-'-'- Liü miHAKDM.aEioiir. STUDIEN ÜBER DIE ERSTEN ENTWICKLUNGSYORGÄNGE DER 'mAi EIZELLE DIE Z E L L T H E I L ü N d UND DIE CONJUGATION DER INFUSORIEN VON O. BÜTSCHLL ß^'»*''^ Mit 15 litliographirteu Tafeln und mehreren Holzscbuitteu. »Grau, theurer Freund, ist alle Theorie.« (Abdruck aus den Abhandlungen d. Senckenb. naturf. GeaeUacb. X. Bd.) -cj> & — "^e^— Frankfurt a. M. Christian Winter. 1876. m. lliTHAKDtt.MFrCÄ.ir, Dem Andenken des um die Wissenschaft so hochverdienten Anton van Leeuwenhoek widmet diese Schrift, im 200. Jahre nach seiner denkwürdigen Entdeckung der Infusorien, der y ERFASSER. MITIASD M. METCALF, Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Eizelle, die Zelltheilung und die Conjugation der Infusorien von 0. Bütschli. Mit 15 Tafeln. ^V o r ^v o r t. Der grossartige Aufschwung, welchen die Wissenschaften von der Organismenwelt seit der Darwin'schen Begründung der Entwicklungstheorie genommen haben, fand seine Basis vor- wiegend in der strengeren Betonung der Morphologie, die allmälig von ihrer früheren, breiteren Auffassung, als eines Versuchs des Verständnisses der Gestalten organischer Körper überhaupt, zu der Wissenschaft von der Herleitung der mannigfaltigen Gestalten organischer Körper aus einander und ihren Beziehungen unter einander wurde. Diese schärfere Fassung der Morphologie konnte nur von fruchtbarem Einfluss auf die Entwicklung der Wissenschaft überhaupt sein. Dennoch begreift dieselbe nur eine Seite des gesammten Wesens organischer Gestalten, da diese auch, jede einzeln für sich, aus den gegebenen Grundlagen und Bedingungen ihres Hervorgehens sich erklären lassen, müssen. Nur diese Auffassung der Morphologie der organischen Wesen, jetzt noch ein nebelhafter Traum der fernsten Zukunft, würde das leisten können, was sich die heutige Morphologie, meiner Ansicht nach, mit Unrecht zuschreibt: nämlich die causal-mechanische Erklärung der organischen Gestalten. Denn wenn auch gezeigt worden ist, dass eine organische Form sich aus einer anderen herleitet und wenn selbst, was heute kaum in einem Falle möglich gewesen ist, die Bedingungen des Eintretens dieser Umwandlung dargelegt worden wären, so .würde dennoch nur das Material gegeben sein, an welchem eine causal-mechanische Erklärung sich künftig zu versuchen hätte ; gerade wie Jemand, der, ohne Kenntniss der Einrichtung und der wirksamen Kräfte in einer abgefeuerten Kanone, durch vielfache Beobachtung zu der sicheren Ueberzeugung gelangt wäre, dass die Thätigkeit des Kanoniers die Ursache des Hervorschiessens des Geschosses sei, nun auch damit eine causal-mechanische Erklärung der wirkhchen Entstehung der Geschossbewegung gefunden zu haben glaubte. — 2 — Die nothwendige Grundlage der heutigen Morphologie war jedoch die Zellenlehre, deren Ausarbeitung und Bestätigung innerhalb der grossen Reihe der thierischen Organismen die wesentliche Frucht der sogen, empirischen und unphilosophischen Periode unserer Wissen- schaft in dem 19. Jahrhundert war. Die heutige Morphologie baut auf der bedeutsamen und für sie ausreichenden Grundlage des Hervorgehens aller complicirteren thierischen Gestalten aus Zellen und der Ableitung aller Zellen von Zellen. Dabei ist es für sie nur von unter- geordneter Bedeutung, wie sich das Leben in der Zelle selbst gestalte, die Thatsache des Hervorgehens der Zelle aus der Zelle genügt ihr für die weitreichendsten Schlüsse. Anders dagegen, wenn wir in das Verständniss des Elementarorganismus, des Bausteins der Morphologie in dem Sinne, welchen wir ihr oben gaben und der meiner Ansicht nach der jetzt gewöhnliche ist, also auch in das Verständniss der Gestalten der Elementarorganismen eindringen wollen. Hier hat die Art der morphologischen Betrachtung zelliger Organismen ihre Berechtigung verloren und dafür tritt die physiologische Auffassungsweise in den Vordergrund. Nur durch die Erkenntuiss der physikalisch-chemischen Bedingungen ihres Entstehens und Vergehens werden sich die Erscheinungen an und in dem Elementarorganismus zuerst begrifflich fester gestalten. Der Verfasser gibt sich der Hoffnung hin, dass durch die in dieser Abhandlung zu schildernden Beobachtungen unsere Kenntnisse von dem thatsächlichen Verhalten des Elementar- organismus während wichtiger Epochen seines Lebens einen Schritt vorwärts gethan haben und wir dadurch dem oben gesteckten Ziel, wenn auch nur um Weniges, näher gerückt sind. Meine Beobachtungen führten mich in mancher Hinsicht zu Vorstellungen über die Be- deutung gewisser Vorgänge uud Erscheinungen, welche von denen der früheren Forscher sehr abweichen. Eine eingehende Kritik der früheren Beobachtungen wurde daher zur Nothwendigkeit. Sollte es mir, wie ja nur zu wahrscheinlich, nicht gelungen sein, in allen Stücken den Arbeiten meiner Vorgänger gerecht zu werden, so bitte ich dafür, im Bewusstsein aufrichtigen Strebens um freundliche Nachsicht. Frankfurt a. M., November 1875. 0. Bütschli. I. Capitel. Beobachtungen über die ersten Entwicklungsvorgänge an befruchteten Eiern von Würmern und Schnecken. Die hier zu beschreibeuden Beobachtungen habe ich im Sommer des Jahres 1874 mit Untersuchung der Ekr verschiedener freilebender Nematoden begonnen. Anfänglich noch durch mannigfache falsche Auffassungen und Voraussetzungen, wie auch durch den Einfluss der zur Untersuchung gewählten Objecte, irre geführt, schritten dieselben dennoch allmälig und in gewissem Grade stetig vorwärts, so dass ich bei dem zuletzt beobachteten Object wohl auch die vollkommenste Einsicht in die sich abspielenden Vorgänge erlangt haben mag. Ich gehe daher bei der Beschreibung meiner Beobachtungen den umgekehrten Weg, indem ich mit der Schilderung der ersten Entwicklungsstadien der Eier von Nephelis vulgaris den Anfang mache. A. Die Vorgänge bei Nephelis vulgaris Moqti.-Tand. Taf. I. u. II. Die Eier von Nephelis sind Objecte, welche in geeigneter Zeit leicht zu erhalten und zu Studiren sind. Sie haben daher die Aufmerksamkeit der Forscher schon oft in Anspruch genommen, ohne dass jedocli hiedurch bis jetzt eine befriedigende Einsicht in die ersten Ent- wicklungsvorgänge erzielt worden wäre. Die jüngsten Cocons von Nephelis, über deren Bildung wir von Robin (19) werthvolle Mittheilungen erhalten haben, besitzen eine sehr weiche und noch nicht gelb gefärbte, sondern weisslich durchscheinende Hülle. Sie lassen sich daher leicht erkennen und zur Untersuchung auswählen. Die jüngsten Eier, die ich zu Gesicht bekam, zeigten einen von der zarten Dotterhaut ziemlich zurückgezogenen Dotter, in dessen Umgebung sich zahlreiche Spermatozoen in der Eiflüssigkeit schwimmend fanden. Der Dotter hat zu dieser Zeit keine völlig sphärische Gestalt, wie dies schon von Robin (1. c.) ausführlich erläutert wird, sondern ist in einem Durchmesser deprimirt. Die Dottermasse zeigt nach Behandlung mit lyo Essigsäure eine eigenthüralich alveoläre Structur. In dem Maschennetz der Alveolen finden sich zahlreiche, das Licht stärker brechende, feine Körnchen und auf der Oberfläche des Dotters eine ziemlich ansehnliche und stark lichtbrechende (dichte) Hautschicht. — 4 — In der Nähe eines der abgeplatteten Pole des Dotters bemerkte ich in diesem Stadium mehrmals ein, der Oberfläche des Dotters aufsitzendes, helles, protoplasmatisches Hügelchen (Fig. 1. Taf. I). Nach meinem Dafürhalten kann dasselbe nichts weiter sein, als ein mit dem Dotter zur Vereinigung gelangtes Spermatozoon, welches in Folge dieser Vereinigung den Um- wandlungsprocess zu dem geschilderten Hügelchen erhtten hat und hierbei vielleicht auch durch Quellung etwas vergrössert wurde. In einiger Entfernung von dem geschilderten hellen Hügelchen bemerkt man innerhalb des Dotters, excentrisch liegend und dem abgeplatteten Pol genähert, einen spindelförmig gestalteten Körper von eigenthümlicher Beschaffenheit. Derselbe wird von einer Anzahl feiner, seine Länge durchziehender Fasern gebildet, die in der Aequatorialzone des Körpers zu einem dickeren, glänzenden, etwas körnelig erscheinenden Abschnitt augeschwollen sind. Mit seiner Längsaxe ist dieser Körper stets nahezu in die Axe des abgeplatteten Dotters gerichtet. Um die Enden des Körpers bemerkt man je einen hellen, durch seine homogene Be- schafifenheit von der übrigen Dottermasse sich abzeichnenden Hof, von welchem aus sich nach allen Richtungen hin die Dotterkörnchen in radiärer Anordnung durch den Dotter erstrecken; so dass also um jedes Ende des spindelförmigen Körpers sich ein derartiges Strahlensystem oder eine Sonne findet. Die obenerwähnten hellen^Höfe um die Enden des spindelförmigen Körpers besitzen gegen den körnigen Dotter hin keine bestimmte Grenze, sie gehen vielmehr allmälig in die Strahlensysteme und den eigentlichen, körnigen Dotter über. Dieser spindelförmige Körper nun ist der metamorphosirte Eikern!, das Keimbläschen, wofür ich den näheren Nachweis jedoch erst später beibringen kann und den Leser bitten muss, mir bis dahin Glauben zu schenken. Etwas spätere Stadien zeigen nun, dass die um das eine Ende des spindelförmigen Körpers befindliche Dotterstrahlung bis in die Oberfläche des Dotters gerückt ist und der spindelförmig metamorphosirte Kern sich durch diese Strahlung aus der Oberfläche des Dotters hervorzuschieben beginnt (Fig. 2). Dabei bemerkt man, dass, während der noch innerhalb des Dotters befind- liche Theil des Kernes seine langgestreckte, spindelförmige Gestalt beibehält, der schon hervorgeschobene Theil sich abgerundet und augenscheinlich durch Quellung vergrössert hat. Innerhalb des hervorgeschobenen Theils, an dem man sich von dem Vorhandensein einer deutlichen Membran überzeugt, sieht man eine Anzahl dunkler Körnchen, die durch feine Fasern mit den Fasern des noch im Dotter eingeschlossenen Theils des Kernes in Verbindung stehen, so wie man auch ferner bemerkt, dass sich eine Zone ähnlicher dunkler Körnchen am entgegengesetzten, noch im Dotter befinrllichen Kernende findet. Der im Austreten begriffene — 5 — Eikern, das Richtungsbläschen, wird nun, wie bekannt, nicht einheitlich hervorgeschoben, sondern in mehreren bläschenförmigen Abschnitten, die durch eingeschnürte Verbindungsstrecken in Zusammenhang stehen. Ich halte diese Erscheinung für einen activen Theilungsprocess des Zellkernes, nicht etwa nur für eine durch blos äussere Einwirkungen hervorgerufene Erscheinung; doch muss ich die Angabe meiner Gründe auf später verschieben. GewöhnHch theilt sich bei Nephelis der austretende Kern in dieser Weise in drei nahezu kuglige Abschnitte von meist verschiedener Grösse und zwar ist die zuerst hervorgeschobene Portion die kleinste und die zuletzt austretende die grösste (Fig. 3 a). Nach seinem vollständigen Austreten zeigt das so dreigetheilte Richtungsbläschen, wie gesagt, eine deutliche, zarte Membran und in seinem Innern zahlreiche dunkle, stark lichtbrechende Körnchen; die feinen Fasern der beiden zuerst ausgestossenen Abschnitte sind nicht mehr recht deutlich, dagegen ist der zuletzt ausgetretene hinterste Abschnitt meist deutlich von einer Menge zarter Fasern durchzogen, die von einer Körneranhäufung in der Nähe des Verbindungsstranges mit dem mittelsten Bläschen ihren Ursprung nehmen. Schon auf dem Stadium der Figur 2, wo der Eikern noch nicht völlig ausgetreten ist, bemerkt man jedoch, ausser den beiden oben erwähnten Strahlungssystemen um die Enden des spindelförmigen Körpers, noch eiu drittes im Dotter, das von der Austrittsstelle des Eikernes etwa um einen Quadranten entfernt ist und gleichfalls der Oberfläche des Dotters genähert liegt. Die Körnchenstrahlen laufen auch hier von einem, in ihrem Centrum sich findenden, hellen Hof aus. Dieser Hof nun, sammt seiner Strahlung, vergrössert sich während der völligen Ausstossung des Eikernes und rückt nach dem Centrum des Dotters. Jetzt — nachdem die Ausstossung des Keimbläschens vollendet ist und die Strahlungen des Dotters, die mit dem metamorphosirten Eikern früher im Zusammenhang standen, völlig geschwunden sind, wobei der Dotter auch wieder eine völlig sphärische Gestalt erlangt hat — jetzt erscheinen die ersten zwei minutiösen Kerne in dem Dotter und zwar, wie ich mehrfach zu beobachten Gelegenheit hatte, nahezu in dem durch die Austrittsstelle des Richtungsbläschens bezeichneten Durchmesser des Eies (Fig. 3). Der eine Kern lag immer nahezu in der Peripherie des centralen, hellen Hofes, der andere hingegen zwischen diesem und der Austrittsstelle des Eikernes, näher der Oberfläche des Dotters als dem Centrum. Meine Bemühungen, zwischen diesen Kernen eine irgendwie gestaltete Verbindung aus- findig zu machen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Schon in ihren minutiösesten Anfängen besitzen sie die Structur ausgebildeter Kerne, nämlich nach Behandlung mit V/o Essigsäure eine deutliche dunlile Hülle und einen flüssigen Inhalt, in dem sich einige dunkle Körn- chen finden. Die oben beschriebene Lagerung der beiden Kernchen ist jedoch nicht von langer Dauer ; bald nachdem sie nur wenig mehr gewachsen sind, trifft man sie entweder dicht zusammen- gelagert in der Peripherie des centralen, hellen Hofes oder in diesem selbst liegend und von der Dotterstrahlung umgeben, an. Einige Male traf ich auch statt zweier, im Centrum des Dotters liegender Kerne, drei an. Es lässt sich bei einem Object, das eine fortlaufende Unter- suchung nicht gestattet, natürlich schwer entscheiden, ob die Bildung dreier Kerne nur ein Ausnahmefall ist oder die Regel ; da ich jedoch drei Kerne im Ganzen selten sah und wir bei anderen Objecten finden werden, dass die Zahl der sich neubildenden Kerne Schwankungen unterworfen sein kann, so glaube ich annehmen zu dürfen, dass sich bei unserem Object in der Regel nur zwei neue Kerne bilden. Wie gesagt, wachsen diese Kerne nun mehr und mehr an, indem sie sich hierbei mit ihren aneinander liegenden Flächen gegenseitig abplatten. Schliesslich verschmelzen sie mit einander, indem sie Formen bilden, denen man die Entstehung aus zwei oder zuweilen auch drei ein- zelnen Kernen noch deutlich ansieht (Fig. 8). Das Wachsthum der Kerne geschieht nun ohne Zweifel auf Kosten des hellen Central- hofes, denu in dem Maasse als die Kerne anwachsen, nimmt dieser ab, indem allmälig seine Stelle von den Kernen geradezu eingenommen wird. Haben die Kerne ihr definitives Wachs- thum erreicht, so ist der Hof völlig geschwunden und mit ihm auch die Dotterstrahlung. Der Bau dieser Kerne verdient nun einige Aufmerksamkeit. Wie schon bemerkt, sind sie von einer deutlichen, starken, dunkeln Hülle umschlossen und enthalten kein Kernkörperchen, sondern die helle Flüssigkeit, welche in der Hülle eingeschlossen ist, wird von einer Anzahl, von der Hülle entspringender, häufig netzartig mit einander vereinigter, jedenfalls protoplas- matischer Stränge durchzogen, in die hie und da auch dunkle, stärker brechende Körnchen eingeschaltet sind (s. Figg. 6, 7 und 8). Während diese Vorgänge im Innern des Dotters verlaufen, haben sich gewöhnlich die beiden zuerst ausgetretenen Richtungsbläschen wieder mit einander vereinigt (s. Figg. 5 und 9). In Fig. 9 sieht man deutlich die fasrige Strahlung der beiden Körperchen und in dem einen bemerkt man ein rundes, helles Bläschen, das ich in gleicher Weise auf diesem Stadium mehrfach fand. Wir kommen nun zu den Vorgängen während der ersten Furchung. Dieselbe wird durch eine Streckung des Dotters in der zu dem Richtungsbläschen-Durchmesser senkrechten Richtung eingeleitet und zugleich beginnt eine Umwandlung des Kernes. Das Stadium der Figg. 10 uud la Taf. II. scheint in Bezug auf die ersten Anfänge dieser Kernmetaraorpiiose Wichtiges zu verrathen, wobei ich mir jedoch erlauben muss Einiges einstweilen ergänzend beizufügen, was sich aus den Betrachtungen anderer Objecte ergeben hat. An zwei in der Streckungsaxe des Dotters sich gegenüberliegenden Stellen des Kernes entsteht in den benachbarten Dotterpartien eine Strahlung und zugleich beginnt sich im Centrum derselben ein heller Hof von der früher schon beschriebeneu Art zu bilden. Zwischen diesen beiden Punkten beginnt nun der Kern sich längsfasrig zu differenziren; diese Differenziruug schreitet allmälig vorwärts, während der noch nicht veränderte Rest des Kernes noch immer die früher beschriebene Structur, wenn auch nicht mehr so deutlich zeigt (s. Fig. 10), bis er schliesslich völlig ver- schwindet. Der auf diese Weise aus dem Kern entstandene spindelförmige Körper hat ganz den, schon oben von dem metamorphosirten Keimbläschen geschilderten Bau. Zarte Fasern ziehen in massiger Anzahl von einem Ende der Spindel zum andern uud schwt llen in der Mittelzone zu einem dickeren und dunkleren Theil an. Die Gesammtheit dieser aus dunkleren Stäbchen gebildeten Aequatorialzone nenne ich nach dem Vorgange Strasb ur ger 's die Kernplatte. Die Länge des so gebildeten, spindelförmigen Körpers ist kaum etwas bedeutender als der Durchmesser des ursprünglichen Kernes, jedoch ist es natürlich schwer dieselbe genau festzustellen, da die sich zuspitzenden Enden nur schwierig wahrnehmbar sind. Vergleicht man das Volumen eines spindelförmig metamorphosirten Kernes mit dem des ursprünglichen Kernes der ersten Furchungskugel, so erhellt, dass letzteres bei der Metamorphose beträchtlich abgenommen haben muss, eine Erscheinung, die nur dadurch zu erklären ist, dass ein Theil der Flüssigkeit, die den Kern erfüllte, während der Metamorphose austrat. Die weiteren Fortschritte der Theilung sind nun folgende. Die sogen. Kernplatten, die verdickten, äquatorialen Theile der Fasern, theilen sich in dem Aequator des spindelförmigen Körpers und die auf diese Weise enstandenen beiden Platten rücken nun nach den spitzen Enden der Kernspindel zu, bis sie schliesslich in diesen selbst angelangt sind, so dass nun die dunklen Stäbchen oder Fäden der getheilten Kernplatte die Enden der Kernspindel bilden, welche nun auch ihre zugespitzte Gestalt verloren und dafür eine abgerundete erlangt haben (Fig. 12). Mittlerweile hat auch die Einfurchung des Dotters ihren Anfang genommen. Nun erscheinen die Fasern der Keruspindel im Aequator von neuem etwas verdickt und dunkler und bilden die sogenannte Zellplatte nach Strasb urger 's Bezeichnung bei vege- tabihschen Zellen (Fig. 12). Nachdem die Dotterfurchung etwa bis zur Hälfte vollendet ist, beginnt die Neubildung der Kerne der zweiten Generation der Furchungskugeln aus den Enden der Kernspindel. Dieser — 8 — Vorgang selbst wird sich durch Beobachtung kaum jemals ganz klarstellen lassen, ich bemerke vorerst nicht mehr, als dass die, hier je in Zweizahl auftretenden, neuen Kernchen sich aus den, an die Enden der Kernspindel gerückten Hälften der Kernplatte hervorbilden müssen. Sie erscheinen auch hier als zwei dicht zusammenstehende, von dunkler Hülle umschlossene, mit heller Flüssigkeit und einigen kleinen Körnchen erfüllte Bläschen (Fig. 13 und 14). Die Ver- schmelzung derselben (Fig. 14) geschieht jedoch hier noch auf einem sehr jugendlichen Stadium. Auch hier steht das Wachsthum dieser jungen Kerne wesentlich mit den hellen Höfen, die sich um die Enden des spindelförmigen Körpers gebildet hatten, im Zusammenhang; denn beide stehen in Bezug auf ihre Ausbildung im umgekehrten Verhältniss. Haben schliesslich die Kerne ihr definitives Wachsthum erreicht, so sind Centralhöfe und Strahlung verschwunden. Was nun aus den Fasern der ursprünghchen Kernspindel wird, welche noch die jungen Kerne (Fig. 13) mit einander verbinden, liess sich bei diesem Object nicht sicher entscheiden, so dass ich hinsichtlich dieser Frage auf das Folgende verweisen muss. Haben die Kerne der Furchuugskugel zweiter Generation ihre völlige Ausbildung erreicht, die in nichts von der der ersten Generation abweicht, so zeigen die am Ende der Furchung nahezu abgerundeten beiden Dotterkugeln die bekannte Erscheinung des Zusammenfallens (s'affaiser, E. v. Beneden), so dass sie nun zusammen nahezu wieder eine Kugel bilden (Fig. 17). Ungefähr um diese Zeit ist gewöhnlich die "völlige Wiedervereinigung der Kichtungsbläschen eingetreten (Fig. 16). Nun zeigt sich in dem einen Richtungsbläschen eine, von zwei sich gegenüberstehenden Körneranhäufungen ausgehende, sehr interessante, strahlige Faserung. Die nächstfolgenden Theilungsvorgänge der Furchungskugeln zweiter Generation verlaufen völlig in gleicher Weise, wie dies schon für die erste Generation geschildert wurde und wie die Figg. 18 und 19 beweisen. Die Theilung der Furchungskugeln zweiter Generation geschieht schon nicht mehr gleichzeitig. , Die Entdeckung der Kichtungsbläschen bei Nephelis machte Frey 1845 (1). Eine aus- führliche Schilderung der Formation der Richtungsbläschen gab Robin (19). Man findet bei ihm auch eine eingehende Schilderung der Formveränderungen des Dotters während der ersten ■ Entwicklungszeit, sowie Angaben über die Zeitdauer zwischen den einzelnen Prozessen, die ich, weil ich nicht an frischen Eiern untersuchte, ausser Acht liess. Robin lässt bekanntlich die Richtungsbläschen durch eine Knospung des Protoplasma's der Dotteroberfläche selbst entstehen. Auch bei Nephelis soll die Formation der Richtungs- bläschen von einer hellen, körnerlosen, peripherischen Dotterpartie aus stattfinden, wovon ich bei den mit Essigsäure behandelten Eiern nichts Deutliches sah. Die Wiedervereinigung der bald — 9 — zu zweien, bald zu dreien auftretenden Richtungsbläschen hat Robin zuerst beobachtet. Bei Clepsine *) , wo sich regelmässig drei , zuweilen jedoch auch vier Bläschen bilden sollen, sollen dieselben in dem letzteren Fall zu zweien sich wieder vereinigen. Nicht uninteressant ist auch die Beobachtung, dass das Richtungsbläschen bei Nephelis zuweilen als ein einfacher, wurstförmiger Körper auftritt, der erst nachträglich in zwei oder drei Bläs- chen sich theilt. Bei Nephelis hat R. auch schon den Kern der ersten Furchungskugel gesehen, er schildert dessen Theilung durch Streckung etc.; doch soll sich zuweilen der Fall ereignen, dass die Furchungsebene neben dem Kern hinläuft und derselbe gänzlich in einer der beiden Furchungs- kugeln verbleibt. Bekanntlich hat Ratzel (4) vor nicht langer Zeit sehr merkwürdige, auch mir unerklär- liche Mittheilungen über die ersten Entwicklungsvorgänge von Nephelis und Lumbricus gegeben, nach welchen sich bei diesen Würmern gar keine regelrechte Furchung finden sollte. Diese sonderbaren Ansichten sind durch die Beobachtungen Kowalewsky's (6; p. 2 etc.) schon hin- reichend widerlegt worden. Dennoch will ich hier noch einmal kurz die nächsten Fortschritte der Furchung angeben, soweit ich dies verfolgt habe, da die Rathke'sche Schilderungsich nicht ganz den thatsäcMich vorhandenen Verhältnissen anschliesst. Nach der Theilung zu zweien, theilt sich zuerst die grössere Furchungskugel (Figg. la u. 12a Taf. II.) noch einmal und hierauf erst die nur um weniges kleinere zweite. Alsdann sieht man gleich- zeitig von zweien der Kugeln (wahrscheinlich den Abkömmlingen der ersten grösseren Furchungs- kugel) in einer zu den seitherigen Theilungen senkrechten Richtung zwei kleine Zellen sich ab- theilen, welche den in einer Ebene zusammengedrängten 4 grossen Kugeln mitten aufliegen. NachRathke (3), dessen Schilderung Kowalewsky's bestätigen zu können angibt, gehen diese zwei kleinen Kugeln aus einer der 4 grossen hervor und zwar zerfällt diese grosse Kugel schUess- lich völlig zu kleinen. Dies ist jedoch sicher nicht der Fall, sondern zunächst erfolgt eine Ver- mehrung der kleinen Kugeln zu vieren durch ungleichmässige Theilung der beiden anderen *) Der sogenannte Polarring Grube 's (2; pag. 15) ist wohl das Richtungsbläschen, was sich einmal aus seiner Lage, dicht bei oder in der ersten Theilungsfiirche, sowie der Möglichkeit, ihn vom Dotter abzu- präparii-en, ergibt. Die sogenannten Wandungsbaileu (pag. 18 ff.) sind die sich bildenden Ectodermzellen am formativen Pol. Grube lässt sie sich in den Furchungakugeln bilden und hernach ausgestossen werden. Diese Ansicht basirte wohl darauf, dass er die Kerne der Furchungskugeln für in der Entwicklung begriffene Wandungs- l)allen genommen hat. Interessant ist es, dass er schon um diese Kerne der Furchungskugeln eine strahlige Zeichnung andeutet. (Vergl. 1. c. Taf. III. fig. U u. 12). Rathke (3) hat bei Clepsine gar keine Richtungs- bläschen gefunden. Die von Rathke geschilderte sehr eigenthümliche Bildung der sogenannten Keimscheibe bei dieser Gattung macht eine wiederholte Untersuchung des Objectes sehr wünschenswerth. 2 — 10 — grossen Furcbungskugeln, worauf diese 4 kleinen Kugeln, die Anlage des Ectoderms, sich selbst- ständig weiter vermehren. Katzel macht auch einige Mittheilungen (5; p. 276, T. XXIII, Figg. 29—34) über die Kerne der 4 grossen Furcbungskugeln. Er hat an ihnen schon ziemlich deutlich den eigen- thümlichen, oben näher geschilderten Bau und ihre häufig sehr unregelmässige, gelappte und ausgebuchtete Form beobachtet. Dies gibt ihm Veranlassung hier einen Knospungsprocess der Kerne anzunehmen, durch welchen namentlich die Kerne der geschilderten kleinen Furcbungs- kugeln ihren Ursprung nehmen sollten. Dass dem nicht so ist, dürfte nach meiner Schilderung der Theilungsvorgänge der Kerne, die sich in gleicher Weise auch bei der Bildung der kleinen Furcbungskugeln wiederholen, nicht mehr zweifelhaft sein. Die unregelmässige, gelappte Gestalt der Kerne ist zum Theil wenigstens Folge ihres Hervorgehens aus zwei, vielleicht auch mehr kleinen Kerncheu, wobei sie trotz des raschen Wachsthums die Verschmelzungsform häufig noch ziemlich deuthch bewahren.*) Die Schilderung, welche Eathke von der Neubildung des Kernes der ersten Furchungs- kugel gibt, beweist, dass er den sich bildenden hellen Centralhof gesehen hat. Seine Angaben über die der Furchung vorausgehende Kerntheilung erklären sich dadurch, dass er die, bei der Umformung des Kernes zur Theilung sich bildenden Centralhöfe gesehen und für durch Theilung hervorgegangene Kerne genommen hat, ein Missgriff, der häufig geschah, wie dies später bei Betrachtung der Nematodeneier noch eingehender hervorgehoben werden wird. B. Die Yorgänge bei CucuUanus elegaus Zed. Taf. m. Das hier zu besprechende Object war eines der ersten, dessen Untersuchung ich vornahm, und ich verdanke es vielleicht zum Theil seiner, in mancher Hinsicht werthvollen Beschaffenheit, dass es mir gelang etwas tiefer in die hier in Frage stehenden Vorgänge einzudringen. Die Methode meiner Untersuchung habe ich schon anderwärts**) genau geschildert, ich ä? *) Balfour macht gelegentlich der späterhin zu besprechenden, eigenthümlichen Kerne im Dotter und Blastoderm der Elasmobranchier einige Bemerkungen über ähnliche, zusammengesetzte Kerne im Ei von Nephelis. Da mir die Stelle nicht ganz verständlich ist, so erlaube ich mir sie hier in extenso beizufügen: „Such nuclei as i have described are rare; they have liowewer been observed in the egg of Nephelis (on of the Leeches), and have in that case been said too divide. Dr. Kleinenberg, howewer, by foUowing a smgle egg through the whole course of the development, has satisfied himself that this is not the case, and that, further, these nuclei in Nephelis neuer form the nuclei of newly developing cells." Quart, journ. of micr. scieuce. T. XIV. 1874, p. 329. **) Zur Entwicklungsgeschichte des Cucullanus elegans. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. XXV. 1875. — 11 — bemerke hier nur, dass ich mich einer 27" Essigsäure, der etwa Vi^/o Kochsalz zugesetzt war, als Untersuchungsflüssigkeit bediente. Die Entwicklung der Eier von Ctic. elegans ist ziemlich häufig untersucht worden, jedoch sind die hier stattfindenden Vorgänge nur zum kleinen Theil richtig aufgefasst worden, wie sich aus den nachstehenden Mittheilungen ergeben wird. Das die Ovarien verlassende Ei ist hüllenlos, von einem sehr durchsichtigen, klaren Protoplasma gebildet, welches jedoch zuweilen einige zerstreute, dunkel -glänzende, den Dotterkörnchen anderer Nematoden entsprechende Körnchen enthält (s. Fig. 3), wie schon Claparede beobachtet hat (7; p. 41, T. XV). Eine Dotterhaut existirt noch nicht, das, was sich nach Behandlung der Eier in der an- gegebeneu Weise vielleicht so deuten liesse, ist eine verdichtete Hautschicht, die sich nach der Gerinnung durch die Essigsäure durch Dilfusionsprocesse in derselben Weise, wie die Haut bei der Bildung sogenannter anorganischer Zellen, abhebt. Innerhalb des Dotters bemerkt man noch sehr deuthch das grosse, runde Keimbläschen mit deutlicher, dunkler Hülle, körnelichem Inhalt und einem gegen früher schon sehr reducirten, jedoch immerhin noch ziemlich bemerkbaren Keimfleck (Fig. 2). Die Umrisse des Dotters sind stets sehr unregelmässig, was es mir wahrscheinlich macht, dass derselbe um diese Zeit auch hier, wie bei anderen Nematoden, in lebhafter amöboider Bewegung begriffen ist. Untersucht man Eier, welche die Samentasche passiren, oder eben aus ihr hervorgetreten sind, näher, so bemerkt man, dass an einer Stelle ein helles Körperchen, welches ein Körner- häufchen einschhesst, in die Oberfläche des Dotters gleichsam eingedrückt ist (Fig. 1). Seiner Grösse und Beschaffenheit nach und des Umstandes wegen, dass die reifen, jedoch noch nicht durch die Samentasche getretenen Eier dieses Körperchen nie zeigen, ergibt sich dasselbe unzweifelhaft als das mit dem Dotter zur Vereinigung gelangte Spermatozoon. Der weitere Fortschritt der Entwicklung besteht nun zunächst in der Bildung einer Dotterhaut um den befruchteten Dotter (Figg. 2, 4) und dem Verschwinden des Keimflecks. Statt dessen sah ich mehrfach ein aus sehr feinen Körnchen gebildetes Kreischen im Centrum des Keimbläschens und in seiner Umgebung eine Anzahl aus dunklen Körnchen aufgebauter, feiner Stäbchen (Fig. 3). Das Keimbläschen selbst liegt zu dieser Zeit häufig excentrisch, dicht unter der Ober- fläche des Dotters (Fig. 4). i — 12 — Gehen wir nun einen Schritt weiter, so finden wir das Keimbläschen nicht mehr im Dotter, statt seiner aber einen langgestreckten, spindelförmig gestalteten Körper von derselben oder doch sehr ähnlicher Beschaffenheit, wie der oben schon aus dem Ei von Nepheüs beschriebene (vergl. die Figg. 6, 7, 8 u. 9). In seiner Aequatorialzone bemerken wir auch hier wieder die aus einer Anzahl (sicher bis ca. 9) dunkler Stäbchen gebildete Kernplatte. Jedes der Stäbchen verräth selbst wieder eine Zusammensetzung aus kleinen Körnern. Nach den Enden des spindelförmigen Körpers zu, setzen sich die Stäbchen der Kernplatte als zarte Fasern bis in die Enden der Spindel fort. Erblickt man eine derartige Spindel im optischen Querschnitt, so sieht man (Figg. 7, 11), dass die Stäbchen der Kernplatte innerhalb eines bestimmt umgränzten Körpers liegen, also nicht etwa nur Differenzirungen im Dotter sein können. Durch den Einfluss der angewandten Reagentien zieht sich die umgebende Dottermasse von dem spindelförmigen Körper gewöhnlich weit zurück, so dass derselbe scheinbar in einen weiten hellen Raum zu liegen kommt (s. Figg. 9 u. 6). Die Deutung des spindelförmigen Körpers fällt uns nun nicht mehr schwer, nachdem wir schon bei Nephelis gesehen haben, dass der Theilungsprocess des Kernes mit der Metamorphose zu einer ganz entsprechenden Kernspindel anhebt; der spindelförmige Körper ist also auch hier nichts anderes als der metamorphosirte Kern, wiewohl es mir leider bei diesem Object nicht möglich war, etwas über die Art der Umwandlung zu ermitteln. Schon die Figur 6 zeigt uns die Kernspindel in einer sehr eigenthümlichen Stellung innerhalb des Dotters; sie ragt nämlich mit ihrem einen Ende in dessen Oberfläche hinein oder wohl schon etwas auf dieselbe hinaus. Weitere Stadien (Figg. 11 und 12) zeigen aber, dass sie sich schliesslich völlig ausserhalb des Dotters, dessen Oberfläche aufgelagert findet, ohne sich jedoch in ihrer früheren Beschaffenheit verändert zu haben. Es macht mir nun, wie ich schon in meiner vorläufigen Mittheilung (15) bemerkt habe, einige Schwierigkeit von dem Zustand der Fig. 12 zu den Stadien der Figg. 13 u. 14, die sich unzweifelhaft hier anschliessen, den vermittelnden Uebergang zu finden. In Figg. 13 u. 14 sehen wir nämlich die Bildung der Richtungsbläschen, von denen es nach den Erfahrungen an Nephelis nicht zweifelhaft sein kann, dass sie aus der Kernspindel hervorgehen. Betrachten wir uns diese Formation der Richtungsbläschen in Figg. 13 u. 14 etwas genauer, so sehen wir sie, wie bei den später zu beschreibenden Schnecken, die Bildung einer sich theilenden Kernspindel wiederholen. Wir finden nämlich zwei auseinandergerückte Kernplatten, die aus dunklen Körnern gebildet sind, welche durch feine Fasern sich mit den Körnern der gegenüber liegenden Platte verbinden. Die Entstehung des Richtungsbläschens aus der. — 13 — der Oberfläche des Eies aufliegenden Kernspindel muss daher in der Weise vor sich gehen, dass dieselbe in dem einmal eingeleiteten Theilungsprocess weiter fortschreitet, wobei jedoch ihr Volumen sich beträchtlich vermindern muss, denn das Volumen des Richtungsbläschens ist viel kleiner als das der ursprünglichen Kernspindel. Wenn die Kernspindel noch deutlich auf der Oberfläche des Dotters zu beobachten ist, bemerkt man häufig an ihrem einen Ende ein bläschenförmiges Gebilde (Fig. 12), das einige Körnchen einschliesst. Die Möglichkeit hegt vor, dass dieses Bläschen die beginnende Um- wandlung der Kernspindel zu den Richtungsbläschen darstellt. Es schien mir, dass z. B. in der Figur 14 das eine Richtungsbläschen noch in den Dotter eingesenkt sei, doch kann man sich unschwer vorstellen, dass bei der Umwandlung der Kernspindel, die ja doch theilweise in den Dotter eingedrückt ist (vergl. Fig. 11), sich ein derartiges Bild leicht ergeben kann. Obwohl der Uebergang der Kernspindel in die beiden Richtungsbläschen hier nicht mit derselben Evidenz demonstrirt werden konnte wie bei NeiyJielis, so scheint mir doch ein Zweifel, namenthch wenn noch die später zu besprechenden Beobachtungen bei Schnecken zum Vergleich herangezogen werden, nicht möglich. Ich will hier einschalten, dass ich das Spermatozoon noch auf dem Stadium der Fig. 12 (sp.) mit Deutlichkeit auf der Oberfläche des Dotters beobachtete. An der Stelle, wo das Richtungsbläschen der Dotteroberfläche aufliegt, zeigt der Dotter eine etwas abweichende Beschaffenheit ; es ist hier ein helleres und etwas grobkörnigeres Proto- plasma der Dotteroberfläche bis zu einer gewissen Tiefe eingesenkt und grenzt sich unregel- mässig, jedoch ziemlich scharf gegen die feinkörnigere und dunklere Dottersubstanz ab. Dieses helle Protoplasma an der Oberfläche des Dotters, welches sich wahrscheinhch nach Vollendung der Richtungsbläschen mehr über die Dotteroberfläche ausbreitet — wofür eine Anzahl Bilder sprechen — ist nun ohne Zweifel der Herd der Kernneubildung, denn die neuen Kerne entstehen immer dicht unter der Oberfläche des Dotters und an weit von einander entfernten Stellen. Bevor die Kernneubildung beginnt, ist das Spermatozoon verschwunden. Die Zahl der bei Gucidlanus sich neubildenden Kerne der ersten Furchungskugel beträgt wohl 4—5. Von Beginn ihrer ersten Bemerkbarkeit sind sie deutlich bläschenförmig, mit dunkler Hülle und körnigem Inhalt, ohne jemals ein besonderes Kernkörperchen zu enthalten. Nachdem die Kerne zu einer ansehnlichen Grösse herangewachsen sind und ihre peripherische mit einer mehr centralen Lage vertauscht haben, beginnen sie zu verschmelzen, wobei die theilweise zur Vereinigung gelangten (Fig. 12) Formen bilden, welche man — 14 — friiherhin unbedingt für knospende Kerne in Anspruch genommen haben würde und ge- nommen hat. SchHesslich erfolgt ihre Verschmelzung zu einem geraeinsamen Kern, so dass das auf diesem Stadium befindliche Ei sich nur durch die der Dotteroberfläche aufsitzenden Richtungsbläschen von dem Zustande vor der Metamorphose des Keimbläschens mit Sicherheit unterscheiden lässt. Die beiden Richtungsbläschen trennen sich bei unserem Object bald nach ihrer Bildung meist gänzlich von einander, wie sich daraus ergibt, dass sie häufig sehr weit ausein- ander liegen. Das nächste Stadium zeigt uns nun den in der Theilung begriffenen Dotter (Fig. 21), in dessen Längsaxe wir die langgestreckte, durch Metamorphose des Kernes hervorgegangene Kernspindel wieder auffinden, üeber den Modus der Kernumwandlung Hess sich hier bei Cticul- lanus nichts mit Sicherheit ermitteln, dennoch wäre es möglich, dass der in Fig. 20 wieder- gegebene Zustand mit dieser Kernumwandlung in Zusammenhang stünde. Statt des Kernes zeigt sich hier nur eine undeutlich umschriebne, helle Stelle im Dottercentrum, in deren Inneren eine Anzahl dunkler, körniger Stäbchen unregelmässig durcheinanderliegen. Doch die Hierher- gehörigkeit dieses Zustandes ist nur eine Vermuthung, auch habe ich derartige Stadien nur einige wenige Male beobachtet. Die aus der Metamorphose des ersten Furchungskernes hervorgegangene Kernspindel und mit ihr die, bei den ferneren Theilungen auftretenden, unterscheiden sich in ihrem Bau etwas von der früher beschriebenen, durch Metamorphose des Kernbläschens entstandenen Spindel. Die den Aequator einnehmende Körnerplatte wird nämlich hier nur von einem Kreis dunkler Körnchen gebildet, wie die Ansichten im optischen Durchschnitt (Fig. 23) im Verein mit seit- lichen Ansichten lehren. Das weitere Verhalten des metamorphosirten Kernes während der Theilung ist genau das- selbe, wie das schon früherhin von Nephelis geschilderte. Die äquatoriale Körnerplatte (Strasburger' s Kernplatte) theilt sich zu zweien, die nach den Enden der Kernspindel auseinanderrücken, bis sie schliesshch die Enden selbst erreichen, womit dann die spindel- förmige Gestalt des metamorphosirten Kernes sich wie bei Nephelis in eine mehr bandförmige umgewandelt hat. Mittlerweile ist die Durchfurchung des Dotters senkrecht zu den die beiden Kernplatten verbindenden Fasern vollendet. Mit dem Auftreten der jungen Kernchen in den Furchungskugeln zweiter Generation, an Stelle der beiden Kernplatten, habe ich bei Cucullanus — 15 — nichts Deutliches mehr von den Kernfaseru gesehen. Fig. 24 zeigt je 2 eben erst entstandene kleine Kerne; Fig. 25 jedoch beweist, dass sich zuweilen auch bis 4 anlegen können. Nach- dem dieselben hinreichend herangewachsen sind, verschmelzen sie mit einander wie die Kerne der ersten Furchuugskugel und man , hat häufig Gelegenheit die in solcher Weise entstandenen, sogenannten knospenden Kerne zu beobachten. Die Erscheinung der Dotterstrahlung zeigt sich während der Theilung bei Cucnllanus in der gleichen Weise wie in den übrigen zur Untersuchung gelangten Eiern, jedoch ist sie hier relativ schwer zu beobachten wegen der so ungemein feinkörnigen Beschafi"enheit des Dotters. Die Richtungsbläschen, die, wie oben schon erwähnt, gewöhnlich weit von einander ge- trennt sind, haften meist je einer der beiden Furchungskugeln zweiter Generation an (Fig. 25 und 27). Sind die Kerne der Kugeln völlig ausgebildet, so sind die letzteren auch in der gewöhn- lichen Weise zusammengefallen. Darauf beginnt zuerst die grössere der Kugeln in der be- kannten Weise sich zu theilen und so fort. So weit sich die Theilungsvorgänge verfolgen Hessen, geschahen sie hier stets in der beschriebenen Weise. Ein deutliches Kernkörperchen tritt in den Kernen der Furchungszellen erst auf, wenn die Bildung der zweischichtigen Zellen- platte, die, wie ich anderwärts beschrieben habe,*) das Resultat der Furchung darstellt, voll- endet ist. Die Eier der Nematoden haben vielfach zu Untersuchungen über die ersten Entwicklungs- vorgänge gedient. In vergangener, wie jüngster Zeit, seitdem v. Siebold 1837 zuerst ihren Furchungsprocess 'entdeckte, waren es gerade die Beobachtungen an den Eiern dieser Würraer- klasse, welche wesentlich dazu beitrugen, die mannigfachen Wandlungen, welche die Auffassung des Furchungsprocesses im Laufe der Zeiten erfuhr, zu begründen. V. Siebold, Bagge, Kölliker, Reichert, J. v. Beneden, Gabriel, Claparede, Schneider, Leuckart, Pagenstecher, E. van Beneden, meine Wenigkeit und neuerdings Auerbach haben sich an diesen Objecten versucht und zum Theil auch dem Cucullanus elegans ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Um so mehr muss es auffallen, dass auch die Be- obachter der letztvergangenen Jahre, welche sich mit der Erforschung der Entwicklung der *) Vgl. Zeitschr. f. wiss. Zoologie, Bd. 26. p. 103. — 16 — Cucullanuseiern beschäftigt haben, gar nichts von den so interessanten Vorgängen berichten, die sich in denselben abspielen. Kölliker hat zuerst 1843 (8) die Entwickelung unseres Thieres eingehend studirt. Der von ihm beschriebene Vorgang der Embryonalzellenbildung, — dass nämlich in dem Dotter zuerst, ähnlich wie bei Äscaris detitata Embryonalzellen auftreten, die denselben völlig erfüllten, oder absorbirt haben, wenn man so will — beruhte weniger auf Beobachtung, als auf theoretischen Vorstellungen über Zellbildung überhaupt und einer unstatthaften Verallgemeinerung der bei Äscaris dentata erhaltenen Resultate. Ich brauche hier um so weniger auf eine Widerlegung der Kölliker'schen Auffassung einzugehen, als schon Claparede (7; p. 87 und nach ihm schon früher Gabriel)*) die völlige Uebereinstiramung des Furchungsprocesses unseres Thieres mit dem gleichen Vorgang der meisten übrigen Nematoden trefflich nachwies. Aus Kölliker 's Fig. 32, Taf. VII glaube ich jedoch auch ziemlich deutlich zu erkennen, was ihn hauptsächlich in der falschen Auffassung bestärkt hat; diese Figur stellt nämlich ein Ei dar, das 4 Furchungskugeln, jede mit 2 in der Entwicklung begriffenen Embryonalzelien, ent- hält. Diese Embryonalzellen können nun nichts anderes als Kerne sein, während die dunklen, kleinen Körpercheu, die Kölliker als die Kerne auffasste, verschrumpfter Kerniuhalt sein müssen; Kölliker hat also die eigentlichen Kerne meist nicht gesehen (was bei der Untersuchung der Eier in Wasser auch natürlich ist), und da er sie einige Male dennoch in mehrfacher Anzahl in einer Furchungskugel sah, hielt er sie für sich entwickelnde Embryonalzellen. Die Richtungsbläschen des Nematodeneies sind wohl zum ersten Mai von Reichert bei Strongylus auricularis (9; Taf. IX. Fig. 5—11) gesehen worden; bei demselben Object erwähnt sie auch neuerdings wieder Auerbach, indem er hervorhebt, dass sie stets im schmäleren Eipol liegen (18; p. 196). Sie hatten seit Reichert's Entdeckung nicht viel Be- achtung gefunden. Claparede (7; p. 78) will ein Richtungskörperchen bei Äscaris suilla {lumbricoides) gefunden haben, jedoch nicht regelmässig und nur bei unbefruchteten Eiern. Schneider (10; p. 285) macht die Bemerkung: »in dieser Flüssigkeit« — Liquor vitelli — »findet man, namentlich leicht an dünnschaligen Eiern ein scharf contourirtes Körperchen, welches gewiss zu den vor und bei dem Purchungsprocess so vieler Thiere auftretenden Rich- tungsbläschen gehören wird.« Neuerdings hatViliot (105) das Richtungsbläschen bei Goz-f^ws beobachtet. Was sich nach dem Verschwinden des Keimbläschens ereigne, ja über dessen Verscliwiiiden oder Persistenz waren die verschiedenen Beobachter bekannthch sehr verschiedener Meinung. *) Gabriel, De cucuUani elegantis evolutione, Beroliui 1853, ist mir unzugänglich geblieben. — 17 — Pagen stech er lässt es bei Trichina direct durch Theilung in die Kerne der Furchungs- kugeln übergehen, auch Leuckart (11) glaubt sich davon überzeugt zu haben, dass es bei Oxyuris-kritn, deren lichte Eier eine gute Beobachtung gestatten, pei-sistire. Ich glaube kaum nöthig zu haben, besonders hervorzuheben, dass bei derartigen, funda- mentalen Vorgängen ein so verschiedenes Verhalten nach allen unseren Erfahrungen den höchsten Grad von UnWahrscheinlichkeit besitzt. Wird das Keimbläschen, wie jetzt bei Mollusken, Würmern und Wirbelthieren nachgewiesen ist, ausgestossen, so geschieht ähnliches wohl aller- wärts, wenn sich auch im Einzelnen bedeutsame Modificationen dieses Vorgangs zeigen mögen. Das Keimbläschen wird also auch bei den Nematoden entfernt und diejenigen Forscher, welche das Gegentheil hievon gesehen haben wollen, wurden höchst wahrscheinlich dadurch getäuscht, dass sie zwischen Keimbläschen und dem Kern der ersten Furchungskugel nicht scharf unterschieden*). Qti Filaria papulosa fand Schneider (10; p. 2S4) nach dem Verschwinden des Keimbläschens in dem Dotter eine Gruppe scharf contourirter Kügelchen und fragt, ob dies vielleicht Reste des Keimbläschens oder Samens seien. Wahrscheinlich sah er die aus dunklen Stäbchen bestehende Kernplatte des, vor seiner Ausstossung zu einer Kernspindel modificirten Keimbläschens. Ueber die Neubildung der Kerne der ersten Furchungskugel liegt eine sehr wichtige Beobachtung Schueider's vor, die ich beim Niederschreiben meiner vorläufigen Mittheilung leider übersah. Derselbe sagt (10; p. 290): »Wie die ersten Kerne entstehen, ob das Keim- bläschen wieder erscheint und sich theilt, oder ob die zwei Kerne sich neu bilden, liess sich nie entscheiden. Die Furchung kann auch erst dann eintreten, wenn sich bereits vier bis acht, ja wohl auch noch mehr Kerne gebildet haben, wie ich dies bei Citcidlanus elegans, Filaria papulosa und einer Enoplus-Art« — wahrscheinlich ein Borylaimus — »des Süsswassers beobachtete.« Er glaubt, dass sich dadurch die Erscheinung, dass der Dotter zuerst in zwei ungleiche Segmente zerfalle, erkläre. Ferner spricht er auch schon (p. 289) die Meinung aus, dass die Kölliker'sche Schilderung (8) der ersten Entwicklungsvorgänge \on Äscaris denfafa (und Oxynris amhigua) sich wahrscheinlich durch das erwähnte Auftreten mehrerer Kerne in der ersten Furchungskugel erkläre, welche Kerne Kölliker, zum Theile verleitet durch die fälschlich angenommene Homologie derselben und der Theiluugsproducte des sogenannten *) Auf diese Weise erklärt sich ohne Zweifel auch die Angahe Greeff's (106; p. 89), dass sich das Keimbläschen bei gewissen frei lebenden Nematoden ohne Betheiligung des Dotters theile. Er hat das Ver- schwinden, resp. die Ausstossung des Keimbläschens übersehen und die beiden neu entstandenen Kerne für Theilproilucte des Keimbläschens gehalten. 3 — 18 — Keimbläschens der Cestoden und Trematoden, für Embryonalzellen erklärte, die sich schliesslich innerhalb des Dotters so vermehren sollten, dass sie denselben am Ende ganz verdrängten. Auch ich hatte schon in meiner vorläufigen Mittheilung darauf hingewiesen, dass ich diese K Olli k er 'sehe Darstellung der Verhältnisse hei Äscaris dentaia am liebsten in der angegeben Weise erklären möchte, jedoch war ich dadurch zweifelhaft geworden, dass Willemoes- Suhm (12) einen ganz entsprechenden Vorgang von den Eiern der Icldhyonema globiceps beschrieb. Bei nochmaliger Ueberlegung stiess ich jedoch auf einen Umstand, der es mir sehr wahr- scheinhch machte, dass sowohl Schneider wie ich bei dieser Deutung ganz im Recht waren. Kölliker beschreibt nämlich sehr bestimmt das Schwinden des ursprünglichen Keimbläschens im Ei von Äse. dentata ; wäre nun dieses Keimbläschen wirklich ein Homologon der Eizelle der Cestoden und Trematoden, wie Willem o es-Suhm will, so bliebe sein Verschwinden ganz unverständhch. Uebrigens ist auch zwischen der Kölliker'schen Figur 10, Taf. VI, die ein Ei mit 8 kleinen Embryonalzellen (Kernen?) innerhalb des Dotters darstellt, und der folgenden Figur 11, die innerhalb der Dotterhaut einen Haufen kleiner Furchungskugeln zeigt, ein so grosser Abstaild, dass ich an eine hier vorliegende Beobachtungslücke glauben muss, die Kölliker, da er die Entwicklungsstadien der Kerne innerhalb der ersten Furchungskugel fälschlich in verkehrter Reihe aufeinander folgen liess, durch eine unrichtige Annahme ausfüllte *) Obgleich nun Schneider, wie erwähnt, das Vorkommen mehrerer Kerne in der ersten Furchungskugel bekannt war, so war dies doch keineswegs der Fall hinsichtlich des Schicksals derselben, nämlich ihrer Verschmelzung zu einem einzigen, sondern er glaubte, dass diese Kerne direct in die Furchungskugeln übergingen. Ebensowenig war seither etwas von der Metamorphose des Kernes während der Theilung und der Neubildung der Kerne in den Furchungskugeln zweiter und späterer Generation bekannt. Auf die seitherigen Deutungen des Kerntheilungsprocesses bei den Nematoden komme ich jedoch später bei Gelegenheit einer allgemeinen Betrachtung zurück. Ueber die äusserlichen Verhältnisse der Furchung bei Cmullanns elegans macht E. van Beneden noch folgende Bemerkung (13; p. 107): »D'un autre c6t6, on n'observe guere , dans la disposition des premieres cellules embryonaires du cucuUanus, cette r6gularit6 si remarquable, qui se manifeste dans la disposition des globes vltellins, quand un vrai fractionnement se produit.« *) Immerhin bleibt zu wünschen, dass diese nun schon seit 1843 durch alle einschlägigen Schriften ge- schleppte besondere Art der Entwicklung des Asc. dentata endlich einmal durch eine Nachunter.suchung aufgeklärt würde. Die den Asc dentaia beherbergenden Acschen (Sahno thymalliis) sollen in Zürich so leicht zu bescbafTen sein, dass für einen an Ort und Stelle befindlichen Zoologen die Untersuchung keine Schwierigkeit haben kann. - 19 — Hiergegen muss ich bemerken, dass die Furchung der Eier von Cucullanus ganz ebenso regelmässig vor sich geht als bei anderen Nematoden, so dass eine ganz regelmässige, gesetz- mässige Anordnung der Furchuugskugeln sich noch dann erkennen lässt, wenn die Furchung schon weit fortgeschritten ist, wie ich dies schon anderwärts gezeigt habe (1. c). E. van Beneden wurde zu dem oben citirten Ausspruch wahrscheinhch durch schlechte Präparate (vergl. seine Abbildungen Taf. VI.) und dann durch das Bestreben, in der Theilung der Eizelle von Cucullanus etwas anderes zu sehen als die wahre Furchung, die er auf die mit Nahrungsdotter versehenen Eier beschränkt, verleitet. Dieser von v. Beneden gemachte Unterschied zwischen der eigentlichen Furchung der Eier mit Nahrungsdotter (Dentoplasma) und der ohne solchen, wie z. B. Cucullanus, ist jedoch völlig unhaltbar, da er sich auf keinen einzigen Unterschied in dem Wesen der Vorgänge selbst gründet, sondern nur auf materielle Unterschiede des ursprünglichen Protoplasma's der Eizelle und allenfalls noch auf eine früher oder später im Laufe der Entwicklung eintretende Scheidung zwischen sogenanntem Bildungs- und Nahrungsdotter. Es ist hier nicht der Ort auf die Vorstellung, die man sich von der Furchung der sogenannten meroblastischen Eier und namentlich ihrem Anschluss an die ent- sprechenden Vorgänge der holoblastischen Eier machen kann, näher einzugehen; doch werde ich an geeigneter Stelle hierauf zurückkommen. C. Vorgänge bei Tylenchus iniperfectua Btschli., Angiiillula rigida Schnd., lihabditis dolichura Schnd. und mehreren Arten der Gattung Diplogaster. Taf. IL Die auffallende Thatsache, welche mir während meiner Arbeiten über die freilebenden Nematoden 1871—1872 bei der Untersuchung der ersten Entwicklung der Eier von Bhabditis dolichura aufstiess (14; p. 101), bildete eigentlich den Ausgangspunkt der hier besprochenen Untersuchungen, die ich im Sommer 1874 wieder aufnahm. Das Erste, was mir nun bei erneuter Untersuchung zu constatiren gelang, war das nähere Verhalten, resp. der Untergang des Keimbläschens nach der Befruchtung. Die erste entschei- dende Beobachtung hinsichtlich dieser Frage machte ich au der neu gefundenen, faulende Pilze bewohnenden Art Tylenchus impcrfectus. *) Die Befruchtung Hess sich hier leider nicht näher beobachten. Die reifen Eier sind von recht ansehnlicher Grösse und bestehen aus einem gleich- massig feinkörnigen Dotter, der ein ziemlich grosses Keimbläschen, mit dunklem, ansehnlichem *} Vergl. das Nähere über diese Art in meiner Abhaudlung : „Untersuchungen über freilebende Nemato- den und die Gattung Chaetonotus," Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. 26, p. 363. - 20 — Keimfleck einschliesst. Kurz nach dem Uebertritt der Eier in den Uterus werden die Umrisse des Keimbläscliens undeutlich und der Keimflecl< verschwindet. Gleichzeitig sieht man das Keimbläschen, das sich nur noch als heller Fleck markirt, sich nach der Oberfläche des Dotters im Aequator langsam hinschieben, während der Dotter selbst amöboide Bewegungen ausführt. Plötzlich bemerkt man, dass sich die Oberfläche des Dotters an der Stelle, wo der Keim- bläschenfleck sich derselben nähert, grubcnförmig etwas einsenkt (Fig. 1). In dieser Grube tritt der Keimbläschenfleck schliesslich in die Oberfläche des Dotters ein und in diesem Moment (Fig. 2) sieht man wie, gewissermassen aus dem Keimbläschenfleck heraus, ein mattes, dunkles Körperchen in die Grube des Dotters eintritt. Nachdem der helle Fleck des Keimbläschens so eine kurze Zeit an der Obei'fläche des Dotters verweilt hat, sinkt er wieder in denselben zurück und wird sehr undeutlich*). Nach Verlauf kurzer Zeit taucht nun im Centrum des Dotters der erste Furchungskern auf, erhält jedoch keinen Keimfleck. Die Theilung tritt jetzt sehr rasch ein und der Kern wird hierbei so undeutlich , dass es mir nicht gelang, sein Verhalten näher zu ermitteln. Bei diesem Vorgang scheint mir nun noch von Bedeutung, dass hier der Kern der ersten Furchungskugel nicht aus der Verschmelzung zweier gesondert entstehender Kerne hervorgeht, insoweit eben am lebenden Ei ein Einblick in diese Verhältnisse gestattet war. Bei den übrigen von mir jedoch untersuchten Arten findet sich überall die früherhin schon von Ehabdifis cloli- chura beschriebene Art der Kernneubildung. Ich schildere hier zunächst den Vorgang der Befruchtung, wie ich denselben bei Anguillula {Le2)todera Sehn. , Ceplialohus mh.) rujida Sehn, mit sehr grosser Deutlichkeit zu beobachten Gelegenheit hatte. Die reifen Eierstockseier sind ziemlich gleichmässig und dicht feinkörnig und von den sonst bei verwandten Arten zu beobachtenden, hellen Dotterbläschen findet sich hier nichts. Der Keimfleck ist in den noch nicht reifen Eiern sehr deutlich, in den reifen schwindet er hingegen und das Keimbläschen erscheint ganz gleichmässig hell. Der Austritt eines reifen Eies in die Ausführwege erfolgt bei auf der Höhe ihrer Entwicklung stehenden Thieren etwa in jeder viertel bis halben Stunde einmal. Das Ei schiebt sich, durch die Enge der Röhre *) Die schon aus dem Jahr 1848 herrührende Schilderung Loven's vom Austreten des Keimflecks aus dem Dotter mehrerer Muscheln, namentlich 3forfjo?rtr;a (Crenella) marmorata und ähnliche später von Koren und Danielssen an den Eiern von Seeschnecken angestellte Beohachtungen, stimmen in allen wesentlichen Punkten mit den oheu geschilderten Befunden bei Tylenchm überein. Die genannten Forscher wurden in gleicherweise und durch dieselben Umstände, wie auch ich anfänglich, verleitet, den austretenden Körper für den Keimfleck zu halten. Vergl. Loven, Die Entwicklung der kopflosen Mollusken. Uehersetzt v. Peters im Arch. f. Anat. u. Physiol. 1848, p. 531 und Koren u. Danielssen, Beitr. ?.. Entwicklungsgesch. der Kammkiemer. Uebers. v. Troschel im Arch. f. Naturgeschichte. 1853. Bd. 1. — 21 — lang ausgezogen, nach der Sameublasc hin, die dicht mit den hier sehr ansehnlichen Sperihato- zoen erfüllt ist. Sobald das Ei bei seinem Eintritt in die Samenblase das erste Spermatozoon berührt, schmilzt es mit diesem zusammen und, weiter vorbeirückend, zieht es das Samenkörpercheu mit sich, das nun mit der Oberfläche des Eies successive verschmilzt. Eine kurze Zeit nach dieser Vereinigung bleibt die Verschmelzungsstellc noch dadurch deutlich sichtbar, dass die dunkeln Körnchen des Spermatozoon sich durch ein stärkeres Lichtbrechungsvermögen aus- zeichnen. Nach dem Eintritt des Eies in den Uterus ist jedoch keine Spur des Spermatozoon mehr zu entdecken. Um diesen Befruchtungsprocess zu sehen, i^t es nothweudig, dass man das dem Ovar zu- nächst befindliche Spermatozoon, auf welches das Ei auf seinem Wege zunächst treffen muss, bestimmt ins Auge fasst und nun den Durchtritt eines Eies abwartet. Verfährt man umgekehrt und fasst das Ei ins Auge, so wird man die Vereinigung schwerlich sehen. Nie habe ich die Vereinigung mit noch einem zweiten Spermatozoon wahrgenommen. Nach dem Uebertritt des Eies in den Uterus, in dem sogleich die Bildung einer Schale beginnt, werden die Grenzen des Keimbläschens undeutlich und dasselbe rückt auch hier sehr bald gegen die Oberfläche des Dotters im Aequator an, die sich ihm entgegen zuweilen auch etwas einbuchtet. Schliesslich tritt es in die Oberfläche des Dotters ein. Jedenfalls wird nun auch hier in diesem Moment der Richtungskörper ausgetrieben, wenngleich ich dies bei dieser Art nicht beobachtete, indem wohl die Kleinheit des Objectes und andere Hindernisse die Be- obachtung stören mögen. Dagegen sah ich etwas später ein kleines Richtungskörperchen der Dotteroberfläche im schmäleren Eipol, der der Vagina zugewendet ist, ankleben. Der nun in der Dotteroberfläche liegende Keimbläschenfleck wird manchmal auf derselben deutlich ver- schoben, bahl jedoch scheint er sich mehr und mehr auf derselben auszubreiten, vom' körnigen Dotter von innen her verdrängt werdend. Gleichzeitig sammelt sich an verschiedenen Stellen der Dotteroberfläche mehr oder weniger eines sehr hellen, körnerfreien Protoplasmas an und es schien mir, als wenn der Keimbläschenfleck sich mit diesem Protoplasma vereinigte. Ganz besonders reichlich tritt solch helles Protoplasma an den beiden Polen des Dotters auf (Fig. 5). Gleichzeitig ist der Dotter amöboid beweglich, womit die queren Runzeln in Zusammen- hang stehen, die man den Dotter überziehend zu dieser Zeit gewöhnlich bemerkt. Die Neubildung der Kerne beginnt nun in dem hellen Protoplasma der Dotterpole und zwar bildet sich zuerst in einem der Pole ein Kern und hierauf erst der des andern, jedoch scheint bald der eine, bald der andere Pol in Bezug hierauf den Anfang zu machen — 22 - Diese Kernneubildung macht den Eindruck, als wenn sich an einer Stelle das helle Protoplasma etwas mehr ansammelte und einen Vorsprung in dem angrenzenden körnigen Dotter bildete, welcher schliesslich von dem letzteren ganz umhüllt und von seiner Ursprungsstätte abgedrängt wird (Figg. 6 u. 7). Ist so der eine Kern gebildet, so rückt er durch den körnigen Dotter dem Centrum zu, ändert seine Lage jedoch häufig noch vielfach, und geht auch nicht selten über das Centrum hinaus, in den andern Pol hinein. Während dessen hat sich in derselben Weise die Bildung eines zweiten Kernes im entgegengesetzten Pol vollzogen. Sind nun in dieser Weise die beiden neuen Kerne gebildet, so rücken sie meist in gerader Richtung auf einander zu und vereinigen sich im Centrum des Dotters, indem sie sich dicht zusammenlegen. Lagen sie sich jedoch, wie in Fig. 7, schon früher in einem der Pole näher, so werden sie von da gemeinsam nach dem Dottercentrum geschoben. Sie verweilen hier nun einige Zeit im Dotter- centrum neben einander, wobei ihre Contouren sehr scharf werden ; schliesslich schieben sie sich über einander, so dass sie sich genau decken und verschmelzen. Das helle Protoplasma an der Dotteroberfläche ist nun gänzhch geschwunden. Auf die Theilung gehe ich hier nicht weiter ein, da mir das Object in dieser Beziehung nichts Neues darbot und auch nicht sehr günstig zu sein schien. Die von mir schon früher beobachtete Rhabdüis doUchura Schnd. habe ich neuerdings wieder einige Male untersucht. Nach dem schon früher geschilderten Ausstossen der hellen Bläschen des Dotters, wonach derselbe ein feinkörniges, gleichmässiges Aussehen erlangt hat, sieht man auch hier noch den, an die Oberfläche des Dotters im Aequator herangerückten Keimbläschenfleck. Während nun helle protoplasmatische Masse an die Oberfläche des Dotters tritt, veischwindet dieser Fleck; jedoch sah ich mehrfach an der Stelle, wo er in der Dotter- oberfläche verschwand, das Richtungsbläschen liegen, welches jedoch hierauf, wahrscheinlich in Folge der zu dieser Zeit sehr lebhaften amöboiden Dotterbewegungen, nach dem Vaginalpol verschoben wurde. Nach kurzer Zeit verschwindet nun die helle protoplasmatische Masse von der Oberfläche des Dotters und derselbe wird wieder mehr oder weniger gleichmässig körnig. Nun entstehen die neuen Kerne und zwar der eine immer in dem der Vagina zu- . gewendeten Dotterpol, der andere wurde mehrfach zuerst im Aequator deutlich. Einmal sah ich sie beide gleichzeitig und dicht neben einander im Vaginapol entstehen; nach ihrem Entstehen trennten sie sich dann auf kurzer Zeit wieder, um sich schliesslich zu vereinigen und nach dem Centrum des Dotters zu rücken. Fornerhin stiess ich bei dieser Gelegenheit einmal auf ein Ei, in dem sich nicht wie gewöhnlich nur zwei, sondern drei neue Kerne bildeten, welche sich in derselben Weise wie die beiden gewöhnlichen im Centrum des Dotters vereinigten. — 23 - Bei mehreren Arten der Gattung Biploya.ster, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, fielen mir namentlich die ganz exquisiten amöboiden Bewegungen des Dotters während der Kern- bildung und bis zur Theilung hin auf. Ma,nchmal glaubte man, ein schon in der Furchung weit vorgerücktes Stadium vor sich zu haben, denn der Dotter hatte ein völlig maulbeerförmiges, von tiefen Furchen auf seiner Oberfläche heirühendes Aussehen ; dennoch zeigte sich bei näherer Betrachtung, dass man es nur mit sehr energischen, amöboiden Formveränderungen eines ein- fachen Dotters zu thun hatte (s. Figg. 10—12). Natürlich sieht man diese lebhaften Bewegungen des Dotters nur an nicht gepressten Eiern deutlich. Auch hier bilden sich nach dem Austritt des Keimbläschens zwei neue Kerne, jedoch auch hier nicht in den entgegengesetzten Polen, sondern entweder beide in einem Pol oder der eine an der langen Seite des Dotters, der andere im Pol. Ihre Vereinigung sah ich mehrfach weit vom Centrum des Dotters vor sich gehen. Nachdem sich die beiden Kerne vereinigt haben, erlischt die lebhafte Bewegung des Dotters allmälig, dagegen dauern hin- und herwogende Ström- ungen in demselben noch an, ja dieselben scheinen selbst während der Theilung nicht zu erlöschen. Fig. 12 zeigt die schon verschmolzenen Kerne, welche schon eine Streckung erfahren haben, jedoch eigenthümlicher Weise sich noch nicht im Centrum des Dotters befinden und auch mit ihrer verlängerten Axe quer zur Längsaxe des Dotters stehen. Bald jedoch wurde diese Abnormität ausgeglichen und der Kern ins Centrum des Dotters geschoben, sowie auch seine Längsaxe in die des Dotters eingerichtet. Auch bei Rhahditis dolichnra habe ich beobaciitet, dass selbst während der Theilung, wenn die beiden Strahlensysteme entstanden sind, dennoch die Strömungen im Dotter nicht völlig sistiren, sondern ich sah längs der Peripherie der sogar schon zum Theil abgeschnürten Fur- chungskugeln ziemlich lebhafte Strömungen nach der Trennungsfurche hineilen. Als Beispiele einer rapiden amöboiden Beweglichkeit des Dotters nach dem Verschwinden des Keimbläschens will ich hier noch die Eier des grossen Tylmichus pellucidm Bast, erwähnen. In welcher Weise hier das Keimbläschen sich den Blicken des Beobachters entzieht, habe icli nicht mit Sicherheit feststellen können. In Figg. 16-21 habe ich 6 Formen, die der Dotter nach einander in dem kurzen Zeiträume von 5 Minuten angenommen hatte, wiedergegeben. Der Dotter ist während dieser Periode der lebhaften Beweglichkeit ganz gleichmässig feinkörnig, ohne Spur einer hyalinen Zone; auch die Fortsätze sind in gleicher Weise nur von körnigem Protoplasma gebildet. Diese lebhaften amöboiden Bewegungen erloschen und dafür entsprangen der Dottcroberfläche eine grosse Anzahl kleinei-, stumpfer Fortsätze, weiche ihr ein ganz trau- biges Ansehen verliehen. Einige Stunden später war ein centraler Kern sichtbar und erst nach - 24 — Verlauf 6 weiterer Stunden fand ich den Dotter zu zwei Kugeln zerfallen. Bei dieser Art beträgt die Zeit von der Eiablage bis zum Eintritt der ersten Furchung ungefähr 24 Stunden, während die gleichen Processe bei den vorhergenannten kleinen Nematoden höchstens V* — ^h Stunde in Anspruch nehmen. In Figg. 22 — 24 habe ich einige Eier des Oxyuris Diesingii (aus Blatta orientalis) ab- gebildet. Der ganz contrahirte Dotter (Fig. 22) zeigt nämlidi gleichfalls amöboide Bewegungen, jedoch von viel langsamerer und plumperer Art, als das vorhin beschriebene Object. Dagegen verhält sich der Dotter hier völlig wie eine Amöbe, die stumpfen, breiten Fortsätze, welche er aussendet, werden nämlich von völlig hellem, körnerfreiem Protoplasma gebildet (Fig. 22). Ist der Dotter dieser Eier etwa bis zur Hälfte seiner Condension gelangt, so häuft sich an einem seiner Pole helles Protoplasma in ziemlicher Menge an und in diesem sieht man das Keim- bläschen erscheinen, das auch zuweilen noch einen deutlichen Rest des Keimfleckes erkennen hess. Seine weiteren Schicksale Hessen sich an diesen zur Untersuchung derartiger Vorgänge sehr ungeeigneten Eiern nicht entziffern. Bekanntlich entbrannte in den fünfziger Jahren ein sehr lebhafter Streit über die Befruch- tung der Nematoden, dem wir es vornehmlich zu verdanken haben, dass unsere Kenntnisse der Geschlechtsorgane dieser Thiere sich so befriedigend klärten. Dieser Streit, welcher namentlich zwischen Nelson, Meissner, Bischoff, Thompson und späterhin noch Claparede und Munk geführt wurde, endete schliesshch ziemlich unbefriedigend. Claparede hat eine sehr lichtvolle Darstellung dieses wissenschaftlichen Tourniers in seiner bekannten Arbeit »Sur la formation et la föcondation des oeufs chez les vers nc^matodes« (7) gegeben. Das schliesshche Resultat seiner Untersuchungen, sowie derjenigen Munk's, war die Nichtbestätigung des von Nelson und Meissner behaupteten Eindringens der Spermatozoon in den Dotter. Schneider (10; p. 282) und Leuckart (11; p. ST)) haben hingegen später wieder das Eindringen bestä- tigen zu müssen geglaubt, obgleich es mir zweifelhaft erscheint, ob ihre einschlägigen Deutungen die richtigen sind. Ihre Beobachtungen beziehen sich auf Ascariden {megalocepliäla und lumbricoides) , wo die Spermatozoen bekanntlich in den' weiblichen Geschlechtsorganen sehr eigenthümliche kegel- artige Bildungen darstellen. Derartige Kegelchen nun sind es, welche die genannten beiden Fürsoher innerhülb des Dotters beobachtet haben wollen. Ich kann jedoch kaum Khinlien, dass diese Formation der Spcrmatozoen sich nach der wohl sehr rasch verlaufen- den Vereinigung mit der iMzelle noch erhalte und deshalb erscheint mir die Deutung — 25 — jener, dem Dotter aufsitzenden oder sdieiubar in denselben eingedrungenen Spermatozoen sehr unsicher*). Es dürfte also der oben von mir erbrachte Nachweis der völligen Verschmelzung der Eier von Anguillula rigida mit je einem Spermatozoon und der Vereinigung des Spermatozoon von Cucullamis mit dem Dotter, nicht ganz ungeeignet sein, den immer noch von mancher Seite bezweifelten Vorgang der Befruchtung zu klären. Mit dem Nachweis des Eindringens der Spermatozoen in die den Dotter umgebende Ei- flüssigkeit, der ja fast durch das ganze Thierreich hindurch geführt ist, ist ja noch keines- wegs die Frage nach der wirklichen Vereinigung der Spermatozoen mit der Eizelle entschieden, und wenn sich die, bei Anguillula und Ciiciillanus gefundne Thatsache: dass die Vereinigung mit einem einzigen Spermatozoon die Regel ist, noch weiter verbreitet finden sollte, so würde dieser Umstand die Schwierigkeit der Beobachtung dieser Verschmelzung bei Eiern von einiger Grösse hinreichend erläutern. Es fragt sich nun, welche Deutung ich den Beobachtungen über das Verschwinden des Keimbläschens bei den Eiern der untersuchten kleinen, freilebenden Nematoden geben muss. Die Untersuchungsobjecte sind sehr klein, was seine Vortheile, aber auch seine Nachtheile mit sich führt. Das Aussehen des aus dem Dotter an der Stelle, wo der helle, durch Veränderung des Keimbläschens hervorgegangene Fleck an dessen Oberfläche tritt, hervorgeschobnen Kürper- chens veranlasste mich in meiner vorläufigen Mittheilung (15) in ihm den Keimfleck zu vermuthen. Seine Kleinheit macht hier eine nähere Erkenntniss seines Baues im Moment des Aus- stossens unmöglich, ebensowenig Hess sich die etwa in dem Keimbläschen beim Undeutlich- werden seiner Ränder vor sich gehende Umwandlung erfassen. Nach den Erfahrungen, die wir jedoch bei Nephelis und Cucullamis machten, dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass wir in dem, von mir oben als Keimbläscheufleck bezeichneten Umwandlungsproduct des Keim- bläschens, dasselbe Gebilde vor uns haben, welches wir in dem spindelförmig modificirten Eikern des Nephelis-Eies fanden, zusammen mit den beiden Centralhöfen der sich um dessen Enden findenden Strahlungen, welche sich auch hier bei genaueren Beobachtungen wohl noch auffinden lassen werden. Tritt nun der Keimbläschenfleck in die Oberfläche des Eies ein, so wird das in ihm Hegende, metamorphosirte Keimbläschen als Richtungsbläschen eliminirt, die *) Es wird aus meiner ganzen Darstellung schon ersichtlich sein, dass ich mit M unk, Cl aparede and Leuckart an den von mir heobachteten unbefruchteten Eiern keine Dotterhaut und daher auch keine Mikropyle finde. — 26 — hellen Centralhöfe dagegen persistiren noch einige Zeit an der Dotteroberfläclie , indem sie zu der irrigen Ansicht, als bleibe das Keimbläschen selbst erhalten und es trete nur ein Körper aus ihm und dem Dotter hinaus, Veranlassung gaben. Bei dieser Deutung, die ich für die einzig mögliche halte, wodurch meine säramthchen Beobachtungen über die Ausstossung des Keimbläschens bei Würmern und Schnecken in Einklang gebracht werden, darf uns die be- trächtliche lleduction , welche das Volumen des Keimbläschens bei der Metamorphose zum Richtungskörper erfährt, nicht stören. Wir finden das Gleiche bei allen bisher untersuchten Eiern und werden uns späterhin, namentlich bei den Infusorien, überzeugen, dass Voluraens- änderungen der Kerne in dem grössten Masstab und der verschiedensten Richtung statt- finden können. Auf einen Vergleich der von mir gemachten Beobachtungen über die ersten Entwicklungs- processe in den Eiern der Nematoden mit den Auerbach 'sehen Befunden werde ich bei Gelegen- heit einer allgemeinen Besprechung der von mir und Anderen erhaltenen Resultate zurückkommen. D. Die Vorgänge bei Gastropoden (Linmaena miricularis Drp. und Siiccinea Pfeifferi Rssnislr.) Taf. IV. Die Eier der genannten beiden Schnecken untersuchte ich zuerst nach den wiederholten Beobachtungen der kleinen freilebenden Nematoden.*) Da mir damals die Kernmetamorphose noch nicht bekannt war und es mir auch bei diesen Objecten nur theilweise gelang, derselben an- sichtig zu werden, so sind diese Beobachtungen hinsichtlich des Theilungsprocesses der Furchungs- kerne und einiger anderer Punkte etwas mangelhaft geblieben. An der Hand der Beobachtungen bei Nephelis und CucuUanus wird es jedoch gelingen, für die gesehenen Bilder die richtigen Deutungen zu finden und dadurch die nahezu völlige Uebereinstimmung der Vorgänge mit den früher geschilderten festzustellen. Untersucht man die Eier von Limnaeus und Siiccinea gleich nachdem sie gelegt wurden, so findet man, dass der Dotter auch hier wie bei Nephelis nicht ganz sphärisch ist, sondern in einem Durchmesser abgeplattet erscheint (Fig. 1). Der eine der auf diese Weise bestimmten Dotterpole zeichnet sich fernerhin noch dadurch aus, dass er spitzer emporgewölbt ist und voii hellem, kornerfreiem Protoplasma gebildet wird. In der kürzeren Axe des Dotters trifft mau nun, einmal etwa in dem Centrum desselben, dann ferner, etwa in der Mitte zwischen diesem *) Die Untersuchung der Schneckeneier, sowie der von Nephelis wurde nach 1— 2stündigem Verweilen derselben in y^/o Essigsäure vorgenommen. - 27 — und dem hellen Pol, je ein Strahlungssystem mit centralen Hof. Ferner sah ich, dass sich von einem zu dem andern Hof feine Fasern hinzogen. Vergleicht man nun dieses Stadium (Fig. 1) mit dem früher geschilderten ersten Stadium von Nephelis (Taf. I. Fig. 1), so wird die völlige Uebereinstimmung derselben hinreichend klar werden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass auch hier zwischen den Centralhöfen der beiden Slrahlungssysteme sich der .spindelförmig metamorphosirte und gestreifte Eikern befindet, dessen Streifung ich gesehen hatte, ohne dass mir die Bedeutung derselben völlig klar geworden war. Dass sich dies nun so verhält, folgt auch aus den ferneren Fortschritten. Auch hier rücken die beiden Strahlensysteme, sammt der zwischen ihnen sich hinziehenden Streifung, dem vorgewölbten Pole des Dotters näher, bis schliesslich das demselben nähere in die Oberfläche des Dotters an diesem Pole selbst hinein- rückt (Fig. 2). Bald hierauf beginnt denn auch ein Richtungsbläschen zwischen dieser polaren Strahlung wie bei Nephelis hervorzutreten (Fig. 3, 4 u. 5). Man bemerkt an ihm nun fol- gende, uns schon von anderwärts her bekannte Structur. — Innerhalb des, mittels eines Stiel- chens gewöhnlich scheinbar der Dotteroberfläche aufsitzenden Bläschens liegt eine Scheibe dunkler, glänzender Körner, die sich gewöhnlich, da man meist auf ihren Rand sieht, als eine Körnerlinie darstellt. Von diesen Körnern entspringen zarte Fasern, welche sich durch das Stielchen hindurch ein Stück weit in den Dotter hinein verfolgen lassen und bei günstigen Objecten gelingt es, dieselben bis zu einer zweiten, im Dotter noch eingeschlossenen Körner- scheibe zu verfolgen. Mehrfach sah ich jedoch deutlich auch das Stielchen des schon hervorgeschobenen Richtungsbläschens selbst, sich noch in den Dotter hinein fortsetzen und um die innere Körnerscheibe ein ähnliches Bläschen formiren, wie das schon ausgestossene. Es Hess sich also das noch auszustossende zweite Richtungsbläschen mit hinreichender Sicherheit innerhalb des Dotters constatiren. Um dieses noch innerhalb des Dotters befindliche Richtungsbläschen bemerkt man auch noch mit Deutlichkeit die radiäre Strahlung, doch muss ich gestehen, dass ich in Bezug auf das Verbleiben der beiden ursprünglichen Strahlungssysteme bei diesen Eiern nicht gänzlich ins Klare kam, weil ich die sich hier abspielenden Vorgänge noch nicht völHg begriff. Mehr- fach beobachtete ich zu einer Zeit, da das erste Richtungsbläschen schon ausgestossen war, noch ein zweites Strahlungssystem im Centrum des Dotters (Fig. 4), ohne mir jedoch darüber völlig Rechenschaft geben zu können, ob dies wie bei Nephelis ein neugebildetes oder ob es eines der beiden früheren Systeme sei, was mir sehr unwahrscheinlich dünkt. An dem Dotterpol, der das Richtungsbläschen hat austreten lassen, zeigte sich, wie bemerkt, auch in früherer Zeit schon eine Ansammlung hellen, körnerfreien Protoplasmas, jetzt, - 28 — nach dem Austritt des ersten Richtungsbläschens, sehe ich mit vieler Deuthchkeit und bei fast sämmtlichen Eiern, die ich in dieser Hinsicht untersuchte, in diesen Pol eine hellere und sehr feinkörnige Protoplasmamasse eingesenkt, welche sich mit einer scharfen, aber sehr schwach markirten Grenze gegen den übrigen Dotter absetzte. Auf die Constatirung dieses Verhältnisses habe ich sehr viele Mühe verwandt, da ich, wie schon erwähnt, ursprüngUch an dem Gedanken festhielt, dass die Richtungsbläschen den Keirafleck repräsentirten und in dieser hellen Masse die Reste des an die. Oberfläche getretenen Keimbläschens vermuthete. Hierauf gründete sich denn auch die in der vorläufigen Mittheilung (15) ausgesprochene Ansicht, dass sich ein Rest des Keimbläschens in erkennbarer Form erhalte. Manchmal sah ich die schon erwähnte Strah- lung um das noch im Dotter eingeschlossene zweite Richtungsbläschen an der Grenze dieses hellen Protoplasmas endigen (Fig. 3, 5, 17). — Ein weiteres Stadium (Fig. 6) zeigt uns nun auch das zweite Richtungsbläschen aus dem Dotter hinausgeschoben, wo es in einer Einsenkung der Dotteroberfläche sitzen bleibt. Dicht unterhalb dieser Stelle zeigen sich jedoch nun bei Limnaeus eine ganze Anzahl, bis zu 9 und vielleicht manchmal noch mehr neu gebildeter, kleiner Kernchen, dicht zusammenliegend Jedes derselben besitzt eine deutliche, dunkle Hülle, einen hellen, jedenfalls flüssigen Inhalt und innerlich einige wenige, dunkle Körperchen oder Kreischen mit hellerer Mitte. Diese Körper- cheu hängen jedenfalls der Hülle dicht an. Ausserdem bemerkt man noch ein eigenthümliches Verhalten der Richtungskörperchen ; dieselben zeigen häufig noch sehr deutlich die schon er- wähnte Structur, nämlich die beiden Körnerscheiben, samnit den sie verbindenden Fasern und dann sieht man , dass sich von dem dem Dotter aufsitzenden Bläschen einige feine Fasern in den Dotter hinein, zwischen die dort hegenden, neugebildeten Kernchen begeben (Fig. 6 u. 8). Eine Erklärung letzterer sehr eigenthümlichen Einrichtung vermag ich nicht zu geben. Mit der Bildung der Kernchen steht nun gewiss unzweifelhaft das an ihrer Stelle befind- liche helle Protoplasma in Verbindung, in welcher Weise jedoch, dies lässt sich vorerst nicht näher angeben. Weitere Stadien zeigen nun ein successives Verschmelzen der Kernchen mit einander, so dass man später an ihrer Stelle grössere Kerne in einer geringeren Anzahl trifft, welche jedoch ganz genau den Bau der früheren kleinen Kerne wiederholen, mit dei; Ausnahme , dass je grösser die Kernchen werden, desto grösser auch die Zahl der in ihnen sich findenden, dunklen Körperchen ist. Schliesslich finden sich nur zwei grosse Kerne, die endUch auch zu einem grossen Kern mit einander verschmelzen, an welchem man häufig die Spuren des Hervorgehens aus zweien noch zu sehen Gelegenheit hat. — 29 — Bei Succinea Pfeifferi scheint sicli der Vorgang der Kernneubildung etwas anders zu ver- halten ; auch hier findet sich unterhalb des ausgestossenen Richtungsbläschens die helle proto- plasmatische Masse, in der ich auch im lebenden Ei zwei neue Kerne dicht neben einander aus kleinen Anfängen hervorwachsen sah. Andrerseits traf ich jedoch bei diesem Object auch auf Zustände, wo die beiden Kerne in weiter Entfernung von einander lagen (Fig. 15). Ob nun in solchen Fällen auch die Neubildung derselben an so weit von einander getrennten Stellen begann, wie ja an und für sich nicht unwahrscheinlich ist, oder ob sie nachträglich nur ver- schoben wurden, scheint mir fraglich. Uebrigens haben die Kerne hier ganz denselben Bau wie bei Limnaeus, doch beobachtete ich mehrfach, dass die Inhaltskörperchen sich im Centrum der Kerne zu' einem Haufen zusammengedrängt hatten. Schliesslich erfolgt denn auch bei Succinea die Vereinigung zu einem Kern, wie für Linmaeiis schon ausführlicher beschrieben wurde. Die Theilung des so entstandenen Kernes der Furchungskugel erster Generation und damit auch die Theilung des Dotters, hebt nun in der Weise an, dass an zwei, sich diametral gegenüberliegenden Stellen des Kernes, welche die Axe der späteren Theilung bezeichnen, zwei ursprünglich noch kleine Strahlungssysteme in dem anfänglich noch sphärischen Dotter ent- stehen (Fig. 10). Jedes Strahlungssystem hat wiederum in seinem Centrum den bekannten hellen und homogenen Hof. Ein folgendes Stadium Fig. 11 zeigt uns nun auch den Kern schon sehr wesentlich verändert; er ist gänzlich streifig-faserig geworden und zwar laufen die Fasern in dem schon etwas spindelförmig gestalteten Kern in der bekannten Weise von dem einen Ende der Spindel zu dem andern. Anfänglich bemerkt man zwischen den Streifen des Kernes noch deut- lich die dunklen Binnenkörperchen desselben (Fig. 11), bald jedoch verschwinden dieselben völlig (Fig. 12) und der Kern stellt nun eine längsgestreifte, zwischen den beiden Strahlen- systemen liegende Spindel dar. — Auf einem Stadium (Fig. 13), wo die Furchung senkrecht zu der Kernspindel unterhalb des Richtungsbläschens schon begonnen hatte, fand ich au der Kernspindel auch deuthch die äquatoriale Kernplatte, vou schwachen dunkleren Verdickungen der Mitten der Spindelfasern gebildet. Die Kernspindel wird übrigens im weiteren Verlauf der Theilung sehr schwer sicht- bar, obgleich ich nicht zweifle, dass sich jetzt, nachdem diese Vorgänge bei andern Objecten ganz sicher gestellt sind, auch hier bei erneuter Untersuchung dasselbe Verhalten mit Sicher- heit ergeben wird. Ich habe das Auseinanderrücken der beiden Kernplattenhälften hier nicht beobachtet und wende mich daher gleich zu einem Zustand, wo sich schon die ersten Anfänge der Kerne der — 30 — Furchungskugeln zweiter Generation finden, die sich ohne Zweifel auch hier durch Differenzirung der in die Enden der Kernspindei gerückten Hälften der Kernplatten bilden. Hier sieht man nämlich mit grosser Deutlichkeit, dass die die beiden Tochterkerue ver- bindenden Fasern in der Mitte zwischen beiden zum Theil wieder zu dunkel - glänzenden; ver- dickten Partien angeschwollen sind, eine Eigenthümlichkeit, der wir in geringerem Maasse schon bei Nephelis begegneten und in welcher wir die Strasbu rger 'sehe Zellplatte wiederfinden müssen (Fig. 14 u. 19). Ich kenne bis jetzt unter den thierischen Objecten keines, welches diese Zellplatte so deutlich ausgeprägt zeigte, wie die beiden Schnecken. Gehen wir einen Schritt weiter, so finden wir die Tochterkerne schon mehr angewachsen, jedoch durch die Kern- fasern noch in deutlicher Verbindung (Fig. 20), obgleich die Durchfurchung des Dotters schon völlig vollzogen zu sein scheint. Was aus der sogenannten Zellplatte geworden ist, Hess sich nicht ermitteln, von ihr ist nichts mehr zu sehen. In ihrem Bau stimmen die Kerne der Furchungskugeln zweiter Generation völlig mit denen der ersten überein. Wenn, wie sich aus der voranstehenden Beschreibung ergibt, meine Untersuchungen der Vorgänge im Schneckenei, als die anfänglichen, auch nicht den Grad von Vollständigkeit und Sicherheit besitzen wie die späteren, so glaube ich doch, dass sich aus ihnen zweifellos die wesentlichste üebereinstimmung der Vorgänge der Ausstossuug des Eikerns und der Kern- theilung mit denen der früher beschriebnen Objecto ergeben. Es war daher auch gewiss nicht ungerechtfertigt, wenn ich zur Ergänzung der Lücken auf die Beobachtungen an anderen Objecten zurückgrifT. Eine ganz vorzügliche Arbeit über den Furchungsprocess von Limnaeus verdanken wir Warneck (110), auf welche ich leider erst aufmerksam wurde, als meine Untersuchungen schon beendigt waren. Fol hat (35; p. 26) die Beobachtungen dieses Forschers auch schon gebührend gewürdigt, jedoch meiner Ansicht nach zum Theil nicht richtig aufgefasst. War neck hat noch frühere Entwicklungsstufen der Eier von Limnaeus und Limax beobachtet als ich; da fand sich im Centrum des Dotters ein ansehnlicher heller Fleck an Stelle des Keimbläschens, der jedoch keine Hülle besass, überhaupt auch in continuirlichem Zusammenhang mit der um- gebenden Dottermasse stand. Dieser Fleck nun theilt sich in der Richtung des einen Dotter- durchmessers zu zweien, »es zeigt sich hier ein Furchungs- oder Theilungsprocess« (1. c. p. 117). Hierauf zieht sich der Fleck mit seinem Inhalt nach der Dotteroberfläche hin und erscheint dann dieser ein- oder angelagert in Gestalt eines mit seiner Spitze nach dem Dottercentrum schauenden Kegels. Es ist unrichtig referirt, wenn Fol angibt (1. e. p. 25): die eine Hälfte - 31 — des Flecks werde nach der Dotteroberfläche geschoben und trete als Richtungsbläschen aus, die andere dagegen bleibe im Centrum des Dotters. Wir sehen also, dass Warneck das ver- änderte in der Metamorphose begriffene Keimbläschen als hellen Fleck sah, dass er von ihm selbst nichts bemerkte, kann uns nicht erstaunen, wenn wir berücksichtigen, dass er auch bei jeder Theilung die Furchungskerne in eben solche helle Flecke tibergeben lässt, also auch hier die Metamorphose des Kernes als einen Art Lösungsprocess desselben, wie später Auerbach auffasste. In dem erwähnten hellen Fleck fand nun Warneck aber, nachdem derselbe, wie geschildert, an die Obeifläche des Eies gerückt war, zwei kugelförmige, zusammenhängende Körper (vergl. Taf. II. Fig. 6a), so dass es mir sehr wahrscheinlich dünkt, dass es diesem trefflichen Beobachter gelang, das metaraorphosirte Keimbläschen kurz vor seinem Austritte zu isoUren. Warn eck betrachtet die erwähnten Körper als die durch eine Art Verdichtung neu ent- standenen Kerne. Erst nachdem diese Körper in dem hellen Fleck sich gezeigt haben, tritt über dem Fleck an der Oberfläche des Dotters sehr helle Masse auf, die im optischen Durch- schnitt eine Art sichelförmigen Streifens an der Oberfläche des Dotters bildet, und aus diese r Masse lässt W a r n e c k die Richtungsbläschen (zuweilen 3) sich formiren, nicht jedoch durch Austritt einer Hälfte des hellen Flecks. Er spricht sich daher auch sehr entschieden dagegen aus: dass diese Bläschen »als Veskula l'iirhinji oder als Ueberbleibsel derselben zu betrachten seien«. Der helle Fleck jedoch wird nach ihm wieder ganz zu dem Kern der ersten Furchungs- kugel und zwar sah er bei Limax sehr deutlich zwei Kerne entstehen (p. 125, Taf. IV. Figg. 10' und 10"), die, wenn der Dotter sich zur Theilung anschickt und die Kerne undeutlich werden, indem sie ihre Hülle verlieren, zu einem gemeinsamen hellen Fleck sich vereinigen. Die Theilung der Kerne der Furchungskugeln ist jedenfalls so genau geschildert, als dies sich am lebenden Ei und mit schwächeren Vergrösserungen erreichen liess. Zunächst schwindet die Hülle, der Kern nimmt an Grösse ab und wird zu einem hellen Fleck ; darauf streckt derselbe sich in die Länge und zerfällt schliesslich in zwei Theile; bei Limax hingegen auch in 3 (!), von welchen der mittlere in der Theilungsfurche der Dotterkugel bleibt, die äusseren hingegen in die Dotterkugeln selbst rücken (Taf. IV. Fig. 29 a). Durch Verdichtung in diesen hellen Fecken entstehen alsdann die eigenthchen Kerne, die zuerst sehr klein auftreten und allmälig, wahrscheinlich auf Kosten des hellen Flecks, heranwachsen. Ich habe kaum nöthig besonders hervorzuheben, wie sehr diese wichtigen Untersuchungen von War neck in vielen Punicten mit den meinigen übereinstimmen, obgleich ich hinsichtlich der Frage nach den Richtungsbläschen sehr von ihm abweiche ; aber gerade in seinen Be- obachtungen finde ich neue Belege für die von mir oben vorgetragenen Anschauungen. — 32 - Eine sehr eingehende Schilderung der Richtungsbläschenbildung bei Limnaeus hat nach Untersuchungen am lebenden Ei Robin gegeben (19). Er glaubt jedoch bei den Gastropoden zwei, ihrer Natur nach ganz verschiedene Bläschen zu finden. Nach Bildung des ersten Bläs- chens — das selbst wieder in zwei Abschnitten sich bilden soll und zwar, wie die Richtungs- bläschen (globules polaires) nach R o b i n überhaupt, durch Sprossung von der Oberfläche des Dotters — entsteht das zweite, welches ganz andrer Natur sein soll, da es wirklich aus dem Dotter hervorgeschoben werde, was man daran erkenne, dass es bei seinem Hervortreten die den Dotter überziehende, zarte Membran abhebe. Letzterwähnte Beobachtung muss ich bestätigen ; man sieht wirklich wie das zweite Richtungsbläschen eine zarte Membran auf eine kurze Strecke von der Dotteroberfläche abgehoben hat. Ich glaube mich jedoch mehrfach über- zeugt zu haben, dass dies auch für das zuerst ausgetretene Richtungsbläschen der Fall ist, welchem nur diese zarte Membran gewöhnhch dicht aufliegt (Fig. 4 u. 7). Was aber diese Membran selbst anlangt, so kann ich in ihr nichts weiter sehen, als eine verdichtete Hautschicht des Dotters, die das austretende Keimbläschen nicht zu durchbohren vermag, sondern in die Höhe stülpt. Ganz dieselbe Erscheinung zeigt sich nach Jhering's (109) Untersuchungen bei Helix. Seine Abbildungen (Taf. XVH. Figg. 2 u. 5) beweisen, obgleich er es nicht ausdrücklich bemerkt, dass nur das zweite Richtungsbläschen wie bei Limnaeus die Membran deutlich in die Höhe stülpt., Jheriug erklärt diese Membran für eine sehr feine Dotterhaut, ich glaube jedoch, dass es sich auch hier nur um eine stark verdichtete Hautschicht handelt. Vielleicht findet sich bei Modiolaria {Crenella) etwas Aehnliches, da Lov6n (1. c.) auch von einem conischen Fort- satz der Dottei'hülle spricht, in welchem der ausgetriebene Richtungskürper eingebettet sein soll. In Bezug auf die Kernneubildung in der ersten Furchungskugel von Limnaeus ist jedoch Robin (21) vöHig im Irrthum, denn bei dieser und einer Reihe andrer Schneckengattungen sollen nach ihm die ersten Kerne zuerst in den 4 kleinen Furchungskugeln erscheinen, die diesen vorhergehenden jedoch kernlos sein. In demselben Jahr, in welchem die Robin'scheu Arbeiten erschienen, publicirte auch Lereboullet eine sehr ausgedehnte Abhandlung (23) über die Entwicklung von Limnaeus stagnalis, worin er sich sehr eingehend über die ersten Entwicklungsvorgänge ausspricht und auch ohne Zweifel mancherlei über die Kernbildung etc. beobachtet hat, ohne jedoch den Faden zu finden, welcher die verschiedenen, von ihm gesehenen Bilder zu einem richtigen Ganzen vereinigt hätte. Es ist sehr schwer die Anschauungen Lerebou 11 et's in Kürze wieder- zugeben, ich erlaube mir daher eine Anzahl Punkte seines eigenen Rösume's (I.e. p. 111 u. f.) wörtlich hier folgen zu lassen. — 33 — 5. Le germe ou vitellus, au raoment de la ponte, ne possede pas de membrane vitelline. 6. II se compose alors d'elements granuleux (granules plastiques) et de deux vesicules (vesicules cyto- blastiques) plus ou moins remplies de granules fins et päles. 7. Les vesicules cytoblastiques grossisent peu ä peu et leurs granules se multiplient, puis ces vesicules disparaissent. 8. La disparition des vesicules cytoblastiques s'accompagne de l'apparition de ve'sicules particulieres (vesiculfS plastiques) qui deviennent tris nombreuses et se nielent aux granules dans toute la masse du vitellus. 9. Bientöt apr§s la production des vesicules plastiques, on trouve dans le germe quatre vesicules cyto- blastiques. 10. Celles-ci disparaissent comnie les prdc6dentes, au beut de peu de temps. 11. La segmentation en deux commence quatre heuros environ apres la ponte. 12. Elle est precddee de l'apparition en dehors du germe de l'uue ou deux vesicules hyalines qui provien- nent du germe lui-meme. 13. Des que la ligue de division est (Stabile, les deux hemispheres se separent et s'arrondissent en chevauchant Tun sur l'autre. 14. C'hacun des deux sph^res produites renferme an vesicule cytoblastique et des granules; il n'y a pas de vesicules plastiques. 18. Pendant leur rapprocbement les spheres s'ajilatissent par leurs surfaces en contact. 19. Les vesicules plastiques reparaissent pendant la duree de cette Periode de concentration. 20. Une demi-heure apres leur reuuion les spheres se separent de nouveau. 21. Les vesicules cytoblastiques deviennent alors plus grosses, plus rapprochees de la surface et, des lors, beaucoup plus appareutes. 22. Deux autres cytoblastes apparaissent ä c6t§ des prec^dentes. Ces cytoblastes deviennent de plus en plus gros, et leurs Clements granuleux se multiplient. 23. La presence de deux vesicules cytoblastiques et de nombreux vesicules plastiques dans chacune des deux spheres annonce la procbaine division du germe en quatre. 26. Les cytoblastes nouveaux jiaraissent se former au centre du germe par division d'un cytoblaste primitif. Ces nouvelles vesicules cytoblastiques se meleut ä la substance du germe pendant la periode de con- centration de ses sphferes. Die Bedeutung der beiden vesicules cytoblastiques (6 u. 7) oder centrales (p. 90), wie er sie auch nennt, die sich in dem frisch gelegten Dotter finden sollen, ist mir nicht klar, vielleicht sind sie doch das metamorphosirte Keimbläschen. Dagegen sind die 4 vesicules cytoblastiques (9), die sich bald nach dem Verschwinden der beiden erstgenannten entwickeln sollen, jedenfalls die sich neubildenden Kerne gewesen, deren spätere Vereinigung zu einem Kern nicht beobachtet wurde. Die Beobachtungen über die Zeit des Erscheinens der Richtungsbläschen, die als Eiweisstropfen bezeichnet werden (p. 92) oder auch schon iin Dotter präexistirende Bläschen sein sollen, scheinen sehr unzureichend zu sein. Von dem eigentlichen Verhalten des Kernes während der Theilung wurde nichts beobachtet. Welche Bewandtniss es mit den sogenannten vesicules plastiques hat, die wahrscheinlich aus den Cy toblasten hervorgehen sollen, vermag ich nicht anzugeben. Die .Ansicht, dass die durch Theilung entstaudnen Furchungskugeln sich später wieder völlig vereinigen sollen, brauche 5 — 34 — ich nicht besonders zu widerlegen. Bevor die Theilung der ersten Furch ungskugel stattfindet, soll die Trennungsebene sich schon als helle, durchschimmernde Linie markiren (Taf. 11. Fig. 6). Ich habe leider nur sehr wenig Beobachtungen an frischen Eiern angestellt, möchte aber dies Verhalten dennoch bezweifeln. . . ^ ' Wodurch Lereboullet zu der Ansicht veranlasst wurde, dass neben dem Kern der Furchungs- kugeln zweiter Generation sich später noch ein zweiter bilde, bleibt mir unklar. Nach den auf dieses oder spätere Stadien sich beziehenden Abbildungen zu urtheilen, scheint es mir das Wahrschein- lichste, dass er die hellen Centralhöfe an den Enden der spindelförmig modificirten Kerne für Cytoblasten genommen hat, wie dies ja auch von andern Beobachtern mehrfach geschehen ist. Aus den Beobachtungen Lereboullet's, sowie aus denen Warn eck' s, geht hervor, dass auch bei Limnaeus die Kerne mit einfachem Nucleolus erst in verbal tnissmässig späten Zeiten des Entwicklungslebens auftreten*). E. Yorgänge bei einigen Räderthieren. Taf. Xm. Fig. 14-17. Wegen der Schwierigkeit, welche die HerbeischafFung geeigneten Materials bot, konnte ich bis jetzt nur wenige Räderthiere in den Kreis meiner Untersuchungen ziehen ; dennoch ge- nügten die wenigen Beobachtungen um zu constatiren, dass auch hier die Processe der Kern- theilung und der Furchung ganz in derselben Weise vprlaufen, wie bei den seither beschrie- benen Eiern. Zur Untersuchung lagen mir vor die Sommereier von Notommata {Asplanchna) SiehoMii, einiger Brachionus-krten und einer Triarthra (wahrscheinlich Tr. x>latyptera Ehrbg.). An den Eiern aller dieser Thiere lässt sich constatiren, dass, wie auch schon früher be- kannt, das Keimbläschen des reifen Eies den früher so grossen Keimfleck fast völlig verloren hat. Gleichzeitig ist das gesammte Keimbläschen viel kleiner geworden, als die Eikerne des Ovars, ja, das Volumen des früheren Keimflecks übertrifft z. B. bei Triarthra das des Keim- *) Die beiden neuesten Beobachter der Embryologie von Limnaeus, Ray-Laukester (vergl. »Obser- vations on the Development of the Pondsnail etc.« in Quarterl. journ. of microscop. science. n. s. T. XIV p. 365) und C. Rabl (»die Outogenie der Süsswasserpulmonaten« in Jenaischp Zeitschrift f. Medicin u. Natur- Tfissenschaft. Bd. IX, p. 19öJ, haben den ersten Entwicklungsvorgängen keine besondere Aufmerksamkeit ge- schenkt. Ich erwähne hier nur die sehr eigenthümliche Ansicht Rabl's, der die Richtungsbläschen, als »durch Anpassung an die ungleiche Dot terfurchung erworbne Schutzorgane des Embryo,« auffassen zu dürfen glaubt. Man sieht, was die Anpassung mit gutem Willen nicht alles zu leisten im Stande ist. Ich kann um so mehr von einer eingehenderen Würdigung der Rabl 'sehen Meinung abstehen, als dessen wirkliche Beobachtungen hinsichtlich der Richtungsbläschen sehr oberflächlich sind. — 35 — bläschens wohl um das Doppelte. Im lebenden Zustand ist das Keimbläschen ganz hell und homogen, nach dem Absterben jedoch oder nach Behandlung mit 1 "o Essigsäure treten darin einige dunkle Granulationen auf. Noch vor der Ablage des Eies, oder bei Notommata vor der weiteren Entwicklung, ver- schwindet das Keimbläschen, ohne dass es mir jedoch bis jetzt geglückt wäre bei einem der Eier diesen Vorgang direct zu beobachten. Es blieb jedoch auch jede Bemühung ein Richtungs- körpei'chen ausfindig zu machen vergeblich, wie es denn bis jetzt auch noch keinem Beobachter gelungen ist ein solches in den Eiern der Räderthiere zu sehen. Dass auch das Keimbläschen der reifen Eier der Räderthiere verschwinde und nicht, wie Leydig (25) glaubte, direct in die beiden Kerne der ersten Furchungskugel übergehe, hat neuerdings Plemming für Lacinularia socialis wieder gezeigt (27), eine Beobachtung, welche jedoch von Huxley, dem englischen Monographisten dieses Thiers, schon 1852 gemacht wurde (26). Bei Triarthra sah ich nach der Ablage des Eies die Neubildung eines Kernes in der kürzesten Zeit eintreten; es bildete sich nur ein excentrisch gelegener Kern, der zuerst als eine sehr kleine, helle Stelle erschien, rasch zu einem scharf begränzten, sehr hellen Bläschen heranwuchs, sodann plötzlich undeutlich wurde, worauf die Theilung begann. Es bildet sich also auch hier vor der ersten Theilung ein völlig deutlicher Kern, während Flemming bei Lacimilariu nur eine matte helle Stelle im Centrum des Dotters gesehen haben will. Bei Brachionus und Notommata liess sich nun die Metamorphose des Kerns zu der Kern- spindel sicher stellen und es ist von Interesse, dass ich bei Brachionus die Entstehung der Kernspindel aus dem Kern ganz in derselben Weise beobachtet habe wie bei Nephelis. An dem scharf begränzten, völlig hellen und runden Kern grosser Furchungskugeln von Brachionus sieht man nämlich, wenn die Theilung vor sich gehen soll, plötzlich an zwei sich gegenüberliegenden Stellen die Strahlensysteme im Dotter auftreten (Fig. 14) und nun bildet sich an jeder dieser Stellen eine concav nach dem Innern des Kernes einspringende Fläche. Diese Flächen rücken mehr und mehr auf einander zu, der sichtbare Kernrest wird also immer kleiner, bis sie schliesslich zusammentreffen und der Kern in dieser Weise scheinbar ganz ver-. schwunden ist. Behandelt man jedoch, wenn diese scheinbare Zerstörung des Kernes sich noch nicht vollendet hat, das Ei mit Essigsäure, so bemerkt man, dass dieser Vorgang eben nur die von den beiden entgegenstehenden Stellen ausgehende Kernmetamorphose darstellt; die beiden Enden sind wie bei NepMis schon völlig spindelförmig faserig modificirt und lassen sich im lebenden Zustand des Eies vom umgebenden Protoplasma nicht unterscheiden; je mehr diese — 36 — Umformung fortschreitet, desto mehr schwindet der scheinbare Kernrest, bis schliesslich der gesammte Kern in die Spindel übergeführt ist, von welcher sich bei Brachionus im lebenden Ei kaum etwas wahrnehmen lässt. Der Kern ist daher scheinbar verschwunden und dieses Verschwinden sieht zu gleicher Zeit einer von den genannten Punkten ausgehenden Auflösung sehr ähnlich. Die ausgebildete Kernspindel lässt bei JBrachionus wieder ganz den schon ge- schilderten Bau erkenueu, sie besitzt eine deutliche, aus dunklen Körnern gebildete Kern- platte (Fig. 15). Die Theilung der Keraplatte und das Auseinanderrücken ihrer Hälften in die Enden der Spindel liess sich bei Notommata (Fig 16) feststellen. Bei Brachionus und Notommata bildet sich nur je ein neuer Kern in jeder Furchungskugel (Fig. 17). Die Abbildung Taf. III. Fig. 2 bei F lern min g (27) macht es mir sehr wahrscheinlich, dass sich auch die gogenannte Zell- platte bei unseren Thieren finden wird, wenigstens lässt sich die in der Mitte zwischen den beiden neugebildeten Kernen befindliche, mit Karmin stark färbbare Partie wohl in dieser Weise deuten. In dieser Abbildung sind die jungen Kerne in die Centra der Centralhöfe der Strahlung gezeichnet, dies habe' ich auch bei den Käderthieren nie gesehen, auch hier, wie bei Nephelis und den Nematoden, liegen die sich bildenden Kerne an dem dem Dottercentrum zugewendeten Rande der Centralhöfe. F. Torgänge im Pseudovura der Apliiden. Taf. 15. Fig. 1-3. Aus gewissen Gründen, auf die ich späterhin noch zu sprechen kommen werde, wendete ich mich auch zur Untersuchung der ersten Entwicklungserscbeinungen der Aphiden*). Mez- nikoff (28; p. 438) glaubte gefunden zu haben, dass der ursprüngliche Kern des Pseudovums durch einfache Theilung den Kernen des sich entwickelnden Blastoderms den Ursprung gäbe. Er hat übrigens selbst keinen Theilungszustand gesehen, sondern schliesst aus der allmähgen Vermehrung der Kerne und daraus, dass die beiden ersten Kerne zuweilen dicht bei einander hegen, auf ihre Entstehung durch Theilung. Zunächst muss ich Meznikoff bestätigend erwähnen, dass auch bei diesen Objecten die ursprünglich grossen Keimflecke der Zellen des Keimfaches (Fig. 1) bei der Umbildung zu dem Pseudovura verschwinden. Behandelt man mit Essigsäure, so zeigen sich jedoch innerhalb der dunkelglänzenden Hülle des Kernes des Pseudovums immer noch eine Anzahl starkglänzender *) Äphis rosae u. hederae. - — 37 — Granulationen. Es findet also hier ganz die gleiche Veränderung innerhalb des Keimbläschens statt, wie bei den Rotatorien und wahrscheinlich noch vielen anderen Thieren. Nach der Bildung des körnigen Binnendotters und nachdem das Keimbläschen eine sehr excentrische Lage eingenommen hat, trifft man jedoch immer auf Pseudova, die keine Spur eines Kernes mehr erkennen lassen, und es unterliegt keiner Frage, dass derselbe auch hier verschwindet. Es fragt sich nun aber: wird er ausgestossen, aufgelöst oder etwa nur zu einer schwer bemerkbaren Kernspindel metamorphosirt. Von einer Aus- stossung habe ich keine Andeutung gesehen, auch nicht ausserhalb des Pseudovums etwas ent- deckt, was sich einem Richtungskörperchen hätte vergleichen lassen. Das Auffinden einer Kern- spindel ist jedoch der Kleinheit des Objects wegen kaum zu ermöglichen. Ich habe häufig geglaubt in den kernlosen Pseudovas etwas Derartiges vor Augen zu haben, konnte jedoch nicht zu einer sicheren Entscheidung hinsichtlich dieser Frage gelangen. Dagegen glückte es mir den Nachweis zu führen, dass die Blastodermkerne des Pseudovums wirklich durch die Theilung eines einzigen Kernes hervorgehen, für welchen es aber, wie oben bemerkt, fraglich bleiben rauss, ob er mit dem ursprünglichen Keimbläschen identisch sei. Ich fand nämlich einmal ein Pseudovum mit zwei kleinen Kernen, die durch einen sehr deutlichen Strang zarter Fasern noch in Verbindung gehalten wurden (Figg. 1 u. 2). Es geht aus dieser, leider nur einmal, jedoch mit aller Sicherheit gemachten Beobachtung gleichzeitig hervor, dass auch hier der Modus der Kerntheilung der nämUche ist, wie der seither geschilderte und fernerhin noch genauer zu beschrei- bende. Bis zur Bildung der Blastodermzellen bewahren die Kerne alle noch die Beschaffenheit des reifen Keimbläschens; sie enthalten nämlich kein discretes Kernkörperchen , sondern nur einige dunkle Granula im Innern. Mehrfach sah ich ein sehr eigenthümliches Verhalten dieser Körperchen, sie waren nämlich sämmtlich durch einen geschlängelten, blossen Faden mit ein- ander verbunden (Fig. 3). II. Kapitel. Untersuchungen über die Zelltheilung. Nachdem ich mich durch die Untersuchung der ersten Entwicklungsvorgänge in den Eiern von Cucullamis überzeugt hatte, dass hier während der Theilung höchst eigenthümhche, damals noch auf das Kernkörperchen bezogene Bildungen auftreten, war es meine nächste Bemühung, nachzuforschen, ob Derartiges sich auch bei andern Theilungsprozessen finde und ob diese Er- scheinungen nicht etwa ausschliesshch den sich furchenden Eiern, denen man ja von manchen Seiten die Natur echter Zellen absprach, sondern auch unzweifelhaften Zellen zukäme. — 38 — Durch frühere Untersuchungen geleitet, glaubte ich in den Keimzellen der Spermatozoen der Insecten vielleicht günstiges Material zu Beobachtungen über Zelltheilung zu finden und hatte mich hierin auch nicht getäuscht. Als leicht zu beschaffendes Object wählte ich die kleine Schabe {Blatta germanica). Zur Schilderung der hierbei erhaltenen Resultate gehe ich daher zunächst über. A. Theilung der grossen Keimzellen der Spermatozoen von Blatta gernianica. Taf. V. Meine Untersuchungsmethode bestand darin, dass ich die Hoden präparirte und einen oder mehrere der Hodensäckchen entweder in der schon früher von mir empfohlenen Zusatzflüssig- keit (30; p. 402)*), oder in P/o Essigsäure, der zuweilen mit Vortheil einige Promille Koch- salz beigemischt waren, mit feinen Nadeln zerlegte und ihren Inhalt der Untersuchung unter- warf. Im ersten Fall bekommt man Bilder, die dem lebendigen, unveränderten Zustand gewiss fast völlig entsprechen, im zweiten Fall Geriunungsbilder. Zunächst fallen einem nun bei Eröffnung eines HodenfoUikels Protoplasmaklumpen der verschiedensten Grösse und Gestalt auf, die entsprechend ihrer Grösse eine sehr verschiedene Anzahl nahezu gleich grosser Kerne enthalten. Es sind dies wohl die vielkernigen Zellen, welche so vielfach aus den Hoden der verschiedensten Thiere beschrieben worden sind. Früherhin hatte ich (1. c. p. 409) die Bemerkung gemacht, dass ich »Zellen mit mehr als 3 und 4 Kernen für Kunstproducte erklären möchte, da sich das Protoplasma der Keimzellen der Samenfäden durch eine so grosse Empfindlichheit auszeichne.« De Lavalette hat sich hiegegen schon ausgesprochen (31; p. 499), nur hatte ich, wie aus der oben citirten Stelle hervorgeht, nicht sämmtliche mehrkernigen Zellen für Kunstproducte erklärt. Ich muss jedoch jetzt noch weiter gehen und auch so kernreiche Protoplasmapartien wie Fig. 1 für ganz un- veränderte, nichts künstliches bietende Bilder erklären. Die Erklärung derselben giebt sich jedoch ziemlich einfach. Der anfängliche Inhalt jedes der Fächer der Hodensäckchen ist *) 1 Vol. Hühnereiweiss in 8 Vol. Wasser gelöst unter Zusatz von 1 Vol. 5"/o Kochsalzlösung. Lavalette hat sich von der Brauchbarkeit dieser Flüssigkeit überzeugt, die ich überhaupt sehr em- pfehlen kann, als leicht zu beschaffende, indifferente Zusatzflüssigkeit. Dieselbe bietet noch den Vortheil, dass sie sich unter Zusatz einiger Stücke Kampher lange Zeit hält und eigentlich nur dadurch allmälig unbrauch- bar wird, dass das Albumin zum Theil als unlösliche Modification mit der Zeit niederfällt. Meyer hat {Arch. f A. und Phys. 1874,) bei Pyrochoris aptems keine günstigen Resultate bei der Untersuchung des Hodeninhalts mittelst der von mir angegebenen Mischung erzielt. — Doch Eines schickt sich nicht für Alle; ein Vorzug derselben besteht gerade darin, dass sich das Mischungsverhältniss des colloiden und krystalloiden Körpers in derselben leicht ändern lässt. — 39 — ebenso, wie dies für die Keimstätte der Eier so vieler Thiere jetzt nachgewiesen ist (vergl. namentlich E. van Beneden, 13), ein viele Kerne einschliessendes Protoplasma, welches erst allmälig in einzelne Zellen zerfällt, wodurch die Erscheinung sich erklärt, dass man solche Protoplasmapartien in der verschiedensten Grösse und dieser entsprechend mit der verschie- densten Anzahl von Kernen findet. Der Zerfall selbst geht in einer Weise vor sich, die häufig lebhaft an die Rhachisbildung in den Keimstätten der Nematoden erinnert. Man trifft vielfach auf solche Protoplasmamassen . welche durch feine Verbindungsfäden noch in Zusammenhang stehen oder von welchen sich schon eine Anzahl einzelner Zellen abgeschnürt haben, die noch durch feine Stiele mit der gemeinsamen Muttermasse in Verbindung stehen. Auch vielkernige Zellen sieht man häufig durch zarte protoplasmatische Stränge noch im Zusammenhang. Schhesslich zerfällt jedoch die gemeinsame protoplasmatische Masse entsprechend ihrer Kern- zahl mehr oder weniger vollständig in einzelne Zellen (Fig. 3 und 4), welche ich früherhin die grossen Keimzellen genannt habe. Die Kerne der ursprünglichen Protoplasmamassen sowohl, als auch die unverändert in die grossen oder Ur-Keimzellen übergehenden sind nun von recht charakteristischem Bau. Im ■ lebenden Zustand sind sie hell, stechen jedoch nur wenig von dem gleichfalls sehr homogen er- scheinenden Protoplasma ab (Figg. 3, 4). Die Lage des Kerns in den Keimzellen ist gewöhnlich etwas excentrisch. Innerhalb desselben bemerkt man auch im lebenden Zustand matte Zeich- nungen und dicht an dem Rand wenigstens sehr häufig ein längHches, sehr dunkles Körperchen, das jedoch keineswegs den Eindruck eines Kernkörperchens macht und nach Behandlung mit Essigsäure nicht mehr nachweisbar ist. Das sonst sehr gleichmässige und fein granulirte, den Kern einschliessende Protoplasma enthält doch in der nächsten Umgebung der Kerne An- häufungen feiner dunkler Körnchen. Dieselben beschreiben gewissermassen eine Zone um den Kern, die jedoch stets nur die eine Hälfte desselben umgreift und bei excentrisch liegenden Kernen regelmässig dem Innern der Zelle zugewendet ist. Die Behandlung mit Essigsäure lässt an diesen Kernen noch eine ganze Reihe eigenthümlicher Structurverhältnisse hervortreten, die im lebenden Zustand nur in Andeutungen sichtbar wurden. Ich bespreche zuerst ein Structurverhältniss derselben, das nicht immer, jedoch recht häufig mit grosser Deutlichkeit zur Anschauung kommt. Eine dunkle Kernhülle wird nach Essigsäurebehandlung deutUch ; im Innern derselben sieht man nicht etwa einen einheitlichen Kernkörper, sondern zahlreiche dunkle Granulationen, die bei genauerem Zusehen erkennen lassen, dass sie unter einander durch Fasern zusammenhängen, denen sie gewissermassen auf- gereilA sind. Manchmal ist der gesammte Kern von solchen Fasern und Granulationen un- — 40 — regelmässig erfüllt, häufig jedoch haben dieselben eine recht regelmässige Anordnung, indem sämmtliche Fasern wie ein Busch gemeinsam von einer Stelle der Kernhülle entspringen (Pigg. 5, 6 und 7). Zuweilen sind die Granulationen zu einem körnigen, das Centrum des Kernes ein- nehmenden Haufen verschmolzen (Fig. 5), jedoch sah ich diesen Fall nicht sehr häufig. Interessant ist nun, dass die Stelle, wo dieser Busch von Kernfasern sich der KernMlle an- heftet, stets die von der körnigen Protoplasmazone umgebene Randpartie des Kernes darstellt. Ein zweites eigenthümliches Verhalten besteht fernerhin darin, dass in den vielkernigen Protoplasmapartien meist sämmtliche Kerne so geordnet sind , dass alle die Anheftungsstellen der Kernfasern an die Hülle mehr oder weniger einander zugewandt sind (s. die Fig. 2). Die erwähnten grossen oder ürkeimzellen erfahren nun eine Theilung, welche es in so ziemlich allen ihren Stadien zu verfolgen gelang. Zuvor muss ich jedoch bemerken, dass sich in denselben noch nichts von dem eigenthümlichen sogenannten Beikern findet, der nach Meznikoff's und meinen Untersuchungen, die neuerdings von de Lavalette (31) völlig bestätigt worden sind, einen so wesentlichen Antheil an dem Aufbau des Samenfadens nimmt. Dieser Körper tritt erst in den eigentlichen Entwicklungszellen der Spermatozoen (von mir früher kleine Keimzellen genannt) auf. Leider habe ich über seine Entstehung nichts finden können, wodurch doch erst Aufschluss über, seine eigentliche Natur gegeben würde. Die Vorbereitungen zur Theilung der ürkeimzellen bestehen nun zunächst in einer eigen- thümlichen Umformung des Kernes. Die zahlreichen Granulationen desselben werden nämhch zu einigen wenigen, jedoch grösseren und unregelmässig durch den Kern zerstreuten reducirt (Figg. 8 und 9), während gleichzeitig die sonst so deuthche Kernhülle undeutlicher wird. Dieser Zustand des Kernes geht ohne Zweifel der Metamorphose zu der uns bekannten Kernspindel voraus, die wir nun als nächstes Stadium der Theilung antreffen. Untersuchen wir solche Zu- stände in den lebenden Zellen, so finden wir einen etwas länger gestreckten, ovalen, jedoch recht deutlich umschriebenen Kern, an dem sich eine recht kenntliche, blasse Längsstreifung wahrnehmen lässt (Figg. 19 und 11). Zuweilen bemerkt man auch schon am lebenden Kern, dass die einzelnen Streifen oder Fasern in der Aequatorialzone etwas dicker und dunkler sind. Bemerkenswerth erscheint ferner noch, dass die früher erwähnte Körnerzone des umgebenden Protoplasmas jetzt in zwei Hälften zerfallen ist, von welchen je eine die Enden des länglichen Kernes umhüllt. Derartige Zustände zeigen mit Essigsäure behandelt die Kernspindel auf das iillerdeutUchste (Fig. 12). In der Aequatorialzone findet sich eine aus dunklen Stäbchen ge- bildete, deutliche Kernplatte, die nach den Enden der Spindel hin in feine Fasern ausläuft. Die in Fig. 12 angedeuteten, knopfartigen Enden dieser Stäbchen der Kcrnplatte stehen wahr- — 41 - scheinlich schon im Zusammenhang mit der bald erfolgenden Theilung derselben zu zweien. Vergleicht man den Umfang der in EssigScäurepräparaten zur Ansicht kommenden Spindeln mit dem der im lebenden Zustand sichtbaren, so geht daraus jedenfalls hervor, dass die Ein- wirkung des Reagenzes eine sehr beträchtliche Schrumpfung hervorgerufen hat und dass auch die scharfe Zuspitzung der Spindelenden , wie man sie in solchen Präparaten zu sehen be- kommt, hauptsächlich der Einwirkung der Zusatzflüssigkeit zuzuschreiben ist. Früherhin habe ich nicht so auf diesen Punkt geachtet und kam dadurch in meiner vorläufigen Mittheilung (79) zu dem Ausspruche, dass der Kern bei seiner Metamorphose seinen Saft fast völlig verliere, was jedenfalls nicht in dem Maasse der Fall ist, wie ich dies früher annahm. Der nächste Fortschritt in der Theilung ist also auch hier wieder der Zerfall der Kern- platte in zwei Hälften (Fig. 13) und deren allmäiiges Auseinanderrücken, bis sie schliesslich in den Enden der Kernspindel angelangt sind. Hierbei zeigt sich nun die bei den vege- tabilischen Zellen gewöhnliche Erscheinung, dass die früher getrennten Elemente der Kernplatte zu einem gemeinsamen, dunkeln und homogenen Körper verschmelzen, dessen Sitz also die Spindelenden sind (Figg. 14, 15). Mittlerweile hat denn auch die Theilung der Zelle selbst begonnen, indem dieselbe, nachdem sie sich vorher in demselben Sinne wie der Kern längs- gestreckt hatte, sich nun in dem Aequator, senkrecht zur Axe des Kernes, einzuschnüren be- ginnt. Nicht sehr deutlich, jedoch unzweifelhaft lässt sich imn auch hier die strahlige An- ordnung des Protoplasma's um die Kernenden wahrnehmen (Fig. 14), dagegen ist von dem hellen Centralhof der, Strahlung nur wenig zu sehen (Fig. 15?) Im weiteren Verlauf der Theilung verliert sich jedoch demnächst die spindelförmige Gestalt des Kernes ; die Fasern, welche die beiden dunkeln, homogenen Körper der Kernenden verbinden, drängen sich mehr und mehr um die Axe zusammen (Fig. 15), so dass sie schliesslich ein einfaches paralleles Band bilden und nun gehen durch eine Art Differenzirung aus den homogenen, dunklen Kernplattenkörpern die neuen Tochterkerne hervor (Fig. 16). Diese Differenzirung muss mit höchster Wahrschein- lichkeit so aufgefasst werden, dass sich eine äussere Schicht des homogenen, dunklen Körpers von der Innenpartie, indem sich Flüssigkeit zwischen beiden ansammelt, abhebt, wodurch die Anlage eines rudimentären Kernes gegeben ist. Die abgehobene ^chicht bildet die Hülle, die Innenmasse den Inhalt, den man in seiner Gesamratheit als Kernkörper bezeichnen kann. Sobald sich die ersten Zeichen dieser Differenzirung bemerken lassen, ist auch die Theilung des Zellprotoplasmas vollendet; dennoch lassen sich die Kernfasern zwischen beiden Tochter- kernen noch verfolgen. .Te mehr nun durch Ansammlung von Flüssigkeit die Tochterkerne anwachsen (Fig. 17, 18, 19, 20 und 26), desto mehi' wird der sie noch verbindende Faserstrang 6 — 42 — reducirt; seine Mittelregion wird dünner und dünner und zu gleicher Zeit erfährt auch die Zahl der Pasern allmälig eine Reduction, bis sich schliesslich die wenigen noch deutlichen Fasern in einem Punlit, der genau in der Trennungsebne der Zellen liegt, kreuzen. Mehrfach sah ich sehr deutlich, dass junge Zellen mit in der Bildung begritfenen Tochterkernen um ein nicht unbeträchtliches Stück von einander abgerückt waren und nur durch den die beiden Kerne verbindenden Faserstrang noch zusammen gehalten wurden (Fig. 18); auch traf ich mehrfach auf Zustände, bei welchen sich die Fasern mit Deutlichkeit bis zu den Kern- körpern der jungen Kerne verfolgen Hessen. Der ursprünglich einfache Binnenkörper der jungen Kerne zerfällt nämlich allmälig in eine Anzahl Stücke. Die Theilung ist vollendet, wenn die jungen Kerne ihre definitive Grösse erreicht haben und der letzte Rest der sie verbindenden Fasern geschwunden ist. Nach allem, was ich von den späteren Stadien der Theilung gesehen habe, muss ich an der Meinung festhalten, dass die letzten Reste der Kernfasern schliesslich in die jungen Kerne aufgenommen werden. Eine nähere Begründung wird diese Ansicht späterhin durch die Schilderung der Theilungsvorgänge der sogenannten Infusoriennucleoü erfahren. Eine Bildung, welche sich der Zellplatte ver- gleichen hesse, habe ich bei diesen Objecteu nie gesehen. Die Theilung tritt nun aber nicht nur in einfachen Urkeimzellen ein, sondern auch zwei- kernige Protoplasmamassen sah ich schon Theilungsprocesse eingehen und zwar in verschie- dener Weise. Entweder geht dieselbe in einer ganz regelrechten Weise vor sich, indem sich beide Kerne zu gleicher Zeit theilen und schliesslich eine Trennung in zwei zweikernige Zellen stattfindet (Fig. 24), oder aber es schnürt sich um je einen neuen Tochterkern eine Zelle ab, während eine grössere Zelle mit zwei Kernen auf der andern Seite restirt (Fig. 25). Auch drei in der Theilung begriffene Kerne sah ich in gemeinsamer Protoplasmamasse eingebettet, konnte jedoch nicht enträthseln, wie das Protoplasma sich zu dieser dreifachen Kerntheilung späterhin gruppiren würde. Es scheint aber, als wenn aus dieser gleichzeitigen Theilung mehrerer Kerne einer Protoplasmapartie wohl der Schluss gezogen werden dürfte, dass hier auch eine gemeinsame Ursache die Theilung hervorrufe, welche Ursache also nur in dem sie gemeinsam umgebenden Protoplasma gesucht werden dürfte. Dabei bliebe es natürlich nicht ausgeschlossen, dass bei sehr ausgedehnten, viele Kerne einschliessenden Protoplasma- massen auch locale Veränderungen im Protoplasma nur die Theilung einzelner Kerne hervorrufen könnten. Dass nämlich auch in den vielkernigen Protoplasmapartien, die den Urkeimzellen nach der früheren Schilderung den Ursprung geben, Kernverraehrung in ähnlicher Weise sich finde, — 43 — glaube ich daraus schliessen zu dürfen, dass ich einmal zwei Kerne einer solchen Masse durch einen sehr deutlichen Faserstrang noch in Zusammenhang sah. Aus der vorstehenden Schilderung der Theilungsvorgänge an den Keimzellen der Sper- matozoen eines Insects dürfte hervorgehen, dass diese Objecte für derartige Untersuchungen recht geeignet sind und bestimmt sein mögen, noch mehr Aufschlüsse über diese fundamentalen Erscheinungen zu geben. B. Die Theiluug der embryonalen Blutkörperchen des Hühnchens. Taf. VI. Fig. 23-29. Ihrer Kleinheit wegen sind die embryonalen Blutkörperchen dieses Thieres kein sehr günstiges Object zur Ergründung der hier stattfindenden Theilungsvorgänge. Immerhin gelang es ohne Schwierigkeit festzustellen, dass der jetzt schon vielfach besprochene Modus der Kern- theilung sich auch hier in völliger Reinheit wiederfinde. Leider functionirte die mir zu Gebot stehende Brütmaschine nicht in gewünschter Weise, so dass ich nur wenige gute Embryonen erziehen konnte. *) Meine Beobachtungen beschränken sich daher bei diesem Object im Wesentlichen auf eine Bestätigung des uns aus früheren Schilderungen näher bekannten Theilungsvorgangs. Die Untersuchung des embryonalen Blutes geschah am 4. oder 5. Tag und nach Verdünnung desselben mit 1 > Essigsäure. Es zeigten sich denn auch hier wieder eine Anzahl Zellen mit ausgebildeter Kernspindel und sehr deutlicher Kernplatte, die theils aus deutlichen Stäbchen (Fig. 23) bestand, theils jedoch sich auch als wirkliche, zusammenhängende Platte repräsentirte (Fig. 24). Die Fasern waren theilweise recht deutlich, manchmal jedoch auch nur schlecht zu unterscheiden. Die Spindel erschien hier so gross, dass man an eine Volumvermehrung des ursprünghchen Kernes denken muss; ich habe jedoch, da ich zu sehr mit der Aufsuchung von Theilungszuständen beschäftigt war, ein genaueres Studium des normalen Kernes unterlassen. Fig. 25 führt uns das Stadium mit getheilter Kernplatte vor, deren beide Hälften im Begriffe stehen aus einander zu rücken. Fig. 26 ein solches, wo die Kernplatten schon in den Enden des Kernes angekommen sind; die verbindenden Kernfasern waren hier sehr deuthch und im Aequator zeigte sich auch eine schwache Verdickung, die wohl als eine wenig ausgebildete Zellenplatte in Anspruch genommen werden darf. Fig. 27 zeigt ein häufig gesehenes Stadium ; die beiden Kernplatten haben sich zu dunkeln, glänzenden Körpern concentrirt und der sie verbindende Faserstrang hat sich schon sehr reducirt *) Für die freundliche Ueberlassung der Brütmaschine zu diesen Versuchen sage ich Herrn Prof. Lucae meinen verbindlichsten Dank. — 44 — und in der Mittelregion etwas eingeschnürt. In Fig. 28 zeigt sich schon die Differenzirung der Tochterkerne aus den homogenen Kernplatten des Stadiums Fig. 27 in der gleichen Weise, wie wir dns bei Blatta sahen, und der verbindende Kernstrang ist noch mehr reducirt, sowie in seiner Mitte schon fast völlig durchgeschnürt. Die Theilung des Zellprotoplasmas ist etwa zur Hälfte vollzogen. In Fig. 29 erblicken wir schliesslich ein sehr häutiges Stadium; die Kernfasern sind völlig geschwunden, die jungen Kerne jedoch noch nicht völlig ausgebildet; dagegen ist die Theilung des Protoplasma's fast vollendet. Bei der Behandlung mit Essig- säure hebt sich eine Hautschicht ab, welche die beiden fast völlig getrennten Zellen noch zusammenhält, deren inneres Protoplasma sich in die entgegengesetzten Enden dieser Haut- schicht, schon völlig getrennt, zusammenzieht. Die Lehre von der Theilung der embryonalen rothen Blutkörperchen der Wirbelthiere wurde bekanntlich von R e m a k durch Untersuchungen, die gleichfalls hauptsächlich am Hühn- chen angestellt wurden, begründet (32). Remak fand vielfach Blutkörperchen mit mehreren Kernen und wollte sich ferner von der einfachen Theilung des Kernes durch Einschnürung, nach vorhergehender Verdoppelung des Kernkörperchens, überzeugt haben. Die Zelltheilung selbst sollte dann nach der Verdoppelung und dem Auseinanderrücken der Kerne durch Ein- und Durchschnürung des Zellenleibes zwischen diesen beiden erfolgen. Wie schon oben hervor- gehoben wurde, sind meine Untersuchungen über die hier vorliegenden Verhältnisse bei weitem nicht so vollständig und ausreichend, dass ich alle die von Remak abgebildeten Zustände nach ihrer Herkunft und Bedeutung zu erklären vermöchte. Das jedoch geht aus meinen Beobachtungen mit Sicherheit hervor, dass Remak den Vorgang der Kernvermehrung nicht erkannt hat, was sich um so mehr daraus ergibt, dass er einige wirkliche Theilungsbilder (s. Fig. 6y und z), die etwa meinen Figg. 26 und 27 entsprechen, wiedergibt. Er hat hier die in die Enden des Kernes gerückten Kernplatten und die sich neu bildenden Kerne gesehen, jedoch für verschrumpfte Kerne erklärt. Die gewöhnlichen von Remak gesehenen und abgebildeten Theilungszustände entsprechen meiner Fig. 28, wo die neugebildeten Tochterkerne schon sehr herangewachsen, jedoch die Zellen noch nicht völhg getheilt sind. Fraglich muss ich es jedoch vorerst lassen, welche Deutung die vielkernigen Körperchen Remak's erhalten sollen und wie sich die eingeschnürten Kerne erklären, auf die Remak seine Ansicht von di-r Kernvermehruug stützte. Sind dies nur Trugbild; r gewesen, da ja un- regelmässig gestaltete, gelappte Kerne etc. nicht so selten vorkommen, oder Hegen hier ähnliche Verhältnisse vor, wie sie bei den weissen Blutkörperchen vorkommen? Diese Fragen werden — 45 — sich wohl durch ein specielies Studium des Objectes unschwer lösen lassen, für mich lag der Schwerpunkt nur in der Feststellung des Modus der Kerntheilung, der sich denn auch ganz als derselbe wie bei den früher beschriebenen Objecten herausgestellt hat. C. Bemerkungen über die Kerne und die Theilung der weissen Blntkörperclien von Rana esculenta und Triton taeuiatus, sowie über die rothen Blutkörperchen derselben Thiere. Taf. VI. Fig. 1—22. In meiner vorläufigen Mittheilung erlaubte ich mir die Bemerkung: dass die von mir nachgewiesene Kernverschmelzung in der Furchungskugel erster Generation verschiedener Thiere vielleicht eine weiter verbreitete Erscheinung sei, indem die Möghchkeit nicht von der Hand zu weisen sei, dass manche der seither von den Histiologen beschriebenen, mehrkernigen Zellen solche Zustände darstellten, welche durch eine Kernverschmelzung späterhin zur Einkernigkeit gelangten. Speciell erinnerte ich hierbei an die vielfach beobachteten mehrkernigen Zellen des Hodeninhalts und an die weissen Blutkörperchen. Dass für die ersteren meine Ver- muthung nicht zutrifft, glaube ich eben ausreichend bewiesen zu haben. Ein zweiter Grund lag jedoch noch vor, um gerade die weissen Blutkörperchen einer Inspection zu unterziehen. Gerade diese Objecte hatten nämlich hauptsächlich dazu beigetragen, die Lehre von den durch Einschnürung sich theilenden Kernen zu begründen. Hatte sich doch Auerbach noch neuer- dings nach eigenen Untersuchungen der weissen Blutkörperchen für diese Ansicht ausgesprochen (17). Sollten nun wirklich zwei so verschiedene Modi der Kerntheilung existiren: der eine mittels der eigenthümlichen Metamorphose des Kernes, bei Thieren und Pflanzen allgemein verbreitet, der zweite eine einfache Theilung oder Durchschnürung des völlig unveränderten Kernes? Eines der hierhergehörigen Objecte näher zu studiren wurde mir daher zur Pflicht. 1. Weisse Blutkörperchen. Die Untersuchung geschah auch hier wiederum in 1 "/o Essigsäure. Die grosse Mehrzahl der weissen Blutkörperchen*) der beiden Untersuchungsthiere ist mehrkernig. Bei R. esculenta fand ich als höchste Zahl der Kerne 5 (Fig. 4), bei Triton bis 7 Kerne (Fig. 5). Die in Mehrzahl in der Zelle enthaltenen Kernchen sind stets die kleinsten, jedoch lässt sich nicht etwa die Regel aufstellen, dass die Grösse der Kerne mit ihrer Zahl in umgekehrtem Verhältniss *) Das von Lieberkühn entdeckte Vorkommen contractiler Vacuolen iu den weissen Blutkörperchen unserer Thiere (vergl. z. B. »Ueber Bewegungserscheinungen der Zellen« p. 357) vermag auch ich zu bestätigen. — 46 — stünde. Manchmal finden sich Körpercheu, die nur zwei Kernchen von sehr geringer Grösse enthalten. Dagegen ist die Regel wohl durchführbar, dass in grösserer Zahl vorhandene Kerne stets von geringer Grösse sind; doch lässt sich diese Regelmässigkeit ebenso wohl mit der Ansicht, dass die in Mehrzahl vorhandenen Kerne durch fortgesetzte Theilung der grossen, als auch mit der entgegengesetzten, dass die grossen durch die Verschmelzung der kleinen ent- stünden, vereinigen. Die kleinen Kernchen besitzen denselben Bau wie die grösseren; ihre Hülle ist sehr deutlich, dunkel und glänzend und in ihrem Innern finden sich ein oder zwei Binnenkörperchen von ebenso dunklem Aussehen wie die Hülle, jedoch von sehr verschwommenen Umrissen. Häufig sind sie faserig ausgezogen, so dass man bald auf den Gedanken kommt, dass es sich hier gar nicht um ein frei im Innern liegendes scharf umschriebenes Kernkörperchen handle, sondern dass dasselbe durch faserige Ausläufer mit der Hülle in Verbindung stehe, woher sich denn auch das unregelraässige Aussehen schreibe. Zuweilen mögen auch diese Kernkörperchen nur als locale Verdickungen der Hülle selbst aufzufassen sein. Unter Umständen finden sich auch einzelne Kernchen, die gar kein Kernkörperchen oder doch nur undeutliche Spuren eines solchen enthalten. Eine eigen thümliche Erscheinung ist es fernerhin, dass, wenn auch nicht immer, so doch sehr gewöhnlich die in Mehrzahl vorhandenen Kernchen zu einem Häufchen dicht zusammengelagert sind, das excentrisch, nahe am Rande des Körperchens seine Lage findet. Damit scheint auch noch ein anderes Verhalten in Zusammenhang zu stehen; von den mit IV A. behandelten Kör- perchen hebt sich nämUch durch Diffussion stets eine Hautschicht ab, so dass das Körperchen kugelförmig aufgebläht erscheint (Figg. 4, 5). Diese Abhebung erfolgt jedoch nicht an der dem Kernhäufchen benachbarten Stelle, so dass also letzteres, umschlossen von dem Protoplasma, der Hautschicht an einer Stelle innerlich anzukleben scheint. Die grösseren Kerne erreichen etwa das Volumen der Kerne der rothen Blutkörperchen (Figg. 8, 12, 13, 14). Ihr Bau entspricht, wie erwähnt, ganz dem der kleinen, nur ist die Zahl ihrer Kernkörperchen im Allgemeinen vermehrt. Es lässt sich jedoch auch bei ihnen die Be- zeichnung Kernkörperchen nicht recht anwenden, indem wir es, wie sich bei den grösseren Kernen noch besser sehen lässt, in den meisten Fällen gar nicht mit scharf umschriebenen Körperchen zu thun haben, sondern mit sehr um-egelmässig gestalteten, fadenartigen und knotig verdickten Bildungen, die mit der IIüllu in directer Vorbindung stehen. Sonderbar sind z. B. auch solche Formen wie Fig. 14, wo dunkler und schärfer umschriebene Körperchen durch zwischen ihnen verlaufende Fasern in Verbindung stehen. — 47 — Die Gestalten, welche uns nun die grösseren Kerne bieten, sind höchst unregelmässig: längliche, eckige, rundliche, bisquitförmige, regelmässiger und unregelmässiger gelappte und eingebuchtete finden sich in wechselnder Mannigfaltigkeit. Es gelang mir nun keineswegs, durch directe Betrachtung solcher Formen (Figg. 8 — 11) die Frage zu entscheiden, ob hier blosse Unregelmässigkeiten, ob Theilung und Sprossung oder Verschmelzung vorliege. Doch lässt sich dieser Frage vielleicht auf indirectem Wege näher kommen, nämlich durch sicheren Nachweis eines Theiiungsprocesses der Kerne, der sich in andrer Weise vollzieht und daher das Stattfinden einer solchen Kernsprossung unwahrschein- lich macht. Bei Triton und auch einmal, jedoch weniger deutlich beim Frosch, stiess ich auf Körper- chen, deren Kerne spindelförmig längsgestreckt und von wenigen Längsfasern durchzogen waren (Fig. 19). Ob diese Formen sich mit Piecht den durch Kernmetamorphose hervorgegangnen Kernspindelu an die Seite stellen lassen, scheint mir wegen der fehlenden Kernplatte und der starken Hülle zweifelhaft. Andrerseits habe ich jedoch beim Frosch ziemlich häufig Zustände gesehen, die ich nur als wirkliche Theilungsformen weisser Blutkörperchen betrachten kann und zwar waren dies in Theilung begriffene mehrkernige Körperchen. Einerseits fanden sich näm- lich Körperchen, deren dicht zusammenliegende Kerne sämnitiich in einer Richtung sehr lang- gestreckt waren (Fig. 17), dann jedoch auch schon in der Mitte tief eingeschnürte weisse Blut- zellen ; hier waren die Kerne noch viel länger gestreckt, ihre Enden angeschwollen und je eine Hälfte lag in der einen, die andere in der andern Partie des schon nahezu halbirten Körper- chens (Fig. 18). Die ausgezogenen Kernmitten waren schon sehr verdünnt. Die Deutung dieser Zustände als Theilungen wird dadurch bedeutend befestigt, dass sich daneben auch solche Körpercheu fanden, die sich ungezwungen, als durch völlige Durchschnürung der ersteren ent- standen, erklären lassen (Fig. 20). Auf etwas andere Bilder, die sich jedoch gleichfalls nur als Kerntheilungszustände auffassen lassen, stiess ich beim Triton. Hier fanden sich weisse Körpercheu mit weit aus einander liegenden Kernen, deren Hülle jedoch in einen dunklen Faden auslief, mittelst welchen je zwei Kerne unter einander zusammenhingen. In dem einen dieser Fälle (Fig. 21) schien auch das Körperchen selbst in Theilung zu sein, im zweiten jedoch (Fig. 22) zeigte sich keine An- deutung von Theilung am Körperchen selbst. Diese beiden Beobachtungen über Kerntheilung der weissen Blutkörperchen sind als principiell übereinstimmend aufzufassen ; in beiden Fällen handelt es sich um eine einfache Längsstreckung der Kerne, allmälige Anschwellung ihrer Enden, während gleichzeitig das — 48 — Verbindungsstück derselben niebr und mehr, schliesslich zu einem feinen Faden ausgezogen wird, durch dessen muthuiasslicheä Durchreissen und Aufgenoiumenwerden von den beiden neuen Kernen die Theilung sich vollendet. Auf die schon vielfach besprochene Art der Kerntheilung lässt sich dieser Modus jedoch nur mit grossen Modificationen zurückführen. Dass jedoch derartige Modificationen existiren, zeigt die Kerntheilung der Knorpelzellen und die späterhin ausführlicher zu besprechende Thei- lung des lufusorien-Nucleus. Immerhin dürfte eine eindringlichere Untersuchung des hier be- sprochenen Objectes doch vielleicht noch Thatsachen ans Licht fördern, welche den Anschluss dieses Modus der Kerntheilung an den seither erörterten vervollständigten. 2. Einige Bemerkungen über die rothen Blutkörperchen des Frosches und Tritons. Untersucht man die rothen Blutkörperchen der genannten Thiere mit 1 "jo Essigsäure, so überzeugt man sich, dass die Bauweise ihrer Kerne auf das lebhafteste an die der grösseren Kerne der weissen Körpercheu erinnert. Wir finden nämlich auch hier keineswegs, wie z. B. von Auerbach (17) beschriebeu wurde, discrete Kerukörperchen, sondern Fasern, die an manchen Stellen knotig verdickt sind, durchziehen den Kern und setzen sich mit dessen dunkler Hülle in Verbindung. Diese Faserbildungen sind bald regelmässiger, bald unregelmässiger durch den Kern vertheilt und ziehen bald mehr in seiner Längs- bald mehr nach der Quer-Richtung. Auch die dunkle Hülle ist mehrfach knotig augeschwollen, so dass sie häufig das Bild einer Perlen- schnur bietet, eine Erscheinung, die sich bei vielen Kernen andrer Objecte noch findet. Von hohem Interesse ist jedoch fernerhin ein heller Hof, der sich stets als Umrandung des Kernes findet (Fig. 2) und der gegen die Masse des Blutkörperchens selbst durch eine zarte dunkle Linie begrenzt wird. Nicht selten hat man Gelegenheit in derartigen Präparaten auch isolirte Kerne zu studiren, die einmal die oben geschilderte innere Structur am besten zeigen und dann jedoch auch äusserlich den hellen Hof mit der ihn umschliessenden zarten Hülle deutlich wahr- nehmen lassen (Fig. 1). Bei der Kleinheit derartiger Objecte ist es schwer sich darüber Rechenschaft zu geben, ob in dem hellen Hof sammt seiner dunklen Umgrenzung ein wirkliches Structurverhältniss und nicht nur ein durch Beugung erzeugtes, optisches Phänomen vorliege. Nach häufig wiederholter Untersuchung derartiger Bilder kam ich jedoch zu dem Schluss, dass es sich hier wirklich um eine besondere, zarte Hülle handle, die das seither allein als Kern angesprochene Gebilde umschliesst. Aehnliche Bauverhältnisse andrer Kerne und ihre Bedeu- tung werde ich späterhin bei andrer Gelegenheit noch zu besprechen haben. - 49 — Heitzinann (33; 1. p. 106) hat vor kurzer Zeit eine sehr ähniiciie Schilderung von dem Bau der Kerne der rothen Blutkörperchen des Triton entworfen. Bei der erwähnten Behandlungsweise mit \",o Essigsäure erscheint die eigentliche Masse der rothen Blutkörperchen nur sehr schwach granulirt (Fig. 2), am meisten noch in dem cen- tralen Theil; behandelt man jedoch mit einer Lösung, die 2'';o A u. 2*',o Na Ch enthält, so erscheint die gesammte Masse des Körperchehs durchaus und dicht granulirt und häufig zeigen sich die dunkelglänzenden Granulationen in der exquisitesten radiären Anordnung um den Kern, wie dies ja auch schon früher von verschiedenen Seiten beschrieben worden ist (Fig. 3). Der Kern schrumpft bei dieser Behandlungsweise sehr, erlangt ein glänzendes Aussehen und lässt von den früher geschilderten Structurverhältnissen wenig mehr sehen. Auffallend war mir, dass ich in den rothen Blutkörperchen des Frosches (Januar) nicht gar selten einen eigenthümlichen Körper neben dem Kern antraf (Fig. 2 u. 3). Derselbe lag immer dem einen Brennpunkt des elliptischen Körperchens nahe, war stets langgestreckt, bohnen- bis lang-spindelförmig und aus protoplasmatischer, schwach granulirter Masse gebildet. Ebensowenig, wie ich über diesen eigenthümlichen Körper, der sich vielleicht auf ca. 200 Kör- perchen einmal wahrnehmen Hess, etwas in der Literatur auffinden kann, ebensowenig wüsste ich ein ürtheil über seine Bedeutung zu fällen. » D. Bemerkunge'n über die Theiluug der Blastodermzellen der lusecten. Taf. VI. Fig. 30 u. 31. Ich hätte die wenigen Beobachtungen, welche mir bis jetzt über die Theilung der Blasto- dermzellen der Insecten zu Gebote stehen, auch im Kapitel über die Furchung bringen können, da mancher vielleicht diesen Tlieiluugsprocess den Vorgängen der wahren Furchung näher an- schhessen möchte. Doch dürften wir hier mit demselben Recht auch die Elemente des Blasto- derm's als ächte, den die Gewebe constituirenden an die Seite zu setzende Zellen in Anspruch nehmen. Meine Beobachtungen beschränken sich auf die Constatirung des Vorhandenseins der Metamorphose des Kerns zu der gestreiften Spindel bei Musca vomitoria und einem Schmetter- ling. Bei letzterem Hess sich die äquatoriale, aus dunkeln Körnchen bestehende Kernplatte mit Sicherheit nachweisen. Bei Musca zeigten die Fasern der lieruspindel unregelmässiger ver- theilte, locale Verdickungen, jedoch sah ich eine scharf ausgeprägte Kernplatte nicht (Fig. 31). Hingegen Hess sich hier die Strahlung des Protoplasmas um die Spindelenden mit grosser Deutlichkeit wahrnehmen. — 50 — Eine vortreffliche Schilderung der Kern- und Zellentheilung des Blastoderms des Spinuen- eies hat vor einiger Zeit Balbiani gegeben (29). Seine Schilderung bezieht sich zwar nur auf die am lebenden Ei zu constatirenden Vorgänge, daher hat er auch nichts von Bau und Structur der Kernspindel gesehen und das allmälige Hervorwachsen der Tochterkerne aus den Enden der Kernspindel nicht bemerkt. Seine Abbildungen liefern uns genaue Seitenstücke zu den Erscheinungen, wie sie sich am lebenden Neniatodenei constatiren lassen, so dass die völlige üebereinstimmung in beiden Fällen nicht fraghch erscheinen kann. Die von früheren Bearbeitern der Arthropoden-Embryologie vielfach erwähnte Vermehrung der Kerne durch einfache Theilung mittels Einschnürung, nach vorhergehender Verdopplung des Kernkörperchens, darf daher zum grössten Theil, als auf falschen Deutungen beruhend, betrachtet werden, da eine Vermehrung der Kerne in dieser Weise durch unsere jetzt gewonnenen Erfahrungen, wenn auch nicht widerlegt, so doch als einer neuen Untersuchung und Begründung bedürftig, erachtet werden muss. III. Kapitel. Ueber die Conjugation der Infusorien. 1. Abschnitt. Kurze historische üebersicht der Entwicklung unsrer Kenntnisse von der Conjugation der Infusorien. Conjugatiouszustände der ciliaten Infusorien wurden ohne Zweifel schon seit den Zeiten beobachtet, da es möglich geworden war, diese kleinen Organismen überhaupt genauer zu ver- folgen und die Durchstöberung der Natur mit Hülfe des Mikroskopes zu einer nützUchen und vergnüghchen Unterhaltung für viele Berufene und Unberufene wurde. Schon Leeuwenhoek beobachtete Ende des 17. Jahrhunderts mehrfach Verbindungen zweier Infusionsthiere und deutete dies als Paarung.*) Aehnliche Beobachtungen wurden von Joblot 1718 und Baker 1742 gemacht und in derselben Weise erklärt. Erst durch die rühmhchen Untersuchungen Trembley's über die Theilung der Stentoren und Vorticelhnen wurde die Ansicht der früheren Forscher in Zweifel gezogen. Die Beobachtungen über die Fortpflanzung durch Theilung wurden dann hauptsächlich fortgesetzt und vervollkommnet durch Rösel, Saussure, Ellis, 0. Fr. Müller und Spallanzani. Gleichen hingegen hielt daran *) Leeuwenhoek's Beobachtungen lassen uns nur die Möglichkeit erkennen, dass der berühmte Mikroskopiker schon Conjugatiouszustände gesehen hat. Man vergl. die Stellen in .Arcana naturae detecta ab Ant. V. Leeuwenhoek. Delphis Batavorum 1695.« p. 23 (Brief an Rob. Hooke), p. 277 (an die Königl. Gesellschaft zu London); auch Coutiu. Arcan. nat. 1797; p. 22 u. 36. — 51 — fest, dass sich auch Vereinigungen zweier Infusionsthiere fänden.*) Auch der berühmte 0. Fr. Müller glaubte sich von der Paarung bei einer Anzahl Infusionsthiere mit Sicherheit über- zeugt zu haben und führt dafür auch recht triftige Gründe an.**) Ehren b er g, der in den Infusorien hochentwickelte, geschlechtlich wohl differenzirte Formen sah, war trotzdem nicht im Zweifei über die Auffassung der Syzigien als Längstheilungs- zustände, wiewohl es doch bei seinen sonstigen Anschauungen recht nahe gelegen hätte, hier Paarungen zu vermuthen. Diese Betrachtungsweise blieb denn auch in der Folgezeit die herr- schende, weder Dujardin noch Stein und die mannichfachen Beobachter, die sich mehr gelegentlich mit der Untersuchung unserer Organismen beschäftigten, hatten Zweifel über die Deutung der sogenannten Längstheiliingszustände. Auch Claparede und Lachmann hielten in ihren »fitudes sur les infusoires« diesen Standpunltt noch fest. Dennoch waren mittlerweile auch Conjugationszustände der Infusorien mit Sicherheit nachgewiesen worden. Stein, der schon 1848 diö Cönjugation der Gregarinen richtig erkannt hatte, entdeckte 1849 die Conju- gation der Acineten, Claparede und Lachmanu aber bewiesen ihr Vorkommen bei den Vor- ticellinen, doch blieb diese Erkenntniss zunächst noch ohne Einfluss auf die Auffassung der sogenannten Längstheilungszustände. Erst Balbiani erwarb sich das grosse Verdienst in einer der Pariser Akademie 1858 vorgelegten Mittheilung, die sogenannten Längstheilungszustände von Paramaecium Bursaria als Vereinigungen zweier Individuen zum Zwecke gegenseitiger Begattung, wie er glaubte, nach- *) So berichtet z. B. Gleichen (Auserlesne mikrosk. Entdeckungen des Grafen Ton Gleichen gen. Russworm 1777; p. 48) sehr ausführlich über die Vereinigungen der sogen. Pendeloquenthierchen (nach Ehrenberg = Paramaecium Aurelia), bei dem er sich durch mühsame und recht glaubwürdige Unter- suchungen überzeugt haben will und ausführlich beschreibt, wie zwei Thierchen sich mit einander vereinigen. Er kommt schliesslich zu der Ansicht : dass dies Kämpfe seien , welche sich die Thierchen unter einander lieferten und sich dabei wohl so fest in einander verbissen, dass sie stundenlang zusammen blieben. In seiner Abhandlung über die Saamen- und Infusionsthierchen (Nürnberg 1778) hingegen fasst er die beschriebenen Vereinigungen zweier Infusionsthierchen als Paarungen auf (vergl. p. 87 u. 150, sowie Taf. XXVIII. Fig. 8 — 9). **) Müller hat nämlich schon solche, in vermeintlicher Längstheilung begriffene Zustände von Paramaecium Av/rclia 12 Stunden lang, ohne dass sie sich trennten, beobachtet ; ein ander Mal sah er in zwei Stunden keine Veränderung. Da ihm nun die Quertheilung und ihr rascher Verlauf wohl bekannt war, so hatte er gewiss mit Grund an der richtigen Auffassung dieser Zustände festgehalten, die erst 70 Jahre später zur Geltung kommen sollte. Die Widersprüche bei Müller erklären sich vielleicht dadurch, dass er über die Deutung der von ihm beobachteten sogen, seitlichen Cohäsionen verschiedener Infusionsthiere, in paralleler Stellung, keineswegs immer sicher war. So deutet er einen entschiedenen Conjugationszustand eines jedenfalls zu den Oxytriehinen gehörigen Infusors (seiner Kerona Lepus, p. 243. T. 34, Fig. 6 — 8) als Längstheilung. Eine genaue Zusammenstellung und Besprechung der älteren Literatur findet sich bei Ehrenberg (108; p. 382—863), welcher auch der grösste Theil der oben gemachten Angaben entnommen ist, da mir nur der kleinste Theil der älteren Literatur direct zugänglich ist. oz — zuweisen. Diese bahnbrechenden Beobachtungen Balbiani's fanden zuerst bei 'dem competen- testen Forseber Deutschlands, Stein, keinen Beifall; in dem 1860 erschienenen ersten Band seines »Organismus der Infusionsthiere« hält er noch, wiewohl mit einiger Reserve, an der früheren Auffassung fest, die er sonderbarerweise mit der, von Balbiani in seiner erwähnten Arbeit entwickelten Lehre der geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusionsthiere in Einklang zu bringen sucht, woraus denn die merkwürdige Erscheinung sich ergeben haben würde, dass die ciliaten Infusorien ihre Geschlechtsproducte nur während der Längstheiluug entwickelten. Doch die Tage der alten, falschen Ansicht waren gezählt; die weiteren Arbeiten Balbiani's und die schönen Untersuchungen Engelmann 's (66; HO) stellten es ganz sicher, dass die Conjugation eine allgemein verbreitete Erscheinung bei den Infusorien sei und Stein schloss sich in dem II. Band seines grossen Werkes diesen Anschauungen völlig an. In der geschichtlichen Entwickelung unserer Kenntnisse von der einfachen Thatsache der Conjugation der Infusionsthiere sehen wir wiederum ein sprechendes Beispiel, wie schwer es fällt, sich von einer lange herrschenden Ansicht, wenngleich dieselbe sich nur auf sehr unvoll- ständige Beobachtungen stützte, zu befreien. Es ist keineswegs sehr schwierig Infusorien in Vorbereitung und im Moment der Conjugation anzutreffen, wodurch ja, wie Balbiani gezeigt hat, die ganze Frage in zweifelloser Weise gelöst wird; aber die feste Ueberzeugung von der richtigen Deutung der Längstheilungszustände verhinderte es, dass man solche Vorgänge beachtete oder sie aufzufinden sich bestrebte. Die durch die Arbeiten von Dujardin, Meyeu, Siebold und KöUicker ziemlich verbreitete Auffassung der Infusionsthiere als nichtzellige, resp. einzellige Organismen, fand in den Verfassern der »ißtudes sur les infusoires«, Cl aparede und Lachmann, energische Gegner, deren Ansichten um so mehr grosse Beachtung zu verdienen schienen, als sie durch ihre, fast über das gesammte Gebiet der Protozoen ausgedehnten Untersuchungen zu einem Urtheil besonders berufen waren. Sie entschieden die Frage jedoch im entgegengesetzten Sinne und glaubten in den Infusorien verhältnissmässig hoch entwickelte, verstecktzeUige, den Coelenteraten und Turbellarien etwa sich anschliessende Organismen zu erkennen (61 ; p. 58 — 63). Diese allmälig hervortretende, veränderte Auffassung unserer Thiere, in Zusammenhang mit der schon 1856 von Joh. Müller mitgetheilten Beobachtung über das Vorkommen eigen- thümlicher, spermatozoenähnlicher Gebilde im Nucleus von Paramaecitim Aurelia, einer Wahr- nehmung, die durch ähnliche Beobachtungen von Cl aparede, Lachmann und Lieberkühn auch bei andern Infusorien bestätigt wurde, legten es wohl nahe, mit erneutem Eifer nach einer geschlechtlichen ForlpMauzuiig der Infusorien zu fahnden. Es war dies um so ver- — 53 - lockender, als ja in der Erabryoneubildung verschiedener Infusorien, die durch die Beobach- tungen von Focke, Cohn, Eckhard, 0. Schmidt, Stein, Claparede und Lachmann festgestellt worden war, eine Fortpflanzungsweise vorlag, die sich mit einem geschlechtlichen Act leicht und angenehm in Einklang hätte bringen lassen.*) Wir sehen daher auch Stein gleichzeitig mit Balbiani bemüht, die geschlechtliche Fortpflanzung der ciliaten Infusorien, die während der Conjugatiou vor sich gehen sollte, zu ergründen. Als allgemeine sErgebniss tritt nun hierbei zu Tage, dass wir in dem sog. Nucleus, dem Homologon des Zellkerns der Anhänger der Einzelhgkeitslehre, das weibliche Geschlechts- organ, in dem Nucleolus oder den mehrfach vorhandenen Nucleoli hingegen die männlichen Organe zu erkennen hätten. Wie sehr beide Forscher nun auch in diesem Punkt harmonirten, so ungemein wichen sie jedoch in der Auffassung der einzelnen Vorgänge während der Coujugation und den schliess- lichen Resultaten derselben von einander ab. Stein sah bei allen Infusionsthieren, bei welchen eine Fortpflanzung durch Embryonen beobachtet worden war, diese Embryoneu als das schliessliche Product der geschlechtlichen Fortpflanzung an, und Hess dieselben durch mannigfache Umwandlungen, in Bezug auf welche er seine Ansichten im Laufe der Zeit sehr änderte, aus dem Nucleus hervorgehen. Balbiani, der ursprünglich noch für Paramaecium Bursaria der gleichen Ansicht gehuldigt hatte, emau- cipirte sich jedoch bald von derselben und glaubte in den vermeintlichen Embryonen zu den Acinetinen gehörige parasitische Eindringlinge zu erkennen, während die mit der Conjugation eintretende Fortpflanzung nach seinen Angaben nur durch nach Aussen abgelegte, befruchtete Eier bewerkstelligt wird. Die Balbiani'sche Deutung der Embryonen fand bei Stein keine Anerkennung, er be- kämpfte dieselbe trotz einer bestätigenden Angabe Mecznikoff's (70) in dem II. Bande seines Werkes mit Lebhaftigkeit und auch Eugelmann hielt an der ursprünghchen Auf- fassung der Embryonen fest. Kölliker (92) schloss sich nach eigenen Untersuchungen an Param. Aurelia mehr den Balbiani 'sehen Ansichten über die geschlechtliche Fortpflanzung dieses Infusors an. Seit dem Erscheinen des IL Bandes des St ein 'sehen Werkes im Jahre 1866 ist nur sehr wenig thatsächliches Material zur Lösung der hier vorliegenden Fragen beigebracht *) Ich sehe hier natürlich von den sogen. Embryonen der Acinetinen ab, wie sich denn alle folgenden Bemerkungen nur auf die ciliaten Infusorien beziehen. — 54 — worden *). Dagegen hat sich in der neuesten Zeit ein Umschlag in der AuiFassung unserer Thiere ausgebildet, indem man sich wieder der älteren Anschauung von der Einzelligkeit der Infusorien allgemeiner zuwandte, wiewohl diese Ansicht von einer bedeutenden Zahl der nam- haftesten Forscher immer aufrecht gehalten worden war. Indem jedoch dieser Umschwung lediglich durch theoretische Betrachtungen und Wünsche geleitet wurde und sich zur Begrün- dung seiner Anschauungen nur einer lang versäumten , vorurtheilsfreien Kritik der früheren Beobachtungen bedienen konnte, so war es ihm auch nicht vergönnt eine Lösung des Problemes anzubahnen, sondern wesentlich nur dessen Nichtgelöstsein zu constatiren. Ich habe mich in einer im Anfange des Jahres 1873 erschienenen kleinen Arbeit (78) gegen die Wahrscheinlichkeit einer geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien im Sinne von Balbiani und Stein ausgesprochen; in demselben Jahre hat Häckel (81) in seinem Aufsatz über die Morphologie der Infusorien die auf diesen Punkt bezüglichen Thatsachen in Zweifel gezogen und Claus sich späterhin 1874 sowohl in einer besonderen Abhandlung (82), als auch in der dritten Auflage seines Lehrbuchs in verneinendem Sinne hinsichtlich dieser Frage geäussert. So sehr nun aber auch diese, an der Lehre von der geschlechtlichen Fort- pflanzung der Infusorien mit Recht geübte Kritik wohl im Stande war dieselbe zu erschüttern, so war hiermit doch nur ein Hinweis auf erneute Untersuchung der hiebei in Frage kommenden thatsächhchen Verhältnisse gegeben, denn eine sichere Widerlegung der von Balbiani und Stein ausgesprochnen Ansichten Hess sich nur dadurch liefern, dass man die ihnen zu Grunde liegenden, thatsächhchen Verhältnisse in geeigneterer Weise erklärte oder widerlegte. Gleichzeitig Hess sich dabei auch die Lösung der in allgemein morphologischer Hinsicht so wichtigen Frage, nach dem Werthe des Infusorienorganismus überhaupt, erwarten. Dieses mir gesteckte Ziel, glaube ich nun, wird durch die nachstehend mitzutheilenden Untersuchungen seine vorläufige Lösung gefunden haben. 2. Absclinitt. Einige Bemerkungen über das Auftreten der Conjugation bei den ciliaten Infusorien. Jeden Forscher, welcher sich mit der Conjugation der Infusorien beschäftigt, überrascht die höchst merkwürdige Thatsache, dass diese (mit Ausnahme der Vorticellinen) meist vorüber- gehenden Vereinigungen verschiedener Individuen sich gewöhnlich nicht vereinzelt vorfinden, *) Die Abhandlung Ton Leon Marchand (De la reproduction des animaux infusoirs Paris 1869) enthält nur eine, z. Th. recht unvollständige, Zusammenstellung der von Stein, Balbiani, Clajiarfede und Lachmanu erzielten Resultate über die Fortpflanzung der Infusorien. St ein 's II. Bd. des Organismus der Infusionsthiere ist darin z. B. gar nicht berücksichtigt. — 55 — sondern dass meist gleichzeitig eine grössere Menge von Individuen in der Conjugation be- griffen sind, ja, dass nicht selten die Conjugation gleich einer Epidemie die vorhandenen Thiere überfällt, so dass die Zahl der conjugirten Paare die der Einzelindividuen übertreffen kann. Diese merkwürdige Thatsache haben sämmtliche früheren Forscher bestätigt gesehen, ohne dass sich jedoch bis jetzt für dieselbe eine ausreichende Erklärung gefunden hätte. Zwei fundamental verschiedene Betrachtungsweisen stehen sich hier gegenüber. Auf der einen Seite scheint dieses plötzhche und gleichzeitige Auftreten zahlreicher Conjugationszustände dafür .zu sprechen, dass äussere Ursachen, welche gleichzeitig sämmtliche Thiere einer Infusion beeinflussen, zunächst bestimmend auf den Eintritt der Conjugation einwirken. Eine zweite Frage wäre dann die nach der Natur dieser Ursachen. Andrerseits könnten es aber immerhin auch innerliche Ursachen sein, welche das so plötzlich und gleichzeitig eintretende Bedürfniss der Conjugation hervorriefen. Diese letztere Auffassung ist jedoch nur dann verständlich, wenn man berücksichtigt, dass in den meisten Fällen die Bewohner einer Infusion sich nur von ver- hältnissmässig sehr wenigen Urahnen durch einfache Theilung herleiten, dass sich daher immer in jeder reichlich bevölkerten Infusion eine grosse Anzahl Thiere finden müssen, welche genealogisch auf entsprechender Stufe stehen, in welchen daher innerliche Eigenthümlichkeiten, die sie von ihren Ahnen geerbt haben mögen, gleichzeitig zur Geltung kommen müssen und worunter man dann auch die Ursachen der plötzlich zwischen vielen Individuen auftretenden Conjugation suchen könnte. Letztere Ansicht hat Balbiani (65a; p. 1191 — 95) zu der seinigen gemacht. Nach ihm bildet nämlich der Eintritt de)' Conjugation den Abschluss einer Epoche in dem Leben der zu einem Cyclus gehörigen Summe von Individuen, in welcher die Theilung die allein herrschende Form der Vermehrung bildete. Es fände also, wie er auch ausdrücklich bemerkt (66 ; p. 479 Anmerkung), im Leben der Infusorienspecies regelmässige Abwechslung ungeschlechtlich durch Theilung sich fortpflanzender und einer geschlechtlichen Generation statt, die gleichsam den Abschluss der ungeschlechtlichen Fortpflanzung bildete. Es seien demnach auch die sich con- jugirenden, meist sehr kleinen Thiere nicht etwa als die jüngsten, sondern umgekehrt als die ältesten zu betrachten. Der Abschluss der Entwicklungscyclen einer Infusorienspecies könne jedoch auch noch durch natürlichen und gleichzeitig eintretenden Tod oder durch Encystirung herbeigeführt werden. Stein (68; p. 48 — 49) bekämpft diese Anschauungen und bemerkt: »Was die Infusions- thiere zur geschlechtlichen Fortpflanzung« — Conjugation — »bestimmt, das wissen wir nicht; sicher aber ist, dass die geschlechtliche Fortpflanzung auf den allerverschiedensten Entwicklungs- M LI — 56 — stufen eintreten kann und dass sie stets gleichzeitig an vielen Individuen derselben Localität beobachtet wird,« und ferner : »die geschlechthche Fortpflanzung bildet daher bei den meisten Infusorien nicht das Endziel der Entwicklung, wie dies bei allen höheren Thieren der Fall ist, sondern sie fällt zu den verschiedensten Zeiten mitten in ihre Entwicklungsgeschichte hinein und unterbricht dieselbe eine Zeit lang.« Diese hier wiedergegebene Ansicht Stein's. der gleichzeitig bemerkt, dass während der Conjugationsepoche Theilungszustände sehr selten seien und umgekehrt, lässt sich jedoch ganz gut mit der cyclischen Abwechslung Balbiani's vereinigen, da auch dieser Forscher der Ansicht ist (66; p. 493), dass die Thiere nach stattgefundener geschlechtlicher Fortpflanzung nicht abstürben, sondern nach Reconstituirung der Geschlechtsorgane (Nucleus und Nucleolus) ihr Leben weiter fortsetzten, also wohl in eine Epoche der ungeschlechtlichen Vermehrung einträten. Seine Beobachtungen geben ihm jedoch hierüber keine sicheren Resultate; er be- merkt: »Cependant, dans les conditions artificielles qui resultent de leur s6jour dans les vases de verre ou autres oü Ton 61eve ces animalcules pour pouvoir les observer, on remarque presque toujours qu'apres s'etre reproduits ils disparaissent beaucoup plus rapidement dans l'interieur du liquide que dans les circonstances ordinaires, soit parce qu'ils u'y trouvent plus qu'une nouriture insuffisante, soit pour tout autre motif.« Dass sich nun ein derartiger Entwicklungsgang bei einigen Infusorienarten leicht experi- mentell nachweisen lässt, werde ich weiter unten näher ausführen. Die oben zuerst hervorgehobene Betrachtungsweise, dass nämlich der Eintritt einer Con- jugationsepoche von blos äusserlichen Ursachen bestimmt werde, wurde neuerdings für Vorticella nchulifera \onE\ er ts*), auf experimentelle Gründe gestützt, hervorgehoben (74; p. 610). Hier soll es nämlich der durch Verdunstung hervorgerufene Wassermangel sein , der den Eintritt der Conjugation im Gefolge habe. Da es nun für die Untersuchung von dem allerhöchsten Werthe wäre, die Infusorien zur Conjugation zwingen zu können, um so das höchst mühsame und zeitraubende Aufsuchen von Coujugationszuständen zu erleichtern, so habe ich es nicht ver- *) Man wird es mir nicht verargen, wenn ich im Laufe meiner Mittheihmgen die Ansichten Everts über die Conjugation, sj eciell von Vorticella nebulifera, hier nicht weiter berücksichtige E. spricht der knospen- förmigen Conjugation dieser Vorticelle jede tiefere Bedeutung ab und sieht in ihr nur eine vor dem Wasser- mangel schützende Volumvermehrung (eine Vorstellung, die doch nur bei einem in der Luft lebejiden Thier zulässig sein könnte). Daraus geht jedoch hervor, dass er weder durch eigene, noch durch Stein's Unter- suchungen die höchst interessanten Vorgiinge im Innern der conjugirten Thiere kennt. Aber auch in Bezug auf die allgemeine Kenntniss der Bauweise dieses Thieres, sowie seine Fortpflanzung durch Theilung, bietet diese Arbeit in überwiegender Weise offenbare Rückschritte. - 57 — säumt diese Frage meinerseits wiederholt zu prüfen. Es ist mir jedoch nie gelungen durch allmäliges Eintrocknenlassen einer viele Infusorien enthaltenden Wassermenge Conjugation hervorzurufen; nur wenn schon zahlreiche Conjugationzustände vorhanden waren, schien es mir, als wenn ihre Zahl durch Eintrocknung noch bedeutend vermehrt würde. Doch haben auch diese Versuche keine entscheidende Bedeutung, da die Conjugationszustände in einer Infusion sich allmälig vermehrend bis zu einem gewissen Maximum fortschreiten, um hierauf wieder allmälig abzunehmen ; hat man nun gerade in der Zeit der Zunahme den Versuch angestellt, so erhält man wohl eine Vermehrung der Conjugationszustände, die jedoch sicherlich nicht dem eintretenden Wassermangel, sondern der schon vorhandenen Tendenz zur Conjugation zuzuschreiben ist. Auch andere äusserliche Ursachen, an welche ich dachte, erwiesen sich nicht von Einfluss. So glaubte ich eine Zeit lang, dass vielleicht starke Beleuchtung einen Einfluss auf den Ein- tritt der Conjugation auszuüben im Stande sei, jedoch ergaben die Experimente auch hier kein bejahendes Resultat. Auf diesen Gedanken kam ich übrigens durch folgende Beobachtung. Mehrfach machte ich die Wahrnehmung, dass sich in Gewässern, die ich mit nach Hause brachte, ursprünglich gar keine Conjugationszustände zeigten, dass jedoch, sehr bald nachdem sie zu Hause in kleinen flachen Glasschalen aufgestellt worden waren, zahlreiche Syzigien auftraten. Ueberhaupt konnte ich mir die Conjugationszustände einer Reihe von Infusorien in dieser Weise mit einiger Sicherheit verschaffen. Wie dies nun sich erklärt, ist vorerst fraglich; ich glaubte einige Zeit, dass die verstärkte Einwirkung des Lichtes in den demselben allseitig zugänglichen kleinen Glasschalen vielleicht die Ursache sein könnte ; direct in dieser Hinsicht angestellte Versuche ergaben jedoch, wie gesagt, kein Resultat. Ursprünglich hegte ich hin- sichtlich dieser Frage nach dem Eintritt der Conjugation eine andere Ansicht ; da es nämlich keinem Zweifel unterliegt, dass wir in der theilweisen oder gänzlichen Vermischung der Leibes- masse zweier conjugirter Infusorien den Hauptzweck der ganzen Einrichtung und die Ursache der im Verlaufe derselben sich ereignenden, merkwürdigen Processe zu sehen hab"en und ferner- hin eine derartige Vermischung immerhin von vornherein gewisse Analogien mit dem Befruch- tungsprocess bietet, so glaubte ich vermuthen zu dürfen, dass vielleicht namentlich solche Individuen zur Conjugation geneigt seien, die wegen einer relativ verschiedenen Lebensweise auch kleine innere Verschiedenheiten voraussetzen Hessen. Um diese Vermuthung einer Prüfung zu unterwerfen, vermischte ich Wasser verschiedener Herkunft, welche dieselbe Infusorienspecies zahlreich enthielten, in der Hoffnung, dass diese an verschiedenen Orten hervorgegangenen Individuen vielleicht besonders geneigt seien sich zu conjugiren. Aber auch diese mehrfach wiederholten Versuche blieben ganz resultatlos. — 58 - Hingegen sprachen aber einige Beobachtungen , die ich im Laufe meiner Unter- suchungen machte, für eine cychsche Abwechslung, wie sie Balbiani annehmen zu dürfen glaubte. Namentlich interessant sind in dieser Hinsicht die mit Paramaecium putrinum Clp. & L. erhaltnen Resultate. Dieses kleine Infusor eignet sich überhaupt sehr zu Züchtungsversuchen, da es selbst in sehr kleinen Uhrschälchen, in einer ganz geringen Menge Wassers und bei Zusatz einiger Muskelfäserchen als Nahrung, sich reichlich entwickelt und ungestört lebt. Einige conjugirte Paare dieser Art nun wurden am 9. Nov. 1874 in der angegebnen Weise isolirt. Nachdem sie sich am 10. Nov. getrennt hatten, begannen die früher sehr kleinen Thiere ein rapides Wachsthum, so dass schon am Morgen des 11. Nov. viele Individuen das Maximum der Grösse, das ich je bei dieser Art beobachtet habe, erreicht hatten und nun begann auch die Vermehrung durch Theilung in ganz rapider Weise. Schon nach wenigen Tagen wimmelte die geringe Wassermenge, in welcher sich die Thiere befanden, buchstäblich von ihnen. Am 14. Nov. traf ich ^ie nun ganz massenhaft in Conjugation begriffen. Sämmt- liche conjugirten Thiere waren wieder von der kleinen Form, wie ihre ursprünglichen Ahnen. Von diesen in der Conjugation befindhchen Thieren wurden nun wiederum 4 Paare in gleicher Weise isohrt ; dieselben verhielten sich ganz ebenso wie die früheren, sie vermehrten sich nach ihrer Trennung so sehr, dass am 24. Nov., wo ich zuerst wieder, jedoch auf vereinzeltere Conjugationszustände stiess. Hunderte von Thieren vorhanden waren. Auch jetzt waren die in Conjugation begriffenen Thiere alle verhältnissmässig sehr klein. Wir sahen also bei diesem Paramaecium drei Conjugationsepochen mit dazwischen liegenden Epochen rascher Fortpflanzung durch Theilung abwechseln ; halten wir diese Erfahrung zusammen mit der fernerhin noch bei Paramaecium Aurelia, Stylonichia pustulata und Euplotes Charon gemachten Beobachtung, dass auch diese Infusorien nach vollendeter Conjugation eine sehr rapide Vermehrung durch Theilung erfahren, so scheint es nicht ungerechtfertigt, einen der- artigen Wechsel von Epochen der Theilung und der Conjugation als eine regelmässige Er- scheinung zu betrachten. Die Zeit, welche zwischen je zwei auf einander folgenden Conjugationsepochen verstreicht, wird in Zusammenhang stehen mit der Reichlichkeit der Ernährung, die sich den aus der Conjugation hervorgegangnen Thieren bietet, denn jedenfalls scheint eine bedeutende Ver- mehrung der aus der Conjugation hervorgegangnen Thiere erst stattfinden zu müssen, bevor zu einer zweiten Coujugationsepoche geschritten werden wird. Als eine eigen thümliche Erscheinung tritt uns nun hier die Thatsache entgegen, dass die gegen Ende der Theilungsepoche zur Conjugation schreitenden Thiere sich durch eine auffallende - 59 — Kleinheit auszeichnen*). Es möchte daher fast scheinen, als wenn nach einer gewissen Zeit die Fähigkeit der ausreichenden Ernährung und des damit zusammenhängenden Wachsthums eine Einbusse erlitte, während dennoch die Theilung ihren Weg in ziemlich gleichmässigem Tempo weiter fortsetze, denn ein Gesetz, dass die Theilung erst dann eintrete, wenn ein gewisses Maximum des Wachsthums überschritten werde, existirt bei den Infusorien nicht, worauf ich späterhin noch zurückkommen werde. Die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere, von welchen schon Stein hervorhebt, dass sie ein erhöhtes Nahrungsbedürfniss haben, hätten hingegen wieder die volle Kraft der Assimilation und die Fähigkeit raschen Wachsthums erlangt, eine Auffassung der allgemeinen biologischen Bedeutung der Conjugation, die mit der von Cinkowski gelegentlich geäusserten Ansicht über die Bedeutung dieses Vorgangs sich in gewisser Uebereinstimmung befände, wiewohl ich Cinkowski nicht vollständig beipflichten kann, wie dies' späterhin noch näher zu besprechen sein wird. Wie sich nun mit dieser Auffassung die mehrfach gemachte und oben erwähnte Beobach- tung, dass sich Conjugationszustände gewöhnlich bald nach dem Einsammeln eines viele Infusorien enthaltenden Wassers einstellen, vereinigen lässt, muss ich leider vorerst noch unbeantwortet lassen. Möglicher Weise hängt diese Erscheinung damit zusammen, dass durch das Absterben einer Menge kleiner Thiere in einem solchen Wasser gewöhnlich eine reichliche Menge von Nahrung geschaffen wird, die eine rasche Vermehrung gewisser Infusorienarten hervorruft und so das Eintreten einer Conjugationsepoche beschleunigt. 3. Abschnitt. Methode der Untersuchung. Stein bemerkt (68; p. 79): »Die Conjugationszustände gehören aber bei allen Infusions- thieren zu den seltnen Erscheinungen und wenn es schon schwer hält Theilungszustände auf- zufinden, so gehört noch unendlich viel mehr Glück dazu, Conjugationsformen kennen zulernen.« Diese Sätze wird Jeder unterschreiben, der sich einmal mit dem mühsamen Aufsuchen von Conjugationszuständen beschäftigt hat. Ich habe dieses Citat St ein 's noch besonders deshalb hici- angeführt, um damit der Lückenhaftigkeit meiner Untersuchungen an mancher der später im Speciellen vorzuführenden Arten von vornherein ein entschuldigendes Wort zu widmen. *) 0. F. Müller hat (worauf auch schon B a 1 b i a n i 66; p. 480, Anmerkung, hinwies) bei Faramaecium Äurelia schon beobachtet, dass es vorzüglich kleine Thiere sind, die sich der Länge nach vereinigt finden. Die bezüglichen Stellen finden sich in »'Animalcula infusoria« p. 88 und lauten: »Haec cohaesio vixpotest esse generatio per divisionem, cum nondum ad magnitudinem adultorum provecta essent« und »Vera dehinc copula est, Aureliaeque raature, et ante plenam magnitudinem, Veneri litare amant.« — 60 — Ein kurzes Eingehen auf die bei meinen Untersuchungen angewendeten, sehr einfachen Methoden halte ich für um so mehr gerechtfertigt, da, wie mir scheint, Stein die von Balbiani bei seinen Untersuchungen befolgte Methode gar nicht verstanden und daher bei seinen eignen Beobachtungen auch nicht angewandt hat, wodurch es sich namentlich erklärt, dass er, trotz vielfach wiederholter Untersuchung der Conjugationsprocesse, dennoch zu den irrthüuihchsten Auffassungen kam. < Bekannthch ist an den lebenden Infusionsthieren eine genaue Beobachtung des Nucleus häufig schon sehr schwer, die des Nucleolus dagegen meist unmöglich. Genauere Structurverhält- nisse jedoch sind nur am isolirten Nucleus, beziehentlich Nucleolus zu erkennen oder doch erst nach Anwendung von Reagentien. Wenn sich aber im Verlaufe der Conjugatiou bei einigen der zu besprechenden Arten Nucleus und Nucleolus vielfach getheilt haben und die Theilproducte durch das gesammte Endoplasma zerstreut sind, dann sind von diesen am lebenden Thier häufig nur bei der alier- stärksten Abplattung Spuren wahrnehmbar, geschweige ein scharfes Auseinanderhalten der ver- schiedenen Producte und eine genaue Erkenntniss ihrer Structur. Es ist daher absolut nothwendig eine grosse Zahl einzelner Paare und ihrer Descendenten zu untersuchen, um aus den so erhaltenen Resultaten, mit Hülfe der an lebendigen Thieren zu beobachtenden Veränderungen, die thatsächlich statthabenden Processe zu construiren. Vor allen Dingen ist es jedoch hierbei nothwendig sich zu versichern, dass man es wirkhch mit auf einander folgenden Stadien zu thun hat, d. h. man darf nicht beliebig eingefangene Conjugations- zustände untersuchen, sondern man muss, was namentlich das Wichtigste ist und wobei die grössten Täuschungen möglich sind, die nach der Trennung der Thiere statthabenden Ver- änderungen nur an solchen Individuen studiren, die man aus isolirten Paaren erhalten hat und an welchen man häufig auf viele Tage auszudehnende, fortlaufende Untersuchungen anstellen muss. Diesen einzig richtigen Weg der Untersuchung hat nun ohne Zweifel Balbiani ein- geschlagen, obgleich er von seiner Züchtungsmethode der Infusionsthiere nicht viel spricht ; er hielt dies Verfahren jedenfalls für zu natürlich um darüber viele Worte zu machen. Stein ist er jedoch in dieser Hinsicht ganz unverständlich geblieben; Stein scheint gar nicht daran gedacht zu haben conjugirte Infusorien zu isoliren und die weiteren Veränderungen an ihnen durch allmälige und fortlaufende Untersuchungen zu constatiren. Dies geht ohne Zweifel aus den Bemerkungen hervor, mit welchen er die Angaben Balbiani 's über die Zeitdauer der Conjugationen und die Zeit, in welcher die verschiedenen Veränderungen während und nach Aufhebung der Conjugation eintreten, begleitet. So bemerkt er zu der Angabe - 61 - Balbiani's, dass die Dauer der Conjugation bei den verschiedenen Infusorien zwischen 24 Stunden und 5—6 Tagen schwanke, »was ich ihm zu vertreten überlassen muss, da es mir an jedem Anhaltspunkt zu einer solchen Zeitbestimmung fehlt« (68; p. 77). Ein ähnlicher Gedanke liegt wohl auch jener Stelle zu Grund, wo er bei Besprechung der Balbiani'schen Schilderung der Conjugation von Param. Aurelia sagt: »Diesen Angaben gegenüber, die im Original dadurch einen noch gewaltigeren Eindruck von Zuverlässigkeit machen, dass die Veränderungen der Fortpflanzungsorgane genau nach Tag und Stunde beschrieben werden — «. Derartige Zeitangaben sind jedoch nicht so schwierig festzustellen und Stein lagen ja doch auch schon die Untersuchungen Engelmann's vor, der an Thieren, welche auf dem Objectträger gezüchtet wurden, seine Beobachtungen machte, welche er gleichfalls durch ganz genaue Zeitangaben bereicherte. Will man die Dauer der Conjugation bestimmen, so muss mau entweder zwei "sich eben conjugirende Thiere abfangen, isoliren und sie bis zur Trennung verfolgen, oder, da man nicht gar häufig auf solche Paare stösst, so lässt sich eine ungefähre Schätzung der Conjugations- dauer auch wohl in der Weise erreichen, dass man eine grössere Anzahl conjugirter Paare isolirt und nun die Zeit feststellt, wenn sich das letzte Paar wieder trennt, denn es darf als wahrscheinlich vorausgesetzt werden, dass sich unter einer grösseren Anzahl von Paaren ein oder das andere befinde, das erst vor kurzer Zeit zur Conjugation geschritten ist. Um fortlaufende Untersuchungen an lebenden Thieren zu machen, isolirte ich dieselben unter dem Deckgläschen auf dem Objectträger in wenig Wasser; um jedoch von den inneren Verhältnissen etwas zu sehen, müssen sie in gewissem Grade gepresst werden, was nur wenige Arten auf längere Zeit ertragen ; hierher gehören die Paramäcien, Stylonichien und Euplotes. Ich versah das Deckgläschen mit Wachsfüsschen und presste dann so lange, bis gerade der hinreichende Druck auf das Infusor erreicht war. Um das Präparat aufzuheben, wurde es in die feuchte Kammer gesetzt, nachdem in den meisten Fällen durch Einführen von etwas Wasser unter das Deckgläschen der Druck auf das Thier aufgehoben worden war. Um es von neuem zu untersuchen, saugt man das überschüssige Wasser mit Löschpapier ab und bringt so den ge- eigneten Druck wieder hervor. Dennoch missglückt die längere Untersuchung eines Infusors oder conjugirten Paares in dieser Weise häufig genug, nur bei Paramaecium piitrinum ent- wickelten sich auch die sehr gepressten Thiere ohne Störung. Zu den fortlaufenden Untersuchungen mit Reagentien etc. isolirte ich gewöhnlich eine möglichst grosse Zahl conjugirter Paare in einem kleinen ührschälchen mit wenig Wasser, das Ganze wurde in einer kleinen feuchten Kammer aufbewahrt. Leider gelang es nur bei — 62 — einer beschränkten Zahl von Arten, die aus der Coiijugation hervorgegangenen Thiere längere Zeit am Leben zu erhalten; hierher gehören hauptsächlich die Arten, welche in verdorbenem Wasser zu leben nicht verschmähen, so Parani. Aurelia, Bursaria, putrinum, Stylonichia, Eu- plotes Charon, Colpidium Colpoda; dagegen starben schon sehr bald nach der Aufhebung der Con- jugation ab: Bursaria truncatella, Condylostoma Vorticella, Blepharisnia laieritia, Cyrtostomum leucas und Glaucoma seintillans, hauptsächlich aus Mangel an geeigneter Nahrung, wie ich ver- muthe. Bei den erstgenannten Infusorien lässt sich die Nahrung leicht durch ein wenig zu- gefügte Muskelfaser ersetzen ; die letzgenannten Thiere jedoch ertragen eine solche Nahrung und ein in dieser Weise verdorbenes Wasser nicht. Im hängenden Tropfen untersuchte ich nicht, da diese Methode unter den vorliegenden Verhältnissen jedenfalls keine guten Resultate geliefert hätte. Häufig ereignet es sich, dass die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere ihren Leib so voll Nahrungsballen pfropfen, dass die Nuclei etc. nur schwer sichtbar sind, zumal eine Verwechselung der Nahrungsballen mit Nucleusbruchstücken leicht möglich ist ; unter diesen Umständen empfiehlt es sich, die zu untersuchenden Thiere erst einige Zeit vor der Unter- suchung in reinem Wasser hungern zu lassen, wo sie sich dann bald der Speiseballen völlig entledigen. Auch die Färbung mit ammoniakalischer Carminlösung kann zur Unterscheidung der Speiseballen von den Nucleusbruchstücken etc. sehr wesentliche Dienste leisten, da sich nämlich die ersteren meist nicht, die letzteren hingegen intensiv färben. Wo es irgend möglich ist, muss man die Nucleusproducte etc. auch isolirt untersuchen, indem man das Thier zerstört, zerfliessen lässt, wie der Kunstausdruck sagt. Ich bewerkstelligte dies meist am besten so, dass ich in der erwähnten Weise das Infusor unter dem Deckgläschen durch einen gelinden Druck festlegte und dann unter dem Mikroskop mit der Nadel auf das Deckgläschen einige Male drückte, bis die bekannten Sarcodetropfen am Rande des Thieres auftraten, worauf dann das Zerfliessen, bei hiezu überhaupt geneigten Infusorien, bald vollständig erfolgt. Häufig ist es dann noch von Vortheil durch vorsichtiges Zufliessenlassen von etwas Wasser unter das Deckgläschen dessen starke Pression aufzuheben. Das hauptsächlichste Reagenz bleibt auch hier die Essigsäure, von der ich gewöhnlich eine zu l<'/o verdünnte anwandte; unter Umständen empfiehlt es sich jedoch auch die Wirkung viel concentrirterer Säuren zu studiren. Die Behandlung mit diesem Reagenz geschah immer vor den Augen des Beobachters unter dem Mikroskop, nachdem das zu untersuchende In- fusor möglichst comprimirt worden war. Der Hauptkunstgriff hierbei besteht darin, den Zusatz von Essigsäure durch gleichzeitiges Wegnehmen von Wasser auf der anderen Seite des Deck- - 63 — gläschens so zu reguliren, dass die Compression des Infusors hierbei nicht aufgehoben wird. Nur in dem letztern Fall zeigen sich feinere Verhältnisse, namentlich bei den etwas grösseren Infusorien deutlich, hat man jedoch einmal mit Essigsäure behandelt, so lässt sich eine weitere Compression nicht mehr vornehmen, da hierbei alle feineren Structurverhältnisse ruinirt werden. 4 Abschnitt. Bemerkungen über das Vorkommen und den Bau der Nucleoli und des Nucleus, sowie über deren Verhalten während der Theilung. Der Nucleus der Infusorien — Ehrenberg's männliche Geschlechtsdrüse, der Zellkern der Anhänger der Einzelligkeitslehre, Balbiani's Ovarium und auch für Stein*) dasjenige Organ, aus welchem sich die Keime neuer Thiere im Laufe der Conjugation hervorbilden, daher nach Claus ein Keimstock vom Werthe einer endogenen Zelle — dieser Nucleus ist seiner Bauweise nach ein im Grossen und Ganzen sehr einfaches Gebilde. Er lässt sich wohl aus- reichend und mit wenigen Worten, als ein von einer zarten Membran umschlossener, vor dem Leibesprotoplasma des Infusors durch seine grössere Dichte sich auszeichnender Protoplasma- körper, char akter isiren. Er macht daher im lebenden Infusor nicht etwa den Eindruck eines helleren Flecks, sondern umgekehrt den eines matteren und etwas dunkleren. Diese Eigenthümlichkeit des sogenannten Nucleus der Infusorien ist deshalb nicht un- wichtig, weil die Kerne der thierischen Zellen in der Form, in welcher sie gewöhnlich zur Anschauung kommen, ein sehr verschiedenes Verhalten zeigen. Diese Körper zeichnen sich bekanntlich durch grosse Helligkeit gegen ihre Umgebung aus, was daher rührt, dass man sie im Allgemeinen als weniger dicht, als das sie umgebende Protoplasma auffassen muss, eine Erscheinung, die jedoch nicht etwa so verstanden werden darf, dass etwa diese Gebilde durch eine reichliche Wasseraufnahme sehr gequollen seien, sondern Flüssigkeit und Kernmaterie sind in den Kernen der Gewebezellen von einander geschieden. Die eigentliche Kernmaterie (Hülle und Inhaltskörper) besteht aus einem verhältnissmässig sehr dichten Protoplasma; der Eindruck der grossen Helligkeit des thierischen Zellkerns beruht darauf, dass zwischen Hülle und Binnenkörper reichliche Mengen von Flüssigkeit angesammelt sind. Diese bemerkenswerthe Dififerenzirung der Kerne thierischer Gewebezellen ist nun eine Erscheinung, die den sogenannten Nuclei der Infusorien fast durchgängig fehlt oder doch nur in wenig hervortretender Weise angedeutet ist. *) Noch 1859 bezeichnete S t e i n (07 ; p. 54) ihn als «ein drüsena rtigt'S Organ ohne Aus- führuugsgänge.« — 64 — In den weitaus meisten Fällen bestehen dieselben aus einer gleichmässigen, schon im Leben deutlich feiner oder gröber granulirten bis faserigen Masse, deren feinere Structur nach der Gerinnung durch Einwirkung von Wasser oder verdünnten Säuren noch viel deutlicher hervortritt. Wie gesagt ist dieser Protoplasmakörper von einer Membran umschlossen, die sich am lebenden Nucleus jedoch nur selten mit einiger Deutlichkeit wahrnehmen lässt; dennoch sah ich sie recht gut bei StylonicMa Mytilus. Sie liegt dem eigentlichen Nudeuskörper dicht auf, doch Hess sich bei StylonicMa und den Vorticellen nachweisen, dass sie von demselben im lebenden Zustand schon durch einen hellen, sehr schmalen Hof (ohne Zweifel Flüssigkeit) ge- trennt wird. Nach der Isolation des Nucleus im Wasser oder bei der Application verdünnter Essigsäure hebt sie sich leicht und gleichmässig ab und wird dann sehr gut sichtbar. Diese Membran macht den Eindruck eines sehr zarten, homogenen Häutchens, welches sich durch längere Einwirkung von Wasser oder verdünnter , Säure allmälig löst. Sie lässt sich nun aber nicht mit der sogenannten Hülle der thierischen Zellkerne vergleichen, wie schon R. Hertwig sehr richtig bemerkte (75; p. 73). Diese letztere verhält sich immer nach Zu- satz von Essigsäure wie ein deutliches Gerinnungsproduct , von sehr dichtem und dunkel- glänzendem, dem der Binnenkörper völlig gleichenden Aussehen, auch macht sie meist nicht den Eindruck einer gleichmässigen zarten Haut, sondern ist knotig, ja zuweilen erinnert ihr Aussehen sehr an das einer Perlenschnur. Dagegen lässt sich die Hülle des Infusoriennucleus, wie ich hier vorgreifend bemerken will, mit der zarten Hülle vergleichen, die ich noch um die sogenannte Kernmembran bei den Kernen der rothen Blutkörperchen des Frosches auffand und auf welche ich bei andern Kernen späterhin noch zurückkommen werde. Nicht immer wird jedoch der Protoplasraakörper des Nucleus von einer so gleichmässig feingranulirten Masse gebildet, wie z. B. stets bei Param. Aurelia, sondern es bilden sich häufig oder bei manchen Arten nahezu regelmässig, in seinem Innern Differenzirungen verschiedener Art. Ich sagte, dass diese Bildungen durch Differenzirung hervorgehen, da man, wenn man die Lebensgeschichte eines Infusors näher verfolgt, zu beobachten Gelegenheit hat, wie dieselben in einem ursprünglich gleichartigen Nucleus entstehen und dass andererseits der Nucleus zu gewissen Zeiten auch wieder aus diesem dififerenzirten Zustand in einen durch seine ganze Masse gleichartigen übergeht. Schon der durch seine ganze Masse gleichartige Nucleus zeigt hie und da eigenthümliche Differenzirungen. Bei Gyrtostomum leucas wird er von lauter kleinen matten Kügelchen, die in eine helle Masse eingebettet sind, zusammengesetzt, wodurch er ein nahezu wabenartiges Aus- — 65 — sehen erhält (Taf. IX Fig. 18); bei Bursaria truncatella fand ich ihn im lebenden Thier durch- aus eigenthiimüch faserig-knotig (Taf. XI Fig. 6), nach Behandlung mit 1> Essigsäure erschien er grob granulirt. Ungemein häufig trifi't man ihn durchaus feinfaserig bei Epistylis flavicans, ohne dass ein Theilungsprocess im Gange wäre, wobei er, wie sogleich zu beschreiben sein wird, diese Structur regelmässig annimmt. Die gewöhnlichsten Differenzirungsvorgänge im Nucleus bestehen nun darin, dass sich locale Verdichtungen seiner Masse bilden. Dadurch entstehen dunkle Körperchen, die ganz regelmässig durch den Nucleus vertheilt sein können und um welche man häufig noch je eine schmale helle Zone beobachtet. In dieser Weise entsteht dann der Bau des Nucleus, welchen Wrzesniowski und ich (78) friiherhin schon etwas eingehender geschildert haben*). Solche Nuclei trifft man bei vielen Oxytrichinen, Stentor, Spirostomum etc., jedoch nicht immer. Bei vielen Infusionsthieren werden jedoch diese verdichteten Nucleuspartien viel grösser, so dass dann der Nucleus das Aussehen einer gleichmässig grauulirten Masse bietet, in der zahlreiche dunklere und mannigfaltig gestaltete, bruchstückartige Körper unregelmässig vertheilt sind. Dieser früherhin schon häufig beschriebene Bau des Nucleus findet sich fast immer bei Fara- maecium Bursaria und Prorodon teres, häufig auch bei Param. xmtrinum, vielen Vorticellineu und anderen Infusorien. Einige nicht uninteressante Erscheinungen zeigen sich in Bezug auf diese Nucleuseinschlüsse bei Param. Biirsaria ; während nämlich hier die Einschlüsse gewöhnlich durch den ganzen NuCleus vertheilt sind (Taf. IX. Fig. 4), trifi't man sie auch manchmal zu einem Haufen im Centrum des Nucleus zusammengehäuft und andrerseits stösst man auch auf Thiere, die gar keine einzelnen Bruchstücke mehr enthalten, statt deren jedoch einen grossen, dunkeln Körper von nahezu homogener Beschaffenheit (Taf. IX. Fig. 5). Ganz ähnliche Verhältnisse finden sich auch im Nucleus von Epistylis flavicans nach Greeff (73), was ich nach eigenen Erfahrungen bestätigen kann. Es scheint mir aber wahrscheinlicher, dass der grosse dunkle Körper im Nucleus aus der Verschmelzung der vielen kleinen hervorgeht, nicht umgekehrt, wie Greeff will und es steht diese Erscheinung wohl im Zusammenhang mit später zu besprechenden Um- wandlungen des Nucleus während der Theilung. Häufig zeigen jedoch die, durch Verdichtung *) Ich muss es als ein auffallendes Missverständniss bezeichnen, wenn Pagen stecher (vergl. Allgemeine Zoologie. 1. Theil, p. 70) mir zuschreibt, dass ich selbst die Kerne der Infusorien für mehrzellig erklärt habe. In derselben kleinen Abhandlung, wo ich die oben erwähnte Structur der Kerne näher beschrieb, welche diesen sonderbaren Ausspruch I'agonstecb er's veranlasste, bekannte ich mich zum Schluss in nicht misszudeutender Weise als Anhänger der Einzelligkeitslehre der Infusorien. 9 — 66 — und wohl auch Ausscheidung in der Nucleusmasse entstandenen, dunklen Körperchen selbst noch eine weitere Differenzirung. Dieselbe besteht gewöhnlich darin, dass sich in ihnen eine Vacuole bildet, die schliesslich sich so ausdehnen kann, dass statt des früheren dunklen Körperchens jetzt ein helles Bläschens mit dunkler Hülle vorhanden ist. In solcher Weise sind häufig die Einschlüsse in den Nuclei der Oxytrichinen und Vorticellinen beschaffen, welche Veranlassung zu so mannigfachen falschen Deutungen gegeben haben. Balbiani fasst alle diese Bläschen als Keimbläschen in der als Dotter gedeuteten Substanz des Nucleus auf; Clapar^de und Lachmann, sowie Engel mann vermutheten in diesen Einschlüssen sich entwickelnde Embryonalkugeln und Greeff glaubt gleichfalls noch an der Ansicht festhalten zu dürfen, dass sie mit der Fortpflanzung in Beziehung ständen. Zuweilen differenziren sich die Nucleuseinschlüsse auch in der Weise, dass sie in einen centralen Theil und eine Hülle zerfallen, zwischen welchen sich nun Flüssigkeit ansammelt, so dass also ein Bläschen entsteht, welches ein dunkles Binnenkörperchen enthält. Auch diese Art der Einschlüsse sah ich bei Vorticellinen ; so scheint mir aber auch das helle Bläschen mit dem dunklen Binnenkörperchen im Nucleus von Chüodon und seiner Verwandten entstanden zu sein, welches Balbiani als Zellkern betrachtet und daher den Nucleus dieses Infusors als eine Eizelle aufzufassen dürfen glaubt. Neben diesem Bläschen bemerkt man jedoch im Nucleus von Chüodon cuculluhis meist noch «in kleines Bläschen mit dunklen Wandungen und ausser- dem liegen in der Aussenschicht des Nucleus gewöhnlich eine Anzahl nach Innen halbkuglich vorspringender, dunkler Verdichtungen, die man jedoch auch zuweilen als allseitig -abgerundete, isolirte Körper in der Aussenzone des Nucleus antrifft*). In ähnlicher Weise wie die Bildung der bläschenförmigen Einschlüsse, erklärt sich auch die Entstehung der so häufig beschriebenen, spaltförmigen Höhle in den Nuclei der Oxytrichinen. Nach der Theilung oder bei der Neubildung des Nucleus (nach der Conjugation) hat man Ge- legenheit ihre Entstehung zu beobachten. Es bildet sich zuerst eine quere Verdichtung, eine Art dichterer Scheidewand, in der dann später eine spaltförmige, mit heller Flüssigkeit erfüllte Höhle entsteht, die demnach von dunklen Rändern eingeschlossen wird. Gegenüber fealbiani, der es leugnet, dass hier ein Spalt vorliege und die Erscheinung als eine Vorbereitung zu dem später statthabenden Zerfall des Nucleus in zwei vermeintliche*' Eier betrachtet, muss ich mich mit Engel mann der von Stein gegebenen Schilderung dieser Einrichtung anschliessen, indem ich noch die interessante Eigenthümlichkeit hervorhebe, dass die Nucleusmembran mit dieser *) Schon von Dujardin und später Claparedo und Lach mann beobachtet (vgl. Gl: p. 335 — 3G). — 67 — Venlichtung des Nucleus in festem Zusammenhang steht, sich daher am isolirten Nucleus nicht allseitig abhebt (Taf. XV. Fig. 4). Mit dem Zerfall der Nuclei während der Conjugation hat jedoch diese Einrichtung, die auch bei jeder Theilung verschwindet, nichts zu thuu. Eine besonders interessante Beschaffenheit haben die Nuclei von Loxodes Bostrmi, die sich vielleicht noch am meisten mit den Kernen ächter Zellen vergleichen lassen. Der Bau der Kerne dieses Infusor's ist neuerdings von Wrzesniowski geschildert worden (99), ich kann jedoch mit ihm nicht in allen Punkten übereinstimmen. Er fand an den zahlreichen Kernen keine Membran, dagegen beobachtete ich eine solche nach Isolation der Kerne und Wasser- einwirkung stets sehr deutlich (Taf. XIV. Fig. 10) als ein zartes Häutchen. Innerhalb desselben folgt zunächst eine körnige Schicht oder Zone von grösserer oder geringerer Dicke, zuweilen auch einseitig mehr verdickt. Innerhalb dieser Zone liegt in einer mit Flüssigkeit erfüllten Höhle ein dunklerer und homogener Binnenkörper, der dieselbe fast völlig erfüllt. Manchmal, namentlich nach Färbung, sah ich mit ziemlicher Deutlichkeit viele zarte Fasern von dem Binnen- körper entspringen und sich in der äussern, körnigen Zone verlieren (Taf. XIV. Fig. 10). Nach Behandlung mit Essigsäure verdichtet sich diese äussere Zone beträchtlich und nimmt häufig sehr deutlich das perlschnurartige, gekörnte Aussehen der Kernhülle vieler ächter Zell- kerne an*). *) Ich füge hier einige Bemerkungen über den Bau der Kerne von Actinosphaeriwn Eicliliorni und der Amoeba princeps bei, von welchen die crsteren sehr interessante Beziehungen zu den oben beschriebenen Kernen des Loxodes und gewissen Zuständen der Umbildung der Nudeoli mancher Infusorien während der Conjugation zeigen. Die Kerne des Actinosph. zeigen nach Behandlung mit 1 °/o Essigsäure immer eine ziemlich dicke, dunkel- glänzende Hülle von derselben materiellen Beschaffenheit wie die Binnenkörper. Häufig zeigt diese Hülle das schon früher für die Kerne der rothen Blutkörperchen etc. geschilderte, knotige Aussehen. Die Binnen- körper, welche gewöhnlich als Kernkörper bezeichnet werden, repräsentiren sich nach Behandlung mit Essig- säure in sehr verschiedner Weise. Häufig findet sich nur eine centrale Masse von unregelmässigen Umrissen und fein- bis grobgranulirter Beschaffenheit oder- diese Masse ist mehr verdichtet und ziemlich homogen ; andrerseits zerfällt sie häutig in eine mehr oder weniger bedeutende Zahl kleinerer Massen oder Körper, welche die schon früher häufig gesehenen Zustände mit multiplen Nudeoli repräsentiren. Einige Male stiess ich auch auf Thiere, bei welchen die Biunenkörper die Keruhülle nahezu völlig ausfüllten. (Vergl. Taf. XIV. Fig. 11 — 14). Bei genauem Zusehen lässt sich fast immer constatireu, dass von der Binneumasse der Kerne eine grosse Menge zarter Fäden entspringen, die allseitig radial nach der dunklen Hülle ausstrahlen und sich mit dieser verbinden (vergl. die ähnlichen Entwicklungszustände der Nudeoli von Stylonidüa Mytilus und Bursaria trunca- tella, sowie die interessanten Kernformen, die Eimer bei Beroe beschrieb, Zool. Stud. auf Capri I. T. VIII, flg. 82 b, c). Mehrfach glaubte ich mich mit Sicherheit noch von einer besonderen, sehr zarten Kernmembran über- zeugt zu haben, welche die dunkle Hülle äusserlich umgibt. (Ueber die früheren Beobachtungen der Kerne von Actinosph. Eidihorni vergl. namentlich Greeff, Arch. f. mikr. Anatomie Bd. III. p. 396; Hertwig und Lesser [76], sowie F. E. Schnitze [84]). — 68 — Ein zweiter Punkt, bezüglich dessen ich mich mit Wrzes'niowski nicht in Ueberein- stimmung befinde, ist der Zusammenhang der zahlreichen Kerne des Loxodes untereinander. Er beschreibt einen feinen Verbindungsstrang zwischen den einzelnen Kernen, der sich mittels ammoniakalischer Carminlösung nicht, dagegen durch Jodlösung färben lasse. Stein (68) und selbst Balbiani (66), welch' letzterer doch sonst überall die verbindenden Stränge zwischen den Kernen gesehen haben will, geben an: dass sie bei Loxodes Bostrnm vergeblich darnach gesucht haben. Ich gab mir viele Mühe bei unserem Thier etwas von dieser Verbindung der Kerne nachzuweisen, doch ist mir dies weder durch Zerfliessenlassen des Tiiieres, noch durch Färbung geglückt; die Kerne sind immer ganz isolirt von einander. Hingegen habe ich bei den Stylonichien , wo Balbiani die beiden Kerne in einem ge-" raeinsamen Schlauch eingeschlossen sein lässt, vielfach mit Deutlichkeit einen sehr zaiten, ver- bindenden Strang zwischen den Kernen gesehen, der in einer Fortsetzung ihrer Kernhüllen bestand (Taf. XV. Fig. 4). Obgleich sich nun dieser Verbindungsstrang nicht in allen Fällen wahrnehmen lässt, so zweifle ich dennoch nicht, trotz der entgegenstehenden Angaben Stein's. dass derselbe eine regelmässige Erscheinung ist, welche uns eine Erklärung für die Ver- schmelzung der beiden Kerne vor der Theilung gibt. Balbiani (64) hat zuerst eingehender gezeigt, dass die beiden Nuclei der Oxytrichinen mit dem Eintreten der Theilung zu einem einzigen Nucleus verschmelzen, ebenso wie sich die mannigfaltig gestalteten, langgestreckt band- oder rosenkranzförmigen Nucleusformen der Vorticel- linen, Euplotinen, Spirostomen, Stentoren etc. in Vorbereitung zu der Theilung zu einem mehr oder weniger abgerundeten Körper coucentriren. Stein zieht die Regelmässigkeit dieses Vorgangs bei Die Kerne der Ämoeha princeps Ehrbg. repräsentiren uns einen anderen Typus ; dieselben zeigen, wie schon durcb die Untersuchungen von Wal lieh und Carter bekannt ist (89 u. 90), eine sehr zarte, jedoch ungemein deutliclie Hülle, von derselben gleichmiissigon und zarten Beschaffenheit wie die Hülle der Nuclei und NucleoU vieler Infusorien. Nach Isolirung der Kerne in Wasser hobt sich diese, schon im lebenden Organismus sehr bemerkliche Hülle ab und ist ungemein leicht sichtbar. Dicht unterhalb dieser Hülle findet sich eine Zone eigentlicher Kernsubstanz, welche nach Zusatz von Essigsäure (l''/o) tief dunkel und glänzend wird; sie ist zu unregelmässigeu Knötchen und Fädchen verdichtet und local angeschwollen. Das eigentliche Kerninnere wird von Flüssigkeit erfüllt. (Vergl. die Taf XH, Fig. 19 — 20). Nur einmal traf ich ein Thier, dessen mittelgrosso Kerne noch einen centralen, sehr ansehnlichen dunklen und fein granulirten Binnenkörper enthielten. Ihrem Bau nach schliessen sich diese Kerne wohl zunächst an die der Ämoeha terricola und violacca Grecffs an (vergl. Arch. f. mikrosk. Anatomie. Bd. III. p. 299. Taf. XVII und XVHI); man vergleiche jedoch auch die später zu schildernden Nuclcoli von Nassula ornata Ehrbg. und Trachelius omim, sowie die früher gegebene Schilderung der Kerne der rothen Blutkörperchen von Rana und Triton. Die dunkle Kernhülle dieser letzteren entspricht ohne Zweifel der Zone der eigentlichen Kern- substanz der beschriebnen Amoebenkerne, was mich iii der früher ausgesprochenen Ansicht bestärkt, dass auch ein Homologen der zarten äussern Hülle der Kerne yow Amoeba princeps bei denen der Blutkörperchen sich finde. — 69 — den Oxytrichineu mit Unrecht in Zweifel (68). Er hat selbst zuerst (G7) diese Verschmelzung der beiden Nuclei bei StylonicMa Blytilus nachgewiesen, glaubte aber, dass dieser Process die Einleitung zu der Bildung einer besonderen Varietät einkerniger Thiere, einer Geschlechts- generation, sei. Er habe nämlich daneben auch eine Art der Theilung beobachtet, wo sich jeder Nucleus besonders theile Das von Stein jedoch abgebildete Thier (67 ; Taf. VI. Fig. 4) mit zwei sich (heilenden Nuclei scheint mir keineswegs beweisend zu sein, denn gewöhnlich findet die Verschmelzung der Nuclei schon zu einer Zeit statt, wo äusserlich von einer Einschnürung des Leibes der StylonicMa noch gar nichts zu sehen ist, so dass also die in Fig. 4 abgebildeten in Theilung begriffenen Nuclei eines Thicres, das schon eine deutliche, wiewohl schwache Ein- schnürung zeigt, wohl erst durch Theilung des verschmolzenen, einfachen Nucleus entstanden sein können. Abnorm hingegen ist die Fig. 3 Taf. VI bei Stein (67), denn ich fand regel- mässig bei so weit fortgeschrittener Theilung nie mehr einen einfachen verschmolzenen Nucleus, wie ihn diese Abbildung zeigt, sondern immer schon die vier Nuclei der beiden Theilsprösslinge. Diese Auslegung der Stein' sehen Beobachtungen ist mir um so wahrscheinlicher, da Stein, als er seine Untersuchungen anstellte, sich über die Bedeutung des Verschmelzungsprocesses der Nuclei nicht klar war. Alle von mir gesehenen Theilungszuständc von StylonicMa bestä- tigten hinsichthch des Verhaltens des Nucleus die B a 1 b i a n i ' sehe Darstellung dieses Vor- ganges ; dagegen sah ich nie eine Form, welche die Annahme unabweisbar gemacht hätte, dass, wie Stein will, die beiden Nuclei sich auch ohne vorherige Vereinigung zu theilen vermöchten. Eine höchst interessante, bislang kaum betonte Erscheinung zeigt sich jedoch bezüglich den, feinen Structur der in Theilung begriifenen Nuclei einer Reihe von Infusorien. Wie schon seit früher bekannt, ist der Nucleus der Stylonichien während seiner Theilung durch seine ganze Masse hin gleichmässig ; schon Stein bemerkt (67; pag. 154), dass die queren Höhlen den in der Theilung begriffenen Nuclei fehlten; auch zeigen seine sämmtlichen Abbildungen von in Theilung begriffenen Stylonichien, dass sich während dieses Vorgangs keine Einschlüsse irgend welcher Art im Kern finden. Dagegen ist nun aber der durch die Verschmelzung der beiden früheren Nuclei hervorgegangene, zur Theilung sich anschickende Nucleus auch nicht gleichmässig feinkörnig, sondern er besitzt eine sehr feinfaserige, jedoch recht deutliche Structur, welche von der, nach Zusatz von Essigsäure, grobkörnigen Structur der gewöhnlichen Nuclei sehr auffallend abweicht. Diese sehr eigenthümliche Structur der Nucleussubstanz erhält sich in gleicher Deutlichkeit bis die Theilung des einfachen Nucleus zu den vieren der beiden zukünftigen Thiere vollzogen ist (Taf. XV. Figg. 5 — 6). Wenn der Zerfall in zwei Theilstücke schon vor sich gegangen ist, sah ich dieselben mehrfach noch sehr deutlich durch einige solcher — 70 — Nucleusfasern in Zusammenhang stehen (Taf. XI. Fig. 1 — 2). Die einzelnen Theilstücke gleichen in ihrem Aussehen häufig völlig einem verworrenen Knäuel Bindfaden. Nach vollendeter Thei- lung verschwindet diese Structur wieder und macht der gewöhnlichen Platz. Ganz dasselbe zeigt nun auch der Kern von Param. Bursaria während seiner Theilung. Von den früheren Einschlüssen ist gar nichts mehr sichtbar, der ganze Kern ist gleichniässig und sehr fein längsfaserig (Taf. IX. Fig. 6). Das gleiche Verhalten zeigt dann ebenso der Kern des Param. putrinum während seines im Gefolge der Gonjugation eintretenden Zerfalles. Vortrefflich und auch am lebenden Thier ist die faserige Structur des Nucleus der Vorticellen während der Theilung zu beobachten (z. B. bei Vorticclla nebuUfera und Carchesium polypinum). Doch deuten auch einige frühere Beobachtungen darauf hin, dass diese Structur den in Theilung begriffenen Nuclei der Infusorien allgemeiner zukommt. So bemerkt Balbiani (66), dass der Nucleus von ürostyla grandis während der Theilung ein eigenthüraliches längsgestreiftes Aussehen habe, welches er auf Faltungen seiner Membren zurückführt; ebenso bemerkt auch Stein, dass er bei Ürostyla grandis mehrmals bei einem in der Quertheilung begriffenen In- dividuum einen Nucleus beobachtet habe, »der aus einer sehr hebten, fein und dicht wellenförmig gestreiften und gekräuselten Substanz bestand« (67; pag. 199, Taf. XIII. Fig. 10). Von Bi- dinium nasutum berichtet Engelmann: »bei der Quertheilung von Didinium nimmt der Kern eine langgestreckte Gestalt an, rückt in die Längsaxe des Thieres und erhält ein ganz längsstreifiges Aussehen, etwa wie die Nucleolus der Oxytrichinen und der Nucleus von ürostyla grandis während der Quertheilung. Nach der Quertheilung verschwinden die Streifen wieder.« (110, pag. 376.)*) Dass nun hier ein ganz allgemein verbreitetes Verhalten vorhegt, ergibt sich mit Sicher- heit daraus, dass ich ganz dieselbe Umwandlung der körnigen Nucleussubstanz in eine verworren fasrige auch bei der Bildung des Schwärmsprösslings der Podophrya qiiadripartita Gl. und L. beobachtet habe, wo ein Theil des faserigen Nucleus sich abschnürt und zum Nucleus des Schwärmsprösslings wird. Hier liess sich der Umwandlungsprocess des Nucleus am lebenden Thier genau verfolgen und constatiren, dass die feinen Nucleuskörner in die Fasern aus- wachsen.**) Nur bei dem ganz gleichmässig feinkörnigen Nucleus von Param. Äurelia habe ich bis jetzt die faserige Structur während der Theilung nicht finden können. *) Balbiani gibt in seiner neuen Arbeit über Didinium nasutum (101) nichts von einer derartigen Structur des Nucleus an; jedoch hat er wohl seine Aufmerksamkeit nicht speciell auf diesen Punkt gerichtet. **) Vergleiche die nähere Darstellung dieser Vorgänge in der Jenaischeu Zeitschr. für Med. u. Natur- wissenschaften. 1876. »Ueber die Entstehung des Schwännssprösslings der Podophrya quadripartita.i Auch bei Arinetamystacina Ehrbg. habe ich die gleiche Metamorphose der Nucleussubstanz während der Theilung beobachtet. - 71 — Diese Umwandluug der Nucleusstructur während der Theilung ist um so interessanter, als sich ja eine faserige Differenzirung auch bei der Theilung der sogenannten Nucleoli der Infusorien zeigt und wir fernerhin eine Faserbildung bei der Theilung ächter Zellkerne eine so merkwürdige Kelle haben spielen sehen. Die sogenannten Nucleoli der Infusorien, die mänuhchen Geschlechtszellen Balbiani's und auch nach Stein die Organe für die, Entwicklung der Spermatozoen , sind bei den Infusorien bei weitem nicht so allgemein nachgewiesen, als dies für die Nuclei der Fall ist. Diese Tha,t- sache hat übrigens von vornherein nichts so Auffallendes, wenn man die grossen Hindernisse in Betracht zieht, welche sich der Auffindung so kleiner, durch keine besonders auffallenden Charactere ausgezeichneter und mit sonstigen Inhaltstheilen des Infusorienplasmas leicht zu verwechselnder Körperchen entgegenstellen. Erleichtert wird ihre Auffindung meist durch den Umstand, dass sie dem oder den Nuclei gewöhnUch dicht anliegen oder sogar etwas in dieselben eingesenkt sind. Sollte es jedoch bei gewissen Infusorien der Fall sein, dass sie in dem Plasma zerstreut sind und dies ist in der That so, so muss es sehr schwer sein, diese unscheinbaren Körperchen aufzufinden und sie von anderen zufälligen Einschlüssen des Plasmas zu unterscheiden. Ueber das Vorkommen der Nucleoh sind daher die verschiedenen Beobachter auch keineswegs einig. Stein führt eine sehr stattliche Reihe von Infusorien auf, bei denen es ihm nicht geglückt ist einen Nucleolus zu finden, bei welchen jedoch zum Theil Balbiani und Engelmann die Nucleoh beobachtet haben. In erster Reihe fungiren hier die Vorticelleu; unter diesen hat Balbiani hei JEpistylis granäis und digitalis, Opercularia nutans, Carchcsium iwlypimim und Cothurnia iniberlns den Nucleolus erkannt (66). Stein (68) glaubt aus verschiedenen Gründen die Existenz eines Nucleolus bei den Vorticellen in Abrede stellen zu müssen ; bei Carchesium polypimmi, Eplstylis digitalis und Opercularia nutans konnte er keinen Nucleolus finden. Dem entgegen stehen jedoch die Angaben eines so vortrefflichen Beobachters wie Engelmann (HO; p. 368), der bei Carchesium polypinum, Epistylis flavicans und digitalis, sowie Vorticclla Convallaria den Nucleolus mit Sicherheit auffinden konnte. Auch K ö 1 1 i k e r hat den Nucleolus einer Vorticelle beschrieben und abgebildet (92; p. 18. Taf. I. Fig. 21). In den neueren Arbeiten von Greeff (73) und Everts (74) über Vorticellen wird eines Nucleolus mit keinem Wort erwähnt.*) Ich habe den Nucleolus mit völliger Sicherheit bei *) In seiner Mittheilung in den Sitzungsberichten der nied errheiniscben Gesellschaft zu Bonn 1870, p. 197 heht Greeff ganz besonders hervor, dass sich bei Epistylis flavicans kein Nucleolus finde; derselbe ist jedoch bei dieser Vorticellinc am allerleichtesten nachweisbar. - 72 — allen Vorticeileu, die ich bis jetzt näher zu untersuchen Gelegenheit hatte, zu constatiren ver- mocht, so bei Vorticella nebuli/era, Carchesium polypinum, Epistylis plicatüis, flavicans und digitalis, sowie Opercularia articulata.*) Bei Spirosfomum amhiguum und Trachelius ovmii, bei welchen Infusorien nach Balbiani die Nucleoli erst in Folge der Conjugation sich entwickeln sollen, habe ich ihre Gegenwart auch in den nicht conjugirten Thieren erkannt. Ich fand sie ferner bei Bursaria truncatella, Loxo- phylliim meleagris und einem grossen Dileptus mit rosenkranzförmigem Nucleus, den ich für eine Varietät des Dileptus gigas Clap. und Lachm. halte. Für Loxodes, wo Stein die Nuclei gleichfalls vermisste, kann ich den durch Wrzesniowski gelieferten Nachweis bestätigen. Balbiani sieht eine Regelmässigkeit darin, dass jedem einfachen Nucleus oder jedem Glied eines rosenkranzförmigen Nucleus ein besonderer Nucleolus entspreche, wie er denn über- haupt von der Gleichmässigkeit der Ausbildung der beiden Geschlechtsapparate überzeugt ist und auf diese Voraussetzung hin auch annimmt, dass die sämmlhchen Nucleoli eines Infusors in einem gemeinsamen Schlauch eingeschlossen seien. Eine solche Regelmässigkeit im Sinne Balbiani's existirt aber keineswegs, worauf schon einige Beobachtungen Engelmann's deutlich hinweisen. Dieser Forscher fand dem einfachen Nucleus von Cyriostomum leucas constant drei Nucleoli anhegen. Ich kann das Vorkommen mehrfacher Nucleoli bei diesem Infusor bestätigen, jedoch herrscht hinsichtlich der Zahl derselben *) Nach Leydig sollen sich in der Rindeuschicht des Vorticellenleibes eine grosse Anzahl sehr kleiner Nuclei finden (Vergl. »Vom Bau des thierischen Körpers.« Tübingen 1864, p. 17 u. f.). Diese Körperchen sind mir wohlbekannt, sie finden sich in einer einfachen Schicht in dorn dünnen Ectoplasma, dessen Hauptliestand- theil sie bilden. Dass sie jedoch ganz und gar nichts mit Kernen zu thun haben, kann keiner Frage unter- liegen, wie dies auch schon die Ansicht Greeff s ist (73). Unter sich sind diese Körperchen nämlich nicht isolirt, sondern stehen durch zarte Fädchen in Verbindung, so dass eine Einrichtung erzielt wird, die sehr an den von Heitzmann beschriebeneu Bau des Protoplasma's erinnert. Dazwischen sieht man noch hie und da derartige Fädchen auf längere Strecken isolirt verlaufen, die Muskelfasern Greeff 's. Soweit icli mir bis jetzt durch eigene Untersuchungen ein Urtheil zu bilden vermochte, stehen sowohl diese Körperchen als auch die Fädchen mit der Contractionsfähigkeit des Ectoplasma's in Zusammi'uhang. Leydig hat übrigens noch ganz neuerdings (Vergl. Arcb. für mikrosk. Anatomie, Bd. 12 p. 230) seine früheren Ansichten hinsichtlich dieser Ectoplasmakörperchcn der Vorticeileu wiederholt und zu einigen sehr bedenklichen Vergleichen der Rindenschicht des Infusorienkörpers und des Ectoderms der eclligen Thiere verwerthet. Viel eher könnte man das Vorkommen von echten Kernen im Ectoplasma der Vorticeileu desshalb ver- muthen, weil sich darin bei Hpiatylis flavicans, wie ich bestätigen kann, echte Nesselkapseln finden, wenn man nämlich ein Anhänger der Ansicht ist, dass die Nesselkapseln sich aus Kernen entwickeln, was mir jedoch nach den bis jetzt vorliegenden Beobachtungen sehr unwahrscheinlich dünkt. — 73, - keine Regelmässigkeit; bei grossen Thiereu fand ich drei, vier, ja einmal sogar acht sehr deutliche Nucleoli. (Taf. IX. Fig. 18.) Bei Nassula ornata Ehrbg. finden sich drei bis vier Nucleoli, dem einfachen Kern an- liegend (Taf. IX. Fig. 19). Die grösste Zahl von Nucleoli bei einem einfach bandförmigen Nucleus zeigten jedoch Trachelius ovum und Bursaria truncatella; bei ersterem Thier fand ich zweimal 9 sehr deutliche Nucleoli in der nächsten Umgebung des Kernes ; bei letzterem hingegen konnte ich bis 15 auffinden. Die von Engel mann gemachte Beobachtung, dass den beiden Kernen von Trachelo- 2)JiyUum applnilatum Clap. und Lachm. je zwei Nucleoli anliegen, kann ich bestätigen. Wie veränderlich die Zahl der Nucleoli bei den Stylonichien ist, geht schon aus Engeimannn's Untersuchungen hervor: bald trifft man nur einen Nucleolus zwischen den beiden Kerngliedern, bald je einen au jedem Nucicusglied, bald zwei; zuweilen an dem einen Nucleus zwei, am anderen einen. Einmal fand ich riesige Exemplare von Stylonicliia Mytüus, von welchen mehrere Thiere je drei Nucleoli neben jedem Nucleus zeigten, ein sehr grosses Thier enthielt dagegen drei Nucleusstücke und nicht weniger als zehn Nucleoli. Engelmann gibt an, bei Urostyla Weissei zwischen zwei bis acht Nucleoli gefunden zu haben, ich sah ein Thier mit sechs Nucleoli. Wir sehen also, dass die sogenannten Nucleoli hinsichtlich ihrer Zahl keine durchgreifende Regelmässigkeit zeigen, wie sehr auch eine solche bis zu einem gewissen Grad herrschend ist. Bei Spirostonium ambiguum sind die Nucleoli kleine, dunkle, etwa bohnenförmige, den Kerngliedern dicht anhegende Körperchen; ihre Zahl lässt sich schwer feststellen, jedoch scheint dieselbe bedeutend geringer, als die der Glieder der Nucleuskette zu sein; einmal zählte ich auf 27 solcher Glieder fünf bis sechs Nucleoli, ein anderes Mal fand ich im Ganzen acht. Aehnlich verhalten sich die Nucleoli von Loxophjllum Meleacjris zu dem rosenkranzfürmigen Nucleus. Bei dem grossen Dilephis (jigas (?) hingegen mit rosenkranzförmigem Nucleus, der einige 30 Glieder zählte, war fast jedes der Glieder mit zwei Nucleoli ausgestattet. Bei Stentor coeruleus habe ich mich jedoch bis jetzt vergeblich bemüht einen Nucleolus zu finden. In Betieff des Baues der Nucleoli habe ich nun noch einiges hervorzuheben. Die meisten Nucleoli zeigen nach ihrer Isolation in Wasser sehr deutlich eine sich abhebende Membran, von derselben Beschaffenheit wie die des Nucleus; andere hingegen, so namentlich die von Stylonicliia, lassen von einer solchen Membran nichts unterscheiden. Diese letzteren sind auch gleichzeitig die am meisten verdichteten ; schon am lebenden Thier erscheinen sie dunkel und homogen, 10 — .74 — nach ihrer Isolation nehmen sie ein dunkel-glänzendes Aussehen an und widerstehen selbst der Einwirkung concentrirter Essigsäure in hohem Grade, was ihre Auffindung häufig sehr erleichtert. Die mit Membran versehenen Nucleoli lassen zuweilen schon im lebenden Thier erkennen, dass diese von der eigentlichen Nucleolusmasse durch einen schmäleren oder breiteren, sehr lichten Hof getrennt ist. Sehr ausgezeichnet sah ich dies z. B. bei Vorticella nebulifera, (Taf. X. Fig. 32) weniger deutlich bei Paramacchim Bursaria und Pleuronema Chrysalis. Die von dieser Membran umschlossene Nucleolusmasse ist nun gewöhnlich ein dichter, granulirter oder längsstreifiger und meist etwas langgestreckter Körper, der, wie sich mehrfach sehr deutlich bemerken hess, dieser Membran an einer Stelle angeheftet ist. Am schönsten sah ich dieses Verhalten bei den ver- hältnissmässig so grossen Nucleoli von Param. Aurelia und Bursaria, ausserdem jedoch noch bei Colpidium Colpoda und Pleuronema Chrysalis; es mag wohl verbreiteter sein, jedoch ist es natiU-lich bei sehr kleiuLMi Nucleoli nicht leicht festzustellen. Der an der Membran anhängende eigentliche Nucleoluskörper von Param. Aurelia und Bm-saria (Taf. IX. Fig. 3) zeigt nun nach Wassereinwirkung eine körnige und namentlich bei Param. Bursaria zugleich eine höchst deutliche, streifig-faserige Beschaffenheit;*) auch lässt sich nachweisen, dass ein kleiner Theil seiner Masse, nämlich diejenige Partie, mittels welcher er der Membran angeheftet ist, sich durch seine helle, körnerfreie Beschaffenheit von dem übrigen Körper des Nucleolus unter- scheidet (s. Taf. XV. Fig. 7). Diejenigen Nucleoli, bei welchen ich eine Anheftung des eigentlichen Körpers an die Membran nicht habe beobachten können, besitzen nun entweder gleichfalls einen nahezu liomogenen, dichten und dunklen bis schwach granulirten Nucleoluskörper oder aber derselbe hat seine dichte Beschaffenheit gegen eine viel lockerere, leicht granulirte vertauscht, so z. B. bei Trachelophjllum appiculatum. Bei Trachclius ovvm und Nussula ornafa hingegen liat er die Gestalt eines hohlen, von einigen Körperchen und Granula durchzogenen Bläschens angenommen (Taf.IX. Figg. 21—22). Die abweichendste Formation der Nucleoli traf ich bei Bursaria iruncatclla; dieselben haben hier nahezu den Bau der früher geschilderten Kerne von Loxodes Bosfrum. Es besteht nämlich ein jeder aus einer etwas helleren Aussenzone und einem darin excentrisch gelegenen. *) Sclion Balbiani (Co) hat diese streifige Beschaffenheit beobachtet und gut abgebildet. Kr bemerkt (p. 349), dass diese Streifung in dem Nucleobis fast zu allen Epochen seines Lebens existire (s. Taf. IV fig. 2 u. 3). In seiner Hauptarbeit (60) erwähnt er hiervon nichts, wohl desshalb, weil es ihm darauf ankam, die im Verlauf der Conjugatinn auftretende streifige Differenzirung der Nucleolussubstanz, als etwas ganz besonderes nachzuweisen. — 75 - dunklen Binnenkörper, der nach Wassereinwirkung wenigstens in einer besonderen Höhle liegt; die äussere Zone wird durch die Wirkung des Wassers gewöhnlich sehr weit vom Binnenkörper abgehoben und niembranartig verdünnt. Eine besondere umhüllende Membran fand ich jedoch nicht, sonst wäre die Uebereinstimmung mit den Kernen von Loxodes vollständig (Taf. XI. Fig. 20 — 21). Es bleibt uns nun noch eine Betrachtung der Theilungsvorgänge der Nucleoli übrig. Durch die Untersuchungen von Balbiani und Stein ist es bekannt, dass die Quertheilung der Nuclei und Nucleoli nahezu gleichen Schritt hält. Die Untersuchung dieses Theilungsvorganges, namentlich bei den Stvlonichien und Paramaecien, hat ergeben : dass sich jeder Nucleolus vor seiner Thcilung vergrössert und ein streifiges Aussehen erlangt. Nach den, auch in dieser Hinsicht bahnbrechenden Untersuchungen B a Ib i au i 's zerfällt hierauf der so veränderte Nucleolus durch einfache Theilung in zwei, die, durch das Auswachsen der sie noch gemeinsam umhüllenden Membran zu einem langen Schlauch, allmälig von einander getrennt werden. Schliesslich gehen die Membran und die eigentliche Nucleolusmasse eine Rückbildung ein, worauf die völlige Trcuiiung der jungen Nucleoli und die Rückkehr in ihre frühere Formation stattfindet (vergl. 64). Stein hat die streifige Beschaffenheit der Nucleoli von Stylonkhia vor ihrer Theilung zuerst beobachtet, jedoch von den weiteren Tbeilungsstadien nichts gesehen (67) ; späterhin gab er eine gute Abbildung eines in Theilung begriffenen Nucleolus von Balmitidium entosoon (68; Taf. XIV. Fig. 'J). Auch Köllickcr hat schon 1864 (92; Taf. II. Figg. 1, 2 und .3) eine Anzahl Abbilduugeu von Theilungszuständen des l'amni. Aurelia gegeben, welche die Balbi a n i'sche Darstellung bestätigten. Ich habe die Theilung der Nucleoli bis jetzt hauptsächlich bei Stijlonichia Mytilus verfolgt und muss auch die Angaben Balbiani 's im Allgemeinen völhg bestätigen; bei Faram. Aurelia gelang es mir jedoch bis jetzt trotz vieler Mühe nicht diesen Vorgang genauer zu studiren. Im Princip stimmt die Vermehrung der Nucleoli durch Theilung während der gewöhnlichen Quertheilung der Infusorien vollständig mit der späterhin näher zu beschreibenden Vermehrung dieser Körper während der Conjugation überein. Diese Ueber- einstimmung aber war es, die Balbiani sehr ungelegen kam, da ja die Umwandlungsprocesse der Nucleoli während der Conjugation zur Bildung von Samenkapseln führen sollten; er sucht daher auch der streifig-faserigen Differenzirung der Nucleoli während der gewöhnlichen Quer- theilung eine Deutung unterzulegen, welche sie sicherlich nicht hat. Diese Streifung soll nämlich von jcotes ou de parties plus epaissies de la membrane d'enveloppe« herrühren, welche durch die Volumverniehrung des Nucleolus sichtbarer würden (66; pag. 129). Betrachten wir uns jedoch die in Theilung begriffenen Nucleoli von Stylcmichia Mytilus — 76 — (Tab. XI. Fig. 1 u. Tab. XV. Figg. 5—6) und den in Vorbereitung zur Theilung meta- morphosirten Nucleolus von Carchesium polypintim (Tab. X. Figg. 29 — 30), so werden wir die üeberzeugung gewinnen, dass die gesainmte Nucleolussubstauz in streifiger Differenzirung be- griffen ist, und dass, wie gesagt, diese Theilungsvorgänge der sogenannten Nucleoli sich völlig an die während der Conjugation statthabenden und wie späterhin noch näher zu besprechen sein wird, auch an die Theilungsprocesse ächter Zellkerne anschliessen. Bei den Paramaecien sehen wir die Nucleolusinasse ja schon im gewöhnlichen Zustande streifig differenzirt, was noch als Stütze der oben ausgesprochenen Ansicht herangezogen werden kann. An diesem Ort schliessen sich vielleicht am besten einige Bemerkungen über die Theilung des merkwürdigen Loxodes Rostrum au, welches Infusor in dieser Hinsicht ganz abweichende und sehr eigenthümliche Verhältnisse zeigt. Die grossen, bra ungefärbten Exemplare dieser Art enthalten bekanntlich zahlreiche Kerne, ich zählte bis 26; gewöhnlich findet man jedoch Thiere der verschiedensten Grösse neben einander, von welchen die ganz kleinen hellen, welche Engelmann als eine besondere Art, Drepanostoma striatum, beschrieben hatte (110), nur sehr wenige Nuclei eiuschliessen. Das merkwürdigste ist jedoch, dass man die Thiere auf jeder Grösseustufe in Theilung trifft. Je kleiner die Thiere sind, desto geringer ist die Zahl ihrer Nuclei und Engelmann hat ganz richtig bei seinem Drepanostoma nur zwei Nuclei und Nucleoli angegeben. Die Nuclei und Nucleoli entsprechen sich in ihrer Zahl durchschnittlich. Während der Theilung zeigt sich nie eine Veränderung an den Nuclei und Nucleoli, weder eine Spur von Verschmelzung noch Theilung. Die eine Hälfte der Nuclei und Nucleoli wird einfach in das eine, die andere in das andere Thier hinüber genommen. Es fragt sich nun aber: wie geschieht eigenthch die Vermehrung der Nuclei, da ich auch in gewöhnlichen Thieren auf Zustände, welche eine allmälige Zunahme derselben durch Theilung verrathen hätten, nie stiess. Hinsichtlich dieser Frage bin ich nun zu einer etwas eigenthümlichen Vermuthung gekommen, die ich keineswegs ganz sicher zu begründen vermag, welche ich aber dennoch mittheilen will, weil sie mit anderen später zu besprechenden Resultaten in sehr naher Beziehung steht, ich aber ganz vormtheilsfrei und nicht durch diese späteren Erfahrungen beeinflusst, zu jener Vermuthung über die Vermehrung der Kerne von Loxodes kam. Ich traf selbst sehr kleine Individuen von Loxodes mit nur einem Kern und Nucleolus an, wie diese ja aus den Theilungszuständen der Zweikernigen, die man häufig zu beobachten Gelegenheit hat, direct hervorgehen. Ausserdem trifft man jedoch auch Individuen mit einem Kern und zwei dicht daneben liegenden Nucleoli; ferner sieht man häufig solche, die zwei dicht zusammenliegende Nuclei enthalten, zwischen welchen ein Nucleolus eingepresst liegt. — 77 — Diese beiden Kerne nun sind häufig nicht von gleicher Grösse, der eine bleibt hinter der gewöhnlichen Grösse der Kerne bedeutend zurück. Meine Vermuthung geht nun dahin, dass sich aus den Formen mit einem Kern und zwei daneben liegenden Nucleoli durch Wachsthuui und weitere Differenzirung des einen Nucleolus die Formen mit zwei ungleich grossen Kernen und dazwischen liegendem Nucleolus hervorbilden; dass also die Kerne bei unserem Loxodes sich aus den Nucleoli hervorbilden, die sich ihrerseits wohl durch Theilung vermehren. Hierdurch würde sich denn auch die Erscheinung erklären, dass die Kerne unseres Thieres noch eine sehr auffallende Aehnlichkeit mit den oben geschilderten Nucleoli von Bwrsaria truncatella besitzen. Ob ich ganz richtig geschlossen habe, muss eine erneute Untersuchung entscheiden. 5. Abschnitt. Spezielle Beschreibung des Verhaltens der Nuclei und Nucleoli der beobachteten Infusorien während und nach der Conjugation. A, Untersuchungen an Parcitnaecium Btirsaria Ehrbg. Taf. VII. Figg. 1-19. Diese Art war es, an welcher Balbiani im Jahre 1858*) die ersten Beobachtungen über die Conjugation anstellte, gestützt auf welche er sofort die Lehre von der geschlechtlichen Fortpflanzung entwickelte ; späterhin scheint er Param. Bursaria nicht wieder eingehend studirt zu haben, was sehr zu bedauern ist, da dieses Infusor am geeignetsten erscheint, um jene Lehre gründlich zu widerlegen. Es hätte unserer Wissenschaft eine ziemlich lang herrschende, falsche Ansicht erspart werden können, wenn diese Art von Balbiani in der späteren Zeit seiner Untersuchungen, wo er sich jedenfalls eine sehr grosse Geschicklichkeit in der Anstellung derartiger Beobachtungen erworben hatte, von neuem berücksichtigt worden wäre. Ausser Stein hat dann fernerhin auch Engelmann (110) einige Beobachtungen über die Conjugation von Param. Bursaria mitgetheilt. Unsere Art eignet sich denn auch vorzüglich zur Untersuchung der hier in Frage kommenden Verhältnisse; hätte ich das Glück gehabt Conjugationszustände derselben schon zu Anfang meiner Untersuchungen aufzufinden, so wäre auch ich von vielen irrthümlichen Anschauungen bewahrt geblieben; so jedoch traf ich erst gegen Ende meiner Untersuchungen eine Fundstätte, welche mir das Thier in reichlicher Menge, sowie zahlreiche Conjugations- zustände lieferte. *) Zuerst mitgetheilt im Compt. rend. de I'Academie 1858; später ausführlich 63. — 78 — Schon Stein hobt hervor, dass sich unsere Art v;egen der Leichtigkeit, mit welcher man sie zum Zerfliessen bringen kann, zur Untersuchung der Veränderungen am Nucleus und Nucleolus sehr empfiehlt; ausserdem hat sie jedoch noch den Vorzug, dass sie sich sehr leicht züchten lässt und selbst unter dem Deckgläschen in der feuchten Kammer sich häufig Tage lang erhält, was fortlaufende Untersuchungen am lebenden Thier ohne Schwierigkeit und besser als bei irgend einem von mir beobachteten Infusor gestattet, da sich Nucleus und Nucleolus schon bei einiger Pression mit ziemlicher Deutlichkeit studiren lassen. Fernerhin sind aber die Veränderungen des Nucleus und Nucleolus hier verhältnissniässig so einfacher Natur, dass sie sich leicht und sicher übersehen lassen. Balbiani und Stein aber befanden sich in einem fundamentalen Irrthum hinsichtlich des Schicksals des Nucleus und der Nucleoli, der sie verhinderte, die wahre Bedeutung der sich abspielenden Vorgänge zu erfassen. * Nach Balbiani soll die Dauer der Conjugation bei unserer Art fünf bis sechs Tage betragen, welche Angabe ich mir nicht recht erklären kann, da ich bei den von mir im Mai beobachteten Conjugationszuständen mit Sicherheit nur auf eine Dauer von 24—48 Stunden schliessen konnte, da sich die an einem Tage isohrten Paare, welche sicher erst vor kurzer Frist sich vereinigt hatten, schon im Laufe des folgenden Tages fast sämmtlicb wieder getrennt hatten. Auch bei Param. Äiirelia fand ich die Conjugationsdauer viel kürzer, als Balbiani angibt. Vorerst muss ich nun hervorheben, dass sich bei unserer Art der Nucleus während der gesammten Conjugationsdauer nicht verändert; nur seine feinere Structur zeigt darin eine Um- änderung, dass die früheren Einschlüsse sich zum grössteu Theil alhuähg zu verlieren scheinen, so dass derselbe gewöhnlich ein gleichmässig feinkörniges Wesen annimmt und nur hie und da locale, schwache Verdiclitungen und Anhäufungen dunkler Körnchen zeigt. x\.ber auch nach aufgehobener Conjugation findet kein Zerfall des Nucleus statt, keine von demselben ausgehende Ei- oder Keimkugelbildung, wie die früheren Forscher behaupteten ; er verharrt, wie er war und sein schliessliches Schicksal wird späterhin noch erörtert werden. In der Annahme, dass der Nucleus unserer Thiere nach aufgehobener Conjugation in eine Anzahl Bruchstücke zerfalle, lag der wesentlichste Irrthum der früheren Beobachter. Balbiani bemerkt hierüber (66; p. 493): »la masse ovulaire« — der Nucleus — »ne subit quun fractionnemcnt incomplet. Dcux, quelquefois quatre ovules larges de 0,0072 se detachent de la masse commune, laquelle conserve sa forme arrondie primitive, et se transforment en autant d'oeufs complets d'un diametre de 0,0144« Stein sagt (68; p. 91): »Aus diesem« — dem Nucleus — »entwickeln sich nach auf- — 79 — gehobener Conjugation in den allermeisten Fällen nicht mehr als drei rundliche Körper, die bald gleich gross sind, bald sind zwei mehr oder weniger beträchtlich kleiner als der Dritte. Im ersteren Fall zerfiel der Nucleus ohne Zweifel unmittelbar in drei Segmente, im letzteren Falle theilte er sich aber wahrscheinlich zuerst in zwei Segmente und dann wurde eins derselben noch ein Mal getheilt. Ich schliesse dies daraus, dass ich nicht selten Individuen mit nur zwei, nahezu gleich grossen Nucleussegmenten beobachtete. Beim Vorhandensein von drei Nucleussegmenten zeigt das eine, zumal wenn es grösser ist, als die beiden andern, oftmals eine etwas andere Zusammensetzung als diese; es enthält nämlich in seiner Grundsubstanz mehrere, bisweilen zahlreiche kleine Kerne eingebettet, während die beiden anderen Segmente gewöhnlich nur mit einem einzigen centralen, bläschenförmigen Kern versehen sind. Hieraus lässt sich wohl mit ziemlicheCiSicherheit folgern, dass nur die beiden gleichartigen Nucleussegmente, die auch sonst mit den eiähnlichen Kugeln von F. Aurelia vollkommen übereinstimmen, die Bedeutung von Keimkugelu haben, das dritte Segment aber die Anlage eines neuen Nucleus darstellt und somit der Summe von opaken Körpcrcheu von Paramaecium Aurelia entspricht. In mehreren Fällen ist freilich gar kein Unterschied zwischen den drei Nucleussegmenten wahrzunehmen, indem jedes derselben bald nur einen einzigen centralen Kern, bald zwei oder drei weit von einander abstehende Kerne besitzt.« Aus diesen Mittheilungen geht mit Sicherheit hervor, dass ein wirklicher Zerfall des Nucleus nach der Conjugation weder von dem einen, noch dem anderen Forscher wirklich beobachtet, sondern nur erschlossen wurde; und zwar falsch, wie sich weiter unten zeigen wird. Während nun der Nucleus sich im Verlaufe der Conjugation nahezu unverändert erhält, so ist doch gerade das Umgekehrte der Fall bei dem Nucleolus, der bekanntlich bei allen bis jetzt beobachteten Infusionsthieren im Laufe der Conjugation höchst merkwürdige Um- bildungen erleidet, da nämlich aus ihm die, die männlichen Geschlechtsproducte einschliesseuden Samenkapseln hervorgehen sollen. Diese Veränderungen des Nucleolus verlaufen nun nach meinen Untersuchungen bei den drei von mir beobachteten Paramaeciumarten in einer nahezu übereinstimmenden Weise, nur ihr Endziel ist etwas verschieden, indem nämlich aus dem Nucleolus bei P. Bursaria vier, bei P. Aurelia und putrimim hingegen acht sogenannter Samenkapseln hervorgehen. Ich werde daher hier gleichzeitig die Umwandlungen des Nucleolus bei den drei genannten, von mir genauer untersuchten Arten schildern, um nicht durch Wiederholungen zu sehr zu langweilen. Zunächst erinnere ich an den früher geschilderten Bau der Nucleoli von Paramaecium Bursuvia und Aurclia und namentlich daran, dass man an dum eigentlichen Nucleoluskörper - 80 — deutlich zwei Abschnitte unterscheiden kann, den eigenthchen streifig-lvörnigen, dunklen Nucleolus und den hellen kleinen Abschnitt, mittelst welchen derselbe an die Nucleolusmembran angeheftet ist. Die nächste Veränderung des Nucleolus besteht nun in einer allniäligen Vergrösserung und einein gleichzeitigen Auswachsen des hellen Abschnittes, der nun die deutlichste Differenzirnng in ziemlich zarte Fasern eingeht. Eine solche Form gibt Fig. 1. Taf. VII. wieder, die den streifig-körnigen, dunklen Nucleoluskörper an einem langen Bündel feiner Fasern, das an einer Stelle der Hüllmembran befestigt ist, gewissermassen aufgehängt zeigt. Aus diesen Zuständen nun bilden sich zunächst die sehr merkwürdigen, in Taf. VII. Fig. 2 u. Taf. XV. Fig. 8— 1 0 wiedergegebenen, in einer Weise hervor, die näher zu verfolgen mir nicht möghch war. Die aus dem dunklen Nucleoluskörper hervorgewachsenen Fasern haben sich verlängert, die beiden Enden des sehr vergrösserteii Nucleolus erscheinen immer zugespitzt, was damit zusammenhängt, dass sich die Membran nur einseitig abheben lässt. Der gesammte Nucleolus zeigt auf diesem Stadium immer eine mehr oder weniger beträchtliche, spiralige Zusammenkrümmuug. Diese Formen traf ich namentlich bei P. Aurelia ganz constant auf einem gewissen, jedenfalls ver- hältnissmässig sehr frühen Stadium der Conjugation an und ich schliesse mich der Balbiani'schen Ansicht an, dass die ganz stark spiralig zusiimmengekrünimten Formen (Taf. XV. Fig. 9) die zu- nächst entstehenden seien, dass sich dieselben im Laufe der Entwicklung allmälig aufkrünimten (Taf. XV. Fig. 8) und schliesslich in einen nahezu gestreckten Zustand übergehen (Taf. XV. Fig. 10). Diese Formen nun gehen aber nicht, wie Balbiani will, direct in Theilungszustände über, sondern sie metamorphosiren sich zunächst in den Zustand, welchen er als eine reife Samenkapsel aufi'asst, d. h. sie ziehen sich allseitig zusammen, verkleinern sich nicht unbeträcht- lich und werden so schliesslich zu einer ovalen, allseitig abgerundeten Kapsel (Taf. VII. Fig. 3), die nun in ihrem Bau zunächst wieder an den urs])rünglichen Nucleolus erinnert. Ihr völlig faserig-streifig diiferenzirter Inhalt besteht seiner Hauptmasse nach aus dunkeln, körnigen Fasern, die durch eine kleine hellere, durch Essigsäure (1 "/o) bis zur Unkenntlichkeit aufquellende Faserstrecke mit der Hüllmembran in Verbindung stehen. Conjugirte Paare, von welchen jedes Thier eine solche Kapsel wahrnehmen lässt, gehören zu den häufigsten, welche man antrifft. Nicht immer ist jedoch der Abschnitt der dunklen Fasern so gross wie in der Taf. VII. Fig. 3, manchmal trifft man die helle Faserstrecke viel ansehnlicher, ja sie kann selbst die Hälfte des ganzen Faserkörpers betragen. Zunächst findet nun eine Umänderung in dem Bau der Kapseln statt, welche als eine Vorbereitung zur Theilung aufgefasst werden muss. Es erscheint nämlich nun auch am ent- gegengesetzten Endo des dunklen Faserkörpers ein heller Faserabschnitt, so dass also nun die — 81 — dunkle Faserzone den eigentlichen grösseren Körper der Kapsel bildet und nach beiden Seiten hin in helle, durch 1\ Essigsäure verschwindende Fasern ausläuft (Taf. VII. Fig. 8). Solche Stadien hat Balbiani vielfach gesehen und als völlig reife Samenkapseln gedeutet. Der weitere Fortschritt in dem Theilungsprocess geschieht nun folgendermaassen: Die Mittelzone der dunklen Fasern theilt sich im Äequator der Kapsel und die beiden Hälften rücken in die beiden Kapselenden (Taf. VIII. Fig. 2), durch helle Fasern unter einander verbunden. Ist dieser Zustand erreicht, so beginnt auch der Theilungsprocess äusserlich sichtbar zu werden. Die ursprünglich ovale Kapsel beginnt sich zu strecken, wird länger und bald bemerkt man, dass die beiden Enden, welche die Hälften des dunklen Faserkörpers enthalten, sich kugelich gegen den Verbindungsstrang der hellen Fasern absetzen. Dieser Strang zieht sich nun, indem er sich mehr und mehr verschmälert, noch weiter aus, die Enden schwellen noch mehr an, bis schliesslich, wenn die so lang ausgezogene Kapsel wohl zwei Drittel der Länge des gesammten Thieres erreicht hat (vergl. Taf. VIII. Figg. 3 — 8 ; Taf. VII. Fig. 4) der Verbindungsstrang in der Mitte durchreisst und die Theilung ist vollendet. Jede der so neugcbildeten beiden Kapseln hat nun natürlich noch einen Schwanz, der von dem durchgeschnürten Verbindungsstrang herrührt (Taf. VII. Figg. 5, 6 u. 7) ; dieser Schwanz wird jedoch jedenfalls sehr rasch eingezogen und die Kapsel wieder gleichmässig oval abgerundet, da man nur sehr selten derartige geschwänzte Kapseln trifft, welche den denthchen Beweis liefern, dass wirklich eine Trennung des Verbindungsstrangs in seiner Mitte stattfindet, nicht eine Resorbtion desselben, wie Balbiani annimmt, der jedoch dabei jedenfalls von der Vorstellung, dass alle Kapseln in einem gemeinsamen Schlauch ein- geschlossen blieben, sehr beeinfiusst war. Nachdem also dieser Schwanzanhang der Tochterkapseln völlig eingezogen worden ist, repräsentiren dieselben wieder ganz das Bild der ursprünglich zur Theilung sich anschickenden, einfachen Kapsel. Sie erscheinen wieder als ein dunkler Faserkörper, der ilurch einen hellen Faserstiel an die ihn uraschliessende Membran angeheftet ist. Jede weitere Theilung geschieht nun genau nach denselben Regeln, die wir soeben bei der Theilung der ersten Kapsel kennen gelernt haben, nur geht, wie schon oben gesagt, die Theilung bei P. Aiirdia und pufrinum einmal mehr vor sich als bei P. Bursaria, so dass bei den beiden erstgenannten Arten jedes aus der Conjugation hervorgegangene Thier schliesslich acht, beider letzgenannten hingegen nur vier Kapseln erhält. Als eine Regel darf es, wie auch schon Balbiani hervorhob, betrachtet werden, dass die Nucleoluskapseln jedes Thieres immer genau auf der gleichen Stufe der Ausbildung stehen, wie denn auch ihre Theilung stets gemeinschaftlich geschieht; auch die Kapseln der beiden 11 — 82 — conjugii'len Thiere zeigen sich fast stets genau auf derselben Stufe der Entwicklung, doch traf ich bei P. Bursaria einige wenige Male auf Paare, bei welchen die Kapseln des einen Thieres zwar genau dieselbe Ausbildung zeigten wie; die des anderen, jedoch in ihrer Grösse sich von diesen sehr unterschieden. Eines dieser Paare zeigte einen nicht uninteressanten Bau seiner beiden Kapsehi, der sich wohl besser durch Betrachtung der Fig. 10. Taf. VII. als durch Beschreibung verstehen lässt. Stein und Balbiani befinden sich in einer grossen Unsicherheit hinsichtlich der Zahl der aus dem Nucleoliis hervorgehenden Kapseln, wobei sie jedenfalls durch ihre Auf- fassung derselben, als Sperniatozoen einschliessende Organe, sehr beeinflusst wurden. Denn dass eine solche, nach ihrer Ansicht völlig gereifte Kapsel sich noch weiter theile, nuisste ihnen, trotzdem dass Balbiani einen derartigen Vorgang constatirte, in den meisten Fällen sehr unwahrscheinlich dünken. Balbiani findet bei P. Bursaria gewöhnlich zwei, selten vier Kapseln, Stein hingegen sehr häufig die letztere Zahl. Bei F. Aurdia hingegegen, wo Balbiani gewöhnlich vier, selten acht Kapseln sich entwickeln sah, niusste Stein die Entwicklung von vier Kapseln zu den seltnen Fällen rechnen. Bei F. Aurelia fand Balbiani ausserdem zwei ganz verschiedene Arten der Entwicklung der Kapseln aus derii Nucleolus. In dem einen Fall bilden sich zuerst die oben beschriebenen gekrümmten Kapseln aus, deren Enden hierauf anipullär anschwellen und die so direct in Thei- lung übergehen sollen; hier hat also Balbiani die in Theilung begriffenen Kapseln für eine directe Weiterbildung dieses eigentliümlichen Entwicklungszustandes des ursi)rünglichen Nucleolus gehalten, was gewiss unrichtig ist; andererseits hat er abei' auch die aus diesem Zu- stand hervorgehenden gewöhnlichen Kapseln (Taf. VIT. Fig. 3; Taf. VIII. Fig, 2) gesehen, wclcln' er nun durch ein directes, einfaches Auswachsen des Nucleolus sich bilden und zur Reife gelangen lässt. Diese Kapseln sollen sich nicht mehr theilen, so dass also in diesem Fnll nur die Aus- bildung einer einzigen Kapsel stattfände. Stein hält diesen letzteren Entwickclungsgang für die Regel, hat jedoch auch die grossen gekrümmten Kapseln beobachtet, aber ihr regelmässiges Auftreten in dem Entwickelungsprocess des Nucleolus auch nicht erkannt. Uebrigens sind die Stein'scheu Beschreibuni;i'ii leider wegen der mangelnden Abbildungen nicht recht versfändlich, auch hat er keine ricliligcn Voistellungen von dem Zusammenhang der verschiedenen, von ihm gesehenen Stadien erlangt. Wie oben schon hervorgehoben worden, ist die Zahl dei- :ii:s dem Nucleolus hei'vorgehendcn Kapseln bei jeder der drei Arten ganz constant, man muss aber nur die Thiele in dem i-ich- — 83 — tigen Stadium während oder nach der Conjugation untersuchen, um sieh von dieser Thatsache zu überzeugen. Derartige Schwankungen, wie sie Balbiani und Stein annehmen, existiren nicht. Ich sah auch nie solche Unregelmässigkeiten, wie sie Stein (68; pag. d2) anführt, wo das eine Tliier einer Syzigie von 1'. Burmria eine grosse, das andere zwei kleine Kapseln ent- hielt, oder bei einem anderen Paar das eine 'J'hier mit vier, das andere mit l'ünf ungleich grossen Kapseln versehen gewesen sei ; diesen letzten Fall halte ich für sehr unwahrscheinlich und glaube, dass hier gewiss eine Täuschung vorlag. Dennoch traf ich bei P. Bursaria einmal eine Unregelmässigkeit, die jedoch im Verein mit einer früher von mir gemachten Beobachtung von grossem Interesse ist. In einer Syzigie enthielt nämlich das eine Thier drei, das andere hingegen nur eine Kapsel, sännntliche Kapseln waren unter einandci' i.'jeich und von der Grösse der Kapseln zweiter Generation. Ein solcher Zustand lässt sich nun meiner Ansicht nach nur in der Weise erklären, dass man die dritte Kapsel des einen Thiercs als aus dem anderen herübergewandert betrachtet. Ich hatte früher schon bei Farani. putrinum eine ähnliche Beobachtung gemacht (vergl. 78; Taf. XXV. Fig. 2), wo sogar die beiden Kapseln des einen Thieres der Syzigie zu denen des anderen hinüber- gewandert waren und ich vermag diesen Fall noch heute nicht in anderer Weise zu erklären. Diese Beobachtungen legen es daher sehr nahe, an einen Austausch der Kapseln der con- jugirten Thiere zu denken und ich hatte diese Vermuthung auch schon früher (1. c.) aus- gesprochen. Die Vorstellung eines derartigen Austausches lässt sich um so leichter gewinnen, weun man die bei P. Bursaria und putrinum häufig von mir gemachte Beobachtung berück- sichtigt, dass sowohl die Nucleoluskapsehi wie der Nucleus (oder die aus ihm hervorgehenden Umwandlungsproducte) keinen festen Ort in den conjugirten Thieren bewahren, sondern vom Strome des Fndoplasma's wie sonstige Inhaltskörper umhergeführt werden. Da ich die oben erwähnte Vermuthung schon früher gehegt hatte, so habe ich bei andauernd beobachteten Syzigien von Paraiii. pnfriiium mehrfach nach einem solchen Austausch gesucht, ohne jedoch hiervon etwas zu finden. Wenn auch die Nucleoluskapsehi während ihrer Hin- und Herbewegung der Vereinigungsstelle beider Thiere häufig sehr nahe kommen, so sah ich dennoch nie den wirklichen Uebertritt einer Kapsel in das andere Thier eintreten. Dennoch möchte ich nicht in Abrede stellen, dass sich ein solcher Uebertritt zuweilen ereigne, wenn auch die beiden angeführten Fälle von Param. Bursaria und putrinum die einzigen sind, welche mir in dieser Hinsicht bis jetzt aufstiessen. Bei anderen Infusorien habe ich gar nichts dieser Art gesehen, wiewohl dieselben auch sämmtHch nicht so geeignet zu derartigen Be- obachtungen erscheinen wie die beiden genannten. — 84 — B a 1 b i a n i schildert, die vermeintlichen Spermatozoon innerhalb der Samenkapseln als sehr zarte, in ihrer Mitte angeschwollene Fäden, die sich häufig zu dicken und dunkleren Bündeln zusammenlegten. Diese Bündel sind nun jedenfalls nichts weiter als die dickeren und dunkleren Faserpartien, die ich oben ausführlicher beschrieb ; die eigentlichen Spermatozöen dagegen sind die helleren, zarter gestreiften Partien, in welche die ersteren sich fortsetzen. Nach dieser allgemeinen Schilderung der Umbildung der Nucleoli der drei Arten von Paramaecium kehre ich nun wieder zu der speciellea Erörterung der Verhältnisse bei Param. Bwsaria zurück. Die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere enthalten also, wie schon früher erwähnt, einen unveränderten Nucleus und vier feingestreifte Samenkapseln von gleicher Grösse und Be- schaffenheit (Fig. 9). Die Streifung derselben ist schon, wie bei P. Bursaria überhaupt, am lebenden Thier recht deutlich wahrzunehmen. Auch sie zeigen noch deutlich die schon früher geschilderte Bauweise; der kleine hellere und zartgestreifte Abschnitt ihres gestreiften Inhalts- körpers, mittels welchen sie der Membran angeheftet sind, wird auch hier durch Essigsäure bis zum Verschwinden aufgequcllt. Der grössere, aus dunkleren Fasern bestehende Abschnitt zeigt häufig schon am entgegengesetzten Ende der Kapsel ein theilweises Verschmelzen dieser Fasern. Einige Zeit lang verharren nun die Thiere ohne weitere Veränderung in diesem Zustand, erst nach Verlauf von etwa zehn Stunden beginnt eine sehr bemerkenswerthe Umwand- lung. Zwei der vier Nucleoluskapseln nämlich verlieren ihre längliche Gestalt und werden zu runden, im Leben licht und homogen erscheinenden Kugeln; die beiden anderen Kapseln hin- gegen verkleinern sich bemerklich und werden im Gegentheil dunkler, indem sie ihre streitige Beschaffenheit noch bewahren (Fig. 10). Die Substanz der beiden lichten Kugeln, welche aus zwei der Kapseln hervorgingen, erscheint nach Behandlung mit Essigsäure (1>) anfänglich ziemlich stark, jedoch gleichmässig granuhrt. Einen derartigen Zustand hat Balbiani gesehen (63) und auf Taf. VI. Fig. 15 sehr kenntlich abgebildet; er deutete die kleinen granulirten Kugeln natürlich als aus dem Nucleus hervorgegangene Keime oder später als in Entwicklung begriffene Eier. Dieser so eingetretene Unterschied zwischen den ursprünglich ganz gleichen vier Nucleolus- kapseln, wird nun in dem weiteren Verlaufe immer deuthcher; die beiden lichten Kugeln wachsen mehr und mehr heran und nach einigen Stunden schon tritt in ihnen sehr regelmässig ein dichteres, dunkles Kernchen mit einer hellen Vacuole in seinem Innern auf (Fig. 11). Im Gegensatz hierzu werden die beiden anderen Nucleoluskapseln noch kleiner wie früher und verlieren hiermit allmälig auch ihre streifige Beschaffenheit, so dass sie am zweiten Tag nach auf- — 85 — gehobener Conjugation zu kleinen, nahezu homogenen, dunklen Kugeln geworden sind, die ihrer Ilülhnenibran innerlich an einer Stelle ansitzen (Figg. 13 u. 14). Etwa im Laufe des dritten Tages nach der Trennung der conjungirten Thiere nun, verschwinden plötzlich diese, aus den sich verkleinernden Kapseln hervorgegangenen, homogenen Kugeln, so dass sich auch keine Spur derselben mehr auffinden lässt. Trotz vielfacher Mühe gelang es mir nicht mit Sicherheit zu ermitteln, in welcher Weise dieses Verschwinden vor sich geht; es stehen sich hier zwei Möglichkeiten gegenüber, entweder werden sie aufgelöst, oder von dem Thier ausgeworfen. Aus verschiedenen Gründen, deren nähere Erörterung ich auf später verschieben muss, entscheide ich mich für die zweite Möglichkeit und nehme daher als wahrscheinlich an, dass sie wirklich von dem Thier ausgeworfen werden. Mittlerweile sind die, aus den beiden anderen Kapseln hervorgegangenen, lichten Körper etwa bis zu zwei Drittel der Grösse des Nucleus herangewachsen und stimmen nun in Betreff der Beschaffenheit ihrer Substanz in ganz auffallender Weise mit dem Nucleus überein, so dass man sie, wie dies ja auch von B a 1 b i a n i und Stein geschehen ist, leicht für Theilstücke des Nucleus nehmen könnte, wenn ihre Abstammung von den gestreiften Nucleoluskapseln nicht durch fortlaufende Untersuchungen über allen Zweifel festgestellt wäre (Fig. 15). Ihre Gestalt ist jetzt eine länglich- ovale geworden, ähnlich der des Nucleus. Kurze Zeit nach der Entfernung der zwei rückgebildeten Kapseln, also etwa zwischen dem dritten und vierten Tag nach aufgehobener Conjugation, beginnt jedoch auch einer der erwähnten nucleusartigen Körper sich zu verändern; in seiner Masse treten dunkle Längsstreifen auf, die namentlich am einen Ende des ovalen Körpers stärker verdickt hervortreten, während sie nach dem anderen Ende zu in feinere, zartere Streifen auslaufen, welcher Theil daher sehr hell bleibt (Taf. VIL Fig. 16). Die Dift'erenziruug in der Masse dieses Körpers schreitet alhnälig immer weiter fort, bis er schliesslich fast gänzlich von dunklen, glänzenden Streifen durchzogen ist; gleichzeitig sieht man ihn sich allmälig verkleinern, was mit der Verdichtung seiner Masse gewiss in causalem Zusammenhang steht (Taf. VII. Fig. 18). Diese Verkleinerung schreitet nun langsam weiter fort, bis schliesslich etwa 10—12 Tage nach aufgehobener Conjugation dieser Körper wieder Grösse und Beschaffenheit eines gewöhnlichen Nucleolus angenommen hat (Taf. VII. Fig. 17). Während dieser ganzen Zeit haben sich sowohl der ursprüngliche Nucleus, als auch der zweite, ursprünglich aus der Nucleoluskapsel hervorgegangene, nucleusartige Körper nicht wesentlich verändert; nur hat sich der Nucleus allmälig etwas verkleinert, so dass die beiden erwähnten Körper jetzt nahezu von gleicher Grösse sind (Fig. 17). — 86 — Ein Thicr dieses Stadiums zeigt demnach also scheinbar zwei ganz gleich bescliaffciie Nucloi und einen ansehnlichen Nucleolus. Häuhg tritt't man die beiden Kerne ganz dicht zusammengepresst und gegeneinander abgephittet; schliesslich verschmelzen sie mit einander und wir haben also nun wieder den normalen Zustand des P. Bursaria, wie es in die Conjugation einging, vor uns. Hinsichtlich dieses Verschmelzens muss ich jedoch einige Worte bemerken; ,ich habe diesen Vorgang nicht direct beobachtet, erschliesse ihn jedoch daraus, dass ich unter einigen aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren, am elften Tage nach Lösung der Syzigien, theils Thiere mit einfachen Nucleus und Nucleolus, theils solche mit einem Nucleolus und den beiden oben bescliriebenen Kernen, jedoch auch eines mit einfachem Nucleus traf, der noch sehr deutlich seine Zusammensetzung aus zwei Stücken erkennen liess (Fig. 19). Ich konnte diese Frage deshalb nicht ganz sicher entscheiden, weil ich nicht erwartet hatte, dass sich die Rückbildung zu der normalen Beschaffenheit bei unserer Art so ungemein lang verzögerte und ich daher anfänglich mit dem Verarbeiten des noch vorhandenen Materials etwas zu rasch vor- ging, so dass ich später sehr sparsam damit sein musste. Ich wüsste jedoch der in Fig. 19 abgebildeten Beschaffenheit des Nucleus keine befriedigendere Deutung zu geben; auch Balbiani hat bei P. Bursaria derartige Nuclcusformeu schon gesehen, jedoch keine Erklärung derselben gegeben; er schreibt (G6; \\. 202): »Dans quelques cas, la masse granuleuse Interieur de l'ovaire 6tait divisee transversalemeut par une section tres-nette en deux portions qui demeuraient en contact ou n'etaient separ^es que par un Intervalle tres faiblc.« Man könnte allenfalls noch die Ansicht aufstellen, dass die beiden Kerne bei einer er- folgenden TlieiUiiig je zu einem Kern der Theilungssprösslinge würden, dem muss ich aber, wie späterhin noch eröitert werden soll, aus theoretischen Gründen widersprechen. Nacii dieser Schilderung der Veränderungen des Nucleus und Nucleolus während der Conjugation von P. Bursaria, habe ich nun kaum nöthig, auf die von meinen Vorgängern genuichten Angaben näher einzugchen, da sich die von ihnen falsch gedeuteten Bilder schon durch meine Schilderung ihrem wahren Werthe nach erkennen lassen. Die Umbildung zweier Nucleoluskapseln sahen sie nicht, sondern nahmen an, dass die auf diese Weise hervorgehenden Körper Theilproducte des Nucleus seien, aus welchen nun je nach ihrer speciellen Auffassung entweder Eier oder Embryonalkugeln hervorgehen sollten. Ueber den Verbleib der Samen- kapseln theilen sie wenig mit; dies war ja auch nicht iiötliiL;-, da dieselben ja bei der Befruchtung gewöhnlich aufgebraucht werden sollten; nur Balbiani muss etwas davon gesehen haben, dass dies nicht der Fall ist, denn er gibt an (06; pag. 508), dass dieselben nach der Be- fruchtung nicht schwinden, sondern allmälig wieder ihr rudimentäres Aussehen annähmen und - 87 — schliesslich durch Verschmelzung wieiler rx einem Nucleolus sich vereinigten. Dass diese Angaben nicht auf Beobachtungen beruhen, sondern nur Annahmen sind, brauche ich wohl nach der oben gegebenen Schilderung des waliron Verhaltens nicht besonders auseinander zu setzen. Die merkwürdigen Umformungen, welche die sogenannten Samenkapseln des P. Bursaria nach aufgehobener Conjugation erfahren, werden uns für das Verständniss der viel verwickeiteren Vorgänge bei P. Anrelia und ^mtrinum als Richtschnur dienen müssen. B. Huter-sucliungeu iiii Paramaecimii Aurelia 0. F. Müller und ptttrinuni Clapar^de und Lachinnnu. Taf. VIII II. Taf. XV. Figg. 8— IG. Ueber die Conjugationserscheinungen von P. Atirelia Wagen Mittheilungen von Balbiani, Stein und Kölliker, sowie einige Bemerkungen von mir vor. Ich bemerke jedoch hier sogleich, dass ich bei meinen früheren Untersuchungen (78) einen Irrthum begangen habe, indem ich P. 2''utrinum und Aurelia zusammenwarf, und ersteres für eine kleinere Generation des letzteren hielt, welche zur Conjugation besonders geneigt sei. Auf diese Weise gelangte ich dazu, dem P. Aurelia eine ziemliche Variabilität hinsichtlich seiner Conjugationserscheinungen zuzuschreiben und glaubte daher die sich widersprechenden Angaben Stein's und Balbiani's vereinigen zu können. Die Kölük er'schen Untersuchungen hatte ich früher leider übersehen, was um so eher möglicli war, da aucli Stein in seinem 1806 erschienenen zweiten Band der 1864 herausgegebenen Icones histiologicae gar nicht, selbst nicht in der 18GG erst geschriebenen Vorrede gedenkt. Ich hebe daher hier zunächst hervor, dass die Abbildungen auf Taf XXV meiner kleinen Abhandlung sich auf P. mtrimim b(^ziehen, dass hingegen die beiden Figuren 8 und 9 auf Taf. XXVI Zustände von P. Aurelia darstellen. P. putrinum ist zuerst von Claparede und Lach mann beschrieben worden (61; pag. 266 und 62; Taf. X. Fig. 11 — 12); es zeichnet sich dadurch aus, dass es mit der Gestalt des P. Bursaria das Fehlen der Trichocysten und Chlorophyllkörner verbimli'f; auch soll dasselbe nur eine contractile Vacuole in der vorderen Leibeshälfte besitzen. Der Nucleus mit dem dicht anliegenden Nucleolus zeigl keine bemerkenswerthen Abweichungen von dem der übrigen Paramaecien und enthält im normalen Zustand häufig ähnliche verdichtete Köiper wie der des P. Bnrsnria. Die von mir gesehenen Tliierc besassen jedoch stets zwei contractile Vacuolen, von derselben Lage wie die des P. Aurelia und Bursuria; dennoch möciite ich an der Identität derselben mit dem P. ])>i/riinnii Claparede und Lachmann's nicht zweifeln. Au conjugirteu Exemplaren traf ich sogar häufig eine dritte Vacuole, welche dicht am hinteren Rande lag, ohne dass ich mich jedoch von ihrer regelmässigen Gegenwart überzeugt hätte. Characteristisch für unsere Art ist die Entstehungs- weise der Vacuolen, die nicht wie bei P. Bursaria und Aurelia durch rosettenförmig angeord- nete Kanäle gespeist werden, sondern durch Zusammenfliesen kleiner Vacuolen entstehen, welche sich schon während der Systole am Rand der Vacuole hervorbilden, ähnlich wie dies bei sehr vielen Infusionsthieren der Fall ist. Das Fehlen der Trichocysten ist bei unserer Art die Regel, dennoch besassen die früher von mir geseheneu Thiere sämmtlich Trichocysten und auch während der in neuerer Zeit angestellten Untersuchungen traf ich auf trichocystenführende Thiere, die sich in allen übrigen Stücken wie die gewöhnlichen verhielten und sich denselben nament- lich auch in ihren Conjugationserscheinungen so völlig anschlössen, dass an ihrer Zugehörigkeit zu unserer Art nicht gezweifelt werden kann. Chlorophyll traf ich hingegen nie bei unseren Thieren an. Wie Claparede schon mit Recht hervorhebt, scheint P. putrinum mit Vorliebe sehr putrescirende Gewässer zu bewohnen, es eignet sich daher auch gut zu Züchtuugsver- suchen, da es noch im verdorbensten Wasser aushält. Bezüglich der Umbildungen des Nucleus und Nucleolus schliessen sich P. Aurelia und putrinum eng aneinander an und weichen in gewisser Hinsicht von dem P. Bursaria sehr ab, was recht eigenthümlich erscheint, da sich ja P. putrinum in Bezug auf seine allgemeine Bau- verhältnisse inniger an P. Bursaria als Aurelia auzuschliessen scheint. Da ich die Entwicklung des Nucleolus der Paraniaecien in ihren allgemeinen Zügen schon bei P. Bursaria geschildert habe, so gehe ich hier nicht näher auf dieses Verhalten ein und hebe nur hervor, dass sich ein Unterschied zwischen beiden Arten hinsichtlich der Ausbildung findet, welche die Producte des Nucleolus (und auch die des Nucleus, wie später zu erörtern sein wird) beim Eintritt der Lösung der Syzigie erreicht haben. Bei P. putrinum ist nämlich der Nucleolus schon zu acht streifigen Kapseln zerfallen, bei P. Aurelia hingegen gehen die Thiere nur mit vier Kapseln versehen aus der Conjugation hervor ; erst einige Stunden nachher theilen sich diese Kapseln nochmals, so dass auch hier doch schliesslich constant acht Kapseln gebildet werden. Bezüglich der Zahl der aus dem Nucleolus hervorgehenden Kapseln befanden sich die frühereren Beobachter, wie schon hervorgehoben wurde , bei P. Aurelia in einiger Verwirrung. Balbiani hatte jedoch schon einniid beobachtet, dass die vier Kapseln, mit welchen die Thiere (nach ihm jedoch nur zuweilen) aus der Conjugation hervorgehen, sich noch einmal theilen können (.s. Taf. VII. Fig. 8; 60). Stein (6S; pag. 92) glaubt die Entwicklung von vier — 89 - Kapseln bei P. Aurelia schon zu den seltneren Fällen rechnen zu dürfen. Kölliker hat sich eine ganz irrige Vorstellung von der Entwicklung der Nucleoluskapseln bei P. Aurelia gebildet, indem er, wie späterhin noch näher zu besprechen sein wird, glaubt, dass dieselben sich schliess- lich zu einer grossen Zahl kleiner Körperchen theilten ; es sind dies aber gerade umgekehrt die durch Zerfall des Nucleus hervorgehenden Körperchen. Dem gegenüber muss ich bemerken, dass bei den beiden Arten von Paramaecium die Zahl der, durch wiederholte Theilung schliesslich aus dem Nucleolus hervorgehenden Kapseln ganz constant acht beträgt, dass es jedoch bei P. Aurelia nicht immer ganz leicht ist, sich hiervon mit Sicherheit zu überzeugen. Es ist mir früher auch nicht gelungen, die Kapseln neben dem Nucleus der aus der Conjugation hervor- gegangenen Thiere zu sehen; es ist zu diesem Zweck nicht hinreichend, die Thiere nur mit Essigsäure zu behandeln, sondern man muss die früher erwähnte Methode des allmäligen Zer- quetschens in Anwendung bringen. Auch die Umbildung des Nucleus hat bei P. imtrinum schon viel weitere Fortschritte gemacht bei Lösung der Syzigie, dann ist derselbe nämlich hier schon völlig in eine bedeutende Anzahl kleiner Bruchstücke zerfallen. Der nähere Vorgang dieses Zerfalls ist jedoch hier folgender: Schon während der Aus- bildung der ersten Nucleoluskapsel beginnt der Nucleus zu einem Band auszuwachsen (Taf. VIII. Fig. 9), dasselbe verlängert sich mehr und mehr und beginnt gleichzeitig sich vielfach zu verzweigen (Fig. 10). Auf diese Weise erhalten wir Nucleusformen , die lebhaft an die ver- ästelten Nuclei gewisser Acinetcn erinnern. Die feinere Structur des Nucleus zeigt sich nun deut- lich fein längsfaserig, wie während des gewöhnlichen Quertheilungsprocesses. Dieses Auswachsen und die Verzweigung schreiten immer mehr fort, so dass sich eine Totalansicht des nun so vielfach verschlungenen und verästelten Nucleus kaum mehr gewinnen lässt. Einzelne Stellen und Zweige sind mehr angeschwollen, die zwischenliegenden Partien zu feinen Pädchen ausgezogen (Taf. VIII. Fig. 11); schliesslich reissen letztere ein, so dass sich der Nucleus allniälig zu einem Hautwerk von Zweigstückchen und kleinen Kugeln auflöst; erstere setzen den Zerfall noch weiter fort, bis sie sich endlich, einige Zeit nach aufgehobener Conjugation, alle zu kleinen, annähernd gleichgrossen Kügelchen abrunden, deren Zahl 100 und mehr be- tragen kann. Zuweilen ereignet es sich, dass der Zerfall der Nuclei in den beiden conjugirten Thieren nicht ganz synchronisch-vor sich geht. Principiell ganz in derselben Weise erfolgt der Zerfall des Nucleus bei P. Aurelia und ich muss, wie schon früher, die Balbiani'sche Schilderung und Abbildung dieses Vorganges völlig bestätigen, gegenüber den entgegenstehenden Angaben Stein's und Kölliker's. Auch 12 — 90 — hier beginnt der ursprünglich ovale und allseitig abgerundete Nucleus einige Zeit nach ein- getretener Conjugation auszuwachsen ; indem jedoch die hierdurch hervorgehenden Verläugerungen und Windungen immer dicht aneinandergedrückt bleiben, behält derselbe zunächst seinen früheren Umriss bei und sein Auswachsen zeigt sich nur durch die Bildung vielfacher, mäandrisch verschlungener Furchen auf seiner Oberfläche, so dass diese mit der Hirnoberfläche eines Säuge- thieres Aebnlichkeit erhält, wie dies Balbiani Taf. VII. Fig. 6 schon trefflich abbildet. Gegen Ende der Conjugation ist dieses Auswachsen des Nucleus gewöhnlich so weit fortgeschritten, dass er in ein dicht zusaminengeknäueltes Nucleusband übergegangen ist (vergl. Taf. XV. Fig. 12 auch 78; Taf. XXVI. Fig. 8). Erst nach erfolgter Lösung der Syzigie trennen sich auch die ein- zelnen Windungen des Nucleusbandes mehr von einander, so dass dasselbe sich nun mehr oder weniger durch den gesammten Leib des Thieres ausbreitet. Schliesslich zerfällt auch hier dieses verzweigte Band in eine grosse Anzahl einzelner Bruchstücke von nahezu gleicher Grösse, wie bei P. jmtrinum, nur bleibt die Zahl derselben hier geringer. Der nähere Vorgang des Zerfalls ist gleichfalls ganz derselbe wie bei P. putrinum; er ist gerade in vollem Gang, wenn die acht Nucleoluskapseln schon eine Umbildung erfahren haben, von welcher sogleich die Rede sein wird. Wie gesagt liefern meine Untersuchungen eine völlige Bestätigung der Schilderung, welche uns Balbiani von dem Zerfall des Nucleus gegeben hat. Stein hält diese Balbiani'sche Schilderung für unrichtig, er hat an den Nuclei der conjugirtcn F. Aurclia ausser einer geringen Längsstreckung keine Veränderungen wahrnehmen können; dagegen hat er in Gesellschaft (!) der Conjugationszustände nicht selten Individuen getroffen, die in der vorderen Körperhälfte statt des Nucleus zwei bis sieben kleinere, aber gleich grosse, ovale oder runde nucleusartige Körper enthielten; er glaubt daher, dass der Nucleus zuerst in vier bis sieben rundliche Seg- mente zerfalle, die sich dann erst zu mehr oder weniger langen, gewundenen Strängen entwickelten. Dass diese Einwendungen Stein's gegen die B albia ni 'sehe Schilderung ganz ohne Bedeutung sind, ist wohl klar, da ja nicht einmal irgend ein Beweis dafür vorliegt, dass diese von Stein gesehenen Thiere mit vier bis sieben Nucleussegmenten mit Conjugationszuständen in Zusammenhang stehen. Was die Ursache war, dass ein so genauer Beobachter, wie Kölliker, gar nichts von dem bandartigen Auswachsen und dem Zerfall des Nucleus von P. Aurelia sah, ist mir nicht recht erklärhch; er bemerkt, dass er unter vielen Hunderten untersuchter Paramaecien nur einmal Andeutungen eines bandartigen Zerfalls sehr undeutlich gesehen habe. Da ihm also der wirkliche Prozess des Nucleuszerfalls vollständig verschlcssen blieb, so ist es erklärlich, wie er auf den Gedanken kommen konnte, die, aus dem Zerfall des Nucleus hervorgehenden - 91 — Bruchstücke durch fortgesetzte Theiluug der Nucleoluskapseln entstehen zu lassen, wodurch die thatsächlichen Verhältnisse völlig auf den Kopf gestellt wurden. Wir kotnmeu nun zu einem sehr wichtigen Punkt, nämlich dem weiteren Verhalten der acht Nucleoluskapseln nach aufgehobener Conjugation, ein Punkt, durch dessen Nichtbeachtung die irrigen Vorstellungen der früheren Beobachter hinsichtlich der Bedeutung der Conjugation hauptsächlich hervorgerufen worden sind. Schon wenn das Nucleusband von P. Aurelia in den letzten Stadien des Zerfalls begriffen ist, zeigen sich die vorher noch schön zartstreifigen acht Nucleoluskapseln sehr wesentlich verändert; sie haben sich abgerundet und ihr früher streifig differenzirter Inhalt hat sich zu einer, nach Behandlung mit Essigsäure (l^o) gleichmässig feingranulirten , ziemlich dunklen Masse umgebildet (Taf XV. Fig. 13). So verharren die Kapseln einige Zeit nach dem voll- ständigen Zerfall des Nucleus und solche Stadien sind auch von Balbiani gesehen worden, wie seine Taf. VII. Fig. 9 beweist; die acht abgerundeten Kapseln, die sich auf dieser Ab- bildung dargestellt finden, zeigen eine verschiedene Beschaffenheit; vier derselben haben noch einen etwas streifig diöerenzirten Inhalt, bei den vier anderen hingegen ist derselbe gleichmässig körnig. Balbiani hielt nun irriger Weise die vier letztgenannten Kapseln für in der Ent- wicklung begriffene, aus Nucleusbruclistücken hervorgegangene Eier, die vier anderen hingegen deutete er, als reducirte und im Schwinden begriffene Samenkapseln. Ich vcrmuthe sogar, dass die Balbiani 'sehe Fig. 9 vollkommen richtig ist, dass sich wirklich ein derartiger Unterschied zwischen je vier und vier der Nucleoluskapseln wird constatiren lassen, denn wir werden weiter sehen, dass ganz wie bei P. Bursaria auch hier die eine Hälfte der Kapseln eine ganz andere Bestimmung hat wie die andere. Schon den zweiten Tag nach aufgehobener Conjugation nämlich, sehen wir vier dieser körnigen Nucleoluskapseln, in derselben Weise wie bei P. Bursaria, zu grossen, sehr lichten Kugeln herangewachsen (Taf. XV. Fig. 14), welche nichts anderes darstellen, als die vermeintlichen Eier Balbiani's und Kölliker's oder die Keimkugeln Stein 's (?). Diese vier kugelförmigen oder zuweilen auch etwas unregelmässig gestalteten, im lebenden Thier ganz lichten, homogenen Körper zeigen ein sehr charakteristisches Verhalten. Nach Tödtung des Thieres durch Zerfliessen und nach Einwirkung des Wassers zeichnen sie sich immer noch durch ihre lichte und sehr homogene Masse aus, während sich gleichzeitig eine sehr deutliche Hülle von ihnen abhebt. Nach der Wassereinwirkung tritt in ihnen gewöhnlich auch ein centraler, heller Fleck, jedoch erst sehr allmälig hervor. Dieser Fleck repräsentirt das sogenannte Keimbläschen Balbiani's; ich bemerkte in ihm niemals ein dunkleres Körperchen, wie es Balbiani und Kölliker — 92 — beschreiben und abbilden, will jedoch an dessen zeitweiligem Vorkommen nicht zweifeln. Färbt man die Kugeln mit Carmin oder Fuchsin , so bleibt das helle Bläschen ungefärbt, eine Erscheinung, welche auch schon Balbiani auffiel und die mit der Deutung desselben als ein kernartiges Gebilde ganz unvereinbar ist. Ich fasse daher den hellen Fleck als nichts mehr oder weniger als eine Vacuole auf, welche sich innerhalb der lichten Körper gebildet hat. Schon bei P. Bv/rsaria sahen wir in den lichten, aus zwei der Nucleoluskapseln hervorgehenden Körpern je ein kleines kernartiges Gebilde zeitweilig entstehen. Dasselbe wird sich auch wohl auf einem gewissen Stadium bei P. Aurelia finden, wie es ähnlich auch bei putrinum vorkommt und damit mag auch die Bildung des hellen Fleckes, wahrscheinlich auf einem späteren Stadium, im Zu- sammenhang stehen. Dadurch erklären sich denn auch die Kölliker 'sehen Beobachtungen, der zuweilen an Stelle dieses lichten Bläschens ein dunkles Körpercheu oder auch ein mit starken, dunklen Wandungen versehenes, helles Bläschen fand. (Vergl. 92; Taf. II. Figg. 12 u. 14). Auch bei Blepharisma lateritia werden wir ähnliche dunkle Körperchen oder Bläschen in den entsprechenden lichten Körpern sich entwickeln sehen. Die eigentliche Substanz der hellen Kugeln zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch l"/o Essigsäure bis zur Unkenntlichkeit aufgequellt wird; diese Erscheinung ist eine ganz regel- mässige, so dass ich mich wundere, dass kein früherer Beobachter ihrer gedenkt. Erst späterhin, wenn eine weitere Umbildung dieser hellen Kugeln eintritt, verhert sich diese starke Quell- barkeit durch verdünnte Essigsäure. Neben diesen vier lichten Körpern fand ich nun mehrfach noch die vier anderen Nucleoluskapseln als kleine, von den Nucleusbruchstticken nur sehr schwierig zu unterscheidende, sehr feingranulirte und dunkle Kugeln vor. Häufiger jedoch traf ich nur noch drei oder zwei dieser rückgebildeten Nucleoluskapseln und schhesslich fanden sich auch Exemplare, bei welchen sich mit aller Aufmerksamkeit keine derartige Kapsel mehr finden liess. Ich muss daher auch hier, gestützt auf die analogen Erscheinungen bei P. Bursaria, ein völliges Schwinden dieser vier rückgebildeten Nucleoluskapseln behaupten und zwar werden dieselben wahrscheinlich ausgeworfen. Gegenüber Stein muss ich mit Balbiani und Kölliker das constante Auftreten von vier der oben beschriebenen, lichten Körper behaupten, ich sah nie mehr oder weniger. Eine ungenaue Kenntniss der statthabenden Vorgänge kann jedoch den Anschein erwecken, dass sich zuweilen weniger von denselben finden, indem ein Theil derselben später gewisse Umbildungen erfährt, welche ihnen ihr lichtes Aussehen rauben. Stein will jedoch nicht weniger als vier bis zwölf derartiger Kugeln gesehen haben, welche ganz allmälig in die kleinen Nucleus- bruchstücke übergingen. Hieraus und aus der Schilderung, welche Stein von diesen Kugeln — 93 — gibt, möchte ich den Schluss ziehen, dass er die vier lichten Körper, die Eier Balbiani's, gar nicht gesehen, sondern die Grösseren der Nucleusbruchstücke, da dieselben iu ihrem Volum häufig ziemlich dilTerircu, für die Eier Balbiani's gehalten hat. Denselben Inthum habe ich früher auch begangen, indem das Thier, welches ich Taf. XXVI. Fig. 9 (78) abbildete, wahrscheinlich die vier lichten Kugeln noch gar nicht entwickelt hatte. Kolli k er ist hinsichtlich dieser vier hebten Körper, welche er sehr gut abbildet, namentlich auch bezüglich ihrer Grösse (bei Balbiani sind sie nämlich gegenüber dem gesammten Thier relativ zu klein dargestellt), von einem bedeutsamen Irrthuni befangen. Er lässt sie durch eine zweimahge Theilung des Nucleus hervorgehen, welche Ansicht er hauptsächhch auf die in Figg. 8 — 11 (1. c.) abgebildeten Zustände stützt, die er gleichzeitig in der Infusion, welche ihm die Thiere mit vier Körpern lieferte, vorfand. Gegen die Bedeutsamkeit dieser Formen hätte sich aber von vornherein der Einwand erheben lassen, dass ihre Einreihung in den Entwicklungsgang eine ganz willkürliche ist; sie gehören denn auch entschieden nicht hierher, wiewohl es schwer fällt, jedes der von K ö 1 1 i k e r abgebildeten Stadien zu deuten. — Fig. 9 stellt wohl unzweifelhaft ein eben aus der Conjugation hervorgegangenes Thier mit vier Samen- kapseln und einem Nucleusbandknäuel dar, dessen nähere Beschaffenheit nicht erkannt wurde und das daher als einfacher Nucleus gezeichnet wurde. Figg. 8, 10 u. 11 sind wahrscheinlich Stadien, wo die Reconstituirung des Nucleus schon wieder eingetreten ist; die, neben dem Nucleus gezeichneten Körperchen sind keine Nucleoluskapsehi, sondern kleine Nucleusbruchstücke, welchen Kölliker überhaupt immer ein gestreiftes Aussehen gibt, was vielleicht durch seine Untersuchungsmethode hervorgerufen wurde. Er untersuchte nämlich die Thiere in verdünnter Sublimatlösung. Am dritten bis vierten Tag nach aufgehobener Conjugation beginnt nun eine sehr bemerkenswerthe Umbildung eines Theiles und sehr wahrscheinlich gewöhnlich zweier der lichten Körper, ganz entsprechend der, welche wir schon bei P. Bursaria fanden. Ihre Masse diffe- renzirt sich entweder mehr grobkörnig oder meist deutlich längsstreifig, welche verdichteten Partien nach Behandlung mit Essigsäure (1 >) dunkel und glänzend erscheinen. Gleichzeitig wird ihre Gestalt wieder länglich spindelförmig wie die der früheren Samenkapseln. Zuweilen trifft man solche Körper, die gleichmässig durch ihre ganze Masse längsstreifig differenzirt sind (Taf. XV. Fig. 11); meist jedoch differenzirt sich ihre Masse in den beiden Enden der Spindel zu dickeren, dunkleren Fasern, während die Mittelregion noch homogen erscheint oder sich in feinere Fasern auflöst (Fig. 15). Auf diese Weise gehen diese, zu ächten Nucleoli wie bei P. Bursaria sich rückbildenden beiden hebten Körper, wie es scheint, direct in Theilungs- — 94 — zustände über, wie man sie in vorzüglichster Ausbildung neben den beiden erhaltenen, noch mehr herangewachsenen, lichten Körpern antrifft (Fig. 16). In der Masse dieser, sowie der der Nucleusbruchstücke, bemerkt man jetzt vielfach das Auftreten dunkler Granulationen (Fig. 16). Das weitere Schicksal dieser, in der genannten Weise zu in Theilung begriffenen Nucleoli rück- gebildeten, beiden lichten Körper völlig klar zu ste'lleu, gelang mir nun bis jetzt noch nicht; ich zweifle nicht, dass die Theilung wirklich geschieht, so dass also nun vier neue Nucleoli neben den beiden lichten Körpern vorhanden sind. Es ist jedoch, wie leicht begreiflich, ungemein schwierig solche zwischen den Nucleusbruchstücken zerstreute, von ihnen in Grösse und Aussehen sehr wenig ditferireude Nucleoli mit Sicherheit zu erkennen. Wir haben also nun Thiere vor uns, welche zwei lichte Körper und eine Anzahl (wahrs'cheinlich 4) neugebildeter Nucleoli, vermischt mit den Bruchstücken des alten Nucleus, enthalten. Die nächste Folge ist nun, dass diese Formen mit nur zwei hebten Körpern, die sich jedoch nun durch ein granulirteres Wesen mehr an die Nucleussubstanz des gewöhnlichen Thieres anschliessen, sich theilen. Diese Theilung geschieht ohne irgend welche Veränderung der beiden lichten Körper und der Nucleusbruchstücke, weder Vereinigung noch Theilung derselben. Jeder der Theilsprösslinge erhält einen der .aus den lichten Körpern hervorgegangenen , nucleusartigen Körper und etwa die Hälfte der frühereu Nucleusbruchstücke, sowie" eine Anzahl, wahrscheinlich meist zwei der rückgebildeteu Nucleoli, welche nachzuweisen auf diesen Stadien mit einiger Sicherheit gelang (Taf. XV. Fig. 17a— b). Der frühere lichte Körper jedes dieser Theilungssprösslinge setzt nun sein Wachsthum immer noch weiter fort und indem sich seine Substanz allmälig ganz feingranulirt diÖerenzirt, erhält er bald völlig das Aussehen eines ächten Nucleus, hinter welchem er nur in der Grösse noch zurücksteht. Verfolgt man nun diese Thiere weiter, so bemerkt man, dass unter Heranwachsen des nucleusartigen Körpers die Zahl der Nucleus- bruchstücke sich mehr und mehr verringert, so dass man sich alle möglichen Stadien bis zu der Gegenwart von nur noch einem derartigen ursprünglichen Nucleusbruchstück vor Augen führen kann. Diese Abnahme der Nucleusbruchstücke hat darin einen ersichtlichen Grund, dass die Fortpflanzung, der Thiere durch Theilung weitergeht, wobei natürlich, wie ich dies auch bei P. putrinum ziemlich sicher beobachtet habe, der, aus der ursprünghchen Nucleoluskapsel hervor- gegangene, nucleusartige Körper sich ähnlich wie ein normaler Nucleus theilen wird; leider konnte ich jedoch einen derartigen Theilungszustand nicht direct beobachten. Dieser nucleus- artige Körper wird, wie aus meiner Darstellung schon ersichtlich, zu dem Stamm des Nucleus der aus der Conjugatiou hervorgegangenen Thiere; nicht ganz sicher bin ich jedoch hin- sichtlich des Schicksals der noch vorhandenen Bruchstücke des alten Nucleus. Ursprünglich — 95 — hielt ich die Ansicht, dass dieselben sich schliesslich allmälig sämmtlich mit dem , als Stamm des neuen Nucleus fungirenden Körper vereinigen, für zweifellos begründet, um so mehr als ja auch Balbiani und Stein die Nucleusbruchstücke allmälig wieder zu einem neuen Nucleus zusammentreten lassen. Ich hatte jedoch für diese Ansicht auch in der Beobachtung selbst Anhaltspunkte gefunden. Man trifft nämlich nicht selten Formen , wo eines oder mehrere der Nucleusbruchstücke dem neugebildeten Nucleus dicht angeschmiegt, ja häufig sogar tief in den- selben eingesenkt sind (Taf. IX. Figg. 15 und 16), ein Zustand, von dem nur noch ein kleiner Schritt bis zur definitiven Verschmelzung der Bruchstücke mit dem neugebildeten Nucleus ist. Andererseits bin ich jedoch im Laufe meiner Untersuchungen immer vorsichtiger in der Deu- tung der verlockendsten Bilder geworden und muss mir daher selbst entgegen halten, dass die definitive Verschmelzung der Bruchstücke des alten Nucleus mit dem neugebildeten, wenn auch sehr wahrscheinlich gemacht, so doch nicht definitiv bewiesen worden ist. Die Analogie mit P. Bursaria dürfte zwar gleichfalls als Stütze angeführt werden, jedoch wird hierdurch immer- hin die Möglichkeit, dass die Bruchstücke des alten Nucleus schliesslich durch Ausstossung entfernt werden, nicht gänzlich widerlegt. Dieser Punkt bedarf daher noch künftiger Aufklärung. Was nun aber die Beobachtung, abgesehen von dem Schicksal der Bruchstücke des alten Nucleus, unwiderleglich beweist, ist, dass schliesslich die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere wieder einen einfachen Nucleus und Nucleolus erhalten und sich der neugebildete Nucleus dadurch auszeichnet, dass ein beträchtlicher Antheil desselben (möglicherweise jedoch auch der ganze Nucleus) durch Auswachsen einer der ursprünglichen acht Nucleoluskapseln hervor- gegangen ist. Das gänzliche Verschwinden der Bruchstücke des alten Nucleus nimmt eine sehr verschieden lange Zeit in Anspruch. So fand ich unter einer Anzahl, am 20. October 1874 isolirter Thiere, noch am 1 . November ein Thier, das neben dem neuen Nucleus sechs Nucleusbruchstücke enthielt, während schon am 26. October das erste Thier mit einfachem Nucleus ohne Nucleus- bruchstücke gefunden worden war. Von einer Entwicklung von Embryonalkugeln und Embryonen ist natürlich ebensowenig die Rede, als von einer Eibildung und Ablage, da wir die wahre Bedeutung der Balbian i'schen Eier als eine ganz andere gefunden haben. Schaaffhausen (72) will übrigens das Eierlegen von P. Aurelia wirklich gesehen und diesen Vorgang stundenlang beobachtet haben. Ob dies an wirklich aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren geschah, wird nicht angegeben. »Das mit Eikugeln, die von heller Flüssigkeit umgeben sind, strotzend gefüllte Thierchen lässt in einer Stunde mehrmals ein solches Ei austreten und zwar an verschiedenen Stellen des Hinterleibes« — »die von Paramaeciiim — 96 — gelegten Kugeln bleiben stundenlang unbewegt liegen und allmäiig bildet sich ein Vorsprung an der Kugel mit einem Wimpersaum, mittelst dessen das Thierchen dann fortschwimmt.« Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass diese vermeintlichen Eier nichts weiter wie Speiseballen waren, welche nach stattgefundener Verdauung ausgeschieden wurden; oder ha Schaaffhausen nur die parasitischen Sphaerophryen von P. Aurelia beobachtet, die ihn- ganz unbekannt zu sein scheinen, womit jedoch nicht in Uebereinstimmung zu bringen wäre, dass die ausgeschiedenen Kugeln ruhig liegen bleiben sollten. Jedenfalls können aber die Beobachtungen von Schaaffhausen das Eierlegen von P. Aurelia nicht beweisen. Der Vollständigkeit wegen führe ich noch an, dass Balbiani nach Ablage seiner vermeintlichen Eier die ^Nucleusbruchstücke wieder zu einem Nucleus zusammentreten, den Nucleolus aber sich völlig neu bilden lässt. Eine Widerlegung der St ein 'sehen Ansichten über die ferneren Vorgänge in den aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere halte ich nicht für nöthig, da ihnen jede thatsächlichc Grundlage fehlt. Ich wende mich daher sogleich zur Besprechung der bei P. putrinum nach aufgehobener Conjugation statthabenden Vorgänge. Diese Art war zwar die erste, bei welcher ich auf die wichtige Thatsache aufmerksam wurde, dass die acht streifigen Nucleoluskapseln nach aufgehobener Conjugation nicht schwinden; ich war jedoch bei ihrer Untersuchung noch zu weit von der richtigen Spur entfernt, um zu einem völligen Verständniss der Vorgänge zu gelangen. Schon sehr kurze Zeit nach aufgehobener Conjugation bilden sich auch hier die acht ovalen, streifigen Nucleoluskapseln (Taf. VIII. Fig. 11) zu feingranulirten Kugeln um (Fig. 13); meist sah ich sie alle in dieser Weise umgebildet, wobei jedoch vier bis sechs sich durch ihre bedeutendere Grösse vor den anderen auszeichneten. Solche Zustände hatte ich schon früher gesehen und abgebildet (78; Taf. XXV. Fig. 5), jedoch im Anschluss an Balbiani falsch gedeutet, indem ich die granulirten Nucleoluskapseln für aus den Nucleolusbruchstücken hervor- gegangene Eianlagen hielt. Ganz gegen Ende meiner Untersuchungen an P. putrimim machte ich noch eine Beobachtung, die es mir nun sehr wahrscheinlich macht, dass auch hier die- selbe Regelmässigkeit in der Weiterbildung der Nucleoluskapseln herrscht, die wir bei P. Aurelia fanden. Ein eben aus der Conjugation hervorgegangenes Thier wurde isolirt und hatte sich schon nach Ablauf von 24 Stunden gethcilt; jeder der Theilsprösslinge (Figg. 12a u. b) enthielt zwei ansehnliche Nucleoluskapseln mit granulirtem Inhalt, daneben das eine noch eine, das andere hingegen drei geschrumpfte, jedoch noch sehr deutliche kleine Kapseln. Hiernach scheint es mir wahrscheinlich, dass sich auch hier bei weiterer Untersuchung dieselbe — 97 - Regelmässigkeit bezüglich der Umbildung der Nucleoluskapseln ergeben wird, wie bei P. Aurelia. In meiner vorläufigen Mittheilung (79) schrieb ich die Verminderung der Zahl der körnigen Nucleoluskapseln, welche man schon am ersten oder zweiten Tag nach aufgehobener Conjugation eintreten sieht, nur der, wie wir oben sahen, schon am zweiten Tag nach Lösung der Syzigie eintretenden Theilung zu; jetzt muss ich es für sicher halten, dass diese erste Verminderung dadurch geschieht, dass sich nur ein Theil (wahrscheinlich meist die eine Hälfte derselben) wie bei P. Aurelia weiter entwickelt, die anderen hingegen sich mehr und mehr rückbilden, um schliesslich wahrscheinlich ganz zu schwinden, wie bei den übrigen Pararaaecien.*) Man trifft also am zweiten Tag nach aufgehobener Conjugation gewöhnlich vier bis sechs solcher, an Grösse etwas ungleicher Nucleoluskapseln (Figg. 13 — 16). Im lebenden Thier erscheinen sie hell, jedoch erkennt man bei hinreichender Pressung schon ihre granulirte Beschaffenheit. Die Fig. 15 abgebildete Form ist sehr interessant wegen ihrer Aehnliclikeit mit den Entwickelungszuständen der Nucleoli gewisser Infusorien {Euplotes, Stylomchia) während der Conjugation. AUmälig ändert sich jedoch die Beschaffenheit der Substanz der Kapseln, dieselbe wird mehr und mehr homogen und in ihrem Innern treten eine Anzahl dunklerer Körperchen auf (Taf. VIII. Figg. 17 — 20). Nach der Analogie mit P. Bursaria und Aurelia ist nun zu schliessen, dass sich ein Theil der so entstandenen lichten Körper wieder zu ächten Nucleoli zurückbildet, jedoch hat mir die Untersuchung keine sicheren Beweise hierfür an die Hand gegeben. Durch Theilung vermindert sich in den einzelnen Individuen die Zahl der lichten Nucleoluskörper; so zerfiel z. R. ein mit drei solchen Körpern versehenes Thier in zwei, von welchen das eine zwei, das andere nur einen dieser Körper mit sich nahm. Neben diesen lichten Körpern Hessen sich zwischen den Nucleusbruchstücken meist noch ein bis drei kleine dunkle und feingranulirte Körper auffinden, welche ich für die durch Rückbildung der Nucleoluskapseln entstandenen Nucleoli zu halten geneigt bin. **) Wir sehen also schliesslich Thiere hervorgehen, welche (Taf VIII. Fig. 21) nur einen lichten Körper und daneben viele Nucleusbruchstücke, nebst einem oder mehreren Nucleoli enthalten. *) Ganz sicher scheint mir letzteres Verhalten hier doch nicht, es wäre nämlich auch möglich, dass diese rückgebildeten Kapseln (Fig. 12) direct wieder die Nucleoli der aus der Conjugation hervorgehenden Thiere lieferten; bei dieser Voraussetzung würden sich meine Beobachtungen an P. putrinum viel einfacher erklären. **) Der Leser wird sich wohl leicht selbst die Modificationen des Entwicklungsganges vergegenwärtigen, welche stattfinden würden, wenn die in vorstehender Anmerkung ausgesprochene Verniuthung sich als wirklich begrüudet erwiese. 13 — 98 — Die weitere Entwickelung dieser Formen ist nun ganz dieselbe wie bei P. Aurelia und leider blieben auch hier die nämlichen Zweifel hinsichtlich des definitiven Schicksals der Nucleusbruchstücke. Der Bau dieser Nucleusbruchstücke ist anfänghch, in der ersten Zeit nach aufgehobener Conjugation, ein gleichmässig feinkörniger, verbunden mit einem massig dunklen Aussehen. Bei einer üntersuchungsreihe traf ich sie jedoch auf vorgerückteren Stadien, wenn sich nur noch eine lichte Kugel in den Thieren fand, sämmtlich von sehr interessanter Beschaffenheit (Figg. 21, 22 und 23). Nach Behandlung mit Essigsäure hatte sich nämlich ihre Masse in einen Innenkörper und eine Aussenzone gesondert, ersterer mehr homogen, die letztere von granulirter Beschaffenheit. Der neugebildete, aus dem lichten Körper (Fig. 21) hervorgegangene, junge Nucleus (Figg. 24 und 25) zeigt nun stets eine Menge solcher homogenen Binnenkörper in seiner Masse ; er hat nämlich ganz dieselbe Structur, welche der Nucleus von P. Bursaria gewöhnhch besitzt. Ich war daher natürlich anfänglich sehr geneigt, diesen Bau davon herzuleiten, dass die Nucleusbruchstücke sich mit dem Hebten Körper vereinigten, doch liegt hierfür kein sicherer Beweis vor, da ja die ähnliche Structur des Nucleus von P. Bursaria gewiss nicht in dieser Weise entsteht, sondern durch Differenzirung in der Nucleusmasse. Auch hier theilen sich die, mit in der Reconstitution begriffenem Nucleus versehenen Thiere, wobei dieser selbst getheilt wird. Unter den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren, mit schon theilweise neu- gebildetem Nucleus, fanden sich jedoch auch eine Anzahl Individuen, in welchen von einem in der beschriebenen Weise neugebildeten Nucleus gar nichts zu entdecken war, sondern in ihnen waren die Nucleusbruchstücke allem Anscheine nach zu einer grösseren oder kleineren -Zahl gleichmässig granulirter, ziemlich dunkler Kugeln zusammen getreten (Taf. IX. Fig. 1). In solchen Zuständen kann ich nur abnorme Bildungen erkennen, die sich wahrscheinhch dadurch erklären, dass sie aus Thieren hervorgegangen sind, welche bei der fortgesetzten Theilung gar keinen lichten Nucleoluskörper, also keine Anlage zu einem neuen Nucleus erhalten haben. Das merkwürdigste war mir, dass ich ein derartiges Thier mit einem normalen in Conjugation antraf (Taf. IX. Fig. 2), wobei sich in jedem der Thiere eine völlig normale Nucleoluskapsel entwickelt hatte. Hieran schhesst sich denn auch der merkwürdigste Conjugationszustand von P. jMfrinmn, welcher mir zu Gesicht kam. Jedes der conjugirten Thiere enthielt einen in der Entwickelung zu einer Kapsel begriffenen Nucleolus, jedoch nur das eine einen noch unveränderten Kern, das andere hingegen entbehrte jedes Rudimentes eines Nucleus. - 99 — C. Unter sxiclinngen an Cyrtostonitim (Frontonin) leucas Ehrbg. Taf. XIII. Figg. 9-11. Balbiani gibt an (60; p. 490): dass sich bei Gyrtostomum leucas und Fanoplirys {Bursaria Ehrbg.) flava ganz die gleiche Art der Eientwickelung finde, wie bei Paramaecium Aurelia. Stein dagegen hat bei den Conjugationszuständen der erstgenannten Art immer einen noch unveränderten Nucleus und meist eine unentwickelte Samenkapsel angetroffen (68; p. 92). Ich hatte nur einmal Gelegenheit Gyrtostomum leucas in grösserer Menge conjugirt an- zutreffen; da ich nun schon wusste, dass der Schwerpunkt der Untersuchung in der Ermittelung des Verhaltens nach beendigter Conjugation liege, so untersuchte ich nur wenige Syzigien und sparte den grösseren Theil der Thiere für spätere Beobachtungen auf. Leider trat jedoch bald ein allgemeines Sterben ein, so dass ich nur wenige Stadien zur Ansicht bekam. Während der eigentlichen Conjugation bleibt der Kern wohl wie bei P. Aurelia ziemlich unverändert. Bedeutend vergrösserte Nucleoluskapseln sah ich nicht, dagegen fand ich in jedem Thier einer Syzigie (Fig. 9) nicht weniger wie sechs spindelförmige Kapseln mit deutlicher Hülle und streifigem Inhalt ; einige Anzeichen sprechen jedoch dafür, dass ihre Zahl noch mehr, wahrscheinlich acht betrug. Einige Zeit nach aufgehobener Conjugation fand ich den Nucleus zu einem langen, fast durch den gesammten Leib des Thieres sich ausdehnenden, mehrfach verästelten Band aus- gewachsen (Fig. 10). Vier kleine Nucleoluskapseln von derselben Beschaffenheit wie früher Hessen sich deutlich erkennen. Den zweiten Tag nach aufgehobener Conjugation ergab die Untersuchung eines Thieres, dass der Nucleus schon völlig in Bruchstücke von etwas verschiedener Grösse zerfallen war (Fig. 11). Zwischen einigen zwanzig derartigen, nach Behandlung mit Essigsäure (1 "/o) gleich- massig und ziemlich dunkel granulirt erscheinenden Bruchstücken, fanden sich einige kleine, nach Essigsäurebeliandlung dunkle, sehr feinkörnige Körperchen mit abstehender Hülle, eine genaue Feststellung ihrer Zahl war nicht möglich. Es sind dies ohne Zweifel durch Umwandlung der Nucleoluskapseln hervorgegangene Gebilde, die, wie bei den Paramaecien, sicherlich noch eine bedeutende Rolle zu spielen berufen sind. Diese zu ermitteln, gelang jedoch nicht, da bis zum folgenden Tag sämmtljche Thiere abgestorben waren. ^^"'^CXCä') — 100 — D. Untersnchuugen an Colpidimn Colpoda und Glauconia sclntillans. Taf. IX. Figg. 7—13. Die auffallende Uebereinstiinmung, welche diese beiden Arten in den Verhältnissen, wie sie im Laufe der Conjugatiou eintreten, so weit sich dies erforschen liess, zeigen, bestimmen mich, sie hier der Kürze wegen gleichzeitig zu besprechen. Ueber Colpidium {Faramaecium) Colimda habe ich früher einige Bemerkungen gemacht, die sich auf die Constatirung einer Nucleolus- kapsel und die NichtVeränderung des Kernes während der Coujugation beschränkten (78; p. 667). Ueber Glimcoma scintillans hegen einige Mittheilungen Balbiaui's vor (66; p.-519; Taf. IX. Figg. 21—22). Aus Versehen hatte ich früher angegeben, bei Colpidium keinen Nucleolus gefunden zu haben, ich hatte jedoch nur die betreffende Notiz in meinem Tagebuch übersehen. Bei den Conjugationszuständen von Colpidium trifft man gewöhnlich vor dem rundlichen Nucleus eine sehr langgestreckte, im lebenden Thier sich als ein heller Streif markirende Nucleoluskapsel (Fig. 9), über deren Bau man durch Behandlung des Thieres mit Essigsäure nur wenig Aufschluss erhält. Sucht man dieselbe jedoch durch Zerdrücken des Thieres zu isoliren, so schnurrt sie beim Heraustreten zusammen ; ihre Membran bläht sich hierbei zu einer ovalen Blase auf, in der man ein geschlängeltes Fadenbündel liegen sieht, welches sich mit zwei Körnerpartien an die Membran ansetzt. Zuweilen bleibt jedoch auch noch ein Theil des Faser- stranges in seinem ursprünglichen, gestreckten Zustand und hängt dann dem zusammengeschnurrten und aufgeblähten Theil wie ein Schwanz an (Taf. X. Figg. 26 — 28). Dieses Stadium der Nucleolus- kapsel ist wohl mit dem früher beschriebenen, direct aus dem Nucleolus von P. Bursaria und Aurelia hervorgehenden Stadium der grossen und gekrümmten Kapsel zu vergleichen. Leider gelang es mir nicht, die weiteren Schicksale dieser Nucleoluskapsel zu verfolgen. Beobachtet man lebende Thiere, so sieht man die Kapsel immer, nicht allzulange Zeit vor der Lösung der Syzigie, sich etwas verkleinern und undeutlicher werden und schliesslich scheint sie gänzlich zu verschwinden. Meine üebung in der Untersuchung derartiger Dinge war jedoch, als ich diese Be- obachtungen anstellte, noch nicht gross und ich war fernerhin auch noch in der Vorstellung befangen, dass ein Verschwinden der Nucleoluskapseln das normale Verhältniss sei. Nach allen vollständigeren Untersuchungen, die ich seit dieser Zeit bei anderen Infusorien anzustellen Ge- legenheit hatte, ist dies Verschwinden der Nucleoluskapseln jedoch keineswegs der Fall, so dass ich auch bei unserer Art wohl mit Recht vermuthen zu dürfen glaube, dass die Nucleoluskapsel sich noch weiter theile und aus Gründen, welche ich sogleich näher erörtern werde, scheint es mir wahrscheiuhch, dass hier vier Nucleoluskapseln durch Theilung der grossen Kapsel hervorgehen. — 101 — Die genauere Feststellung dieser Verhältnisse muss ich jedoch einer erneutun Untersuchung überlassen. Gegen Ende der Gunjugation trifft man nun neben dem etwas verkleinerten Kern zwei kleine, sehr lichte Kugeln (Fig. 10). Ursprünglich glaubte ich, dass diese beiden Kugeln einem Theilungsprocess des Nucleus ihren Ursprung verdankten und habe diese Ansicht auch noch in meiner vorläufigen Mittheilung (79) vertreten; nach den Erfahrungen bei P. Bursaria und Stylonichia Mytilus muss ich dies jedoch nun für sehr unwahrscheinlich erklären, um so mehr als ich bei Colpidium, sowie dem in dieser Hinsicht sich ganz gleich verhaltenden Glaucoma sciniülans, keine directen Anzeichen eines Zerfalls des Nucleus auffinden konnte. Ich muss es daher jetzt für höchst wahrscheinlich halten, dass diese beiden kleineren lichten Kugeln, in ähnlicher "Weise wie bei P. Bursaria, aus Nucleoluskapseln hervorwachsen. Ver- folgt man nun die eben aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere weiter, so sieht man sehr bald, dass der schon verkleinerte Kern allmälig an Grösse mehr und mehr abnimmt und gleichzeitig dunkler wird, bis er sich schliesslich zu einer kleinen dunkelen, etwas glänzenden Kugel verdichtet hat, welche nach dem Hintcrende des Thieres verschoben wird. Nach einiger Zeit sieht man diese Kugel dann manchmal wieder etwas lichter werden, ohne dass sie jedoch an Grösse zunähme. Das fernere Schicksal dieses so rückgebildeten Kernes zu ermitteln, wollte mir lange Zeit nicht glücken, er war immer ganz plötzlich verschwunden. Dies brachte mich zunächst auf den Gedanken, dass hier doch wirklich eine Ausstossung stattfände, von welcher B a 1 b i a n i zwar viel erzählt, sie jedoch in keinem Fall nachgewiesen hatte. Ich beobachtete daher ein solches Thier anhaltend und hatte das Glück mich mit vollständiger Sicherheit davon zu über- zeugen, dass der rückgebildete Kern wirkhch aus dem Hinterende des Thieres, wahrscheinhch dem After, ausgestosseu wird. Ich verfolgte ihn einige Zeit im umgebenden Wasser, verlor ihn jedoch aus den Augen, da er von einer zufällig eintretenden Strömung weggerissen wurde. Es gehört etwas Glück dazu, diese Ausstossung zu beobachten, da sie in einem Moment vollzogen ist; gewöhnlich erfolgt sie etwa zwei bis drei Stunden nach aufgehobener Conjugation, einmal sah ich den rückgebildeten Kern erst am zweiten Tage nach aufgehobener Conjugation verschwinden. Mittlerweile sind jedoch die beiden kleinen lichten Kugeln beträchtlich herangewachsen und ihre Masse zeigt sich nach Behandlung mit 1 "/o Essigsäure gleichmässig granulirt. Sie erlangen bald das Aussehen zweier Kerne, welche dicht aneinander gepresst sind, ohne dass sich jedoch eine Vereinigung beider herstellte. So verharren denn die Thiere in diesem Zustand einige Tage lang ohne Nahrung zu sich zu nehmen, da sie keinen Mund besitzen, der während der Conjugation seinen Untergang fand. Erst am siebenten Tage nach aufgehobener Conjugation — 102 — fand ich einen neuen Mund und wieder Speiseballen im Endoplasma. Am achten Tage hatte sich das betreffende Thier, das noch den vorhergehenden Tag die zwei Kerne enthielt, getheilt und jeder der Theilsprösslinge zeigte nun wieder einen einfachen Nucleus. Leider vermag ich über die Entstehung eines Nucleolus nichts beizubringen; ich war zu der Zeit, als ich diese Untersuchungen anstellte, noch der Meinung, dass derselbe sich völlig neubilde. Wahrscheinlich geht er jedoch auch hier durch Rückbildung einer Nucleoluskapsel wieder hervor. Glaucoma scintillans stand mir nur in sehr geringer Menge zur Verfügung, auch gelang es mir nicht, die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere länger wie zwei bis drei Tage am Leben zu erhalten. Bei conjugirten Paaren traf ich neben dem Kern zwei deutliche Nucleoluskapseln mit streifig differenzirtem Inhalt, jedoch bemerkte ich nicht die von Balbiani angegebene Theilung des Kernes zu zwei vermeintlichen Eiern. Eben aus der Conjugation hervorgegangene Thiere zeigen nun, wie die von Colpidium Colpoda, einen grösseren rundlichen, nach Essigsäurebehand- lung dunkelfeinkörnigen Körper, den schon etwas verkleinerten und verdichteten Kern und daneben zwei lichte, kleine, nach Essigsäurezusatz feinstreifig -körnig erscheinende Körper (Taf IX. Fig. 12). Letztere zwei Körper deute ich als im Hervorwachsen begriffene Nucleolus- kapseln. Der Kern fährt nun in seiner Verdichtung und Verkleinerung stetig fort und wird bald zu einer kleinen dunkelglänzenden, homogenen Kugel; die beiden lichten Körper hingegen wachsen allmähg etwa zur halben Grösse des ursprünglichen Kernes heran (Taf. IX. Fig. 13). In diesem Zustand verweilen die Thiere einige Tage nach der Lösung der Syzigie, indem die drei Körper in ihrem Innern vielfach verschoben werden. Wahrscheinlich ist nun der weitere Entwickelungsgang hier sehr ähnlich wie bei Colpidium Colpoda, jedoch machte das regelmässige Absterben der Thiere der Untersuchung an dieser Stelle immer ein Ende. E. Untersuchungen an Bleiiharisma lateritia Ehrbg. Taf. XIII. Figg. 1—5. Dieses so interessante, durch seine meist rosenrothe Färbung ausgezeichnete, heterotriche Infusionsthier wurde schon vor langer Zeit von 0. F. Müller in Conjugation beobachtet*). Auch Stein beschreibt (68; p. 83—84) eine Anzahl Formen, welche er als aus der Conjugation *) Vergl. 0. F. Müller, Animälcula infusoria p. 185. Triclioda aurantiaca u. Taf. XXVI. Fig. 16. Müller deutet die von ihm gesehene Vereinigung zweier Individuen schon sehr richtig als Paarung und nicht als Längstheilung, auch ist sowohl seine Schilderung als Abbildung dieser Vereinigung zweier Thiere sehr zutreffend. — 103 — hervorgegangene und in der geschlechtlichen Fortpflanzung begriffene betrachtet ; ihre Beurthei- lung wird weiter unten versucht werden. Unsere Art enthält einen ovalen einfachen Nucleus; so leicht dieser jedoch auch bemerkbar ist, so schwierig ist hingegen die Frage nach dem Vorhandensein von Nucleoli zu lösen. Balbiani will bei unserem Thier einen Nucleolus gefunden haben (64); Engelmann (110) kam darüber zu keiner Sicherheit und Stein (68) gibt an, dass alle seine Bemühungen, einen Nucleolus zu finden, vergeblich waren. Diese Frage ist jedoch auch bei BlejiJiarisma lateritia sehr schwierig zu entscheiden, da es zu denjenigen Infusorien gehört, welche sich kaum oder doch nur sehr schwierig zum Zerfliessen bringen lassen und nur durch diese Procedur lassen sich kleine Nucleoli mit Sicherheit erkennen; Behandlung mit Essigsäure gibt selten entscheidende Bilder. Auch mir glückte es nicht, in den gewöhnlichen Thieren einen Nucleolus mit Sicherheit nachzuweisen, dennoch zweifle ich kaum an der Anwesenheit von nicht einem, sondern mehreren Nucleoli bei unserem Thier, da nämlich im Laufe der Conjugation deutliche Nucleoluskapseln auftreten. Die Conjugation geschieht, wie bei den verwandten Infusorien und wie Stein schon richtig vermuthete, nur mittelst der Peristome, jedoch nicht, wie er glaubte, nur mit einem der Ränder des Peristomfeldes, sondern durch Verschmelzen der Peristomfelder längs ihrer ganzen Mittellinie, von dem Vorderende der Thiere bis dicht vor die Mundöffnung. Die Peristomränder selbst bleiben demnach ganz frei, ähnlich wie bei den späterhin noch zu besprechenden Conjugationszuständen der Condylostoma Vorticella Ehrbg. Während der gesammten Dauer der Conjugation zeigt der, nach Behandlung mit Essig- säure gleichmässig und ziemlich feingranulirte Nucleus keine Veränderungen und geht in seiner ursprünglichen Gestalt in die sich trennenden Thiere hinüber. Dagegen bemerkt man an stark gepressteu und dann mit 1 "/o Essigsäure behandelten, conjugirten Thieren stets sehr deutlich eine Anzahl kleiner nuclcolusartiger Körperchen (Fig. 1 ). Dieselben machen etwa den Ein- druck kleiner Zellkerne, indem sie als von einer dunklen Hülle umschlossene Bläschen erscheinen, in welchen ein dunkles, centrales oder excentrisches Körperchen liegt. Einige Male sah ich von diesem Körperchen feine Fasern nach der Hülle laufen, auch finden sich zuweilen solche Bläschen, welche nur einige dunkle Granula, jedoch keinen deutlichen, grösseren Binnenkörper enthalten. Die Zahl der, in jedem der conjugirten Thiere enthaltenen Körperchen dieser Art fand ich sehr verschieden; einmal traf ich nur zwei, dann wieder drei, einmal in dem einen Thier sieben, in dem anderen acht, das in Fig. 1 abgebildete Paar zeigte sogar elf in dem linken und ungefähr sechs in dem rechten Individuum. Es ist jedoch begreiflich, dass eine — 104 — genauere Feststellung der Zahl dieser kleinen, durch die verhältnissmässig grossen Thiere zerstreuten Körperchen auf grosse Schwierigkeiten stösst. Die aus der Conjugation hervor- gegangenen Thiere zeigten von den beschriebenen Körperchen nichts mehr; hingegen traf ich bei einem ganz kurz nach aufgehobener Conjugation untersuchten Thiere vor und hinter dem Kerne je eine sehr deutliche, ovale, kleine Nucleoluskapsel. Diese Kapseln waren sehr hübsch längsfaserig und die Mitten der Fasern zu je zwei dunkelen Knötchen angeschwollen, welche zusammen eine doppelte Körnerzone im Aequator der Kapsel bildeten (Fig. 2). Statt dieser beiden unzweifelhaften Nucleoluskapseln, trifft man nun bei den, kurz nach auf- gehobener Conjugation untersuchten Thieren zwei kleine, sehr lichte Körperchen von ursprüng- lich gleichfalls noch ovaler Gestalt neben dem Kerne. Nach Behandlung mit Essigsäure (l^/o) zeigen dieselben einen ziemlich grob- und dunkelgranulirten Inhalt. Diese kleineu lichten Körper wachsen nun rasch zu runden, hellen Kugeln heran, in welchen regelmässig ein excentrisch liegendes, dunkles Körperchen erscheint (Taf. XIII. Fig. 3). Im Gegensatz hierzu verkleinert und verdichtet sich der Kern beträchtlich, so dass er, den zweiten Tag nach aufgehobener Con- jugation, sich als ein ziemlich unregelmässiger, häufig ganz runzlig verschrumpfter Körper (Fig. 5) schon im lebenden Thier präsentirt, welchen die beiden hellen Kugeln zusammengenommen an Volumen übertreffen. Zu einer so homogenen und dunkelen Kugel, wie wir sie bei Colpi- dium und Glaucoma fanden, verdichtet sich jedoch der Kern hier nicht. Am dritten Tage nach aufgehobener Conjugation traf ich zuerst auf Thiere, welche den Kern ganz verloren hatten und ich kann daher nicht zweifeln, dass der schon vorher sehr reducirte und verschrumpfte Kern auch hier ausgeworfen wird (Taf XIII. Fig. 4). Die lichten Kugeln sind noch mehr vergrösscrt wie früher, nach Behandlung mit Essigsäure erscheinen sie schwach granulirt; das dunkele Körperchen in ihnen scheint um diese Zeit wieder zu schwinden. Länger gelang es mir nun nicht, die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere lebend zu erhalten; schon am zweiten Tage nach Lösung der Syzigie starben viele ab, der Rest am dritten Tage. Die Thiöre. welche Stein als aus der Conjugation hervorgegangene und in der geschlecht- lichen Fortpflanzung begriffene betrachtet, enthielten statt des Nucleus zwei bis acht kleinere, ganz homogene Kugeln von verschiedener Grösse und in mannigfach wechselnder Lagerung. Er leitet diese Kugeln von einem Zerfall des Nucleus her und ergeht sich in längeren Betrach- tungen über die Modalitäten dieses liypothetischen Theilungsprocesses. Mit den von mir gesehenen Zuständen kann ich nur das, von Stein auf Taf. I. Fig. 8 (G8) abgebildete Thier mit zwei grossen, nebeneinanderhegenden Kugeln in Zusammenhang bringen. Wollte man auch die - 105 — von Stein und Engelmann gesehenen Thiere mit mehr wie zwei Kugeln, als aus der Con- jugation hervorgegangene betrachten, so müsste man entweder annehmen, dass die beiden hellen, aus den Nucleoluskapseln hervorgehenden Kugeln (Fig. 4) sich späterhin noch mehrfach theilten oder aber, dass die Conjugation bei unserer Art in ganz verschiedener Weise verlaufen könnte. Beide Eventualitäten halte ich für mehr wie unwahrscheinlich. Die erstere deshalb, weil die Vorgänge bei Blepharisma uns die grösste Analogie mit denen von Golpodium Colpoda bieten, ja ihrerseits die Entstehung der lichten Kugeln bei diesem Infusor noch aufzuklären im Stande sind. Es darf daher wohl auch geschlossen werden, dass das Schicksal der beiden hellen Kugeln dasselbe ist wie bei Golpidium^ dass sie also dazu bestimmt sind neue Nuclei zu werden. Die zweite der oben ausgesprochenen Eventuahtäten scheint mir aber deshalb nicht zulässig, weil ich die Vorgänge während der Conjugation zwei Mal, zu verschiedenen Zeiten, ganz in der von mir geschilderten Weise verlaufen sah. Ich bin daher geneigt, die, von Stein und Engelmann gesehenen Thiere, mit vielen Kugeln an Stelle des Nucleus, als abnorme, mit der Conjugation nicht im Zusammenhang stehende, zu betrachten. F. Uotersuchungen an Cliilodon Cucullulus Ehrbg. Taf. VII. Figg. 20—23. Leider standen mir von diesem, zur Untersuchung sehr geeigneten Thierchen nur ganz vereinzelte Conjugationszustände zur Verfügung, so dass ich nur einzelne Stadien zu Gesicht bekam, welche jedoch die früheren Beobachtungen von Stein und ß a 1 b i a n i wesentlich ergänzen und immerhin einen Schluss- auf das wahrscheinliche Ziel [des ganzen Conjugations- processes gestatten. Die von mir gesehenen Conjugationszustände waren sämmthch in der schon von Engel- mann (110; pag. 350) beschriebenen Weise gebildet; die beiden zusammengetretenen Thiere hatten nämlich ihre Mundöffnungen dicht aufeinandergepresst (Taf. VII. Fig. 20). Nach erfolgter Conjugation entwickelt sich der kleine Nucleus zuerst durch einfaches Auswachsen zu einer langgestreckten, schmalen Kapsel, welche nach Behandlung mit Essigsäure einen körnigen, geschrumpften Inhalt zeigt (Fig. 20). Diese langgestreckte Kapsel wandelt sich später, wie wir das ja auch in ähnlicher Weise bei den Paramaecien trafen, in eine ovale, eigentliche Samenkapsel um, wie Taf. VII. Fig. 23 zeigt. Der Bau derselben ist recht eigen- thümlich; in ihrer Mittelregion enthält sie nämlich eine Anzahl parallel nebeneinander liegender, dunkler Stäbchen, von welchen jedes nach den Enden zu in ein Büschel feiner Fasern ausläuft. Diese Kapsel theilt sich nun in ganz derselben Weise wie die der Paramaecien, wobei dj 14 — 106 — beiden Theilhälften mit ihrem Verbindungsfaclen (Taf. VII. Fig. 22) sich fast bis zur Länge des sie einschliessenden Thieres ausziehen. Es ist daher nicht richtig, wenn Balbiaui von Chilodon Cucullulns behauptet, dass er nur eine Samenkapsel producire (66; pag. 499). Das Paar, weiches die in Theilung begriffene Kapsel in dem einen Thier zeigte, enthielt in dem anderen eine noch nicht in Theilung begriffene Kapsel (Fig. 23), es finden sich also hier zuweilen Unregelmässigkeiten in dem Entwicklungsprocess der Nucleoli der beiden conjugirten Thiere. Die, direct aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere zeigen einen noch gänzlich unveränderten Nucleus und hinter diesem einen, den Nucleus an Grösse übertreffenden, lichten Körper, der nach Behandlung mit Essigsäure sehr schwach granulirt erscheint (Taf. VI. Fig. 21); dicht neben diesem liegt schon wieder ein deutlicher Nucleolus, der nach Behandlung mit Essig- säure als ein dunkles, schwachkörniges Kügelchen mit abstehender Hülle erscheint. Der lichte Körper ist in raschem Wachstimm begriffen und erreicht am zweiten Tage nach aufgehobener Conjugation eine-Grösse, welche drei- bis viermal die des Kernes übertrifft; der Nucleolus liegt ihm nun dicht an. Diese letzteren Formen, mit dem grossen lichten Körper und dem noch unveränderten Nucleus, sind schon vor längerer Zeit von Stein beobachtet worden (vergi. 67; Taf. I. Figg. 13 und 18), später (68; pag. 60—61) nahm er auch an, dass dieselben aus der Conjugation hervorgegangen seien, wiewohl dies nirgends direct bewiesen worden ist. Ursprünglich liess er den lichten Körper aus einem Theilstück des Nucleus hervorgehen, nach neueren Untersuchungen vermuthete er in demselben hingegen den vergrösserten, Spermatozoen entwickelnden Nucleolus, da er ihn nämlich mehrmals mit kurzen Stäbchen erfüllt sah. Solche Stäbchen sah ich niemals in diesem Körper. Es unterliegt nun auch keiner Frage, dass nach allen unseren Erfahrungen bei anderen Infusionsthieren dieser lichte Körper aus einer der Nucleuskapseln hervorgeht, während eine zweite Kapsel durch Reduction wieder zu der Form eines einfachen Nucleolus zurückkehrt. Un- entschieden bleibt es jedoch noch , wieviel Nucleoluskapseln sich bei der Conjugation durch Theilung des Nucleolus entwickeln. Ich habe die Theilung zu zweien beobachtet, möglicher Weise können sich jedoch auch diese nochmals zu vieren theilen, von welchen dann, in ähn- licher Weise wie bei P. Bursaria, die Hälfte entfernt würde, die zwei anderen hingegen zu einem neuen Nucleus und Nucleolus sich umbildeten. Unentschieden bleibt auch vorerst das Schicksal des ursprünglichen Nucleus. Nach Bal- biani wird derselbe einfach einige Zeit nach aufgehobener Conjugation als Ei ausgeschieden; — 107 — es ist jedoch bei der Art der Bai biani 'sehen Darstellung unmöglich zu entscheiden, was Beobachtung, was Annahme ist. Stein will statt des gewöhnlichen Nucleus in manchen Fällen zwei, auch drei kleinere rundliche Körper neben dem lichten Körper beobachtet haben, welche sich durch ihr centrales, helles Bläschen, als Abkömmlinge des Nucleus verriethen. Dies liesse vermuthen, dass der Nucleus sich später noch theile; da jedoch in diesen Fällen der lichte Körper häufig nur eben so gross sein soll als die Theilstücke des Nucleus, so macht mich dies in der Beurtheilung dieser Formen sehr zweifelhaft. Ich halte es für das Wahrscheinlichste, dass der alte Nucleus schliesslich ausgeworfen wird und der lichte Körper sich zu einem neuen Nucleus verdichtet, worauf dann wieder normale Thiere hergestellt wären. Wem Conjugationszuständc unseres Thieres in grösserer Anzahl zu Gebote stehen, der wird die aufgeworfeneu Fragen leicht aufklären können, da die Untersuchung dieser Formen wenig Schwierigkeiten bietet. G. Untersuchungen au Condijlostoma (Bursaria) Vorticellä Ehrbg. Taf. Xm. Figg. 12 u. 13. Dieses sehr interessante Infusor wurde von Stein bei Prag 1867/68 wiedergefunden und als eine Gondylostoma erkannt (69). W r z e s n i o w s k i hat dasselbe 1865 bei Krakau aufgefunden und 1867 in den Jahrbüchern der wissenschaftlichen Gesellschaft zu Krakau unter dem Namen C. stagnale beschrieben; diese Abhandlung wurde später in deutscher Sprache in der Zeit- schrift für wissenschaftliche Zoologie 1870, p. 467 wieder abgedruckt, wo sich p. 487 die Beschreibung des Thieres nach einem einzigen Exemplar findet. Unser Thierchen scheint in hiesiger Gegend ziemlich häufig zu sein. Zuerst erhielt ich es in sehr reichlicher Menge durch Uebergiessen gefrornen Schlammes aus dem sogenannten Rechneigraben in den Promenaden Frankfurts ; hier entwickelte es sich sehr rasch in Gesellschaft von Brachionen und Notommafa Sieboldii. Später traf ich es jedoch nicht selten in ver- schiedenen stehenden Gewässern hiesiger Gegend. Einige Male fand ich auch Conjugations- zuständc, jedoch nicht reichlich und konnte sie, wie dies bei verhaltnissmässig so grossen Infusorien gewöhnlich der Fall ist, nur wenige Tage am Leben erhalten. Meine Beobachtungen über die Vorgänge während der Conjugation sind daher auch sehr unzulänglich; ich will sie aber dennoch hier mittheilen, weil sie sich auf ein so interessantes Thierchen beziehen. Die Conjugation erfolgt auch hier, wie bei den heterotrichen Infusorien sehr allgemein, nur mittels der Pciistomfelder ; die Thierchen kehren diese gegen einander und dieselben verschmelzen etwa in ihrer Mitte; so bildet sich zwischen den Mitten der beiden — 108 — Peristomfelder, dicht oberhalb des Mundes, eine breite PlaWabrücke, welche die beiden Thiere verbindet. Die adoralen Wimpern bleiben also bei beiden Thieren völlig intact erhalten. Gewöhnhch zeichnen sich die conjugirten Thiere noch dadurch aus, dass ihre Hinterenden dicht von dunklen Körperchen angefüllt sind, welche sich bei den einfachen Thieren spärlicher im Endoplasma zerstreut vorfinden (Fig. 12). Die einfachen Thiere enthalten einen, längs des rechten Seitenrandes sich hinziehenden, rosenkranzförmigen Nucleus von ziemlich dichter, dunkler Beschaffenheit. Die Zahl seiner Glieder ist, wie bei einem derartigen Bau gewöhnlich, recht wechselnd; ich zählte in einer Anzahl Fällen etwa sechs bis zwölf von sehr verschiedener Grösse und Gestalt. Es gelang mir nicht, mit Sicherheit etwas von Nucleoli aufzufinden, ebensowenig wie ich bei den wenigen von mir untersuchten Conjugationszuständen Nucleoluskapseln aufzufinden vermochte. Der Nucleus zeigte sich, während der Conjugationsdauer selbst, noch in seiner ursprünglichen Gestalt. In den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren hingegen findet man statt seiner eine verschiedene Anzahl dunkler, mehr verdichteter Kugeln, die ihrer Grösse nach etwa einem Nucleusglied entsprechen (Fig. 13) und unter einander in keinem Zusammenhang mehr stehen. Ihre Zahl schwankte zwischen vier und sieben; in ihrer Grösse blieben sie sich so ziemlich gleich. Einmal glaubte ich, bei einem Thiere den Verlust einer derartigen Kugel von einem zum anderen Tage constatiren zu können. In dieser Beschaffenheit traf ich noch das letzte der mir zur Verfügung stehenden Thiere am fünften Tag nach aufgehobener Conjugation an. Diese unzureichenden Beobachtungen gestatten es nicht, sich auch nur ein ungefähres Bild des wahrscheinlichen Verlaufs der weiteren Entwicklung der aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere zu machen. Auch die bis jetzt vorliegenden Beobachtungen an nahe verwandten Thieren mit rosenkranzförmigen Nucleus, welche Stein und Balbiani bei Steiitor und Spirostomum gemacht haben, lassen, hinsichtlich der Deutung des oben geschilderten Nucleus- zerfalls, kaum mit Sicherheit etwas schliessen. Bei Stentor coeruleus beobachtete Balbiani (66), bei St. polymorphus Stein (69), den Zerfall des rosenkranzförmigen Nucleus in seine einzelnen, sich abrundenden Gliedern. Nach Balbiani sind dies die Eier, welche später nach Aussen abgelegt werden; nach Stein's, nicht ausführlicher pubhcirten Mittheilungen sollen sich jedoch die Nucleuskugeln der beiden conjugirten Thiere wechselseitig zu lichten Körpern vereinigen, aus welchen dann später die Embryonalkugeln hervorgingen. Ich werde späterhin, bei der Besprechung der sogenannten Embryonen der cihateu Infusorien, wieder auf diesen sehr unwahrscheinlichen Entwicklungsgang zurückkommen. — 109 — Wir sehen also, dass diese sich sehr widersprechenden Beobachtungen leider nichts zur Aufklärung des Schicksals der dunklen Kugeln, in welche der Nucleus bei Cotidylostonia Vorticella in Folge der Conjugatiou zerfällt, beitragen können. H. Untersuchungen an 'Bursaria truncatella Ehrbg. Taf. XI. Figg. n-20. Conjugationszustände von Bursaria truncatella scheint nur Balbiani gesehen zu haben, obgleich er sie nirgends beschreibt oder überhaupt nur specieller erwähnt, sondern sich auf die Angabe beschränkt, dass in Folge der Conjugation der Nucleus unsrer Thiere in vier Eier zerfalle (66; pag. 475). Im ersten Frühlinge des Jahres 1875 traf ich auf eine Anzahl Conjugationszustände dieses grössten aller Infusionsthiere, die mir zwar keinen vollständigen, so doch immerhin einen nothdürftigen Einblick in die hier stattfindenden Processe gestatteten. Die in Conjugation begriffenen Bursarien haben immer ihr Peristom nebst Mund völlig verloren, von allen den hiermit in Zusammenhang stehenden Einrichtungen (s. Taf. XI. Fig. 17), liess sich bei den conjugirten Thieren gar nichts mehr wahrnehmen, höchstens ist eine schwache, auf der Bauchseite verlaufende Einbuchtung vorhanden, welche das ehemalige, tief eingesenkte Peristom andeutet. Die beiden in Conjugation befindlichen Thiere sind mit den Bauch- flächen ihrer vorderen, rechten Seitenecken übereinander geschoben und hier auf eine kleine Strecke hin verschmolzen (Figg. 11 u. 12). Es fanden sich sowohl gleich grosse, als auch in ihrer Grösse sehr verschiedene Thiere mit einander in Vereinigung. Im Laufe der Conjugation werden die Thiere durch Anhäufung einer Menge sehr feiner, dunkler Körnchen in ihrem Endoplasma viel dunkler, so dass die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere sich im durchfallenden Licht durch eine intensiv bräunlichgelbe Färbung auszeichnen. Die nähere Untersuchung conjugirter Paare ergab nun stets einen Zerfall des band- förmigen Nucleus (Fig. 17) in eine beträchthche Anzahl einzelner Segmente. So zählte ich in dem, in Fig. 12 abgebildeten Paar in dem einen Thier zwölf, in dem anderen hingegen nur sechs Segmente. Diese Nucleusbruchstücke besitzen nach Behandlung mit Essigsäure (1 "/o) theils eine rundliche bis längliche, theils eine mehr unregelmässige bis eckige Gestalt (Figg. 13 — 15). Sie zeigen eine deutliche Hülle, einen grobkörnigen Inhalt und einen oder mehrere dunklere, gelbhche, ziemhch homogene Binnenkörper von meist abgerundeter, zuweilen jedoch auch läng- licher Gestalt (Fig. 13). Sehr häufig finden sich drei solcher runder, zu einem kleeblattartigen - 110 - Gebilde theilweis vereinigter Körper (Figg. 12 u. 14), zuweilen liegen sie jedoch auch isolirt innerhalb des Segmentes (Fig. 15). Beim Zerdrücken eines Paares traf ich nun aber deutliche, durch Umbildung der Nu- cleoli hervorgegangene Kapseln; dieselben erinnerten in ihrem Bau auffallend an ein gewisses Stadium der Kapseln von StijlonkUa Mytilus; sie zeigen nämlich (Taf. XI. Fig. 18) einen fein- körnigen, centralen Kern und von diesem ausstrahlend, eine grosse Zahl feiner Fasern, welche sich nach der Hülle und einer, längs dieser auf eine gewisse Strecke hin sich findenden Körner- masse begeben. Das Entstehen dieses interessanten Baues der Nucleoluskapseln aus der For- mation des ursprünglichen Nucleolus (Figg. 19 u. 20), die oben pag. 286 beschrieben wurde, ist nicht schwer verständlich ; der centrale Kern der Kapsel entspricht dem Binnenkörper des Nucleolus, die Körnermasse dem Rest der ümhüllungszone. Das conjugh-te Paar liess etwa ein Dutzend solcher Kapseln mit Sicherheit erkennen, welche zum grösseren Theil dem einen der Thiere anzugehören schienen. In den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren fand ich von Nucleoluskapseln oder Nucleoli nichts, doch will dies nicht viel sagen, da ich die Nucleoli der Bursaria erst durch spätere Untersuchungen erkannte. Die Beschaffenheit der Nucleussegmente ist bei den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren noch die früher beschriebene. Ihre Zahl ist sehr verschieden und hängt ohne Zweifel von der Grösse des ursprünglichen Nucleus ab. In einem sehr kleinen Thier traf ich einmal nur vier, in grösseren hingegen sechs bis elf Segmente. « Vier Syzigien, welche ich in einer grossen Wassermenge isolirt hatte, starben schon den ersten Tag nach aufgehobener Conjugation sämmthch ab. Da jedoch die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere durch den Mangel des Peristoms etc. leicht kenntlich sind, so suchte ich nach solchen in dem Wasser, welches mir die Coujugationszustäude geliefert hatte; es fanden sich denn auch darin noch eine ziemliche Zahl solcher Thiere, worunter denn auch nun solche Formen, die neben den gewöhnlichen Nucleussegmenten eine Anzahl dunkler, glänzender und bedeutend kleinerer Kugeln zeigten (Taf. XI. Fig. 16). Aber auch in den Segmenten war die gesammte Inhaltsmasse schon zu einem gemeinsamen Körper verdichtet. Hieraus lässt sich nun ohne Zweifel der Schluss ziehen, dass' die dunkeln Kugeln durch eine bedeutende Ver- dichtung der Nucleussegmente entstehen, in ähnlicher Weise, wie wir derartige Kugeln bei gewissen anderen Infusorien aus den Theilstückcn des Nucleus hervorgehen sehen werden. Die später gefundenen Zustände zeigten nun nur noch dunkele Kugeln, so dass also sehr wahr- scheinlich schliesslich alle Nucleussegmente sich in solche umwandeln. — 111 — Weiter brachten mich meine Untersuchungen in der Erkenntniss des Conjugationsprocesses nicht. Immerhin lässt sich daraus doch schon, bezüglich der früheren Angaben von Balbiani und Stein, einiges schliessen. Dass ersterer der Bursaria truncatella die Bildung von nur vier Eiern zuschreibt, erklärt sich wohl daraus, dass er ein Thier mit vier dunklen Kugeln angetroffen hat, wie denn auch ich ein solches von nur geringer Grösse traf; meist finden sich aber mehr solcher Kugeln. Stein (68; pag. 307) hat mehrere Thiere mit ganz geschlossenem Peristom beobachtet, welche vier oder fünf lichte, homogene Kugeln enthielten ; ich glaube mit Recht vermuthen zu dürfen, dass dies wirklich aus der Conjugation hervorgegangene Thiere waren, welche noch nicht verdichtete Nucleussegmente enthielten. Früher (67) hatte Stein diese Thiere in den Entwicklungskreis von Trachelius Ovipn gezogen. Er bringt diese helle Kugeln natürlich in Verbindung mit den von ihm bei Bursaria truncatella beobachteten Embryonen ; die Kugeln sollen sich zunächst in Embryonen umwandeln, welche sich dann so vermehrten, dass sie schliess- lich das gesammte Plasma des Mutterthieres erfüllten. Ich muss nun zuerst bemerken, dass ich in dem Wasser, das mir die Conjugationszustände geliefert hatte, ganz vergeblich nach Thieren mit Embryonen suchte ; ich fand bei keinem Thier das geringste Anzeichen einer Embryonenbildung. Hinsichtlich dieser Embiyonen von Bursaria truncatella liegen jedoch sehr widerspruchs- volle Angaben vor. Stein erkannte in demselben kleine ovale, ganz bewimperte und an einem Ende mit einem Saugnäpfchen (?) versehene Thierchen. Dr. Eberhard in Coburg will dagegen Biirsaria truncatella giinz mit Kugeln vollgepropft angetrofi'en haben, welche sich nach dem Zerfiiessen des Tliieres durch Sprossung von Tentakeln sehr bald in echte Acineten ver- wandelten. Kurze Zeit hernach sprosste ein Wimpernkleid hervor, die Tentakeln verloren sich gemach und das ciliate Infusor war fertig (71). Sowohl Stein wie Eberhard fanden diese Embryonen stets in Bursarien mit völlig geschlossenem Peristom. Au eine Vereinigung dieser beiden, so bestimmt gemachten Angaben, hinsichtlich der Embryonen von Bursaria truncatella, lässt sich nicht denken. Es mögen wohl beide Forscher richtig gesehen haben, aber beide haben sicherlich keine Embryonen, sondern Parasiten beobachtet. Für die acinrtenartigen Embryonen Eber bar d's dürfte dies nicht zweifelhaft sein, weün man berücksichtigt, dass ich später den absolut sicheren Nachweis führen werde, dass die acineten- artigen Embryonen der Stylonichien und Paramaecien Parasiten sind. Schwieriger stellt sich die Frage bei den Stein'schen Embryonen. Dass sie Embryonen seien, ist, wie ich voraus bemerken will, eine weder durch Erkenntniss ihrer Abstammung, noch ihrer späteren Entwicklung gestützte — 112 - Vermuthung, der man mit gleichem Recht diejenige, dass sie Parasiten seien, gegenüber stellen kann. Stein leitet sie von den lichten Kugeln der aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere ab; dies ist jedoch unrichtig, denn, wie oben geschildert wurde, verdichten sich diese zu dunklen kleinen Kugeln, deren Uebergang zu Embryonen sehr unwahrscheinlich ist. Wir sahen schon mehrfach solche dunkle Kugeln aus dem Nucleus conjugirter Infusorien hervorgehen und werden namentlich bei den Stylonichien diesen Vorgang noch näher verfolgen ; das schliess- liche Schicksal derselben ist jedoch ein ganz anderes, sie werden nämlich ausgeworfen. Fernerhin scheint mir die Thatsache, dass die, zahlreiche Embryonen enthaltenden Thiere, einen vöUig ausgebildeten Nucleus aufweisen, es gewiss sehr unwahrscheinlich zu machen, dass die St ein 'sehe Deutung richtig sei; denn da der Nucleus in irgend einer Weise bei der Embryonenbildung betheiligt sein muss, so müsste ohne Zweifel eine bedeutsame Reduction desselben eintreten. Dies müsste auch der Fall sein, wenn etwa die Embryonen sich in ähnlicher Weise, wie die inneren Schwärmsprösslinge der Acineten, in gewöhnlichen, nicht conjugirten Thieren bildeten, eine Möglichkeit, die ja nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist. Die Stein 'sehe Annahme, dass der Nucleus sich während der Embryonenentwicklung ganz neugebildet hätte, macht seine Deutung durch Zufügung einer neuen Hypothese nur weniger wahrscheinlich. Auf alle Fälle aber ist es unzulässig, auf so zweifelhafte Dinge, wie die vermeintlichen Embryonen der Bursaria triincatella, irgend welche weitergehende Schlüsse bauen zu wollen. I. Untersuchnngen au Stylotiichia 3Tytilus 0. F. Müller und jmstulata Elirbg. Taf. XI. Figg. 3—10 und Taf. XII. Die Conjugationsformen dieser hypotrichen Infusionsthiere sind zuerst von Stein, zwar noch als Längstheilungszustände, so doch sehr genau geschildert worden (G7). Die Conjugation der Stylonichien verläuft nach diesen und Engelmann 's Untersuchungen (110) nicht immer in derselben Weise, so dass Stein drei Arten derselben unterscheidet (68). Die erstere, für uns allein in Betracht kommmende, besteht in einer Verschmelzung der in gleicher Stellung zusammentretenden beiden Thiere mit ihren ungleichnamigen vorderen Partien der Seitenränder. Bei der zweiten Art geschieht die Verschmelzung fast in der ganzen Längsausdehnung der Thiere und bei der dritten schliesslich findet eine völlige Fusion der beiden in Verbindung getretenen Thiere statt. Bei den zwei zuerst genannten Arten der Vereinigung hat Stein auch den interessanten Vorgang der Trennung genauer beobachtet. Derselbe zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Wirapersysteme der Thiere nahezu vollständig neu bilden, womit im Zusammenhang steht, dass die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere sich durch eine viel - 113 — kürzere und breitere Gestalt von den t;rsprtiiiglich in die Conjugation eingetretenen unter- scheiden. Engel mann hat diese Angaben späterhin noch durch den Nachweis vervollständigt, dass denselben sowohl der Mund, als der innere Pcristomrand fehlt. Ich will hier noch hervor- heben, dass sich bei unseren Thieren im Laufe der Conjugation auch eine sehr interessante Veränderung des Endoplasma's ausbildet. Dies füllt sich nämlich allmälig mehr und mehr mit feinen, dunkelen Körnchen dicht an, so dass die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere sich durch ein sehr dunkeles, körniges Aussehen auszeichnen (Taf. XI. Fig. 5). Da mein Bestreben hauptsächlich auf die Erforschung des Verhaltens des Nucleus und Nucleolus gerichtet war, so habe ich auf die, von Stein und Engelmann dargestellten Neubildungen der Wimpersysteme nicht besonders geachtet, was ich jedoch davon gelegentlich sah, konnte den früheren Beobachtungen nur zur Bestätigung dienen. Balbiani (GC) hat hingegen sehr werthvolle Mittheilungen über das Verhalten des Nucleus und Nucleolus bei St. Myülus gegeben, welche wir weiter unten noch näher zu betrachten haben werden. Stylonichia Mytiliis eignet sicli ihrer Grösse und Beschaffenheit wegen viel besser zu unseren Untersuchungen , ich bin deshalb auch bei dieser Art viel weiter in der Erkenntniss der sich abspielenden Vorgänge gelangt, so dass ich dieselbe zunächst näher betrachten will, um dann später das wesentlich gleiche Verhalten der anderen Art zu zeigen. Die Stylonichien enthalten bekanntlich zwei hintereinanderliegende, ovale bis längliche Nuclei, welche, wie wir oben sahen, durch eineu sehr zarten Faden in Verbindung stehen. An der linken Seite jedes Nucleus liegen gewöhnlich ein oder zwei Nucleoli, in Gestalt kleiner, dunkeler, fast homogener Körperchen, welche von einer Hülle nichts Deutliches unterscheiden lassen. V/ie früher schon hervorgehoben wurde, ist die Zahl der Nucleoli bei St. Mytilus sehr schwankend, gerade bei den von mir gesehenen Conjugationszuständen fand ich mehrfach nur einen Nucleolus, welcher dann mitten zwischeud en beiden Kernen lag. *) Die ersten Veränderungen der Nuclei nach eingegangener Conjugation bestehen in einer Umwandlung ihrer Masse ; einmal verlieren sicii die queren, spaltförmigen Höhlen, wenn solche anwesend waren und die Structur der Nucleussubstanz wird undeutlich längsfaserig-körnig. Dabei zeigen die Nuclei nun schon eine Längsstreckung, ihre Mitte (Taf. XII. Fig. 9) schnürt sich sodann *) Alle die von mir zu beschreibenden Conjugationszustände von St. Mytilus leiten sieb von Formen mit nur einem Nucleolus oder zweien ab; Thiere mit vier Nucleoli, die sonst sehr gewöhnlicli sind, traf ich nicht in Conjugation. Dagegen waren es Thiere der letzteren Form, welche Balbiani in Conjugation untersuclite, was ich bei dem Vergleich unserer Beobachtimgeu zu beachten bitte. 15 - 114 - ein lind zieht sich schliesshch zu einem deutlich längsfaseiigen Strang aus, der sich, mit der Entfernung der beiden Theilhälften von einander, in einen feinen Faden ausspinnt, sich jedoch, wie ich aus mehrfachen Beobachtungen schUessen muss, noch bis gegen Ende der Con- jugation erhält (Taf. XII. Fig. 11). Auf diese Weise gehen also einige Zeit nach eingetretener Conjugation vier Nucleusbruch- stücke hervor, welche bis gegen Ende der Conjugation keine weiteren Veränderungen zeigen, sondern nach Behandlung mit Essigsäure (1>) immer ein gleichmässig grobkörniges Aussehen bewahren. Viel mehr Schwierigkeit macht die Feststellung der Umwandlungen der Nucleoli, da man ihre Entwicklung am lebenden Thier nicht mit Sicherheit verfolgen kann, sondern genöthigt ist, dieselbe aus den einzelnen, zur Beobachtung gelangenden Bildern zu combiniren, wobei dann leicht Zweifel über die wahre Aufeinanderfolge derselben sich einstellen. Einige Hülfe glaube ich hierbei in der, mir auch bei anderen Infusorien aufgestossenen Thatsache gefunden zu haben, dass nämlich die zu gleicher Zeit eingefangenen Conjugationszustände zum grösseren Theil auf einer ähnlichen Stufe der Entwicklung stehen. Hieraus dürfte sich mit Recht der Schluss ziehen lassen, dass gewisse Zustände, die man mit einiger Regelnlässigkeit und in grösserer Anzahl sich folgen sieht, auch wirklich auseinander hervorgehen. Die ersten Entwicklungsvorgänge, welche die Nucleoli nach Eintritt der Conjugation zeigen, bestehen in einer Vergrösseruug, wodurch ihre Masse an Dichtigkeit mehr und mehr verliert, indem sie gleichzeitig ihr früher homogenes Aussehen mit einem schwachgranulirten vertauscht. Damit verbunden ist die Differenzirung einer deutlichen Hülle. Mit dem weiteren Fortschreiten dieses Wachsthums geht auch die Differenzirung der Nucleolusmasse weiter; dieselbe löst sich zu einer grossen Anzahl feiner Fasern auf, die von einer Gegend der Hülle nach allen Seiten hin ausstrahlen (Taf. XII. Fig. 1). Solche Zustände trifft man gewöhnlich neben den in der Theilung begriffenen Kernen an. Schwieriger verständlich sind nun in ihren gegenseitigen Beziehungen die grossen, im lebenden Thier als ganz helle Kugeln erscheinenden Kapseln, welche man gewöhnlich neben den schon getheilten Nuclei findet. Sehr häufig zeigen dieselben den Bau der Figg. l und 10; von einem körnigen, im Cciitruni der Kapsel gelegenen Körper strahlen nach allen Seiten feine Fasern nach der Hülle aus, wie die Strahlen einer Sonne. Bei anderen Formen, die sich gewöhnlich durch bedeutendere Grösse auszeichnen, sieht man die Fasern von zwei sich entgegenstehenden Stellen der Hülle entspringen und in einer Zone zusammentreffen, die verworren dunkelkörnig erscheint (Taf. XII. Figg. 3 und 4). Gewöhnlich liegt diese Zone dein einen Faserpol der Kapsel näher, manchmal jedoch auch dichter am Aequator derselben. Es scheint mir nun sehr wahrscheinlich, dass diese Formen in der Ord- — 115 — nung, wie ich sie beschrieb, auf einander folgen, obgleich ich nicht im Stande bin, ihren Entwicklungsgang völlig verständlich zu machen. Es liegen nun gewisse Beobachtungen vor, welche dafür zu sprechen scheinen, dass im Laufe der weitereu Entwicklung diese soeben beschriebenen, grossen und hellen Kapseln eine sehr bedeutende Reduction erfahren, so dass sie wieder zu kleinen längsstreifigen, im lebenden Thier gar nicht sichtbaren Kapseln hersbsinken (Taf. XII. Fig. 12). Auf diese in Fig. 12 wiedergegebenen Zustände stiess ich nämlich meist einige Stunden später; die beiden reducirten Nucleoluskapseln liegen gewöhnlich dicht hintereinander und um sie deuthch zu sehen, muss man sich concentrirter Essigsäure bedienen, welche das Plasma sehr aufhellt, die Kapseln hingegen nur wenig angreift. Gleichzeitig mit den eben geschilderten Formen trifft man aber, gewöhnlich in tiefer Nachtzeit (da wie mir schien die Conjugation mit Anfang des Tages gewöhnlich eintritt), Thiere mit grossen hellen, ovaleu Kapseln, welche den Bau der sogenannten reifen Samenkapseln Balbiani's prächtig zeigen. Schon in dem lebenden Thier zeigten diese Kapseln sehr deutliche, matte Längsstreifen, welche im Aequator zu einer Zone stärkerer, dunkeler Stäbchen anschwollen (Taf. XII. Fig. 5) ; nach Behandlung mit Essig- säure hat sich die Inhaltsmasse zu einer Spindel contrahirt, deren Enden mit der Hülle in Zusammenhang stehen und die Structur ist jetzt viel deutlicher geworden (Fig. 6). Andere Stadien zeigen die deutlichsten Theiluugsformen dieser Kapseln (Fig. 11); die Zone der dunkelen Stäbchen hat sich getheilt und indem sich die gesammte Kapsel in die Länge streckt, rücken die beiden Hälften der Stäbchenzone mehr und mehr nach den Enden der langgedehnten Kapsel (Figg. 7 und 8). Die üebereinstiramung dieser Formen mit den früher von mir geschilderten Theilungszaständen von ächten Zellkernen ist so auffallend, dass ich, obgleich ich später noch darauf zurückkommen werde, dennoch an dieser Stelle die Aufmerksamkeit besonders auf diesen Funkt lenken möchte. Diese Analogie, zusammen mit der Aelmlichkeit der entsprechenden Theilungszustände der Nucleoluskapseln der Paramaecien, macht es auch unabweislich, in diesen Formen mit Sicherheit Theilungszustände zu erkennen. Letzteres ergibt sich denn auch daraus, dass sich mit diesen, solche Theilungszustände zeigenden Stadien auch andere vorfanden, welche in jedem der Thiere vier Kapseln enthielten. Diese vier Kapseln waren jedoch schon wieder zusammengeschrumpft und verkleinert, zeigten jedoch durch ihre Längsstreifung auf das deutlichste ihre Herkunft (Fig, 13). Oben schon habe ich erwähnt, dass sich auch conjugirte Paare fanden, welche je zwei dicht zusammenliegende, geschrumpfte Kapseln ganz von der Beschaffenheit der eben geschilderten, durch die Theilung hervorgegangenen vier Kapseln zeigten (Fig. 12); hiusichtlich der Entstehung — 116 — dieser zwei Kapseln wies ich auch schon vorhin auf eine Ansicht hin, welche ich sehr lange hegte, die icli jedoch jetzt für irrig halte. Ich glaubte nämlich annehmen zu müssen, dass die Kapseln von der Form Figg. 3 und 4 wieder zu den geschrumpften Formen der Fig. 12 zurück- sänken und hierauf erst in die Theiiungszustände Figg. 11 etc. übergingen. Wie gesagt, halte ich jetzt einen so complicirten Entwicklungsgang für irrthümlich und leite nun die Theiiungs- zustände direct aus den Formen Figg. 3 und 4 ab, was sich auch sehr ungezwungen bewerk- stelligen lässt. Diese ganze Verwirrung war dadurch hervorgerufen worden, dass, wie früher schon hervorgehoben wurde und z. B. auch die fig. 11 zeigt, die sich conjugirenden Stylonichien bezüglich der Zahl ihrer Nucleoli keine Uebereinstiramung zeigten, sondern bald einen, bald zwei dieser Körper enthielten. Diese Thutsache erklärt nun viel eiufacher die Formen wie Fig. 12, sie leiten sich nänihch von zwei conjugirten Thieren her, die ursprünglich nur je einen Nucleolus enthalten hatten und welche nun, nachdem sie einmal getheilt worden , in den geschrumpften Zustand übergegangen waren. Die Fig. 12 repräsentirte demnach denselben Entwicklungszustand wie Fig. 13 mit dem einzigen Unterschied der Zahl der Nucleoluskapseln, welche durch die Anzahl der ursprünglich vorhandenen Nucleoli bedingt ist. Fraglich bleibt jedoch dann die Weiterentwicklung solcher Formen wie Fig. 1 2, da ich dieselbe nur von solchen mit vier Kapseln erkannte und ich nicht gkube, dass die Kapseln der Fig. 12 sich noch einmal durch Theilung vermehrten. Es ist nicht schwierig aus dem weiter mitzutheilenden Ent- wicklungsgang der Vierkapseligen Formen einen Wahrscheinlichkeitsschluss hinsichtlich der zweikapseligen zu ziehen, jedoch fehlt noch dessen Bestätigung durch die Beobachtung. Der weitei'e Entwicklungsgang der vierkapsehgen Formen Fig. 13 ist nun folgender. Gegen das Ende der Conjugation zeigen die vier, meist in einer Reihe hintereinander liegenden Kapseln eine sehr merkwürdige Verschiedenheit in iln-er Weiterbildung. Die zweithinterste fängt an zu wachsen (Taf. XII. Fig. 14), wird lichter und ihr ursprünglich nach Behandlung mit 1 "/o Essigsäure noch feinfaseriger Inhalt geht allmälig verloren und macht einem feingranulirten Platz. Die beiden vor und hinter dieser gelegenen Kapseln verdichten sich zu kleinen, dunkelen Kugeln, die vorderste dagegen erhält sich noch eine Zeit laug unverändert; später wird jedoch auch sie umgebildet (Fig. 15) und nimmt nach Behandlung mit Essigsäure ein dunkelkörniges Wesen an. Jetzt beginnen jedoch auch die früherhin noch unveränderten vier Nucleusbruch- stücke sich zu verdichten und werden zu nahezu homogenen, dunkelen, glänzenden Kugeln (Fig. 15). Wenn die Thiere dicht vor der Trennung stehen, markiren sich schon die beiden ausgewachsenen Nucleoluskapseln als helle, lichte Körper in den lebenden Thieren sehr deutlich. Die beiden ihnen jetzt sehr nahe gerückten, benachbarten und reducirten Kapseln haben schon — 117 — wieder ganz das Aussehen der frülieren N u c 1 e o 1 i erlangt ; die vorderste Kapsel schliesslich ver- dichtet sich noch mehr und wird zu einer kleinen glänzenden Kugel, ähnlich den Nucleuskugeln. Nun erfolgt die Trennung. In den getrennten Thieren setzt nun zunächst der lichte Körper sein Wachsthuni anhaltend fort und wird zu dem grossen, hellen, die ganze Mitte des Thieres ausfüllenden Körper, welchen schon Stein, Balbiani und Engelmanu beschrieben haben. Einige Stunden nach aufgehobener Conjugation erfolgt nun aber die Ausstossung der dunkelen Nucleuskugeln, der vermeintlichen Eier Balbiani's. Auf die sichere Constatirung dieses Punktes habe ich natürlich die grösste Mühe verwandt und es kann auch kein Zweifel mehr in dieser Hinsicht obwalten. Legt man ein Thier, welches die Kugeln noch enthält, durch Druck des Deckgläschens fest oder isolirt man es in einem kleinen Tröpfchen Wasser, das man vorher genau unter dem Mikroskop durchsucht hat, um sich von der Abwesenheit irgend welcher, vielleicht Täuschung erzeugender Dinge zu versichern, so wird man etwa sechs bis acht Stunden nach aufgehobener Conjugation sämmtliche oder zunächst einen Theil der Kugeln ausserhalb des Thieres mit Sicherheit auffinden. Zuweilen ereignet sich der Fall, dass sich die Kugeln innerhalb des Thieres einige Zeit nach Lösung der Syzigie entweder paarweise (Fig. 16) oder sämmtlich, wie in Fig. 17, vereinigen. In diesem Fall lässt sich nüt noch grösserer Sicherheit die Identität der ausgestossenen Kugeln mit den früher in dem Thiere befindlichen demonstriren. Es fragt sich nun auch, was aus der, wie früher erwähnt, gleichfalls sehr verdichteten vordersten Nucleoluskapsel (Fig. IG) wird; ich muss es für sehr wahrscheinlich halten, dass dieselbe gleichfalls mit den Nucleuskugeln entfernt wird. Die in Fig. 17 wiedergegebenen, zusammengebackenen und ausgestossenen Kugeln eines Thieres sind in der That fünf an Zahl. Nach einiger Zeit also lassen die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere in ihrem Innern nur noch den hellen, lichten Körper und die, diesem anliegenden beiden neugebildeten Nucleoli erkennen. Am zweiten Tage nach der Lösung der Syzigie hat der lichte Körper sein Wachsthum vollendet, er ist jetzt schon etwas länglich oval und zeigt nach Einwirkung verdünnter Essig- säure oder noch besser nur von Wasser nicht mehr einen gleichmässig feingranuhrten Bau, sondern einen verworren - faserigen (Taf. XI. Fig. 6); die einzelnen Fasern sind jedoch von massig dunkeler, wenig verdichteter Beschaffenheit. Im Laufe des folgenden Tages zeigte sich keine wesentliche Veränderung; am vierten Tage nach aufgehobener Conjugation jedoch hatte sich der lichte Körper bedeutend verdichtet und verschmälert, so dass er jetzt ein bandförmig langgestrecktes Aussehen zeigte und nach — 118 - Behandlung mit Essigsäure (lo/o) war die Beschaffenheit seiner Substanz gleichmässig grobkörnig wie die der wahren Nuclei der Stylonichien. An diesem Tage besassen auch die Thiere zuerst wieder einen neugebildeten Mund. Den fünften Tag hatte der neugebildete Kern (Fig. 18) noch die beschriebene Gestalt, jedoch hatte sich in einem Ende schon eine verdichtete Querscheibe gebildet, in welcher sich später die spaltförmige Höhle anlegt. Einer der Nucleoli zeigte sich mehrfach eigenthümlich vergrössert und nach Behandlung mit Essigsäure grobkörnig^ ich vermuthe, dass er sich zur Theilung anschickte (Fig. 18). Hier schlössen meine Untersuchungen an St. Myülus, weil mein Material vollständig aufgebraucht war; nach den Untersuchungen an St. pustulata können wir jedoch das noch Fehlende mit Leichtigkeit ergänzen, es erfolgt nämlich nur noch eine Theilung des neugebildeten Kernes und dann sind wieder normale Thiere von St. Mytilus vorhanden. Auch Balbiani und Stein haben schon den Uebergang des grossen lichten Körpers in die beiden Nuclei der aus der Conjugation hervorgehenden Stylonichien verfolgt, so dass hierüber ein Zweifel nicht mehr möglich ist. Nachdem ich im Vorstehenden meine Erfahrungen über die Umwandlungen der Nucleoli und Nuclei von St. Mytilus ausführlich dargelegt habe, will ich zu einer kurzen Betrachtung der von Balbiani (66) und* Stein (68) an diesem Thier angestellten Untersuchungen, sowie der hieraus gezogenen Schlüsse übergehen. Balbiani 's Beobachtungen sind ganz correct, jedoch keineswegs vollständig, indem er nämlich (wie überhaupt mit einziger Ausnahme des P. Bursaria) den vollständigen Schwund der Nucleoluskapseln annehmen zu dürfen glaubt. Die Entstehung des neuen Nucleus aus einer dieser Kapseln blieb ihm daher natürlich verborgen, ebenso wie die wichtige Thatsache, dass die Nucleoli der aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere gleichfalls directe Desceudeuten der früheren sind. Die verdichteten Nucleuskugeln hält er für Eier, jedoch ist es ihm nicht gelungen an ihnen eine Membran nachzuweisen und auch hinsichtlich der Hauptfrage, nach der Anwesenheit eines Kernes oder Keimbläschens, hat er keineswegs irgend welche Sicherheit erlangt. Er bemerkt hierüber (66; pag. 479): »La vesicule genninative est ordinairement completement masquee par les granulations vitellines, et nc peut plus etre reconnue«. Jedoch soll man zuweilen etwas von ihr bemerken, wenn man die Eier zuerst mit schwacher Kalilösung behandelt und hierauf mit Jod färbt. Wenn man Karminfärbung anwende, so soll das Keim- bläschen in dem starkgefärbten Dotter als ein heller centraler Fleck erscheinen; hieraus geht doch mit Sicherheit hervor, dass es sich hier keineswegs um einen Kern gehandelt hat, son- dern um eine Vacuole. Ich sah nie etwas von einem hellen Bläschen in den Nucleuskugeln. — 119 — Aber auch das schon oben hervorgehobene, häufige Zusammenbacken der Nucleuskugeln, ihr manchmal ganz corrodirtes Aussehen und schliesslich ihr völliges Zugrundegehen nach ihrer Ablage im umgebenden Wasser, ohne dass sich eine Brut entwickelte, lassen mit Sicherheit schliessen, dass es sich hier nicht um eine Ablage von Eiern, sondern um die Ausstossung überflüssiger und abgestorbener Theile handelt. Ich beobachtete einen Fall, wo ich drei der ausgestossenen Kugeln mit Sicherheit in dem umgebenden Wasser nachweisen konnte ; nach zwei Tagen war schon jede Spur dieser Kugeln verschwunden. Bei keinem der von mir mit Sorg- falt gezüchteten Infusionsthiere fand ich in dem Wasser, in welches die vermeintlichen Eier doch in Menge abgelegt worden waren, auch nur einmal etwas, was sich als junge Brut hätte deuten lassen, so dass man mir zugeben wird, dass alles gegen und nichts für die Einatur der ausgestossenen Nucleuskugeln spricht. Gänzlich verfehlt ist jedoch die von Stein gegebene Auffassung der Vorgänge bei St. Mytilus. Er glaubt die duukelen Kugeln unmöglich aus den Nucleussegmenten herleiten zu dürfen und nimmt daher an, dass diese nach der Lösung der Syzigic zu dem lichten Körper, welchen er Placenta nennt, sich vereinigten. Dieser soll nun die dunkelen Kugeln in verschiedener Zahl ausscheiden. Diese letzteren, Stein's Keimkugeln, sollen sich bei St. Mytilus zu den Embryonalkugeln entwickeln, bei St. Ilisfrio und x>ustulata hingegen wahrscheinlich abgelegt werden. Schliesslich soll die Placenta sich wieder zu den Nuclei umbilden. Ich muss gestehen, dass ich es für werthvoller gehalten hätte, die Unkenntniss der wirklichen Vorgänge offen ein- zugestehen, als eine derartige, völlig erratheue Deutung eines, für die gesammte Auffassung der Infusorien so wichtigen Processes zu entwerfen — eine Deutung, welche, gestützt auf die Autorität eines Namens wicS'tein, nur dazu dienen konnte, den Fortschritt in der Erkenntniss dieser Vorgänge hinzuhalten, indem sie an ein Verständniss derselben glauben machte, das in der That gar nicht vorhanden war. In Betretf der vermeintlichen Embryonen von St. Mytilus verweise ich auf den späteren, dieser Frage speciell gewidmeten Abschnitt. Meine Beobachtungen an St. pustulata habe ich vor denen an St. Mytilus angestellt. Als Untersuchungsobject ist diese Art wegen ihrer Kleinheit und dem Umstand, dass sich die Nucleoluska]»seln nur sehr schwierig verfolgen lassen, viel ungünstiger. Da mir die genaue Verfolgung dieser Kapseln hier weder durch Zerquetschen des Thieres, noch auch durch Anwendung von Essigsäure gelang, so blieben meine Untersuchungen an dieser Art natürlich unvollständig. Alles Beobachtete bietet jedoch eine so völlige Analogie mit St. Mtjtilus, dass das dort Gefundene zur Erklärung sicherlich herangezogen werden, darf — 120 — Es war mir von Interesse, bei dieser Art eine Anzahl Conjugationszustände aufzufinden, bei welchen die beiden Nuclei jedes Thieres zu einem strangförmigen, gemeinsamen Körper verschmolzen waren, so dass ich die Vermuthung nicht ganz von der Hand weisen kann, dass diese Vereinigung der beiden Nuclei hier vielleicht regelmässig nach der Conjugation eintrete. Jedenfalls erfolgt jedoch sehr bald wieder ein Zerfall zu zweien, zwischen welchen ich zuweilen noch eine recht deutliche, fadenförmige Commissur fand. Auf der linken Seite dieser Nuclei trifft man nun gewöhnlich zwei helle, ovale, aus den Nucleoli, die ja bei dieser Art sich gewöhnlich nur in der Einzahl neben jedem Nucleus finden, hervorgegangene Kapseln, über deren feinere Bauverhältnisse nach Behandlung mit Essigsäure (f/o) 'üt' Taf. X. Figg. 20—24 einigen Aufschluss gewährt. Eine Theilung dieser Kapseln zu vieren liess sich nicht constatiren; ich beobachtete mehr- fach lebende Thiere mit zwei solcher Kapseln fortdauernd und fand, dass dieselben sich nach Verlauf einer gewissen Zeit dem Auge völlig entziehen. Eine weitere Theilung der Nuclei unterbleibt bei unserer Art ; gegen Ende der Conjugation verdichten sich die beiden Nuclei auch hier zu dunkelen, glänzenden, runden Kugeln (Taf. XI. Fig. 4). Noch bevor jedoch diese Verdichtung sich geltend macht, erscheint auch hier auf der Seite, wo früher die Nucleoluskapseln sich fanden, ein zuerst ganz kleiner, lichter Körper mit feinkörnig-streifigem Inhalt (nach Behandlung mit Essigsäure. Taf. XL Fig. 3). Schon bei der Untersuchung dieser Art trat der Gedanke an mich heran, dass dieser lichte Körper viel- leicht von einer der Nucleoluskapseln abzuleiten sei, da diese früher ungefähr die Stelle des lichten Körpers einnahmen; ich gab diese Idee jedoch wieder auf, da sich ein sicherer Uebergang nicht constatiren liess. Jetzt hingegen bleibt es mir nicht mehr fraglich, dass ich wirklich richtig vermuthet hatte und dass eine erneute Untersuchung auch hier die sehr verkleinerte Kapsel, aus welcher der lichte Körper hervorwächst, wird finden lassen. Nach der Lösung der Syzigie enthält also jedes der Tliiere einen lichten Köipcr und nur zwei dunkele Kugeln, welche auch hier manchmal nach einiger Zeit zusammenbacken. Schliesslich werden sie auch hier entfernt, jedoch sind sie meist noch am dritten Tag nach aufgehobener Conjugation vorhanden. Häufig sah ich sie dann allmälig wieder etwas lichter werden, ähnlich wie wir dies schon bei Colpidium Colpoda fanden und nach Behandlung mit Essigsäure traten dann einige dunkele Körnchen in ihnen auf (Taf. XL Figg. 9 und 10). Schliesslich gehen sie jedoch auch hier gänzlich verloren, d. h. sie werden ausgestossen, woran nach den Beobach- tungen an Colpidium Colpoda und St. Mytilus nicht mehr zu zweifeln ist. Hat der lichte Körper seine bedeutendste Grösse erreicht, etwa zwei bis drei Tage nach — 121 — aufgehobener Conjugation, so besitzt derselbe auch hier die eigeDthümliche, faserige Structur (Taf. XI. Fig. 6), welche sich schon am lebenden Thier deutlich beobachten lässt. Alsdann verkleinert und verdichtet er sich auch hier alimälig und nun sah ich zum ersten Mal zwei Nucleoli neben ihm (Taf. XI. Fig. 7), welche jedoch jedenfalls schon früher vor- handen waren und des gleichen Ursprunges sind wie bei St. Mytilm. Der etwas reducirte Körper (Fig. 7) wächst dann zu einem kurzen Strang aus und es treten die queren, ver- dichteten Stellen in seinen Enden auf (Taf. XI. Fig. 8), welche sich später zu den spaltförmigen Höhlen ausbilden. Nun theilt er sich, worauf die Thiere wieder ihre normale Beschaffenheit erhalten haben. Während diese Vorgänge sich abspielen, hat auch das Plasma der Thiere alimälig, durch Verschwinden de;- es früherhin verdunkelnden Körnchen, seine lichte Be- schaffenheit wieder erlangt und die früher sehr breite und plumpe Gestalt der aus der Syzigie hervorgegangenen Thiere macht wieder einer langgestreckten, schlanken Platz. Bald nach- dem die Thiere ihre normale Beschaffenheit wieder erlangt haben, beginnen sie sich durch Theilung rasch und anhaltend zu vermehren. Balbiani gibt an, dass sich bei St. pustulata gleichfalls vier Eier entwickeln sollen; ich muss dies jedoch nach der obigen Schilderung verneinen. Uebrigeus kann auch nur die directe Verfolgung der allmäligeu Umbildung der ursprünglichen Nuclei, über die Zahl der dunkelcn Kugeln sicheren Aufschluss geben , da sich bei den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren leicht grössere der im Plasma vorhandenen, dunkelen Körner mit solchen Kugeln verwechseln lassen. Bei St. imstidata hat schon Engel mann (HO) die Umbildung eines aus der Conju- gation hervorgegangenen Thieres zu einem normalen, sich bald durch Theilung vermehrenden, verfolgt. K. Untersuchungen au Eiiplotes Charon Ehrbg. Taf. X. Figg. 1—19. An dieser häufig zu erhaltenden Art hat namentlich Engelmann (110) eine Reihe von Beobachtungen über die Conjugation angestellt, durch die schon einige wichtige Punkte ihr(! Aufklärung fanden. Der Nucleus von Euplotes Charon bildet bekanntlich einen hufeisenförmig gekrümmten Strang, welcher meist in symmetrischer Lagerung die vordere Hälfte des Thieres durchzieht. Bei den conjugirten Thieren hingegen ist er immer mehr nach dem linken Seitenrand geschoben und längs dieses gelagert. Ein Nucleolus findet sich dem Kern an seiner, der linken Voi*der- 16 — 122 — ecke des Thieres zugewendeten ümbiegungsstelle dicht angelagert; er stellt ein kleines, dunkeles Körperchen dar. an welchem ich eine HüUnieuibran nicht mehr deutlich unterscheiden konnte. Die Conjugation der Euploten erfolgt, wie bekannt, immer in der Weise, dass sie sich mit den Bauchflächeu ihrer linken Vorderecken auf eine kleine Strecke hin übereinander schieben und verschmelzen. In Bezug auf die so wichtigen Umbildungen der Nucleoli stösst man auch hier leider auf das Hinderuiss, dass sich ein sicherer Anhaltspunkt für die zeitliche Aufeinander- folge der mannigfachen, beobachteten Bilder kaum finden lässt. Ich bin daher in dieser Hin- sicht auch hier nicht zu der so wünschenswerthen, völligen Klarheit durchgedrungen. Zuvor will ich bemerken, dass der, nach Zusatz von Essigsäure (f/o) grobgranulirte und dunkelglänzend erscheinende Nucleus sich bis gegen das Ende der Conjugation unverändert erhält; dann beginnt er jedoch, wie dies schon Engelmann und Balbiani (für Euplotes Patella; 66) sehr richtig dargestellt haben, sich etwas hinter seiner Mitte zu verdünnen (Fig. 12), diese verdünnte Strecke zieht sich zwischen den beiden etwas ungleichen Theilen des so zer- fallenden Nucleus immer mehr, endlich zu einem zarten Faden aus (Fig. 13), der schliesslich zerreisst, worauf die beiden Theilstücke des Nucleus sich mehr abrunden (Fig. 14). Kurz vor der Lösung der Syzigie enthält also jedes der Thiere ein vorderes, fast immer grösseres Nucleus- segmeut und ein hinteres, kleineres. Ich beginne die Schilderung der Umwandlungen des Nucleolus an einem Punkt, von welchem es nicht ganz sicher ist, ob er als ein ursprünglicher betrachtet werden darf. Man findet nämlich nicht selten Zustände, die meist auf der linken Seite des Nucleusbandes zwei nahezu unveränderte Nucleoli zeigen (Fig. 5). Man erkennt jedoch an denselben nach geeigneter Behandlung die Differenzirung einer deutlichen Hülle. Bald liegen diese Nucleoli weit von einander entfernt, bald dichter beisammen. Statt dieser findet man nun auch stärker angewachsene, im lebenden Zustand ganz helle Kapseln, die nach Behandlung mit Essigsäure (1 ",o) einen granuhrten, dunkelen Kern zeigen (Fig. 6). Fernere Stadien lassen diese Kapseln in noch mehr herangewachsenem Zustand und von ovaler Gestalt wiederfinden ; von ihrem central gelegenen, körnigen Kern geht ein Bündel zarter Fasern nach dem einen Ende der Kapsel und heftet sich hier au die Hülle an (Figg. 7 und 8). Auch gewisse Variationen dieses Ver- haltens zeigen sich, wie ein solches in der Fig. 9 wiedergegeben ist. Schliesslich reihen sich hieran auch die in Fig. 10 abgebildeten Zustände; die in ihrer Gestalt noch unveränderte Kapsel zeigt nach Behaiidlung mit Essigsäure eine Anzahl isolirter, dunkeler Körner. Das Ende dieser Formenreilie bilden dann die in Figg. 11 und 12 abgebildeten, lang spindelförmigen Kapseln, welche nach Balbiani und Stein die Bezeichnung reifer Samenkapseln verdienen — 123 — würden. Dieselben zeigen sich sehr deutlich längsfaserig, ohne dass sich jedoch besonders ver- dickte Faserstellen auffinden liessen. Die letzterwähnte Umbildung der Kapseln öndet sich immer erst gegen Ende der Coujugation, wenn der Kern schon eine deutliche Einschnürung zeigt (Fig. 12). Ich glaube nun diese Formen mit Sicherheit als Theiliingszustände auffassen zu dürfen, obgleich ich die ferneren Stadien des wahrscheinlich sehr rasch sich abspielenden Theilungsprocesses nicht auffand. Ist die Theilung des Nucleus noch weiter vorgeschritten, so trifft man links neben ihm an Stelle der Kapseln stets eine Anzahl kleiner, den früheren Nucleoli ähnlicher Körperchen, die von einem dunkelen, centralen, manchmal noch recht deutlich streifigen Kernchen und einer Hülle gebildet werden. Schwierigkeit macht die genaue Fest- stellung ihrer Zahl, jedoch zählte ich mehrfach mit Sicherheit vier in jedem Thier, manchmal jedoch auch in dem einen Thier vier, in dem anderen hingegen nur zwei. Diese Körperchen muss ich nun in derselben Weise wie bei Stylonichia für die durch Theilung vermehrten und hierauf sehr geschrumpften Nucleoluskapseln halten, deren weiteres Schicksal ich späterhin betrachten werde. Nun trifft man aber auch auf Conjugationszustände, die nur einen in der Entwicklung begriffenen Nucleolus enthalten, von den Formen, die ich auf Figg. 1 und 2 abgebildet habe. Es fragt sich nun, gehen die Formen mit zwei in der Entwicklung begriffenen Nucleoluskapseln aus denen mit nur einer hervor', indem sich diese durch eine erstmalige Theilung vermehrt und die Kapseln hierauf wieder in den rudimentären Zustand der Fig. 5 zurücksinken? Vor dieser complicirten Betrachtungsweise, die uns ähnlich schon bei St. Mytilus begegnete, scheint mir jedoch eine andere den Vorzug zu verdienen. Ich habe zwar bei den einfachen Thieren von Euploks CJiaron nur einen Nucleolus angetroffen, jedoch auch keine sehr ausgedehnten Unter- suchungen hinsichthch dieses Punktes angestellt, da mich die Uebereinstimmung mit den Befunden der früheren Beobachter beruhigte. Wir wissen jedoch, dass bei verwandten Infusions- thieren die Zahl der Nucleoli sehr schwankend ist, so dass ich die Wahrscheinlichkeit, dass sich zuweilen und namentlich bei den von mir conjugirt getroffenen Thieren zwei Nucleoli fanden, für recht gross erachte. Durch diese Annahme würde sich dann der Process der Nucleolusentwicklung sehr einfach erklären. Es würde dann das Stadium mit den zwei interessant gebauten Kapseln Fig. 3, welche ich ursprünglich als aus der Theilung des einfachen Nucleolus hervorgegangen aufzufassen müssen glaubte, seine ungezwungene Einreihung zwischen Figg. 10 und 11 finden, wohin es wegen der Analogie mit den Kapseln anderer Infusionsthierc auch viel besser passt. Einige besondere Zustände, welche ich sah, fänden dann auch eine befriedigende Erklärung; so traf ich einmal eine Syzigie, bei welcher das eine Thier zwei, das andere _ 124 — hingegen nur eine in Theilung begriffene Kapsel der Form Fig. 11 enthielt, ferner sah ich, wie oben schon erwähnt, einige Male neben dem schon zerfallenen Nucleus in beiden Thleren einer S3'zigie nur zwei kleine, längsstreifige Kapseln und ebendadurch würde auch der in Fig. 1 3 abgebildete Zustand sich erklären, wo das eine Thier vier, das andere nur zwei kleine, reducirte Kapseln enthält. Als Resultat dieser Erörterung würde sich demnach ergeben, dass bald Thiere mit nur einem Nucleolus, bald solche mit zweien sich conjugiren, dass sich die Nucleoli einmal durch Theilung vermehren und also die Thiere gegen Ende der Conjugation entweder zwei oder vier kleine, reducirte Nucleoluskapseln enthalten. Kurz vor Lösung der Syzigie trifft man nun unter diesen reducirten Kapseln eine sehr lichte, sich durch ihre bedeutendere Grösse auszeichnende, die, wie die weitere Erfahrung lehrt, in energischem Wachsthum begriffen ist. Nach Essigsäurezusatz erkennt man an ihr eine deut- liche Hülle und einen feingranulirten, noch etwas längsfaserigen Inhalt. Die Schwierigkeit, sich bei so kleinen Objecten eine genaue Rechenschaft ihrer Zahl zu geben und die kleinen Kapseln nicht mit anderen Inhaltskörpern des Plasma's zu verwechseln, Hess mich hier nicht mit derselben Sicherheit wie bei St. Mytilus entscheiden, dass dieser hervorwachsende, Uchte Körper ein directer Descendent einer der vier oder zwei reducirten Nucleoluskapseln sei, obgleich ich gerade bei der Untersuchung dieser Art zuerst zu dieser wichtigen Vermuthung kam, sie jedoch wieder fallen liess, da es nicht gelang sie mit völliger Sicherheit zu begründen. Jetzt scheint mir diese Frage durch die Beobachtungen an St. Mytilus auch für Euplotes entschieden zu sein. Einmal machte ich jedoch auch bei unserem Thier eine Beobachtung, welche mir in dieser Beziehung entscheidend zu sein scheint; ein erst vor kurzer Zeit aus der Conjugation hervor- gegangenes Thier zeigte nämlich nicht einen derartigen lichten Körper, sondern vier dicht zusammenliegende ; es hatten sich demnach hier in abnormer Weise sämmtliche vier Nucleolus- kapseln weiter entwickelt (Fig. 16). Diese Beobachtung scheint mir auch die von Stein gemachte Angabe zu erklären, dass er zuweilen Thiere mit zwei kleineren, lichten Körpern beobachtet habe. Bei St. pustulata habe auch ich einmal die Entwicklung zweier lichter Körper statt des gewöhnlich nur vorhandenen einen beobachtet. Die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere zeigten mit Ausnahme des einzigen erwähnten Falles nur einen, schon bedeutend vergrösserten , lichten Körper und diesem dicht anliegend, ein kleines, dunkeles Körperchen mit Hülle (zuweilen auch zwei Fig. 15), welches ich seiner Constanz wegen für eine noch mehr rückgebildete und wieder zu einem gewöhnlichen Nucleolus werdende Kapsel, ähnlich wie bei St. Mytilus, erklären muss. Enthielten die Thiere bei der Lösung der Syzigie nur zwei Nucleoluskapseln, so ist deren ferneres Schicksal hiermit — 125 — also völlig entschieden, waren deren jedoch vier vorhanden, so fragt sich, was aus den zwei anderen wird ; eine davon wird wie bei St. Mytüiis jedenfalls entfernt, vielleicht wird jedoch in diesem Falle die andere zu einem zweiten Nucleolus, wie es bei St. Mytilus die Regel ist. Kurze Zeit nach aufgehobener Conjugation bemerkt man, dass das vordere, grössere Nucleussegment einen nochmaligen Zerfall in zwei Bruchstücke erleidet (Figg. 16 und 17); gleichzeitig sieht man in seiner Masse verdichtete, dunkele Partien auftreten. Während nun der lichte Körper immer ansehnlicher heranwächst, so dass er bald die gesammte Mitte des Thieres ausfüllt, verdichten sich die beiden vorderen Nucleusbruchstücke zu zwei dunkelen, glänzenden Kugeln, die man ursprünglich noch an ihrem anfänglichen Platz, später gewöhnlich rechts von dem lichten Körper antrifft. Möghcherweise zerfällt das vordere Nucleussegment zuweilen auch in noch mehr Bruchstücke, da die Zahl der dunkelen Kugeln nicht ganz regel- mässig ist, denn manchmal fanden sich noch ein bis zwei kleinere neben den beiden grösseren vor. Die Bildung dieser Kugeln erfolgt etwa vier bis fünf Stunden nach aufgehobener Con- jugation und meist schon am zweiten Tag nach der Lösung der Syzigie sind sie spurlos ver- schwunden. Dass sie auch hier ausgestossen werden, dürfte keinem Zweifel unterliegen. Am zweiten Tag hat der lichte Körper, der nach Behandlung mit Essigsäure (1 "/o) eine fein- granulirte Beschaffenheit annimmt, sein Wachsthura vollendet; das hintere Nucleussegment, welches sich ganz unverändert erhält, ist ihm meist dicht angeliigert (Fig. 18). Am vierten Tage jedoch findet sich an Stelle des lichten Körpers ein bandförmiges Nucleusstück, das dem früheren vorderen Nucleussegment sehr ähnlich sieht; der lichte Körper hat sich also ganz entsprechend den Vorgängen bei den Stylonichien zu einem echten Nucleus verdichtet. Diese Umwandlung scheint sehr rasch vor sich zu gehen; so zeigte ein isolirtes Thier z. B. noch um acht Uhr Abends den lichten Körper sehr deutlich und gross, um zwölf Uhr Nachts dagegen war derselbe schon zu einem echten Nucleus umgewandelt. Am fünften Tage fand ich wieder einen einlachen, zweifellos aus der Vereinigung der beiden Nucleusstücke hervorgegangenen Nucleus mit deutlichem Nucleolus. Nach Wiederherstellung des normalen Zustaudes hess sich eine sehr lebhafte Vermehrung der Thiere durch Theilung constatiren. Die früheren Beobachtungen über die Veränderungen des Nucleus und Nucleolus der Euploten während der Conjugation sind sehr lückenhaft. Balbiani lässt hei Enplotes Patella zwei Eier von dem Nucleus sich abschnüren und diesen letzteren wieder zu einem normalen Nucleus heranwachsen; dass jedoch bei dieser Art die Entwicklung ganz in gleicher Weise verläuft wie hei Euplotes Charon geht aus den Untersuchungen Stein's hervor, der die Thiere mit grossem, lichtem Körper bei Euplotes Patella sehr häufig gesehen hat. Engelmann, — 126 — der Euplotes Charon untersuchte, ist ganz zweifelhaft über die Abstammung des lichten Körpers, glaubt ihn jedoch in irgend einer Weise von dem Nucleus herleiten zu müssen; er kann ferner auch das Schicksal desselben nicht angeben, er soll nach ihm schliesslich in zwei bis drei kugliche Segmeute zerfallen, wovon ich nie etwas beobachtet habe. Stein schliessHch (68) ist in gänzlicher Verwirrung hinsichtlich der Beziehungen der einzelneu Theile zu einander. Der lichte Körper soll sich aus dem ganzen Nucleus nach Einwirkung der Befruchtung entwickeln, dann sollen sich aus ihm als Placenta zwei bis vier kleine runde Körper hervor- bilden, welchen er, wenigstens bei Euplotes Patella, die Bedeutung von Keimkugeln beilegt. Das hintere sich erhaltende Segment des Nucleus hält er für einen in der Neubildung begriffeneu Kern und was schliesslich aus dem lichten Körper wird, findet sich bei ihm nicht angedeutet. Man erkennt hieraus nur das Bestreben, die höchst mangelhaften Beobachtungen au Euplotes in das für Stylonichia aufgestellte, ganz irrthtimliche Schema einzuzwängen. L. Untersuchuugeu an Vm'ticella Cmnpanula Ehrbg. Taf. XIV. Figg. 1—3. Gerade die Ordnung der peritrichen Infusorien war es, welche Stein mit Vorliebe zu seinen Untersuchungen über die Fortpflanzungsverhältnisse sich auserlas ; sie haben zuerst der, jetzt schon lange zur Ruhe gekommenen Acinetentheorie den Ursprung gegeben und wurden dann in zweiter Linie auch zu einer mächtigen Stütze für die Lehre von der Embryonen- entwicklung, welche im Gefolge der Conjugation auftreten sollte. Ich habe absichtlich die Vorticellen vorerst nicht zu eingehenden Untersuchungen über die Conjugationserscheinungen gewählt, weil ich die Ueberzeugung hatte, dass sich diese Processe nur durch fortlaufende Untersuchungen an isolirten Syzigien mit einiger Sicherheit aufklären lassen würden und die grossen Widersprüche zwischen den Resultaten der seitherigen Forscher sich hauptsächlich dadurch erklärten, dass dieselben zum Theil diese Regel vernachlässigt und die verschiedensten Entwicklungs- stadien, ja, auch solche, die gar nicht in den Entwicklungskreis gehörten, in ziemlich willkür- licher Weise untereinander verknüpft hatten. Zu solchen Isolations- und Züchtungsversuchen, wie sie diese Untersuchungen erforderten, hielt ich aber die festsitzenden Vorticellen sehr ungeeignet und suchte deshalb zuerst bei den leichter zu bearbeitenden und zum Theil auch zu beschaß'enden, freischwimmenden Infusorien die Conjugationserscheinungen aufzuklären. Hatte man erst ein wirkliches Verständniss der bei diesen sich findenden Erscheinungen erreicht, so Hess sich eine Aufklärung der bei den Vorticellen vorhandenen Verhältnisse wohl auch nach — 127 — Beobachtung vereinzelterer Stadien hoffen, da ja eine principielle Uebereinstimraung der hier in Frage stehenden Vorgänge sich mit Sicherheit voraussetzen lässt. Da ich nun zu einer eingehenden Beobachtungsreihe bei den Vorticellen noch nicht gelaugt bin, so bin ich recht erfreut, dass sich mir gerade Gelegenheit geboten hat, ein hierher- gehöriges Thier, welches auch Stein zu einer Reihe von Untersuchungen, deren Ergebnisse er selbst als glänzende bezeichnet, gedient hatte, in gewisser Hinsicht zu erforschen.*) Die Conjugatiouserscheinungen der Vorticellinen gehen bekanntlich in zweierlei Weise vor sich. Einmal indem sich Individuen von gleicher oder nahezu gleicher Grösse mit einander vereinigen und nach Lösung von ihren Stielen wahrscheinlich einen völligen Verschmelzuugsprocess erfahren ; **) diese Form der Conjugation wurde schon von Claparede und Lach mann entdeckt. Die zweite Art der Conjugation wurde zuerst von Stein sichergestellt; es ist dies die sogenannte knospenförmige Conjugation, bei welcher sich nändich ein durch wiederholte Theilungen hervor- gegangenes, viel kleineres, freischwimmendes Thier mit einem festsitzenden grossen vereinigt und schhesslich mit diesem völlig verschmilzt. Greeff (73) hat diese Form der Conjugation in neuerer Zeit bestätigt, ohne jedoch die Kenutniss der inneren Vorgänge, welche die Folge dieses Conjugationsactes sind, irgendwie gefördert zu haben. Unsere Vorticella Campanula traf ich im October 1874 unter ganz ähnlichen Verhältnissen wie Stein (68; pag. 112) in einer grösseren Wasserlache im W^alde an; leider war der Fund- ort über eine Stunde von meiner Wohnung entfernt, so dass ich eine regelmässige Beschaffung von Material kaum bewerkstelligen konnte. Das Thier fand sich in diesem Wasser in ganz ungeheuerer Menge im freischwimmenden Zustande und zum Theil von sehr bedeutender Grösse. Bei der näheren Untersuchung stellte es sich nun heraus, dass sich darunter einzelne Individuen vorfanden, die sicherlich aus der Conjugation hervorgegangen waren. Bevor ich jedoch über die wenigen Beobachtungen berichte, welche ich an denselben anstellen konnte, muss ich einige Worte über die Conjugation dieser Vorticelle selbst hinzufügen. Stein schreibt (G8; pag. 113): »Die auffallendste Erscheinung, welche mir an meinen Vorticellen entgegentrat, war, dass sie häufig in lateralen Syzigien vorkamen und diese sahen fast genau so aus wie die gewöhnlichen Längstheilungszustlnde der Vorticellen.« Nachdem er nun diese in lateraler Conjugation befindlichen Thiere näher geschildert hat, kommt er endlich zu dem *) Eine kurze Schilderung meiner ueuenlings bei den Vorticellinen erlangten Resultate habe ich in einem Anhang zu dieser Arbeit gegeben, welchen ich zu vergleichen bitte und wo sich auch die nähere Aufklärung über die einzelnen von mir bei Vorticella Campanula beobachteten Stadien findet. **) Vergl. auch hierüber den Anhang zu dieser Abhandlung. — 128 — Schluss: »Die ebeu geschilderten Syzigien konnten offenbar eben so gut in der Reihenfolge, wie ich sie beschrieben habe, als Längstheilungsformen, wie in der umgekehrten Aufeinanderfolge als Conjugationszustände gedeutet werden.« Zur Entscheidung dieser Frage führt er nun auf, dass er nicht selten Syzigien von sehr ungleich grossen Individuen gesehen habe, welche sich absolut nicht durch Tiieilung erklären Hessen. Ferner hat er auch häufig Syzigien beobachtet, wo die beiden ungleich grossen Thiere sich mit ihren Hinterrenden so vereinigt hatten, dass ihre Axen zusammenfielen. Ich fand nun trotz grosser Aufmerksamkeit auch nicht einen einzigen Conjugationszustand, dagegen massenhaft Längstheilungszustände, die nun iin-erseits wieder auf das genaueste mit deu von Stein geschilderten, lateralen Syzigien übereinstimmten. Die Theilung erfolgt genau so, wie dies von den Vorticellen längst bekannt ist und verläuft sehr rasch. Der Nucleus verhält sich dabei wie die strangförmigen Nuclei überhaui)t, er contrahirt sich zuerst zu einem kurzen, senkrecht auf der Theilungsebene stehenden Strang, welcher sich in dem Maasse, wie die Theilung fortschreitet, wieder in die beiden Theilungssprösslinge durch Auswachsen verlängert. Isolirte ich in der Theilung begriffene Thiere, so waren dieselben gewöhnlich schon 10 Minuten später in die beiden Theilungsprösslinge zerfallen. Diesen so einfachen Versuch hat nun Stein nie gemacht, er hat nur gesehen und gedeutet und meiner Meinung nach ent- schieden irrig, denn die vermeintlichen lateralen Syzigien waren sicher nur Längstheilungs- zustände. Was mich in dieser Hinsicht zu einem so bestimmten Ausspruch veranlasst, ist das Verhalten, welches Stein dem Nucleus in seinen vermeintliclien lateralen Syzigien zuschreibt. Dieselben besasscn nämlich stets einen gemeinschaftlich durch beide Individuen hinziehenden Kern, daher schloss er, dass die Kerne der beiden Individuen mit einander verschmelzen. Ein derartiges Verschmelzen der Kerne ist jedoch mit Ausnahme der von Engel mann beschriebenen völligen Verschmelzung zweier conjugirter Styloniclna pustulata, wobei die Nuclei gleichfalls zu einem einzigen verschmelzen sollen, bis jetzt bei keinem andern Infusor bekannt.*) Bei der knospen- förmigen Conjugation der Vorticellen zerfällt jeder der Nuclei für sich in eine grosse Anzahl von Bruchstücken und die aus der Conjugation hervorgegangenen Thiere der fort. Campanula stimmen, hinsichtlich der aus dem Nucleus hervorgegangenen Producte, völlig überein mit solchen, welche die knospenförmige Conjugation vollzogen haben. Stein nimmt nun weiter an, *) Späterer Zusatz: Dass sokhn Voreinigung der Nuclei zweier auf ihren Stielen conjugirteu Exemplare von Voriicdla nehulifera wiiklicli vorkommt, davon habe ich mich später überzeugt (vergl. den Anhang). — 129 — dass die beiden in der lateralen Syzigie vereinigten Individuen schliesslich völlig zu einem grossen, einfachen Thier verschmölzen, an dessen Nucleus sich dann erst die weiteren Wirkungen der Conjugation zeigen sollen. Es ist sehr zu bedauern, dass Stein es nicht versucht hat, sich durch wirkliche Be- obachtung von der Richtigkeit seiner Annahmen zu überzeugen. Nach dem oben bemerkten muss ich mich für berechtigt halten, die Stein'sche Deutung zurückzuweisen und seine vermeint- lichen lateralen Syzigien für weiter nichts als Längstheilungsformen zu erklären. Auch die angeblichen Syzigien zwischen sehr ungleich grossen Individuen halte ich für Theilungszustände, da ich selbst einen solchen antraf, wo der eine Theilsprössling nur ein Viertel bis ein Drittel des Volum's des anderen besass. Dagegen vermag ich mir natürlich die eigenthümlichen Vereinigungen zweier Individuen mit ihren Hinterenden vorerst auch nicht anders als durch Conjugation zu erklären ; dies mögen die eigentlichen, der knospenförmigen Conjugation entsprechenden Zustände gewesen sein, welche ich leider bis jetzt noch nicht auffand. Wie gesagt, fanden sich jedoch unter den vielen von mir untersuchten Thieren einige sicherlich aus der Conjugation hervorgegangene, welche das Verhalten zeigten, das auch schon Stein beschrieb. Ihr Nucleus war in eine sehr grosse Zahl kleiner Bruchstücke zerfallen, die nach Behandlung mit 1 */o Essigsäure das Aussehen sehr kleiner, dunkeler, granulirter Körperchen zeigten, die sich in ihrer Hülle durch Gerinnung etwas zusammengezogen haben, so dass sie in einer von Flüssigkeit erfüllten Höhle liegen (Taf. XIV. Fig. 1). Unter diesen kleinen Körperchen fanden sich mehrfach drei kugelige und grössere, welche nach Behandlung mit Essigsäure eine stark glänzende, dunkele Hülle und einen sehr contrahirten Inhalt zeigten, der also von einem weiten, hellen Hof umgeben ist, da ihre Masse vor der Gerinnung viel lichter und weniger dicht war, als die der gewöhnlichen Nucleusbruchstücke. Stein hat diese grösseren Körper auch gesehen und gibt an, dass er zuweilen sogar fünf bis acht fand; dieselben sollen von einem schmalen, lichten Hof umgeben sein, der als erste Anlage der lichten Substanz der späteren Embryonal- kugeln betrachtet wird, welche aus diesen Körpern hervorgehen sollen. Es wird nicht be- richtet, wie Stein diese Beobachtung angestellt hat, höchst wahrscheinlich hat er sich jedoch dabei auch der Essigsäure bedient und war dies der Fall, so möchte die Bedeutung des lichten Hofes doch wohl nur die einer mit Flüssigkeit erfüllten Höhle gewesen sein, welche durch die Gerinnung zu Stande kam. Ich setzte nun die Beobachtungen der Vorticellen mehrere Tage fort, indem ich täglich etwa 30 — 50 Thiere untersuchte. Die nächsten Tage fand ich noch einige Exemplare mit zerfallenem 17 — 130 — Nucleus, jedoch waren die Bruchstücke meist weniger zahh-eich und grösser; darunter fand sich auch das in Fig. 2 abgebildete Thier, welches neben einer grossen Zahl kleiner Bruchstücke ein grosses, kernartiges Gebilde enthielt. Letzteres hatte im lebenden Thier ganz das blasse Aus- sehen des Kernes, nach Behandlung mit 1 "jo Essigsäure erschien es dunkelkörnig und glänzend wie die kleinen Bruchstücke. Ich vermuthe in diesem letzten Körper einen in Neubildung begriffenenen Nucleus und nicht etwa umgekehrt einen Zustand des Zerfalls, da der Zerfall des Nucleus bei anderen Infusorien, z. B. Paramaccnim und Cijrfosfomum, wie wir sahen, nie so unregelmässig vor sich geht. Schon den dritten Tag nach dem, an welchem ich zuerst die Thiere mit zerfallenem Nucleus beobachtet hatte, fand ich kein einziges mehr in diesem Zustand, dagegen z. B. eines mit ganz kugelförmig abgerundetem Nucleus. Die Untersuchung wurde fortgesetzt bis zum sechsten Tag, ohne dass ich noch einen Zustand mit zerfallenem Nucleus traf; die einzige Form von Bedeutung habe ich in Fig. .5 abgebildet, sie enthält zwei abgerundete, nucleusartige, grosse Körper und drei kleine dunkele Kugeln, die sich mit einiger Wahrscheinlichkeit als Nucleus- bruchstücke in Anspruch nehmen liessen. Das einzige Resultat von Erheblichkeit, welches ich bei dieser Untersuchung erhielt, scheint mir jedoch zu sein, dass ich auf kein Thier stiess, welches die Andeutung einer Embryonal- kugel, geschweige von Embryonen enthalten hätte. Dies Resultat ist um so wichtiger, als Stein aus den Thieren mit zerfallenem Nucleus direct solche herleitet, die Embryonalkugeln neben einem gewöhnlichen, strangförmigen Nucleus enthalten. Jedermann wird sich nun natür- lich sogleich fragen, wie dieser strangförmige Nucleus wieder entsteht. Stein legt sich diese Frage auch vor und beantwortet sie folgendermaassen : »Offenbar war der Nucleus dieser zweiten Form aus jenen Theilstücken des Nucleus der ersten Form, welche nicht zu Keimkugeln ver- wendet wurden, durch Reconstitution entstanden« (68; pag. 114). Dieses »Offenbar« scheint mir jedoch nicht geeignet, den Mangel einer einzigen Beobachtung hinsichtlich dieses Recon- stitutionsprocesses zu ei'setzen. Dass dieser reconstituirte Nucleus kleine, scharfumschriebene Kerne enthält, beweist ganz und gar nicht, dass er aus den kleinen Bruchstücken hervorging, denn derartige Kernchen sind in den Nuclei der Vorticellen jederzeit häufige £;rscheiiiungen und kommen auch in denen anderer Infusorien oft genug vor, wo sie mit einem derartigen Bildungsprocess des Nucleus gar nichts zu thun haben. Es ist also meiner Ansicht nach für die Vofiicella Gampanula nicht im geringsten bewiesen, dass die Formen mit Embryonalkugeln , sich von den aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren mit zerfallenem Nucleus iierleiten, ja, es scheint mir dies nacli meinen Untersuchungen sehr unwainsclieinlich. — 131 — Ich gehe liiur nicht näher auf die Frage nach der Bedeutung der angeblichen Embryonen der Vorticellen ein, (hi ich in dem folgenden Abschnitt die sogenannte Embryonenbildung bei den Infusorien überhaupt im Zusammenhang betrachten werde. 6. Abschnitt. Ueber die Bedeutung der sogenannten Infusorienembryonen. Für die eigenthümliclie Gruppe der Acineten, deren nähere Verbindung mit den ciliaten Infusorien ich anerkennen muss, obgleich sie eine in sich ganz abgeschlossene und in gewisser Hinsicht mit den Rhizopoden vermittelnde Abtheilung bilden — bei diesen Acineten steht es durch die schönen und zum Thcil sehr eingehenden Untersuchungen von Stein, Claparede und Lach mann, Eu gelmann und neuerdings auch K. Hertwig völlig fest, dass sie sich durch an der Oberfläche oder innerhalb des mütterlichen Plasma's erzeugte Sprösslinge fortpflanzen. Man kann diese Schwärmsprösslinge der Acineten immerhin mit dem Namen Embryonen belegen, da ihre Organisation von der ihrer Eltern bedeutsam abweicht. Stets sind sie in gewissem Grade bewimpert; bald ist ihre Oberfläche völlig gleichmässig von zarten Wimpern bedeckt {Äcineta Unguifera*') Gl. u. Lachra. vergl. Stein 60; Taf. II. Fig. 13; Fodophrya Steinii**) Gl. u. Lachm. vergl. Stein GO; Taf. II. Fig. Fig. 9; Äcineta solaris Stein 67; p. 105; Fodophrya cothurnata Gl. u. Lachm. 62; Taf. IV. Fig. 3) oder sie sind nur auf einem Theil ihrer (Jberfläche bewimpert {Podophrya Astaci Gl. u. Lachm. vergl. Stein 60; Taf. VI. Figg. 36 — 39 und Fodophrya (/emmipara R. Hertwig 75). Sehr häufig ist diese theilweise Bewimperung in der Weise ausgebildet, dass sie einen oder mehrere aequatoriale Wimperreifen besitzen (Fodophrya Gyclopum Gl. u. Lachm. siehe bei Stein 60; Taf. III. Figg. 33 u. 40; Fodophrya infusionum Stein 60; Taf. IV. Figg. 33 u. 34; Fodophrya Fyrum Gl. u. Lachm. 62; Taf. II. Fig. 1; Fodophrya quadripartiia Gl. u. Lachm. 62; Taf. III. Figg. 3 und 4; Fodophrya Carchesii Gl. u. Lachm. Taf. IV. Figg. 9 u. 10 ; Äcineta tuberosa Elirbg. Stein 67; p. 105; Äcineta diyitata Stein 67; p. 105; Äcineta Gimdlus Gl. u. Lachm. Taf. II. Fig. 13; Dendrosoma Ästaci '&i&i\\ &1 \ p. 105; auch die Embryonen won Dendrocometes paradoxus 'Stein gehören wahrscheinlich zu diesem sehr verbreiteten Typus). Die Entstehung dieser Embryonen ist noch nicht in allen Fällen aufgeklärt. Stein bemerkt hierüber in seiner letzten Publikation, dass dieselben »entschieden auf ungeschlecht- lichem Weg entweder aus einer sich um einen zapfenförmigen Fortsatz des Nucleus entwickelnden Knospe (innere!) oder aus einer sich vergrösserndcn und nach und nach abschnürenden Portion *) =ligulata Stein (67). **) = Äcineta operculariae Stein (67; p. 105). — 132 — des Nucleus« entstünden (68; p. 139). Was die mehr äusserlichen Verhältnisse der Formation dieser Schwärnisprösslinge anlaugt, so haben wir einmal ächte Theilung, wobei einer der Theil- sprösslinge als Schwärmer forteilt (Äcineia mystacina nach Claparede und Lachmanu [62] und Fodophrya fixa nach Cienkowski, auch die später zu besprechende parasitische Gattung Sphuerophrya nach Stein) — ferner Knospenbildung mit gleichzeitiger Erzeugung einer grösseren Zahl von Schwärmsprösslingen (nach R. Hertwig hei Podojihrya gemmipara, vielleicht auch unter Umständen bei Acineta mystacina, vergl. Stein 60; Taf. 1. Figg. 17 — 22) — schliesslich Bildung der Schwärmsprösslinge innerhalb des mütterhchen Körpers. Dieser letzt- erwähnte Vorgang scheint sehr sonderbar und unvermittelt dazustehen , in der That ist dies jedoch nach den Untersuchungen, welche ich au Fodophrya quadripartitu anstellte, nicht der Fall. Indem ich die genauere Mittheilung dieser Untersuchungen dieser Abhandlung nicht mehr anfügen kann, beschränke ich mich darauf zu constatiren, dass die Anlage des einzigen, grossen Schwärmsprösslings bei dieser Acinete mit der Bildung der Geburtsöffnung beginnt. Die Folge dieses Vorgangs ist, dass der werdende Embryo durch diese Geburtsöffnung seit seines ersten Entstehens mit der Ausseuwelt in Verbindung steht und dass daher der ganze Vorgang bei Fodophrya quadripariüa wenigstens nur scheinbar eine innere, in der That aber nur eine sehr modificirte, äussere Knospuug darstellt. Aehnlich bilden sich ohne Zweifel noch eine grosse Zahl der vermeintUch endogenen Schwärmsprösslinge anderer Aciueteu, jedoch könnten sich immerhin auch noch ganz innerlich entstehende bei gewissen Arten vorfinden. Was nun aber die Ansicht anlangt, dass in einer grossen Zahl von Fällen diese Schwärmsprösslinge sich durch Umwandlung eines Theiles des Nucleus ihres Mutterthieres hervorbildeteri, so muss ich diese mit R. Hertwig (75) für ganz gewiss unrichtig erachten. Ich bin hierzu um so mehr ver- anlasst, als ich bei der Fodophrya quadripartita, von welcher Acinete gerade Claparede und Lach mann die Embryonenbildung aus dem Nucleus mit Bestimmtheit behaupteten, mich völlig sicher am lebenden Thier über den gesammten Verlauf der Embryobildung instruirt habe. Der Schwärmsprössling entsteht auch hier aus dem mütterlichen Plasma und erhält nur einen Theil des Nucleus seiner Mutter mit; die eigenthümliche Ansicht aber, dass derselbe direct aus dem Nucleus hervorgehe, hatte ihren Grund in ganz besonderen Gestalts- und Lage- verhältnissen des Nucleus der Mutter und ihres Schwärmsprösslings, wie ich an einem anderen Orte ausführlich zeigen werde.*) So sicher nun auch diese Fortpflauzungsweise durch Schwärmsprösshnge, welche sich, wie aus der obigen Darstellung hervorgeht, ganz direct aus einfacher Theilung ableiten lässt, bei den *) Vergl. Jen. Zeitschr. f. M. u. Naturwissensch. Bei. X. — 133 — Acineten uachgewiesen ist, so unsicher ist hingegen das, was man bei den ciliateu Infusorien als Embryonenbilduug in Anspruch genommen hat. Diese vermeintliche Euibryonenbildung wurde bei einer grossen Reihe von Infusorien nachgewiesen und von Focke, Cohn, Stein, Engel mann und Anderen zum Theil sehr genau geschildert.*) Am besten bekannt ist sie von Faramaecium Äurclia und Bursaria, StylonicMa Mytiliis , Uroslyla grandis, Stentor Roeselii und einer bedeutenden Zahl von Vorticellinen. Nach Stein soll diese Fortpflauzungs- weise überall das Resultat der durch die Conjugation vermittelten, geschlechtlichen Vermischung sein. Unter den oben genannten Infusorien befinden sich nun drei — und sie gehören in dieser Hinsicht zu den am genauesten studirten — bei welchen ich den Conjugationsprocess von Anfang bis Ende verfolgt habe ; bei keinem derselben zeigte sich aber Embryonenbilduug. Hieraus kann denn schon mit völliger Sicherheit der Schluss gezogen werden, dass, wenn wirklich eine solche Art der Fortpflanzung bei den ciliaten Infusorien existirt, dieselbe doch nicht im Gefolge der Conjugation eintritt. Gegen die Ansicht Stein's hat sich aber schon früher Balbiani (ü.5 ; 66)**) erhoben und die Meinung ausgesprochen, dass diese vermeintlichen Embryonen nichts weiter als para- sitische Geschöpfe und zwar kleine Acinetinen der Gattung Sphaeroplmja Gl. u. Lachm. seien, welche sich speciell den Paramaecien, Stylonichien und Urostylen anhefteten, sich schliesslich in deren Leibesmasse einsenkten, vermehrten und wieder ausschwärmten. Die Embryonen der Vorticellen, welche sich von denen der übrigen Infusorien wesentlich dadurch unterscheiden, dass sie keine acinetenartigen Tentakel besitzen, hat er nicht besonders berücksichtigt. Diese Balbiani 'sehe Anschauung bekämpften sowohl Engelmann (110) wie Stein (68) hart- näckig, ohne jedoch dabei hinreichend zu berücksichtigen, dass Balbiani schon 1860 (65) *) Die erste Beobachtung solcher vermeintlicher Embryonen eines Infusionsthieres ist vielleicht, worauf zuerst wieder R. Leuckart aufmerksam machte (vergl. Berichte über d. Leistungen in der Naturgesch. d. niederen Thiere w. d. J. 1854—55, p. 433), schon vor sehr langer Zeit von dem Pastor Göze gemacht worden. Derselbe beschreibt sogen. Infusionsthicrmütter, welche eins bis acht und zwölf bewegliche Junge in sich beherbergten, deren Geburt er auch beobachtete; sie traten nämlich an den Seiten der Mutterthiere heraus. Ferner glaubt er auch diese Jungen, welche bald die Mütter in der Infusion ganz verdrängt hatten, in der Fortpflanzung durch Theilung beobachtet zu haben. Leider lässt sich nicht feststellen, welches Infusionsthier Göze zu seinen Beobachtungen gedient hat und so bleibt für uns nur die Wahrscheinlichkeit, dass die ver- meintliche Embryonenbildung der ciliaten Infusorien, welche so viele Jahre später erst eingehender erkannt wurde, von einem so talentvollen und gewissenhaften Beobachter wie G öze schon im J. 1773 beobachtet worden war. (Vergl. Herrn Carl Bonne t's wie auch einiger anderen berühmten Naturforscher auserlesene Abhand- lungen aus d. Insectologie; aus d. franz. übersetzt und mit einigen Zusätzen herausgegeben v. J. A. Ephr. G öze. Halle 1774. p. 417—452) **) Auch Carter sprach sich in ähnlichem Sinne aus, ohne jedoch Beweise beizubringen. Vergl. Notes and corrections on the Org. of Infusoria. Ann. a. mag. of nat. bist. III. ser. Bd. VIII. p. 288. 1861. - 134 — einen, wiewohl nicht ganz vorwurfsfreien Versuch gemacht hatte, der diese Frage ihrer Ent- scheidung sehr nahe rückte. Er brachte nämlich zu einer Anzahl embryonenfreier Thiere von P. Aurelia einige andere, die solche in sich trugen und fand schon nach vier Tagen fast sämmt- liche Paramaecien mit den vermeintlichen Embryonen behaftet. 1864 theilte auch Meznikoff (70) einige Beobachtungen über die vermeintlichen Embryonen mit, welche Stein nicht anführt; Meznikoff sah einen Embryo von P. Aurelia ausschwärmen, sich an ein anderes Paramaecium anheften, seine Tentakel verlieren und schliess- lich sich in dasselbe einsenken. Seine Beobachtungen sind jedoch nicht eingehend genug, um überzeugend zu wirken; man hätte nach ihnen irnuierhin noch an ein blos äusserliches An- heften denken können, um so mehr als ja auch, Stein schon angibt, dass er gesehen habe, wie die Embryonen der Paramaecien sich an vorüberschwimmende Infusorien festsaugten und eine Zeit lang von diesen herumgeschleppt wurden. Ich suchte daher unter allen Umständen über die vermeintlichen Embryonen ins Klare zu kommen und es ist mir denn auch geglückt, die parasitische Natur derselben bei P. Bursaria und Aurelia, sowie bei St. Mytilus mit aller wünschenswertheu Sicherheit festzustellen. Schon die erste Bekanntschaft, welche ich irrit diesen Embryonen bei St. Mytilus machte, lieferte mir den überzeugenden Beweis ihrer parasitischen Natur. Den 29. April 1875, 4 Uhr Nachmittags, traf ich ein conjugirtes Paar von St. llytilus, dessen eines Thier auf seinem vorderen, linken Peristomrand einen hellen, ansehnlichen, runden Körper mit dunkelem Kern aufsitzen hatte; sein helles Protoplasma enthielt nur einige zerstreute, dunkele Körnchen und eine lebhaft pulsirende Vacuole. Das sorgfältig unter dem Deckgläschen isohrte Paar wurde nun weiter untersucht; um 8 Uhr Abends war der beschriebene Körper schon fast völlig in das Thier (das Paar hatte sich mittlerweile getrennt) eingesenkt ; er ragte nur noch am linken Seitenrand, etwas hinter der Stelle, wo die adorale Wimperzone diesen trifft, aus dem Leibe des Thieres hervor. Den nächsten Morgen um 8 Uhr fanden sich an Stelle dieser grossen Embryonalkugel vier Embryonen im Innern des Thieres vor, von welchen soeben einer durch die Geburtsöffnung austrat. An das zweite aus der Conjugation hervorgegangene Thier hatten sich jedoch an seinem vorderen Rand, dicht nebeneinander zwei Embryonen, die ohne Zweifel in der Nacht von dem ersten Thier geboren worden waren, festgeheftet und sowohl Wimpern wie Tentakel verloren. Um 11 Uhr fanden sich nur noch zwei Embryonen in dem ersteren Thiere vor, die während der Beobachtung hervorbrachen, so dass nun dieses Thier wieder parasitenfrei geworden war. — 135 — So überzeugend nun auch diese Beobachtungsreihe schon ist, so will ich doch der Wichtig- keit der Sache wegen noch eine zweite mittheilen, deren Resultate in gleicher Weise überzeugend wirken. Am 2. Mai, Morgens 10 Uhr, sperrte ich unter dem Deckgläschen eine kleine, voll- kommen embryonenfreie Stylonichia und ein grosses, viele kleine Embryonen enthaltendes Thier zusammen. Schon um 1 Uhr Mittags hatte sich eine Sphaerophrya ?i.\xl dem Peristomfeld der kleinen Stylonichia festgeheftet und wurde durch die adoralen Wimpern beständig hin und her geschleudert. Um 5 Uhr Nachmittags hatte sich noch eine zweite eingestellt, welche sich die Bauchfläche dicht neben der Mitte des linken Seitenrandes zum Angriöspunkt auserwählt hatte. Wimpern und Tentakel hatten sie schon beide verloren. Um 9 ^2 Uhr Abends ist die Sphaerophrya der Mitte schon fast völlig eingesenkt; den nächsten Morgen um 10 Uhr besitzt das Thier eine sehr deutliche, dicht am linken Seitenrand gelegene Geburtsöffnung, genau an der Stelle, wo die Sphaerophrya eindrang und dicht bei dieser liegen innerhalb des Thieres eine grosse und zwei kleine Erabryonalkugeln. Wahrscheinlich war nur die Sphaerophrya des linken Seiten- randes eingedrungen und hatte sich in dieser Weise vermehrt. Um 1 Uhr Mittags ist auch eine zweite Kugel sehr herangewachsen, so dass sich nun zwei grosse und eine kleine finden; um 7 Uhr Abends hat sich eine der grossen Kugeln getheilt; um 11 Uhr Nachts auch die zweite, so dass nun fünf Embryonalkugeln, resp. Embryonen, dicht bei einander innerhalb des Thieres liegen. Hiermit wurde die Beobachtung abgeschlossen. Bei Paramaecium Bursaria begnügte ich mich mit der Anstellung folgenden Versuchs. Ein mit Embryonen reichlich versehenes Thier wurde mit einem conjugirten Paar, das genau auf die Abwesenheit jeder Spur einer Embryonalkugel untersucht worden war, unter dem Deck- gläschen zusammengesperrt. Dies geschah im Laufe des Morgens am 24. Mai 1875. Schon um 5 Uhr Nachmittags ist das eine der conjugirten Thiere von zwei kleinen Embryonen attakirt, dieselben haben schon Wimpern und Tentakel verloren und sitzen, etwas in die Oberfläche eingedrückt, der eine dicht vor dem Hinterrand etwas auf der Rückenseite, der andere etwas vor dem Mund am Aussenrand des conjugirten Thieres. Um 9^/4 Uhr Abends sind die beiden Eindringlinge tief in das Thier eingesenkt und zu sehr ansehnlichen, dicht nebeneinder liegenden Embryonalkugeln herangewachsen; da, wo das hintere Thier sich eingesenkt hatte, fand sich eine Geburtsöffnung, ob sich, wie zu vermuthen, eine besondere für das vorn eingedrungene Thier fand, Hess sich nicht genau entscheiden. Am folgenden Tag, 25. Mai, Morgens 8 — 9 Uhr, waren die beiden Embryonalkugeln noch bedeutend mehr herangewachsen, so dass sie die ganze Mitte des Thieres ausfüllten. Abends 6^2 Uhr fand sich nur noch eine Embryonalkugel vor, die andere war jedenfalls durch Theilung zerfallen und die Embryoneu waren ausgeschwärmt; — 136 — dagegen hatte sicli nun in dem zweiten der conjugirten Thiere eine ansehnliche Embryonal- kugel eingestellt. Hier fand die Beobachtung ihren Abschluss.*) An Paramaecium Aurelia gelang mir folgende Beobachtungsreihe. Am Morgen des 20. Juni 1875 wurde um 10 Uhr ein kleines, ganz parasitenfreies Thier mit einem von Para- siten inficirten unter dem Deckglas zusammengesperrt. Schon um 3 Uhr Nachmittags hatte sich ein Parasit eine kleine Strecke hinter dem Vorderende auf der Bauchseite des kleinen Thieres festgeheftet. Abends um 8 Uhr war derselbe schon so tief eingesenkt, dass er nur mit einem kleinen Theil aus der Einsenkungsstelle hervorragte, dazu hatte sich noch eine zweite, schon sehr ansehnliche Embryonalkugel gesellt, welche sich dicht vor der Mundöffnung auf der Bauchseite eingesenkt hatte. Schon den nächsten Morgen waren die Parasiten aus dem Thier völlig verschwunden, dagegen hing an dessen Hinterende jcderseits eine Tentakel tragende, kleine Sphaerophye ohne Wimpern. Durch die vorstehend mitgetheilten Beobachtungen dürfte es wohl über allen Zweifel ■feststehen, dass Balbiani mit dem grössten Recht die vermeinthchen Embryonen dieser drei Arten für Parasiten in Anspruch nahm. Es unterliegt daher auch keiner Frage, dass die bei nahe verwandten Thieren gefundenen Embryonen sich in gleicher Weise durch Parasitismus erklären. Hiei'her gehören die Embryonalkugeln bei Euplotes Patella, Pleurotricha lanceolata und namentlich die durch Bau und Beschaffenheit sich völlig an die der Sfi/lonichia anschliessenden Emhryonalkugeln und Embryonen von Urostyla grandis (vergl. Stein C7; Taf. XIV). Auch die Embryonen, welche C o h n **) bei Nassula elcgans fand, gehöi-en sicherlich hierher. Etwas zweifelhafter könnte möglicher Weise die parasitische Natur der acinetenartigen Embryonen der Stcntoren erscheinen, da diese sich durch Bau und Entwicklung etwas von den Embryonen der fiüher genannten Infusorien unterscheiden. Am genauesten hat Stein dieselben bei Stentor Böselii verfolgt, sie finden sich jedoch nach ihm auch bei Sf. jMlymori^Jms und coerulens; von dem nalie wevwaudten Climacostomum viren.s Stein fand ich ein Thier mit zahl- reichen Embryonalkngeln neben d<'m völlig intactcn Nucleus, die Embryonen schienen ähnlich gebaut zu sein wie die der Stentoren. In ihrer Bauweise stimmen die Embi-yonaikugeln der Stentoren völlig mit denen derParamaecien und Stylonichien überoin, dagegen entwickelt sich der fmibryo aus ihnen nach Stein durch eine *) Auch mir passirte es lip; einer üntei'sncluir.ssroilie. dass die aus der Conjiigatiou hervorgegangenen Thiere von P. Bursaria fast sämnitlicli von Parasiten inficirt waren; man erhält dann täuschende Bilder, wo neben den Producteu des Nncleolus sich Embryonal Inigeln tinden, wie sie Balbiani (GS) in Taf. IV. Fig. 10 abbildete, und die ihn auch ursinünirlifh veranlasst hatten, sich der St ein 'sehen Embryonenlehre anzuschliessen. **) Zeitscbr. f. wiss. Zonloi,'ie. Bd. IX. p. 143. Taf. YIII. ß. — 137 — Combination von Knospung und Theilung, d. h. ähnlich wie die durch innere Knospung ent- stehenden Schwärmsprösslinge der Acineten ; gerade letzterer Umstand, der sich ähnlich auch bei den Vorticelliuen findet, ist für mich ein Beweis, dass wir es hier sicherlich mit parasi- tischen Acineten zu thun haben. Die etwas abweichende Bauweise der Embryonen der Sten- toren, die nur mit einem niittleien Wimperreif versehen sind, kann gleichfalls nicht von Bedeutung erscheinen, da wir ja zahlreiche Acinetenschwärmsprösslinge von ähnlicher Bildung kennen. Bei Beurtheilung dieser Frage scheint es mir von Interesse, dass ich im October vergan- genen Jahres, beim Durchsuchen einer grossen Menge von Stentor coernleus, auf zwei Thiere stiess, von welchen jedes in seinem Innern sehr eigenthümliche, in voller Lebensthätigkeit befindliche Infusorien einschloss. Ihrer Bauweise nach konnten diese viel eher als Embryonen des Stentor in Anspruch genommen werden, als die sogenannten acinetenförmigen Embryonen. Der grosse Stentor, an welchem ich zuerst diese Beobachtung machte, zeigte ein etwas eigen- thümliches Verhalten; er liess nämlich nichts von einem Mund erkennen. Der nach diesem hinleitende Theil der adoralen Wimperspirale schien völlig unterdrückt zu sein und an der Stelle, wo die Wimperspirale den linken Seitenrand erreicht, sass ein kleines knospenartiges, mit Wimpern bedecktes Zäpfchen dem Thiere auf. Die Nucleuskette schien, nach der Betrach- tung im lebenden Thier zu urtheilen, in ihre einzelnen Gheder zerfallen zu sein. Im Innern des Thieres fanden sich nun zwei sehr ansehnliche, starkkörnige Kugeln, von welchen jede in einer sie dicht umschliessenden, mit Flüssigkeit gefüllten Höhle des Endoplasma's sich befand. Die Oberfläche dieser Kugeln zeigte eine sehr deutliche, in zwei Polen zusammenlaufende Körperstreifung, ähnlich der manches holotrichen Infusors und ferner ein zartes, in beständiger Bewegung befindliches Wimperkleid. In ihrem Centrum schimmerte der Kern als ein heller Fleck durch, nahe ihrer Oberfläche fand sich eine contractile Vacuole. D;is Plasma der Kugeln war, wie gesagt, von zahlreichen Körnern ganz erfüllt und daher sehr dunkel; durch die beständige Thätigkeit der Wimpern wurden die Kugeln in Rotation erhalten. Der so beschaöene Stentor wurde um 4^2 Uhr Nachmittags in einem Uhrschälchen isohrt; schon um 5 Uhr hatte sich ein deutlicher Mund neugebildet und der zapfenförmige Fortsatz war völlig verschwunden. Die grössere der dunkelen Kugeln aber wurde in Theilung angetroö"en (Taf. XIV. Fig. 5); ihr Kern liess sich noch durch beide Theilhälften verfolgen. Um 7 Uhr Abends war jeder der Theilsprösslinge nochmals zerfallen, so dass sich jetzt vier fanden (Fig. 6), deren Plasma sich sehr aufgehellt hatte und nur noch wenige zerstreute Körnchen einschloss. Der Kern dieser Sprösslingc war pli'iclifujls snlir hell und durchsichtig, so dass er sich nun nicht mehr deutlich 18 - 138 - unterscheiden Hess; dagegen war die contractile Vacuole eines jeden sehr gut sichtbar. Um 8 Vi Uhr Abends war die Theilung bis zu acht weitergeschritten, zwei fanden sich in dem stielförmig ausgezogenen Hinterende des Stetitor, die sechs anderen hingegen ganz vorn, dicht am Peristom, woraus hervorgeht, dass sie ihren Ort innerhalb des Stentor änderten, d. h. durch die Plasniaströmung in demselben verschoben wurden. Um 10 Uhr Nachts zählte ich zehn Sprösslinge, die Theilung war demnach nicht mehr gleichmässig weitergeschritten, sondern es hatten sich nur zwei Spiösslinge getheilt. Bis 11 '/a Uhr Nachts waren keine weiteren Ver- änderungen eingetreten und den folgenden Morgen das Thier leider abgestorben. Die zweite und kleinere, körnige Kugel hatte während der gesammten Beobachtungszeit nicht die geringste Veränderung gezeigt. In den nächsten Tagen fand ich noch einen Stentor coeruleus, der eine grosse derartige Kugel einschloss; derselbe war völlig normal gebaut, nur der Nucleus schien in zwei Hälften zerfallen, von welchen die vordere aus drei, die hintere hingegen aus vier Gliedern bestand. Dies Thier wurde 10 Uhr Morgens isolirt; um 6 Uhr Abends war die körnige Kugel in vier Sprösslinge zerfallen, um 9 \2 Uhr die Zahl derselben schon so gross, dass ich, da das Thier eine sehr ungünstige Lage hatte, eine genaue Zählung nicht bewerkstelligen konnte, jedoch habe ich zwölf mit Sicherheit gezählt. Den nächsten Morgen war leider auch dieses Thier ab- gestorben und die Sprösshnge fanden sich in seiner Umgebung zerstreut und todt vor; die Kerne derselben waren nun sehr deutlich und durch die Einwirkung des Wassers dunkel und körnig geworden. Ich erwähne noch, dass die Sprösslinge der ursprünglichen, körnigen Kugel stets sehr deutlich ein allseitiges Wimperkleid zeigten, daher nichts mit den acinetenartigen Embryonen und Enibryonalkugeln zu thun haben. In Anbetracht dieses zweimal so gleichmässig beobachteten Entwicklungsganges der urspi'ünglichen grossen, körnigen, bewimperten Kugeln von Stentor coeruleus kann es keiner Frage mehr unterliegen, dass hier nicht etwa ein von Stentor gefressenes Infusor vorlag, son- dern ein für die Vermehrung der eingeschlossenen, infusorienartigen Kugel sehr günstiger, nor- maler Vorgang. Leider Hess sich das schliessliche Schicksal der Sprösslinge nicht ermitteln, jedoch kann es gewiss nicht zweifelhaft sein, dass dieselben in irgend einer Weise einmal wieder aus dem Stentor hinausgelangen. Hält man aber an der Erzeugung von Embryonen bei den Stentoren fest, so lässt sich nun gewiss mit Recht die Frage aufwerfen, welches denn eigentlich diese Embryonen sind, jene mit völligem Flimmerkleid und Körperstreifung versehenen kleinen Sprösshnge oder die acinetenartigen Schwärmer? Andererseits jedoch fragt es sich, ob nicht beiderlei Gebilde. — 139 — . parasitischer Natur sind? Ich muss sagen, dass mir diese letztere Ansicht weitaus die grösste Wahrscheinlichkeit zu hahen scheint. Hinsichtlich der acinetenartigen Embryonen habe ich meine Gründe schon oben ausgesprochen ; was die bewimperten Kugeln und ihre Sprösslinge betrifft, so scheint mir, dass der geschilderte Vermehrungsprocess derselben innerhalb des Stentors bei Annaimie ihrer parasitischen Natur sehr verständlich ist, nicht hingegen, wenn man in ihnen Sprösslinge des Stentors selbst sehen will; denn, um mich einer etwas trivialen Ausdrucksweise zu bedieuen, ich möchte nicht glauben (in Anbetracht unserer jetzigen Kenntnisse von der Fort- pflanzung verwandter Organismen), dass die Natur sich solcher Umwege bediente, um die Fort- pflanzung eines Infusors zu bewerkstelligen. Ganz derselbe Vorwurf triff't jedoch die vermeint- liche Fortpflanzung der ciliaten Infusorien durch Embryonen im Allgemeinen. Der nächste Forscher, welcher sich mit der Untersuchung der Stentoren genauer beschäftigt, wird die para- sitische Natur ihrer acinetenartigen Embryonen sicherlich nachweisen. Claparede und Lachmann haben schon Embryonen der Stentoren beschrieben und abgebildet (62; pag. 186. Taf. IX, Figg. 2 und 5); dieselben stimmten nach ihrer Beschreibung darin mit den von mir gesehenen Gebilden überein, dass sie ein allseitiges Wimpernkleid besitzen sollen; ich glaube jedoch, dass Stein Recht hat, wenn er die von den genannten Forschern beschriebenen Embryonen für identisch mit seinen Embryonalkugeln und den acineten- artigen Abkömmlingen derselben hält. Welcher Natur die von Ekhard 1846 (71) beschriebenen Embryonen des Stentor coenilcus waren, kann ich aus der Beschreibung und Abbildung nicht erkennen; Stein hält auch sie für identisch mit den Embryonalkugeln und ihren Sprösslingeu. Ich wende mich nun zu einer Betrachtung der sogenannten Embryoneu der Vorticellinen, welche Stein ja hauptsächhch als Stütze seiner Lehre von der Fortpflanzung der ciliaten Infu- sorien durch Embryonen anführt. Da mir hinsichtlich dieser keine eigenen Untersuchungen zu Gebote stehen, so werde ich mich genau an die uns von Stein gegebene Schilderung der Vorgänge bei diesen Thieren halten und mich womöglich auf seine eigenen Worte stützen. Die Embryonen der Vorticellinen entwickeln sich wie die vermeintlichen der Paramaecien und Oxytrichinen aus Embryonalkugeln. Hinsichthch dieses Vorganges bemerkt Stein (68; pag. 137): »Nun sind bei verschiedenen Oxytrichinen, Euplotes, Stentor und Paramaecium genau ebensolche Embryonalkugeln wie bei den Vorticellinen beobachtet, dieselben bringen auch auf ganz ähnliche Weise lebendige Junge liervor.« Es existirt also nach seinen eigenen Worten kein Unterschied zwischen den Euibryonalkugeln der Paramaecien und Stylonichien einerseits und den gleichen Gebilden der Vorticellinen auf der anderen Seite. Auch die Art und Weise wie diese Embryonalkugcln die Embryonen entweder durch äussere oder f — 140 — innere Knospung und Theilung erzeugen, ist in beiden Fällen nahezu identisch und stimmt bemerkenswerther Weise auch völlig mit der Entwicklung der Schwärmsprösslinge der Acineten überein, wie sie Stein schon 1854 von Achieta (Foäophrya) inßisionum Stein (vgl. 60;Taf. IV. Figg. 47 und 48) und Acineta tuherosa Ehrbg*) geschildert hatte. Er hob diese Ueber- einstimmung in der Entwicklung des Embryos aus der Embryonalkugel von Vorticella Cam- panula mit der Entwicklung der Schwärmsprösslinge der genannten Acineten auch ganz besonders hervor, indem er sagt (68; pag. 115): »Die Entwicklung des Embryo im Innern der Embryonalkugel und vom Kern« — der Embryonalkugel — »aus erfolgt ganz auf dieselbe Weise, wie die Entwicklung der Schwärmsprösslinge im Innern des Acineten- körpers von dessen Nucleus aus.« In Beziehung auf ihre Fortpflanzung ist demnach eine Embryonalkugel der Vorticellinen einer ächten Acinete völlig gleich zu setzen. Man könnte nun vielleicht behaupten wollen und Stein thut dies auch an der Stelle, wo er die Balbiani'sche Ansicht der parasitischen Natur der Embryonen zu widerlegen sucht, dass die Embryonen der Vorticellen ganz anderer Natur seien, wie die sogenannten acineten- artigen der Stylonichien, Paramaecien etc., dass daher, wenn auch letztere Parasiten wären, doch die Embryonen der Vorticellinen nicht auch solche zu sein brauchten. Aber dieser Ein- wand ist ohne jegliche Bedeutung, denn die Embryonen der Vorticellinen zeigen völlig den Bau vieler Schwärmsprösslinge echter Acineten. Stein spricht sich in dieser Hinsicht folgendermassen aus: »Die Embryonen der Vorticellinen zeigen die frappanteste Aehnlichkeit mit den Schwärmsprösslingen verschiedener Acinetinen, namentlich der Acineta quadripartifa, lemnarum, infusonium und cyclopwn.<^ Aus dem bis jetzt Gesagten geht also mit absoluter Sicherheit hervor, dass der Auffassung der P'mbryonalkugeln der Vorticellinen als parasitischer Acinetinen hinsichtlich ihrer Beschaffen- heit und Fortpflanzung nicht das Geringste im Wege steht, ja dass die Uebereinstimmung derselben mit echten Acineten so gross ist, dass sich eine solche Auffassung jedem un- befangenen Beurtheiler geradezu aufdrängt. Suchen wir nun aber auch nur nach einer sicheren Beobachtung über die Entstehung dieser vermeintlichen Embryonalkugeln innerhalb der Vorticellinen im Gefolge der Conjugation, so werden wir unter den zahlreichen Mittheilungen S t e i n ' s nichts finden , sondern nur auf *) H e r t w i g (75) bemerkt, dass Stein diese Acinete fälschlich tuberosa Ehrbg. bezeichne ; dies ist unrichtig, dieselbe ist gewiss die ächte A. tuberosa Ehrbg., wie auch Cl. und La ehm. anerkannten. — 141 — Annahmen und durch eine vorgefasste Meinung beeinflusste Zusammenstellungen verschiedener Zustände stossen. Bei den eigentlichen Vo-rticellen sollen sich einzelne der Bruchstücke, in welche der Nuclrr.s v.':1hrend der Conjugation zerfällt, direct zu Embryonalkugeln entwickeln, was hauptsächlich aus den Beobachtungen an Vorticella Campanula geschlossen wird. Glücklicher Weise haben wir diese Art zu beobachten Gelegenheit gehabt und uns wenigstens überzeugt, dass sich unter den Thieren, von welchen eine ziemliche Menge aus der Conjugation hervor- gegangen waren, auch nicht ein einziges mit einer Embryonalkugel auffinden liess. Der zweite Entwicklungsmodus der Erabryonalkugeln, der sich bei den stockbildeuden Vorticellinen und den Trichodinen finden soll, ist jedoch viel merkwürdiger. Hier sollen sich alle Nucleussegmente erst wieder zu einem einzigen scheibenförmigen Körper vereinigen, der sogenannten Placenta, die dann die Keimkugelu ausscheidet und sich zu einem gewöhnlichen Nucleus zurückbildet. In dieser Darstellung des Entwicklungsganges bei den stockbildenden Vorticellinen sind jedoch zwei sehr bedenkliche Lücken. Einmal liegt hinsichtlich der Annahme, dass die Nucleus- bruchstücke sich wieder zu einer Placenta vereinigen, nicht eine einzige Beobachtung vor, sondern dieselbe gründet sich nur auf den Bau der Placenta, welche gewöhnlich aus einer lichten Substanz mit vielen kleinen, duidielen Kernchen besteht, wodurch eben das Hervorgehen aus den Bruchstücken des Nucleus bewiesen sein soll. Zweitens fehlt jegliche Beobachtung hin- sichtlich des Entstehens der sogenannten Keimkugeln aus dieser Placenta, ja, es sind nicht einmal derartige Keimkugeln (die dunkelen Kernchen der Placenta) neben derselben aufgefunden worden, sondern nur einmal bei Zoothamnium arbuscula Embryonalkugeln neben der Placenta. Wir können hieraus ersehen, dass die Abstammung der Embryonalkugeln vom Nucleus der aus der Conjugation hervorgegangenen Vorticellinen auch nicht in einem einzigen Fall mit einem Anschein von Sicherheit beobachtet wurde. Fragt man nun aber andererseits nach dem Schicksal der von diesen Embryonalkugeln erzeugten Embryonen, ihrer etwaigen Umbildung zu Vorticellinen, so liegt hierüber natürlich gar keine Beobachtung vor, ihr Schicksal ist völlig unbekannt. Fassen wir das oben Gesagte noch einmal zusammen, so finden wir also: dass sowohl die Abstammung der Embryonalkugeln der Vorticellinen, als auch das Schicksal der aus ihnen hervorgehenden Embryonen gänzlich in Dunkel gehüllt ist, dass sie hingegen eine frappante Aehnlichkeit mit den parasitischen Embryonalkugeln der Stylonichien und Paramaecien, sowie in der Art ihrer Fortpflanzung und der Beschaöenheit ihrer Sprösslinge mit den Acineten haben — 142 - und dies ist der thatsächliche Boden, auf welchem die Lehre von der Fortpflanzung der Vorti- cellinen mit so grosser Beredsamkeit entwickelt wurde. Ich brauche also kaum noch besonders hervorzuheben, dass ich die feste Ueberzeugung habe, dass die Embryonalkugeln der Vorticellinen in gleicher Weise wie die der Stylonichien und Paramaecien nichts weiter als parasitische Acinetiuen sind und ich hoffe auch, dass es mir gelungen ist, diese Ueberzeugung bei jedem unbefangenen Leser dieser Zeilen in gleicher Weise hervorgerufen zu haben. Die directe Beobachtung muss später entscheiden, ob sich diese Auf- fassung, wie so sehr wahrscheinlich, vollkommen den thatsächlichen Verhältnissen anschliesst. Auf alle Fälle jedoch geht aus den dieser Frage gewidmeten Betrachtungen mit unabweisbarer Sicherheit hervor, dass nichts mit weniger Zuverlässigkeit constatirt ist, als eine vom Nucleus ausgehende Fortpflanzung der ciliaten Infusorien durch Embryonen, sondern dass die seither hierfür angesprochenen Erscheinungen sich viel leichter, sicherer und überzeugender durch den für eine Anzahl Fälle mit Gewissheit constatirten Parasitismus kleiner Acineten erklären lassen. Es würde mich hier viel zu weit führen, wenn ich alle die Einwände, welche Stein (68; p. 50— 55) gegen die zuerst von Balbiani ausgesprochene Ansicht von der parasitischen Natur der vermeintlichen Embryonen erhob, zu widerlegen versuchte. Angesichts des that- sächlichei^ Nachweises der Richtigkeit dieser Auffassung für Paraniaecium und Stylonichia hätte eine solche Besprechung auch gar keine Bedeutung mehr; ich begnüge mich daher mit dem Hinweis auf einige Punkte. Balbiani (66) lässt die parasitischen Acineten nicht in das Innere des inficirten Thieres selbst eindringen, sondern dieselben werden nach ihm nur in einen sich hand- schuhtingerartig einstülpenden Schlauch der Hautschicht des Infusors eingeschlossen, welcher Schlauch durch die Geburtsöffnung nach aussen mündet. Für die Paramaecien vermag ich diese Auffassung völlig zu bestätigen, weniger sicher bin ich in dieser Hinsicht bei den Stylonichien, da ich auf diesen Punkt nicht viel achtete. Dagegen dringen dieselben, wie aus meinen Beobachtungen hervorgeht, keineswegs durch die Mundöffnung ein, eine Möglichkeit die Stein plausibler scheint als die von Balbiani ausgesprochene Ansicht. Dass die verschiedenen Arten und wohl auch Gattungen parasitischer Acineten, die wir als die Erzeuger der Embryonalkugeln betrachten müssen, sich nur bestimmte Infusorien als Wohnthiere aussuchen, ist eine Erscheinung, über deren Erklärung man verschiedener Meinung sein kann, jedoch keineswegs irgend welcher Beweis gegen ihre parasitische Natur, wie Stein anzunehmen geneigt ist. Ebensowenig ist jedoch darin, dass wir eine ganze Anzahl verschiedener parasitischer Acinetinen constatiren müssen, ein Grund gegen meine Aus- legung dieser Erscheinungen zu suchen. Stein hebt auch hervor, dass sich ein Einbohren der — 143 - tentakellosen Vorticellenembryonen durch die Cuticula ihrer Wohnthiere gar nicht denken lasse ; dieser Einwand ist jedoch aus verschiedenen Gründen ohne Bedeutung. Einmal habe ich oben gezeigt, dass die Sphaerophryen der Stylonichien und Paramaecien sich gar nicht mittelst ihrer Tentakel einbohren, sondern dieselben völlig verlieren, sobald sie sich dem Wohnthier angeheftet haben. Zweitens ist es jedoch auch gar nicht ausgemacht, ob die Embryonen der Vorticellen gleich selbst wieder zum parasitischen Leben zurückkehren, sie können ebenso gut, wie dies die Schwärmsprösslinge der Acineten thun, erst nach einiger Zeit ihre Tentakel ausbilden und dann vielleicht einige Zeit als Acineten leben, bis es ihnen oder ihren Nachkommen gelingt, wieder in eine Vorticelle einzudringen. Ich halte daher die Annahme, dass die Embryonalkugcln und Embryonen der Vorticellinen Parasiien seien, nicht für »geradezu lächerlich«, wie Stein behauptet und bin bereit den Fluch der Lächerlichkeit, welcher demnach die Folge einer derartigen Annahme sein soll, auf mich zu nehmen. Bekanntlich findet sich bei den Acineten nach den Untersuchungen Cl aparede 's (62; p. 120—121. Taf. IIL Figg. 10, 11 u. 12), die hauptsächlich an Podophrya quadripartifa angestellt worden sind, eine besondere Art von kleineren Embryonen, die sich durch ihre ganz eigenthümliche Entwicklung auszeichnen, indem sie nämlich im Innern von Kugeln ihren Ursprung nehmen, welche sich ihrer Bauweise nach völlig an die sogenannten Embryonal- kugeln der Vorticellinen etc. anschliessen. Diese Embryonalkugeln der Fodophrya quadripartita sollen nun aus dem Nucleus hervorgehen, was jedoch keineswegs erwiesen ist. So hätten wir denn bei den Acineten noch eine zweite Fortpflanzungs weise, die sich sehr innig an die vermeinthche Fortpflanzung der Vorticellen durch Embryonenbildung anschlösse und die Stein (68; p. 140) daher auch als eine geschlechtliche mit vorausgehender Conjugation auf- fasst, ohne dass jedoch bewiesen wäre, dass die Conjugation diesen Fortpflanzungsprocess über- haupt einleite. Es ist aber bis jetzt noch nicht einmal gezeigt worden, dass diese Bildung kleiner Embryonen bei Fodophrya quadripartita wirklich eine Fortpflanzungserscheinun^ dieser Acinete ist, da weder das Schicksal der kleinen Embryonen, noch die Herkunft ihres Mutter- körpers (Embryonalkugel) ermittelt ist. Ich kann die Vermuthung nicht unterdrücken, dass es sich hier um eine^ Fall von Parasitismus einer Acinetine in einer anderen handle wie bei den Ciliaten, denn es ist kein ausreichender Grund vorhanden, welcher gegen die Möglichkeit, dass die Acineten zuweilen selbst die Opfer ihrer parasitirenden Verwandten würden , angeführt werden könnte. — 144 7. Abschnitt. Ueber die Bedeutung der sogen. Wueleoli und Widerlegung der Lebre von der geschleebtlichen Fortpflanzung der Infusorien. Schon der Name, mit welchem v. Siebold 1848 das zuerst bei F. Bursaria von ihm entdeckte, dunkele Körperchen, welches der Oberfläche des Nucleus dicht angedrückt oder sogar etwas in dieselbe eingesenkt war, bezeichnete, gibt uns Aufschluss über die Vorstellung, welche der Hauptverfechter der Eiuzelligkeitslehre sich von der Wesenheit des von ihm gefundenen Körperchens machte. Er verglich dasselbe mit dem in ächten Zellkernen sich findenden Binnen- kürperchen, dem sogenannten Nucleolus der Kerne. Es war dies natürlich ein sehr gewagter Vergleich, den zu unternehmen nur zu einer Zeit erlaubt war, wo die Zellentheorie sich noch in ihren Jugendtagen befand. Nachdem dieser Name den fraglichen Körperchen nun einmal gegeben war, blieb die Auffassung derselben wohl auch für einige Zeit durch ihn bezeichnet. So bemerkt Stein (67; p. 95), nachdem er das bei Chüodon etc. innerhalb des hellen Bläschens des Nucleus sich findende, dunkele, scharf begränzte Körperchen als einen Nucleolus beschrieben hat, weiter: »Ein besonderer Nucleolus kommt noch bei einer massigen Anzahl anderei' Infusorien vor; bei diesen liegt er jedoch niciit im Nucleus eingeschlossen, sondern entweder an der äusseren Oberfläche desselben in einer seichten Vertiefung oder ganz frei dicht neben dem Nucleus. c Hieraus geht doch wohl hervor, dass er den innerhalb des Nucleus liegenden Nucleolus von Chüodon und die ausserhalb desselben im Parenchyrn anderer Infusorien gelegenen sogenannten Nucleoli als gleichwerthige Gebilde auffasste. C 1 a p a r e d e und Lach m a n n haben sich meines Wissens an keiner Stelle ihres so umfangreichen Werkes über die Bedeutung der Nucleoli ausgesprochen ; aus ihrer bekannten Auffassung der iufusorienorganisalion überhaupt, geht jedoch mit Sicherheit hervor, dass sie an einen Vergleich dieser Gebilde mit den sogenannten Nucleoli ächter Zellkerne nicht im ent- ferntesten denken konnten. Zu einer ungeahnten Bedeutung gelangten jedocli diese Nucleoli durch die denkwürdigen Untersuchungen Balbiani's, ausweichen sichergab, dass dieselben in Folge der Conjugation zweier Infusorien so merkwürdige Umbildungen erfidircn, dass er sich für berechtigt hielt, den überraschenden Scliluss zu ziehen: diese Entwicklung der Nucleoli führe zu der Ausbildung einer oder zahlreicher, mit vielen reifen Samenfäden gefüllter Kapseln und der sogenannte Nucleolus sei daher in seinem gewi'iliiilichen, einfachen und rudimentären Zustand, als das männliche — 145 — Ei, die Entwickiungszelle der Sperraatozoen zn betrachten. Diese Auffassung des Nucleolus wurde von Stein völlig adoptirt, denn, da er die Entwicklungsproducte der Nucleoli mit Balbiani als mit reifen Samenfäden erfüllte Kapseln in Anspruch nimmt, hätte er sich auch nicht der einfachen Consequenz dieser Anschauung entziehen und die Nucleoh als die Entwicklungszelle dieser Samenfäden betrachten müssen; er spricht sich jedoch nie entschieden in diesem Sinne aus. Nach diesen, ohne Zweifel höchst bedeutenden Fortschritten in der Erforschung der Infusorien, hatten sich also die Nucleoli, in gleicher Weise wie die Nuclei, als echte, wiewohl in einem rudimentären Zustand befindliche Zellen ergeben, um so mehr als das Vorhandensein eines Zellkernes in dieser Hinsicht nicht absolut erforderlich erscheint. Es fragt sich daher nur, ob die von Balbiani und Stein beliebte Auffassung der, während der Conjugation an den Nucleoli sich abspielenden Vorgänge auch eine richtige ist und dies ist nun keineswegs der Fall. Schon im Jahre 1873 (78) habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass sich ja ganz ähnliche Umwandlungen der Nucleoli, wie sie im Gefolge der Conjugation eintreten, auch bei der gewöhnlichen Theilung derselben verfolgen lassen und zog hieraus, sowie daraus, dass der Nachweis der Et;twicklung der vermeintlichen Spermatozoon aus echten Zellen keineswegs geführt sei und Niemand mit Sicherheit gesehen habe, dass die Spermatozoon der Samenkapseln entweder den Nuclcus selbst, wie Stein will, oder die Eier nach Balbiani befruchteten, den Schluss: dass die Balbiani-Stein'sche Lehre von der geschlechtlichen Fortpflanzung der Infusorien auf sehr schwachen Füssen stehe. Ungefähr um dieselbe Zeit hat auch Häckel sich in manchen Beziehungen in ähnlichem Sinne aus- gesprochen. Er sagt (81; p. 552): »Jedenfalls hat noch Niemand bisher den Nachweis führen können, dass diese angeblichen Zoospermien wirkliche Zellen sind oder sich aus Zellen entwickeln.« Dass die Zoospermien der höheren Thiere jedoch wirklich Zellen seien, ist ein von verschiedenen Forschern, wie Schweigger-Seidel, la Valette, Meznikoff und mir, für die verschiedensten Abtheilungen überzeugend nachgewiesen worden ; bei den Spongien hat Häckel dasselbe zu zeigen vermocht. Der Umstand, welchen Häckel gleichfalls anführt, dass nämlich die geschlechtliche Fortpflanzung erst bei einer kleinen Zahl von Ciliaten nach- gewiesen sei, ist einmal desshalb ohne Bedeutung, weil eben überhaupt seither nur eine kleine Anzahl von Ciliaten hinsichtlich ihres Conjugationsprocesses untersucht worden ist und ferner ein derartiges Verhalten, selbst wenn es wirklich existirte, doch keine Bedeutung beanspruchte, wenn auch nur in einem Fall die geschlechtliche Fortpflanzung sicher nachgewiesen wäre. Es scheint mir jedoch, dass Häckel sich der grossen Bedeutung, welche die von Balbiani und Stein geschilderten und auf geschlechtliche Fortpflanzung bezogenen 19 — 146 — Vorgänge haben, nicht hinreichend bewusst war. Wie wäre sonst der folgende Satz erklärUch : »haben doch sogar Balbiaui und Andere die angeblichen Zoospermien für eingedrungene parasitische Vibrioniden erklärt.« Dieser Satz bezieht sich nämlich auf die in den Nucleoli während der Conjugation sich bildenden, haarförmigen Fädchen oder Stäbchen und Balbiaui 's ganze Arbeit sucht den Nachweis zu führen, dass gerade diese, bei jeder Conjugation ganz regel- mässig durch Umwandlung des Nucleolus sich erzeugenden Gebilde, die ächten Zoospermien seien. Im Jahre 1874 hat Claus (82) sich gleichfalls gegen die Bedeutung des Nucleolus als Samendrüse ausgesprochen, ohne jedoch meiner 1873 erschienenen Arbeit zu gedenken. Icli kann mir daher auch nicht erklären, welche Untersuchungen oder Arbeiten es sind, die ihu zu dem folgenden Ausspruch veranlassen: »Leider sind freilich die über alle Zweifel fest- gestellten Thatsachen , welche die Keimbildung aus dem Nucleus betreffen, auf eine relativ spärliche Zahl beschränkt, seitdem nicht nur die von Forschern wie Li eberkühn stets bezweifelte Bedeutung des Nucleolus als Samendrüse so gut als zurückgewiesen und daher die geschlechtliche Fortpflanzung überhaupt in Frage gestellt, sondern auch die Beziehung der acinetenartigen Sprösslinge auf parasitische Acineteu sehr wahrscheinlich geworden ist.« Ich muss mir nur die Anfrage erlauben, von wem ist die Bedeutung des Nucleolus als Samendrüse so gut als zurückgewiesen worden, indem die einzige auf Selbstbeobachtung gestützte Arbeit, die nach St ein 's 186G erschienenen II. Band über diesen Gegenstand publicirt wurde, meine 1873 erschienene kleine Abhandlung ist, welche Claus doch unbekannt blieb? So haben denn sowohl Häckel wie Claus, da sie natürlich über die Bedeutung der so höchst merkwürdigen Entwicklung und Umbildungen der Nucleoli ganz im Unklaren waren, sich mit keinem Wort über deren morphologische Bedeutung geäussert, sondern sie bei den Schlüssen, welche sie hinsichtlich der morphologischen Bedeutung der Infusorien zogen, voll- ständig ignorirt. Ein Verständniss der Bedeutung der Nucleoli der Infusorien konnte aber auch erst angebahnt werden, als man auf die merkwürdigen Umbildungen aufmerksam wurde, welche die echten Kerne vieler Zellen während der Theiluug erleiden. Ich brauche hier nicht nochmals auf eine Schilderung dieser Vorgänge einzugehen, welche icli im speciellen Theil schon näher beschrieben habe; ein Bhck auf die verschiedenen Tafeln wird lehren, dass die Uebereinstimmung zwischen den in Theiluug befindlichen Kernspindeln und den aus den Nucleoli hervorgehenden, vermeintlichen Samenkapseln der Infusorien in ruanchen Fällen eine völlige ist (vergl. namentl. Taf. XII. Figg. 7 u. 8 etc.), dass'jedoch in allen Fällen die Bauweise dieser Gebilde nach einem und demselben Princip mit verschiedeneu quantitativen Variationen durchgeführt ist. Vergleichen wir — 147 — ferner die Art und Weise des eigentlichen Tlieilungsvorganges der Kernspindel und der Samen- kapsel, so finden wir völlige Uebereinstimmung mit dem einzigen Unterschied, dass die aus der Thcilung hervorgehende Samenkapsel der Infusorien den Bau der mütterlichen Kapsel beibehält, während bei der Tliuilung der Kernspindel die Tochterkerne sich sogleich wieder in die, dem Mutterkern vor seiner Umwandlung eigenthüraliche Form rückbilden oder umwandeln, wie man will. Da ich späterhin auf eine Besprechung der Theilungsvorgänge der Kerne im Allgemeinen zurückkommen werde, so führe ich den Vergleich hier nicht näher aus, da ich auch die Versicherung habe, dass sich dem Leser die Ueberzeugung von der Identität der Nucleoli der Infusorien mit ächten Zellkernen schon bei der Durchsicht der Ergebnisse der Beobachtungen eingeprägt hat. Eine nothwendige Folge dieser Erkenntniss ist nun einmal, dass die sinnlos gewordene Bezeichnung der kleinen Kerne der Infusorien als Nucleoli nicht beibehalten werden kann; ich schlage daher vor, die ehemaligen Nucleoli künftighin als primäre, die seitherigen Nuclei hin- gegen als secundäre Kerne zu bezeichnen. Es Hesse sich auch die einfachere Bezeichnung Neben- und Hauptkerne anwenden, doch scheint mir diese mehr wie die zuerst vorgeschlagene eine Meinung hinsichtlich der Bedeutung beider Kernformen auszusprechen, was ich vorerst vermeiden mochte. Mit dieser Erkenntniss des Wesens der sogenannten Nucleoli ist jedoch auch die , von Balbiani und Stein mit so vieler Beredsamkeit entwickelte Lehre von der geschlechthchen Fortpflanzung definitiv zu Grabe getragen worden. Dass der faserig diflferenzirte Inhalt der sogenannten Samenkapseln nicht zur Befruchtung von irgend etwas verwandt wird, folge aus der bei einigen Infusorien mit Sicherheit ermittelten ferneren Um- resp. Rückbildung derselben. Ich brauche daher auch nicht auf eine nähere Erörterung der von Balbiani und Stein entwickelten Anschauungen über dasjenige, was durch die vermeintlichen Spermatozoen befruchtet wird und wann diese Befruchtung stattfindet, einzugehen. Ich habe bei den zahlreichen Infu- sorien, welche ich während und nach der Conjugation untersuchte, nie weder im secundärem Nucleus, noch im Plasma des Thieres selbst, etwas gesehen, was sich von den Faserbildungen der sogenannten Samenkapseln hätte herleiten lassen. Auch habe ich in den conjugirten Thieren bis jetzt zu keiner Zeit etwas von den Fädchen und Stäbchen wahrgenommen, die zuerst 1856 bei Job. Müller den Gedanken an eine geschlechtliche Fortpflanzung unserer Thiere erweckten. Diese mit Stäbchen erfüllten Nuclei habe ich aber bei P. Aurelia dennoch angetroffen und mich mit Balbiani (66; pag. 509) von ilu'cr parasitischen, pflanzlichen Natur überzeugt. — 148 — Ich fand solche Thiere mit einem von Stäbchen dicht erfüllten Nucleus in einem stark riechenden, sehr verdorbenen Wasser. Auch die Thiere selbst hatten ein krankhaftes Aussehen, da sich in ihrem Endoplasma grosse, schon mit der Loupe sichtbare Vacuolen gebildet hatten, die den Kern selbst häufig ganz zur Seite drängten. Der isolirte, voll feiner dunkeler Stäbchen steckende Kern, platzte schon durch seljr leichten Druck und ergoss seinen zum grössten Theil flüssigen Inhalt in das umgebende Wasser. Die Grösse der Stäbchen ist sehr verschieden, es finden \sich sehr kurze bis sechsmal längere (Taf. XIV. Fig. 9). Die kleineren erscheinen homogen, blass und matt, an den grösseren hingegen ist häufig das eine Ende ganz dunkel und glänzend. Diese Umwandlung scheint allmälig fortzuschreiten, bis schliesshch das ganze Stäbchen diinkul und glänzend geworden ist. Ich muss Balbiani darin beistimmen, dass die Stäbchen sich durcli Theilung vermehren, indem ich eine ganze Anzahl Bilder sah, die unzweifelhaft auf einen solchen Vermehrungsprocess hindeuteten und zwar sowohl an blassen, als auch an gänzlich dunkelglänzenden Stäbchen. Unter diesen zerstreut fanden sich auch zahlreiche sehr feine, geschlängelte Fäden, von deren etwaigem Zusammenhang mit den Stäbchen ich nichts finden konnte. Letztere zeigten eine schwache, wackelnde Bewegung, über deren Natur ich nicht zu einem sicheren Schluss gelangte. Als eine ErläuteruBg zu diesen parasitischen Bildungen im Nucleus von P. Aurelia, will ich noch ähnliche Gebilde, welche sich massenhaft in einer Anzahl Exemplare eines grossen frei- lebenden Nematoden, des Tylenclms pellucidus Bast., fanden, kurz beschreiben. Diese parasitischen Organismen füllten die Leibeshöhle unserer Thiere in dichten Massen an ; der eigentliche Sitz ihrer Entwicklung schien jedoch die sogenannte Markschicht der Muskelzellen zu sein, in welcher sie sich gleichfalls in grossen Mengen vorfanden. Die Formen dieser Körperchen sind etwas verschieden (Taf. XIV. Fig. 8). Einmal finden sich sehr kleine, gewöhnlich längliche bis spindel- förmige, selten rundliche, von blassem, homogenem Aussehen, innerhalb welcher gewöhnlich einige dunkelgläuzende Körner neben oder hintereinander liegen. Die grösseren dieser Körperchen sah ich häufig in Vermehrung durch Theilung oder vielmehr eine Art Sprossung, ähnlich der der Ilefezellen begriffen, indem sich gleichzeitig zwei Sprösshnge von einem Körperchen entwickelten. Diese kleinen Körperchen gehen allmälig in grössere über, welche sich durch eine langgestreckte, nageiförmige Gestalt auszeichnen, da sie gewöhnlich von einem Ende nach dem anderen allmälig anschwellen. Innerhalb dieser noch blassen, nageiförmigen Körperchen tritt nun allmälig immer deutlicher ein ihre gesammte Länge durchziehendes, dunkeles Stäbchen auf, zu dessen Bildung die früheren dunkelen Körner verwendet zu werden scheinen. Um dieses Stäbchen bemerkt man noch die Umrisse des eigentlichen Körperchens als schwache Schatten. — 149 — Diese unzweifelhaft parasitischen, zu den Schizomyceten gehörigen Bildungen des Trüobus scheinen mir eine so grosse Analogie mit denen des P. Aurelia zu besitzen, dass schon deshalb die parasitische Natur dieser letzteren nicht zweifelhaft erscheinen kann; auch letztere gehören sonder Zweifel zu den Schizomyceten. Aehnliche Parasiten finden sich zuweilen auch in dem Nucleolus mancher Infusorien, der hierdurch gewöhnlich sehr vergrössert wird. Man vergleiche hierüber die Mittheilungen Lieberkühn's,*) Balbiani's (66) und namentlich Kölliker's (92), der bei F. Aiirdia solche inficirte und sehr vergrösserte Nucleoli beobachtete, welche sich dennoch in ziemlich normaler Weise theilten. In neuerer Zeit hat Greeff (73; pag. 215) bei Epistißis flavicans Ehrbg. häufig den Nucleus sehr verdickt und verkürzt und ganz erfüllt mit haarförmigen , etwas sichelförmig gekrümmten Stäbchen angetroffen.**) Eine kleine Unrichtigkeit ist es auch hier wieder, wenn er weiterhin sagt, dass derartige Stäbchen im Nucleus und Nucleolus mancher Infusorien gefunden und von Stein und B a 1 b i a n i für Spermatozoidien erklärt worden seien. Sowohl B a 1 b i a n i wie Stein waren sich des Unterschiedes zwischen den Fasern der im Laufe der Conjugation sich metamorphosirenden Nucleoli und den parasitischen Stäbchen des Nucleus wohl bewusst und keiner von ihnen hat jemals vermuthet, dass die regelmässige Entwicklung des Nucleolus das Product parasitischer Bildungen sein könnte. Greeff wagt es nicht, diese Stäbchen des Nucleus von Episfylis flavicans mit Sicherheit als Zoospermien anzusprechen, kann jedoch auch andererseits nicht der Vermuthung Raum geben, dass dieselben parasitischer Natur seien. Er hat nun ferner auch Thiere gefunden, deren Nucleus zwar die gewöhn- liche Hufeisenform, jedoch eine Menge kleiner, kernartiger Einschlüsse besass ; er glaubt daher, dass es sehr verlockend sei »die Ansicht auszusprechen und sie würde sich durch manche Analogien mit anderen Beobachtungen stützen lassen, dass die oben beschriebenen Erscheinungen im Nucleus mit den sperraatozoiden-ähnlichen Gebilden im Nucleus anderer Individuen desselben Stockes in Verbindung ständen, mit anderen Worten, dass wir hier einer geschlechtlichen Fort- pflanzung der Infusorien gegenüberstehen.« Die Analogien mit anderen Beobachtungen, welche Greeff hier im Auge hat, sind nun ohne Zweifel die von Carter und späterhin auch ihm selbst angestellten Beobachtungen über die Fortpflanzung der Amöben. Auf wie lückenhafter Grund- lage jedoch diese vermeintliche, vom Nucleus ausgehende Fortpflanzung der Amöben und anderer *) Monatsberichte der Königl. preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1856. **) Ich fand bei Episiylis flavicans die Nucleusniasse recht häufig sehr schön faserig differenzirt, ein Verhalten, wie es sich bei anderen Vorticellinen nur während der Theilung findet. Ich glaube jedoch Isaum, dass CS ähnliche Bildungen waren, die Greeff vorlagen. — 150 — Rhizopoden {Dlfflwjia nach Carter) beruht, ist vor kurzer Zeit sehr richtig von R. Ilertwig (77; pag. 17) gezeigt worden. Gegenüber diesen Beobachtungen, die ihrerseits zum Theil wohl auch durch die venneinthche Fortpflanzung der Infusorien durch vom Nucleus gebildete Em- bryonen beeinflusst worden waren, gründete sich die jetzt definitiv widerlegte Theorie von der geschlechtlichen Fortpflanzung der Ciliaten doch auf eine viel sicherere Basis, wozu noch kam, dass die Fortpflanzung der Ciliaten durch Embryonen so bestimmt nachgewiesen schien. Ohne hier leugnen zu wollen, dass bei Amöben und Rhizopoden nicht möglicherweise eine Fortpflanzung durch endogen erzeugte Sprösslinge vorkommen könne, so dürfte doch mit grosser Sicherheit zu vermutheu sein, dass eine Fortpflanzung durch aus dem Nucleus hervorgegangenen Brut nicht statt hat, da hierdurch, bei der nachweislichen Identität der Nuclei der Rhizopoden mit denen echter Zellen, unsere gesammten Erfahrungen über das Wesen der Zelle auf den Kopf gestellt würden ; jedenfalls müsste aber ein derartiger Vorgang in einer absolut sicheren Form nachgewiesen sein, um Vertrauen zu verdienen. Greeff (83) hat in neuester Zeit auch bei der von ihm entdeckten Felomyxa palustris eine von den Kernen ausgehende Fortpflanzungsweise beschrieben. In den zahlreichen Kernen dieses Rhizopoden sollen sich dunkele Körner erzeugen, die schliesslich durch Platzen der Kerne ent- leert werden und nun die Anfänge der sogenannten Glanzkörper darstellen. Letztere wachsen später sehr an, vermehren sich durch Theilung und gehen schliesslich in die Zoosporen der Felomyxa über. Im Laufe des Frühjahrs 1875 war es mir vergönnt, einige Exemplare der Peloniyxa in einer Torfgrube hiesiger Gegend aufzufinden und zu studiren. Die erhaltenen Resultate sprechen in gewisser Hinsicht für, in anderer gegen die Greeff 'sehe Auffassung. Einmal habe ich mich durch nichts davon zu überzeugen vermocht, dass die sogenannten Glanzkörper*) aus den dunkelen Körnern der Kerne hervorgehen. Dagegen machte ich eine Beobachtung, welche es sehr wahrscheinlich erscheinen lässt, dass die Glanzkörper wirklich die Sporen der Telomyxa sind, oder dass diese letzteren vielmehr durch Difterenzirung derselben hervorgehen. lu einigen Thieren fand ich nämlich die Glanzkörper zum Theil ganz blass, nicht mehr dunkelglänzend und von einer derben, ziemlich weit abstehenden Hülle umgeben. Innerhalb der blassen und etwas körnigen Masse des Gianzkörpers war ein deutlicher, sehr heller Kern sichtbar. Ein anderes Thier zeigte gar keine grösseren Glanzkörper, sondern zahlreiche der- artige Sporen, die hier zum Theil noch ein merkwürdiges Verhalten aufwiesen. Ihre derbe Hülle *) Vergl. hierüber auch F. E. Schulze (85). — 151 — war nämlich nicht abgerundet, sondern ziemlich regelmässig polygonal, häufig ganz regulär hexagonal gestaltet. Innerhalb der Hülle lag auch hier ein, den Binnenraum derselben nicht ausfüllender Protoplasmakörper mit häufig sehr deutlichem, hellem Kern. Ich hoffte die weitere Entwicklung solcher Sporen vielleicht verfolgen zu können und beobachtete daher eine Anzahl isolirter mehrere Tage lang, ohne jedoch ein Ausschlüpfen aus der Hülle oder sonst eine bemerkenswerthe Veränderung constatiren zu können. Wenn ich es daher auch für sehr wahrscheinlich halte, dasS die Glanzkörper der Fcloinyxa wirklich deren Fortpflanzungskörper sind, so kann ich es doch keineswegs für erwiesen, noch für annehmbar erachten, dass dieselben aus den Kernen hervorgehen, sondern sie entstehen sehr wahrscheinlich frei im Protoplasma des Thieres. 8. Abschnitt. Ueber die morphologische Auffassung der Infusorien. *) Es wäre eine überflüssige Mühe, wollte ich hier noch einmal die gesammten Wandlungen, welche .die Auffassung des Infusorienorganismüs im Laufe unseres Jahrhunderts widerfahren hat, darlegen, ich kann dies um so mehr unterlassen, als sowohl Häckel wie Claus, in den einleitenden Worten zu ihren Betrachtungen über die morphologische Werthigkeit unserer Thiere, die früheren Ansichten ziemlich eingehend besprachen. Balbiani steht ungefähr auf demselben Standpunkt wie Claparede und Lachmann^ d. h. er hält die Infusorien für hochentwickelte coelenteraten- oder wurmähnliche Organismen.^ S t e i n ' s Standpunkt hingegen, der sich nicht durch besondere Klarheit auszeichnet, wird am besten durch seine schon mehrfach citirten Worte bezeichnet (68; pag. 22): »Die Infusorien sind in Bezugi auf ihren Ursprung entschieden einzellige Thiere**) und wenn man diese Bezeich- nung nur in diesem Sinne gebrauchte, so würde ich dieselbe durchaus gerechtfertigt finden, ja sie würde sich sogar ungemein empfehlen, weil sie. den fundamentalsten Unterschied der lufusions- thiere von den ausserhalb des Protozoenkreises stehenden Thieren , die ihrer ersten Anlage nach mehrzellige Organismen sind, sehr prägnant ausdrückt. Die ausgebildeten Infusionsthiere aber wird man innner Anstand nehmen müssen als einzellige Organismen zu bezeichnen, denn sie sind nicht blos einfach fortgewachsene Zellen, sondern der lu'sprüngliche Zellenbau hat einer wesentlich anderen Organisation Platz gemacht, die der Zelle als solcher durchaus fremd ist.« Dieser letzte Satz ist nun nicht recht klar, soll dadurch gesagt sein, dass der Bau der ausgebildeten Infusionsthiere mit dem Begriff der Zelle überhaupt unvereinbar sei, oder *) Die unter dieser Aufsclirift anzustelleuden Betraclituugcn beziehen sich nnr auf die ciliaten Infusorien. **) Dasselbe Hesse sich zwar Leutzutagc wohl ohne ei'nstlichen Widerspruch von allen Thieren behaupten. — 152 — Bur, dass sich bei diesen ersteren solche Differenzirungen eingestellt haben, wie wir sie bei gewöhnlichen Zellen sonst nicht kennen. Jedenfalls hätte Stein seinen Standpunkt dadurch genauer feststellen sollen, dass er angegeben hätte, welchen morphologischen Werth er dem Infusorienorganismus denn beilege, wenn er Anstand nehme, ihn als einen Einzelligen aufzufassen. Häckel, welcher schon in seiner Monographie der Radiolarien die Vielzclhgkeit der ciliaten Infusorien vertheidigte, späterhin 1866*) dieselben als Ausgangspunkt seines Stammes der Gliederthiere bezeichnete und in näherer Ausführung bemerkt, dass aus denselben sich wohl zunächst die Turbellarien entwickelt zu haben schienen, fernerhin jedoch noch die Angabe macht,**) dass die Rotatorien durch ihre tiefsten Formen selbst noch mit den Infusorien verbunden seien, wurde dann 1873 zu einem energischen Anhänger der Einzelligkeitslehre (81). Dass die Infusorien jedoch im Verein mit den verwandten nichtzelligen Organismen, die nach ihrem Gesammtverhalten sich dem physiologischen Begriff der Thierheit anschhessen, im Gegensatz zu allen übrigen zelligen Thieren eine besondere Abtheilung der Protozoen zu bilden hätten, war trotz den Anstrengungen, welche Gl aparede, Lach mann und Andere machten, um diese Ansicht umzustossen, von einer nicht kleinen Zahl der namhaftesten Forscher anerkannt worden, wie ein Blick in die zoologischen Lehrbücher des letzen Deceniums beweisst. Forscher wie Siebold, Kölliker, Leuckart, Gegenbauer, Claus und im Grunde genommen auch Stein hatten sich stets in dieser Hinsicht ausgesprochen. Dass säramtliche Organisationseigenthümlichkeiten der ciliaten Infusorien (mit Ausnahme des Nucleus), wie «ie uns in mannigfaltigster Entwicklung in der grossen Reihe verschiedener Formen entgegentreten, mit den Attributen einfacher Zellen vereinbar seien, wie vor langer Zeit schon Siebold***) zeigte, haben in neuerer Zeit wieder Kölliker,-]) Clausff) und M. Schultzeftt) anerkannt.*!) *) Generelle Morphologie. Bd. II. pag. LXXVIII. **) 1. c. pag. LXXXV. ***) Lehrbuch der vergl. Anatomie. Bd. I. 1848. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. II. t) Icones histiologicae. Bd. 1. 1864. tt) Ueber die Grenzen des thierischen und pflanzlichen Lebens. Leijizig 1869. ttt) Ueher die Gattung Cornu^pira unter den Bfonothalamien. Archiv für Naturgesch. 1860. I. pag. 306. *t) Ich hatte für mich schon im Voraus die Möglichkeit erörtert, dass sich bei einem Infusor sogar ein Darmkanal, d. h. eine mit zwei Mündungen in die Aussenwelt führende, verdichtete Röhre dos Endoplasma's, finden könnte, ohne dass hierdurch die einfache Zellennatur der Infusoriun in Frage gestellt würde. Ich war daher auch nicht überrascht, als ich nachträglich Gelegenheit fand, die B albi au i 'sehe Arbeit über Didinium nasuttim (101 ; pag. 376) zu studiren, bei welchem interessanten Infusor, das ich in letzterer Zeit auch in hiesiger Gegend fand, wirklich ein derartig beschaffener Zellondarm vorhanden sein soll. Für gewöhnlich erscheint derselbe nach Balbiani ganz coUabirt und öffnet sich nur beim Eintritt der Nahrung. — 153 — Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass die Infusorien von einer Reihe von Zoologen stets als nicht mehrzellige Thiere in einen scharfen Gegensatz zu den höherstehenden Thieren gebracht wurden. Etwas anders stellte sich die Frage, ob man unsere Organismen einer Zelle völlig gleichwerthig zu erachten habe. Vorerst übte einen nicht unbedeutenden EinÜuss auf die Unsicherheit hinsichtlich der Entscheidung dieses Punktes die Schwierigkeit, über den Begriff einer Zelle überhaupt in's Klare zu kommen. Die Form, in welcher die Zelle entwickelter Gewebe sich gewöhnlich präsentirt, ist eine sehr charakteristische, wiewohl keineswegs constante. Der innerhalb der Zelle so constant vorhandene, als Zellenkern bezeichnete Körper, schien von so hoher Bedeutung für das Wesen der Zolle zu sein, dass die meisten Forscher sein Vorhanden- sein als eine nothwendige Eigenschaft des als Zelle zu bezeichnenden Elementarorganismus festzuhalten müssen glaubten, ja, den Begriff der Einzelligkeit so einzuschränken für nötliig hielten, dass er sich mit dem der Einkernigkeit deckte. Andererseits fehlte es jedoch auch nicht an solchen, die eine weitere Fassung des Zellen- begriffs für einen naturgeraässeren Ausdruck der thatsächlichen Verhältnisse hielten und daher auch kernlose Elementarorganismen uiiter den Begriff der Zelle aufnahmen. Es hängt diese Unsicherheit, wie ich in dem dieser Arbeit vorausgeschickten Vorwort anzudeuten versucht habe, zum grossen Theil damit zusammen, dass man die rein morphologische Betrachtungs- weise auch da anwenden zu dürfen glaubte, wo sie zur Aufstellung klarer Begriffe nicht mehr dienen konnte. Eine besondere Schwierigkeit für die Beurtheilung des Infusorienorganismus lag nun aber darin, dass derselbe wirklich gewisse Inhaltskörper enthielt, welche sehr zu einer Vergleichung mit den Kernen echter Zellen verlockten, ohne jedoch auf der anderen Seite sich dem Begriff des Zellenkern's, wie er von den Gewebezellen höherer Thiere abstrahirt worden war, in allen Stücken unterordnen zu wollen. Leider war nun dieser Begriff des Zellenkerns ein noch viel vagerer als der der Zelle selbst, er beschränkte sich auf das Vorhandensein gewisser, sehr schwankender Structureigenthümlichkeiten und die Rolle, welche demselben, wiewohl nicht von allen Seiten in gleicher Weise, bei der Vermehrung der Zelle zugeschrieben wurde. Dagegen hatte sich bei keiner echten Zelle jemals nur eine Thatsache ermitteln lassen, welche es wahr- scheinlich gemacht hätte, dass dieser Zellkern die Bedeutung eines Fortpflanzungsorgans habe, welches aus sich selbst echte Zellen zu erzeugen im Stande gewesen wäre. Gerade diese Eigenthümlichkeit musste jedoch als die bezeichnendste Eigenschaft des sogenannten Nucleus der Infusorien betrachtet werden, wie dies z. B. höchst klar aus den 20 — 154 — nachfolgenden Worten Stein 's hervorgeht: »Wie sehr auch augenblicklich die Ansichten über die geschlechtliche Fortpflanzung der Infusionsthiere auseinander gehen mögen, darüber sind doch alle Forscher, welche sich mit diesem Gegenstand speciell beschäftigt haben, einig, dass die erste Anlage zu einem neuen Individuum von einem Theilstück des Nucleus gebildet wird, welches entweder sogleich in Form einer Zelle aus dem Nucleus hervorgeht, oder doch bald nachher diese Form annimmt, indem es sich zu einer lichten, von einer structurlosen Membran begrenzten Protoplasmaku^el gestaltet, welche einen opakeren, centralen Kern einschliesst« (68; p. 21).*) Wie war nun, wenn man an einer Vergleichung des Zellkerns mit dem Kern der Infusorien festhielt, dieser Zwiespalt zu lösen? Entweder musstc man den Begriff des Zell- kerns erweitern, indem man ihm eben die Eigenschaft, unter gewissen Umständen völlige Zellen zu erzeugen, zuschrieb, wie dies denn auch in der Tiiat von Külliker(92) und neuerdings Auerbach (17) geschah; andererseits konnte man jedoch auch die Beobachtungen, aufweiche sich die Ansichten über die Fortpflanzung der Infusorien durch aus dem Nucleus hervorgehende Sprösslinge stützten, als unrichtig betrachten und dies letztere geschah von Hacke 1. Er geht jedoch auf diese fundamentale Frage nur mit drei Worten ein, indem er sagt (81 ; p. 551) : »Eine zweite Reihe von Fortpflanzungserscheinungen der Ciliaten möchte ich als Sporenbildung bezeichnen. Ich fasse unter dem Begriff jene Fälle zusammen, in denen (ohne vorhergehende »Befruchtung«) der Nucleus ganz oder theilweise in zahlreiche Stücke zerfällt und jedes dieser Stücke (wahrscheinlich durch Umhüllung mit einem entsprechenden Stück des Protoplasma's des Mutterthieres) sich zu einer selbstständigen Zelle, einer sogenannten Keimkugel gestaltet.« Ich habe schon in meiner vorläufigen Mittheilung (79) *) V. Siebold, einer der Haii;itliegrüiider und Vertheidiger der Kinzelligkoitslrlire der Infusorien und Rhizopoden, hat doch wohl auth zu der Auffassung des Nucleus a's Forti'flanzungsorgan den Grund gelegt. Am Schlüsse der Beschreibung des Infusorienbaues bemerkt er in seinem Lehrbuch der vergl. Anatomie, anschliessend an den Encystirungsprocess bei Euglena viridis, in einer Anmerkung pag. 25: »Vielleicht ent- wickelt sich dieser Kern, dem der Infusorienleih nur als einstweilige Hülle gedient hat, späterhin zu einem liesonderen Thier und es sind am Ende alle Individuen der Euglena viridis und noch vieler qnderer Infusions- thiere, nur die Larven von anderen Thieren, deren vollständige Metamorphose bis jetzt noch nicht erkannt wurde. Man möchte fast in Versuchung kommen zu fragen, ob nicht der Kern der Infusorien zu dem Körper, der ihn einschliesst, dieselbe B e z i e h u n o- und Bedeutung habe, wie die s c h 1 a u c h a r t i g e n Ij a r v e n zu den sie umhüllenden i n f u s o r i e n a r t i g e n E m - bry onen 1 e i b er n dos Monostomum m utabile?« Schon im folgenden Jahre mich dem Erscheinen des V. Siebold'sclien Lebrlmchs glaubte denn auch Stein dieses Verhältniss des Nucleus zu dem Infusorien- leih bei den Acineten gefunden zu haben und dass der oben citirte Auss; nich v. Siebold's seine Wirkung auf Stein nicht verfehlte, geht mit Sicherheit aus der Art und Weise hervor, wie er denselben in seiner »Entwicklungsgeschichte der Infusionsthiere« bespricht (Vergl. 00; pag. 4). - 155 — mir die Beiuerkuug erlaubt, dass ich in der von Häckel eingeschlagenen Art der Behand- lung dieser Frage, nicht eine Lösung sondern eine Verwirrung erkennen muss. Jeder an diesem Punkt angelangte Kritiker musste sich sagen, dass bei so grosser Uebereinstimmung der ver- schiedeneu Forscher hinsichtlich der Entstehung der Sporen oder Keimkugeln aus dem Nucleus und zwar allein aus diesem, nur erneute Beobachtung die Stützen für eine derartige Beiseite- setzung der früheren Ergebnisse hätte liefern können, am allerwenigsten aber eine derartige Annahme zur Grundlage von Betrachtungen über die Morphologie der Infusorien gemacht zu werden verdiene. Es kann daher auch nicht zweifelhaft erscheinen, dass Häckel in keiner Weise die Uebereinstimmung des Nucleus der Infusorien mit einem ächten Zellkern nach- zuweisen vermochte und liierinit allein schon erscheint das Resultat seiner Betrachtungen, nämhch der Nachweis der Einzelligkeit der Infusorien, als keineswegs begründet. Eine dritte Betrachtungsweise, die den Beobachtungen gleichzeitig gerechter wurde, wäre jedoch die gewesen, dem Nucleus der Infusorien die Eigenschaften eines Zellkerns überhaupt abzusprechen und diesen Weg hat Claus eingeschlagen.*) Er sagt: »Entweder ist der sogenannte Nucleus der ursprüngliche Kern nebst einer Partie Protoplasma, also ein Theil der Zelle, oder er ist eine endogen erzeugte Zelle und verhält sich zum Infusor ähnlich wie das sogenannte Keimbläschen, worüber spätere Untersuchungen Aufschluss geben werden ; jedenfalls kann er nach dem bisher bekannten nicht im Sinne v. Siebold's einfach als Zellkern betrachtet werden« (82 ; p. 35). Unter dem Keimbläschen ist hier das Ei im Embryosack der Phanerogamen gemeint. In der dritten Auflage seines Lehrbuchs bemerkt er p. 174 »dennoch ist es unrichtig die Infusorien als einzellig zu bezeichnen , da die als Nuclei hezeichneten und zur Fortpflanzung dienenden Gebilde weder überall in einfacher Zahl auf- treten, noch auch genau dem Kern einer Zelle entsprechen, vielmehr als Erzeuger von Keimkugeln und Schwärmsprösslingen , selbst die Bedeutung einer Tochterzelle haben.« Wenn aber die Nuclei selbst die Bedeutung einer Tochterzelle haben, so entsprechen sie eben auch nicht nur nicht genau einem Zellkern, sondern sie entsprechen dann einem solchen *) Huxley hat neuerdings vorgeschlagen, den Nucleus der Infusorien den Endoplast und den Nucleolus Endoplastula zu nennen, ein Vorschlag, der nach erlangter besserer Einsicht in die Bedeutung dieser Theile des Infusorieukiirpers natürlich hinfällig wird. Hinsichtlich der Bedeutung seines Endoplast's und Endoplastula's ist er natürlich ebenfalls ganz unsicher. Er sagt pag. 204 : »That the endoplast itself is a reproductive organ is clear; but the development of embryos by its fission is an argumeut rather against, than in favour of identifying it with the nucleus of a cell.« Gleich darauf aber scheint er doch wieder sehr geneigt zu sein, den Endoplast mit einem Zellkern zu identificireu. Vergl. »On the classific. of the animal kiugdom«. Journ. of Liu. soc. Zool. Vol. XII. p. 199. — 156 — ganz und gar nicht. Diese Consequenz vollkommen durchzuführen war jedoch Claus, wie es scheint, nicht recht geneigt. Um dies zu zeigen, müssen wir jedoch den anderen Weg, welchen sowohl Häckel wie Claus eingeschlagen haben, um zur richtigen Beurtheilung des Infusorienorganismus zu gelangen, etwas näher betrachten. Sie gehen dabei nämlich von der Entwicklungsgeschichte aus. Diese sollte aber nach den Beobachtungen Balbiani's und Stein's entweder durch Ablage von Eiern (Keimkugeln Stein's) oder nach Stein durch Embryonalkugeln, die sich aus den Keira- kugeln entwickelten und ihrerseits wieder Embryonen erzeugten, geschehen. Diese Keim- und Embryonalkugeln sollen nun nach Häckel und Claus alle Attribute einer echten Zelle besitzen. Letzteres galt jedoch nur in sehr beschränktem Sinne von den sogenannten Eiern Balbiani's und den Keimkugeln Stein's, wie sich aus dem Studium der betreffenden Arbeiten hätte ergeben müssen und worauf ich früherhin schon mehrfach aufmerksam gemacht habe. Was nun ferner die Entwicklung dieser vermeintlichen Eier oder Keimkugeln nach ihrer Ablage betraf, so war darüber auch nicht das Geringste bekannt. Es blieben also mit Sicherheit als zellenartige Fortpflanzungskörper nur die sogenannten Embryonalkugeln übrig, und auf diese beziehen sich denn auch die Angaben von Häckel und Claus ausschliesslich. Aus diesen gehen nun nach Stein durch Theilung und äussere oder innere Sprossung die Embryonen der Infusorien hervor. Der Bau dieser Embryonen nun sollte entschieden einzellig sein und da sich aus ihnen die ausgebildeten Infusorien ohne Furchung entwickelten, so hätten also diese nach Häckel auch nur den Formwerth der Embryonen, d. h. einfacher Zellen. Diesem anfänglich sehr einleuchtenden Schluss standen jedoch bei näherer Betrachtung sehr gewichtige Bedenken gegenüber. Einmal hatte Balbiani sich sehr entschieden dagegen ausgesprochen, dass die vermeintlichen Embryonen in den Fortpflanzungskreis der Infusorien gehörten und es auch schon für einige Fälle sehr wahrscheinlich gemacht, dass dieselben parasitische Acineten seien. Die Natur dieser acinetenartigen Embryonen musste daher sehr zweifelhaft erscheinen; das Studium der Schriften Stein's musste es jedoch darlegen, dass auch die Embryonen der Vorticellinen sich in vielen Beziehungen den erstgenannten so innig anschliessen, dass bei ihrer Beurtheilung jedenfalls Vorsicht geboten war. Nur finden wir bei Häckel nicht die geringste Andeutung, dass die Natur dieser Embryonen nur im mindesten zweifelhaft sei. Claus hingegen hatte die Ueberzeugung, dass die Beziehung der acinetenartigen Spröss- linge auf parasitische Acineten sehr wahrscheinlich sei. Dennoch scheint es ihm auch voll- — 157 — kommen berechtigt, bei der Deutung des Iiifusorienbaues von dem sogenannten Ei, Embryo oder schwärmenden Sprösshng auszugehen und mit Stein die Infusorien in Bezug auf ihren Ursprung entschieden einzellige Tiiiere zu nennen [\. c. p. 30). Weiter unten bemerkt er, dass der echte Kern des jugendhchen Stadiums morphologisch dem sogenannten Nucleus des fertigen Infusors uiclit vollständig entspreche. Nun wird man aberfragen, warum nicht? denn in seinem Bau ist nicht der geringste Unterschied zwischen diesem Kern der Embryonen und dem vieler erwachsenen Infusorien zu finden. Es kann dies also nur deshalb der Fall sein, weil eben der Kern des ausgebildeten Infusors, wegen der von ihm ausgehenden Fortpflanzung, den Werth einer Tochterzelle haben soll, der des Embryo hingegen den eines Zellkerns. Die natürliche Consequenz wäre nun gewesen, auch dem Nucleus des Embryo die Bedeutung einer Tochterzelle beizulegen ; da Claus dies jedoch nicht thut, so kommt er zu der etwas unklaren Vorstellung, bei der Entwicklung des Infusors eine allmälige Umbildung des ursprünglichen, echten Zellkerns zu einer Tochterzelle anzunehmen und befand sich hiermit doch eigentlich wieder sehr nahe dem Standpunkt KöUiker's, gegen den er polemisirt. Letzterer hatte nämlich gesagt, dass der ursprüngliche Kern des Embryo oder der weiblichen Geschlechtszelle (Nucleus) des Mutterthieres sich schliesslich selbst wieder zu einer weiblichen Geschlechtszelle umbilde. Hier bot sich eben wieder eine grosse Lücke in den Beobachtungen, welche Claus leicht durch eine Annahme: dass der ursprüngliche Kern des Embryo sich mit Protoplasma umhülle, von welchem man jedoch am Nucleus der Infusorien kaum jemals etwas zu bemerken im Stande ist, ausfüllen konnte. Nach der Claus 'sehen Auffassung des Infusorienbaues stellte sich dann fernerhin die merkwürdige Erscheinung heraus, dass sich Zellkerne in den reifen Formen dieser Organismen gar nicht finden. Für Häckel bestand die letztbesprochene Schwierigkeit nicht, da er den Nucleus des Embryo und des ausgebildeten Infusors glattweg für identisch erklärt; er sagt in dieser Beziehung: »Wir gehen von der feststehenden Thatsache aus, dass sich dieser Nucleus in den Sporen (Keimkugelu) und den daraus unmittelbar entstandenen jungen Ciliaten durchaus wie ein gewöhnlicher Zellkern verhält und auch bei der später eintretenden Dififerenzirung keinerlei Veränderungen erfährt, welche der Auffassung des ganzen Organismus als einfacher Zelle wider- sprechen« (p. 549). Da nun aber noch Niemand die Entwicklung dieser vermeintlichen Embryoneu der Ciliaten auch nur um einen kleinen Schritt weiter verfolgt hatte, so scheint mir, war die obige Folgerung - 158 - Hä ekel 's ganz unbegründet, ja, das vollkommene Dunkel, welches hinsichtlich der Weiter- entwicklung der Embryonen der Ciliaten herrschte, hätte meiner Ansicht nach von jeder auf ihre vermeintliche Entwicklungsgeschichte gegründeten Schlussfolgerung zurückschrecken müssen. Niemand wusste, ob diese Embryonen, welche als eine Art Schwärmsprösslinge in einer von dem Mutterthier völlig abweichenden Gestalt erschienen, sich unter Beibehaltung ihrer einfachen Zellennatur direct in die Form ihrer Mutterthiere umwandelten. So sagt z. B. Stein: »Eine directe Metamori^hose des Embryo's der VorticeUineu in die Gestalt des Mutterthieres musstc bei der winzigen Grösse des Embryo ganz unzulässig erscheinen« (68; p. 139). Der Embryo hätte die verschiedensten Umwandlungen erleiden können, bevor er sich zum Mutterthier hei'an- bildete, und was das Wichtigste ist, seinen ursprünglichen, einfachen Zellenbau hierbei völlig ein- büssen können durch Verschmelzung von Schwärmern oder durch Zellvermehrung während eines ruhenden Zustands etc. So wenig ich nun auch derartige Vorkommnisse für wahrscheinlich gehalten hätte, so habe ich sie dennoch angeführt, um zu zeigen, dass die vermeintliche Lösung des Problems des Infusorienorganismus mittels der Ontogenese auch wieder nur durch eine Annahme möghch war, welche die unausgefüllte Kluft zwischen den vermeintlichen Embryonen der Ciliaten und den ausgebildeten Thieren überbrückte. Der Schluss aber, welchen ich aus den vorstehenden Betrachtungen ziehen muss, ist, dass es weder Häckel noch Claus gelungen ist, die Frage nach der morphologischen Deutung des Infusorienorganismus ihrer Lösung näher zu rücken, sondern dass sie dieselbe auf dem nämlichen Stadium der Unklarheit liessen , die sie seit der letzten Publikation Stein 's hatte. Die Lösung dieses Problems konnte eben nicht mit dem thatsächlich vorhandenen Material versucht werden, sondern Hess sich nur durch neue Beobach- tungen erwarten. Es handelte sich hierbei ziemlich einfach um die Bedeutung der Nuclei und Nucleoli und es war die Hoffnung vorhanden, hierüber durch die Untersuchung der Fortpflanzungs- erscheinungen ins Klare zu kommen. In Anbetracht des so eigenthümlichen Baues des Nucleus der Infusionsthiere , der von dem der meisten Zellkerne so bedeutend abweicht, konnte aus der Beschaffenheit des normalen Nucleus kaum irgend ein sicherer Beweis für seine Natur gezogen werden, denn dass er sich z. B. stärker als das umgebende Plasma tingirt, dürfte doch nur wenig bedeuten, da sich dies zum Theil wenigstens schon durch seine grössere Dichte erklärt. Dass er sich bei der Theiluug des Infusors ebenfalls, nicht vorher, wie Häckel will, tlieilt, ist gleichfalls ohne Belang, da die Beziehungen des Zellkernes zur Theilung bis in die — 159 — neueste Zeit so wenig auft,'ek]ärt waren, dass viele Beobachter jegliche Beziehungen dieser Art läugneten. Aus den Beobachtungen über die Conjugation der Ciliaten folgt nun aber die Bedeutung des Nucleus einfach und sicher. Wir haben oben die Nucleoli als echte Zellkerne erkannt, an deren morphologischem Werth sich nicht zweifeln lässt, und haben nun, um die Bedeutung des Nucleus zu finden, uns nur daran zu erinnern, dass sich in den beiden ara vollständigsten untersuchten Fällen, bei P. Bursaria und Stylmiichia Mytilus nämlich, durch Auswachsen eines Nucleolus, eines echten Zellkernes, der Nucleus bildet. Wir haben also hier den sicheren Beweis zu liefern vermocht, dass der Nucleus nichts weiter als ein zu einer anseiinlichen Grösse herangewachsener und dabei in seiner Masse bestimmt modificirter Nucleolus, also gleichfalls ein echter Zellkern ist. Eine weitere Bestätigung hat dieser, Befund noch dadurch erfahren, dass sich die vermeint- liche vom NucleuS ausgehende Fortpflanzung, die im Verlaufe der Conjugation eintreten sollte, bei keinem der näher hierauf untersuchten Infusiousthiere constatiren Hess, dass hingegen bei drei Arten der sichere Nachweis der parasitischen Natur der Embryonen gelang. Ich glaube hier noch einmal besonders darauf aufmerksam machen zu müssen, dass man nicht die, nachweislich bei verschiedenen Infusorien nach stattgefundener Conjugation ausgeschiedenen Nucleuskugeln als Fortpflanzungskörper betrachten darf, da, wie ich bei Stylonichia 3Iytilus zeigte, dieselben sehr bald vergehen und mit Sicherheit sowohl bei Stylonichien wie Paramaecien constatirt werden konnte, dass sich keine junge Brut in dem Wasser entwickelt, in welches eine grosse Zahl von Thieren ihre vermeintlichen Eier abgelegt hatten. Es wäre jedenfiüls auch eine sehr sonderbare Fortpflanzungsart, durch welche z. B. bei ColpicUum Colpoda und Glaucotna scmtillans je nur ein Ei bei jedem FortpflanzungSiict zur Entwicklung käme. In neuester Zeit will jedoch Everts (74) einen vom Nucleu.s ausgehenden Fortpflanzungs- process bei Vortkella nebulifera gefunden haben , der während der Encystirung vor sich gehe. Der Nucleus der enc.stirten Thiere soll durch Absclmürung in sechs bis zehn Kugeln zerfallen , welche alsbald frei im Innern der G.vstenhüllo undirrtreiben. Schliesslich sollen diese Kugeln aus der Cystenhülle hervorgehen und sich nach einiger Zeit in ein der Trichodiva (jrandinella Ehrbg entsprechendes Thier verwandeln, welches sich durch Theiiung vermehrt, endlich festheftet, einen Stiel ausscheidet und in eine echte Vortkella nehidifcra übergeht. Everts gibt an, diesen Prozess an einem und demselben aus der Cyste hervor- gegangenen Kugelchen verfolgt zu linhen, so dass vorerst kein Zweifel an der Richtigkeit der Beobachtung gestattet ist. Hingegen scheint es mir nicht erwiesen, dass üeber einige Rhizopoden und verwandte Organismen.« Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. 12, pag. 15) bespricht Cienkowski auch die gelegentliche Vielkernigkeit eines der von ihm geschilderten Rhizopoden, ohne jedoch ebenfalls die Bedeutung dieser interessanten Erscheinung angeben zu können (vergl. pag. 43). Vou Wichtigkeit erscheint es aber, dass es Cienkowski schien, als wenn die Vermehrung dieser Kerne unabhängig von dem Mutterkern sich vollziehe , womit in Ueberein- stimmung wäre, dass nach C i e n k o w s k i auch bei der Theilung dieser und verwandter Organismen {Chlamy- dophrys stercorea, Cienk. pag. 41, Lecythium hyalinum, Hertw. u. L. pag. 39 uni Microgromia soeialis, Hertw. pag. 36) ein zweiter Zellkern unabhängig von dem alten auftritt. Dasselbe findet sich ohne Zweifel auch bei der vou mir geschilderten Fiiili)tlanzuugsweise der ÄrceUa vulgaris (Vergl. 80). — 165 — Was mich zuerst auf dieses interessante Geschöpf näher aufmerksam machte, war, dass ich bei der Untersuchung eines derselben nicht einen, sondern eine Unzahl kleiner Kerne traf. Dies brachte mich zuerst auf die Vermuthung, dass ich eine zweite Art des Greeff'schen Genus Felomyxa gefunden hätte; als ich jedoch meine Beobachtungen weiter fortsetzte, so fand ich bald, dass das Vorkommen so zahlreicher (100 — 200) kleiner Kerne keineswegs eine regelmässige Erscheinung bei diesen Organismen ist, sondern dass sich alle Uebergangs- stufen von diesem Zustand bis zu dem einkernigen nicht selten in einem und demselben Gewässer nebeneinander finden. Dabei zeigte sich die interessante Thatsache, dass die Zahl der Kerne zu ihrer Grösse im umgekehrten Verhältniss steht. • Ich habe nun, um mich über diese Beziehungen zwischen Zahl und Grösse der Kerne zu orientiren, eine Anzahl Zählungen und Messungen angestellt und aus denselben schliesslich die Gesammtvolumina der resp. Kern- massen berechnet, indem ich die kleinen, gewöhnlich völlig runden Kerne als Kugeln berech- nete, bei den in geringerer Zahl vorhandenen, grösseren hingegen, die fast immer elliptische Umrisse haben, das Volumen gleicli einer Kugel von ihrem mittleren Durchmesser setzte. Diese Messungen und Rechnungen lieferten mir nachstehende, kleine Tabelle: Durchmesser. . . . 0,0085 Mm. . . . 0,014 » . . . 0,021 » grösster . . . 0,035 » . . . 0,037 » . . . 0,046 » . . . 0,096 » Die für die Kernvolumina erhaltenen Werthe gelten natürlich nur im Grossen und Ganzen und was sich aus dieser Tabelle scheinbar sogleich schliesseu lässt, ist eine Zunahme des abso- luten Kernvolumens, Hand in Hand gehend mit der Grössenzunahnie derselben, trotz der Ver- minderung ihrer Zahl. Gerade dieser Schluss scheint jedoch bei näherer Berücksichtigung der Verhältnisse sehr unsicher. Die Untersuchung der grösseren Kerne zeigt nämlich, dass die- selben nie die Gestalt von Rotationskörpern besitzen, sondern sehr stark abgeplattet sind, wie dies ja auch bei der meist so flachen Ausbreitung der Amoebe und unter den Bedingungen der Untersuchung natürlich erscheint. Die Kerne zeigen sich daher dem Beobachter fast immer von der flachen Seite und die hierauf basirten Rechnungen müssen demnach stets viel zu hoch ausfallen, so dass ich der I. 108 Kerne n. 25 » lU. 9 » IV. 4 » V. 3 » VI. 2 » VII. 1 K e rn V 0 1 u m. 0,345 Cb. Mm. 0,350 » » 0,436 y » kleinster 0,032 Mm. 0,756 » » — » 0,795 » J> 0,039 » 0,776 » » 0,046 » 1,874 » » — 166 — Meinung bin, dass die in IV- — VI erlialteuen, doppelt so grossen Volumina als in I — III, sich wohl allein durch die so beträchtliche Abplattung der Kerne erklären können. Das grosse Volum des einfachen Kernes VII scheint jedoch kaum allein durch diesen Umstand erklärlich. Viel wichtiger erscheint mir daher die nahe Uebereinstimmung der Volumina der Kerne in I — III, wo ihre Zahl zwischen 9 und 108 schwankte und ihre Gestalt gewiss noch annähernd kugelförmig ist. Interessant bleibt fernerhin doch noch die gleichfalls sehr nahe Uebereinstimmung der Volumina in IV — VI, wo die Kernzahl zwischen zwei bis vier schwankte. Immerhin mag es der Fall sein, dass das gesammte Kernvolum sich entsprechend der Abnahme der Kernzahl noch etwas vergrössere. Hin- sichtlich der Fi-äge jedoch, ob die kleinen Kerne durch einen Zerfall der grossen oder umgekehrt diese durch Vereinigung der kleinen hervorgehen, gestatten uns die erörterten Beziehungen zwischen Grösse, Zahl und Volum der Kerne bis jetzt keine sicheren Schlüsse zu ziehen, nur das eine lässt sich wohl behaupten, dass nämlich ein derartiger Zusammenhang existiren muss. Theilungszustände der Kerne habe ich nicht nachzuweisen vermocht; zwar kleben die kleinen Kerne nach ihrer Isolation oft in zweifacher oder vielfacher Zahl zusammen, jedoch schien mir dies nur eine künsthch hervorgerufene Erscheinung zu sein. Die grossen Kerne zeigen häufig sehr unregel- mässige Faltungen im lebenden Thier, welche jedoch nach Austritt der Kerne in das umgebende Wasser völlig schwinden. Dagegen muss ich hervorheben, dass der Fundort, von welchem ich die A. prlnceps hauptsächlich bezog, mir ursprünglich nur Thiere mit vielen kleinen Kernen lieferte, späterhin jedoch eine grössere Zahl solcher mit wenigen grossen Kernen. Ehrenberg und Dujardin hatten die Kerne der Ä. prhweps nicht erkannt; Auerbach*) hat Thiere mit ein bis zwei Kernen gesehen und beschrieb auch einen bis- quitförmigen Kern (1. c. Tat". XXII. Fig. 9. d), welchen er als in Theilung begriffen betrachtet; dass jedoch derartige Kernformen, wie sie bei der Unregelmässigkeit der Gestalt der grösseren Kerne leicht einmal vorkommen können, ganz und gar keine Sicherheit hinsichtlich eines Theilungs- vorganges verleihen, brauche ich kaum besonders zu bemerken, um so mehr, als es nach unseren jetzigen Kenntnissen des Theilungsprocesses der Kerne sehr unwahrscheinlich ist, dass die Kerne der Amoeben so glattweg zerfallen werden. Waliich (89) beschrieb 1863 eine vermeintlich neue Art als A. villosa, die jedoch, wie Carter später sehr richtig bemerkte, gewiss nichts weiter als die A. prineeps war. Er fand bei ihr gewöhnlich nur einen Nucleus, jedoch unter gewissen Bedingungen, wie er glaubt, auch zwei und drei, die durch eine Theilung des einfachen Kerns hervorgegangen sein sollten, ohne dass jedoch hierfür genügende Beweise beigebracht worden wären (1. c. p. 438). Dennoch *) Ueber die Eiiizelligkeit di.T Amoeben. Zeitschr. 1'. wiss. Zool. Bd. VII. pag. 407. — 167 — hat er jedenfalls auch Zustände mit vielen kleineu Nuclei gesehen, denn zuweilen sollte der_ Nucleus in eine grosse Zahl körniger Kugeln ohne Hülle zerfallen (p. 3G5), welche Kugeln gewiss nichts Anderes als die kleinen Nuclei waren. Carter hat etwa gleichzeitig (90) auch die A. princeps untersucht und glaubte bei ihr einen Fortpflanzungsprocess gefunden zu haben, ähnlich wie er ihn früher schon für A. verrucosa nachgewiesen haben wollte. Aus dem Nucleus der jungen Amoebe soll durch allmälige Theilung eine grosse Zahl, bis mehr als 70 kleiner Fortpflanzungszellen hervorgehen, an welchen sich jedoch nie »a nucleus or anything like a germinal vessicle« sichtbar machen Hess. Der Durchmesser dieser vermeintlichen Zellen betrug 0,014 Mm., war also übereinstimmend mit den Verhältnissen der von mir gesehenen, kleinen Kerne. Zuweilen soll jedoch diese Theilung des ursprünglichen Nucleus nicht eintreten, sondern derselbe sich vergrössern und deutlicher granulirt werden, bis er schliesslich in der ausgewachsenen Amoebe eine ovale und abgeplattete Gestalt und eine Länge von 0,0507 Mm. erreiche. Carter vermuthet, dass hier die Nucleusmembran schliesslich zerstört würde und die eingeschlossenen Granula des Nucleolus als Fortpflanzungskörper hervorträten. Wir sehen also, dass Carter schon vereinzelte Zustände der -4. ^riHceps gesehen, jedoch ihre Nuclei in der von ihm so häufig behebten Weise mit der Fortpflanzung in Zusammenhang gebracht, sowie ihnen ihre wahre Natur streitig gemacht hat.*) Auch Stein giebt schon an (68; p. 10), dass er bei A. princejis sechs bis zehn grosse, ovale Kerne gefunden habe. Die Kernverschmelzungen gewisser mehrkerniger Infusorien (O.xytrichinen) vor der Theilung haben keine Bedeutung hinsichtlich der uns hier beschäftigenden Frage, da ja, wie oben im Anschluss an Balbiani gezeigt wurde, diese vermeintlich isohrten Kerne durch sehr feine Verbindungsstränge noch in Zusammenhang stehen. Dagegen glaube ich das Vorkommen von Kernverschmelzungen bei den aus der Conjugation hervorgegangenen Individuen von P. Bursaria und Euplotes Cliaron nahezu gewiss gemacht zv. haben, weniger sicher bin ich in dieser Beziehung bei P. Aurclia und xnärinum. So mangelhaft auch die uns Ijis jetzt vorliegen;Ien Thatsachen noch erscheinen, so dürfte doch wohl zu vermuthen sein, dass Kernverschmelzungeu bei den Protozoen nicht zu den ungewöhnlichen Erscheinungen gehören und vielleicht eine wichtige Rolle im Leben dieser Organismen spielen. *) Auf die Streitigkeiten, die sich hinsichtlich der A. princeps hierauf zwischen Wallich und Carter erhoben (Ann. and magaz. of nat.j history 3 ser. T. 12. p. 111; 329 u. 198), gehe ich hier nicht näher ein, da durch sie kein neuer Punkt von Bedeutung zu Tage geföi'dert wurde. — 168 IV. Kapitel. Allgemeine Betrachtungen und Rückblicke. 1. Abschnitt. Entwicklungsvorgänge in der befruchteten Eizelle bis zur Ausbildung der Furchungskugel erster Generation. Ueber die allerersten Entwicklungsvorgänge der befruditeten Eizelle war bis vor kurzer Zeit relativ wenig bekannt. Als das Wichtigste darunter erschien das Verschwinden des Keimbläschens, des ursprünglichen Eikern's, wiewohl auch dieser Vorgang keineswegs allseitig verbreitet und der verschiedensten Deutung fähig zu sein schien, so dass noch im Jahre 1870 E. van Beneden in sehr eingehender Weise, jedoch ohne hinreichende Beweise, die These vertheidigen konnte : dass die Kerne der Furchungskugeln directe Descendenten des Keimbläschens seien (13). Diejenigen Forscher aber, welche das völlige Verschwinden des Eikerns behaupteten, wichen dennoch sehr von einander ab, wenn es sich darum handelte, die Bedeutung dieses Vorgangs festzustellen. Die einen verlegten ihn vor die Befruchtung und betrachteten den- selben etwa als das letzte Stadium der Reifung des Eies ; die anderen hingegen sahen in dem Verschwinden des Keimbläschens eine Wirkung der Befruchtung, rechneten dasselbe daher schon zu den ersten Entwicklungsvorgängen und deuteten zum Theile mit Hackel diesen Vorgang als einen Rückschlag in das ehemalige Cytodenstadium der ersten Organismen. Jede dieser Ansichten hatte ihre besonderen, auf Beobachtungen sich stützenden Gründe für sich, eine Einigung Hess sich daher schwerlich erzielen, ohne dass neue, thatsächliche Einblicke in das Wesen der stattfindenden Vorgänge gethau worden waren. Nach meinen Erfahrungen nun, die ich in mehreren Stücken durch die Beobachtungen anderer Forscher zu ergänzen im Stande bin, werden sich , wie ich glaube , wenigstens ein Theil der Widersprüche befriedigend lösen, wenn wir auch natürlich noch nicht bis zu einem völlig klaren Durchschauen alier der hier in Frage tretenden Verhältnisse durchgedrungen sind. Ich erinnere hier zunächst an eine Beobachtung von Fr. Ratzel, der 1869 fand, dass in den zum Ablegen reifen Eiern von Tubifex das Keimbläschen sehr wesentliche Ver- änderungen erfahren hat (.S4; p. 565; Taf. XLII. Fig. 5). Er bemerkt hierüber: »Die Ver- änderungen des Keimbläschens erstrecken ' sich nur insofern auf die äussere Form, als in den Eiern, welche zur Ablage reif sind und durchschnittlich 0,4—0,5 Mm. im Durchmesser iiaben, e.<; seine bisher innegehabte und durch die membranöse Hülle gegen den Dotter scharf abgegränzte Kugelform aufgiebt und zu einem länglichen Körper wird, der in seiner grössten — 169 — Axe bis 0,1 Mm. Durchmesser erreicht. Dieser Körper hat eine bedeutende Cohärenz und ist von sehr elastischer Beschaffenheit, indem er bei Ausfliessenlassen des Eiinhaltes durch Anwendung gelinden Druckes unter vollständiger Beibehaltung seiner Form und Grösse aus der Eihaut hervortritt ; in Bezug auf seine Zusammensetzung zeigt er die eigenthümliche Erscheinung, dass sein mittlerer Theil im Vergleich mit den Polen kugelförmig angeschwollen ist und eine meridionale Streifung zeigt, die bei näherer Betrachtung sich als das Resultat des Vorhandenseins einer häutigen Hülle an dieser Stelle erweist. Da der übrige Theil dieses Körpers, des modificirten Keimbläschens, keine Spur von Hülle aufweist, die mediane Anschwellung aber auch in ihren Grössenverhältnissen sehr gut mit dem Keimbläschen stimmt, so möchte die ganze Bildung zu betrachten sein als entstanden durch Anlegung von Plasmamassen an zwei entgegengesetzten Polen des Keimbläschens.« Ratzel selbst deutet also schon nur die mediane Anschwellung, die deutlich gestreift — faserig erscheint, als das metamorphosirte Keimbläschen. Was die helle Masse vorstellt, die sich demselben beiderseits angelagert hat, scheint bis jetzt nicht recht klar. Wir sehen jedoch aus dieser Beobachtung, dass schon vor der Befruchtung und Eiablage das Keimbläschen von Tubifex sich in die, von mir aus den Eiern von Nephelis näher beschriebene Kernspiudel metamorphosirt. Zugleich bietet uns die Ratzel 'sehe Beobachtung eine sehr willkommene, fernere Bestätigung, dass diese Kernspindel wirklich das metamorphosirte Keimbläschen sei, obgleich dies auch durcii meine Beobachtungen am Ei des Gucullanus clcgans, wo sich das Keimbläschen nach der Befruchtung noch einige Zeit in seiner frühereu Beschaffenheit erhält, ausreichend bewiesen worden ist. Die gleiche Umbildung erfährt das Keimbläschen auch im Ei der Schnecken. Mit dieser Metamorphose des Eikerns, welche absolut mit derjenigen überein- stimmt, welche jeder Furchungskern im Beginne seiner Theilung erfährt, bildet sich jedoch auch um jedes Ende der Keimbläschenspindel eine strahlenförmige Anordnung der Dötterkörner aus, welche sich durch einen grossen Theil des Dotters erstreckt, so dass es ganz das Aussehen erhält, als wolle derselbe sich theilen. Das Centrum einer jeden Strahlung wird auch hier durch einen hellen Hof eingenommen. Die so getroffenen Vorbereitungen zur Theilung des Keimbläschens und, wenn man will, auch des Dotters, kommen jedoch nicht zu ihrem Ziel, indem nun das Keimbläschen rasch zur Oberfläche des Dotters geschoben wird. Bei Nephelis und den Schnecken tritt es mit mehr oder weniger senkrecht zur Dotteroberfläche gerichteter Längsaxe aus dieser heraus und formirt sich sogleich durch Abrundung und bei Nephelis sicherlich auch Quellung zu den sogenannten 22 - 170 — Richtungsbläschen. Bei Cucullanus hingegen bleibt die an die Dotteroberfläche getretene Keimbläschenspindel wohl noch eine Zeit lang unverändert auf dieser hegen, um sich hierauf erst in die beiden Richtungsbläschen umzubilden. Hier geschieht diese Umbildung, umgekehrt wie bei Nephelis, unter beträchtlicher Abnahme des ursprünghchen Volum's. Der einmal durch Bildung der Kernspindel eingetretene Theilungsprocess des Keimbläschens schreitet aber bei den Schnecken und Nephelis schon innerhalb des Dotters weiter fort, so dass es bei den ersteren als ein durch einen feinen Stiel zusammenhängendes Doppelbläschen , bei Nephelis hingegen iu einer, nach den seitherigen Erfahrungen nicht ganz verständlichen Weise in Gestalt dreier, durch kurze Verbindungsstielchen zusammenhängender Bläschen ausgestossen wird. Auch bei Cmullanus elegans ist mit der Bildung der Richtungsbläschen durch Umformung der Keim- bläschenspindel eine Theilung verknüpft, so dass auch hier die Richtungsbläschen im frühesten Stadium ihrer Bildung ganz genau denselben Bau wie die der Schnecken besitzen, nämlich die Formation eines schon in der Theilung weit fortgeschrittenen Furchungskernes. Durch diese Beobachtungen halte ich es für sicher erwiesen, dass die sogenannten Richtungsbläschen des Schnecken-, Nematoden- und Hirudineen-Eies das ausgestossene Keim- bläschen darstellen und zwar, wie ich nochmals besonders betonen will, höchst wahrscheinlich das gesammte Keimbläschen, denn keine meiner Beobachtungen deutet darauf hin, dass irgend ein Rest desselben zurückbleibe, ausgenommen allein flüssige Bestandtheile, die während der Metamorphose zur Spindelform ausgetreten sind. Die Gründe, welche mich früher veranlassten, für einige Zeit der Ansicht zu huldigen, dass die Richtungsbläschen den ausgestossenen Keimfleck dar- stellten, habe ich schon im speciellen Theil hinreichend auseinandergesetzt, es wai-en dies zum Theil die Wahrnehmungen am lebenden Ei, welche auch schon frühere Beobachter der Richtungs- bläschen zu dieser irrigen Ansicht verleitet hatten und dann meine ursprünglich falsche Auf- fassung der streifigen Kernspindel als umgewandelter Kernkörper. Die Frage nach der Bedeutung der Richtungskörper hat in letzterer Zeit durch die vorzüglichen Beobachtungen von 0 eil ach er zuerst wieder ein erhöhtes Interesse erhalten und ist daher auch mehrfach einer ziemlich eingehenden Erörterung unterzogen worden, wobei denn auch die historische Entwicklung unserer Kenntnisse von diesen Gebilden zum Theil ausführlich besprochen wurde (vergl. z. B. Flemming 27 und hinsichtlich der Mollusken namentlich Fol 35). Ich halte es daher nicht für angezeigt, nochmals eine Recapitulation aller der älteren Arbeiten über diesen Gegenstand hier zu geben, sondern beschränke mich auf einen kurzen Ueberblick. — 171 - Der Entdecker dieser Körpevchen ist bekanntlich Carus,*) er fand sie 1824 bei Lim- naeus; bei den Mollusken wurden sie hierauf weiterhin beschrieben von Dumortier, J. van Beneden und Windischmann (Limax u. Äphjsia),**) Kölliker (Doris), Nordmann? {Tergipes) ***), Fr. Müller {PonioUmax), Quatrefages (Teredo) , J. R e i d (verschiedene Gyranobranchen), W a r n e c k (Limnaeus und Limax) , Karsch, Rathke, Lov6n (bei Crenella, Cardium, Solen, Patella), Koren und Danielssen {Buccinum und Purpura), L e y d i g {Paludina,)-\) Lacaze-Duthiers {Dentalmm und Vermeius). Die erste Kennt- niss der Richtungsbläschen der Pteropodeu verdanken wir G e g e n b a u e r {Hyalaea gibhosa) ; hinsichtlich der Heteropoden hat wohl zuerst R. L e u c k a r t auf ihr Vorkommen bei Firoloides aufmerksam gemacht (vergl. 38 ; pag. 65, Anmerkung). Im Ei der Hirudineen fand sie wohl zuerst Frey bei Nephelis, später Rathke und Leuckart ebendaselbst, Robin bei Clepsine. Bei den Ohgochaeten fanden sie R a t z e 1 und Warschawsky, später auch Kowalewsky bei Lumbricus. Unter den Polychaeten beobachtete sie Quatrefages bei Sabellaria, Claparede und M e z n i k o f f bei verschiedenen Gattungen. Bei Phascolosoma hat sie neuerdings S e 1 e n k a aufgefunden (39). Bei den Nematoden wurden sie zuerst von Reichert entdeckt, späterhin auch von Claparede (?) und Schneider beschrieben. •) Da mir die Abhandlung von Carus leider unzugänglich blieb, so berufe ich mich auf Lovön, der Carus die erste Entdeckung der Richtungsbläschen bei den Mollusken zuschreibt (vergl. Loven, 1. c. Arch. f. Anatomie u. Physiol. 1848. pag. 538). **) Pouchet's Beobachtungen an Limnaeus betrafen abnorme Erscheinungen. ***) Eine sichere Beurtheilung der Beobachtungen Nordmann's an Tergipes Edwardsii (vergl. den Auszug von C. Vogt. Ann. d. sc. nat. III ser. T. V. pag. 109) ist vorerst nicht möglich. Ein Theil der Nordmann 'sehen Angaben hinsichtlich der aus dem Dotter in Mehrzahl entspringenden Bläschen erhält, vfie auch schon Fol bemerkt (35; pag. 24), durch die S e 1 e nka'schen Beobachtungen an Tergipes daviger (Entwicklung des T. daviger l" part. Niederl. Arch- f. Zool. Vol. I. pag. 1—10, 1871, siehe auch 39) eine erwünschte Aufklärung. Welcher Natur das Bläschen ist, das nach N o r d m a n n (1. c, pag. 147) erst nach vollendeter Furchung aus dem maulbeerförmigen Dotter austritt, ist kaum zu sagen; jedenfalls ist es dem Richtungsbläschen der übrigen Mollusken nicht vergleichbar, denn ich kann mich unmöglich der S e m p e r '• sehen Ansicht (44; pag. 12) anschliessen, dass das Richtungsbläschen auch wohl einmal erst nach abgelaufener Furchung austreten könne. Bezüglich dieses Bläschens findet sich bei S e 1 e n k a keine Bemerkung. Dagegen sagt er (1. c. pag. 2): »Zwei oder auch ein, zuweilen auch drei Richtungsbläschen wurden fast ausnahmslos schon sehr frühe bemei-kt, schon, wenn erst sechs Kugeln (Furchungskugeln) gebildet waren.« Dieselben sollen durch Abschnürung aus den ersten Furchungskugeln entstehen und echte Zellen sein. Ich kann daher die Frage nach den Richtungsbläschen von Tergipes nicht als gelöst betrachten. t) Zeitschrift f. wiss. Zoologie Bd. II. pag. 128. Hier sollen die Richtungsbläschen dieselbe violette Farbe haben wie der Dotter; die Bedeutung der von Leydig gesehenen Körperchen scheint mir daher noch nicht ganz klar. 1 1 — 172 — Desor (41) bat sie bei Nemertes gesehen. Was neuerdings G. Di eck (42)*) bei einer parasitischen Xemcrtine der Gattung CepJialothrix beschrieben liat, gehört sicher nicht hierher, sondern zu den abnormen Ablösungen von Furchuugszelleu, wie sie von Selenlia (1. c.) näher beschrieben worden sind. Bei Oucumaria hat Selenka (40) die Ausstossung eines Richtungsbläschens beobachtet. Von den Coelenteraten ist hinsichtlich der Ausstossung eines Richtungsbläschens fast nichts bekannt; Kleineuberg (43; pag. 46) will jedoch bei Hydra vor der Befruchtung die Aus- pressung einiger Plasmakügelchen aus dem Dotter beobachtet haben, die er als bedeutungslos für die fernere Entwicklung der Eier betrachtet und mit den sogenannten Richtungsbläscheu der übrigen Thiere identificirt. Der Umstand jedoch, dass in diesen Plasmakügelchen meist eine Pseudozelle (Dotterkorn) eingebettet ist, macht es mehr wie wahrscheinlich, dass dieselben nichts mit den eigentlichen Richtungsbläschen verwandtes haben.**) Bei den Tunicateu ist meines Wissens bis jetzt nichts von Richtungsbläschen beobachtet worden, doch hat Semper neuerdings versucht (44), die von der Oberfläche des Dotters der Ascidieneier im Augenblick der Furchung oder schon vorher sich ablösenden sogen. Testazellen***) mit den Richtungsbläschen, namentlich denen des Schneckeneies, zu identificiren. Ein solcher Vergleich muss jedoch jetzt, wenigstens in morphologischer Hinsicht, ganz unmöglich erscheinen, wie auch Semper für den Fall, dass die Richtungskörper des Schneckeneies wirklich das Keimbläschen seien, zugesteht. Doch möchte er die Vergleichuug dieser Gebilde auch dann noch nicht aufgeben und zwar wegen ihrer physiologisch gleichen Bedeutung, indem das *) Dieck schreibt Joli. Müller die erste Entdeckung der Richtungsbläschen bei Eutoconcha miräbüis zu. Müller hat jedoch hei diesem Thier gar keine Richtungsbläschen beobachtet. Die Bezeichnung „Richtungsbläschen" stammt von Fritz Müller her. (Vergl. Arch. f. Naturgesch. 1848. I. p. 1.) **) Ganz eigenthümlich lauten die Beobachtungen eines gleichfalls sehr genauen Forschers, P. E. Müller, (117) in Bezug auf das Schicksal des Keimbläschens einer Siphonoi)hore (Hippopodius Intens, C. Vogt). Hier soll das Keimbläschen schliesslich schwinden, der Keimfleck jedoch am Rande des sogenannten Mikropylhofes zurückbleiben, d. h. an der Stelle, wo die Spermatozoon wahrscheinlich zu den Eiern gelangen. Der Zutritt dieser letzteren wurde nicht direct beobachtet, man findet jedoch in der Flüssigkeit des Mikropylhofes häufig zwei bis drei amoebenähnliche Körperchen, die Müller als umgewandelte Spermatozoen deutet. Diese sollen schliesslich mit dem K e i m f 1 e c k in Verbindung treten, jedoch nicht mit ihm verschmelzen und so die Befruchtung vollziehen. Diese Schilderung steht so isolirt gegenüber allen seitherigen und auch den Ergebnissen meiner For- schungen, dass ich nicht im Stande bin, sie für oder wider die hier besprochenen Fragen zu verwerthen oder sie mit anderweitig bekannten Verhältnissen vergleichen zu können. ***) Uebrigens hält K o w a 1 e w s k y in seiner neuesten Arbeit (»Ueber die Entwicklungsgeschichte der Pyrosoma,* Arch. f. mikrosk. Anatomie Bd. II. pag. 606) an seiner früheren Ansicht fest, dass die Testazellen nicht von dem Dotter, sondern vom Follikelepithel herstammten. - 173 — Wesentliche dieses Vorganges in beiden Fällen eine Defäcation, eine Befreiung der Eizelle von unbrauchbar gewordenen Stoffen sei. Bei dieser Betrachtungsweise ist jedoch nur die That- sache des Ausstossens richtig, die Deutung der Vorgänge als eine Entfernung unbrauchbar gewordener Theile lüugegen Annahme, die sich um so weniger rechtfertigen lässt, als Semper selbst nachweist, dass die sogenannten Testazellen (tropfen) sich künstlich durch Einwirkung des Seewassers auf Eierstockseier hervorrufen lassen. Der Grund ihrer Entstehung wäre also hiernach ein ganz äusserlicher, der sich mit einer für die Eizelle wichtigen Defäcation kaum vergleichen liesse. Andererseits ist jedoch auch durch nichts bewiesen, dass das Keimbläschen gewissermaassen eine Kloake zur Ablagerung des ünraths der Eizelle darstelle. Weder Aus- sehen, noch irgend etwas anderes spricht dafür, ebensowenig wie man die Ausstossung eines so wichtigen und wesentlichen Bestandtheiles der Zelle überhaupt dem Begriffe der Defäcation unterordnen könnte, bei dem es sich um die Ausstossung von Nahrungsresten oder Secreten, nie jedoch um die Entfernung eines wichtigen Körpertheils handelt. Auch Selen ka bespricht die Ausstossung des Richtungsbläschens in ähnlichem Sinne, indem er es mehrfach den K'oth der Zelle nennt. Weil der Kern der Eizelle selbst seine Rolle ausgespielt hat und durch einen neuen ersetzt wird, kann man ihn doch unmöglich als Koth der Zelle bezeichnen. Auch F o 1 spricht sich neuerdings in ganz ähnlicher Weise aus (35; pag. 27), er sagt: »II peut d'etre important pour le vitellus de se döbarasser de certaines matieres devenues superflues; et la sortie de ces matieres peut avoir iieu en un point determine et constant, sans que nous soyons obliges d'y voir d'autre chose, qu'une simple excretion.« Gar keine Kenntniss haben wir von dem Vorkommen der Richtungsbläschen bei Räderthieren und Arthropoden;*) hinsichtlich letzterer gibt jedoch Di eck (1. c. pag. 512) an, dieselben bei Ilaja und Carcinus gesehen zu haben, ich kann aber dieser Angabe aus den oben besprochenen Gründen kein völhges Vertrauen schenken. Bei den Wirbelthieren hingegen sind sie jedenfalls sehr verbreitet, oder vielmehr ganz all- gemein, da hier ohne Zweifel ein fundamentaler Vorgang vorliegt. Die ersten sicheren Beobachtungen hierüber rühren von Bisch off her, der sie beim Hund, Meerschweinchen, Kaninchen und Reh auffand; in neuerer Zeit hat sie E. v. Beueden *) Dass die sogen. Polxellen des Insecteueies gar nichts mit den Richtungsbläschen zu thun haben, erwähne ich hier nur desshalb, weil Flemming (27) dieses noch für eine offene P'rage hält. Meznikoff's Beobachtung, dass dieselben in den Embryo aufgenommen und zur Bildung der Geschlechtsorgane verwendet werden, halte ich für völlig richtig. — 174 — auch bei Vespertilio nachgewiesen.*) Bei den Fischen hat Oellacher sie uns von der Forelle kennen gelehrt und für das Hühnchen ihr Auftreten wenigstens sehr wahrscheinhch gemacht. Schon früher jedoch, im Jahre 1864, wurde das Austreten eines oder zweier Richtungs- bläschen aus dem befruchteten Dotter von Tetromyzon Planen und fluviatilis von A. Müller (113) ziemlich eingehend beschrieben und in directe Parallele gebracht mit dem Hervortreten entsprechender Gebilde aus dem Dotter der Wirbellosen und der Säugethiere. Direct unterhalb der Stelle der Dotteroberfläche, aus welcher diese Eichtungsbläschen hervortreten, liegt im befruchtungsfähigen Ei das Keimbläschen. Eine bestimmte Ansicht über die Bedeutung der ausgestossenen Tröpfchen oder Bläschen äussert Müller nicht ; er hat folgende Deutung für die von ihm beobachteten Vorgänge. Nach der Befruchtung tritt das Keim- bläschen durch die Oeffnung eines eigenthümlichen Gebildes, das ihm wie ein Deckel aufsitzt und in die Dotteroberfiäche hineinragt, hinaus auf die Dotteroberfläche in Gestalt eines Cylin- ders, von dem sich nun ein oder auch zwei Richtungsbläschen abschnüren; später sinkt es zurück und tritt durch die Oeffnung des Deckels wieder in den Dotter ein, um zum Kern der ersten Furchungskugel zu werden (Ist diese Oeffnung des sogenannten Deckels vielleicht das- selbe wie das sogenannte Dotterloch des Amphibieneies?). Hinsichtlich ihres Auftretens bei den Amphibien scheinen mir die älteren Beobachtungen von Bär **) und die späteren von M. Schnitze und B a m b e k e doch nicht einen so hohen Grad von Sicherheit zu gewähren, dass sich hierauf bestimmte Schlüsse auf- *) Die Riclitnnfcsbläschen eines Wirbelthiereies wurden zuerst von M. Barry 1840 bei dem Kaninchen beobachtet, ohne dass er jedoch bezüglich ihrer Entstehung zu einer richtigen Vorstellung gelangt wäre. Seine Erklärung der Entstehung dieser Körpercheu steht im innigsten Zusammenhang mit seinen wunderlichen, für die jetzige Generation kaum mehr recht verständlichen Vorstellungen von den Entwicklungsvorgängen im Dotter, auf die näher einzugehen hier zu weit führen würde (vergl. M. Barry: Kesearches in Embryology. Third series. Philosoph. Transact. of the Roy. soc. of London. 1840. p. 529. T. XXIV. Figg. 185—187, 193 etc.). Bischoff will die Richtungsbläschen auch beim Schaaf und Schwein beobachtet haben (114); der besonderen Umstände halber, unter welchen diese Beobachtungen angestellt wurden, werde ich erst weiter unten auf dieselben näher eingehen. In den Legons sur la physiologie T. VIII. pag. 396 gibt M i 1 n e - Edwards an, dass Vogt die Richtungsbläschen bei der Forelle beobachtet habe, er citirt Embryologie des Poissons. Wahrscheinlich ist hier die Embryologie des Salmones gemeint, worin sich jedoch nichts von einer derartigen Beobachtung findet. An gleicher Stelle findet sieh auch die Angabe, dass C o s t e das Richtungs- bläschen von Gasterosteus wahrgenommen habe ; das betreffende Werk »Developpement des etres organisest ist mir leider nicht zugänglich. **) Vergl. C. E. vou Bär „lieber Entwicklungsgeschichte der Thiere". 2. Theil p. 27, p. 27, p. 158, p. 292 ; ferner die Schrift Bär's „Die Metamorphose der Eier der Batrachier vor dem Erscheinen des Embryo und Folgerungen aus ihr für die Theorie der Erzeugung" in Arch. f. Anatomie u. Physiologie 1834. p. 481, — 175 — bauen liessen. So sehr ich auch mit dui- 0 e 1 1 a c h e r 'sehen Beobachtung (45) über den Austritt des Eikernes aus dem Ei harmonire, so bleibt doch ein Punkt, in welchem ich mit ihm nicht ganz übereinstimme und der mir auch aus seineu Beobachtungen nicht zu folgen scheint. Ich meine nämlich die Angabe, dass das Keimbläschen des Forelleneies schon vor der Befruchtung austrete. Unter den Abbildungen Oellacher's findet sich nur ein Durchschnitt durch ein unbefruchtetes Ei (Fig. 5) und dieser zeigt das Keimbläschen zwar dicht unter der Oberfläche des Keimes, jedoch noch völlig in ihm eingeschlossen. Ich muss dies letztere um so mehr annehmen, als ich mich der Oellach er'schen Ansicht bozüghch der dicken, radiärgestreiften Membran des Keimbläschens, die von Porenkanälen dmxhsetzt sein soll, nicht anschliessen kann. Nach der Oellach er 'sehen Auffassung soll sieh diese Membran in der Fig. 5 schon da, wo sie in der Oberfläche des Dotters liegt, geöffnet haben und sich bei weiterem Heraus- treten des Keimbläschens auf der Dotteroberfläche ausbreiten. Hinsichtlich der Bedeutung dieser Membran erweckt Oellacher schon selbst Zweifel, indem er pag. 15 darauf auf- merksam macht, dass wegen ihrer innigen Vereinigung mit dem Keim fast die Vermuthung entstehen könne, dass sie ein Produet des letzteren sei und das Keimbläschen durch sie nur abgekapselt werde. Dies ist nun auch meine Ansicht, diese Membran ist nur eine homogenere, radiärstreifige Partie des eigentlichen Biklungsdotters, die das Keimbläschen umsehliesst. Ich werde in dieser Ansicht noch mehr bestärkt durch das Vorkommen ähnlicher Umhüllungen des Keimbläschens in den Eiern anderer Wirbelthiere ; so beschreibt Eimer um das Keimbläschen des Ringelnattereies auf gewissen Stadien eine dicke, helle Hülle, die schön radiär gestreift erschien, doch liessen sich diese Streifen bis in den umgebenden Dotter verfolgen. Die hierzu gehörige Abbildung (46; Taf. XI. Fig. 3) zeigt, dass sieh keine scharfe Grenze zwischen dieser Hülle und dem Dotter finde. Die Streifung glaubt auch Eimer auf Porenkanäle zurückführen zu dürfen; ich möchte es hingegen für wahrscheinlicher halten, dass es sich hier nur um die uns bekannte, radiäre Anordnung feinster Dotterkörnchen handelt. In älteren Eiern war diese radiär gestreifte Hülle wieder geschwunden und nur eine einfache Haut um das Keim- bläschen zu sehen. Eine strahlige Beschaffenheit des Dotters scheint in Wirbelthiereiern noch häufiger vorzukommen; so entnehme ich Eimer (1. c. pag. 427 — 28), dass schon Eeichert einen radiärröhrigen Bau des Nahrungsdotters im Hechtei beschrieb, Pflüger eine solche im inneren Dotter des Katzeneies beobachtete.*) Da nun nach meiner Ansicht die streifige Keim- bläschenmembran des Forelleneies ein Dotterbestandtheil ist, so kann ich auch nicht zugeben, *) Vergl. auch die radiären Protoplasmastränge, die A. Schultz im Eierstocksei von Eaja oculata beschreibt. Zur Entwicklungsgeschichte des Salachiereies. Arch. f. mikrosk. Anat. 1875. Bd. 11. pag. 569. : — 176 — (lass auf dem Stadium der obenerwähnten 0 e 1 1 a c h e r 'sehen Fig. 5 das Keimbläschen schon im Begriff ist aus dem Dotter auszutreten, sondern es liegt nur dicht unter dessen Oberfläche. Die übrigen von Oe 11 acher untersuchten Eier, bei welchen mau das Keimbläschen schon deutlich aus dem Dotter herausgetreten findet, sind sämmtlich befruchtet gewesen. Auch aus den Beobachtungen Oe IIa eher' s am Hühnerei (I.e. pag. 17 und Stricker 's Laboratoriumshefte 1870*) scheint mir nicht zu folgen, dass das Keimbläschen schon vor der Befruchtung völlig aus dem Dotter ehmiuirt wird, sondei'n es tritt nur an dessen Oberfläche, bleibt jedoch noch in den Keim selbst eingesenkt. Aus den Beobachtungen von Bisch off und van Beneden geht nicht hervor, dass die Ausstossung der Richtungsbläschen bei den Säugethieren vor der Befruchtung stattfindet, sondern man könnte aus Bischoff's Beobachtungen am Hundeei den umgekehrten Schluss ziehen. Taf. I. Fig. 10 (47) bildet er ein Ei ab, welches einen halben Zoll von dem Uterus- ende im Eileiter gefunden wurde; dasselbe ist jedenfalls befruchtet, da es auf seiner Zona von Spermatozoon wimmelt ; dennoch ist der Dotter sehr wenig contrahirt und von Richtungsbläschen nichts sichtbar. Ebensowenig an den Eiern Figg. 7 u. 8 ganz aus dem Anfang des Eileiters. Das in Fig. 5 abgebildete Eierstocksei einer brünstigen Hündin zeigte an einer Stelle eine sehr regelmässige, concave Einsenkung des dunkelen Dotters und aus dieser schaut zur Hälfte das Keimbläschen hervor; dies Ei wäre nun ein überzeugender Beweis für den Austritt des Keimbläschens vor der Befruchtung, wenn die Deutung, die Bischoff dem gesehenen Bild gibt, eine richtige wäre. Dies, glaube ich, ist jedoch nicht der Fall ; die concave Einsenkung des Dotters scheint mir sehr vei'dächtig, ich glaube vielmehr, dass dieselbe sich durch die Ansammlung von hellem Protoplasma an der Stelle, wo das Keimbläschen der Dotteroberfläche zunächst liegt, erklärt, eine Erscheinung wie sie im Ei der Schnecken und gewisser Würmer gleiclifalls früher oder später eintritt. Diese Frage nach dem Austritt des Keimbläschens vor oder nach der Befruchtung ist jedenfalls der Mülie werth, näher erörtert zu werden, denn es stimmen alle vertrauenswürdigen Untersuchungen an wirliellosen Thieren darin überein, dass die Ausstossung erst nacii der Befruchtung stattfindet (der Fall bei Hydra, ist schon oben näher besprochen worden, wobei sich zeigte, dass es sich hier sehr wahrscheinlich gar niciit um Richtungsbläscheu handelt). Eine sicliere Beantwortung dieser Frage jedoch im Allgemeinen zu versuchen, ist natürlich heutzutage noch nicht möghch, nur lässt sich mit Bestimmtheit behaupten, dass die Ausstossung vor der *) War mir nicht zugänglich. — 177 — Befruchtung gewiss nicht die Regel ist, wie Oellacher und späterhin auch Flemming (27; pag. 35) anzunehmen geneigt sind.*) Für eine Reihe von Eiern verschiedener Thiere ist jedoch auch das Verschwinden des Keimbläschens vor der Befruchtung, sogar schon im Eierstock, angegeben worden. So hat z. B. neuerdings Meznikoff (48; pag. 65) die Abwesenheit eines Keimbläschens in dem reifen Ei der Siphonophoren mit sehr grosser Bestimmtheit gegenüber H ä c k e 1 und Gegenbauer hervorgehoben und dieser Umstand war für ihn sogar ein sicheres Zeichen des Gelingens der künst- lichen Befruchtung. Für die Eier von Bombinator igneus beschreibt G ö 1 1 e (49) das Zugruude- gehen des Keimbläschens innerhalb des reifen, unbefruchteten Eies, für die Reptilien Eimer (46), bei einigen Fischen Ran som.**) Diese Beobachtungen sind jedoch nach unseren jetzigen Erfahrungen mit einem ziemlichen Grad von Misstrauen aufzufassen. Wir haben gesehen, dass die Metamorphose des Keimbläschens zu der Kernspindel schon vor der Befruchtung im reifen Ei anheben kann und wissen, mit wie grosser Schwierigkeit die Wahrnehmung des spindelförmigen Zustandes des Kernes zuweilen verknüpft ist, was ja am besten daraus erhellt, dass bis auf Strasburger's und meine Untersuchungen nur ganz vereinzelte Andeutungen dieses Zustandes gesehen worden sind. Für die Theilung der Furchungskugeln lautete der überein- stimmende Ausspruch vieler Forscher an nicht ganz günstigen Objecten meist so: der Kern streckt sich in die Länge, wird undeutlicher und entzieht sich schliesshch den Blicken ganz, d. h. er ist jetzt in den spindelförmigen Zustand übergegangen. Ich kann also vorerst auch die Beobachtungen über das angeblich völlige Schwinden des Keimbläschens innerhalb des Dotters vor der Befruchtung nicht für sicher halten, da sie ohne Kenntniss des eigenthümlichen Zustandes, in welchen das Keimbläschen übergeht, angestellt worden sind und sich dieser zarte Körper bei schwierigen Objecten sehr leicht übersehen lassen niuss. ' Dass bei den Arthropoden mit Sicherheit noch gar nichts von Richtungsbläschen bekannt ist, mag vielleicht mit der Schwierigkeit, welche die verhältnissmässig grossen Eier dieser Thiere der Untersuchung entgegenstellen, zusammenhängen. Treten sie, nicht gerade am Rande hervor, sondern in der Fläche, so ist an eine Wahrnehmung derselben kaum zu denken./ Genauere Aufschlüsse hierüber können wohl nur mittels der Schnittmethode erlangt werden. Von den radiären Dotterstrahlungen um die Enden des spindelförmig metamorphosirten *) Eine andere Frage ist es natürlich, ob die Austreibung von RichtungsWäschen sich nicht mit der Zeit wie andere Entwicklungserscheinungen auch beim unbefruchteten Ei einstellen können. Weiter unten soll diese Frage näher erörtert wei'den. **) Observations on tbe ovum of osseous fishes. Transact. of philos. soc. 1867. p. 431. 23 — 178 — Keimbläschens hat meines Wissens bis jetzt nur Fol (35)*) bei den Eiern der' Pteropoden einiges gesehen. Die Keinibläschenspindel selbst ist ihm entgangen, wesshalb er auch über die Natur der Richtungsbläschen nicht ins Klare kam. Sehr richtig hingegen ist seine Beobachtung, dass die Richtiingsbläschen aus dem Centrum der oberflächlichen Dotterstrahlung hervortreten und wir dürfen hiernach mit Gewissheit annehmen, dass auch bei den Pteropoden der Vorgang der Keini- bläschenausstossung in ganz ähnlicher Weise verläult, wie bei den von mir untersuchten Schnecken. Es sei mir gestattet, noch für einen Augenblick die mannigfachen Deutungen zu betrachten, welche die sogenannten Richtungsbläschen oder Glohnlcs polaires (J. v. Beneden) im Laufe der Zeiten erfahren haben. In dieser Beziehung gehören sie jedenfalls zu den interessantesten Objecten auf dem Gebiet der Entwicklungsgeschichte. Die älteren Forscher bis zu Loven (1848) und noch Koren und Danielssen (1851) schwankten zwischen Keimbläschen und Keiuifleck, sie befanden sich daher doch der Wahrheit sehr nalie, wenn auch keine Sicherheit erreicht worden war. D,i trat 1848 Rathke^'-*) auf und erklärte die fraglichen Körperchen für ganz bedeutungslose Tröpfchen Liquor vifeUi, welche bei der Contraction des Dotters ausgestossen wurden. Diese Rathke'sche Ansicht, welche bei näherer Ueberlegung, namentlich wegen der Constanz ihres Auftretens und ebenso ihrer Austrittsstelle (hauptsächlich von Fr. Müller 1. c. betont), doch wohl etwas zweifelhaft hätte erscheinen dürfen, errang sich nun für die nächsten 25 Jahre fast allgemeine Geltung, bis 1872 zuerst wieder Oellacher von ihr zurückkam. In der Zwischenzeit hatte sich hauptsächlich II ob in (19) eingehender mit den fraglichen Gebilden bei Schnecken und Hirudineen beschäftigt. Das Resultat seiner Untersuchungen bezeichnet er selbst mit folgenden Worten : »En r6sume, c'est par la niode d'individualisation des 61(imentä anatomiques, appeMe gemmation et s'op^rant ä l'aide et aux d(5pens de la substance hyaline du vitellus, que naissent les globules i)olaires«. Er geht soweit, dass er die Entstehung der Blastodermzellen des Insecteneies der Bildung der Richtungskörper an die Seite stellt (22). Seit dem Erscheinen von Oellachci's Arbeit haben sich verschiedene Beobachter in ähnlichem Sinne ausgespi;ochen, jedoch scheint mir ein sicherer Beweis nicht geliefert worden zu sein. So sigt 1S73 ilay Lau kes ti«. i- von Aph/siu (51; p. 85) »The gerininal vessicic escapes previously to yelk-cleavage as the Richtungsbläschen.« Flemming (52) bemerkt 1874 über die Richtungskörperchen von Anodonta, dass die Annahme wohl am nächsten Tage, dass das Eliniinirte hier, bei den Mollusken, ein UuiwanilJungspioduct des Kcrninhalts und des *) Doch lioschrc'ilil siiinu Meissner (i. J. 18.50) eine stralilige Gruiiiiirimt; der notterkonichcn nin ein helles, isolivliares Centrnni in den reifen Eieni von I^chinus rsciilcnlus n;irli Schwinden des Keiniliiiiscliens (ll^j. **) Zur Kenutniss des Furchungsiirocesses iin Schueckenei. Arch. f. Naturgesch. 1S48. pag. 157. — 179 — Kenikörpers sei. Als beweisend fühlt er nnnieiitlich die starke Tinctionsfähigkcit der Körper Mii. Bei deiselbeii Gattung' kam von Ihering (53) zu dem Resultat, dass die Richtungs- körpei'cheii von dem Keimbläschen abzuleiten seien. Schenk hat Mittheilungen über die ersten Entwicklungsvorgänge von Serpula tmcinata Grübe gegeben (54). Fa- findet (nach dem Bericht von Nitsche l.s74; p. 3G7), dass die ersten Entwicklungsvorgänge in einem Zackig- vverdon des Keimbläschens bestehen , letzteres rückt hierauf an die Peripherie des Eies vor, darauf findet die Elimination des Keimbläschens und das Austreten des Keimflecks statt, welch letzterer alsdann zwischen Dotterhaut und Dotter liegt und schliesslich ganz schwindet. Fol's Ansicht in Betreft' der Richtungsbläschen des Pteropodeneies wurde schon oben erwähnt. Ich komme nun zur Betrachtung der Neubildung des Kei'iies der ersten Furchungskugel. Die Neubildung dieses Kernes war bis vor kurzer Zeit so wenig bekannt, dass noch 1870 E. van Beneden (13; p. 241) bezüglich desselben bemerken konnte: »ce noyau apparait tont a coup avec les dimensions quo presentait la vessicule germinative«, und diese vermeint- liche Thatsache als einen Beweis gegen die Neubildung dieses Kernes aufstellte. Wie wir gesehen haben, ist es jedoch in allen Fällen Regel, dass die neuen Kerne der ersten Furchungskugel aus ganz minutiösen, eben noch bemerkbaren Anfängen hervorwachsen. Soweit wir es zu ermitteln vermochten, steht die Neubildung der Kerne immer mit einem sehr hellen, nahezu homogen erscheinenden Protoplasma in Zusammenhang, welches sich unter- halb der Austrittsstelle der Richtungsbläschen au der Oberfläche des Dotters anhäuft (vergl. Limnaeus, Siiccinea, Cucidlamis und wahrscheinlich auch PhaJlusia nach S trasburger 's schönen Untersuchungen [55]) oder aber dieses Protoplasma ist weit entfernt von der Austritts- stelle der Richtungsbläschen, so bei Nephelis und scheint sich auch in diesem Fall nicht ur- I sprünglich auf der Oberfläche des Dotters zu sammeln, sondern im körnigen Dotter selbst. In gewissen Fällen ist es auch über die Oberfläche des Dotters auf weitere Strecke hin verbreitet (vergl. die kleinen freilebenden Nematoden, sowie CucuManus). Dieses Protoplasma bildet, wie namentlich bei den Schnecken, Nephelis und Phalhisia sehr deutlich zu beobachten ist, das Centrum einer Dotterstrahlung, die je nach der Lage desselben sich einseitig oder allseitiger durch den Dotter erstreckt. Innerhalb dieses Proto- plasmas bilden sich nun die neuen Kerne, je nach der Lagerung desselben, entweder an sehr verschiedenen Stellen der Dotteroberfläche (kleine Nematoden und auch Cucidlamis) oder dicht beieinander {Limnaeus, wahrscheinlich auch Succmea, sowie Phalliisia nach Strasburger [55], Cucimnria nach Selenka [40] und die Pteropoden nach Fol [35]). Bei Nephelis — 180 - zeigten sich die ersten Kerne in grösserer Entfernung von einander und nur der eine von ihnen stand mit dem centralen, homogenen Protoplasma (Keimhof Selenka's) in Verbindung. Diese kleinen neuentstandenen Kerne besitzen, wie dies oben in allen Fällen schon näher auseinander gesetzt wurde, genau den Bau des durch ihre Vereinigung hervorgehenden Kernes der ersten Furchungskugel. Ich kann daher keinen Grund einsehen, denselben, da sie auch nach den Beobachtungen am Ei der kleinen Nematoden sicherlich in keiner Verbindung mit einander stehen, die Bezeichnung Kerne zu versagen. Ich habe sie schon, als ich sie zuerst bei Bhabditis dolichura beobachtete. Kerne genannt und Auerbach hat sich dem völlig angeschlossen. Da sie durch ihre spätere Vereinigung den Kern der ersten Furchungskugel erzeugen, so mag man sie als die primären, diesen als den secundären bezeichnen, sie jedoch mit S e 1 e n k a [40] als Kernkeime zu betrachten, halte ich nicht für gerechtfertigt, da ein Keim sich von dem aus ihm hervorgehenden Product wesentlich unterscheiden muss, diese jungen Kerne jedoch nur durch ihre Grösse von dem späteren einfachen Kern diflferiren. Ich kann daher auch Strasburger nicht zustimmen, wenn er sagt: »Wichtig ist die Beobachtung von Bütschli, dass ihre Zahl Schwankungen unterworfen sein kann, dadurch geben sie sich eben zunächst nur als Material zur Bildung des Kernes und nicht als eben so viele selbst- ständige Kerne zu erkennen.« Einmal sehe ich die Logik dieses Schlusses nicht ein und dann kann ich, wie gesagt, einen Unterschied nicht machen, wo eben ein solcher nicht vorhanden ist. Dass die Bestimmung dieser jungen Kerne eine andere ist, wie die vieler anderer Kerne, nämlich die, mit einander zu verschmelzen, darf uns allein nicht bestimmen, sie als etwas ganz besonderes zu betrachten. Hätte sie ein Histiologe in der Eizelle gesehen und ihre Bestimmung nicht gekannt, so würde er, ohne einen Augenblick zu zögern, sie für ebensoviel echte Kerne erklärt haben. Letzterer Fall hat sich nun auch oft genug ereignet. Wir wissen, dass schon Schneider die Mehrkernigkeit der ersten Furchungskugel mehrerer Nematoden- eier erkannte und er hatte keinen Zweifel darüber, dass hier wirkliche Kerne vorlagen. Dann aber erklären sich jetzt eine Reihe älterer Beobachtungen über das Vorkommen mehrerer Kerne in der ersten Furchungskugel, die früherhin im verschiedensten Sinne, jedoch immer falsch verwerthet wurden. Es machte einstmals viel Aufsehen, dass J o h. Müller, auf Grund seiner Beobachtungen an Entoconcha mirabüis, das Nichtverschwinden des Keimbläschens und dessen directe Theilung behauptete. Müller sah zwei, ja einmal auch sogar drei Kerne in der ersten Furchungs- kugel dicht nebeneinander (56 ; Taf. V. Figg. 6 und 7). Zwei dieser letzteren lagen so dicht zusammen, dass er sie als einen Theilungszustand auffasste. Da wir aber jetzt wissen, wie und — 181 — wann sich der Kern der ersten Furchungskugel wirklich theilt, so ergibt sich hieraus mit Sicherheit die Erklärung für die Müller'schen Beobachtungen. Er sah nicht das getheilte Keimbläschen, sondern die neuentstandenen und zur Verschmelzung bestimmten Kerne; der vermeintliche Theilungszustand Fig. 7 ist ein solcher Verschmelzungsvorgang. In gleicher Weise erklären sich ohne Zweifel auch die Angaben Gegenbauer 's, dass bei Pteropoden (wohl hauptsächlich Gleodora pyramidata) das befruchtete Ei eine halbe Stunde nach dem Legen meist zwei Keimbläschen zeige, die er als die Theilsprösslinge des ursprünglichen auffasst. Dass unsere Erklärung dieser Erscheinung grössere Wahrscheinlichkeit für sich hat, geht wohl schon daraus hervor, dass der eigentliche Furchungsprocess erst acht bis zehn Stunden nach dem Eierlegen beginnt. Bei Heteropoden (PterotracJiea) soll sich das Keimbläschen gleichfalls theilen, zuweilen sogar zu vier Kernen ; letztere Beobachtung, zusammengehalten mit dem Vorkommen der Richtungsbläschen bei diesen Eiern, macht es fast gewiss, dass es sich auch hier nur um neugebildete, zur Verschmelzung bestimmte Kerne, jedoch nicht um Theil- sprösslinge des Keimbläschens handelte (vergl. 37; p. 30 und 180). Keferstein's*) Beobachtung, dass bei gewissen Turbellarieu {Leptoplana tremellaris) das Keimbläschen sich theile, wird sich wahrscheinlich in ähnlicher Weise erklären, da wir durch Schneider wissen, dass bei der Furchung der Turbellarieneier der Kern ganz entsprechende Umbildungen erfährt, wie bei den von uns beschriebeneu Eiern (58). Dass die Beobachtungen E. van Beneden's (13) über die Theilung des Keimbläschens von Distomum cygnoides nicht zuverlässig sind, wissen wir gleichfalls durch Schneider 's Untersuchungen, der auch bei diesem Trematoden Bilder gesehen hat (1. c. Taf. V. Fig. 7), welche es beweisen, dass hier die Kerne sich in der Weise theilen, welche wir allgemein fanden. Desshalb erklären sich die v a n B e n e d e n ' sehen Bilder wohl gleichfalls durch Bildung mehrerer neuer Kerne und deren Verschmelzen, woraus es dann wieder sehr wahrscheinlich würde, dass auch hier eine Elimination des Keimbläschens vorausgehen nuiss. Auch bei den Säugethieren halte ich diesen Neubildungsprocess der Kerne für erwiesen, er folgt nämlich ganz sicher aus den beiden Abbildungen Taf. XII. Figg. 1 und 4 bei v a n Beneden (13). Hier zeigt der Dotter noch nicht die geringsten Anzeichen von Theilung, die Richtuugskörperchen sind ausgeschieden und im Centrum des Dotters hegen zwei gleich grosse, helle Kerne dicht bei einander. Da nun hier der Modus der Kerntheilung gewiss *) Die hier erwähuteu Beobachtungen Keferstein's waren mir leider nicht direct zugänglich; ich kenne sie hauptsächlich aus v. Beneden's Arbeit (13). — 182 — derselbe ist, wie er in so übereinstimmender Weise bei Pflanzen und Thieren nachgewiesen wurde, so ergibt sicii für diese 'beiden Kerne nur die Bedeutung neugebildeter und zur Verschmelzung bestimmter. *) Dass übrigens hier der eigentliche Theilungsvorgang der Kerne sich in gleicher Weise wie anderwärts vollzieht , folgt aus der Abbildung Taf. XII.' Fig. 6 bei van Beneden, welche jedenfalls das letzte Stadium der ersten Theilung darstellt und wo in beiden Furduingskugeln von Kernen noch gar nichts zu sehen gewesen ist, wie. dies unsere Voraussetzung auch erforderte. Jedenfalls geht jedoch aus den obigen Betrachtungen hervor, dass der beschriebene Process der Kernneubiidung der ersten Furchungskugel ein in der Thierwelt sehr verbreiteter, möglicherweise an befruchteten Eiern ganz allgemeiner ist. Strasburger hat bei Phallusia mamiUutu den Keruhof, das helle Protoplasma, in welchem die jungen Kernchen entstehen, für den eigentlichen Kern gehalten, die jungen Kerne selbst jedoch für Vacuolen innerhalb des vermeintlichen Kernes erklärt, die schliesslich den letzteren ganz ausfüllten. Dieser Kernhof aber, der ohne bestimmte Gränzen in das umgebende Proto- plasma übergeht, kann unmöglich als Kern betrachtet werden. 2. Abschnitt. Die Kern- und Zellentheilnng. Es ist jedenfalls überraschend, dass zu gleicher Zeit sowohl bei Pflanzen als Thieren ein Modus der Kein- und Zeilentheilung gefunden wurde, der sich principiell als völlig überein- stimmend erwies, nachdem so lange Zeit eine fundamentale Verschiedenheit, hinsichtlich der Kern- vermehruug, in beiden organischen Keichen als die Regel betrachtet worden war. Die gewöhnliche Vorstellung von der Vermehrung der Kerne thierischer Zellen war die einfacher Theilung durch Zerfall in zwei Hälften, nachdem meist eine Vermehrung der Kernkörperchen vorausgegangen sein sollte, der man, wenn man es auch nicht direct aussprach. Wühl einen Einfluss auf die Theilung des Zellkernes- zuschrieb , wie seinerseits dieser wieder die *) Neuerdings hat Weil die Beobachtung E. van Beneden's vou dem Vorhamleusein zweier Kerne im Dotter des Kanincheueies vor Begiun der Furchung bestätigt. (C. Weil. Ueber die Befruchtung und Eutwiclduiig des Kanincheueies. Wiener medicin. Jahrbücher 1873. Nach dem Bericht von W. Müller im Jahresberichte über d. Fortschr. d. Anat. u. Phys. von Hoff mann u. Schwalbe. Bd. III. pag. 441). Späterer Zusatz: Seit ich das Obige niederschrieb, sind die von mir ausgesprochenen Vermuthuugen bezüglich des Kanincheueies durch die erneuten Untersuchungen E. van Beneden's völlig bestätigt worden (Vergl. Bulletins de l'Acad. roy. de Belgique, 2'ae scr., t. XL, n". 12; 1875). — 1«3 — Theilung der Zelle selbst beeinflussen sollte. Entweder sollte der Kern durch Einschnürung in seiner Aequatorialzone schliesslich in zwei Hälften zerfallen, oder durch Ausbildung einer mittleren Scheidewand, in der später eine Spaltung eintrete, in zwei Hälften auseinandergehen. Andererseits wurde jedoch noch von mehreren Seiten eine simultane und vielfache Vermehrung eines einzigen Kernes durch einen Knospungs- oder Sprossungsprocess, als eine zweite Art der Kernfortpflanzung beschrieben. Schliesslich gesellte sich dazu die, zuerst von Reichert 1846 (9) ausgesprochene, jedoch hauptsächlich erst in neuerer Zeit, beeinflusst durch die Erfahrungen auf botanischem Gebiet, mehr zur Geltung gekommene dritte Ansicht, welche besagte, dass die Vermehrung des Kernes wenigstens in vielen Fällen durch den völligen Untergang des alten und die Neubildung junger Kerne sich vollziehe. Diese Art der Kernvermehrung hat denn neuerdings Auerbach die palingenetische getauft. Ob sich die Theilung eines Kernes in der früher geschilderten Weise durch einfachen Zerfall wirklich findet, scheint jetzt sehr zweifelhaft. Immerhin existirt ohne Zweifel ein Modus der Kerntheilung, der von dem in dieser Abhandlung hauptsächlich geschilderten sehr abweicht, oder sich doch nur durch die Annahme sehr wesentlicher Modificationen auf diesen zurück- führen lässt. Dieser Modus war es jedenfalls, der zu der so verbreiteten Ansicht von der einfachen Theilung der Kerne die Grundlage gab. Ich muss dies um so mehr glauben, da sich ein so genauer Beobachter, wie Auerbach, neuerdings sehr bestimmt für diesen Vorgang ausgesprochen hat. Er sagt (17; pag. 179): »Unter den Vermehrungsarten der Kerne tritt zunächst eine echte, unantastbare Selbstt h eilu ng in den Vordergrund, ein Vorgang, welchem ich nicht nur Reahtät, sondern für die thierischen Organismen eine hervorragende Rolle zuerkennen muss.« Dass er sich hierbei auf eigene Untersuchungen stützt, geht aus den Schlussworten seiner Abhandlung hervor, wo er Beiträge zur Kenntniss dieses Processes in nahe Aussicht stellt. Ich selbst habe mich bis jetzt mit der hier iu Frage stehenden Vermehrungsweise der Kerne nur wenig beschäftigen können, doch muss ich nach den Studien, die Strasburger und ich neuerdings au Knorpelzellen machten, den Schluss ziehen, dass hier ein Modus der Kerntheilung vorliege, der sich bis jetzt nicht nnt dem von uns beiden beschriebenen, in directen Zusammenhang bringen lässt. Ich habe an den Knorpeln des Schultergürtels kleiner Tritonen zwar auch Bilder gesehen , welche einen gewissen Anschluss an die beschriebenen, typischen Vorgänge der Kerntheilung gestatten, ohne jedoch zu einem sicheren Entscheid zu gelangen. Auch die von mir oben beschriebene, sehr wahrscheinliche Vermehruugsweise der Kerne der weissen Blutkörperchen von Timm und Triton, lässt sich nur als eine sehr starke Modi- — 184 — fication des typischen Vorganges betrachten, ebenso haben wir eine solche in den Theilungs- vorgängen der secundären Nuclei der Infusorien vor uns und zwar hier eine sicher constatirte. Der Process der Kernvermehrung, welchen ich mit S t r a s b u r g e r als den ursprünglichen und typischen auffasse, womit ja auch im Einklang steht, dass er in der embryonalen Zelle der gewöhidiche ist, wurde seither bei thierischen Zellen nur bruchstückweise erkannt und da, wo er vollständiger beobachtet wurde, wie bei den Infusorien, seiner Bedeutung nach gänzlich verkannt, da ja ein Vergleich mit entsprechenden Vorgängen echter Zellen ganz unmöglich war. Was hinsichtlich dieses Vorganges seither beobachtet worden war, beschränkte sich im wesentlichen auf die mannigfaltigen Wahrnehmungen, welche sich bei der Dotterfurchung verschiedener Thiere hatten machen lassen. Es waren hier namentlich die Strahlungserscheinungen in dem Dotter während der Furchung, welche zunächst die Aufmerksamkeit der Beobachter in Anspruch nahmen. Oben wurde erwälint, dass Grube ohne Zweifel schon Andeutungen der strahligen Figuren in den Dotterkugeln von Clepshie wahrgenommen hatte. Mit Bestimmtheit beschreibt sie Derbes aus dem Ei des Psammec/mms esculentus und gibt auch recht kennt- liche Abbildungen dieses Phänomen's (112; pag. 90, PI. V, Figg. 4 u. 6); später (1856) wurde dann dieselbe Erscheinung von Meissner bei dem gleichen Object wieder beobachtet und in ihrem Zusammenhang mit der Theilung des Furchungskernes (helles Centrum des Dotters) etwas näher ergründet (vergl. 118). Bei Sagitta bemerkte Gegenbauer*) die strahlen- förmige Anordnung der Dotterkörnchen um die Kerne der ersten Furchungskugeln einige Zeit nach geschehener Theilung. Leuckart (11; p. 90) bemerkte, dass in den Eiern der Nematoden die Dotterkörnchen eine strahlige Gruppirung um die Enden der in Theilung begriffenen Kerne eingehen. Sehr frühe wurden solche strahlige Gruppirung der Plasmakörnchen um die Kerne auch in den Keim- zellen der Nematodenspermatozoen wahrgenommen, wovon viele Abbildungen bei Glapar^de und Munk (7, 16) Zeugniss geben. Kowalewsky und Kupffer haben diese Bildungen in den Eiern der Ascidien gesehen, ohne jedoch näher auf sie einzugehen. Bei Nematoden habe ich später wieder auf dieselben aufmerksam gemacht (14) und ihr Auftreten und Verschwinden, sowie ihr Verhältniss zu dem in Theilung begriffenen Kern genauer ermittelt. F o 1 **) hatte *) Gegenbauer, „Uelier die Entwicklung der Sagitta" Abhandl. der natnrf. Gesellschaft in Halle Bd. 4 (p. 7 des Sep.-Abdr.). **) Ich ergreife die Gelegenheit, um ein Missverstäudniss zu berichtigen, welches sich, hinsichtlich der Priorität der Entdeckinig der Strahlcnsystenie im Dotier während seiner Theilung, bei einer Anzahl Autoren, die in letzterer Zeit über diesen Gegenstand schrieben, findet. Die erste genaue Beschreibung dieser Er- scheinung lieferte H. Fol in seiner Arbeit über die Entwicklung des Geryonideneies , die im November 1873 — 185 — sie schon einige Zeit vor dem Erscheinen meiner Publication im Ei der Geryoniden gefunden und auch darauf aufmerksam gemacht, dass hier eine selrr verbreitete Erscheinung vorliege, die er ausserdem noch bei Rippenquallen, Doliolum, bei Cavolinia unter den Mollusken und Alciope unter den Anneliden nachgewiesen habe (57). Nach Fol entstehen diese Strahlen- sonnen zu jeder Seite des verschwindenden Kernes. Diese Beobachtung war richtig bis auf das Verschwinden des Kernes, dessen Metamorphose übersehen wurde, obgleich die Angabe F 0 1 ' s , dass vom einen zum andern dieser Anziehungscentren mehrere solcher Strahlen bogenförmig verlaufen, darauf hinweist, dass er einiges von den Fasern der eigentlichen Kern- spindel gesehen hat. Auch in seiner neueren Arbeit über die Entwicklung der Pteropoden (37) hält er an dieser Auslegung des Gesehenen fest und lässt auch hier bei jeder Theilung den Kern regelmässig schwinden. Jedoch ist es ihm nun gelungen, den Beginn der eigentlichen Kernmetamorphose zu sehen; er fand nämlich (Taf. VIII. Fig. 4), dass von zwei gegenüber- liegenden Stellen seiner Oberfläche aus, sich Strahleusysteme innerhalb des Kernes selbst erzeugen. Er sah also das erste Stadium der sich bildenden Kernspindel, deutete jedoch diese Erscheinung falsch , indem er sie für eine Auflösung des Kernes in die Strahlensonnen hält. ■ Es scheint mir daher auch aus seiner jetzigen Darstellung hervorzugehen, dass er die Strahlensysteme selbst für die aufgelösten Kerne hält, eine Ansicht, wie sie ähnlich auch K 0 w a 1 e w s k y zu haben scheint. Auerbach hat gleichfalls (17) die strahligen Figuren gesehen, ist jedoch, wie dies bei Untersuchungen am lebenden Ei natürlich erscheint, nicht zu einer Erkenntniss der Kern- umhildung und Theilung gelangt. Nach seiner Beschreibung geht der Kern bei der Bildung der karyolitischen Figur völlig zu Grunde und es bleibt nur der mit dem Protoplasma dieser Figur vermischte Kernsaft übrig. Auerbach war bei seinen Untersuchungen in einem Punkt ent- schieden weiter gekommen wie ich früherhin (14), indem er fand, dass nicht die angeschwollenen Enden der karyolitischen Figur selbst, wie ich unrichtig angenommen hatte, die neuen Kerne erschien und welche Herr Dr. Fol nach seiner freundlichen Mitthoikmg schon im Frühjahr und Sommer des Jahres 1871 vollendet hatte. Meine Beobachtung dieser Erscheinungen im Nematodenei wurde Ende 1871 angestellt und gelangte erst im Mai 1874, wegen der langen Zögerung des Lithographen, zur Veröffentlichung. Herrn Dr. Fol gelnihrt also bezüglich der Entdeckung der Dotterstrablungen, wie auch der Entstehung der Tochterkerne nach der Theilung aus mehreren, später yerscbmelzenden, kleinen Kernen (die er zwar nur als Vacuolen bezeichnete) die Priorität. Meine Beobachtung der Strahlungen während der Theilung des Nematodendotters wurden nahezu in derselben Zeit und ganz unabhängig von den seinigen angestellt. Hiernach sind also die Angaben bei Auerbach und Strasburger, welche mir fälschlich die erste genauere Schilderung der Strahlungen im Dotter zuschreiben, zu berichtigen. 24 — 186 — sind, sondern dass diese Tochterkerne sich da allraälig hervorbilden, wo die angeschwollenen Enden der karyolitischen Figur (die Centralhöfe der Strahlung) in den Stiel derselben über- gehen. Dass dem so sei, davon habe ich mich nun auch am lebenden Nematoden- und Räder- thierei hinreichend überzeugt und dies stimmt auch völlig mit den an präparirten Eiern über die Kerntheilung jetzt erhaltenen Resultaten überein. Die karyohtische Figur Auerbach 's erklärt sich also in der Weise, dass der sogen. Stiel derselben den spindelförmigen, in der Theilung begriffenen Kern vorstellt, die angeschwollenen Enden hingegen die sogenannten Centralhöfe der Strahlungen, woraus sich alsdann der Ort der Neuentstehung der Tochterkerne von selbst ergibt. Flemming's Untersuchungen (52, 27) a.n Änodonta und Lacimdaria führten gleichfalls nicht zur Entdeckung der Kernmetamorphose, wesshalb auch er an dem völligen Verschwinden des Mutterkernes festhalten zu müssen glaubt und die Strahlensysteme sich ohne dessen Betheiligung anlegen lässt. Dass er bei Lacinularia den Stiel der karyolitischen Figur gar nicht wahrnahm, ist mir erklärlich; da sich in den lebenden Räderthiereiern der spindelförmig niodi- ficirte Kern , dieser Stiel , dem Auge fast oder ganz entzielit. Auch durch diese, wohl durch die Ungunst der Objecto sehr beeinflussten Untersuchungen wurden daher nur Bruchstücke des eigentlichen Vorganges ermittelt, dieser selbst jedoch ganz falsch gedeutet. Von der eigentlichen Metamorphose des Kernes bei der Theilung haben meines Wissens seither nur zwei Forscher bei thierischen Objecten etwas gesehen. Einmal, wie ich schon in meiner vorläufigen Mittheilung erwähnte, Kowalewsky he\ EvMxes (6). Er sah hier (Taf. IV. Fig. 24) den in Theilung begriffenen Kern, nämlich die auseinandergerückten Kernplattenhälften sammt den sie verbindenden Fäden. Er deutet das Gesehene als das in Theilung begriffene Kernkörperchen. Natürhcher Weise konnte er so, nicht über das wirkliche Verhalten des Kernes während der Theilung ins Klare kommen, wie sich z. B. sehr deutlich durcli die Aus- legung, welche er seiner Fig. 26 gibt, hervorgeht. Hier finden sich in e schon zwei, nahezu völlig neugebildete Tochterkerne, zwischen welchen von Ivernfäden nichts mehr zu sehen ist. Seine Erklärung hierzu sagt jedoch, dass die Kerne der beiden Zellen noch nicht völhg von einander geschieden seien, woraus hervorgeht, dass er die hellen Centralhöfe, die um die jungen Kerne gezeichnet sind und die deutlich strahligen Bau besitzen, als die eigenthchen Kerne auffasst. *) *) Dass Kowalewsky keine klaren Vorstellungen über das Verbalton der Kerne lici der Theilung hat, ergibt sich auch aus seiner neuesten Publication über die Entwicklunc; von Pyrosonia, wo er (lag. 609 init- thcilt, dass er wälirend der Fnrchung in jeder Furdiungskugel einen strahlenförmigen Kern lieol)ai-litcte. Vcrgl. Arch. f. mikr. Anatomie. Bd. 11. 1H75. pag. 596. — 187 — Mehr von den Umwandlungen des Kernes wälirend der Theilung hat hingegen Schneider (58 ; p. 69) bei Mesostomum EJirenhergii wahrgenommen, was ich früher leider übersah. Es ist mir nicht möglich darüber ganz klar zu werden, wie sich Schneider die Theilung des Kernes hier eigentlich vorstellt. Er beschreibt von dem Kern des befruchteten Sommereies, den er als das ursprüngliche Keimbläschen betrachtet (was ich für unerwiesen halte), dass zuerst seine Umrisse verschwinden und nur der Kernkörper erkennbar bleibt ; auf Zusatz von Essigsäure waren aber auch die Umrisse des Kernes sichtbar und zwar erschienen sie vielfach gefaltet und verbogen. »Endlich schwindet auch der Nucleolus und der ganze Kern hat sich in einen Haufen feinlockig gekrümmter, auf Zusatz von Essigsäure sichtbar werdender Fäden verwandelt. An Stelle dieser dünnen Fäden traten endlich dicke Stränge auf, zuerst unregelmässig, dann zu einer Rosette angeordnet, welche in einer, durch den Mittelpunkt der Kugel gehenden Ebne (Aequatorialebne) liegt. Dem Anschein nach bilden diese Stränge den Umriss einer flachen, vielfach eingebuchteten Blase ; indess überzeugt mau sich bei genauerer Ansicht, dass ihre Contour an dem inneren Winkel der Zipfel vielfach unterbrochen ist. Die in dem Ei befindlichen Körnchen haben sich in Ebnen gruppirt, welche sich in einer senkrecht auf die Aequatorial- ebne und in deren Mittelpunkt stehenden Linie schneiden. An dem frischen Ei ist von dieser Anordnung wenig zu sehen — durch Zusatz von Essigsäure heben sie sich aber kräftig ab. Wenn die Zweitheiiung beginnt, haben sich die Stränge vermehrt und so geordnet, dass ein Theil nach dem einen Pol, der andere nach dem anderen sich richtet. Endlich schnürt sich das Ei ein und die Stränge treten in die Tochterzellen. Die Reihen der Körnchen strecken sich in die Länge und lassen sich aus der einen Zelle in die andere verfolgen« (1. c. p. 113 u. 114). Die Hauptsache ist, dass sich aus den Sehn eider'schen Figuren 5d u. e. Taf. V. ergibt, dass die Kerntheilung hier nach demselben Modus verläuft, deu Strasburger und ich vielfach beschrieben. Bemerkenswerth erscheint, dass bei diesem Object die Elemente der Kern- platte eine sehr bedeutende Ausbildung erreichen , es sind dies eben die von Schneider beschriebenen Stränge. Letzteres geht namentlich aus der Fig. 5e. hervor, die ein Stadium darstellt, wo die Kernplattenhälften schon auseinander gerückt sind und auf welchem auch die sie noch verbindenden Kernfäden sich angedeutet finden. Weiter bemerkt Schneider: »Nach Vollendung der Zweitheilung löst sich der strangförmige Kern auf und ein bläschenförmiger mit feinen Granulationen erfüllter tritt an seine Stelle.« Dieselbe Art der Kernvermehrung fand er auch bei Distomum cygnoides, ferner an den eigenthümlichen Zellen , welche mittelst eines dünnen Stiels dem Darm von Mesostomum angeheftet sind. Auch die Kerne der Keimzellen der Speruiatozoen, sowie einzelne Kerne des — 188 — Keimlagers der weiblichen Geschlechtsorgane und der jungen Dotterstöcke dieses Thieres zeigten ähnliche Umformungen. Nachdem wir durch die nahezu vollkommene Uebereinstimmung der Theilungsvorgänge der echten Zellkerne und der sogenannten Nucleoli der Infusorien uns die Gewissheit verschafft haben, dass die letzteren echten Zellkernen gleichwerthig sind, haben wir damit ein Object erhalten, an welchem gewisse Vorgänge bei der Kerntheilung sich in einer Weise studiren lassen, wie dies bei der Gewebezelle oder dem Ei kaum der Fall sein kann. Es dürfte daher nicht ungerechtfertigt erscheinen, von einigen, bei der Theilung dieser primären Infusorienkerne erhaltenen Resultate Kiickschlüsse auf den Theiluugsvorgang anderer Kerne zu entnehmen. Die Möglichkeit, in Theilung begriffene primäre Nuclei der Infusorien zu isoliren, gibt uns ein Mittel in die Hand, ihren feineren Bau sicherer zu erforschen, als dies z. B. für die, in so bedeutende Protoplasmamassen eingeschlossenen Kerne der Eier sich bewerkstelligen lässt. So erkannten wir an den in Theilung befindlichen Nucleoli der Infusorien eine, die Fasern der Kernspindcl umhüllende , sehr zarte , jedoch höchst deutliche Membran. Unter- sucht man den noch in dem Infusor eingeschlossenen Kern auf diesem Stadium nach Behandlung mit Essigsäure, so erhält man natürlich hinsichtlich dieser Membran keinen sehr sicheren Anhalt, man sieht dann die geschrumpfte Kernspindel in einem hellen Raum liegen und es ist schwer oder nicht möglich die Membran von dem umgebenden Protoplasma zu unterscheiden. In letzterer Weise präsentirte sich uns auch die Kernspiudel in den Eiern oder Zellen, die wir zu untersuchen Gelegenheit hatten. Auch hier ist der helle Hof um die Spindel, der manchmal von sehr scharfen Umrissen begränzt wird, zuweilen sehr deutlich. Auch folgt hieraus, dass die Kernspindel, wie wir sie nach Behandlung mit Essigsäure zu Gesicht bekommen, nicht mehr ganz dem natürlichen Zustand entspricht, sondern dass dieser eigentlich mehr abgerundet oval ist und namentlich die so spitz und scharf auslaufenden Enden der Spindel nicht dem natürlichen Zustand entsprechen, sondern dass die Fasern in den Kernenden zwar sämmtlich nach einem Punkt convergiren, aber im lebendigen Zustand nicht als ganz grad gestreckte Linien von der Kernplatte nach den Kernenden laufen, sondern sich allmäliger bogenförmig dort zusammenkrümmen. (Vergl. namentlich die Abbildung der Nucleoh von Siylonichia im natürhchen Zustand und nach Behandlung mit Essigsäure Taf. XII. Figg. 5 u. 6, 7 u. 8). Nach Analogie der Infusoriennuclei muss ich nun auch an den Spindeln der übrigen Zellkerne eine sie gegen das umgebende Protoplasma scharf abgränzeude, zarte Hülle annehmen. Ich bin hierzu um so mehr veranlasst, als auch Strasburger zuweilen, namentlich bei Betrachtung der Kernplatte von der Fläche, einen sehr deutlichen, dieselbe umkreisenden — 189 — Contour wahrgenommen hat (vergl. namentlich Taf. VI. Fig. 52, Pollenmutterzelle von Alliiim narcissißorum und Fig. 78, Sporenmutterzelle von Psüotum triquetrum). Wenn sich daher auch eine Umhüllung, sowohl bei thierischen wie pflanzlichen Objecten, namentlich um die überhaupt sehr schwierig sichtbaren Enden der Spindel, kaum wahrnehmen lässt, so ist die Existenz derselben doch aus den angeführten Gründen kaum zu bezweifeln. Im Aequator der Spindel sind, wie bekannt, die Fasern zu dunkelen Körnern oder Stäbchen angeschwollen, deren Gesammtheit ich nach dem Vorgange Strasburger 's als Kernplatte bezeichnete. Namentlich bei den primären Nuclei der Infusorien treten uns die Elemente dieser Kernplatte mehrfach in sehr bedeutender Entwicklung entgegen, so dass sie bei den Paramaecien nahezu zwei Drittel der gesammten Kernlänge erreichen (vergl. Taf. VI. Fig. 8), die zarten Spindelfasern daher nur auf kurze Strecken an den Kernenden beschränkt sind. Bei Stylonichia hingegen sind die Elemente der Kernplatte gleichfalls noch recht ansehnlich entwickelt, jedoch finden sich ähnliche Zustände auch noch bei echten thierischen und pflanzlichen Kernen. Ich habe schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass sich bei den primären Kernen der Paramaecien ein stricter Gegensatz zwischen den Elementen der Kernplatte und den Fasern findet; während nämlich die ersteren durch 1 > Essigsäure sehr dunkel und scharf werden, verschwinden die letzteren durch Quellung ganz. Bei anderen Infusorien zeigte sich eine derartige Differenzirung nicht. Sowohl bei thierischen wie pflanzlichen Kernen scheint es zuweilen vorzukommen, dass die Elemente der Kernplatte zu einer zusammenhängenden Scheibe verschmelzen ; ich traf solche Bilder bei den embryonalen Blutkörperchen des Hühnchens, Strasburger bei den Pollen- mutterzellen von Allium narcissiflorum (s. s. Taf. VI. Fig. 53). Ich muss nun noch für einen Augenblick bei der interessanten Erscheinung verweilen, dass der Kern der Furchungskugeln bei seinem Uebergang in die spindelförmige Modification im lebenden Ei gewöhnlich so undeutlich wird, dass er sich dem Auge zuweilen gänzlich entzieht. Diese Erscheinung hat, soweit ich dies zu beurtheilen vermag, dreierlei Ursachen. Einmal schwindet, wie bekannt, die sogenannte Kernhülle, der Kern verliert daher die früher so scharfe Gränze gegen das Protoplasma; zweitens tritt eine gleichmässigere Vertheiluug der sonst hier und da, sowohl in der Kernhülle als in den einzelnen Binnenkörperchen localisirten, dichten Kernmasse ein, indem dieselbe sich in so regelmässiger Weise durch den gesammten Kern anordnet und drittens verliert der Kern überhaupt an Helligkeit und hebt sich desshalb nicht mehr so scharf gegen das umgebende Protoplasma ab. Letzterer Umstand beruht aber darauf, dass der ursprünglich so flüssigkeitsreiche Kern einen Verlust an Flüssigkeit - 190 — erleidet. Dies manifestirt sich dadurch, dass das Gesammtvolumen des Kernes bei seinem Uebergang in den spindelförmigen Zustand beträchtlich abnimmt, wie ich wenigstens für Nephelis Cucullanus und die Keimzellen der Spermatozoen der Blatta germanica mit Sicherheit glaube nachweisen zu können. Zum Theil geht dies schon durch einen Vergleich der Abbildungen hervor; da ich jedoch diesen Punkt für einen sehr wichtigen halte, so will ich diese Verhält- nisse etwas eingehender zu beleuchten versuchen. Von Nephelis stehen mir eine Anzahl Messungen zu Gebote, welche ein solches Ver- halten ausser Frage stellen. Eine Furchungskugel erster Generation enthielt zwei Kerne, die noch nicht zu ihrer vollen Grösse herangewachsen waren. Eine Kugel vom Volum dieser Kerne hatte einen Durchmesser von 26, eine Kernspindel der ersten Furchungskugel hat nur ein Volum, welches einer Kugel vom Durchmesser 18 entspricht, das Volumen der beiden Kerne der ersten Furchungskugel betrug demnach das dreifache des Volums der Kernspindel. *) Bei Cucullanus habe ich keine Messungen angestellt, jedoch lässt sich aus den mit Genauigkeit verfertigten Abbildungen wohl ein Schluss hinsichtlich der Volumfrage gewinnen. So repräsentirteu die Volumina von vier, noch nicht vereinigten Kernen der ersten Furchungs- kugel zusammen eine Kugel vom Durchmesser 26; die Kernspindel der ersten Furchungskugel hingegen eine solche vom Durchmesser 18 bis 19; wir haben demnach auch hier eine Volum- abnahme bis zu zwei Drittel beim Uebergang in die Kernspindel. In der grösseren Furchungskugel zweiter Generation von Cucullanus hatte der einfache Kern das Volumen einer Kugel vom Durchmesser 23, die entsprechende Kernspindel kam hin- gegen nur dem Volum einer Kugel vom Durchmesser 16 gleich, was wiederum nahezu das Verhältniss 3 : 1 zwischen den Volumina des ursprünglichen Kernes und der Kernspindel ergibt. Bei pflanzlichen Zellen scheint der Kern bei seinem Uebergang in die Kernspindel meist keine wesentliche Volumänderung zu erfahren. Dennoch ist eine solche bei Picea vulgaris während der Theilung der vier Kerne in dem Scheitel des Eies sehr deutlich (vergl. Taf. III. Figg. 23a, 27 und 28 bei Strasburg er). Es fällt uns hierbei auf, dass diese Kerne sich auch in ihrer ursprünglichen, normalen Beschaffenheit denen thierischer Eier durch sehr hellen, jeden- falls flüssigkeitsreichen Inhalt mehr anschliessen. Es fragt sich nun, was geschieht mit der Flüssigkeit (wässeriger Kernsaft), welche den *) Bei diesen Volumvergleicliungen habe ich mich der ]\Iethode bedient, dass ich die zu vergleichenden Objecte iu entsprechenden Grössenverhiiltnisseu möglichst genau in Wachs nachbiklete und hierauf zu Kugeln umarbeitete, deren Durchmesser gemessen wurde. So roh dieses Verfahren auch ist, dürfte es in diesen und ähnlichen Fällen dennoch eine genügende Schätzung erlauben. — 191 — Kern verlässt ; wird dieselbe gleichmässig vom umgebenden Protoplasma aufgenommen oder ist ein anderes Verhalten wahrscheinlich. Ich vermuthe nun das letztere und zwar aus folgenden Gründen. Die Umwandlung des Kernes beginnt zuerst an zwei sich gegenüberliegenden Punkten desselben, durch welche die zukünftige Theilungsaxe festgestellt wird. Dies geschieht in der Weise, dass hier im Dotter zwei, anfänglich nur wenig ausgedehnte Strahlensysteme auftreten, die je einen ursprünglich kleinen, späterhin, je weiter die Umwandlung des Kernes fortschreitet, mehr und mehr wachsenden, hellen und homogenen Hof einschliessen. Da die Um- wandlung des Kernes von diesen beiden Punkten ihren Ausgang nimmt und mit einer Flüssigkeits- abgabe des ursprünglichen Kernes verbunden ist, so Hegt die Vermuthung nahe, dass es, wie auch Auerbach schon wollte, chese beiden Punkte sind, wo auch fernerhin der Austritt des Kern- saftes in das umgebende Protoplasma stattfindet. Sehen wir andererseits das Kernvolumen sammt Kernsaft mehr und mehr schwinden und in entsprechendem Maasse die beiden Central- höfe der Strahlensysteme wachsen, so scheint es nahe zu liegen, zwischen diesen beiden That- sachcn ein Wechselverhältniss zu vermuthen, so, dass nändich der aus dem Kern ausgetretene Kernsaft (Wasser plus vielleicht sehr wichtigen Stoffen) sich in den Centralhöfen der beiden Strahlensystemo anhäufe. Natürhcher Weise kann ich eine so grobe Vorstellung, wie sie Auerbach (18; p. 221) von der Entstehung der Strahlensysteme hat, dass dieselben nämlich der Ausdruck der Bahnen seien, in welchen sich feine Strömchen in das Protoplasma ergiesscn, nicht für richtig halten. Andererseits aber auch nicht mit Flemming dies Radienphänomen auf ein gegebenes Structur- verhältniss des Protoplasmas beziehen, wenn man eben darunter nicht nur die Thatsache ver- steht, dass unter gewissen Einflüssen eine derartige Anordnung entstehen kann. Im Plasma, dessen Theilchen ihre gegenseitige Lage beständig zu wechseln fähig sind , kann man von Structurverhältnissen im gewöhnlichen Sinn nicht sprechen. Ohne jedoch hier vorerst näher auf eine eventuelle Erklärung des Strahlungsphänomens einzugehen , muss ich doch hervor- heben, dass ich den Sitz von dessen Ursache im Centralhof such^, zu welchem allein auch eine centrische Anordnung vorhanden ist, nicht aber zu den Kernenden. Diese Thatsache, dass das Centrum der Radiensysteme nicht mit den Kernenden zusammen- fällt, sondern letztere, wie es aus meinen Abbildungen für Nephelis hervorgeht, nur den Rand der Centralhöfe berühren, scheint auch die Annahme unmöglich zu machen, dass die Ursache der Strahlensysteme eine von den Kernenden auf das umgebende Protoplasma ausgeübte Attraction sei, wie Strasburger will, welcher übrigens, wie schon erwähnt, die Centralhöfe mit den Kernen selbst verwechselt hat. Auch können die Centralhöfe nicht etwa von den Kernenden — 192 — attrahirte Masse sein, da in diesem Falle dieselbe sich gleichfalls um die Kernenden als Centra anhäufen müsste. Dagegen glaube ich, dass die von mir entwickelte Vorstellung über die Entstehung dieser Centralhöfe ihre Beziehungen zu den Kernenden erklärt, wenn man daran festhält, dass die Ausscheidung des Kernsaftes nur an einem Punkt stattfindet und ersterer mit dem umgebenden Protoplasma sogleich in eine Wechselwirkung tritt, auf die ich weiter unten noch zurückkommen werde. Welcher Natur die Veränderungen sind, die der hervorgetretene Kernsaft in dem vou ihm unmittelbar durchtränkten Protoplasma der Centralhöfe hervorruft, ist natürlich nicht zu sagen, möglicher Weise nur eine einfache Quellung und Lösung, als deren Folge das homogene und lichte Aussehen der Centralhöfe betrachtet werden könnte. Gehen wir nun zunächst zur Betrachtung der weiteren Fortschritte der Kerntheilung selbst über. Die nächste Folge ist, wie bekannt, der Zerfall der Kernplatte in zwei Hälften, welche von einander weg und nach den Enden des Kernes zu rücken. Strasburger deutet diesen Vorgang in der Weise, dass, nachdem der Zerfall der Kernplatte stattgefunden hat, die Ele- mente derselben, die Körner oder Stäbchen, nun auseinanderrücken und zwischen sich Fäden ausziehen, seine sogenannten Kernfäden. Letztere sind also Producte der Kernplatten, während die früheren, nach den Kernenden laufenden Fasern allmälig mit den nach den Enden rückenden Elementen der Kernplatten verschmelzen. Ich habe in meinen vorläufigen Mittheilungen einfach gesagt, dass die beiden Hälften der Kernplatten in die Kernenden rücken und auch bis zum Studium des S trasburger 'sehen Buches die Ansicht gehegt, dass die die Kernplatten bildenden verdickten Stellen der Fäden, einfach in diesen hinrückend, schliesslich iu die Kernenden gelangten. Anfänglich hat mich daher die S t r a s b u r g e r 'sehe Auffassung etwas frappirt; bei näherer Ueberlegung ergibt sich aber, dass beide Auffassungen, im Grunde genommen, wesent- lich auf dasselbe hinauslaufen und was mich stutzig machte, war eigentlich nur der Umstand, dass Strasburg er die, die auseinandergerückten Kernplatten verbindenden Fäden besonders als Kernfäden aufzeichnete. Wenn man aber die Kernplattenelemente einfach als Substanz- anhäufungen an gewissen Stellen der Fäden auffasst, so ergibt sich, dass unsere beiden Ansichten eigentlich nicht differiren, ebensowenig wie die Kernfäden Strasburger's sich von den früheren Spindelfasern unterscheiden. *) Schliesslich sind also die Hälften der Kernplatten in die Enden der Kernspindel gerückt und *) Diese Auffassung müssto alier doch vielleicht eine Einschränkung erfahren, wenn sich ein ähnlicher Unterschied in der Beschaffenheit der Kernjilatte und der Spindelfasern, wie wir bei Paramaecium fanden, noch häufiger zeigte. — 193 — bei thierischen Objecten dieses Stadiums meist noch sehr deuthch in ihren einzelnen Elementen zu erkennen (vergl. CuciiUanus, Nephelis^ Brachionus). Bei pflanzhchen Objecten hingegen, ebenso wie gewissen thierischen (Keimzellen der Spermatozoon, embryon. Blutkörperchen), scheinen diese Elemente, schon bevor sie die Enden des Kernes erreichen, meist völlig mit einander zu verschmelzen. Dennoch findet sich auch zuweilen bei pflanzlichen Objecten das erstgenannte Verhalten, wie die Figg. 82 u. 83 Taf. VI. bei Strasburger zeigen. Etwas anders ist das Verhalten der primären Nuclei der Infusorien, da bei ihnen die Kernplattenhälften nicht nur innerhalb der Kernspindel selbst auseinanderrücken, sondern sich zugleich, durch Auswachsen der zwischen ihnen verlaufenden Kernfäden, mehr und mehr von einander entfernen, so dass schliesslich, wenn sie in den Kernenden angelangt sind, die Kerne sich schon sehr beträchtlich verlängert haben und endlich auf ihre vier- bis sechsfache Länge aus- wachsen können. Bei der gewöhnlichen Theilung der primären Nuclei (während der Quer- theilung des Infusors) erfolgt nun auch die Verschmelzung der Elemente der Kernplatten zu einem mehr oder weniger homogenen Körper, schliesshch (wie dies nach der Analogie mit den Theilungszuständen der primären Nuclei während der Conjugation wohl geschlossen werden darf) die Trennung der Verbindungsfäden in der Mitte zwischen den neuen Kernen und ihr alhnäliges Verschmelzen mit den schon homogen gewordenen Kernplatten, worauf alsdann die Form des ursprünglichen Nucleolus wiederhergestellt ist. Nicht so jedoch bei den während der Conjugation stattfindenden Theilungen der primären Nuclei. Hier behalten die Kernplatten (wenigstens bei den Paramaecien, wo diese Verhältnisse sich bis jetzt allein näher erforschen Hessen) ihre differenzirte Beschaffenheit bei, so dass der spindelförmig modificirte Kern in zwei ähnlich beschaffene zerfällt. Bis hierher lässt sich das Verhalten der pflanzlichen Zellkerne mit den thierischen völlig parallelisiren ; in den ferneren Erscheinungen jedoch zeigt sich, soweit es heutzutage möglich ist die Verhältnisse zu überschauen, ein sehr betleutsamer Unterschied. Es tritt nämlich bei den pflanzlichen Zellen sehr gewöhnlich eine Anschwellung in den Mitten der Kernfäden ein, welche zur Bildung der sogenannten Zellplattc führt und diese Zellplatte bildet nun ein sehr wesentliches Moment nicht nur bei der Trennung der beiden Kernhälften selbst, sondern auch bei der Theilung der gesammten Zelle. Indem sich die Kernfäden in der Mittelebene zwischen den beiden verschmolzenen Kernplatten mehr und' mehr ausbreiten, erreichen sie häufig fast die Wände der Zelle. Die Elemente der Zellplatte verschmelzen hierauf mit einander und bilden eine Hautschicht zwischen den beiden zu trennenden Zellen, die, wenn nöthig, von dem ausserhalb der Kernfäden liegenden Protoplasma ergänzt wird. Sodann tritt in dieser Haut- 25 — 194 — schiebt eine Spaltung ein und es wird Cellulose zwischen ihren beiden Platten ab- gelagert, wodurch schliesslich eine völlige Trennung der beiden neugebildeten Zellen sich herstellt. Die noch vorhandenen Kernfäden aber, werden allmälig in die neugebildefe Haut- schicht der jungen Zellen aufgenommen. Strasburger bemerkt schon (pag. 213) mit Recht, zum Theil auf meine Untersuchungen an thierischen Zellen gestützt, dass diese Verwerthung der Kernfäden zur Bildung der Hautschicht eine speciell pflanzliche Anpassung zu sein scheine, vielleicht durch den Umstand veranlasst, dass die beiden, von einer eng anschliessenden Celluloseinembran umgebenen Zellen, sich nicht direct unter dem Einfluss ihrer Zellkerne von einander trennen könnten. Dies ist richtig mit der kleinen Einschränkung, dass sich die Andeutung einer Zellplatte bei Nephelis und den Schnecken sehr deutlich beobachten Hess. Dagegen zeigte sich bis jetzt bei keinem Object ein Verhalten, ähnlich dem der Pflanzen, bezüglich der grossen Ausbreitung der Kernfäden und einer etwaigen Betheiligung derselben an der Herstellung einer Hautschicht. An den sich theilenden Furchungskugeln Hess sich das Schicksal der Kernfäden bis jetzt nur bruchstückweise verfolgen, jedoch deuten einige Bilder darauf hin, dass sich hier vielleicht etwas Aehnliches wie bei pflanzlichen Zellen, wiewohl in sehr reducirtem Maassstabe findet (vergl. Succinea Taf. IV. Fig. 20). Dagegen Hess sich bei den Keimzellen der Blatta ger- manica, welches Object die sicherste Verfolgung der Kernfäden gestattete, ein Verhalten con- statiren, welches dem der Pflanzenzellen vöHig entgegengesetzt ist. Je weiter hier die Theilung fortschreitet, desto mehr schnürt sich auch der Kernfädenstrang in seiner Mitte ein und wird ohne Zweifel sclüiesslich in der Theilungsebene zerrissen, worauf seine beiden Hälften von den Tochterkernen aufgenommen werden. Dieser Vorgang erscheint um so plausibler, als wir für ihn in der Theilung der primären Nuclei der Infusorien ein völliges Pendant besitzen. Bemerkenswerther Weise habe ich bei diesen Objecten nichts von einer Zellplatte beobachtet, dennoch mache ich künftige Beobachter darauf aufmerksam, dass, wie schon die Abbildungen Balbiani's zum Theil sehr deutlich angeben und auch ich mehrfach gesehen habe, der Verbindungsstrang (Kernfädenstrang) der sich theilenden, primären Infusoriennuclei in seiner Mitte häufig etwas angeschwollen ist, eine Erscheinung, welche mit der Ausbildung einer Art von Zellplatte in Zusammenhang stehen könnte. Ohne daher völlig in Abrede stellen zu wollen, dass bei thierischen Objecten zuweilen ein ähnliches Verhalten wie bei den pflanzlichen Zellen vorkomme — wobei also das Bemerkens- wertheste wäre, dass bei der Theilung eine gewisse Menge von Kernmasse wieder zu Zell- protoplasma werde, die neuen Kerne sich daher je aus weniger als der Hälfte der ursprünglichen — 195 — Masse des Mutterkerues aufbauten — halte ich dennoch dieses Verhalten nicht für die Regel, sondern muss ein völliges Zerfallen der Mutterkerue in zwei Tochterkerne, ohne Verluste wie bei den Infusorien, als das gewöhnliche betrachten. Eine Betheiligung der Kernfäden an der Bildung einer, die Tochterzellen scheidende Haut- schicht, kann bei sämmtlichen, bis jetzt näher untersuchten thierischen Objecten nur in sehr geringem Maasse, wenn überhaupt stattfinden. Die Neubildung der Tochterkerne sehen wir von den, zu je einer homogenen Masse ver- einigten beiden Kernplattenhälften ausgehen, in gleicher Weise wie bei den Pflanzenzellen. Bei den Kernen der Furchungskugeln liess sich bis jetzt diese Verschmelzung nicht mit Sicher- heit constatiren. Dennoch dürfte, wegen der grossen Uebereinstimmung , die sich in dieser Beziehung zwischen den pflanzlichen Objecten und gewissen, für die Untersuchung günstigen thierischen, wie den Keimzellen der Blatta germanica und den embrj'onalen Blutkörperchen, zeigte, nicht daran zu zweifeln sein, dass sich auch in den ersterwähnten Fällen die minutiösen Kernplatten schliesslich vereinigen. Es ist nun gewiss von Interesse, dass uns die primären Nuclei (Nucleoli) der Infusorien diesen homogenen , dichten Zustand der Kerne in ihrem normalen Zustand gewöhnlich präsen- tiren. Sie bestehen, wie bekannt, aus einer dichten, dunkelen, zuweilen sogar etwas glänzenden Masse, die häufig von einer zarten Hüllhaut umschlossen wird, manchmal fehlt jedoch auch diese Differenzirung einer Membran. Diesen primitiven Zustand verlassen sie nur während der Quertheilung und bei der Conjugation. Vi^ichtig erscheint es nun, dass wir auch endogen sich neubildende Kerne bei pflanzlichen Objecten zuerst in einem solchen homogenen und dichten Zustand auftreten sehen. Am besten lässt sich nach Strasburger diese Entstehung der Kerne im Endosperm von Phaseolwi muUiflurus verfolgen. Hier tritt in dem ursprünglich homogenen und dichten Kern erst später eine Differenzirung durch Ausbildung von Vacuolen auf. Die erste Verdichtung zur Bildung eines Zellkernes lässt sich in fast punktförmiger Grösse bemerken. Aus dieser Neuentstehung der Kerne und der ähnlichen Hervorbildung der Tochterkerne bei der Theilung, dürfen wir auch wohl den Schluss ziehen, dass der homogene und dichte Zustand überhaupt die ursprünglichste und einfachste Form des Auftretens der Kerne sei, dass es sich also bei der Kernbildung um nichts weniger als die Bildung einer Flüssigkeitshöhle im Protoplasma der Zelle handle, wie Auerbach will, sondern ein gerade umgekehrtes Verhalten sich finde. — 196 — Wir dürfen hieraus auch wohl den Schluss ziehen, dass die Neubildung der Kerne in der ersten Furchungskugel der Eier von solchen zuerst auftretenden, homogenen und dichten Körperchen anhebt, die sich durch Differeuzirung sehr rasch zu kleineu Bläschen gestalten und in dieser Form ihr Wachsthum fortsetzen. Demnach erscheint es uns auch sehr unwahrschein- lich, dass ein Theil der Hautschicht der Eier selbst, wie Strasburger hei Phallusia annimmt, zu dem Kern sich umbildet, sondern die ersten Anlagen der Kerne sind kleine, verdichtete Körperclien in dieser Hautschicht oder vielmehr des hellen, homogenen Protoplasmas, welches sich an gewissen Stellen der Dotteroberfläche oder vielleicht auch zuweilen im Dotterinnern ansammelt. *) *) Die völlige Neubildung, endogene Erzeugung, eines Kernes wurde bei thierisehen Zellen seither kaum genauer beobachtet. Es sind mir nur die interessanten Untersuchungen E. van Beneden's über die Ent- stehung des Kernes in den sogen. Tseudofilarien der Gregarina gigantea bekannt, welche hierüber einigen Aufschluss geben (102). Es scheint mir nun, dass die Entstehung dieses Kernes sich an den oben näher erörterten Modus der Kernentstehung nahe anschliesse. Zuerst bildet sich nach van Beneden ein Nucleolus, d. h. es entsteht ein stark lichtbrechender, verdichteter Körper, der auch zuweilen deutlich von einem hellen, nicht scharf begränzten Hof umgeben ist. Um diesen sogen. Nucleolus lässt van Beneden die eigentliche helle Kernmasse sich ablagern, indem er sich jedenfalls vorstellt, dass der vorerwähnte, helle Hof sich allmähg schärfer gegen das umgebende Plasma abgränze, schliesslich eine deutliche Membran erhalte' und so in die eigentliche Kernmasse übergehe. Ich muss jedoch auch hier die oben vorgetragene Anschauung geltend machen. Meiner Ansicht nach repräsentirt der sogen. Nucleolus van Beneden's den jugendlichen , homogenen Zustand des Kernes, an welchem sich späterhin eine äussere Schicht als Hülle differenzirt , die sich durch Ansammlung von Kernsaft von dem eigentlichen Kernleib, dem Nucleolus, abhebt. Der helle Hof um den jungen Kern hat meiner Ansicht nach die Bedeutung des hellen Protoplasmas, in welchem sich die jungen Kerne der ersten Furchungskugel hervorbilden. van Beneden versucht an demselben Ort eine Unterscheidung der lebenden Substanz der Moneren oder Cytoden und der der kernhaltigen Zellen durchzuführen. Ausgehend von der Vorstellung, dass in dem Plasma der Cytode die Substanz des Nucleus und Nucleolus aufgelöst vorhanden sei und sich durch einen, der Krystallisation vergleichbaren Process bei der Bildung des Nucleus an einem Puukt der Cytode lokalisire, gelaugt er dazu, die Masse der Cytode als Protoplasma plus Nucleussubstanz aufzufassen. Dieselbe müsse daher auch durch einen besonderen Namen, als Plasson, von dem Protoplasma der eigentlichen Zelle unterschieden werden. Diese Anschauungsweise wurde von H ä c k e 1 völlig adoptirt und als ein bedeutsamer Fortschritt hingestellt (103; pag. 105); dieselbe ist jedoch ebenso unhaltbar wie die Hä ekel 'sehe Unterscheidung der Zelle und Cytode und zwar nur die potenzirte Form dieser letzteren. Einmal ist die Vorstellung, dass die Substanz des Nucleus in der Masse der Cytode einfach aufgelöst zu betrachten sei, eine völlige Annahme, die sich auf keinen thatsächlichen Grund stützt. Doch wenn wir dieselbe auch adoptiren, so sind wir, um die künstliche Unterscheidung v. Beneden's durchzuführen, sogleich genöthigt, eine zweite hinzuzufügen, nämlich die, dass die Nucleussubstanz ganz und gar bei der Bildung des Nucleus in der Cytode herauskrystallisire. Denn bleibt noch etwas zurück, so wird ja die ganze Unterscheidung hinfällig. Schliessen wir uns aber der van Beneden 'sehen Anschauung an, dass die Ent- stehung des Nucleus als eine Art Krystallisation der gelösten Nucleussubstanz zu betrachten sei, so sind wir gezwungen uns vorzustellen, dass bei der Bildung des Nucleus das Cytodenplasma mit gelöster Nucleussubstanz übersättigt sei, welcher Ueberschuss sich nun ausscheide. Die nothwendige Folge einer derartigen Vorstellung — 197 — Eine weitere Folge ist jedoch auch die Zusammengehörigkeit der sogenannten Membran der thierischen Kerne und deren Binnenkörper ; beide sind Difit'erenzirungsproducte eines ursprüng- lich homogenen Körperchens und es ist daher ganz verfehlt, wenn Auerbach die Membran der Kerne als eine vom umgebendem Protoplasma erzeugte Umhüllung auffasst. Bei der Neu- bildung der Tochterkerne durch Differenzirung der homogen gewordenen Kernplatten, ereignet ^ sich aber in den Eiern verschiedener Thiere ein sehr beraerkenswerther Vorgang. Es differen- ziren sich nämlich ursprünglich nicht einer, sondern mehrere kleine Kerne, so namenthch bei CucuUanus elegans, ursprünglich auch bei Nephelis und vielleicht auch den Schnecken. Eine genaue Feststellung der ersten Momente dieses Vorganges Hess sich bis jetzt durch Beobachtung nicht gewinnen. Man kann sich die Sache so vorstellen, dass die Elemente der Kernplatte sich nicht zu einem gemeinsamen Körper, sondern zu mehreren vereinigen, von welchen dann jeder für sich zu einem bläschenförmigen Kern sich differenzirt. Bei Nephelis haben diese Kernchen nur sehr kurze Zeit eine gesonderte Existenz, indem sie sehr bald verschmelzen; bei Gucullanus hingegen vereinigen sie sich erst relativ spät und nachdem sie bedeutend heran- gewachsen sind, zu einem Kern. Es fragt sich, ob diese Kernchen wirklich als völlig von • einander gesondert zu betrachten sind oder ob sie von Anfang an in näherem Zusammenhang unter einander stehen. Ich habe früherhin das Vorhandensein einer zarten Hülle um die ursprüng- liche Kernspindel betont; existirt sie auf diesem Stadium noch, so müssten diese Kernchen zusammen, als von einer zarten Hülle umschlossen betrachtet werden. Es scheint mir jedoch wahrscheinlicher, dass, wenn diese Hülle auch um die ursprüngliche Kernspindel existirte, sie doch bei der Verschmelzung der Elemente der Kernplattenhälften mit in diesen untergeht. Es liegen eine Reihe von Beobachtungen vor, nach welchen ein ähnlicher Process der Bildung der Tochterkerne sich auch bei einer ziemlicheu Zahl anderer Thiere in den Furchungskugeln findet. ist aber, dass im Plasma eine Lösung von Nucleussubstanz zurückbleibt, die nicht zur Ausscheidung kam, dasselbe bleibt also P 1 a s s o n. Andererseits aber wissen wir, dass das Protoplasma gewisser Zellen (z. B. im Embryosack der Phane- rogamen) die Fähigkeit bewahrt hat, neue Kerne endogen zu erzeugen, dieses Protoplasma wäre daher eigent- lich Plasson. Ich kann mich nicht der Ueberzeugung verschliessen, dass Begriffe, die wie die des Plassons und Proto- plasmas im van Beneden 'sehen Sinne, einfach durch das plus oder minus eines Bestandtheiles bestimmt werden, dessen Eigenschaften, Entstehung und Bedeutung völlig unbekannt sind, sicherlich nur eine Schein- bedeutung besitzen. Der Begriff des Kernes und damit seine Bedeutung für das gesammte Zellenleben, sowie seine Beziehungen zum Zellenbegriff überhaupt, wii-d erst dann eine sichere und feste Gestalt annehmen, wenn es gelingt, die physicalisch-chemischen Bedingungen seiner Entstehung und damit auch seine Natur genau festzustellen. Rein morphologische Betrachtungsweise ist hier nicht mehr zulässig und wird nichts neues zu Tage fördern. — 198 — So hat Oellacher (59) 1872 iu den Furdmngskugeln der frühereu Stadien des Forellenkeimes nicht einen Kern, sondern Häufchen, welche aus fünf bis zwölf kleinen Kernchen bestanden, gefunden. Es gelang ihm jedoch auch einmal, den Nachweis eines einfachen, grossen Kernes vor Beginn der Furchung in dem Keime, nach Ausstossung des Keimbläschens, zu führen. Ausser solchen Häufchen grösserei' und kleinerer, einfach rundlicher Keruchen, glaubt er jedoch auch die Existenz gewisser, meist grösserer Kerne nachweisen zu können, deren Rand mehrfach gekerbt erschien oder die mehr oder weniger tiefe Einschnitte besassen. Letztere Kerne hält er für Theilungszustände und lässt die Kernhäufchen daher durch vielfache Theilung des ursprünglich ehifachen Kernes hervorgehen, hierauf bei der Furchung sich in die einzelnen Furchungs- abschnitte vertheilen, bis schliesslich einkernige Elemente entstehen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass Oellacher einen falschen Weg zur Erklärung seiner interessanten Beobach- tungen eingeschlagen hat; die grösseren, gelappten Kerne sind nicht in Theilung begriffen, sondern durch Verschmelzung der kleineren hervorgegangen. Auch hier verläuft jedenfalls die Theilung wie z. B. bei Cucullanus, nur ist die Zahl der sich neubildenden Kernchen eine viel grössere. B a 1 f 0 u r beschreibt in seiner vorläufigen Mittheilung über die Entwicklung der Elasmo- branchier (pag. 326) eigenthümhche, zusammengesetzte Kerne aus dem Dotter unterhalb der Furchungshöhle. Auch die Kerne der Blastodermzellen selbst sollen die gleiche Structur ziemlich lang noch zeigen. Es dürfte gewiss zu vermuthen sein, dass auch in diesem Falle die eigen- thümhche Structur der Kerne von ihrer Verschmelzung aus mehreren sich herleitet.*) Auch die Beobachtungen Götte's (49) über die Furchung von jBomhinator igneus lassen sich, wenn auch bis jetzt nicht in allen ihren Einzelheiten, mit dem von mir beschriebenen Modus der Kerntheilung bei wirbellosen Thieren in Einklang bringen. Welche Bedeutung dem sogenannten ersten Lebenskeim zukomme, der im Dotterkern der ersten Furchungs- *) Vergl. F. M. B a 1 f o u r , A preliniinary account of the developement of the Elasmobranch Fishes. Quart, journ. of mikr. science. N. s. T. XIV. 187-1. p. 323. T. XIII. Fig. 1 u. 2. Dass diese Dotterkerue neu entstehen, glaube ich nicht, möchte dagegen die Vermuthung aussprechen, dass dieselben bei der Abtrennung der Blastodermzellen, die ja ursprünglich mit der Dottermasse noch durchaus zusammenhängen, eine bedeutsame Rolle spielen, indem nämlich eine Theilung des Kernes der Blastodermzellen in der Richtung nach dem Dottercentrum stattfindet, in Folge deren sich die Trennungsspalte der Blastodermzelle gegen den Dotter bildet. Der eine Tochterkern bliebe dann in dem Dotter und so entständen diese sogenannten Dotterkerne. Auch die Abschnürung der Blastodermzellen der Insecten gegen den Dotter dürfte wohl in ähnlicher Weise vor sich gehen, da Kowalcwsky gleichfalls Kerne in dem Dotter nach Bildung des Blastoderms und in späteren Perioden der . Entwicklung nachwies (vergl. 6 ; pag. 48 — 49). Kowalewsky scheint dieselbe Ansicht in Bezug auf diese Kerne zu haben, obgleich mir dies nach seiner Ausdrucksweise nicht recht klar ist. — 199 ~ kugel auftritt, möchte ich nicht unbedingt entscheiden. Wahrscheinlich ist er nicht etwa der Kern der ersten Furchungskugel selbst, sondern er entspricht einem Centralhof, in welchem sich dieser Kern erst hervorbildet. Der Theilungsvorgang dieses ersten Lebenskeimes entspricht vollständig dem Verhalten eines sich theilendeu Kernes mit Einschluss der sogenannten Central- höfe um die Kernenden. Es ist daher zu vermuthen, dass wirklich in diesem Lebenskeim der Kern der ersten Furchungskugel sich verbarg oder noch nicht zur Ausbildung gekommen war und desshalb nicht wahrgenommen wurde. Von der zweiten Theilung ab, Hessen sich in diesen Lebenskeimen der Furchungskugeln kleine kernartige Gebilde wahrnehmen, die Götte' sehen Kernkeime. In diesen Häufchen von Kernkeimen kann ich nun, ebenso wie in den entsprechenden .Kernhäufchen Oellacher's, nichts anderes als die jungen Tochterkerne erkennen, die in bekannter Weise nach der Theilung des Mutterkernes , durch von verschiedehen Punkten der homogenen Kernplatten gleichzeitig anhebende Differenzirung, in mehrfacher Anzahl sich hervor- bilden, schliesslich jedoch vor jeder weiteren Theilung zur Verschmelzung gelangen. Diesen Verschmelzungsprocess seiner Kerukeime lässt jedoch Götte erst auf einem sehr vorgerückten Stadium der Furchung eintreten, womit denn zuerst wirkliche Kerne sich hervorgebildet hätten, die sich nun in ganz anderer Weise vermehrten als die Lebenskeime etc. Ich halte, wie gesagt, auch die Götte' sehen Beobachtungen derselben Deutung fähig , wie die meinigen, kann jedoch nicht unerwähnt lassen, dass die genaue Untersuchung des Kerntheilungsprocesses in den Eiern der Batrachier ohne Zweifel eine höchst schwierige ist, wie dies sich ja einmal aus der Ungunst des Objectes und dann auch der Beschwerlichkeit der Untersuchungsmethode ergibt. Ich habe selbst eine ziemliche Anzahl sehr feiner Schnitte durch frühe Furchungs- stadien der Eier von Eana temporaria angefertigt, ohne jedoch über die in Frage stehenden Verhältnisse in's Klare kommen zu können. Was ich sah, ist wesentlich eine Bestätigung des Theilungsvorganges der Götte 'sehen Lebenskeirae, ausserdem jedoch auch noch die höchst deutliche, radiäre Structur des Protoplasmas um die , schon in die Tochterzellen gerückten Hälften der Lebenskeime (Centralhöfe lichten Protoplasmas). Eine in Theilung begrififene Kern- spindel etc. liess sich jedoch nicht auffinden, das Object ist jedoch auch sehr ungünstig. Hin- gegen sah ich in den kleineren, pigmentlosen Furchungszellen der Eier von Rana esculenfa bei Untersuchung von Essigsäurepräparaten mehrfach ziemlich deutliche, feingestreifte, in Theilung begriffene Kernspindeln, ohne jedoch so klare Bilder davon erlangen zu können, dass ich ein näheres Eingehen auf diese Beobachtungen, welchen ich bis jetzt leider nur sehr wenig Zeit schenken konnte, für gerechtfertigt halten sollte. Immerhin habe ich die feste Ueberzeugung, dass auch das Ei der Batrachier, hinsichtlich der näheren Vorgänge während der Furchung - 200 — und speciell der Kerntheilung, keine Ausnahme macht, und dass namentlich auch die erste Furchungskugel schon ihren wahren Kern erhält.*) Schliesslich liegen noch die Beobachtungen Fol's über die Entstehung der Kerne in den Furchungskugeln des Geryonideneies und neuerdings ganz ähnliche über den gleichen Vorgang im Ei der Pteropoden vor. Hier entstehen succesive in den Centren der auseinander gerückten Strahlensysteme ein bis zehn kleine Vacuolen, die schliesslich zu einer grossen verschmelzen, dem Tochterkerne. Dass diese Vacuolen ebenfalls kleine Kerne sind, ist nicht zu bezweifeln, so dass uns also auch hier der gleiche Modus der Formation der Tochterkerne entgegentritt, den wir so vielfach fanden. Die Differenzirung der homogenen Kernplattenhälften manifestirt sich durch Aushöhlung derselben durch eine Vacuole zu einem Bläschen , in welchem eine gleichmässig granulirte Innenmasse oder einzelne grössere Binneukörperchen sich erhalten. Dass die letzteren häufig durch Fäden in Verbindung mit der Bläschenwand stehen, darf uns nicht wundern, wie denn überhaupt durch diese Art ihrer Enstehung die mannigfachen Formen, in welchen sich die thierischen Zellkerne repräsentiren, zuerst verständlicher werden. Je mehr ein Tochterkern wächst, desto mehr wird der Centralhof des ihm anliegenden Radiensystemes verkleinert und der erstere rückt mehr und mehr an die Stelle des letzteren selbst. Hieraus dürfte sich denn die gegründete Vermuthung ergeben, dass die Centralhöfe das Material zu dem Wachsthum der Kerne hergeben ; dies besteht in Flüssigkeit und jeden- falls auch eigentlicher Kernmasse, die jedoch zum Theile auch noch durch die Einziehung der Kernfäden vermehrt wird, welche in einigen Fällen sicherlich stattfindet. Je mehr der Central- hof aufgezehrt wird, desto mehr muss natürlich der Kern in seine Stelle rücken, um die ver- schwundene Masse zu remplaciren. Hat schliesslich der Tochterkern sein Wachsthum vollendet, so ist der Centralhof völlig und mit ihm auch die Strahlung geschwunden. Das erste Auftreten der Theilung des Zellenleibes selbst fällt etwa in die Zeit der Theilung der Kernplatte und des Auseinanderrückens ihrer Hälften. Die Strahlensysteme haben dann ihre grösste Ausdehnung erlangt und reichen durch den gesammten Dotter hindurch. In der zukünftigen Theilungsebne stossen sie auf einander, ohne dass ich hier schon eine *) Ohne dass ich nöthig hätte, es besonders hervorzuheben, wird sich sowohl aus den, von mir im Ver- laufe dieser Abhandlung mitgetheilten Beobachtungen, als auch den daran geknüpften Betrachtungen ergeben, dass ich mich den Ansichten meines wertben Freundes Götte bezüglich der Bedeutung des Eies und der Dotterfurchung nicht anschliessen kann, sonilern dass die in dieser Arbeit niedergelegten Beobachtungen, meiner Ansicht nach, jeden Gedanken an eine derartige Auffassung des Eies, der Dotterfurchung und der Bedeutung der Befruchtung völlig ausscbliessen. — 201 — deutlich uutcrscheidbare Hautschicht wahrgenommen hätte, deren Ausbildung in anderen Fällen ich jedoch nicht läugnen will. Es fragt sich' nun vorerst, hat überhaupt der Kern und seine Umbildung einen Einfluss auf die Theilung der Zelle selbst oder ist dieser Vorgang davon unabhängig. Das letztere ist mehrfach behauptet und zum Theil darauf gestützt worden (Hydra), dass sich in gewissen Fällen während der Theilung gar keine Kerne fänden. Bei der Dotterfurchung halte ich jedoch dieses Fehlen der Kerne für sehr unwahrscheinlich und bin der festen Ueberzeugung, dass dieselben sich bei genauerer Untersuchung finden werden. Ich stimme mit Strasburg er darin überein, dass ich dem Zellkern eine wichtige Rolle bei der Theilung zuschreibe, ja in ihm in vielen Fällen die nächste Ursache des eigentlichen Zerfalles der Zelle sehe. Dem steht nicht gegenüber, dass auch Kerntheilung ohne Zellentheilung vor sich gehen kann, denn die Wirkung des Kernes hat jedenfalls ihre Gränzen ; sehr grosse Protoplasmamassen können daher nicht durch die Wirkung eines Kernes zur Theilung veranlasst werden, überhaupt aber wird die Wirksamkeit eines solchen in jedem einzelnen Falle von gewissen Bedingungen abhängen, die zu kennen heute noch nicht möglich ist. Dass jedoch der Kern in einer ursächlichen Beziehung zu der Theilung der Zelle steht, scheint mir aus allen den Fällen mit Sicherheit zu folgen, wo derselbe während der Theilung exceutrisch liegt. Hier entsteht regelmässig die Einfurchung an dem dem Kern zunächst gelegenen Theil der Dotteroberfläche, ja diese Erscheinung kann, wie z. B. bei der Dotterfurchung der Coelenterateu, so weit gehen, dass die Einfurchung überhaupt ganz einseitig verläuft. Hier liegt dann aber auch der Kern ganz ungemein weit vom Centrum entfernt, ganz oberflächlich. Es kann nun nicht meine Absicht sein, hier eine Erklärung für alle die verschiedenen Modi der Zelltheilung zu versuchen, wie sie namentlich auf pflanzhchem Gebiet dadurch hervor- gerufen werden, dass das Protoplasma der Zelle auf einen ganz dünnen Wandbelag beschränkt ist, die Hauptmasse derselben hingegen von einem Flüssigkeitsraum gebildet wird ; ich will nur versuchen , eine Erklärung für das Einschnürungsphänomen der in Theilung begrifi'enen thierischen, durchaus protoplasmatischen Zellen zu finden. Ich glaube auch nicht, dass man, wie Hoffraeister meint, alle hierhergehörigen Erscheinungen zugleich erklären müsse, denn hierzu wäre es nothwendig, dass auch die Bedingungen, welche in den einzelnen Fällen vorliegen, genau bekannt wären und dies ist keineswegs so. Zuerst muss ich jedoch die Strahlensyteme noch einmal in's Auge fassen, um ihre Bedeutung, wenn auch nicht sicher zu stellen, so doch wahrscheinHch zu machen. Fol, Strasburger und früher auch ich haben sie als Attractionscentren angesprochen, Auerbach 26 — 202 — als durch Ausströmung des Kernsaftes hervorgerufene Erscheinungen. Wären sie nun auch in der That Attractionscentren irgend einer hypothetischen Kraft, die auf die polaren Dotter- moleküle einen richtenden Einfluss ausübt, so bliebe dadurch das Phänomltn der Zellentheilung und speciell der Dotterfurchung dennoch gerade so unverständlich wie früher; auch hat noch Niemand versucht, mittelst dieser beiden hypothetischen Anzielmngsmittelpunkte den Zerfall einer Zelle in zwei Massen wirklich zu erklären. Vor einigen Jahren machte ich, bei Untersuchung der interessanten Amoeha terricola Greeff's, die damals nicht weiter beachtete Beobachtung, dass um jede in der IJildung begriffene Vacuole dieses ßhizopoden das umgebende Protoplasma eine zum Centrum der Vacuole gerichtete, radiäre Strahlung annahm (78; Taf. XXVI. Fig. 21). Wie ist nun diese Erscheinung zu erklären? Etwa dadurch, dass die sich bildende Vacuole als Attractionscentrum auf das umgebende Protoplasma wirke, oder bietet sich nicht etwa eine einfachere Vorstellung darin: dass bei dem Wachsthum der Vacuole, wobei also mit Wasser überladenes Protoplasma der nächsten Um- gebung dieses in die Vacuole ausscheidet, neues aus der Umgebung heranzieht und so fort, dieser Process, den ich nicht mit Strömungen zu verwechseln bitte, zur Ursache der strahligen Erscheinung oder, wenn man lieber will, die Strahlenbildung zum optischen Ausdruck dieses Processes würde. Ich sehe hierin natürlich keine Erklärung, sondern nur eine Vorstellung des Zusammenhanges beider Erscheinungen. Schliessen wir uns dieser Auslegung der strahligen Anordnung des Protoplasmas um die werdende Vacuole an, so müssen wir auch zugeben, dass die hier statthabenden Erscheinungen in umgekehrter Picihenfolge verlaufen können und dabei doch gleichfalls die strahlige An- ordnung des Protoplasmas sich einstellen muss. Das heisst, dass wenn umgekehrt, nicht an einem Punkt des Protoplasmas eine Flüssigkeitsausscheidung, sondern an einer begränzten Stelle ein Eindringen von Flüssigkeit stattfindet, diese radiäre Strahlung gleichfalls um den betreffenden Punkt zur Ausbildung gelangen muss. Letzteren Fall, glaube ich nun, sehen wir bei der Kerntheilung der Furchungskugeln reahsirt. Wir haben au den beiden Enden der Kernspindel in den Centralhöfen Anhäufungen von Flüssigkeit und vielleicht noch gewissen sehr wichtigen Stoffen, die vorher im Kern concentrirt waren. Von diesen, von dem umgebenden Protoplasma chemisch stark differenten Centralhöfen aus, muss daher eine allmälige Wechsel- wirkung, ein allmähges Eindringen der Stoffe der Centralhöfe in das Protoplasma stattfinden, in Folge dessen die Strahlenerscheiuung zur Ausbildung kommt. Die Annahme lautet daher : dass die strahlige Anordnung des Plasmas um die Central- liöfe der Ausdruck einer von diesen ausgehenden, physicalisch-chemischen Aenderung des Plasmas — 203 — sei, wobei eine ailraälige Abnahme dieser Aenderung von den Ceutralliöfen nach der Peripherie hin statt hat, welche von ersteren aus unterhalten wird. Nehmen wir nun an — und dazu Hegen trotz der Einwendungen, welche dagegen erhoben worden sind, die dringendsten Gründe vor — dass das Plasma den Grundgesetzen einer flüssigen Masse gehorcht. Betrachten wir nun die Wirkungen, welche eine derartige Aenderung der Be- schaffenheit desselben auf die, als nahezu kugelförmig vorausgesetzte Plasmaraasse haben muss. Indem die Aenderung von den beiden Centralhöfeu a. und b. (Vergl. die nebenst. Fig. Ä) gleichzeitig ausgeht, ergibt es sich als eine nothwendige Folge,*) dass dieselbe in der Theilungsebne, deren Durch- schnitt die Linie cd darstellt, am bedeutendsten ist ; dass daher auch im Aequator der Kugel die Wirkung sich anhäufen und nach den Polen / und e hin abnehmen muss. Nun wissen wir aber andererseits auch, dass schon kleine chemische Aenderuugen, im Plasma jedenfalls allein schon Differenzen im Wassergehalt, die Oberflächenspannung verändern. Dieser Fall muss daher bei unserer Kugel eintreten. Geschieht die besprochene Zusammensetzungsänderung des Protoplasmas der Kugel in dem Sinne der Vermehrung der Oberflächen- spannung, so erhalten wir also eine Kugel mit ungleicher Oberflächenspannung, indem letztere vom Aequator nach den Polen hin abninmit. Die Folge hiervon ist aber natürlich, dass die Protoplasmakugel ihre Gestalt aufgibt und ent- sprechend dem Gesetz, dass die Oberflächenspannung dem Krümmungshalbmesser umgekehrt proportional ist, wird sich' erst ein Gleichgewichtszustand herstellen, wenn die aequatoriale Krümmung sich vermindert, die polare hingegen sich vermehrt hat. Die Kugel streckt sich daher in die Länge und nähert sich dem EUipsoid. Die Veranlassung zu dieser Gestaltsveränderung dauert jedoch weiter fort und zwar, da jetzt die Pole sich von den Centralhöfen a und b noch mehr entfernen, dagegen der Aequator denselben näher gerückt ist, in erhöhtem Maase. Es findet also zunächst eine weitere Abflachung in dem Aequator und Zunahme der Krümmung an den Polen statt. Eine beständige Vermehrung des Moments der Oberflächenspannung im Aequator wird aber schliesslich zu einer Einfurchung A i — *) Es ist dies zwar nur unter gewissen Bedingungen über die Geschwindigkeit, mit der sich die voraus- gesetzte Aenderung der Plasmabeschaifenheit verbreitet, richtig. Dieselben können jedoch wohl als vorhanden angenommen werden. — 204 — im Aequator führen müssen (Fig. B), da hierdurch der Cohäsionsdruck in der Furche durch die nach Aussen gerichtete, negative Compouente bedeutsam vermindert wird. Die jetzt durch die Einfurchung entstandene Form und nauieuthch die spätere, wenn die Durchfurchung etwa bis zur Hälfte geschehen ist, macht eine genaue Erörterung der Vertheilung des Cohäsionsdruckes über die verschiedenen Partien der Oberfläche des Theilungskörpers sehr schwierig, mir speciell unmöghch. Sollte meine Erklärung ausreichen, so wäre ein Haupterforderniss, dass kein Theil der Oberfläche des Theilungsköpers je eine allseitig concave Einsenkung bilde, denn da in einer solchen der Cohäsionsdruck nach Aussen gerichtet ist, so konnte sie nur durch einseitig von aussen her wirkende Kräfte, die dem Cohäsionsdruck entgegenarbeiteten, zu Stande kommen. Die optischen Durchschnitte des Theilungskürpers lassen sich jedoch mit dieser Forderung, wie mir scheint, vereinigen. *) So wenig ich auch überzeugt bin, dass der von mir versuchte Weg der Erklärung sich als richtig erweisen dürfte, so glaube ich dennoch, dass durch di»- eingeschlagene Art der Betrachtung des fraglichen Phänomens vielleicht mit der Zeit die richtige Erklärung gefunden werden könnte und dies veranlasste mich diesen Versuch auch in der rohen Gestalt, welche er jetzt noch besitzt, hier vorzulegen und der eventuellen Prüfung von, mit physikalischen Kennt- nissen besser ausgerüsteten Forschern anvertrauen zu sollen. Dass der seither beschriebene Modus der Kerntheilung nicht in allen Fällen der herrschende ist, lehren uns die Theilungserscheinungen der secundären Nuclei der Infusorien (der eigent- lichen Nuclei der früheren Autoren). Wir haben Oben die Art dieser Theilung, die von dem einfach rundlichen oder wenig längsgestreckten Nucleus ausgehend, in einem ziemlich einfachen *) Man ist vielleicht geneigt, diesen Versuch einer Erklärung des Phänomens der eigentlichen Furchung als einen ganz hypothetischen zu betrachten. Um zu zeigen, dass er das nicht ist, sondern dass vielleicht durch das Experiment die Möglichkeit einer derartigen Auffassung zu prüfen sein dürfte, erlaube ich mir hier auf einige physikalische Thatsachen hinzuweisen. Dass die Oberflächenspannung der Flüssigkeiten schon durch sehr geringe Beimischungen anderer Stoffe sehr wesentlich geändert wird, ist bewiesen durch die so merkwürdigen Erscheinungen, welche die Annäherung verschiedener flüchtiger Körper, unter welchen sich namentlich der Kampher auszeichnet, auf eine Wasserfläche ausüben. Es gehört hierher das Phänomen des auf dem Wasser schwimmenden und sich lebhaft bewegenden Kampherstückchens und namentlich die Möglichkeit, dünne, auf einer reinen Glasplatte ausgebreitete Wasser- schichten durch Annäherung eines Kampherstückchens geradezu zu spalten. Man kann in dieser Weise Erscheinungen hervorrufen, welche der Theilung eines Protoplasmakörpers nicht unähnlich sehen. Die Zurück- leitung dieser und einer grossen Anzahl sehr ähnlicher Erscheinungen auf eine, durch geringe Mengen auf- genommener Dämpfe veränderte Oberflächenspannung ist von G. van der Meusbrugghe durehgeführt worden und wird hauptsächlich dadurch bewiesen, dass Wasser, in welchem die betreffenden Substanzen vorher schon gelöst sind, die Erscheinungen nicht mehr zeigt (vergl. Sur la tension supeificielle des Liquides. Mem. cour. et m. d. SV. 6tr. de l'Acad. roy. de Belgique. Tab. 34). — 205 — Zerfall iu zwei, sich allmälig von einander abschnürenden Hälften besteht, näher betrachtet. Als besonders interessant und zur Vergleichung mit der typischen Nucleustheilung auffordernd, muss ich noch besonders hervorheben, dass die Theilung des lufusoriennucleus mit einer so bemerkenswerthen Umbildung seiner Masse verbunden ist, die hierbei eine durchaus faserige, jedoch ganz gleichmässige Beschaifenheit erhält. Wir müssen ungeachtet aller Abweichung in dieser Faserbildung einen Anschluss an den typischen Kerntheilungsprocess erkennen. Schon Strasburger hat ausgesprochen, dass bei den Protozoen und insbesondere den Infusorien Abweichungen von dem gewöhnlichen Modus der Kerntheilung zu erwarten sein dürften, da wir ja bei diesen Organismen den höchsten Gipfel der Zellendifferenzirung als erreicht zu betrachten hätten. Dies ist nun auch in der That der Fall, wie die Verhältnisse zeigen und was noch viel eigenthümlicher durch den Zerfall des secundären Nucleus bei der Conjugation illustrirt wird. Dieser merkwürdige Theilungsprocess tritt, wie bekannt, in Folge der Conjugation bei P. Aurelia und x^utrinum, Cyrtostomum leucas und den Vorticelliuen ein. Hier zerfällt der secundäre Nucleus, nachdem er wenigstens bei den drei erstgenannten Arten in ein vielfach verzweigtes Band ausgewachsen ist (ähnlich dem normalen Nucleus mancher Acinetinen) in eine grosse Zahl sehr kleiner Theilstücke, für die sich uns keine andere Auffassung als die ebenso- vieler kleiner Nuclei bietet. Principiell hiervon nicht verschieden ist das Verhalten des Nucleus der Hertw ig' sehen Todophrya gcmmipara bei der Knospenbildung, indem sich hier einzelne angeschwollene Zweige des Nucleus als Nuclei der sich entwickelnden Knospet ablösen. Gesicherte Beobachtungen über Kerntheilung der übrigen Protozoen liegen fast nicht vor, ich führe hier nur die vor kurzer Zeit von F. E. Schultze beobachtete Theilung eines Amoebenkernes {A. pohjpodia M. Seh.) an.*) Der Kern schnürte sich zuerst bisquitförmig ein, dann wurde die Einschnürungsstelle zu einem fadenförmigen Verbindungsstück und riss schliess- lich durch. Nach der Kerntheilung erfolgte die der Amoeba selbst. Ueber feinere Structur- verhältnisse des sich theilenden Nucleus ist nichts angegeben, obgleich solche wohl sicherlich vor- handen waren, sich jedoch dem Auge am lebenden Kerne verbargen. Es scheint, als wenn sich dieser Theilungsprocess dem der secundären Nuclei der Infusorien zunächst anschlösse, soweit eben die vorliegende Beobachtung ein Urtheil gestattet. Mit wenigen Worten möchte ich noch auf eine Frage zurückkommen, welche nicht ohne Interesse ist. Wo sind nämlich die Ursachen zu suchen, welche in dem Kern die merkwürdigen *) Zuerst mitgetheilt bei Flemming (27), später ausführlich geschildert im Ärch. f. mikrosk. Anatomie Bd. XI. pag. 592. — 206 — Umgestaltungen veranlassen, die schliesslich zur Theilung führen. Man könnte sich etwa vor- stellen, dass auch die Ursachen dieser Vorgänge zunächst in dem Kerne selbst lägen und nicht nur die Bedingungen hierzu. Andererseits hingegen wäre es auch erlaubt, die nächste Ursache der Kernmetamorphose in einer Wirkung des umgebenden Protoplasmas zu suchen. So hat Auerbach die Sache aufgefasst, wenn er, nach Beschreibung der Veränderung und schliess- lichen Lösung des Kernes, bemerkt: »Wenn ich übrigens soeben der Anschaulichkeit wegen alle Bewegungen als vom Kern ausgehend darstellte, so werden wir doch auch hier, wie bei früheren Gelegenheiten, nicht zweifeln können, dass das Active das Protoplasma selbst ist« (17; pag. 221). Hierfür ist jedoch irgend ein dem thatsächlichen Verhalten entnommener Beweis nothwendig. Ich hege auch dieselbe Vorstellung und sehe eine Begründung derselben darin, dass, wie wir dies namentlich bei der Conjugation, aber auch der gewöhnlichen Theilung der Infusorien hervortreten sahen, die primären Nuclei eines Thieres stets auf dem- selben Stadium der Entwicklung und namentlich der Theilung angetroffen werden. Ein so, gleich- massiges Fortschreiten des Theilungsprocesses von z. B. vier getrennten Kernen drängt uns natürlich dazu, die nächste Ursache in dem umgebenden Protoplasma zu suchen, das auf die sämmtlichen Kerne in gleicher Weise wirkt. Eine weitere Illustration dieser Wirkung, dürfen wir vielleicht auch, in den von mir früher beschriebenen, mehrkernigen Spermatozoeukeimzellen finden, in welchen ebenfalls die zwei bis drei Kerne immer auf gleicher Theilungsstufe gesehen wurden. Aebnliches sahen wir denn auch bei den Theilungsvorgängen weisser Blutkörperchen. Schliesslich seien mir noch einige Bemerkungen, bezüglich der schon vou S t r a s b u r g e r aufgeworfenen Frage, gestattet, ob sich, aus der fundamentalen Uebereinstimmung der Kern- theilung der thierischen und pflanzlichen Zelle, auf eine gemeinsame Abstammung, eine Homo- logie beider schliessen lasse. Eine bestimmte Antwort auf diese Frage ist derzeit nicht möglich, wie ich mit Strasburger und aus den gleichen Gründen schliessen muss. Dagegen muss ich andererseits wieder, anschliessend an ihn, hervorheben, dass die interessanten Modificationen des Theüungsraodus, die wir bei pflanzlichen, namentlich aber auch thierischen Zellkernen finden, uns die übrigens von vorn- herein schon sehr begründete Vorstellung erwecken, dass wir es bei der mit der Theilung im Zusammenhang stehenden Kernmetamorphose keineswegs mit einem Vorgang von einfach physi- kalischer Natur zu thun haben, der sich etwa wie die Bildung eines Krystalles nothwendig in gleicher Weise ereignen müsste, wenn nur die stoöliche Grundlage unter gewissen physikalischen Bedingungen gegeben sei. Schliesslich muss ja die Vererbung auf den in den einzelnen Zellen bewirkten Veränderungen beruhen, die sich auch auf die Nuclei erstrecken, deren Eigenthümlichkeiten in gleicher Weise vererbt werden, wie uns die Infusorien in der mannigfachsten Weise zeigen. — 207 — Scheint es nun, da erwiesenormaassen der Theilungsprocess des Nucleus sehr stark modificirt werden kann und dieser abweichende Modus erbhch ist, wahrscheinlich, dass die unter so verschiedenen Lebensbedingungen stehenden, thierischen und pflanzlichen Zellen eine so grosse UebereiustLmmung in dem Process der Nucleustheilung zeigen sollten, wenn dieser Vorgang nicht einmal in gleicher Weise für beide fixirt worden wäre? Aus diesen Gründen möchte es mir daher wahrscheinlich dünken, dass die grosse Ueberein- stimmung, welche hinsichtlich der Kerntheilung in der Thier- und Pflanzenzelle herrscht, eine Folge gemeinsamer Abstammung sei. Die Hauptschwierigkeit, welche die Beantwortung dieser Frage bietöt, liegt wohl darin, dass uns in den Zellkernen Gebilde entgegentreten, die nicht wie die Zellen nachweislich stets von ihresgleichen abstammen, sondern welche sich in vielen Fällen als etwas völlig neues bilden. Die ganze Frage selbst jedoch hat vielleicht bei näherer Betrachtung gar nicht die Bedeutung, welche man ihr anfänglich unterzulegen geneigt ist. Ob die grosse Ueberein- stimmung im Verhalten des thierischen und pflanzlichen Zellkernes auf gemeinsamer Abstammung oder darauf beruht, dass ein derartiges Verhalten in ihrer Natur überhaupt und unabhängig von gemeinsamer Abstammung begründet ist, ist schliesslich ziemlich gleichgültig. Das Wesent- liche hierbei ist die dadurch bewiesene völhge Identität des pflanzlichen und thierischen Nucleus und eben dadurch auch desjenigen Substrates, in und aus welchem derselbe sich bildet, des sogenannten Protoplasmas. Ob hier Abstammung im Spiele ist oder nicht, das Resultat bleibt sich darin gleich: dass nämlich die einfachste Pflanze und das einfachste Thier schliesslich auf dasselbe hinauslaufen, so dass man, selbst wenn sich genau nachweisen liesse, dass Pflanzen und Thiere einen ganz gesonderten, zeitlich und örtlich weit von einander geschiedenen Ursprung genommen hätten , in gewissem Sinne docli von einer gemeinsamen Abstammung beider reden könnte, da die Grundlage, aus der sie sich entwickelten, in allen wesentlichen Punkten dieselbe war. 3. Abschnitt. Ueber das Wesen und die Bedeutung der Conjugation der Infusorien, nebst Bemerkungen über Conjugation und Befruchtung im Allgemeinen. Durch die vorliegenden Untersuchungen glaube ich gezeigt zu haben, dass die Conjugation der Infusorien in keiner Weise als die Einleitung einer besonderen Fortpflanzungsart aufgefasst werden darf, dass die aus ihr hervorgehenden Thiere wiedei- den Bau der normalen besitzen und weder im Verlaufe, noch nach der Conjugation eine besondere Art von Fortpflanzungs- körpern produciren. Ich muss daher auch jetzt eine Fortpflanzung der Infusorien auf anderem - 208 - Wege als durch einfache Theilung oder Knospenbildung (die nur als eine Modification der Theilung aufzufassen ist), für nicht erwiesen halten. Was hat nun aber, wird man fragen, die mit so complicirten Erscheinungen verbundene Conjugation unserer Thiere für eine Bedeutung, denn dass sie eine hohe Bedeutung für die gesammten Lebensverhältnisse eines Infusors besitze, bedarf keines Nachweises. Allgemein mich ausdrückend, möchte ich sagen : DieBedeutung des Conjugations- actes ist eine Verjüngung der ihn begehenden Thiere. Die Wahrheit dieses Ausspruches lässt sich schon zum Theil in den äusserlichen Ver- änderungen, welche eine Reihe von Infusorien während und nach der Conjugation erfahren, erkennen. So sehen wir bei den Euploten und Oxytrichinen, soweit dies uns durch die schönen Untersuchungen von Stein und Engel mann bekannt ist, einen grossen Theil des Wimpern- systems der conjugirten Thiere zu Grunde gehen und gegen Ende der Conjugation, sowie nach Aufhebung derselben, sich neu anlegen. Das gleiche gilt für den Mund dieser Infusorien, der ebenso eine völlige Neubildung erfährt. So sahen wir auch bei Colpidium Colpoda den Verlust und die spätere Neubildung des Mundes eintreten. Bei Bursaria truncatella verlieren die conjugirten Thiere die complicirten Einrichtungen ihres Peristom's vollständig, die also späterhin wieder durCh eine Neubildung ersetzt werden müssen. Bei den meisten Infusorien sind jedoch derartige Verjüngungen äusserer Theile bis jetzt nicht gefunden worden und finden daher auch wohl nicht statt. Dagegen erweisen nun meine Untersuchungen eine Verjüngung innerer Theile, nämlich des Nucleus, oder, wie ich ihn nun bezeichnen möchte, des secundären Nucleus. Wir sahen, dass derselbe bei einigen Infusorien, so namentlich Stylonichia Mytüus und pustulata, sowie Blepharisma lateritia und dann mit aller Wahrscheinlichkeit auch bei Col2n- dium Colpoda und Glaucoma scintülans vollständig eliminirt wird und sich . dafür aus den Producten des Nucleolus (des primären Nucleus) ein neuer bildet. Bei anderen Infusions- thieren hingegen, so Euplotes CJiaron, fanden wir, dass nur ein Theil des Nucleus ausgestossen wird, ein anderer hingegen zurückbleibt, um sich mit einem später neugebildeten Theil zu vereinigen. Bei Param. Bursaria konnten wir uns überhaupt nicht auch nur von dem Verlust eines Theiles des alten Nucleus überzeugen, sondern sahen neben diesem einen neuen hervor- wachsen, der schliesslich zur Vereinigung mit dem alten gelangte. Bei P. Aurelia und putrinum hingegen schlössen wir, dass sich, in ähnlicher Weise wie bei P. Bursaria, die Nucleus- bruchstücke mit einem, während der Conjugation neugebildeten Nucleus vereinigen; sollte es jedoch vielleicht dennoch di'i- Fall sein, dass das allmälige Verschwinden dieser Bruchstücke — 209 — des alten Nucleus auf ihre Ausstossung zurückzuführen sei, so würde ja das von mir betoute Verhalten nur um so schärfer zur Geltung gelangen. In allen diesen verschiedenen Modificationen des Verhaltens leuchtet uns eines entgegen, nämlich die Verjüngung des alten, secundären Nucleus, die entweder so weit geht, dass er völlig neugebildet oder aber durch Hinzutritt eines neugebildeten zu dem alten vollzogen wird. Ich glaube daher nicht Unrecht zu haben, wenn ich das Wesen der Conjugation der Infusorien in einer Verjüngung der beiden vereinigten Individuen sehe, einer Verjüngung, welche sich hauptsächlich auf den secundären Nucleus erstreckt und wodurch dessen grosse Bedeutung für die Lebensprocesse unserer Thiere ohne Zweifel hinreichend beleuchtet wird, ohne dass sich jedoch auch schon genau bestimmen Hesse, worin sich der Schwerpunkt seines Wirkens hauptsächlich concentrire. Dass auch im eigentlichen Plasma der conjugirten Thiere ein reger Stoffumtausch statt- finde, erläutert wohl am ehesten die, nicht nur allein bei den Oxytrichinen, sondern auch noch bei anderen Infusorien eintretende, sehr reichliche Bildung feiner, dunkeler Körnchen im Plasma, welche die aus der Conjugation hervorgehenden Thiere häufig relativ sehr undurchsichtig machen. Durch diese Verjüngung während der Conjugation, erscheinen uns die aus ihr hervor- gehenden Individuen, eo ipso schon sehr geeignet, zu den Stammvätern einer Reihe von durch Theilung sich fortpflanzenden Generationen zu werden, im Laufe welcher alimälig ein Sinken der Lebensenergie sich einstellt. Letzterer Umstand findet seinen Ausdruck darin, dass die Grösse der Individuen mehr und mehr sinkt, so dass schliesslich eine gewisse Minimalgrösse, welche jedoch keineswegs bei einer Art immer dieselbe ist, erreicht wird, worauf eine neue Conjugationsepoche mit Verjüngung eintritt. Dieser Entwicklungsgang, der sich bei P. putrmum in zweimaliger Wiederholung hat nachweisen lassen, erklärt daher auch die eigenthflmliche Erscheinung, dass es in den meisten Fällen sehr kleine Thiere sind, welche man in Conjugation trifft, eine Erscheinung, die gewiss sehr seltsam wäre, wollte man mit Balbiani gerade diese kleinsten Individuen zur Gp- schlechtsgeneration machen. Den Ausspruch aber, welchen ich 1873 (78) nur vermuthungsweise wagte: »Dass das Phänomen der Infusorienconjugation sich den in der Organismenwelt anderweitig bekannten Conjugationserscheinungen wohl näher anschliesse, als dies seither vermuthet wurde,« glaube ich nun wirklich nachweisen zu können. Was wir in dem Bereich der übrigen Protozoen von Conjugationserscheinungen kennen, ist relativ wenig. Wir wissen , dass dieselbe bei den Gregarinen sicher eine wichtige Rollo 27 — 210 — spielt, obgleich ihr Eintreten im Verlaufe der Fortpflanzungserscheinungen nur als ein facul- tatives bezeichnet werden muss. Ebenso haben wir Kenntniss von ihrem vereinzelten Vorkommen bei den Rhrzopoden, doch wurde den hierhergehörigen Erscheinungen bei dieser Abtheilung noch keineswegs hinreichende Aufmerksamkeit geschenkt, um uns in einzelnen Fällen Sicherheit über die Existenz der Conjugation an und für sich, geschweige die durch sie hervorgerufenen Erscheinungen zu geben. Als erwiesen ist die Conjugation zu betrachten bei Nocturna miliaris durch die Unter- suchungen Cienkowski's (91), durch meine Untersuchungen bei Aredia vulgaris (80), wobei ich noch bemerke , dass schon Carter*) bei EiKjlypha und Arcella die Vereinigung von drei bis vier Individuen auffand, wiewohl ihn gerade dieser Umstand zweifelhaft machte, ob jene Vereinigung mit der Fortpflanzung in Beziehung stehe; er dachte aber hierbei jedenfalls zu selir an wiikliche Begattung. Gerade die Vereinigung mehrerer Individuen spricht für Conjugation und schliesst die Deutung des Processes als eine Art Häutung aus, wie icli schon früher bemerkte. Bei Bifflugia will Carter gleichfalls Conjugation gefunden haben. Bei CypJioderia margarilacea und Fleitroplirys fulva hat F. E. Schnitze (85) wieder neuerdings, wie schon früher Archer, auf das häufige Vorkommen zweier, mit ihren Schalenmündungen vereinigter Individuen aufmerksam gemacht. Bei den Foraminiferen (Triloculina) liegen Beobachtungen von Gervais über paarweise Vereinigung mit nachfolgender Production lebendiger Jungen' vor.**) Vereinigung vieler Individuen von Acünophrys Sol ist schon lange bekannt, dieselben verschmelzen völlig, trennen sich jedocli häufig wieder. Bei Actinosphaerium EichJiorni führt die Conjugation nnch den Untersuchungen Cienkowsk i's ***) und S c h n e i d e r ' s (87) wahr- scheinlich zu der Fortpflanzung durch Encystirung; dem widerspricht jedoch F. E. Schultz e (84), dagegen erkennt G r e e f f das facultative Auftreten der Conjugation vor dem Encystirungs- process an (107; pag. 62). Bei den Radiolarien scheinen Conjugationserscheinungen bis jetzt noch nicht beobachtet worden zu sein. In reichster und mannigfaltigster Ausbildung hingegen treffen wir die Conjugations- erscheinungen in der niederen Pflanzenwelt an, wo sie bei den Tallophyten eine hervorragende Rolle im Gebiete der Fortpflanzungserscheinungen zu spielen berufen sind. Wenn wir jedoch die Conjugationserscheinungen der Tallophyten und hauptsächlich die der Zygosporeen und Zygo- myceten, mit den bei den Infusorien sich findenden Veibältnissen vergleichen, so fällt uns *) Ann. a. magaz. nat. history. 185G. II. srr. Vol. XVIII. p. 2.30. n. 1863. III. ser. p. 257. **) Compt. rcnil. de rAradem. 1847, p. 400. ***) Beitrüge zur Kenntniss der Monaden. Arcb. f. niikrosk. Anatomie Bd. I. pag. 227. — 211 — sofort ein gewichtiger Unterschied auf; es ist dies nämlich die Thatsache, dass bei jenen Algen und Pilzen, wie überhaupt iin Pflanzenreich fast durchgängig, eine völlige Verschmelzung (Copulation) der in Conjugation tretenden beiden Zellen stattfindet, wobei sich das Verschmelzungs- product meist zu einer ruhenden Spore gestaltet. Nun finden wir zwar auch in der Infusorien- welt Conjugationen, die bis zur völligen Vereinigung der zusammentretenden, gleichen Individuen führen, doch habe ich schon früher betont, dass mir dieser, von Engel ni a u n bei Stylonichia gefundene Process ein sehr ungewöhnlicher zu sein scheint. Andererseits haben wir aber auch bei den Vorticellinen eine Form der Conjugation, welche zur völligen Verschmelzung des einen, hier viel kleineren Individuums mit dem anderen, grösseren führt. Die während dieser Art der Conjugation an den Nuclei und, wie ich nach neueren Untersuchungen auch behaupten darf, den sogenannten Nucleoli auftretenden Entwicklungserscheinungen machen es gewiss, dass die im Gefolge dieser Conjugationsform stattfindenden Vorgänge sich denen der übrigen Infusorien nahe anschliessen. Da ich jedoch in einer anderen Hinsicht diesen höchst interessanten Conjugationsprocess der Vorticellinen später noch einmal zu betrachten haben werde, so gehe ich vorerst nicht näher auf denselben ein. Ueberschauen wir aber die Conjngationserscheinungen auf pflanzlichem Gebiete näher, so treten uns doch eine Reihe von höchst interessanten Thatsachen entgegen, die einen Anschluss an die bei den Infusorien sich findenden Verhältnisse gestatten und zwar sind dies die Con- jugations- oder Copulationsprocesse der Diatomeen (Bacillariaceen). Durch die neueren Forschungen auf diesem Gebiete, namentlich die Arbeiten einiger eng- lischen Forscher und die zusammenfassenden Untersuchungen von Pfitzer (93) und später Bor SCO w*) und Schmitz, scheint es sichergestellt, dass die einzige Fortpflanzungsweise der Diatomeen die Theilung ist. Die sogenannten Conjugationserscheinungen führen in ver- schiedener Weise zur Bildung einer von ihren alten Schalen befreiten, sogenannten Auxospore, die sich eine neue, viel grössere Schale baut, hierauf durch Theilung fortpflanzt und so zur Stammform einer gewissen Reihe von Generationen wird, die sich mehr und mehr verkleinern, bis schhesslicli, wenn eine Minimalgrösse erreicht ist, eine neue Verjüngungsepoche mit Auxo- sporenbildung eintritt und so fort.**) *) Borscow, Die Süsswasserbacillariaceen des südwestlichen Russlands , insbesondere des Gouver- nements Kiew, Cernigow und Poltawa. 1. Lief. Kiew 1873 (mir nur durch das Referat von Pfitzer [94; pag. 26] bekannt). **) Diese Auffassung der Conjugation der Diatomeen wurde schon von A. Braun 1S51 ausgesprochen, indem er sich auf die Untersuchungen von Thwaites stützte (vergl. Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur. Leipzig 1851. pag. 141, Anmerliung). — 212 — Die Auxosporenbildiing selbst kann jedoch in sehr verschiedenen Weisen vor sich gehen, von welchen uns hier hauptsächlich drei, die auch allein ganz sicher gestellt scheinen, inte- ressiren. Einmal kann sich eine Mutterzelle direct, ohne Eintritt irgend welcher Conjugations- erscheinung, zu einer Auxospore verjüngen (so Melosira, Orthosira, Ächnanthes), aber auch zu zweien (Rhabdonema) ; oder aber es treten zwei Mutterzelleu zusammen und bilden zwei Auxo- sporen, ohne jedoch wirklich zu verschmelzen, sondern nur durch Berührung oder kurze theil- weise Vereinigung der Plasmakörper beider Zellen (so bei den Naviculaceae und Gomphonemae). Schliesslich finden wir auch Bildung einer Auxospore aus zwei Mutterzellen durch directe Copulation (Verschmelzung) ihrer beiden Plasmakörper. Wir sehen also bei den Diatomeen eine nahezu vollständige Reihe der verschiedensten Modificationen der Copulationserscheinungen. Einmal wird das gewöhnliche Resultat der Copulation erreicht ohne jeglichen Zusammentritt zweier Individuen, dann ebenso durch völlige Verschmelzung und schliesslich durch blossen Stoffaustausch mittelst Diffusion oder während einer kurzen und localen Vereinigung der Plasmakörper zweier Individuen. Letzterer Fall schhesst sich direct an den gewöhnlichen Conjugationsprocess der Infusorien an. Bei den Diatomeen wie ,den Infusorien sind es die kleineren Generationen, die sich zur Conjugation anschicken, bei beiden ist der Erfolg der Conjugation eine Verjüngung der zusammengetretenen Individuen, wodurch sie zu den Stammeltern einer Reihe von durch Theilung sich fortpflanzenden und allmälig herabsinkenden Generationen werden, welche ihren schliesslichen Abschluss durch Eintritt einer neuen Conjugationsepoche finden. Von höchstem Interesse erscheint uns hierbei der von den Diatomeen gelieferte Beweis, dass eine derartige Verjüngung gar nicht uothwendig eine vorhergehende Conjugation erfordert, so dass also die Conjugation nur als eine später zur Unterstützung herangezogene Einrichtung aufgefasst werden dürfte. Ueberblicken wir die gesammte Reihe der Conjugationserscheinungen auf pflanzlichem Gebiet, so sehen wir als einen gemeinsamen Character stets die Erscheinung wiederkehren, dass das Conjugationsproduct sich einer erhöhten Fortpflanzungsthätigkeit durch Theilung erfreut, möge sich dieselbe nun durch die nach einer Ruhepause eintretende Keimung und Bildung einer neuen Pflanze oder durch Zerfall in Schwärmsporen, durch complicirte Sporenbildungs- processe wie bei den Myxomyceten oder durch eine erhöhte Theilungsfähigkeit des, den zur Conjugation sich vereinigten Thieren gleichwerthigen Conjugationsproductes äussern, wie bei den Diatomeen. Dasselbe finden wir auch bei den thierischen Conjugationsprocessen. Denen mancher Pflanzen — 213 — schliesseu sich wohl zunächst die Copulationserscheinungen der Gregarinen au. *) Die Infusorien hingegen nähern sich, wie gesagt, in Bezug auf ilire Conjugationsvorgänge zum Theile wenigstens den Diatomeen. Die Conjugationserscheinuugen der Rhizopoden und thierischeu *) In neuester Zeit hat A. C. J. Schneider (104) eine sehr merkwürdige Fortpflanzungsweise bei Gregarina ovata des Ohrwurms und Gr. cimeata des Mehlwurms besclirieben. Der Inhalt der gi'ossen und Itleinen Cysten treibt nämlich, nachdem sie in Wasser gelegt worden sind, lange Schläuche, die an verschiedenen Stellen die dicke Cystenhülle durchbrechen und nachdem sich ihre Enden geöffnet haben, eine grosse Anzahl kleiner, kern- und bewegungsloser, zu Ketten vereinigter Sporen entleeren, über deren zukünftiges Schicksal nichts mit Sicherheit ermittelt wurde. Bei Gr. cwneata hatte schon Stein 1848, wie auch Schneider angibt, diese Fortpflanzungsweise, jedoch nicht ganz vollkommen ermittelt. In den 1857 erschienenen Icones zootomicae von V. Carus findet sich jedoch eiue von Stein herrührende Abbildung einer Cyste der Gr. blattarum aus dem Koth von Blatta orientalis (Taf. I. Fig. 5), wo Stein die Sporoducte Schneiders mit den durchtretenden Sporen schon völlig wie Letztrer wiedergiebt. Schneider hält eine derartige Fortpflanzungsweise für ohne allen Vergleich mit sonstigen bekannten Erscheinungen auf thierischeuj, wie iiflanzlichcm Gebiet, er' glaubt höchstens an eine sehr entfernte Aehnlichkeit seiner Sporenkanäle mit den Pollenschläuchen denken zu dürfen. So fern liegt aber ein viel treffenderer Vergleich dieser Schläuche mit Erscheinungen bei der Fortpflanzung vegetabilischer Organismen nicht. Bekanntlich bilden die Angehörigen der zuerst von A. Braun entdeckten, sehr merkwürdigen Gruppe einzelliger, schmarotzender Pilze, die sogenannten Chytridieen (Näheres über die Literatur vergl. bei de Bary [98; pag. 226]) ganz ähnliche Schläuche in Ein- oder Mehrzahl zur Entleerung der zahlreichen kleinen Schwärm- sporen, in welche das gesammtc Protoplasma des Pilzes bei der Fructification zerfällt. Der wesentlichste Unterschied bei der von Schneider beschriebenen Fortpflanzung der Gregarinen bestände darin, dass die Sporen cilienlos sind und daher nicht schwärmen und dass das Protoplasma der encystirten Gregarinen nur zum kleinsten Theil bei dieser Fortpflanzung verbraucht wird. Die Chytridieen sind jedoch äusserliche und innerliche Schmarotzer, die meist Pflanzen, jedoch auch niedere Thiere bewohnen. Finden sie sidi im Innern von Algenzellen, so treiben sie die Sporenschläuche durch die Zellhaut in's Freie und ebenso verhalten sie sich auch dann, wenn sie Thiere, z. B. encystirte Infusorien inficirt haben. Stein beschrieb schon 1850 (Zeitschr. f. wiss. Zoologie III, pag. 475) eine eigenthümliche Fortpflanzung encystirter Vorticella microstoma, wo sich eine Anzahl Fortsätze von dem encystirten Vorticellenkörper erhoben, die Cystenwand durchbrachen, sich öffneten und eine grosse Zahl Schwärmsporen entleerten (vergl. auch 60; Taf. IV. Figg. 52 und 53). Die- selbe Erscheinung hat später Cienkowski bei encystirten JVassifZa (Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. VI, pag. 301) und Stein hei Stylonichia pustidata nni Oxytriclia mystacea beobachtet (67; Taf. IX. Fig. 16 u. pag. 105—106), zugleich aber darauf aufmerksam gemacht, dass hier sicherlich keine Fortpflanzung des lufusors, sondern die Entwicklung eines parasitischen Pilzes vorliege. Dieser Pilz gehört ohne Zweifel zu den Chytridieen; schon Cohn (Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. IX, pag. 143) wies auf die völlige Aehnlichkeit, welche diese Erscheinungen an Infusoriencysten mit den Fortpflanzungsvorgängen des Chytridium endogenum A. Br., das im Innern von Pflanzeuzellen schmarotzt, haben. unter Berücksichtigung dieser Thatsachen ist es nun vorerst kaum möglich, den Verdacht völlig zu beseitigen, dass die von Schneider beschriebene Fortpflanzungsweise der Gregarinen nicht auch in das Gebiet der parasitischen Bildungen gehöre, die der Reihe nach als Fortpflanzungserscheinungen der Protozoen aufgeführt worden sind. Sollte aber hier wirklich ein Fortpflanzungsprocess der Gregarinen vorliegen, so bliebe nichtsdestoweniger seine grosse Uebereinstimmung mit der Sporenbildung der Chytridieen sehr bemerkens- werth. Ein zweiter Punkt, nämlich die Entstehung der Sporen der übrigen Gregarinen , der echten Pseudo- navicellen, scheint mir jedoch in gleicher Weise für den nahen Anschluss der Fortpflanzungserscheinungen dieser Protozoen an ähnliche Processe auf pflanzlichem Gebiet zu sprechen. Es ist nämlich gewiss nicht zutreffend, den — 214 - Flagellaten harren noch einer näheren Untersuchung, dennoch scheint es mir sehr wahr- scheinHch, dass die Zoosporenbildung der Noctiluca, die Bildung der Amoebenbrut bei Arcella und der Keimkugeln von Actinosphaeritim mit Conjugation in Zusammenhang steht, obgleich es uns keineswegs unbegreiflich erscheinen würde, wenn diese Fortpflanzungsprocesse auch zuweilen ohne vorherige Conjugationsprocesse eintreten würden. Ueber die Encystirung des Äctinosphae}~mm hat neuerdings Greeff (107) eine sehr interessante Mittheilung gegeben, nach welcher das Äctinosphaerium innerhalb seiner Cyste zuerst durch Theilung in zehn bis zwölf Kugeln zerfalle, die sich nun ihrerseits durch paarweise Verschmelzung zur Hälfte redu- cirten. Diese Vorgänge bieten uns bemerkenswerthe Beziehungen zu gewissen, mehrfach be- haupteten, wenn auch, wie es scheint, noch nicht mit völliger Sicherheit erwiesenen Erscheinungen bei der Conjugation der Diatomeen. So wurde von Borscow neuerdings, wie früher schon von Johanna Lud ers, angegeben, dass jede Mutterzelle der zusammengetretenen Cocconemen sich zu zwei Tochterzellen theile, die sich später wieder zur Bildung der Auxospore vereinigten. Dem widerspricht jedoch Schmitz. Ebenso nach L ü d e r s auch bei Achnimthes subsessilis, wo jedoch gar kein wirklicher Conjugationsact stattfindet und nur eine Mutterzelle den erwähnten Process durchmacht (Bot. Zeitung. 1862. p. 86). Auf botanischem Gebiete ist es seit langer Zeit anerkannt, dass von der einfachen Copulation zweier, soweit sichtbar, gleichwerthiger Individuen ein ganz allmäliger Uebergang zur wirkhchen Befruchtung, dei' Verschmelzung von sehr ungleichwerthigen Individuen, der Oospore und des Spermatozoids oder doch dem diffusionellen Austausche*) der männlichen und weiblichen Geschlechtsproducte, wie namentlich bei den höheren Pflanzen, hinüberführt. Diese schon in den fünfziger Jahren von de Bary (95) ausgesprochene Ansicht hat neuerdings durch Entstehungsprocess der Pseiidonavicellen einfach mit einem Furchungsprocess zu vergleichen, wie dies schon mehrfach geschah (vergl. Kolliker [92] und Claus, Lehrbuch der Zoologie, 3. Aufl. pag. 146). Es scheint vielmehr, dass es sich hierbei, in ähnlicher Weise wie z.B. bei der Sporenbilduug der Chytridieen und mancher anderen Pilze, um eine endogene Erzeugung handelt, der wahrscheinlicher Weise, ebenfalls wieder ganz wie bei gewissen Chytridieen (vergl. de Bary und Woronin, Beiträge zur Kenutniss der Chytridieen. Bericht der naturf. Gesellsch. z. l-'reiburg. Bd. III. 3. Heft, pag. 22), eine Theilung der encystirten Gregarine in eine Anzahl Kugeln vorausgeht (vergl. Lieberkiihn für die Monocystis des Regenwurms). Immerhin erfordert jedoch dieser Punkt in der Fortpflanzungsgeschichte der Gregarinen noch weitere Aufklärung. In einer mir erst nachträglich bekannt gewordenen, neuen Mittheilung (Compt. rend. 1875, pag. 432) hat Schneider die Aehnlichkeit zwischen der von Stein und ihm beschriebenen Fortpflanzungsweise gewisser Gregarinen mit der der Chytridieen anerkannt, glaubt dieselbe jedoch nur für eine äusserliche Analogie halten zu dürfen. *) Auch eigentliche Conjugationsprocesse scheinen sich ja zuweilen durch blossen Diffusionsaustausch zwischen den zusammentretenden Individuen zu vollziehen, wie die Diatomeen und Peronosporeen lehren. — 215 — die Pringsheim'sche Entdeckung der Conjugation der Schwärrasporen bei Volvocineen (Pawrfora morum) und die hieran geknüpfte, morphologische Vergleichung der beiderlei Geschlechts- producte bei höheren Pflanzen eine wesentliche Stütze erhalten. Dagegen hat jedoch kürzlich Cienkowski bemerkt, dass man in den einfachen Verschmelzungserscheinungen, so namentlich bei Actinosphaerium, den Mjxomyceten, Zoosporen und Noctilucen keine wirkliche Befruchtung, sondern nur eine beschleunigte Ernährung oder, wie er auch sagt, Assimilation zu erkennen habe (91). Dieselbe Ansicht ist später von Hertwig und Lesser hinsichtlich der so häufigen Verschmelzung vom Actinophrys Sol geäussert worden (76). Selbst wenn man die keineswegs klare Vorstellung der erhöhten Ernährungsfähigkeit der durch Verschmelzung entstandenen Individuen zugibt, so kann es doch andererseits keinem Zweifel unterliegen, dass Verschmelzungen ganz derselben Art auch direct zu der Einleitung eines Fortpflanzungsprocesses führen, der sich auf das innigste an den durch wirkhche Befruchtung hervorgerufenen Vermehrungsprocess anschliesst, wo von einer erhöhten Assimilations- fähigkeit meist keine Rede sein kann. Es ist daher gewiss gerechtfertigt anzunehmen, dass auch in diesen einfachsten Verschmelzungsprocessen , selbst wenn sie zunächst nur eine Erhöhung der Assimilationsfähigkeit zur Folge hätten, dennoch nebenherlaufende Einflüsse zur Wirkung kommen, die jenen entsprechen, welche wir bei der wahren Befruchtung als wirksam voraussetzen müssen. Je mehr diese Letzteren in erhöhtem Maasse zur Geltung kommen, desto mehr wird sich der ganze Vorgang einer wirklichen Befruchtung nähern. Eine Potenzirung der Wirkung ist ja an und für sich gewiss, wenn wir das männliche Conjugationsindividuum mehr und mehr an Grösse gegen das weibliche abnehmen sehen. Ich glaube daher sicher, dass nichts im Wege steht, die Verschmelzungsprocesse der einzelligen, niederen Organismen mit dem Befruchtungsact zu vergleichen*) und in diesen Vor- gängen die ersten Anfänge zur Ausbildung der Gcschleclitsverhältnisse zu erkennen, von denen es sicher ist, dass sie schon auf den niedersten Stufen der Organisation zu einer relativ hohen Ausbildung und Bedeutung gelangt sein müssen, da sie in so übereinstimmender Weise schon an den tiefsten Grenzen der beiden organischen Reihen angetroffen werden. Auf dem Gebiete der Thierwelt ist es seither nicht in der Weise rwie in dem Pflanzen- reich versucht worden, Conjugation und Befruchtung als zwei wesentlich gleiche Vorgänge zu betrachten. Einmal war der Befruchtungsact trotz aller Untersuchungen in mancher Hinsicht immer noch etwas zweifelhaft und dann fehlte es an hinreichenden Untersuchungen über *) Schon Joh. Müller verglich 183S in seinom Lehibucli der Physiologie die Conjugation der Algen mit der Befruchtung (Bd. 2. pag. 656). — 216 — Conjugationserscheinungen auf thierischem Gebiete überhaupt, denn die Conjugation der Infusorien war völlig missverstanden worden. Jetzt aber ist es, wie ich glaube, gestattet, die Conjugationserscheinungen der Infusorien mit dem Befruchtungsvorgang selbst zu vergleichen und der nähere Verlauf beider Processe wird uns sogar einige Anhaltspunkte liefern, welche die Berechtigung dieses Vergleiches bedeutsam zu erhöhen im Stande sind. Der Befruchtungsact läuft bei ilen höheren Thieren, so weit bekannt, au^ eine völlige Verschmelzung von Spermatozoon und Eizelle hinaus. Die gewöhnliche Art der Conjugation der Infusorien unterscheidet sich hiervon, da eine völlige Verschmelzung nicht stattfindet. Bei den Vorticellinen hingegen sehen wir in der That, wie die aus mehrfacher Theilung hervor- gegangenen, kleinen Knospensprösslinge , die männlichen Individuen, einen völligen Ver- schmelzungsprocess mit den grösseren weiblichen Individuen eingehen. Hier haben wir also schon eine völlige Differenzirung der zur Conjugation gelangenden Individuen und damit verbunden eine totale Verschmelzung derselben. In ihrem Wesen unterscheiden sich jedoch die Conjugations- vorgänge der Vorticellinen nicht von jenen der anderen Infusorien, wie ich auf neuere Unter- suchungen derselben gestützt, mit Bestimmtheit behaupten kann. Bei der Mehrzahl der Infusorien hingegen, wo eine Verschmelzung nicht stattfindet und die sich conjugirenden Individuen völlig gleichwerthig, auch bezüglich der in Folge der Conjugation eintretenden, eigenthümlichen Umbildungsprocesse, erscheinen, müssen wir jedes Individuum gegenüber dem anderen als das männliche betrachten und umgekehrt. Man kann daher hier wirklich von hermaphroditischen Piastiden im Häckel'schen Sinne reden (vergl. Häckel, Generelle Morphologie. Bd. II. pag. 61). Betrachten wir uns aber die in Folge der Befruchtung oder Conjugation statthabenden Processe, so fällt uns sogleich ein Umstand auf, dessen Bedeutung zwar leider bis jetzt wegen mangelnder Untersuchungen nicht ganz zu würdigen ist, der jedoch so wichtig erscheint, dass er eine nähere Besprechung verdient. Wir sahen bei einer Anzahl Infusorien in Folge der Conjugation eine völlige Ausstossung des secuudären Nucleus stattfinden und haben andererseits beobachtet, dass nach der Befruchtung der Kern der Eizelle eliminirt wird. Wir würden nicht anstehen, diese beiden Erscheinungen in näheren Zusammenhang zu bringen, wenn eben bis jetzt eine grössere Uebereinstimmuug darüber erreicht wäre, ob die Kernausstossung der Eizelle thatsächlicli eine Folge der Befruchtung sei. Ich glaube nicht, dass bis jetzt bei einem Thier mit völliger Sicherheit der Nachweis erbracht ist, dass diese Ausstossung wirldich vor der Befruchtung sich ereignen kann; — 217 — aber es ist natürlich, bei den sich entgegensteheiKleii Ansichten der Forscher, in dieser Frage vorerst keine Sicherheit zu erreichen. *j Eine zweite Art, sich der Lösung- derselben zu näjiern, wäre die Untersuchung der Entwicklung- unbefruchteter Eior. lüs jetzt ist bei keinem unbefruchtet sich entwickelnden Ei, namentlich den zu diesen Beobachtungen geeigneten Sommereiern der Räderthicre, ein Richtungsbläschcn gesehen worden, es haben aber die Untersuchungen nicht den Grad von Sicherheit, um die Nichtausstossung des Eikernes im unbefruchteten Eie zu erweisen. Eine weitere Frage erhebt sich, wenn wir die Neubildung des Kernes der ersten Furchungskugel bei den thierischen Eiern betrachten. Bei der Neubildung des secundären Kernes der Infusorien, in Folge der Conjugation, .sahen wir, dass dieselbe von den in rudimen- tärem Zustand vorhandenen, primären Kernen (den sogen. Nucleoli) ausgeht. Nun lässt sich aber mit Recht die Frage aufwerfen, ob denn die in der ersten Furchungskugel sich bildenden Kerne wirklich völlige Neubildungen darstellen V Durch die Verschmelzung mit dem Spermatozoon *) Ich muss hier daran erinnern, dass es nach den Untersuchungen von Selenka üher die Entwicklung von Purpura Uqnllus den Anschein liat, als wenn hei dieser Schnecke, deren Eierkapseln bekanntlich mehrere hundert Dotter enthalten, von welchen sich jedoch nur ganz wenige zu Embryonen entwickeln, eben nur diese letzteren Dotter wirklich befruchtet worden seien. Aus den Mittheilungen Selenka's scheint sich ferner zu ergeben, dass nur aus den sich entwickelnden Dottern die Kichtungsbläschen austreten, obgleich auch die unfruchtbaren Dotter einen unregelmilssigea Zerkliiftungsprocess zeigen. Möglicherweise liegt hier ein sehr geeignetes Object zur Entscheidung der oben aufgeworfenen Frage vor (vergl. Öelenka, Die Anlage der Keimblätter bei Piirimra lapiUus. Niederl. Archiv f. Zoologie. Bd. I. 1872). Ich darf hingegen auch nicht verschweigen, dass nach Lacazo - Duthiers bei Dentalium die Richtungsbläschen auch aus nicht befruchteten Dottern austreten sollen (vergl. Lacaze-Duthiers, histoire de rorganisation et du developpem. du Dentale. 2. part. Ann. des. scicnces nat. Zoolog. 4 scr. T. VII.) L.-D. bemerkt p. 208 : „Je puis en toute certitude affirmcr qu'elle n'est pas la consequenco de la fecondation, puisciue je l'ai rencontree dans la coque d'oeufs pondus par une feraelle 'solee, et u'ayant pas ete en raport avec las mäles. C'est une Observation im- portante qu'il m'a ete donne de repeter pliisieurs fois. II fant cependant ajouter que la sortic de la goultelette (Richtungskörperchen Ref.) est moins conatante dan^ Ic cos de nonfecondation, et qu'elle est aussi moins reguliere. J'ajoute pour ne laisscr aucun doute sur le valeur des observatious, que les oeufs dtaient tous trop frais pour qu'on put snpposer une alteration semblable k celle dont j'ai parle plus haut" (dass sich nämlich unter pathologischen Verhältnissen von der Dotteroberfläche Sarkode tröpfchen ablösen, s. p. 207). Ich unterlasse es, die Tragweite dieser wichtigen Beobachtung von Lacaze-Duthiers etwa dadurch in Zweifel ziehen zu wollen, dass Clarke (Ann. a. magaz. of. nat. history. 2 s. vol. IV. 184:9.]). 328) in dem Ovarium zuweilen spermatozoonartige Fäden gesehen haben will. Erinnern wir uns noch der früher angeführten Untersuchungen von Bisch off (111), der bei unzweifelhaft unbefruchtet gebliebenen EiiTii vom Schaf und Scliwein Richtungs- bläschen gefunden haben will, so scheint die Wage sich mehr der Ansicht zuzuneigen, welche die Ausstossung des Keimbläschens als unabhängig von der Befruchtung betrachtet. Dagegen muss ich wieder die Beobachtungen A. Müller' s (113) hervorheben, der bei Petromyzon die eigenthümlichen Prozesse, welche zur Ansstossung der Richtungsbläschen führten, nur in befruchteten Eiern wahrgenommen hat. Auch Quatrefages sah bei Teredo in den unbefruchteten f:iern die Richtungsbläschen nicht erscheinen, scheint dieselben jedoch nicht lange genug verfolgt zu h aben, um ihr Nichtauftreten mit Sicherheit zu entscheiden. 28 — 218 — wird der Eizelle auch noch ein zweiter Kern, nämlich der des Samenkörperchens, zugeführt, der in den reifen Samenfäden meist in einem ähnlich verdichteten Zustand sich findet, wie ihn die primären Nuclei der Infusorien gewöhnlich zeigen. Was geschieht nun mit diesem Kern, geht er zu Grunde oder hefert er durch Theilung die Anlagen, aus welchen die Kerne der ersten Furchungskugel hervorwachsen. Obgleich die Lösung dieser Frage durch Beobachtung vorerst auf vielleicht unüberwindliche Schwierigkeiten stossen dürfte, glaube ich dennoch, dass die Analogien mit dem Conjugationsvoigang der Infusorien ihre Entscheidung in dem letztgenannten Sinne sehr viel wahrscheinlicher machen. *) Das Verhalten des oder der Zellkerne bei den Conjugationserscheinungen anderer Organismen lässt, so weit darüber bis jetzt etwas bekannt ist, keine Analogien mit dem bei den Infusorien gefundenen Verhalten erkennen. Bei Noctiluca miliaris soWgü nach Cienkowski die Nuclei der conjugirteu Thiere entweder gesondert bleiben oder verschmelzen (91); ebenso sollen bei der Copulation der Acinetinen die Nuclei verschmelzen (vergl. Clap. und Lachm. [62]); bei Actinosphacrium Eichhorni findet sich vielleicht gleichfalls eine Vereinigung der Nuclei nach den Untersuchungen Sch.neider's. Eine derartige Nucleusvereinigung darf viel- leicht auch als ein Verjüngungsprocess aufgefasst werden, sie jedocli einen Conjugatiousprocess mit Schneider zu bezeichnen, halte ich nicht für angezeigt, da hierdurch der Begriff der Conjugation, der sich auf die Zelle als solche bezieht, auf einen Tlicil dersc^lbcn übertragen wird, wodurch vorerst nur Verwirrung hervorgerufen werden dürfte. *)IIäckers erste oiitogenetische Entwicklungsstufe, das sogenannte Monerulastadiuni, den Cytodeuzustand der Eizelle, nach Verschwinden des Keimbläschens, kann ich vorerst nicht anerkennen (vergl. hauptsächlich „die Gastrula u. die Eifurchung der Thiere". .Tenaische Zeitschrift. Bd. IX. p. 137). Bei sehr vielen Thieren wird, wie hervorgehoben, das Keimbläschen erst nach der Befruchtung, Concroscenz mit einem Spermatozoon, eliniinirt. In diesem Fall ist es daher voreilig, von einem Cytodeuzustand der Eizelle zu sprechen, bevor irgend ein Nachweis darüber erbracht ist, was mit dem Spermatozoon und speciell dessen Kern geschieht. Denn durch die Vereinigung mit dem Spermatozoon erhält die Eizelle einen Kern zugeführt, ist also auch nach Ausstossung des Eikernes nicht kernlos. Ich niuss um so mehr auch die theuretisch nothwendige Voraus- setzung eines Monerulastadinnis verneinen, als wir ja bei Trotozoen (siieciell Infusorien) jetzt mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit das Vorkommen eines Cytodenstadiums bezweifeln müssen und dennoch wird man wohl keinen Anstand nehmen, dieselben phylogenetisch von einem ursprünglichen Cytodenzustaude herzuleiten. Es darf als eine Eigenthümlichkeit der Zelle betrachtet werden, dass sie ihre Organisation, bei ihrer jedenfalls ursprünglichsten und einfachsten EortpÜanzungswcise durch Theilung, auf ihre Sprosslinge überträgt ; es ist daher auch theoretisch vorerst nicht einzusehen, dass eine zur Bildung eines Kernes gelangte Zelle im Laufe ihrer Entwicklung nothweudig wieder einmal zum C'ytoden/.ustand zurückkehren müsse. Der Cytodenznstand der Eizellen wird uucli von Iläckel als ein Rückschlag in Ans]rnch genommen, ein Rückschlag aber kann wohl einmal oder häufiger vorkommen, ist jedoch au uud für sich keine Forderung des biogenetischen Grundgesetzes. - 219 — Bei dun Myxornyceteiiscliwiirmern sollen nach de Bary die Keine und die contractilen Vaeuolen im Moment des Verschmelzens verschwinden, ein Verhalten, welches, wenn richtig, doch etwas gegen die Assimilationshypothese Cienkowski's spricht. (98; p. 304.) Hachs hingegen gibt in der 4. Auflage seines Handbuches (p. 267) eine etwas andere Darstellung, es heisst da: „späterhin vei schwindet der Zellkern der Amoeben, ihre Bewegung wird träger und die Conjugiition beginnt." Hiernach scheint also der Kern auch schon vor der Coujiigation schwinden zu können. Andere Beobachtungen sind mir hinsichtlich des Verhaltens der Zell- kerne bei der Copulation nicht bekannt. Halten wir an dem Vergleich der sich conjugirenden Infusorien und der Befruchtung fest, und ich glaube gezeigt zu haben, dass die Berechtigung hierzu nicht fehlt, so folgt hieraus auch die Möglichkeit, das fernere Verhalten der Conjugationsproducte, also in dem einen Falle das des verjüngten Infusors, in dem anderen das der befruchteten Eizelle, zu vergleichen. In beiden Fällen sehen wir eine energische Vermehrung durch Theilung eintreten, die in dem letzteren I'\alle zur Bildung eines vielzelligen Organismus, in dem ersteren hingegen zur Entstehung einer Keihe von Generationen führt, von welchen mau annehmen mag, dass sie ihren Abschluss gefunden haben, wenn die ersten zwei Thiere sich wiederum zur Conjugation anschicken. Morphologisch müsste man daher die Summe aller der Einzelindividuen dieser Generationen, mit einem, aus der Eizelle hervorgegangenen und sich selbst wieder zur Eibildung anschickenden, vielzelligen, höht^ien Organisnms vergleichen. Denken wir uns die aus einem conjugirten lufusor, z. B. einer Vorticelle*) mit knospenförmiger Conjugation, hervorgegangenen Individuen sämmtlich zu einer Colonio vereinigt (z. B. ähnlich wie die Flagellaten-Colonien und die Häckel'schen Cattalacten) und lassen wtr die Fähigkeit zur Conjugation, allmälig auf [lewisse Zellen der Colonie (vielleicht ursprünglich nur die in der Theilung am weitesten fortgeschrittenen) durch Eintritt von Arbeitstheilung sich localisiren, welche Zellen dann zu den Staminältern neuer Colonien würden, so erhalten wir das Bild eines einfachsten thierischen Organismus mit geschlechtlicher Fortpflanzung. *) Ich brauche wohl hier kaum besouders zu bemevkeu, dass ich nicht etwa die Vorticellen zum Ausgangspunkt mehrzelliger Thiere machou möchte. Es ist jedoch vielleicht uicht uninteressant hinsichtlich eines solchen Eutwickluni;sgangos, dass ich bei meinen Untersuchungen auf Flagellaten-Colonien stiess, welche den ersten Sclu-itt zur l'.iUlung einer idiysiologischcn Individualität gethan zu haben schienen, indem mir ihre Fortpflanzung durch spontane Theilung der gesammten Colonien fast ifczweifelhaft wurde. Anhang. Nachdem ich das Maiuiscvipt der vorliegenden Abhandlung schon im Laufe des Octobers 1875 vollständig bis auf einige literar-historische Zusätze abgeschlossen hatte — die beschriebenen Beobachtungen hatten ihren Abschluss schon in der Mittes dieses Jahres gefunden*) — wurde ich durch das Erscheinen zweier Arbeiten überrascht, die zu innig mit dem Gegenstande meiner Untersuchungen zusammenhängen, als dass ich dieselben nicht noch einer näheren Besprechung unterziehen sollte, der ich, diesen Anhang zu widmen, für gerathen erachte. Die uns zunächst berührende Abhandlung verdanken wir den Bemühungen 0. Hertwig's und sie betrifft die Vorgänge der Befruchtung und Furchuug des Eies von Toxopneustes lividus (118). Obgleich die Wissenschaft im Allgemeinen und ich im Speciellen 0. Hertwig für seine schönen Untersuchungen, die hinsichtlich der thatsächlichen Vorgänge während der Theilung des Dotters nahezu völlig mit den von mir schon früherhin und ausführlich in dieser Arbeit mitgetheilten Untersuchungen übereinstimmen, zu gi'ossem Danke verpflichtet sind, so kann ich mich dennoch keineswegs in sehr wesentlichen Punkten den, von Hertwig in Bezug auf die Befruchtungsvorgänge entwickelten Anschauungen anschliessen, ohne jedoch hierdurch das That- sächlichc seiner betreffenden Untersuchungen in Frage stellen zu wollen. Vorerst fragt es sich, welche Beschaffenheit zeigt uns das reife, befruchtungsfähige Ei. Hierauf lautet die Antwort Hertwig's: »Zur Reifezeit des Eies erleidet das Keimbläschen eine regressive Metamorphose und wird durch Contractionen des Protoplasmas an die Dotter- oberfläche getrieben. Seine Membran löst sich auf, sein Inhalt zerfällt und wird zuletzt vom Dotter wieder resorbirt, der Keimfleck aber scheint unverändert erhalten zu bleiben, in die Dottermasse selbst hineinzugelangen und zum bleibenden Kern des reifen, befruchtungsfähigen *) Ich glaiihe es nochmals besonders hervorheben zu müssen, dass meine Arbeiten über die ersten Entwickkingserscheimingen, die Zelltheilung etc. ganz unabhängig von denen Auerbach 's begonnen worden sind und dass ich auch namentlich, wie aus meiner ersten vorläufigen Mittheilung hervorgeht, schon vor dem Erscheinen der »Organologischen Studien» die Entdeckung der sich theilenden Kernsiiindel gemacht hatte, wodurch die weitere Richtung meiner Arbeit wesentlich bestimmt wurdo. Ich muss mich daher ganz bestimmt dagegen aussiirechen, dass die A uerb a ch ' sehen Publicationen , wie der Verfasser anzunehmen scheint (vergl. Zur Lehre von der Vermehrung der Zellkerne. Centralbl. f. d. medic. Wissensch. 1S76. No. 1), meine Aj'beiten in irgend einem wesentlichen Punkte beeinflusst oder hervorgerufen hätten, wie sehr ich auf der anderen Seite einem Jeden das sumn cuique, auch bis auf die Anregung und Leitung des forschenden Geistes auf gewisse Bahnen, zuzugestehen geneigt bin. — 221 — Eies zu werden« (vergl. pag. 11 d. Sep.-Abdrs.). Ich will an dieser Stelle keine Bedenken gegen die Deutung des Kernes des reifen Eies als erhalten gebUebener Keimfleck erlieben, wiewohl mir dies nicht so schwer erscheint, da der Keimfleck des Seeigelcies wie der anderer Eier, sich als ein homogener, dichter und daher duukeler Protoplasmakörpcr darstellt, der spätere Eikern hingegen als ein ganz lichter, heller Körper. Eine blosse Wirkung des Coutrastes, bezüglich der verschiedenen Lagerung des Keimfleckes und des Eikernes, hierin zu erkennen, wie Hertwig will, scheint mir nicht statthaft, denn wenn auch der Keimfleck bei seinem üebertritt in den Dotter im uicht coniprimirten Ei relativ hell gegen die Umgebung crsclieinen wird — ähnlich wie dies z. B. bei sehr köruerreichen Infusorien hinsiclitlich des Nucleus häuflg der Fall ist — so müsste derselbe doch, bei hinreichender Pressung des Eies oder bei der Isolirung, sich gegenüber dem Protoplasma des Dotters, ais dichter leiciit erkennen lassen. Docli ich lasse diese Angelegenheit, wie gesagt, dahin gestellt und bemerke nur noch, dass Derbes, der die Eier von Fsammechinus esculentus untersuclit hat (112), sich nicht ganz in der Weise ausdrückt, wie es Hertwig (pag. 21j darstellt. Derbes lässt nicht das Keimbläschen schwinden und den Keimfleck restiren, sondern er deutet das, was wir Keimfleck nennen, als das Keimbläschen, welches also im reifen Ei zurückbleibt, während eine es umgebende, helle Zone schwindet. Natür- lich änderte diese Auflassung Derbes' nichts an dem thatsächlichen Vorgang, ich wollte hier- durch nur hervorheben, wie er sich zur Frage nach dem Verbleib des Keimbläschens stellt. Es erhebt sich aber nun die Frage, ob eine derartige Beziehung des Kernes des reifen Eies zu dem Keimfleck des früheren Keimbläschens sich in dorn Thierreiche, nach Maassgabe der bis jetzt vorliegenden Beobachtungen, noch anderwärts finden dürfte oder ob wir gar mit Hertwig schliessen dürfen (pag. 32), dass es im hohen Grade wahrscheinlich zu sein scheine, »dass im ganzen Thierreiche der Eikern des reifen, befruchtungsfähigen Eies vom Keimfleck des sich auflösenden Keimbläschens abstamme.« Die älteren Beobachtungen von Leydig an Piscicola und Bischoff am Kaninchenei,*) die Hertwig zur Stütze seines citirten Aus- spruches anführt, sind kaum als beweiskräftig zu erachten. Dagegen ist derselbe Vorgang der Auflösung des Keimbläschens und des Zurückbleibens des Keimfleckes vor einigen Jahren, wie oben schon mitgetheilt wurde, durch P. E. Müller (117) von den Eiern des Hippopodhis Intens (einer Siphoiiophore) beschrieben worden. Müller ist, soweit ich davon Kenntniss habe, der einzige Forscher, der sich gleichfalls mit Bestimmtheit für das Stattfinden eines derartigen Processes ausgesprochen hat. *) Leydig, Zur Anatomie von Piscicola gcomcMca. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. I. p. 125; Bischoff, Entwickluugsgesch. d. Kaniucheneies. 1842. — 222 — Dagegen lassen sich nun eine ziemliche Zahl von Beobachtungen anführen, die umgekehrt dafür sprechen, dass im reifen Ei nicht das Keimbläschen schwindet und der Keimfleck erhalten bleibt, sondern dass der Keimfleck einem allmäligeu Zerfall unterliegt, der ihn schliesslich ganz zum Verschwinden bringt, so dass an seiner Stelle nur einige durch das Keimbläschen zerstreute Körnchen restiren. Hertwig führt nur eine derartige Beobachtung an, nämlich die Kleinenberg's, der den Zerfall und die allmälige Auflösung des Keimfleckes in den reifenden Eiern von Hifdra beschreibt (43; pag. 42). Der Einwand, welchen Hertwig gegen die Richtigkeit dieser Beobachtung Kleinenberg's erhebt, dass dieselben nicht durch fortlaufende Untersuchung desselben Objectes gewonnen sei, dürfte wohl ohne Bedeutung sein und Hesse sich in gleicher Weise gegen Hertwig's Beobachtung über die Vorgänge in den reifenden Eiern von Toxopneustes erheben. Meine, im Laufe dieser Abhandlung dargelegten Beobachtungen an Würmern und Mollusken geben nicht den geringsten Anhaltspunkt zu einer Deutung im Hertwig'schen Sinne, sondern stimmen sämmtlich darin überein, dass der Keimfleck in dem Keimbläschen des reifen Eies als solcher, schon vor oder erst nach der Befruchtung, zu Grunde geht und dieser Vorgang tritt nur in gewissen Fällen nicht so deutlich hervor, weil die eigen- thümliche Metamorjjhosc des Keimbläschens zu der Keruspindel damit Hand in Hand läuft. Nach den von mir oben geschilderten Beobachtungen an den Eiern der kleinen freilebenden Nematoden, sowie des Oucullanus, verschwindet der Keimfleck einige Zeit vor oder nach der Befruchtung, während das Keimbläschen selbst noch in völliger Deutlichkeit und ohne weitere Veränderung verharrt. Hiermit befinden sich die Beobachtungen von Quatrefages (115; pag. 20G) an den Eiern von Tercdo in völliger Uebereinstimmung; derselbe sah in den befruchtungsfähigen Eiern Keimbläschen samnit Keimfleck noch völlig deutlich; einige Augen- blicke jedoch nach geschehener Befruchtung fand sich der Keimfleck nicht mehr, »on dirait qu'elle se (lissout dans la siibstance de la vesicule.« Am interessantesten sind jedoch wohl in dieser Hinsicht die schon früher besprochenen Eier der Räderthierc, deren ungeheuerer Keiratieck bei der Keifung des Eies allmälin schwindet, wie dies schon Leydig*) beobachtet hatte; an seiner Stelle bleiben einige (Jranula und das Keimbläschen selbst nimmt ebenfalls an Umfang so beträchtlich ab, dass es, wie oben erwähnt, hinter dum Volum des ursprünglichen Keimflecks zurückbleibt. An eine Ableitung des Keimbläsclieiis des reifen Eies dieser Thiere von dem Keimfleck wird Niemand denken, der diese Objecte einmal genauer betrachtet hat. Ich schalte hier ein, dass ich bei einer grösseren Anzahl reifer Ovarialeier von Lmnaeics auricularis vergeblich nach einem *) Leydig. Ueber den Bau und die systematische Stellung der Räderthiere. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. VI. pag. 28 u. 102. — 223 — Keiinfleck suchte, während das Keimbläschen selbst ohne weitere Veränderungen sich repräsen- tirte. Ganz in ähnlicher Weise wie bei den Räderthieren sehen wir auch in dem Keimbläschen des Pseudovums der Aphideu, den früher niciit uiiausehnlichen Keimfleck schwinden und au seiner Stelle nur einige Granula restiren. Bezüglich der Arthropoden erlaube ich mir, noch eine Beobachtung Leydig 's*) hier anzuführen, yi on&ch hei Argulus foliaceus die ursprünglich in grösserer Anzahl vorhandenen Keimflecke noch vor dem Schwinden des Keimbläschens nicht mehr zu linden sind; auch aus den neueren Untersuchungen von Claus scheint hervor- zugehen, dass sich in den Eiern dieses Thieres zu keiner Zeit ein eigentlicher Keimfleck findet, sondern stets eine grössere Anzahl dunkeler Körner.**) Bekanntlich finden sich in dem Keimbläschen vieler Eier nicht ein, sondern mehrere Keimflecke; am auffallendsten sind in dieser Hinsicht die Eier der Fische (und Amphibien), in welchen die Zahl der Keimflecke mit dem Wachsthum des Eies zunimmt und eine ganz beträcht- liche Höhe erreicht. Wie sich mit diesen Verhältnissen in den Keimbläschen der Fische die Hertwig'sche Ansicht von der Bedeutung des Keimfleckes in Zusammenhang bringen lässt, ist keineswegs recht ersichtlich, dagegen lässt sich dieser Zerfall der Keimflecke sehr gut als ein Vorläufer ihres schliesslichen Unterganges betrachten.***) Ohne dass ich mir daher anmusse, die Hertwig' sehen Beobachtungen an den Eiern der Toxopneiistes lividtis, ohne eigene Kenutniss dieses Objectes, in bestimmtem Sinne auslegen zu wollen, scheint es mir uiclit unmöglich, dass der sogenannte Eikern des reifen Seeigeleies nicht den Keinifleck, sondern das gesammte reducirte Keimbläschen (nach Schwinden des Keim- rteckes), oder aber einen Theil desselben repräseutire. Aus meinen Untersuchungen hat sich ergeben, dass bei Würmern und Mollusken das Keimbläschen im reifen Ei, kurz vor oder erst nach der Befruchtung, eine Metamorphose erleidet, indem dasselbe in die Kernspindel übergeht , ein Zustand , der sonst die Theikiiig des Kernes einleitet. Von einem Keinifleck ist natürlich in diesem Falle keine Rede mehr, wie aus der bekannten Heschalfeniieit dieser Keruspindel folgt. Es ist nun von liöchstem Interesse, dass dieselbe Metamorphose des Eikernes, die icli Ijciui tliierischen Ei fand und auch schon in meiner ersten vorläufigen Mittheiluiig von Cucullanus geschildert luitte (15; pag. 208) — und welche ich das Vergnügen hatte, Herrn Prof. Strasburg er während seines Besuches in Prankfurt a. M. auch in meinen Abbildungen von Ncphehs, sainint dem späteren Austritt *) Zeitsclir. f. wiss. Zoologie Bil. II. pag. 340. **) Zeitsclir. f. wisa. Zoologie Bd. XXV. ***) Vergl. uamentlicii Auerbach (17; pag. 156—161) und viele frühere Arbeiten. — 224 — des Eikernes , auseiuandersetzen zu dürfen — hieiaiif von Strasburg er auch im Ei der Conifereu nachgewiesen worden ist, wie ich nach brieflichen Mittheihuigen desselben hier her- vorheben muss. Sollte sich nun ein entsprecheiuler Vorgang im Imc der Seeigel wirklich nicht tinduu, da wir doch aus dem Vorkommeu bei Conifereu und Würmern sicherlich auf ein sehr allgemeines Phänomen schliessen dürfen? Hcrtwig hat meine Mittheilungen über die Metamorphose des Keimbläschens im Eie des CiiciiUanus nicht weiter berücksichtigt und ebenso die iMittheilungen, welche von anderer Seite schon über die Austreibung eines Theiles des Eikernes oder dieses in seiner Gesammtheit vorlagen, keiner Erwähnung gewürdigt. Ich muss gestehen, dass dieser Umstand den Schlüssen, welche er aus den Beobachtungen an Toxopnenstes lividus zu ziehen geneigt ist, ihre allgemeine Tragweite völlig entzieht. Wenn ich auch zugebe, dass die älteren Beobachtungen über das Richtungsbläschen ihn in seinen Schlüssen nicht hätten wankend machen können, so waren doch auf der einen Seite die Beobachtungen Oellacher 's, dass das Keimbläschen des Forelleneies vor der Befruchtung ausgestossen würde, auf der anderen Seite diejenigen vonFlemming und mir, dass ein Theil des Keimbläschens ausgestossen werde, zu berücksichtigen. Ausserdem halte ich schon in meiner zweiten vorläufigen Mittheilung (79) bemerkt, dass die früher von mir ausgesprochene Ansicht, es werde der Keimfleck ausgestossen, nicht stich- haltig sei, sondern dass es sich nun um die Ausstossung des Kernes in seiner Gesammtheit handle. Nach den, von mir in der vorliegenden Abhandlung mitgetheilten Beobachtungen, kann es nun nicht mehr im geringsten zweifelhaft sein , dass bei den untersuchten Objecten der Eikerii nach seiner spindelförmigen Metamorphose (ob in Folge der Befruchtung oder nicht, dies muss vorerst noch unentschieden bleiben) aus dem Dotter hinausgetrieben wird. Aus meinen Beobachtungen muss ich diesen Schluss ziehen und zwar finde ich in denselben keinen Anhaltspunkt zur Annahme, dass diese Ausstossung keine vollständige sei und dass ein Theil des Kernes im Dotter zurückbleibe. Ich weiss, dass icli mich in dieser Hinsicht mit den Resultaten, zu welchen Strasburger bei den Conifereu .gelangte, nicht in U(^bereinstimmung belinde. Nach ihm bleibt ein Theil des Eikernes im Dotter zurück, während nur ein anderer Theil zur Ausstossung gelangt. Meine Beobachtungen haben mir keine positive Handhabe gegeben, um einen derartigen Vorgang bei den von mir untersuchten Objecten als wahrschein- lich zu betrachten; dennoch kann ich es a(u:h nicht mit absoluter Gevvissheit in Abrede stellen; dass nicht vielleicht ein Theil einer der Iveruphitten des spindelförmig nietamorphosirten Ei- kernes, während des Austrittes desselben, sich ablöse und zur Grundlage eines oder mehrerer der späterhin in dem Dotter hervortretenden Kernchen werde. Die .subtile Natur dieses Vor- — 225 — gangs würde es begreiflich genug ersclieiiien lassen, wenn ich denselben bis jetzt übersehen hätte. Es sind zwei Punkte in meinen Beobachtungen, die sich allenfalls zu Gunsten einer derartigen Auffassung verwerthen Hessen ; einmal die Entstehung des einen der neuen Kernchen bei Nephelis (Taf. I. Fig. 3) ausserhalb des sogenannten Centralhofes und in gewisser Beziehung zur Austrittsstelle des Eikernes und dann die gleichen Beziehungen der neuentstehen- deu Kernchen zu dieser Austrittsstelle bei Limnacns und Succinea, sowie der Umstand, dass bei erstgenanntem Object der ausgetretene Eikeru durch feine Fädchen mit einigen der neu- gebildeten Kernchen in Verbindung zu stehen scheint. *) Ich komme nun zu dem wichtigsten Abschnitt der H e r t wig'schen Arbeit, nämlich dem eigentlichen Act der Befruchtung. — Wie man aus dem betrefleuden Kapitel meiner Abhandlung, das ohne Kenntniss der bezüglichen Arbeiten S t rasburger' s und Hertwig's geschrieben worden ist, ersehen haben wird, hatte ich mir auch schon die Frage' aufgeworfen, ob nicht die sich neubildenden Kerne der ersten Furchungskugcl von dem Kern des Spermatozoon abzuleiten seien und die Vergleiche, welche sich in dieser Hinsicht zwischen dem .Befruchtungsvorgang und dem Conjugationsprocess der Infusorien ziehen liessen, waren nicht ungeeignet, diese Frage in bejahendem Sinne zu entscheiden. Ich war hierzu um so mehr veranlasst, als ich schon in meiner ersten vorläufigen Miftheilung (15; p. 210) den Gedanken aussprach, dass Bestandtheile des Spermatozoon in dem, nach Ausstossung der Richtungskörperchen bleibenden Rest des Keimbläschens (wie ich damals anzunehmen glauben durfte) eingingen. Es fehlte jedoch meiner, in dieser Arbeit vermuthungsweise ausgesprochenen Ansicht über die Schicksale des oder der Spermatozoon die thatsächliche Begründung, welche nun durch die Hertw.ig'sche Untersuchung in einer Weise gegeben wurde, die, wenn auch noch nicht voll- kommene Sicherheit, so doch sehr grosse Wahrscheinlichkeit besitzt. Ich halte es daher für nahezu sicher erwiesen, dass, nach dem Verschmelzen des oder der Spermatozoen mit der Eizelle, der Spermakern eine Weiterbildung erfährt und zu der Bildung des ersten Purchungskernes beiträgt; in welcher Weise dies geschieht, wird nun der Gegenstand unserer weiteren Betrachtung sein müssen. Hertwi g fällt hinsichtlich des Nachweises dieses Vorganges alles Verdienst zu, welches dem allein gebührt, der einen Vorgang zum ersten Male wirklich nachweist, gegenüber denjenigen, die ihn vermuthungsweise, als wahrscheinliches Product blosser Ueberlegung, erschlossen haben. Wir wissen , dass H e r t w i g den Kern des eingedrungenen Spermatozoon mit dem im Dotter vorhandenen Eikern sich vereinigen und in dieser Weise den ersten Furchungskern *) Vergl. Taf. IV. Figg. 6 und 9. 29 — 226 — sich bilden lässt. Es fragt sich nun vorzüglich, was ist dieser Eikern und wir haben uns daher diese Frage schon oben vorgelegt, wobei ich mich dahin aussprechen musste, dass ich die Ansicht, es repräsentire derselbe den Keimfleck, für sehr unwahrscheinlich halte ; wahrscheinlicher dünkte mir, dass er entweder das gesammte, sehr reducirte Keimbläschen sei, oder aber ein Theil desselben. In beiden Fällen jedoch wäre der Keimfleck der Zerstörung anheimgefallen. Es erhebt sich auch hier wieder die Frage: sollte denn in den Eiern der Echinodermen der durch die Thierreihe so verbreitete Vorgang der gänzlichen oder theilweisen Ausstossung des Keim- bläschens (um mich mit aller Reserve auszudrücken) wirklich ganz fehlen, da doch ein ent- sprechender Vorgang nach Strasburger sich selbst im Ei der Pflanzen nachweisen lässt? Auf alle Fälle muss ich jedoch zugestehen, dass im Ei das Toxopneustes ein Theil des Keim- bläschens als der sogenannte Eikern zurückbleibt und dass dieser Theil, durch seine Ver- einigung mit dem Kern des Spermatozoon, nach der Befruchtung sich zum ersten Furchungs- kern umbildet. *) Wiewohl meine Beobachtungen, wie ich schon oben nochmals hervorgehoben habe, mich zu dem Schluss führten , dass das Keimbläschen in den von mir untersuchten Eiern gänzlich ehminirt wird, so habe ich dennoch kein Bedenken auch die Möglichkeit zuzugestehen, dass in gewissen Fällen nur ein Theil desselben diesem Schicksal unterliege, der im Dotter bleibende Rest hingegen als Kern weiter fungire. Es sind die Vergleichungen, welche ich zwischen dem Vorgang der Befruchtung und der Conjugation der Infusorien zog, die mich schon vor einiger Zeit, gegenüber meinen eigenen Beobachtungen, nöthigten, diese Reserve zu ergreifen. In meiner kleinen Abhandlung »zur Entwicklungsgeschichte des Cucullamis elegcms!asmas. Fig. 23. Weiter in der Theilung fortgeschrittenes Ei. Die beiden Richtungsbläschen sichtbar. Fig. 24. Die ersten Spuren der Tochterkerue sind in den beiden Furchungskugeln sichtbar; der kleineren derselben haften die beiden Richtungskörperchen an. Fig. 25. Weiter vorgerücktes Stadium; in der kleinen Furchungskugel vier kleine Tochterkerne, in der grösseren vier grössere. Fig. 26. Aehnliches Stadium. Fig. 27. Die beiden ersten Furchungskugeln mit den durch Verschmelzung entstandenen, einfachen Kernen; beide zeigen noch die S]iureu dieser Entstehungsweise. Fig. 28. Der Kern der grösseren Furchungskugel in Vorbereitung zur Theilung zu einer Kernspiudel metamor- phosirt, deren Kcrnplatte gerade getheilt ist. Fig. 29. Die grössere Furchungskugel schon getheilt und in ihren Sprösslingen die jungen Tochterkerne entstanden. Die kleinere Furchungskugel noch in der Theilung begriffen. ' Tafel IV. Sämmtliche Abbildungen, mit Ausnahme der Figg. 21 und 22, sind nach Präparaten entworfen, die durch längeres Verweilen (mehrere Stunden) der Eier in 2''/o Essigsäure erhalten worden waren. Figg, 1—16 von Limnaeus auricularis Drpn. Ein Dotter direct nach der Eiablage. Der Eikern zur Spindel metamorphosirt, um seine Enden die Strahlensysteme. Dotter fünfviertel Stunden nach der Eiablage. Die Kernspindel ist mit ihrem einen Ende bis in die Dotteroberfläche hinein gerückt. An der Stelle, wo die Kenispindel die Oberfläche des Dotters berührt hatte, ist ein Richtungsbläschen hervorgetreten, von welchem aus man sehr deutliche Fasern zu einem zweiten, noch im Dotter eingeschlossenen Bläschen verfolgt. Etwa drei Stunden nach der Eiablage. Aehnliches Stadium. Im Centrum des Dotters ist noch eine Strahlung wahrzunehmen, über deren Bedeutung ich keinen rechten Aufschluss erhielt. Theil eines Dotters des Stadiums Fig. 3 stärker vergrössert , um die Richtungsbläschen und ihr Verhältniss zum Dotter besser zu zeigen. Die ßiclituugsbläschen sind ausgetrieben und unterhalb derselben sind eine grössere Anzahl kleiner Kernchen neu entstanden. Aehnliches Stadium ; die Kernchen zum Theil mehr herangewachsen. Die neuentstandenen Keruchen haben sich zu drei ansehnlichen Kernen vereinigt. Das eine Richtungs- bläschen ist bei der Präparation abgerissen worden. Aehnliches Stadium. Die neuen Kernchen sind zu zweien zusammengetreten. Durch Verschmelzung der Kerne hat sich ein grosser, einfacher gebildet, der soeben die Metamorphose zur Theilung eingeht. Es sind nämlich an zwei entgegengesetzten Stellen desselben vorerst noch kleine Strahlungssysteme im Dotter entstanden. Weiter fortgeschrittene Umwandlung des Kernes zur Theilung; derselbe ist schon längsfaserig differenzirt, jedoch sind die eigenthümlichen, früheren Binnenkörperchen zum Theile noch erhalten. Aehnliches Stadium; die in Fig. 11 noch sichtbaren Binnenkörperchen sind jetzt vollständig ver- schwunden, der Kern ist rein längsfaserig. Die Theilung des Dotters hat begonnen. Kernspindel sehr deutlich; in ihrem Aequator eine Zone verdickter Faserstellen, ^fach Vergleichung ähnlicher Stadien anderer Objecte dürfte zu schliessen sein, dass diese Zone verdickter Stellen nicht eme Kern- sondern eine Zellplatte repräsentirt. Fig. 14. Weiter fortgeschrittener Theilungszustand. Nach Behandlung mit concentrirter Essigsäure tritt die helle Figur hervor, deren Beziehungen zu dem in Theilung begriffenen Kern durch die Figg. 19 — 20 illustrirt wird. Fig. 15. Einige Zeit nach vollzogener Zweitheilung. Figg. 16—23 von Sucdnea Pfeifferi Rssmsl. Fig. 16. Nach der Zweitheilung des Dotters; etwas späteres Stadium als Fig. 15; die beiden Dotterkugeln sind zusammengefallen. Fig. 17. Stadium entsprechend der Fig. 5. Fig. 18. Nach Ausstossung der Richtungsbläschen. Zwei neue, sehr ansehnliche Kerne sind entstanden. Fig. 19. Theilungszustand. Aus den Enden der Kernspindel hat sich, in bis jetzt noch nicht näher zu erforschender Weise, je ein kleiner Kern hervorgebildet. Im Aequator der Kernspindel ist eine Zellplatte sichtbar, die jedoch nur einen Theil derselben durchzieht. Vergl. Fig. 14. Fig. 20. Weiter fortgeschrittener Theilungszustand , die Durchfurchung ist jedenfalls schon nahezu völlig vollzogen. Tochterkerne mehr herangewachsen , durch einen sehi- deutlichen Kernfaserstrang noch verbunden. Fig. 21. Theil eines lebenden Dotters. In dem hellen Protoplasma, unterhalb der Richtungsbläschen, ist ein kleiner Kern aufgetaucht, der in lebhaftem Wachsthum begriffen ist. Fig. 22. Dasselbe Object einige Zeit später. Der Kern ist sehr herangewachsen und hinter ihm noch ein zweiter hervorgetaucht. Fig. 23. Dasselbe Object einige Zeit später nach Behandlung mit Essigsäure. Die beiden Kerne dicht zusammengepresst, jedenfalls kurz vor ihrem Verschmelzen. Fig. I. Fig. 2_ Fig. 3. Fig. 4 Fig. 5. Fig. 6. Fig. Fig. 7. 8. Fig. Fig. 9. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Bütschh Tafel ¥. ^t 5. ^^W/ ■' ■-■vvi^^-r- -, " ■-■■ y^ ",/ : -'i^t:^ ' '..'ä-^TK.b'C;';» 9 ■_^yi_^,i^ ■ f 1 1 -^•»■'r f ■yV^'-.- /ii^ (i iia«rAÄ>- # /o .il--,. (/. '^^^.i^.i^^' X, /V-: 1'' J'^r' 10 -i-V- ^"^ ö B ätsch ii Tafel V. Theilung der Urkeiiuzellen der Sperraatozoen von Blatta germanica. Fig. 1. rrotoplasmamasse eines llodenfollikels mit zahlreiclien Kernen; an beiden Enden einige Kerne, die mit einer l'artie des Protoiilasmas als Keimzellen sich abzulösen im Begriffe stehen (lebender Zustand). Fig. 2. Aehnliche Protoplasmapartic mit fadenartigem Fortsatz, der ihre Ablösung von einer grösseren Masse verriith (Essigsäurepräparat). Figg. 3 u. 4. Zwei grosse oder Urkeimzellen in indifferenter Zusatzflüssigkeit. Fig 5. Eine solche nach Behandlung mit Essigsäure. Figg. 6 u. 7. Zwei Kerne solcher Zellen nach Behandlung mit Essigsäure. Fig. 8. Eine Urkeimzelle; der Kern in Vorbereitung zur Theilung (Essigsäurepräparat). Fig. 9. Der Kern einer ähnlichen Zelle (Essigsäurepräparat). Figg. 10 u. 11. Zwei Zellen mit zur Spindel sich umformendem Kern (in indifferenter Flüssigkeit). Fig 12. Zelle mit ausgebildeter Kernspindel (Essigsäurepräparat). Fig. 13. Theilung der Kernplatte (Essigsäurepräparat). Fig. 14. Die Kernplattenhälften sind in die Enden der Kernspindel gerückt, die Theilung des Zellenleibes hat begonnen (Essigsäurepräparat). Fig. 15. Weiterer Fortschritt der Theilung (Essigsäurepräparat). Fig. 16. Erste Differenzirung der Tochterkerne aus den Kernplattenhälften (Essigsäurepräparat). Fig. 17. Weiterer Fortschritt (Essigsäurepräparat). Fig. 18. Ebenso (Essigsäurepräparat). Fig. 19. Etwas abweichender Vorgang der Theilung. Fig. 20. Zwei Tochterzellen mit schon ziemlich ausgebildeten Kernen, welche nur durch #enige Fasern noch zusammenhängen (in indifferenter Flüssigkeit). Fig. 21. Theilungszustand ; es scheint hier fast, als wenn die Tochterkerne sich, ähnlich wie dies in den Furchungskugeln von Nephclis und Cucullamis beobachtet wurde, ursprünglich in mehrfacher Anzahl differenzirten (Essigsäuruiiräparat). Fig. 22. Zwei Tochterzellen, deren vollständig ausgebildetem Kerne in etwas abweichender Weise noch durch einige Fasern zusammenhängen (Essigsäurepräparat). Figg. 24 u. 25. Zellen mit zwei Kernen in verschiedener Weise der Theilung (in indifferenter Flüssigkeit). J^ ^. >-r '■«*.♦%; '* (Ol i ^-^ V ■-'**• >v- •V * '^^Vjr^^'" ^ II • .^.«^•»^ ••,. ^ w yfifcv i^lui Air,' Tafel VI. Sämmtliche Abbildungen, mit Ausnahme von Fig. 3, nach Essigsäurepräparaten (l°/o) entworfen. Kern eines rothen Blutkörperchens von Rana escvlenia. Rothes Blutkörperchen von Rana esculenta mit einem eigenthümlichen Körper neben dem Kern. Rothes Blutkörperchen desselben Thieres mit einem ähnlichen Körper (2 % Ess. + 2 "/o NaCl ü). Weisses Blutkörperchen von Rana esculenta. Weisses Blutkörperchen von Triton taeniatus. Ein Körperchen eines solchen mit vier kleinen Kernen. Weisses Körperchen von Triton taeniatus. -12. Verschiedene einfache Kerne weisser Körperchen von Rana esculenta. Weisses Körperchen mit einem Kern von Triton. Zwei Kerne einkerniger Körperchen von Triton, • Aehnlicher Kern von Rana esculenta. Weisses Körperchen von Rana esculenta. Kerne eines weissen Körperchens von Rana esculenta. Theilungszustand eines mehrkernigen Körperchens von Rana esculenta. Weisses Körperchen von Triton taeniatus mit zwei eigenthümlich spindelförmig gestalteten Kernen. Körperchen von Rana esculenta, wahrscheinlich aus dem Theilungszustand Fig. 18 hervorgegangen. Figg. 21 u. 22. Zwei weisse, mehrkernige Körperchen von Triton taeniatus mit in Theilung begriffenen Kernen. Figg. 23—29. Theilungszustände embryonaler rother Blutkörperchen des Hühnchens. Figg. 30 u. 31. Zwei in Theilung begriffene Blastodermzellen von Musca vomitoria mit spindelförmig metamor- phosirtem Kern. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Figg '. 8- Fig. 13. Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. m\^ £y- ^ es Ö ©^ 6^ N«#/ «• ^'«r* « ® ® Tafel Vn. Fig. 1. Fig 2. Fig. 3. Fig. 4. Figg. 1—19. Zur Conjugation von Faramaecium Bursaria Ehrbg. (Sämmtliche Figuren, mit Ausnahme von Fig. 10, sind nach Präparaten, welche der Einwirkung des Wassers durch Zerfliessenlassen ausgesetzt waren, entworfen). Nucleolus im Beginn des Auswachsens in Folge der Conjugation. Grosse gekrümmte, aus dem vorhergehenden Stadium entstehende Kapsel. Folgendes Stadium. Theilungszustand einer solchen Kapsel. Der Verbindungsstrang wird zwischen a* u. a; durch Essig- säure (l°/o) bis zum Verschwinden aufgequellt. Fig. 5. Eine Hälfte einer soeben zerfallenen Kapsel. Die Membran hat sich auch von dem Verbindungs- strang weit abgehoben. Figg. 6 u. 7. Kapseln kurz nach der Theilung, noch mit schwanzartigem Anhang. Fig. 8. Eine Kapsel zweiter Generation. Fig. 9. Ein Thier kurz nach Aufbebung der Conjugation mit unverändertem Nucleus und 4 Nucleoluskapseln. Fig. 10. Ein Thier etwa eine Stunde nach aufgehobener Conjugation ; zwei der Nucleoluskapseln sind zu liebten Kugeln herangewachsen (lebender Zustand). Fig. 11. Ein Thier am zweiten bis dritten Tag nach aufgehobener Conjugation. Die zwei anderen Nucleolus. kapseln haben sich rückgebildet. Fig. 12. Nucleoluskapsel zweiter Generation von etwas abweichendem Bau aus einer Syzygie (vergl. pag. 82) Figg. 13 u. 14. In Rückbildung begriffene Nucleoluskapseln (vergl. Fig. 11). Fig. 15. Ein Thier am fünften Tag etwa nach aufgehobener Conjugation. Die aus den beiden Nucleolus- kapseln hervorgegangenen, lichten Kugeln sind zu ansehnlichen, nucleusartigen Körpern heran- gewachsen. Fig. 16. Ein Thier etwa vom siebenten Tag nach aufgehobener Conjugation. Der eine der aus den Nucleolus- kapseln hervorgegangenen, nucleusartigen Körper ist in Umbildung zu einem Nucleolus begriffen. Fig 17. Ein Thier am elften Tag nach aufgehobener Conjugation; der neue Nucleolus gebildet. Fig. 18. Ein in Rückbildung zu einem Nucleolus begriffener Körper (vergl. Fig. 15). Fig. 19. Thier am elften Tage nach aufgehobener Conjugation; der neue Nucleus hat sich durch Vereinigung der beiden von Fig. 17 gebildet. Figg. 20—23. Zur Conjugation von Chüodon Cucullulus Ehrbg. (Essigsäurepräparate). Fig. 20. Ein conjugirtes Paar mit im Auswachsen begriffenen Nucleoli. Fig. 21. Thier am zweiten Tage nach aufgehobener Conjugation (vergl. pag. 106). Fig. 22. Eine in Theilung begriffene Nucleoluskapsel eines conjugirten Paares. Fig. 23 Die Kapsel des anderen Thieres dieses Paares. 'nA toi %jß ^ ^^ / 0 o >^>?:- / v ^ k. m Tafel VIII. Zur Conjugation Ton Paramaecitmi 2iutrinuni Cl. u. Lehm. Figr. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Frühestes, beobachtetes Entwicklungsstadium des Nucleolus nach eingegangener Conjugation. Ausgebildete Nucleolus- (Samen-) Kapsel (erste Generation). Theilung einer Nucleoluskapsel in fünf aufeinander folgenden Zuständen (a — e). Nach Beobachtungen am lebenden Thier. Eine ia Theilung begriffene Nucleoluskapsel (vergl. Fig. 3cZ). Ein weiter fortgeschrittenes Stadium. Eine in Theilung begriffene Kapsel , ungefähr von Stadium der Fig. 4 ; durch Zusammenschnurren der Hüllmembran bei der Isolation sehr verkürzt. Fig. 7. In Theilung begriffene Kapsel erster Generation, die Hüllmembran bei der Isolation sehr geschnurrt und aufgebläht. Eigenthümliche dunkle Endspitzen. Fig. 8. Die entsprechende Kapsel des anderen Thieres; ihre natürliche Gestalt ziemlich gut erhalten. Fig. 9. Ausgewachsener Kern eines Thieres einer Syzygie, jedes der conjugirten Thiere mit zwei Nucleolus- kapseln zweiter Generation. Fig. 10. Ausgewachsener und verzweigter Kern eines Thieres einer Syzygie. Jedes der Thiere enthält eine in Theilung begriffene Nucleoluskapsel erster Generation. Fig. 11. Eine Syzygie gegen Ende der Conjugation. Jedes Thier enthält acht Nucleoluskapseln vierter Generation und einen in völHgem Zerfall begriffenen Nucleus. Figg. 12 a u. 6. Die beiden Theilsprösslinge eines Thieres, das sich den folgenden Tag nach aufgehobener Conjugation getheilt hatte. Jeder der Sprösslinge enthält zwei weiter entwickelte Nucleoluskapseln; die vier anderen Nucleoluskapseln sind geschrumpft und sehr reducirt; der eine Sprössling (a) enthält nur eine, der andere (&) drei derselben. Figg. 13—20. Umwandlungszustände der in Weiterentwicklung begriffenen Nucleoluskapseln, wie sie in zeit- licher Aufeinanderfolge in aus der Conjugation hervorgegangenen Thieren beobachtet wurden. - (Fig. 13 — 15 vom ersten Tag nach aufgehobener Conjugation; 16 vom zweiten Tag, 17 — 19 vom dritten Tag und 20 vom fünften Tag nach aufgehobener Conjugation). Fig. 21. Sprössling eines aus der Conjugation hervorgegangenen Thieres am vierten Tag nach aufgehobener Conjugation. Die weitergebildete Nucleoluskapsel, der Stamm eines neuen Nucleus, ist neben zahlreichen Bruchstücken des ehemaligen Nucleus zu sehen. Figg. 22 u. 23. Zwei dieser Nucleusbruchstücke stärker vergrössert. Fig. 24. In Neubildung begriffener Nucleus eines Thieres am sechsten Tage nach aufgehobener Conjugation (stärker vergrössert). Fig. 25. Sprössling eines aus der Conjugation hervorgegangenen Thieres am sechsten Tage nach aufgehobener Conjugation. Der neue Nucleus schon sehr herangewachsen; die Bruchstücke des ehemaligen Nucleus bis auf wenige geschwunden. '€^ SS k> \iff^ r.^ m ^ i'" du'/* L4k'i^ m m (• ••;^'v V» m (5) Tafel IX. Figr. 1. Aus der Conjugation hervorgegangenes Exemplar von Paramaecium putrinum (vierter Tag nach aufgehobener Conjugation). Enthält eine Anzahl aus den Nucleushruchstücken hervorgegangener, dunkler Kugeln. Fig. 2. Conjugirtes Paar von P. putrinum, das eine Thier mit reconstituirtem Nucleus, das andere hingegen nur mit einer Anzahl dunkler Kugeln, entsprechend Fig. 1. Beide mit je einer normal entwickelten Jfucleoluskapsel. Ein Nucleolus von P. Bursaria nach Wassereinwirkung. Nucleus mit anliegendem Nucleolus von P. Bursaria, der erstere zahlreiche dunkle Verdichtungen einschliessend. Nucleus von P. Bursaria mit einer ansehnlichen, centralen Verdichtung. Ein faserig-differenzirter, in Theilung begriffener Nucleus von P. Bursaria mit den schon getheilten Nucleoli. Nucleus mit anliegendem Nucleolus von Colpidium Colpoda. Zwei isolirte, stärker vergrösserte Nucleoli desselben Thieres. Conjugirtes Paar von Colpidium Colpoda im lebenden Zustand; jedes der Thiere enthält eine sehr ansehnliche Nucleoluskapsel, die hellen Kreise hinter den Nuclei sind die contractilen Vacuolen. Colpidium Colpoda direct nach Lösung der Syzigie (lebender Zustand) Nucleus schon sehr reducirt, zwei lichte Nucleoluskugeln im Auswachsen begriffen. Einige Stunden nach aufgehobener Conjugation ; der Nucleus , zu einer dunklen Kugel verdichtet, nach dem Hinterrande des Thieres geschoben, die lichten Nucleoluskugeln sehr herangewachsen (Essigsäurepräparat). Fig 12. Glaucoma scintillans direct nach aufgehobener Conjugation ; neben dem schon reducirten Nucleus sind zwei im Leben sehr lichte Nucleuskugeln herangewachsen (Nucleus und Nucleoluskugeln sind nach Essigsäureeinwirkung gezeichnet). Figf. 13. Glaucoma scintillans; zweiter Tag nach aufgehobener Conjugation; Nucleus zu einer dunkeln Kugel verdichtet, die beiden lichten Nucleuskörper sehr herangewachsen (Essigsäurepräparat). Fig. 14. P. Aurelia am siebenten Tag nach aufgehobener Conjugation (Essigsäurepräparat). Fig. 15. Kern mit zwei dicht eingepressten Nucleusbruchstücken, von P. Aurelia, siebenter Tag nach auf- gehobener Conjugation (Essigsäurepräparat). Fig. 16. Neugebildeter Kern von P. Aurelia (fünfter Tag nach aufgehobener Conjugation). Ein Bruchstück des alten Nucleus dem neuen dicht eingepresst, daneben ein neuer Nucleolus. Noch ein zweites Bruchstück des alten Kernes fand sich in bedeutender Entfernung vom neuen Nucleus (Essig- säurepräparat). Fig. 17. Nucleolus von Pleuronema ChrysaUs (Essigsäurepräparat). Fig. 18. Nucleus mit anliegenden Nucleoli von Cyrtostomum leucas (Essigsäurepräparat). l'Mg. 19. Ein Theil des Kernes von Nassula ornata mit vier anliegenden Nucleoli (Essigsäurepräparate). Figg. 20 — 22. Drei verschiedene Nucleoli von Trachelius Ovum (Essigsäurepräparat). Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. 9& ■i) t-:^ a^ II |i|//' ¥ 0^ im m -T^'-.^ .-. J -^w«ry /•• '$> •*, Tafel X. Figg. 1—19. Zur Conjugation von Euphtes Charon Ehrbg. Tisg. 1—11. Verschiedene Zustände der Entwickelung der Nucleoli während des Conjugationsactes (über die näheren Beziehungen der verschiedenen Formen zu einander vergl. den Text). Fig. 12. Ein Paar conjugirter Thiere gegen Ende der Conjugation. Flg'. 13. Weiter fortgeschrittenes Paai-; in dem einen Individuum sind die grossen Nucleoluskapseln der Fig. 12 zu vier kleinen, geschrumpften Kapseln zerfallen; im anderen Individuum finden sich nur zwei derartige Kapseln. Pi". 14. Ein Paar kurz vor der Trennung. Die Nuclei sind in zwei Theile zerfallen. Von den vier kleinen Nucleoluskapseln des einen Thieres ist eine im Heranwachsen zu dem lichten Körper begriffen. Fig. 15. Ein Thier kurz nach der Lösung der Syzygie. Eine Nucleoluskapsel ist zu einem lichten Körper herangewachsen, zwei andere finden sich daneben noch unverändert. Fig. 16. Das vordere Nucleusstück ist nochmals zerfallen ; die vier Nucleoluskapseln sind in abnormer Weise sämmtlich zu lichten Kugeln ausgewachsen. Fig. 17. Thier einige Stunden nach aufgehobener Conjugation. Der lichte Körper ist sehr herangewachsen und ihm liegt eine zum Nucleolus rückgebildete Kapsel an. Gewöhnliches Vorkommen. Fig. 18. Ein Thier etwa 24 Stunden nach aufgehobener Conjugation; der lichte Körper hat das Maximum seines Wachsthums erreicht. Eine verdichtete, zur Ausscheidung bestimmte Nucleuskugel noch vorhanden, c. contractile Vacuole. Fig. 19. Thier vom dritten Tag nach aufgehobener Conjugation. Der lichte Körper ist zu einem sehr ansehnlichen Nucleusstück umgewandelt, dessen Vereinigung mit dem hintern, erhalten gebliebenen Stück des alten Nucleus bevorsteht. Figg. 20—23. Verschiedene Zustände von Nucleoluskapseln aus conjugirten Stylonichia pustulata (Essig- säurepräparate). Figg. 26—28. Durch Zerquetschen isolirte Nucleoluskapseln aus Conjugationszuständen von CoZpidmw Co^jJOfia (vergl. Taf. IX. Fig. 9). Dieselben sind sehr zusammengescbnurrt durch die Zusammeuziehung und Aufblähung der Hüllmembran. Figg. 29 u. 30. In Theilung begriffener Nucleolus von Carchesium polypinum (während der gewöhnlichen Theilung des Infusors). Fig. 29 im lebenden Zustand; Fig. 30 nach Behandlung mit Essigsäure. Fig. 31. Weiter fortgeschrittener Theilungszustand des Nucleolus von Carchesium polypinum. Fig. 32. Nucleolus von Vorticella nehulifera im lebenden Zustand. /. ••■ V f^. IV- ii ^ Tafel XI. Fig. 1. Nuclei und Nucleoli von einem in Theilung begriffenen Stylonichia Mytilus. (Ein weiter vorgerücktes Stadium der Theilung der Nucleoli siehe auf Taf. XV. Fig. 5) (Essigsäureiu-äparat). Fig. 2. Nuclei und Nucleoli von einem in Theilung begriffenen St. pustulata. Die Theilung der Nucleoli ist schon vollzogen, jedoch sind ihre Sprösslinge noch streifig differenzirt (Essigsäurepräparat). Fig. 3. Coujugationszustand von St. pustulata gegen Ende der Conjugation. c. contractile Vacuolen. Ein lichter Körper ist in jedem der Thiere hervorgewachsen (Essigsäurepräparat). Fig. 4. Conjugationszustand von St. pustulata kurz vor Lösung der Syzygie. Die beiden Nuclei haben sich zu dunkeln Kugeln verdichtet (Essigsäurepräparat). Fig. 5. Ein aus der Conjugation hervorgegangenes Thier von St. pustulata, etwa 24—48 Stunden nach aufgehobener Conjugation, in lebendem Zustand. Der lichte Körper hat das Maximum seines Wachsthums erreicht, daneben liegen die beiden sehr reducirten Nucleoluskugeln. Fig. 6. Der lichte Körper eines aus der Conjugation hervorgegangenen St. pustulata bereitet sich zur Um- wandlung in den neuen Nucleus vor, indem er sich faserig differenzirt. Fig. 7. Aehnlicher, schon ziemlich geschrumpfter, lichter Körper mit deu ihm anliegenden beiden Nucleoli. Fig. 8. Derselbe hat sich in einen längsgestreckten Nucleus verwandelt, in dessen beiden Enden verdichtete Querscheiben aufgetreten sind, die Vorläufer der spaltförmigen Höhlen; daneben die Nucleoli. Figg. 9 u. 10. Zwei aus den alten Nuclei hervorgegangene Kugeln; dieselben sind allmälig wieder lichter geworden. Nach Isolirung in Wasser. Fig. 11. Conjugirtes Paar von Bursaria truncatella. Die rundlichen Nucleusbruchstücke schimmern durch (lebender Zustand). Fig. 12. Conjugationszustand von Bursaria truncatella mit zerfallenem Nucleus (Essigsäurepräparat). Figg. 13 — 15. Einige Nucleusbruchstücke stärker vergrössert (Essigsäurepräparate). Fig. 16. Ein aus der Conjugation hervorgegangenes Thier von Bursaria truncatella l'Essigsäurepräparat). Fig. 17. Bursaria truncatella, gewöhnliches Thier. Meine Beobachtungen über die Organisation der Bursaria sind keineswegs in Uebereinstimmung mit denen Stein's (vergl. 68; p. 300), weshalb ich mir diese Abbildung der Bursaria zu geben erlaube. Der Hauptunterschied unserer Autfassungen betrifft den von Stein beschriebeneu Längskanal mit seiner vorderen Erweiterung. Stein hält diese Einrichtung für das Analogon der contractilen Behälter anderer Infusorien und fasst nament- lich die vordere Erweiterung als contractu auf. Ich finde nun, dass dieser vermeintliche Längs- kanal nichts weiter ist, als der optische Durchschnitt der rechten und hintern Seitenwand der so tiefen und weiten Peristomhöhle, wie die Abbildung zeigt. Hiermit stimmt auch übereüi, dass man auf den Stein 'sehen Figuren vergeblich nach einer Begrenzung der Peristomhöhle in den angegebenen Richtungen suchen dürfte. Die contractilen Vacuolen hingegen finde ich, wie es Claparede und Lachmann angegeben haben, durch das gesammte Parenchym der Thiere zerstreut. Bei conjugirten Thieren oder solchen, die aus der Conjugation hervorgegangen waren, konnte ich mich auf das bestimmteste von der Contractilität dieser zahlreichen kleinen Vacuolen überzeugen. Höchst interessant ist auch der Bau der verhältnissmässig so dicken Ectoplasma- schicht unserer Thiere, indem dieselbe durchaus faserig differenzirt erschemt und die Fasern senkrecht zur Oberfläche des Thieres stehen; in der That sind es jedoch, wie die genauere Betrachtung der Oberfläche der Thiere lehrt, nicht Fasern, die das Entoplasma durchsetzen, sondern dasselbe besitzt einen wabenartigen Bau, die verdichteten Wände der Waben repräsentiren sich im optischen Schnitt als Fasern. Eine derartige Structur des Zellenprotojdasma's er- kannte ich früher schon an den Epidermiszellen des Pilidium's (vergl. Arch. f. Naturgesch. 1873. I. pag. 276), neuerdings sehr schön an den Epidermiszellen einer, wie mir scheint, bis jetzt noch nicht beschriebenen Mesostomum-Art. Dieselbe zeichnet sich durch die ganz auffallende Dicke der Epidermis aus, deren grosse Zellen sich schon im lebenden Zustand deutlich erkennen lassen und die geschilderte Structur vortrefflich zeigen. Fig. 18. Eine Nucleoluskapsel aus dem Paar Fig. 11. Durchmesser ^ 0,013 Mm. (Essigsäurepräparat). Figg. 19 u. 20. Zwei Nucleoli gewöhnlicher Beschaffenheit von Bursaria truncatella (nach Wassereinwirkung). i x\#/' 4^ 's 4 0 .^c .^.^': '/'l ^\ *i ^ *! «t. fb M I P ^ m Tafel XII. Figg. 1 — 18. Zur Conjugation von Stylonichia Mytilus 0. F. Müller. Figg. 1—8. Verschiedene Zustände der Umbildung der Nucleoli in conjugirten Thieren. 1—4 nach Essig- säurebehandlung, 5 und 7 im lebenden Zustand , 6 und 8 dieselben nach Einwirkung von Essig- säure (über den Zusammenhang dieser Formen vergl. im Text). Fig. 9. Im Zerfall begriffener Nucleus wälirend der Conjugation (Essigsäurepräparat). Figg. 10—13. Verschiedene Conjugationszustände von Stylonichia Mytilus (Essigsäurepräparate). Das Nähere vergleiche im Töxt. Fig. 14. Conjugationszustand gegen Ende der Conjugation. Eine der vier reducirten Nucleoluskapseln der Tbiere ist im Hervorwachsen zu dem lichten Körper begriffen. Die vor imd liinter dieser liegenden beiden Kapseln bilden sich zu Nucleoli zurück (Essigsäurepräparat). Fig. 15. Paar kurz vor der Lösung der Syzygie. Die vier Nucleusbruchstilcke haben sich zu dunkeln Kugeln verdichtet; der lichte Körper ist mehr lierangewachsen (Essigsäurepräparat). Fig. 16. Ein Thier kurze Zeit nach Lösung der Syzygie; lichter Körper noch mehr ausgewachsen, daneben die Nucleoli und die vier Nucleuskugeln, die paarweise zusammengebacken sind. Daneben noch kleine, dunkle, wahrscheinlich aus der vierten Nucleoluskapsel hervorgegangene Kugel. Fig. 17. Ausgeworfene, zusammengebackene Nucleuskugeln eines Thieres, damit noch eine fünfte Kugel (Nucleoluskapsel?) vereinigt. Fig. 18. Ein Thier am sechsten Tage nach aufgehobener Conjugation. Der lichte Körper hat sich zu einem Nucleus umgebildet, der eine Nucleolus eigenthümlich vergrössert, vielleicht in Vorbereitung zur Theilung. ■ Fig. 19. Ein kleiner Nucleus einer zahlreiche Nuclei enthaltenden Amoeba princeps (nach Wassereinwirkung). Fig. 20. Ein grosser Nucleus eine Amoeba princeps (nach Wassereinwirkung). ^ »j§e5M i^a^iA # # ff Wi« e iiiiirij 4l)tM« I <«t*' II «> • o e d o s ©i, ®T V">.;- ■ / % \ Tafel XIV. Figg. 1—3. Drei verschiedene Zustände von aus der Conjugation liervorgegangenen Vorticella Campanula Ehrbp. (vergl. hierzu den Text pag. 126 und den Anhang nebst dem Holzschnitt pag. 234); (Essigsäure- präparate). Figg. 4 — 7. Stentor coendeus, eigenthümliche ciliate, holotriche Infusorien (als Parasiten) in sich beherbergend, n Die Glieder der Nucleuskette, die sich hier aus ihrem Zusammenhang gelöst zu haben scheinen. Das Thier zu Beginn der Beobachtung, zwei ansehnliche Parasiten einschliessend. Eine halbe Stunde später: der grösste Parasit in Theilung. l'/s Stunden nachher; jeder der Sprösslinge des Parasiten hat sich nochmals getheilt. Drei Stunden später ; die Zahl der Theilsprösslinge des grossen Parasiten ist zu zehn herangewachsen. Parasitische Schizomyceten aus Trilobus pellucidus Bast, (vergl. pag. 148 des Textes). Parasitische Schizomyceten (vermeintliche Spermatozoen Joh. MüUer's) aus dem Nucleus von Paramaeeium Aurelia. Nucleus von Loxodes Rostrum. (Essigsäurepräparat). —14. Verschiedene Nuclei von Actinosphaerium Eichhomii (Essigsäurepräparate). Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. t-igg . 11 «e » * m • # O O « # J %1 1 \^ f. Tafel XV. (Sämmtliche Abbildungen, mit Ausnahme der Fig. 14, nach Essigääurepräparaten entworfen. Letztere nach einem durch Zerfliessenlassen dargestellten Wasserpräparat.) Fig. 2. Figr. 3. ng. 4. Fig. 6. Fig. 1. Vorderes Ende einer Keimröhre Ton Aphis rosae. Das Pseudovum entliält einen in der Theilung schon weit fortgeschrittenen Kern. Von dem nach unten folgenden, schon weiter entwickelten Pseudovum ist noch ein Theil gezeichnet. ] Man bemerkt das kürzlich erst zur Ausbildung gekommene Blastoderm und den von ihm umhüllten Nahrungsdotter. In Letzterem tritt ein Kern deutlich hervor. Ich fand mehrfach drei in einer Eeihe hintereinander liegende Kerne in dem Nahrungsdotter. Der in Theilung begriffene erste Kern des Pseudovums, Fig. 1 stärker vergrössert. Kern einer Blastodermzelle des Pseudovums von Aphis rosae. Kerne von Stylonichia Mytilus mit anliegenden Nucleoli. Nucleus und Nucleoli aus einem in Theilung begriffenen St. Mytilus. An dem Leibe 'es Thieres selbst war nur eine ganz seichte Einschnürung in der Mittelregiou zu bemerken. Fig. 6. Nuclei und Nucleoli von St. Mytilm, aus einem in der Theilung weiter fortgeschrittenen Exemplar. Der Leib des Thieres selbst war etwa schon zur Hälfte durchgeschnürt. Zur Conjugation von Parmaecium Aurelia 0. F. Müller. Fig. 7. Nucleolus in normalem Zustand. Figg. 8—10. Grosse, gekrümmte Nucleuskapseln. Fig. 11. Eine in der Rückbildung zu einem Nucleolus begriffene Balbiani'sche Eikugel. Fig. 12. Ein Thier kurz nach Aufhebung der Conjugation. Fig. 13. Ein Thier einige Zeit nach aufgehobener Conjugation; Nucleus im Zerfall begriffen ; die acht Nucleolus- kapseln haben sich zu eigenthümlichen, körnigen Kugeln umgewandelt. Fig. 14. Ein Thier am dritten Tag nach aufgehobener Conjugation; vier Nucleoluskapseln sind zu ansehn- lichen, lichten Kugeln herangewachsen; drei andere finden sich daneben noch als kleine, sehr reducirte Bläschen mit dunkelkörnigem Inhalt. Fig. 15. Ein Thier am dritten Tag nach aufgehobener Conjugation ; von den vier aus den Nucleoluskapseln hervorgegangenen, lichten Kugeln ist eine in Umwandlung zu einem Nucleolus begriffen. Fig. 16. Ein Thier vom dritten Tag nach aufgehobener Conjugation. Zwei der Hellten Kugeln (Fig. 14) haben sich zu in Theilung begriffenen Nucleoli rückgebildet, die beiden anderen dagegen sind zu nucleus- artigen Körpern herangewachen. Fig. 17 a u. 6. Die beiden Theilsprösslinge eines aus der Conjugation hervorgegangenen Thieres direct nach der Theilung am dritten Tage. Jedes der Thiere enthält die Anlage eines neuen Nucleus (vergl. Fig. 16) und zwei durch Theilung der in Fig. 16 gebildeten, neuen Nucleoli hervor- gegangene Nucleoli. ,-1't' '»»♦ ^%\. m 'iÜ' M--* :.■ *" «35 1h f> »iy s\;^i3^t.|^ i # *^** #*i^ iSf' *f#^ * .1 e% i^^f^L ,..":; ^',- ■■!'# ^■■■■ • ♦ Hi ^ »' 'X . v •as * * ''' ' ^ ^ ■ \t -^ ■'« ^(i-, "* § !■' * * * %\- *5 ■^1 m ^i"*-? 1^^ ^-^^ *.% 1 1* y,^m?^' M-'Äifc:«:i-^ ;-äT-^ 'A" c