ö \ . My; q Au. L ° N \ Lei i v ‘ ir : E ee } b 2 L . W i * A “ L L \ Y v Ä 9 k £ a + r y , E 4 ? b, . Er ‚ı» H L Be { 2 \ i F, { ° er Ä j u N 3 \ , % g % ’ i m 1 “ \ . . - ; “2 £ a ee =: . = ; > 2 ' . » h äh r 1 Yy a nn 7 i ? o= ER me ee ; > j Ber — - . a K Dr I a . 4 2 h “ r P; Fi a = { 7 fi P- y 1 , . : , > .e"- . es - 7 AA - ’ J . D . y > er z £ A HARVARD UNIVERSITY. DIBBRBARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. 3,913 GIFT OF ALEX. AGASSIZ. STUDIEN ZUR ZOOGEOGRAPHIE VON DE: W?’ KOBELT. ZWEITER BAND. DIE FAUNA DER MERIDIONALEN SUB-REGION. WIESBADEN C. W. KREIDEL’S VERLAG 1898. DM EAN DER NERIDIONALEN SUB-REGION DR. W. KOBELT. STUDIEN ZUR ZOOGEOGRAPHIE Il. BAND. WIESBADEN C. W. KREIDEL’S VERLAG 1898. “ Pr > u URS > SAT ji . e pP) K Be ’ Br IR Ber N e 2. er I : j 2 Da > 4 a, er Wr > ui 2 RN ü R 2. 4 ss 3. j Te u ner 2 MR Br i Sr Sn { aa a ! i a a ALLE RECHTE VORBEHALTEN. AIRUON “ Vorwort. Die über Erwarten günstige Aufnahme, welche der erste Band meiner „Studien zur Zoogeographie“ gefunden, hat es mir möglich gemacht, binnen Jahresfrist diesen zweiten Band folgen zu lassen und mit ihm die Molluskengeographie der paläarkti- schen Region zum Abschluss zu bringen. Die Resultate schließen sich denen des ersten Bandes voll und ganz an. Alle wesent- lichen Gränzen lassen sich auf die Tertiärzeit respektive auf die Verteilung von Land und Wasser in der Pliocänperiode zurück- führen; Europa und Asien, Spanien und Afrika, die verschiede- nen Unterabteilungen der mauritanisch-andalusischen Provinz, viel- leicht auch Cilicien und Syrien werden durch Streifen tertiärer Gesteine, nicht durch Meer geschieden. In der denkbar schärf- sten Weise tritt es hervor, dass unsere heutige Epoche nur eine kleine Abteilung der Tertiärperiode ist, deren Charakter Verar- mung, nicht Neubildung bezeichnet und daß diese Verarmung nicht von der Eiszeit abhängt. Die heutige Molluskenfauna aber erscheint genau wie die Flora aus Schichten verschiedenen Alters gebildet, vortertiären, alttertiären und jungtertiären; nur in den jüngeren Schichten tritt der Einfluß gesonderter Entwicklungs- zentren hervor, auf welchem die Verschiedenheit der heutigen Lokalfaunen beruht. Die Verteilung im Einzelnen schließt sich am engsten an die der Pflanzen an; etwas weniger Ähnlichkeit hat sie mit der der Reptilien, am wenigsten mit der der Säuge. tiere. Für die Vergleichung mit der Verteilung der Süßwasser- VI fische habe ich die nötigen Unterlagen nicht finden können; sie würde wahrscheimlich sehr interessante Resultate ergeben. Auch sonst habe ich mich vielfach begnügen müssen, Fragen aufzu- werfen anstatt sie zu beantworten, und die Punkte zu bezeichnen, an denen noch gearbeitet werden muß. Zentralasien und Nord- china einerseits, die makaronesischen Inseln anderseits einzube- ziehen, hat leider der Raum nicht gestattet. Schwanheim (Main), 1. Mai 1898. Dr. W. Kobelt. inhackt Erstes Kapitel. Die Pontus-Länder. Der Pontus keine Einheit. — Verschiedenes Alter der beiden Beeken. — Salzgehalt. — Schwefelwasserstoff im Tiefwasser. — Alt- bürger und Einwanderer. — Verteilung der Mollusken. — Gliederung der Küste. — Der Bosporus. — Durchbruchstheorie. — Die Propontis und ihre Verbindungen mit dem Pontus. — Die Dardanellen. — Die Verbindung durch das Maritzathal. — Die Bildung des Bosporus. — Die Schichten bei Kertsch und Taman. — Ehemaliger Tiefstand des Pontus. — Die Bildung der Limane. — Der Bosporus keine Faunen- scheide für die Mollusken. — Fehlen der mediterranen Züge. — Fauna von Bulgarien. — Bessarabien. — Die Krym. — Der Zusammenhang mit dem Balkan. — Säugetiere der Krym. — Köppens Theorie. — Die Sehlangeninsel. — Flora der Küstenländer. — Das nordkleinasiatische Baldsebiet und’ seine Fauna, .. 2, :.-.r en Wels ses kbeite 1 Zweites Kapitel. Der Kaukasus. Analogien mit den Pyrenäen. — Unterschiede. — Die Parallel- ketten und die geographischen Abteilungen. — Russisch Armenien. — Fehlen mediterraner Charakterzüge. — Südostgränze. — Nordgränze. — Hauptzüge der Molluskenfauna. — Totale Verschiedenheit von der alpinen. — Einfluß der Regenverteilung. — Die Fauna der einzelnen Gebiete. — Ciskaukasien. — Daghestan. — Riongebiet. — Die Rolle des Suram. — Russisch Armenien. — Der Karabagh. — Talysch. — Tropische Züge. — Ghilan und Mazenderan. — Die Hauptzüge der Molluskenverbreitung. — Die Säugetierfauna. — Der Wisent . Seite 36 Drittes Kapitel. Mesopotamien, Persien und Arabien. Mesopotamien. — Fehlen des Krokodils. — Gliederung. — Fisch- fauna. — Spuren alter Zuflüsse vom Antilibanon. — Die Molluskenfauna ächt paläarktisch, auch die Najadeen. — Säugetiere. — Reptilien. — Flora. — Persien. — Allgemeine Gliederung. — Die Rolle der Wüste. — Molluskenfauna kaum bekannt. — Säugetierfauna. — Geringer in- discher Einfluß. — Reptilien. — Die gedrosische Unterprovinz. — Der persische Meerbusen. — Südarabien. — Persische und indische Ein- tlüsse. — Die Flora von Yemen. — Arabien keine einheitliche Provinz Seite 72 VIII Viertes Kapitel. Das Mittelmeer. Geschichte der Erforschung. — Ist das Mittelmeer eine selbstän- dige Region oder ein verarmter Golf des Ozeans? — Fischfatuna. — Molluskenfauna. — Wo liegt die Westgränze? — Ist das Mittelmeer ein einheitliches Faunengebiet? — Eigentümlichkeiten des hinteren Mittelmeers und der Adria. — Nordische Kolonien. — Der Golf von Narbonne. — Einwanderung durch die Strafe von Gibraltar. — Ge- schichte des Mittelmeers. — Warum keine Tiefseefauna? — Das unter- meerisehe: Relief. 2.0.0.2. 2 ua ee Fünftes Kapitel. Die Säugetierfauna der meridionalen Region. Das Mittelmeer eine Faunenscheide ersten Ranges. — Wo ist eine Gattung heimatsberechtigt? — Schwierigkeit der Speziesunter- scheidung. — Verbreitung der einzelnen Familien, — Der Affe. — Fle- dermäuse. — Die Insektivoren. — Reliktcharakter ihrer Verbreitung. — Nager; — ihre Verbreitung den heutigen Verhältnissen entsprechend. — Die Raubtiere. — Ichneumon und Genette. — Schakal und Wolf. — Fuchs. — Hyäne. — Löwe und Panther. — Königstiger. — Wildkatzen. — Luchs. — Bär. — Die Musteliden. — Gazellen. — Wildziegen. — Wildschafe. — Hirsche; — geringe Verbreitung derselben. — Wild- schwein. — Klippschliefer. — Boviden . . . . 2.2... Seite 117 Sechstes Kapitel. Vögel, Amphibien und Reptilien der meridionalen Region. Einteilung von Reichenow und Sclater. — Die Wanderung der Zugvögel und ihr Einfluß. — Palmen. — Die Ornis des Talyschgebietes. — König über Tunis. — Die persische Subregion. — Der Grund- stock eigentümlicher Arten. — Die Verbreitung der Schildkröten. — Die Amphibien. — Die Reptilien. — Fremde Eindringlinge . Seite 167 Siebentes Kapitel. Die Flora der meridionalen Region. Menge der endemischen Arten. — Ob einheitliches Reich? — Ein- fluß der Facies. — Die Entwicklung der Flora nach Engler. — Die Componenten der heutigen Flora. — Einteilung der Region nach Engler. — Unterschiede gegen die Verbreitung der Mollusken. — Verbrei- tung der Zwergpalme. — Nadelhözer. — Die immergrüne Flora und ihre Bedeutune- .-.. 2 Da a. un a. 0a Ran Sean Achtes Kapitel. Die Binnenmollusken der meridionalen Region. Übersicht der Verbreitung. — Daudebardia. — Testacella. — Glan- dina. — Parmacella. — Leucochroa. — Helix. — Die charakteristischen Gruppen: Macularia, Iberus, Levantina, Pomatia, Xerophila. — Buli- minus. — Ferussacia. — Die Clausilien. — Landdeckelschnecken. — Najadeen. — Die Provinzen der meridionalen Region. — Gemeinsame Züge. — Die Küstenfaunula. — Die Ubiquisten und ihre Bedeutung Seite 203 Neuntes Kapitel. Die mauritanisch-andalusische Provinz. Gränzen. — Die Nordgränze eine tertiäre. — Selbständigkeit von Nordmarocco. — Die Tertiärgränze von der Muluja zum Özean. - Der Atlas. — Hauptgliederung. — Trennung von der Küstenkette. — Verhältnis zur gegenüberliegenden Nordküste. — Cossons Ansichten. — Bestätigung durch die Molluskenverbreitung. — Gliederung von Süd- spanien. — Das lusitanische Gebiet. — Nordmarocco. — Geringe Be- deutung der Straße von Gibraltar. — Die Balearen. — Relikten. — Südmarocco. — Die Provinz Oran. — Ihre Gränze nach Osten eben- falls tertiär. — Algier und Tunis. — Die Hochebene. — Der Sahara- atlas. — Die Aures. — Fossile Säugetiere und heutige Fauna. — Ver- breitung der Reptilien. — Süßwasserfische . . . . . . . Seite 218 Zehntes Kapitel. Die tyrrhenische Provinz. Die Tyrrhenis. — Korsika; physikalische Beschaffenheit. — Sar- dinien. — Flora. — Molluskenfauna. — Mollusken der tyrrhenischen Küste. — Catalonien, Südfrankreich, Riviera. — Einfluß der Pyrenäen und der Alpen. — Die subfossilen Formen Liguriens. — Der Monte Argentaro. — Lebende und fossile Säugetiere der Inseln. — Reptilien. — Scharfe Unterschiede geren: Italien. = 2 02 2... 22 223Seite 250 Elftes Kapitel. Italien. Wo liegt die Nordgränze im Apennin? — Versuche einer Teilung in Provinzen. — Die Iberus. — Die Papillifera. — Geringe Zahl der charakteristischen Formen. — Verbreitung der Campy laea, Retinella, Pomatia. — Scharfe Trennung von der Balkanhalbinsel. — Der Gar- gano. — Rolle des Apennin. — Die Abruzzen. — Der Aspromonte. — Mangel an Endemismen bei Säugetieren und Reptilien. — Sieilien. — Die Insel keine gleichmäßige Bildung. — Fossile Säugetiere. — Die Nordostecke. — Der Aetna. — Der Westen. — Verteilung der Iberus. — Malta. — Der alte Zusammenhang mit Nordafrika. — Die Tiefen- verhältnisse. — Die Tertiärsäugetiere Maltas,. — Die Landmollusken deuten auf eine Verbindung spätestens im mittleren Pliocän Seite 268 Zwölftes Kapitel. Die Balkanhalbinsel. Natürliche Gliederung. — Albanien. — Durazzo und Janina. — Der See von Ochrida und seine Relikten. — Vardarthal. — Thessalien. Griechenland. — Die Codringtonien. — Geringe Bedeutung des Meerbusens von Korinth. — Schar fe Trennung von Ost und West. Die eigentliche Gränze zwischen Europa und Asien. — Arammanien — — Die jonischen Inseln. — Der Pelopones. — Euböa. — Cerigo und Ceri- &otto. — Scharfe Gränze. — Kreta. — Die Albinarien. — War Kreta früher größer? — Das ehemalige Festland im Archipel — Die Gränze darin. — Die thrazischen Inseln. — Macedonien und die Maritza- Ebene ee ee Seite: 300 Dreizehntes Kapitel. Kleinasien. Kleinasien und Persien. — Die Hochebene. — Die Westküste. — Die Tauruskette. — Wo liegt die Ostgränze der Halbinsel? — Fauna der Nordwesteeke. — Jonien und die anliegenden Inseln. — Verhältnis zur griechischen Fauna. — Karien und die vorliegenden Inseln. — Rhodus. — Lykien. — Pamphylien. — Die Cilicia trachaea. — Cilieien. = Cypern. 00. een waere ee ale, Sn De Vierzehntes Kapitel. Syrien, Palästina, Egypten. Gesammtcharakter der Ostküste zwischen Meer und Wüste. — Gliederung von Westen nach Osten und von Norden nach Süden. — Geologische Geschichte. — Alter der Jordansenke. — Fauna von Sy: rien. — Bildet der Orontesdurchbruch eine Gränze? — Fauna von Mittelsyrien. — Die Untergattung Levantina. — Die Süßwasserfauna. — Palästina. — Flora und Fauna der Jordansenke. — Das peträische Arabien. — Die Untergattung Eremia. — Egypten. — Paläarktische Land- und tropische Süßwasserfauna. — Die Marmarica. — Cyrenaika. — u PTIDONS yore re ee a el rag Er A Erstes Kapitel. Die Pontus-Länder. Der Balkan brieht nach Osten hin steil und unvermittelt ab; die Gebirgskette, welche Norden und Süden scheidet, wird hier unterbrochen durch ein mitMeerwasser gefülltes Becken, den Pontus, der Balkan und Kaukasus trennt; in ihm erhebt sich eine jetzt landfest gewordene Insel, die Krym. Der Pontus erscheint heute als ein Teil des Mittelmeeres, aber wir haben schon in dem ersten Bande mehrfach erwähnt, daß seine Entwicklungsgeschichte eine völlig andere ist. Erst in einer geologisch ganz jungen Zeit sind die beiden Meere mit einander in Verbindung getreten, und es ist eine interessante Aufgabe zu prüfen, wie weit sich Reflexe des verschiedenartigen Entwicklungsganges in der heutigen Fauna nachweisen lassen. Der Pontus erscheint auf der Karte als eine geschlossene Einheit, von der sich nur das Asowsche Meer abgliedert; er besteht aber trotzdem aus zwei grundverschiedenen Teilen, einem nördlichen und einem südlichen. Die Trennungslinie geht von Burgas am Balkanabsturz nach dem Kap Tarchankut, der Süd- westspitze der Krym; sie ist nach Favre die direkte Fortsetzung der großen Bruchlinie, welche sich (nach Hochstetter) als südliche Grenze des Balkans von Pirot in Serbien bis zum Kap Emini nachweisen läßt. Nördlich von dieser Linie hat die Expedition des Tschernomorez unter Kapitän Spindler 1890 nirgends Tiefen von mehr als 200m gefunden. In der Linie selbst aber stürzt der Meeresboden plötzlich zu einer Tiefe von 12—1300 m ab, und dieser steile Absturz setzt sich längs der Südküste der Krym zum Kaukasus fort. Was südlich davon liegt, ist alles tiefes Wasser; auch an der Nordküste Kleinasiens reichen erhebliche Kobelt, Zoogeographie II, 1 RE Tiefen bis dicht an die Küste heran. Die beiden Becken haben aber nicht nur eine sehr verschiedene Tiefe, sondern auch ein sehr verschiedenes Alter, und zwar ist das flache nördliche Becken erheblich älter, als das tiefe südliche. Es ist nämlich eine Ab- teilung der großen aralo-kaspischen oder kaspisch-pontischen Senke, welche, wie wir im ersten Band gesehen, schon in der mittleren Tertiärperiode mit Wasser gefüllt war und seitdem Meer geblieben ist. Die südliche Hälfte dagegen trägt überall die Kennzeichen eines viel jüngeren Einsturzbeckens; sie ist jedenfalls nicht früher entstanden, als der Balkan und wahrscheinlich in direkter Verbindung mit dem Einsinken der Schollen nördlich und südlich von ihm. Jedenfalls ist sie Jünger, als die Erhebung des Kaukasus, aber sie ist zu einer Zeit erfolgt, wo der heutige Archipel noch Festland war, wahrscheinlich während der Mioeän- periode. Das neugebildete Becken konnte sich natürlich nicht mit Meerwasser füllen, da es durch einen breiten Landstreifen vom Mittelmeer getrennt war; es enthielt also, wie der Rest des sarmatisch-kaspischen Beckens, von welchem aus es sich füllte, süßes oder höchstens schwach salziges Wasser. Seinen heutigen Salzgehalt hat es erst verhältnismäßig spät erhalten, erst nach- dem es in Verbindung mit dem Mittelmeer getreten war. Aus diesem fließt nämlich ein starker Unterstrom durch die Meer- engen, als Ersatz des oberflächlich abfließenden, schwach gesal- zenen Wassers. Er hat zwar nur eine Durchschnittsgeschwin- digkeit von einem Drittel Meter in der Sekunde, aber er fließt stellenweise auch viel rascher; nach Makarow führt er durch den Bosporus trotz seiner Langsamkeit ca. 20000 Kubikfuß Meer- wasser in der Sekunde, jährlich ca. 178 Kubikkilometer, unge- fähr die Hälfte der Wassermenge, welche die Wolga dem Kaspi zuführt. Nach Magnaghi (Atti del primo congreso italiano) ersetzt er ungefähr die Hälfte des Wassers, welches durch die Oberflächen- strömung dem Schwarzen Meer entzogen wird. Er würde in etwa 3000 Jahren das ganze Meeresbecken ausfüllen und reicht vollständig aus, um trotz der erheblichen Süßwasserzuflüsse den Salzgehalt des Beckens mehr und mehr dem des Mittelmeeres zu nähern. Heute ist der Salzgehalt in den verschiedenen Teilen des Pontus ein sehr ungleicher. Am geringsten ist er in dem Asow- schen Meere und an den Mündungen der russischen Ströme, dann er an der Westküste. Hier fließt nämlich anscheinend das Wasser der Donau, fast ohne sich mit dem Reste des Meerwassers zu mischen, der Küste entlang und liefert fast allein die Wasser- massen, welche durch den Bosporus zum Marmorameer strömen. Am höchsten ist der Salzgehalt an der Südküste der Krym und an der Nordküste Kleinasiens, doch steigt er selbst nahe dem Eingang des Bosporus nicht über 10 g im Liter. Die Verteilung des Tierlebens wird dadurch natürlich sehr beeinflußt, noch mehr aber durch eine andere sehr merkwürdige Erscheinung, welche uns erst die genaueren Tiefseeforschungen des letzten Jahrzehntes kennen gelehrt haben. Schon bei 100 Faden Tiefe tritt nämlich im Pontus ein sehr erheblicher Gehalt an Schwefelwasserstoff auf, ea. 0,33 cem im Liter; er nimmt nach der Tiefe hin rasch zu und beträgt am Boden stellenweise bis 6,58 cem im Liter. Sehon bei 200 Faden kann deshalb ein lebendes Wesen nicht mehr existieren *). Der Schwefelwasserstoffgehalt kann kaum auf eine andere Weise erklärt werden, als dureh die Zersetzung einer älteren Tierwelt, welche beim Eindringen des Salzwassers zu Grunde ging; seine Höhe wird aber jedenfalls mit dadurch be- dingt, daß die ganze Wassermasse des Pontus schon in einer geringen Tiefe völlig stagniert und regungslos daliegt. Die Strö- mungen betreffen nur die oberflächlichen Schichten. Das ist die natürliche Folge der Seichtigkeit des Bosporus, dessen Tiefe 100 m nirgends zu übersteigen scheint; tiefere Wasserschichten können deshalb nieht abströmen. Aus demselben Grunde hat auch das Tiefwasser des Schwarzen Meeres eine erheblich höhere Tempe- ratur als in irgend einem anderen Meeresbecken in gleicher Breite. Wir finden schon bei etwa 90 m Tiefe eine invariable Schicht von 7,2°C., dann nimmt die Temperatur zu und beträgt in grö- Beren Tiefen überall 9° C. Schon das würde die Tiefseefauna *) Einen ähnlichen Schwefelwasserstoffgehalt, welcher aber schon in einer Tiefe von 6m auftritt und die tieferen Schichten azoisch macht, hat der russische Forscher Knipowitsch neuerdings im See von Mogil- noje auf der Insel Kildin an der Murmanküste nachgewiesen. Hier findet sich unter einer ziemlich dicken Süßwasserschicht zunächst eine Brackwasserschicht mit Relikten, dann Meerwasser mit Schwefelwasser- stoff. Der See scheint noch nicht allzulang durch eine negative Strand- verschiebung abgetrennt worden zu sein und hat durch den trennen- den Damm hindurch immer noch Verbindung mit dem Meere. A ER vom Pontus ausschließen, ganz abgesehen vom Schwefelwasser- stoffgehalt. Dem vorher geschilderten Entwicklungsgange zufolge ist die heutige Fauna des Pontus aus zwei verschiedenen Quellen hervorgegangen. Die Abkömmlinge beider lassen sich nicht nur deutlich trennen und nachweisen, sie sind auch heute noch räum- lich geschieden, und zwar horizontal wie vertikal. Freilich, von der reichen Säugetierfauna, welche im Miocän und in geringe- rem Grade auch noch im Pliocän das sarmatisch-pontische Meer bevölkerte, ist nichts übrig geblieben. Noch im Postpliocän Bess- arabiens finden wir zwei Arten Phoca (pontica Eichw. und moeotica Nordm.). Heute fehlt die Gattung im Schwarzen Meere ganz*) und nur einzeln finden wir als Einwanderer den weiß- bäuchigen Seemönch (Pelagius monachus) des Mittelmeers. Was an Delphiniden gelegentlich vorkommt, sind Irrgäste aus dem Mittelmeer. Daß selbst die Orca sich manchmal bis in den Bosporus verirrt, berichtet schon Procopius von Caesarea. Anders verhält es sich mit den Fischen. An den Steilküsten Kleinasiens, an der Südküste der Krim und im Bereiche der Unterströmung vor dem Bosporus herrschen die Einwanderer aus dem Mittelmeer vor, zu denen, wie es scheint, immer noch einzelne neue Arten hinzukommen ®*). Aber im Brakwasser von der Mündung der Donau bis zum Asowschen Meere, das erst in verhältnismäßig neuerer Zeit durch die Bildung der Landenge von Perekop ab- getrennt worden ist, hat sich die alte sarmatische Ichthys erhalten, welehe mit der des Kaspi die größte Ähnlichkeit hat; sie ent- sendet zahlreiche Arten nicht nur in die südrußischen Flüsse, son- dern auch in die Donau. Wie im Kaspi dominiren hier die Go- biiden mit ca. 50 Arten, dann die Cypriniden und hauptsächlich die Störe; mit ihnen zusammen finden sich unsere Süßwasser- fische: der Hecht, der allerdings auf das Asowsche Meer be- schränkt scheint, Aal, Wels, Äsche, die Barsche und Stichlinge, unter den Pereiden die Gattungen Aspro Cuv. und Percarina *) Ob diese Arten nicht vielleicht mit der kaspischen Robbe in Verbindung zu bringen sind, ist meines Wissens noch nicht untersucht. *#*) So sind nach Kessler und Palacky Lophius piscatorius, Con- ger, Blennius heute noch einzeln und selten im Pontus; Rhombus levis wurde 1873 zum erstenmal bei Feodosia an der Südküste der Krim gefangen. u TE Nordm.; neuerdings wurde von der Atmanai-Expedition auch As- perina Ostr. gefunden. Nach Kessler hat der Pontus vom Mittelmeer 75 Fischarten (von ca. 400 dort lebenden) erhalten und dafür höchstens drei abgegeben, Gobius ophiocephalus, den auch im Kaspi lebenden Syngnathus bucculentus, und den ge- meinen Stör, vorausgesetzt daß dieser nicht schon lange vor Er- öffnung der Dardanellen durch die Ostsee in den Atlantischen Ozean und das Mittelmeer gelangt ist. Genau dasselbe gilt für die Mollusken. Im Asowschen Meere, in allen Limanen und Strandseen der Nordküste von der Donaumündung bis zum Kaukasus haben sich dieselben Arten erhalten, welchen wir schon im Kaspischen Meer als Relikten aus dem Tertiär begegnet sind; sie mischen sich mit den Süß- wasserarten der südrussischen Ströme. An der Südküste der Krim und an den wenigen Punkten der kleinasiatischen Küste, an denen bis jetzt gesammelt worden ist, treffen wir ausschließ- lich mediterrane Arten, und zwar vorwiegend die gemeineren, im Punkte des Salzgehaltes und der Temperatur nieht sonderlich wählerischen Strandarten, für welche die geringe Tiefe des Bosporus kein Hindernis ist. Ihre Artenzahl ist auch jetzt noch, wo wir durch die sorgfältigeren Forschungen der Bi loaredhen Station in Sebastopol endlich zu einer genaueren Kenntnis der- selben gelangt sind, eine relativ geringe und es ist von Interesse, die Zunahme een von der Donmündung nach dem ea zu verfolgen. Nach Ostroumoff*) finden sich im nordöst- lichen Teile des Asowschen Meerbusens 13 Gattungen mit 15 Ar- ten, im südwestlichen Teile einschließlich der Straße von Kertsch 20 Gattungen und 26 Arten, im übrigen Pontus mit Ausnahme des Bosporus-Einganges 56 Gattungen mit 91 Arten, im Bosporus selbst und den Buchten an seinem Nordausgang 86 Gattungen und 151 Arten, im Marmorameer schon 103 Gattungen mit 240 Arten. Aus dem Archipel zählte Forbes schon vor 50 Jahren 410 Arten auf. Ich gebe im Anhang 1 die Liste der aus dem Pontus bekannten Arten, in Anhang 2 das Verzeichnis derer aus dem Marmorameer nach Forbes und den Sammlungen Natterers. Es wäre schon einmal einer genauen Prüfung durch einen Bio- logen wert, warum gerade diese Arten und nicht auch andere *) Zoologischer Anzeiger Nr. 447 (1893). BR so weit vorgedrungen sind *). Es scheint aber nicht nur die Artenzahl geringer, sondern auch die der Individuen. Kannen- berg**) bemerkt ausdrücklich, daß an der Pontusküste die Mollusken im Vergleich zur Küste des Mittelmeeres auffallend selten sind. Übrigens ist dabei immer zu beachten, daß eine ganze Reihe der im Pontus lebenden Molluskenarten zu den geologisch sehr alten gehört, die sich schon im Wiener Becken finden und sich recht wohl aus dieser Zeit bis heute erhalten haben können. Daß auch eine vertikale Scheidung stattfindet und daß man den Verlauf des salzigen Unterstroms geradezu an seiner Fauna erkennen kann, hat Ostroumoff neuerdings sehr hübsch nach- gewiesen. Die Mittelmeerarten sind aueh am Bosporus wesent- lich auf den salzigen Unterstrom beschränkt und wir können dessen Beginn vollständig auch ohne chemische Untersuchung an dem Auftreten mariner Arten erkennen. Wenden wir uns vom Schwarzen Meere zu seinen Küsten- ländern. Sie gliedern sich nach ihrer physikalischen Beschaffen- heit in vier ziemlich scharf geschiedene Teile. Vom Bosporus bis Varna bildet der schroff abbrechende Balkan die Küste; das Gebirge tritt bis dieht an das Meer heran und bildet bei Burgas und in geringerem Grade auch an einigen anderen Stellen tief eindringende Buchten, wie sie sonst an der Pontusküste nicht vorkommen. Auch weiter nördlich bis zur Donaumündung fällt die Dobrudscha steil ab. Von der Donau bis zum Westende des Kaukasus begrenzt der Rand der südrussischen Steppe das Meer; er ist besetzt mit brakischen Strandseen und bildet an den Mün- dungen der Flüsse tief eindringende Buchten, die Limane, deren Bildung in mancher Hinsicht noch immer rätselhaft ist. Der größte der Limane ist der an der Donmündung, das Asowsche Meer. An die Steppe schließt sich der Südabhang des Kaukasus, als dessen Fortsetzung physikalisch, wenn auch nicht orographisch, die Südküste der Krim erscheint; am Ostende lagert sich ihm das kolehische Schwemmland vor. Die ganze Südküste des Pon- *) Die Austern der Propontis waren schon im Altertum berühmt und kommen heute noch massenhaft auf den Markt von Konstantinopel. Tehihatcheff rühmt die Austern von Sinope, fand aber bei Samsun keine mehr. **) Die Naturschätze Kleinasiens 1897 p. 78. Ze He tus aber wird von dem Steilabfall der kleinasiatischen Hochebene gebildet; sie ist kaum gegliedert, nur durch einige flache Buch- ten unterbrochen; das Kap bei Sinope ist, wie wir sehen werden, in vieler Hinsicht geographisch wichtig. Sonst kann man die Küste doch in drei Abteilungen gliedern, welche etwa den alten Königreichen Pontus, Paphlagonien und Bithynien entsprechen. Der Eingang des Bosporus unterbricht die Küstenlinie im Südwesten kaum merklich; die ganze Wasserfläche, nur 2000 m, an der engsten Stelle nur 500 m breit, durehschneidet ein Land, welches an ihren beiden Seiten geologisch völlig gleich gebaut ist. Am Schwarzen Meer liegen vulkanische Gesteine von ter- tiärem Alter, weiter südlich folgen devonische Schichten, welche allerdings in Anatolien stärker entwickelt erscheinen, als in Ru- milien. Welche, Bedeutung hat dieser Meeresarm, den man seit den ältesten Zeiten als die Grenze zweier Erdteile betrachtet? Scheidet er. wirklich seit alter Zeit zwei nicht blos politisch, son- dern auch faunistisch und floristisch verschiedene Gebiete? oder ist er eine jüngere Bildung, welche zoogeographisch keine grö- Bere Bedeutung hat, als irgend ein Flußthal mit süßem Wasser? Und welcher der beiden Meerengen kommt die größere Wich- tigkeit zu? Schon die Geographen des Altertums haben sich vielfach mit den Verhältnissen der Verbindung zwischen dem Pontus euxinus und dem Archipel beschäftigt. Nach Strabo hat schon lange vor seiner Zeit Strato von Lampsakus gelehrt, das Wasser des Pontus habe, durch die großen in ihn mündenden Flüsse geschwellt, zuerst den Bosporus und dann die Dardanellen durch- brochen und Asien und Europa getrennt. Daß das bei Menschen- sedenken geschehen sei, berichtet uns Diodor. Die Priester des uralten pelasgischen Heiligtums auf Samothrake erzählten ihm, daß ihnen von ihren Vorgängern die Kunde von einer gewal- tigen Flut überliefert sei, welche die Dardanellen geöffnet und den Archipel verheert habe. Daß das Meer einmal viel höher gestanden, war eine allbekannte Sage; trug ja doch Ancyra, das heutige Angora, seinen Namen von einem Anker, den man bei seiner Gründung tief im Lande drin gefunden hatte. Aber auch die moderne Geologie hat unzweifelhaft nachgewiesen, daß die Entstehung der Verbindung zwischen den beiden Meeren jungen Datums ist, so Jung, daß der Mensch recht wohl Zeuge davon ge- a wesen sein kann. Trotzdem ist die Frage, ob die beiden Meer- engen Durchbrüche gestauter Wassermassen sind oder Folgen geologischer Katastrophen, Grabenversenkungen, und ob beide überhaupt als gleichartige Bildungen aufzufassen sind, noch lange nicht endgültig gelöst. Wir wollen versuchen, den gegenwär- tigen Stand der Frage genauer zu präcisieren. Zunächst entspringt eine große Schwierigkeit aus der Exi- stenz und den physikalischen Verhältnissen der Propontis. Die Lothungen des „Taurus“ haben in ihr Tiefen bis über 1000 m nachgewiesen. Diese können angesichts der geringen Tiefe des Bosporus und der Dardanellen unmöglich von den einbrechenden Wassermassen gewühlt worden sein. Die ganze Einsenkung muss schon früher vorhanden gewesen sein, dafür sprechen auch die tief eindringenden Meerbusen, welche sich an das Marmorameer anschließen. Nun könnte man ja annehmen, daß hier eins jener großen Seebecken gelegen habe, wie sie Neumayr und andere Geologen für das Gebiet des heutigen Archipels unzweifelhaft nachgewiesen haben, und man könnte die Existenz von Resten der Isterfauna im See von Sabandscha recht wohl dafür heran- ziehen, aber auch dem widerspricht die ungeheure Tiefe. Wenn wir überhaupt annehmen, daß die Propontissenke schon vor der Herstellung der Verbindung mit dem Mittelmeer bestand, können wir auch den weiteren Schluß nicht abweisen, daß sie aller Wahr- scheinlichkeit nach auch in Verbindung mit dem Pontus gestan den haben muss. Das lehren die hypsometrischen Verhältnisse. Abgesehen von dem Bosporus, den wir nachher genauer betrachten werden, sind nämlich auf der kleinasiatischen Seite noch zwei Einsenkungen vorhanden, welche schon bei einer relativ ganz geringen Erhöhung des Pontusspiegels die beiden Becken verbin- den mussten. Die eine führt durch den Unterlauf des Sakaria, des alten Sangarius, und das Thal des Tscharyk-Su oder Melas zum See von Sabandscha; dieser aber, der nach den neuesten Messungen nur 17 m) über dem Meeresspiegel liegt, wird nur durch eine schmale, noch dazu allem Anschein nach erst durch *) Die Angabe von Tchihatcheff, dass der Spiegel des Sees von Sabandscha 97 m über dem Meere liege, ist durch die Messungen von H. de Hell als vollständig falsch erwiesen. Man vergleiche auch die Bemerkungen von Diest in Petermanns Mitteilungen, Ergänzungs- band XX. zer spättertiäre vulkanische Ausbrüche gebildete Scheide, das Plateau von Sary Mesche, das sich nicht über 40 m erhebt, von der Küstenebene des Golfs von Ismid getrennt, der schmal und see- artig SO km tief ins Land eindringt. Diese Senke tritt so auf- fallend hervor, daß schon Cajus Plinius Seeundus, als er Statt- halter dieser Gebiete war, dem Kaiser Trajan vorschlug, den ‘See dureh einen Kanal mit Nicomedia zu verbinden und so einen direkten, auch im Winter gesicherten Weg von den reichsten Teilen Kleinasiens zu den Städten an der Propontis zu schaffen. Auch die türkischen Sultane haben mehrfach daran gedacht, einen Kanal anzulegen und in den letzten Jahrzehnten ist das Projekt mehrfach wieder angeregt worden. — Die Senke des Sangarius nähert sich aber dem Gebiet des Marmorameeres noch an einer anderen Stelle; gerade da, wo der Fluß sein großes Knie macht, ist er von dem See von Isnik (Nieaea) nur wenige Kilometer entfernt. Dieser See ist aber durch einen Abfluß mit ganz geringem Gefälle direkt mit der Bucht von Gemlik verbun- den und war früher jedenfalls eine Meeresbucht. Ebenso war es wohl mit der Senke, welche sein Unterlauf durehscehneidet und welche die Seen von Apollonia und von Manyas und die Läufe des dem Sakaria zufließenden Gok-su und zweier Tribu- täre des Susurlu enthält. Sie reicht bis zum Granieus und ist an mehreren Stellen direkt mit der Küstenebene verbunden. Ein geringes Steigen der Propontis mußte sie unter Wasser setzen, denn der See von Manyas liegt nach Tehihatcheff nur ganz wenig über dem Meere, der von Apollonia ca. 15 Meter. Schade, daß wir die Molluskenfauna dieser Gebiete noch so wenig ken- nen; ihre genaue Erforschung würde uns wahrscheinlich sichere Beweise für die ehemalige Inselnatur der Küstenberge liefern. Demnach hätte eine Erhöhung des Meeresspiegels um höch- stens 40 m auch ohne die Existenz der Bosporus-Senke Pontus und Propontis in Verbindung gebracht, und das hätte schwerlich Druck genug gegeben, um einen Landdamm von der Stärke des Gebietes, das der Bosporus durchschneidet, zu durchbrechen. Wir werden also wohl annehmen müssen, daß das heutige Mar- morameer schon lange, ehe es mit dem Mittelmeer in Verbindung trat, ein Teil des Pontus war und mit ihm vielleicht durch meh- rere Straßen in Verbindung stand, eine Inselgruppe umschließend, deren einzelne Teile den heutigen Prinzeninseln glichen. Das Eee zeigen auch die genauen Untersuchungen an den Dardanellen, die wir Calvert und Neumayr*) verdanken. Sie weisen nach, daß bis zum Ende der Tertiärzeit das heutige Marmora- meerbecken von einem mit dem Pontus zusammenhängenden Binnenmeer eingenommen war, das nicht einmal an den Darda- nellen seine Südgrenze erreichte, sondern auch noch einen guten Teil des nördlichen Archipels bedeekte und erst weiter südlich durch eine Landbrücke vom Mittelmeer getrennt war. Pliocäne Meeresbildungen fehlen in seinem ganzen Umfang; die Darda- nellen sind tief ins Miocän eingeschnitten; Schichten mit aus- gesprochen pontischer Fauna, mit Unionen und Melanopsis, und mit einer nahen Verwandten der lebenden Melania holandri (Mel. hellespontica Neum.) reichen bis 800°’ über den heutigen Meeres- spiegel; sie enthalten in den obersten Lagen auch einige der charakteristischen Säugethiere von Pikermi, Camelopardalis at- fica, Sus erymanthius (= major Gerv.) und Trogoceros amal- theus, in den unteren pontische Robben und Bartenwale, aber kein Stück mediterranen Ursprungs. Nur dieht am Meere, nir- gends über 40° sich erhebend, liegen marine Schichten mit lauter rezenten Mittelmeerconchylien, deren diluvialer Charakter noch bestimmter erhärtet wird durch ein von Menschenhand geschla- genes Feuersteinmesser, das bei Gallipoli in ihnen gefunden wurde und nicht einmal dem allerältesten Typus angehört. Daß also bis ins Diluv hinein das Marmorameer zum Pontus und nicht zum Mittelmeer gehörte, ist auch durch die Geologie unzweifel- haft erwiesen. Im nördlichen Archipel und nicht bei Konstan- tinopel war der Nordrand der Landbarriere, welche das pontisch- kaspische Meer vom Mittelmeer trennte. Die Meereshöhe, in welcher an den Dardanellen pontische Konchylien vorkommen, scheint allerdings dem, was ich im ersten jande über den höchstmöglichen Wasserstand im sarmatischen Meere gesagt habe, zu widersprechen. Es muß sich da um ge- hobene Schichten handeln, denn schon lange, ehe der Wasser- spiegel eine solche Höhe erreichte, hätte, ganz abgesehen von der viel niedrigeren Wasserscheide gegen die Eismeerzuflüsse hin, eine andere Senkung sich mit Wasser füllen müssen, die eine *) Calvert und Neumayr, die jungen Ablagerungen am Helles- pont. In Denkschriften der k. k. Akademie zu Wien. Vol. 40 p. 357. > A Umgehung der Dardanellen bewirkt hätte. Sie liegt auf der europäischen Seite. Hier hat schon Viquesnel*) auf einen Zug tertiärer Schichten aufmerksam gemacht, der sicher einen guten Teil der Tertiärperiode hindurch eine Verbindung von Pontus und Archipel darstellte. Er ist um so wichtiger, als er nicht eine später zufällig entstandene Senke ausfüllt, sondern den Zwischenraum zwischen zwei grundverschiedenen Teilen der Erd- rinde bezeichnet, zwischen der Urgesteinsscholle, welche sich südlich an den Balkan anlegt und den devonischen Gebieten des nordwestlichen Kleinasiens. Nur eine niedere Schwelle trennt heute die Oberläufe der Zuflüsse der Maritza von dem nahen Pontus; sie erhebt sich anscheinend nirgends über 200 m und ist wahrscheinlich an vielen Stellen beträchtlich niedriger. Vom Kap Burnu bis zum Ausfluß des Sees von Derkos bilden Num- mulitenschichten die Küste des Schwarzen Meeres; sie sind auf- gerichtet und stellenweise sogar übergeschoben; auf ihnen liegen diskordant jüngere Tertiärschiehten, Kies, Sand und Thon. Ihr Alter ist leider noch nicht bestimmt festgestellt, auch nieht ihre Ausdehnung; sie verschwinden unter dem Alluv der Maritza- ebene, reichen aber jedenfalls von Meer zu Meer und haben min- destens bis in die spätere Tertiärzeit hinein beide Meere verbun- den. Allerdings vielleicht nicht als Meeresarm, sondern als Fluß; der Gedanke liegt nahe, diesen mit dem Wasserlauf in Beziehung zu bringen, der die Knochenlager zusammenschwemmte, deren kümmerliche Reste uns bei Pikermi erhalten sind. Er mag später in den Golf von Saros hinter der Halbinsel von Gallipoli gemündet haben, der zu den tieferen und älteren Partieen des Archipels gehört und die direkte Fortsetzung des Beckens von Ergene bil- det, welches die Küstenberge der Propontis völlig von dem Rest der Balkanhalbinsel trennt. Diese Kette hat in dem 7—800 m hohen Tekir-Dagli einen granitischen Kern, während die Halb- insel von Gallipoli aus den Absätzen eines großen Binnensees der sarmatischen Periode gebildet wird. Auf die wichtige Rolle, welche der Tertiärstreifen zwischen Pontus und Archipel in zo0- geographischer Beziehung spielt, werden wir später zurückzu- kommen haben. Die Bildung des Bosporus ist damit immer noch nicht er- *) Bulletin de la Soeciete geologique de France 1849, re ee klärt. Die Durchbruchstheorie der alten Geographen Strato und Strabo hat neuerdings eine gewichtige Stütze erhalten durch die Lehre von der Eiszeit. Das Schmelzen der Eismassen musste sowohl von Imnerrußland her wie durch die Donau von den Alpen ungeheure Wassermassen liefern, welche den Pontus zum Überlaufen bringen konnten. Leider fehlen für eine definitive Entscheidung heute noch die Unterlagen. So unglaub- lich es erscheint, die Ufer des Bosporus in der nächsten Nähe der Weltstadt Constantinopel, in zwei Tagen von Deutschland aus erreichbar, gehören heute noch zu den fast völlig unbe- kannten Gebieten. Haben doch erst im letzten Jahrzehnt die Fabrten von Colmar von der Goltz*) und von Diest**) die Sage von dem zusammenhängenden Urwald, dem Baummeer (Agadsch Denisi) zerstört, das die ganze Halbinsel von Bithynien erfüllen sollte. So ist es kein Wunder, daß man auch noch über den Zeitpunkt der Bildung des Bosporus streitet, wenn auch alle Geologen darüber einig sind, daß er geologisch sehr jung ist; de Verneuil verlegt die Bildung schon ans Ende der Tertiärperiode, Aime& Boue&, Dubois de Montpereux, Tehihatcheff ans Ende des Quartär. Mir scheint es un- wahrscheinlich, daß der Druck, dessen Maximum die Höhe der Schwelle bei Sabandja begrenzt, im Stande gewesen wäre, eine Landschwelle von immerhin 26 Kilometer Breite zu durch- brechen. Auch daß der Bosporus an beiden Seiten von viel höherem Gelände eingefaßt wird, scheint mir gegen die Durch- bruchstheorie zu sprechen, vorab aber schon die Existenz des goldenen Hornes überhaupt, das bei einem Durchbruch wohl zweifellos zugeschwemmt worden wäre; daß die Strömung, wel- che die Bucht heute offen hält, ausgereicht haben würde, um sie in einer Tiefe von immerhin 7 km wieder zu öffnen, ist mir einigermaßen zweifelhaft. Ich halte es aber auch für unmög- lich, daß ein derartiger Durchbruch erfolgen kann, ohne daß sich am Eingang desselben durch das Nachstürzen der Seiten- teile eine trichterförmige Erweiterung bildet, wie wir sie z. B. vor den Säulen des Herkules so schön entwickelt sehen. *) Anatolische Ausflüge, Berlin 1896. **) Von Pergamon nach Dindymos. In Peterm. Mitt. Ergänzungs- band Nr. 94. N TE Somit erscheint es viel wahrscheinlicher, daß es sich beim Bosporus um eine Grabensenke handelt. Auch die neueste Ar- beit über den Bosporus, die von Boiatzis*), kommt zu dieser Annalhıme. Vielleicht ist der Bosporus aber gar nicht einmal eine einheitliche Bildung. Wenigstens trägt nach einer münd- lichen Mittheilung meines Freundes A. von Reinach der Bosporus von seiner Umbiegung bei Bujukdere an bis zum Pontus ganz den Charakter eines Erosionsthales, das von Süden nach Norden ausgewaschen wurde und die direkte Fortsetzung des Thales von Bujukdere bildet. Meine Meinung, soweit man ohne Autopsie sich eine solche bilden kann, geht dahin, daß der Hauptteil des Bosporus tektonisch vorgebildet ist und schon mit Pontuswasser gefüllt war, als die Dardanellen noch geschlossen waren. Es mögen damals auch die beiden anderen Verbindungen bestanden haben, «die wir oben erwähnten, und der Bosporus ist vielleicht erst durch den jungtertiären vulkanischen Ausbruch am Saband- scha die einzige oder doch die tiefere geworden. Eine heftige Strömung wird in keiner dieser Verbindungen gewesen sein. Erst als die Dardanellen durehbrachen, ein Vorgang, der unbe- dingt erst spät in der Diluvialperiode und wohl mit dem Nie- derbruch des Archipels zusammen erfolgte, begann eine mächtige Erosion in der Verbindungsspalte zu arbeiten und gab der Straße nach und nach die heutige Tiefe und Breite. Boiatzis hat]. e. die Fortschritte ausführlich erörtert, welche die Auswaschung seit der Gründung von Byzanz gemacht hat; die schmalste Stelle ist heute noch nicht über 550 m breit und trotz der Dureh- schnittstiefe von 70 m haben einige Untiefen bis auf die gegen- wärtige Zeit der Erosion Widerstand geleistet. So ganz einfach ist es aber doch wohl auch nicht herge- gangen, daß der Überschuß des Pontuswassers ablief und sich der Wasserspiegel auf das Niveau des Archipels senkte. Einige geologische Thatsachen wenigstens geben uns schwer zu den- tende Rätsel auf. Abich hat bei Kertsch und Taman über dem Meere Schichten mit einer ächten Mediterranfauna gefunden, Tehihatcheff eben solche bei Samsun. Dazu kommen die oben erwähnten Schichten am Eingang in die Dardanellen 40° über dem heutigen Niveau. Doch sind diese Bildungen wohl nieht *) Grundlinien des Bosporus. Inauguraldissertation, Königsberg. a alle gleichwertig. Die Schichten von Kertsch und Taman*) liegen zwar stellenweise bis 12—16 Fuß über dem heutigen Meeresniveau, an anderen aber auch noch völlig in der Höhe dies Meeresspiegels. Ihre Molluskenfauna, die wir im Anhang 3 aufzählen, besteht fast nur aus Zweischalern, die (mit einer Aus- nahme) auch heute noch im Pontus vorkommen, aber es sind drei Arten beigemengt, die als Überbleibsel aus dem sarmatischen Tertiär bezeichnet werden müssen und jetzt ausgestorben sind, und auch von den übrigen 19 kommt die Hälfte (die betreffenden Arten sind in der Liste mit einem Sternchen bezeichnet) auch im Tertiär des Wiener Beckens vor. Die drei einzigen Einschaler sind charakteristischer Weise auch darunter. Der mediterrane Charakter ist also durchaus nicht so scharf ausgeprägt und die Hebung kann nicht befremden, wenn wir bedenken, daß gerade in dieser Gegend die bekannten Schlammvulkane liegen, deren Ausbrüche mancherlei Niveauveränderungen im Gefolge gehabt haben. Ist ja doch der kimmerische Bosporus überhaupt erst in junger, quaternärer Zeit entstanden und durchschneidet ein (Gebiet, das an beiden Ufern völlig gleich gebildet ist. Sein Durchbruch ist schwerlich älter als der der Dardanellen; die direkte Fortsetzung des unteren Don-Laufes geht nördlich der Krim vorüber. Die Bildung des Perekop dürfte die direkte Folge des Durchbruches der Straße von Kertsch sein, der die Strömung des Don ableitete und so der Versandung freies Spiel ließ. Aber auch die Bildung der Limane, der Mündungsbuchten am Einfluss der südrussischen Ströme, läßt sich nur sehr schwer erklären. Nach Sokolow**) sind sie untergetauchte Erosions- thäler, deren Bildung unzweifelhaft in die postpliocäne Zeit fällt, weil die jüngeren Flußablagerungen vielfach in tieferem Niveau liegen, als die pliocänen Kalke. Das würde im Postpliocän einen sehr viel tieferen Stand des Meeresspiegels beweisen, der sich nur durch sehr gewagte Hypothesen erklären läßt, besonders da die pliocänen Kalke in ihrer Lagerung nirgends gestört sind. *) Vgl. Abich, Einleitende Grundzüge zur Geologie der Halb- inseln Kertsch und Taman. In Memoires Acad. St. Petersbourg (7) IX Nr. 4. 1865. *#*) Über die Entstehung der Limane Südrusslands. In Mem. Co- mite geol. Russe 1865. Vol. 10 p. 530. Den Einsturz der Südhälfte des Pontus dafür heranzuziehen, läge am nächsten, aber dann müssten wir auch diesen in die postpliocäne Zeit verlegen anstatt in die miocäne, wie eben all- semein geschieht. Die andere Möglichkeit wäre die Vermin- derung der Zuflüsse während der Eiszeit oder einer Eiszeit, so lange die Gletscher in den Alpen und in Innerrußland zunahmen und ungeheure Wassermassen in fester Form aufspeicherten. Die neueren Untersuchungen haben uns im Pontus selbst die alte Küstenlinie kennen gelehrt; sie wird durch eine mächtige Bank fossiler Conchylien bezeichnet, die ringförnig die größte Tiefe umgibt, an der Südküste 10—20 km vom Ufer entfernt, an der Nordküste bis 200 km und in einer Tiefe bis zu 800 m. Es sind nach Andrussow*) drei ächt kaspische Formen (Dreissena polymorpha, Dr. rostriformis und Micromelania caspia) und sie liegen in ihrer natürlichen Lage, nieht zusammengeschwemmt. Es ist also unzweifelhaft, daß die Gewässer des Pontus beim Beginn der Quartärzeit ganz erheblich tiefer standen, als heute. Der pontische Kalkstein ist überall an seiner Oberfläche stark erodiert und dann nur von subaörischen oder fluviatilen Bildungen überdeckt. Auch die Thäler und Buchten am Ostabhang des Balkan, um Burgas und Varna, sind in jener Zeit niederen Wasserstandes ausgewaschen worden, selbst das Goldene Horn hält Sokolow nur für den Liman der vereinigten Flüßehen Kiat- Hane-Su und Alibey-Su, und von diesem Gesichtspunkt aus be- trachtet erhält auch Reinach’s Ansicht über die Bildung des oberen Bosporus von Bujukdere ab eine größere Bedeutung. Das Steigen des Wasserspiegels, das diese Erosionsthäler in Meeres- buchten umwandelte, muß ein sehr rasches gewesen sein, da, wie Sokolow sehr richtig bemerkt, sich sonst Deltas hätten bil- den müssen, die heute noch nachweisbar sein würden; ob es aber Folge des Dardanellen-Durcehbruchs war, wie der russische Autor meint, scheint mir nicht ganz unzweifelhaft. Ich möchte eher bei der Annahme bleiben, daß ein Steigen der Temperatur die aufgespeicherten Wassermassen entfesselte, vielleicht erst nur in dem Alpengebiet. Wenn wir annehmen, daß die Donau schon einen guten Teil des Pontusbeckens wieder mit Wasser gefüllt hatte, als das Schmelzen des Inlandeises in Rußland begann, *) Bullet. Kaiserl. russ. geogr. Gesellschaft XXVI p. 407. SP wird es erklärlich, daß die Limane nieht tiefer als höchstens 10—12 m eingerissen sind und offenbar auch niemals viel tiefer waren. Vergleichen wir nun die heutige Landmolluskenfauna der Bosporusländer (vgl. Anlage 4) mit den aus den vorhergehenden 3etrachtungen sich ergebenden Schlüssen. Unsere Kenntnisse sind leider noch lange nicht detailliert genug und viele ältere Angaben bedürfen einer Revision. Aber trotzdem treten zwei Thatsachen unzweifelhaft hervor. Einmal, daß die ganze Molluskenfauna der Küsten des Marmorameeres keinen mediterranen Charakter trägt. Unter den aufgeführten 49 Molluskenarten sind nur 5, welche mit einigem Recht der Fauna der Mittelmeerländer zugerechnet werden können (Xerophila va- riabilis, acuta, pyramidata, Claus. bidens, Macularia vermicu- lata); sie alle gehören zu den leicht verschleppten Arten und ihr Vorkommen an einer so alten Stätte luxuriöser Gartenkultur hat durchaus nichts Auffallendes; Hel. vermieulata ist ja auch nach Sinopa verschleppt. Alle anderen Arten sind kleinasiatische oder südbalkanische; besonders auch die Clausilien gehören nichtmediterranen Gruppen an; Albinaria, die Charaktergruppe des südlichen Archipels, fehlt völlig; auch das Auftreten von Buliminus in zwölf Arten, einem Viertel der Gesamtheit, ist ein ächt orientalischer Zug. Zweitens aber ist die Zahl der mit dem alpinen Gebiet gemeinsamen Arten eine so auffallend geringe, dagegen die Fauna an beiden Ufern so gleichmässig, daß für den Malacogeographen das Gebiet östlich der unteren Maritza nicht mehr zu Europa gehört, daß also Bosporus, Marmorameer und Hellespont nieht die faunistische Gränze zwischen Europa und Asien bilden, sondern daß diese Gränze dem von Viquesnel angegebenen Zug tertiärer Gesteine folgt, den wir oben eingehender besprochen haben. Also auch hier wieder ein Beweis dafür, daß «die Verteilung unserer Land- mollusken bis weit in das Tertiär zurückreicht. Wir werden übrigens in einem späteren Kapitel sehen, daß auch weiter süd- lich die Gränze zwischen den Faunen Europas und Asiens durch- aus nicht überall mit dem Meere zusammenfällt*®). *) Vgl. hierüber: Zoogeographische Fragen vom Mittelmeer, in Natur, Jahrg. 46 Nr. 15. Unter den Clausilien finden wir die pontisch -kaukasische Gruppe Euxina durch zwei Arten vertreten; außerdem hat Re- towski die kaukasische Daudebardia lederi bei Bujukdere auf- gefunden und andererseits den seither nur von der Prinzeninsel bekannten Buliminus orientalis Pfr. bei Sinope und Samsun ent- deckt, was die Verwandtschaft mit der nordpontischen Fauna erheblich schärfer hervortreten läßt. Das Vorkommen zweier Idyla und einer Pseudalinda zeigt den Einfluß des Zusammen- hanges mit dem Balkan, freilich abgeschwächt, denn gerade die Charakterarten des Balkan erreichen den Bosporus nicht. Das Vorkommen einer ächten Melanopsis kann nicht mehr als ein mediterraner Zug betrachtet werden, seit wir diese Gattung nicht nur aus Transkaukasien, sondern auch von der Südküste des Pontus kennen. Noch viel weniger mediterrane Züge hat die Mollusken- fauna Bulgariens, deren Kenntnis freilich noch viel zu wünschen übrig läßt. Was wir davon wissen, habe ich (Anlage 5) zu- sammengestellt; es sind fast gleich viele ostalpine und balkaniseh- pontische Arten. Wir dürfen dabei freilich nieht vergessen, daß das Land schwerlich eine einheitliche zoogeographische Provinz darstellt; die beiden Balkanketten scheiden es in drei parallele Zonen, von denen die mittlere theils zum Pontus direkt, theils zur Donau, theils zu Maritza und Vardar entwässert wird. Wie weit die germanischen Arten (Zulota fruticum, Pomatia pomatia, Zebrina detrita, Clausilia cana, laminata, plicata) und das westliche Cyelostoma elegans, das hier mit dem östlichen Cyel. costulatum zusammen vorkommt, nach Osten reichen, wissen wir nicht. Ich habe neuerdings aus der Umgebung von Sofia eine weitgenabelte Form der Arionta arbustorum (var. haberhaueri Stur.) erhalten. Einen entschieden pontischen Charakter haben nur Pomatia obtusalis und Zebrina varnensis; eigentümlich sind drei /dyla,; als Charakterformen der Balkanhalbinsel er- scheinen Gonostoma girva und Carthusiana frequens. Genauere Erforsehung des Ostens und Südens wird die Zahlen der eigen- tümlichen wie die der pontischen Arten wohl erheblich ver- mehren. Die Fauna der Dobrudscha haben wir schon oben erwähnt. Beßarabien ist dem Molluskenleben ebenso ungünstig, wie die südrussische Steppe überhaupt; einige Xerophilen, Pomatia ob- Kobelt, Zoogeographie II, 2 ie tusalis, Zebrina lineata und andere ächt pontische Arten sind von dort bekannt. Wie weit dieselben landein reichen, läßt sich nach dem mir vorliegenden Material nicht ganz sicher angeben, besonders da mehrfach offenbar falsche Bestimmungen bei den russischen Faunisten unterlaufen. Was ÜOlessin (Anhang 6) aus dem Genist des südlichen Bug in Podolien anführt, sind teils germanische, teils ostalpine Formen, keine pontische; die Kar- pathen scheinen ihren Einfluß ziemlich weit nach Norden zu er- strecken, wenigstens hat Möllendorff neuerdings Campylaea fau- stina noch bei Kowno am Niemen gefunden. Tachea austriaca soll bis in die pontischen Gebiete vordringen, wird aber von den- selben Autoren auch aus der Krym und dem Kaukasus ange- führt, was sicher falsch ist. Bogdanow*) hat das südlichste Rußland, allerdings nicht auf seine Molluskenfauna hin, als ei- gene Abteilung, die Steppen- und Wüstenregion, abgetrennt; er rechnet dahin einen schmalen Streifen von der Donaumündung längs der Pontusküste bis zum Don und führt dann die Nord- gränze nach Samara an der Wolga und Orenburg am Ural. Es ist das das Verbreitungsgebiet der Saiga-Antilope, des Steppen- fuchses (Canis corsac L.) und des krausköpfigen Pelikans. Mala- kologisch zeichnet sich dieses Gebiet aus durch den Besitz von Xerophila lunulata Kryn., die von unserer deutschen Xer. can- didula kaum verschieden ist, Ohondrula albolimbata, quinque- dentata, dann die beiden vorgenannten Pomatia obtusalis und Zebrina lineata; bei Odessa kommt, aber wohl zweifellos einge- schleppt, auch Pomatia aspersa Müll., eine Charakterschuecke der Mittelmeerländer, vor. Die Süßwasserfauna ist von der süd- osteuropäischen in keiner Weise verschieden und hat mit der Donau die Neritina, Lithoglyphus und am Dniestr auch die Melanopsiden gemein. Floristisch liegt die Gränze hier aber ganz anders, sie fällt mit der zwischen Wald und Steppe zu- sammen, aber merkwürdiger Weise nicht mit der des Tscher- nosem, denn die Waldgränze schneidet quer durch das Gebiet der Schwarzerde hindurch. Auch die Reptilienfauna der nordpontischen Länder ist eine ächt osteuropäisch-boreale, keine mediterrane; die strengen *) Ich entnehme diese Angaben dem Bericht von Ed. von Mar- tens in Sitz.-Ber. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1878. > gr ee Winter würden natürlich auch Eindringlingen aus wärmeren Ge- bieten nur an der Südküste der Krim ein Ausdauern ermög- lichen. Eine eigentümliche Stellung unter den Pontusländern nimmt auch faunistisch die Krym ein. Sie war bis in eine geologisch noch ziemlich junge Zeit eine Insel, beschränkt auf das Jaila- Gebirge, das heute die Südküste der Halbinsel bildet. Es ist nach Suess älter, als der Kaukasus; seine Liasschichten sind ge- faltet und auf ihnen liegen discordant die Juraschichten; erst mit dem Neocom beginnt die concordante Schichtung, es hat also hier schon vor der Kreide eine Störung stattgefunden, von der wir im Kaukasus keine Spur finden. Das Gebirge stürzt steil nach Süden ab, seine höchste Erhebung, der Zeltberg (Tscha- dyr Dagh, der Mons trapezus der Alten, 1661 m hoch) liegt in der Südkette, die Flüsse strömen nach Norden und durchbrechen in engen Schluchten die nördliche Vorkette, die aus jJüngerem Kreidekalk besteht. An sie schließt sich die Steppe, von der südrussischen nicht verschieden, aber erst seit neuerer Zeit mit ihr verbunden, denn der Perekop, die verbindende Landenge, ist eine ganz junge, quartäre Bildung. Im Gegensatz zur Steppe ist das Gebirge gut bewaldet; Pinus sylvestris und laricio bedecken ausgedehnte Flächen und mit ihnen mischt sich die kaukasische Tanne (Abies nord- manni). Ein Kranz von Buchenwäldern umgiebt die höchsten Gipfel. Der schmale Küstensaum, die russische Riviera, hat eine immergrüne, fast mediterrane Küstenflora, auch abgesehen von den Gewächsen, welche in den Prachtgärten der russischen Großen angepflanzt sind. Die Molluskenfauna der Krim ist so ziemlich auf das Gebirge und die bewässerten Zungen des Kul- turlandes, die sich von ihm aus vorschieben, beschränkt. Sie ist nach dem Verzeichnis von Retowski, das ich unten (Anlage 7) abdrucke, eine sehr eigentümliche; von 81 Arten sind 40 ende- misch, also über die Hälfte; dazu kommen noch einige auf den Kaukasus und das nördliche Kleinasien beschränkte Formen, so daß wir einen Prozentsatz eigentümlicher Arten haben, wie ihn nur wenige Inseln bieten. Besonders charakteristich ist das Über- wiegen der Buliminiden, insbesondere der Untergattung Zebrina, einschließlich Brephulus zwölf Arten, von denen nur eine sich längs der Nordküste des Schwarzen Meeres nach Westen und dem — 20 — Nordfuß des Kaukasus entlang bis zum Gebiete des Kaspischen Meeres verbreitet. Die links gewundenen Formen aus der Gruppe des Buliminus gibber sind der Krim eigenthümlich. Daneben finden wir noch drei endemische Napaeus, aber von C'hondrula nur den durch ganz Europa verbreiteten Dul. tridens, ein scharfer Unterschied gegen Kleinasien und Transkaukasien. Von Helix ist besonders Xerophila durch eine Reihe eigener Arten vertreten, welche sich an die des östlichen borealen Gebietes anschließen; ihr Auftreten wie das Fehlen der Fraticocampyläen bedeutet einen scharfen Unterschied vom Kaukasus. Ganz be- sonders auffallend ist das vollständige Fehlen aller mittelmeeri- schen Züge in der Molluskenfauna. Retowski rechnet allerdings fünf Arten zur Mediterranfauna, aber davon ist Pomatia obtusalis eine ächt pontische Art, welche das Mittelmeergebiet nirgends berührt; Pomatia lucorum bewohnt eine langgestreckte Ellipse, die vom oberen Euphrat über das mittlere und nördliche Klein- asien und quer durch die mittlere Balkanhalbinsel bis zum Garda- see und nach Elba reicht, ohne auf Meere oder Gebirge Rücksicht zu nehmen; sie könnte obendrein als zu allen Zeiten geschätzte Speiseschnecke schon im Altertum eingeschleppt worden sein. Caecilianella tumulorum und Pupa rhodia sind leicht verschlepp- bare, kleinasiatische Arten, dem übrigen Mittelmeergebiet fremd, und Vitrea botterii gehört nach dem, was wir jetzt wissen, der Balkanhalbinsel an, wird aber auch in Kleinasien schwerlich fehlen. Als sicher durch Menschenhand eingeschleppt, wenn auch schon in früher Zeit, muß Brephulus tournefortianus gelten, der in der Umgebung von Eupatoria vorkommt. Immerhin sind gegen 20 Arten mit der alpinen und der sermanisch-borealen Region gemeinsam. Sind sie als Zeugen dafür anzusehen, daß das Jailagebirge ein stehen gebliebener Horst des Gebirgszugs sei, der vom Balkan zum Kaukasus und quer über das kaspische Meer hinüberging? Die Frage hat die Geo- graphen und Geologen schon vielfach beschäftigt und noch keine endgültige Beantwortung gefunden. Auf den ersten Blick scheint ein ehemaliger Zusammenhang sehr wahrscheinlich. Die große Bruchspalte, welche nach Hochstetter, von Pirot bis zum Kap Emini laufend, den Balkan südlich begränzt, trifft, wenn man sie nach Osten verlängert, genau auf die Südküste der Krim und fällt mit der Trennungslinie der beiden pontischen Becken zu- zer are sammen, die wir oben erwähnten. Aber der geologische Bau des Jailagebirges ist nicht nur ein ganz anderer, als der der zer- brochenen Gneißschollen des Balkan, er ist auch von dem des Kaukasus erheblich verschieden; schon Abich hat darauf aufmerk- sam gemacht, daß am Westende des Kaukasus die abgeschwäch- ten Hebungslinien sich mit denen des Jailagebirges kreuzen und so der Halbinsel von Kertsch ihren eigentümlichen Charakter verleihen. So kommt Suess (Antlitz der Erde I p. 611) hier zu einem non liquet. Die Malaeozoologie ist schon öfter als Eides- helferin aufgerufen worden, aber sie kann in diesem Falle auch keine entscheidenden Thatsachen beibringen. Die Fauna des Bal- kans und die der Krim sind eigentlich so grundverschieden wie nur möglich. Als Beweis eines ehemaligen Zusammenhangs wird gewöhnlich das Vorkommen einer Zebrina (varnensis Friv.) in der Umgebung von Varna erwähnt, die von einer charakteristi- schen Art der Krim (Z. eylindrica Mke.) kaum verschieden ist. Aber das dürfte für einen Beweis kaum genügen. Einmal ge- hören die Zebrina durch ihre Lebensweise zu den Arten, die am allerleichtesten mit Getreide verschleppt werden — die nahver- wandte, aber durch einen Zahn in der Mündung und andere Windungsrichtung ausgezeichnete Brephulus tournefortianus Olivi ist auf diese Weise von Kleinasien in die Umgebung von Eupa- toria gekommen; — dann aber ist Zebr. tauriea nicht auf die Krim beschränkt, sondern greift von beiden Seiten des Perekop weit in die Steppe hinein, so lange der pontische Kalk die Un- terlage bildet; sie erreicht das Kaspische Meer und kann sich gerade so gut auch ohne Menschenzuthun über die Donaumün- dung hinaus bis Varna verbreitet haben. Dann hat man hervor- gehoben, daß die Daudebardia der Krim der galizischen D. langi näher stehe, als den transkaukasischen Formen. Aber wir kennen aus dem Balkan überhaupt noch keine Daudebardia; wohl aber hat Retowski die Krimform bei Samsun an der Südküste des Pontus wiedergefunden. Von viel größerer Bedeutung ist, daß die Krim keine Tachea hat, während diese Gruppe doch im Kau- kasus wie im Balkan vertreten ist, und ganz besonders, daß die Clausilien total verschiedenen Gruppen angehören. Vitrina annu- laris, die man wohl auch herangezogen hat, ist eine der am wei- testen verbreiteten und offenbar ältesten Arten unserer Mollusken- fauna; die übrigen mit den Alpen gemeinsamen Schnecken sind 22a ausschließlich solche, die auch unter ungünstigen Verhältnissen und selbst in der Steppe vorkommen. Die Mollusken können somit nicht wohl als Zeugen für eine ehemalige Verbindung zwi- schen Krim und Balkan angerufen werden. Dasselbe gilt aber auch für das Verhältnis zum Kaukasus. Mit Ausnahme der obendrein zweifelhaften Huxina duboisi Charp. wird keine wirklich charakteristische Art des Kaukasus auf der taurischen Halbinsel gefunden, Fruticoecampylaea fehlt ganz, die Clausiliengruppen sind ganz andere, kurzum die Verwandtschaft ist kaum größer, als die mit dem Balkan, und nur einige weit durch die Pontusgestade verbreitete Arten wie Pomatia obtusalis, erzeugen eine gewisse sehr oberflächliche Ähnlichkeit. Es ist das um so auffallender, als, wie wir schon oben gesehen haben, der kimmerische Bosporus einer sehr jungen Zeit seine Entstehung verdankt, während die beiderseits anstoßenden Land- strecken völlig gleichartiger Bildung sind, neutrales Gebiet zwi- schen Krim und Kaukasus. Aber für die Säugethiere wie für die Reptilien haben wir dieselbe Erscheinung. Der Einfluß des Kaukasus auf die Krim ist ein ganz auffallend geringer. Unter den Reptilien, deren Verzeichnis wir im Anhang 8 nach Köppen geben, fehlen die charakteristischen Kaukasusformen völlig, auch die weit verbreiteten Mittelmeerarten, wie Lacerta muralis und viridis, die an der milden Südküste doch wohl eine zusagende Heimath finden würden. Alle Reptilien der Krim könnten recht wohl über die Landenge eingedrungen sein, mit Ausnahme dreier dem Archipel angehörenden (Callopeltis quadrilineatus Pallas, Lacerta taurica Pallas und Gymnodactylus kotschyi Steind.), welche auf irgend eine Weise, vielleicht durch die griechischen Kolonisten, vielleicht schon früher, an die Südküste gelangt sein müssen. Von den Säugethieren fehlen, wie Köppen *) in seiner be- kannten hochinteressanten Arbeit ausführlich erweist, der Krim die meisten der im Kaukasus vertretenen Waldbewohner, also Bär, Fuchs, Wildkatze, Wildschwein und Eichhörnchen; vertreten sind nur Hirsch, Reh und Baummarder. Schon Nordmann und *) Das Fehlen des Eichhörnchens und das Vorhandensein des Rehs und des Edelhirsches in der Krim. In Beitr. zur Kenntnis des russischen Reiches II 1882 und 1883. BE später Baer haben darin einen unanfechtbaren Beweis dafür er- kannt, daß die südrussischen Steppen zu allen Zeiten vom Baum- wuchs entblöst gewesen sind. Die Zungen, welche vom Rande des südrussischen Waldgebietes aus sich in die Steppe hinein vorschieben, mögen vielleicht eine Verbindung mit dem Kaukasus hergestellt haben, aber nie mit der Krim. Köppen fügt dazu noch die nieht minder wichtige Thatsache, daß eine ganze Reihe von Bäumen und Sträuchern, welche bis zum Südrand der russischen Waldzone häufig sind und auch im Kaukasus vorkommen, der Waldtlora der Krim fehlen. So Acer pseudoplatanus, Ace. tar- tarieus, Prunus padus, Rosa einnamomea, Ribes nigrum, rubrum, grossularia, Lonicera xylosteum, Daphne mezereum, Ulmus mon- tana, Betula pubescens ete. Auch die Mollusken, welche die Krim mit den westlicheren Gebieten gemeinsam hat, können, wie wir gesehen haben, recht wohl durch die Steppe eingedrungen sein und nur das im nächsten Kapitel zu erwähnende Vorkommen von Clausiliastra laminata Mtg. und Eulota fruticum Müll. am Nordfuß des Kaukasus erregt da einiges Bedenken. Einige Bemerkungen habe ich noch zu Köppens Auseinander- setzungen über die Säugetiere der Krim zu machen (vgl. Anl. 8). Er hat ganz recht, wenn er hervorhebt, daß mit Ausnahme des Edel- hirsches, des Rehs und des Baummarders alle ächten Waldbewohner fehlen und somit wahrscheinlich erst zu einer Zeit in den Kau- kasus gelangt sind, wo die Straße von Kertsch schon ein Ver- breitungshindernis bildete. Nebenbei bemerkt deutet das darauf hin, daß dieser Durchbruch schon bei dem Einschrumpfen des Pontus beim Beginn der Quartärperiode und nicht erst bei der Eröffnung der Dardanellen stattfand. Die geistvolle Erklärung des Umstandes, daß gerade diese drei Waldbewohner nach der Krim gelangten, weil sie auch im Winter mobil sind, während die anderen dann schlafen, erhält allerdings ein kleines Loch dadurch, daß das wohl für Bär und Eichhorn, aber nicht für das Wildschwein und noch viel weniger für den Luchs gilt. Aber mir scheint, das Vorkommen des Baummarders, der so ausschließ- lich auf das Eichhörnchen angewiesen ist, bedürfe noch der Be- stätigung, die alten Angaben von Pallas und Nordmann sollen durch einen Aufsatz von Widhalm bestätigt worden sein, aber Köppen sagt nicht, daß er ein sicheres Exemplar aus der Krim gesehen habe. Der Hirsch aber ist auf ein einziges kleines Ge- Dr biet, einen ausgedehnten Buchenwald an den Quellen der Alma, beschränkt, immer ein sehr verdächtiges Zeichen, das auf eine Einführung deutet, die bei den jagd- und prunkliebenden Tata- renchanen weit weniger auffallend wäre, als ihre Unterlassung. Middendorffs Angabe, daß der Krimhirsch zu Cervus maral gehöre, ist sehr zweifelhaft, er rechnet auch die kaukasische Form dazu, die alle neueren russischen Faunisten ebenso unbe- denklich zu dem typischen elaphus stellen, wie Danford und Allen den kleinasiatischen. Für das Reh gilt dasselbe, wie für den Edelhirsch, nur daß hier auch eine erheblich weitere Ver- breitung nicht als Beweis gegen seine späte Einführung zu Jagd- zwecken sprechen würde. Nach der von Köppen in der Anmerkung p. 102 reprodu- eirten Mitteilung von Bogdanow wäre übrigens das Überlaufen von Hirschen über das Eis der Straße in den letzten Jahren di- rekt beobachtet worden. Wenn es sich bestätigt, daß Meresch- kowski in den Höhlen der Krim mit Menschenresten der paläo- lithischen Zeit Knochen von Hirsch und Reh gefunden hat, werden freilich alle Spekulationen über die Einwanderungsweise über- flüssig. (Cfr. Köppen 1803 p. 24.) Jedenfalls zeigt die Krim unter ihren Wirbeltieren keine Spur jenes Reichtums endemischer Formen, welchen wir bei den Weichtieren nachweisen konnten. Köppen konstatiert. dieselbe Thatsache bei den Insekten, besonders den Käfern; einige präch- tige Laufkäfer (Procerus taurieus Ad., Carabus dejeani Fisch.) sind neuerdings auch im Kaukasus aufgefunden worden, sie müssen weil nicht flugfähig, vor dem Durchbruch der Meerenge einge- wandert sein. Anders, und auch hierin wieder viel mehr den Mollusken ähnlich, verhalten sich die Pflanzen; unter 1054 wild- wachsenden Arten, die Steven*) anführt, sind 136 endemisch, also über 8 Procent. Eine kurze Erwähnung verdient die Schlangeninsel, Fido Nisi, die Leuke der Alten, nach der Verlandung der Krim die einzige selbständige Insel des ganzen Pontus. Ungefähr gleich weit von den beiden Hauptmündungen der Donau ent- fernt, macht sie ganz den Eindruck einer Anschwemmungsinsel, *) Verzeichnis der auf der taurischen Halbinsel wild wachsenden Pflanzen. In Bull. Moscou 1856 und 1857 (vide Köppen). es, Be ist das aber durchaus nicht, sondern besteht aus altem Schiefer- gestein wie das Matschin-Gebirge der Dobrudscha und ist offen- bar ein abgetrenntes Bruchstück dieser uralten Bildung, in ihrer Entstehung genau eben so rätselhaft. Sie ragt ca. 60—100° steil aus dem Meere auf, ihr höchster Punkt erhebt sich zu 130°; er trägt seit 1856 an der Stelle des einst hochberühmten Achilles- tempels, von dem sich noch Kaiser Hadrian, der ihn nicht selbst besuchen konnte, durch Arrian eine Beschreibung schicken ließ, die auf uns gekommen ist, einen Leuchtthurm, dessen Feuer man an der Sulina sieht. Ein Naturforscher scheint sie seit Spratt (1856) nicht wieder besucht zu haben, so wichtig ihre genauere Untersuchung wäre; Mollusken sind bis jetzt von ihr noch nicht bekannt; selbst die massenhaft vorkommende Schlange, von der sie ihren Namen trägt, ist anscheinend noch nicht be- stimmt, wohl ein Tropidonotus; sie nährt sich nach Spratt von Meerfischen; das Wasser muss also dort noch sehr schwach ge- salzen sein, es bietet aber ringsum genügende Tiefe zum Ankern. Auch floristisch scheiden sich die Pontusländer scharf von dem eigentlichen Mittelmeergebiete. Vorab heute mehr als im Altertum, denn von den Pflanzen, die wir jetzt als charakte- ristisch für die Mittelmeerländer ansehen, können die auffal- lendsten, Opuntie, Agave und die Agrumen, dem pontischen Winter nur an ganz wenigen geschützten Stellen trotzen. Ein Agrumengarten mit ca. 300 Bäumen fand sich, ringsum durch hohe Mauern geschützt, in der alten Festung von Poti, als der einzige in ganz Colchis, er enthielt Orangen, Zitronen und Po- meranzen; der Winter von 1860 hat die ganze Anpflanzung ver- nichtet*). Am Südabhang der Krim müssen sie geschützt wer- den, wie am Nordende der oberitalienischen Seen. Auch die Olive tritt hier völlig zurück; sie findet sich allerdings an einigen Punkten der Südküste, z. B. um Trapezunt, aber schon im Rion- gebiet nennt Petzold nur ganz wenige Stellen, wo sie gedeiht, in dem Garten bei Suchum-Kale, auf dem Berge Urta bei Sug- didi und beim Dorfe Rakat in Imeretien. Sie würde freilich auch noch an anderen Punkten angepflanzt werden können; ge- deiht sie doch noch fröhlich in der persischen Provinz Ghilan seit den Zeiten Timur Tamerlans. Dort stehen nach einer Mit- *) Cfr. Petzold, der Kaukasus, 1 p. 348. — 26 — teilung der englischen Consulatsberichte von 1896 *) bei Ki- lishter im Thale von Rudbar an der Landstraße von Rescht nach Teheran in einer Meereshöhe von 152—610 m gegen 100— 150000 Bäume, in einem Gebiet mit so geringem Regenfall, daß sie be- wässert werden müssen, was am Mittelmeer nie geschieht. Wahr- scheinlich hat Timur mit den Oelbäumen auch gleich die mit ihrer Behandlung vertrauten Leute in genügender Anzahl ver- pflanzt. Heute zerfallen die Küstenländer des Pontus floristisch in zwei gut geschiedene Abteilungen, Steppe im Westen und Nor- den, dichter Wald im Süden und Osten, längs dem Westende des Kaukasus sich erstreckend bis zum südlichen Bergland der Krym. Von den europäischen Waldbäumen greifen Buche, Hain- buche, Birke und in den höheren Lagen des Kaukasus auch die gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) herüber, von den Nadelhölzern der südlicheren Breiten Europas die Strandkiefer (Pinus hale- pensis) und eine Varietät der Schwarzkiefer (P. laricio var. pallasiana Endl.).. Aber der Gesammtcharakter des Waldes ist von dem der mediterranen Wälder total verschieden. Während in den Mittelmeerländern die Stämme fast immer unvermittelt auf dem kahlen Boden stehen oder höchstens eine spärliche Ve- getation sich unter ihnen angesiedelt hat, erfüllt am Pontus ein dichter Buschwald die Zwischenräume und macht, besonders in Verbindung mit üppig wuchernden Schlingpflanzen (Reben, Ole- matis, Smilax) den Wald undurchdringlich wie einen tropischen Urwald. Aber auch die Arten sind vorwiegend andere, wie am Mittelmeer. Die Stammarten unserer meisten Obstbäume treten hier als Waldbäume auf, der Nußbaum, die Edelkastanie, die Kirschen, Diospyros lotus ete., eine Planera**) (crenata, die Zel- kowa der Russen) kommt vor, die nordpersische Pterocaya und andere mehr. Das Unterholz besteht aus Buxbaum, Taxus, Ilex, Rhododendron, Azalea und anderen immergrünen Arten; es ist stellenweise so dicht, daß nach Petzold an einer Stelle zwischen Poti und Nikolaja „kein Hase in den Wald hinein oder heraus *) Consular Reports Miscell. Series Nr. 407, London 189%, nach brieflicher Mitteilung von Prof. Rein. *#) Diese vom Miocän an in Südeuropa gut entwickelte Gattung wird jetzt nur noch in Creta durch eine Art vertreten, ein echtes Re- likt, der miocänen Pl. ungeri sehr nahestehend, schlüpfen könnte“. Diese üppigen Waldgebiete sind übrigens an der Südküste des Pontus nur auf den Rand des Hochplateaus beschränkt und schneiden scharf ab gegen die kahle Steppe des inneren Kleinasien. Der Charakter ist im Westen und im Osten verschieden; die Wälder werden um so üppiger und dichter, je weiter man nach Osten kommt. Das Klima der vom Kaukasus einigermaßen geschützten Osthälfte der Südküste ist entschieden milder, wie das der Westhälfte; von Constantinopel bis Sinope gedeiht der Oelbaum nicht mehr; von da ab tritt eine mehr immergrüne, der des Mittelmeers ähnliche Flora auf. Trapezunt hat wieder Granaten und bei Riz& gedeihen sogar die Agrumen. Der Unterschied prägt sich auch in der Zusammensetzung der Wälder aus. Nach Fuchs spielt aber dabei die Zusammen- setzung des Bodens eine wesentliche Rolle. Bis Sinope besteht die Küste ausschließlich aus Flysch, weiter östlich finden sich auch Scaglia und Nummulitenkalke. Mit den Wäldern tritt auch eine andere Säugetierfauna auf. Der Edelhirsch und das Reh sind ihnen entlang zum Kaukasus, nach Kleinarmenien und bis zum östlichen Taurus und selbst zum Karmel vorgedrungen. Die Gazelle betritt sie nicht, die trojanischen Helden müssen die Antilopen, deren Überreste Virchow in den Ruinen von Hissarlyk fand, von der Hochebene geholt haben, von der sie freilich jetzt auch verschwunden scheinen. Über das Vorkommen des Panthers im Waldgebiet sind mir neuere Beobachtungen nicht bekannt geworden; die Jäger in Konstan- tinopel scheinen bei ihren Jagdausflügen nur den Bär und den Wolf in Rechnung zu ziehen. Von den Löwen ist jetzt keine Rede mehr, aber im siebzehnten Jahrhundert sah Evliya Effendi, dessen Reisebericht Hammer übersetzt hat, am Thore von Schab- hane Karahissar einen mächtigen ausgestopften Löwen, der sie- ben Jahre lang die Gegend in Schrecken gesetzt hatte; er be- merkt ausdrücklich, daß er nicht die prächtige Mähne gehabt habe, wie die Löwen von Bagdad; es handelte sich also wohl auch hier um die persische Varietät. Was die Molluskenfauna dieses Waldgebietes anbelangt, so sind wir darüber durch Retowski*) wenigstens einigermaßen unterrichtet, wenn er auch nur an den Hauptpunkten Sinope, *) Bericht Senckenb. Gesellschaft 1888/89. en Samsun, Trapezunt und Batum sammeln konnte und durch das Mißtrauen der türkischen Behörden sehr behindert wurde. Ich gebe im Anbang 10—13 die Verzeichnisse seiner Ausbeute. Sie zeigen bei Sinope einen relativ auffallenden Reichtum an Mittel- meerarten, doch ist eine Verschleppung derselben nach der ehe- maligen Residenz des Mithridates und späteren blühenden Han- delsstadt nieht im mindesten unwahrscheinlich. Im Übrigen treten die pontischen Züge noch schärfer hervor, als am Bos- porus, und von Samsun ab begegnen wir entschieden kaukasischen Typen (Trichia chrysosticta, Serrulina, der ersten Retinella, Pupa trifilaris). In Trapezunt kommt Oligoptychia hinzu, dann Conulopolita, und die Charakterschnecke des Kaukasus, Tachea atrolabiata Kryn. Die Fauna von Batum aber, sowie die des Auswurfs des aus Ispir herabströmenden Tschoruk ist so ausge- sprochen kaukasisch, daß wir diesen Teil der Pontusküste dem kaukasischen Gebiet im engeren Sinne zurechnen müssen. Eine scharfe Gränze ist hier natürlich nieht zu ziehen, am ersten vielleicht auf der Wasserscheide, welche das Thal des Charschyt von dem Küstenlande von Trapezunt trennt und die Westgränze von Tachea atrolabiata bezeiehnet. Es würde dann ungefähr das ganze Gebiet, welches den Kaukasus vor dem eisigen Nordost schützt und welches Teehihatcheff*) als die region chaude der Pontusküste bezeichnet, noch dem Kaukasus zuzurechnen sein. Anlagen. 1) Aus dem Schwarzen Meer und dem Marmorameer sind bis jetzt folgende Molluskenarten bekannt: Octopus vulgaris Lam. Nassa reticulata L. Conus mediterraneus Hwass. — corniculum Oliv. Raphitoma costulata Blainv. — mutabilis L. — rugulosa Phil. —- incerassata Ström. Mangelia taeniata Desh. Cyelope kamiesch Chenu. — vauquelini Payr. Columbella rustica L. Murex trunculus L. Mitrella seripta L. — 'erinaceus L. Trophon breviatus Jeffr. Purpura haemastoma L.? Mitra lutescens Lam. *) Asie mineure vol. H p. 106. Chenopus pes pelecani L. Turbonilla graeilis Phil. — terebellum Phil. Eulima sinuosa Scaecchi. Eulimella subeylindrata d’Orb. Cerithium vulgatum Brug. — mediterraneum Desh. — scabrum Oliv. — ferrugineum Ren. Triforis perversa L. Scalaria communis Lam. — planicosta Rve. Littorina coerulescens Lam. var. melanostoma Kryn. — rudis L. Alvania eimex L. Rissoa elata Phil. — oblonga Desm. — variabilis Mühlf. — splendida Eichw. — ventricosa Desm. Truneatella truncatula L. Hydrobia stagnalis L. — pusilla Eichw. Odostomia conoidea Brocchi. — pallida Mtg. Skenea laevis Phil. ? Calyptraea sinensis L. Adeorbis subearinatus Mtg. Spira nitidissima Ad. Phasianella pulla L. — intermedia Phil. — speeiosa Mühlf. Troehus turbinatus Born. millegranus Phil. exiguus Pult. adansonii Payr. var. adriaticus Phil. albidus Gmel. divaricatus L. umbilicatus Mtg. villieus Phil. Patella coerulea L. — ferruginea L. Bulla striata Brug. Haminea hydatis L. Cylichna truncata Mtg. Cylichna umbilieata Mtg. Teredo navalis L. Pholas candida L. Solen vagina L. — ensis L. — siliqua L. Saxicava arctiea L. Thracia papyracea Penn. Corbula gibba Olivi. Mactra triangula Ren. — edulis L. Mesodesma cornea Poli. Syndosmia alba Wood. — ovata Phil. Capsa fragilis L. Donax trunculus L. — semistriata Poli. — venustus Poli. Psammobia ferroensis Chenin. Tellina baltica L. — exisualr Bol. balaustina L. — donaeina L. serrata Ren. fabula Gron. Venerupis irus L. Tapes aureus Gmel. Circe minima Mtg. Venus gallina L. — ovata Penn. — fasciata Mtg. Cytherea rudis Poli. Cardium edule L. exiguum Gmel. echinatum L. fasciatum Mtg. nodosum Turt. Lueina spinifera Mte. — lactea L. — divaricata L. Arca diluvii Lam. — lactea L. Nucula sulcata Bronn. Leda pella L. Pecten sulcatus Lam. — flexuosus L. — varius L, — 30. — Anomia ephippium L. Ostrea adriatica v. taurica Kryn. Mytilus galloprovincialis Lam. — minimus Poli. 2) Aus dem Marmara-Meer kennen wir durch Natterer nach Sturany: Östrea eochlear Poli. Anomia ephippium L. Pecten opereularis L. — pusio L. — septemradiatus Müll. Avieula tarentina Lam. Modiola phaseolina Phil. Arca lactea L. — tetragona Poli. — diluvii Lam. — didyma Broecchi. Nueula suleata Bronn. Leda commutata Phil. — pella L. Cardita aculeata Poli. Astarte suleata da Costa. Montacuta bidentata Mte. Cardium mucronatum Poli. — minimum Poli. — echinatum L. — sp. Juv. Cytherea mediterranea Tib. Circe minima Mtg. Venus fasciata Donov. — ovata Penn. Lueinopsis undata Penn. Lucina borealis L. — spinifera Mtg. Saxicava rugosa Lam. Tellina donaecina L. — balaustina L. — serrata Ren. Syndosmya alba Wood. — longicallis Scacchi. Neaera cuspidata Oliv. Dentalium dentale L. — Sp. Ringieula auriculata Men. Teetura unicolor Mtrs. Fissurella gibberula Lam. Emarginula conica Schum. Troehus millegranus Phil. Turbonilla pusilla Phil. Natica pulchella Risso. Capulus hungaricus L. Calyptraea chinensis L. tissoa gergonia Chier. Sabanaea sp. Turritella communis Risso. — triplicata Brocchi. Cerithiolum latreillei Phil. Aporrhais pes pelecani L. Mangilia stossiciana Brus. Conopleura elegans Scacchi. Pterotrachaea coronata Forsk. Psammobia ferroensis Chemn. Soleeurtus coarctatus Gmel. Corbula gibba Olivi. Corbulomya mediterranea da C. 3) Aus den pleistocänen Schichten von Kertsch und Taman nennt Abich folgende Arten: * Tapes (gregaria Partsch aff.) * — (basteroti Mayer aff.) * Mesodesma donacilla Desh. * Ervilia pusilla Desh. Chama gryphina L. * Venerupis irus L. * Petricola lithophaga Retz. * Solen vagina L. Arca imbricata Poli. Ostrea lamellosa Brocchi? * Cardium edule L. — rusticum L. Pecten sulcatus L. * Mactra triangula Ren. Donax trunculus L. * Capsa fragilis L. Venus gallina L. Mytilus edulis L. Pholas dactylus L. * Cerithium vulgatum Brug. * Nassa reticulata L. * Calyptraea chinensis L. 4) Aus der Umgebung des Bosporus sind (durch Sehläfli und Schwerzenbach bei Mousson und aus anderen Quellen) bekannt: Daudebardia lederi Bttg. Zonites (algirus L.?) Hyalina frondosula Mouss. Amalia cristata Kalen. — nitidissima Mouss. — aequata Mouss. — moussoni Kob. Patula erdelii Roth. Carthusiana frequens Mouss. — muscteola Bgt. — occellata Parr. — syriaca Ehrbg. Derkos. — rothi var. inversa West. — subobstructa Bgt. Beikos. Xerophila variabilis Drp. — krynickii Andız. — privata Gall. — variegata Friv. — virgata Mtg. — propria Gall. — aberrans Mouss. — pyramidata Drp. — acuta Drp. Macularia vermiculata Müll. Pomatia pomacella Parr. — phrlibensis Friv. — Jucorum L. Zebrinus subdetritus Bgt. — dardanus Friv. Brephulus tournefortianus Fer. — orientalis Friv. Prinzeninsel. Brephulus bicallosus Friv. Napaeus obscurus Müll. — frivaldszkyi Pfr. Mastus carneolus Zgl. — subcarneolus Bgt. Chondrus tridens Müll. — bergeri Roth. — microtragus Parr. Caeeilianella bourguignatiana Ben. Pupa sceyphus Friv. — parreyssi Friv. — avena Bgt. Euxina hetaera Friv. Prinzeninsel. — circumdata Friv. Idyla spreta Friv. — thessalonica v. bosporica Mouss. Pseudalinda semidenticulata Pfr. Papillifera bidens L. Cyelostoma elegans Müll. Derkos. Pomatias hueti Kob. Vivipara costae Heldr. Melanopsis buceinoidea Oliv. Bythinella byzantina Parr. Neritina fluviatilisL. Derkos- See. Anodonta byzantina Drouet. — gaudioni Drouet. Dreissena polymorpha Pall. Derkos-See. 5) Aus Bulgarien kennen wir (durch Frivaldszky, Haber- hauer, Schläfli und Naegele): Patula pygmaea Dry. Gonostoma girva Friv. Carthusiana frequens Mouss. — cearthusiana Müll. Eulota fruticum Müll., Sofia, Kö- stendil. Xerophila striata Drp. — vulgarissima Schläfli. — obvia Hartm, Campylaea trizona Zgl. Arionta haberhaueri Stur. Sofia. Tachea austriaca Mühlf. Pomatia lucorum Müll. var. onyxiomicra Bgt. — pomatia L. Sofia, Donaubulga- rien. — obtusata Zgl. Sofia. Zebrina detrita Müll, Zebrina varmensis Friv. Mastus tetragonostoma Bgt. Varna. Napaeus obseurus Müll. Chondrula tridens v. eximia Rssm. — microtragus Parr. — seductilis Zgl. Pupa avena Drp. Clausiliastra marginata v. aurifor- mis Mouss. — laminata Mtg. Alinda plicata v. transsylvanica Schm. — biplicata v. bosnica Müll. Strigillaria cana Held. Strigillaria vetusta var. striolata. Idyla varnensis Friv. — socialis Friv. — intricata Friv. — pagana v. bulgarica Friv. — rugicollis v. osmanica Friv. Cycelostoma elegans Müll. — costulatum Zgl. Limnaea truncatula Müll. — berlani Bgt. — vulgaris C. Pfr. Planorbis marginatus Drp. Paludina sp. Dreissena polymorpha Pall, 6) Aus dem Genist des (südlichen) Bug in Podolien führt Clessin folgende Arten an: Hyalina podolica Oless. Tachea austriaca Mühlf. Xerophila striata Müll. Frutieicola coneinna Jeffr. — sericea Drp. Clausiliastra laminata Mtg. Alinda plicata Drp. Chondrula tridens Müll. Cionella lubriea Müll. Suceinea oblonga Drp. Vivipara sp. Bythinia tentaculata L. Lithoglyphus naticoides Fer. Neritina fluviatilis L. Hemisinus esperi Fer. — acicularis Fer. Planorbis corneus L. — marginatus Drp. — spirorbis L. — contortus L. Segmentina clessini Westerl. Sphaerium rivicola Leach. Unio crassus Retz. 7) Die Fauna der Krym umfaßt nach Retowski (Mal. Bl. N. F. VI) folgende Arten (die mit ® bezeichneten eigentümlich): * Daudebardia boettgeri Cless. * Amalia cristata Kalen. * — kalenzkoi Cless. Limax variegatus L. — agrestis L. * — dymezewiczi Kal. Vitrina annularis Stud. (= koma- rowi Bttg.=Helicarion sieversi Mouss.) Conulus fulvus Müll. * Hyalina diaphanella Kryn. (tau- rica Cless.). — nitidula Drp. * — planaria Cless. * — zonulata Westerl. Vitrea botterii Parr. * Retinella deila Bgt. (krynickii Cless.). Zonitoides nitidus Müll. Patula rotundata Müll. — ruderata Stud. — rupestris Drp. — pygmaea Drp. Vallonia pulchella Müll. — costata Müll. Carthusiana earthusiana Müll. ‘— eruzvi Bgt. ‘ Eulota fruticola Kryn. — bourguignati Pfr. Xerophila candicans Zgl. * Xerophila dejecta Jan Chondrula tridens Müll. *_— euxina (less. Cionella lubriea Müll. — kryniekii Andrz. (= theodo- *Ferussacia nitidissima Kryn. siae Cless. —radiolata Mouss.). — raddei Bttg. — derbentina Kryn. Caecilianella tumulorum Bttg. * — fililmargo Zgl. Torquilla avenacea Brug. = — milachewitschii Ret. — rhodia Roth (taurica Kessl.). * — retowskii Oless. Pupilla muscorum L. * — substriata Cless. — triplieata Stud. Pomatia obtusalis Zgl. Isthmia minutissima Hartm. — lJucorum Müll. * Mentissa gracilicosta Zgl. Zebrina cylindrica Mke. (taurica *— canalifera Rossm. Lang). * — detersa Zgl. * — jllibata Zel. ? Euxina duboist Charp. * — petrophia Bgt. Suceinea pfeifferi Rossm. * — lenomphala Bet. — oblonga Drp. * — cruzyi Bgt. Limnaea tenera Parr. * — oibber Kryn. — palustris Müll. * — candelaris Pfr. var. taurica Cless. * — phorcus Bgt. — truncatula Müll. * — chersonesicus Sow. Planorbis albus Müll. * Brephulus bidens Kryn. — marginatus Drp. * — theodosianus Ret. (retowskia- — spirorbis L. nus Cless.). *? Vivipara taurica Bgt. — tournefortianus Oliv. Unio crassus Retz. * — subulatus Rossm. — stevenianus Kryn. * Napaeus rupestris Kryn. * — stepanoffi Drouet. * — merduenianus Kryn. * — eontieri Bgt. * — leptolenus Bgt. * Anodonta tschernaica Bst. — obseurus Müll. * — crimeana Bst. 8) Reptilien und Amphibien der Krim nach Köppen: Emys europaea Schn. Gymnodaetylus kotschyi Steind. Tropidonotus tessellatus Laur. Lacerta taurica Pall. var. hydrus Pall. ? — vivipara Jacg. — natrix L. — agilis L. Coronella austriaca Laur. — muralis Merr. Elaphis sauromates Eichw. Rana esculenta L. Zamenis viridiflavus var. caspius. — temporaria L. Callopeltis quadrilineatus Pall. Bufo vulgaris Laur. Pelias berus L. — variabilis Pall. Pseudopus apus Pall. Hyla arborea L. Eremias variabilis Wagl. Triton eristatus Lanr. 9) Säugetierfauna der Krim nach Köppen: Cervus elaphus L. Dipus jaculus Pall. — ceapreolus L. — acontion Pall. Lepus timidus L. Cricetus frumentarius Pall. Kobelt, Zoogeograpihe II, 3 Spermophilus guttatus Temm. — pipistrellus Daub. — musicus Menetr. Vespertilio murinus Schreb. Erinaceus europaeus L. Plecotus auritus L. Crossopus fodiens Pall. Synotus barbastellus Daub. Croeidura leucodon Herm. Rhinolophus ferrum equinum Daub. Pachyura suaveolens Pall. — hippocrepis Herm. Talpa europaea L. Sinope: Limax variegatus Drp. — lucorum var. taurica Kryn. Polita nitidissima Mouss. Brephulus orientalis Pf. Carthusiana frequens Mouss. — zebra Oliv. Xerophila krynickii Andrz. +Mastus pupa Brug. +— profuga Schm. Napaeus ponticus Ret. +— acuta Drp. Chondrus celessini Ret. +Macularia vermiculata Müll. Caecilianella tumulorum Bgt. +Pomatia aspersa Müll. Euxina corpulenta Friv. 11) Retowski sammelte in der Umgebung von Samsun fol- Cricetus arenarius Pall. Monachus albiventer Gmel. | Mus decumanus Pall. Meles taxus Pall. — rattus L. Martes martes L. — musculus L. — foina Briss. — sylvatieus L. Putorius putorius L. s Arvicola amphibius L. Mustela vulgaris L. — arvalis Pall. Canis lupus L. Spalax typhlus Pall. Vulpes vulgaris Briss. Ellobius talpinus Pall. Vesperugo noctula L. 10) Retowski sammelte in der nächsten Umgebung von sende Arten: 2 Daudebardia boettgeri Cless. Mastus pupa Brug. Amalia cristata Kalen. Napaeus ponticus Ret. Conulus fulvus Müll. Chondrus elessini Ret. Vitrea samsunensis Ret. — incertus Ret. Polita nitidissima Mouss. Hohenwarthia bourguignatiana — ceypria Pfr. Ben. tetinella secernenda Ret. Caecilianella tumulorum Bgt. Vallonia pulchella Müll. — raddei Bttg. Trichia chrysotricha Bttg. Pupa (Lauria) pontica Ret. Carthusiana frequens Mouss. — doliolum Brug. Xerophila ungeri Zeleb. — bifilaris Mouss. v. longior Ret. — krynickii Andrz. Euxina schwerzenbachi Ad.Schm. — derbentina v. depressa Ret. — iberiea Roth. — dragorichi Zeleb. — corpulenta Friv. Pomatia lucorum var. var. proteus Ret. Brephulus orientalis Pfr. — samsunensis Ret. — zebra Oliv. Serrulina serrulata Midd. Be Cyelostoma eostulatum Zgl. Melanopsis praerosa var. mingrelica Mouss. 12) In der Umgebung sammelte Retowski: Pseudomilax lederi Bttg. Limax variegatus Drp. Conulopolita boettgeri Ret. Polita suturalis Bttg. — cypria Pfr. Retinella secernenda Ret. Carthusiana frequens Mouss. Xerophila derbentina Kryn. Tachea atrolabiata Kryn. Neritina fluviatilis L. ? Unio schwerzenbachi Parr. von Trapezunt und bei Sephanos Pomatia lucorum L. Mastus pupa Brug. Pupa sempronii Charp. Euxina duboisi Charp. — Reuleauxi v. discedens Ret. Oligoptychia comnena Ret. Serrulina semilamellata var. serrulosa Ret. Cyelostoma costulatum Zgl. 13) Bei Batum, Risa und im Auswurf des Tschorok sam- melte Retowski: Daudebardia lederi Bttg. Paralimax brandti Mrts. Gigantomilax kollyi Ret. Limax variegatus Drp. — melanocephalus Kal. Conulus fulvus Müll. Zonitoides nitidus Müll. Vitrea contortula Kryn. Polita erenimargo Ret. — suturalis Bttg. - Retinella koutaisiana Mouss. — difficilis Bttg. Vallonia pulchella Müll. - Triehia erenophila Mouss. Carthusiana pisiformis Pfr. — frequens Mouss. Eulota eircassica Charp. Fruticocampylaea joannis Mort. var. Xerophila derbentina Kryn. Tachea atrolabiata Kryn. Brephulus biplicatus Ret. Chondrula kollyi Ret. — phasianus Dub. — euxinus Ret. — tricollis Mouss. Cionella lubrica Müll. Pupa triplieata Stud. — antivertigo Drp. Euxinastra hamata Bittg. Euxina ditfieilis Ret. — subaggesta Ret. — index Mouss. — reuleauxi Bitg. — filosa Mouss. Oligoptychia graeillima Ret. Serrulina serrulata Midd. — semilamellata Mouss. Suceinea pfeifferi Rossm. Cyelostoma costulatum Zgl. Paludina caucasica Üless. Melanopsis praerosa var, mingrelica Mouss. Limnaea lagotis Schr. — palustris Müll. — truncatula Müll. Planorbis marginatus Drp. — spirorbis L. — ehrenbergi Beck Bst.?). (piseinarum Zweites Kapitel. Der Kaukasus. Wenn wir in einem früheren Kapitel die Pyrenäen als eine unübertrefflich scharfe Scheide zwischen zwei verschiedenen Pro- vinzen bezeichneten, so müssen wir das für den Kaukasus wieder- holen. Die Bergmauer zwischen dem Pontus und dem Kaspischen Meer ist sogar vielleicht noch schärfer als die zwischen dem Golf von Biscaya und dem Mittelmeer, denn sie schneidet an beiden Enden geradezu in das Meer hinein. Am Ostende läßt sie nur einen schmalen Paß, den schon im grauen Altertum eine Mauer mit Thor sperrte, um den Barbaren des Nordens den Einbruch zu verwehren; am Westende hat man bis heute noch nicht ge- wagt, eine Straße dem Südrande entlang zu bauen. Über die Kette herüber führt aber nur ein einziger Paß, die grusinische Militärstraße von Wladikawkas nach Tiflis, deren Paßhöhe bei 8713’ liegt. Auch darin schließt sich der Kaukasus den Pyrenäen an, daß er nach Norden steil gegen die Ebene abfällt, ohne Vor- berge in sie hineinzusenden; wie jene die Garonnesenke, der ehe- malige Golf von Narbonne, von Südfrankreich scheidet, so trennt diesen die Niederung des Manytsch von der südrussischen Steppe. Und wie sich an die Pyrenäen südlich das spanische Bergland anlegt, so erhebt sich südlich vom Kaukasus das Bergland von Armenien, allerdings durch die Niederungen von Kura und Rion schärfer abgetrennt als dort durch den Ebro, und nur durch die schmale Kette des Suramgebirges mit ihm verbunden. Aber in einem Punkte ist der orographische Aufbau des Kaukasus von dem der Pyrenäen grundverschieden. Es liegt ihm nämlich jederseits eine Parallelkette vor, welche der Haupt- kette ihren steilen Absturz zukehrt, während sie sich nach außen langsamer verflacht. Die Gewässer aber, welche sich in den so entstehenden Hochthälern sammeln, rinnen nicht schließlich innerhalb derselben zu einem Strom zusammen, sondern durch- brechen die Außenketten getrennt in tiefen Schluchten und bil- den, da ihre Quellgebiete auch durch Bergrücken getrennt sind, sowohl nördlich wie südlich des Hauptkammes eine Reihe von Landschaften, die sowohl unter sich als mit den Ländern nörd- lich oder südlich nur durch sehr schwer passierbare Pässe ver- bunden sind, natürliche Festungen, in welchen sich ja auch in der That die verschiedenartigsten Völkertrümmer bis in unsere Zeit unvermischt erhalten haben. Am ausgeprägtesten ist diese Entwicklung in dem vom Elbrus beherrschten westlichen Teile des Gebirges südlich der Hauptkette *). Hier folgen sich von der grusinischen Militärstraße ab das Quellgebiet der Aragwa, Hochossetien, das Quellgebiet des Rion, die Ratscha, die Land- schaften Letschgum, Suanetien, Zebelda und Pschu; erst westlich von der Mündung des Psyb verflacht sich die Vorkette bis schließ- lich die Hauptkette dicht ans Meer herantritt. Weniger deutlich ist die Südkette und mit ihr die Scheidung in „geographische Individualitäten“ östlich der Heerstraße, wo das Zentralgebirge sich um den 9733’ hohen Schumi Dagh gruppiert. Hier verflacht sich die Parallelkette zum Gebirgsland von Kachetien, während im Zwischenthale sich die Bergwässer zum Alasan sammeln; weiter östlich wird sie zu den Hügeln von Scheki und verliert sich dann in die Kuraebene. Nördlich der Hauptkette ist um- gekehrt die Gliederung im Westen schwächer, besonders im We- sten des weit nach Norden vorspringenden Elbrus in dem Ge- biet des Kuban, dem eigentlichen Tscherkessenland. Zwischen dem Elbrus und den Kulminationspunkt des ganzen Kaukasus, den 16546’ hohen Kasbek, gruppieren sich allerdings eine Anzahl schwer zugänglicher Hochthäler, doch sind sie klein und fauni- stisch von geringer Bedeutung. Östlich vom Kasbek dagegen thürmt sich die nördliche Vorkette hoch auf und bildet das wild zerrissene Gebirgsland, dem die Quellflüsse des Terek und des Sulak entströmen, mit den Landschaften Kabardie, Ossetien, Te- belda, Tschertschem und dem durch den Sulak entwässerten, nur durch dessen tiefes, schluchtartiges Thal zugänglichen Da- ghestan. Die Hauptkette schließt im Osten mit dem fast 12000 *) Cfr. Petzholdt, der Kaukasus. Gera 1865. re hohen Baba Dagh und spaltet sich dort in drei Zweige, die rasch zum Kaspi abfallen. Die beiden Einsenkungen, welche den Kaukasus im engeren Sinne südlich begränzen, tragen einen sehr verschiedenen Cha- rakter. Im breiten Thale der Kura greift die Steppe bis fast zur Mitte des Kaukasus herem; die sogenannte Mugan’sche Steppe ist heute wenigstens — früher scheint sie teilweise bewässert gewesen zu sein, — um kein Haar breit besser als die trans- kaspische Wüste; das Charaktertier der letzteren, der Dscheren (Antilope subgutturosa), streift bis weit an der Kura hinauf. Erst in geringer Entfernung von Tiflis erreicht die Steppe ihre Grenze, aber das Land bleibt plateauartig bis zum Fuße des Suram, wo die Kura sich plötzlich nach Süden umbiegt. Bis dorthin ist das Land für alle Lebewesen so unwirtbar, daß es eine unbe- dingte Faunenscheide bilden muß. Anders, sobald man den Scheitelpunkt des Suram-Passes überschritten hat. Obschon er nur 30357 hoch ist, trennt er doch zwei ganz verschiedene Länder. Das Rionthal, das alte Kolchis, ist eins der üppigsten und fruchtbarsten Länder der Welt, mit dichtem Urwald bedeckt, triefend von Feuchtigkeit, die Heimat des Weinstocks und unserer wichtigsten Obstbäume. Der Boden ist ein alter Meeresgolf, den die Flüsse des Kaukasus nach und nach ausgefüllt haben; die Küstenwälder haben denselben Cha- rakter von Abchasien ab durch Imeretien, Mingrelien, Gurien und Lasistan, und sie gehen ununterbrochen in die Waldzone des nördlichen Kleinasiens über. Das Gebirgsland südlich vom Kaukasus, das man in Er- mangelung eines eigenen Namens meistens als das russische Armenien oder auch als den kleinen Kaukasus bezeichnet, ist von dem großen Kaukasus in jeder Beziehung verschieden. Der Charakter der Hochebene mit Steppennatur dominiert entschieden über den des Kettengebirges; große Kesselthäler gruppieren sich um ausgedehnte, teilweise abflußlose Seebecken, und die weit hereingreifenden Flüsse, Araxes, Euphrat und Tschoruk fließen in tief eingerissenen Schluchten oder in flachen Hochthälern. Wald- armut, ja Baumlosigkeit ist der vorwiegende Zug des ganzen ungeheuren Hochlandes, das sich bis Mesopotamien, bis zur klein- asiatischen Hochebene und dureh Kleinarmenien bis nach Cilieien erstreckt. Das Araxes-Thal oder die südlich davon verlaufende Kette, welche im großen Ararat mit 16900’ kulmmiert und dann zum Ala Dagh und zum Bingöl streicht, trennt das Gebiet in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Die nördliche umfaßt das russische Armenien im engeren Sinne, das Land zwischen Kura und Araxes mit dem Karabagh als äußerstem Ostende, das Quellgebiet der Kura mit Achalzyk und das Quellgebiet des Araxes mit Kars als Mittelpunkt. Südlich liegen die Einsen- kungen des Wan-Sees und des Urmia-Seees und der Oberlauf des Euphrat, und weiter östlich schließen sich an sie das Quellgebiet des Tigris, die persischen Landschaften Adjerbeidschan, Choras- san, Irak Adschmi, und als Rand nach dem Einsturzbecken des Kaspischen Meeres das Talysch-Gebiet mit Lenkoran, Ghilan und Mazenderan. Die Grenze nach Westen hin festzustellen, ist noch kaum möglich; sie könnte ja mit der Wasserscheide zwischen Tschoruk und Euphrat einerseits und den kleinasiatischen und ceilieischen Flüssen andererseits zusammenfallen, aber gerade die charakteristischste Helixgruppe des armenischen Berglandes, Levantina, ist in der Cilicia trachaea und auf Oypern noch reich entwickelt und geht durch den Libanon bis ins südliche Palä- stina; sie ist auch noch auf Rhodos und Kalymnos vertreten, vielleicht sogar auch auf Creta, verbindet also die Mittelmeer- länder mit dem Kaukasus. Auch die Clausilienuntergattung Oli- goptychia ist mit einer Art in Cilicien gefunden worden, Zuxina mit zwei bei Balbek in Cölesyrien. Es wird also einer einge- henden Untersuchung bedürfen, um festzustellen, wo die Grenze zwischen dem kaukasisch-armenischen und dem mediterranen Ge- biet zu ziehen ist. Wir werden dies in einem späteren Kapitel versuchen und dann auch für diese Gebiete den Beweis liefern, daß die Verbreitung der Landschnecken längst vergangene Ver- hältnisse wiederspiegelt und die Länder am hinteren Mittelmeer von denen am vorderen verschiedener sind, als von Kleinasien und Armenien, daß ihre Fauna also offenbar aus einer Zeit stammt, wo das Mittelmeer noch durch eine breite Landbarriere von dem heutigen Syrien, Palästina und Südkleinasien geschie- den war. Im Gegensatz zur West- und Südwestgrenze ist die Nordgrenze des kaukasischen Molluskenfauna eine haarscharfe. Nach den schönen Beobachtungen von Fausseck (Nachr. Bl. der deutschen malacozool Gesellsch. 1887) gehen die Charakterfor- men des nördlichen Kaukasus genau so weit, wie die Schichten — 44° — dies sarmatischen Kalkes reichen; nur der steppenliebende Chon- dıulus tridens in der var. bayerni dringt noch etwas in die Steppe ein. Damit hängt zusammen, daß der südliche Ural durch- aus keinerlei kaukasische Züge in der Molluskenfauna aufweist, und nur von mitteleuropäischen Arten bewohnt wird. Die Molluskenfauna des Kaukasus kann als befriedigend bekannt gelten, wenn es auch an einer Zusammenstellung und einer Übersicht der geographischen Verbreitung noch fehlt. Ich gebe eine Zusammenstellung der aus dem Gesammtgebiet bekannt gewordenen Arten in der Anlage 1. Schon eine oberflächliche Betrachtung zeigt die totale Verschiedenheit von der alpinen Fauna. Sehen wir von den Süßwasserarten ab, so ist die Zahl der gemeinsamen Arten, — sie sind durch gesperrten Druck hervorgehoben, — eine verschwindend geringe. Die charakteri- stischen Campylaeen fehlen gänzlich. Die früher zu ihnen ge- stellte Gruppe Fruticocampylaea hat allerdings manches ihnen analoge, ist aber sicher genetisch verschieden und hat ihre nächsten Verwandten in den centralasiatischen und chinesischen Formen, für welche Möllendorf die Gattung oder Untergattung Cathaica errichtet hat. Weiter fehlen ganz die Zonites der Alpen. An ihrer Stelle erscheinen große Hyalinen in eigentümlicher Aus- prägung, die Untergattung Retinella, die merkwürdiger Weise wieder im Apennin und in Sicilien und mit einer einzelnen Art in Südfrankreich, den Pyrenäen und Nordspanien auftritt aber den Alpen vollständig fehlt. Dann sind die Clausilien total verschieden. Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse ist keine einzige der alpinen Untergattungen im Kaukasus vertreten, eben so wenig wie umgekehrt *), Nur Oligoptychia greift bis auf die Balkanhalbinsel über, aber auch diese Untergattung über- schreitet, wie wir später sehen werden, nur ganz wenig die Grenzlinie zwischen Pindusfauna und Archipelfauna, welche ich für die eigentliche natürliche Grenze zwischen Europa und Asien *) Eine Ausnahme würde allerdings Graciliaria caucasica Ad. Schmidt bilden, wenn dieselbe wirklich zu Graciliaria und nicht etwa zu Micropontica gehört, und wirklich kaukasisch ist; bis jetzt ist sie nicht wiedergefunden worden und muss als verschollen betrachtet wer- den. Auf die Auffindung von Clausiliastra laminata in Ciskaukasien komme ich unten zurück. halte. Acme und Pomatias sind durch je eine Art repräsentiert. Gemeinsam mit Europa sind von den 220 nach Ausscheidung der Süßwasserarten in unserer Liste aufgeführten Arten 42, also nicht ganz ein Fünftel; scheiden wir noch die vier Suceineen und die beiden überall hin verschleppten Nacktschnecken aus, so sind von 204 Arten 36 mit Europa resp. dem alpinen Gebiet gemeinsam, also etwa ein Sechstel. Dieses Sechstel setzt sich aus zwei verschiedenen Bestandteilen zusammen; die meisten Arten sind solche, welche fast über das ganze paläarktische Gebiet verbreitet sind und selbst in der molluskenarmen Steppe nicht fehlen; es ist von hohem Interesse, daß sie beinahe sämmtlich auch im Löß vorkommen. Ihr Auftreten im Kaukasus hat also absolut nichts Auffallendes. Die wenigen Arten, welche nicht in diese Kategorie gestellt werden können, gehören den Gattungen Vitrina und Pupa an, uralten Typen, welche ihren Artcharakter festgehalten haben, während die meisten anderen ihn genügend modifiziert haben, um eigene Spezies bilden zu können. Eine besondere Erwähnung verdienen noch zwei germa- nisch-alpine Arten, Eulota fruticum, die durch ganz Ciskau- kasien verbreitet ist, aber den Kamm nicht überschreitet, und Clausiliastra laminata Mtg., die OÖ. von Rosen ganz neuer- dings im Gouv. Stawropol aufgefunden hat, und zwar in der typischen Form. Ihr Auftreten ist schwer zu erklären, da beide Arten die Steppen nicht betreten, beide aber auch in der Krim und in Kleinasien fehlen. Deuten sie darauf, daß die südrus- sische Steppe doch einmal bewaldet war, vielleicht in einer In- terglazialzeit? und ist vielleicht Zulota fruticum ein Relikt aus der Zeit, wo diese Art in die germanisch-alpine Fauna, in der sie vollkommen isolirt steht, eindrang? Oder ist eine Einwan- derung in späterer Zeit etwa etappenweise von Nordwesten her erfolgt, als sich in der Steppe noch mehr Waldinseln fanden als heute?*) Eine Untersuchung der Fauna der ja an den Ufern der Steppenflüsse hier und da noch erhaltenen Waldreste könnte vielleicht diese Frage lösen. Sie würde uns wohl auch erklären, wie Acanthinula aculeata bis nach Imeretien und auf den Suram vorgedrungen ist. *) Vgl. über die frühere und gegenwärtige Ausdehnung dieser Waldinseln Köppen in Beitr. Kenntn. russ. Reichs 1882. Ba. 9 Die übrigen fünf Sechstel der kaukasischen Molluskenfauna sind entweder eigentümlich oder sie haben, wo sie weiter über Kleinasien verbreitet sind, unverkennbar ihre Heimat im Kau- kasus. Derselbe muß deshalb als ein sehr wichtiges und be- deutendes Entwicklungszentrum gelten, dessen Einfluß sich über ganz Kleinasien und besonders die südliche Pontusküste, aber auch über das Bergland zwischen Euphrat und Halys bis nach Oilicien und dem nördlichen Syrien erstreckt. Bourguignat®), welcher schon 1883 auf diese Bedeutung des Kaukasus auf- merksam machte, glaubt den Einfluß sogar in Turkestan und in Arabien nachweisen zu können und noch in Egypten „formes tauriques“ zu finden ; ja er rechnet noch Arten des Somalilandes dem taurischen Subzentrum zu, worin ich ihm freilich nieht folgen kann. Auch Simroth rechnet in einer vorläufigen Mit- teilung *®) die armenischen und kleinasiatischen Gebirge, Nord- persien und die Gebirge Südsibiriens zum kaukasischen Schöp- fungsgebiet, das er ein überreiches nennt, das namentlich durch seine scharf geschiedenen Thäler die Artbildung außerordentlich zu begünstigen scheint. Wir werden sehen, daß das Letztere für die beschalten Mollusken durchaus nicht gilt; ein Blick auf das angehängte Verzeichnis der transkaspischen Moilusken (An- lage 20) zeigt aber auch, daß schon Transkaspien mit dem Kaukasus nicht mehr viel zu thun hat und viel eher von Zen- tralasien aus beeinflußt wird. Ähnlichen tiefgreifenden Unter- schieden in der Verbreitung zwischen verschiedenen Mollusken- klassen werden wir noch öfter begegnen; sie lassen sich nur erklären durch verschiedenes geologisches Alter und verschiedene Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse. Schon das Talysch- gebiet steht dem Kaukasus ziemlich fremd gegenüber; von 75 Arten, die Böttger bei Radde aufzählt, sind nur 14, also knapp ein Fünftel, kaukasisch-armenisch, doch ist darunter noch die Charakterschnecke des Kaukasus, Tachea atrolabiata Kryn. in einer eigentümlichen Ausprägung (T. lenkoranensis) und eine Serrulina. *) Malacologie de l’Abyssinie. In Annales Sciences naturelles. Zoologie vol. XV. 1883 p. 150. *#) Annuaire Musee Zoologique Acad. Imper. Petersbourg 1896 p- 359. Die Feststellung der Südostgränze des kaukasischen Ver- breitungsgebietes wird einigermaßen erschwert durch den Wechsel der Facies, das Verschwinden der Wälder. Sonst könnte man auf den Gedanken kommen, die Gränzlinie dureh das Verschwin- den der Gattung Clausilia zu bezeichnen, die schon vom Suram- gebirge ab südlich der Mugansteppe rasch zurücktritt, während sie im feuchten Urwald des Riongebietes einen so wunderbaren Reiehtum eigentümlicher Arten entwickelt. Sie ist im Kara- baglı, dem Ostende des russischen Armenien noch gut vertreten, aber südlich vom Araxes scheint keine Art mehr vorzukommen. Das waldreiche Talysch-Gebiet weist aber wieder Clausilien auf, davon eine aus einer ächt kaukasischen Untergattung. Immer- hin ist das völlige Fehlen von Clausilien ein wichtiges Kenn- zeichen, das die Länder am oberen Euphrat von dem kaukasischen Entwicklungszentrum trennt. Ein anderes ist das Auftreten von Helix aus der Gruppe Levantina, deren äusserster Vorposten mit Heli. dschulfensis Dubois zwar gerade noch das Araxesthal be- rührt, die aber nirgends in das eigentliche kaukasische Gebiet eindringt*). Wenn wir einmal das noch wenig erforschte Ad- scherbeidschan genauer kennen, wird sich wohl zwischen Clau- silien und Levantina eine ziemlich befriedigende Gränze ziehen lassen. Sie wird sich schwerlich weit von der oben erwähnten Gebirgskette Ararat-Bingöl und der südlichen Wasserscheide des Araxes entfernen. Das so umgränzte kaukasische Faunengebiet zerfällt na- turgemäß in vier große Abteilungen: Ciskaukasien, Mingrelien westlich vom Suramgebirge, Transkaukasien östlich davon und nördlich von der Mugansteppe, und, Russisch Armenien. Die Vergleichung ihrer Faunen wird leider sehr erschwert dadurch, daß eine gründliche methodische Erforschung der Mollusken des Kaukasus trotz der grossen Fortschritte der letzten Jahrzehnte immer noch ein frommer Wunsch ist. Große Gebiete sind über- haupt noch nie von einem Sammler betreten worden, für die meisten sind wir auf die Ausbeuten von Nichtfachmännern an- *) Die verschollene Helix ceratomma Pfr. soll zwar aus dem Kau- kasus stammen, doch hat sie Niemand wiedergefunden; sie stammt wahrscheinlich wie ihre nächste Verwandte?Helix urmiensis Naeg. aus dem Gebiet südlich vom Araxes. u ’ Ace = gewiesen, die auf Forschungsexpeditionen, die wesentlich an- (deren Zwecken gewidmet waren, auch Mollusken sammelten oder sammeln liessen, und fast immer jede Lokalität nur einmal und nicht immer in der günstigsten Jahreszeit durchzogen. Wenn wir durch diese auch den Charakter der Fauna im Allgemeinen genügend kennen gelernt haben, für die Kenntnis ihrer Verbrei- tung im Einzelnen ist noch fast alles zu thun. Das ist bei der Beurteilung der nachfolgenden Untersuchungen immer zu berück- sichtigen. Wir haben hier aber außer den orographischen Verhält- nissen noch einen anderen Punkt zu beachten, die Verteilung der Feuchtigkeit in Folge der herrschenden Winde. Kusnezow hat in einem mir leider im Original nieht zugänglichen Vortrag in der Kaiserl. Geographischen Gesellschaft *) darauf hingewiesen, daß im kaukasischen Westgebiet fast ausschließlich Nordwest- winde herrschen; die westlichsten Teile des Kaukasus erreichen aber nicht die Höhe, um die feuchte Luft zu kondensieren; die Wolken streichen vorbei und entladen sich erst weiter östlich an den Hochgebirgen. So ist im Gegensatz zu dem von Feuch- tigkeit triefenden Imeretien der westlichste Teil des Kaukasus ein ziemlich trockenes Land, der Charakter der Vegetation bis zu Alpenhöhe hinauf ein durchaus mitteleuropäischer mit Abstu- fungen vom gemäßigten zum nördlichen Klima. Genau so ver- hält es sich im Nordosten. Nur die Gebiete am mittleren und oberen Terek und der Oberlauf der Kuma ziehen Nutzen von den feuchten Ausdünstungen des Kaspi, welche die vorherr- schenden Nordostwinde weiter tragen. Die Luftströmungen ziehen quer über die Thäler hinweg und nur die Abhänge der Parallelketten erhalten Feuchtigkeit, während die Thäler selbst trocken und vegetationsarm bleiben. Besonders Daghestan liegt im Windschatten der Küstenkette und hat deshalb eine Vege- tation, welche völlig einem trocknen Klima angepaßt ist und der zentralasiatischen ähnlich wird. Selbstverständlich bleiben solche klimatische Unterschiede nieht ohne tiefgreifenden Einfluß auf die Verteilung der Landmollusken. #*) Über die Resultate der geo-botanischen Untersuchungen des Nordabhanges des Kaukasus in den Jahren 1888 und 1889; Sitzung vom 15. Deebr. 1889. Ich zitire nach Westberg in der Festschrift des Naturforscher-Vereins zu Riga 1895. Im Ciskaukasien begegnet uns nach Faussek die charak- teristische Tachea atrolabiata und zwar gerade in ihrer größten Form (Heli stauropolitana Ad. Schm.) schon im Gouvernement Stawropol an der Grenze der sarmatischen Kalke und des kauka- sischen Faunengebietes. Was sich aber sonst noch findet, sind lauter pontische Formen, welche durch die Steppe bis dorthin vorgedrungen sind, einige Xerophila und Zebrinus, Pomatia ob- tusalis Zgl. und der selbst in die Steppe eindringend Ohondrulus bayerni. Die Süßwasserfauna der Steppenflüsse ist rem euro- päisch, Bivalven sind auffallend selten. Ein handschriftliches Verzeichnis der von Baron Otto Rosen im Gouvernement Staw- ropol gesammelten Mollusken (vgl. Anlage 3) enthält unter 29 Arten 12—13 europäisch-alpine. Weiter dem Gebirge zu im Quellgebiet des Kuban und der Teberda, finden wir unter 16 Landarten, die Leder sammelte (vgl. Anlage 2) noch acht euro- päisch-alpine Arten, genau die Hälfte; die charakteristischen Formen des Kaukasus sind hier bereits durch drei eigene Nackt- schnecken, eine Fruticocampylaea und drei charakteristische Clau- silien vertreten. Der Hochkamm des Kaukasus hat sich also für diese nicht als ein Verbreitungshindernis erwiesen. Dagegen ist unter den zwölf Arten, die Leder bei Derbent sammelte, keine Clausilie, wohl aber eine Fruticocampylaea (eine zweite, Helix daghestana, hat Parreyrs schon vor langer Zeit von dort erhalten), die ebenfalls weit durch den Kaukasus verbreitete Carthusiana pisiformis Pfr. und eine eigenthümliche Hyaline. Von unserer europäischen Eulota fruticum, die sich auch in der Teberda fin- det, bemerkt Leder ausdrücklich, daß sie den Kamm des Kau- kasus nicht überschreite. (Vgl. Anlage 6.) Allerdings liegt die Sammelstelle nicht im Gebirge, sondern an der Küste des Kas- pischen Meeres und Leders Ausbeute läßt einen Schluß auf die Fauna des eigentlichen Daghestan, des Gebietes des oberen Sulak, nicht zu. Dieses merkwürdige Gebirgsland, welches das Dreieck zwischen dem Kaukasuskamm, dem andischen Gebirge und dem Kaspi erfüllt und nur durch die klammartige Schlucht des Sulak mit der Außenwelt in Verbindung steht, birgt jedenfalls eine reiche und wahrscheinlich eine eigenartige Fauna, deren Er- forschung allerdings wohl noch einige Zeit auf sich warten las- sen wird. Im Quellgebiet des Sumar, am Abhange des Schach Dash, also immerhin noch in Daghestan im weiteren Sinne, sam- Pe: melte Leder (vgl. Anlage 4) 17 sp., davon 10 europäisch-alpine; von Clausilien nur die weit durch den Kaukasus verbreitete Euxina somchetica Pfr.; aber Fruticocampylaea ist durch drei gute Arten vertreten®). Bei Kusary (5) in der Nähe von Kuba, etwas mehr im flachen Land, aber auch noch nördlich der Halb- insel Apscheron in daghestanischem Gebiet gelegen, fand er unter 26 sp. 18 europäisch-alpine, aber mit ihnen zusammen zwei südkaspische, hochinteressante Formen, Parmacella olivieri und Phaedusa perlucens, für welche sich somit der äußerste Ausläufer des Kaukasus nicht als Verbreitungshindernis erwie- sen hat. Das ist leider Alles, was wir bis jetzt über die Mollusken- fauna von Ciskaukasien wissen. Es genügt nieht einmal, um zu entscheiden, ob sich eine östliche und eine westliche Hälfte un- terscheiden lassen, aber es liefert immerhin schon den Beweis, daß die Charakterformen des Kaukasus nicht auf das Gebiet südlich des Kammes beschränkt sind. Im Hochkamme selbst, an den Abhängen des Kasbeck, der ja seine Wasser noch ganz dem Norden zusendet, fand Leder (vgl. Anlage 7) ebenfalls ein Gemenge von europäisch-alpinen und kaukasischen Formen (14:9). Das kaukasische Element würde wahrscheinlich noch mehr her- vortreten, wenn nicht der Sammler, in erster Linie Entomologe, seine Ausbeute wesentlich durch Sieben gewonnen hätte, wobei hauptsächlich die kleinen, weitverbreiteten Arten von Hyalina und Pupa gefunden werden. Die Fruticocampyläen haben hier in den höheren Lagen eine eigene Lokalform (Helix eichwaldt) ausgebildet, während im den untersten Lagen die weitverbreitete Helix narzanensis herrscht. Das Gebiet südlich von der Zentralkette wird, wie schon erwähnt, durch die Kette des Suram oder des mzchetischen Gebir- ges in zwei physikalisch himmelweit verschiedene Abteilungen geschieden, das von Feuchtigkeit triefende Kolchis oder Imere- tien im Westen, das dürre Grusien mit seinen kahlen Steilhängen und dem steppenartigen Plateau des mittleren Kurathales im Osten. Die Bergkette, welche den Kaukasus mit Armenien ver- bindet, war zu allen Zeiten eine Völkerscheide und trennt heute *) Die Angaben bei Böttger Jahrb. der deutschen Mal. Gesellsch. 1879 beruhen z. T. auf ungenauen Angaben Leders und sind von ihm ebend, 1880 berichtigt worden. noch die imeretischen Völkerschaften von den georgischen Os- seten. Sie war auch für die den Kura hinaufwandernden Steppen- tiere der Kaspiländer zu allen Zeiten ein unübersteigliches Hin- dernis. Aber eine ganz scharfe Grenze für die Verbreitung der Mollusken kann ein bis zum Gipfel hinauf bewaldeter Höhenzug von nur 3000° Höhe doch nicht abgeben. Allerdings zeigt ein Blick auf die angehängten Local-Faunenverzeichnisse einen sehr erheblichen Unterschied in der Zahl der Arten, welche westlich und östlich von der Wasserscheide vorkommen, aber er liegt eben hauptsächlich in der Zahl und wird nieht bedingt durch die Erhebung der Bergkette, sondern durch die nach Osten hin abnehmende Feuchtigkeit und Üppigkeit der Waldvegetation. Die Faunengrenze liegt hier nicht an der Wasserscheide, sondern an der Scheide zwischen Wald und Steppe, und die Mollusken- fauna ist bei Tiflis nicht weniger ausgeprägt kaukasisch als auf der Höhe des Suram und im Riongebiet. Sie greift nördlich und südlich des Suram ein ganzes Stück weiter nach Osten hin- über und erst allmählich schwinden mit dem Wald auch die an ihn gebundenen Arten. Ich gebe im Anhang 8 eine Zusammenstellung der mir aus den Ländern westlich vom Suram bekannt gewordenen Mollusken- arten. Es ist die kaukasische Fauna in ihrer vollsten und üppig- sten Ausprägung. Die eigentümlichen Nacktsehneckengattungen, die großen Retinellen, die Carthusianen, die beiden Nummulinen, die Eiuticocampyläen sind hier am reichsten entwickelt, von Buliminus die beiden prächtigen Untergattungen Retowskia und Medea auf hier beschränkt. Von europäisch-alpinen Arten finden sich nur noch die allgemein verbreiteten kleinen Arten, die kaum irgendwo im paläarktischen Gebiet fehlen. Auch die drei kau- kasischen Pomatia sind auf dieses Gebiet beschränkt, aber von ihnen sind zwei (nordmanni und christophi) der Verwandtschaft der obtusalis und somit der pontischen Fauna zuzurechnen, wäh- rend eine dritte (buchi) eine eigenthümliche Ausprägung des Ty- pus unserer Heliw pomatia bildet, von der wir heute noch nicht sagen können, in welcher Weise sie dorthin gekommen sein mag. Pomatia lucorum, noch bei Trapezunt häufig, scheint das Rion- gebiet nieht zu beireten und fehlt schon in Samsun: dagegen hat sie sich, wie wir später sehen werden, über Hockanmenien bis nach Schuscha im Karabash verbreitet. Be) Seltsam isoliert in der kaukasischen Fauna stehen zwei Arten. Die eine ist ein Pomatias, das seine nächsten Gattungsverwand- ten bei Konstantinopel, oder wenn wir Pom. hueti mit Wagner für ein eingeschlepptes P. obseurum ansehen wollen, erst in Grie- ehenland oder in Bosnien hat. Sie kann nicht auf einen ehe- maligen Zusammenhang mit dem Balkan deuten, da dort die Gattung vollständig fehlt; auch läßt sie sich mit Keiner der alpinen Un- tergattungen in nähere Beziehung bringen. Sie muß wohl als ein Relikt aus der Tertiärzeit gelten, wie ja die früher weiter verbreitete Gattung auch auf den Kanaren eine isolierte Art zu- rückgelassen hat. Die andere ist eine Varietät einer ächt me- diterranen Art, Glandina algira L., mit deren eigentümlicher Verbreitung wir uns später noch zu beschäftigen haben werden. Die kolehische Molluskenfauna scheint über die nördliche und die südliche Hälfte des Riongebietes eben so gleichmäßig verbreitet zu sein, wie es die Flora ist. Schon Batum (vgl. oben p. 28) hat eine fast rein kolchische Fauna. Die Unterschiede, welehe sich bei Vergleiehung der angehängten Molluskenver- zeichnisse von Abchasien 9), Suanetien 10) und Letschgum 11) im Norden und von Adsharien im Süden ergeben, hängen haupt- sächlieh von der ungenügenden Erforschung ab. Wir dürfen nicht vergessen, daß das Tiefland ein üppiger Urwald ist, in den man eben so schwer eindringt, wie in einen Tropenwald, daß seine Fieber nieht minder gefährlich sind, wie die Tropenmalaria, und daß die gesünderen Hochthäler seit der Auswanderung der Tscherkessen völlig menschenleer liegen und. nur von größeren, reichlich mit Lebensmitteln versehenen Expeditionen betreten wer- den können. Um Michailowo, fast auf der Höhe des Suram, aber schon im Gebiete der Kura, fand Leder (vgl. Anlage 12) schon keine der eigentümlichen Nacktschneeken mehr und nur eine Retinella; von Olausilia sind die Feuchtigkeit liebenden Untergattungen Acrotoma, Micropontiea verschwunden und mit ihnen eine Menge der eigentümlichen und auffallenden Arten der kolehischen Fauna, Aber der Gesamteharakter der Fauna bleibt derselbe, auch noch bei Tiflis (vgl. Anlage 13), wo wir sie ja durch die Arbeit zahl- reicher Forscher genau genug kennen. Die Artenzahl beträgt freilich trotz der genauen Erforschung nur noch 41 gegen mehr als hundert in dem viel weniger durchforschten Kolehis; davon EB sind 13, westlich vom Suram 24, alpin europäisch. Weiter nach Osten hin dehnt sich die schneckenleere Steppe; am Südabhang >. fü des Kaukasus sind sowohl Kachetien als der ganze Südabhang von da bis Baku noch durchaus unerforscht und wir wissen nicht, ob kaspische Formen, wie Trigonochlamys, Parmacella ete., (denen wir nördlich der Hauptkette im äußersten Osten begegnen, auch hier vordringen. Südlich der Kuraebene, wo wir die Mol- luskenfauna von Helenendorf (vgl. Anlage 14) durch Leder und Sievers genauer kennen, finden wir sie nicht, wohl aber wunder- barer Weise eine auch im Talyschgebiet vorkommende Vertre- terin der Clausilien-Untergattung Phaedusa, deren nächste Arten, durch ganz Zentralasien davon getrennt, in China und am Süd- abhang des Himalaya leben. Im Übrigen zählt die Fauna des Nordabhanges von Russisch-Armenien, zu der Helenendorf gehört, unter 42 Arten nicht weniger als 27 europäisch-alpine; von den 15 übrigen sind vier erheblich über die Grenzen des Kaukasus hinaus verbreitet und unter den 10 ächt kaukasischen findet sich auch nicht eine, die nicht beinahe über das ganze kaukasische Gebiet verbreitet wäre. Auch für die weiten Gebiete zwischen Kura und Araxes, das Russische Armenien (16) ist Molluskenarmut die vor- herrschende Signatur. Mit dem Wald sind auch die Waldschnecken verschwunden und das ohnehin vielfach aus vulkanischem Gestein bestehende Gebirgsland ist auf große Strecken hin völlig schnecken- leer oder nur von einer ihm eigentümlichen Nacktschnecke (Zi- mas monticola Bttg.) bewohnt. Von großem geographischem Interesse ist das Zurücktreten des europäisch-alpinen Elementes unter den Landmollusken. Während die Sißwassermollusken selbst noch im Araxes mit Ausnahme eines Planorbis und einer Hydro- bia (und des an einer Stelle herübergreifenden Unio rothi var komarowi) rein boreal sind, haben wir von Landschnecken nur noch ganz wenige und nur ganz weit verbreitete Arten (Hyalina petronellae, Vallonia pulchella, Cionella lubrica, Caecilianella acicula und die beiden Suceineen) und die Verwandtschaft mit der europäisch-alpinen Fauna ist durchaus nicht größer bei der armenischen Fauna als bei der von Kaschmir. Es kann das durchaus auch nicht auf ungenügender Erforschung beruhen, da das Genist des Araxes genau durchsucht worden ist. — Dafür tritt ein anderes, der kolehischen Fauna fremdes Element auf: Kobelt, Zoogeographie II. 4 ao neben den Euxinen haben wir vier Arten der mehr kleinasiati- schen Untergattung Oligoptychia, neben Latonia und Frutico- campylaea schiebt sich die erste Levantina (dschulfensis Dub.) über die Araxesschlucht herüber bis an den nördlichen Abhang, und aus dem Genist des Araxes kennen wir acht Arten C'hon- drula, denen in Kolchis neben der weitverbreiteten Ch. tridens nur eine einzige Art gegenübersteht. Eigentümliche Arten sind nicht oder kaum vorhanden. Russisch-Armenien ist also als eine molluskenarme neutrale Zone zu betrachten, in welche von zwei, vielleicht drei Seiten her die anspruchslosesten und widerstands- fähigsten Molluskenarten eingedrungen sind. Das kaukasische Entwicklungszentrum ist auf die Gebiete westlich vom Suram und die unmittelbar anstoßenden noch einigermaßen bewaldeten Ge- biete beschränkt. Etwas günstiger für die Molluskenfauna als das eigentliche Hocharmenien ist das vulkanische Plateau des in den Winkel zwischen Kura und Araxes vorspringenden Karabagh, den neuer- dings Radde und Valentin durehforscht haben (17). Hier bleibt auch im Sommer eine üppigere Vegetation und die Waldarmut ist keine totale und hängt weniger von dem übermäßig trocke- nen Klima ab, als von den Verwüstungen der Viehherden, welche die Steppenbewohner zur Sommerweide dorthin treiben. Wir finden neben den obengenannten Arten dort auch unsere Patula umbilicata Mtg. und Modicella avenacea Brug., und von kolehi- schen Formen Vitrina sieversi Mouss. Aus dem Südosten ein- gedrungen ist die große Pomatia taurica, die dem eigentlichen Kaukasus fremd ist, aber auch in der Südwestecke von Kolehis und überall in Kleinasien vorkommt. Mit dem Wald, der z. B. im Tschaisimithal ziemlich beträchtliche Gebiete überdeckt, treten hier auch die Clausilien der Untergattung Euxina wieder auf. Die Fauna des in 1930 m Meereshöhe gelegenen fischreichen Goktscha-Sees oder Sewan hat Brandt 1879 erforscht. Der 370 Quadratkilometer große und 110m tiefe See liegt in einem fast ringsum von Hochgebirgen umschlossenen Becken, wird aber durch den Zengi zum Araxes entwässert. Er hat ein ziemlich reiches Molluskenleben, aber keinerlei eigene Arten; un- sere Limnäen haben in ihm zum Teil eigentümliche Varietäten ent- wickelt, auch Planorbis ist vertreten, die Zweischaler nur durch — 5m ein Pisidium. Von Relikten findet sich weder unter den Mollus- ken noch unter den sonstigen Tierklassen eine Spur. Eine eigentümliche Stellung zum Kaukasus nimmt das Berg- land ein, welches den südlichen Teil des Kaspischen Meeres umrandet, die russische Provinz Talysech und die persischen Pro- vinzen Ghilan und Mazenderan. Sie bieten in mancher Bezie- hung eine auffallende Analogie zu dem kolehischen Gebiet; eine üppige Vegetation erfüllt die Thäler, die steil vom Meer zu dem 2400 m über dem Mittelmeer liegenden, auch in den Pässen nicht unter 1800 m herabsinkenden Kamm aufsteigen, über dem sich Berge bis zu 3000 m erheben, während in geringer Entfernung südlich sich der riesige Demavend bis zu 5000 m aufthürmt. Von dem Araxesthal trennt das Nordende von Talysch die kahle Berg- masse des Karadagh und die Plateaufläche von Ardebil, aus welcher sich aber wieder eine isolirte schneebedeekte Bergmasse, der vulkanische Sawalan, bis zu 4813 m erhebt. Eine völlige Unterbrechung findet hier also nicht statt. Die Waldarmut mag vielfach auch keine ursprüngliche sein; die Nomaden des Tieflandes hat das Bedürfnis nach Sommerweiden gezwungen, den Wald in den zugänglichen Teilen des Gebirges niederzu- brennen und heute sorgt das Vieh dafür, daß kein Nachwuchs aufkommt. An den Gehängen des Karasu-Thales wird füher ge- rade so gut Wald gestanden haben, wie am Südhang des Kara- bagh. In der That hat die Mollusken-Fauna von Lenkoran noch eine ganze Reihe kaukasischer Züge. Insbesondere ist Helix atrolabiata Kryn. hier in einer prächtigen Form entwickelt, die fast Anspruch auf Anerkennung als eigene Art machen kann. Aber immerhin gehören von 70 Arten, die Böttger (vgl. Anhang 18) aus dem Talyschgebiet aufführt, nur 14 der kaukasisch-arme- nischen Fauna an. Darunter sind zwei Retinella, 3 Carthusiana, eine Fruticocampylaea, und je ein Vertreter der Clausilien- sruppen Serrulina und Oligoptychia®). Boreal-alpine Arten fin- den wir in der Liste noch 24, oder nach Abzug von 6 Süß- wasserarten und einer Suceinea noch 17, sämtlich kleine Mulm- schneeken, die durch den ganzen Kaukasus gehen, oder Pupa, *) Pomatia tauriea und Corbieula fluminalis sind nicht als kau- kasische Arten zu betrachten, erstere ist armenisch, letztere klein- asiatisch-syrisch. u FE deren abnorm weite Verbreitung wir schon öfter betont haben. Am auffallendsten ist auch hier wieder das Vorkommen der kleinen Acanthinula aculeata, die streng an den Wald gebunden ist. Mit den borealen und den kaukasischen Faunenelementen mischen sieh aber auch fremdartige Formen, die teils dem Süd- rande des Kaspi eigentümlich, teils mit dem persischen Hochland gemeinsam sind, eine Anzahl merkwürdiger Nacktschnecken, dar- unter zwei eigentümliche Gattungen, eine Trochovitrina, Phae- dusa perlucens, und die sonst der paläarktischen Molluskenfauna völlig fremde Deekelschneckengattung Üyclotus in zwei oder drei eng verwandten Formen. Dieses Vorkommen ist eines der merk- würdigsten Rätsel, welche uns die geographische Verbreitung der Mollusken im paläarktischen Gebiet aufgiebt. Die Gattung Cyelotus fehlt nämlich sowohl in Turkestan, wie in Südpersien, Afghanistan und Beludschistan; ihre nächsten Vertreter finden sich im mittleren China und im östlichen Hinterindien; Vorder- indien und das westliche Hinterindien besitzt keine Art, eine Überwanderung durch die wärmeren Teile Innerasiens ist also ebenso ausgeschlossen, wie eine solche durch die Gobi und den Hanhai. Wenn wir nun bedenken, daß, wie früher erwähnt, die Gattung Cyelotus in der Tertiärepoche weit durch Europa ver- breitet war, liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier um ein Relikt aus früher Zeit handelt, das in dem halbtropischen Gebiet den Untergang seiner Verwandten in der paläarktischen Provinz überdauert hat. Eine Analogie bietet das Vorkommen eines Bockkäfers aus der Familie der Cerambyciden (Parandra caspica), der einer sonst rein tropischen Gattung angehört, die ihre meisten Arten in Südamerika zählt, auch in Südafrika und auf Neueale- donien dureh je zwei Arten vertreten ist, aber in Indien wie im wärmeren China fehlt. Auch hier kann es sich nur um ein Re- likt handeln *). Auffallend ist die geringe Einwirkung der Fauna des per- sischen Hochlandes. Böttger rechnet zwar 22 Arten zur persi- schen Fauna, aber er zählt auch die Mollusken von Ghilan und Mazenderan dazu und die Strandarten des Kaspi; als wirklich persisch kann höchstens eine Art von Chondrula und die wohl dem Sefi Rud folgende Corbieula fluminalis gelten. Sehr auf- *) Cfr. Leder in Radde, Fauna Talysch p. 92, fallend ist, daß von der Helix-Untergattung Levantina, deren äußerstem Vorposten wir an der Araxes-Schlucht begegnen und die auch durch eine prachtvolle Art in Mazenderan (Helix ma- zenderanensis Nevill) vertreten ist, im russischen Talyschgebiet keine Art gefunden wird. Dagegen ist von großem Interesse, daß wir im kaspischen Tiefland neben europäischen Süßwasserfischen eine Anzahl von Gattungen finden, welche dem paläarktischen Gebiet völlig fremd, aber in Zentralasien weit verbreitet sind (Capoetus, Schizothorax, Nemachilus). Sie können nur durch den Sefirud oder die ande- ren südlichen Zuflüsse des Kaspi vom Hochland herab eingewan- dert sein und sind meines Erachtens ein vollgültiger Beweis dafür, daß diese Flüsse vor dem Einsturz der südlichen Kaspihälfte außer Verbindung mit den europäischen Gewässern waren und erst durch diese Katastrophe nach Norden abgelenkt wurden, während sie früher vielleicht einen Teil der persischen Wüste berieselten. Auch die Reptilien binden sich nicht überall streng an die Wasserscheide; eine Reihe der für- die persische Hochebene cha- rakteristischen Arten steigen an den kahlen, begrasten Berghängen herunter bis zur Waldgränze, sie verbreiten sich aber auch nach Armenien und Transkaukasien; nur 4 Arten (Zacerta brandti, Agama ruderata, Phrynocephalus persicus, Trigonocephalus halys) erreichen im Talyschgebiet ihre Nordwestgränze und fehlen im übrigen Transkaukasien. Die persischen Küstenprovinzen Ghilan und Mazenderan sind von dem russischen Talyschgebiet in keiner Hinsicht geschieden; das von Böttger (vgl. Anlage 19) gegebene Verzeichnis der nord- persischen Mollusken schließt sich völlig an das von Talysch an, nur daß die kaukasischen Charakterzüge mehr zurücktreten, die Clausilien und die Gruppe Fruticocampylaea völlig fehlen. Nach Osten hin mischen sich aber schon einige Ausläufer der zentral- asiatischen Buliminus bei (asterabadensis, oxianus, purus), mit de- nen wir uns später noch zu beschäftigen haben werden. Dasselbe gilt von der Fauna Transkaspiens (vgl. Anlage 20), die wir im nächsten Kapitel eingehender behandeln werden. Ziehen wir aus den vorstehenden Detailuntersuchungen das Faeit, so ergeben sich für die geographische Verbreitung der Mol- lusken folgende Thatsachen: HR — 1. Der Kaukasus in weiterem Sinne hat mit den Alpen nur die durch das ganze paläarktische Gebiet verbreiteten Arten ge- mein; die Charaktergruppen sind völlig andere. 2. Das Entwieklungszentrum der kaukasischen Mollusken- fauna liegt im kolchischen Waldgebiet; ein selbständiges Zentrum für Hocharmenien läßt sich nieht nachweisen, wohl aber besitzt der Südrand des Kaspi eine Reihe eigentümlicher Arten. 3. Der Unterschied zwischen dem eigentlichen Kaukasus und Hocharmenien wird wesentlich durch die Steppen- und Hoch- landnatur des letzteren bedingt. 4, Die Südgrenze der kaukasischen Provinz liegt in der vulkanischen Bergkette südlich des Araxes, welche im Ararat kulminirt, und am Rande des Absturzes zur Kaspischen Senke. 5. Der Kamm des Kaukasus erweist sich als Verbreitungs- sränze nur für wenige Arten. Ziehen wir nun die anderen Tierklassen zur Vergleiehung heran. Die Säugetierfauna der kaukasischen Länder kennen wir durch die Arbeiten des kaukasischen Museums in Tiflis und durch Raddes Veröffentlichungen genügend; eine ganz neue Zusammenstellung hat Satunin*) (vgl. Anhang 21) gegeben; sie schließt allerdings die Arten der angränzenden Gebiete ein. Auf den ersten Blick fällt uns die geringe Zahl der endemischen Arten auf. Neben dem Eichhörnehen (Seiurus anomalus Güld.- caucasicus.Pallas), das nirgends häufig zu sein scheint und viel- leicht mit der persischen Form zusammenfällt **), einer Maus (Mus nordmanni Keys. et Blas.) und einem neuerdings von Büch- ner abgetrennten Sminthus (concolor Büchn.), dessen Artberech- tigung erst zu erweisen ist, haben wir eigentlich nur den kauka- sischen Steinbock (Tur, Capra caucasica Güld.} mit den zwei *) Satunin führt allerdings auch Capreolus pygargus Pall. an; Radde (Fauna und Flora des südwestlichen Kaspi-Gebietes p.10) sagt: C. pygargus kenne ich nicht aus Talysch; was ich von dort an Stan- sen sah, war zwar oft stark beperlt und wies auch ab und zu unregel- mässige Nebensprossen auf, allein in der ganzen Entwicklung waren diese Geweihe zum grössten Teil sogar schwach. Das gilt auch für die meisten Rehe Transkaukasiens. Stärkere Stöcke kenne ich vom Kuban. =#) Büchner leugnet neuerdings das Vorkommen des Eichhörn- chens im Kaukasus überhaupt. > ee neuerdings davon abgetrennten Lokalrassen (Ü. severzowi Menzb. und cylindricornis Blyth) als dem Kaukasus eigentümliche Art; er steht dem Pyrenäensteinbock näher, als dem alpinen. Für eine eigentümliche Spitzmaus (Sorex raddei Sat.) ist die Artbe- rechtigung noch zu prüfen. Von den Raubtieren sind Luchs, Marder, Iltis, Nörz, der Wiesel, Fischotter durch die europäischen Arten repräsentiert, der Bär durch eine mehr grau-weiße Lokal- form (var. meridionalis Menetr.), welche in mancher Hinsicht den Übergang zu dem syrischen Bären bildet, eine nicht uninter- essante Thatsache, da in Kleinasien der ächte Ursus arctos vor- herrscht. Die Gemse ist von der Alpenform durchaus nicht zu unterscheiden, der Hirsch des eigentlichen Kaukasus ist unser Edelhirsch; am Südabhang scheint sich ihm allerdings eine zweite Form beizumischen, die vielleicht mit dem persischen Maral zu- sammenfällt; auch das Reh ist unsere deutsche Art, und das Wildschwein ist keine besondere Varietät. Eine Südgränze bildet der Kamm des Kaukasus für unseren Fuchs, an dessen Stelle weiter südlich überall der persische Vulpes melanotus tritt, für den gemeinen Hamster, und für den Maulwurf, den genau wie in Italien südlich überall der blinde Maulwurf (Talpa coeca) er- setzt. Auch die Saiga scheint dem Mugan zu fehlen. Südlich von der Hauptkette schieben sich neben die europäisch-borealen Säugetiere die Vertreter der Steppenfauna. Antilope subgutturosa, die Dscheren der Russen, streift in der Mugan-Steppe bis an die Gränze des Waldgebietes, ja bis in dasselbe hinein. Ebenso finden sich die kleinen Steppennager (Uricetus nigricans, Spalax, Sminthus, Ellobius, Alactaga) bis weit hinauf an der Kura. Von Süden kommen hinzu der Ohrenigel (Erinaceus auritus), der Schakal, in den Randgebieten auch die Hyäne, der Panther und in Talysch sogar der Königstiger und zwar nicht als Irrgast, sondern als Standwild, in Mazenderan sogar noch recht häufig. Est ist die neuerdings als Turan-Tiger bezeichnete Varietät (Felix tigris virgata Ill.) mit mähnenartigem Nackenhaar und kurzem, gedrungenem, löwenartigem Körper, welche nach Mattschie dem fossilen Tiger aus den Siwaliks (Felis cristata Fale.) am nächsten verwandt ist und vielleicht als die Stammform der verschiedenen heute lebenden Lokalformen betrachtet werden kann. Von dem Löwen scheint sich keine Tradition erhalten zu haben, obwohl er im Mittelalter in Mesopotamien noch häufig — 56 — war; daß er im pontischen Waldgebiete vorkam, berichtet Evliya Effendi. In den südlichen Randgebirgen ist die Bezoarziege ge- mein und von der Hochebene steigt ein Wildschaf (Ovis anato- lica Val. nach Radde, Or. gmelini Blyth nach Satunin) nach dem Araxes herab und überschreitet im Winter auch in größeren Heerden die Waldgrenze von Talysch. Als Einwanderer aus dem ferneren Südosten sind zu betrachten zwei durch ganz Persien verbreitete Mäuse (Mus bactrianus und arianus), und endlich ein noch sehr unvollkommen bekannter Hirsch im Talyschgebiet (Cervus caspius Brooke), welcher zur Gruppe des südostasiatischen Cervus axis gehören soll. Von faunistischen Gränzen innerhalb des kaukasischen Ge- bietes kann bei den Säugetieren anscheinend nicht viel die Rede sein. Die verschiedenen Steinbockarten sollen auch geographisch (dureh die Bergkette, welche den Dykh-tau und den Kaschtan- tau trägt) geschieden werden, doch streiten die Zoologen noch über ihre Abgränzung von einander. Ein eigenes Entwicklungs- zentrum ist bei den kaukasischen Säugetieren nicht nachweisbar; sie bilden ein Gemisch aus europäisch-borealen, den östlichen Steppen angehörenden, und vorderasiatisch-persischen Elementen. Als ein Relikt aus früheren Zeiten hat sich der Wisent (Bison europaeus) erhalten, allerdings nur in wenigen Hochthälern am Nordwestabhang, in denen er heute durch strenge Jagdgesetze geschützt wird. Er ist von der litthauischen Form nicht ver- schieden; man plant ja gerade jetzt das Blut in der Bialystocker Heerde durch Einführung einiger kaukasischer Bullen aufzufrischen, Nach Radde*) ist er leider stark im Rückgang begriffen, auch ohne direkte Verfolgung. Die zunehmende Besiedelung des Nord- westabhanges schneidet ihm seine gewohnten Winterweiden ab und zwingt ihn, bei tiefem Schnee Gebiete aufzusuchen, deren Klima ihm nicht mehr zusagt. Immerhin soll er noch 1000— 2000 Exemplare zählen und bewohnt im Quellgebiet der Bielaja und Laba ein Areal von 525000 Deßjätinen, das die Großfürsten Georg und Sergius Michailowitsch auf längere Zeit vom Staate =) Eichwald und nach ihm Blanford nennen den Biber im Araxes häufig. Radde hat dort nie von ihm gehört; Felle, die er in Baku sah, stammten angeblich aus Persien, vielleicht aus dem Tigris oder dem Chaboras. a gepachtet haben; seine Hauptstation sind die Waldgebiete von 4—-8000°, Buchen und Hainbuchen mit Tannen gemischt. Der Wisent ist im Kaukasus jedenfalls seit der Zeit heimisch, wo er von Nordosten her dem vorrückenden Eise folgte und durch Deutschland wenigstens in einzelnen Exemplaren über die Alpen bis nach Toskana ins Chiana-Thal gelangten. Er hat damals Ja ganz Europa bis zu den Pyrenäen mit Ausnahme der vereisten Gebiete und der Steppen, die er im Gegensatz zu seinem nord- amerikanischen Vetter als ächtes Waldtier meidet, bewohnt ebenso die Waldgebiete von Sibirien, wahrscheinlich selbst Ost-Turkestan; nach Dalmatow*) hat er sich in den südsibirischen Waldungen bis gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts gehalten; ja Kohn und Andree (Sibirien und das Amur-Gebiet, 1876. Ip. 228) geben an, daß er in den waldreichen Bergen von Sajan in Süd- sibirien heute noch in größerer Anzahl lebe. Sollen Ja doch nach einer Mitteilung von Rouiller an die Moskauer naturfor- schende Gesellschaft zwischen 1840—48 auch in dem Lyskovschen Kronsforst in dem Semenov’schen Kreise des Gouv. Nishni-Now- gorod mehrere Exemplare erlegt worden sein. Anlagen. 1) Aus dem Gesamtgebiet des Kaukasus sind mir gegen- wärtig folgende Arten bekannt (die gesperrt gedruckten auch alpin): Trigonochlamys imitatrix Bitte. — semiplumbea Bitte. Selenochlamys pallida Bitte. Limax variegatus Drp. — talyschanus Bittg. var. tigris Btte. Pseudomilax lederi Btte. — ecarinatus Bttg. — bicolor Bitg. — monticola Bttg. — retowskii Bttg. Amalia brandti Marts. — lederi (Gigantomilax) Bttg. Lytopelte longicollis Bttg. Paralimax reibischi Srth. — intermittens Bttg. — varius Bttg. — armeniacus Srth. Agriolimax agrestis L. — subagrestis Srth. — agresticulus Srth. — melanocephalus Kal. Metalimax Srth. sp. Monochroma Srth. sp. *) Vgl. Westenberg, Einiges über Bisone und die Verbreitung des Wisent im Kaukasus. In Festschr. Naturf. Ver. Riga 189. Daudebardia sieversi Bttg. — heydeni Bittg. — lederi Bttg. Glandina algira v. mingrelica Bttg. Parmacella olivieri Cuv. var. ibera Eichw. Clathropodium vitrinaeforme West. Vitrina pellueida Müll. — globosa Bttg. — annularis Stud. — sieversi Mouss. Trochovitrina subconica Bttg. — lederi Bttg. Conulus fulvus Müll. Conulopolita raddei Bttg. Vitrea angystropha Bittg. — contortula Kryn. — viridis Westerl. — subeffusa Bttg. var. daghestana Bittg. — pygmaea Bittg. — sorella Mouss. Zonitoides nitidus Müll. Polita pura Ald. var. lenticularis Held. — hammonis Ström. — petronella Charp. — oschtenica Btig. — siraphora Westerl. — suturalis Bttg. — subsuturalis Bttg. — komarowi Bttg. — cellaria Müll. var. subaperta Bttg. var. sieversi Bttg. — lederi Bttg. — deeipiens Bttg. — caspia Bttg. — derbentina Bitg. Retinella duboisi Charp. — suanetica Bttg. — sucinacia Bttg. — diffieilis Bttg. var. discrepans Ret. — elegans Bittg. — mingreliea Mouss. var. intermissa Mouss, Retinella selecta Mouss. — retieulata Bttg. — koutaisiana Mouss. var. transitans Bttg. Punctum lederi Bttg. Patula ruderata Stud. — goktschana Mouss. — rupestris Drp. Vallonia costata Müll. — pulchella Müll. Acanthinula aculeata Müll. Nummulina prometheus Bittg. — jasonis Dub. Trichia hispida L. — notha West. — sericea Dıp. — chrysotricha Bttg. Latonia globula Kryn. — septemgyrata Mouss. — flavolimbata Bttg. — pisiformis Pfr. — arpatschaiana Mouss. — talyschana Marts. — holotricha Bttg. Carthusiana frutis Pfr. — circassica Charp. — frequens Mouss. — carascaloides Bgt. — carthusiana Müll. — flaveola Kryn. — pachnodes Bttg. — aristata Kryn. Fruticocampylaea appelii Mouss. — narzanensis Kryn. — pratensis Pfr. — joannis Mort. — delabris Mouss. — pontica Bttg. — nymphaea Dub. — ravergieri Kryn. — transcaucasica Bttg. — phaeolaema Bttg. — eichwaldi Pfr. var. daghestana Parr. — nivalis Menetr. — armeniaca Pfr. Eulota frutieum Müll. rn A << 0. Ne Eulota euages Bttg. Xerophila krynickii Andrz. — parableta Bittg. — vestalis Parr. — derbentina Kryn. — erenimargo Kryn. Levantina dschulfensis Dub. ? — ceratomma Pfr. Tachea atrolabiata Kryn. — stauropolitana Schmidt. — lenkoranea Mouss. Pomatia nordmanni Parr. — christophi Bitg. — obtusata Zgl. — raddei Bttg. — buchi Dub. — taurica Kryn. — radiosa Zgl. — intermissa Westerl. Zebrinus detritus Müll. — hohenackeri Kryn. — ceylindrieus Mke. Brephulus duboisi Mouss. — biplicatus Ret. Medea raddei Kob. Retowskia schläflii Mouss. Napaeus asterabadensis Koh. — eaucasicus Pfr. — boettgeri Cless. — umbrosus Mouss. — talyschanus Bittg. — benjamitieus Roth. Chondrula brevior Mouss. — boettgerianus Kob. — tuberifer Bttg. — lederi Bitg. var. limis Westerl. — diffusus Mouss. — tridens Müll. var. bayerni Parr. — quinquedentatus Mühlt. — tetrodon Mort. — isselianus Bgt. — lamelliferus var. phasianus Dub. — angustior Ret. — didymodus Bitte. — euxinus Cless, Chondrula sieversi Mouss. — cespitum Morel. — scapus Parr. — komarowi Bttg. — trieollis Mouss. Petraeus niveus Parr. — brevior Mouss. — Iyeieus var. borealis Mouss. Lauria eylindracea da Costa. — sempronii Charp. — pulchra Ret. — superstrueta Mouss. — zonata Bittg. — caucasica Pfr. Oreula doliolum Brug. — raymondi Bgt. — trifilaris Mouss. — bifilaris Mouss. Pagodina pagodula Desm. Torquilla avenacea Brug. — philippii Charp. Granopupa granum Drp. Pupilla triplicata Stud. — armeniaca Mouss. — signata Mouss. — interrupta Reinh. Sphyradium edentula Drp. Isthmia strobeli Grdl. — costulata Nilss. — minutissima Hartm. — micula Mouss. Leucochilus theeli Westerl. Alaea moulinsiana Dup. — pygmaea Dry. sieversi Bttg. — substriata Jeffr. — antivertigo Drp. Vertigo pusilla Müll. — angustior Jeffr. Euxinastra hamata Bttg. Acrotoma komarowi Bittg. — laccata Bttg. '— semicineta Bttg. Euxina diffieilis Ret. — reuleauxi Bttg. — persica Bttg. — filosa Mouss, Euxina duboisi Charp. pleuroptychia Bittg. litotes Parr. quadriplicata A. Schm. dipolauchen Bttg. pumiliformis Bttg. lederi Bttg. aggesta Bttg. acuminata Mouss. strauchi Bttg. index Mouss. climax Bittg. ossetica Ad. Schm. somchetica Pfr. tschetschenieca Bayern. baleopsis Westerl. Phaedusa perlucens Bitg. Micropontica closta Bttg. — eircassiea Bttg. — retowskii Bttg. ? — caucasica (Graciliaria) Parr. Oligoptychia griseofusca Mouss. — unieristata Bttg. — foveicollis Pfr. — vinosa Bttg. Serrulina sieversi Pfr. serrulata Midd. funiculum Mouss. semilamellata Mouss. signifera Westerl. Cionella Jubrica Müll. Caecilianella acicula Müll. — raddei Bitte. — obtusata Westerl. Suceinea putris L. — elegans Risso. — pfeifferi Rossm. — oblonga Drp. Caryechium minimum Müll. — lederi Bttg. Limnaea stagnalis L. lagotis var. confinis Mouss. ovata var. tenera Parr. peregra Müll. palustris Müll. 60 Limnaea truncatula Müll. Physa gerardi Mouss. Planorbis corneus L. umbilicatus Müll. var. subangulatus Phil. sieversi Mouss. spirorbis L. glaber Jeffr. complanatus_L. caucasicus Westerl. Ancylus subeircularis Clessm. Acme moussoni Bttg. Cyelotus sieversi Pfr. — bourguignati Doum. Adans. Cyelostoma costulatum Zgl. — hyreanum Mrts. Pomatias lederi Bttg. Paludina contecta var. caucasica Cless. -—- subfasciata Bgit. — duboisiana Mouss. Pseudamnicola sphaerion Mouss. Talysch. Melanopsis buceinoidea var. mingrelica Bayern. Valvata antiqua Sow. — piscinalis Müll. — brandti Westerl. Neritina fluviatilis var. boettgeri West. Corbiceula fluminalis Müll. Sphaerium draparnaudi Cless. Pisidium fossarinum Oless. — obtusale C. Pfr. — milium Held. Unio sieversi Drouöt var. kobelti West. — stevenianus Kryn. — mingrelicus Drou6t. — raddei Drouöit. Anodonta lenkoranensis Drouöt. — cyrea Droueit. sieversi Drou&t. brandti Drou6t. georgiana Drouet. 2) Molluskenfauna der sebietes. Paralimax reibischi Srth. Agriolimax subagrestis Srth. — agresticulus Srth. Vitrina pellucida Müll. Conulus fulvus Müll. Patula ruderata Stud. Aecanthinula aculeata Müll. Eulota fruticum Müll. Carthusiana globula Kryn. Fruticocampylaea narzanensis var. kuba- Chondrula tridens var. nensis Mouss. Teberda und des oberen Kuban- Oreula doliolum Brug. Vertigo sieversi Bttg. — pusilla Müll. Acrotoma semieincta Bttg. Euxina aggesta Bttg. — tschetscheniea Pfr. Planorbis glaber Jeffr. — complanatus L. Sphaerium draparnaldi Cless. 3) Mollusken des Gouv. Stawropol, nach Baron Otto Rosen. Vitrina pellucida Müll. Eumilax brandti von Mrts. Vitrea contortula Kıyn. Hyalina (Polita) sp. Vallonia costata Müll. Eulota fruticum Müll. Carthusiana carascaloides Bst. — circassica Charp. Tachea stanropolitana Ad. Schm. Buliminus obscurus Müll. var. humberti Bgt. Chondrula tridens Müll. — phasianus Dub. Cionella lubrica Müll. Caecilianella acicula Müll. Pupilla interrupta Reinh. — triplieata Stud. Isthmia minutissima Hartm. Serrulina serrulata Midd. Euxina duboisi Charp. — somchetica Pfr. Acrotoma semieineta Bttg. Oligoptychia foveicollis Charp. Clausiliastra laminata Mte. Suceinea oblonga Drp. Limnaeus lagotis Schr. Cyelostoma costulatum Zgl. Anodonta eyrea Drouät. 4) An den Abhängen des Schach-Dagh sammelte Leder: Vitrina pellucida Müll. — annularis Stud. Hyalina cellaria var. sieversi Bttg. — deeipiens Bttg. Patula rupestris Drp. Vallonia costata Müll. Carthusiana pisiformis Pfr. Fruticocampylaea phaeolaemaßttg. — narzanensis Kryn. Fruticocampylaea armeniaca Pfr. Enaobseura var.umbrosaMouss. Chondrula didymodus Bttg. Cionella lubrica Müll. Pupilla triplieata Stud. var. Juxurians Reinh. Charadrobia eylindracea da Costa. Oreula doliolum Brug. Euxina somchetica Pfr. 5) Bei Kusary sammelte derselbe: Trigonochlamys semiplumbeus Bttg. Limax variegatus Drp. Parmacella olivieri var. ibera Eichw, Vitrina pellucida Müll. — annularis Stud. Conulus fulvus Müll, Hyalina cellaria Bttg. var. sieversi Hyalina pura Ald. Zonitoides nitidus Müll. Vitrea subeffusa Bttg. var. daghestana Bittg. Patula ruderata Stud. Acanthinula aculeata Müll. Fruticocampylaea narzanensis Kryn. Enaobscura var. umbrosa Mouss. Cionella lubrica Müll. Pupilla triplicata Stud. 62 Charadrobia eylindracea da Costa. Orcula doliolum Brug. Vertigo sieversi Bttg. — pusilla Müll. Phaedusa perlucens Bttg. Euxina duboisi Charp. — quadriplicata Ad. Schm. Oligoptychia foveicollis Pfr. Carychium minimum Müll, 6) Um Derbend am Kaspischen Meere fand derselbe: Vitrina pellueida Müll. — annularis Stud. Hyalina derbentina Bittg. Acanthinula aculeata Müll. Vallonia costata Müll. Carthusiana pisiformis Pfr. sulota fruticum Müll. Fruticocampylaea ravergieri Kryn. Xerophila derbentina Andrz. Pupilla triplicata Stud. Charadrobia eylindracea da Costa. Isthmia minutissima Hartm. 7) An den Abhängen des Kasbek sammelte Leder: Vitrina pellucida Müll. — subeconica Bttg. Conulus fulvus Müll. Hyalina petronella Charp. — subeffusa Bttg. Patula pygmaea Drp. - Vallonia costata Müll. — pulchella Müll. Fruticocampylaea narzanensis Kryn. — appelii Kob. — eichwaldi Pfr. Chondrula tuberifera Bttg. 8) Molluskenfauna der Colehischen Provinz nach Glandina algira var. mingrelica Bttg. Daudebardia heydeni Bitte. — lederi Bttg. ? Trigonochlamys imitatrix Bttg. Selenochlamys pallida Bitte. Amalia lederi Bttg. — brandti Mrts. Limax variegatus Drp. — ecarinatus Bttg. Agriolimax melanocephalus Ral. — agrestisL. Cionella lubrica Müll. Pupilla muscorum var. cau- casia Bttg. — triplicata Stud. Charadrobia caucasia Parr. Isthmia strobeli Gredl. Columella edentula Drp. Vertigo substriata Jeffr. — sieversi Bttg. — pusilla Müll. Euxina tschetschenica Parr. Succinea pfeifferi Rossm. Planorbis marginatus Drp. Jöttger! Vitrina subeonica Bttg.' Clathropodium vitrinaeforme West. Paralimax intermittens Bttg. Pseudomilax lederi Bttg. — retowskii Bttg. Conulus fulvus Müll. Conulopolita raddei Bttg. Hyalina suturalis Bttg. — cellaria var. sieversi Bitg. — komarowi Bttg. — hammonis Str. Vitrea subeffusa Bttg. — contortula Kryn. — angystropha Bitg. — viridis Westerl. Retinella duboisi Charp. — suanetica Bttg. — sueinacia Bttg. — koutaisiana Mouss. var. transitans Bttg. — retieulata Bttg. — mingrelica Mouss. var. intermissa Kob. (pontica Bttg.). — seleeta Mouss. Zonitoides nitidus Müll. Patula ruderata Stud. —Fupesiris’Drp. Vallonia pulchella Müll. Acanthinula aculeata Müll. Carthusiana globula Kryn. — frequens Monss. — flaveola Kryn. — ceircassiea Charp. var. colchiea Mouss. — pachnodes Bittg. — holotricha Bttg. Nummulina prometheus Bittg. — jasonis Dub. Eulota euages Bttg. — aristata Kryn. Fruticocampylaea flavolimbata Bttg. — narzaneusis Kryn. var. suanetica Bttg. — macromphala Bittg. — appeliusiana Kob. — joannis Mort. — pratensis Pfr. — pontica Bttg. Tachea atrolabiata Kryn. ar. stauropolitana Schm. Pomatia buchi Dub. — nordmanni Parr. — christophi Bttg. — intermissa Westerl. Xerophila derbentina Andız. Buliminus schlaeflii Mouss. Buliminus raddei Kob. Abchasien. — caucasius Pfr. — böttgeri Cless. Chondrula lederi Bttg. — tridens v. bayerni Parr. Cionella lubrica Müll. Caecilianella acicula Müll. Modicella avenaca Brug. Pupilla triplicata Stud. Charadrobia ceylindracea da Costa. — superstructa Mouss. var. lederi Bttg. — zonata Bittg. — sempronii Charp. Oreula doliolum Brug. — raymondi Bgt.(trifilaris Mouss.) Isthmia minutissima Hartm. — elaustralisv.clavella Reinh. Acrotoma komarowi Bittg. — laccata Bitg. Euxina litotes Bttg. — index Mouss. — pleuroptychia Bttg. — duboisi Charp. — pumiliformis Bittg. — lederi Bttg. — derasa Mouss. — dipolauchen Bitte. — baleopsis Westerl. Oligoptychia foveicollis Pfr. Mieropontica closta Bttg. Serrulina serrulata Mouss. — semilamellata Mouss. — funieulum Mouss — signifera Westerl. Carychium minimum Mill Suceinea putris L. — pfeifferi Rossm. — oblonga Drp. Acme moussoni Bttg. Cyelostoma costulatum Zgl. Pomatias lederi Bttg. Melanopsis mingrelica Mouss. Neritina fluviatilis L. Limnaea peregra Drp. Pisidium fossarinum Cless, — Pisidium obtusale €. Pfr. — milium Held. Unio sieversi Drou£t. 9) Retowski sammelte in Abehasien: Glandina algira v. mingrelica Bttg. Daudebardia heydeni Bttg. —- lederi Bttg. Pseudomilax retowskii Bttg. Paralimax intermittens Bttg. — varius Bttg. Limax variegatus Drp. Agriolimax agrestis L. Retinella duboisi Charp. — sueinacia Bttg. — koutaisiana Mouss. — mingrelica Mouss. var. intermissa Kob. — seleeta Mouss. Zonitoides nitida Müll. Vallonia pulchella Müll. Carthusiana carascaloides Bgt. — flaveola Mouss. — pachnodes Bttg. — holotricha Bttg. — circassica Charp. Eulota euages Bittg. Tachea atrolabiata Kryn. Xerophila derbentina Mouss. 10) Molluskenfauna und Böttger 1881. Daudebardia heydeni Bttg. — lederi Bttg. Amalia lederi Bttg. Limax variegatus Drp. Paralimax intermittens Bttg. Conulus fulvus Müll. Hyalina cellaria Müll. Vitrea contortula Kryn. vetinella suanetica Bttg. — koutaisiana Mouss. Patula ruderata Stud. Fruticicola flavolimbata Bittg. — narzanensis v. suanetica Bttg. var. macromphala Bttg. Chondrula lederi Bttg. Xerophila krynickii Andrız. Buliminus (Retowskia) schlaeflii Mouss. — (Medea) raddei Koh. — (Ena) ceaucasicus Pfr. Chondrula tridens Müll. Cionella lubrica Müll. Modicella avenacea Brug. Charadrobia cylindracea da Costa. Orcula bifilaris Mouss. Isthmia minutissima Hartm. Serrulina serrulata Pfr. — funiculum Mouss. Euxina litotes A. Schm. — index Mouss. — pumiliformis Bttg. Oligoptychia foveicollis Charp. Micropontica closta Bittg. Suceinea pfeifferi Rossm. Cyelostoma costulatum Rossm. Pomatias lederi Bttg. Melanopsis mingrelica Mouss. Neritina fluviatilis L. von Suanetien nach Leder, Komarow Cionella lubrica Müll. Modicella avenacea Brug. Orceula doliolum Brus. — raymondi Bgt. Euxina litotes var. suanetica Bttg. — duboisi Charp. var. — derasa var. suanetica Bttg. Oligoptychia foveicollis Pfr. Serrulina serrulata Mouss. — semilamellata Mouss. Limnaea peregra Drp. Pisidium fossarinum Cless. — obtusale C. Pfr. — milium Held. 11) Aus der Landschaft Letschgum kennen wir: Daudebardia lederi Bttg. Hyalina cellaria var. sieversi Bttg. Retinella koutaisiana var. transi- tans Bittg. Carthusiana circassica Charyp. Fruticocampylaea pratensis Pfr. Cionella lubrica Müll. Modicella avenacea Brug. Euxina pleuroptychia Bttg. — duboisi Charp. — lederi var. gradata Bttg. Oligoptychia foveicollis Pfr. Pomatias lederi Bttg. Planorbis glaber Jeffr. — complanatus Drp. 12) Bei Michailowo am Suram sammelte Leder: Daudebardia heydeni Bttg. (pawlenkoi Bttg.). Trochovitrina lederi Bttg. Limax melanocephalus Kal. Agriolimax agrestis L. Hyalina cellaria var. sieversi Bttg. — suturalis Bttg. Vitrea contortula Bttg. — angystropha Bittg. Retinella duboisi Charyp. Patula pygmaeaDrp. Acanthinula aculeata Müll. Eulota eircassica Charp. — aristata Kryn. Trichia globula Kryn. Tachea atrolabiata Kryn. Buliminus (Retowskia) Mouss. 13) Fauna der Gegend von Mzchet ete. Agriolimax agrestisL. Hyalina hammonis Ström. — subeffusa Bttg. Retinella koutaisiana Mouss. Patula goctschana Mouss. ? Trichia granulata Ald. Latonia globula Kryn. Carthusiana aristata Kryn. — ceircassica Charp. Fruticocampylaea ravergii Kryn. — pratensis Pfr. Xerophila derbentina Andrz. — crenimargo var. obtusior Mouss. Kobelt, Zoogeographie II, schlaeflii Chondrula tridens Müll. Pupilla muscorumL. — interrupta Reinh. Charadrobia superstructa Mouss. Oreula trifilaris Mouss. Isthmia minutissima Drp. Vertigo antivertigo Drp. — pygmaea Müll. Serrulina serrulata Mouss. — semilamellata Mouss. Euxina litotes A. Schm. — duboisi Charp. — lederi Bitg. — derasa var. ossetica Ad. Schm. Oligoptychia foveicollis Charp. Carychium minimum Müll. Acme moussoni Bttg. Cyelostoma costulatum Zgl. Tiflis, einschließlich Borschom, Pomatia buchi Dub. — nordmanni Parr. Zebrina hohenackeri Kryn. Napaeus boettgeri Cless. — obseurus var. umbrosus Mouss. Chondrula tridens Müll. — lamellifera Rossm. — tricollis Mouss. Cionella lubriea Müll. Granopupa granum Drp. Pupilla triplicata Stud. — interrupta Reinh. Charadrobia superstructa Mouss. 5 Isthmia minutissima Hartm. Vertigo pygmaea Drp. Euxina duboisi Charp. — strauchi Bttg. index Mouss. — lederi var. gradata Bttg. derasa var. ossetica A. Schm. somchetica Pfr. 66 Oligoptychia foveicollis Pfr. Succeinea pfeifferi Rossm. — oblonga Drp. Limnaea truncatula Müll. Cyelostoma costulatum Ze]. Unio mingrelicus Drouöt. Anodonta eyrea Drouät. 14) Fauna von Helenendorf nach Leder: Limax melanocephalus Kal. — variegatus Drp. Vitrina pelluceida Müll. — annularis Stud. Hyalina pura Ald. Retinella duboisi Charp. Zonitoides nitidus Müll. Conulus fulvus Müll. Punctum pygmaeum Drp. Vallonia pulchella Müll. Carthusiana globula Kryn. Frutieicola ravergii var. transcau- casica Bayern. Xerophila erenimargo Kryn. — derbentina Andrz. Ena obscura var. umbrosa Mouss. Chondrula tridens Müll. — didymodus Bitg. — phasianus Dub. Cionella lubrica Müll. Granopupa granum Drp. Pupilla interrupta Reinh. Pupilla muscorum var. caucasia Btte. Charadrobia cylindracea da Costa. Orcula doliolum Brug. Columella edentula Drp. Isthmia strobeli Gredl. — minutissima Hartm. Vertigo moulinsiana Dup. — pygmaeaDrp. — pusılla-Mull. — angustior Jeffr. Euxina duboisi Charp. — quadriplicata Ad. Schm. — somchetica Pfr. Oligoptychia foveicollis Charp. Phaedusa perlucens Bittg. Suceinea oblonga Drp. Carychium minimum Müll. Cyelostoma costulatum Zgl. Limnaea truncatula Müll. Planorbis subangulatusPhil. Pisidium casertanum Poli. 15) In der Umgebung von Manglis im Algetkathal erbeu- tete Dr. Sievers (efr. Böttger in Jahrb. Mal. Ges. VII. 1880 p.43): Vitrina pellueida Müll. Conulus fulvus Müll. Hyalina pygmaea Bittg. — pura Ald. Patula pygmaea Drp. Eulota eireassica Charp. Fruticocampylaea ravergii Kryn. Chondrula phasianus Dub. Cionella lubrica Müll. Caecilianella acieula Müll. Columella edentula Drp. Vertigo pygmaea Drp. Vertigo pusilla Müll. Euxina duboisi Charp. — strauchi Bttg. — gradata Bttg. (lederi var.). Carychium minimum Müll. Acme moussoni Bttg. 16) Aus dem Russischen Armenien sind mir bekannt: Limax monticola Bttg. Hyalina petronellae var. subnitidosa Mouss. — siraphora Westerl. Patula goctschana Mouss. — umbilicata Mtg. Vallonia pulchella Müll. Latonia septemgyrata Mouss. — globula Kryn. — arpatschaiana Mouss. var. sewanica Mrts. — pseudoglobula Mouss. Fruticocampylaea narzanensis Kryn. ? — armeniaca Pfr. Xerophila parableta Bttg. — crenimargo Kryn. Levantina dschulfensis Dub. Pomatia taurica Kryn. Zebrina hohenackeri Kryn. Chondrula komarowi Bttg. — scapus var. destituta Mouss. — tricollis Mouss. — brevior Mouss. — diffusa Mouss. — didymodus Bttg. — sieversi Mouss. — nucifragus Parr. Cionella lubriea Müll. Caecilianella acieula Müll. Serrulina serrulata var. nensis Issel. Oligoptychia brunnea Rossm. eriva- Oligoptychia hueti Mort. — disjuneta Mort. — unicristata Bttg. Euxina quadriplicata A. Schm. — litotes Bttg. — duboisi Charp. — strauchi Bttg. — somehetica Bir. — derasa Mouss. Succinea putris L. — p£eiffer@ Rossm., Limnaea stagnalis L. — aurieularia L. var. tener Parr. — — confinis Mouss. — lJaeotis Schr. — palustersaM un — pereer as Mal — truncatula Müll. Planorbis marginatus Müll. —.ecarinatus Müll. — subangulatus Phil. — sieversi Mouss. Ancylus fluviatilis Müll. Cyelostoma costulatum Zgl. var. hyrcanum Dohrn. Paludina costae Heldr. — contecta var. caucasia Cless. Hydrobia sieversi Bttg. Valvata antiqua Sow. — pisecinalis Müll. — brandti Westerl. Unio rothi var. komarowi Bitte. 17) Um Schuscha im Karabagh sammelte Valentin: Vitrea subeffusa Bttg. Retinella sp. Trochovitrina sieversi Bttg. Patula rupestris Drp. Pomatia lucorum var.tauricaKryn. Xerophila krynickii Andız. — crenimargo Kryn. Fruticocampylaea ravergieri Kryn. Buliminus umbrosus Mouss. Chondrula tridens var. bayerni. — phasianus Dub, Modicella avenacea Brug. Euxina quadriplieata Ad. Schm. — litotes Bttg. — duboisi Charp. — strauchi Bitte. — somchetica Pfr. — derasa Mouss. Oligoptychia foveicollis Pfr. — unicristata Bttg. Cyelostoma costulatum Zel. 18) Molluskenfauna des Talysch-Gebietes nach Böttger: Pseudomilax bicolor Bttg. Amalia (Lytopelte) longicollis Bttg. Limax variegatus Drp. — tigris Bttg. — talyschanus Bttg. Parmacella olivieri var. ibera Eichw. Vitrina sp. Trochovitrina subcarinata Bttg. Conulus fulvus Müll. Polita cellaria var. sieversi Bttg. — caspia Bttg. — pura Ald. Zonitoides nitidus Müll. Vitrea subeffusa Bttg. — contortula Kryn. Retinella elegans Bttg. — filieum Kryn. Patula pygmaea Drp. — lederi Bttg. Acanthinula aculeata Müll. Vallonia pulchella Müll. — costata Müll. Carthusiana pisiformis Pfr. — talyschana Mrts. — sp. Fruticocampylaea ravergieri Pfr. Xerophila derbentina Kryn. — krynicki Ral. — Sp. Tachea lencoranea Mouss. Pomatia taurica Kryn. — raddei Bttg. Zebrina hohenackeri Pfr. Ena talyschana Bitg. — Sp. Chondrula tridens Bttg. — didymodus Bittg. Chondrula ghilanensis Issel. Charadrobia cylindracea da Costa. — sempronii Charp. var. caspia Pfr. Orcula doliolum Brug. Pagodina pagodula Desm. var. lederi Bttg. Columella edentula Drp. Isthmia strobeli Gredl. — costulata Nils. Vertigo antivertigo Drp. — pygmaea Drp. — sieversi Bttg. v. punetum Bitte. — pusilla Müll. — angustior Jeffr. Phaedusa perlucens Bitg. Oligoptychia gustavi Bttg. Serrulina sieversi Pfr. Cionella lubrica Müll. Suceinea pfeifferi Rossm. Carychium minimum Müll. — lederi Bitg. Limnaea lagotis Schr. — truncatula Müll. — palustris Müll. Planorbis glaber Jeffr. — subangulatus Phil. — contortusL. Cyclotus sieversi Pfr. Cyclostoma hyreanum Mrts. Dreissensia polymorpha Pall. Anodonta lencoranensis Drouät. — cyrea Drouöt. Corbieula fluminalis Müll. Pisidium amnicum Müll. — obtusale Pfr. — Sp. 19) Aus Nordpersien (Chorassan, Astrabad, Irak-Adshmi) führt Böttger (Zool. Jahrb. IV) folgende Mollusken an: Pseudomilax velitaris Mrts. Lytopelte sp. Parmacella olivieri Cuv. Vitrina annularis var. persica Bttg. Polita herzi Bttg. — patulaeformis Bttg. Retinella persica Bttg. Hyalina (Gastranodon) siaretana Bttg. 69 Patula rupestris Drp. Carthusiana pisiformis Pfr. var. atypa Bittg. — arpatschaiana Mouss. Xerophila krynickii Andrz. — millepunctata Bttg. — crenimargo Kryn. Tachea lencoranea Mouss. Levantina urmiensis Naeg. ? Zebrinus detritus Müll. Subzebrinus purus Westerl. Pseudonapaeus asterabadensis var. persicus Nev. — herzi Bittg. Petraeus oxianus v. schahruden- sis Bttg. Chondrula ghilanensis Issel. Chondrula sieversi Mouss. (hoplites West.) — didymodus Bittg. var. crassilabris Bttg. — tridens Müll. Euxina persica Bttg.? Granopupa granum Drp. Orcula doliolum Drp. Pupilla signata Mouss. Limnaeus lagotis Schrenk. — truncatula var. schirazensis Küster. Gyraulus ehrenbergi Beck. Melanopsis praemorsa L. Cyelotus herzi Bttg. Cyclostoma hyreanum v. Mrts. Corbieula fluminalis Müll. 20) Mollusken aus Transkaspien nach Böttger (Zool. Jahrb. DV D2.925). Macrochlamys turanica Mrts. Vitrina raddei Bitte. — annularis var. persica Btt Vallonia adela Westerl. var. mionecton Bttg. — pulchella Müll. Patula rupestris Drp. Carthusiana transcaspica Bttg. Xerophila krynickii Kalen. Petraeus eremita Rve. var. germabensis Bttg. — oxianus Mrts. — walteri Bitg. Petraeus warentzowi Rosen. Napaeus goebeli Westerl. Amphiscopus continens Rosen. 8: Chondrula ghilanensis Issel. Granopupa granum Drp. Pupilla cupa Jan. var. turemenica Bttg. — signata Mouss. Isthmia strobeli Gredl. Suceinea pfeifferi Rossm. Limnaea impura v. oxiana Bttg. — lagotis Schr. — truncatula Müll. Planorbis subangulatus Phil. Melanopsis praemorsaL. Pseudamnicola raddei Bttg. Anodonta piseinalis Nils. Corbieula fluminalis Müll. 21) Säugetierfauna des Kaukasus und Transkaukasiens nach Satunin (Zoolog. Jahrb. 1896 p. 281): Rhinolophus ferrum equinum Schreb. — clivosus Cretzschm. — hipposideros Bechst. euryale Blas. blasii Peters. Plecotus auritus L. Synotus barbastellus Schr. Vesperugo noctula Schreb. — abramus Temm. ? — kuhli Natt. Vesperus discolor Natt. — borealis Natt. var. — serotinus Schreb. Vespertilio murinus Schreb. — nattereri Keys. et Blas. * Vespertilio desertorum Dobs. — mystaecinus Leisl. Miniopterus scheibersii Natt Erinaceus europaeus L. * — auritus Gmel. Crossopus fodiens Pall. Sorex vulgaris L. — raddei Satunin. Crocidura aranea Schreb. — fumigata de Fil. — longieaudata Dobs. Talpa europaea L. Ciskaukasien. +— caeca Savi Transkaukasien. Felis catus L. — Sp. — tigris L. + — pardus L. — Iynx L. var. cervaria Temm. 7 — chaus Güld. +Hvaena striata Zimm. Canis lupus L. aureus L. Vulpes vulgaris Briss. = — melanotus Pall. * Ursus arctos meridionalis Midd. Lutra vulgaris Erxl. Meles taxus Schreb. Martes martes L. — fagorum Ray (foina Briss.). Vison lutreola L. Foetorius putorius L. * — sarmaticus Pall. Mustela vulgaris Briss. +— boccamela Cetti. T— Pelagius monachus Herm. Phoca caspica Nilss. Sceiurus anomalus Gmel. (caucasicus Pall.). * Spermophilus musicus Menetr. Myoxus glis L. — dryas Schreb. ? — pietus Blfd. 70 Rhombomys caucasicus Brandt. — Sp. Cricetus frumentarius Pall. Cis- kaukasien. * — nigricans Brandt. Trans- kaukasien. var. raddei Nehring. ? — arenarius Pall. * phaeus Pall. Arvicola amphibia L. nivalis Mart. var. petrophila Wagen. arvalis Pall. arvalis caucasica Pall. socialis Pall. güntheri Danf. et Aust. Ellobius talpinus Pall. Mus rattus L. — decumanus Pall. musculus L. bactrianus Blyth. nordmanni Keys. et Blas. arianus Blfd. agrarius Pall. minutus Pall. Spalax typhlus Pall. Sminthus vagus Pall. — conecolor Büchn. Alactaga jaculus Pall. — acontion Pall. Hystrix leucura Sykes (hirsutiros- tris Brandt.). Lepus timidusL.(europaeusPall.). R3 Sus scrofa L. Cervus elaphus L. * — maral Ogilb. — caspius Brooke. Capreolus capreolus L. * — pygargus Pall. * Saiga tatarica L. * Gazella subgutturosa Güld. Rupicapra tragus Gray. Capra aegagrus L. — eaucasica Güld. — severzowi Menzb. Capra cylindricornis Blyth. Ovis gmelmi Blyth. Bos bonasus L. (Bison europaeus). 22) Reptilien und Batrachier des Talysch-Gebietes: Testudo ibera Pall. Emys orbicularis L. Clemmys caspia Gmel. Lacerta praticola Eversm. — viridis var. striata Eichw. 7 — brandti de Fil. — muralis var. defilippii Cam. Ophiops elegans Meneötr. rEremias velox var. persica BIf. — arguta Pall. Pseudopus apus Pall. Ablepharus vittatus Menetr. Eumeces pavimentatus Geoffr. Anguis fragilis var. orientalis And. Gymnodactylus caspius Eichw. rAgama ruderata Oliv. + Stellio caucasius Eichw. Phrynocephalus persicus de Fil. Typhlops vermicularis Merr. Cycelophis modestus Mart. — collaris Menetr. Coronella austriaca Laur. Coluber aesculapii Host. Elaphis dione Pall. — sauromates Pall. Zamenis atrovirens var. trabalis Pall. — dahli Fitz. — ravergieri Menetr. Tropidonotus natrix L. — tessellatus var. hydrus Pall. Coelopeltis lacertina Wagl. i Tarbophis vivax Fitz. Eryx jaculus L. Vipera euphratica Mart. Trigonocephalus halys Pall. Rana esculenta v. ridibunda Pall. — agilis Thomas. Bufo viridis Lam. Hyla arborea L. Triton karelinii Strauch. — longipes Strauch. — cristatus L. — vittatus Gray. Drittes Kapitel. Mesopotamien, Persien und Arabien. Das Gebiet zwischen dem Abfall des syrischen Berg- und Tafellandes und dem der Zagros-Ketten . ist, wie ich mich im ersten Bande nachzuweisen bemüht habe, ein integrierender Teil der Sahara. Es hat insofern eine gewisse Analogie mit Egypten, als es durch die beiden mesopotamischen Zwillingsströme und weiterhin durch die vom persischen Hochplateau über den Zagros herabkommenden Zuflüsse des Tigris in eine fruchtbare Oase umgeschaffen worden ist oder richtiger war, aber in Folge der umgekehrten Stromrichtung sind hier weniger südliche Formen in das paläarktische Gebiet vorgedrungen, als umgekehrt palä- arktische nach Südosten. Während in Egypten dank dem Nil die Süßwasserfauna sich der sudanesischen anschließt und in einen scharfen Gegensatz zu der paläarktischen Landfauna tritt, ist das im Euphratgebiet außer bei den Fischen durchaus nicht der Fall und anscheinend auch nie der Fall gewesen. Wir haben keinerlei sichere Nachrichten darüber, daß irgend ein indischer Süßwasserbewohner jemals nach Mesopotamien vorgedrungen sei. Besonders das Krokodil ist niemals am persischen Meerbusen be- obachtet worden, obschon die vorderindische Art (Crocodilus pa- ludosus) westlich über die Indusmündung hinaus geht und in dem Hab westlich von Kuratschie nach Blanford noch häufig ist. Es ist das sehr auffallend, denn wenn auch die Mekran-Küste wasser- arm ist, einige immer fließende Gewässer hat sie doch, und die Sümpfe bei Bender Abbas und an der Euphratmündung wären ein ganz geeigneter Aufenthalt für die riesigen Saurier, die ja das Salzwasser durchaus nicht unbedingt scheuen. In Vorderindien kommen sie in Gewässern vor, die entschieden nicht so warm sind, wie der Unterlauf des Euphrat und des Karun. Das Gebiet des Euphrat und Tigris zerfällt in drei große Abteilungen, das Gebirgsland im Quellgebiet, die Steppe im Ober- lauf, und das Tiefland, das je nach der Bewässerung als Sumpf, blühende Oase oder abschreekende Wüste erscheint. Zu der ersten Abteilung sind die sämmtlichen Bergländer zu rechnen, welche zwischen der im vorigen Kapitel erwähnten Gebirgskette südlich vom Araxes und der Ebene liegen, außer dem Quellgebiet der Ströme also noch die geschlossenen Becken von Wan und Urmia, und der Oberlauf des dem Kaspi zuströmenden Sefi Rud. Dieses Gebiet setzt sieh nach Osten hin zwar anfangs scharf gegen die üppigen Waldungen von Talysch, Ghilan und Mazen- deran ab; aber weiter südlich läßt es sich von den Zagrosketten nicht abgränzen und erstreckt sich, wie wir sehen werden, wahr- scheinlich bis fast zum Persischen Meerbusen. Seine Gränze nach Westen hin liegt in den Gebirgsketten Klein-Armeniens, aber vielleicht nicht auf der Wasserscheide, sondern am Westabhang da, wo die kleinasiatische Steppe beginnt, weiter südlich wohl an der Wasserscheide gegen die eilieischen Flüsse, leider über- all in Gebieten, welche der europäischen Forschung kaum zu- gänglich sind. Nach Süden setzt es sich ziemlich scharf gegen die assyrische Hochebene ab. Die große Straße von Aleppo über Diarbekir nach Mosul entfernt sich nieht weit von der Scheidelinie. Die Gränze zwischen der Steppe und dem Tiefland entspricht ungefähr der zwischen den alten Reichen Assyrien und Babylo- nien, deren Gegensatz einen guten Teil der ältesten Geschichte bedingt. Als Gränze hat man nördlich vom Tigris zu allen Zei- ten den Lauf des kleinen Zab (Zab asfal) betrachtet, innerhalb des eigentlichen Mesopotamien entweder die direkte Fortsetzung der Linie nach dem heutigen Rava am Euphrat oder den Beginn des bewässerten Gebietes da, wo die beiden Ströme zum ersten- mal sich nahe kommen; letztere Linie entspricht ungefähr der heutigen Westgränze des Vilajets Bagdad. Südlich tritt das arabische Plateau dieht an den Euphrat heran, von unzähligen Trockenbetten durchfurcht, so daß es der Araber Ard-el Wudiän das Land der Wadis nennt; es geht in die syrisch-arabische Wüstenfläche ohne trennende Gränze über. Das Tiefland des alten Babylonien ist anscheinend in sei- ner ganzen Ausdehnung nicht mehr Wüste, sondern Schwemmland, Lö das Produkt der gemeinsamen Arbeit des Euphrat, des Tigris und der persischen Flüsse Kereha und Karun, die erst in neuerer Zeit dem Tigris oder dem Schatt-el-Arab tributär geworden sind. Bei Hochfluten vereinigen sich ja heute noch die Wasser beider Ströme zwischen Bagdad und Kalat Feludscha und mar- kieren so die Gränze des Alluviums. Alte Küstenlinien mit dem charakteristischen Strandeonglomerat hat Loftus noch 240 km über dem Zusammenfluß der Ströme, 400 km vom Meer gefunden. Meerwärts erstreckt sich das Tiefland über die Karun-Mündung hinaus dureh die persische Provinz Arabistan bis in die Gegend von Buschir, wo die Fortsetzung der Zagrosketten, die Berge von Khusistan, dicht an das Meer herantreten. Neben der Ein- senkung am Todten Meer und dem schmalen Saum am Südrande des peträischen Arabiens ist dieses Gebiet jedenfalls der wärmste Teil des ganzen paläarktischen Reiches. Abgesehen von den beiden armenischen Seebecken und dem zum Kaspischen Meere entwässerten Adjerbeidschan gehört die ganze eben besprochene Fläche zum Flußgebiet des Schatt-el- Arab, also zum persischen Meerbusen, und hat anscheinend nie- mals irgend welche Verbindung mit dem Mittelmeer gehabt. Dem entspricht auch die Fischfauna. Der Ganges-Hai (Carcharias gangeticus) geht den Tigris eben so gut hinauf, wie die Flüsse von Vorder- und Hinterindien und die in den indischen Ozean mündenden Gewässer bis nach den Viti-Insen. Ihm schließen sich die ächt indischen Gattungen Macrones und Mastacembalus an; das Vorkommen einer Art der ersteren Gattung (Macrones aleppensis) deutet darauf, daß der Kuweik, der sich heute in der Wüste verliert, früher einmal, vielleicht über den See von Djabül, den Euphrat erreichte. Ja das Vorkommen von Nemachilus panthe- rinus bei Damaskus könnte andeuten, daß auch von den Ab- hängen des Antilibanon einstmals die Gewässer dem Euphrat zuström- ten. Daßdie Verbindung aber schon in sehr früher Zeit unterbrochen wurde, beweist das Auftreten zahlreicher endemischer Formen sowohl bei Aleppo als bei Damaskus. Die Gattung Acanthobrama hat je eine Art im Tigris, bei Aleppo und Damaskus, zwei in Turkestan und eine in China. Indisch sind auch die Gattungen Discognathus und Tylognathus unter den Cypriniden, und nicht minder das Fehlen der afrikanischen Chromis sowohl in Meso- | -I au | potamien wie bei Damaskus und Aleppo, während das Jordangebiet noch acht Arten hat. Vergleichen wir mit der Fischfauna die der Süßwasser- mollusken, so tritt uns alsbald eine durchgreifende Verschieden- heit entgegen. Von indischen Formen ist hier keine Rede, was wir finden, ist zwar grundverschieden von den europäischen, aber es schließt sich eng an die syrischen Formen an, und besonders herrschen hier die Unioniden mit verkümmerten Schloßzähnen (Leguminaia Conr.), auf die ich schon im ersten Bande (p. 284) aufmerksam gemacht habe; sie fehlen in Cilieien, wie im Jordan- gebiet, gehen aber über Damaskus und Aleppo hinaus bis in den Örontes, weleher sogar zwei Arten (und einen ächten Unio) mit dem Euphrat gemeinsam hat. Die Fauna der mesopotamisehen Ströme bedürfte allerdings sehr einer gründlichen Untersuchung; bis jetzt ist nur an wenigen Punkten überhaupt gesammelt und von den beschriebenen Arten beruht eine ganze Anzahl immer noch auf den Lea’schen kurzen Diagnosen ohne Abbildungen. Konnte ich doch erst vor 2 Jahren noch einen sehr großen eigen- tümlichen Unio (lapidosus Villa) aus Mesopotamien beschreiben, welcher in der paläarktischen Fauna völlig isoliert steht! Von der Verteilung der Arten über die einzelnen Teile des Laufes, von etwaigen Verschiedenheiten zwischen Euphrat und Tigris wissen wir noch gar nichts. Die mesopotamischen Corbicula- Arten zeigen anscheinend einige Unterschiede von den syrischen, die auf frühe Abtrennung deuten; doch ist das vorliegende Ma- terial noch zu geringfügig, um diese Frage zu entscheiden. Die Süßwasserfauna des unteren Laufes, welche wir namentlich durch Sehlaeffllis Aufenthalt in Samava kennen — leider kostete dieser den unermüdlichen Sammler Gesundheit und Leben — sind ächt paläarktisch und zeigen keinerlei fremde Züge (vgl. Anlage 5). Sogar eine Reihe von Arten sind mit europäischen oder vorder- asiatischen gemeinsam, und die als eigene Arten beschriebenen Limnaea schließen sich dieht an unsere deutschen an. Auch die Landeonchylienfauna ist uns noch sehr wenig bekannt; was wir wissen, bezieht sich mit wenigen Ausnahmen entweder auf das obere Bergland oder auf die Berge in der Nähe von Mossul. Aus dem isolierten Dj. Sindschar wird Euparypha seetzeni Koch angeführt; aus der Umgegend von Bagdad kennen wir nur die syrische Carthusiana obstructa und den längs des Südrandes der Paläarktis überall verbreiteten Zootecus pullus Ehrbg. Von indischen Eindringlingen finden wir nirgends eine Spur, auch die schon im ersten Band erwähnte südarabische Fauna scheint sich nicht längs des persischen Meerbusens auszubreiten. Die Fauna von Kurdistan (vid. Anl. 1) ist eine entschieden paläarktische; sie scheidet sich von der transkaukasischen wie von der kleinasiatischen scharf durch das völlige Fehlen der Gattung Clausilia und durch das Auftreten der Helixuntergattung ZLevantina, welche noch bei Mossul reich entwickelt ist und sogar nach Adjerbeidsehan und Mazenderan übergreift. Da aber Levantina auch für Syrien und Palästina charakteristisch ist und selbst bis nach Rhodus und Kalymnos Vertreter hat, besprechen wir die Fauna von Kurdistan zweckmäßiger in Verbindung mit der Molluskenfauna dieser Län- der. Dasselbe gilt von der Fauna des mittleren Mesopotamien, von der wir allerdings nur das kennen, was von Schläffli, Haus- knecht und einigen anderen auf dem Weg von Aleppo über Bi- redschik und Orfa nach Diarbekir, also gerade ungefähr an der Gränze zwischen Gebirg und Ebene gesammelt wurde (Anl. 2). Die Levantinen und Pomatien, sowie die kurdistanischen Bulimi- nus reichen noch bis hierher; eigentümlich ist eine genabelte, buliminus-artige Form (Sesteria gallandi Bgt.), von der allerdings erst ein einziges Exemplar im Genist gefunden worden ist und also möglicher Weise aus dem Gebirge stammt. Auch die Säugetierfauna von Mesopotamien, von der wir freilieh noch recht wenig wissen, schließt sich so eng an die syrische an, daß wir sie zweckmäßiger mit dieser zusammen er- örtern; indische Eindringlinge sind nicht darunter, wenn nicht allen- falls eine oder die andere Chiroptere etwa der Küste entlang eingewandert ist. Wir haben allerdings kein neueres Verzeichnis der mesopotamischen Säugetiere; das von Schmarda*) führt nur ein Dutzend Arten auf, deren Species bestimmt ist, darunter sind sicher mehrere falsch (Erinaeus auritus, (anis corsac), SO gut wie einige nur der Gattung nach angegebene (Zatelus Sp., ob Meles canescens?, Myoxus sp. plur., Siphneus sp.). Sicher ist nur, daß die gemeine Gazelle, oder richtiger die var. arabica, in Mesopotamien vorherrscht und erst jenseits der Zagrosketten von Procapra subgutturosa abgelöst wird, daß der Löwe bis an *) Die geographische Verbreitung der Tiere (1853) p. 408. den mittleren Euphrat in den Schilfdickichten sich hält und das Wildschwein jagt, und daß eine Form des asiatischen Wildesels (Equus onager var. hemippus Geoffr.) bis über den Euphrat hin- überstreift. Auch das Stachelschwein ist mit Sicherheit nachge- wiesen. Daß die Berge von Kurdistan sich in ihrer Säugetierfauna nicht vom russischen Armenien unterscheiden, ist zweifellos; ebenso, daß Damhirsch und Reh bis in die Gegend von Mosul in den Zagros-Ketten vorkommen. Die Kardinalfrage, ob die kleinen höhlenbewohnenden Nager der saharischen oder der östlicheren Fauna angehören, muß leider noch unentschieden bleiben. Der Sinaistenbock (Capra beden) hält sich noch in den Randbergen der Palmyrene, aber er findet im eigentlichen Mesopotamien keinen geeigneten Standort mehr. Auch für die reiche Reptilienfauna Mesopotamiens fehlt eine Zusammenstellung, die eine eingehende geographische Wür- digung ermöglichte; es kann keinem Zweifel unterliegen, daß sich hier saharische, syrische, kaukasische und persische Elemente mischen und daß namentlich die südpersischen Arten, die uns in Arabien wieder begegnen, auch im unteren Mesopotamien vor- kommen, aber es ist mir unmöglich gewesen, mir genauere An- gaben darüber zu verschaffen. Floristisch bilden Mesopotamien und die Küstenländer des persischen Golfes nach Drude eine Einheit, welche sich ziemlich scharf gegen die höher gelegenen Steppen absetzt und noch viel- fache Anklänge an die Saharaflora zeigt. Hier ist die eigentliche Heimat der Dattelpalme, deren Kultur und namentlich deren künstliche Befruchtung aus dem Mündungsgebiet der Zwillings- ströme zu stammen scheint. Eine Charakterpflanze ist der Khonar- strauch (Zizyphus spinae christi), ferner die Dicyclophora per- sica, eine hochwüchsige Doldenpflanze. „Hier ist die Entfaltung der Ephemeren, d. h. der am flüchtigsten in ihrer ganzen Ent- wicklung vom Keime bis zur Fruchtreife ihre Lebensprozesse im Frühjahr abspielenden Gewächse, am größten und verleiht eine kurze Zeit hindurch der Landschaft einen hohen Reiz, noch er- höht durch den Schmuck hellfarbiger Blumen.“ Das gilt aller- dings hauptsächlich für die wärmsten Teile, den Germsir der Perser; Assyrien trägt viel mehr den Charakter der steppenar- tigen Vorwüste, während das Bergland sich m keiner Weise von den kahlen Bergen des russischen Armeniens unterscheidet. Nur der unvermittelt aus der Steppe aufragende Dschebel Sindjar, die Zufluchtsstätte der Jeziden, trägt ein düsteres Waldkleid. Er ist neuerdings zum erstenmal von einem Botaniker, dem Herrn von Oppenheim, besucht worden, doch ist mir nicht bekannt, daß derselbe wissenschaftliche Resultate veröffentlicht hätte. An Mesopotamien schließt sich ostwärts als östlichste Pro- vinz des paläarktischen Gebietes Persien an, steil in den Zagros- Ketten gegen die Tigrissenke abfallend. Es erscheint als eine in der Mitte eingesenkte, von hohen Randgebirgen umgebene Hochebene, aus welcher nur wenige und ziemlich unbedeutende Flüsse den Weg in ein Meer gefunden haben. So nach Süden Kerka und Karun zum Tigris, nach Norden der Sefid Rud zum Kaspi. Der größere Teil hat keinen Abfluß und zerfällt in ver- schiedene Becken, deren tiefste Stellen Salzmoräste einnehmen; er ist dem Tierleben sehr wenig günstig, auf große Strecken ab- solut unpassierbar. Ein solches Land ist selbstverständlich keine zoogeographische Einheit. Daß die Provinzen am Kaspischen Meere, Ghilan und Mazenderan, nicht von dem russischen Talysch getrennt werden können, haben wir schon oben erwähnt. Sie setzen sich wohl an den meisten Stellen scharf gegen das innere Hochland ab, aber eine absolute ist die Gränze doch nicht, um so weniger, als sie durch die Thäler des Sefid Rud und des Lar durchbrochen und in direkte Verbindung mit Adjerbeidschan und der Hochfläche von Teheran gesetzt wird. Aber auch nach Osten hin ist das südkaspische Tiefland durchaus nicht scharf umgränzt. Die Bergkette des Demavend setzt sich ganz direkt nach dem Bergland am oberen Heri Rud und nach Afghanistan fort und ebenso zieht nördlich vom Atrek und weiter östlich vom Fluß von Mesched der Kopet Dagh und als seine Fortsetzung der Damani-i-Kuh nach Mesched und zum Heri Rud, eine direkte Fortsetzung der Hauptkette des Kaukasus, während die südliche Kette der Vulkanreihe entspricht, welehe wir im vorigen Kapitel als die Südgränze der kaukasischen Provinz kennen gelernt ha- ben. Heute zieht sich wohl die Steppe über diese Berge und das Atrekthal, aber es ist doch keine vollständige Wüste. Früher aber muß es wesentlich anders gewesen sein, als die ganze aralo- kaspische Depression noch mit Wasser gefüllt war und der Kopet-Dagh das Südufer dieses Seebeckens bildete. Damals setzten die mit Wasserdampf gesättigten Nordwinde ihre Feuch- tigkeit an diesen Abhängen ab, und wenn diese wohl auch nie üppige Urwälder getragen haben, wie die Gehänge von Ghilan, so müssen sie doch in ganz anderer Weise bewachsen gewesen sein, wie heute, und eine brauchbare Straße für Tierwanderungen gebildet haben. Wie dieses Bergland den Nordabhang der persischen Hoch- ebene gegen die Aralwüste, so bildet ein zweites bergiges Gebiet den Südrand. Auch es nimmt seinen Ursprung in den armenisch- kurdischen Gebirgen und läuft, immer südöstlich streichend, erst unter dem Namen der Zagros-Ketten der Tigrissenke entlang. Dann spaltet es sich in zahlreiche Parallelketten, welche, eine hinter der anderen aufsteigend und schmale, treppenartig über einander liegende Terassen und Hochthäler zwischen sich lassend, das eigentliche Persien, Luristan und Fars erfüllen. Ihre Ginfel, obwohl vom Meere aus sichtbar, sind von Europäern noch nie besucht worden; nach St. John erreichen sie zwischen Ispahan und Schiras wohl 17—18000 Fuß und erheben sich auch östlich vom Meridian der Straße von Ormus noch über die Schneelinie. Die innerste Kette, der Koh-rud, erstreckt sich von der heiligen Stadt Kum eirlich von Wehan bis zur Gränze von Beludschi- stan; sie sinkt auch in den Pässen nieht unter 8000’ herab und hat, besonders zwischen Karman und Bampur, zahlreiche Gipfel, welche den Montblanc an Höhe erheblich übertreffen. Alle diese Ketten ziehen auch über die Gränze von Beludsehistan hinüber und sind von den Randketten des Industhales durch keine na- türliche Scheidelinie getrennt. Sie sind durchaus nicht so kahl, wie die nördlichen Randgebirge; ein lockerer Wald überzieht die Südabhänge des Zagros, und zwischen den mittleren Ketten dehnt sich südlich und östlich von Schiras in einer Höhe von 4—-8000’ ein diehter Eichenwald (von Quercus aegtlopifolius). Auch weiter östlich erstrecken sich Buschwaldungen von Pistazien und Mimo- sen, stellenweise Urwaldcharakter annehmend, bis nach Belud- schistan. Zwischen den beiden Bergländern dehnt sich die weite Hochfläche Innerpersiens, stellenweise Oase, zum größeren Teil eine abschreckende Wüste. Wenige Meilen südlich von Teheran ver- siegen die letzten Verzweigungen des Schurab und des Karasu. Von da ab erstreckt sich eine ununterbrochene Wüste, Duscht-i- Kuwir, die Wüste des Salzschlammes genannt, bis nach Belud- a, ee schistan. Von Karman bis nach dem vom afghanischen Hilmend bewässerten Seistan fand die englische Gränzexpedition auf einer Strecke von 230 miles kein Tierleben, keine Vegetation. So sind die nördlichen und die südlichen Bergländer in ihrer ganzen Aus- dehnung scharf getrennt und hängen nur an dem östlichen und am westlichen Ende zusammen. Im Osten aber bilden die ge- drosischen Wüsten ein Hinderniß, das die Überwanderung wenn auch nicht unmöglich macht, so doch sehr erschwert. Die Kul- turoase am unteren Hilmend, Seistan oder Sistan, schließt sich direkt an das südliche Afghanistan an, aber sie ist auch von dem nordpersischen Khorassan nicht so scharf geschieden wie vom Süden; das Zwischenland ist freilich auch dürr und kahl, hat aber doch überall Pflanzenwuchs und wenn auch spärliche Be- wässerung. Jedenfalls ist trotz der größeren Entfernung eine Verbindung der Indus-Randberge mit dem Kaukasus auf dem nördlichen Wege immer noch eher möglich, als auf dem süd- lichen. Die Molluskenfauna Persiens ist leider noch sehr unvoll- kommen bekannt. Über die Kaspiprovinzen und die nördlichen Teile, Khorassan, Asterabad, Irak Adschmi, haben wir schon im vorigen Kapitel (S. 53) an der Hand des Böttger’schen Verzeich- nisses gesprochen. Auch die Liste des transkaspischen Mollusken haben wir ebenda (Anlage 20) gegeben. Es ist von großem Z00- seographischem Interesse, daß diese Fauna von der des Kaukasus total verschieden ist, obschon der Kopet-Dagh, dem sie doch hauptsächlich entstammt als die direkte Fortsetzung des Central- kaukasus, das Atrekthal als die der Kuraniederung erscheint. Höch- stens könnte Trochovitrina raddei Bttg. als ein kaukasischer Zug gedeutet werden, von den Charakterschnecken des Kaukasus ist keine einzige über den Kaspi hinausgegangen und als ein Zeugnis für den ehemaligen Zusammenhang von Kopet-Dagh und Kau- kasus können die Mollusken nicht verwendet werden. Gehören beide Bergsysteme wirklich einer Hebung an, so muß die Trennung durch Einbruch des südlichen Kaspi erfolgt sein, ehe sich die heutige Kaukasusfauna von Mingrelien aus so weit östlich ver- breitete. Dagegen stimmen die Mollusken des Kopet-Dagh fast ganz mit den nordpersischen überein und wir finden auch fast dieselben zentralasiatischen Beimengungen. Die Gattung Macro- chlamys, der paläarktischen Fauna völlig fremd, aber in Turkestan Nm durch mehrere Arten vertreten, wird auf persischem Gebiet sicher auch noch gefunden werden. Viel schlechter bestellt ist es mit der Kenntnis der Mol- lusken des südlichen Gebirgslandes. Nur um die Residenzstädte Schiras und Isfahan haben die Naturforscher der italienischen Mis- sion etwas gesammelt; einige Süßwasserarten sind durch Parreyss bekannt geworden (vgl. Anlage 4). Es sind zwei weit durch Vorderasien verbreitete Xerophilen, zwei eigentümliche Buliminus der bis Indien verbreiteten Untergattung Napaeus, und der kau- kasische Chondrus tridens var. bayerni Parr., bei den Wasser- schnecken neben der tropischen, aber auch weit durch Vorder- asien verbreiteten Melania tuberculata Müll. eine Reihe als eigene Arten beschriebene Formen aus den heißen Quellen von Ker- man, die nur Lokalvarietäten weit verbreiteter vorderasiatischer oder paläarktischer Formen sind. In den oben geschilderten Hochgebirgen, besonders in der südlichen Randkette, dem Kohrud, wo Kalkboden, ewiger Schnee und Wälder zusammentreffen, muß eine erheblich reichere Molluskenfauna der Entdeckung harren; sie wird wohl rein paläarktisch sein, da die Wüsten von Belud- schistan und die große indische Wüste jede Verbindung mit dem indischen Tafelland sperren. Vorläufig ist Schiras noch der ein- zige Punkt zwischen Mosul und der Gränze von Beludschistan, über dessen Molluskenfauna wir überhaupt etwas wissen. Besser steht es mit der Säugetierfauna, welche wir durch die Sammlungen von Major St. John und Blanford und die vorzügliche Bearbeitung durch den letzteren genügend kennen. Ich gebe ihr Verzeichnis in der Anlage 5*). Ihr Verhältnis zu der Mediterranfauna werde ich in einem späteren Kapitel erörtern. Hier nur ein paar Worte über ihre Stellung zu Indien und Zen- tralasien. Der indische Einfluß ist ganz auffallend gering: zwei Fledermäuse, davon die eine nur auf der Insel Kishm im persi- schen Meerbusen als Bewohnerin einer Höhle angetroffen, ein Eichhorn (Se. palmarum), das den indischen Steppen angehört und sich bis nach Beludschistan verbreitet, die genau ebenso aus- gebreitete indische Gazelle (Gazella bennetti Sykes), welche den *) Eastern Persia. An Account of the Journeys of the Persian Boundary Commission 1870—72. Vol. II The Zoology and Geology. London 1876. Kobelt, Zoogeographie II, 6 N, = ganzen Abhang zum indischen Ozean bis nach der Euphratmün - dung bewohnt, und eine Maus der Gattung Nesokia. Vielleicht geht auch der indische Lippenbär bis nach Persien, wenigstens hörte Blanford die Beludschen von einem schwarzen Bären sprechen, der sich in Beludschistan finde; es ist freilich kaum zu errathen, wovon diese Art, die wesentlich auf Termiten und Früchte an- gewiesen ist, in der wüsten Gegend leben soll. An sie schließen sich aber eine ganze Reihe von Arten, welche, ohne nach Indien überzugreifen, auf die heiße trockene Küstenzone bis zum per- sischen Meerbusen hin beschränkt sind. Blanford rechnet dahin drei Gerbillus (indieus, hurrianae und nanus), den Hasen (Lepus eraspedotis), Pipistrellus leucotis und eigentümlicher Weise auclı den Panther, der doch in Nordpersien häufig genug ist. Von eigenen, auf Persien und Beludschistan beschränkten Säugetier- arten finden wir einige Fledermäuse, eigene Formen des Fuchses, des Ichneumons, des Dachses, und eine Reihe von Klein-Nagern. Auch eine besondere Gazellenart (@. fuscifrons) findet sich in der Wüste von Beludschistan und in Seistan; sie überschreitet vielleicht den Indus und bewohnt auch die Wüsten der Rad- schputana. Der persische Hirsch (C. maral Og.) ist nach der ganz bestimmten Angabe von Major St. John auf die Waldgebiete am Kaspischen Meer beschränkt und kommt sonst in Persien nir- gends vor, auch der Damhirsch fehlt im eigentlichen Persien und findet sich nur in dem Zagros am Abhang zum Tigris. Erst in Afghanistan tritt wieder ein Hirsch’ (C. caschmirianus Fale.) als Eindringling aus dem oberen Indusgebiet auf, ich weiß aber nicht, ob er diesseits der Wasserscheide nachgewiesen ist. Auch das Vorkommen des Rehs außerhalb des Zagros und der Kaspi- Provinzen bedarf noch der Bestätigung. Von europäischen Arten sind mit Sicherheit außer einigen Fledermäusen, den beiden Ratten und der Waldmaus nur bekannt Wolf, Wildkatze, Fischotter und Wildschwein. Der Maulwurf wird auf die Autorität von Menetries hin aus dem Kaspigebiet aufgeführt. St. John erklärt, daß er in Persien nie einen Maulwurfshaufen gesehen habe. Die Haupt- masse der Säugetierfauna bilden die Arten der zentralasiatischen Steppe; mit der Sahara resp. der westlichen Vorwüste ist höch- stens das Stachelschwein, wenn es wirklich zu Hystrix cristata L. gehört, gemeinsam. Auch die persischen Reptilien kennen wir durch Blanford 2. [9] 7 genauer, sein Verzeichnis (vgl. Anlage 6), das allerdings die Kaspi- Provinzen mit einschließt, zählt 92 Reptilien und nur 7 Amphi- bien auf. Über den Charakter der Fauna sagt der Autor (l. ce. p- 305): „Ihe most abundant reptiles in Persia by far are the lis- sards, several kinds of which swarm throughout the eountry. On the semi-desert plains Eremias, Phrynocephalus, and Agama are the prevailing forms, Acanthodactylus being only met with in the South, whilst a huge Uromastieid (Centrotrachelus) lives in burrows at the edges of the Sistan and Karman desert, a se- cond is found on the shores of the Persian Gulf, and a true Uromastix inhabits Mesopotamia. In hilly parts of the eountry Stellio and Ophiops prevail, the former keeping much to rocks, but one species being also found on old walls. The Geckos and Scineids are less numerously represented than the Agamoids and Lacertians, but still are not rare. Of snakes the prevailing forms are species of Psammophis and Zamenis, and, in Northern Persia especially, Tropidonotus hydrus. Poisonous snakes are less ab- undant, the only common one being Echis carinatus. All which were obtained belong to the Viperidae, but poisonous Colubridae undoubtely exist. Land-tortoises are common, and a species of Clemmys abounds in suitable localities.“ Von den aufgeführten Arten sind etwa 20 endemisch; 16—18 rechnet Blanford dem indischen Typus zu; sie sind meist auf Beludschistan und das südliche Küstenland beschränkt, 7 davon noch nicht in Indien nachgewiesen. Die beiden Acanthodactylus (und einige Vögel*) betrachtet er als afrikanisch, es sind aber sämmtlich Wüstenarten, die über die Gränze der Sahara hinaus- gehen; Ac. cantoris geht übrigens östlich bis Delhi und Agra und findet sich noch bei Aden. Ae. miropholis ist eine ende- mische Art; als afrikanisch können beide kaum angesprochen werden. Die Hauptmasse gehört dem paläarktischen Gebiet an; mit den Mittelmeerländern gemeinsam sind 16—18, also ungefähr eben so viel Arten, wie mit Indien. Daß die nordpersischen Arten mehrfach über die Wasserscheide und die politische Gränze *) Caprimulgus aegyptius, Lanius isabellinus, Saxicola monacha, Cotyle obsoleta, Certhilauda desertorum, Pyrrhalauda melanauchen, Corvus umbrinus, Na, ae hinübergreifen und auch in den höheren Partieen von Talysch und in Transkaukasien vorkommen, habe ich schon im vorigen Kapitel erwähnt. Auch die Verwandtschaft der transkaspischen Fauna (vgl. Anh. 7) tritt scharf hervor und würde noch mehr auffallen, wenn die persische Fortsetzung des Kopet-Dagh er- forscht wäre. Die indische Rattenschlange (Piyas mucosus L.), die am Hilmend in 7!/,‘ langen Exemplaren vorkommt, wird in den angränzenden persischen Gebieten so wenig fehlen, wie die indische Cobra, die bis zum Oxus geht und auch in Transkas- pien nachgewiesen ist. Blanford hat in seinem vorzüglichen Werke über Persien, ab- gesehen von Adjerbeidschan, das er als ein Zwischenland zwischen dem Kaukasus und Nordpersien ansieht, und den Kaspiländern noch drei Provinzen von dem eigentlichen persischen Hochland abgetrennt: die bewaldeten Ketten des Zagros mit dem Abfall gegen Mesopotamien einschließlich der Wälder um Schiras, —. den persischen Anteil am mesopotamisehen Tiefland, — und das Tiefland längs des Meeres unter einer Höhe von 3000 bis zur indischen Gränze. Besonders die letztere bedarf einer genaueren Untersuchung, denn ihre Verhältnisse schließen sich ganz eng an die des nordwestlichen Indien an und die paläarktischen Typen treten sehr zurück, während aus dem persischen Hochland nur wenige Wüstentypen sich bis zum Meer verbreitet haben. Ich gebe das Verzeichnis der Arten, die Blanford als charakteristisch für diese Abteilung nennt, im Anhang. Sie genügen wohl, um eine gedrosische Unterprovinz abzutrennen. Ihre Selbstän- digkeit tritt besonders bei den Reptilien und Amphibien hervor, wo von 17 Arten 8 endemisch sind und auch die übrigen meistens ihr Verbreitungszentrum in diesen Wüstenstrichen zu haben scheinen. Über die Molluskenfauna dieses Gebietes haben wir nur einige spärliche Angaben in Nevill’s Handlist of the Indian Mu- seum, bei denen es obendrein mit der Geographie nicht allzu genau genommen zu sein scheint. Es sind von Landschnecken nur einige der weitverbreiteten buliminoiden Formen, welche bis nach Südarabien gehen, und eine Stenogyre, die wir auch von Aden kennen. Unter den Süßwasserconchylien fallen uns drei indische Arten auf, Planorbis exustus Desh., Melania scabra Müll. und Mel. tigrina Hutton. (Ich gebe das Verzeichnis im Anhang 8). Unsere geringe Kenntnis der südpersischen Fauna ist um eur Ohr Se so bedauerlicher, als eine Vergleichung zwischen Südpersien und Arabien von großer Wichtigkeit wäre. Beide Länder sind durch den Persischen Meerbusen getrennt, eine flache Mulde anscheinend ziemlich junger Bildung, die direkte Fortsetzung des mesopota- mischen Tieflandes, bei aller Analogie mit dem Roten Meer doch in jeder Beziehung weit verschieden von ihm. Vor allem schon durch die geringere Tiefe. In dem ganzen Meerbusen beträgt dieselbe nirgends über 200 m. Ihre Verteilung ist charakteristisch; die große Tiefe liegt nahe dem persischen Ufer und der Abfall ist dort äußerst jäh. Die größte Tiefe wird schon bei 20 km Abstand vom Ufer erreicht. Am arabischen Ufer dagegen ist die Senkung so allmählich, daß man noch in 150 Kilometer Ent- fernung erst Tiefen von 50m findet. Es handelt sich hier also offenbar nicht, wie beim Roten Meer, um einen Einsturz, sondern um das Abgleiten und Niedersinken der arabischen Wüstentafel an den sich hebenden südpersischen Randketten. Der ganze Meerbusen liegt auf dem Festlandssockel; erst jenseits der Straße von Ormus sinkt die Tiefe allmählich unter 200 m und erst bei 58° 40°, also jenseits des Ras Asir (Kap Guardafui), wird die mittlere Tiefe des indischen Ozeans mit 3800 m erreicht *). Vor dem Pliocän ist das Meerwasser hier schwerlich eingedrungen; die ältesten fossilführenden Schichten an der Küste stellt Suess der dritten oder vierten Mediterranstufe gleich. Dem entsprechend finden wir an der arabischen Ostküste Erscheinungen, die auf eine heute noch fortdauernde Senkung des Landes deuten, während gegenüber ganz junge Tertiärschichten mit zahlreichen Versteine- rungen noch lebender Arten, Blanfords Mekranschichten, ungestört und diskordant, mitunter 150 m mächtig auf dem südpersischen Tertiär aufliegen. Die Senkung scheint übrigens nicht überall auf der Gränze zwischen den gefalteten Bergketten und dem arabischen Tafelland zu liegen; nach Morgan zeigen die Berg- züge von Oman, die sich dieht am Meer zu 2000 m Höhe erheben, genau dieselben parallelen, von NW. nach SO. streichenden Falten, wie die iranischen, und waren möglicher Weise einmal mit diesen verbunden. Von Seiten der Malakozoologie kann dafür angeführt *) Ofr. Genthe, Dr. S., der persische Meerbusen, Geschichte und Morphologie. In Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik 1897. any werden, daß die vom Kaukasus durch ganz Mesopotamien und Persien verbreitete Xerophila derbentina Andız. auch bei Oman vorkommt. Da wir aber nicht wissen, ob sie nicht auch durch das ganze östliche Arabien verbreitet ist — dem Westen scheint sie zu fehlen — können wir nicht sagen, welche Bedeutung die- sem Vorkommen beizulegen ist. Viel wichtiger scheint mir das Vorkommen einer dem Thar des Himalaya nahe verwandten Halb- ziege (Hemitragus jayakari Thos.) in den Bergen von Oman. Auch das Auftreten des indischen Stachelschweins (Hystrix leuceura Sykes) und der südpersischen Gazelle (Gazella bennettü Sykes) noch bei Aden an der Westküste könnten hier angezogen werden, da sie beide in Mesopotamien fehlen; ferner die beiden indischen Wildhunde (Canis pallipes und Vulpes leucopus), die aber beide in Blanfords Verzeichnis der persischen Säugetiere nicht enthalten sind *). Ihnen stehen in der Fauna von Aden als afrikanische Züge gegenüber der Hamadryas, eine gestreifte Maus (Arvicanthus variegatus Licht.) und die Fledermäuse, für deren Verbreitung der schmale Meeresgolf natürlich kein Hindernis ist. Der Klipp- schliefer ist eigentümlicher Weise wohl in Oman, aber nicht in dem so viel besser durchforschten Jemen nachgewiesen. Sehr auffallend ist das Fehlen der gemeinen Gazella dorecas. Auch der Nilfuchs (Valpes niloticus Geoffr.) wäre ein afrikanischer Zug, aber er kann auch über das peträische Arabien eingewandert sein. Die Hauptmasse der Arten ist paläarktisch, aber unter den Beimengungen überwiegen, soweit wir beurteilen können, im Westen die afrikanischen, im Osten die südpersisch-indischen Formen. Das würde ganz der Annahme einer Landverbindung bis in die neuere Zeit hinein und einer ziemlich späten Bildung der Straßen von Ormus und Bab-el-Mandeb entsprechen. Die Meeresmollusken können hier leider keinen wesentlichen Anhalt geben, so lange die Fauna des nordwestlichen Indischen Ozeans so ungenau bekannt ist, daß jede einigermaßen gründliche Lokal- forschung eine Menge von für die Wissenschaft oder doch für den Fundort neuen Arten ergiebt. Speziell die Fauna des Per- sischen Meerbusens ist noch sehr ungenügend bekannt. Noch Martens in den „Vorderasiatischen Conchylien* konnte nur 112 *) Vgl. das Verzeichnis der Säugetiere von Oman im ersten Band p. 110, und das angehängte Verzeichnis von Aden. u ER Arten anführen, darunter zahlreiche unsichere älterer Autoren, welche für Arten unbekannten Fundortes gern den sinus persieus .als Heimatlı nannten. Seitdem haben sich namentlich die eng- lischen Telegraphenbeamten um die genauere Erforschung ver- dient gemacht und sind zahlreiche neue Arten durch Sowerby, Smith, Melvill und andere beschrieben worden. Die Mollusken- fauna schließt sich demnach aufs Engste an die des vorderen Indischen Ozeans an, namentlich an die von Bombay. Ob, wie im Roten Meere, einzelne Gattungen fehlen oder zurücktreten, läßt sich heute noch nicht entscheiden. Bekannt sind die alt- berühmten Perlenfischereien an den Bahrein-Inseln, aber die dort gefischte Art ist die durch den ganzen Indischen Ozean verbrei- tete Avicula margaritifera L., die nur hier auf einer ausge- dehnten Bank in geschütztem Wasser eben so häufig geworden ist, wie an Üeylon. Wie wir schon im ersten Bande auseinandergesetzt, ist das innere Arabien eine direkte Fortsetzung der Sahara, nur durch das Einsturzthal des Roten Meeres von ihr getrennt. Die Plateau- fläche hat auch ganz den Saharacharakter, Wüste mit einzelnen Oasen und einigen aufgesetzten Gebirgen, die Abhänge nach den drei Meeren sind ziemlich steil, und je nach der auf sie ent- fallenden Regenmenge mehr oder minder gut kultiviert. In der auch sonst von dem Rest eigentümlich verschiedenen Halbinsel Oman thürmen sich Berge schon in 75km Entfernung von der Küste bis über 2000 m empor; auf den Höhen ist sogar Schnee keine unbekannte Erscheinung. Nach Norden geht Arabien ganz allmählich in die syrische Wüste über; gegen Mesopotamien fällt es in einem niederen, vielfach von trockenen Flußbetten durch- furchten Abhang ab. Es liegt also der Einwanderung der palä- arktischen Fauna und Flora völlig offen, soweit nicht der Wüsten- eharakter derselben ein Hindernis bietet; aber die fruchtbareren und reicher bewässerten Teile liegen alle im Süden und sind durch die Wüsten des Nordens wieder vor den Eindringlingen geschützt. Nur so läßt es sich erklären, daß am südlichen Rande der Halbinsel sich eine vollkommen eigentümliche, von der pa- läarktischen völlig verschiedene Flora erhalten hat. Sie ist neuerdings durch Deflers*®), noch einmal gründlich erforscht RB *) Voyage au Yemen. Journal d’une Exeursion botanique faite en 1881. Paris; 1889. 2 RB worden; aus einer Besprechung der erhaltenen Resultate durch Schweinfurth*) entnehmen wir Folgendes: „In Yemen scheidet eine scharfe Gränze die Flora des. küstennahen Tieflandes, der Tehama, von der des Gebirges, des Serat. Während das erstere durch vorwiegend tropisch-afrika- nische Typen der nördlichen Übergangszone zwischen Buschwald und Wüstenregion, Senegambien, Bornu, Kordofan, charakterisiert erscheint, schließen sich die Vegetationsverhältnisse des Berglandes zwischen 1000—3000 m zunächst dem gegenüberliegenden Abes- synien an, mit welchem sie die Mehrzahl aller in die Augen fallenden Gewächse gemein haben, mithin auch viele, die sich über die Gebirge Ostafrikas bis zum Kapland hinunter verfolgen lassen. Die Yemenflora scheint, soweit man sie bis jetzt kennt, sogar eine große Anzahl überraschender Typen der südafrikani- schen Flora vor Abessynien vorauszuhaben. Ein auffälliger Unter- schied ist indeß innerhalb des südwestarabischen Randgebirges bezüglich der Abdachung seiner einzelnen Teile zu beobachten. Die dem Roten Meer zugekehrten Gehänge der westlichen Hälfte des Berglandes sind reicher bewachsen und entwickeln den ka- pisch-abessynischen Florentypus in durchgreifender Weise. Hier liegt die Region des Kaffeebaus ziemlich genau zwischen 1000— 2000 m, hier sind auch jene bewunderungswürdigen Terassen- anlagen, auf welchen nicht nur die Kaffeekultur, sondern überhaupt der gesammte Ackerbau beruht, die „Stufenberge“ der Alten. Von den ersten ostwärts gerichteten Gehängen, z. B. dem Berg- sattel bei Menacha an, ist dagegen ein großer Wechsel bemerkbar, der sich aus einer Beeinflussung durch Kontinentalklima leicht erklären läßt. Bei Sana beginnt trotz der hohen Lage bereits der Wüstencharakter sich bemerkbar zu machen, und viele der dort gemeinsten Pflanzen wachsen gleichfalls vor den Thoren von Kairo. Wirkliche Weihrauchbäume (Boswellia) sind im eigent- lichen Yemen noch nicht ausfindig gemacht worden; die „regio thurifera* des Ptolemäus lag ja am südlichen Rande weiter nach Osten zu, über das heutige Mahra-Land hinaus. Dagegen spielen die Balsam- oder Myrrhenbäume in vier‘ Arten (2 Balsamoden- dron, 2 Hemprichia) am Fuß der Gebirge bis zu 1300 m Höhe hinauf überall eine hervorragende Rolle. Merkwürdig ist die *) Petermanns Mitteilungenf 1890. beschränkte Eigenartigkeit des kleinen Florengebietes der Halb- insel von Aden. Die vielen hier angetroffenen, sonst nirgends wiedergefundenen Arten fehlen sowohl am Fuß des Gebirges als auch im Inneren des Yemen, obgleich hier wie dort der vulka- nische Charakter der Gesteine eine große Analogie darbietet, Kalk- steine fehlen und der Sandstein sich erst am Rande des zentral- arabischen Plateaus bemerklich macht *).“ Das bezieht sich aber nur auf den Südwestrand Arabiens, auf die Umgebung von Aden und Yemen. Wie weit diese cha- rakteristische Flora mit ihren afrikanischen Zügen östlich reicht, wissen wir nicht. „Leider, sagt Schweinfurth, sind östlich von Aden in den Küstenbergen bis jetzt noch keine Pflanzen ge- sammelt worden. Das Wenige, dessen ich an der Küste selbst habhaft wurde, deutet eine gewisse Verschiedenheit des Floren- charakters von dem des seit einem Jahrhundert erforschten glück- lichen Arabien an. Wellstedt und Wiede berichten von Drachenbäumen, die in den Gebirgen daselbst in Häufigkeit auf- treten sollen. Wir wissen nicht, ob dieselben eine der drei unter sich verschiedenen, aber sämmtlich der kanarischen nahe ver- wandten Arten angehören, die auf Sokotra, im Somaliland und südlichen Nubien vorkommen, oder ob sie eine vierte Art aus dieser Verwandtschaft darstellen.“ — Yemen scheint keine Dra- caena zu haben. Demnach ist es nicht einmal unwahrscheinlich, daß die Flora von Maskat und Oman ähnliche Beziehungen zu Belud- schistan und der Mekranküste hat, wie Yemen zu Abessynien und dem Somaliland. Aber auch bezüglich der Tierwelt erscheint Arabien nirgends als eine zoogeographische Einheit. Nicht einmal für die leicht- bewegliehen Vögel. Selater ist in seiner neuesten Arbeit **) allerdings geneigt, Arabien als eine Provinz des äthiopischen Reiches anzuerkennen, aber Sharpe ***) teilt die Halbinsel in vier *) Sollte das nicht eine Folge des Umstandes sein, daß Adane vom grauesten Altertum bis zu seiner Zerstörung unter Augustus das große Handelszentrum war, in dem sich die Produkte aller südlichen Länder trafen und der Karavanenverkehr nach Norden begann? *=) On recent Advancement in our Knowledge of the geographical distribution of Birds. In the Ibis October 1891. ##*) On the Zoo-Geographical Areas of the World, illustrating the Distribution of Birds. In Natural Science 1895 III N. 18. Abteilungen und rechnet den Nordosten zur paläarktischen Sub- region, das Innere zur Sahara, die Küstengebiete zum Sudan, die Südwestecke zu Abessynien. Die Berge von Oman scheinen leider auch für die Ornithologen noch terra incognita zu sein. Für die Reptilien und Amphibien fehlt noch eine Zusam- menstellung aus fachmännischer Feder. Aus der Umgebung von Aden führt Anderson (vgl. Anlage 11) 28 Arten auf. Die Fauna schließt sich im Gesammtecharakter an die südpersischen und die Wüstenfauna an, aber von den vier anuren Amphibien gehört keiner zu den paläarktischen Formen und unter den Reptilien finden wir mehrere der für die gedrosische Provinz charakteri- stischen Arten. Was Burton in Midian sammelte (vgl. Anlage 12), sind, wie zu erwarten, lauter ächt paläarktische Arten; aber auch die Schlangen von Maskat, die Jayakar sammelte, sind, von den endemischen Formen abgesehen, paläarktisch. Eine Übersicht zu geben ist mir heute noch nicht möglich; die Zahl der endemi- schen Arten ist anscheinend ziemlieh erheblich. Auch für die Mollusken kann Arabien durchaus nicht als eine geographische Einheit aufgefaßt worden. Der weitaus größere Teil muß allerdings, wie schon im ersten Bande p. 104 erwähnt, der paläarktischen Region zugerechnet werden; mit dem Küsten- lande steht es anders. Bourguignat*) rechnet es in seiner ganzen Ausdehnung ebenso wie die Ostküste Afrikas vom Kap Guardafui ab zum Oentre malgache. Er stützt sich dabei auf die Deckelschneeken, welche einem ostafrikanisch-maskarenischen Typus angehören, der seinen äußersten östlichen Ausläufer bis Kathiawar in Gudscherate vorschiebt und der heutigen paläarkti- schen Fauna völlig fremd ist. Auch das Auftreten einer Ennea, falls Stenogyra lucidissima Palad. wirklich zu dieser Gattung gehört, wäre hierher zu rechnen, vielleicht auch die neuerdings von Martens beschriebene Trochomorpha. Ovella hat nur auf Sokotora Verwandte. Dagegen sind die Clausilie, Vitrina dar- naudi und Helix leucosticta ächt abessynische Züge, die beiden Coelostele mit den trockeneren Gebieten Vorderindiens gemein, aber auch in Andalusien wieder vorkommend, die Stenogyriden indisch-tropisch. Im Ganzen haben wir also fast genau dieselbe Zusammensetzung bei der Molluskenfauna, wie bei der Vogel- *) Annales Sciences naturelles (6) XV. 1883. a fauna. Die Clausilie ist, wie aus der geographischen Lage zu erwarten, die nächste Verwandte der abessynischen (Cl. (Macro- ptychia) dystherata Jickeli, kann aber nach Böttger doch nicht derselben Untergattung zugerechnet werden und hat einige Eigen- tümlichkeiten, welche sehr an die Boettgeria der makaronesischen Inseln erinnern. Das Verhältnis Südarabiens zu Sokotora und die lemurische Frage werden wir in einem späteren Kapitel erörtern. Anlagen. 1) Mollusken aus Armenien und Kurdistan (nach Martens): Hyalina draparnaldi Beck. Patula ruderata Stud. Vallonia pulchella Müll. Levantina dschulfensis Dub. — urmiensis Naeg. ?—ceratomma Pfr. — guttata Oliv. — escheriana Mouss. Pomatia lucorum Müll. Xerophila derbentina Andrz. Zebrina faseiolata Oliv. — eburnea Pfr. Petraeus mesopotamieus Mrts. — carduchus Mrts. — halepensis Fer. — labrosus Oliv. — kotschyi Pfr. — sidoniensis Charp. Chondrula septemdentata Oliv. Pupilla orientalis Parr. Limnaea stagnalis L. var. palustriformis Kob. Ancylus fluviatilis Müll. Hydrobia gaillardoti Bgt. — lactea Parr. — sieversi Bittg. — elata Parr. Melania tuberculata Müll. Melanopsis praerosa L. — costata Oliv. — insignis Parr. Neritina einctella Mrts. — anatolica Roth Unio hueti Bgt. — tigridis Fer. — bagdadensis Bgt. — rasus Lea. — bourguignatianus Lea. Unio homsensis Lea. — kullenthensis Lea. — orphaönsis Lea — ıardinensis Lea. — emesaänsis Lea. — lapidosus Villa. Leguminaia mardinensis Lea. — opperti Bgt. — euphratica Bgt. — mossulensis Lea. — wheatleyi Lea. Anodonta vescoiana Bgt. Cyrena fluminalis Müll. — purpurea Prime. — cor Lam. 2) Fauna des oberen Mesopotamiens am Fuß der Berge: Hyalina aequata Mouss. — nitelina Bgt. Pomatia figulina Parr. — Jucorum Müll. var, Carthusiana obstructa Fer. Levantina caesareana var. — guttatta Oliv. — escheriana Mouss. Xerophila seetzeni Roth. — vestalis Parr. — commeata Mouss. — derbentina Andırz. — mesopotamica Mouss. Petraeus halepensis Pfr. — sidoniensis Fer. Chondrus septemdentatus Roth. Ne) ID Chondrus aretespira Roth. Sphyradium orientale Parr. — seyphus Friv. Ancylus radiolatus var. orientalis Mouss. Hydrobia lactea Parr. Melanopsis costata Oliv. — insignis Parr. — praemorsa L. Neritina karasuna Mouss. — belladonna Parr. — mesopotamica Mouss. 3) Schläffli sammelte bei Bagdad und Samava nach Mousson (Journal de Conehyliologie XXII. 1874 p. 56): Carthusiana obstructa Fer. Xerophila mesopotamica Mouss. var. ghaesiana Mouss. Leucochiloides samavaensis Mouss. — euphraticus Bgt. Caeeilianella minuta Mouss. Limnaea euphratica Mouss. var. angustior Mouss. — canalifera Mouss. — hordeum Mouss. Isidora brocchii var. approximans Mouss. — lirata Mouss. Planorbis (Gyraulus) devians var. euphratica Mouss. — — intermixtus Mouss. Bythinia badiella Parr. — ejecta Mouss. Amnicola macrostoma Kstr. Hydrobia declinata Ffld. Melania tubereulata Müll. Melanopsis praemorsa L. — nodosa Fer. var. moderata Mouss. Neritina euphratica Mouss. Anodonta vescoiana Mouss. var. mesopotamica Mouss. — schlaefflii Mouss. Leguminaia euphratica Bgt. — mardinensis Lea. Unio tigridis Bgt. Corbieula cor Lam. — fluminalis Müll. — tigridis Mouss. 4) Molluskenfauna von Persien, ausschließlich der kaspi- schen und der Nordprovinzen: Carthusiana obstructa Fer. Xerophila derbentina Andrz. ? — profuga Schm. — kotschyi Parr. Napaeus doriae Issel. — persicus Parr. Petraeus leptocerus Westerl. Zebrina hohenackeri Kryn. — blanfordiana Nev. Cionella lubriea Müll. Leucochiloides doriae Issel. — polygyratus Rve. Limnaea palustris Müll. Hydrobia uzielliana Issel. Melania tuberculata Müll. Melanopsis praerosa Fer. Neritina pallida Dkr. — doriae Issel. — schirazensis Bgt. 93 5) Aus dem Gebiete des Kueik bei Aleppo nennt Palacky (Verbreitung der Fische p. 185): Nemachilus tigris. — pantherinus. — argyrogramma. Barbus kersia. — rajanorum. — lacerta. — seineus. Cyprinion macrosternon. — kais. Leueiscus berak. Leueiscus orientalis. -- spurius. Abramis coeruleus. Alburnus pallidus. — sellal. Acanthobrama marmid. Mastacembalus halepensis. Clarias orontis. Euglyptosternon coum. 6) Blanford (Eastern Persia vol. II) nennt aus Persien aus- schließlich der Kaspiländer folgende Säugetiere: Öynonyecteris amplexicaudata Geoffr. Rhinolophus ferrum equinum Schr. Triaenops persicus Dobs. Vespertilio murinus Schreb. — emarginatus var. desertorum Dobs. Vesperus serotinus Schreb. (turco- manus Eversm.). — schiraziensis Dobs. —mirza de Fil. Vesperugo marginatus Rüpp. — coromandelicus Cuv. — leucotis Dobs. Plecotus auritus L. Croeidura fumigata de Fil. Sorex pusillus Gmel. Erinaceus macracanthusBlfd. Felis leo L. pardus L. uneia Schreb. catus L. chaus Güld. Lynchus caracal Schreb. Cynailurus jubatus Schreb. Canis aureus L. — lupus L. — sp. Vulpes melanotis Pall. — persicus Blfd. — famelicus Rüpp.? Hyaena striata Zimm. Herpestes persicus Gray. Lutra vulgaris Erxl. Mustela sarmatica Pall.? Meles canescens Bilfd. Ursus arctos var. meridionalis Men. — syriacus Hempr. Ursus labiatus Desm.? Seiurus fulvus Blfd. — persicus Erxl.? — palmarum L. Spermophilus concolor Geoftr. Myoxus pictus Blfd. Mus rattus L. — decumanus Pall. erythronotus Blfd. bactrianus Blyth. sylvaticus L. Cricetus phaeus Pall. — isabellinus de Fil. — nigrieans Brdt. Nesokia huttoni Blyth. Arvicola amphibius var. de Fil. — mystacinus de Fil. — socialis Pall. Gerbillus indieus Hardw. — taeniurus Wagn.? — persicus’Blfd. hurrianae Jerd. erythrurus Gray. tamarieinus Pall.? nanus Blfd, persica Dipus macrotarsus Wagn.? — loftusi Blfd. Alactaga indica Gray (bactriana Blyth.). — decumana Licht. ? Hystrix cristata L. Lepus eraspedotis Blfd. — caspius Hempr. et Ehrbg.? Lagomys rufescens Gray. Equus hemionus Pall. Sus scrofa L. 7) Reptilien und Batrachier von Persien nach Blanford (Eastern Persia vol. II 1876) (gesperrte Arten sind endemisch, eursiv gedruckte indisch, * centralasiatisch, 7 mediterran). Sr 1: DR Testudo ibera Pall. Homopus horsfieldi Gray. Clemmys caspia Gmel. Trionyx euphraticus Daud. Calotes versicolor Daud. Agama agtilis*Oliv. Agamura persica Dum. Trapelus ruderatus Oliv. Stellio mierotympanum Wern. nuptus de Fil. liratus W. Bifd. caucasieus Eichw. microlepis Blfd. Phrynocephalus olivieri Dum. et Bib. persicus de Fil. maculatus And. helioscopius Pall. luteoguttatus Boul. Uromastix microlepis Blfd. Centrotrachelus asmussi Strauch. — loricatus Blfd. Hemidactylus maculatus et Bib. — persicus And. — sp. Gymnodaectylus brevipes Bilfd. — heterocercus Bilfd. — scaber Rüpp. — caspius Eichw. — geckoides Spix. Dum. 94 Ovis eycloceros Hutt. — anatolicus Val. (gmelini Blyth.). Capra aegagrus Pall. Gazella subgutturosa Güld. — bennetti Sykes. — fuseifrons Blfd. Cervus maral Ogilb. Dama dama L. Axis caspius Brooke? Capreolus capraea Gray. Bunopus tuberculatus Blfd. Pristurus rupestris Blfd. Ceramodactylus doriae Blid. Teratoscincus keyserlingi Strauch. Agamura cruralis Blfd. — persica Dum. Psammosaurus caspius Eichw. Varanus dracaena L. + Lacerta muralis Merr. — brandti de Fil. 7 — viridis L.? — strigata Eichw. — princeps Blfd. 7 Ophiops elegans Men. — meizolepis Stob. *Eremias persica Blfd. — fasciata Blfd. Mesalina pardalis Licht. — brevirostris Blfd. — pardaloides Blfd. Acanthodactylus cantoris Günth. — mieropholis Blfd. Eumeces pavimentatus Geoffr. Euprepes septemtaeniatus Reuss. Ablepharus bivittatus Menetr. — brandti Strauch. Hemipodium persicum Strauch. Anguis orientalis Anders. Sphenocephalus tridaetylusBlyth. +Gongylus ocellatus Forsk. Zygnopsis brevipes Bifd. Typhlops persicus Blfd. 7 — vermieularis Merr. tEryx jaculus L. rCyelophis modestus Mart. — collaris Men. — fasciatus Jan. — frenatus Gthr. — persicus Anders. Sphalerosophis microlepis Jan. Zamenis diadema Schl. — rhodorhachis Jan. 7 — ventrimaculatus Gray. -— caspius Iwan. 7 — dahlii Fitz. f — ravergieri Menetr. Tropidonotus hydrus Pall. Psammophis leithi Gthr. * Taphrometopon lineolatum Brdt. 7 Coelopeltis lacertina Wagl. Dipsas rhinopoma Blfd. Tachymenis vivax Fitz. Naja (tripudians L.). j Vipera obtusa Dwig. (euphratica Mart.). — xanthina Gray. Cerastes persicus Dum. et Bib. Echis carinata Schneid. Rana temporaria L. — esculenta L. — eyanophlyctis Schneid. Hyla arborea L. Buto viridis Laur. —- olivaceus W. Blanf. Triton karelini Strauch. 7) Reptilien aus Transcaspien nach Walter und Böttger: Testudo horsfieldi Gray. Emys europaea Schneid. Teratoseineus seincus Schleg. (keyserlingi Str.). Crossobamon eversmanni Wiegm. Gymnodactylus caspius Eichw. — fedtschenkoi Strauch. — russowi Strauch. Agama sanguinolenta Pall. — caucasia Eichw. Phrynocephalus helioscopius Pall. —ıraddei Bttg. — caudivolvus Pall. — interscapularis Licht. — mystaceus Pall. (auritus Pall.). Ophisaurus apus Pall. Anguis fragilis v. colchiea Desm. Varanus griseus Daud. (caspius Eichw.). Lacerta muralis Laur. Eremias arguta Pall. — guttulata Licht. — intermedia Strauch. — velox Pallas Scapteira grammica Licht. — scripta Strauch. Mabuia septemtaeniata Reuss. (Euprepes fellowsi Gray, nis Phil.). Ophiomorus miliaris Pall. Ablepharus brandti Strauch. — deserti Strauch. Euimeces schneideri Daud. (prin- ceps Eichw., pavimentatus Eichw., aldrovandi de Bils); — seutatus Theob. Typhlops vermicularis Marr. (per- sicus Bifd.). Cyelophis fasciatus Jan. Pseudocyclophis walteri Btte. Leptorhynchus ridgewayi Bler. Zamenis diadema Schleg. — rhodorhachis Jan. — ravergieri var. fedtschenkoi Strauch. — ventrimaculatus v.kareliniBrdt. Ptyas mucosus L. Elaphis dione Pall, — sSauromates Pall. Tropidonotus natrix v. persa Pall. — tessellatus v. hydrus Pall. Dipsas trigonata Schneid, affı- Taphrometopon lineolatum Brdt. (= Coluber caspius Licht. = Psammophis doriae Jan.). Erya jaculus v. miliaris Pall. Naja tripudians var. oxiana Eichw. Vipera obtusa Durg. (= euphratica Mart. — lebetina Jan.). 96 Vipera persica D. B. (= cerastes Pali.). Echis arenicola Boie. Halys pallasii Gthr. (Trigonocepha- lus halys autor.). Rana esculenta var. ridibunda Pall. Bufo viridis Laur. 9) Charaktertiere der gedrosischen Provinz nach Blanford, Eastern Persia Il p. 15: Cynonycteris amplexicaudatus Geoffr. Pipistrellus leucotis Dobs. Felix pardus L. Sceiurus palmarum L. Mus bactrianus Blyth. Nesokia huttoni Blyth. Gerbillus indicus Hardw. — hurrianae Jerd. — nanus Bifd. Lepus craspedotis Bifd. Gazella bennettii Sykes. Butastur teesa Frankl. Buteo ferox Gmel. Athene brama Temm. Merops viridis L. Caprimulgus aegyptius Licht. — mahrattensis Sykes. Pieus sindianus Gld. Lanius laktora Sykes. — vittatus Val. — isabeliinus Hempr. et Ehrbg. Pratincola caprata L. Saxicola monacha Rüpp. Sylvia curruca L. Phylloscopus tristis Blyth. Crateropus huttoni Blyth. Drymaeca gracilis Licht. Cotyle obsoleta Cab. Nectarinia brevirostris Bifd. Cerithilauda desertorum Stanley. Pyrrhulauda melanauchen Cab. Gymnoris flavieollis Frankl. Emberiza striolata Licht. Corvus umbrinus Hed. Acridotheres tristis L. Turtur risorius L. — cambayensis Gmel. Pterocles senegallus L. Francolinus vulgaris Steph. Ortygornis ponticeriana Gmel. Calotes versicolor Daud. Agama agilis Oliv. Stellio liratus Blfd. Centrotrachelus loricatus Blfd. Hemidactylus maculatus D. B. — persieus And. Bunopus tuberculatus Blfd. Ceramodactylus doriae Blfd. Agamura cruralis Blfd. Varanus dracaena L. Acanthodactylus cantoris Gthr. — micropholis Blfd. Sphalerosophis miecrolepis Jan. Psammophis leithii Gthr. Echis carinata Schneid. Rana cyanophlyctis Schneid. Bufo olivaceus W. Bifd. 10) Nevill zählt aus Beludschistan folgende Mollusken auf: ÖOpeas gracilis Hutton. Buliminus coenopictus Hutt. Leueochiloides doriae Issel. Zootecus insularis Ehrbg. var. chion Pfr. — polygyratus Rve, Limnaea lagotis v. persica Issel. Planorbis exustus Desh. — albus Müll. Melania tigrina Hutton. Melania tuberculata v. luteomar- ginata Nev. — scabra Müll. — elegans Bens. 11) Säugetiere von Aden und Umgegend nach Yerbury und Thomas, Pr. Z. S. 1895 p. 543. Papio hamadryas L. Xantharpyia sanguinea Geoffr. — aegyptiaca Geoffr. Triaenops persicus Dobs. Hipposiderus tridens Geoffr. Nycteris thebaica Geoffr. Seotophilus schlieffeni Peters. Vespertilio dogalensis Montic. Coleura afra Peters. Taphozous perforatus Geoffr. Rhinopoma microphyllum Geoffr. Crocidura russula Herm. — etrusea Savi. ? Erinaceus — ? Felis manieulatus Rüpp. — caracal Güld. Herpestes (albicauda Cuv.?). Hyaena hyaena L. Canis aureus L. (oder anthus Cuv.). Vulpes nilotica Geoffr. ? Gerbillus poecilops n. — lixa n. — (Hendecapleura) famulus n. Meriones rex n. Arvicanthus variegatus Licht. Mus decumanus Pallas. — rattus L. — — alexandrinus. — bactrianus Blyth. Hystrix leucura Sykes. Lepus arabicus Hempr. Gazella (benneti Sykes?) Capra sinaitica Hempr. Halicore dugong 1ll. Balaenoptera sp. 12) Amphibien und Reptilien der näheren Umgebung von Aden (nach Anderson Pr. Z. S. 1895 p. 636). Ceramodactylus doriae Bilfd. (Gymnodactylus seaber Heyden. Pristurus cerucifer Val. — flavipunctatus Rüpp. Hemidactylus sinaiticus Boul. — yerburii Anders. — flavoviridis Rüpp. Varanus griseus Daud. Agama sinaitica Heyd. Latastia neumanni Matschie. Acanthodactylus boskianus Daud. — cantori Günth. Eremias guttulata Licht. Mabuia brevicollis Wiegm. — tessellata Anders. Seincus hemprichi Wiegm. Chaleides ocellatus Forsk. Chamaeleon calcarifer Peters, Zamenis rhodorhachis Jan. Lytorhynchus diadema D. et B. Psammophys lacrimans Reuss. Coelopeltis morlensis Reuss. Tarbophis güntheri Anders. Echis carinata Schn. Rana eyanophlyctis Schn. Bufe prentoni And. — andersoni Boul. ? — arabicus Rüpp. 13) In Midian sammelte Major Burton (nach Günther Pr. 2.8.1877 p.-917). Gongylus occellatus Forsk. Kobelt, Zoogeographie II, Zamenis eliffordi. —] Zu er Zamenis elegantissimus Gthr. Echis colorata Gthr. Echis carinata Schn, Bufo vulgaris. 14) Jayakar sammelte nach Boulenger bei Maskat folgende . Schlangen: Dermochelis coriacea L. Echis carinata Schleg. Zamenis diadema Schleg. — colorata "Gthr. Rhagerrhis producta Peters. Eryx jayakari Blgr. Hydrophis eyanoeincta Daud. Anderson beschreibt von Hadramant 2 neue Agamiden: Aporoscelis benti And. Mabuia septemtaeniata Rn. Phrynocephalus arabicus And. Ferner von Maskat: Seincus mascatensis Mur. Chaleides occellatus Forsk. Viertes Kapitel. Das Mittelmeer. Ehe wir uns der Betrachtung der einzelnen Mittelmeerländer zuwenden, haben wir unbedingt dem Meeresbecken selbst, seinen Bewohnern und seiner Entstehungsgeschichte einige Bemerkungen zu widmen. Es ist eine merkwürdige und für Europa eigentlich beschä- mende Thatsache, daß das innere Meer, an dessen Gestaden sich für Jahrtausende fast ausschließlich die Weltgeschichte abgespielt hat, durch dessen Form und Lage zu anderen Meeresbecken sie vorwiegend gerichtet worden ist, noch immer zu den am wenig- sten bekannten Teilen des Ozeans gehört. Allerdings sind einige mildernde Gründe anzuführen: das Erwachen der Wissenschaften fiel fast zusammen mit der Entdeckung Amerikas, mit der Auf- findung des Seewegs nach Indien und mit dem Einbruch der Türken, drei Ereignissen, welche das Mittelmeer veröden ließen und den aktiven seefahrenden Nationen jedes Interesse an ihm raubten. Den Mittelmeervölkern aber machte es das Übergewicht der barbareskischen Seeräuber unmöglich, irgend etwas zu unter- nehmen. So währte es bis in das zweite Drittel unseres Jahr- hunderts, ehe einigermaßen befriedigende Aufnahmen der Küsten stattfanden; die erste Kunde von der Fauna der tieferen Regionen erhielten wir 1861, als Milne Edwards die Tiere beschrieb, welche sich an dem zur Reparatur gehobenen Telegraphenkabel zwischen Sardinien und Algerien angesetzt hatten. Im Jahre 1870 machte das englische Forschungsschiff Poreupine ein paar Drakezüge im vorderen Mittelmeer, aber erst 1881 begann mit den Fahrten des Travailleur und des Washington die methodische Tiefenforschung. Auch Östreich hat neuerdings die — .10 — Pola abgesandt und sich damit den Bestrebungen Frankreichs und Italiens angeschlossen. Wir kennen dadurch wenigstens die Hauptzüge des Bodenreliefs des Mittelmeers, aber wir sind noch weit entfernt von der Kenntnis, welche wir von dem großen Binnenmeer der Paläarktis von Rechtswegen haben müßten. Ich habe gelegentlich der Versammlung deutscher Natur- forscher und Ärzte in Frankfurt 1896 in einem Vortrag in der Sektion für Ethnographie, Anthropologie und Geographie *) ver- sucht, die wiehtigeren zoogeographischen Fragen zu präcisieren, welche am Mittelmeer der Lösung harren. Auf einige derselben möchte ich hier genauer eingehen. Zunächst die Kardinalfrage. Ist das Mittelmeer eine selb- ständige Region im zoogeographischen Sinne? Die Ant- wort darauf muß sehr verschieden ausfallen, je nach der Disciplin, von welcher wir sie verlangen. Der Säugetierforscher wird mit bedauerndem Achselzucken sich inkompetent erklären, denn weder von den Robben noch von den Delphinen des Mittelmeeres weiß er etwas Genaueres. Rafinesque und neuerdings Mina-Palumbo haben ein halbes Dutzend Robben unterschieden, von denen einige sogar eigene Namen im Volksmund der Sizilianer haben. In den Sammlungen, selbst in denen am Mittelmeer, sieht man nur den weißbäuchigen Seemönch (Pelagius monachus Cuv. 8. Monrachus albiventer Bodd.), und auch diesen nur selten, denn er ist nirgends häufig und nur in abgelegenen Gebieten und an isolirten Felsen anzutreffen. Es ist von Interesse zu konstatieren, daß auch die jüngeren Tertiärschichten am Mittelmeer keinerlei Pinnipedier aufweisen; die einzige Art, welche ich aufgeführt finde, entstammt dem Miocän von Malta (Phoca rugosidens Owen). Auch die Delphine des Mittelmeers bedürfen dringend einer Re- vision, denn auch unter ihnen führen eine ganze Reihe nur ein Spukdasein und kein Museum kennt sie. Hier enthalten freilich die Plioeänschichten eme Reihe von Arten aus den Gattungen Delphinus, Steno, Tursiops, Orca, welche dem tertiären Mittel- ıneer eigentümlich gewesen zu sein scheinen, aber keine derselben reicht bis ins Pleistocän. Jedenfalls hat das Mittelmeer weder für die Robben noch für die Delphine oder gar Wale jemals die *) Zoogeographische Fragen vom Mittelmeer, Abgedruckt in der „Natur“, vol. 46 Nr. 15. — 101 — Rolle eines Entwicklungszentrums gespielt. Für den Säugetier- forscher ist es ein verarmter Golf des Atlantischen Ozeans. Aus der Schildkrötenfauna lassen sich Schlüsse überhaupt nicht ziehen; die beiden bis jetzt aus dem Mittelmeer bekannten Arten sind durch die wärmeren Meere weit verbreitet. Auch der Ichthyologe muß bei gewissenhafter Prüfung zu demselben Resultate kommen wie der Erforscher der Säugetiere. Allerdings ist die Fischfauna des Mittelmeeres durchaus keine arme zu nennen. Nach einer Übersicht von Godwin-Austen zählt sie ca. 440—50 Arten, in der Adria leben nach Faber 316 Arten, aus dem Tiefwasser führt Palacky 69 Arten auf. Aber ver- schwindend gering ist dem gegenüber die Zahl der eigentüm- lichen, die Straße von Gibraltar nicht überschreitenden Formen, und sie wird immer geringer, je genauer wir die anstoßenden Partien des Atlantischen Ozeans, die Umgebung von Madera und namentlich die tieferen Teile des Meerbusens von Biscaya kennen lernen. Günther wie Palacky stehen darum auch gar nicht an, das Mittelmeer als einen Golf des Ozeans zu bezeichnen. Dem gegenüber haben wir allerdings die Thatsache, daß die Tertiärschichten am Mittelmeer schon die Reste einer ungemein reichen Fischfauna enthalten. Sie begimnt in der Kreide des Libanon und reicht bis ins Pliocän; berühmt sind besonders die Fischlager am Monte Bolca, im toskanischen Pliocän und bei Licata in Sizilien. Von der Fauna des Monte Bolea sind nach Sauvage 50°, indisch, 15 °/, können als Vorfahren der heutigen Mediterranfauna betrachtet werden, der Rest ist tropisch-atlantisch. Doch sind auch einige Arten aus gemäßigteren Klimaten beige- mengt, wie Pagellus microdon, dessen nächster Verwandter der Iusitanische P. centrodontus ist, die Gattung Labrus und Trachynotus tenwiceps. Da diese Lager dem oberen Eocän an- gehören, wäre nicht ausgeschlossen, daß sich aus dem geringen damaligen Prozentsatz die heutige Fauna entwickelt habe; die indischen Formen gingen zu Grunde, als sich im Beginn der Miocänperiode die Landbarriere zwischen dem Indischen Ozean und dem Westen erhob und das älteste Mittelmeer abschnürte. Jedenfalls hat seitdem, so gut wie bei den Meeresmollusken, eine kontinuirliche Weiterentwicklung stattgefunden, welche auch durch die zeitweise Abtrennung des Mittelmeers vom Ozean nicht ganz unterbrochen wurde. Das schließt nicht aus, daß nach der Er- — 12 — öffnung der Säulen des Herkules eine starke Einwanderung ozea- nischer Fische in das Mittelmeerbecken stattfand, welche heute den Charakter der Fauna bestimmt. Sie schreitet Ja immer noch fort. Dem Museum in Palermo sind in den letzten Jahren immer wieder Arten übergeben worden, die seiner reichen Fischsamm- lung fehlten und sicher bis dahin in den sizilischen Gewässern nicht vorgekommen waren, so (ybium veranyi Dod., Lobotes auctorum Gthr., Caranxz carangus C. V., Molga vulgaris Hein., Pimelopterus boscit Lacep, lauter Arten, welche den Schiffen im Atlantischen Ozean zu folgen gewohnt sind und bei dem zu- nehmenden direkten Verkehr nun auch häufiger in das Mittel- meer gelangen. Ein ganz anderes Resultat ergiebt die Entwicklungsge- schichte der mediterranen Molluskenfauna. Dieselbe zeigt schon bei der ersten Absehnürung des Mittelmeers vom Indischen Ozean einen Charakter, der dem der heutigen Fauna ganz entschieden ähnlich ist, und dieser Charakter hat sich seitdem mehr und mehr verschärft, ohne daß wir mit einer einzigen Ausnahme, bei der Wiederherstellung der Verbindung mit dem Ozean am Beginn der Asti-Periode, eine stärkere Einwanderung irgendwoher anzuneh- men brauchen. Die zahlreichen Gattungen, welche heute mehr für die tropischen Gebiete charakteristisch sind, waren damals durch alle wärmeren Meere verbreitet. Schon früh treten die indischen Typen unter ihnen zurück, während solche Formen, die mit westindischen näher verwandt sind oder längs der westafri- kanischen Küste bis zum Senegal leben, sich viel länger erhalten haben. In dem oberen Pliocän finden wir schon 80 °/, heute noch lebender Arten; von 504 Arten, die Monterosato aus den Schichten von Palermo anführt, sind nur 66 ausgestorben, 31 ausgewandert, darunter eine ganze Reihe solcher, die nur vor- übergehend, während einer Abkühlung, welche uns heute noch räthselhaft ist, aus dem Norden eingewandert waren und von welchen sich nur ganz wenige im Tiefwasser des Golfe du Lion erhalten haben. Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, daß das Mittelmeer vom Miocän ab ein wichtiges Entwicklungszentrum für die Meeresmollusken gewesen ist und an den Atlantischen Ozean mehr abgegeben, als von diesem empfangen hat, daß also vom Standpunkt des Malakozoologen aus es nicht als ein verarm- ter Golf des Ozeans angesehen werden kann. Daß eine Ein- Sea wanderung von Arten durch die Meerenge von Gibraltar statt- gefunden hat und vielleicht noch stattfindet, ist allerdings zwei- fellos; wir werden auf dieselbe noch zurückkommen. Eine zweite Frage, auf die wir hier eingehen müssen, ist die nach der Westgränze des Mittelmeers. Für den Geo- sraphen liegt sie selbstverständlich an der engsten Stelle der Straße von Gibraltar, zwischen dem vorspringenden Kap von Tarifa und dem Affenberg. Für den Geologen liegt sie ein gutes Stück weiter westlich, an einer Linie, welche das Vorgebirge von Trafalgar mit dem Kap Spartel verbindet und die unmittelbare Fortsetzung des schön geschwungenen Bogens darstellt, welcher von Faro in Algarvien bis zur Mündung des marokkanischen Um- er rebbia in die sonst geradlinige Begränzung des alten Konti- nents einschneidet. Hier liegt nicht nur der Beginn des Trich- ters, den die Flutwelle des Atlantischen Ozeans nach dem Mittel- meer zu durchgewühlt hat, sondern auch der Steilabfall zum Tiefwasser; was östlich davon liegt, bildet eine seichte Einker- bung auf dem großen Festlandsockel der Alten Welt. Für den Zoogeographen genügt aber auch die Hinzurechnung dieses Vor- hofes nicht. Sowohl die Fische wie die Mollusken erstrecken sich kaum verändert nördlich längs der portugiesischen Küste mindestens bis zur Douromündung, und, wenn auch verarmt, bis zum Kap Finisterre, und südlich längs der afrikanischen bis zum Rio d’Ouro; seewärts aber ändert sich die Fauna kaum bis zu den Maderen und selbst bis zu den fernen Azoren. Unter 382 Meermollusken, welche Watson 1397 von Madeira anführt, ist, abgesehen von den endemischen Arten, die meistens bei genauerer Durchforschung sich auch am Festland finden werden, und einigen Kosmopoliten kaum mehr als ein halbes Dutzend Arten enthalten, die als Eindringlinge vom Senegal oder den südlicheren Breiten betrachtet werden müssen. Gerade die Charakterarten Senegam- biens, besonders die größeren Marginella, sind nicht darunter. Moebius hat dieses ganze, gewöhnlich als lusitanisch bezeichnete Meeresgebiet bereits zum Mittelmeer gezogen; vom malakozoolo- gischen Standpunkte aus kann ich mich ihm nur anschließen, wennschon ich nicht verschweigen darf, daß eine nicht ganz unbeträchtliche Anzahl von Arten in diesem Vormeere gefunden wird, welche dem eigentlichen Mittelmeer fehlen oder nur in seinen vordersten Teil eindringen. — 104 — Eine dritte Frage ist die: Ist das Mittelmeer ein ein- heitliches Faunengebiet? Beim ersten Blick auf eine Karte fällt uns die eigentümliche Teilung in mehrere Becken auf, die schon den Alten klar war. An die beiden durch die Straße von Karthago geschiedenen Hauptbecken schließen sich nördlich die Adria, der Archipel und als Anhängsel der Pontus; mit dem lusitanischen Vormeere haben wir also sechs getrennte Becken, von denen jedes seine eigene Entwicklungsgeschichte hat. Einige davon sind uralt, selbst älter als der südliche Atlantische Ozean, andere gehören zu den jüngsten Einbrüchen der Erdrinde und sind heute noch nicht fertig, wie häufige Erdbeben und Senkun- gen des Bodens beweisen. Ihre jetzige Form haben die sämt- lichen Beeken erst mit der Erhebung der großen Ketten des alpinen Systems erhalten. Pyrenäen, Alpen, Kaukasus haben ihre Erhebung erst in der späten Tertiärzeit vollendet, der Apennin ist teilweise noch jünger, der Niederbruch des Archipels datirt erst aus der Diluvialperiode Sind in der Fauna noch Spuren dieser ganz verschiedenen Entwieklungsgeschichte nachzuweisen ? Eine Antwort auf diese Frage ist schwer zu geben, da wir die Fauna der einzelnen Becken nur in sehr ungleicher Weise kennen. Am besten ist uns noch das vordere Becken, das tyrrhenische, bekannt, aber auch bier fehlen noch von vielen Punkten genauere Angaben und namentlich die tieferen Partieen sind noch kaum erforscht; auch die Tiefseefische kennen wir nur aus den von den Fischern gewöhnlich besuchten Fischgründen, und für die Mollusken haben wir eine gründlich erschöpfende Arbeit über ihre Verteilung eigentlich nur für die nächste Umgebung von Marseille durch Marion*). Aus den wärmeren Partieen, von der algerischen Küste und aus den sizilischen Gewässern ist uns nur die Fauna der Litoralzone und allenfalls der fondi coralli- geni bekannt. Aus dem hinteren Becken kennen wir wohl die sizilische Ostküste, aber sonst nur, was an einigen Küstenpunkten von zufälligen Besuchern aufgelesen worden ist; von Tiefsee- fischen sind nicht mehr als 15 sp. bekannt. Auch in der Adria sind nur der Golf von Triest und die dalmatinischen Küsten er- forscht; für den Archipel sind wir immer noch auf die über *) Considerations sur les Faunes profondes ete., in Annales Musee Marseille I. — 15 — fünfzig Jahre alten Angaben von Forbes angewiesen. Was wir über den Pontus wissen, habe ich in dem ersten Kapitel zusan- mengestellt. Hier haben sich offenbar wenigstens in der Fisch- fauna noch deutliche Reste erhalten, aber vom Ausgang der Dar- danellen an scheinen die Verschiedenheiten in der Fauna nur noch recht unbedeutend und dürften mehr in der relativen Häu- figkeit und Individuenzahl als in der Artenverteilung bestehen. Ich hoffe in einer späteren Arbeit mich eingehender mit diesen Fragen beschäftigen zu können. Hier möge es genügen auf die Eigentümlichkeiten aufmerksam zu machen, welche die Fauna von Östsizilien auszeichnen und wahrscheinlich dem ganzen Ost- becken gemeinsam sind. Das rotmündige Tritonshorn (Triton seguenzae Arad. et Benoit) scheint hier überall die gewöhnliche Form (Triton nodifer Lam.) zu ersetzen; es hat aber seltsamer Weise seinen nächsten Verwandten nicht im Indischen Ozean, sondern in Westindien (Triton nobilis Conr. s. commutatus Dkr.), während das gemeine Tritonshorn des vorderen Mittelmeeres in einer kaum unterscheidbaren Form (Triton sauliae Rve.) an der Küste von Japan wiederkehrt. Auch drei kleine Buceiniden (Nassa gibbosula, Pollia leucozona, Lachesis candidissima) und einige Bivalven sind bis jetzt nur von dort bekannt; die größte Muschel des Mittelmeers (Panopaea), in den Tertiärschichten weit verbreitet, ist heute auf die Aetnaküste beschränkt, findet sich aber im lusitanischen Meere wieder, und wir können nicht wissen, ob nicht manche Arten, durch die unterirdische Wärme begünstigt, sich gerade hier erhalten haben. Freilich auch nicht, wie viel von den Eigentümlichkeiten wir dem wissenschaftlichen Eifer einiger Gelehrten in Catania und Syrakus und der Fischer- bevölkerung von Aci Trezza verdanken. — Noch mehr eigene Arten besitzt nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse die obere Adria. Schon 1863 machte Lorenz*) darauf auf- merksam, daß im Quarnero an den tiefsten Stellen massenhaft ein zehnfüßiger Krebs (Nephrops norvegieus L.) vorkommt, wel- cher sonst dem Mittelmeer fehlt, aber im Norden häufig ist; er kommt unter dem Namen „Seampi di Fiume“ auf die Märkte der Adria. Außerdem sieht Lorenz in einem seltenen Polypen *) Physikalische Verhältnisse und Verteilung der Organismen im Quarnero. Wien 1803. — 106 — des Quarnero (Virgularia multiflora Kner) eine vicariirende Form des borealen V. mirabilis Müller. Dazu hat Brusina®) neuerdings sechs nordische Polychaeten gefügt (Polynoö eirrata Fabr., Glycera alba Ratlıke, @l. capitata Oerst., Hesione fusca Johnst., Phyllodoce muscosa Oerst., Terebelloides stroemi Sar.), die sonst im Mittelmeer noch nicht nachgewiesen sind. Er macht auch darauf aufmerksam, daß im Quarnero die gemeine mittel- meerische Pilgermuschel (Pecten jacobaeus L.) durch ihre sonst im Mittelmeer fehlende atlantische Verwandte (Pecten masximus L.) ersetzt wird und daß die Miesmuschel (Mytilus) dort in einer eignen Form (Myteilus croaticus Brus.) vorkommt, welche der atlantischen (M. edulis L.) näher steht als der mittelmeerischen (M. galloprovincialis).. Da ein direkter Meereszusammenhang zwischen dem @Quarnero und der Nordsee ausgeschlossen ist, könnte es sich hier nur um Relikten aus der kalten Periode handeln, deren Reste wir auch im Tertiär von Palermo finden und welche Süß in die vierte Mediterranperiode verlegt. Ob ihre Erhaltung hier durch eine besonders niedrige Bodentempe- ratur erleichtert wurde, ist meines Wissens noch nicht erforscht. Martens hebt hervor, daß die obere Adria mancherlei Analogieen mit dem Pontus hat (starken Süßwasserzufluß, Abkühlung im Winter, flache Küste), und führt das Vorkommen resp. die Häufig- keit einiger kälteliebenden Fischformen (Gobius lota Val., Pleuro- nectes, das Auftreten von Störarten) auf diese Ähnlichkeit der physikalischen Verhältnisse zurück. Die obere Adria zeigt übrigens auch außerhalb der Tiefe des Quarnero eine Anzahl Eigentümlichkeiten der Fauna, die schwerlich alle auf die Zugehörigkeit zum hinteren Mittelmeer — und das scharfe Auge Brusinas zurückzuführen sind. Selbst eine Reihe von Fischen sind nach Palacky (Anl. 4) endemisch. Es ist das um so auffallender, als der Meerbusen von Triest nirgends über 30 m tief ist und die Adria überhaupt erst bei Lissa die Tiefe von 100 m erreicht. Die Molluskenfauna Dalmatiens hat nach Brusina“*) 18 Arten, die sonst im Mittelmeer nicht vor- kommen; ihre Zugehörigkeit zur hinteren Hälfte wird auch durch das Vorkommen von Triton seguenzae an Stelle von nodifer er- wiesen. | *) Comptes rendus du Congres international de Leyden 1895 p.373. **) Mitteilungen des naturw. Vereins in Steiermark 1885. — 11 — Eine ähnliche Kolonie nordischer Arten wie im Quarnero scheint sich auch im Tiefwasser des Golfe du Lion erhalten zu haben. Namentlich findet sich hier ein ächtes großes Buccinum (ventricosum Kien.), das seinen nächsten Verwandten im obersten Plioeän von Palermo (B. striatum Phil.) hat, aber auch dem englischen 5. humphreysianum Benn. sehr nahe steht; es lebt in einer Tiefe von TOO m, am Fuß des Steilhangs (Falaise Peys- sonel), welcher den Rand des Festlandes bezeichnet, zusammen mit einer Anzahl anderer Arten, welche für das Tiefwasser des Mittelmeers charakteristisch, aber nicht nordisch sind und sich auch im Pliocän finden (Trophon vaginatus, multilamellatus, Pholadomya loveni ete.). Einmal soll hier auch ein Sipho gra- cilis Jeffr. gefunden worden sein, doch ist dieses Vorkommen nicht wieder bestätigt worden. Für den Golfe du Lion wäre freilich eine direkte Verbindung mit dem Atlantischen Ozean durchaus nicht so schwierig, wie im Quarmero. Es hat in der That nicht an Forschern gefehlt, welche einen Zusammenhang des Mittelmeers und des Golfs von Biscaya durch die Garonne- senke für die Ursache der Kälteperiode hielten, deren Spuren wir in den Schichten von Palermo und Rhodus begegnen. Die scharfe Tren- nung der pyrenäischen Landmolluskenfauna, die ich im ersten Bande hervorgehoben habe, läßt sich auch in dieser Richtung verwerten und mehr als alles andere die Entdeckung einer ganzen Reihe von Mittelmeerarten aus allen Tierklassen im Tiefwasser des Golfes von Biscaya. So namentlich in der sogenannten Fosse du Cap Breton, einer förmlichen untermeerischen Schlucht, welche sich zwischen Felsen fünf Meilen weit erstreckt und den Fischern ihres Fischreiehtums wegen von Alters her wohlbekannt ist. Ne- ben mehreren Mollusken, deren Bedeutung wir nicht überschätzen dürfen, da wir nicht wissen, wie weit sie im lusitanischen Meere verbreitet sind, hat man hier neuerdings vier Rhizopoden, fünf Polypen und zwei Brachiopoden gefunden, die seither nur aus dem Mittelmeer bekannt waren, außerdem einen großen Podo- phthalmen (Geryon longipes M. Edw.), den man nur noch aus dem Tiefwasser des Löwengolfes kennt, und mehrere Tiefsee- fische des Mittelmeers (Mora mediterranea, Phyeis mediterranea, Argyrocephalus hemigymnis, Stomtias boa). Daß eine Anzahl Mollusken der Küstenfaunula mit Umgehung der iberischen Halb- insel sich längs des Pyrenäenfußes nach der atlantischen Küste — 10 — Frankreichs verbreitet haben, hob ich schon im ersten Bande hervor. Aber sicher erwiesen ist der Zusammenhang auf diesem Wege doch noch nicht. Die Senke der Garonne steigt gegen das Mittelmeer doch stärker an, als man gewöhnlich annimmt, und als den Anhängern des „Canal des deux mers“ lieb ist; der Scheitelpunkt des Canal du midi bei Naurouze liegt 189 m über dem Meer. Von da längs der Aude zum Mittelmeer bei Narbonne sind immerhin noch 100 km, für die eine Meeresbedeckung nicht nachweisbar ist. Daß über diese Landenge einige Alpenarten in die Pyrendes orientales eingedrungen sind, habe ich oben er- wähnt; daß sie nicht aus dem Detritus der Montagne de Cor- bieres gebildet sein kann, beweist die ganze Orographie der Ge- gend. Die Bucht der Garonne hat also keinerlei Anrecht auf den Namen eines Golfes von Narbonne, den man ihr mitunter beilegt. Ihr inneres Ende ist auch durchaus nicht von marinen Schichten gebildet; von Toulouse aufwärts und im Dep. Gers liegen fast ausschließlich Süßwasserschichten. Tournouer und neuerdings Sueß*) bestreiten deshalb energisch, daß hier jemals eine Verbindung stattgefunden habe und eine nordische Fauna hätte eindringen können. Deutlicher und unverkennbarer sind die Spuren einer Ein- wanderung von Mollusken durch die Straße von Gibraltar. Wir finden eine ganze Reihe von Arten, welehe auf das vordere Mittelmeer oder richtiger auf den vordersten Teil desselben be- schränkt sind. Ich habe (Anlage 5) eine Anzahl solcher Arten angeführt, welche an dem Nordgestade kaum über Malaga hin- ausgehen, an der Südküste bei Algier ihre Ostgränze finden. Aber auch hier ist Vorsicht in den Schlüssen geboten; ein guter Teil der Arten, wenn nicht alle, finden sieh schon in den Mioeän- schichten Italiens und können sich in den wärmeren Teilen des Mittelmeers, zu denen ja der vordere gehört, ganz wohl erhalten haben, während sie in den kühleren zu Grunde gingen. Es muß diese Frage für jede Art besonders behandelt werden, was hier zu weit führen würde. Von den charakteristischen Formen der senegambischen Küste ist nur Oymbium papillatum darunter, eine Art, die auch in den Tertiärschiehten noch nicht gefunden *) Antlitz der Erde, I p. 383. a wurde und somit als eine wirklich rezente Einwandererin ange- sehen werden muß; auch die große Turritella und Mesalia varia können dazu gerechnet werden. Im Ganzen genommen ist die senegambische Beimengung zur Molluskenfauna viel geringer, als man gewöhnlich annimmt. Die Hauptmasse der Mittelmeermollusken besteht aus sol- chen Arten, welche sich nicht nur auch im lusitanischen Vor- meere, sondern auch nordwärts bis England finden. Wir werden ihnen wie der Entwicklung der Fauna überhaupt später ein eigenes Kapitel widmen. Hier möge es genügen, daß wir aus der Meeresfauna den Beweis einer Entstehung des Mittelmeeres aus verschiedenen getrennten Becken mit eigenen Faunen nicht führen können, ja daß sie viel eher das Gegenteil zu beweisen scheint. Wenden wir uns darum, ehe wir zu einer eingehenden Ver- gleichung der Faunen der Küstenländer übergehen, an die Geo- logie. Hier haben die Forschungen der letzten Jahrzehnte viel Licht verbreitet; besonders Neumayr, der leider so früh der Wissenschaft entrissene Wiener Geologe, hat die Geschichte des Archipels und der angränzenden Teile des hinteren Mittelmeeres aufgehellt, aber von einer völligen Kenntniß sind wir noch weit entfernt. Namentlich will es immer noch nicht gelingen, die verschiedenen Niveaus der Tertiärschichten zu erklären und sie mit den eben geltenden Ideen über den Gang der Veränderungen an der Erdoberfläche in Einklang zu bringen; die Lokalforschung kann die großen Niveauschwankungen immer noch nicht entbehren. Was wir heute mit einiger Sicherheit angeben können, ist etwa Folgendes. Ein Mittelmeer in unserem Sinne, d. h. eine von Westen nach Osten sich erstreckende, im Norden, Süden und Osten ab- geschlossene Meeresfläche, läßt sich erst im mittleren Miocän nachweisen, nach der Erhebung des alpinen Systems und offenbar durch diese bedingt. Es sind gehobene Kreideschichten, welche sie zum größten Teile einfassen, nur an wenigen Stellen stößt Juraformation dicht an die Küste. Uralt sind nur Korsika, Sar- dinien, der Aspromonte, die neptunischen Berge bei Messina, einzelne Teile der italienischen Westküste, und im äußersten Westen das spanische Plateau, die Meseta castiliana. Vor der Erhebung hat sich ein breiter Meereszug von Indien her zwischen — 110° — dem afrikanischen Tafellande und dem böhmischen und zentral- französischen Urgesteinsmassiv hindurch von Osten nach Westen erstreckt. Die Hebung der Alpen hat ihn in eine nördliche und eine südliche Hälfte zerschnitten, die nur am äußersten Westende, südlich von der Meseta eine Verbindung behalten haben. Die ältesten Absätze des Mittelmeers, die sogenannte Tortona-Stufe, scheinen allerdings noch vor der großen Hebung abgelagert zu sein, denn sie finden sich auch bei Plewna in Bulgarien und im Wiener Becken. Dafür fehlen sie vollständig jenseits einer Linie, welche der Achse des Adriatischen Meeres entlang nach Malta läuft; das ganze hintere Mittelmeer muß damals also noch Land gewesen sein. Mit der Erhebung der Ostalpen trennte sich das sarmatische Meer vollständig vom Mittelmeer; es verfiel der allmähligen Aussüßung; seine letzten Reste erst sind mit dem Durchbruch der Dardanellen und dem Niederbruch des nordaegei- schen Landes wieder in Verbindung mit dem Mittelmeer getreten und haben von ihm eine neue marine Bevölkerung erhalten. Meeresspuren im Gebiete des hinteren Mittelmeeres finden wir erst am Ende der Miocänperiode am Südrande von Attika; es muß sich damals die Bucht zwischen Creta und dem Peloponnes gebildet haben. Von Italien existirte anscheinend noch wenig. An der ganzen Ostküste sind nur der Mte. Gargano und etwa noch der Mte. Conero bei Ancona aus älterem Gestein gebildet. Dafür lag westlich der heutigen Halbinsel ein ausgedehntes, sehr altes Landgebiet, dessen Rest die oben genannten Urgesteinshorste und die Catena metallifera in Toskana sind, die Tyrrhenis von Forsyth Major, mit der wir uns später zu beschäftigen haben werden. Das miocäne Mittelmeer hat also eine verhältnismäßig noch recht geringe Ausdehnung. Ob es mit dem Atlantischen Ozean überhaupt in Verbindung stand, ist noch streitig; gewich- tige Thatsachen deuten auf einen Zusammenhang Nordafrikas mit Europa noch in dieser Zeit, aber im Rhonebecken finden wir sichere Obermioeänschichten; es griff also damals noch das Meer hier tief zwischen die Alpen und das französische Massiv herein. Im ältesten Plioeän muß die Ausdehnung des Mittelmeers noch erheblich geringer gewesen sein, denn wir finden nirgends sichere marine Ablagerungen aus dieser Zeit. Man hat dieser Erscheinung bis jetzt ziemlich ratlos gegenüber gestanden; ich denke, sie läßt sich unschwer erklären. War die Verbindung — 11 — mit dem Ozean wirklich unterbrochen, so würde das allein zur Erklärung ausreichen. Das Überwiegen der Verdunstung über den Zufluß mußte genügen, um den Wasserspiegel überall zu er- niedrigen. In den trockenen Gebieten entwickelte sich auf der Gränze zwischen Miocän und Pliocän die wunderbare Säugetier- fauna, die wir nach dem reichsten Fundort die von Pikermi zu nennen pflegen. Anders ist es im mittleren Pliocän. Allem An- schein nach hat sich am Südfuß der Sierra Morena durch das Thal des Guadalguivir und die Alpujarras eine neue Verbindung mit dem Ozean geöffnet und das Meer hat weite Gebiete zurück- erobert; es greift wieder nach Südfrankreich hinein, erfüllt die Po-Senke bis zu dem berühmten Fundort von Asti in Piemont, hat die Säugetiere der Tiefländer auf die Berggipfel hinaufge- trieben, die heute den Archipel von Malta bilden, und reicht sicher bis zum Peloponnes. Seine Ablagerungen, die sogenannte dritte Mediterranstufe, enthalten Mollusken, die schon vielfach mit heute lebenden identisch sind. Im Osten aber finden wir noch ausgedehnte Landflächen mit Binnenseen, welche die formen- reiche Molluskenfauna bergen, welche die Geologen als die le- vantinische bezeichnen. Vom mittleren Pliocän ab hat das Mittelmeer stetig zuge- nommen, bis es seinen heutigen Umfang erreichte. Im Oberpliocän finden wir seine Ablagerungen auf Rhodos und Cypern (und merk- würdiger Weise auch in der Palmyrene), auf Kos und bis zum Süd- rand der Cycladen; aber die östliche Hälfte der Adria ist noch ein Vorland der dinarischen Alpen und gliedert den Mte. Gargano an Dalmatien, das obere aegeische Meer hat noch seinen levan- tinischen Charakter, Festland mit Süsswasserseen, bewahrt, und ein breites Vorland füllt die Südostecke von Syrien nach Egypten aus. Ob Malta damals landfest mit Afrika zusammenhing, wäre noch zu erweisen. Seitdem sind größere Veränderungen kaum mehr eingetreten. Die Verbindung durch das Becken des Guad- alquivir hat sich geschlossen, dafür ist der Durchbruch an den Säulen des Herkules erfolgt und das Land zwischen Andalusien und Maroceo versunken. Weiter ist das Vorland Dalmatiens zu Bruche gegangen, Kreta auf seinen heutigen Umfang reduziert worden, das syrisch-egyptische Verbindungsland verschwunden. Ganz zuletzt aber, wohl erst zur Menschenzeit, ist das aegeische Land versunken und sind die Dardanellen durehgebrochen und — 12 — ist damit der Zustand erreicht worden, den wir heute noch haben. Zurückgedrängt worden ist das Meer nur an wenigen Stellen durch Anschwemmungen und Deltabildungen; seinen Hauptverlust hat es am Südabhang der Alpen und in Unteregypten zu ver- zeichnen. Ob damit seine Geschichte abgeschlossen ist? Die Hebungen und Senkungen der Küste, mit denen die Wissenschaft noch vor zwanzig Jahren so viel arbeitete, sind in Mißkredit gekommen, seit man unter dem Einfluß von Sueß nur noch an Senkungen in Folge der Zusammenziehung des Erdkernes glaubt. Eine aus- reichende Erklärung für das Vorkommen jüngerer Tertiärschichten in beträchtlicher Meereshöhe haben wir freilich immer noch nicht; eine vergleichende Prüfung derselben wäre dringend zu wün- schen. Für die Zukunft aber deutet die Häufigkeit der Erder- schütterungen auf den bekannten Stoßlinien von Triest gegen Wien und von Alexandrette gegen Hocharmenien darauf, daß Poseidon Enosiehthon mit dem Erlangten noch keineswegs zufrie- den ist, und sowohl das Wiener Becken als die Kaspisenke seinem Reiche wieder einzuverleiben trachtet. Für die von uns oben gestellte Frage gibt nach Vorstehendem die Geologie die Antwort, daß eine Trennung des Mittelmeeres in verschiedene Becken höchstens vorübergehend stattgefunden haben kann, und die Paläontologie fügt hinzu, daß die heutige Molluskenfauna zwar drei Hauptgrundbestandteile enthält, einen aus dem Miocän stammenden Stock endemischer Arten, eine An- zahl sarmatischer Eindringlinge, und die seit dem Beginn der mitt- leren Plioeänperiode eingewanderten atlantischen und borealen Arten, daß aber ihre Entwicklung seit der Mittelplioeänzeit in einem zusammenhängenden Beeken und ohne jede wesentliche Unterbreehung stattgefunden hat. Eine eingehende Behandlung der europäischen marinen Fauna von diesem Standpunkte aus behalte ich mir für ein späteres Kapitel vor. Hier nur noch einige kurze Erörterungen über physikalische Verhältnisse des Mittelmeeres, welche für die Verbreitung der Lebewesen in Betracht kommen. Zunächst haben wir die That- sache zu erwähnen, daß dem Mittelmeer eine eigentliche Tiefen- fauna fehlt. Die neueren Forschungen haben zwar beträchtliche Tiefen nachgewiesen, aber was sie aus denselben ans Licht be- fördert haben, waren nur wenige und vorab keine eigentümlichen -— 13 — Formen. Der Travailleur erhielt aus 2600 m Tiefe zwischen Villafranca und Corsica nur drei Arten, Nassa semistriata, Nucula suleata und Xylophaga dorsalis, alle drei auch in geringeren Tiefen weit verbreitet; auch die zwischen 1800—2000 m erbeu- teten Arten (vgl. Anl. 1) sind keine Tiefseearten. Die Pola fischte in 2420 m nördlich von Alexandria fünf bis jetzt nur von dort bekannte und einige auch in weniger tiefem Wasser lebende Arten (vgl. Anl. 2), aber nur in einzelnen leeren Schalen. Aus den größeren Tiefen, die ja im hinteren Mittelmeer bis zu 4400 m herabsinken, sind lebende Wesen nicht bekannt geworden; sie scheinen azoisch, wie die Tiefen des Pontus, wenn sich auch kein Schwefelwasserstoff nachweisen läßt. Der geringe Sauer- stoffgehalt und der übermäßige Reichtum an Kohlensäure ge- nügen zur Erklärung der Erscheinung, daß keine der atlantischen Tiefseearten eingedrungen sind; dass sich aber nicht wie im An- tillenmeer aus den herabsteigenden Litoralarten eine eigene Tief- seefauna gebildet hat, hat seinen guten Grund in der hohen Tem- peratur des Tiefwassers, die nirgends unter 12—13° C. herab- sinkt und in den vulkanischen Gebieten nach Carpenter sogar noch um einige Bruchteile höher ist. Diese abnorm hohe Tem- peratur, welche nur in der Sulu-See übertroffen wird, hat wieder ihre natürliche Ursache in der geringen Tiefe der Straße von Gibraltar, die ein Einströmen des kalten Tiefenwassers verhindert. Die gleichmäßige Temperatur aber bedingt wieder einen beinahe völligen Mangel an Strömungen. Schon in einer Tiefe von 200 m (nach andren Angaben von 350 m) beginnt die invariabele Schicht, die auch vom Jahreszeitenwechsel nicht mehr berührt wird; von da abwärts liegt die ungeheure Wassermasse völlig unbewegt. Durch die Straße von Gibraltar dringt allerdings ein gewaltiger Oberflächenstrom, dem eine viel schwächere Unter- oder Seiten- strömung entspricht, aber er verliert sich schon an der algerischen Küste und es kann keine Rede davon sein, ihn auch im hinteren Mittelmeer nachzuweisen. Auch die Dardanellenströmung ist kaum bis zum Südrand des Archipels merkbar; die ungeheuren Schlamm- massen, welche der Nil dem Meere zuführt, erreichen kaum mehr Jaffa. In der Straße von Karthago ist eine regelmäßige, vom Winde unabhängige Strömung nicht nachweisbar, jedenfalls so unbedeutend, daß sie von der Schifffahrt nicht in Betracht ge- zogen zu werden braucht. Es ist das auch ein Punkt, der bei Kobelt, Zoogeographie II, fe) — 14 — der Würdigung der zoogeographischen Verhältnisse am Mittelmeer wohl beachtet werden muß. Der vollständige Mangel an Strö- mungen verhindert die Verschleppung und hat nieht wenig dazu beigetragen, daß die ursprünglichen Verhältnisse der Verbreitung der Lebewesen sich unverändert erhalten haben. Werfen wir zum Schluß noch einen kurzen Blick auf das Relief des Mittelmeerbeckens, soweit es uns die beiden letzten Decennien entschleiert haben. Die beiden Hauptbecken erscheinen als völlig getrennte Einsenkungen. Von der Westspitze Siziliens streckt sich ein ausgedehntes Plateau, über dem nirgends mehr als 100m Wasser liegt, die Adventure Bank, bis fast in die Mitte der Straße von Karthago; auch zwischen ihrem Ende und dem Kap Bon hat man nirgends über 500 m Wasser gelothet. Nur von Pantelleria aus, das seiner ganzen Formation nach noch zu Europa gehört, während Lopedusa und Malta zu Afrika ge- rechnet werden müssen, erstreckt sich eine schmale Einsenkung mit einer größten Tiefe von 1500 m. Zwischen Sardinien und Nordafrika beträgt die Tiefe durchschnittlich 500—1000 m. Hier haben wir also, die Ausläufer des Apennin mit denen des Atlas verbindend, eine Untiefe, welche schon bei einer ziemlich unbe- deutenden negativen Niveauschwankung die Straße von Karthago sehr beträchtlich verengen würde. Seicht ist das Wasser auch in der Westecke des Mittelmeeres von der Linie Cap Spartel- Trafalgar bis zum Meridian Cartagena-Oran. Doch liegt innerhalb dieser Strecke ungefähr in der Mitte ein ausgedehntes Gebiet mit tieferem Wasser, dessen genauere Contouren noch zu erforschen sind. Das vordere Mittelmeer hat eine Tiefe von etwa 2000 m, zwischen Villafranca und Corsiea steigt sie auf 2660 m, soviel mir bekannt bis jetzt die größte im tyrrhenischen Meere gelothete Tiefe. Anders im hinteren Mittelmeer. Hier hat die Pola neuer- dings Tiefen von 4400 m nachgewiesen; diese tiefste Stelle liegt südlich vom Peloponnes und westlich von Creta und das Tiefwasser erstreckt sich bis fast zur Ostküste Siziliens. Eine andere Ein- senkung mit 3868 m liegt zwischen Rhodus und Lyeien, dicht an die lyeische Halbinsel herantretend, also an einer Stelle, wo ein relativ sehr junger Einbruch kaum zweifelhaft ist. Auch südlich vom Kap Sidero wurden 3310 m gelothet und nördlich von Alexandrien ebenfalls über 3000 m. Die mittlere Tiefe des hinteren Mittelmeeres scheint also näher an 3000 wie an 2000 m — 15 — zu liegen und die des vorderen erheblich zu übertreffen. Könnte das zu der Annahme berechtigen, daß in der vorderen älteren Ab- teilung schon ein Teil der größten Tiefen von Sedimenten erfüllt und ausgeglichen ist? An eine Verminderung durch Hebung des Landes können wir nicht denken, denn im Allgemeinen deuten die Küsten des tyrrhenischen Meeres, auch abgesehen von der zweifellosen Einbruchsküste längs der italienischen Halbinsel, auf eine positive Niveauverschiebung als vorlänfigen Abschluß etwaiger Schwankungen. Das beweisen die Miocänschichten an der Pro- vence, die bis 2km von der Küste und in 50m Tiefe reichen und in die das Thal eingeschnitten ist, das ehemals die Wässer der Huveaume auf heutigem Meeresboden der Rhone zuführte. Das beweist ferner die Nordküste Afrikas, die, wie Theobald Fischer gezeigt, von einer Abrasionsfläche umgeben wird, welche bei Algier eine Breite von 9, bei Oran von 12, bei Arzew-le-port sogar von 20 km erreicht, um dann steil in die Tiefe abzustürzen. Unmittelbar vorauf muß freilich eine noch bedeutendere negative Verschiebung gegangen sein, denn Strandterrassen umsäumen nach Maw die atlantische Küste von Portugal bis Maroeco in einer Höhe von 18—22 m über dem heutigen Niveau. Aber seit langer Zeit scheint, von dem vulkanischen Gebiete in Süditalien abgesehen, hier ein Beharrungszustand eingetreten zu sein; erheb- liche Niveauschwankungen innerhalb Menschengedenken lassen sich am vorderen Mittelmeer nicht konstatieren. Anlagen. 1) Zwischen 1800—2000 m erbeutete der Travailleur: Pholadomya loveni. Arca pectunculoides. Limea nivea. Neaera costellata. — crassa. Xylophaga dorsalis. Malletia cuneata. Dentalium filum. Yoldia messaniensis. Trophon multilamellosus. — striolata. Hela tenella. Axinus flexuosus. 2) Die Pola fand vor Alexandrien in 2420 m: Taranis alexandrina n. Myrina modioliformis n. Defraneia implieisceulpta n. Axinus flexuosus var. striatus. Lueina amorpha n. Trochus profugus de Greg. Isorropodon perplexum n. gen. et Tectura unicolor Fabr. spec. Leda tenuis Phil. — 116 — 3) Unter 382 Meeresmollusken, die Watson von Madeira anführt, sind, abgesehen von 55 endemischen, folgende der euro- päischen Fauna fremd: Arca plicata Chemn. Kosmopolit. Ranella marginata Gmel. Columbella cribraria Adans. Senegal. Senegal. — thomae d’Orb. Westindien, ? — kraussii Sow. Capverd. Litorina striata King. Atl. Scalaria cochlea Sow. Guinea. Natica fanel Recl. Senegal. Spondylus powelli Smith. — porcellana d’Orb. Atl. Triton chlorostoma Lam. — variabilis Recl. Atl. 4) Nach Faber zählt die Adria 316 Fischarten, darunter allerdings 31 Irrgäste; 126 sp. gehen bis England. Als ende- misch nennt er Trygon thalassina, Cantharus brama, Gobius kneri, G. quadrivittatus, Pleuronectes italieus; — nach Stori@ und Giglioli kommen dazu noch Gobius planiceps, G. buchichi, Blennius dal- matieus, Bl. adriatieus, Bl. rouxi, Bl. canovae. 5) Der Adria eigentümlich sind nach Brusina: Octopus troschelii Targ. Elysia splendens Grube. Cireulus costatus Dan. et Sandr. Acanthopsele albida Bergh. Rissoa decorata Phil. — vieina Bergh. — oenonensis Brus. — lugubris Graeffe. — salinae Stoss. Glossodoris ceristata Koch. — ehrenbergi Phil. Doriopsylla areolata Bergh. Alvania schwartziana Brus. Tellina daniliana Brus. Akera tricolorata Ren. Pecten proteus Sol. Entoconcha mirabilis Müll. — dalmaticus Brus. 6) Lusitanische Arten, die nur für eine kurze Strecke ins Mittelmeer eindringen: Soleeurtus coarctatus Gmel. Cymbium papillosum Schum. Panopaea glycimeris Born (auch Natica sagrayana d’Orb. an Östsizilien). — prietoi Hid. Lutraria rugosa Chemn. — intricatoides Hid. Ungulina rubra Daud. Cancellaria cancellata L. Pleurotoma undatiruga Biv. Mesalia varia Kien. Nassa semistriata Br. Turritella monterosatoi Kob. Fünftes Kapitel. Die Säugetierfauna der meridionalen Region. Die geographische Verbreitung der Säugetiere in den Län- dern südlich der Alpen ist in mancher Hinsicht so eigentümlich, daß wir ihr ein eigenes Kapitel widmen müssen, um so eher, als sie von der Verbreitung der Landmollusken sowohl wie von der der Pflanzen erheblich abweicht. Schon bei einer ganz oberflächlichen Betrachtung muß uns auffallen, daß die Säugetiere in ihrer Verbreitung sich viel mehr den heutigen physikalischen Verhältnissen anschmiegen, als die Mollusken und die Pflanzen. Die Straße von Gibraltar und die Meerenge von Kartlago sind Faunengränzen ersten Ranges; die Dardanellen und der Bosporus spielen allerdings eine nicht ganz so wichtige Rolle, aber dennoch eine viel wichtigere, als bei den Landmollusken, und sie finden ihre Fortsetzung durch die Wolga- steppe zum Ural und nördlicher. Ganz Europa im gewöhnlichen Sinne, den höchsten Norden ausgenommen, bildet ein einheitliches Reich; fremde Beimengungen zur Fauna finden wir nur auf Cor- sika und Sardinien (Muflon), und auf der Balkanhalbinsel (Scha- kal). In Vorderasien dagegen mischen sich die europäisch-boreale und die zentralasiatische Fauna, und weiter südlich kommen über Beludschistan und Südpersien indische, dem Nil entlang einige sudanesische Elemente hinzu, während Nordafrika einen Grund- stock eigener Arten aufweist. In dem Wüstengürtel aber, welcher das paläarktische Gebiet einfaßt, hat sich eine eigene Säugetier- fauna entwickelt, welche von Südmarokko bis zur Gobi reicht, aber deutlich in eine östliche und eine westliche Hälfte geschieden ist. Die Fauna der östlichen Hälfte greift auf Sibirien über, soweit es Steppencharakter trägt; im sibirischen Waldland treffen — 118 — sich nordische, westliche und nordehinesische Arten und es bleibt noch zu untersuchen, in wie weit sich bier ein eigenes Entwick- lungszentrum bemerkbar macht. Wir müssen uns gerade bei Untersuchungen über die Hei- mat der heute in der meridionalen Region vertretenen Säugetiere zunächst über eine wichtige Frage klar werden. Haben wir die Heimat einer Gattung da zu suchen, wo sie heute durch die zahlreichsten Arten vertreten ist? oder ist gerade die Zersplitte- rung eines Typus in mehrere divergirende Formen ein Zeichen dafür, daß hier die Anpassung an etwas verschiedene Lebens- bedingungen gewissermaßen noch im Gang ist? Ich habe bei den Mollusken schon einigemal darauf aufmerksam gemacht, daß weit verbreitete Arten mitunter über ungeheure Strecken hin fast kon- stant bleiben und dann am Rande ihres Verbreitungsgebietes auf einmal zahlreiche eigentümliche Varietäten ausbilden, wie Helix arbustorum am Südrande, Helix aspersa in Nordafrika. Es würde schwerlich Anklang finden, wenn wir das Entwicklungs- gebiet dieser Typen deshalb in diese Gegenden legen wollten. Eben so wenig würden die Ichthyologen zustimmen, wenn wir die Heimat der Salmoniden in die Alpen versetzen wollten, weil dort in jedem See eine andere Varietät sich entwickelt. Sind wir nun gerade bei den Säugetieren berechtigt z. B. die Heimat von Cervus, von Ovis, von (apra nach Zentralasien zu verlegen, weil dort jede Berggruppe von einer eigenen Lokalrasse bewohnt wird? Oder ist der Schluß nieht mindestens eben so berechtigt, daß die Gruppe Zlaphus, weil unser Edelhirsch fast unverändert durch das ganze europäische oder richtiger paläoboreale Wald- gebiet verbreitet ist, auch dort ihre eigentliche Heimat und sich erst später von da in die zentralasiatischen Berggebiete und nach Amerika hinüber verbreitet hat? Gerade beim Hirsch spricht das Vorkommen zahlreicher Arten im Pliocän Europas ganz ent- schieden dafür, daß die Gruppe Elaphus ihre Entwieklung nicht da durchgemacht hat, wo heute zahlreiche verschie- dene Arten leben, sondern wo die typische Art über große Strecken hin unverändert verbreitet ist. Es dürfte für viele andere artenreiche Gattungen nicht wesentlich anders sein. Das Vorkommen zahlreicher verwandter Formen in geringer Entfernung von einander scheint also viel eher anzudeuten, dass eine anderswo entstandene und schon zu einer gewissen Selb- — 119 — ständigkeit gelangte Art eingewandert ist und sich veränderten Verhältnissen in verschiedenartiger Weise anpassen mußte. Eine erhebliche Schwierigkeit für die Beurteilung der geogra- phischen Bedeutung der Verbreitung unserer Säugetiere entspringt aus der Verschiedenheit der Ansichten über die Artumgränzung. „Was die Spezies anbetrifft, sagt Huxley an einer sehr inter- essanten Stelle*), so hat noch kein Zoologe jemals mit dem Urteil eines anderen übereingestimmt in Bezug auf das, was man bei den Wölfen und Füchsen als Spezies und was als lokale Varietäten betrachten soll, und da es kein Kriterium gibt, durch welches die Frage entschieden werden kann, so ist es wahr- scheinlich, daß eine solche Übereinstimmung niemals erreicht werden wird. Die Ansicht, daß es ebenso gut sein möchte, den Versuch aufzugeben, die Spezies abzugränzen, und sich damit zu begnügen, die Varietäten des Fells und der Statur zu registrieren, welche einen bestimmbaren Typus von Skelet und Zahnstruktur in dem geographischen Distrikt begleiten, in welchem die letztere einheimisch ist, mag als revolutionär betrachtet werden; aber ich bin geneigt, zu denken, daß wir sie früher oder später werden adoptiren müssen.“ Das gilt nieht nur für die Caniden, sondern so ziemlich für alle Säugetiere. Es ist ja unbestreitbar, daß der Typus unseres Fuchses sich über ganz Europa, das paläarktische Asien, Nordafrika und Nordamerika verbreitet, aber eben so sicher ist auch, daß Vulpes vulgaris, atlanticus, melanogaster, miloticus, melanotus, montanus, fuleus ete. innerhalb dieses Gebietes scharf umgränzte Provinzen bewohnen und in diesen ausschließlich herr- schen. Diese Lokalrassen sind bei den Säugetieren die Einheiten, auf die wir unsere Untersuchungen zu basieren haben. Wem es aber unwissenschaftlich dünkt, solehe mehr auf das Fell wie auf Schädel und Zahnbau begründete „Arten“ als Grundlage wissen- schaftlicher Untersuchungen zu nehmen, den verweise ich auf eine Arbeit von Oldfield Thomas“*) über den Schädel des canadischen Pekan (Mustela pennanti Erxl.) Auf die beiden dort abgebildeten Schädel derselben Lokalrasse hätte man nicht nur zwei unanfechtbare Arten, sondern zwei gute Untergattungen *) Proc. Zool. Soc. London 1880 p. 284 ff. ##) Proc. Zool. Soc. London 1886 t. 11. — 120 — gründen können. Wem aber sein Gewissen nicht erlaubt, solche Lokalarten anzuerkennen, für den bietet ja das Trinominalsystem einen bequemen Ausweg. Die Säugetiere früherer Epochen scheinen leider nicht weniger variabel gewesen zu sein, als die der heutigen, und da die fos- silen Überreste noch obendrein häufig übel erhalten sind und nur ausnahmsweise ganze Skelete und Skelettheile vorkommen, so ist den Resultaten der Paläontologie gegenüber immerhin einige Reserve zu bewahren, sobald sie in Widerspruch mit anderwei- tigen geographischen Thatsachen stehen. Gar viele Bestimmungen beruhen auf einzelnen Zähnen, auf Fragmenten von Knochen; bei allem Respekt vor dem heutigen Stande der vergleichenden Anatomie halte ich es nicht immer für möglich, die Reste nahe verwandter Arten oder gar Lokalrassen mit voller Sicherheit zu scheiden. Wir werden auf diese Frage öfter zurückzukommen haben. Betrachten wir zunächst die Verbreitung der einzelnen Gattungen und Arten in der südlichen Abteilung des paläarkti- schen Reiches. Ein Verzeichnis der überhaupt dort vorkommen- den Arten füge ich in Anlage 1 an und zur Vergleichung in Anlage 2 die Liste der deutschen Säugetiere nach Blasius und in Anlage 3 die der aus dem europäischen Diluvium bekannt gewordenen Arten nach Woldrich-Brandt. Nehmen wir die Arten in der systematischen Reihenfolge vor, so haben wir zu- nächst den einzigen paläarktischen Affen zu erwähnen, den Magot (Pithecus sylvanus L. s. Inwus s. Macacus ecaudatus Geoffr.). Daß diese heute in der europäisch-paläarktischen Fauna völlig isolirt stehende Art, die überhaupt nur einen Gattungsgenossen besitzt und diesen am anderen Ende der alten Welt, nicht als ein Einwanderer aus dem Süden, sondern als ein Relikt betrachtet werden muß, habe ich schon im ersten Band p. 59 erwähnt. Sie ist heute auf die drei Schluchten am Nordabhang der nord- afrikanischen Terrasse (Gorge de la Schiffa, de Palestro und Chabet-el-akra), auf die Felsen der großen Kabylie und die Ab- hänge des Gouraya in Algerien beschränkt; in Tunis und am Südabhang fehlt sie ganz. Dagegen findet sich der Magot an ver- schiedenen Stellen in Marokko; von dort stammende Exemplare sah ich bei einem Händler in Tanger; außerdem auf dem Felsen von Gibraltar. Daß er dort durch Menschenhand angesiedelt ist, — 121 — unterliegt kaum einem Zweifel; daß er ohne den Schutz der eng- lischen Regierung und deren gelegentliches aktives Eingreifen längst ausgestorben wäre, ist unzweifelhaft. Allerdings hat man seine Überreste in den Höhlen des Felsens gefunden, aber diese dienen ihm gelegentlich zur Zufluchtsstätte und wahrschemlich zum Sterbelager, und ich vermisse den Beweis, daß er mit den ausgestorbenen Tieren dieser Schichten gleichaltrig sei. Es ist allerdings nicht unmöglich, daß er in vorhistorischer Zeit auch auf der europäischen Seite gelebt habe und dann ausgestorben sei; aber die alten Schriftsteller wissen nichts von seinem Vor- kommen auf der europäischen Säule des Herkules. Einen fossilen nahen Verwandten (Macacus trarensis Pomel) kennen wir aus dem Pleistocän der Provinz Oran, aber ein zweiter findet sich auf europäischem Boden, im Pleistocän der Gascogne (Macacus tolosanus Harle) und drei weitere sind aus dem Pliocän beschrie- ben, davon eine (M. swevicus Hed.) aus Süddeutschland. Wir brauchen also nach den Vorfahren nicht weit zu suchen. Eine Art aus dem indischen Plioeän (M. sivalensis Lyd.) bildet die Brücke zu dem japanischen Gattungsgenossen. Unter der beweglichen Schaar der Fledermäuse könnten wir am ersten Eindringlinge aus dem Süden erwarten; ich habe schon oben darauf hingewiesen, daß das wenigstens im Westen nicht der Fall ist, während allerdings im Osten eine ganze Anzahl von Arten wie die Vögel und derselben Zugstraße folgend nach Ägypten und Kleinasien gelangt ist. Unter den algerischen Fledermäusen finden wir eine einzige (Otonycteris hemprichi Pet.), welche vom Sudan aus die Sahara überschritten hat; sie berührt das fran- zösische Gebiet nur gerade an seinem äußersten Südrand in der Oase Wargla. Sizilien hat keine südlichere Form, so wenig wie Italien oder Südfrankreich. Am hinteren Mittelmeer dagegen finden wir eine ganze Reihe fremder Formen, die im Verzeichnis durch kursiven Druck ausgezeichnet sind, die Gattungen Nycteris, Rhinopoma, Taphozous, Nyctinomus, Otonycteris ete.; Keine von ihnen scheint bis Kleinasien oder Transkaukasien vorzudringen, doch kann Nyctinomus cestonü Savi als ein Abkömmling von Einwanderern aus südlicheren Breiten betrachtet werden. Der einzige Vertreter der Familie Pteropodidae und der Unterord- nung Megachiroptera überhaupt im paläarktischen Gebiet, Oynop- terus 8. Xantharpyia aegyptiaca Geoflr., kann ebenfalls nur auf diesem Wege nach dem Mittelmeergebiet gelangt sein; er findet sich auch in Palästina und Syrien. Zahlreicher sind die Arten, welche, am Mittelmeer heimisch, die Alpen nicht überschreiten; sie sind in dem Verzeichnis mit einem 7 bezeichnet. Unter den Insektenfressern begegnen uns in der meridionalen Region zwei vollkommen fremdartige Typen: die Rüsselratte (Macroscelides rozeti Duv.), deren Verbreitung wir schon im ersten Band (p. 51) erörtert haben, in Nordafrika, und ein maul- wurfartiges, aber im Gebiß gut verschiedenes Tier (Scaptochirus davidianus M. Edw.) in Syrien. Letztere Art gehört einer Gattung an, welche seither nur von Mupin am Abfall des tübetanischen Hochlandes bekannt war; sie dürfte wohl auch im zwischenlie- genden Gebiete Vertreter haben *). Unser Maulwurf wird süd- lich der Alpen durch den blinden Maulwurf (Talpa caeca Savi) vertreten, der auch Sieilien erreicht, aber auf Sardinien, Korsika und in Nordafrika fehlt. Radde nennt ihn aus Transkaukasien, er wird wohl auch in Kleinasien vorkommen, obsehon er nicht von dort genannt wird; in Ciskaukasien wie in ganz Rußland kommt unser gemeiner Maulwurf vor. Erst weit im Osten treten andere Formen der Gattung Talpa und eine ganze Reihe ver- wandter Gattungen (Uropsilus, Urotrichus, Scaptonyx, Mogera) auf; nur eine neuerdings von Nehring unterschiedene Art (Mogera robusta) dringt bis Südostsibirien vor. Der Desman (Mygale moschata L.) der südrussischen Flüsse, der aber auch in Süd- sibirien und Innerasien vorkommt, ist, wie sein schon im ersten Band erwähnter Gattungsgenosse in den Pyrenäen (Mygale pyre- naica E. Geoffroy), als ein Relikt aus älterer Zeit anzusehen; fossile Überreste will man in England gefunden haben **). Von den sonstigen Insektivoren bieten ein besonderes geo- graphisches Interesse die Igel. Unser gemeiner Igel (Erinaceus *) Die Systematik der Talpiden scheint überhaupt noch nicht end- gültig abgeschlossen zu sein; Scaptochirus soll sich von Talpa s. str. wesentlich durch den Besitz von nur drei Prämolaren, oben wie unten unterscheiden; der Typus von Sc. davidianus hatte oben rechts vier, links nur drei Incisoren, ein Beweis, daß auf winzige Unterschiede in der Bezahnung bei einem einzelnen Exemplar doch nicht allzuviel Ge- wicht gelegt werden darf. *#*) Nach Lartet ist Palaeospalax magnus Owen = Mygale moschata. — 123 — europaeus L.) findet sich überall nördlich der Alpen und in einer unbedeutenden Abweichung (Er. sibiricus Erxl.) auch in Sibirien; er bewohnt aber auch die ganze meridionale Region nördlich des Mittelmeeres einschließlich Korsika, Sardinien und Sizilien, sowie Kleinasien, von wo allerdings noch eine zweite Art (Er. concolor Mart.) aufgeführt wird, deren Berechtigung nicht zweifellos er- scheint. Im südöstlichen Rußland tritt eine zweite Art auf, der Ohren-Igel (Er. auritus Pall.), welcher mit einigen eng verwandten Unterarten auch Vorderasien und Turkestan bis zur indischen Gränze bewohnt (Er. megalotis Blfd.), mit einer Form (Er. pec- toralis Heugl.) sogar bis zur Sinaihalbinsel und in das nordöst- liche Egypten vordringt. Auch der südarabische (Er. niger Blfd.) und der persische Igel (Er. macracanthus Blfd.) schließen sich ihm an. Im Kaukasus und im Talyschgebiet kommt er mit dem gemeinen Igel zusammen vor, scheint aber dort mehr die höheren Lagen zu bevorzugen. In Egypten aber treffen wir auf eine andere Formenreihe, welche nilabwärts eingewandert erscheint, ihren Mittelpunkt bildet der libysche Igel (Er. libycus Sund.); eine ganze Reihe verwandter Formen bewohnt das innere Afrika bis nach dem Cap hinab. Dagegen haben wir in Algerien zwei besondere Arten (Er. algirus Duv. und Er. deserti Loche), welche nicht dem afrikanischen Typus angehören, sondern als ein früh abgezweigter und entsprechend modifizierter Sprößling der euro- päischen Form angesehen werden müssen. Sie beweisen, daß die Verbreitung der Igel in einer Zeit stattfand, wo das Mittel- meer noch kein Hindernis bildete. Dasselbe gilt von den Spitzmäusen, deren systematische Kenntnis leider noch viel zu wünschen übrig läßt. Nordafrika hat keine eigenen Arten, aber unsere gemeinen Formen sind dort vertreten. In den Mittelmeerländern kommt zu ihnen die toska- nische Spitzmaus (Crocidura etrusca Savi) hinzu. Die vorder- asiatischen Spitzmäuse bedürfen noch sehr einer genaueren Un- tersuchung. Viel mehr als die Insektenfresser schließen sich die Nage- tiere den heutigen geographischen Verhältnissen an, und ganz besonders tritt bei ihnen der trennende Einfluss des Mittelmeers hervor. Von unseren europäischen Charaktergruppen fehlen in Nordafrika die Wühlmäuse (Arvicola) ganz, ebenso die Hamster und alle die Steppennager. Das Eichhörnchen fehlt nieht nur — 124 — dort, sondern auch in Korsika, Sardinien, auf Sizilien und anschei- nend auch im südlichen Teil von Italien. Die ganze Sippschaft der Eichhörnchen wird südlich des Meeres überhaupt nur durch ein einziges Erdhörnchen (Xerus getulus L.) vertreten, das bis jetzt anscheinend nur aus der Umgebung von Mogador nachge- wiesen ist. Die Gattung hat auch Arten am Senegal und in Abessynien, aber eine zweite Art ist auch durch Vorderasien und Persien verbreitet (Xerus syriacus Hempr. et Ehrbg.), wir brauchen also eine Einwanderung vom Sudan aus nicht anzuneh- men; in Algerien ist sie noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Das gemeine Eichhörnchen findet sich in eigenen Lokalvarietäten in Italien und der südlichen Balkanhalbinsel (Seiurus italicus Bp.) und in Kleinasien (Sc. historicus Gray); auch im Kaukasus hat es eigentümliche Formen entwickelt (Se. caucasicus Pall., ano- malus Güld.), doch sind beide nach Radde sehr selten *); in den Wäldern des Talyschgebietes lebt kein Eichhorn; ob das persi- sche Eichhorn (Sc. persicus Erl.), das noch sehr wenig bekannt ist, hierher gehört, ist zweifelhaft. Nach Büchner wäre es iden- tisch mit Se. anomalus und von vulgaris gut verschieden. Von der ganzen großen Zahl der Spermophilus nähert sich nur einer (Sp. zanthoprymnus Benn.) in Kleinasien dem Mittelmeergebiet, einige andere berühren in Südrußland das pontische. Die Gat- tung hat ihre Heimat in den asiatischen Steppen: die Euphrat- linie scheint keine von ihnen zu überschreiten. Noch mehr zen- tralasiatisch sind die Murmeltiere; nur Arctomys bobac dringt bis in die Steppen am Dniester vor. Das Alpenmurmeltier geht am südlichen Alpenabhang nicht weit herunter. Der Biber scheint heute im ganzen Mittelmeergebiet aus- gestorben zu sein, einige kleine Kolonieen an der Rhone ausge- nommen. Aus Italien und Spanien ist er völlig verschwunden, auch von der Balkanhalbinsel ist mir kein Vorkommen bekannt. Ob er jemals in Nordafrika gelebt, ist zweifelhaft; daß er in den Hieroglyphen erwähnt werde, ist nicht ganz sicher, könnte sich vielleicht auch auf syrische Vorkommen beziehen. Dagegen hat er sich in den Flüssen Kleinasiens, besonders den dem Pontus zuströmenden, bis heute erhalten; auch in dem Chabrus und am *) Büchner in Melanges biolog. XIII. 1891 bestreitet sein Vorkom- men überhaupt. — 125 — unteren Tigris findet er sich noch ziemlich häufig; Radde sah auf dem Bazar in Baku zahlreiche von dort kommende Felle, alle auffallend hell gefärbt. Aus dem Araxes ist er dagegen ver- schwunden. Von den Schläfern ist nur Eliomys nitela Pall. (quercinus L.) bis nach Nordafrika verbreitet, vorausgesetzt, daß El. mun- byanus Pomel dieselbe Art ist. Wir finden ihn auch als einzige Art auf Korsika und Sardinien, während Sicilien auch die beiden anderen deutschen Arten (Myoxus glis L. und Muscardinus avellanarius L.) besitzt. Die kleine Haselmaus ist, abgesehen von den kosmopolitischen Ratten und Mäusen und dem Kanin- chen der einzige Nager, den Nordafrika mit Mitteleuropa gemein hat. Im Osten wird sie durch eine nahe Verwandte abgelöst, den Baumschläfer (#1. dryas Schreb.), welcher nördlich der Alpen, bis in die Nähe von Wien und nach Oberschlesien vordringt und in nahe verwandten Formen über den Kaukasus, Persien und Süd- sibirien bis nach Japan (El. elegans Temm. s. lasiotis Thom.) verbreitet ist. Ihre Südgränze erreicht sie auf der Sinaihalbinsel. Ihr zunächst steht an Ausbreitung der Siebenschläfer (Myoxus glis L.), welcher über ganz Italien und die Balkanhalbinsel und durch Rußland bis zum Kaukasus verbreitet ist, aber in Klein- asien und östlich der Wolga fehlt. Die dritte Art, die große Haselmaus (Muscardinus avellanarius L.) scheint weniger weit verbreitet, doch geht sie bis Sieilien und wahrscheinlich auch Griechenland und findet sich nach Osten bis an die Gränzen des Waldgebietes. Der weiten Verbreitung entspricht das geologische Alter der Myoxiden; wir finden sie schon im Eocän des Pariser Beckens und von da durch Miocän und Pliocän bis in das Plei- stoeän. Die Verbindung mit Nordafrika stellt eine Art aus dem Pleistocän von Malta (M. melitensis Ad.) her. In den Dattel- oasen der Sahara hat neuerdings Lataste eine eigentümliche, selbstständig gewordene Abzweigung des Typus (Bifa lerotina Lat.) entdeckt, welche sich dem Lande in so fern angepaßt hat, als sie in Felsspalten und zwischen Steinen lebt und nur zur Zweit der Dattelreife die Bäume ersteigt. Außer der kleinen Haselmaus sind eigentlich nur die kos- mopolitischen beiden Ratten, die Hausmaus und die Waldmaus über die Mittelmeerländer gleichmäßig verbreitet. Das Kaninchen fehlt anscheinend in Kleinasien und Syrien, sowie in Transkau- — 126 — kasien; nur auf der Insel Sari im Kaspischen Meer ist es ange- siedelt worden. In Nordafrika wird es nach Osten hin seltener; um Algier und in der großen Kabylie ist es noch recht häufig, weiter nach Osten verschwindet es, aus Tunis ist es vom Festland nicht bekannt, aber es findet sich, zweifellos ausgesetzt, auf eini- sen Inseln, besonders auf Galita und Conigliano. Man hat die nordafrikanische Form als eigene Art abtrennen wollen (Lepus algirus Loche), doch ist das jetzt ziemlich allgemein aufgegeben. Ächte Hasen finden sich zwar in allen Mittelmeerländern, aber über ihre Zusammengehörigkeit und über ihr Verhältnis zu un- serem Lepus timidus sind die Zoologen noch sehr verschiedener Ansicht. Die meisten rechnen die Hasen der nördlichen Küsten- länder zu unserem deutschen Hasen, unterscheiden sie aber als Unterarten oder Varietäten (L. mediterraneus Wagn., meridio- nalis Gerv. von Korsika und Sardinien, granatensis Schimp. aus Südspanien, judaeae Gray aus Palästina). Dagegen trennt man allgemein die nordafrikanische ab und streitet nur darüber, ob sämmtliche zu einer Art zu ziehen sind oder ob es sich um zwei handelt (aegyptius Geoffr. und ösabellinus Cretzschm.). Ob und wo eine scharfe Gränze gegen L. timidus gezogen werden kann, steht noch zu erforschen; die persischen und arabisch-syrischen Formen sind noch sehr wenig untersucht. Jedenfalls hat Tur- kestan in L. lehmanni Severtz., Südsibirien in ZL. tolai Pall. eigene Typen, während in den nördlicheren Breiten L. variabilis Pall. durch die Mandschurei bis Japan (L. brachyurus Temm. reicht. Wenn wir übrigens den alten Schriftstellern trauen dürfen, ist der Hase auf Sizilien ursprünglich nicht eimheimisch. „Von dem Tyrannen Anaxilas in Rhegium, der sich auch der Stadt Zankle bemächtigte, wird berichtet, er habe die Hasen auf Si- zilien einheimisch gemacht und darum einen Hasen auf seine Münzen gesetzt. Die Münzen zeigen einen Hasen im vollen Lauf.“ (Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere p. 541.) Fügen wir hier noch das Stachelschwein hinzu, dessen Ver- breitung wir schon im ersten Bande erörtert haben, so sind wir mit den weiter verbreiteten Nagern zu Ende. Alle die höhlen- bewohnenden Arten sind in einer Weise an den Boden gefesselt, daß sie weitere Wanderungen nicht unternehmen; ihre scharfe Scheidung in nördliche, südliche und östliche Formen ist wohl der überzeugendste Beweis dafür, daß sie sich erst verbreitet — 21 — haben, als die heutige Verteilung von Land nnd Wasser schon bestand. Im Westen und Süden Europas haben wir überall nur die ächten Wühlmäuse (Arvicola); sie bilden vielfach eigene Lokalformen aus, selbst Sizilien hat noch eine eigene Art (Arv. nebrodensis Mina), aber keine von ihnen überschreitet das Meer oder hat es zu irgend einer Zeit überschritten. Es wäre sehr wichtig, zu wissen, ob sie über die alte Südgränze Europas in Spanien hinausgehen und nach Niederandalusien und bis in das Tiefland am Guadalquivir und Guadiana vordringen; meines Wis- sens liegen Angaben darüber noch nicht vor. Auch von Korsika und Sardinien wird keine Arvicola angeführt. Die zweite deut- sche Gattung der Arvicoliden, Zvotomys Coues, scheint die eigent- lichen Mittelmeerländer nicht zu erreichen, obwohl sie der oberen Adria recht nahe kommt. Andere Wühlergattungen besitzt das westliche Europa eigent- lich nicht. Der Hamster (Cricetus frumentarius Pall.) über- schreitet, wie schon im ersten Bande erwähnt, das Rheinthal nur in seinem unteren Laufe, die französische Gränze nirgends, ob- wohl ein natürliches Hindernis nicht entgegen steht; er ist auch in Deutschland südlich der Mainlinie selten und fehlt auf große Strecken hin; die Alpen überschreitet er nirgends. Seine ganze Verbreitung charakterisiert ihn als einen Einwanderer von Osten her, der wahrscheinlich zu einer Zeit eingedrungen ist, als Deutsch- land Steppe war, also in einer Interglazialperiode oder zur Lößzeit. Nach Woldrich-Brandt ist er damals bis Paris westlich gelangt und sollen diluviale Reste auch südlich der Alpen bei Verona gefunden worden sein. Übrigens wird auch eine Hamster- art aus dem Pliocän von Roussillon angeführt; unsren Hanıster finden wir erst im Pleistocän und es sollen damals noch einige Verwandten (songarus Pall. und Cricetulus phaeus Pall.) bis nach England vorgedrungen sein. Für den letzteren ist das nicht unmöglich, da wir ihn heute noch in Südrußland finden. Im südrussischen Steppengebiet treffen wir noch einige weitere Arten; eine derselben (Cricetus nigricans Brdt.) hat die Donau über- schritten und ist ziemlich tief in die Balkanhalbinsel eingedrungen, findet sich auch in Kleinasien. Daß die Hamster heute im Vor- dringen nach Westen begriffen seien, ist meines Wissens nicht nachgewiesen; der gemeine Hamster scheint vielmehr mit der Brache aus den besser kultivierten Teilen Deutschlands zurück- — 133 — zuweichen. Dagegen ist der Ziesel (Spermophilus eitillus L.) jetzt wieder im Vorschreiten begriffen, nachdem er in historischer Zeit — Albertus Magnus hat seine Beobachtung über Mus _Zizel bei Regensburg angestellt — aus Ostdeutschland verschwunden war. Heute ist er in Schlesien häufig und reicht einzeln bis Mittel- böhmen. Von den zahlreichen Zieseln des Südostens scheint keine die Steppengränze zu überschreiten. Dagegen treffen wir in Un- garn einen weiteren Osteuropäer, die Streifenmaus (Sminthus vagus L.), und etwas weiter südlich eine zweite, die Blindmaus (Spalax typhlus Pall.) Erstere gehört mehr dem Norden an und geht nördlich bis Finnland, letztere verbreitet sich südlich über die Balkanhalbinsel bis nach Griechenland. Daß sie im Vor- dringen nach Westen begriffen wären, läßt sich für beide Arten nieht nachweisen. Weiteren östlichen Arten begegnen wir erst weit in der Steppe drin, Arctomys bobac Schreb. am Dniepr, Alactaga jaculus Pall. amı Don; der vollständige Faunenwechsel tritt erst in der Wolgasteppe ein; das Verzeichnis der Tiere, welche an der Wolgalinie ihre Westgränze finden, habe ich schon im ersten Bande (p. 223) gegeben. Südlich des Kaukasus dringen nach Kleinasien von östlichen Arten vor ein Ziesel (Spermo- philus «anthoprymnmus Benn.), einige Hamster (Oricetus frumen- tarius Pall., nigricans Brandt, accedula Pall., phaeus Pall.) und die Blindmaus; letztere und ein wenig bekannter Hamster (Ori- cetulus auratus Waterh.) erreichen noch Nordsyrien; noch etwas weiter südlich scheinen Formen von Arvicola socialis Pall. zu gehen. Im Allgemeinen aber überschreitet keine dieser nordöst- licheren Arten die Linie, welche wir im ersten Bande als Nord- und Ostgränze der Sahara aufgestellt haben. Südlich des Mittelmeeres muß uns zunächst auffallen, daß der kultivierte Teil Nordafrikas und die Hochplateaus keinerlei eigentümliche Kleinnager haben. Was wir dort finden, sind aus der nördlichen Vorwüste eingewanderte Arten, die ihre Haupt- entwieklung südlich vom Plateau haben. Keine der Arten, von den Ratten und Mäusen abgesehen, berührt Europa. Dagegen hat die Fauna der westlichen Wüste mancherlei Züge mit der ihrer östlichen Fortsetzung gemein, und ganz besonders greifen die charakteristischen Gattungen der einen Abteilung mit einzel- nen Arten in die andere über. So finden wir von den sahari- sehen @erbillus eine Art (indicus Hardw.) noch in Indien, zwei — 129 — andere (persicus Blanfd. und nanus Blfd.) in Persien und Belud- schistan, und umgekehrt von der asiatischen Gattung Rhombomys Wagn. s. Meriones Brandt zwei Arten (shawi Duv. und longi- frons Lat.) in Algerien und 2—3 weitere in Egypten. Von den Springmäusen geht Alactaga Cuv. wenigstens mit einer Art bis in die libysche Wüste, ohne Algerien zu erreichen, während Dipus Gmel. seine Arten ziemlich gleichmäßig auf Afrika und Asien verteilt. Rein afrikanisch sind Psammomys und Pachyuro- mys, als ein Eindringling aus dem Nilgebiet schiebt sich in gypten und auf der Sinaihalbinsel die Gattung Acomys Is. Geoffr. ein und mit ihr die Gruppe der weißgestreiften Mäuse, von denen Mus barbarus L. sich über ganz Algerien verbreitet hat. Als eigentümlich nordafrikanischer Zug gesellt sich zu ihnen noch der kleine felsenbewohnende Gundi (Otenodactylus gundi Pall.. Er hat nur eine nahe verwandte Form in dem Mosabiten- land in der Sahara (Massoutieria mzabi Lat.). Beide wurden seither der südamerikanischen Familie der Octodontidae zugerechnet und gelten deshalb als schwerwiegende Zeugen für die wirkliche Existenz der Atlantis. Doch haben genauere Untersuchungen einige nicht unerhebliche Unterschiede von den Südamerikanern ergeben und man betrachtet jetzt gewöhnlich beide Gattungen als eine eigene Familie, welche auch durch eine Gattung im Pleistocän von Palermo und eine weitere im Pliocän von Süd- frankreich vertreten wird. Für die Raubtiere ist wenigstens im Westen das Mittelmeer eine sehr scharfe Gränze. Wolf und Wildkatze im Norden, Schakal, Löwe, Panther und Hyäne im Süden haben an ihm Halt gemacht und es nicht überschritten. Daß es nicht immer so war, beweisen unzählige Knochenfunde. Noch in der Pleistocänperiode | streiften die großen Katzen und die Hyäne bis weit nördlich der Alpen; sie trotzten den nordischen Wintern eben so gut, wie der mandschurische Tiger, und es ist eine sehr schwer zu beantwor- tende Frage, warum sie, nachdem sie die Eiszeit überdauert, plötzlich aus Europa verschwunden sind. Heutzutage sind es nur zwei südliche Raubtiertypen, welche wir nördlich vom vorderen Mittelmeer treffen, Ichneumon und Genette. Das Ichneumon (Herpestes widdringtonä Gray) findet sich ziemlich spärlich in den Sümpfen am Unterlauf des Guadiana und Guadalquivir; nach 0. Thomas kommt es genau in derselben Weise auch in Kobelt, Zoogeographie II, 9 Marocco vor und möglicher Weise ist das von Cuvier als Man- gusta numidica unterschiedene, freilich noch sehr wenig bekannte algerische Ichneumon dieselbe Form, welche von dem egypti- schen Ichneumon einigermaßen verschieden erscheint. Die Ge- nette (Genetta vulgaris Lesson) hat sich weiter ausgebreitet; sie findet sich nieht nur in den wärmeren Teilen Spaniens, sondern auch in Süd- und Zentralfrankreich, nach einer mündlichen Mit- teilung meines Freundes Prof. Böttger stehen sogar im Museum von Mühlhausen im Elsaß zwei Exemplare, welche in der Nähe der Stadt auf deutschem Gebiete erlegt worden sind. Bei beiden Arten könnte es sich ja um Relikten aus älterer Zeit handeln, denn die Viverriden sind ein alter Typus und finden sich schon im südfranzösischen Eocän, aber sie fehlen völlig im Pleistocän und Diluvium. Somit müssen wir auch die zweite Möglichkeit in Betracht ziehen. Beide Arten wurden vor der allgemeinen Einbürgerung der Hauskatze genau in derselben Weise im Süden in halbgezähmtem Zustand zur Vertilgung des Ungeziefers in den Häusern gehalten, wie heute noch von den Malayen im indischen Archipel die verwandte Tungalunga (Viverra tungalunga), und wie diese dadurch weit über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus einheimisch geworden ist, kann das auch bei den beiden europäischen Viverriden geschehen sein. Das Ichneumon ist aller- dings auf die ihm am besten zusagenden Sumpfgebiete Andalu- siens beschränkt geblieben, während die Genette sich weiter aus- gebreitet hat und allem Anschein nach noch ausbreitet. Im Osten sind beide Arten resp. ihre nächsten Verwandten auch nicht weit nach Norden vorgedrungen. Das Ichneumon ist nach Danford und Alston im Gebiet des eilieischen Pyramus noch häufig, scheint aber die kleinasiatische Hochebene und die Gebirge nicht zu er- reichen; in Persien und Afghanistan wird es durch andere, dem indischen Mungo näher stehende Formen ersetzt; es erscheint in der paläarktischen Fauna überhaupt fremd, als ein Eindring- ling aus Innerafrika. Wie weit die Ginsterkatze nach Osten geht, scheint noch nicht sicher gestellt. Lataste gibt sie für die Bal- kanhalbinsel und Kleinasien an; ersteres ist sicher unrichtig, letz- teres mindestens sehr fraglich. Meiner Ansicht nach stellt sie einen selbstständig gewordenen Zweig des alten Viverrentypus dar, der in Nordafrika seine Entwicklung genommen hat. Der Schakal *) scheint das vordere Mittelmeer niemals nord- wärts überschritten zu haben; da er auch fossil nirgends nach- gewiesen ist, ist seine Einwanderung wohl in eine verhältnis- mäßig spätere Zeit zu setzen, wo die Straße von Gibraltar schon geöffnet war. Der Archipel bot ihm dagegen wohl noch eine bequeme Straße, denn wir finden ihn auf der Balkanhalbinsel weit verbreitet. Die Donau überschreitet er sicher nicht, wahr- scheinlich auch nicht den Balkan, aber in Dalmatien ist er noch häufig und einzelne Exemplare streifen durch Slavonien bis zum Einfluß der Drau in die Donau. Auch den Kaukasus überschreitet er nicht, aber in Transkaukasien und im Tiefland von Talysch ist er gemein (Radde). Weiter östlich liegt seine Nordgränze am unteren Amu darja; über den Pamir hinaus geht er nicht. Dagegen finden wir ihn noch in Indien am Südostrand der Wüste Tur mit Canis pallipes zusammen in der Umgebung des Salz- sees Sambhar in der Radschputana. Nach Süden findet er in Algerien seine Verbreitungsgränze schon in der Vorwüste, aber längs des Nil erstreckt sich sein Gebiet bis zum Sudan, wo er un- merklich in den nubischen Schakal (Zupulus variegatus Cretzschm.) übergeht. Die Verbreitung deutet auf eine Einwanderung des Schakals aus Innerafrika, wo ja auch seine Verwandten zu Hause sind, längs des Nilthales. Das Gegenstück zur Verbreitung des Schakals bildet die des Wolfes. Dieser ächte Sohn des borealen Gebietes beider Kontinente hat Nordafrika nie betreten, obschon er in Andalu- sien wie in Sizilien häufig genug ist**). Er fehlt auch auf Kor- sika und Sardinien und auf den Balearen. Dagegen finden wir ihn allenthalben in Kleinasien und durch Syrien bis nach dem mittleren Arabien (Riad in Nedscheran) und in Innerasien, durch die Mandschurei und Korea bis Japan und über Kamtschatka reicht er bis nach den Vereinigten Staaten, deren Grauwolf (Canis occidentalis de Kay) sich von dem paläarktischen nieht trennen läßt. Nach Süden hin hat er dagegen den Isthmus von Suez *) Ich fasse hier Lupulus aureus L. und L. anthus Cuvier zu- sammen, da über ihre geographische Scheidung die Ansichten noch völlig ungeklärt sind, so verschieden die Typen erscheinen. *#) Die Fundortsangabe Nordafrika für den Wolf, obschon sie sich in fast allen Handbüchern findet, ist sicher falsch; weder Loche noch Lataste kennen ihn. — 12 — nicht überschritten. Wohl sprieht Herodot schon von egyptischen Wölfen und noch in neueren Reiseberichten tauchen dieselben wieder auf, neben dem Schakal. Es mag sich da wohl um den nordafrikanischen Schakal handeln, der neben der asiatischen Form vorkommt (nach Noack um Canis lupaster Ehrbg. = Vul- pes variegatus Cretzschm.); auch Herodot, der den egyptischen Wolf nicht viel größer als den Fuchs nennt, könnte den afrika- nischen Schakal — der asiatische war ihm wohl sicher genau genug bekannt — gemeint haben; Canis lupus ist es sicher nicht. Nach Südosten hin geht der paläarktische Wolf bis zur Wüste Tur; jenseits derselben wird er durch den indischen Canis pal- lipes ersetzt, im tibetanischen Hochland setzt er sich mit scharfer Gränze gegen den wolligen Canis laniger Hodgson (tschango Gray) und den neuerdings von Przevalski aufgefundenen Canis ekloni ab. In Afrika fehlt der ächte Wolfstypus vollständig; auch der größte afrikanische Wildhund (Canis simensis Rüpp. aus Hochabessynien) ist den Füchsen zuzurechnen. Trotz seiner weiten Verbreitung scheint der Wolfstypus nicht besonders alt zu sein. Reste des ächten Wolfes treten erst im Pleistocän auf, die pliocänen Canis-Reste scheinen sich eher den Füchsen anzuschließen. Auch die heutige Entwicklung der Füchse deutet auf”ein höheres Alter. Ihr Verbreitungsgebiet geht über das der Wölfe in sofern hinaus als es auch Nordafrika, Korsika und Sardinien einschließt. Aber während der Wolf in ganz Europa und Nordasien und in einem guten Teile von Nordamerika seinen Typus ziemlich streng festhält und nur in den Gränzdistrikten zur Abtrennung von Arten Veranlassung gegeben hat, haben die Füchse sich schon viel mehr spezialisiert. Neben unserem ge- meinen Fuchs haben wir in den Mittelmeerländern, besonders in Italien, den schwarzbäuchigen Fuchs (Vulpes melanogaster Bp.), der sich auch von unserer dunklen Varietät, dem Kohlfuchs, immerhin noch unterscheiden läßt, und im Südosten vom Kamm des Kaukasus ab den schwarzohrigen Fuchs (Aaragan, Vulpes melanotus Pallas), der in Transkaukasien so ausschließlich herrscht, das Radde im Zollamt vor Baku unter tausenden von Fuchsfellen keins des ächten Fuchses sah. Eine vierte Form (Vulpes atlan- ticus A. Wagner s. algeriensis Loche) bewohnt Nordafrika; sie schließt sich zunächst an die egyptische Form (Vulpes niloticus Geoffr.) an. Alle diese Formen stehen unserem gemeinen Fuchs noch sehr nahe. Etwas weiter ab stehen der zentralasiatische Bergfuchs (Vulpes montanus Pearson) und Vulpes griffithi Blytlh aus Afghanistan; auch die amerikanischen Füchse (Valpes fulvus Desm., decussatus Geoffr., argentatus Shaw.) zeigen eine gewisse Selbstständigkeit, ein Zeichen alter Abtrennung. Südwärts über- schreitet keine dieser Arten den Wüstengürtel; für die Vorwüste sind die Fennekarten charakteristisch, die sich um den Schmalfuchs (Vulpes famelicus Rüpp.) und den Steppenfuchs (V. corsac L.) gruppieren, in der eigentlichen Wüste herrscht der ächte groß- ohrige Fennek (Vulpes zerdo L.). Nach Innerafrika verbreitet sich nur der Abu Hossein der oberen Nilländer (Vulpes pallidus Rüpp.), der allerdings in einer Varietät (V. dorsalis Gray) sich längs der südlichen Vorwüste bis nach Senegambien auszubreiten scheint. Die Hyäne schließt sich in ihrer heutigen Verbreitung fast genau dem Schakal oder richtiger den Schakalen an, mit der Ausnahme, daß sie nicht nur in Spanien und Italien, sondern auch auf der Balkanhalbinsel fehlt, überhaupt die Gebiete mit strenge- rem Winter mehr scheut. Dafür geht sie in Vorderindien erheb- lich weiter über die Salzwüste hinaus und findet sich noch im südlichen Dekkan überall, wo nicht die Wildhunde leben, die sie meidet. Nördlich überschreitet sie den Kaukasus und den Amu Darja nicht; sie fehlt im Tieflande von Talysch, findet sich aber wieder in Transkaspien und einzeln in Turkestan; aus dem zen- tralasiatischen Hochlande kennen wir sie nicht. In Armenien spielt sie unter dem Namen Marta-gail, Menschenwolf, die Rolle unseres Wehrwolfes, ein Beweis, daß man sie dort kaum mehr als dem Namen nach kennt. Nach Virchow streift sie gelegent- lich bis in die Troas. Dagegen finden wir sie m Afrika weit verbreitet und es kommen dort noch zwei andere Arten, die ge- fleckte Hyäne (Hyaena crocuta Zimm.) und im Süden und Osten die braune Hyäne (Hyaena brunnea Thunb.) hinzu. Das legt den Gedanken nahe, daß die Hyäne wie der Schakal ein afri- kanischer Typus ist, der längs dem Nil in die paläarktische Pro- vinz gelangt ist und sich über deren wärmere Teile verbreitet hat, und zwar erst zu einer Zeit wo die heutigen Meere schon in ihrer vollen Ausdehnung existierten. Und dennoch wäre diese Annahme total falsch. Gerade die Geschichte der Hyäne be- weist auf das Schlagendste, daß die Zoogeographie ohne Berück- — 134 — sichtigung der Paläontologie zu den größten Trugschlüssen kommen muß. Die Gattung Hyaena hat ihre Entwicklung in dem Medi- terrangebiet genommen, sie ist dort seit dem Miocän heimaths- berechtigt und die drei heute afrikanischen Arten finden sich fossil im europäischen Pleistocän. Noch zur Lößzeit streifte die Hyäne bis über den Main herüber. Ebenso finden sich Hyänen schon im Mioeän der indischen Siwalikschichten und im indischen Pliocän *). Daß von dem Löwen und dem Panther dasselbe gilt, wie von der Hyäne, habe ich schon im ersten Bande (p. 59) erwähnt. Der Löwe findet sich in historischer Zeit diesseits des Meeres noch auf der Balkanhalbinsel zwischen Nestus und Achelous, und er spielt in den Heldensagen der Griechen noch eine Rolle, welche sein Zusammenleben mit den erst nach 1500 v. Chr. nach Grie- chenland eingedrungenen pelasgisch-hellenischen Stämmen beweist. In Vorderasien war er noch weit verbreitet und in Hieroglyphen wie in Keilschriften rühmen sich die Fürsten der ältesten Zeit ihrer Löwenjagden. Heute ist er bis auf einige Punkte in Nord- afrika völlig aus den Mittelmeerländern verdrängt. Am längsten soll er sich im Xanthusthale im alten Lykien erhalten haben, nach Fellows bis in unsere Zeit, was aber keine neuere Bestä- tigung gefunden hat. Sicher finden wir ihn erst am oberen Nil in Sennaar und Kordofan und in den Schilfdiekichten am mitt- leren Euphrat, bei Balis und Biledschik. Außerdem nennt ihn Blanford vom Abhang der Zagroskette östlich vom Tigris und aus dem großen Eichwald südlich und östlich von Schiras; auf dem persischen Hochplateau, in Afghanistan und Beludschistan kommt er nicht mehr vor. Überall, auch da, wo er nicht gejagt wird, erscheint er im Rückgang oder im Aussterben. Aus Indien ist er verschwunden; selbst auf der bergigen Halbinsel Gud- scherate ist die Anzahl der noch vorhandenen Löwen so gering geworden, daß die britische Regierung Verordnungen erlassen hat, um seine völlige Ausrottung zu verhüten. Daß die Griechen nur den persischen Löwen kannten, bei welchem die kurze, krause *) Das Vorkommen der Hyaena crocuta im amerikanischen Plei- stocän erscheint‘ mir trotz der Autorität Cope’s vorläufig noch kaum glaublich. Allerdings soll auch Borophagus diversidens Cope aus dem Pliocän von Texas zu den Hyaeniden gehören. — 15 — Mähne weder über die Schultern noch über den Bauch übergreift, beweisen die Bildwerke; römische Skulpturen zeigen, wo nicht nach alten Mustern gearbeitet wurde, den Berberlöwen. Besser erhalten hat sich der geschmeidigere Panther, viel- leicht auch deshalb, weil er, weil weniger schädlich, auch weniger gejagt wird. Auch er scheint beim Beginn der Geschichte aus Europa verschwunden gewesen zu sein; keine Sage der Hellenen meldet von Pantherkämpfen, die doch gefährlicher sind, als die Löwenjagden, und im Bacchusdienst erscheint der Panther als ein ausländisches Tier; Aristoteles sagt ausdrücklich, daß der Par- dalis in Europa nicht vorkomme *). Dagegen findet er sich heute noch wie im Altertum überall in Nordafrika, wo sich passende Verstecke und Wildschweine zur Nahrung finden; ebenso in Vorder- asien und auf der Sinaihalbinsel. In Kleinasien ist der Kaplan überall ein gefürchteter Viehräuber, der aber den Menschen scheut. Am häufigsten ist er im Süden, im Taurus, dann im Tmolus und Missoguis; aber er geht auch bis in die Gegend von Smyrna, während er in den pontischen Waldgebieten selten zu sein scheint. In Armenien und Nordpersien folgt er der Wildziege bis in die waldlosen Felsenberge; in Persien, Beludschistan und Afghanistan kennt man den Nimr überall. In Turkestan lebt er mit dem Tiger zusammen, wie in Algerien mit dem Löwen. Weiterhin geht er in den indischen Panther über, wie nilaufwärts in den Leoparden des Sudan. In dem ganzen ungeheuren Gebiete kann man Lo- kalvarietäten nicht unterscheiden. Zeichnung, Grundton des Fells, Fleeken- und Ringbildung variieren so sehr, daß man kaum zwei Individuen findet, die darin ganz gleichartig sind. _Der Ring- schluß hängt vom Alter des Tieres ab; je jünger dasselbe ist, um so deutlicher sieht man nur eine Fleckung, um so seltener ist der geschlossene Ring auf den-Leibesseiten, und um so un- reiner, gelbgraulicher auch der Grundton des Colorits **). Nur eine *) Die angebliche von Tchihatcheff reproduzierte Angabe von Xenophon (de venatione cap. XI), daß der Panther am Pindus vor- komme, ist in ihrem Wortlaut sehr unbestimmt; sie lautet: „Löwen, Pardel, Luchse, Panther, Bären und die anderen dergleichen Tiere wer- den in fremden Ländern gefangen, um den Pangäosberg und um den Kittos über Makedonien, einige auf dem mysischen Olymp und dem Pindus, einige in Nysa über Syrien und an anderen Bergen, welche solche zu ernähren im Stande sind“. (Martens brieflich.) ##) Radde, Fauna des südwestlichen Caspi-Gebietes p. 4. — 156 — Art ist unterschieden worden, Felis tulliana Val., auf ein in der Gegend von Smyrna von Tehihatcheff erworbenes Fell gegründet, eine unbedeutende Farbenspielart des gemeinen Panthers, die aber in Systematik und Zoogeographie ziemlich Verwirrung angerichtet hat, da man sie ganz unmotivierter Weise mit dem zentralasiati- schen Jrbis (Felis uncia Schreb.) vermengte, welcher auf die Gebiete östlich von den persischen Gebirgen beschränkt ist. Sein westlichstes Vorkommen dürfte in der Gegend von Schiras sein. Von dem langhaarigen Leoparden (Felös japonicus Swinh.), der mit dem Mandschutiger zusammen zu leben scheint, wissen wir noch sehr wenig; jedenfalls trägt er seinen Namen zu Unrecht, da er auf Japan nicht vorkommt. Die dritte der großen Katzen, der Königstiger, hat die eigentliche Mittelmeerregion anscheinend nie betreten. Tchihat- cheff will ihn zwar im peträischen Cilicien gehört haben, aber er verwechselt ihn dabei offenbar mit dem Panther, den ja auch die französischen Kolonisten in Afrika häufig als Tiger bezeichnen; er sagt selbst, daß seine Begleiter das Tier Kaplan genannt hätten. Thatsächlich scheint der Tiger heute seine Westgränze im Talyschgebiet zu haben, wo eine kleinere, gedrungenere Form (Felis tigris virgata ll.) vorkommt, die von dem Menschen nicht sonderlich gefürchtet wird; sie steigt nach Blanford in Masen- deran bis 6000’ Meereshöhe. Dieselbe Varietät findet sich in Turkestan und erreicht dort eine sehr beträchtliche Größe und Stärke**). Es ist nicht ohne Interesse, daß nach Matschie ge- rade diese Lokalrasse (oder Art) dem pliocänen Tiger der Si- walikhügel (Felis cristata Fale.), dem Stammvater der heutigen Tiger, am nächsten steht. Leider wissen wir über seine Ver- breitung nach Süden hin noch sehr wenig; eine breite Lücke scheint ihn in Afghanistan und dem Indusgebiet von dem ächten bengalischen Tiger zu trennen. Dagegen geht nach Norden hin sein Verbreitungsgebiet ganz allmählig in das der Amurvarietät (Felis tigris longipilis Fitz.) über, das wieder über China und Tonking mit dem des ächten Königstigers zusammenhängt, der nach Swinhoe bis Shanghai nördlich streift. Der Tiger würde somit eine Zone bewohnen, die sich als ein breiter Ring um die *) Nach Blanford, Eastern Persia, kommt der Tiger aufßerhalb des Kaspigebietes ganz bestimmt nicht vor. — 151 — zentralasiatische Hochgebirgsmasse herum legt und nur an einer Stelle unterbrochen ist. Mit dem Löwen zusamınen kommt er heute nirgends vor, er kann sich mit ihm auch wohl nur in Dekkan berührt haben. Über eine ehemals größere Ausdehnung des Ver- breitungsgebietes liegen keine Angaben vor, eher für das Gegen- teil. Westasien hat der Tiger wohl nie betreten, den Alten war er kaum bekannt, selbst Aristoteles hat nur sehr unbestimmte Angaben über ihn, erst die Römer brachten ihn, nachdem sie in direkten Handelsverkehr mit Indien getreten waren, öfter ins Abendland; über ein Vorkommen diesseits des Paropamisus kenne ich keine Angaben. Heute ist der-Tiger Standwild noch im Ta- Iyschgebiet *), in Masenderan und in den Schilfdiekichten an den turkestanischen Zwillingsströmen bis zum Aralsee herunter, ebenso aber auch am mittleren Amur und am Ussuri, und in der Mand- schurei ist er so häufig, daß von Mukden aus jährlich gegen 100 Felle in den Handel kommen. Versprengte Exemplare gehen bis an die Lena und nach Irkutsk, ja nach Langkavel manchmal nach Sachalin hinüber. Dann ist der Tiger häufig in Korea und findet sich durch ganz China, von dem Chinesen abergläubisch gefürchtet als Herr und König der Tiere. Von Malakka aus hat er sich nach Java und Sumatra verbreitet und dort eine beson- dere Lokalrasse gebildet (Felis tigris sondaica Fitz.), die fast als Art gelten kann. Borneo hat er anscheinend nie betreten, auch Celebes nicht. Auf Ceylon soll er ausgerottet worden sein, das einzige mir bekannt gewordene Beispiel von Verdrängung dieses Raubtieres durch den Menschen. Die Mittelmeerländer hat er auch in früheren Epochen nie erreicht; nur im Pliocän der Sivalikhügel, also innerhalb seiner heutigen Verbreitungssphäre, finden sich Reste, die man auf ihn beziehen kann. Im Westen hat durch die ganze Tertiärperiode bis zum Pleistocän herab der säbelzähnige Machairodus seine Rolle gespielt **). Von den übrigen Wildkatzen geht der Gepard (Uynailurus guttatus Herm.) als ächtes Tier der Vorwüste bis nach Trans- kaspien und Turkestan und über die Wüste Tur hinüber nach *) Nach Satunin (teste Grev& in Zoolog. Garten 1895 p. 368) wurde vor ca. 15 Jahren ein versprengter Tiger bei Ordubad am Araxes erlegt. **) Der Name des Flusses Tigris hat mit dem Tiger nichts zu thun, sondern stammt vom altpersischen tigra, Pfeil. — 133 — Indien; er findet sich in Nordafrika überall, aber auch südlich der Sahara; Europa scheint er nie betreten zu haben; Reste eines tertiären Gattungsgenossen (Cynailurus brachygnathus) hat Lydekker aus dem indischen Pliocän beschrieben, er wird also trotz seiner weiten Verbreitung durch Afrika seine Heimat in Nordindien haben. Die Überwanderung mag aber schon ziemlich früh erfolgt sein, denn der asiatische Gepard ist vom afrikani- schen so verschieden, daß man ihn lange als eigene Art (Oynai- lurus jubatus Schrb.) betrachtet hat. Der Serval (Felis serval L.) ist am vorderen Mittelmeer heimatsberechtigt; seine Reste finden sich im Pleistocän des mittleren und westlichen Europa; heute geht er bis Kleinasien, wird aber aus Transkaukasien nicht mehr angeführt. Von den kleineren Katzen überschreitet die gemeine Wild- katze (Felis catus L.) das Mittelmeer nicht; alle gegenteiligen Angaben sind falsch und beziehen sich auf die libysche Wild- katze (Felis Iybica Oliv. = margarita Loche); eine mit Felis ma- niculata verglichene Katze aus dem südfranzösischen Pliocän gehört vielleicht richtiger zu ihr. Dagegen findet sie sich auf den italienischen Inseln und gelangt von der Balkanhalbinsel aus durch Kleinasien bis zum Kaukasus und in die Wälder von Talysch. Nach St. John bei Blanford käme sie sogar noch bei Schiras vor. Im Steppengebiet wird sie durch eine andere Art ersetzt, die Steppenkatze (Felis manul Pall.), welche Gebirge und Wald zu meiden scheint; sie hat sich in der Steppenperiode am Ende der Eiszeit bis nach Deutschland verbreitet; heute findet sie ihre Westgränze am Kaspischen Meer und reicht von da bis Südsi- birien. Daß sie die Stammmutter der zahmen Angorakatze sei, die bekanntlich nieht bei Angora, sondern in Armenien um Wan und Erzerum und in Persien zu Hause ist, bestreitet Brehm ent- schieden, aber die eigentümliche langhaarige südsibirische Katze mag von ihr abstammen. Zwischen ihr Gebiet und das der ge- meinen Wildkatze schiebt sich in der Südostecke des Mittelmeeres das der kleinpfötigen Katze (Felis maniculata Rüpp.), von wel- cher die Hauptmasse unserer Hauskatzen stammt *). Sie kommt *) Die Hauskatze ist, wie der Name beweist, den abendländischen Nationen nicht über Egypten zugekommen, sondern über Syrien, wo- hin sie wahrscheinlich über Arabien direkt von den oberen Nilländern der nordafrikanischen ziemlich nahe und wird von manchen Autoren damit vereinigt; ihre Hauptverbreitung hat sie in Sennaar und Kordofan, aber sie findet sich auch im Syrien und Palästina, ohne indeß Transkaukasien und Kleinasien zu erreichen. Mit ihr zusammen lebt der mehr luchsartige Tschaus (Felis chaus Güld. nee Rüpp.), mit dem sie seit Rüppell vielfach vermengt worden ist, und dessen Varietät, der Stiefelluchs (Felis caligata Temm.)*); er geht bis ins Talyschgebiet und ist dort der Haupt- feind der Fasanen, aber jenseits des Kaspi finden wir eine an- dere aus Turkestan vorgedrungene Art (Felis caudata Gray Ss. servalina Güld.). Aus Turkestan ist noch eine zweite kleinere Katze (Felis shawiana Blfd.) beschrieben. Jenseits des Hoch- landes findet sich keine unserer Katzen mehr vor; an ihre Stelle treten in Mu-ping zwei noch wenig bekannte Arten (tristis und seripta M. Edwards). Den Panther vertritt im Hochgebirge der Irbis, im Osten der langschwänzige Nebelparder (Felös macros- celis Gray s. diardi Desm.). Von den Luchsen verbreitet sich der Caracal aus der nord- afrikanischen Vorwüste durch Syrien, das südliche Kleinasien und Persien bis nach Indien, ohne Transkaukasien oder Turkestan zu betreten. Seine Nordgränze scheint überall so ziemlich mit der Südgränze unseres europäischen Luchses zusammenzufallen, der im Süden etwas abweichende Varietäten (Lynchus cervaria und pardina Temm.) entwickelt, die von vielen Autoren als Arten angesehen werden; derselbe geht aber nach Osten weit über ihn hinaus und findet sich auch in allen Teilen des russischen Tur- kestan und im Talyschgebiet. Der Bär kommt in den nördlichen Mittelmeerländern, so- fern er nicht ausgerottet ist, überall in der typischen Form des gelangt ist; sie heißt in den oberen Nilländern gada, syrisch gata, arabisch git, egyptisch aber mau. Felis bezeichnet, wie das griechische gale, das Wiesel, das man zur Mäuseverfolgung gezähmt in den Häu- sern hielt; catus kommt erst bei Palladius vor, katog gar erst bei den Byzantinern. *) Ich folge hier der Synonymie von Trouössart. Das Original- exemplar von chaus Rüppell im Senckenbergischen Museum scheint mir von chaus Güld. und caligata Temm. viel weniger verschieden, als von maniculata, von welcher das Original gleichfalls vorhanden ist, und von libyca, welche durch ein gutes Stück aus Südtunis vertre- ten ist. — 140 ° — Ursus arctos L. vor. Auf den Inseln scheint er zu fehlen, auch in den sieilischen Knochenhöhlen ist er meines Wissens nicht ge- funden worden. In Kleinasien scheint überall noch der typische U. arctos vorzukommen, in Syrien und Palästina aber tritt eine gut geschiedene Lokalform (Ursus syriacus Hempr. et Ehrbg.) auf und auch im Kaukasus und südlich davon kommen nur hell- gefärbte Bären vor, schmutzig gelblichgrau, fahlgraubraun, manch- mal etwas rötlich (arctos var. meridionalis Menetr.) An sie schließt sich in Persien und Afghanistan der isabellfarbene Bär (A. isabellinus Horsf.), über dessen Verhältnis zu den tibetani- schen und Himalayabären (U. pruinosus Blyth, lagomyarius Prz.) noch sehr gestritten wird. Nach Angaben der Eingeborenen soll in Beludschistan ein schwarzer Bär vorkommen, der nur der in- dische Lippenbär (Ursus labiatus Desm.) sein könnte. Gränz- linien für die Verbreitungsgebiete der einzelnen Formen anzugeben ist heute noch unmöglich. Ein sehr strittiger Punkt ist das Vor- kommen des Bären in Nordafrika. Gray hat auf eine angeblich von Tetuan stammende Haut eine eigene Art (Ursus crowtheri Schinz) aufgestellt. Elisece Recluz gibt ganz bestimmt an, daß er in den Massiven am Ursprung der bei Bone mündenden Sey- buse früher häufig gewesen sei und daß der Maler Horace Ver- net dort eine frische Haut gesehen habe. Ebenso schon Poiret, der freilich auch vom Vorkommen des Wolfes und eines lang- schwänzigen Affen zu berichten weiß. Loche sagt, daß man an der marokkanischen Gränze bei Tlemeen gelegentlich Exemplare bemerkt haben wolle, hat aber nie ein Stück gesehen. Dazu käme als positive Bestätigung noch die Angabe alter Schriftsteller, daß bei den römischen Cirkusspielen numidische Bären verwendet wurden, daß unter anderen Domitius Ahenobarbus hundert Stück auf einmal brachte, und daß Karl der Große 801 von einem afri- kanischen Emir einen Bären zum Geschenk erhalten habe. Die Angabe bei Shaw, auf die sich Oken beruft, lautet sehr unbe- stimmt. Dem gegenüber steht die unbestreitbare Thatsache, daß außer Gray nie ein Naturforscher einen nordafrikanischen Bären *) ge- *) Nach Blasius hätte allerdings Ehrenberg in Abessynien einen schwarzen Bären gesehen, aber nicht erlegt. Kein anderer Reisender, von Rüppell bis heute weil aber etwas von abessynischen Bären. — 141 — sehen hat; von schwerer Bedeutung ist auch, daß die Berber nicht einmal einen Namen für ihn haben. In Tetuan wußte Kon- sul Nahon nichts von Bären, sein Fremdenbuch, das über 50 Jahre zurückreicht, enthielt unter einer Menge Jagdnotizen kein Wort über Bärenjagden, auch Herr Minister Weber, an den ich mich deshalb wandte, hat nichts von Bären in Marokko in Er- fahrung bringen können. Man kennt in den Küstenstädten den Dabh nur aus arabischen Sprüchwörtern und durch Tanzbären, die nicht selten von spekulativen Abruzzesen vorgezeigt werden. Sollte Gray ein solcher vorgelegt worden sein? Das Vorkommen im Atlas hätte übrigens nichts Auffallendes. In den Höhlen von Gibraltar hat man Reste gefunden, welche Busk *) zu arctos oder einer Zwischenform zwischen diesem und isabellinus zieht. Mög- licher Weise ist auch eine der von Bourguignat aus der großen Höhle am Thaya beschriebenen Bärenarten (Ursus faidherbianus Bst.) zu derselben südlichen Form zu rechnen. Dann hätte da- mals schon ein Gegensatz zwischen den nördlichen und südlichen Bärenforınen bestanden, denn der Bär des mitteleuropäischen Pleistocän (Ursus priscus Cuv. s. fossilis Goldf.) steht dem nord- amerikanischen Grizzly oder dem Kamtschatkabären näher als dem braunen Petz. Die anderen Bären aus der Thayahöhle sind auf Altersstufen von Ursus spelaeus Rosenm. gegründet; sie sind erheblich älter, als Langkavel“*) annimmt. Daß sich Römer- reste mit ihnen zusammenfinden, ist in einem so vielfach von Bergleuten umgewühlten Terrain, wie dem antimonreichen Thaya, kein Beweis für gleiches Alter. Der Bärentypus tritt in Europa übrigens erst im Pliocän (Ursus etruscus Cuv.) auf, in Nord- amerika sogar erst im Postpliocän. Noch viel unsicherer als das Vorkommen des Bären ist das des Dachses in Nordafrika, obwohl er in vielen Handbüchern von dort angeführt wird. Er fehlt auch auf Sizilien, Sardinien und Korsika, dagegen findet er sich überall in Vorderasien bis zum Karmel, in Transkaukasien, Transkaspi und Turkestan und durch Südsibirien bis zum Amur, wo er in eine dem japanischen Ana- kuma näher stehende Form (Meles amurensis Schrenck) übergeht. Nach Südosten hin schließt sich an ihn der -persische Dachs *) Cfr. Lydekker, Pr. Z. S. 1897. *#) Zoologischer Garten 1886 Nr. 3. — 142° — (Meles canescens Blfd.), der seine Verbreitungsgränze an der Wüste Tur findet, während von Peking ab südlich schon der weiß- schwänzige hinterindische Dachs (Meles leucurus Hodgs.) und der weißkehlige Dachs (Meles albogularis Blyth) vorkommen. Der Dachs tritt in Europa erst im Postpliocän auf, in Persien schon im Pliocän. Von den übrigen Musteliden berührt der weitverbreitete Nörz das eigentliche Mittelmeergebiet nicht, aber er geht von Süd- sibirien aus durch China bis Tibet, durch Turkestan bis zum Himalaya und nach Afghanistan. Die Fischotter dagegen geht bis Nordafrika, ohne sonderlich abzuändern, und mit einiger Ab- änderung (Z. nair Cuv.) bis Indien; sie fehlt aber auf Korsika und Sardinien; fossil reicht sie bis in den Norwich Crag (älteres Plioeän) zurück. Die ächten Marder erreichen Nordafrika nicht. Sizilien, Sardinien und Korsika haben deu Steinmarder, aber nicht den Baummarder, in Kleinasien ist das umgekehrte der Fall; in Transkaukasien, im Talyschgebiet und in Turkestan leben beide; sie gehen durch Sibirien südlich bis zum Mei-lin. Das Vor- kommen des Iltis in Nordafrika wird von Loche behauptet; er führt zwei Einzelfälle von Erbeutung an, Lataste hat ihn über- haupt nicht gesehen, er muß also sehr selten sein. Von Sizilien kennt Mina-Palumbo nur das Frettchen, Sardinien und Korsika haben keinen Iltis; er scheint überhaupt im äußersten Süden von Italien zu fehlen. Über seine Verbreitung auf der Balkanhalb- insel haben wir keine Nachrichten; in Kleinasien und anscheinend auch schon in Rußland von den Pripetsümpfen ab tritt der ge- fleckte Tigeriltis (Foetorius sarmaticus Pall.) an seine Stelle, während in Sibirien und Zentralasien eine hellere fahlgelbe Rasse (F. eversmanni Less.) vorherrscht. Sollte die Angabe von Loche nicht vielleicht auf einer Verwechslung beruhen? Bezüglich der ächten Wiesel in den Mittelmeerländern ist die Synonymie noch sehr wenig geklärt. Das Hermelin (Mustela erminea L.) kommt noch am Südfuß der Alpen und in Südfrank- reich vor, geht aber anscheinend nicht weiter südlich. Die Mittel- meerländer haben zwei eigene Wieselarten, außer unserem kleinen Wiesel (Mustela vulgaris Brus.), das bis Süditalien (ob Sizilien ?) und Kleinasien geht. Die eine Art hat weiße, die andere rote‘ Füße; letztere (Mustela boccamela Bechst.) gehört den nördlichen Küstenländern an, besonders Italien, Korsika, Sardinien; die weiß- — 145 — füßige Art (M. ofricana Pom. s. numidica Puch.) greift aber von Nordafrika nach Malta und Morea über; ob sie von der egyptischen Form (M. subpalmata Ehrbg.) verschieden ist, wird noch bestritten; jedenfalls reichen ganz nah verwandte weißfüßige Formen bis nach Persien und Ferghana (M. ferghanae OÖ. Thos.) hinein. Zentralasien und Turkestan haben aber auch gut verschie- dene Arten. Den südlichen Küstenländern eigentümlich ist der Zorilla, der in zwei wenig verschiedenen Formen (Z. vaillanti Loche und libycus Ehrbg.) sich durch ganz Nordafrika und Vorderasien ver- breitet und den Nil aufwärts bis nach Abessynien geht. Da er eine nahe Verwandte am Kap hat (Z. zorilla L.) liegt es nahe, ihn für einen Einwanderer aus dem Süden zu halten. Fossil ist er meines Wissens nicht gefunden worden. Die Pferdefamilie ist jetzt völlig aus den Mittelmeerländern verschwunden; der Onager streift noch manchmal bis in die sy- rische Wüste, in Kleinasien wird er nicht mehr gefunden. Nord- afrika scheint er in historischer Zeit nicht mehr bewohnt zu haben, aber im Pleistocän finden sich Reste eines Wildesels. Wildpferde scheinen in historischer Zeit am Mittelmeer nicht mehr vorgekommen zu sein; im nordafrikanischen Diluvium liegen die Reste eines Pferdes, welches der heutigen Berberrasse recht nahe steht; auf der europäischen Seite kommen die Reste mehrerer Arten, vor die direkt zum pliocänen Zguus stenonis hinüber- führen. — Ungemein auffallend ist das Vorkommen eines Kameels, das mit dem gewöhnlichen Dromedar identisch zu sein scheint, in dem algerischen Pleistocän. Hier hätten wir also auch das Verschwinden einer Art, für welche, wie die nachfolgende Wieder- einführung durch den historischen Menschen beweist, die Lebens- bedingungen durchaus nicht ungünstig sind. Die Gränze zwischen dem einhöckerigen und dem zweihöckerigen Kameel fällt mit der zwischen den Turkstämmen und den Persern zusammen. Von den Charaktertieren der Vorwüste, den Gazellen, geht die gemeine Gazelle (Gazella dorcas L.) bis zum Fuß der Za- grosketten, sie bildet aber in Vorderasien eine schwächer gehörnte Varietät (Gazella arabica Ehrbg.) aus. Westlich an sie schließt sich die Dscheren der Russen (Procapra subgutturosa Güld.), die man, da das Weibchen keine Hörner trägt, generisch abge- trennt hat; sie geht über das ganze persische Hochland und durch — 14 — Zentralasien bis über die chinesische Gränze und streift von der Mugansteppe aus die Kura hinauf bis in die Nähe von Tiflis. Im Küstenlande unterhalb 30007 Meereshöhe von Buschir ab bis nach Indien wird sie durch eine andere Art (Gazella benneti Sykes) ersetzt. Eigene Gazellenarten haben sich entwickelt in den Flugsanddistrikten der Sahara (Gazella loderi Thos.) und in den östlichen Bergdistrikten Nordafrikas (Gaz. corinna Loche), und dann wieder in der persischen Salzwüste und in Beludschi- stan (Gaz. fuscifrons Blfd.) Auch Arabien scheint eigene Arten zu haben, die, den Jägern wohlbekannt, noch nicht in die Hände europäischer Naturforscher gekommen sind. Eine ist neuerdings von Brooke als Gaz. muscatensis beschrieben worden. Mesopo- tamien und Arabien beherbergen außer Gazellen keine Antilopen, und das macht es wahrscheinlich, daß die großen Antilopen der Sahara (Addax nasomaculatus Gray, Alcelaphus bubalis Pall., ?Ory& leucorys Pall.) Einwanderer aus dem Sudan sind, nicht Relikten aus der früheren Epoche, in welcher weit zahlreichere Formen die Mittelmeerländer bewohnten *). Ob sie aber längs des Nil eingewandert sind oder quer durch die Sahara, kann erst entschieden werden, wenn wir einmal die zentralen Teile der Sahara besser kennen. Wohin die beiden Gazellen des südfran- zösischen Pliocän (Antilope incerta Pom. und Ant. mialeti Gerv.) zu stellen sind, ist mir unbekannt. Weiter nördlich scheinen nur Gemse und Saiga vorzukommen. Die Wildziegen finden sich in der heutigen Fauna in einem großen Teil der alpinen und südlichen Zone des paläarktischen Reiches; sie gehen über dasselbe hinaus am Südrande des Hi- malaya, hier allerdings nur auf eine ganz kurze Strecke, und zwei Arten, die eine in Abessynien, die andere in den Nilgherries und den Anamullys Südindiens, bewohnen isolierte Berggebiete, welche heute keinen Zusammenhang mehr mit dem Hauptverbreitungs- gebiet der Gattung haben, ein sicheres Zeichen früherer weiterer Verbreitung. Wir haben dafür auch anderweitige Beweise, ganz abgesehen von dem Verschwinden der Wildziegen vor der Ver- folgung des Menschen. Reste einer Ziege finden sich schon im *) Dasselbe gilt selbstverständlich auch für den arabischen Oryx (Oryx beatrix Gray), der eine über Bab el-Mandeb eingedrungene, selb- ständig gewordene Varietät des afrikanischen Oryx zu sein scheint. — 15 — Miocän von Samos; dann im englischen Plioeän; man hat letztere sogar mit Capra caucasica vereinigt, doch wäre diese Bestimmung wohl von Neuem zu prüfen. Sichere Reste von Wildziegen haben wir aber auch im Pleistocän von Südfrankreich (C. rozeti Pom. und cebennarum Pom.) und auf Corsika (C. corsica F. Major); auch in den Knochenhöhlen von Gibraltar hat man eine Ziege ge- funden, die vermutlich mit der Form der Sierra Nevada identisch ist. Reste eines Ibex fand Nehring sogar im mährischen Dilu- vium. Noch in historischer Zeit war der Steinbock weit durch die Alpen verbreitet, waren Wildziegen auf Kreta und in den syrischen Gebirgen häufig; jetzt sind sie dort überall selten ge- worden oder verschwunden; in den Alpen hält sich der Steinbock nur unter strengem Schutz der italienischen Regierung am Monte Rosa. Keine Spur vom Vorkommen einer Wildziege haben wir in Nordafrika, in Italien einschließlich Sizilien und auf der Balkan- halbinsel; auf Corsika und Sardinien fehlt sie mindestens seit der Pleistozänzeit. Steinböcke leben heute noch in den Pyrenäen und in einigen unzugänglichen Teilen der nordspanischen Gebirge (Sierra dos Gredos) und der portugiesischen Sierra Estrella, ganz einzeln auch noch in den höchsten Parthieen der Sierra Nevada; aus dem Rest Spaniens sind sie verschwunden. Die Alpenart (Capra ibex) ist auf einige kleine Gebiete beschränkt; auch im Kaukasus sind die drei Formen, die man neuerdings aus Capra caucasica gemacht hat, auf die höchsten und unzugänglichsten Gebirgsparthieen beschränkt. Die kretenser Art galt für ausge- rottet, ihre Bestimmung, selbst generisch *), ist heute noch un- sicher; daß eine wilde, von C. aegagrus etwas verschiedene Ziege noch dort vorkommt (C. amalthea Maltz.) hat neuerdings Maltzan nachgewiesen; ein schönes Exemplar steht im Museum des natur- historischen Vereines in Görlitz. Auf der Balkanhalbinsel findet sich nach Nitsche eine der C. aegagrus verwandte Wildziege im Rhodopegebirge, während in den dinarischen Alpen an einigen Bergstöcken sich angeblich der Steinboek noch erhalten hat; die vorderasiatische Bezoar- ziege (Capra aegagrus Gmelin) greift auf einige Inseln des Ar- *) Ältere Angaben sprechen von einem Muflon auf Kreta; Sieber und Blasius halten ihn für identisch mit Capra beden. Vgl. die Abbil- dung in Pr. Z. S. 1886 t. 31. Kobelt, Zoogeographie II, 10 — 146 — chipels über und hat hier einige Lokalformen (C©. dorcas Reich. auf Giura, (. picta Ehrbg. auf Antimelos) ausgebildet. Sie be- wohnt dann ganz Vorderasien bis zum eilieischen Taurus südöst- lich und Hocharmenien und die Randgebirge des Talyschge- bietes im Nordosten und findet sich noch im transkaspischen Kopet Dagh, wo sie sich mit dem Argali berührt; wie weit sie den Zagrosgebirgen folgt, ist noch festzustellen, nach Fitzinger würde sie durch Persien bis nach Beludschistan und vielleicht bis zum Himalaya reichen. An sie schließt sich südlich in Sy- rien der sinaitische Steinbock (Capra beden Wagner = sinaitica Hemprich = nubiana Geoffr. = arabica Rüpp.); er reicht von der eilieischen Senke und den Bergen der Palmyrene über den Sinai und die Berge zwischen dem Nil und dem roten Meer bis zum 24° n. Br. und geht bis in die Breite von Aden nach Arabien hinein. In Südostarabien, in Oman wird er durch eine prächtige Halbziege (Procapra jayakari ©. Thos.) abgelöst; ob er sich in Afrika mit dem abessynischen Steinbock (©. wali) berührt, wissen wir nicht. Nach Nordosten hin vom Altai bis zum Hi- malaya schließt sich das Verbreitungsgebiet des sibirischen Stein- bocks (CO. sibörica Meyer = Ibex alpium sibiricarum Pall. = himalayana Schinz) an, nach Südosten das der schraubenhörnigen Ziege (Capra falconeri Wagn. = megaceros Hutt.), die den Sulei- man Dagh, Afghanistan und Kaschmir bewohnt und sich hier auch mit einer Halbziege, dem prachtvollen Tar (Procapra jem- lanica Ham. Smith) berührt. Eine Halbziege (Pr. hylocrius Og. = warryato Gray) lebt isoliert in den südindischen Gebieten, doch ohne nach Ceylon überzugreifen. Im eigentlichen Tibet, im Hi- malaya, abgesehen vom oberen Industhal, auf dem Pamir und im Küen-lüin kommen Wildziegen nicht vor; sie scheinen sich mit den tibetanischen Hochgebirgsantilopen (Nemorrhoedus und Pan- tholops) gegenseitig auszuschließen. Dagegen lebt nach Severtzoff (bei Landsdell) eine von C. sibirica verschiedene Wildziege noch in den Gebirgen am oberen Serafschan. Die wilden Ziegen, welche sich seit alter Zeit auf Tavolara an der sardinischen Küste und auf dem isolierten Monte Cristo südlich von Elba finden, sind mit höchster Wahrscheinlichkeit nur verwilderte Hausziegen; auch auf Samothrake und in den syrischen 'Gebirgen kommt Capra hireus verwildert vor. Vergleichen wir mit der Verbreitung der Wildziegen die = 1m 4 der Wildschafe, so stellt sich eine Verschiedenheit heraus, deren Erklärung nicht ganz leicht ist. In Europa bewohnen die Wild- schafe heute entschieden eine südlichere Zone als die Wildziegen, aber in Asien gehen sie weit nördlich über diese hinaus. Sie fehlen im ganzen Alpengebiet, sowie nördlich davon, aber wir finden Reste ausgestorbener Arten im Pleistocän von Mähren (Ovis argaloides Nehr.), in England (Ovis savinii Newe.) und in Südfrankreich (Ovis antigua Pomel). Auch Reste des gemeinen Hausschafs (Ovis aries L.) werden angeführt, doch sind wir noch nicht in der Lage mit Sicherheit bestimmen zu können, wo die Wildart lebte, welche der Mensch so völlig gezähmt hat, daß sie in Freiheit ganz verschwunden ist. In den Pyrenäen haben sich nach Brandt und Woldrich Knochenreste gefunden, die zu dem nordafrikanischen Manschettenmuflon gehören, während Bour- guignat auf das Fragment eines Femur hin das corsische Muflon aus der Knochenhöhle des Dschebel Thaya in der Provinz Con- stantine anführt. Beide Fälle, wie das Vorkommen von Ovis montana im sibirischen Pleistocän bedürfen wohl einer gründ- licheren Uutersuchung. Ob die Reste von Ovis, welche in den Knochenhöhlen bei Palermo gefunden worden sind, einem Muflon oder einem Argali angehören, wäre auch erst noch zu entscheiden. Eine den Wildschafen verwandte Form, die vielleicht ihr Vorfahr ist (Chrioterium argalioides), nennt Fors. Major aus dem Miocän von Samos. Heute bewohnen Wildschafe in der vorderen meridionalen Region nur noch die Inseln Korsika und Sardinien (Ovis musi- mon Schreb.) und Nordafrika von dem marokkanischen Atlas ab bis zu den Gebirgen zwischen dem Nil und dem Roten Meer (Ovis tragelaphus Desm.). Die Sinaihalbinsel, Arabien und ganz Syrien haben kein Muflon. Auch aus Südspanien, dem italieni- schen Festlande, Sizilien und der Balkanhalbinsel sind weder sichere fossile Reste noch historische Angaben über das Vorkommen von Wildschafen bekannt. Ob Kreta einmal ein Muflon besessen hat, läßt sich heute kaum mehr entscheiden; sicher kommt es jetzt nicht mehr dort vor. Dagegen findet sich ein Wildschaf (Ovis gmelini Blyth = anatolicus Val.) im südlichen Kleinasien, im Bulghar Dagh, dem Ala Dagh, dem Antitaurus und in den Bergen zwischen Eregli und Karaman westlich von der eilieischen Senke; es kommt in einer guten Lokalrasse (Ovis ophion Blyth = cy- — 1485 — prius Blas.) auch in den Bergen von Öypern vor und wird dort durch die englischen Jagdgesetze vor der Ausrottung geschützt. Das kleinasiatische Wildschaf, von den Türken Kodsch genannt, steht dem Muflon näher, als den zentralasiatischen Argalis. Es findet sich auch am mittleren Araxes, in Nordpersien und nament- lich in den Randbergen von Gilan und Mazenderan; in strengen Wintern betritt es in Talysch sogar russisches Gebiet. Weiter östlich finden wir statt der Muflons eine etwas ver- schiedene Gruppe Wildschafe, welche von manchen Autoren so- gar generisch als Argalis abgetrennt werden. Sie bewohnen vom mittleren Tigris und dem Kaspischen Meere ab alle Gebirge, viel- fach mit Wildziegen zusammen, wie in Persien, im transkaspi- schen Kopet Dagh und im Altai, sie finden sich aber auch in Tibet, im Tienschan und im Himalaya, und verbreiten sich nord- wärts durch die Gebirge Südsibiriens und die Mongolei bis nach Kamtschatka (Ovis nivicola Eschr.). Ja sie haben sogar die Beringsstraße überschritten und finden sich nicht nur in Alaska in einer von der kamtschatkanischen kaum zu unterscheidenden Form (Ovis dalli Merr.), sondern sind auch längs der Felsen- gebirge und der Sierra Nevada südlich bis nach Neu Mexiko (Ovis montana Pall.) vorgedrungen. Die Systematik der zentral- asiatischen Wildschafe liegt noch sehr im Argen und jeder For- scher ist über die Artunterscheidung anderer Ansicht. Es scheint fast, daß jeder Gebirgsstock von einer eigenen Rasse bewohnt wird, daß aber die anscheinend so weit geschiedenen Extreme: im Westen und Osten trotzdem durch Zwischenformen allmählig in einander übergehen. Es scheinen aber auch im wilden Zu- stand Bastardierungen vorzukommen und dem Zoogeographen bleibt kaum etwas anderes übrig, als die sämtlichen Argalis als eine Einheit aufzufassen. Erst am Südrande des Verbreitungs- gebietes, in Tibet, bilden sich charakteristischer Weise eine Reihe besser geschiedener Formen heraus, doch ist auch bei diesen die Forschung über die Artberechtigung noch nicht abgeschlossen. Eine relativ sehr geringe Rolle spielen in den Mittelmeer- ländern die Hirsche. Es finden sich hier nur die drei Arten, welche wir auch nördlich der Alpen besitzen, und alle drei treten in der Fauna nur sehr wenig hervor. Ihr Verbreitungszentrum liegt teils im nordalpinen Waldgebiet, teils im Osten, und sie sind am Mittelmeer mehr oder minder Fremdlinge; sie treten eg auch um so mehr zurück, je weiter wir nach Westen und Süden gehen. Spanien hat den Edelhirsch nur im Norden; in den Mittelprovinzen findet er sich nur als Ausreißer aus königlichen Wildparks, im Süden fehlt er ganz. Nordafrika hat Hirsche nur auf einem sehr beschränkten Gebiet, an der Gränze zwischen Algerien und Tunis; es ist eine kleine Varietät (Cervus barbarus Benn.), welche mit der für Korsika und Sardinien charakteri- stischen kleinen Form (Cervus corsicanus Bp.) eng verwandt, vielleicht identisch ist. Sie hat vielfach als Beweis für eine Landverbindung zwischen den tyrrhenischen Inseln und Nord- afrika herhalten müssen, um so mehr, als ihr Gebiet Südsardinien gerade gegenüber liegt und dort auch einige Pflanzenarten vor- kommen, die mit sardinischen identisch sind. Aber mir scheint der Gedanke doch näher zu liegen, daß irgend einer der pracht- und jagdliebenden Maurenfürsten, die ja auch über Sardinien geboten, das königliche Jagdtier in seinen Revieren hat aussetzen lassen und daß er es dazu aus dem am nächsten liegenden Lande holen ließ; der Fall scheint mir dem in der Krim völlig analog. Wäre der Hirsch in Mauritanien einheimisch, was schon Plinius entschieden bestreitet, so wäre nieht einzusehen, warum seine Verbreitung auf einen so kleinen Raum beschränkt gewesen sei. Lataste behauptet zwar, er komme auch in Südtunis vor, selbst noch in der völlig baumlosen Gegend von Douirat an der Grenze von Tripolitanien, Duveyrier nennt ihn sogar aus Mimosenwäl- dern südlich der Schottregion, aber nach Spatz*®), der durch ein langes Jägerleben in diesen Gebieten wohl eine zuverlässige Autorität ist, handelt es sich in beiden Fällen um eine Verwechs- lung mit Antilope bubalis, die den Arabern sehon zuzutrauen ist. Nach ihm ist der Hirsch auch aus den Korkeichenwäldern der Kroumirie, die gewöhnlich als seine Heimat genannt werden, verschwunden und findet sich heute nur noch in dem ausge- dehnten Strandkieferwalde, der sich von el Kef südlich der Medjerda bis Feriana hinzieht. In Sizilien fehlt der Hirsch heute sicher; er scheint auch in historischer Zeit nicht vorgekommen zu sein; die Bourboni- schen Könige haben oft den Versuch gemacht, ihn im Bosco an der Nordküste einzubürgern, immer umsonst, angeblich weil die *) Zoolog. Garten 1897 p. 315. — 150 — Tiere der Vergiftung durch eine jenseits des Faro nicht vorkom- mende, ihnen darum nicht als giftig bekannten Euphorbiacee er- lagen. Es ist das um so auffallender, als sich in den Knochen- höhlen um Palermo Reste des Edelhirsches finden. Auf dem Festland war er früher wohl verbreitet, erlag aber der vordrin- genden Kultur; schon 1844 war er nach G. von Martens*) mit Ausnahme der Wildparks fast ausgerottet und fehlte nament- lich im Apennin ganz. Auf der Balkanhalbinsel haben wir ihn ziemlich überall, auch auf Euböa, aber im Süden anscheinend selten. In Kleinasien ist er auf die Waldgebiete am Pontus und am Marmorameer beschränkt, auf der Hochebene und im Taurus fehlt er; aber längs der Nordküste hat er den Kaukasus erreicht; er geht bis nach Talysch und durch die kleinarmenischen Berge bis in den Antitaurus, ohne indeß die Nordgänze Syriens zu über- schreiten. In den Kaukasus kann er wohl nur von Süden her gelangt sein, denn er fehlt nicht nur in der Steppe, sondern auch im Waldgebiet östlich der Pripetsümpfe, und scheint hier immer gefehlt zu haben, denn der Russe, der doch seit sehr alter Zeit hier wohnt, hat keinen Namen für ihn, sondern nennt ihn Olen, wie das Rentier. Ob er im Ural vorkommt, ist streitig; Köppen scheint geneigt, ein früheres Vorkommen anzunehmen, ihn aber jetzt für ausgestorben zu halten; dagegen findet sich in Sibirien eine Hirschart (Cervus wanthopygus M. Edw.), welche auch in den nördlichen Provinzen Chinas, der Mandschurei und Nord Dshyli (Petschili) vorkommt und dem Edelhirsch näher steht wie einer der zentralasiatischen Arten. Ob die Verbreitungsgebiete beider Formen sich berühren, können wir gegenwärtig nicht entscheiden. Südlich vom Kaukasus berührt der Edelhirsch sich mit dem per- sischen Maral. Auch hier wäre eine genaue Prüfung der Ver- breitung erwünscht. Köppen zieht den kaukasischen, wie den taurischen Hirsch einfach zum ©. maral, aber die neueren russi- schen Forscher bestreiten das ganz entschieden; Radde nennt aus dem Talysch nur den Edelhirsch, aber er fügt hinzu, daß am Südabhang des Kaukasus dem Geweih nach zwei Hirsche vor- kommen. In den Wäldern am mittleren Araxes lebt nach Satunin nur der Maral, und Blanford sagt ausdrücklich, daß am Alburs, in Ghilan und Mazenderan der Maral lebe, daß er aber auf diese *) Italien, Bd. II p. 257. — 151 — Gebiete beschränkt sei und sonst in Persien oder weiter südöstlich nicht vorkomme. Jedenfalls gehören ©. elaphus und maral in eine und dieselbe Gruppe innerhalb der Hirsche. Weiter östlich finden wir eime eigene Art (C. eustephanus), zwischen Altai und Tiensechan und in deren Vorbergen; sie geht in den ©. lüähdorffi der Amurländer über, der seinerseits wieder von dem amerika- nischen Wapiti (C. canadensis) kaum geschieden werden kann. Köppen möchte im Altaihirsch den eigentlichen Urhirsch sehen; er könnte dafür neben seinen sonstigen Gründen auch anführen, daß derselbe dem diluvialen Hirsch der Mombacher Sande näher steht, als unser Edelhirsch, aber das ist immer noch kein Grund, die Entwicklung des europäischen Hirsches nach Südsibirien zu ver- legen. Der Hirschtypus ist einer der ältesten in der europäischen Fauna; Reste, die sich von ©. elaphus nicht trennen lassen, finden sich schon im Pliocän und haben Anlaß zur Aufstellung von min- destens einem Dutzend Arten gegeben. Der Damhirsch erscheint neben dem Edelhirsch als eine mehr südliche Form: ob sie ihre Heimat ausschließlich in Meso- potamien und Vorderasien hat oder ob sie auch auf den drei europäischen Halbinseln Bürgerrecht besitzt, läßt sieh nicht leicht entscheiden, ist aber wahrscheinlich, da sie auch auf Sizilien, Sardinien und Korsika lebt. In Nordafrika soll sie mit (©. bar- barus zusammen vorkommen, doch bedarf das der Bestätigung. Loche hat zwei Exemplare aus der Gegend von la Calle gesehen, Lataste keine, auch keine Geweihe. Wohl aber bemerkt er, daß Hirsche, die er in den Gärten der Cerecles militaires von Tozer und Gafsa in Südtunis sah, obwohl dem Geweih nach aus- gewachsene Edelhirsche, weiß gefleckt waren, wie Damhirsche. Nach Kessler*) kommt auf klassischen Abbildungen nur der Edelhirsch, nicht der Damhirsch vor. Was heute nördlich der Alpen von Damwild sich findet, stammt wohl sicher von einge- führten Tieren ab, die in der Ebene nicht nur die Konkurrenz mit dem Edelhirsch aushalten, sondern ihn sogar verdrängen. Unzweifelhaft ist aber auch, daß der Damhirsch schon früher einmal Deutschland bewohnt hat; ein beinahe vollständiges Skelet wurde in dem präglazialen Süßwasserkalk von Belzig in der Mark gefunden **). Nehring nimmt an, daß Edelhirsch, Dam- *) Tiere des klassischen Altertums 1887 p. 87. *#) Vgl. Nehring, in Sitzungsb. Ges. naturf. Freunde Berlin 1853 p.68. — 12 — hirsch und Reh durch die Eiszeit aus Deutschland verdrängt wurden und daß nur Hirsch und Reh nach deren Aufhören frei- willig zurückwanderten. Das Reh, dessen Vorfahren sich schon im Miocän in einer ganzen Reihe von Arten finden, ist dureh Mittel- und Südeuropa ziemlich allgemein verbreitet; es fehlt auf Sardinien und Corsika und in Nordafrika und hat anscheinend dort auch zu allen Zeiten gefehlt, denn während der Hirschtypus im algerischen Pleistocän durch zwei Arten vertreten ist, sind Reste von Capreolus dort noch nicht gefunden worden. Im nördlichen Rußland jenseits des Ladogasees und östlich des Meridians von Moskau oder Charkow fehlt es nach Köppen seit alter Zeit; südwärts geht es den be- waldeten Ufern des Dniepr entlang bis nach Jekaterinoslaw und selbst Alexandrowsk. Wie der Hirsch ist es über Kleinasien in den Kaukasus gelangt und geht südlich durch den ‚Antitaurus und Syrien bis zum Karmel und durch Armenien bis in die Za- gros-Ketten. Die asiatische Form geht allmählig in die stärkere sibirische Lokalrasse (Capreolus pygargus Pall.) über, welche sich dureh die südsibirischen Waldgebirge bis in die Gegend von Peking und bis in die chinesische Provinz Ganssu verbreitet. Am Rande unseres Faunengebietes scheint noch ein vierter Hirschtypus aufzutreten, der allerdings noch sehr wenig bekannt ist. Am Südrand des Kaspi und anscheinend auch im Zagros findet sich ein Hirsch (Cervus caspius Brooke), der nicht zur Gruppe des elaphus gehört, sondern dem Geweih nach den Axis- hirschen zugerechnet werden muß. Diese Gruppe ist heute auf Südostasien beschränkt; das Auftreten emes Axis in Nordpersien würde aber ein besonderes Interesse dadurch gewinnen, daß Reste der Gattung sich mehrfach in Südfrankreich, vielleicht auch in Deutschland und England finden. Es könnte sich also hier um ein Relikt handeln, analog den beiden Fällen von Molluskenarten, die wir im zweiten Kapitel dieses. Bandes (p. 52) aufgeführt ha- ben. Ich setze dabei natürlich voraus, daß es wirklich ein ächter Axis ist, und nieht ein Pseudaxis, denn diese Gattung findet sich in Nordehina und der Mongolei und könnte sich von dort längs des Tienshan und Altai bis zum Kaspi verbreitet haben. Das Wildschwein ist, wie in dem ganzen paläarktischen Ge- biet, auch in den Mittelmeerländern überall verbreitet, wo die jedingungen für sein Gedeihen einigermaßen günstig sind. Es — 15 — ist ein uralter Typus, den wir vom Miocän ab durch das ganze Pliocän und das Pleistocän ununterbrochen bis zur recenten Form verfolgen können; seine Verbreitung über die ganze paläarktische Region kann darum nicht Wunder nehmen. Die Frage, ob man verschiedene Lokalrassen unterscheiden kann, ist noch wenig ge- klärt. Forsyth Major *) hat die Form von Corsika und Sardinien als Sus scrofa meridionalis abgetrennt und findet sie einiger- maßen mit dem indischen Schwein (Sus vittatus) und auch mit dem pliocänen italienischen Schwein (Sus strozzii) verwandt. Jäger glauben auch die Eber von Transkaukasien und die hoch- beinige silbergraue Rasse Turkestans unterscheiden zu können. Jedenfalls war der Schweinetypus schon im Miocän hochspezia- lisiert und durch eigene Arten in Südeuropa, in Deutschland, in Italien, in Persien und in Indien vertreten. Auffallend ist, daß das Wildschwein in Sibirien die Lena nicht überschreitet und dem- gemäß auch Nordamerika nicht erreicht hat; ein Verbreitungs- hinderniß kann die Lena für ein so wanderlustiges und gut schwimmendes Thier nicht bilden. Völlig fremdartig in der paläarktischen Fauna stehen die Klippschliefer (Hyrasx). Sie fanden sich früher bis zum Libanon, sind aber heute dort verschwunden und erreichen ihre Nordgränze schon in den Bergen am Ostufer des Todten Meeres. Weiter südlich haben wir sie im peträischen Arabien, in den Bergen von Oman und in allen Granitstöcken des östlichen Afrika bis zum Kap. Da die Familie der Hyracoidea heute fast ganz auf Afrika beschränkt ist und dort auch am Kilimandjaro einen für das Leben auf Bäumen geeigneten Seitenzweig (Dendrohyras) entwickelt hat, liegt der Gedanke nahe, in dem syrischen Daman einen Einwanderer aus dem Sudan zu sehen. Aber die Auffindung eines ächten Hyrax (4. kruppiü Fraas) im Miocän von Samos mahnt auch hier zur Vorsicht. Wie die afrikanischen Edentaten (Manis, Orycteropus), so scheint auch dieser seltsame Typus der großen Ungulatenfamilie seine Urheimat in dem miocänen Medi- terranlande gehabt zu haben. Daß in historischer Zeit ein wilder Ochse sich am Mittel- meer gefunden habe, ist meines Wissens nicht sicher bezeugt. Der marathonische Stier, den Herkules von Kreta holte und den *) Kosmos vol XIII p. 11. — 154 — Theseus schließlich erlegte, erscheint nicht als ein einheimisches, sondern als ein Wundertier, das Poseidon aus den Fluten steigen ließ. Immerhin mag diese Mythe den letzten Nachklang alter Jagderinnerungen enthalten, denn in den Pleistocänschichten aller Mittelmeerländer finden wir fossile Rinderarten, die Stammeltern unsrer Haustierrassen, die sicher noch mit dem Menschen zusam- men gelebt haben. Man streitet, ob sie nur als Rassen des Auer- ochsen (Bos primigenius Boj.) oder als eigene Arten (Bos tro- choceros hüt., brachyceros Rüt., frontosus Rüt., mauritanicus Tho- mas) betrachtet werden müssen; jedenfalls sind sie in wildem Zustand schon sehr früh verschwunden. Auch verwildertes Rind- vieh scheint sich am Mittelmeer nicht zu finden, von einer Büffel- heerde abgesehen, die sich neuerdings am See von Biserta aus einigen vom Bey von Tunis freigelassenen Tieren gebildet hat. Das Klima scheint dem Rindvieh doch nicht sonderlich zu ent- sprechen; auch im menschlichen Haushalte spielt es im Süden und Osten bei weitem nicht die Rolle wie nördlich der Alpen. Nur aus den Wäldern am Westabhang des Atlas wird von einem wilden Rinde (Bos atlanticus Blyth) berichtet; es hat trotz aller Bemühungen bis jetzt noch nicht wissenschaftlich sichergestellt werden können. Was die Faunen der einzelnen Länder anbelangt, so gebe ich sie im Anhang, so weit es mir möglich gewesen ist, einiger- maßen zuverlässige Verzeichnisse zu erhalten; ieh werde bei der Besprechung der einzelnen Provinzen der meridionalen Region auf sie zurückkommen. Anlagen. (Die boreal-europäischen Formen bleiben unbezeiehnet; die osteuro- päisch-zentralasiatischen sind mit einem * bezeichnet; die nordafrika- nisch-mediterranen mit 7; die endemischen Arten sind gesperrt gedruckt; die Eindringlinge aus dem Sudan oder Indien cursiv.) 1) Aus dem Mittelmeergebiet sind folgende Säugetierarten bekannt: Pitheeus sylvanus L. Rhinolophus blasii Peters. BETTEN — hipposideros Bechst. Cynopterus aegyptiacus Geoffr. — ferrum equinum Schreb. I var. geoffroyi Temm. 7 var. fumigatus Rüpp. j Rhinolophus euryale Blas, Phyllorhina tridens Bp. — 155° — Macroscelis rozeti Duv. * Krinaceus auritus Pall. var. pectoralis Hgl. — platyotis Sund. — libyeus Ehrbege. Nyeteris hispida Schreb. — thebaica Geoftr. Rhinopoma microphyllumGeoffr. + — hardwickii Gray. Taphozous nudiventris Ortzschm. +Nyctinomus cestonii Savi. var. rüppelli Temm. — aegyptiacus Geoffr. — pumilus Cretzschm. Synotus barbastellus Schreb. Plecotus auritus Geoffr. F var. bonapartei Gray. 7— peroni Is. Geoffr. 7 — aegyptiacus Is. Geoffr. 7 — christi Gray. Otonycteris hempricht Peters. Vesperugo serotinus Schreb. — discolor Natter. var. aristippe Bp. — leueippe Bp. — noctula Schreb. — leisleri Kuhl. 7 — maurus Blas. T var. savii Bp. — pipistrellus Schreb. 7 var. nigricans Gene. 7— ursula Wagn. T— griseus Gray. — abramus Temm. 7 var. nathusii Keys. Bl. 7 — kuhli Natt. + ) ! 4 + var. alcytho& Bp. — marginatus Rüpp. — canus Blyth. — temmincki Cretzschm. — schliefent Peters. Vespertilio capaceinii Bp. — dasyeneme Boie. — daubentoni Leisl. — emarginatus Geoffr. HF var. eiliatus Blas. — nattereri Kuhl. — bechsteini Leisl. — murinus Schreb. — mystacinus Leisl. 7 Miniopteris schreibersi Natt. T var. ursinii Bp. —k var. aegyptiacus Geoffr. — algirus Loche. — deserti Loche. — pruneri Wagn. Crocidura crassicauda Ehrbg. var. duvernoyi Fitz. +— etrusca Savi. — agilis Loche. — sericea Hedenbg. — leucodon Herm. 7 var. hydruntina Costa. — araneus Schreb. T var. thoracica Bp. + — pachyurus Kstr. +— mauritanica Pomel. Sorex vulgaris Herm. Crossopus fodiens Pall. Scaptochirus davidianus M. Edw. + Talpa caeca Savi. — europaea L. Seiurus vulgaris L. T var. italicus Bp. 7 — historieus Gray. Xerus getulusL. — syriacus Hempr. var. russatus A. Wagn. Castor fiber L. Muscardinus avellanarius Kaup. Eliomys nitela Pall. var. melanurus Wagn. — mumbyanus Pomel. Bifa lerotina Lat. * Gerbillus taeniurus Wagn. — robustus Rüpp. — aegyptius Desm. — longieaudus Wagen. — selysi Pom. — guyoni Loche. — richardi Loche. — shousboei,Loche. — renaulti Loche. 103 —_ı — Ü Gerbillus eampestris Loche. — deserti Loche. — gerbei Loche. — minutus Loche. Rhombomys shawi Duv. — pyramidatus Geoffr. — melanurus Rüpp. — nitidus Wagn. — longifrons Lat. Psammomys obesus Rüpp. — myosurus Wagn. — roudairei Lat. Pachyuromys duprasi Lat. * Cricetulus auratus Waterh. Mus decumanus Pall. rattus L. r— alexandrinus Ehrbg. 7 var. tectorum Savi. variegatus E. Geoffr. barbarus L. mystacinus Danf. chamaeropsis Loche. reboudi Loche. gentilis Brts. musculus L. var. incertus Savi. algirus Pomel. hagi Waterh. abboti Waterh. sylvaticus L. praetextus Brts. orientalis Cretzschm. spretus Lat. Acomys cahirinus E. Geoffr. — dimidiatus Rüpp. var. hispidus Brants. — russatus Wagn. Arvicola amphibius L. 1 var. persicus de, Fil. T— pertinax Savi. 7 — musignani Mandı. terrestris L. var. monticola Selys. agrestis L. var. arvalis Pall. rufescenti-fusea Schimp. 7 — socialis var. syriacus Brants. 156 Arvicola einerascens Wagn. güntheri Danf. et All. nebrodensis Mina Pal. subterraneus Selys. var. selysi Gerbe. savii Sel. ibericus Gerbe. * Spalax typhlus Pall. = var. xanthodon Nordm. * — pallasii Nordm. Dipus aegyptius Hasselq. T var. gerboa Oliv. + — mauritanieus Duv. — deserti Loche. — darricarrerei Lat. — hirtipes Licht. var. macrotarsus Wagn. — loftusi Blfd. * Alactaga tetradaetylus Licht. * — aulacodus Wagn. Ctenodaectylus gundi Pall. Massoutieria mzabi Lat. Hystrix cristata L. Lepus timidus L. var. campicola Schimp. ımediterraneus Wagn. meridionalis Gerv. granatensis Schimp. judaeae Gray. aegyptius Geoffr. var. syriacus Hempr. sinaiticus Hempr. arabicus Hempr. et Ehrbg. isabellinus Cretzschm. eunieulus L. 0 + Ir Y + 4 + . —t * Te + Ursus syriacus Ehrbg. — arctos L. var. meridionalis Menetr. Meles taxus Bodd. +Zorilla libyca Hempr. et Ehrbg. Martes fagorum Ray. Foetorius putorius L. T var. furocla +Mustela numidica Puch. — vulgaris Briss. +— boccamela Bechst. — 11 — + Mustela subpalmata Ehrbg. Lutra vulgaris Erxl. Canis lupus L. + Lupulus aureus L. 7 — anthus L. Vulpes vulgaris Briss. — melanogaster Bp. + — niloticus Geoffr. 7 — atlanticus Wagn. rFennecus famelicus Rüpp. 7 — zerdo Zimm. ;Hyaena striata Zimm. i Genetta vulgaris Less. r var. afra Cuv. 7 — bonapartei Loche. jr Herpestes pharaonum L. A var. widdringtonii Gray. 7 — numidicus Cuv. {Felis leo L. 7 — pardus L. var. tulliana Val. 1 — libyca Oliv. Y var. chaus Rüpp. nee Güld. 7— chaus Güld. r var. caligata Temm. — catus 1a — serval L. Lynx pardina Temm. Monachus albiventer Bodd. * Equus onager Briss. {?Oryx leucoryx Pall. jAddax nasomaculatus Gray. rt Gazella dorcas L. 7 — arabica Ehrbg. i7— kevella Pall. — loderi Thos. 7 — rufina Thos. yAlcelaphus bubalus Pall. rCapra beden Wagn. 7 — hispanica Schinz. T— aegagrus Gmel. var. picta Ehrbe. — dorcas Reich. — amalthea Maltz. iOvis musimon Schreb. y — tragelaphus Desm. — ophion Blyth. 7— gmelini Blyth. Cervus elaphus L. var. corsieus Bp. — barbarus Benn. Dama dama L. Capreolus capreolus L. var. pygargus Pall. Sus scrofa L. Hyrax syriacus Ehrbe. 2) Verzeichnis der deutschen Säugetiere nach Blasius: Rhinolophus hipposiderus Bechst. — ferrum equinum Schreb. — celivosus Cretzschm. — euryale Blas. Plecotus auritus L. Synotus barbastellus Schreb. Miniopterus schreibersi Natt. Vesperugo noctula Schreb. — leisleri Kuhl. — nathusii Keys. et Blas. — pipistrellus Schreb. — kuhlii Natt. — maurus Blas. — nilssonii Keys. et Blas. — discolor Natt. — serotinus Schreb. Vespertilio murinus Schreb. — bechsteini Leisler. — nattereri Kuhl. — ciliatus Blas. — mystacinus Leisl. — daubentonii Leisl. — capacinii Bp. — dasyeneme Boie. Talpa europaea L. Crossopus fodiens Pall. Sorex vulgaris L. — alpinus Schinz. — pygmaeus Pall. Croeidura leueodon Herm. — aranea Schreb, Erinaceus europaeus L. Felis catus L. Lynchus Iynx L. Canis lupus L. + Lupulus aureus L. Vulpes vulgaris Briss. Ursus arctos L. Meles taxus Schreb. Martes martes Briss. — foina Briss. Foetorius putorius L. * — sarmaticus Pall. Mustela erminea L. — vulgaris Briss. Vison lutreola L. Lutra vulgaris Erxl. Phoca vitulina L. — foetida Fabr. ? — groenlandica Fabr. Halichoerus grypus Fabr. Seiurus vulgaris L. * Spermophilus eitillus L. Arctomys marmota L. Castor fiber L. Myoxus glis L. 158 * Muscardinus avellanarius Schreb. Eliomys nitela Pail. (quereinusL.). * — dryas Schreb. Cricetus frumentarius Pall. Mus deeumanus Pall. + — alexandrinus Geoffr.? — rattus L. — musculus L. — sylvaticus L. Mus agrarius Pall. — minutus Pall. Evotomys glareolus Schreb. var. nageri Schinz. — herceynicus Mehl. — rufescens Selys. Arvicola amphibicus L. — terrestris L. var. argentoratensis Desm. nivalis Mart. var. leucurus Gerbe. petrophilus Wagen. agrestis L. var. campestris Blas. arvalis Pall. subterraneus Selys. var. pyrenaicus Selys. selysi Gerbe. savii Selys. var. incertus Selys. Spalax typhlus Pall. Lepus timidus L. — variabilis Pall. var. alpinus Schinz. — cuniculus L. Alces machlis Ogilb. Cervus elaphus L. Dama dama L. Capreolus capreolus L. Rupicapra tragus Gray. Bos bonasus L. Sus scrofa L. Delphinus delphis L. Phocaena communis Cuv. 3) Woldrich-Brandt führt aus dem europäischen Diluvium folgende Säugetierarten an (die mit 7 bezeichneten ausgestorben, die mit * südlich der Alpen, die mit © nur im Osten): Vesperugo noctula Keys. et Blas. — pipistrellus Keys. et Blas. — serotinus Keys. et Blas. — borealis Keys. et Blas. Vespertilio murinus Schreb. — mystacinus Leisl. Plecotus auritus Geoffr. Rhinolophus ferrum equinum Daub. Erinaceus europaeus L. 7 — major Pomel. Sorex vulgaris L. — 159 — Crocidura araneus Blainv. Crossopus fodiens Wagbr. Myogale moschata Fisch. Talpa europaea L. *7 Machaerodus ceultridens Owen. 7 — latidens Owen. England. #7 — megantereon Owen. Felis leo L. (spelaea Goldf.). © — tigris L. Altai. © — uncia Buffon Altai. — pardus L. (antiqua Cuv.). — serval Schreb. — Iynx L. — catus L. Hyaena striata L. (prisca de Serres, monspessulana Christ). — spelaea Goldf. (? crocuta L.). j Canis spelaeus Goldf. (alpinus Ma;).). Cyon europaeus Bgt. — edwardsianus Bgt. Lycorus nemesianus Bgt. Lupus neschersensis Bgt. — suessi Woldr. — vulgaris fossilis Woldr. Canis vulpes L. © — corsac L. Altai. — (V.) meridionalis Woldr. — (V.) moravieus Woldr. ‚— (V.) lagopus L. bis Thayingen. Ursus spelaeus L. — ferox 1. — arctos L. Thalassarctos maritimus L. Hamburg. Meles taxus Pall. Gulo borealis Nilss. Südlich bis Haute-Saöne. Mustela foina Briss. — martes Briss. © — zabellina L. Altai. Putorius foetidus Gray. — ermineus Owen. — vulgaris Rich. Lutra vulgaris Erxl. T i Trichechus rosmarus L. Forest Bed. Sciurus vulgaris L. © Tamias (striatus 11. ?). © Pteromys volans Geoffr. Arctomys marmota Hens. © — bobak Schreb. Spermophilus guttatus Temm. © — eversmanni Brdt. — fulvus Hensel. — eitillus Cuv. Myoxus glis L. — nitela Schreb. — avellanarius Blas. Mus rattus L. Zuzlavitz. — musculus L. — sylvatieus L. * — orthodon Hens. Cagliari. ? Sminthus vagus Blas. Cricetus vulgaris L. © — phaeus Pall. Ungarn. Thü- ringen. Arvicola amphibius Lac. — glareolus Bras. — nivalis Martin Levrange, Mähren. — ambiguus Hensel. — saxatilis Pall. — agrestis L. — arvalis Blas. — ratticeps Keys. et Blas. — gregalis Desm. Myodes lemnus Pall. — torquatus Pall. © Myospalax laxmanni Beckm. (Siphneus aspalax Brants.). Ellobius talpinus Fischer. Spalax typhlus Pall. Alactaga jaculus Brd. (geranus Gieb.). Castor fiber L. Hystrix cristata L. — major Gervais. Lepus timidus L. — variabilis Pall. — eunieulus L. Lagomys pusillus Desm, — 160 ? Lagomys corsicanus Cuv. (Myolagus sardus Hens.). + Elephas primigenius Blb. + — meridionalis Nesti. 7 — antiquus Fale. + — priseus Goldf. Pe + Gazella anglica Newec. Capra aegagrus domestica. — hircus L. — ibex L. + — cevennarum Gerv. — pyrenaica Schinz. *— minimus Gieb. © Ovis montana Pall. *- — mnaidriensis Ad. *- — melitensis Ad. *- — falconeri Ad. ?+ Mastodon sp. Sus palustris Rüt. — scrofa L. Hippopotamus major Ouv. +* — pentlandi v. Meyer Sieilien. Cervus dama L. — capreolus L. — elaphus L. + — euryceros Aldrov. Alces machlis Og. Rangifer tarandus L. Rupicapra tragus. © Antilope saiga Pall. + — dichotoma Gerv. [7 — magna Garrig. — tragelaphus Schinz. — aries L. Ovibos moschatus L. Bison priscus Bojan. Bos primigenius Bojan. — taurus var. primigenii Brdt. Equus caballus L. — stenonis aff. Woldr. — quaggoides aff. Woldr. — asinus L. © — hemionus Pall. r Rhinoceros antiquitatis Brdt. + — merckii Brdt. 7 — leptorhinus Pom. +© Elasmotherium fischeri Desm. 4) Aus Sieilien kennt Mina-Palumbo folgende Säugetiere: +Dysopes cestonii Savi (Nyetino- mus). Pleeotus auritus L. ? — brevimanus Jenyns. Vespertilio murinus L. — nattereri Bonap. +— capaceinii Bonap. = Capac- cinus megapodius Bp.). — daubentoni Leisler. — aristippe Bp. — nebrodensis Mina. Vesperugo serotinus Gmel. — noctula Schreb. var. siecula Minä. Rhinolophus hipposideros Bechst. Nycteris hispidus L. Pachyura etrusca Bp. Crocidura aranea Selys. var. rufa Wagl. — major Wagl. — pachyura Kstr. Erinaceus europaeus L. Talpa europaea L. Canis vulpes L. var. melanogaster Bp. — lupus L. v. sicula. — pipistrellus L. + Foetorius furo Cuv. — maurus Blas. (= savii Bp. = bonapartei Savi). — kuhlii Natter. (aleytho& Bp.). — borealis Nilss. (leueippe Bp.). ? Atalapha sicula Raf. Rhinolophus ferrum equinum L. Mustela vulgaris Griff. Lutra vulgaris Erxl. + Lynchus pardinus Temm. Felis catus L. Arvicola nebrodensis Minä, — Hypudaeus (oeconomus Illig.?). Muscardinus avellanarius Gmel. Eliomys nitela Gmel. Myoxus glis Cuv. ? — siculae Less. Mus museulus L. ? — dichrurus Rat. — sylvaticus L. — deceumanus Pall. 161 Mus alexandrinus Geoftr. var. carbonarius Bp. — rattus L. + Hystrix cristata L. Lepus timidus L. — euniculus L. Sus serofa L. Dama dama L. Capreolus capreolus L. 5) Locard in Annales Soc. Linneenne Lyon 1888 führt dem Dep. du Rhöne folgende Rhinolophus ferrum equinum Schr. — hipposideros Bechst. Plecotus auritus L. — barbastellus Schreb. Vesperugo serotinus Daub. — borealis Nilss. discolor Natterer. noctula Schreb. leisleri Kuhl. savii Bonap. pipistrellus Schreb. abramus Temm. kuhli Natterer. Vespertilio megapodius Temm. dasyenemus Boie. daubentoni Leisler. emarginatus Geoffroy. nattereri Kuhl. bechsteini Leisler. murinus L. mystaeinus Leisler. Miniopterus schreibersii Natterer. Talpa europaea L. Erinaceus europaeus L. Crossopus fodiens Pall. Sorex vulgaris L. — alpinus Schinz. — pygmaeus Pallas. Leucodon araneus Schreb. — micrurus Fatio (= leucodon Herm.). Kobelt, Zoogeographie I, Säugetiere auf: Felis catus L. Canis lupus L. — vulpes L. Meles taxus Blas. Martes abietum Fatio. — foina Brisson. Foetorius putorius L, — erminea L. — vulgaris Brisson. Lutra vulgaris Erxl. Sciurus vulgaris L. Castor fiber L. Myoxus glis Blas. — quereinus L. — avellanarius L. Mus decumanus Pallas. rattus L. musculus L. sylvaticus L. minutus Pallas. Arvicola glareolus Schreb. amphibius L. nivalis Ch. Martins. agrestis L. subterraneus de Selys. Lepus timidus L. — ceunieulus L. Capreolus capreolus L. Sus scrofa L. 11 162 °— 6) Säugetierfauna von Sardegna und Corsiea nach Forsyth Major: Erinaceus europaeus L. Felis catus L. Canis vulpes melanogaster Bp. Martes martes L. + Mustela boccamela Cetti. Eliomys nitela Pall. Mus deeumanus Pallas. — — alexandrinus Geoffr. — musculus L. Mus sylvaticus L. + Lepus mediterraneus Loche (aegyptius Desm.). — eunieulus L. + Cervus corsicanus Erxl. Dama dama L. Ovis musimon Schr. Sus serofa meridionalis. 7) Aus dem Tschernosemgebiet, der Wolgasteppe und der aralo-kaspischen Steppe führt Bogdanow folgende Säugetiere an (efr. Nehring in Zeitschr. Berl. Geograph. Gesellsch. XXVI. 1891): Plecotus auritus L. Vesperugo noctula Schreb. — leisleri Kuhl. — nathusii Keys. et Bl. — discolor Natt. Vespertilio brandti Eversm. — daubentoni Leisl. — dasyeneme Boie. Talpa europaea L. Crossopus fodiens Pall. Sorex vulgaris L. — pygmaeus Pall. Erinaceus europaeus L. * — auritus Pall. * Myogale muscovitica Desm. Canis lupus L. Vulpes vulgaris Briss. * — corsac L. Ursus arctos L. Meles taxus L. Martes martes L. — foina Briss. (?) Foetorius putorius L. * — sarmaticus Pall. Mustela erminea L. — vulgaris L. Vison lutreola L, Lutra vulgaris Erxl. * Pteromys volans L. Sceiurus vulgaris L. * Tamias striatus L. * Spermophilus rufescens K. et Bl. * — outtatus Temm. * Arctomys bobaec Schreb. Myoxus glis L. Eliomys dryas Schreb. Cricetus frumentarius Pall. * — phaeus Pall. * — arenarius Schreb. Mus decumanus Pall. — museulus L. — sylvatieus L. — arenarius Pall. — minutus Pall. Arvicola armphibius L. — arvalis Pall. Evotomys glareolus Schreb. * Ellobius talpinus Pall. * Spalax typhlus Pall. * Alactaga jaculus Pall. * — acontion Pall. * Dipus sagitta Pall. * Sminthus vagus Pall. Castor fiber L. Lepus variabilis Pall. — timidus L. * Lagomys pusillus Phil. Alces machlis Ogilb. Rangifer tarandus L. Capreolus capreolus L. * Saiga tatarica Pall. Sus scrofa L. — 18 — 8) Aus Kleinasien kennen Danford und Alston (Pr. Z. S. 1880) folgende Säugetiere: Vesperugo serotinus Blasius. Capreolus capreolus L. — kuhli Natt. i Gazella dorcas L. Croeidura leucodon Herm. Capra aegagrus Gmel. Erinaceus europaeus L. Ovis gmelini Blyth. Felis tulliana Val. (pardus — ophion Blyth. var.). Xerus syriacus Ehrbg. 7 — pardus L. * Spermophilus xanthoprymnus — catus L. Benn. 7 — chaus Güld. Castor fiber L. Lydien; Chabo- Lynehus Iynx L. ras. 7 — pardina Temm. Myoxus dryas Schreb. r— caracal L. * Gerbillus erythrurus Gray. 7? Cynailurus jubata Schreb. Cricetus frumentarius Pallas. 7 Hyaena striata Zimm. — nigrieans Brandt. 7? Genetta vulgaris Less. *? — accedula Pall. r Herpestes ichneumon L. * — phaeus Pall. Canis lupus L. Mus rattus L. 7 — aureus L. — decumanus Pall. — vulpes L. ?— abboti Waterh. Meles taxus Schreb. — musculus L. Martes foina Erxl. — bactrianus Blyth. Mustela vulgaris L. — sylvaticus L. Foetorius sarmaticus Pall. — mystacinus Danf. Lutra vulgaris Erxl. * Arvicola socialis Pall. Ursus arctos L. — güntheri Danf. — syriacus Ehrbe. * Spalax typhlus Pall. Sus serofa L. Hystrix cristatus L. Cervus elaphus L. Lepus europaeus L. Dama dama L. 9) Trouössart nennt von Syrien und Palästina: Xantharpyia aegyptiaca Geoffr. Miniopterus schreibersii Natt. Rhinolophus euryale Blas. — blasii Peters. — ferrum equinum Schreb. Taphozous nudiventris Cretzschm. Synotus barbastellus Schreb. Pleeotus auritus (Christii Gray). Vesperugo serotinus Schreb. — noctula Schreb. — kuhlii Natt. (canus Blyth.). Kl Vespertilio daubentomi Leisler. Seiurus vulgaris v. historicus — murinus Schreb. Gray. Erinaceus europaeus L. * — auritus v. pectoralis Heug]. Crocidura crassicauda (caerules- cens var.) Licht. — aranea Schreb. Sorex vulgaris L. * Talpa caeca Savi. Seaptochirus davidianus M. Edw. — 164 Xerus syriacus Hempr. var. russatus Wagner. Castor fiber L. Eliomys melanurus Wagner. Rhombomys melanurus Rüppel. Psammomys myosurus Wagner. Cricetus auratus Waterh. Mus rattus L. -— alexandrinus E. Geoffr. — decumanus L. — museculus L. — sylvaticus L. — praetextus Licht. Acomys russatus Wagner. Arvicola socialis v.syriaca Brants. v. cinerascens Wagner. Spalax typhlus v. pallasii Nordm. Dipus aegyptius Hasselq. — hirtipes v. macrotarsus Wagn. Hystrix cristata L. Lepus judaeae Gray (timidus var.) — syriacus Hempr. (aegyptius var.) — sinaiticus H. et Ehrbg. Ursus syriacus Hempr. Meles taxus L. Zorilla Iybica Hempr. Canis aureus L. Vulpes nilotieus Geoffroy. Fennecus famelieus Cretschm. ? — zerda L. Sinaihalbinsel. Hyaena striata Zimmerm. (renetta vulgaris Lesson. Herpestes ichneumon L. Cynailurus jubatus Wagler. Felis pardus L. (var. poeeilurus Val.). — Iybiea Oliv. (? inconspieua Gray.). — chaus Güld. — caracal L. Equus onager Brdd. Gazella arabiea Ehrbg. Capra beden Wagn. Cervus dama L. Capreolus capreolus L. Sus scrofa L. Hyrax daman L. 10) Aus Marocco sind mir bekannt geworden: Pithecus sylvanus L. Canis aureus L. — niloticus Geoffr. — zerda Zimm. Hyaena striata Zimm. ? Ursus crowtheri Puch. Felis leo L. — pardus L. Herpestes widdringtonii Gray. Putorius africanus Desm. Mus decumanus Pall. — barbarus L. Mus museculus L. — hayi Waterh. Xerus getulus L. Hystrix cristata L. Lepus euniculus L. Sus scrofa L. Ovis tragelaphus Desm. Gazella dorcas L. Oryx leucoryx Pall. Nanger mhorr Benn. ? Bos atlantieus Blyth. 11) Säugetiere aus Algerien (nach dem Katalog von Lataste 1885). Pithecus sylvanus_L. Rhinolophus ferrum equinum Schr. — clivosus Cretschm. — euryale Blasius. — hipposideros Bechst. Phyllorhina tridens Geoffr. Pleeotus auritus L. Otonycteris hempricht Pet. Wargla. Vesperugo serotinus Schreb. — isabellinus Temm, — 165 ° — Vesperugo noetula Schreb. — kuhlii Natter. — pipistrellus Schreb. Vespertilio capaccinii Bp. — murinus Schreb. — emarginatus Geoffr. Miniopteris schreibersii Natt. Rhinopoma microphyllum Geoffr. Macroscelides rozeti Duvern. Erinaceus algirusL. — deserti Loche. Crocidura araneus Schreb. — suaveolens Pall. — etrusca Savi. Sorex vulgaris L, — fodiens Pall. — zerda Zimm. 7 — nilotieus Geoftr. 7 — famelicus Cretzschm. 7 Hyaena striata Zimm. Cynailurus guttatus Herm. Felis leo L. — caracal L. — pardus L. — serval L. — libyca Oliv. + Genetta genetta L. Herpestes ichneumon L. ? Ursus crowtheri Schinz. Lutra vulgaris angustifrons Lat. 7 Zorilla libyca Hempr. et Ehrbg. Putorius putorius L. — africanus Desm. + Canis aureus L. T 4 + + Eliomys quereinus L. (mumbyanus Pomel.). Bifa lerotina Lat. Mus barbarusL. 12) In Tunisien sind nach Rhinolophus ferrum equinum Schr. Phyllorhina tridens Geoffr. Vesperugo isabellinus Temm. — kuhli Natter. Mus decumanus Pall. — rattus L. — sylvaticus L. — musculus L. — spretus Lat. Gerbillus duprasi Lat. — hirtipes Lat. — garamantis Lat. — campestris Lev. — simoni Lat. Meriones erythrurus Gray. — shousboei Loche. — renaulti Loche. — shawi Rozet (robustus Wagn., selysii Pom., guyoni Loche, richardi Loche, albi- pes Lat., ausiensis Lat.). — trouessarti Lat. + — obesus Cretzschm. (roudairei Lat.). Dipus aegyptius Hass. (maurita- nicus Duvern.). — hirtipes Licht. — darricarrerei Lat. Massoutieria mzabi Lat. Ctenodactylus gundi Rothm. Hystrix cristata L. Lepus eunieulus L. — aegyptius Desm. (isabellinus Cretzschm.). * VW —!. Ü Y —.- —- —.. Sus serofa L. v. meridionalis F.M. Cervus corsicanus Erxl. Dama dama L. Ovis tragelaphus Desm. Alcelaphus bubalis Blainv. Addax nasomaculatus Blainv. +Gazella dorcas Pall. — kevella Pall. -- Joderi Thos. — rufina Thos. —)- Lataste bis jetzt beobachtet: Vespertilio murinus L. Macroscelides rozeti Duv. Erinaceus algirus Duv. — deserti Loche. Croeidura araneus Schreb. Canis aureus L. — niloticus Geoffr. — zerda Zimm. Hyaena striata Illig. Cynailurus guttatus Herm. Felis leo L. — pardus L. — caracal L. — serval Schreb. — libyea Oliv. Genetta vulgaris Less. Herpestes ichneumon L. Lutra vulgaris Erxl. Zorilla libyca Hempr. Eliomys quereinus L. Mus decumanus L. — rattus L. — musculus L. Gerbillus hirtipes Lat. 166 — Gerbillus campestris Lev. Meriones erythrurus Gray. — shawi Duv. Psammomys obesus Cretzschm. Dipus aegyptius Hass. Dipus hirtipes Licht. — darricarrerei Lat. Ctenodactylus gundi Rothm. Hystrix ceristata L. Lepus euniculus L. — aegyptius Desm. Sus serofa L. Cervus elaphus corsicanus Erxl. Dama dama L. Ovis tragelaphus Desm. Gazella dorcas L. — kevella Pall. — loderi Thos. Addax nasomaculatus Blainv. Sechstes Kapitel. Vögel, Amphibien und Reptilien der meridionalen Region. Wie den Säugetieren, so müssen wir auch den übrigen Wirbeltierabteilungen eine flüchtige Betrachtung gönnen, ehe wir uns der eingehenden Vergleichung der einzelnen Molluskenfaunen zuwenden. Bezüglich der Vogelfauna möchte das nach dem, was ich im ersten Bande aus Reichenows gediegener Arbeit zitiert habe, überflüssig erscheinen, da derselbe alle hier in Betracht kom- menden Länder nicht nur zu einer Hauptabteilung, sondern auch zu derselben Unterabteilung, der östlichen gemäßigten Re- gion, rechnet. Indeß habe ich schon dort (p. 44) meine Beden- ken dagegen ausgesprochen und muß das hier noch einmal wieder- holen. Reichenows Einteilung ist die, zu welcher man gelangt, wenn man die größeren, künstlich geschaffenen Abteilungen, Fa- milien und Gattungen, zur Grundlage des Studiums nimmt. So- bald man sich, wie ich thue, auf die Arten stützt, treten auch bei den beweglichen Vögeln geographische Gränzen sehr scharf hervor, und wenn man, was allerdings einem Nichtfachmann ein- fach unmöglich ist, die Unterarten und Lokalformen mit heran zieht, dagegen die Wandervögel ausscheidet, geben sie in vielen Beziehungen wichtigere und interessantere Resultate, als irgend eine andere Tierklasse mit Ausnahme der Landmollusken. So hat Selater*) nicht nur das paläarktische Reich vollständig aufrecht erhalten und von dem aethiopischen und dem orientali- *) On recent Advancement in our Knowledge of the Geographi- cal Distribution of Birds, in the Ibis, Octob. 1891 p. 514. — 168 — schen getrennt, sondern es auch ausschließlich aus ormithologi- schen Gründen in sieben Subregionen geteilt, von denen vier neben zwei weiteren des aethiopischen Reiches auf die meridionale Region in unserem Sinne entfallen. Wenn ich mir nachfolgend einige Betrachtungen über eine Tierklasse erlaube, bezüglich deren ich ganz entschieden Laie bin, so bitte ich .die Ornitho- logen von Fach, dieselben einfach als Fragen zu betrachten, die ein Laie an sie richtet, weil er sich selbst nicht eine genügend klare Antwort geben kann und doch gerne eine solche haben möchte. Es sind zwei Hauptfragen. Haben die Mittelmeerländer einen genügenden Grundstock endemischer Arten, um als eigene Region anerkannt zu werden? Und ist dieser Grundstock an dem vorderen und dem hinteren Becken verschieden? Für beide Fragen ist es nötig, zuerst über eine Vorfrage klar zu werden, über den Vogelzug und seine Bedeutung für die Zoogeographie, um so mehr, als ja die Richtung der Zugstraßen mehrfach als Zeugnis für alten Landzusammenhang angerufen worden ist und noch wird. Leider scheint es da noch nicht möglich, eine endgültige und befriedigende Antwort zu geben. Zwar diesseits der Alpen werden jetzt in großem Maßstab auf zahlreichen Stationen Beobachtungen über alles gemacht, was mit dem Phänomen der Vogelwanderung zusammenhängt, und ziemlich alle Nationen haben die Leucht- thürme und deren Personal in den Dienst der Ornithologie ge- stellt. Aber jenseits der Alpen, gerade in den Gebieten, auf die es uns hier besonders ankommt, sind direkte Beobachtungen noch sehr spärlich und wir können nur aus den Faunenverzeichnissen zu erraten versuchen, was von borealen Arten seinen Zug dort- hin nimmt. Palmen *) hat ja über die Zugstraßen einer Reihe von hochnordischen Vögeln eine vorzügliche Arbeit geliefert; er hat nachgewiesen, daß diese Arten auf bestimmten Straßen wan- dern, welche den Küsten entlang führen und eigentlich nur vom Rheinthal zur Rhöne eine größere Festlandstrecke überqueren, daß diese Straßen sich völlig den heutigen Verhältnissen anbe- quemen und sorgsamst die Gebirge, Alpen, Karpathen ja selbst Riesengebirge und Erzgebirge vermeiden. Das vordere Mittelmeer erreichen nur diejenigen arktischen Arten, die nördlich von Skan- *) Uber die Zugstraßen der Vögel; Leipzig 1876. I dinavien, in Spitzbergen und in Grönland nisten; das hintere Mittel- meer bekommt seine arktischen Gäste von der sibirischen Küste; sie wandern südwestlich, kreuzen den Ural in der Nähe der Kamaquelle und gehen dann der Wolga entlang zur Landenge zwischen Don und Wolga. Von hier geht die Hauptstraße wohl zum Schwarzen Meer und längs der Küsten des Archipels und der kleinasiatischen Südküste zum Nil, der großen Heerstraße für alle Arten, welche den tropischen Gebieten zustreben, aber es zweigt sich auch ein vielbeflogener Seitenweg ab, der als Sackgasse am Südrande des Kaspi endet und der Winterfauna dieser Gegend ein ganz eigentümliches Gepräge gibt. Radde*) sagt darüber: „Im Bezug auf die Zusammensetzung dieser reichen Avifauna (312 sp. und 40 var.) ergibt sich das Gros als palä- arktisch, speziell mittel- und nordeuropäisch. Nur wenige Süd- asiaten und Nordostafrikaner, und diese immer nur ganz vereinzelt, treten auf, und die eharakteristischen Mittelmeerformen schwinden ebenfalls fast ganz. Ein überaus reiches Kontingent stellt der Norden und sogar Hochnorden für die Winterzeit. Das Tiefland des Talysch nimmt als nahrungsreiche Winterstation einen schr bedeutenden Teil der Wanderer, zumal der Stelz- und Schwimm- vögel der asiatischen Nordküste auf, welehe in der Hauptrichtung NO.—SW. auf ihrer Reise zunächst das Wolgathal erstreben und in diesem mit zunehmender Kälte langsam gegen Süden wandern, um im Winter an der Südküste des Kaspi und namentlich in ihrem südwestlichen Winkel zu bleiben. Ebenso, wie jene Vögel allmählig hoch aus dem Norden nach SW. ziehen, steigen auf viel kürzerer Strecke manche Bewohner der nahen Hochländer zum Überwintern ins Tiefland herab, sowohl Körnerfresser, als namentlich alle Vögel, die auf Insektennahrung angewiesen sind. Daher dieser Reichtum an Geflügel im Tiefland, der seinerseits dann die Häufigkeit des Raubzeugs, namentlich der heranwan- dernden Edelfalken, Habichte, Sperber, großen Schreiadler und Rohrweihen bedingt. Dem gegenüber setzt sich die Sommer- ornis aus verhältnismäßig wenig (109) Arten vor allem im Tief- land zusammen.“ Dieses Gebundensein an bestimmte Straßen bedingt schon *) Die Fauna und Flora des südwestlichen Caspi-Gebietes; Leip- zig 1886. — 110 — einige Unterschiede bezüglich der Vogelfauna im Osten und im Westen, aber dieselben sind viel geringer, sobald es sich um die mitteleuropäischen Landvögel handelt, die sich viel weniger an die Meeresküsten binden, sondern den großen Flußthälern folgen und die Gebirge auf niederen Pässen überschreiten. Da bringt das Donauthal die süddeutschen Vögel gemischt mit den nord- deutschen an den Bosporus und sie ziehen von dort mit den Si- biriern gemischt längs der kleinasiatischen Küste bis zum Nil, während solche, die vielleicht wenig weiter westlich ihre Nester gebaut hatten, durch die Jurasenke und der Rhöne entlang nach dem westlichsten Afrika gelangen, während wieder andere über den Gotthardt oder über den Sömmering die Mittelmeergebiete erreichen. Zugvögel überschreiten das Mittelmeer überall, wo die Küsten sich einander nähern oder zwischenliegende Inseln Ruhestätten gewähren. So über die Straße von Gibraltar und wahrscheinlich an vielen Stellen zwischen Andalusien und dem Rif bis zum Meridian von Cartagena-Oran; dann wieder über die Balearen, über Korsika und Sardinien, über Sizilien entweder von Capri ab direkt oder längs der calabrischen Küste, über Creta nach Barka, und von Cypern direkt zum Nil. Doch scheinen nicht alle diese Straßen gleich stark beflogen; offenbar macht sich hier der Einfluß der Sahara geltend, deren Kreuzung fast schwieriger ist, als die des Meeres; er veranlaßt die Hauptmasse der Wan- derer, sich den Endpunkten der Küstenlinie zuzuwenden, wo im Westen die Küste, im Osten das Nilthal die Erreichung der Tropen leichter machen. Gerade die anscheinend so bequeme Straße über Italien, Sizilien und Tunis wird nach König“) nur ver- hältnismäßig sehr wenig von nordeuropäischen Zugvögeln benutzt. Er sagt darüber: „Was nun die Wandervögel betrifft, so kann ich im Allge- meinen vorausschieken, daß Tunis nur selten von diesen als Zug- straße und Station benutzt wird. Eigentlich ziehen nur zwei Vögel regelmäßig im Frühjahr durch Tunis: die Turteltaube und die Wachtel. Besonders stark ist auch der Zug der Singdrossel, aber, wie es scheint, sehr unregelmäßig, d.h. in einem Jahr bald stärker, bald wieder geringer. Ständiger Zugvogel ist ferner der *) Avifauna von Tunis. In Cabanis, Journal f. Ornithol. 1888 p. 132. — 11 — Flamingo, welcher, statt von Süden nach Norden, oder umgekehrt, von Westen nach Osten zu wandern scheint. Alle übrigen, in Sonderheit die Sumpf- und Wasservögel sind aus noch unbekann- ten Gründen und Veranlassungen höchst unregelmäßige Erschei- nungen daselbst und keineswegs so häufig, wie man denken sollte. Die Schilderungen vieler Reisenden von dem auf und an dem Elbahirasee nach Hunderten und Tausenden zählenden Sumpfvögeln sind als übertrieben zu erachten; ich habe mitten in der Zugzeit Tage erlebt, wo ich an den besten Stellen kaum einen dieser Vögel zu Gesicht bekam. Wohl will ich dem Gedanken Rechnung tragen, daß es früher einmal anders damit bestellt gewesen sein mag, wohl gern glauben, daß die unausgesetzten Verfolgungen der meistens unberufenen Horde von Jägern und Schützen, de- ren Anzahl Legion ist, ungünstig und vermindernd auf Zug- und Wandervögel gewirkt haben, kann aber dennoch meiner Ansicht nicht entgegentreten, wenn ich behaupte, daß Tunis jedenfalls keine beliebte Zugstraße, resp. Ruheort für die befiederten Wan- derer je war, noch ist. Nicht nur die Wasservögel dürften dann alljährlich nicht so spärlich und unregelmäßig auftreten; auch die Zahl anderer Vögel bleibt zu gering. Alle unsere Sänger, unsere Finken und Ammer, welche im Herbst nach dem Süden wandern, berühren Tunis nur ausnahmsweise. Beweiskräftig genug ist außerdem das gänzliche Fehlen mancher bekannten Arten. So oft ich mich in Tunis unter anderem nach dem Storche er- kundigte, so oft wurde mir kopfschüttelnd die Antwort gegeben, daß dieser Vogel hier höchstens dem Namen nach bekannt sei, aber noch nie gesehen wurde, während er doch in Egypten von Jedermann gekannt ist. Sehr auffallend ist auch das gänzliche Fehlen vom rotrückigen Würger (Zanius collurio L.), welcher von Loche für Algier ebenfalls nicht nachgewiesen wurde. Warum wäre ferner der Zug der Waldschnepfen, Bekassinen, Strandläufer, wie des gesammten, stets in großer Individuenzahl auftretenden Sumpf- und Wassergeflügels so arm und gering in Tunis, wenn es deren gewohnte Zugstraße wäre? Nach meiner Ansicht be- rühren deutsche Formen Tunis überhaupt nicht, sondern ziehen alle gen Osten, dem Nil im Aegyptenland zu, und die Heimat, d. h. die Brutplätze der meisten, Tunis auf dem Zug berührenden Vogelarten dürften bereits an der Nordküste des Mittelmeeres, in Italien, Südfrankreich und Spanien zu suchen sein.“ Dem widerspricht allerdings der massenhafte Fang von Zug- vögeln auf den Vogelheerden Italiens vom Tessin ab und die un- zweifelhaften Wanderungen der Wachteln, Lerchen ete., die in Unmassen in Süditalien erlegt werden. Ferner auch die ganz bestimmte Angabe bei Wallace (Geogr. Verbreitung I p. 245), daß Wright auf Malta 278 Arten Zugvögel beobachtet hat. Aber es kann doch keinem Zweifel unterliegen, daß die Straße von Karthago nicht entfernt jemals von solchen Scharen von Wander- vögeln überflogen wird, wie sie z. B. All&on und Vian*) am Bosporus beobachteten, wo mehrere Tage lang wolkenartige Züge in rasender Eile der nördlichen Heimat zustrebten. Ich habe schon im ersten Bande erwähnt, daß Heuglin aus Egypten und Nubien 284 Zugvogelarten aufführt, während König**) in seinem Ver- zeichnis der Fauna von Tunis überhaupt nur 200 Arten hat, ob- schon er mehrmals den Frühlingszug dort beobachtete. Loche hat dagegen aus Algerien, welches die westliche Hauptstraße noch berührt, 400 Arten, davon 294 mit den Nilgebieten gemeinsame, von denen weitaus der größte Teil auf die Zuwanderer aus Europa entfallen dürfte. Est ist von Interesse und stimmt ganz mit den Ansichten Palmens, daß die nordischen Wandervögel wohl Al- gerien, nicht aber Tunis berühren, obwohl die dortigen Strand- seen vorzügliche Winterstationen für sie abgeben würden. Di- rekte Berichte über den Vogelzug von Andalusien nach Nordafrika sind mir leider nicht bekannt geworden. Man hat hier und da versucht, die Straßen der Zugvögel über das Mittelmeer als Zeugen für alte Landzusammenhänge zu verwenden. Mir erscheint das wenig stichhaltig. Die Vögel schließen sich auf ihren Wanderungen so eng wie möglich an die gegenwärtigen physikalischen Verhältnisse an und um den Weg von Andalusien, Sardinien oder Sizilien nach Nordafrika zu finden, brauchen sie keinen besonderen vererbten Instinkt; dafür genügt bei einigermaßen hohem Flug ihr scharfes Auge. Hat die regelmäßige Wanderung der mitteleuropäischen Vögel namentlich in Folge der Riehtung des Donauthales und der Alpenkette eine gewissermaßen ausgleichende Wirkung auf *) Des Migrations des oiseaux de proie sur le Bosphore. In Re- vue Magasin de Zoologie 1869—70. **) Avifauna von Tunis. In Cabanis, Journal f. Ornithol. 1888. die Verteilung der Vogelarten in den Mittelmeerländern, so muß ein umgekehrter Erfolg hervorgerufen werden durch den Umstand, daß im Osten den tropischen Arten der Zugang zu etwaigen Sommerquartieren im gemäßigten Gebiete unendlich leichter ge- macht ist, als im Westen. Das Nilthal, die Gestade des Roten Meeres und die mesopotamischen Zwillingsströme bilden bequeme Heerstraßen, und alle drei münden in derselben Gegend aus, in Syrien, wo große Seen Nistgelegenheit und genügende Nahrung bieten. Manche der Einwanderer sind am östlichen Mittelmeer einheimisch geworden; so besonders eine Reihe großer Wat- und Schwimmvögel, die den Westen entweder nur gelegentlich be- suchen, wie die Pelikane, der Ibis, der Jungfernkranich, oder auch regelmäßig, wie der Flamingo, aber dann immer von Osten herkommend und nur im Osten nistend; sie stehen alle in der europäischen Vogelfauna fremdartig da, obwohl die Pelikane regel- mäßig bis Südungarn gehn und der Flamingo sich schon bis nach Deutschland verflogen hat. Daneben haben wir im Tiefthal des Jordan, auf den Seen von Damaskus und Antiochia im Sommer auch ächte Tropenarten, wie den südostafrikanischen Plotus, und in Persien eine ganze Reihe indischer Arten, welche genau un- seren Zugvögeln entsprechend auf der Hochebene und in den Bergen nisten und im Winter nach der Meeresküste oder naclı Indien wandern, aber ihre Sommerzüge nur ganz ausnahmsweise bis nach Vorderasien oder gar Europa ausdehnen. Sie haupt- sächlich sind es, welche die persische vorderasiatische Vogelfauna, die persische Region Sclaters, erheblich verschieden von der nordafrikanischen erscheinen lassen, wie ein Blick auf die Faunenverzeichnisse von Blanford und von Loche-König zeigt. Noch schärfer treten die Unterschiede hervor gegenüber der Fauna von Turkestan, deren Liste wir Severtzow *) verdanken. Wir haben außerdem noch das Verzeichnis der egyptischen Vögel, so- weit dasselbe sich aus dem großen Werke von Heuglin**) ent- *) In Landsdell, Wissenschaftlicher Anhang zu russisch Central- Asien, nebst Kuldscha, Buchara, Chiwa und Merw. — Aves by N. A, Severtzoff, edited by A. P. Fedtschenko and L. P. Sabanaöff. Leipzig: 1885. **) Ornithologie Nordost-Afrikas, der Nilquellen und Küstengebiete des Roten Meers und des nördlichen Somali-Landes. Cassel 1874. Der Abdruck dieser Verzeichnisse würde mehr Raum beanspruchen, als mir hier zur Verfügung steht. — 114 — nehmen läßt, das leider keine übersichtliche Trennung der Fauna des tropischen Nilgebietes von der des mediterranen gibt, und die Liste der Kaukasier nach der Ornis caucasica von Radde. Vergleichen wir diese Verzeichnisse, so muß uns zunächst die merkwürdige Gleichmäßigkeit der Artenzahl auffallen, die ziemlich bei allen zwischen 380—400 schwankt. Loche und König haben 400, Heuglin, soweit sich nach einer Durchzählung der drei ersten Columnen urteilen läßt, 382, Blanford 384, Severtzoff 395, Radde aus dem Kaukasus 370 Arten und 66 Varietäten. Die Zentralsammlung der italienischen Vögel in Florenz zählt 415 Arten. Die Halbinsel ist freilich auch besonders sorgsam durch- gearbeitet und enthält die meridionalen und die alpinen Arten. Die Zahl der wandernden Arten darunter ist leider nur bei Heuglin angegeben, der sie auf 284 bestimmt, zu denen dann noch 40 weitere kommen, die entweder „mehr als specifisch afrikanische zu betrachten sind, die jedoch hin und wieder schon in Europa oder Westasien nachgewiesen worden sind und zum Teil sogar dort brüten; oder asiatisch- europäische Formen, welche sich zu- gleich auch im nordöstlichen Afrika fortpflanzen, deren Zahl aber zur Winterszeit durch nordische Einwanderer beträchtlich ver- mehrt wird“. Die Zahl dürfte in den anderen Faunen nicht sehr erheblich verschieden sein; nach Tristram kommen von den 322 Arten, die er aus Palästina anführt, 260 auch in Europa vor. Immerhin bleibt dann als eigentümlicher Grundstock noch für jede der großen Provinzen die Zahl von 80—100 Arten. Es wäre eine dankbare Aufgabe für einen Ornithologen, der mit den Irr- gängen der Synonymie völlig vertraut ist, diese endemischen Ele- mente auszuscheiden und mit einander zu vergleichen. Jedenfalls genügen sie, um der meridionalen Region eine selbständige Stellung gegenüber der borealen zu geben. Ebenso aber auch gegenüber der tropisch-afrikanischen, denn von 940 Arten, die Heuglin über- haupt aus seinem Gebiete aufführt, überschreiten demnach 585 die Südgränze des paläarktischen Gebietes nicht. Selbst für die wanderlustigen Sumpf- und Wasservögel der Tropen ist die Gränze eine ziemlich scharfe. Der Ibis, der Nimmersatt (Tantalus), der rote Pelikan, von Landvögeln der Gabar-Sperber (Nesus gabar) und der reizende metallglänzende Honigsauger (Nectarinia metal- lica) sind südlich vom Wendekreis häufig, finden sich aber nur selten nördlich davon. Häufig erscheinen im unteren Egypten — 15 — nur wenige tropische Arten, wie z. B. der Scheerenschnäbler (Rhynchops flavirostris), der zur Zeit des niederen Wasserstan- des in großen Flügen einwandert und beim Beginn der Nilschwelle wieder verschwindet; die Goldschnepfe (AAhynchaena), die im Delta Standvogel geworden ist, wie der Sporenkukuk (Centropus) und das Sultanshuhn (Porphyrio smaragdonotus). Als nubische Ar- ten, die in Oberegypten heimisch geworden sind, nennt Heuglin noch den Ohrengeier, den kleinen grünen Bienenfresser (Merops viridissimus), den Zwergsegler (Uypselus parvus), der sein künst- liches Nest in die Blattfalten der Dumpalme klebt, und den Aka- ziensänger (Argyra acaciae), sowie unter den Wüstenbewohnern das Kronensandhuhn (Prerocles coronatus). Auch Tristram*) führt für Palästina, abgesehen von den Wüstenarten, die bis zum Toten Meere vordringen und von vier Möven des roten Meeres, nur recht wenige südliche Arten an; am auffallendsten darunter ist eine indische Eule, Aetupa ceylo- nensis, die im Jordanthale Standvogel zu sein scheint, und eine Nectarinia. In dem Blanford’schen Verzeichnis ist die Zahl der indischen Eindringlinge natürlich etwas größer, aber im Großen und Ganzen sind es auch nur wüstenliebende Arten aus dem steppenartigen Sind und höchstens der Radschputana, welche, ab- gesehen von den Zugvögeln im engeren Sinne, in Südpersien und Beludschistan einheimisch geworden sind. Daß die nordafrika- nische Fauna nur ganz wenige Vögel enthält, die als Zuwanderer vom Süden her betrachtet werden können, habe ich schon im ersten Bande (S. 65) auseinandergesetzt. Trotzdem ist aber Nord- afrika diejenige Abteilung der Mittelmeerländer, welche am meisten Anspruch auf Anerkennung als eigene ormithologische Provinz hat. Auch nach Ausscheidung der Wüstenarten bleibt hier noch ein starker endemischer Grundstock, und zahlreiche weiter ver- breitete Formen haben sich zu geographischen Varietäten oder selbst zu Lokalarten entwickelt. So Parus ultramarinus Bp., Fringilla spodiogenys Bp., Pratincola mosissjeri Gaill. u. A. Ihre Zahl wird wahrscheinlich noch eine erhebliche Vermehrung erfahren, wenn einmal der marokkanische Atlas genauer durch- forscht sein wird. Über das Verhältnis der nordafrikanischen Avifauna zur südspanischen finde ich leider keine zusammen- *) Proceedings of the Zoological Society of London 1864 p. 426, — 116 — fassenden Angaben. Ein eigener Sperling (Passer hispaniolensis Temm.) und ein Würger (Lanius algeriensis Less.) sind beiden gemeinsam; der bunte Geier (Neophron percnopterus L.) und der Flamingo sind regelmäßige Sommergäste in Südspanien, gehen aber nur ausnahmsweise weiter nördlich; sie sollen beide sogar gelegentlich in Südspanien nisten, doch bedarf die Angabe für den Flamingo sehr der Bestätigung. Reptilien und Amphibien bieten in ihrer Verbreitung auch ein nicht unbedeutendes geographisches Interesse, allerdings nur, wenn man auch bei ihnen die Verbreitung der Arten, ja bei manchen vielleicht selbst die der Varietäten zur Grundlage des Studiums macht. Es ist von Wichtigkeit, daß die verschiedenen Abteilungen der Linne’schen Ordnung Amphibia sieh in vieler Hinsicht total verschieden verhalten. Die Landschildkröten sind im meridionalen Gebiet durch vier Arten vertreten, von denen eine (Testudo s. Homopus hors- fieldi Gray) nur eben noch die Ostgränze berührt. Von den an- deren drei ist, soviel sich nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse erkennen läßt, eine (Testudo ibera L. s. pusilla Shaw) im Westen auf die Gebiete südlich des Mittelmeers- beschränkt und findet sich auf europäischem Boden nur an einer Stelle, im südlichen Sardinien; dafür geht sie im Osten bis nach Zentral- asien. Sie scheint sich mit der gemeinen griechischen Schild- kröte (Testudo graeca L.) völlig auszuschließen; jedenfalls fehlt sie trotz ihres Linneischen Trivialnamens in Südspanien, wo, wie auf den beiden anderen südeuropäischen Halbinseln, nur die griechische Schildkröte vorkommt. Diese hat sich von Dalma- tien aus über Croatien bis zum Banat verbreitet und kommt ge- rade dort, an ihrer nördlichsten Gränze, in einer besonders großen Form vor***). Die dritte Art, die breitrandige Schildkröte (Te- studo marginata Schöpff s. campanulata Walb.) ist aus Grie- chenland bis Prevesa in Epirus bekannt und findet sich nach Böttger auch auf Cypern, während die Angabe aus Syrien auf *) Ich erinnere hier an die interessanten Untersuchungen von L. von Mehely über die Einwanderung der Mauereidechse nach Un- garn, im Zool. Garten 1896 Nr. 4. *#*) Die oft angezweifelte Angabe Rüppells ist neuerdings von Giglioli, Archiv für Naturgeschichte 1879 p. 95, bestätigt worden. *##) Vol, Mojsisovicz in Mitt. des naturw. Vereins Steiermark 1888. — 11 — Verwechslung beruht, wie die noch von Dürigen wiederholte aus dem östlichen Nordafrika, welche von den neueren französischen Faunisten nicht bestätigt wird. Wir haben hier also eine völlige scharfe Trennung durch das Mittelmeer. Weniger scharf gilt das für die Wasserschildkröten. Zwar haben wir auch hier eine Form für den Norden (Emys europaea Schn. s. orbicularis L.), und eine für den Süden (Clemmys caspia Gmelin, einschließlich leprosa Schweigg. = sigriz Dum. et Bibr.), aber die Gränze für beide liegt nicht im Meer; die südliche Form überschreitet die Straße von Gibraltar und kommt in Südspanien und Portugal mit der nördlichen gemischt vor; außerdem bevölkert sie die ganze Balkanhalbinsel und Vorder- asien bis nach Syrien. ZEmys europaea dagegen findet sich durch ganz Spanien, in Frankreich nur in den wärmeren Teilen und an der Westküste bis zur Mündung der Sevre niortaise; sie bewohnt ganz Italien einschließlich der Inseln und verbreitet sich durch das östreichische Küstenland, anscheinend in einer ganz schmalen Zone, zur unteren Donau. Dann aber verbreitert sich ihr Gebiet; während sie im mittleren und oberen Donaugebiet, in Rhein und Weser fehlt, sehen wir sie über Passau und Bud- weis zur oberen Elbe verbreitet, und von da über ganz Osteuropa, Schleswig, Mecklenburg, die Seenplatte bis in die Ostseeprovinzen und die Gegend von Petersburg. Von da läuft die Verbreitungs- gränze scharf südöstlich über Orel und Woronetz nach Astrachan. Ihre Südgränze auf der Balkanhalbinsel scheint noch nicht fest- gestellt; in Dalmatien kommen sicher beide zusammen vor, viel- leicht auch in Südrußland, aber die Balkankette bildet die Gränze nicht, bei Konstantinopel lebt noch europaea, wohl auch in Nord- kleinasien. Sicher herrscht sie in Transkaukasien, am Südrand des Kaspischen Meeres, und vereinzelt ist sie auch im Syr Darja in Turkestan gefunden worden. Bei der Beurteilung dieser eigen- tümlichen Verbreitung dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, daß Emys europaea noch nach der Eiszeit erheblich weiter ver- breitet war; subfossile Panzer finden sich in Torfmooren bis nach Südschweden und bis zum Rhein; sie ist in diesen Gebieten noch zur Steinzeit von dem Menschen als Speise verwendet worden. Neben den beiden genannten paläarktischen Arten finden wir noch die exotische Gattung Trionyx Gray, in Egypten, Syrien und dem Euphratgebiet; sie ist als Fremdling in der meridionalen Kobelt, Zoogeographie II. 12 — 118 — Fauna zu betrachten, aber durch alle Tropengebiete verbreitet. Charakteristischer Weise ist Trionyaz (Rafehtus) euphraticus die nächste Verwandte der vorderindischen Tr. gangetica, während Triony& (Tyrse) nilotica unverändert durch alle Nilländer und über das tropische Afrika bis Sierra Leone verbreitet ist. Den Jordan hat keine von ihnen erreicht. Den Amphibien kommt, wie allen Süßwassertieren, eine weite Verbreitung und eine verhältnismäßig geringe geographi- sche Bedeutung zu. Am wenigsten den schwanzlosen Anuren. Von allen Arten erkennt Bedriaga *) nur den froschartigen, aber zu den Kröten gehörenden Scheibenzüngler (Discoglossus pictus Grav.) als eine ächt meridionale Form an; er findet sich außer in Nordafrika in Südspanien, Griechenland und auf den italienischen Inseln, aber nicht auf der italienischen Halbinsel; für die jonischen Inseln ist er zweifelhaft, im Osten fehlt er. Auch die nordafri- kanische Kröte (Bufo mauritanicus Schl.) ist eine südliche, auf Nordafrika beschränkte Form. Von den übrigen Kröten ist die gemeine Erdkröte (Bufo vulgaris Laur.) über das ganze palä- arktische Gebiet verbreitet; die Kreuzkröte (bufo calamita Laur.) ist eine entschieden westliche Form, geht aber bis zur Weichsel, doch kaum ins Donaugebiet, und fehlt in Italien und Nordafrika. Die grüne Kröte (Bufo viridis Laur. s. variabilis Pallas) ist nörd- lich der Alpen auf die Gebiete östlich des Rheins beschränkt und fehlt auch auf der iberischen Halbinsel, während sie alle übrigen Mittelmeerländer bewohnt und sich durch Asien bis zum Südabhang des Himalaya verbreitet; nur in Deutschland mischen sich die grüne und die Kreuzkröte. In Egypten kommt zu den genannten ächten Kröten noch eine vierte Art, ein Einwanderer aus dem Süden, Bufo regularis Reuss. Von den verwandten Arten geht die Knoblauchskröte (Pe- lobates fuscus Laur.) nicht über die Poebene südlich, aber sie hat in Südfrankreich und auf der iberischen Halbinsel einen Ver- treter (Pelobates cultripes Cuv.); östlich geht sie bis zum Kaspi. Ähnlich ist die Verbreitung der Bergunke (Bombinator pachypus Bp.), die auch in Spanien fehlt; aber sie geht durch Italien bis Kalabrien und durch die Balkanhalbinsel bis Athen, während sie Rußland und dem Osten fehlt; die gemeine Unke (Bomb. bom- *) Bull. Societ& Nat. Moscou 1879. — 119 — binus L. s. ögneus Laur.) scheint die meridionale Region nicht zu berühren. Dagegen ist die Geburtshelferkröte (Alytes obste- tricans Laur.) eine ausgesprochen westliche Form, welche schon am Harz ihre Nordostgränze erreicht und den östlichen Alpen fehlt; sie ist auf der Pyrenäenhalbinsel weit verbreitet und kommt auch auf den Balearen vor, scheint aber in Italien ganz zu fehlen. In Spanien findet sich außer einer Varietät der Geburtshelferkröte (var. boscai Lat.) noch eine verwandte, aber generisch verschie- dene Form (Ammoryctis cisternasi Bosca), welche auch nach Westmaroceo übergreift. Der Pyrenäenhalbinsel und dem Süden Frankreichs eigentümlich ist auch der Schlammtaucher (Pelodytes punctatus Daud.); er geht aber bis nach Ligurien und scheint bei Modena sogar den Apennin zu überschreiten. Von den Fröschen finden wir unseren Laubfroseh durch alle Mittelmeerländer verbreitet, allerdings in einer eigenen Va- rietät (Ayla arborea var. meridionalis Bttg.); er geht ja selbst bis Japan und hat noch auf Hainan eine Varietät. Auch die ächten Frösche haben eine ähnliche Verbreitung; die der ein- zelnen neuerdings unterschiedenen Arten läßt sich noch nicht wohl umgränzen, nur der Springfrosch (Rana agilis Thom.) er- scheint als eine mehr südliche und westliche Form. Unter den geschwänzten Lurchen (Urodelen) ist der Feuer- salamander (Salamandra maculata Laur.) von Nordafrika durch die iberische Halbinsel und ganz Süd- und Mitteleuropa bis Klein- asien und vielleicht noch weiter *) östlich verbreitet; nur auf Sardinien scheint er zu fehlen, auf Korsika wird er durch eine besondere Lokalform (Sal. corsica Bp.) vertreten, in den Alpen durch den Mohrensalamander (Sal. atra Laur.), der nicht über Krain hinaus östlich geht und sich nur in den Seealpen dem Mittelmeer nähert, im Kaukasus durch den kleinen langschwän- zigen kaukasischen Molch (Sal. caucasica Wagl.). — Die Wasser- salamander (Triton Laur. s. Molge Merr.) gehen durch das ganze meridionale Gebiet und sind noch in Nordafrika durch vier eigene Arten vertreten. Die Pyrenäenhalbinsel und die anstoßenden Teile von Frankreich haben in Tr. marmoratus Latr. eine eigene *) Nach Dürigen steht ein von Hemprich und Ehrenberg in Sy- rien gesammeltes Stück im Berliner Museum, ebenso ein zweites mit der Fundortsangabe Egypten; beide Fundorte sind aber seitdem nicht wieder bestätigt worden. — 180 — Art, auch der Leistenmoleh (Tr. paradoxus Raz. s. palmatus Sehneid.) ist ausgesprochen westeuropäisch und geht östlich nicht über Mitteldeutschland hmaus. Außer diesen beiden Arten hat aber der Westen der meridionalen Region noch eine ganze Reihe besonderer Formen, entweder Monotypen oder kleine aus wenigen engverwandten Formen bestehende Gattungen, welche wahr- scheinlich als Relikten angesprochen werden müssen. Ihr öst- lichster Vertreter ist der Brillensalamander (Salamandrina per- spicillata Savi), von Sardinien aus über die apuaner Alpen nach den Abruzzen verbreitet, aber auch auf dem ealabrischen Aspro- monte vorkommend und angeblich auch in Dalmatien gefunden. Mit ihm zusammen, aber nicht über die Abruzzen hinausgehend, lebt ein kleiner brauner Erdtriton (Spelerpes fuscus Bp.); wir werden uns mit beiden bei der Erörterung über die Tyrrhenis noch zu beschäftigen haben. Auf der iberischen Halbinsel treffen wir die goldgestreifte C’hioglossa lusitanica Bocage, anscheinend auf die nordwestlichen Gebiete beschränkt, den kammlosen Pelo- nectes boscai Lat. (= Triton maltzani Bttg.), und den nach Marocco übergreifenden Rippenmolch (Pleurodeles waltlii Mich.), dessen spitze Rippenenden nicht selten die Haut durchbohren, alle drei Monotypen. Ihnen schließen sich die Raulmolche (Euproctus) an, mit je einer Art in den Pyrenäen und ihren Ausläufern (Bupr. asper Dug. = pyrenaeus Lat.), auf Korsika (Eupr. montanus Savi) und auf Sardinien (Zupr. rusconüi Gene). Im Ganzen zeigen also die Urodelen eine entschieden stärkere Entwicklung im Westen; der Osten hat nur einige unbedeutende Lokalformen als Eigentum aufzuweisen. Ebenso ist ein Über- wiegen des Nordens über den Süden unzweifelhaft, aber auch unschwer durch die völlig verschiedenen physikalischen Bedin- gungen zu erklären. Dieselben Bedingungen haben bei den Wärme und Trocken- heit liebenden Reptilien selbstverständlich genau die umge- kehrte Wirkung. Eidechsen und Schlangen finden südlich der Alpen eine ganz andere Entwicklung. Schreiber*) nennt aus Nordeuropa 6, aus Mitteleuropa 21, aus Südeuropa 59 sichere Arten, das angehängte Verzeichnis führt aus der ganzen meridio- nalen Region über 140 Arten an. Ihre Verteilung ist eine sehr *) Herpetologia europaea; Braunschweig 1875. — 1831 — verschiedene, aber es würde zu weit führen, wenn ich versuchen wollte, hier die Verbreitung jeder einzelnen Art eingehend zu erörtern, ich muß das einem Spezialisten überlassen. Wir sehen eine ganze Reihe von Arten, welche dem Westen eigentümlich sind; sie finden ihre Ostgränze teils schon an der Westküste Italiens, teils erst an der Adria; ein guter Teil von ihnen geht in Europa nicht über Südspanien hinaus, andere bis Südfrank- reich, während südlich des Mittelmeeres das Verbreitungsgebiet sich durch Nordafrika bis nach Zentralasien erstreckt. Umge- kehrt gehen zahlreiche östliche Arten, die an der Adria ihre West- gränze finden, südlich des Mittelmeeres bis in den äußersten Westen. Außerdem haben wir eine ganze Reihe von Arten, welche sich völlig dem Leben in der Vorwüste und in der Wüste an- gepaßt haben und vom Atlantischen Ozean bis nach Mesopota- mien und selbst nach Persien reichen. Nicht ganz gering ist die Zahl der Eindringlinge aus dem Süden. Unter ihnen sind auf fallender Weise gerade einige Giftschlangen, so die sudanesische Vipera arietans Merr. im Sus, dem Thal zwischen Antiatlas und Atlas in Südmaroceo, und die afrikanische Brillenschlange (Naja haje L.), die in dem östlichen Nordafrika weit verbreitet ist. Genau ebenso ist die indische Brillenschlange (Naja tripudians L.) nach Zentralasien vorgedrungen und hat dort sogar eine eigene Varietät ausgebildet (var. oxiana Men.). Mit ihr zusammen hat die indische Rattenschlange (Ptyas mucosus L.) die afghani- sche Gränze überschritten, ohne sieh indeß weiter zu verbreiten. Die einzige Crotalide, welche das europäische Gebiet berührt, Trigonocephalus halys Pall., ist dagegen kein solcher Einwan- derer;. sie ist dem nördlichen Zentralasien und dem südlichen Sibirien bis zum Baikalsee eigentümlich und geht südlich nicht über den Nordabhang Persiens hinaus. Unter den Eidechsen sind das Chamäleon und die Agamen ebenfalls Einwanderer aus dem Süden. Die interessanteste Form ist wohl ein kleiner Geckonide, Phyllodactylus europaeus Gene, eine keliktform, die heute auf einige isolierte Felseninseln beschränkt ist; wir werden ihre Ver- breitung in einem der späteren Kapitel näher erörtern, ebenso wie die einzelnen Lokalfaunen bei den betreffenden malakoz0o0- logischen Provinzen näher betrachtet werden sollen. Als Relikt ist wohl auch eine kleine Schlange zu deuten, welche heute der einzige Vertreter der Riesenschlangen (Boidae) — 12 — bildet, Eryx jaculus L. (Boa tureica Oliv.); sie geht von Al serien bis Zentralasien, berührt aber den europäischen Boden nur auf einigen griechischen Inseln. Mit der Riesenschlange, die Atti- lius Regulus am Ufer des Bagrades bei Karthago mit Ballisten beschießen mußte und die 120 Fuß lang war, hat diese Boa sieher niehts zu thun. Anlagen. 1) Aus der meridionalen Region sind folgende Reptilien. und Amphibien bekannt: Clemmys caspia Gmel. — leprosa Schweigg. (sigriz D. B.). Emys europaea Schn. (= orbicu- laris L. = Cistudo lutaria L.). Testudo graeca L. — marginata Schöpff. (nemoralis Aldr.). — ibera L. (mauritanica D. B.). Trionyx aegyptiacus Geoffr. Naja haje L. Vipera ammodytes L. — aspis L. — latastei Bosca. — obtusa Dwig. (= euphratica Mart. = lebetina Jan = brachyura Schl.). — xanthina Gray. — arietans Merr. Cerastes cornutus L. — vipera L. (avicennae Str.). Pelias berus L. öryx jaculus L. Echis arenicola Boie. — carinata Schn. Tarbophis vivax Fitz. — savignyi Aud. Coelopeltis lacertina Fitz. (= mon- spessulana Herm.). — producta Gerv. Psammophis sibilans L. — monilifer Daud. Tropidonotus viperinus Latr. — natrix L. var. persa Pall. — tessellatus Laur. var. hydrus Pall. Elaphis dione Pall. — sauromatis Eichw. — quaterradiatus Gmel. (cervone Aldr.). Zamenis hippocrepis L. — diadema Schleg. (cliffordi Str.). — algirus Jan. — dahlii Fitz. — ventrimaculatus Gray. — viridiflavus Latr. (gemonensis Laur.). — ravergii Menetr. Callopeltis quadrilineata Pall. — aesculapii Host. Rhinechis scalaris Boie. Macroprotodon cucullata Geoffr. (= Coronella brevis Gthr. = maroccanus Ptrs. — Lycogna- thus taeniatus D. B. = textilis D.B.). Coronella austriaca Laur. — girondica Wagl. — amaliae Bttg. Lithorhynchus diadema D. B. Ablabes coronella Schl. — faseiatus Jan. — rothi Jan. — 13 — Ablabes modestus Mrt. (decemli- neatus Gthr.). Micrelaps mülleri Bttg. Onychocephalus simoni Bttg. Typhlops vermieularis Merr. Blanus einereus Vand. — strauchi Bedr. Trogonophis wiegmanni Kaup. Ophiomorus miliaris Pall. Anguis fragilis L. Chaleides tridaetylus Lam. (= Seps chaleides L.). — mionecton Bttg. — occellatus Forsk. — sepoides Aud. (= Sphenops eapistratus Fitz.). — monodactylus Gthr. — lineatus Leuck. — bedriagai Bosca. Ablepharus pannonicus Fitz. Seineus officinalis L. — fasciatus Ptrs. Eumeces schneideri Daud. (=pavi- mentatus Geoffr. = princeps Eichw. = aldrovandii de Fil.). — scutatus Theob. — algeriensis Peters. Mabuia septemtaeniata Reuss (= Euprepes fellowsi Gray). — vittatus Olivi. Pseudopus apus Pall. Ophiops elegans Menetr. — schlueteri Bttg. — oceidentalis Boul. Eremias velox Pall. — variabilis Wag!. — guttulatus Licht. (= pardalis Fitz. = Podareis simoni Bttg.). Psammodromus hispanieus Fitz. — algirus L. — blanei Lat. — mierodactylus Bttg. Acanthodactylus lineo-maculatus DB: ?— savienyi Aud. — vulgaris D. B. Acanthodaetylus schreiberi Boul. — boskianus Lat. Lacerta viridis L. — muralis L. — danfordi Gthr. — laevis Gray. — ocellata Daud. — pater Lat. — perspicillata D. B. ?—agilis L. — . oxycephala D. B. — taurica Pall. — tristrami Gthr. — vivipara Jag. — deserti Gthr. — bedriagai Camer. — mosorensis Kol. — graeca Pall. — peloponesiaca D. B. — judaica Camer. Notopholis fitzingeri Wiegm. — moreotica Bibr. — nigropunctata D. B. Tropidosaura algira L. — mierodaetyla Bttg. Phrynocephalus auritus Pall. (mystaceus Pall.). Agame sanguinolenta Pall. — sinaitica Heyd. — ruderata Oliv. — bibronii Dum. — tournevillii Lat. Ophisaurus köllikeri Gthr. Stellio vulgaris L. Uromastix spinipes Daud. — acanthinurus Bell. Chamaeleo vulgaris Laur. Gyınnodaetylus kotschyi Menetr. — trachyblepharus Spix. — geeccoides Spix. Tropioeolotes tripolitanus Ptrs. — steudneri Ptrs. Phyllodactylus europaeus Gene. Hemidactylus tureicus L. (verru- ceulatus Cuv.). Tarentola mauritanica L. (facetana Aldroy.). — 14 — Tarentola negleeta Strauch. Stenodaetylus guttatus Cuv. Ptyodactylus mauritanicus L. Varanus griseus Daud. Crocodilus vulgaris Cuv. Proteus anguinus Laur. Triton vulgaris L. (taeniatus Behst.) var. meridionalis Blgr. — cristatus L. var. longipes Strauch. — karelini Strauch. — — platycephalus Fatio. — paradoxus Raz. (helveticus). — alpestris Laur. — marmoratus Latr. — vittatus Gray. Pelonectes boscae Hid. (Triton maltzani Bttg.). Pleurodeles waltli Michah. Chioglossa lusitanica Barb. Spelerpes fuscus Bp. Euproetus asper Dug. (pyrenaeus Lat.). — montanus Savi. — rusconi Gene. Salamandrina perspieillata Savi. Salamandra maculosa Laur. Salamandra corsica Bp. — atra Laur. — caucasia Wagl. Pelobates fuscus Laur. — ceultripes Cuv. — syriacus Bttg. Bombinator igneus L. Pelodytes punctatus Daud. Alytes obstetricans L. var. boscae Lat. Ammoryctis eisternasi Bosca. Hyla arborea L. var. meridionalis Bttg. Discoglossus pietus Otth. Rana esculenta L. var. ridibunda Pall. — temporaria L. — agilis Thom. — latastei Blgr. — iberiea Blgr. Bufo ealamita Laur. — viridis Laur. var. balearica Bittg. — regularis Reuss (pantherina Rüpp.). — vulgaris Laur. — mauritanicus Schleg. 2) Boulenger-Lataste in Transact Zool. Soc. London 1891 gibt folgende Liste der Reptilien und Batrachier von Nordafrika: Testudo ibera Pall. ? Emys europaea Schn. Clemmys leprosa Schweig. Stenodactylus guttatus Cuv. Tropiocelotes tripolitanus Ptrs. Saurodactylus mauritani- cas DIEB: Gymnodactylus trachyblepha- rus Bttg. Phyllodactylus europaeus Gene. Galita. Ptyodactylus lobatus Geoffr. Hemidactylus turcieus L. Tarentola mauritanica L. — neglecta Strauch. Agama inermis Reuss. Agama tournevillii Lat. — bibronii A. Dum. Uromastix acanthinurus Bell. Ophisaurus koellikeri Gthr. Varanus griseus Daud. Blanus einereus Vand. Trogonophis wiegmanni Kaup. Lacerta ocellata v. pater Lat. v. tingitana Blgr. — muralis Laur. — perspieillata D. et B. Psammodromus blanei Lat. — mierodactylus Bttg. — algirus L. Acanthodactylus boskianus Lat. — scutellatus Aud. — 15 — Acanthodactylus pardalis Licht. — vulgaris D. B. Eremias guttulata Licht. Ophiops oceidentalis Blgr. Mabuia vittata Oliv. Eumeces schneideri Daud. — algeriensis Pirs. Seineus fasciatus Ptrs. — offieinalis Laur. Chaleides occellatus Forsk. — lineatus Leuck. — tridaetylus Laur. — mionecton Bttg. — mauritanieus D. B. — sepoides Aud. Chamaeleon vulgaris Daud. Eryx jaculus L. Coronella amaliae Bittg. — girondiea Daud. Leptorhynchus diadema D.DB. Zamenis algirus Jan. — hippocrepis L. — diadema Schl. (eliffordi Str.). Tropidonotus natrix L. Tropidonotus viperinus Latr. Macroprotodon cucullatus Geoffr. Psammophis sibilans v. punctata DB} Coelopeltis lacertina Wagl. — producta Gerv. Naja haje L. var. annulifera Ptrs. Vipera latastei Bosca. — lebetina L. (brachyura Schl.). — arietans Merr. Cerastes vipera L. (avicennae Str.). — eormutus Forsk. Echis carinata Schn. Rana esculenta v. ridibunda Pall. Bufo viridis Laur. — mauritanicus Schleg. — vulgaris Laur. Discoglossus pietus Otth. Salamandra maculosa v. algira Bedr. Triton poireti Gerv. — hagenmülleri Lat. Pleurodeles waltlii Michah. 3) Von der Iberischen Halbinsel und den Balearen zählt Ed. Bosca (Bull. Soc. Zool. France 1880) folgende Arten auf: Triton gesneri Laur. (marmoratus DB.) — palmatus Schn. Pelonectes boscai Lat. Euproctus pyrenaeus Dum. et Bibr. Pleurodeles waltlii Mich. Chioglossa lusitanica Barb. Salamandra maculosa L. Aiytes obstetricans Wagl. Ammoryctis eisternasi Bosca. Discoglossus pietus Otth. Pelobates eultripes Grv. Pelodytes daudinii Merr. Bufo vulgaris Dum. et Bibr. — viridis var. balearica Bttg. B. — calamita Laur. Hyla arborea L. — perezi Bosca Sp. B. Rana iberica Boul. Rana fusca Rösel. — esculenta L. Vipera latastei Bosca. — aspis L. — berus v. seoanei Lat. Coelopeltis monspessulanus Herm. Tropidonotus viperinus Latr. B. — natrix L. Periops hippocrepis L. Zamenis viridoflavus Dum. et Bibr. Rhinechis sealaris Boie B. Coronella eueullata Geoffr. B. — girundica Wagl. — austriaca Laur. Amphisbaena (Blanus) cinereus Vand. Anguis fragilis L. Seps chaleides L. — 16 — Gongylus occellatus bedriagai Bosca. Acanthodactylus velox M. Edw. (vulgaris Dum. et Bibr.). Psammodromus hispanicus Fitz. — ceinereus Bp. Lacerta oxycephala Dum. et Bibr. — muralis Laur. B. var. lilfordi Günth. B. — schreibersi Bedr. Lacerta ocellata Tschud. — viridis Dum. et Bibr. Tropidosaura algira Fitz. Hemidactylus tureieus L. B. Platydactylus mauritanicus L. B. Chamaeleon vulgaris Dum. et Bib. Andalusien. Emys caspica Gmel. — europaea Schn. Testudo graeca L. 4) Die für die Tyrrhenis charakteristischen Reptilien und Amphibien sind nach Forsyth Major: Euproctus rusconii Gene. — montanus Savi. Salamandra corsica Bp. Discoglossus pietus Grav. Coelopeltis lacertina Fitz. Tropidonotus viperinus Latr. Periops hippocrepis Dum. et Rib. Rhinechis scalaris Boie. Gongylus ocellatus Forsk. Acanthodactylus vulgaris D. B. Psammodromus hispanicus Fitz. Podareis oxycephala D. B. Lacerta ocellata Daud. Notopholis fitzingeri Wiegm. Phyllodaetylus europaeus Gen. 5) Aus Italien ausschließlich der Inseln kennen wir: Testudo graeca L. Emys europaea Schn. Vipera ammodytes L. — aspis L. Pelias berus L. Tropidonotus tessellatus Laur. — natrix L. Elaphis cervone Ald. — longissimus Laur. Zamenis viridiflavus Latr. Periops hippocrepis L. Coelopeltis lacertina Fitz. Callopeltis quadrilineatus Pall. — aesculapii Host. Rhinechis scalaris Boie. Coronella girondica Wagl. — austriaca Laur. Anguis fragilis L. Seps chaleides L. Acanthodactylus vulgaris D. B. Psammodromus hispanicus Fitz. Lacerta oxycephala D. B, Lacerta muralis L. — vivipara Jacg. — viridis L. Gymnodactylus kotschyi Mtr. Hemidactylus tureicus L. Tarentola mauritanica L. Triton vulgaris L. — cristatus Laur. — alpestris Laur. Spelerpes fuscus Bp. Salamandra maculosa Laur. Salamandrina perspicillata Savi. Pelobates fuscus Laur. Pelodytes punctatus Daud. Bombinator igneus Laur. Rana esculenta L. — temporaria L. — agilis Thom. Hyla arborea L. Bufo vulgaris Laur. — variabilis Pall. — calamita Laur. — 197° — 6) Aus Dalmatien sind nach Kolombatovie (Amfibi e Rettili della Dalmazia, Spalato 1882) und Böttger bekannt: Clemmys caspieca Gmel. Lacerta muralis Laur. Emys europaea Schn. ? — taurica Pall. Testudo graeca L. — viridis Gesn. Vipera ammodytes L. Hemidactylus verruculatus Cuv. Tarbophis vivax Fitz. Platydactylus facetanus Ald. Coelopeltis lacertina Fitz. Proteus anguinus Laur. Tropidonotus tessellatus Laur. Triton taeniatus Schn. — natrix var. murorum. var. meridionalis Bttg. Elaphus cervone Ald. — cristatus Laur. Zamenis dahli Savi. Salamandra maculosa Laur. — viridiflavus Laur. ? Salamandrina perspicillata Savi. Callopeltis quadrilineata Pall. Bombinator igneus Laur. — aesculapii Ald. Hyla arborea L. Coronella austriaca Laur. Rana eseulenta L. Anguis fragilis L. — temporaria L. Pseudopus apus Pall. Bufo vulgaris L. Lacerta oxycephala Schleg. 7) Conemenos sammelte um Prevesa in Epirus: Rana esculenta v. ridibunda Pall.e. Coluber quadrilineata v. leopar- — agilis Thom. dina Fitz. Bufo viridis Laur. — aesculapii Host. Hyla arborea L. — quaterradiata Gmel. Triton vulgaris v.meridionalisBttg. Tropidonotus natrix v. persa Pall. Hemidactylus tureicus L. Coelopeltis monspessulana var. Ophisaurus apus Pall. neumayri Fitz. Anguis fragilis L. Vipera ammodytes L. Lacerta viridis L. Testudo marginata Schöpft. — muralis Laur. — graeca L. var. tiliguerta Gmel. Clemmys caspia var. rivulata Val. Ablepharus pannonieus Fitz. 8) Von den jonischen Inseln sind nach Werner, Verh. Zool.- bot. Gesellsch. 1894, bekannt: Testudo graeca L. Algiroides moreoticus Bib.-Bory. *? — marginata Schöpff. — nigropunctatus D. B. Emys orbicularis L. Anguis fragilis L. Clemmys caspia Gmel. Ablepharus pannonicus Fitz. Gymnodaetylus kotschyi Steind. Typhlops vermiculata Merr. Hemidactylus turcieus L. *? Eryx jaculus L. Tarentola mauritanica L. Tropidonotus natrix var. persa *? Ophisaurus apus Pall. Pall. Lacerta viridis Laur. — tessellatus Laur. — muralis Laur. Zamenis gemonensis var, — peloponnesiaca Bib. caspius, Zamenis dahlii Fitz. Coluber leopardinus Bp. *? — aesculapii Host. — quaterradiatus Ginel. Coelopeltis lacertina Wagl. Tarbophis vivax Fitz. Vipera ammodytes L. 1858 — Rana esculenta L. Bufo viridis Laur. — vulgaris Laur. Hyla arborea L. ?* Discoglossus pictus Otth. Molge vulgaris var. meridionalis Bttg. 9) Amphibien und Mollusken von Griechenland nach Be- driaga, Bull. Soc. Moscau 1881. Zoolog. Jahresb. 1883. Triton taeniatus Schn. (palustrisL ). — paradoxus Raz. — cristatus Laur. Salamandra maeculosa Laur. Bombinator igneus Laur. (varie- gatus L.). Discoglossus pietus Otth. Rana esculenta L. — temporaria L. — agilis Thom. Hyla arborea L. Bufo variabilis Pall. — vulgaris Laur. Anguis fragilis L. Ablepharus pannonicus Licht. (rongylus ocellatus Forsk. Ophiomorus punetatissimus D. B. (miliaris Pall.). Pseudopus apus Pall. Gymnodactylus kotschyi Steind. Hemidactylus tureieus L. Platydactylus mauritanicus L. Stellio vulgaris Latr. (cordylinus Laur.). Notopholis nigropunctatus D. B. — moreotica Bibr. Bory. Lacerta viridis Laur. — oxycephala Fitz. — taurica Pall. Lacerta peloponnesica B. B. — muralis Laur. Typhlops lumbricalis Daud. (ver- micularis Merr.). Eryx jaculus L. Coronella austriaca Laur. Tropidonotus natrix L. — tessellatus Laur. var. hydrus Pall. Zamenis viridiflavus Latr. (gemo- nensis Laur.). — dahlii D. B. Coluber quadrilineatus Pall. var. leopardinus Fitz. — pallasii Bedr. Elaphis quaterradiatus Lac. (cer- vone Aldr.). Elaphis sauromates Pall. Coelopeltis lacertina Wagl. (mon- spessulanus Bp.). Tarbophis vivax Fitz. Vipera euphratica Martin (= mau- ritanica D. B. = lebetina Forsk.). — ammodytes L. Testudo graeca L. — marginata Schöpft. Clemmys caspica Gmel. Emys europaea Schneid. 10) Von Cypern führt Böttger (Bericht Senckenb. Ges. 1579/80) folgende Reptilien und Amphibien an: Typhlops vermicularis Merr. Ablabes modestus Jan. Zamenis viridiflavus Latr. — dahli Fitz. — ravergieri Menetr. Tropidonotus natrix L. Tropidonotus tessellatus Laur. Coelopeltis lacertina Fitz. Tarbophis vivax Fitz. Vipera euphratica Mart. — xanthina Gray. Amphisbaena einerea Val. Lacerta muralis Laur. — agilis L. ? — judaica Camer. — vivipara Jacg. Ophiops elegans Menetr. — schlueteri Bttg. Acanthodactylus savignyi Wiegm. — boskianus Daud. Ablepharus pannonicus Fitz. Eumeces pavimentatus Geoffr. Euprepes vittatus Oliv. — quinquetaeniatus Wagl. Anguis fragilis L. Seps chalcides L. 189 Seps occellatus Forsk. Gymnodactylus geccoides Spix. — kotschyi Steind. Phyllodaetylus europaeus Gene. Hemidactylus verruculatus Cuv. Platydactylus mauritanicus L. Stellio vulgaris Latr. Chamaeleo vulgaris Daud. Testudo marginata Schöpff. Thalassochelys cauana Schweigg. Bufo vulgaris Laur. Hyla arborea v. meridionalisBtte. Rana esculenta L. — fusca Rösel. 11) Aus Syrien und Palästina zählt Böttger (Senekenb. Ber. 1879/80) folgende Amphibien auf: Typhlops vermicularis Merr. OÖnycehocephalus simoni Bttg. Micrelaps mülleri Bittg. Ablabes coronella Schl. — fasciatus Jan. Persien. rothi Jan. (modestus Gthr.). — modestus Mart. (decemlineatus Gthr.). var. inornata Jan. — decemlineata Dum. quadrilineata Jan. Coronella austriaca Laur. Coluber quadrilineatus Pall. — aesculapii Host. Lytorhynchus diadema D. B. Zamenis ventrimaculatus Gray. — viridiflavus Latr. — dahli Fitz. — ravergieri Menetr. (neglecta Jan). Tropidonotus natrix L. — tesselatus Laur. Coelopeltis lacertina Fitz. Psammopnhis monilifer Daud. var. hierosolymitana Jan. Tarbophis vivax Fitz. Eryx jaculus L. Vipera euphratica Mrt. — xanthina Gray. — ammodytes L. — cerastes L. Eehis arenicola Boie. Amphisbaena einerea Vand. Lacerta viridis Laur. — muralis Laur. — judaica Camer. Lacerta tristrami Gthr. — agilis L. — vivipara Jacg. — deserti Gthr. Ophiops elegans Menetr. — schlueteri Bttg. Acanthodactylus savignyi Aud. — boskianus Daud. Podarces pardalis Licht. Pseudopus apus Pall. Ablepharus pannonicus Fitz. Scincus offieinalis Laur. Eumeces pavimentatus Geoffr. Euprepes fellowsi Gray. — vittatus Oliv. — septemtaeniatus Reuss. Anguis fragilis L. Ophiomorus miliaris Pall, Seps monodactylus Gthr. — chaleides L. — occellatus Forsk. Sphenops capistratus Fitz. Gymnodactylus geccoides Spix. — kotschyi Steind. Hemidactylus verruculatus Cuv. Platydactylus mauritanieus L. Stenodactylus guttatus Cuv. Ptyodactylus hasselquisti Schneid. Agama sinaita v. Heydn. — ruderata Oliv. Stellio vulgaris Latr. Chamaeleo vulgaris Laur. 190 °— Crocodilus vulgaris Cuv. Testudo ibera Pall. Clemmys caspica Gmel. Triony& aegypticus Geoffr. Chelone viridis Schneid. — cauana Schweigg. Triton vittatus Gray. Bufo pantherinus Boie. — variabilis Pall. — vulgaris Laur. ? Pelobates ceultripes Cuv. Hyla arborea v. meridionalis Bttg. Rana esculenta L. 12) Zentralasiatische Reptilien und Amphibien nach Lands- dell: Testudo ibera Pall. — horsfieldi Gray. Psammosaurus caspius Eichw. Gymnodactylus caspius Eichw. — scaber Rüpp. — eversmanni Strauch. Phrynocephalus auritus. — helioscopus. — interscapularis Licht. — caudivolvus. Stellio aralensis Licht. — lehmanni Strauch. — himalayanus Strauch. Teratoseineus keyserlingii Strauch ? Podareis variabilis Pall. — intermedius Strauch. — velox Pall. ?— erythrurus. Scapteira grammiea Licht. Scapteira scripta Schrenk. Lacerta vivipara Jaq. Pseudopus pallasii. Ablepharus deserti Strauch. — brandtii Strauch. Euprepes princeps. Eryx jaculus L. Tropidonotus natrix var. hydrus Pall. Elaphe dione Pall. Coluber sp. Zamenis fedtschenkoi Strauch. Choristodon sibiricus Dum. Trigonocephalus halys Licht. Pelias berus L. Rana viridis cachinnans Pall. Bufo variabilis Pall. Ranodon sibirieus Kessl. — kessleri Pall. Siebentes Kapitel. Die Flora der meridionalen Region. Der Botaniker ist bezüglich der meridionalen Region in einer glücklicheren Lage als der Zoologe. Für ihn gibt es keinen Zweifel darüber, daß die Gebiete südlich der Alpen als eine völlig selbständige Abteilung zu betrachten sind und daß der ganze un- geheure Raum von den Azoren und Madera ab bis nach Turke- stan untrennbar zusammen gehört. Die Zahl der endemischen Arten ist eine geradezu wunderbare, besonders im Orient. Nach Grisebach sind von 7000 Arten der Mittelmeerländer 4200, also 60°/, auf die Meridionalregion beschränkt. Drude*) gibt eine Zusammenstellung für einige wichtigere Gattungen nach Boissier's klassischer Flora orientalis. Danach sind für sehr viele Gattungen über die Hälfte, ja zwei Drittel und noch mehr der Arten nur aus dem Gebiete der Flora orientalis bekannt geworden; nur selten sind die Gattungen, wo die Arten gar nichts besonderes aufzu- weisen haben, und formenreiche Gattungen des mediterran-orien- talischen Florenreiches sind das niemals. So sind von 800 Astra- galus-Arten 700 endemisch, von 93 Anthemis 81, von 136 Cou- sinia 132, von 185 Centaurea 147, von 67 Scorzonera 56, von 125 Campanula 105, von 56 Onosma 51, von 123 Verbascum 107, von 78 Serophularia 66, von 107 Salvia 91, von 87 Nepeta 78, von 84 Stachys 72, die 74 Acantholimon sämmtlich, von 69 Tri- gonella 54, von 69 Onobrychis 64, von 89 Dianthus 73, von 205 Silene 158, von 61 Erysimum 54, von 64 Alyssum 50, von 38 Tamarix 27, von 75 Hypericum 62, von 44 Crocus 37, von 29 Colehieum 25, von 33 Fritillaria 27, von 139 Allium 109. An- *) Pflanzengeographie p. 32. — 192° — gesichts dieser Zahlen kann von einem Zweifel an der Selbstän- digkeit des atlantisch-mediterran-orientalischen Florenreichs keine Rede sein. Anders steht es mit der Frage nach der Einheit dieses großen Florenreiches. Hier steht der Botaniker vor einer viel schwierigeren Frage als der Zoologe, denn zwei Einflüsse kommen hier zur Geltung, deren Abschätzung in jedem Einzelfalle nötig ist, das Klima und die Facies. Beide Einflüsse bedingen und modifizieren einander in der mannigfachsten Weise und lassen das dritte bestimmende Element, das geschichtlich-geologische, mitunter sehr in den Hintergrund treten, jedenfalls mehr als bei irgend einer Abteilung des Tierreichs. Nur so ist es erklärlich, wenn ein Mann wie Grisebach es fast völlig eliminieren will, und lieber die Samen durch den Wind auf ungemessene Strecken transportieren läßt, als den Reliktencharakter anerkennt. Die klimatischen Verhältnisse am Mittelmeer sind unendlich mannigfaltiger, als die der Länder nördlich der Alpen. Wir ha- ben Gebiete mit ausschließlichen Winterregen und solehe mit Herbst- und Frühjahrsregen; dazwischen eingesprengt liegen Di- strikte mit mehr oder minder ungenügendem Regenfall und er- heben sich Gebirge bis zur subalpimen und alpinen Region. Dazu ändern sich von Westen nach Osten immer mehr die Grundbe- dingungen des Klimas; der Einfluß des Atlantischen Ozeans nimmt ab, der der Sahara nach dem Dove’schen Gesetz zu; die von Westen herkommenden Minima mit ihren regenspendenden Wolken scheinen das hintere Mittelmeer kaum mehr zu berühren. Dem entspricht die mannigfache Abwechslung der Facies. Regenarmut, mag sie nun bedingt sein durch die weite Entfernung vom Ozean und den Einfluß der Sahara, oder durch die Lage im Wind- schatten der Gebirge, führt zur Steppenbildung; in Gebieten mit senügender Regenmenge und nicht allzutief liegendem Grund- wasser herrscht der Wald vor, soweit ihn nicht thörichte Men- schenhand vernichtet und das Gebirge in unfruchtbare Felsen- wildnis verwandelt, oder unter günstigeren Verhältnissen den Hochwald in die Ruinenform der Macchie übergeführt hat. — Aber Steppen, Kulturland, Wald, Hochgebirge haben bei aller Ähnlichkeit im Gesamteindruck doch durchaus nicht dieselben Arten; ein eingehenderes Studium läßt überall den Einfluß des historischen Momentes erkennen. — 19 — Eine hochinteressante Übersicht der Entwicklung der Pflanzen- welt in der Mediterranregion hat Engler*) gegeben. Die Flora hatte in der früheren Tertiärperiode einen subtropischen Charakter. Als sich die Gebirge ringsum erhoben, mußten sich schon im Mioeän Unterschiede in der Flora herausbilden, wenn auch über- all dieselben Pflanzen aus der Ebene emporstiegen und die Ge- birge bevölkerten. Die Mittelmeerländer waren damals nicht nur wärmer, sondern auch erheblich feuchter. Mit der Hebung der Gebirge und der Herausbildung der Sahara begann die Abkühlung und die Austrocknung, und damit das Zurückweichen der altter- tiären Flora nach den feucht und wärmer bleibenden Gebieten. Ihre Überreste sind in den Lagerstätten am Monte Bolea erhalten. An ihre Stelle traten die Glieder der Flora, die wir heute als Japanisch-nordamerikanisch bezeichnen, die aber von den Bota- nikern richtiger die arkto-tertiäre genannt wird. Engler führt eine ganze Reibe von Gattungen auf, die sich auf das Eocän zu- rückführen lassen und teilweise fremdartig in der heutigen Mittel- meerflora stehen; ich gebe ihr Verzeichnis im Anhang 1. Sie haben sich meist nur stellenweise gehalten. Sonst ist überall die arktotertiäre Flora eingedrungen und hat geherrscht, bis die Ab- kühlung während der großen Eiszeit sie zurückdrängte und wohl auch die alttertiäre hier und da noch mehr einschränkte. Mit der Glazialperiode drang ein drittes Florenelement aus dem Norden und Osten nach den südlicheren Breiten, die boreale Flora, und ihr folgte in der eigentlichen Eiszeit die Glazialflora, die bei zu- nehmender Erwärmung teils wieder verschwand, teils sich in die Hochgebirge zurückzog. In die freiwerdenden Gebiete rückten teils die borealen Arten von den Bergen herunter, teils kehrten die in den wärmsten Teilen erhalten gebliebenen Reste der Stamm- flora zurück, soweit sie nicht durch das Meer abgehalten wurden. Aus der Mischung der tropischen Stammflora, der arktotertiären und der borealen Flora ist die heutige meridionale Flora ent- standen; von dem Prozentsatz, mit dem jedes der drei Elemente an der Mischung beteiligt ist, hängt der Charakter der Lokalflora ab. Dieser Prozentsatz wird aber wieder wesentlich bedingt durch das Klima, und das ist der Punkt, wo die Lehren Englers sich *) Versuch einer Entwicklungsgeschichte der extratropischen Flo- rengebiete der nördlichen Hemisphäre. Leipzig 1879. Kobelt, Zoogeographie II. 3) — 14 — mit der Ansicht Grisebachs vereinigen, der „Alles davon abhängen läßt, ob die Regen bringenden Äquatorialströmungen des Winters bis zum Erdboden niedersteigen oder nicht“. Grisebach *) selbst hebt hervor, daß von den 60 monotypi- schen (nur eine Art umfassenden und deshalb meist als Relikten zu betrachtenden) Gattungen, welche den Mittelmeerländern ende- misch sind, nur 12 eine weitere Verbreitung haben; die übrigen bewohnen nur einzelne Abschnitte des Gebietes und haben fast sämmtlich in den großen Meeresflächen, welche die Halbinseln und Kontinente von einander absondern, auf ihren Wanderungen eine mechanische Schranke gefunden. „Ebenso umfassen von den 4200 endemischen Arten nur etwa 500 den ganzen Raum von Spanien bis Anatolien, 1000 sind zwei oder mehreren Abschnitten gemeinsam und großenteils klimatisch bald auf die westlichen oder östlichen, bald auf die südlichen Landschaften eingeschränkt. Es bleiben also 2700 Arten übrig, deren Wanderung durch das Meer beschränkt wurden, oder die nur wenig von einer einzelnen Gruppe kontinental verbundener Vegetationszentren sich entfernt haben. Hierin liegt daher der allgemeinste Gegensatz des nörd- liehen und südlichen Europas. Während wir in dem nördlichen Waldgebiete, so weit ununterbrochene Ebenen vom Atlantischen bis zum Paeifischen Meer sich ausdehnen, die Wohnorte der Pflanzen vorzugsweise durch klimatische Linien bestimmt fanden, äußern im Mittelmeergebiet mechanische Hindernisse der Verbreitung einen weit größeren Einfluß auf den systematischen Charakter der Flora. Die ungemein große Küstenentwicklung, welche das Gebiet zu abgesonderten geographischen Räumlichkeiten gliedert, wirkt auf die Wanderungen der Pflanzen viel mehr trennend, als verbindend. Die ursprünglichen Erzeugnisse wurden in weit hö- herem Grade festgehalten, die Vegetationscentren lassen sich noch jetzt viel zahlreicher erkennen, die Halbinseln nähern sich in dıeser Beziehung den Gesetzen der Anordnung, welche von den ende- mischen Archipelen abgeleitet sind. Wenn im Norden fast nur unter den Gebirgspflanzen Beispiele eng begränzter Wohngebiete nachgewiesen werden können, so ist zwar im Süden der ende- mische Charakter auf gewissen Gebirgen ebenfalls stärker, als im Tiefland ausgesprochen, aber auch die Mediterrangewächse *) Vegetation der Erde I. p. 363. — 15 — im engeren Sinn sind in manchen Fällen nur an einzelnen Stand- orten bemerkt worden.“ (Griesebach.) Engler hat in seiner Entwicklungsgeschichte folgende Ein- teilung des meridionalen Gebietes in Unterabteilungen gegeben: a. Iberische Provinz. 1. Portugiesische Zone. 2. Mittelspanische Zone. 3. Granadazone. 4. Balearische Zone. b. Ligurisch-tyrrhenische Provinz. 1. Nordische Zone, Südfrankreich, Ligurien, das west- licke Ober- und Mittelitalien. 2. Corsikanisch-sardinische Zone. 3. Unteritalische Zone: Calabrien, Sizilien. ce. Marokkanisch-algerische Provinz. d. Östliche Mittelmeerprovinz. l. Adriatische Zone: östliches Italien, Istrien, westliche Balkanhalbinsel. 2. Pontische Zone: Thraeien, die pontische Küstenregion wit den Gebirgen der Krim, der Westabhang des Kaukasus und das Riopbecken. 3. Anatolisch-persische Zone: Kleinasien ausschließlich der Nordküste, Nordpersien, Afghanistan. 4. Südliche Zone: das afrikanisch-arabische Wüstenge- biet, Mesopotamien, das südliche Persien und Belud- schistan. Der nördliche Apennin, die bosnisch-herzegovinischen Ge- birge, der Balkan, der zentrale und östliche Kaukasus werden von Engler nicht der mediterranen, sondern der mitteleuropäischen Region zugerechnet. Diese Einteilung hat vieles gemein mit derjenigen, zu der uns die Verbreitung der Schnecken führt, aber sie unterscheidet sich auch wieder seharf von ihr, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden. Vor Allem kann Spanien nur zum kleinen Teile der Meridionalregion zugerechnet werden, und dieser Teil kann von Nordafrika nieht getrennt und ihm auch nicht als Ganzes zugerechnet werden. Dann haben wir Nordafrika in verschiedene Kreise zu zerlegen. Hauptsächlich aber spielt Italien eine ganz andere Rolle, es bleibt eine wichtige Provinz und gibt nur kleine Gränz- — 1% — distrikte an die Nachbarregionen ab; eine adriatische Zone können wir nicht anerkennen. Der Einfluß des Pontus ist ein viel be- schränkterer, den Kaukasus müssen wir als Ganzes betrachten und die südliche Zone sondert sich von Osten nach Westen in drei oder vier gut geschiedene Abteilungen. Wir werden diese Unterschiede in den folgenden Kapiteln näher begründen. Es ist natürlich nicht die Aufgabe einer der Zoogeographie gewidmeten Arbeit, genauer auf die Verbreitung der Pflanzen einzugehen; was ich darüber zu sagen habe, werde ich bei den einzelnen Kapiteln anfügen. Hier möchte ich nur einige Punkte zur Sprache bringen, welche dorthin nicht reeht passen. Einer der markantesten Fälle, welche eine ehemalige Tren- nung des Mittelmeers in zwei Hälften zu beweisen scheinen, ist die Verbreitung der Zwergpalme (Uhamaerops humilis). Diese Pflanze ist heute die einzige im Mediterrangebiet wirklich ein- heimische Palme; die Dattelpalme, obschon fossil vorkommend und in vielen Saharaoasen sich ohne Menschenhülfe erhaltend, ja auf den Kanaren durch eine eigene nalı verwandte Lokalart vertreten, kann nicht als vollberechtigter Bürger gelten, denn sie bringt ohne Menschenhülfe keine ausgebildete Früchte und er- hält sich nur durch Wurzelausschläge. Die Zwergpalme ist in ihrer Ausbreitung beinahe ausschließlich an das Tyrrhenische Meer gebunden. In Maroceo, der Provinz Oran und in Andalusien be- deekt sie nicht nur an der Küste, sondern auch weit im Inneren, ausgedehnte Flächen als ein lästiges, jedes Ausrottungsversuches spottendes Unkraut; an der Küste erreicht sie noch bei Valencia auf der Dehesa des Albufera eine wundervolle Entwicklung und findet sich noch wildwachsend bei Tarragona. In Nordafrika beginnt sie schon östlich von Mostaganem sich auf die Küsten- ebene zu beschränken, greift aber im Thal des Sahel noch bis Beni Mansur landein; von da ab ist sie auf die vorspringenden Kaps beschränkt und zwar ausschließlich auf deren Westseite; so am Cap de Garde bei Böne und am Dschebel Bu Kornein bei Tunis. Weiter östlich wird sie wenigstens an der tunisischen Küste nicht mehr angetroffen. Auch an der sizilianischen Ost- küste habe ich sie weder bei Syrakus, noch bei Taormina, noch in den neptunischen Bergen gesehen. Nach Grisebach findet sie sich am Aetna bis zur Meereshöhe von 1000°; ich habe sie mei- nes Wissens dort nirgends beobachtet, auch nicht im südlichen u Sizilien, wenigstens nicht östlich von Girgenti, wohl aber allent- halben an der Westspitze. In Sardinien wächst sie nach Maltzan nicht in dem heißen Süden, sondern ist auf die steppenartige Umgebung von Alghero im Norden der Insel beschränkt, auf Korsika fehlt sie ganz. Von den Balearen hat sie nach Will- komm nur Mallorka. An der italienischen Westküste findet sie sich, wie im östlichen Algerien, überall da, wo ein kalkiges Vorgebirge in das Meer hinein vorspringt, sowie auf einigen In- seln des toskanischen Archipels, Elba, Palmajola, Capraja. Der nördlichste Standort scheint der Mte. Argentaro an der toskani- schen Küste zu sein, in Ligurien ist sie unsicher, an der Riviera ist sie nach Gombes*) von den Besenbindern ausgerottet wor- den. In Süditalien habe ich sie weder bei Neapel noch auf der Ostküste am Gargano und in der Puglia petrosa gesehen, auch nicht bei Tarent, wo ich 1872 wochenlang sammelte; nach Grise- bach soll sie von Brindisi ab an der apulischen Küste vorkom- men und Philippson nennt sie aus der Gegend von Durazzo in Albanıen. Die jonischen Inseln haben sie bestimmt nicht, aus Griechenland und weiter östlich ist kein sicherer Standort be- kannt. Mit Ausnahme des Aetna und der beiden Stellen am Eingang der Adria schließt sich das Verbreitungsgebiet voll- ständig dem Tyrrhenischen Meer an und bietet förmlich ein Pa- radigma für die Ausbreitung einer Art, welche ihre Heimat im Westen an beiden Gestaden des Mittelmeereinganges hat und deren Samen von dort durch die Strömung zu einer Zeit ver- breitet wurden, wo Sizilien und Tunis noch landfest verbunden waren. Aber nach Saporta hat Heer Reste von Chamaerops hu- milis in der Schweiz fossil gefunden und das läßt die Erklärung als Relikt doch auch als naheliegend erscheinen **). Die Nadelhölzer bieten in ihrer Verbreitung auch manches Eigentümliche. Grisebach hat ihnen eine eingehendere Behand- lung gewidmet, auf die ich verweisen kann; ich möchte nur einige besondere geographisch interessante Punkte erwähnen. In *) Le Naturaliste 1897 p. 207. **) Ohamaerops hat übrigens, was meistens übersehen wird, eine zweite Art (Ch. ritcheana Griff.) in Beludschistan, welche bis nach Attok am Hindukusch nördlich geht. Hooker wollte sie nach Grise- bach (l. e. p. 568) sogar mit humilis vereinigen, aber nach Wendland ist sie generisch verschieden. — De der südspanischen Serrania de Ronda und der Sierra vermeja wächst, auf wenige Standorte beschränkt aber dort ausschließ- lich bestandbildend, eine prachtvolle Kieferart, Abies pinsapo; sie ist neuerdings in einer kaum unterscheidbaren Varietät (Ab. baborensis) auch in der Kleinen Kabylie Nordafrikas aufgefun- den worden — aber sie findet sich auch im Pliocän der Auvergne. Pinus brutia Ten. s. paroliniana Webb findet sich in Calabrien, auf Kreta und Cypern und bestandbildend an der Südküste von Kleinasien bis zu 1500 m*®). Die Libanon-Ceder, die man lange auf die wenigen uralten Stämme im Libanon beschränkt glaubte, findet sich bestandbildend im eilieischen Taurus, und in Nord- afrika an drei weit getrennten Stellen, in den Aures, bei Blidah in der Provinz Algier und am Uaransenis; sie fehlt im Pelopones wie auf Kreta. Der spanische Wachholderbaum (Juniperus thu- rifera), der von Arragonien bis Valencia und Murcia einen guten Teil des Waldes am Abhang der Meseta bildet, findet sich auch auf dem Atlas, in Sardinien und auf dem Taurus; dazwischen noch in etwas veränderter Form auf Thasos im Archipel, während sein asiatischer Bruder (Juniperus foetidissima) Europa nur an der Südküste der Krim berührt und dann am Kaukasus, im Tau- rus, auf Cypern und wieder im Himalaya vorkommt. Pinus peuce Gris. s. excelsa Hook. ist im Himalaya allgemein verbreitet und geht bis Afghanistan; dann findet sie sich wieder auf dem Peri- steri bei Bitolia in Macedonien und auf dem Kom an der Gränze Montenegros. Soll man da sich mit der Erklärung begnügen, daß der Wind den Samen dahin getragen habe? oder soll man hypothetische Landengen erschaffen, die für jede einzelne Art anders gerichtet sind, und schließlich doch nur einen Teil der Rätsel erklären können? Ich denke, es liegt dann doch viel näher, daß alle solche lückenhaft verbreitete Pflanzen Überreste aus einer Zeit sind, wo sie weiter und gleichmäßiger verbreitet waren. Wir müssen sie als geologisch alt betrachten, auch wenn wir die Beweise dafür noch nicht in Händen haben. Das wird wohl auch für Zdhododendron ponticum gelten, das, in Kleinasien weit verbreitet, an der Südküste Spaniens wieder auftritt, und für Geum heterocarpum, das nur am persischen Elbrus und in *) Cfr. Hempel und Wilhelm, die Bäume und Sträucher des Wal- des, Wien 1889. N den höheren Bergen von Granada und Murcia vorkommt, und sicher von den etwa 30 Steppenpflanzen, welche den spanischen und den vorderasiatischen Steppen gemeinsam sind. Eine der rätselhaftesten Pflanzenerscheinungen war immer der nordafrikanische Arar (Callitris quadrivalvis), aus dessen Wurzelmaserknollen die mit Gold aufgewogenen Citrustische der Römer gemacht wurden; er steht in der paläarktischen Fauna völlig isoliert und hat außer einem Gattungsgenossen in Austra- lien nur noch eine Verwandte, die kapische Widdringtonia. Das Auffinden beider Gattungen im miocänen Aquitanien der Provence und in der Braunkohle von Kyme auf Euböa löst das Rätsel in der einfachsten Weise. Engler führt übrigens eine ganze Reihe von Gattungen (nicht Arten) auf, die den Mittelmeerländern und dem Kap gemein sind, aber dazwischen entweder ganz fehlen oder höchstens noch am Kilimandscharo oder Kenia vorkommen. Er hat von unserem Standpunkt aus unbedingt Recht, wenn er annimmt, daß sie einst über ganz Afrika verbreitet waren, aber in den Tropen durch die heutige Flora verdrängt wurden. Wir haben hier noch eine Frage zu besprechen, welche von allgemeinem Interesse ist, die nach dem Verhältnis der immer- grünen Flora der Mittelmeerländer zu der sommergrünen. Selbst- verständlich müssen wir dabei alle diejenigen Pflanzen ausscheiden, welche vom Menschen eingeführt worden sind, mögen sie heute auch noch so sehr die Physiognomie der meridionalen Gebiete beeinflussen, und wir müssen auch die Veränderungen berück- sichtigen, welche die mehrtausendjährige Kultur auf die Flora der Mittelmeerländer ausgeübt hat. Nicht nur Eucalyptus und Kasuarine, Aloö, Opuntia und die sämtlichen Agrumen sind Fremdlinge am Mittelmeer, auch die charakteristische Zypresse, eine Spielart des (upressus horizontalis, welche ihre Verbreitung der Religion Zoroasters verdankt, die in ihr das Sinnbild der heiligen Flamme sah, der zahme Ölbaum, die Karube, die Palme, ja vielfach auch die Pinie, die Feige und der Weinstock danken ihre heutige Verbreitung der menschlichen Kultur. In den Be- richten der Alten erscheint uns ein guter Teil der Mittelmeer- länder mit Hochwald bedeckt, teils aus Nadelholz, teils aus sommer- grünen Bäumen bestehend. Cypern war eine geschlossene Wald- masse, in welche der Ackerbau nur mühsam eindrang; nach Theophrast mußte ein Versuch der Römer, Corsika zu kolonisieren, — SE dies diehten Waldes wegen aufgegeben werden. Es ist besonders Hehn in seinem klassischen Werke *), weleher der Ansicht all- gemeine Verbreitung verschafft hat, daß es die Hand des Menschen, die alte Kultur gewesen sei, welche wenigstens die europäische Hälfte der Mittelmeerküsten aus sommergrünen in immergrüne Länder umgewandelt habe. „Die einst barbarischen Länder Grie- chenland, Italien, Provence, Spanien, Waldgegenden mit groben Rohprodukten, stellen jetzt das Bild einer blühenden, in mancher Beziehung ausgearteten Kultur im Kleinen dar ... Das Sommer- laub und die schwellenden Umrisse der nordischen Pflanzenwelt waren der starren Zeichnung einer plastisch regungslosen, immer- grünen, dunkelgefärbten Vegetation gewichen ... Griechenland und Italien gingen aus der Hand der Geschichte als wesentlich immergrüne Länder hervor, ohne Sommerregen, mit Bewässerung als erster Bedingung des Gedeihens und dringendster Sorge des Pflanzers. Sie hatten sich im Laufe des Altertums orientalisiert, und selbst die Dattelpalme fehlte nicht als lebendige Zeugin dieser merkwürdigen Metamorphose.“ — Hehn hält nicht nur die Kulturpflanzen für aus dem Orient eingeführt, sondern auch die Myrte, den Lorbeer, die Granate, alle die niederen oder halb- hohen Sträucher, welche den eharakteristischen Niederwald des Südens, die Macchie, bilden; er nennt die Macchie geradezu eine Kulturruine. Dem gegenüber vertritt der Wiener Geologe Th. Fuchs**) energisch die Ansicht, daß die Verteilung der sommergrünen und der immergrünen Flora am Mittelmeer ausschließlich von der Bodenunterlage abhange. Die immergrünen Wälder seien auf (das Strengste an Kalkfelsen gebunden, während auf kalkarmem oder kalkfreiem Boden, wie auf Granit, Glimmerschiefer und Thon- schiefer, auf den Flyschbildungen und auf allen sandig-thonigen Alluvien eine Vegetation gefunden wird, welche fast m gar Nichts von unserer gewöhnlichen mitteleuropäischen Flora abweicht. Er hat eine große Reihe von Thatsachen vorgebracht, welche seine Ansicht stützen. So liegt die Gränze zwischen der immergrünen Vegetation der Provence und der mittelfranzösischen in der Thal- *) Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien; Ed. IV. 1894. p. 471. *#) Sitzungsber. Akad. Wien. Bd. 76, Juli 1877. enge von Donceres genau da, wo das Neocom mit seinen Kalk- schiehten an den Granit des französischen Massivs und die Alpen- schiefer stößt. Das kalkige Dalmatien ist immergrün, das gegen- überliegende Ostitalien sommergrün bis zu dem aus Kalk bestehenden Gargano. Das kalabrische Urgestein trägt außer Nadelholz nur laubabwerfenden Wald, ebenso der größere Teil der Balkanhalb- insel und namentlich auch Thessalien und die Chalkidike. Der Athos hat auf seiner aus Marmor oder Chloritschiefer bestehenden Höhe immergrünen Wald, auf dem Glimmerschiefer der Abhänge sommergrünen. Das frappante Beispiel, das die Südküste des Pontus bietet, indem sie auf dem Flysch vom Bosporus bis Sinope sommergrün, von da auf kalkigem Boden wintergrün ist, haben wir schon erwähnt. Nun hat aber Forsyth Major in seiner mehrfach zitirten Arbeit eine ganze Menge Ausnahmen von diesem Gesetz nach- gewiesen. Die auffallendste ist Corsika, wo die düsteren immer- grünen Maquis überall das Urgestein bis zu einer gewissen Höhe überziehen. Ebenso kann man die Sierra Morena hierherziehen, auch in Nordafrika ist der immergrüne Buschwald in keiner Weise auf den Kalk beschränkt. Zweifellos wirkt bei der Verteilung der immergrünen Gewächse auch das Klima mit; man vergleiche nur, was Grisebach *) darüber sagt. Im Allgemeinen ist die immergrüne Vegetation die der wärmeren Küstenteile; sie rückt auf dem trockenen, warmen Kalkboden weiter nach Norden und wohl auch höher an den Bergen hinauf, wie auf dem kalten Thon- boden. Andererseits ist aber nicht zu verkennen, daß auch viel- fach die immergrüne Vegetation älter scheint, als die sommer- grüne boreale; sie ist bei der großen Abkühlung durch diese von allen weniger günstigen Punkten verdrängt worden und hat sich außer in den wärmsten Teilen nur da gehalten, wo der trockene, warme Kalkboden ihr einen Vorsprung vor den Feuchtigkeit be- dürfenden Waldbäumen gab oder das Meer sie vor dem Andringen derselben schützte. Daß aber viele der immergrünen Arten schon in der Tertiärperiode am Mittelmeer und auch in den nördlichen Küstenländern einheimisch waren, hat die Pflanzenpaläontologie längst außer Zweifel gestellt. Lorbeer, Myrte, Johannisbrodbaum, Judasbaum, Terebinthe, Lentiseus, Oleander, Ölbaum, Feige, Erd- *) Vegetation der Erde I p. 285 ff. — 202 — beerbaum, kurz alle die immergrünen Gewächse, deren spätere Einführung in das Abendland Hehn mit soviel Scharfsinn nach- gewiesen hat, gehen als Gattungen in das Miocän, manche (Ne- rium) selbst ins Eocän, als von den heutigen nicht unterscheid- bare Arten ins Pliocän zurück. Sind sie wirklich nach Griechen- land und Italien erst in fast historischer Zeit gekommen, so muß es sich dabei entweder um verbesserte Kulturvarietäten gehandelt haben, oder es war nur eine Wiedereinführung in Gebiete, aus denen sie die Eiszeit verdrängt hatte. Anlage. Mediterrane Pflanzengattungen aus der alttertiären Flora: Clematis. Haberlea. Cytinus. Capparis. Jasminum. Pilostyles. Sarceocapnos. Olea. Buxus. Platycapnos. Vitex. Styrax. Cleome. Verbena. Diospyros. Aldrovandia. Lippia. Myrtus. Sida. Periploca. Punica. Hibiseus. Marsdenia. Osyris. Catha. Swertia. Smilax. Rhus. Sibthorpia. Tamus. Peganum. Bartsia. Chamaerops. Ceratonia. Utrieularia. Pancratium. Umbilieus. Pinguicula. Vallisneria. Ammannia. Plumbago. Stratiotes. Trapa. Laurus. Woodwardia. Symphyandra. Passerina. Notholaena. Lobelia. Stellera. Adiantum. Laurentia. Fieus. Gymnogramma. Cressa. Aristolochia. Ramondia. Arbutus. Achtes Kapitel. Die Binnenmollusken der meridionalen Region. Die Molluskenfauna der Mittelmeerländer wird von den Zoo- geographen, die ihr überhaupt eine Betrachtung gewidmet haben, gewöhnlich als eine einheitliche angegeben, ausgezeichnet durch ihren Reichtum an Helices, insbesondere den Untergattungen Ma- eularia, Iberus und Xerophila, an Clausilia und Buliminus. Es ist mit der Einheitlichkeit aber nicht so weit her; wir werden in den nachfolgenden Kapiteln sehen, daß die Molluskenfauna mehr als irgend eine andere Abteilung des Tier- oder Pflanzen- reiches die Spuren verschiedener Entwicklung und verschiedenen Alters bewahrt hat und daß sie uns heute noch gestattet, wich- tige Schlüsse auf die Verhältnisse in weit zurückliegenden Epo- chen zu ziehen. Ehe wir aber auf die Fauna der einzelnen Länder eingehen, wollen wir auch hier, wie in den vorhergehen- den Kapiteln, in systematischer Reihenfolge die Verbreitung der wichtigeren Gattungen und Untergattungen erörtern; es wird das die Detailuntersuchungen bei den einzelnen Ländern oder zoo- geographischen Provinzen wesentlich erleichtern. Unter den kieferlosen Raubschnecken ist Daudebardia Hartm., deren Verbreitung wir schon im ersten Bande (p. 257) erörtert haben, aus den meisten Mittelmeerländern nachgewiesen, aber sie ist hier überall eine Gebirgsschnecke, der eigentlichen Olivenregion fremd; in Spanien, Südfrankreich und in Nordafrika westlich von Algier fehlt sie ganz, auch in dem wärmeren Grie- chenland, auf den Inseln des Archipels und im mittleren und südlichen Kleinasien ist sie dicht nachgewiesen. Dafür tritt an ihre Stelle die wurmförmige, unterirdisch lebende Testacella, aber wir kennen sie nur aus den warmen Küstenebenen des vorderen — 204 — Mittelmeeres, nicht von dem hinteren. Nur zwei von Pollonera neuerdings beschriebene Arten gehen über den Kamm des Apen- nin hinüber und finden sich in Piemont, eine dritte in Friaul. Nach Westen hin überschreitet die Gattung dagegen die Straße von Gibraltar, findet sich in Portugal, im westlichen Frankreich und bis nach Südengland. Auf Tenerife rechnet sie Watson zu den letzten Ankömmlingen, nach den Vereinigten Staaten ist eine Testacelle erst in den letzten Jahrzehnten verschleppt worden. Als Gartenschnecke ist sie ja zum Verschlepptwerden auch be- sonders geeignet. Ist Testacella offenbar eine Charakterform der tyrrhenischen Küstenländer, so hat die dritte der meridionalen Raubschnecken- gattungen, Glandina Schum., eine total verschiedene Verbreitung, die sich mit den heutigen geographischen Verhältnissen durchaus nicht leicht in Einklang bringen läßt. Wir sind ihrem äußersten östlichen Vorposten schon in Mingrelien begegnet; in Kleinasien scheint sie zu fehlen, in Syrien und Palästina fehlt sie sicher. Auf der Balkanhalbinsel finden wir sie in Südserbien, in Epirus, auf Kreta, den jonischen Inseln und durch Dalmatien bis zur Südgränze von Krain und Monfaleone bei Triest, aber nicht am Südabhang der Alpen; auch vom griechischen Festland und aus Morea habe ich sie noch nicht erhalten. An der Ostküste Ita- liens ist ihr nördlichster Fundort Aseoli-Piceno, an der Westküste geht sie über Paestum und den Mte. Santangelo nördlich nicht hinaus. Dagegen haben wir sie auf Siceilien überall und sie greift mit einem schmalen zungenförmigen Gebiet hinüber nach Alge- rien, wo sie sich von Böne bis Bougie, aber nieht mehr bei Algier findet und landein bis zur Senke des oberen Seybouse geht, während sie in Tunis und auf Malta, wie in Oran und weiter westlich fehlt. Zu der eigentümlichen Verbreitung kommt noch, daß Glandina algira in der paläarktischen Molluskenfauna völlig isolirt steht und nur in Zentralamerika nähere Verwandte hat. Trotzdem kann sie nieht als.ein Einwanderer von Amerika her betrachtet werden, am wenigsten jetzt, wo wir ihre weite Verbreitung nach Osten hin kennen. Ein solches über drei Meere ohne Rücksicht auf die heutigen Gebirgsverhältnisse quer hinüber sich erstreckendes Verbreitungsgebiet, das obendrein sehr lücken- haft erscheint, deutet immer auf hohes geologisches Alter. In der That finden wir ganz ähnliche Glandinen schon im Flörs- — 205° — heimer Miocän; im Pliocän und im Postpliocän lebten m Toskana zwei Arten (Glandina lunensis d’Ane. resp. antigqua Issel), welche als die direkten Vorfahren der rezenten Glandina angesehen werden müssen. Die Verbreitung stammt also aus dem Tertiär und hat in verhältnismäßig neuerer Zeit einen Rückgang erfahren. Unter den Vitriniden ist Vitrina Drp. noch mehr auf die Gebirge beschränkt, als Daudebardia, obwohl wir Vertreter noch in Kalabrien, Sizilien und Nordafrika finden. Die eigentümliche Verbreitung von Retinella Shuttl. (Aegopina Kob.) haben wir schon im zweiten Kapitel erörtert; sie hat einige Ähnlichkeit mit der von Glandina, nur daß die Gattung an der Adria und in Nordafrika fehlt. Dafür hat eine eigentümliche, sonst nur fossil bekannte Gruppe, Omphalosagda Bttg., sich in einer einzigen Art am äußersten Westende des Mittelmeergebietes bei Tetuan (Hyal. tetuanensis Kob.) erhalten. Der Rest der Gattung Hya- lina läßt in seiner Verbreitung bestimmte Gesetze nicht erkennen; einige durch besonders enge Windungen ausgezeichnete charak- teristische Formen hat Westsizilien. Zonites Montf. haben wir schon im vorigen Bande erörtert. Für die meridionale Region charakteristisch sind dagegen noch zwei weitere Gattungen der Vitriniden, welche beide eine sehr eigentümliche Verbreitung haben. Die eine, Parmacella Cuv., eine Nacktschnecke, findet sich in Nordafrika von Marokko bis Egypten, allerdings anschei- nend mit einer großen Lücke von dem Zaccar westlich von Al- gier bis zur Cyrenaica, dann in Vorderasien bis zum Südrand des Kaspischen Meeres, aber nicht in Kleinasien, und in Europa nur an der Küste des wärmsten Teiles der iberischen Halbinsel und im unteren Teil des Rhönethales. Da sie nicht unterirdisch und ziemlich gesellig lebt, kann sie in Italien, auf den größeren In- seln und der Balkanhalbinsel unmöglich übersehen worden sein und muß dort thatsächlich fehlen. Die andere Gattung, Leuwco- chroa Drp., hat zwei Verbreitungsgebiete. Das eine ist ganz ent- schieden tyrrhenisch; es umfaßt, allerdings mit einer großen Lücke im Nordosten, beinahe sämmtliche Küsten von der Provence durch Spanien, Nordafrika und Sizilien bis nach Süditalien und Sar- dinien; östlich vom Apennin ist mir nur das Vorkommen bei Man- fredonia am Mte. Gargano bekannt und das ganz isolierte Auf- treten auf Cerigotto. Nach Westen hin bricht die Verbreitung ganz plötzlich am Eingang der Straße von Gibraltar ab; Malaga — 206 — ist im Norden der westlichste bekannte Fundort, Nemours an der marokkanischen Gränze im Süden. Zwischen diesen Fundorten und den Kanaren, wo wieder drei eigene Arten auftreten, liegt nach unserem heutigen Wissen eine breite Kluft; auch am Rio do Ouro, den Kanaren gegenüber, hat man keine Leucochroa gefunden. Es ist aber nur eine Art, die einen ausgedehnteren Verbreitungs- bezirk hat (L. candidissima Drp.), die zahlreichen anderen sind Lokalformen von geringerer Verbreitung. Ihre Hauptentwicklung hat die Gattung jetzt um Oran, einschließlich des gegenüber- liegenden Malaga, und in der Provinz Constantine. Dem tingita- nischen und dem südmarokkanischen Kreis fehlt. sie gänzlich *). Die Arten von Constantine sind völlig verschieden von den ora- nesischen. Das zweite Verbreitungsgebiet liegt in Palästina; es reicht nordwärts bis Cilieien und hat eine Form bis über den Nil hinüber an die Pyramiden vorgeschoben; seine merkwürdig- sten Formen entwickelt es am Toten Meer, ohne über die Jordan- senke hinüberzugreifen; auffallenderweise findet sich eine Varietät der L. candidissima auch hier, während sie in Kleinasien und auf der Balkanhalbinsel so gut wie in Tripolis und Barka fehlt. Daß sie in letzteren Gebieten durch die zunehmende „Verwüstung“ verschwunden sei, ist kaum anzunehmen, denn sie gehört zu den- jenigen Arten, welche am weitesten in die Wüste hinein vor- dringen. Über das geologische Alter der Gattung Leucochroa wissen wir nichts, da fossile Formen nur aus dem jüngsten Plei- stocän bekannt sind; es kann aber nicht gering sein, denn ein solches lückenhaftes Vorkommen deutet immer auf weitere Aus- dehnung in früheren Perioden: die Verbreitung muß aus der Zeit herrühren, wo das hintere Mittelmeer noch von Land erfüllt war. Von den Helieiden ist die geologisch sehr alte Gattung Pa- tula Held, abgesehen von der an Kalkfelsen nirgends fehlenden P. umbilicata Mtg., durch zwei Gruppen vertreten, von denen aber die eine, winzige Arten aus der Verwandtschaft unsrer P. pygmaea Drp., ausschließlich der vorderen Abteilung angehört, während die großen Arten der P. flavida-Gruppe nicht über West- sizilien hinausgehen, aber östlich bis Palästina reichen; auch sie *) Nach einer Notiz bei Morelet hat Beaumier die spanische Leu- eochroa baetieca Rossm. im Sus gefunden; die Bestimmung bedarf der Bestätigung. — 201 — tragen in ihrer Verbreitung einen ausgesprochenen Reliktencha- rakter. Von den größeren Untergruppen der alten Gattung Helix (L.) hat Fruticicola Held zwar zahlreiche Arten, aber ihre Haupt- entwicklung ist auch auf die Gebirgsgegenden beschränkt, und nur die Gruppe Carthusiana Kob. trägt einen mehr meridionalen Charakter; sie hat ihr Zentrum in der östlichen Hälfte und ist in der westlichen hauptsächlich durch die bis zum Unterrhein reichende Helixc carthusiana Müll. und die bis England und an die Jahde verbreitete Hel. cantiana Mtg. vertreten. — Die Ver- breitung von Campylaea haben wir schon im ersten Bande er- örtert. Zwischen sie und Frutieicola schieben sich am Archipel noch Formen ein, die ihr Entwicklungszentrum auf Creta haben, aber bis Cypern reichen, die Untergattung Cressa. Daß Arionta für die Mittelmeerländer nicht in Betracht kommt, haben wir schon erwähnt. — Von den Pentataenien hat die Untergattung Tachea Leach, die bis zum Miocän zurückreicht, nur im äußersten Westen zwei Vertreter, Heliz coquandi Morel. in Marokko, aber von Gibraltar bis Tarifa über das Meer übergreifend, und die nicht unerheblich abweichende Hel. splendida Drp. in der Provence und an der spanischen Mittelmeerküste bis jenseits Valencia; außerdem dringt Hel. nemoralis durch den Apennin bis zum Ma- tese-Gebirge bei Neapel und von Nordspanien aus durch Portugal bis zum Monchique in Algarve vor. Im Gegensatz zu dieser schwachen Entwicklung sind die anderen Untergattungen ausge- sprochen meridional und für die Mittelmeerländer charakteristisch, und zwar Macularia und Iberus für den Oceident, Levantina und Pomatia für den Orient. Die Untergattung Macularia hat ihr Verbreitungszentrum in Nordafrika und Südspanien. Valen- cia im Norden, die Einmündung der Schiffa im Südosten bezeichnen die Gränzen des Gebietes, für das sie wirklich herrschend und reich spezialisiert ist; nur Helix punctata Müll. überschreitet die Nordgränze bis nach den Pyrenäen hin, die Südostgränze bis tief in die Provinz Algier, und Helixz vermiculata ist, ganz verschieden vom Rest der Gattung, durch die gesamte Oliven- region bis nach Vorderasien und dem Südufer des Pontus ver- breitet, fehlt aber dafür im äußersten Westen. Es ist charak- teristisch, daß sie nur in der Provinz Constantine eigentümliche Nebenformen entwickelt. Landein geht das Gros der Maeularien abgesehen von der als gesuchte Speise weit verschleppten punc- — 208 — tata in Spanien kaum über den Abfall der Meseta Castiliana hin- aus, in Algerien bis zum Rand der Hochebene; sie greift dort auf der ersten Terrasse bis in die Provinz Constantine hinein, während Tunis nur im Norden eine besondere Ausprägung des vermieulata-Typus hat. Die Untergattung /berus Montf. hat um- gekehrt ihre Hauptentwicklung an der Ostseite des Tyrrhenischen Meeres, im westlichen Sizilien, in Unteritalien bis nach Umbrien hinauf, nur im Süden den Apennin überschreitend, auf Sardinien und Korsika, in der Provence und längs der spanischen Küste bis Gibraltar. Nach Nordafrika greift sie nur im nördlichsten Ma- rokko über, wo sie in den Bergen der Halbinsel Andjera die- selbe reiche Entwicklung zeigt, wie im Westsizilien; die Säulen des Herkules überschreitet sie nirgends. Die spanisch-balearischen Formen bilden einen eigenen Formenkreis, der gewissermaßen eine Mittelstellung zwischen Iberus und Macularia einnimmt, aber die marokkaner sind von den sizilischen kaum speeifisch zu trennen. 3ei Almeria und Granada hat sich die seltsame Helix Guwaltie- riana L. erhalten, ein offenbares Relikt. Algerien und selbst Tunis trotz seiner Nähe zu Westsizilien und seiner ganz gleich- artigen geologischen Bildung haben keine Iberus; was von Tri- polis beschrieben wurde, gehört einer anderen Gruppe, dem für die Berge der Vorwüste charakteristischen Formenkreise der Helix raymondi (Gaetulia m.) an. Alle Iberusarten haben ein relativ kleines Verbreitungsgebiet, die einzige Helix muralis Müll. aus- genommen, welche auch in Ostsizilien über die sonstige Gränze hin- ausgeht. Wir werden uns mit den Iberusarten bei der Bespre- chung der Tyrrhenis-Frage eingehend zu beschäftigen haben. Die Untergattung Levantina Kob., früher vielfach mit Iberus vermengt, obschon sie viel eher an Macularia angeschlossen werden könnte, gehört dem äußersten Osten des Mittelmeergebietes an. Ihre westlichsten Vorposten begegnen uns auf Kalymnos und Rhodos und in Palästina südlich am Todten Meer, ihre nördlichsten und östlichsten bei Mossul am Tigris und in Mazenderan; ihre Ver- breitung in Transkaukasien bis über den Araxes haben wir schon erwähnt. Zwischen sie und Macularia schiebt sich die merkwür- ige Gruppe der Helix codringtonii (Codringtonia m.) in Grie- chenland, die Charakterschnecke des Pindus vom Veluchi bis zum Taygetos, aber auf Kreta und im Archipel fehlend; zwei lyeische Formen bilden im Gehäuse wie geographisch den Übergang. — 90902 Anders steht es mit der Verbreitung von Pomatia Leach. Die Hauptmasse der Arten bewohnt heute das Gebiet zwischen dem oberen Euphrat, der syrischen Wüste und dem Mittelmeer, ganz Kleinasien eingeschlossen. Aber von diesem Zentralgebiet schieben sich eine Reihe von Arten weit nach ‚Westen vor und zwar in getrennten Zonen, wie die Finger von der Handfläche ausgehen, und deren Verbreitung nimmt auf die heutigen physi- kalischen Verhältnisse nicht die mindeste Rücksicht. Helix po- matia L. geht nördlich der Alpen und durch die Alpen bis zu den Pyrenäen, findet sich aber auch am Südfuß der Alpen, im Apennin bis Umbrien und geht auch auf der Balkanhalbinsel weit südlich. Ebenso verbreitet sich im Süden Helix melano- stoma Drp. durch Nordafrika bis Mostaghanem bei Oran. Zwi- schen beiden schieben sich die Verbreitungsgebiete von Helix lucorum Müll., lögata Müll. und cincta Müll. quer über Archipel, Balkanhalbinsel und Adria weg bis nach Italien; ihre Verteilung stammt sicher noch aus einer Zeit, wo weder diese Meere noch die Dinarischen Alpen existierten. Die Verbreitung im einzelnen werden wir noch mehrfach zu erörtern haben. Eine fünfte Untergattung von Pentatania, Kremia Pfr., ist für die egyptische Wüste charakteristisch; da wir isolierte Ver- wandte sowohl ziemlich weit südlich am Roten Meer (Hel. deser- tella Jick.) als an der Saharaküste (Ael. duroi Hid.) kennen, mag sie weiter verbreitet sein, als wir jetzt wissen, aber jeden- falls überschreitet sie den Isthmus von Suez nicht erheblich. Als die charakteristischste der meridionalen Helieiden- gruppen hat zu allen Zeiten Xerophila Held. gegolten. Sie ist in der That diejenige Schneckenform, welche jedem Besucher der Mittelmeergegenden am meisten in die Augen fällt, weil ihre Glieder mitunter die Pflanzen mit einer förmlichen Kruste über- ziehen und stellenweise den Boden so dicht bedecken, daß man keinen Schritt thun kann, obne ein paar zu zertreten. Es ist das aber anscheinend nicht überall so. Gerade bei den Xero- philen spricht sich ein scharfer Gegensatz zwischen Osten und Westen aus und zwar nicht nur in der Zahl der Arten, sondern auch in der der Individuen. Leider ist die Veränderlichkeit der Xerophilen eine so außerordentliche, daß ihre Artunterscheidung zu einem wahren Kreuz für den Systematiker wird; selbst Formen- kreise sind nur schwer befriedigend zu umgränzen, und das be- Kobelt, Zoogeographie II, 14 ae einträchtigt die Brauchbarkeit der ganzen Gattung für zoogeo- graphische Untersuchungen sehr. Die Untergattung hat jeden- falls ihre Hauptentwieklung im meridionalen Gebiet genommen; nur wenige Formen gehen nördlich und östlich über dessen Grän- zen hinaus, und sie sind charakteristischer Weise dann immer an die den Schnecken günstigste Bodenart, den leicht erwärmten, nahrungsreichen Kalk, gebunden, was am Mittelmeer viel weniger hervortritt. Nach Osten haben wir einzelne Formen in Turkestan, vielleicht selbst in West-China und bis Afghanistan, im Süden hat Abessynien noch eine isolirte Art (Helix jickelii Nev.). Bei den Buliminiden fällt uns zunächst der scharfe Unter- schied zwischen Oceident und Orient auf, der viel schärfer her- vortritt, als bei den Xerophilen. Am vorderen Mittelmeer finden wir nördlich nur die auch aus Deutschland bekannten beiden Chondrula (tridens Müll. und guadridens Müll.); außer ihnen nur noch den zur Küstenfaunula gehörenden und durch das ganze Mittelmeergebiet verbreiteten Mastus pupa L. Selbst Sizilien hat keine andere Art. Um so mehr muß es auffallen, daß in Nord- afrika und zwar hauptsächlich im Osten in der Provinz Constan- tine und Tunis die Untergattung Napaeus Alb. ungemein reich entwickelt ist und die orientalischen Arten der Untergattung mit denen der makaronesischen Inseln verbindet. Das Vorkommen ist von großer Wichtigkeit für die Frage des alten Landzusam- menhanges zwischen Tunis und Griechenland. Am hinteren Mittel- meer dagegen sind die sämtlichen Untergattungen von Buliminus reich vertreten, die Zahl der Arten nimmt nach Osten hin immer mehr zu und erreicht ihr Maximum in Zentralasien. Ein selb- ständiger Zweig, die Untergattung Petraeus Alb., erstreekt sich von Armenien bis Südarabien. Genau umgekehrt verhalten sich die glänzenden Ferussacia und ihre nächsten Verwandten. Sie gehören wesentlich dem vor- deren Mittelmeer an, aber ihren Artenreichtum entwickeln sie nur im östlichen Nordafrika, fast auf demselben Gebiete wie die Napaeus; die übrigen Küstenländer haben nur die weitverbrei- tete F. follieulus. Es ist von Interesse, daß auch Ferussacia auf den Kanaren wieder stärker hervortritt. Am hinteren Mittelmeer ist die Gattung nur durch einige isolierte Fundorte von F. folli- eulus vertreten. Auch die kleineren durchsichtigen Arten (Cae- cilianella Stab., Hohenwarthia Bst.) sind im Osten unvergleich- — 211 — lich schwächer entwickelt; doch haben Syrien und Palästina ein- schließlich Cypern eine eigentümliche Untergattung mit einer Zahnfalte auf der Mündungswand (Calaxis Bgt. s. Tornatellinoi- des Pfr... Die kleinen Formen der Gattung Coelostele Bens. kennen wir bis jetzt nur von Arabien und aus dem Genist des spanischen Guadalquivir. Da sie in den Anspülungen der Flüsse häufig sind, ist kaum zu erwarten, daß sie in den zwischenlie- senden Gebieten noch aufgefunden werden. Übrigens ist ihre systematische Stellung noch sehr unsicher und vor Allem der Nachweis noch nieht erbracht, daß die Andalusier wirklich mit den Arabern zusammen gehören. — Auch die einzige Untergat- tung von Pupa, welcher eine zoogeographische Bedeutung zu- kommt, Torguilla Stud., ist, soweit ihre Arten nicht alpin sind, auf den Westen beschränkt. In scharfem Gegensatz dazu steht das Auftreten der Clau- silien. Abgesehen von den alpin-pyrenäischen Arten hat die Pyrenäenhalbinsel nur im äussersten Nordosten die weit verbreitete und vielverschleppte Papillifera bidens L., Nordafrika westlich von Bona gar keine *), Südfrankreich und Ligurien nur vereinzelte alpine Formen, Corsiea und Sardinien einige ziemlich selbständig gewordene Arten der alpinen Olausiliastra. Ganz anders im Osten. Schon das östliche Nordafrika hat eine eigene Gruppe, ein selbständig gewordener Zweig von Delima (Mauritanica Bttg.), ebenso Sizilien (Sieiliaria Bttg.), beide schon durch ihren Namen als geographisch gut umgränzt bezeichnet. In Italien treffen wir von den Abruzzen ab an beiden Küsten wie im Apennin einen Seitenzweig der griechischen Papillifera an, seinen zahlreichen Arten mischen sich einige Ausläufer der dalmatischen Fauna (Medora puncticulata Kstr., Delima gib- bula Zgl.) bei. Griechenland wimmelt von Clausilien; von dem Veluchi ab gewinnen die meridionalen Formen (Delima, Papilli- fera, Oligoptychia und weiter südlich Albinaria) den Vorsprung vor den ostalpinen; weiter im Osten mischen sieh einige Formen des kaukasischen Entwicklungszentrums bei, welches im östlichen und südöstlichen Kleinasien, Cypern ausgenommen, völlig domi- *) Das Vorkommen von Claus. perinni Lat. am Dsch. Thaya be- zweifle ich; ich habe wenigstens an der von Letourneux angegebenen Fundstelle am Eingang der großen Höhle keine Spur von ihr gefunden, — 212 — niert. Nur am Libanon und bis zum Beginne des palästinensischen Plateaus haben wir noch einmal eine selbständige meridionale Gruppe entwickelt, Cristataria Vest, welche doch wohl mit Al- binaria am nächsten verwandt ist. Südpalästina, Egypten, Barka, Tripolis haben keine Clausilie. Die Verbreitung der einzelnen Gruppen und die Verteilung der Arten in dem Verbreitungsgebiet ist geographisch sehr wichtig und wird uns im den späteren Ka- piteln mehrfach beschäftigen. Von den Landdeckelschnecken haben wir Pomatias schon im ersten Bande ausführlich erörtert. Das Vorkommen der Cyclo- stomiden trägt ausgeprägten Reliktencharakter. Im äußersten Westen haben wir sogar zwei Gattungen, die als Relikten be- trachtet werden müssen: Leonia Gray mit zwei Arten um Oran und in Südspanien und Südmarokko und Tudora Gray mit einer Art auf den Balearen. . An den wärmeren Gestaden des Tyrrhe- nischen Meeres und im östlichen Nordafrika lebt ein ächtes Cy- clostoma (sulcatum Drp.), das sich von miocänen Formen nur sehr wenig unterscheidet; im Osten in Syrien treten zwei Arten aus der Sippschaft des osteuropäischen C. costulatum (olivieri Roth und glaucum Sow.) an die Küste heran. Dazu verbreitet sich in Italien sowohl wie in Spanien unser Cyclostoma elegans bis in den Süden und ist von mir sogar jenseits der Säulen des Herkules bei Tetuan gefunden worden. Offenbar handelt es sich hier um eine sehr alte Verbreitung, die ja auch dem geologischen Alter der Gattung entspricht. Ihr Fehlen auf Creta ist vielleicht der überzeugendste Beweis für das hohe Alter der Meeresstrasse zwischen dieser Insel und dem Taygetos. | Die ungedeckelten Süsswasserbewohner haben, wie überall, auch in dem meridionalen Gebiet keine sonderliche geographische Bedeutung. Nur die links gewundenen Physa der Untergattung Isidora Forsk. sind auf die wärmsten Teile, Nordafrika, Süd- sardinien, Sizilien, Syrien, beschränkt. Eine ganz ähnliche Ver- breitung hat unter den gedeckelten Süßwasserschnecken die Gat- tung Melanopsis Fer., aber sie berührt Sizilien nicht, während sie in Toskana sich findet, wohl als Relikt aus einer Epoche der Tertiärzeit, wo sich hier eine reiche Melanopsidenfauna vorfand. Auch in Südspanien gehen Melanopsis bis zum nördlichsten Punkte der meridionalen Abteilung, der Vega von Valeneia. Östlich reicht das Gebiet der Gattung über Mesopotamien hinüber bis in die persischen Oasen, erreicht aber Turkestan nicht, wohl aber noch Transkaukasien und an der kleinasiatischen Küste Smyrna, Brussa, ja selbst Konstantinopel, sich berührend mit den äussersten Aus- läufern des pontisch-sarmatischen Melanopsidenzentrums. Ange- sichts dieser weiten Verbreitung ist das Fehlen der Gattung in Sizilien und Südsardinien ein sehr auffallender Zug. Der merkwürdigen Verbreitung von Unio littoralis Lam. haben wir schon im ersten Bande (p. 200) gedacht, ebenso der der Unioniden mit verkümmertem Schloß (Microcondylaea Vest.)*). Wir haben ausserdem noch zwei Formenkreise von Najadeen am Mittelmeer reich vertreten **). Der eine gruppiert sich um Unio requieniü Mich., die südiiche Schwesterform unserer gemeinen Malermuschel; seine Vertreter reichen von Marokko und Spanien bis zum Euphrat und Tigris, aber die Verbreitung ist eine eigen- tümliche. Das Verbreitungszentrum liegt offenbar in Norditalien und Südfrankreich, Dalmatien noch mit einschliessend: auch zahl- reiche spanische Formen gehören hierher, aber iu Nordafrika tritt U. reqnienii auffallend zurück gegen U. littoralis. Die Balkan- halbinsel und das vordere Kleinasien haben noch keine Art ge- liefert, dafür tritt er um so reicher wieder auf in Ciliecien und im Orontesgebiet, im Jordangebiet und den Küstenflüsschen herrscht er neben dem U. littoralis in nieht minder zahlreichen Formen; die Jordanarten vom Typus des U. terminalis schliessen sich durch Übergänge ganz ungezwungen an und auch U. tigridis findet hier eine passende Stellung. 4 Der dritte meridionale Formenkreis hat als Mittelpunkt U. vescoi Bgt.; er gleicht im Umriss dem U. batavus, hat aber dicht gedrängte Wellenrunzeln auf den Wirbeln. Er hat seine Hauptentwicklung auf der südlichen Balkanhalbinsel und in Klein- asien und reicht mit U. hweti bis zum Euphrat und Tigris, be- rührt aber Cilieien, Syrien und Palästina nicht. An ihn schliesst sich an der oberen Adria und auf die dieser zuströmenden Ge- wässer beschränkt der Formenkreis des U. elongatulus Mühlf. *) Ich habe hier noch nachzutragen, daß Ancey aus einem ver- schütteten Nilarm in Unteregypten eine Gattung C’hambardia beschrie- ben hat, welche auch hierher zu gehören scheint, und daß Unio litto- ralis, der heute in Kleinasien fehlt, sich fossil auf Rhodus findet. *#) Vo]. die ausführlichere Erörterung in der Fortsetzung von Rossmässlers Iconographie, N. F. Supplementband I p. 7. a Nach der Verbreitung dieser Hauptgruppen lassen sich für die Najadeen im Mediterrangebiet als gesonderte Provinzen unter- scheiden die mauritanisch-spanische, die italienische, beide nach Frankreich hineingreifend, die oberadriatische, die rumelisch- anatolische und die syrisch-mesopotamische. Ziehen wir aus vorstehenden Betrachtungen die Schlußfolge- rungen, so finden wir einen sehr erheblichen Unterschied zwischen den Faunen am vorderen und denen am hinteren Mittelmeer. Am vorderen sind Testacella, Macularia, Iberus, Xerophila, Torquilla, Ferussacia vorherrschend, am hinteren Levantina, Po- matia, Buliminus, und von den Causilien Papillifera, Delima, Albinaria, Cristataria. Daneben haben wir aber eine ganze Reihe mehr südlicher Formen, die nicht nach Norden übergreifen oder doch nur nach den wärmsten Gebieten: Parmacella, Isi- dora, Melanopsis, Melania. So können wir die Mittelmeerländer in folgende Provinzen zerlegen: 1. Die mauritanisch-andalusische Provinz, ganz Nordafrika und Südspanien bis zum Abhang der Sierra Morena, einschliesslich der schmalen Küstenstreifen am Atlantischen Ozean bis zur Tajomündung und am Mittelmeer bis zum Fuss der Py- renäen. Als selbständige Unterabteilung schließen sich die Ba- learen an. 2. Die tyrrhenische Provinz, Italien und Korsika. 3. Die italienische Provinz, Italien ausschließlich des nördlichen Apennin, aber einschliesslich der Riviera di Ponente. Sizilien kann ihr angeschlossen werden, bildet aber eine noch selbständigere Unterabteilung als die Balearen. 4. Die griechische Provinz, Griechenland, südlich vom Beginn des Pindus, einschliesslich der jonischen Inseln und der Küste nordwärts bis zu den Bocche di Cattaro, Tihessaliens und den thrazischen Inseln. 5. Creta und der Archipel einschliesslich des östlichsten Griechenland. 6. Vorder- und Süd-Kleinasien nebst Rhodus und Cypern. 1. Syrien und Palästina. 8. Egypten und die Saharaküste bis Südtunis. Wir werden diese Provinzen in den nachfolgenden Kapiteln eingehender studieren. Hier haben wir zunächst die Züge her- — 215 — vorzuheben, welche ihnen allen oder fast allen gemeinsam sind und uns zwingen, die südlichen Länder trotz aller Verschieden- heiten im Einzelnen doch als eine natürliche Region zu betrachten, wie es für den Pflanzengeographen die Olive thut. Es handelt sich hier abgesehen von den Süßwasserbewohnern namentlich um eine Reihe von Arten, die wir an nahezu allen Küsten des Mittel- meeres vorfinden; die Ausläufer sind uns als Küstenfaunula des westlichen Europa schon im ersten Bande begegnet. Diese Fau- nula ist äusserst mannigfach zusammengesetzt, die verschiedensten Gattungen und Untergattungen haben ihren Beitrag dazu geliefert. Am charakteristischsten ist die einzige Stenogyride der paläark- tischen Fauna, Rumina decollata L., merkwürdig nieht nur durch ihre weite Verbreitung bei strengem Festhalten des Arteharakters, sondern auch durch ihre isolierte Stellung, sowohl unter den heu- tigen als unter den fossilen Mollusken. Sie muß ein Relikt sein, aber wir kennen ausser der kaum verschiedenen 2. bavuayi Cog. im Plioeän von Constantine keinerlei Vorfahren in fossilen Sehiehten. Die Gränzen des Mittelmeerbeekens überschreitet sie nur vor den Säulen des Herkules; in Westfrankreich kennt sie Locard nieht mehr, in Südfrankreich geht sie nicht über die Oliven- gränze hinaus. An sie schließen sich von größeren Arten die weitverbreitete Pomatia aspersa, die anscheinend auf die Oliven- zone beschränkte Pomatia aperta, die im Osten weniger häufig ist, aber auf Cypern noch vorkommt, Macularia vermiculata und Zuparypha pisana, die letztere bis Südengland gehend, aber sich nirgends weit von der Meeresküste entfernend. Dann sehören hierher eine Reihe kleiner Xerophila, meist aus der Untergattung Turrieula oder Cochlicella (Helix trochoides, pyra- midata, elegans, conoidea) und Striatella (conspurcata, apicina), eine kleine Gorostoma (lenticula Fer.), ein Buliminus (Mastus pupa L.), Ferussacia folliculus, die aber Syrien nieht zu er- reichen scheint, und eine Clausilie (Papillifera bidens L.), welche ihre Hauptverbreitung am mittleren Teile des Mittelmeers hat und an Nordafrika und Südspanien fehlt, so dass sie die Straße von Gibraltar überhaupt nicht erreicht. Sie scheint in den ver- schiedenen Teilen des Meeresbeckens nicht ganz gleichartig zu sein und es wäre zu wünschen, daß man diesen „gemeinen und überall verbreiteten“ Arten etwas mehr Aufmerksamkeit schenkte, als seither geschehen ist. Sie gehören übrigens sämtlich auch zu den leicht verschleppbaren Arten; mehrere davon, auch Rumina decollata, sind bis auf die Azoren gelangt. Wenn man will, kann man diese Küstenfaunula der Facies aufs Konto schreiben, aber damit ist auch der Einfluß derselben auf die speeifische Zusammensetzung der Molluskenfauna so ziem- lich erschöpft; ja auch hier tritt schon ganz deutlich der Ein- fluß der geographischen Lage hervor. Am hinteren Mittelmeer verschwinden die Xerophilen bis auf geringe Ausnahmen und die Carthusianen werden durch andere nur dem Osten angehörende Arten (obstructa, syriaca) ersetzt, Clausilia bidens fehlt. Es ist auch von Interesse, daß am Roten Meer keine dieser Formen sich findet, sondern tropische Stenogyriden u. dgl. ihre Stelle er- setzen, wo überhaupt Mollusken an diesem wüsten Meeresstrande vorkommen. Wie weit gehen in der meridionalen Region die alpinen und präalpin-borealen (arktotertiären?) Mol- lusken? Es ist das eine sehr wichtige Frage für die Bestim- mung sowohl nach der Zeit, in welcher das Mittelmeer entstanden ist, als nach der, in welcher die Hauptausbreitung der Arten stattgefunden hat, welche den Alpen mit dem ganzen paläo- borealen Gebiet, zum Teil auch dem neoborealen gemeinsam sind. Es sind das neben den ungedeckelten und einem Teil der ge- deckelten Süßwasserarten die Nacktschnecken, einige Vitrina, Hyalına, Patula, kleinere Helix, Caryehium, Cionella und Pupa. Daß sie den Ausläufern der Alpen bis nach Süditalien, Griechen- land und Spanien folgen, haben wir schon im ersten Bande er- wähnt. Jenseits des Meeres nimmt ihre Zahl rasch ab, aber eine ganze Reihe ist auch in Nordafrika noch vorhanden, und zwar sind es dieselben Arten, denen wir auch im fernsten Osten be- gegnet sind. Von Acanthinula und Patula sind in der neuesten Zeit sogar ganz nahe Verwandte auch auf den Hochgebirgen von Java und Luzon gefunden worden; ebenso ein Carychium. Viele von ihnen gehen auch durch die ganze neoboreale Zone; sie alle gehören sehr alten Gattungen an und viele derselben finden sich fast unverändert schon im Tertiär, im Ober-Oligoeän von Hoch- heim oder selbst noch früher. Wir würden vielleicht gut thun, dem Beispiele der Botaniker zu folgen, welche die Florenbestand- teile nach ihrem geologischen Alter in eine subtropische oder tropische Stammflora, eine arktotertiäre, eine boreale und eine glaziale scheiden, welche in wechselnder Mischung die heutige Flora bilden. Der Stammflora würden die in der Anlage ver- zeichneten Arten entsprechen, die wir durch die ganze Paläarktis kaum in irgend einer Lokalfauna vermissen; ich bezweifle sehr, daß ihre weite Verbreitung sich durch Verschleppung allein er- klären läßt. Übrigens würde es zu weit führen, wenn ich hier auf diese Frage noch einmal eingehen würde. Ich bemerke nur noch, daß wir durchaus nicht gezwungen sind, für ihre Einwan- derung in südliche Breiten ein kälteres Klima anzunehmen, da sie ja in unseren Breiten die tropische Wärme der Tertiärperiode mitgemacht haben. Sie sind einfach in dem größten Teil der Tropen den besser den Verhältnissen angepaßten jüngeren Mit- bewerbern erlegen und haben sich nur da erhalten, wo ihnen diese nicht folgen konnten; als relativ neue Einwanderer aus dem Norden brauchen wir sie nieht zu betrachten. Damit entfällt auch die Notwendigkeit, so eingreifende Temperaturveränderungen anzunehmen, daß Formen der kühleren gemäßigten Zone in den Tropen im Tieflande ausdauern konnten. Anlage. Ubiquistische Landmollusken des paläarktischen Reiches: Vitrina annularis Stud. Chondrulus tridens Müll. Conulus fulvus Müll. Granopupa granum Drp. Zonitoides nitidus Müll. Lauria umbilicata da Costa. Polita petronella Charp. Pupilla muscorum L. Patula pygmaea Drp. — triplicata Stud. — rotundata Müll. — minutissima Hartm. — rupestris Drp. Cionella lubriea Müll. Vallonia costata Müll. Caecilianella acieula Müll. — pulchella Müll. Suceinea 3 Sp. Acanthinula aculeata Müll. Carychium minimum Müll. Napaeus obscurus Müll. Neuntes Kapitel. Die mauritanisch-andalusische Provinz. Die westlichste der Unmterabteilungen der meridionalen Re- gion umfaßt, wie wir schon erwähnt haben, Südspanien und Nord- afrika nördlich der Wüste. Die Südgränze entspricht der des paläarktischen Reiches überhaupt; sie schließt nach Osten hin die Oase Tripolis noch ein, aber Barka hat schon mancherlei Cha- rakterzüge, welehe mehr dem Osten eigentümlich sind. Die Nord- sränze haben wir schon im ersten Bande (p. 236) im Allgemeinen bezeichnet, sie fällt zusammen mit dem Südrand des spanischen Tafellandes, der Meseta castiliana. Diese Hochebene, in welcher die moderne Geologie die letzten Überreste eines bis zur Basis abgefressenen riesigen uralten Gebirges erkannt hat, wulstet sich am Südrande zu einem mächtigen Bergwalle auf, der Sierra Morena, welche vom Cabo de Nao im Osten bis zum Cap San Vincente im äußersten Westen sich verfolgen läßt, in der Mitte auf eine große Strecke hin mauergleich und nur von dem einzigen Paß von Despenaperros unterbrochen, nach beiden Seiten sich mehr verflachend und in einzelne Sierren auflösend, aber auch da nur an wenigen Stellen einen bequemen Übergang gestattend. Sie bildet nicht nur durch Höhe und Steilabfall eine scharfe Gränze, sondern für die Mollusken fast noch mehr durch den Mangel an Kalk in ihrem Gestein. Südlich von ihr liegt Anda- lusien, mit Ausnahme der höheren Gebirgspartieen ganz der Oliven- region zugehörend, aber in seinen einzelnen Teilen von sehr ver- schiedener physikalischer Beschaffenheit, ein bunter Wechsel von kahlen felsigen Kalkgebirgen, üppig bewachsenen, reich bewässerten Thälern und kleinen Ebenen, bewaldeten Hügelzügen und Steppen in allen Abstufungen bis zur völligen Wüste. Längs der Süd- — 219 — küste erhebt sich am Mittelmeer die Sierra Nevada bis zur Schnee- linie und trennt einen schmalen Küstensaum ab, in welchem Zucekerrohr und Baumwolle, Banane und Cherimoja wie in den Tropen gedeihen, und die Agrumen, insbesondere Orange und Mandarine, eine zweite Heimat gefunden haben. Es ist das weit- aus der wärnıste Punkt in ganz Europa, nur mit dem Nilthal und der Einsenkung am Toten Meer vergleichbar. Diese Agrumen- region, welche sich scharf von der Olivenregion abhebt, zieht der Küste des Mittelmeeres entlang, an der Mündung der kleinen Küstenflüsse in größeren oder kleineren Gartenebenen, den Huer- tas oder Vegas, tiefer ins Land hinein greifend, dazwischen von vorspringenden Kaps unterbrochen, nach Valencia, wo sie noch einmal eine größere Ausdehnung erlangt, und brieht etwas nörd- lich von Castillon de la Plana ganz plötzlich und unvermittelt ab. Nach Westen hin ist sie weniger ununterbrochen entwickelt und scheidet sich am Guadalquivir, des Schutzes gegen den Nordwind beraubt, weniger scharf von der Olivenregion. Jenseits der Mün- dung des Guadiana schließt sie Algarve ein und an der portu- giesischen Küste einen mehr oder minder breiten Küstenstreifen, bis zur Mündung des Tajo; doch sind hier weder die Gränze naclı Norden noch die nach dem Innenlande hin annähernd so scharf wie an der Mittelmeerküste. Ich habe schon bemerkt, daß die Gränze zusammenfällt mit einer breiten Zone tertiärer Gesteine, welehe von der Mittel- meerküste um die Sierra Nevada herum zur atlantischen Küste zwischen Guadalquivir und Guadiana streicht und die Stelle ein- nimmt, wo im Miocän Mittelmeer und Atlantischer Ozean zu- sammenhingen. Zu Ende der Miocänperiode haben hier die Schichten sich zu den andalusischen Gebirgen emporgethürmt, indem sie sich zwischen dem Atlas und der Meseta stauten; am Gua- dalquivir ist marines Miocän noch mitgefaltet; die Sierra Ne- vada hat sich erst in der Pliocänperiode aufgerichtet. Nordafrika zwischen Sahara und Mittelmeer macht heute den Eindruck einer wesentlich gleichmäßigen Bildung und wird auch gewöhnlich so aufgefaßt. Es erscheint als ein mächtiger ungefüger, kaum gegliederter Klotz, als ein nach beiden Seiten treppenförmig abfallendes Hochplateau, dem nur im Westen und an den Rändern die unter dem Namen des Atlas zusammen- gefaßten Bergketten aufgesetzt sind. Suess in seiner durch ihre = BE großartige Einfachheit bestechenden Theorie von der Bildung des Alpensystems sieht in ganz Nordafrika nur ein Glied der großen Gebirgskette, welches den Apennin mit den bätischen Cordilleren verbindet und setzt dem entsprechend ihre Bildung in die- selbe Zeit, ans Ende des Miocän und in den Beginn der Plioeän- periode. Aber seine Ansicht ist nicht unwidersprochen geblieben. Blanekenhorn*) sieht in dem Atlas eine viel ältere, zum Teil uralte Bildung; die Gebirgsfaltung muß schon in vorkretazeischer Zeit ihren Anfang genommen haben, denn Kreideschichten liegen den Falten diskordant auf. Manche Teile sind in ihrer Bildung vielleicht der Meseta Spaniens analog, die Basis eines uralten Ge- birges, das sich an der aus Devon und Kohlenformation gebildeten Wüstentafel emporstaute und von der Verwitterung völlig abge- fressen wurde, bis im Eocän eine neue Emporfaltung begann. Jedenfalls ist Nordafrika nicht eine gleichmäßige Bildung aus einem Guß, und es ist für den Zoogeographen von großem Interesse, daß Nordmarokko von dem Atlas völlig unabhängig ist. Die Ketten des Rif an der Nordküste streichen nicht, wie die ddes Atlas, von Ostnordost nach Westsüdwest, sondern rein von Ost nach West und biegen bei Tetuan nach Norden um, direkt in die südspanischen Ketten übergehend. Ob sie mit den sämt- lich aus sehr alten Gesteinen, Glimmerschiefern und Gneißgranit, bestehenden Küstengebirgen Algeriens zusammengehören, dem Murdjadjo bei Oran, dem Dahra, dem algerischen Sahel, den bei- den Kabylien, dem Edough, ist noch streitig; jedenfalls erscheint auch diese Küstengebirgsreihe, die bei Bona ins Meer ausläuft, in ihrer Entstehung von der eigentlichen Masse Nordafrikas un- abhängig. Sie wird in ihrer westlichen Hälfte wenigstens auch scharf abgetrennt durch eine Zone tertiärer Gesteine, welche heute noch als Senke erkennbar, von der Mündung der Muluja diesem Fluß und dem Wed el-Asfar entlang zur Ebene von Fes und Mekines und von da zum Atlantischen Ozean zieht, den sie wahrscheinlich an der Mündung des Um-er-rebbia südlich von Ca- sablanca erreicht. In der ersten Mediterranperiode mag hier ein breiter Meeresarm Ozean und Mittelmeer verbunden haben. Von ihm aus läuft, stellenweise verwischt, eine weitere Senke nach Osten, durch die Thäler der Tafna, des Sig, des Scheliff, die Metidja, die Thäler des oberen Isser oriental und des Sahel, und weiterhin etwas weniger deutlich bis zum Seybouse bei Bona, die — 2131 — Küstenberge vom Atlas trennend. Wir werden sehen, daß diese tertiären Meeresarme heute noch Faunenscheiden bilden. Für die Anhänger einer Tyrrhenis liegt der Gedanke nahe, in der Küstenkette den erhaltenen Rand des versunkenen alten Festlandes zu sehen; die vulkanischen Gesteine an den Zaffarines wie weit im Osten bei Galita, könnten als die Spuren der Bruch- spalte gelten, denen auf der spanischen Seite analoge Spuren am Cabo di Nao entsprechen würden. Erst südlich von der großen Senke beginnt das Atlasgebiet, das eigentliche Nordafrika. Der Knotenpunkt seiner Ketten liegt anscheinend südlich von den Quellen der Muluja in dem 4500 Meter hohen, meist schneebedeckten Dschebel Ajaschin. Von ihm aus läuft mauerartig und an vielen Stellen über 3000 Meter auf- ragend der sogenannte Große Atlas zum Cap Ghir oder Jghir, auf der ganzen Strecke von keiner nennenswerthen Einsenkung unter- brochen. Außerdem zweigt sich hier die nordwestlich gegen die Ebene von Fes gerichtete Kette ab und südlich das noch kaum bekannte Gebiet, das den Atlas mit dem parallelen Antiatlas ver- bindet. Nach Osten hin aber entspringen hier die beiden Rand- ketten, welche die oberste Terrasse der Hochebene flankiren. Die nördliche bildet die Berge von Tlemcen und Saida und zieht als Kleiner Atlas oder, wie man neuerdings lieber sagt, als Süd- kette des Tell-Atlas durch die Provinzen Algier und Constantine, um im Dehebel Nadur bei Porta Farina nördlich von Tunis aus- zulaufen. Die südliche Randkette, der Sahara-Atlas, läuft ihm parallel zum Dschebel Amur und den Aures und dann in Tunis über den Dschebel Semmema und den Zaghuan zur Halbinsel Dakhela und dem Cap Bon (Ras Addar). Zwischen beiden Ketten liegt die flach eingesenkte Hochebene, in ihrem größten Teile abflußlos, mit Salzmorästen (Schotts) an den tiefsten Punkten, nur in der Mitte durch den Oberlauf des Scheliff entwässert, der erst in neuerer Zeit bei Boghar die Randkette durchbrechen zu haben scheint, und im östlichsten Teile durch die Medscherda, deren Thal in seiner ganzen Ausdehnung zur Hochebene gehört. Ge- waltige Schuttmassen füllen den abflußlosen Zwischenraum und verhüllen jede Spur des ehemaligen Reliefs. Nach Süden fällt der Sahara-Atlas steil zur Wüste ab, deren flache Schichten un- mittelbar an die aufgerichteten des Gebirges anstoßen. Betrachten wir die Gesamtheit der physikalischen Verhält- nisse, so zerfällt Nordafrika abgesehen von dem vorher schon ab- getrennten Nordmarokko in drei parallele Zonen, die sich so auf- fallend scheiden, daß sie selbst den Arabern zum Bewußtsein gelangt sind: das sogenannte Tell, die Hochplateaux und die Vorwüste einschließlich des Sahara-Atlas. Mit dem Namen Tell bezeichnet der Araber alles anbaufähige Land, auch die erste Terrasse des Hochlandes und die Abdachung nach Osten hin. In einem scharfen Gegensatz dazu steht der westliche Abhang (des Atlas, das südliche Marokko, und der Raum zwischen Atlas und Antiatlas, das sogenannte Sus. Das anscheinend so gleichartige Nordafrika zerfällt somit in eine ganze Reihe von Unterabteilungen, deren Molluskenfauna wir nun zusammen mit der des zugehörigen Teiles der Pyre- näenhalbinsel eingehender betrachten wollen. Das langgestreckte Gebiet von Valencia bis zur Tajomün- dung kann malakozoologisch durchaus nieht als eine Einheit, als ein geschlossener baetischer Kreis betrachtet werden, seine Fauna zeigt an verschiedenen Stellen vielmehr sehr erhebliche Unter- schiede nieht nur bezüglich der Arten, sondern auch bezüglich der charakteristischen Artengruppen. Gemeinsam ist allen seinen Abteilungen gegenüber der pyrenäischen Provinz das Zurücktreten der Pupen aus der Untergattung Torgwilla und der größere Reich- tum an Xerophilen, ferner das Vorkommen zahlreicher Melanop- sis und einiger eigentümlichen Neritina im Süßwasser. Im Spe- ziellen aber weisen die Abteilungen sehr erhebliche Unterschiede auf und es ist eine der interessantesten Thatsachen in der Zoo- seographie der Mittelmeerländer, daß sie vielfach ganz auffallende Analogieen und Verwandtschaften mit den gerade gegenüber- liegenden Partieen der nordafrikanischen Küste zeigen. Bekannt- lich hat der Botaniker Cosson *) auf eine ganz ähnliche Erscheinung bezüglich der Flora des algerischen Tell aufmerksam gemacht; Constantine entspricht in dieser Hinsicht Sizilien und Südsardinien, Algier der Provence und den Balearen, Oran der andalusischen Küste. Auch ich habe in früheren Arbeiten schon mehrfach her- vorgehoben, daß Cartagena und Oran, Algesiras und Tanger in ihrer Molluskenfauna mit einander viel näher verwandt sind, als Cartagena und Algesiras, Oran und Tanger, die kein Meer von *) Compendium Florae Atlanticae, einander trennt. Das gilt auch für andere Abteilungen der Küste, wenn auch vielleicht in geringerem Grade. Beginnen wir im Osten. Für das Königreich Valeneia sind neben der aus Catalonien und Südfrankreich herüberreichenden Tachea splendida Drp. charakteristisch Macularia punctata Müll. und eine Reihe von Xerophilen, welche noch mehr den Typus der südfranzösischen und eatalonischen Küste tragen, unter ihnen na- mentlich der Formenkreis der Xerophila cespitum Drp. und die flache, scharf gekielte X. ewplanata Mich. Wir begegnen den- selben oder ganz nahe verwandten Formen in Nordafrika. Ma- cularia punctata erreicht in Spanien ihre Westgränze bei Va- leneia und reicht östlich bis zu den Pyrenäen; in Nordafrika geht sie westlich bis Ain Turk zwischen Oran und Nemours, östlich bis in die große Kabylie, aber nicht über dieselbe hinaus; sie findet sich auch auf den dazwischen liegenden Balearen. Xero- phila cespitum gehört der östlichen und nördlichen Küste des Tyrrhenischen Meeres an, fehlt aber schon bei Rom und in Si- zilien; an der europäischen Küste erreicht auch sie ihre Westgränze bei Valencia; an der nordafrikanischen bricht sie ganz plötzlich an der Mündung des Scheliff zwischen Mostaghanem und dem Dahra ab, reicht aber östlich bis Tunis und geht landein bis zum Fuß des Hochplateaus; auch sie findet sich auf den Balearen. Xer. excplanata dagegen, die ebenfalls in der großen Kabylie und um Algier angeführt wird, fehlt auf den Balearen; auch sie geht in Europa kaum über Valencia hinaus. Ich mache darauf aufmerksam, daß die drei mit Algerien gemeinsamen Formen nicht eigentlich andalusische, sondern mehr katalonische und selbst ligurische sind, daß also die Beziehungen zwischen Nordafrika und Europa auch bei den Landschnecken östlich über den Meri- dian des Cabo Nau, an welchem die spanische Küste in scharfen Winkel nach Norden umbiegt, hinausreicht. Diese ligurischen Züge könnten uns auch veranlassen, die Nordgränze des anda- lusischen Gebietes in die Gebirgsgegend zu legen, welche das Dreieck zwischen dem Südrand der valeneianischen Huerta, Ali- cante und dem Cabo Nau ausfüllt, das Ostende der Sierra Mo- rena. Willkomm und Grisebach thun das für die Flora und rechnen Valencia schon zu Catalonien-Ligurien. Das Vorkommen einer anda- lusischen Charakterschnecke, der Macularia alonensis Fer., würde dem nieht entgegenstehen, denn es ist auf die südlichen und süd- — 224 — westlichen Randgebirge beschränkt und erreicht hier seine Nord- gränze. Aber die Süßwasserfauna verbietet diese Begränzung, denn alle Bewässerungskanäle der Huerta sind erfüllt mit Formen von Melanopsis, welche im Albufera von Valencia ihre höchste Entwicklung erreichen; ebenso sind Neritina velaseoi Graölls und Unio hispanus Mogq. ächt andalusische Charakterformen. Das Bergland des Cabo Nau ist leider malakologisch noch nicht erforscht. Jenseits tritt statt des prangenden Gartens von Valencia bis zum Cap Gata ein steppenartiges Gebiet auf, nur an wenigen Stellen von Vegas unterbrochen; es umschließt die Pro- vinzen Alicante, Cartagena, Murcia und zum Teil noch Almeria. Der Charakter des Landes, das nach drei Seiten von Gebirgen umgeben ist, welche feuchte Winde abhalten, und nur dem Sei- rocco offen liegt, der sich beim kurzen Weg über das schmale Meer nicht mit Feuchtigkeit sättigen kann, gleicht vielfach dem des gegenüberliegenden Oran, und die Molluskenfauna nicht min- der. Vor allem ist es eine eigentümliche, in der paläarktischen Fauna fast isoliert stehende Deckelschnecke, Leonia mamillaris Drp. s. voltziana Mich., welche beiden Küsten gemeinsam ist, und nur noch einen Gattungsgenossen (L. scrobiculata Mouss.) in Süd- marocco hat. Dann kommt eine zweite Charakterschnecke Orans (Macularia dupotetiana Fbs.) auch zwischen Murcia und Carta- gena vor, die Xerophilen dieser Gegend, besonders Xerophila stiparum Rossm. und adolfi „Pfr., gleichen den oranesischen mehr als den spanischen, und ZLeucochroa ist durch drei Arten vertreten, von denen zwei in Spanien sonst nicht vorkommen. Bedeckt ja doch auch dieselbe Halfa-Pflanze hüben wie drüben die unbewässerten Gebiete*). Aber neben den Ähnlichkeiten treten auch recht scharfe Unterschiede hervor, um so mehr, je weiter man sich vom Meere entfernt. Dem Abhang der Meseta gegen die Gebiete von Valencia bis Malaga hin ist Macularia alonensis Fer. mit ihren Wandelformen eigentümlich, der Caracol serrano oder Chona fino der Spanier und die feinste Speiseschnecke; sie hat keine analoge Form jenseits des Meeres. Auch einige *) Es ist sehr interessant, daß auch die merkwürdige Stapeliacee Apteranthus gussoneanus, die sich sonst nur noch auf Lampedusa und Linosa findet, in Oran und um Almeria vorkommt. Eine nahe Ver- wandte wächst im südlichen Marocco im Atlas. speeifisch iberische Formen von Gonostoma haben sich längs der Morena bis nach Valencia verbreitet. Endlich findet sich hier eine der merkwürdigsten Schneckenformen Europas, Helix qual- tieriana Fer., die nirgends einen näheren Verwandten hat und wohl als Relikt betrachtet werden muß; sie ist bis jetzt nur von Almeria und dann wieder von der Sierra Elvira in der Vega bei Granada bekannt, findet sich vielleicht aber noch an mehr Punkten in den östlichen Ausläufern der Sierra Nevada. Weiter westlich ist leider wieder der Südabhang der Sierra Nevada malakologisch völlig unbekannt. Bei Malaga finden wir noch eine den oranesischen nahestehende Leucochroa, aber gleich- zeitig beginnt hier eine andere Fauna aufzutreten, welche nach zwei verschiedenen Richtungen hin Beziehungen hat, nach den Balearen, und nach Maroceo. Die herrschende Macularie ist hier wie schon von Valencia ab, bis tief ins Land hinein M. lactea Müll.; sie reicht auch bis Südmarocco, bis nach Portugal und nach den Balearen, aber sie fehlt jenseits der Muluja vollständig. An sie schließt sich in den teils aus Kalk, teils aus nagelfluh- artigem Conglomerat bestehenden Bergen eine Reihe von Helices, welche zwischen Macularia und Iberus in der Mitte stehen und sich um die nach ihrer Heimat benannte Helix balearica grup- pieren; sie bevölkern noch als Helix marmorata den Felsen von Gibraltar, fehlen aber weiter westlich und jenseits der Meerenge vollständig. Schon in den höheren Partieen von Gibraltar wer- den sie durch ein Glied einer anderen Gruppe (Iberus scherzeri Ffld.) ersetzt, welche für Nordmarocco charakteristisch ist, und an diese schließen sich, von Gibraltar bis Cadix, aber anscheinend nur ganz an der Küste, die in Nordmaroeco herrschende Tachea coguandi Mor., zwei Gonostoma und eine eigene Xerophila (lu- teata Parr.), sowie mindestens eine hier endemische Pupa (alge- sirae Kob. mit var. tingitana Kob.), alle beiden Ufern gemein- sam und keine von ihnen über die oben erwähnte Tertiärzone hinausgehend. Mit ihnen zusammen tritt die Gattung Parmacella auf, die über die Muluja kaum hinauszugehen scheint; auch die für Nordafrika charakteristische Fruticicola lanuginosa Boissy tritt hier in Europa auf, so daß ein Unterschied der Molluskenfauna an beiden Gestaden der Meerenge kaum vorhanden ist. Jenseits Gibraltar haben wir bei Jeres noch eine Art zu verzeichnen (Kuparypha planata var. arietina Chemn.), die als Kobelt, Zoogeographie II. 15 — 226 — Varietät einer südmaroccanischen Charakterform bezeichnet werden muß, dann nehmen die gemeinsamen Arten rasch ab. In dem flachen Nieder-Andalusien um Sevilla berum schwinden die Iberus und Macularia bis auf Mac. lactea, die Gonostomen bis auf die littorale Zenticula. Dagegen treten neben Xerophila luteata Parr. eine Menge kleiner Xerophilen auf, wie sie überall in den war- men offenen Ebenen am vorderen Mittelmeer vorkommen, kurzum die ächte meridionale Ebenenfauna, freilich mit zahlreichen en- demischen Arten. Selbst der in Spanien sonst völlig fehlende Mastus pupa tritt hier wieder in einer etwas abweichenden Form (M. hispalensis West.) auf und Macularia vermiculata Müll., die ihre Westgränze sonst am Meridian Valencia-Cherchell findet, soll vorkommen, doch mag sie als geschätzte Speise hier eingeschleppt sein. Ächt andalusisch ist die Süßwasserfauna mit ihren Mela- nopsis, Neritina und Planorbis dufourei Graells. Sie umschließt aber auch eine Reihe von Najadeen, die endemisch, ja auf einen Nebenfluß des Guadalquivir, den Guadaira, beschränkt sind und in der europäischen Fauna fremdartig dastehen. Ihr Vorkommen wäre wohl einer genaueren Erforschung werth; vielleicht finden wir sie oder nahe Verwandte später in Maroceo. Dasselbe könnte mit der Gattung Coelostele Bens. der Fall sein, von der sieben Arten aus dem Genist des Guadalquivir beschrieben sind, wäh- rend wir sie sonst nur vom anderen Ende der meridionalen Re- sion, aus Egypten, Arabien und den Steppen Nordwestindiens kennen. Daß sie in Algerien noch gefunden werden, ist bei der genauen Erforschung dieser Gebiete ausgeschlossen; es steht also zu vermuten, daß es sich hier um Relikten handelt. Westlich vom Guadiana betreten wir ein Gebiet, das schon ganz dem Einfluß des Ozeans unterliegt und gleichzeitig durch die dicht ans Meer herantretenden Ausläufer der portugiesischen Sierren in engerer Verbindung mit den Pyrenäen steht, als An- dalusien. Hier hat sich deshalb eine eigene Molluskenfauna ent- wickelt (oder erhalten ?), die neben einigen andalusischen Zügen (Gonostoma lusitanica, barbula Charp., turriplana Morel.) eine ganze Menge endemischer Arten besitzt und mit der nordmaroc- eanischen viel weniger Verwandtschaft hat. Ein Blick auf das angehängte Faunenverzeichnis (Anlage 6) zeigt eine überraschende Fülle eigener Arten, und zwar höchst eigentümlich verteilt. Die Nacktschnecken und die Frutieicolen und dann wieder die Süß- ne wasserschneeken und Muscheln haben offenbar hier ein selbstän- diges Entwieklungszentrum mit Artengruppen, die in der meri- dionalen Fauna keinerlei Verwandtschaft haben. Zwischen sie hinein drängen sich längs der Gebirge neben den ubiquitären zwei unserer gemeinsten deutschen Arten (Chilotrema lapicida und Tachea nemoralis) und einige Ausläufer der Gruppe des Unio batavus, die der meridionalen Region sonst vollständig fehlt, und eine characteristische Schnecke der tyrrhenischen Küsten, Iberus muralis, lebt, jedenfalls verschleppt, bei Setubal. Dem gegenüber fällt die geringe Anzahl der mediterranen Arten auf, die noch erheblich kleiner wird, wenn wir die Strand-Faunula ausscheiden. Im höchsten Grad merkwürdig wäre das Vorkommen der alpinen Zepinota ciliata, besonders da eine kaum unterscheid- bare Form im abessynischen Hochgebirge vorkommt und die Schnecke ziemlich isoliert in der rezenten Fauna steht, auch der Anatomie nach; indeß bedarf ihr Vorkommen der Bestätigung, ebenso wie das von /berus marmoratus auf dem Pik von Bussaco bei Coimbra. Die kanarische Patula circumsessa findet sich nur in der Umgebung der Hafenstadt Oporto und kann sicher als eingeschleppt betrachtet werden. Gehen wir über die Meerenge hinüber, so treffen wir in den Küstengebieten ziemlich genau dieselben Arten, wie auf der euro- päischen Seite, und genau ebenso fehlen die Leuceochroen und Helix vermiculata. Eine äußerst merkwürdige Thatsache ist das Vorkommen von Uyclostoma elegans bei Tetuan, da diese Art schon in Mittelspanien fehlt; sie findet sich aber auch noch in Portugal bis zur Tajomündung *) und könnte auf diesem Weg nach Marocco gelangt sein. Die einzige Macularia Nordmaroccos ist, wie in dem gegenüberliegenden Andalusien, Mac. lactea. Geht man aber in die Berge der Halbinsel Andjera oder in die wunderbaren Kalkspitzen, welche bei Tetuan das Westende des Rif bezeichnen, so wird man überrascht durch eine ganze Reihe von Iberus, welche den westsizilianischen so merkwürdig gleichen, daß vier von ihnen nur durch ganz winzige, aber konstante Merk- male specifisch von sizilianischen getrennt werden können. Ja *) Der berühmte Geologe O. Fraas versicherte mir seinerzeit, daß er ein subfossiles Cyelostoma elegans bei Cordova gefunden habe, ich habe das Exemplar aber nicht gesehen. Neuerdings habe ich auch Limnaea stagnalis aus dem Souani bei Tetuan erhalten, Iberus sicanoides lebt an den Felsenwänden der Beni Hoznear Berge genau ebenso in selbstgebohrten Löchern versteckt, wie Ib. sicana am Mte. Pellegrino bei Palermo. Ich muß gestehen, daß ich für dieses Vorkommen eine Erklärung nicht zu geben vermag, denn weder Nordafrika östlich von Tetuan noch die Balea- ren besitzen irgend welche verwandte Arten und eine Landenge, welche Westsizilien oder Südsardinien mit Tetuan verbunden hätte, ohne die Balearen oder Oran zu berühren, scheint mir denn doch eine etwas gewagte Annahme. An eine Verschleppung ist nicht zu denken, da es sich um Gebirgs- und Felsenschnecken handelt, die nicht als Speise dienen. Allerdings haben die Berge bei Tetuan in ihrem ganzen Aufbau eine auffallende Ähnliehkeit mit denen Westsiziliens, aber das ist bei den Kalkklippen Tunisiens und Ostalgeriens in noch viel höherem Grade der Fall, und doch haben sie keine Iberus. Die Umgebung von Tetuan hat übrigens auch unter den Hyalinen einen äußerst merkwürdigen Bewohner in Hyalina tetuanensis Kob, welche sich unmittelbar an die Gruppe Omphalosagda des Miocäns von Hochheim anschließt, die einzige Vertreterin dieser sonst überall längst ausgestorbenen Unter- gattung. Ziehen wir aus vorstehenden Auseinandersetzungen das Faeit, so erhalten wir das Resultat, daß das Gebiet zwischen den beiden tertiären Schichtenzügen, die wir im Eingang erwähnt haben, im Großen und Ganzen als eine eigene, selbständige Unterprovinz betrachtet werden muß, die bätisch-tingitanische, daß aber dieselbe sich schr wohl in eine Reihe von Küste zu Küste lau- fender Kreise zerlegen läßt, für welche im Norden Valencia, Murcia-Almeria, Malaga-Cadiz, das ebene Andalusien und der meri- dionale Teil von Portugal eben so viele Zentren abgeben. Dem portugiesischen Kreise fehlt allerdings die Fortsetzung über das Meer hinüber, und es ist kaum wahrscheinlich, daß die Unter- suchung des hohen Atlas oder der Küstenwälder Maroccos erheb- liche verwandtschaftliche Beziehungen ergeben wird. Die Straße von Gibraltar dagegen und der ganze engere Teil des Mittelmeers bis zum Meridian Oran-Cartagena erscheint vom malakogeographischen Standpunkte aus als eine sekundäre Bildung, welehe die Beziehungen der beider- seitigen Küstenfaunen zu einander noch nicht zu ver- wischen vermocht hat. IS) a An die tingitanisch-bätische Unterprovinz schließen wir am zweckmäßigsten die Inselgruppe der Balearen an, die ja geotek- tonisch nur einen vorgeschobenen Teil Spaniens bilden und von ihm nur durch relativ geringe Tiefen geschieden werden, während sie nach Norden, Osten und Süden hin viel tieferes Meer umgiebt. Menorka schiebt sich allerdings bis fast in die Mitte des tyr- rhenischen Meeres vor und liegt für Einwanderer aus Catalonien, Südfrankreich, Sardinien und Nordafrika gleich offen, aber die anderen Inseln bilden doch eine Brücke zum Cabo de Nau, und die ganze Inselreihe liegt auf einer Bodenschwelle, welche anzudeuten scheint, daß die Südküste Spaniens hier einmal eine direkte Fortsetzung bis zum Cabo Mola auf Menorca gehabt hat. Die Molluskenfauna entspricht dieser Lage denn auch vollständig. Außer den 28 eigentümlichen Arten haben die Inseln kaum eine Schnecke, die nicht auch in Spanien vorkäme; die einzige an- scheinende Ausnahme, /berus muralis, findet sich nur in der Um- gebung des Hafens von Mahon auf Menorka und ist unzweifelhaft eingeschleppt. Was von den weiter verbreiteten Arten nicht zu den ubiquitären oder der mediterranen Küstenfaunula gehört, ist specifisch spanisch oder ligurisch, wie Tachea splendida, Tor- quilla polyodon. Auch die eigentümlichen Arten, Iberus wie Jacosta, stehen den Arten des mauritanisch-andalusischen Faunen- kreises und speciell des murcianischen und valencianischen am nächsten und können aus denselben Wurzeln abgeleitet werden. Das Zusammentreffen von Macularia punctata und lactea, das Vorkommen von Tachea splendida und Xerophila cespitum be- weist, daß die Haupteinwanderung von Valencia aus erfolgte, während Leucochroa eariosula nur von Oran gekommen sein kann. Ihre Beschränkung auf Mallorka deutet auf Einschleppung in der Zeit nach der Trennung der einzelnen Inseln, aber ihre weite Verbreitung auf der Heimatinsel macht es sehr unwahrscheinlich, daß die Einwanderung unter menschlicher Beihülfe erfolgte. Zwei balearische Arten verdienen eine besondere Erwähnung. Die eine, Tudora ferruginea Lam., eine Deckelschnecke, auf Menorka wie auf Mallorka weit verbreitet, aber trotz gegenteiliger Angaben auf dem Festland fehlend, hat ihre nächsten und ein- zigen Verwandten in Westindien und im Miocän und muß als ein Relikt aus jener Zeit betrachtet werden, wie Leonia und Ompha- losagda. Die andere, Allognathus graöllsi Grat. (= Helix gra- teloupi Graälls), früher zu der makaronesischen Untergattung Lep- toxis bei Helix gestellt und von Wallace als ein Beweis von Beziehungen Makaronesiens zu den Balearen verwendet, ist nach Semper anatomisch so verschieden, daß sie gar nicht zu den Helieiden gerechnet werden kann*). Sie ist auf Mallorka be- schränkt und kommt auch dort nur in höheren Lagen (800 m) und ziemlich einzeln vor. Einigermaßen auffallend muß erscheinen, daß die Balearen in ihrer Schneckenfauna keinerlei Beziehungen zu Corsika und Sardinien zeigen. Das, sowie das völlige Fehlen von Clausilia mit Ausnahme von bidens, beweisen eine früh eingetretene Tren- nung vom tyrrhenischen Gebiet und ein hohes Alter der Meeres- verbindung zwischen dem Löwengolf und dem Rest des tyrrhe- nischen Meeres. Was die Verteilung der Arten auf die einzelnen Inseln be- trifft, so hängt diese offenbar nicht von der Lage der Inseln zur spanischen Küste ab, sondern von ihrer Größe und Beschaftenheit. Die nächstliegenden Pityusen haben nur den am meisten von den festländischen abweichenden Iberus (ebusitanus Hid.), Xerophila eisternasi Hid. und eine Jacosta; Mallorka hat sieben Jacosta, den Allognathus, Leucochroa cariosula und zwei Iberus, Menorka drei Jacosta. Den beiden Hauptinseln gemeinsam ist von den Jacosten keine, dagegen die weißlippige Iberus minoricensis und die Tudora. Eine Einwanderung kann also nicht über die Kette der Inseln stattgefunden haben. Die Molluskenfauna der Balearen hat sich schon entwickelt gehabt, als die Inseln sich von ein- ander und von der spanischen Küste trennten. Die Unterschiede sind nicht größer, als wir sie auch längs der spanischen Küste und selbst innerhalb jeder längeren Bergkette in verschiedenen Abteilungen finden. Die Flora der Balearen schließt sich unmittelbar an die spanische an; von 664 Gefäßpflanzen sind nur acht eigentümlich, einige andere, die in Spanien nur lokal oder selten auftreten, sind auf Mallorka häufig, wie vor Allem der balearische Buchs- baum (Buxus balearieus). Die Zahl der endemischen Pflanzen *) Es ist mir leider nicht möglich gewesen, lebende Exemplare dieser Art zu beschaffen; Semper hat nur Zunge und Kiefer unter- sucht, eine genaue anatomische Untersuchung wäre sehr zu wünschen. >] —— 25 — ist jedenfalls nicht größer als auf einem einigermaßen isolierten Gebirgsgebiet ähnlicher Größe auf der Halbinsel. Daneben stehen noch zahlreiche Arten in eigentümlichen Varietäten. Nur ganz einzelne Arten sind mit Korsika (Pastinaca lucida), Nordafrika (Silene pseudoatocion) und Sieilien (Aundmannia sicula) gemein- sam, ohne in Spanien vorzukommen. Den Wald auf Mallorka bilden Pinus halepensis, Quercus ballota und Populus nigra. Unter den Reptilien finden wir keinerlei eigene Arten, aber die grüne Kröte und die Mauereidechse sind durch eigene Varie- täten (Dufo viridis var. balearica Bttg. und Lacerta muralis var. lilfordi Gthr.) vertreten. Dagegen fehlt der sonst überall im Süden verbreitete scheibenzüngige Frosch (Discoglossus pictus). Die kleine Säugethierfauna bietet durchaus nichts Eigentümliches; fossile Formen sind meines Wissens noch nicht gefunden worden. Überschreiten wir die große marokkanische Tertiärsenke, so treffen wir sowohl an der Westküste wie an der Nordküste alsbald auf eine Molluskenfauna, welche von der tingitanischen sehr erheblich verschieden ist. Südlich vom Lauf des unteren Um-er-rebbia verschwinden anscheinend beinahe alle die europäi- schen Arten bis auf eine Anzahl Mitglieder der Strand-Faunula und einige Limnäen, aber auch die Gonostomen Nordmarokkos, und nur Macularia lactea, die hier ihre schönsten und größten Formen entwickelt und Tachea coquandi bleiben uns treu; von den te- tuaner Iberus bleibt keine Spur. Dafür nimmt Maecularia einen wunderbaren Aufschwung; noch kennen wir nur einen ver- schwindend kleinen Teil der Atlasabhänge und doch haben wir ein halbes Dutzend gut verschiedener Typen, aus denen man eine ganze Masse „guter“ Lokalarten machen könnte. Neben Euparypha pisana treten noch mindestens drei verwandte Formen mit eigentümlich gelippter oder gezahnter Mündung; eine Varietät der einen ist uns schon in der andalusischen Ebene begegnet. An sie schließt sich eine höchst eigentümliche Xerophilen-Gruppe (Xeroleuca), besonders um Mogador reich entwickelt, in mancher Hinsicht an Leucochroa erinnernd und mitunter zu ihnen ge- rechnet, aber der Anatomie nach ächte Xerophilen, während die Gestalt so sehr an manche marine Arten erinnert, daß Chemnitz die eine, als sie vor mehr als hundert Jahren zum erstenmal nach Europa gelangte, als Trochus twreicus beschrieb, während eine zweite den Trivialnamen cyelostrematoides erhalten hat. 5) — 2132 — Auch Turricula pumilio Chemn. gleicht ganz auffallend einem marinen Trochus. Außerdem sind auch die Xerophilen mit Aus- nahme der Strandarten fast alle eigentümlich, und endlich haben sich neben einigen kleinen Xerophilen, die auch auf den Kanaren vorkommen, hier die einzigen Vertreter zweier sonst auf Maka- ronesien beschränkten Untergattungen erhalten, Ochthephila irus Lowe und Disculus argonautula Lowe. Schließlich haben wir hier noch eine zweite Vertreterin der Gattung Leonia (scrobicu- lata Mouss.), von der oranesisch-carthagenischen Z. mamillata gut verschieden. Jenseits des hohen Atlas, im Wadi Sus, hat die fanatische Bevölkerung bis jetzt jede wissenschaftliche Unter- suchung verhindert. Durch einen Eingeborenen hat Consul Beau- mier eine höchst eigentümliche Helix von dort erhalten, welche man zu Pomatia rechnet, welche aber dort recht fremdartig steht (vermiculosa Morel.. Außerdem erhielt er eine Leucochroa, welche Morelet mit der spanischen Z. baetica identificiert, welche mir aber zu der für die algerische Vorwüste charakteristischen L. saharica Deb. zu gehören scheint. Erstere beweist eine eigene Fauna südlich vom Atlas, letztere deutet anscheinend auf ein Übergreifen der Fauna der algerischen Vorwüste bis zum Atlantischen Ozean und würde die Verbindung der Leucochroen der Provinz Oran mit denen der Kanaren unter Umgehung von Nordmarokko herstellen. Auch die Leonia würde für eine Verbindung längs des Süd- randes der Muluja-Senke sprechen, aber sonst ist die Fauna der Provinz Oran von der von Südmarokko erheblich verschieden. Beiden gemeinsam ist die reiche Entwieklung von Maeularia, in Oran noch viel reicher, als in Südmarokko. Das Gebiet zwischen Mostaganem und der Mulujamündung an der Küste und Mascara- Tlemeen im Innern hat für den Sammler sowohl was Arten als was Individuenzahl anbelangt, nicht seines Gleichen. Der Reich- tum erstreckt sich anscheinend längs der marokkanischen Gränze bis tief ins Innere, aber er besteht nicht überall aus denselben Arten, sondern läßt einige gut unterschiedene Bezirke erkennen. Nur Mae. punctata und M. dupotetiana*) haben eine weitere *) Ich nehme selbstverständlich die Arten hier im weitesten Sinne und rechne alle die Lokalformen, nicht nur die Bourguignats, sondern auch sehr viele, die ich selbst aufgestellt habe, zu der Stammart, da nur das eine geographische Übersicht ermöglicht. — 233 — Verbreitung, besonders die letztere fehlt nirgends und geht bis auf das Hochplateau hinauf, wo ich sie noch bei Saida fand. Aus ihr hervorgegangen ist offenbar eine Reihe von Arten mit stark vorspringendem Spindelzahn, die sich nirgends weit von der Gränze entfernen und im Inneren, in der abflußlosen Senke des Sehott el-Tigri, in die merkwürdigen Formen übergehen, welche auch auf der Außenwand im Gaumen einen oder zwei Zähne haben. Ihre direkten Vorfahren finden sich in den Plioeänschichten bei Constantine und haben, wie ich schon im ersten Bande er- wähnte, früher als Beweis für alte Beziehungen unserer Mollusken- -fauna zu den westindischen Dentellaria gelten müssen. Heute geht keine dieser Arten mehr über die Gränzgebiete hinaus, aber diese und das angränzende Südost-Marokko, das Gebiet des un- botmäßigen Uled Sidi Scheikh, mag wohl manche interessante Novität bergen. — Eine zweite Maculariengruppe ist den oben erwähnten, aus sehr altem Gestein bestehenden Küstenbergen eigentümlich und geht nur an wenigen Stellen weiter nach dem Innern. Zu ihr gehören die prächtigsten Arten, Macularia lu- casü, hieroglyphicula, alabastrites. Eine dritte, die sich um Mae. jwilleti und jourdaniana gruppiert, findet sich ausschließlich auf der ersten Terrasse von Tlemcen über Maskara und Saida bis Boghar, im Gebiet des Tell-Atlas. Neben den Macularien sind für Oran die Zeucochroa cha- rakteristisch, die ebenfalls unmittelbar an der Gränze auftreten und eine Menge Lokalformen entwickeln, welche sich neben Leuc. candidissima um einen eigenen Typus gruppieren (Leuc. cariosula Mich.), dessen Ausläufern wir schon bei Malaga und auf den Balearen begegnet sind. Auch die in unendlichen Massen auftretenden Xerophilen sind von einem ganz anderen Typus, als die nordmarokkanischen und lassen sich nur mit denen der gegen- überliegenden spanischen Küste vergleichen; der Mittelpunkt des Formenkreises ist Helic oranensis Morel. Daß eine besondere Deckelschneckengattung, Leonia Gray, Oran und dem gegenüber- liegenden Teil von Andalusien, aber nicht den Balearen gemein- sam ist und in Südmarokko wieder auftritt, haben wir schon er- wähnt. Als ein äußerster Ausläufer der östlicheren Fauna haben wir einen Buliminus aus der Gruppe Napaeus zu betrachten (Bul. todillus Morel.), der bis zur Stadt Oran geht, und die ersten eigenen Herussacia neben der gemeinen F. folliculus. — 234 — Die ganze reiche oranesische Fauna verschwindet mit einem Schlag an der Einsenkung zwischen dem Löwenberg und dem Westende des Dahra, durch welche der Scheliff und weiter west- lich Habra und Makta dem Meere zuströmen. Hier muß noch in neuerer Zeit ein mächtiger Golf in das Land hineingegriffen haben, dessen letzten Rest die Maktasümpfe bilden; das höhere Land zwischen den beiden Flüssen, auf dem Mostaganem liegt, war eine Insel, die aber noch zu Oran gehört. Jenseits des Scheliff beginnt eine andere Fauna, in welcher die Macularien zunächst nur durch Mac. punctata, die Leucochroen nur durch Z. can- didissima vertreten sind und als herrschende Xerophile die tyr- rhenische Xerophila cespitum Drp. auftritt. Die Gränze läßt sich landein durch das Scheliffthal bis auf die Hochebene bei Boghar in voller Schärfe verfolgen; bei Boghar mischt sich der östlichste Ausläufer der Mac. juwilleti mit dem westlichsten Vor- posten von Mac. vermiculata Müll. Auch diese Gränze fällt mit einem Streifen tertiärer Gesteine zusammen, der sich von der Meeresküste bis nach Biskra in der Sahara nachweisen läßt. Es liegt somit auch die oranesische Unterprovinz zwischen zwei tertiären Meeresgolfen und die Entwicklung ihrer Molluskenfauna reicht in eine Zeit zurück, wo diese beiden Golfe noch mit Wasser gefüllt waren und abso- lute Verbreitungshindernisse bildeten. Boghar ist übrigens auch bei den Herpetologen wohl bekannt als ein Punkt, an wel- chem sich drei verschiedene Faunen von Osten, Westen und Süden her berühren: es ist darum von Interesse, daß auch die Molluskenfauna der Vorwüste in einer Lokalform der Helix ray- mondi Moq. (Helix sollieri Bgt.) bis nach Boghar herantritt und man hier auf einem ganz beschränkten Raum und in Zeit weniger Minuten charakteristische Vertreter dreier Unterprovinzen sam- meln kann. Das Gebiet östlich der Scheliffsenke hat in Beziehung auf die Molluskenfauna einen viel weniger ausgeprägten Eigencharakter, als die oranesische Unterprovinz, und man könnte fast auf den Gedanken kommen, es mit Süditalien zu einer gemeinsamen tyr- rhenischen Provinz zu vereinigen, wenn nicht der Reichtum an eigentümlichen ZLeucochroa, das Auftreten einiger endemischen Macularia in den Aures, das Fehlen der Clausiliengruppe Sici- liaria und ganz besonders die reiche Entwicklung der Unter- [23-7 — 2359 — gattung Napaeus und der Ferussacia mit gezahnter Mündung dagegen sprächen*). Man kann sich aber bei vielen Schnecken- gruppen des Gedankens kaum erwehren, daß das weite Gebiet, das die Provinzen Algier, Constantine und Tunis einnehmen, seine Fauna weniger durch Entwicklung aus einem Grundstock eigner Arten heraus, als durch Einwanderer erhalten habe, welche auf freiem Grund sich rasch ausbreiteten und eine reiche Variation entwickelten. So Macularia vermiculata, welche, sonst überall konstant, zwischen Bougie und Tunis eine ganz überraschende Mannigfaltigkeit eigentümlicher Lokalformen zeigt, Pomatia as- persa, von welcher in etwas geringerem Grade dasselbe gilt, die gekielten Leucochroa der Otthiana-Gruppe, welche alle aus 2. candidissima entstanden zu sein scheinen, die vorderasiatische Pomatia melanostoma, welche sich als einzige Vertreterin der Pomatien — aspersa bildet eine eigene Gruppe für sich — durch das Tell bis Mostaganem vorschiebt, aber Oran nicht erreicht. Als Einwanderer erscheinen ferner und sind mehr oder minder weit westlich vorgedrungen Glandina algira, die gedeckelten Pomatias, welche beide mit den eigenen Leucochroen an der Schlucht des Isser oriental ihre Gränze finden, die Clausilien der Untergattung Mauritanica Bttg., welche, ein selbständig gewor- dener Zweig der Untergattung Delima, im Küstengebirge bis zum Dschebel Thaja zwischen Bona und Constantine reichen, Cyelostoma suleatum, die Daudebardia, die isolierte Campylaea in den Bergen der Kleinen Kabylie. Aber gerade für das öst- liche Nordafrika haben wir in Süßwasserablagerungen Reste der Schneekenfaunen bis zu der Eocänperiode zurück: leider harren sie noch der Bearbeitung und wir sind für viele derselben auf einige vorläufige Notizen von Thomas**) angewiesen. Danach liegen die ältesten Schichten unmittelbar auf solehen mit Ostrea cerassissima auf; sie enthalten Trümmer einer Paludina und eine sroße, noch unbeschriebene Helix. Dann folgen Schichten mit einem riesigen Unio (dubocgui Coq.) und einer Anodonta (smen- dovensis Coq.), sowie einer großen Melanopsis (thomasi Tourn.); sie enthalten auch eine Anzahl Helices und unzählige, noch un- beschriebene Süßwassereonchylien. Über ihnen liegen die be- *) Vgl. die Molluskenfauna der Großen Kabylie in Anl. 10. *%) Comptes rendus vol. 98 p. 369. — 236 — kannten Schichten von Koudiat-Aty bei Constantine mit ihren schon mehr erwähnten großen Schnecken, die an die westindi- schen Dentellarien erinnern, aber ihre nächsten Verwandten doch in der Maeulariengruppe der Helix tigri haben. Eine Sonderuug des östlichen Nordafrika in zwei Provinzen ist kaum möglich; die Fauna der nächsten Umgebung von Tunis, der Halbinsel Dakhela und des Gebietes südlich vom Zaghuan ist zwar von derjenigen der Umgebung von Algier sehr ver- schieden, aber der Übergang erfolgt nieht an einer scharfen Gränze, wie zwischen Oran und Nordmarokko oder zwischen Oran und Algier, sondern, wie aus dem oben über die einge- drungenen Arten gesagten hervorgeht, ganz allmählig und für die einzelnen neu auftretenden Formen an ganz verschiedenen Stellen. Dazu kommt neben der westöstlichen Veränderung auch noch die von der nordsüdlichen Gliederung Algeriens abhängige Verschiedenheit, welche teils mehr hervortritt, teils aber auch verschwindet. Letzteres insbesondere deshalb, weil gerade der Bestandteil Nordafrikas, welcher die meisten und auffallendsten Molluskenarten beherbergt, die Küstenkette, im Osten ausscheidet, geologisch mit dem Edough zwischen Bone und Philippeville, malakozoologisch schon mit dem Gouraya bei Bougie, dem letzten Vorposten der Großen Kabylie. Die Provinz Constantine gehört schon in ihrer ganzen Ausdehnung zur ersten Terrasse, Tunis nörd- lich des Zaghuan zur Hochebene, südlich davon zum Saharaatlas und weiter südlich zur Vorwüste, bis bei Gabes die eigentliche Wüste an das Meer herantritt. Die Umbiegung der Küstenlinie, infolge deren die Ostwinde Regen bringen, läßt den Steppencharakter in Südtunis weniger hervortreten und macht das Land für Mollusken besser geeignet. Trotzdem finden wir dort fast nur die Unter- gattung Xerophila *) entwickelt, in zahlreichen, aber wenig auf- fallenden und sich um wenige Typen gruppierenden Lokalformen, außerdem auch die gewöhnlichen Arten des Tell, Pomatia mela- nostoma (zu welcher auf Djerba nach Bourguignat die wohl aus Syrien importierte Pom. pachya kommt), Pom. aspersa, Ma- *) Letourneux et Bourguignat, Prodrome de la Malacologie de la Tunisie, Paris 18857, haben aus Tunis nicht weniger als 256 neue Arten aufgestellt, von denen vielleicht 200 auf Xerophila entfallen. Ich habe mich für die meisten vergeblich bemüht, sie unter meinem an denselben Stellen gesammelten Material auszufinden. cularia vermiculata, Leucochroa candidissima. Von Interesse ist, daß die tyrrhenische Helix cespitum wohl noch in der Medjerda- ebene durch nahverwandte Formen vertreten wird, aber im Süden völlig fehlt. Am wichtigsten ist uns natürlich die Nordstrecke Tunisiens, da ihre Fauna für die Frage nach dem alten Landzusammenhang zwischen Nordafrika und Sizilien von entscheidender Bedeutung ist. Ich habe Gelegenheit gehabt, sowohl in Tunis wie in Si- zilien selbst zu sammeln und dabei die lokale Verteilung der Formen genauer kennen zu lernen. Es wird aber zweckmäßiger sein, diese Frage erst zu behandeln, wenn wir auch die sizilische Molluskenfauna besprochen haben. Hier möge genügen, daß manchen Analogien sehr tiefgehende Unterschiede gegenüber stehen, welche die Beantwortung dieser Frage zu einer viel schwie- rigeren machen, als die Zoogeograpbie gewöhnlich annimmt. Wir haben bei den seitherigen Auseinandersetzungen nur den nördlichen Abhang der Hochebene in Betracht gezogen. Die Hochebene selbst trägt einen so ausgesprochenen Steppencharakter, daß von Mollusken nicht viel die Rede sein kann, weder in dem „mer de halfa“, welches den größten Teil der Oberfläche ein- nimmt, noch in der Salzsteppe, welche die mit Salzwasser ge- füllten Schotts umgibt. In der That sind von dort nur einige kleine Xerophilen (Helix geryvillensis und Verwandte) bekannt geworden, welche sich unmittelbar an die Formen der ersten Terrasse anschließen. Erst im Sahara-Atlas treffen wir wieder reicheres Leben. Die wunderbare Fauna der Umgebung des Schott el Tigri haben wir schon erwähnt. Über die Bedingungen, unter denen sie lebt, ist noch wenig bekannt geworden, ich weiß überhaupt nicht, ob schon lebende Exemplare gesammelt worden sind, denn der Fund- ort liegt im Gebiete der unbotmäßigen Uled Sidi Scheikh, welche seit fast 30 Jahren in offener Rebellion gegen die Franzosen stehen, und ist nur vorübergehend von militärischen Expeditionen besucht worden. Jedenfalls liegt er am westlichen Ende der Hochebene, nieht weit von den Quellgebieten der Muluja und des zur Sahara hinabströmenden Ued Rhir, noch unter dem Ein- fluss des Hohen Atlas und durch das Mulujathal mit der orane- sischen Küstenregion verbunden. Zwischen ihm und dem Atlan- tischen Ozean, am Südabhang des Hohen Atlas und im Sus, dürften — 238 — noch die interessantesten Bereicherungen für die paläarktische Molluskenfauna zu erwarten sein. Eine zweite interessante Molluskengruppe bewohnt den Sahara-Atlas der Provinz Algier. Sie gruppiert sich um die Helix raymondi Mogq. und hat ihr Verbreitungszentrum im Dschebel Amur; einem Vorläufer sind wir bei Boghar begegnet. Man rechnet diese Gruppe gewöhnlich zu Iberus, sie hat aber auch unverkennbare Beziehungen zu den kanarischen Leptaxis und wird wohl am zweckmäßigsten als eigene Untergattung (Gaetulia m.) neben Iberus gestellt. Diese war früher offenbar sehr viel weiter verbreitet, denn wir finden eng verwandte Formen südlich von Tripolis im Dschebel Tarrhuna; es scheint mir durchaus nicht unwahrscheinlich, daß wir sie später einmal in den Bergen der Zentralsahara finden werden. Die Verschiedenheit der tripolitaner Formen deutet übrigens auf eine Absonderung schon in recht früher Zeit. Nahe seinem Ostende, da wo die Hochebene sich gegen das Syrtenmeer abzusenken beginnt, thürmt sich der Sahara-Atlas noch einmal zu einer mächtigen Gebirgsmasse auf, den Aures; sie überragt in dem Scheliah den höchsten Punkt Algeriens, den Djurdjura, nicht unerheblich und bildet das Zentrum des Gebirgs- landes, welches sich zwischen der Provinz Constantine und Tu- nisien ausbreitet. Es hat vor dem Rest Nordafrikas zwei sehr inter- essante Macularien voraus, Mac. punica Morel und massylaea Morelet, welche nördlich bis in die Nähe von Constantine, östlich bis über die tunisische Gränze und südlich bis an die Sahara reichen. Sie lassen sich mit keiner der nordafrikanischen Arten vereinigen, aber Mac. massylaea hat eine auffallende habituelle Ähnlichkeit mit manchen Formen der griechischen Helix eodring- tonii, die vielleicht auf eine gemeinsame Abstammung deutet. Die Wurzel müßte allerdings in der Zeit liegen, in welcher das hintere Mittelmeer noch mit Land erfüllt war. Das Vorkommen der Xerophilen aus der Gruppe der Helix eretica würde in der- selben Richtung deuten und noch mehr die Buliminus, und unter den Pflanzen die Zeder, die ja gerade in den Aures ungeheure Wälder bildet. Abgesehen von den beiden genannten Arten ist übrigens die Molluskenfauna der Aures von der der Provinz Con- stantine kaum verschieden; die Arten des Tell greifen weit in die Hochthäler hinein. Sie stellen auch, abgesehen von einigen ver- N 239 °— kümmerten Xerophilen, die einzigen Mollusken der Vorwüste; Macularia vermiculata, Leucochroa candidissima, Stenogyra de- collata sind dort häufig und erfüllen auch subfossil die Lehm- schichten am Fuß der Hochebene. Was über die Mollusken- fauna der Sahara und ihres unterirdischen Wassersystems zu sagen ist, habe ich schon im ersten Bande erwähnt. Auch auf die Verbreitung der Säugethiere in Algerien brauche ich hier nieht noch einmal einzugehen. Die Fauna ist nur ein Überrest der viel reicheren Pliocän- und Pleistocänfauna, die in innigem Zusammenhang mit der von Pikermi stand und sich anscheinend zwischen Wüste und Meer länger erhielt, als sonstwo. In Algerien fehlt ja mit der Eiszeit die scharfe Tren- nung zwischen Pliocän und Diluvium. Noch im jüngeren, durch Menschenspuren gekennzeichneten Diluvinum finden sich neben den heute lebenden Säugetieren unser Auerochs, ein gewaltiger Büffel (Bubalus antiquus), das Flußpferd, mindestens zwei Ele- phanten (atlantieus und africanus), ein Wildesel (Equus atlanticus), ein Rhinozeros, ein Pferd und merkwürdiger Weise auch ein Kameel (Camelus thomasi). In dem älteren Diluvium, das noch keine Menschenspuren enthält, finden sich neben dem Büffel, einem Rhinozeros und einem ausgestorbenen Flußpferd (Hippo- potamus hipponensis) auch einige sonst nur aus dem Tertiär be- kannte Arten (Antilope gaudryi und Equus stenonis), und im Plio- cän das Charaktertier von Pikermi, Hipparion, der riesige Ele- phas meridionalis, Palaeoreas, verschiedene Antilopen und Ga- zellen, ein ächter Pavian der Gattung Cynocephalus und ein dem abessynischen Emgallo ähnliches Schwein (Sus phacochoeroides). Auch hier, wo die Eiszeit kaum fühlbar wurde und ein Wett- bewerb einer neu eindringenden Fauna nicht eintrat, sehen wir die tertiären und altdiluvialen Tiere gerade so verschwinden, wie im Bereiche des großen Eises. In einer geradezu überraschenden Weise schließt sich die Verbreitung der Reptilien an die der Mollusken an. Boulenger *) unterscheidet genau wie wir Nordmarocco und Südmarocco als besondere Provinzen und gliedert Algerien in die drei Parallel- zonen Tell, Hochplateau und Vorwüste. Es fehlt ihm also nur die Grenzlinie Mostaghanem-Boghar, um die Übereinstimmung voll- ständig zu machen, *, Transact. Zoolog. Society London 1890, —, DAN Über die Südwasserfische Nordafrikas haben wir eine neue zusammenfassende Arbeit von Playfair und Letour- neux*). sie zählt 21 Arten auf, von denen vier bis jetzt als endemisch betrachtet werden müssen, während der Goldfisch, obschon heute besonders im westlichen Algerien weit verbreitet, jedenfalls von den prachtliebenden Maurensultanen von Tlemeen eingeführt worden ist. Von unseren Flußfischen finden wir nur den Aal, aber die Forelle und der Stichling sind durch sehr nah verwandte Lokalarten (Salmo macrostigma Dum. resp. Gastero- steus brachycentrus Cuv.) vertreten; der sonst so weit verbreitete Hecht fehlt, wie in Sardinien und Corsika. Der Aal findet sich auch auf der Hochebene und selbst in den Wasserläufen der Vorwüste, die Forelle, offenbar eine südliche Ausprägung unseres S. fario, ist im britischen Museum auch vom Olymp (welchem ?), von Smyrna und aus Teheran vertreten, eine Verbreitung, die sich nieht gut mit der herrschenden Ansicht in Einklang bringen läßt, nach welcher die Salmoniden erst in und nach der Eiszeit aus dem Norden eingedrungen sein sollen. Den Stichling nehmen Moebius und Heincke**), als einen unwiderleglichen Zeugen für den Landzusammenhang zwischen Andalusien und den Atlas- ländern in Anspruch; ich kann das nicht recht einsehen, denn unser deutscher Stichlng kommt (als var. trachurus) auch im Meerwasser vor und kann recht gut durch das Mittelmeer nach Nordafrika gelangt sein, auch wenn er heute darin fehlt. Von den übrigen algerischen Fischen sind elf, einschließlich der aus dem Meer aufsteigenden, auf das Tell beschränkt, nur Barbus sitifensis geht mit dem Aal bis in die Vorwüste, wo sie mit den ächten Saharaarten (Uyprinodon calaritanus, Chromis nilotieus und Chr. tristrami) zusammentrifft. Die drei Arten der arte- sischen Brunnen haben übrigens, wie Letourneux nachgewiesen, ihre eigentliche Heimat in den sogenannten Bahrs, wassergefüllten Erdfällen, welche mit den unterirdischen Wasserläufen in Ver- bindung stehen. Sie sind afrikanisch und könnten auf einen unterirdischen Wasserzusammenhang deuten, wenn sie nicht Re- likten aus der Zeit sind, wo die Wadis noch Wasser bis zum Niger führten. Übrigens soll sich Barbus sitifensis auch in *) Annals Magazine Nat. History (4) vol. VII. *#*) Die Fische der Ostsee, Berlin 1883 p. 183. 241 — einem artesischen Brunnen an der Sebeha von Miserguim bei Oran gefunden haben und der mittelmeerische Cristiceps argen- tatus Riss. auch bei Zehrez zwischen Algier und Laghuat vor- kommen. Anlagen. 1) Land-Molluskenfauna des Königreichs Valencia Hidalgo (Hojas malacologieas p. 27): Testacella bisulcata Risso. Amalia gagates Drp. Limax variegatus Drp. — valentianus Fer. Agriolimax agrestis L. Arion hortensis Fer. Hyalina cellaria Müll. Zonitoides nitidus Müll. Leucochroa candidissima Drp. Patula rupestris Drp. Vallonia pulchella Müll. Gonostoma lenticula Fer. — lusitanica Pfr. — boscae Hid. Carthusiana carthusiana Müll. Tachea splendida Drp. Macularia punetata Müll. (apalo- lena Bgt.). — alonensis Fer. var. campesina Ezq. — vermiculata Müll. — lactea Müll. Pomatia aspersa Müll. Euparypha pisana Müll. Xerophila cespitum Drp. var. arigonis Rossm. — explanata Mich. — variabilis Drp. — derogata Rossm. — mureica Guirao. — bareinensis Hid. Turrieula terrestris Chemn. — trochoides Poiret. Cochlicelia ventrosa Fer. — acuta Müll. — conoidea Drp. Napaeus obscurus Müll. Chondrula quadridens Müll. Rumina decollata L. Cionelia lubriea Müll. Ferussacia vescoi Bgt. Torquilla arigonis Rossm. — polyodon Dıp. — farinesii Desm. — massotiana Bgt. Lauria umbilicata Drp. Granopupa granum Drp. Isthmia minutissima Hartm. Cyclostoma elegans Müll. 2) Landmollusken der Umgebung von Cartagena: Leueochroa baetica Rossm. Gonostoma lenticula Fer. Tachea splendida Drp. Maeularia lactea Müll. — alonensis Fer. — carthaginiensis Rossm. Euparypha pisana Müll. Xerophila variabilis Drp. — modica Morel. Kobelt, Zoogeographie II, Xerophila setubalensis Pfr. Turrieula terrestris Chemn. Cochlicella acuta Müll. Rumina decollata L. Ferussacia follieulus Gron. Torquilla farinesii Desm. Granopupa granum Drp. Leonia mamillaris Lam. 16 nach SRSS 3) Landmollusken der Gegend von Alicante: Gonostoma lenticula Fer. Macularia alonensis Fer. Tachea splendida Drp. Euparypha pisana Müll. Turricula terrestris Chemn. — pyramidata Drp. Xerophila setubalensis Pfr. Cochlicella acuta Müll. Granopupa granum Drp. Ferussacia follieulus Gronov. Leonia mamillaris Drp. 4) Molluskenfauna von Nieder-Andalusien, besonders der Umgebung von Sevilla (nach Westerlund, Faunula hispalensis, aber unter Ausschließung der Servain’schen Nominalarten, die Prof. Calderon nieht wiedergefunden hat): Parmacella deshayesii Moq. Vitrea calderoni Westerl. — targioniana Paul. — sevillensis Westerl. — pseudohydatina Bgt. Zonitoides nitidus Müll. Polita petronellae Charp. — blauneri Shuttl. — alhambrae Kob. Patula poupillierei Bgt. Vallonia pulchella Müll. Gonostoma lenticula FEr. var. annai Pal. Frutieicola desobrigana Bgt. Euparypha pisana Müll. Maeularia vermieculata Müll. — laetea Müll. et varr. Pomatia aspersa Müll. Xerophila libertina Westerl. — luteata Parr. — lauta Lowe. — rufolabris Ben. — mutua Westerl. — clausella Westerl. — promissa Westerl. — alluvionum Serv. — odarsensis Fag. — pumila Westerl. — apieina Lam. — xenilica Serv. — valcourtiana Bgt. — conspurcata Drp. — horridula Westerl. — amblya Westerl. — embryonata Westerl. Cochlicella pringi Pfr. — acuta Müll. — ventrosa Fer. Mastus hispalensis Wester]. Torquilla retracta Westerl. Rumina decollata L. Ferussacia vescoi Bgt. — amblya Bgt. — forbesi Bgt. — virginea Westerl. Coelostele laevigata Bgt. — castroiana Bgt. — hispanica Bgt. — servaini Bgt. — tumidula Bgt. — letourneuxiana Bgt. — raphidia Bgt. Hohenwarthia bourguignatiana Ben. Caeecilianella poupillierei Bgt. Suceinea pfeifferi Rossm. Carychium minimum Müll. Limnaea lagotis Schr. — truncatula Müll. Physa acuta Drp. — clathrata Westerl. Planorbis dufourei Graells. — umbilicatus Müll. — benoiti Bgt. — complanatus L. Segmentina nitida Müll. Ancylus costulatus Kstr. Bythinia tentaculata L. Melanopsis praemorsa L. — cariosa L. — 243 — Melanopsis sevillensis Grat. — rossmaessleri Bgt. Neritina elongatula Morel. — hispalensis Mrts. — mixta West. — guadianensis Morel. Pisidium sp. Unio littoralis Lam. var. umbonatus Rossm. Unio hispalensis Kob. — calderoni Kob. var. salvadori Westerl. — hispanus Mogq. var. sphenoides Westerl. — sevillensis Kob. — baeticus Kob. Anodonta calderoni Kob. — baetica Kob. 5) Auf dem Felsen von Gibraltar finden sich folgende Mol- lusken: Parmacella valenciennesi W. et B. Limax panormitanus Less. var. ponsonbyi Hesse. Amalia gagates Drp. Letourneuxia numidica Bgt. Hyalina draparnaldi Beck. — calpica Kob. — dauthezi Koh. — botterii Parr. — hydatina Rossm., Patula umbilicata Mtg. Gonostoma lenticula Fer. — calpeana Morel. Tachea eoquandi var. ellioti Kob. Macularia lactea var. alybensisKob. Iberus marmoratus Fer. — scherzeri Zeleb. Pomatia aspersa Müll. Euparypha pisana Müll. Xerophila simiarum Kob. — virgata Mtg. — conspurcata Drp. — apieina Lam. — acuta Müll. Ferussaecia follieulus Gron. Rumina decollata L. Caecilianella petitiana Ben. Pupa granum Drp. — minutissima Hartm. — calpica Westerl. 6) Molluskenfauna von Portugal nach Morelet, Journal de Conchyliologie vol. XXV (die mit * bezeichneten Arten gehören zur meridionalen Fauna) : * Testacella haliotidea Faure. * — maugei Fer. Vitrina annularis Stud. Agriolimax agrestis L. — lombricoides Morel. — immaculatus Srth. — nitidus Morel. — maltzani Srth. Limax einereus List. — variegatus Drp. (baeticas Mab.). — arborum Bouch. * Amalia gagates Drp. Conulus fulvus Müll. Hyalina nitens Mich. — cellaria Müll. * — pseudohydatina Bgt. Vitrea cerystallina Müll. * Parmacella valenciennesii Webb. Arion minimus Srth. — pascalianus Mab. (fucatus Morel.). — lJusitanicus Mab. — empiricorum Fer. — timidus Morel. Geomalacus maculosus Allm. — anguiformis Morel. — oliveirae Srth. Patula circumsessa Shuttl. — rotundata Müll. — rupestris Drp. — pygmaea Dry. — simpliceula Morel. Acanthinula aculeata Müll, * ? + ? * + + E2 ce 7 x + x Vallonia costata Müll. — pulchella Müll. Gonostoma barbula Charp. — lenticula Fer. — turriplana Morel. — lusitanicea Pfr. — barbella Charp. Trichia rosai Silva. — revelata Fer. — montivaga Westerl. Trichia saxiviaga Mltz. — cynetarum Mltz. — aporina Silva. Frutieicola in’choata Morel. — brigantina Mengo. Carthusiana carthusiana Müll. Lepinota ciliata Venetz. Chilotrema lapieida L. Iberus marmoratus Fer. — muralis Müll. Macularia lactea Müll. Tachea memoralis L. Pomatia aspersa Müll. Euparypha pisana Müll. Xerophila apieina Lam. caperata Mtg. cistorum Morel. conspurcata Drp. lauta Lowe. luteata Parr. variabilis Müll. striata Drp. setubalensis Pfr. Cochlicella pringi Pfr. — acuta Müll. — ventrosa Drp. Napaeus obscurus Müll. Rumina decollata L. Cionella lubrica Müll. Ferussacia follieulus Gronov. Caeeilianella acicula Müll. Raphidiella barbozaeMltz. Terebrella elessini Mltz. — binodosa Mltz. Lauria cylindracea da Costa. — anglica Fer. Torquilla farinesi Desm, 244 Torquilla lusitanica Rossm, secale Drp. brauni Rossm. pyrenaearia Mich. obliterata Charp. Granopupa granum Drp. Isthmia minutissima Hartm. Vertigo pygmaea Drp. Vertigo substriata Jeffr. Balea perversa L. — heydeni Mltz. Cusmicia portensis Silva. — rugosa Drp. — subuliformis Kstr. var. moniziana Lowe. — lusitanica Bgt. Suceinea putris L. pfeifferi Rossm. longiscata Morel. virescens Morel. abbreviata Morel. Carychium minimum Müll. — gracile Morel. * Planorbis metidjensis Fbs. carinatus Müll. marginatus Drp. albus Müll. leucostoma Mich. devians Porro. contortus Müll. complanatus L. Limnaea aurieularia Drp. ovata Drp. var. intermedia Mich. acutalis Morel (lagotis Schr.). peregra Drp. truncatula Müll. Physa acuta Drp. * Isidora contorta Mich. Aneylus striatus Webb. — obtusus Morel. — moreleti Bgt. — vitraceus Morel. Cycelostoma elegans Müll. Bythinia tentaculata L. Pseudamnicola anatina Drp. Hydrobia acuta Drp. Hydrobia brevis Drp. — ferrusina Desm. — gibba Drp. — similis Drp. Valvata piscinalis Müll. Neritina guadianensis Morel. — inquinata Morel. — elongatula Morel. — violacea Morel. Anodonta eygnea L. ? — anatina L. — regularis Morel. — josei Silva. — euhydra Silva. — ranarum Morel. — tuberculata Silva. — macilenta Morel. Anodonta lusitana Morel. Unio litoralis Cuv. var. rathymus Bgt. — oceidentalis Loc. — tumidiformis Silva. — sadoiecus Silva. — maecropygus Silva. — eupygus Silva. — mucidus Morel. — dactylus Morel. — nevesi Silva. — simo&si Silva. — hyperephanus Silva. Sphaerium lusitanieum Morel. Calyculina calyceulata Drp. Pisidium fontinale Drp. 7) Fauna von Nordmaroceo: Testacella bisulcata Risso. Amalia gagates Drp. Letourneuxia numidica Bgt. Parmacella deshayesii Moog. — dorsalis Mouss. Arion sp. Hyalina psatura Bet. ? — draparnaldi Beck. OÖmphalosagda tetuanensis Kob. Patula umbilicata Mtg. Vallonia pulchella Müll. Gonostoma lentieula Fer. — tarnieri Morel. — walkeri Psby. — annai Palad. — lentieularis Morel. — columnae Psby. — maroccana Morel. — supracostata Kob. Acanthinula aculeata Müll. Fruticicola semirugosa Kob. — lanuginosa Boissy. Tachea coquandi Morel. Macularia lactea Müll. var. tingitana Pal. Iberus sultana Morel. (subscabri- uscula Bgt.). — viola Psby. Iberus weberi Kob. (platycheloi- des Kob.). — sicanoides Kob. — tetuanensis Kob. — böttgeri Kob. Pomatia aperta Born. — aspersa Müll. Euparypha pisana Müll. Xerophila lauta Lowe. — meridionalis Parr. — jaylei Palad. — maritima Drp. — submeridionalis Bgt. -— apieina Lam. Xerophila eonspurcata Drp. — gibilmanica Serv. — heynemanni Kob. Turricula elegans Gmel. — pyramidata Drp. — ceonoidea Drp. Cochlicella ventricosa Drp. — acuta Müll. Mastus pupa L. Rumina decollata L. Ferussacia amauronia Bgt. — amblya Bgt. — follieulus Gron. var. vescoi Bgt. — mabilliana Palad. Lauria umbilicata Drp. Torquilla lusitanica Rossm. — tingitana Kob. Granopupa granum Drp. Pupilla muscorum Müll. Isthmia minutissima Hartm. Suceinea debilis Morel. Planorbis metidjensis Fbs. Limnaea truncatula Müll. — peregra Müll. 246 — Limnaea stagnalis L. Physa acuta Drp. — subopaca Lam. — souanica Palad. Cycelostoma elegans Müll. Melanopsis maroccana Morel. — tingitana Morel. Unio ksibianus Mouss. — letourneuxi Bgt. 8) Von den Balearen kennen wir: Testacella haliotidea Drp. Amalia gagates Drp. Limax variegatus Drp. — majoricensis Heyn. Agriolimax agrestis L. Hyalina crystallina Müll. — draparnaldi Beck. — balmei Pot et Mich. — lentiformis Kob. Zonitoides nitidus Müll. Conulus fulvus Drp. Leucochroa candidissima Drp. — cariosula Mich. Patula pygmaea Drp. — umbilicata Mtg. Acanthinula aculeata Müll. Vallonia pulchella Müll. Gonostoma lentieula Fer. Frutieicola lanuginosa Boissy. Tachea splendida Drp. Iberus muralis Müll. — balearicus Zgl. — oberndörferi Kob. — minoricensis Mittre. — ebusitana Hid. Macularia punctata Müll. — lactea Müll. — vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. Euparypha pisana Müll. Xerophila virgata da Costa. — cespitum Drp. var. megastoma Ancey. — ceyzicensis Gall. — ariantina Westerl. Xerophila xalonica Serv. Striatella apieina Lan. — conspurcata Drp. — ceisternasi Hid. — molinae Hid. Jacosta moraguesi Kob. — boissyi Terv. — nyelii Mittre. — micropristis Ancey. — agona Ancey. — caroli Dohrn. — homeyeri Dohrn. — prietoi Hid. — pollenzensis Hid. — ponsii Hid. — cardonae Hid. — newka Dohrn. — majoricensis Dohrn. et Heyn. Turriceula terrestris Penn. — trochoides Poir. — pyramidata Drp. Cochlicella acuta Müll. — ventrosa Fer. Allognathus grateloupi Graälls. Chondrula tridens Müll. — quadridens Müll. Rumina decollata L. Cionella lubrica Müll. Ferussacia folliceulus Gronov. Hohenwarthiana bourguignatiana Ben. Caecilianella acicula Müll. Pupa polyodon Dry. — granum Drp. Pupa umbilicata Drp. — minutissima Hartm. — codia Bgt. Papillifera bidens L. Cyelostoma elegans Müll. Tudora ferruginea Lam. 9) Fauna von Südmaroeco und dem westlichen Atlas: Leueochroa (baetica Rossm.?). Hyalina psatura Bgt. Gonostoma lentieula Fer. Tachea coquandi Morel. Macularia lactea Müll. — bleicheri Palad. — rerayana Mouss. — praedisposita Mouss. — atlasica Mouss. — beaumieri Mouss. — aleyone Kob. Pomatia aspersa Müll. — vermiculosa Morel. Euparypha pisana Müll. — dehnei Rossm. — planata Chemn. — subdentata Fer. Xeroleuca tureica Chemn. — mogadorensis Bgt. — mograbina Morel. — degenerans Mouss. — ceyclostremoides Serv. — conopsis Morel. Ochthephila irus Lowe. 5) Diseulus argonautula Lowe. Xerophila finitima Morel. — Jauta Lowe. — camerata Mouss. — alberti Kob. (colomiesiana Mouss.). — .cottyi Morel. — reboudiana Bgt. ? — lancerottensis Webb. — duplicata Mouss. ? — longipila Mouss. Xerophila subapieina Mouss. — dumivaga Morel. — irus Lowe. — eumaeus Lowe. Turricula numidica Moog. — conoidea Drp. — pumilio Chemn. Cochlicella acuta Müll. — ventrosa Drp. Stenogyra decollata L. Ferussacia ennychia Bgt. — forbesi Bgt. ? — ruricola Lowe. Azeca maroccana Mouss. Lauria umbilicata Drp. Planorbis subangulatus Phil. Limnaea truncatula Müll. — peregra Müll. — lagotis Schr. Isidora contorta Mich. Ancylus striatus Quoy. Leonia serobieulata Mouss. Pseudamnicola dupotetiana Fbs. ? — similis Dıp. Hydrobia gracilis Morel. Melania tubereulata Müll. Melanopsis praerosa L. — hammamensis Grass. — cariosa L. — tingitana Morel. — maresi Bgt. Neritina maroccana Palad. Unio ksibianus Mouss. — letourneuxi Bgt. 10) Molluskenfauna der großen Kabylie nach Letourneux (in Hanoteau et Letourneux, la kabylie et les coutümes kabyles, vol. I. Paris 1872): Testacella bisulcata Risso. — brondeli Bgt. Daudebardia platystoma Let. Glandina algira L. Limax nyctelius Bgt. Agriolimax agrestis L. Amalia gagates Drp. — scaptobia Bgt. = Di Hyalina djurdjurensis Deb. — isserica Let. — durandoiana Bgt. — subplicatula Bgt. — eustilba Bgt. — apalista Bgt. Leucochroa otthiana Fbs. var. jeannotiana Rossm. -— spiranomala Bgt. — isserica Kob, — candidissima Drp. Patula rotundata var. abietina Bgt. — rupestris Drp. — poupillieri Bgt. Vallonia pulchella Müll. Gonostoma lentieula Fer. — gougeti Terv. Frutieicola zonitomaea Let. — lenabaria Let. — nicaisiana Let. — challameliana Bgt. — bastidiana Bet. — fradiniana Bgt. — moquiniana Raym. — lanuginosa Boissy. var. roseotineta Fbs. — cedretorum Deb. — berbruggeriana Let. — rusicadensis Let. — aphaea Let. — limbata Drp. Macularia constantinae Fbs. — punctata Müll. Pomatia aperta Born. — melanostoma Drp. — aspersa Müll. Xerophila apieina Lam. — rozeti Mich. — submeridionalis Bgt. — subrostrata Bgt. — maritima Drp. — submaritima Desm. — variabilis Drp. — devauxi Deb. — kabyliana Deb. — cretica Fer. — terveri Mich. Xerophila cespitum Drp, — arenarum Bgt. — acompsia Bgt. — bardoensis Bgt. — explanata Müll. ?— tristrami Pfr. Turrieula pyramidata Drp. — elegans Gmel. — trochoides Poiret. — conoidea Drp. Cochlicella acuta Müll. — ventrosa Fer. Napaeus jeannoti Terv. — cirtanus Morel. -— numidieus Bgt. (poupillierei Bgt.). — bourguignati Let. — issericus Kob. — obseurus Müll. Mastus pupa Brug. Rumina decollata L. Ferussaecia lamellifera Morel. — scaptobia Bgt. — abia Bgt. — eremiophila Bgt. — terveri Bgt. — seiaphila Bgt. — gracilenta Bgt. — thamnophila Bgt. Torquilla avenacea Brug. — rupestris Phil. — dupoteti Terv. — eucyphogyra Let. — michaudi Terv. — penchinatiana Bgt. — kabyliana Let. — braunii Charp. Lauria numidica Bgt. — ceylindracea da Costa. Granopupa granum Drp. Pupilla aucapitainiana Bst. Edentulina isserica Let. Isthmia minutissima Hartm. Vertigo maresi Bgt. — aprica Bgt. Carychium minimum Müll. Planorbis aclopus Bgt. Planorbis spirorbis Müll. — laevis Ald. — agraulus Bgt. — kabylianus Let. — numidicus Bgt. Isidora contorta Mich. Limnaea palustris Müll. — peregra Lam. — truncatula Müll. Ancylus fluviatilis Müll. — costulatus Kstr. — gibbosus Bgt. Cyclostoma sulecatum Drp. Pomatias atlanticus Let. 11) Süßwasserfische Algeriens nach Playfair und Letoumeux (Ann. Mag. N. H. (4) VII): Gobius rhodopterus Gthr. — paganellus L. Blennius vulgaris Poli. Cristiceps argentatus Risso. Atherina rissoi Cuv. Mugil cephalus Cuv. — capito Cuv. Gasterosteus brachycentrus Cuv. Chromis nilotica Cuv. — tristrami Gthr. Salmo macrostigma Dum. 249° — Pomatias maresi Let. Acme lallemanti Bgt. Hydrobia nana Terv. Pseudamnicola luteola Kstr. — dupotetiana Fbs. — perforata Bgt. — acrambleia Let. — rouvieriana Let. — servainiana Let. — pomariensis Let. Unio litoralis Drp. ?— requienii Mich. Pisidium casertanum Poli. — nitidum Jen. Cyprinodon calaritanus Bon. — iberus Cuv. * Tellia apoda Gerv. Cerassius auratusL. * Leueiseus callensis Guich. Barbus callensis Cuv. * — setifensis Cuv. Clupea finta Cuv. Anguilla vulgaris Turt. *Syngnathus algeriensis Playf. Zehntes Kapitel. Die tyrrhenische Provinz. Im dreizehnten Bande des „Kosmos“ hat Forsytl Major die von ihm schon früher ausgesprochene Theorie weiter ausgeführt, daß in früherer Zeit ein großer Teil des tyrrhenischen Meeres von einer Landmasse ausgefüllt gewesen sei, die später zu Bruche ging und von welcher außer Sardinien und Korsika noch die kleinen Inseln zwischen diesen und Italien und eine Reihe von Vorgebirgen an der italienischen Westküste übrig geblieben seien und außer- dem eine Anzahl aus älterem Gestein bestehende Hügel in den Maremmen, die sogenannte Catena metallifera, vielleicht auch die Apuaner Alpen. Alle diese Gebiete setzen sich gegen das jung- tertiäre Italien scharf ab und bestehen zum Teil aus uraltem Ge- stein; sie haben auch in Flora und Fauna viel Eigentümliches. Dazu kommt, daß Italien nach Westen hin überall von offenbaren Bruchrändern begränzt ist, die auf einen Niederbruch in relativ neuer Zeit deuten. Majors Theorie fand auch bei den Geologen allgemeinen Beifall; Suess wies nach, daß die Catena metallifera in Calabrien ihre Fortsetzung findet und sprach sich dahin aus, daß alle die genannten Gebiete Trümmer eines alten Gebirges seien, das die eigentliche Achse Italiens bilde, während der Apen- nin nur eine gefaltete Nebenzone jüngeren Alters darstelle. So wurde die „Tyrrhenis“ zu einem allgemein anerkannten Be- griff, der in jeder Geologie seine Rolle spielt. Die Theorie ist frei- lieh nicht unwidersprochen geblieben; besonders der italienische Geologe Carlo de Stefani*) ist ihr scharfer Gegner und hat wirklich mit Sicherheit nachgewiesen, daß die Apuaner Alpen *) Bulletino de la Societä malacologica italiano IX. 1883. — 23531 — nicht zum tyrrhenischen System gehören, sondern aus verschie- denen Stücken apenninischer Falten gebildet sind. Weniger ge- lungen ist ihm der Beweis, daß die alten Schichten der Catena metallifera nur durch Denudation und die Zerstörung übergelager- ter Tertiärgesteine an das Tageslicht gekommen seien. Er greift auch das phytogeographische Fundament von Majors Theorie an und erklärt das Vorkommen südlicherer Pflanzen und immergrüner Vegetation auf den angeblichen Trümmern der Tyrrhenis nicht aus ihrem höheren Alter, sondern aus ihrem geologischen Bau und dem milderen Klima. Seiner Ansicht hat sich namentlich Fuchs angeschlossen; er hat in einer sehr interessanten Abhand- lung *) ausführlich dargelegt, wie die immergrüne Flora am ganzen Mittelmeer an Kalk gebunden ist, während Schiefer, Sand und Urgesteine sommergrüne Vegetation tragen; die südliche Flora rückt auf dem warmen Kalkboden weiter nach Norden und höher an den Bergen hinauf, als auf dem feuchten Thonboden, doch hat F. Major dagegen auch wieder mancherlei recht triftige Einwände vorgebracht. Die Tyrrhenis-Frage ist also noch streitig und verdient, da seither wesentlich immer nur die Geologie, die Botanik und die Herpetologie zu ihrer Entscheidung herangezogen worden sind, wohl eine Beleuchtung vom Standpunkt des Malakogeographen. Die beiden- großen Inseln sind durchaus nicht von gleich- mäßiger Bildung. Korsika besteht geologisch betrachtet aus zwei, freilich sehr ungleich großen Teilen. Der Nordosten ein- schließlich der Nordspitze von Cap Corse bis zum Tavignano ist eine Bildung für sich, umgränzt durch den genannten Fluß, den Mittellauf des Golo und im Norden durch das Thal des Ostri- coni, mit dem Rest der Insel nur durch die niederen Joche von San Quilico und Pietralba verbunden, welche erheblich unter der mittleren Höhe der Insel bleiben. Das Gebirge besteht aus Glimmerschiefer, Talkschiefer und krystallinischem Kalk, welche vielfach von Serpentin durchbrochen werden; sie kulminieren in dem 1766 m hohen Mte. San Pietro bei Orazzo. Der Unterlauf des Golo, des größten Flusses der Insel, schneidet das Nordost- system in zwei Hälften. Der Rest der Insel besteht aus Granit, *) Die Mediterranflora und ihre Abhängigkeit von der Boden- unterlage. In Sitzungsberichte der Akademie zu Wien 1877 p. 240 ff. — 22 — aus welchem im Nordwesten eine ziemlich umfangreiche Porphyr- insel aufragt, deren Spitze, der Mte. Cinto, mit 2710 m den höchsten Punkt der Insel bildet und, wie der granitische Mte. Rotondo (2625 m) bis tief in den Sommer hinein Schnee trägt. Ein mäch- tiger Granitkamm, durchschnittlich 1700 m hoch, nur von be- schwerlichen Saumpfaden überschritten, an vielen Stellen absolut unpassierbar, teilt die Insel in zwei Hälften von sehr verschiede- ner Beschaffenheit. Die Westhälfte fällt mit bewaldeten Berg- zügen und steilen Thälchen schroff ins Meer ab und hat zahlreiche tiefe Buchten und selbst förmliche Fjorde; eine Ebene finden wir nur an der Mündung des Gravone bei Ajaccio im Campo d’Oro. Die Fünfzigmeterlinie liegt hier überall dicht an der Küste. An der Ostseite dagegen sind dem Gebirge überall wüste, mit Haide- kraut bedeckte oder versumpfte Ebenen vorgelagert, nur wenige Kilometer breit, aber über 100 km lang, nur bei Porto Vecchio tritt das Gebirge an die Küste heran; die Fünfzigmeterlinie legt 6—7 km vom Ufer. Ein breiter, nirgends über 200 m tiefer Rücken verbindet Korsika mit Toskana und trägt Elba und einige kleinere Inseln; auch die Straße von Ajaceio ist nicht über 100 m tief, aber im Norden sinkt der Meeresboden rasch über 2000 m hinab. Am Gebirg geht die Olivenzone bis 600 m, darüber immer- grüne Buschwälder (Maguis) bis 800 m, die Kastanie bis 1000 m. Dann folgen düstere Wälder bis 1500, stellenweise bis 1900 m und darüber die alpine Region. - Gletscherspuren, Schliffe, erra- tische Blöcke, Stirnmoränen sind an vielen Stellen nachgewiesen und lassen keinen Zweifel, daß der Einfluß der Eiszeit hier noch sehr merklich war. Noch weniger ist Sardinien von gleichmäßiger Bildung. Die große Längsfurche, welche von Cagliari bis Sassari die Insel spaltet, hat auch eine wichtige geologische Bedeutung. Nur das Gebiet östlich von ihr gleicht in seinem Aufbau der Hauptmasse von Korsika und besteht aus Granit oder alten Kalken; westwärts liegen tertiäre Hügel mit zahlreichen trachytischen erloschenen Vulkanen, beherrscht von dem Monte Urtiea oder Ferru, der dicht an die Küste herantritt und in seinem Krater ein ganzes Dorf trägt. Im Südwesten schneidet die fruchtbare Ebene Campidano das metallreiche Bergland von Caputerra ab; sie ist offenbar in ganz junger Zeit erst gehoben worden; an ihrem Südrande bei Cagliari wie am Nordwestende bei Oristano schneiden tiefe Buchten, an die sich schmälere Busen und Lagunen anschließen, in das Land ein und La Marmora hat an verschiedenen Stellen, 74 und 98 m über dem Meer, gehobene Muschelbänke gefunden, welche nur rezente Arten enthalten. Der Distrikt Caputerra oder Bar- baghia war also bis in unsere Epoche hinein eine Insel, oder vielleicht zwei, da die Senke von Iglesias ihn noch einmal spaltet. Eine geringe Erhebung würde auch die vorliegenden Inseln San Pietro und San Antonio landfest machen. Auch der Bergdistrikt von Nurra im äußersten Nordwesten wird durch eine Tiefebene vom Rest der Insel getrennt und war eine Insel, wie seine Fortsetzung, die Insel Asinara, es heute noch ist. Die Flora der beiden Inseln, über welche wir Barbey eine neue erschöpfende Arbeit verdanken, hat schon frühe durch einen auffallenden Reichtum an endemischen Arten die Aufmerksamkeit der Botaniker auf sich gezogen; derselbe ist in dem kleinen, aber mehr in die alpine Region aufragenden Korsika mit 58 Arten *) erheblich größer, als in Sardinien (47 sp.). Außerdem sind noch 38 Arten beiden Inseln gemein und haben noch 43 Arten, obwohl sie auch auf das Festland übergreifen, auf ihnen ihre eigentliche Heimat. Besonders reich an Endemismen ist die Hochgebirgs- flora von Korsika; von 114 Arten, die über die Meereshöhe von 1400 m hinausgehen, sind 33, also beinahe 30 °/, endemisch. Da- bei sind nach Engler**) darunter nur wenige (13) eigentliche Glazialpflanzen. Die Gattungen sind vielmehr die allgemein ver- breiteten der Mittelmeerländer, die Arten trotz ihrer Verschieden- heit denen anderer mediterraner Gebirge nah verwandt; die Flora im Ganzen verhält sich zu der der Hochalpen oder der Pyrenäen wie die eines Festlandes, das mit diesen Gebirgsstöcken in Ver- bindung steht. Engler schließt aus dem Gesamtcharakter der korsikanischen Flora, daß die Insel eine alte Landverbindung mit dem Festlande hatte, die schon vor dem Ende der Tertiärperiode verschwand, daß dann die Eiszeit durch die ausgedehnte Ver- gletscherung einen guten Teil der Mediterranflora vernichtete *) Levier gibt bei Forsyth Major |. ce. einigermaßen abweichende Ziffern, doch erklärt er sie selbst nur für approximativ und der Unter- schied ist nicht sehr bedeutend. *#*) Entwicklung der Pflanzen p. 106, —_ 24 — und später nur eine Einschleppung in beschränktem Maße, etwa durch Vögel, aber keine Wiedereinwanderung über eine Land- verbindung stattfand. Sardinien hat nur drei Glazialpflanzen, davon nur eine (Oörsium microcephalum Moris) ihm eigentümlich; die Straße von Bonifacio war also zur Zeit der Einwanderung der Glazialflora schon geöffnet. Sardinien hat dem gegenüber eine bedeutend größere An- zahl endemischer Strand- und Ebenenpflanzen, 21 gegen 11, und, wenigstens im Süden, viel ausgesprochenere Beziehungen zu dem gegenüberliegenden Nordafrika. Auch hat es von den drei en- demischen Sträuchern der beiden Inseln zwei (Genista morrisü und Ahamnus salicifolius) allein, während nur eine (Genista corsica) beiden Inseln gemeinsam ist. Grisebach*) nimmt des- halb auch für Sardinien ein eigenes Vegetationszentrum an, wäh- rend er sonst geneigt wäre, nur Korsika ein solches zuzugestehen. Seine Annahme, daß dem korsikanischen Zentrum die Tendenz innewobne, Organisationen mit kleinen Blättern zu erzeugen, wird von Forsyth Major 1. e. als unhaltbar nachgewiesen. Bezüglich der Molluskenfauna bilden die beiden tyrrheni- schen Inseln ein untrennbar zusammenhängendes Gebiet. Ziehen wir die überall verbreiteten Arten, die besonders auf Sardinien vollzählig aufgefunden sind, und die Küstenfaunula ab, so bleiben auf beiden eine Reihe von Arten oder Artengruppen, die teils identisch sind, teils so nahe verwandt, daß sie den gemeinsamen Ursprung nicht verleugnen können. In erster Linie steht die Untergattung Tacheocampylaea, welche völlig auf die beiden In- seln beschränkt, aber auf beiden trotz aller Ähnlichkeit verschie- den entwickelt ist, so daß keine Art auf beiden zugleich vor- kommt; Korsika hat mehr Arten und manmnigfaltigere Formen, als das größere Sardinien. Man hat die Untergattung der habi- tuellen Ähnlichkeit und der Lebensweise nach stets zu Campylaea gestellt und für einen aberranten Zweig dieser Alpen-Charakter- gattung gehalten, aber die anatomische Untersuchung ergibt eine so totale Verschiedenheit von derselben, daß von einer Ableitung keine Rede sein kann. Auch fossile Vorfahren sind nicht bekannt**), *) Vegetation der Erde I p. 373. **) Brusina bildet allerdings in den Materiaux pour la Faune ma- lacologique n&ogene de la Dalmatie ete., Agram 1897 auf Taf. 1. Fig. . — — ID 55 die Gruppe muß also vorläufig ein Rätsel bleiben, bis uns ein glücklicher Zufall aufklärt. Die Tacheocampyläen sind übrigens in Sardinien auf den östlichen Gebirgszug, die direkte Fortsetzung des korsikanischen Hochgebirges, beschränkt. Nicht minder iso- liert steht eine Pomatia (tristis Shuttl.), die mit einigen neuer- dings abgetrennten unbedeutenden Lokalformen auf Korsika be- schränkt zu sein scheint; sie läßt sich allenfalls mit der weit- verbreiteten Pomatia aperta Born in Verbindung bringen, noch eher mit einigen palästinischen Formen, welche von dieser zu den typischen Pomatien hinüberführen, muß sich aber schon in sehr alter Zeit vom Typus abgezweigt und eine selbständige Ent- wicklung genommen haben. Neben diesen beiden Formen haben wir noch zwei weitere Gruppen, die auch in ihren Arten den beiden Inseln gemeinsam sind, aber festländischen Formen erheblich näher stehen, einige Frutieieolen der Untergattung Trichia und einige Clausilien der durch die westlichen Alpen und ganz Deutschland verbreiteten Untergattung Clausiliastra; beide scheinen älter als die Tren- nung beider Inseln zu sein, schließen sich aber doch der alpinen Fauna unmittelbar an; sie können eben so gut von Osten wie von Norden her eingewandert sein. Dagegen können nur von Osten oder Süden hergekommen sein die zahlreichen ächten Iberus, welche den Inseln mit dem gegenüberliegenden Italien und Westsizilien gemeinsam sind. Korsika hat nur Arten, welche mehr oder minder direkt sich an Hel. serpentina anschließen, und derselbe Formenkreis reicht auch durch das östliche Sar- dinien bis nach der Barbagia herab. Die typische Art findet sich auch an der Stadtmauer von Livorno und bei Pisa, kann aber nicht ursprünglich auf dem Festlande heimisch sein, denn beide Fundorte liegen in jungem Alluvialgebiet und Livorno wurde erst im fünfzehnten Jahrhundert mit Mauern umgeben. Auch in der Provence, wo sie auf die nächste Umgebung von Toulon be- schränkt ist, muß sie als durch den menschlichen Verkehr ein- geschleppt gelten; bei den Massen von Bauholz, die Südfrank- 1.2 eine Tacheocampylaea doederleini ab, die mit einer Chloritis zusam- men vorkommt; doch kann ich nach der Abbildung — eine Beschreibung ist nicht gegeben — sie unmöglich als eine Verwandte der Korsikaner anerkennen, reich aus den Bergen Korsikas bezieht, ist das kein Wunder. Auf Sardinien kommen aber außer zahlreichen Formen des Ser- pentina-Typus noch vier andere Iberus (die vier letzten in der angehängten Tabelle) vor, von denen eine den gekielten west- sizilischen Arten sehr nahe steht; sie haben ihre Heimat aber nicht im Südwesten, sondern in den Kalkmassiven des Mte. Oliena, welcher dem östlichen Gebirgszuge angehört. Jedenfalls beweisen diese Iberus einen innigen Zusammenhang mit Italien, der in anderen Abteilungen des Tierreichs durchaus nicht so her- vortritt. — Zahlreich sind auch die eigentümlichen Xerophila, besonders auf Sardinien (7 sp.), während es auf Korsika der minutiösen Artspalterei Mabilles bedurft hat, um einige „Arten“ abzutrennen; der Grund dürfte in der nördlichen Lage und ge- birgigeren Beschaffenheit Korsikas liegen, auch in Sardinien hat der Süden und Südosten das Hauptkontingent geliefert. Auffallen muß es, daß Korsika kein Pomatias hat, obschon es mitten in dem Verbreitungsgebiet dieser alten Gattung liegt. Sardinien hat dagegen nach Westerlund vier eng verwandte Arten, welche freilich Wagner auf eine zurückführt. Sie haben ihre nächsten Verwandten in Sizilien und Nordafrika und scheinen von dort aus nach Abtrennung der Inseln auf irgend eine Weise in die Kalkgebiete der Ostküste gelangt zu sein, auf die sie be- schränkt sind. Die Ausbreitung der Gattung über Ligurien und Mittelitalien muß entweder zu einer Zeit erfolgt sein, wo die Inseln schon abgetrennt waren oder die Eiszeit hat etwa vor- handene Formen auf Korsika vernichtet. Für eine sehr frühe Abtrennung sprechen auch die beiden Unio, welche beiden Inseln gemeinsam und auf sie beschränkt sind; sie haben ihre Verwandten in Sizilien. Vergleichen wir nun zunächst die der Molluskenfauna der Küsten des Tyrrhenischen Meeres. Von Valencia aus über Catalonien, die Olivenregion von Südfrankreich, die Provence und die Riviera zieht sich ein fast gleichartiges Gebiet, auch von einer ziemlich gleichartigen Menschenbevölkerung bewohnt, ligu- rischen Stammes, eine gleiche, vom Französischen wie vom Spa- nischen und Italienischen gut verschiedene Sprache redend. Auch die Flora ist ziemlich gleichmäßig; die Olivenregion dringt nir- gends tief ins Land, aber sie ist auch nirgends unterbrochen, auch da nicht, wo das sich erweiternde Rhönethal dem eisigen —_— 1° = Mistral freien Zutritt gewährt. Die Thalenge von Doneeres scheidet sie haarscharf von dem Inneren; es ist eine schöne Beobachtung von Fuchs*), daß diese Gränze nicht durch die orographischen Verhältnisse bedingt wird, sondern zusammenfällt mit der zwischen dem Kalk der Küste und dem Granit des Cevennenmassivs. In dem Dreieck Perpignan-Orange-Nizza finden sich 600 Pflanzen- arten, welche dem übrigen Frankreich fehlen; sie greifen aber meistens auch nach Catalonien und Ligurien über. Trotzdem er- scheint die nordtyrrhenische Küste deutlich dreiteilig: Catalonien bis zu den Pyrenäen, Südfrankreich von Perpignan bis Mar- seille, und die Riviera von Marseille bis zu den Apuaner Alpen. Der Westen wie der Osten sind durch Gebirgsmauern vor dem kalten Nordwind geschützt, in dem Zwischenraum aber herrscht der Mistral unumschränkt und macht das Klima nicht nur kalt, sondern auch ungewöhnlich trocken; unter seinem Einfluß sind die Kalkhügel Südfrankreichs zu den dürren Garrigues geworden. Der Unterschied prägt sich im Fauna und Flora deutlich aus; ‚er wird natürlich noch gesteigert dadurch, daß der Westen von den Pyrenäen beeinflußt wird, der Osten von den Alpen, während die granitischen und deshalb fast molluskenleeren Cevennen dem vorliegenden Küstenstreifen nichts abgeben konnten. So haben wir zwischen Pyrenäen und Rhöne eine ganz eigentümliche Mol- luskenfauna, fast nur aus ganz kleinen Helices der Untergattung Xerophila bestehend, aus deren Wandelformen die neueren fran- zösischen Forscher fast unzählige Arten gemacht haben, deren Aufzählung zu weit führen würde. Daneben finden wir einige längs der ganzen ligurischen Küste verbreitete Arten (Tachea splendida, Hygromia cinctella, Monacha limbata). Eigentümlich und charakteristisch ist nur eine aberrante kleine Form von Cam- pylaea (cornea Drp.), die von den Pyrenäen bis in die Provence durchgeht. Anders in Catalonien. Im Schutz des Gebirges geht Macularia punctata Müll. (als var. apalolena Bgt.) bis an seinen Fuß und hat sich ein Ausläufer der balearischen Iberus in Helix companyoi Aler. bis in die Vorberge hinein verbreitet. Unter die Xerophilen aber mischen sich überall die längs der Vorberge *) Die Mediterranflora in ihrer Abhängigkeit von der Boden- unterlage. In Sitz.-Ber. Wien. Akademie 1877 p. 240. Kobelt, Zoogeographie Il. 17 — 258 — bis in die Ebene herabsteigenden Pyrenäenarten, Frutieicolen, Pomatias u. A. *). Wieder anders jenseits der Rhöne. In dem Schutze der See- alpen haben sich nieht nur Pflanzen des Südens angesiedelt, son- dern auch südliche Molluskenformen, und ich glaube kaum, daß wir sie als durch Menschenhand eingeschleppt betrachten können, denn sie haben ihre Heimat nicht um den uralten Hafenplatz Marseille, sondern mehr östlich, wo der Gebirgsschutz wirksamer wird. Nur Ferussacia carnea Risso bildet eine Ausnahme; sie ist sicher aus Tunis mit Getreide herübergekommen. Solche süd- liche, in der Provence wieder auftretende Formen sind Leuco- chroa candidissima, deren nächste Fundorte Tarragona im Westen, der Mte. Gargano in Italien und Südsardinien sind, Pomatia me- lanostoma Drp., der wir erst in Nordafrika wieder begegnen, Uyclostoma sulcatum Drp., das auf dem italienischen Festland ganz fehlt, aber sich charakteristischer Weise auch auf Korsika und Sardinien erhalten hat und sich unmittelbar an die ober- oligocänen Formen des Mainzer Beckens anschließt. Ferner geht nur hier Pomatia aperta Born so weit nördlich, und haben sich Formen von /berus muralis und serpentina angesiedelt, diese beiden allerdings vielleicht in alter Zeit eingeschleppt **). End- lich aber hat die Provence in ihrem wärmsten Teile um Nizza einen eigenen /berus (niciensis Fer.), welcher nicht unerheblich vom Reste der Gattung abweicht und jedenfalls als eine schon in sehr alter Zeit abgezweigte Form angesehen werden muß; er geht am Gebirge bis 4000’ und mehr. Daß auch Zonites al- girus L. als ein Relikt betrachtet werden muß, habe ich schon im ersten Bande erwähnt. Angesichts dieser Thatsachen werden wir vielleicht nicht fehlgehen, wenn wir die südlichen Formen am Fuße der Seealpen, die ja auch in anderen Tierklassen und bei den Pflanzen zahlreich sind, nicht von vornherein als eingeschleppt *) Es ist von Interesse, daß die miocäne Säugetierfauna des Mont Leberon keinen Unterschied von der des spanischen Concud zeigt; die Pyrenäen waren also am Ende des Miocän noch kein Verbreitungs- hindernis. *#*) Helix magnettii Cantr., die Vertreterin von serpentina, ist auf die Umgebung von Toulon beschränkt; Hel. orgonensis Philb., eine Form des muralis-Typus, findet sich dagegen bei Orgon an der Du- rance, wo eine Einschleppung viel weniger wahrscheinlich ist. — 259 — betrachten, sondern erwägen, ob sie nicht Reste der südlichen Fauna sind, die sich früher erheblich weiter nach Norden erstreckte und an weniger geschützten Stellen der Eiszeit erlag. Sie hat sich auch nicht überall erhalten. In den „balzi rossi“, einer Reihe von Höhlen, welche bei Mentone dicht am Meeresufer aus- gewaschen sind, liegt eine reiche Molluskenfauna, deren Arten ich in der Anlage nach Nevill*) verzeichne. Es sind vor- wiegend alpine Arten; auch die ausgestorbenen Tachea, die uns hier einen Teil der Entwicklungsreihe unserer Helix nemoralis erhalten zu haben scheinen und von denen eine, Helix paretiana Issel = monaecensis Ramb., mit 42 mm Durchmesser noch weit über die größte Kaukasusform hinausgeht, und die Campyläen schließen sich eng an Alpenformen an. Die meisten Mediterran- arten, welche heute an der Küste vorkommen, fehlen ganz, auch Leucochroa und Zonites; von den vorgenannten Südformen finden sich nur Iberus niciensis, Rumina decollata und ?Cyclostoma sulcatum; erst in der allerobersten Schicht treten die im Ver- zeichnis mit einem * bezeichneten vier Charakterarten wieder auf. Offenbar ist während der Eiszeit die alpine Fauna bis an den Meeresstrand herabgerückt, aber sie hat selbst da, wo die Berge unmittelbar an das Meer herantreten, die meridionale Fauna nicht ganz verdrängen können, und sobald das Klima wieder milder wurde, drangen die Arten der Küstenfaunula wieder ein; wo sich breitere Flächen zwischen Berg und Meer schieben, konnten wohl auch die anderen ausdauern. Von der italienischen Gränze ab verliert die meridionale Fauna rasch ihre Selbständigkeit: das Gebirge tritt dicht an die Küste heran und mit ihm die alpinen Formen; einige größere Pupen der Untergattung Torguilla, Chondrula niso, Retinella olivetorum und die weitgenabelte var. introducta der Helix cespitum sind für den Ufersaum charakteristisch, aber nur die letztgenannte ist tyrrhenisch im engeren Sinne. Es lohnt vom Standpunkte des Malakozoologen nicht, die Riviera di Levante vom oberen Apennin zu trennen. Noch müssen wir dem Monte Argentaro eine kurze Be- trachtung widmen, da derselbe in der Tyyrrhenisfrage eine wichtige *) On the Land-Shells extinet and living, of the neighbourhood of Menton (Alpes maritimes). In Proc. Zool. Soc. London 1880 p. 94. — 260° — Rolle spielt. Er ist eine erst in neuerer Zeit durch die Bildung zweier niederer Isthmen landfest gewordene Insel, aus Kalk- schichten aufgebaut, mit immergrüner Vegetation bedeckt, die in diesen Breiten einen fremdartigen südländischen Eindruck macht, einer der nödlichsten noch erhaltenen Standpunkte der Zwergpalme. Forsyth Major spricht ihn als einen Rest der ver- sunkenen Tyrrhenis an, aber die Molluskenfauna, deren Verzeich- nis ich im Anhang nach der Marchesa Pauluceei*) gebe, unter- stützt diese Annahme durchaus nicht. Sie schließt sich vielmehr vollständig an die des mittelitalienischen Apennin an, auch in ihren endemischen Iberus, von denen keiner zu der Gruppe der serpentina gehört, und an die Stelle der Tacheocampyläen der beiden Inseln tritt die Charakter-Campyläe des Apennin, Helix planospira Lam. Es erscheinen somit die beiden großen Inseln vom Stand- punkte des Malakogeographen aus als ein schr früh abgetrennter Teil des alpinen Systems, der nach seiner Abtrennung anscheinend niemals wieder eine Landverbindung nach irgend einer Richtung gehabt hat. Namentlich gibt die Fauna nicht den geringsten Anhalt für eine Verbindung mit Nordafrika oder mit den Balearen. Vergleichen wir nun einige andere Tierklassen. Die Säuge- tiere hat Forsyth Major l. ec. zusammengestellt; wir haben sein Verzeichnis schon oben abgedruckt und fügen in Anlage 4 noch die Liste der Arten hinzu, welche subfossil auf beiden Inseln vorkommen. Major nimmt an, daß sämtliche Arten auch in Nord- afrıka gefunden werden, daß dagegen sieben derselben in Italien fehlen. Dem kann ich durchaus nicht beistimmen. Der Igel, der Fuchs, die Wildkatze und das Muflon fehlen ganz sicher in Nord- afrika, für Hirsch und Damhirsch ist die Heimatsberechtigung mir sehr zweifelhaft, ob der Hase wirklich mit dem afrikanischen identisch ist, wäre mindestens erst noch zu beweisen, auch wenn er von unserem Z. tömidus im Schädelbau verschieden ist. Daß Arvicola-Arten in den Gebirgen Nordafrikas noch nachgewiesen werden würden, scheint mir sehr wenig wahrscheinlich. Wohl aber haben Hirsch, Hase und Wildschwein in ihrer Isolierung eigentümliche Lokalformen ausgebildet; das Wildschwein soll in *) Note Malacologiche sulla Fauna terrestre e fluviatile dell’ Isola di Sardegna. Siena 1882. Con 7 tav. In Bullet. Soc. Mal. ital, VIII. 1882, — 261 — manchen Eigentümlichkeiten dem pliocänen Sus strozziüi Toskanas und dem Torfschwein der Pfahlbauten sich anschließen. Das könnte einen Anhalt für die Zeit der Abtrennung geben; auch das Vorkommen eines Myolagus in den Postplioeänschichten würde damit stimmen, denn diese Gattung verschwindet auf dem Festland schon früh und würde sich demnach auf den abgetrennten Inseln länger gehalten haben; ja Major glaubt gute Gründe dafür zu haben, daß sie noch in der neolithischen Periode mit dem Menschen zusammen lebte. Die postplioeäne Fauna der Breceien von Mo- rimenta bei Goaneca in Sardinien ist überhaupt eine ganz rätsel- hafte Erscheinung. Wäre sie nicht ganz zweifellos postpliocän, so müßte man sie ihrer Fauna nach für pliocän oder mio-pliocän halten. Sie enthält außer dem hasenartigen Myolagus, der stellen- weise in ungeheuren Massen vorkommt, einem Zwergelephanten (El. lamarmorae), welcher aber nicht den malteser Zwergen ver- wandt ist, sondern eine Verkümmerung des Riesen der Gattung, des Elephas meridionalis zu sein scheint, und einen Wildhund der Gattung Cyon, die heute ganz auf Zentralasien und Indien beschränkt ist, aber auch im Postplioeän von Frankreich und Mähren, aber nicht in den Schichten des Val d’Arno nachge- wiesen ist. Wir müßten also annehmen, daß nach der spätestens am Ende des Miocän stattgefundenen Abtrennung der Insel die damalige Säugetierfauna sich hier noch erheblich länger erhielt als auf dem Festland, eine Reliktenfauna im größten Maßstab. Das Steigen des Meeresspiegels im Mittelpliocän würde ja die Abtrennung eben so ungezwungen erklären, wie sein Sinken im Beginn der Pliocänperiode die Verbindung oder Wiederverbin- dung mit dem Festland. Aber das Fehlen einer ganzen Reihe heute auf den Inseln lebender Säugetiere, auch des Muflon, das durch eine ächte Wildziege ersetzt wird, scheint doch auf eine spätere Einwanderung über eine Landbrücke zu deuten; noch mehr das Vorkommen eines Murmelthiers, das die Verbindung in die Eiszeit setzen würde. Elba, das naturgemäß einen Teil der Landbrücke gebildet haben würde, hat nach Major einen eigenen, vom Höhlenbären verschiedenen Bären, eine luchsartige Katze, Reste von Hirschen, Antilopen und Pferden, die alle Sardinien und Korsika nicht erreicht zu haben scheinen. — Das merkwür- dige Auftreten des Muflon haben wir schon im fünften Kapitel erörtert. Es ist nicht leicht zu erklären, da Italien kein Wild- — 22 — schaf gehabt zu haben scheint, aber das Auffinden von Resten in den Pyrenäen gibt wenigstens einen Anhalt für die Richtung, in weleher die Einwanderung erfolgte. Daß auch im Quaternär keine Reste gefunden werden, kann mit der Lebensweise zu- sammenhängen, aber auch mit einer Einwanderung mit Arctomys zusammen. Sehr eigentümlich verhalten sich die Reptilien der beiden Inseln. Von 21 Arten, welche F. Major 1. e. aufführt (vgl. An- lage 5) fehlen neun der italienischen Halbinsel vollständig, zwei weitere sind auf den schmalen ligurischen Küstensaum nördlich der Apuaner Alpen beschränkt und eime Geckonide, Phyllodac- tylus europaeus, findet sich nur auf dem Mte. Argentaro, aber auch auf einer ganzen Menge isolierter Felsenklippen von den Hyerischen Inseln bis Galita und Galitone an der tunisischen Küste, dagegen nicht auf Elba und nicht auf Sizilien. Wohl aber sind zwei sehr eigentümliche Urodelen der Inseln, Spelerpes fuscus und Salamandrina perspicillata, außerdem auch im Apennin zu finden, die erstere Art in den Apuaner Alpen und bis Ascoli- Piceno, die andere bis zum calabrischen Aspromonte. Die übrigen Arten gehen fast alle um das ganze T'yrrhenische Meer herum, 17 bis Spanien, 16 bis Nordafrika *). Selbst Südfrankreich hat mehr Beziehungen zu den Inseln als Italien, die Küstenländer der Tyrrhenis mit Ausnahme Italiens bilden dagegen vom her- petologischen Standpunkte aus eine geschlossene Provinz; daß Italien mit derselben so verhältnismäßig geringe Beziehungen hat, kann nur eine Folge der relativ viel späteren Entstehung des mittleren Teiles der Halbinsel sein. Anlagen. 1) Molluskenfauna von Corsica: Hyalina lucida Drp. Vitrea diaphana Stud. — septentrionalis Paul. Conulus fulvus Müll. — obscurata Porro. Zonitoides nitidus Müll. — tropidophora Mab. Patula rupestris Drp. — amblyopus Mahb. — rotundata Müll. — lathyri Mab. Acanthinula aculeata Müll. *) Das Vorkommen von Salamandra corsica in Nordafrika wird von Boulenger-Lataste nicht bestätigt. Gonostoma lenticula Fer. . Vallonia pulchella Müll. Triehia corsieca Shuttl. — perlevis Shuttl. — astenia Mab. — ischnia Mab. — euclastolena Mab. Hygromia cinctella Drp. Carthusiana carthusiana Müll. Macularia vermiculata Müll. Tacheocampylaea raspailii Payr. — insularis Crosse et Deb. — brocardiana Dut. — romagnolii Dut. — eyrniaca Dut. — vittalacciana Mab. — melliniana Hagenm. — arusalensis Hagenm. Iberus serpentina Fer. — ceenestinensis Cr. et Deb. — carae Cantır. — halmyris Mab. Pomatia aspersa Müll. — aperta Born. — tristis Shuttl. — aggerivaga Mab. Euparypha pisana Müll. Xerophila cespitum Drp. — terveri Mich. — variabilis Drp. — maritima Drp. — mantinica Mab. — marsilliana Mab. — profuga Charp. — conspurcata Drp. — apieina Lam. 2) Molluskenfauna der Insel Sardinien nach Pauluce 265 — Xerophila pyramidata Drp. — trochoides Poiret. — elegans Chemn. Cochlicella eonoidea Drp. — acuta Drp. — ventricosa Drp. Chondrula quadridens Müll. Rumina decollata L. Cionella lubriea Müll. Pupilla eylindracea da Costa. Isthmia minutissima Hartm. Balea perversa L. Clausiliastra küsteri Rossm. — meissneriana Shuttl. — porroi Pfr. Pirostoma plicatula Drp. Succinea elegans Risso. Carychium minimum Müll. Ancylus fluviatilis Müll. — costulatus Jan. — vitraceus Cless. Physa acuta Drp. Isidora eontorta Mich. Limnaea ovata Drp. — peregra Müll. — palustris Müll. — truncatula Müll. Planorbis umbilicatus Drp. Cyelostoma elegans Müll. — sulcatum Drp. Bithynia tentaculata L. Neritina fluviatilis L. Unio capigliolo Payr. — turtonii Reg. Calyculina lacustris Drp. Pisidium amnicum Müll. — pusillum Jen. Bullet. Soc. malacol. ital. 1882) und Maltzan: Testacella gestroi Issel. Daudebardia rufa Fer. — sardoa Issel. Vitrina pellueida Müll. Hyalina cellaria Müll. — balmei Shuttl. — albinella Paul. Hyalina nevilliana Paul. — libysonis Paul. — oppressa Paul. — pura Ald. — antoniana Paul. — diaphana Stud. — petricola Paul. i (in Hyalina targioniana Paul. — hydatina Rossm. Conulus fulvus Müll. Zonitoides nitidus Müll. Leucochroa sarda Maltz. Patula rupestris Drp. — massoti Bgt. — tenuicostata Shuttl. — rotundata Müll. var. abietina Bgt. Gonostoma lenticula Fer. Acanthinula aculeata Müll. Vallonia pulchella Müll. — costata Müll. Triehia lanuginosa Boissv. — corsieca Shuttl. — perlevis Shuttl. Hygromia einctella Drp. Carthusiana anconae Gent. — carthusiana Drp. Tacheocampylaea gennarii Paul. — carotii Paul. — melonii Maltz. Macularia vermiculata Müll. Iberus muralis Müll. — serpentina Fer. — isilensis Villa. — jaspidea Mab. — isarae/Paul. — magnettii Cantr. — carae Cantr. — suburbana Paul. — pudiosa Paul. — villica Paul. — ridens Mris. — sardonia Mrts. Pomatia aspersa Müll. — aperta Born. Euparypha pisana Müll. Xerophila cespitum Drp. — terverii Mich. — variabilis Drp. — maritima Drp. — tuta Paul. — parva Shuttl. — pellucens Shuttl. 264 — Xerophila hillyeriana Paul. — dohrni Paul. — herbicola Shuttl. Striatella rozeti Mich. — profuga Dıp. — meda Porro. — conspurcata Drp. — sardiniensis Villa. — quisquiliae Paul. — apieina Lam. — requienii Mich. Turrieula pyramidata Drp. -— trochoides Poiret. — elegans Chemn. — conoidea Drp. — ventricosa Drp. — acuta Müll. Mastus pupa Brue. Napaeus obscurus Müll. Chondrus quadridens Müll. Rumina deecollata L. Azeca dohrni Paul. Cionella lubrica Müll. Ferussacia follieulus Gronov. — amblya Bet. Lauria eylindracea da Costa. var. misella Paul. — sempronia Charp. var. dilucida Zgl. — vulecanica Kstr. Torquilla philippii Cantr. Granopupa granum Drp. Isthmia minutissima Drp. Vertigo antivertigo Drp. — moulinsiana Shuttl. Balea perversa L. Clausiliastra küsteri Rossnı. var. sarda Villa. — sancta Paul. — sophiae Paul. — meissneriana Porro. — porroi Pfr. Papillifera suleitana Gene. Caecilianella petitiana Ben. Suceinea putris L. — pfeifferi Rossm. — intricata Paul. Suceinea elegans Risso. — megalonyxia Shuttl. — debilis Baud. Carychium minimum Müll. — biondii Paul. Ancylus fluviatilis L. — riparius Desm. — costulatus Kstr. — strietus Morel. — gibbosus Bgt. — vitraceus Morel. Limnaea auricularia L. — lagotis Schr. — ovata Drp. — peregra Müll. — palustris Müll. — truncatula Müll. Physa acuta Drp. Isidora contorta Mich. . var. meneghiniana Paul. — tapparoniana Paul. — saeprusana Paul. Isidora truncata Fer. Planorbis albus L. — agraulus Bgt. — numidieus Bgt. Planorbis brondeli Bgt. — cornu Ehrbg. — nautileus L. — marginatus Drp. Cyclostoma elegans Müll. — sulcatum Drp. Pomatias sardous Maltz. Bithynia tentaculata L. — proxima Ffld. — rubens Mke. Amnicola carotii Paul. — mamillata Palad. — zopissa Paul. — granulum Villa. Thermhydrobia zinnigasen- sis Paul. Valvata piscinalis Müll. Neritina fluviatilis L. — sardoa Mke. Unio ceapigliolo Payr. — turtoni Payr. Calyeulina lacustris Müll. Pisidium fossarinum Cless. — italieum Cless. — pusillum Gmel. — obtusale Oless. 3) Fossile Mollusken aus den Grotten bei Mentone nach Nevill: r Testacella williamsiana Nev. + Daudebardia isseliana Nev. Vitrina sp. Limax sp. Amalia sp. + Retinella herculaea Ramb. — olivetorum Gmel. 7 — likes Nev. Hyalina glabra Stud. Patula rotundata Bst. — rupestris Drp. — pygmaea Dry. Gonostoma obvoluta Müll. Lepinota eiliata Venetz. Hygromia einctella Drp. Trichia moutoni Mittre. — telonensis Mittre. var. abietina Campylaea zonata var. maure- liana Bgt. + — ramoriniana Issel. Iberus niciensis Fer. ‘Maecularia vermiculata Müll. Tachea ? paretiana Issel (monae- censis Ramb.). + — mentonica Nev. (vermieularis Iss2): — oedesima Nev. — bennetiana Nev. — williamsiana Nev. — nemoralis L. * Pomatia aspersa Müll. * — aperta Born. * Xerophila cespitum Drp. + — subcespitum Nev. — terveri Mich. he —.- -- 4 + Xerophila sclera Nev. Chondrula niso Risso. Isthmia minutissima Hartm. Torquilla einerea Mort. — quinquedentata Born. 7 — obliqua Nev. — avenacea Brug. Orceula doliolum Brug. 7 Sphyradium bourguignatianum Nev. 7 Sphyradium jolyanum Nev. 7 — austenianum Nev. Delima punctata Müll. — viriata Bgt. Iphigenia ? bizarellina Bet. y Clausilia pauluceiana Nev. Rumina decollata L. Caecilianella eburnea Risso. Acme foliniana Nev. — (Renea) bourguignatiana Nev. Pomatias septemspiralis Raz. Cyelostoma elegans Müll. — sulcatum Drp. var. physetum Bst. 4) Auf Corsica und Sardinien haben sich an postpliocänen Säugetieren bis jetzt gefunden: Cyon alpino affinis. Elephas lamarmorae Ma). Sus sp. Cervus sp. Capra corsica Maj. Myolagus sardus Hens. Arvicola henselii Maj. (ambiguus Hensel). Mus orthodon Hens. —n. sp. Myoxus sp. Arctomys sp. Sorex affınis Hens. 5) Auf Corsica und Sardinien leben nach Forsyth Major (Cosmos vol. XIII) folgende Reptilien (die mit * bezeichneten fehlen auf der italienischen Halbinsel): Platydactylus facetanus Ald. Hemidactylus verruculatus Ouv. * Phyllodactylus europaeus Gen. * Psammodromus hispanieusFitz.S. *Notopholis fitzingeri Wiegm. Podareis muralis Laur. * — oxycephala D. B. * Gongylus occellatus Forsk. S. Seps chaleides L. * Periops hippocrepis L. S. Zamenis viridiflavus Latr. Callopeltis aesculapii Ald. Tropidonotus natrix L. — viperinus Latr. Hyla arborea Schw. Rana esculenta L. C. * Discoglossus pietus Otth. Bufo variabilis Pall. * Salamandra corsica. C. Spelerpes fuscus Str. * Fuproctus rusconii Gen. Salamandrina perspicillata Fitz. S. 6) Molluskenfauna des Monte Argentaro bei Orbetello nach Paulucei: Limax unicolor var. sordidus Poll. Amalia marginata Drp. Hyalina libysonis Paul. — scotophila de Stef. var. notha West. — majori Paul. — pilula Pant. Vitrea diaphana Stud. — hydatina Rossm. — pseudohydatina Bgt. Patula rotundata var. abietina Bgt. Gonostoma lenticula Fer. Hygromia einctella Drp. Carthusiana gregaria Zgl. Carthusiana earthusiana Müll. — cemenelea Risso. Campylaea planospira Lam. Iberus argentarolae Paul. — forsythi Paul. — saxetana Paul. Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — aperta Born. Euparypha pisana Müll. Xerophila maritima Drp. — subprofuga Stab. — neglecta Drp. — conspurcata Drp. — apieina Lam. Turrieula pyramidata Drp. Cochlicella acuta Müll. Chondrula quadridens Müll. Rumina decollata L. Azeca etrusca Paul. Ferussacia carnea Risso. Granopupa granum Dry. Torquilla philippii Cantr. 267 — Pupilla eylindracea da Costa. Isthmia eallieratis Sceaechi. Delima paestana var. semisculpta Paul. Papillifera solida Drp. var. cajetana Rossm. Caecilianella acieula Müll. — stephaniana Ben. — lauta Paul. Carychium minimum Müll. — striolatum ? Bourg. Limnaea truncatula Müll. — peregra Müll. Planorbis agraulus Bourg. — Sp. Aneylus costulatus Kstr. — striatus ? Bourg. Acme polita Hartm. Cyelostoma elegans Müll. Amnicola vestita Ben. — moussoni (ale. Pisidium italicum Cless. Elftes Kapitel. Italien. Von den drei Halbinseln, mit welchen Europa in das Mittel- meer vorspringt, ist die mittelste, die italienische, weitaus die jüngste. Wir haben gesehen, daß das ganze Hochland Spaniens uralt ist und nur ein verschwindender Teil von Tertiärbildungen eingenommen wird; wir werden in dem nächsten Kapitel uns überzeugen, daß der größte Teil der Balkanhalbinsel schon in früher Zeit als große Insel oder Teil eines ausgedehnten Fest- landes existirte. Aber in Italien sind es, namentlich nachdem wir die beiden tyrrhenischen Inseln ausgeschieden, nur ein paar kleinere Distrikte im Süden, die Sila und der Aspromonte in Kalabrien, die neptunischen Berge in Nordostsizilien, die wirklich aus Urgestein zusammengesetzt sind und schon in vortertiärer Zeit existiert haben; die Hauptmasse wird von jüngeren Schichten ge- bildet, höchstens eine schmale Landzunge kann vor der Hebung des Apennin die südlichen Distrikte mit der penninisch-karni- schen Masse verbunden haben. Wo liegt die Nordgränze Ttaliens? Dabzdr ganze Südabhang der Alpen faunistisch dem Alpengebiet zuzu- rechnen ist, habe ich schon im ersten Bande nachgewiesen. Die Poebene ist eine erst in der jüngsten Zeit ausgefüllte Meeresbucht und der dem Molluskenleben wenig günstige Alluvialboden be- währt sich noch heute als Verbreitungsschranke. Aber wo liegt die Gränze im Apennin? Die italienischen Geographen haben im Jahre 1892 entschieden, daß sie durch eine Linie bezeichnet werde, welche von Savona längs der Bahnlinie über den Paß von Altare oder Cadibona (450 m) nach Ceva läuft. Die Geo- logen sind damit nicht einverstanden, da das Gebiet zwischen — 269 — Savona und Genua und der Monferrat tektonisch noch zu den Seealpen gehören; sie führen die Gränze entweder durch das Thal der Bormida di Spigno nach Savona oder von Tortona aus das Scerivia-Thal entlang über die Crocetta d’Oro (467 m) und die Pol- cevera herunter direkt nach Genua. Für den Zoogeographen wie für den Phytogeographen können alle diese Linien nicht in Be- tracht kommen, denn auf dem Kamm des Apennin schieben sich selbstverständlich Tiere und Pflanzen der Alpen weit nach Süden vor und bilden einen zungenförmigen Fortsatz der alpinen Region, dessen letzte Spuren erst in der Breite von Neapel verschwinden. Ein Versuch, seine Gränzen und namentlich die nach Süden an- steigende Höhe derselben über dem Meere genauer zu bestimmen, ist bis jetzt noch nicht gemacht worden. Die Südgränze zieht man für die Mollusken wohl am zweckmäßigsten da, wo die Cha- raktergruppe des Südens, die Untergattung /berus bis nach dem Kamm hinaufgreift. Sie wird jedenfalls nicht weit von der Linie liegen, welche Partsch*) als die Scheidelinie des nördlichen vom zentralen Apennin anspricht und welche vom Arezzo im Chiana- thal über San Sepolero an der oberen Tiber zum Metaurusthal zieht. Wenn wir den ganzen nördlichen Apennin noch zu dem Alpengebiet rechnen, so gilt das natürlich nur für seine höheren Teile. An beiden Hängen schiebt sich eine südlichere Fauna weit nach Norden und mischt sich allmählich mit den alpinen Formen. Das angehängte Faunenverzeichnis von Reggio und Modena zeigt uns am Nordabhang des Apennin unter 92 aufgeführten Arten 28 von entschieden südlichem Gepräge; sie sind mit einem Stern- chen bezeichnet; das von Toskana (2) am tyrrhenischen Abhang neben einer Anzahl eigentümlicher Formen 54 unter 151. Aber im ersteren Gebiete fehlt Iberus noch ganz, in Toskana haben wir neben der bei Livorno und Pisa eingeschleppten Helix ser- pentina nur Helix muralis, welehe auch sonst weit über die Ver- breitungsgränzen der Gruppe hinausgeht. Im Übrigen zeigen beide Lokalfaunen keinen fundamentalen Unterschied; es sind weitverbreitete Arten, welche von Norden wie von Süden her in eine neutrale Zone eingedrungen sind; endemische Arten sind *), Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin 1889 p- 427, — 210 — nicht darunter oder doch nur bei solchen Gattungen, welche eigene Arten auch an begränzten Stellen desselben Faunengebietes gern entwickeln, wie z. B. die quellenbewohnenden kleinen Deckel- schnecken. Eine charakteristische italienische Form ist Retinella olivetorum Herm., welche sich im Norden wie im Süden des Apennin findet; sie geht an der ligurischen Küste (wenigstens subfossil) bis Mentone, hat aber ihre eigentliche Verbreitung im Mittelapennin, während die Heimat der Gruppe im Süden, in Si- zilien und Kalabrien liegt. Einen ähnlichen unbestimmten Charakter zeigen alle die Molluskenfaunen der Gebiete nördlich vom Apennin und wir können uns ihre Aufzählung ersparen. Nur der schmale Küstensaum, die Riviera di Levante, verdient eine besondere Erwähnung, weil in ihr sich den alpinen und ligurisch-tyrrhenischen Elementen eine Anzalıl Arten beimengen, welche einen eigentümlichen Cha- rakter tragen. So Pomatias striolatum Porro, Torquilla pallida, T. cinerea, auch die weitgenabelte Xerophila cespitum var. in- troducta Zgl., doch ist die Artenzahl zu gering, um einen eigenen Kreis zu begründen. Die Marchesa Paulucei*) zieht die ganze Riviera noch zu Zentralitalien, aber das ist eigentlich nur be- gründet für die Thalmündungen, in denen die Küstenfaunula und die tyrrhenischen Formen herrschen; die Bergvorsprünge dazwi- schen müßten dem nördlichen Apennin zugerechnet werden. Die- ser Mischeharakter nimmt erst ein Ende an der gewaltigen Masse der Apuanischen Alpen, die sich am Beginn der toskanischen Ebene als Gränzpfeiler Mittelitaliens bis 2000 m aufthürmt. Sie wird durch die Garfagnana, das breite Thal des Serchio, und die der Magra zuströmende Aulella völlig vom Apennin getrennt und hat eine so eigentümliche Bildung, daß Forsyth Major sie nicht mehr diesem, sondern der Tyrrhenis zurechnet, was C. de Stefani freilich energisch bestreitet. Hier erreicht eine ganze Menge alpiner Arten ihre Südgränze an der Westküste; sie sind in dem angehängten Verzeichnis (3) mit einem Kreuz bezeichnet; ihre Zahl beträgt nicht weniger als 20. Die Apuaner Alpen haben bei der gründlichen Durchforschung seitens der toskanischen Ge- lehrten auch eine ganze Reihe von endemischen Formen ergeben, *) Materiaux pour servir A l’etude de la Fauna malacologique terrestre et fluviatile de l’Italie et de ses iles. Paris 1878. Savy. ur — welche beweisen, daß sie seit sehr alter Zeit eine selbständige Entwicklung genommen haben. Bis jetzt ist die Marchesa Paulucei die einzige gewesen, welche den Versuch gemacht hat, Italien in zoogeographische Pro- vinzen zu teilen. Sie unterscheidet den Norden, die centrale Abteilung und den Süden. Die Gränzen der centralen Abteilung zieht sie nördlich von dem Fuß der Apuaner Alpen längs des toskanischen Apennin nach Cattolica zwischen Pesaro und Rimini, wo der Apennin an die adriatische Küste herantritt, die Südgränze von Terracina nach dem Thal des Tronto. Letztere dürfte et- was zu nördlich liegen und zu sehr der alten neapolitanischen Gränze nachgebildet sein; wenn überhaupt eine Gränze gezogen werden soll, würde sie wohl zweckmäßiger durch die Senke süd- lich vom Matesegebirge nach dem Tavogliere di Puglia laufen. Eine rechte Begründung für eine Teilung der italienischen Halb- insel südlich von der von Partsch angegebenen Linie finde ich überhaupt nicht, da die charakteristischen Formenkreise für das ganze Gebiet bis zur ersten Einschnürung Kalabriens so ziemlich dieselben sind und allem Anschein nach vor einem und demselben Verbreitungszentrum ausstrahlen. Eher könnte man wenigstens für das mittlere Italien eine Längsteilung annehmen und die Länder östlich und westlich des Apennin zu scheiden versuchen, doch würde dann für den Osten gar wenig Eigentümliches übrig blei- ben; südlich der neapolitanischen Senke verwischt sich der Unter- schied überhaupt. Wir thun vielleicht am besten, das südliche Italien überhaupt dem nördlichen entgegenzusetzen und die Ge- biete am mittleren Apennin als neutrale Zone zu betrachten, die von Norden wie von Süden her Einwanderer erhalten hat. Charakteristisch für Süditalien ist die Formenreihe der /berus, welche sich um Helix strigata Fer. und carsoliana Fer. gruppiert. Sie erreicht ihre Nordgränze in Umbrien am Fuß des mittleren Apennin mit der scharfgerippten Hel. umbrica Charp. und fehlt von da ab im Hügelland und im Gebirge fast nirgends bis nach Calabrien hinein. An die Küste tritt sie, von Helix muralis ab- gesehen, die einer anderen Gruppe angehört, nur da, wo sich keine Ebene dem Fuß des Hügellandes vorlegt; der nördlichste Punkt ist meines Wissens an der Westküste der Monte Argentaro vor Orbetello im südlichsten Toskana. An der Ostküste haben wir nur bei Aseoli-Pieeno die etwas aberrante, lange zu den Cam- — 22 — pyläen gerechnete Helix tetrazona Jan, und auch diese nur im sebirge. Weiter südlich sind mir Fundorte nicht bekannt; erst in der Puglia petrosa südlich von Foggia tritt Helix mariannae Kob. an die Küste heran. Auch die Marchesa Paulucei hat keinen Iberus vom Ostabhang des Zentral-Apennin. Die Untergattung scheint sich auch nicht nach der Terra d’Otranto zu verbreiten, aber in den Schluchten des Abhanges der apulischen Hochfläche zum Meerbusen von Tarent haben wir eine sehr schöne Art des Formenkreises und längs des westlichen Zweiges der Apenninen- kette geht Helix surrentina Ad. Schm. bis Tiriolo an der Senke zwischen den beiden Calabrien, ja bis nach Reggio an der Straße von Messina. Es ist schwer, speeifische Gränzen zwischen den zahlreichen beschriebenen Arten aufrecht zu erhalten und einfach unmöglich, eine Faunenscheide durch sie hindurch zu legen. Die Formenreihe hat offenbar ihr Entwicklungszentrum in der west- lichen der beiden Gebirgsketten, welche die Abruzzensenke zwi- schen sich schließen, und hat sieh von dort aus verbreitet. Der Monte Gargano hat keinen Iberus. Nicht minder charakteristisch wie die Iberus sind für das südliche Italien die Clausilien der Untergattung Papillifera. Abgesehen von der weitverbreiteten Küstenform Cl. bidens und ihren nächsten Verwandten reichen die Formen von Claus. leu- costigma Zgl. und candidescens Zgl. ungefähr ebenso weit, wie die Iberus, doch scheinen sie im südlichen Kalabrien zu fehlen; Toskana, der Mte. Argentaro haben keine Art, eben so wenig der Gargano. | Außer diesen beiden Molluskengruppen, die, wie wir gesehen, nicht einmal selbständige Untergattungen bilden, hat das italie- nische Festland nur wenig Eigentümliches. Selbst die Arten, welche als die charakteristischen bezeichnet werden müssen, sind mit geringen Ausnahmen solche, die auch weiter verbreitet sind oder sich mit größter Wahrscheinlichkeit aus weiter verbreiteten Formen entwickelt haben. So unter den kalkweißen Campyläen die Form der Apuaner Alpen, Helix carrarensis Porro, die Form des toskanischen Apennin, Helix anconae Gentil., und die Form der Abruzzen, Helix nicatis Costa; sie sind heute durch weite Zwischenräume von einander getrennt, in denen Verwandte nicht leben, aber sie stammen ohne Zweifel von der alpinen Helix cingulata oder deren Vorfahren ab und sind Relikten aus einer Zeit, wo diese im ganzen Apennin vorkam; die südlichste Form steht am weitesten ab. Anders ist es mit der Vertreterin der hornfarbenen Campyläen, welche sich durch ganz Italien an allen geeigneten Punkten findet, den Mte. Gargano ausgenommen. Sie schließt sich im Norden ganz an die ostalpine Helis planospira Lam. an, wird aber nach Süden hin immer diekschaliger und deutlicher behaart, schließlich so, daß man sie unbedenklich als Helix setulosa Brig. oder setipila Zgl. abgetrennt hat. Sie lebt noch auf dem kalabrischen Aspromonte, aber in Sizilien wird sie durch andere, allerdings verwandte Formen vertreten. Daß sie in Mittelitalien einheimisch, beweist ihr Vorkommen in der Terra rossa der Monti Pisani. Fast genau dieselbe Verbreitung hat ZRetinella olivetorum Gmel., nur daß sie nicht auf die Alpen übergreift, aber dafür eine nahe Verwandte (Ret. incerta Dry.) in den Pyrenäen und Nordspanien hat. Auch sie wird nach Süden hin diekschaliger und bekommt mehr Skulptur; im neapolitanischen Apennin wird sie zur Ret. öcterica Tib. und in Calabrien zu einer Form, die man von der sizilianischen et. fuscosa Zgl. nicht mehr trennen kann, ohne daß man irgendwo eine Gränze in der Formenreihe ziehen könnte. Auch sie findet sich fossil in den Monti Pisani. Von den großen Pomatia, den Verwandten unserer Wein- bergsschnecke, überschreiten diese und die über Istrien einge- drungene Helix cincta den Apennin nicht oder kaum nach Süden hin. Auch Helix lucorum Müll. macht nicht den Eindruck einer einheimischen Art; sie geht am Fuß der Alpen westlich bis Ca- stell Goffredo in der Provinz Brescia, am Nordabhang des Apen- -nin ist sie häufig und findet sich auch am oberen Arno, im Thal des Serchio und um Lucea, aber nicht bei Florenz oder in den Apuaner Alpen, auch nieht um Rom oder Neapel. Auch in den Marken, der Romagna und Emilia soll sie fehlen; ich habe sie bei Bologna selbst gesammelt und von Assissi erhalten, doch kann man bei einer so geschätzten Fastenspeise nie wissen, ob sie nicht absichtlich angesiedelt wurde; zogen sie ja doch schon die alten Römer in eigenen Anstalten. Auch nach Elba ist sie wahrschein- lich spät eingeschleppt. Dagegen ist sie auf der Ostseite sicher einheimisch von den Abruzzen ab bis an die apulischen Murgie, namentlich auch auf dem Gargano, und auch in einigen Thälern der Basilicata, bei Murro und Triearico; bei Tarent und weiter Kobelt, Zoogeographie II, 15 — 214 — südlich fehlt sie. Im Westen tritt südlich vom Apennin von Um- brien ab Helix ligata Müll. an ihre Stelle; sie ist im südlichen Toskana, im Kirchenstaate und Neapel häufig, auch an der Ost- küste von Ascoli-Piceno bis Pescara, fehlt aber in Apulien, in der Terra d’Otranto und bei Tarent. Dagegen geht sie durch das nördliche Kalabrien bis zur Landenge von Tiriolo, aber nicht über diese hinüber auf den Aspromonte. Pomatia aspersa findet sich überall, aber Pom. aperta ist nördlich der Apuaner Alpen auf einzelne Küstenpunkte beschränkt und geht erst von Bagni di Lucea ab mehr ins Gebirge. Für unsere gemeine Helix ne- moralis L., die in Toskana geradezu riesige Dimensionen erreicht, sibt Carlo di Stefani*) als Südgränze Aquila in den Abruzzen an; mir nannte der Cavaliere Blanc Pietra r0ja im Matesegebirge bei Neapel, wo ich sie bei einem kurzen Aufenthalte freilich ver- geblich gesucht habe; die Marchesa Paulucci hat sie noch aus der Basilicata. Pomatia lucorum und ligata sind allem Anschein nach Ein- wanderer aus dem Osten; beide fehlen noch in den italienischen Quaternärschichten. Auch für einige andere Arten ist der enge Zusammenhang mit den Ländern östlich der Adria zweifellos. So für Glandina algira, deren eigentümliche Verbreitung wir schon früher erörtert haben, und für einige Clausilien der Unter- gattungen Delima (gibbula Zgl.) und Medora (punctulata Kstr.). Diese beiden deuten direkt auf eine Einwanderung über den Gar- gano. Zwischen diesem vorspringenden Sporn an dem italieni- schen Stiefel und der dalmatinischen Insel Lagosta ist das Meer nirgends über 100 Faden tief; die Inseln Cuzza, Pelagosa und die Tremiti würden auch ohne zoogeographische Anhaltspunkte den Gedanken nahe legen, daß hier einmal eine Landverbindung stattgefunden habe. Dabei steht der Gargano in seiner ganzen Bildung dem Apennin fremdartig gegenüber und wird durch eine Ebene von ihm getrennt, die zweifellos eine ganz junge Bildung ist. Delima gibbula kommt in einer eigenen Form auch auf Pe- lagosa vor. Sie gehört aber zu den weit verbreiteten Arten und geht auch nördlich um die Adria herum bis zu dem Südabhang der Alpen, und vom Gargano aus durch Apulien und Kalabrien bis zum Aetna; sie kann also kaum einen Beweis für einen Land- *) Bullet. Soc. Mal. italiana IX. 1883. zusammenhang in jüngerer Zeit abgeben. Auch Medora punctu- lata ist als soleher nicht verwendbar; sie findet sich wohl direkt am Mte. Gargano, wo ich sie 1878 in einer Schlucht am Süd- abhang fand, aber auch bei Tiriolo in Kalabrien und auf dem Gipfel des Mte. Sibilla bei Ascoli-Pieeno in 2213 m Meereshöhe, aber nirgends zwischen diesen Punkten. Das gibt ihr einen ent- schiedenen Reliktencharakter. Ich werde leider in den meisten bezüglichen Arbeiten als Autorität dafür zitiert, daß der Gargano zu Dalmatien gehöre und eine dalmatinische Molluskenfauna be- sitze. Ich habe aber seiner Zeit nur darauf aufmerksam gemacht, daß dem Südabhang des Gargano die Charakterschneeken des Apennin, (/berus, Campylaea planospira, Retinella olivetorum) fehlen und daß seine Molluskenfauna deshalb eher einen dalma- tischen als einen apenninischen Charakter habe, und weiter möchte ich auch heute noch nieht gehen *). Der Gargano war zweifellos eine vom Apennin unabhängige Insel älterer Bildung; daß er ein Horst des niedergebrochenen südadriatischen Landes, ein Teil Dalmatiens sei, ist wohl sehr wahrscheinlich, kann aber aus dem, was wir heute über seine Molluskenfauna wissen, nicht bewiesen werden. Vergleichen wir die Molluskenfauna Süditaliens mit der Süddalmatiens oeler Korfus, so ist im Gegenteil der Unterschied so auffallend, daß wir eine Landverbindung nur in sehr früher Zeit annehmen können. Auch das Fehlen des Schakals spricht für diese Annahme. Daß überhaupt einmal eine Verbindung statt- gefunden hat, beweisen die zahlreichen Pflanzenarten, welche Süd- italien mit Griechenland gemein sind, ohne sich in Oberitalien zu finden. Der Apennin spielt im Großen und Ganzen als zoogeogra- phische Gränze eine recht bescheidene Rolle; immerhin kann man ihm eine gewisse Bedeutung nieht absprechen. Da er die Halb- insel nieht in gerader Linie, sondern in verschiedenen Kurven durchzieht, scheidet er eine Anzahl von Ebenen oder flachhügeligen Gegenden, die recht wohl geographische Einheiten sein könnten: die Poebene, Toskana, die Campagnen von Rom und Neapel, die apulische Ebene, das steinige Apulien. Jede dieser Abtei- *) Nach einer brieflichen Mitteilung Polloneras hat er unter einer Sendung Mollusken vom Gargano keine einzige nicht italienische Art gefunden. — 276 — lungen hat auch nach dem, was ich bei meinen flüchtigen Besu- chen derselben beobachten konnte, eigentümliche Xerophilenformen neben der sonst herrschenden allgemeinen mediterranen Küsten- fauna. Im Pogebiet ist es Helis ammonis, in Toskana die tyr- rhenische Helix cespitum, um Neapel Helix subprofuga, in Apu- lien eine riesige Form der Helix variabilis, welche besonders hervortritt. Es wäre sehr zu wünschen, daß die italienischen Lokalforscher dieser Frage einmal ihre Aufmerksamkeit widmeten. Für die charakteristischen Arten aber erscheint der Apennin mehr als Heimat, wie als Gränze. Aus dem Apennin hebt sich durch Reichtum an eigentüm- lichen Formen nur ein Gebiet hervor, das Hochgebirge der Abruzzen, besonders deren östliche Kette vom Mte. Sibilla bei Ascoli Piceno bis zum fast 3000 m hohen Majella. Hier bleibt heute noch an einigen Stellen der Schnee das ganze Jahr hin- durch liegen; am Gran Sasso d’Italia reicht im der Conca di neve ein Firnfeld bis zu 2600 m herunter; in der Eiszeit waren hier bedeutende Gletscher entwickelt und nur hier nimmt der Apennin eigentlichen Hochgebirgscharakter an. Der Bär, die Gemse haben sich dort noch erhalten. Auch zwei Schnecken- gruppen haben sich dort in eigentümlichen Formen entwickelt, eine der Untergattung Xerophila angehörend, Hochgebirgsformen, die sich um bathyomphala Charp. und um Turricula cavannae Paul. gruppieren, die andere sich an Carthusiana anschließend, aber im Habitus zu Xerophila hinüberführend (Helix apennina Porr. und Verwandte). Daß eine Campyläa aus der Verwandt- schaft der Helix cingulata sich hier erhalten hat, haben wir schon erwähnt, auch daß Iberus eine sehr eigentümliche Form (Helix tetrazona Jan) ausbildet, welche gleichzeitig die Nordostgränze der Gruppe bezeichnet. Auch Vitrina hat eine eigene Art, Zonites findet sich in einer Form, die von dem dalmatischen Z. com- pressus kaum verschieden ist, und eine ganze Anzahl alpiner Clau- silien tritt hier noch einmal auf (vgl. Anlage 6). Weiter südlich finden wir ähnliche Entwicklungszentren nicht mehr; es sind dieselben Formen, welche uns durch den ganzen neapolitanischen Apennin begegnen; selbst die mannig- fachen Formen von /berus lassen sich alle auf den Grundtypus strigata-carsoliana zurückführen, während an der Westküste Ib. muralis herrschend bleibt und von Tarent ab auch auf die Ost- 2 küste übergreift. Auch die kleinen Inseln vor der Bucht von Neapel haben wenig eigentümliches. Capri erscheint nur als ein zufällig abgetrennter Teil des Mte. Santangelo, wie dieser cha- rakterisiert durch Helix surrentina Ad. Schm. und Claus. einerea Phil., aber es hat, zweifellos eingeschleppt, eine der eigentüm- lichen, trochusförmigen, sizilianischen Turricula (elata Faure). — Die Terra d’Otranto hat wohl einige eigentümliche Xerophilen, aber sie zeichnet sich im Ganzen mehr durch den Mangel der charakteristischen Apenninformen als durch den Besitz eigener Arten aus. Von den beiden großen Urgesteinsinseln, aus welchen sich die kalabrische Halbinsel zusammensetzt, ist die nördliche leider malakozoologisch noch unbekannt. In dem Zwischenraum zwischen ihr und dem Aspromonte hat Adami um Tiriolo ge- sammelt, den Aspromonte selbst hat Caroti für die Marchesa Paulucei erforscht, so daß wir die Fauna des südlichen Massivs ziemlich genau kennen (Anl. 7). Beide Kalabrien haben in ihrer Bildung mit dem übrigen Italien nichts zu thun; sie sind nach der heutigen geologischen Auffassung Horste, stehen gebliebene Teile eines inneren Gürtels der Apenninenformation, gewaltige Gneißstöcke, auf die sich bis zu 1200 m Höhe pliocäne Gesteine in fast wagerechter Schichtung anlagern, eine Bildung, welche nur durch die Annahme gewaltiger Niveauveränderungen in der jüngsten Zeit erklärt werden kann *). Die Molluskenfauna (Anl. 7) zeigt sehr erhebliche Anklänge an die sizilianische oder richtiger die ostsizilianische, die, wie wir sehen werden, von der westsizilianischen recht verschieden ist; sie hat vier Daudebardia, von denen zwei mit sizilianischen Arten identisch sind, und zwei endemische Retinellen. Ferner finden wir die sizilische Ayalina ercica Ben., Patula flavida Zgl., einige charakteristische Mona- cha, aber weder die Iberus noch die typisch sizilianischen Clau- silien. Dagegen haben wir auch eine ganze Reihe ächt italieni- scher Züge, Retinella icterica, Campylaea planospira, Pomatia ligata, die Clausilien; Zonites, Gonostoma obvoluta, Olausiliastra *) Ich erinnere hier nur an die Angabe von Issel (Bradisismi p: 236), daß Commandant Rossi an derselben Stelle eine steilwandige Einsenkung von 500—1000 m Tiefe lothete, wo Smyth zwischen Mes- sina und Lipari die Exmouth-Bank verzeichnet. Seguenza nimmt an, daß die Hebung des Aspromonte im Astiano begann und vielleicht heute noch fortdauert. — 2718 — laminata Mtg. neben den Ubiquisten können nur durch Einwan- derung von den Alpen her erklärt werden und greifen nieht naelı Sizilien hinüber. Es ist eine nieht gerade leicht zu erklärende Fauna. Die sizilischen Typen sind vielleicht als Grundstock zu betrachten; die Senkung im Pliocän, welche nur die höchsten, aus Gneiß und Granit bestehenden, dem Molluskenleben wenig günstigen Gipfel frei ließ, mag die Urfauna auf wenige Arten reduziert haben; aber die alpinen Formen müssen damals schon vorhanden gewesen sein, während die mittelitalienischen wohl erst nach der Wiederhebung eingedrungen sind. Die Niveau- schwankungen, welche sich hier am Ende des Pliocän und wohl noch nachher vollzogen haben, vielleicht noch vollziehen, sind leider noch lange nicht genügend aufgeklärt; der der Wissen- schaft zu früh entrissene Seguenza hat keinen ebenbürtigen Nach- folger gefunden. Ziehen wir, ehe wir zu Sizilien übergehen, noch kurz einige andere Tierklassen in Betracht, so finden wir sowohl bei den Säugetieren wie bei den Reptilien einen beinahe vollständigen Mangel an eigenen Arten. Die Halbinsel hat im Pliocän eine wunderbar reiche Säugetierfauna gehabt, deren Reste uns die Schichten des Val d’Arno und des Chiana-Thales aufbewahrt haben (vgl. Anl. 8). Wir finden nirgends die Spuren einer Ka- tastrophe, welche sie vertilgt haben könnte, die Eiszeit kann in Mittel- und Süditalien nur verhältnismäßig schwach auf das Klima eingewirkt haben, die Einwanderung der Steppenfauna ist durch die Alpen verhindert worden, — und doch ist die pliocäne Säuge- tierfauna verschwunden, fast ohne Nachkommen zu hinterlassen. Nur das Stachelschwein möchte Forsyth Major*) von damals ableiten; ich habe meine Bedenken dagegen schon früher aus- gesprochen. Im Postplioeän sind allerdings einige borealere Typen in die Halbinsel gelangt, das Elen bis ins Pothal, der Riesenhirsch bis Camerino, der Wisent bis Rom, der Höhlenbär bis Eboli, Mammuth und Auerochs bis in die Terra d’Otranto, aber nicht nach Kalabrien und Sizilien. Mit ihnen oder später muß die heutige Säugetierfauna eingewandert sein, welche sich von der mitteleuropäischen in keiner Weise unterscheidet. Auch die Reptilienfauna zeigt denselben auffallenden Mangel an endemischen Arten. Außerdem fällt aber auf, daß der Halb- *) Tyrrhenis, in Kosmos Bd. XIII p. 1. — 279 — insel eine ganze Anzahl von Arten fehlt, welche sich östlich und westlich davon findet; ein Verzeichnis derselben hat Major 1. ec. gegeben, (vgl. Anlage 9). Dieselbe Erscheinung finden wir auch beim Pflanzenreiche. Engler *) gibt ein langes Verzeichnis von Arten, welche, im Osten und Westen verbreitet, in Italien entweder ganz fehlen oder auf den Süden beschränkt sind, also nicht von Norden aus eingewandert sein können. Die Zahl der endemischen Arten ist in Italien im Verhältnis ganz auffallend kleiner, als auf den beiden anderen Halbinseln, sie ist namentlich besonders gering in Ober-Italien, das niemals ein selbständiges Entwieklungszentram gebildet oder besessen hat. Noch ärmer ist der Osten; außer am Gargano und höchstens noch am Mte. Conero bei Ancona hat die ganze Küste kaum irgend eine flo- ristische Eigentümlichkeit. Eine große Zahl der südlichen Pflanzenarten ist übrigens auch mit Nordafrika gemeinsam und für den Botaniker steht es fest, daß Sizilien bis in eine verhältnismäßig junge Zeit mit Tunis landfest verbunden war. Diese Insel ist ohnehin fast der inter- essanteste Teil aller Mittelmeerländer und verdient eine einge- hendere Betrachtung. Schon durch ihre Lage zwischen dem tyr- rhenischen und dem jonischen Meer, zwischen der Südspitze Kalabriens und der Nordostecke Nordafrikas, als das Zentrum der meridionalen Region, hat sie eine zoogeographische Bedeu- tung ersten Ranges; die Gränze zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West wird durch die Stellung der Insel bedingt. Zum Glück kennen wir, dank dem Lokalpatriotismus der Gelehrten von Palermo, Catania und Messina, das schöne Land so genau, wie irgend eins der vorderen Mittelmeerländer, und sind so ziem- lich bei allen Tierklassen wie bei den Pflanzen in der Lage, ihre Verbreitung bis ins Detail zu verfolgen. Sizilien ist geologisch betrachtet durchaus keine gleich- mäßige Bildung. Wir haben mindestens drei Abteilungen zu unterscheiden, welche erst in verhältnismäßig später Zeit sich mit einander vereinigt haben: die Gebirge der Nordostecke von Taor- mina über Messina bis zur Einsenkung des Fiume torto bei Ter- mini, eine ältere Bildung, zum Teil dem Aspromonte gleichartig, zum Teil Jurakalke, steil zur Küste, allmählig zum Inneren ab- *) Entwicklungsgeschichte p. 59. — 280 — fallend; — die Kalkplateaus der Südostecke südlich vom Thal des Simeto und östllich vom Thal des Platani, — und die West- spitze westlich von den Thälern der beiden Flüsse, einschließlich der vorliegenden Inseln. Zwischen Taormina und das Südostpla- teau schaltet sich die vulkanische Masse des Aetna ein, seine Aus- würflinge und die Anschwemmungen des Simeto haben die beiden Hälften der Ostküste vereinigt, vielleicht schon früher, als der Archipel im Westen landfest und unter sich und mit dem Rest der Insel verbunden wurde. In dem dreieckigen Raum zwischen der Westküste Kalabriens und der Nordküste Siziliens haben noch in neuerer Zeit schwere Katastrophen und Verände- rungen stattgefunden; die Erdrinde ist bier überhaupt noch nicht zur Ruhe gekommen, wie die häufigen Erdbeben und das un- unterbrochene Arbeiten der Lipari-Vulkane beweisen; viele Geo- logen nehmen an, daß die heutige Gestalt der kalabrischen Küste Folge eines in sehr junger Zeit erfolgten Niederbruches sei und daß man weitere Brüche hier erwarten kann. Ob aber ein Land- zusammenhang, eine Schließung der Straße von Messina seit der Mioeänperiode stattgefunden, ist nach dem, was wir oben von der Aspromonte-Fauna gesagt haben, mindestens sehr fraglich. Auch die fossilen Säugetiere sprechen nicht für eine spätere Ver- bindung. Sizilien ist sehr reich an Überresten; in den Grotten, welehe das Meer in den Strandbergen der Goldmuschel von Palermo ausgewaschen hat, als es in der späteren Tertiärzeit noch höher stand, liegen Knochen in solchen Massen und von so vorzüglicher Erhaltung, daß man in 1829 und 1830 Hunderte von Zentnern an die Zuckerfabriken in Marseille verkaufte. Leider sind nur die größeren Formen einigermaßen bestimmt, ihr Ver- zeichnis gebe ich im Anhang 10. Ob sie aus einem Horizont stammen und von gleichem Alter sind, wäre erst noch nachzu- weisen; auch die Bestimmungen wären nachzuprüfen, besonders bei den Elefanten. Jedenfalls sind die nordischen Eindring- linge, Mammuth, Auerochs, Höhlenbär nicht darunter, nur Hirsch, Wolf und Bär deuten auf Einwanderung von Norden. Es wäre gewagt, bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse Schlüsse auf die fossilen Säugetiere begründen zu wollen. Die Landmollusken der Nordostecke Siziliens sind von denen des gegenüberliegenden Aspromonte kaum verschieden. Hüben wie drüben findet sich als einzige Vertreterin von Iberus die weitverbreitete Helix muralis Müll., erst an der gewaltigen Kalk- kappe, welche in den Madonien dem Macigno auflagert, kommt in Helix nebrodensis eine zweite eigentümliche Form hinzu, die ganze Ostküste hat nur muralis. Auch sonst kennt das Ver- zeichnis von Benoit*) aus diesem ganzen Drittel der Insel nur eine eigentümliche Art, Xerophila aradasiü Pir., welche einer kretischen Art nahe steht und vielleicht von dort eingeschleppt ist; wenigstens habe ich sie nur dieht am Hafen gesammelt. Selbst der Aetna mit seinem molluskenfeindlichen Lavaboden ist besser bedacht und hat wenigstens einige Lokalformen (Fru- ticicola aetnaea Ben., Olausilia vulcanica Ben., eine gute Lokal- varietät der Campylaea benedicta ete.). Auch die südöstliche Ecke ist nicht besonders reich an endemischen Arten; indeß hat sie immerhin die eigentümliche Papillifera syracusana, welche auf Malta eine Anzahl Abkömmlinge entwickelt hat, eine Reti- nella und ein Pomatias, das seine Verwandten nicht auf der ita- lienischen Halbinsel hat, wie die zahlreichen Formen der Gegend von Palermo, sondern auf den jonischen Inseln und in Griechenland (P. dionysü Paul). Außerdem ist in den lauen Wassern des Anapo und der Cyane-Quelle eine reiche Süßwasserfauna ent- wickelt, aber darunter, ein charakteristischer Unterschied von der mauritanischen, keine Melanopsis und keine Melania; nur die Isidora gibt ihr einen südlichen Charakterzug. Ganz anders der Westen. Schon in den hochragenden nebrodischen Bergen oder Madonien, also noch östlich von der trennenden Thalsenke, wo eine mächtige Kalkmasse nach dem Aetna den höchsten Punkt Siziliens bildet und den südlichsten Buchenwald Italiens trägt, finden wir neben zahl- reichen nördlicheren Formen einen eigenen Iberus, der an jedem Fundort anders ausgeprägt, sich zwischen die palermitanen Formen und die süditalienische Gruppe der Helix strigata stellt, in man- cher Hinsicht aber auch zu den kleinsten Formen der griechi- schen Codringtoni-Gruppe hinüberführt; neben ihm eine ende- mische Papillifera (Olaus. incerta Ben.), auf den Buchengürtel beschränkt, und eine Campyläa (benedicta Kob.), welche kaum unterscheidbare Verwandte in der kleinen Kabylie und in Grie- *) Nuovo Catalogo delle Conchiglie terrestre e fluviatili della Si- cilia. Messina 1881. u 2 chenland besitzt. Jenseits des Fiume torto beginnt mit dem Mte. San Calogero bei T'ermini das sonderbare Kalkgebirge West- siziliens, schroff aufragende kahle Berge, mit dazwischen liegen- den üppigen Thalebenen, an die spanischen Vegas, vielleicht noch mehr an die Berge der Provinz Constantine erinnernd. Ihr Alter ist unsicher, da man noch keine Versteinerungen darin gefunden; jedenfalls sind sie vortertiär, vielleicht jurassisch. Sie haben offenbar einen Archipel gebildet, genau wie ihre Fortsetzung, die aegadischen Inseln, denn zwischen ihnen liegen jungtertiäre Schichten, aber die Sonderung der Inseln ist keine dauernde ge- wesen, denn über sie alle hin erstreckt sich eine eng verwandte Fauna, charakterisiert durch eine ganze Reihe nicht von Arten, sondern von Formenkreisen aus verschiedenen Gattungen. Hier haben wir neben den Daudebardia und den etwas problemati- schen Allerya die enggewundenen Hyalinen der Gruppe testae-de natale, die Campyläen der Sippschaft der Helix macrostoma, die Xerophila oder richtiger Turricula aus der Verwandtschaft der Heli. elata, die Clausilienuntergattung Siciliaria, die Pomatias- Gruppe des P. turriculatus Phil., die großen Retinella und ganz besonders die /berus. Namentlich die letzteren bieten ein ganz besonderes Interesse durch ihre wunderbare Formenmannigfaltig- keit, welche in ihrer geographischen Verbreitung ganz bestimmten Gesetzen zu folgen scheint. Ich habe schon 1878 darauf auf- merksam gemacht, daß sich von der linsenförmig flachen, scharf- gekielten Helix scabriuscula Desh. vom Eryx bei Trapani bis zu der kegelförmigen Helix globularis Zgl. der Berge von Par- tinico und Palermo, und wieder von dieser zu der hochgethürmten, fast bulimusförmigen Helix sicana des Pellegrino bei Palermo nieht nur alle Übergänge finden und ein anatomischer Unterschied nicht nachweisbar ist, sondern daß die Übergänge sieh auch geographisch mit voller Regelmäßigkeit an einander reihen, so daß ich alle Zwischenformen zwischen der Form von Trapani und der von Monreale während einer flüchtigen Durchfahrt an den Straßenbrücken vollständig und lückenlos sammeln konnte. Meine damals *) gegebene Anregung zu genauerem Studium dieser Verhältnisse ist leider ohne Wirkung geblieben und mich selbst haben ungünstige Umstände verhindert, Westsizilien noch einmal *) Sieiliana, in Jahresber. Senckenb. Gesellsch. 1879/80. — 23 — zu besuchen. Offenbar handelt es sich, auch abgesehen von dieser eigentümlichen Verteilung, in Westsizilien um ein Entwiek- lungszentrum ersten Ranges, dem eine schr lange, völlig ungestörte Entwicklung vergönnt war. Mit Ausnahme des rätselhaften Vor- kommens bei Tetuan hat keine der oben genannten Gruppen Vertreter in anderen Gebieten. Daß Helix aspersa sowohl am Mte. Pellegrino als in verschiedenen algerischen Bergen in der hochkegelförmigen, stark skulptierten Form der Hel. mazzullü Jan auftritt, ist durch die gleiche Lebensweise in selbstgebohrten Löchern des Kalkfelsens leicht erklärlich. Sizilien südlich von den Randbergen der Nordküste ist eine allmählich nach Süden abfallende flache Landschaft, dem Weizen- bau günstiger, als der Entwieklung des Molluskenlebens. Auch die hier und da, besonders nach der Südküste hin auftretenden Felsen sind Gyps. Eine eigene Molluskenfauna hat sieh hier nicht entwiekeln können. Bei Girgenti traf ich neben Papillifera virgata var. affinis und der gemeinen Küstenfaunula Leucochroa candidissima, Iberus muralis und eine der westsizilianischen konischen Turrieula. Von den Sizilien anliegenden Inseln erscheinen die Aega- den als direkte Fortsetzung Westsiziliens. Die vulkanischen In- seln im Norden sind natürlich schr arm an Mollusken. Doch hat das isolierte Ustica eine eigene Art (Helicopsis usticensis Cale.), wohl einen Abkömmling der gelegentlich eingeschleppten sizilischen Hel. amanda. Auch Malta erscheint ganz unter dem Einfluß Siziliens stehend; von den charakteristischen Arten sind die Patula, der Iberus, Xerophila meda sicher direkt aus Sizilien eingeschleppt, vielleicht mit der dort massenhaft herübergebrachten Gartenerde, welehe allein die heutige hohe Kultur der Insel er- möglicht. Die eigenen Clausilien und (yclostoma melitense mögen aus schon in Urzeit eingeschleppten sizilianischen Arten entstanden sein. Nur die eigentümlichen kleinen Terricula haben keine Beziehungen zu Sizilien und sind deshalb von besonderer Wichtigkeit für die Prüfung der Frage, an welche wir jetzt heran- treten müssen, an die Frage des alten Landzusammenhangs zwischen Sizilien und Nordafrika. Ein soleher wird so ziemlich von allen Geologen und Pa- läontologen, auch von den Botanikermn als eine zweifellose That- sache angenommen und muß nach dem, was wir über den Rück- — 2834 — zug des Mittelmeeres im Beginn der Pliocänzeit gesagt haben, auch thatsächlich bestanden haben. Die Frage dreht sich nur darum: hat er bestanden noch nach dem Steigen des Meeres im Mittelplioeän und hat er wirklich zweifellos, wie Neu- mayr (Erdgeschichte II p. 455) sagt, noch im Diluvium be- standen? Bei der Beantwortung dieser Frage spielt der Ar- chipel von Malta die Hauptrolle. Diese kleine Inselgruppe ist geologisch eine eigentümliche Erscheinung; sie besteht ganz aus Tertiärgestein, nach Neumayr nur aus Miocän, nach Fuchs auch aus Oligocän. Die Schichten liegen, obschon die höch- sten Punkte sich 200 m über den heutigen Meeresspiegel er- heben und der umgebende Meeresboden bis 500 m herabsinkt, völlig horizontal; eine Hebung ist somit unwahrscheinlich, die Inseln müssen als Horste angesehen werden, die beim Einbrechen der Straße von Karthago stehen blieben. Aber eine Fortsetzung der Schiehten findet sieh weder an der afrikanischen, noch an der sizilianischen Küste. Als Folgen des Niederbruchs durch- ziehen gewaltige Verwerfungen die Inseln. Suess rechnet sie nicht mehr zu Eurasien, sondern zum afrikanischen Plateau. Vul- kanische Erscheinungen fehlen völlig; die von Sciacca an der Südküste Siziliens nach dem vulkanischen Pantelleria laufende Spalte, auf welcher sich Ferdinandea erhob, bleibt fern von Malta, auch Lopedusa und Linosa haben keinen Einfluß auf die Inseln ausgeübt. Jedenfalls verbindet ein Plateau, das kaum unter 500 m herabsinkt, Nordafrika und Sizilien, und stürzt dann beiderseits ziemlich rasch zu großen Tiefen ab; es kann recht wohl ein in seiner Lage gebliebener Teil der großen Landfläche sein, auf weleher sich die Fauna von Pikermi herumtummelte, vielleicht sogar ein höher liegender Teil, auf dem sich die Tiere zusammen- drängten, als am Ende des Mittelpliocäns das Wasser wieder zu steigen begann. In den Verwerfungs-Spalten von Malta sind uns geringe Reste der damaligen Säugetierwelt erhalten geblieben; die Hauptmasse mußte weggefegt werden, als das T'yrrhenische Meer die Plateaufläche überstieg und nun in das noch tief liegende hintere Becken hineinstürzte. Die kleinen Elefanten werden oft als Beweis dafür angeführt, daß der afrikanische Riese auf der kleinen Insel verkümmert sei; doch muß man sich dabei vor der Vorstellung hüten, daß diese Verkümmerung, die doch eine große — 233 — Reihe von Generationen umfaßt haben muß, auf dem Raume der heu- tigen Inseln vorgegangen sein könne, der höchstens wenigen Exem- plaren einen Sterbeplatz geboten hat. Daß geringe Größe nicht immer Verkümmerung bedeutet, beweist das kleine Flußpferd von Westafrika (Hippopotamus liberianus), dem es an Nahrung und Spielraum gewiß nicht fehlt. Der kleinere maltesische Elefant (Elephas melitensis) findet sich auch auf Sizilien, der nur einen Meter hohe El. mneidriensis Maltas hat einen Doppelgänger in dem sardinischen El. lamarmorae, und das kleine Flußpferd (Hippopotomus pentlandi Fale.) ist auch aus Sizilien und Kreta bekannt. Daß die malteser Knochenspalten tertiären Alters sind, beweisen auch die interessanten Vogelreste derselben, ein riesiger eier (Gyps melitensis), der seine lebenden Verwandten erheb- lich an Grösse übertrifft, ein ausgestorbener Kranich (Grus me- litensis), und ein Schwan (Oygnus falconeri), der gewissermaßen zwischen den Schwänen und den Gänsen steht. Einen späteren Zusammenhang mit Afrika beweisen diese Fossilen nicht. Dagegen werden hierfür gewöhnlich das Vorkommen von Elephas africanus und Hyaena in den palermitaner Höhlen herangezogen. Wegen des Elefanten verweise ich auf das früher Gesagte, möchte aber noch einmal darauf aufmerksam machen, daß er mit drei anderen ausgestorbenen zusammen vorkommen soll; eine Revision dieser Reste wäre sehr nöthig. Auch die Hyäne ist kein Beweis, denn sie wird von Faleoner ausdrücklich als H. crocuta bestimnit, ist also unsere Höhlenhyäne, nicht die nordafrikanische Form. Wirkliche Charaktertiere Nordafrikas finden sich weder unter der diluvialen, noch unter der heutigen Säugetierfauna Siziliens. Als der Schakal nach Nordafrika kam, der Wolf nach Sizilien, waren beide Länder unzweifelhaft schon durch das Meer getrennt. Auch die Reptilienfauna Siziliens hat keine besonderen nord- afrikanischen Züge. Die Wasserschildkröte ist die europäische, nicht die nordafrikanische. Die Landmollusken können hier, wenn irgendwo, das ent- scheidende Wort sprechen, aber sie bedürfen einer gründlichen Prüfung. Ich habe das Glück gehabt, an beiden Ufern der Straße von Karthago eingehend sammeln zu können und bin so- mit in der Lage, hier auf Grund von Autopsie sprechen zu können. Danach muß ich die heutigen Faunen für gründlich verschieden — 26 — erklären. Die Charaktergruppe Nordafrikas ist Macularia; sie wird auf der europäischen Seite nur durch die über alle Mittel- meerländer verbreitete Helix vermiculata vertreten; die sizilische Charaktergruppe /berus fehlt in Tunis und Algerien vollständig, ebenso Zetinella und die Clausilienuntergattung Siciliaria. Die nordafrikanischen Clausilien bilden eine eigene, zunächst mit De- lima verwandte Gruppe, auch die Pomatias gehören anderen Gruppen an, Leucochroa hat gegenüber der afrikanischen Formen- mannigfaltigkeit nur die weitverbreitete L. candidissima; Po- matia im engeren Sinne fehlt ganz und die in Nordafrika so reich vertretene Untergattung Napaeus wird nur durch den so weit verbreiteten N. obscurus repräsentirt. Von den lamellen- tragenden Ferussacia ist nur eine nach einer sizilischen Insel verschleppt worden; dafür hat die Insel eine Hypnophila, die drüben fehlt. Ziehen wir die allverbreiteten Küstenarten ab, so bleiben nur sehr wenig gemeinsame Arten: Glandina algira und die rätselhafte Campylaea der kleinen Kabylie. Das spricht ge- wiß nicht für eine Landverbindung in der Diluvialperiode. Mit einem Landzusammenhang im Pliocän und besonders im Mittel- plioeän lassen sieh die Mollusken dagegen ganz gut in Einklang bringen. Die Pomatias und die Daudebardia, die Clausilien wie einige gemeinsame Xerophila, die Küstenfaunula und die euro- päischen alten Formen können ganz gut im frühen Plioeän hin- über gelangt sein und sich dort selbständig weiter entwickelt haben. Daß damals nicht auch Iberus mit übergewandert sind, könnte andeuten, daß die Landverbindung den westsizilischen Archipel nieht berührte. Übrigens würde ein flaches Tiefland kaum weniger trennend auf die Faunen der beiderseitigen Ge- birgsländer eingewirkt haben, als ein Meeresarm. Die an beiden Küsten identischen Arten sind alles solche, welche auch die Ebenen bewohnen. Daß die Insel Malta nur so verhältnismäßig wenige alt- endemische Arten hat, würde sehr gut zu der Theorie von Leith Adams stimmen, daß der ganze Archipel in der Pleistocänzeit mit Ausnahme des allerhöchst gelegenen Teiles unter Wasser stand und seine heutige Gestalt erst durch eine spätere Erhebung erhielt. Der Einwand Lydekkers, welcher sich auf das Vor- kommen des nordafrikanischen Wiesels stützt, wird hinfällig, wenn man sich erinnert, daß dasselbe vor Einführung der Haus- katze ganz allgemein als Vertilger des Ungeziefers in den Häusern gehalten wurde. Nach Issel wäre übrigens das Wasser jetzt wieder im Steigen begriffen; die zahlreichen Buchten Maltas setzen sich alle als steile Thälchen in das Meer hinein fort und einige Römerstraßen brechen entweder unvermittelt an solehen Buchten ab oder lassen sich noch quer durch solehe hindurch verfolgen. Adams glaubt dagegen, diese Erscheinungen durch die Wirkung der Abrasion auf weichere Gesteinsschiehten erklären zu können. Die eigentümlichen Turricula würden sich höchstens mit balearischen Formen vergleichen lassen. Da aber auch das isolierte Lampedusa eine oder zwei Verwandte hat, mag es sich wohl um eine kleine endemische Gruppe handeln, deren meiste Glieder der steigenden Flut erlegen sind. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß auch Kreta und Cypern ähnliche Arten besitzen. Lampedusa hat noch eine endemische Clausilia (/opedusae Cale.), welehe den Albinarien zugerechnet werden muß; sie mag aus einer in früher Zeit zufällig von Griechenland herübergeschleppten Form entstanden sein. Übrigens soll auch auf Malta neuerdings ein Glied dieser spezifisch griechischen Untergattung (Alb. de- gregorii Plat.) gefunden worden sein, aber ihre Verwandtschaft innerhalb der Gattung ist noch festzustellen, ihr Bürgerrecht auf den Inseln noch nachzuweisen. Von Schlangen hat die Gruppe von Malta nur Callopeltis leopardinus und Zamenis viridiflavus, keine Viper; es kann also auch kaum eine giftige Art gewesen sein, welche den Apo- stel Paulus dort biß, ohne ihm Schaden zu thun. Von Eideehsen finden sich die gememe Mauereidechse, Ascalobotes mauritanicus, Hemidactylus trichedris und Gongylus occellatus, von Anuren Discoglossus pietus. Anlagen. 1) Aus den Provinzen Reggio und Modena zählt Picaglia 1891 folgende Mollusken auf: * Testacella pecchiolii Bgt. Limax einereo-niger Wolf. Lehmannia marginata Müll. * — dacampi Menegh. Agriolimax agrestis L. — variegatus Drp. Limax einereus Stein. Arion rufus L, Arion hortensis Fer. Amalia marginata Drp. Vitrina elongata Drp. — brevis Fer. — pellueida Müll. Conulus fulvus Müll. Hyalina diaphana Stud. — subrimata Reinh. — erystallina Müll. * — pseudohydatina Bgt. — pura Ald. var. lenticularis Held. — draparnaldi Beck. * — blauneri Shuttl. Zonitoides nitidus Müll. * Retinella olivetorum Herm. Patula pygmaea Drp. — rotundata Müll. — rupestris Drp. Vallonia pulchella Müll. Lepinota ciliata Venetz. Acanthinula aculeata Müll. * Gonostoma lentieula Fer. — obvoluta Müll. Triehia hispida L. = Carthusiana anconae Issel. * — cemenelea Risso. — earthusiana Müll. Frutieicola strigella Drp. Monacha incarnata Müll. * Hygromia einctella Drp. Campylaea planospira Lam. ? — cingulata Stud. Eulota frutivum Müll. * Xerophila profuga Schm. var. etrusca Issel. — mediolanensis Fagot. — unifaseiata Poiret. * — ammonis Schmidt. * Macularia vermiculata Müll. Tachea nemoralis var. etrusca Strob. * Pomatia aspersa Müll. * — ]Jucorum Müll. * _ cineta Müll. 288 — Pomatia pomatia L. Zebrinus detritus Müll. Napaeus obseurus Müll. Chondrulus tridens Müll. — quadridens Müll. Lauria sempronii Charp. Orcula doliolum Brug. Coryna biplicata Mich. * Torquilla einerea Drp. — avenacea Brug. — frumentum Drp. * — boileausiana Charp. — variabilis Drp. * Granopupa granum Drp. Pupilla muscorum Müll. Isthmia minutissima Hartm. Sphyradium edentulum Drp. Vertigo moulinsiana Dup. — pygmaea Dıp. — angustior Jefir. Clausiliastra laminata Mtg. * — Jucensis Gent. * — interposita Strob. * Delima itala Mrts. Cusmieia eruciata vaır. * — delpretiana Stab. Pirostoma lineolata Held. — plieatula Drp. * Rumina decollata L. Cionella lubrica Müll. * Hohenwarthia hohenwarthi Rossm. Caecilianella acieula Müll. * — jani Betta. Suceinea putris L. — megalonyxia Bgt. — pfeifferi Rossm. . — oblonga Drp. Carychium minimum Müll. * — tridentatum Risso. Acme lineata Drp. * — elegantissima Pini. Cyelostoma elegans Müll. *?Pomatias montanus Issel. — 289 2) Katalog der Mollusken von Toscana nach Gentiluomo: Pomatia aperta Born. * Testacella bisulcata Risso. * — pecchiolii Bgt. * — beccarii Issel. Agriolimax agrestis L. Limax cinereus List. — variegatus Drp. — doriae Bgt. * — etruseus Issel. — marginatus Müll. Vitrina bonellii Paul. Arion empiricorum L. * Retinella olivetorum Gmel. Hyalina lawleyana Bet. — nitens Mich. draparnaldi Beck. * — obsceurata Porro. * — villae Mort. glabra Stud. pura Ald. — hydatina Rossm. Vitrea cerystallina Müll. — diaphana Stud. Conulus fulvus Müll. Zonitoides nitidus Müll. Patula pygmaea Drp. — rotundata Müll. — rupestris Drp. Vallonia pulchella Müll. Acanthinula aculeata Müll. Gonostoma obvoluta Müll, * — lenticula Fer. x Campylaea umbiliearis Brum. — carrarensis Porro. — anconae Gentil. Monacha incrassata Müll. * Carthusiana rubella Risso. * — cantiana (Mtg.). — carthusiana Müll. * — olivieri Roth. * Hygromia einetella Drp. *Iberus muralis Müll. * — serpentina Fer. Macularia vermieulata Müll. Tachea nemoralis L. * Pomatia aspersa Müll. * — ]Jucorum Müll, Kobelt, Zoogeographie II. * = He eineta Müll. Euparypha pisana Müll. Xerophila apieina Lam. econspurcata Drp. unifasciata Poiret. profuga Ad. Schm. neglecta Dıp. cespitum var. introducta Zel. variabilis Drp. lineata Oliv. Turrieula pyramidata Drp. terrestris Gmel. trochoides Poir. "Cochlicella acuta Drp. ventricosa Drp. ‘Rumina deecollata L. Napaeus obseurus Müll. Chondrula tridens Müll. quadridens Müll. Cionella lubriea Müll. Caecilianella acieula Müll. liesvillei Bet. aciculoides Jan. hohenwarti Rossm. Clausiliastra laminata Mtg. lucensis Gent. ‘ Papillifera bidens L. solida Drp. Delima itala Mrts. Pirostoma plicatula Drp. var. apennina Issel. Alinda plicata Drp. Cusmiecia eruciata Stud. ‘ Torquilla quinquedentata Born. avenacea Brug. secale Drp. frumentum Drp. philippii Cantr. Granopupa granum Drp. Coryna biplieata Mich. Pupilla umbilieata Drp. muscorum L. sempronii Charp. Vertigeo antivertigo Drp, {e} > — pygmaea Drp. 19 _— * Vertigo callicratis Scacchi. 24 — minutissima Drp. Sphyradium edentulum Drp. ‘Carychium tridentatum Risso. Suceinea elegans Risso. — arenaria Bouch. Acme lineata Drp. Cyelostoma elegans Müll. Pomatias patulum Drp. — septemspirale Raz. Planorbis corneus L. carinatus Müll. fontanus Lightf. complanatus L. vortex L. rotundatus Poiret. spirorbis L. albus Müll. laevis Müll. nautileus L. Limnaea stagnalis L. auricularia L. ovata Drp. peregra Müll. palustris Müll. truncatula Müll. * Ancylus janii Bgt. — gibbosus Bgt. costulatus Kstr. tluviatilis Müll. 290 Ancylus lacustris L. Physa fontinalis L. — pisana Issel. — hypnorum L. Vivipara contecta Müll. Bythinia tentaculata L. — boissieri Charp. Pseudamnicola lucensis Stab. Bythinella opaca Zg]. — etrusca Pal. — isseli Gentil. — abbreviata Mich. Belgrandia targioniana Paul. — thermalis L. — controversa Paul. Vaivata piseinalis Müll. — ceristata Müll. * Melanopsis etrusca Villa. 63 Neritina prevostiana Partsch. — fluviatilis L. Anodonta ceygnea L. Unios requienii Mich. * — var. lawleyana Gent. * — villae Stab. Sphaerium corneum L. — Jacustre Müll. — rykholti Norm. Pisidium amnieum Müll. — cazertanum Poli. 3) Mollusken der Apuaner Alpen und der anstoßenden Teile von Toscana nach C. de Stefani (Bul. Soc. Mal. ital. IX. 1883) (die mit 7 bezeichneten Arten erreichen hier ihre Südgränze): Amalia marginata Drp. Limax corsicus Mog. einereo-niger Wolf. ater Raz. * — da Campi Meneg. einereus L. Agriolimax agrestis L. Vitrina pellueida Müll. — brevis Fer. * Testacella peechiolii Bgt. Hyalina pura Ald. 7 — eellaria Müll. 6 Testacella draparnaldi Beck. var. isseliana Paul. obscurata Porro. guidonii Stef. pauluceiae Stef. uziellii Issel. Retinella olivetorum Herm. Vitrea pseudohydatina Bet. — diaphana Stud. — subrimata Reinh. Conulus fulvus var. bourgui- gnati Stef. na ! 77 ‘7 * Rn ! * -r Ariou hortensis Fer. — empiricorum L. Patula rupestris Drp. — pygmaea Drp. — micropleuros Pag. rotundata Müll. Vallonia pulchella Müll. — costata Müll. Gonostoma lentieula Fer. — obvoluta Müll. Acanthinula aculeata Müll. Lepinota ciliata Venetz. Hygromia einctella Drp. Carthusiana cemenelea Risso. var. carlaniensis de Stef. — carthusiana Müll. Campylaea planospira Lam. — carrarensis Porro. — frigida Jan. Tachea nemoralis var. etrusca Zg]. Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — lucorum Müll. — aperta Born. Xerophila variabilis Drp. — cespitum var. introdueta Zel. unifaseciata Poir. profuga Schm. * — pyramidata Drp. conspurcata Drp. ventricosa Drp. Napaeus obseurus Müll. Chondrulus tridens Müll. — quadridens Müll. Cionella lubrieca Müll. Caecilianella aciculoides Jan. — acicula Müll. Hohenwarthia hohenwarthi Rossm. Rumina decollata L. Torquilla quinquedentata Born. — frumentum Drp. — avenacea Brug. var. oligodonta del Prete. — secale Drp. — philippii Cantr. Granopupa granum Drp. Pupilla eylindracea da Costa. 7 — triplieata Stud. Lauria sempronii Charp. Oreula doliolum Drp. Coryna biplieata Mich. r Vertigo antivertigo Drp. 7 — pygmaea Drp. * — ceallicratis Scacchi. — dinii Stef. * Papillifera solida Drp. * — bidens L. Clausiliastra laminata Mtg. — comensis Shuttl. var. lucensis Gentil. Delima itala Mrts. Pirostoma lineolata Held. — plieatula Drp. — erueciata Stud. * — pinii Westerl. * — Junensis de Stef. * — delpretiana de Stef. Balea perversa L. Suceinea pfeifferi Rossm. var. ochracea de Betta. Carychium minimum Müll. * — tridentatum Risso. Limnaea peregra Müll. — truncatula Müll. — palustris Drp. Physa fontinalis L. * Planorbis tiberii de Stef. * — pauluceianus Caroti. — corneus L. Aneylus lacustris L. * — costatus L. var. amnicola de Stef. Acme lineata Drp. -—- delpretei Paul. Cyelostoma elegans Drp. Pomatias elegantissimus Paul. var. turricula Paul. uziellii de Stef. elongatum Paul. sospes Westerl. gualfinense de Stef. a a a 5 —_.- Pomatias pinianum Bgt. — montanum Issel. — isseli de Stef. — pauluceianum Caroti. Valvata cristata Müll. Bythinella opaca Zgl. *Belgrandia controversa Paul. 4) Fossil finden sich im *Pseudamnicola lucensis Stab. * Hydrobia aponensis Mrts. Neritina fluviatilis L. Pisidium fossarinum Cless. * — targionianum Paul. — obtusale C. Pfr. Postpliocän, der Terra rossa, an dem Monte Pisano folgende Arten, die als unmittelbare Vorfahren der beigesetzten gelten können: Testacella beccarii Issel. Conulus (fulvus Müll.). Hyalina (draparnaldi Beck.). — paulucciae de Stef. — regnolii de Stef. (uziellii Issel). Retinella olivetorum Gmel. Patula rotundata Müll. Gonostoma obvoluta Müll. Hygromia cinetella Drp. Tachea nemoralis L. Campylaea planospira Lam. Napaeus obscurus Müll. Torquilla quinquedentata Born. Coryna biplieata Mich. Clausiliastra incisa Kstr. Delima itala Mrts. Pirostoma erueiata Stud. — lucensis Gentil. Cyelostoma elegans Drp. Pomatias gentiluomoi de Stef. (elongatum Paul). — lunense de Stef. 5) Molluskenfauna der Umgegend von Aseoli-Pieeno nach Mascarini (Bul. Soe. Mal. ital. * Glandina algira L. Hyalina cellaria Müll. — draparnaldi Beck. — glabra Stud. Patula rupestris Drp. — rotundata Müll. Gonostoma obvoluta Müll. Hygromia einctella Drp. Carthusiana carthusiana Müll. apennina Porro. martensiana Tib. ** — orsinii Porro. ** — parreyssi Pfr. * Campylaea setulosa Brig. * Euparypha pisana Müll. * Xerophila variabilis Drp. * — ammonis Ad. Schm. ** — discrepans Tib. ** _ bathyomphala Charp. ** — destituta Charp. ** — nubila Charp. e conspurcata Drp. 1891. XVI p. 234): * Xerophila profuga Schm. = — trochoides Poiret. = — acuta Müll. Tachea nemoralis L. * Macularia vermiculata Jan. ##= ]Jberus tetrazona Jan. Pomatia aspersa Müll. * — eineta Müll. * — Jigata Müll. * — Jucorum Müll. Zebrina detrita Müll. Chondrulus tridens Müll. — quadridens Müll. Cionella lubriea Müll. * Hohenwarthia hohenwarthi Rossm, Caeeilianella acieula Müll. * Rumina decollata L. Torquilla frumentum Drp. var. apennina Charp. — avenacea Brug. Granopupa granum Drp. + Oreula doliolum Brug. Pupilla muscorum Müll. Sphyradium biplicatum Mich. Clausiliastra laminata Mtg. — Jlucensis Gent. (ineisa aut.). ** Delima piceata Zgl. * Medora punctulata Kstr. * Papillifera leucostigma Zgl. = var. candidilabris Porro. — bidens L. Cusmicia villae Mühlf. Pirostoma plicatula Drp. var, exigua Villa. 23 — Pirostoma onusta Villa. — lineolata Held. Suceinea putris L. — pfeifferi Rossm. Carychium minimum Müll. * Pomatias agriotes Westerl. Cyelostoma elegans Müll. Limnaea truncatula Müll. Aneylus fluviatilis Müll. * Bythinia rubens Mke. — similis Drp. Pseudamnicola pauluceiae Cless. 6) Mollusken der Abruzzen nach Paulucei (Bull. Soc. Mal. al. VII 1881): Vitrina draparnaldi Cuv. — costae Paul. — musignani Pir. — rugosa Paul. Hyalina scotophila de Stef. — obscurata Porro. — meridionalis Paul. Vitrea diaphana Stud. — cavannae Paul. Retinella olivetorum Herm. var. icterica Tib. Zonites compressus Zg]l. var. italica Kob. Patula rotundata Müll. var. abietina Bgt. — umbilicata Mtg. Gonostoma obvoluta Müll. Vallonia pulchella Müll. Hygromia cinetella Drp. Carthusiana cantiana Mtg. — carthusiana Müll. — martensiana Tib. — apennina Porro. — parreyssi Pf. — alphabucelliana Paul. — orsinii Porro. Campylaea planospira Lam. var. setulosa Brig. — nicatis Costa. Xerophila negleceta Drp. — ammonis Ad. Sch. Xerophila bathyomphala Charp. — profuga Schm. — conspurcata Drp. — trochoides Poir. — cavannae Paul. — grovesiana Paul, Tachea nemoralis L. Macularia vermieulata Müll. Iberus strigata Fer. — carsoliana Fer. Pomatia aspersa Müll. — ligata Müll. — lucorum L. Zebrina detrita Held. Chondrulus tridens Müll. — quadridens Müll. Napaeus obseurus Müll. Rumina decollata L. Torquilla frumentum Drp. var. apennina Charp. — illyriea Rossm. — avenacea Brug. — philippii Cantr. Orcula doliolum Brug. Pupilla eylindracea da Costa. — sempronii var. dilueida Zgl. Balea perversa L. Clausiliastra laminata Mtg. — ineisa Kstr. Delima gibbula Zgl. — paestana Phil. Delima piceata Zgl. — itala Mrts. Medora punctulata Kstr. Papillifera leucostigma Zgl. — candidescens Zgl. — bidens L. Dilataria boettgeriana Paul. Pirostoma parvula Stud. — ceruciata Stud. — plieatula Drp. — lineolata Held. Suceinea pfeifferi Rossm. — elegans Risso. — pleuraulaca Bgt. — debilis Morel. Limnaea stagnalis L. — auricularia L. — palustris Müll. — truncatula Müll. Planorbis umbilicatus Müll. 294 — Ancylus fluviatilis Müll. — costulatus Kstr. — gibbosus Bgt. — tinei Biv. Cyelostoma elegans Müll. Pomatias elongatus Paul. — adamii Paul. — macrocheilus Westerl. — sospes Westerl. — agriotes Westerl. Amnicola callosa Paul. — minima Paul. Bythinella opaca Zgl. Hydrobia minuseula Paul. Bythinia codia Bgt. Valvata piscinalis Müll. Unio requienii Mich. Pisidium amnieum Müll. — intermedium Gass. 7) Molluskenfauna des südlichsten Calabrien nach Paulucei (Fauna malacologiea della Calabria, Florenz 1879): Testacella sp. Daudebardia rufa Drp. — maravigenae Paul. — nivalis Ben. — fischeri Bgt. Glandina algira L. Limax einereus List. — variegatus Drp. Agriolimax agrestis L. Amalia marginata Drp. var. mongianensis Paul. Vitrina pauluceiae Fischer. Hyalina cellaria Müll. — draparnaldi var. calabriea Paul. — ercica Ben. — obseurata Porro. Vitrea diaphana Stud. — erystallina Müll. — hydatina Rossm. Retinella ieterica Tib. — cearotii Paul. — fragrans Paul. Conulus fulvus Müll. Zonites verticillus Fer. Arion hortensis Fer. Patula flavida Zgl. (balmei Pot.). — rotundata Müll. — umbilicata Mtg. — pygmaea Drp. Acanthinula aculeata Müll. Gonostoma lentieula Fer. — obvoluta Müll. Vallonia pulchella Müll. Hygromia ceinctella Drp. Monacha hiberna Ben. — consona Zgl. Carthusiana gregaria Zgl. — olivieri Fer. — carthusiana Müll. Campylaea planospira Lam. var. calabrica Paul. Euparypha pisana Müll. Xerophila variabilis Drp. — rufolabris Ben. — maritima Drp. Striatella subprofuga Stab. — lallemantiana Bgt. — conspurcata Drp. — 295 — Striatella apieina Lam. Medora punctulata Kstr. Turrieula pyramidata Drp. var. albinella Paul. — tarentina Pfr. Papillifera solida Drp. — trochoides Poir. var. cajetana Rossın. ?— apiculus Rossm. — mofellana Parr. Cochlicella econoidea Dry. — bidens L. — ventricosa Drp. var. virgata Jan. — acuta Müll. — transitans Paul. Macularia vermiculata Müll. — deburghiae Paul. Iberus muralis var. alutacea Paul. Carychium minimum Müll. — surrentina Ad. Schm. Suceinea debilis Morel. Pomatia aperta Born. Aneylus gibbosus Bgt. — aspersa Müll. Limnaea truncatula Müll. — ligata var. calabrica Kob. — peregra Müll. Mastus pupa Brug. Planorbis subangulatus Phil. Chondrus tridens Müll. — glaber Jeffr. Rumina decollata L. Cycelostoma elegans Müll. Ferussacia folliculus Pomatias westerlundi Paul. var. vescoi Bgt. — adamii Paul. Caecilianella acicula Müll. var. rudis Paul. Torquilla philippii Cantr. — gilva Paul. Granopupa granum Drp. Acme polita Hartm. Lauria cylindracea da Costa. Bythinia leachi var. italica Paul. — dilueida Zgl. Pseudamnicola vestita Ben. Isthmia minutissima Hart. — carotii Paul. Clausiliastra laminata Mtg. Pisidium casertanum Poli. Delima kobeltiana Kstr. 8) Pliocäne Säugetiere aus dem Val d’Arno und gleiech- altrigen italienischen Schichten nach Forsyth Major (Cosmos vol. XIM): Macacus florentinus Cocchi. Machairodus sp. — ausonius Major. Equus quaggoides Maj. Felis issiodorensis Cr. et Job. — stenonis Coechi. — arvernensis Cr. et Job. Mastodon borsoni Hays. — Sp. — arvernensis Cr. et Job. Canis etruscus Ma). Elephas meridionalis Nesti. — faleoneri Ma). Tapirus arvernensis Cr. et Job. — alopecoides Maj. Rhinoceros etruscus Fale. Ursus etruseus Cuv. Hippopotamus major Cuv. Mustela sp. Sus strozzii Menegh. Hyaena topariensis Ma). Bibos etruscus Fale. — perrieri Cr. et Job. Leptobos strozzii Rüt. — arvernensis Cr. et Job. Cervus dieranius Nesti. Machairodus meganthereon Cr. et — ctenoides Nesti. Job. — perrieri Cr. et Job. — eultridens Cuv. — etueriarum Cr. et Job. ? — 2% — Palaeoryx meneghinii Rüt. Hystrix sp. Palaeoceras montis caroli Maj. Lepus sp. Castor rosinae Maj. Arvicola pliocaenicus Ma). — plieidens Ma). 9) Nach Forsyth Major (Tyrrhenis in Cosmos vol. 13 p. 11) fehlen in Italien folgende Reptilien und Amphibien, während sie sich östlich und westlich davon finden: Podareis oxycephala. Corsika, Dalmatien. Tropidosaura algira. Makaronesien, Spanien,Nordafrika, Cycladen. Discoglossus pictus. Spanien, Nordafrika, tyrrhenische Inseln, Sicilien, Malta, Grie- chenland. Periops hippocrepis. Spanien, Nordafrika, Sardinien, sriechenland. Coronella ceucullata. Andalusien, Nordafrika, Lampe- dusa, Griechenland. Gongylus ocellatus. Spanien, Sardinien, Nordafrika, Sieilien, Malta, griechische In- seln, Cypern, Ägypten bis Sen- naar. Emys caspica. Spanien, Nordafrika, Dalmatien, Griechenland, Südrußland. Acanthodaetylus lineomaeculatus. Spanien. Südrußland ? Außerdem berühren Coelopeltis lacertina und Tropidonotus vi- perinus gerade eben noch Ligurien. 10) Von fossilen Säugetieren sind aus den Knochenhöhlen bei Palermo bekannt: Felis sp. Equus asinus L. Canis lupus L. — caballus L. Vulpes vulgaris Briss. Hippopotamus pentlandi Mayer. Hyaena spelaea Goldf. Sus scrofa L. Ursus arctos L. Elephas meridionalis Anca. Lepus eunieulus L. — armeniacus Falc. Hystrix sp. — africanus Blb. Cervus elaphus L. — melitensis Fale. Ovis sp. 11) Molluskenfauna von Sieilien (die mit * bezeichneten sind auf den Westen beschränkt): Testacella peechiolii Bgt. Vitrina annularis Stud. * Daudebardia grandis Ben. — paulucciae Fisch. * — maravignae Pir. Conulus fulvus Müll. — nivalis Ben. var. mandralisci Biv. — monticola Ben. *? Alleryia brocchii Cale. — fischeri Ben. * — cupani Cale. — siceula Biv. * — monterosati Bgt. Glandina algira L. Vitrea hyblensis Parr. Vitrea pseudohydatina Bgt. * Polita testae Phil. * — de natalei Ben. — villae Mort. — planella Pf. — glaberrima Ben. — uziellii Issel. * — fulgida Parr. * Retinella westerlundi Cafici. *= — fuscosa Zgl. — mauroliei Ben. — benoiti Kob. — calcarae Arad. et Magg. — alleryi Paul. Leucochroa candidissima Drp. * Patula aranea Parr. = — sororceula Ben. — rupestris Drp. — balmei Pot. et Mich. Vallonia costata Müll. — pulchella Müll. Acanthinula aculeata Müll. Gonostoma lenticula Fer. Trichia parlatoris Biv. — reinae Ben. Carthusiana consona Zgl. — bidinensis Caf. — pirajnea Ben. — hiberna Ben. — carthusiana Müll. — pseudosericea Ben. — olivieri Fer. var. biecineta Ben. — gregaria Zgl. — syriaca Ehrbg. Campylaea macrostoma Mühlf. var. ereta Paul. — eryptozona Zgl. — confusa Ben. — benedicta Kob. Euparypha pisana Müll. Xerophila variabilis Drp. — aegusae Kob. — rufolabris Ben. — turbinata Jan. — moesta Parr. — benoiti Cafıci. E43 :Xeropbila luctuosa West. — meda Porro. : — ingoi Cafici. — apieina Lam. — conspurcata Drp. ‘ Helicopsis amanda Rossın. — dormiens Ben. Jacosta caficii Westerl. — tineana Ben. — praeclara Zgl. * — rugosa Chemn. * Turricula caroni Desh. *= — elata Faure. X — sequentiana Ben. — terrestris Penn. — trochoides Poir. — liecodiensis Catf. — pyramidata Drp. Cochlicella conoidea Drp. — acuta Müll. — ventricosa Drp. Maecularia vermieulata Müll. Iberus scabriusceula Desh. — bülowi Maltz. — pacinianus Phil. — tumidosus Mtrs. — verrucosus Mtrs. — grohmanni Phil. — tiberianus Ben. — muralis Müll. * — olobularis Zgl. — caltabellotensis Kob. * — platychela Mke. — sicana Fer. — ascherae Kob. — provincialis Ben. — ragusae Kob. — nebrodensis Pir. Pomatia aperta Born. — aspersa Müll. var. mazzullii Jan. Mastus pupa Brug. Napaeus obscurus Müll. Lauria eylindracea da Costa. Orcula doliolum Brug. Torquilla similis Brug. — rupestris Phil. Torquilla scalaris Parr. — occulta Parr. — avenacea Brug. Granopupa granum Drp. — subulata Biv. Pupilla muscorum Müll. Sphyradium edentulum Drp. Isthmia callieratis Sacchi. — minutissima Hartın. Vertigo schultzi Phil. — moulinsiana Dup. — pusilla Müll. — antivertigo Drp. — pygmaea Drp. Rumina decollata L. Balea perversa L. * Sieiliaria crassicostata Ben. * — leucophryne Parr. * — nobilis Pfr. * — grohmanniana Partsch. * — tiberii Ben. * — confinata Ben. * — septemplicata Phil. * — calcarae Phil. * — brugnoniana Pini. Delima vulcanica Ben. — incerta Ben. Papillifera syracusana Phil. — bidens L. — brevissima Ben. — virgata Jan. — agrigentina Bgt. — rudicosta Bttg. Cionella lubriea Müll. Hypnophila emiliana Ben. — silvicola Ben. — cylindracea Ben. Ferussaecia follieulus Gronov. — nebrodensis Pir. — lamellifera Morel. Hohenwarthia actoniana Ben. — gemellariana Ben. — tiberiana Ben. — biondiana Ben. — rizzeana Ben. — aradasiana Ben. Caecilianella stephaniana Ben. Caecilianella petitiana Bgt. Suceinea megalonyxia Bgt. — elegans Risso. — sophiae Ben. — oblonga Drp. Carychium minimum Müll. Limnaea palustris Müll. — ovata Dry. — lagotis Schr. — peregra Müll. — truncatula Müll. — lagotis Schr. Isidora contorta Mich. — meneghiniana Paul. — tapparoniana Paul. Physa acuta Drp. Planorbis marginatus Phil. — subangulatus Phil. — rotundatus Poiret. — benoiti Bgt. — laevis Alder. — brondeli Raym. — fontanus Lightf. — numidieus Bgt. — agraulus Bgt. — cristatus L. Aneylus fluviatilis Müll. — capuloides Jan. — gibbosus Bgt. — strigatus Ben. — tiberianus Bgt. — dickinianus Ben. — costulatus Kstr. Acme subdiaphana Biv. — benoiti Bgt. Cyelostoma elegans Müll. — suleatum Drp. = Pomatias turrieulatus Phii. var. ceafieii Ben. — eircetica West. * — pirajnoi Ben. * — alleryanus Paul. * — paladilhianus Bgt. — dionysii Paul. — affınis Ben. (eupleurus West.) Bithynia segestana Ben. — anapensis Ben. Hydrobia ortygia Ben. Valvata monterosati Caf. var. calcarae Ben. — panormitana Loc. Bithynella doderleini Ben. Neritina meridionalis Phil. Pseudamnicola similis Drp. Unio gargottae Phil. — anatina Drp. — caficianus Ben. — cearotii Paul. — monterosati Arad. — salinesii Phil. — aradasi Phil. — vestita Ben. Sphaerium ddingoli Biv. — arethusae Ben. Pisidium casertanum Poli. — cocchii Ben. — amnicum Müll. — moussoni Cale. — pusillum Gmel. — sieulina Ben. — nuceleus Ben. Valvata syracusana Loc. 12) Aus dem Archipel von Malta sind folgende Arten be- kannt: *Limax nigricans Schulz. Xerophila trochoides Poir. Hyalina draparnaldii Beck. Cochlicella acuta Müll. Vitrea erystallina Müll. Buliminus pupa L. Patula erdelii Roth. Rumina decollata L. Leucochroa candidissima Drp. Ferussacia folliculus Gron. Gonostoma lenticula Fer. Caecilianella acieula Müll. *Iberus globularis var. melitensis Granopupa granum Drp. Fer. Papillifera bidens L. Maeularia vermiculata Müll. * — syracusana Phil. Pomatia aperta Born. — oseitans Fer. — aspersa Müll. — scealaris Pfr. (delicatae ? — giuliae Bourg. Giulia). Euparypha pisana Müll. — mamotica Giulia. Xerophila conspurcata Drp. ? Albinaria degregorii Plat. — profuga Schm. Cyelostoma melitense Sow. — caruanae Kob. Bythinia similis Drp. — variabilis Drp. Hydrobia musaönsis Pfld. — galloi Kob. Melania tubereulata Mich. * — meda Porro. Aneylus sp. — spratti Pfr. Isidora eontorta Mich. — ogygiaca Westerl. Limnaea truncatula Müll. — schembrii Schwerz. — peregra Müll. — eueullus Mrts. Planorbis subangulatus Phil. — calcarata Ben. Pisidium fontinale Drp. Zwölftes Kapitel. Die Balkanhalbinsel. Von der östlichen Halbinsel Südeuropas haben wir die Ge- biete nördlich der Balkankette schon im ersten Bande besprochen. Was südlich davon liegt, wird durch die Senke des Vardar-Thales, die wahrscheinlich keine junge Bildung, sondern tertiären Ur- sprunges ist, in eine Ost- und eine Westhälfte zerlegt, die in je- der Beziehung völlig verschieden sind. Den Westen erfüllen die Ausläufer der dinarischen Alpen, in viele einzelne Ketten zer- spalten, zahlreiche abgeschlossene Becken bildend, die nur zum Teil einen oberirdischen Abfluß zum Meere haben. Im Osten haben wir dagegen zwei weite Thalebenen, geschieden durch das vom Alpensystem völlig unabhängige Rhodope-Gebirge, die west- liche noch einmal geteilt in die Gebiete des Vardar (Axios) und der Struma (Strymon) oder, wie sie die Türken nennen, das Ka- rasu, die östliche entwässert von der Maritza. An das Vardar- gebiet schließt sich südlich das ebene, rings von Bergen umsäumte Thessalien, während an das albanesische Gebirgsland sich die einzelnen Becken von Epirus anlegen und das Gebirge, seinen Cha- rakter verlierend, in den Pindus übergeht. Die Querkette des Othrys und die Wasserscheide des Aspro-Potamo-Beckens trennen Griechenland vom Reste der Halbinsel auch geographisch ab. Die natürlichen Unterabteilungen sind so gut geschieden, daß sie schon in der Staatenbildung des Altertums zum Ausdruck kamen; Albanien, Epirus, Thrakien, Makedonien, Thessalien, Hellas entsprechen ihnen fast genau, nur daß Makedonien unter kräftigen Herrschern schon früh zwischen Alpen und Pindus hindurch sei- nen Machtbereich bis zur Adria ausdehnte. Leider gilt für die Balkanhalbinsel mit Ausnahme von Grie- ae chenland noch in höherem Maße das, was ich im ersten Kapitel über die Küstenländer des Bosporus sagte, nur daß die Vernach- lässigung der Erforschung hier unter den wilden Albanesen und den Pomaken des Rhodope, bei dem ewigen Kriege Aller gegen Alle sehr viel begreiflicher ist. An eine etwas ins Einzelne ge- hende Untersuchung der Verbreitung der Mollusken ist somit nicht zu denken. Es ist das besonders unangenehm für Albanien und Epirus, welche, wie das alpine Gebiet der Halbinsel, in eine Menge scharf umgränzter Beeken zerfallen, die entweder ganz durch schwer passierbare Bergketten getrennt sind oder, wenn sie dem- selben Stromsystem angehören, nur durch kaum zugänglichere Schluchten verbunden werden. Dieser Bau hat die Westhälfte der Balkanhalbinsel und Griechenland nie zu einem geschlossenen Reiche werden lassen, er bedingt natürlich auch die Verteilung von Fauna und Flora, aber er verlangt auch eine Masse von De- tailstudium und genauen Fundortsangaben, von denen wir bis jetzt kaum die allerersten Anfänge besitzen. An der Nordgränze Albaniens, welche durch den steilen Abfall des montenegrinischen Karstplateaus und die mächtige Masse des Prokletja-Gebirges bezeichnet wird, legen sich drei getrennte Gebiete, zwei davon dem Drin, das dritte dem Vardar tributär. Das westlichste, von den Miriditen bewohnt, legt sich unmittelbar an die Küste an und zieht sich südlich bis zum Ge- birgsland der Ljapura, das mit dem östlichen Eingangspfeiler der Adria, den akrokeraunischen Bergen, scharf ins Meer hinein vor- springt. Dieses Bergland scheint gleichfalls von dem Alpensystem unabhängig, eine geographische Individualität für sich. Südlich davon liegt das ringsum geschlossene Becken von Joannina mit seinem abflußlosen See; es wird faunistisch nicht allzusehr von dem Gebiet geschieden sein, welches sein Wasser dem Golf von Arta zusendet. Korfu, obwohl den jonischen Inseln zugehörend, ist geographisch dieser Abteilung zuzurechnen. — Das mittlere Becken Albaniens enthält die beiden Quellflüsse des Drin, den weißen und den schwarzen, welche, sich fast in gerader Linie entgegenfließend, an der Vereinigungsstelle im rechten Winkel umbiegen und die westliche Gebirgskette in einem fast unpassier- baren Defil@ durchbrechen. Südlich vom Quellsee des schwarzen Drin, dem See von Ochrida, reihen sich eine Anzahl abflußloser Seen, zum Teil von beträchtlicher Ausdehnung; dann folgt das zu a Flußgebiet des oberen Indje Karasu (Haliakmon), das durch ein langes Durcehbruchsthal zum aegeischen Meere entwässert wird, und an es schließt sich südlich das Becken von Thessalien, das auch nur durch das enge Tempe-Thal mit der Außenwelt zu- sammenhängt. Die dritte Parallelzone Albaniens schließt sich enger an die Vardarsenke an; sie gliedert sich aber immerhin noch deutlich in das Becken von Skoplja, welchem der Vardar selbst entströmt, das von Bitolia oder Monastir, das durch den alten Erigon, heute Tscherna, zum Vardar entwässert wird, und das abflußlose Gebiet des Sees von Ostrowo. Was wir von der Molluskenfauna dieses viel gegliederten Gebirgslandes wissen, ist verschwindend wenig. Im Inneren ge- sammelt haben nur der türkische Militärarzt Schläfli, der eine Zeit lang in Janina stationiert war und dann mit seinem Truppen- teil quer durch die Halbinsel über Kostendil am oberen Strymon und durch Bulgarien zum Schwarzen Meere marschierte, und ganz neuerdings Sturany, der den Wiener Ichthyologen Steindachner auf einer Forschungsexpedition an die albanesischen Seen be- gleitete. Daß selbst der Südabhang von Montenegro noch un- bekannt ist, habe ich schon im ersten Bande (p. 314) mit Be- dauern erwähnt. Aus dem See von Skutari, resp. der ihm zu- fließenden Moratscha, die früher vom Drin vollständig unabhängig waren und erst durch Menschenhand mit ihm in Verbindung ge- bracht wurden, stammen wohl die Najadeen, die Küster seiner Zeit als montenegrinisch beschrieben hat, und aus dem Genist des Drin mögen einige Clausilien stammen, welche derselbe For- scher an der Küste Dalmatiens angespült fand, ohne daß es bis jetzt gelungen wäre, ihre Fundorte in Dalmatien oder der Herze- govina nachzuweisen. Die Najadeen gehören teils zum Formen- kreis unseres U. batavus und tumidus, teils zu dem des dalma- tinischen U. pallens. Weiter südlich im Gebiet der wilden Miriditen nicht nur, sondern auch um Durazzo scheint noch Niemand gesammelt zu haben. Erst von Avlona und aus dem Küstenlande, Korfu ge- senüber, kennen wir die Fauna wieder einigermaßen durch Sechläfli (Anl. 1) und können sie sowohl mit der des Beckens von Janina (Anl. 2) als mit der von Korfu (3) vergleichen. Sie hat noch zwei Clausilien der Untergattung Delima, deren Hauptquartier Be bekanntlich Dalmatien ist, aber sonst ist der Charakter ein ent- schieden südlicherer und ganz besonders zwingen uns zwei Ver- treter der ächt griechischen Untergattung Albinaria, die Jonisch- griechische Campylaea subzonata, Carthusiana frequens Mouss. und Gonostoma corcyrensis Partsch, die Faunengränze für die griechische Fauna nördlich vom Golf von Arta zu ziehen. Auch Janina zeigt dieselben südlichen Züge, noch verschärft durch das Vorkommen von Mastus pupa, freilich aber auch fünf Arten De- lima. Korfu hat dieselbe Artenzahl von Delima neben nur zwei Albinarien, aber das Vorkommen zweier guter Lokalformen der Charakterschnecke des Pindus, der prächtigen Macularia codring- tonii Fer. (Mac. crassa Pfr. auf dem Santi Deka und Mac. pan- tocratoris Kob. auf dem Pantokrator) zwingt uns, auch die Insel trotz der weiten Trennung von dem Rest der jonischen Gruppe, dem griechischen Faunengebiete im engeren Sinne zuzurechnen. Die Nordgränze für diese dürfte also wohl in die akrokerauni- schen Berge gelegt werden müssen. Der See von Janina hat mit Ausnahme eines Planorbis und einer Lokalform von Vivipara eigentümliche Arten nicht geliefert. Um so größeres Aufsehen mußte es deshalb machen, als Sturany in dem Quellsee des Schwarzen Drin, dem See von Ochrida, außer einer eigentümlichen Valvata und zwei endemischen Ay- drobia eine ganze Reihe von Formen auffand, welche nur als Relikten aus dem kroatisch-slavonischen Neogen betrachtet wer- den können. Es sind zwei Pyrguliden, von denen sich die eine der bei Missolunghi zuerst lebend gefundenen, aber auch im Kroa- tischen Neogen heimischen Gattung Diana anschließt, die andere eine eigene Gattung Chilopyrgula Brus. bildet; dann eine Zwi- schenform zwischen der dalmatinischen Emmericia und den fossi- len Fossarulus, für welehe Brusina ebenfalls eine neue Gattung Ginaia errichtet hat, und ein seltsamer P’lanorbis (paradoxus Stur.), welcher einerseits an die Choanomphalus des Baikalsees, andererseits an manche Formen des bekannten Carinifex multifor- mis von Steinheim erinnert. Diese merkwürdige Fauna läßt es dringend notwendig erscheinen, daß die Seen von Albanien einer eingehenden Untersuchung auch auf ihre Tiefenfauna hin unter- worfen werden. Die in der Nähe der Seen gesammelten Land- eonchylien (Anl. 4) haben nicht viel Charakteristisches; unter den Clausilien sind Alinda, Delima, Papillifera und Idyla, lauter — 304 ächte Untergattungen der Balkanhalbinsel, durch je eine Art ver- treten; die südliche Albinaria scheint noch zu fehlen. Von In- teresse ist das Vorkommen von Melania holandri Fer. am Aus- fluß des Drin aus dem See von Ochrida. Übrigens darf nicht vergessen werden, daß Sturany nicht in der Lage war, in die Gebirge einzudringen und Landschneeken nur gelegentlich sam- meln konnte. Von der Fauna des Vardar-Thales wissen wir noch kaum etwas. Sturany sammelte bei Guevghelü an der Eisenbahn G@o- nostoma corcyrensis und Chondrula microtragus, bei Saloniki Xerophila obvia. Besser steht es um T'hessalien, das Stussiner (Anl. 5) zum Glück erforscht hat, ehe der Krieg es für Jahre hinaus unzugäng- lich machte. Die Provinz bildet bekanntlich eine ringsum von Gebirgen umschlossene Ebene, welche nur durch das schmale Thal Tempe den Gewässern einen Ausweg in das Meer bietet. Sie macht den Eindruck eines ehemaligen Seebeckens und man hat den Durchbruch der darin enthaltenen Wassermassen mit der deukalionischen oder ogygischen Flut im Verbindung gebracht; aber genauere Erforschung hat ergeben, daß die Tempe-Schlucht nicht einem plötzlichen Durchbruch, sondern langsamer Erosion ihre Entstehung verdankt. Quer durch die Ebene zieht das thessalische Mittelgebirge, bis S0O m ansteigend; es scheidet sie in eine obere und eine untere Stufe. Das ganze Innenbecken zeigt keine Spur der Mediterranflora, selbst der Ölbaum ver- schwindet, sobald man von Arta kommend, die ziriagotischen Berge, welche den Pelion mit dem Othrys verbinden, überschritten hat; nur in der Tempeschlucht tritt plötzlich die immergrüne Flora der Mittelmeerküsten auf und ihr verdankt der enge Einschnitt den Ruf landschaftlicher Schönheit, welchen er schon im Altertum genoß. An der Küste thürmen sich die Götterberge der Griechen auf, Pelion, Ossa und Olymp, im Süden trennt der Othrys die Ebene von Mittelgriechenland, im Westen der Pindus von Epirus. Nach Norden ist die Gränze weniger scharf. Es ist begreiflich, daß das Land unter diesen Umständen keine zoogeographische Einheit bildet, besonders da der Alluvialboden, allen Waldes be- raubt, dem Molluskenleben nichts weniger als günstig ist. Stus- siner fand um Larissa wie um Turnavo überhaupt keine lebenden Schnecken, nur im Alluv fossil Zurrieula pyramidata Drp.; Haus- — 305 — knecht hat in besserer Jahreszeit auch nur Helix vulgarissima Mouss. und eine Varietät von Papillifera elandestina gesammelt. Die Stussiner'schen Angaben beziehen sich hauptsächlich auf Ossa, Pelion und Tempethal, schließen aber auch die Umgebung von Volo ein, welche zu Mittelgriechenland gehört und von Thessa- lien scharf geschieden werden muß. Sie zeigen noch ein paar ausgesprochen alpine Züge (Pomatia pomatia, Tachea austriaca, Zebrina detrita, Vitrina annularis, die beiden endemischen Cam- pylaea), die Hauptmasse bilden die südbalkanischen Arten, aber mit ihnen mischen sich die Vorposten der mittelgriechischen, na- mentlich unter den Clausilien; selbst eine Albinaria begegnet uns. Die Pindusfauna hat den nämlichen Charakter, aber doch vielfach andere Arten; doch findet sich auch dort noch eine Al- binaria und eine Oligoptychia; die Campyläen sind verschieden, bei der völligen Trennung der beiden Bergzüge nichts Auffallen- des. Im Penaios treten uns zwei Unionen der für Griechenland charakteristischen Gruppe mit stark skulptierten Wirbeln entgegen. Die Zahl der eigentümlichen Arten wird wohl erheblich zunehmen, wenn einmal der gewaltige Olymp genauer bekannt ist; der Cha- rakter der Fauna wird sich schwerlich ändern; sie wird ein Zwischenglied bleiben zwischen den dinarischen Alpen und dem eigentlichen Hellas südlich des Othrys. Griechenland wird durch den Golf von Korinth in zwei Teile zerschnitten, Mittelgriechenland und den Pelopones. Daß diese Meeresbucht eine relativ junge Einsturzspalte darstellt, ist außer Zweifel; die furchtbaren Erdbeben, welche in historischer Zeit Korinth dreimal völlig zerstörten, beweisen, daß die Erde hier noch nicht völlig zur Ruhe gekommen ist. Der Isthmus ist eine neue Bildung, in welcher noch diluviale Schichten bis zu 200 m über das Meer erhoben sind. Seine ganze Beschaffenheit ist nicht der Art, daß eine ausgedehnte Molluskeneinwanderung über ihn hinweg stattgefunden haben kann. Was wir bei einer Vergleichung der Fauna Mittelgriechenlands mit der von Morea identisch oder eng verwandt finden, muß also aus der Zeit vor dem Einbruch datieren. Das gilt besonders für die Verbreitung der Charakterschnecke dieser Gegenden, der Helix codringtonü Gray. Man hat diese prächtige Form früher als Art zu Macu- laria gestellt; die Unzahl von Lokalformen, welche in den letzten Decennien zum Vorschein gekommen ist, zwingt uns, sie als gleich- Kobelt, Zoogeographie 1. 20 — 306 — berechtigte Gruppe Codringtonia neben die mauritanisch-andalu- sischen Macularia und die armenisch-syrischen Levantina zu stellen. Sie sind an die Gebirgszüge des Pindus gebunden. Wo am ho- hen Veluchi, dem alten Tymphrastos (2309 m), südlich vom Durch- bruch der Megdova die vom Zygos her streichende nördliche Pin- duskette sich in das fast regellose Gewirre der Ketten von Agrapha auflöst und an die Stelle des Urgesteins der albanesischen Gebirge Macigno, von mächtigen Kalkkappen überlagert, tritt, zwischen den Quellen des Alamana und der mittleren Zuflüsse des Aspro- potamo, treten nach unserem heutigen Wissen die ersten Codring- tonien auf und sie bleiben dem Pindus treu bis zur Südspitze von Morea. Ob sie im Oberthale des Aspropotamo bis zum Zygos nördlich reichen, wissen wir nicht, dem Othrys fehlen sie, obschon er am Veluchi seinen Ursprung nimmt; an der thessalischen Seite des Pindus hat sie Haussknecht nicht gefunden. Dagegen haben wir sie in ganz Mittelgriechenland und im Pelopones, sowie auf Corfu und wohl auch Kephalonia, aber nicht jenseits einer Linie, welche von dem Golf von Nauplia zur böotischen Senke, quer über das Spercheiosthal hinüber schneidet und uns auch sonst als eine äußerst wichtige Gränzlinie begegnen wird. Jede Berggruppe hat ihre eigene Lokalform; ich habe sie in sechs Gruppen zerlegt, die geographisch gut gesondert sind und deren Verbreitungszentren Süd- und Mittelmorea (Ü. codringtonü typica), der arkadische Chelmos (C. intusplicata), der phoeische Parnaß (C. parnassia), der Oeta und Veluchi (©. oetae) und Corfu (C. crassa) sind, während der sechste (U. coracis) sich an beiden Gestaden des mittleren korinthischen Busens findet. Die Sonde- rung deutet auf eine Ausbreitung in alter Zeit, ehe die ausgedehnte Kalkkappe in unzählige Bergstöcke zerschnitten war, jedenfalls vor dem Einbruch des Golfs von Korinth und wohl auch vor der Abtrennung von Korfu. Auch die sonstige Molluskenfauna unterscheidet sich an bei- den Seiten des Meerbusens nur relativ wenig, was die Untergat- tungen betrifft. Nur bei den Olausilien finden wir im Pelopones ein Überwiegen der Albinarien, das an Creta erinnert; daneben kommt nur noch Papillifera mit vier Arten in Betracht, Oligop- tychia hat nur eine, Delima zwei, die eine nur von Zante nach Elis herübergreifend, während das östliche Mittelgriechenland ein- schließlieh Euböa neben sechs Albinarien eben so viele Oligo- ptychia und 15 Papillifera hat. Viel geringer ist die Zahl der gemeinsamen Arten, aber im Ganzen ist der Unterschied bei weitem nicht so erheblich, wie derjenige, den wir finden, wenn wir den Osten und den Westen Griechenlands vergleichen, im Anschluß an die Linie, die wir oben als die Ostgränze des Pindus und der Codringtonien bezeichnet haben. Verlängern wir diese Linie über den Othrys hinüber so, daß sie das Gebiet von Volo noch östlich läßt und zwischen Pelion und Ossa das Meer er- reicht, so begränzt sie nicht nur scharf das Gebiet der Codring- tonien, sondern sie trennt auch die ächten Campyläen völlig ab von der eigentümlichen Sippschaft der Helix cyclolabris Fer., welche nach Cressa oder Pseudocampylaea hinüberführt*). Auch für die Clausilien erweist sich diese Linie sehr wichtig, obschon es bei diesen für den Augenblick noch einige Schwierigkeit hat zu entscheiden, wieviel von dem Reichtum Euböas und Attikas auf die geographische Lage und wieviel auf das sorgsame Sammeln der ständig in diesem Gebiet angesessenen Athener Gelehrten Heldreich und Krüper und der Frl. Thiesse in Chalkis auf Euböa kommt. Jedenfalls sind die eine peloponesische Delima wie die Oligoptychia auf den Raum östlich der Linie beschränkt. Im Großen und Ganzen können wir getrost behaupten, daß alles Land östlich dieser Linie malakologisch dem Archipel zuzurechnen ist. Sie ist somit die eigentliche Gränzlinie zwischen Europa und Asien. Nördlich schneidet sie die Chalkidike vom Festland ab und es liegt nahe, sie durch die Maritza-Ebene mit jener Zone tertiärer Gesteine zu verbinden, welche wir oben (p. 16) als die Ostgränze der europäischen Molluskenfauna in Rumilien kennen gelernt haben. Daß sie nach Süden hin ihre Fortsetzung in der Linie finden könnte, welche die Sahara in eine Ost- und eine Westhälfte scheidet, habe ich schon im ersten Bande (p. 91, Anmerkung) angedeutet. Diese Gränze ist aber selbstverständlich nicht nur eine zoogeographische oder phyto- geographische, obschon sie auch die Scheide zwischen dem mittel- griechischen Waldland im Westen und dem kahlen Osten be- zeichnet, sondern sie ist auch eine der großen tektonischen Linien. Sie fällt nämlich ganz oder fast ganz zusammen mit der Gränze *) Nur aus Nordeuböa ist neuerdings eine Campyläa bekannt ge-. worden. — 308 — zwischen dem Kreidegebiet im Westen und dem Eocän im Osten, wie sie die österreichischen Gelehrten und neuerdings namentlich Philippson nachgewiesen haben. Nur Parnaß und Oeta greifen über die geologische Gränze hinüber, sind aber allem Anschein nach auch nicht so ganz einfache Bildungen wie die flacheren, östlichen Gebiete. Auch haben sie keine rein pindische, sondern eine gemischte Fauna. Eine breite Tertiärsenke, welche von Missolunghi aus zum ambrakischen Golf zieht, trennt das verkarstete, aus Numnuliten- kalk bestehende Plateau von Akarnanien vom übrigen Mittel- griechenland und läßt es gewissermaßen als ein Glied der joni- schen Inseln erscheinen, im innigsten Anschluß an Leukas, Ithaka und Kephalonia, wie sie ein Rest des Berggürtels, welcher in der Tertiärperiode die Westküste Griechenlands bildete. Hier müssen noch in postplioeäner Zeit sehr erhebliche Veränderungen in der Gestalt der Erdrinde stattgefunden haben; Philippson hält den ganzen Golf von Arta für einen Jungen Einsturz, denn zwischen ihm und der Lagune von Aetolikon durchschneidet ein enges Erosionsthal (Klissura) offenbar junger Bildung das Gebirge, das nur von der Fortsetzung des Flusses von Arta ausgewaschen worden sein kann, als er noch quer über den Golf hinüber dem aetolischen Senkungsfelde zufloß. Daß dieses ausschließlich von den Anschwemmungen des Achelous ausgefüllt ist, war schon den Alten klar. Was wir von der Molluskenfauna wissen, schließt sich an Kephalonia an (Anl. 9); die Campyläen verbinden die Formen der jonischen Inseln mit denen des Peloponeses. Pomatia ist dureh dieselbe Art vertreten, wie dort, Clausilia hat ein halbes Dutzend Albinaria und die weit verbreitete Idyla thessalonica, welehe die Inseln nicht zu erreichen scheint, aber daneben auch einige Varietäten der von Süddalmatien bis Elis reichenden De- lima stigmatica. Im Süßwasser an der Mündung des Achelous oder Aspropotamo nnd in dem See von Vrachori, welcher einen abgedämmten Teil der Mündungslagune darstellt, hat sich eine reiche Süßwasserfauna entwickelt, eine oder zwei endemische Vivipara, vier Unio, unter ihnen die einzige Verwandte des U. litoralis auf der Balkanhalbinsel (U. acarnanicus Kob.), und ein Relikt aus der Neogenperiode, eine Pyrgulide (Diana thiesseae Kob.). Genauere Nachforsehung in dem auch unter der griechi- schen Herrschaft noch ziemlich ungastlichen Lande und nament- — 5309 — lich in den Waldgebieten Aetoliens dürften wohl noch mehr Arten bringen und die Verwandtschaft mit den mittleren Jonischen Inseln noch mehr hervortreten lassen. Auch diese, obwohl an der großen Touristenstraße gelegen, harren noch der Erforschung. Was wir von dem großen Ke- phalonia wissen, verzeichne ich m der Anlage (10); in seinen Ge- birgen ist jedenfalls noch viel zu holen. Santa Maura hat als Zeugen seines noch nicht lang gelösten Zusammenhangs mit dem Festland einen Unio (jonicus Blane.). Zante „il fior de la Le- vante* gehört trotz seiner dem Pelopones genäherten südlichen Lage untrennbar zu Kephalonia, wie seine ziemlich gut bekannte Fauna (Anl. 11) beweist, hat aber seine Albinarien teilweise von Morea bekommen; Ithaka ist nur ein zufällig abgetrennter Teil von Kephalonia. Ein -genaueres Studium der Molluskenfauna des Peloponeses würde wahrscheinlich ergeben, daß auch hier noch sich der Tei- lung des Landes entsprechend eine Reihe von Unterabteilungen unterscheiden lassen, die Nordküste, Arkadien, Messene, Lakonien. Die äußerste Südspitze hat am Taygetos noch eine ächte Cam- pyläe, ein scharfer Unterschied von Kreta, und eine große Co- dringtonia; aber ein eigener Napaeus (graecus Beck) deutet doch schon auf östlichen Einfluß und steht den kretischen Formen näher als dem jonischen Vertreter unseres Nap. montanus (cefa- lonicus Mouss.). Daß das zentrale Längsgebirge von Morea bei manchen Albinarien, z. B. bei Alb. Schuchi, grisea, maculosa eine scharfe Scheidegränze bildet, betont Böttger*), auch daß die Albinarien von Zante, insbesondere Alb. liebetruti und in- commoda, direkte Nachkommen des peloponesischen schuchi sind. Auch in Mittelgriechenland bildet z. B. der Parnaß und der Oeta, welche durch eine tiefe Senke vom Rest des pindischen Griechenlandes geschieden werden und einmal Inseln waren, heute noch kleine Entwieklungszentren mit endemischen Arten so gut wie Olymp und Ossa. Von besonderem Interesse ist auf dem Parnaß und dem Korax Ulausilia guicciardii Heldr., ein ver- sprengtes Glied der Untergattung Alopia, die sonst nur auf Süd- ost-Siebenbürgen beschränkt ist. Sie ist noch mehr Relikt als *) Verz. griech. Clausilien in Abhandl. Senckenb. Naturf. Gesell- schaft Bd. XVI p. 67 (1889). — 310 — ihre Verwandten, welche unter besonders günstigen Umständen den Charakter ihrer Vorfahren, der miocänen Kualopia, bewahrt und kein Clausilium entwickelt haben. Auf dem Parnaß treffen sich auch Charakterformen des Pindus, Codringtonia parnassia und einige ächte Campyläen, mit den Clausilien Euböas. Diese Insel gehört, wie schon ihre Lage erwarten läßt, un- bedingt zu Mittelgriechenland und stellt sogar infolge der dem Molluskenleben günstigen Verhältnisse heute das eigentliche Ent- wieklungszentrum dar. ‚Jedenfalls war die gegenwärtige Mol- luskenfauna selbst in ihren Details schon entwickelt, als die Ab- trennung erfolgte. In dem Raum zwischen dem Pelopones und Kreta liegen die beiden Inseln Cerigo und Cerigotto; sie werden gewöhnlich zusammen genannt, sind aber verschieden in Lage und Beschaffen- heit. Cerigo, heute wieder nach dem alten Namen Kythera benannt, liegt dieht am Pelopones und macht den Eindruck eines abge- trennten Stückes der Halbinsel. Cerigotto, heute Antikythera, ist ein isolierter Fels, fast gleichweit von Cerigo und vom kre- tischen Cap Buza entfernt, aus tiefem Wasser 375 m hoch steil aufragend, nur von einigen Hirten und Schmugglern bewohnt. Zwischen Cerigo und das Vorgebirge Vatika, den östlichen Vor- sprung des Peloponeses, schiebt sich noch obendrein die Insel Elaphonisi ein, die Entfernung noch mehr verringernd. Die Mol- luskenfauna entspricht der Lage. Scheiden wir von den 17 Arten, welche Leonis (Anl. 15) dort sammelte, die weitverbreiteten Mollusken der Küstenfaunula und die drei eigentümlichen Clau- silien aus, so bleiben nur einige für den Pelopones charakteri- stische Formen übrig (Gonostoma lens, Chondrus bergeri, Albi- naria grayana, discolor, Papillifera confusa), beinahe alle auch von Elaphonisi bekannt. Auch ein eigener Zonites ist neuerdings bekannt geworden. Die Insel kann somit faunistisch nicht vom Pelopones getrennt werden. Ganz anders Cerigotto. Scheiden wir auch hier die weit- verbreiteten Küstenarten aus, so bleibt mit Cerigo nur eine Art gemeinsam, der weit verbreitete und mit Getreide oft verschleppte Brephulus zebra Oliv. Auch mit Kreta ist nur eine Nackt- schnecke und Xerophila cretica gemein; beide können bei dem zu allen Zeiten regen Verkehr zwischen den Inseln verschleppt worden sein. Ächt kretisch ist aber von den eigentümlichen — 3ll — Arten Cressa cerigottana, die nächste Verwandte der kretenser Or. noverca;, auch Xerophila poecilodoma schließt sieh eng an die westkretische FH. subvariegata Maltz. an. Im höchsten Grade auffallend ist das Vorkommen einer guten Lokalform der Leu- cochroa candidissima, die in Griechenland und Kleinasien völlig fehlt; sie muß zu irgend einer schon ziemlich entlegenen Zeit eingeschleppt worden sein; Böttger möchte vermuten, daß sie von Osten kam. Jedenfalls hat er ganz Recht, wenn er. ce. annimmt, daß die Straße zwischen Cerigo und Cerigotto sehr alt ist, daß aber auch die Abtrennung Cerigottos von Kreta nach der Zahl der endemischen Arten schon in eine sehr frühe Periode fällt, während die Cerigos vom Pelopones viel jüngeren Datums ist. Kreta selbst nimmt eine eigentümlich isolierte Stellung im Mittelmeer ein. Lang von Westen nach Osten gestreckt liegt es zwischen dem Pelopones und der Südwestecke von Kleinasien, nach Süden fast gradlinig, buchtenlos, kaum mit einigen unsicheren Rheden, nach Norden von einigen tiefen Buchten eingeschnitten. An der Südküste streichen levantinische Süßwasserschichten, in mächtigen Seebecken gebildet, horizontal gegen das Meer und brechen plötzlich ab, wie auf Rhodus und in Kleinasien; trotz der großen Meerestiefe ist also hier in relativ junger Zeit erst ein Einbruch erfolgt. Die Insel besteht aus drei deutlich ge- schiedenen Bergmassen, von denen zwei, die Levkaori oder spha- kiotischen Berge im Westen und der Psiloriti oder Ida in der Mitte, bis tief in den Sommer hinein Schnee tragen, während der Lasithi im Osten weniger hoch aufragt. Große Meerestiefen liegen auch nördlich der Insel und zwischen ihr und Cerigo. Die Flora der Insel ist eine eigentümlich reiche; sie zählt nicht weniger als 80 endemische Arten, im Verhältnis zu ihrer Ober- fläche fünf Mal soviel wie Griechenland, acht Mal soviel wie Cypern. Darunter befindet sich sogar ein Baum, eine nahe Ver- wandte der kaukasischen Zelkova, der miocänen Planera ungeri sehr nahe stehend, offenbar ein Relikt aus dem Tertiär. Die Molluskenfauna gibt der Flora nichts nach. Von 121 Arten, die Martens (Anl. 14) aufführt, sind 77 eigentümlich, darunter allein 40 Clausilien, 39 zu Albinaria gehörend, während Morea von dieser Untergattung nur 16 aufweist, der ganze Archipel 23; die ein- zige weitere Clausilia, auf die Insel Standia beschränkt und auch dort sehr selten, hat nur eine nähere Verwandte in Syrien. Andere Olausiliengruppen kommen auf der Insel überhaupt nieht vor, namentlich fehlt die in Griechenland so weit verbreitete Untergattung Papillifera ganz. Es findet sich nicht einmal die ubiquistische (7. bidens und mit ihr fehlt ein großer Teil der Küstenfaunula. Auffallenderweise wird auch Cyelostoma ganz vermißt und Pomatias nur durch eine kleine, isoliert stehende Form vertreten. Neben den Albinarien sehen wir einen merk- würdigen Reichtum an endemischen Xerophilen, meist kleinere, dem Gebirg angehörende Arten, die einigermaßen an die malte- sischen und balearischen erinnern. Ferner hat hier ihr Verbrei- tungszentrum die zwischen Fruticicola und Campylaea stehende Untergattung Cressa West. s. Pseudocampylaea Mrts., von der nur einige Arten auf die nächsten Inseln des Archipels über- greifen. Auch Hyalina hat eine ganze Anzahl eigener Arten, darunter zwei oder drei Retinella und die seltsame, durch den Kiel der oberen Windungen an Levantina erinnernde Helicophana aegopinoides. Eine eigene, auf die Getreide-Ebenen beschränkte Pomatia mag eingeschleppt sein. Sehr auffallend und auf eine frühe Isolierung deutend ist das völlig Zurücktreten der alpin- borealen Arten, welche, abgesehen von den Süßwasserarten, auf drei Pupa und Carychium beschränkt sind. Auch Zonites, in Grieehenland wie in Karien häufig, ist nur durch eine noch nicht sicher bestimmte Art vertreten. Sehr merkwürdig ist die Daudebardia, welehe mit einer syrischen Zibania absolut iden- tisch ist; aber sie wurde bis jetzt nur in der Umgebung des Hafens von Kanea gefunden, so daß eine Einschleppung nicht ausgeschlossen erscheint. Campylaea fehlt ganz, auch die Gruppe der Hel. cyclolabris hat Kreta nicht erreicht; daß Levantina auf Standia vertreten sei, wie Olivier behauptet, ist durch neuere Forscher nicht bestätigt worden. Über die Verteilung der Albinarien auf der Insel und ihre geographische Bedeutung sagt Böttger (l. e. p. 64): „Ihre Ver- breitungsbezirke sind nicht groß und nirgends sprungweise ver- teilt oder stark ineinander geschachtelt. Von Westen nach Osten lösen sich die zahlreichen Arten ab, manche lokaler, manche universeller verbreitet, keine einzige aber, deren Gebiet von Westen nach Osten den ganzen Raum der langgestreckten Insel durehmißt. Nieht die hohen, von Westen nach Osten ziehenden Gebirgskämme aber bilden im Allgemeinen die Trennungslinien — 313 — für die einzelnen Arten, sondern ihre Gränzen fallen, wie wir oben auseinandergesetzt haben, durchweg mit den Längengraden zusammen. Für die kretischen Albinarien sind also die Berge Centren der Verbreitung, die Ebenen Hemmnisse derselben. Doch möge auch hier gleich auf einzelne unerklärte Schwierigkeiten in der Verbreitung hingewiesen werden. So ist die kleinasiatische Cl. anatolica gewiß der Cl. byzantina aus West-Kreta nahe ver- wandt, beide aber sind durch weite Räume, die von weniger nahe verwandten Formen eingenommen werden, von einander ge- trennt. Noch schwieriger zu erklären ist das häufige Auftreten der (7. teres einerseits in Central- und Ost-Kreta, andererseits aber — mit gänzlicher Überspringung der zwischenliegenden Karpathos-Gruppe — auf der Insel Chalki der Süd-Sporaden. Daß aber die Insel Kreta als ein Zentralpunkt für eine ganze Anzahl von Sippen der Albinariagruppe gelten darf, die ihre Entwick- lung in hohem Grade begünstigt hat, muß ohne Weiteres einge- räumt werden. ... . Dagegen hat die Insel keine einzige mit dem Festland von Morea, ja nicht einmal eine mit der Insel Cerigo gemeinsame Form. Eine Verbindung Kretas mit dem griechischen Festlande hat somit gemäß der Verteilung der Mol- lusken in nachtertiärer Zeit nicht bestanden. Mit anderen Worten: Die Clausilienfauna Kretas einerseits und die Moreas andererseits sind sicher jünger als der Einbruch, resp. die Entstehung der Meeresstraße westlich von Candia. Anders gestalten sich die Beziehungen zum Osten. Hier kommen auf der Karpathosgruppe Anklänge und identische Arten sowohl mit Clausilien von Kreta als mit solehen der Rhodusgruppe und des kleinasiatischen Fest- landes in erheblieher Anzahl vor und es entsteht die Frage: Sollen wir uns eimen Teil — und welchen — der kretischen Arten nach Osten gewandert denken? Oder, welcher Bruchteil ist von Asien aus auf der Wanderung nach Westen bis nach Kreta gekommen? Der Augenschein spricht dafür, daß die Spe- cies der byzantina-Sippe, also Cl. anatolica Roth und petrosa Pfr. von Kreta nach Osten ausgestrahlt sind, daß dagegen die Arten der oliwieri-Sippe UI. teres, olivieri, turrita und eumeces von Osten nach Westen einwanderten. Die Formen der lerosiensis- Sippe, die wohl gleichviel Vertreter auf Kreta, wie auf den Süd- Sporaden aufzuweisen hat, mögen jetzt ihr Centrum etwa auf der Karpathos-Gruppe haben, sind aber ursprünglich wohl sicher an — 314 — der kleinasiatischen Küste zu Hause gewesen. .... Die Albinarien- sippen der (Il. bigibbosa und coerulea sind als kleinasiatisch zu betrachten; erstere und ihre näheren Verwandten beschränken sich auf das Festland, letztere sind besonders für die Küsteninseln in hohem Grade charakteristisch ..... Von der für Central- und Ost-Kreta besonders bezeichnenden und in viele, auch lokal abgegränzte Varietäten zerfallenden CI. corrugata dürften einige der Arten der lerosiensis-Sippe abzuleiten sein; so Cl. spratti und idaea Pfr. Die beiden letzteren, wie auch Cl. drakisi, clara, praeclara u. a. scheinen durch ihre Dünnschaligkeit und die häufigen Lehmüberzüge ihrer Schalen sich als Hügel- und Ebenenformen auszuweisen... Keine einzige dieser Arten über- schreitet nach Westen das centrale Kreta.... Kreta steht auch in seiner Olausilienfauna nahezu isoliert, hat von seiner Umge- bung gar nichts oder nur überaus wenig angenommen und Co- lonien seiner niederen Tierwelt nur nach Osten, kaum nach Norden, nicht nach Westen oder Süden ausgeschickt. Die Be- ziehungen Kretas zu Kleinasien sind leicht zu erweisen, wenn auch nieht sehr beträchtlich, die Verwandtschaft mit den Cy- claden ist sehr gering, der Austausch mit Morea war zu allen Zeiten gleich Null.“ Vergleichen wir die Resultate der Molluskengeographie mit dem, was andere Disziplinen über Kreta sagen, so finden wir bei den Gevlogen und Paläontologen ziemlich allgemein die An- sicht, daß die Insel noch in relativ später Zeit viel größer ge- wesen sei und noch im Postpliocän mit Kleinasien in Verbindung gestanden habe. Für die levantinische Periode ist eine größere Ausdehnung Kretas durch die am Meer abbrechenden Schichten außer Frage gestellt; doch kann sie auch damals die Nordküste von Afrika und die Cyrenaika nicht erreicht haben. Der diluviale Zusammenhang mit Kleinasien scheint wesentlich auf dem Vor- kommen von Flußpferderesten zu beruhen. Die Angaben darüber sind sehr versehiedenartig und es hat mir nicht gelingen wollen, die eigentliche Quelle dafür aufzufinden. Boyd Dawkins spricht nur von einem Zahn, dessen Bestimmung nicht ganz sicher sei; Neumayr sagt, daß Reste von Hippopotamus pentlandi auf Kreta in den trockenen Geröllschichten der Hochebenen häufig seien. Das Letztere würde natürlich kein Beweis für einen Zu- sammenhang in diluvialer Zeit sein. ee — 35 — Gegen einen solchen spricht auch die eigentümlich lücken- hafte Zusammensetzung der freilich noch unvollkommen be- kannten Säugetier- und Reptilienfauna, das Fehlen aller Raub- tiere und Giftschlaugen, das schon den Alten auffiel. Rechnen wir dazu das Fehlen aller Clausiliengruppen außer Albinaria, von Oyclostoma, Campylaea, Zonites (?), Fruticicola, Codringtonia, Levantina, die ganz eigentümliche Entwicklung von Xerophila, so muß uns der Zusammenhang in der Diluvialperiode ziemlich zweifelhaft erscheinen. Damit würde natürlich die Ausbreitung von Albinaria, obschon wir fossile Vertreter noch nicht kennen, in die Zeit vor der Bildung der Taygetos-Straße, also wohl noch in die Miocänperiode verwiesen werden und wir hätten gleich- zeitig damit einen Beweis, daß schon damals im Orient ein vom westeuropäischen unabhängiges Zentrum der Molluskenentwick- lung bestand. Einen Grund, Kreta mit Griechenland zu ver- einigen, ergibt die Molluskenfauna auch nicht, und so bleibt nichts übrig, als die Insel für eine eigene, sehr selbständige Provinz zu erkären. | Es liegt nahe, in der Inselkette Cerigo-Kreta-Rhodos den Südrand eines Festlandes zu sehen, welches den heutigen Archipel ausfüllte, die Reste einer zusammenhängenden Küste, wie das die mittleren jonischen Inseln sind. Das kann in einer sehr frühen Zeit gewesen sein, denn die größte Tiefe in der Insel- barriere, zwischen Kreta und Kasos, ist nur 800 m, aber nördlich davon liegen Meerestiefen bis zu 2250 m, und den Südrand des spättertiären oder diluvialen Verbindungslandes zwischen Grie- chenland und Kleinasien haben erst die Kykladen gebildet. Diese liegen, wie die neueren Forschungen ergeben haben, auf einem Vorsprung der asiatischen, nicht der europäischen Küste, in deren Nähe Tiefen bis zu 1300 m vorkommen, und bezüglich der Clau- silien bemerkt Böttger |. e. ausdrücklich, daß die meisten und namentlich alle weiter verbreiteten Arten offenbar von Osten her eingewandert sind. Auch von den übrigen Mollusken (Anl. 15) erreicht eine ganze Anzahl, in der Liste mit * bezeichnet, Euböa nieht; darunter die weitverbreitetsten Arten. Selbst das dieht anliegende Andros hat mit Euböa nur eine einzige Clausilia (Oligoptychia kephissiae) gemein. Papillifera, auf Euböa und in Mittelgriechenland so reich entwickelt, erreicht die Kykladen nicht. Es ist eigentlich nur das Vorkommen von Campylaea — 316 — cyclolabris, die bis Syra und Naxos geht und subfossil auch auf Ikaria an der jonischen Küste, vielleicht auch in Kleinasien selbst vorkommt, was diese Inselgruppe an Mittelgriechenland anschließt. Es muß also selbst zu der Zeit, wo das von den Geologen un- zweifelhaft nachgewiesene, von großen, reichbelebten Süßwasser- seen unterbrochene Festland sich zwischen Kos und die Troas einschob, hier irgend ein Verbreitungshindernis bestanden haben, ein Meeresarm, vielleicht nur ein mächtiger Fluß, welcher die Abflüsse der Balkanhalbinsel dem Mittelmeer zuführte. Bekannt- lich nehmen auch viele Paläontologen die Existenz eines solchen Flusses an, der die Knochenlager zusammenschwemmte, von denen uns ein geringer Rest in Pikermi erhalten ist. Existierte er, so nahm er seinen Weg durch die Straße zwischen Südeuböa und Andros, floß aber weiter nördlich östlich der nördlichen Spo- raden vorbei, deren Molluskenfauna (Anl. 16) allerdings ziemlich ärmlich ist, aber sich doch eng an die Mittelgriechenlands an- schließt, besonders durch den Besitz dreier Oligoptychia und zweier Papillifera, während nur eine Albinaria (cristatella Kstr.) die südlichste Insel der Gruppe (Skyros) erreicht hat. Nur Helix giurica Bttg. scheint sich den sonst auf Kreta und einige klein- asiatische Inseln beschränkten Cressa anzuschließen und ist ein fremder Zug in der europäisch-griechischen Fauna. Die Küsten des thrakischen Meeres sind uns leider malako- zoologisch so gut wie unbekannt. Selbst von dem leicht zugäng- lichen Athos kennen wir nur einen endemischen Buliminus (athensis Friv.), von der sonstigen Chalkidike nichts; von den thrazischen Inseln ist nur eine Clausilie bekannt, die Wester- Jund neuerdings von Samothrake beschrieben hat; sie soll zu einer alpinen Gruppe gehören. Eine Untersuchung gerade dieser Gebiete wäre sehr dringend zu wünschen. Sie würde uns Licht darüber verschaffen, ob und wo hier eine Gränze durchzieht und ob die mittelgriechische Gränzlinie wirklich in die Maritza und nicht vielleicht in den Vardar ausläuft. Die Fortsetzung des Hellespontes zieht zwischen Thasos und Samo- thrake einerseits und Imbros andererseits durch, aber es ist durch- aus nicht unwahrscheinlich, daß auch die der Maritzalinie den- selben Verlauf nimmt. Ihrer geologischen Zusammensetzung nach sind Thasos und Samothrake ebenfalls zu Thrazien zu rechnen, beide bestehen, wie der Athos, aus uralten Schiefern und Marmor. . — 351 — Der Wald auf Thasos wird nach Grisebach von einem eigenen baumartigen Wachholder gebildet (Juniperus aegea), welcher der spanischen thurifera näher steht, als der kleinasiatischen foeti- dissima. Aus Macedonien kennen wir eine ganze Reihe Clausilien, sämtlich ohne genauere Fundortsangabe, so daß geographisch nicht viel mit ihnen zu machen ist. Sie stammen anscheinend auch aus verschiedenen Theilen; eine Oligoptychia und eine Pa- pülifera greifen aus Nordgriechenland und Thessalien herüber, die Triloba, die Herilla, die Alinda und I/dyla sind ostalpine Formen; bei der Agathylla und noch mehr bei der Oristataria ist der Fundort sehr unsicher. Eine merkwürdige Campylaea (hemonica Thiesse) mit starker Berippung, aber sonst der süd- serbischen kollari Zel. verwandt, stammt von Kalembaka, das ich auf meinen Karten nicht finden kann, das aber nieht weit von der thessalischen Gränze liegen wird. Einige Fundorte be- ziehen sich wohl auch auf den Nordabhang des Olymp, der ja politisch zu Macedonien gehört. Aus der weiten Ebene der Maritza finde ich nur C'hondrula levaillantiana Brgt., von Eski-Baba bei Adrianopel angegeben, und eine Anodonta, die nach Servain identisch mit einer im Main lebenden Form sein soll und demnach zu An. piscinalis gehören würde. Aus dem ganzen Rhodope-Gebirg ist mir keine Schnecke bekannt geworden. Anlagen. 1) Im Küstenland von Epirus, Corfu gegenüber, haben Schlätli (nach Mousson) und bei Avlona Oertzen (nach Martens) folgende Arten gesammelt: Glandina algira L. Campylaea subzonata Mouss. Hyalina hydatina Rossm. Euparypha pisana Müll. — nitidissima Mouss. Xerophila variegata Friv. Gonostoma corcyrensis Partsch. — apieina Lam. var. octogyrata Mouss. — ceonica Drp. — canalifera Ant. — acuta Müll. Carthusiana olivieri Fer. Pomatia aspersa Müll. — frequens Mouss. — ambigua Parr. — carthusiana Müll. Mastus pupa Brug. — 318 — Pupa philippii Cantr. Papillifera papillaris Drp. Delima stigmatica Zgl. var. maritima Kstr. — conspersa Parr. Albinaria senilis v. epirotica Mouss. Albinaria inconstans Mouss. Cyclostoma elegans Lam. Pomatias maculatus Zgl. — exeisus Mouss. Limnaea palustris Müll. 2) Im Becken von Janina sammelte Schläfli nach Mousson : Glandina algira L. Vitrina pellueida Müll. Hyalina nitidissima Mouss. — hydatina Rossm. Zonites ceroaticus var. transiens Mouss. Pomatia schläflii Mouss. — Jucorum L. Campylaea subzonata Mouss. Gonostoma corcyrensis Partsch. Vallonia pulchella Müll. Carthusiana carthusiana Müll. — frequens Mouss. Trichia sericea v. epirotica Mouss. Xerophila variegata Drp. — vulgarissima Schläfl. Zebrina detrita Müll. Mastus pupa L. Suceinea elegans Risso. Pupa philippii Cantr. — avena Dıp. — minutissima var. obscura Mouss. Delima stigmatica Zgl. var. briseis West. — maritima Klee. var. thiesseana Bttg. — conspersa Parr. — rugilabris Mouss. — janinensis Mouss. Albinaria senilis v. epirotica Mouss. Papillifera vallata Mouss. Cycelostoma elegans Lam. Pomatias excisus Mouss. Limnaea stagnalis Müll. — vulgaris C. Pfr. Planorbis corneus v. etruscus Zgl. — marginatus Drp. — carinatus Müll. — janinensis Mouss. Vivipara janinensis Mouss. Bithynia troscheli var. graeca West. Anodonta cellensis Schröt. Dreissena polymorpha Pall. 5) Molluskenfauna von Corfu: Daudebardia rufa Drp. Glandina algira v. dilatata Mouss. — — var. compressa Mouss. Zonites verticillus var. Polita coreyrensis West. Patula pygmaea Drp. Gonostoma corcyrensis Fer. Carthusiana olivieri Fer. — carthusiana Müll. Campylaea subzonata Mouss. — distans Blanc. Macularia vermiculata Müll. — crassa Pfr. -— pantocratoris Brömme. Pomatia aspersa Müll. — schlaeflii Mouss. Pomatia ambigna Mouss. — aperta Born. Xerophila meridionalis Mouss. — arcuata Zgl. — acuta Müll. Buliminus pupa Brug. Hypnophila zaeynthia Roth. ‘aecilianella jani de Betta. — subsaxana Bgt. Torquilla granum Drp. Modicella avenacea Brug. — philippii Cantr. — cylindracea da Costa. Isthmia celaustralis Gral. — strobeli Grdl. Delima lamellata Rossm, — 319 — Delima pantocratoris Bttg. — itala v. coreyrensis West. — conspersa Parr. — invalida Bttg. — miles Küster. Albinaria naevosa var. coreyrensis Mouss. Albinaria castrensis Parr. Papillifera bidens L. Acme lineata var. Cyelostoma elegans Müll. Pomatias tessellatus Rossm. — sealarinus Villa. Unio helenae Douät. 4) Im inneren Albanien sammelte Sturany: Agriolimax tureiceus Srth. — sturanyi Srth. — murinus Srth. Zonitoides nitidus Müll. Gonostoma corcyrensis Partsch. Carthusiana carthusiana Müll. Xerophila obvia Hartm. Zebrinus detritus Müll. Chondrula tridens Müll. — microtragus Parr. Alinda distineta Parr. Delima conspersa Parr. Papillifera lophauchena Stur. Idyla thessalonica Friv. Suceinea pfeifferi Rossm. Limnaea stagnalis L. — ovata Dıp. — peregra Müll. — palustris Müll. Physa fontinalis L. Planorbis corneus L. Planorbis umbilicatus Müll. — atticus Bgt. ? — contortus L. ? — albus Müll. — macedonieus Stur. — presbensis Stur. — paradoxus Stur. Aneylus sp. Valvata rhabdota Stur. — piseinalis Müll. Paludina contecta Müll. Hydrobia steindachneri Stur. Ginaia munda Stur. Chilopyrgula sturanyi Brus. Diana macedonica Brus. Melania holandri Fer. Neritina fluviatilis sp. Anodonta sp. Unio pietorum L. Dreissena polymorpha Pall. 5) In Thessalien sammelte Stussiner (vgl. Böttger Jahrb. Mal. Ges. 1885): Amalia hessei Bttg. Limax conemenosi var. — maximus vaır. — arborum Bouch. Vitrina annularis Stud. Hyalina nitidissima Mouss. Patula rupestris Drp. Vitrea botterii Parr. Gonostoma lens v. lentiformis West. Carthusiana olivieri Fer. — cantiana v. messenica Blanc. — euboeica Kob. — carthusiana Müll. Campylaea olympica Roth. var. ossica Bttg. Campylaea magmesiae Bittg. — gasparina Charp. var. subdeflexa Bittg. — cyelolabris Fer. Volo, Pelion. Tachea austriaca Mühlf. Maecularia vermieulata Müll. Pomatia aspersa Müll. j — pomatia v. thessalica Bttg. — lucorum v. rumelica Mouss. — schlaeflii Mouss. — figulina Rossm. Xerophila graeca Mrts. — vulgarissima Mouss. — variegata Mouss. — meridionalis Mouss. Xerophila pyramidata Drp. Volo. — acuta Müll. Volo. Buliminus detritus Müll. — ossieus Bttg. Chondrula mierotragus Rossm. — quadridens v. planilabris Bttg. — hippolyti Kob. Pupa granum Drp. Modicella philippii Cantr. Oreula dolium v. seyphus Parr. Charadrobia eylindracea da Costa. Pupilla muscorum v. madida Gral. — triplicata Stud. Isthmia minutissima Hartm. Delima stigmatica v. miles Kstr. Papillifera stussineri Bttg. — saxicola var. thessala Bttg. — clandestina Rossm. Albinaria torifera Bttg. Idyla thessalonica Kstr. Oligoptychia tetragonostoma Pfr. — castalia Roth. Suceinea levantina Desh. Rumina decollata L. Ancylus gibbosus Bgt. Limnaea truncatula Müll. — lagotis Schr. — peregra Müll. Planorbis subangulatus Phil. Bythinella charpentieri Roth. Cyelostoma elegans Müll. Melania holandri Fer. Valvata piscinalis Müll. Unio vicarius Westerl. — heldreichi Bttg. Pisidium casertanum Poli. 6) Im thessalischen Pindus und der Landschaft Agrapha sammelte Prof. Haussknecht nach Böttger Jahrb. Mal. Ges. 1886: Limax maximus L. — arborum Bouch. Vitrina annularis Stud. onostoma coreyrensis Fer. Carthusiana haussknechti Bttg. Campylaea pindica Bitte. — choristochila Bttg. Pomatia pomatia L. Zebrina detrita Müll. ? Napaeus cefalonieus Mouss. Modicella avenacea Brug. 7) Molluskenfauna des schließlich der Insel Euboea. Hyalina frondosula Mouss. — aequata Mouss. — latebricola Bgt. — hydatina Rossm. — botterii Parr. Zonites vertieillus Fer. — euboicus Kob. — oertzeni Mrts. Patula rupestris Drp. ıonostoma barbata Fer. — lens Fer. Trichia erenophila Pfr. ? — pseudosericea Ben. östlichen Albinaria haussknechti Bttg. Oligoptychia bicristata var. Limnaea truneatula Müll. — attica Roth. — peregra Müll. Planorbis subangulatus Phil, Aneylus gibbosus Bet. Cyelostoma elegans Müll. Melania holandri Fer. Valvata piseinalis Müll. Pisidium ovatum Clessin. Mittelgriechenland ein- Monacha consona Zgl. Carthusiana dirphiea Blanc. — rissoana Pfr. — carthusiana Müll. — olivieri FEr. — interpres Westerl. Campylaea hymetti Mouss. — arcadica Parr. — sphaeriostoma Bgt. — heldreichi Shuttl. Euparypha pisana Müll. Xerophila vulgarissima Schl, — protea Zgl. Xerophila neglecta Drp. — variabilis Drp. — cauta Westerl. — pastorella Westerl. — chaleidica Mouss. — profuga Schm. — meridionalis Parr. — subprofuga Stab. — arcuata Zel. — hellenica Bgt. — eonspurcata Drp. Turrieula trochoides Poiret. — conoidea Drp. — pyramidata Drp. Cochlicella acuta Müll. Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll — figulina Parr. — thiesseana Koh. Zebrinus spoliatus Fer. var. boeticus Bet. — cadmaeanus Bet. -— heliconieus Bgt. — zebra Oliv. Mastus pupa Brug. Chondrulus dirphicus Blanc. — miecrotraguss Parr. — tridens v. eximius Müll. — bereeri hoth. — quadridens Müll. — planilabris Bttg. — hippolyti Kob. — thiesseanus Mouss. Napaeus monticola Roth. Cionella lubrica Müll. Ferussacia gronoviana Risso. Caeeilianella jani de Betta. — subsaxana Bet. — raddei Bttg. Rumina decollata L. Granopupa granum Drp. Modicella rhodia Roth. — philippii Cantr. Lauria eylindracea da Costa. Orcula doliolum Brug. var. seyphus Friv. Isthmia minutissima Hartm. Kobelt, Zoogeographie II, Delima sericata Bttg. — bathyelista Bttg. Albinaria discolor Pfr. — achaica Bttg. — ceoerulea Fer. — dorica Bitg. — grisea Desh. — maculosa Desh. Oligoptychia bieristata Rossm. var, tetragonostoma Pfr. — eustropha Bittg. — kephissiae Roth. — euchroes Westerl. — rothi Pfr. — unidentata Kstr. Papillifera isabellina Pfr. — oseulans Mrts. — coarctata Westerl. — blanei Mrts. — almae Bttg. — venusta Ad. Schm. — thermopylarum Pfr, — rubicunda Kstr. — saxicola Kstr. — negropontina Pfr. — boeotica Kstr. — suturalis Kstr. — clandestima Parr. — anguina Parr. — aperta Kstr. Cyelostoma elegans Müll. Pomatias tessellatus West. — athenarum Bgt. — euboicus Westerl. Bythinia rubens Mke. — orsinii Charp. Hydrobia achaja Oless. — declinata Ffld. var. sorella Westerl. Bythinella charpentieri Roth. Pseudamnicola macrostoma Kstr. — tritonum Bgt. — seminulum Charp. — negropontina Cless. — hohenackeri Charp. Melanopsis praerosa L. Neritina sauleyi Bet. al Neritina peloponensis Recl. Sphaerium wildi Oless. Pisidium heldreichi Cless. Unio byzantinus Parr. — vicarius Westerl. Anodonta gravida Drouet. ? 8) Molluskenfauna des Peloponeses: Glandina algira L. Conulus fulvus Müll. Hyalina botterii Parr. — eudaedalea Bgt. Zonites graecus Kob. Patula rupestris Drp. Gonostoma lens Fer. — cefalonica v. canalifera Mouss. Carthusiana messenica Blanc. — olivieri Fer. — syriaca Ehrbg. Cressa pellita Fer. Campylaea eyclolabris Fer. — conemenosi Bittg. — argentellei Kob. Xerophila graeca Mrts. — neglecta Drp. — variabilis Drp. — profuga Schm. — rozeti Mich. — meridionalis Parr. Turrieula terrestris Penn. Cochlicella acuta Drp. Euparypha pisana Müll. Maecularia codringtonii Gray. — intusplicata Pfr. — vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — eineta Müll. Zebrinus spoliatus Parr. — zebra Oliv. Mastus pupa Brug. Chondrula bergeri Roth. — munitus West. Taygetos. Napaeus graecus Beck. Ferussacia gronoviana Risso. Rumina decollata L. Lauria cylindracea da Costa. Oreula doliolum Brug. Albinaria profuga Charp. — graeca Charp. — menelaus Mrts. — agesilaus Mrts. messenica Mrts. — grisea Desh. — dissipata Bttg. — fureilla Westerl. — krüperi Zeleb. — chaperi Westerl. — incommoda v. muraria — brömmei Bittg. — conemenosi Bttg. — goldfussi Bttg. — maculosa Desh. var. arcadica Parr. — schuchi Voith. Papillifera bidens L. — campylauchen Bittg. — patula Charp. — confusa Bittg. Öligoptychia kephissiae var. eristicollis Westerl. Delima abyssoclista Bittg. — miles Kstr. Suceinea longiscata Morel. Planorbis carinatus Müll. Cyclostoma elegans Müll. Pomatias achaicum Bittg. Bythinia orsinii Porro. — graeca Westerl. Pseudamnicola tritonum Bet. Melanopsis praerosa L. Neritina peloponensis Reel. Unio schwerzenbachi Bgt. Schm. 9) Aetolien und Akarnanien (nach Martens und Brömme): Limax variegatus Drp. Campylaea broemmei Kob. Gonostoma lens Fer. — conemenosi var.acarnanicaKob. — coreyrensis Partsch. — peritricha Bttg. var. Carthusiana glabella Drp. Macularia codringtonii Desh. var, Pomatia ambigua var. aetolica Kob. Euparypha pisana Müll. Xerophila graeca Mrts. — graja Westerl. Turrieula trochoides Poiret. Cochlicella acuta Müll. Mastus pupa Brug. Chondrula bergeri Roth. Rumina decollata L. Albinaria thiesseae Bttg. — muraria Ad. Schm. — glabricollis Pfr. — krüperi Zeleb. — eyelothyra Bittg. — hians Bitg. Idyla thessalonica Rossm. Delima stigmatica var. thiesseana Btte. 10) Kephalonia: Glandina algira Brug. Limax cephalonieus Srth. Heynemannia conemenosi Bttg. Vitrina reitteri Bttg. Vitrea hydatina Rossm, Gonostoma lens Fer. — coreyrensis Partsch. Carthusiana olivieri Roth. — carthusiana Müll. Campylaea subzonata Mouss. Pomatia ambigua Mouss. — aspersa Müll. — aperta Müll. Xerophila instabilis Zgl. — protea Rossm. 11) Zante: Glandina algira Brug. Vitrea hydatina Rossm. — subrimata Reinh. — zacynthia Hesse. Gonostoma lens Fer. Carthusiana olivieri Rossm. — carthusiana Müll. Maeularia vermieulata Müll. Pomatia aspersa Müll. — ambigua Mouss. — aperta Born. % var. miles Kstr. Limnaea palustris Müll. Planorbis corneus L. Bithynia orsinii Kstr. — graeca Westerl. Paludina hellenica Cless. var. blanei Bgt. Diana thiesseana Kob. Neritina peloponesiaca Recl. — varia Mke. — callosa Desh. Unio acarnanicus Kob. — elongatulus Rossm. — nitidosus Drouät. — krüperi Droueit. Dreissena polymorpha var. blanei West, — profuga Schm. Cochlicella acuta Müll. Napaeus cephalonieus Mouss. Mastus pupa Brug. Modicella philippii Cantr. Delima lamellata Rossm. Albinaria jonica Pfr. — contaminata Rossm. — naevosa Fer. — cephalonica Westerl. Papillifera bidens L. Cycelostoma elegans Müll. Pomatias tessellatus Rossm. Acme reitteri Bttg. Neritina varia Rossm. Xerophila profuga Sohm. — conspurcata Drp. Turrieula trochoides Poiret. Cochlicella conoidea Drp. — acuta Müll. Mastus pupa Drp. Chondrus bergeri Roth. Rumina decollata L. Ferussacia folliculus Gronov Hypnophila zacynthia Roth. ? Caecilianella acieula Müll, — 924 — Granopupa granum Drp. Modicella philippii Cantr. Isthmia strobeli Gredl. Delima stigmatica Rossm. var. miles Kstr. — maritima Kstr. Albinaria scopulosa Kstr. — liebetruti Charp. Albinaria incommoda Bittg. — contaminata Rossm. — naevosa Zgl. Papillifera bidens L. Planorbis marginatus Drp. Cyelostoma elegans Müll. Pomatias tessellatus Rossm. ? Bythinia boissieri Charp. 12) Fauna der Insel Cerigo nach Böttger (Nachr. Bl. 1894 p-b): Zonites eytherae Mrts. Gonostoma lens Fer. — lentieula Fer. Euparypha pisana Müll. Turrieula pyramidata Drp. Maecularia vermieculata Müll. Pomatia aspersa Müll. Mastus pupa Brug. Brephulus zebra var. brunnea Bttg. Chondrula bergeri Roth. Orceula seyphus Friv. Modicella philippii Cantr. Albinaria discolor Pfr. — grayana Pfr. — ceytherae Bttg. — compressa Pfr. Papillifera confusa Bittg. Aneylus pileolus Fer. 13) Molluskenfauna von Cerigotto nach Böttger ibid. p. 5: Amalia cretica Srth. Leucochroa candidissima var. in- sularis Bttg. Cressa cerigottana Bttg. Euparypha pisana Müll. Xerophila eretica Fer. — poecilodoma Bttg. Maecularia vermiculata Müll. Pomatia figulina RKossm. Mastus pupa Brug. var. ehrenbergi Pfr. Brephulus zebra Oliv. Rumina decollata L. Albinaria cerigottana Bttg. 14) Molluskenfauna von Creta nach Martens (Moll. Oertzen D. 329): Daudebardia (Libania) sauleyi Bst. Glandina algira L. Limax variegatus Drp. * Agriolimax boettgeri Srth. — thersites Heyn. * Milax creticus Srth. — carinatus Risso. * Retinella superflua Ross. (ceretica BIl.). “ var. cydoniensis West. * — necessaria West. Hyalina moussoni Kob. — mülleri Maltz. — protensa Fer. — aequata Mouss. * — lamellifera Blane. Hyalina hydatina Rossm. — botterii Parr. — subeffusa Bttg. Zonites pergranulatus Godet? ‘ Patula sudensis Pfr. * Gonostoma barbata Fer. * Carthusiana freytagi Maltz. — olivieri Fer. — rothi Pfr. — syriaca Ehrbg. Cressa pellita Fer. * — noverca Friv. *= — dietaea Mrts. * — westerlundi Blanc. — leeta Fer. *.— sublecta Maltz, — naxiana Fer, he * Öressa zonella Pfr. * Albinaria tenuicostata Pfr. Macularia vermiculata Müll. = — amalthea Westerl. Pomatia aspersa Müll. * — bipalatalis Mrts. — aperta Born. * — candida Pfr. * — pronuba Wester!l. * — striata Pfr. Euparypha pisana Müll. * — aphrodite Bittg. Xerophila cretica Fer. * — arthuriana Blane. * — candiota Friv. * — hippolyti Bttg. * — mesostena Westerl. * — heracleensis Bttg. * — diensis Maltz. * — manselli Bttg. * — psiloritana Maltz. * — moreletiana Blane. — profuga Ad. Schm. * — sculpticollis Bttg. * — subvariegata Maltz. * — corrugata Drp. — suspeeta Westerl. * — inflata Oliv. * — sitiensis Maltz. * — draparnaldi Pfr. * — hierapetrana Maltz. * — homalorhaphe Bittg. * — bathytera Westerl. * — spratti Pfr. * — oertzeni Maltz. * — drakakisi Maltz. * — amphiconus Maltz. * — clara Bittg. * — euphacodes Maltz. * — praeclara Pfr. * — sphakiota Maltz. * — retusa Oliv. * — siderensis Maltz. * — distans Pfr. — eugoniostoma Bgt. * — vermiculata Bttg. * — curetum Westerl. * — vesti Bttg. * — gradilis Mrts. * — teres Oliv. Cochlicella acuta Müll. * — extensa Pfr. * Napaeus cretensis Pfr. * — terebra Pfr. * — olivaceus Pfr. * — eburnea Pfr. * [dyla? tortieollis Oliv. Succinea elegans Risso. Carychium minimum Müll. Limnaea truncatula Müll. Planorbis rotundatus Poiret. — glaber Jeffr. — nitidus Müll. Jsidora eontorta Mich. — capillata Gass. Aneylus sp. Pomatias cretensis Maltz. Bithynia sp. Hydrobia maltzani Cless. * Amnicola exotica Oless. Neritina peloponesiaca Reel. Melanopsis praerosa Fer. Sphaerium lacustre Müll. * Pisidium ereticum Cless. — fossarinum var. ovale Cless. Mastus pupa Brug. Rumina decollata L. Caecilianella tumulorum Bgt. — boettgeri Hesse. Hohenwarthia maltzani Cless. Granopupa granum Drp. Orcula doliolum Brug. Lauria umbilicata Drp. * Albinaria byzantina Charp. * — solidula Pfr. = —1daea, Pfr. * — olabella Pfr. * — strigata Pfr. * — virginea Pfr. '— subvirginea Bttg. — cretensis Rossm. * — troglodytes Ad. Schm. * — sublamellosa Bittg. * — heteroptyx Bttg. a X 326 15) Molluskenfauna der Cycladen nach Martens (Oertzen): Glandina algira L. Tinos. * Limax conemenosi Bttg. — berytensis Bgt. * — oertzeni Srth. — carinatus Risso. Hyalina aequata Mouss. — superflua Pfr. — nitidissima Mouss. Vitrea hydatina Rossm. * — clessini Hesse. — blanei Hesse. * Zonites pergranulatus Kob. Patula rupestris Drp. Gonostoma lenticula Fer. Monacha andria Mrts. * — redtenbacheri Zeleb. Carthusiana olivieri Roth. * — rothi Pfr. — syriaca Ehrbg. Cressa pellita Fer. -- naxiana Fer. Campylaea cyclolabris Desh. Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — figulina Rossm. — godetiana Kob. — aperta Born. Euparypha pisana Müll. Xerophila variabilis Drp. — cauta Westerl. * — cretica Pfr. — candiota Friv. — profuga Ad. Schm. — neglecta Drp. Turrieula pyramidata Drp. — syrensis Pfr. — ledereri Bgt. * + Er Turriceula melosina Bgt. — eugoniostoma Bgt. Cochlicella acuta Müll. — ventricosa Drp. Zebrinus zebra Oliv. ‘ Napaeus stokesi Bttg. Mastus milensis Bttg. — pusio Brod. — pupa Brug. Rumina decollata L. Ferussacia folliculus Gron. Caecilianella tumulorum Bgt. — acicula Müll. Torquilla rhodia Roth? Granopupa granum Dırp. Orcula seyphus Parr. Lauria umbilieus Roth. Pagodina pagodula Desm. Albinaria anaphiensis Bttg. * — caerulea Fer. * — amorgia Bittg. — astropalia Bttg. — altecostata Zeleh. — turrita Pfr. — eumeces Pfr. — subsenilis Pfld. Pseudalinda denticulata Pfld. var. erberi Ffld. Oligoptychia kephissiae Roth. — bicolor Pfr. — rothi Pfr. Physa acuta Drp. Ancylus pileolus Fer. — recurvus Kstr. Pseudamnicola macrostoma Kstr. Melanopsis praerosa Fer. 16) Mollusken der nördlichen Sporaden nach Martens: Hyalina aequata Mouss. Gonostoma lenticula Fer. ? Trichia consona Zgl. Carthusiana cantiana Mtg. — olivieri Rossm. Cressa giurica Bttg. Maeularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. - — figulina Rossm. — aperta Born. Xerophila cauta Westerl. Mastus pupa Brug. Chondrus bergeri Roth. Orcula doliolum Brug. —ı Sal Albinaria cristatella Kstr. Oligoptychia bicristata Rossım. Papillifera leucorhaphe Blanc. — eustropha Bittg. — chelidromia Bttg. Cyelostoma elegans Müll. Oligoptychia sporadica Bitte. 17) Aus Macedonien werden genannt: Campvlaea hemonica Thiesse. Herilla frivaldszkyana Rossm. Triloba macedonica Rossm. ? Agathylla albicosta Bttg. Alinda plicata var. excepta Parr. ? Cristataria dextrorsa Bttg. — biplieata var. latesulcata Oligoptychia castalia v. crenila- Schm. bris Bttg. — eitrinella Ad. Schm. Papillifera thermopylarum v. per- Idyla thessalonica Friv. plana Bittg. — fraudigera Parr. Dreizehntes Kapitel. Kleinasien. Die kleinasiatische Halbinsel erscheint auf der Landkarte als eine so geschlossene Einheit, daß man annehmen sollte, sie müsse auch in zoogeographischer Beziehung ein einheitliches Ge- biet bilden. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Die Ver- schiedenheit der physikalischen Verhältnisse in den einzelnen Teilen ist so groß, daß sie niemals eine Vereinigung derselben zu einem politischen Ganzen, es sei denn unter übermächtiger Fremdherr- schaft, gestattete; sie bedingt auch sehr erhebliche Unterschiede in Fauna und Flora und zwingt uns, die einzelnen Teile geson- dert zu betrachten. Kleinasien als Ganzes ist eine plateauartige Hochfläche, die in mancher Hinsicht an Persien erinnert, aber viel günstigere Feuchtigkeitsverhältnisse besitzt, da sie von drei Seiten vom Meere umgeben wird. In Folge davon ist nur ein relativ kleiner Teil ohne Abfluß zum Meere geblieben und selbst in diesem Ge- biete finden wir eine ganze Reihe von größeren und kleineren Seen, deren Gestade zum Teil gut bewaldet und reich an land- schaftlichen Schönheiten sein sollen. Nur der mittelste Teil, das alte Lykaonien, die Senke zwischen dem Oberlauf des Sakaria, dem Mittellauf des Kyzyl Irmak und dem isaurischen Taurus ist eine eben so abschreekende Wüste, wie irgend ein Teil Persiens, und ihre tiefste Stelle bildet, gerade wie dort, ein ausgedehnter, im Sommer halb austrocknender Salzsee, der Tatta der Alten, der Tuz Tsehöllu der Türken, der Salzlieferant für ganz Vorder- asien, 1700 Quadratkilometer groß, und bei einem Salzgehalt von 32,2°/, wohl das salzreichste Gewässer der Erde. Im Ganzen nimmt das abflußlose Gebiet nach Naumann gegen 7200 Quadrat- ee Se kilometer ein; seine Gränzgebiete, den Vilayets Konia, Isparta und Afiun Karahissar angehörend, waren im Altertum wohlhabend und zum Teil blühend und gehören heute noch zu den besseren Teilen der asiatischen Türkei. Aber auch die nicht abflußlosen Gebiete der Halbinsel sind von den Steppen Persiens und Assyriens nur wenig verschieden und auch nie verschieden gewesen. Der Oberlauf des Sangarius durchfließt ein Gebiet, in dem man oft, so weit das Auge reicht, keine einzige Pflanze sieht, die über einen Fuß hoch wäre; meilen- weit bildet Artemisia fragrans die einzige Vegetation und die ausschließliche Nahrung für die Heerden. Ackerbau hat hier nie betrieben werden können, Kappadokien wird schon im Alter- tum aZuAov genannt und Lykaonien war nie etwas besseres als Schafweide. Die Steppe wird selbst durch den mittleren Teil des Halysthales kaum unterbrochen; Salz-Eflorescenzen bedecken auch im Flußthal im Sommer auf weite Strecken hin den Boden mit einer schneeartigen Kruste. Selbst die Berge tragen hier Steppen- charakter, und erst das Hochgebirge gegen den oberen Euphrat hin unterbrieht etwas die trostlose Öde. Ebenso tritt sie nach allen anderen Richtungen bis an den Abfall zum Meere heran und ächte Steppentiere gingen früher oder gehen auch heute noch bis dorthin. Besonders nach Norden und Westen hin ist die Gränze eine äußerst scharfe. In tiefen, schwer zugänglichen Schluchten, ächten Gorges, durchbrechen die Flüsse den Rand der Hochebene, aber sie erweitern sich dann meistens zu mehr oder minder ausgedehnten Becken, von denen viele wieder gegen das Tiefland am Meere durch schluchtartige Verengungen abge- schlossen sind. Die Nordküste haben wir schon im ersten Ka- pitel betrachtet. Die Westküste umfaßt ein breiteres, wohlbe- wässertes, gut bewachsenes Gebiet, aus lauter einzelnen, durch scharfe Bergrücken getrennten, abgeschlossenen Landschaften be- stehend, jede im Altertum das Gebiet einer blühenden Stadt oder eines Städtebundes, auch heute noch bei aller Vernachlässigung und Verödung der beste Teil der Türkei, leider von den sammeln- den Naturforschern noch über Gehühr vernachlässigt. Weniger scharf ist die Südgränze, wo sich am Rande der Hochebene die gewaltige Kette des Taurus aufthürmt, nicht wie im Norden nur ein zerfressener Abhang, sondern ein zusammen- hängendes, auch von der Hochebene aus erheblich ansteigendes —-— 30 — Gebirge, von dem auch nach Norden hin zahlreiche Gewässer abströmen, allerdings nur um sich nach kurzem Laufe in abfluß- losen Seen oder in der Steppe zu verlieren. Seine Gipfel erheben sich bis über 3000 m; kein Flußthal durehbricht ihn; erst an sei- nem Ostende durchschneiden ihn die eilieischen Pässe, heute Gu- lek Boghaz genannt, zu allen Seiten die einzige Heerstraße von Kleinasien nach Cilicien und Syrien; sie trennen ihn von dem nach Norden umbiegenden Bulghar Dagh und dem Bergland am Oberlauf des Dschihan. Zum Meere fällt er steil und treppen- artig ab; nur die Iykische Halbinsel bildet ein breiteres, etwas selbständiges Vorland, während Paphlagonien eine schmale ge- birgige Küste mit zahlreichen Thälchen bildet, mit dem westlichen Cilicien einst der Hauptsitz der Seeräuber, auch heute noch kaum gastlicher und zugänglicher, als das Hochgebirge, in welchem die Isaurier dem Römerreich selbst in den Zeiten seiner größten Macht trotzen konnten. Für den Naturforscher liegt hier noch fast jungfräuliches Gebiet; die Erbauung der orientalischen Bahn und deren Durchführung durch die ceilieischen Thore werden es hoffentlich bald erschließen. Der ganze Küstenrand trägt nach Neumayr die Kennzeichen eines geologisch ganz jungen Einbruchs, obschon Tiefen von über 3000 m bis nahe an die Küste heran- treten. Süßwasserschichten pontischen Alters streichen hier gegen das Meer und sind an der Küste mitten durchgebrochen. Indeß scheinen diese Veränderungen am Beginn der heutigen Periode schon beendigt gewesen zu sein. Jüngere Ablagerungen finden sich nirgends an der Küste. Wo sich Westküste und Südküste vereinigen, springt das seltsam gestaltete Vorgebirge von Knidos weit in das Meer vor; zu ihm gehört untrennbar die Insel Symi. An sie schließt sich Rhodos, als Beginn der Inselkette, welche mit Creta zusammen den Archipel im Süden begränzt. Im Osten legt sie sich in glei- cher Weise Cypern an; die ganze langgestreckte Küste dazwi- schen hat als ächte Abbruchküste keine Insel, nur einige kleine dicht anliegende Felsen, von denen der größte an der Iykischen Küste schon im Altertum den stolzen Namen Megiste trug. Kein größeres Flußthal hat sich auf der ganzen Küste entwickelt, auch der Iykische Xanthus (heute Kodja Tsai) ist nur ein unbedeuten- der Küstenfluß. Erst mit dem schon zu Karien gerechneten Thal des Indos (Gereni Tsai) beginnt der breitere Küstensaum der Westküste und das Gebiet der alten Grieehenherrlichkeit, die Thäler des Maeander, des Kaistros, des Hermos, des Kaikos und der zahlreichen kleinen Küstenflüsse, von denen jeder im Alter- tum die Anlage einer blühenden Stadt ermöglichte. Tiefe Buchten greifen in das Land ein oder sind durch die Sedimente der Flüsse in sumpfige Ebenen umgewandelt worden. Die Kaps dazwischen setzen sich in vorliegende Inseln fort und es fällt schwer zu glauben, daß diese Bildungen, die so ganz den Charakter lang fortgesetzter Erosion bei tieferem Meeresstand tragen, durch den Niederbruch eines ausgedehnten Landes entstanden seien. Die östliche Gränze von Kleinasien wird im allgemeinen wohl durch eine Linie bezeichnet, welche von Trapezunt zum Ras el Chanzir, dem äußersten Vorsprung des Dj. Musa, resp. des Giaur Dagh läuft. Im Einzelnen ist sie aber durchaus nicht so einfach. Zunächst schiebt sich zwischen den Giaur Dagh und weiter nördlich den Achyr Dagh einerseits und den Antitaurus andererseits die Senke von Cilicien mit den Stromgebieten des Seihan und des Djihan, die eine Mittelstellung zwischen Syrien und Kleinasien einnimmt und mit der Hochebene nur durch we- nige beschwerliche Pässe zusammenhängt. Weiter nördlich bildet der Karabel Dagh eine scharfe Scheide zwischen den Zuflüssen des Karasu und den Quellbächen des Kizil Irmak. Dann aber legt sich quer das Thal des Kelkit vor, des östlichen Jeschil Ir- mak, dessen oberste Quellflüsse sich mit denen des Tsschoruk be- rühren und Djanik und Lasistan vom Rest der Halbinsel abtrennen. Zwischen Kelkit und Tschoruk müssen wir trotzdem die Gränze hindurchlegen, da die Landschaft Ispir zweifellos dem kaukasi- schen Gebiet zuzurechnen ist; sie muß dann wieder in westlicher Riehtung dem Kamm des Kolat Dagh folgen, so daß sie zwischen Tireboli und Trapezunt etwa im Kap Kirelu Burun das Pontus- gestade erreicht. Lasistan bleibt somit ausgeschlossen. Wir haben im ersten Kapitel schon darauf aufmerksam gemacht, daß das ganze Küstenland bis Samsun schon reich an kaukasischen Zügen ist und vielleicht thäte man besser, das auch geologisch verschiedene Gebiet bis zur Halys-Mündung wenigstens vom z00- geographischen Standpunkte aus nicht mehr zu Kleinasien zu rechnen. Für den Malokozoologen wird allerdings die Gränze überhaupt nicht in den Wasserscheiden liegen, sondern viel mehr durch die Gränze zwischen Gebirge und Hochebene bedingt werden. Die ganze Gebirgsmasse von der Ciliecia trachea durch Kleinasien bis zu den Euphratquellen zeigt wenigstens so viele gemeinsame Züge, daß sie als selbständige Provinz vom eigentlichen Klein- asien wie von Syrien abgetrennt werden kann. Sie gehört mit Ausnahme der eilieischen Ebene noch immer zu den pfadlosesten und am schwersten zugänglichen Teilen der Erde und ihre Be- wohner haben niemals irgend welche Regierungsautorität aner- kannt. Die so umgränzte kleinasiatische Halbinsel hat in ihrer ganzen Formation eine auffallende Ähnlichkeit mit der pyrenäi- schen: ein nach drei Seiten steil zum Meer abfallendes, an der vierten durch ein mächtiges Gebirge abgeschlossenes Hochplateau. Allerdings ist die Durchschnittshöhe erheblicher, als bei der spa- nischen Meseta, gegen 3000’, und aufgesetzte Bergketten sind weder so zahlreich noch so hoch, und deshalb ist der Steppen- charakter viel gleichmäßiger und erheblich schärfer ausgeprägt. Sonst aber entspricht, wie Grisebach*) schon hervorhebt, das feuchte pontische Gestade dem Baskenland, Cilicien dem offenen Niederandalusien, die Südküste allerdings eher dem schmalen Saume der Riviera, als dem spanischen Süd- und Südostgestade. Kleinasien ist ungeachtet seiner unwirtlichen Hochfläche seit dem Beginn unserer Epoche die einzige Straße gewesen, auf wel- cher ein Austausch zwischen dem Osten und dem Westen statt- finden konnte; es ist darum doppelt zu bedauern, daß wir noch so unendlich wenig über seine Molluskenfauna wissen. Eine Zu- sammenstellung der bekannten Arten gebe ich in Anlage 1; sie schließt Cilieien mit ein. Über die Verteilung der Arten läßt sich nur schwer eine Übersieht gewinnen. Allem Anschein nach genügt es nicht, die Westküste und die Südküste zu unterschei- den, sondern wir werden gezwungen sein, an der Abdachung gegen das aegeische Meer ein vom Olymp abhängiges Nordgebiet, ein mittleres jonisches und ein südliches karisches zu unterschei- den, während sich an der Südküste ebenso Lycien, Pamphylien und Cilieia trachea aneinanderreihen, nicht scharf geschieden und allmählig in einander übergehend. Der Nordwesten, Bithynien und Mysien, durch den Sakaria und den Susurlu zum Pontus und zum Marmorameer entwässert, schließen sich in ihrem ganzen *) Vegetation der Erde (1872) Bd. I p. 261 ff. Charakter eng an die Pontusküste an und tragen heute noch aus- gedehnte Wälder; ein mächtiger Gebirgszug, ziemlich ununter- brochen vom Mourad Dagh an den Quellen des Pursak zum tro- Janischen Ida streichend, bildet eine scharfe Scheide gegen Ly- dien und Jonien. Die Molluskenfauna schließt sich eng an die der Bosporusländer an; die Clausilien gehören zu Euxina, die Xerophilen in die Verwandtschaft der Heli obvia, von Pomatia haben wir neben den Bosporusarten Helix lucorum und am Olymp die eigentümliche, zwischen Tachea und Pomatia stehende Helix tchihatcheffi Kob. Einen Zonites kennen wir aus diesem Gebiet werkwürdiger Weise noch nicht, während die Gattung bei Kon- stantinopel und Smyrna gut vertreten ist. In der Troas haben wir einen sehr eigentümlichen Buliminus (trojanus Kob.), der in keine Untergattung recht passen will, und am Olymp bei Brussa zwei Mittelformen zwischen Chondrulus und Pupa, welche Wester- lund vielleicht nicht ganz mit Recht mit einigen arabischen For- men in eine Untergattung Amphiscopus bringt. Dazu kommen noch einige Chondrula und zahlreiche Drephulus. Allem An- schein nach kennen wir erst einen geringen Teil der Mollusken dieser Gegenden. Noch weniger wissen wir von Jonien und dem dahinter lie- genden Lydien. Von Smyrna kennen wir zwei endemische Zo- nites (smyrnensis und chloroticus), eine Pomatia (maltzani Kob.), Brephulus tricuspidatus Kstr. und zwei Albinarien als die äußer- sten Vorposten der Untergattung auf dem Festland. Einigen Er- satz bietet unsere Kenntnis den dicht anliegenden Inseln, obwohl auch diese noch unvollständig genug ist; ich verzeichne die Fauna in der Anlage (2). Hier muß uns zunächst auffallen, daß die für Mittelgriechenland charakteristischen Gruppen Papillifera und Oligoptychia vollständig fehlen, während (ampylaea eyclolabris nur auf dem etwas weiter vorliegenden Nikaria subfossil gefun- den worden ist. Gemeinsam mit dem griechischen Ufer und den Cyceladen sind außer den weitverbreiteten Arten eigentlich nur (ronostoma lens und Pseudalinda denticulata; erstere reicht von Karien bis zu den jonischen Inseln, letztere wenigstens bis An- dros. Auch die beiden Pomatia (asemnis und cincta) sind keine griechischen Arten, die Zonites gehören zu den kleinasiatischen Typen. Also auch hier durchaus kein zwingender Beweis für eine ununterbrochene Landverbindung mit Griechenland in jüngerer Zeit. Daran wird auch eine genauere Erforschung der kleinasia- tischen Küste nicht viel ändern. Andererseits deutet auch das Vor- dringen von Albinaria, die sich nie weit von der Küste entfernt, bis Lesbos und Smyrna auf ein erhebliches Alter der Küsten- linie; wären sie erst in der Diluvialperiode dorthin gelangt, so hätten sie schwerlich eigene Arten ausgebildet. Nur Albinaria coerulea Fer., die am weitesten verbreitete Art, hat wie auf die Cycladen so auch hier ihren Arteharakter festgehalten. Für die Südwestecke Kleinasiens, das alte Karien (Anl. 3), kommt eine Verbindung mit Europa nur auf dem Weg über Kreta in Betracht und wir haben im vorigen Kapitel schon nachgewie- sen, daß diese Brücke schon sehr früh zwischen Kreta und Ce- rigo unterbrochen wurde. Gonostoma lens und P’seudalinda den- ticulata können von Jonien aus eingedrungen sein; erstere hat Zeit gefunden, sich zu einer eigenen Lokalform (gyria Roth) zu entwickeln, wie auf Creta zu Hel. barbata; auf Karpathos und Kasos ist sie nieht nachgewiesen, die Pseudalinda fehlt auf die- sen, wie auf Rhodus. Im Übrigen hat Karien außer einem Zo- nites keine eigentümlichen Arten geliefert; wir kennen freilich auch nur wenige Küstenpunkte des verödeten, einst so blühenden Landes. Die Inseln zwischen der karischen Küste und Rhodus zei- gen, wie wir im vorigen Kapitel erwähnt, einigen Einfluß des kretischen Verbreitungszentrums in ihren Albinarien, den einzigen Clausilien, welche sie besitzen; auch zwei Cressa schließen sich an die große Insel an und die Xerophilen tragen kretischen Ty- pus. Dagegen haben sie drei Zonites, von denen der eine mit dem Festland gemeinsam ist, der andere (vielleicht auch auf Creta vorkommende) mit Amorgos, und den ersten Vorposten der eili- eisch-syrischen Levantina spiriplana, die fast ebenso auch auf Rhodus und Kalymnos vorkommt. Bekanntlich hat Olivier diese Art auch von der Kreta nördlich vorliegenden Insel Standia an- gegeben, aber das Vorkommen ist seitdem nicht wieder bestätigt worden. Unmöglich ist es nicht, denn die kleine Insel hat vor Kreta auch die seltsame Claus. torticollis voraus, die nur mit einer Form vom Libanon in Beziehung gebracht werden kann. Das große Rhodus (Anl. 4), obsehon leicht zugänglich und völlig sicher, ist kaum bekannter als Karien; die Tausende von Reisenden, welehe mit den Orientdampfern alljährlich vorbei- kommen, begnügen sich mit einem flüchtigen Aufenthalt in der alten Ordensstadt. Selbst die Geologie der Insel ist noch kaum bekannt. Wir wissen, daß jungpliozäne Schichten, anscheinend mit denen vom Mte. Pellegrino und Cypern gleichaltrig, in der Nähe der Stadt lagern, und daß darin merkwürdiger Weise auch einige der nordischen Formen vorkommen, die wir früher er- wähnten (Uyprina islandica, Dosinia lincta, Pecten septemra- diatus, Dentalium entale), aber auch der heute nach dem Se- negal zurückgewichene Strombus coronatus. Ferner daß sich Absätze älterer Süßwasserbecken finden, anscheinend denen von Cos gleichartig. Außerdem finden sich, ein scharfer Unterschied von Kreta, marine Mioeänschichten, die auch auf Kasos auftreten. Die Hauptmasse der Insel ist nach Bukowski *) Kreide, die ohne merklichen Unterschied in die Nummulitenformation übergeht; darauf liegt Flysch und darüber, vielfach gestört, levantinische Schottermassen. Den Kern der Insel, die bewaldeten Abhänge des 1240m hohen Atabyrios, kennen wir noch nicht; was wir von Mollusken wissen, bezieht sich auf die dürre Nordspitze, von welcher auch nicht der kleinste Bach zum Meer niederläuft. Was bekannt ist, habe ich in Anl. 4 mit einem * bezeichnet. Schei- den wir die Küstenfaunula, die hier erheblich reicher entwickelt zu sein scheint als innerhalb des Archipels, und die weit ver- breiteten kleinasiatischen Arten aus, so bleibt nur wenig übrig, und dieses wenige ist meist mit den benachbarten karischen In- seln gemein. Eine Pomatia (equitum Bgt.) erscheint eigentüm- lich; sie und eine zweite auf Kalymnos beschränkte (Hel. valen- tini Kob.) deuten neben der Levantina schon auf den Einfluß des eilieischen Verbreitungszentrums. Schlüsse zu ziehen, ehe wir das Innere der Insel und das gegenüberliegende Karien kennen, wäre indeß sehr gewagt. Von der Iykischen Halbinsel hat schon Spratt bei seinen Küstenaufnahmen eine Anzahl interessanter Formen mit- gebracht; später hat der Archäologe von Luschan eimiges gesam- melt und neuerdings hat sie Rolle **) von Makri im Westen über Elmaly bis Adalia sammelnd durchzogen, auf der Rückfahrt aueh noch Alaja an der Küste besucht. Eine Anzahl Arten von Adalia *) Sitzungs-Berichte der k. k. Akademie in Wien, 1889. *#*) Rossmässlers Tconographie. N. F. Supplementband. BT hat auch Clessin veröffentlicht, so daß wir über dieses Gebiet einigermaßen besser unterrichtet sind (Anl. 5). Wir haben bier die merkwürdige Erscheinung, daß uns zwei große endemische Schnecken entgegentreten, von denen die eine (Helix Iycica Mrts.) der großen typischen Form der Codringtonia codringtonii Fer. vom Taygetos so nahe steht, daß Martens sie ursprünglich als Varietät derselben beschrieb, während die andere, offenbar ihr nahe stehend und derselben Gruppe angehörend (Helix callirhoe Rolle) sich näher an Levantina stellt. Konnte man bei Iyecica an die Einschleppung einer geschätzten Speiseschnecke denken, so ist das nach Entdeckung einer zweiten Art einfach unmöglich. Wir stehen da vor einem Rätlhsel. Seine Lösung kann in zweier- lei Weise erfolgen, entweder indem die Anatomie Helix Iycica trotz der Ähnlichkeit auch zu Levantina verweist, oder indem aus dem pamphylischen und eilieischen Taurus noch Übergangs- formen bekannt werden. Übrigens dürfen wir auch nieht ver- gessen, daß Lykien gegen Norden durch den Taurus abgeschlossen ist und nach Süden eine ausgeprägte Abbruch-Küste hat, daß also sich recht wohl Relikten hier gehalten haben können. Das Iykische Plateau ist nach Rolle sehr arm an Schnecken, doch greift die dem Südabhang sonst fehlende Pomatia lucorum var. taurica bis in die Gegend von Elmaly herüber. Die Ab- hänge dagegen sind recht reich und haben nicht weniger als drei eigentümliche Zonites, darunter den prächtigen Z. megistus, die größte Form der Gattung. Auch Petraeus hat vier Arten, darunter zwei endemische, Zebrina und Uhondrula je eine eigene, Clausilia ist durch sechs Albinaria und eine Oligoptychia ver- treten. Von ihnen abgesehen ist der Charakter der Fauna von dem der Westküste sehr erheblich verschieden und viel mehr an den eilieischen erinnernd. Auch die einzige Najadee, der in einer dieken Schlammhülle verborgene und wahrscheinlich in ihrem Schutz übersommernde Unio Iyeicus aus dem Arab-Tschai gehört zu der im ganzen Gebiet des aegeischen Meeres fehlenden Gruppe von rothi-litoralis. Von der Küste Pamphyliens kennen wir nur zwei Clau- silien, die auch in Lykien vorkommen, Albinaria bigibbosa und Oligoptychia sowerbyana; vielleicht beziehen sich beide Angaben auf Adalia, das ja auf der Gränze der beiden Landschaften liegt. Nicht besser steht es mit dem westlichen Teil der Cilicia tra- = sa chaea und dem ganzen Stromgebiet des Kalykadnos. Nur das ebenere Cilicien und den Abhang des Beilan gegen Alexandrette kennen wir einigermaßen. Letzteren von dem Mündungsgebiet der beiden ceilieischen Ströme zu trennen, sehe ich keinen Grund; es scheint mir viel wahrscheinlicher, daß die Senke des Orontes eine Scheide bildet, doch kennen wir dafür die genauere Ver- teilung der Arten noch zu wenig und wissen besonders nicht, was von Antiochia dem Nordabhang und was dem Südabhang des unteren Orontes-Beckens angehört. Jedenfalls aber bildet der Taurus bei seinem Umbiegen nach Nordosten eine trennende Gränze, die wichtiger ist als die südöstliche, und der Gesamt- charakter der eilieischen Fauna ist eher ein syrischer, als ein kleinasiatischer. Eine Entscheidung darüber können wir freilich erst geben, wenn einmal die Randgebirge auf die Verbreitung der Olausilien hin untersucht worden sind. Heute kennen wir nur eine einzige Ulausilie (Oligoptychia amaliae Bttg.), deren Fund- ort obendrein nieht ganz sicher zu sein scheimt; sie würde dem nordkleinasiatischen resp. kaukasischen Formenkreise angehören. Weiter kennen wir aus den Vorhügeln der Cilieia trachaea eine Levantina (cilicica Kob.), aus dem Formenkreise der kurdestaner L. guttata, sonst nur die Fauna der Ebene. Auch in dieser sind die beiden Xerophilen syrisch-kaukasisch, ebenso die Nummulina und die beiden Fruticieolen, ächt syrisch die zahlreichen präch- tigen Pomatia, die Petraeus und die beiden den palästinensischen nahe stehenden ZLeucochroa. Auch die Bivalven schließen sich den syrischen an; die Leguminaia des Orontes-Beckens fehlen, aber Unio wagneri m. stellt sich mit seinem verkümmerten Schloß so recht zwischen sie und die Unionen aus der Gruppe des U. litoralis-rothi. Ich hebe noch einmal hervor, ‚daß noch kaum ein Sammler über das Deltagebiet der beiden Zwillingsströme hin- aus gekommen ist und daß wir die eilieischen Berge und Klein- arınenien noch nicht kennen. Auch über die in zoogeographi- scher Beziehung so wichtigen Fischfaunen der eilieischen Flüsse habe ich Angaben nicht finden können. Etwas besser bekannt ist Cypern, besonders nachdem neuer- dings Rolle dort gesammelt hat. Die Insel liegt beinahe gleich- weit von der syrischen und von der kleinasiatischen Küste ent- fernt, aber von ihren beiden Gebirgsketten läßt sich nur die nördliche, welehe in dem 990 m hohen Pentadactylo gipfelt, und Kobelt, Zoogeographie II. 22 — 958 — aus Kalk besteht, mit den syrischen Gebirgszügen in Parallele bringen; die seltsame Landzunge an der Nordostecke deutet ge- rade auf den Dschebel Musa, den südlichen Eckpfeiler des Golfs von Iskenderun. Die südliche mit dem 2012m hohen Troodos ist plutonischen Ursprungs und scheint absolut selbständig zu sein; ein Ausläufer des Mittelmeers hat beide Bergzüge schon im Miocän geschieden uud ist heute noch in seinen Ablagerungen nachweisbar. Die Insel, noch beim Beginn der Geschichte ein dichter Wald von Zypressen, Zedern und Kiefern, ist heute bis auf geringe Reste entwaldet, dürr und sonnverbrannt; von ihren Mollusken mag manche Art den veränderten Umständen erlegen sein, ohne daß eine nennenswerte Neu-Einwanderung erfolgen konnte. Ihre Flora zeigt eine auffallende Einförmigkeit, nament- lich in der Zusammensetzung des Buschwaldes, der Maechien; daß sie an endemischen Arten achtmal ärmer ist, als Kreta, ha- ben wir schon im vorigen Kapitel erwähnt. Es ist eben ein altes Kulturland, in welchem verhältnismäßig nur wenige dem Ackerbau absolut unzugängliche Gebirge liegen, während in Kreta die wüsten Berge weitaus überwiegen. Für die Molluskenfauna charakteristisch ist das Auftreten einer in mehreren Lokalformen entwickelten Levantina im nördlichen Gebirgszug (Lee. bellardii Mouss.); sie schließt sich nieht an die syrische spiriplana, son- dern an die kurdestaner guttata, resp. die vorhin erwähnte eili- ciea an, aber ihre schon weit vorgeschrittene Spezialisierung deutet auf Abtrennung in alter Zeit. Dagegen beweisen Cressa und die Clausilien, welche alle der Untergattung Albinaria angehören, eine Verbindung mit den Ländern am Archipel, während Pomatia eine ganz ähnlich reiche Entwicklung zeigt, wie in Cilieien und Nordsyrien. Eine Calaxis wäre ein ächt palästinensischer Zug, doch ist bei solchen kleinen Arten immer an Einschleppung zu denken; ausgesprochen syrisch ist der Reichtum an gezähnten Chondrus, aber auch hier sind die meisten Arten endemisch. Scheiden wir überhaupt die Küstenfaunula aus, so bleiben nur ganz wenige Arten übrig, welche etwas weiter verbreitet sind, und von ihnen gehören wieder weitaus die meisten alten Typen an, welche ihre Ausbreitung vor dem Miocän genommen haben. Wir müssen also Cypern als eine seit alter Zeit abgetrennte Insel ansehen, welche Spuren ehemaligen Landzusammenhanges mit 4 ss eu ee See Feen ie een 5 Be den drei Nachbarprovinzen bewahrt, aber sicher seit dem Ende der Tertiärperiode neue Einwanderer nicht erhalten hat. Anlagen. 1) Aus Kleinasien, ausschließlich des Waldgebietes am Pon- tus und der Inseln, sind folgende Mollusken bekannt: Retinella eypria Pfr. Carien. Hyalina hydatina Rossm. Zonites smyrnensis Roth. — goldfussi Westerl. — chloroticus Pfr. — megistus Kob. Castellorizo. — corax Pfr. Taurus. — caricus Roth Carien. — rollei Rob. — Iyeieus K. et R. Leueochroa adanensis Naeg. — rollei Kob. Patula erdelii Roth. Gonostoma gyria Roth Cacamo. Latonia berytensis Fer. Carthusiana proclivis Mrts. — frequens Mouss. — bifaria Wester!l. — carascaloides Bgt. — carthusiana Müll. — syriaca Ehrbg. Euparypha pisana Müll. Xerophila krynickii Andız. — vestalis Parr. Maeularia vermieulata Müll. Codringtonia lyeica Mrts. Lyeien. — callirhoe Kob. Pomatia tchihatcheffi Kob. Olymp. — aspersa Müll. — maltzani Kob. Smyrna. — escherichi Bttg. Ak Shehir. — bituminis Kob. Cilicien. — pericalla Bgt. Cilieien. — issiea Kob. Ciliecien. — adanensis Kob. Cilicien. var. sarieca Kob. Cilicien. — nucula var. mersinae Kob. — asemnis Bgt. Cilicien, Pomatia pachya Bgt. Cilicien. — venusta Mrts. Carien. — anctostoma Mrts. Cilicien. — beilanica Westerl. — lJucorum Müll. — radiosa Zel. Petraeus kotschyi Pfr. Cil. ?—trojanus Kob,. Troas. — cearneus Pfr. Lycien. — lycieus Pfr. Lycien. — halepensis Fer. — naegelei Bitg. Cil. Mastus kindermanni Parr. — anatolicus Issel. — pupa Brug. Smyrna, Lycien. — meus Westerl. Zebrinus spratti Pfr. Lycien. — hebraicus Pfr. — eburnea Pfr. Adalia Lycien. — fasciolata Oliv. Adalia Cilicien. — oligogyrus Bttg. Cilicien. — funkei Bttg. Cilicien. — detritus Müll. Cilicien. — dardanus Friv. Brephulus orientalis Friv. — trieuspidatus Kstr. Smyrna. — zebra Oliv. — compactus Friv. Brussa. — olympieus Parr. Brussa. — tournefortianus Fer. -— bradus Gall. Boyabad. — bithynieus Gall. — ghedeoni Gall. — rivetianus Gall. — nareissei Gall. — merloianus Gall. — becharianus Gall. Chondrulus leucodon Pfr, — 3540 — Chondrulus tridens Müll. blandus Friv. Amasia. ovularis Fer. foveicollis Bttg. Konia. sagax Friv. Amasia. mouradi Desh. Angora. ponsonbyi Westerl. Lycien. priamus Kob. Troas. dentieulatus Pfr. Harmanjik. scapus Parr. Amphiscopus sturmi Kstr. Brussa. squalinus Rossm. Brussa. Lauria cylindracea da Costa. Oreula doliolum Brug. scyphus Friv. Granopupa granum Drp. Euxima hetaera Friv. Prinzeninsel. eireumdata Friv. Brussa. schwerzenbachi Parr. belone Bitg. subulata Pfr. strumosa Friv. hübneri Rossm. corpulenta Friv. moesta Fer. Albinaria anatoliea Roth. Carien. bigibbosa Charp. Pamphylien, Karamanien. munda Rossm. Smyrna. dunkeri Pfr. forbesiana Pfr. Lyeien. lerosiensis Fer. Lycien. maeulata Zgl. Ephesus, Smyrna. olivieri Roth. chia var. submarginata Bittg. 2) Von den Inseln der jonischen Küste führt, Martens nach Oertzen auf: Limax variegatus Dry. Vitrina annularis Stud. Samos. Hyalina aequata Monss. cypria Pfr. nitidissima Mouss. Vitrea hydatina Rossm. sorella Mouss. eudaedalaea Bgt. clessini Hesse. Alinda denticulata Oliv. Pseudalinda mirabilis Parr. Oligoptychia iaevicollis Parr. Amasia. — fausta Friv. Amasia. -— sowerbyana Pfr. Pamphylien. Rumina decollata L. Planorbis subangulatus Phil. — piseinarum Bgt. Cyelostoma glaucum Sow. Vivipara subfaciata Bgt. Melanopsis wagneri Roth. — buceinoidea Oliv. — costata Oliv. — kotschyi Phil. — laevigata Lam. Neritina anatolica Reel. Unio vescoi Bgt. — kotschyi Parr. — eueirrus Bgt. — eueyphus Bgt. — bruguierianus Bgt. — bithynieus Kob. — wagneri Kob. — tracheae Kob. — rollei Kob. — Iyeieus Rolle. — ceilieieus Kob. — alexandri Kob. ? Pseudodon churchillianus Bgt. Anodonta vescoiana Bgt. — ceilieica Kob. — taurica Bgt. — apollonica Bgt. Zonites polycerates Mrts. — smyrnensis Roth. Patula rupestris Drp. Gonostoma lens Fer. Carthusiana schuberti Roth. — proelivis Mrts. —- carthusiana Müll. Campylaea cyclolabris Desh. Nikaria. » en aa U u DD A a aa Mi Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — asemnis Bgt. — ceineta Müll. — aperta Born. Xerophila variabilis Drp. — cauta Westerl. Napaeus caesius Bttg. Chondrus carneolus Mouss. — samius Mrts. — godetianus Koh. — quadridens Müll. Torquilla philippii Cantr. Orcula doliolum Brug. 341 — Orcula seyphus Friv. Lauria umbilicata Dıp. — umbilicus Roth. Albinaria mitylena Alb. Lesbos. — caerulea Fer. — freytagi Bttg. Samos. — chia Bttg. Pseudalinda denticulata Oliv. Planorbis orientalis Oliv. Physa acuta Drp. Anecylus pileolus Fer. Pseudamnicola macrostoma Kstr. Melanopsis pracrosa Fer. 5) Molluskenfauna von Karien nach Martens, Moll. Oertzen: Retinella eypria Pfr. Zonites caricus Roth. Gonostoma gyria Friv. Frutieicola schuberti Roth. Carthusiana carthusiana Müll. — syriaca Ehrbg. Levantina spiriplana Oliv. Pomatia aspersa Müll. — cineta Müll. var. 4) Mollusken von Rhodos, inseln: * Hyalina aequata Mouss. * — nitelina Bgt. — nitidissima Mouss. Zonites smyrnensis Roth. * — rhodius Mrts. * Patula erdelii Roth. * Gonostoma lens Fer. —- lenticula Fer. Carthusiana schuberti Roth. * — redtenbacheri Zel. — proclivis Mrts. ? — rothi Pfr. * — syriaca Ehrbg. * Cressa pellita Fer. * Macularia vermiculata Müll. * Levantina spiriplana Oliv. * Pomatia aspersa Müll. * — eineta Müll. * — equitum Bgt. — valentini Koh. Pomatia venusta Mrts. Xerophila variabilis Dry. Rumina decollata L. Lauria umbilicata Drp. Albinaria anatolica Roth. — bigibbosa Charp. — leria Fer. Pseudalinda denticulata Oliv. Leros, Kalymnos und Nachbar- * Pomatia figulina Parr. * — aperta Born. * Euparypha pisana Müll. * Kerophila variabilis Drp. * — cretica Pfr. — calymnia Mrts. — mesostena Westerl. * — kırynickii Kalen. * Turrieula pyramidata Drp. * — trochoides Poir. * — verticillata Parr. * Cochlicella acuta Müll. * Zebrinus fasciolatus Oliv. * Brephulus calverti Bgt. Napaeus caesius Bttg. * Mastus pupa Brug. * — turgidus Kob. Chondrus quadridens Müll. Rumina decollata L. * Torquilla philippii Cantr. x Torquilla rhodia Roth. Orcula doliolum Brug. * — scyphus Friv. *? Albinaria bigibbosa Charp. * — brevicollis Pfr. * * _ milleri Pfr. 342° — Albinaria lerosiensis Fer. — extensa Pfr. = — olivieri Roth. — munda var. coa Bittg. Pseudalinda denticulata Oliv. Melanopsis praerosa Fer. 5) Molluskenfauna von Lykien einschließlich Adalia und der Insel Meis (Castelloryzo): Zonites rollei Kob. — Iyeieus Kob. et Rolle. — megistus Rolle. Carthusiana schuberti Roth. Codringtonia ? Iyeica Mrts. — callirho& Rolle. Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — lucorum var. taurica Kr. — asemnis Bgt. — eineta Müll. Petraeus carneus Pfr. — halepensis Fer. — rollei Kob. — Iyeieus Pfr. Mastus pupa Brug. var. rossmaessleri Pfr. Zebrina spratti Pfr. — eburnea Pfr. — fasciolata Oliv. Chondrula ponsonbyi West. — limbodentatus Mouss. Albinaria forbesiana Pfr. — bigibbosa Charyp. — lerosiensis Fer. — anatolica Roth. — alajana Bgt. — breviecollis var. inauris Bttg. Oligoptychia sowerbyana Pfr. Melanopsis praerosa Fer. — buceinoidea Fer. Unio Iyeieus Rolle. 6) Auf den Inseln zwischen Rhodos und Kreta (Karpathos, Kasos ete.) sammelte Oertzen nach Martens: Hyalina aequata Mouss. Zonites pergranulatus Kob. — casius Mrts. — caricus Roth. Gonostoma lentieula Fer. Cressa pellita Fer. — testacea Mrts. Macularia vermiculata Müll. Levantina spiriplana Oliv. Xerophila cretica Fer. — candiota Friv. — mesostena Westerl. Turrieula pyramidata Drp. Napaeus carpathius Bttg. Mastus turgidus Koh. Rumina decollata L. Orcula doliolum Brug. Albinaria brevicollis Pfr. — oertzeni Bttg. — carpathia Bittg. — olivieri Roth. — proteus Bttg. — unicolor Bttg. 7) Vom kleinasiatischen Hochplateau kennen wir: Xerophila krynickii Andrz. Pomatia escherichi Bttg. Akschehir. Chondrus blandus Fer. Amasia. — sagax Friv. Amasia. — mouradi Desh. Angora. — foveicollis Bttg. Konia. Oligoptychia laevicollis Parr. Amasia. — fausta Friv. Amasia. Pseudodon churchillianus Bgt. Konia. Ga al aa A a u Se 343 — 8) Molluskenfauna von Cilicien einschließlich Alexandrette: Leucochroa adanensis Naeg. — rollei Kob. Patula erdelii Roth. Frutieicola berytensis Fer. Nummulina spiroxia Bgt. Carthusiana syriaca Ehrbe. -Euparypha pisana Müll. Xerophila vestalis Parr. — kryniekii Andrz. Macularia vermiculata Müll. Levantina ceiliciea Kob. Pomatia aspersa Müll. — asemnis Bgt. — pachya Bgt. — anctostoma Mrts. — beilanica West. — bituminis Kob. — pericalla Bgt. Pomatia adanensis Koh. var. sarica Kob. — issica Kob. — nucula var. merssinae Koh. Petraeus kotschyi Parr. — naegelei Bttg. Zebrina fasciolata Oliv. — oligogyra Bittg. — funkei Bittg. — detrita Brug. Chondrula septemdentata Roth. ? Oligoptychia amaliae Bttg. Unio wagneri Kob. — tracheae Koh. — rollei Koh. — ceilieieus Kob, — alexandri Kob. Anodonta eilieica Kob. 9) Molluskenfauna von Cypern: Hyalina aequata Mouss. Retinella eypria Pfr. Patula sudensis var. eypria Pfr. (Gonostoma lentieula Fer. * Cressa lusignani Kob. * Monacha nicosiana Mouss. Carthusiana syriaca Ehrbe. Euparypha pisana Müll. Xerophila derbentina Andrz. — cretica Fer. * — Jarnacensis Kob. * — ledereri Pfr. * — cyparissias Parr. * Turricula liebetruti Alb. * — jdaliae Bgt. Cochlieella acuta Drp. Macularia vermiculata Müll. * Levantina bellardii Mouss. a var. ocelusa Mouss. — lapithoensis Rolle. * — eertrudis Rolle. * — chrysostomi Rolle. Pomatia aperta Born. — aspersa Müll. ? — figulina Parr. * — pediaea Koh. „Ke * Pomatia stenarochila Bgt. = — zeraethia Bst, * — trixenostoma Bet. * — cornarae Kob. * — chassyana Mab. Zebrina fasciolata Oliv. Mastus episomus Bst. — sabaeanus Bgt. *Chondrus parreyssi Pfr. * — limbodentatus Mouss. * — alumnus Pfr. * — truquii Bell. * — nueifragus Parr. * Chondrus stylus Parr. — attenuatus Mouss. — quadridens Müll. var. loewii Phil. Petraeus carneus Pfr. * Orcula sirianocorensis Mouss. (orientalis Parr.). * Calaxis rothi var. eypria Kob. * Albinaria saxatilis Parr. * — virgo Mouss. * — avia Charp. * — ungeri Zeleb. Vierzehntes Kapitel. Syrien, Palästina, Egypten. Das östliche Gestade des Mittelmeers von dem Kap der Schweine (Ras el-Chanzir), dem südlichen Eingangspfeiler des Golfs von Alexandrette ab bis zum Beginn des Nildeltas setzt sich ge- gen die übrigen Küstenländer scharf ab dureh seine Lage zwi- schen dem Meer und der Wüste. Es ist ein im Vergleich zu seiner Länge unverhältnismäßig schmaler Landstreifen, trotz seiner geringen Ausdehnung von eigentümlich ungleichmäßiger Beschaffen- heit. Vom Meer nach dem Inneren folgen sich zwar überall Kü- stenebene, Hochland, eine tiefe Einsenkung, dann wieder eine Hebung und schließlich die Wüste, aber Hebungen und Senkungen sind nicht überall gleich ausgebildet. Die Durchbrüche des Nahr el-Kebir (Eleutherus) und des Nahr el Klıasimyeh (Leontes) schnei- den diese Längszonen in drei Abteilungen: Nordsyrien, den Liba- non und Palästina. In Nordsyrien erhebt sich längs des Meeres das Nosairier-Gebirge, landein begränzt von der Senke des Orontes, welche nur niederes Hügelland im Norden von der vom Kueik bewässerten Ebene von Haleb und der anschließenden Wüste trennt; weiter südlich verwischt sich auch diese Trennung. Im Norden unterbrieht die breite Senke von Antiochia das Küsten- sebirge und gestattet sowohl dem Orontes, wie dem Karasu den Durchtritt zum Meere; jenseits erhebt sich der Dschebel Musa, der Amanus der Alten, welcher weiter nördlich heute Giaur Dagh genannt, mauergleich Cilicien und Syrien scheidet. Die eigent- liche geologische Nordgränze Syriens liegt noch nördlicher am Achyr Dagh, welchen der Durchbruch des dem cilieischen Djihan tributären Ak-su vom Amanus trennt, ein steil abfallender Rücken, der nach Nordosten hin in das armenische Hochland ausläuft. Die Gebiete von Aleppo und Aintab nebst dem Kurd Dagh sind noch zu Syrien zu rechnen. u U — 345° — Südlich vom Nahr el-Kebir ändert sich das Bild. Dicht an der Küste thürmt sich der Libanon bis zu 9030° auf, ihm parallel der Antilibanon, der an seinem Südende im Großen Hermon 9500’ erreicht. Zwischen ihnen liegt die breite Mulde der Bekäa, das alte Cölesyrien, im Norden durch den Orontes, im Süden durch den Leontes entwässert. In einer engen Schlucht anscheinend ziemlich junger Bildung durchbrieht der Leontes, oder wie er im Unterlaufe heute heißt, der Nahr el-Khasimye, die Küstenkette, aber die Schlucht bezeichnet die Gränze zweier ganz verschie- dener Formationen. Das Kettengebirge des Libanon bricht an ihr ab, was südlich davon liegt, sind plateauartige Bildungen, welche sich ja auch noch bis 3000’ erheben, aber nur als Horste betrachtet werden können, die beim Einbruch einerseits des Mittelmeeres, andererseits des Jordanthales stehen blieben. Eine verhältnismäßig unbedeutende Einsenkung, in dem Wadi Chaluss: oder el-Chabera südlich von Gaza beginnend und sich allmählig bis zu 368m erhebend, dann steil zum Todten Meer abfallend, bildet nach Ankel die natürliche Südgränze Palästinas; was süd- lich davon liegt ist Wüste und gehört zur Sinaihalbinsel. Doch ist die Gränze vielleicht weniger eine orographische, als eine phy- sikalische, bedingt durch die Gränze des Passatwindes. Jerusalem hat (nach Grisebach) noch 16 jährlich Regen, am Wadi Cha- lussa beginnt das regenlose Gebiet und damit ohne jeden Über- gang die Wüste. Auch die Wüste ist nicht überall gleich und macht nicht in allen Abschnitten ihren Einfluß gleichmäßig geltend. Was zwi- schen Nordsyrien und dem Mittellauf des Euphrat liegt, ist nicht eigentliche Wüste, sondern Steppe, früher gut bevölkert und auch heute noch im Stande, unter einer anderen Regierung eine zahl- reiche Bevölkerung zu ernähren. Selbst östlich vom Antilibanon lag noch beim Einbruch der Araber eine große Zahl von Städten und war die Kultur weit in die Wüste hinein vorgeschoben, und im öden Ostjordanland, ja noch östlich vom Todten Meer zeugen die prächtigen Ruinen der Städte der Dekapolis von vergangener Kultur, welehe nicht einer Veränderung in der Natur, sondern nur der menschlichen Unvernunft erlag. „Judäa*) ist freilich karstartig wüst, nur in den Thalfurchen, wo Wasser fließt, an- *) Grisebach I p. 422. — 346 — baufähig. Samaria dagegen hat eine reichlichere Vegetation und in den Bergen hier und da Wald. An den Vorbergen des Dsche- bel Nabud fand Russegger freundliche Thäler mit Buchenwald, von Gazellen belebt, und mit schönen Wiesen wechselnd, an den Abhängen der zum Karmel auslaufenden Kette kräftige Misch- wälder von Eichen und Buchen. Dieser Charakter steigert sich jenseits dieses Höhenzuges in Galiläa, wo der Tabor bis zur Spitze bewaldet ist und das Thal des Kison die reichste Garten- erde besitzt. Hier breitet sich das reichste Kulturland aus, in südlicher Vegetationsfülle schwelgend, von bedeutenden Bergströ- men bewässert, mit reichem Weideland an den Berggehängen. Auch noch jenseits des Jordans trägt das Gebirge von Adschlun in Peraea dichten Eichenwald mit Pistazien und Arbutus.“ In Mittelsyrien ist die dem Meer zugekehrte Seite des Li- banon heute wieder ein üppiger Garten, wenn auch von der einst berühmten Waldpracht, den Zedern und Zypressen, wenig mehr übrig ist. Die im Windschatten gelegene Ostseite ist freilich kahl, aber die Bekaa gehört noch zu den fruchtbareren Teilen des türkischen Reiches. Der Antilibanon ist in seiner ganzen Ausdehnung kahl, aber an seinen Ostabfall schmiegen sich zahl- reiche Oasen, die größte darunter die von Damaskus nahe dem Südende. Außer ihnen setzt sich auch das Hauran-Gebirge scharf gegen die Wüste ab, immer noch seiner Fruchtbarkeit wegen berühmt, mit den Ruinen von 500 Städten und Dörfern; es besteht aus Basalt und kommt deshalb für die Molluskengeographie we- nig in Betracht. Über die geologische Geschichte Syriens wird noch viel ge- stritten. Suess, von der Annahme ausgehend, daß an der gan- zen syrischen Küste keinerlei Tertiärbildungen vorkommen, son- dern nur einige ganz recente, neu gehobene Alluvialschichten bei Beirut und Jaffa, nimmt einen erst in der gegenwärtigen Epoche erfolgten Niederbruch der Küste an, der vielleicht nicht älter sei, als der Einbruch des Archipels. Darauf deutet er auch die Bil- dung des Rückens von Judäa, die nach Westen wohl dieselbe treppenförmige Absenkung zeigt, wie auf der Jordanseite, aber keinen Gegenflügel. Auch Neumayr hält die Bildung der heu- tigen syrischen Küste für eins der jüngsten Ereignisse am Mittel- meer. Diese Ansicht erfuhr aber eine bedenkliche Erschütterung, als Diener in der Palmyrene Tertiärschichten mit marinen Ver- ey Ren = u ee — 347 — steinerungen auffand. Neuerdings hat auch Blanckenhorn*®) marines Miocän in ziemlicher Ausdehnung am unteren Orontes gefunden, außerdem auch am Kuweik und Afrin und bei Tara- bulus und Beirut. Die Fossilien haben eine auffallende Ähnlich- keit mit denen der zweiten Mediterranstufe des Wiener Beckens. Damals also griff das Meer zwischen Amanus und Libanon tief ins Land hinein. Die Pliocänschichten der palmyrenischen Wüste beweisen, daß es sich dabei nicht um einen vorübergehenden Ein- bruch handelte. Doch nimmt auch Blanckenhorn für das untere Pliocän bei dem auch im Westen unverkennbaren Zusammen- schrumpfen des Mittelmeers hier wieder eine Continentalperiode an, welcher im Mittelpliocän ein erneutes Eindringen des Meeres bis zur Palmyrene folgte. Im Oberpliocän dagegen ist das Meer auf eine kleine Bucht an der Orontes-Mündung beschränkt, und ausgedehnte Süßwasserseen, von unzähligen Vivipara und Mela- nopsis bevölkert, bedeckten die Niederung von Antiochia und die Ebene er-Ghäb am mittleren Orontes. Seitdem hat eine kon- stante negative Niveauveränderung längs der ganzen syrischen Küste stattgefunden, welche anscheinend noch fortdauert. Die alte Küstenlinie liegt im südlichen Palästina bis 60m über der heutigen, bei Beirut noch 40 m, weiter nördlich nur 6—10m. Wir haben schon im ersten Bande erwähnt, daß diese Hebung mit der am Roten Meere zusammenhängt. Wie die Frage der Tertiärschichten, so ist auch die nach dem Alter der Einsenkung streitig, welche von der Nordgränze Syriens bis zum Golf von Akaba unser Gebiet in zwei Hälften schneidet. Sie hat lange für eine direkte Fortsetzung der Spalte des Roten Meeres gegolten; jetzt mißt man dem Umstand, daß sie in einem spitzen Winkel auf dieselbe trifft, entscheidende Bedeutung bei und hält sie für unabhängig davon. Dagegen ist man noch lange nicht einig über ihren Verlauf und über ihr Alter. Blanekenhorn setzt ihre Bildung im den Beginn der Diluvial- periode, Diener (Libanon p. 79) spätestens an den Anfang der Miocänperiode. Letzterer läßt sie über den Leontes hinüber bis zu den Abhängen des Dschebel er-Rihan reichen, ersterer dagegen bis an die Basaltmasse von Homs. Die Wasserscheide zwischen *) In 36. u. 37. Bericht des Vereins für Naturkunde in Cassel, und: Grundzüge der Geologie und physikalischen Geographie von Nordsy- rien, Berlin, Friedländer 1891. Litani und Jordan ist ein stehengebliebener Horst, der steil nach Norden, aber allmählig und als ein breites, wasserreiches Hochthal zum Jordan abfällt. Ob vielleicht früher einmal ganz Cölesyrien zum Jordan entwässert wurde, ob sein Boden früher höher lag und erst nach der Bildung der Leontes-Schlucht dureh die Ero- sion ausgefressen wurde, ist ebenfalls noch streitig. Sicher scheint nur, daß die Senke niemals mit Meerwasser ausgefüllt wurde, weder im Orontesthal noch im Jordanthal, und daß kleinere Er- schütterungen, Grabenbrüche und Senkungen noch bis ins junge Pliocän, ja wahrscheinlich bis zu Menschengedenken fortdauerten. Die biblische Legende von Sodom und Gomorrha berichtet viel- leicht von der letzten; daß sie nicht auf die Bildung des ganzen Ghor bezogen werden kann, geht schon einfach daraus hervor, daß Abraham bereits vorher im Jordanthal mit seinen Heerden auf- und abzog. Ein Überströmen des Todten Meeres in den Golf von Akaba hätte übrigens auch die ganze dem Libanon entströ- mende Wassermasse niemals bewirken können, da die Schwelle im Wadi Arabah mit 230—240 m viel höher über dem Meere liegt, als die Höhe zwischen der Ebene Jesreel und dem See von Genezareth. Die Molluskenfauna des eigentlichen Syrien ist uns zwar besser bekannt, als die kleinasiatische, und das angehängte Ver- zeichnis enthält eine recht stattliche Zahl von Arten, obschon eine ganze Reihe von neuerdings mit Namen belegten Limnäen und Melanopsiden nicht aufgenommen sind. Es berücksichtigt aber leider nur relativ wenige Teile der Provinz. Außer der Umgebung der. größeren, öfter von Fremden besuchten Städte kennen wir eigentlich nur den Libanon und die Schlucht des Nahr el-Kelb. Die Nosairierberge, der Casius und der Amanus sind uns mit Ausnahme des Passes von Beilan, den man auf dem Wege von Alexandrette nach Antiochia passiert, noch völlig unbekannt. So ist es leider noch nieht möglich, die Grundfrage zu beant- worten, ob das durch die Orontesebene hereingreifende, bis zur Palmyrene reichende Tertiär die Mollusken in derselben Weise trennt, wie wir es an allen übrigen Stellen von ähnlicher geolo- gischer Vergangenheit gesehen haben. Blanckenhorn nimmt zwar an, daß diese Tertiärbucht durch die Senke des Nahr el-Kebir gegangen sei, aber dann mußte sie Cölesyrien quer durchschnei- den, und dann wäre wohl der obere Orontes hier zum Meere durchgebrochen. Nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse wäre in der That die charakteristische Clausiliengruppe Syriens, Cristataria, auf das Gebiet südlich von Antiochia beschränkt, und ebenso lebt von den beiden Gruppen der Levantinen die der guttata vorwiegend nördlich, die der spiriplana südlich vom Orontes. Es wäre sehr wünschenswert, daß künftige Erforscher Syriens diesem Punkte eine spezielle Aufmerksamkeit widmeten. Betrachten wir die vorliegende Fauna von Syrien als ein Ganzes, so muß uns die verschwindend geringe Rolle auffallen, welche die europäisch-alpinen Arten darin spielen. Mit Ausnahme des kosmopolitischen Zimax variegatus und einer auf Hyalina cellaria gedeuteten Polita sind nur die Limnäen, welche in un- zähligen Wandelformen die syrischen Seen erfüllen, Amphipeplea glutinosa und Planorbis marginatus (ob wohl subangulatus ?) mit unseren identisch; selbst die Pupen und die sonstigen Ubi- quisten sind bis jetzt noch nicht aufgefunden; nur Vallonia pul- chella wird mit Zweifel angeführt. Von der mediterranen Küsten- faunula sind die meisten vorhanden, aber es fehlen die Ferussacia und mehrere sonst sehr weit verbreitete Turricula (pyramidata elegans). Die Xerophila schließen sich zum großen Teil an die pontisch-kaukasische krynickü an, nicht an griechische oder tyr- rhenische Formen. Die weitaus größere Zahl der Landconchy- lien ist endemisch oder verbreitet sich höchstens nach Palästina. Charakteristisch ist die Untergattung Cristataria bei Olausilia, von deren zahlreichen Arten nur zwei auf Galiläa übergreifen. Sie kann allerdings verschieden gedeutet werden, je nachdem man sie ihres weißen Gehäuses wegen neben Albinaria oder ihres Schießapparates wegen neben Oligoptychia stellt; im erste- ren Falle wäre sie ein griechischer, im letzteren ein kaukasischer Zug. Die übrigen Clausilien gehören teils zu Kuxina, teils zu Oligoptychia, beides ächt kaukasische Gruppen; eine /dyla kann ihnen zugerechnet werden; meridional ist nur Albinaria filumna Parr., eine vom Rest der Gruppe etwas abweichende und eine eigene Sektion bildende Art; sie schließt sich in der Verbreitung an die eyprischen Arten an. Weiter ist charakteristisch der Reich- tum an Pomatia, den Syrien mit Cilieien und Palästina teilt, und an Fruticicola,;, die beiden scharfgekielten, niedergedrückten Nummulina haben ihre einzigen nahen Verwandten in Kolchis. Auch die zahlreichen Chondrula sind ein orientalischer Zug, die ==.\300 Petraeus, deren prachtvollste Formen hier ihre Heimat haben, können recht gut im Libanon und den benachbarten Gebirgszügen ihre Entwicklung genommen haben; sie strahlen bis zum Kau- kasus, längs der kleinasiatischen Südküste bis Lycien und süd- lich bis Yemen und Maskat aus. Syrien eigentümlich sind die Daudebardien der Untergattung oder vielleicht Gattung Libania Bgt., die durchsichtigen, ferus- sacienartigen, aber eine Lamelle auf der Mündungswand tragen- den Calaxis, von denen eine auch auf Cypern vorkommt, und zwei ÜUyelostoma. Die Untergattung Levantina vertritt in der vorderasiatischen Provinz die Macularien des Ostens; ihre Ver- breitung ist eine recht eigentümliche. Das Zentrum liegt zwei- fellos in den Gebirgen, welche das Quellgebiet und den Mittel- lauf des Euphrat umgeben und strahlt von dort aus östlich bis Mazenderan und Mosul, westlich bis Kalymnos, Rhodus und viel- leicht Kreta und südlich bis an die Südgränze von Palästina. Die unzähligen Lokalformen lassen sieh in zwei Formenkreise scheiden; die einen, zu allen Lebenszeiten ohne Kiel, gruppieren sich um Helix guttata Oliv., die anderen, wenigstens in der Ju- gend gekielt und meistens mit scharfer Spiralskulptur, um Helix spiriplana und caesareana. Beide Formenkreise bilden analoge korrespondierende Varietäten aus, die manchmal zu Verwechs- lungen Anlaß geben können, aber sie sind geographisch gut ge- schieden. Die Verwandten der Helix guttata nehmen den Nor- den und das Zentrum des Verbreitungsgebietes ein; sie beginnen im Osten in Mazenderan mit Helix mazenderanensis Nevill, er- füllen Nordpersien, Armenien südlich der Araratkette, die Rand- berge Mesopotamiens von Mosul ab, Kurdistan und wahrschem- lich auch Kleinarmenien; ihre äußersten Ausläufer finden sich in der Cilieia trachaea und in großer Formenmannigfaltigkeit auf Cypern. Aus dem Amanus sind Levantimen noch nicht bekannt geworden. Helise spiriplana dagegen hat ihre Hauptentwicklung im Libanon und in den Gebirgen von Palästina, diesseits und jen- seits der Jordansenke bis zum Südende des Todten Meeres. Das wäre weiter nichts Auffallendes, wenn sie nicht auf einmal an der Südwestecke von Kleinasien, auf der Lykien vorliegenden Insel Meis und auf Rhodos und Kalymnos wieder auftauchte *). *) Oliviers Angabe, daß der Typus von Hel. spiriplana auf der 0 0 0 u Du -— er Da sie in Lykien und überhaupt zwischen Ciliecien und Karien sicher fehlt, läßt sich dieses Vorkommen nur dadurch erklären, daß es aus einer Zeit stammt, wo das hintere Mittelmeer noch mit Land erfüllt war und eine direkte Verbindung zwischen Rho- dos und dem Libanon bestand, während Cypern noch an den ci- lieischen Taurus angeschlossen war. Kreta war damals wohl schon abgetrennt. Freilich will es da nicht recht passen, daß die nord- syrische Tertiärbucht die beiden Formenkreise scheidet. Nieht weniger Eigentümliches als die Landmolluskenfauna Syriens hat aber auch die des Süßwassers. Ich lege dabei we- niger Gewicht auf die zahlreichen neuen Arten, die Locard neuer- dings beschrieben hat, und auf das Auftreten von Corbicula, als auf die totale Verschiedenheit der Najadeen, für welche Cilicien, Syrien und Palästina ein wichtiges Verbreitungszentrum bilden. Allerdings hat auch das Vorkommen von Üorbieula darin seine hohe Bedeutung, daß diese Gattung nicht als aus Euphrat oder Nil eingewandert betrachtet werden darf, sondern als ein Relikt. Noch in der Pleistoceänzeit reichte eine von C. fluminalis kaum unterscheidbare Form bis nach England und kam die Gattung auch in Nordafrika und der Sahara vor; heute berührt sie nir- gends mehr europäischen Boden, der nordwestlichste mir bekannte Fundort ist Smyrma. In den syrischen Seen, im Orontes und Jordan finden wir zahlreiche Formen, die sich indeß alle auf den Typus von ©. fluminalis zurückführen lassen, während der Euphrat eigentümliche Formen beherbergt. Die Najadeen sind durch zahlreiche Gattungen vertreten. Von Unio finden wir, wie im achten Kapitel erwähnt, zwei Haupt- typen, den Formenkreisen von littoralis-rothi und von requienü angehörend, in zahlreichen Formen; der griechisch -anatolische des Unio vescoi ist nicht vertreten, auch keine der Charakter- formen des Euphrat oder des Nil. Dagegen sind dem Euphrat und dem Libanongebiet gemeinsam die Unioniden mit verkümmer- tem Schloß (Leguminaia, Pseudodon); sie finden sich nicht in den eilieischen Flüssen und nieht im Jordan, aber es sind sogar zwei Arten dem Orontes und dem Euphrat gemeinsam, ebenso wie ein Unio-(anemprostus Let.) Das deutet auf eine frühere kleinen Insel Standia bei Kreta vorkomme, ist nicht wieder bestätigt worden. — 35532 — engere Verbindung der beiden Flußsysteme, vielleicht mit Hülfe des Flusses von Aleppo, der sich heute in einem See verliert, aber durch seine Fischfauna als ehemaliger Tributär des Euphrat charakterisiert wird und trotzdem Fischarten mit dem Orontes ge- mein hat. Der Ausbruch der Basaltmasse von Homs und die zahl- reichen Grabenbrüche nördlich davon, welche nach Blanckenhorn Jünger sind als das Pliocän und der Durehbruch des Nahr el- Kebir, können recht wohl diese Verbindung unterbrochen haben, die Ableitung des oberen Orontes zum Mittelmeer gäbe für sich schon eine genügende Erklärung dafür, daß kein Wasserlauf des Antilibanon mehr den Euphrat erreicht, ohne daß wir eine Ver- änderung des Klimas anzunehmen brauchen. Die Molluskenfauna von Palästina unterscheidet sich von der Syriens in verschiedenen Punkten nicht unwesentlich (Anl. 2). Zunächst treten die Clausilien völlig zurück. Nur zwei Cristataria reichen bis Galiläa und um Jerusalem findet sich die weitverbrei- tete und mit Moos leicht verschleppbare Zuxina moesta. Dann ist Levantina sehr viel zahlreicher vertreten, in etwa 10 benann- ten Formen, die freilich sämtlich zum engeren Formenkreise der spiriplana-caesareana gehören. Allem Anschein nach hat jeder Bergzug, ja jeder einzelne Berg, auch hier an der Verbreitungs- gränze der Formengruppe seine eigene Lokalform entwickelt, wie wir es schon bei verschiedenen Arten nachgewiesen haben. Einen dritten fundamentalen Unterschied bedingt die reiche Entwicklung von Leucochroa namentlich in der Umgebung von Jerusalem und am Abhang von da zum Todten Meer. Beim Kloster Mar Saba finden sich einige Formen, welche in starken schwieligen Höckern auf dem Mundrand eigene Schutzvorrichtungen gegen die Hitze ausgebildet haben; Westerlund hat für sie eine besondere Unter- gattung Mima errichtet; aber wir finden Anfänge der Bildung 7. B. bei der eilieischen L. rollei und das läßt eine besondere Abteilung überflüssig erscheinen. Weiterhin sind die Pomatia zum srößeren Teil von der syrischen verschieden und bilden eine eigentümliche Gruppe, deren Mittelpunkt Helix cavata Mousson ist. Dagegen stimmen die Dulöminus und ihre Verwandten, die Xerophila mit Ausnahme einiger Turricula (philamnia, tuber- culosa), welche wie Hremia desertorum an der Südgränze aus der Wüste eindringen, die Hyalina u. dgl. mit Syrien überein, während wiederum die syrischen Cyelostoma in Palästina zu fehlen — 5535 — scheinen. Freilich kennen wir ja die Gränzgebiete zwischen dem Libanon und dem Plateau von Galiläa noch kaum. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Tiefthal des Jordan und der Jordan selbst. Die tiefe Grabensenke des Ghor ist bekanntlich die tiefste wasserfreie Einsenkung der ganzen Erd- oberfläche und zugleich die wärmste Stelle des ganzen paläark- tischen Gebietes. Dem entspricht vor Allem die Flora. Tri- stram*) fand unter 115 phanerogamischen Pflanzenarten nur 27 paläarktische, und zwar lauter weit verbreitete Formen, da- gegen 71 aethiopische, 26 indische und nur 3 endemische Er nimmt an, daß diese Flora nicht in neuerer Zeit eingewandert sei, sondern noch aus der wärmeren Periode vor der Eiszeit, wahrscheinlich sogar aus der Miocänperiode stamme und sich nur hier im heißen Ghor erhalten habe, während sonst nach der Eis- zeit die Mediterranflora alles überwucherte. Boreale Eindring- linge sind nach Palästina überhaupt nicht gelangt; auf den höchsten Gipfeln des Libanon und des Großen Hermon, über 9000, fin- den sich zwar nichtmediterrane Arten, aber sie sind alle ende- misch, nicht alpin. Nicht ganz derselben Ansicht ist Grisebach **), welcher scharf hervorhebt, daß von tropischen Pflanzen sich am Jordan wildwachsend nur diejenigen finden, die auch in der ara- bischen Sahara einheimisch sind, mit welcher die Landschaften am Todten Meer sich durch die Sinaihalbinsel unmittelbar be- rühren. Die ausgezeichnetste Pflanzenform des tropischen Afrika, welche im Ghor vorkommt, ist der großblättrige Uscher (Calotro- pis procera), welcher vom Sudan aus durch Egypten bis 26° n. Br., über die Oasen der Sahara, sowie nach Asien sich weit- hin verbreitet. Das würde auch besser mit der Ansicht Blan- cekenhorns***) stimmen, nach welcher der Einsturz des Jordan- grabens erst im Diluvium und völlig unabhängig von dem viel älteren Einbruch des Roten Meeres erfolgt ist. Ebenso mit den Resultaten von Noetling}), welcher nur quaternäre Schichten mit einer der heutigen vollkommen entsprechenden Mollusken- fauna, die sogenannnten Lisänschichten, im Jordanthale fand. Jedenfalls verdient die Frage eine neue Prüfung. *) Ann. Mag. N. H. (IV) 2 p. 69. **) Vegetation der Erde (1872) I p. 123. ***) 36 u. 37 Bericht des Vereins für Naturkunde in Cassel. 7) Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 1886 vol. 38 p. 807. b} 23 Kobelt, Zoogeographie Il. — 354 — Auch die Fischfauna des Jordan zeigt sehr eigentümliche Züge; ihre Ähnlichkeit mit der des Nil ist schon Ehrenberg und Hemprich aufgefallen. Sie enthält vor allem den Nilwels (Clarias macracanthus), der nur als ein Relikt betrachtet werden kann, denn er fehlt dem unteren Nil, und ein halbes Dutzend Chromis, vier Nemachilus, zwei Capoeta und drei Cyprinodon, von euro- päischen Arten nur den Aal. Mit dem Euphrat nnd den Flüssen am ÖOstabhang des Libanon ist nach den mir vorliegenden Ver- zeichnissen nur Alburnus sellal gemein, doch sind die Gattungen im Wesentlichen dieselben, nur C'hromis fehlt außerhalb des Jor- dan; ein Clarias lebt auch im Orontes. Als Beweis für einen alten Zusammenhang zwischen Nil und Jordan genügen die we- nigen Fische nicht, um so weniger, als die Molluskenfauna eine total verschiedene ist. Von den tropischen Molluskengattungen, welche mit dem Nil nach Egypten gelangt sind, hat keine ein- zige den Jordan erreicht; die Unionen haben höchstens eine ent- fernte Ähnlichkeit mit einander, die Charakterformen des Jordan fehlen dafür im Nil, Unionen so gut wie Melanopsis. Daß auch die sicher nilabwärts in das paläarktische Gebiet gelangte Süß- wasserschildkröte (Trionya nilotica) dem Jordangebiet fehlt, habe ich schon oben erwähnt. Offenbar ist der Jordan zu allen Zeiten vom Nil wie vom Euphrat unabhängig gewesen. Auch vom Oron- tes muß er sich schon ziemlich früh getrennt haben, denn wenn auch die Gruppen der Najadeen dieselben sind, ist doch nur eine einzige Art gemeinsam und die Arten mit verkümmertem Schloß (Leguminaia) fehlen dem Jordangebiet ganz. Mit der Annahme Dieners und Tristrams, daß der Einbruch am Ende der Miocän- periode erfolgte und damals die Kreidescholle, welche Jordan und ÖOrontes trennt, der Dschebel ed-Dahar, als Horst stehen blieb, würde die Molluskenfauna sehr gut stimmen. Das Gebiet zwischen dem Wadi Chalussa und der östlich- sten Nilmündung gehört zur Wüste und ist heute ohne ansässige Bevölkerung. Es ist aber nicht unbewohnbar und scheint mehr den Charakter der Vorwüste zu tragen; im Altertum blühte hier, freilich hauptsächlich auf den Transithandel gestützt, Petra. Auch die ganze Sinaihalbinsel gehört der Vorwüste an; die Zahl der Oasen ist jetzt ziemlich spärlich geworden. Die Molluskenfauna ist natürlich eine ziemlich ärmliche, um so mehr, als der Granit- boden der Halbinsel ihr ohnehin ungünstig ist. Trotzdem hat gerade dieses Gebiet eine eigentümliche, ziemlich formenreiche Helixgruppe, Eremia, den Macularien verwandt, mit dem Typus Helix desertorum Forsk., der seinen Namen mit Recht trägt. Die Eremien finden sich vom Südrande des Todten Meeres bis zum Ostrand der libyschen Wüste, am zahlreichsten im Nildelta, und schieben einen Zweig (Helix desertella Jick.) bis an den Fuß der abessynischen Berge vor. Eine nahe Verwandte lebt, wie schon im ersten Bande erwähnt, am anderen Ende der Sa- hara, an der atlantischen Küste am Rio d’Ouro. Außerdem sind aus dem Raum zwischen Nil und Jordan noch einige größere Xe- rophilen (Helix erckeli Kob., aschersoni Reinh., sinaica Mrts., beadlei Psbry.) und einige eigentümliche Turricula bekannt, welche sich an die syrischen eng anschließen. Wahrscheinlich finden sich in dem wenig erforschten Gebiet auch andere syrische Ar- ten, besonders Buliminus, auch wohl Leucochroa, denn nach Reinhardt*) sammelte Dr. Matz bei Abu Roasch am Rande der libyschen Wüste noch die sonst auf Syrien beschränkte Leucochroa cariosa. Über die Oase Egypten habe ieh schon im ersten Bande ziemlich eingehend gesprochen und dort schon den scharfen Un- terschied zwischen den Land- und Süßwassermollusken hervorge- hoben, auf den Martens zuerst aufmerksam gemacht hat. Die Landmollusken sind bis zum Wendekreis ausschließlich paläark- tisch, im Nil überwiegen die tropischen Formen. Selbst die Unionen stehen den paläarktischen fremd gegenüber und schließen sich eng an die abessynischen an. Von besonderer Wichtigkeit ist das Fehlen aller Unionen, welche sich an die vorderasiatischen und mediterranen Typen (littoralis und requienii) anschließen. Als diese Formen und Melanopsis sich ausbreiteten, kann der Nil noeh nicht dem Mittelmeerbecken zugeflossen sein, und als er die Schichten des Isthmus auf baute, welche heute die beiden Meere trennen, mag ein wüstenartiges Vorland Südpalästina di- rekt mit der libyschen Wüste verbunden haben. Die Landmol- luskenfauna ist selbstverständlich arm, da das Kulturgebiet all- jährlich überschwemmt wird. Sie setzt sich zusammen aus den Strandarten der Mittelmeerländer, welche auf das Delta beschränkt *) Sitzungs-Berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin 1887 p. 79. — 3556 — sind, und den Bewohnern der Vorwüste; der syrische Charakter ist unverkennbar; die Wüste von Alexandrien bis Tripolis hat sich als ein stärkeres Verbreitungshindernis erwiesen als die sy- rische; die nordafrikanischen Typen fehlen mit Ausnahme der kleinen Pomatia melanostoma (nucula Parr.), die aber, wie wir gesehen haben, auch auf Cypern und Creta vorkommt. Umge- kehrt fehlen aber die charakteristischen Petraeus, die von Syrien dureh Arabien bis Abessynien in der Vorwüste herrschen. Übri- gens ist unsere Kenntnis der egyptischen Landmolluskenfauna noch recht mangelhaft und bezieht sich nur auf die größeren Fremdenstationen; eine Durchforschung der Randberge an beiden Seiten würde trotz deren Wüstencharakter wohl manches Neue bringen. Besser ist Egypten in anderer Hinsicht bekannt; besonders bezüglich seiner Flora gehört es dank der ausdauernden Arbeiten Schweinfurths zu den am besten erforschten Ländern. Auch die Ornithologie ist von Rüppel bis Heuglin gründlich durch- gearbeitet worden; ich kann, da der mir zugemessene Raum ohnehin schon überschritten ist, wohl auf ihre geographischen Arbeiten und das, was ich im ersten Bande von ihren wichtig- sten Resultaten mitgeteilt habe, verweisen. Ich habe zum Schluß noch der Länder zu gedenken, welche von Alexandria ab bis zur Gränze von Südtunis die Südküste des Mittelmeeres bilden. Sie gehören in ihrer ganzen Ausdeh- nung dem Saharaplateau an, Barka und Tripolis sind nur Oasen, die unmittelbar am Meere liegen. Die ganze Strecke bedarf noch sehr einer gründlichen Untersuchung. In der Marmarica hat nur Spratt bei seinen Küstenaufnahmen gelegentlich ein paar Land- schneeken gesammelt, eigentümliche Wüstenformen von Xerophila, einerseits an die marokkanischen Xeroleuca, andererseits an die syrischen Turricula der ptychodia-Gruppe erinnernd, alle mit rauher Oberfläche und gekerbter Naht, manche für die Gruppe auffallend groß, alle aus der nächsten Nähe der Küste stammend. Auch das wenige, was wir über die Cyrenaica wissen (vgl. Anl. 4) deutet nach verschiedenen Richtungen: die beiden Turricula sind sogar speeifisch von syrischen Arten nicht verschieden, Oyelostoma sulcatum ist sonst auf die Küsten des tyrrhenischen Meeres be- schränkt, Xerophila cyrenaica hat ihre nächste Verwandte in dem gegenüberliegenden Kreta. Ob im Inneren nicht auch die — 3591 — Arten der Vorwüste auftreten, wissen wir nicht; für unmöglich halte ich es durchaus nicht. Die Vegetation ist eine ausgespro- chene immergrüne Mediterranflora. Die Oase von Tripolis ist dank der mißtrauischen Politik der Türkei immer noch kaum bekannt; ins Innere hinein vorzu- dringen ist eben so gut wie unmöglich. Aus der nächsten Um- gebung der Hauptstadt kennen wir eine Anzahl Xerophilen, welche sich unmittelbar an die südtunesischen anschließen, und die gewöhnliche Küstenfaunula.. Weiter nach innen in den kahlen Bergzügen, welche von Gabes bis Lebda die Küstennie- derung umziehen, finden wir dagegen, wie schon erwähnt, eine Anzahl Arten, welehe gewöhnlich zu Iberus gerechnet werden, aber wohl richtiger mit den Charakterarten der algerischen Vor- wüste als Untergattung Gaetulia m. zusammengestellt werden. Daß wir die tripolitanische Fauna noch lange nicht kennen, be- weisen mir eine Anzahl leider sehr schlecht erhaltener Pomatia- Formen, die ich neuerdings von dort erhielt. Wir haben glücklicherweise bald genauere Mitteilungen über die tripolitanische Molluskenfauna zu erwarten, während die von Fezzan wohl noch unbekannt bleiben wird, bis Tripolis in die Hände einer europäischen Macht geräth. Anlagen. 1) Aus Syrien (ausschließlich Palästina und Cilieien) führt Blanckenhorn an: Libania sauleyi Bgt. Leucochroa hierochuntina Boiss. — gaillardoti Bgt. — fimbriata Bgt. (ob = adanensis Agriolimax pheniciacus Bgt. Naeg.?). Limax variegatus Drp. — cariosa Oliv. — berytensis Bgt. Patula solitudinis Bgt. — eustrietus Bgt. — erdelii Roth. Hyalina protensa Fer. Gonostoma lenticula Fer. — cellaria Müll. ?Vallonia pulchella Müll. — aequata Mouss. Triehia museicola Bgt. — libanica Naegele. Carthusiana berytensis Pfr. — camelina Bgt. — obstrueta Fer. — nitelina Bgt. — appressula Friv. — simonis Bttg. — syriaca Ehrbg. Carthusiana schotti Zeleb. — carmelita Tristr. — frequens Mouss. Nummulina nummus Ehrbe. — spiroxia Bgt. Macularia vermiculata Müll. Levantina spiriplana Oliv. var. media Mouss. — caesareana Parr. Pomatia aspersa Müll. — asemnis Bgt. — pachya Bst. — texta Mouss. — auctostoma Mrts. — beilanica Westerl. — baristata Bgt. — racopsis Bgt. — achidaea Bgt. — antiochiensis Kob. — epidaphne Kob. — infidelium Kob. — taurica Kryn. Euparypha seetzeni Koch. var. Sabaea Boiss. — pisana Müll. Xerophila simulata Fer. — vestalis Parr. var. radiolata Mouss. — derbentina Andız. — Joppensis Roth. — ledereri Pfr. — langloisiana Bet. — bargesiana Bgt. — conspurcata Drp. — arrouxi Bgt. — canina Ancey. — aberrans Mouss. — subkrynickiana Mouss. ?— liebetruti Alb. Cochlicella conoidea Drp. — acuta Drp. — ventricosa Drp. Zebrinus fasciolatus Oliv. — eburneus Pfr. — hebraicus Pfr. Petraeus halepensis Fer. — labrosus Oliv. 398 — Petraeus carneus Pfr. — sidoniensis Charp. — syriacus Pfr. — sabaeanus Bgt. — mixtus Westerl. Mastus attenuatus Mouss. — pseudoepisomus Bgt. — gastrum Ehrbg. Chondrula ovularis Oliv. — triticea Rossm. — trieuspidata Kstr. — septemdentata Roth. — lamellifera Rossm. — ghilanensis Issel. Rumina decollata L. Calaxis sauleyi Bgt. Caecilianella tumulorum Bgt. — berytensis Bg1. — syriaca Bgt. Cristataria strangulata Fer. — sancta Bgt. — vesicalis Rossm. — colbeauiana Parr. — delesserti Bgt. var. gaudryi Bgt. — fauciata Parr. var. bargesi Bgt. — zelebori Rossm. — phaeniciaca Bgt. — porrecta Friv. — albersi Charp. var. judaica Bgt. — dutaillyana Bgt. — boissieri Charp. — cylindrelliformis Bgt. — hedenborgi Pfr. — davidiana Bgt. — prophetarum Bgt. — laodicensis Bttg. ?— dextrorsa Bittg. Albinaria filumna Parr. Euxina galeata Parr. — schwerzenbachi var. cristata A. Schm. — moesta Fer. Bitorquata bitorquata Friv. — cedretorum Bgt. Oligoptychia bicarinata Zgl. — oxystoma Rossm. Granopupa granum Drp. Orcula orientalis Friv. — moussoni Reinh. — raymondi Bgt. — libanotica Tristr. — seyphus Friv. Torquilla rhodia Roth. Planorbis marginatus Drp. — piseinarum Bgt. — antiochianus Roth. Amphipeplea glutinosa Müll. Limnaea ovata Drp. — syriaca Mouss. — truncatula Müll. — palustris Müll. — lagotis Schr. Cyelostoma olivieri Sow. — glaucum Sow. Valvata sauleyi Bgt. Bythinia rubens Mke. — badiella Charp. — hawardieriana Bgt. Melania tuberculata Müll. Melanopsis praerosa L. — bueeinoidea Oliv. — variabilis Phil. — ferussaeci Roth. — brevis Parr. — sauleyi Bgt. — costata Oliv. — jordanica Roth. Pyrgula barroisi Dautz. Neritina syriaca Bgt. — anatolica Reel. — bellardii Mouss. — belladonna Parr. — michoni Bgt. 3599 — Neritina macrii Recl. Unio simonis Tristr. — rhomboidopsis Loc. — emesaensis Lea. — homsensis Lea. — axiacus Let. — hueti Bgt. — eueirrus Bgt. — lorteti Loc. — subtigridis Let. — anemprothus Bgt. Unio chantrei Locard. — jouberti Bgt. — antiochianus Loc. — damascensis Lea. — kobelti Rolle. — tripolitanus Bgt. — episcopalis Tristr. — orontesensis Lea. — syriacus Lea. — delicatus Lea. Leguminaia tripolitana Bgt. — mardineusis Lea. — chantrei Loc. — bourguignati Loc. — wheatleyi Lea. Pseudodon ? chantrei Loc. Anodonta pseudodopsis Loc. var. locardi Serv. Corbicula fluminalis Müll. var. feliciani Bgt. — syriaca Bgt. — crassula Mouss. — hebraica Bgt. Pisidium casertanum Poli. — cedrorum (less. Dreissena bourguignati Loc. — chantrei Loc. 2) Molluskenfauna von Palästina: Amalia barypus Bgt. Hyalina sancta Bgt. — jebusitica Roth. — camelina Bgt. — nitelina Bgt. — carmeliensis Pfr. Leueochroa hierochuntina Boiss. — fimbriata Bgt. — prophetarum Bgt. — cariosa Oliv. — boissieri Charp. — filia Mouss. Patula hierosolymitana Bst. — davidiana Bgt. — erdelii Roth. (onostoma lenticula Fer. Trichia erispulata Mouss. Carthusiana berytensis Pfr. var. granulata Roth. — fourousi Bgt. — obstructa Fer. — syriaca Ehrbg. Nummulina nummus Ehrbe. Levantina caesareana Parr. var. hierosolyma Boiss. .— masadae Tiistr. — arnoldi Rolle. — gerstenbrandti Rolle. — ramlensis Rolle. — werneri Kob. * — eliae Kob. — lithophaga Conr. — masadae Tiristr. Macularia vermiculata Müll. Pomatia engaddensis Bet. — prasinata Roth. — cavata Mouss. — dehiscens Westerl. — pyenia Bgt. Eremia desertorum Forsk. var. arabica Roth. Euparypha pisana Müll. — seetzeni Koch. Xerophila vestalis Parr. — joppensis Roth. — langloisiana Bgt. — hierocontina Westerl. — improbata Mouss. — apieina Lam. Turricula philamnia Bgt. — tubereulosa Conr. Jacosta ledereri Mouss. Zebrinus eburneus Pfr. Mastus episomus Bgt. — uriae Tristr. Chondrula tridens var. langei Bttg. — sauleyi Bgt. — septemdentata Roth. — triticea Rossm. Amphiscopus michoni Bgt. Petraeus labrosus Oliv. var. jordani Boiss. — asphaltinus Westerl. — diminutus Mouss. — marsabensis Westerl. — neortus Westerl. — carneus Pfr. — exochus Bgt. — sidoniensis Charp. Napaeus benjamiticus Bens. Hohenwarthia michoniana Bet. Caeeilianella liesvillei Bgt. — tumulorum Bet. Calaxis hierosolymarum Roth. — moussoniana Bgt. — rothi Bgt. Torquilla chondriformis Mouss. Granopupa granum Drp. Pupilla hebraica Tristr. Cristataria genezarethana Tristr. — medlycotti Tristr. Euxina moesta Fer. Rumina decollata L. Planorbis helieiformis Roth. — hebraicus Bst. Isidora rollei Kob. Limnaea syriaca Mouss. Bythinia hawardieriana Bet. Melania tubereulata Müll. var. judaica Roth. Melanopsis praerosa L. — sauleyi Roth. — costata Oliv. var. jordanica Roth. — chantrei Loe. Neritina bellardii Mouss. — jordani Butl. — michoni Bgt. Unio rothi Bgt. — simonis Trlstr. — luynesi Bgt. — galilaei Loe. — timius Loe. — raymondi Bgt. — pietri Loc. — tristrami Loc. Unio ellipsoideus Loc. — jordanicus Bgt. — genezarethanus Loc. grelloisianus Bgt. lorteti Loc. tiberiadensis Loc. kisonis Kob. 361 Unio herodes Kob. — terminalis Bgt. prosacrus Bgt. lunulifer Bgt. zabulonicus Bgt. Corbicula crassula Mouss. — sauleyi Bgt. 3) Molluskenfauna von Egypten: Agriolimax jickelii Heyn. Parmacella alexandrina Ehrbg. Leucochroa cariosa Oliv. Gonostoma lenticula Fer. Carthusiana obstructa Fer. — syriaca Ehrbg. — rothi Pfr. Maecularia vermieulata Müll. Eremophila desertorum Forsk. var. hasselquisti Ehrbg. — aschersoni Reinh. — hemprichi Ehrbg. — pachytoichoidea West. — kobelti West. — desertella Jick. ?Pomatia aspersa Müll. — milotica Bgt. — nucula Parr. Euparypha pisana Müll. Xerophila simulata Fer. — vestalis Parr. Striatella rhytiphora Charp. Turrieula ptychodia Bgt. — ledereri Pfr. Cochlicella acuta Müll. — ventricosa Drp. Chondrula bergeri Roth. ?— ovularis Oliv. — septemdentatus Roth. ?Mastus pupa Brug. Rumina decollata L. Ferussacia unidentata Jick. Coelostele africana Bgt. Suceinea indica Pfr. — pfeifferi Rossm. — aegyptica Ehrbg. Limnaea peregra Müll. — truncatula Müll. Isidora forskali Ehrbg. var. lamellosa Roth. — contorta Mich. Physa acuta Drp. Physopsis letourneuxi Bgt. — Ihotellerii Bgt. Planorbis paeteli Jick. — boissyi Pot. et Mich. — (cornu Ehrbg.) eques Ehrbg. Segmentina alexandrina Ehrbg. Ancylus isseli Bgt. Lanistes carinatus Oliv. Ampullaria ovata Oliv. Valvata nilotica Jick. Vivipara unicolor Oliv. Cleopatra bulimoides Oliv. — verreauxiana Bgt. Bithynia goryi Bgt. — sennaariensis Parr. Hydrobia stagnalis L. — ammonis Mrts. Melania tuberculata Müll. Neritina africana Parr. Spatha caillaudi Mrts. — lepsii Jick. Mutela nilotica Fer. — angustata Sow. — rostrata Rang. Unio aegyptiacus Fer. var. niloticus Fer. — rugifer Kstr. — divaricatus Lea. Aetheria caillaudi Fer. Corbieula fluminalis Müll. — consobrina Fer. — sauleyi Bgt. — radiata Phil. Corbieula pusilla Phil. — zelebori Jick. ?Sphaerium lacustre Müll. 362 °— Limosina ferruginea Krauss. var. parasitica Desh. Pisidium amnieum Müll. Dazu kämen noch folgende, von Westerlund aufgeführte Arten der Nouvelle Eeole: Limnaea caillaudi Bgt. — natalensis Krauss var. — alexandrina Bgt. — raffrayi Bgt. — acroxa Bgt. Isidora saulceyi Bgt. Planorbis (Menetus) niloticus Bgt. —s —aretespira, Bo — — subsalinarum Bgt. — — charopus Bgt. — — laurenti Bgt. — — savignyanus Bst. — (Tropidiscus) eremiöphilus Bst. — — prochylostoma Bst. — (Gyraulus) eximius Bet. var. ramsesicus Bgt. — — ehrenbergi Beck. — — cyclomphalus Bst. — — mareoticus Let. Planorbis (Gyraulus) schweinfurthi Innes. — — tranquevillianus Innes. var. letourneuxi Innes. — pulchellus Innes. — — innesi Bgt. Caillaudia letourneuxi Bgt. Lanistes letourneuxi Bgt. Valvata rothi Bgt. — khedivialis Let. — petrettinii Let. — sauleyi Bgt. — pharaonum Bgt. — schweinfurthi Innes. Eupera letourneuxi Bgt. Chambardia letourneuxi Bgt. — rhynchoidea Bgt. — locardiana Bgt. -— pharaonum Bgt. — bourguignati Let. 4) In der Umgebung von Benghazi in der Cyrenaika sam- melte der Botaniker Ruhmer nach Martens (Conchol. Mitth. I p- 188): Parmacella sp. Macularia vermiculata Müll. Pomatia aspersa Müll. — melanostoma Drp. Euparypha pisana Müll. Xerophila variabilis Drp. Xerophila eyrenaica Mrts. Turrieula davidiana Bgt. — tuberceulosa Conrad. Rumina decollata L. Papilllifera bidens L. Cyelostoma sulcatum Drp. — 565 — Berichtigungen und Zusätze. Band I. p- 9, 2.6 v.o., statt 40000’ lies 30000’. Die tiefste bis jetzt gelothete Stelle ist 9400 m. p- 9, Z.7. Die Angabe von 183 Millionen Quadratmeilen ist ein lapsus P: . 103. . 103, 109. . Sind und der Wüste Tur die Reptilienfauna noch paläarktisch; SE: . 234. 83. calami. Die Ausdehnung des Stillen Ozeans beträgt nur ca. 175 Millionen Quadratkilometer. Die fossilen Hölzer der nubischen Wüste entstammen nach Schenck (bei Zittel III. 1) dem nubischen Sandstein, also der Kreideformation. Es sind neben den Nadelhölzern (Araucario- xylon) und dem ebenfalls zu den Monocotyledonen zu rechnen- den Palmoxylon auch zahlreiche Dicotyledonen (Nicolia, Acacio- xylon, Rohlfsia, Jordania, Laurinoxylon, Capparidoxylon, Dom- beyoxylon, Ficoxylon). Raffray fand am Abhang des abessynischen Hochlandes unter den Insekten von 0—800 m wesentlich saharische Typen, von 800—2000 m senegambische, von 2000—2800 m mediterrane, dar- über europäische und selbst subalpine. Z. 8 v. u., statt Tachydromius lies Tichodromius. Nach mündlichen Mitteilungen von Prof. Böttger ist selbst in Vipera und Echis gehen bis in die Gegend von Bombay. Die Fischfauna Turkestans ist nicht rein paläarktisch; sie ent- hält auch. die mehr südliche Gattung Capoötus und die ende- mischen Schizothorax und Diptychus. Gadow hat den Lemming fossil in südportugiesischen Höhlen gefunden. Vgl. Pr. Z.S. 3. März 1896 und Zoolog. Garten XXXVII p- 156. Band U. Zu p. 230. Die anatomische Untersuchung von Allognathus ist von Pilsbry vorgenommen worden und scheint eine Verwandt- schaft mit den tyrrhenischen Tacheocampylaea zu ergeben. Doch ist die Umbildung schon viel weiter vorgeschritten und die Abzweigung vom gemeinsamen Stamme der Penta- tänien offenbar erheblich früher erfolgt. Zu p. 32. Nach einer brieflichen Mitteilung von Retowski sind der Fauna der Krim noch zuzufügen: Acanthinula aculeata Müll. Retinella sylvestris Mil. n. sp. Macularia vermiculata Müll., nur bei Sewastopol, offenbar angesiedelt. Balea perversa L. Clausiliastra laminata Mtg. Pirostoma plicatula Drp. Cyclostoma costulatum Zgl. Dagegen sind von den angeführten Arten sicher zu strei- chen Eulota bourguignati, Bul. leptolenus und Claus. duboisi. Register. Seite Abich,Geologie der Halbinsel Kertsch Male 13 Abies pinsapo 198 Abruzzen 276 Acarnanien . 308 Achyr Dash . . 344 Adams, Leith, über "Malta 286 dene : 86 Aegaden . e 283 Agadsch Denisi : 12 Agrumenregion h 219 Algerien : z 232 —, Plioeäne Säugetiere : 239 _. " Süßwasserfische 240 —, Reptilien ls. Alicante, Mollusken a ur Alleon et Vian, Vogelzug am Bosporus . ER 172 Allognathus . . { 229 Amphibien, Verbreitung . 176 Andalusien . e 222 Anderson,Reptilien vonAden 90 Andrussow 2 15 Ankel, Südgränze von "Palä- stina 345 Antilibanon 345 Apennin, Nordgränze . 269 Apuaner Alpen 270 Arabien . 85 NT: 199 Archipel, Meermollusken 5 Argali. L 148 Argentaro, Monte 259 Armenien, russisches . . 38. 49 Arvicola . £ 127 Asovsches Meer 5 Aspromonte 277 Athos . 316 Atlasgebiet . 221 Aures - \ 238 Avlona, Molluskenfauna ; 302 Babylonien . Bären, Ver breitung ; Bätisch- “tingitanische Pro- vinz WE Balearen. . ee. - Balkanhalbinsel £ ; Barbey, Flora von Sar dinien Batum, "Molluskenfauna 2 Bekda. - a Bessarabien : Biber, Verbreitung . Blanckenhorn, Jordanthal — , Nordafrika —, , Syrien - Blanford, Persien : Blasius, Säugetiere von Deutschland. 2 Boettger, Clausilien vonKr eta Boedanow, Zonenin Südruss- land. Be Boiatzis, Grundlinien Bosporus > Bosporus, Entstehung. —, kimmerischer } Boulenger, Reptilien von Marocco Bourguignat, taurisches Zen- trum Brusina, nördlichen Adria. : Bulgarien, Molluskenfauna . des Endemismen der Calaxis Bgt. . ; Callitris quadrivalvis - : Calvert & Neumayr, Darda- nellen . AA a Capri. Garacal, Verbreitung . Cartacena, Mollusken . Catalonien. i Caucasus Seite 7@% 139 228 229 300 283 28 345 17 124 353 220 343 81 120 312 18 13 11 22 239 42 106 17 211 199 10 277 139. . 241 257 36 _— 3565 ° — Seite Betraloniart I TURN STE TUNG Beraan or Bemeoltlo: 5. : 4 4%. Chalussa, Wadi ,%.’ „ur345 Chamaerops, Verbr eitung „196 Onicien .. . BET SN, Cilicia trachaea . . . . . 336 Ciskaukasien . . Fu: 45 Clausilia, Verbreitung. SEM Clessin, Fauna des Bug Der 18 Codringtonia Kobr 107.) 2082 306 Coelostele Bens. . . . . . 226 Mae. 0. 202, (UreB Corsica . . 251 Cosson, Pflanzengeographie von Nordafrika . . . . 29 EEE N SON ER a ie a 1 | Cristataria . . 349 Cyelostoma elegans bei Te- Han ., . Be ar DET Cyclostomidae. IE STERNE TMDTS Eyelotus. ... tn UT 52 Cypern, Mollusken . . . . 337 —ebepnunhen . . % „ENITSETRE Cypresse. IE ea LI Bmenaica. x .. PRISON, Suse Dachs, Verbreitung . . . 14 Daghestan ER A 45 Dalmatien, Reptilien ke Deahirschtt sr NONE Bardanellen u. 1.01) .2% 10 Daudebardia . . 203 Deflers, Flora von "Südara- bien: ...: URS: 81 Derbent, Fauna von . . . 45 Desman . . . tere 12 Diener, Libanon. Pr 347 Drude, Endemismen der me- tıdionalen. Region .. '..' 191 Duscht-i-kuwir 19 Beypiem.. irre uf. 800 Elaphus, Entwicklung. na ke; Eliomys, Verbreitung . . . 12 Emys' europae»7. 27H HH1T6 Engler, ne der Flora . . A Epirus, Reptilien AuR: 187 Equidae der Mediterranre- one hr SEEN TAD Bremia Pfr» » . ... u 22'209 EIIHOCH IE sy are en DlO Bupbratiese SS HBID NT, 74 Faber, Adriafische . . . . 101 Belismanuk a2 Eee Seite Felis tigris . 136 Ferussaeia Risso 210 Fido nisi. 24 Fischer, Abrasion von Nor d- afrika ; I I ZI In le: Fischotter } 142 Fledermäuse, Verbreitung 121 Forbes, Seemollusken des Archipels . BREREER, 5 Forsyth Major, Tyrrhenis 153 Frösche, Verbreitung . 179 Fruticocampylaea . . . 40 Füchse A a a a 232, Fuchs, Einfluss des Bodens aut die Blora 2 2227252007281 Gaetuha Kob.. . .... . 2087357 Garonnesenke. Fe AAN, Gazellen, Verbreitung 143 Gedrosische Unterprovinz . 84 Genette . A 130 Gepard 137 Be 51 Ghor, nn reas: ae Molluskenfauna u295 —, Straße von 228 Glandina. 204 Godwin- Austen, Mittelmeer- fische N } 101 Goktschasee z 50 Gränze zwischen Eur opa und Asien ee Griechenland . 305 —, Reptilien . . 188 Günther, Mittelmeerfische 101 Hamster, Verbreitung. 127 Haselmaus . - 125 Hasen . 126 Hauskatze EN Haussknecht, Fauna von Thessalien 306 Hehn, Orientalisirung er me- diterranen Flora . 22900 Hermelin a, 142 Herpestes 129 Heuglin, Vögel von Nor dost- ara. £ k 173 Hirsche, Verbreitung } 148 Huxley, EEE 119 Hyrax. 153 ee rl Ichneumon . EU AT BEER Igel. 122 Ttis. 142 Insektenfresser 122 Seite Isidora Forsk. 212 Italien. 268 —, Reptilien 187 Janina, Fauna 5 302. 318 Jayakar, Reptilien von Mas- kat or ehr a een 90 Jonien . 333 Jonische Inseln, Reptilien 187 Jordansenke 355 Juniperus 198 Kabylie, Molluskenfauna . 247 Kalabrien 277 Kalymnos 2 ee Karanashat 50 Karien onen Karpathos. m. what Kasbekzebiet „mise 46 Kaukasus nahe sr 36 Kephalonia . 308 Kleinasien 328 Klippschiefer a 5‘ König, Zugvögel in "Tunis. 170 Köniestiger f 136 Köppen, Säugetiere derKr: ym 22 Kohrud,.: 37: ua an 79 Kolchissr sesass he ass 48 Kope: Dash nr... um... 4 s0 Korfu . REEL PN LER AD Korsika 251 Kreta . 311 Kröten, Verbreitung ke Kryms. ee. 2: salies 19 KSundistanser er ee 76 kampedusa, n. 110.177 15 2a 2Bl Landschildkröten lie Berummalarn m ve. 15 Leonia Gray 2021247232 Letschgum, Fauna. .'... 48 Leueochroa . area 20B Levantina . 208. 350 Libania a SN) Eıibanon.. Ber ve An IEimaners N 14 Löwe, Verbreitung . 174 Löwengolf, Fauna 2 107 Lorenz, Fauna des Quarnero 105 Luchse 139 Lydien ED Lykien . 335. 342 Macaecus ecaudatus 120 Macedonien 3a, Maecularia a ae DON Maflonien 2. ee erEn2sl 366 — Magnaghi, Strömung im Bos- porus Magot Malaga Malta . Manytsch Maral . Marion, Fauna von Mar seille Marmarica . Marmorameer. . Martens, Fauna des Ar chipel eebiets Ser Maulwurf ; Mauritanisch- andalusische Provinz Mazenderan Melanopsis . Mesopotamien Microcondylaea Midian Milne- Edwar ds, Tiefseefauns Mittelmeer —, Westgränze Mittelsyrien Molge . Monte Arg entaro. Mureia, Fa auna e Musteliden, Verbr eitung ; Myolagus Nadelhölzer, Verbreitung Narbonne, Golf von Natterer, ea Nebelparder Nebrodische Berge . ; Neumayr, Dardanellen Nevill,Höhlenfauna von] Men- tone Noetling, im Ghon. Nordafrika, Mollusken — , Reptilien ; Qnartärschichten Ochrida-See Oman . : Omphalosagda Bite. ÖOnager ä Oranesische Provinz Östroumoff, Molluskenfauna des Pontus e Wr Otonycteris Oviden Palacky, endemische Fische der Adria —, Mittelmeerfische Palästina Palermo, fossile Säugetiere Palmen, Vogelwanderungen Pamphylien Panther Parandra caspica Parmacella Cuv. 3 Partsch, Gränze des Apennin Patula Held Paulueei, Fauna des Mte. Ar- eentaro Pelopones Persien Persischer Meerbusen Phaedusa : Phyllodactylus europaeus Pityusen 2 Playfair et Letouneux, Süß- wasserfische von Algerien Pomatia Leach i —, italienische Arten . Pontusländer . Portugal . : Prevesa, Reptilien Procapra subgutturosa Propontis Provence Quarnero, Fauna Radde, Avifauna von Talysch —, Säugetiere des Caucasus Reggio, Mollusken . Reh, Verbreitung Reichenow, Verbreitung der Vögel . Reptilien region . Retinella N ER Retowski, Fauna der klein- asiatischen Nordküste . —, Fauna der Krym . Rhodus Rionthal . der Mediterran- Sabandscha-See . Sahara-Atlas Säugetiere der region . —, diluviale Sardinien ER lee Satunin, Säugetiere des Cau- easus Sauvage, Boleamee : Schakal, Verbreitung z Schiras, Mollusken . Schläfli Mediterran- Fische des Mte. 40. . 334. 367 Seite Schlangeninsel 2 24 Schr eiber, Reptilien von Eu- ropa . 181 Schwefelwasser stoffe ehalt des Pontus . 3 Schweinfurth, Flora von | Yemen tote) Selater, Verbreitung der Vö- welerz 167 Stellung von Sudan abien 89 Seealpen? 258 Severtzow, Vögel von Tur- kestan . 173 Sewan-See 50 Simroth, Nacktschnecken des Kaukasus . 42 Sizilien n : 979, 297 | Sokolow, Bildung der Eim: ane 14 Spindler, Expedition des Tschernomorez 1 Spitzmäuse, Verbreitung 123 Sporaden, nördliche 316 Stachelsechwein 2 126 | Strato, Schleusentheorie ß 7 Sturany, Albanien 302 Suanetien 48 Süditalien Dt Südmarocco 247 Suess, Krim 21 Syrien 346 Sur am 5 46. 48 23 rien, Mollusken 344 ,‚ Reptilien 189 Talyschgebiet . 51 —, Reptilien 7 Teberda, Fauna . 45 Testacella 202 Testudo . en. 176 Thessalien . 304. 319 Tiflis, Molluskenfauna 48 Tiger : 136 Tigri, Schott el 237 Toskana, Mollusken 989 Transkaspien, Mollusken .53. 69 —, Reptilien 95 Trapezunt 28 Trionyx Iurlzı Tripolis, Fauna 397 Tristram, Flora des Jordan- thals : 353 Vögel von "Palästina . 175 Tritone 179 Tschaus . 3 139 Tudora ferruginea i 229 Tunisien . 236 Tyrrhenische Da 250 Tyrrhenische Provinz, Rep- tilien che Ubiquistische Mollusken . Unioniden der mediterranen Region - Ursus erowtheri Urodelen, Verbreitung Ustica ae Val d’Arno, Säugetiere Valencia. : Viquesnel Vitrina Wasserschildkröten Westsizilien Wildkatze Seite 368 — Wildschafe . Wildschwein Wildziege : Wisent im Kaukasus ; Woldrich-Brandt, diluviale Säugetiere Wolf . Xeroleuca Kob. Xerophila Held Xerus . Yemen Zentralasien, Reptilien Zonites Montf. Zugvögel Universitäts-Buchdruckerei von Carl Georgi in Bonn. Seite 147 153 144 56 122 131 231 209 ° 124 88 190 205 168 ! / 4 STUDIEN 13913. n N ı / gi Bel, !6./8%9 ZUR 17 ZOOGEOGRAPHIE DR. W. KOBELT. DIE MOLLUSKEN DER PALAEARKTISCHEN REGION. WIESBADEN C. W. KREIDEL’S VERLAG 1897. SEPEUDIEN 13,913 ZUR ZO0GEOGRAPHIE : VON OCT 25 1803 DE. "W. KOBELT. ZWEITER BAND. DIE FAUNA DER MERIDIONALEN SUB-REGION. WIESBADEN C. W. KREIDEL’S VERLAG 1898. Er a » ” . _ * * - ” # - - I >) AUR 3 - 1976 # [2 4 r F ’ 1 “ Pr u 4 2 ’ F J x . A en a ern FE wo T Ak