— > , . “ a 2. ö neuen nt 4 N J E \.% e — 5 f un | Ne www Ne TEEN Dunn Ss Sr N N \ | Wer ' . ? ._— 2 Kyrs YNyo = wu. \ 2 zu “ # Pe w “ ya D IR NS I IN N L w INSSE SEN ereeinge | + 4 MS 83 1% Er Nas 3 (5 ee we - Ah Du We NE > im Na TR WW S ns NET N = == u Er “ | Tr 33 GN ek Dh rn VuyUur, ® { ıKE N u u tn ar Ar € “gq & 7 Ei =. de ER CE - % “ u MM rw - pn wr % ; m N. u \ ‘ u.‘ Por 77 PT Yun Y, 0 > ’ = ww | Ih w’s N POPISIDRITIIIEON EN a A ‚WW DW er 2 L w . vw -, Iw n 4 in,% zurrn N Zn vn T RAT wgy“W”,.. wu ILL N 4 ws N De AA hen, IR wrruun ES N te ER Fr u See er. $ eG I“: NY od 5 / AN WE am ww, ’ Ay; ser u ıı we‘ N vw N N . w a Ä TR ii ETETETTE vr ee en “ mA y® werden, Be |) w | | 4 N AR DRS (a u y h IE NH % TAN RES ww Tr FÜR RE DIT S a. LEITEN v TRAUN NN we TON GNÄRGRENG x ® ; ee ee a elle En 7 yaanlan Instin zn a Ur N = fer N QAATSe; X 4fional Museut, Studien über Organisation und Systematik der Ctenophoren. Von Dr. ©. Gegenbaur, Professor in Jena. (Hierzu Taf. VI— VII). Es gehört gewiss zu den dringendsten Postulaten der Wis- senschaft nach jeder grösseren Reihe von Detailforschungen oder nach Aufdeckung wichliger, wenn auch scheinbar ver- einzelier Thatsachen , die daraus gewonnenen Resullate in Einen Focus zu sammeln und aus dem Gesammibilde uns die jeweilige Anschauung zu formuliren. Je näher wir der Er- kenntniss des typischen Planes gerückt sind, desto klarer und einfacher erscheint uns der Organismus, selbst unter den complicirtesten Beugungen der Form, welche letztere gleich- sam nur die Hülle des in ihr geborgenen und ihr zu Grunde liegenden Typus vorstellt. Mit der Erkennung des Typus ist zugleich die Basis für die Vergleichung in grösserem Massstabe gewonnen, und wir bilden uns durch Abwägen der Verwandtischaftsverhältnisse der einzelnen Typen unter einander, die allgemeine Anschauung über thierische Lebens- form aus. Für die Abtheilung der Ctenophoren ist dieser Bauplan schon länger erkannt, wodurch so viel wenigstens festge- stellt ist, dass sie mit den Medusen und den einer Abthei- lung davon zuzurechnenden Ammenthieren,, so wie mit den von Ehrenberg als Anthozoön vereinigten Polypen eine 164 Gegenbaur: einzige, harmonisch gegliederte, grössere Thiergruppe bilden, durch welche sich der einheitliche Typus von den einfach- sten Anfängen an in die mannichfachsten Modifikationen ausstrahlend, hindurch zieht. Leuckart, dem ich in die- ser Auffassung folgen muss, bezeichnet diese Thiergruppe bekanntlich mit dem Namen der Cölenteraten. Eine in der Richtung der Längsachse des Körpers sich in letzteren erstreckende verdauende Höhle, die von ihrem Grunde in ein radiär verlaufendes Canalsystem sich forlsetzt, ist im Zusammenbalte mit der Eiform des Körpers das We- sentlichste der iypischen Verhältnisse der Rippenquallen. Hiezu kommt noch die Formirung von rippenartigen Vor- sprüngen auf der Oberfläche des Leibes, die vom Mundpole des Körpers bis zum entgegengeseizten Pole verlaufen, und die sehr häufig dem Thiere einen strahligen Typus aufprägen, der aber in den meisten Fällen in einen bilateralen über- geht. Ueberall, wo Tentakel oder Fangfäden auftreten, sind diese nach bilateraler Symmetrie geordnet, so dass nur die tentakellosen, somit (wie auch aus noch anderen Gründen) eine niedere Organisationsstufe einnehmenden Beroiden den Radiärtypus in der Körperform kundgeben. Bei den Cydip- pen ist die Strahltbierform äusserlich nur durch das Fangfä- denpaar gesiört, doch zeigen sich auch hier schon , durch die ungleiche Länge der Schwimmplätichenreihen , so wie durch Bildung von Fortsätzen des Körpers (Eschscholtzia) die Uebergänge zur Bilateralsymmetrie, die dann ihren Gi- pfelpunkt in den Calymniden und Cestiden erreicht. Alle seitlichen Ausbreitungen, mögen sie als zipfelar- ige Anhänge, oder als breite oft sogar den eigentlichen Körper an Mächtigkeit weit übertreffende Lappen erscheinen, sind nur Fortsätze der Körpersubstanz selbst, und gehen, durch keine Grenze geschieden, stets in den Mitteltheil des Körpers über. Es ist desshalb nicht wohl zu rechtfer- ligen, diese Lappen als eine Mantelbildung anzusehen, wie diess von Mertens geschah, dar dahin kam, bei der jeg- liche Körperfortsätze entbehrenden Gattung ldya (Bero& Esch.) den Körper „nur im Rudimente vorhanden“ anzuneh- men, während doch gerade hier der Körper seine grösste Selbstständigkeit bewahrt. Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 165 Mertens hatte die Lappenbildungen vom Auswachsen einer äusseren (nicht existirenden) Schichte abhängig sich vorgestellt, und musste dann, in consequentem Verfahren, da wo keine Lappenbildung sich zeigt, das ganze Thier von dieser Schicht sich eingehüllt denken, so dass dann auf den eigentlichen Körper nur ein Minimum von Masse kömmt. Die Körpersubstanz der Rippenquallen besteht, wie längst bekannt, aus einem durchsichtigen, selten Pigmente einschliessenden Gewebe von gallertartiger Consistenz, wel- che die Thiere ausserhalb des Wassers sogleich, oder (wie bei den Beroön) sehr bald zerfliessen macht, und auch in- nerhalb ihres Mediums nach eingetretenem Tode eine sofor- tige Auflösung bedingt. — Im Wesentlichen fand ich bei allen untersuchten Arten (6) gleiche Verhältnisse, so dass eine Schilderung des Körperparenchyms recht gut im Allge- meinen gegeben werden kann. Es besteht nämlich aus ei- ner homogenen Grundsubstanz, in welche sich mannichfach geformte Zellelemente oder deren Derivate einbetten, die Zellen erschienen als blasse aber doch scharf umschriebene, sternförmig ausgezackte oder nur mit wenigen Fortsätzen versehene, oder einfach spindel- förmige Körperchen, die oft in bedeutender Entfernung von einander liegen, und durch ihre Ausläufer mit einander ver- bunden sind. Ein Kern ist zwar nicht bei allen gleich leicht aufzufinden, lässt sich aber bei vielen selbst ohne Reagentien entdecken , und zeigt sich dann so in das Zellenkörperchen gelagert, dass er — besonders bei der Spindelform — oft den ganzen Hohlraum zu erfüllen scheint. Er besitzt stets dunkle Contouren , und ist von ovaler oder runder Gestalt. — Die als Fortsätze dieser Körperchen auftretenden Fasern erschei- nen anfänglich, dicht bei ihrem Abgange, hohl, nehmen aber allmählich einen soliden Charakter an, so dass sie etwa 0,014 weit von ihrem Ursprunge nur einfache Contouren aufwei- sen. Nicht selten sieht man diese Fasern in ein pinselarti- ges Büschel unendlich feiner Fibrillen, die man mit einer lamellösen Ausbreitung verwechseln könnte, wenn man die einzelnen Fibrillen nicht auf verschiedenen Höhen beobach- tele. Ganz ähnliche Verhältnisse hat auch M. Schultze aus der Gallertscheibe der Medusen beschrieben. 166 Gegenbaur: Die Distanzen der Körperchen von einander, und somit die Weite der durch ihre anastomosirenden Ausläufer gebil- deten Maschenräume, wechseln je nach den Arten, die man zu beobachten hat, oder sogar auch nach den einzelnen Kör- perpartien. Was ersteres betrifft, so fand ‘ich die durch grössere Weichheit des Körpers sich auszeichnende Gattung Eucharis mit den weitesten Maschen versehen, ebenso eine einmal beobachtete Mnemia , dagegen besitzt eine neue den Mnemien nahe, die ich Eurhamphaea vexilligera *) benenne, die engsten, namentlich an den schnabelförmigen Fortsät- zen **) des hinteren Körperendes ***), die auch eine grös- sere Resistenz bieten als die übrigen Theile. Das Maschennetz giebt das Gerüste ab für die vollständig hyaline Grundsub- stanz, die nirgends eine Organisationsspur erkennen lässt. Auf Behandlung mit Essigsäure bildet sich in ihr ein fein- körniger Niederschlag, der an gewissen Stellen eine förm- liche Trübung und Undurchsichtigkeit produeirt. Dass das eben beschriebene Gewebe des Körperparen- chyms den Bindesubstanzen +) anzureihen sei, habe ich schon *) Diese so wie einige andere mir neu, oder doch noch nicht vollständig bekannt scheinenden Ctenophoren, sollen weiter unten zoologisch beschrieben werden, während das Resultat der von mir mehr oder minder vollständig angestellten anatomischen Untersuchung in die allgemeine Schilderung der Organisationsverhältnisse einzu- flechten gestattet sein möge. #*) Leuckart und ich haben auch im Hautkörper der He- teropoden eine analoge Beschaffenheit der Maschennetze beobachtet, indem wir in den festeren, von jener Substanz gebildeten Höckerchen, auch immer zahlreichere Zellenkörperchen auffanden. ##) Ich bezeichne als „hinteres Körperende“ das dem Mund. pole entgegengesetzte, gleichviel ob das Thier mit dem Munde vor- anschwimmt oder nicht. 7) Ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich hier anfüge, dass die wohl feststehende Thatsache von der Bindegewebsnatur eines grossen Theils der Körpermasse der Colenteraten (wenigstens der Me- dusen, Siphonophoren und Rippenquallen) für die Wertherkenntniss der Bindesubstanzen im Thierreiche von hoher Bedeutung sei. Ihr an Masse überwiegendes Verkommen im Leibe niederer Thierformen (auch die Echinodermenlarven gehören hieher), die nur eine geringe Organent- faltung aufweisen, zeigt uns klar, wie diese Gewebe als das Körper- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 167 bei einer Anderen Gelegenheit ausgesprochen, und dort auch früherer Zustände dieses Gewebes Erwähnung gethan. Bei sehr jungen Thieren fand ich nämlich das ganze Neizwerk viel deutlicher, und besonders die Ausläufer der Zellen mit doppelten Contöuren einLumen begrenzen, so dass das Ganze ein System zarter, miteinander vielfach anastomosirender Röhr- chen vorstellte. Die Gatlung zu der diese nur 0,45’ gros- sen, ziemlich glatten Thiere gehören, vermochte ich nicht zu bestimmen. Sie werden weiter unten noch einigemale er- wähnt werden müssen. Die Bewegungen der Ctenophoren werden sowohl durch die im Körper vorhandenen contractilen Elementar- theile (Muskeln) als auch durch besondere Organe vermittelt, welch letztere unter dem Namen der Schwimmplättchen be- kannt sind. Diese in vier (wie bei Cesium) oder acht Längs- reihen (wie bei den meisten übrigen) auf den rippenarligen Vorsprüngen des Körpers angebrachten Organe, deren Cilien- nalur seit Will alle Beobachter annehmen , sitzen auf be- sonderen hyalinen Querleisichen, die gewissermassen als Einlenkestellen dienend, mit der Körpersubstanz in inniger Verbindung stehen, wenn sie auch nur als Epithelialgebilde angesehen werden müssen. Die Länge und Breite dieser Schwimmplätichen ist sehr variabel; ich konnte von einem einfachen feinen Wimperhaare an, bis zu 0,6” breiten, und über 1,4 langen Plättchen alle Uebergänge beobachten. Bei jungen Thieren sind sie stets ganzrandig, vorne regelmässig abgerundet und selbst bei slarken Vergrösserungen noch völlig homogen; ausgewachsene Thiere zeigen den vorderen Rand dagegen häufig ausgezackt, ja die Plättchen durch ver- schieden tiefe Längs - Risse mehr oder minder vollständig in einzelne Parlieen geschieden, so dass es den Anschein hat als ob ein einziges, auf diese Art gespallenes Wimperpläll- gerüste erscheinen, das um so einfacher und einförmiger ist, je we= niger Organe sich anbildeten, und um so complicirter, aber auch dem Erkennen schwieriger zugänglich, je mannichfacher die Organe sich in dasselbe hineingebildet haben. So findet der allmähliche Ue- bergang von einer „Grundsubstanz“ zu einer blossen „Bindesub- stanz“ in der aufsteigenden Thierreihe statt. 168 Gegenbaur: chen aus mehreren Wimperhaaren gebildet sei, welche Zu- stände ich nicht als ein normales Verhalten, sondern als eine durch äussere Einwirkungen hervorgerufene Zerfaserung. an- sehen muss. Unter den Schwimmplättchenreihen verläuft steis ein Gefässkanal , aus welcher Verbindung Agassiz (Contribu- tions to the natural history of North America, Part. II.) den Schwimmplättchen auch eine die Respiration bethätigende Funktion vindicirt, nachden er sehr ausführlich die Verbindung der Athmung mit der Bewegung durch das ganze Thierreich nachwies. Es ist nicht zu leugnen, dass diese Annahme im Allgemeinen hier ihre Berechtigung hal, aber gewagt dürfte es sein, diese Analogie in speziellem Eingehen auf die Am- bulacra der Echinodermen auszudehnen, da den Wimperplätt- chen nur die Vermittelung eines rascheren Wechsels des die Körperoberfläche umgebenden Mediums zugelheilt werden kann, indess die Ambulacra der Echinodermen dem Respi- rationsprozesse in viel mehr directerer Weise zu dienen ge- eignet sind. Die Wimperplälichen sind in ihren Bewegungen der vollen Willkür des Thiers unterworfen, sie bewegen sich bald reihenweise, bald selbst nur auf einzelnen Abschnitten einer Reihe. Die Bewegung geht nur von der Basis aus vor sich, das Plättchen, auf seiner übrigen Ausdehnung, beugt sich nur vermöge seiner Elasticität, es vermag aber nicht elwa nur mit dem vorderen Theile, oder nur mit der Spitze selbstständig zu schwingen, wie diess Wimperhaare, die durchweg Con- tractilität besitzen, zu ihun vermögen, so dass hieraus eine, wenn auch nur in der Richtung der Entwickelung liegende Verschiedenheit von den Wimperhaaren im engeren. Sinne entspringt. Wie die Bewegungen der Ctenophoren zu Stande kommen, ob durch Contraction und Expansion des Körpers, oder durch die Schwingungen der Schwimmplältchen, scheint bis jetzt noch nicht ausgemacht zu sein. Eschscholtz nimmt ausschliesslich die Bewegung der Schwimmplättchen als locomotorisches Agens an. Agassiz scheint sich gleich- falls dieser Annahme hinzuneigen, Lesson dagegen lässt die Contraclilität des Körpers wirken, und auch Will schliesst sich dieser Ansicht an, indem er die Rolle der Schwimm- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 169 plättchen als Bewegungsorgane nur für die Jugendzeit dieser Thiere staluirt, und durch Versuche sowohl als Beobachtung die Wirkung der Contraclilität gewisser Körperpartien für die Ortsbewegung nachwies. Meine Beobachtungen führen mich zu einer Vereinigung der beiden verschiedenen An- sichten. Die Ortsbewegune findet fast immer durch eine Combination der Thätigkeit der Schwimmplättchen mit Ver- änderung der Körperform statt. Es kann-aber auch ebenso gut nur einer dieser Factoren wirken, und ich. salı oftmals in ihren Umrissen sich völlig gleichbleibende Cydippen von nicht sehr geringer Grösse durch das rasche Spiel ihrer Wimperkämme sich heben oder Drehungen um die Achse vollführen, oder nach den verschiedensten Richtungen sich fortbewegen. Ausschliesslich wird aber in der Jugend die Ortsbewegung durch die hier verhältnissmässig am grössten erscheinenden Wimperplättchen vollführt. Beim ausgebilde- ten Thiere ist es aber nicht das zwischen Körpervolum und der Grösse der Wimperplättchen bestehende scheinbare Miss- verhältniss, nach welchem letzteren ein Theil ihrer Funktion abgenommen und auf den Körper selbst übertragen zu wer- den scheint , sondern es ist die nunmehr vollendete Ausbil- dung contractiler Elemente, der zufolge auch der Körper durch energischere Zusammenziehung und Expansion zur Ortsbe- wegung beiträgt. Thiere, deren specifisches Gewicht nur um ein Geringes über das des umgebenden Mediums sich er- hebt, bedürfen nur eines relativ kleineren Kraftaufwandes, um Ortsbewegungen zu äussern, und die Bedingnisse zu die- ser Kraftäusserung sind vollständig in den 'Wimperplättchen gegeben, deren Gesammtoberfläche auch bei den grössten Rippenquallen, immer in einem respectabeln Verhältnisse zur zu: bewegenden Körpermasse: steht. Eine kleine Berechnung mag hievon den deutlichsten Beweis liefern. Nehme ich bei Eurhamphaea vexilligera etwa 450 Wimperplättehen für sämmtliche 8 Reihen an, wobei ich nur die entwickelten, die über 1° Länge besitzen, in An- schlag bringe, und setze für jedes (bei 0,6 Breite und 1,4 Länge) 17 Oberfläche, so erhalte ich als die Ge- sammifläche dieser kleinen Ruder etwas über 371, also eine Widerstand leistende Fläche, die, wenn wie Ruder wirkend, 170 Gegenbaur: bei einem kaum 3 Kubikzoll haltenden Thiere, von fast mit dem umgebenden Medium gleichem specifisichen Gewichte Ausserordentliches zu leisten im Stande ist. Allerdings ist aber hier nicht zu vergessen, dass noch eine Summe von Kraft durch die Elasticität der Schwimmplättchen, nament- lich ihrer freien Enden, abzurechnen ist, so dass vielleicht nur noch die Hälfte bleibt, die aber leicht ersichtlich , im- mer noch eine ausreichende sein muss. Die merkwürdigen Gestaltveränderungen und unendlich mannichfachen Evolutionen, welche diese Thiere ausführen, haben durch Agassiz eine so genaue und durch bildliche Darstellung trelflich unterstützte Beschreibung gefunden, dass ich hierüber kaum mehr zu äussern vermöchte. Es kommen aber nicht alle Forinveränderungen des Thiers auf Rechnung der unter der Oberfläche verlaufenden Muskelstrata, sondern ein grosser Theil wird auch durch Contractionen des Darm- kanals (Magens) bewerkstelligt; was besonders bei den mit weiter Verdauungshöhle versehenen Beroen häufig zu beob- achten ist. Bezüglich der Muskulatur bemerke ich, dass ich bei Cydippen die von Agassiz beschriebene Anordnung fand, bestehend in Längsreihen von sehr langen Bändern oder spindelähnlichen Formen, die theils zwischen den Rippen, theils unter denselben verlaufen, und in der Nähe der Mund- öffnung in kreisförmig gelagerte Bündel, d.h. in einen Sphin- cter zusammenlaufen. Bei Eurhamphaea vexilligera sind die Längsbündel nur an einer relativ kurzen Strecke zu beob- achten, unter den auf die schnabelförmigen Fortsätze sich erstreckenden Schwimmplättchenreihen waren sie nicht mehr zu erkennen. Der Gastro - Vascularapparat der Ctenophoren zeigt durchgehends eine bilaterale Symmetrie, und hat diese selbst bei den sonst radiär gebauten Beroön in den beiden am hinteren Leibesende angebrachten Oeffnungen angedeutet. Im Allgemeinen ist dieser Apparat derart gestaltet, dass die bald sehr weite (Beroiden), bald auch wieder äusserst schmale und enge (Bolina) verdauende Höhle, sich mit einer hinter ihr gelegenen Cavität, durch eine von einem Sphincter umgebene Oeffnung verbindet, so dass das Thier nach Belieben die Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 171 Contenta der Verdauungshöhle in jenes zumeist als „Trich- ter“ bezeichnete Cavum überzulassen oder von selbem ab- zuschliessen im Stande ist, Von dem Trichter aus strahlen die den mit Seewasser gemischten Chymus führenden Kanäle, dem Verlaufe der Rip- pen folgend, durch den Körper, und vereinigen sich entwe- der sämmtlich oder nur zum Theil in einen um den Eingang liegenden Ringkanal. Dieses Verhalten, welches ich als ty- pisches erklären zu müssen glaube, kommt auf sehr verschie- dene Weise zu Stande, und es ist nicht immer leicht die mannichfachen Formen des Gasirovascularapparates , wie ihn Milne Edwards, Will und Agassiz beschrieben, dar- auf zu reduciren, oder ihn daraus entstehend sich vorzustel- len. Sehen wir von Beroö ab, wo diese Formverhältnisse am ausgebildetsten und auch am reinsten vorkommen, so treffen wir bei den Cydippen (Pleurobrachia rhododactyla Agass.) die vier vom Trichter ausgehenden Kanalslämme sich in Kanäle theilend, von denen je einer unter einer Rippe ver- läuft, diese erstrecken sich sowohl gegen den Mundpol als auch zum Trichterpole hin, ohne jedoch in einen Ringkanal sich zu vereinigen. Es ergiebt sich hieraus eine merkwür- dige Analogie mit dem Kanalsysteme gewisser medusenförmi- ser Gemmen der Siphonophoren und Hydroiden, bei denen die ersten Anfänge der typischen Kanalbildung in radiären, gleich- falls zu keiner Vereinigung gelangenden Kanälen sich dar- stellen, und die dadurch als Uebergangsformen für die mor- phologische Auffassung jener einer zweiten Generation gleich- kommenden Sprösslinge so belehrend sind. Völlig ausgebil- det ist dagegen dieser Ringkanai bei den Calymniden, nur wird die Darstellung hier durch das Eingehen der Kanäle in die complieirten,, als Mundschirme oder tentakelarlige Fort- sätze vom Körper aus sich bildenden Lappen um vieles ver- wickelter. Werfen wir einen prüfenden Blick auf das von Milne Edwards dargestellte Kanalsysteın der Lesueuria vitrea, so zeigt sich zwar die Ringbildung um den Mund in sehr quergezogener Form angedeutet, aber es ist unmöglich, sich aus der Beschreibung oder der Abbildung die Schlies- sung des Ringes vorzustellen, da nur der Hauptverlauf der Kanäle, nicht aber ihr Verhalten an den Umbiegungsstellen 172 i Gegenbaur: angegeben ist. Viel weiter hat Will bei Eucharis den Ka- nalverlauf zur Bildung eines „Ringgefässes“ verfolgt, welches hier freilich den weiten Bogen des Lappenrandes in sich schliesst. Aus Agassiz Beschreibung lässt sich für Bo- lina alata Ag. eine ähnliche Anordnung erkennen. Ausge- prägter trat sie mir aber bei Euramphaea vexilligera entge- gen, wie aus folgender Beschreibung des Gastrovascularap- parates zu ersehen ist. Die verdauende Cavität stellt einen langgestreckten, glatten Schlauch vor (Fig. 3e), der eiwas über den Ur- sprung der schnabelförmigen Leisten hinaus sich nach hinten erstreckt um dort nach einer schmalen Einschnürung in den sogenannten „Trichter“ überzugehen, der hier als ein rund- licher aber durch den Abgang zahlreicher Kanäle etwas un- regelmässig gestalteter Sinus sich erweitert. Untersucht man den Magenschlauch von der schmalen Seite des Thiers , so erscheint er, wenn leer, als ein ganz schmaler Streifen (Fig. 1e), indem seine Wandungen platt aneinander liegen. Seine Ausdehnung in die Breite wird erst dann sichtbar, wenn man das Thier von der breiten Seitenfläche aus (Fig. 2 e) betrachtet. Eine von dem Trichter aus sich fortseizende den Magen umgebende Höhle, wie sie sich bei vielen anderen Rippenquallen nachweisen lässt, konnte ich nicht entdecken, sondern es erschien mir das glashelle Körperparenchym als allseitige Begrenzung der musculösen Magenwand. _ In der Verlängerung der Achse des Magens setzt sich der Trichter noch ine nen anfänglich engen, dann weiter werdenden Kanal fort, der zwischen den beiden schnabelför- migen Fortsätzen nach aussen mündet. Die auf diese Weise mögliche Communication der Höhlung des Trichters mit dem umgebenden Medium ist keine beständige, sondern sie ist abhängig von der Thätigkeit eines am Ursprunge des Kanals aus dem Trichter befindlichen Schliessmuskels, so dass, wäh- rend der grösste Theil des Kanals frei vom Wasser bespült werden kann, nur an seinem vordersten dem Trichter näch- sten Theile ein Verschluss eingerichtet sich zeigt. Von der Peripherie des Trichters kann man 6 Kanäle abtreten sehen, zwei (Fig. 3 9!) entspringen einander gegen- über von der oberen Trichterhälfte, treten elwas nach aussen Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 178 in das Körperparenchym und verlaufen parallel an der brei- ten Seite des Magens nach aufwärls zum Munde, wo sie in den oben beregten Kreiskanal einmünden. Es sind diess die Analoga der von Agassiz bei Cydippe (Pleurobrachia Ag.) längs des Magens beschriebenen Gefässröhren, die aber dort gleich den Rippeukanälen blind geendigt sind. Von den 4 übrigen Kanälen ist folgendes zu bemerken: ein ziemlich weites, horizontal abtretendes Stämmchen (g?) theilt sich bald nach seinem Ursprunge in zwei gleichstarke Aeste, von de- nen einer gleichfalls horizontal verlaufend gegen eine der auf den beiden breiten Körperseiten gelegenen Schwimmplatt- reihe sich richtet, um dort in den unter ihr gelegenen Ka- nal (g°) rechtwinklig einzumünden. Der andere Ast ver- läuft ziemlich steil nach abwärts, und begiebt sich an den Ursprung einer Schwimmplattreihe, die zunächst der vom vorigen Aste versorgten liegend, an einer der Längskanten des Thieres herabläuft (g*), tritt so die Schwimmplätichenreihe begleitend an den Mundschirm (Fig.4) herab, wo er in ge- wundenem Verlaufe eine eigenthümliche Figur bildet, und sich schliesslich mit dem von der anderen Seile kommenden ver- einigt. Die Windungen dieses Kanalverlaufs, die in ähnli- cher Weise bis jelzt bei allen mit einem Mundschirme ver- sehenen Rippenquallen beobachtet wurden, sind besser aus der Abbildung (Fig. 4) zu erschen, auf die ich desshalb statt aller Beschreibung verweise. Von den die auf den breiten Seiten des Thiers gelegenen Schwimmplattreihen begleitenden Kanä- len treten die einer Seite unter spitzem Winkel in die schna- belförmigen Fortsätze ein, um sich an deren Ende zu ver- einigen (Fig. 3 9°), und eine einfache Verlängerung in den wimpelarligen Anhang einzusenden. Der nach vorne zu ge- richtete Theil derselben Kanäle setzt sich in je einen der zungenförmigen Läppchen fort (9°), begleitet dort den aus der Schwimmplattreihe modificirten Wimpersaum um den gan- zen freien Rand jenes Läppchens, wendet sich sodann gegen die Mundöffnung, und verbindet sich schliesslich mit dem Ringkanale. Dass die zungenförmigen Läppchen („Auricles“ Agassiz) nicht den beiden grossen Mundlappen (dem Mund- schirme) angehören, sondern selbstständige Bildungen sind, diess dürfte durch den Kanalverlauf bewiesen werden, Das 174 Gegenbaur: gesammte Gastrovascularsystem fliimmert im Innern, jedoch sind die Cilien so fein, dass sie nur an gewissen Stellen mit Sicherheit erkannt werden können, dagegen ist die durch sie hervorgebrachte Strömung der Molecüle oder andere grös- sere feste Theilchen einschliessenden Flüssigkeit überall zu sehen und zugleich wahrzunehmen, dass diese Bewegungen hier nicht durch Contraclilität der Kanalwandungen zu Stande kommen, wie solches Agassiz bei Cydippe (Pleurobrachia) beobachtet hat. Während der Durchmesser der Kanäle, so lange sie im Parenchym des Körpers verlaufen , oder selbst wenn sie im Mundschirme fast dicht unter der Oberfläche ihren Weg neh- men, immer ein gleicher ist, so ändert er sich mit dem Verlaufe unter einer Schwimmplättchenreihe , dass er unter der Basis eines jeden Schwimmplättchens sich dieser ent- sprechend ansehnlich erweitert, um dann in den Interslitien bis auf den gewöhnlichen Durchmesser sich wieder einzu- schnüren, wie diess auch von Milne Edwards, Agassiz und von Will erkannt worden ist. Auch die Kanalwandun- gen sind hier verändert, sie erscheinen nicht nur um ein beträchtliches dicker, sondern setzen sich auch äusserst di- stinet von: dem benachbarten Körperparenchym ab. - Ihre Zusammensetzung aus kleinen rundlichen Zellen ist nicht zu verkennen. An den eingeschnürten Stellen, also immer zwi- schen zwei Schwimmplättchen, sitzen den Kanalwandungen jederseits mehrere rundliche Gruppen hochrother Pigment- zellen auf, durch welche die für unsere Eurhamphaea vexilli- gera charakteristische Zeichnung zu Stande kömmt. Als ein für die Organisation des Gastrovascularap- parates der Rippenquallen charakteristisches Moment möchte ich hier die Ausmündung am Trichterpsle hervorheben, die nunmehr für eine Anzahl von Arten nachgewiesen ist. Ihre Bedeutung’ ist wohl für die Füllung des Trichters und seiner Kanäle mit Wasser, so wie für die quantitative Regulirung des Inhalts derselben Theile von Wichtigkeit, und steht mor- phologisch gleich mit der Oeffnung im Fusse der Süsswas- serpolypen. Ihr unpaares Vorkommen bei dem von mir dar- auf untersuchten Thiere, so wie ihr paariges bei den von Will, M.Edwards und Agassiz beobachteten, steht mit Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 175 ' anderen Organisalionsverhältnissen in Verbindung. Dass sie, wie Einige annehmen wollen, als After functioniren, ist eine nicht wohl begründbare Annahme, der die ganze Analogie enigegensteht. Es gelangen die in der Magenhöhle exIra- hirten, ferner unbrauchbaren Stoffe nicht einmal regelmässig in den Trichter, sondern werden zum Munde wieder ausge- stossen; was in den Trichter geräth, kommt mehr zufällig dahin, wenn die Communicationsstelle zur Aufnahme der Chymusflüssigkeit sich öffnet, und ebenso thun sich auch dessen äussere Mündungen niemals auf, einzig um „Kothbal- len“, unter welchen doch nur die aus dem circulirenden Chymus abgeschiedenen, nicht resorbirbaren Bestandtheile hier verstanden werden können, nach aussen zu lassen, son- dern die hier und da excernirten festen Partikel gelangen immer zugleich mil einem ausiretenden Flüssigkeitsquanium aus den Trichteröffnungen, die dann wieder einer gewissen Menge von Seewasser, gleichsaın zum Ersalze, den Eintritt gestallen. So wenig der physiologische Werth des ganzen Kanalsystems für jetzt nach allen Seiten hin völlig richtig abgegrenzt werden kann, so wenig ist diess auch für dessen Oeffnungen möglich, denn wir finden hier wie bei so vielen niederen Thieren, die verschiedensten Thäligkeiten in der wunderbarsten Combination. Auch Galle bereitende Theile scheinen nicht zu fehlen, wenigstens können wir eigenthüm- liche mit röthlicher, brauner oder gelber Flüssigkeit gefüllte Zellen, die auf der Innenfläche‘der verdauenden Cavität sit- zen, hiezu rechnen. Bei einer jungen Cydippe fand ich sie faltenartig vorspringende Längsreihen formiren (Fig. 5 e). Als zum Ernährungsapparate, wenn auch in indirekter Weise, gehörige Organe sind die Fangorgane zu rech- nen, die bei der grösseren Anzahl der Ctenophoren vorhan- den. sind. Als solche führe ich erstlich feine einfache Fäd- chen an, welche den Mund der Calymniden umstehen ; Agas- siz traf deren wenige, auf zwei Gruppen vertheilt, bei’ Bo- lina. Bei Eurhamphaea fand ich eine ganze: Reihe jederseits am Aussenrande der Lippen, und eben solche scheinen auch bei Leucotho& vorhanden zu sein. Bei Eurhamphaea sind sie sehr contractil. Eine andere Art der Fangorgane stellen die in besondere Scheiden zurückziehbaren Senkfäden vor, die TG .norodgonsı) Gegenbaur: zumeist noch mit secundären Fäden besetzt, eine grosse Con- iraclilität besitzen und bis zu äusserst beträchtlicher Länge sich auszudehnen im Stande sind. Eschscholtz hat sehr richlig beobachtet, wenn er diese Erscheinung vorzüglich auf den Umstand begründet, dass die Senkfäden bei der Expan- sion mil der im Gefässsysteme des Thieres enthaltenen Flüs- sigkeit gefüllt werden; Mertens, der durch Injection keine Resullate erzielen konnte, widerspricht dem mit Unrecht. Ich sah bei Cydippen, die eine mikroskopische Untersuchung unversehrt: zuliessen, bei. der jedesmaligen Entfaltung des Senkfadens einen mächligen ‘Strom der im Gasirovascular- system befindlichen Flüssigkeit in der zum Ende der 'Senk- fädenscheide tretenden Kanalfortsatz schicken, und sich von da in den den Fangfaden durchziehenden Kanal mit dersel- ben Schnelligkeit begeben, mit der der Fangfaden jeweilig aus der Scheide gerollt ward. Hiebei ist Ursache mit Wir- kung nicht verwechselt, denn wenn auch beide hier schein- bar unzertrennlich sind, so ist doch ebenso begreiflich, dass eine in so grossem Massstabe 'erfolgende Ausdehnung in die Länge bei gleichbleibendem Querdurchmesser nur durch Aus- füllung der. ‘hohlen ‚Achse bedingt sein kann. Durch diese Einrichtung — die Füllung von hohlen Cylindern — wird somit ausser grösserer Beweglichkeit und beliebiger Längen- enlfallung derselben erreicht als durch solide Gebilde. Cie- nophoren, Medusen und Siphonophoren haben diese Einrich- tung gemeinsam. : Mit den Senkfäden der letzteren slimmen die unserer Thiere am meisten überein. Ausser den der Senkfäden entbehrenden Beroiden und einiger zu Mnemia und Bolina zu rechnenden, sind alle Cte- nophoren mit solchen versehen, und zwar zumeist mit zweien, die nach bilateraler Symmetrie vertheilt sind. So bei den Cydippiden , Cestiden,, dann bei Eucharis 'mullicornis u. a. Leucolho& Tormosa besitzt deren 6, wovon zwei, welche ohne secundäre ' Anhänge sind, von je einem mit letzteren ver- sehenen Paare in die Mitte genommen werden. Der ein- fache unpaare Faden jeder Breitseite ist analog dem Fa- den von Eucharis; die anderen sind neu auftretende Ge- bilde. Die Enden der Senkfäden sind mit Nesselzellen be- seizt, aus denen der spiralig aufgerollie Faden durch Ein- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 177 ' wirkung von Süsswasser leicht zur Anschauung gebracht werden kann. Die Senkfadenscheide stellt einen von aussen nach in- nen eingestülpten, in derMitte bauchig erweiterten Kanal vor, der sich aussen an sehr verschiedenen Stellen , bald dem Wurzel-, bald dem Trichterpole näher, öffnet ; seine innere Mündung aber stets gegen den Magengrund, oder gegen den Anfang des Trichters gerichtet zeigt, woselbst sich auch der Senkfaden inserirt. Bei einer kleinen Cydippide (Owenia rubra Koell.) habe ich die Verbindung genauer untersucht, und fand den Senkfaden im Grunde seiner in der Mitte eine Strecke weit roth pigmentirten Scheide, sich in zwei Schen- kel iheilen, und mil jedem derselben zu einem schon im Pa- renchym des Thieres gelegenen weissen Punkte fortsetzen, den das Mikroskop in eine Menge dicht gruppirter und mit dunkeln Contouren versehener Zellen auflöste. Von diesen Stellen aus erstreckten sich Faserzüge durch die Tentakelschen- kel, zwischen denen dann der Kanal als Forlselzung des Ga- strovascularsystem sich in den Senkfaden begab. Von den weissen Flecken aus ging auch ein Zug scharf umgrenzter Zellen auf den Senkfaden selbst über, setzte sich continuir- lich auf den Ueberzug des Fadens fort, wobei es sich dann zeigte, dass aus ihnen Nesselzellen wurden. Es sind somit die vier weissen Flecke Häufchen von jungen Nesselzellen, die auf die hier sprossenden Senkfäden übergehen und sich auf ihre Oberfläche vertheilen. Diese Zellgebilde entstehen also hier viel früher als das Senkfadenstück, für welches sie bestimmt sind. Beiläufig sei auch hier bemerkt, dass die in der Nähe des Senkfadenursprunges sich findende rothe Pigmentirung nicht der Fangfadenwurzel, wie Kölliker (Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. IV. p. 315) angiebt, sondern der dort sich gleichfalls in zwei Aeste spaltenden Scheide zukommt. Andere speciell als Tentakel oder Fangfäden anzuse- hende Gebilde giebt es bei den Rippenquallen nicht, denn weder die in ihrer Bedeutung noch nicht aufgeklärten erecti- len Läppchen am Trichterpole der Beroiden (vorzüglich bei Idya [Bero@] seplentrionalis Mert.) können hieher gehören, noch auch die zungen- oder öhrchenförmigen Gebilde (Au- Archiv f, Naturgesch, XXII, Jahrg. 1, Bd, 12 178 Gegenbaur: ricles Agass.) bei den Bolinen u. s. w., welchen Agassiz eine homologe Identität mit den Senkfäden ertheilt. Das Vorkommen dieser „Oehrchen“ bei Leucothoö formosa , wel- che noch wirkliche Senkfäden besilzt, so wie der oben schon einmal berührle Gelässverlauf in diesen „Oehrchen“, weisen nach, dass keineswegs von einer Homologie mit den Senkfä- den die Rede sein kann, Es sind einfache, an einer Rippe ent- stehende und den dort verlaufenden Kanal mitnehmende Er- hebungen oder Forisätze des Körpers, die sich weder deh- nen und zusamınenziehen, noch sonst merkliche Formverän- derungen äussern können. Ich stelle sie mit den Mundschir- men der Calyımniden, bei denen sie sich auch finden, in gleiche Kategorie. So weit die über die Rippenquallen angestellten , ge- nauen Untersuchungen gehen, wurden die Tentakel oder Senkfäden entweder als einfache Fäden nachgewiesen, oder man erkannte an diesen noch secundäre, kürzere Fäden in einer Reihe angebracht. Die Angaben über baumförmige Verästelungen dürften daher wohl aus ungenauen Beobach- iungen entsprungen sein, wie diess auch aus den beireffen- den Zeichnungen, z. B. von Leucolho& formosa erhellt. — Eine eigenthümliche Form von secundären Anhängen habe ich bei einer Eydippe (Cydippe hormiphora mihi) zu beobach- ien Gelegenheit gehabt: die beiden weisslichen Senkfaden- stämme sind mit zahlreichen secundären Fädchen besetzt, die der grössten Mehrzahl nach mit den schon längst bekannten Formen übereinstimmen. Zwischen diesen, nach je einem Abschnitte von 10—15 folgend, sieht man besondere Kör- per (Fig. 10 5) angehelftet, von lanzeltförmiger oder plalt- gedrückt spindelähnlicher Gestalt, etwa 2 Länge haltend und mit einem kurzen Stiele direkt mit dem Hauptfaden ver- bunden; das enigegengeselzie, freie Ende ist meist slark zugespitzt. Jederseits am Rande dieser Körper (Fig. 11) erheben sich 8—10 von hinten nach vorn an Länge abneh- mende eirrhenarlige Fortsälze , die wie der ganze Körper, äusserst beweglich sind und sich bald nach dieser, bald nach jener Richtung hin krümmen und strecken, so dass der ganze Anhang einer kleinen Eolidie nicht sehr unähnlich erscheinl. Die Färbung der. Anhänge ist hochgelb, und zeigt sich vor- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 179 züglich an den seitlichen Cirrhen, von wo sie sich auch saumarlig auf den Rand des Körpers erstreckt, und gegen die Mitte der Oberfläche zu allmählich abnimmt. Das Innere des ganzen Anhanges ist hohl und steht mit dem Kanale im Hauptfaden in Verbindung. Sowohl die Cirrhen als der Rand des Anhanges sind dicht mit 0,005 grossen runden Nes- selzellen bedeckt, die eine glaite Fadenspirale umschliessen. Schnell der Faden hervor, so zeigt er die Eigenthümlich- keit sich nicht sogleich zu strecken (Fig. 12 8°), wie diess alle übrigen von mir untersuchten Nesselfäden thun, sondern verharrt noch längere Zeit in einer langgezogenen Spiral- form. Es ist diese Beobachtung nicht etwa an unreifen Zel- len gemacht, sondern an solchen, die zu den grössten ge- hörten, an den äussersten, d. h. ältesten Anhängen sich be- fanden , somit gewiss als völlig ausgebildet angesehen wer- den mussten. Das beim Hervorschnellen innerhalb des Bläs- chens bleibende Ende steht mit einer Anzahl runder Körn- chen im Zusammenhange, die brombeerartig gruppirt sind (Fig. 12 8°&). Es besitzen diese Anhänge eine grosse Le- bensfähigkeit, sie bewegen sich abgerissen noch lange selb- ständig, ja ich konnte sie so mehrere Tage lang in frischem Seewasser erhalten. Durch diese Eigenschaft schienen die ersten immer abgerissen bei einem Fischzuge mit dem fei- nen Netze erbeuteten mir als ein Räthsel, welches sich erst nach dem Auffinden der vollständigen Thiere zu meiner Be- friedigung löste. Dass diese Anhänge als Angelorgane gute Dienste thun müssen, ist leicht ersichllich; sie wurden auch zu Öfterenmalen angetroffen wie sie kleine Krustenthiere oder junge Medusen in tödlicher Umarmung hielten. Ueber das Nervensystem ist man seit R. Grant’s erster Angabe von einem um den Mund verlaufenden Ner- venringe bei Cydippe, noch zu keinem Abschlusse gekom- men, denn wenn auch Milne Edwards, Will und Frey und Leuckart (Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere) dem widersprechen und das Nervensystem in einem am Trich- terpole, unter dem Gehörbläschen liegenden ganglienartigen Organe erkannt haben wollten, so stellten sich diesen wie- der andere Forscher entgegen, die wie Agassiz und Köl- liker (Zeitschr. f. wiss. Zoolog. Bd.1V) nichts von einem 180 Gegenbaur: Nervensysteme auffinden konnten, welche Einsprache gerade von Seile Agassiz um so schwerer ins Gewicht fällt als wir diesem eine grosse Reihe sorgfältiger Beobachtungen über die Rippenquallen verdanken. Negative Beobachlungen können aber nie entscheidende sein, und müssen zurück- treien, wenn genau untersuchte Thatsachen ihnen gegen- über gestellt werden können. — Was meine Erfahrungen angeht, so bestimmen mich diese zu einer Vertrelung dessen, was Milne Edwards zuerst hierüber aufstellte. Ich fand bei Cydippen in der Theilung des Trichterendes, bei Eu- rhamphaea um das ungetheilte Trichterende zwei gelbliche Knötchen, die im ersten Falle dicht neben einander lagerten, im anderen Falle aber durch Comissuren mit einander ver- bunden waren, so dass sie eine Art Ring um den Trichter- kanal bildeten. Von diesen, vom übrigen, benachbarten Kör- perparenchym scharf abgegrenzten Bildungen , die ich als Ganglien ansehen muss, gingen feine Fädchen ab, deren Verlauf ich nicht bei allen gleich gut verfolgen konnle. Am deutlichsten sah ich diese Fädchen bei Eurhamphaea, sie be- geben sich zu den Schwimmplättchenreihen, halten sich hier dem Kanale oberflächlich aufliegend genau in der Median- linie und zeigten an jedem Schwimmplältchen eine dreieckige mit der Spitze immer wieder in die Fortsetzung des Fadens verlaufende Anschwellung. Kölliker hat dieses Verhältniss auch bei Eucharis gesehen, wollte aber die Deutung dieser Fäden als Nerven nicht anerkennen, da weder Verästelung noch Communication der einzelnen Stränge von ihm beob- achtet ward. Die Vereinigung dieser Fäden findet sich aber in der Nähe des Trichters, in den schon beschriebenen Gan- glien, und eine Verästelung ist nicht nolhwendig, wenn man die Bedeutung dieser Fäden ausschliesslich für die Schwimm- plättchen anerkennt. Ihr Fehlen spricht daher nicht gegen die Nervennatur, vornehmlich wenn durch den Zusammenhang mit den Ganglien einmal ein so wichtiger Anhaltspunkt ge- wonnen ist. Das Verhalten dieser Nervenfäden, denn so dürfen wir sie bezeichnen, ist für die Aclionen der Schwimm- plättchen von 'grosser Bedeutung, nicht nur dass sich heraus- stellt, dass hiedurch die Schwimmplättchenreihen von einem gemeinschaltllichen Centrum aus innervirt werden können, Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 181 also die der Willkür unterworfenen Bewegungen auch ana- tomisch sich begründen lassen, sondern auch weil aus der unter jedem Schwimmplättchen statlhabenden und mit dessen Basis dicht verschmolzenen Anschwellung des Nervenfadens, in. welcher Zellen in grösserer Masse nicht zu verkennen sind, sehr innige Beziehungen zu jedem einzelnen Schwimm- plättchen sich ergeben. Für jedes derselben bildet der Nerv ein Ganglion, welches sich quer unter der Basalleiste des Plättchens hin erstreckt und an diese die Anregung zur Be- wegung vermiltelt. Histologisch lässt sich kaum eine Grenze finden zwischen deutlich Zellen enthaltender Nervenanschwel- lung und der homogen scheinenden, gelblichen Basalleiste selbst *). Auch kann hieraus erklärt werden, warum losgetrennte Wimperplättchen noch längere Zeit ihre selbständigen Bewe- gungen bewahren. — Es sind bei Agassiz Andeutungen, dass auch er die acht Costalnerven gesehen habe. Ich habe hier die acht feinen Fortsätze im-Sinne die nach Agassiz von den Enden der unter den Rippen verlaufenden Kanäle gegen den Trichter hin laufen, und dort in ein letzieren um- gebendes Ringgefäss einmünden sollen. Erwägt man, dass eine solche Anordnung bei keiner der bekannten Ctenopho- ren vorkömmt, so wie dass auch unser Autor mit nichts weniger als Bestimmtheit diese Beobachtung ausspricht, so wird man eingestehen, dass eine Verwechselung hier leicht möglich war, vergleicht man aber hiemit das von mir oben mitgetheille, so wird man eine stattgehabte Verwechselung mit Nerven sogar zugeben müssen. Dieselbe Anordnung des Nervensystems habe ich auch bei einer sehr jungen Rippen- qualle, die noch keine” breiten Schwimmplättchen entwickelt hatte, gesehen. Hier lagen unter dem Gehörbläschen zwei runde nur an einer kleinen Stelle sich berührenden Knöt- chen, in einiger Entfernung von dem blinden Ende der Ma- genhöhle. Von jedem Knölchen gingen zwei Stämme ab, *) Es erinnert mich diese Einrichtung, nämlich die innige Ver- bindung von Nerven mit Wimperorganen, lebhaft an die merkwürdi- gen Wimperorgane der Heteropoden und Pteropoden. Auch hier geht der Nerv in eine ganglionäre Masse über, welche gegen die Ober- fläche hin anscheinend immer homogener werdend, daselbst mit Wim- perhaaren besetzt ist. 182 Gegenbaur: die nach oben und aussen gewendet, sich bald wieder theil- ten, so dass an jede der acht Knoten ein Zweig davon ab- gegeben ward. Diese Zweige waren äusserst dünn, leicht faserig erscheinend, und nur wenig gegen das umgebende Parenchym abgegrenzt. Bei anderen, um die Hälfte kleine- ren (0,2) Cienophoren (Cydippen) war keine Spur eines Nervensystemes vorhanden, obgleich schon ein Gehörbläs- chen gebildet war, und auch Senkfäden, so wie breite Schwimmplättchen sich gebildet halten. Meine Beobachtun- gen bezüglich des Nervensystems stimmen also ziemlich mit den Will’schen Untersuchungen überein, und bestätigen diese namentlich für den Verlauf unter den Schwimmplättchenrei- hen, woselbst ich noch für jedes Schwimmplättchen eine Ganglienbildung des Nerven statuiren muss. Ueber die übrige Vertheilung der Nerven in dem Körper, ihr Verhalten an dem Magen u. s. w. liegen mir keine Notizen vor. Die Sinnesorgane der Rippenquallen theilten seit längerer Zeit das Geschick derer ihrer Verwandten, der Me- dusen, indem man die betreffenden Theile bald für Sehwerk- zeuge, bald für einen Hörapparat ansah. Prüft man die hier- über vorliegenden Beobachtungen, so kann man kaum länger daran zweifeln, dass fast sämmtlichen bis jetzt untersuchten Rippenquallen ein Gehörbläschen zukomme, welches in der Nähe des Trichters entweder auf dem Nervencentrum oder doch in enger Verbindung mil demselben gelagert sei. Die Angaben von Milne Edwards über Lesueuria sind die ein- zigen, aus denen nicht evident hervorgeht, dass diese Thiere mit einem Gehörbläschen versehen seien, während das, was in derselben Abhandlung über Bero& gesagt ist, sicher auf ein solches zu beziehen ist. Es heisst dort: „un point spherique de couleur rouge et d’aspect granuleux, qui ren- ferme plusieurs corpuscules crisialloides.*“ — Auch die Un- tersuchungen von Agassiz, der über die ganze Gegend unter dem Trichter nicht vollständig zu einem genügenden Abschlusse gekommen zu sein scheint, lassen das Vorkom- men eines Gehörbläschens ausser Zweifel, besonders wenn man die beigegebenen Abbildungen (vorzüglich Pl. 3. Figg. 9. 10. Pl. 8. Figg. 1. 7. 9) in Betrachtung zieht. Freilich wird auch hier diess Organ als „Eye-speck“ aufgeführt. Studien über Organisatiön u. Syst&matik d. Ctenophoren. 183 Will dagegen tind neuerdings Kölliker sprechen sich mit Bestimmtheit für das Vorhandensein eines Gehörbläschens aus, und letzterer sah noch bei Eschscholtzia cordata „ne- ben der Gehörkapsel zwei braunrothe Pigmentflecken, die jeder wie einen hellen Körper zu enthalten schienen, und an Augen von Scheibenquallen erinnerten«. Dieser von mir gleichfalls gemachten Beobachtung zufolge, ergeben sich für die Rippenquallen ähnliche Verhältnisse, wie ich es an einem anderen Orte (Müller’s Archiv 1856. Hft. 1) von den Medu- sen auseinanderselzie, mit dem Unterschiede, dass bei den Ctenophoren wohl Gehörbläschen ohne augenartige Gebilde, und diess in bei weitem der Mehrzahl der Fälle, aber keine Augenbildüingen ohne Gehörbläschen vorzukommen scheinen, so dass sie also nur mit den höheren Medusen hierin ver- glichen werden können: Eurhamphaea vexilligera liess mich umsonst näch dem Gehörbläschen umsehen, es scheiht zu fehlen, und damit steht wohl auch die einfache Ausmündung des Trichters im Zusammenhange, indem sonst das Gehör- bläschen genau zwischen die Theilung des Triehterendes sich einlagert. Die Grössenverhältnisse des Gehörbläschens fand ich schwankend zwischen 0,007—0,04. Letztere erkannte ich an Cydippeh (GC pileus?); Die Otolithen werden von Will als „Krystalle“ bezeichnet, als welche ich sie jedoch in kei- nert der untersuchten Fälle zu erkennen verihöchte, sie stell- ten sich vielmehr immer als rundliche, oft auch unregelmäs- sig gestaltete Coneretionen dar. Die Zahl dieser Concretio- nen variirl, und wie ich dafür halten muss, nach dem Alter des Tliiers; so dass während junge, nur 0,2 grosse Cydip- pen deren nur 45 halten, ich bei Erwachsenen 20-30 zählen konnte. Einmal besass eine junge aber doch schon 0,7 grosse Rippenqualle einer nicht näher bestimmbaren Gattung nur eine einzige kugliche Concretion, welche über die Hälfte des Gehörbläschens erfüllte, Die Otolithen liegen meist auf einem Häufchen inmilten des Bläschens, selten wa- ren sie vereinzelt; Bewegungen habe ich an ihnen ebenso- wenig gesehen als Will, habe mich aber auch überzeugt, dass der Grund dieses Ruhezustandes nur in dem Mangel von ‘ Eilien und nicht in einer etwaigen Befestigung der Goncre= 184 Gegenbaur: tionen an die Bläschen-Wandung gesucht werden muss. Also wiederum ein Umstand, den die Ctenophoren mit den höhe- ren Medusen gemein haben. Ein sehr eigenthümliches Verhalten zeigt sich am Ge- hörbläschen junger Cydippen; diess lagert hier genau am unteren Ende des Körpers, dicht auf der hier ganz nahe unter die Körperoberfläche tretenden Trichterhöhle, und kann förmlich aus dem Leibe hervorgestülpt werden (Fig. 5x), so dass es nur mit einem kleineren Theile seines Umfanges mit dem Körper selbst in Verbindung steht. Auch Einziehungen erfolgen und dann formirt es in die Trichterhöhle einen buk- kelförmigen Vorsprung. Geschlechtsorgane. Unter den sämmtlichen von mir untersuchten Rippenquallen fand ich nur im Herbste ge- schlechtsreife vor, während den Winter hindurch entweder nur Spuren, oder völliger Mangel der Geschlechtsorgane zu beobachten war. Es bilden sich also — und diess haben auch Andere vor mir aufgestellt, — die Geschlechtsorgane nur zu gewissen Zeiten, welcher Umstand auch hier, wie es schon für gewisse Abtheilungen der Medusen versucht ward, für die Bedeutung dieser sogenannten Geschlechtsorgane ver- werthei werden kann. Wie aus den Beobachtungen von Krohn (Fror. n. Not. 1841), Will undKölliker (l. c.) hervorgeht, liegen die Geschlechtsorgane längs der Rippenge- fässe, und bestehen eigentlich nur aus der ausgebuchteten, durch die Geschlechtsprodukte geschwellten Wandung der betreffenden Kanäle, wie diess namentlich aus Kölliker’s Angaben über Eucharis erhellt, durch welche im Uebrigen die Beobachtungen von Will, namentlich über die herma- phroditische Natur dieser Theile ihre Bestätigung finden. Meine Beobachtungen sind an Owenia Köll. und Cydippe angestellt, bei welch’ ersterer ich den Sachverhalt etwas anders fand, als er von Kölliker beschrieben wurde. Hoden und Eier- stöcke finden sich innerhalb der Wand jedes der acht Rip- penkanäle, allein sie stellen hier keine einfachen Schläuche vor, sondern zerfallen je in eine Reihe über einander lie- gender länglicher mit den entsprechenden Enden sich berüh- render Capseln, die mit den belreffenden Produkten erfüllt sind; sie liegen nicht nach aussen von dem Kanallumen, zwi- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 185 schen diesem und der Schwimmplättchenreihe, sondern nach innen davon, gegen die Leibesachse des Thiers, so dass durch ihre Bildung die relative Lage des Gelässkanals gar nicht alterirt wird. Es reichten diese Kapselreihen bei Owe- nia bis zu den weissen Flecken, von denen, wie oben ein- mal erwähnt ward, die Senkfadenschenkel ihren Ursprung nehmen. Dass die Geschlechtsprodukte, Samen und Eier, nicht durch besondere Ausführgänge entleert werden, sondern dass immer der bezügliche Rippenkanal diesen Dienst. versieht, davon konnte ich mich in einem Falle überzeugen, wo der Kanal eine ganze Strecke weit mit haarförmigen Spermalo- zöen erfüllt war. f Wie bei den Medusen (jener Abtheilung, die ich unter der Benennung der Craspedota abgrenzte), sehen wir hier die Geschlechtsprodukte in der Ausstülpungen bildenden Wan- dung des Gastrovascularapparates entstehen, und zwar stels nur in jener Abtheilung, welche den Radiärkanälen des Me- dusenschirmes analog ist. Für eine engere Vereinigung der Ctenophoren mit den Medusen dürfte hiedurch ein Anhalts- punkt mehr gefunden sein. Die bis jetzt über die Entwickelung der Ctenopho- ren bekannten Thatsachen beschränken sich bloss auf einige Angaben hinsichtlich der Furchung (€. Vogt, Ocean und Mittelmeer), so wie auf Beobachtung von sehr jungen Thie- ren, aus deren schon sehr dem ausgebildeten Zustande nahe gerückten Form gefolgert werden konnte, dass hier weder ein Generationswechsel noch ein irgend ausgeprägter Lar- wenzustand (Metamorphose) sich bei der Entwickelung be- theiligen möchte. Nur Agassiz glaubt an das Inzwischen- treten einer Ammenzeugung, und denkt sich die Thiere am Trichterpole im früheren Zusammenhange mit einer geschlechts- losen Form. Sehr junge Rippenquallen wurden von J. Müller beob- achtet, auch von Kölliker. Wenn letzterer solche aber als Larven bezeichnet, so dürfte das nicht wohl zu begründen sein, da die Kleinheit sowohl als die noch nicht erfolgte Ausbil- dung einzelner Organe zu der Bezeichnung der Larve nicht ausreichend ist. Attribute eines Stadium laryatum sind nicht 186 Gegenbaur: erwähnt. — Ob diese 1%, 1), messenden Thierchen ent- weder einen sehr einfachen Entwickelungsgang, oder eine schr frühzeitig auftretende, und schnell ablaufende Metamor- phose beurktünden, ist noch keineswegs dargethan, und ich will versuchen durch Mittheilung meiner Beobachtungen ei- niges für die Entscheidung dieser Fragen mir von Belang erscheinende Material zu liefern. Meine Untersuchungen betreffen mehrere, von einander sehr verschiedene Thierformen,, die ich, um Verwechselun- gen vorzubeugen, gesondert von einander vorführen werde, und wenn auch manches davon, wie ich selbst recht gut er- kenne, noch recht lückenhäft sich ausnimmt, so dürlten sie doch der Mittheilung nicht unwerlh sein, jedenfalls aber zu weiteren Nachforschungen veranlassen. Die häufigste Form, und zugleich diejenige, von welcher der meiste Aufschluss zu erlangen ist, stellt nur ein 0,03’ grosses Wesen vor, von ovaler oder rundlicher Gestalt, jedoch durch sehr lebhafte Bewegungen sehr in den äusseren Umrissen wechselnd. Die Körpersubstanz ist gelblich getrübt, und Zeigt in der Mille eine röthlichbraue Färbung, die seitlich scharf abgegrenzt erscheint, und in der Richtung der Längsachse einen gros- sen Theil des Körpers durchzieht. An dem einen Pole ver- liert sich diese Färbung. Hier sitzt ein ründes helles Bläs- chen, dem entsprechend die Körperwand häufig sich vor- treibt, und in ihm liegen 6—9 ovale Concreliönen, die zu- weilen in eine zitternde, aber, wie sich ergiebt keineswegs durch Cilien hervorgerufene Bewegung geratlhen. Wir er- kennen alsbald hierin ein Gehörbläschen (Fig. 13 kj. Am entgegengesetzten Pole, den ich als den oberen bezeichnd, Sieht man zwei oder auch vier schmale sehr veränderliche Wülste, zwischen denen eine Oeffnung vorhanden ist. Es ist die Mundöffnung, die in die relativ ziemlich weite, von dem vorhin erwähnten rothgefärbtlen Gewebe umgrenzte Mägen- höhle führt. Die Oberfläche des Körpers trägt acht Reihen mit elwas verbreiterter Basis beginnender, dann aber sich fein zuspitzender Cilien in der Weise angeordnet, dass im- mer zwei benachbarte Reihen in der Nähe des Gehörbläs- chens beginnen, je zwei andere entfernter davon. Die Zahl der Cilien beträgt für erstere 8—10, für letztere 10—15; Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 187 diese reichen dann weiter auch herauf bis in die Nähe des oberen Körperendes, an dem die Mundöffnung sich befindet. Die Länge der einzelnen Cilien oder jungen Schwimmplätt- chen ist bedeutend, sie beträgt 0,01%. Die einer Reihe beugen sich meist alle auf einmal. Von den mannichfachen Gestaltveränderungen, welche das Thierchen durch Contrak- tionen bewirkt, ist die Einziehung der beiden Pole die häu- figste. Gehörbläschen und Mundöffnung werden dann unsicht- bar. Beim Strecken wird der Körper mehr cylindrisch, und das Gehörbläschen wird dabei weit hervorgetrieben. Auch quere Einschnürungen treten auf, so wie sich auch zuwei- len Längsfurchen bilden, von welchen vier mit tief ein- springenden Winkeln, zwei aber nur als flache Rinnen er- scheinen. In den tieferen Furchen, die durch eine zwischen je zwei Cilienreihen entstandene Einziehung sich bildeten , sitzen dann je zwei Reihen der Cilien, die bei Betrachtung von oben wie vier Büschelpaare sich darstellen. Bei diesen Evolutionen werden im Innern des Körpers zuweilen einige dunklere Stellen bestimmter abgegrenzt, die für die nähere Bestimmung der jungen Ctenophore von Belang sind. Wenn man nämlich aus dem bisher gegebenen noch nicht wissen konnte, ob das Thierchen den Cydippen oder Beroen ange- hört, vorzüglich weil keine Senkfäden sich zeigten, die viel- leicht später sich noch bilden könnten, so wird diese Frage entschieden, als ich einmal nach längerer Beobachtung eines solchen kaum grösseren Wesens am Ende des vorderen Kör- perdritttheils an zwei einander gegenüber liegenden Stellen einen blassen mit feinen Körnchen besetzten Faden hervor- kommen sah, der immer länger und länger ward und sich unter meinen Augen zu einem wohlgebildeten aber einfachen Senkfaden entrollte (Fig. 13 h,h). Hiernach konnte ich bei einiger Ausdauer im Zuwarten die Tentakel fast in jedem Falle wahrnehmen, das ruhende, unbehelligte Thier liess sie nach einiger Zeit hervortreten,, und gab so seine Verwandt- schaft mit den Cydippen kund. An demselben Thiere sah ich bald darauf aus dem Munde zwei kolbenförmige, oben abgeblattete Lappen (Fig. 13 y,y) hervorkommen, mit denen es lebhaft um sich schlug und sogar belrächlliche Ortsveränderungen damit zu Stande 188 Gegenbaur: brachte, dann aber wieder sie ausgestreckt ruhen liess. Die geringste Erschütterung des Objectträgers liess die Lappen schnell wieder verschwinden, und es währte dann lange bis sie wieder zum Vorschein kamen, Ich konnte diese beiden Orgaue ziemlich weit, bis zum Beginne der Färbung der verdauenden Höhle längs ihren Contouren verfolgen, und dann hatte es den Anschein, als ob sie in besonderen Ver- tiefungen, getrennt von einander sich inserirten, jedoch bei der Undurchsichtigkeit des umgebenden Gewebes und der wegen der Zartheit des ganzen Wesens bestehenden Erfolg- losigkeit einer versuchten Compression, war eine nähere Be- stimmung unmöglich. Es ist mir mehr als wahrscheinlich, dass diese Lappen auch in jüngeren Thieren vorhanden wa- ren, denn die ich darauf untersuchte, zeigten an der Magen- wand zwei dunkle oval umschriebene Partien etwas hinter der Mundöffnung beginnend, und hierin dem contraclilen Lappengebilde entsprechend. Im ausgebildeten Thiere ist mir kein hierauf beziehbares Organ bekannt geworden, und ich finde auch in der Literatur nur eine einzige Angabe, die mit einiger Sicherheit hier sich anschliessen kann. Es ist der paarige häulige Anhang (appendice membraneux) den Milne Edwards im Magen von Lesueuria vitrea beschrieben, und als zum Geschlechtsapparate gehörig gedeutet hat. Leider ist über die näheren Verhältnisse dieser Anhänge nichts Nä- heres mitgelheilt, so dass es dahingestellt bleiben muss, ob sie in diesem Thiere einen hervorstreckbaren Apparat vor- stellen wie bei unseren jungen Cydippiden, oder ob sie als die persistirenden vielleicht nur in anderer Richtung funclio- nirenden Reste dieses dem Jugendzustande zukommenden Ap- parates sind. Da ich bei älteren 1/, grossen Thieren, die sich continuir- lich in jene mit. den Magenanhängen versehene Form zurück- verfolgen liessen, durchaus nichts mehr von der in Rede ste- henden Einrichtung vorfand, so muss ich annehmen, dass diess nur vorübergehende Organe sind, deren Werth nur für eine gewisse Entwickelungsperiode wesentlich ist, und mit der ällmählichen Ausbildung des Thieres schwindet. Die häu- ligen Organe im Magen von Lesueuria stellen vielleicht sol- che Gebilde vor. Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 189 Bezüglich ihrer Bedeulung schien mir die Annahme begründet zu sein, dass, so wie sie anatomisch mit der ver- dauenden Höhle in Verbindung stehen, sie auch in ihrer Funktion mit dem Ernährungsapparate zusammenhängen, dass nämlich ihre-sehr rasch erfolgenden Bewegungen, das Aus- strecken und Einziehen, welch’ ersteres von einer Erweite- rung des Magens, besonders einer Vergrösserung der Mün- dung desselben, begleitet ist, einen Wasserstrom nach innen hervorrufen und mit diesem Nahrungstheile dem Magen zu- führen lassen, Lassen wir selbst diese Fragen bei Seile, so lernen wir doch zwei nicht unwesentliche Verhältnisse ken- nen: Erstlich dass im Entwickelungsverlaufe mancher Cle- nophoren Organe auftreten, die nur eine vorübergehende Be- deulung besitzen. Die damil versehenen Formen sind dess- halbLarven; es besteht eine Metamorphose. Zwei- tens erhalten wir in der beschriebenen Einrichtung einen Anhaltepunkt zur Erkennung früherer Zustände, jener Sta- dien also, wenn die Cilienreihen und Senkfäden noch unaus- gebildet sind und dadurch der Ctenophorentypus uns ver- hüllt erscheint. So lange die Entwickelung nicht in direk- lerer Weise, vom Eie aus, verfolgt werden konnte , muss solches Verfahren gerechtfertigt erscheinen, und wenn es uns der Erkenntniss dieser Wesen und ihrer Bildungsge- setze auch nur einen einzigen Schritt näher bringt. Unter den von W. Busch (Beobachtungen über Ana- tomie und Entwickelung niederer Thiere) beschriebenen Lar- venformen (p. 130) giebt es eine, die mit unseren Cteno- phorenjungen den Besitz des hervorstülpbaren Organes ge- mein hat. Es ist die Calliphobe appendiculata, ein 14, ,—1/z grosses Thierchen, dessen Oberfläche mit Cilien bedeckt ist, und dessen dem Munde gegenüber befindliches Ende einen langen Wimperbusch trägt. Es liegt, nach dem was ich oben miltheilte, nahe, hierin die Larve einer Rippenqualle zu er- kennen, wenn nicht Calliphobe noch durch zahlreiche in die Haut eingestreute Nesselzellen sich auszeichnete, ein Um- stand , der bis jetzt für die Ctenophoren noch nicht beob- achtet ward, der aber ebenso eine vorübergehende Eigen- schaft sein kann als Wimperbusch und kolbenförmige Lap- pen, Busch möchte in Calliphobe einen jungen Polypen 190 Gegenbaur: erkennen, weil sie nur eine einzige Oeffnung besitzt, aber diess gilt ja auch für den Otenophorentypus, während die Entwickelung der Polypen, so weit sie bis jetzt bekannt ist nicht zu Gunsten der Verwandtschaft dieser Thiere mit Calli- phobe gestaltet erscheint. Dass die stäbchenförmigen Nes- selzellen kein Hinderniss sein können, um in Calliphobe das Thier zu erkennen, für weiches sie die Magenlappen deuten lassen, dafür werde ich am Schlusse dieser Abhandlung noch einen schlagenden Beleg anführen können. Vielleicht gelingt es Anderen den Entscheid zu liefern, ob das, was ich durch blosse Vergleichung herzustellen versuchte, richtig war oder nicht. Jedenfalls durfte mir hier die Herbeiziehung von Cal- liphobe in die bis jelzt so dürflig bekannte Entwickelungs- reihe der Ctenophoren nicht erlassen bleiben. Ich hahe mich an vielen anderen Formen von jungen Rippenquallen überzeugen können, dass das Stadium des Be- sitzes der hervorstreckbaren Lappen bei diesen entweder völlig fehlt, dass also ein Theil der Rippenquallen ohne Me- tamorphose sieh entwickelt, oder dass jenes Stadium in eine sehr frühe Periode gerückt ist. Eine ganze Reihe der ver- schiedensten Formen, selbst solche, die noch blosse einfa- che und kurze Wimperhaare irugen , liessen nichts von den Lappen erkennen. Von diesen will ich nur eine, die zu den häufigeren gehört, hier näher beschreiben. Es waren runde, oder auch flaschenähnlich gestaltete Thiere (Fig.5) von 0,18— 0,24” Länge, deren durchsichtiger Körper den schon ausgebildeten Magen und die Senkfäden gelblich durchschim- mern liess. Die weite Mundöffnung stülpte sich häufig mit ihren Rändern nach aussen, und führt in einen mit reichli- chen dunkler gefärbten. Längsfalten versehenen Magen (e), dessen erweiterter Grund bis zur halben Länge des Thier- chens reicht und dort durch eine Oeffnung in einen ovalen, hellen Hohlraum (f) von ziemlicher Grösse führt, indem ich den sogenannten Trichter erkennen muss, der‘ somit als die erste Andeutung des Vascularsystems auftritt. Er war gegen den unteren Pol hin mit ganz dünnen Wandungen ver- sehen, und sass dort auch dem Gehörbläschen ck) ganz oberflächlich auf. Seitlich am Trichter lagen die beiden Ten- takelscheiden (£), in deren Grunde die Ursprungsstelle des Studien über Orgenisation u, Systematik d. Ctenophoren. 491 Senkfadens durch eine Fortsetzung des Trichters sich zy er- kennen gab. Der Senkfaden ck) selbst erreichte ausgedehnt die 3-5fache Länge des Körpers, und war reich mit secun- dären Fädchen beselzt. Die acht Schwimmplältchenreihen (@) silzen zu je zweien einander gerähert nahe am Endpole; ihre Plättehen, deren für jede Reihe 5—7 sieh treffen, sind beträchtlich breit, und nur durch ihre Grösse von jenen gros- sen Cienophoren unterschieden. Ein vielleicht nicht unzeitgemässer Versuch, auch das zoologische Material, welches bis jelzt über die Rippenqual- len bekannt wurde, zu sammeln und zu einer systemalischen Verwerthung zu gebrauchen, dürfte wohlan der höchst nolh- dürfligen Kenniniss, die wir von vielen, namentlich in einer früheren Zeit beschriebenen Thieren haben, scheitern, wenn man nicht eine durchgreifende Siehtung des Brauchbaren vom Unbrauchbaren vornehmen will. Der für eine Galtung (Po- Iyptera) gelhane Ausspruch Blainville's: „c’est une coupe etablie d’apres une figure incomplete, et dont il est difficile de se faire une juste idee“ gilt für eine grosse Anzahl von Rippenquallen, so dass nur die einigermassen befriedigend beschriebenen bei einer Eintheilung berüchsichtigt werden können. Die Bildung von zwei grösseren nach dem Umfange der Magenhöhle unterschiedenen Abtheilungen, wie solches zuerst zum Theil Eschscholtz, dann van der Hoeven (Handb. d. Zoologie) andeuteten, und Leuckart (Nachträge und Berichtigungen zu vorigem) durch die Aufstellung der Ord- nungen Eurystomata und Stenostomata bestimmter ausgeführt hat, halte ich zwar behufs der ersten Orientirung für zweck- mässig, jedoch wegen mancher gerade auch in den treffen- den Charakteren sich findender Uebergänge dürfte sie sich nicht stichhaltig herausstellen. So fand ich Eschscholtzia cordata Köll. und eine Cydippe, mit einem beträchtlich wei- ten Magen versehen, der sich ganz nach Art der Beroen umzustülpen vermochte. Die allgemeine Körperform, natürlich unter Berücksich- tigung der Veränderlichkeit derselben bei gewissen Gallun- gen, der Besitz oder Mangel von Lappen, Senkfäden so wie 192 Gegenbaur: die Zahl der Schwimmplättchenreihen dürften Charaktere zur Eintheilung darbieten. Die Anordnung des Vascularappara- tes läuft mit diesen Verhältnissen parallel, so dass mit der näheren Bezeichnung der äusseren Körperverhältnisse auch zugleich das Verhalten des vom Trichter ausgehenden Kanals gegeben ist. Beispiele sind ‘hier die Bolinen, Mnemien, die Beroön u. a., wie das oben schon angegeben ward. Bei einer zoologischen Betrachtung kann daher von die- sen Organisationsverhältnissen abgesehen werden. Für die Schwimmplättchenreihen ist die gegenwärtige Summe von genaueren Angaben noch nicht ausreichend; ältere Beobach- ter scheinen hierauf weniger geachtet zu haben, ja eine Vergleichung mancher Abbildungen lässt den Verdacht ent- stehen , dass irgend andere Theile dafür angesehen wur- den. So scheint z. B. die Anordnung der beiden mit- telsten Schwimmplätichenreihen von Alcino@ papillosa delle Chiaje (Chiaja napolitana Less.), so dem ganzen Plane der Ctenophoren zuwider, dass ich hier eine stallgefundene Ver- wechselung mit inneren Theilen, mit den Contouren der ver- dauenden Cavität, annehmen möchte. Ich halte desshalb vor- läufig die Beiziehung der Schwimmplättchenreihen für allzu- gewagl. Für die systematische Uebersicht möge mir gestallet sein, folgende Eintheilung vorzuschlagen: [ Seitliche, die Cilien tragende, flü- Körper mit Forlsälzen gelförmige Anhänge. oder lappenarligen An- 1. Callianiridae. hängen versehen. Bald | Zwei lappenartige Fortsätze seit- mit, bald ohne Senkfäden. lich am Munde. 2. Calymnidae. ; Körper bandarlig der Quere nach Körper ohne lappige r verbreilert. Anhänge oder Fortlsälze 3. Cestidae, um die Mundöffnung ; stels | Körper oval oder rundlich. Senkfäden. 4. Cydippidae. Ohne lappige Anhänge. Körper oval länglich. Nie Senkfäden. 5. Beroidae, Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 193 1. Callianiridae. Es ist diese Familie die einzige, die noch nicht gehö- rig untersucht ist, und desshalb hier eine nur sehr proviso- rische Stellung einnehmen kann. Sie wird repräsentirt durch die Gattung Callianira Per. 2. Calymnidae. Zwei grosse um den Mund gestelite, zuweilen auch über den Mund sich ausbreitende Lappen, Mundschirme, in denen noch gewisse Kanäle verlaufen, begründen mit der meist von zwei Seiten her eliwas comprimirlen Körperform den besonderen Charakter dieser Familie An der Basis der Mundschirme sitzt noch jederseits ein schmaler, zungenförmiger Anhang, in welchen gleichfalls die Kanäle sich hineinerstrecken. Senk- fäden kommen bei Leucotho@ und Eucharis vor. Von den hicher zu rechnenden Gatlungen Calymna, Mnemia, Axio- tima, Bolina, Eucharis, Leucotho®, Alcinoe, (Delle Chiaje) Chiaja und Lesueuria, bilden Mnemia und Bolina so verwandte Formen, dass sie vereinigt werden müssten, wenn man die für erstere Gattung von Eschscholtz gegebene Beschrei- bung so wie auch aie bezüglichen freilich sehr dürfligen Ab- bildungen mit dem, was Mertens und Agassiz über Bo- lina mittheilen, in Vergleichung zieht. Es würde dann für diese der ältere Name Mnemia festzuhalten sein. Auch Al- cinoe Mert. ist hier beizuziehen. Bei einer künftigen Revi- sion der Arten muss auch Eucharis Tiedemanni von E. mul- ticornis geschieden werden, die erstere siellt eine selbstän- dige Gattung vor, die sich sehr an Lesueuria anschliesst, während E. multicornis nur eine jüngere Form von Chiaja neapolilana Less. (Alc‘soe papillosa Delle Chiaje) repräsen- tirt. Ich habe die letztere beobachtet, und mir angemerkt, dass man aus dem die mächtigen Mundschirme gegen den Körper hin umschlagenden Thiere die Formverhältnisse von Eucharis herausfinden kann. Als neue Gattung füge ich den Calymniden die schon mehrmals oben erwähnte Eurhamphaea bei, die ich folgen- derweise charakterisire: Eurhamphaea vezilligera.n. gen. ei sp. Der längliche Körper ist von zwei Seilen zusammenge- Archiv f. Naturgesch. XXII. Jahrg. 1. Bd. 13 194 Gegenbaur: drückt, von der Mitte der breiteren Seiten springt je eine schnabelförmig nach aussen gekrümmte Crista vor, die sich beträchtlich über das hintere Körperende hinaus verlängert (Fig. 1,2 a) und dort mit einem hochrothen contractilen Fa- denanhange (£#), auf den die Artbenennung anspielt, verse- hen erscheint. Am Mundpole setzen sich die schmalen Sei- ten in zwei breite, abgerundete Mundschirme (b) fort, die entweder mit ihrem vorderen Theile sich gegenseitig be- rührend und deckend über den Mund geschlagen, oder aus- einander gehalten, sogar auch gegen den Körper umgeschla- gen getragen werden. Jederseils an der Basis dieser Schirme, jedoch ausschliesslich der breiteren Seite des Thieres ange- hörig, sitzt ein schmaler zungenförmiger Anhang (auricle Agass.), der immer gegen die Medianlinie der breiten Kör- perfläche gerichtet ist. Seine Aussenfläche ist etwas gewölbt, die gegen den Körper sehende aber glalt, oder auch etwas ausgehöhlt. Die Beweglichkeit dieser vier Anhänge so wie auch der beiden Mundschirme ist eine geringe, Veränderun- gen in der Lage erfolgen nur langsam, so dass sie beim Schwimmen als Faktoren schwerlich in Betracht kommen können. Vorn zwischen beiden Schirmen ragt der von wulsligen Lippen umgebene Mund (Fig. 1 d) vor, der eine nach der Breite des Körpers gerichtete Querspalte bildet. An der Basis der Lippen befinden sich contraclile feine Fädchen in einer Reihe stehend. Am hinteren Theile desLeibes ist zwischen den beiden schnabelförmigen Fortsätzen eine tiefe Einsenkung, in deren Grund der Trichter sich öffnet. Die acht Schwimmplättchenreihen sind derart vertheilt, dass je zwei Paare den breiten Seiten, zwei andere Paare den schmalen Seitenflächen angehören. Die ersteren beginnen hinten an der Spitze der schnabelförmigen Forlsätze, bege- ben sich unter allmählicher Divergenz auf der betreffenden Fläche dieser Fortsälze auf die breite Körperseite, um hier parallel mit einander bis unter die Basis der „Oehrchen“ sich fortzusetzen. Hier werden sie um vieles schmaler, so dass die einzelnen Plättichen nur noch mit der Lupe erkannt wer- den können, wenden sich mit stumpfwinkliger Biegung nach Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 195 aussen gegen die Längskante des Körpers, um dann wieder nach innen biegend als ein Saum jener langen aber kaum in die Breite entwickelten Wimperhaare den Umfang der „Oehr- chen“ zu umziehen, und an deren innerem oberen Ursprungs- winkel zu enden. Die beiden übrigen Paare der Schwimmplättchenreihen nehmen ihren Ursprung jederseits am hinteren Körperende zwischen den dort vorspringenden schnabelförmigen Fortsät- zen, so dass sie nur von der schmalen Seite aus gesehen werden können. Von hier verlaufen sie etwas divergirend und zugleich an Breite gewinnend, längs den Seitenkanten bis zur Basis der Mundschirme, wo je ein Paar sich elwas zusammenneigt, und auf den betreffenden Mundschirm sich fortseizt, wo sie, nachdem hier wiederum die Plältchen in blosse Cilien sich umwandeln, eine zweischenklige Figur bilden und nach einem kurzen Verlaufe enden. Jede dieser seitlichen Reihen ist von ihrem Ursprunge an durch einen hellrothen Streifen ausgezeichnet, der aus einzelnen je zwi- schen zwei Schwimmplättchen liegenden Pigmentflecken zu- sammengesetzt ist, und sich auch noch auf den Mundschirm bis nahe an dessen freien Rand hin verlängert, nachdem schon eine Strecke vorher die begleitende Wimperlinie verschwun- den ist, Zwischen den Enden der beiden Pigmentpunktrei- hen, wird jeder Mundschirm noch durch einen kurzen, senk- rechten rothen Strich markirt. Die Körpersubstanz dieser Ctenophore ist bis auf die etwas resistenten Schnabelfortsätze äusserst weich, wie Gal- lerte, und zeigt nur im vorderen Abschnitte , besonders in der Umgegend des Mundes eine einigermassen ansehnliche Contractilität. Bis auf die vorhin beschriebenen pigmentir- ten Stellen und den mattgelb gefärbten Gastrovascularappa- rat, der schon oben näher berücksichtigt ward, ist der ganze Körper durchsichtig, fast glashell mit einem Stich ins Bläu- liche, so dass das Thier im Meere äusserst schwer wahrzu- nehmen ist. Mit dem eintretenden Tode zeigt sich, wie bei allen Rippen- und Scheibenquallen , eine Veränderung des den ganzen Körper bedeckenden Epithels (plattenförmige Zel- len), welches sich weisslich trübt und so die im Leben stall- findende Durchsichtigkeit aufhebt. 196 Gegenbaur: Die. Länge des Körpers beträgt von dem Rande der Mundschirme bis zur Spitze der Schnabelfortsätze 3’— 3 7, Es wurden zwei Exemplare beobachtet, beide an einem Tage, im Monate Februar. 3. Cestidae. Die Bandquallen bilden durch den seitlich zusammen- gedrückten Körper, der jegliche Lappenfortsätze enibehrt, den Uebergang von den Calymniden zu der nächsten Familie, den Cydippen. Die Compression combinirt sich hier. mit einer ausserordenllichen Entwickelung in die Breite, durch welche eben die Bandform bedingt wird , welche diese Thiere so ausgezeichnet charaklerisirt. Von Schwimmplätichen sind nur vier Reihen vorhanden. Zwei. zusammengeselzte, Senkfäden treien in. der Nähe der Mundöffnung nach aussen. ‚Es sind die Cestiden wohl die einzigen Rippenquallen, bei denen die Schwimmplättichen als Locomotoren eine ganz untergeordnele Rolle spielen, indem die Orisbewegung, wie ich mehrfach beobachlete, durch Windungen und mannichfaltige Biegun- gen des bandförmigen Körpers erfolgt. Es darf aber auch hier nicht vergessen werden, dass. alle diese activen Ortsverän- derungen nur unbedeutender Natur sind im Zusammenhalte mit jenen, die durch Meeresströmungen veranlasst werden. Die einzige hieher gehörige Gatlung ist Cestum. 4. Cydippidae. Als Familiencharakter habe. ich den auf dem Quer- schnitte rundlichen oder nur wenig von der Seile her com- primirten Körper, der der Lappen um den Mund enibehrt, acht Schwimmplätichenreihen und zwei Senkfäden besitzt, aufgestellt, und glaube so diese Gruppe möglichst scharf umschrieben zu haben. Einige seitlich etwas: comprimirle Formen, wie Eschscholtzia, vermitteln die Verwandtschaft zu den vorigen Familien, Wegen der meist regelmässigen Körperform , der auf rippenarligen Vorsprüngen sitzenden Schwimmplättchen und des Mangels besonderer Fortsälze stellen die Cydippiden den Typus der Ctenophoren in der äusseren Form am reinsten dar. Von Gattungen zähle ich hieher: Neis Less. , Ocyro& Rang, Merlensia Less., Anais Less., Eschscholizia Less., Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 197 Ianira Oken, Cydippe auct., Pleurobrachia Agass., Bero& Mert., Owenia Köll. Fast sämmtliche Genera sind jedoch auf äusserst unzu- verlässige oder doch unwesentliche Merkmale gegründet, und die Anführung von einem abgeplatteten, oben oder unten zu- gespitzten, da oder dort eingezogenenKörper unter den Gat- iungscharakteren liefert genug Beweis, dass die Beobachtung nur von einzelnen oder nur momentan gesehenen Thieren hergenommen sein musste, denn jeder, der sich für längere Zeit der Mühe unterzieht, die Thiere in ihrem Elemente zu beobachten, dem können die vielfältigen Gestaltveränderun- gen nicht entgehen, unter denen ein und dasselbe Indivi- duum zu verschiedenen Zeiten sich darstellt. Ein Thier mit tief eingezogenen Intercostalräumen, erscheint ganz anders wie wenn es dieselben hervorbläht, und die Schwimmplätt- chen in tiefen Furchen birgt. Hiezu kommen noch Verlän- gerungen und Verkürzungen der Längsachse nach beiden Po- len hin, womit die äusseren Contouren vielfach sich wan- deln. Endlich ist noch die grosse Verletzbarkeit in Betracht zu ziehen, und wie solche verstümmelte Thiere so leicht für selbständige Formen genommen worden sind. Eine verstüm- melte Cydippe ist offenbar lanira hexagona Oken. Die Benutzung der Körperumrisse, namentlich in dem Verhältnisse, wie sie von Lesson (Acalephes) verwerthet sind, halte ich aus besagten Gründen für unzureichend bei der Aufstellung der Genera; ebenso die Länge der ver- schiedenen Rippen , welche letztere doch nur als Artunter- schiede zu gebrauchen sind. Bei allen, theilsaus eigener An- schauung, theils aus Vergleichung von Abbildung und Be- schreibung von mir kennen gelernten Cydippiden ist die Länge der einzelnen Schwimmplättchenreihen eine sehr verschie- dene, aber dabei durch so viele Zwischenglieder hindurch- tretend, dass man, diese Verhältnisse zum Ausgangspunkte nehmend , fast jede Form zur besonderen Gaitung erheben müsste. Zur Anstrebung einer systematischen Ordnung der hier in Betracht kommenden Gattungen, erlaube ich mir erstlich die Körperform , so weit diese nämlich durch Contractions- zuslände keinen Veränderungen unterworfen ist, und dann 198 Gegenbaur: die Verhältnisse der Senkfäden als Eintheilungsbasis in Vor- schlag zu bringen. Beides sind leicht in die Augen sprin- gende Merkmale, und gleicher Zeit auch mit anderen Orga- nisationszuständen gepaart, so dass durch sie je eine typische Form repräsentirt wird. Bezüglich der Körperform lösen sich jene ab, welche durch seitliche Compression und die Verlängerung der hin- teren Körperpartie in zwei zapfenförmige Fortsätze sich einigermassen an die Familie der Calymniden anschliessen. Es gehört hieher die von Kölliker als Eschscholtzia cor- data beschriebene Ctenophore, welche ich als Gattungsreprä- sentantin unter diesem Namen lassen muss, während ich die übrigen von Lesson und Kölliker darunter aufgezählten daraus eniferne, und sie unter zwei andere Gallungen ver- theile. Die anderen mit rundlichem oder ovalem Körper ver- sehenen Cydippiden bringe ich nach der Senkfädenform in zwei Gattungen, die eine davon umfasst Alle\mit verästelten, d. h. mit secundären Anhängen ‚besetzten Senkfäden ausge- rüsteten Cydippen, die andere, Mertensia, jene, deren Senk- fäden einfach sind. Da Mertensia Less. unter die Gallung Cydippe zu rechnen ist, so hälle ich für die von mir con- stituirte einen neuen Namen wählen müssen, ziehe aber vor, den einmal vorhandenen Namen zu verwenden, um die ohne- hin schon bestehende Verwirrung nicht noch mit neuen Na- men zu vermehren, Die Gattung Cydippe enthält ausser sämmtlichen Arten des Eschscholtz, dann die Mertensien des Lesson, so wie die Beroön, mit „verästelten* Senkfäden, die Mertens aufführt. Auch Pleurobrachia rhododactyla Agassiz und Esch- scholtzia pectinata Köll. rechne ich hieher. Als Mertensia mihi führe ich Bero& glandiformis Mert. (Eschscholtzia glandiformis Less.) und Owenia *) rubra Köll. auf. Ich lasse hier die Beschreibung zweier Cydippiden fol- *) Owenia ist als Gattungsnamen schon einem Cephalopoden ver- liehen (Prosch, in Kongle danske Videnskab. Selskab Skrifter Ste Räkke. 1847). Studien über Organisation u, Systematik d. Ctenophoren. 199 gen, von denen eine neu ist, die andere einige weitere Mit- theilungen nicht überflüssig erscheinen lassen dürfte, Diese letztere ist: Eschscholtzia cordata Köll. Wie ich: die Gattung Eschscholtzia auffasse und sie von den übrigen, glatlleibigen Cydippiden trenne, wurde vorhin auseinandergesetzt. Was ich über diese sehr häufig beob- achtete zierlich gebaute Rippenqualle mir notirte, kann als eine Ergänzung der Beschreibung von Kölliker betrachtet werden. «(Vergl. Zeitschr. f. wiss. Zoologie Bd. IV. p. 315) Der Körper ist herzförmig, indem er sich am Trichterpole in zwei etwas nach aussen gebogene Zapfen (Fig. 8«) verlän- gert, zwischen denen in einer tiefen Einbuchtung die Aus- mündung des Trichters gelagert ist. Zugleich ist der Kör- per von zwei Seiten her comprimirt. Am Mundpole erscheint er entweder zugespitzt oder quer abgestutzt je nach den ver- schiedenen Contractionszuständen der Oeffnung der verdauen- den Höhle. Die acht Schwimmplättchenreihen sind derart vertheilt, dass je zwei an den etwas abgerundeten in die zapfenförmi- gen Verlängerungen des Körpers übergehenden Seitenkanten, und je zwei andere sehr der Mittellinie genähert auf der Breitseite angebracht sind. Sie sind von ungleicher Länge, denn die auf den Breitseiten enden am Rande der Ausbuch- tung zwischen den Zapfen, während die auf den vier Kan- ten angebrachten noch auf den Ursprung der Zapfen über- gehen, und in eine bis nahe ans Ende der letzteren verfolg- bare Wimperlinie sich fortsetzen. Alle acht Reihen beginnen auf gleicher Höhe, nämlich etwas hinter dem vorderen Kör- perdritttheile. Die Oberfläche des Körpers ist mit feinen carmoisinro- then Pigmentfleckchen übersäet, die unter den einzelnen Schwimmplättchen in Querreihen angeordnet erscheinen. Auch die Wandung des weiten, zum Theile umstülpbaren Magens (Fig. 8e) zeigt eine röthliche Färbung, ebenso die beiden Senkfäden (k) und ihre Scheiden. Die letzteren öffnen sich an den Schmalseiten, etwa am Beginne des leizten Körperdrititheils in gleicher Höhe mit 200 Gegenbaur: der Einbucht und lassen hier die sehr dehnbaren Senkfäden hervortreten, die mit äusserst zahlreichen feinen Fädchen besetzt sind. Es belaufen sich diese an einem Senkfaden bis auf 100. Der Senkfaden vermag sich bis aufs 10—15fache der Körperlänge auszustrecken, kann aber wieder so einge- zogen werden, dass er als eine unbedeutende Masse die Tentakelscheide ausfüllt (Fig. 2). Die Gestaltveränderungen dieser Ctenophore sind sehr mannichfaltig, das Auseinanderweichen der beiden Zapfen so wie ihre gegenseitige Annährung, das Oeffnen, Hervor- strecken, Umschlagen und Einwärtsbiegen des Mundrandes, sind Erscheinungen, die im wechselnden Spiele aufeinander folgen. Das Thier schwimmt stets mit dem Munde nach oben, und bewegt sich vorzüglich vermittels der Thätigkeit seiner Schwimmplättchen, die sehr lebhaft irisiren. Die Abbildungen Figg. 8, 9 auf Taf. VIIl sind in nalür- licher Grösse. Cydippe hormiphora n. spec. Die Körperform dieser Cydippe (Fig. 10) ist oval; der Längsdurchmesser des durchsichligen Körpers beträgt im Mit- tel 11%, Die acht Schwimmplättchenreihen sind alle von gleicher Länge und verlaufen über etwas mehr als 2/, der Körperoberfläche, in der Art, dass sie vom Mundpole eben- soweit entfernt beginnen, als sie am Trichterpole endigen. Gegen den lelztern hin laufen sie in feine Linien aus. Am letzten Drilttheile des Körpers treten die beiden Senkfäden aus, die mit einer dichten Reihe secundärer Fäd- chen beselzt sind. Unter den letzteren findet man Formen, die in regelmässigen Absländen, etwa zwischen 10—15 ein- fachen Fädchen sitzend, von diesen bedeutend abweichen, indem sie von lanzeitförmiger Gestalt, seitlich noch mit Cir- rhen besetzt sind, deren nähere Beschreibung schon oben eingeschaltet ward. Von dieser Art wurden vier Exemplare beobachtet, 5. Beroidae. Die Beroiden repräsentiren den bis jetzt bekannten ein- fachsten Ctenophorentypus, indem der Körper weder in Lap- pen u. s. w. sich auszieht, noch mit Tentakeln oder Senk- Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 201 fäden versehen ist, dabei zeigen sie die grösste Contraclili- tät, und verändern demgemäss ihre Gestalt nach allen Rich- tungen, so dass hier eine Diagnose der Gattungen oder Arten nach den Körperumrissen am allerwenigsten zulässig ist. Alle hieher zu rechnenden genauer bekannten Thiere gehören einer einzigen Gallung (Bero&) an. In dieser sind Bero6, ldya, Cydalisa und Medea zu vereinigen , Gattungen, in de- ren bei Lesson angeführter Diagnose schlechterdings keine wesentliche Differenz gefunden werden kann. Mit welcher Kritik dieser Autor bei der Systematik der Rippenquallen zu Werke ging, erhellt zu Genüge aus der Belrachtung der den Rippenquallen angehängten Abtheilung der „unächten Be- roiden.“ Obgleich ich nicht der Meinung sein kann, dass die oben besprochenen Gattungen und die aus ihnen formirten Familien das bis jetzt über die Ctenophoren Beobachtete auch nur einigermassen erschöpfen, so möchte ich doch für besser ‘erachten, mich hiebei zu bescheiden, indem ich vorzog, eine mir nicht näher bekanntgewordene Form lieber zu überge- hen, als ihr eine unrechte Stellung anzuweisen. Ueber eine nicht geringe Zahl von Gattungen und Arten dürfte noch lange nicht abgeurtheilt werden können. Dass aber selbst die allgemeine Charakteristik der Ctenophorengruppe noch nicht sicher begründet ist, und wir dieselbe noch viel wei- ter fassen müssen als man bisher gewohnt war, diess glaube ich durch Beschreibung eines Thiers darlegen zu können, welches nach meinem Urtheile für die ganze Abtheilung von Wichtigkeit ist. Von Ende August an bis tief in den Winter hinein fischte ich bei meinem Aufenthalte zu Messina von der Mee- resoberfläche nicht selten ein eiförmiges 1-3 grosses Ge- schöpf von rölhlicher Farbe, dessen durch acht sanftgewölbte, nur wenig vorspringende Längsrippen ausgezeichneter Kör- per eine ziemliche Contractilität besass, die sich durch häu- fige, aber stets langsam auftretende Aenderung der Formbe- schaffenheit äusserle. Letztere wechselte zwischen Eiform und Kugelgestalt. Die beträchtliche Undurchsichtigkeit des Kör- perparenchyms liess nur undeutlich innere Organe wahrneh- 20% CGegenbaur: men, als welche man dann, ohne dem Thiere durch Com- pression Gewalt anzuthun, einen gelblichen, vom spitzen Pole bis nahe zum gegenüberstehenden stumpfen durchzie- henden Achsenstrang erkannte, der sich bald als ein am spitzen Pole geöffneter Schlauch wahrnehmen liess. Es schien diess offenbar die Magenhöhle des Thieres. Um die Mundöffnung (Fig. 7 dy liefen die acht Längsrippen des Kör- pers in ebensoviele Papillen aus, deren jede mit einem gel- ben Flecke geziert war. Das Thier bewegte sich äusserst langsam, wie es den Anschein hatte, mittels Cilien, und diese ergaben sich auch bei der näheren Untersuchung. Die ziemlich derben und auch dicken Integumente enthielten zahlreiche senkrecht auf die Längsachse des Thieres gestellte Nesselzellen, und waren mit einem sehr feinen Wimperüberzuge bedeckt. Ob. dieser überall am Körper sich fand, oder nur auf gewisse Stellen beschränkt war, habe ich mir leider nicht angemerkt. Wenn auch nach der radiären Anlage der Gesammtform und dem Verhalten der verdauenden Cavilät hier ein Thier aus der Abtheilung der Coelenteraten zu vermuthen stände, so wäre doch aus der mehr äusseren Untersuchung nichts für seine Zuständigkeit zu den Rippenquallen mit Sicherheit gegeben; diese tritt aber hervor, und zwar mit Entschieden- heit, sobald man eine sorgfältige Compression anwendet und sich dadurch über die inneren Organisationsverhältnisse nä- heren Aufschluss verschafft hat. Man wird dann vor Allem Reihen von grossen hellen Zellen gewahr (Fig. 6 I), die in dichten Streifen an der Magenwand anliegen und den rippen- artigen Vorsprüngen der Körperoberfläche zu entsprechen scheinen, obgleich sie keineswegs in die Magenhöhle hinein- ragen. Ausser diesen Zellenstreifen bemerkt man noch zwei dunkle, knäuelförmig gewundene Stränge, die mehr dem stumpfen Körperpole genähert sind, Diese Theile sind von Entscheidung für die Bestimmung des Thiers. Bei vermehr- tem Drucke löst sich nämlich jeder, Knäuel in einen zick- zackförmig zusammengelegten olivenfarbenen Strang auf, der an einer beslimmten Stelle, — es ist etwa die Mitte der Kör- perlänge — nach aussen tritt. Man kann nicht leicht in die- Studien über Organisation ‘ui Systematik d. Ctenophoren. 203 sen Strängen Yentakeigebitde: ‚oda Senkfäden verkennen (Fig. 6 hy. Schwieriger ist die Deitiuhg der hellen grossen Zellen, die nicht etwa wie Leberzellen , innerhalb der 'verdauenden Cavität, an deren Wänden sässen, sondern die vielmehr dem Leibesparenchym selbst anzugehören scheinen. Ich glaube nicht weit zu fehlen, wenn ich sie als Geschlechtsorgane ver- gleiche, denn mit Eiern haben sie die grösste Achnlichkeit, da ich aber in.einer Anzahl ‘dieser Thiere' stets nur solche eiähnliche Zellen fand, und keine dem männlichen Geschlechte angehörigen Elemente erkannt:'habe, so hüte ich mich wohl, aus der blossen. Aehnlichkeit ' die Bedeutung in bestimmter Weise erklären zu wollen. Sind diese Geschöpfe nun als Larvenformen oder jugend- liche Zustände einem anderen Thiere angehörig, oder 'stellen sie eine schon vollendete Form vor? Diese Fragen können in folgenden Erwägungen beantwortet werden.» Die Prüfung der Körperform, das Verhalten der verdauenden Höhle leh- ren, das hier Thiere vorliegen, ‘die nur zu den Coelenteraten gezählt werden können, und die, durchaus kein Merkmal: auf- weisen, welches sie unter eine von Echinodermen, Würmern oder Mollusken bekannte. Form‘, sei ‚diese.im ausgebildeten oder im unentwickelten. Zustande, zu rechnen erlaubte., Un- ter den Coelenieraten, die allein..noch erübrigen, sind: Antho- zoen und Medusen durch das bei unserem Thiere. sich iref- fende Vorkommen von bilateralen Tentakeln ausgeschlossen, und es bleiben nur die Ctenophoren,, für welche gerade der Senkfadenbesitz von Wichtigkeit ‚ist, Die Annahme eines blossen Jugendzustandes einer Rip- penqualle findet in.der niederen. Ausbildung...des fraglichen Thiers nicht nur nicht keine ‚Unterstützung, sondern die tiefe Organisalionsstufe ist es gerade, die mir sehr eindringlich für die Selbständigkeit dieser Form zu sprechen scheint. Die Cydippiden, und zu diesen allein könnte sie gehören, zeigen schon sehr frühe die Differenzirung. des Trichters, des Gehörbläschens, der Schwimmplättchen (vergleiche oben), während von allem dem hier,. bei einem relativ ‚sehr grossen Thiere, nichts entwiekelt ist. 'Bin weiterer Gegengrund liegt in der so eigenthümlichen Hautsiruktur; die ebenfalls bis jetzt 204 Gegenbaur: kein Analogon unter den ‚Cydippiden besitzt. Somit wären wir denn gezwungen, in jenem Thiere einen eigenthümlichen, zwar ‘den Ctenophoren angehörigen, aber von allen bekann- ten Formen, doch sehr abweichenden Typus anzunehmen, der durch, den: ‚höchst einfach. organisirten 'Ernährungsapparat, dem Mangel sensiliver Organe und der Schwimmplälichenrei- hen sich ausdrückt, und bei äusserlich ganz radiär angelegtem Körper: durch die Tentakel die Bilateral-Symmetrie offenbart. Sind jene hellen, grossen Zellen wirklich zu einem Ge- schlechtsapparate gehörig, so entspricht dieses Verhältniss wiederum dem Ctenophorenplane, nach welchem diese Organe stets mit’ irgend einem ‚Abschnitte des Gastrovascularsystems in Verbindung stehen. Der Mangel des sonst mit dem Ma- gen communicirenden, aus ihm hervorgehenden Kanalsystems müsste dann. das Auftreten der Geschlechtsorgane am blind- schlauchartigen Magen selbst, der hier potentia den gesamm- ten Gastrovascularapparat vorstellt, nothwendigerweise be- dingen. Ich schlage für dieses Thier, welches ich in der Litte- ratur bis jetzt vergebens suchte, den Namen Sicyosoma ru- tilum vor, und betrachte es als den Repräsentanten des nie- dersten Organisationstypus der Ctenophoren, welche nament- lich durch‘ den Mangel der Schwimmplättchen und des Ka- nalsystems sich allen anderen Familien der Rippenquallen ge- genüberstellt. Erklärung der Abbildungen. 1. ' Eurhamphaea vezilligera n. gen. et sp. von der schmalen Seite, etwas verkleinert. 2. ', Dasselbe: Thier von der Breitseite aus gesehen. 3. Gastrovascularapparat des nämlichen Thiers. 4. Kanalverlauf in einem der Mundschirme. In ‚Fig. 3 Fortsetzung der Kanäle. Junge Cydippe, vergrössert. Sicyosoma rutilum n. gen. et sp., vergrössert. Dasselbe von unten gesehen. Eschscholtzia cordata Köll., wenig vergrössert, mit ausge- streckten Senkfäden. Pen Studien über Organisation u. Systematik d. Ctenophoren. 205 9, Dieselbe mit eingezogenen Senkfäden, von der Schmal- seite gesehen. 10. Cydippe hormiphora n.sp., nat. Gr. 11. Angelorgan vom Senkfaden der vorigen. 12. Nesselfäden aus dem Angelorgane. 13. Junge Cydippide. Bezeichnung für alle Figuren gültig: vu — 1} . . IR IDEE PER Se Mundpol. Trichterpol. Rippen - Schwimmplättchenreihen. Mundschirm. Oehrchen. Mundöffnung. Magenhöhle. Trichter. Vom Trichter entspringende Kanäle. Senkfäden. Senkfadenscheiden. Gehörbläschen. Geschlechtsorgane (?). wir denn & wer den, Canon 19 BERN: ten. I in dh de: pn durch. EM PT Re wlan mob mu m 11988 x +7 Mic nel kunsitiwien Nor nd ‚abiggi m ‚en sich, Sandrück er bh an sh aör yuiafe Köypern. hr RAR ur ale PETE & 5 / 5 % gen namen Zeil he N ran BRNRERHRRETRE H | our Inmilhon DACIA luns j "ogmidnebenitl " A Arge er Aehriie rsngiloatse ı alt an) ter) u gunöhemik nn ah A ber ale ‘ ta fteocht oT, Slsanıl obuoguingeins lat no, . ER oa hartjgch Wegen seiht, Der Inon yaknalg de # M app anal "obieise & wi ‚uodosaldnödsd | [9]: a En . . \ - x u f } ze % 1% \ ß. r t, D N R 5 ’ hl fi ' fr che 5 sen Br L 4 4 ’ f N i TI a; 5 Hope ö ' Bo i di 10a» Y ie = H 1) y rich ee h) ai Pr ‘N . a eA ‘ f L_ Wi Alt; an Er h er arü u 3 ItISanN » E of , ro ı RL ’ r ii.Er r Dad : Zn en ach hr IN ee: Brei E rauch " { h \ i Par r " vrlechulsn. er al ka N Tr by N £ ar ß f . ? Pi 71 iu 4% u 1094 K wich ame hi \ fd Ai: y. WERE f r tan » ’ " \ ’ v4 En Eye annewarnsansniegg: ER ne een LLC I E Zarchet se. IN DV ei Hugo ESFERERTIT m ad nal del‘ ‚N eerendaur ad'nat dal. ER k . A ES -y vi Er: Lee Tr ##$ h MAR um] . az Far Ana ARM EN ana Er Arsen SSBAEE AA. f- x \ N su Du I Ar F® > de um N AT. = A... Nana ia } Fi “ 2 ATLLSLINE _ Vai 2a ni “ = y : Ex a A IM \ yon Fe: en „r S INA and aan, A\aARsAR N A PN NARAT Yan | es 2. Lolalelain nme” N: en IN a N aY | Pe S E® Ri Ba; e n; en fr? _ En ; “az Pi N = NG N. Haan Az Aa N Ar 2 ) IN INNNII INN “ iM a 5 RU TANTE