a Tv u ‚ e 4 E S 0% j ae er Te d e 5 Eu ; . ‘ “ I ” Ya 7 i j PER - ET er, hi Pr en a a 1 u 5 I STYDIEN ÜBER DIE REGENERATIONS-ERSCHEINUNGEN BEI DEN MWERSBELEFOSEN. I. DIE REGENERATION BEI DEN PULMONATEN. JUSTUS CARRIERE. "MIT 2 TAFELN. ee WÜRZBURG. VERLAG DER J. STAUDINGER ’SCHEN| BUCHHANDLUNG. 1880. ‚naiure en genen e, Jar m SED: re ut a & er KA 3 3 a 4 EB SEEN or 1 FROH, iin: au os a f: - av mama. zur ul. Br em une m Fırhalkt: I. Geschichte der Versuche über die Regeneration bei den Schnecken und allgemeine Beobachtungen. = 1. Historische Uebersicht 1 2. Von den Verhältnissen, welche die Regeneration beeinflussen : ? - : £ ; : 22 3. Allgemeine Angaben über meine Versuche . = : r B : 2 : { ; > 35 I. Die Bildung des Epithels und des Auges bei der Regeneration . : : : : e > : ; 31 1. Die Regeneration des Epithels . 2 : : ; b ; - > 3 h N - : 33 2. Die Regeneration des Auges . = b £ . e = a : e 5 : h £ 35 3. Die Bildung und Structur der Linse . x : - - s 5 : : e : ; 43 III. Die Regeneration des Auges im Vergleich mit der erabryonalen Entwicklung R < c 5 ek 46 Resume - S > B : p . R . o s > 2 e . E - . : £ 50- Nachtrag zu pag. %6 . 5 ” : 2 { : : : : N : 5 : 5 2 2 : 51 Verzeichniss der benützten Literatur : ; - y ; e r - i { : - . e 52 Tafel-Erklärung . B > > B ä : : & 5 5 : > 5 E = i : 2 54 ‘ 3 u | 2. OR 4 vi = © % ’ ° = . f . e - % 4, B Ir ” st “ e 2 - > ud [3 PM f r © - 5 > = + a e - . © Sg * [ FR | | Bawn uTE &E at) Bi, An lab ar Dllh faru nina mb POEINEIRREN il jr Bine h; w ö PORER akt kp far Mesa: du aa % j Nav y) I 2 ‚ en te 1a Meg nung N ER j i e iin Dyy wer al Ink az ar Br are Ze y Ne. | re a 2 F i 2009 en el} f ern zalı inkafryte DR D “N vn (fe , vi Skater mhk Er take, Bar Io . is . e > « re" 77 a ; vum. d: aie Te De 4 j I . > r f 12 ” [2 L u i “ j } "n % B N j f 5 . ws va . 0#% ze f aut f E * 52 “ Be Pi 4 = 5 e ' \ Pi > * 5 % ö h j br 2 - j s N Ai: u 5 Pr - Ü # - I. | Geschichte der Versuche über die Regeneration bei den Schnecken im Allgemeinen, im Vergleich mit den eigenen Beobachtungen. „Es hat sich wohl in unseren Tagen keine ausserordentliche Naturerscheinung gezeigt, welche durch ihre Neuheit und anscheinende Eigenheit die Naturforscher in solche Aufregung versetzte, welche Ursache zu so vielen Versuchen mit so verschiedenen, ja sich widersprechenden Resultaten war, als die Regeneration des Kopfes bei den Landschnecken.* — Diese stolzen Worte, mit welchen Spallanzani seine „Memoria seconda ed ultima sopra la riproduzione della Testa nelle lumache terrestri“ beginnt, sind wohl berechtigt. Denn über ein Jahrzehnt erhielt seine Entdeckung die Vertreter der Naturwissenschaft in reger Thätigkeit und Naturforscher, Mönche, Mediziner, Philosophen und Pastoren stellten Versuche an, und befehdeten einander in mannig- fachen Zeitschriften darüber — ob den Schnecken abgeschnittene Köpfe nachwüchsen oder nicht. — r Diese allgemeine Theilnahme kann nicht Wunder nehmen. War es doch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Mode, sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen; Roesel v. Rosenhof’s „Insektenbelustigungen* waren in den Händen fast aller Gebildeten und hieraus, wie aus Trembley’s Werken, war der Gelehrten- wie der Laienwelt bekannt, dass Tritonen und Eidechsen, Würmer und Süsswasserpolypen die Fähigkeit besitzen, verlorene Körpertheile, beziehungsweise Gliedmassen wieder zu erzeugen. Wenn nun in diesen Jahren, in welchen so viele Gelehrte sich in ihren freien Stunden mit wissenschaftlichen Versuchen aller Art befassten, ein Mann wie Spallanzanit) mit der Behauptung auftrat, dass unseren gewöhnlichen Gartenschnecken nicht nur die abgeschnittenen Fühler, sondern sogar die Köpfe nachwüchsen, so musste wohl für. die armen Schnecken eine schlimme Zeit anbrechen. Zu vielen Tausenden wurden sie verstümmelt und geköpft, um eine so unglaubliche Angabe zu beweisen oder auch zu widerlegen. — Ehe ich nun auf Spallanzani’s Resultate eingehe, handelt es sich darum, zu untersuchen, ob er auch wirklich der erste ist, welcher solche Versuche angestellt hat, zumal, da eine Notiz ') Spallanzani. Prodromo di un opera ad impremersi sopra le riproduzioni animali. Modena 1768. 1 [85] bei Murray!) glauben lässt, dass Zinne schon die Regeneration der Fühler behauptet habe. Da findet sich denn, dass die ersten Versuche mit Schnecken nicht auf ihre Regenerationsfähigkeit, sondern auf ihre Lebenszähigkeit hin angestellt wurden. So beobachtete Lister?) 1694, dass Thiere, welchen er Herz und Niere ausgeschnitten hatte, noch 4 Tage lang lebten und Ziegenbalg?) legte im Jahre 1753 der Akademie zu Kopenhagen eine Abhandlung vor, in welcher er beschrieb, dass einige Schnecken, denen er die Köpfe abgeschnitten hatte, längere Zeit am Leben blieben und fortführen, wie früher sich in das Gehäuse zurückzuziehen und wieder herauszukommen. Dagegen findet sich in den von Zinne*) herausgegebenen „Amoenitates Academicae* in einer Abhandlung von Godofredus Dubois über die Taenia der Satz: „quod conche sua resumant cornua post resec- tionem“ (welchen Murray Linne selbst zuschreibt) gelegentlich einer Zusammenstellung der Thiere, von welchen eine Regeneration bekannt sei. Aus der Art, wie dieser Schüler Linne’s von dem Faktum als einem ganz bekannten, spricht, erhellt, dass die Wiedererzeugung der Tentakel bei den Schnecken schon vor längerer Zeit beobachtet sein musste. Es war mir aber nicht möglich, in der Literatur eine ältere Notiz zu finden, als die oben eitirte und da Lister in seiner eingehen- den Untersuchung über die Schnecken dieser Fähigkeit nicht die geringste Erwähnung thut, so ist es wohl gestattet, die ersten Beobachtungen darüber ungefähr in das erste Dritttheil des 18. Jahrhunderts zurückzudatiren. Wenn wir also auch vor Spallanzani die Regeneration der Fühler erwähnt finden, so ist er doch jedenfalls der erste, welcher genauere Beobachtungen darüber sowohl wie über die Wiedererzeugung des Kopfes anstellte und veröffentlichte. — Nun zurück zu Spallanzani's „Pro- dromo“.?) In diesem bespricht er zuerst die Regenerationserscheinungen bei Land- und Süsswasser- würmern, sowie bei Froschlarven und beginnt dann pag. 60 mit der Wiedererzeugung des Kopfes und anderer Theile bei Gehäuseschnecken und der Fühler bei Nacktschnecken. Zunächst beschreibt er den Bau der Kopfes mit dem Gehirn, den davon ausgehenden 12 Nerven, den 4 Tentakeln, von welchen 2 die Augen tragen, und den Muskeln, welche zur Bewegung der Tentakel wie der übrigen Theile des Kopfes dienen, als welche Mund, Lippen, Zunge, Gaumen, Schlundkopf®) und Kiefer genannt werden. In erster Linie vermögen die Schnecken die Tentakel zu reproduziren, die Art und Weise der Reproduktion aber ist ganz anders als bei den zuerst erwähnten T'hieren. Während bei diesen sich am Stumpf zunächst ein kleiner Kegel bildet, dessen Basis viel kleiner ist als die des Stumpfes, !) Murray. De redintegratione partium eochleis limaeibusque praeeisarum. _ Göttingae 1776. 2) Martini Lister, exereitatio anatoınica. Londini 1694 cap. 13 p. 38. °) Ziegenbalg. in Mercure Danois 1754 fevrier. +) Godofredus Dubois. Abhandlung: Taenia in Caroli Linnaei Amoenitates Academicae. 1751 vol. II. pag. 65. 5) Auf Veranlassung Ch. Bonnet’s erschien noch im gleichen Jahre wie das Original eine französische Ueber- setzung desselben unter dem Titel: „Programme ou preeis d'un ouvrage sur les reproductions animales ete. par de la Sabionne. Geneve 1768. °) ventricolo: Ich übersetze die veralteten Ausdrücke der verschiedenen Autoren durch die jetzt gebräuch- lichen, sage also „Kiefer“ statt „Zahn“ u. s. w. eine Verschiedenheit, die sich erst im Laufe der Zeit ausgleicht, rundet sich bei den Schnecken der Stumpf des Fühlers zu einem kleinen Knopf ab, welcher sich vergrössert und schliesslich auf seiner Spitze — wenn es einer der grösseren Fühler war — das Auge erkennen lässt. Dabei ver- längert er sich und wird nach einer gewissen Zeit dem unverstümmelten Tentakel gleich. Doch kommt es auch vor, dass der Stumpf, statt sich abzurunden, sich zuspitzt und verlängert, aber sonst in der beschriebenen Weise wächst. Der so regenerirte Fühler zeigt bei der genauesten anatomischen Untersuchung keinen Unterschied von dem normalen. Aber so wie der hier be- schriebene Vorgang sich von der Reproduction bei anderen Thieren unterscheidet, ist der Erfolg auch nicht immer in gleicher Weise gesichert. .:» Schneidet man einer Schnecke den ganzen Kopf ab, so entsteht ein neuer; jedoch nicht sofort als ein vollständiges Organ, sondern die einzelnen Theile desselben treten unabhängig von einander auf, das eine früher, das andere später und vereinigen sich erst nach längerer Zeit zu einem Gebilde, welches von dem früheren Kopf sich wenig oder gar nicht unterscheidet. Einige Zeit nach der Operation tritt in der Mitte des Stumpfes eine kleine Kugel auf, welche nur die An- lagen der beiden Lippen, sowie der beiden kleinen Fühler mit Mund und Kiefer enthält. In anderen Fällen wird zunächst der eine Augenträger mit dem Auge gebildet und erst später entwickeln sich die Lippen. Bei einem dritten Thiere sieht man zuerst eine Gruppe von drei Fühlern, zwei wohl ausgebildet und den dritten eben aufkeimend. Bei manchen Schnecken entsteht zunächst ein kleiner Knopf mit den Anlagen der Lippen, bei andern der ganze Kopf auf einmal mit Ausnahme eines oder mehrerer Tentakel. Oder es zeigen sich zuerst die beiden grossen Fühler oder die beiden kleinen oder ein grosser und ein kleiner. Es kommt vor, dass ein Thier noch den nackten Stumpf zeigt, während andere schon in verschiedener Weise regenerirt haben und es gibt Schnecken, bei denen der neue Kopf vor dem alten nur durch eine graue Linie ausgezeichnet ist, welche die Schnittfläche bezeichnet. Statt dieser Linie tritt auch öfters eine tiefe weissliche Einsenkung auf, namentlich wenn der Schnitt schief geführt wurde. Dieses Zeichen des Schnitts ist bei manchen Thieren noch nach zwei Jahren wahrzunehmen und ebenso gibt es Exemplare, denen nach dieser Frist noch der eine oder andere Fühler mangelt und bei welchen dieselben verkürzt oder miss- gestaltet sind. Einen untrüglichen Beweis dafür, dass die Köpfe mit allen ihren Bestandtheilen regenerirt waren, bot nicht nur der Umstand, dass die Thiere damit frassen, sondern auch die genaue anatomische Untersuchung. Und die Regeneration findet statt, ob man den Kopf vor oder hinter dem Gehirn ab- schneidet, da in tetzterem Fall das Gehirn sich ebenfalls neu bildet. Auch andere Theile wie Mantel und Fuss regeneriren sich. Diese Gabe der Regeneration ist allen Species von Helix eigen, welche Spallanzani unter- suchte; auch die Nacktschnecken erneuern die abgeschnittenen Fühler, aber in Bezug auf die Regeneration des Kopfes stehen sie hinter den Gehäuseschnecken weit zurück. — Dies sind die ersten Erfahrungen Spallanzani’s.. In welchem Verhältniss dieselben zu meinen Beobachtungen stehen, werde ich darlegen, nachdem ich die vielen Versuche, welche im Anschlusse an den 4 Prodromo sowohl für wie gegen Spallanzani publieirt wurden, einer eingehenden Kritik unterworfen habe. Und so beginne ich mit den Vertheidigern der Regeneration. ü Der Erste, welcher in grösserem Masse günstige Resultate erzielte, war Schäffer. Noch im Juli 1768 begann er mit seinen Versuchen, die ich hier in eine Tabelle geordnet folgen lasse.') ß | ß Z Abgeschnittene ne SEprerenie:s. S Theile Bre-mienr kung en. ee | n be Pie | ne Be 1208 | | > | Juli 12) Nacktschnecken. 6, Kopf. | Am 3. und 4. Tage waren Bohnenblätter des Ge- | August 3. ee rd. nö: 0) al: Oktober 1. Novbr. 7.| Oktober 3. zn a Auflage. Schäffer's 8 1 Helix hortensis. 7 Helix horlensis. S| Nacktschnecken. 9 | Helix pouratia. | | 1 I" 12 | 5 I | | | | 13| s 1) Jakob Christian Schäffer's erstere und fernere Versuche mit Schnecken nebst einem Nachtrage. Regensburg 1770. 4 [Sera _ 1 6 Hinterleih. \ı Augenträger. | Kopf. | | Hinterleib. \ Kopf. Hinterleib. Kopf und Hinterleib. Kopf. Die vier Tentakel ein-' zeln. | | | | | Kopf. Kopf, 2“ hinter den | Augenträgern. | | Kopf. fässes, in welchem die Schnecken aufbewahrt wurden, angefressen und im folgenden Monat zeigte die Hälfte der Schnecken neue Köpfe. Die Schnecken frassen schon am zweiten Tag. Die Augenträger waren bis 4. Sept. nachgewachsen. Eine Schnecke starb sofort, die zweite bis zum 9. Aug. ; die beiden andern besitzen am 2. September voll- ständige neue Köpfe. Eine Schnecke hat bis zum 9. August vollständig regenerirt, zwei bis zum 4. September. Eine regenerirte nicht. Am 15. Aug. war eine todt, am 20. die zweite. Die beiden anderen Schnecken wurden in’s Freie gebracht und am 1. Sept. waran der einen der Schnitt verwachsen, an der andern noch nicht ; letztere zeigte am 5. Nov. zwei Tentakel und Ende März 1769 alle vier Fühler, Haben am 4. September regenerirt. Sämmtliche Schnecken starben in kurzer Zeit. Am 25. August waren an der einen die beiden vor- deren Fühler regenerirt und am 10. September an der andern die beiden vorderen Fühler und der linke Augenträger; im Mai 1769 hatte die erstere Schnecke alle Tentakel regenerirt. Die Schnecke wurde gezeichnet und in den Garten ge- setzt und zeigte am 13. Okt. 4 Fühler, die unteren länger als die oberen; am 29. Okt. besassen die Augenträger ihre norinale Länge und das Auge. Die Schnecke vom 10. Versuch wurde geköpft und starb Anfangs Juni 1769, ohne dass der Kopf sich erneuert hätte. Der Schnitt ging durch Kopf und Fuss. Am 3. März 1769 besass die Schnecke wieder ihre kleinen Fühler und am 98. Mai waren auch die beiden Augenträger nachgewachsen, Am 6. November hatte sich die Wunde geschlossen und die Schnecke lebte so noch bis Mitte Juni 1769. Zweite 2) Da die beiden ersten „Versuche“ keine Resultate enthalten, so überging ich dieselben und zäblte erst von 3. Versuche an, Diese von so ausserordentlichen Erfolgen begleiteten Versuche haben Spallanzani viel mehr geschadet, als dass sie zur Bestätigung seiner Angaben beitrugen. Und das ist leicht zu begreifen, sowie man die Versuche Schäffer’s einer genaueren Kritik unterwirft. Unwillkürlich muss man lächeln über die Naivität, mit der er zu Werke ging und die fast auf jeder Seite uns entgegen- tritt. So z. B. ist bei dem ersten Versuche auf obiger Tabelle angegeben, dass in dem Glase, in welchem die geköpften Schnecken aufbewahrt wurden, am dritten oder vierten Tage die Bohnen- blätter angefressen waren. Stalt nun anzunehmen, dass einige Schnecken in der That nicht ge- köpft seien (was schon daraus hervorgeht, dass die Hälfte derselben schon im folgenden Monat wieder den vollständigen Kopf besassen), durchsucht er die Erde in dem Gefässe nach einem Thiere, welches die Blätter durchlöchert haben könnte, findet keines und frägt nun pathetisch: »Wer hat also die Blätter angefressen? Können Schnecken ohne Köpfe fressen? Die künftige Zeit mag es entscheiden !« Anderseits gibt Schäffer nie an, was er eigentlich unter dem abgeschnittenen Kopf begreift; in den meisten Fällen scheint er nur die Kopfhaut mit drei oder vier Tentakeln und vielleicht noch die Lippen abgetrennt zu haben und offenbar ist er, wie die meisten andern Nachfolger Spallanzanı’s dadurch getäuscht worden, dass die abgeschnittene Kopfhaut sich sofort nach innen zu einrollt und so einen anscheinend massiven Klumpen bildet. aus welchem unter Umständen noch die Tentakel hervorragen. S Schliesslich geht auch aus vielen seiner Abbildungen klar hervor, dass er häufig von den Schnecken getäuscht wurde, welche beim Schneiden rasch die Fühler einzogen und so nur einen Theil der Haut mit den Augenträgern (und letztere vielleicht nur theilweise) verloren. Kurz, Schäffer’s Versuche sind so angestellt und so beschrieben, dass in den meisten Fällen die Selbst- täuschung des Autors unzweifelhaft ist und desshalb wurde ihm nicht nur schon im vorigen Jahr- hundert wenig Glauben beigemessen, sondern man schloss auch aus seinen Experimenten, dass sich Spallanzani wohl in ähnlicher Weise getäuscht haben möchte. Um dieselbe Zeit ungefähr hatte ein junger schwedischer Offizier, welcher sich in Paris aufhielt, Roos!) oder Rose mit Namen, auch einen derartigen Versuch angestellt, indem er ver- schiedenen Schnecken den Kopf am Ursprunge der Fühler abschnitt; eine derselben brachte einen neuen Kopf mit vier Fühlern hervor, eine andere die beiden Augenträger und ein Theil starb. Später trennte er einigen Schnecken den Kopf an der Wurzel der Fühler ab; eine von diesen erneuerte ihren Kopf sammt den Fühlern und legte dann sieben Eier, worüber Roos sehr erstaunt ist, da sie bei ihm sich nicht begattet hatte. Er bedenkt nicht, dass sie das ja thun konnte, ehe er sie fing. Roos ist in seinen Angaben zu ungenau, um näher darauf eingehen zu können; so gibt er nicht einmal die Zeit an, innerhalb welcher die Regeneration stattgefunden hat und nöthiet uns zu. der Annahme, dass er den Schnecken wohl nicht mehr als besten Falles die Fühler mit der Haut abgeschnitten habe. !) Mercure de France Dezembre 1765 pag. 200. Auch Lavoisiert) beschäftigte sich mit solchen Versuchen und demonstrirte sie im Herbste 1768 der Akademie zu Paris. Er hatte den Kopf etwas hinter den Augenträgern abgeschnitten und erwähnt, dass nicht bei allen Schnecken der ganze Kopf entfernt worden sei, da die Thiere sich bei der Berührung mit grosser Schnelligkeit zusammenzogen. — Einige Tage nach der Operation . bildet sich eine feine durchsichtige Haut über der Wunde und ungefähr nach einem Monat sind die ersten Zeichen der Regeneration wahrzunehmen in Gestalt zweier kleiner Höcker, worauf die Entwickelung langsam fortschreitet, bis nach drei Monaten und mehr der neue Kopf fertig ist, Dieser unterscheidet sich dann noch durch die helle und durchscheinende Färbung und die kürzeren und dickeren Fühler (nur 1Y/, Linien lang) von dem früheren Kopfe. Lavoisier gibt an, dass diese kurzen Fühler weniger empfindlich seien, ich konnte aber davon nichts bemerken. Das eben besprochene Thier war am 26. Juni operirt, andere zur selben Zeit geköpfte waren noch nicht so weit entwickelt. Gegen diese Angaben ist nichts einzuwenden, sowie man annimmt, dass nur ein Theil des Schlundkopfes mit den 4 Tentakeln und den Mundtheilen abgeschnitten war. Ebenfalls noch im Jahre 1768 stellte Otto Friedrich Müller?) Versuche über die Reproduktion bei den Schnecken an, welche in vollem Grade glaubwürdig sind und von günstigem Erfolge begleitet waren. Er konstatirte immer durch Untersuchung, dass der abgetrennte Kopf aus den Tentakeln, den Augen, den Fühlerneryen, den Mundtheilen und dem Kiefer bestand — Theile, welche sich auch wirklich regeneriren. Den ganzen Schlundkopf oder gar den Schlundring hat er nicht entfernt. Müllers Angaben, die ich hier zusammengestellt habe, beziehen sich auf Helix nemoralis; von den operirten Helix pomatia starben ihm alle binnen 15 Tagen. = | = | Datum. | 5 SEDKeNcKTenE. Operirte Theile. | Bemerkungen. | N | 1 _ | il | H. nemoralis. Fühler in der Mitte. | Nach einem Jahre war noch keine Regeneration zu bemerken; während dieser Zeit erhielt das Thier | keine Nahrung. 9,9.Juli. | 1 | H. nemoralis, | Kopf mit einem Theil) Am 12. Juli war in der Mitte der Wunde ein gelb- | | des Halses und den liches Knöpfchen wahrzunehmen. Am 16. September vordersten Theilen war der vorderste Theil des Fusses neu gebildet ; des Fusses, | am 19. Mai waren die Anfänge der beiden Augen- träger wahrzunehmen noch ohne schwarzen Punkt und am 1. Juni erschienen dieselben vollkommen regenerirt ca. 3 Linien lang, mit Auge und Muskel, nur der eine etwas kürzer. Am 29. Juni war der Kopf, der neue Theil des Halses, der vorderste Theil des Fusses vorhanden, aber noch keine Spur von dem Munde, den Lippen und den kleinen Tentakeln. ') Avant-coureur Nr. 38. September 1768, pag. 598 u. 99 und Nr. 44, Oktober, pag. 695—)8. Avant-coureur Nr. 30. Juli 1768, pag. 472—73. Avant-coureur Nr. 47. November 1768 pag. 746. 2) Otto Friedrich Müller. Historia vermium terrestrium et fluviatilium suceineta Bd. II. 1774. Vorrede pag. NXX—XXXIV. Dieselben Versuche publizirte Müller in den Observations sur la Physique ete. par Rozier 1778, pag. 111—118. = Datum. = Species. Operirte Theile. Bemerkungen. N luares | 3 | 14. Sept. 1 | H. nemoralis. Kopf. Am 29. Mai 1769 war die Oberlippe gebildet mit der | Mundspalte. 4 . 1 | 5 Kopf. Am 3). April 1769 war noch kein Zeichen von | | Regeneration vorhanden; am 19. Mai erschien auf der rechten Seite eine Erhöhung mit einem schwar- zen Punkt. 29. Juni war der mitentfernte Theil des Fusses, der rechte Theil der Lippe und der | rechten Augenträger vorhanden, doch der letztere noch kürzer und dicker als im normalen Zustande. H Die Beobachtung wurde hier abgebrochen. Nach diesen Beobachtungen nimmt Müller die Regeneration verlorener Theile bei den Schnecken als unzweifelhaft an und fügt noch bei, dass er Schnecken mit sich regenerirenden Tentakeln im Walde gefunden habe, ebenso wie Eidechsen und Würmer in ähnlichen Verhältnissen, so dass die Experimente, welche audax Japeti genus ganz neuerdings anstelle, von den Thieren selbst schon seit dem Anfang der Welt ohne grossen Lärm aneinander gemacht würden. — In dem Alles aufregenden Streite begegnet uns auch Voltaire!). „U y a quelque temps qu’on ne parlait que des jesuites, et A present on ne s’entretient que des escargots‘‘ beginnt er seinen ersten Brief an den Pater Elie, und erzählt die Versuche des „Pöre l’Escarbotier‘‘, wobei er an diese wahrscheinlich fingirten Versuche anknüpfend vorzieht, in geistreicher Weise über Thier- Seele etc. sich auszusprechen, statt die Regenerationserscheinungen bei den Schnecken eingehend zu behandeln. Ich glaube desshalb diese Versuche, bei denen sich die ganz, sowie die zum Theil ab- geschnittenen Köpfe regenerirten, ruhig übergehen zu können, wie es auch Spallanzani that. Aus dem Jahre 1769 liegen noch zwei Versuche von Seiten italienischer Geistlicher vor. Ich kann mich begnügen, dieselben kurz anzuführen, da die Angaben darüber ziemlich allgemein gehalten und nur durch Spallanzani?) bekannt sind. Pater Scarella in Breseia wiederholte die Versuche zusammen mit einem Mediziner Pusini. Am 17. April schnitt er in Gegenwart vieler Professoren der Medizin 72 Schnecken die Köpfe ab. Am 10. September lebten noch 22, von welchen S die Köpfe mit Fühlern regenerirt hatten, die eine mehr, die andere weniger, bei 14 aber war nur die Wunde geschlossen, ohne dass Anlagen der Fühler sichtbar waren. — Ab. Troilo in Modena hat ebenfalls über die Regeneration der Schnecken Versuche an- gestellt. 124 Helix nemoralis wurden am 5. Mai geköpft und zwar bei 68 der Kopf mit einem Theil des Halses, bei 28 gerade der Kopf und bei 28 der vordere Theil des Kopfes hinweg- ') Les colimacons du reverend Pre l’Escarbotier ete. 1768 Oeuvres de Voltaire par Beuchot. Paris 1831 Tome XLIV (Melanges Tome VIII pag. 349—69). ?) Spallanzani. Memoria seeonda ed ultima sopra la riproduzione della Testa nelle Lumache terrestri. Memorie die Matematica e Fisica della Societa Italiana. Tom. II. p. II. pag. 506 ff. geschnitten. Am 29. Mai waren von den ersteren 49 gestorben, die übrigen schienen zu regeneriren, aber den 14. Juni war von den 68 keine mehr am Leben. Von der zweiten Abtheilung lebten am 29. Mai noch alle und waren auf verschiedenen Stadien der Neubildung; ebenso scheint es mit den letzteren nur zur Hälfte operirlen gegangen zu sein. Diese Angaben sprechen eigentlich, obschon Spallanzani sie unter den ihm günstigen an- führt, doch nicht gänzlich für ihn, denn von den vollkommen geköpften Thieren der Serie, bei denen wahrscheinlich der Schlundring verletzt oder gänzlich entfernt wurde, starben zwei Drittel binnen 3 Wochen und der Rest innerhalb 5 Wochen — also für die Regeneration des Kopfes ein sehr ungünstiges Resultat. Eine gewichtige Stimme aus diesem Jahre vermag Spallanzani noch su seinen Gunsten anzuführen, nämlich die von ©. Bonnet‘). Dieser behandelt die Regeneration bei den Schnecken allerdings ziemlich ausführlich, aber er gibt einfach eine Zusammenstellung der Spallanzani’schen Versuche und schliesst sich den Ausführungen desselben vollkommen an, da er Schnecken mit regenerirten Köpfen gesehen hat, — selbst jedoch hatte er zu der Zeit keine Versuche angestellt. Später dagegen stellte er solche an, die ich gleich hier besprechen will’). Unter dem 30. Juli 1777 gibt Bonnet in Rozier’s Journal einen längeren Bericht über seine Versuche, welche er wahrscheinlich an Helix nemoralis oder hortensis mittelst eines Messers anstellte; die Schwierigkeit, welehe durch die Contraction des Thieres bei dem Schnitt entsteht, kannte er und suchte sie zu vermeiden, doch scheint gerade aus seinen Abbildungen z. B. Fig. 3, & ete. hervorzugehen, dass der Schlundkopf nicht oder wenigstens nicht gänzlich entfernt wurde. Ander- seits bildet er ganz unzweifelhafte Regenerationsstadien von Tentakeln und Mundtheilen ab. | RE 2 3 Z | Abgeschnittene | Datum. | 2 Sipre c/lrers Ka Theile, | Bemerkungen N | | 1777 | | 8. Mai. | 1 | wahrscheinlich Helix |12| Kopf. Von der ganzen Zahl der operirten Schnecken wurden hortensis. , nur die für die fernere Beobachtung beibehalten, de- nen der Kopf vom Halse vollständig abgetrennt war. | 1) Am 23. Juni waren bei zwei Schnecken die Köpfe | zum Theile regenerirt, bei einer aber so vollständig, dass sie von nichtverstümmelten Thieren sieh nur dadurch unterschied, dass derKopf kleiner und durch- , scheinender war. Die andern Schnecken regenerirten | verschieden, die eine mehr, die andere weniger und | nur eine ging (am 27. Juli) zu Grunde. 12. Mai. | 2 | wahrscheinlich Helix | 30 | Kopf. | Von den 30 auf gleiche Weise wie die ersten geköpften | Schnecken gingen mehr als zwei Drittel zu Grunde | und die übrigen erneuerten die abgeschnittenen | Theile mehr oder weniger langsam und unregel- | mässig. hortensis. | ı) ©. Bonnet. La palingenesie philosophique Band I. pag. 333—341. Genf 1769. 2) Observations sur la physique ete, par Rozier. Tome X pag. 165—179. Paris 1777. Die Versuche Bonnet's aus den Jahren 1778 und 1780 boten ebenfalls im Allgemeinen günstige Resultate. Allerdings hatte er mit Helix pomatia fast so wenig Erfolg wie 0. F. Müller, doch blieben von 12 Stück, welche er am 294. Mai 1780 köpfte, vier am Leben und zeigten sich im Oktober die einen mehr, die andern weniger vollkommen regenerirt.!) Sehr auffällig sind die Experimente aus dem Jahre 1777. Bei dem ersten Versuch ein unglaublich rascher Erfolg — und bei dem zweiten ein so grosses Misslingen! Bonnet hat leider die abgeschnittenen Köpfe nieht untersucht und so glaube ich auch hier nieht zu irren mit der Annahme, dass bei den überlebenden und regenerirenden Thieren der Schlundring unverletzt war. Im Jahre 1769 veröffentlichte auch noch ein Anonymus?) (M....) Beobachtungen gegen Valmont de Bomare. Er schnitt im Juni 6 Schnecken den Kopf hinter den Tentakeln ab; 5 starben so- gleich, eine lebte noch 4 Monate, ohne zu regeneriren. Dann erwähnt er ein Experiment aus einem derzeit noch nicht publizirten Werke „les singuliaritss de la nature“. Fünfzehn Nackt- schnecken wurde der Kopf abgeschnitten und alle haben in längstens 6 Wochen denselben wieder- erlangt, während keine Gehäuse-Schnecke den Kopf regenerirte ausser einer, welche nur den vor- deren Theil verloren hatte. — Diese Versuche sind zu ungenau, um als Zeugniss für Spallanzani gelten zu können; eher würden die ersteren dagegen sprechen. Der Genfer Bibliothekar Senebier?) veröffentlichte in Rozier’s Journal im August 1777 folgende Beobachtungen. Am 15. April schnitt er 12 Gartenschnecken die Köpfe ab. Nach drei Wochen zeigte eine der Schnecken den Kopf und die Augenträger regenerirt, die Anlage der kleinen Fühler konnte wahrgenommen werden und Mitte Juni war der Kopf wie beim normalen Thiere und die Schnecke begattete sich mit einer nicht operirten. Die andern I1 geköpften waren lange nicht soweit, befanden sich aber alle auf verschiedenen Stufen der Reproduktion und keine war zu Grunde gegangen. — ’ Hier ist wieder der Versuch ohne alle Kautelen angestellt, so dass eine Kritik eigentlich unmöglich und nur in Anbetracht der kurzen Zeit, welcher eine der Schnecken zur Regeneration des Kopfes bedurfte, die Annahme gestattet ist, dass in diesem, sowi&in so vielen anderen Fällen der Kopf nicht abgeschnitten wurde, sondern nur zum Theil die Haut ete. Die letzten mir bekannt gewordenen Versuche wurden im Jahre 1779 von Professor Sanders*) in Karlsruhe angestellt. Er schnitt am 25. Juli jenes Jahres 19 Helix pomatia den Kopf eine Linie hinter der Wurzel der oberen Tentakel ab und sah bei einigen „etwas wie einen Darm oder Sack“ aus der Wunde herauskommen. Am 16. August waren noch 10 Thiere am Leben, von denen am 16. Oktober noch keines Regeneration zeigte, während bei zwei andern am 20. Oktober und 13. November der Kopf nachgewachsen war und die Tentakeln als Knötchen sich zeigten. Am 9. Januar 1781 existirten noch vier von den Schnecken eingedeckelt und dem Anscheine nach noch lebend. — 1) Die Versuche Bonnet’s sind zusammengestellt in der Collection complete des oeuvres de Charles Bonnet Tome V. part. ]. Neuchatel 1781. pag. 246—83. 2) Avant coureur Nr. 13 März 1769, pag. 198-200. ») Observations sur la physique ete. par M. ’ Abbe Rozier. Paris 1777. ‘) Herrn Professor H. Sanders in Karlsruhe Nachricht von geköpften Schnecken in: Der Naturforscher. 16. Stück. Halle 1781. [5) 10 Sanders beobachtete seine Schnecken nicht genügend häufig, sondern wartete ab, bis eine von selbst aus dem Gehäuse kam und war auch ungenau in der Anordnung seines Versuchs. Doch sprechen seine Angaben für das Zustandekommen einer Regeneration im Allgemeinen wie für die Lebenszähigkeit einzelner Schnecken, wie denn seine letzten vier Thiere vom Juli 1779 bis zum Januar 1781 ohne Nahrung ausgehalten hatten. Hiermit schliessen die Versuche der Freunde Spallanzani's, — hören wir jetzt die Gegner. Aus den Reihen derer, welche Spallanzani’s Versuche nachahmten, entstand aber auch eine Anzahl nicht zu verachtender Gegner, die sich ziemlich scharf in drei Gruppen sondern lassen. Die einen sind prinzipiell von vornherein gegen die Regeneration des Kopfes, — die andern stellen Versuche an und leugnen die Regeneration auf Grund der erhaltenen Resultate und die dritten gehen als wirkliche Forscher parteilos an’s Werk und der ruhigen Untersuchung entsprechen dann auch die Resultate. — Betrachten wir zuerst einen Gegner der ersten Sorte, den Herrn Adanson'!). Derselbe zweifelte aus philosophischen Gründen an Spallanzanı’s Angaben und um zu be- weisen, dass seine Zweifel gegründet seien, schlachtete er in einem Jahre 1400 —1500 Schnecken. An diesen beobachtete er bei theilweiser Abtragung von Fühlern, Lippen, Köpfen, eine baldige Regeneration; wurde aber der Fühler, die Lippe, derKopf ganz abgeschnitten, so war auch nicht die Spur einer Neubildung wahrzunehmen. Darum ermahnt er Spallanzani, vorsichtiger zu sein im Erforschen der Wahrheit; denn wo er geglaubt habe, den Kopf der Schnecke abzutrennen, habe er nur die Kuppe der Schwarte hinweggenommen. Diese Versuche scheinen entschieden mit Voreingenommenheit angestellt zu sein, denn fast alle anderen Autoren gestehen die Regeneration der einzelnen Theile des Kopfes zu, auch wenn z.B. der Fühler an der Basis abgeschnitten wurde. G. Wartel?), Kanonikus der Abtei S. Eloi-les-Arras hat noch schlimmere Erfahrungen ge- macht und stützt sich auf die bekannte Thatsache, dass Schnecken sehr lange ohne Körpertheile leben könnten, welche zum Leben des Thieres wesentlich zu sein scheinen, Ende Oktober 1767 schnitt er mehreren Schnecken die Köpfe ab; die Thiere zogen sich in ihre Schalen zurück und zu seinem Erstaunen sah er im Mai 1768 dieselben voll Leben, aber ohne Köpfe aus dem Gehäuse hervorkommen und bewahrte sie im gleichen Zustande noch im Juli auf; viele andere Schnecken, denen er die Fühler abgeschnitten, verhielten sich ebenso. Mit diesen Gegenbeweisen in der Hand schliesst er: Wenn die Fühler und mit desto mehr Grund die Köpfe nicht wieder wüchsen, so müsse seiner Ansicht nach die angebliche Reproduktion erst noch durch leicht zu wiederholende Experimente bestätigt werden. ') Brief von Adanson an C. Bonnet vom 30. Juli 1769. Mitgetheilt in der „Collection complete des Oeuvres de Ch. Bonnet T. V Part. I. pag. 258. Auch abgedruckt in Bonnet's Aufsatz in Rozier's Observations sur la Physique T. X 1777 pag. 173. Brief Adansons an B. vom 10. Jan. 1778, Coll. compl. T. V. part. I. p. 967. °) Mereure de France 1768 Juli. L’avant-coureur 1768 Juli Nr. 25 pag. 421. 11 Schroeter!) hatte ähnliche Resultate. Sämmtliche geköpfte Schnecken starben ihm und nicht einmal abgeschnittene Fühler oder Schwänze wurden erneuert, so dass er sich für berechtigt hielt, die Regeneration des Kopfes, sowie die der Fühler ete. überhaupt zu leugnen. Es ist unklar, wie diese ganz negativen Resultate zu Stande kamen; denn von allen andern Autoren wird die Regeneration der Fühler ruhig zugestanden, und man möchte fast annehmen, dass obige Forscher etwas zu sehr voreingenommen gewesen seien, oder sämmtlich zu ganz un- günstiger Zeit operirt hätten. Gleichfalls ungünstig in Bezug auf die Regeneration des Kopfes waren die Versuche von Valmont de Bomare?) und Cotte®). Ersterer hatte zu Chantilly im Herbste 1768 zusammen mit dem Apotheker Borie 52 Schnecken den Kopf abgeschnitten und die Thiere, bei welchen der Schnitt rasch geführt wurde, starben. Nur 9 Stück lebten noch nach 24 Stunden und zwar gerade die, bei welchen der Schnitt langsam und mit einem stumpfen Messer geführt wurde; bei diesen sah man aber auch, wie sie sich zusammenzogen, so dass nur die Haut und der Oberkiefer (Mundtheile?) ahgetrennt wurden. Eine Regeneration der Theile nahm Bomare nicht wahr, doch beobachtete er diese Schnecken auch nur kurze Zeit. Die Beobachtungen Valmont de Bomare’s sind richtig, aber die Schlüsse, welche daraus zu Ungunsten der Regeneration gezogen wurden, waren falsch. Denn 10 bis 12 Tage oder auch ein Monat genügen nicht zur Regeneration grösserer abgeschnittener Theile des Kopfes und Valmont de Bomare kann somit nicht als Zeuge gegen die Regeneration überhaupt gelten, als welchen ihn die Gegner Spallanzanı’s gerne anführen. Einer der bedeutendsten Gegner Spallanzani’s war Cotte, Priester in Montmorenci. Dieser schreibt unter dem 22. September 1769 über die Spallanzani’schen Versuche, bespricht zunächst die Angaben von Wartel und Roos und eingehender die Experimente von Lavoisier. Darauf erwähnt Cotte Valmont de Bomare’s ungünstige Resultate und fährt fort: alle Naturforscher, die sich mit diesen Experimenten beschäftigt hätten, gäben zu, dass ein grosser Theil der Enthaupteten stürbe. Und zwar seien von vielleicht tausend operirten Schnecken nur 5—6 bekannt geworden, welche den Kopf erneuert hätten. Diese kleine Anzahl verdankte wohl ihr Leben einem schlechten In- strument, während die sehr gut operirten gestorben wären. Dass die Fühler von Lavoisier's Schnecke kürzer und dicker gewesen, sucht er aus der Langsamkeit zu erklären, mit welcher sich das Thier zusammengezogen habe und welche dem. Operateur Zeit liess, die Fühler in der Mitte zu durchschneiden, und die grössere Dicke rühre da- von her, dass die zur Ernährung dieser Theile bestimmten Säfte, dort an der Schnittstelle auf- gehalten, diese Organe zwängen, sich auszudehnen. 1) Schroeter. Versuch einer systematischen Abhandlung über Erdeonchylien. Berlin 1771. 2) L’avant-coureur. Paris 1769 Nr. 9, Februar, pag. 135—136. — Journal de Berne 1769. 4. Febr. (nach Spallanzani). — Dietionnaire d’Histoire 1776, article „Limacon“. ®) Journal des sgavans, Juin 1770, pag. 357— 364 Die allmälige Entwickelung der scheinbar neuen Theile und das späte Erscheinen der kurzen Tentakel gibt Cotte der immerhin bedeutenden Verletzung schuld, welche das Thier durch den Verlust der Kopfhaut erfahren habe. „Die Tentakel, wenn auch nur an der Spitze verletzt, werden sehr häufig für längere Zeit vollständig eingezogen in Folge des Schmerzes, den das Aus- strecken verursacht. Achnlich ist es bei der Verletzung des Mundes; da sich bei den oben an- geführten Autoren nicht einmal die Fühler zu regeneriren scheinen, so ist die Regeneration des Kopfes ganz unglaublich. Und Roos wird bei seiner Schnecke eben nur den Mund und die Kopf- haut verletzt haben. Sehr eigenthümlich bleibt immer, dass wirklich geköpfte Schnecken nach Wartel noch gauze Jahre lebten.“ Cotte selbst erhielt eine geköpfte Schnecke ein ganzes Jahr lebend und eine zweite, der er nur den untersten Theil des Fusses abschnitt, lebte, ohne zu fressen und ohne zu regeneriren, ebenso lange. Eine andere der Fühler beraubte regenerirte ebenfalls nicht. Das kürzere oder längere Leben der der wesentlichsten Theile beraubten Schnecken hängt von der Zeit ab, zu welcher man die Operation gemacht hat. Operirt man im Frühjahr, d. ji. zu Anfang des Sommers, so sterben die Thiere rasch, denn zu dieser Zeit ist das Bedürfniss nach Nahrung am grössten, da sie —5 Monate gehungert haben. Dagegen leben im Herbst operirte Schnecken den Winter und oft noch den Frühling hindurch. Diese Angaben stützen sich auf folgende Experimente: = Datum. Species. = Operirte-Theile. Bemerkungen. IN > — I} Irz - 1768 | 1, Juni. Helix. 90 | Kopf. : Zwölf starben in weniger als S Tagen, die anderen lebten noch einige Monate, eine 1 Jahr. [55] ' Juni. Helix. 20 , Kopf. Bei zweien glaubte er, den Kopf abgeschnitten zu | haben, fand aber bei genauer Untersuchung, dass | er die Fühler, welche das Thier rasch einzog, so zu sagen nur abgebalgt. hatte. Das könnte nun | auch den andern Naturforschern passirt sein und | | 1 * \ sie sich so über die Regeneration getäuscht haben. | | I} | | — Alle starben. Aus seinen und Bomare’s Versuchen zieht Cotte dann den Schluss, dass man zum wenig- sten sein Urtheil über diese Schneckenangelegenheit zurückhalten müsse; viel mehr Experimente‘ seien nöthig und der Forscher sei ja für seine Mühe belohnt, wenn er auch beweise, dass die Reproduktion, die er constatiren wolle, nicht existire. Cotte lässt also wenigstens noch Discussion zu über dieses Thema, während seine Vorgänger einfach die Regeneration negirten. Gegen Cotte’s Versuche lässt sich nichts einwenden; dagegen ist die Art und Weise, wie er den Lavoisier’schen Versuch erklären will, ungeschickt, indem die viel einfachere Erklärung die ist, dass die mit der Haut abgeschnittenen Fühler sich regenerirten. Bemerkenswerth ist ausserdem, dass Cotte zuerst sich zu diesen Operationen einer scharfen Scheere bedient, was, wie er selbst meint, „une eirconstance facheuse pour ces animaux“ ist, denn ganz sicher verdankte ein sehr grosser Prozentsatz der glücklich regenerirenden Schnecken 13 sein Leben der Operation mit dem Messer, welches nicht so schnell durchschneidet, wie die von zwei Seiten zugleich wirkende Scheere, und dann auch sehr gern abgleitet, wenn es auf den Schlundkopf trifft, den die Schnecke bei der Berührung sofort zurückzieht. Im Januar 1774 publizirte Cotte!) noch eine Notiz über seine Versuche. Nach kurzer Zu- sammenfassung der im Journal des Scavans I. Juim pag. 357 niedergelegten Resultate geht er zu seinen 1770, 1771/72 und 1773 gemachten Experimenten über. -Während dieser Jahre enthauptete er viele Schnecken mit einem scharfen Messer auf einen Hieb — nicht schneidend. Fast alle starben einige Zeit nach der Operation, eine im März 1773 operirte lebte noch ein Jahr, jedoch ohne Zeichen von Regeneration, nur war die Wunde vernarbt. Eine andere Schnecke, der Cotte am 12. April 1772 die Fühler abschnitt, lebte noch einige Monate, ohne zu fressen und ohne zu regeneriren. Er nahm dann im März 1773 eine Sehnecke mit Winterdeckel, bedeckte sie mit einer Glasglocke und liess sie nach ihrem Erwachen ohne Nahrung darunter. Die Schnecke lebte bis zum März 1774 und starb fast zur selben Zeit wie die oben erwähnte 1773 operirte Schnecke. Mit diesem Controlversuch will Cotte wohl die Unmöglichkeit einer Regeneration des Kopfes binnen Jahresfrist zeigen, da das Thier inzwischen verhungern würde. Die unbefangensten Versuche sind die von Murray?) In der citirten kleinen Schrift gibt er zuerst eine Aufzählung von bei verschiedenen Thieren beobachteten Reproduktionen, um dann auf die Versuche von Spallanzani überzugehen. Zunächst wahrt er in Bezug auf die Neubildung der Fühler die Priorität Linne’s, weleher schon zwanzig Jahre früher gelegentlich bemerkt habe: „eochleas resumere tentacula post resectionem ), dann erwähnt er kurz die pro et contra veröffent- lichten Versuche, versucht, den in diesen Angaben herrschenden Widerspruch zu erklären mit Hin- weis auf die verschiedene Art und Weise der Operation, den Gebrauch des Messers und den Ein- fluss der Jahreszeit und des Alters und geht zu seinen eigenen Experimenten über, bei denen er sich zur Enthauptung des Messers und zur Entfernung der Tentakeln der Scheere bediente. Der Uebersicht halber stelle ich diese Versuche hier auf der Tabelle zusammen. Operirte Theile. | Bemerkungen : 2 Datum. Sıpeicies. ® N u ze ul 15. Sept. | Limax agrestis, 4,\Kopfam vorderenRande:‘| Bei einigen war die Schnittfläche gleichmässig,, bei Limax einetus, 16. 1/J desRückenschildes mit | andern traten Eingeweidetheile, bei einem ein der Fusssohle. | weisser Kanal mit zwei schwarzen Höckerchen her- ' aus. — Am andern Tage lebten nur noch zwei | Limax agrestis, von denen der eine am 4., der andere am 7. Tage seit Beginn des Versuches starb. ') Observations sur la physique ete. par M. 7 Abbe Rozier. Paris III. 1775 pag. 368—69 (Janvier 1774). °) Jo. Andreas Murray. De redintegratione parlium eochleis limacibusque praeeisarum disserens. Göttingae 1776. °) Wie ich oben gezeigt habe, findet sich dieser Ausspruch nicht bei Linne, sondern bei Dubois. Datum. Species. S- Operirte Theile. | Bemerkungen. 20. Sept. | Helix pomatia. 2| Kopf hinter den Augen- | Beide ziehen sich in das Gehäuse zurück; die eine trägern mit der Fuss- N lässt zuerst den verwundeten Theil heraushängen, sohle. , nach acht Tagen zeigt sich bei dieser die Wunde ge- schlossen und fast in der Mitte eine kleine tentakel- förmige Erhebung, und am 27. XI. waren darüber zwei kleine schwärzliche Hervorragungen sichtbar. | Bald nachher starb das Thier. Die andere war ‚ sehon am 7. Tage todt. 14. Okt. | Helix nemoralis. 10) Einigen der Kopf mit | Die Tentakel der abgeschnittenen Köpfe bleiben 6 den 4 Tentakeln, an- | deren der vordere Theil | des Kopfes mit den bei- | den Fühlern, der halbe Kopf mit sämmtlichen Fühlern, verschiedene | einzelne Fühler. und 15 Minuten lang reizbar. — Nach 6 Wochen zeigten sich bei einer Schnecke. welcher die beiden Augenträger zusammen abgeschnitten waren, die- selben gewachsen, aber ohne den Knopf und das Auge. Bei den geköpften ist in der Mitte ein hervorragen- der Kanal zu sehen; bei einer von diesen fanden sich nach 6 Wochen zwei längliche Körper wie Rudimente von Tentakeln, aber unempfindlich. Zu | dieser Zeit lebten zweifellos noch 8, gingen aber | verloren. Aus obigen Resultaten zieht Murray nun den Schluss, dass bei diesen Thieren zwar ver- lorene Körpertheile sich wieder erneuern, aber nicht so vollständig, als sie vorher waren, es müsste denn noch längere Zeit dazu nöthig sein, worüber er selbst nicht urtheilen könne, und es scheint ihm schwer glaublich, dass alle Organe in ihrer früheren Beschaffenheit, Vollkommenheit und Funktion nachwüchsen. Weniger wunderbar wäre das, wenn bei der Beweglichkeit des Schlund- rings dieser ganz oder zum Theil unverletzt blieb. Murray’s Versuche sprechen durchaus nicht gegen das Zustandekommen einer vollständigen Regeneration. Dass die 5 Limax einen so kolossalen Verlust nicht überleben konnten, ist klar und von den übrigen Schnecken zeigten fast alle geköpften nach 6 Wochen noch Leben und be- ginnende Regeneration — als sie zufällig weggeworfen wurden. Die Erneuerung der Tentakel bestätigt Murray direkt. Nehmen wir noch hinzu, dass nach Spallanzani bis zur völligen Regene- vation im besten Falle bei günstiger warmer Witterung ca. 6 Wochen, beziehungsweise 3 Monale nöthig sind, und Murray’s wenige Versuche Mitte Oktober in Göttingen gemacht wurden, wo während Oktober und November die Temperatur gewiss nicht andauernd mindestens + 13°R. beträgt, so müssen wir bekennen, dass seine Resultate weit mehr für Spallanzani sprechen, als gegen denselben, wie letzterer es auffasste. Nach Murray soll Argenville!) in Versuchen über die Regeneration bei Schnecken sehr ungünstige Resultate gehabt haben. „Maxime vero ab affirmantium parte recedit Argenville ex centenis 25 modo in diem posterum vixisse referens“. (Murray.) ') Y’Histoire naturelle 6claireie dans une des ses parties prineipales, la conchiliologie ete. augmente de la zoomorphose Paris 1777. Zoomorphose pag. 79—80, 15 Argemville’s „L’histoire naturelle“ erschien schon im Jahre 1757, als noch Niemand sich mit solchen Versuchen beschäftigte und an der eitirten Stelle ist von Regeneration auch nicht die Rede. Murray weder noch Spallanzani bekamen das Buch zu Gesicht und ich vermuthe, dass D’Argenville nur durch ein Versehen der Autoren in diesen Streit gezogen wurde. Denn am an- geführten Orte erzählt er, dass er ungefähr hundert Stück Glausilia und Pupa gesammelt und zu einigen Früchten auf einen Bogen Papier gelegt habe und fährt fort: „J’en trouvai les troits quarts morts le lendemain matin, apres s’etre vuides d’un peu de terre tortillee“. Diese Stelle scheint den Irrthum veranlasst zu haben, als ob es sich um verstümmelte Schnecken handle. Ob sich D’Argenville später mit Regenerations-Versuchen beschäftigte, ist nicht bekannt und auf jeden Fall tritt er in seiner Zoomorphose nicht als Gegner Spallanzani’s auf, wie die obengenannten Autoren annehmen. Ungefähr in diesen Jahren hatte auch Abildgaard*) einige Versuche mit Gartenschnecken mit verschiedenem Erfolge angestellt, und kam zu dem Schluss, dass die Erneuerung des sog. „Kopfes“ um nichts merkwürdiger sei, als die Reproduktion von Krebsbeinen und Eidechsen- schwänzen. Denn was Donnet, Spallanzani und Andere für den Kopf ansahen, verdiene diesen Namen nicht, da das Centralnervensystem nicht in ihm, sondern hinter ihm auf der Speise- röhre liege, so dass es bei dem Schnitte unverletzt bliebe. Zu ganz Ähnlichen Resultaten gelangte Doctor Preseiani?) aus Arezzo. Dieser hat im Jahre 1777 nach der Art Murray’s Versuche angestellt und kommt zu dem Schlusse, dass die Schnecken, deren Schlundring verletzt wurde, früher oder später starben, je nach der Grösse der Verletzung; dass dagegen diejenigen, welchen Fühler, Lippen, Kiefer, Gaumen (Schlundkopf?) und die Zunge ohne Berührung des Schlundrings abgeschnitten wurden, leben blieben, so lange sie das Fasten aushalten konnten und dass diejenigen, welche nur die Tentakel mit der Kopfhaut und den Lippen verloren, vollkommen regenerirten. — Wie auf diese Weise Spallanzani's Nachahmer nicht nur günstige, sondern auch ungünstige Resultate erhielten und sich darüber ein ziemlich lebhafter Streit entspann, hielt es dieser an der Zeit, den kurzen Mittheilungen in dem „Prodromo“ eine ausführliche Schilderung seiner Versuche folgen zu lassen und publizirte im Jahre 1782 seine Resultate aus den Versuchen über die Re- produktion des Kopfes bei den Schnecken °). Er erzählt, wie er durch die Beobachtung, dass die Würmer am besten reproduzirten, wenn sie gegen die freie Luft geschützt in der Erde oder dem Miste verborgen wären und dass ') P. C. Abildgaard. Bemerkungen über den Bonnet’schen Versuch, dass die abgeschnittenen Köpfe der Schnecken wieder hervorwachsen. Nordisches Archiv für Natur- und Arzneiwissenschaft. Bd. I. Stück 3. Kopenhagen 1799, pag. 566. : 5 2) Giornale di Pisa Bd. XNXIl. 1778. °) Spallanzani. Risultati di esperienze sopra la Riproduzione della Testa nelle Lumache terrestri. Memorie di Matematica e Fisica della societa Italiana. Tomo I. 1782. 16 die eingedeckelte Schnecke ebenfalls dem Einfluss der Luft entzogen wäre, darauf kam, zu unter- suchen, ob nicht die Schnecken in ähnlicher Weise regenerirten. Er begann mit den Tentakeln, welche er einen nach dem andern abschnitt, wobei ihm auffiel, dass im Gegensatz zu vielen andern Thieren hier die abgeschnittenen Theile fast augenblicklich bewegungslos sind!). Untersucht man die so verstümmelten Schnecken nach 20 oder 25 Tagen, so kann man nicht selten den An- fang der Erneuerung der Fühler wahrnehmen. Doch ist diese Reproduktion sehr verschieden von den bei anderen Thieren beobachtelen, einer der vielen Fälle, welche uns Misstrauen gegen die aus der Analogie gezogenen Schlüsse einflössen. Während bei Krebsen ?), Land- und Süsswasser- Würmern), Froschlarven, Tritonen und auch ähnlich bei Seesternen in der Mitte des Stumpfes ein kleiner Kegel entstehl, dessen Basis entschieden viel kleiner ist als die des Stumpfes, bildet sich bei den Schnecken der Stumpf selbst in ein rundes bläuliches Knöpfehen um: dieses wächst und auf seiner Spitze zeigt sich, falls es ein Augenträger war, ein schwarzer Punkt, das Auge, dann verlängert sich der regenerirte Theil und nach einer gewissen Zeit wird er dem unversehrten Fühler gleich. Bisweilen aber kommt es vor, dass der Stumpf, statt sich abzurunden, sich zuspitzt und verlängert, das übrige geht dann in derselben Weise vor sich. Um diese Reproduktion zu erlangen, ist eine Wärme von mindestens 13 Grad R. nöthig und im Sommer erneuern sich desshalb die Fühler viel rascher. Zur vollständigen Reproduktion fand Spallanzani ungefähr 2 Monate nöthig, einigemal konnte er, obwohl er die Schnecken Jahre hindurch aufbewahrte, keine Reproduktion erlangen.. Wenn mit dem Kopf noch andere Theile des Körpers abgetrennt wurden, ging das Thier sicher zu Grunde und die Grenze für das Abtrennen zeigte sich dicht hinter den Augenträgern; diese Operation glückte bei Helix pomatia, nemoralis, Jucorum. Zunächst nahm er den vordern Theil des Kopfes, enthaltend die Lippen, den Kiefer, die Zunge und die beiden kleinen Fühler hinweg. Da es aber sehr schwierig ist, den Schnitt so zu führen, dass man immer die gewünschten Theile erhält, untersuchte Spallansani sofort nach der Operation den abgetrennten Theil, separirte die Schnecken in kleinen Gefässen und gab ihnen Nummern übereinstimmend mit denen, unter welchen in seinem Journal die Beschreibung der ab- getrennten Theile aufgeführt war. Sofort nach, der Amputation zieht sich die Schnecke unter starker Schaum - Absonderung in die Schale zurück, kommt aber nach einiger Zeit wieder hervor, sehr häufig jedoch thut sie das Gegentheil. Die Schnecken deckeln sich dann ein und bleiben so mehrere Wochen oder Monate lang. Zwingt man sie, nach 30 oder 40 Tagen herauszukommen, so zeigen manche einen nackten Stumpf ohne eine Spur von Neubildung, andere dagegen lassen, falls die Jahreszeit wärmer war, 1) Sehr auffällig ist die Erscheinung, dass, wie Flemming angibt und ich sehr oft gesehen habe, der an der Basis abgeschnittene und in verdünnte Chromsäure-Lösung geworfene Tentakel sich bewegt, krümmt und in sehr vielen Fällen in einigen Minuten bis zu seiner gewöhnlichen Länge vollständig ausstülpt und seine natürliche Prallheit erlangt. ?) Nach Reaumur. ®) Nach Bonnet. 17 in der Mitte des Stumpfes ein zartes Kügelchen sehen, ohne Gliederung. Nach weiteren S—10 Tagen ist die Erhebung sehr gewachsen und man erblickt Spuren der Lippen, der kleinen Fühler, des Mundes und der Zunge, sowie ein häutiges Körperchen von dunkler Farbe am Oberkiefer an- haftend und ausgezackt — der sich regenerirende Kiefer. Die Theile wachsen und längstens nach 3 Monaten unterscheiden sich die neuen Theile nur noch durch die zarte Farbe von dem früheren Kopf. Nicht immer ist der Vorgang ein so regelmässiger. Manchmal sprossen aus dem Stumpf zwei ganz kleine rundliche Erhebungen, welche in einem Falle die Anlagen der beiden kleinen Fühler sind, in einem andern Fall umfasst die eine mehr die Anlagen der Lippen, des Mundes, des Kiefers, der Zunge, die beiden Erhebungen ver- schmelzen im Laufe der Zeit und nehmen allmälig die Gestalt des abgeschnittenen Theiles an. Nieht selten kommt es vor, dass der eine Fühler nicht die natürliche Länge erreicht oder ge- krümmt ist; es kann die eine Lippe etwas kleiner sein, als die andere, oder auch der ganze neue Kopftheil nach einer Seite gebogen; zwischen dem alten und dem regenerirten Theile bleibt eine Furche, oder man kann selbst noch nach 6 Monaten, ja nach einem Jahre den nackten Stump sehen, obgleich die Schnecke ihr Haus verlässt. So oft Spallanzani den Schnitt senkrecht zur Längsachse machte, erfolgte die Regeneration vortrefflich und die Missbildungen traten auf, wenn er schief geschnitten oder den Kopf nicht auf einen Schlag abgetrennt hatte. Die Zahl der halbgeköpften Schnecken betrug 322, davon regenerirten vollkommen 126, mehr oder weniger monströs erschienen 31, gar nicht reproduzirten 14, die übrigen 151 gingen zu Grunde. Bei den Versuchen über die Wiedererzeugung des ganzen Kopfes wurden 423 Schnecken enthauptet. Alle, welchen ausser dem Kopfe noch Theile des Halses abgeschnitten waren, gingen zu Grunde. Auch von denen, welchen der Kopf allein oder noch etwas weniger genommen war, starben sehr viele, die Mehrzahl überlebte aber die Operation und ziemlich viele erneuerten den Kopf. / Auch hier unterscheidet sich die Art der Regeneration von der anderer Thiere. Das dem- Triton nachwachsende Bein ist von Anfang an ein Bein ähnlich dem abgeschnittenen, dem nur noch die weitere Entwicklung zur natürlichen Grösse fehlt. Ebenso verhält es sich mit dem Kopf oder Schwanz eines Wurmes.!) Anders bei den Schnecken. Hier entsteht nicht zunächst ein voll- ständiges Ganzes, welches alle Theile enthält, die den Kopf der Schnecke zusammensetzen, sondern diese Organe sprossen getrennt von einander, das eine früher, das andere später hervor, vereinigen sich erst nach einer gewissen Zeit und bilden dann ein Gesammtorgan, welches dem früheren Kopfe mehr oder weniger ähnlich ist. Anfangs können noch ein oder mehrere Fühler fehlen, in glücklichen Fällen aber geht die Reproduktion bis zu der Ausbildung sämmtlicher Theile in natür- licher Grösse und Farbe und der neue Theil ist vom alten nur durch eine aschfarbige Grenzlinie zu unterscheiden, der Schnittfläche entsprechend. Anderseits kann selbst nach zwei Jahren die ') Dass diese Ansicht Spallanzani’s nicht vollkommen richtig ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung. 3. Regeneration noch keine vollständige sein, ein oder der andere Fühler fehlt oder ist auf mannig- fache Weise verunstaltet. Von den 423 enthaupteten Schnecken zeigten 32 nach einem Jahr noch nicht die kleinste Spur von Regeneration, 93 hatten vollkommen regenerirt, 145 zeigten Monstrositäten, die übrigen 153 starben. Die Erneuerung des ganzen Kopfes bedurfte ungefähr ebenso viele Zeit wie die des halben. In Bezug auf den Umstand, dass die einen Schnecken regeneriren, die andern aber nicht, meint Spallanzani, es sei nur anzunehmen, dass manche die Fähigkeit der Reproduktion besässen, andere aber nicht. — Wie er in seiner späteren Publikation bemerkt, nahm er zuerst im Frühjahr 1766 die Regeneration des Kopfes wahr. Auch Theile des Mantels und des Fusses regenerirten sich nach seiner Angabe. Diese Versuche Spallanzanı’s übertreffen an Klarheit und Objektivität die der meisten An- hänger oder Gegner, aber so schlagend, wie er und seine Anhänger annahmen, scheinen sie mir nicht zu sein. Denn von den Schnecken, welchen nur ein Theil des Kopfes abgeschnitten war, ging fast die Hälfte zu Grunde und ein kleiner Bruchtheil blieb leben, ohne zu regeneriren, während die übrigen die abgeschnittenen Theile mehr oder weniger vollständig erneuerten. Von den ganz geköpften Thieren starb allerdings nur ein Dritttheil, aber kaum ein Fünftel regenerirte vollständig, so dass nach diesen Versuchen das Regeneriren der seltenere Fall ist und gewöhnlich das Thier zu Grunde geht. Dadurch gewinnt aber die gegnerische Ansicht, dass eine Reproduktion nur erfolge, wenn nicht der ganze Kopf binweggeschnitten sei, sehr an Wahrscheinlichkeit. Bald darauf, im Jahre 1784 veröffentlichte Spallanzani !) eine umfassende Zusammenstellung der ihm bekannt gewordenen Versuche gegen und für ihn und publizirte bei dieser Gelegenheit noch drei neue Versuche von Pratolongo?), Girardi?) und Caldani*). Der erstere schnitt am 10. Juli 1780 zwölf Helix pomatia die Köpfe ab. Er untersuchte die Abschnitte und fand, dass sie aus den 4 Fühlern, dem Mund und den Kiefern bestanden. Am 28. August kamen sämmtliche Thiere aus ihren Häusern, aber auf sehr verschiedenen Stadien der Regeneration, einige zeigten kaum den Anfang derselben, bei anderen waren die Köpfe voll- kommen neu gebildet, so dass sie das Papier, mit welchem das Glas verschlossen war, durchnagt hatten. Im Februar 1782 schnitt er wieder 12 Helix pomatia die Köpfe ab, etwas weiter hinter den Augenträgern, als bei dem ersten Dutzend, und zwar bei der einen Hälfte senkrecht, bei der andern schief, so dass manchen der eine Augenträger verblieb. Nach einem Monat waren 5 todt, die übrigen eingedeckelt. Anfangs Juli warfen 6 den Deckel ab und zeigten wieder verschiedene Stadien der Regeneration. Von den vertikal geköpften lebten nur noch 2, die eine kaum, die andere vollständig regenerirt. Diejenigen, bei welchen der Schnitt schief gelegt war, hatten zwar regenerirt, aber es waren noch keine Theile des Kopfes zu unterscheiden. 1) Spallanzani. Memoria seconda ed ultima sopra la riproduzione della Testa nelle Lumache terrestri. — Memorie die Matematica e Fisica della Societa Italiana. Tomo II p. II 1784 pag. 506-602. 2) Memoria seconda ete. pag. 534—39. ®) Memoria seconda ete. pag. 539—57. *) Memoria seconda ete. pag. 530 - 34. Dann schnitt er im Winter einer grossen Anzahl Schnecken die Köpfe in beliebiger Richt- ung, aber vor den Augenträgern ab — von diesen starben wenige, aber die lebenden regenerirten so gut wie gar nicht, so dass in dieser Jahreszeit die Reproduktionskraft kaum thätig erscheint. Bei Protolongo sieht man deutlich, was zu dem Begriff des „Kopfes“ der Schneexke genügte: die Haut mit den Tentaken, dem Mund und dem Kiefer. Bei seinen ersten Operationen blieb also der bei weitem grössere Theil des Schlundkopfes und die ihm anliegenden Organe unversehrt, die Schnecken konnten am Leben bleiben und regenerirten. Bei den zweiten Operationen starben fast alle Thiere, bei welchen. er den Schnitt hinter den Tentakeln geführt hatte — denn in diesem Falle hatte er den Schlundkopf und wahrschein- lich auch die Ganglien mit hinweggenommen. Girardi, Professor der Naturgeschichte in Pavia, gibt zuerst eine eingehende Anatomie des Kopfes der Schnecken und zählt dann seine Versuche auf, die er an Helix pomatia, Lusitanica, Itala, zonaria, arbustorum, nemoralis, Jucorum machte. Am 1. Mai 1782 schnitt er A. 94 Schnecken aus Reggio die Augenträger ab; B. 24 die Tentakel; C. 24% die Schwanzspitze; D. 24 den Kopf und E. 24 aus dem Seitenrande des Fusses ein Stück von ca. 2 Linien Breite und ca. 10 Linien Länge und am nämlichen Tage machte er dieselben Operationen an ebensoviel Schnecken aus Parma. Der Schnitt bei den Enthauptungen wurde ca. 1,5 Linien hinter den Augenträgern geführt. Nach ungefähr einem Monat zeigten die unter A und B rubrizirten Schnecken kleine Knöpfe auf den Tentakeln, welche wuchsen und in denen dann das Auge auftrat. Früher noch als die Tentakel regenerirten sich die Schwanzspitze und der Fuss (CG und BE). Bei den geköpften Schnecken- zeigte sich meist nach einem Monat auf der Schnittfläche eine kleine kugelige Hervorragung; die Regeneration schreitet voran und nach 2, 3, auch 4 Monaten ist der Kopf erneut. — Nicht alle Species verhielten sich darin gleich und günstige Resultate erhielt Girardi nur von Helix pomatia, Itala, zonaria, nemoralis, lucorum. Von über 300 enthaupteten Schnecken aus diesen Species reproduzirte ein Theil gar nicht, ein anderer unregelmässig, ein Theil vollkommen. Es starben meist nur solehe Schnecken, welche zu weit hinter den Augenträgern operirt waren. Am 11. Mai 1783 schnitt er einigen Schnecken die Köpfe 4 Linien hinter den Augen- trägern ab und fand in dem abgeschnittenen Theil die Speicheldrüsengänge, die Nerven alle zu- sammen auf dem Schlundkopf, das Gehirn und einen Theil der Geschlechtsorgane. Anfang Januar 1784 nöthigte er eine von diesen „Unglücklichen“, wie er sie nennt, sich aus der Schale hervor- zustrecken, und fand zu seinem grossen Erstaunen Anlagen der beiden Augenträger, sowie Lippen und Mund neu gebildet. — Girard’s Angaben sind etwas sehr summarisch und namentlich gibt er nicht näher an, wie viele von den 300 geköpften Schnecken reproduzirten. Die zweite Notiz von den am 11. Mai 1784 enthaupteten Thieren ist so wunderbar, dass ich hier entschieden an einen Irrthum oder eine Verwechslung glauben muss. Caldani schnitt im Juli 1783 sie&bzehn Schnecken den Kopf hinter den Augenträgern mit einem Rasirmesser ab; von diesen blieben nur % Stück bis zum Dezember desselben Jahres leben, 20 mehrere der gestorbenen hatten aber schon mit der Regeneration begonnen und man konnte die Augen auf den Fühlern, sowie den pigmentirten Muskel in denselben wahrnehmen. Hier sind die Angaben wieder so allgemein, dass eine Kritik des Versuches kaum mög- lich ist, Im zweiten Theile der „memoria seconda‘“ vertheidigt sich Spallanzani gegen die Einwürfe seiner Gegner, hält ihnen die verschiedenen Versuche vor, bei denen die Regeneration des Kopfes erfolgte und sucht die Einwände zu widerlegen. In der Schlussbetrachtung führt er aus, wie an dem Unglauben, welchen seine Angaben über die Regeneration des Kopfes bei den Schnecken stellenweise fänden, hauptsächlich die unrichtige Beziehung auf andere Thiere, z. B. Wirbelthiere und: Insekten schuld sei. Weil letztere stürben, nachdem man ihnen den Kopf abgeschnitten habe, müsste es nach Ansicht seiner Gegner bei den Schnecken gerade so sein — ein solcher Schluss aber sei nicht 'wissenschaftlich.. Der wahre Naturforscher müsse wissen, wie trügerisch solche Analogieschlüsse häufig seien. Und wie geradezu unphilosophisch handelten Leute, wie Bomare und Adanson, welche der neuen Erscheinung aus philosophischen Gründen von vorneherein Unglauben entgegenbrächten, ohne sie unbefangen zu prüfen. Gerade in dieser Voreingenommenheit liege der Grund des Misslingens so vieler Ex- perimente, in dem Mangel an Eifer, an Interesse für einen günstigen Ausgang sind die Fehler- quellen zu suchen. — Ich selbst bin in dem Urtheil über viele Fälle zu einem gleichen oder ähnlichen Schlusse gekommen und kann diesem Punkte der Spallanzani’schen Kritik nichts beifügen, als das Bedauern, dass er mir sie derart vorweggenommen hat. So gut aber auch Spallanzani sich zu vertheidigen suchte, seine Gegner behielten die Ober- hand und der Glaube an die Regeneration des Kopfes fand keine Vertheidiger mehr; man hielt die Sache für erledigt und nach dem Jahre 1784 scheinen ‚keine Experimente mehr angestellt worden zu sein. Die letzte ausführlichere Notiz finde ich bei Schweigger‘) und’ nach ihr hat sich Spallanzani in Bezug auf die Regeneration des Kopfes doch getäuscht. Denn Schweigger sagt: „Leicht ersetzen sich verloren gegangene Stücke der Schaale; Fühlfäden und Mund bilden sich wieder. Spallanzani behauptete sogar, dass der ganze Kopf sich regenerire. Die Beobachtung wurde aber vor einiger Zeit dadurch widerlegt, dass man Exemplare solcher Schnecken, die Spallanzani in Weingeist aufbewahrt hatte, anatomirte und fand, dass durch den Schnitt, den er führte, das Gehirn nicht abgetrennt war, also auch nicht der Kopf, sondern das Gesicht der Schnecke. Präparate solcher Schnecken sah ich im Museum zu Pavia und das unverletzte Gehirn war deutlich zu erkennen.“ 1) Aug. Friedrich Schweigger. Handbuch der Naturgeschichte”der skelettlosen ungegliederten Thiere. Leipzig 1820. pag. 685. 21 Ich will nun kurz die oben besproehenen Angaben mit meinen eigenen Befunden zusammen- “halten. ‘Nur wenige, wie Adanson, Bomare, Wartel und Schroeter, leugnen überhaupt die Möglich- keit des Wiederersatzes verlorener Körpertheile bei den Schnecken. Die beiden ersteren konnten aus philosophischen Gründen von vornherein nicht an die Sache glauben und bewiesen dann auch deren Nichtigkeit — ich vermuthe, ‚indem sie den Thieren den Kopf so weit nach hinten zu ab- schnitten, dass sie immer noch wenigstens den Schlundring mit abtrennten. Wartel scheint nur mit einigen wenigen Schnecken experimentirt zu haben und noch dazu mit ungeeigneten Thieren. Denn da dieselben noch 10 Monate nach der Operation lebten, hat er sicher den Schlundring nicht mitentfernt. Wie es aber kommt, dass Wartel und Schroeter keine Regeneration bei den Fühlern erzielten, ist bei den knappen Angaben derselben nicht zu discutiren. Ich erinnere hier in Bezug auf alle die misslungenen Versuche daran, dass nach: Spallanzani die vollständige Rege- neration des Kopfes nur bei einer Temperatur von mindestens + 13° R. vor sich geht und an die Ungunst verschiedener Jahreszeiten, wie unten des Näheren gezeigt wird. Alle anderen Gegner gaben die Reproduktion der Tentakel zu und auch anderer Theile des Kopfes, falls der Schlundring unverletzt geblieben ist. Und das kann ich nach meinen Unter- suchungen bestätigen. — Spallanzani gibt zwar den Schlundring als zu dem Kopf gehörend an und stellt im „Pro- dromo“ mit kurzen Worten die Behauptung auf, die Regeneration finde statt, einerlei, ob der Schnitt vor oder hinter.dem Schlundring geführt würde, da letzterer ebenfalls sich wiedererzeuge, aber weder er noch ein anderer von seinen Freunden (Girardi ausgenommen) erwähnen, dass in dem abgeschnittenen Theile auch wirklich immer der Schlundring mit enthalten gewesen wäre, und die meisten bezeichnen als „Kopf“ einfach die 4 Tentakel im Zusammenhang mit der Haut und einen Theil des Schlundkopfes. ‘So ist zu erklären, dass der eine eine Schnecke köpft, und das Thier sofort todt ist, während ein anderer einer Schnecke‘ den Kopf abschneidet und nach 4 bis 6 Wochen das Thier einen „neuen“ besitzt. Die Verschiedenheiten und Widersprüche in den Resultaten der Versuche sind gross und zahlreich — fast so zahlreich, wie die Untersucher. Aber das überrascht uns weniger, wenn wir bedenken, dass mit ganz wenigen Ausnahmen die Experimentatoren — wie wir es heute bezeich- nen würden — „Dilettanten‘‘ waren im schlimmen Sinne des Wortes, Leute, welche .zum Zeit- vertreib oder der Mode halber sich mit einer Frage beschäftigten, welehe ihrem Berufe möglichst fern lag und zu deren Bearbeitung sie durchaus nicht die genügenden Vorkenntnisse besassen. So kann es uns nicht Wunder nehmen, wenn der Herr Pfarrerin Deutschland und der Herr Abbe in Frankreich vollkommen entgegengesetzte Resultate erzielen — denn jeder arbeitet nach seiner Methode und unexakt beide. Nehmen wir dies als den Hauptgrund der Differenzen an, so be- stehen doch ausserdem noch eine ganze Anzahl von Ursachen, welche das Experiment beeinflussen, wie die Zeit, zu welcher die Versuche angestellt werden, die Verpflegung, welche die Thiere erhalten, die Instrumente, mit welchen der Schnitt geführt wird. [85] [85] Von den Verhältnissen, welche die Regeneration beeinflussen. Von Wichtigkeit vor Allem ist die Jahreszeit, zu welcher die Operation gemacht wird. Nimmt man im Anfange des Frühjahres Schnecken, welche noch eingedeckelt sind, oder ihren Deckel erst seit ganz kurzer Zeit abgeworfen haben, und schneidet denselben den Kopf ganz oder zum Theil ab, oder entfernt auch nur die Tentakel, so kann man mit Sicherheit auf ein un- günstiges Resultat rechnen. Denn die Thiere sind durch das fast halbjährige Fasten so herunter- gebracht, dass sie vor allem bei einem Schnitt, welcher sie des Mundes beraubt, nicht mehr die Kraft und das Material besitzen, denselben zu regeneriren, sondern an Inanition zu Grunde gehen. Dasselbe erfolgt natürlich auch, wenn man nur die Fühler abschneidet und die Thiere dann ohne Futter in Gefässen aufbewahrt. Sie leiden unter den ganz anormalen Verhältnissen, in welche sie versetzt wurden, und verhungern schliesslich, wobei eine Regeneration natürlich unmöglich ist, da auch in diesem Falle die Thiere alles verfügbare Material verbrauchen, um das Leben zu fristen. Ganz oder theilweise negative Resultate muss man aber auch erhalten, wenn man die Schnecken eines Theiles des Kopfes beraubt gegen die Zeit der Begattung oder der Fortpflanzung hin. Hier, wo das rapide Wachsthum der Geschlechtsorgane und die Entwicklung des Sperma beziehungsweise der Eier alle Kräfte des Thieres in Anspruch nehmen, müssen für die Heilung‘ vs einer grösseren Wunde und die Regeneration eines verlorenen Körpertheiles die ungünstigsten Be- dingungen vorhanden sein. Und sicher geht auch ein grosser Theil der operirten Thiere zu Grunde in Folge der Unmöglichkeit, ihren Geschlechtstrieb zu befriedigen !), oder die Eier rechtzeitig zur Ablage zu bringen. Ein anderes ist es, wenn die Operation im Anfange des Sommers gemacht wird. Da sind die Thiere kräftig und gut genährt, so dass sie selbst ein längeres Fasten ohne Schaden aushalten und dabei auch grössere abgeschnittene Theile des Kopfes erneuern können. Und wenn die Ver- letzung eine derartige ist, dass sie die Schnecke nicht längere Zeit am Fressen hindert, erfolgt die Regeneration oft erstaunlich schnell. Auch an Thieren, welche im Herbste verstümmelt werden, kurz ehe sie sich eindeckeln, wird man in vielen Fällen eine Regeneration erzielen. Denn der für den Winterschlaf aufgespeicherte Vorrath reicht meistens auch noch aus, um Verluste von nicht zu grossen Theilen des Kopfes zu ersetzen, wenn diese Erneuerung auch langsam und eventuell weniger vollständig vor sich geht. Operirt man zu früh, so ist das Experiment wieder gestört, da die Thiere sich dann nicht ge- nügend für den Winter gekräftigt haben. Von Bedeutung ist ferner die Art und Weise der Verpflegung und Aufbewahrung der operirten Schnecken. Thiere, welche im Freien oder wenigstens unter möglichst naturgemässen Bedingungen gehalten werden, regeneriren sicher frühzeitiger und vollständiger, als wenn sie nach der Operation einfach in ein Gefäss geworfen werden und darin aushalten müssen ohne die ge- — — u “ 1) Dies ist kein unbedeutendes Moment. Denn wie aus meinen, darauf bezüglichen Beobachtungen hervor- geht, ist der Geschlechtstrieb bei den Schnecken ein sehr grosser. 23 ringste Nahrung oder Feuchtigkeit zu erhalten. Und da bekanntlich bei längerem Mangel der letzteren die Lebensthätigkeit der Schnecken in hohem Masse abnimmt, wie sollten sie unter diesen Umständen grössere Verluste ersetzen ? Ein nicht zu unterschätzender Einfluss auf das Resultat der Operation kommt dem In- strumente zu, mit welchem dieselbe ausgeführt wird. Bedient man sich zur Abtrennung des Kopfes eines Messers, so wird sich zunächst ein Unterschied zeigen, je nachdem man mit demselben einen Schnitt oder einen Hieb geführt hat. Im ersteren Falle hat das Thier meist noch Zeit, sich etwas zu contrahiren, das Messer wird in vielen Fällen, wenn es auf den nach rückwärts sich bewegen- den harten und glatten Schlundkopf trifft, abgleiten und statt des ganzen Kopfes nur einen mehr oder weniger grossen Theil desselben (oft nur einen Theil der Hautbedeckung) abtragen. Im zweiten Falle ist die Möglichkeit des Abgleitens allerdings noch vorhanden, aber eine geringere und die Verwundung wird meist eine schwerere sein. Natürlich ist in beiden Fällen auch noch in Betracht zu ziehen, ob das Messer sehr scharf war oder nicht. Bedient man sich dagegen einer Scheere, so geschieht erstlich die Abtrennung in kürzerer Zeit und dann wird gleichzeitig das betreffende Organ zwischen den Blättern der Scheere ein- geklemmt und fesgtehalten, so dass bei raschem Schneiden ein Ausweichen des Schlundkopfes weniger möglich ist. In den seltensten Fällen nimmt man beim Abschneiden des „Kopfes“ den ganzen Schlund- kopf mit; um ihn zu entfernen, muss man nicht dicht hinter den Augenträgern, sondern mehrere Millimeter weit nach hinten den Schnitt führen und in diesem Falle ist die Verletzung eine der- artige, dass das Thier zu Grunde gehen muss. Denn nicht nur der Schlundkopf ist abgetragen, sondern auch der Schlundring ist zugleich stark verletzt oder selbst mit dem ersteren entfernt, die Genitalorgane sind stark angeschnitten, der wenig kontraktile Darm hängt meist. aus der Wunde vor und die Schnecke stirbt rasch. Ein anderer Umstand, welcher die Kritik erschwert, besteht darin, dass die Autoren selten die Species genau angeben, an welcher sie ihre Versuche angestellt haben. Jeder, welcher Nackt- schnecken beobachtet hat, weiss, wie schwierig und geradezu unmöglich es ist, dieselben längere Zeit in Terrarien, sowie in kleineren Gefässen gesund und lebend zu erhalten und letztere sind nöthig, um die Versuchsthiere zu isoliren, da man sie nicht auf andere Weise zeichnen kann — und doch wurden diese Thiere zu Regenerationsbeobachtungen benützt. Auch die Gehäuseschnecken verhalten sich der Operation gegenüber sehr verschieden, wie das auch schon einzelne der früheren Beobachter bemerkten und ich im nächsten Abschnitte des genaueren ausführen werde. Am wenigsten ausdauernd ist nach meinen Versuchen Helix arbustorum (auch Girardi erlangte keine günstigen Resultate bei dieser Species); zunächst an Empfindlichkeit steht Helix fruticum, welche der Verletzung gegenüber sich sehr wehleidig benimmt. Besser ist es schon mit Helix pomatia, aber am vorzüglichsten eigneten sie sich bei mir Helix nemoralis und namentlich hortensis. Wurde diesen die Kuppe des Augenträgers abgeschnitten, so zogen sie sich kaum in das Haus zurück und krochen kurz nachher mit ganz oder theilweise ausgestreckten Tentakeln umher, als ob ihnen nichts passirt wäre und sie regenerirten auch viel rascher als Helix pomatia. Diese Thiere scheinen überhaupt sehr unempfindlich ‚gegen Verletzungen zu sein, wie aus folgendem Versuche hervorgeht. Um die Regeneration am Fusse zu beobachten, schnitt ich einer Anzahl die Fuss- oder sogenannte Schwaänzspitze ein, zwei bis drei Millimeter weit ab, wenn die Thiere gerade vollkommen ausgestreckt am Rande eines Glasgefässes krochen. Und keines markirte auch nur im mindesten weder durch Kontrahiren des Fusses, noch durch Bewegung der Tentakel, dass es berührt worden war. Aber nicht nur die verschiedenen Species verhalten sich verschieden, sondern auch die Thiere derselben Art binden sich in Beziehung auf das Regeneriren an keine Regel; das eine z.B. erneuert in 56 Tagen die im Zusammenhang abgeschnittenen Tentakel sammt den Augen voll- ständig, ein anderes hat nach 83 Tagen noch nicht einmal das Epithel des allein abgetragenen Tentakelknopfes vollkommen neu gebildet und bei einem Dritten ist die Wunde in dem durch- schnittenen Fühler nach 65 Tagen noch nicht gänzlich zugeheilt. Diese Unregelmässigkeiten müssen bei einer Untersuchung über die Regenerationserscheinungen natürlich in Betracht gezogen werden — aber die wenigsten der alten Beobachter haben es gethan und gerade die Gegner Spallanzanvs liessen sie ganz ausser Acht, während dieser, wie oben gesagt, erwähnt, dass nicht alle Schnecken in gleicher Weise oder zu derselben Zeit die abgeschnittenen Theile reproduzirten, da nicht alle die Fähigkeit zu regeneriren besässen. Auf diese Weise scheinen mir die Abweichungen in den Resultaten bei den früheren Be- obachtern ihre Erklärung zu finden. Was meine Resultate betrifft, so lassen sich selbstverständlich aus ihnen’ keine. allgemein gültigen Regeln in Bezug auf die Zeit, innerhalb welcher eine Regeneration stattfinden müsste, ableiten; wenn ich die. Versuche in ganz gleicher Weise in einem andern Frühjahr oder in einem andern Klima wiederholte, würden sich eben zeitliche Differenzen mit den vorliegenden Angaben ergeben. — r Bei meinen Versuchen spielten natürlich Jahreszeit und Witterung .eine ebenso grosse Rolle, wie bei denen meiner Vorgänger, und ihr Einfluss ist aus dem Journal, welches ich über die Thiere geführt habe, deutlich zu erkennen, ebenso wie das Verhalten der verschiedenen In- dividuen und Species gegenüber der Regeneration. Ich glaube aber desshalb noch nicht, gleich Spallanzani, dass das Regeneriren sozusagen eine berechtigte Eigenthümlichkeit sei, welche das eine Individuum besitzt, das andere aber nicht, sondern dass diese Fähigkeit bei den Landmollusken eine ebenso allgemeine ist, wie z. B. bei den geschwänzten Amphibien. Nur muss man nicht ver- gessen, dass bei den ersteren Thieren alle Lebensthätigkeiten sich sehr langsam und — zum Theil — auch unregelmässig abspielen und demgemäss die Reaktion des Körpers gegen Verletzungen, be- ziehungsweise die Erneuerung verlorener Körpertheile auch langsamer und unregelmässiger vor sich geht, als bei Thieren mit regerem Stoffwechsel. — Die Ursachen, welche in den hier besprochenen Fällen zu der Regeneration Veranlassung waren, bestanden immer in direkten Eingriffen ven Menschen oder auch Thieren, welche‘ mit schneidenden Werkzeugen, beziehungsweise Zähnen oder Schnäbeln die Schnecke verletzten und sie einzelner Theile ihres Körpers beraubten. Um so auffälliger ist ein Akt der Selbstverstümmel- 35 ung, welchen nach Semper') eine philippinische Schnecke an sich selbst begeht, sowie sie gestört wird. Diese Thiere, welche der Gattung Helicarion Fer. angehören, besitzen die Eigenthümlichkeit, ihren Fuss spontan ablösen zu können, indem sie bei unsanfter Berührung mit dem Schwanze sich hin- und herschnellen, bis der letztere sich ganz vom Thiere abgelöst hat, worauf sie so munter wie vorher herumkriechen. Dieser Verlust scheint sich ziemlich rasch wieder zu ersetzen, denn Semper fand nie, oder nur äusserst selten verstümmelte Exemplare. Das Schlagen mit dem Fussende. bei Berührung hat mit diesem Heliearion auch unsere Physa gemein; doch seheint es hier nicht bis zum Abwerfen desselben zu kommen. Allgemeine Angaben über meine Versuche. Die Helix-Arten, mit denen ich experimentirte, wurden alle unter Bedingungen gehalten, welche den natürlichen möglichst angepasst wurden. Anfangs versuchte ich zwar die etwaigen Einflüsse anormaler Verhältnisse zu beobachten, indem ich die Thiere nicht nur in dem gleich zu besprechenden „Zwinger“ hielt, sondern zum Theil ohne Futter in kleineren Glasgefässen, theils in einem grösseren Behälter auf trockenem Moos aufbewahrte und ihnen von Zeit zu Zeit Futter und Feuchtigkeit zukommen liess, ferner sie zum Theil in kalten, zum Theil in warmen Räumen pflegte. Doch gab ich diese Versuche wieder auf, nachdem die Verschiedenheit, mit welcher die unter gleichen, natürlichen Bedingungen lebenden Thiere sich verhielten, mich über- zeugt hatte, dass auf diese Weise klare, brauchbare Resultate sich kaum erzielen liessen. So hielt ich denn von Ende Februar ab sämmtliche operirten Thiere in dem „Zwinger“ ; dieser bestand aus einem starken Kasten von Zinkblech, ungefähr 1 m. lang, 50 em. breit und 30 cm. hoch. Derselbe wurde ungefähr bis zu ?/s seiner Höhe mit Erde und darüber gelegten grossen Rasenstücken angefüllt. Auf den Wänden des Kastens ruhte als Deckel ein nach oben zu sich etwas verjüngender, gleichfalls vierseitiger Aufsatz von 30 em, Höhe, dessen eine lange Wand aus feinem Drahtgeflecht bestand, während die übrigen von Glasscheiben gebildet wurden. Der Apparat stand an einem meist geöffneten Fenster der zoologischen Sammlung so, dass er gegen ein Uebermass von Licht und Sonhe geschützt werden konnte, mit der Drahtwand gegen das Fenster zu. Auf diese Weise hatten die Thiere immer genügend frische Luft und die nöthige Feuchtigkeit liess ich ihnen mittelst einer Blumenbrause zu Theil werden, immer mit Berücksich- tigung und im Anschluss an das jeweilig herrschende Wetter. Ich fütterte die Thiere mit in Scheiben ‘geschnittenen gelben Rüben (Möhren), welches ihr Lieblingsfutter zu sein schien, sowie mit Salat- und Krautblättern. Die Fütterung geschah meist bei Regenwetter; bei länger anhalten- der Dürre liess ich ein solches den Thieren von Zeit zu Zeit mit der Brause zu Theil werden, !) Reisen im Archipel der Philippinen von Dr. €. Semper. II. Theil, Bd. III. Heft 1. 26 um sie zum Fressen zu bewegen. Ebenso imitirte ‘ich im Hochsommer den Abendthau. Auf diese Weise hatte ich es den Thieren ziemlich behaglich eingerichtet und sorgte durch regel- mässiges Entfernen des alten Futters, sowie der gestorbenen Thiere dafür, dass die Luft in dem Zwinger rein blieb und der üble Geruch möglichst: vermieden wurde. Zu diesem Behuf hob ich auch täglich mehrmals den Deckel ab und liess von dem geöffneten Fenster her die frische Luft über den Kasten hinstreichen. Wie nothwendig eine derartige Pflege der Thiere ist, erfuhr ich, so oft ich ein paar Tage hintereinander von dem Institute fortzubleiben genöthigt war — der Procentsatz der Todten hatte sich sofort in erschreckender Weise vermehrt. — Nun noch einige Worte über die Methode, welche ich bei den Operationen der Thiere anwandte. Ich legte eine Anzahl Schnecken, welche ich zu derselben Zeit operiren wollte, in ein Glassgefäss, dessen Boden ca. 2 mm. hoch mit Wasser bedeckt war. Um der Flüssigkeit zu ent- rinnen, krochen die Thiere an der Wand des Gefässes in die Höhe, bis sie an den Rand des Glases kamen; hier angelangt, war ihrem Vordringen plötzlich Halt geboten und sie tasteten nun mit ungemein weit ausgestreekten Augenträgern in der Luft nach einem ferneren Stützpunkte um- her. Diesen Moment benutzte ich, um mil relativ grösster Genauigkeit bestimmte Theile abzu- trennen. Bei allen Operationen bediente ich mich ausgezeichneter Scheeren mit gekrümmten Blättern von Katsch in München. Auf solche Art war es mir möglich, nicht nur mit ziemlicher Gewissheit wirklich auch die beabsichtigten Theile abzutrennen, sondern es gelang mir auch sehr häufig, allein das Auge mit dem umliegenden Epithel von der Kuppe des Augenträgers zu ent- fernen, ohne diesen selbst oder das Ganglion weiter zu verletzen. Es war das von Wichtigkeit, da nur die Entwickelungsstadien von auf solche Weise operirten Augen jederzeit zu der Unter- suchung zur Verfügung standen. Denn die Schnecken streckten die auf solche Weise der Augen beraubten Fühler gerade so aus und tasteten ebenso mit ihnen nach allen Richtungen umher, kurz sie gebrauchten dieselben, als wenn sie noch das unversehrte Auge an der Spitze trügen — beiläufig gesagt, ein Beweis mehr für die Annahme, dass das Gesichtsorgan für diese Schnecken nur von einem sehr zweifelhaften Werthe zu sein scheint und dass das Hauptorgan im Tentakel nicht das Auge, mit welchem sie nur in sehr unbedeutender Weise sehen, sondern das Fühler- ganglion mit seinen uns allerdings noch ziemlich unbekannten Tast- oder Riech -Endorganen ist. Schnitt ich dagegen die Tentakel so ab, dass das Fühlerganglion mit weggenommen wurde, so waren jüngere Regenerationsstadien kaum zu erlangen, da die Thiere sofort ihre Tentakel einzogen und nur selten vor fast vollständiger Heilung wieder ausstreckten. Wollte ich grössere Theile des Kopfes abtrennen, so nahm ich das Gehäuse der Schnecke zwischen zwei Finger der einen Hand — das Thier streckte sich, soweit es nur konnte, aus der Schale hervor und ich führte dann den gewünschten Schnitt. Ich will nun in einer kurzen Zusammenfassung meiner Versuche zeigen, in welcher Weise sich meine Thiere den Verletzungen gegenüber verhielten und in wie weit sie Regenerations- Erscheinungen wahrnehmen liessen. Zu dem Behuf beginne ich mit den Schnecken, welchen 97 grössere Theile des Kopfes abgetrennt wurden und gehe dann zu denjenigen über, welche mit möglichster Schonung operirt wurden, um die Regeneration des Epithels und des Auges genau verfolgen zu können. Am 19. October 1878 wurde fünf Schnecken die Kopfhaut mit Tentakeln und T'heilen des Schlundkopfes abgeschnitten. Von diesen Thieren starben zwei am 1. Februar 1879, die drei überlebenden zeigten "bei der Untersuchung am 21. Februar folgende Verschiedenheiten: die eine hatte vollständig regenerirt; sämmtliche Tentakel waren neu gebildet, hatten aber nur die Hälfte der gewöhnlichen Länge erreicht. “ Bei der zweiten waren die Lippen regenerirt, von den Tentakeln war nur der linke Augen- träger gebildet. Bei diesem, wie bei dem ersteren Thiere, war das Auge vollkommen regenerirt. Bei der dritten Schnecke war die Wunde glatt zugewachsen und weder Lippen noch Tentakel neu gebildet. Am 922. Januar 1879 trennte ich einer Schnecke den Kopf mit dem Schlundkopf, dem Penis, Pfeilsack und den fingerförmigen Anhangsdrüsen ab; das Thier zog sich in sein Gehäuse zurück, aus welchem die Fussspitze gelähmt hervorhing und war den folgenden Tag todt. Ebenso starb eine Helix nemoralis, welcher ich den Kopf mit dem Schlundkopf am 3. Februar abgetrennt hatte, schon am 14. desselben Monats. Eine Helix hortensis, welcher ich am 14. Februar den Öbertheil des Kopfes mit einem Theil des Schlundkopfes, den Augenträgern und den kleinen Tentakeln abgeschnitten hatte, kroch zwar zunächst herum, fast als ob sie noch unverletzt wäre, starb aber auch nach kurzer Zeit. Zwei Helix frutieum, denen ich den Kopf mit dem Schlundring abgetrennt hatte, ohne die Geschlechtstheile zu verletzen, starben kurze Zeit nach der Operation. Bei einer Anzahl von Helix pomatia, hortensis, nemoralis, denen ich den Kopf in ver- schiedener Weise abgetrennt hatte, theils sämmtliche Tentakel mit Mund und Schlundkopf, theils sämmtliche Tentakel mit Mund und ohne Schlundkopf, und zwar immer ohne Verletzung des Schlundringes, hatte ich regelmässig schlechten Erfolg, die Thiere starben alle kürzere oder längere Zeit nach der Operation. Bei einer Helix hortensis dagegen, welcher ich am 20. Mai die beiden Augenträger mit einer sie verbindenden Hautbrücke abgeschnitten hatte, zeigte sich nach 41 Tagen am 1. Juli der linke Augenträger in einer Länge von Imm,, der rechte in der Länge von 0,5 mm. regenerirt. In beiden war das Auge bereits entwickelt, die Pigmentirung hatte begonnen, die Gestalt des Auges war eine sehr unregelmässige. Die Regenerationserscheinungen, wie sie sich an einer Helix nemoralis nach 45 Tagen fanden, gibt Figur 12 wieder. Dem Thiere waren am 20. Mai beide Augenträger, verbunden durch eine grosse Haut- brücke, abgetragen worden. Nach 25 Tagen zeigte sich die Wunde vernarbt und nach weiteren 20 Tagen hatten die Fühler bereits die aus der Abbildung ersichtliche Gestalt und Grösse. Aus einer gemeinsamen kegelförmigen Basis erheben sich die beiden Augenträger, von denen der rechte A* nur ungefähr die halbe Länge des linken besitzt, in jedem ist das Auge bereits als dunkles Pünkt- chen sichtbar. Bei zwei anderen Thieren derselben Species, welchen ich am 28. Juni den Kopf mit den Kiefern und den vier Tentakeln abgetrennt hatte, bei der einen mit dem ganzen Schlund- kopf, bei der anderen mit einem kleinen Theil desselben, zeigte sich am 28. Juli die Wunde zugeheilt. In beiden Fällen war der Rumpf vorne glatt ohne Mundöffnung abgeschlossen, nur bei der einen ragte ein kleines Knöpfchen hervor. Von einer sonstigen Anlage der Organe war nichts wahr- zunehmen. Eine Anzahl anderer Schnecken, welche in ähnlicher Weise unter demselben Datum operirt worden waren, gingen bis Mitte Juli alle zu-Grunde. Eine, bei welcher der Schlundring mit ab- getrennt worden war, deckelte sich ein, starb aber ein paar Tage nach der Verstümmelung. Am 1. Juli schnitt ich einer Helix fruticum beide Augenträger, durch eine Hautbrücke verbunden, ab. Am 22. August war die Wunde zugeheilt und an Stelle der beiden Augenträger hatte sich eine für beide gemeinsame Erhebung gebildet (Fig. 11). Diese, sowie eine Anzahl anderer zu derselben Zeit in ähnlicher Weise operirten Thiere konnte ich leider nicht lange genug in Bezug auf ihre Regenerationsfähigkeit beobachten. Denn als ich nach einer kaum vierwöchentlichen Abwesenheit zurückkam, waren sämmtliche Versuchs- thiere, die ich zurückgelassen hatte, als todt fortgeworfen worden. Fast sämmtliche Thiere, denen der Kopf mit dem ganzen Schlundkopf oder einem grösseren Theil desselben abgetrennt worden war, starben in den nächsten Tagen nach der Operation, und zwar konnte ich in diesen Fällen einen Einfluss der Jahreszeit kaum wahrnehmen. Von denen, welchen die Kopfhaut mit den Tentakeln abgetrennt worden war, starb nur eine schon 4 Tage nach der Verstümmelung; sie war im März operirt worden. Von den im Februar und Mai operirten Thieren starben einige in den ersten 14 Tagen, die Mehrzahl lebte über 50—125 Tage und zeigte deutliche Regenerations-Erscheinungen. Ebenso verhielten sich auch die Thiere, an welchen im October die gleiche Operation vollzogen war. Das Verhältniss der Todesfälle überhaupt zu den Monaten, in welchen die Operationen stattfanden, stellt sich für die Zeit vom 1. Februar bis zum 1. August in folgender Weise’ dar. Von den Thieren aus dem Februar starben bis zu dem angegebenen Termin etwas über !/s, und schon im Februar !/s.. Von den im März, April und Mai operirten Thieren starben bis zum 1. August über die Hälfte; im März ging !/s zu Grunde, von den im April und Mai ver- stümmelten Thieren starb in eben diesen Monaten kein einziges Thier, im Juni 15 und im Juli die Hälfte. Diesen Sterblichkeits-Verhältnissen entspricht durchaus nicht die Intensität der Regenerations- Erscheinungen. Die Thiere aus dem Februar regenerirten am langsamsten; eine vollständige Er- neuerung des Epithels fand sich nicht vor dem 64. Tage, und bei einem Exemplar war es noch nach 95 Tagen unfertig. Die günstigsten Zahlen finden sich im Juni, wo.die vollständige Regene- ration des Epithels nach 29 Tagen eingetreten war. 29 Von den Thieren des April fand allerdings in. einem Falle eine vollständige Erneuerung des Epithels schon nach 27 Tagen statt, aber es fanden sich auch Exemplare, bei welchen die- selbe nach 69 Tagen noch nicht vollendet war. Was die Regeneration des Auges betrifft, so erwiesen sich die Monate April und Mai als zur Operation. am geeignetsten. Gerade hier zeigt sich in besonders auffallender Weise, wie sehr verschieden sich die einzelnen Individuen der Regeneration gegenüber verhielten. Ich hatte am 22. April eine Anzahl von Helix hortensis in der Weise operirt, dass ich bei ganz ausgestrekten Tentakeln durch einen raschen Scheerenschlag die Epithelkuppe des Augen- trägers mit dem Auge abtrennte, ohne das Fühlerganglion zu verletzen, ein Kunststück, welches man.mit einer gekrümmten Scheere nach längerer Uebung ohne Schwierigkeit ausführen kann. Die Verletzung wird dann von den Thieren sehr leicht ertragen und sie kriechen fast unmittelbar nach der Operation mit weit ausgestreckten Tentakeln umher, als ob sie unverletzt wären. Nach 55 Tagen trennte ich bei 4 von diesen Thieren die Augenträger zur Untersuchung ab und fand bei ihnen zu meinem Erstaunen das Auge auf ganz verschiedenen Stadien der Entwickelung. Die Thiere waren alle vollkommen ausgewachsen, sie waren zu derselben Stunde gesammelt worden, in derselben Stunde operirt worden und lebten in der Gefangenschaft in demselben Behälter unter den gleichen Bedingungen. Es zeigte sich nun bei der einen die Einstülpung der Augenblase noch offen und ohne Pigment (Fig. 15); bei der anderen war das Auge noch im Zusammenhang mit dem Epithel und die Pigmentirung begann eben; bei dem dritten Thiere war die Augenblase eben in der Abschnürung begriffen und nur noch an einer sehr kleinen Stelle mit dem Epithel in Zu- sammenhang, bei der vierten war das Auge regenerirt und nahezu so stark pigmentirt, wie das normale. — Bei den oben erwähnten ganz gleichen äusseren Bedingungen kann ich diese Unter- schiede in der Entwickelung nur auf individuelle Verschiedenheiten der einzelnen Thiere zurückführen. Die eben angeführten Beispiele sind durchaus nicht vereinzelte Fälle, sondern diese Un- gleichmässigkeit der Entwickelung ist die Regel. — Ich habe jetzt noch einige Worte anzufügen über die Art und Weise, wie die verschiedenen Species, mit welchen ich experimentirte, sich zu der Regeneration im Allgemeinen verhielten. Die Gehäuseschnecken, welche ich zu meinen Versuchen verwandte, gehörten den Species Helix hortensis, nemoralis, pomatia, fruticum, incarnata, arbustorum, ericetorum, und Bulimus obscurus an. Davon regenerirten am schnellsten und gleichzeitig bei der geringsten Sterblichkeits- zifter Helix hortensis und nemoralis, weniger rasch und mit höherem Procentsatz an Todten Helix pomatia, fruticum und arbustorum. An Helix incarnata und ericetorum, sowie an Bulimus obseurus beobachtete ich keine Regenerations-Erscheinungen, sondern ein baldiges Zugrundegehen der Thiere. Diesen Misserfolg gebe ich aber weniger einen etwaigen Unvermögen der Thiere, zu regeneriren, schuld, als der viel grösseren Schwierigkeit, diese Thiere in der Gefangenschaft unter einigermassen normalen Bedingungen zu halten, vielleicht auch einer grösseren Empfindlichkeit gegen Verletzungen. Aehnliche Umstände mochten verursachen, dass ich bei Nacktschnecken keinen Erfolg erzielte. Um Verwechselungen unter den operirten Thieren zu vermeiden, ınussten dieselben entweder ge- zeichnet oder separirt werden. Ersteres war bei den Gehäuseschnecken sehr leicht und einfach 30 anzuwenden, indem ich jedem Thiere seine Journalnummer mit Tinte auf die Schale schrieb und, nachdem sie getrocknet war, mit Damarlack überstrich. Das ging natürlich bei den Nacktschnecken nicht, ich musste diese Thiere also separiren. In den kleineren Glasgefässen, welche ich dazu verwandte, konnte ich ihnen freilich die natürlichen Lebensbedingungen nicht in ausreichendem Masse gewähren und die Thiere erlagen rasch der Ungunst der Verhältnisse, - ohne deutliche Regenerations-Erscheinungen wahrnehmen zu lassen. Von den Süsswasserschnecken hatte ich zu meinen Versuchen Limnaeus auricularis und Planorbis carinatus verwandt. Hier schien es mir nun, als ob diese Thiere die Fähigkeit der Regeneration entweder gar nicht oder nur in sehr unbedeutender Weise besässen, sie gingen immer bald nach der Operation zu Grunde. Ihre Organisation mag schuld daran sein. Limnaeus z. B., welcher seine wenig contractilen Tentakel nicht gleich Helix durch Einziehen dem Einflusse des umgebenden Mediums entziehen kann, ist genöthigt, falls er nicht für längere Zeit sich ganz in das Gehäuse zurückziehen und dem Erstickungstod preisgeben will, die offene Wunde dem Zu- tritt des Wassers und der darin enthaltenen Pilze auszusetzen. Ich beobachtete wenigstens an meinen Exemplaren, dass sie, auch nach Abtrennung nur eines Tentakels, sich in das Gehäuse zurückzogen, auf den Grund des Wassers fielen und dort lange Zeit liegen blieben; schliesslich sahen sie sich genöthigt, an die Oberfläche zu kommen, krochen vielleicht noch ein paar Tage herum und starben dann mit gänzlich unverheilter Wunde. I. Die Bildung des Epithels und des Auges bei der Regeneration. Zur kurzen Uebersicht der Art und Weise, in welcher sich die Regenerations-Erscheinungen an diesen Organen vollzog, gebe ich hier zunächst einen Auszug aus meinem Journal, die Beob- achtungen über die Thiere enthaltend, welche für die folgende Untersuchung über die Bildung des Auges sich als brauchbar erwiesen. Ich berücksichtige hier nur letztere, da die Verhältnisse bei der Bildung des Epithels diesen ganz analog sind. ae] Nr. Species. ns NE | Stadium des regenerirten Auges. Operation. |S35 | = er a Senebier in Observations sur la Physique ete. par M. l’Abbe Rozier. Paris 1777. Tome X. H. Sanders. Nachricht von geköpften Schnecken in: „Der Naturforscher“. 16 Stück. Halle 1781. Adanson in Bonnet, Observations sur la Physique par Rozier Tome X. 1777, Wartel (Watel) in Mercure de France 1768. L’avant-coureur 1768. Schröter, Versuch einer systematischen Abhandlung über Erdeonchylien. Berlin 1771. Valmont de Bomare in L’avant-coureur. Paris 1769. Cötte in Journal des scavans. Juin 1770, do. in Observations sur la physique par M. l1’Abbe Rozier. Paris. III. 1775. Murray, Jo. Andreas. De redintegratione partium cochleis limaeibusque praeeisarum disserens ete. Goettingae 1776. Argenville. L’histoire naturelle &claircie dans une des ses parties prineipales la conchiliologie ete, augment& de la zoomorphose. Paris 1757. Abildgaard, P. C. Bemerkungen über den Bonnet’schen Versuch, dass die abgeschnittenen Köpfe der Schnecken wieder hervorwachsen. Nordisches Archiv für Natur- und Arznei-Wissenschaft. Bd. I. Kopenhagen 1799. 53 31) Giornale di Pisa. Bd. XXXII. 1778. 32) Spallanzani. Risultati di esperienze sopra la Riproduzione della Testa nelle Lumache terrestri. — Memorie di Matemalica e Fisica della societa Italiana. Tomo I. 1782. 33) Spallanzani. Memoria seconda ed ultima sopra la riproduzione della Testa nelle Lumache terrestri. Memorie di Matematica e Fisica della societa Italiana. Tomo II. 1784. 34) Aug. Friedr. Schweigger. Handbuch der Naturgeschiehte der skelettlosen ungegliederten Thiere. Leipzig 1820. 35) C. Semper, Reisen im Archipel der Philippinen. Zweiter Theil. Bd. III. Heft 1. Wiesbaden 1870. 36) Flemming. Ueber das Verhalten des Kerns bei der Zelltheilung und über die Bedeutung mehrkerniger Zellen. Virchow’s Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. Bd. XXVII, 1879. Taf. I. 37) Flemming. Untersuchungen über Sinnesepithelien der Mollusken. Archiv für mikroskopische Anatomie. 1870. Bd. VI. 38) Simroth. Ueber die Sinneswerkzeuge unserer einheimischen Mollusken. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. XXVI. 1876. 39) Hensen. Ueber das Auge einiger Gephalopoden. Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie. Bd. XV. 40) do. Ueber den Bau des Schneekenauges und die Entwicklung der Augentheile in der Thierreihe. Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. II. 1866. 41) Leydig. Zur Anatomie und Physiologie der Lungensehnecken. Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. 1. 42) Die Entwicklungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ovatus und palustris, nach eigenen Beobachtungen dargestellt von F. F. Karsch. Archiv für Naturgeschichte. XII. Jahrgang, Bd. 1. 43) Leydig. Ueber Paludina vivipara. Ein Beitrag zur näheren Kenntniss dieses Thieres in embryologischer, anatomi- scher und histologischer Beziehung. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. II. 1850, 44) Gegenbawr. Beiträge zur Entwicklungsgeschiehte der Landgastropoden. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. III. 1851. 45) Salensky. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der. Prosobranchier. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. . Bd. XXII. 1872. 46) Grenacher. Zur Entwicklungsgeschichte der Cephalopoden. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. XXIV. 47) Bronn. Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Bd. III. Abth. II. pag. 1267. 48) Fraisse. Ueber die Regeneration von Organen und Geweben bei Amphibien ünd Reptilien. Tageblatt der 52. Naturforscher-Versammlung zu Baden-Baden 1879. 49) Carl Rabl. Die Ontogenie der Süsswasser-Pulmonaten. Jena’sche Zeitschrift für Naturwissenschaft Bd. IX. 1875. 50) do. Ueber die Entwicklung der Tellerschnecke. Morphologisches Jahrbuch Bd. V. Tafel - Erklärung. Alle Figuren sind mit dem Zeichenapparate entworfen und in möglichster Naturtreue als Abbilder des be- treffenden einzelnen Schnittes gezeichnet. Wenn keine andere Angabe gemacht wird, so sind die Zeichnungen mit Seibert 0/V entworfen und nach O/VII ausgeführt. Für alle Figuren gemeinsame Rezeichnung: e = Epithel des Tentakelknopfes. Figur 1. [SS 85) Fr ve 13. 14. Tafel I. Blutkörperchen von Helix pomatia aus der Hauptarterie des Augenträgers. Entworfen nach 1/V, ausgeführt nach 1/VI. : Tangirender Schnitt durch den Ganglienzellenbelag der Anschwellung des Fühlernerven. . Isolirte Ganglienzellen ebendaher nach Mazeration in verdünntem Alkohol. 1/V. 1/VIL. Grosse Ganglienzellen aus dem Fühlerganglion. 1/V. 1/VI. Schleimzellen, welche den Augenträger innen auskleiden. 1/V. 1/VII. Runde Bindegewebszellen, welche sowohl als selbständiges Gewebe auftreten, als auch in den Maschen des spongiösen Bindegewebs eingebettet sind. Regenerirendes Epithel auf verschiedenen Stadien (6 Nr. 161a,. 6a Nr. 216b, 6b Nr. 167a.) Entworfen nach O/VII, ausgeführt nach 1/VII. : — e. Verschiedene Kerntheilungs-Stadien aus dem regenerirenden Epithel des Fühlerknopfes. Entworfen und ausgeführt nach 1/VI. Spiralig gewundene Kerne aus den contrahirten Sehnerven O/VII, O/VIL. Anormale hohle Linse von Nr. 160b. 0/V, 1/V. Entstehung von Pigmentzellen aus den langgestreckten Bindegewebszellen des Angenträgers 0/VLl, 1/VI. Tafel II. Helix fruticum mit regenerirenden Augenträgern, 40 Tage nach der Operation (Nr. 277). Helix nemoralis mit regenerirenden Augenträgern, 45 Tage nach der Operation (Nr, 203). Die beiden Augenträger entspringen einem gemeinsamen Stamme, der rechte ist um etwas kürzer als der linke, und die Augenpunkte sind in beiden schon sichtbar. In beiden Fällen ist der frisch regenerirte Theil sehr deutlich von dem normalen durch hellere Farbe und Glätte der Epidermis unterschieden. Figur 11 und 12 sind von Herrn Rabus gezeichnet. Tafel I. Frühes Stadium der Einstülpung des Auges. Das Epithel ist noch ziemlich unfertig und zeigt Kern- figuren (13 ec). Längsdurchmesser 0,075 mm., Querdurchmesser 0,03 mm. Helix hortensis Nr. 243 IV. 29 Tage nach der Operation, Längsschnitt durch die Mitte einer weiter vorgeschrittenen Einstülpung, welche noch nicht geschlossen ist. In dem Epithel sind zahlreiche Kernfiguren vorhanden, von denen auch zwei unter den Zellen der Einstülpung sich befinden; Durchmesser 0,1 mm. Helix hortensis Nr. 164, 55 Tage nach der Operation. Längsschnitt durch eine sich eben schliessende Einstülpung. Helix nemoralis Nr, 209. 37 Tage nach der Operation. Figur 16. le le ie) x. 91. 929, 23: m .24: . 2 0 [S7 1 (Si! 4. Längsschnitte aus einer geschlossenen, aber noch nicht gänzlich abgeschnürten Einstülpung. ‘a erster, b zweiter, e dritter, d fünfter Schnitt. Der Cutieularsaum hat sich an den eingestülpten Zellen erhalten. Längsdurchmesser 0,096 mm., Querdurchmesser 0,039 mm. Helix pomatia Nr. 197. 37 Tage nach der Operation. Tafel II. Mittelster Längsschnitt aus einer schon abgeschnürten Augenblase. Die Pigmentirung beginnt eben. Corneazellen und Stäbehenzellen sind noch nicht differenzirt. Längsdurchmesser 0,1 ınm., Querdurch- messer 0,075 mm. Helix hortensis Nr. 162 I. 55 Tage nach der Operation. Zwei Längsschnitie durch ein etwas älteres Stadium, welches aber, wie der tangirende Schnitt 18a zeigt, noch an einer Stelle mit dem Epithel in Verbindung steht. Der Schnitt 18h geht durch die Mitte. Hier smd die Comeazellen schon differenzirt, weniger die Stäbchenzellen. Längsdurchmesser 0.167 mm-, Quer- durchmesser 0,09 mm. Helix hortensis Nr. 164 II, 55 Tage nach der Operation. Längsschnitt durch die Mitte eines regenerirenden Auges, in welchem die Stäbehenzellen schon ebenso scharf differenzirt sind, als.die Corneazellen und auch die Pigmentirung eine stärkere ist. Längsdurch- messer 0,19 mm., Querdurchmesser 0,14 mm. Helix hortensis Nr. 165 I, 77 Tage nach der Operation, o=N. optieus. Längsdurchschnitt durch die Mitte eines fast vollkommen regenerirten Auges. Längsdurchmesser 0,2 mm., Querdurehmesser 0,17 mm. Helix hortensis Nr. 193 II. 57 Tage nach der Operation. Längsschnitt durch die Mitte eines normalen Auges von Helix nemoralis, dem die ganz regenerirten Augen vollkommen entsprechen. Längsschnitt durch die Augenblase von Helix hortensis Nr. 202. 41 Tage nach der Regeneration. Längsschnitt durch die Milte einer von dem Epithel schon getrennten Augenblase mit noch kubischen Zellen. Durchmesser 0,075 mm. Helix pomatia Nr. 109. 59 Tage nach der Operation. Längsschnitt durch die Ohrenblase eines Embryo von Helix pomatia. Längsdurchmesser 0,08 mm., Quer- durchmesser 0,075 mm. ; Längsschnitt durch die Mitte einer von dem Epithel schon abgeschnürten Augenblase eines Embryo von Helix pomatia. Längsdurchmesser 0,12 mm., Querdurchmesser 0,09 mm. Die Corneazellen sind noch gar nieht: differenzirt, die Umbildung der Eetodermzellen zu den Stäbchenzellen beginnt eben. Pigment ist noch nicht gebildet s Längschnitt durch die Mitte eines etwas älteren Embryo von Helix pomatia. Die Corneazellen beginnen sich zu differenziren, die Stäbehenzellen sind weiter ausgebildet, die Pigmentirung hat angefangen. — er nt i a er . b 2 E e B L; ! - N Y \ HE PA & - v ° : Verbesserungen. Seite 2 Zeile 7 von unten lies des statt der. Seite 3 Zeile 17 von unten lies von dem alten nur durch eine graue Linie sich unterscheidet Sa vor dem alten... .. ausgezeichnet ist. ‚ r Seite 4 Zeile 18: von unten lies pomatia statt pouratia. Seite 7 Anm. 2 lies di statt die. Seite $ Zeile 11 von oben lies zu statt su. Seite 14 Anm. lies 1757 statt 1777. + Seite 18 Anm. 1 lies di statt die. - ö E Seite 33 Zeile 4 von unten lies eigneten sich statt eigneten sie sich. alion bei den Pulmonaten. Regeneration bei den Pulmonaten. Fig 1b. IE ——L En X EHTIIII. IS BF a. ı (25a Se. Br“ Ber re ZN Fon - In Com | Lk JAHofmarn Wursturg Verlag der J. Staudinger’schen Buchhandlung in Würzburg. Angerer, Dr. O. Die chirurgische Klinik im Julius-Hospilale zu Würzburg unter Direction des Herrn Professor Hofrath von Linhart vom Februar 1875 bis Juli 1876. — Ein Beitrag zur Wundbehandlungsfrage. Preis 6. 2.50. — Klinische und experimentelle Untersuchungen über die Resorption von Blulextravasaten. Mit 1 Tafel. Pr. lb. 2.50. Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institute in Würzburg. Heraus- gegeben von Dr. Be Semper : III. Bad. Heft mit 4 lith. Tafeln. Pr. 46. 9.— Ile, 5 Bu LER „ m NER RS a Nr 5 i a I Pl ne AR ” N) IM „ 2, E}) „ 6 „ ”„ “y „ 12.60. IV „ 8. „ bi] 6 kh] h).} „ 65] 1a EV: „ 4 „ ER) 5 ” „ „ „ 13.— V. „ 1 2 eh) 6 ec) „ „ „ 11.— VA „ 2 „ ” 3 „ „ „ „ IM = Bermann, Dr. J. Ueber die Zusammenselzung der Glandula Submaxilaris aus ver- schiedenen Drüsenformen und deren functionelle ie Mit 9 lith. Tafeln, Be Iterumque Vivat academia! Poetische Reminiseenzen vom und aus a Burschen- leben; von einem Würzburger Gorpsphilister. Pr. 6. 1.20, Kennel, Dr. J. v. Die in Deutschland gefundenen Landplanarien Rhynchodemus terrestris ©. F. Müller und Geodesmus bilineatus Meeznikoff. (Separatabdruck aus dem 2. Hefte des V. Bandes der Arbeiten des zoolog -zootom, Instituts zu Würzburg. Pr. ‚It. 3.60. Mook, Dr. F. Theophrastus Paracelsus. Eine kritische Studie. Pr. „Ib. 8.— — Aegypten’s vormetallische Zeit. Mit 13 Tafeln in Liehtdiuck und 1 lith. Tafel. Pr. Jb. 20.— Nieberding, Dr. W. Ueber Eetropium am schwangeren Gervix uteri. Pr. „le. 9.— Pernwerth v. Bärnstein, A. Carmina burana selecta. Ausgewählte lateinische Studenten-, Trink- und Liebeslieder des 12, und 13. Jahrhunderts aus dem Codex buranus, mit neudeutschen Uebertragungen, geschichtlicher Einleitung, Anmerkungen und Beigaben. Pr. 1.2.40. Riedinger, Dr. F., Privatdocent. Studien über Grund und Einkeilung der Schenkel- halsbrüche, Mit 11 lithogr. Tafeln. Pr. ‚I. 6.— — Chirurgische Klinik‘ im königl. Juliushospitale zu Würzburg vom 15, Juni 1877 bis 28. April 1878. „Beiträge zur pracetischen Chirurgie *. u 14 Tafeln, h Ib. 10.— Rindfleisch, Hofrath Professor, Dr. Rede zur Einweihung des neuen pathologi- sehen Institutes in Würzburg am 2. November 1878. Pr. 30 Pf. Semper,"Professor, Carl. Der Haeckelismus in der Zoologie. Ein Vortrag. 2. Auflage. Er. SOrBR — Offener Brief an Herrn: Professor Haeckel in Jena. Eu Ib. 1.— — Mein Amselprocess, die Amsel-Fanatiker und der Vogelschutz. r. Jo. —.8. iegler, Dr. E., Privatdocent. Experimentelle Untersuchungen über “ Herkunft der N uberkelelemente mit besonderer Berücksichtigung der Flistogenese der Riesen- zellen. Mit 5 lithogr. Tafeln. Pr. ‘db. 6.— — Untersuchungen über pathologische Bindegewebs- und eu une: Mit 7 lithogr. Tafeln. Pr. „Ib. 8.— Druck: der Thein’schen Druckerei (Stürtz) in Würzburg: you: