Furrer £. Vegetationsstudien im Bormiesischen. (Mitt. a. d. bot. Mus. d. Univ. Zürich.) gr. 8«. 78 S., 6 Textabb. Haberlandt^G. Zur Physiologie der Zellteilung. (2. Mitteilung.) (Sitz.- Ber. d. kön. preuß. Akad. d. Wiss., XLVL, 10. Dez.) 8°. 15 S., 3 Text- abb. Hegi G. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. VI. Bd., 7. Liefg., bearb. von A. V. Hayek, und 36. Liefg. Wien (A. Pichlers Witwe & Sohn), gr. 8". S. 257—304 mit Abb. 142—164 und 2 Tafeln, bzw. S. 97 bis 144 mit Abb. 756—767 und 2 Tafeln. Holmboe J. Studies on the Vegetation of Oyprus. (Bergens Museums skrifter. ny Eaekke. Bd. I, Nr. 2.) 4». 344 S., 143 Textabb. Jeffrey E. C. Spore Conditions in Hybrids and the Mutation Hypothesis of De Vries. (Botan. Gazette, vol. LVIII, numb. 4.) gr. 8^ S. 322 bis 336, mit Taf. XXII— XXV. Murbeck Sv. Über die Baumechanik bei Änderungen im Zahlenver- hältnis der Blüte. Leipzig (Harrassowitz). 4**. 36 S., 8 Tafeln, 6 Text- figuren. North American Flora. Vol. 34, part 1. gr. 8«. 80 S., New York (Bot. Garden). Enthält : Carduaceae-Helenieae von Axel Eydberg. Rabenhorst L. Kryptogamenflora. VI. Bd. (Lebermoose), 20. Lieferg. Leipzig (E. Kummer). 8°. — Mk. 2-40. Recueil des proces-verbaux de la Conference internationale pour la protection de la nature in Bern, 17. — 29. Nov. 1913. Bern (K. J. Wyss) 1914. 4°. 247 S., ill. Schedae ad Ploram hungaricam exsiccatam a sectione botanica Musei nationalis hungarici editam. Cent. II, Cent. III, Budapest (F. Arminj. 1914. 8^ 45 S. und 48 S. i 80 Scherffel A. Algologiai adatok a Magas-Tätra flörajähoz. — Algologi- sche Fragmente zur Flora der Hohen Tatra. (Magy. bot. Lapok, Budapest 1914. Nr. 6/9.) 8«. S. 189-193. Schinz H. u. Guillauraiu A. Nova Caledonia. Vol. I, L. I. Wiesbaden (C. W. Kreide!). 4°. 85 S. mit 4 Bildertafeln. Inhalt: Fischer Ed. Fungi (Gen. Dictyophora) von Neu-Kaledonien. l'Abbe J. Harmand. Lichenes de la Nouvelle-Caledonie et des iles Loyalty. F. S t e p h a n i, Hepaticae von Neu-Kaledonien. T h e r i 0 t J. Musci de la Nouvelle-Caledonie et des lies Loyalty. le Prince Roland Bonaparte. Filicales de la Nouvelle-Caledonie et des iles Loyalty. — — Lycopodiales de la Nouvelle-Caledonie et des iles Loyalty. Schinz H. Equisetales und Triuridaceae von Neu-Kaledonien. Hieronymus G. Selaginellaceae von Neu-Kaledonien. H a c k e 1 E. u. S c h i n z H. Gramineae von Neu-Kaledonien und den Loyalty-Inseln. Kränzlin F. Orchidaceae von Neu-Kaledonien und den Loyalty-Inseln. Schulz A. Die Geschichte der phanerogamen Flora und Pflanzendecke Mitteldeutschlands. I. Teil (vom Ende des Pliozäus bis zu Beginn d. bist. Zeit). Halle a. d. S. (A. Neuhert) 1914. 8°. 202 S. Seifert F. Eine botanische Bernina-Reise. (Abb. d. naturw. Ges. „Isis" in Dresden, Jahrg. 1913, H. 2.) 8«. S. 55—76, mit 1 Tafel. Sharp L.W. Sperraatogenesis in Marsilia. (Botanical Gazette, vol. LVIII, numb. 5.) gr. 8". S. 419—431, mit Tafel XXXIH und XXXIV. Stiefelhagen H. Beiträge zur ßubus-Flora Deutschlands. I. ßubi der südlichen Pfalz und des nördlichen Elsaß. II. Lothringische ßubi. (Mitt. d. Bayr. Bot. Ges. z. Erforsch, d. heim. Flora, 1914.) gr. 8°. S. 173—181. Zehntner L. Le Cacaoyer dans l'etat de Bahia. Berlin (R. Friedländer & Sohn), gr. 8°. 156 S., 48 Tafeln und 1 statistische Tabelle. Personal-Nachrichten. Privatdozent Prof. Dr. M. Nordhaasen (Kiel) wurde zum a. o. Professor der Botanik an der Universität Marburg ernannt. Privatdozent Dr. E. Pringsheim (Halle) erhielt den Titel eines a. 0. Professors. Gefallen : Dr. Max Brandt (Berlin-Steglitz), Ritter des eisernen Kreuzes I. und II. Klasse, in Polen, Ende November 1914. (Verb. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg.) Bnchdruckerei Carl Gerold't Sohn in Wien. I OSTERREICHISCHE BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. LXV. Jahrgang, Nr. 3/4. Wien, März-April 1915. Die Blatt anatomie der südafrikanischen Crassiila pyra- midalis Thunberg'). u Ein Beitrag zur Anatomie der Xerophyten. *■■ Von Helene Sporer (Wien). (Mit Tafeln I und IL) lonerhalb der artenreichen Gattung Crassula ist Crassula pyra- midalis Thunberg^) durch auffallende Ähnlichkeit mit einem Seulen- kaktus ökologisch interessant. Betrachtet raan nämlich die Pflanze im nichtblühenden Zustande, so glaubt raan auf den ersten Blick einen vier- kantigen Kakteenstamm vor sich zu haben. Bei näherer Betrachtung er- gibt sich jedoch, daß der Kakteenhabitus hier auf einem ganz anderen Wege erreicht ist als beim Normaltypus des Kakteenstammes. Während dieser in Anpassung an Trockenheit die Blattspreiten als die gefähr- lichsten Transpirationsherde reduziert und sich im Stamm ein mehr oder minder reich differenziertes Assimilatiousorgan schafft, ist hier eher das Umgekehrte der Fall. Die grüne Oberfläche der vierkantigen Säule löst sich nämlich in eine große Zahl von Querlamellen auf; es sind die Bänder der Blätter, die den Stamm so dicht umgeben, daß er für die Außenwelt gar nicht in Betracht kommt. Die vierkantige, längsgefurchte Säulen-, respektive Keulenforra ent- steht also im Gegensatz zu, den Kakteenstämmen einzig durch ent- sprechende Anordnung der Blätter. (Vgl. Fig. 2 in Abb. 450, p. 644 in Wettsteins Handb.) I Die in der Regel kaum 10 cm hohe Pflanze zählt nach den Be- richten Brunnthalers und der übrigen angeführten Autoren zu den Bewohnern der südafrikanischen Karroo, und zwar der nördlich der Zwarteberge gelegenen großen Karroo. Die von Marloth unter den 1) Als Crassula 2iyramidalis Thunberg zitiert sie Linne f. im Supplem. plant. 1781, p. 189. 2) Abbildungen finden sich bei B r u n n t h a 1 e r (4) Tafel 25, in C u r t i s Bo- tanical Mag. (6) in G a r d e n e r s Chronicle (11) Fig. 101, bei Thunberg (33) Fig. 3 und in Wettsteins Handbuch (38) p. 644, Abb. 450, Fig. 1-3. Österr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 3,4. 6 82 charakteristischen Biattsukkuleoten der Gouph, des mittlerea Teiles der großen Karroo, angeführte Pflanze gleichen Namens scheint mit unserer Pflanze zwar nahe verwandt, aber keineswegs identisch zu sein. (Vergl. Marloth Kapland, Fig. 188, mit den eingangs zitierten Abbildungen!^) Die im vorliegenden untersuchte Pflanze brachte J. Brunn- thaler aus Matjesfonteine, einem südwestlich von der eigentlichen Gouph gelegenen Gebiet, das nach den Mitteilungen Marloths zeitweilig die geringsten Niederschlagsmengen aufweist. Über ihr Aus^ sehen am natürlichen Standort berichtet Brunnthaler, daß sie in Form und Färbung eine weitgehende Ähnlichkeit mit dem umgebenden Ge- stein erkennen lasse und nur zur Zeit der Blüte als Pflanze überhaupt auffalle. (Brunnth., Vegtbild., T. 25.) Abgesehen von der von Marloth beschriebenen Form besitzt die Art keine näheren Verwandten; ihre isolierte Stellung erklärt Brunnthaler daraus, daß die weniger angepaßten verwandten Arten dem Kampf ums Dasein [nicht gewachsen waren und infolgedessen ausgestorben sind. Daß diese extremen Anpassungen, wie sie unsere Pflanze zeigt, überhaupt möglich waren, sucht Brunnthaler aus den langen Zeiträumen ungestörter Entwicklung, die den Karroo- pflanzen zur Verfügung standen, verständlich zu machen. Diese Tatsachen ließen eine I Untersuchung der physiologischen Anatomie des Blattes besonders dankenswert erscheinen, zumal ja, wie schon erwähnt, das Blatt gerade das am meisten in Mitleidenschaft ge- zogene Organ unserer Planze darstellt. Dies war auch der Grund, der Herrn Hofr. Prof. v. Wettstein yeranlaßte, mir die Untersuchung des Objektes zu übertragen. Die Untersuchung stützt sich sowohl auf Alkoholmaterial, das Herr Brunnthaler am natürlichen Standorte (bei Matjesfonteine) fixierte, als auch auf von ihm lebend mitgebrachtes, im Glashaus des botanischen Gartens kultiviertes Material, das ich lebend und fixiert an Freihaud- schnitten studierte. An dieser Stelle sei es mir gestattet, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Hofrat Prof. v. Wettstein, sowie seinem ehemaligen Assistenten, Herrn Prof. Por seh, für die von ihnen während dieser Arbeit empfangene wertvolle Anregung und Unterstützuncr wärmstens zu danken. ^) Gegen die Identität der von Marloth beschriebenen C. jj. mit C. p. Th. sprechen die Verschiedenheit im Gesamthabitus sowie die von M. erwähnten wasser- absorbierenden Haare der Blattbasis, deren Fehlen aus der gedrängten Blattstellung unserer Pflanze vollkommen verständlich erscheint. r I 83 I. Allgemein Morphologisches. (Fig. 1.) Wie erwähnt, resultiert die Säulenforra der Pflanze aus der vier- reihigen Anordnung der Blätter. Um den Sproßbau zu verstehen, müssen wir zunächst das einzelne Blatt betrachten, dessen Form mit ersterem in innigem Zusammenhange steht. Wie sehen die Blätter aus, die sich zu diesem einheitlichen Bau fügen? Die sukkulenten, am Rande ca. 1 mm dicken, gegen die Basis hin an Dicke abnehmenden Blätter sind rautenförmig und sitzen mit breiter Basis dem Stamm direkt auf, wodurch die basalen Seiten stark verkürzt sind. (Fig. 1.) Die Blatlfläche ist nicht eben, sondern mehr oder weniger gewölbt, da die Oberseite in der Mediane schwach gekielt ist und die Blattdicke, wie bereits erwähnt, vom Rande gegen das Innere zu ab- nimmt. Quer- und Längsschnitte werden das später deutlich machen. Ober- und Unterseite gehen in scharfen Kanten in die 1 mm breite Randfläche über. Um diese von den ersteren scharf zu trennen, wollen wir sie als die Außenseite des Blattes bezeichnen. Die Außenseite oder Außenfläche steht nicht normal auf der Blattfläche, sondern sie ist mehr oder weniger gegen die Unterseite geneigt. Der Neigungswinkel hängt von der Stellung, die das Blatt zum Stamm einnimmt, ab und ist begreiflicherweise umso größer, je mehr das Blatt aus der Horizontalen heraus nach aufwärts gerichtet ist. Bilden doch die Außenseiten der Blätter die einheitlich erscheinende Oberfläche der Säule. Wie entsteht nun diese Säule mit ihren Kanten und Furchen? Die rautenförmigen, scharfkantigen, dickrandigen, oberseits raedian- gekielten Blätter sitzen mit breiter Basis dem durch Stauung der Inter- nodien stark verkürzten Stamm in dekussierter Stellung so dicht auf, daß sich die übereinanderliegenden Blattpaare Bug auf Bug mit den Flächen, die sich kreuzenden Blattpaare mit den kürzeren Seitenrändern decken. Vollständig frei bleiben dabei nur die Außenseiten der längeren Seitenränder und ihre nächste Umgebung, während der größte Teil des Blattes überdacht wird. Diese Form und Anordnung der Blätter erklärt vollständig die Bildung der Säule, deren Kanten durch die auf- einanderliegenden ßlattscheitel und deren Furchen durch die zueinander geneigten, aus den Außenflächen der längeren Blattseiten gebildeten Oberflächen der benachbarten Blattreihen entstehen. Der durch den Ge- samthabitus der Pflanze bedingte Unterschied zwischen der freiabstehen- den Randzone und der gedeckten Innenzone spricht sich schon im grobmorphologischen Bau des Blattes aus. Der Rand des Blattes ist dicker und intensiver grün als die Innenzone. Besonders deutlich wird dieser Unterschied an infolge ungünstiger Ernährungsbedingungen 84 schlecht entwickelten und an welkenden Blättern. An fixiertem Material fällt die tiefbraune Färbung der Randzone gegenüber der bleichen Innen- zone auf. In Eisenchlorid verfärbt sich der Blaitrand tiefschwarz, was- auf Gerbstoflfreichtuni schließen läßt. (Fig. 1, linke Blatthälfte.) Auch im Bündelverlauf zeigen sich schon dem freien Auge unter- schiede. Die Randzone ist reich geädert, die Innenzone hingegen nur von wenigen Leitungsbahnen durchzogen. (Fig. 1, rechte Blatthälfte.) II. Anatomie. A. Die Randzoiie. Die anatomisch-physiologische Erklärung für die intensive Grün- färbung und die bedeutendere Dicke des Randes soll die Betrachtung der einzelnen Gewebe des Blattes geben. Hautsystem. (Fig. 2.) Schon bei starker Lupenvergrößerung erscheint die Randepidermis von der Innenepidermis verschieden. Die mikroskopische Untersuchung ergibt überdies noch Verschiedenheiten innerhalb der Randepidermis der Ober- und Unterseite und der Außenseite oder kurz zwischen der oberen^ unteren und Außenepidermis des Randes. (Flg. 2, o, u, a.) Die Epidermis der Ober- und Unterseite. (Fig. 2-11, 13, 14.) Die Randepidermiszellen der Ober- und Unterseite sind nur wenig voneinander verschieden. Von der mehr minder flachen Innenepidermis heben sie sich deutlich ab durch stark papillös vorgewölbte Außenwände (Fig. 13 zeigt diese in der Aufsicht) ; daß die Wölbung der Papillen auf Quer- und Längsschnitten nicht immer gleich deutüch zu sehen ist, hängt mit nicht medianer Schnittführung zusammen. Die Papillen- kegel sind meist exzentrisch gelagert und schräg geneigt, namentlich die der Unterseite. Ihre Basis stimmt in Form und Größe, an Flächenschnitten betrachtet, mit jener der benachbarten Innenepidermis überein. An. Querschnitten lassen sich die seitlichen Zellgrenzen meist schwer fest- stellen, da das Lumen durch die reiche Wellung der Radialwände bei entsprechender Schnittführung oft mehrfach gekammert erscheint, wie aus Fig. 14 ersichtlich. Die stark verdickten Außenwände sind von einer dünnen Kutikula überzogen, die an den Papillenkegeln schraubig ver- dickt oder gefaltet erscheint. 8o Das Zentrum der Papillenkegel weist zwei sehr interessante Diffe- renzierungen auf: Die starli verdickte Außenwand verjüngt sich gegen den Papillenscheitel hin in auflfallender Weise. Am besten sieht man dies an median getroffenen Papillenkegeln. Hand in Hand mit dieser Differenzierung geht eine zweite, die man auf Querschnitten schwerer beobachten kann, die sich aber auf Flächenbildern umso deutlicher zeigt. Betrachtet man die Papillen auf Oberflächenschnitten bei ganz hoher Einstellung, so hat man den Eindruck, als sei die Außenwand im Papillenscheitel kreisförmig durchbrochen; häufig beobachtet man auch einen deutlich aufgeworfenen kreisrunden Rand an dieser Stelle. Bei etwas tieferer Einstellung verengt sieh der Kreis und man erhält Bilder, wie sie Fig. 3 wiedergibt. Versucht man dieses Bild mit der eben er- wähnten Tatsache, daß sich die Membran im Zentrum der Papille ver- jüngt, in Einklang zu bringen, so kommt man zur Annahme, daß die kreisförmige Durchbrechung {P in Fig. 3) sich auf die Kutikula bezieht und daß der darunterliegende kleinere Kreis (l in Fig. 3) dem in die dünnwandige Scheitelregion vordringenden Lumen entspricht. Daß dem wirklich so ist, zeigte mir ein Oberflächenschnitt der Raudzone, der zu- fällig nur die Kutikula traf, was aus dem Fehlen der radialen Zellgrenzen un- zweideutighervorging. Die isolierte Kutikula zeigte hier in Abständen, welche den Entfernungen der Papillenkegel entsprechen, kreisrunde Löcher mit bröckeligen, aulgeworfenen Rändern bisweilen. Zum einwandfreien Nachweis, daß tatsächlich eine Durchbrechung der Kutikula vorhanden ist, legte ich einen ziemlich dicken Querschnitt in Hj SO^ und erhitzte wenige Minuten. Bald war vom Blattgewebe nichts mehr übrig als die Kutikula, die sich infolge der Dicke des Schnittes auf die Fläche gelegt hatte und so die kreisförmigen Durchbrechungen deutlich erkennen ließ, und zwar nur in der Randzone, während sie in der Region der Innenzone ein vollständig intaktes Häutchen darstellte. (Fig. 4 zeigt die Perforationen der Rand- kutikula,) Weiters war zu entscheiden, ob die Durchbrechungen auf der ganzen Randzone auftreten und wie sie entstehen. Die erste Frage war leicht beantwortet : Die zentrale Perforation der Kutikula tritt auf der ganzen Randzone auf, und zwar mit größerer Regelmäßigkeit auf der Außen- und Unterseite, unregelmäßig und in geringerer Zahl auf der Oberseite, hier meist nur in nächster Nähe der Außenseite. Die zweite Frage ist schwieriger zu beantworten. Die von mir be- obachteten Entwicklungsstadien legen die Vermutung nahe, daß es sich um eine Sprengung der unregelmäßig verdickten Kutikula handelt. Ähn- liche Bildungsstadien wie Fig. 5 konnte ich öfter beobachten. 86 Wie schon hervorgehoben, zeigen Querschnitte nur selten die kuti- kularen Perforationen, was sich aus der Zartheit der Kutikula und aus der Lokalisierung der Perforation leicht erklärt. Nur selten gelang es mir, diese so deutlich im Längsschnitt der Zelle zu sehen wie sie Fig. 6 und 14 zeigen. Hier wären noch die mannigfachen, oft recht merkwürdigen Bilder zu erwähnen, die man beim Anschnitt der Papillen erhält. (Fig. 7 — 11.) Bei bestimmter Schnittführung macht der stark hchtbrechende Protopiast bisweilen den Eindruck, als sei er linsenförmig der Membran eingelagert (Fig. 7 u. 9) und erinnert so lebhaft an die Kiesellinsen von Campa- nula persicifolia u. a. — namentlich an frischem Material. Bei Eintritt der Plasmolyse verschwinden diese Bilder. Die Wand der Papillen ist deutlich mehrfach geschichtet und speichert begierig Farbstoffe wie Methylen- und Thiouinblau Auch das Plasma nimmt intensive Färbung an, namentlich der gegen den Papillen- scheitel vordringende stark lichtbrechende Teil. Der Zellkern ist auffallend groß und der Außenwand genähert. Bei Zusatz einer wässerigen Methylenblaulösung tritt er besonders deut- lich hervor. Im Zellsaft tritt häufig Gerbstoff auf, besonders in der Epidermis des Originalmaterials. Man findet ihn entweder im ganzen Lumen gleich- mäßig verteilt oder in mehreren Vakuolen. Häufig dringt er bis in die Membran vor. In Begleitung des Gerbstoffes läßt sich immer Zucker nachweisen. Auffallend ist die in Fehlingscher Lösung erfolgende reich- liche Abscheidung der bekannten rotbraunen Körnchen von Kupferoxydul in der Membran der Papillen. Offenbar besteht zwischen der Bildung des Zuckers und des in der Membran gespeicherten Gerbstoffes irgend- eine physiologische Wechselbeziehung. Die Epidermis der Außenseite. (Fig. 12, 13, 15, 24.) Als derjenige Teil des Blattes, der den Außenfaktoren am meisten ausgesetzt ist, zeigt die Außenseite die weitestgehenden Xerophyten- anpassungen. Die Papillen sind viel näher aneinandergerückt, ihre Wände sehr stark verdickt, vor allem die Außenwand, die gewöhnlich die Hälfte der ganzen Zelle einnimmt und ihr Lumen sehr verengt. Ein Vergleich eines Flächenbildes der Unterseite (Fig. LS) mit Fig. 12, einem durch die Papillenbasis geführten Tangentialschnitt der Außenseite macht die Größenunterschiede der Papillenbasen deutlich; dieselben werden auch auf Querschnitten deutlich (Fig^. 24). Radial- und Innenwände der Außenpapillen sind unregelmäßig verdickt und von unregelmäßigen Tüpfelkanälen durchzogen (Fig. 24). 87 Wie bereits an früherer Stelle hervorgehoben, ist die zarte Kutikula im Zentrum des Papillenkegels kreisförmig perforiert. Von der Fläche gesehen, liefert die Außenwand mit den kutikularen Perforationen ähn- liche Bilder, wie wir sie bereits kennen gelernt haben (Fig. 3). Es fragt sich nur, was bedeutet der kleinere der konzentrischen Kreise hier? Von einer zentralen Membranverjüngung ist gewöhnlich nichts zu sehen, im Gegenteil, der Papillenkegel scheint oft ganz aus Membran zu bestehen; auch ein Vordringen des Protoplasten gegen den Papillenscheitel, wie dies bei den Randpapillen der Ober- und Unterseite so deutlich war, läßt sich gewöhnlich nicht beobachten. Dagegen findet man häufig aut Flächen- und Querschnitten der Außenmembran rundliche oder läng- liche Einschlüsse eingelagert und durch starke Lichtbrechung vom Zell- lumen deutlich verschieden. Die Prüfung zahlreicher Schnitte auf diese merkwürdigen Einschlüsse hin ergab folgende Lösung, die zugleich zur Beantwortung der früher aufgeworfenen Frage führte. Das durch die mächtige Außenwand verengte Lumen dringt in unregelmäßiger Ver- zweigung nach allen Richtungen hin zwischen die unregelmäßigen Ver- dickungen der Membran ein, so daß es im Querschnitt die verschieden- artigsten Bilder liefert (Fig. 17 und 24). Bisweilen erscheint es stern- förmig verästelt, an anderen Stellen wieder kann man neben einem größeren Hauptlumen mehrere abgetrennte kleinere Lumina beobachten, kurz es entstehen die mannigfachsten durch die Schnittführung bedingten Bilder des räumlich reichverzweigten Zellumens. An medianen Schnitten durch den Papillenscheitel läßt sich immer folgendes beobachten. Im Zen- trum des Kegels findet sich regelmäßig einer jener früher erwähnten länglichrunden Einschlüsse von starker Lichtbrechung. Und nicht selten ist sein Zusammenhang mit dem Hauptluraen deutlich zu sehen ; in der Regel ist dieser fadenförmig oder oft auch nur angedeutet durch die Ausstrahluügsrichtuug des verzweigten Protoplasten und die Lage des Membraneinschlusses (Fig. 15). Ob der Zusammenhang in den Fällen, in denen er nicht sichtbar ist, tatsächlich nicht mehr vorhanden ist, oder bloß infolge der Schnittführung nicht deutlich wird, läßt sich nicht entscheiden. Jedenfalls aber bildet den Ausgang dieser Bildung das Zell- plasma und es ist wahrscheinlicher anzunehmen, daß ihre Kommunikation mit dem Hauptlumen dauernd erhalten bleibt. In ähnlicher Weise wie nach dem Zentrum zweigen auch nach anderen Richtungen diese rund- lichen Plasmakörper ab, die sich durch starke Lichtbrechung und inten- sive Farbstoflfspeicherung als schleiraartige Substanzen zu erkennen geben; sie zeigen auch nicht die körnige Struktur des Hauptprotoplasten. Im Zusammenhang mit dem früher Gesagten können wir annehmen, daß die letzten Auszweigungen des Protoplasten in diese schleimartig modi- fizierten Protoplasten übergehen, deren physiologische Bedeutung oflFenbar 88 in der Auflockerung der stark xerophytischen Außen- und Eadialwände liegt. In den zentralen Plasraafortsätzen, die hier meist in Form von länglichrunden Membraneinschlüssen auftreten, erblicken wir ein Gegen- stück zu den gegen den Papillenscheitel vordringenden Protoplasten der oberen und unteren Kandepidermis. Jetzt erkärt sich auch das früher erwähnte Flächenbild; der kleinere Kreis entspricht hier wie dort dem im Zentrum nach außen vordringenden Lumen. Im Hauptlumen findet sich wie in der gesamlen Randepidermis häufig Gerbstoff und Zucker. Das weniger xerophytisch gebaute Glashausmaterial zeigt in der Randepidermis der Außenseite auffallende Unterschiede gegenüber dem Originalmaterial. Die Wände sind weniger stark verdickt, das Lumen der Außenpapilleu größer, der Gerbstoffgehalt weit geringer. Durchlüftungssystem. (Fig. 13, 16.) Von den großen, stark gewellten Epidermiszelleu heben sich die kleinen Spaltöffnungen mit ihren drei geradwandigen Nebenzellen scharf ab (Fig. 13). Gewöhnlich sind sie zwischen die Randpapillen versenkt. In der flachen Innenepidermis findet man sie meist nur auf der Unter- seite und auch da nur in geringer Zahl, während sie in der Randzone auch oberseits sehr zahlreich sind. Charakteristisch sind für die Schließzellen: ihre Kleinheit, die stark verdickten Außenwände, wohlentwickelte äußere Vorhofleisten und das vollständige Fehlen innerer Vorhofleisten. Die dünnen Rückenwände grenzen an plasmareiche, bisweilen gerbstofführende, dünnwandige Neben- zellen. Diese sind größer und überragen die Schließzellen, mit denen sie in einer Ebene liegen, nach innen zu um ein Drittel an Höhe (Fig. 16). Dadurch wird die geräumige Atemhöhle vor ihrer Mündung nach außen eingeengt. Assimilationssystem. (Fig. 17, 18.) Der ökologisch bedingte Unterschied der beiden Blattregionen spricht sich besonders klar in der Ausbildung des Assimilationsgewebes aus. Für die schon grobmorphologisch auffallende intensive Grünfärbung des Randes geben Quer- und Längsschnitte die anatomisch-physiologische Erklärung. Das Mesophyll der Randzone ist im Gegensatz zu dem der Innenzone vollständig isolateral gebaut (vergl. Fig. 17 und 18). Es be- steht aus kleinen, dünnwandigen, isodiametrischen, ehlorophyllreichen Zellen, welche kleine Interzellularräurae zwischen einander freilassen. Ihre Membran ist wie das ganze Blattgewebe stark quellbar und erscheint 89 häufig von kleinen runden Tüpfeln durchsetzt. Mit Chlorzinkjod gibt sie nach längerem Einwirken des Reagens Violettfärbung, mit Jodtinktur Gelb- färbuno. Form und Aneinanderreihung der Eandmesophyllzellen be- günstigen ihre Funktion als Assimilationszellen, wozu sie auch durch ihre Lage prädestiniert erscheinen. Für gesteigerte Assimilationsenergie spricht ferner die Kleinheit und die große Zahl der Chloroplasten. Aufifallend ist der hohe Zuckergehalt der Randzone und der fast vollstän- dige Stärkemangel im Gegensatz zur Innenzone. In Chlorzinkjod ge- legte Querschnitte verfärben sich in der Innenzone tiefblau bis schwarz, während das Randraesophyll kaum Spuren von Stärke zeigt. Die zum Nachweis von Zucker wiederholt vorgenommene Fehlingsche und Senftsche Probe bestätigte immer den weit größeren Zuckerreichtum der Randzone. In kalter Fehlingscher Lösung tritt in der Raudzone schon nach kurzer Zeit die Kupferoxydulausscheidung auf, während sie in der Innenzone erst nach längerem Liegen der Schnitte im Reagenz, oft sogar erst nach dem Erhitzen sichtbar wurde. Im Seuftschen Reagens blieb die Osazon- bildung lange aus, auch in der Randzone. Erst nach vierzehn Tagen, als das Blattgewebe schon stark zersetzt war, zeigten die in der Flüssig- keit erhitzten Schnitte die gelbbraunen, dichtstrahligen Sphärite, und zwar gewöhnlich an der Außenwand der Randepidermis oder noch häufiger außerhalb des Blattgewebes in der umgebenden Flüssigkeit. Die immer rasch wirksame Fehlingsche Probe ergab die meisten Nieder- schlagsmengen in der Regel in der Region des Assimilationsgewebes, die an ein weitmaschiges, am lebenden Objekt meist farbloses, am fixierten gelbbraun gefärbtes Gewebe grenzt, das sich in der Mediane des Randes ausbreitet, der Innenzone hingegen vollständig fehlt (vergl. wie oben Fig. 17 und 18). Von diesem Gewebe soll im Kapitel Gerb- stoffbehälter ausführlicher die Rede sein. Sekretions- und Exkretionssystem. Die Hydathoden. (Fig. 12, 20—24.) Scheinbar im Widerspruch zu dem strengen Xerophytencharakter des Randes stehen die an der Außenseite desselben auftretenden Hyda- thoden. Sie finden sich nur hier, und zwar liegen sie in einer medianen Furche, unregelmäßig orientiert, eme geschlossene Reihe bildend, ge- schützt durch die die Nebenzellen überragenden, stark xerophytischen Außenwände der benachbarten Epidermiszellen (Fig. 19 und 23). Von der Fläche gesehen erhält man von den zu Wasserspalten modifizierten Spaltöffnungen folgende Bilder : Bei ganz hoher Einstellung auf die Oberfläche erscheint nur eine enge Spalte, die von den vor- 90 gewölbten Papillenkegeln der die Nebeozellen verdrängenden Naehbar- epiderraiszellen gebildet wird. Erst bei tieferer Einstellung zeigen sich zunächst die von einer zur Hydathodenspalte quergerunzelten Kutikula überzogenen Außenwände der Schließzellen, dann diese selber, umgeben von den drei dünnwandigen Nebenzellen (Fig. 21). An die Schlieüzellen grenzt dann unmittelbar ein farbloses, kleinzelliges Epithemgewebe, das ringsum eingeschlossen ist von einem Kranze größerer, an fixierten Blättern gelbbraun gefärbter Zellen, die den Eindruck einer Bündel- scheide machen, und die bei noch tieferer Schnittführung wirklich Tracheidenbündel umschließen. Fig. 22 zeigt den innigen Anschluß des Epithems an die Wasserspalte mit dem umgebenden Kranz gerbstoff- hältiger Zellen. Die etwas höher gelegenen Nebenzellen sind im Schnitt nicht mehr getroffen. Vollständige Klarheit über den Bau der Hydathoden geben Längs- schnitte durch den Hydathodenkomplex, wie sie auf Quer- und Längs- schnitten durch das Blatt zu sehen sind (Fig. 19 und 24). An den großen, bis auf die stark verdickten, stark kutinisierten Außenwände dünnwandigen Wasserspaltenzellen fällt vor allem das Fehlen der bei den Spaltöffnungen wohlentwickelten äußerenVorhofleisten auf (Fig. 20 und 23). Von phylogenetischem Interesse dürfte das an Glashausmaterial gelegentlich beobachtete Vorhandensein der äußeren Vorhofleisten sein. Es bildet dieser Fall ein interessantes Seitenstück zu den adäquaten Fällen gelegenthcher atavistischer Ausprägung der Hinterhofleiste bei Gymnospermen etc., welche Forsch beschrieben hat (26, p. 162, 169). Die oben stark zusammengedrückten, mit den Schließzellen ziemlich gleichhohen Nebenzellen der Hydathoden sind wie jene plasmareich und führen deutliche Kerne. Chlorophyll und Stärke fehlt den Nebenzellen, ihr Lumen speichert häufig Gerbstoff. Unmittelbar anschließend an die Wasserspalte erscheint das von De Bary als Epithem bezeichnete klein- zeUige, großkernige, farblose, plasmareiche Parenchym, das sich vom Assimilationsgewebe, von dem es durch große, meist langgestreckte, häufig gelbbraun gefärbte Zellen getrennt ist, scharf abhebt. Das hier auftretende Epithem unterscheidet sich von den typischen, interzellular- reichen Epithemen dadurch, daß die meist isodiametrischen Zellen fast lückenlos aneinanderschließen. Auch die sonst gewöhnlich entwickelte Atemhöhle fehlt vollständig. In das Epithem münden, und zwar zentral- verlaufend, die letzten Eudigungen der Leitbündel (Fig. 24). Der Über- gang der spiralig verdickten Tracheiden in netzförmig ausgesteifte poly- gonale Zellen und schließlich in die plasraareichen, dünnwandigen Epithemzellen läßt sich oft deutlich verfolgen (Fig. 24). Bisweilen um- geben die dem Epithem deltaförmig zustrebenden Tracheiden dasselbe von allen Seiten bis hinauf zur Epidermis. 91 Epithem und Tracheiden sind ringsum eingehüllt von einem groß- zelligen dichten Gewebemantel, von dessen häufig gelbbraun gefärbten, langgestreckten Zellen bereits die Rede war. Er reicht, wie Fig. 19 und 24 zeigen, bis unter die Epidermis. Im folgenden soll er näher betrachtet werden. Die Gerbstoffbehälter. (Fig. 24—28) Schon öfter war von dem auf die Randzone beschränkten Gerbstoff kurz die Rede. Wir haben ihn in der Epidermis angetroffen, wo er sich in sonst durch nichts von den übrigen abweichenden Papillen häufig findet, und zwar sowohl im Lumen wie in der Membran. Wir sind ihm aber auch im Mesophyll begegnet und hier in eigens modifizierten Zellen und in bestimmter Lagerung. Sehneidet man ein fixiertes Blatt in der Spitzenregion normal zur Achse, so bekommt man ein Bild, wie es Fig. 25 in großen Zügen wiedergibt. Die Mittellinie des Querschnittes von einem Schnittende bis zum anderen ist von großen, gelb- bis braun- gefärbten Zellen erfüllt. Ein medianer Längsschnitt durch das Blatt (Fig. 26) zeigt diese Zellen in ihrem Längsverlaufe. Ungefähr im ersten Viertel von der Blattspitze an hören sie auf. In tiefer geführten Quer- schnitten trifft man sie nur in den beiden Flanken, niemals in der Mitte des Schnittes an. Die Zellen dieses für die Randzone so charakteristischen Gewebes sind von dem benachbarten Assimilationsgewebe durch Größe, Form und Inhalt wesentlich verschieden (Fig. 24). Sie sind im Durchschnitt 2- bis 3 mal so breit und 3- bis 8 mal so lang wie die angrenzenden Assimilationszellen, erreichen aber oft das 5 — 6 fache des Durchmessers und das 8 — lOfache der Länge dieser und darüber. Bei kreisrundem oder elliptischem Querschnitt und länglichrundem bis mehr minder rechteckigem Längsschnitt haben sie die Form von Schläuchen. Mit Eisenchlorid färbt sich ihr in der lebenden Zelle meist farbloser, in der fixierten Zelle dagegen gelbbrauner Inhalt intensiv schwarzbraun bis tiefschwarz, mit Kaliumbichromat rotgelb. Legt man einen frischen Schnitt in Methylenblau, so verfärben sich die Schläuche intensiv blau. Wir haben es also mit Gerbstoffschläuchen zu tun. Ihre Membran ist wie die der Assimilationszellen dünn, stark quellbar und häufig deutlich getüpfelt. Kutinisierung ist nicht vorhanden, wie ihre vollständige Auflösung in H, SO^ bewies. Der Zellinhalt besteht meist nur aus einer großen Flüssigkeits- vakuole und einem, der Wand anliegenden Protoplasten, der an einer Stelle stark aufgequollen und stärker lichtbrechend ist, so daß man den Eindruck eines Zellkernes hat (Fig. 27 und 28). Der ein- 92 wandfreie Nachweis der Kernsubstanz ist mir leider niciit gelungen. Von den der Kernfärbung sieh entgegenstellenden Schwierigkeiten an frischen Schnitten sei hier bloß auf den häufig öligen und stark lichtbrecheuden Zellinhalt verwiesen. An fixiertem Material sieht man oft größere oder kleinere ölige Tropfen in der gelbbraunen Flüssigkeit suspendiert oder noch häufiger dem plasmatisehen Wandbelag dicht anlagernd (Fig. 27 und 28). Der Inhalt der in Alkohol fixierten Gerbstoflfzelle erscheint sehr häufig fest und brüchig. Der chemische Nachweis des aus der Lichtbrechung zu erschließen- den fetten Öles gelang mir leider nicht, da Osmiumsäure schon infolge des vorhandenen Gerbstoffes intensive Schwarzfärbung herbeiführt, und mit Alkannatinktur auch in der farblosen lebenden Zelle keine Bot- färbung auftrat. Der Gerbstoff findet sich übereinstimmend mit den an zahlreichen Crassulaceen gemachten Beobachtungen Wagners (35, p. 43) im Zell- saft gelöst, und zwar in solchen Mengen, daß die Eisenchloridreaktion meist Schwarzfärbung ergibt. Nur an dem gerbstoffärmeren Glashaus- material kann man bei Eintritt der Reaktion oft deuthche Blaulärbung erkennen. Erwähnt sei noch das vollständige Fehlen von Stärke und Chlorophyll und der große Zuckerreichtum der Gerbstoffzellen, der die bekannte Korrelation zwischen Gerbstoff und Zucker vollauf bestätigt. Über das Wesen des Gerbstoffes, der nach Czapek einen Sammel- begriff bezeichnet, und seine Bedeutung für die Pflanze verweise ich auf die ausführliche Darstellung Czapeks (6, II, p. 587—591) und die kurze übersichtliche Zusammenfassung der Gerbstoffrage von Forsch (26, p. 13. 14). Ich möchte nur diejenige P'unktion herausgreifen, der mir die Form und Lagerung der hier auftretenden Gerbstoffzellen besonders angepaßt erscheint. Die Lokalisierung der Gerbstoffschläuehe zwischen Assimilationsgewebe und Wassergewebe sowie ihre Beschränkung auf die ßandzone legen den Gedanken nahe, daß sie an der Stoff- und Wasserleitung stark beteiligt sind. Ihre hohe Konzentration wie die Durchlässigkeit der Wände lassen es nicht unmöglich erscheinen, daß sie Wasser reichlich an sich ziehen, um es an das benachbarte Assimi- lationsgewebe abzugeben gegen Eintausch der Assimilate, für deren rasche Ableitung sie verantwortlich erscheinen. Dafür spricht auch die auffallend starke Kupferoxydulabscheidung an der Grenze von Gerbstoff- schläuchen und Assimilationszellen im Fehlingschen Reagens. Es hat oft den Anschein, als seien die rotbraunen Körnchen der Gerbstoffzellen- membran auf- und eingelagert. 93 Leitungssystem. (Fig. 1.) Wie bereits hervorgehoben, ist der Bündelverlauf in der Randzone ungleich reicher als in der lonenzone (Fig. 1). Es sind meist Tracheiden- stränge, die in reicher Verästelung in die Epitheme der Hydathoden einmünden oder sich zwischen den Gerbstoffschläuchen verlieren. Ge- wöhnHch endigen sie in Speichertracheiden. Auffallend ist ihre geringe Verholzung. Trotz oft und oft vorgenommener Reaktionen an frischen und fixierten Blattquerschnitten aus den verschiedensten Blattregionen gelang es nur selten einen deut- lichen Verholzungsnachweis zu erbringen. Deutliche Holzreaktion ergaben überhaupt nur die Hauptbündel und auch diese nur nach sehr langem Einwirken des Reagens oder nach dem Erhitzen. Als Holzreagentien verwendete ich vornehmlich Phlorogluciii -|- H Gl und Thallinsulfat, Die geringe Verholzung der Tracheiden, deren Endigungen häufig ganz deutliche Zellulosereaktion zeigen, dürfte einiges Licht auf die Ver- holzuugsfrage überhaupt werfen. Sie erscheint bei unserem Objekt ver- ständlich in Anbetracht der allgemeinen Reduktion der Leitungsbahnen und der Tatsache, daß das ganze Blattgewebe eigentlich ein Wasser- speicher ist, was eine lokale Einschränkung der Wasserbahnen entbehr- lich macht. B. Die Innenzoue. (Fig. 1, 18, 29—33) Ihrer geschützten Lage und eingeschränkten Punktion entsprechend zeigt die Innenzone wenig von den extremen Anpassungen und reichen Differenzierungen der frei assimilierenden und transpirierenden Rand- zone. Am meisten ist der Xerophytencharakter noch in der Epidermis gewahrt, wenngleich in weit geringerem Maße ausgeprägt als dort. Der Innenepidermis fehlen vor allem die Papillen mit ihren reichen Differen- zierungen, sie besteht aus mehr oder minder flachen, tafelförmigen Zellen mit ± vorgewölbten, stark verdickten Außen- und Innenwänden und dünneren, stark gefalteten Radialwänden. Die Epidermiszellen der Oberseite unter- scheiden sich von jenen der Unterseite durch bedeutendere Größe und stärker verdickte Wände (Fig. 18, 29, 30). Die Radialwände der der Randzone benachbarten oberen Epidermiszellen sind unregelmäßig ver- dickt und von zahlreichen unregelmäßigen Tüpfelkanälen durchsetzt, so daß die Zellen, von der Fläche gesehen, perlschnurartig konturiert erscheinen (Fig. 29). Die schon in der Raudzone besprochene, durch die reiche Faltung der Radialwände hervorgerufene Kammerung des Lumens tritt namentlich an der Unterseite deutlich auf. Vgl. Fig. 32 94 und Fig. 31, welche die getüpfelte Radialwand einer oberen Epidermis- zelle tangential getroffen zeigt. Gegen die Blattbasis zu nehmen obere und untere Epidermiszellen annähernd gleiche Größe und Gestalt an, ihre Wände sind stark ver- dickt und mehr gestreckt ; von einer radialen Faltung ist gewöhnlich hier nicht zu sprechen. Spaltöffnungen führt die Innenepidermis fast nur unterseits und auch da nur wenige, die sich aber in ihrem Bau von denen der Rand- zone in nichts unterscheiden. Das Assirailationsgewebe fehlt begreiflicherweise der Inuen- zone in typischer Ausbildung. Das 5 — 7 Zellschichten starke Inneu- mesophyll zeigt eine Differenzierung, die an Palissadengewebe und Schwammparenchym erinnert: 1 — 2 subepidermale Zellenreihen der Oberseite heben sich deutlich ab von den darunterliegenden Zellen, die den Randmesophyllzellen ähnlich sehen, nur daß sie größer, chlorophyll- ärmer und lockerer gefügt sind und größere, stärkereiche Chloroplasten führen (Fig. 18). Die subepidermalen Zellen hingegen sind polygonal, normal zur Oberfläche des Blattes gestreckt, stark sklerenchyraatisch, dementsprechend reich getüpfelt und schließen lückenlos aneinander (Fig. 18). Ihre unregelmäßig verdickten Wände geben nach längerem Einwirken von Chlorzinkjod Zellulosereaktion. Wie die übrigen Zellen des Innenraesophylls führen auch sie wenige große stärkereiche Chloro- plasten. Charakteristisch ist für sie die Häufung von oxalsauerera Kalk, der sich in Form von großen Einzelkristallen oder Ansätzen zu Drusen - bildungen in ihrem Lumen reichlich findet. Bekanntlich ist das Auftreten Oxalsäuren Kalkes bei Xerophyten eine häufige Erscheinung und findet seine Erklärung in der Abhängigkeit des Kohlensäureumsatzes von der Transpirationsgröße. Haberlandt (12, p. ...) bringt die Abscheidung von gioßen Einzelkristallen — abgesehen von der spezifischen Plasmakonstitution — mit verringerter Stoffwechselenergie in Zusammenhang. Möller (22, p. 433) erklär! sie als eine Folge verlangsamter osmotischer Vorgänge in sklerenchymatischen Zellen. Beides mag hier zutreffen. Jedenfalls ist es verständlich, daß sich die Pflanze ein Depot ausgeschiedener Stoffe an einer Stelle anlegt, wo sie dem Stoffwechselverkehr am wenigsten im Wege stehen. Dies macht auch das vollständige Fehlen der Oxal- säuren Kalkkristalle in der Randzone ökologisch begreiflich. Bezüglich der Funktion des Palissadengewebes führen alle seine Merkmale zu dem Schluß, daß wir hier ein ehemaliges Assimilations- gewebe vor uns haben, das in Anpassung an veränderte Außenbedin- gungen zum Wassergewebe geworden ist. Das ganze Mesophyll der Innenzone trägt, obgleich es auch selbständig assimihert, mehr den 95 Charakter eines Speichergewebes. Im Einklang mit dieser AufiFassung steht sein Stärkereichtura und der geringe Zuckergehalt. Die große Quellbarkeit und die reiche Tüpfelung der Wände begünstigen die Lei- tung der flüssigen Assimilate nach den Zellen, wo sie in Reserve- substanzen, vornehmlich Stärke, verwandelt und deponiert werden. Durch die Basalregion geführte Querschnitte lassen keinen Unter- schied zwischen Rand- und Innenzone erkennen. Das wenige Zellreihen umfassende Mesophyll besteht hier durchwegs aus großen dickwandigen, polygonalen, stärkereichen Zellen. Der Gerbstoff fehlt der Innenzone. Das Leitungssystem der Innenzone ist stark reduziert. Außer einem schwachentwickelten zentralen Bündel treten noch 2 kleinere in der Außenhälfte der Basis in das Blatt ein (Fig. 1, rechte Blatthälfte). Parallel zum Hauptnerv verlaufend, geben sie wie dieser nur wenige Seitenbahnen im Innern des Blattes ab. Der Leptomanteil der Bündel tritt zurück gegenüber dem Hadrorateil, der vornehmlich aus spiralig verdickten Tracheiden besteht, die in der Randzone meist in netzförmig ausgesteifte Speichertracheiden endigen und durch geringe Verholzung ausoezeichnet sind. III. Zusammenhang zwischen Bau und Funktion. Der im vorliegenden geschilderte anatomische Bau des Blattes läßt in den meisten Abweichungen vom Normaltypus sofort den Xerophyten- charakter extremster Art erkennen. Aber einige und gerade die inter- essantesten Dififerenzierungen der ökologisch am besten angepaßten Rand- zone und vornehmlich der Außenseite scheinen auf den ersten Blick der strengen Xerophytenanpassung geradezu zu widersprechen, es sind vor allem die Hydathoden und die schleimige Auflockerung der xerophyti- schen Außenwand der Randpapillen sowie die kutikulare Perforation der Papiilenscheitel. Wie sind diese Differenzierungen im Einklang mit den Staudortsverhältnissen zu deuten? Um daraufzukommen, wollen wir zunächst den ökologisch bedingten Gesamtbau des Blattes physiologisch- anatomisch betrachten. Was zunächst die merkwürdige Verteilung des Assimilationsgewebes betrifft, so erscheint sie als die notwendige Folge der Art, wie die Pflanze xerophytisch angepaßt ist. Durch die dichte reihenweise An- ordnung der Blätter wird nur einem schmalen Streifen der Blattfiäche ungehinderter Lichtzutritt ermöglicht, es kann also nur in der frei- abstehenden Randzone die Assimilation mit voller Kraft einsetzen. Im Einklang hiemit steht auch die große Zahl der Spaltöffnungen in der 96 RandzoQe, deren Aufgabe es ist, den für die Assimilation so notwendigen Gasaustausch zu besorgen und zu regulieren. Ina Zusammenhang mit assimilatorischen Vorgängen dürfte ferner die Häufung der Gerbstoff- schläuche und ihre Beschränkung auf die Eandzone zu erklären sein. Schwieriger zu verstehen sind die Modifikationen der Randepidermis. Zu- nächst die Papillenforni der Zellen. Daß sie als Lichtperzeptoren im Sinne Haberlandts dem darunterliegenden Assimilationsgewebe dienlich sein könnten oder in der der lunenzone genäherten, beschatteten Region auch als Stah Ische Strahlenfänger in Betracht kommen könnten, erscheint nach ihrem Bau und der Lichtfülle des natürlichen Standortes unwahr- scheinlich. Ihre spezifischen Differenzierungen sprechen jedenfalls für eine andere Hauptfunktion; sie erscheinen in erster Linie als Wasser- speicher. Daraufhin deuten die schleimigen Protoplasten und der Gerb- stoffreichtum der Papillen sowie ihre deutlich geschichteten, stark quell- baren Wände. Die dünne Kutikula und ihre zentrale Perforation spricht in Berücksichtigung des Gesamtbaues und der extremen Standortsver- hältnisse für Wasserabsorption aus der Atmosphäre. Die kurz andauern- den reichlichen Niederschläge erfordern eine rasche und reichliche Wasserversorgung der Pflanze für die darauffolgende Zeit der Dürre. Das jeder Xerophytenpflanze eigene Bedürfnis, sich auf jede nur mög- liche Art ausgiebige Wasserzufuhr zu verschaffen, wird bei unserer Pflanze noch gesteigert durch die wasserabgebenden Hydathoden. Wie sind nun diese selber zu erklären bei einer so extremen Xerophyten- pflanze? Gerade der Xerophytenbau, der sich vornehmlich auch in der Reduktion des Leitungssystems zeigt, nötigt die Pflanze zur Ausbildung dieser Organe. Denn die hiedurch verringerte Transpirationsgröße be- deutet eine Gefährdung des Nahrungsstromes. Dieser vorzubeugen, erscheint die Aufgabe der Epithemhydathoden, deren Bau anderseits einer zuweit gehenden Hebung des Bodenwassers entgegenarbeitet. Sie sind somit ernährungsphysiologisch bedingt. Aber so nütz- lich sie der Pflanze auch sind, schließen sie doch zugleich die oben angedeutete Gefahr allzu großer Wasserverluste in sich. Und von diesem Gesichtspunkte aus sind die wasserabsorbierenden Differenzierungen der Randpapillen um so verständlicher. Für die Wasserabsorption aus der Atmosphäre käme außer dem Regenwasser vor allem Morgen- und Abendtau in Betracht. Für die Notwendigkeit einer raschen und reich- lichen Wasserzufuhr spricht weiters auch die kurze Zeit der reichen Blüten- und Fruchtbildung. Das Ergebnis der Betrachtung läßt sich also kurz dahin zusammenfassen: Der gesamte grobmorphologische und ana- tomische Bau des Blattes zeigt weitestgehende Xerophytenanpassung. Diese fordert als notwendiges Gegengewicht für den verringerten Trans- pirationsstrom die Ausbildung der wasserhebenden Hydathoden, die 97 ihrerseits wieder im Dienste der Wasserversorgung Organe zur Wasser- aufnahme bedingen, wie sie in den Differenzierungen der Randepider- mis gegeben sind. Für den Gerbstoff der Randepidermis könnte außer der Beziehung zur Wasserspeicherung und Wasserabsorption als Nebenfunktion vielleicht noch der Schutz gegen Tierfraß in Betracht kommen, zumal zur Zeit des Austreibens, in der die Steinähnlichkeit der wegen ihrer Sukkulenz von der Tierwelt jedenfalls begehrten Pflanze verloren geht. Die endgiltige Lösung der hier aufgeworfenen Fragen muß experi- menteller Prüfung vorbehalten bleiben. Für die Experiraentalphysiologie bietet das Blatt von Crassula pyramidalis ein dankbares Objekt. Zasammenfassnng. Crassula pyramidalis Thunberg erreicht in extremer Xerophyten- anpassung durch dichte Anordnung der stengellosen Blätter den Habitus eines vierkantigen Säulenkaktus. Der durch die Blattstellung bedingte Unterschied zwischen der — bleicheren — Innenzone und der — intensiver grünen — Randzone findet sich auch deutlich im physiologisch ana- tomischen Bau des Blattes: 1. Die freie assimilierende Randzone vereinigt mit strenger Xerophytenanpassung alle für den Lebensunterhalt der Pflanze notwen- digen Differenzierungen. Im Gegensatz zur funktionsärmeren Innenzone besitzt sie: a) Papillen an der ganzen Oberfläche; b) Spaltöffnungen in großer Zahl auf Ober- und Unterseite; c) Epithemhydathoden an der Außenseite ; d) große Gerbstoffmengen in der Epidermis und in den Gerbstoff- schläuchen des Mesophylls; e) ein typisches Assirailationsgewebe; f) zahlreiche, reichverzweigte Leitungsbahnen. 2. Die gedeckte Innenzone zeigt flache Epidermiszellen, wenige Spaltöffnungen an der Unterseite, fast gar keine auf der Ober- seite. Das Mesophyll trägt mehr den Charakter eines Speichergewebes. Die wenigen Leitbündel sind nur spärlich verzweigt. 3. Vollständig auf die Randzone beschränkt erscheinen also: die Papillen, der Gerbstoff, die Hydathoden und das typi- sche Assimilationsgewebe. 4. Die gesamte Blattepidermis ist charakterisiert durch stark verdickte Außen- und Innenwände, reichgefaltete Radialwände und eine verhältnismäßig dünne Kutikula. österr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 3/4. 7 98 5. Die Epiderraiszellen der Oberseite sind größer uQd zeigen stärkere Wandverdiciiungen bei geringerer Badialfaltung. 6. Die Bandpapillen der Ober- und Unterseite sind aus- gezeichnet durch : a) eine zentrale Perforation der Kutilfula, und zwar regel- mäßig auf der Unterseite, häufig auch auf der Oberseite, zumal in der der Außenseite genäherten Region; b) zentrale Verjüngung der Außenwand und gegen den Scheitel vordringende schleimige Protoplasten. 7. Die stark xerophytisch gebauten Epiderraiszellen der Außenseite besitzen :^ a) eine dünne, im Zentrum kreisförmig perforierte Kuti- kula ; b) ein sehr verengtes, reichverzweigtes Lumen; c) schleimige Plasmaeinlagerungen in der stark xerophyti- sehen Außenwand, namentlich im Zentrum des Papillenkegels. 8. Die Differenzierungen der Bandpapillen sprechen für Wasser- absorption und erscheinen auch in diesem Sinne begründet in An- betracht der Standortsverhältnisse und des gesamten Blattbaues, ins- besondere der Hydathoden. 9. Der Xerophytenbau, der sich auch in der Reduktion des Lei- tungssystems ausspricht, bedingt eine Herabsetzung des Transpirations- und Nahrungsstromes. Letzterem vorzubeugen erscheint Aufgabe der Epithemhydathoden, die sich durch das Fehlen von Epithem- interzellularen vom Norraaltypus unterscheiden. 10. Das durch die Dichte und Kleinheit der Chlorophyll- und zucker- reichen, hingegen stärkearmen Zellen charakterisierte Bandmesophyll ist vollständig isolateral gebaut. IL Das größerzellige, chlorophyllärmere, stärkereiche, locker ge- fügte Innenmesophyll, als dessen Hauptfunktion die Speicherung der Assimilate erscheint, zeigt eine gewisse Dorsiventralität, die an Palissadengewebe und Schwamraparenchym erinnert. 12. Die palissadenartig gestreckten, durch Häufung von oxalsaurem Kalk ausgezeichneten subepidermalen Zellen der Ober- seite tragen den Charakter eines durch ökologische Veränderungen in ein Wassergewebe umgewandelten ehemaligen Assimilationsgewebes. 13. Das vollständige Fehlen des Oxalsäuren Kalkes in der assimilierenden Bandzone läßt sich aus Gründen des Stoffwechsels er- klären. 14. Ebenso scheint die Beschränkung des Gerbstoffes auf die Band- zone mit der Assimilation in Zusammenhang zu stehen. Die Lokalisie- rung der Gerbstoffschläuche zwischen Hydathodenkoraplex und 99 Assimilationsgewebe legen die Vermutung naiie, daß sie an der Stoflf- und Wasserleitung stark beteiligt sind.] 15. Dafür spricht auch ihre hohe Konzentration und die Tüpfelung der dünnen, stark quellbaren Zellulosemembran. 16. Eine Nebenfunktion des Gerbstoffes dürfte der Schutz gegen Tierfraß sein, zumal im Blütestadium, wo die Pflanze ihrer Steinähnlich- keit verlustig wird. 17. Das stark reduzierte, vornehmlich aus Tracheiden bestehende Leitungssystem zeigt kaum Spuren einer Verholzung, was hier um so verständlicher erseheint, als das ganze Blattgewebe ein Wasser- speicher ist. Figurenerklärung (Tafel I und II). Fig. 1. Blattfläche: linke Hälfte zeigt die Verteilung des Gerbstoffes, rechte n n » » der Gefäßbündel. Fig. 2. Querschnitt durch die Spitzenregion (Randzone) a = Epidermis der Außenseite, 0 = „ „ Oberseite, w := „ „ Unterseite. Fig. 3. Papillenkegel der Ober- und Unterseite des Blattes bei hoher Einstel- lung von oben gesehen. P = Perforation der Kutikula, l = Lumen. Fig. 4. Kutikula eines in H2 SO4 aufgelösten Schnittes. P = Perforationen in der Randzone. Fig. 5. Zentrale und periphere Sprünge in der ungleichmäßig verdickten Kuti- kula des Papillenscheitels, Fig. 6. Kutikulare Perforation im Längsschnitt der Papille sichtbar. Fig. 7 — 11. Anschnitte von Randpapillen der Ober- und Unterseite. Fig. 12. Tangentialschnitt von der Mediane der Außenseite der Randzone: Wasserspalte, angrenzend die Basen der Außenpapillen. Fig 13. Oberflächenschnitt von der Unterseite der Raadzone: Spaltöffnung mit umgebenden Papillen. P = Kutikulare Perforation, K = Papillenkegel, 1, 2, 3 = Nebenzellen. Fig. 14, Längsschnitt durch eine Papille der Oberseite. c = die im Zentrum perforierte Kutikula, Kammerung des Lumens! Fig. 15. Längsschnitt durch die Randpapillen der Außenseite. l = das reichverzweigte Lumen, P z= kutikulare Perforation, E = schleimige Membraneinlagerungen von Protoplasten aus- gehend. Fig. 16. Spaltöffnung im Querschnitt. Fig. 17. Randzone auf einem Querschnitt durch den mittleren Teil des Blattes. 7* 100 Fig. 18. Innenzone desselben Querschnittes wie Fig. 17. Fig. 19. Querschnitt durch die Randzone mit Wasserspalte, angrenzendem Epithem und umgebenden Gerbstoflfbehältern. Fig. 20. Hydathode im Querschnitt: Ep = Epithem, G =^ Gerbstoffbehälter. Fig. 21. Wasserspalte in der Aufsicht — Kutikula der Außenwände zeigt starke Querrunzeln. Fig. 22. Wasserspalte im Querschnitt, stark vergrößert: c = Kutikula, N = Nebenzellen, 1 l = Lumen der benachbarten Epidermispapillen, S = Scheitel „ Fig. 23. Wasserspalte mit Epithem und Gerbstoffbehältern von der Fläche ge- sehen. (Die etwas höher liegenden Nebenzellen sind auf dem Schnitte nicht mehr getroffen. Vgl. Fig. 19 und 20!) Fig. 24. Querschnitt durch die Randzone = Längsschnitt durch den Hyda- thodenkomplex: Epithem mit angrenzenden Tracheiden. Fig. 25. Übersichtsbild der Gerbstoffverteilung — Querschnitt durch die Spitzen- region. Fig. 26. Übersichtsbild der Gerbstoffverteilung — Längsschnitt durch die Spitzenregion. Fig. 27. Gerbstoffschlauch im Längsschnitt, Anschluß des Assimilationsgewebes und der Tracheiden. Fig. 28. Gerbstoffschlauch im Querschnitt. Fig. 29. Flächenansicht der Innenepidermis der Oberseite. Fig. 30. „ „ „ „ Unterseite. Fig. 31. Querschnitt durch die Innenepidermis der Oberseite. r = Radialwand, t ^ Tüpfel. Fig. 32. Querschnitt durch die Innenepidermis der Unterseite. Literaturverzeichnis. 1. Benecke W., Nebenzellen der Spaltöffnungen. Bot. Zeitg. 1892, p. 527. 2. Bokorny Th., Zur Kenntnis des Cytoplasmas. Berichte d. deutsch, bot. G., Bd. VIII, p. 101. 3. Brenner W., Fettpflanzen, Flora 1900. 4. Brunnthaler J., Vegetationsbilder aus Südafrika. Karsten & Schenk 1911, Heft 4 und 5, 9. Reihe, T. 25. 5. Curtis, Botanical Magazine. Vol. LV, T. 7665. 6. Czapek F., Biochemie der Pflanzen. Jena 1905. 7. De B a r y A., Vergleichende Anatomie. 8. De Candolle, Prodromus Systematis nat. 1828, p. 388, 58, p. III. 9. Engler A., Epidermoidale Schlauchzellen. Botan. Centralbl. 1871, p. 886. 10. Freundlich H. F., Entwicklung und Regeneration von Gefäßbündeln in Blattgebilden. Pringsh. Jahrb. f. w. B., Bd. XLVI, 1909, p. 137. 11. Gardeners Chronicle. Vol. XXIII, New. Ser. 1885, p. 546, Fig. 101. 1^" Sporer, M. Crassula pyramidalis. Osrerpborafi Zeifschr, 1915. Aufor del. Taf ^ ©■ tisole, an alten Eichen, ca. 200 m; 24. März 1914. 33. FruUania Tamarisci (L.) Dum. — Insel Cherso: Wald von Konec (Kunec) über Oaisole, an alten Eichen, c. fr. und auf Erdboden, steril, ca. 200 m; 24. März 1914. Üntersuchungeii über die ersten Entwicklungsstadien einiger Moose. Von E. Lampa (Prag). (Mit 30 Textfiguren.) Wenn ich es unternehme, die nachstehenden Untersuchungen zu veröffentlichen, trotzdem diese in keiner Weise auf Vollständigkeit An- spruch erheben können, so mag als Entschuldigung und Begründung dafür gelten, daß diese Unvollständigkeit einerseits durch die Ungunst der Verhältnisse verschuldet ist, anderseits aber, wie ich glaube, die Klärung der zu besprechenden Frage nicht sonderlich hindert. 13* 196 Die Untersuchungeu erstrecken sich auf verschiedene Moose, welche — Ricardia pinguis ausgenommen — im Gewächshause des botanischen Institutes der deutschen Universität in Prag, mit freund- hcher Genehmigung des Herrn Prof. G. Becif von Mannagetta und Lerchenau, iiultiviert wurden. Die ausgesäten Sporen wurden mit aller Sorgfalt betreut, stets mit sterilem Wasser begossen etc.; trotzdem entwickelten sich die Kulturen höchst mangelhaft, zeigten Küramerformen, und abgesehen von Spliag- num quinquefarium, gelang es mir bei keiner, sie bis zum ausgewach- senen Pflänzchen durchzubringen. Dazu mögen wohl die vielen nebeligen, finstern Tage der Winter 1909/10 und 1910/11 beigetragen haben, hauptsächlich aber die im Prager Wasser überaus zahlreichen Algen- keime, die — vortrefflich an die gegebenen Verhältnisse angepaßt — sich in jeder Kultur überreichlich entwickelten und die keimenden Sporen der Moose geradezu erstickten, so daß jede Kultur nur wenige Pflänzchen ergab, die überhaupt zur Untersuchung geeignet waren. Wenn ich nun dieses mangelhafte Material doch verarbeite, so hat dies seinen Grund darin, daß ich an ihm neuerlich Beweise für ein den Bryophyten ge- meinsames Bildungsgesetz ^) oder, besser gesagt, eine immer wieder- kehrende Gesetzmäßigkeit des Aufbaues in bestimmten Stadien er- kennen konnte, die vielleicht der Mitteilung wert ist. Da es sich mir nur um die Betonung des Vorhandenseins dieser Stadien handelte, sehe ich auch von einer ausführlichen Darstellung der Entwicklung — die für die meisten Formen schon gegeben wurde — ab. Der flächige Vorkeim von Syliagnum entwickelt sich verhältnis- mäßig rasch. An einem wenigzelligen Keimfaden entsteht eine Scheitel- zelle in der Art, wie bei der Bildung eines Farnprothalliums; diese bildet mehrere Segmente, dann vergrößert sieh das ganze Gebilde rasch mittels Bandmeristem. (Abb. 3, Fig. 1 — 7.) Das eigentliche /S^/ia^mtm-Pflänzchen entwickelt sich aus einer Randzelle der flächigen Vorkeime. Diese Randzelle wird zuerst besonders plasmareich, wölbt sich vor und teilt sich durch eine Wand in zwei Zellen. (Fig. 8.) In einer dieser Zellen wird nun offenbar eine Scheitelzelle abge- schnitten und das weitere Wachstum des auf diese Weise angelegten Pflänzchens erfolgt genau wie in den ersten Stadien eines Lebermoos- pflänzchens (Fig. 9 — 12), dem es auch auffallend ähnlich sieht. Zuweilen ') L a m p a E. in Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissensch. in Wien. Bd. CXII, 1903. Dieselbe. Über die Beziehungen zwischen dem Lebermoosthallus und dem Farnproth. Österr. botan. Zeitschr., 1909. 197 unterbleibt der flächige Vorlceira, dann ist die Ähnlichkeit um so stärker ausgesprochen. (Fig. 13 u. 14.) Bei den Pflänzchen Abb. 3, Fig. 13, 14 besaßen die ältesten Blatter schon den typischen Charakter der Sphagnaceen. Auffallend ist das lang- I Abb. same Wachstum der Sphagnum-FUmchen ; diese sind nach nunmehr zwei- jähriger Kultur kam länger als 1-1-5 cm. Vielleicht sind wegen dieses langsamen Wachstums die flächigen Vorkeime nötig, um die Lebens- fähigkeit der ungemein zarten Knospen zu erhöhen. 198' Die fadenförmigen Vorkeime von Haplomitrium Hooheri sind von denen eines Laubmooses überiiaupt nicht zu unterscheiden. (Abb. 2, Fig. 1 u. 2.) und nur der Vergleich von den Faden anhaftenden Sporen mit einigem aufbewahrten Material gab mir die Gewißheit, tatsächHch Haplomitrium vor mir zu haben. Der vielzelHge Faden, der im Wesen von einem Laubmoosprotonema nicht verschieden ist, verzweigt sich hier viel reicher als bei Cephalozia, Nardia oder Lophocolea^}, wo die Möglichiieit der Verzweigung gleichsam nur angedeutet ist. Er trägt schließlich häufig mehrere Pflänzchen. (Abb. 2, Fig. I, II, III, IV.) Dieses Lebermoos, das im erwachsenen Zustande bekanntlich auf- recht steht und dreizeilige Beblätterung zeigt, hat in der ersten Anlage des Pflänzchens eine viel weniger ausgesprochene Beblätterung als viele Junger- raanniaceen und selbst als dies etwa bei Chomiocarpon quadratus der Fall ist ^). Diphyscium foliosiun entwickelt die bekannten keulenförmigen Ge- bilde (Abb. 1, Fig. 3 u. 4), deren auffallend regelmäßiger Aufbau von einer in der Daraufsicht (Fig. 1 u. 2) erkennbaren Scheitelzelle aus vor sich geht. Die eigentlichen Moospflänzchen stehen in keiner erkennbaren Be- ziehung zu diesen Keulen, doch hoffe ich durch Weiterkultur dieser Form in dieser Hinsicht noch Aufschluß zu erhalten. Sie besitzen eine deut- lich erkennbare Scheitelzelle (Fig. 5) und gleichen jungen Knospen von LopJiocolea heterophylla (Fig. 6) und Cephalozia hicuspidata (Fig. 7). Schließlich möchte ich auf die große Ähnlichkeit zwischen der Anlage eines Sprosses von Ricardia pinguis mit dem eines Laubraooses hinweisen. Der Längsschnitt durch den Scheitel des fleischigeu, ziemlich undifferenzierten Thallus einer allerdings nicht normalen Pflauze (Abb. 4, Fig. 3) zeigt eine unverkennbare Übereinstimmung mit dem Aufbau eines Laubmooses (Abb. 4, Fig. 4). Wir sehen demnach, daß die heran- gezogenen Formen, besonders in ihren Jugendstadien, gemeinsame Merkmale haben, die durchaus nicht notwendige Daseinsbedingungen sind, da sie ja auch individuell fehlen können und die zwanglos auf eine phylogenetische Zusammengehörigkeit schließen lassen. Zu den einzelnen Formen seien noch folgende Bemerkungen hinzugefügt: 1. Haplomitrium Hookeri^). (Abb. 2.) Bei der Keimung der Spore wird das Exosporium gesprengt und die erste Zelle des Keimfadens tritt heraus. Wie ich schon erwähnte, wird dieser Zellfaden, das Protonema, sehr vielzellig und verzweigt. ^) Lampa E. Untersuchungen an einigen Lebermoosen 1. c. Siehe S. 196, Fußnote 1. 2j Lampa E. Untersuchungen an einigen Lebermoosen. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, Bd. CXI, 1902. 3) Vgl. Leitgeb H. Unters, üb d. Lebermoose. IL 1875. 199 Bei Abb. 2, Fig. 1 besaß der Faden, der ein Pflänzchen trug, mehr als 30 Zellen. Das Exemplar Fig. 2 ist vielfach verzweigt und fast jeder Zweig trägt ein Keimpflänzchen IL, III., IV. Abb. 2. Die jungen Pflänzchen, die sich als ziemlich undifferenzierte Ge- bilde entwickeln, zeigen immerhin erkennbare Segmentierung, jedoch durchaus keine Neigung zur Quadrantenteilung. Die von der Scheitel- 200 zelle Fig. A abgeschnittenen Segmente wachsen bald zu Blattrudimenten und endlich — in verhältnismäßig sehr frühem Stadium — zu Blättern aus. (Fig. 3.) 2. Spliagnum quinquefarium^). (Abb. 3.) Bei Sphagnmn quinqiiefarium ist der Keimfaden auf 1 — 3 Zellen reduziert, wenn die Keimung auf feuchter Erde vor sich geht. Die Kultur der Sporen im Wasser mißlang; doch wäre die Anlage der Pflanzen an dem in diesem Falle fadenförmigen Vorkeim sicherlich nicht uninter- essant gewesen. Der Vorkeim entwickelt sich nun, ähnlich wie ein Farn- prothallium, zu einem flächigen, zuweilen herzförmigen Gebilde, dessen Wachstum erst von einer Scheitelzelle, ausgeht, dann mittels eines ßandmeristems erfolgt (Fig. 1 — 7). Am unteren Rande des prothallium- artigen Gebildes entstehen nun, wie schon früher besprochen, die /S'pÄagfmim-Pflänzchen. (Fig. 8 — 12.) Auf den papillenartigen Charakter der jüngsten Blätter möchte ich besonders hinweisen. OfiFenbar als abnormale Fälle sind die Pflänzchen, durch Fig. 13 und 14 dargestellt, aufzufassen. Sie entstanden an kurzen Keirafäden mit Übergehung des flächigen Vorkeims. 3. Ricardia innguis. Das zur Untersuchung gelangte Material hatte ich nicht selbst kul- tiviert, sondern es war von Dr. E. Zederbauer in der Nähe von Reindimühl bei Gmunden ausgegraben und mir überlassen worden. Die Pflänzchen hatten vollständig unterirdisch vegetiert, waren weiß gefärbt und anscheinend chlorophyllos, dabei ziemlich undiS"erenzierte Gebilde und nicht ohne weiteres zu identifizieren; Prof. V. Schiffner bestimmte sie als Ricardia pinguis. Die Zellen des dicken, fleischigen Vegetations- körpers waren dicht mit Pilzhyphen angefüllt. Pilzhyphen in Rhizoiden ^) wurden schon vor ziemlich langer Zeit gefunden. A. J. M. Garjeanne untersuchte hauptsächlich foliose Jungermanniaceen und fand, daß Leber- moosverpilzung etwas Zufälliges und Inkonstantes sei, jedenfalls etwas häufig Vorkommendes. Der Grad der Verpilzung ist nach diesem Autor bei derselben Art und sogar beim selben Standort verschieden. Bei manchen Arten werden nur die Rhizoiden und Nachbarzellen infiziert, bei anderen dringen die Pilze auch in die Zellen der Stämmchen ein oder sie durchziehen die ganze Pflanze. 1) Betreffeud die Literatur vgl. W a r n s t o r f in E n g 1 e r - P r a n 1 1. Natürl- Pflanzenfam. I. 3. p. 248, 1909. 2) A. J. M. Garjeanne, Die Verpilz. d. Lebermoosrhiz. Flora, Neue Folge, IL Bd., 1911. Abb. 3. 202 Jaroslaw Peklo^), der in seiner Arbeit „Einiges über die Mycor- rhiza bei den Muscineen" ziemlieh viele Formen von Laub- und Leber- moosen untersucht und auch die Ergebnisse aus der einschlägigen Lite- ratur recht eingehend berücksichtigt, kommt zu dem Schlüsse, daß diese Symbiose für diese Pflanzengruppen nichts anderes sei als „ein harm- loses — normale Tüchtigkeit beider Symbionten vorausgesetzt — der Wirtspflanze kaum nachträgliches Zusammenleben zweier Organismen, welches für den Pilz sicher vorteilhaft ist, der höheren Pflanze hingegen, wenn überhaupt welchen, so nur geringen Nutzen bringt." Allerdings handelte es sich bei den von Peklo untersuchten Formen immer um normale grüne Pflanzen. In dem von mir beobachteten Falle lebten alle gefundenen Individuen im Vereine mit dem Pilz, die ganze Pflanze war von den Hyphen durchzogen und in allen ihren Teilen von weißhcher Farbe und augenscheinlich chlorophyllos, so daß die Bedeu- tung des Pilzes für diese Form von Ricardia pingiiis kaum in Frage gestellt werden kann, da doch Ricardia pinguis sonst als normal assi- milierende Pflanze bekannt ist. Peklo hebt sogar hervor, daß Ricardia pinguis (Aneura pinguis) nebst Blasia und Metsgeria von ihm stets mykor- rhizenfrei gefunden wurde, während Grace L. Olapp^) in seiner Arbeit „The Life History of Aneura pinguis" auf das gelegentliche Auftreten von PilzhA^phen hinweist; auch bei ihm handelt es sich um normal aus- sehende, grüne Pflanzen. Es scheint, daß der von mir untersuchte Organismus durch seine Lebensweise in der Erde bei Lichtabschluß unbedingt auf die Zuführung von organischer Substanz durch den Pilz angewiesen ist. Offenbar er- möglicht die sonst ohne Notwendigkeit bestehende Symbiose in diesem bestimmten Falle dem Lebermoos jene Form des Daseins, in der es unter den gegebenen Verhältnissen überhaupt noch existieren konnte. Wie diese Verhältnisse sich herausgebildet haben, kann wohl kaum rekon- struiert werden. Die Einwanderung des Pilzes in die keimende Spore beginnt, sobald das Exosporium durch das keimende Protoplasma ge- sprengt wurde. Auch Clapp konstatierte bei ganz jungen Keimlingen in manchen Zellen Pilzknäuel. Aus äußeren Gründen konnte das mir zur Verfügung stehende Material nicht im lebenden Zustande aufgearbeitet werden. Es ging leider zugrunde, und so konnten weder die merkwürdigen Pflänzchen weiter kultiviert noch die dieselben erfüllenden Pilzhyphen isoliert werden. Am Spiritusmaterial konnte ich beobachten, daß in alle keimenden Sporen Pilzhyphen eindrangen und daß die Zellen der Pflänzchen in allen Stadien mit Pilzhyphen versehen waren, die lose oder in Knäueln den Zellinhalt ^) Bulletin Internat, de l'Academie des Sciences de Boheme, 1903. 2) The Botanical Gazette, Sept. 1912. 203 erfüllen. Das Protoplasma ist meist zusammengeballt. Peklo hatte bei Fegatella conica die Auflösung der Stärke der Wirtspflanze durch ein vom Pilze ausgeschiedenes Enzym beobachtet. Ähnhches zu sehen war Abb. 4. 204 mir beim Spirituspräparat natürlich unmöglich, doch gestattet der Zu- stand, in dem das Protoplasma sich in vielen Zellen befand, die Annahme, daß auch hier ein für den Pilz günstiges Ernährungsverhältnis be- stehen muß. Ich verweise schließlich auf die Scheitelzellenregion (Abb. 4, Fig. 1), die typisches Wachstum eines Lebermoospflänzchens andeutet, und auf den Längsschnitt durch ein junges (Abb. 4, Fig. 2 u. 5) und durch ein älteres Pflänzchen (Fig. 3); beide zeigen in ihrem oberen Teil und in der Scheitelregion dieselbe Gesetzmäßigkeit des Aufbaues^) wie ein Laub- moos (Abb. 4, Fig. 4)^), trotz anscheinender morphologischer Unter- schiede. Olapp stellt für Aneura pinguis das häufige Vorkommen von zwei Scheitelzellen fest. Ich konnte dies nicht beobachten. Ich glaube nun, daß, wie ich dies schon für andere Formen hervor- gehoben habe, die besprochenen Pflanzen in ihren Jugendstadien manche Übereinstimmung zeigen, die keineswegs auf gleiche äußere Verhältnisse zurückzuführen ist, sondern darauf hinweist, daß, der später eintretenden morphologischen und biologischen Diflfereaziernng ungeachtet, wir doch berechtigt sind, nach einem gemeinsamen Ausgangspunkt für die Orga- nismengruppe der Laubmoose, der Lebermoose und der Farne zu suchen. Beiträge zur Kenntnis der Flora Kretas. Aufzählung der anläßlich der fünften Wiener Universitätsreise im April 1914 auf Kreta gesammelten Blüten- und Farnpflanzen. Von Dr. Friedrich Vierhapper (Wien). (Fortsetzung. ^) (Mit Textfiguren.) Lahiatae. 336. Ajiiga iva (L.) Schreb. f. deistogama Heldr. — S: Tybaki-Kliraa (Hö. We). — N: Candia (E); Knossos (We). Ob es sich um die kleistogame Form der rosenrot oder gelb blühenden Rasse {Ä. iva s. s. oder pseudoiva Rob. et Gast.) handelt, läßt sich wohl kaum entscheiden. 1) Wett stein, Handbuch der syst. Botanik, 2. Aufl., S. 258. 2) Engler u. Prantl, Die natürl. Pflanzenfam. I. Teil, Abt. 3, 1. Hälfte, S. 172, Abb. 92. 3) Vgl. Österr. botan. Zeitschr. Bd. 64, 1914, S. 465-482, Bd. 65, 1915, S. 21 bis S. 28, S. 50—75, S. 119 — 140. 205 331. AJuga cMa (Poir.) Schreb, — N: Oandia-Knossos (We); Knossos (Hö). 338. Teucrium microphyllum Desf. — S: Klima (H). 33d. Fr asium majus h. — S: Tybaki (N); nw Tybaki (E); Tybaki- Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). — N: Knossos (Hö, We). 3^0. Salvia triloha L. fil. ~ S: Tybaki (H, N, V, Waj; Tybaki-Klima (We); Hagia Triada (W). - N: Knossos (E, Hö, N, We). 34.\.Salvia viridis L. — S: Tybaki (H, N, V, Wa, W); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). 3^2, Sah ia Jwrminum L. — S: Hagia Triada (V). 3i3. Salvia verhenaca L. — N: Knossos (We). 344. Sideritis curvidens Stapf. — S: Tybaki (H, N, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We); Hagia Triada (V). 34b. Marruhinm apuluni Ten. {M. vulgare L. ß apidum Ten.) — S: Tybaki (H, N, We); Tybaki-Klima (Hö). — N: Candia (E, Wa). 34Q.JPhlomis Sieberi Vierh. — S: Nw Tybaki (E). Man vergleiche über diese Pflanze das unter der folgenden Nummer Gesagte. 341.Phlomis cretica Presl. (P. viscosa Poir.). — S: Tybaki (H, N, V); nw Tybaki (E); Hagia Triada (We). Während Halaesy unsere Pflanze als P. viscosa Poiret be- zeichnet und mit dieser auch P. ferriiginea Tenore vereinigt, bin ich auf Grund eines vergleichenden, sowohl das morphologische Verhalten als auch die geographische Verbreitung der Formen be- rücksichtigenden Studiums des in den Wiener Herbarien befind- lichen Materiales von Phlomis Subsectio Dendrophlomis zur Über- zeugung gelangt, daß P. cretica eine eigene Easse ist, welche weder mit P. viscosa noch mit ferriiginea identifiziert werden darf. Da mich nun meine diesbezüglichen Untersuchungen auch zu einer eigenen Ansicht über die Gliederung der ganzen Subsektion geführt haben, will ich im folgenden, etwas weiter ausgreifend, den ge- samten Formenkreis zum Gegenstande einer kurzen Auseinander- setzung machen. Vorausgeschickt sei, daß ich die Subsectio Dendrophlomis in dem Umfange, welchen ihr Briquet {Labiatae in Engler und Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien IV. 3. a [1897], p. 248 bis 249, als Phlomis Sect. I. [Euphlomis § 3 Dendrophlomis) ge- geben hat, das ist Phlomis Sectio I. Euphlomis § 3 Dendrophlo- mis Bentham (Labiatarum genera et species [1832 — 1836] p. 625 bis 628 und in De Candolle, Prodr. syst. nat. regn. veg. XH [1848] p. 539—540) mit Hinzuziehung der von diesem Autor zu § 4 Oxyphlomis der gleichen Sektion gestellten Arten P. glandulosa, 206 lycia, floccosa und lunariaefolia, für eine ziemlich homogene Gruppe halte, welche eine Reihe miteinander zunächst verwandter Sippen umfaßt. Was nun die natürliche Gliederung von Bendroplüomis anlangt, so kommt als bedeutsamstes Merkmal für eine solche zweifellos die Form (Umriß und Beschaffenheit der Spitze) der Brakteen in Be- tracht. Die Konsistenz dieser Organe spielt daneben eine viel ge- ringere Rolle. Boissier (Flor. or. IV. [1879], p. 784—789) hat bei seiner Übersicht über die orientalischen Arten auf letztere das Haupt- gewicht gelegt, indem er zwei Gruppen unterscheidet, von denen die eine die Arten mit nicht stechenden („Bradeae non pungentes"), die andere die mit steifen, pfriemlichen, fast stechenden Brakteen {„Bradeae rigidae suhulatae stihpungentes") umfaßt, und Briquet (1. c.) hat dann die gleichen Merkmale bei seiner Einteilung der gesamten Gruppe verwendet. Post benützt zur Gruppierung der Arten des Gebietes seiner „Flora of Syria, Palestine and Sinai" (1896, p. 655) ebensosehr die Form wie die Konsistenz der Brakteen und gliedert darnach Bendroplüomis in drei folgendermaßen charak- terisierte Untergruppen: •\ Bracts not spinescent, lanceolate to linear-subulate. — fj Bracts leafy, ovate to cuneate-ovate, the inner cuspidate, more or less oblique. — -fjj Bracts rigid, subulate, spinescent. — Mir scheint die Form der Brakteen das wichtigere Merkmal zu sein, und ich finde es außer den von den genannten Autoren herangezogenen Momenten auch noch von Belang, ob die Brakteen ganz stumpf oder mehr minder zugespitzt sind, ob die Zuspitzung eine mehr allmähliche oder plötzlichere, ob die Spitze gerade oder hakig zurückgekrümmt ist usw. Für systematisch nicht minder wichtig als die Form der Brakteen halte ich die der Kelchzähne. Dieselben erscheinen bald als seichtere, bald als tiefere Ausbuchtungen des oberen Randes des Tubus und sind entweder mehr minder allmählich bis plötzlich in eine Spitze verschmälert oder ausgebuchtet mit in der Mitte der Bucht auf- gesetzter Spitze. Diese ist von sehr verschiedener Länge, aufrecht oder abstehend, gerade oder gebogen und bisweilen, entsprechend den Brakteen, im oberen Teile hakig zurückgekrümmt. Von großer systematischer Bedeutung sind auch die Behaarungs- verhältnisse. Die Haare der oberirdischen Organe sind entweder büschelig verzweigt (Büschelhaare") oder unverzweigt. Die Büschelhaare sind entweder gestielt oder am Grunde knotig verdickt. Die ersteren, deren charakteristischen Bau schon Weiß (Die Pflanzenhaare [1867] p. 536) für P. fruticosa ziemlich aus- führlich beschrieben hat, besitzen einen meist zweizellreihigen, bald 207 kürzeren, bald längeren Stiel, welcher an seiner Spitze mehrere — und raanchraal auch weiter unten einzelne — einzellreihige, ein- bis mehrzellige Äste trägt. Während die Seitenäste einander in Größe und Form immer ungefähr gleich, dabei aber in verschie- denen Fällen von sehr verschiedener Länge sind, indem sie ein- fachen Deckhaaren gleichen, ist der endständige, die Fortsetzung des Stieles bildende Ast oft beträchtlich von ihnen verschieden. Er übertrifft sie nämlich häufig an Länge oder trägt ein Köpfchen und ahmt so entweder ein WoU- oder ein Köpfchenhaar nach. Die Büschelhaare des zweiten Typus bestehen aus einem kleineren oder größeren, vielzelligen Basalknötchen, welches an seiner Spitze einen kürzeren oder längeren Endast und rings um ihn mehrere viel kürzere und dünnere Seitenäste trägt. Der Endast ist entweder köpfchenlos und gleicht dann, je nachdem er steifer und kürzer oder weniger steif und länger ist, einem Borsten- oder Wollhaar, oder trägt ein Köpfchen und täuscht dann ein einfaches Drüsenhaar vor. Wenn, was nicht selten der Fall ist, der Mittelast fehlt, gleichen die Trichome kurzästigen Sternhaaren, wie sie andererseits bei fehlen- den Seitenästen einfache Borsten-, WoU- oder Köpfchenhaare sind. Die verschiedenen Formen der gestielten und ungestielten Büschel- haare und auch die Haupttypen selbst sind durch eine Menge Zwischenformen verbunden. Die im folgenden ab und zu angewen- deten Bezeichnungen Stern-, Woll-, Köpfchen-, Borstenbüschelhaare erklären sich nach dem Gesagten von selbst. Die unverzweigten Trichome sind einzellreihige, ein- bis wenig- zellige Börstehen oder Woll- oder Köpfchenhaare von bald gerin- gerer, bald größerer Länge. Was die Verteilung der Trichome anlangt, so treten an ge- wissen Teilen der Pflanze die beiden Hauptformen nebeneinander auf, während an anderen der eine von beiden die Alleinherrschaft hat. Die Büschelhaare dominieren auf den Stengeln und Blattstielen, der Unterseite der Blattspreiten und Brakteen, der Außenseite der Kelche und Korollen und meist auch auf der Oberseite der Blattspreiten. Die einfachen Haare hingegen sind insbesondere auf der Oberseite der Blattspreiten zwischen die Büschelhaare eingestreut und überwiegen da sogar mitunter beträchtlich über dieselben. Die Oberseiten der Brakteen und Innenseiten der Kelche (am Schlünde) und Korollen (auf der „Haarleiste" der Röhre und gegen den Rand der Ober- lippe zu) sind nur oder doch vorwiegend mit einfachen Börstchen, die unteren Teile der Filamente und Griffel nur mit einfachen Woll- haaren, welche viel zarter und hiehr hin- und hergekrümmt sind als die Wollbüschelhaare, die Fruchtknoten (und Früchte), wenn 208 Abb. 5. Trichome von Dendrophlomis-Arten, und zwar Fig. 1 : Langgestieltes Stern- büschelhaar (P. italica, Braktee u); Fig. 2: Sitzendes Sternbüschelhaar (P. bailanica, Braktee u); Fig. 3: Langgestieltes, langästiges Wollbüschelhaar (P. floccosa, Braktee r); Fig. 4: Fast sitzendes, kurzästiges Wollbüschelhaar (P. cretica, Braktee r); Fig. 5: Borstenbüsehelhaar (P. bailanica, Braktee r); Fig- 6: Kurz gestieltes Eöpfchenbüschel- haar. Stiel verdeckt (P. viscosa. Blatt u) ; Fig. 7 : Einfaches Köpfchenhaar (P. fruticosa, Blatt o); Fig. 8: Einfache Haare (P. fruticosa, Helm der Korolle z); Fig. 9: Ein- fache Haare (P. fruticosa, Röhre der Korolle i). — i = Innenseite, o = Oberseite, r = Rand, u = Unterseite. In ungefähr ^/gg der natürlichen Größe, A. Kasper del. 209 überhaupt behaart, nur mit Büschelhaaren besetzt. Von den Büschel- haaren findet sich der Stern- und Köpfchentypus auf allen grünen Organen und den Korollen, der WoU- und Borstentypus ist auf die Brakteen und Kelche — ersterer zum Teil auch auf die obersten Blätter — beschränkt; das Indument der Fruchtknoten (und Früchte) besteht ausschließlich aus Sternbüschelhaaren. Von den einfachen Trichomen kommen längere Börstchen nur auf der Innenseite der Kelche und Blumenkronen, Wollhaare nur am unteren Teile der Filamente und Griffel vor, während die Vegetationsorgane und Brakteen bloß kurze, unverzweigte, teils Köpfchen tragende, teils köpfchenlose Haare aufweisen und, anscheinend ausschließlich, die letzteren auch fast sitzende Köpfchen führen. Die Dichtigkeit des Auftretens der Trichome, das ist ihre Menge auf der Flächeneinheit, ist auf der Unter-, bzw. Außenseite der Organe phyllomatischer Natur stets größer als auf der zugehörigen Ober-, bzw. Innenseite. Die Oberseite der Brakteen ist häufig ver- kahlt, die Innenseite der Kelche und Korollen, von den Borsten des „Haarringes" der ßöhre und gegen den Rand des „Helmes" zu ab- gesehen, gleich dem oberen Teile der Staubgefäße und Grifi'el und meist auch den Fruchtknoten (und Früchten) vollkommen kahl. In systematischer Hinsicht ist vor allem das Verhalten der Büschelhaare von Bedeutung. Das Vorhandensein oder Fehlen der Haare vom Köpfchentypus, die Art der Behaarung der Brakteen und Kelche — ob vorwiegend sternig, wollig, borstig oder drüsig — die Länge der seitlichen Büscheläste, die Dichtigkeit des Haar- kleides (ob die Behaarung — bei größerer Menge von Sternbüschel- haaren auf der Flächeneinheit — filzig, oder — bei geringerer — flockig ist) usw. sind wichtige Momente für die Unterscheidung der Sippen. Aber auch die einfachen Haare sind systematisch nicht ohne Belang, und zwar sind es insbesondere die Köpfchenhaare, welche in bezug auf Länge, Art der Verteilung und Dichtigkeit des Auftretens zum Teil bei verschiedenen Formen nicht unbeträchtlich differieren. Überdies kommen dann auch noch die Länge der Blattstiele, die B'orm (Umriß, Beschaffenheit des Grundes und der Spitze), Größe, Konsistenz und der Grad der Runzelung der Blattspreiten, die Länge der Tragblätter und Internodien, die Zahl der Blüten- quirle an den Ästen und die Blütenzahl der Partialinfloreszenzen („Halbquirle"), die relative und absolute Länge der Brakteen und Kelche, das gegenseitige Längenverhältnis der Spitzen der Kelch- zähne, die Größe und Farbe der Korollen, die Gestalt des „Helmes", die Breite der Haarleiste der Röhre und die Größe und Form der östprr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 7/8. 14 210 Filamentarfortsätze als mehr oder weniger wichtige Unterschei- dungsmerkmale in Betracht. Der eigenartige Bau der Dendrophlomis-Blüte wird erst durch die — an getrocknetem Material leider nicht zu erwerbende — Kenntnis ihrer Biologie verständlich. Innerhalb der Gattung Phlomis ist nun zweifellos P. Russelliana Lag. blütenbiologisch am besten bekannt. Es war E. Low, welcher die Bestäubungsverhältnisse dieser Art an im Berliner Botanischen Garten kultivierten Exemplaren eingehend untersucht hat. (Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. IV. [1886] p. 113 — 117, t. V., f. 1 — 7: man vergleiche auch Knuth, Handb. d. Blütenbiologie IL 2. [1899] p. 274—275). Wenn auch P. Eussel- liana keine typische DendropJdomis ist, so gleicht doch der Bau ihrer Blüte dem der echten DendrojMomis-Blüien in so hohem Grade, daß mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß sie auch in blütenbiologischer Hinsicht vollkommen mit diesen übereinstimmt. Loew's Befunde an P. Russelliana und Deutungen sind, in Kürze zusammengefaßt, folgende. Die Blüten stehen zu 30 — 40 dicht- gedrängt in Scheinquirlen von etwa 6 cm Durchmesser, bieten also eine große Anlockungsfläche. Der Zusammenschluß der Kelche ist ein sehr dichter. Die Blumenkronen sind gelb gefärbt. Ihre 20 bis 22 mm lange, am Eingange 6 mm, am Grunde 3 mm weite, etwa 7 mm aus dem Kelche hervorragende Röhre trägt im Inneren un- gefähr in der Mitte einen dichten Haarkranz, welcher als Saftdecke dient. Die sehr große, ca. 18 mm lange Oberlippe kann mittels eines sehr sinnreich gebauten federnden Charniergelenkes auf- und abwärtsgeklappt werden. Das Verbindungsstück zwischen Oberlippe und Bohre ist nämlich als stark bauchige Gelenksschwiele ausge- bildet, welche gegen die übrige Oberlippe durch eine zugespitzt endende Furche abgesetzt ist. Die Flanken der Lippe gehen an der Hinterseite der Blüte in einen Kiel über, als dessen seitliche An- schwellung die Gelenkshöcker erscheinen. Um letztere ist nun die Oberlippe derart drehbar, daß ihre Längsachse gegen die Anfangs- lage um einen Winkel von zirka 45" gehoben werden kann. Zu Beginn des Blühens liegt die Oberlippe der Unterlippe dicht an und versperrt so vollkommen den Zugang zur Eöhre. Später hebt sie sich etwas, so daß jetzt kräftigere Besucher (Hymenopteren) sich zwischen Ober- und Unterlippe hineinzuzwängen und erstere weiter aufzu- klappen vermögen, während schwächeren Tieren der Eintritt nach wie vor verwehrt bleibt. Nachdem sich das besuchende Insekt ent- fernt hat, kehrt die Oberlippe von selbst durch die Spannung der Gelenksvorrichtung wieder in ihre Anfangslage zurück und ver- schließt den Blüteneingang von neuem. Nur wenn der Winkel, um 211 den die Oberlippe gehoben wird, die Größe von 45° erreicht, was aber durch ein Insekt niemals bewirkt wird, verbleibt sie auch nach dem Nachlassen der Kraft in ihrer neuen Lage. Die tiefe Einsenkung der Kronenröhre in den Kelch und der sehr dichte Zusammen- schluß der Kelche machen seitliche Verschiebungen der Röhre während des Aufklappens ebenso wie ein Eindringen unberufener Gäste auf dem Wege direkt durch die Röhre unmöglich. Außer diesem Charnierverschluß besitzt die Blüte von P. Rüssel- liana auch noch Einrichtungen für Schutz und Verbreitung des Pollens sowie zur Sicherung der Fremdbestäubung. Die unteren Seitenränder der Oberlippe sind derart umgeschlagen, daß nur ein schmaler vorderer Spalt und eine hintere breitere Fläche über den Filamenten offen bleibt. Die Antheren sind bei unberührter Blüte völlig in der Oberlippe eingeschlossen und dadurch vor Pollen- plünderung durch kleinere, von unten an die Oberlippe heran- kriechende Insekten geschützt. Die Filamentarfortsätze halten die Staubfäden als Sperrhaken in ihrer Lage innerhalb der Kronenröhre fest, und außerdem dienen die Haare zwischen den Filamenten im Inneren der Oberlippe dem gleichen Zwecke. Von den beiden sehr uDgleichlangen Griffelästen trägt nur der untere längere reichliche Narbenpapillen und ragt auch allein aus dem vorderen Spalt der unteren Oberlippenränder hervor. Kriecht ein Insekt, nachdem es ihm gelungen, die Oberlippe zu heben, in die Blüte hinein, so be- rührt es zunächst mit der Oberseite von Kopf und Thorax den Papillen tragenden Griffelast und erst, wenn bei weiterem Vor- dringen die Oberlippe noch mehr aufgeklappt wird, werden die Antheren frei und lagern, da ihre Filamente an der unbeweglichen Kronröhre befestigt und überdies unter sieh in unveränderlicher Lage fixiert sind, den Blütenstaub stets an einer ganz bestimmten Stelle auf der Rückenseite des Besuchers ab. Da der untere Griffel- arm und die Antheren bei ungleicher Höhe an verschiedenen Punkten der Spaltenränder ohne gegenseitige Berührung hervor- treten müssen und notwendigerweise der hervorgekrümmte narben- tragende Griffelast, wie gesagt, zuerst vom Besucher gestreift wird, so ist Fremdbestäubung unvermeidlich gemacht, sofern der Bestäuber Pollen einer vorher besuchten Blüte auf seinem Rücken mitbringt. Der Honig ist am Grunde des Fruchtknotens geborgen. Zur Ausbeutung desselben reicht die Rüssellänge von Bombus hortorum ($ 19 — 21, (^16 mm) zur Not aus. Der kurzrüsselige B. terrestris hatte keinen Erfolg. In ihrer Heimat hat P. Russelliana wohl noch andere Bestäuber, die aber nur unter den längstrüsseligen und kräf- tigsten Bienen gesucht werden können. Falter werden durch die 14* 212 Charnierklappe, kleine Bienen sowie Schwebfliegen durch eben- dieselbe Einrichtung sowie durch den PoUenverschluß völlig abge- halten, ebenso alle anderen kurzrüsseligen Blumengäste. Die Blumen von P. Eusselliana bieten somit das seltene Beispiel einer aus- schließlichen Anpassung an eine einzige Bestäuberkategorie (mono- trope Blumenform). Durch einen Vergleich an Herbarbelegen habe ich mich über- zeugt, daß, wie schon gesagt, die Dendrophlomis- Arien mit P. Rus- selliana in fast allen Merkmalen, welche Loew für diese als charakteristisch hervorhebt, im Prinzipe sehr gut übereinstimmen. Gleichwie bei dieser sind auch bei ihnen die Blüten zu mehr oder weniger dichten Quirlen mit eng aneinanderschließenden Kelchen vereinigt. Die Blumenkrone besitzt ein Charniergelenk von gleichem Bau wie bei P. Busselliana, die Röhre trägt im Inneren gleichfalls einen dichten Haarkranz, die unteren Seitenränder der Oberlippe, die Haare im Inneren derselben zwischen den Filamenten, die Filamentarfortsätze und der Griffel gleichen vollkommen den homo- logen Gebilden dieser Art. Die unteren Teile der Filamente und Griffel sind — was Low für P. Busselliana nicht hervorhebt — ebenso behaart, der Honig ebenso geborgen wie bei dieser. Eine derart weitgehende Übereinstimmung in morphologischer Hinsicht läßt auch auf eine ebensolche in biologischer schließen und es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die einzelnen Teile der Dendrophlomis-Blüie genau ebenso funktionieren, und die Be- stäubung derselben in genau der gleichen Weise stattfindet wie bei P. Busselliana. Abweichungen sind, abgesehen von der Blüten- farbe, die bei einigen Dendrophlomis- Arten purpurn ist, nur quanti- tativer Natur und beziehen sich auf die Blütenzahl der Quirle, den Grad der Dichtigkeit derselben und die Größenverhältnisse der Blütenteile. Die Quirle sind bei manchen DendropMomis-Arien in- folge einer Verlängerung der Achsen und eines minder engen Zu- sammenschlusses der Kelche weniger dicht als bei P. Busselliana, die Blütenzahl der Quirle und die Dimensionen der einzelnen Teile der Blüte bei ersterer Gruppe oft kleiner, höchstens ebensogroß und niemals größer als bei letzterer Art. Es ist zu vermuten, daß bei kleinerblütigen Arten von Dendrophlomis die blütenbiologischen Verhältnisse zwar im Prinzipe die gleichen sein werden wie bei P. Busselliana, daß aber vielleicht doch eine graduelle Verschieden- heit bestehen dürfte, insofern als die Bestäubung auch durch kleinere Hymenopteren vermittelt werden kann. Aus dem Umstände, daß von den obengenannten Unterscheidungs- merkmalen innerhalb der Subsektion Dendrophlomis die meisten, 213 und selbst so wichtige wie die Form der Brakteen und Kelchzähne, nur teilweise größere systematische Bedeutung haben, teilweise aber sogar innerhalb einer und derselben Art größeren oder geringeren Schwankungen unterworfen sind, geht hervor, daß eine natürliche Gruppierung der Formen nur auf Grund der Berücksichtigung aller wesentlichen Merkmale erzielt werden kann. Durch die nun folgende vergleichende Zusammenstellung der mir bekannt gewordenen Sippen von DendropJilomis sollen in ge- drängter Form die auf den systematisch wichtigsten Merkmalen basierten Unterschiede und die geographische Verbreitung der ein- zelnen Formen besprochen und auch ihre verwandtschaftlichen Be- ziehungen erörtert werden. A. Brakteen pfriemlich bis schraal-lanzettlich, selten lanzettlich. Kelchzähne sehr kurze, meist ausgerandete Ausbuchtungen der Kelchröhre, mit aufgesetzter Spitze. Korollen gelb oder purpurn. Büschelhaare mit Köpfchen oder ohne solche. Äste drei- bis ein- quirlig. Halbquirle kurz gestielt oder sitzend. Angustehracteatae Vierhapper. — Abb. 6, Fig. 1 — 13. a) Kelchzähne mit sehr kurzer, höchstens 1 mm langer, Spitze. Korolle gelb. a) Büschelhaare insgesamt sternartig oder einzelne auch kurzwollig. Blattspreiten länglich, mit abgestutzter bis keilig verschmälerter Basis. * Büschelhaare, von ganz wenigen kurzwolligen abgesehen, sternartig, langästig. Blattspreiten mit abgestutzter, kaum herzför- miger Basis. Halbquirle sitzend. Brakteen ziemlich weich, länglieh- lineal bis lineal, stumpf P. aurea Decaisne in Ann. Sc. Nat. Ser. II. IL (1834) p. 251. — Abb. 6, Fig. 1. Synonyme. P. angustifolid Miller, The Gard. Dict. ed. YIII. (1768) Nr. 2; Bentham, Lab. Gen. et Spec. (1832—1836) p. 626. — P. flavescens Miller l. c. Nr. 10. Verbreitung. Sinaihalbinsel. Belege. Sinaihalbinsel. 1. Desert du Sinai, entre les roehers. N. Bove Nr. 54 (M); 2. In rupestribus montis Sinai, ünio itiner. 1835. W. Schimper Nr. 313 (M, ü). ** Büschelhaare insgesamt sternartig, kurzästig. Blattspreiten mit keilig verschmälerter Basis. Halbquirle kurz gestielt. Brakteen steiflich, pfriemlich-lineal, sehr kurz zugespitzt . . P. amanica Vierhapper, nom. nov. — Abb. 6, Fig. 2. Synonyme. P. chrysophylla ß oblong ifolia Boissier, Flor. or. IV. (1879) p. 788 — non P. oUongifolia Prain in Ann. Bot. Gard. Calc. III. 2. (1891) p. 231. 214 4*" '^J xsr >^. t^. \ \^ 11. Abb. 6. Kelche und Brakteen der Angustebracteatae. Fig. 1: P. aurea: Fig. 2: amanica; Fig. 3: chrysophylla; Fig. 4: lycia; Fig. 5: elliptica; Fig. 6: Bourgaei; Fig. 7: viscosa; Fig. 8: bailanica; Fig. 9: longifolia; Fig. 10: ferrugined; Fig. 11: creitca; Fig. 12: floccosa; Fig. 13: Portae. In ^^j der natürlichen Größe. A. Kasper del. 215 Verbreitung. Nordsyrien. Belege. Nordsyrien. 1. In glareosis alvei ad pagum ürsusa frequens frutieosa alt. 300'. Th. Kotschy. PI. Syriae bor. ex Amano occidentali supra Arsus 1862, Nr. 111 (M). Ist meines Erachtens von P. chrysophylla, zu welcher sie Bei ssier als Varietät stellt, durch die angegebenen Merkmale spezifisch verschieden. ß) Büschelhaare sternartig und wollig, zum Teil auch mit Köpf- chen. Blattspreiten länglich bis rundlich, mit tief herzförmiger Basis. * Wollbüschelhaare kurz. Blattspreiten rundlich bis eiförmig, sehr stumpf. Halbquirle sehr kurz gestielt. Brakteen steiflich, pfriem- lich-lineal, sehr kurz zugespitzt P. chrysophylla Boissier Diagn. plant, or. nov. IL 12. (1853) p. 89. — Abb. 6, Fig. 3. Verbreitung. Syrien: Vorgebirgsstufe. Belege. Syrien. 1. Syria. Pinard (M); 2. In primo adscensu a Roschaya alt. 5500 ped. Th. Kotschy, It. Syr. 1855: In terri- torio montis Hermon Nr. 166 (M); 3. Antilibanon. Djebel Cheikh. Gaillardot (M); 4. In Libani australis declivitatibus oecidentalibus subalpinis, in aridis prope Ain Zahalta alt. 1500 — 1600 m s. m. leg. J. et F. Bornmüller. J. Bornmüller, It. syr. IL (1910). It. or. XL Nr. 12303 (M, ü); 5. Syria. Taurus. Kotschy (M). Das Auftreten von Köpfchenbüschelhaaren an den grünen Or- ganen und die gestielten Halbquirle deuten auf enge Beziehungen dieser Pflanze mit P. viscosa. Vielleicht ist sie eine Gebirgsform dieser Art, der sie jedenfalls näher steht als der P. amanica. Auch mit P. lycia ist sie nahe verwandt. ** Wollbüschelhaare lang. Blattspreiten länglich bis eiförmig, stumpf bis sturapflich. Halbquirle sitzend. Brakteen ziemlich weich, lineal-lanzettlich, lang zugespitzt P. lycia D. Don in Taylor, Ann. Nat. Hist. VIL (1841) p. 458. — Abb. 6, Fig. 4. Verbreitung. Lyzien, Karlen: Bergstufe (ob stets?). Belege. Lyzien. 1. Bazirgian Zailany. Akropolis. Luschan (U). P. lycia ist zweifellos mit P. chrysophylla sehr nahe verwandt und wohl auch mit P. Bourgaei, zu welcher sie sich in morpho- logischer — und vielleicht auch in phyletischer — Hinsicht ähnlich verhält wie P. chrysophylla zu viscosa. Benthara rechnet sie (in De Oandolle, Prodr. 1. c. p. 541), meines Erachtens fälschlich, zu Oxyphlomis. — Was ihr Vorkommen anlangt, so ist sie nach Don: „common in mountainous woods in the northern parts of Lycia". b) Kelchzähne mit längerer oder kürzerer, jedoch stets über 1 mm langer Spitze. 216 a) Korolle blaßviolett. Büschelhaare insgesamt steroartig, kurz- ästig. Blattspreiten sehr stumpf, am Grunde abgerundet bis fast keilig verschmälert oder schwach herzförmig. Brakteen steiflich, lineal, spitz bis sehr kurz zugespitzt. Spitze der Kelchzähne auf- recht, gerade P. elliptica Bentham^ Labiatarum genera et species (1832 — 1836) p. 626. — Abb. 6, Fig. 5. Verbreitung. Südpersien. Belege. Südpersien. 1. In 1. apricis faucium m. Sabst-Buschom pr. u. Schiras. Th. Kotsehy, PI. Pers. austr. Ed. E. F. Hohen- acker, 1845, Nr. 372 (M, U); 2. Kuh Saebs Buschom bei Schiras. Stapf (ü); 3. Kuh Saerdab b. Khane Zaenian. Stapf (U). P. elliptica hat unter den sub A b besprochenen Arten die kürzesten Kelchzahnspitzen und nähert sich in dieser Hinsicht am meisten den sub A a namhaft gemachten Sippen. Sie ist wohl mit P. amanka nahe verwandt, keinesfalls aber mit P. lanata, in deren Nachbarschaft sie Bentham und auch Boissier (Flor, or. 1. c. p. 785) postiert. Im übrigen ist ihre Stellung innerhalb Dendroplilomis eine recht isolierte. Im Wiener Hofherbar unter dem Namen elliptica Benth. liegende Exemplare mit der Verbreitungsangabe Persia (ex Herb. FML. von Bergler M) stimmen mit dem Typus in dem so charakteristischen Zuschnitte der Blattspreiten gut überein, unterscheiden sich aber von ihm vor allem durch deren geringere Steifheit und größere Dimensionen, ferner durch das wollig-büschelige Induraent, die weichere Konsistenz und größere Breite der Brakteen, die viel kür- zereu Spitzen der Kelchzähne, die größeren Korollen und die gelbe Farbe der Oberlippe derselben. Durch die meisten dieser Merkmale nimmt diese Pflanze, welche vielleicht eioe neue Form ist, eine Mittelstellung zwischen P. elliptica und anderen Dendrophlomis- Arten, z. B. P. fruticosa, ein. Wenn ich es unterlasse, mich näher mit ihr zu befassen, so geschieht es, weil ich mir über ihre Provenienz — aus welchem Teile Persiens sie stammt, und ob die Belege einer spontanen oder, wie es fast den Anschein hat, kulti- vierten Pflanze angehört haben — nicht im klaren bin. ß) Korolle gelb. Brakteen allmählich in eine kürzere oder längere Spitze verschmälert. * Blattspreiten am Grunde herzförmig. f Spitzen der Brakteen und Kelchzähne gerade oder schwach gebogen, am oberen Ende nicht hakig zurückgekrümmt. O Kelche entweder ohne wollige Büschelhaare oder nur spär- lich mit wollig-borstlichen besetzt. D Blattspreiten ziemlich dünn, wenig runzelig. 217 X Indument mehr minder reichlich drüsig, ßüschelhaare an den Stengeln und Blättern fast insgesamt sternartig, zumeist mit Köpf- chen, an den Brakteen und Kelchen zum Teil ebenso, zum Teil dünnborstig mit Köpfchen oder ohne solche, oder borstlich -wollig. Längere Kelchzahnspitzen stets länger als 3 '5 mm, maximal 6 '5 mm lang. Blattspreiten eiförmig bis länglieh eiförmig, mit tiefer bis seichter herzförmigem Grunde, oben grün, unten graugrün. 0 Brakteen sehr schmal lineal-lanzettlich bis fast pfriemlich, die äußeren von den Kelchen abstehend, die inneren ihnen locker anhegend. Kelchzahnspitzen dünnpfriemlich. Büschelhaare der Brakteen und Kelche zum Teil dünnborstig, meist mit Köpfchen, seltener ohne solche. Halbquirle sehr kurz gestielt. P. Bourgaei Boissier, Flor. or. IV. (1879) p. 787. — Abb. 6, Fig. 6. Verbreitung. Pamphylien, Lyzien. Belege. Pamphylien. 1. Adalia, in rupestribus maritimis. B. Bourgeau, Plantae Lyciae, 1860, Nr. 201 (M, U). — Lyzien. 1. Gjölbaschi. Luschan (ü). P. Bourgaei ist, wie schon Boissier hervorhebt, zweifellos mit P. viscosa zunächst verwandt. ^ 0 Brakteen schmal lineallanzettlich, die äußeren weniger weit von den Kelchen abstehend, die inneren ihnen dichter an- liegend. Kelchzahnspitzen pfriemlich. Büschelhaare der Brakteen und Kelche kürzer oder länger dünnborstig, mit Köpfchen oder ohne solche und dann oft fast wollig. Halbquirle kurz gestielt. P. viscosa Poiret in Encycl. raeth. V. (1804) p. 271. — Abb. 6, Fig. 7. Synonyme. P. glandulosa Schenk, PL sp. Aeg. Ar. Syr. (1840), p. 20. Verbreitung. Syrien, Palästina, Zypern. Belege. Syrien. 1. Saida. Blanche (M); 2. Premieres pentes du Libanon, ä Test de Saida. Gaillardot (M,U); 3. Orescit versus Anubin Libaui supra Tripoli alt. 4000 ped. Th. Kotschy, It. syr. 1855, Nr. 720 (M); 4. Beyrouth. Oollines de St. Dimitry. Blanche Nr. 197 (M). — Palaestina. 1. Orescit in rupestribus Hebron alt. 2600 ped. Th. Kotschy, lt. Syr. 1855, Nr. 795 (M); 2. ludaea, in montibus calc. ad Bab-el-Wad ditionis Latran. J. Born- müller, It. Syr. 1897, Nr. 1343 (M, U). — Zypern. 1. Inter Limasol et Omadur alt. 600 ped. Th. Kotschy, It. Oilic.-Kurd. 1859. Plantae in insula „Cypro" lectae. Suppl. 464 (M). Nach der Quantität und Länge der dünnborstigen, köpfchenlosen Büschelhaare der Brakteen und Kelche kann man P. viscosa in 218 zwei Formen trenneo, von denen die eine mit spärlichen, liürzeren Haaren sich der P. Bourgaei nähert, die andere durch reichlichere, längere, last kurzwollige Haare an P. cretica geraahnt. Beide sind durch Zwischenformen verbunden, in typischer Ausbildung aber leicht auseinanderzuhalten. Unter den mir vorliegenden Exemplaren gehören die von Saida (Syrien 1., 2.) zur ersteren, die von Beyrouth (Syrien 4.), Palästina (1., 2.) und Zypern (1.) zur letzteren Rasse, während die vom Anubis (Syrien 3.) als Zwischenform autzufassen sind. P. viscosa steht mit Bourgaei, haüanica, longifolia, ferruginea und cretica und auch mit P. chrysophylla in zum Teil mehr, zum Teil weniger innigen Beziehungen und ist überdies auch diejenige Dendrophlomis- Art, welche sich am meisten der OxypJilomis-GrüTp^e (Sectio Euphlomis § 4 Oxyphlomis Bentham) nähert. Denn sie ist zweifellos auch sehr nahe verwandt mit P. Russelliana Lagasca (in Bentham 1. c. p. 269) (:= P. lunariaefolia ß Russelliana in Curtis's Bot. Mag. LH [1825] t. 2542), einer Pflanze, welche meines Erachtens den Übergang zwischen Dendrophlomis und Oxyphlomis vermittelt. Leider liegen mir keine Exemplare der Ori- ginalpflanze vor, sondern nur solche, welche Bornmüller und Sintenis im nördlichen Kleinasien gesammelt und als P. Russel- liana und samia ausgegeben haben: 1. Bithynia: Brussa, in um- brosis inferioris moutis Keschisch-dagh, ca. 200 m s. m. J. Born- müller, It. Anatol. III. 1899, Nr. 5468 (Q): als P. Russelliana Lag. =: P, Bornmülleri Haussknecht in lit. et herb.; 2. Paphlagonia. Wilajet Kastambuli. Tossia: Karadere-Devrendi, in herbidis. P. Sin- tenis, It. or. 1892, Nr. 4564 (ü): als P. Russelliana Lag. det. Haussknecht; 3. Amasia. In umbrosis silvaticis regionis montanae „Abadschi-dagh" 1400m. J. Bornmüller, pl. ex. Anatolia orient. a. 1889, Nr. 657 (U): als P. satnia L. vid. Freyn. Diese alle ent- sprechen nun der Curtis'schen Abbildung und insbesondere der Bentham'schen Diagnose der echten P. Russelliana so gut, daß anzunehmen ist, daß sie ihr sehr nahestehen, wenn schon nicht vollkommen mit ihr identisch sind. Eine andere Frage ist es jedoch, ob diese P. Russelliana identisch ist mit der Pflanze, welche Eussell in seinem Werke über Aleppo (The nat. bist, of Aleppo [1756]) einmal als P. orientalis angusto et longiore folio flore luteo (I, p. 47, tab. 8) und ein zweitesmal als P. herhae venti forte varietas floribus luteis (II, p. 269, t. 16) abgebildet hat, denn diese unterscheidet sich nach den zitierten Abbildungen von der in Botanical Magazine dargestellten, welcher der Name Russelliana mit Eecht zukommt, durch schmälere, länger zugespitzte Blätter, 219 ärmerblütige Quirle und anscheinend nicht abstehende Kelchzähne und kommt so der P. viscosa zum mindesten sehr nahe, wenn sie nicht überhaupt mit ihr identisch ist. Doch sei dem wie immer, auf jeden Fall ist auch die P. Russelliana Lagasca's und Bentham's mit viscosa nahe verwandt, darf aber keineswegs mit ihr identifiziert werden, wie Boissier (Flor. or. 1. c. p. 788), allerdings mit Fragezeichen, und Briquet (1. c.) dies tun. Denn sie hat zwar mit dieser die schmallanzettliche Form der Braktef/n etc. gemeinsam, unterscheidet sich aber von ihr vor allem durch den staudigen Wuchs („herbacea" Bentham) und im Zusammenhange damit durch den Besitz von basalen Innovationsblättern, während bei der halbstrauchigen viscosa solche fehlen, durch die viel längeren Stiele und größeren, breiteren Spreiten der unteren Stengelblätter, die reicherbiütigen, dichteren Quirle und die wagrecht — nicht mehr minder aufrecht — abstehenden, längeren, dünneren Kelch- zahnspitzen. Überdies sind die Vegetationsorgane der P. Russel- liana stets nur mit köpfchenlosen Büschelhaaren bekleidet, während die der viscosa außer — oft Köpfchen tragenden — Büschelhaaren stets auch, wenigstens auf der Oberseite der Blattspreiten, einfache Haare mit Köpfchen oder ohne solche aufweisen. Durch den stau- digen Wuchs und die dichten Blütenquirle nähert sich P. Russel- liana der Subsectio Oxyphlomis. Von P. samia L., einem typischen Vertreter dieser Gruppe, mit welchem sie gelegentlich verwechselt wird, unterscheidet sie sich durch das nicht drüsige Induraent, die viel kürzeren, schmäleren Brakteen und kürzeren Kelche, deren Zähne eine aufgesetzte Spitze tragen und nicht allmählich in eine solche verschmälert sind, durch die gelb — nicht rosenrot — ge- färbte Korolle usw. X X Indument fast bis ganz drüsenlos. Büschelhaare an den Stengeln und Blättern fast insgesamt sternartig, ohne Köpfchen, an den Brakteen und Kelchen zum Teil ebenso, zum Teil kürzer oder länger borstig. 0 Blattspreiten eiförmig bis länglich-eiförmig, höchstens zwei- mal länger als breit. Kelchzahnspitzen bis zu 5*5 mm lang. Borsten- büschelhaare der Brakteen und Kelche am Grunde knotig verdickt, mit langer, dicklicher Borste . . . . P. bailanica Vierhapper, forma nova. — Abb. 6, Fig. 8. Diagnose. Sectio EupJilomis § Dendrophlomis Bentham. Folia lamina subtenui, ovata — oblongo-ovata, maximum duplo longiore quam lata, basi cordata, supra obscure viridi, subtus canescente, rugulosa. Semivertieillastra brevissime pedunculata. Bracteae e basi patente sursum curvatae, calyeibus non accumbentes, anguste hneari- 220 lanceolatae, acuminatae, calycis tubum aequantes vel parurn supe- rantes. Caljx tubo 14 — 15*5 mm longo, dentibus parte basali depressissimo-obcordata, apicali, quasi imposita, subulata, erecto- patula, recta vel apice vix uncinata, usque 5*5 mm longa. Corolla flava, ca. 32 mm longa. Starainura superiorum filamenta evidenter appendiculata. Pili fasciculati caulium et foliorum omnino fere stellu- lati, bractearum calycumque pro parte eodem modo, pro parte evi- denter setiferi, basi incrassati. Synonyme. P. viscosa Boissier, Flor. or. IV. (1879), p. 788 p. p., non Poiret. Verbreitung. Nordsyrien. Belege. Nordsyrien. 1. Syria septentrionalis. Prope Alexan- drette. Orient, herb. Montbret (M); 2. Frequens ad aquaeductum Bailanensem in calcariis devexis. Th. Kotschy, PL Syriae bor. ex Araano prope Bailau 1862, Nr. 38 (M). Außer mit P. longifolia, der sie zu allernächst steht, ist unsere Pflanze auch mit P. viscosa und ferruginea sehr nahe verwandt und von ersterer insbesondere durch das drüsenlose Indument und die borstig — nicht flaumig oder fast wollig — behaarten Brakteen und Kelche, von letzterer vor allem durch die dünneren, unterseits schwächer runzeligen Blattspreiten, die kurz gestielten — nicht sitzen- den — Halbquirle und die den Kelchen nicht anliegenden Brakteen verschieden. Ob sie als eigene Art aufzufassen oder, was ich für wahrscheinlicher halte, mit P. longifolia zu einer solchen zu ver- einigen ist, muß Untersuchungen an größerem Material vorbehalten bleiben. \Z\\Z\ Blattspreiten lanzettlich, drei- bis viermal länger als breit. Kelchzahnspitzen kürzer, höchstens 3' 5 mm lang. Borstenbüschel- haare der Brakteen und Kelche mit kürzerer, dünnerer Borste P. longifolia Boissier et Blanche in Boissier, Diagn. plant, nov. or. III. ser. II. Nr. 4 (1859) p. 47. — Abb. 6, Fig. 9. Synonyme. P. viscosa ß angustifolia Boissier, Flor. or. IV. (1879) p. 788. Verbreitung. Syrien. Belege. Syrien: Libanon. 1. Solima. Coli. Blanche (M); 2. Auf einem felsigen Abhang bei Babta. Th. Pich 1er Nr. 50 (ü). Ich stimme mit Bornmüller, welcher das Artrecht der P. longifolia reklamiert (in Verh. d. zool.-bot. Gesellsch. Wien XLVIII [1898J p. 623), in der Ansicht überein, daß dieselbe in der Tat von P. viscosa spezifisch verschieden ist, glaube aber, daß sie nicht dieser, sondern der P. bailanica, welche ja Bornmüller von I I 221 viscosa Dicht unterscheidet, zunächst steht, und verweise auf das über diese Gesagte. □ D Blattspreiten dicklich, unterseits ziemlich runzelig, eiförmig bis länglich-eiförmig, mit seicht herzförmigem Grunde, oben dunkel- grün, unten grau. Indument fast bis ganz drüsenlos. Büschelhaare der Stengel und Blätter sternartig, ohne Köpfchen, der Brakteen und Kelche zum Teil ebenso, zum Teil mit steiflicher, langer, köpfchenloser Borste. Halbquirle sitzend. Brakteen schmal lineal- lanzettlich, die inneren den Kelchen anliegend, die äußeren etwas abstehend. Kelchzahuspitzen dicklich pfriemlich, schwach gebogen, längere bis 5 mm lang P. ferruginea Tenore, Flor. Nap. L (1811—1815) p. 35 p. p., IL (1820) p. 36, t. 57. — Abb. 6, Fig. 10. Synonyme. P. viscosa Pariatore, Flor. It. cont. da Caruel, VI. (1884) p. 227, Don Poiret. — F. viscosa ß ferruginea Beguinot in Fiori ed Beguinot, Flor. anal. d'Ital. III (1903) p. 29. Verbreitung. Unteritalien, Belege. Unteritalien. 1. In Apulia. Tenore (M, U); 2. In Lucania Tenore (M). Pariatore und, wie schon erwähnt, auch Halacsy, identi- fizieren P. ferruginea mit viscosa und cretica und haben hierin ebenso Unrecht wie Boi ssier (Flor. or. 1. c. p. 787), welcher nur letztere mit ihr vereinigt. In Wirklichkeit ist sie, wie aus unserer Zusammenstellung hervorgeht, von diesen beiden Spezies vor allem durch die Art der Behaarung auffällig genug verschieden und auch gar nicht mit ihnen zunächst verwandt, sondern vielmehr mit P. hai- lanica, von der sie sich insbesondere durch die dickeren, unterseits dichter behaarten und stärker runzeligen Blattspreiten unterscheidet, während sie in der Art des Indumentes mit ihr übereinstimmt. OO Brakteen und Kelche reichlich mit wolligen und überdies mit vielen bis wenigen drüsig borstlichen und sternartigen, köpfchen- losen Büschelhaaren besetzt. Büschelhaare der Stengel und Blätter insgesamt sternartig, köpfehenlos, kurz- bis langästig. Blattspreiten dicklich, unterseits runzelig, breit- bis länglich-eiförmig, ebensolang bis dreimal länger als breit, am Grunde seichter oder tiefer herz- förmig, selten (die oberen) abgestutzt bis plötzlich keilig verschmälert, oben grün bis graugrün, unten grau bis weißlich grau. Halbquirle sitzend. Brakteen schmal lineal-lanzettlich, die inneren den Kelchen anliegend, die äußeren wenig abstehend. Kelchzahnspitzen pfriem- lich bis dicklich-pfriemlich, gerade bis schwach gebogen, die läng- sten bis 5 mm laug P. cretica Presl, Delic. Prag. (1822) p. 84. — Abb. 6, Fig. 11. 222 Synonyme. P. ferruginea ß? cretica Benthara, Lab. gen. et spec. (1832—1836) p. 627. — P. ferruginea ßoissier, Flor. or. lY. (1879) p. 787, non Tenore. — P. viscosa Halacsy, Consp. Flor. Graec. II. (1902) p. 507, non Poiret. Verbreitung. Ehodos, Kreta, Kythera, Peloponnes. ^) Belege. Ehodos. 1. Montagne de Ehodes Viejo pres Trianda. E. Bourgeau, PL de l'Ile de Ehodes 1870, Nr. 131 (M); 2. Insel Ehodos. Hedenborg (M). — Kreta. 1. Sieber (M); 2. La Canee, lieux incultes. Eeverchon, PI. de Crete 1883, Nr. 143 (H, ü); 3. Supra ümali in dumetis distr. Khaniotika. Baldacci, It. cret. 1893, Nr. 239 (ü); 4. Kissamos, heux arides. Eeverchon, PI. de Crete 1884, Nr. 202 (H, U); 5. Suda. Sieber (M); 6. Südküste. Tybaki. Eberstaller, Hayek, Nabelek, Vierhapper, E. von Wettstein (U). — Kythera. 1. Cerigo. Makowsky (Z). — Pelo- ponnes. 1. In monte Malevo Laconiae prope Hajos Johannis; alt. 3000'. Orphanides, Flor, graec. exs. Nr. 523 (H). P. cretica variiert einigermaßen in der Gestalt der Blattspreiten und in der Länge des Kelchtubus und der Spitzen der Kelchzähne. Besonders auffällig sind die von Hedenborg auf Ehodos ge- sammelten Exemplare durch ihre relativ schmalen Blattspreiten (Länge : Breite = 3 : 1), den kurzen Kelchtubus (Länge 11mm, bei der typischen Pflanze 14 mm) und die kurzen Kelehzahnspitzen (maximal 2 mm, bei der typischen Pflanze bis 5 mm lang). Sie verhalten sich zur typischen, breiterblätterigen Pflanze mit längerem Kelchtubus und längeren Kelchzahnspitzen ähnlich wie P. longifolia zu hailanica. Da sie aber zum unterschiede von P. longifolia in den Behaarungsverhältnissen mit der gewöhnlichen Sippe, die übrigens auch auf Ehodos vorkommt (Nr. 1), völlig übereinstimmen, und ich ähnliche Belege auch aus Kreta stammend (Nr. 2 z. T.) gesehen habe, unterlasse ich es, diese Pflanze als eigene Easse zu separieren. ff Spitzen der Brakteen und Kelchzähne am oberen Ende hakig zurückgekrümmt. Büschelhaare lang gestielt, an den Stengeln und Blättern insgesamt sternartig, köpfchenlos, kurz- bis langästig, an den Brakteen und Kelchen langwollig, laugästig, sehr dicht stehend. Blattspreiten dicklich, eiförmig bis länglich-eiförmig, ly, — 2V2mal länger als breit, am Grunde mehr minder seicht herzförmig, oben graugrün, unten weißlichgrau, zuletzt runzelig. Halbquirle sitzend. Brakteen schmal lineal-lanzettlich, die inneren den Kelchen anliegend, die äußersten wenig abstehend. Kelchzahnspitzen bis zum oberen I 1) Im Herbar Z liegt ein Exemplar der P. cretica, welches angeblich aus Syrien stammt (Syrien: Antilibauon und Damaskus. Makowsky). Es handelt sich höchst- wahrscheinlich um eine Etiketten Verwechslung oder einen sonstigen Irrtum. 223 Ende gerade oder wenig gebogen, pfriemlich, steiflich, die beiden längeren meist viel länger und dicker als die drei kürzeren, bis zu 5 mm lang P. floccosa Don in Bot. Reg. XV. (1829) tab. 1300. — Abb. 6, Fig. 12. Synonyme. P. samia a bicolorYmmi, Flor. Lib. spec. (1824) p. 30, tab. XV, fig. 2. — P. hicolor Bentham, Lab. gen. et spec. (1832—1836) p. 629. — P. lanata Gandoger in sched. non Will- denow. — P. lanata f. latifolia Gandoger in sched. — P. floccosa in Stefani, Forsyth Major et Barbey, Karpathos (1895) p. 125; Pitard in Bull. soc. bot. de France LVI. (1909) p. CLXXXIX. Verbreitung. Nordafrikanische Küstenländer von ünterägypten bis Südtunesien. Insel Karpathos. Belege. Unterägypten. 1. Alexandria. 0. G. Ehrenberg (M); 2. Mariut. P. Ascherson. lt. Aeg. IV, Nr. 1151 (M); 3. Mariut bei Alexandrien. Blumenkron (ü); 4. Inter segetes et in coUibus calcareis ad palatium eversum Said Pacha prope Mariout. Plantae Aeg. ausp. A. Letourneux lectae Nr. 120 (M, ü). — Cyrenaika. 1. Cyrenaique (ü); 2. Benghasi. Petrovich, Flor. Cyr. Nr. 76 (ü). — Tunesien. 1. Nabel. M. Gandoger, Flor. Afr. bor. Nr. 36 (M); 2. Nabel. M. Gandoger, Flor. Afr. bor. Nr. 39 (M). — Kar- pathos. 1. Pigadia. Plantae a Th. Pichler in insula Karpathos ausp. W. Barbey lectae. Nr. 554 (U); 2. Allgemein auf allen Orten bis auf die Gebirge. Pichler (ü). Gleich Boissier (Flor. or. 1. c. p. 786) halte ich P. floccosa für eine Angehörige der Dendrophlomis-Grai^-pe und vermag Ben- tham, der sie zu Oxyphlomis stellt, nicht beizupflichten, denn ich glaube, daß ihre Beziehungen zu verschiedenen Dendrophloniis-KxiQiL, insbesondere zu P. cretica, viel innigere sind als die zu P. samia und den übrigen typischen Repräsentanten von Oxyphlomis. Ob die von Viviani als P. samia a hicolor beschriebene Pflanze mit P. floccosa völlig identisch ist, vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, halte es aber trotz der von Bentham auf Grund der Ab- bildung Vivianis, welche die Brakteen steifhaarig und nicht wollig darstellt, erhobenen Bedenken für mehr als wahrscheinlich, da im übrigen Vivianis Abbildung und Diagnose — letztere vor allem durch Hervorhebung des Merkmales der unzinaten Kelchzahnspitzen — sehr gut der Don 'sehen Pflanze entspricht, und mir überdies aus der Cyrenaika echte P floccosa vorliegt. — Die tunesische Pflanze ist vielleicht mit der ägyptischen nicht vollkommen identisch. Gandoger bezeichnet sie auf einer Etikette als lanata f. latifolia. Leider ist der Zustand der mir vorliegenden Exemplare, da sie schon verblüht sind, nicht geeignet, diese Frage näher zu beantworten. 224 Von ganz besonders großem pflanzengeographischen Interesse ist das Vorisoramen der im übrigen in ihrer Verbreitung auf Nord- afrika beschränkten Art auf Karpathos, um so mehr als sie auf den benachbarten Inseln Kreta und Rhodos fehlt und hier durch die zwar sehr nahe verwandte, aber doch scharf von ihr verschiedene P. cre- tica vertreten wird. ** Blattspreiten am Grunde keilig verschmälert, dünn, eiförmig- länglich, 2V2— 3V2D3äl länger als breit, oben grün, unten grau- grün, kaum runzelig. Büschelhaare der Stengel und Blätter insge- samt sternartig, köpfchenlos, der Brakteen und Kelche zum Teil ebenso, zum Teil langborstig-wollig. Halbquirle sitzend. Brakteen schmal lineal-lanzettlieh bis lanzettlich, mit gerader Spitze, die inneren den Kelchen anliegend, die äußersten wenig abstehend. Kelchzahnspitzen gerade, pfriemlich, die längsten bis zu 4 mm lang. P. Portae Kern er in Nyman, Consp. Flor. Eur. (1878—1882) p. 581 und bei Huter in Ost. Bot. Zeitschr. LVII (1907) p. 359. — Abb. 6, Fig. 13. Verbreitung. Oberitalien: Verona. Belege. Oberitalien. 1. Verona, in locis petrosis. Porta (H, M); 2. Prope Veronam, in apricis. Porta (ü); 3. Venetia, dit. Verona: in coUibus apricis; sol. calc. alt. 100 — 200'. Porta (ü); 4. Venetia, in collibus apricis supra civitatem Veronae sol. calcar. 100—200'. Porta (M, ü). Huter hält P. Portae für einen Gartenflüchtling, Goiran (nach Beguinot in Fiori ed Beguinot, Flor. anal. d'Italia III. [1903 bis 1904] p. 30) für eine unter dem Namen P. fruticosa in einem Garten in Verona kultivierte Pflanze („P. Portae Kerner, iudicata pel Veronese, e da riferirsi verisimilm. ad una pianta che sotto la falsa denominazione di Ph. fruticosa era coltivata neu' antico Orto botanico di Verona [Goiran in litt.]" Beguinot 1. c). Sollte P. Portae in der Tat aus der Kultur stammen, was auch ich für wahrscheinlich halte, so wäre zunächst die Frage zu beantworten, zu welcher der als spontan bekannten Arten sie gehört. Da sie aber, wie aus unserer Zusammenstellung hervorgeht, mit keiner derselben identisch ist, liegt es nahe, an die Möglichkeit zu denken, daß es sich um eine zufällig im Garten entstandene Hybride handelt. Die einigermaßen sterile Beschaffenheit des Pollens spricht sehr zugunsten dieser Annahme. Als mutmaßliche Stammeltern des Bastardes kämen, seinem morphologischen Verhalten nach, wohl nur P. fruticosa und ferruginea in Frage, zwischen welchen er sich in vieler Be- ziehung intermediär verhält. ■ 225 Anhangsweise seien hier drei höchst wahrscheinlich zu den Angustthracteatae gehörende Arten angeführt, von denen ich keine Belege gesehen habe: P. parvifolia Post (Flora ofSyria, Palaestine and Sinai [1896] p. 658) aus Syrien (Bitias, Amanus), P. Bertrami Post (in Mein, de l'Herb. Boissier Nr. 18 [1900] p. 98) aus Syrien (Libanon : bei el Farät) und P. chimerae Boissieu (in Bull. Soc. bot. de France XLIII [1896] p. 290 aus Lyzien („ä Chiralu, en montant ä la Ohimere"). Leider ist es mir, auf die Diagnosen allein ange- wiesen, nicht möglich, die nähere Verwandtschaft dieser drei Spezies zu beurteilen. Nach den Äußerungen der Autoren stehen sie mit P. viscosa in nahen Beziehungen. Die Behauptung Thompsons (Flor. Cypr. in Journ. Bot. [1906] p. 271 und 337), daß P. Bertrami auch auf Zypern vorkommt, wird von Holmboe (Stud. veg. Cypr. in Berg. Mus. Skrift. Ny raekke L No. 2 [1914] p. 156) nicht be- stätigt. B. Brakteen verkehrt-eiförmig bis breitlanzettlich, selten lanzett- lich. Kelchzähne sehr kurze, meist ausgerandete Ausbuchtungen der Kelchröhre, mit aufgesetzter Spitze, Korollen gelb. Büschelhaare sternartig, wollig oder borstig, stets ohne Köpfchen, Äste höchstens dreiquirlig. Halbquirle sitzend . . . Latehracteatae Vierhapper. — Abb. 7, Fig. 1—10. a) Kelchzähne mit sehr kurzer, höchstens 1 mm langer Spitze. Büschelhaare der Blätter und Stengel sternartig, kurz- bis lang- ästig, der Brakteen und Kelche zum Teil ebenso, zum Teil wollig. Blattspreiten klein, höchstens 2 cm lacg, rundlich-eiförmig bis läng- lich-verkehrt-eiförmig, mit verschmälertem bis breit abgerundetem Grunde und stumpfer bis fast ausgerandeter Spitze, dicklich, stark runzelig, oben grün, unten grau. Äste ein- bis zweiquirlig, oberster Quirl oft durch ein steriles Blattpaar übergipfelt. Quirle armblütig, Brakteen angedrückt, viel — Vs — V^^^^^ — kürzer als die Kelche, länglich-verkehrt-eiförmig bis lanzettlich, stumpf bis kurz zugespitzt. Blüten klein. Kelche höchstens 12 mm, Korollen 23 mm lang. Nüß- chen behaai't P. lanata Willdenow Enum. plant, hört. reg. Berol. suppl. (1813) p. 41. — Abb. 7, Fig. 1. Synonyme: P. parvifolia Presl, Del. Prag. (1822) p. 86?. — P. microphylla Sieber, ßeise n. d. Ins. Kreta II (1823) p. 319 uud in Flora VI. (1823) p. 598. Verbreitung. Kreta. Kalabrien. Belege. Kreta. 1. Melidoui. Sieber (M, ü); 2. In dumetis sub Psiloriti (Nida) distr, Malevisi. Baldacei. It. cret. alt. 1899, Nr. 349 (M, U); 3. In aridis et dumetis ultra Spilia distr, Megalo- kastron (Temenos). Baldacei, It. cret, alt. 1899, Nr. 43 (H, M, österr. totan. Zeitschrift, 1915, Heft 7/8. I5 226 Abb. 7. Kelche und Brakteen der Latebracteatae und Purpureae. Fig. 1: P. lanata; Fig. 2: fruticosa (Korfu); Fig. 3: frnticosa (Termessus); Fig. 4: fruticosa (Guruva); Fig. 6: /"ntiicosa (Barcelona) ; Fig. 6: Sieberi; F\g.7: ci/pria; Fig.8: Pichleri; Fig. 9: grandiflora; Fig. 10: lunariaefolia ; Fig. 11: purpurea; Fig. 12: italica. In 2/^ der natürlichen Gröüe. A. Kasper del. 227 ü); 4. Distr. Megalokastron. Knossos bei Candia. Eberstaller, Hofier, F. v. Wettstein (ü); 5. Ad sinuru Spinalunga. Held- reich (M); 6. In raaritimis ad Spinalunga. Held reich, PI. exs. Flor. Hell. 1425 (H); 7. Pr. pagum Kavusi distr. Hierapetra. Neu- kirch (H); 8. Distr. Viano. Prope Parsas. Leonis. Plant. Cret. cur. J. Dörfler Nr. 34 (H, M); 9. Distr. Pyrgiotika. Tybaki. Eberstaller, Höfler, Nabelek, Vierhapper, Watzl und Zeraann, F. v. Wettstein (ü). Da ich keine Belege der P. lanata aus Kalabrien gesehen habe, und daher bei ihrer Beurteilung lediglich auf die Literatur ange- wiesen bin, vermag ich es nicht zu entscheiden, ob diese Pflanze mit der Kretas vollkommen identisch ist oder nicht. Sollten die beiden verschieden sein, so hätte, da Willdenow keine Angabe über das Vorkommen seiner F. lanata macht, falls seine Diagnose nicht eindeutig genug wäre, die erstere P. ^;arj;^l.Emex spinosus (L.) Campd. — N: Candia (Hö); Knossos (Hö). dS2. Rwnex pulcher L. — N: Candia (Wa); Candia-Knossos (E). 383. Rmnex bucephalophorus L. a) tetracanthus Beck in Ic. Flor. Germ. Helv. XXIV. (1909) p. 42, tab. 187 {R. bucephalophorus L.). — S: Tybaki (H, Wa); nw Tybaki (E); Tybaki-Klima (Hö, We). Der erste, welcher sich mit der Systematik des R. bucephalo- phorus etwas eingehender befaßt hat, war Stein heil (Flor, de 262 Barb. in Ann. sc. nat. II. ser. IX. Bot. [1838] p. 199—203, t. 7, f. 1 — 15). Er hat die Art in sieben Varietäten — a gallicus, ß massiliensis, y creticns, ö canariensis, s Itispanicus, ^ graecus, 7] Hipporcgii — gegliedert, und man könnte auf Grund der ge- wählten Namen glauben, daß diese Varietäten insgesamt geo- graphische Rassen sind, was aber in Wirklichkeit durchaus nicht der Fall ist. Um solche handelt es sich vielmehr nur zum Teil, zum anderen Teil aber sind die Steinheil'schen Formen von sehr geringer oder gar keiner systematischen Bedeutung. Hierauf hat zuerst Murbeck (Contr. a la conn. de la Flore du n. o. de l'Afr. III. in Act. soc. phys. Lund X. 9 [1899] sep. p. 9 — 10) hingewiesen, indem er Stein hei l's Varietäten a, ß und y in eine, gallicus sunipl., zusammenfaßte und hervorhob, daß ö graecus ein Bindeglied zwischen dieser und d canariensis ist, welch letzteren er neben i] Hipporegii als eigene Sippe aufrecht erhält. Nach Beck (1. c. p. 41 — 43) zerfällt R. hucephalophorus nur in zwei Hauptformen, von denen die eine, a tetracantJius, Stein hei l's creticits, graecus, gallicus, Hipporegii (= uncinatus Boiss.) und massiliensis, die andere, ß hexacanthiis, des gleichen Autors Formen hispanicus und canariensis sowie forma Unearifolius Poir. und die neu aufgestellte forma stenocarpus Beck umfaßt. Diese beiden Hauptformen sind nicht nur morpho- logisch, sondern auch in ihrer Verbreitung verschieden, indem tetracanthus insbesondere die Länder des östlichen, liexacanthus die des westlichen Mittelmeerbeckens bewohnt. Innerhalb tetracanthus gehört unser auf Kreta gesammeltes Material nicht wie man erwarten sollte, zur Form creticus, sondern vielmehr — der relativ breiten, langzähnigen Perigonblätter wegen — zu forma graecus, welche aber, wie schon aus Murbeck 's Auseinandersetzungen hervorgeht, von ersterer keineswegs scharf geschieden ist. 384:. Polygonum serrulatum Lag. — S: Hagia Triada (V). 3Sb. Polygonum equisetiförme S. et S. — S: Hagia Triada (V). — N: Candia (H, V). Thynielaeaceae. 386. Thymelaca hirsuta (L.) Endl. — S: Hagia Triada (V); Phaestos (W). — N: Knossos (E, H, Hö, We). Santalaceae. 387. Osyris alba L. — S: Phaestos (W). — N: Knossos (E, We). SSS.Thesium Bergeri Zucc. — S: Tybaki (N). — N: Knossos (V). 389. Thesium humile Vahl. ß) graccum (Zucc.) Hai. — S: Tybaki (V); nw Tybaki (E). 260 T. humile ist in mehifacher Hinsicht einigermaßen veränderlicin, und zwar sind es insbesondere die Form, der Grad der Eunzelung und die Größe der Früchte, ferner die Höhe der Stengel und die Länge und der Grad der Eauhheit des Randes der Blätter, Brakteen und Vorblätter und schließlich die Länge der infrabraktealen Stiele und die hiedurch bedingte Form der Infloreszenz, welche Schwan- kungen unterworfen sind. Systematisch am wichtigsten erscheinen die beiden erstgenannten Abweichungen in den Früchten. Die Gestalt derselben schwankt zwischen rundlich-birnförmig und läng- lich-ellipsoidisch, die Eunzelung ist bald eine sehr tiefe, mit stark hervortretenden Längsadern und senkrecht darauf verlaufenden Queranastomosen, bald eine nur geringe mit schwachen Längsadern und ebensolchen, schief ausladenden Seitenadern: Als Extreme in dieser Hinsicht sind einerseits die dem echten humile Vahl (Syrab. bot. IIL [1796] p. 43) entsprechenden Formen, wie sie vor allem in Ägypten, Tunesien etc. vorkommen, mit fast kugeligen, sehr stark runzeligen Früchten und anderseits die von Zuccarini (Plant, nov. vel min. cogn. fasc. IL in Abh. Akad. München IL [1831 — 1836] p. 322) als graecum beschriebenen mit länglich- ellipsoidischen, fast glatten Früchten zu bezeichnen. Von beiden Sippen kann man nun eine Abart mit höheren Stengeln, längeren, am Eande wenig rauhen Blättern, Brakteen und Vorblättern, durch lange, infrabrakteale Stiele locker-traubigen Infloreszenzen und größeren Früchten und eine zweite mit niedrigeren Stengeln, kür- zeren, am Eande stark rauhen Blättern, Brakteen und Vorblättern, sehr kurzen, infrabraktealen Stielen und daher gedrungen-ährigen Inflores- zenzen sowie mit kleineren Früchten unterscheiden. Überdies sind T. humile und graecum, wi« schon Boi ssier (Flor. or. IV. [1879] p. 1065), der die beiden Sippen nicht einmal als Formen anerkennt, hervorhebt, durch eine Menge Zwischenformen, welche sieh so- wohl in bezug auf die Form als auch Eunzelung der Früchte inter- mediär verhalten, miteinander verbunden. Was die Verbreitung anlangt, so schließen sich die Areale der beiden Sippen keinesfalls aus; es kommen vielmehr beide, wie gleichfalls schon Boi ssier betont, nicht nur in Griechenland, sondern auch in Dalmatien, Italien usw. zusammen vor, wozu ich aber bemerken möchte, daß ich in dem von mir untersuchten Material der Wiener Herbarien typisches graecum nur von Stand- orten aus dem nordöstlichen Teile des Gesamtareales des T. humile gesehen habe. Durch die Form und Nervatur seiner Früchte kommt T. graecum einigermaßen dem T. Dollinerii Murbeck (in Lunds ünivers. 264 Arsskr. XXVII. [1891] p. 43) nahe und verbindet gewissermaßen dieses morphologisch mit T. huniile, wobei aber zu sagen, daß es nur mit letzterem durch Zwischenformen verbunden, von ersterem aber stets scharf geschieden ist. De Candolle (Prodr. syst. nat. regn. veg. XIV. [1857] p. 651) vereinigt sogar T. graecum mit Dollincrii unter dem Namen ß suhreticulatum als gemeinsame Varietät des T. humile. Während nun T. Dollinerii eine typisch politische, humile eine ebenso typisch mediterrane Pflanze ist, hält graecum auch in dieser Hinsicht, also ökologisch, die Mitte zwischen beiden. Nach De Candolle scheint die geringere Runzelung der Früchte seines T. suhreticulatum eine Folge davon zu sein, daß dieselben in den — im Vergleiche zum Areale des T. humile — weniger trockenen oder mehr nördlichen Gegenden, in welchen diese Sippe vorkommt, nur unvollkommen ausreifen („male maturae"), eine Ansicht, welche vielleicht für T. graecum, aber wohl kaum für Dollinerii zutreffend sein dürfte. Abgesehen von den kretensischen Exemplaren liegt mir T. graecum noch von nachfolgenden Standorten vor: Griechenland. 1. Graecia. Herb. reg. mon. (ü); 2. Hyraettus. Spruner (M); 3. Felsen am östlichen Hymettus. Spruner (M). — Zypern. 1. In campis pr. Rhizo Carpasso. Sintenis et Bigo, It. cypr. 1880 Nr. 7 (ü). — Palaestina. Galilaea, in saxosis ad Nazareth (solo calc.) Bornmüller, It. syr. 1897 Nr. 1411 (M, U). Übergangsformen von T. graecum zu humile mit ellipsoidischen, stark aderigen Früchten sah ich von: Algier. Endroits sablons ... Guyons (M); solche mit birnförmig-kugeligen, schwach-runze- ligen Früchten beispielsweise von: Griechenland. Flora Attica: in Pharmakusarum insula Lesina. Heldreich, plant, exs. Flor. Hell. (M). — Unteritalien: 1. Calabria (M); 2. Japigia: inter segetes prope Otranto. Porta et Rigo (U). — Sizilien: 1. In collibus herbosis Palermo. Todaro (ü); 2. Marsala. Todaro (0); 3. In collibus aridis maritimis Marsala leg. Ci tarda. Todaro, Flor, sie. exs. (H). — Spanien. In arenosis maritimis pr. Castell de Jels. Barcelona. Herb. F. Tremols (H). Typisches T. humile liegt mir vor in verschiedentlichen Belegen aus: Dalmatien, Griechenland, Süditalien, Sizilien, Sardinien, Korsika, den Balearen, Südspanien, den Kanaren, Algerien, Tunesien, Libyen, ünterägypten, Nordarabien, Süd-Mesopotamien; T. Dollinerii aus Mähren, Niederösterreich, Ungarn, Siebenbürgen, Serbien, Bulgarien und Südrußland. In Griechenland ist anscheinend typisches T. humile viel häufiger als T. graecum. 265 Cytinaceae, 390. Cytinus hijpocistis (L.) L. — S: Nw Tybaki (E). Euphorbiaceae, 391. Ricinus communis L. — S: Tybaki (V). Es handelt sich um die ausdauernde, strauchige Form. 392. Mercurialis annua L. — S: Tybaki-Klima (We). — N: Candia (E, Hö, N, Wa, We). 393. ÄndracJme telephioides L. var. genuina J. Müll. {A. telephioides L.) — S: Tybaki (H, N); Tybaki-Klima (We). 394. Euphorbia puhescens Vahl. — S: Hagia Triada (V). 395. Euphorbia apios L. — S : Nw Tybaki (E). 396. Euphorbia helioscopia L. — S: Tybaki (H); Tybaki-Klima (We). — N: Candia (Hö, Wa). 391 . Euphorbia characias L. — S: Tybaki (V, Wa, W); Tybaki-Klima (Hö, We). — N: Knossos (E, N). 39^. Euphorbia paralias L. — N: Candia (Wa). 399. Euphorbia peplus L. — N: Candia (N); Knossos (E). 400. Euphorbia peploides Gou. — S: Nw Tybaki (E). 401. Euphorbia exigua L. — S: Tybaki (N); nw Tybaki (E). — N: Candia (E, Hö, We). Moraceae, 402. Morus alba L. — S: Tybaki (V). — N: Knossos (E). Platanaceae, 403. Platanus orientalis L. — S: Tybaki-Klima (Hö); Hagia Triada (V, W). — N: Knossos (G, H, N, We). Urticaceae, 404. Urtica urens L. — S: Tybaki (W). — N: Candia (Wa). 405. Urtica pilulifera L. — N : Candia (Hö, Wa). 406. Parietaria judaica L. a) typica Hai. — N: Candia (Hö, N, Wa, We). y) lancifolia Heldr. — N: Candia (Wa). 401. Parietaria cretica L. — S: Tybaki (N); nw Tybaki (E). — N: Candia (Wa). 408. Parietaria lusitanica L. a) typica Hai. — S: Tybaki (V). Thelygonaceae, 409. Thelygonum cynocrambe L. — S: Nw Tybaki (E). — N: Candia- KnOSSOS (We). (Fortsetmng folgt.) 266 Literatur - Übersicht '). Mai— Juli 1915. Bubak Fr. Fungi nonnuUi novi hispanici. (Hedwigia, Bd. LVII, Heft 1.) Dresden (C. Heinrich). 8°. 13 S. Neubeschiieben werden folgende Spezies: Puccina hispanica Bubäk, P. Fragosoi Bubak, Coleroa Casaresi Bubak et Fragoso, Guignardia hispanica Bubäk et Fragoso, G, pedrosensis Bubäk et Fragoso, Sphaerella Phlomidis Bubak et Fragoso, S. Tortulae Bubäk et Fragoso, Spliaerulina Coronillae junceae Bubäk et Fragoso, PJwma hispalensis Bubäk et Fragoso, Macrophoma hispalensis Bubäk et Fragoso, 31. hispanica Bubäk et Fragoso, M. pedrosensis Bubäk et Fragoso, Pho- mopsis biformis Bubäk et Fragoso, Ph. Fragosoi Bubäk, Septoria undulispora Bubäk, Rhabdospora pedrosensis Bubäk et Fragoso, Microdiplodia ricinigena Bubäk et Fragoso, Zythia hispalensis Bubäk et Fragoso, Dothichiza Eutae Bubäk et Fragoso, D. Ulicis Bubäk et Fragoso, Gloeosporium densiusculum Bubäk et Fragoso, Colletotrichum Bicini Bubäk et Fragoso, Coryneum glandiyenuvi Bubäk et Fragoso, Hehninthosporiuvi Fragosoi Bubäk. Neue Varietäten: Phomopsis lirelliformis (Sacc.) var. phyllobia Bubäk et Fragoso. Neu benannt werden: Coleroa turfusoruvi (Mout.) Bubäk [Venturia turfusoruvi Mout.), Phoma phlomidigena Bubäk [Ph. Phlomidis Thümen), Phomopsis venenosa (Sacc.) Bubäk et Fiagoso, (Phoma venenosa Sacc). Fritsch K. Neue Beiträge zur Flora der Balkan-Halbinsel, insbesondere Serbiens, Bosniens und der Herzegowina. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1914, Bd. 51.) Graz. (Verl. d. naturw. Ver. f. Steier- mark.) 8°. 14 S. Enthält: Umbelliferae v. A. v. Hayek. Fröhlich A. Über zwei der Steiermark eigentümliche Formen aus dem Verwandtschaftskreis des Hypericum maculatum Or. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1914, Bd. 51. j Graz. (Verl. d. naturw. Ver. f. Steiermark.) 8°. 31 S. 3 Textfig. Behandelt H. maculatum subsp. Desetangsiforme Fröhl. nov. subsp. (Vor- kommen: Steiermark, Südungarn, Niederösterreich) und H. m. subsp. obtusiusculum (Hay.) Fröhl. (Vorkommen: Kärnten, Süddeutschland, Schweiz, Frankreich), ferner den Formenkreis des H. maculatum X perforatum, des H. maculatum X acutum, endlich Formen des H. maculatum, die sich dem H. acutum nähern. Den Schluß :i bilden Erörterungen über die genetischen Beziehungen der beobachteten Formen und eine Bestimmungstabelle. 1) Die „Literatur-Übersicht" strebt Vollständigkeit nur mit Rücksicht auf jene Abhandlungen an, die entweder in Österreich erscheinen oder sich auf die Flora dieses Gebietes direkt oder indirekt beziehen, ferner auf selbständige Werke des Auslandes. Zur Erzielung tunliohster Vollständigkeit werden die Herren Autoren und Verleger um Einsendung von neu erschienenen Arbeiten oder wenigstens i:m eine Anzeige über solche höflichst ersucht. Die Redaktion. 267 Hanausek T. F. Zur Mikroskopie der Stärke im Mischbrot. (Archiv f. Chem. u. Mikrosk. 1915, Heft 3.) S". 8 S. 1 Taf. — — Brombeerblätter als Teesurrogat, (ebenda.) 8°. 8 S. 1 Taf. Hayek A. v. Literatur zur Flora von Steiermark. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jahrg. 1914, Bd. 51.) Graz. (Verl. d. naturw. Ver. f. Steiermark.) 8°. 12 S. Heikertinger Fr. Die Frage von den natürlichen Pflanzenschutz- mitteln gegen Tierfraß und ihre Lösung. (Biol. Centralbl., Bd. XXXIV, Nr. 6 u. 7, Juli 1915.) 8^ S. 257—281. Die vorliegende Abhandlung stellt in Form einer kritischen Besprechung der W. L i eb man n sehen Arbeit: „Die Schutzeinrichtungen der Samen und Früchte gegen unbefugten Tierfraß" eine Kritik der ganzen Schutzmitteltheorie dar. Der Verfasser verhält sich gegen diese ablehnend. Er versucht, die Rolle, welche für die Arterhaltung die Ausbildung von Schutzmitteln haben soll, Erscheinungen zuzuschreiben, welche er durch folgende Sätze charakterisieren will 1. Den Satz vom erschwinglichen Tribut oder der zureichenden Überproduktion 2. den Satz von der Geschmacksspezialisation der Tiere; 3. den Satz von der- Bevorzugung des Zusagenderen. — Die Abhandlung fügt sich in die Reihe jener ein, welche in neuester Zeit eine Reaktion gegen die Übertreibungen auf dem Gebiete der Ökologie darstellen. Es ist kein Zweifel, daü auf diesem Gebiete in den letzten Jahrzehnten zu viel theoretisiert, verallgemeinert, ja selbst gedichtet wurde und daß eine Reaktion dagegen ganz am Platze ist. Nur geht die Reaktion manchmal wieder zu weit und dies ist nach der Meinung des Ref. bei der vor- liegenden Arbeit der Fall. Die beste Reaktion auf die Übertreibungen in der Ökologie besteht in einer Vertiefung derselben durch genaue Beobachtung und das Experiment. W. Heinricher E. Zur Frage nach der assimilatorischen Leistungs- fähigkeit der Hexenbesen des Kirschbaumes. (Ber. d. Deutsch. Bot. . Ges. 1915, Heft 5.) Berlin (Borntraeger). 8°. S. 245—253. Mit 2 Textabb. Hruby J. Die pflanzengeographischen Verhältnisse der Ostsudeten und deren Nachbargebiete. (Beihefte zum Botan. Centralbl., Bd. XXXIH, II. Abt., Heft 2.) Juli 1915. Dresden (C. Heinrieh). 8°. S. 149—164. Murr J. ürgebirgsflora auf Flysch, Kreide, Jura und Trias (IL) (Allg. bot. Zeitschr. f. Systemat., Florist., Pflanzengeogr. etc. v. A. Kneucker, XXL Jahrg., Nr. 1—4.) Karlsruhe (G. Braun). 8". S. 25—28. Nothmann-Zuckerkandl. Über Keimung. (Saramelreferat.) (Intern. Zeitschrift für phys.-chem. Biologie, Bd. II, 2. u. 3. Heft.) Leipzig. (W. Engelmann.) 1915. 8°. S. 94—106. Über den Einfluß von Neutralsalzen und einigen Nichtelektrolyten auf die Giftwirkung von Alkoholen auf Pflanzenzellen. (Internat. Zeit- schrift f. phys.-chem. Biol., Bd. II, 1. Heft.) Leipzig (W. Engel- mann). 1915. 8". S. 19—41. 268 Nothmann-Zuckerkandl. Über die Erreguog der Protoplasmaströraung durch verschiedene Strahienarten. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., XXXIII. Jahrg., Heft 6.) Berlin. (Borntraeger.) 8". S. 301—313. 2 Textabb. Die wesentlichen Ergebnisse bringt Verf. in folgender Zusammenfassung: 1. Durch intensive Belichtung gelingt es, in den Blättern von unverletzten Elodea-S^rossen Plasmaströmung hervorzurufen. 2. Allen sichtbaren Strahlen kommt diese Wirkung zu, ferner auch den ultravioletten und den ultraroten. 3. Quantitative Messungen ergaben, daß die die Plasmaströmung erregende Wirkung mit der Wellenlänge des Lichtes zunimmt. 4. Diffuse Erwärmung eines Sprosses durch Eintauchen in warmes Wasser vermag keine Strömung hervorzurufen, dagegen wohl die Anwendung eines Temperaturgefälles durch lokale Erwärmung eines einzelnen Blattes. Pascher A. 1. Über einige rhizopodiale, Chromatophoren führende Organismen aus der Plagellatenreihe der Chrysoraonaden. 2. Über eine neue Amöbe — Binamoeba (varians) — mit Dinoflageilaten-artigen Schwärmern. (Archiv für Protistenijunde, 36. Bd. 1915.) Jena (G. Fischer). 8°. S. 81—136. 4 Taf. 18 Textfig. Pf äff W. Pflanzenphaenologische Beobachtungen aus Bozen- Gries in Phaenol. Mitt. von Ihne, Jahrg. 1914. (Arb. d. Landwirtschaftskamm. f. d. Großh. Hessen. Darmstadt 1915.) 8°. 12 S. Richter 0. Alte und neue Textilpflanzen. (Vortrag im Ver. z. Verbr. naturw. Kenntnisse.) Wien (Braumüller). 1915. 8°. 66 S. 2 Taf. Zur Frage der horizontalen Nutation. (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, Bd. CXXIII, Abt. I, Oktober 1914.) Wien (A. Holder). 8». 30 S. 2 Taf. 1 Tab. mit 15 u. außerdem 4 Textfig. Rouppert K. Beitrag zur Kenntnis der pflanzlichen Brennhaare. (Bull. de l'Acad. des Sciences de Cracovie.) Krakau 1915. 8". S. 887—896 mit Taf. 65. S per lieh A. Gesetzmäßigkeiten im kompensierenden Verhalten parallel und gegensinnig wirkender Licht- und Massenimpulse. (Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. LVI). Leipzig (Borntraeger). 1915. 8°. S. 155 bis 196. 7 Textfig. — — Wurzelkropf bei Gymnocladus canadensis Lam. (Zeitschr. f. Pflanzenkrankh., XXIII. Bd., 6. Heft.) Stuttgart (E. ülmer). 8\ S. 321—331. 7 Textabb. T Opitz A. Diagnoses forraarum novarum generis Menthae praecipue ex auctoris scripto: Beiträge zur Kenntnis der Menthenflora von Mittel- Europa. (Repertorium spec. nov. regni vegetabilis v. Fedde, XIV. Bd., Nr. 388 u. 389.) Berlin (Selbstverlag). 1914. 8". S. j\\ bis S. -rVr- 269 Büren G. v. Die schweizerischen Protomycetaceen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Entwicklungsgeschichte und Biologie. (Beiträge z. Kryptog. -Flora d. Schweiz, herausg. v. e. Kommission d. Schweiz. Naturforsch. Gesellschaft, Bd. V, Heft 1.) Bern (K. I. Wyss). 1915. 8". 95 S. 7 Taf. 28 Textfig. Mk. 8. Eine über den Rahmen der Bearbeitung der Formen eines Florengebietes wesentlich hinausgehende monographische Bearbeitung der Protomycetaceen, welche sich insbesondere auch auf Morphologie, Ökologie und Cytologie erstreckt. Was die systematische Stellung der ganzen Pilzgruppe anbelangt, so homologisiert der Autor den „Schlauch" von Protomyces mit dem Ascus der Ascomyceten und stimmt der Zuweisung der Familie zu den Protascineen zu. W. Burlingame L. L. The origin and relationships of the Araucarian?. (Botan. Gazette, Vol. LX, No. 1, July 1915.) 8^ 26 S. Coulter J. M. and Land W. J. The origin of monocotyledony. (Botan. Gazette, Vol. LVII, No. 6, June 1914.) 8°. S. 509-519. 2 Taf. mit 28 Fig., 2 Fig. im Text. Die Verf. konstatieren, daß sowohl bei Monokotyledonen wie bei Dikotyledonen am Embryo eine „cotyledonary zone" zur Ausgangsstelle für zwei oder mehr Primordien wird, daß dann ein zonales Wachstum dieser Primordien erfolgt, das schließlich einen „cotyledonaren" Ring oder Wulst von wechselnder Länge liefert. Setzen beide Primordien ihr Wachstum gleichmäßig fort, so entsteht der Bau der Dikotyledonen-Keimlinge. Stellt ein Primordium die Weiterentwicklung ein, so entsteht durch das Wachstum der ganzen Keimblattzone aus dem einen Primordium der Monokotyledonen-Keimling. — Die Ergebnisse sind der objektive Ausdruck des zu Beobachtenden; die Frage des Ursprunges der Monokotyledonen ist damit nicht beantwortet. W. The origin of monocotyledony. II. Monocotyledony in Grasses. (Annais of the Missouri Bot. Garden 2; Febr.— Apr. 1915.) 8». S. 175 bis 183. 9 Textfig. Eine kritische Betrachtung der Abbildungen von Gramineen-Keimlingen und eigene Untersuchungen bringen den Verf. zur Wiederaufnahme der Auffassung, daß der Epiblast den zweiten Cotyledo darstelle. Dahlgreen 0. Über die Embryologie von Acicarpha trihuloides Juss. (Svensk Botanisk Tidskrift, Bd. 9, H. 2, 1915.) 8". S. 184—191. 16 Abb. im Text. Eine Untersuchung der Embryologie einer Calyceracea, die mit Rücksicht auf die bekanntlich zweifelhafte Stellung der Familie von Interesse ist. Verfasser konstatierte sukzedane Zellteilung bei der Endospermbildung, was einen wesent- lichen Unterschied von den Kompositen darstellt. W. — — Über die Überwiuterungsstadien der Pollensäcke und der Samen- anlagen bei einigen Angiospermen. (Svensk Botanisk Tidskrift, Bd. 9, H. 1, 1915.) 8°. S. 1—12. Diedicke H. Pilze in „Kryptogamenflora der Mark Brandenburg", herausg. v. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, Bd. IX, 5. Heft. Leipzig (Borntraeger). 1915. 8°. S. 891—962. Mit 339 Textabb. Mk. 7. 270 Enthält den Schluß der Melanconiaceae, Nachtrag von Ergänzungen und Berichtigungen, Verzeichnis der Nährsubstrate und Verzeichnis der Gattungen und Arten. Engler A. Das Pflanzenreich. 65. Heft. (IV., 147. VIII.) Leipzig 1915 (Engelraann). 8''. 98 S. 84 Textfig. Enthält: Euphorbiaeeae-Phyllantoideae-Bridelieae von E. Jablonszky. — — Die Pflanzenwelt Afrikas, insbesondere seiner tropischen Gebiete. III. Bd., 1. Heft. Leipzig (Engelraann). 1915. Gr. 8°. 869 Seiten. 401 Textfig. — Mk. 33. Der vorliegende Band bringt das gewaltige und schwierige Unternehmen der pflanzengeographischen Darstellung Afrikas um einen bedeutenden Schritt weiter. Nachdem Verfasser in dem I. Bande die allgemeinen pflanzengeographischen Ver- hältnisse darstellte, in dem II. die spezielle Behandlung der Pteridophyten, Gymnospermen und Monokotylen brachte, beginnt in dem vorliegenden Teile des III. Bandes die Besprechung der Dikotyledonen, die — nach der Englerschen Eeihenfolge — von den Casuarinaceen bis zu den Dichapetalaceen reicht, also u. a. große und wichtige Familien, wie die Leguminosen, Moraceen, Kutaceen etc., umfaßt. Das Buch verfolgt den Zweck, die wichtigsten, auffälligsten oder sonst bemerkenswertesten Typen morphologisch, ökologisch und systematisch darzustellen. Die Darstellung wird durch eine Fülle zum großen Teile neuer Abbildungen ergänzt. Dabei liegt, wie zu erwarten, keine Kompilation, sondern eine durchaus auf Autopsie und kritischer Sichtung beruhende Bearbeitung vor, welche unter anderem auch kennzeichnet, wie außerordentlich die Kenntnis der afrikanischen Flora in den letzten Jahrzehnten durch die Arbeiten des Berliner Museums gefördert wurde. W. Engler A. u. Prautl K. Die natürlichen Pflanzenfarailien. Ergäazucgs- heft III, 4. Lieferung. (Bog. 19—24.) Mit Fig. 20—25. 8". Leipzig (Engelmann). — Mk. 3. Enthält die Nachträge IV. zu den Teilen IL— IV. für die Jahre 1905—1912. Farwell 0. A. Notes on the Michigan species of Polygonatum. (Ball. of the Torrey Bot. Club, 42.) New York 1915. 8". S. 247—258. Mit 6 Tafeln. France R. H. u. Küstner 0. Untersuchungen über tropisches Edaphon, I. („Die Kleinwelt", Zeitschrift d. deutschen mikr. Ges., Bd. VII.) München 1915. (Verl. d. Ges.) Gr. 8°. 8 S. 1 Taf. Goebel K. v. Organographie der Pflanzen, insbesondere der Archegoniaten und Samenpflanzen. Zweite, umgearbeitete Aufl., II. Teil, 1. Heft. Jena (G. Fischer). 1915. Gr. 8°. S. 515—902. Mit 438 Textabbildungen. Mk. 12-50. Der die Bryophyten behandelnde Teil der Organographie liegt hiemit in fast ganz neu bearbeiteter, stark vermehrter imd reich illustrierter Auflage vor. Überall sind neue, eigene Untersuchungen und Beobachtungen des Verfassers, zum Teil an prächtigem, von ihm auf seinen Reisen gesammelten Materiale, festzustellen. Das Buch bietet jedem, der sich in die morphologische Mannigfaltigkeit der Bryophyten vertiefen will reiche Belehrung und Anregung. Wie Verfasser in dem Vorworte 271 selbst hervorhebt, war es ihm vor allem darum zu tun, darzulegen, inwiefern bei den Bryophyten morphologische Eeihen aufzufinden sind. Er gelangt zu dem Ergebnisse, daß — speziell bei der diploiden Generation — die rezenten Bryophyten absteigende Reihen aufweisen, d. h. die Endglieder phylogenetische Entwicklung darstellen. W. van der Goot P. Beiträge zur Kenntnis der holländischen Blattläuse. Berlin (E. Friedländer & Sohn). 1915. Gr. 8». 600 S. 8 Taf. GünthartA. Die Anpassungserseheinungen der Alpenpflanzen. (Vortrag, abgedruckt in der Zeitschr. „Himmel und Erde", XXVII. 3.) Leipzig (Teubner). Gr. 8^ 17 S. 15 Abb. Guttenberg H. v. Anatomisch-physiologische Studien an den Blüten der Orchideengattungen Catasetum Rieh, und Cycnoches Lindl. (Jahrb. f. wisseusch. Bot., Bd. LVI.) Leipzig (Borntraeger). 1915. 8°. S. 374—415. 2 Taf. 6 Textfig. Härder B. Beiträge zur Kenntnis des Gaswechsels der Meeresalgen. (Jahrb. f. wissensch. Bot., Bd. LVL) Leipzig (Borntraeger). 1915. 8**. Ho Imgren J. Die Entwicklung des Embryosackes bei Änthemis tinctoria. (Svensk Botansk Tidskrift, Bd. 9, H. 2.) 8^ S. 171—183. 11 Textfiguren. Juel H. 0. Untersuchungen über die Auflösung der Tapetenzellen in den Pollensäcken der Angiospermen. (Jahrb. f. wissensch. Bot., Bd. LVI.) Leipzig (Borntraeger). 1915. 8°. S. 337—364. 2 Taf. Durch die sehr sorgfältigen Untersuchungen des Verfassers werden unsere Kenntnisse über das Verhalten der Tapetenzellen bei der Bildung der Pollenzellen wesentlich gefördert. Von den bisher bekannten zwei Modalitäten — Periplasmodium- bildung und Entleerung der Tapetenzellen ohne Wandauflösung — zeigen die erstere Anthurium, Lavatera, Cobaea, Lonicera, Valeriana, Knautia, die zweite Modalität findet sich bei Hyacinthus, Iris, Ulmus, Tilia, Aesculus, Anthriscus, Syringa, Polemonium, Viburnum, Sambucus, Campanula u. a. Außerdem finden sich Zwischenstufen. Charakteristisch für bestimmte systematische Gruppen scheinen die Modalitäten nicht zu sein. W. Kanitz A. Temperatur und Lebensvorgänge. Berlin (Borntraeger). 1915. 8°. 175 S.— Mk. 7-50. Kelhofer E. Beiträge zur Pflanzongeographie des Kantons Schaflf- hausen. Zürich (0. Füßli). 8°. 200 S. mit 16 Taf. und 5 Textfig. Kleb ahn H. u. Lindau G. Pilze III. in „Kryptogaraenflora d. Mark Brandenburg u. angrenzender Gebiete", herausg. v. Bot. Ver. d. Mark Brandenburg. Bd. Va. Leipzig (Borntraeger). 1914. 8°. 946 Seiten. 380 Textabb. — Älk. 48. Enthält: Uredineen von H. Kleb ahn, Ustilagineen, Auriculariineen, Tremellineen von G. Lindau. Klebs G. Über Wachstum und Euhe tropischer Baumarten. (Jahrb. f. wissensch. Bot., Bd. LVI.) Leipzig (Borntraeger). 8^ S. 734—792. 4 Textabb. 272 Knyper J. Die Entwicklung des weiblichen Geschlechtsapparates bei Theobroma Cacao. (Recueil des travaux bot. neerlandais, Vol. XI, Livr. 1.) Groningue (M. de Waal). 1914. 8«. S. 37—44 mit 1 Tafel. Kraepelin K. Die Beziehungen der Tiere und Pflanzen zueinander. 2. Aufl. (Aus Natur und Geisteswelt, 2 Bändchen.) Leipzig (B. G. Teubner). 1913. 16^ 107 S. u. 99 S , 64 u. 68 Textabbildungen. Je ML 1. Von den beiden Bändchen behandelt das eine die Beziehungen der Tiere zueinander, das zweite die Beziehungen der Pflanzen zueinander und zu den Tieren. In gedrängter Kürze bringen die Bücher ein reiches, sorgfältig gewähltes und anregend dargestelltes Material. W. Lotsy J. P. Kreuzung oder Mutation die mutmaßliche Ursache der Polymorphie? (Zeitschr. f. ind. Abst. u. Vererbl., Bd. XIV, Heft 3/4, Juli ]915.) Leipzig (Borntraeger). Gr. 8". S. 204—225. Kritiif der Abhandlung von H. de V r i e s : „Sur l'origine des especes dans les genres polymorphes" (1914), in welcher derselbe den Polymorphismus vor allem auf Mutationen zurückführt. Verfasser bespricht den Polymorphismus der von de V r i e s erwähnten Gattungen {Rosa, Rubus, Hieracium, Salix, Oenothera u. a.) und legt die Gründe dar, welche für die Hybridisation als Ausgangspunkt des Polymorphismus sprechen. Minden M. v. Pilze in „Kryptogamenflora der Mark Brandenburg", herausg. v. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, Bd. V, 5. Heft. Leipzig (Borntraeger). 1915. 8^ S. 609—630. 151 Textabb. — Mk. 1-75. Enthält: Schluß des Nachtrags und alphabetisches Gattungs- und Arten- Verzeichnis. Morgenthal er H. Beiträge zur Kenntnis des Formenkreises der Sammelart Betula alba L. mit variationsstatistischer Analyse der Phaenotypen. (Doktordiss. a. d. Eidg. techn. Hochsch. in Zürich.) 1915. 8°. 133 S., 22 Abb. im Text. Auf Grund variationsstatistischer Untersuchungen eines sehr reichen Materiales, insbesondere unter Bezugnahme auf die Flügelform der Frucht als wichtigstes diagnostisches Merkmal kam Verfasser zu folgenden Hauptergebnissen: B. alba L. besteht aus zwei extremen Sippen, B. verrucosa und B. pubescens und zahlreichen, durch Kreuzung derselben entstandenen Mischformen. Für die Mischung der Merk- male konnten folgende Fälle festgestellt werden : Intermediäre Ausbildung, Mosaik- bildung am gleichen Organe oder an verschiedenen Zweigen derselben Pflanze, Vereinigung aller bisher erwähnten Fälle, Dominanz eines Elters. Normal aussehende Früchte der verschiedensten Formen sind sehr häufig taub. B. verrucosa entwickelt auch bei Verhinderung der Bestäubung normal aussehende Früchte. W. Druckfehler-Berichtigung. In Nr. 7/8, S. 108, letzte Zeile, soll es statt „in ungefähr 1/35 d. nat. Gr." heißen: „ungefähr 35 mal vergr." Buchdruckerei Carl Gerold'ß Sohn in Wien. ÖSTERREICHISCHE BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. LXV. Jahrgang, Nr. 10—12. Wien, Dezember 1915. Über die systematische Gliederung der Gattung Salix. Von CamJIIo Schneider, z. Zt. Arnold Arboretum der Harvard- Universität, Jamaica Piain, Mass. Durch den Krieg nach Amerika verschlagen, folgte ich einer Auf- forderung Professor 0. S. Sargents, des Direktors des Arnold Arbo- retum, mich im Arboretum aufzuhalten, um bei der Vollendung der „Plantae Wilsonianae" mitzuwirken. Schon früher hatte ich für dieses Werk die Gattungen Berheris und Syringa, wie die Rhamnaceae be- arbeitet. Diesmal wurden mir zunächst die Salicaceae übertragen. Bei der Gattung Salix erschien es mir geboten, neben den chi- nesischen Arten auch die Formen des Himalaja und ganz Ostasiens (vom Baikalgebiet und Lenafluß ostwärts), besonders Japans, einzu- beziehen. Da ich schon 1904 in meinem „Illustrierten Handbuch der Laubholzkunde" mich mit den europäischen Formen beschäftigt und auch einige nordamerikanische einbezogen hatte, so trat ich nicht ganz unvorbereitet an diese schwierige Gattung heran. Das reiche Material, welches E. H. Wilson in Zentralchina (Szechuan und Hupeh) > sowie auch auf seiner letzten Reise 1914 in Japan und Sachalin gesammelt hat, bot neben älteren Exemplaren von Henry, sowie Bemerkungen von Faurie, Forrest, Taquet u. a. einen über Erwarten reichen Stoff zu eingehenden Untersuchungen. Zentralchina erwies sich auch in dieser Gattung als ein Land voll von bisher unbekannten Arten, die zum großen Teil ganz eigene Typen darstellen. Über 160 Arten kamen für mich in Betracht, von denen über 30 neu sind. Bei ihrer Gliederung in Gruppen ergab sich die Notwendig- keit, die bisherige Einteilung der Gattung genau zu prüfen. Als grundlegende Arbeit kommt dabei in erster Linie die Be- arbeitung von N. B. Andersson in De Candolle Prodromus XVI. pt. 2, p. 191—323 (1868), in Betracht, welche sich auf die nur zum Teil ver- öffentlichte „Monographia Salicum" desselben Autors von 1867 in Kongl. Svensk. Vet.-Akad. Handb. Bd. VI, p. 1—180, Tab. I— IX, stützt. österr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 10— la. 18 274 Die nächste Übersicht der Gattung stammt von Pax in Engler und Prantl, Pflanzenfamihen IIL Teil, 1. Abt., p. 36 (1887). Ferner sind von höchster Bedeutung die Arbeiten Otto von See- raens, nämlich die „Saliees Japonicae" (1903) und die vortreffliche Bearbeitung der Gattung in Ascherson und Graebner, Synopsis der raitteleurop. Flora, Bd. IV (1908). Auch die „Classification des Saules d'Europe et Monographie des Saules de France", vol. I— II (1904—1905), von A. et E. G. Camus bieten brauchbare Hinweise. Seemen hat 1903 versucht, der Gattung eine neue Einteilung zu geben, und ich bin ihm bei meiner Bearbeitung 1904 gefolgt. Anderssons Gliederung war folgende: A. Pleiandrae, stam. 3 — oo, squamis pallidis, caducis, concolori- bus. 1. Tropicae: sect. 1 — 4 2. Temperatae: sect. 5 — 7. B. Diandrae, stam. 2, liberis, squamis discoloribus, persistentibus. 1. Microstylae: sect. 9 — 11 2. Fodostylae: sect. 12 — 13 3. Macroskjlae: sect. 14 — 17. C. Synandrae, stam. 2, filamentis connatis, squamis discoloribus: sect. 18—19. Auf Anderssons Einteilung scheint die 1860 in Verh. ZooL- Bot. Ges. Wien X, p. 43, von A. Kern er gegebene Übersicht, worin er die Gruppen A. Chloriieae B. Macrostylae C. Microstylae D. Mcliteae unterscheidet, nicht ohne Einfluß gewesen zu sein. Andersson stellt jedoch zum ersten Malo die Kennzeichen, welche die männlichen Blüten uns bieten, bei der Hauptgruppierung in den Vordergrund. Pax ist 1887 im wesentlichen Andersson gefolgt und bietet in seiner Über- sicht nichts Neues, es sei denn in der Reihenfolge der Sektionen. Wiramers Gliederung in seinem wichtigen Werke: „Saliees Euro- paeae" (1866) scheint mir wenig glücklich in der Verteilung der Arten auf 11 Tribus, doch dürften seine Sektionen für die Saliees hyhridae brauchbar sein. Seemen betont 1903, daß es bedenklich erscheint, bei dioecischen Pflanzen nur das eine der beiden Geschlechtsorgane als Grundlage für die Gattungseinteilung zu nehmen. Er hebt hervor, daß das Vorhanden- sein von einer oder zwei Drüsen ein konstantes, bei beiden Ge- 275 schlechtem in Erscheinung tretendes Merljraal sei, und er schlägt demnach folgende drei, beide Geschlechter berücksichtigende Eintei- lungen vor: A. Didymadeniae: cf und 5 Blüten mit je zwei Drüsen (einer vorderen und einer hinteren '). a) Pleonandrae: cf Blüten mit mehr als zwei Staubblättern, a) Brachystylae: Griflfel fast fehlend, j8) Dolichostylae: Griffel lang, &) Diandrae: cf Blüten mit zwei freien Staubblättern. B. Heteradeniae: cf Blüten mit zwei Drüsen (einer vorderen und einer hinteren), $ Blüten nur mit einer Drüse (hinteren), a) Fleonandrae: wie oben, h) Diandrae : wie oben. C. Monadeniae: cf und $ Blüten mit je einer (hinteren Drüse), aj Choristandrae: (f Blüten mit zwei freien oder nur teilweise verwachsenen Staubblättern. a) Brachystylae: Griffel fehlend oder nur sehr kurz, ß) Meiostylae: Griffel von mittlerer Länge (länger als die kurzen oder länglichen Narben, nicht länger als der halbe Fruchtknoten), y) Dolichostylae: Griffel lang (halb so lang oder länger als der Fruchtknoten), b) Synandrae: cf Blüten mit 2 ganz oder zum größten Teile verwachsenen Staubblättern, a) Brachystylae: wie oben, ß) Dolichostylae: wie oben, c) Suhmonandrae : cf Blüten mit zwei freien oder mehr oder minder verwachsenen Staubblättern, sowie cf Blüten mit einem Staubblatt. Diese Einteilung eines so vorzüglichen Weidenkenners, wie es 0. V. Seemen war, hat auf den ersten Blick etwas Bestechendes und Überzeugendes. 1) Die Nomenklatur dieser Drüsen ist keine einheitliche, v. Seemen versteht unter der „vorderen" (antica) die Drüse zwischen Staubblättern (bzw. Fruchtknotpn) und der Deckenkuppe (Braktee), und unter der „hinteren" (postica) diejenige zwischen Staubblättern, (bzw. Fruchtknoten) und Kätzchenspindel, Lundstroem, in Nova Act. Reg. See. Sei. Ups. ser. III. (Weiden Nowaja Semlja) (1877), p. 44, wendet die Aus- drücke „nectaria postica" und „antica" gerade im umgekehrten Sinne an. Kern er bezeichnete 1860 die der Kätzchenspindel zustehende Drüse als .innere" (interna) und die andere (soweit vorhanden) als „äußere ■* (externa). leb habe jetzt vorgeschlagen, die immer vorhandene Drüse gegen die Blütenstandachse als „ventrale" und die nur bei bestimmten Gruppen auftretende zwischen Blüte und Tragblatt als „dorsale" zu bezeichnen. 18* 276 Allein meine Beobachtungen bei einer sorgfältigen Untersuchung der Drüsenverhältnisse von über 160 guten Arten haben mich gelehrt, daß das Auftreten oder Fehlen einer vorderen oder dorsalen Drüse in den weiblichen Blüten kein konstantes Merkmal ist. Nicht nur ist diese Drüse bei einer Reihe von Arten sehr oft nur ganz winzig ausgebildet, sondern sie fehlt auch manchmal ganz. Zum mindesten ist sie in ganz jungen Blüten oft nicht zu finden und ebenso oft zur Fruchtzeit nicht oder nur unsicher nachweisbar. Einzelheiten darüber wolle man in meiner Bearbeitung der Gattung in den „Plantae Wilsonianae" vergleichen. So viel steht fest, daß die auf das Fehlen oder Vorhandensein einer zweiten Drüse in den 9 Blüten gegründete Haupteinteilung von Seemens in Didymadeniae und Heteradeniae vom Standpunkte einer natürlichen Gliederung der Gattung unhaltbar ist. Aus Yünnan ist mir eine Art bekannt geworden (ich beschrieb sie als Salix malaestricha), die zu den Synandrae gehört und gewissen Formen der Furpureae sehr nahe steht, aber in den cf Blüten zwei Drüsen besitzt. Sie würde also nach v. Seemen unter den Hetera- deniae eine neue Gruppe Synandrae bilden, und bei solcher Gliederung weit von den nächstverwandten Furpureae getrennt werden. Auch die Unterbringung der Sekt. Retusae unter den Heteradeniae einerseits und die Einordnung der Sekt. Herhaceae unter die Didyma- deniae anderseits ergibt eine durchaus unnatürliche Gruppierung. Die Arten beider Sektionen sind so nahe verwandt, daß man sie meines Erachtens nicht einmal getrennten Sektionen einverleiben kann. S. herba- cea ist eines der besten Beispiele, wie wenig zuverlässig das Merkmal einer dorsalen Drüse in weiblichen Blüten sein kann. Auch die Drüsenverhältnisse in den cf Blüten sind bei dieser Art sehr wechselnde; nur selten sind, soweit meine Beobachtungen reichen, die Drüsen „ringartig, oberwärts unregelmäßig eingeschnitten", wie es V. Seemen für die Herhaceae (und Reticulatac) angibt. Auch bei Salix glauca finden sich, wie ich bereits 1904 hervorhob, zuweilen ähnliche Drüsenbildungen wie bei S. reticulata, und neue Arten aus China lehren das gleiche. Sie beweisen, daß man solche Merkmale höchstens auf die Abgrenzung von Sektionen beziehen kann. Ja selbst die Konstanz der Drüsen in den J^ Blüten erscheint mir noch sehr einer eingehenden Nachprüfung bedürftig. Sicher feststellen konnte ich, daß in China Formen auftreten, die sich täuschend ähneln und in ihren weiblichen Vertretern vielleicht gar nicht mit aller Sicher- heit unterscheidbar sind, während die cf Blüten teils zwei-, teils ein- drüsig sind. Noch habe ich auf Grund dieses Merkmales die betrefifen- den Arten getrennten Sektionen zugewiesen, aber sie besonderen Ab- teilungen einzureihen, erschien unmöglich. Es handelt sich um die 277 Sektionen Denticulatae (rf Blüten mit zwei Drüsen) und Longiflorae (cf Blüten mit ventraler Drüse). Auch die Aufstellung der Gruppe Snbmonandrae, mit der Sekt. Sieholdionae durch v. Seemen erscheint mir den natürlichen Verwandt- schaftsverhältnissen der darin untergebrachten Arten nicht zu ent- sprechen. Doch alle drei Formen bedürfen fortgesetzter Untersuchungen. Ein weiterer Punkt, der zu besprechen bleibt, ist die Aufstellung von Gruppen nach der Länge des Griffels, also eine Gliederung in Mi- cro-, Podo- {Meio-) oder Macro- {Dolicho-)stylae. Es ist oft ganz un- möglich die Podo- oder Meiostylae von den kurzgriffeligen einerseits, oder von langgriffeligen anderseits zu trennen. Das Verhältnis der Griffellänge zur Länge des Fruchtknotens (oder gar der Frucht) ist in vielen Fällen ebenso schwierig sicher zu bemessen, wie das des Frucht- knotenstiels zum Fruchtknoten (ohne Griffel). Ich nehme dabei natürlich nur auf sogenannte gute Arten Bezug, denn bei Hybriden ist ein wechseln- des Verhalten dieser Merkmale ohnehin vorauszusetzen. Eine künstliche Einteilung, wie es die von Seemen aufgestellte im Grunde doch ist, ließe sich immerhin noch durchführen, wenn man sich auf die Arten eines bestimmten Gebietes beschränkt, sei es nun Mitteleuropa oder Japan. Allein bei Einteilung einer Gattung muß man alle Arten in Betracht ziehen, und dabei verändert sich das Bild ganz wesentlich. Die amerikanischen und westasiatischen Arten sind erst recht un- vollkommen bekannt. Die Schlüsse, welche ich aus den europäischen, indischen und ostasiatischen Weiden für die Einteilung der Gattung ab- leiten kann, beweisen zunächst, wie ich oben darlegte, daß die heutige Gliederung nach v. Seemens Vorgang unhaltbar ist. Das Studium der Weiden lehrte mich das Gleiche, wie die Bearbeitung der Gattung Befheris^), nämlich, daß eine Gliederung auf Grund einzelner Merkmale unmöglich ist. Man kann verwandte Arten unter Berücksichtigung aller Kennzeichen zu Sektionen vereinigen, und diese Sektionen mehr oder minder zueinander in Beziehungen bringen; eine Imeare Aneinander- reihung dieser Sektionseinheiten und ihre scharfe Gliederung in Ver- bände höherer systematischer Wertigkeit erweist sich aber als un- möglich. Wie man aber die Sektionen sicher umgrenzen soll und wie man sich ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander darstellt, das hängt 'ganz von dem jeweiligen persönhchen Standpunkte des Bearbeiters ab. Solange man sich nur mit bestimmten geographischen Bezirken 1) Siehe C. Schneider, Die Gattung Berberis (Euberberis). Vorarbeiten für eine Monographie; in Bulletin de l'Herb. Boissier, 2nieier, V. (1905); sowie lUustr. Handb. d. Laubholzkunde, Bd. II. Nachtrag p. 913 (1912). 278 befaßt und nicht die ganze Gattung monographisch bearbeitet, so lange ist ein folgerichtiger Ausbau der Selitionseinteilung fast unmöglich. Eines steht für mich jedenfalls fest, daß die 19 Sektionen Anderssons sich auf mindestens 50 erhöhen werden. In den „Piantae Wilsonianae" habe ich insgesamt 33 Sektionen, doch die nordamerikanischen Arten ergaben noch eine ganze Anzahl neuer, von denen ich 1904 einige be- reits andeutete. Wenn Pax 1887 etwa 160 Arten annahm, die gleiche Zahl, die Andersson beschrieb, so kann man heute diese Zahl «guter Arten" ruhig verdoppeln. Was uns heute ganz und gar fehlt, ist eine sorgfältige Bearbeitung der Weiden Nordamerikas und eine genauere Kenntnis der schwierigen Formen des nördlichen und nordöstlichen wie auch des westlichen Asiens. Auf Einzelheiten kann und will ich heute nicht eingehen. Der Zweck meiner Zeilen war, zu zeigen, wie wenig eine Haupteinteilung in der Art von See mens einer natürlichen Gliederung gerecht wird. Inwieweit die von Oamus in den Vordergrund gestellten anatomi- schen Merkmale zur Gewinnung einer natürlichen Einteilung der Sektionen beitragen können, wage ich heute nicht zu entscheiden. Es wäre aber wünschenswert, diese anatomischen Untersuchungen auf möglichst alle Arten auszudehnen. Ein Mouograph wird aber nie einzelne morphologische oder ana- tomische Merkmale in den Vordergrund stellen dürfen, sondern sein Augenmerk auf die Richtlinien lenken müssen, die sich aus einer Verarbeitung aller systematisch verwertbaren Kennzeichen ergeben. Adnotationes lichenographicae. Von Julius Steine!" (Wien). III. ^) 17. Über Lecanora (Aspicilia) verruculosa Krplli. Daß Aspic. verruculosa Krplh., wie sie in den Exsikk. Arid. uo. 1728 und 342 a, 6, vorliegt, nur teilweise mit der Diagnose von Krempel- huber in Denkschr. bayr. bot. Ges. 1861, p. 283 übereinstimmt, hat Hue in seiner eingehenden Beschreibung der Art in Nouv. Arch. Mus. 5, ser. II (1910), p. 83—84 schon angedeutet. In Wirklichkeit, die Merk- male in dieser Diagnose: „thallo .... fructifero verrueoso-areolato, caesio 1) Adnot. lieh. I. et II. in Osterr. bot. Zeitschr. 1911 und 1913. 279 albo vel pallide plumbeo" und: „Apotheeia raargioe thallode obtusissime circumdata", ebenso die Angaben iu der Ausführung dazu: „die immer schön blau-weiße Farbe und die warzig gefelderte Kruste", und in bezug auf die Apotheeien dann: „deren krugförmige, schwärzliche Scheibe tief eingesenkt ist und von dem geschwollenen, thallodischen Eand des Wärzchens umgeben ist", sind in den zit. Exsikkaten Arnolds und in allen mit diesen übereinstimmenden Exemplaren nicht zu finden, vor allem nicht die angegebene Farbe und die warzenförmigen Areolen. Im Herbar Eggerth (Bot. Institut der ünivers., Wien) befinden sich, aus dem Herb. Krempelhuber stammend, vier Kapseln, welche Krempel hu b er selbst als Aspicilia-verniculosa beschrieben hat. Zwei dieser Kapseln enthalten Exemplare — leg. ßehm, Algäuer Alpen und Algäu, Spiel mann — von dem Fundorte also, der von Krempel- huber unter der Diagnose an erster Stelle genannt wird. Diese Flechten entsprechen äußerlich und in ihrer Struktur den Exsikkaten Arnolds, aber nicht der Diagnose Krempelhubers. Eine dritte Kapsel enthält ein Exemplar — leg. Sauter, Pinzgau — , welches unter der Diagnose an zweiter Stelle angeführt wird. Dieses Exemplar, ein Mittelstück, das nur an einer kleinen Stelle eine undeutliche ßandzone zeigt, entspricht der Diagnose, besitzt keine Angabe über die Fundzeit, ist nach Vermerk an Th. Fries zur Ansicht geschickt worden und muß wohl als das dem Hanptteil der Diagnose zugrunde gelegene angesehen werden. Die vierte Kapsel enthält ein kleines Stücklein, von Nylander in den Pyrenäen gesammelt, einem Fundorte, welcher von Krempelhuber an dritter Stelle angeführt wird. Soviel aus dem minimalen Exemplar zu sehen ist, gleicht es im Habitus nicht ganz dem Sauterschen, neigt in Form und Farbe (im trockenen Zustande) etwas zum Ee hm sehen, aber benetzt ändert sich seine Farbe wie im Sauterschen Exemplar (vergl. unten die Diagnose) und im Innern Bau, besonders auch der Rinde, gleicht es durchaus dem letzteren und ist diesem beizuzählen ; es scheint mir aber, daß es für Krempelhuber die Brücke bildete von dem einen zu den andern. Die Sporen der Art werden in der Diagnose 1. c. als 30—36 (i lg. und 10 — 15 fi lt. angegeben. So große Sporen fand ich in keinem der oben angeführten, aber auch in keinem der sonst hieher zu zählenden Exemplare; sie sind überall verschieden elliptisch, (13) 15 — 21 (26) /«. lg. und (8) 9 — 12 (14) (i lt., mit großschaumigem (contentu amplispumoso, i. e. vacuolis irregularibus, ca. 2 — 5 in quavis spora interrupto) Inhalte, aber so, daß in dem Sauterschen Exemplar die kleinen vorhanden sind. Pycniden sind überall schwer zu finden. Bisher sah ich sie in den Exsikk.: Arid. 342 a und 1728, die Conidien dünn und vorherrschend 280 leicht gekrümmt, 11 — 15 (17) ^ lg. und ca. 3*6 ft lt., und in dem Sauterschen Exemplar ebenso geformt und ca. 14 — 18 (19) (i lg. und 0-6 ^ lt. Sporen und Conidien also so, wie überall im Stamme der Lecanora (Asp.) polychronia Anzi, welchem beide Formen einzuordnen sind, in ihren Formen und Dimensionen nirgends so, daß sie einen haltbaren Artunterschied bilden könnten. Blau- oder Violettfärbung des Markes mit J ist nirgends vorhanden, auch in dem Exs. Arid. 342 b nicht. Es liegen also, in erster Linie nach der Rinde, wie sie die Diagnose unten schildert, weiter aber nach Farbe und Form der Areolen, nach Form und Berandung der Apothecien zwei zu trennende Arten vor und es fragt sich, welche von beiden als verruculosa Krplh. zu benennen ist. Wie aus den im Herb. Eggerth vorhandenen Belegstücken hervor- geht, hat Krempelhuber selbst beide zusammengezogen, die Diagnose dürfte aber schon früher nach dem Sauterschen Exemplar entworfen worden sein und entspricht in der Hauptsache diesem. Ich glaube daher, daß der Art, welche dieses Exemplar repräsentiert, der Name Lecanora (Äsp.) verruculosa Krplh. zu verbleiben hat. Es trifft sich dann gut, daß für die übrige L. verruculosa Krplh. et Aut. schon ein Name vorhanden ist, und zwar der ohne Anführung eines Grundes von Jatta als Syuo^ nym gegebene: Lecanora (Äsp.) Krempelhuber i Jatta in Syll. Lieh. It. (1900), p. 218. Lecanora (Asjncilia) verruculosa (Krplh.) Stnr. emend. — Krph. in Denkschr. bayr. bot. Ges. 1861, Bd. IV, Abt. 2, p. 283. Planta secundum exemplar unicum originale Lecanorae (Äsp.) polychromati Anzi valde affinis, sed minor (areolae et apothecia miuora) et colore thalli et structura corticis superioris praesertim diversa. Thallus hujus exemplaris 3 cm lg. et 1 cm lt., albus sed fere ubique einereo plumbeo superfusus et madefactus mox in mediocriter saturate fuseura versus, ad peripheriara, ut videtur (pars parva tantura et parum distincta margiuis thalli adest) breviter et cirrhose lobulose extenuatus, ceterura in toto conferte pl. m. verrucose areolatus. Areolae steriles ca. 0*2 — 0*4 (0*5) mm latae et ad 0*3 mm crassae, e toruli- forrai pl. m. deplanate verruciformes. Areolae fertiles ad 0-6—07 mm latae et ad 0' 5 mm crassae, turgidae et, praesertim madefactae, convexae et circa discum marginem cidaleum formantes. Thallus KHO non coloratur, tandem autem solutionem luteara effundit. Medulla sub lente sine reagentibus albus, Stratum gooidiale an- gustum, parum perspicuum, linea obscure fusca corticis bene clucens, Strato eraortuo tenui et albo tecta. Cortex superior granose nubilatus et aeriger, ca. 7 — 15 ^ crassus, extus fuscus e capitulis hypharum, sub- 281 perpendiculariter intricatarum et cellulis insuper 2 — 3 constans sub- rotundis, ad 6 — 7 (i latis, membraDa tenui. Acidis adhibitis cortex purus et pl. m. deeoloratus, strato emortuo iacolore, ad 9 — 10 fi crasso et beoe separate tectus. Cortex lateralis, aeque formatus ac superior, sine Strato emortuo separato, usque ad basem areolum adest. Cortex inferior ca. 10 — 18 ^ crassus, pallidus, distinctius a raeduUa separatus, Stratum gonidiale subinterruptura, ad 40 — 55 ^ erassum, hyphis interpositis, HNO^ traetatis regulariter graaose nubilatis. Gouidia orbi- eularia, singula 9 — 13 ^ lata, contentu perdiluto, nucleo nullo, succedanee septata ad 16;u, lata. MedullaHNOg, excepta parte gouidiis adjacente, para. Hyphae medulläres sabperpendiculariter intricatae (minus perpeiidiculares quam in Lecan. Polychromate), ad 5 — 8 (9) ft latae, subtorulosae, cel- lulis praesertim rotundis fere ut in cortice superiore, membrana tenui. Medulla J non distincte colorata, sub lente ^purie cinereo vinose apparet. Paraphyses laxae, ramosae sed rectiores, infra ca. 2"5 /ti crassae et brevms aut longius cellulosae, supra ramosae et ad 4 — 5 (i incrassa- tae, cellulosae, cellulis h. i., praesertim HNO, adbibito, monilitormibus. Epithecium obscurius fuseum velolivaceo fuscum et strato granoso nigri- cante tectura, HNOg in dilutius olivaceum decoloratum. Asci elongate et subelliptice clavati et stipitati, ad 85 (i Ig. et ad 25 [i lt., membrana apicali incrassata, Sporae octonae 14—21 (saepe 17 — 19) ft lg. ad (8) 9 — 11 (12) IX lt., contentu amplispumoso. Hymenium J ope coerulescit, excepto epithecio, parum h. i. decoloratur. Pycnides perrarae, inter apotbecia in verrucis parvis immersae, orbiculares, ca. 0*15 mm latae, parte porali nigra. Fulcra brevia, cellulis paucis, ramosa, exobasidialia „Basidia 7 — 11 fi longa, fere fasciculatim congesta. Couidia teuuia, leviter arcuata vel flexuosa, rare recta, 14 — 18 (19) ^ lg. et 0*6 (i lt. Ein Exemplar im Herb. Eggerth (bot. Instit. d. ünivers. Wien) leg. Sauter, Pinzgauer Alpen, auf einem dichten, graugrünen Kalk (in Säuren brausend). Lecanora (Äspicilia) Krempelhuheri Jatta in Syll. Lieh. It. (1900), p. 218 — Syn.: Äspicilia vel Lecanora verruculosa Krplh. et Aut. p. p. — Äspicilia verruculosa Hue in Nouv. Arch. Mus. b, ser. II (1910), p. 83. Exs.: Arid. no. 342 a, &, 1728. Thallus insulas minutas, singulas ad 1 cm latas, suborbieulares et subconfluentes, albas, madefactas non aliter coloratas forraat, subcontinuas vel plane areolatas, tenuis, ad 0*2 (0*3) mm crassus, prothallo nigri- cante saepe perspicuo. Areolae fertiles saepe discos plures et h. i. sub- compositos exhibentes, in toto etiam planae, marginem autem h. i. 282 paullo elaturn et praesertim in exs. Arid. 1728 bene elaturn formant. Sectio sine reag. sub lente visa Stratum gonidiale 20 — 40 (i crassum praebet, interruptura, parura clucens et eorticera superiorem crassum, aeque granose inspersura et impellucidum ut medulla, Strato emortuo, separato non tectura. Reagentibus solitis tractatus cortex 30 — 48 (i crassus et aeque ac medulla in toto purus et perluceus, hyphis contextus raraosis, intricatis et cellulosis, cellulis praesertim rotuudis, 5 — 7 (9) jm latis, membrana tenui. Medulla angusta. Hyphae medulläres, intricatae, non perpendiculares fere aeque cellulosae ae hyphae corticis. In medulla saepe frustula substrati inclusa sunt. Excipulum angustum et sub excipulo basali gonidia nulla ut in Lecan. verrucidosa et regulariter in stirpe Lecan. polychromatis excepto Lecan. (Asp.) pallescente (Anzi). Hymenium ca. 90 — 125 ^ altum et in Arid. exs. 342 b. 125 — 150 ft altum, i. e. in toto altius quam in Lecan. verrucidosa. Paraphyses infra ca. 2*5—3 yc latae, laxae, ramosae et regu- lariter distinctius articulatae, supra ramosae, pl. m. inerassatae et articu- latae. Epithecium fuscum, CIH distincte virens. Hymenium J ope e dilute coeruleo mox luteo virescit, lutescit vel fulvescit, hypothecio permanenter coeruleo. Sporae et conidia supra jam indicata sunt. Alle untersuchten Exemplare (auch Arid, exs 1728 auf Quarz- porphyr) besiedeln Gesteine, die wenigsten stellenweise mit Säuren brausen, also Kalk enthalten. Lecan. verruculosa Krph. sowohl als Lecan. Krempelhuheri Jatta gehören zum Stamme der Lecan. polychroma Anzi, erstere Art aber zum Zweige der Lecan. polychroma — areolae fertiles in toto convexe, turgidae — , letztere dagegen zum Zweige der Lecan. Candida Anzi — areolae fertiles non inerassatae, excepto margine apotheciorum. 18. Über Aspicilia farinosa (Nyl). Hiie in Nouv. Arch. Mus. 5, ser. II (1910), p. 61 — Nyl. in Flora 1873, p. 191 in notula sub Lecanora, Hue beschreibt 1. c. die genannte Flechte nach den Exsiccaten : Nyl., Lieh. par. no. 127 (1855) und Flag. Lieh. Alg. no. 244. Er führt selbst eingehend aus, daß sie nicht die von Schaerer, Massalongo, Koerber, Hepp und Arnold (spätere Autoren kommen in bezug auf die Namengebung nicht in Betracht) auf Urceolaria contorta l farinosa Floerke in Berl. Magaz. 1810, p. 125 zurückgeführte, entweder als eigene Art bezeichnete oder als Varietät oder Form mit Lecanora (Äspicüia) calcarta (L.) vereinigte „farinosa" sei. Die Benennung von Floerke führt er zwar als Synonym zu seiner Aspicilia farinosa an, macht aber die Entscheidung der Frage, ob diese Auffassung richtig sei, von der Untersuchung des Originalexemplares, welches Floerke I 283 vorlag, abhängig. Die Frage, um welciie es sieb hier handelt, ist nach raeinera Ermessen eine der wenigen, die auch ohne Untersuchung: des Originalexemplares entschieden werden können. Die Flechte, welche Floerke beschrieb und benannte, stammt von Riedersdorf in der Mittel- mark (Brandenburg). Von den Exsikkaten, auf welche Hue 1. c. seine Beschreibung stützt, sah ich Nyl. 127 nicht, aber nach Arid, in Jura, Separ. p. 130 (sub no. 210) ist sie die Lecanora {Asp.) microspora (Arid.) A. Zahlbr. und Flag. no. 244 ist Lecanora {Asp.) platycarpa Stnr. Beide Flechten gehören also dem Stamme der Lecan. microspora (Arid.) an, einem Stamme, welcher in dem, allerdings etwas weiter ge- zogenen europäischen, afrikanischen und asiatischen (hier nach den bisherigen Funden bis Mesopotamien, leg. Handel-Mazzetti, und Persien, leg. Strauß, reichend) Mittelraeergebiete verbreitet ist. In Mittel-Europa reicht er, soweit bisher bekannt, bis in den südlichen Teil Krains als Lecan. microspora (Arid.), in West-Europa nach Hue 1. c. ebenfalls als Lecan. microspora (Arid.) bis in das Dep. Seine et Marne in Frankreich, und nach Tonglet in Bull. Soc. roy. Bot. Belg., t. 37 (1898), p. 30, als Lecanora endoleuca Hue, einer der Lecanora microspora sehr nahestehenden Form, bis Belgien. Nach allem, was wir wissen, scheint es daher ausgeschlossen, daß die Flechte, welche Floerke vorlag, zum Stamme der Lecan. microspora gehört hätte oder gehören würde, abgesehen davon, daß sie von Schaerer bis Arid, als zu Lecan. calcaria (L.) gehörend, angesehen wurde. Lecanoram {Asp^ farinosam (FIk.) subspeeiem Lecanorae (Asp.) caJcariae (L.) esse censeo, thallo aeque contigue accrescente sed in toto tenuiore et minus distincte rimose areolato, hyphis autem medullaribus jam mox sub strato gonidiali laxe et pl. m, cavernose contextis et in maculis vel cavernis saepe cellulas microsphaeroideas, pl. m. racemose congestas, quales in hypothallo tantum Lecanorae calcariae inveniuntur, gerentibus (ut adsunt in Hepp. exs. 628) praesertim diversa. Sporae re- gulariter 2 — 4 in asco, orbiculares vel late et rotundate ellipticae ut in Lecan. calcaria, regulariter uniseriales, h. i. cruciatim ordinatae, tumque asci ampliati. Pycnides rare adsunt, conidia regulariter recta 7 — 11 (13) ^ lg. et ca. 0-8 ^ lt. 19. Über den Stamm der Lecanora (Asp.) microspora (Arid.). Der genannte Stamm bildet mit dem der Lecanora {Asp.) alpina und dem der Lecanora (Asp.) cupreoatra eine große Gruppe, ausge- zeichnet wie diese durch das Vorhandensein einer Gonidienschichte unter dem basalen Teil des Excipulums (bei Lecanora microspora selbst 284 Dur zerstreute Gonidiengruppen). durch kurze Oonidien und nicht ein- reihige Sporen in elliptischen Schläuchen, verschieden aber von ihnen durch die Markhyphen, welche mit J nicht blau oder violett gefärbt werden und besonders durch breitere, auch im unteren Teil deutliche, und zwar meist kurzzellige Paraphysen. Dieser Stamm, den ich nach der zuerst bekannt gewordenen und, bis jetzt wenigstens, häutigsten Art den Stamm der Lecanora microspord nenne, umfaßt nachstehende Formen, deren Artrecht oder nähere systematische Beziehung zueinander erst dann sicher hervortreten wird, wenn sie in größerer Zahl gesam- melt und untersucht sein werden. a) Lecanora (Asp.) microspora (Arid.) A. Zahlbr. in Österr. bot. Zeitschr. 1903, p. 241. — Aspicilia calcaria var. microspora Arid, in Verh. zool. bot. Ges. Wien, 1870, p. 450. var. pimctulata Stnr. in Ann. Mycol., Vol. VIII (1910), p. 231. var. nctinostomoides Stnr. in Verh. zool. bot. Ges. Wien, 1911. p. 55. h) Lecanora (Asp.) cheresina Müll. A. in Eev. mycol. 1880, p. 14. var. granuligera Stnr. iu Ann. Mycol., Vol. VIII (1910), p. 231. c) Lecanora [Asp.) platycarpa Stnr. in Sitzber. kais. Akad. d.Wiss. Wien, raath. nat. Olasse, Bd. OIV (1895), p. 290 et 1. c. Bd. CVII (1898), p. 143. f. pruinosa Stnr. in Verh. zool. bot. Ges. Wien, 1902, p. 482. var. turgescens Stnr. in Verh. zool. bot. Ges. 1. c, p. 478. var. tincta Stnr. in Sitzber. kais. Akad. Wissensch. Wien, math. nat. Classe, Bd. CVII, Abt. I (1898), p. 143. d) Lecanora (Asp.) Mülleri Stnr. iu Sitzb. 1. c, Bd. OII (1893), p. 170. e) Lecanora (Asp.) circummunita Nyl. in Flora, 1878, p. 340. — Hue in Nouv. Arch. Mus. ser. 5, II (1910), p. 63 sub Aspicilia. f) Lecanora {Asp.) endoleuca Hiie in Bull. Soc. bot. Fr. t. XLIV (1897), p. 126. — Hue in Nouv. Arch. Mus. ser. 5, II (1910), p. 64, sub Aspicilia, Von den angeführten Arten steht Lecan. platycarpa der Lecanora cheresina sehr nahe, so daß sie jedenfalls nur eine Subspezies derselben bildet. Von Lecan. circummunita Nyl. und Lecan. endoleuca Hue sah ich kein Original. Nach der von Hue 1. c. gegebenen Diagnose, be- sonders nach den Merkmalen: „Thallus .... difracto-areolatus. areolae nunc omnino contiguae, nunc dispersae" schließt sich erstere näher der Lecan. Mülleri an, nur hat der Diskus der letzteren Art außer dem thallodisehen auch einen deutlichen Excipularrand. Die Merkmale der Lecan. endoleuca Hue endlich, wie sie Hue 1. c. p. 64 anführt, stimmen 285 sehr nahe mit denen der Lecan. microspora überein, wie das schon Hue 1. c. hervorhebt. Nach den bisherigen Aufsanomlungen scheint dieser Stamm am reiehhchsten vertreten zu sein als Lecan. microspora in Dalraatien, als Lecan. cheresina in Ägypten und als Lecan. platycarpa in Algier. 20. De Lecania spadicea (Flot.). Lecania spadicea (Flot.) A. Zahlbr. in Sitzber. kais. Akad. Wiss. Wien, math. nat. Classe (1914), Akad. Anzeiger XVIII, p. 420, ubi Synon. — Flot. in Linnaea XXII (1849), p. 362 et ap. ßabh. in Flora 1850, p. 533. Thalli juveniles subdisperse vel gregatim squamulosi. Squamulae totidem adnatae vel ad raargines paullo ab substrato abstantes, variantes 0'5 — 2 mm lg. et aeque latae, vel angustiores quam longae, suborbicu- lares, ubi parvae, ceterum varie subrepandae vel crenate subincisae, leviter convexulae vel irregulariter convexulae, marginibus parura vel vix extenuatis. Squamae thalli adultioris areolatim coufertae tandemque sub- placentiformes, imbricatae et intricatae, magis convexae et h. i. altius convexae, forma aeque variantes ac in thallo juvenili, ad peripheriam non vel subdistincte placodine ordinatae. Superficies squamarura ubique laevis, opaca vel subnitens, ubi obscurius colorata, semper nuda, nus- quam pruinata, spadicea vel saturate spadiceo castanea, madefacta paullo dilutior et in sanguineo rufum vergens, ubi saturatius colorata. Pagiua inferior ad margines squamarum angustius vel latius pallida, ceterum varie sordida, centrum versus fere nigro fusca. Thallus reagentibus solitis non distincte coloratur (de colore in cortice provocata vide infra allata). Squamae juniores 0'15 — 0-25 mm, adultae 0*3 — 0 4 (0-5) mm crassae. In sectione sub lente in aqua visa medulla alba vel albida et impellucida, infra, excepta parte marginali, zonam pl. m. latam rufofus- cam exhibens, Stratum gonidiale angustum et pallidum, parum elucens, cortex superior bene elucens, pellucidus, extus pl. m. intense spadiceus. Cortex superior varians 18 — 64 (i crassus, egrauosus; in partibus adul- tioribus squamarum extus varie spadiceus, K HO adhibito paullo in pur- pureum vergens, H NOg vtl Gl H tractato distincte et saepe intense cinna- barinus, in partibus juvenilibus fere incolor, hyphis ramosis formatus, intricatis, h. i. subperpendicularibus et, ubi fasciculi hypharum inter gonangia asscendentes corticem percurrunt, distincte perpendicularibus et minus ramosis, ca. 3 (4) ^ latis et regulariter elliptice cellulosis. cellu- lis ultimis ad 5 (6) (i latis, membrana tenui. Stratum emortuum, corticem tegens, incolor et magis gelatinosum, valde varians, vel inconspicuum vel ad 7 — 10 /x crassum et beneseparatum vel ad 15 — 20 ^ crassum, propter cellulas tangentialiter collabentes et hyphas perpendiculares corticis, jam 286 tangentialiter reflexas in hoc Stratum iutrantes, seraper taügentialiter striatum. h, i. fere tangentialiter hypbosum, Cortex lateralis ad 18 — 20 (i latus, in squamis adhuc accreseentibus pallidus, in altis et devexis ut cortex superior coloratus et contextus, Strato eraortuo jam supra evanescente, iufra in corticem inferiorem transiens. Cortex inferior medulla non bene separatus ca. 12—15 fi crassus, aeque byphis intricatis formatus ac cortex lateralis, pallidus et in toto egranosus, in partibus adultioribus extus fuscus vel saturate spadiceus (H NO3 vel Ol H adhibitis non coloratus) et in byphas pl. m. pannose contextas et aeque fusca coloratas, interstitia squamarum imbricatarum inaequaliter explentes. abiens. Stratum gonidiale ca. 40 — 90 ^ crassum, in partibus adultioribus magis confertum, ceterum autem erebrius interruptum, meduUam et corticem versus minus aequale. Gonidia in toto orbicularia, 9 — 14 (16) [i lata, contentu dilute co- lorato, membrana tenuiore, nucleo nuUo, succedanee septata, erebrius septata ad 18 /* lata. Hyphae medulläres in toto ramosae et intricatae, vel magis toru- lose et suborbiculare cellulosae et ad 5 — 6 (i latae, vel magis cylindri- cae, cellulis elongatis, ad 3 — 4 ^ latae, inter gonangia et sub hypothecio magis perpendiculares et in squamis longioribus, praesertim in parte inferiore, tangentiales (i. e. superficiei parallelae) sed fasciculi distincte elucentes nulli. Apothecia rara et vix omnino evoluta (0'6 — 0'7 lt.) adsunt, vari- antia, vel jam raox protrusa et elate sedentia, vel in squamis majoribus diutius imraersa, margine turgido et integro, cum thalla concolore, disco e coucava piano, regulariter thallo obscuriore, subsanguineo obscure fusco, nudo, opaco, puiictulate subscabrido. Involucrura apotheciorum protrusorura constrictum et in parte in- stricta inaequale, i. e. semel vel bis altius plicatum, tria strata solita apotheciorum perfecte lecanorinorum exhibens, hymenio et hypothecio adjacerjs Stratum exeipulare, in margine ad 50 ^ crassum sed mox ex- tenuatum, byphis minus ramosis et in toto tang^entialibus, in margine autem fllabellatis (i e. trajeetorice curvatis), articulatis et ad 4 fi crassis formaiura. Exterius Stratum gonidiale sequitur, cujus per interstitia, ubi interruptum, hyphae excipulares (i. e. medulläres) trajeetorice ad corti- cem peneirant, sequens tandem cortex, cortici superiori thalli similans, Strato emorto angusto vel indistincto. Hymenium ca. 42 — 60 fi altum, in toto purum (i. e. spurie hie inde inspersum). Paraphyses intra latiores, filiformes, siraplices, ca. 2'b (i latae, vel indistincte vel h. i. distinctius cellulosae, cellulis elongatis, ad 287 apices regulariter simplices, rarius ramo unico brevissirao praeditae, vel irregul. clavatae et ad 4c (i crassae, vel melius capitatae et ad 5 ^ crassae epitbecium varie satiirate electrino fuscum forraant, K HO vel acidis solitis adhibitis plus minus in subpurpureum vel cinnabarinum versura. Hypbae bypotheeii incoloris dense intricatae, 3—4 (i- lt., cellulis praesertim ellipticis. Asci clavati, 46 — 56 u \g. (computato pede 7 — 9 {i longo) et ad 15 (i lt. Sporae octonae, incolores, elongatae, 1-septatae, cellulis aequalibus, 9 — 13 (16) fi lg. et 4 — 5*5 (6) fi lt. Hymenium I ope vel coeruleo permanet, vel in sordide viride et p. p. in sordide smaltine decoloratur. Pycnides immersae, fulcra brevia, exobasidialia, basidiis saepe binis vel ternis in uno fulero, tenuibus et elongatis. Conidia arcuata vel flexuosa. 15 — 20 ^ lg. et 0*7 — 1 ^ lt. Desciiptio superposita ex exeraplaribus tribus originalibus a Eaben- horst (1847) ad Brundusium (Brindisi, isole Petagne) colleetis, in Museo botanico Berolinensi asservatis mibique benevole raissis sumpta est. Ceterum exemplar unum formae typieae bucusquae collectum est in insula dalraatica S. Andrea, in vicinitate Lissae, ad rupes calceas, ab A. Zablbr. 1. c. descriptum. Außer diesen drei typischen Exemplaren befinden sich bei Leca- nora spadicea noch drei Exemplare, welche von Rabenhorst an dem gleichen Orte gesammelt und von welchen zwei von Flotow als eigene Varietäten im Herbar mit Namen bezeichnet, aber nicht beschrieben wurden, so daß sie also für die systematische Benennung nicht in Frage kommen. Zur typischen Lecan. spadicea gehören sie nicht, wenn sie doch in den Bereich der Art fallen sollten, was nach dem anatomischen Bau des Lagers möglich wäre, so schließen sie sich nach Farbe und Be- reifung der Lagerwarzen irgendwie an var. Gennarn an. Alle drei Exemplare sind aber sehr klein und vollständig steril, zwei haben auch keine Pycniden, im dritten wurde eine einzelne Pycnide gefunden, deren ebenfalls gekrümmte Conidien als nur 9 — 13 ft lg. gemessen wurden, so daß also, unter der Voraussetzung einer genügenden Konstanz dieses Merkmales, eine weiter zu trennende Form vorliegen würde. Die be- treffenden Exemplare erscheinen also ganz ungenügend, um als Grund- lage für die Aufstellung eines systematischen Begriffes zu dienen. var. Gennarn (Bagl.) Stnr. in Verh. zool.-bot. Ges. Wien (1915), p. 201, ubi Synonyma. — Bagl. in Comm. Grit. It. I (1862), p. 123. Exsicc. : Erb. Grit. It. I, no. 1380, II, no. 268. — ün. itm. crypt. (1866), XI. — Rabh. exs. 789. — Arid. exs. 1697. — Jatta exs. no. 90. Diagnosem vide apud Stnr. 1. c. 288 Von den angeführten Exsikkaten stammt Jatta no. 90 von dem- selben Orte wie die typische Lecan. spadicea, die übrigen wurden in Sardinien gesammelt. Ein Blick auf die Exsikkaten zeigt, um wie viel reichlicher die var. Genarii vorhanden sein muß, als die durch den Zufall zur typischen gewordene Form, und dieser größeren Häufigkeit scheint auch eine weitere Verbreitung zu entsprechen, die sich bei der Varietät von Sardinien über die Ostküste Italiens und bis Korfu erstreckt, während die typische Form bisher nur bei Brindisi und auf der dal- matinischen Insel S. Andrea gefunden wurde. 31. De generibus Flacolecania et Solenospora. Genus Placolecania (Stnr.) A. Zahlbr. fulcris mere endobasidiali- bus, ut adsunt in P. candkante (E. Fr.) A. Zahlbr. in Engl, und Prtl. Nat. Pfl.-Fam. J. I. 1* (1907), p. 205, a genere Lecania separatur. In exsiccatis oranibus P. Cesatii (Mass.) A. Zahlbr., quae sunt: Mass. 141 (H. P., H. ü.). — Erb. critt. I, p. 368 (H. U.). — Anzi L. 447 (H. ü., H. P.) pycnides hucusque frustra quaesivi ; locus systematicus speciei huius incertus manet. Solenospora Bequienii Mass. secundum exsiccata (Mass. 324 et ßabenh. 432) pycnides exhibet singulas, ad margines loborum sitas. parte porall nigra paullo emergentes, perlfulcrio incolore, strato gonidiali cir- curadato, visas O'l mm altas et 0*12 mm latas. Fulcra parum ramosa, cellulosa, bene endobasldialla, conidia recta, 3 — 4 u lg. et 1-2 — 1-8 f* lt. Solenospora Vnlturiensis Bagl. in Enum. d. Lig. p. 24 sec. expl. orlg. in herb. Eggerth (Bot. Inst. d. üniv. Wien), — in exsiccatis Lojka, ün. 73 (H. P., H. U.) pycnides frustra quaesivi — fulcra aeque endobasidialia habet, conidia recta, 3— 4 ft lg. et 1 — 1"5 ^ lt. Idcirca genus Placolecania cum genere Solenospora, nomine prius dato, jungendum est et species supradictae norainandae sunt: Soleno- spoxa Piequienil Mass., Solenospora Vultariensis Bagl., Solenospora candkans (E. Fr.) Stur. comb. 23. Über „Apothecia composita'* in der Grattung- Acaros^mra, Die Vereinigung von zwei oder mehreren Hymenien in einem scheinbar einfachen Apothecium kommt m der Gattung Acarospora auf zweifache Art ausgeführt vor. 1. Das scheinbar einfache Apothecium hat ein eigenes marginales, laterales und basales Excipulum aus tangentialen, gegen den Rand hin trajektorischen Hyphen mit einer verschieden weit reichenden Gonidien- sehichte unter sich. Hypotheciura und Hymenium in gewöhnlichem Sinne, welche zu diesem Excipulum gehören würden, sind nicht vorhanden, dafür sind von ihm zwei bis mehrere Hymenien und Hypothecien ein- 289 geschlossen, die ihr eigenes Excipulum besitzen, das aus tangentialen, mit den Hjphen des gemeinsamen Excipulums zusammenhängenden, in dem lateralen Teil ebenso zu ihrem Hymenium tangential gekrümmten in seinem Eandteil ebenso mehr oder weniger trajektorischen und ebenso gefärbten (hier oft feinkörnigen) Hyphen besteht, wie das gemeinsame Excipulum (Excipulum commune). Die Gemeinsamkeit des Excipulum commune fällt in den Schnitten, außer durch die angeführten Merkmale, besonders auch dadurch auf, daß das erste an das Excipulum commune anstoßende Hymenium auch sein eigenes Excipulum proprium besitzt, daß also hier zwei deutlich genug voneinander zu unterscheidende, zusammenstoßende Excipula vor- handen sind. Zwischen dem Excip. proprium des ersten Hymeniums und dem Excip. commune, sowie zwischen den Excip. propria der einzelnen Hymenien, die in ihrem Marginalteil oft deutlich getrennt sind, befinden sich ebenso, wie an der Basis der einzelnen Excip. propria keine Goni- dien. Die Marginalteile der Excip. propria ragen, mehr oder weniger kolbenförmig, meist ziemlich stark über das Epithecium vor und bilden äußerlich die Warzen und Palten des Diskus. Die in der geschilderten Weise gebauten Apothecien nenne ich „Apothecia composita". Fraglich bleibt es und nur an Querschnitten zu entscheiden, die ich bisher nicht untersucht habe, ob die Excip. propria ihre Hymenien ringsum oder nur teilweise einschließen, oder ob beide Fälle vor- kommen. 2. Die scheinbar einfachen Apothecien bestehen aus zwei bis mehreren Hymenien, von welchen jedes sein eigenes Excipulum besitzt, während ein Excip. commune nicht vorhanden ist. Die zusammenstoßenden Excipula fließen besonders in ihrem Seitenteile mehr oder weniger vollständig zusammen, krümmen sich an der Basalecke auseinanderfahrend gegen ihre Hypothecien und haben unter ihrem Basalteile ihre eigene Gonidienschichte, die in der Ecke zwischen den Excip. der einzelnen, aneinanderstoßenden Hymenien ver- schieden auskeilt oder bis zum Marginalteil reichen kann. Ein schema- tisches aber gut entsprechendes und übersichtliches Bild dieser Art von Vereinigung mehrerer Apothecien gibt Hue in Nouv. Arch. d. Mus. ser. 5, 1 (1909), Separ. p. 155, Fig. 38. So gebaute Apothecien nenne ich „subcomposita", während Hue die in Fig. 38 abgebildeten „com- posita" nennt und von den oben „composita" genannten nicht unter- scheidet. Wenn in solchen Apothecien die Gonidien bis in den Marginalteil der Excipula reichen, wenn die Gonidienschichte hier breiter wird und östprr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 10—12. I9 290 über ihr gewöhnliche Thallusrinde erscheint, dann unterscheiden sie sich nicht mehr von gewöhnlichen, einfachen, einander genäherten Apothecien und diese Fälle kommen alle ohne Grenze vor. Diese Art von Vereinigung der Apothecien kennzeichnet also für sich nicht ein- mal eine Art und findet sich in den verschiedensten Gattungen der gymnokarpen und angiokarpen Flechten. Anders ist das Vorkommen der Ap. composita für die Systematik einzuschätzen. Allerdings sind auch sie nicht auf die Gattung Acaro- spora beschränkt. Nach unserem bisherigen Wissen — die Apothecien sind in dieser Hinsicht zu wenig untersucht und auch meine Beob- achtungen nur vereinzelt — kommen sie jedenfalls auch bei der nahe- stehenden Gattung Biatorella (Sporastatia und wahrscheinlich auch Sarcogyne), dann bei Diploschistes und Gyrophora und nach A. Zahl- bruckner in Engl. u. Prtl. Nat. Pfl.-Fam. I, 1* Flecht., p. 77, 78 und Fig. 41 B bei den Mycoporaceen unter den pyrenokarpen Flechten vor. Die Anordnung und der Bau der Apothecien hat aber in jeder dieser Gattungen Besonderheiten, welche ich hier nur andeuten kann, da ihre richtige Darlegung erst eine eingehende Untersuchung erfordert die vielleicht ergeben könnte, daß außer den beiden hier vorgeführten Arten der Häufung von Apothecien noch andere zu unterscheiden seien. In der Gattung Acarospora kennzeichnet ihr Vorkommen eine ziemlich gut begrenzte Gruppe von Arten, die also jedenfalls als Sektion, viel- leicht besser als Subgenus Glypholecia Nyl. zu bezeichnen ist. Als äußeres, aber durchaus nicht genügendes und die Untersuchung nie ersetzendes Merkmal für das Vorhandensein von Ap. composita oder subcomposita können Eauhigkeiten, Warzen und Falten des Diskus gelten, die eben durch das Vortreten der Marginalteile der einzelnen Excipula hervorgebracht werden. Von den 13 Arten, welche Hue in Nouv. Arch. Mus. 5, ser. I (1909), Sep. p. 149—160 und 1. c. 5, ser. IV (1912), Sep. p. 22 als zur Sektion Glypholecia gehörend anführt, sind mir unbekannt ge- blieben: Acar. scaherrima Ilue, 1. c. p. 153. — Äcar. sordida Wedell in Bull. Soc. bot. Fr. (1874), t. XXI, sec. Hue, 1. e. p. 153. — Acar. amphihola Wedell in Mem. Soc. nation. Sei. nat. Cherb., t. XIX (1875), p. 279, sec. Hue, 1. e. p. 158. — Acar. subcastanea (Nyl. in Lieh. Nov. Irland 1888, p. 145, sub Lecanora, in nota) Hue, 1. e. p. 159. Weitere vier dieser Arten, und zwar: Acar. peliocypha (Wahlb.) Kuli., Hue, 1. c. p. 154. — Acar. fuscata (Nyl.) Wedell, Hue, 1. c. p. 155 (die Var. peliocyphoides (Nyl.) Hue, 1. c. p. 156, sah ich nicht). — Acar. impressula Th. Fr., Hue, 1. c. p. 157. — Acar. admissa (Nyl.) Kullh., Hue, 1. c. p. 157 — besitzen Apothecia subcomposita und gehören daher in dem Sinne obiger Darstellung nicht in die Sektion 291 Glypholecia. Die restlichen haben Apothecia composita und sind also in die genannte Sektion aufzunehmen. Unter diesen bildet Acar. hullata Anzi in Oatal. 1868, p. 12 et exs. L. 532 (H. P., H. U.), Hue, 1. c, p. 159 einen eigenen Stamm dieser Sektion, welcher, abgesehen vom verschiedenen Habitus, durch den Bau der Rinde und des Markes, besonders auch durch das Fehlen der körnerlosen Hyphenstränge und durch nicht kugelförmige Sporen gekennzeichnet ist und von Hue 1. c. zusammen mit der für mich un- bekannt gebliebenen Acar. suhcastanea in eine besondere Gruppe ge- stellt wird. Der Stamm der Acar. scabra (Pers. in Act. soc. Wetterav. II (1810), p. 2 sub Urceolaria) Th. Fr., L. Scand. (1871), p. 208. — Syn. Acar. rhagadiosa (Ach. in Syn. 1814, sub Lecanora) zeichnet sich außer durch kugelige Sporen besonders durch den Bau der Rinden und des Markes, am auffallendsten durch die körnerlosen Hyphenstränge aus, welche, vom Gomphus aufsteigend, in den größeren Schuppen parallel zur Oberfläche gegen den Schuppenrand ausbiegen und dort, wo sie im Schnitte gut getroffen sind, das locker netzige Mark als aus drei Schichten zusammengesetzt erscheinen lassen. Acar. candidissima (Nyl.) Hue, 1. c. p. 151, ist nach Flag. exs. Alg. 125 (H. P.) höchstens eine Varietät der Acar. scahra; Acar. gru- mulosa (Schaer. in Enum. 1850, p. 57 sub Leconora) Hue, 1. c. p. 152, ist nach dem Exsikkat Hepp. no. 772 (H. ü., H. P.) durch deutlich dickere, 5 — 8 (9) ^ It. (in Acar. scahra 3 — 5 [i lt.), Hyphen aller Ge- webe des Lagers, besonders des netzigen Markes von Acar. scabra ver- schieden und kann daher als Subspezies dieser Art angesehen werden. Acar. persica (Stnr. in Annal. mycol. VIII [1910], p. 221, sub Glypholecia) Hue, 1. c. p. 22, bildet ebenfalls eine Subspezies der Ac. scabra, welche durch weniger deutliche Stränge, weniger deutliche Unter- rinde und besonders durch den Habitus der Schuppen von Acar. scabra verschieden ist. 23. Über Anhäufungen Ton Pycniden. Prüft man die Pycniden auf die Merkmale hin, welche sub no. 21 für die Vereinigung von Apothecien hervorgehoben wurden, so finden sich reichlich Pycnides subcorapositae in vollständig analoger Folge wie die Apothecia subcomposita, voneinander genäherten bis zu solchen, bei denen die Halsteile der Perifulcrien ganz zusammenstoßen und verschmelzen. Ich habe schon öfters Pycnidengruppen beschrieben, deren gefärbte Porusteile so zusammenfließen, daß sie wie ein höckeri- ger Diskus aussehen, es kommt sogar vor, daß diese Pseudodiski von einem erhabenen Thallusrand umgeben sind. Von da ab, wo die Porus- 19* 292 teile zusammenfließen, sind diese Gruppen also als Pycnides subcompo- sitae zu bezeichnen. Die Perifulcrien der einzelnen Pycnidensäcke, die im ganzen radiär von der Mündungsgruppe abstehen, bleiben dabei, in ihren Seiten und Basalteilen wenigstens, wie es bei den analogen Exci- pulis der Fall ist, getrennt. Die schönsten dieser Anhäufungen von Pycniden finden sich, nach meinem bisherigen Wissen, allerdings nur da, wo die Pycniden exobasidiale. Fulcren besitzen und es bleibt weiteren Untersuchungen überlassen festzustellen, ob und wie weit auch Pycniden mit endobasidialen Fulcren in dieser Art von Zusammensetzung vor- kommen. Schwieriger ist es, in Rücksicht auf die analogen Apothecien bei Äcarospora, jene Pycniden zu umgrenzen, welche als Pycnides compo- sitae bezeichnet werden können. Im allgemeinen nenne ich einstweilen alle jene Pycniden so, deren Innenraum gekammert ist (bisher als „Pycnides cavitate plicata", benannt). Die Kammerwäude entsprechen ja im ganzen den Excipularschichten der einzelnen Apothecien, aber sie zeigen mehrere Besonderheiten, vor allem die, daß sie nie als Periful- cria propria vom Perifulcrium commune so deutlich getrennt sind, wie die Excipula propria vom Excipulum commune. Außerdem ist das Excipulum commune bei Äcarospora ein durch- aus einfaches, wie es bei einfachen Apothecien vorhanden ist, bei den analogen Perifulcrien ist das nur dann der Fall, wenn sie einfach um- schrieben (pycnides simplices) sind, nicht aber, wenn sie mehrsackig (pycnides saccatae) aussehen. Weitere Untersuchungen haben neben anderen auch diese Verhältnisse erst zu würdigen. Jedenfalls aber kommen diese Pycnides compositae ebenso häufig bei Pycniden mit endobasidialen wie mit exobasidialen Fulcren vor. Die Trichome einiger heimischer Senecio- Alten. (Vorläufige Mitteilung.) Von A. V. Hayek (Wien). (Mit Textfiguren.) Wenn man die Diagnosen einiger unserer heimischen Senecio- Arten aus der Sekt. Tephroserides DO. liest, bekommt man den Ein- druck, daß diese Arten auf ihren Blättern zweierlei Trichome besitzen. So lesen wir z. B. in Beck, Flora von Niederösterreich II, p. 1217 f., bei S. campestris: „Stengel wie die ganze Pflanze mehr minder spinn- webig-wollig, mit wenigen eingemengten kurzen Härchen oder ohne solche"; bei S. alpestris DO. hingegen: „Stengel wie die ganze Pflanze mit oft 293 vergänglichen, spinnwebigen Haaren und rait kurzen oben drüsigen Härchen dicht bekleidet." Dieselben Unterscheidungsmerkmale zwischen beiden Arten finden wir auch bei Fritsch, Exkursionsflora, 1. Aufl., p. 581, 2. Aufl., p. 630, erwähnt: Stg. u. B. dicht kurzhaarig - rauh und außerdem spinnwebig- wollig alpester (Hoppe) DC. Stg. u. B. spinnwebig wollig, sonst fast kahl .... campester (Retz.) DO. Auf Grund fast desselben Merkmales trennt Fritsch (a. a. 0. p. 580, bzw. 629) auch S. aurantiactis (Hoppe) DO. und S. capitatus (Wahlbg.) Steud. von einander. Wir lesen daselbst: B. spärlich wollig, zuletzt fast kahl . aurantiacus (Hoppe) DO. B. dicht wollig und außerdem kurzhaarig-rauh . . . capitatus (Wahlbg.) Steud. Ich habe selbst seinerzeit diese Verhältnisse nachgeprüft und in meiner „Flora von Steiermark" II, p. 573 ff. bei den in Betracht kommen- den Arten den betreffenden Befund, der sich im wesentlichen mit den Beobachtungen von Fritsch und Beck deckte, angeführt. Anläßlich der Bearbeitung der Gattung Senecio für Hegi's „Illu- strierte Flora von Mitteleuropa", sah ich mich genötigt, neuerdings die Sache zu untersuchen. Geben doch bekanntlich die Trichome bei der mit Senecio nah verwandten Gattung Doronicum treffliche Merkmale zur Unterscheidung der Arten, und so konnte ich hoffen, daß auch in dieser schwierigen Gruppe, welche, da es sich nicht mehr um die Formen eines relativ eng begrenzten Gebietes handelte, keineswegs leicht zu be- handeln schien, die Trichome willkommene Merkmale zur Klärung des Formenkreises bieten würden. Was ich bei Betrachtung der Haare unter dem Mikroskop zu sehen glaubte, entsprach ganz meinen Vorstellungen. Einreihige, mehr- zellige Gliederhaare, mitunter am Ende in ein drüsenähnliches Köpfchen ausgehend, waren am Blattrande und auf der Blattfläche in größerer und geringerer Menge zu sehen, und daneben, besonders bei Exemplaren in früheren Entwicklungsstadien, ein unauflösbares Gewirr von langen, einzelligen Spinnwebhaaren. Eine genauere Untersuchung ergab jedoch das merkwürdige Resultat, daß diese scheinbar zweierlei Trichome zusammengehören, bzw. daß die mehrzelligen Gliederhaare nur die Fußteile der Spinnhaare sind, daß demnach nur einerlei Trichome vor- handen sind. Mehrzellige Haare mit einem sehr verlängerten luftleeren Endglied bei Kompositen hat schon Vesque (Oaracleres des principales familles gamosepales, tires de l'anatomie de la feuille in Annal. d. sc. nat., Botanique, Ser. 6, I, p. 183 [1885] und De l'emploi des caracteres ana- 294 tomiques dans la Classification des vegetaux in Bull, de la soc. bot. de France XXXVl [1889], p. XLI) beschrieben und abgebildet, welche Ab- bildung man in Solereder, Systematische Anatomie der Dikotylen, p. 517, Fig. 193 B reproduziert findet. Nach Solereder 1. c, Er- gänzungsband, p. 79, hat in neuerer Zeit G. Fischer in einer mir nicht zugänglichen Inauguraldissertation (Vergleichende Anatomie der Blätter der Kompositen) speziell bei einigen Eupatorieen ähnliche Tri- chome beobachtet und sie sehr bezeichnenderweise als Flagelluratrichome bezeichnet. Die Beziehungen dieser Art von Trichomen zu der „spinn- webigen Behaarung" scheint aber bisher noch niemand eingehender untersucht zu haben. Soweit es sich bei Untersuchungen an Herbarmaterial feststellen läßt — frisches Material stand mir in der jetzigen Jahreszeit nicht zur Verfügung — , sind es solche „Flagellumtrichome", die die spinn- webige Behaarung verursachen und bei „verkahlenden" Formen dann das Flagellum abwerfen. Ich habe folgende Arten untersucht: Senecio alpestris (Roii^e) DG., S. Gaudini Gremli, S. campestris (Retz.) DC, S. rivularis (W. K.) DO., S. pratensis (Hoppe) DO., S. spathiilaefolius (Gmel.) DO., S. au- rantiacHS (Hoppe) DO., und S. capitatus (Wahlenbg.) Steud. Senecio alpestris zeigt folgende Verhältnisse: Der Fuß des Haares besteht aus etwa 8 — 10 Zellen, von denen die untersten ungefähr kubisch sind, die folgenden allmählich mehr in die Länge gestreckt und gegen die Spitze leicht verschmälert, so daß das ganze Haar allmählich ver- schmälert erscheint ; das letzte Glied ist sehr schmal und stärker ver- längert, etwa viermal so lang als breit. Alle diese Zellen sind lebend und mit Zellplasma erfüllt. An diese letzte schmale Zelle schließt dann das „Spinnwebhaar" oder „Flagellum" an, ein fadenförmiges langes, luft- haltiges Gebilde, das als Transpirationsschutz gewährendes Deckhaar funktioniert. Bekanntlich ist der spinnwebige Überzug bei S. alpestris vergäng- lich, in der Jugend die ganze Pflanze überziehend, wird er später in Flocken abgestoßen. Am einzelnen Haar geht dieser Vorgang folgender- maßen vor sich. Der Zellinhalt der obersten zwei bis vier Zellen trübt sich, wird gelblich bis bräunlich, die Zellen verlieren ihren Turgor, schrumpfen bald und fallen nach und nach ab; zuerst in der Regel das Spinnwebhaar, dann die übrigen Zellen. Ein solcher Haarfuß, an dessen Spitze noch die mit bräunlichem Inhalt erfüllten, geschrumpften und oft zusammengeballten oberen Zellen sitzen, erscheint dann nicht nur bei Lupenvergrößerung als Drüsenhaar, sondern kann selbst bei flüchtiger Betrachtung durch das Mikroskop für ein solches gehalten werden. Schließlich werden diese abgestorbenen Zellen völlig abgestoßen, und 295 296 der nunmehr aus etwa 6 — 8 Zellen bestehende Fuß bleibt als „Glieder- haar" stehen. Genau so wie bei S. alpestris verhält sich S. Gaudini, ganz ähn- lich auch S. capitatus. Bei letzterem sind die einzelnen Zellen auflfallend dünnwandig, und die Verfärbung des Zellinhaltes der oberen Zellen vor dem Absterben besonders deutlich. Die übrigen genannten Senecio- kxiQJi, S. campestris, S. spathu- lifoliiis, S. aurantiacus und S. rivularis, zeigen ebenfalls ähnliehe Ver- hältnisse und stimmen untereinander vollkommen überein. Der Zellfuß ist bei diesen Arten kürzer als bei S. alpestris, er besteht aus nur 5 bis 8 Zellen, von denen aber auch die oberen (mit Ausnahme der letzten) nicht in die Länge gestreckt erscheinen, hingegen geht die Verjüngung rascher vor sich, so daß der Haarfuß mehr kegelig gestaltet erscheint; zudem steht er nicht gerade ab, sondern ist etwas gebogen. Wenn dann das Spinnwebhaar abgeworfen wird, gehen die obersten 3 — 4 Zellen des Fußes zugrunde, so daß nur ein kleiner kegeliger, 2- bis 4 zelliger Stumpf (die von Beck erwähnten wenigen „kurzen Härchen") übrig bleibt. Die erwähnten Untersuchungen konnten der winterlichen Jahres- zeit entsprechend nur an aufgekochtem Herbarmaterial vorgenommen werden. Ich kann daher weder über die Entwicklungsgeschichte dieser Haare, noch über die beim Absterben sich abspielenden ehemischen Prozesse (besonders ob, wie es mitunter den Anschein hat, der Inhalt der absterbenden Zellen tatsächlich harzig wird), etwas sagen. Hoffent- lich ergibt sich im nächsten Sommer Gelegenheit, auch diese Fragen zu klären. Nachdem aber in Hegi's „Illustrierter Flora von Mittel-Europa" nicht der Platz für die vorstehenden Erörterungen ist, ich anderseits aber doch mich nicht damit abfinden kann, die bisherigen irrigen Dar- stellungen der Behaarungsverhältnisse wiederzugeben, sehe ich mich veranlaßt, das Eesultat meiner Untersuchungen schon jetzt der Öffentlich- keit zu übergeben, damit ich mich dann bei der erwähnten Bearbeitung der Gattung auf sie berufen kann. Figurenerklärung. a Spinnwebhaar von Senecio alpestris (Hoppe) DC. (Semmering). h, c Spinnwebhaare derselben Pflanzen im Stadium des Absterbens der oberen Zellen. d Spinnwebhaar, an welchem die oberen Zellen bereits abgeworfen sind, nur der Best einer Zelle sitzt noch fest. e — h Spinnwebhaare von Senecio alpestris (Gösting bei Graz), bei g in dem Stadium, in welchem es ein Köpfchenhaar vortäuscht. 297 t Blattrand von Senecio alpestris (Gösting bei Graz) im Stadium, in welchem der spinnwebige Filz abgeworfen wird. k Spinnwebhaar von Sene^o capitatus (Hoppe) DC. (Kotkofel bei Turrach). l Spinn webhaar von Senecio campestris (Retz.) DC. (Hainburger Berge in Niederösterreich). m Spinnwebhaar derselben Pflanze in einem späteren Entwicklungsstadium, in welchem die oberen Zellen im Absterben begriffen sind. n Spinnwebhaar derselben Pflanze nach dem Abwerfen der oberen Zellen. Über die Sympodienbildung von Octolepis DinMagei Gilg. Von Dr. Rudolf Wagner (Wien). (Mit einer Textfigur.) Im Jahre 1864 erschien im „Journal of the Linnean Society" ^) eine Arbeit aus der Feder Olivers mit dem Titel „On Four Genera of Plauts of Western Tropical Africa, belouging to the Natural Orders Anouaceae, Olacineae, Loganiaceae, and Thymelaeaceae". Die erstgenannte Familie ist vertreten durch Piptosiigma jnlosum und P. glahrescens, die Olacineen durch Pihaptopetalum coriaceum aus Fernando Po, welches inzwischen seiner systematischen Stellung nach eine andere Beurteilung gefunden hat und mit Scytopetahim Klaineanum Pierre, einem kleinen Baume von Gabun, die von Engler aufgestellte Familie der Scytopetalaceae^) bildet. Die Loganiacee Leptocladus Thomsoni erwies sich schon Bentham^) als zu der damals erst etwa drei Arten zählenden, heute auf mehr als das Zehnfache angewachsenen Gattung Mostuea Didr. gehörig und ist somit als M. Thomsoni (Oliv.) Bth. zu bezeichnen. Die Thymelaeaceae erhalten einen höchst eigentümlichen Zuwachs in Gestalt der Octolepis Casearia, die von dem heute noch hochbetagt in München lebenden Gustav Mann am Konguifluß sowie von dem Missionär W.C.Thomson in Altkalabar gesammelt waren. Den Beschluß der genannten Abhand- lung bildet die Beschreibung der Paropsia Guineensis, die einer schon von Noronha aufgestellten Flacourtiaceengattung angehört, die in gegen 20 Arten vom Kongo bis Sumatra verbreitet, ihre Hauptentwicklung im 1) Vol. VIII, p. 158-162. 2) Nat. Pflanzenfam., Nachtr. I, p. 242—245 (1897). 3) Hook er 's Icones Plantarum, Ser. III, Vol. II, p. 83, anläßlich der Be- schreibung der tab. 1876 abgebildeten M. surinamensis, der einzigen amerikanischen Art dieser sonst rein afrikanischen Gattung. Übrigens wurden unsere Spezies von Solereder in seiner 1892 gedruckten Bearbeitung (Nat. Pflanzenfam. IV, 2, p. 30) übersehen; seine Aufzählung von sechs Arten war schon damals veraltet. 298 tropischen Afrika erreicht hat und mit vier Arten in Madagaskar ver- treten ist^). Nach Olivers Angaben handelt es'sieh um einen Strauch oder kleinen Baum ^) mit wechselständigen Blättern und weißen Blüten, die zu dritt oder viert in Büscheln angeordnet sind. Die Bezeichnung „fiores axillares" kann wohl auch auf die „fasciculi" gemünzt sein, mit der- artigen Unkorrektheiten hat man immerhin zu rechnen. Bezüglich der systematischen Stellung bemerkt er: „Octolepis is so far removed in floral structure from any other Thyraelaeaceous genus with which I am acquainted, that I am at a loss to koow what are its nearest affinities", weist dann auf die Aquilarineae hin, außerdem aber erörtert er die Frage einer Verwandtschaft mit den Penaeaceen und der Gattung Geissoloma Lindl, die von manchen Autoren als genus anomalum dieser Familie betrachtet wurde ^). Hinsichtlich des Blüten- und Fruchtbaues muß auf die systematische Literatur verwiesen werden, ich beschränke mich hier auf die Angaben über die Stellung der Blüten - stände, bzw. Einzelblüten. Der nächste Autor, der sich mit dieser Gattung befaßte, war Baillon. In seiner 1875 erschienenen Bearbeitung der Thymelaeaceen *) weist er mit Bestimmtheit die Stelluug unserer Gattung bei den Aqui- larieen an. Bentham und Hook er fil. stellen sie an den Schluß der Aquilarieen und bemerken, daß Octolepis Oliv, „quoad affinitates adhuc valde incerta" sei. Auf Grund des Ol i verschen Materiales schreiben sie: „Fiores . . . pauci ad axillas fasciculati", womit deutlich gesagt ist, daß bei den Blattachseln die fasciculi stehen, sonst würde es doch wohl heißen „florum fasciculi axillares" ^). 1) Dupetit-Thouars, Histoire des vegetaux recueillies sur les isles de France, p. 59 (1804), wo t. 19 P. edulis Thou. aus Madagaskar abgebildet ist. 2) In der Gattungsdiagnose heißt es „arbor parva", in der Artbeschreibung Prutex 6-8-petalis. 3) So von Bentham nach Hooker fil., Gen. plant. III 203 (1880). Schon 1846 hatte Adrien de Jussieu sich ähnlich ausgesprochen: „Genus a genuinis Penaeaceis excludendum, non satis notum" sagt er in seiner „Note sur la Familie des Penaeacees'', in Ann. Sc. nat. ser. 3, VI, p. 27, wo tab. 4 Analysen des G. marginatum (L.) Kth. abgebildet sind. Die Auffassung Baillon s, daß Geissoloma eine Tribus der Celastraceen repräsentiere (Histoire des plantes, Tome VI, p. 49 [1875J) fand wenig Beifall, glücklicher war die Aufstellung der Familie der Geissolomataceen durch Gilg in Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfam. Via, p. 207 (1894), welcher Auf- fassung sich auch R. v. Wettstein anschließt (Handbuch, 2. Aufl., p. 667 (1911); er bezeichnet die Familie als vielleicht noch etwas ursprünglicher als die Penaeaceen. 4) Histoire des plantes, Tome VI, p. 103 und 123. Das Zitat „122" bei Van Tieghem in Ann. sc. nat. Ser. VII, Tome XVII, p. 237 ist falsch, ebenso wie seine Jahreszahl 1877. ö) Genera plantarum. Vol. III, p. 201. 299 Baillon hat im Jahre 1886 eine kurze Arbeit „Sur le genre Makokoa" veröffentlicht^), in der er einen von Thollo n am Ogowe ge- sammelten Baum von 6 — 8 m Höhe besehreibt, der mit seinen weißen Blüten einen sehr hübschen Anblick gewähren soll. „La Flore du Congo, si interessante ä tant d'egards, presente dans ce type (dedie ä son roi, allie de notre pays), rattache ä la fois ä quatre ou cinq groupes na- turels, un lieu curieux entre des familles dont quelques-unes sont actu- ellement placees loin ies unes des autres" heißt es weiterhin; die Schwierigkeit, eine Stellung anzuweisen, wird durch die Erwähnung der Tiliaceen, Ternstroemiaceen, Euphorbiaceen und Dichapetalaceen illustiert, und schließlich findet der sehr erfahrene Autor, daß MahoTioa wahr- scheinlich eine besondere Sektion der Flacourtiaceen repräsentiere. In die Sitzung vom 3. August 1887 tritt er dem entgegen, und in den „Emen- danda" heißt es p. 704: „Oe genre est peut-etre, malgre Ies differences dans Ies caracteristiques donnees, identique ä l'Octolepis Oliv., rapporte aux Thymelaeacees ... et c'est M. Oliver lui-meme qui m'a suggere cette opinion." Hinsichtlich der Morphologie gibt Baillon^) an: „Ces tres petites fleurs sont ou solitaires, ou plus ordinairement disposees en courtes cymes paucifiores dans l'aiselle des feuilles." Also unzweifelhafte axilläre Blutenstände, wenigstens der Beschreibung nach. Der Anschauung Olivers bezüglich der Gattungszugehörigkeit schloß sich 1893 War bürg an^), hinsichtlich der systematischen Stellung folgte er Baillon, in dem er Octolepis am Schlüsse der Flacourtiaceen anführt. Die Art erhält hier den Namen Octolepis congolana (Baill.) Warb. Nach Warburg stehen die Blüten einzeln oder in kurzen wenigblütigen Cymen in den Blattachseln. Anatomisch hat sich mit der Frage der systematischen Stellung Van Tieghem befaßt, dessen „Eecherches sur la structure et Ies affinites des Thymeleacees et des Peneacees" 1893 erschienen*); ein eigenes Ka- pitel „Sur le genre Octolepis" ^) behandelt 0. Casearia Oliv. Er findet, daß die Gattung in mehreren schwer wiegenden Punkten von den Thy- melaeaceen abweiche — so findet er Schleimzellen — und ist geneigt darin eine Tiliacee zu erblicken. Klarheit in die Frage nach der systematischen Stellung hat erst Ernst Gilg gebracht, dem wir eine eingehende Schilderung des Blüten- 1) Bull., Soc. Linn. Pari?, p. -619-620 (1886). 2) 1. c, p. 619 (1886). 3) Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfam., Via., p. 56. 4) Ann. sc. nat., Ser. A, Bot., Tom. XVII, p. 185-294 mit pl. IX. 5) 1. c, p. 236-240. 300 baues verdanken. Seine Arbeit „Über die Gattung Odolepis und ihre Zugehörigkeit zu den Thymelaeaceen" erschien 1901 in Englers Jahrbüchern^). Er kommt zu dem Schlüsse, er halte es „für das Rich- tigste, Odolepis als Vertreter einer besonderen ünterfamilie, der Odo- lepidioideae^), an den Anfang der Thymelaeaceae zu stellen, an welche sodann die nächstverwandte ünterfamilie, die der Aquilarioideae, an- schließt". Vier neue Arten werden hier beschrieben: 0. macrophylla aus Kamerun*), ein Strauch von 2 — 3'5 m Höhe; „floribus . . . albis (ex Staudt), ad nodos paullo prominentes dense fla- vescenti-tomentosos dense fasciculatis (5—10); 0. nodosericea gleichfalls aus Kamerun*), wird 17» m hoch: „flo- ribus . . . albo-flavescentibus (ex Zenker) ad nodos valde prominentes dense flavescenti-sericeos solitariis vel raro binis" ; 0. Dinklagei aus Kamerun^), 2 m hoch; „floribus albis (ex Din- klage) ad nodos axillares ramorum dense flavescenti-sericeos fasciculatis, paucis, bracteolis minimis serieeis" und schließlich 0. decalepis aus Fishtown in Oberguinea*), ein niedriger Strauch, der wie schon der Name besagt pentamere Blüten hat: „floribus albis (ex collect.) 5-meris, ad nodos minimos axillares plerumque solitarii". Also bei den letzten beiden Arten werden die Blütenbüschel aus- drücklich als axillär bezeichnet. Das sind sie allerdings auch, aber in einem Sinne, den wir kennen lernen werden. An 0. decalepis schließt sich hinsichtlich der Pentamerie 0. Fla- mignii de Wild, an, von der Emile de Wildem an in seiner „Flore du Bas-et du Moyen Congo Beige" '') auch das Bild eines Astes veröö"entlicht hat^), das von der Meisterhand d'Aprevals stammend, zum ersten Male einen Begrifi" vom Aussehen einer Odolepis-kvi gibt; Oliver hatte nur die Blütenanalyse illustriert^). Die neue Art vom Kongo ist ein Strauch; auf die Beziehungen zu 0. decalepis Gilg weist De Wildeman hin und be- merkt dazu, daß er sich auch durch Größe und Gestalt der Blätter 1) Band XXVIII, p. 139—145. 2) Sprachlich richtiger wäre Octolepidoideae. 3) 1. c, p. 144. 4) 1. c, p. 143. 5j 1. c, p. 143. 6) 1. c, p. 143. ''} Annales du Musöe du Congo Beige, Bot. Ser. V, Tome III, fasc. I, p. 117 (Acut 1909). 8) 1. c, tab. XVIII. 9) Journal of the Linnean Society VIII, tab. XII (1865). 301 unterscheide „et par ses fleurs disposees en plus grand norabre ä l'aiselle des feuilles". In der Beschreibung heißt es ausdrüciilich „Fleurs axillaires, fasciculees par 3 ou plus". Nebenbei bemerkt, ist das eine der wenigen Pflanzen, deren Entdeckungstag wir kennen; am 22. Juli 1907 wurde sie von Plamigni bei Bewa-Dibele entdeckt. Veranlassung zu diesen Zeilen h«t ein Herbarexemplar gegeben, das im k. k. Naturhistorischen Hofrauseum in Wien liegt, 1908 von G. Zenker im Urwaldgebiet von Kamerun gesammelt und in seinem Exsikkatenwerk „Flora von Kamerun" sub n. 3546, vom König!. Botani- schen Museum herausgegeben wurde. Das in der Abbildung dargestellte Stück mißt 275 mm. Die Bezeich- nung der morphologischen Elemente geschieht, um die Abbildung nicht mit Formeln zu überladen, durch abgekürzte Formeln, deren Deutung im Texte folgt, und die immerhin das Verständnis der halbschematischen Abbildung erleichtern dürften. An einer hier nicht gezeichneten Achse X ist das Blatt X^ cca in- seriert und mit seinem Achselprodnkt 36, Ä'j^ verwachsen, während die hier kaum als schwarzer Punkt zu erkennende Beiknospe, die mit 3;, A'^a^ zu bezeichnen wäre, nichts Besonderes aufweist; wie man das in den verschiedensten Verwandtschaftskreisen trifft, verwächst sie nicht weiter- hin, zeigt vielmehr gewöhnliche, nicht durch Konkauleszenz oder Re- kauleszenz gestörte Axillarität, somit das Verhalten, das wir als das ur- sprünglichere anzusehen gewohnt sind. Der mit 3C, Ä'd^ bezeichnete Stummel trug einst die Blüten. Von seinem abgefallenen laubigen a- Vorblatt ist nur mehr die mit Ä'd^ ds bezeichnete Narbe vorhanden ; es trägt den Richtungsindex s (sinister), fällt somit nach links, und ist mit seinen beiden seiialen Achselprodukten verwachsen. Der Beisproß zeigt das oben charakterisierte Verhalten, er zweigt in der Höhe der Blattnarbe vom Hauptachselprodukt ab; des näheren wird er noch be- sprochen werden. Das Hauptachselprodukt ü^ A'd. A's^, in der Abbildung mit A's^ be- zeichnet, hat ein nach rechts fallendes laubiges Vorblatt, das eine nur als schwarzer Punkt erscheinende Beiknospe trägt und das in der Figur abgeschnittene Vorblatt •£, A'd^_ Ag^ aa. Dessen axilläre Beiknospe ist ver- deckt, während das entwickelte Hauptachselprodukt oberhalb des Blüten- büschels A'd^, ausgeschrieben X^ A'd^ A's^ A'd, A'd,, abgeschnitten ist. Wie man also sieht, werden die Achselprodukte immer mit dem- jenigen großen Buchstaben bezeichnet, der dem kleinen des Trag- blattes entspricht; da das Achselprodukt der nächst höheren Sproß- generation angehört, so erhält es einen um eins höheren Generations- index; bei Blättern braucht er nicht besonders vermerkt zu werden, da 302 303 er durch die zugehörige Achse schon gegeben ist. Die Orientierung wird mit Hilfe des Richtungsindex, also d (dexterj, für nach rechts fallende, s für nach links fallende Organe im Sinne der üblichen Orientierung gegeben. Schließlich erhalten die Hauptachselprodukte einen Strich, die Beisprosse deren zwei. Daß die konsekutiven Sproßgenerationen ab- wechselnd hell und dunkel gehalten sind, ist wohl ohne weiteres aus der Abbildung ersichtUch^). Bedeutend länger als das Hauptachselprodukt \ A'd^ A's^ ist der Beisproß Xj A'd^ A"s^ entwickelt, dessen terminaler glomerulus mit A'a^ A^\, bezeichnet ist. Aus der Achsel seines nach hnks fallenden Laubblattes entwickelt sich wieder ein Sproß, der wiederum jene ßekauleszenz auf- weist, wie sie weiteren Fachkreisen fast nur aus der Familie der Sola- naceen bekannt zu sein pflegt, tatsächlich aber in sehr verschiedenen voneinander gänzlich unabhängigen Familien vorkommt. Das Achsel- produkt des einzigen bis zur Spitze gezeichneten Laubblattes hat nun ein nach rechts fallendes Vorblatt, und so wiederholt sich dieses Spiel durch mehrere Sproßgenerationen : die Richtungsindices alternieren, woraus ein Wickelsympodium entsteht. Dann und wann erscheint die Scheinachse dadurch verzweigt, daß ein Beisproß zur Entwicklung gelangt. Im folgenden sei eine Erklärung der abgekürzten Formeln ge- geben, A'd, Ks bedeutet '^, A'^^ ccs ^'.3 n y^ Ä'd, A's, A's^ Kd „ X A'd, A%^ ad ^'c/,^% n X A'd, A\^ A'd, ccd n y A'd, A',^ A'd, ad ^V n y, A'd, A',^ A'd, A'd, A" A' n 1 A'd, A"s^ A's, ^"s. «5 » X A'd, A"s, a. A's, ccd « y A'd, A\^ A's, ad ^\ ^ä. » X A'd, A\, As, A"d, A"s, A'd, r, ^ A'd, A"s^ A's, A'd^ A's, A'd, A's, A'd, Die übrigen Formeln werden sich nun ohne weiteres ergänzen lassen ; wer in diesen Dingen geübt ist, wird mit abgekürzten Formeln leichter arbeiten. 1) Begründet und zuerst angewandt in R. Wagnei*, Bau und Aufblühfolge der Rispe von Phlox paniculata L. in Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. HO, Abt. I, p. 512 u. f. Cfr. Referat von R. Wettstein in Österr. Bot. Zeitschr.. Bd. 52, 1902, p. 79 und 80; Referat von Fritsch im Bot. Zentralblart, Bd. 91 (1903), p. 358 und 361. Auszug daraus in C. K. Schneider, Illustr. Handwörterbuch der Botanik, p. 328-330 (1907). 304 Nun wurde oben schon erwähnt, daß ein Wickel sympodium zustande kommt. Was nun besonders merkwürdig daran erscheint, ist die Orientierung des a -Vorblattes, das bei der ungeheuren Mehrzahl aller Dikotylen stets nach der Seite der Abstamraungsachse zweiter Ordnung fällt; die Apotropie des a-Vorblattes, wie sie hier vorliegt, gehört zu den kasuistischen Seltenheiten, und ist mir aus der Literatur nur von den Lasiopetaleen nach Eichlers Angaben^) sowie durch Autopsie bei weiteren Arten gegenwärtig; außerdem spielt sie, wie hier bemerkt sein mag, in einem ganz anderen Verwandtschafts- kreise, nämlich bei den Vernonien eine sehr große Rolle; ob sie aus- schließlich vorkommt, vermag ich nicht zu sagen, da die habituell so vielgestaltige, schon bis 1910 auf mehr als tausend Arten angewachsene Gattung Vernonia Schreb. ^) mit ihren oft recht intrikaten Verhältnissen mir zu wenig bekannt ist und die studierten Arten ziemlich Zeit be- anspruchen, wenn man sich nur oberflächlich orientieren will. In Spekulationen über diese ungewöhnliche Stellung des a -Vor- blattes mich einzulassen, halte ich für sehr verfrüht, möchte aber auf ein Moment hinweisen, das keinem aufmerksamen Leser dieser Skizze entgangen sein wird, nämlich auf die gegensätzliche Orientierung der Sprosse 3ti A'd^ A's^ und seines Beisprosses Jc^ A'd^^'^s^- Es wurde schon darauf hingewiesen, daß der Beisproß bezüglich seiner Nichtverwachsung das ursprünglichere Verhalten zeigt, und da ist es auffallend, daß seine Vorblattorientierung die bei den Dikotylen gewöhnliche ist. Sollte dieses Verhalten in der Gattung allgemein seiu, oder wenigstens bei der Art, so wird man kaum mit der Hypothese fehl gehen, wenn man annimmt, daß der Beisproß atavistischen Charakter hat. An anderen Arten kenne ich nur 0. macrophylla Gilg, gleichfalls aus Bipinde (Zenker n. 3211), die augenscheinlich die nämlichen Ver- hältnisse aufweist. Dagegen läßt sich wohl mit Sicherheit sagen, daß eine als fragliche OctoJepis ausgegebene Pflanze (Zenker n. 1543) nicht hieher gehört; sie ist dornig, und die axillären Dornen erinnern mich nur an die seltsame Sophora Moorcroftiana (Wall.) Bth., eine Hochgebirgspflanze des Himalaya, die Wal lieh als Astragalas an- gesehen hatte ^). ßentham vor Kenntnis der Früchte als Caragana*). 1) Blütendiagramme, Bd. II, p. 276. -) Gegründet auf Linnesche Serratula- Arten. 3) Flora of British India, Vol. I, p. 249 (1878). ^) Royle, lUustrations of the Botany of the Himalayan Mountains, p. 198 (1839). i 305 Bemerkungen zur Systematik der Gattung Betula L. Von Camillo Schneider, z. Zt. Arnold Arboretum, Jamaica Piain, Mass. Bereits 1904, als ich die Gattung Betula für mein „Illustr. Hand- buch der Laubholzliunde" bearbeitete, bekam ich einen Vorgeschmack davon, wie schwierig die Gliederung derselben und die Umschreibung der Arten ist. Nachdem ich jetzt die Bearbeitung der Birken für Sar- gents „Plantae Wilsonianae" beendet habe, worin ich außer den Formen aus China und Japan auch diejenigen vom Himalaja und Nordost- Sibirien einbezog, empfinde ich doppelt die Unzulänglichkeit der bis- herigen Versuche. Indem ich die bis heute erschienenen Arbeiten be- spreche, welche eine Gliederung der Gattung enthalten, will ich ver- suchen anzudeuten, wo die Fehler liegen und auf welche Punkte in Zu- kunft meines Erachtens das Hauptgewicht zu legen wäre. Der erste, welcher unsere Gattung monographisch behandelte, war Ed. Spach in Ann. Sei. Nat., ser. 2, XV, p. 1843 fif. (184). Er trennte die Gattung Betulaster Spach ab, welche einer natürlichen Verwandt- schaftsgruppe entspricht, aber, wie wir sehen werden, durchaus inner- halb des Rahmens der Gattung fällt. Im übrigen unterschied Spach innerhalb Betula zwei Sektionen: I. Pterocaryon: „Samarae ala mem- branacea cinetae", und IL Apterocaryow. „Nuculae apterae". Diese letzte Sektion umfaßt nur B. Micliauxi Spach, die der B. nana L. sehr nahe steht. Jedenfalls war diese Einteilung der Gattung keine besonders glückliehe, und Spach s weiterer Versuch, die Formen der Sekt. Ptero- caryon zu gliedern, ergab ebenfalls kein bleibendes Ergebnis. Glück- licherweise belegte er die Untergruppen nicht mit besonderen Namen. Im ganzen unterschied Spach 16 echte i^dw/a- Arten, zum Teil mit Varietäten, und 4 Betulaster- Arten. Als nächster Monograph folgte E. Regel „Monographia Betu- lacearum", in Nouv. Mem. Soc. Nat. Mose. XIII. (1861), denn S. A. Endlicher, Gen. PI. Suppl. IV (1847), beschränkte sieh darauf, Spachs Betulaster als Untergattung zu Betula zurückzuführen. Regel behält Betulaster gewissermaßen als Untergattung bei und stellt den zwei Arten, die er davon anerkennt, alle anderen 17 unter Eiihetula gegen- über. Für diese Gruppe gibt er nur einen Schlüssel, worin die nächst- verwandten Arten nicht übel zusammengebracht sind. Erst vier Jahre später in seinen „Bemerkungen über die Gattungen Betula und Alnus nebst Beschreibung einiger neuer Arten", in Bull. Soc. Nat. Mose. XXXVIII (1865), bildet Regel 7 Sektionen oder Abteilungen, die meines Erachtens die erste wirkliche Grundlage für eine natürliche Gliederung der Formen darstellen. Allerdings ist die Kennzeichnung österr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 10—12. 20 306 der Sektionsunterschiede ganz ungenügend, und die Sektionen im ein- zelnen sind einander ungleichwertig. Das Hauptwerk Reg eis ist die monographische Bearbeitung in De Candolle, Prodromus XVI, pt. 2 (1868). Hier geht er wieder auf die Haupteinteilung von 1861 zurück, indem er die Sektionen Eubetula und Betulaster heraushebt. Eubetula teilt er dann in 6 Subsektionen, die denen von 1865, mit Ausnahme der Acuminatae = Betulaster, entsprechen. Werfen wir einen kurzen Blick auf Eegels Gliederung der Sekt. Eubetula, ehe wir weitergehen. Die 1. Subsektion ist Albae, umfassend Betula alba L. sensu latissimo, mit den Subspezies verrucosa (Ehrh.) ßgl., populifolia (Marsh.) Rgl., mandschurica ßgl., latifolia EgI., occi- dentalis (Hooker) Rgl., papyrifera (Marsch.) ßgl., pubescens (Ehrh.) Rgl., tortuosa (Ledeb.) Rgl. und excelsa (Ait.) Rgl., sowie die 2. Art B. mi- crophylla ßgl. Was man auch gegen die Zusammenfassung dieser Arten unter B. alba sagen mag, als Ganzes ist diese Gruppe eine einheitliche und wohlbegründete. Die 2. Subsektion Fruticosae umfaßt B. fruticosa Fall., B. Mid- dendorfii Trautv. et Mey., B. intermedia Thom. und B. Qrayi ßgl. Diese Gruppe ist weder einheitlich noch in irgend einer Weise der ersten gleichwertig. Außer B. fruticosa Pall. sind alle Formen unsicher, jedenfalls nicht als gute Arten anzusehen und teilweise in ihrem Ur- sprung und ihren verwandtschaftlichen Beziehungen recht unsicher. Subsektion 3 Nanae umfaßt B. nana L., B. Michauxii Spach, B. glandulosa Mchx., B. alpestris Fries, B. pumila L. und B. humilis Schrank. Diese Gruppe erscheint als eine natürliche, der Subsekt. Albae gleichwertige. Hier muß meines Erachtens die der B. humilis sehr nahe- stehende B. fruticosa Pall. eingeordnet werden, so daß die Subsektion 2 ßegels als eine den beiden Gruppen gleichwertige Subsektion erlischt. ßegels 4. Subsektion Dahuricae mit B. dahurica Pall. und B. urticifolia ßgl., welch letztere nur ein „lusus insignis B. albae" ist, wie ßegel selbst vermutete, verdient die gleiche Kritik wie Sekt. Fruti- cosae. B. dahurica kann von den Albae als besondere Subsektion nicht getrennt werden. Subsektion 5 Costatae umfaßt B. Schmidtii Rgl, B. nigra L., B. ulmifolia S. et Z., B. Ermani Ohara., B. Bhojpattra Wall., B. Jacquetnontii Spach (die aber gleichzeitig als Varietät der vorigen Art erscheint) und B. corylifolia Rgl. et Maxim. Als fragliche Arien sind hinzugefügt B. carpinifolia S. et Z. und B. grossa S. et Z. Somit enthält diese Subsektion eine Anzahl sehr scharf umrissener Arten und erscheint nicht allzu natürlich, wenn auch zugegeben sei, daß die zu- sammengefaßten Formen als Ganzes eine Gruppe bilden, die man als den Albae und Nanae gleichwertig beistellen könnte. Immerhin muß < 307 man dann Subsektion 6 Lenfae mit B. lenta L. (einschließlich B. lutea Mehl, f.) den Costatae einbeziehen. So hätten wir aus Regeis Einteilung der Sekt. Euhetnla die 3 Subsektionen : Älbae, Nanae und Costatae als brauchbare Gruppen herausgeschält. Diese finden wir wieder in Prantls Einteilung der Gattung in Engler-Prantl, Nat. Pflanzenfam. III, I. Abt., p. 44—45, nur daß dieser die Nanae als Hnmiles bezeichnet. Prantl zieht außer- dem Betidaster ganz ein, und gliedert Betiila in die 3 obeugenannten Gruppen oder Sektionen mit Hinzufügung von 4. Acuminatae. Der nächste Autor, welcher eine Einteilung der Gattung gibt, ist Dippel. Haudb. Laubholzk. II, p. 166 ff. (1892). Er behandelt nur Eubetula im Sinne Regeis und führt 3 Zweige: Älbae, Nanae und Costatue auf, die Prantls Sektionen entsprechen. Koehne, Deutsche Dendr., p. 106 (1893), läßt ebenfalls die Arten der Betulastcr- Gru^pi^e außer acht und behandelt Betula sonst im Sinne Prantls. Ich selbst bin 1904, 111. Handb. Laubholzk. I, p. 97 ff., Prantl gefolgt, habe lediglich in der Sektion Alhae die Subsekt. Dahuricae mit B. dahurica Pall. der Subsekt. Eualbae gegenübergestellt. Gleichzeitig mit mir bearbeitete H. Winkler die Gattung für Engl er, Pflanzenreich IV, p. 61. Seine Monographie erschien ganz kurz nach der betreffenden Lieferung meines Handbuches, nämlich am 17. Juni 1904, während meine Lieferung I am 1. Juni 1904 ausgegeben wurde. Wink 1er folgt Regel in der Haupteinteilung in Sekt. Eubetula und Sekt. Betulaster. Eubetula gliedert er in die Subsekt. Costatae, Nanae und Albae im Prantl sehen Sinne. Mithin bietet Wink 1er als Monograph in der Einteilung keine neuen Gesichtspunkte. Indem er Betulaster wieder in einen Gegensatz zu Eubetula bringt, erscheint im Gegenteil seine Auffassung wieder als ein Rückschritt gegen Prantl. Wir wollen deshalb die Berechtigung von Betulaster prüfen und dann die weiteren Gruppen im einzelnen besprechen. Daß Betulaster als eigene Gattung keine Berechtigung hat, darin sind alle Autoren mit Spach einig. Es fragt sich nur, ist Betulaster als Sektion einer Sekt. Eubetula, die alle anderen Formen der Gattung umfaßt, gleichwertig? Die Hauptkennzeichen von Betulaster sind: die traubige Anordnung der hängenden $ Kätzchen, die sehr breiten Fügel der Früchte, welche durch die schmalen Fruchtschuppen nicht ganz verdeckt werden und den Fruchtständen einen, um Winklers Worte zu gebrauchen, „weichen Charakter" geben. Diese Merkmale scheiden je- doch diese Artengruppe nicht so streng von den anderen Birken, daß man Betulaster als eine Gruppe gegen Eubetula aufstellen könnte. Wir 20* 308 haben bei der chinesischen Betida luminifera Winkl. der Acuminatae einzeln stehende 9 Kätzchen, während Betula albo-chinensis Burk., die zu den Costatae s. 1, gehört, sehr oft gepaarte Fruchtstände zeigt. Die schmalen Fruchtschuppen mit stark verkleinerten Seitenlappen, welche die Sp ach sehen Betulaster-Arten besitzen, finden sich nicht in der sonst für diese Gruppe typischen B. Maximowicziana Rgl., deren Fruchtschuppen etwa denen von Betula grossa S. et Z. und anderen Arten in der deutlichen Dreilappigkeit gleichen. Die Gruppe Betulaster geht keineswegs, wie Diels, in Bot. Jahrb. XXIX (1900), glaubt, in den anderen Formengruppen der Gattung auf, aber sie verdient es auch nicht, als eine scharf urarissene Sektion allen andern gegen- übergestellt zu werden, denn sie ist meines Erachtens nicht einer Sektion oder Untergattung Euhetula gleichwertig, sondern nur einer Gruppe wie den Alhae oder Nanae. Und damit komme ich zu der Grundfrage der Systematik der Gattung, welche meiner Auffassung nach lautet: Wie können wir die Gattung so gliedern, daß die systematische Wertigkeit der Gruppen, Untergruppen, Arten, Varietäten und Formen sich scharf ausprägt? Selbstverständlich ergibt solch ein Versuch ein rein subjektives Urteil des betreffenden Bearbeiters, und der objektive Wert kann nur durch genaue Nachprüfungen von einer größeren Anzahl von Kennern der Gattung festgelegt werden. Schon Eegel hat mit sehr beweglichen Worten die Veränderlich- keit geschildert, welcher alle Merkmale unterworfen scheinen, die wir bei den Birken zur Bestimmung der Arten- und Formenuragreuzung heranziehen können. Es sind im wesentlichen folgende: Form und Be- schaffenheit der Fruchtstände, Form und Behaarung der Fruchtschup- pen, Flügelbreite der Samen, Form, Zähnung, Nervatur, Behaarung und BedrOsung der Blätter, Länge der Blattstiele, Behaarung und Bedrüsung der jungen Triebe und Charakter der Stammrinde. Wer sich mit Betula beschäftigt, wird bald einsehen, daß keines dieser Merkmale für sich her- vorgehoben werden darf, sondern daß nur eine Berücksichtigung aller zu nutzbringenden Ergebnissen führen kann. Aber selbst dann stellen sich bei gewissen Formen, insbesondere der Älbae, Schwierigkeiten ein, sie scharf zu sondern. Man ist genötigt, nach weiteren Kriterien zu suchen, die man zu Hilfe nehmen kann, und da erscheint die Berücksichtigung der geographischen Verbreitung sehr bedeutsam. Möglicherweise bietet auch die Ökologie brauchbare Winke, aber das setzt eine genauere Beobachtung der Formen in der Natur voraus, als uns bis heute mög- lich war. Ich beschränke mich deshalb für heute auf Morphologie und Pflanzengeographie, will ich doch nur Wege andeuten, die zu einer besseren Lösung der einschlägigen systematischen Fragen bei Betula tühren können. 309 Je veränderlicher die morphologischen Kennzeichen sind, desto notwendiger ist es, reiches und gut gesammeltes Herbarraaterial zu ver- gleichen und möglichst viele Beobachtungen an lebenden Pflanzen zu machen. Zumal bei Bäumen oder Sträuchern, wo das Herbar nur ein winziges Bruchstück des ganzen Individuums enthält. Das erscheint so selbstverständlich, daß man es nicht ganz be- sonders betonen sollte. Allein die Tatsachen lehren uns, daß dem nicht so ist. Nur zu oft überschätzt man Merkmale, wenn man im Herbar zu- fällig nur markante Endglieder von Formenreihen hat, während man anderseits bei Vergleichung bloßer Bruchstücke von Formen aus weit voneinander getrennten Gebieten nur zu leicht geneigt ist, aus gewissen morphologischen Übereinstimmungen voreilige Schlüsse auf nahe ver- wandtschaftliche Beziehungen zu ziehen. Im letzteren Falle hilft uns eine Betonung der Pflanzengeographie ungemein. Wir wissen durch das Studium anderer Gattungen, die sich morphologisch leichter und sicherer gliedern lassen, welche Berechtigung die Pflanzengeographie hat. Indem wir diese Beobachtungen verwerten, können wir versuchen, zunächst einmal die geographischen Formen von Betida, so gut es geht, heraus- zuschälen und dann untersuchen, ob morphologische Merkmale die so gewonnenen Eesultate klar unterstützen. Vor allem sollte man bei Gat- tungen wie Betula neue Arten und Formen nie ohne ganz zwingende Gründe aufstellen, jedenfalls nie ohne alle anderen Formen des, oft sehr großen, pflanzengeographischen Gebietes, dem die neue Form angehört, zu berücksichtigen. Solche pflanzengeographische Gebiete sind im Rahmen unserer Gattung etwa folgende: 1. Das himalayisch-bengalisch-südchine- sische; 2. das zentralchinesische (insbesondere die Provinzen Szetschwan, Hupeh, Kweitschon); 3. das ostsibirisch-mandschurisch-koreanlsch-nord- chinesische; 4. das japanische; 5. das europäisch- west- und nordasiatisch- kanadische; 6. ostnordamerikanische und 7. das westnordamerikanische, wobei in den beiden letzten die nördlichsten Teile, wie Kanada und Alaska, ausscheiden, welch letzteres zu 4 gehören würde. Natürlich ist diese Umgrenzung der Gebiete nur eine grobumrissene, wie sie mir auf Grund meiner Erfahrungen für Betula brauchbar erscheint, um in kurzen Zügen pflanzengeographische Areale anzudeuten. Fast jedes Gebiet läßt eine Anzahl von Bezirken erkennen, doch schärfere Grenzlinien heraus- zuarbeiten, müßte die Aufgabe eines wirklichen Monographen sein, der alles vorhandene Herbarmaterial gründlich durchzuarbeiten imstande ist. Ich habe für die Plantae Wilsonianae im wesentlichen nur die Formen der -Gebiete 1 — 4 studieren können, wobei mir für Gebiet 1 und 3 keineswegs ein sehr reiches Material zur Verfügung stand. Aber gerade 5 — 7 umfassen Formen, die sehr einer kritischen Würdigung harren, was insbesondere die Sektionen Alhae und Humilis betrifft, denn diese beiden 310 umfassen die morphologisch am schwersten zu umgrenzenden Formen. Die amerikanischen Strauch- und Weißbirken sind nur recht unge- nügend bekannt, und ihre Beziehungen zu den altweltÜchen hat bisher nur M. L. Fernold (The Relationships of some American and Old World Birkes, in Americ. Jour. Sei. ser. 4, XIV, 1281, 1902) behandelt, wobei ihm nicht genügend reiches und gutes Herbarraaterial aus Europa und Nordasien zur Verfügung stand, um die Variationsgrenzen der ein- zelnen Merkmale innerhalb der angenommenen Arten oder geographisch anzunehmenden Formen festzulegen und wirklich zu entscheiden, ob morphologische Kennzeichen verwertbar sind oder nicht. 1904 habe ich z. B. in meinem Handbuche versucht, eine Gliede- rung der Formen von Betula alba L. s. restr. und B. pendula Roth (= B. verrucosa Ehrh.) zu geben, die mir heute sehr unvollkommen erscheint. Ascherson & Graebner, in ihrer Syn. Mitteleur. Flora IV, p. 390 ff. (1910/1911), sind mir im wesentlichen gefolgt. Das gleiche wäre mit den Weißbirken Amerikas zu tun, deren Gliederung eine weit reichere ist und deren nördlichste Formen vielleicht zum Teil mit euro- päischen und nordasiatischen identisch sind. In Ostasien scheint aber eine Weißbirkengruppe aufzutreten, die zwischen die europäisch-west- asiatischen und nordamerikanischen sich auch systematisch einschaltet und vorläufig unter dem Namen B. japonica Tieb. zusammengefaßt werden kann. Die Lösung dieser Fragen liegt aber bei künftigen Mouo- graphen. Zu welchen Ergebnissen die eingehendere Prüfung einer ganzen Gruppe führt, möge an der Hand der Formen der Sekt. Costatae dar- gelegt sein. Diese Gruppe umfaßt eine Anzahl Arten, die fast alle in dem von mir behandelten Gebiete auftreten und die so gut umschrieben sind, daß ich mich zu einer Gliederung der Sektion in Subsektionen ver- anlaßt sah. Ja es bleibt mir sehr zweifelhaft, ob sich eine Sektion Co- statae als Ganzes beibehalten läßt, oder ob die Subsektionen als solche Seklionswert haben, bzw. sich mehreren neuen Sektionen einreihen lassen. Alles hängt ja in solchen Fällen davon ab, welchen Wertmesser der Beurteiler anlegt. So finde ich eben, nachdem ich mein Manuskript für Plantae Wilsonianae bereits abgeschlossen habe, in Botanical Magazine von Tokyo, vol. XXIX, no. 340 (1915), einen conspectus sub- generum Betulae Koreanae von T. Nakai, welcher 5 Subgenera aufstellt: I. Albae (B. mandscJmrica Nakai; B. japonica Sieb.); II. Dahuriae (soll Dahuricae heißen), (B. dahurica Fall.); III. Fruticosae {B. fniti- cosa Fall.); IV. Erniani (B. Ermani Cham., B. Saitdana Nak., B. co- stata Trautv.); V. Asperae (B. Schmidtü ßgl.) und VI. Chinenses {B. chinensis Max., B. collina Nak.). Nebenbei bemerkt entspricht die Be- nennung der Subgenera in adjektivischer Form oder, wie z. B. Ermani, 311 keineswegs den Wiener Regeln. Aber die Nakaischen Gruppen können auch bestenfalls als Serien bezeichnet werden. Jedenfalls sind sie ganz ungleichwertig und zeigen von neuem, wohin man kommt, wenn man nur Formen eines kleinen Gebietes zugrunde legt und sich vor allem keine Vorstellung von der Wertigkeit der systematischen Einheiten macht. Nakais drei letzte Subgenera bilden Subsektionen der Sekt. Co- statae im Sinne Prantls, wie ich sie auch vorläufig aufrecht erhalte. Ich habe die unglückliche Bezeichnung Ennani in Ennanianae ab- geändert. Als Ganzes umfaßt die Sekt. Costatae folgende Arten in alpha- betischer Reihenfolge: B. albo-sinensis Burk., B. chinensis Max., B. corylifolia Rgl. et Max., B. costata Trautv., B. Delavayi Fr., B. Er- mani Cham., B. globispica Shirai, B. grossa S. et Z. (B. carpinifolia S. et Z., B. ulmifolia S. et Z.), B. insignis Fr., B. Jacquemontii Sp., B. lenta L., B. lutea Mchx., B. Medivedietvii Rgl, B. nigra L., B. Potanini Bat. und B. utilis D. Don. Diese Arten, von denen jede recht gut gekennzeichnet ist, habe ich in den Plantae Wilsonianae in folgende Subsektionen gebracht: a) Nigrae (B. nigra L.); h) Corylifoliae {B. corylifolia Rgl, et Max.); c) Asperae (B. Schmidtii Rgl.; ob auch B. Medwediewii Rgl.?) d) Ermanianae (B. Ermani Cham.; B. Jacquemontii Sp. ; B. utilis D. Don.; B. albo-sinensis Burk.); e) Grossae (B. costata Trautv., vielleicht besser zu Subsekt. d); B. grossa S. et Z. ; B. Fargesii Fr. ; B. insignis Fr. ; B. glo- bispica Shirai); f) Lentae {B. lenta L. ; B. lutea Mchx.); g) Chinenses (B. Potanini Bat. ; B. Delavayi Fr. ; B. chinensis Max.). Es bleibt aber noch die Frage ofifen, ob diese 7 Gruppen gleich- wertig sind. Sehr bezeichnend für B. lenta, B. lutea, B. corylifolia und B. grossa ist der eigentümliche Geruch der inneren Rinde junger Triebe im lebenden Zustande. Im Herbar läßt sich derselbe kaum mit Sicherheit feststellen. Vielleicht findet er sich auch bei B. insignis und B. costata. Doch das Merkmal erscheint mir nicht geeignet, solche Arten zu einer Gruppe zu vereinen, da sie unter sich recht gut ab- weichen. Bei einigen Arten, wie B. Potanini, B. Delavayi, B. insignis, zum Teil auch B. lenta, bleiben die Fruchtkätzchen (wenigstens ein Teil derselben) als Ganzes stehen nach Ausfallen der Samen, und erin- nern an das Verhalten von Alnus. Dieses Merkmal bedarf noch weiterer Prüfung, ob es als besonderes Kennzeichen benutzt werden kann. Regel 312 führte es bereits an, und Winkler bestreitet, daß dies Stehenbleiben bei Betula voriiommt; es ist aber tatsächlich bei den genannten Arten der Fall. Inwieweit die so auffallenden Unterschiede in der Ausbildung der Borke und Rinde noch besser für die Art- und vielleicht Sektions- umgrenzung sich ausnützen lassen, müssen weitere Beobachtungen in der Natur lehren. Es ist zurzeit noch fraglieh, ob gewisse Rinden- färbungen nur auf bestimmte oekologische Einflüsse zurückzuführen sind, oder ob sie sich als konstante morphologische Merkmale verwerten lassen. Die Entscheidung darüber wird erschwert dadurch, daß die Aus- bildung der Rinde und Borke vom Alter der Pflanze abhängig ist. Auch das Auftreten von hybriden Formen macht die Artumgren- zung oft schwieriger, zumal wenn in den Herbaren mit Vorliebe solche Formen aufgespeichert werden, die nicht typisch sind. Man sollte mehr im Auge behalten, von all den verschiedenen Örtlichkeiten im Ver- breitungsgebiete auch typische Exemplare zu sammeln. Aus all dem Vorgesagten ergibt sich, daß uns eine wirklich zeit- gemäße Bearbeitung der Gattung Betula fehlt. Winklers Monographie entspricht nicht den Anforderungen, die man an eine solche Arbeit stellen muß, und bedeutet gegenüber Regeis Arbeiten keinen wesent- lichen Fortschritt. Uns fehlt vor allem eine Bearbeitung der amerika- nischen Birken und eine solche des nordasiatischen Materials, welches hauptsächlich in St. Petersburg liegt. Diese Arbeiten sind Vorbedin- gungen für eine neue Monographie. Ob man dabei nach dem Beispiele von Regel und Fernald die niederen systematischen Einheiten ver- mehrt und nahe verwandte Arten zusammenzieht, oder ob man die höheren systematischen Einheiten bevorzugt und kleine Arten heraus- arbeitet, welche in Subsektionen und Sektionen oder sonst wie sich gliedern, ist mehr oder minder eine Ansichtssache, solange der Be- arbeiter in der gleichen systematischen Einheit nur gleichwertige Formen zusammenfaßt. Verzeichnis der von I. Dörfler auf seiner Reise im albanisch- montenegrinischen Grenzgebiete im Jahre 1914 gesammelten Moose. Von Julius Baumgartner, Klosterneuburg- Wien. Moosfunde aus dem Gebiete gelangten meines Wissens bisher nur zweimal zur Veröff'entlichung. J. Szyszytowicz sammelte, jedoch fast nur auf montenegrinischem Boden, im Sommer 1886 eine ziemliche Anzahl von Arien, die dann J. Br eidler in den „Plantae in itinere per 313 Cernagoram et in Albania lectae, ed, Dr. G. Beck et Dr. Szyszy- lowicz, Cracoviae, 1888" bearbeitet hat. Späterhin publizierte F. von Höhnel in dieser Zeitschrift^) als Ergebnis zweier im Jahre 1885 und 1891 unternommenen Osterreisen einen „Beitrag zur Kenntnis der Laub- moosÜora des Küstenstriches vom Görzer Becken bis Skutari in Albanien". Diese durch ihre Verläßlichkeit vpertvollen Publikationen vermögen im Verein mit der hier bearbeiteten Aufsammlung noch kein klares Bild über die Moosflora des Gebietes zu geben, v. Höhnel sammelte um Skutari ausschließlich in der niederen Region, diese bietet — von Ubiquisten abgesehen — vorwiegend mediterrane Elemente; die beiden anderen Kollektionen stammen hauptsächlich aus höheren Gebirgslagen. In diesen überwiegen, wie auch anderweitig im illjrischen Florengebiet, augenscheinlich weitaus die für das mitteleuropäische Bergland charakteri- schen Arten, Alpines ist auch in größeren Höhen nur spärlich vertreten und Endemismen finden sich — im schroffen Gegensatze zum Reichtum der Phanerogamenflora an solchen — fast gar keine. So enthält die ziemlich reiche Aufsammlung Szyszylowiczs nur eine einzige neue Art, Bar- hula (Desmatodon) montenegrina Breidl. et Szyszylowicz, die in den neueren europäischen Moosfloren übersehen, erst Brotherus^) vor gewiß unverdienter Vergessenheit gerettet hat. Wenn also aus dem Gebiete auch gerade nichts Sensationelles zu erwarten steht, so dürfte dessen hoffentlich bald mögliche genauere Erforschung doch immerhin von einigem bryogeographischen Interesse sein. Moosarm sind, nach der Üppigkeit der von Herrn Dörfler instruktiv und reichlich aufgelegten Exemplare zu urteilen, die Gebirge gerade nicht; Einlagerungen von Urgestein und einiger Wasserreichtum sind da wohl günstige Faktoren. Für die Bestimmungen der wenigen Lebermoose bin ich Herrn Professor V. Schiffner zum Danke verpflichtet. Belege zu sämtlichen Funden werden dem Herbare des botanischen Institutes der Wiener Universität einverleibt. Reboulia hemisphaerica (L.) Raddi. Distrikt Hoti, an feuchten Felsen oberhalb Kolcekaj ; 7. Mai, c. fr. (Nr. 652); det. V. Schiffner. Neesiella rupestris (N. ab Esenb.) Schiffn. Distrikt Klemeni, feuchte Felsritzen bei Hani Grabom, c. 160 m ; 20. Mai, c. fr. (Nr. 637); det. V. Schiffner. Chomiocarpon quadratus (Scop.) Lindb. 1) Bd. XLIII (1893), S. 405—412, und Bd. XLIV (1894), S. 23—27. -) Tortula montenegrina Brotherus in Engler und P r a n 1 1, Nat. Pflanzenfam. I, 3, S. 430. 314 Distrikt Maleija, an feuchten Felsen in der Schlucht von Rapsa, 750 ra; 16. Mai (Nr. 650); Distrikt Klemeni, an feuchten, schattigen Felsen an der Cem bei Hani Grabom, c. 160 m, mit Ämblystegium ßi- ciiim (L.) De Not. etc.; 22. Mai, c. fr. et c^ (Nr. 634); Distrikt Klemeni, an feuchten Felsen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 m, mit Gymnostomum rupestre Schleich.; 9. Juni, c. fr. (Nr. 648); det. V. Schiffner. Madotheca rivularis N. ab Esenb. Distrikt Klemeni, am Fuße uralter Buchen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 ra; 8. Juni (Nr. 646); det. V. Schiffner. Gymnostomum rupestre Schleich. Distrikt Klemeni, an feuchten Felsen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 m, mit Chomiocarpon quadratus (Scop.) Lindb. ; 8. Juni (Nr. 648). Eymenostylium curvirostre (Ehrh.) Lindb., var. cataradarum Schpr. Distrikt Maleija, an ständig von Wasser überrieselten Felsen in der Schlucht von Rapsa, c. 750 ra; 16. Mai (Nr. 623). Dicranoiveisia crispiila (Hedw.) Lindb. An alpinen Felsen südöstlich von Plav, am Wege nach Decani, c. 1800 m; 24. Juli, c. fr. (Nr. 655). Dicranum scoparium (L.) Hedw. Distrikt Klemeni, an morschen Buchenstämmen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 m; 9. Juni, c. fr. (Nr. 642). Ditrichum flexicaule (Schleich.) Hampe. Distrikt Maleija, an Felsen in der Schlucht von Rapsa, c. 750 ra ; 6. Mai (Nr. 614). Trichostomum crispulum Bruch. Distrikt Klemeni, an feuchten Felsen bei Hani Grabom, c. 160 m; 22. Mai (Nr. 631a). Tortula muralis (L.) Hedw. Albanien, an Mauern von Barbalusi zwischen Alessio und Skutari; 7. April, e. fr. (Nr. 611); Distrikt Maleija, an (ümzäumungs-) Fels- blöeken bei Rapsa, c. 750 m; 15. und 17. Mai, c. fr. (Nr. 6356 und 641 &). Tortula suhulata (L ) Hedw. Montenegro, an der Erde in einem Buchenwalde zirka drei Stunden westlich von Andrijevica; 30. Mai, c. fr. (Nr. 630). Tortula montana (N. ab Esenb.) Lindb. Distrikt Kastrati, an Felsblöcken bei Ivanaj ; 4. Mai, c. fr. (Nr. 619); Distrikt Maleija, an Felsblöcken bei Rapsa, c. 750 ra; 17. Mai, c. fr. (Nr. 635). 315 Tortula ruralis (L.) Ehrh. Distrikt Kleraeni, an morschen Buchenstäramen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 m; 8. Juni, c. fr. (Nr. 645). Dialytrichia Brebissoni (Brid.) Lirapr. Distrikt Hoti, an zeitweilig überschwemmten Pelsblöcken bei Kol- cekaj; 9. Mai (Nr. 612). Cinclidotus fontinaloides (Hedw.) P. Beauv. Distrikt Hoti, an Felsblöcken eines ausgetrockneten Baches bei Kolcekaj; 9. Mai, c. fr. (Nr. 615). Schisüdium apocarpum (L.) Bryol. eur. Distrikt Malcija, an (ümzäunungs-) Felsblöcken bei Eapsa, c. 750 m; 15. und 17. Mai, c. fr. (Nr. 635a und 641). Grimmia pulvinata (L.) Smith. Distrikt Malcija, an (ümzäunungs-) Felsblöcken bei ßapsa, 750 ra; 15. Mai, c. fr. (Nr. 641 tZ). Grimmia alpestris. „Prokletija"-Gebiet, an Felsblöcken nächst Buni Jezerce, c. 1700 m; 20. Juli (Nr. 636). Die Pflanze, von der ziemliches Material vorliegt, bildet dichte, graue, polsterförmige Rasen von 1 — V/^ cm Höhe und erinnert dem Aussehen nach etwa an die Grimmia montana Bryol. eur. aus dem Mittelgebirge. Es lassen sich nur 9 Blüten konstatieren, die Pflanze muß daher als zweihäusig gelten. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich, haben ziemlich langes, fast glattes Glashaar, die Lamina sind obörwärts mehr oder weniger deutlich gefurcht und zweischichtig, streifenweise ziehen sich die doppelschichtigen Zellen noch weit herab. Der Blattrand ist flach, oben fast aufrecht. Die Rippe ist gleichbreit oder nach unten zu etwas schwächer. Eine genaue Identifizierung erscheint bei dem Fehlen von Sporogonen und der Unklarheit, wie sie derzeit bezüglich der Grimmia alpestrisS\p^e besteht und auch durch die jüngste Arbeit Loeskes (Die Laubmoose Europas, I., Grimraiaceae, Berlin, 1913) nicht behoben wurde, nicht möglich. Wem „der bei den Moosen bisher^) dogmatisch geheiligte Blütenstand" (Loeske 1. cit., p. 110) nicht imponiert, müßte die Pflanze wohl zu Grimmia suhsulctda Limpr. oder G. Ungeri Jur. ziehen, bezüglich der letzteren Pflanze würde auch deren bisher an- genommenes Verbreitungsgebiet noch am ehesten stimmen. Jedenfalls 1) Daß Limprieht wenigstens da schon ziemlich „ketzerisch" dachte, ergibt sich speziell aus der Einleitung zu seiner Laubmoosflora (1885), S. 37/38; es konnte ihm höchstens als „Verschulden" angerechnet werden, daß er in der in Rede stehen- den, auch jetzt durchaus noch nicht klargestellten Gruppe die. Wertigkeit des Blüten- standsmerkmales zu hoch eingeschätzt haben dürfte. 316 ist die Konstatierung einer der gedachten Sippe angehörigen Form für das bereiste Gebiet von pflanzengeographischem Interesse und wird nach Beschaffung von fruchtendem Material ein genaueres Urteil mög- lich sein. Bryptodon Hartmani (Schpr.) Limpr. An Felsen in alpiner Region südösthch von Plav am Wege nach Decani, c. 1600 m ; 24. Juli (Nr. 656). Die sterile Pflanze, an der auch keine Brutkörper zu finden sind, gehört nicht zur var. montenegrina Breidl. et Szysz., von der mir (auch von Loeske untersuchte) Originale im Herbare des Wiener Hofmuseums vorlagen; sie ist in nichts von der gewöhnlichen raiiteleuropäischen Form zu unterscheiden. Hingegen gibt es anscheinend auch in Zentraleuropa Annäherungen an die gedachte Varietät, so z. B. kräftige Pflanzen, die ich im selben Herbare aus der Rhön (leg. Geheeb) sah. Ich habe Grimmia (Dryptodon) Hartmani mehrfach im kroatischen Velebitgebirge gesammelt, die durchaus sterilen Pflanzen entsprechen zum Teile voll- kommen dem mitteleuropäischen Typus und weisen öfters auch reichlich Brutkörper auf, zum Teil mögen sie sich vielleicht der wohl nicht sonder- lich scharf geschiedenen var. montenegrina nähern. Gegen die Existenz einer südlichen Rasse der Grimmia Hartmani, wie sie Loeske in seiner früher bezogenen Arbeit annimmt, sprechen indes alle diese Umstände gerade nicht, denn es kommen im Süden beispielsweise auch Birhida convoluta Hedw. und B. commutata Jur., dann Leiicodon morensis Schwgr. und gewöhnhcher Leiicodon sciuroides Schwgr. nebeneinander vor, und haben in den südeuropäischen Gebirgen weit verbreitete Typen wie Neckera turgida Jur. in Mitteleuropa verstreute Standorte, speziell ist gerade diese Art auch aus der Rhön bekannt. Bacomitriiim canescens (Tim.) Brid. var. ericoides (Web.) Bryol. eur. Distrikt Klemeni, Hochebene Verraos, auf kurzrasigen Weiden große Flächen überziehend, c. 1100 ra; 14. Juni (Nr. 629). Amphidium Mougeotii (Bryol. eur.) Schpr. In Felsmulden südwestlich ober Decani, c. 1600 ra; 24. Juli (Nr. 657). Orthotrichum saxatile Schpr. Distrikt Malcija, an (Umzäunungs-) Felsblöcken bei Rapsa, c. 750 m; 15. und 17. Mai, c. fr. (Nr. 633 a und 641 a). Orthotrichum cupidatum Hoffm. Distrikt Malcija, an (Umzäunungs-) Felsblöcken bei Rapsa, c. 750 m; 15. und 17. Mai, c. fr. (Nr. 633 und 641c). Encalypta rhahdocarpa Schwägr. Distrikt Klemeni, an feuchten Felsen bei Hani Grabom, c. 160 m; 22. Mai, c. fr. vet. (Nr. 631). 317 Die Sporogone haben bereits durchaus abgestoßenes Peristom, auch sind in den Kapseln keine Sporen mehr zu finden; die genaue Bestimmung ist daher nicht vollkommen sicher möglich. Nach der deutlich gestreift-gerippten Kapsel handelt es sich indes augenscheinlich nicht um die sonst im Süden verbreitete var. leptodon {E. leptodon Bruch). Fimaria hygrometrica (L.) Sibth. Distrikt Malcija, am Fuße feuchter Felsen in der Schlucht von ßapsa, c. 750 m ; 16. Mai, c. fr. (Nr. 613). Bryum torquescens Bryol. eur. Albanien, an Mauern von Barbalusi zwischen Alessio und Skutari ; 7. April, c. fr. juv. (Nr. 610 a). Bryum cirratum Hoppe et Hornsch. „Prokletija^-Gebiet, an Steinblöcken nördlich von Buni Jezerce, c. 1800 m; 18. Juli, c. fr. (Nr. 638). Bryum provinciale Philib. Distrikt Klemeni, an feuchten Felsen bei Hani Grabom, c. 160 m ; 21. Mai (Nr. 618). Bryum murale Wils. Albanien, an Mauern von Barbalusi zwischen Alessio und Skutari ; 7. April, c. fr. (Nr. 610). Bryum argenteum L. Distrikt Klemeni, Felsen an der Skala Rapsa bei Hani Grabom, c. 300 m; 20. Mai (Nr. 622). Bryum Sclileicheri Schwägr. Var. latifolium Schpr. Distrikt Klemeni, in einer eiskalten Quelle auf Grebeni Selce, süd- lich ober der Hochebene Vermos, c. 1600 m; 16. Juni (Nr. 624). Fhilonotis fontana (L.) Brid. Montenegro, an einer Quelle, zirka zwei Stunden westlich von Andrijevica, mit Montia; 30. Mai (Nr. 647). Pogonatum aloides (Hedw.) P. Beauv. Montenegro, lehmige Wiesenböschungen bei Andrijevica; 1. Juni (Nr. 621). Folytrichum juniperinum Willd. Distrikt Klemeni. in Buchenwäldern im westlichen Teile der Hoch- ebene Vermos, c. 1100 m; 15. Juui, c. fr. (Nr. 632); Distrikt Klemeni, in Waldlichtungen (Buchen) am Vuci p. im Westen der Hochebene Ver- mos, c. 1100 m; 15. Juni, c. fr. et cf (Nr. 627); Felsen an den Nord- häDgen der „Prokletija", c. 1900 m; 20. Juli, c. fr. (Nr. 626). 318 Leucodon sciuroides (L.) Schwägr. Distrikt Klemeni, an morschen Buchenstäraraen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 ra; 8. Juni (Nr. 644). Antitrichia curtipendida (L.) Brid. Distrikt Klemeni, an morschen Buchenstäramen im westlichen Teile der Hochebene Vermos, 1100 ra; 11. Juni, spärlich c. fr. (Nr. 643). Anoniodon viticulosus (L.) Hook, et Tayl. Distrikt Hoti, an Felsblöcken (wohl zeitweilig überschwemmt) bei Kolcekaj, mit Eurhynchium crassinervitim (Tayl.) Bryol. eur. und Cin- clidotus foniinaloides (Hedw.) P. Beauv. ; 9. Mai (Nr. 616). Anomodon longifolius (Schleich.) Bruch. Distrikt Klemeni, an morschem Buchenstrunke in Wäldern auf der Hochebene Vermos (westlicher Teil), c. 1100 m; 9. Juni (Nr. 640). Pterogonium gracile (L.) Swartz. Distrikt Malcija, an Felsblöcken bei Eapsa, 750 m; 17. Mai (Nr. 617). Homalotheciiim sericeum (L.) Bryol. eur. Distrikt Malcija, an feuchten, schattigen Felsen kriechend in der Schlucht von Rapsa, 750 m; 16. Mai (Nr. 654); eine zarte, zierlich gefiederte, langstengelige Standortsform. Bracltythecium rivulare Bryol. eur. Distrikt Klemeni, in einer feuchten, dunklen Felsspalte auf der Hochebene Vermos, c. 1100 m; 11. Juni (Nr. 625); an der großen Quelle zirka eine Stunde südwestlich von Vuusai, an feuchten Felsen ; 23. Juli (Nr. 620). Eurhyncliium crassinervium (Tayl.) Bryol. eur. Distrikt Hoti, an Felsblöcken (wohl zeitweilig überschwemmt) bei Kolcekaj, mit Cinclidotus fontinaloides (Hedw.) P. Beauv, und Anomodon viticulosus (L.) Hook, et Tayl.; 9. Mai (Nr. 616). Ämhlystegium fHicinum (L.). De Not. Distrikt Klemeni, an feuchten, schattigen Felsen an der Oem bei Hani Grabom, e. 160 m mit Chomiocarpon quadratus (Scop.) Lindb. ; 22. Mai (Nr. 634). Hypnum commutatum Hedw. Distrikt Klemeni, an Buchenstämmen im westlichen Teile der Hochebene von Vermos, 1100 m; 8. Juni, c. fr. (Nr. 651); typische Pflanze! Der allgemeine Standort sehr auffallend; im üji Vermoses auf der Hochebene Vermos, c. 1100 m; 3. Juli (Nr. 628); kräftige Wasserforra. 319 Hypnum falcatum Brid. Distrikt Malcija, an ständig überrieselten Felsen in der Schlucht von Rapsa, 750 m; 16. Mai, c. fr. (Nr. 653); nähert sich schon stark dem Hypnum commutahim Hedw. ; an Felsen südwestlich ober Deöani, c. 1600 m; 24. Juli (Nr. 658); kräftige Form von offenbar sehr feuchtem Standorte. Hypnum palustre Huds. Distrikt Klemeni, auf schlammigem Boden an Buchenstrünken auf der Hochebene Vermos, 1100 m; 8. Juni, c. fr. (Nr. 649). Erwiderung auf die Mitteilung von Dr. Vouk: „Eine Bemerkung zur Ökologie von Phyllitis hyhrida,^^ Von Dr. Friedrich Morton (Wien). In Nummer 2 des laufenden Jahrganges dieser Zeitschrift macht Vouk Mitteilung von der Auffindung eines neuen Standortes der Fhyllitis hyhrida. Es handelt sich um den Nordostabfall des zungen- förmig vorgeschobenen Teiles der Insel Pago. Die Pflanze kommt hier nach Vouk massenhaft, und zwar meist an sonnigen und allen Unbilden der Quarnerowitterung ausgesetzten Felspartien vor. Der Standort paßt vortrefflich in den bisher bekannten Verbreitungsbezirk der Art hinein. Vouk geht nun von der wohl lokal zweifellos richtigen Tat- sache aus, daß Phyllitis hyhrida auf Nordpago zwar Felsspalten bevor- zugt, daß aber die Standorte alle den Charakter großer Trockenheit zeigen und überdies starker Hitze und dem Boraspritzwasser ausgesetzt seien. Da also von Feuchtigkeit nicht gesprochen werden könne, sei lediglich das Schattenlicht jener Faktor, der die üppigere Ausbildung des Farnes bedinge. „Man kann auch nicht ohne weiteres behaupten, daß diese Sehattenforra (nichl Feuchtigkeitsform!) hier die ursprüng- liche Form ist und daß die trockenen und sonnigen Standorte sekun- därer Natur sind. Auf diesem Standorte kann ich mir überhaupt einen typischen Hygrophyten lebend nicht vorstellen." Vouks Eesumee lautet: „Aus dem bisher Dargelegten geht deutlich hervor, daß Phyllitis hyhrida keineswegs als ein Hygrophyt, sondern vielmehr als ein Mesophyt mit deutlich ausgebildeten xerophytischen Anpassungen zu bezeichnen ist." Dem hätte ich folgendes zu erwidern: 1. Vouks Bemerkung „man kann nicht ohne weiteres behaupten " basiert auf einer gänzlichen Nichtbeachtung meiner eindeutigen Mitteilungen, 320 daß nämlich an den Nordostabstürzen, speziell von Arbe, Phyllitis vor- wiegend in tiefen Spalten und Höhlen mit nahezu feuchtig- keitsgesättigter Luft und konstantem S ickerwasser zu finden ist. Bei orographischera Verständnis wird man auch ohne Lokal- augenschein zugeben müssen, daß in tiefen Spalten, Kaminen, Halb- höhlen und Höhlen, die oft ein bis zu 350 m hohes Gebirgsmassiv über sich haben, selbst in der heißen Jahreszeit noch genügend durch Sickerwasser bedingte und durch teilweisen Abschluß von der Außen- welt erhalten bleibende Feuchtigkeit vorhanden sein kann. 2. In gleicher Weise läßt Vouk bei seinen Erwägungen das gerade hier außerordentlich ausschlaggebende pflanzen- geographische Moment ganz außer Betracht. Ich kann mit Sicher- heit behaupten, daß zumindest Nordpago früher mit Gehölzen bedeckt war, daß also damals der Standort (im Sinne Oettlis) dort früher sicher ein ganz anderer war als heute, d. h. jedenfalls recht schattig und mit bedeutend größerer Bodenfeuchtigkeit. Daraus folgt aber, daß die Standorte auf Pago — ökologisch sekundärer Natur — nicht für die Beurteilung der Frage in Betracht kommen, ob Phyllitis hyhrida ein Mesophyt oder Hygrophyt ist, sondern lediglich als Illustration der großen Anpassungs weite der Art dienen können. 3. Vouk berücksichtigt ferner nicht die interessanten Beobachtungen von Haracic auf Lussin, die ich im Vorjahre persönlich zu bestätigen Gelegenheit hatte. Nach Haracic ist Phyllitis hyhrida auf Lussin infolge des stark zurückgedrängten Waldbestandes fast ganz zum Aus- sterben gebracht worden. Ich schließe mich dieser Ansicht vollkommen an, denn genaue Untersuchungen an Ort und Stelle zeigten mir, daß die heutigen Standorte auf Lussin — fast durchwegs trockene, sonnen- durchglühte Felsen in lockerer Garrigueformation (also im Areale ehemahgen Waldes!) mit kümmerlichen, zum Teil ganz verbrannten Pflanzen — sicher niemals die ursprünglichen gewesen sind. Ich halte daher unter Berücksichtigung der von Vouk gar nicht beachteten Standorte im Verbreitungszentrum der Pflanze, ferner des pflanzengeographischen Momentes, des Verhaltens auf der Inselgruppe Lussin, sowie endlich der Verwandtschaft mit der feuchtigkeitliebenden Ph. Hemionitis an meiner Anschauung fest, daß Ph. hyhrida als eine feuchtigkeitliebende Art aufzufassen ist, deren heutige xerophile Stand- orte entweder erst durch Schwinden der Wälder zu xerophilen wurden oder als Neubesiedlungen (durch Wind) erklärlich sind, in beiden Fällen aber lediglich die große Anpassungsweite der Art dokumentieren. 321 Mykologisches. Von Prof. Dr. Franz von Höhnel (Wien). XXIII. über Sphaerella Leersiae Passerini. In den Fragmenten zur Mykologie 1906, IL Mitt. Nr. 70, habe ich einwandfrei nachgewiesen, daß Sphaerella Leersiae Pass. nach dem einen untersuchten Originalexemplare in Thümen, Mycoth. univers. Nr. 965 nur ein Entwicklungszustand von LeptospJiaeria culmicola (Fries.) sensu Winter ist. Ich fand damals an dem untersuchten Exsikkate ein reifes Perithecium der Leptosphaeria culmicola und alle Übergänge bis zu unreifen Formen mit hyalinen zweizeiligen Sporen. Damit stimmt auch Passerinis Angabe in seiner Beschreibung der Sphaerella Leersiae (Hedwigia, 1878, 17. Bd., p. 46), wonach dieser Pilz in den Sporen vier Öltröpfchen zeigt mit drei undeutlichen sehr zarten Querwänden. Infolge dieser Angabe Passerinis hat Saccardo (Syll. Fung. IL Bd., p. 173) den Pilz zu Metasphaeria gestellt. Ebenso Berlese (Icon. Fung. I. Bd., p. 128). Indessen fand letzterer nur eine Querwand in den Sporen und meint daher, da Paraphysen vorhanden sind, daß vielleicht eine Didymella vorliege. Indessen fand ich weder eine reife Metasphaeria noch eine solche Didymella am Originalexemplar vor, sondern nur unreife Übergangszustände. Nichtsdestoweniger hat Traverso in der Flora italica cryptogama I. Fungi, Pyrenomycetae pag. 508 den Pilz, der seit Passerini nicht wieder gefunden wurde und der schon aus diesem Grunde einigermaßen zweifelhafter Natur ist, wieder aufgeführt und ihn Didymella Leersiae (Pass.) Trav. (1913) genannt. Derselbe versucht in einer ausführlichen Anmerkung mit Berufung auf Saccardos und Berleses Angaben, sowie sogar auf Peck in Nordamerika, der angeblich auf Leersia- Blättern eine Didymella fand, meinen Befund zu widerlegen. Er selbst fand am Originalexemplare auch zweizeilige, hyaline Sporen, die er für reif hielt, daher er den Pilz als Didymella betrachtet. Es ist natürlich möglich, daß auf Leersia-Blättern eine Didymella auftritt, ja es wird auf denselben sogar eine Sphaerella vorkommen können. Diese Möglichkeiten sind aber für die Frage, was Passerinis Pilz ist, völlig belanglos. Diese Frage kann nur durch das Original- exemplar entschieden werden. Findet sich auf diesem eine zweifellos reife Didymella vor, dann ist der Pilz eine solche. Alle Berufungen darauf, was andere gefunden haben und was möglich oder wahrschein- lich ist, sind ganz ohne Wert und leeres Gerede. Nur die Tatsachen, die aus dem Original sich ergeben, sind hier maßgebend und ent- scheidend. Osten-, botan. Zeitschrift, 1915, Heft 10—12. 21 322 Ich habe nun, um Traversos Angaben zu prüfen, vier weitere Originalexemplare der Spliaerella Leersiae genau untersucht, und zwar zwei aus der Mycothec. univers. (Nr. 965) und zwei aus Eabenhorst, Fung. europ, Nr. 2342, sämtlich von Passerini gesammelt und auf- gelegt, eine große Menge von Pykniden und Perithecien studiert und folgendes gefunden: Auf diesen vier Exemplaren fanden sich drei verschiedene Pykniden- pilze und nur ein Ascomycet, letzterer in verschiedenen Entwicklungs- zuständen. Alle vier Pilze waren eingewachsen. 1. Eine einzige, häutige, rundliche 100 ^ große Pyknide hatte allantoide 4 — 5 ^ 1 ^ große, hyaline, gekrümmte Couidien. Kann wegen der Form der Conidien kaum als Phyllosticta gelten. 2. Ziemlich viele, zarthäutige, meist längliche, etwa 130 ft lange und 70 ft breite Pykniden, mit rundlichem, etwa 14 ^ breitem Ostiolum, waren mit subbyalinen, in Haufen blaßbräunlichen, länglichen oder ei- förmigen, mit zwei endständigen Tröpfchen versehenen, 3 — 4 ^ 1*7 — 2*2j[x großen Conidien erfüllt. Conidienträger schienen zu fehlen. Ist auch wahrscheinlich keine Phyllosticta. 3. Viele Pykniden von Septoria Leersiae Pass. rundlich oder läng- lich, zarthäutig parenchymatisch, 110 — 220 ft lang und 100 — 120 /t* breit. Conidien subhyalin, im Haufen blaßbräunlich, zylindrisch oder etwas keulig, mit meist abgerundeten Enden, mit zahlreichen, meist 10 — 12 einreihig stehenden Öltröpfchen, und öfter mit vielen undeutlichen Quer- wänden, meist verschiedenartig verbogen, 18 — 42 « 2 — 3 (i groß. Ist keine typische Septoria, sondern eher eine Mittelform zwischen Sta- gonospora und Hendersonia. 4. Leptosphaeria Leersiae Pass. Diese war niemals ganz gut ent- wickelt; meist unreif mit verkümmerten oder mit hyalinen 1 — 2 zelligen Sporen. Auch wenn die Sporen anscheinend reif und gut entwickelt waren, blieben sie in den Schläuchen eingeschlossen und waren nur schwer aus denselben herauszudrücken. Der Pilz machte den Eindruck keiner wohl entwickelten normalen, sondern einer Kümmerform einer anderen Art. Perithecien rundlich, braun-parenchymatisch-dünnhäutig, 140 — 200 ft groß. Ostiolum rundlich, 18 {i weit. Paraphysen spärlich und schlecht entwickelt. Schläuche keulig, sitzend, 40 — 60 ^ 8 — 10 ^ groß. Sporen zweireihig im Schlauche, spindelig, gerade oder gekrümmt, vierzellig, braun, 16 — 20 ^ 4 — 5 ft groß. Enden stumpflich, die zweite Zelle manchmal etwas breiter. Eine Didymella oder Metaspliaeria war an den vier nun unter- suchten Exemplaren, ebenso wenig wie auf dem 1906 geprüften zu finden. Alle Perithecien mit hyalinen, 1 — 2 zelligen Sporen waren sichtlich 323 Entwicklungszustände der Leptosphaeria. Aber auch diese Leptosphaeria ist möglicherweise nur eine Kümmerform einer anderen Art mit mehr als vierzelligen Sporen. Da ich 1906 an dem damals untersuchten Original die Leptosphaeria culmicola fand, so ist es denkbar, daß die Leptos- phaeria Leersiae nur eine Küramerform davon ist. Die Leptosphaeria- kxiQn werden vielfältig fast nur nach den Sporen, insbesondere nach der Zahl der Sporenquerwände aufgestellt. Hat eine Form statt vier Querwände nur drei, so wird sie als spezifisch verschieden betrachtet. Indessen sind die Sporen der Leptosphaeria- Arten sehr variabel; in größeren, besser entwickelten Perithecien, werden die Sporen und Schläuche länger und haben erstere dann auch mehr Querwände. Schon 1906 erkannte ich, daß lange nicht alle die zahllosen Leptosphaeria- krien gute Spezies sind, wahrscheinlich kaum die Hälfte. Daher kommt es, daß dem Mykologen sehr häufig nicht oder nur mit Zwang bestimmbare Formen unterkommen. So habe ich mich davon überzeugt, daß die vier auf Acorus Ca^amns-BIättern beschriebenen LeiJtosphaeria-Avten, so verschieden auch ihre Diagnosen lauten, doch nur eine Spezies sind. So ist auch die Leptosphaeria acutiuscula B erlese (Icon. Fung., I. Bd., 1894, p. 86) nichts anderes als die L. acuta (Moug et N.) K. im besten Entwicklungszustande. Man kann beide nebeneinander an demselben ürtica-Stengel finden. Daher kann die Möglichkeit, daß Leptosphaeria Leersiae Pass. nur eine Kümmerform von L. culmicola ist, nicht so ohneweiters von der Hand gewiesen werden. Nur reiches Materiale, das mir fehlt, kann hierüber Aufschluß geben. Wie dem nun auch sei, ob die Sphaerella Leersiae als Entwick- lungsstadium zu Leptosphaeria culmicola oder L. Leersiae gehört ist gleichgiltig. Jedenfalls existiert sie nicht als eigene Art und muß ganz gestrichen werden. Es ist sehr bedauerlich, daß sie nun durch Traverso wieder in ein neues Florenwerk aufgenommen wurde und — bei der Zähig- keit mit der derartige Fehler sich in der Literatur fortpflanzen — gewiß noch längere Zeit ihre Scheinexistenz weiter fortführen wird. Es wird endlich Zeit mit dem alten Wust von falsch beschriebenen und nicht existierenden Arten, die in allen Florenwerken zu hunderten fortspuken, aufzuräumen, lauter Formen, die nicht wieder gefunden worden sind, deren nichtssagende Beschreibungen aber immer wieder mit- geschleppt und abgedruckt werden. 21* 324 Dianthus arenarius L. in Böhmen. Von Frant. A. Noväk (Raudnitz). Der in der böhmischen Literatur oft angeführte Dianthus pluma- rius L., welcher auf den Lehnen bei Ivlenec und Vrazkov, südlich von Eaudnitz (Nord-Böhmen), häufig wächst, weist bei näherer Analyse viele Merkmale auf, welche mit dem echten Dianthus plumarius L. nicht übereinstimmen, welche aber ihn als eine böhmische, endemische Varietät des Dianthus arenarius L. charakterisieren. Dieser Dianthus von den Lehnen bei Kleneß unterscheidet sich vom echten Dianthus plumarius L. nicht nur durch seinen Habitus, welcher vollkommen mit dem des Dianthus arenarius L. übereinstimmt, sondern auch durch die rein weißen Blüten, durch seinen Standort auf Diluvial- sandanschwemmungen und durch viele andere Merkmale, so daß es wirklich nicht ganz verständlich ist, wie Prof. Dr. Lad. Oelakovsky ihn als Dianthus plumarius L. bezeichnen konnte, welcher doch niemals auf Schotterablagerung mit Calluna vulgaris, Corynephorus canescens usw. beisammen wächst. Von dem echten schwedischen Dianthus arenarius L. unterscheidet sich unser Dianthus von den Lehnen bei Klenec nur durch seine blaubereiften Stengel und Blätter und durch seine weniger tiefzerschhtzten Blumenblätter. Außer diesem Dianthus arenarius var. hohemicus mihi wachsen auf den Lehnen bei Klenec noch seine Bastarde mit Dianthus car- thusianorum L., und zwar Dianthus sub-carthusianorum X arenarius var. hohemicus mihi, und in festerer Form Dianthus carthusianorum X arenarius var. hohemicus mihi. Den ersten Bastard sammelte auch Dr. Oelakovsky im Jahre 1896 (als D. carthusianorum yi plumarius), und dieser wächst auch auf den Lehnen bei Vrazkov; den zweiten Bastard jedoch fand ich bloß als eine seltene Earität nur in wenigen Exemplaren auf den Abhängen von Klenec. Der letztgenannte Bastard steht am nächsten dem Dianthus Lucae Asch, und unterscheidet sich von diesem Nelkenblendling {D. carthusianorum X arenarius Lucas Verh. d. bot. Vereins f. d. Prov. Brandenburg 1860. IL, p. 68): 1. durch lockereren Blütenstand, 2. durch die äußeren Kelchschuppen, die meist kleiner und schmäler als die inneren sind, während an D. Lucae Asch, alle eine gleiche Beschaffenheit besitzen, und 3. durch die Blumen- blätter, die bei unserem Bastard nie so fein und tief zerschlitzt sind. Den näheren Beriebt über diese Nelken veröffentliche ich in kürzester Zeit, 325 Veronica ojjaca Fries in Mähren. Von A. Wildt in Brunn. Die wertvolle Arbeit Lehmanns, betreffend die Acker -Veroniken, veranlaßte mich, diese zu beobachten. Ich sah bald, daß die mir zu- gänglichen Herbare häufig falsche Bestimmungen enthielten, und daß alle Stücke aus Mähren, die als V. opaca bezettelt waren, anderen Arten angehört haben. Mir selbst war es auch nicht gelungen, in Mähren diese Art zu finden, und so schrieb ich in den „Verhandlungen des natur- Ibrschenden Vereins in Brunn", Bd. L (1911): „Da auch die Pflanze von Eajuochowitz (leg.: Gogela im Herbare des Dr. v. Teuber) Vero- nica polita ist, kennt mau für V. opaca noch keinen Standort in Mähren." Im letzten Winter aber erblickte ich in einem Herbar die richtig bestimmte Pflanze. Es fehlte aber die Standortsangabe, und es war bloß wahrscheinlich, daß sie bei Zwittau gesammelt war. Meine im Oktober d. J. nach Zwittau unternommene Beise er- brachte die Eichtigkftit dieser Annahme. Nachdem die Suche auf Erd- äpfel- und anderen Äckern vergeblich war, fand ich Veronica opaca in einem kleinen Felde von Brassica napus in etwa 440 ra Seeh. und in Gesellschaft von Stellaria media, reichlicher V. Tournefortii und spär- licher V. agrestiii. Über die Verbreitung der Acker -Veroniken in Mähren läßt sich sagen: V. Tournefortii ist im ganzen Lande verbreitet und häufig. Im •^ tiefer liegenden, südlichen Teile des Landes gesellt sich ihr V. polita bei, im nördlichen beginnt bei etwa 350 m Seehöhe und darüber mit ersterer F. agrestis aufzutreten, während V. opaca wohl auf das mährisch-böhmische Hügelland beschränkt bleibt. Akademien, Botanische Gesellschaften, Vereine, Kongresse etc. KaiserL Akademie der Wissenschaften in Wien. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 10. Juni 1915. Prof. Dr. Wilhelm Pigdor legt folgende Abhandlung vor: „Über die thigmotropische Empfindlichkeit der ÄsparagusS^rofise (Mitteilung Nr. 13 aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Wien, Botanische Abteilung [Vorstand Wilhelm Figdor])." 1. Die Erscheinung der Kontaktreizbarkeit ist bei Monokotyledonen, wenn Ächsenorgane allein berücksichtigt werden, bisher nur an Hypokotylen einiger weniger 326 Gramineen beobachtet worden. Es wird gezeigt, daß sowohl Keimsprosse wie auch die nach diesen entstehenden Achsen von verschiedenen Asparagus-kiten {A. Sprengeri, A. decumbens, A. acutifoUus, A. verticillatus, A. plumosus und mehrere Varietäten desselben) im Jugendzustande einer Berührung gegenüber empfind- lich sind; die Keimsprosse von A. officinalis und A. medeoloides {MyrsiphyUum asparagoides) sowie die Folgesprosse letzterer Art haben sich jedoch als nicht kontakt- reizbar erwiesen. 2. Die Kontaktreizbarkeit äußert sich in einer durch Wachstum verursachten Krümmungsbewegung, und zwar gegen jene Seite hin, von der der Berührungsreiz erfolgt; die Krümmung ist demnach als eine thigmotropische zu bezeichnen. Die ursprüngliche, gerade Wachstumsrichtung wird nach dem Ausklingen des Eeizes wieder eingeschlagen. 3. Die thigmotropische Reaktion kann durch Berühren (Streichen) der Achsen mit verschiedenen Medien (Glas- und Holzstäben, Haarpinseln, Federchen, Wachs- stückchen usw.) ausgelöst werden, wenn dies in hinreichender Stärke geschieht, hingegen niemals durch mit Gelatine (6 bis 14prozentiger) überzogene, genügend feucht gehaltene Glasstäbe. 4. Die Achsen sind allseits gleich stark thigmotropisch reizbar; werden zwei gegenüberliegende Sproßpartien mit gleicher Intensität gereizt, so erfolgt keine Krümmungsbewegung. 5. Da ursprünglich ganz gerade, thigmotropisch reizbare Achsen von gewissen Asparagus-Arten {A. verticillatus, A. plumosus und verschiedene Varietäten des- selben) während der Individualentwicklung in Windesprosse auswachsen, ist es höchst- wahrscheinlich, daß das Windephänomen im Zusammenhange mit der Kontakt- reizbarkeit steht. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 17. Juni 1915. Das w. M. Hofrat ß. v. Wettstein legt folgende Abhandlungen von B. Schussnig in Triest vor: 1. „Bemerkungen zu einigen adriatischen Plankton- bazillarien"; 2. „Algologische Abhandlungen." Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 1. Juli 1915. Prof. Dr. Heinrich Zikes in Wien übersendet einen Separat- abdruck seiner mit Subvention der Kaiserl. Akademie ausgeführten und im 43. Bande, 1915, des „Zentralblattes für Bakteriologie, Parasiten- kunde und Infektionskrankheiten" in Jena veröffentlichten Arbeit: „Vergleichende Untersuchungen über SpJiaerotilus natans (Kützing) und Cladothrix dichotoma (Cohn) auf Grund von Reinkulturen." 327 Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 14. Oktober 1915. Das k. M. Prof. Dr. E. Heinricher übersendet die Abhandlung: „Über Bau und Biologie der Blüten von Arceutliohium Oxycedri (DC.) MB." Beobachtungen an in künstlicher Aufzucht zur Blüte gelangten Pflanzen des Schmarotzers ergaben folgendes : Das Achsenende der männlichen Blüte ist kein Pistill- rest und, obwohl von etwas diskusartigem Aussehen, findet doch keine Nektarabscheidung statt. Die den Perianthblättern aufsitzenden Antheren sind in der Mitte von einer aus sterilem Gewebe bestehenden Säule durchsetzt, die ringsum vom Pollen umgeben wird. Der Pollen stäubt nicht, sondern fällt in Ballen aus. Die kleinen weiblichen Blüten sind durch die paarweise verwachsenen, schuppen- artigen Blätter verdeckt und verraten sich zur Blütezeit durch die Ausscheidung eines glitzernden Tropfens, der ein fettes, nicht trocknendes Öl ist und zum Fange des Pollens dient. Abgesaugt, erneuert sich der Tropfen, schließlich wird er von der Blüte selbst wieder aufgenommen. Die Fruchtblätter sind den beiden Perianthblättern vor- gelagert, so wie die Staubblätter in den männlichen Blüten. Der Griffel endet stumpf und besitzt eine unregelmäßig berandete Höhlung, in der der ausgeschiedene Öltropfen fußt. Zahlreiche Spaltöffnungen, die er in einer bestimmten Region trägt, dienen wohl der Ausscheidung des Öles. Obgleich die Beschaffenheit der Blüten eher für Insekten- als für Windblütigkeit spricht, ja die typischen Kennzeichen für letztere sozusagen gänzlich fehlen, vermitteln doch jedenfalls auch Erschütterung und Luftbewegung die Bestäubung. Allerdings ist der Typus, den Arceutliohium so als zum mindesten teilweiser Windblütler vorführt, ein ganz eigenartiger. Arceuthobium ist nicht als einseitig auf Insekten- oder Wind- bestäubung eingerichtet anzusehen ; beiderlei Bestäubungsarten können vorkommen. ^ . Das w. M. Prof. Hans Molisch legt eine Arbeit vor unter dem Titel: ,Über einige Beobachtungen an Mimosa pudica und anderen Pflanzen." 1. Es ist seit langem bekannt, daß das Hauptgelenk des Blattstieles von Mi- mosa pudica bei der Reizung einen Farbenumschlag erfährt: das Gelenk wird unter- seits dunkler grün. Diese Farbenänderung ist aber nicht besonders deutlich, ja Schwendener sagt ausdrücklich, es sei ihm nie geglückt, den erwähnten Farben- wechsel bei der Senkung des Blattstieles zu beobachten. Der Verfasser hat nun gefunden, daß dieser Farbenumschlag sehr deutlich an den kleinen Gelenken der Fiederhlättchen von Mimosa pudica und M. Speg- gazzinii zu beobachten ist und daß der Farbenwechsel leicht und sicher an gesunden Pflanzen folgendermaßen demonstriert werden kann: Man faßt mit dem Zeigefinger und Daumen jeder Hand je zwei bis vier horizontal ausgebreitete Fiederblättchen und hält sie in dieser Stellung fest. Bei dieser Reizung sieht man deutlich, wie die gelblichgrüne Farbe des Gelenkes plötzlich in eine mehr grüne umschlägt. Das Gelenk wird plötzlich dunkler. Die Beobachtung wird hier wesent- lich erleichtert, weil ein Vergleich der gereizten und der unmittelbar benachbarten ungereizteu Gelenke möglich ist und dieser den Farbenunterschied nur noch deut- licher macht. Wenn die Fiederblättchen von Biophytum sensitivum sich nach dor Reizung senken, so erscheinen die gesenkten Blättchenspreiten auch dunkler grün, allein 328 während der Farbenumschlag bei Mimosa ein innerer, höchst wahrscheinlich durch die Injektion der Interzellularen mit Wasser bedingter ist, ist der der Biophytum- Blättchen nur ein äußerlicher, beruhend auf einem durch die Lageänderung des Blättchens verursachten ungleichen Keflex der Lichtstrahlen auf der Epidermis. Mit anderen Worten: Der Farbenumschlag bei Mhnosa ist eine physiologische und der bei Biophytum eine rein physikalische, d. h. optische Erscheinung. 2. Die Gelenke der Mimosa pudica und anderer Mimosa-krten zeichnen sich bekanntlich durch das Vorkommen zahlreicher, großer Gerbstoffvakuolen aus. Der Verfasser untersuchte ihre Verbreitung und ihre Eigenschaften bei den Leguminosen und Oxalideen und konnte zeigen, daß die Gerbstoffvakuolen mit den sogenannten Inklusen anderer Pflanzen nahe verwandt oder sogar identisch sind. Gleich den In- klusea sind ihre Inhaltsstoffe nach ihrer Zusammensetzung als Phloroglykotannoide anzusprechen. In einem direkten Zusammenhange mit der ßeizreaktion stehen die Gerbstoff- vakuolen der Mimosa pudica und anderer „Sensitiven" nicht, doch kommt ihnen vielleicht eine Bedeutung bei der Regulierung der Turgordrucke innerhalb der Ge- lenke zu. 3. Der Flüssigkeitstropfen, welcher beim Anschneiden der Mimosa pudica aus- fließt und der nach Haberlandt sicher aus den Schlaucbzellen des Leptoms stammt, stellt unter anderem eine überaus konzentrierte Lösung eines leicht krystallisierendeii Körpers der aromatischen Reihe, vielleicht einer phenolartigen Substanz dar. Er findet sich auffallenderweise nicht in dem Tropfen von Mimosa Speggazzinii, wohl aber in dem von Leucaena glauca. Professor Molisch überreicht ferner zwei im Pflanzenphysiologi- schen Institute der k. k. Wiener Universität ausgeführte Arbeiten : I. „Beiträge zur Mikrochemie des Spaltöffnungsapparates", von Nestor Hamorak. Die wesentlichsten Resultate lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Die zum Spaltöffnungskomplex gehörenden Zellen, d. s. Schließzellen, Neben- zellen und die Mesophyllzellen um die Ätemhöhle, zeigen sowohl untereinander als auch gegenüber den Epidermiszellen ein differentes chemisches Verhalten, charakte- risiert durch das lokalisierte Vorkommen von Gerbstoffen, Anthokyan, Öl, Chlorophyll und einigen anderen, nicht näher bestimmten Inhaltsstoffen. 2. Gerbstoff findet sich in den zum Spaltöffnungskomplex gehörenden Zellen in bestimmter, auffälliger Verteilung bei Aroideen. Den Arten mit ausgesprochener Lo- kalisation, z. B. bei Philodendron cuspidatum, stehen andere gegenüber, z. B. P/t. subovatum, welche keine bestimmte Lokalisation zeigen. Vergleichend untersucht wurden verschiedene Arten von Philodendron, Anthurium, Pothos, Baphidiophora und Monstera. 3. Bestimmte Lokalisation des Gerbstoffes in der Nähe der Spaltöffnimgen und Unterschiede bei einzelnen Arten zeigen auch Sempervivum-, Polygonum-, Blieum-, Bumex- und Oa;?/na-Arten, desgleichen Tolmiea Menziesii. 4. Die differente Verteilung von Anthokyan auf einzelne Zellen und Zellgruppen der Epidermis, der Nebenzellen und der Schlieüzellen wurde bei Sedum- und Poly- gonum-Arten, Hydrangea hortensis und Fraxinus sp. genauer studiert, die einzelnen Typen charakterisiert und in Übereinstimmung mit der nahen chemischen Verwandt- schaft von Anthokyan und Gerbstoff gefunden, daß Anthokyan und Gerbstoff' sich gegenseitig vertreten können. 329 5. In den Nebenzellen verschiedener Carex- Arten wurden regelmäßig als Inhalts- körper Ölkugeln beobachtet, die sich als ätherisches Öl erwiesen. Ligustrum ovalifo- liuni und Forsythia viridissima zeigen diese Ölkugeln in den Schließzellen. 6. In den Nebenzellen von zwei Maranta-kvi^n wurde eine mit Kaliumbi- chromat sich färbende Substanz gefunden, die dem Gerbstoff nahestehen dürfte. Post- mortal tritt in den Schließzellen von Musa Cavendishii eine mit Alkalien und Säuren sich intensiv rot färbende Substanz auf. II. „Zur Chemie der Zellhaut der Cyanophyceen", von Gustav Klein. 1. Bei den Blaualgen konnte Chitin entgegen den Angaben von Hegler und Kohl weder mikro- noch makrochemisch nachgewiesen werden. Die van Wisselingh'sche Chitinprobe ergab allein zuverlässige Resultate. 2. In allen Heterozysten sowie in den Scheiden aller Scytonemataceen (Scy- tonema und Tolypothrix) und Rivulariaceen {Eividaria und Dichothrix), ferner der Osc\l[&iona,cee Schizothrix konnte Zellulose durch die Jod-Schwefelsäure-Probe oder, wenn die Zellulose mit anderen Stoffen zusammen war, nach der van Wisselingh'schen Glyzeriubehandlung mit Jod und Schwefelsäure konstatiert werden. 3. Von den anderen Stoffen, die sich, wie das Glyzerinverfahren zeigte, reich- lich in der Zellhaut finden, wurden Pektinstoffe durch Färbung und Fällung, und zwar hauptsächtlich in den Gallerthüllen, gefunden. 4. Makrochemisch wurden in der Nostocgallerte Pentosane durch die Fur- furolphloroglucidbestimmung nachgewiesen. 5. Außerdem enthält die Arbeit Beobachtungen über histologische Eigentümlich- kdten der Blaualgenmembranen nach Behandlung mit bestimmten Reagentien. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 21. Oktober 1915. Das w. M. Prof. D. H. Moli seh legt eine Arbeit von Prof. Dr. K. Linsbauer (Graz) vor, betitelt: „Studien über die Eegenera- tion des Sproßscheitels". Die wichtigeren Ergebnisse lauten: 1. Die nach Amputation der Vegetationsspitze auftretenden Primordial- oder Kotyledonarachseltriebe beginnen ihre Entwicklung ausnahmslos mit Niederblättern oder Primordialblattformen, worauf erst die Bildung dreizähliger Folgeblätter ein- setzt. Das gleiche gilt für die unter besonderen Umständen am Epikotyl auftretenden Adventivtriebe. Es wird wahrscheinlich gemacht, daß für die Ausbildung der Hemmungs- formen der Blätter, beziehungsweise der normalen Folgeblätter, nicht qualitative, stoffliche Differenzen (organbildende Substanzen, Wuchsenzyme) maßgebend sind, daß vielmehr eine korrelative Beziehung zwischen Stamm- und Blattentwicklung besteht, und eine quantitave Verringerung der den Blättern unmittelbar zur Verfügung stehen- den Nährstoffe die Ausbildung von Hemmungsformen bedingt. IL Wird die Vegetatioasspitze selbst durch Einstich, Einschnitt oder teilweise Amputation verletzt, so wird die Wundfläche in allen untersuchten Fällen (Keimlinge von Phaseolus coccineus und Helianthus annuus, Rhizom von Poly gonatum offi- cincde, Infloreszenzanlage von Helianthus) durch einen Callus abgeschlossen. Im Gegensatz zur Wurzel ist jedoch die Stammvegetationsspitze zu 330 keiner Eestitution (im Sinne Küsters) befähigt. Die Regeneration des Vegetationspunktes geht nach einem anderen Modus vor sich, und zwar derart, daß ein bei der Verletzung unversehrt gebliebener Me- ristemkomplex sich seitlich der Wunde (ohne Beteiligung des Callus) zu einem neuen „Er satzvegetationspunkt" vorwölbt. Zu einer derartigen Regeneration ist nur der äußerste Teil des Ur- meristems befähigt, welcher oberhalb der jüngsten Blattprlmordien gelegen ist. Die Initialen des „Ersatzvegetationspunktes" stehen in keiner genetischen Be- ziehung zu den gleichnamigen Elementen des ursprünglichen Vegetationskegels; die neuen Plerominitialen differenzieren sieh vielmehr aus den inneren Schichten des ursprünglichen Periblems. Die Regeneration des verletzten Blütenköpfchens von Helianthus geht in prinzipiell gleicherweise vor sich, also ohne Vermittlung eines Callus. Die Bildung des Ersatzvegetionspunktes äußert sich in einer Verlagerung des Or- ganisationszentrums, welche durch die Förderung der Blatt- und Blütenanlagen in dem an die Wundgrenze anschließenden Meristem eingeleitet wird. Die Bildung einer interkalaren Wachstumszone (Sachs) kommt dabei sowenig zustande wie eine Umkehr der Polarität. Die Blütenanlagen ent- stehen im Hinblick auf den tätigenVegetationspunkt stets progressiv. In jedem Stadium fortschreitender Entwicklung ist das Köpfchen nur zur Bildung bestimmter Organe von unter sich gleicher Dignität befähigt. III. ImVerlauf der Organregeneration lassen sich ganz allgemein im vollkommensten Falle drei Phasen unterscheiden: 1. Bereitstellung undifferenzierten (embryonalen) Zellen- materials. 2. Differenzierung der Anlage des zu regenerierenden Organs, und 3. Entwicklung der Anlage. Je nachdem sämtliche Phasen, die beiden letzten oder nur die dritte Phase bei einem speziellen Regenerationsprozeß in Erscheinung treten, läßt sich zwanglos eine primäre, sekundäre und tertiäre Regeneration unterscheiden. Das regene- rative Verhalten der Sproßvegetationsspitze bietet ein typisches Beispiel einer sekun- dären Regeneration. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 28. Oktober 1915. Das w. M. Hofrat Prof. Dr. v. Wettstein überreicht eine Ab- handlung von Prof. Dr. Pridolin Krasser (Prag) mit dem Titel : „Männ- liche Williamsoni en aus dem Sandsteinschiefer des unteren Lias von Steierdorf im Banat." (Durchgeführt mit Unterstützung aus den Erträgnissen der Erbschaft Treitl.) Übersicht über die wichtigsten 'üntersuchungsergebnisse: 1. Im Grestener Sandstein von Steierdorf im Banat kommen zwei William- sonien vor, von denen die eine, Williamsonia Alfredi^) n. sp., an Williamson's „carpellary disc" (Williamsonia biiuberculata Nath.), die andere, Williamsonia banatica n. sp., an die Williamsonia setosa Nath. sich anschließt. 1) Die Originale von W. Alfredi und W. banatica sind Unikal W. Alfredi wurde Alfred G. Nathorst zu Ehren so genannt. 331 2. Während W. Alfredi sicher eine männliche Blüte darstellt, besteht für W. banatica die Möglichkeit, daß sie als Androeceum zu einer morphologisch als Zwitter- blüte zu betrachtenden Williamsoyiia gehört. Panzerzapfen sind bisher jedoch aus Steierdorf nicht bekannt geworden. 3. Die W. Alfredi, welche gegenwärtig nur als Ausguß der Blüte bekannt ist, zeigt durch die Eigentümlichkeiten der Lappen morphologische Beziehungen zu W. bituberculata Nath., durch die Eigentümlichkeiten des Becherausgusses aber zu W. pecten Sew. non Nath. (= W. Sewardi F. Krasser n. sp), welche Art sich an W. whitbiensis Nath. anschließt. 4. Die W. Alfredi von Steierdorf ist zurzeit das einzige Exemplar einer Wil- liamsonia vom Habitus der W. bituberculata, welches die Rudimentreihen deutlich zeigt, überdies die Synangienpaare im Hohldruck, sowie zum Teil auch plastisch, während sie am Original der W. bituberculata, obzwar auch letztere einen Abdruck der Innenseite der Blüte darstellt, nur als Vorwölbungen zu sehen sind. Das erlaubt die Deutung, daß diese Synangien in Gewebeeinsenkungen, die man Synangiumhöhlen nennen kann, neben dem Kiele standen und gleich den Synangien anderer Arten ab- fällig waren. War zur Zeit der Einbettung der Blüte eine Synangiumhöhle leer, so mußte sie natürlich am Ausguß sich als Wölbung zeigen; war das Synangium aber noch nicht abgefallen, so wurde es von der Füllmasse eingeschlossen und muß sich also an der Oberfläche des Ausgusses als Einsenkung zu erkennen geben. 5. Durcli den Besitz der eingesenkten lappenständigen Synangiumpaare unter- scheiden sich W. bituberculata und Alfredi von W. whitbiensis und Sewardi, da letztere keine eingesenkten Synangiumpaare aufweisen. Von anderen schwieriger fest- zustellenden Merkmalen abgesehen, unterscheidet sich W. bituberculata durch die Ausrfindungen zwischen den Lappen von der W. Alfredi, die gleich der W. whit- biensis und Sewardi unter scharfem Winkel austretende Lappen zeigt. W. Seivardi ist von whitbiensis durch den tieferen Becher unterschieden. W. bituberculata und W. Alfredi besitzen entschieden seichte Becher. 6. Die in den Juraschichten von Sardinien vorkommenden Williamsonien vom Typus der IF. lohitbiensis sind des tieferen Bechers halber (mindestens zehnzählige Rudimentreihen) besser als W. Sewardi zu bezeichnen. 7. Die Williamsonia banatica ist als Abdruck der Außenseite (Unterseite) er- halten. Da aber die Sporophylle durch den Druck der Einschlußmasse zum Teile aus ihrer natürlichen Lage gebracht wurden, so kommt an verschiedenen Stellen ihre Innenseite teilweise zur Ansicht oder man erkennt den Abdruck der Profilstellung. 8. Von der W. setosa unterscheidet sich W. banatica trotz großer habitueller Übereinstimmung durch den Mangel an Borsten und das Fehlen spiraliger Einrollung der Sporophyllspitzen, da letztere lediglich klauenartig in das Gestein hineingekrümmt sind. Die von dem Sporophyllwirtel umschlossene Lichte ist bei W. batiatica wesent- lich enger und die Synangien gleichen streifigen Bildungen von eiförmiger Gestalt, wodurch die Sporophylle der W. banatica den Lappen der W. mexicana Wiel. msc. = die aber einen mächtigen Becher besitzt, also mit dem setosa-Typus nichts weiter gemein hat — ähnelt. 9. Sämtliche für den Vergleich in Betracht kommenden Arten gehören den von den Geologen Großbritanniens als „Lower Estuarine Series" bezeichneten Schichten der Küste von Yorkshire an. Da die Lower Estuarine Series aber zum Inferior Oolite (Bajocian) gehören, also bestimmten Schichten des mittteren Jura (Dogger) entsprechen, die Grestener Sandsteine des Banates aber sicher dem Unterlias angehören, so ergibt sich die bemerkenswerte Tatsache, daß sowohl der Typus der männlichen Wil- Ziawjsoma-Becherblüte mit Synangienhöhlen als der männlichen Willlamsonia-YfiviQl- 332 blute mit kaum verwachsenen Sporophyllen (also becherlos, daher kurz „Wirtelblüte" genannt) in nahestehenden Arten ein beträchtlich höheres geologisches Alter besitzen, als man bisher annehmen konnte. 10. Sollte die Wirtelblüte von Steierdorf nur das Androeceum einer Benettitales- Blüte repräsentieren, so könnte an das Vorkommen des bisporangiaten Cycadeoidea- Typus in den Grestener Schichten gedacht werden. In dieser Beziehung ist es interessant, daß aus dem Lias von Lyme Regis in England Cycadeoidea-Stämme [Cycadeoidea gracilis (Carr.) Sew. und C. pygmaea L. et H.) bekannt sind, aber keine Cycado- phytenblüten oder Teile solcher. Dr. R. Wagoer legt eine Arbeit vor mit dem Titel: „Verzvvei- gungsanomalien bei Vernonia ruhricaulis H. B." Außer den Hieracien ist die größte Kompositengattung das Genus Vernonia Schreh., das auf über tausend Arten angewachsen, besonders stark in Brasilien ver- treten ist; schon 1873 konnte J. G. Baker in der Flora Brasiliensis 178 Arten be- schreiben, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß sein Artbegrilf sich durchaus nicht mit dem deckt, wie er sich durch die sorgfältigen Arbeiten vor allem auch der Wiener Schule entwickelt hat; so wird sich die Artenzahl bedeutend höher stellen. In morphologischer Beziehung ist Vernonia weitaus vielgestaltiger als Hiera- cium und die Interpretation der nicht gerade zahlreichen vorhandenen Abbildungen stößt auf unüberwindliche Schwierigkeiten, wenn man nicht in der Lage ist, Herbar- material zu konsultieren. Aber auch das letztere erweist sich als recht spröde, zumal die Verhältnisse hier oft sehr kompliziert sind und auch dem Erfahrenen ungewohnte Bilder bieten. Zum ersten Male wird ein Eepräsantant dieser in Europa fehlenden Gattung analysiert und da ergeben sich so eigentümliche Verhältnisse, daß der An- schluß an das, was bisher bei Kompositen bekannt ist, auf beträchtliche Widerstände stößt. Einmal ist es di^ dominierende Apotropie des Vorblattes, eine Erscheinung, auf die Verfasser kürzlich in einer Studie über die westafrikantsche Thymelaeacee Octo- lepis Dinklagei Gilg aufmerksam gemacht hat, dann aber der in dieser Weise noch nicht beobachtete Wechsel in der Zahl der fertilen Vorblätter. Die Notwendigkeit, ein umfangreiches Material von anderen, meist brasilianischen Arten kennen zu lernen, verbietet vorerst eine spekulative Ausbeutung des eigentümlichen Befundes. Der von Prof. Dr. Otto Forsch in der Sitzung vom 14. Oktober 1915 vorgelegte vorläufige Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner botanischen Studienreise nach Java hat folgenden Inhalt: Als Hauptzweck meiner Reise schwebte mir vor, einen möglichst vielseitigen Einblick in Bau und Leben der tropischen Vegetation sowie ihrer Beziehungen zur Tierwelt zu gewinnen, und zwar auf Grund der Beobachtung ursprünglicher Forma- tionen und eingehender Studien an der Hand der reichen methodischen Hilfsmittel des botanischen Gartens zu Buitenzorg. Die Erledigung dieses Programmes wäre in der relativ kurzen Zeit meines Ge- samtaufenthaltes (Ende Jänner bis Anfang Juni 1914) nicht möglich gewesen ohne die vielseitige und entgegenkommende Unterstützung von selten der Leitung des bo- tanischen Gartens zu Buitenzorg, des Treub-Laboratoriums, der holländischen Re- gierungsbehörden und ohne die hingebende Mitarbeit meines Assistenten. Aus der großen Zahl derer, die mich dauernd zu größtem Danke verpflichtet haben, seien vor allem genannt: Herr Direktor Dr. J. C. Konigsberger, der stets 333 in liberalster Weise allen meinen keineswegs bescheidenen botanischen und zoologischen Wünschen entgegenkam, Herr Dr. F. C. v. Paber, Leiter des Treub-Laboratoriums, der mir in unermüdlicher Liebenswürdigkeit in Rat und Tat an die Hand ging sowohl bei Benützung der reichen methodischen Hilfsmittel des Fremdenlaboratoriums, wie bei der Veranstaltung von Exkursionen. Nicht ungenannt lassen möchte ich Herrn Major Ou wen s, der mir vielfache wertvolle zoologische Aufklärung gab, ferner Herrn Dr. J. H. Burkill in Singapore für die gütige Überlassung von kostbarem Pflanzen- material aus dem von ihm geleiteten botanischen Garten. Meinem Assistenten Herrn Dr. Hermann Cammerloher gebührt mein spezieller Dank für seine unermüdliche Mitarbeit beim Aufsammeln und Fixieren des Materials und bei der Anfertigung photographischer Aufnahmen. Meine Spezialstudien erstreckten sich vor allem auf folgende Probleme: I. In blütenbiologiseher Beziehung. Die blütenbiologischen Untersuchungen nahmen den größten Teil meiner Zeit in Anspruch, da die oft sehr zeitraubenden Untersuchungen der Bestäubungsvorgänga und Lebenserscheinungen der Blüte unbedingt an Ort und Stelle vorgenommen werden mußten. Stellt doch die moderne Behandlung blütenbiologischer Fragen in den Tropen auch heute noch ein nur wenig bebautes Arbeitsgebiet dar. Vogelblumen: Besonderes Interesse verwendete ich auf das Studium der Vogel- blumen, ihrer morphologischen und physiologisch-anatomischen Anpassungen sowie der Täti^eit ihrer Bestäuber. Am eingehendsten wurden folgende Gattungen unter- sucht: Pedilanthus, Hibiscus, Malvaviscus, Calliandra, Amherstia, Erythrina, Sonneratia, Rhisophcra, Kigelia, Sanchezia, Clerodendron, Hohnsl-jöldia, Stacliy- tarpheta und Freycinetia. Ans der Fülle von Einzelbeobachtungen seien bloß folgende Fälle erwähnt: Dikotylen. Die Euphorbiaceengattung Pedilanthus erreicht in Pedilanthus emarginatus den Mechanismus einer hochgradig angepaßten Vogel„blume" auf dem Umwege der Infloreszenz bei weitgehender Reduktion der als Geschlechtsorgane der „Blume" fungierenden männlichen und weiblichen Einzelblüten. Überdies ist die Auf- blühfolge dieser „Geschlechtsorgane" zeitlich getrennt, wodurch die „Blume" in ihrer Entwicklung zwei männliche und ein weibliches Stadium durchläuft und die Auto- gamie wirksam verhindert wird. Farbe, vollkommene Geruchlosigkeit, Beschaffenheit des Nektars sowie der Mangel jeglicher Sitzfläche sind weitere Anpassungen dieser typischen Kolibri- Blume. Malvaviscus arboreus verwendet das Modell der Spiralfeder zur Erhöhung der Elastizität und Biegungsfestigkeit der aufrechten Filamentröhre. Tatsächlich wird diese von Seiten des Vogels bloß daraufhin stark beansprucht. Die jeder Sitzfläche ent- behrende aufrechte Krone ist gegen unberufene Gäste dadurch geschützt, ^ß sie sich dauernd nur so weit öffnet, als nötig ist, um dem Schnabel des Vogels den Eingang zum Zuckerwasser zu ermöglichen. Der Verschluß bewirkt im Vereine mit spiraliger Eindrehung der Fetalen eine mechanische Festigung der Krone, wodurch die Pflanze stärkerer Ausbildung mechanischen Zellmaterials im Bereiche der Blumenblätter ent- hoben ist. Die so erzielte Festigung der Krone wird überdies noch dadurch erhöht, daß jedes Kronblatt an seiner Basis eine asymmetrische schraubenflügelartige Aus- ladung bildet und diese Ausladungen wieder in spiraliger Drehung eng aneinander- schließen. In vollem Einklänge mit der ökologischen Deutung dieser Anpassungen fehlen dieselben den offenen und hängenden Blüten anderer vogelblütiger Malvaceen (wie Hibiscus schisopetalus und Hibiscus rosa sinensis). 334 Die äußerst wirksame Einrichtung der Herabkrümmung des Griffels im ersten, respektive der Filamente im zweiten Blütenstadium zur Verhinderung der Autogamie bei dem vogelblütigen Clerodendron sqiiamatum findet sich ebenso bei anderen in Buitenzorg kultivierten Arten der Gattung, die an die Bestäubung durch Tagfalter oder Schwärmer angepaßt sind. In all den untersuchten Fällen handelt es sich um zygomorphe Blumentypen mit bestimmter Anflugsrichtung, und es bedeutet die er- wähnte Einrichtung eine ebenso einfache als vollkommen sicher wirkende Problem- lösung. HolmsTcjöldia sanguinea verwertet außer der scharlachroten Krone auch den ebenso gefärbten, zu einer kreisrunden Scheibe verbreiterten Kelch als Schauapparat. Die der Beanspruchung durch den Vogel entsprechend mechanisch gebaute Krone paßt geradezu wie eine Gesichtsmaske auf Schnabel und Kopf des Tieres. Als ausschlag- gebender Bestäuber fungiert in Buitenzorg regelmäßig der Honigvogel Cinnyris pectoralis. Unter den Leguminosen ist Mucuna Keyensis die einzige mir derzeit bekannte typische Vogelblume mit Explosionsmechanismus. Einen phylogenetisch jüngeren interessanten Vogelblumentypus stellt Stachy- tarpheta mutabilis dar, die den Weg ihrer Entstehung aus entomophilen Vorfahren noch in der Gegenwart verfolgen läßt. Bei der ümprägung des insektenblütigen Aus- gangstypus in eine Vogelblume waren folgende Entwicklungsvorgänge entscheidend: Vergrößerung der Blüte, Veränderung der Farbe, Erhöhung der Nektarsekretion, stärkere Krümmung der Kronröhre, die auffallende Festigung des jeweils abgeblühten Teiles der Infloreszenzaehse, die dadurch zu einer Sitzstange für den bestäubenden Vogel wird. Dabei ist die Gesamtorganisation oekologisch auch gegenwärtig noch nicht so einseitig ornithophil angepaßt, um gelegentlichen Besuch und Bestäubung durch Tagfalter auszuschließen. Daß aber ihre ornithophilen Anpassungen für die Arterhal- tung entscheidend sind, beweist auch die Tatsache, daß in Buitenzorg ein Honigvogel (Cinnyris pectoralis) der ausschlaggebende Bestäuber ist. Monokotylen. Schon die Tatsache, daß selbst die blütenbiologisch im all- gemeinen tiefstehende Familie der Euphorbiaceen einen so komplizierten Umweg über die weitgehend modifizierte Infloreszenz nicht scheut, um zu ornithophilen Anpassungen zu gelangen, spricht für die hohe Bedeutung der tropischen Vogelwelt als Selektions- faktor, Unter den Monokotylen stellt das interessanteste Seitenstück hierzu die Pan- danaceengattung Freycinetia dar, von der ich Freycinetia strobilacea eingehend un- tersuchte. Diese zum großen Teil windblütige Familie ist außerstande, den Typus der Vogelblume im Bereiche der Einzelblüte zu erreichen. Ist doch diese in der Eegel auf das Minimum der Geschlechtsorgane reduziert und entbehrt sie doch jeglichen Schau- apparates und der Nektarsekretion. Auch hier arbeitet die Natur auf dem Umwege der Infloreszenz, aber mit ganz anderen Mitteln als bei den erwähnten Euphorbiaceen, Die Bilduri^ des Schauapparates und die Verköstigung der Bestäuber wird außerhalb der Infloreszenz stehenden Hochblättern übertragen, welche ursprünglich wohl nur Schutzorgane für die jugendlichen Blütenkolben waren, was sie heute noch im Jugend- stadium sind. Die Ausstattung der äußeren Hochblätter mit grellrotem Farbstoffe und rotgelben Chromatophoren, ihre mechanische Festigung und die Umwandlung der inneren Hochblätter in fleischige, von Zucker strotzende Beköstigungskörper haben den Blütenstand zu einer in seiner Art einzig dastehenden Vogel-„ Blume" gemacht. Hand in Hand gehen damit tiefgreifende anatomische und chemische Unterschiede zwischen den äußeren Hochblättern und den inneren Beköstigungskörpern. Damit hat die Infloreszenz eine Anpassungsstufe erreicht, die der Einzelblüte auf Grund ihrer Vergangenheit versagt bleiben mußte. So stellt Freycinetia strobilacea eine Vogel- 335 blume dar. und zwar die einzige bisher bekannte, die ihren Bestäuber außerhalb des Bereiches der Einzelblüte nicht mit Zuckerwasser, son- dern mit fester Nahrung verköstigt. Im Einklang damit ist dieser auch kein Honigvogel, sondern ein als Blumenbesucher tiefstehender Vogeltypus, und zwar ein den Fringilliden nahe verwandter (Pycnonotus aurigaster), welcher sonst Blüten überhaupt nicht besucht, sondern sich von Früchten etc. ernährt. Eine Anpassung an die Bestäubung durch Fledermäuse, welche von Burck und neuerdings besonders vonKnuth behauptet wurde, ist vollständig ausgeschlossen. Gegen eine derartige Annahme spricht schon vor allem die Farbenauswahl eines typisch ornithophilen Schauapparates, der zur nächtlichen Flugzeit der Fledermäuse vollständig unsichtbar ist. Geradezu das Gegenteil ist der Fall; die Fledermäuse sind nicht die Bestäuber, sondern die Verwüster der Freycinetia. Ihrer Verwüstungsarbeit ist die Hauptschuld daran zuzuschreiben, daß die Pflanze in Buitenzorg fast nie Früchte ansetzt. Die Untersuchungen der Vogelblumen ergaben auch den Nachweis der Häufig- keit des Honigdiebstahles 1) durch Honigvögel an Blüten, deren Zuckerwasser für die Schnabellänge bestimmter Arten zu tief geborgen ist. Besonders schön war dies an den Blüten der südamerikanischen Acantbacee Sanchezia nobilis zu beobachten. Diese wird in Buitenzorg von dem auffallend langscbnäbeligen Honigvogel Arachno- thera longirostris normal bestäubt, von einer kurzschnäbeligen Änthotreptes-Art regelmäßig durch Aufschlitzen der Kronröhrenbasis ihres Zuckerwassers beraubt. In letzterem Falle unterbleibt naturgemäß die Bestäubung. Ebenso wurde die normale Bestäu- bung importierter neuweltlicher Kolibriblumen durch Honigvögel neuerdings für weitere Fälle bestätigt (Agave, Sanchezia, Malvavisctis, Erythrina). Von Tagfalterblumen wurden Stachytarpheta jamaicensis und Hedychiiim- Avten, von Schwärmerblumen Gardenia-, Posoqueria-, Exostemma- Arten untersucht. Von Hummelblumen studierte ich besonders eingehend Arten der Zingibe- raceengattungen Alpinia und Castus, die Acantbacee Thunhergia grandiflora und die Goodeniacee Scaevola Koenigii. Unter diesen verdient vor allem die ebenso einfache wie sicher wirksame Ver- hinderung der Autogamie durch Drehung der Griffelspitze bei den Alpinia- Kvien hervorgehoben zu werden. Bei der überwiegenden Mehrzahl derselben ist der Griffel in den Morgenstunden derart nach aufwärts gedreht, daß der Eücken der bestäuben- den Holzhummel (Xylocopa tenuiscapa, latipes, pietifrons etc.) bloß mit den Anthe- ren, aber unmöglich mit der Narbe in Berührung kommen kann. Im Laufe des Vor- mittags krümmt sich dagegen die Griffelspitze derart nach abwärts, daß die Hummel jetzt mit ihrem Eücken den von anderen Blüten des ersten Stadiums mitgebrachten Blütenstaub unbedingt auf der Narbe abladen muß. Eine weitere, äußerst zweckmäßige Anpassung ist der bei sämtlichen Arten kurz nach der Bestäubung erfolgende Blüten- verschluß, welcher einen weiteren Besuch der Blüte für jeden Besucher vollkommen ausschließt. Au diesem Verschluß beteiligt sich außer dem Labellum auch die Säule. Form, Orientierung der Blüte sowie eigene Einrichtungen zum Festhalten des Bestäu- bers im Innern der hängenden Krone bilden eine schöne biologische Parallele zur dikotylen typischen Hummelblumengattung Digitalis. Unter den Fliegenblumen wurden zunächst Arten der Gattung Aristolochia (A. ringens, tricaudata, leuconeura) untersucht. Weiters ergab das Studium der ^) Obwohl es sich bei den typischen Vogelblumen in der Regel nicht um dick- flüssigen Honig, sondern um dünnflüssiges Zuckerwasser handelt, wurde hier bloß der Kürze des Ausdruckes wegen der Terminus „Honigdiebstahl'' beibehalten. 336 Anonaceengattungen Monodora, Oxymitra, Melodorum einen Einblick in die mut- maßliche phylogenetische Entstehung der Aristolochiaceenblüte und die Bestätigung der neuerdings von v. Wettstein betonten Beziehung der Aristolochiaceen zu den Polyearpicis. IL In biologisch -morphologischer Beziehung. In diesem Sinne wurde der Aufbau des Blütenstandes und die mit der Frucht- bildung verbundenen Entwicklungsvorgänge der Euphorbiacee Dalechampia bidentata eingehend studiert, der einzigen bisher bekannten Blütenpflanze, die ihrem noch un- bekannten Bestäuber als Anlockungsmittel Harz darbietet. III. In phylogenetisch-raorphologischer Beziehung. Hier galten meine Untersuchungen vor allem der Frage nach der phylogene- tischen Bedeutung der Blütennektarien und ihrer Beziehung zur Abstammung der Monokotylen. Die Untersuchungen, welche sich auf Vertreter zahlreicher Familien der Dikotylen und Monokolylen erstreckten, ergaben eine glänzende Bestätigung der von mir bereits an anderer Stelle geltend gemachten Gesichtspunkte (Ber. d. D. bot. Ges., 1914). Bei der Auswahl der Familien wurden unter Berücksichtigung der stammes- geschichtlichen Beziehungen in erster Linie Vertreter solcher typischer Familien her- angezogen, welche in europäischen Gewächshäusern nur selten oder nie blühend zur Verfügung stehen. Weiters wurden zum Studium des phylogenetischen Anschlusses der Begonia- ceen aus der reichen Begoniaceensammlung des Buitenzorger Waldgartens zahlreiche Vertreter dieser Familie, sowie zur Erforschung der Homologien der Zingiberaceen Blüten von zahlreichen Vertretern in den verschiedensten Entwicklungsstadien ent- sprechend konserviert. Schließlich wurde noch zum Studium der Gametophyten Blütenmaterial folgender Familien fixiert: Magnoliaceen, Anonaceen, Myristicaceen, Nymphaeaceen, Pandanaceen, Palmen und Triuridaceen. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 7. Jänner 1916. Das k. M. Prof. F. v. Höhnel übersendet eine Abhandlung, be- titelt: „Fragmente zur Mykologie, XVIII." Das k. M. Prof. E. Heinricher übersendet eine Abhandlung mit dem Titel: „Über den Mangel einer durch innere Bedingungen bewirkten Ruheperiode bei den Samen der Mistel {Viscum alhum L.)." Die wesentlichen Ergebnisse der mitgeteilten Untersuchungen sind: Es gelang, anfangs Dezember ausgelegte Mistelsamen am dritten Tage keimend zu erhalten. Das widerlegt das Vorhandensein einer in inneren Bedingungen gelegenen Ruheperiode und zeigt, daü die den Samen in der freien Natur tatsächlich eigene, etwa fünfmonatliche Ruhezeit nur durch die Verhältnisse der Außenwelt bedingt ist. Die rasche Keimung wurde dadurch erzielt, daß die Kulturen sowohl durch Tageslicht als durch elektrisches Licht des Nachts beleuchtet wurden, oder daß die 337 Kultur einer konstanten elektrischen Beleuchtung von 1600 Kerzen (bei günstiger Temperatur, zirka 20" C.) ausgesetzt war. Bedingung zur Erzielung dieses Erfolges war ferner, daß die Samen sich in einem mit Feuchtigkeit gesättigten Räume (Petrischalen) befanden. Letztere Tat- sache widerlegt den von anderer Seite angenommenen „ombrophoben Charakter" der IMKstelsamen. Auch bei minderer relativen Feuchtigkeit (60 bis 70^) wird durch starke Belichtung die Keimungsenergie der Samen beträchtlich gehoben, immerhin aber der Keimbeginn um ungefähr das Sechsfache verzögert. Da man Keimungen am dritten Tage auch erzielte, wenn die Samen mit vollem Schleimbelag ausgelegt wurden, erscheint Wiesner 's Annahme, daß im Mistelschleim ein Hemmungsstoff vorhanden, der mit Ursache am Keimverzug der Mistelsamen sei, kaum haltbar. Die von Wiesner als Beweis für das Vorhandensein von Hemmungs- stoffen im Schleim angeführte Tatsache (die auch vom Verfasser bestätigt wird), daß die Samen sonst rasch keimender Pflanzen auf Mistelschleim nicht keimen, wird dadurch zu erklären gesucht, daß diese Samen dem Schleim das zur Keimung nötige Wasser nicht zu entziehen vermögen, also der Mistelschleim für die Samen gewisser- maßen ein physiologisch trockener Boden ist. Das w. Mj^ Prof. Hans Moiisch überreicht eine Arbeit unter dem Titel: „Über das Treiben ruhender Pflanzen mit ßauch." Verschiedene Erfahrungen, die der Verfasser bei Untersuchung über den Einfluß des Tabakrauches und anderer Raucharten auf die Pflanze seinerzeit gemacht hat, führten ihn auf den Gedanken, daß der Rauch auch ein Mittel abgeben könnte, die Ruheperiode abzukürzen und ein vorzeitiges Austreiben ruhender Knospen zu veran- lassen. Diese Vermutung hat sich glänzend bestätigt. Wenn man Zweige verschiedener Gehölze zur Zeit ihrer Nach- ruhe in einen abgeschlossenen Raum bringt, der mit Rauch erfüllt wurde, darin 24 bis 48 Stunden beläßt und dann im Warmhause am Lichte weiter kultiviert, so treiben die .geräucherten" Zweige oft um / ein bis dreiWochen früher aus als die ungeräucherten Kontrollzweige. Diese neue Treibmethode ergab gute positive Resultate bei Syringa vulgaris, Uhus typhina, Forsythia sp., Corylus avellana. Aesculus hippocastanum, Cornus sanguinea, Spiraea sp. u. a. Es macht keinen wesentlichen Unterschied, ob man sich des Rauches aus Papier, Sägespänen oder Tabak bedient. Bei Versuchen im kleinen, unter Glasglocken, empfiehlt sich Papier- oder Tabakrauch, bei Versuchen im großen, z. B. für Raucherfüllung eines Kastens oder eines kleinen Gewächshauses, eignet sich vortrefflich Rauch aus Sägespänen. Welcher Stoff oder welche Stoffe des komplizierten Gasgemisches, das wir Rauch nennen, den wirksamen, „treibenden" Faktor darstellen, bedarf besonderer Unter- suchungen. Nach anderweitigen Erfahrungen dürften sich mehrere Substanzen in mehr oder minderem Grade daran beteiligen, vielleicht besonders Acetylen und Äthylen. Der Rauch schädigt im winterlichen Zustande befindliche Zweige nicht, vorausgesetzt, daß die Rauchwirkung nach ein bis zwei Tagen beendigt und die Zweige dann in reine Luft gebracht werden. Bei dauerndem Aufenthalt in Rauchluft wird das Austreiben der Knospen verzögert und die Triebe werden alteriert. Beblätterte Pflanzen werden durch Rauch oft geschädigt. So wurden die Blätter von Eupatorium adenophorum, Impatiens Sultani, Selaginella Martensii, Azalea indica und Echeveria glauca durch Sägespänrauch gebräunt und getötet, Österr. botan. Zeitschrift, 1915, Heft 10—12. 22 338 während die von Tolmiaea Menziesii und Aloe vulgaris innerhalb 24 Stunden kaum oder gar nicht angegriffen werden. Wir sehen also hier dieselbe Erscheinung wie beim "Warmbad: ruhende Pflanzenteile sind widerstandsfähiger als in voller, vegetativer Tätigkeit befindliche. Die Zahl der StoflFe, die ruhende Pflanzenteile zu raschem Austreiben veran- lassen können, ist jedenfalls eine viel größere, als man bisher vermutet hat. So zeigte sich, daß Leuchtgas, Dämpfe von Thymol, Chloralhydrat, Kampfer, Naphthalin, Ace- tylen und Aceton diese merkwürdige Fähigkeit in mehr oder minderem Grade be- sitzen. Es müssen nicht immer gerade Narkotika sein. Die Zukunft wird bald lehren, ob die neue Eauch- Treibmethode mit der nun allgemeiner verbreiteten, vom Verfasser untersuchten Warmbadmethode in der Praxis wird erfolgreich konkurrieren können. Wie dem auch sein wird, jedenfalls vereinigen beide Verfahren so ausgezeichnete Eigenschaften, daß sie dem Praktiker für bestimmte Pflanzen bis zu einem gewissen Grade als ideal erscheinen und kaum in Bälde durch Praktischeres und Einfacheres ersetzt werden dürften. Prof. H. Moli seh legt ferner eine von Dr. Friedl Weber im Pflanzenphysiologischen Institut der Grazer Universität ausgeführte Arbeit vor, betitelt: „Über ein neues Verfahren, Pflanzen zu treiben. Acetylenraethode." Die Hauptresultate lauten: I. Durch längeren (meist 48 stündigen) Aufenthalt in mit Acetylen stark ver- unreinigter Luft wird bei Zweigen von Syringa und Aesculus und ebenso bei Topf- pflanzen von Tilia die Ruheperiode (Nachruhe) wesentlich abgekürzt. IL Dieses neue Verfahren, die Ruheperiode unserer Holzgewächse abzukürzen — die Acetylenmethode — dürfte sich infolge seiner ausgezeichneten Wirksamkeit und Einfachheit wohl zur Verwendung in der Praxis eignen. IIL Eine Reihe von Versuchen mit anderen Stofi'en (Gasen), insbesondere mit Stickstoff, welche die frühtreibende Wirkung dieser ermittelten, stützen die Annahme, daß das Acetylen und die anderen Narkotika (Äther) im Sinne der Erstickungstheorie Verworn's durch Behinderung der Sauerstoffatmung wirksam sind. Sitzung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse vom 2. März 1916. Das w. M. Hofrat Prof. Dr. R. v. Wettstein überreicht folgende mit Unterstützung der Kaiserl. Akademie durchgeführte Arbeit: „Ein Beitrag zur Kenntnis von Änachoropteris pulchra Corda. (Eine Primofilicineenstudie"), von Dr. B. Kubart, Privatdozent an der Universität Graz. Änachoropteris pulchra Cda., Calopteris dubia €da. und Chorionopteris gleichenioides Cda. wurden im Jahre 1845 von dem österreichischen Forscher A. J. Corda auf Grund kleiner versteinerter Bruchstücke aus dem Kohlenreviere von Bfaz- Radnitz in Böhmen beschrieben. Chorionopteris gleichenioides ist ein typischer Farnsorus, über dessen syste- matische Zugehörigkeit jedoch infolge der geringen Kenntnis seines Baues von allem Anfang an fast von jedem Forscher, der sich hierüber zu äußern hatte, eine andere 339 Meinung vertreten wurde, ohne daß es möglich gewesen wäre, eine allseits befriedigende Klärung dieser Frage zu erzielen. Eine Neuuntersuchung an dem vorhandenen Cord a' sehen Originalmaterial ergab mm nicht nur eine fast völlige Aufklärung über den Bau des CJwrioHopteris-Ssorus, sondern auch über die Art der Verteilung dieser Sori an den Fiederchen und deren Gestaltung. Es ließ sich aber auch weiterhin der Beweis erbringen, daß Chorionopttris gleicheiiioides zu Calopteris dubia ge- hört und letztere wieder mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn nicht voller Sicherheit, ein Teilungsstadium von Änachoropteris pulchra dar- stellt. Anachoropteris pulchra ist jedoch eine allgemein anerkannte typische Primofilicinee und sohin erscheint die systematische Stellung des Sorus Chorionopteris gleicheuioides ebenfalls völlig geklärt. Besonders bemerkenswert ist hiebei noch, daß also Anachoropteris pulchra eine Primofilicinee ist, deren Sori an normalen und keineswegs an modifizierten Fiederchen sitzen, wie dies bei den Primofilicineen nach unseren bisherigen Kenntnissen fast ausschließlich der Fall zu sein scheint. Botanische Forschungsreise. Der achte Bericht des Dr. H. Freiherrn v. Handel-Mazzetti über den Fortgang seiner botanischen B^orschungsreise in China hat folgenden Inhalt: Jünnanfu, 19. März 1915. Um die vom Entwickeln meiner Aufnahmen und anderen vorläufigen Aus- arbeitungen frei gebliebene Zeit des Winters zu verwerten, unternahm ich eine kurze Exkursion in den tropischen Teil von Jünnan nach Manhao am Roten Flusse. Ich , verließ mit der Bahn am 20. Februar Jünnanfu und am 26. mit Karawane Mongtse, gelangte am 27. nach Manhao, wo ich sechs Tage zu Exkursionen in die Umgebung verwendete. Die tropische Vegetation reicht in Südexposition bis gegen das Dorf Schui-tien in zirka 1200 m Höhe, während im kaum 100 m höher gelegenen Becken von Mongtse keine Spur mehr davon zu finden ist. Die Gegend ist jedoch durch Verbrennen außerordentlich verwüstet, nur nach langem Suchen kann man Reste ursprünglicher Vegetationsformen finden. Das Klima ist offenbar von jenem von Tonkin schon recht verschieden, vielleicht erst mit der Entwaldung verändert worden. Bambusdschungel fehlt vollständig, dagegen ist solche eines Saccharum sehr verbreitet. Von W aldresten sind drei Typen zu finden : echter tropischer Urwald in einzelnen Schluchten, aus vielen Arten bestehend, die leider zum Teil jetzt ohne Blüten und Früchte zu sammeln keinen Zweck gehabt hätte, ein xerophiler Wald an offenen Hängen, in dem Leguminosenbäume die Hauptrolle spielen, wie diese Familie auch zahlreiche Lianen stellt, und eine Art Lorbeerwald von geringer Verbreitung. Die Ausbeute an Kryptogamen war wider Erwarten gering, nur epiphylle Flechten sind reichlich vertreten. Das Material konnte im Klima von Jünnanfu gut fertig präpariert werden und umfaßt 200 Nummern, darunter zweifellos viel sehr Interessantes. Auch wurden viele Objekte in Formalin und manches für embryologische Untersuchung in Alkohol konserviert. Unter anderem konnte ich eines der auf Bäumen sehr häufigen Ameisennester mit allen Insassen einschließlich der Ameisengäste konservieren. Eine Reihe photographischer Vegetationsaufnabmen ist sehr gut gelungen. Der Rückweg nach Mongtse wurde langsam in drei Tagen zurückgelegt, um noch um Schui-tien 22* 340 zu sammeln, was sich sehr lohnte. Die Gegend um Mongtse sowie die um 1300 bis 1500 m gelegenen Teile an der Bahn gehören jenem subtropischen Xerophytengehiet an, über das aus den Tälern des Jangtsekian, Jalung und dem unteren Tschientschang schon öfter berichtet wurde. Mitte April gedenke ich, wenn an eine Heimreise noch nicht zu denken ist, wieder für die Hochgebirge aufzubrechen. Im September lief von Herrn Dr. H. Freiherrn v. Handel- Mazzetti der folgende (9.) Bericht ein: Likiang, 30. Juni 1916. Da im Frühjahr 1915 die Gelegenheit zur Heimkehr unabsehbar war, beschloß ich, den Sommer zur Fortsetzung meiner im Vorjahre abgebrochenen Arbeit zu benützen. Mit finanzieller Unterstützung des k. u. k. Gesandten in Peking, Exzellenz V. Rosthor n, verließ ich am 26. April Jünnanfu und durchreiste das Jünnan- Plateau nördlich der Hauptstraße über Fu-min-hsien, He-tsin, Ting-jüan-hsien, Ta-jan'-hsien, Pe-jen-tsching, Huang-tschia-ping und Ho-tsching-tschon hieher. Ich hatte die Absicht, jene im vorigen Frühjahr gesammelten Pflanzen nochmals mit- zunehmen, deren Verbleib unsicher ist, fand aber teilweise wegen der vorgerückteren Zeit viel Anderes. Bis Pe-jen-tsching bewegte ich mich in 1800 bis 2400 m Höhe im Buschwald des Plateaus, der zwar nicht sehr reich aber nicht uninteressant ist; Abwechslung boten die Kalke bei Fu-min-hsien. Bei Pe-jen-tsching besuchte ich den Tan-choa-schan, dessen geringe Höhe von zirka 3000 m mich auch botanisch etwas enttäuschte. Sodann gelangte ich in die subtropischen Seitentäler des Jang-tse-kiang, das klassische Gebiet, in dem P. Delavay Ende der Achtzigerjahre die Schätze der Jünnanflora entdeckte. Die niedrigeren Teile erwiesen sich als sehr interessant und ließen durch den Vergleich erkennen, daß auch unter dem Wendekreis nur jene in meinem Berichte über die Tour nach Manhao erwähnten spärlichen Regenwaldreste als tropische Vegetation anzusprechen sind. Der Schi-schan östlich des Tali-Sees (3300 m) ergab auf seinem Gipfelkarame eine interessante Ericaceen- Vegetation, der Besuch zweier ungefähr ebenso hoher Punkte in dem Kamme südl. von Hotsching-tschon besonders interessante Kryptogamen. Den Juni benutzte ich zu Exkursionen in die Likiang-Kette und der Vermessung des Piks. Die alpine Flora ist zwar noch wenig entwickelt, die Kryptogamen flora aber, die hier in Forrests Arbeitsgebiet mich am meisten anziehen mußte, wieder sehr reich. Eine neuntägige Tour galt dem Nord- Nordwestteil der Kette jenseits der großen Schlucht des Jang-tse-kiang. Der dortige Schneeberg konnte zwar weder erreicht noch gesehen und aufgenommen werden, sein Nordwest-Rücken ergab aber auf krystallinischen Gesteinen reiche Ausbeute, sowie von zirka 4500 m Höhe höchst instruktive Überblicke über das Tschungtien-Plateau und seine Gebirge. Die Vegetation ist hier noch viel geschlossener als in gleicher Höhe auf Kalk. Das seit der Abreise von Jünnanfu gesammelte Material beläuft sich auf zirka 700 Nummern Herbar, viele Musealobjekte in Formalin, einige Pilze u. a. sowie Gegenstände für embryologische Untersuchung, darunter zwei Hamamelidaceen, in Alkohol, eine große Anzahl wichtiger Vegetationsbilder, zirka 20 Holzproben. Die photogrammetrische Aufnahme mußte sich aus Plattenmangel auf einige kleinere, bisher nicht kartographierte Strecken beschränken. Besonders dankend muß ich die Unterstützung durch Missionär A. Kok in Likiang erwähnen. Meine nächsten Ziele sind Jungning und Mili, von wo ich weiter in der Richtung gegen Batang vordringen und nach Tschungtien zurückkehren zu können hoffe. 341 Vor der Drucklegung des vorliegenden Heftes lief auch noch der folgende (10.) Bericht ein: ^ Tschungtien, 19. August 1915. Ich verließ Likiang am 9. Juli, um auf dem direkten Wege über Jungning nach Mili, einer naturwissenschaftlich noch vollkommen unbekannten Gegend, und von dort hierher zu reisen. Trotz des denkbar ungünstigsten Wetters und der Un- möglichkeit, bei der großen Unsicherheit des Landes größere Touren von Mili aus zu unternehmen, konnte ich mein Programm im großen durchführen und die bei der Konstatierung, daß Mili oflFenbar kein an Endemismen besonders reiches Gebiet ist, nicht unbedeutende Ausbeute von zirka 600 Nummern machen. Der Weg von Likiang nach Jungning führt in großer Höhe auf dem Gebirge dahin, wo mich besonders ein Isoetes in über 3700 m Höhe interessierte, steigt dann in die sehr dürre Schlucht des Jangtsekiang herab und jenseits wieder über einen Paß, der besonders gute Aus- beute an Moosen ergab. Von Jungning aus unternahm ich die im Vorjahre verab- säumte Tour auf das Gebirge Ua-cha im Süden, die zuerst die Konstatierung der viel höheren (4400 bis 4500 m) Lage der Waldgrenze hier im Norden ergab, welche sich später mehrfach bestätigte; auch war die Ausbeute in diesem trockeneren Gebirge lohnend und das Plankton der Hochseen verspricht interessante Resultate. Das Ge- birge zwischen Jungning und Mili (richtiger Muli) erwies sich ebenfalls als reich, besonders aber ein Gipfel von 4640 m Höhe westlich von Muli, den ich zweimal bestieg, leider ohne im Regen den gewünschten topographischen Überblick erzielen zu können. In dieser Hinsicht lohnender und auch botanisch ergebnisreich war meine weitere Reise zunächst an das Nordende der Schleife des Jangtsekiang an einem Gipfel von 4840 m Höhe vorbei, den ich bestieg. Er besteht aus Tonschiefern und Kalk und ist bis zum Scheitel mit Matten bedeckt. Auch Kryptogamen konnten dort wieder reichlich gesammelt werden. Die subtropische Flora gegen den Jangtsekiang zu war ebenfalls weuig zerstört und lohnend. Die Waldbestände zeigten keine Ver- schiedenheit von den bisher gesehenen. Ich nahm weiters nicht den direkten Weg nach Tschungtien, sondern zog weniger wegen der Räuber, die sich auf dem Apa-La oft aufhalten sollen, als zur Ergänzung der topographischen Aufnahme nach Saus bis Anangu einen Tag nördlich von Bädä (Peti). Das Wetter war hier günstig und so ergab diese Reise am Ostfuße des Gebirges Piepun (Anangululu meines vorjährigen Berichtes) sowohl diesbezüglich als auch botanisch viel Interessantes. Besonders er- wähne ich ein Diphyscium mit langer schmaler Kapsel sowie eine Metzgeria und einen Campylopus subalpiner Moore. Am Rande des Beckens von Tschungtien wurde eine Naturbrücke in Gestalt alter Sinterbänke über einen Fluß konstatiert und da- neben die Algen einer warmen Schwefelquelle gesammelt. Außer dem Herbarmaterial gehören zur Ausbeute dieser Reise wieder botanische Formalinobjekte, Gesteinsflechten, photographische Vegetationsbilder und Landschaftsaufnahmen für photogrammetrische Konstruktion, einzelne Insekten und Gesteinsproben, darunter auch Fossilien (von Muli). Die Statistik der Höhengrenzen der Vegetationsstufen hat eine wesentliche Vergrößerung erfahren. Mein nächstes Ziel ist nun Sian-Weisi am Mekong, da das Gebirge gegen dort nach Forrest enorm reich sein solL Von dort hoflfe ich weiter nach Noi-dwesten vordringen zu können. 342 Literatur - Übersicht'). August — November 1915. Beck V. Mannagetta u. Lerchenau G. Über die postglaziale Wärme- periode in den Ostalpen. (Nach einem Vortrag.) („Lotos" Bd. 63, Nr. 4, Prag, April 1915.) 8^ S. 37—45. Bubak F. Adatok Montenegro gombaflörajähoz. Dritter Beitrag zur Pilz- flora von Montenegro. (Botanik. Közleraeny. 1915, 3/4j 8", S. 97 — 98 11. (39)-(83). Über Sphaeria leptidea Fr. (Sv. bot. Tidskr. 1915, Bd. 9, H. 3.) 8°. Auf S. l. wird Myxothyrium Bub. et Kab. nov. gen. begründet. Burgerstein A. Triebkraftversuche bei Gramineen u. Leguminosen, (Zeitschr. f. landw. Versuchswes. in Ost., 1915.) 8°, S. 559—570. Do min R. Hieracium harhicaule Celak. nebst Bemerkungen über den Formenkreis des H. racemosum Waldst. et Kit. — A Hieracium harhicaule Celak. es a H. racemosum W. et K. alakkörere vonatkozö megjegyzesek. (Magy. Bot. Lap. XIV., Nr. 1/4, Jan.-Apr. 1915.) 8°, S. 55—71. Eberstal 1er R. Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Narcisseae. (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien, math.-nat. Kl., 92. Bd.) 4°, 19 S., 3 Tafeln und 12 Textfig. Figdor W. Über die thigmotropische Empfindlichkeit der Äsparagus- Sprosse. (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., math.-naturw. Kl, 124. Bd., 5. Heft.) 8", 23 S., 1 Abb. Vergl. d. Zeitschr. Jg. 1915, S. 325. Fri m m el Fr. v. Verhascum Liechtensteinensis eine neue Verhascmn-¥orm. (Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, Bd. 14, Heft 5, S. 281—285.) 8^ 3 Abb. Beschreibung und Analyse von V. olympicum X plioeniceum. Liechten- steinensis ist natürlich ein Schreibfehler (richtig Liechtensteinense). Fritsch K. Neue Beiträge zur Flora der Balkan-Halbinsel, insbesondere Serbiens, Bosniens und der Herzegowina. V. Teil. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jg. 1914, Bd. 51.) Graz, Verlag d. Vereins. 8\ 14 S. Enthält: Umbelliferae v. A. v. Hayek. 1) Die „Literatur-Übersicht" strebt Vollständigkeit nur mit itücksicht auf jene Abhandlungen an, die entweder in Österreich erscheinen oder sich auf die Flora dieses Gebietes direkt oder indirekt beziehen, ferner auf selbständige Werke des Auslandes. Zur Erzielung tunlichster Vollständigkeit werden die Herren . Autoren und Verleger um Einsendung von neu erschienenen Arbeiten oder wenigstens um eine Anzeige über solche höflichst ersucht. Die Redaktion. 343 Fröhlich A. Über zwei der Steiermark eigentümliche Formen aus dem Verwandtschaftskreis des Hypericum maculatiim Or. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Bd. 51.) Graz 1915. 8", S. 216—246. Ginzberger A. Beiträge zur Naturgeschichte der ScogHen und kleineren Inseln Süddalmatiens. I. Teil. (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien, math. nat.-Kl., 92. Bd.) 1915. 4°, 144 S., 7 Tafeln. Enthält: Einleitung v. A. Ginzberger und folgende Beiträge botan. In- halts: JFwn^i V. A. V. Keißler. — Lichenes v. A. Zahlbruckner. — Musci v.J. Baumgartner. — Hepaticae v. V. Schiffner. — Anatomische Beschreibung des Holzes einiger Sträucher und Halbsträucher v. A. Burgerstein. Grunow A. Additamenta ad cognitionem Sargassorum. (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, LXY. Bd., 7. u. 8. H., Okt. 1915.) 8^ S. 329 bis 384. Forts, (a. a. 0. 9. u. 10. H., Nov. 1915). S. 385 bis 448. Hanausek T. F. Die Brennesselfaser. (Der Textilmeister, Jahrg. 9, Nr. 1, S. 3—4). 4°, 1 Abb. — — Über einheimische Ersatzfaserstoffe (a. a. 0. Nr. 19 v. 10. Okt. 1915). Weiteres über einheimische Ersatzfaserstoffe (a. a. 0. Bd. 8, Nr. 23). Die Weidenröschenfaser (a. a. 0. Nr. 20 v. 25. Okt. 1915). Hayek A. Literatur zur Flora von Steiermark. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark, Jg. 1914, Bd. 51.) Graz. 8°, 12 S. Über giftige Pilze. (Vortrag.) (Arztl. Reform-Zeitung, Wien, XVI. Jg.). Herzfeld St. Über die weibliche Koniferenblüte. (Vortrag.) (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, Jg. 1915) 8^ 7 S. Höhm F. Botanisch-phaenologische Beobachtungen in Böhmen für das Jahr 1914. („Lotos" Bd. 63, Nr. 5, Prag, Mai 1915.) 8^ S. 49—60. Hruby J. Die pflanzengeographischen Verhältnisse der Ostsudeten und deren Nachbargebiete. (Beih. z. Bot. Centralbl., XXXHI. Bd., Abt. II.) Dresden 1915 (0. Heinrich). 8°, S. 119—164. Keller L. Beitrag zur Inselflora Dalmatiens. Adatok a dalmät szigetek flöräjahoz. (Magy. Bot. Lapok, XIV., Nr. 1/4, Jan.-Apr. 1915.) 8°, S. 2—51. Molisch H. Der Scheintod der Pflanze. (Schriften des Ver. z. Verbr. naturw. Kenntn. in Wien.) 1915. 8°, S. 51—71. 844 Mo lisch H. Beiträge zur Mikrocliemie der Pflanze. 1. Über einen leicht krystallisierenden Gerbstoff in Dionaea nmscipxda. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., XXXIII. Bd., Heft 8, S. 447—451.) 8". 3 Fig. Nachweis, daß die Blätter und Wurzeln einen Gerbstoif enthalten, der bei Behandlung mit wasserentziehenden Mitteln leicht auskrystallisiert. Dieselben Krystalle erhält man, wenn man die Schnitte unter dem Deckglas im Wasser bis zum Sieden erhitzt oder wenn man sie in Chloroformdampf absterben läßt. Morton Fr. Pflanzengeographische Monographie der Inselgruppe Arbe, umfassend die Inseln Arbe, Dolin, S. Gregorio, Goli und Pervicchio sanat den umliegenden Scoglien. (Botan. Jahrb. f. Syst. etc., Beiblatt Nr. 114.) 8°, S. 67—273, 8 Taf. und 2 Karten. Eine auf eingehenden Studien und sorgfältiger Literaturbenützung beruhende pflanzengeographische Monographie, die deshalb von speziellem Interesse ist, weil sie eine Inselgruppe betrifft, die bei geringer Fläcbenausdehnung zwei Florengebieten angehört und noch eine ziemlich verläßliche Rekonstruktion des Florencharakters einer früheren Zeitepoche zuläßt. Die Abhandlung schließt sich als wertvolles Glied den Vorarbeiten für eine pflanzengeographische Karte Österreichs an, welche seit Jahren von der zoolog.-botauischen Gesellschaft in Wien herausgegeben werden. W. Murr J. Beiträge zur Flora von Vorarlberg und Liechtenstein X. (Allg. botan. Zeitschr. f. Syst., Flor, u. Pflanzengeogr. etc. 21. Jahrg., Nr. 5 bis 8.) 8°, S. 64—68. Oster meyer F. Cochlospermum ZaJilhruckneri sp. n. (Fedde Reper- torium XIII. [1914] p. 395). Pascher A. Über Halosphaera. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., XXXIII. Bd., Heft 9, S. 488-492.) 8°. Kurze Mitteilung über eine Reihe morphologischer Eigentümlichkeiten, die Verf. auf Grund eines großen Materials feststellen konnte. Darnach stellt er H. nicht zu den Chlorophyceen, sondern mit Botrydiopsis zu der von ihm aufgestellten Gruppe der Heterococcales. — — Animalische Ernährung bei Grünalgen. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., XXXm. Bd., Heft 8, S. 427—442.) 8°, 1 Taf. Behandelt die Ernährung der amoeboiden Stadien von Grünalgen usw. bei Tetraspora, Stigeoclonium und Draparnaldia. Bei den zwei ersterwähnten Formen enspreehen die amoeboiden Stadien den Makrozoosporen, bei Draparnaldia den Mikrozoosporen. Paulin A. Über einige für Krain neue oder seltene Pflanzen und die Formationen ihrer Standorte. (Carniola VI., 3. 1915.) Gr. 8°, S. 117 bis 125. Pilger E. Plantae üleanae novae vel minus cognitae. H. 4. (Notizbl. d. kgl. Bot. Gartens u. Museums, Berlin-Dahlem, Nr. 60, Bd. VI, Sept. 1915.) Enthält unter anderm auch: Fritsch K. Gesneriaceae. 345 Preißeeker K. Der Tabakbau und die Ausbildung des Tabaks zum industriellen Eohstoffe. Wien (k. k. Hof- u. Staatsdr.) 1914, 2 Bde., 8". 1. Band: Allgem. Teil, 96 S., mit 71 Abb. im Text. 2. Band: Kultur und Ausbildung des Tabaks in der öst.-ung. Monarchie. GOO S. mit 30 Abb. i. Text. — — In Dalmatien und Galizien in den Jahren 1911, 1912 und 1913 aufgetretene Schädlinge und Krankheiten des Tabaks. („Fachl. Mitt. d. öst. Tabakregie", Wien 1915, H. 1—3.) 4", S. 59—64. Eechinger K. Der botanische Garten zu Peradeniya auf Ceylon. (Mitt. d. Sekt. f. Naturkd. d. Ö^t. Tour.-Kl., XXVIL Jg., Nr. 3/4). ^ — Das Algenherbarium von A. Grunow. (Ann. d. k. k. nat.-hist. Hofmuseums in Wien, XXVIII. Bd.) Wien (A. Holder) 1914. Gr. 8°, S. 349-354. — — Albert Grunow. (Eine biogr. Skizze.) (Verh. d. k. k. zool.-bot. Ges. in Wien, LXV. Bd., Heft 7 u. 8, Okt. 1915) 8°, S. 321—328. Sajovic Gv. Julij Glowacki. (Nachruf.) Carniola 1915, 4. 8\ 6 S. Sigmund F. Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Phanerogamen, dargestellt in mikroskopischen Originalpräparaten mit begleitendem Text und erklärenden Zeichnungen. Lieferg. 1. Allgemeine Anatomie der Phanerogamen. Stuttgart (Franckh'scher Verlag). 8°, 14 S. u. 4 Taf. Das vorliegende Heft enthält die reich und gut illustrierte Erläuterung zu der ersten Lieferung botanisch mikroskopischer Präparate, welche der Verf. heraus- gibt. Diese Lieferung umfaüt 10 Präparate und kostet Mk. 10 •50. Der Schwer- punkt des Unternehmens liegt natürlich in den Präparaten, sie sind vorzüglich und können für Schulen aller Kategorien nur bestens empfohlen werden. W. Sperlich A. Mit starkem Langtriebausschlag verbundenes Oedera am Hauptstamrae jugendlicher Topfpflanzen von Pinus loiigifoUa Eoxb. und P. canariensis G. Sm. und seine Heilung durch vorzeitige Borken- bildung. (Ber. d. deutsch, bot. Ges., XXXIIL Bd., Heft 8, S. 416—427.) 8^ 7 Abb. Szafer W. Anatomische Studien über javanische Pilzgallen. L und IL (Bull, intern, d. l'Acad. d. sc. de Oracovie. 1915. Nr. 1 u. 2 B., 3 bis 4 B.) 8^ p. 37—44, 80—86. Topitz A. Diagnoses formarum novarum generis Menthae praecipue ex auctoris scripto: Beiträge zur Menthenflora von Mitteleuropa, (ßepert. spec. nov. regni veget. v. Fedde, XIV". Bd., Nr. 386/387, 388/389 u. 390.) Berlin (Selbstverlag). 1915. 8», S. || bis ^Vt, S. t\V bis -rVV und S. AV bis ^S\. Neu beschrieben werden folgende Varietäten und Formen : I. Mentha longifolia Huds. var. horridula Bq. f. heterodons Top. ; M. l. var. Favrati Bq.f. Äpentiana Top.; M. l. var. Euguenini Bq. f. pascua Top. ; M. l. var. Jiapalophylla Bq. f. apoxodonta Top.; M. l. var. h. f. angustifrons Top.; M. l. var. iurana Bq. f. Nicolaensis Top.; M. l. var. Huteri Top.; M. l. var. pantotricha Bq. f. scytina Top.; M. l. 346 var. montenegrina Top.; M. l. var. m. f. planitiensis Top.; M. l. var. cardio- phylla Top.; M. l. var. terasia Top.; ilf. Z. var. cardibasea Top.; Jf. Z. var. acu- minata Top. f. arthrostachya Top. ; M. Z. var. planitiensis Top. f. ochthegena Top.; iHf. Z. var. pZ. f. anisodons Top.; iüf. Z. var. acroceraia Top.; ilf. Z. var. taurica Top.; ilf. Z. var. vincicola Top.; ili". Z. var. Lonciana Top.; ilf. Z. var. stenanthelmia (Borb. et Waisbecker) Top.; Jf. Z. var. chaunanthera Top.; M. l. var. macilenta Bq. f. litoralis (Borbas) Top.; ilf. Z. var. glaucostachya Top.; ilf. Z. var. phaecoma Bq. f. magnifrons Top.; M. Z. var. paramecophyllon Top. f. acutidens Top. ; Jf . Z. var, foroitdensis Top. ; il/. Z. var. ischnostachya Top. ; ikf. Z. var. i. f. Lanyiana Top.; ilf. Z. var. crenigena Top.; ilf. Z. var. paramecophyllon Top.; Jf. Z. var. ^. f. Prodani Top.; ilf. Z. var. leioneura Top. f. hebosa Top.; ilf. Z. var. Brassoensis Top.; ili". Z. var. Szabolcsensis Top.; ilf. Z. var. eclythanthea Top.; M. Z. var. paramecophyllon Top. f. Zomhorensis Top.; ilf . Z. var. dripanoi- dea Top.; Jf. Z. var. nematostachya Top.; M. Z. var. ulotricha Top. — J/. aquatica L. var. erromena Top. f. slavonica Top. ; M. a. var. pyrifolia H. Br. f. tiroliensis Top.; ilf. a. var. lupulina Bq. f. pontica Top.; ilf. a, var. duriuscula Top. f. J.ra(Zensis Top.; M. a. var. cZ. f. gnaphalifrons Top ; iüf. a. var. inciso-serrata Bq. f. serratula Top.; M. a. var. polyanthetica Top. f. maculosa Top.; üf. a. var. stagnalis Top. f. lasiotricha Top.; iHf. a. var. sf. f. macrocephalota Top.; iti". a. var. Umnetes Top. f. subhirsuta (H. Braun) Top.; Jf. a. var. Bauscheri Top. f. macrophylla Top.; 3f. a. var. Ortmanniana Bq. f. icmadogena Top.; ilf a. var. Carolovicensis Top.; Jf. a. var. elongata Top. f. subriparia (H. Braun) Top. — Mentha arvensis L. var. Palitzensis Top. f. ambleodunta Top.; M. a. var. cuneifolia Top. f. lucorum Top.; M". a. var. c f. silvatica Top.; ilf. a. var. cam- peomischos Top.; ilf. a. var. pegaia Top. f. domita (H. Braun) Top.; iJf. a. var. Hostii Top. f. cuneisecta (Borbas) Top.; ilf. a. var. Duftschmiedii Top. f. ü- caensis Top. ; Jf. a. var. argutissima Top. f. suecica Top. ; ilf . a. var. a. f. re- gularis Top.; Jf. a. var. pascuorum Top. f. Losavensis Top.; üif. a. var. p. f. Pacheri Top.; M. a. var. p. f. campicola (H. Braunj Top.; ilf. a. var. foliicoma Top. f. Pacheriana (Borbas) Top.; Jf. a. var. /". f. vicearvensis (Borbas) Top.; M. a. var. /". f. bracteoligera Top ; iJf . a. var. f. f. hirticalyx (H Braun) Top. ; Jf. a. var. f. f. setiger a Top.; iüf. a. var. agrestis (H. Braun) f. Savensis Top. — ilf. villosa Huds. var. nemorosa Bq. f. chaunostachya Top.; Jf. «. var. sapida Bq. f. Garrontei (Debeaux) Top.; ilf. y. var. gnaphalophyta Top. — Mentha Maximilianea Scbultz var. Schultzii Bont. f. Willkommii Top. — Mentha dume- torum Schultes var. glabriuscula Top. f. oxyprionata Top.; Jf. (i. var. Qitestensis Top., M. V:-~^'^v*x*^ *^;^^ " ■'Si*''^" m"^.