FETTE FT ANNETTE ERENTO) BEE rt Teen son. un / (e- ER’ Ww-Gib: er Bet} en af: ” BR TT) KH, N? NN BE ER 4 » » KLICK) IRRE N AA 5 AA SE E PI A AR AR A m KR .. “Ss IM AU LP} ER RL. FH; BEK/ , Gl AR f WI; RL, LEER Ei N er, Zu x g EL z ö / 28 EREUEGBEIEE 5 Me G DÜRFT a ILL SSL 2/7, FF; ß ir SÄRPHPTREIZLTFIE Y Ve 2‘ HR, GH I, FH AH F/ DL Y D Y £ ß AL #* ER ae ET N Ss a) De N R \ NS NN A N ‚N u N 3 N II R \ ) 2 \ N DENN \ N X \ N Z N SE I N Sy N IS I » )) RN N e N Le > .. EN Sn N \ N 0 KIN N 2 r D TR = N N NN N NN DRIN N udetenflora. Eine Auswahl charakteristischer Gebirgspflanzen. s Nach natürlichen Familien unter Berücksichtigung des Linneschen Systems bearbeitet von W. Winkler, Hauptlehrer in Schreiberhau. Mit ı03 Abbildungen auf 52 Farbentafeln. —— m _ Dresden -N., Verlag und Druck von C. Heinrich. 1900. er Farbentafeln vudle, 2 nach photographischen Naturaufnahmen von ]. Ostermaier ea U in Photochromie ausgeführt von Nenke & Ostermaier, Kunstanstalt, Dresden. . | „4 ki & = au. #7. { Er Er Fu 4 i N ” . iu w nL ; v u; ‘ I e v r ki) y, « £ An den Verfasser der „Sudetentlora“! «> CD s 7? 2m Du noch dran? fast fünfundzwanzig Jahr’ sind’s, dals bei Dir zu Gast ich war, zum erstenmal im Bergrevier, zur Zeit der Frühlingsblütenzier. Und eines Tages sprachst Du schlau: „Der Himmel ist so klar und blau; „heut wollen auf verbotnen Wegen „wir ’mal die Lust des Wanderns pflegen!“ Das Ränzel wurde umgeschnallt; bald nahm uns auf der grüne Wald, und wo der Kochel Wellen schäumen, sahst Du ein Zeichen an den Bäumen; da schlepptest Du mich ohne Gnade ins Dickicht vom gebahnten Pfade. — Wir schritten über Wurzeln, über Moos . und stiegen immer höher wegelos im Dunkel schier und zwischen hohen Stämmen, bis Knieholzsträucher unsre Füfse hemmen. Da ward es licht; vor uns ein Trümmerhauf’, mit Nadelbüschen dicht umsponnen, doch über Blöcke geht’s im Sturm hinauf; — Hurrah! die „kleine Grube“ ist gewonnen! Ich stehe atemlos; — ein neues Reich, ein Zaubergarten beut sich meinen Blicken; die Felsen ragen rings, den Türmen gleich, wie weilse Fahnen flattert’s aus den Lücken. Und aus dem Boden spriefsen geil empor fast männerhohe Stauden seltner Art, — der Eisenhut ragt über alle vor, und an der Böschung nickt der Teufelsbart; hier blüht es blau, dort blüht es golden, rings wuchern schirmgleich weilse Dolden, und wo am Fels ein Krümchen haften blieb, da schimmert rot das sülse Habmichlieb. So mitten drin in Rübezahls Revier auf einem sonn’gen Steine salsen wir; und wie ein Mann, der Schätze wohl verwahrt und sie nur würd’gem Jünger offenbart, so fingst Du an, die bunte Pracht zu deuten, die Pflanzen nanntest Du, die stets erneuten, die seit Äonen ungestört hier prangen, weil weder Mensch noch Tier sie kann erlangen. Du sagtest mir, in welchen fernen Zonen jetzt ihre Eltern, ihre Vettern wohnen, ob einst sie durch die Luft hieher gekommen, ob sie auf Eis und Meer zum Berg geschwommen, und zeigtest mir die Wurzeln, Blätter, Blüten, die Art, wie ihre Samen sie versprühten. — Mir aber war’s, als rührt’? der Genius der Berge mir die Stirn mit einem Kuls, als nähm’ er mir das ganze Herz gefangen, weil sein Geheimnis mir nun aufgegangen. — Seit dieser Zeit, wie oft bist Du gestiegen hinauf, wo Deine treuen Schätze liegen! Und jetzt willst Du sie auch den Andern zeigen, dais sie sich still vor unserm Schöpfer neigen. Nun wohl! Schlieis ihnen auf die Pforten zu unsrer Flora Lieblingsorten, lehr’ ihnen, wie Natur die Felsen schmückt und ofines Auge, offnen Sinn beglückt! Frühlings-Anfang 1900. Dr. Baer. + N er “ a EX % j Suite CN DAN Inhalts - Verzeichnis. Seite Fr Vorwort alsapa une a N ne an U. Aus dem Ernemgomn Flanze ne Re ee 2 BIP Rilauzen as en a IV. Eine botanische Wanderung vom Thale bis auf das Eide hoc DIESE N mn le en a a ZO wrEmwanderunssder Hochgebirgs-Flora.. . .'. ...... 33 Berinzelbeschkelnae 2.42 Anhang: Erklärung und Register der Fachausdrücke . . . . . „183 Erklärung der Zeichen und Abkürzungen . . . ....18 Degree Bun... 0a ie na hl ante ra 82 Il. Vorwort als Einleitung. „Geh’ aus, mein Herz, und suche Freud’ in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau’ an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.“ (P. Gerhard.) Freilich sind es keine Prachtgärten mit modernen Anlagen und kunstvollen Erzeugnissen, die uns in dem vorliegenden Buche erschlossen werden. Aberdoch treten uns auf Kuppen und Kämmen des Gebirges, wie auf den kräuterreichen Abhängen eine Reihe farbenprächtiger Gestalten entgegen, die jedem Garten zur Zierde ge- reichen würden. Unter den mannigfachen Reizen, mit denen das Gebirge ausgestattet ist, nimmt die Pflanzenwelt eine hervorragende Stelle ein. Durch die ungewohnte Er- scheinung, durch die intensivere Färbung der Blütenteile und durch die eigenartige Umgebung lockt sie den Blick des Wanderers auf sich und fordert zum Be- schauen auf. Werdiese Gebiete mit Pflanzenmappe und Botanisier- büchse durchwandert, muß sich darauf gefaßt machen, von Einheimischen wie Fremden wegen Bezeichnung und Bedeutung irgend einer Pflanze oft angesprochen zu werden. Entginge der Botaniker auch auf seinen Streifzügen den Fragestellern: unter dem gastlichen Dach der nächsten Baude, wo er die eingeheimsten Schätze sichtet und der schützenden Hülle einverleibt, muß er ganz sicher Rede und Antwort stehen; und hat er Neigung und Geschick, seinen Mitteilungen ein populäres Gewand zu geben, findet er auch stets eine ebenso aufmerksame wie dankbare Zuhörerschaft. Beim Gebirgsbewohner ist noch vielfach der Glaube an die besondere Heilkraft der Gebirgskräuter anzutreffen; auch A ist die Erinnerung an das einst im Riesengebirge blühende Laborantentum!') in breiteren Volksschichten noch keines- wegs erloschen. Im Rübezahls-Mythos, dessen Sagen und Märchen für jung und alt einen unversiegbaren, nie veraltenden Unterhaltungsstoff bieten, wird der ge- waltige Berggeist nicht nur als der Herr der Berge und ihrer verborgenen mineralischen Schätze, sondern auch als der Hüter und Pfleger der kostbarsten und schönsten Kräuter und Blumen dargestellt. Es kann deshalb durchaus nicht überraschen, wenn der Pflanzenwelt des Gebirges ein allgemeines erhöhtes Interesse, das durch die alljährlich wiederkehrenden Botaniker immer wieder neue Anregung und Belebung empfängt, entgegengebracht wird. Damit ist wohl auch die in den letzten Jahrzehnten erwachte Reiselust, die jeden Sommer einen mächtigen Fremdenstrom dem Ge- birge oder der See zuführt, in Beziehung zu setzen. Im Jubeljahre Goethes (1899) sei es gestattet, darauf hinzuweisen, daß der Kulturheros auch auf diesem Ge- biete als ein hervorragender Pfadfinder vorangegangen ist. „Wer von den Tausenden, welche alljährlich, den Staub der Stadt von sich schüttelnd, durch Reisen in 1) Um das Jahr 1700 entstand in Krummhübel eine Zunft von Wurzelgräbern, die aus Pflanzen — besonders Gebirgskräutern — allerhand Mixturen, Salben und Pulver bereiteten. Zu diesem Zwecke wurden nachstehende Pflanzen, die auch heute noch vielfach bei Gebirgsbauden angetroffen werden, verwandt: Archangelica Engelwurz, Gentiana Enzian, /mperatoria Meisterwurz, Levisticum Liebstöckel, Meum Bärwurz, Myrrhis Süssdolde, Valeriana Baldrian u.a. Es war den Laboranten gestattet, 46 Medikamente anzufertigen und zu vertreiben. Diese wurden im Lande weit und breit versandt und fanden überall reißenden Absatz. Mochte auch bei Anpreisungen manches mitunterlaufen, was an den Geheimmittelschwindel der Gegenwart erinnert, so waren doch die Laboranten ehrsame und für ihr Gewerbe wohl vorgebildete Leute. Nach einer 5jährigen Lehrzeit hatte der Laborant vor dem Kreisphysikus in Hirschberg ein Examen abzulegen, das zu einem selbständigen Gewerbebetriebe berechtigte. Über die Entstehung dieser Zunft, zu welcher 27 Mitglieder zählten, wird berichtet, daß hierzu zwei böhmische Studenten der Medizin, die wegen eines Duells von der Prager Universität geflohen wären, die Veranlassung gegeben hätten. Der letzte Laborant starb 1884. 4 der schönen Natur Erfrischung suchen, ist sich bewußt, daß auch hier Goethe unsern Wanderungen die Richtung gewiesen und die Ziele gesteckt hat? Bekanntlich ist die Sehnsucht, die uns so mächtig in Berge und Wald- einsamkeit zieht und vor allem die von der Kultur nicht berührte romantische Landschaft der Hochgebirge auf- suchen läßt, eine ganz moderne Empfindung; den Menschen des Altertums, des Mittelalters und der Renaissance galten Wälder und Gebirge als Orte des Schreckens, die man so schnell wie möglich zu verlassen suchte, und die wenigen, welche in jenen Zeiten Reisen zum Vergnügen unternahmen, wollten nicht der Natur- schönheiten sich erfreuen, sondern in grossen Städten Zerstreuungen genießen, oder fremde Sitten und Ge- bräuche kennen lernen. Goethe war nicht nur einer der ersten Touristen im modernen Sinne, sondern er hat durch seine Reiseschilderungen auch am meisten auf die Erweckung, Ausbildung und Verbreitung der Reise- lust eingewirkt.“‘') Vor allem aber hat er durch seine epochemachenden Forschungen den Blick der ganzen gebildeten Welt auf die Naturwissenschaft, insbesondere auf die Pflanzenwelt, hingelenkt. Die erste Erforschung der Gebirgsflora liegt über drei Jahrhunderte zurück. Um die Mitte des 16. Jahr- hunderts besuchte Matthiolus aus Siena, wohl der erste Botaniker, das Riesengebirge, um die bereits im Alter- tume bekannten Heilpflanzen wieder aufzufinden. Ihm folgte Dr. Caspar Schwenkfeldt, Arzt und Physikus — geb. 1563 in Greiffenberg —, der mehrere bedeutende Schriften mit Angaben der auf dem Gebirge wachsenden Pflanzen verfaßt hat. Am Ende des Jahrhunderts war die Gebirgsflora der Hauptsache nach bekannt. Fast gleichzeitig wurde auch die Flora der Ost-Sudeten er- forscht. Seitdem haben Hunderte und aber Hunderte, der Scientia amabilis huldigend, Berg und Thal durch- streift, um neuen Schätzen und neuen Standorten nach- zuspüren;, und so dürfte wohl gegenwärtig in dem ganzen Gebiet kaum ein Fleckchen anzutreffen sein, 1) Cohn. Die Pflanze. TR das nicht der Fuss eines Botanikers betrat oder welches nicht sein spähender Blick durchforschte. Die Farbenpracht, der Formenreichtum, die Selten- heit der Erscheinung und manches andere regten schon frühzeitig den Gedanken an, die schönsten und hervor- ragendsten Kinder der Gebirgsflora im Bilde zu be- sitzen. Aus diesem Grunde entstanden schon vor mehr als hundert Jahren zum Teil recht hübsche kolorierte Handzeichnungen, die dann in botanischen Werken und Schriften vervielfältigt wurden.!) Hin und wieder wurden einige hervortretende Gebirgspflanzen und deren kritische Formen in verschiedenen neueren floristischen Schriften bildlich dargestellt. Auch die Kunstmalerei erwählte vielfach die schönsten Gebirgsblumen als Vorlage. ”) Es waren dies vereinzelte Versuche, die sich mit einer mehr oder minder beschränkten Anzahl von Abbildungen begnügten. Wohl entstand vor Jahren durch den Alpen- verein das klassische Werk „Atlas der Alpenflora“, welches in entzückenden Farbentafeln die Alpenpflanzen darstellt. Auch der Brocken hat seine reich illustrierte „Brockenflora“. Den Sudeten aber mangelte bisher eine solche, obwohl manches Kind unserer Berge sehr wohl den Alpenbewohnern an die Seite gestellt werden kann. Das vorliegende Buch will nun diese Lücke aus- füllen. Bei den Einzelbeschreibungen, für welche am Schlusse eine kurze alphabetisch geordnete Erklärung der gebrauchten Fachausdrücke folgt, ist darauf Bedacht genommen worden, die botanischen Namen — soweit als zuverlässig und angängig — zu erklären und die Pflanzen in Beziehung zu setzen zur Mythologie, Sage, Dichtkunst und Biologie. 1) Im Jahre 1793 und 94 erschien von F. W. Schmidt eine mit kolorierten Handzeichnungen versehene „Zora bohemica“, welche auf der Prager Universitätsbibliothek aufbewahrt wird. ?) Unter den Künstlern der Neuzeit verdient besonders der frühere Malermeister der Josephinenhütte Janausch - Hirschberg genannt zu werden. Er hat verschiedene Gebirgspflanzen — einzeln wie in Zusammenstellungen — in naturgetreuer kunst- vollendeter Ausführung dargestellt. Die farbenprächtigen Bilder befinden sich in den Händen verschiedener Kunstliebhaber. Bay 31 2a Bei der Mythologie ist selbstverständlich die germani- sche in den Vordergrund getreten. „Wie tiefen Blick eröffnen diese alten Namen nicht selten in unsere älteste germanische Vorzeit! Der Germane umfaßte mit voller Liebe die Erzeugnisse der Natur, die ihn umgab. Alle seine Anschauungen wurzelten in ihr. .. Selbstver- ständlich brachte er auch die Pflanze in Verbindung mit seinen Gottheiten, besonders nachdem er den Nutzen, die Heilkraft der einen, die Schädlichkeit, die tod- bringende Wirkung der anderen kennen gelernt hatte. Nur die Gottheit selber konnte diese ihm unerklärlichen Kräfte den Pflanzen gegeben haben.‘‘!) Mit der mytho- logischen Bedeutung stehen die Sagen in engster Be- ziehung. Bei der mit dem Volksleben innig verwachsenen Pflanzenwelt konnte es nicht überraschen, daf hervor- ragende Dichter der alten und neuen Zeit mit Wort und Lied einzelne bedeutungsvolle Gestalten wie ganze Abschnitte im Pflanzenleben verherrlichten. Diese dichterischen Ergüsse, von denen eine Anzahl hier bei- gegeben sind, ?) sollen die behandelten Pflanzengestalten beleben und als Hauptzweck dahin führen, daß die Gebirgsflora mit liebevoller Hingabe und mit innigem Interesse betrachtet, daß dem leichtsinnigen Heraus- reißen und Vernichten gesteuert, daß dem barbarischen Pflanzenraube, wie er sich bisweilen bei Kräutersammlern zeigt,?) entgegengewirkt und daß das Pflanzenkleid als 1) Söhns. Unsere Pflanzen. 2) Die meisten aus A. Roth. Wildwüchsiger Strauß. 3) In einigen Gebirgsorten ist folgende Bekanntmachung des Amtsvorstandes angebracht: „Seit Jahren schon werden auf dem Gebirgskamme hier Pflanzen verschiedener Art, namentlich die Primula minima, won Personen entnommen, die aus dem Weiterverkauf ein Gewerbe machen. Ganze Ballen, besetzt mit dieser eigenartigen Blume unseres Hochgebirges, sind abge- schaufelt und fortgeschafft, letztere also in rücksichtloser Weise geplündert worden. Indem zur Erhaltung der Gebirgsflora, speziell der Primula minima, dieselbe unter den Schutz des Publi- kums gestellt wird, wird gleichzeitig ersucht, derartige Zuwider- handlungen, die nach $ 30 No. 5 des Feld- und Forstpolizei- gesetzes vom 1. April 1880 bis 150 M. Geldstrafe ev. Haft be- droht sind, zur Anzeige zu bringen.“ N ein auch im Haushalte der Natur bedeutungsvolles Schmuckgewand angesehen werde. „Du magst, soviel du willst, von Blumen immer pflücken, um dich, und was du willst, damit zu schmücken. Dazu sind Blumen da, von dir gepflückt zu sein; sie selber laden dich dazu mit Nicken ein. Nur eines unterlaß ich nicht dir einzuschärfen: daß du nichts pflücken darfst, nur um es wegzuwerfen. Der schönste Strauß des Frühlings blüht für dich; doch wenn du ihn nicht brauchst, so laß ihn blüh’n für sich.“ (F. Rückert.) Die beigegebenen biologischen Notizen!) sollen einen Einblick gewähren in die verschiedenen Wechsel- wirkungen, in das ineinandergreifende, beständige Schaffen, in das Lieben und Leben, Wirken und Streben einer nie stillstehenden Natur. „Wer im ungeschlichteten Zwist der Völker nach geistiger Ruhe strebt, versenkt gerne den Blick in das stille Leben der Pflanzen und in das innere Wirken der Naturkraft.“ (A. v. Humboldt.) An einigen Stellen mußte aus technischen Gründen von der allgemein angenommenen Reihenfolge der Pflanzen etwas abgewichen werden. Die deutschen Pflanzennamen sind den bekanntesten Florenwerken, sowie dem Volksmunde entlehnt. Die vom ‚Allgemeinen Deutschen Sprachverein“ aufgestellten abweichenden Pflanzennamen ?) befinden sich bei dem Abschnitt „Einzelbeschreibung“ in Klammer hinter den bisher gebräuchlichen. Nur konnte sich Verfasser nicht ent- schließen, neben der lieblichen, festgewurzelten Bezeich- nung Habmichlieb den vorgeschlagenen Namen Zwerg-Schlüsselblume und neben der volkstüm- lichen Bezeichnung Knieholz den Namen Krumm- holzkiefer aufzunehmen. Es kann dem Buche nur zur Empfehlung gereichen, daß die Farbentafeln, welche durchweg nach Original- Aufnahmen hergestellt wurden, aus derselben Kunst- ı) Nach F. Ludwig. Lehrbuch der Biologie der Pflanzen. — Thielmann. Biologie der einheimischen Pflanzen. ®) Nach Meigen. Die deutschen Pflanzennamen. Blue anstalt wie der „Atlas der Alpenflora“, Nenke & Oster- maier-Dresden, hervorgegangen sind. Das behandelte Gebiet umfaßt den Sudetenzug vom mährischen Gesenke bis zum Isergebirge. Um auch einige, den niederen Höhenlagen, dem Vorgebirge, an- gehörige Pflanzen aufzunehmen und das Werkchen nicht allzu umfangreich zu gestalten, mußte auf eine Anzahl von Gebirgspflanzen verzichtet werden.!) Das vorliegende Buch kann deshalb nicht den Charakter einer voll- ständigen Gebirgsflora beanspruchen. Man könnte es vielmehr als ein botanisches Album bezeichnen. Als solches dürfte es sich immerhin dem Botaniker und Blumenfreunde, dem Lehrenden und Lernenden dienst- bar erweisen. Aber auch für den Touristen und Sommer- frischler dürfte es eine willkommene Erscheinung sein. Denn wie oft tritt nicht, wenn er seine Schritte heim- wärts lenkt, an ihn die Frage heran: „Was erwähle ich als Erinnerungszeichen an das Gebirge?“ und „Mit welcher Gabe erfreue ich bei meiner Rückkehr die An- gehörigen?“ Mag es sich hierbei in den meisten Fällen auch nur um einen geringen Gegenstand handeln, der als ein Zeichen der Aufmerksamkeit oder des treuen Gedenkens gelten soll, so giebt es doch auch Fälle genug, bei denen sich das Verlangen nach einer Er- innerungsgabe von bleibendem Werte äußert. Eine solche darzubieten und durch sie das Interesse für die Gebirgswelt anzuregen und die Liebe zur erhabenen Gottesnaturzu wecken: dasist der Hauptzweck des Buches. ı) Vollständige Gebirgsfloren: Ziek. Flora von Schlesien. Celakovsky. Prodromus der Flora von Böhmen. Wizrkter. Flora des Riesen- und Isergebirges. II. Aus dem Leben der Pflanze. „Wie alles sich zum Ganzen webt, Eins in dem Andern wirkt und lebt! Wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen und sich die goldnen Eimer reichen! mit sagenduftenden Schwingen harmonisch all’ das All’ durchklingen!“ (Goethe.) Die Hauptteile der Pflanze bilden Wurzel, Stamm, Blätter, Blüten und Früchte. Durch die Wurzel, die sehr verschieden gestaltet ist, nimmt die Pflanze hauptsächlich ihre Nahrung auf. Der Stamm bestehtauseinem unterirdischen und oberirdischen Teile. Ersterer hat 3 Formen: Grundachse, Knolle und Zwiebel, und ist dazu bestimmt, gewisse Vorratsstoffe für die Pflanze aufzuspeichern. Letzterer ist der Träger der grünen Blätter. Er ist entweder holzig oder krautartig. Die Blätter sind seitliche Glieder unterhalb der Spitze des Stammes. Sie erscheinen als Nieder-, Laub-, Hoch-, Kelchblätter u. s. w. und haben die Aufgabe, die Kohlensäure der Luft aufzunehmen und zu Pflanzenstoff zu verarbeiten, insofern dienen sie auch als Organe der Ernährung. Die Blüte besteht meist aus Kelch und Blumen- krone, die nach Größe, Gestalt und Farbe sehr ver- schieden sind. Sie sind bestimmt, die inneren Teile der Blüte, die Befruchtungsorgane, vor schädigenden Witterungseinflüssen zu schützen. Der Kelch ist ge- wöhnlich grün gefärbt und bildet die äußere Hülle der Krone, welche meist eine bunte Färbung hat. Im Innern der Krone befinden sich die Staubgefäße, der Fruchtknoten und der Stempel. Die Staubgefäße — auch 1) Die nachstehende Abhandlung kann durchaus auf Voll- ständigkeit keinen Anspruch erheben. Sie will nur allgemeine Andeutungen über das Leben der Pflanze geben, soweit sie zum Gebrauche des Buches erforderlich sind. Am Schlusse desselben folgt eine Erklärung der gebrauchten Fachausdrücke. TE Staubblätter genannt — bestehen aus Staubfäden (Stiele) und Staubbeuteln. Erstere sind entweder frei oder verwachsen; in den letzteren entwickelt sich der Blüten- staub. Zum Stempel (Fruchtblätter) gehören Frucht- knoten, Griffel und Narbe. Blüten mit Staubgefäßen und Stempeln werden Zwitterblüten genannt. Solche Blüten, die nur Staubgefäße (männliche Blüten), oder nur Stempel (weibliche Blüten) enthalten, heißen ein- geschlechtig. Befinden sich diese Organe — ge- trennt! — auf derselben Pflanze, so wird sie mit ein- häusig, auf verschiedenen Pflanzen mit zweihäusig bezeichnet. Die Aufgabe dieser Blütenteile besteht in der Er- zeugung der Frucht. Eine solche aber kann nur dann entstehen, wenn der in den Staubbeuteln enthaltene Blütenstaub auf die Narbe des Stempels gelangt (Be- stäubung) und von hier aus durch den Griffel hinab in den Fruchtknoten wächst. Zahlreiche Beobachtungen haben nun ergeben, daß sich nur dann ein kräftiger Samen entwickelt, wenn der Blütenstaub einer anderen Blume auf die Narbe gelangt. Dieser Vorgang wird mit Fremdbestäubung (Kreuzung) — im Gegensatz zur Selbstbestäubung — bezeichnet. Diese Übertragung des Blütenstaubes erfolgt entweder durch den Wind oder durch Insekten. Demnach unterscheidet man Windblütler und Insektenblütler. Windblütler. Der Blütenstaub ist trocken und leicht übertragbar. Die Blütenhüllen sind meist klein und unscheinbar gefärbt. Insektenblütler. Der Blütenstaub ist stets klebrig. Die Blütenhüllen sind meist größer und besitzen eine lebhafte, leuchtende Färbung, um die bestäubungs- vermittelnden Insekten anzulocken. Ein weiteres Lock- mittel bildet außer dem Blumenduft die meist am Grunde der Blüte angebrachte, gewöhnlich aus helleren oder dunkleren Strichen und Punkten bestehende Zeichnung — Saftmal genannt —, die so eingerichtet ist, dafs sie den Insekten als Wegweiser zu dem im Innern der Blüte befindlichen Honigbehälter (Nektarium) dient. Denn dieser bildet die Hauptanziehungskraft für EN LTR die Blumenbesucher. Die innige, für den gesamten Haushalt in der Natur wie im Menschenleben hoch- bedeutungsvolle, unentbehrliche Beziehung zwischen der Blüte und der Haupt-Bestäubungsvermittlerin, der Biene, hat Goethe poetisch ausgeschmückt: „Ein Blumenglöckchen Da kam ein Bienchen vom Boden hervor und naschte fein: — war früh gesprosset Die müssen wohl beide in lieblichem Flor. für einander sein.“ Sowohl bei den windblütigen wie insektenblütigen Pflanzen ist die Fremdbestäubung vorherrschend. Bei den zweihäusigen Pflanzen ist die Selbstbestäubung von vornherein ausgeschlossen. Aber auch bei den ein- häusigen und Zwitterblüten kommt sie nur sehr ver- einzelt vor, und zwar deshalb, weil bei den meisten Pflanzen sich Blütenstaub und Stempel nicht gleichzeitig entwickeln. Die aus der Bestäubung hervorgehende Frucht wird eingeteilt in Beeren-, Stein- und Trocken- früchte. Eine eingehendere Betrachtung des Pflanzenlebens erfordert, daß wir die Gewächse in ihren mannigfachen Erscheinungen und Beziehungen ins Auge fassen, und unermüdlich in die verschiedenen Lebensverhältnisse einzudringen versuchen. Bei unerklärlichen Vorgängen und schwer zu verstehenden Einrichtungen darf das Warum nicht eher schweigen, bevor die Pflanze nicht selbst den Schleier gelüftet und eine befriedigende Antwort gegeben hat. Dann erst wird das nachstehende Wort des Forschers zur Wahrheit werden: „Jedes einzelne der lieblichen Blumengesichter, die wir als uns für immer verschleierte Geheimnisse mit dem wehmütigen Gefühle der Entsagung anzustaunen ge- wohnt waren, blickt uns jetzt hoffnungserweckend und zu mutigem Vorgehen anspornend freundlich entgegen, als wollte es uns zurufen: Wage dich nur zu mir heran, mache dich in treuer Liebe mit mir und allen meinen Lebensverhältnissen so innig als du vermagst vertraut, und ich bin gern bereit, den Schleier vor dir fallen zu lassen und mich mit allen meinen Geheimnissen dir an- zuvertrauen.“ (H. Müller. „Alpenblumen.‘“) III. Pflanzen - Systeme. „Der Weg der Ordnung, ging er auch durch Krümmen, er ist kein Umweg.“ (Schiller) Bei der großen Zahl von Gewächsen und der Ver- schiedenheit der Formen und Gebilde mochte schon vor Zeiten bei Naturforschern wie sonstigen Blumen- freunden das Verlangen nach einem kundigen Führer und sicheren Wegweiser für das Pflanzen-Labyrinth — für die „tausendfältige Mischung unter dem Blumen- gewühl“ — rege geworden sein. Um sich in der ver- wirrenden Fülle und bunten Mannigfaltigkeit der Pflanzenwelt zurecht zu finden, hatte man Pflanzen- systeme — künstliche und natürliche — aufgestellt. Künstlich nennt man das System, bei welchem die Gruppierung nur nach einzelnen Merkmalen, z. B. nach der Zahl der Staubfäden, erfolgt; natürlich, wenn hierbei die Gesamterscheinung der Pflanze berücksichtigt wird. Das bekannteste unter den künstlichen Systemen, welches heut noch allgemeine Geltung hat, ist das Linnesche System. Der schwedische Botaniker K. v. Linne, Professor in Upsala, veröffentlichte 1735 sein geniales Werk ‚„Systema naturae‘“, in welchem er unter alleiniger Berücksichtigung der Bestäubungsorgane die Pflanzen in Klassen und Ordnungen einteilte. Oben- an stehen die beiden Hauptgruppen: A. Phanerogamen = Pflanzen mit deutlich wahr- nehmbaren Blüten, und B. Kryptogamen = Pflanzen ohne erkennbare Blüten. R Hierauf folgt — wie nachstehende Übersicht er- giebt — die Gruppierung nach der Zahl, Länge und Verbindung der Bestäubungsorgane. Das älteste natürliche System stellte Jussieu 1789 auf. Es wurde von Decandolle, Endlicher u. a. weiter ausgebaut und ist gegenwärtig das gebräuchlichste. ER Übersicht des Linneschen Systems. A. Phanerogamen. I. Pflanzen mit Zwitterblüten. !) a) Staubgefäfse frei, nicht verwachsen. 1. Staubgefäße meist gleich lang. Im Buche und auf den Farbentafeln aufgenommene Pflanzen. 1 Staubgefäß in jeder Blüte — I. KL Near 2 Staubgefäße ,, h — 1. „nn, MEI SB 3 4 ; — Il. „ 1, 922 70758 4 h u NV. N RT b) sh % 5 = EEE Ey 272 24—28, 49, 50. 54. 56—60. 66. 6 N 5% 3 5 = VI. 1, 7,985072.185-—98, 7 5 un, 5 — US ER 8 N ren ’ VEIT. U. 9 r HD N IR _ 10 r " » ss = Rx. nn 12:20.21:31.- 36, 12—18 „ N 2 = EHER LER RN — 20 und mehr Staubgefäße auf dem Kelchrandern.. Ye... = XI 05: 912,323: 20 und mehr Staubgefäße auf gem Rruchtboden n4 u 72 SU = DIE 1, 25.16: 2. Staubgefäße paarweise ungleich lang. 4 Staubgefäße, 2 längere und Bulirzere ee IRIV I RN. 1537002023 6 Staubgefäße, 4 längere und DALURIELEN I ONE N eV b) Staubgefälse unter sich oder mit dem Stempel verwachsen. 1. Staubfäden verwachsen in 4» Bündel: 2, HE RENTE vr Den VEIT NN — BxbBundel .... „au erkenne. 5 = X VILLE DE Baader; mehr Bündel... .u.5.. 0 & VIE 00% Sam 1) Staubgefäße und Stempel befinden sich in einer und derselben Blüte. RB), nn 2.Staubbeutelverwachsen Iisemerkohre. . „ . NZ IXDR Kl Nry 37-48. 3, Staubgefäße mit dem Berempelverwachsen ..„ =! X%X .,..,. 81-84, II. Pflanzen mit eingeschlechtigen Blüten. a) Staubgefäße und Stempel- blüten auf derselben Pflanze = XXI Kl, Nr, 68. 76—79. 93, b) Staubgefäßblüten auf der einen und Stempelblüten auf Bckhanderen Pianzemez Fr = INR EN ins 18 69-—71.792 IN. Pflanzen mit Zwitterblüten und eingeschlechtigen Blüten ee 2) = XXI KL Nr, — B. Kryptogamen. Pflanzen ohne Blüten und Samen, mit Sporen. „ =XXiIV. Kl, Nr. 94—103. Übersicht des natürlichen Systems.) A. Phanerogamen. Blütenpflanzen, samenerzeugend. I. Hauptabteilung. Angiospermen. Bedecktsamige. Samen von einem Fruchtknoten eingeschlossen. I. Klasse. Dieotylen. Ringfaserige phanerogamische | Gefäßpflanzen. Zwei gegenständige Keimblätter. Gefäßbündel auf dem Querdurchschnitte ring- förmig. Laubblätter meist netzig geadert. Blüte vorherrschend 5zählig. 1. Unterabteilung. Blüten vollständig. Blumenkrone getrennt- blättrig, unterständig. a) Fruchtknoten mehrere, Kelchblätter getrennt. Ranuniculaceen Juss. Krautartige Pflanzen’mit geteilten Blättern. Kelch meist [5 blättrig, Krone 4—15 blättrig. Pula rder Übersicht haben nur die im Buche vertretenen Familien Aufnahme gefunden, 2 ee a Staubgefäße zahlreich. Deldhinium 1. Aconitum 2. Ane- mone 3. FPuisatilla 4. Ranunculus 5. Trollius 6. b) Fruchtknoten mehrere, Kelchblätter am Grunde mehr oder weniger verbunden. Crassulaceen DC. Blätter fleischig, ohne Nebenblätter. Frucht am Grunde mit einem Schüppchen. Krone bis 20 blättrig. Staubgefäße soviel als Kronenblätter oder doppelt soviel. Ahodiola 7. Rosaceen Juss. Blätter krautartig, meist mit Nebenblättern. Frucht ohne Schüppchen, Krone 4—5spaltig. Staub- gefäße zahlreich. Alchemilla8. Rosa9. Rubus 10. Geum 11. Potentilla 12. c) Fruchtknoten I. Krone unregelmäfsig. Kelch einblättrig. PapilionaceenL. Kelchö5zähnig. Blumenkrone schmetter- lingsförmig. Staubgefäße 10, von denen 9 in ein Bündel vereinigt sind. ZZedysarum 13. d) Fruchtknoten und Krone wie vorige. Kelch mehrblättrig. Fumariaceen DC. Kelch 2blättris.. Krone 4blättrig. Staubgefäße 6, in 2 Bündel verwachsen. Blätter ohne Nebenblätter. Zumaria 14. Violaceen DC. Kelch und Krone 5blättrig. Staub- gefäße 5, frei. Blätter mit Nebenblättern. Viola 15 und 16. e) Fruchtknoten I. Krone regelmäfsig. Droseraceen DC. Kelch teilig. Kronenblätter 5. Staub- gefäße 5. Sumpfpflanze. Drosera 17. Empetraceen Nutt. Kelch- und Kronenblätter 3. Staub- gefäße 3. Zmpetrum 18. Cruciferen Juss. Kelch- und Kronenblätter 4. Staub- gefäße 6. Cardamine 19. f) Wie vorige. Staubgefäfse 10. Alsinaceen DC. Kelch 5blättrig. Blätter pfriemförmig, dichtrasig. Alsize 20. Hypopitiaceen Klotzsch. Kelch 5teilig. Blätter rund- lich, immergrün. Zirola 21. 2. Unterabteilung. Blüten vollständig. Blumenkrone getrennt- blättrig, oberständig. i a) Bäume und Sträucher. Grossulariaceen DC. Fruchtknoten 1fächerig. 5 Staub- gefäße. Beerenfrucht. Zides 22. RT Pomarien Lindl. Fruchtknoten 2- bis mehrfächerig. 20 und mehr Staubgefäße,. Apfelfrucht. Zirus 23. b) Krautartige Gewächse. aa) Blüten in Dolden. Umpbelliferen Juss. Blätter meist geteilt. 5 Kelch- und 5 Kronenblätter. 2 Griffel. Zrperatoria 24. Pleurospermum 25. Meum 26 und 27. Myrrhis 28. Die Deckblätter am Grunde der Dolde werden mit Hülle, diejenigen am Grunde der Döldchen mit Hüllchen bezeichnet. Die Frucht spaltet sich bei der Reife in 2 Früchtchen (Spaltfrucht), welche an der Spitze eines Fruchtträgers hängen. Die Fläche, mit welcher sie sich vor der Reife berühren, heißt Fugenseite. Jedes Teilfrüchtchen hat 5 erhabene Streifen (Riefen oder Rippen), welche Hauptrippen heißen, auf der Mitte des Rückens: Kielrippen, die übrigen: Mittel- und Rand- rippen; letztere oft geflügelt. Zwischen den Hauptrippen 4 Vertiefungen: Thälchen, unter deren Oberfläche Kanäl- chen (Striemen) mit ätherischem Öl. Das Eiweiß der Früchte ist zum Bestimmen der Gattungen notwendig. Man erkennt es deutlich, wenn man eine reife Frucht quer durchschneidet. Entweder ist das Eiweiß an der Fugenseite flach und eben — wie bei den meisten Dolden — oder es sind die Seitenränder einwärts gebogen, so daß der Querschnitt halbmondförmig erscheint, oder es ist sackförmig ausgehöhlt. Viele Doldengewächse enthalten Alkaloide und ätheri- sche Öle, wodurch sie sich in sehr wirksamer Weise gegen Tierfraß schützen. Sie bilden, wie die Korbblütler, Blütengenossenschaften, die für das Pflanzenleben von großer Bedeutung sind. Eine Blütenvereinigung, welche doch viel wirksamer als die einzelne Blume zum Besuch einladet, ermöglicht es dem Insekt, in kurzer Zeit möglichst viel Blumen zu besuchen. Am Grunde beider Griffel be- findet sich das Stempelpolster mit dem Nektarium, welches den Honig reichlich absondert und den zahlreichen Be- suchern leicht zugänglich macht. Um die Blüte einerseits gegen Wetterungunst zu schützen, anderseits aber die Bestäubung zu fördern, finden periodisch sich wiederholende Krümmungen der Blütenstiele statt. Zum Schutz gegen 9% ee Schneckenfraß dienen die starren Haare, womit einige Umbelliferen-Arten ausgestattet sind. Die meisten Dolden- gewächse haben proterandrische Blüten: Fast sämtliche Staubgefäße springen auf und geben vorher an die Be- stäubungsvermittler, die Insekten, den Blütenstaub ab, ehe die Grifiel und Narben sich vollständig entwickelt haben. Daraus ergiebt sich die Fremdbestäubung mit zwingender Notwendigkeit. bb) Blüten nicht in Dolden, end- oder blattwinkelständig, Onagraceen Juss. Kelch mit dem Fruchtknoten ver- wachsen, abfällig, mit 2—4teiligem Saume. Kronenblätter in der Knospe zusammengedreht. Circaea 29. Epilobium 80. Saxifragaceen Vent. Kelch an den Fruchtknoten an- gewachsen, bleibend, mit 4 oder 5 freien Zipfeln. Kronen- blätter in der Knospe dachziegelig. Sazxifraga 31—89. Chrysosplenium 36. Die Pflanzen enthalten Gerbsäure, die ihnen als ein sehr wirksames Schutzmittel gegen Schneckenfraß dient. Ein weiteres Schutzmittel gegen feindliche Angriffe bieten die Drüsenhaare, womit einige Arten ausgestattet sind. Außerdem besitzen die mit klebrigen Drüsen versehenen Pflanzen die Eigenschaft, gewisse stickstoffhaltige Nahrungs- mittel 'zu absorbieren. Um die Verbreitung des Samens zu begünstigen, ist die abgeplattete Frucht ‚mit einem häutigen, dünnen Saum eingefaßt. Der Name „Steinbrech“ dürfte wohl davon herrühren, daß die Pflanze vorzugsweise Felsen bewohnt. Darauf deutet auch der Gattungsname Saxifraga hin. 3. Unterabteilung. Blüten vollständig. Kronenblätter mehr oder weniger mit einander verwachsen. Krone ober- ständig. a) Blüten in einem Blütenkorbe vereinigt und von einem ge- meinschaftlichen Hüllkelch umschlossen. Staubgefäfse in der Röhre der Blumenkrone oder zwischen den Zipfeln des Saumes eingefügt. Korbblütler. Compositen Ad. Der Kelch der Blütchen bildet eine Röhre mit Federchen oder Haaren (Haarkrone). Blumen- krone verwachsenblättrig. Der Saum 5zähnig oder zungenförmig.. Staubfäden }frei; Staubbeutel in eine Ba; N Röhre verwachsen. Griffel 1, mit 2 Narben. Frucht eine trockene Schließfrucht. Die Korbblütler bilden drei Unterfamilien: aa) Zungenblümier (Cichoriaceen). Alle Blüten sind zungenförmig und 2geschlechtig. Achyrophorus 37. Crepis 38. Hieracium 39—A1. Mulgedium 42, bb) Strahlblümler (Corymbiferen). Die inneren Blüten (Scheibenblüten) sind röhrig, die Randblüten zungenförmig. Sezecio 43. Doronicum 44. Homogyne 45. Adenostyles 46. Gnaphalium 47 und 48. cc) BRöhrenblümler (Cynareen). Alle Blüten sind röhrig. (Im Buche nicht vertreten.) Die Korbblütler nehmen in der Pflanzenwelt eine her- vorragende Stellung ein. Sie sind über die ganze Erde verbreitet und zählen über 12000 Arten. Ihr Übergewicht verdanken sie hauptsächlich den Anpassungen ihrer Blüten an die Insektenwelt. Der Kelch vereinigt viele Blüten zu Blütengenossenschaften, wodurch den Insekten ein rascher und bequemer Besuch vieler Blüten ermöglicht wird. Eine weitere Anpassung besteht darin, daß die mit Randstrahlen ausgestatteten Blüten als Lockblüten dienen. Der Nektar, welcher sich durch die zusammenneigenden Staub- beutel vor Regen schützt, wird so reichlich abgesondert, daß er in der Blütenröhre aufsteigt und von den zahlreichen Besuchern leicht und bequem erreicht werden kann. Noch vor der vollständigen Entwickelung der Blüte springen die Staubgefäße auf und der Blütenstaub fällt auf den niedrigen, noch unentwickelten Griffel. Derselbe ist mit Haaren umgeben, welche die Funktion einer Bürste übernehmen. Diese wird, sobald das Insekt die Blüte be- sucht, in Bewegung gesetzt, wobei sich der Insektenkörper mit Blütenstaub bedeckt. Längere Zeit darauf wächst der Griffel aus der Röhre heraus und wird empfängnisfähig. Dies ergiebt, daß hier nur von einer Fremdbestäubung die Rede sein kann. Bei der Verbreitung des Samens mittelst des Windes spielt die auf der Frucht befindliche Feder- krone, die gleichzeitig einen Fallschirm bildet, eine wichtige Rolle. N a b) Keine Korbblütler. Staubgefäfse auf dem Ende des Frucht- knotens vor den Kronenblättern eingefügt. (Bei Linnaea Staubgefäße wie bei a.) Campanulaceen Juss. Blätter und Blumenkrone ver- welkend. Staubgefäße 5. Staubbeutel frei. Campanula 49 und 50. Ericaceen Endl. Blumenkrone bleibend. Staubgefäße 8. Blätter lederartig, immergrün. Paccinium 51. Rubiaceen DC. Blumenkrone radförmig, verwelkend. Staubgefäße 4, gleich lang. Galium 52. Caprifoliaceen Juss. Blumenkrone und Blätter ver- welkend. Staubgefäße 4 (2lange und 2 kurze). Zirnaea 53. 4. Unterabteilung. Blüten vollständig. Blumenkrone ver- wachsenblättrig, unterständig. a) Fruchtknoten 4. BoraginaceenDesv. Blumenkrone regelmäßig, radförmig. Staubgefäße 5. MWyosotis 54. b) Fruchtknoten I. Krone regelmäfsig. Primulaceen Vent. Krone radförmig. Fruchtknoten einfächerig. Zrientalis 55. Primula 56. Androsace 57. Gentianaceen Juss. Krone röhrig. Fruchtknoten 1- bis 2 fächerig. Sweertia 58. Gentiana 59 und 60. c) Fruchtknoten I. Krone unregelmäfsig. Scrophulariaceen Juss. Blumenkrone 2lippig oder 4—5spaltig ohne Sporn. Fruchtknoten meist 2fächerig. Veronica 61. Pedicularis 62. Alectorolophus 63. Bartschia 64. Lentibulariaceen Rich. Blumenkrone 2lippig, gespornt. Fruchtknoten einfächerig, Zinguicula 65. 5. Unterabteilung. Blüte unvollständig. Kelch und Krone fehlen oder sind vollständig mit einander verwachsen. a) Blüte nicht in Kätzchen. SantalaceenR.Br. Blütenhülle vollständig, Staubgefäße 5. Kelch in der Knospenlage klappig, 3—5spaltig. Z7kesium 66. Polygonaceen Juss. Blütenhülle unterständig. Staub- gefäße 6. Kelch in der Knospenlage dachziegelig, geteilt. Rumex 67. b) Blüte in Kätzchen. Betulaceen Rich. Blüten einhäusig. & Blüte mit 3- bis 4teiliger Blütenhülle, zu 2—3 in den Achseln schuppen- artiger Deckblätter. 2 Blüte in Kätzchen. Betula 68. BE Salicaceen Rich, Blüten zweihäusig, d und ? Blüten in Ähren. Salix 69—71. II. Klasse. Monocotylen. Zerstreutfaserige, phanero- gamische Gefäßpflanzen. 1 Keimblatt. Gefäß- bündel auf dem Querdurchschnitte zerstreut. Blätter parallelnervig, oft mit scheidenartigem Grunde. Blüten meist 3zählig. a) Blütenhülle fehlend oder unvollkommen. Gräser und Halbgräser. Gramineen Juss. Echte Gräser. Stengel knotig-ge- gliedert. Blätter mit verlängerten, meist offenen Scheiden und Blatthäutchen, Agrostis 72. Phleum 73. Poa 74 und 75. Die Blüten der Gräser stehen in ein- bis mehrblütigen Ährchen, welche einfache oder zusammengesetzte Ähren oder Rispen bilden. Jedes Ährchen hat am Grunde meist 2 zeilig gestellte (scheinbar gegenständige) Hüllblätter (Klappen). Über diesen stehen 2 Blättchen (Spelzen); das untere wird Deckblatt (oft begrannt), das obere Vorblatt genannt. Diese schließen die innere Blütenhülle und die Befruchtungsorgane ein. Erstere besteht aus 2—3 winzigen Schüppchen; Staubgefäße 3, selten 2—6; Griffel und Narben 2, selten 1. Der Same ist reich an mehligem Eiweiß. Sobald die Blüte sich öffnet, wachsen sehr rasch die Staub- gefäße über die Spelzen hinaus. Anfangs sind die Staub- fäden etwas starr, bald aber erschlaffen sie, und nun hängen die Staubbeutel, die sehr bald aufspringen, pendelartig aus der Blüte heraus. An dem unteren Teile befindet sich ein kahnförmiger Behälter, der den herausfallenden Blütenstaub vorläufig aufnimmt und ihn nach und nach an den Wind abgiebt, der ihn auf die pinsel- oder federartig sich aus- breitenden Narben trägt. Das Blühen der Gräser richtet sich hauptsächlich nach der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, wobei die meist auf der Rückseite der Blätter befindlichen Spalt- öffnungen eine sehr wichtige Rolle spielen. Cyperaceen Juss. Rietgräser. Stengel nicht knotig- gegliedert, oft 3kantig, nur am Grunde beblättert. Blätter mit geschlossenen Scheiden, meist ohne Blatthäutchen. Carex 76—79: Blüten getrennten Geschlechts, in dach- 2 NVDUNTAEE ziegelförmigen Ähren. & mit 3 Staubbeuteln. Frucht und Fruchtknoten von einer flaschenförmigen Hülle um- geben. Griffel 2—3spaltig. Grasfrucht 3kantig. fZrio- fhorum 80: Blüten 2geschlechtig (zwitterig). Blüten- borsten einen langen, weißwolligen Schopf bildend, die Frucht einhüllend. b) Blütenhülle vollständig, oberständig. Orchidaceen Juss. Blüten unregelmäßig, kronenartig, 6blätterig, aus zwei [3zähligen Kreisen bestehend." Staub- gefäße (3; nur das obere mit 1 Staubbeutel) und Griffel zu einem Säulchen verwachsen, welches auf der vorderen oberen Seite ein drüsig-klebriges Grübchen (Narbe) trägt. Gymnadenia 81 und 82. ZListera 83. Corallorrhiza 84. c) Blütenhülle vollständig, unterständig. Fruchtknoten 1. LiliaceenDC. Blütenhüllefkronenartig. Zilium 85." Allium 86 und 87. Streptopus 88. Juncaceen Bartl;} DBlütenhülle mit spelzenartigen, am Rande trockenhäutigen Blättern. Juncus 89. ZLuzulaj 90. d) Blütenhülle wie vorige. Fruchtknoten mehrere. Colchicaceen DC. Blütenhülle kronenartig. Veratrum 91. II. Hauptabteilung. @ymnospermen. Nacktsamige. Nadelhölzer. Coniferen Juss. Blüte 1- oder 2häusig. Funiperus 92. Pinus 98. B. Gefäls-Kryptogamen. Blütenlose Pflanzen. Die Fortpflanzung geschieht durch Sporen, welche sich entweder auf der Rückseite des Blattes oder am Blattgrunde oder in den Blattachseln oder am Ende des Stengels in kleinen, meist rundlichen Häufchen oder in Ahren befinden. Aus der Spore entwickelt sich ein kleiner nieren- oder herzförmiger, linsen- großer Vorkeim (Prothallium), welcher sich mit Wurzelhaaren am Boden festheftet. Auf der Unter- seite dieses blattartigen Gebildes entstehen männ- liche und weibliche Organe (Antheridien und Arche- gonien), welche den Staubgefäßen und Stempeln BR, 1 entsprechen. Die Antheridien erzeugen elastische, korkzieherartige Schwärmfäden, die zu den Arche- gonien gelangen und von ihnen aufgenommen werden. Nach stattgefundener Verbindung stirbt das Prothallium ab und es entwickelt sich eine neue sporentragende Pflanze. Dieser Vorgang entspricht dem Generationswechsel bei den Insekten. Das Prothallium wird als die erste Generation und die aus dem befruchteten Archegon hervorgehende neue Pflanze als die zweite Generation angesehen, LycopodiaceenDC., Blätter ungestielt. Sporenhäufchen in einer Höhlung am Grunde der Innenseite der Blätter oder in Blattachseln oder Ähren, ZIsoetes 94. Selaginella 95. ZLycoßpodium 96. Filices Willd. Blätter gestielt. Sporenhäufchen meist auf der Rückseite der Blätter, Alosorus 97. Blechnum 98, Asplenium |99 und 100. Asfidium 101. Polystichum 102% Botrychium 103. IV. Eine botanische Wanderung vom Thal bis auf das Hochgebirge. „Ihut euch auf, ihr Waldesgründe, steig empor, du grüner Dom, Quellen, rauschet thalhernieder, tönet neu, ihr alten Lieder, Sang und Wellenrauschen, münde in den brausenden Frühlingsstrom.“ (L. Bauer.) „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen ın Berg und Wald und Strom und Feld“ — vor allem aber — können wir ergänzend hinzufügen — auf der Berge lichten Höhen, wo der Blick sich weitet, wo sich Wunderwerke offenbaren, wo das Herz jubelt und jauchzt: „Da trittst du aus dem Getriebe der Welt entgegen dem friedlichen Sternenzelt; da rückt es dir näher des Vaters Herz, da ziehst du lebendig schon heimatwärts.“ (H. Möwes.) . Auf, laßt uns auf die Berge steigen! Schon beim Überschreiten des Vorgebirgs-Walles treten uns ver- änderte Vegetationsbilder entgegen. Manch’ liebge- wonnenes Kind der Ebene nimmt von uns Abschied und wir betreten die Waldregion, welche sich von 500 bis 1000 m Seehöhe erhebt. Die Acker- und Getreide- felder, welche der Ebene ihr bestimmtes Gepräge geben, treten immermehr zurück und größere Wiesenflächen nehmen ihre Stelle ein. Noch unterhalb der eigentlichen Waldregion treten uns eine Anzahl von Gestalten entgegen, die unseren Blick sofort fesseln. An buschigen Lehnen und kräuter- reichen Bachufernbreitetder akonitblättrige Hahnen- fuß seine zahlreichen, weißen Blütensterne aus. Neben ihm erblicken wir die Gebirgsrose, die mit ihren BR ch hochroten Blütenhüllen aus dem Strauchwerk hervorlugt. Über sie erhebt sich schützend und schirmend die schlesische Weide, die schon längst ihre gelblich- weißen Blütenkätzchen abgestreift hat. Bei den zer- streuten Wohnungen der Gebirgsdörfer haben sich Meisterwurz, Bärwurz, Süßdolde und Gebirgs- Ampfer oft in großer Menge niedergelassen. Die saftigen Wiesen, deren Ränder nicht selten mit dem Felsen-Labkraut eingefaßt sind, schmücken sich mit der purpurnen Blütentraube der Höswurz und der Goldwurz. Je höher wir steigen, desto mehr vermindern sich die Wiesenflächen, die endlich vom Walde voll- ständig verdrängt werden. In ausgedehnten Beständen, die fast nur aus Fichtenwaldungen bestehen, umschlingt er als ein breites grünes Band die Abhänge der Gebirge, denen er sich in vieler Beziehung als ein reicher Segens- spender erweist. Beim Betreten der waldigen Hallen drängt sich uns die Frage auf: „Worin beruht der Zauber des Waldes, daß schon sein Anblick uns erfrischt und stärkt, wie ein Bad in den Wellen des Meeres? Ist es allein das Wohlgefallen des Auges an dem anmutigen Spiel der Lichter und Schatten, den hundertfältig abgestuften Tönen des Grüns, über das die Sonnenstrahlen den goldenen Schleier breiten? Ist es allein die frische Waldeskühle, der würzige Waldesduft, der den ermattenden Nerven wohl- thut? Oder ist es nicht auch der poetische Ideenkreis, der von unserer Kindheit her über dem Walde schwebt, der auf unsere Empfindungen noch einwirkt, wenn wir uns dessen längst nicht mehr bewußt sind ?“t) Wahrlich, ein eigener Zauber umfängt uns, wenn wir das waldige Reich, besonders den Gebirgswald, betreten. Hier blickt durch das dunkle Laubdach ein grauer Felskoloß, der, dem Sohne der Wildnis gleich, sein Haupt mit Farren- wedeln schmückt; dort hüpft der muntere Gebirgsbach, zahllose Kaskaden bildend, von Fels zu Fels und er- zählt uns von dem Felsenspalt, der ihn geboren, von den segenspendenden Wolken, die ihn genährt, von den 1) Cohn. Die Pflanze. N ne blumigen Matten, die seine Wiege umgaben, von Sonnen- schein und Luft, die ihn gebadet, und von Gentianas blauen Augen, die ihn treu bewachten und begleiteten. Auf schwellendem Moospolster wiegen liebliche Kinder Floras ihre zarten Blütenköpfchen, und hoch oben in den Baumwipfeln läßt der Sängerchor seine alten, aber nie veraltenden frohen Weisen hören. Wollte uns der Wald auch von den übrigen Gästen erzählen, die sich zu kurzer Sommerrast oder auch auf längere Dauer in seinem Schatten niederlassen, wollte er uns gar seine geheimnisvolle wunderbare Mission verraten, die er im sroßen Haushalt der Natur übernommen: es würde sich plötzlich der Wald mit unzähligen Wesen bevölkern, die unsere höchste Bewunderung hervorrufen würden. ‚Da ist ein Leben und ein Weben, ein Schaffen und Ar- beiten, ein Knospen und Sprossen, ohne Rast und ohne Hast, ohne Anfang und ohne Ende.“ „Was mögen sich die Bäume flüstern, wenn Flüstern so den Wald durchgeht? Sind sie nach Neuigkeiten lüstern? — Um eines wohl ihr Wort sich dreht. Sie sind zusammen jung gewesen und wurden hier zusammen alt. Auch ohne Zahl ist das zu lesen, es sagt mir’s Kleidung und Gestalt. Sie reden von vergang’nen Zeiten, von Wettern, Stürmen, schwer und wild, von früh’rer Lenze Lieblichkeiten: Ach überall dasselbe Bild. (K. Pöls.) Auf schwellendem Moospolster erblicken wir das einblumige Wintergrün, das Gebirgs-Hexen- kraut, den Siebenstern und die beiden Orchideen: die Korallenwurz und das herzblättrige Zwei- blatt. Die moorige Fläche, auf welcher der rund- blättrige Sonnentau seine insektenfressenden Blätter zum Fange ausbreitet, schmückt sich mit den purpurnen Blüten der Moosbeere. An der murmelnden Quelle öffnen das zweiblumige WVeilchen und das gegenblättrige Milzkraut ihre gelben Blüten, über IT ZONN I . welchen sich der safrangelbe Schirm des Sudeten- Kreuzkrautes ausbreitet. Auf unserer Gebirgswanderung begleiten uns rechts und links am Wege der Gebirgs-Brandlattich, das norwegische Ruhrkraut und der Rippenfarn, während der Gebirgs-Milzfarn mit seinen kräftigen Wedeln die Waldblößen und Bachufer bedeckt. Wir sind nunmehr bis zu einer Höhe von 1000 m aufgestiegen. Der Hochwald lichtet sich und tritt immer- mehr zurück. Ein Blumenkind nach dem anderen nimmt von uns Abschied, und mit jähem Übergange rollt sich vor dem erstaunten Blicke ein vollständig verändertes Vegetationsbild auf. „Ade, du liebes Waldesgrün !“ — „Schirm dich Gott, du deutscher Wald!“ Wir betreten nun die Hochgebirgsregion, die sich von der oberen Waldgrenze bis auf den Riesenkamm in einer Erhebung von 1000-1500 m erstreckt. Auf der Grenze zwischen Hochwald und Knieholz ringt die Fichte, begleitet von Eberesche und schlesischer Weide, um ihre Existenz. Sturm und Eis verstümmeln ihre Krone und die Schnee- last des langen Winters drückt ihre Äste tief herab. Die untersten, umgeben von stets feuchtem Moose, fangen an Wurzel zu schlagen, worauf sie sich erheben und weiterwachsen, so daß der alte Stamm —- vom Gebirgsbewohner mit „Rauze‘“ bezeichnet —!) von einer größeren oder geringeren Zahl jüngerer Stämmchen wie von einzelnen kleinen Pyramiden umgeben erscheint. Ohne jede Fruchtentwickelung vermag eine solche Fichtenfamilie ein Alter von 150—200 Jahren zu er- reichen ehe sie abstirbt. Je höher wir steigen, desto seltener werden die Bäume, bis sie endlich vom Knie- holz fast ganz verdrängt werden. Diese strauchartige Konifere, die in sehr naher Verwandtschaft zur gemeinen Kiefer steht, breitet ihre Aste, am Boden horizontal hin- kriechend, nach allen Richtungen aus. Am Ende richten sich die elastischen, büschelförmigen Zweige mannshoch auf und bilden eine Rosette von mehreren Metern 1) Gerh. Hauptmann läßt in der „Versunkenen Glocke“ den Waldschrat sagen: ‚„... stieg, durch die Rauzen bergunter, in den Hochwald hinein.“ BE Durchmesser. Bei 1500 m hört auch das Knieholz auf. Die Hochgebirgsflora läßt sich je nach der Boden- erhebung und Bodenbeschaffenheit in 4 Vegetations- gebiete teilen: Kamm-, Moor-, Felsen- und Schluchten- flora. Freilich kann hier von streng gezogenen Demar- kationslinien keine Rede sein. Denn verschiedene Pflanzen sind in mehreren oder sämtlichen Gebieten an- zutreffen. Kammflora.. Dem Kamme giebt das Knieholz, dessen Vorkommen die Hochgebirgsflora des Riesen- gebirges wesentlich von derjenigen des Glatzer Schnee- berges und Gesenkes unterscheidet, sein eigentümliches Gepräge. Unmittelbar nach der Schneeschmelze be- grüßen uns der Teufelsbart und das Habmichlieb, denen sich sehr bald die Berg-Nelkenwurz, die starre Segge und die lappländische Weide an- schließen. Die Sommerflora eröffnet das goldblumige Fünffingerkraut, welches mit seinen goldgelben Blütensternen die Wiesen und Wegeränder schmückt. Bald darauf öffnen verschiedene Korbblütler: Hachel- kopf, Habichtskraut u. a. ihre gelben Blütenköpfe. Auf Wiesen und grasreichen Abhängen zeigen sich die Glockenblume, das gelbe Veilchen, die weiße Höswurz,dasGebirgs-Lieschgras,derGermer.u.a. Im Hochsommer breitet — oft neben dem niedrigen Ruhrkraut — auf den fahlen, kurzrasigen Flächen der Gebirgs-Bärlapp seine fast einen Meter langen Zweige mit gelblich-grünen Ähren aus, während unter dem Schutze des Knieholzes der schwalbenwurzartige Enzian sich anschickt, seine azurblauen, glockenförmigen Blüten zu entfalten. Moorflora.. Wenn auch das Hauptmannsche Wort aus der „Versunkenen Glocke“: „Aus Frau Holles Blumenmoor löst’ ich heimlich mich hervor“ — nur einer beschränkten Zahl von Sumpfbewohnerinnen gelten kann, so ist aber das Hochmoor durchaus nicht blumenlos. Die Iserwiese bewohnen Zwerg-Birke und Zwerg-Wacholder. Den Frühlingsreigen auf dem BR. 2Y, Valerie Hochmoore des Riesengebirges eröffnet die Zwerg- Brombeere mit ihren großen, weißen Blütensternen. Dicht daneben breitet die schwarze Krähenbeere ihre Zweige mit winzigen Blüten und zierlichen, leder- artigen Blättern aus. Etwas später erschließt an des Baches Rand das dostenblättrige Weidenröschen seine purpurnen Blütenhüllen, während die Gebirgs- Bartschie mit ihren dunkelvioletten und die ausdauernde Sweertie mit ihren stahlblauen Blütentrauben oft ganze Flächen bedeckt. Mitten im Moorgrunde erhebt eine hochnordische Pflanze, das Sudeten-Läusekraut, seine hellpurpurne, dichtge- drängte Blütentraube. Dicht daneben erblicken wir das Gebirgs-Wollkraut und die Gletscher-Segge. In den Ostsudeten bewohnt das gemeine Fettkraut mit seinen blauvioletten Blüten die Hochmoore. Aus dieser Darstellung, bei welcher noch verschiedene andere Pflanzen aufgenommen zu werden verdienten, geht hervor, daß unsere Hochmoore doch wesentlich von der nörd- lichen Heide- und Moorlandschaft verschieden sind, von welcher der Dichter singt: „Braune Heide, braune Heide, und der Himmel trüb’ und grau, keine andre Augenweide, nicht ein Fleckchen grün und blau. Nicht ein Blümchen nah’ und ferne, nur vergelbtes Gras und Moor, nirgends winken Blumensterne und kein Vöglein fliegt empor.“ (J. N. Vogl.) Felsenflora. Eine der schönsten, felsenbewohnenden Pflanzen, die wir aber im Teufelsgärtchen und im Gr. Kessel des Gesenkes aufsuchen müssen, ist der mit purpurner Blütentraube gezierte Gebirgs-Süßklee. Kleinere Felsbewohner mit zierlichen weißen Blüten, denen wir besonders im Riesengrunde begegnen, sind die Frühlings-Alsine und das resedablättrige Schaumkraut. Die Höhe und die Böschungen des Koppenkegels bewohnen der maßliebchenartige Ehrenpreis, diedreispaltigeBinse und dieährige Hainsimse. Als große Seltenheiten begrüßen uns in a der kl. Schneegrube verschiedene Steinbrecharten, dienordischeLinnäe, dieRosenwurz, derstumpf- blättrige Mannsschild, das Gebirgs-Vergiß- meinnicht, die krautartige Weide und die haar- halmigeSegge. Inden Felsritzen sproßt dasschlaffe Rispengras und das Felsen-Straußgras, sowie verschiedene Farnkräuter: Grünstieliger Milzfarn, scharfer Schildfarn, krauser Rollfarn u. a. Schluchtenfiora. Wenn wir im Frühlinge in die Gründe und Schluchten hinabsteigen, so begrüßt uns neben dem Teufelsbart die stattliche narzissenblütige Anemone — auch Berghähnlein genannt — mit ihrer weißen, reichblütigen Dolde. Bei einem späteren Be- suche fällt unser Blick sofort auf das üppige Pflanzen- dickicht, aus welchem Rittersporn, Eisenhut, Felsen-Johannisbeere, einige Doldengewächse und Korbblütler hervorragen. Zu den Schluchten- bewohnern gehören u.a. auch Allermannsharnisch, sibirischer Schnittlauch, Zapfenkraut usw. Eine Pflanze, das Sumpf-Brachsenkraut, steigt bis auf den Grund des gr. Teiches hinab. „Natur, wie bist du gut und mild! Der Gruben schauerlich Gebild, du weißt es zu versüßen; denn aus den Felsen starr und kahl läßt du im warmen Frühlingsstrahl viel tausend Blumen sprießen. Da schimmern sie nun weiß und rot, wo keine Hand sie je bedroht, kein Frevler kann erlangen. Und wenn der Mensch in seiner Gier sie tilgt im ganzen Bergrevier, — hier werden stets sie prangen.“ (Dr. Baer, „Bergblumen“.) V. Einwanderung der Hochgebirgs- Flora. „Es muß sich regen, schaffend handeln, erst sich gestalten, dann verwandeln, nur scheinbar steht’s Momente still; das Ew’ge regt sich fort in allem, denn alles muß in nichts zerfallen, wenn es im Sein beharren will.“ (Goethe.) Ob wir das Gebirge zum erstenmale durchwandern oder ob wir es zum ständigen Reiseziel erwählen: immer wird unser Blick von den Blumengestalten gefesselt, die, je nach den verschiedenen Höhenlagen wechselnd, uns bis auf die Kuppen und Kämme be- gleiten. Das sind Gestalten, die nach Farbe und Ge- stalt, Größe und Begleitung wesentlich von der heimischen Flora abweichen. Ähnliches würden wir beobachten, wenn wir nach dem hohen Norden wanderten. Immer eine Pflanze nach der anderen verläßt uns, bis uns end- lich in der arktischen Zone eine hochnordische Flora umfängt. Beim Ersteigen des Gebirges durchwandern wir nicht nur einige Jahreszeiten — während in tieferen Lagen eine Pflanze bereits verblüht hat, zeigt sie sich auf der Kammhöhe vielleicht erst in der Knospenlage —, sondern auch verschiedene Zonen. „Als wir bei 450 m die Region der Laubwälder und Getreidefluren verließen und in den Nadelwald mit seinen Bergwiesen eintraten, haben wir die nämliche Vegetation und das nämliche Klima angetroffen, als ob wir etwa am 58° die Grenze der subarktischen Zone in Rußland oder Schweden erreicht hätten; zwei Stunden rüstiger Bergwanderung brachten uns sodann bei 1200 m Höhe an die Baumgrenze, als hätten wir den Polarkreis überschritten, und als seien wir in die 3 edle 2 al kalte Zone eingedrungen. Die Knieholzregion, die schon von weitem als ein scharf abgesonderter Gürtel über dem Walde sichtbar wird, versetzt uns in der That in das arktische Gebiet mit seinem niederen Gesträuch, seiner Moos- und Flechtentundra; und darüber hinaus erheben sich die Spitzen des Gebirges, den Inseln des Polarmeeres vergleichbar, an welche sie in der Physiog- nomie und Zusammensetzung der Flora erinnern.‘‘') Bei dieser Darlegung kann es wohl kaum über- raschen, in den höheren Gebirgslagen auch hoch- nordischen Pflanzen zu begegnen. Zu diesen gehört an erster Stelle die auf der Elb-, Pantsch- und weiße Wiese vorkommende Zwerg-Brombeere (Multebeere), die aufdenSumpf-Ebenen Nord-Skandinaviens, Sibiriens usw. heimisch ist. Denselben Standort bewohnt ebenfalls ein nordischer Gast, das Sudeten-Läusekraut, dessen Heimat im äußersten Nordosten liegt. Eine dritte nordische Pflanze ist der Schnee-Steinbrech, der nur auf dem Basalt der Kl. Schneegrube anzutreffen ist. Außer diesen giebt es noch eine ganze Anzahl, die die Sudeten mit dem hohen Norden gemeinsam besitzen. Aber auch mit dem Südosten, den Karpathen, stehen in dieser Hinsicht die Sudeten in enger Beziehung. Die größte Anzahl der charakteristischen Gebirgspflanzen jedoch weisen auf den Süden, die Alpen, hin. Mögen auch Höhenlage, Bodenbeschaffenheit und klimatische Verhältnisse diesen Pflanzen die erforderlichen Lebens- bedingungen gewähren, so ist doch damit keineswegs ihr Vorkommen in unserem Gebiete erklärt. Der Ge- danke, daß wir es hier mit eingewanderten Pflanzen zu thun haben, drängt sich uns ganz von selbst auf. Was aber war die Veranlassung zu einer derartigen Pflanzen-Völkerwanderung, von welcher nur noch eine beschränkte Anzahl nordischer Vertreter übrig geblieben sind? Welche Ursachen gaben den Anstoß zu diesen Emigrantenzügen aus dem Norden, Osten und Süden? Wie erfolgten diese Wanderungen? Auf diese Fragen, die nicht nur für den Botaniker, sondern auch für jeden 1!) Cohn. Die Pflanze. 1; m Naturfreund von größtem Interesse sind, giebt ein/um die Erforschung der heimatlichen Flora hochverdienter Mann folgende Antwort:') „Zu diesem Zweck müssen wir auf frühere, wenn auch nicht zu weit entlegene geologische Perioden zurückgehen. Die paläontologischen Funde aus der verhältnismäßig jungen Tertiärzeit haben dargethan, daß sich seit der beendigten Bildung der unmittelbar vorhergegangenen Kreideformation eine Anderung in dem bis dahin tropischen oder subtropischen Klima des jetzigen Europa vollzog. Es wurde allmählich kühler und kühler, doch war selbst gegen Ende der Tertiärzeit immer noch eine Flora vorhanden, wie wir sie heute in den wärmeren Klimaten vorfinden. Während der dann folgenden Diluvialzeit jedoch muß die Abkühlung des größten Teils von Europa so weit vorgeschritten ge- wesen sein, daß eine förmliche Eisperiode eintrat, in welcher sich Gletscher von ungeheurer Ausdehnung bil- deten, wie wir sie jetzt etwa noch in den antark- tischen Gegenden kennen. Zu dieser Zeit war unser Erdteil vielleicht zu zwei Dritteln vom Meere bedeckt, aus dessen Fluten nur die schon bei Beginn des Dilu- viums völlig ausgebildet gewesenen Gebirgsländer als Festland herausragten, ein Meer, das sich bis tief nach Schlesien hinein erstreckte und dessen Südküste teil- weise von den Sudeten und Karpathen gebildet wurde. Wir wissen, daß dieses „Diluvialmeer‘“ von Skandinavien bis ins Hirschberger Thal reichte, daß seine Wässer auch das europäische Rußland, jedoch nicht das nörd- liche Asien bedeckten; dieses nicht, weil es keine An- zeichen dafür aufweist, weil dort weder erratische Blöcke noch Moränen vorhanden sind. Während im nördlichen und mittleren Europa durch die verhältnismäßig schnell eingetretene Abkühlung sich Gletscher und hohe, das Pflanzenleben vernichtende Kältegrade ausbildeten, 1) Ich kann mir nicht versagen, den Schlußteil der inter- essanten Abhandlung: „Uber die Herkunft der Pflanzenwelt des Riesengebirges“ (Nr. 118 des „Wanderer im Riesengebirge‘“) meines früh verstorbenen Freundes des Apothekers Fiek in Cunnersdorf b. Hirschberg i. Schl. aufzunehmen. 3*+ BB A hatte dort sich noch vielfach die Vegetation aus der Tertiärzeit erhalten; die Pflanzen konnten wegen des minder kühlen Klimas sich weiter entwickeln, den sich verändernden Verhältnissen anpassen und sich überall dahin ausbreiten, wo die Umstände es gestatteten und sie im Kampfe ums Dasein die Oberhand behielten. Das gebirgige Nord-Asien muß daher als die Urheimat der nordisch-alpinen Flora betrachtet werden, in der sie noch heute ihr Zahlen- und Massenzentrum hat. Sind, wie wir gesehen haben, die arktischen und nordischen Gewächse des Riesengebirges (wie auch der Alpen) vorzugsweise Erzeugnisse feuchter Orte, so kann gewiß auf die Vermittelung des Wassers zu ihrer weiten Verbreitung geschlossen werden, das Meer aber wird diese Vermittelung von Küste zu Küste übernommen haben. Da nun das Diluvialmeer die Ufer Nordasiens und Skandinaviens bespülte, so landete zweifellos die von dort ausgehende Pflanzenwelt zumeist an den letz- teren, als dem zunächst gelegenen Lande. Aber auch in Mittel-Europa mußte das Feld zur Besiedelung mit der Zeit frei geworden sein, weil infolge des eingetretenen kälteren Klimas die aus der Tertiärzeit zurückgebliebene Flora teils ausgestorben, teils nach dem Süden zurück- gewichen war; die aus den kühleren Regionen Sibiriens einwandernden Pflanzen konnten daher um so leichter von dem damaligen Festlande: den Karpathen, Sudeten und den übrigen Hochgebirgen, Besitz ergreifen. Sie gelangten wohl zum großen Teile auf dem Umwege über Skandinavien nach den südlichen Küsten, nämlich soweit sie den drei Gebieten gemeinsam sind, aber ein anderer Teil der echt arktischen (zirkumpolaren) Arten hat Skan- dinavien nie berührt und es fehlen dort manche zugleich in den Hochgebirgen Mittel-Europas auftretende ganz, oder sind nur auf die äußerste Nordspitze der Halbinsel beschränkt. Ebenso hat ein weiterer Teil der aus dem nördlichen Asien ausstrahlenden Pflanzenformen, welcher nicht zu den eigentlich arktischen zu rechnen ist, seinen Weg nach den Karpathen, Sudeten und Alpen direkt genommen. Grewichtige Thatsachen sprechen dafür, daß es sich hierbei nicht um eine einfache Theorie handelt. RR N Zahlreicher als in den Sudeten finden sich in den Kar- pathen, namentlich in Siebenbürgen, noch heute Pflanzen, welche dem ganzen übrigen Europa fehlen; diese sowie andere in Skandinavien fehlende und in den mittel- europäischen Hochgebirgen verbreitete Spezies kommen erst wieder in Sibirien, zum Teil bereits vom Ural an, vor, wie die Zirbelkiefer und das dort sogar in zwei Rassen auftretende Edelweiß. Wieder andere Typen dieser Gruppe zeigen noch gegenwärtig die Spuren ihrer Wanderung, wenigstens strichweise, in tieferen Lagen und niederen Breiten Osteuropas durch dauernde Wohn- sitze, so das Berghähnlein (Anemone narcissiflora), das in den Sudeten und der Tatra noch alpin, bereits in Ostgalizien, Podolien und Volhynien als Steppenpflanze wie in den dem Altai vorgelagerten Ebenen erscheint, der hohe Rittersporn (Delphinium elatum), der sibirische Pippau (Crepis sibirica) usw. Die Nieswurz (Vera- trum Lobelianum), noch in Mittelschlesien auf die Ge- birge beschränkt, ist schon in Oberschlesien in der Ebene ziemlich verbreitet und reicht dann ununter- brochen durch Galizien, Polen, Rußland bis Sibirien. Da unter ähnlichen Umständen die europäischen Gebirge selbstverständlich einen gegenseitigen Umtausch ihrer Vegetabilien zuließen, so wurde Skandinavien auch umgekehrt vielfach von südlichen alpinen Gewächsen besiedelt, die zum Teil ihren Weg über die Sudeten nahmen. Die heutige Pflanzenwelt der letzteren reprä- sentiert somit eine Mischflora, die aber der der Alpen und namentlich der Karpathen weit näher steht als der skandinavischen, weil, wie gesagt, viele südliche Typen hier ihren Wanderungsabschluß fanden. Die vorhan- denen zahlreichen Relikte deuten uns für diese Wande- rungen von Süden nach Norden und umgekehrt die Wege an. Die Sudeten und besonders das Riesen- gebirge haben jedenfalls als eine Art Brücke gedient, über die einerseits die Alpenvegetation bis zum Norden vordrang, soweit sie nicht hier zurückblieb, und über die anderseits die Pflanzen des Nordens bis zu den Alpen gelangten, zum Teil aber schon hier Halt machten. RN EN Wie freilich die Wanderungen stattfanden und welcher Transportmittel sich die Pflanzen dabei be- dienten, ist für viele Fälle schwierig nachzuweisen. Es ist möglich, daß mancher Keim und mancher Same mit den Felsblöcken der von den Gletschern herabgeführten Moränen nach entlegenen Ländern geschafft wurde, in der Hauptsache aber werden wohl Meeresströmungen die Vermittelung übernommen haben, namentlich als mit der Zeit wieder ein wärmeres Klima für Nord- und Mittel- Europa eintrat.“ VI. Einzelbeschreibung. „Kinder der verjüngten Sonne, Blumen der geschmückten Flur, euch erzog zu Lust und Wonne, ja, euch liebte die Natur. Schön das Kleid mit Lust gesticket, schön hat Flora euch geschmücket mit der Farben Götterpracht.“ (Schiller.) Delphinium elatum L. (Ranunculaceen Juss. S. 17, XII. Kl.) Hoher Rittersporn. Tafel 1. Nr. 1. Wurzelstock walzenförmig, aufrecht-ästig. Stengel steif aufrecht. Blätter gestielt, handförmig, tief 5spaltig. Abschnitte länglich, rautenförmig, gespitzt, meist 3spaltig. Traube reichblütig, locker, am Grunde be- blättert. Kelchblätter 5, unregelmäßig, abfallend, das obere gespornt. DBlumenblätter 4, die 2 oberen gespornt und in den walzlichen Kelchsporn ein- geschlossen, die 2 unteren bärtigen Früchtchen, meist 3, in den langen Griffel zugespitzt. Blüte violettblau, selten weiß und gescheckt. Früchtchen 3—5. Höhe 1—1!/,;, m. Juli— August }. Auf unserer Wanderung ins Gebirge begleitet uns in den Thälern des niederen VBorgebirges an Wege- und Aderrändern der um die Hälfte Kleinere Feld - Ritterijporn (Delphinium Consolida L.), den wir fofort an der jehr Ioderen, wenig be- jegten Blütentraube, der einblätterigen blauen Blütenhülle und den doppelt dreiteiligen Blättern mit geteilten Abfchnitten und (inealen Zipfeln erfennen. Der hohe Ritterfporn dagegen ver- ihmäht die niedrigeren Standorte und erwählt, nach Höherem jtrebend, die hochgelegenen, zum Teil jchwer zugänglichen Schluchten und Thäler des Gebirge. Er gehört zu dem in der Pflanzen- welt am weiteften verbreiteten reife von Blüten, bei denen die Staubgefäße oft jchon lange vor der Entwidelung der Stempel und der Empfängnisfähigkeit der Narben aufipringen (Pro- terandrie). Eine erfolgreiche Befruchtung fann deshalb nur durch BASRE RR Ssnfeften gejchehen, für welche die gleichmäßig gefärbten Kelch- und Kronenblätter einen Iodenden Schauapparat abgeben. Während die unteren Kronenblätter einen Haarbiichel als Saftmal tragen, bilden die oberen einen engen Eingang, durch welchen fich nur Yangrüffelige Hummeln Hindurhzwängen fönnen, um zu den am Grunde befindlichen Neftarien zu gelangen. Unfere Pflanze ift eine recht ritterliche Erfcheinung, welche, zumeift abjeit3 von der Heerftraße der Touriften, in waldigen Gründen und auf fräuterreichen Abhängen nachitehender Stand= orte oft in großer Menge anzutreffen ilt: SKefjelfoppe (bejonders um das alte Bergwerf), Elbgrund, Nehhorn (Gipfel an der Fels- gruippe und gegen Dörrengrund), Glager Schneeberg (auf der Fuchswieje), Wölfelsgrund und Stlefjengrund, Landed, Gejente (Gr. Kefiel, Altvater, Hodihar ujw.). Sm Gejenfe (Leiterberg), wo die Pflanze mit „Weiße Fuchswurzel” bezeichnet wird, fommen auch Exemplare mit blau und weiß gejchedtem Kelche vor. Die Pflanze ift auch in den Alpen verbreitet; doch fehlt fie in Skandinavien, den arftiichen Snjeln und dem nördlichen Rußland. Der Name Delphinium joll dadurd entjtanden jein, daß die unaufgeblühte Pflanze einige Ahnlichfeit mit einem Delphin hat. Das obere in einen Sporn verwandelte Kelchblatt führte zur Bezeichnung „Nitteriporn“. Aconitum Napellus L. (Ranunculaceen Juss. S. 17, XII. Kl.) Wahrer (echter) Sturmhut, Eisenhut, Fuchswurzel. Tafel 2. Nr. 2. Wurzelstock kurz, mit knolliger Wurzel. Stengel steif aufrecht. Blätter wechselständig, handförmig geteilt, mit linealen oder lineal - lanzettlichen Abschnitten. Traube ziemlich dicht, meist einfach. Blüte unregel- mäßig. 5 gefärbte Kelchblätter, von denen das obere helmförmig gewölbt ist. 5 Blumenblätter (bedeutend kleiner), die 2 oberen langgestielt, kappenförmig, mit schwach gekrümmtem Sporn, unter dem Helm des Kelches verborgen, die unteren fadenförmig oder fehlend. Früchtchen 3—5, jüngere spreizend, ältere wieder aufrecht. Same dreiseitig. Meist blauviolett. Höhe bis 1,20 m. Juli— August 4. BR N 3 Ay „Wir gehn hinab zum Feljenborn, wo jchaumgeboren, goldbejchwingt, wie aus des Knaben Wunderhorn ein Märchen aus der Tiefe dringt.“ (G. Pfarriug.) Das ift der Standort unjerer Pflanze, in welcher ung — bejonders nach ihrem eigentümlichen Blütenbau — eine märchen- hafte, jagenumtmobene Blumengeftalt entgegentritt. Der Eijenhut Tiebt feuchte, waldige Schluchten und grafige Gebirgsabhänge. Er ift im ganzen Gebiet verbreitet: iergebirge (Buchberg), Niefengebirge (neue und alte jchlej. Baude, Elbfall und Elbgrund, Schneegruben, Keffelgruben, Teiche, Teufeldgärtchen, Melzer-, Niefen-, Weißwafjer- und lange Grund, Nehhorn ujw.), hohe Menje, Glaber Schneeberg, Gejenfe. Er gehört auch der Alpen- und Nordlandsflora an. Sr Verbindung mit dem hohen Ritterfporn bildet der Eifenhut, der auch Häufig in Gebirgsgärten angepflanzt wird, an fruchtbaren Lehnen und Abhängen des Ge- birges hier und da ein üppiges Pflanzendidicht, in welchem die beiden Genannten mit „Helm“ und „Sporn” eine dominierende Stellung einnehmen. Die unter dem heimförmigen Kelchblatte auf dünnen GStielen fich erhebenden Hörnchen oder Täubchen (umgewandelte Kronenblätter) enthalten Nektarien (Honigbehälter), die wegen des Zucergehalt3 fleißig von Ssnjekten — durch Die lebhafte Färbung der Blüte angelodt — bejucht werden. Da- durch wird der Blütenftaub von Blume zu Blume getragen und die Befruchtung vermittelt. Die Pflanze gehört ebenjo wie die vorige zu den proterandrischen Blüten, bei denen die Staub- gefäße aller Blüten fchon vorher aufipringen und ihren Inhalt abgeben, ehe die Griffel fich entwickeln und die Narben empfängnis- fähig werden. Der jchmale Zugang zu den Neftarien begünftigt die Beitäubung. Zur Gattung Aconitum gehören noch drei, durchweg giftige Arten: Störfs Eifenhut (A. Stoerkianum Rchb.). Kelchblätter violettblau oder blau und weiß gejcheet mit einwärt3 gefrümmten jüngeren Früchtchen. Bereinzelt im Riejen- gebirge und Gejenfe, häufig in Gärten. Bunter Eijenhut (A. variegatum L.). Blütentraube meift loder, am Grunde beblättert; jüngere Früchtehen zufammenneigend. Waldige Abhänge — jehr zerftreut — vom Borgebirge bis im die Thäler des Hochgebirge. Wolfs-Eifenhut (A. Lycoctonum L.). Bun. ne: Traube ziemlich dicht, einfach, mit jchwefelgelben Kelchblättern und mit fchnedenförmig eingerolltem Sporn. Im Gejenfe (gr. und H. Kefjel, Brünnelhaide, Leiterberg u. a.). Die Pflanze ent- hält ein ftarfes Gift (Ufonitin und Napellin); deshalb wird fie auch von den Tieren des Waldes und vom Weidevieh vorjichtig gemieden. Die in allen Teilen vorhandenen Alfaloive dienen ihr alfo al3 ein wirffames Schußmittel gegen feindliche Angriffe. „Stage mich nicht, warum die jchöne Blume das Gift hat; denn zum Fludhe für und wurde die Frage „Warum ?“ Sragit du wieder, warum dir deine Frage zum Fluch wird? Weil die Antwort darauf jelbjt jich dem Weijen verjagt.“ (W. 3. Schleiden.) Wegen feiner giftigen Eigenjchaften war der Eijenhut jchon im Altertum befannt. Nach der griechiichen Mythologie bejtand das 12. Abenteuer des Herafles darin, ven Höllenhund Cerberus aus der Unterwelt heraufzuholen. Ws das Ungeheuer auf der Dberwelt vom eriten Sonnenftrahl getroffen wurde, empfand es einen folchen Abichen, daß es aus dem Rachen einen tötlichen Geifer jpie, aus welchem der Eijenhut entitand. Auch in der nordiichen Götterlehre erjcheint der Eijenhut, der zu Ehren der friegerifchen Götter Tyr und Thor die Bezeichnung Tyrhelm oder Thorhelm erhielt. Der Name Wolfs-Eijenhut oder Wolfs- fraut fcheint auf den Kampf Hinzudeuten, der zwiichen Tyr umd dem fchredlichen Fenriswolf ftattfand.!) „Aus dem Helm de3 Eijenhutes, mit dem dunfelgrünen Laube, tritt ein Ritter feden Mute2. Schwert erglänzt und Pidelhaube. Auf dem Haupte nidt die Feder von dem filbergrauen Neiher. . . .“ (Aus: „Der Blumen Rache“ von Yreiligrath.) „Ölänzend belaubt Stehft du aufrecht und grade, Stahlblauen Helm auf dem Haupt, al3 gelt e3 ehrlichen Streit. Ach, jchade! voll Trug und Lilt dein Snn’res ijt.“ (8. Fulda.) 1) Vielleicht fteht der Name auch damit in Verbindung, dab Der Saft der Pflanze, die in den Bergwäldern Nordafiens ziemlich häufig vor- fommt, zum Töten von Wölfen benußt wurde. I Anemone nareissiflora L. (Ranunculaceen Juss. S. 17, XIII. Kl.) Berghähnlein. Tafel 3. Nr. 3. Grundblätter handförmig, 3—Ödteilig; Abschnitte drei- spaltig; Zipfel eingeschnitten, am Rande übereinander- gelegt. Blüten zu 2—8 in endständiger Dolde, selten einzeln. DerÖöblättrigeKelchblumenkronartig. Kronen- blätter fehlen. Fruchtboden halbkugelförmig. Frücht- chen zusammengedrückt mit kurzem, kahlen Griffel und einem Hautrande. Kelchblätter beiderseits kahl, weiß, außen oft rötlich angelaufen. Schaft nebst Blatt- und Blütenstielen zottig. Höhe bis !/, m. Juni—Juli 4. Giftig. Eine der jchönften und impojantejten Erjcheinungen der Gebirgsflora, eine echt ariltofratische Geitalt, die wohl nirgends unter 1200 m herabjteigt. Deshalb fehlt fie im “jergebirge. Sm Bemwußtjein ihrer bevorzugten Stellung verichmäht fie es meijt, fih an die gewöhnlichen Touriftenwege heranzudrängen. Auch breitet fie in der Frühlingsjonne ihr farbenprächtiges Ge- wand jo zeitig aus und läßt eS nur fo kurze Beit erglänzen, daß der Hauptichwarm der Gebirgsbejucher faum noch Dürftige Spuren von ihr findet. Nur dem Habmichlieb und Teufels- bart, die unmittelbar nach der Schneejchmelze erjcheinen, läßt fie den Vorantritt; dann aber beeilt jie ich al$ Dritte im Bunde, ih noch rechtzeitig am Frühlingsreigen zu beteiligen. Der Botaniker jedoch, der nicht gern auf fie verzichten möchte, findet am Rande der fich noch bis in den Sommer hinein erjtredenden Schneefelder reiche Ausbeute. Neben den reichblütigen Dolden zeigen jich auf älteren Stengeln jehr bald zahfreiche Früchte, welche durch ihre Flügelausrüftung dem Winde das Gejchäft der Meiterverbreitung erleichtern. Sie liebt grafige Lehnen und Abhänge an folgenden Stellen: Schneegruben, Elbgrund, Keifel- foppe, Krfonojch, Teiche, Brunnberg. Aupagrund, Kiesberg, Teufels- gärtchen, Klaufengrund, Rehhorn; im Gejenfe an verjchiedenen Stellen verbreitet; ebenjo in den Alpen; fehlt jedoch in Sfandi- navien, dem nördlichen Rußland und auf den arftiichen Snieln. Zu unferer Gattung gehören folgende, meist einblütige Arten: Selbe Dfterblume (A. ranunculoides L.). Blattjtiel viel- mal fürzer als das Blatt. Kelchblätter goldgelb, unterjeits tweich- haarig. Laubmwälder des VBorgebirges, vereinzelt im Hochgebirge: BERRY yet Bober- und Zadenufer, Erdmannsdorf, Petersdorf, Buchberg, Kiesberg, Teufelsgärtchen, Landeshut, Rehhorn, im gr. Kefjel des Sefenfes. Weiße DOfterblume (A. nemorosa L.). ©rund- blätter meist fehlend; Hüllblätter dreizählig, auf Halb jo langem Blattftiele. Kelchblätter meijt fahl, weiß oder rötlich. Frucht- föpfchen übergebogen. Giftig. Laubwälder, Waldränder häufig. Wald-DOfterblume (A. silvestris L). &rumdblätter hand- fürmig, 5teilig. Hüllblätter 5teilig, ziemlich langgeftielt. Kelch- blätter außen wollfizig, weiß oder rötlich. Laubwälder, jehr zerftreut. Hohenelbe, Habelichtwerdt (Neu-Waltersdorf), Orafenort. „Bas ilt das für ein zarter Schnee im stillen Thal, auf janjter Höh’? Komm’ näher nur und jchau’ herein ! E3 find viel Anemonen fein. Die Glöcdchen, votverihämt und weiß, fie läuten auf des Herrn Geheip. Mit goldnen Klöppeln läuten jie Dem Herrn zum reife jpät und I ' ig. Pulsatilla alpina Delarb. Anemone alpina L. (Ranunculaceen Juss. S. 17, XIII. Kl.) Teufels- bart. Tafel 4. Nr. 4. Grundblätter mit der Blüte sich entwickelnd, doppelt gefiedert. Blättchen fiederteilig, mit lanzettlichen, 1—2zähnigen Zipfeln. Hüllblätter den Grundblättern gleichgestaltet, auf kurzem verbreiterten Stiele. Stengel lblütig; Blüte aufrecht. Kelchblätter (Blume) meist 6, kronenblattartig ausgebreitet, außen nebst dem Blüten- stiele zottig. Kronenblätter verkümmert, drüsenartig. Fruchtboden halbkugelig;, Fruchtknoten behaart; Früchtchen mit langem, zottigen Schweif. Kelchblätter weiß, außen am Grunde bläulich. Höhe 10—20 cm. Mai— Juni *. Der Teufelsbart hat jeinen Namen von den langgejchwängzten, zottigen Früchtchen, die nach dem Berblühen anjehnliche, graue Köpfe bilden und ihn von der nahe verwandten Gattung Anemone trennen. Dieje federartige Ausrüftung dient als Flugapparat, mit dejjen Hilfe der Wind den Samen hinwegträgt und meit ZINN und breit ausjtreut. Die Pflanze erjcheint in Begleitung von Habmichlieb unmittelbar nach der Schneejchmelze und überzieht mit ihren weißen großen Blütenjternen herdenmweis die fahlen öden Flächen, auf denen jonjt weder Halm noch Blatt das Er- wachen des Pflanzenlebens anfündigt. Sie ift ein hübjches, ftattliches Kind der Hochgebirgs-Flora, welche und auf unjerer Frühlingswanderung in Rübezahls Reich den eriten Willfommensgruß zuruft. Saft will es uns fcheinen, al3 ob diefer Gruß auch der fernen Heimat, den Alpen, gelten jollte, von wo die Pflanze hier eingewandert if. Wenn fie ihre weißen Blütenjterne öffnet, ift es, als ob fie uns geheimmispolle Dinge offenbaren wollte. „Blumen, eure lieben Augen jollten nicht zum Sehen taugen ? Lieblinge des Angejichts, ihauet ihr vom Mate nicht3 ? Shr entzücet Erd’ und Lüfte und entbehrtet Blid und Düfte? Und der Vogel fänd’ euch taub, der euch preift au jungem Laub? Sagt man nicht, dah jelbjt die Seele eurer jüßen Unjchuld fehle? Blumen, ihr beglücdet nur, jelbjt verwaijt von der Natur? Doch wer fennt die ftillen Sinne eurer Maienluft und Minne? Sel’ge Blumen, ihr nur mißt, welches Glück euch eigen ift!” (%. Naumann.) Der Teufelsbart ift jehr gefelliger Natur und tritt gern an den Prad des Gebirgsbejuchers, dem er im Frühlinge feine Blüten und im Hochjommer feine Früchte darreicht. Der Wanderer fchmückt fich jehr gern mit ihnen und trägt fie al3 Siegeszeichen einer glücd- fich beendeten Kammtour. Der Teufelsbart Tiebt grafige, felfige Flächen und Lehnen der Knieholgregion. Nur Hin und tieder jteigt er durch verftreute Samen unter diefe herab, 3. B. am Buchberge, am Wege vom Zadelfall nach der neuen fchlej. Baude, im Eulengrunde, um Britcenberg. Bismweilen, aber nur ganz vereinzelt, erjcheint die Blüte Ichwefelgelb (Var. sulfurea L.): Schneefoppe, Koppenplan, Seiffen- grube, Wiejenbaude, Brunnberg, Rehhorn. Im Teufelsgärtchen EB Ve: und an der Kefjelfoppe wurden auch gefüllte Blüten (durch Um= wandfung der Staubgefäße in Blumenblätter) beobachtet. Einzelne zurücgebliebene Exemplare gelangen im Auguft und September zur Blüte. Der Teufelsbart fommt auch auf dem Broken, in den Ralfalpen, Vogejen und im Jura vor; fehlt aber in den Dft-Sudeten jowie in Skandinavien, dem nördlichen Rußland und auf den arftiichen Snjeln. Zur Gattung Pulsatilla gehören noch einige, die Kiefernmwälder der Ebene beimohnende Arten, von denen die Frühlings-Ruhichelle (P. vernalis Mill.) mit einfach gefiederten Grundblättern, glodenförmigem, nicenden Kelche — weiß, außen roja oder violett — bis an die Schneefoppe, in das Teufelsgärtchen und ins Gejenfe (gr. Kefjel) hinauffteigt. Ranunculus aconitifolius L. (Ranunculaceen Juss. S. 17, XII. Kl.) Sturmhutblättriger Hahnen- fufs. (Gebirgs - Hahnenfuß.) Tafel 5. Nr. 5. Wurzelstock kurz, mit einem Faserbüschel. Stengel beblättert, oben ästig, 3—vielblütig. Grundblätter und untere Stengelblätter langgestielt. Blätter wechsel- ständig, handförmig, 3—7teilig; Abschnitte ungeteilt oder 2—3spaltig, ungleich eingeschnitten - gesägt. Kelch- und Kronenblätter 5. Honiggrube der Kronen- blätter mit einer zungenförmigen Schuppe bedeckt. Früchtchem verkehrteiförmig, runzelig, mit haken- förmigem Schnabel. Kronenblätter reinweiß. Höhe 1,—1 m. Juni— August +. „a3 Enofpet, was feimet, wa$ duftet jo lind? Was grünet jo fröhlich? Was fltjtert im Wind? Und als ich jo fragte, da raujcht eg im Hain: Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!“ (9. Seidel.) Und mit ihm al’ die lieben Blumengeftalten, zu denen auch der Hahnenfuß gehört. Er tritt jedem Gebirgsbejucher, der mit offenem Auge vom Thale auf die Kämme fteigt, als eine auffällige fremde Erjcheinung entgegen; und in der That, durch die Fräftige Geftalt, die fettglänzenden, jattgrünen Blätter, durch das meijt vieläftige, reichhlütige Geziveig, durcch die großen blendend- weißen Blütenjterne jcheint fie jedem zuzurufen: Schaue mic) an, ARE. vermweile bei mir! Die Pflanze bildet in Gemeinjchaft mit dem Hain-Sreuzfraut, der Gebirgs-Nofe, der jchlefifchen Weide ı. a. an Gebirgsbächen, bujchigen Lehnen und in Schluchten ein üppiges Planzendicdicht, welches das Vordringen bisweilen erjchwert. Gie jteigt vom höheren Vorgebirge bis auf die Kuppen und Kämme: Sier- und Riejengebirge, Rehhorn, Glaber Schneeberg, Gejenfe; fte ift auch auf dem Broden, in den Alpen, VBogejen und nordischen Ländern anzutreffen. Diejer Hahnenfuß gehört einer artenreichen Gattung an, deren Glieder — zum Teil giftig — borzugsweiie die Ebene bewohnen. Darunter aber giebt es einige Ubiquijten,!) die fich allen Höhenlagen angepaßt haben. Der jharfe Hahnen- fuß (R.acerL.)undder friechende Hahnenfuß (R.repensL.) haben fich häufig um die Gebirgsbauden niedergelafjen und helfen den bunten Wiejenteppich weben. Während der wollige Hahnen-> fuß (R. lanuginosus L.) mit jeinen handförmig geteilten ab- jtehend -» rauhhaarigen Blättern die fchattigen Laubwälder und Waldbäche Tiebt (3. B. Sattler b. Hirichberg, die Wafjerfälle, Buchberg, Eldgrund, Kefjelgrube, Glaber Schneeberg, Gejenfe u. a.), bewohnt der Hain-Hahnenfuß (R. nemorosus DC.) mit feinen Ddreiteiligen, anliegend-behaarten Blättern lichte, trodene Waldpläge und Abhänge: Schneegruben, Keifelfoppe, Aupagrumd, Teufelsgärtchen, Glater Schneeberg, Gejenfe u. a. Trollius europaeus L. (Ranunculaceen Juss. S.17, XII. Kl.) Kugelranunkel, Trollblume. Tafel 6. NEO, Wurzelstock büschelfaserig. Stengel aufrecht, meist ein- fach, 1 blütig. Blätter wechselständig, handförmig, 3—Steilig, mit 3spaltigen, eingeschnitten - gesägten Zipfeln, sattgrün, unterseits blaß, netzaderig; grund- ständige langgestielt und scheidig, obere am Stengel fast sitzend. Kelch 5—15blättrig, abfallend, kugelig zusammenneigend. Kronenblätter klein, so lang als die Staubgefäfße, lineal, mit unbedeckter Honiggrube. Früchtchen zahlreich, lederartig sitzend. Kelchblätter zitronengelb, Kronenblätter goldgelb. Höhe 30—60 cm. Mai— Juni, im Gebirge Juli }. 1) Pflanzen, die überall vorkommen. La Eine merkwürdige Pflanze, die von den jehr zerjtreut liegenden Standorten der Ebene bi! auf die feuchten grafigen Abhänge der Hochgebirgsichluchten hinauffteigt; doch zeigt fie fich Hier meiit in einer bejchränften Anzahl. Dies gilt bejonders von folgenden Standorten: Buchberg, Keffelfoppe, Aupagrund und Glaber Schnee- berg. Sm Gefenfe, wo fie mit Kloß- oder Glagblume be- zeichnet wird, it fie ziemlich allgemein verbreitet: Brünnelhaide, Altvater, Beterjtein, gr. Kefjfel u. a. DO. Durch ihre Fräftige Gejtalt, durch die dunfelgrünen Blätter und vor allem durch die großen goldgelben Fugeligen Blütenföpfe hebt fie fich von ihrer Umgebung ab und macht fich jchon von weiten bemerflih. Die goldgelbe, weithin Leuchtende Färbung ihrer Blütenteile ift ein wirfiames Locdmittel für die bejtäubungspermittelnden niekten. Rhodiola rosea L. — Sedum Rhodiola DC. (Crassulaceen DC. S. 18, XXI. Kl.) Rosenwurz. Taler Go. N 7, Wurzelstock dick, fleischig, durch unterirdische Knospen perennierend. Stengel aufrecht, einfach, dicht be- blättert. Blätter graugrün, zugespitzt, vorn gezähnt, untere oval, obere länglich-keilföürmig, mit abge- rundetem Grunde sitzend. Blüten in endständiger, gewölbter, gedrungener Trugdolde. Blüten Zhäusig, 4zählig; Staubgefäße 8, am Grunde der 4 inneren mit Drüsenschuppen. Kronenblätter der 2 Blüten klein oder fehlend. Kapseln am Grunde verwachsen. Kronenblätter grünlich-gelb, oft rötlich überlaufen; Kelchzipfel purpurn. Höhe 10—20 cm. Juni—Juli *. Die Vflanze verdankt ihren Namen dem Rofenduft, der von dem Nhizom — frilch oder getrocdinet — ausftrömt. Die Wurzel bildet einen oft fauftgroßen, verzweigten Stod, auf dem fich eine größere oder geringere Anzahl von Blütenftengeln erheben. Keben diejen erbliden wir auch blütenloje, ebenfall3 reich be- blätterte Triebe, die mit jenen oft eine recht üppige Pflanzen- vojette bilden. Wenn wir genauer zufehen, bemerfen wir jehr bald, daß die verjchiedenen Stöcke auch verichieden geftaltete Blüten — männliche und weibliche — tragen. Solche Pflanzen, die — wie auch die Weide — entweder nur Staubblattblüten RER Po ya) an (männliche 8) oder nur Stempelblüten (weibliche 2) tragen, heißen 2 häufig (dideifch), die anderen aber — tie die bisher betrach- teten —, die männliche und weibliche Blüten in derjelben Blumen- Hülle vereinigen, werden einhäufig (mondcijch) bezeichnet. Die Rojenmwurz Tiebt Felsipalten und Steingeröll: El. Schneegrube, Kefjelfoppe, Fl. Teich, Teufelsgärtchen, Gejenfe: Brünnelhaide, gr. Kefjel, AUltvater, Beterjtein; überall nur in bejchränfter An- zahl. Sn der Alpen- und Brodenflora ift fie nicht vorhanden; dagegen ijt jie in nördlichen Gebieten (Skandinavien, KSland u. a.) anzutreffen. Sie fteht in naher Verwandtichaft zur Gattung Fetthenne (Sedum L.), zu welcher jedoch nur Pflanzen mit HZwitterblüten (Einhäufige) gehören. Faft diejelben Standorte bewohnt der Gebirgs-Mauerpfeffer (Sedum alpestre Vill.), mit am Grunde niederliegenden Stengeln, hellgelben Blüten und oft braumüberlaufenen Fruchtfapjein. Die NRojenwurz, die ihre Wurzel durch den ftarfen Geruch gegen Tierfraß jchüßt, gehört zu den Fettpflanzen. Dieje haben das Vermögen, in ihren Blatt- geweben größere Wafjermengen für die ITrodenperiode aufzu- jpeichern. Außerdem enthält die Pflanze Gerbjäure, die fie vor dem Schnedenfraße jchüßt. Die Rojenwurz ift vielfach in Ge- birgsgärten als Sierpflanze anzutreffen. Alchemilla fissa Schumm. A. pyrenaica Duf. (Rosaceen Juss. S. 18, IV. Kl.) Gespaltener Frauenmantel, Sinau. Tafel 7. Nr. 8. Grundachse ziemlich dick. Pflanze spärlich behaart, fast kahl. Stengel meist niederliegend. Grundblätter langgestielt, rundlich-nierenförmig, bis zur Hälfte in 7—9 Lappen geteilt. Lappen verkehrt - eiförmig, vorn gesägt, am Grunde ganzrandig. Blüten am Ende des Stengels und der Äste in rispiger Trugdolde. Kelch 4teilig, zur Fruchtzeit röhrig-glockig, mit ab- stehenden Zipfeln und Außenkelch. Kronenblätter fehlend. Staubgefäße 4, vor den Kelchblättern. Früchtchen 1—2. Blüten klein, grünlich, Höhe 5-15 cm. Juli— August }, Unfere Pflanze, die nur dem Riejengebirge und den Alpen anzugehören jcheint, Tiebt feuchte Pläbe, Bachufer und quellige 4 RU Stellen in den Schluchten des Hochgebirges: gr. und Fl. Schnee- grube, Agnetendorfer Schneegrube, Kefjelfoppe, El. Teich, Melzer- grube. Sie ift eine anjpruchslofe Erjheinung und führt ein vecht bejcheidenes Dafein. Sie glänzt nicht durch Blütenpradht, prangt nicht mit üppiger Geftalt und prahlt nicht mit auffälligem Gewande. Sie erhebt fich nicht über ihre Umgebung und drängt fich nicht Kofett an den Pfad des Wanderers. Die lebte Spalte am feuchten Geftein, das verborgene Bläschen unterm Blätter- dach ihrer ftolzen Nachbarinnen, die jpärliche Erdfrume am ftürzenden Gießbach erwählt fie, um mit der ungeftüm dahin eilenden Welle till zu plaudern. Der Frauenmantel jcheint zu den wenigen Pflanzen zu zählen, bei denen eine Selbitbeftäubung ftattfindet. Die Narbe ift früher entwidelt, al3 der Blüten- taub. Um eine Befruchtung zu ermöglichen, verlängert fc bei der erforderlichen Reife der Stempel bis an die Staubbeutel und empfängt von diejen den Blütenjtaub. Zur Gattung Alchemilla gehören noch einige andere Arten, von denen der gemeine FSrauenmantel (A. vulgaris L.) am weiteiten verbreitet tft. Stengel und Blätter abjtehend behaart; legtere nur bis zu !/, oder !/, 5—9lappig. Er fteigt von der Ebene bis auf den Gipfel der Schneefoppe, it aber auf Triften und Grasplägen de3 Borge- birges am häufigjten anzutreffen. Der Name Alchemilla ift wahrjcheinlich dadurch entjtanden, daß die Pflanze früher bei den Atchimiften in hohem Anjehen ftand. Mit Hilfe derjelben glaubten fie Gold machen und den Stein der Weifen — Lapis philo- sophorum — auffinden zu fünnen. Die Gejtalt der mantelartig gefalteten Blätter führte zu der Bezeichnung FSrauenmantel. Die Pflanze war in der heidnifchen Vorzeit der Göttin Frigga und jpäter der Maria geweiht; daher auch heute noch im Gejenke der Name Marienmäntele Die Bezeichnung Sinau (Sintau — Smmertau) rührt davon her, daß in den Blattfalten die auf- genommenen Tau- und Negentropfen joiwie die durch die Spalt- Öffnungen der Blätter hervorgetretenen Wafjertröpfchen ver Ber- dunftung jeldft im Sonnenjchein lange Widerjtand Ieiften. Rosa alpina L. (Rosaceen Juss. S. 18, XI. Kl.) Gebirgs-Rose. Tafel 8. Nr. 9. Strauch mit wagerechten, kurzen Ästen. Schößlinge mit geraden, verschieden gestalteten Stacheln: nadel- ANBRRNR Sy 1, Sol und borstenförmig; ältere Stämmchen und Stengel stachellos. Blätter unpaarig gefiedert;, Blättchen 8—11, länglich, doppelt gesägt, mit vorwärts gerichteten Sägezähnen, kahl, oberseits sattgrün, unterseits grau- grün. Nebenblätter lineal-keilförmig, drüsig-gewimpert. Blüten einzeln, endständig, langgestielt. Kelch becher- förmig, innen behaart; Kelchsaum 5teilig. Kelch- zipfel an der Spitze verbreitert, länger als die 5 Kronen- blätter. Staubgefäße 20 und mehr. Frucht elliptisch oder eiförmig, oben halsartig verengert, von den aufrechten Kelchzipfeln eingeschlossen (Hagebutte). Fruchtstiel abwärts gebogen. Kelchbecher und Blüten- stiele meist mit langen Stieldrüsen. Blumenkrone dunkel-rosarot. Fruchtkelch hellrot. Höhe !/;—1!/, m. Juni—Juli 9. Die von weißen Härchen bedeckten Fruchtknoten reifen in der fleischigen Hagebutte, welche Apfelsäure, Zucker und Gummi enthält. Kann jich auch unjere Noje nicht mit ihren in Gärten und Anlagen gehegten und gepflegten, viel beiwunderten Schmwejtern mejjen, jo iit jte Doch eine gar Tiebliche Erjcheinung, die jchon im Borgebirge den Wanderer begrüßt und mit ihm bis in die Schluchten des Hochgebirges hinaufiteigt. (Siergebirge, Hainfall, Schneegruben, Efbgrund, Krfonos, Teiche, Teufelsgärtchen, Neh- horn, Heuscheuer, hohe Menje, Glaber Schneeberg, Gejenfe u. a. D.) Sie bewohnt auch die Alpen, Bogejen, den Schwarzwald ujtw.; doch Fehlt fie in der Nordlandsflora.. Am Bachufer und am Waldesrand mwebt fie purpurfarbene Blütenfronen in den dunfel- grünen Blättervorhang. Trogdem nimmt fie unter den in Deutjch- land wildwachjenden 15 Arten nur eine recht bejcheidene, Harm- oje Haltung an. Sie erhebt fich nicht zur Höhe der ihr nahe jtehenden Hunds-NRofe (R. canina L.), auch Hagebutte ge- nannt, und tritt nicht wie diefe herausfordernd an die Wegeränder. Auch Fehlen ihr die derben, fichelförmig gefrümmten Stacheln, mit denen die Hagebutte — nach Leilings Fabel — den Voriüber- gehenden nicht feithalten, jondern fein Kleid zerreißen will. Die in Gärten gezogenen, fait unüberjehbaren Arten find durch Ver- edeln entitanden. Durch Ofulieren wird auf die Stämmchen der wilden NAoje eine edlere Sorte übertragen. Schon im Alter- tume wurde die Roje al3 die Königin der Blumen erflärt ımd 4* ET al3 Symbol der Liebe und Freude, !) der Schönheit und Jugend- frische, aber auch — wegen der furzen Lebensdauer — als das Symbol der VBergänglichkeit bezeichnet. Zur Pharaonenzeit war in Ägypten und zu Salomos Zeit in Paläftina die Nofe noch unbefannt. Denn die in dem Wort: „Sch bin eine Blume zu Saron und eine Noje im Thal“ (Hohelied 2. 1) erwähnte Roje war eine Lilie. Dagegen war in Griechenland die Aofe fchon in den frühejten Seiten befannt. Bei den Römern entwickelte fich die Liebe zur Noje zu einem bejonderen Kultus. Nicht nur der opfernde Priefter, jondern auch die Opfertiere waren mit Nojen befränzt. Dem heimfehrenden fiegreichen Feldheren wurden Rofjen auf den Weg gejtreut. Fejtliche Öelage waren ohne einen. verichiwenderiichen Aufwand von NRojen ganz undenkbar. Man ichmüdte den Becher, den Speifetiich, die Säulen und Wände mit Nojen und fühlte den Feltjaal durch Fontänen, in denen Nojenmwafler jprang. Nero bezahlte eine Tonne Goldes für Aofen, die er zu einem Feite im Winter aus Alerandrien kommen Tief. Auch bei den Germanen jtand die Noje in hohem Anjehen. So berichtet jchon das Nibelungenlied von dem von Chriemhild auf der Nheinau bei Worms angelegten NRojengarten. Die Ritter, die ihn mit ihrem Blute verteidigten, erhielten als Belohnung Nojenfränze. In einem der Ichöniten Volfsmärchen, „Dornröschen“, ichläft die Blumenfönigin hinter Dornenheden, bis der heiße Kup der Frühlingsionne fie zu neuem Leben erwedt. In Frankreich, welches heute noch in der Rojenfultur obenan jteht, wurden fchon im 6. Sahrhundert Rojenfejte gefeiert, wobei die jchönfte und tugendhafteite Jungfrau des Ortes mit einem Rojenkranze gejchmiüct wurde. Luther führte in feinem Wappen eine Aofe mit der Unterjchrift: „Sin Chriftenherz auf Nojen geht, mwenn’3 mitten unterm Sveuze fteht.“ Sn der fatholiichen Kirche hat die reich verzierte und mit Edeliteinen bejegte „goldene Noje“, die am Sonntag Lätare vom 1) Einmal jedoch wurde die Aoje da3 Symbol des Blutvergießens, al3 zu Anfang des 15. Jahrhunderts in England der blutige Bürgerkrieg zwijchen der roten und weißen Noje — die PBarteizeichen der fürftlichen Häufer York und Lanfafter — entbrannte. Eine traurige Erinnerung ruft aud) jene Noje wach, die Napoleon der Königin Quife darreichte, als dieje jich in Tiljit (1807) dem ftolzen Eroberer al8 Bittende nahte und alles aufbot, ihn für daS gefnechtete Waterland milder zu ftimmen. Re da Bapit in der Petersficche feierlich geweiht wird, eine hohe Be- deutung. Sie gilt al eine der größten vom Bapjte eriwiejenen Ehrenbezeugungen. Am Dome zu Hildesheim breitet fich ein - Rojenstof aus, den der Kaifer Ludwig der Fromme gepflanzt haben joll. „Ewiq trägt im Mutterjchoße, jüe Königin der Alur, dich und mic) die jtille, große, allbefebende Natur. Nöschen, unfer Schmuck veraltet, Sturm entblättert dich und mich; doch der ew’ge Keim entfaltet bald zu neuer Blüte jich.“ (Hölderlin.) Rubus Chamaemorus L. (Rosaceen Juss. S. 18, XI.Kl.) Zwerg-Brombeere, Multebeere. Tafel 8. Nr. «10: Wurzelstock dünn, verzweigt, ohne Schößlinge. Stengel - stachellos, einzeln, aufrecht, am Grunde mit schuppen- förmigen Niederblättern. Stengelblätter 2—3, gestielt, rundlich-nierenförmig, seicht 5lappig, runzelig-gefaltet, kerbig-gezähnt, zerstreut behaart. Nebenblätter stengel- umfassend, trockenhäutig. Blüte groß, einzeln, end- ständig, 2häusig. Kelch- und Kronenblätter 5, letztere verkehrt-eiförmig. Früchtchen (wenig), dem trockenen Fruchtboden eingefügt und mit einer saftig fleischigen Hülle umgeben. Weiß; Frucht anfangs rot, dann orangefarben. Höhe 5—15 cm. Juni— Juli *. Bei der Bezeichnung Brombeere!) — im BVolfsmunde auch Kraßbeere — ift man allgemein geneigt, an die mit Stacheln und Stachelborjten mehr oder minder reich bejegten Sträucher zu denfen, deren ebenfalls dornig bewaffnete Triebe (Schößlinge) eine leicht empfindlich vertwundende, undurchoringliche oder un- überiteigbare Dornenhede bilden. Auch denkt man hierbei an die meijt zahlreich mit weißen oder rojafarbenen Blüten und Blüten- tifpen gejchmücten, größtenteils Fräftigen, bogig auffteigenden Stengel, deren Fruchttrauben ung nach der Blütezeit einen reichen 1) Diejer Name ijt entjtanden aus Brambeere, d. h. Dornbeere. Erntejegen darbieten. Von alledem ift bei unjerem Hochgebirgs- pflänzchen feine Rede und doch mweilen ihm Blütenbildung umd Fruchtgeftalt den Pla unter den Rubus-Arten an. BZunächit hat e8 einen Standort erwählt, durch welchen es fich von jeinen zahlreichen Verwandten vollftändig abjondert. ES bewohnt die Hochmoore des Sfer- und Riejengebirges: Sierwieje, Kühhitbel, Elb-, Bantjche- und weiße Wieje. Wenn nach langem Winter- ichlafe die erften Frühlingsfinder der Gebirgsflora, Habmichlieb und Teufelsbart, vom nächtlichen Schlummer erwachen, und ihre glänzenden Blütenfterne den Wanderer begrüßen, liegen zumeift hoch jene Flächen in den Fefjeln des Winters. Gar bald aber, oft Schon nach wenig Tagen, wird feiner Herrichaft ein jähes Ende bereitet. Die Schnee- und Eisfelder ziehen fich in die Schluchten zurüd, und auf dem Torfmoore brütet die Frühlings- lonne, die auch hier neues Leben wedt. Unternehmen wir um dieje Zeit eine Wanderung auf die Elb- und Bantichewwieje, jo werden toir nicht wenig überrafcht, auf den öden, fahlen, von Scnieholggejtrüpp umrahmten Flächen eine Anzahl jchneeweißer, friiher Blumen anzutreffen. Es jind die Blüten der Himwerg- Brombeere. Die erjten finden wir jchon, wenn wir und vom Rammmege aus der Elbquelle zuwenden und die zwilchen den eriten Knieholzjträuchern fi) ausbreitende Moorflähe — nur wenige Schritte Linfs vom Wege — betreten. In größerer Menge und Fräftiger entwickelt — bejonders unter dem Schuße des Srie- Holzes — zeigt jich unjer Gebirgsfind rechts am Wege zwijchen Elbquelle und Elbfall. Doch am zahfreichiten erjcheint e8 auf der Bantichetwieje, jpärlicher auf der weißen Wieje und im jer- gebirge. Entnehmen wir dem feuchten MoosSpoliter, in welches e3 mit jeinen runzeligen, rundlichen, anfangs Ddütenförmigen Stengelblättern eingejenft ifl, ein Exemplar, jo bemerfen wir, daß die auf furzem, dünnen Stiel fich erhebende große Blüte in der That die Bauart der NRubusblüte zeigt. Nur find bei der einen Blüte die Staubgefäße vollitändig entwicelt und die Griffel verfümmert, während bei einer anderen Blüte der umgekehrte Tall beobachtet werden fan. Eine erfolgreiche Befruchtung fan hierbei nur dadurch entitehen, daß der Blütenjtaub der einen Blume auf die Narben der anderen übertragen wird. Die Ver- mittelung übernehmen die Snieften, die durch die auffälligen Blüten angeloet werden. Sehr jelten aber begünftigen Die Witterungsverhältniffe um diefe Zeit die Enttwidelung und den % EN Unfug von Snjekten; deshalb jucht man fait immer die Frucht vergeblih. Auf einer botanischen Erfurfion vor länger als 30 Zahren teilte mir der alte Hüter des Efbhrunnens mit, daß er in jeiner Jugend als Hirt auf der EIb- und Bantjchewiefe die Frucht gefunden und genofjen habe. Seitdem habe ich jedes Fahr nach diejer seltenen Frucht gefpäht. Doch wollte fie fich nimmer zeigen, und jchon zweifelte ich an der Nichtigkeit jener Ausfage. Da wurde ich eines Tages — 83 war am 31. Juli 1889 — auf der Elhtwiefe durch einen Anblie überrajcht, der mich damals aufs angenehmfte berührte.!) Auf den graugrünen von braunen Moortümpeln umgebenen Moospolftern lagen jchön gefärbte, purpurne bis orangefarbene, fait pflaumengroße Beeren, die wie von fruchtipendender Hand ausgejtreut zu fein fchienen. Bei genauerer Betrachtung zeigte eS fich, daß der jchwache Blüten- jtiel die Ächiwere Frucht nicht zu tragen vermochte, deshalb war die Beere auf das jammetweiche Moospoliter umgejunfen und hatte die beiden Stengelblätter, die als Funftvoll gefaltete Ser- vietten jich zur Rechten und Linften für das leere Mahl aus- breiteten, mit binabgezogen. Nur ein jo ausgejucht günstiges heiteres Frühlingswetter, wie e8 damals im Mai und Juni im ganzen Gebirge herrichte, Konnte eine jolche Fruchtentiwidelung zuftande bringen hHelfen.?) Unfere Zwerg - Brombeere ift ein nordiiches Gewächs, das außer einigen PBläben in Oftpreußen bejonder3 die Sumpfflähen Skandinaviens, Nord - Ruflands, Sibiriend und Nordamerifas bewohnt. Zur artenreichen Gattung Rubus gehören auch die Himbeere (Himpelbeere) (R.Idaeus L.), 1) Am folgenden Tage follte in Schreiberhau eine Abendunterhaltung zum bejten de3 dort zu errichtenden Kaijerdenfmals jtattfinden. Das in- zwijchen eingetretene heitere Wetter aber hatte fait alle Mitwirkenden zır einer mehrtägigen Kammmwanderung hinaufgelocdt. Mit jehwerem Herzen gedachte ich der vielen Liicen des aufgeitellten Programnıd. Da fiel mein Blict auf die entziidende Rubus-Frucht, die mich mit einem Schlage aus meiner bedrängten Tage rettete. ch jammelte eine größere Bu von Sträufchen, die ich am anderen Tage nach voraufgegangenem Bor= trage (Kaifer Wilhelms II. erjte Nordlandsfahrt!) unter die danfbare Zus hörerjchaft verteilte. 2) Der damalige Witterungsbericht vom Mat lautet: „Der dies- jährige Mai verdient die Bezeichnung Wonnemonat von Anfang big zu Ende. Er zeichnete fich nicht nur durch heiteres® Wetter, jondern auch dur; eine auffallend hohe Temperatur aus. An der intenjiven Erwärmung nahmen auch die höheren Gebirgsregionen teil.“ Das auffallend heitere und warme Wetter im Mai hielt auch den folgenden Monat ar. NR ne a die bis an die Knieholzregion hinauffteigt, und die Felien- Brombeere (R. saoatilis L.) mit langen friechenden Laub- trieben, die, obwohl im Borgebirge heimijch, jich auf einigen Hoch- plägen (Sefjjelfoppe, El. Schneegrube, Kiesberg und Geienfe uf.) niedergelafien hat. &eum montanum L. (Rosacen Juss.. S. 18, XII. Kl.) Berg-Nelkenwurz. Tafel 9. Nr. 11. Wurzelstock dick, horizontal. Stengel aufrecht, meist 1-, selten 2blütig, nebst den Blättern schwach-zottig. Grundblätter rosettenförmig, leierförmig; das endstän- dige Blättchen auffallend groß, fast herzförmig, schwach- gelappt und ungleich-gekerbt. Stengelblätter 3teilig, mit gezähnten Abschnitten und großen gespaltenen Nebenblättern. Blüte aufrecht, flach ausgebreitet. Kelch- und Kronenblätter je 5, letztere groß, rund- lich, kurz-benagelt, doppelt so lang als die Kelch- blätter. Fruchtköpfchen sitzend. Früchtchen nußartig, von dem ungegliederten, behaarten Griffel geschwänzt. Goldgelb. Höhe 10—25 cm. Mai— Juli }. Unjere Pilanze, welche zu den charafteriftiichen jelteneren Kindern der Hochgebirgsflora zählt, ift von hoher Herkunft. Dies beweilt auch der Umftand, daß fie fich fait nur in der ummittel- baren Nähe unferer Berghäubter: Schneefoppe, Brunmberg, Hiegenrüden und Kefjelfoppe angefiedelt hat. hr Heimatland ind die Alpen, wo fie feine feltene Erjcheinung ift. Hier be- wohnt fie die grafigen und fteinigen Flächen und AMbhänge der Knieholzregion, und nur in einzelnen verftreuten Exemplaren fteigt fie unter Diejelbe herab. Während fie an den öftlichen Standorten, an der Schneefoppe und in deren Umgebung, ziemlich häufig auftritt, ericheint fie an der Keffelfoppe nur vereinzelt auf beichränftem Gebiet. Shre Blütezeit ift faft voriiber, mern der Haupttouriftenzug fich in Bewegung jeßt; auch tritt fie nur ver- einzelt an die Sammmege heran. Deshalb bleibt fie tro& ihrer gehen goldgelben, meist nicenden Blüte den meiften Gebirgs- bejuchern eine unbekannte Schönheit. An heiteren Tagen wendet fie ihr Angeficht der Sonne zu. An trüben, vegnerifchen Tagen und während der Nacht aber Schütt fie fich duch Krümmung ARTE 7 a ihrer Blütenftiele gegen Regen, Tau und Wärmeverluft. Um nur den geeigneten bejtaubungspermittelnden njekten den Zutritt zu gejtatten, ift durch Häufung von Staubbeuteln ein gemifjer Berichluß des Nektariums hergeftellt. Sie ericheint fait gleich- zeitig mit dem Teufelsbart, mit dem fie dem Fruchtitande nad) verwandt zu jein jcheint. Nach dem Berblühen trägt fie tie jener einen perücdenartigen Kopf mit gejchwänzten Früchtcheit ; nur ruht bei ihr das zierlichere, oft vötlichichimmernde Frucht- föpfchen auf einem grünen Kelche. Wegen diejer Ahnlichkeit be- zeichnet der naive Baudenbewohner unjere Pflanze als das Weibchen vom Teufel3bart. Der federartige Griffel dient wie bein Teufel3- bart al3 Flugapparat. Von der Gattung Geum gehören 2 Arten vorzugsweife der Ebene an: Die gemeine Nelfenwurz (G. urbanum L.) mit aufrechten Fleinen gelben Blüten, und die Bah-N. (G. rivale L.) mit‘nicenden großen, hellgelben, außen rotbraumen Blüten. Die Glieder diejer Gattung haben die Neigung, eine Verbindung untereinander einzugehen; daher verjchiedene Kreuzungen. G. rivale fteigt bis in die Schluchten des Hoc- gebirges und vermilcht fich dort bisweilen mit G. montanum, woraus der Baitard G. rivale X montanum entiteht, der ver- einzelt am fl. Teich, Brunnberg, im Niejen- und Melzergrunde beobachtet worden ift. Eine andere Abart mit blaßgelben Blüten- hillen, die bei Chriftiania und Kopenhagen vorfommt — G. rivale var. pallidum —, entdedte der Verf. 1878 an der Stejjelfoppe. Potentilla aurea L. (Rosaceen Juss. S.18, XIU.Kl.) "Goldblumiges Fingerkraut. (Gold-Fingerkraut.) Tate 2. Nr. 12, Wurzelstock verzweigt, kriechende, unterirdische Stämm- chen bildend. Stengel aufsteigend, armblätterig, nebst den Blattstielen behaart. Blätter gefingert; Grundblätter langgestielt, 2zeilig; untere Blätter 5zählig, obere Stengelblätter 3zählig; Blättchen länglich, auf der Unterseite an den Adern silberglänzend, seidenhaarig, am Ende mit 3—5 spitzen Zähnen. Kelch flach, mit 5spaltigem Saume und 5 kleineren Deckblättchen. Kronenblätter 5, rundlich, am Grunde orangefarbig, fast doppelt so lang als die Kelchblätter. Blütenstand NEN EN gabelrispig, mehrblütig. Früchtchen zahlreich, kahl. Goldgelb. Höhe 10—25 cm. Juni— August, oft im Herbst zum 2. Male blühend +. Wenn die Frühlingsfinder der Hochgebirgsflora zu KRüfte gehen, erjcheint das goldblumige Fingerfraut, das durch feine auffallend großen Blütenfterne den Wanderer jchon unterhalb der nieholzregion begrüßt. An einzelnen Stellen — dur) Samen verjtreut — fteigt e3 in die Waldregion herab: Schreiber- hau (Marienthal), Krummbübel, Brotbaude, Spindelmühl, Aupa- grund. Sm allgemeinen liebt e3 die grafigen, jteinigen Lehnen und Abhänge, zeigt fi) mit Vorliebe am Touriftenpfade und be- gleitet treu den Wanderer bis auf die höchiten Kuppen und Kämme Die Heimat unjeres Gebirgsfindes find die Alpen, two e3 auf Triften und Matten Häufig anzutreffen it. ES Fommt auch auf dem Ölaber Schneeberge und im Gejenfe vor; fehlt aber in der nordilichen Flora. Gleich der vorigen jchüßt es fich gegen Negen und Kälte durch Krümmung der Blütenftiele. Bei heiterem Wetter aber wendet e3 feine ganze Blütendffnung der Sonne zu. Dur Häufung der Staubbeutel entjteht in der Blüte ein Ber- Ihluß des Nektarzuganges, wodurch) nur den für die Blüte ge- eigneten, bejtäubungsvermittelnden Snjeften der Zutritt gejtattet wird. Die jüngeren Blätter jind gefaltet, wodurd) fie vor zu großer Ausdünftung geihüßt werden. Zur Gattung Potentilla gehören eine größere Anzahl von Arten, die aber faft durchweg die Ebene und das VBorgebirge bewohnen. Nur das Blutmwurz- Singerfraut — auh Tormentillwurzel genannt — (P. Tormentilia Schrnk. oder P. silvestris Neck.) begleitet unfer Tflänzchen bis auf die Hochgebirgsfämme; es unterjcheldet jich bon ihm Durch die Hleineren blafjeren Blüten, die dreizähligen Blätter und die viergliederigen Blüten. Hedysarum obscurum L. (Papilionaceen L. S.18, XVII. Kl.) Gebirgs-Süssklee. Tafel 10. Nr. 13. Wurzelstock langgliederig, bis zum Grunde des Stengels mit trockenhäutigen Nebenblattschuppen. Stengel aufsteigend oder aufrecht, einfach, nebst den Blättern zerstreut behaart. Blätter5—9paarig; Blättchen eiförmig- länglich, ganzrandig, fein stachelspitzig. Nebenblätter BRIOURUL + 3 BE trockenbäutig, in eine 2zähnige oder 2spaltige blatt- gegenständige Scheide zusammengewachsen. Blüten- trauben blattwinkelständig, zu 1—2 am Stengel, länger als das Blatt. Deckblätter länger als die Blütenstiele. Blüte wagerecht, zuletzt nebst den netzaderigen Hülsen herabhängend. Kelch und Hülse behaart. Letztere zusammengedrückt, gestielt, mit 1—5 rundlichen Gliedern. Blüten purpurn, ins Bläuliche spielend. Höhe 15—30 cm. Juli—August *. Unjere Pflanze zählt zu der großen Familie der Schmetterlings- bfütler, zu welcher eine Anzahl von fjehr wichtigen Nahrungs- und Zutterpflanzen, 3. B. Erbe, Linfe, Bohne, Wice ufo., jotwie einige Zierpflanzen, 3. B. Lupine, Goldregen u. a., gehören. Sede Blüte, die einige Ähnlichkeit mit einem figenden Schmetter- finge hat, befteht aus einem unregelmäßig 5zähnigen Kelche und einer unregelmäßigen 5blättrigen Blumenfrone Die beiden vorderen unteren Blätter heißen Schiffehen oder Siel, die beiden feitlichen Flügel und das obere große Blatt wird mit Fahne bezeichnet. Die in dem Schiffchen befindlichen 10 Staub- gefäße find in 2 Bündel verwachen. Hedysarum ift eine Der jeltenften Hochgebirgspflanzen, die nur im Teufelsgärtchen und im gr. Refjel des Gejentes vorkommt. An dem erjtgenannten Drte bewohnt fie eine fchroffe Felswand, deren Vorjprünge fie ichmiücdt. &3 ift ein eigentüimlicher, fchwer zu erflinnmender Stand- ort, den ich unfer Gebirgsfind erwählt hat und der e3 vor dem Ausrotten Schüßt. Vom Riefengrunde aus führt der Zugang über einen fteilen Abhang, der mit Lofen, fcharflantigen Felfentrümmern bedeckt it. Dort, wo die Felswände näher aneinander rüden, zeigen fich zur Linken hoch oben die eriten Pflänzcehen, deren Hlütentrauben über die Etagen herabhängen und die nur ein fühner Bergfteiger zu erreichen vermag. Jim Gejenfe kommt die Bilanze zahlreicher vor. Sie jcheint aus ihrer Heimat, den Alpen, hier eingewandert zu fein. Sm hohen Norden, 3. B. Lappland, ift fie ebenfalls heimisch. Sie ift, um fich gegen die Ungunft des Wetters zu jchügen, mit der Eigenschaft ausgejtattet, ihre Zaubblätter abends oder nach erfolgter Reizung zu erheben und gegenfeitig zu nähern. AL SL Fumaria capreolata L. (Fumariaceen DC. S. 18, XVII. Kl.) Rankender Erdrauch. Tafel 10. Nr. 14. Stengel niederliegend. Blätter gefiedert; unterseits blau- grün; Blattstiele oft rankend; Fiedern 3zählig, mit eingeschnittenen Blättchen; Blattzipfel länglich oder eiförmig. Kelchblätter 2, eiförmig, leicht abfallend, am Grunde gezähnt, halb so lang als die Blumenkrone. Kronenblätter 4, die äußeren vorn mit einem Höcker. Staubgefäße 6, in 2 Bündel verwachsen. Frucht eine lsamige Nuß, fast kugelig, glatt. Kronenblätter gelblich- weiß, auf dem Rücken bisweilen purpurn, an der Spitze schwarz-purpurn. Höhe 30—80 cm. Juni bis Oktober ©). Der rankende Erdrauch ift ein aus Südeuropa ftammendes, zierliches Unkraut, das wohl faum verdient, zur Gebirgsflora ge- zählt zu werden. CS hat fich aber jchon feit Länger als 50 Sahren in den Gärten von Warmbrunn niedergelaffen und fich in weiteren Kreifen die Bezeichnung „Warmbrunner Blümchen“ erworben. Hier hat es in dem beim Haufe gelegenen Garten mit manchem Kurgafte Befanntichaft gemacht und dauernde Freundichaft ge- Ihlofjen. Bon dort aus hat e3 eine erfolgreiche Wanderung nach verjchtedenen Gebirgsdörfern (Hermsdorf u. R., Giersdorf, Agneten- dorf, Schreiberhau) unternommen und fich auf diefe Weife wohl das Bürgerrecht erworben. Ob der Name „Erdrauch” dem durch die Blätter fejtgehaltenen Erdjtaube oder dem beim Opfern diejer Pflanze auffteigenden Nauche näher fteht, dürfte wohl fo Leicht nicht feitzuftellen fein. Eins aber jcheint der Name anzudeuten: ein am Boden wachjendes Pflänzchen. Im Kampf ums Dafein, im Wettbewerb um Naum und Licht, hat fich bei einer Anzahl von Pflanzen die Eigentümlichkeit gezeigt, neben dem niederliegen- den Stämmihen auch aufjtrebende Stengel zu entwideln, für welche aber, um möglichjt vajch „durch Nacht zum Licht“ emporzufteigen, eine bejondere Feitigung, Umflammerung, nötig ist. Zu diejen mit Slettervorrichtung verjehenen Pflanzen gehört auch der Erd- rauch. Um von der Blüte alle ungebetenen Gäfte fernzuhalten und nur geeigneten Befuchern die Beitäubung zu iüberlaffen, find rings um den Honigbehälter abgeschloffene Höhlungen angebracht, die nur mit größerer Sraftaufwendung beftäubungstüchtiger Sn- jeften geöffnet werden Können. Zur Gattung Fumaria gehören er N noch einige die Ebene bewohnende Arten, von denen der gebräuch- lihe Erdraud (F. officinalis L.) mit purpurner Blumen- frone bi3 an den Fuß des Gebirges hinauffteigt. Viola biflora L. (Violaceen DC. S. 18, V. Kl.) Zweiblumiges Veilchen. (Zwillings - Veilchen.) Tafel LINIE Wurzelstock kriechend, kurzgliederig, mit schuppen- förmigen Niederblättern. Stengel zart, 2—3blättrig und 1-—-2blütig. Blätter nierenförmig, gerundet- stumpf, gekerbt. Nebenblätter eiförmig, ganzrandig, oval. Kelch und Blumenkrone unregelmäßig, 5 blättrig; ein Blumenblatt gespornt, mit schwarzen Strichel- nerven. Staubgefäße 5, auf unterständiger Scheibe. Fruchtknoten 1, 1fächerig, 3klappig; Griffel am Grunde gebogen, nach oben verdickt, mit schräger Narbe. Kronenblätter klein, zitronengelb. Höhe 5—10 cm. Juni— Juli *- Unfer Pflänzchen ift zwar nicht das hochgefeierte, vielbejungene, duftipendende Blau-Veilchen, welches jchon bei den Völkern des Altertums zu den Kieblichjten Mythen Beranlaffung gegeben. Gleich- wohl ift e8 eine Liebliche Erjcheinung der Gebirgsflora, und auch ihm gilt das Wort: „Dem Heinen Beilchen gleich, das im Ber- borgnen blüht“. ES Kann jeher wohl — gleich wie jenes — als ein Symbol der Bejcheidenheit und Demut bezeichnet werben. Denn e8 Tiebt die ftillen fchattigen Waldpläße und tritt nur jehr vereinzelt an den Touriftenmweg. An quelligen, moorigen Stellen und feuchten, mit Moos bedecten nafjen Feljen ift e$ am häu- figften anzutreffen. Es ift im Sfer- und Riejengebirge feine ieltene Erjcheinung (Flinsberg, Tafelfichte, Buchberg, Schnee- gruben, Keifelfoppe, Teiche uf.) und ijt auch in den Oft-Sudeten (Slayer Schneeberg, Gejenfe) verbreitet. Obwohl e3 Hauptjächlich in den höheren Gebirgslagen heimifch ist, verichmäht e8 auch niedrigere Standorte nicht: Schreiberhau, Hohenelbe u. a. 3 bewohnt die Alpen und auch Skandinavien. Während die großblütigen VBeilchenarten faft durchtveg Bienen und Hummeln al3 Verehrerinnen haben, muß fi unjer Pflänz- chen, welches nur für furzrüffelige Injekten eingerichtet ift, nur mit BEN Sn Fliegen begnügen. Damit jteht auch der Umftand in Verbindung, daß den jeitlichen Kronenblättern die bärtige Ausftattung mangelt. Der an der Violablüte befindliche Sporn dient Hauptjächlich dazu, nur den Smjekten, die fich gerade für die betreffende Bilanze eignen, den Yutritt zu den Nektarien zu gejtatten. Spivie Blau-PVeilchen im Thale (V. odorata L.) als ein willfommener Frühlingsbote begrüßt wird, jo verdient e3 auch in den höheren Regionen al3 Kind der Frühlingsilora einen Willfommensgeuß. Sobald an ftillverichwiegenen Pläben die Heinen gelben Blüten unter den jaftiggrünen Blättern herbor- fugen, hält nach langer Winterzeit auch Dort oben der Lenz jeinen Einzug. „Das Eis zergeht, der Schnee dann grünt e3 über ein Weilchen und leije jingt der laue Wind: ‚Wacht auf, wacht auf, ihr Veilchen !‘“ (E. G©eipel.) Viola lutea Sm. (Violaceen DC. S. 18, V. Kl.) Gelbes Veilchen. Tafel 11. Nr. 16, Stengel dünn, fadenförmig, niederliegend, kriechend, einfach. Blätter gekerbt, untere rundlich bis herz- eiförmig; obere elliptisch - lanzettlich. Nebenblätter groß, fast sämtlich fiederspaltig, mit linealen, fast gleich-großen, ganzrandigen Abschnitten. Kelchblätter länglich-lanzettlich, stumpflich oder kurz zugespitzt. Blumenkrone unregelmäßig, 5blättrig (1 Blumenblatt gespornt). Narbe dick, ausgehöhlt, nach abwärts beider- seits mit einem queren Haarbüschel. Staubgefäße und Fruchtknoten wie vorige. Gelb, selten bläulich-violett. Höhe 10—25 cm % Man könnte unjer Beilchen, welches auch den botantichen Kamen V. sudetica führt, mit vollem Recht Gebirg3-G©tief- mütterchen nennen. Beim erjten Anblid hält man es auch für das auf Üdern und Brachen Häufig vorkommende Pflänzchen (V. tricolor L.), daS den verrufenen Namen dadurch erhalten hat, daß das größte Kronenblatt, welches 2 Site (2 Kelchblätter) einnimmt, die Bezeichnung „Stiefmutter“ erhalten hat. Die beiden ihr zunächit jtehenden Blätter werden als ihre rechten Töchter angefehen, von denen jeder ein bejonderer Sid zugeiiejen it, die aber mit einem Häßlichen Barte ausgeftattet find. Die beiden Eleinen Blätter find die Stieftöchter, die fich zujammen mit einen Sit begnügen müfjen. Zunächit fällt bei V. lutea der eigen- tümliche Standort auf. Sie bewohnt faft nur die grafigen Yb- hänge de3 Hochgebirges: Elbgrund, Ziegenrücden, langer Grund, Richterbauden, Geierquelle, Blaugrund, NRiejengrund, Brunnberg, Rehhorn, Slayer Schneeberg, Saalwiejen, Gejenfe. Im Riejen- gebirge ijt die Pflanze vorzugsweife auf der böhmischen Geite anzutreffen. Sie fcheint zinfhaltigen Boden zu lieben. Neier- dings ift fie vereinzelt auch im Melzergrunde, am Gehänge und in Foritlangwaffer beobachtet worden. Bisweilen jteigt fie, dur) Samen herabgejchweift, ins Thal herab, 3. B. Aupaufer bei Beber. Sie fommt in den Vogejen vor, von wo aus fie viel- feicht nach den Sudeten wanderte. Doch in der Nordlandsilora ift fie nicht vertreten. Außer den genannten Pflanzen gehören noch mehrere zur Gattung Viola, die aber meijt die Ebene und das Worgebirge bewohnen. Nur da3 Sumpf-VBeilden (V. palustris L.) mit blaßlilafarbener Bhumenhülle jteigt vom Thale bis auf die Hochmoore. Ein Glied unjerer Gattung, das jchatten- fiebende Beilchen (V. porphyrea Uechtr.) mit herzfür- migen Blättern und violetter, am Grunde weißlicher Blumen- hülle, ift bis jeßt nur an einer einzigen Stelle, an den Naben- felfen bei Liebau, beobachtet worden. Außer den bereit3 ge- nannten feier hier noch folgende erwähnt: Wald-B. (V. silva- tica Fr.). Kahl; Blätter herzeiföürmig. Sporn wie die Blüte gefärbt. Waldregion. Hunds-%. (V. canina L.). Behaart oder Fahl; Blätter längfich-eiförmig. Sporn weiß oder gelblich. Bon der Ebene big in die Waldregion. Wunderbares %. (V. mirabilis L.). Behaart. Blätter breitherzförmig. Kiesberg. GSeienfe. Drosera rotundifolia L. (Droseraceen DC. S.18, V. Kl.) Rundblättriger Sonnentau. (Großer Sonnentau.) Tafel 12. Nr. 17. Blütenschaft aufrecht, mehrmals länger als die Blätter. Blätter in grundständiger Rosette, fast kreisrund, wagerecht ausgebreitet, langestielt, plötzlich in den BE EN Blattstiel zusammengezogen, oberseitsmitroten Drüsen- haaren reich besetzt. Blüten klein, in endständiger, einseitswendiger, anfangs zurückgekrümmter, oft 2teiliger Scheintraube. Kelch Steilig. Kronenblätter und Staubgefäße 5. Kapsel 3—5klappig. Weiß. Höhe 5—15 cm. Juni— August }. Der Sonnentau liebt jumpfige, torfige Wiejen und Wajler- gräben und fteigt vom Thale bis auf die Torfmoore des Hoch- gebirges: Sjerwiefe, Siehhübel, Kranichiwiefe, Elbtwieje, weiße Wiefe, Grenzbauden ujw. Er gehört zu den injeftenfreifenden Planzen. Die Oberfläche der Blätter it mit etwa 200 nadel- fürmigen Wimpern (Drüfen) bejest, welche einen Flebrigen Saft abjondern. Sobald Kleine Tierchen, Blättchen u. dergl. mit den glänzenden Köpfchen in Berührung fommen, werden fie von diejem feitgehalten. 3 ergießt fi) aus den Drüjen eine pepjinartige Flüffigkeit (Magenjaft), welche die Kraft befigt, diefe organijchen Stoffe aufzulöfen. „Unter unjeren Mugen vergrößern ich die Tropfen, die aus den roten Köpfchen hervorgepreßt werden, als wäre der Pflanze der Mund im VBorgefühl einer Lederen Mahl- zeit; die Wimpern beugen jih an ihrem Grunde und menden ihre Spigen gleich einem ftarrenden Lanzenwalde wider ihre Beute, die in der Todesangit raftlofe, aber vergebliche An- trengungen zur Befreiung macht. Schon Hat eine der Nachbar- wimpern das zudende Opfer am Naden gepadt; eine zweite drückt das rote Köpfchen an feinen Rüden; zwei, drei fommen von den Seiten Hinzu; in wenig Minuten ift das Tierchen von einem Dugend Wimperföpfchen angefaßt; bald ijt eg von ihren Tropfen überflofjen, eriticdt und ertränft. Nun wird der tote Körper von den äußeren Wimpern wie von Hand zu Hand fortgeichoben, bis er in die Mitte des Blättchens zu liegen fommt; in furzem richten fich jämtliche Wimpern jo, daß jie ihre Köpfchen feit an den Leib des Opfers anprejjen. Nicht ein jtarres Pflanzenblatt glauben wir vor uns zu jehen, jondern einen PBolypen, der mit fräftigen Fangarmen jeinen Raub erfaßt und verichling. Jm Verlaufe einer halben Stunde Hat fich auch die ganze Blattfläche gleich einer gejchlofjenen Hand über die Beute zufammengefaltet und entzieht die weiteren Vorgänge den Blicken de3 Beobachter. Wenn nach ein paar Tagen die Blätter fi wieder öffnen, find von den getöteten Tierchen nur noch verjtümmelte Refte, Flügel, Beinjchienen, Schabenringe übrig geblieben; alle Weichteile find N a verzehrt; die reichliche Flüffigfeit, in der das Opfer ertränft torden, it verichtvunden, die Wimperföpfchen find troden. Erit nach einigen Stunden, während die Fangarme wieder gewijjermaßen in Schlachtordnung fich auslegen, erjcheinen auch die Tautröpfchen twieder und num ijt das Blatt gerüftet, eine neue Beute einzufangen, zu töten und zu verzehren.“!) Wie groß die Zahl der Geopferten it, geht daraus hervor, daß auf einem einzigen Sonnentaublatte die Uberreite von 13 gemordeten njekten aufgefunden worden find. Wer den hier gejchilderten, Höchit merkwürdigen Vorgang, der eine verfehrte Weltordnung darzustellen jcheint, bequem in jeinem Zimmer beobachten will, muß das Pflänzchen mit dem Torfmoos ausheben und auf einem Teller der Sonne ausfeten. Es ijt dann mur notwendig, dasjelbe feucht zu Halten und mit kleinen Snjeften zu füttern. Während bei uns nur wenig Drojera- Arten vorkommen, hat Auftralien über 50 aufzumeilen. Goethe war einer der eriten, der 1785 auf einer Reife im Fichtelgebirge die Reizbarfeit der Droferablätter beobachtete. Wegen der ver- meintlichen Tauperlen, die in der nordilchen Mythologie Thränen der Frigga, die fie ihrem in die Ferne gezogenen Gatten Odin nachtweinte, genannt werden, jtand der Sonnentau bei den Alchi- milten in hohem Anjehen. Sn den geheimmispollen Tauperlen juchten fie das „große Magijterium“, das „große Elirir”, Die „rote Tinktur“, den „Stein der Weijen“, jenen Grundftoff, aus dem der die Unjterblichkeit verleihende Wundertranf bereitet wurde. E3 wurde aus der Pflanze ein Goldwafjer hergeitellt, das be- jonders gegen Schwindjucht angewandt wurde. Auch gegen ver- Ichiedene andere Krankheiten wurde der Sonnentau al3 Arznei- pflanze gebraucht. a, e3 wurde ihm fogar die Kraft zugeiprochen, den Giftmischern das Handwerk zu legen. Sn einem alten Be- richte heißt e8: „Legit du das Kraut in ein Glas mit Wein, da ein Gift vermijcht ift, al3bald zerbricht es das Glas. Sit aber das Gefäß jteinern oder aus Mlabafter, jo wird der Wein aljo Stark jiedend, al3 wäre ein gewaltig Feuer darunter, daß auch der Wein herausipringt.‘?) 1) Deutijche Rundidhau 1876. 2) Söhnd. Unjere Bilanzen. N er Empetrum nigrum L. (Empetraceen Nutt. 5.18, XXII.Kl.) Schwarze Krähenbeere. Rauschbeere. Tarel 12.2. 18; Stämmchen niedergestreckt, ästig, mit braunen, auf- steigenden Zweigen. Blätter sehr kurzgestielt, lineal- länglich, ganzrandig, am Rande etwas rauh, bisweilen umgerolit, glänzend, immergrün, unterseits mit weißer Mittellinie. Blüten einzeln, selten zu 2—3, an achsel- ständigen Kurzzweigen mit 2 Vorblättchen, Zhäusig. Kelch- und Kronenblätter je 3; letztere länglich- eiförmig, kürzer als die Staubgefäße. Griffel kurz; Narben 6—9. Steinfrucht kugelig, mit 6—9 Steinen. 3 Blüte rosa, ? purpurn. Beere schwarz. Länge 15 bis 40 cm. Mai-- Juli 8. „Wenn die Frühlingsjonne wieder jcheint, und in meinem Thale Blumen blühn, it's, al3 müßt ich mit dem hellen Sonnenjtraßle ichweifend, über Bujc) und Berge ziehn.“ (Karl Hauptmann. „Aus meinem Tagebud).”) Wenn Floras Kinder ihre Köpfchen vom mwinterlichen Schlafe erheben und ihre Gewänder aus dem grünen SKnojpenjchrein hervorholen, um jich für den holden Lenz zu Schmüden, dann er- wacht auch unfer Vflänzchen zu neuem Leben. WUber fein Schmud ilt jehr beicheiden und anipruchslos fein ganzes Dafein. Troß- dem bleibt ihm „der Kampf ums Dafein“ nicht erjpart. Durch den wachsartigen Überzug jeiner Blätter muß e3 fich gegen die eindringende Näffe Ichügen, und bei großer Trodenheit die auf der Unterjeite der Blätter befindlichen Spaltöffnungen durch Ein- vollen der Blattränder vor allzurajcher VBerdunftung bewahren. Dafür aber wird ihm ein Teil der Sorge um die Ernährung abgenommen. Für Diefe jorgt ein Bilz, der mit feinen Fäven in die Wurzel unjerer Pflanze Hineinwächlt und fie mit einem der michtigjten Nahrungsbeitandteile, dem Eiweißftoff, verjorgt. Aber „Undanf ift der Welt Lohn“: nicht nur die Gabe, fondern auch der Geber werden volljtändig aufgezehrt. Deshalb fann Die Krähenbeere — wie auch) Vaccinium und Corallorrhiza — eine pilzfrefjende Pflanze genannt werden. Winzig Klein find die wenigen Blüten, die fie in den Blattachjeln trägt. Sierlich find fie und auch jchön gefärbt, aber jo wenig in die Augen fallend, daß der Wanderer fie völlig unbeachtet Yäßt; ja, faum ein Snjekt NEN wird durch fie angelodt. Auch wechjelt unjer Gebirgsfind niemals jein jchlichtes Gewand, jondern begnügt fich mit dem, womit es beim Eintritt ins Leben ausgejtattet wurde. ES fan deshalb nicht überrajchen, wenn es im farbenfriichen Blumenftrauß fehlt und faum zu den Frühlingsfindern des Gebirges gezählt wird. E3 wird jehr oft auch deshalb überjehen, weil e3 nicht felten mitten im Heidefraut wächtt, mit dem es einige Ähnlichkeit befitt. Do jhon bei einem oberflächlichen Vergleiche unterjcheidet e3 ih von ihm durch die dunfleren, glänzenden, mit einer hellen Mittellinie verjehenen Blätter, und vor allem durch die ziemlich große jchtwarze Beere, die troß des faden jäuerlichen Gejchmads für den Lappländer ein gefchäßtes Nahrungsmittel bildet. Unjer PVflänzchen Hält fich meit vom Touriftenpfade fern und bewohnt mit Vorliebe jumpfige, moorige Flächen und feljige Abhänge: Kobel- und Sierwieje, Siehhübel, Kranichwiefe, Keijelfoppe, EIb- und Bantichewieje, Brunnberg, gr. Teich, Moostwieje bei Gr.-Aupa, Riejengrund, Waldenburger Gebirge, Heufchener, hohe Mtenie, Slager Schneeberg, Gejenke, Alpen, Broden und im hohen Norden. Cardamine resedifolia L. (Cruciferen Juss. S. 18, XV.KI.) Resedablättriges Schaumkraut. (Stein- Schaumkraut.) Tafel 12. Nr. 19. Wurzelstock kurzgliederig, aufrecht-ästig; Hauptwurzel spindelförmig. Grundblätter langgestielt, ungeteilt, rundlich, die folgenden fiederspaltig, 3—7zählig, mit verkehrt - eiförmigen bis keilförmigen, ganzrandigen Blattabschnitten. Stengelblätter am Grunde pfeilförmig, mit zugespitzten Ohrchen. Blumenkrone regelmäßig. Kelch- und Kronenblätter je 4: letztere länglich-keil- förmig, 2 mal so lang als der Kelch. Staubgefäße 6, 4 längere und 2 kürzere. Fruchttraube kurz. Schoten und Blütenstiele aufrecht. Klappen nervenlos. Same schmalflügelig. Weiß. Höhe 3—10 cm. Juni—-August }. Pegen der freuzweis geftellten Kronenblätter und der ver- Ichiedenen Länge der Staubfäden zählt unfer Pflänzchen zu der artenreichen Familie der Sreuzblütler, die in der Landwirtichaft (Raps) und im Haushalte (Gemitfefohl) eine bedeutende Rolle ipielen. &3 ift aber unter jämtlichen Familiengliedern eins der 5* BR a 8 Eleinjten und jeltenjten. E3 bewohnt feljige Lehnen und Fiefige Stellen des Hochgebirges: Kefjelfoppe, Schneegruben, Mädel- und Mittagftein, X. Teich, Weißwafjergrund, Melzergrund, Riejengrund, Aupagrund, Teufelsgärtchen, Koppenbach, Gejenfe (verjchiedene Stellen). 3 jcheint von den Alpen, wo es feine jeltene Er- iheinung it, hier eingewandert zu fein. Im der Broden- und Nordlandsflora ift es nicht vertreten. &$ ijt ein ziemlich unjchein- bares Vflänzchen, das von der Natur nicht bejonders reich aus- gejtattet ift. Zierlich ift e8 wohl, aber eS vermag weder durch Farbenpracht noch üppigen Wuchs den Blid des Wanderer3 auf lich zu lenken. Gleichwohl jucht es jich während der Blütezeit wenigitens einige Geltung zu verichaffen. 3 liebt vorzugsweije jolche Standorte, wo e3 von der Umgebung nicht beeinträchtigt wird. Man findet es auf dem fahlen Fels, in deifen Spalten 3 jeine Wurzeln gräbt, oder auf Fiefigen Uferrändern, wo es meist eine ijolierte Stellung einnimmt. Zur Gattung Cardamine gehören einige Arten, die, obwohl hauptjächlich die Ebene und das Borgebirge bewohnend, bi3 auf das Hochgebirge hinauffteigen. Das Wiejen-Schaumfraut (C. pratensis L.), welches als eine der eriten Frühlingspflanzen dem bunten Blumenteppich der Wiejen den fleiichfarbenen Grundton giebt, Herrjcht mit jeinem friichen Roja und den durchweg gefiederten Blättern auch auf den fruchtbaren Wiejen der Hochgebirgsbauden vor. Daneben wuchert am raufchenden Gießbac) das bittere Schaumfraut, au - ichlefiiche Brunnenfrejfe genannt (C. amara L.), mit weißen Blüten und vivletten Staubbeuteln, welches jich Hier in zwei Formen als üppiges Gebirgsfind zeigt: a) hirsuta Uechtr. Die ganze Pflanze von abjtehenden Haaren rauh: Brunnberg (Siüpd- jeite), Ölager Schneeberg, Gejenfe; b) glabra Uechtr. Die ganze Planze Fahl: Neue fchlefiiche Baude, Wiejenbaude, Brunnberg, Nehhorn, Gejenfe. An feuchten, jchattigen Waldplägen wächjt das behaarte Shaumfraut (C. hirsuta L.), mit dichter Blatt- vojette, fantig-gefurchtem, jteifhaarigen Stengel und Kleinen weißen Blüten: Buchberg, neue jchlefiiche Baude, Niejengrund, Nehhorn, Wölfelsgrund, Glager Schneeberg, Gejenfe. Wohl Sämtliche Kreuz- blütler jchügen ihre Blüten und Früchte gegen die Wetterungunit dadurch, daß fie die Hlütenjtiele bei Negenmwetter herabfrümmen. Für eine möglichjt günftige Ausbreitung diefer Pflanzen wird . dadurch gejorgt, daß die Samen mit einer vorteilhaften Schleuder- borrichtung ausgeftattet find. an. oh: Alsina verna Bartl. (Alsinaceen DC. S. 18, X. Kl.) Frühlings-Alsina. (Frühlings-Meirich.) Tafel 12. Dr. 20, Wurzelstock verzweigt, mit dichtrasigen, aufsteigenden Stengeln. Stengel unten kahl, oben drüsenhaarig. Blätter lineal-pfriemförmig, 3nervig. Blüten in Trug- dolden, endständig, einfach oder wiederholt 2gabelig. Kelch und Krone 5blättrig. Kelchblätter eiförmig- lanzettlich, 3nervig, krautig, schmalrandhäutig. Kronen- blätter oval, länger als der Kelch. Staubgefäße 10, äußere am Grunde mit 2 Drüsen. Griffel meist 3. Samen nierenförmig, ungeflügelt. Weiß. Höhe 5 bis 10 cm. Juni—Juli }. Unjer Pflänzchen, das wohl aus den Alpen jtammen dürfte, zählt zu den Geltenheiten der Gebirgsflora. ES Tiebt felfige Abhänge und bewohnt im Niefengebirge nur 2 Pläße: das Teufels- gärtchen und den Kiesberg. Doch kommt «3 an beiden Stellen nur in einer bejchränften Anzahl vor. Für das Gefenfe fcheint e3 zweifelhaft zu fein. In der Nordlandsflora it eS nicht ver- treten. 3 ijt ein zierliches PVflänzchen, welches poljiterfürmige Najen bildet. Auf diejem erheben fich zahlreiche, etwa fingerlange Hlütenjtengel, die 1—3 weiße Blütenjterne tragen. Wer mit diejem Gebirgsfinde nähere Befanntichaft machen will, ohne den bejchwerlichen und gefährlichen Aufitieg nach dem Teufelsgärtchen zu unternehmen, jteige von der Niejenbaude aus ein Stück auf dem nach dem Niejengrunde führenden Wege hinab. Bei der Hauptbiegung nach linf3 zweigt fich rechts ein jchwach betretener Pfad ab, der über die Böichungen des Kiesberges direkt hinab nach dem Koppenbach führt. Am Geftrüpp zur Rechten öffnet fich der „alte Stollen”, Ddejjen unheimlicher Cingang mit jeltenen Gebirgspflanzen gejchmücdt ijt: Sagina Linnaei, Saxifraga oppositifolia, Scabiosa lucida, Asplenium viride, Aspi- dium Lonchitis u.a. Sn diejer auserlefenen Gejellichaft finden wir auch unjer PBflänzchen, welches wir jofort an dem grimen, moosähnlichen Blätterpoliter erfennen. Koi Re one Pirola uniflora L. (Hypopitiaceen Klotsch. S. 18, X. Ki.) Einblütiges Wintergrün. (Stern-Winter- grün.) Tafel 14. Nr2L Stengel einfach, blattlos, mit einer Schuppe, 1blütig. Blätter rundlich, gekerbt-gesägt, immergrün, in den Blattstiel verschmälert. Kelch 5teilig, mit eiförmigen, stumpfen Zipfeln, Kronenblätter 5, ausgebreitet, Staub- fäden 10, am Grunde dick, 3kantig. Staubbeutel- hälften getrennt, am Grunde mit einem Loch auf- springend. Griffel dick, mit großer, Skerbiger Narbe. Kapsel mit 5 Fächern und 5 Klappen. Weiß, nickend. Höhe 5—10 cm. Juni— August }. „Zaufend Tannenmwipfel droh'n braujend hin und mider, truß’ger Nachtwald tojt und jtürnt jeine Urweltälieder.“ (Karl Hauptmann.) Das ijt der Standort unferes Blumenfinded. Dahin mußt du wandern, wenn du umjer Liebliches Pilänzchen von Angeficht zu Angeficht jeden willit. Es it ein echtes Waldfind, das am Yiebiten feine großen, weißen, wachsartigen Blütenfterne nur im Schatten des Waldes Hffnet. „sm Schatten jah’ ich ein Blümchen jtehn, wie Sterne leuchtend, wie Augen jchön.“ Auf jchwellendem Moospoliter, am murmelnden Bad), auf ab- fterbenden Nadeln der Koniferen zeigt es fi am häufigiten. Nur jelten verläßt e3 das jchattige Reich, um ich auf Furze Beit am Waldesjaume zu jonnen. Wäre nicht jchon im Beilchen ein Symbol der Bejcheidenheit und Demut gefunden, jo müßte unfer Prlänzchen al3 folches bezeichnet werden. Schon der Standort deutet auf jeine Anjpruchslofigfeit hin, noch mehr aber feine ftets nicende Blüte Will e8 nicht cheinen, als ob es ftillfinnend all’ jener Bolfsmärchen gedächte, die der Dichter in das waldige Neich verlegt Hat? In den Wald hinaus zieht König Gunthers verhängnisvolle Jagd. Am Waldbrunnen wird Siegfried vom Speer des tücijchen Hagen durchbohrt. Im Walde lebt die ver- Itoßene Genofeva, bi8 der Tag der Errettung anbricht. Der Wald ijt der Schauplag der Tieblichen Märchen von Schnee- wittchen, Rotkäppchen und Dornröschen. „Es ijt hier jchön. ES raucht jo fremd und voll. Der Tannen dunkle Arme regen jich jo rätjelhaft. Sie wiegen ihre Häupter jo feierlih. Das Märchen! ja, dag Märchen weht durch den Wald. E3 raunt, e3 flüftert heimlich.“ (6. Hauptmann. „Verjunfene Ölode.“) Dabei hat das Pflänzchen wahrlich nicht nötig, fein Antlig zu verbergen. Die weiße große Blütenhülle ift mit gelben, paar- weis genäherten Staubgefäßen zierlich geihmüdt. In der Mitte erbliden wir den Fruchtinoten als einen anjehnlichen grünen Hügel, auf welchem fich der Griffel al3 eine ziemlich ftarfe, 5ftrahlige Säule erhebt. Wer das Pflänzchen, das jehr gejelliger Natur it, in die Hand nimmt, um e3 näher zu bejchauen, wird von dem angenehmen Dufte überrajcht, den jeine Blüte aus- ftrömt. Dadurch aber jcehüßt es fih im jehr wirfjamer Weije gegen jeine Feinde. Denn die Erfahrung Hat gelehrt, daß Schmetterlingsraupen und pflanzenfrefiende Säugetiere feine be- londeren Blumenfreunde find. Sie gehen den ftarf duftenden Blüten aus dem Wege. Das Plänzchen fteigt vom Thale bis an die Kinieholz- region: Buchberg, Flinsberg, Schreiberhau, Eulengrund, Riejen- grund, Glaber Schneeberg, Gelenke ujw. Es ift auch in der Alpen- und Nordlandsflora vertreten. Der Gattung Pirola ge- hören noch einige Arten an, die ebenfalls bis in die tiefere Hoch- gebirgsregion Hinauffteigen: Grünblütiges MWintergrün (P. chlorantha Sw.), mit gelblich-grünen, offenglodigen Blüten in alljeitiger Traube. Griffel aufwärts gebogen. (Gefenfe.) Rund - blätteriges W. (P. rotundifolia L.). Weiße Blütentraube; jonft wie vorige. (Niejengebirge, Gejenfe) Mittleres ®. (P. media Sw.), mit weißen oder rötlichen, fugelig zujammen- Ichliegenden Blüten in alljeitiger Traube. Griffel jenfrecht, länger als der Fruchtfnoten. (Annafapelle, Grenzbauden, Kiesberg, Ge- jenfe.) Kleines W. (P. minor L.). Blüten wie vorige. Griffel kürzer als der Fruchtfnoten. (Kiesberg, Gejenfe) Ein- feitsblütiges W. (P. secunda L.). Blüten grünlich - weiß in einjeitSwendiger Traube. (Ziemlich häufig, noch im Riejen- grumde.) Ribes petraeum Wulf. (Grossulariaceen DC. S. 18, V.K1.) Felsen-Johannisbeere. Tafel 13. Nr. 22. Strauch stachellos, vielästig. Blattstiele meist so lang wie das Blatt, mit langen Fransen. Blätter handförmig, meist Slappig, am Rande und unterseits auf den Nerven gewimpert, sonst kahl. Lappen länglich, zu- gespitzt, doppelt gesägt. Trauben ziemlich gedrängt, anfangs fast aufrecht, zuletzt hängend; weichhaarige Blütenstiele fast 2mal länger als das eiförmige Deck- blättchen. Kelch glockig, 4—5spaltig; Zipfel länglich, stumpf, gewimpert. Kronenblätter 5, spatelförmig, dem Schlunde des Kelches eingefügt. Staubgefäße 5, am Rande der Kelchröhre eingefügt. Fruchtknoten einfächerig. Griffel 2—4spaltig. Frucht eine mit dem verwelkenden Kelche gekrönte vielsamige Beere. Same eckig. Grünlich-gelb, rot punktiert. Beere blutrot. Höhe 1,—1'!/; m. Juni—Juli b. Wenn wir vom Elbfall aus den an den Südböjchungen des hohen Nades angelegten Weg einjchlagen, werden wir nicht wenig überraicht, an einem der erjten Gräben, die unjern Weg durch- Ichneiden, einen Strauch anzutreffen, der uns jofort an ein be- liebte Gartengewächs erinnert, an die Fohannisbeere. ES ift die Feljen-Fohannisbeere, die wir in größerer Menge und kräftigeren Sträuchern vorfinden, jobald wir im Grunde die erite Efbbrücde überjchreiten. Berlafjfen wir hier den Weg und begleiten das Slüschen thalabwärts, jo nimmt uns bald ein dichtes Strauch- werf auf, in welchem unjere Sohannisbeere prächtig gedeiht. Während fie im allgemeinen troß der zahlreichen Blüten nur ipärlich Früchte zeitigt, zeigen fich hier nicht jelten reiche Frucht- trauben mit hochroten Beeren, die aber einen jehr herben und jauren Gejchmad haben. Einzelne Sträucher finden wir auch am fleinen Teiche und auf dem Glaber Schneeberge. Jm Gefente it te an verjchiedenen Stellen anzutreffen; ebenfo in den Alpen. Dagegen fehlt fie in der Nordlandsflora.. Beim Anblid unjeres Strauches drängt fih uns die Frage auf: Wie fam das heimische Sartengewächs in diefe Wildnis? Vergegenwärtigen wir uns aber die Thatjache, daß alle unfere Obft- und Beerenfrüchte einft Wildlinge waren, jo dürfte wohl die Frage umgekehrt zu ftellen jein. Aber auch in den Sudeten ift die urfprüngliche Heimat BB. 0 unferer Sohannisbeere nicht zu fuchen. Wahrjcheinlich ift fie mit vielen anderen Pflanzen aus den Alpen eingewandert. Außer den vielfach in Gärten und Heden gezogenen und daraus bis- weilen verwilderten Ribes-Arten: Stachel- oder Chriftbeere (R. Grossularia L.), Sohannisbeere (R. rubrum L.) und Gicht- oder Ahlbeere (R. nigrum L., mit jchwarzen Beeren) gehört hierher noch die Gebirgs-Sohannisbeere (R. alpinum L.). Blatt- und Blütenftiel drüfig behaart. Blüten 2 häufig. Traube aufrecht. Nehhorn, Eulengebirge, Gejenfe. Uber die Entjtehung des Namens Sohannisbeere berichtet die frommte Sage, dat fich einjt Fohannes der Täufer fait verfchmachtet unter dem Blattiverf eines Strauches niederließ. Am andern Morgen jei der Strauch mit purpurnen Trauben gejchmiüct gemwejen, die den Ermatteten zur Stärkung dienten. Geitdem fei diejem Strauche der Name Fohannisbeere verblieben. Der Name dürfte wohl damit in Verbindung zu bringen fein, daß in der Ebene jchon „um Fohanni“ die erjten Beeren reifen. Pirus sudeticus Tsch. (Pomarien Lindl. S. 19, XI. Kl.) Sudeten-Zwergmispel. Tafel 13. Nr. 23. Meist niedriger Strauch mit glatten, rotbraunen Ästen. Blätter kurzgestielt, eiförmig, am Grunde abgerundet oder keilförmig, doppelt gesägt, mit spitzen, zusammen- neigenden, am Grunde kleineren Sägezähnen, oberseits zerstreut drüsig, unterseits weißfilzig. DBlattstiele 8—10mal kürzer als das Blatt. Doldenrispen viel- blütig, meist gedrungen, aufrecht. Blütenstiele grau- filzig, meist so lang als die Kelchröhre. Kelch 5spaltig; Zipfel 3eckig-lanzettlich. Kronenblätter 5, verkehrt- eiförmig, aufrecht. Staubgefäße 20, mit den Kronen- blättern dem den Kelchschlund umgebenden Ring eingefügt, kürzer als die Kronenblätter. Frucht 2- bis 5fächerig; Fächer dünnhäutig. Rosenrot. Früchte rötlich. Höhe !/;—1'/;, m. Juni ®. „Hoch in Bergen, auf weicher Grazflur, wo Einjamfeitzatem an Halmen zittert, wo des Menjchen Tritt in der Dde verhallt — hoch dort wand!’ ich . . .“ (Karl Hauptmann.) Die Zmwergmispel — vom Baudenbeivohner auch „milde Birne“ oder „toilder Apfel“ genannt — tft ein merfwürdiger, IE RE ichiwer erreichbarer Strauch, der zu den jeltenen Kindern Der Hochgebirgsflora zählt. Wenn den Bejuchern des berühmten griechiichen Askılap- Tempels zu Epidaurus nur unter gewiljen Bedingungen die Befriedigung ihres Sehnens und Hoffens in Aussicht gejtellt wurde — „Nur wer reinen Sinne darf mir nahen“ jtand über dem Eingange geichrieben —, jo möchte man bei unferer Pflanze die Forderung ftellen: Nur „wer hohen Mut fi rühmen kann“, ein fchwindelfreier Bergfteiger ift und etwas vom Sonntagsfinde beit, kann fie erlangen. Denn fie ift fait nur an den Steil-Abftürzen im Elbgrunde, Aupagrunde, am Kiesberge, am Koppenbach und im Teufelsgärtchen anzutreffen. Wer von der Forit-Schughütte im Elbgrunde aus den Fräuter- reichen Abhang zwiichen Elb- und Bantichefall erflimmt, findet fie hoch oben auf den freien Grasplägen („Heuftellen“). Der Straud ift fofort an jeinen glänzend-dunfelgrünen, auf der Nüd- jeite weißfilzigen Blättern und an der rojafarbenen Dolde zu eriennen. Man fann ihn auch von dem am Elbgrundrande hin- führenden Wege wahrnehmen. Bliden wir von der angebrachten Bruftwehr in die Tiefe, jo können wir ihn jehr wohl zu unferen Füßen bemerfen, bejonders wenn der Wind jeine Blätter bewegt. Ein bequemerer Standort jedoch bietet fih uns, wenn wir von hier aus über den Krfonojch nach Spindelmühl wandern. Dber- halb der Schüfjelbauden, etwas abjeit3 inf3 vom Wege zeigen ih ung eine größere Anzahl recht Fräftiger Sträucher. Unfer Strauch fehlt in der nordiichen Flora, Dagegen ift er in den Alpen heimijch, doch jcheint er im Niejengebirge mit einem dichteren (ätterfilz ausgeitattet zu jein. Unjer Gebirgsfind führt uns in eine bunte, aber hochgeichägte Gejellichaft, in welcher der „wundermilde” Wirt, der Upfelbaum, und der Birnbaum obenan Itehen. Bur Familie der Kernobjtgewächle gehören auch der Werkdorn und die Ebereiche. Imperatoria Ostruthium L. (Umbelliferen Juss. S. 19, V.Kl.). Meisterwurz. Tafel 24. Nr. 24. Wurzelstock dick, mit walzenförmigen Ausläufern. Stengel gerieft, nebst den Blättern kahl. Blätter einfach- bis doppelt-3zählig. Blättchen breiteiförmig, zugespitzt, grobgesägt, bisweilen das endständige 3lappig, die NEN seitlichen 2lappig. Stengelblätter kleiner, mit bauchig- aufgeblasenen Scheiden. Hülle fehlend oder 1blättrig. Hüllchenblättchen fädlich. Kelchsaum meist 5zähnig. Fruchtrand so breit wie die Fruchtfächer. Weiß. Höhe !;—1 m. Juni— Juli 4 Hier tritt ung eine Pflanze entgegen, die jo recht eigentlich al3 Baudenbewohnerin zu bezeichnen ijt; denn e8 dürfte wohl nur wenige Wohnungen im Hochgebirge geben, two fie nicht an- zutreffen wäre. Dort bildet fie mit Süßdolde, Liebftödel u. a. die Baudenflora, in welcher jie eine hervorragende Rolle fpielt. Erreicht fie auch nicht die Höhe und Stärke der ebenfalls bei den Bauden bisweilen anzutreffenden Engelwurz, jo ift fie doch immerhin eine anjehnliche Dolde, die fich durch ihre Fräftigen, fat lederartigen Blätter fofort bemerffih macht. Sie ift vor- zugsweile in den Weftjudeten zu Haufe und mächit hier herden- weis auf Gebirgsmwiejen und grasreichen, feuchten Abhängen: Ssiertvieje, Mittel- Sierfamm, Tafelfichte, Buchberg, alte und neue ichlel. Baude, Peterbaude, El. Teich, Niefengrund, St. Peter, Nehhorn, Gejenke. Sie kommt auch in der Alpen- und Nord- landsflora vor. Die Pflanze ift ftark aromatisch und gilt als ein wirfjames Mittel gegen allerlei Biehfranfheiten. Sie jtand bei den Labo- vanten in hohem Anfehen und wurde in den Gebirgsdörfern viel- fach angepflanzt. Sie gehört zu derjenigen Gruppe von Dolden- gerächien, bei denen das Eiweiß der Frucht auf der Fugenfeite flach oder gewölbt erjcheint. Die Frucht it mit 2 Flügel- anhängen ausgejtattet, durch welche die Verbreitung durch den Wind wejentlich erleichtert wird. Pleurospermum austriacum Hoffm. (Umbelli- feren Juss. S. 19, V. Kl.) Rippensame. (Beutel- saatı),. ıbatel, 15. Nr.29. Wurzelstock schopfig. Stengel tief-gefurcht, röhrig. Blätter kahl, 3zählig-doppelt-gefiedert. Blättchen fein- gesägt, schieflänglich, fiederspaltig, keilig-herablaufend, mit grobgesägten, zugespitzten Zipfeln. Obere Stengel- blätter kleiner, mit langen Abschnitten und kraus- welligen Scheiden. Blüten doldentraubig gehäuft. N Kelch 5zähnig. Hülle und Hüllchen vielblättrig. Hüll- blätter oft fiederteilig. Hüllchenblätter lanzettlich, zurückgeschlagen. Frucht eiförmig. Rippen mit stumpfem, gekerbten Riele. Weiß. Höhe !/,—1!/, m. Juli— August }. Wer zum erjtenmale unjere Planze in ihrer vollen Ent- widelung erblidt, ift nicht wenig von der üppigen Erfcheinung überrajcht. Auf feiltem, jtarfen Stengel, der mit vielteiligen, wellig-fraujen Blättern bejegt ijt, erhebt fich ein anjehnlicher Blütenjchirm. Demjelben streben verjchiedene, aus den Blatt- achjeln kommende Dolden zu, deren Blüten in der Sinojpenlage meist rötlich angehaucht find. Die Pilanze nimmt eine dominie- rende Stellung ein und erhebt fich ftolz über ihre Umgebung. Fur geiellichaftliches Zujammenleben jcheint fie feine bejondere Neigung zu haben, denn fie tritt meift nur vereinzelt auf. Dbmohl ihre Früchte mit hohlen Längsriefen reichlich ausgejtattet ind, mwodurd ihre Verbreitung jehr begünstigt wird, fcheint fie doch nur meilt zerjtreut vorzufommen. Sie bewohnt vorzug3- weije felfige, fräuterreiche Abhänge: Keffelfoppe, Schneegruben, Elb-, Melzer- und Niefengrund, Teiche, Teufelsgärtchen, Koppen- bach, Gelenke. An einzelnen Stellen fteigt fie auch ins Vorge- birge herab. Sn der Alpen- und Borlandsflora jcheint fie zu fehlen. Sie gehört zu derjenigen Umbelliferen-Gruppe, bei welcher das Eiweiß der Frucht auf der Fugenjeite gefrimmt erfcheint; — bei unjerer Pflanze jogar halbmondförmig. Meum athamanticum Jacq. (Umbelliferen Juss. S. 19, V. Kl.) Haarblättrige Bärwurz. Tafel 16. Nr. 26: Wurzelstock mit dichtem Faserschopf. Stengel kantig- gerieft, armblättrig, einfach oder oben wenigästig. Grundblätter 2—3fach gefiedert. Abschnitte in viele haarförmige Zipfel geteilt. Hülle fehlend oder 1—4- blättrig. Hüllchenblätter 5—8, pfriemförmig, unbe- randet. Blumenblätter elliptisch, beiderseits zugespitzt. Strahlen der Fruchtdolde ungleich verlängert. Frucht länglich-eiförmig; Eiweiß auf der Fugenseite oft nur schwach rinnig-vertieft. Gelblich-weiß. Höhe 20 bis 50 cm. Juni—Juli *. N Unter der großen Zahl von Doldengewächien, bei denen das Beitimmen der Pflanzen wenigjtens anfangs einige Schwierigkeit bereitet, ijt die Bärwurz am leichtejten herauszufinden. Sie jteht ‚zwar ihrer ganzen äußeren Erjcheinung nach einer überall wachjen- den Pflanze, dem Kümmel (Karbe), jehr nahe, fieht auch ver- ichiedenen anderen Doldengewächien ähnlich: doch Eins unterjcheidet fie jofort von allen anderen: die haarfeinen Blätter und Blättchen. Sie Heißt deshalb nicht mit Unrecht die „haarblättrige”. Schon auf mehrere Schritte ift fie an den fein zerteilten Blättern zu erkennen, die al3 eine dunfelgrüne Blattrojette den Stengel un- geben. Sm übrigen aber nimmt die Pflanze eine jehr bejcheidene Stellung ein und wetteifert in feiner Beziehung mit ihrer Um- gebung. 3 ergeht ihr wie vielen ihresgleichen: Achtlos geht der Wanderer an ihr vorüber und würdigt fie faum eines Blides. „sc blühe unbeachtet die furze Sommerzeit, vor Sonnenglut verichmachtet im jtaubbejtreuten Kleid.“ Sie liebt Berg- und Waldwiejen im höheren Borgebirge: Sierwieje, Kammbhäufer, Flinsberg, Hochitein, Michelsbaude, alte ichlef. Baude, Grenzbauden. An einzelnen Stellen fteigt fie bis unter die Waldregion hinab, 5. B. Schmiedeberg, Schreiberhau: Zadenufer, Marienthal, Weißbachthal. Sn der Alpenflora ift fie ebenfall$ vertreten; nur fehlt fie in den Dftjudeten und der Kordlandzflora. Sm den Dftjudeten wird fie durch die folgende abgelöjlt. Demnach jcheint fie vorzugSsweile ein Kind der Sier- gebirgsflora zu jein. Der Name „Bärwurz“ dürfte wohl darauf zurüczuführen fein, daß der mit braunen, zottigen FSalern reich bejegte Wurzelitod einige Ühnlichkeit mit einem Tierfuß hat. Unjere Pflanze zählt, iwie die vorige, nebjt den beiden folgenden zu der Gruppe der Doldengewächle, bei denen das Eiweiß auf der Furgenfeite der Frucht gekrümmt ift. Da dies jedoch nicht dDurchtveg der Fall ift, wird fie auch zur Unterfamilie ver Geradfamigen gezählt. Die Pflanze bejigt die Eigenschaft, jich während der Blütezeit durch periodisch fich wiederholende Krümmungen der Blütenftiele gegen Wetterungunst zu jchüßen. RM RTON MR Meum Mutellina ärtn. (Umbelliferen Juss. S. 19, V.KI.) Köpernik. Köpernikel. Tafel 16. Nr. 27. Wurzelstock faserschopfig. Stengel unten stielrund, gerillt; oben schwachkantig, meist einfach, blattlos oder 1-—2blättrig. Grundblätter 2—3fach gefiedert. Abschnitte fiederspaltig, mit schmal-lineal-lanzettlichen, zugespitzt-stachelspitzigen Zipfeln. Hülle fehlend oder 1blättrig. Hüllchen mehrblättrig, mit lanzettlichen, weißhäutig berandeten Blättern. Blumenblätter und Frucht wie vorige. Strahlen der Fruchtdolde ziemlich gleich. Weiß, meist rosa-überlaufen. Höhe 10—45 cm. Juli—August }. Wer die Höhentriften des Gejenfes oder den Glaber Schnee- berg bejucht, wird von unjerem Bilänzchen, das in der Oftjudeten- Flora eine hervorragende Rolle jpielt, jofort angezogen. Durd) die Häufigkeit feiner Erjcheinung, durch die fein geftederten Blätter, vor allem aber durch jeine rojafarbene Blütendolde Loct eS den Hlie des Wanderers auf fih. Auf dem faft fahlen, vorherrichend mit VBaccinium- und Heidefraut bededten Scheitel des Glaber Schneeberges bildet es in Gemeinschaft mit den großblumigen gelben Beilden (Viola lutea Sm.) und der blauen bärtigen Ölodfenblume (Campanula barbata L.) einen merfwürdigen Gegenjag zu der Dürftigen Pflanzendede, über welche e3 ich Itolz erhebt. „Eine Hübjche Dolde!” -—- jagte ich bei meinem Yebten Beiuche zu dem Wirt im Ausfichtsturm „Sa, e8 it unfer Köpernifel!” — exrmwiderte er im jelbjtbewußten Tone. Dieje Bezeichnung rührt von dem tichechiichen Worte koprnik, abgeleitet von kopr, Dill, her, weil die Grundblätter mit den fein zer- teilten Dillblättern große Ahnlichkeit haben. Wir ftehen hier vor einem merfwirdigen Berteilungsplane in der Natur: Während die haarbfätterige Bärwurz die Weftjudeten- Flora beherricht, tritt hier al3 Alleinherricherin unjere Pflanze auf, die fich von jener hauptiächlich durch die etwas breiteren Blätter, durch die rötliche Hlütendolde und durch Die weißhäutig berandeten Hüllblättchen unterjcheidet. Sie beivohnt hauptjächlich die Bergwiejen der Dit- \udeten, jcheint aber in der Alpen- und Nordlandsflora zu fehlen. Unjere Pflanze zählt, wie die vorige, zu der Unterfamilie der Gefurdhtjamigen. Auch fie befigt die Eigenschaft, fich gegen Wetterungunst durch Krümmung der Blütenjtiele zu jchüben. a pe Myrrhis odorata Scop. (Umbelliferen Juss. S. 19, V. Kl.) Wohlriechende Süfsdolde. (Spanischer Kerbel,) Tafel'17..Nr 28 Stengel gerieft, hohl, nebst den Blattstielen zerstreut behaart. Blätter weich, grau behaart, 3fach gefiedert. Blättchen eiförmig oder länglich, fiederspaltig, mit ein- geschnittenen Zipfeln. Dolden mehrstrahlig. Hülle fehlend; Hüllchenblätter 5—7. Kelchsaum undeutlich. Blumenblätter verkehrt - eiförmig, mit eingebogenem Endläppchen. Frucht länglich, groß, glänzend, zuletzt dunkelbraun, wie lackiert, auf den Kanten rauhhaarig. Rippen scharf, hohl. Fruchtstiel 2teilig. Weiß. Höhe !,—1 m. Mai— Juli N. Wenn fich die erjten Frühlingsboten melden und auch in der mittleren Region das Erwachen der Natur fich vorbereitet; wenn „Der Frühling fan, der Frühling rief vom Berg ind Thal hinunter: vn Bär euer Schlaf auch noch jo tief, ihr Schläfer, werdet munter !““ Da regten taufend Keime jich und wurden jtarf und jtärfer, und dehnten jich und jtreckten fich und jprengten ihre Kerfer.“ ($. Sturm.) Da jprengt auch die Sükdolde ihren Kerfer und durchbricht mit jtarfem Blätterjchopf die fahle Bodendede. Kaum hat uniere Pflanze die eriten Frühlingstage genofjen, jo nimmt fie ihre lammetweichen, zarten Blätter aus dem grünen Snofpenjchrein und breitet jie jorgfältig aus. Naich entfaltet fie jebt ihre Fräftige Geitalt. Aus den zahlreichen Grumdblättern erhebt fich der ftarfe, beblätterte Stengel, der eine veichblütige Dolde trägt. Unter derjelben ericheinen in den Blattachjeln meijt noch einige Heinere Dolden, die fich erjt jpäter vollitändig entfalten. Aus der Blüte enttwicelt jich jehr bald die Frucht; deshalb trägt die Pflanze wochenlang Blüten und Früchte zu gleicher Zeit. Auffallend groß ijt die fcharfrippige, anfangs grüne, jpäter glänzendbraune Frucht, die eine Länge von 2—3 cm erreicht. Auf der Fugen- jeite zeigt das Eiweiß eine tiefe Furche. INNE NG Unjere Bilanze ift eine treue Begleiterin des Gebirgsbeiwohners, dem fie bis zur einfam gelegenen Gebirgsbaude gefolgt it. Doch twird fie auch an Stellen angetroffen, die von jeder menjchlichen Wohnung entfernt find: Tafelfichte, NRehhorn, Glaber Schnee- berg u.a. Häufig erjcheint fie in Grasgärten der Gebirgsdörfer: Schreiberhau, Agnetendorf, Krummbübel, Sferwiefe u. a. Sie fommt auch in den Alpen vor; doch fehlt fie der Nordlandsflora. Die ganze Pflanze hat einen jtarf aromatischen, anisähnlichen Geruch, der wohl auch zu dem Namen VBeranlafinng gab. Des- halb wurde fie wahrscheinlich von den Laboranten bejonders ge- Ihäßt und unter die ihrem ©ewerbe dienenden Kräuter auf- genommen. Aus diefem Grunde wurde fie vielleicht auch hier und da angepflanzt. Circaea alpina L. (Onagraceen Juss. S. 20, II. Kl.) Gebirgs-Hexenkraut. (Kleines Hexenkraut.) Tafel 17:1,9.29: Wurzelstock kurzgliederig, etwas verdickt, mit Schuppen- blättern und fädlichen Läufern. Stengel kahl, zer- brechlich, oberwärts fein-drüsig. Blätter herzförmig, geschweift-gezähnt, fettglänzend, zart, mit durch- schimmernden Nerven. Blattstiel geflügelt, oberwärts flach. Blüten in mäßig langer Traube. Kelch und Krone 2spaltig. Kronenblätter kürzer als der Kelch- saum, mit spitzlichen Lappen. Narbe ausgerandet. Frucht einfächerig, ungleichseitig-keulenförmig, mit Weichstacheln. Diese kurzgekrümmt, viel kürzer als der Querdurchmesser des Fruchtfaches. Weiß. Höhe 5—15 cm. Juni—Juli }. Menn wir unfer Bflänzchen aufjuchen wollen, miüjjen wir die grünen Hallen des Waldes betreten. Hier will e$ uns gar wunderbare Dinge berichten und von jenen geheimnisvollen Wefen, den Elfen, erzählen, die das waldige Reich bewohnen. Mit ihnen icheint e8 — der Name deutet e8 an — in enger Verbindung gejtanden zu haben. E3 wurde nach der griechischen Zauberin Circe benannt, die fich ein entzücendes Paradies gefchaffen hatte. Und ein jolches Paradies, eine Märchenwelt, umfängt ung, wenn BE ne wir die Heimftätte unjeres Pflänzchens aufjuchen und uns im Walde niederlafjen. „run tief geheim die Wipfel raujchen, will fern ic) von der lauten Welt in unbehordhten Stunden laujchen, was mir der traute Wald erzählt. Bald ijt’S ein reizend Liebesmärcdhen aus einer alten, alten Heit, bon einem langverwunjchnen Pärchen, das ein beglüdter Spruch befreit; Bald jagt er mir von einer oje, die, ach! nach einer kurzen Luft verjtect und ungefannt im Miooje und ungeliebt verblühen mußt’; Bald bringt daS Raufchen jeines® Windes mir eine holde Sage zu, vom Angedenfen eines Kindes, das aljo lieb und jchön wie du.“ (3. &. Seidl.) Unfer Pflänzchen bewohnt mit Vorliebe die jchattigen, feuchten Waldpläge auf modernder Walderde und jteigt dom Vorgebirge bis in die obere Waldregion des Hochgebirges: Flinsberg, Bud)- berg, Rochel- und Zadelfall, Rorallenfteine, PBeterbaude, Krfonojch, Eldgrund, Riefengrund ufw. Sn der Alpen- und Nordland3- flora jcheint fie nicht vertreten zu fein. Zur Gattung Circaea gehören noch folgende, im Vorgebirge borfommende Arten: Mittleres Herenfraut (C. intermedia Ehrh.) mit herz-eiförmigen Blättern und birnförmigen Früchten. Gemeines Herenfraut (C. lutetiana L.) mit eifürmigen Hlättern und verfehrt-eiförmigen Früchten. Sp unjcheinbar unfere Pflanze auch bei einer flüchtigen Betrachtung ericheint, jo ift fie doch von der Natur mit fürdern- den und fchügenden Eigenjchaften und Einrichtungen reid) aus- geitattet. Die Kleinen, weißen, meift rötlich überlaufenen Blüten find fo eingerichtet, daß nur Kleinere Snjekten, Schwebfliegen, den Beitäubungsaft auszuführen vermögen. Sobald fie am Blüteneingange einen feiten Halt gefunden, drüden fie, ohne es zu woifjen, die beiden vorhandenen Staubgefäße unter der Bauc)- jeite des Hinterleibes zufammen und behaften diejen mit Blüten- ftaub. Dies gefchteht in der Weife, daß beim Befuche der nächiten 6 LT SEOU NT Blume der anhaftende Blütenjtaub jofort auf die Narbe gebracht wird. Die Kleinen Snjekten bejuchen unfer Bflänzchen jehr fleißig und warten ihres Amtes regelmäßig und gewilfenhaft. Es ift deshalb wohl verjtändfih, warum die Gircäa-Arten mit nur 2 Staubgefäßen auskommen. Bei unzureichendem Snjeftenbejuch jedoch tritt Selbftbeftäubung ein, die dadurch ermöglicht wird, daß die anfänglich gebogenen Staubgefäße bei der Neife eine jolche Stellung einnehmen, durch welche der Blütenjtaub bequem auf die Narbe gelangen fanı. Um die Pflanze vor dem Angriff unberufener, jchädigender Gäfte — vorzugsweile Schneden — zu Schügen, ijt nicht nur der obere Teil des Stengels, fondern auch der Kelch mit Drüfenhaaren bejeßt. Dieje jcheiden Säure- läfte aus, die fich in Form meist brauner Tröpfchen am Haarende zeigen. Bon jolchen Tröpfchen ziehen die Schneden rvajch ihre Fühler zurüd und verzehren nur folche Bilanzenteile, deren Tröpfchen mit Wafjer abgeipült find. Auch PVerfalfung oder Berfiejelung der Hellhäute bilden einen wirffamen Schub gegen dieje feindlichen Angriffe. ') Epilobium alsinefolium Vill. (Onagraceen Juss. S. 20, VII. Kl.) Dostenblättriges Weiden- röschen. Tafel 18. Nr. 30. Wurzelstock mit unterirdischen Ausläufern, an diesen dickliche, eiförmige, sitzende Niederblätter. Stengel aufsteigend, stielrund, fast kahl, mit einigen weich- haarigen Linien. Blätter eiförmig bis eilanzettlich, entfernt gezähnt, glänzend, kahl, untere gegenständig, obere mit verschmälertem Grunde sitzend oder sehr kurz gestieltl. Blumenkrone trichterförmig. Blumen- blätter 4, Staubgefäße 8, Griffel fadenförmig, aufrecht. Narben 4, keulenförmig verwachsen. Kelchröhre am Grunde 4kantig, mit dem Fruchtknoten verwachsen. Kelch und Kapsel kahl, mit zerstreuten, abstehenden Drüsenhaaren. Hellpurpurn. Höhe 15 — 25 cm. Juli— August N. !) Nac) Ludwig, Biologie der Pflanzen. ARE Menn der Dichter fingt: „ie munter die Duelle au Thale jpringt, ie murmelnde Welle jte vaufcht und jingt.“ — (9. Beife.) jo hat er die Stelle bezeichnet, wo wir unjer Hochgebirgsfind finden. An feuchten Felfen und Duellzuflüffen breitet e3 jeine zwar furzen, aber Fräftigen, mit 2—4 weichhaarigen Linien verjehenen Stengel aus. Hier bildet es oft ftredenmweis eine Yebensfrische Einfaffung des Bächleins, von dem e3 feine Aus- (äufer bejpülen und Blatt und Blumen befeuchten läht. Nicend begrüßt eg die flüchtig dahin eilende Welle, mit der e3 gern noch ein Weilchen plaudern möchte; aber ungejtüm reißt jich die Treu- (oje aus feiner Umarmung (03, um in fedem Ubermute manch’ fühnen Sprung zu wagen. „Bo das Licht ih im Wafjerjturze bricht, und die Flut, vom Schein durchhellt, jaufend in die Tiefe fällt. Dort entjtieg ich feuchter Nacht. Aus dem Gurgelihäumenjchacht quoll ic) auf und drang hervor durch ein tropfend Feljenthor.“ (G. Hauptmann. „Berjunftene Glocte.“) An der murmelnden Duelle am raujchenden Bach, auf ichwellendem Moofe: dort ift jo recht eigentlich jeine Heimftätte: Elb-, Bantiche- und weiße Wieje, Teiche, Elb- und Blaugrund, Reifelfoppe, Brunnberg ufw., lager Schneeberg, Gejenfe; auch in der Alpen- und Nordlandgflora. An einzelnen Stellen fteigt e3 bis unter die Knieholzregion herab. | Der Name Epilobium ift durch die Annahme entitanden, daß fich unter der Blumenfrone ein Schötchen befände; es ift dies der einer Schote ähnliche Fruchtinoten. Deshalb wird die Pflanze auch Schotenmweiderig genannt. Die Bezeichnung MWeidenröshen rührt von der Geftalt der Blätter her. Ein „Röschen“ ift e3 freilich nicht. Doch ift eine im ganzen Gebiet verbreitete Art, das Schmalblättrige W. (E. angustifolium L.), mit großen, purpurnen Blüten ausgejtattet, die wohl zu diefem Namen Veranlaffung gegeben haben mögen. Dieje Pflanze iiberzieht im Hochlommer mit ihren purpurvioletten Blüten- 6* ER EN trauben die Waldblößen vom Thale bis aufs Hochgebirge. Außerdem zählen zu unjerer Gattung noch einige Arten, die aber meift der Ebene und dem Vorgebirge angehören. Hier feien noch erwähnt: Dreifantiges ®. (E. trigonum Schrnk.). Stengel mit 2 — 4 SHaarleiften und quirlitändigen Blättern. Schneegruben, Efbiieje, Kejjelfoppe, die Gründe, Teiche, Rehhorn, Slager Schneeberg, Gejenfe.e Gauchheilblättriges ®. (E. anagallidifolium Lmk.). Blätter Tanggeftielt. Kapfel fahl. Schneegruben, El. Teich, Gejenfe. Nidendes W. (E. nutans Schmidt). Blätter fitend oder furzgeitielt. Kapjel weichhaarig. SHertwieje, Kefjelgrube, Neifträger, Elbwieje, weiße Wieje uf. Die Epilobium-Xrten find zum Teil, wie die vorige, durch Drüfenhaare gegen feindliche Angriffe gejhüßt. Um bei der Hlütenbefruchtung jede Störung auszujchliegen, it vor dem Nef- tarium eine hinreichende Berichlußvorrichtung angebracht, die nur den der Blüte angepaßten Bejtäubungsvermittlern den Zutritt ermöglicht. Nicht nur der Blüte, fondern auch der Frucht kommt eine eigenartige Vorrichtung zugute. Der Same ift nämlich mit einem Wolichopf ausgeftattet, wodurch die Verbreitung mittels des Windes mwejentlich gefördert wird. Dieje mwollichopfigen Samen bleiben ziwiichen den allmählich aufipringenden Fruchtklappen, die ih von oben nach unten ablöfen, aufgehängt, bis fie vom Winde hinmweggeführt werden. Gleichzeitig öffnen fich die darunter be- findlichen Klappen, zwijchen denen neuer Same aufgehängt wird, der fich ebenfalls vom Winde hinwegtragen läßt. „Ein ewig Kommen und ein ewig Gehen und nun und nimmer träger Stilleftand.“ Saxifraga oppositifolia L. (Saxifragaceen Vent. S. 20, X. Kl.) Gegenblättriger Steinbrech. (BuntersSteinbrech.): ‚Tafel 17. Ners1. Stämmchen kriechend, vielästig. Äste aufrecht, einblütig, dicht beblättert, die blühenden nach oben entfernt- beblättert. Blätter spatelförmig oder verkehrt-eiförmig, steifgewimpert, an den unfruchtbaren Zweigen 4reihig, an der verdickten, abstehend zurückgebogenen Spitze mit einem punktförmigen Grübchen, unterseits gekielt, oberseits ausgehöhlt. Kelch mit dem halben Frucht- RE BES knoten verwachsen, halb 5spaltig. Zipfel eiförmig, steifgewimpert. Kronenblätter 5, verkehrt - eiförmig. Staubgefäße 10. Kapsel 2fächerig. Hellpurpurn, zu- letzt violett. Länge bis 25 cm. Mai— Juni, später oft zum 2. Male }. Sn einem der befiebtejten Volfsmärchen wird und von Früh- aufiteherinnen und Langjchläferinnen erzählt. Auch im Pflanzen- reiche finden wir Vertreterinnen beider Richtungen. Die Sonne ift daS belebende Element, das wunderbar tief in das Leben der Gemwächie eingreift. Wenn die Strahlen der erjten Morgenjonne über den Weltfreis ausftrömen, dann erwachen die Blumen vom nächtlichen Schlummer, die eine früh, die andere jpäter. Aber auh im Sahresfreislfaufe erwachen die Blumen zu jehr ver- jchiedener Zeit. Unjere Pflanze gehört zu den Eritlingen der Hochgebirgsflora, die ihren Kindern zuruft: „Wacht auf macht auf, {hr Schläfer, zu TIhaten aus der Ruh’! Euch ruft’S ein Bote Gottes, der Frühling ruft’3 euch zul“ (GSörreg.) Wenn Die teile Höhe von den belebenden Strahlen der FSrühlingsjonne berührt wird, „Denn am Gletjcher heit die Sonne leckt, wenn die Quelle von den Bergen Ipringt alles ringd mit jungem Grün fich dect und das Lıurjtgetön der Wälder Elingt;“ "Bodenftedt. ) dann erwacht auch das Pflänzchen an der feljigen Wand, breitet jein graugrünes Blätterpoliter aus und läßt die hellpurpurne Farbe feines Blütenfleides in der Sonne jpielen. Vor dem eritaunten Blide des Beobachters zeigt fich ein wunderbarer Kon- traft: Hier das grüne, reichblättrige Boliter mit feinen zahlreichen purpurnen Blütenjternen, dort die öde, fahle Fläche, auf welcher ih noch umfangreiche Schneefelder ausbreiten. Dieje hoch inter- ejlanten Bilder bleiben dem gewöhnlichen Touriften verborgen. Denn nirgends drängt jich unjer Pflänzchen an feinen Pfad, und wenn er feinen Wanderjtab ergreift, find nur noch diürftige matt- violette Blütenrejte zurücgeblieben. Auch wenn die Pflanze zum 2. Male ihre Blütenhülle öffnet, ift nur noch ein fchmwacher Abglanz ihrer urjprünglichen Farbenpracht vorhanden. Sie be- Bi wohnt die feuchten, felfigen Abjtürze der Wejtjudeten: Niejen- grund (am alten Bergwerk), Teufelsgärtchen, Aupafall, El. Schnee- grube, Kejjelfoppe; Alpen- und Nordlandsflora. Um die jeltene Hochgebirgspflangze vor jchädlichen Einwirkungen zu bewahren, jind verjchiedene Schußvorrichtungen angebracht. Die Verfalfung der Blätter jchüst fie einerjeitS vor zu jtarfer Erhöhung der Tranjpiration und anderjeitS vor Schnedenfraß.. Ein weiteres Schugmittel gegen feindliche Angriffe bildet die in der Pflanze vorhandene Gerbfäure. Saxifraga bryoides L. (Saxifragaceen Vent. S.20, X.Kl.) Knotenmoosartiger Steinbrech. Tafel 18. Nr: '32: Dichtrasig. Stengel dicht beblättert, zerstreut drüsen- haarig oder fast kahl, mit kugeligen, von Blättern gestützten Knospen, 1—2blütig. Blätter ungeteilt, lanzettlich bis lineal-lanzettlich, dornig-zugespitzt, am Grunde fast kammartig gewimpert, an der Spitze etwas einwärts gekrümmt. Kelch tief 5spaltig, mit dem Fruchtknoten nicht verwachsen. Zipfel länglich- eiförmig, stumpf oder kurz bespitzt, aufrecht. Kronen- blätter 5, länglich-verkehrt-eiförmig, 2 mal so lang als der Kelch. Weiß oder gelblich-weiß, am Grunde gelb punktiert. Höhe 2—7 cm. Juli— August 4. War die vorige Pflanze auf einige wenige Standorte des Hochgebirges bejchränft, jo muß fich dDieje Steinbrechart gar nur mit einem begnügen: Bajalt der fl. Schneegrube. Außerdem fommt die Pflanze in den Alpen vor, von wo aus fie jedenfalls hier eingewandert ift. Sn der Nordlandsflora ift fie nicht ver- treten. An der fräuterreichen Lehne, am Bafalt, dem im Gebirge jeltenen Gejtein, haben ich die jeltenften Pflanzen ein friedliches Stelldichein gegeben. Hier ift unjer Pflänzchen zwijchen Geröll Ion auf der Mitte des Bajaltganges anzutreffen. Weiter oben an den Steilabjtürzen finden wir e$ hier und da an den fchmalen Selsporiprüngen, glücklicherweife überall fchiwer erreichbar. Schade, daß das Pflänzchen nur fehr zerftreut und in bejchränfter An- RT zahl vorhanden ijt. E3 würde mit jeinen graugrünen Blätter- polftern — ältere Blätter und die Wimpern find weißlidh —, auf denen fich die jchön gezeichneten gefblich-weißen Blütenfterne erheben, auf dem dunklen Geftein einen herrlichen Schmud ab- geben. Hier träumt es von vergangenen Zeiten, von den Ei3- zinnen feiner urjprünglichen Heimat und von den die Alpen be- twohnenden zahlreichen WVerwandten.!) Hier führt 'e8 ein recht anfpruchslojes Dasein, wobei e$ von der folgenden Schweiterpflange in mancher Beziehung übervorteilt zu werden jcheint. Dafür aber it e3 mit einem lieblichen Antlig ausgejtattet, welches die Be- ftäubungsvermittler zur Einfehr einladet. Saxifraga muscoides Wulf. (Saxifragaceen Vent. S.20, X. Kl.) Moosartiger Steinbrech. Drüsen- Steinbrech.) Tafel 18. Nr. 33. Dichtrasig. Unfruchtbare Stämmchen eine Rosette bil- dend. Blätter keilförmig, in den Blattstiel verschmälert, 3—5spaltig; Zipfel stumpf, kahl oder drüsig-gewimpert, Stengelblätter bisweilen ungeteilt, lineal. Stengel armblättrig, einblütig oder armblütig-doldentraubig, nebst den Blütenstielen und Kelchblättern drüsen- haarig. Kelch mit dem Fruchtknoten verwachsen; Zipfel länglich, stumpf. Kronenblätter länglich, 3nervig, etwa so breit und kaum doppelt so lang als die Kelch- zipfel. Grünlich-gelb. Höhe 5—10 cm. Juni—Juli *. Diefe Planze teilt mit der vorigen und der folgenden das Schikjal, im Gebiete nur einen Standort zu befigen und zwar ebenfalls am Bajalt der Fl. Schneegrube. Nur erjcheint unfere Hochgebirgsbewohnerin in etwas größerer Anzahl wie die vorige; auch find ihre mooSartig fich ausbreitenden Blatt- und Blütenpoliter von etwas größerem Umfange. Beide Pflanzen haben ein gemein- james Vaterland, die Alpen, wo fie fich mit ihren zahlreichen Vertvandten über ein ausgedehnteres Gebiet wie hier ausbreiten; beide haben vielleicht zu gleicher Zeit in einer „Sturm- und Drangperiode” der Erde ihre Urheimat verlaffen und find viel- 1) Nach dem Atlas bejigt die Alpenflora 24 Saxifraga-Nrten. ERIGR L Yeicht al3 treue Neijegefährten auf gleichem Wege und zu gleicher Zeit hier eingewandert. Beide haben fih, auf nördliche Gebiete verzichtend, an diejem bedeutungsvollen Bunfte niedergelafjen und bewohnen hoch oben gemeinjam die jteilen Abhänge und Bor- iprünge des dunklen Gejteind. m den verbreiterten unteren Teil de3 Bajaltganges jcheinen fich beide „Ichiedlich, friedfich“ ohne Icharfe Abgrenzung geteilt zu haben, und zwar dergeitalt, das unsere Pflanze den Süpteil, jene aber den Nordteil bewohnt. Diefe Ausnügung der günftigeren Lage Yäßt auf einen jelbit- füchtigen Zug jchliegen, der fih im „Kampf ums Dafein“ ge- bildet Hat, und der auch noch in anderer Weife jich Geltung zu verschaffen jucht: Um fich gegen feindliche Angriffe energisch zu ihüsen, hat jich die Pflanze mit Flebrigen Drüfen bedect, denen die vom Boden auffriechenden Tiere jchon von weiten ausweichen. Bisweilen geht auch unfjere Pflanze von der „Defenjive” zur „Dffenjive“ über. Sie jcheint nämlich etwas vom Gejchäft des Freiichärlers oder Wegelagerers zu verjtehen und das ihr zu Gebote ftehende Schugmittel als AUngriffsmittel zu be- nugen. Man will die Beobachtung gemacht haben, daß die Pflanze vermöge ihrer reichvrüfigen Behaarung, durch welche Eleinere Tiere fejtgehalten werden, gewijje organijche Stoffe aufzuzehren vermag. Am beiten verjtehen dies freilich die injeftenfreffenden Bilanzen Drosera und Pinguicula. Troß diefer Bemühungen, fih Geltung zu verjchaffen, führt unjere Pflanze, die nur ein ichlichte8 Gewand und eine Feine, grünlich-gelbe Blüte erhalten hat, ein recht bejcheidenes Dafein; während die vorige mit einem hübjchen, gejchmücten Blumenantlit, welches zur Einfehr einladet, ausgeftattet ij. Beiden aber gilt das Dichterwort: „Der lauen Frühlingslüfte Fächeln füßt ihre jungen Blätter nicht; jie fteht wie ein verlor'nes Lächeln im ftarren Feljenangejicht.“ (% Loetve.) Saxifraga nivalis 2. (Saxifragaceen Vent. S. 20, X. Kl.) Schnee-Steinbrech. Tafel 19. Nr. 34. Wurzelstock walzenförmig. Stengel blattlos, einfach, drüsenhaarig. Grundblätter verkehrt-eiförmig, rosetten- förmig, in den breiten Blattstiel spatelig verschmälert, derb, ungleich stumpf-gezähnt, zerstreut behaart. Kelch halb 5spaltig, röhrenförmig; Zipfel 3eckig- eiföormig. Blüten 5— 12, in gedrängter Trugdolde. Kronenblätter schmal, etwa so lang als der Kelch. Weiß. Höhe 5—10 cm. Juli— August N}. Hier tritt uns die jeltenfte, merfwirdigite Pflanze der Hoch- gebirgsflora entgegen. Der einzige Standort im Gebiet — eben- falls am Bafalt der El. Schneegrube — ijt noch befchränfter als bei den vorigen beiden Arten. Wer unjer Pflänzchen erreichen till, muß jich auf eine fühne, ja waghalfige Kletterei gefaßt machen. Bon der Sohle der X. Schneegrube, wo wir den erjten herab- gerollten Bajaltbroden begegnen, jteigen wir auf dem anfangs breiten und ziemlich bequemen Bafaltgange hinauf. Gar bald aber wird er fteiler, jchmäler und unbequemer. Das Iofe, zum Teil aus Stumpffantigen oder abgerundeten Köpfen beitehende Geröll bietet feinen Halt und der Aufitieg, bei welchem uns Die wertvolliten Rinder der Hochgebirgsilora begleiten, wird immer beichwerlicher. Zur Linfen breitet fich ein etwas tiefer liegender Abhang aus, der mit einem faft mannshohen üppigen Pflanzen- dicficht bedeckt ift, durch welches wir uns nur mühjam hindurch arbeiten würden. Endlich find wir vor fat jenkrechten, feftungs- artig aufgebauten Felswänden angelangt, die nur einen tenige Meter breiten Eingang offen Yaffen. Vor uns öffnet fich eine äh aufiteigende Feljengafe, die von fast jenfrechten Mauern ein- geichlofien it. Auf den Vorfprüngen des Iinfen Ecfpfeiler3 be- merfen wir vereinzelte Rofetten von breit-patelförmigen, derben, vorn geferbten Blättchen, die fich auf den eriten Blief von den daneben befindlichen Habmichliebblättern unterjcheiden; das find die erjten Spuren der gejuchten Pflanze. Steigen wir noch einige Meter höher, jo öffnet fich zur Linfen eine mit jeltenen Pflanzen bejegte Nifche, unter denen die Gebirgs - Gänjekreffe (Arabis alpina L.) die erjte Stelle einnimmt. Von bier er- blicken wir über und eine Anzahl von Fräftigen Pflänzchen, die die Felsfuppe Frönen. Das ift die PVielgefuchte, Bielbegehrte, nach der jeder Botanifer die Hand ausftredt. Wohl werden einige Samenförnchen, deren Verbreitung durch einen häutigen Saum begünftigt wird, durch den Wind weiter getragen und Dur) Regen herabgejchweift, jo daß fich alljährlich auf den unteren Etagen einzelne Eremplare erreichen Lafjen; die meijten Botaniker Ken ya jedoch gehen leer aus, und mancher unter ihnen möchte wohl an- gefichtS der Unerreichbaren ausrufen: „Sehnend breit’ ich meine Arme nac dem teuren Schattenbild, ach, ich Ffann e$ nicht erreichen, und das Herz bleibt ungejtillt.“ „Unfer Steinbrech ilt eine ausgeiprochen eireumpolare Pflanze der arktiihen und Bolarländer. Sn Europa findet fie fid — abgejehen vom NRiejengebirge — im nördlichen England und Kord-Wales, im jchottilchen Hochland, im nordweftlichen Srland, auf den Fardrinjeln, den Loffodden, in Norwegen, häufig in Lappland, im nördlichen Finnland, Nord-Rußland, am Karifchen Meerbufen, im Ural und auf Spibbergen."?) Herr Marine-Oberftabsarzt Dr. Kuegler jchreibt über Diefe nordiihe Pflanze: „Sch perjönlich habe die Pflanze im Sommer 1894 zahlreich auf Ssland beobachtet, und zwar zum erjtenmale in der weltberühmten Lavajchlucht Ulmannagja bei Thingvellir, der alten iSländiichen Gejebitätte. Sie wächit hier an den fteilen Zavahängen, zumal an feuchten, etwas humöjen VBorjprüngen des Feljend. Weiter fand ich fie dann auch auf höheren Stellen des Gebirges, zumal am Rande von FXleineren Gebirgsmwäffern, wie am Esja, einem Berge, der jedem Reifenden bei feiner Ankunft in Reyfiavif fogleich durch feine jchön gejchtwungene Form auf- fällt. Die nordiiche Pflanze ift viel Fräftiger und reichhlütiger als diejenige des Niejengebirges.” Der eigentümliche Standort und die Seltenheit der Er- Icheinumng deuten darauf hin, daß umnfjere Pflanzen nicht zu den Ureinwohnern des Gebirges gerechnet werden. Unfer Steinbred) it ein Fremdling, der vielleicht vor Sahrtaufenden an die Süpd- füfte eines Meeres verjchlagen wurde, aus dem unjer Gebirge als eine Iujel hervorragte. Er gehört zu den wenigen Hoc- gebirgspflanzen, die nicht vom Süden (Ulpen) her hier einge- wandert find. Unferer Pflanze ergeht e8 wie dem „Mädchen aus der Fremde”. „Sie war nicht in dem Thal geboren, man wußte nicht, woher fie fam.” Doch jcheint der Umstand auf den hohen Norden als die Urheimat hinzumweifen, daß die Pflanze in nörd- lichen Ländern Häufig vorfommt (Spisbergen, Nord- Skandina- vien, Nowaja- Semlja, Samojedenlande, Nord - Ural). 1) Kacd) A. Engler, Monographie der Gattung Saxifraga. FIR Sn NRüdficht auf die Seltenheit und das jpärliche Bor- fommen unferer Pilanze im Gebirge erjcheint jedes ihr zu ©e- bote jtehende Schußmittel von größter Bedeutung, und dazu gehört neben ihrer erponierten Stellung bejonders die drüfige Behaarung, die fie vor jchädigenden Angriffen jchüßt. „te jorglos dort die Blume am Rand des Abgrunds jchmwebt! Dap die nicht vor der Tiefe, der jchauerlichen, bebt! Mein Kind, die Blume fennet, twie dur, den Abgrund nicht; ihr Aug’ ift nur gewendet empor zum Sonnenlicht.“ (&. Scherer.) Saxifraga Aizoon Jacg. (Saxifragaceen Vent. S.20, X. Kl.) Traubenblütiger Steinbrech. Haus- wurzel. (Trauben-Steinbrech.) Tafel 19. Nr. 35. Wurzelstock mit fruchtbaren und unfruchtbaren Aus- läufern. Stengel aufrecht, beblättert, unten mit langen, oben mit kurzen Drüsenhaaren, traubig-rispig, mit 1—5blütigen Ästen. Grundblätter rosettenförmig, länglich - verkehrt-eiförmig, knorpelig-scharfsägig, mit vorwärts gerichteten Zähnen, am Grunde gewimpert, am Rande jederseits mit einer Längslinie eingedrückter Punkte, die von einem weißen, später abfallenden Kalkschüppchen bedeckt sind. Stengelblätter keil- förmig. Kelch aufrecht, halb 5spaltig; Zipfel eiförmig, stumpf. Kronenblätter verkehrt-eiförmig oder länglich. Weiß, am Grunde meist rot punktiert. Höhe 10 bıs 30 cm. Juni—Juli X. Schon längst hat der Frühling in den lachenden Thalgefilden jeinen Einzug gehalten; nur hoch da droben Elammmert fich noch der Winter mit eifernen Armen an die Felswände des Hoch- gebirges.. Uber nur noch eine furze Zeit; dann bricht auch dort des Winters Macht, und „geläutert und veredelt tritt der mächtige Strom des Lenzblutes, fich taufendfältig teilend, an die Kerfer- pforten der Knospen. Sede Knojpe wird ein geiprengtes Grab, daraus das junge Leben fich Herpormwindet.” Te N „Nach langem, bangen Winterichweigen willfommen, heller Srühlingsklang ! Nun rührt der Saft fich in den Zweigen und in der Seele der Gejang. &3 wandelt unter Blütenbäumen die Hoffnung über’3 Teld; ein wunderjames Zufunftsträumen fließt wie ein Segen durch die Welt.“ (E. Geibel.) Der traubenblütige Steinbreh, der im Gejenfe auch Haus- wurzel genannt wird, it in den Dit-Sudeten ein Kind des Frühlings. Bald nad) der Schneejchmelze zeigen fich die zier- lichen, graugrünen Blattrojetten, aus denen fih ein ziemlich kräftiger Stengel erhebt. Einen eigentümlichen Anbli gewährt das Blatt, das fich durch jeine weiße Berandung jofort von der hellgrünen Blattfläche abhebt. Die am Rande angebrachten Grübchen, die von einem weißen Schüppchen bededt find, fondern Kalk ab, der dazu bejtimmt ift, das Blatt vor einer zu rajchen Tranjpiration zu jchügen. Während die ziemlich große, weiße Blüte, bejonders aber die purpurnen Punkte am Grunde, zur Lodung der bejtäubungsvermittelnden Anjeften dient, ift der Pflanze in der drüfigen Behaarung ein fräftiges Schugmittel gegen allerlei Seinde gegeben. Unjere Pilanze, die auch der AUlpenflora angehört, bewohnt die Felfen der öjtlichen Hochjudeten: Köpernif, Fuhrmannitein, Brünnelhaide, Altvater, Peterjtein, Kiesgraben, gr. Keffel. Un den beiden legten Standorten fommt eine langblättrige dom (robusta Engler) vor, mit lineal-zungenförmigen Blättern und 3—8blütiger Riipe. Der Beiname „Aizoon“ rührt von den fleijchigen, fast immer grünen Blättern her und bedeutet „immerlebend“. Chrysosplenium oppositifoliumL. (Saxifragaceen Vent. S. 20, X. Kl.) Gegenblättriges Milz- kraut. (Schwefel-Milzkraut.) Tafel 20. Nr. 36. Wurzelstock dünn, kriechend, ausläufertreibend. Blätter kurzgestielt, gegenständig, rundlich, am Grunde ge- stutzt oder kurz-keilförmig, geschweift-gekerbt, grund- ständige nicht rosettenartig gehäuft. Kelch 4lappig, NE 2 Zipfel kleiner; die Röhre mit dem halben Frucht- knoten verwachsen. Kronenblätter fehlend. Staub- gefäße 8. Kapsel halbunterständig, 1fächerig, bis zur Mitte in 2 Klappen aufspringend, welche an den Rändern die Samen tragen. Goldgelb. Höhe 5—10 cm. Mai— Juni }. Wir betreten, unierm Pflänzchen folgend, wieder „die Hallen de3 grünen Doms“. Wieder vernehmen wir die Stimmen des Waldes, der uns gar viel zu erzählen vermag. „Es zieht ein leifesg Raufchen daher im dunkeln Wald, die Stille fcheint zu laufchen, wenn jeufzend e3 verhallt. E3 mwehet in den Zweigen jo flüfternd und geheim ein wunderbares Neigen wie zarter Xiebe Keim.“ (?) „Sm Wald, im frifchen, grünen Wald“, wo „die Bächlein von den Bergen fpringen“, wo die Duelle ihr uraltes Lied murmelt, am fchattigen Waldesfaum: da ift die Heimftätte unferes Pflänzchens. Wir fennen bereit3 das wechjelblättrige Milz- fraut (Chr. alternifolium L.) auf unjerer Wanderung nad) dem Gebirge. ES ift an quelligen, feuchten Pläßen in der Ebene und im Vorgebirge überall anzutreffen und an den wechjelftändigen, oben wie die Blüte goldgelb gefärbten Blättern Leicht zu erfennen. E3 fteigt bi in die höheren Gebirgslagen hinauf, die es mit der gegenblättrigen Art, die wir fofort an den gegenftändigen, dunkleren Blättern und den Eleineren, mattgelben Blüten erfennen, bisweilen gemeinfam bewohnt; meift jedoch tritt eS vor der im Gebirge vorkommenden Art zurüd. Unfere Pflanze ift im Der YAlpen-, Dit-Sudeten- und Nordlandsflora nicht vertreten; demnad) icheint fie nur dem MWeftteile des Gebiet anzugehören: Sattler bei Hirjchberg, Schmiedeberg, Kochel- und Zadelfall, Thal des fl. Baden, Flinsberg, neue fehl. Baude, Grenzbauden, Weiß- waffergrund, Rochlig, Neumelt, Schtwarzberg bei Yohannizbad, Dunfelthal, Gr.-Aupa. Die Pflanze wird nicht nur von Nüffelfäfern, jondern auch von Schneden viel befucht, welche ebenfall3 den Vorgang der Hlütenbeitäubung vermitteln. Be 2. ra Der Name tft aus „chrysos“ —= Gold und „splen“ = Milz entitanden. Die Bezeichnung „Milzkraut“ deutet an, daß Die Pilanze früher als ein Arzneimittel gegen Milzkranfheiten be- nubt wurde. Achyrophorus uniflorus Bl. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Einblütiger Hachelkopf. (Alpen- Ferkelkraut.) Tafel 20. Nr. 37. Wurzelstock dick, holzig. Stengel Iköpfig, mit 1—3 kleineren Blättern, von der Mitte bis zum Kopf keulen- förmig verdickt. Grundblätter länglich-zungenförmig, am Grunde verschmälert, vorn buchtig-gezähnt, nebst dem Stengel rauhhaarig. Köpfe groß. Hülle breit- kreiselförmig; Hüllblätter lanzettlich, innere lang- zugespitzt, am Rande und der Rückenfläche langfransig. Blütenboden mit Deckblättchen. Haare der Haarkrone lreihig, alle Haare gefiedert. Goldgelb. Höhe 15 bis 40 cm. Juli—August 4 (A. helveticus Less.) Hacelfopf ift fein Koje-Name, am allerwenigjten, wenn wir ihn mit der FlachShechel in Verbindung bringen. Wenn uns aber der auffallend dide Kopf mit Borjtenhaar, grauen Hotten und Franjen zum erjtenmale entgegentritt — zumal im unauf- geblühten Zustande —, fo erjchließt fich uns jofort das Veritändnis für dieje Bezeichnung, die durch den vauhhaarigen, Feulenfürmigen Blütenjtiel und die buchtig-gezähnten, ebenfalls vauhhaarigen Hlätter feineswegs in eine mildere Beleuchtung gerücdt wird. Erjt jpäter, wenn jich der Kopf mit zahlreichen Blüten jchmüdt, die Durchiweg zungenfürmig gejtaltet find, tritt die unangenehme Deutung zurüd, und der Hachelfopf ericheint als ftattliche Pflanze, welche die grafigen Lehnen, Abhänge und Kämme des Hochgebirges bewohnt: Elb-, Bantiche- und weiße Wieje, Stejjel- foppe, Schneegruben, Teiche, Brunnberg, Melzer-, Riefen- und Aupagrund ufw., Nehhorn, Glager Schneeberg, Gejente; Alpen; fehlt dagegen in der Nordlandsflora. Bisweilen verläßt die Pilanze ihren Hochlig und fteigt, durch Samen verjprengt, bis in die Waldregion herab, 3. B. Schreiberhau (oberes Weißbadhthal). Hin und wieder zeigen jich Eremplare mit 2 föpfigem Stengel (biflora Grab.): Gejenfe; oder mit vielblättrigem Stengel BR > (crepidifolius Wimm.): Agnetendorfer Schneegrube, El. Teich. Während das Haarkleid die Pflanze gegen Wetterungunft Schüßt, dient ihr der in allen Teilen enthaltene Elebrige Milchiaft als wirffames Schugmittel gegen tieriiche Angriffe. Crepis grandiflora Tsch. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Grofsblütige Grundfeste. Pippau. (Blüten-Feste.) Tafel 21. Nr. 38.) Wurzelstock ausdauernd, ziemlich dick. Stengel bogig- send an der Spitze doldentraubig-ästig, mit 1-3 köpfigen Ästen, nebst den Blättern weichhaarig, oberwärts drüsenhaarig. Blätter länglich, untere in den Stiel verschmälert, ausgefressen-gezähnt,; obere am Grunde pfeilförmig, schwach-gezähnt oder ganz- randig. Köpfe groß, zu 3—10, auf oberwärts ver- dickten, bogig aufsteigenden Stielen. Hüllblätter länglich, schwärzlich-grün, rauh- und dicht drüsen- haarig, 2reihig, äußere fast halb so lang. Frucht fast stielrund, 20rippig. Haarkrone schmutzigweiß. Gold- gelb. Höhe 25—50 cm. Juni— August *. Mit der vorigen gemeinfam bewohnt unfjere Bflanze ebenfalls die Wiejen und grafigen Lehnen des Hochgebirges: Neifträger, Kejjelfoppe, alte jchlef. Baude, Elbwiefe, Schüffelbauden, Ziegen- rüden, Spindelmühl, .Riefengrund, Teiche; later Schneeberg, Wölfels- und Kefjengrund, Gejenfe; Alpen. Sn der Nordlands- flora aber ijt die Pflanze nicht vertreten. An einzelnen Stellen verläßt fie das Hochgebirge und jteigt bis in die Gebirgsdörfer herab: Schreiberhau (Marienthal), Bricdenberg, Baberhäufer, Urnsdorf, Krummbhiübel u. a. Sie ilt jofort fenntlich an den gefurchten Stengeln, die im Bogen aufiteigen und oft zahlreiche, anjehnliche goldgelbe Blüten- föpfe tragen. Den Namen hat die Pflanze von krepis = Grund, Sohle, erhalten, der auf die am Grunde befindlichen zahlreichen, Fräftigen Blätter Hinweift, aus deren NRojetten fich die Stengel erheben. Die drüfige Behaarung einerjeit3 und der in den Stengeln und Blättern enthaltene Milchjaft anderjeit3 find wirkfame Abwehr- mittel gegen jchädigende Angriffe. BEE © ;upen Zur Gattung Crepis zählen noch mehrere, meijt der Ebene angehörige Arten, von denen nur folgende bis aufs Hochgebirge fteigen: Abbißblättrige Örundfeite (C. succisaefolia Tsch.). Behaart. Griffel Ihwärzlich-grün. Haarkroneschneeweiß: Kefjelfoppe. Sumpf-©rundfefte (C. paludosa Mnch.). Kahl. Griffel wie vorige. Haarfrone fchneeweiß: Auf feuchten Pläben, häufig. Sibirijhe Grundfefte (C. sibirica L.). Steifhaarig. Blätter mit herzfürmigem Grunde, jtengelumfaffend. Haarfrone Ihmusigmweiß: Gejenfe (gr. Kefiel). Hieracium alpinum L. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Gebirgs - Habichtskraut. Tafel 24. Nr. 39. Wurzelstock durch kurze, noch im Herbst eine Rosette bildende Sprossen ausdauernd, daher Grundblätter meist zur Blütezeit vorhanden. Stengel blattlos oder wenigblättrig, einfach, seltener mit 2—3 einköpfigen „sten, nebst den Hüllen von grauen, am Grunde schwarzen Haaren zottig. Kopfstiele dichtfilzig, mehr oder minder drüsenhaarig. Blätter spatelig oder ei- förmig, in den Blattstiel verschmälert, fast ganzrandig oder buchtig-grobgezähnt, grasgrün, zottig. Stengel- blätter länglich-lanzettlich bis lineal, beiderseits ver- schmälert. Hüllen meist bauchig. Hüllblätter zahl- reich, dachziegelig. Frucht walzenförmig, 10rippig. Haarkrone schmutzigweiß, steif, zerbrechlich. Goldgelb. Höhe 10—30 cm. Juli— August }. Dbmwohl unjere Pflanze feineswegs zur Frühlingsflora gehört, macht fie jich doch jchon bemerflich, wenn fich die Kämme und Abhänge mit dem erjten Grün bededen und mit „Kindern der verjüngten Sonne” jchmücden. Mitten im Blumenflor erheben fich Ihwärzlich-grüne, grauhaarige Köpfe, „nidend wie im Traume“. Gar bald aber, wenn die Frühlingsfinder von uns Abjchied nehmen, erwachen fie aus ihrem Traume und überziehen große, weite Flächen mit dem Goldgelb ihrer Blüten. Das find die Habichtsfräuter des Gebirges, unter denen unfer Hieracium eine dominierende Stellung einnimmt. So harmlos fie auch für den N eriten Blick erjcheinen mögen, jo find fie doch für den Botaniker von ganz bejonderer Bedeutung. rfordern fie doch ein ein- gehendes Studium, eine fortgejegte Beobachtung. Denn e3 dürfte wohl Faum eine andere Pflanze geben, die durch Anpaffung ge- neigt ift, neue Verbindungen einzugehen und veränderte Formen!) anzunehmen wie diefe Gattung. „Dieje jchwierige Gattung ift eine wahrhaft Darwiniiche, d. H. die als Arten angenommenen Formen grenzen größtenteils unmittelbar aneinander, jo daß fie im Vergleiche mit vielen wohlgetrennten Arten anderer Gattungen mehr den Namen von Rafjfen al3 wahren Arten verdienen.“ ?) Auch unjere Hieracium - Art, die in der Oftfudeten-, Alpen-, Broden- und Nordlandsflora vertreten ift, erjcheint in mehreren Formen. Das Haarkfleid und bejonders die Drüfenhaare dienen der Pflanze als Schugmittel. Hieracium aurantiacum NL. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Wilder Safflor. (Gold-H.) Tafel 23. Nr. 40. Wurzelstock kriechend, Ausläufer treibend. Stengel oberwärts zerstreut sternhaarig, 1—3blättrig. Blätter länglich - verkehrt -eiförmig, grasgrün, beiderseits mit weichen, abstehenden, meist am Grunde verdickten, schwarzen Borstenhaaren besetzt. Grundblätter zur Blütezeit meist vertrocknet. Das oberste Stengelblatt über dem Grunde plötzlich verschmälert. Köpfe 3—10, doldentraubig. Hüllen breit-eiförmig. Hüll- blätter ungleich, stumpf, mit Stern- und schwarzen Drüsenhaaren. Haarkrone schmutzigweiß, zerbrechlich. Griffel braun. Früchte stielrund. Dunkel-orangerot. Höhe 25—50 cm. Juli—August }. Wenn wir uns den gelben Plumenflor der zahlreichen Hieracium-Arten, wie er uns im Hochjommer auf den Gebirgs- fümmen und Abhängen überall entgegentritt, vergegenmwärtigen, io glauben wir, wenn plöglich im Wiejengrunde unjere Pflanze 1) &3 jind bereitS über 200 bejondere Hieracienformen für da& Gebirge fejtgeitellt. 2) Gelafovsfy. Prodromus der Flora von Böhmen. 7 Re nes auftaucht, eine ganz andere Gattung vor uns zu haben. Dies ergiebt die abweichende Blütenfarbe, die in der That an den angebauten Safflor erinnert. Unfere Pflanze, welcher das bei der vorigen über Genus Hieracium im allgemeinen Gejagte ebenfall3 gilt, Tiebt grajigen, trodenen Moorboden und Bergwiejen: erwiefe, Buchberg, Kejjelfoppe, Hofe- und Scüfjelbauden, el. Teich, Richter- und Grenzbauden, Niejen-, PBeter- und Schlingel- baude (Heideichloß), Riejen- und Blaugrund; Nehhorn, Glaber Schneeberg, Gejenfe; Alpen. An einzelnen Stellen fteigt die Pflanze in die Gebirgsdörfer herab: Krummbhübel, Schreiberhau, St. Peter, Aupathal. Hieracium villosum L. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Zottiges Habichtskraut. Tafel 23. Nr. 41. Wurzelstock durch unterirdische Knospen ausdauernd; daher Grundblätter zur Blütezeit vorhanden. Pflanze von langen, grauweißen Haaren zottig. Stengel mit 1—4 Blättern, meist einfach und 1köpfig, oberwärts sternfilzig. Blätter bläulich-grün, ganzrandig oder nur seicht gezähnt; grundständige spatelförmig, in den geflügelten Blattstiel verschmälert; die oberen eilanzett- lich, halbstengelumfassend. Hülle bauchig. Hüllblätter zahlreich, mehrreihig, regelmäßig dachziegelig, äußere eiförmig-lanzettlich, abstehend. Hellgoldgelb. Höhe 15—25 cm. Juli—August }. Unfer Hieracium, dem auch das unter Nr. 39 Gejagte gilt, bewohnt im Gebiete nur die Felfen des gr. Kefiels im Gejenfe. Auch die Dftiudeten bieten einen reichen Hieracienflor, aus dem unjer Pilänzchen als eine Seltenheit des Gejenfes herausgegriffen it. Die Urheimat der Pflanze find wohl die Alpen, wo fie häufig anzutreffen ijt und von wo aus fie wohl mit Umgehung des Niejengebirges eingewandert if. Sie ift im efjel nicht allzuhäufig, aber an dem dichten Haarfleide, das ihr al3 Schub- mittel dient, leicht fenntlich. ENT EL Mulgedium alpinum Cass. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Gebirgs-Milchlattich. (Großer Milch- lattich.) Tafel 25. Nr. 42. Wurzelstock walzenförmig. Stengel einfach, oberwärts nebst dem Blütenstande drüsenhaarig. Blätter ziem- lich kahl, schrotsägeförmig, geschweift-gezähnt, in den breitgeflügelten Blattstiel verschmälert, unterseits bläu- lich-grün, mit 2—4 eckig-lanzettlichen Abschnitten; Endabschnitt 3eckig-spießförmig, zugespitzt. Obere Blätter lanzettlich, stengelumfassend, sitzend. Blüten in traubiger, drüsenhaariger Rispe. Hüllblätter fast 2reihig. Haare der Haarkrone einfach, schmutzigweiß, von einem dichtborstigen Krönchen umgeben. Frucht zusammengedrückt, ungeschnäbelt, lineal-länglich. Violettblau. Höhe !,—1!/);, m. Juni— August 1. Das Thal erglänzt jchon Yängft in Frühlingspracht; auch die Waldregion legt ihr Feittagsgewand an, und „Die Welt wird fchöner mit jedem Tag, man weiß nicht, wa noch werden mag, das Blühen will nicht enden. E3 blüht das fernite, tiefite Thal; nun, arme3 Herz, vergiß der Dual! nun muß jic) alles, alleg wenden.“ (Uhland.) Überall ertönt der Ruf: „Auf, nach den Höhen laßt uns jteigen!" Schon in der Waldregion, auf den feuchten, jchattigen Gebirgszugängen, Bergmwiejen und Waldrändern begrüßen ums jeltiame Pflanzengeftalten, die jofort die Aufmerffamfeit auf fich Ienfen. Bu ihnen gehört an erjter Stelle unfer Gebirgs -Milch- lattich, der und an verjchiedenen Punkten des Gebirges oft in großer Menge entgegentritt: Sierfamm, Buchberg, neue und alte ichlei. Baude, Kefjelfoppe, Schneegruben, Teiche, EIb-, Weißmwafjer-, Melzer-, Riejen- und lange Grund ufw.; NRehhorn, Adersbacher und Wedelsdorfer Felien, Glaber Schneeberg, Gejenfe; Alpen, Broden, Nord-Sfandinavien. Bisweilen verläßt die Pflanze dieje hochgelegenen Standorte und jteigt in niedrigere Regionen herab: Flinsberg, Schreiberhau, Krummhübel u. a. Durch die Hohe, kräftige Geftalt, durch die großen, buchtig-fiederjpaltigen Blätter und vor allem durch die blauen, anjehnlichen Blütentrauben, deren 7% — 100 — Blumen durchweg zungenförmig gejtaltet find, fefjelt jie den Blid de Wandererd. Sie begleitet ihn bis auf die Kuppen und KRämme und jteigt mit ihm hinab in die Schluchten, wo fie ein ippiges Pflanzendicicht bilden Hilft. Wer fich verleiten läßt, die Pflanze zu brechen, wird jehr bald verjtehen, warum fie Milchlattich genannt wird: Aus der Berwundungsitelle fließt reichlich ein weißer, Eebriger Milchlaft. Auch der Name Mulgedium (mulgere — melfen) deutet darauf hin. Zum bejonderen Schuße der Pflanze gegen Schneden, Ameijen u. a. dient der in ihr enthaltene Milchjaft, der bei jeder Ver- wundung in reichem Maße hervorquillt. Doch zeigt jich Dderielbe auch ohne äußere Berlegung infolge einer hohen Neizbarfeit ge- wiljer Pflanzenteile, aus denen bei der Leijejten Berührung, 3. B. mittelS eine Haares winzig Feine Milchtröpfchen heraustreten. Unjere Pflanze ift mit bejonderen Milchjafthaaren ausgeitattet. Außerdem find die Blütenftiele und KRnofpen mit ftarfen Drüsen reich bejeßt, die ebenfalls als wirkfjames Schugmittel dienen. Seneeio crispatus DC. Var. sudeticus. (Compo- siten Ad. S. 20, XIX. Kl.) Sudeten-Baldgreis. (Gebirgs-Kreuzkraut.) Tafel 26. Nr. 43. Wurzelstock kurz, dick. Stengel einfach, an der Spitze doldentraubig, am Grunde mit einer Blattrosette. Blätter ungleich gezähnt, bisweilen wellig, nebst dem Stengel spinnwebig-wollig, eiförmig-länglich, am Grunde herzförmig, mit geflügeltem Blattstiel, obere länglich, mit breitem Grunde sitzend. Hülle und Frucht walzenförmig. Hüllblätter 1reihig. Fruchtknoten kahl. Frucht so lang als die Haarkrone. Safrangelb; Hüll- blätter rotbraun. Höhe 25—75 cm. Mai— Juni; Hochgebirge Juli *. Wenn nach langer Winterszeit auch in der Waldregion der Frühlingsruf erichallt, wenn die Schmelzwäfler raufchen und die Bächlein von den Bergen jpringen, wenn auch am Fuße des Sebirges „les feimt und grünt in holder Fülle, und die Knofpe jprengt die finjtre Hülle, die jie jtreng umfangen hält. — WI — Alle Blüten duften dir entgegen, und im Tau des Abends träufelt Segen auf die fröhlich neuverjüngte Welt.“ (Th. Körner.) dann erwacht unfere Vflanze vom winterlichen Schlafe und jchmücdt die fahle Bergwieje mit orangefarbenen Blüten. Aus der dunfel- grünen Blattrofette erhebt fich ein Fräftiger Stengel, auf dem fich eine reichblittige Doldentraube wiegt. Wenn wir unjer Frühlings- find näher kennen lernen wollen, dirfen wir den Sumpf nicht icheuen. Denn fie liebt torfige, moorige Waldpläge, feuchte quellige Bergtviefen und fteigt vom Thale bis aufs Hochgebirge: Buch- berg, Schreiberhau, alte und neue jchlej. Baude, Reifträger, Schnee- gruben, Elbwiefe, Keffelfoppe, Weiße Wieje ujw., Glager Schnee- berg, Gejenke. Sn der Alpen- und Nordlandsjlora ift die Pflanze nicht vertreten. Zur Gattung Senecio gehören mehrere Arten, von denen nır dag Hain-Rreuzfraut (S. nemorensis L.), mit hell- gelber Doldenriipe, bi3 in die Schluchten des Hochgebirges hinauf- jteigt. Unfere Pflanze ift eine Abart des fraufen Kreuzfrautes (S. crispatus DC.), welches goldgelbe Blüten hat. Der Name Senecio wird von senex — der Greis abgeleitet und deutet auf die fich bald nach der Blüte zeigende Haarfrone Hin; daher auch die Bezeichnung Baldgreis. Doronicum austriacum Jaeqg. (Compositen Ad. S, 20, XIX. Kl.) Gemswurz, Schwalbenwurzel. Tafel 22. Nr. 44, Wurzelstock kurz-walzenförmig, abgebissen, ohne Aus- läufer und Grundblätter. Stengel oben ästig, mit ein- blütigen Stielen, spärlich behaart, mit zerstreuten Drüsen, oder fast kahl. Blätter klein-gezähnt, unter- seits weichhaarig; untere seicht herzförmig mit ge- flügeltem Blattstiel, mittlere geigenförmig, obere lanzettlich, stengelumfassend; mittlere und obere am Grunde mit nierenförmigen Ohren. Hülle halbkugelig. Randblüten zungenförmig, 2; Scheibenblüten röhrig, zwitterig. Hüllblätter in wenig Reihen, gleichförmig. Fruchtboden etwas erhaben. Früchte länglich-kreisel- förmig, gefurcht. Randblumen ohne Haarkrone; die — 12 — der Scheibenblumen vielreihig. Goldgelb. Höhe 1,—1 m. Juli— August }. | Wie im Menjchenleben wir Gejtalten begegnen, die unfjern Blid jofort auf fich lenken und unjer Sutereffe immer wieder erweden, jobald jie uns entgegentreten, jo auch im Pflanzenreich. Wenn auch das Dichterwort unanfechtbare Wahrheit behält: „Sott jhuf ja aus Erden den Ritter und Knecht. Ein hoher Sinn adelt auch niederes Gefchlecht.“ jo befindet fich doch derjenige immer in einer günftigeren Lage, der jchon durch feine äußere Erjcheinung über feine Umgebung herborragt. Dasjelbe gilt auch von unfjerer Pflanze. Wer die waldigen Abhänge und Schluchten der Ditfudeten befucht, wird jofort jeinen Blif auf die anjehnlichen goldgelben Blütenfterne Ienfen, die, ihn freundlich begrüßend, fich auf fchlanfem Stengel wiegen. Am raufchenden Bächlein, an der murmelnden Duelle, im üppigen Pflanzendidicht: dort ift die Gemswurz anzutreffen. Sie gewährt einen hübjchen Anblid, wenn fie ihre goldenen Blumenhüllen mit den zungenförmigen Randblüten über den farn- bedecten, freudig-grünen Waldflächen erhebt, al3 ob fie zur Hüterin und Beichügerin der Fräuterreichen Bergeshalde bejtellt jei. Sie bewohnt den lager Schneeberg und ift im Gejenfe jehr ver- breitet. An einzelnen Stellen fteigt fie in die Schluchten des Borgebirges herab, 3. B. Wölfelsgrund, Kleffengrund, Zugänge des Gejenfes. Schon der Name deutet darauf hin, daß die Alpen als die urjprüngliche Heimat anzufehen find, von wo aus die Pflanze, die Wejtjudeten umgehend, hier eingewwandert it. Homogyne alpina Cass. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.) Gebirgs-Brandlattich. Tafel 26. Nr. 45. Wurzelstock kriechend. Stengel 1köpfig, mit 2—3 Schuppenblättern, wollig-filzig. Grundblätter langge- stielt, herz-nierenförmig, kerbig-gezähnt, unterseits blasser, zerstreut behaart, glänzend, fast lederartig. Hüllblätter 1reihig. Randblumen röhrig, ?, 1reihig. Haarkrone mehrreihig. Früchte länglich-walzenförmig, — 13 — gefurcht, glatt. Rötlich; Hüllblätter dunkelrot. Höhe 15—25 cm. Mai— Juli *. Unjer Pflänzchen ijt ein rechtes Frühlingsfind, und zwar nicht nur für die Waldregion, jondern auch für das Hochgebirge. Wenn am Fuße des Gebirges der Lenz jeinen Einzug hält, er- hebt es fein blafjes, fahles Köpfchen vom winterlichen Schlafe und glättet fein glänzendes Blättergeivand. „Run brechen aller Enden die Blumen aus grünem Plan, wo ic) mic Hin mag wenden, da hebt ein Klingen an.“ (R. Reiniet,) Anfangs nimmt das Köpfchen eine nidende Stellung ein, um jich vor Wetterungunft zu Schügen; nach und nach aber richtet e8 fich empor und Yäßt fi) von der Sonne purpurn färben. So gejchmüct — wenn auch jchlicht und einfach — begrüßt die Pflanze den Wanderer, den fie treu bi3 auf die Kuppen und Kämme be- gleitet. Sie liebt torfige Wiejen und feuchte Waldränder und ift im ganzen Gebiete — auch in den Ditjudeten und in den Alpen — verbreitet; jie fehlt jedoch in der Nordlandsflora. Die lederartigen Blätter, die der Pflanze zum Schuße gegen Kaffe dienen, bleiben bis in den Herbit friich und grün. Mleit trägt der Stengel nur einen Blütenfopf; bisweilen jedoch fonmen auch 2— 3 füpfige Stengel vor. (Var. multiflora Grab.): Elbwieje, Glager Schneeberg, Gejenfe. Adenostyles albkifrons Rchb. (Compositen Ad. S. 20, XIX. Kl.). Graublättrige Pestwurz. (Große Pestwurz.) Tafel 27. Nr. 46. Wurzelstock ziemlich dick. Stengel weichhaarig, arm- blättrig. Blätter gestielt, herz - nierenförmig, grob- gezähnt, unterseits dünn -spinnwebig - filzig, groß. Blattstiele meist mit Ohrchen. Blüten in dichten Doldenrispen. Köpfe armblütig. Hülle walzenförmig, mit wenigen lreihigen Schuppen. Krone röhrenförmig, mit 5zähnigem Saume. Haarkrone mehrreihig. Früchte stielrundlich. Rosapurpurn. Höhe !/;—1!/, m. Juli bis August 4. N a Dieje Pflanze gehört neben dem Gebirgs-Milchlattih (©. 99), mit dem fie auch meist den Standort teilt, zu den größten und Ttattlichften Kompofiten des Gebirges. Fhre meist Zeigen Grund- blätter, die auf der NRückjeite mit einem als Schußmittel dienen- den weißgrauen Filze ausgejtattet find, erreichen bisweilen eine Breite von fast einem halben Meter. Auch die endftändige, fait gleichgipflige, hHellpurpurne oder fleilegfarbene Doldentraube ist ebenfall3 jehr anjehnlid. Die Pflanze liebt feuchte, quellige, moorige Waldpläge und Schluchten, und fteigt jelten unter 800 Meter herab: Theijenhübel (Sergebirge), alte und neue jchlei. Baude, Reifträger, Kefjelfoppe, Schneegruben, Teiche, Elb-, Melzer- und Riejengrund ujw., Glaber Schneeberg, Gejenfe; Alpen; in der Nordlandsflora fehlend. Der Name Peitwurz deutet an, daß die Pflanze früher als Heilmittel gegen die Veit angewandt wurde. Die Bezeichnung „albifrons“ meilt wohl auf die Haarkrone Hin, die Schon während der Blütezeit zum Borjchein fontmt. Gnaphalium norwegicum Gunner. (Compositen Ad. S.20, XIX.Kl.) Norwegisches Ruhrkraut. (Nordisches Ruhrkraut.) Tafel 24. Nr. 47. Wurzelstock walzenförmig. Stengel meist mehrere, ent- fernt beblättert, aufrecht oder aufsteigend, nebst den Blättern weißflockig-filzig. Blätter lanzettlich, 3nervig, oberseits dünn-, unterseits dichtfilzig, grundständige in den Blattstiel verschmälert, die oberen so lang oder länger als die unteren. Blütenköpfchen kegel- förmig, einzeln oder mehrere, ineinfach oder zusammen- gesetzt traubigem Blütenstande, wechselständig. Hüll- blätter trockenhäutig, dachziegelig, die äußersten 3mal kürzer als die Hülle, innere abgerundet, an der Spitze schwarzbraun. Randblüten fadenförmig, 2, mehrreihig; innere Blüten (Scheibenblüten) zwittrig. Haare der Haarkrone fadenförmig. Früchte walzenförmig, dünn, kurzhaarig. Gelblichweiß. Höhe 15—40 cm. Juli bis August 4. Obwohl unjere PBilanze an Wald- und Wegerändern feine jeltene Ericheinung ift und den Wanderer bis auf die Rämme — 10 — und Ruppen begleitet, ift fie doch eine wenig befannte Bewohnerin des Hochgebirges. Dabei zählt fie feineswegs zu den Hleinjten Rindern der Gebirgsflora; auch umgiebt fie fi mit zahlreichen Wurzelblättern umd trägt meift eine reiche Blütentraube. Aber ihre Blütenföpfchen find jo unjcheinbar und wenig in die Augen fallend, daß fich fein Wanderer nach ihnen büdt. Ja, man hält diefe brammen Köpfchen faum für Blüten; und doc ijt jedes Köpfchen ein zierliches Blumenkörbchen, in welchem eine große Anzahl winzig Heiner Blütenröhren zufammengedrängt find. Unfere Pflanze Yiebt waldige, trodene Pläbe und grafige Lehnen. Sie it in den höheren Gebirgslagen ziemlich Häufig anzutreffen: Tafeffichte, Sierfamm, Sferwiefe, Buchberg, Theifenhübel, Reif- träger, Reffelfoppe, Elb-, Weißwafjer-, Niejen- und Melzergrund ufw.; later Schneeberg; Gejenke. Alpen» und Nordlandzflora. Der Name Ruhrfraut rührt wohl davon her, daß das mit unjerer Pilanze verwandte Kabenpföthen (G. dioicum L.) früher al3 Heilmittel gegen die Nuhrkrankheit gebraucht wurde. Außer dem gehören noch zur Gattung Gnaphalium: Wald-Nuhrfraut (G. silvaticum L.), mit fchmalen, inervigen Blättern, welche nach dem oberen Teile des Stengel3 allmählich Fleiner werden. Diefe Art fteigt vom Thale bis in die obere Waldregion, tvo fie dann von unjerer Pflanze abgelöft wird. Dagegen bleibt ihr treu zur Seite das nachitehend bejchriebene niedrige Ruhrfraut (G. supinum L.). ine hohe, berühmte Verwandte gehört noch hierher; es ift das Edelweiß (G. leontopodium), welches „Hoch auf Feljen, nah’ beim Eis, nahe bei dent Licht der Sterne“ al3 Zierde der Alpenflora thront. Gnaphalium supinum L. (Compositen Ad. 5.20, XIX.Kl.) Niedriges Ruhrkraut. (Zwerg-Ruhr- kraut,) Tatelh22, Nr, 48. Wurzelstock ästig. Stämmchen niederliegend oder auf- steigend, dicht beblättert. Stengel einfach, dünn, fast fadenförmig, nebst den Blättern wollig-filzig. Blätter lineal oder schmal lanzettlich-lineal. Köpfchen eiförmig, zu 1—5, in kurzen, beblätterten Ähren oder Trauben. Hüllblättef fast 2reihig, die äußeren länger als der SU N NED halbe Hüllkelch. Früchtchen zusammengedrückt. Gelblich-weiß. Höhe 2-10 cm. Juli— August *. Unjer Pflänzchen ift wohl eins der Eleinften und beicheidensten Kinder der Hochgebirgsflora. ES begnügt fich mit fterilem Boden und nimmt mit einem Fiefigen oder furzgrafigen Bläschen fürlieb, wo faum ein anderes Pflänzchen gedeiht. Hier jchmiegt es fich dem mageren Boden an, und nur fchüchtern wagt e3, feine dünnen, faum fingerlangen Stengel emporzurichten. Dürftig ift feine Gejtalt, Ichlicht, Fat afchgrau fein Kleid und unanfehnlich feine Hlüte. Wenn e8 auch hie und da an den Touriftenpfad heran tritt und bemüht ift, nadte, Fable Flächen mit feinen zierlichen, moosartigen Blattrofetten zu bededen: es wird faum eines Blides gewürdigt. Achtlos geht der Wanderer an ihm vorüber; ja, verjegt ihm — wenn auch unbewußt und unbeabfichtigt — wohl gar noch einen Fußtritt. Fajt jcheint es, al3 ob es feine gedrücdte Lage fühlte; denn es hält meijt jeine Blütenköpfchen in gebücdter Stellung. Doch gar jo beveutungslos ijt jeine Stellung in der Hochgebirgsflora feineswegs. ES vertritt ja, gemeinfam mit der vorigen Pflanze, die hohe Berwandte der Alpenflora, das Edel- weiß. E3 ijt troß jeines fehr beicheidenen Habitus das „nordijche Edelweiß”, das „Edelweiß des Niejengebirges”. Sein Haarfleid fann allerdings mit dem weißfilzigen Gemwande der Alpenbemwohnerin nicht fonfurrieren; gleichwohl dient e3 ihm al3 Schugmittel gegen jeine Feinde und bildet ein wirffames Präfervativ gegen zu rajche Tranjpiration. 3 bewohnt das Riejengebirge (Elbwiefe, Kefjel- foppe, Schneegruben, weiße Wieje, Teiche, Ziegenrüden, Brunn- berg ujw.), die Alpen und den hohen Norden: Grönland, Labrador, Skandinavien, Sibirien. Sämtliche NRuhrfrautarten gehören zu den Smmortellen, aus denen die Liebe Erinnerungsfränze mwindet. „Die Smmortelle legt man in Sränzen Hin auf liebe Gräber; denn, jelbjt verblüht, ftrahlt fie in Farben helle.“ (U. Glafer.) „Die Stunde fonımt vielleicht jchon bald, ob jugendfriich du bift, ob alt, mo mehr noc) wird vorüber jein al3 diejes flücht’ge Jahr allein, — wo dir im Tod dein Auge bricht, wo einmal noch, eh’ du gehit fort, durch deine Seele tönt das Wort: Borüber — vorüber!“ (®. DBojje.) — 107 — Campanula Scheuchzeri Vill. (Campanulaceen | Juss. S. 22, V. Kl.) Gebirgs - Glockenblume, Tafel 27. Nr. 49. Wurzelstock kurz, mit unfruchtbaren Blattbüscheln und Blütenstengeln. Stengel fast einfach, mit 1—5 ge- stielten Blumen. Grundblätter langgestielt, herz- oder nierenförmig-rundlich, kerbig-gezähnt. Stengelblätter lanzettlich. Krone tief-glockenförmig, 5lappig. Kelch- zipfel breit-lineal. Griffel mit fadenförmigen Narben. Frucht eine kreiselförmige, nickende, am Grunde auf- springende Kapsel. Dunkelblau. Höhe 10—20 cm. Juli— August }. Wenn die Schlüffelblume, Himmelichlüffel, den Frühlings- Himmel erjchließt, indem fie die Erftlinge der Frühlingsflora zu neuem Leben wmwecdt, jo fünnen wir wohl von der Glodenblume lagen, daß fie mit Glodengeläut den großen allgemeinen Blumen- reigen eröffnet und den Höhepunkt des Pflanzenlebens verkündet. Denn wenn unjere Pflanze ihre dunfelblauen Glodenhüllen öffnet, hat der Hochjommer jeinen Einzug gehalten. „Die blaue Glodenblume läutet — wa3 mag denn für ein Seittag fein? Durdh’3 holde Thal der Sommer jchreitet, die Welt ift ganz voll Sonnenjcein !“ (Aus dem Thüringer Walde.) Die Pflanze Tiebt trodene, grafige Leinen und Abhänge: alte jchlej. Baude, Efbwiefe, Kefjelfoppe, Krfonoih, Schneegruben, Teiche, Brunnberg, Riejenbaude ufw., Glaber Schneeberg, Gejentfe ; Alpen und arft. Außland. Unfere Pflanze ift eine Abart der rundblättrigen Glodenblume (C. rotundifolia L.), die ebenfalls in die höheren GebirgSlagen fteigt. Unfere Gloden- blume hat einen niedrigeren, armblütigen Stengel, geferbte, lanzett- liche untere Stengelblätter, größere, tief-glodige Krone und dunflere Färbung der Blüte. Außer der folgenden gehören noch nad)- jtehende Arten zu unjerer Gattung, die ebenfall3 bis aufs Hoch- gebirge hinaufjteigen: Die neffelblättrige Glodenblume (C. Trachelium L.). Steifhaarig, mit herzeifürmigen unteren Blättern: Keffelfoppe, Gejenfe. Die breitblättrige Öloden- blume (C.latifoliaL.). Stengel fahl. Untere Blätter eiförmig, weichhaarig: Schneegruben, Melzergrund, later Schneeberg, Gejenfe. — 108 :— Zur Förderung der Beitäubung durch Snjeften jowie zum Schuße der Blüten finden verjchiedene Krümmungen der Blüten- oder Fruchtitiele jtatt. Um nur den der Blume angepaßten In- jeften den Zutritt zu gejtatten, ijt der Zugang zum Neftarium mit einem Verjchluß verjehen. Die Staubbeutel find zwar frei; doch die am Grunde erweiterten und halbfugelig-zufammenliegenden, eifürmig verbreiterten Staubfäden verjchließen den Grund der Krone. Die glodenförmigen blauen Blumen, die gleichzeitig als Loeblüten dienen, breiten das gelbe fleiichige Nektarium am Grunde de3 Griffel3 aus. Noch in der Sinojpenlage jpringen die Staub- beutel auf, worauf jie dann noch vor Entwidelung des Griffels verichrumpfen. Der Blütenjtaub wird von den den Griffel um- gebenden Haaren aufgenommen und jammelt fich auf dem Grunde der Blüte, wo er bis zum Bejuche der Snjeften aufbewahrt wird. Später erjt erhebt jich der Griffel mit der vollitändig entwidelten Narbe. Durch die Borjtenhaare jowohl als auch durch die in der Pflanze enthaltenen Säfte jchüst fie fich gegen feindliche Angriffe. Campanula barbata IL. (Campanulaceen Juss. S.22, V.Kl.) Bärtige Glockenblume. Tafel 28. Nr..50! Wurzelstock dick, schief, mehrköpfig. Rauhhaarig. Stengel armblättrig, einfach. Blätter länglich-lanzettlich, fast ganzrandig, grundständige groß, in den breiten Blattstiel verschmälert; stengelständige kleiner, sitzend. Blüten fast sitzend, 2—5, nickend, in einseitswendiger Traube. Kelchbuchten mit zurückgeschlagenen, breit- eiförmigen, den Fruchtknoten bedeckenden Anhängseln. Blumenkrone glockenförmig-walzig, am Rande bärtig. Kapseln aufrecht, am Grunde aufspringend. Violett- pDlau. Höhe 10—30 cm. Juli— August }. Hier tritt und ein Kind der Hochgebirgsflora entgegen, das jofort durch feinen ganzen Habitus, bejonders aber durch feine heil - violettblauen, bärtig-gewimperten glodenförmigen Blüten in die Augen fällt. ES bewohnt im Gebiete nur die grafigen Lehnen und Abhänge der Dftjudeten: later Schneeberg, Mittelberg, Saaliwiefen 5. Landef umd im Gejenfe. 3 ift auch im der Be Alpenflora vertreten. Sm Gejenfe jteigt e3 in die Gebirgszugänge herab. Bisweilen zeigt es fich in einer etwas Fleineren Form, mit aufrechten Blüten, 3. B. Altvater, Brünnelhaide Auch ift es mit violettbrauner Blüte beobachtet worden. Schon auf dem later Schneeberge giebt die Pflanze in Gemeinjchaft mit Meum Mutellina, Viola lutea u. a. der dortigen Flora ein ganz eigenartiges Gepräge. Noch auffälliger aber wird dasjelbe im Gejenfe, wo fich unjere Glodenblume über weite Wiejenflächen ausbreitet. Die niclende Haltung ihrer Blüten- glocfen giebt ihr den Anfchein, alS ob fie von vergangenen Beiten träumte und der fernen Heimat gedächte, von wo aus fie vor undenflichen Seiten mit Umgehung der Weftjudeten hier ein- wanderte und two heut noch verjchiedene Familienangehörige weilen, jener Urheimat, wo die Eiszinnen in die Wolfen ragen, „mo Die Sennerin frohe Sodler fingt und der Säger fühn fein Sagdrohr ihmwingt“. Faft jcheint es, als ob fie uns zurufen wollte: „Siehjt du im Abend die Wolfen ziehn ? jtehjt dur die Spiben der Berge erglühn? mit ewwigem Schnee die Gipfel umglängt, mit grünenden Wäldern die Thäler umfränzt. Ach, in die Ferne jehnt fich mein Herz!“ (9. Kette.) Das Haarkleid ift für unjere Glodenblume ein fFräftiges Schußmittel. Außerdem gilt auch ihr die Blüten-Biologie der borigen. Vaccinium Oxycoceus L. (Ericaceen Endl. S. 22, VII. Kl.) Moosbeere. Tafel 30. Nr. 51. Stengel kriechend, fadenförmig. Blätter eiförmig bis eiförmig-länglich, am Grunde gestutzt, spitz, am Rande umgerollt, immergrün, lederartig, unterseits graugrün. Blüten zu 1-4, doldentraubig, am Ende vorjähriger Zweigtriebe, meist nickend, auf langen, roten, weich- haarigen Stielen. Kelchröhre mit dem Fruchtknoten verwachsen; Saum 4spaltig. Blumenkrone radförmig, dem Kelchsaum eingefügt, tief-4teilig, mit abstehend- zurückgeschlagenen Zipfeln. Staubgefäße 8, am Kelch- saum eingefügt. Fruchtknoten unterständig. Frucht eine kugelige, vom Kelchsaum gekrönte, 4fächerige — 10 — Beere. Rosapurpurn. Beere blutrot. Länge 10—40 cm. Mai— Juni; im Hochgebirge später 5. Bor uns breitet fich die Moorheide aus. „Soweit das Auge reicht, dehnt fich Leblos und Yautlos die dültere Fläche. Da fingt fein Vogel, grünt fein Baum. Hohl wie um Alpenfirnen brauft der Wind, und jelbjt der Himmel entrollt jeltener fein Leuchtendes Hlau. Kommt mit ihren Nebeln die Nacht, dann regt fich wohl die Brut der Sümpfe; aber fie regt fih wie im Traum: ein Unfenruf — ein Eulenjchrei — vom Schilf her der Klagelaut eine® Mooruhus — dann wieder öde3 Schweigen. Wohl möchte man fragen, ob die Dichter und das Volk Unrecht haben, wenn fie hierher ein Reich der Unholde und Dämonen verlegen. Und doch, würde man antworten müfjen, ijt es nicht bloß der Nimbus des Grauens, der das Moor umgiebt. Denn auch hier fommt der Frühling, Leben und Farben zu weden. Oft freilich ftarrt im Moor noc das Eis, wenn draußen längjt die Blüten um Strauh und Baum jchimmern. Aber unter dem Strahl der anjteigenden Sonne fprießt nur um fo eiliger das junge Grün und bald zeigt, an den Boden gefchmiegt, manch feines Kraut die rofigen Sträuße.” ?) Bezieht fich auch diefe Schilderung auf die Moorheide, welche im Norden Europas große Streden bededt und von welcher der Dichter fingt: „Kun jchleihen aus dem Wioore fühle Schauer und leije Nebel itber’3 Heideland; der Himmel ließ, nachjinnend feiner Trauer, die Sonne läfjig fallen aus der Hand.” — (Zenaıt.) jo beiteht doch zwilchen ihr und den Hochmooren des Ser- und Kiejengebirges, wie der Heufcheuer, der Seefelder und des Ge- lenfes viel VBerwandtes. Das ift der Standort unjeres Pflänz- chens, welches, vom Thale bis auf das Hochgebirge jteigend, neben verjchiedenen anderen Moorpflanzen mit feinen entzüdenden, pur- purnen Blüten die fahlen Sumpfmoospolfter jchmücdt. Das „Blümlein auf der Heide“ ift eine jo Tiebliche Erjcheinung, daß man verjucht wird, das Dichterwort auch auf fie zu beziehen: „Soviel der Mai auc) Bliimlein beut zu Trojt und Nırgenmeide, ich weiß nur eins, daS mich erfreut: das Blümlein auf der Heide.“ (9. dv. Fallersleben.) ) 9. Maftus. Naturftudien. a 3 Li al E3 ijt auch in der Alpen- und Nordlandsflora vertreten. Geht auch durch die hochrote Färbung der Kronenblätter eine jehr verlodende Einladung an die bejtäubungspermittelnden Snieften, jo find doc Befuch und Genuß feineswegs jehr erleichtert. Bon den Staubgefäßen aus gehen Reufen und Gitter, die das Keftarium vor unberufenen und ungebetenen Gäften fräftig Ichügen. Durch die nickende Stellung der Blumen wird der Blütenjtaub vor eindringender Näffe bewahrt. Eine weitere Schubvorrichtung befigt unfjere Pflanze in der Einrollung der Blätter, wodurch die Spaltöffnungen, die bejonders auf der Unterjeite in größerer An- zahl vorhanden find, bei großer Trockenheit gegen zu rajche Ver- dunftung bewahrt werden. Gegen zu große Näfje jchüt der Wach3- überzug der Blätter. Für die Ernährung unferer Pflanze jorgt zum Teil ein Pilz, der feine Fäden in ihre Wurzel fenft und fie mit Eimeihftoff verjorgt. Doch erntet — wie in der befannten Fabel — der Wohlthäter nur Umdanf: er wird jamt der Gabe aufgezehrt. Zur Gattung Vaccinium gehören noch folgende, ebenfalls bis auf das Hochgebirge Hinaufiteigende Pflanzen: Blaubeere (V. Myrtillus L.), mit jcharffantigen Aten, gejägten Blättern und begrannten Staubbeuteln. Raujchbeere (V. uliginosum L.), mit ftielrunden Aften, ganzrandigen Blättern, Staubbeutel begrannt. PBreißelbeere (V. Vitis idaea L.), mit lederartigen, immergrünen Blättern und unbegrannten Staubbeuteln. Galium saxatile L. (Rubiaceen DC. S. 22, IV. Kl.) Felsen-Labkraut. (Stein-Labkraut.) Tafel 29. Nr. 52. Unfruchtbare Stengel niederliegend, ästig; blühende auf- strebend, fast 4kantig-geflügelt. Blattquirle meist zu 6. Blätter stachelspitzig, am Rande rauh; untere verkehrt- eiförmig, in genäherten Quirlen; obere länglich-lanzett- lich, vorn verbreitert. Krone 4spaltig, flach aus- gebreitet. Früchtchen nußartig, mit feinen Wärzchen. Weiß. Länge 15—30 cm. Juni—September }. Unfer Pflänzchen gehört zu einer ziemlich artenreichen Gattung, deren Angehörige vorzugsweile die Ebene und das Borgebirge betwohnen. Nur wenige jteigen mit ihm bis aufs Hochgebirge; einige geben ihm das Geleit bis in die Waldregion, io fie dauernd — 12 — von ihm Abjchied nehmen. Hier aber — auch jchon am Fuße des Gebirges — breitet e3 jich herdenweis aus. ES Liebt fteinige, furzrafige Pläße und ift im ganzen Sfer- und Niefengebirge an- zutreffen. Bisweilen überzieht e3 trodene Wege- und Waldränder mit jeinen Ddichtrafigen zierlichen Blattquirlen und feinen weißen Hlütenjternchen. ES ift wohl in einigen mitteldeutichen Gebirgen anzutreffen; doch jcheint es in der Alpen-, Oftjudeten- und Norod- landsflora nicht vertreten zu jein. Der Name Labfraut dürfte wohl davon herrühren, daß früher der Saft des echten Labfrauts (G. verum L.) zum Gerinnen der Milch als „Labmagen“ benußt wurde. Auch dieje Pflanze erjcheint in der altgermanischen Sage und war der Göttin Freia geweiht. Bei Einführung des Chriftentums wurde fie in ven Marienfultus aufgenommen. Damit fteht die auch Heute noch in einigen Gegenden gebräuchliche Bezeichnung „Liebfrauen Bett- itrod” im Zufammendhange. Bon den im Hochgebirge vorfommenden Arten jeien folgende erwähnt: Heide-Labfraut (G. silvestre Poll.var. sudeticum). Dihtrafig. Blätter meift zu 8. KL. Schneegrube, SKeffelfoppe, Kiesberg, Teufelsgärtchen, El. Teich, Gejenfe. Nordiiches Lab- fraut (G. boreale L.), mit dichtblütiger NRiipe. SKeffelgrube, Teufelsgärtchen, Nehhorn, Gejenfe. Linnaea borealis L. (Caprifoliaceen Juss. S. 22, XIV. Kl.) Nordische Linnäe. Tafel 28. Nr. 53. Niederliegendes Sträuchlein mit fadenförmigen, kriechen- den wurzelnden Stengeln. Blätter rundlich, gegen- ständig, vorn gekerbt, lederartig, zerstreut behaart. Blütenstiele achselständig, 2blütig; unter der Blüte 2 Paar Vorblättchen, oberes mit der Frucht ver- wachsend. Blütenzweige und Kelche drüsig behaart. Kelchsaum Steilig, mit lanzettlichen, abfallenden Zipfeln. Krone röhrig, nach oben erweitert, mit fast gleichförmig-5spaltigem Saume. Staubgefäße 4: 2 län- gere und 2kürzere. Fruchtknoten 3fächerig. Beere saftlos, I1samig. Hellrosa, innen purpurn gestrichelt, angenehm nach Vanille duftend. Höhe 5—8 cm; Länge bis ?/, m. Juli— August }. — 113 — Hier tritt uns ein merfwürdiges Pflänzchen entgegen, das jeinen Namen zu Ehren des großen jchmwediichen Naturforichers Linne trägt. E3 it zwar in den Alpen und im hohen Norden feine jeltene Erjcheinung, hier aber im behandelten Gebiet nimmt es nur einen Standort ein und zwar in der El. Schneegrube.!) Hier hat es fich — dem Einfiedler gleich, von dem es heißt: „Die Sahre wie die Wolfen gehn, und lajjen mich hier einfam jtehn, die Welt hat mic) vergejjen“ — abgeichieden von aller Welt ein ftilles, vom Gejtrüpp des Knieholzes umgebenes Plätchen erwählt, wo e3, fern vom Touriften- tom, ein jtill vergnügtes Traumleben führt. ES „flieht der Brüder wilden NReih’n”, die da drüben auf vulfaniichem Boden, auf dem Bafaltgange, ihre Iuftigen Reigen aufführen und fich des Dajeins freuen. Faft fjcheint es, als ob es fich grollend von ihnen zurücdgezogen und, durch einen Duellzufluß der Kochel von ihnen getrennt, jede Verbindung abgebrochen habe. Und doch ind e3 die edelften und auserlejeniten Pflanzengeitalten, die auf den gegemüberliegenden Höhen thronen. Sa, vielleicht waren es gerade Dieje, mit denen unjer Pflänzchen in der Ferne, im Süden oder im Norden, auf den Alpen oder in Nord-Sfandinavien, eine gemeinjame Heimftätte bewohnte, die jte jchon vor Sahrtaufenden mit ihrem jegigen Standorte vertaufchten. Wollen wir unfer Vflänzchen näher kennen lernen, jo müffen wir uns von der Sohle der Fl. Schneegrube nach dem die beiden Schneegruben trennenden Örate wenden. Sobald wir den fchtwach betretenen Pfad gefunden haben, begrüßen uns zur Rechten die eriten Glöcdchen. Dort wenden wir uns Yinf3 und zwängen uns duch das Snieholzgeftrüpp Hindurch. Nach einigen Schritten be- treten wir eine nur wenige Quadratmeter umfaljende freie Fläche, two fich die Linnäe zum Teil unter Knieholz auf den MooSpolftern ausbreitet. Bei der ijolierten Lage waren bejondere Beranftaltungen nötig, die die Eriftenz des Pflänzchens ficherten. Zunächt dienten die Gejtaltung, die bejondere Färbung des Blütengrundes und der angenehme Duft als Lockmittel für die bejtäubungsvermittelnden 1) Die Angaben anderer Standorte im ln Mittel-Sjerfamm, fl. Teich, Hiegenrücden — jind wohl nicht ganz verbürgt. 3 — EN Snieften. Während der drüfige Elebrige Kelch unjer Pflänzchen vor dem Auffriechen ungebetener Gäfte jchüst, dienen die Flebrigen Drüfenhaare, mit denen die die Frucht umjchließenden Dedblätter ausgeitattet find, zur Verbreitung de3 Samens. Da diejelbe durch Klebmittel erfolgt, Hat die Natur darauf verzichtet, die jamen- verbreitenden Bögel durch Färbung der Frucht anzuloden. Des- halb jieht die Beere noch im völligen Reifzuftande friich und grün aus. Myosotis silvatica Hoffm. Var. alpestris. (Bora- ginaceen Desv. S. 22, V. Kl.) Gebirgs-Ver- gissmeinnicht. Tafel 29. Nr. 54. Wurzelstock kriechend, mit blühenden und unfruchtbaren Stengeln. Pflanze rauhhaarig. Blätter länglich bis lanzettlich, untere spatelförmig, steif gewimpert. Stengel gedrungen, steif behaart. Kelch tief gespalten, nebst den Blütenstielen von dichten, anliegenden Haaren grauschimmernd; untere Haare bogig aufsteigend. Blüten in kurzer, gedrungener Traube. Krone groß, stieltellerförmig, mit kurzer Röhre, so lang als der Kelch; Saum flach. Fruchtstiele so lang oder länger als der Kelch. Nüßchen 3eckig-eiförmig. Dunkelblau. Höhe 5—15 cm. Juni—Juli }. Nachdem uns jchon in der Waldregion das viel bejungene Sumpf-Bergißmeinnicht verlaffen Hat — nur fehr vereinzelt zeigt es Sich noch im höheren Lagen —, begrüßt uns Hin umd wieder an waldigen PBläben da3 Wald-VBergikßmeinnidt; doch bald nimmt auch dies von uns Abichied. Um jo angenehmer werden wir am Bajalt der Fl. Schneegrube von dem Gebirgs- Bergißmeinnicht überrascht, welches al3 eine Abart der vorigen angejehen wird. Es ift nicht nur eine Tiebliche Erjcheinung, ondern auch eine würdige Vertreterin der gefeierten Blume. „Schimmernd wie de3 Ather Bläue, wenn ihn fein Gemwölk umflicht, iit e8 ein Symbol der Treue, das zum Herzen tröjtend Tpricht. „15 — Wenn der Trennung Zähren fliegen, folgjam dem Gebot der Pflicht, joll e8 deinem Pfad entjprießen, bittend: „Ach, vergiß mein nicht!“ (8. Mitdhler.) Unjer Plänzchen öffnet jeine großen, himmelblauen Augen ihon lange vorher, bevor der übrige Blumenflor fich entfaltet. E3 Yebt mitten unter den Pflanzen-Seltenheiten, ja, e3 ift jelbjt eine Seltenheit, denn es bewohnt im Gebiete nur den Bajaltgang. Doch ift dies wohl die urjprüngliche Heimat nicht. Db es von Nord oder Sid hier eingewandert ift — e3 fommt in den Alpen und auch in der Nordlandsflora vor —, dürfte jchwer zu ent- jcheiden jein. Bei den Kleinen, honigarmen Myofotisarten, die nicht hin- reichend von Sniekten bejucht werden, ijt die Fremdbeitäubung ausgejchloffen. Nur bei den größeren Arten, zu denen auch die unfvige gehört, findet, durch die auffällige Farbe der Blüten, durch das gelbe Saftmal und den angenehmen Duft angelodt, ein regerer Anfektenbejuch ftatt, wodurch eine wirffame Kreuzung zuftande kommt. Doch ift der Schlund der Blütenröhre durch 5 Hohlichuppen gejchloffen, wodurch nur geeigneten Bejtäubungs- vermittlern der Zugang gejtattet ift. Trientalis europaea L. (Primulaceen Vent. S. 22, VII. Kl.) Siebenstern. Tafel 29. Nr. 55. Wurzelstock dünn, kriechend, bisweilen knotig verdickt. Stengel einfach, am Grunde mit kleinen Niederblättern. Blätter an der Spitze eine Rosette bildend, sehr un- gleich, kurz gestielt, mit deutlichem Adernetz; untere verkehrt-eiförmig, stumpflich; obere lanzettlich, spitz- lich. Aus den Blattachseln 1—2 langgestielte Blüten. Kelch 5—S$teilig, mit linealen Zipfeln. Krone mit kurzer Röhre, radförmig, 5—8teilig. Staubgefäße 7, dem Grunde der Blumenkrone entspringend. Kapsel kugelig, mit zurückgerollten Klappen. Weiß, bisweilen rötlich. Höhe 10—20 cm. Juni }. Unjer Pflänzchen, welches in der Ebene jchon in den erjten Frühlingstagen jein Köpfchen vom winterlichen Schlafe erhebt, ift Zeim ausichließliches Hochgebirgsfind. Denn e3 jteigt vom Thale bis auf die Kuppen und Kämme. Sm dem höheren Ge- 8*+ ae birgslagen ijt eS überall anzutreffen. E3 zeigt fi Häufig an den Tourifteniwegen, auch breitet es feine Blütenfterne gern auf Bergmwiejen und an jonnigen Waldrändern aus; am Tiebjten aber bervohnt e3 torfige, moorige Pläte. Hier trägt e3 meijt roja- farbene, fein zugejpigte Kronenblätter, die am Grunde eine gelbe Färbung haben. 8 ift dies das Iodende Saftmal für die be- ftäubungsvermittelnden Snjeften. Ohne diefe wäre eine Be- fruchtung vollftändig ausgejchloffen; denn der Blütenjtaub, welcher durch Snjekten von Blume zu Blume getragen werden muß, ent- twicfelt fich ipäter al3 die Narbe. Wie der Name bejagt, neigt unjere Pflanze zur Siebenteilung. Sie ift im Gebiet die einzige Vertreterin der 7. Klaffe des Linneichen Pflanzen- Syitem2. Yuh die Bezeichnung „europaea“ ijt vollitändig begründet. Denn die Pflanze ift in Nord und Süd verbreitet. E3 ift ein zierliches Kind der Frühlingsflora, welches bejonders in den höheren Gebirgälagen durch feine zarte, rofafarbene Blüte den Blik des Wanderer auf fich Left. „Ach, wenn die Blumen fingen fünnten mit ihrem Eleinen Rojenmund, fie thäten allen Elementen de3 Frühlingd Wonnen jingend fund; durh Hain und Fluren wird’ erglühen ein seuermeer der Melodie; — doh Blumen fünnen nichts al3 blühen, und jingen muß der Menjch für jte!” (8. dv. Holtei.) Primula minima L. (Primulaceen Vent. S. 22, V. Kl.) Habmichlieb. Tafel 30. Nr. 56. Wurzelstock kriechend, verzweigt. Blätter eine Rosette bildend, keilförmig, vorn gestutzt und sägezähnig, dicklich, fast kahl, in der Jugend einwärts gerollt, dann flach, glatt. Schaft 1—2blütig. Kelch röhren- förmig, feindrüsig, mit 5 stumpfen Zipfeln, kantenlos. Blüte 5zählig. Blumenkrone stieltellerförmig, mit nach unten verengerter Röhre; Zipfel '/, 2spaltig. Kapsel rundlich. Samen zahlreich. Hellpurpurn, seltener lila oder weiß. Höhe 1—3 cm. Mai—Juni, vereinzelt auch im Herbst 1. Schon der Name „Habmichlieb”, welcher der finnigen Auf- fafjung des Gebirgsbewohners entiprungen, nochmehr aber Die — 117 — verjchiedenen, unjerem Blümchen geltenden dichteriichen Ergüfie befunden, daß wir eS hier mit einem hochpoetifchen Finde der Gebirgsflora zu thun haben. Wenn Hoffmann dv. Fallersleben fingt: „ab uns nach der Koppe jteigen, nun der Frühling ift erwacht, will dir dort ein Blümchen zeigen, was dir froh entgegen ladıt. Was mein Herz noch nie gewagt, dir das liebe Blümchen jagt. Wie’3 aus ödem Felsgejiteine swifchen MooS und Gräjern jprießt und am warmen Sonnenjcheine jeinen roj’gen Kelch erjfchließt.” — jo hat er damit die Hauptcharafterzüge des Pflänzchens trefflich gezeichnet. &3 erjcheint in Gemeinschaft mit dem Teufelöbarte unmittelbar nach der Schneejchmelze und überzieht, oft große Nafen bildend, die öden, fahlen Flächen um die Schneegruben, die Elb- und Bantjchewieje, an der Kefjelfoppe, an den Teichen, auf der Schneefoppe ujtw. mit dem herrlichiten, frifcheften Roja, das fich von jeiner noch toten Umgebung prächtig abhebt und weithin bemerkbar macht. Seine derben, faft lederartigen Blätter faffen vermuten, daß e3 durch einen Wachsüberzug deren Spalt- Öffnungen gegen den in diefer Höhenlage reichlich fallenden Regen wirffam zu jchügen jucht. Um bei der Blütenbefruchtung durch) Smfeften nur geeigneten Bejtäubungsvermittlern den HZutritt zu gejtatten, find haarfürmige Schußgebilde angebracht, welche den trichterförmigen Zugang zum Blütengrunde verjtopfen. 3 ge- währt einen entzücenden Anblik, wenn unmittelbar neben dem Schneefelde fich die fteilen Wände in den Schneegruben, am Elbgrundrande und jonft mit unfjerm Blümchen jchmüden und die überhängenden Felfen dichtbejegte purpurfarbene Blumenpofliter tragen. Unjer PBflänzchen ift auch in den Alpen heimijch, von wo aus e3 wahrjcheinlich hier eingewandert ift, fehlt aber in den öftlichen Swdeten und in der Nordlandsfliora. Zur Gattung Primula gehören noch: der gebräuchliche Himmelsichlüfjel (P. officinalis Jacq.), dichthaarig, mit aufgeblajenem Kelch und beeenförmig vertieftem Saum der goldgelben Blumenfrone. Der hohe Himmelsjichlüfjjel (P. elatior Jacq.), loder-haarig, mit flachem Saume der blaßgelben Blumenfrone. Kelch nicht aufge- blajen. Beide Pflanzen ziemlich reichhlütig. Während die erjtere fait nur der Ebene angehört, jteigt leßtere vom Borgebirge bis — IB — in die Schluchten des Hochgebirge. Wenn Gerhard Hauptmann in feiner „Berjunfenen Glode” mit den Worten „e. . . wonon fchon eines, wie ihr tifjen mitkt, den Himmel aufjchliegt.“ — auf die Deutung des Namens Himmelsjchlüfiel Hinweiit, jo giebt er der allgemeinen Anfchauung Ausdrud, daß die Pflanze als Eritling der Flora den Anbruch einer bejjeren Zeit verfündet und den Frühlingshimmel erichliegt. „Die Schlüfjelblume führt treu den Schlüfjel, der die Pforten öffnet zu neuen Frühlings jchönem Heiligtume.“ (U. Slafer.) Eine etwas profaischere Deutung jedoch Yeitet den Namen davon her, daß die Blüte mit einem altdeutichen Schlofje und bejonderd mit dem Schlüfjellochjchilde einige Ahnlichfeit habe. „Warum, mein Blümlein, heikt du Schlüfjelblume? Kannft du mir deinen eig’nen Namen deuten?“ „sch will’3 verjuchen“, jpricht es, „hau mic an! Sleicht meine Blüte felbjt nicht einem Schlüfjel? und nimmjt du mir die Krone, zeigt mein Selc) dir nicht ein Schlühchen famt dem Schlüfjelloch ? Die Krone ift dazu der hohle Schlüfjel, darauf des Schlojjes Stift gejchoben wird.” (E. Laufch.) Die Pflanze, die jchon bei den Völkern des Altertums in hohem Anfehen jtand, nahm früher im Bolfsglauben und in der Heilkunde eine hervorragende Stelle ein. Auch in der deutjchen Bolfsjage erjcheint fie und wird mit jenem Schlüffel in Ber- bindung gebracht, der die geheimen Schäge erjchließt. Anklänge hiervon finden fich auch in der Abendburgjage.!) Kann auch unfer Bflänzchen Habmichlieb auf eine jolh’ ruhmvolle Vergangen- heit nicht zurüdbliden, jo fann ihm aber eins nicht abgefprochen werden: E3 ijt das anmutigjte und Tieblichjte Kind der Hoch- gebirgöflora, welches auch der Niejengebirgsperein — der deutjche wie der öfterreichiiche — zu feinem Vereinsabzeichen erwählt hat. „Zief unten im Berge, im jeyimmernden Saal, bei goldenen Schägen da thront Aübezahl; hier oben, wo flatternd die Windesbraut tanzt, blüh’n jeltene Blumen, die er hat gepflanzt. Doc vor allen lieb’ ich den Herzensdieb, unjer Eleine® Blümchen Habmichlieb. ') Winkler. Schreiberhau, feine Gejchichte, Natur und Beihreibung. — 19 — E3 jchmiegt fich jo treu an das falte Gejtein und Schmücdet die Kuppen mit purpurnem Schein und begrüßet den Wandrer, der müde und matt dem Ziele des mutigen Strebens 1 naht. Du fein Blümelein, ziere den Berein; du follit unjer Schmud und Sinnbild jein!” (Ih. Donat.) Androsace obtusifolia All. (Primulaceen Vent. S. 22, V. Kl.) Stumpfblättriger Mannsschild. Aatel 32. NI.50 Wurzelstock kriechend, verzweigt. Grundblätter rosetten- förmig, ganzrandig, lanzettlich, gewimpert, sonst fast kahl. Hüllblätter lineal-lanzettlich, etwas kürzer als die Blütenstiele. Kelch 5spaltig, halb so lang als die Krone, mit breit-lanzettlichen Zähnen. Schaft 3- bis 5blütig, nebst dem Kelche sternhaarig. Krone stiel- tellerförmig, 5teilig, mit gelber, oben eingeschnürter Röhre und 5 Hohlschuppen am Grunde. Kapsel kugelförmig. Rötlich-weiß. Höhe 4—10 cm. Juni *. Hier tritt uns eine feltene Hochgebirgspflanze entgegen, die im Gebiete nur einen einzigen Standort inne hat, den Bajalt der El. Schneegrube. Sie bewohnt außerdem mit verjchiedenen anderen reichblütigen Arten derjelben Gattung die Alpen, von wo aus fie hier eingewandert ift; in der Nordlandsflora aber ift fie nicht vertreten. Wer unjer Pflänzchen nicht fennt, geht achtlos an ihm vor- über; denn flein ijt jeine Geftalt und unanjehnlich jeine Blüte. E3 eröffnet mit Habmichlieb, Teufelsbart und Anemone den Frühlingsreigen in der Schneegrube und überzieht herdenmweis das dunfelgraue Bajaltgeröll. Seine rötlichen zierlichen Blüten er- ichließen fich fait gleichzeitig mit dem Gebirgs -Bergißmeinnicht; nur ift feine Blütezeit von fürzerer Dauer. E3 ift zu bejcheiden, um in einen Wettbewerb mit dem übrigen Blumenflor einzutreten. Schüchtern tritt eS zurüd, wenn die mit Blätter» und Blüten- ichmud reicher ausgeftatteten Fräftigen Gejtalten auf dem Plane ericheinen. ES wartet nicht, bis die duftenden Kräuter auf der Au, die Halm’ im frischen Morgentau, die Bäum’ im grünen Stleide, ein jedes ruft: „sch jeheide!“ (9. d. Salleräleben.) — 10 — Wenn der Tourijtenzug hoch oben am Schneegrubenrande Yärmend vorüberzieht und einige Abenteurer in die Tiefe der Gruben jendet, hat das Pflänzchen fein bejcheidenes Blütenfleid bereit3 abgejtreift, und auch der Botaniker findet faum noch ein veripätetes Blümchen an der jteilen Felswand. Die grünen Blattrofetten mit den fahlen Fruchtitengeln find wohl noch vor- handen, aber jte haben fich Yängjt jchon, um vor Nachitellungen gefichert zu fein, im sprofjfenden Grün verftedt oder unter das ihüsende Blätterdah der Sommerflora geflüchtet. Bei dem zeitigen Erwachen unjeres Pflänzchens und jeiner furzen Lebens- dauer fann die Zahl der Bejtäubungsvermittler nur eine jehr be- Ichränfte fein. Der Nektar, welcher den bejtäubungsvermittelnden Snjeften dargeboten wird, befindet fich im Grunde der Furzen, engen Blütenröhre. Die am Schlunde angebrachten 5 Hohlichuppen gejtatten nur geeigneten Sniekten Zutritt; doch bildet die gelbe Färbung ein lodendes Saftmal. Sweertia perennis L. (Gentianaceen Juss. S. 22, V.K1.) Ausdauernde Sweertie. (Sumpf-Enzian.) Tafel’31. Nr. 52. Wurzelstock kriechend, mit zahlreichen Fasern. Pflanze kahl. Stengel meist aufsteigend, einfach, stielrund, oberwärts nebst den Blütenstielen geflügelt - Akantig, armblättrig. Blätter abwechselnd, ganzrandig, nervig; untere elliptisch, gestielt, in den Blattstiel verlaufend; obere länglich - lanzettlich, sitzend. Blüten in end- ständiger Traube. Kelch tief- 5teilig; Zipfel schmal lineal - pfriemförmig. Krone radförmig, Steilig, mit lanzettlichen Zipfeln und flachem Saum. Am Grunde jedes Zipfels 2 gewimperte Honiggruben. Staubgefäße3. Kapsel 1fächerig. Stahlblau, dunkler gestrichelt und punktiert, am Grunde grünlich. Höhe 10-—-20 cm. Juli— August 4. Bei feiner anderen Gebirgspflanze wird jo oft nad „Stand und Namen“ gefragt wie bei diefer. Dazu aber fann weder die üppige Geftalt, noch der Blätter- und Blütenihmud VBeranlafjung geben. Denn e3 ift nur eine mäßig große Pflanze mit wenig Blättern und Blüten. Aber die Farbe der legteren weicht von — 121 — allen Blütenfarben jo mejentlih ab, daß die Pflanze jofort die Aufmerfjamkeit de3 Wanderers erregt. Sie ift eine Sumpfpflange, die fich aber auch gern an Bachrändern und quelligen Stellen zeigt: Buchberg (Siergeb.), alte jchlef. Baude, Kefjelfoppe, Schnee- gruben, Prinz Heinrich-Baude, Teiche, Elbfall, Krfonoih, Elb-, Pantjche- und weiße Wieje, Teufelsgärtchen, Gründe ujm., Ge- jenfe, Alpen. Sm der Nordlandsflora it fie nicht vertreten. Schon durch die auffallende Färbung der Blumenfrone, noch mehr aber durch die am Grunde befindliche Zeichnung werden die be- ftäubungsvermittelnden Injeften angelodt. Der füße Genuß aber ilt einigermaßen erjchwert; denn der Nektar ruht in 2 franfig- getvimmperten Honiggruben, die, einem Käfig ähnlich, von Reufen überdedt find. Demnach wird der Bejuch nur leiftungsfähigen Snieften gejtattet, die auch ein gemwifjes Hindernis zu überwinden vermögen. Um die Windverbreitung der Früchte möglichjt zu fürdern, ift der flachgedrücdte Samen mit einem häutigen Rande ausgeftattet. Gentiana aseclepiadea L. (Gentianaceen Juss. S. 22, V. Kl.) Gebirgs -Enzian. (Würger- Baizıan,) Tafel 32, :Nr. 59 Wurzelstock vielköpfig -ästig, mit starker Hauptwurzel und endständigem, einfachen, oben reichblättrigen Stengel. Blätter aus eiförmigem, breiten Grunde lanzettlich, langzugespitzt, 5--7 nervig. Blüten einzeln, sehr kurz gestielt, gegenständig, in den Blattachseln, ohne Vorblätter. Kelch langwalzig, gestutzt, mit schmalen, 3—5 mal kürzeren Zipfeln. Blumenkrone langkeulenförmig, 5spaltig, mit zugespitzten Zipfeln. Schlund kahl. Staubgefäße 5. Griffel fehlend. Kapsel lfächerig. Azurblau, mit punktiertem Schlunde, selten weiß. Höhe !/,—1 m. August— September *. Wenn fich der Touriftenihwarm anjchidt, unjere Berge zu verlaffen und die jugendlichen Scharen, der Schulglocde folgend, wieder heimtmärt3 ziehen, wenn in der Ebene „jchtwer herein ichwanft der Wagen, fornbeladen“, und auf den Hochgebirgs- fammen Floras Kinder ihre Köpfchen zum langen Schlafe neigen: dann glättet Gentiana ihr grünes Blätterfleid und jchmückt ihre — 12 — Blumenfrone mit des Himmels Bläue. Sowie Habmidhlieb und Teufelsbart im Frühling den Blumenreigen eröffnen und mit ihren Blüten die Wanderer Shmüden, jo jchließt ihn Gentiana beim Herannahen des Herbites, indem auch fie dem Bejucher ein Erinnerungs-Sträußchen darreiht. Um diejfe Zeit dürfte es auf dem Gebirge wohl faum eine Gajtjtätte geben, auf deren Tafel nicht ein Gentiana - Strauß prangte. E3 ift aber auch eine herrliche Pilanze, die nach Plinius ihren Namen von dem illy- riichen Könige Gentius, der fie al3 Heilmittel gegen die Peit anwandte, erhalten haben joll. Der Beiname „asclepiadea“ weilt auf Asflepios oder U Sfulap Hin, der als Gott der Heilkunde (1200 vd. Chr.) verehrt wurde und der die Heil- kraft Ddiejer Pflanze entdeckt Haben joll. Shr Heimatland, von wo aus die Einwanderung hier wohl erfolgt jein dürfte, find die Alpen. Dort gedeihen die verjchiedenen, zahlreichen ©entiana- und Primula = Arten!) am beiten. Unfjere Pflanze ftand früher bejonder3 wegen des in der Wurzel enthaltenen Bitterjtoffes als Heilmittel bei Magenfrankheiten und Berdauungsitörungen — auch als Wundmittel — in hohem Anfehen. Sie jcheint für da Sonnenlicht eine große Empfindlichkeit zu befiten. An ichattigen Plägen find die Blätter genau gegenjtändig gejtellt und fehren, um möglichjt viel Licht zu genießen, die ganze Blatt- breite der Sonne zu. Auf freien Standorten dagegen jtehen die Hlätter meist wechjelitändig, mehr aufrecht. Die ftärfere Ein- wirfung des SonnenlichtS giebt jich hier durch intenfivere Färbung der Blüten fund. Diefe gehören zu demjenigen reife von Pflanzen, deren Befruchtungsorgane fi nicht gleichzeitig ent- wideln. So hat hier eine Entleerung der Staubgefäße jchon Itattgefunden, ehe die Narben empfängnisfähig waren. Die gloden- fürmige Blumenfrone gejtattet nur den Hummeln Zutritt, um die Bejtäubung auszuführen. Unfer Enzian jteigt vom Sier- gebirge (Sjerfamm, Buchberg, Tafelfichte, Heufuder und jonft.) bi8 auf die Kämme des Niejengebirges, wo er fich fat überall in großer Menge ausbreitet. In den Dftjudeten und in der Nordlandsflora ift er nicht vertreten. Bon den verjchiedenen, zur Gattung Gentiana zählenden Arten gehören dem Gebiete an: Bunftierter Enzian (G. punctata L.), mit gelber Blumen- ı) Im „Atlas der Alpenflora” find 21 Gentiana= und 13 Primula- Arten enthalten. — 13 — frone; Gejenfe. Frühlings -Enzian (G. verna L.). Be- ichreibung nachitehend. Feld- Enzian (G. campestris L.), mit länglich-lanzettlichen Blättern und hHell-violetter Blüte. Bom Borgebirge bi in die Schluchten des Hochgebirges: KL. Schnee- grube, Rehhorn, Gejenfe. Daß einige Gentiana-Arten, bejonderd die mit auffälliger Blütenfülle ausgeitatteten, in Sage und Bolföglauben hervor- getreten find, bedarf wohl nur einer Furzen Erwähnung. „Senn in Schluchten und auf Höhen Sloras Kinder gehn zur Ruh, und vom Riejenfamme wehen uns die legten Grüße zu: Offnen ji) auf Berges Halde, an der Quelle hell und Elar, an des Giekbadhs Silberwelle, blaue Augen treu und wahr. Gentianas holdes Niden lodte mic) zum trauten Ort, und aus ihren treuen Blicen la8 ich diejes hehre Wort: „Zreu’ um Treue” — dies befunde! — find die Deutung meines Blids; Treue, Liebe, feit im Bunde find da3 Unterpfand de3 Glitd8.” Gentiana verna L. (Gentianaceen Juss. S. 22, V. Kl.) Frühlings-Enzian. Tafel 31. Nr. 60. Wurzelstock dünn, ästig, mit Niederblättchen und an der Spitze mit Blattrosetten. Stengel rasenartig, 1 blütig. Blätter elliptisch oder länglich-lanzettlich; untere spatel- förmig. Kelch röhrenförmig, flügelkantig, mit lanzett- lichen Zähnen. Blumenkrone cylindrisch, 5spaltig, zwischen den Zipfeln mit kleinen Anhängseln; Schlund kahl. Tiefblau. Höhe 5—10 cm. Juni—Juli *. Unfer Pflänzchen, das in Süddeutichland und bejonders in den Alpen ziemlich häufig anzutreffen ift, gehört den öftlichen N. Hochjudeten an. Aus jeinen blauen Augen, die an die herrlichen Gentianagejtalten der Alpen erinnern, jpricht das Verlangen: „oft durch die jtille Seele fchwinget ein Ton jo fremd, und jo befannt, der Sehnjucht Alphorn ijt’3, das Elinget aus meiner Jugend Hirtenland.“ (U. Meihner.) Es ift eine Tiebliche, aber im behandelten Gebiete feltene Er- Iheinung. Unter den in Schlefien vorkommenden Arten ift es vie Heinfte und zierlichjtee Sie bewohnt nur einzelne Stellen im Gejenfe: Brünnelhaide, Mitteloppaquelle, Beterftein, gr. Keifel, hohe Haide. Hier Liebt fie quellige Stellen und grafige Abhänge. Doch Fommt fie wohl nirgends in größerer Anzahl vor. Gie ericheint beinahe ebenjo jparjam wie der gelbblühende, punftierte Enzian (G. punctata L.), der ebenfalls nur im Gejenfe anzu- treffen it. So verichieden die Blüten in betreff ihrer Färbung ind, joviel Verwandtes und Ülbereinftimmendes fcheinen fie in Bau und Geitaltung zu befigen. Doch treten bei genauerer Be- obachtung gerade Hier jo mwejentliche Unterfchiede hervor, daß bei dem wichtigjten Ereignis im Pflanzenleben, beim Befruchtungs- aft, fait jede Art ihren eigenen Weg geht. Während eine Art mehr der Freizügigkeit Huldigt und einen gemijchten Bejucherfreis von Bejtäubungsvermittlern empfängt, beichränft eine andere dieje Bejucher auf eine auserlejene Gejellfchaft. Eine dritte Gruppe verichließt, nur ganz bejtimmten Gäften den Zutritt geftattend, ven Eingang mit einem Gitter. Cine vierte Gruppe endlich, zu der auch unfer Pflänzchen gehört, bedient fich gar eines Vorlege- ihlofjes und verjchließt die enge, lange Blütenröhre durch Die iheibenförmige Narbe derartig, dag nur langrüffelige Schmetter- linge den Neftar erreichen können. Daß bei dem Beftäubungsafte die Farbenpracht der Blumen und auch der Saftmale eine hervor- vagende Rolle jpielt, bedarf kaum eines Nachweijes. Sedenfalls übt die tiefblaue Färbung, die bei den Gentiana-Arten vor- herrichend ift, auf die Blumenbejucher eine große Anziehungskraft aus. — Unfer Pflänzchen gehört zu den Kindern Floras, die im Hochgebirge die Frühlingswonne verfündigen. „Mit Himmelblau gejchmücket blüht Frühlings-Enzian, der Aug’ und Herz entziicet auf grünem Wiejenplan.“ (9. Kritit.) — 125 — Veronica bellidioides L. (Scrophulariaceen R.Br. S. 22, II. K1.) Mafsliebehenartiger Ehrenpreis. (Kleiner Ehrenpreis.) Tafel 31. Nr. 61. Wurzelstock kriechend. Pflanze dicht-rauhhaarig, ober- wärts drüsig. Stengel aufsteigend, kräftig. Blätter verkehrt-eiförmig, derb gekerbt, untere größer, in den Blattstiel verschmälert, rosettenförmig, obere sitzend, in 2—4 Paaren. Blüten in kurzer, gedrungener Traube. Kelch 4teilig. Krone radförmig mit 4teiligem Saume und kurzer Röhre. Kapsel gedunsen, eiförmig, schwach- ausgerandet. Himmelblau. Höhe 5—15 cm. Juni bis Juli 4. „Könnt ich hinjtürmen und bäumen wie du, Bergfrühlings Flut! Ach, jo mide und winterlich lange hab’ ich gerurht. (Karl Hanptmann.) E3 war zur jchönen Frühlingszeit, alS wir der „Riefenhöh“, unjerer Schneefoppe, einen Bejuch abjtatteten. Nachdem das Yuge lange genug in die Nähe und Ferne gejpäht, fiel der Bi auch auf unjere nächite Umgebung. Wohl Hatten uns Teufelsbart und Habmichlieb jchon begrüßt. Bor uns aber zeigte fich noch feine Spur des erwachenden Lebens, und fahl und nact jtarrten die zerflürfteten Felsblöde in die Tiefe des Riefengrundes. Aber ivas it das? — rufen wir freudig überrajcht aus. Zu unjeren Füßen, zwijchen dem toten Gejitein, breitet fich eine friiche, grüne Blatt- rojette aus, auf welcher jich ein jtarfer Stengel mit azurfarbener Blütentraube erhebt. Das ift unjer Ehrenpreis. Wenn wir Die Gegenjäge zwijchen der jtarren Umgebung und der Lieblichkeit der Erjcheinung ins Auge fafien, möchten wir auch jagen: „Bo da3 Strenge mit dem Harten, wo Starfes jih und Milde paarten.“ Unjer Bflänzchen bewohnt nur den Koppenfegel und den gr. Reifel des Gejenfes, ijt aber an beiden Stellen nur jehr jpär- fi anzutreffen. Auf der Schneefoppe wird es durch die zahl- reichen Bejucher an Pfingften, um welche Zeit e8 im vollen Flor jteht, vielfach als Schmud mit hinmweggenommen. &3 verdient deshalb alle Anerkennung, daß der Soppenwirt bemüht ift, Exemplare aus Samen zu ziehen, um das Pflänzchen der Koppe zu erhalten. Sn den Alpen, von wo e3 hier eingetwandert ift, — 7 — fommt ce Häufig vor; dagegen fehlt e$ in der Nordlandsflora. Bildet die Blumenhülle duch ihre Hinmelblaue Färbung für Sekten auch eine jehr wirffame Lodblüte, jo fan aber auch nicht geleugnet werden, daß der Honiggenuß einigermaßen erjchwert it. Um nur geeigneten Bejuchern den Zutritt zu geftatten, tft das Neftarium mit Reufen und Gittern verjehen. Unfer Pflänz- chen gehört einer ziemlich artenreichen Gattung an, deren Glieder faft durchweg die Ebene bewohnen. Bis auf die Hochgebirgs- region jteigt der Gebirg3-Ehrenpreis (V. alpina L.), mit eirunden Blättern und violettblauer armblütiger Traube. Um die Wiejenbaude, am Fl. Teiche. Die übrigen Standorte fehr zweifelhaft. Pedicularis sudetieca Willd. (Scrophulariaceen R.Br. S. 22, XIV. Kl.) Sudeten-Läusekraut. Tatel 33 + Nlr62; Wurzelstock mehrköpfig, mit zahlreichen, fiederspaltigen Grundblättern. Stengel aufrecht, einfach, über der Mitte mit wenigen Blättern. Blüten in dichter Traube, nebst den Blattstielen und Kelchen zottig. Kelch Sspaltig, bauchig; Abschnitte lanzettlich, klein-gesägt. Oberlippe der Krone sichelförmig gebogen, mit 2 drei- eckigen Zähnen. Unterlippe mit 2 vorspringenden Leisten. Kapsel eiförmig. Hellpurpurn. Höhe $ bis 20 cm. Juni—Juli }. Hier tritt und eine der merfwürdigiten Hochgebirgspflanzen entgegen, die aber gerade feinen bejonders anjprechenden Namen führt. Es it wohl möglih, daß fie als ein Mittel gegen die Läufe der Haustiere gebraucht worden ift, und auf diefe Weife den wenig äfthetiichen Namen erhalten hat. Derjelbe aber läßt fich jeher wohl auch mit dem Standorte in Beziehung fegen. Denn unter „Läuferich” verjteht man eine fumpfige, moorige, jterile Fläche und dies ift der Standort unferer Pflanze: Teiche, Melzer- grube, Koppenplan, Seiffenlehne, weiße Wiefe, Brunnberg, Riefen- grund, Kiesberg, Aupafall, Mittagftein, Schneegruben, EIb- und Pantjcherwieje, Keffelfoppe, Krkonofch, Pudelbaude ujto., jcheint aber in der Dftjudetenflora nicht vertreten zu fein; ebenjo ift fie in den Alpen und Skandinavien nicht vorhanden, wohl aber im nordöftlichen Europa: Samojedenlande, Notwaja - Semlja uw. Demnach jcheint unjere Pflanze von Nordoiten her eingewandert zu jein. Was aber betvog fie, ihre nordische Heimat zu verlaffen ? Warum Ließ fie nicht da und dort Spuren ihrer weiten Wanderung zurüd? WUuf welche Weife und wann erfolgte ihre Einwanderung ? Welchem Gebote folgte die Pflanze? Welches Gefeb mies ihr gerade hier, fern von ihrer Heimat, neue Wohnfige an? „Sind das nicht tiefe Fragen der jehnenden Natur? Fuplft du dich nicht getragen von heil’ger Ahnung Spur? Hier juchen und nicht finden, das ijt das Rätjelwort; ein emwigesS Verbinden die jel’ge Löfung dort.“ (?) Die Pilanze führt auch den Namen Moorfönig; umd wahrlih, eine fünigfiche Geftalt ift e8, die vor uns aus dem Moorgrunde auftaucht. Das Bild ift ein ganz eigenartiges: vor uns breitet fich die öde, von Knieholzrojetten eingefaßte Moor- fläche aus, die vorherrichend graugrüne Seggen birgt. Aus den braunen Wafjertümpeln jteigen grünberafte Köpfe auf, deren Scheitel mit der rafigen Simje bededt ift. Plöglich ändert fich das Begetationsbild. EI zeigt fich unjere Pflanze, mit ihrem freudig-grünen Blätterjchmude und der Hellpurpurnen Blütentraube, und verichtwunden ijt das düftere, einförmige Ausjehen. Die Moorlandichaft erhält ein Lebensfriiches, freundliches Gepräge. Bei unjerer Pflanze, die durch die Hochrote Färbung der Hlütenblätter die njeften anlodt, treten jehr fomplizierte Be- täubungsvorrichtungen in Wirfjantkeit, die nur den langrüfjeligen Bejuchern den Zutritt gejtatten. Die Pflanze gehört zu den Schmarogergewächien, die neben eigener Ernährung durch bejondere Saugwurzeln anderen Pflanzen gewifje Nährjtoffe entziehen. Zur Gattung Pedicularis gehören noch folgende beide Arten, von denen aber nur die erjtere bisweilen über die Wald- region hinauffteigt: Wald-Läufefraut (P. silvatica L.), mit 5fantigem Kelch, und Sumpf-Läufefraut (P. palustris L.), mit 10—15fantigem Kelch. Bei beiden Pflanzen find die Grund- blätter zur Blütezeit meift jchon vertrocnet. — 12383 — Aleetorelophus alpinus Greke. (Scrophulariaceen R. Br. S. 22, XIV. Kl.) Gebirgs - Klapper. Tafel 34. Nr. 63. Stengel meist einfach. Blätter länglich oder länglich- lanzettlich, stumpf gekerbt-gesägt, runzelig, mit etwas stengelumfassendem Grunde sitzend. Deckblätter breit- lanzettlich am Grunde mit 3 eckig-lanzettlichen zu- gespitzten Zähnen. Kelch aufgeblasen, 4zähnig, zu- sammengedrückt, Saum verengt-4zähnig, nebst den Deckblättern schwarzgestrichelt und -punktiert. Krone mit zusammengedrückter, abgestumpfter 2zähniger Oberlippe. Diese über der kurzen Röhre stark auf- wärts gekrümmt. Unterlippe nach unten abstehend, mit gekerbten, violettblau gefärbten Lappen. Staub- beutel grannenlos, zottig. Frucht eine rundliche, zu- sammengedrückte, 2fächerige Kapsel. Hellgelb, Zähne violett. Höhe 10--20 cm. Juli— August ©. Beim Anblid unjerer Pflanze glauben wir ein Kind der Ebene vor uns zu haben, das der Landmann nicht mit bejonderer Freude begrüßt; denn e8 zeigt fich bisweilen unter Getreide als läftiges Unkraut. Bei genauerer Betrachtung aber merfen mir, daß unjer Hochgebirgsfind — neben anderen abweichenden Merf- malen — auf Dedblättern und Kelchen jchtwarze Striche und Bunfte befitt. Dieje jomohl, al3 auch die Färbung der Blumen- frone, der Zähne und der Unterfippe dienen al3 Lodmittel für Ssnieften. Unjere Pflanze, die wohl in der Alpen-, aber nicht in ver Nordlandsflora vertreten ift, Liebt grafige Lehnen und beivohnt gern die um die Gebirgsbauden gelegenen Wiefen: Elb-, Bantjche- und weiße Wieje, Kejjelfoppe, Kıfonoih, Schneegruben, Teiche, Gründe ufmw., Glaber Schneeberg und Gejenfe. Sm der Nord- landsflora ift jie nicht vertreten. Bon der hefmförmigen, al3 Schub- dach dienenden Oberlippe der Blüte führt ein enger Zugang, der mit 2 blauen Läppchen als Saftmal gejchmüct ift, nach dem Nektar, der nur durch den Schmetterlingsrifjel erreichbar ift. Deshalb zählt die Pflanze zu den Falterblumen; außerdem aber, bezüglich ihrer Ernährung, zu den Schmarogergewächlen, injofern fie neben eigenen Ernährungswurzeln noch Saugmwurzeln befigt, durch melche fie anderen Pflanzen einen Teil der Nährftoffe entzieht. Der Same it häufig geflügelt, wodurch die Verbreitung mittels des — 129 — Windes begünjtigt wird. Zu unjerer Gattung gehören noch mehrere Arten, die aber durchweg der Ebene angehören und faum über das Borgebirge hinaufjteigen. Der Name Klapper oder Klappertopf rührt davon her, daß der reife Samen im ge- trocneten Kelche beim Schütteln Elappert. Bartschia alpina L. (Scrophulariaceen R. Br. S. 22, XIV. Kl.) Gebirgs-Bartschie. (Violette Klapper.) Tafel 34. Nr, 64. Wurzelstock kriechend, langfaserig. Stengel oft zahl- reich, einfach, unten mit schuppenförmigen Nieder- blättern, rauhhaarig und oben nebst den Kelchen drüsen-haarig. Blätter eiförmig, gegenständig, halb- umfassend, kerbig-gesägt, weichhaarig. Blüten einzeln, in den obersten Blattachseln gedrungen-traubig. Kelch glockig, 4spaltig. Krone langröhrig, rachenförmig, mit ungeteilter Ober- und 3teiliger Unterlippe. Kapsel eiförmig. Dunkelviolett. Höhe 10—25 cm. Juli bis August }. Die Pflanze gehört zu den Bewohnern der Hochmoore; doch tiebt fie auch quellige, grafige Abhänge und feuchte Felsipalten: Elb-, Bantjche- und weiße Wieje, Kejfelfoppe, Krfonofch, Schnee- gruben, Brunnberg, Teiche, Heidejchloß, Gründe ujw.; Gejenfe; Alpen und im hohen Norden. Durch die dunfelviolette Färbung der ziemlich großen Blüte und die bläufiche Färbung der oberen Blätter, durch welche jich die Pilanze von ihrer Umgebung abhebt und dadurch ziemlich bemerflich macht, jucht fie ihre Freunde, die bejtäubungsvermitteln- den Sniekten, zum Bejuche einzuladen. Sie weiß fich aber aud durch die drüfenhaarig>zottige Bekleidung ihrer Feinde zu erwehren. Bon der heimförmigen Oberlippe der Blüte, die den inneren BHlütenteilen ein jichere® Schußdach bietet, führt ein breiter Zugang zum Nektar, zu dem Hummeln und Bienen mit Leichtig- feit gelangen fönnen. Außer den echten Wurzeln, die direkt dem Boden einen Teil der Nahrung entnehmen, befist die Pflanze noch Saugmwurzeln, welche anderen Pflanzen gewijje Nährftoffe entziehen. Demmach gehört fie auch zu den Schmarogergewächlen. 9 —:. 19 — Pinguiceula vulgaris L. (Lentibulariaceen Rich. S. 22, II. Kl.) Fettkraut. (Blaues Fettkraut.) Tafel 33. Nr. 62; Wurzelstock vielfaserig. Blätter grundständig, rosetten- förmig, eiförmig bis elliptisch, stumpf, ungeteilt, fleischig, klebrig-drüsig, fettglänzend, gelblich-grün, am Rande umgerollt. Blütenstiele 1—4, stielrund, fleischig, drüsen- haarig, mit nickender Blüte. Kelch fast 2lippig-5spaltig. Krone mit 2lappiger Ober- und 3lappiger Unterlippe, doppelt so lang als der pfriemförmige, ziemlich gerade Sporn. Zipfel der Unterlippe länglich-eiförmig, ziem- lich gleichgroß. Kronenschlund offen, bärtig. Staub- beutel quer aufspringend. Kapsel 2klappig, stumpf. Hellviolett. Höhe 8—12 cm. Juni—Juli }. Unfere Pflanze ift, wie die vorige, eine Sumpfbewohnerin. Duellige Stellen, feuchte Moospolfter, torfige, moorige Wiejen bewohnt fie am liebjten. Sie steigt von der Ebene bis aufs Hochgebirge. Hier aber iit fie nur im Diftteile der Sudeten an- zutreffen: Wölfelsporf, gr. und Fl. Ktejiel des Gejenfes, Beteritein, Altvater, Krnoblauchtwiefen. Auch in der Alpenflora ift fie ver- treten. Wenn „ief im grünen FSrühlingshag durch die alten Niüjtern wandelt leif’ am jchönften Tag wunderjames Flüjtern.” — (E. Geibel.) da erwacht unjer Pflänzchen vom winterlichen Schlafe und er- öffnet mit der blauglodigen Gentiana verna den Frühlingsreigen. Das Fettfraut gehört — wie Drosera — zu den injeften- frejienden Pflanzen. Schon die jchon gefärbte Blüte dient für die Sniekten al Lodungsmittel. VBerderbenbringender aber werden ihnen die gelbgrünen oder rötlichen, in eine Nojette geftellten Blätter. Shre Oberfläche ift mit überaus zierlichen, taufrijchen, fopfförmigen, gejtielten Drüjen bejeßt, von denen auf den Quadrat- zentimeter etwa 25000 fommen. Sie erjcheinen unter dem Mikrojfop wie fleine Hutpilge und dienen offenbar als Köder und Leim zugleich. Sobald ein Snieft das Blatt berührt, wird e3 von dem Flebrigen Schleim, den die Drüjen abjondern, feit- gehalten, jo daß ein Entrinnen nicht mehr möglich ift. Sm feiner Angit jucht es Schuß unter dem eingebogenen Blattrande. Hier — 131 — aber betritt eS die allergefährlichhte Stelle. Gleich jenen entjeh- lichen Rerfern der Snquifition, in denen jich die Dede herablieh, um den Gefangenen langjam und qualvoll zu erdrücen, jo jenft ih langjam, aber mit unaufhaltjamer Gewalt der Blattrand herab, indem er das Tierchen einjchließt und eine Nolle bildet, deren Höhlung fich vaih mit einer großen Menge von einer jauren, pepfinhaltigen Flüffigfeit füllt und die Beute verzehrt. Genau jo verhält fich das Blatt, wenn e3 ftatt von Fliegen und anderen Snieften von Fleijch, Pflanzenjamen, Eiweiß, Knorpel uftv. berührt wird. Aus den Drüjen ergießt fich fofort der jaure Berdauungsjaft, der die organijchen Körper in 1—3 Tagen auf- löft. Nach beendeter Mahlzeit breitet fic) das Blatt wieder aus und die Drüfen füllen fich, weitere Beute eriwartend, von neuen mit dem verhängnispollen Gafte. Thesium alpinum L. (Santalaceen R. Br. S. 22, V.KI.) Gebirgs-Verneinkraut. Tafel 34. Nr. 66. Wurzelstock kurzgliederig, spindelförmig. Stengel meist einfach, schief aufsteigend. Blätter lineal, zugespitzt, Ilnervig. Blüten in einseitswendiger Traube. Unter jeder Blüte 3 Deckblätter, das mittlere länger als die seitlichen. Blütenstiele aufrecht-abstehend, so lang oder kürzer als die Frucht mit dem Stielchen. Blumen- röhre mit dem Fruchtknoten verwachsen, bis auf !/; 4spaltig, zur Fruchtzeit an der Spitze eingerollt. Frucht eine lsamige Nuß, fast kugelig. Weiß. Höhe 10—25 cm. Juni— August }. Unfere Pflanze hat ein jehr bejcheivenes Ausjehen; fie ift mit jo wenig in die Augen fallenden Merkmalen ausgeitattet, daß fie fich feiner bejonderen Aufmerfjamfeit zu erfreuen hat. Klein find ihre weißen Blüten, jchmal und unanjehnlich ihre Blätter. Sie jcheint fich auch ihres jchlichten Gewandes bewußt zu fein; denn fait nirgends drängt fie fich an den Touriftenpfad. Nur durch ihren einjeitswendigen traubigen Blütenjtand und durch die meilt zahlreichen Stengel, die, bogig auffteigend, bisweilen hübjche NRojetten oder Trichter bilden, jucht fie fich eine getifje Beachtung zu verichaffen. Sie liebt grafige Abhänge und felfige, bufchige Hügel: Schneegruben, Eibrwieje, Keffelfoppe, Teiche, 9* — 132 — Gründe ufw.; Olager Schneeberg, Mittelberg; Gejenfe; Alpen. An einzelnen Stellen jteigt jie bis an den Fuß des Gebirges (Rrummbhübel, Arnsdorf, Rochlis, Teufelsberg db. Neumelt ujm.), ja jogar bis in die Ebene herab. In der Nordlandsflora ijt jie nicht vertreten. Unfere Pflanze führt ein jo bejcheidenes und harmlojes Dafein, daß man ihr faum eine jchädigende Wirkung zutrauen fünnte, und doch weiß fie jich einen Teil ihrer Nahrung auf Koften anderer zu verichaffen. Sie gehört nämlich zu den Schmarogergewächien, die neben Wurzeln zur eigenen Ernährung auch Saugwurzeln bejigen, die ein unredliches Gejchäft betreiben und an den Nährftoffen der Nachbarpflanzen zehren. Dieje Saug- wurzeln bilden ziemlich große, fait geitielte Knöpfe, die fih an die fremde Nährwurzel jo eng anjchmiegen, daß fich Kleine Fajer- wiürzelchen pinjelartig im Holzförper der angefallenen Wurzel aus- breiten und diejer gewifje Nährjäfte entziehen. Statt fich dafür dankbar zu erweilen, richtet die Pflanze ihre zahlreichen Stengel fo auf, da dadurch die Umgebung zurüdgedrängt wird. Ob mit der Saugwurzelfafer, die ja für die Pflanze in dem wirren Wurzelgeflecht als Pfadfinderin dient, auf jenen Faden hingeiviejen werden joll, den die griechiiche Göttin Ariadnne ihrem Werehrer Thefeus als Führer im Labyrinth darreichte, ijt mindeitens zweifelhaft; aber der Name Thesium wird mit jenem griechiichen Helden, der die rettende That der Göttin mit jchnödem Undanfe belohnte, in Verbindung gebracht. Zur Gattung Thesium gehören noch einige Arten, von denen nur das Wiejen-Berneinfraut (Th. pratense Ehrh.), mit alljeitSwendiger Blütenrijpe erwähnt werden joll. (Um Landes- Hut und Kupferberg.) Rumex alpinus L. (Polygonaceen Juss. S. 22, VI. Kl.) Gebirgs-Ampfer. (Mönchsrhabarber.) Tafel 35. Nr.,07, Wurzelstock dick. Stengel aufsteigend, sehr dick. Grund- blätter rundlich-herzförmig, abgerundet-stumpf, kurz bespitzt, mittlere länglich -eiförmig, obere lanzettlich. Blattstiel oberseits rinnenförmig. Blüten in dichten Quirlen, zwitterig. Blumenhülle 6blättrig; die 3 äußeren Blättchen klein, krautig, am Grunde zusammen- a a 35 Ann hängend; die 3 inneren vergrößert und die Frucht einschließend. Staubgefäße 6, am Grunde der Blüten- hülle eingefügt, innere Zipfel herz - eiförmig; Staub- beutel aufrecht. Narben 3, pinselförmig. Fruchtstiele kreiselförmig angeschwollen. Frucht 3seitig. Höhe !%a—1 m. Juli— August 4. Koch lagern an den Böfchungen des Kammes mächtige Schneefelder; nur im Baudengarten will das winterliche Gewand nicht mehr recht zufammenhalten. Trogdem veripätete Schnee- Ichauer die entitehenden Lüden zu verdecden juchen, bricht da und dort, beionders an dem mit Schmelzwaijer gefüllten Bache, das nt Erdreich durch. Aber e3 trägt einen eigenartigen Schmud. Noch unter der Schneedede haben fih die ftarfen Wurzelftöde mit vötlichen Spigen entwidelt. &3 ijt num feine jeltene Erjcheinung, daß dieje jungen Triebe al3 purpurne Pyramiden aus dem frifch gefallenen Schnee hHervorragen. Später bildet die Pflanze in Berbindung mit Peitwurz und Gebirgs-Milchlattich jene üppige Vegetation, die wir an verichiedenen Stellen des Hochgebirges, bejonders aber unterhalb der neuen jchlej. Baude zu bewundern Gelegenheit haben. Unjere Pflanze, die auch Mönchsrhabarber genannt wird, liebt quellige Pläße, feuchte Gebirgswiejen und Bady- ufer: Sierwiefe, alte jchlef. Baude, Keflelfoppe, Budel-, Spindler- und Hampelbaude ujw.; Gejenfe; Alpen; fehlt aber dem Norden. Hin und wieder fteigt fie in tiefere Tagen herab, 3. B. Vetersdorf, Schreiberhau, St. VBeter. Die Ampfergewächle gehören zu den windblütigen Pflanzen, bei denen die Fremdbeitäubung durch die Luftbewegung vermittelt wird. Die Blüten, deren Staub troden und leicht it, fünnen deshalb den auffälligen Farbenichmud, die Honigabjonderung und den Wohlgeruch” entbehren. Von den zahlreichen, fait durchweg der Ebene angehörigen Arten unferer Gattung jteigen folgende bis auf das Hochgebirge: Kleiner Ampfer (R. Acetosella L.), Blätter lanzettfich bis [ineal, mit wagerecht-abftehenden oder aufwärts gerichteten Lappen. Aron- blättriger Ampfer (R. arifolius All), Blätter dünn, mweic), breit= herzförmig=3edig, mit aufwärts gerichteten Lappen. Ba Betula nana L. (Betulaceen Rich. S. 22, XXI. Kl.) Zwerg-Birke. Tafel 36. Nr. 68. Niedriger Strauch mit aufrechten Stämmchen. Zweige rotbraun, jüngere behaart. Blätter zahlreich, kurz- gestielt; rundlich, breiter als lang, stumpf gekerbt, kahl, unterseits mit hervortretendem Adernetz, ohne Drüsen. Blüten 1lhäusig, Kätzchen aus schuppen- förmigen Deckblättern bestehend. d Blüten mit Kelch, zu 3 auf einem Deckblatt. Staubgefäße meist 3. Blüten ohne Kelch, in gedrungen -walzenförmigen, aufrechten, vor den Blättern erscheinenden Kätzchen. Fruchtknoten 3. Narben 2, fadenförmig. Frucht eine lsamige Nuß, mehrmals breiter als der Flügelrand. dKätzchen rötlich-braun. Höhe 30—75 cm. Mai— Juni }. Die Birke, zu welcher auch unjer Strauch gehört, ift zwar im ganzen Gebiete verbreitet; doch bildet jie nur Fleinere Bejtände. Sn Laub- und Nadelwald eingejprengt, führt fie einen zähen Kampf mit ihrer Umgebung. Sn der heidnijchen Vorzeit war fie der Göttin Frigga geweiht. Mit den jungbelaubten Zweigen wurden die Eingänge der Wohnungen gejhmüdt. Dieje jchöne Sitte Hat jih bis in die Gegenwart erhalten. Zur fröhlichen Pfingitzeit werden in Kirchen und Häufern junge Birken aufge- ftelt. „Schmücdt das Feit mit grünen Maien!" Sa, jogar das Dampfroß erhält feinen Biingitihmud. Hie und da gilt noch der heimlich in der Nacht vor dem Haufe der Auserforenen auf- gepfianzte Maienbaum al3 eine Auszeichnung, al3 ein Bild der Liebe und Treue. Unjere Pflanze zählt — wie auch) die Weidenarten — zu ven Kätchenträgern, bei denen die Übertragung des Blütenftaubes von einer Blüte zur andern durch den Wind erfolgt. Deshalb gehört Betula bezüglich der Blütenbeftäubung zu den Windblütlern, bei denen die Fremdbeitäubung dadurch gefichert wird, daß fich die männlichen und mweiblichen Blüten nicht zu gleicher Zeit ent- wideln. Die Früchte find mit einem zweiflügeligen Anhange verjehen, wodurch die Verbreitung durch den Wind wmefentlich gefördert wird. lad Wenn der Dichter von der Birke fingt: „Hell jhimmerft du dort oben in jtarfer Brüder dichtem Chor, aus Duft und Hauch geimoben jteigt deiner Krone Grün empor.“ — jo Itimmt dies freilich bei unferer Zwerg-Birfe nicht zu; dem fie it das Kleinste Glied der Käbchenträger, „bräunlich und von guter Gejtalt“. Wer an den hohen, jtattlichen Baum denkt, ver- mutet in unjerem zierlichen Strauche wahrlich feine Birfe. Wollen wir ihn an jeinem Standorte auffuchen, jo müfjen wir die unter- halb des Hochjteins nach Böhmen führende „alte Zollitraße“ verfolgen. Nach mehrjtündiger Wanderung gelangen wir zu der einjam gelegenen Michelsbaude, wo wir den fich rechts ab- zweigenden Fußpfad nach der Kolonie Kobelhäujer einschlagen. Hier ftehen wir vor einem ausgebreiteten, mit Knieholzgebitich bededten Hochmoor, „Sierwieje“ genannt. Am Cingange der- jelben zu beiden Seiten eines aufgeiworfenen Torfgrabens zwilchen der Fahritraße und dem Sierflufje bemerken wir die Sträucher unjerer Ziwerg-Birfe. Sie wächjt auch bei Neumwiefe (Siüdabhang de3 Sergebirges) und auf den Seefeldern bei Neinerz. Sm der Alpen- und Brodenflora it fie ebenfall$ vertreten; am häufigiten aber fommt fie auf den nordilchen Hochmooren vor. Sm den höheren Gebirgslagen neigt auch die gewöhnliche Birke zur Strauch- bildung. Sp erjcheint eine Abart der weichhaarigen Birfe (B. pubescensEhrh. var. carpatica Willd.), mit rundlich-eiförmigen, fahlen Blättern, ebenfall® meist al3 Strauch: Sferwiefe, Schnee- gruben, Kefjelgrube, Riejen-, Melzer-und Elbgrund, Teiche. Gefenke. „Herrlich bijt dur aufgejtiegen aus des Berges dunklem Grund. Seht des jchlanfen Stammes Wiegen und die zarten Blätter fliegen, janft gefüßt von Zephyrs Mund! Alfo gleicht dein XoS dem LXofe, das uns Boefte gewährt; wachje, jtrebe fort ind Große, mit dem Fuß im Erxrdenjchoße und das Haupt im Licht verflärt. Doch da fomnt ein Frevler eben, bohrt dich an umd zapft den Saft; widerwillig mußt du geben, was du felbjt gebrauchit zum Leben: Deiner Jugend erjte Kraft. — 136 — Diejem folgt ein zweiter Sünder, nüst fein PBrivilegium; aus dem Dorf der Meifter Binder ichneidet ab gerade Finder, Zwinget fie zu Reifen frumm. Mit noch größerm Üübermute holt der Dritte gar dein Reis; aus dem legten jhwanfen Gute fmüpft er eine Zauberrute für die Sitte, für den Fleiß. Sener hat den Geijt genommen und zu jhalem Trunf filtriert; der dein Treiben Frumm genommen; dDiejer dich zu Sugendfrommen ererziert und appliziert.“ (Fr. Treitichke.) Salix LapponumL. (Salicaceen Rich. S. 23, XXII.Kl.) Lappländische Weide. (Schnee-Weide.) Tafel 36. Nr. 69, Vielästiger Strauch. Blätter länglich bis länglich-lanzett- lich, am Grunde meist verschmälert, grau behaart, unterseits meist weißfilzig, selten fast kahl, ganzrandig, spitz. Nebenblätter oft verkümmert. Ahren meist zottig, dick, länglich. & vor den Blättern, & mit den Blättern. Deckschuppen vorn schwärzlich. Frucht- knoten und Stempel filzig, seltener kahl; Stiel kürzer als die Drüse. Narben lineal-keulenförmig, meist un- geteilt. Kapseln dick. Samen wollig behaart. Höhe 1/o—11), m. Juni—Juli u Wer nur einiges Sntereife für die Hochgebirgsflora bejibt, geht gewiß nicht achtlos an unfjerem Weidenftrauche vorüber. Schon im zeitigen Frühjahr, bald nach der Schneejchmelze, jchmücden fich die blattlofen Afte mit dicken, eifürmigen, goldgelben Blüten- fäschen, welche nur Staubgefäße (2) enthalten. Die weiblichen (2), walzenförmigen Kägchen mit weißfilzigen Stempeln exicheinen fait gleichzeitig mit den Blättern. Beide Arten von Käschen wachen auf verjchiedenen Sträuchern; deshalb gehören die Weidenarten — 1897 zu den 2häufigen Gewächien. Im Nücficht auf die Beitäubung zählen fie zu den Windblütlern. Durch die meift herabhängenden, (eichtbeweglichen, blütenreichen Kätchen wird dem Winde, der bier die Vermittelung allein übernimmt, die Übertragung des Blütenftaubes wmwejentlich erleichtert. Die Frucht ift mit einem am Grunde entipringenden Haarjchopfe ausgerüftet, der den Samen vollitändig einhült und die Verbreitung durch den Wind jehr begünftigt. Die Lappländiiche Weide bewohnt die quelligen, jumpfigen Lehnen des Hochgebirges: Kejjelgrube, Efb- und Bantjche- wieje, Teiche, Schlingelbaude, Dreifteine, Mittagjtein, Melzer-, Niejen- und Elbgrund; Gejenfe. Sie gehört zu den wenigen Pflanzen, die in den Alpen fehlen; dagegen ift je in der nordilchen Flora vertreten. Eine Abart unferer Pflanze (S. Daphneola Tsch.) mit breit-lanzettlichen, völlig fahlen Blättern und unbe- haartem Fruchtfnoten fommt beim PBantjchefall vor. Der Name „Weide“ rührt von der Biegjamfeit der Zweige her; deshalb wird auch der zum Binden benußgte Zweig vielfach Wiete genannt. Die Weidenrinde enthält Salicin und Gerb- itoff, die an den Dedjchuppen der Blütenfäschen befindlichen Honigdrüfen geben zeitige Bienennahrung, die filbergrauen Blüten- fässchen vertreten in der fatholischen Kirche am Balmjonntage die Palmen, und Hol; und Zweige werden zu mannigfachen Wirt- Ichaft3gegenständen verarbeitet. Bon den zahlreichen, meijt der Ebene angehörigen Weiden- arten — in Deutjchland allein fommen 50 Arten vor — fteigt außer den beiden folgenden nur noch eine bis auf das Hoch- gebirge: die zmweifarbige Weide (S. bicolor Ehrh.) mit eiförmigen oder elliptiichen, glänzend grünen, fait lederartigen Blättern. Schneegraben am Brunnberge. Sie joll auch am Biegenrüden vorkommen. Sn der Bolksjage nimmt die Weide feine günstige Stellung ein. Schon der Standort, „am düjtern Ort“, bringt die Weide in Verruf. „ES jcheinen die alten Weiden jo grau.“ Wächit fie nicht häufig am jtillen Weiler, am dunklen Wafjertümpel, vo mit Vorliebe der Lebensmüde am Weidenaft oder in der jtill- verichtwiegenen Wafferflut vom Erdendajein Abjchied nimmt? Und nun erjt das geipenfterhafte Bild des alten, verfrüppelten, pho3- phoreszierenden Weidenjtumpfes, auf dejfen Schopf fich die empor- iprießenden Ruten wie drohende Haarjtränge erheben! — 13 — „Die Weide Hat feit alten Tagen jo mandem Sturm getrußet, it immer wieder ausgefchlagen, jo oft man fie geftugßet. E3 Hat jich in getrennte Glieder ihr hohler Stamm zerflüftet, und jede Stämmcden hat fich wieder mit eig’ner Borf’ umritftet.“ (Fr. Rücdert.) Mußte nicht ein gebleichter, vielfach geipaltener Weidenitamm unjeren Vorfahren al das Sinnbild des Totenreicheg und der Sib der Unglüd verfündenden Geifter und Hexen gelten? „Sn den alten, geheimnisvollen Fchmgerichten fand auch die Weide Verwendung. Ein Weidenftrif lag neben dem blanfen Schwert bei der Eröffnung des Gerichtes auf dem Tijche por dem Frei- grafen, und bei „weed und reype“ (Weide und Strid) fchlo derjelbe alle Uneingeweihten von der Teilnahme der Sibung aus. Wer fich aber doch neugierig Heranichlih, der mußte gemärtig fein, mit einem Weidenftrif am nächjiten Baume aufgefnüpft zu werden. Das Tragen einer Weide galt nach germanifjchen Ge- leben wie das Hundetragen für eine entehrende Strafe.“ (Reling u. Bohnhorft.) Berichmähte Liebhaber erhielten im Mittelalter ein Geflecht aus Weidenruten; daher die Nedensart: „Einen Korb bekommen.“ Bejonderd war die auf Kirchhöfen vielfach angepflanzte Trauer- weide (S. babylonica L.) von der Sage umrantft. „Laub, Zweig’ und fte läht die Trauermeide zur Erde hangen, wie vor großem Leide; ein jtolzer Baum war jte in Seju Tagen, bi3 man mit ihren Zweig den Herrn gejchlagen. ALS fie mißbraucht fich jah zu Gottes Hohne, da neigte fie vor Wehmut ihre Krone und fann vor Schmerz noch nicht die Zweige heben, läßt fie, wie Wind jich wirft, in Lüften jchweben.” (X. Kopiid).) Die Trauerweide — auch Thränenmweide genannt — it ein Baum der Klage, der durch jeine herabhängenden Ziveige zu.mannigfachen Deutungen und Erzählungen Veranlafjung ge- geben hat. „An den Waffern zu Babel jagen wir und tweineten, — 139 — wenn wir an Zion gedachten. Unjere Harfen hingen mir an die Weiden, die drinnen find.” (Bi. 137, 1. 2.) „Zrauerweide, Baum der Schmerzen, Baum der tiefbetrübten Herzen, du jolljt mir der liebte fein, wenn mich Liebe läßt allein. Einft, wenn ich hab’ außgelitten, ausgerungen und =gejtritten, Wiegeit du zum Schlaf mich ein.” (Carmen Sylva.) Salix silesiaca Willd. (Salicaceen Rich. S. 23, XXI. Kl.) Schlesische Weide. Tafel 36. Nr. 70. Strauch sparrig, ziemlich kräftig, mit bogig aufsteigenden Zweigen. Blätter eiförmig-elliptisch oder verkehrt- eilanzettlich, wellig-gesägt, jung wollig-behaart, braun- rot, später oberseits dunkelgrün, kahl, unterseits meist graugrün, auf den Adern kurzhaarig. Blumen 2häusig. Kätzchen locker, walzenförmig, kurzgestielt. Trag- blätter ungeteilt, langzottig. Blüten mit fleischiger Honigdrüse. ? Blüten mit den Blättern erscheinend. Staubfäden kahl, 2—12; Staubbeutel nach dem Ver- blühen schwärzlich. Fruchtknoten pfriemförmig, kahl, sein Stiel 3—4mal so lang als die Drüse. Griffel mäßig kurz; Narbe abstehend, oft 2spaltig. Frucht- klappen 2, sichelförmig zurückgerollt. Samen mit langer Haarwolle umgeben. Höhe 1-3 m. Mai--Juni; in höheren Lagen etwas später }. „Der Mai it gefommen, die Bäume jchlagen aus!“ Dies gilt befonders für unfere Weide, die jchon im zeitigen Frühjahr ihre Fahlen grauen Afte reich mit goldgelben Käschen ihmiücdt. Die grünen, loderen, ziemlich Yangen Ahren, welche meibliche Blüten mit Fahlen Fruchtfnoten und oft 2jpaltigen Narben tragen, ericheinen erft mit den zarten Blättern, die in der Jugend mit feinem Wollhaar und purpurroten Bipfeln ge- ihmücdt ind. BE mul „Da traten Blätter zart und mweidh aus Fleinen braunen Wiegen, um johüchtern an den jchlanfen Ziveig jih innig anzujchmiegen.“ (3. Sturm.) Unfere Pflanze Liebt bufchige Abhänge, Waldränder und Bachufer. Sie fteigt vom Thale bis aufs Hochgebirge: Ser- gebirge, Petersporf, Schmiedeberg, Schreiberhau, Krummhübel, Rohlis, neue und alte fchlef. Baude, Schneegruben, Teiche, Gründe ufw.; later Gebirge, Gejente. Sn der Alpen- und Kordlandsflora ift fie nicht vertreten. Sie jcheint aus den Kar- pathen, wo jie ziemlich verbreitet ift, hier eingewandert zu fein, und im Riejen- und Sfergebirge ihre Weftgrenze erreicht zu haben. Iroß der Hinter den S und 2 Blumen angebrachten honig- abjondernden Drüfe, die von Bienen fleißig bejucht wird, gehört die Weide zu den Windblütlern. Nicht von Sniekten, jondern bom Winde wird der leichte, trocene Blütenftaub von Strauch zu Straudh und von Blüte (2) zu Blüte (2) getragen, wodurch die Befruchtung zuftande kommt. Bon einer Selbftbeitäubung fann deshalb feine NAede jein, weil die Geichlechter vollitändig getrennt find und die d Blüten fich viel früher entwideln als die 2. Der von den Smiekten aufgenommene Honig dient ihnen als erite Frühlingsipeife. Die Weide hat die Neigung, mit anderen Arten der Gattung eine Verbindung einzugehen, wodurch viele Baftardformen ent- tanden find. m übrigen gilt das bei der vorigen Beichreibung Gejagte. Salix herbaceaL. (Salicaceen Rich. S. 23, XXI. Kl.) Krautartige Weide. Tafel 36. Nr. 71. Zwergiges Sträuchlein, mit kriechendem, vielästigen, im Moose oder in Felsritzen verborgenen Stämmchen. Blätter fast kreisrund, vorn stumpf, kerbig-gesägt, kahl, beiderseits fast gleichfarbig, unterseits schwach- glänzend, vorragend netzadrig. Kätzchen endständig, arınblütig, am knospentragenden, meist 3blättrigen Zweige. Deckschuppen länglich, hohl, bleich, ge- wimperte Fruchtknoten kahl, sehr kurz gestielt. Griffel sehr kurz, mit 2teiligen Narben. Länge 2—10 cm. Juni $. Sl Endlih hat der Frühling auch auf dem Hochgebirge feinen Einzug gehalten. „Die Luft ift blau, das Thal ift grün!“ Wir wandern auf die Höhen und lafjfen uns von den befannten DBlumengeftalten Habmichlieb, Teufelsbart und Anemone begrüßen, ehe jie ihr farbenprächtiges Gewand wieder ablegen. Das ijt der geeignetite Zeitpunkt, unjer Weidenpflänzchen aufzujuchen. Wir haben die Sohle der Fl. Schneegrube erreicht und gerade die Stelle betreten, mo jich auf einem nur wenige Quadratmeter großen, von einzelnen Snieholzfträuchern umrahmten Blabe unjere Pflanze ausbreitet. „Das ift“ — rufen wir unjerm Begleiter zu — „per Standort unferer Weide!” Aber ungläubig blickt er uns an und entgegnet: „sch jehe weder Baum noch Strauch und auf der fahlen Moosdede jprießt nichts als die Preißelbeere, deren Blättchen die jchwache Bodenfrume durchbrechen.“ „Hebe“ — fordern wir ihn auf — „ein folches Pflänzchen heraus und du wirft deine Freude haben!“ Und fiehe da, e3 war nicht das Laub der PBreißelbeere, jondern das tutenförmig eingerollte Blätt- chen unjerer Weide, in welches das Fleine Käschen eingemwicelt war. MWollten wir die gegemüberliegende jchroffe Felswand er- Himmen, jo würden wir in den Felsipalten ebenfall3 unfere Pflanze antreffen. in ähnlicher Standort befindet fih an der Dftböjchung des Brunnberges, unterhalb des Gipfel. Am zahlreichiten und Fräftigiten jedoch finden wir fie an der Kefjel- foppe. Von der PBantjchetwiefe aus fteigt man am Grubenrande etwa bi3 zur Mitte der Koppenhöhe. Bon dort aus führt ein falt ganz verwachjener Bergmannspfad hinab in die Tiefe zu einem alten Stollen, wo wir uns, dem jchwach betretenen Pfade folgend, recht3 wenden. Beim leßten Anjtieg verjuchen wir, die jih zur Rechten auftürmenden, die fteile Böichung Frönenden Feljen zu erflimmen, wo wir unjere Pflanze in ziemlich Fräftigen Eremplaren antreffen. Die oben erwähnte Ähnlichkeit mit dem Laube der Preißelbeere jchügt unfere Pilanze am Pferdefopf bei der neuen jchlef. Baude vor räuberiichen Angriffen. Hier erweift fich Ddiefes Schugmittel geradezu al3 Tarnfappe für die Fel3- bewohnerin. Xm Gejenfe (Altvater, Beterjtein und gr. Kefjel), jowie in den Alpen und im hohen Norden kommt die Pflanze ebenfall3 vor. Be ne Agrostis rupestris All. (Gramineen Juss. S. 23, II. Kl.) Feisen-Straufsgras. Tafel 37. Nr. 72. Wurzelstock dichtrasig, ohne Ausläufer. Grundständige Blätter borstenförmig. Rispe länglich, nach dem Ver- blühen ausgebreitet, mit glatten Ästen. Ährchen- achse am Grunde des Deckblattes mit 2 kurzen Haar- büscheln. Hüllblätter lanzettlich; das äußere Blumen- deckblatt vorn fein gekerbt, mit einer am Rücken unter der Mitte entspringenden Granne; diese dop- pelt so lang als die Hüllblätter. Trübviolett oder grünlich. Höhe 10—25 cm. Juli— August 4 Das Straußgras gehört zwar zur größten und bedeutungs- volliten Pflanzenfamilie, zu den Gräfern; aber e3 trägt, wie viele andere Gebirgspflanzen, ein jo jchlichtes Gewand, daß der Tourift achtlos an ihm vorübergeht, obwohl e3 fich überall an feinen Weg herandrängt. Die Pflanze liebt Feljen, kurzgrafige Stellen, Wegeränder. Sie it auf den Kämmen und Ruppen überall anzutreffen: E[b- und Bantjchemwieje, Kefjelfoppe, Schnee- gruben, Hiegenrüden, Schneefoppe ujw. Sm der Alpenflora ift fie ebenfall3 vertreten; doch jcheint fie den Ditjudeten und dem hohen Norden zu fehlen. Phleum alpinum L. (Gramineen Juss. S. 23, III. Kl.) Gebirgs-Lieschgras. Tafel?237. Nr. 73. Wurzelstock dicklich, kriechend. Halm steif - aufrecht, 2—3blättrig. Blätter schmal, am Rande rauh. Blatt- häutchen kurz; oberste Blattscheide etwas aufgeblasen. Blüten in eiförmiger oder eiförmig -länglicher Ähre. Ährchen 2blütig. Hüllblätter kahl, gekielt, so lang als die Granne,; am Kiel borstig gewimpert. Violett. Höhe 15—40 cm. Juli— August }. Kann auch unfere Pflanze nicht mit jenen farbenfrischen Blumengeitalten wetteifern, die den bunten Wiejenteppich tweben, jo nimmt fie doch unter den Kindern der Hochgebirgsflora nicht die Teste Stelle ein. Schon durch ihre violette Ühre Ienft fie den Blid auf fich; vor allem aber trägt fie dazu bei, die Wiefe mit dem erjten friichen Grün zu fchmücdken. ER „Du junges Grün, du friiches Gras, wie manches Herz durch dich genas, das don des Winterd Schnee erfrantt ! D, wie mein Herz nad) dir verlangt! Schon trittjt du aus der Erde Nacht, tie mir dein Aug’ entgegen lacht! Hier in des Waldes ftillem Grund drück ich dich, Grün, an Herz und Mund! Was treibt mic) von den Menjchen fort? Mein Leid, das hebt fein Menjchentwort; nur junges Grün and Herz gelegt, macht, daß mein Herz nun Süller Ichlägt.“ Unjere Pflanze liebt grafige Lehnen und fruchtbare Wiejen des Hochgebirges: Niefengebirge (auf Kämmen, Wiefen und Ab- hängen über 1000 m), NRehhorn, Glater Schneeberg, Gejenfe; Alpen- und Nordlandsflora. An einzelnen Stellen fteigt fie in tiefere Lagen herab: Sjerwieje, Buchberg, Schreiberhau ufmw. Der Name „Liejchgras“ wird von dem alten deutichen Worte liska abgeleitet, welches Halm, Riedgras bedeutet. Poa laxa Haenke. (Gramineen Juss. S. 23, II. Kl.) Schlaffes Rispengras. Tafel 38. Nr. 74. Pflanze graugrün. Wurzelstock lockerrasig, ohne Läufer. Stengel schlaff, glatt, am Grunde nicht verdickt. Blätter schmallineal, weich, länger als ihre Scheiden. Rispe zusammengezogen, locker, überhängend, mit glatten, aufrechten Ästen. Ahrchen eiförmig, meist 3blumig. Hüllblätter lanzettlich, spitz, 3nervig, ziemlich gleichgroß, grannenlos. Deckblätter eiförmig-lanzettlich, gekielt, unbegrannt. Kiel und Randnerven unterseits gewimpert. Rötlich-violett. Höhe 10—20 cm. Juli bis August 1. Unfere Pflanze gehört zu einer an Arten reichen Gattung, von denen außer der folgenden mehrere bis auf die Kuppen und KRämme des Gebirges hinaufjteigen. inige (P. alpina L. und P. caesia Sm.) find große Seltenheiten, die nur die Oftjudeten bewohnen. Dort, two fich Felfen auf Felfen türmen, wo fich das Geröltfeld ausbreitet, wo fich die feuchte Felsipalte öffnet: Dort Be ift der Standort unjeres NRilpengrajes: Beigelftein, Riübezahls- fanzel, Schneegruben, Mädel- und Mittagitein, El. Teich, Teufels- gärtchen, Schneefoppe. In der Alpen- und Dftjudetenflora jcheint die Pflanze zu fehlen; dagegen ift fie in der nordilchen Flora (Ssland) vertreten. Bon ihren Berwandten unterjcheidet jte jich fofort durch ihre jchlaffen Stengel, die oft in größerer Anzahl über die Felsfante herabhängen. Poa sudetica Haenke. (Gramineen Juss. S. 23, III. Kl.) Sudeten-Rispengras. (Berg-Rispen- was.) „Late 38; Nr. 79. Wurzelstock meist mit kurzen Läufern, lockerrasig. Stengel bogig aufsteigend, flach zusammengedrückt, oberwärts schärflich. Blätter flach, ziemlich breit, hellgrün, in eine kappenförmige Spitze zusammen- gezogen. Scheiden zusammengedrückt, zweischneidig, fast ganz geschlossen. Blatthäutchen kurz. Rispe gleichförmig, länglich oder pyramidal. Aste zu 5, abstehend, scharf. Ahrchen eiförmig-länglich, 3- bis 5blütis. Hüllblätter spitz, lanzettlich, 1—3nervig. Deckblätter ganz kahl. Grün, bisweilen violettüber- laufen. Höhe ';—1 m. Juni—Juli 4. Wollten wir unjere Pflanze mit der vorigen nur oberfläch- fich vergleichen, jo würden wir e8 faum für möglich halten, daß fie einer und derjelben Gattung angehören könnten. Shrer äußeren Erjheinung nach find fie jehr verjchieden. Während fich die vorige als ein jchwaches, zartes, glattes Pflänzchen mit weichen ichmalen Blättern und wenigblütiger zufammengezogener Nijpe an den Felfen anjchmiegt, in deifen Spalt fie ihre Wurzelfajern jentt, erhebt fich unjere Pflanze, ihre Umgebung itberragend, jtolz und fühn im feuchten Grunde oder am fräuterreichen Abhange. Shren Wurzelftof umgiebt fie mit zahlreichen, anjehnlichen, oben fappenförmig zufammengezogenen Blättern, aus deren Mitte ich ein ftarfer zweifchneidiger Halm mit ausgebreiteter, reichblütiger Riipe aufrichtet. Sie kommt an folgenden Standorten vor: Schneegruben, Kefjelfoppe, Krkonofh, Schüfjelbauden, El. Teich, Elb- und Riefengrund, Nehhorn, Rabengebirge, Heufcheuer, Glaßer Schneeberg, Gejenfe; Alpen. N LAHN Hier und da, bejonders im VBorgebirge, ericheint die Pflanze mit folgender Abänderung: Pflanze jchlaff, Riipe lang, Afte diinn, ÜHrchen meift 2 blütig u Fr.): Agnetendorf, Maldenburger Gebirge, hohe Menje, Glater Schneeberg, Gejenke. Carex rigida Good. (Cyperaceen Juss. S. 23, XXI. Kl.) Starre Segge. (Statt Segge = Riet.) Tafel 39.,,Nr, 76, Pflanze graugrün. Wurzelstock mit beschuppten Läufern. Stengel oben glatt, sehr steif. Blätter lineallanzettlich, starr, gekielt, zurückgekrümmt, mit hellbraunen Scheiden. Ährchen länglich, d einzeln, 9 2—4, sitzend, aufrecht. Narben 2. Schlauch fast 3kantig, nervenlos. Deckblätter eiförmig, die Schläuche am Grunde ein- hüllend. Deckblätter schwarz, Schläuche bräunlich- grün. Höhe 10—20 cm. Juni—Juli *.| Wohl gehört die jtarre Segge zu der Frühlingsflora des Hochgebirges; wohl überzieht fie oft große Flächen mit ihren Blüten- ähren; wohl tritt fie häufig an den Weg des Wanderer, aber dennoch bleibt fie meijt unbeachtet; denn graugrün und jehr einfach it ihr Gewand. Wenn fie fich nicht durch ihre ftraffe Haltung, durh die im halbfreisförmigen Bogen auffteigenden Sproffen, duch die gelblichen, ziemlich großen Staubbeutel und Die faft ichwarzen Ührchen etwas bemerflich machte, wiirde man fie in den fahlen, abgejtorbenen Blätterrajen de3 Borjahres faum er- fennen. Und doch it ihr im Haushalte der Natur nebit ver- Ichiedenen anderen Bilanzen feine geringe Aufgabe gejtellt. Mit ihren zähen Wurzeln und Läufern, die nicht jelten ein dichtes Geflecht bilden, Eammert fie fih an den Boden an und jchüßt ihn gegen die durch Schneejchmelze und Heftige Negengüfje ent- jtehenden Schäden. Die Pilanze Tiebt torfige, furzgrafige, feuchte Pläbe und ift auf Kuppen und Kämmen häufig anzutreffen: ElIb-, Bantjche- und weiße Wieje, Kefjelfoppe, hohes Rad, Teichränder, Brunnberg, Schneefoppe ufto.; Slater Schneeberg, Sefente, Broden und im hohen Norden. Xu der Alpenflora ift fie nicht vertreten. Sie ändert ab: Pflanze höher. 2 hrchen Länglich- walzenförmig; das untere geitielt: Efb- und weiße Wieje, later Schneeberg, Gejenfe (inferalpina Fr.). 10 a Carex atrata L. (Cyperaceen Juss. S. 23, XXI. Kl.) Schwärzliche ER (Trauer-Riet.) Tafel 39. Ne 277. Wurzelstock rasig, mit Läufern. Stengel glatt, fast 3schneidig. Blätter breit, grasgrün, steif-abstehend; untere Scheiden nicht netzfaserig, schwarzbraun. Ährchen länglich -eiförmig, 4—5, auf dünnen Stielen, dichtblütig, die unteren meist überhängend. End- ständiges Ahrchen unten d, oben 2. Deckblätter eiförmig, stumpflich oder spitz, länger als die Frucht. Schlauch kahl, nervenlos, fast 3kantig. Deckblätter schwarz, Schlauch grün. Höhe 10—30 cm. Juni bis Juli 2. Unter den Carex - Arten nimmt diefe Segge eine hervor- ragende Stellung ein. Mit ihrer Eräftigen Gejtalt überragt fie fait überall ihre Umgebung. Die Pflanze bildet dichte Najen von hohen breiten Blättern, aus denen fich der jtarfe Stengel erhebt. Sie ift jofort an der Ihtwarzen Färbung der Ährchen zu erkennen. Dieje find an der Spibe gehäuft und nehmen bald eine Itraff aufrechte, bald eine Idief aufitrebende, meijt aber eine itberhängende, niefeende Stellung ein. Auch die Geftalt der Ährchen it feine gleichmäßige. Bismweilen find fie nur armblütig und nähern jich der Kugelgeftalt. Die Farbe der Frucht ift ebenfalls veränderlih. Die Pflanze liebt feuchte, grafige Abhänge: Kefjel- foppe, Schneegruben, Teiche, Aupagrund, Melzergrund, Teufels- gärtchen, Schneefoppe ujw.; Gejenfe, Alpen- und Nordlandsflora. Mitten unter der Grundform fommen Übergänge vor: PBilanze bis '/; m hodh. Stengel oben mehr oder weniger rau). Ded- blätter und Früchte breiter, jchwarzbraun (aterrima Hoppe): Teichränder, Niejengrund ufjmw. Carex irrigua Sm. (Cyperaceen Juss. S.23, XXI. Kl.) Gletscher-Segge. Tafel 40. Nr. 78. Grasgrün. Wurzelstock mit kurzen Läufern, lockerrasig. Blätter ziemlich breit, flach, so lang oder länger als der Stengel. Dieser am Grunde mit Scheiden. End- ährchen d; 2 Ahrchen 2—3, länglich, auf dünnen BR 0 a Stielen überhängend. Deckblätter eiförmig-lanzettlich, zugespitzt, länger als die Frucht. Schlauch kahl, fast nervenlos, grasgrün, mit kurzem, gestutztem oder aus- gerandetem Schnabel. Deckblätter dunkel - rotbraun. Höhe 10—20 cm. Juni— Juli 1. Die Gletjcher-Segge ift eine echte Sumpfpflanze. Sie führt ung mitten hinem in das eintönige Hochmoor, wo jeden Augenblid der Fuß zu verfjinfen droht. Aus den braunen Tiimpeln erheben fich oft in großer Menge lange, jchlanfe, graugrine Halme, auf denen jich, an langen dünnen Stielen überhängend, roftbraune Ührchen wiegen. Schon glauben twir, unfere Segge vor ung zu haben. Nur jtört ung die graugrüne Färbung; auch weichen die jchmalen, zufammengefalteten Blätter, die bei weitem nicht die Höhe des StengelS erreichen, von der Beichreibung, ab. Das iit die Shlamm-Segge (C. limosa L.), die viel Ähnlichfeit mit unjerer Pflanze Hat. Dicht daneben aber, mehr am Rande der Moorfläche, breiten fich lebhaft grün gefärbte Najen aus, Die aus weichen, breiten, flachen Blättern beitehen. Sie berühren mit ihren Spigen die ebenfalls braun gefärbten ÜÄhrchen, ja ragen jogar noch über fie hinaus. LUnfere Segge bewohnt folgende PBunfte: Elb-, Bantjche- und weiße Wieje, Abhang zwiichen Schnee- gruben und Elbfall, Kefjjelfoppe, Weißtwafjer- und NRiejengrund, Brunnberg. Sn den Alpen und Dftjudeten jcheint fie nicht ver- treten zu fein, wohl aber in der Nordlandsflora. Carex capillaris L. (Cyperaceen Juss. S. 23, XXI. Kl.) Haarhalmige Segge. Tafel 40. Nr. 79. Grasgrün. Blätter schmallineal, etwas rinnig, nach aus- wärts gebogen, in dichten Rasen. Stengel stumpf- kantig. d Ährchen 1, wenigblütig; g 2—4, auf langen, dünnen, etwas rauhhaarigen Stielen, nickend oder überhängend. Deckblätter breit-eiförmig, abgerundet- stumpf, weiß-hautrandig, kürzer als die Schläuche. Schlauch elliptisch - lanzettlich, in den Schnabel all- mählich verschmälert. Deckblätter hellbraun ; Schläuche bräunlich-grün. Höhe 5—20 cm. Juni—Juli *. Dieje Segge ift nicht nur eins der Fleinften, jondern auch der jeltenjten Kinder der Hochgebirgsflora, und e3 gehört jchon 10* Pius ein bejonders;; geübtes Späherauge dazu, die Pflanze an den grafigen Zehnen und feuchten, felfigen Mbhängen aufzufinden. An fteilen, von Feljen umgebenen Abhängen erbliden wir feine Gras- biüjchel, deren Dlattipigen fi) nach außen neigen. Bei genauerer Betrachtung finden wir mitten im Rafen, von Blättern umjchlofien, einige dinme, bräunlich-grüne Ührchen. Das ift unfere Segge. Erit jpäter, richtet jih der jchlanfe Stengel, an dejjen Spite die zierlichen Ührchen herabhängen, iiber die Blätterbitfchel empor. Bisweilen verbirgt jich das Pilänzchen unter dem Blätterdache der Umgebung, wodurch das Auffinden noch bejonders erjichwert wird. Standorte unjerer Pflanze find: Keffelfoppe (um das alte Bergwerk), Krfonojh (Süpdjeite), Fl. Schneegrube, Kiesberg (altes Bergmwerd), Teufelsgärtchen (auch im oberen Teile der nordöftlichen Schlucht), unterhalb des Schneegrabens, Aupafall, an den Ab- hängen zwijchen Aupafall und SKiesberg; Gejenfe, Alpen und im hohen Norden. Dem Gebiete gehören noch mehrere Carex - Arten und -Formen an, teils Hochgebirgspflanzen, teil3 Bemwohnerinnen der Ebene und des Borgebirges, auf die aber hier, wo es fich nur um einige Vertreterinnen der artenreichen Gattung handelt, nicht näher eingegangen werden fonnte. Eriophorum alpinum L. (Cyperaceen Juss. S. 23, II. Kl.) Gebirgs-Wollgras. Tafel 41. Nr. 80. Wurzelstock kriechend, rasenförmig, kurzgliederig. Stengel 3kantig, auf den Kanten rauh. Scheiden offen, oberste geschlossen, mit kurzer Blattfläche. Ährchen eiförmig, armblütig, einzeln endständig, aufrecht. Blütenhülle aus Borsten bestehend, welche sich bei der Frucht- reife über das Ährchen hinaus verlängern und einen wolligen Schopf bilden. Staubgefäße 3. Griffel faden- förmig. Scheiden braun. Höhe 5—20 cm. Juni *. In der Blütezeit hat das Gebirgs-Wollgras große Ühnlich- feit mit jener Simjen-Art (Scirpus caespitosus L.), die im Moorgrunde meilt hervortretende Wurzelpoliter mit zähen, dichten Rajen bildet und das Betreten der Sumpffläche ermöglicht. Beide Pflanzen blühen zu gleicher Zeit und haben fajt gleiche Stand- orte. Nur tritt das Wollgras nicht fo häufig auf und hat aud) EINTAONU nicht jo dichte Rafen. Bei einem genaueren Vergleich zeigt es fich, daß der Stengel der Simje wohl gejtreift, aber nicht, wie beim Wollgras, dreifantig ift. Schon am Ende der Blütezeit aber zeigt fich der Feine graue Wollfopf: Aus der Blütenhülle wachjen ziemlich zahlreiche Borjten heraus, die nach der Blütezeit einen aus ge- ichlängelten Haaren beitehenden, graumeißen, die Frucht vollitändig einjchließenden Wollichopf bilden. An diefen zierlichen wolligen Köpfchen, die freilich bei weitem nicht die Größe der in der Ebene und im VBorgebirge vorkommenden anderen Wollgras-Nrten erreichen, ijt unfer Pflänzchen Leicht zu erfennen. Diejer Haar- ichopf ift eine fehr wirkfame Ausrüftung zur Verbreitung des Samens. Das Wollgras gehört nämlich zu denjenigen Pflanzen, bei denen die Ausbreitung durch den Wind erfolgt. Das Pflänzchen bewohnt quellige, jumpfige, moorige Stellen an folgenden Punkten: Kefjelfoppe, Eib-, Bantiche- und meiße Wieje, Elbgrund, Teiche, Melzergrund, Schneegraben am Brunn- berg, Ränder des Aupagrundes; Gejenfe, Alpen- und Nordlands- flora.. Un einzelnen Stellen fteigt das PBlänzchen auch in niedrigere Gebirgslagen herab: Södrich b. Buchwald, Sannowis, Heerdberg, Kiejewald b. PVetersdorf, Waldenburger Gebirge. &ymnadenia conopea R.Br. (Orchidaceen Juss, S.24, XX.Kl.) Fliegenartige Höswurz. (Große Händelwurz.) Tafel 42. Nr. 81. Knollen handförmig geteilt. Stengel beblättert. Blätter lineal-lanzettlich, an der Spitze oft kappenförmig. Ähre ziemlich locker, walzenförmig. Blütenhülle un- regelmäßig, aus zwei 3zähligen Kreisen bestehend. Ein Blatt des inneren Kreises lippenartig, gespornt. Deckblätter 3nervig, so lang als die Blüten. Perigon- blätter stumpf, die 2 äußeren abstehend. Lippe Slappig. Zipfel fast gleichgroß. Sporn fadenförmig, 1!/,—2 mal länger als der Fruchtknoten. Staubgefäße und Griffel zu einem Säulchen verwachsen. Staub- beutel am Grunde vom Schnäbelchen umgeben. Stiel- drüsen am Fortsatze des Schnäbelchens. Fleisch- farben oder hellpurpurn. Höhe 20—50 cm. Juni bis Juli #. — 10 — Wenn im Thale der Lenz jeinen Einzug hält, Wiejen und Gärten mit jeinem Blumenflor jhmücdt und Weg und Steg mit veichem Blütenfchnee betreut, herricht in den höheren Gebirgs- lagen noch ungejchwächt des Winters Macht, und ftarr und tot Yiegt die Waldwiefe vor und. Wohl fingt der erite Frühlings- länger am Waldesjaum: „Wacht auf, wacht auf, ihr Ihäler, vom Winterjchlaf jo Falt, und ziere dich mit Blumen, du Wieje, Feld und Wald.“ (®. Görre3.) Wohl raujcht es in den Wipfeln: „Die linden Lüfte find erwacht, fie jäufeln und weben Tag und Nacht, lie fchaffen an allen Enden. D friiher Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, jei nicht bang’! Nun muß fich alles, alles wenden.” (2. Uhland.) Aber noch immer behauptet der Winter feine Herrichaft. Endlich aber „Wenn der Frühling auf die Berge jteigt und im Sonnenjtrahl der Schnee zerflieht; wenn das erite Grün am Baum jich zeigt und im Gras das erjte Blümchen jprießt;" — (Bodenitedt.) da ijt der Sieg errungen. Nun erfolgt ein fieberhaftes Erwachen der Natur, ein ftürmiicher Wettbewerb, der Auge, Ohr und Herz gefangen nimmt. „Kräftig auf blühender Au’ erglänzen die wechjelnden Yarben, aber der reizende Streit löfet in Anmut fich auf.“ (9. Maftuz.) Und fast iiber Nacht bedeckt fich unjere Waldwieje mit einem bunten Blumenflor. Hier ift jo vecht eigentlich die Heimftätte unjerer Pflanze, die durch das ganze Gebiet vom Vorgebirge bis auf die feuchten, grafigen Lehnen und Abhänge des Hochgebirges hinauffteigt. Sie ift auch in der AMlpen- und Nordlandsflora bertreten. Die Orchideen, zu denen auch unjere Pflanze gehört, find Snieftenblütler. Der Landungzplag für Bienen, Hummeln uf. —. 151 ,— ift die Unterlippe, welche mit einem Saftmale gejchmücdt ift. Diejes weijt die Bejucher nach dem Eingange in den Sporn, in welchem jich das Neftarium befindet. Der Beitäubungs-Apparat it ein jehr komplizierter und je nach den verjchiedenen Drchideen- Arten auch verjchieden eingerichtet. Bei einigen Arten enthält der Sporn feinen freien Honig, jondern ein jaftreiche® Getebe, das die Snjeften anjaugen müfjen. Dadurch werden fie genötigt, längere Zeit in der Blüte zu verweilen. Bei unjerer Pflanze jedoch — auch bei der folgenden — ijt der Genuß erheblich er- leichtert, da der Honig frei im Sporn liegt. Die Orchideen find über die ganze Erde verbreitet und zählen über 3000 Arten. Die in den Tropen vorkommenden, zu denen auch die Gewirz-VBanille gehört, übertreffen an Farben- pracht, Wohlgeruch, Form und Größe der Blüten weit die ein- heimifchen. Die Knollen enthalten Stärfemehl und Salep. Unjere Pflanze jowie einige Orchis-Arten haben im Gebirge auch den Namen Kudfud oder Kufudsblume, der wohl dar- auf zurücdzuführen ift, daß man den bisweilen an den Pflanzen bemerflichen Schleim der Schaumeifade fir Kududsipeichel hielt. Die Orchideen führen auch den Namen Sinabenfräuter, der dadurch entitanden ist, daß bei den zu Ehren der Göttin Ceres veranstalteten feierlichen Umzügen wmeißgeffeidete Knaben mit Orchisblumen gejchmüdt waren. Daß Pflanzen mit jolch auf- fälligem eigentüimlichen Blütenbau in den Sagenfreis aufgenommen worden jind, fan wohl faum überrajchen. Much die handfürmig geteilte Wurzel, melche außer Stärfemehl auch Salep enthält, mußte zu allerei Deutungen Beranlafjung geben. Am meijten mußte die Verjchiedenheit der beiden Knollen, der vorjährigen, dunfel gefärbten, und der diesjährigen, weißen, auffallen. Während jene als die fpeziftich chtwerere im Waffer untertauchte, jchwanm dieje auf der Oberfläche. Daher die Bezeichnungen: Marienhand — Teufelshand. Gymnadenia albida Rich. (Orchidaceen Juss. S.24, XX.Kl.) Weilsliche Höswurz. Tafel 42. Nr. 82. Knollen tief handförmig geteilt, mit langen walzen- förmigen Abschnitten. Stengel beblättert. Blätter - verkehrt - eiförmig, obere lanzettlich. Ahre ziemlich — 12 — dicht, dünn, walzenförmig, fast einseitswendig. Blüten- hülle wie die vorige. Perigonblätter stumpf, alle 5 zusammenneigend. Deckblätter länger als der Frucht- knoten. Lippe tief-3spaltig; die seitlichen Lappen schmäler, spitz, ganzrandig. Sporn walzenförmig-keulig, 3 mal kürzer als der Fruchtknoten. Staubgefäße, Griffel usw. wie die vorige. Gelblich - weiß. Höhe 15—25 cm. Juni— Juli }. | Die beiden zur Gattung Gymnadenia gehörigen Arten find ihrer äußeren Ericheinung nach jehr verjchieden. Während die vorige mit einer meithin Teuchtenden Kilapurpurnen, ziemlich anjehnlichen Blütenähre ausgeftattel ift, an welcher die langen, fadenförmigen, gekrümmten Sporne fofort ins Auge fallen, verfügt unjere Pflanze nur über eine furze, Dichtgedrängte Ahre mit gelblich- weißen Eleinen Blüten. Aus diefem Grunde bleibt das Pflänzhen den meiften Gebirgsbejuchern eine unbefannte Er- Iheinung, obgleich eS an verjchiedenen Stellen an den Touriften- pfad herantritt. „Und doch blüh’ ich am Wege frei für die ganze Welt, die der geringjten Pflege mic nimmer mwitrdig hält.“ (Stelter.) &3 bewohnt Hauptjächlich die grafigen Flächen und Abhänge des Hochgebirges: Elb-, Pantjche- und weiße Wieje, alte fchlei. Baude, Schneegruben, Kefjelfoppe, Krfonofch, Brunnberg, H. Teich, Mittagjtein, Schneefoppe, NRehhorn, Glager Schneeberg, Gejenfe. Nur Hin und wieder verläßt unjere Pflanze ihren Hochfiß und fteigt bis unter die Knieholzregion herab, zZ. B. Schreiberhau, Krummhübel, Schüffelbauden. In der Alpen- und Nordlands- flora ijt die Pflanze ebenfalls vertreten. Die Pflanze gehört wie die vorige zu den Sniektenblütlern. Für die Beitäubungsvermittler it der Bejuh injofern jehr erleichtert, als der Honig frei im Sporn liegt. Listera cordata R.Br. (Orchidaceen Juss. S. 24, XX. Kl.) Herzblättriges Zweiblatt. (Torf- Zweiblatt.) Tafel 41. Nr. 83, Wurzelstock dünn, kriechend, mit einzelnen Wurzeln. Stengel zart, dünn. Blätter 2, herzförmig, fast gegen- — 153 — ständig, in der Mitte des Stengels. Traube locker, armblütig. Zipfel des Helmes gegeneinandergeneigt. Lippe abwärts gebogen, am Grunde rinnig, länger als die übrigen Blütenhüllblätter, 3spaltig; seitliche Zipfel kurz, linealisch, der mittlere 2spaltig. Hüllblätter grün-bräunlich. Höhe 8—20 cm. Juni—Juli 2. Unfere Pflanze führt uns in das waldige Reich. Hier be- grüßen uns Liebe, alte Freunde, die zu neuem Leben erwacht find. „hr jeid e8 aljo, die ich meinte, in Mulm und Mooje tief verjtect, die mir die Sonne wieder weckt, ihr Kleinen, langentbehrten Freunde! hr breitet wieder das Gefteder, ihr habt den Schneeleib abgethan, ich jeh’ in Wald und Wiejenplan die alten, lieben Blumen. wieder!“ (Thieme) An jchattigen Stellen, auf feuchtem Waldboden, auf weichen Moospolfter: dort ift unfer Plänzchen am eheiten anzutreffen. Wenn uns auch die furze, chwachgefärbte, wenigblütige Traube entgehen jollte, fo machen jich aber jofort die herzfürmig-3 eigen Blätter, die bisweilen auf dem dunfelgrünen Moospoliter aus- gebreitet find und fich von diefem fehr augenfällig abheben, be- merfbar. Das Pflänzchen, welches bejonders in der Waldregion verbreitet ift, fteigt vom Thale bis an die Kinieholzgrenze: Sier- gebirge (Meffersdorf, Schwarzbadh, Flinsberg, Heufuder, Buc)- berg ufjw.), Kochel- und Zadelfall, neue und alte jchlej. Baude, Reifträger, Krfonofch, Weiftwafjergrund, Haideichloß, Dreifteine ujtm., Kupferberg, Heufcheuer, Glager Schneeberg, Gejenfe; Alpenz, Broden- und Nordlandsflora. Zur Gattung Listera gehört nocd) das in der Ebene und im VBorgebirge verbreitete eiblättrige Zweiblatt (L. ovata R.Br.), mit 2 eiförmigen Blättern und reichblütiger grüner Traube. Unfere Pflanze gehört -— wie jämtliche Orchideen — zu den Sniektenblütlern, bei denen die beitäubungsvermittelnden Sniekten durch eine honigabiondernde Ninne auf der Unterlippe der Blüte zu dem Neftariunr hingeleitet werden. Dem ganzen eigenartigen Hlütenbau entiprechend, it auch der Beltäubungs-Apparat höchit merfwürdig eingerichtet. Gleich einem Schußdach ift über Die ER 5 le Narbe eine feine Haut geipannt, unter der fich eine Flebrige Flüffigfeit befindet. Berührt num ein Injekt, Schlupfweipe, Eleiner Käfer ufw., die Blüte, jo gelangt der Klebftoff an den Tierförper und dient zur Befejtigung des Blütenjtaubes. Corallorrhiza innata R. Br. (Orchidaceen Juss. S.24, XX.Kl.) Korallenwurz. Tafel 41. Nr. 84. Die ganze Pflanze gelb-grünlich. Wurzelstock korallen- artig, zackig, ohne Fasern. Stengel blattlos, bis zur Mitte mit Scheiden. Traube locker, armblütig. Blüten- hüllblätterlanzettlich, gSlockenförmig zusammenneigend. Lippe 3lappig, am Grunde mit 2 rinnenförmigen Ver- tiefungen. Säulchen halbstielrund, etwas vorwärts gekrümmt. Gelblich- grün. Hüllblätter bräunlich. Lippe rotpunktiert. Höhe 10—20 cm. Juni—Juli }. Kach der Lehre Zorvafters giebt eS zwei Welten: ein Weich des Lichts, in dem Ormuzd regiert, und ein Keich der Finfternis, welches Ahriman beherriht. Bor allem steht die Pflanzenwelt unter dem Regiment Ddiejer Herricher. Während die der Sonne zugemwendeten Gewächje, die meist mit einem grünen, farbenreichen Gewand geihmüdt find, zu dem erjteren zählen, gehören alle übrigen, der Sorine abgefehrten Pflanzen, befonders die Schmaroger- gewächje, zu dem lebteren. Auch unjere Bilanze wendet ji vom Sonnenlichte ab und trägt ein farblojes, blafjes Gewand. Db- wohl fie nicht zu den Schmarogern gerechnet wird, fteht fie doc) den bleichen Geitalten aus Ahrimans Reich jehr nahe. Sp wie die Pilze im großen Haushalte der Natur eine jehr wichtige Rolle jpielen, jo greifen jie auch in jehr bedeutjamer Weile in das Leben einzelner Bflanzengruppen ein. Wenn wir unjere Pflanze aus dem Boden herausheben, jo bemerfen wir, daß ihre forallenartige Wurzel von Bilsfäden umgeben ijt. Dieje enthalten in großer Menge eine Flüffigkeit (Protoplasma), die begierig von umjerer Bilanze aufgeiogen wird. Außerdem geben die Bilzfäden ihren Eiweißjtoff an die Pflanze ab, der ihr zur Ernährung dient. Wenn Drosera und Pinguicula als injeftenfrefjende Pflanzen bezeichnet werden, jo fönnen Corallorrhiza, Empetrum und Vaccinium pilzfrefjende Pflanzen genannt werden. — 15 — Die pilzfreffenden Pflanzen verjtehen e3, „mit vaffinierten Einrichtungen Pilze als ihre auserforenen Opfer in ihr Proto- plasma einzufangen, darin groß zu züchten und jchließlich zu ver- dauen, um jo von der reichen Eiweißproduftion gerade der Pilze, die die leßteren ja auch als menschliches Nahrungsmittel wertvoll macht, Nuten zu ziehen“. (Franf.) Unfere Pflanze liebt feuchte, jchattige Waldpläge und jteigt vom Thale bis in die obere Waldregion: iergebirge (Meffers- dorf, Flinsberg, Buchberg, Schreiberhau, Agnetendorf, Hain), Kochel- und Zadelfall, zwiichen Schüfjelbauden und Spindelmühl, unterhalb der neuen und alten jchlej. Baude, Falfenberge, Kitel- berg, Schablar, later Schneeberg, Gejenfe; Alpen-, Broden- und Nordlandzflora. Lilium Martagon L. (Liliaceen DC. S. 24, VI. Kl.) Türkenbund-Lilie. Tafel 43. Nr. 85. Wurzelstock eine gelbe, schuppige Zwiebel. Stengel beblättert, oberwärts kurzhaarig. Blätter in der Mitte des Stengels zu 3—8 in Quirlen, kurzgestielt, elliptisch- lanzettlich, zugespitzt, am Rande rauh, obere kleiner, abwechselnd. Blüten nickend, traubig, zu 3—10. Perigonblätter 6, länglich, umgerollt, abfallend, am Grunde mit einer Honigfurche. Staubbeutel 6, auf dem Rücken befestigt. Griffel fast keulenförmig, mit 3seitiger Narbe. Samen flach zusammengedrückt, zahlreich. Rosa-fleischfarben, purpurn gefleckt. Höhe a—1l m. Juni—Juli }. Wer zum erftenmale den Türfenbund in voller Blüte an den Teichrändern, im Melzergrunde, Niejengrunde, in den Schneegruben, an der Reffelfoppe oder an einem ähnlichen Stand- orte erblickt, ifl nicht wenig erjtaunt, in der Wildnis eine Pflanze anzutreffen, die er bisher nur in Gartenanlagen zu beobachten Gelegenheit hatte. ES gewährt aber auch einen eigenartigen An- bfif, wenn fich unfere Pflanze mit ihren meijt quirkjtändigen linealfförmigen Blättern und mit ihren rojafarbenen oder purpurnen eigentünmlich geformten Blütenhüllen über ihre Umgebung erhebt und auf dieje gleichlam vornehm=-erhaben herabichaut. Wollten yoir die Pflanze volljtändig aus dem Boden herausheben, jo würden — 156 — wir abermal3 überrafcht werden, und zwar von der ziemlich großen goldgelben Zwiebel, die aus zahlreichen dachziegelartig übereinander Tiegenden Schuppen beiteht. Blüte und Wurzel gaben der Pflanze die Namen „Türfenbund“ und „Goldwurz“. In der That haben die zurücgeichlagenen, fast fleischigen Büten- blätter einige Ahnlichfeit mit dem Kopfbunde, dem Turban, wie ihn die Türfen tragen. Der Name Martagon wird von Mars (Gott des Krieges) abgeleitet. Dieje Bezeichnung deutet darauf hin, daß man früher der Bilanze allerlei Heilwirfungen zufchrieb. Wegen ihres merkwürdigen Habitus, noch mehr aber wegen der goldgelben Zwiebel, die doch nur auf Gold hindeuten konnte, ftand fie bei den Mchimiften in hohem Anjehen. Sollte nicht endlich dieje geheimnisvolle Pflanze, die jedenfalls aus fernen Landen ftammte, zur Entdedung des „großen Magijteriums“, der „roten Tinktur”, führen, jenes eifrig gefuchten Stoffes, der alle Körper in Gold verwandeln und alle Krankheiten heilen fonnte? Der Türfenbund zählt zu denjenigen Pflanzen, deren Blüten nur von Schmetterlingen bejucht werden. Denn nur Ddieje fünnen mit ihrem dünnen langen Snijektenrüfjfel zu dem Honig gelangen, der ih in einer engen, auf dem Perigonblatte eingelafjenen, verdedten Ninne befindet. Da die Blüte erit gegen Abend am jtärfiten duftet, wird fie nicht bloß von Tag-, jondern auch von Nacht- faltern bejucht. Unjere Pflanze liebt Laubwälder und jonnige Abhänge und jteigt vom Worgebirge bis in die Schluchten des Hochgebirges. Sie ift in den Alpen und einigen deutichen Mittel- gebirgen heimilch, fehlt aber in der nordiichen Flora. Sm den Ditjudeten wird jie von der Feuerlilie (L. bulbiferum L.), mit votorangefarbener Blütenhülle, begleitet, welche auf dem Slager Schneeberge und an mehreren Stellen des Gejenfes ziem- (ich Häufig anzutreffen ift. Allium Vietorialis L. (Liliaceen DC. S. 24, VI. Kl.) Allermannsharnisch. Tafel 44. Nr. 86. Zwiebel verlängert, keulenförmig, dem walzenförmigen, oft verzweigten Wurzelstocke aufsitzend, von einer netzartig zerfasernden Scheide umhüllt. Stengel ober- wärts kantig, bis zur Mitte beblättert. Blätter 2—4, kurzgestielt, elliptisch bis länglich-lanzettlich, stumpf, — 197 — in den Blattstiel verschmälert. Dolde kugelig, mit kurzer Scheide. Perigon trichterförmig offen; Hüll- blätter lineal-länglich, kürzer als die Staubfäden und Griffel. Grünlich-weiß. Höhe 25—50 cm. Juli bis August }. Unjere Pflanze zählt zu den jelteneren Kindern des Hoch- gebirges. Sie tritt fajt nirgends an den Touriitenmweg heran und erjcheint meijt einzeln oder nur in wenig Exemplaren. Des- halb kommt wohl faum ein Gebirgswanderer in die Lage, nähere Befanntichaft mit ihr zu machen, und doch hat fie wahrlich nicht nötig, jich vor den Bliden des Beobachters zurüczuziehen. Denn fie ijt eine tattliche Erjcheinung, die fich jchon auf den erften Hlid von ihrer Umgebung abhebt. Aus den fräftigen, elliptiichen Blättern erhebt jich ein jtarfer Stengel, welcher einen anjehnlichen Blütenfopf trägt. Sie liebt grafige, feuchte, felfige Abhänge: Schneegruben, Kejjelgrube, Krkonoich, Wofjefer-Baude, Neifträger, Melzergrund, Aupagrund, Rehhorn, Gejenfe, AUltvater. Sm den Alpen Häufig, fehlt aber in der Nordlandsflora. Der Name „Allermannsharniich“ jagt uns, daß der Pflanze, die unjeren Borfahren auch als Heilfräftig galt, gewaltige Zauberfräfte zu- geichrieben wurden. Sie jollte fich befonders im Kriege als ein ficheres Schugmittel bewähren. Beim jchlichten, gläubigen Gebirg3- bewohner, der fie als glücdbringend gern am Gartenzaun oder an der „Steinrüde” (die von Felditeinen aufgeführte Grenzmauer) jieht — bejonders wenn fie ohne fein Zuthun ericheint —, fteht fie Heut noch in hohem Anjehen. Er bezeichnet fie jegt noch mit „Slüdsmännel“ und wacht darüber, daß fie beim Grasmähen unverjehrt bleibt. „sn einem alten Sräuterbuche heißt e3 von diejer Pflanze: „Sie wird Siegwurz oder Ullermannsharnifch genannt, weil ihre Wurzel überzogen it von Härlein in Geitalt eines Banzers.“ Man verglich aljo die negartige Wurzelhülle mit einem Panzer- hemde und benannte aus dem Grunde die Pflanze Allermanns- harniich; wie PBaraceljus fchreibt: „Die Siegwurz hat Geflecht um fich wie ein Banzer; das ift auch ein magijch Zeichen und Bedeutung, daß fie behüt’ für Waffen wie ein Banzer.” Darum trugen auch die Kriegsleute in früherer Zeit die Siegwurz als Ihüsendes Amulett am Halje, um fich dadurch hieb- und ftichfeft zu machen. uch die Landleute jchäbten die Pflanze al3 ein — 158 — fräftiges Mittel gegen den böjen Zauber der Heren und unholden Geijter.“ ') Zur Gattung Allium gehören außer dem nachjtehend be- jchriebenen jibiriijhen Schnittlauch (A. sibiricum Willd.) noch verjchiedene, meift in Gärten gezogene Ztwiebel- und Lauch- arten. Man verlegt die Heimat derjelben in das Innere von Alien. „Sn Agypten waren Zwiebeln und Knoblauch von alters her Bolfsnahrung (4. Mof. 11, 5). Beim Bau der Cheops- pyramide wurden für 6 Millionen Mark Zwiebeln, Knoblauch und Rettich verbraucht.” ?) Den Griechen war die Zwiebel eben- falls im Altertume jchon befannt. Mit ihnen gelangte fie zu den ARömern, von denen jie zu den Germanen wanderte. Allium hat die Eigenschaft, fih duch Krümmungen der Hlüten- und Fruchtitiele gegen Wetterungunft zu fchüßen. Allium sibiricum Willd. (Liliaceen DC. S. 24, VI. Kl.) Sibirischer Schnittlauch. Tafel 44. Nr. 87. Zwiebeln dünn, länglich-keulig, meist büschelig gehäuft. Blätter hohl, pfriemlich-walzenförmig, halb-stielrund, oberwärts etwas flach. Schaft stielrund, am Grunde 1—2blättrig. Doldenscheiden eiförmig-rundlich. Peri- gonblätter lang-zugespitzt, doppelt so lang als die am Grunde verbreiterten, zahnlosen Staubfäden, mit um- gebogener Spitze. Kapsel stumpf-dreikantig. Dunkel- rosa, fast purpurn; selten weiß. Höhe 15-45 cm. Juli— August }. Dieje Pilanze steht dem in Gärten vielfach angebauten Schnittlauh (A. Schoenoprasum L.) jehr nahe. Sie tmwird deshalb nur als eine Barietät der Hauptpflanze angejehen, von welcher fie fich durch Fräftigeren Wuchs, Halbftielrunde Blätter, Ihmal=lanzettliche, dunkler, faft purpurn gefärbte Blütenhüllplätter unterjcheidet. Nur ift der Standort ein von dem Gartengewächs jehr abweichender. Die Pflanze Tiebt quellige, moorige Stellen und feuchte, grafige Lehen des Hochgebirges: Teiche, Brunnberg, 1) Neling und Bohnhorft. Unjere Pflanzen. ?) NR. Waeber. Lehrbuch für den Unterricht in der Botanif. — 19 — Aupafall, Blaugrund, Eldgrund, Keijelfoppe, Altvater, Gejenfe. Sn der Alpen- und Nordlandsflora ijt fie ebenfalls vertreten. Unfere Bilanze erjcheint nicht wie die vorige nur vereinzelt. Sie ift jehr gejelliger Natur und breitet fich an einzelnen Stellen, 3. B. am gr. Teiche, am Brunnberge und fonft, herdenweis aus. Durch die üppigen, ganze NRafen bildenden, grau-grünen Blätter, - Durch die feilten Blütenjtengel und die dunfelroten, faft fugeligen Hlütenföpfe unterjcheidet fie fich jofort von den umgebenden Pflanzen. Die an einzelnen Stellen (Uupagrund, Blaugrund, Altvater) fich zeigenden weißen Blütenföpfe erhöhen nur den Reiz des bunten Blumenflors. Streptopus amplexifolius DC. (Liliaceen DC. S. 24, VI. Kl.) Stengelumfassendes Zapfen- kraut. (Knotenfuß.) Tafel 45. Nr. 88. Wurzelstock knollig verdickt. Stengel 1—2X gabel- spaltig, kahl. Blätter eiförmig, mit herzförmigem Grunde, stengelumfassend, unterseits seegrün. Blüten einzeln, glockenförmig, bis auf den Grund 6teilig. Zipfel mit zurückgebogener Spitze. Blütenstiele blatt- gegenständig, um den Stengel gedreht und abwärts gekniet. Staubgefäße 6, am Grunde der Blütenhülle befestigt. Beeren fast kugelig. Grünlich-weiß, am Grunde bisweilen purpurn. Beere scharlachrot. Höhe 20—50 cm. Juni—Juli }. Auf einer Wanderung im Frühling nad) dem Hochgebirge bemerfen wir an verichiedenen Stellen tutenfürmig zujammen- gerollte Blattgebilde, welche fich über das friche Wiejengrün er- heben. Nicht Yange darauf breitet die Blanze die Blattoberfläche dem Tageslicht entgegen. Der Stengel erhebt fic) und jendet gabelipaltig feine Aite nach allen Richtungen hin. Aber nirgends tritt ung eine Blüte entgegen. Erft wenn wir einen Zweig auf- heben und genauer unterjuchen, bemerfen wir unter den anjehn- fichen Blättern eine weißliche, Eleine Lilienblüte an einem ge- drehten Stiele. Diejer aber ijt gefnicdt, fat unterm rechten Winkel abwärts gefniet. Unter dem Blätterdache ift die zierliche Blüte vor Sturm und Regen und Hagelwetter ficher gejchüßt, Irogdem finden die Bejtäubungsvermittler, Durch die am Blüten- RN hut grunde angebrachte purpurne Färbung angelodt, den Weg zum Tektarium. Sit nun die Befruchtung erfolgt und hat fich die anfangs grüne Beere gebildet, jo fünnen Stürme und Negengüffe nicht mehr jchaden. est ftredt fich der Fruchtitiel, die Blatt- fläche tritt zurück und die Pflanze erjcheint mit der icharlachroten Beere gejchmückt. Unfere Pflanze, die wegen des Fnotigen Wurzelitocdes auch Snotenfuß genannt wird, liebt feuchte, grafige Abhänge und Schluchten. Sie fteigt von der Waldregion bis auf die Kämme des Hochgebirges: Alte und neue jchlej. Baude, Kefjelfoppe, EIb- grund, Schneegruben, Teiche, Teufelsgärtchen, Grenzbauden ufw., Heufcheuer, Hohe Menje, Glater Schneeberg, Gejenfe, Alpen. Sn der Nordlandsilora jcheint jte zu fehlen. Juncus trifidus L. (Juncaceen Bartl. S. 24, VI. Kl.) Dreispaltige Binse. Tafel 45. Nr. 89. Wurzelstock dichtrasig, neben den blütetragenden Stengeln auch unfruchtbare Blätterbüschel. Blätter borstlich, rinnenförmig. Stengel nackt, fadenförmig, am Grunde von Scheiden umhüllt, wovon die oberste ein kurzes, pfriemlich-rinnenförmiges Blatt trägt. Blüte einzeln, mit 2—3 langen, aufrechten, borstlichen Hüll- blättern. Blütenhüllblätter 6, die 3 äußeren gekielt, zugespitzt, etwa so lang als die länglich-eiförmige Kapsel. Staubgefäße 6, am Grunde der Blütenhülle eingefügt. Griffel ziemlich lang. Fruchtknoten drei- fächerig. Blütenhülle und Kapsel kastanienbraun. Höhe 10—20 cm. Juli—August }. Unjere Pflanze ijt eine Koppenbemwohnerin, die bejonders auf der Süpjeite der Schneefoppe dichte NRafen bildet. Sie ift jofort an den zahlreichen, boritenförmigen Blättern zu erfennen, die die Hlütenftengel in zähen, jtarren Rafen umgeben; vor allem aber an den meilt zu 3 ftehenden, aufgerichteten, ziemlich langen Hüll- blättern, die wie gejpalten erjcheinen und den Blütenftand ein- ihliegen. Mit ihren ftarfen, ftarren Wurzeln gräbt fich Die Pflanze zwiichen Steingeröll in die dünne Exrdfchicht, an welche fie jich feftflammert. Auf diefe Weise jchüst fie die Bodenfrume vor dem Herabjchweifen. Obwohl das Pflänzchen an diejer Stelle — 161 — fait die einzige Vertreterin der Hochgebirgsflora ift und obwohl der Pla — unfern des Haupt-Touriftenweges — von Soppen- bejuchern viel betreten wird, bleibt es doch fait allen eine unbe- fannte Erjheinung. Denn ftarr und borjtenförmig find Die Blätter, Fein und dunkel die von Hüllblättern eingejchlofjene Blüte. Deshalb erjcheint die Klage wohlberechtigt: „Mir armen Blume am Wege gilt nie ein Freundichaftsgru 3 wohin ich’3 Köpfchen lege, tritt mich des Wandrerd Fup.”“ (R. Stelter.) Luzula spieata DC. (JuncaceeniBartl. S. 24, VI. Kl.) Ähriger Marbel. Tafel 46. Nr. 90. Stengel meist einzeln, straff. Blätter lineal, rinnig. Hüll- blätter am Grunde breit-scheidig, lang zugespitzt, am Rande haarig gefranst. Blüten in einer gelappten, ge- drängten, sitzenden, meist nickenden Scheinähre; diese länger als die Hüllblätter. Blütenhüllblätter lanzettlich, haarspitzig, länger als die rundlich-eiförmige, stachel- spitzige Kapsel, schwarzbraun, weiß-hautrandig. Kapsel rotbraun. Höhe 10—25 cm. Juni— Juli }. Auch, dieje Pflanze, die zu den Seltenheiten der Hochgebirgs- flora zählt, hat, wie die vorige, ein jehr bejcheivenes Gewand; doch it fie leicht an der ziemlich langen, meist nidenden Ühre zu erfennen. Sie liebt furzgrafige, jteinige Flächen; bewohnt jedoch auch Felzipalten und Steingeröll: Schneefoppe, Riejen- und Hampelbaude, jchwarze Koppe, Brunnberg, Melzergrube, Kefjel- foppe, El. Schneegrube; Alpen- und Nordlandsflora; jcheint aber in den Ditjudeten zu fehlen. Der Name Luzula (glänzend) fcheint wohl auf die glänzend braune Blütenhülle und Kapjel Hinzudeuten, während fich Die Bezeichnung Marbel wahricheinlich auf die Geftalt der Kapfel bezieht. Zu unferer Gattung gehören noch folgende im Gebirge vor- fommende Arten: Wald-Marbel (L. silvatica Gaud.). Wurzel- jtof did. Blätter breit, lineal-lanzettlich, jehr lang. Spirre fänger al3 das Hüllblatt. Melzergrund, Forftfamm, Gehänge ufmw., Slager Schneeberg, Gejenfe.e Schmalblättriger Marbel 11 — 12 — (L. angustifolia var. rubella Hoppe). Wurzeljtod friechend. Blätter fchmal-Tineal. Blüten rötlich bis Fupferbraun. Spirre fürzer al3 das Hüllblatt. Im Hochgebirge zahlreih. Gebirg3- Marbel (L. sudetica Presl.). Wurzelftod Furz - friechend. Stengel einzeln. Blüten in dichten Ahren. Samen mit fegel- fürmigem Anhängjel. Häufig. Veratrum Lobelianum Bernh. (Colchicaceen DC. S. 24, VI. Kl) Germer, Wendedocke, Oldog. Tafel 46. Nr. 91. Wurzelstock kurz, dick, schopfig. Stengel stielrund, beblättert, weichhaarig. Blätter breit-elliptisch, ge- faltet, obere lanzettlich, nervig, unterseits grauflaumig. Blüten in rispigen Ahren. DBlütenhülle 6blättrig; Blätter zottig-gewimpert. Staubgefäße 6, mit nieren- förmigen Staubbeuteln. Griffel 3, kurz. Kapseln am Grunde verwachsen. Gelblich-grün. Höhe 1/;—1!/, m. Juni— August 4. Gehört auch unjere Pflanze nicht zu den Erjtlingen der er- wachenden Flora, jo bleibt jie Doch feineswegs zurüd, wenn jung und alt anjtimmen: „ch, jeht doch, wie fich alles Freut! Es hat die Welt jih jchön erneut: Der Lenz ijt angefommen!” Schon im Frühjahr durchbricht die Pilanze das Erdreich und erhebt ihre fräftigen Blätterbüjchel über das friiche Wiefen- grün. Allmählich erwachen auch die übrigen Kinder Flora und Ihmüden Berg und Thal, Wieje und Wald. „Kun grünen die Saaten im jonnigen Feld, num jäumen fi) golden die Hecken, jmaragden belaubt jich des Waldes Gezelt, mit Mooje die Yeljen jich deden; ring3 treibet da® Grün und vertreibet dag Weiß; fein Slocdchen von Schnee und fein Neftchen von Eis darf im fchattigjten Thal fich veritecen.“ (8. ©erof.) — . 168 — Auch die Gebirgsabhänge beleben jich mit jchön geichmückten Blumengeftalten. Nur wenige derjelben aber fünnen — joweit die Farbe der Blüte nicht in Betracht gezogen wird — in einen Wettbewerb mit unjerer Pflanze eintreten. Aus dem jtrogenden Blätterjchopf erhebt jich ein ftarfer beblätterter Stengel, welcher jpäter eine vielblütige, ftattliche, bisweilen pyramidale Blütenrijpe trägt. Wenn auch die grünlich-gelbe Färbung derjelben nicht bejonders ins Auge fällt, jo erregen aber umjomehr die großen, Ichön geformten, regelmäßig gefalteten Blätter die Aufmerkfam- feit des Wanderers. Die Pflanze liebt jumpfige Wiejen- und Waldpläße, moorige, quellige Abhänge. Sie jteigt vom Fuße des Gebirges bis auf die Kuppen und Kämme Am Ser und Riejengebirge über 700 m ziemlich verbreitet. ulengebirge, hohe Menje, Wölfels- und Klejjengrund, Glaber Schneeberg, Gejenfe; Alpen- und Nord- landsflora. | Gegen feindliche Angriffe, bejonders gegen weidenves Vieh, it die Pflanze in der wirfjamjten Weife durch verjchiedene in allen PBilanzenteilen vorhandene Alkaloide (giftig!) gejchüßt. Die Verbreitung der Früchte durch den Wind wird bejonderd durch den flachgedrücten Samen begünftigt, welcher mit Flügelanhängen ausgeitattet ift. Juniperus nana Willd. (Coniferen Juss. S. 24, XXI. Kl.) Zwerg-Wacholder. Tafel 47. Nr. 92. Meist knorriger Strauch, mit dichten, niederliegenden oder aufsteigenden Ästen und gekrümmten Zweig- spitzen. Blätter zu 3 in Quirlen, genähert, aufwärts gekrümmt, kaum stechend, lineal-lanzettlich, kurz zu- gespitzt, etwas dachziegelig, oberseits mit einer Rinne. Blüten 2häusig. Blüten in blattwinkelständigen Kätzchen. Staubfäden schildförmig ausgebreitet, mit 3—6 Staubbeutelfächern. 2 Ahren nur Fruchtschuppen, mit 2—3 Keimblättern. Frucht eine schwarze, bläulich bereifte, kugelig-eiförmige Beere, so lang als die Blätter. Höhe 1—3 m. Juni b Wenn wir von Flinsberg aus über die Kammbäufer nad Gr. Sier wandern und und dort beim Forjthaufe vechtS wenden, 118 OL io fommen wir mitten hinein in ein dichtes Wacholdergeftrüpp, welches fich zu beiden Seiten der er ausbreitet. Cinzelne, ichwächere Sträucher ftehen auch am Lämmerwafjer, in der Nähe der Sier-Mühle. Weitere Standorte find: KL. Sieriviefe (unter- halb des Buchberges), Tichihaneltwieje, Pantjchewieje (unmeit des PBantjchefalles ein verfüimmertes Exemplar), Gejenfe. Alpen- und Kordlandsflora. „Der Name Wacholder ift altdeutichen Uriprung2. Er ift zufammengejegt aus „wach“, welches in der allgemeinjten und ältejten Bedeutung lebendig, munter heißt, und aus „der“ oder „ter” — Baum, Strauch; das „ol“ dazwilchen ift Ableitungsendung. Demnach) bedeutet Wacholder einen immer febendigen oder immer grünen Baum. Sn der That mußte diefer Strauch durch jein jelbft zur Winterszeit frisches Ausjehen in die Augen fallen, zumal da er auf der Heide und in anderen öden Gegenden, welche die Natur nur jpärlich mit friihem Grün geiehmüct hat, zu der toten Umgebung einen wohlthuenden Gegen- ja bildet. Dazu fommt no, daß Holz, Blätter und Früchte bon einem angenehmen Dufte durchdrungen find. E83 fan uns deshalb nicht wundernehmen, wenn der Wacholderjtrauch jich der Liebe unjerer Vorfahren in ganz bejonders hohem Grade erfreute. Selbit noch heutigen Tages ftehen die beerenartigen Früchte diejes Strauches bei dem Volfe al3 unentbehrliches Hausmittel bei den verichiedenften Zufällen in hohem Anjehen. Bei den alten Ger- manen gehörte der Wacholder zu den geheiligten Hölzern, die bei der Verbrennung der Toten und beim Opfern verwandt wurden; mehrfach Hat man auf den Begräbnispläßen der alten Germanen Kohlen von Wacholderholz vorgefunden. ALS jpäter das Chriiten- tum das Heidentum verdrängte, gebrauchten die Priejter die Wacholderbeeren zum Näuchern bei der Mefje; Hierin ijt der Grund zu fjuchen, daß die Wacholderbeeren in Weitfalen nocd) heute im Munde des Volkes den Namen „Weyedeln”, d. i. Weih- beeren führen. Auch in den Marienfultus ift der Wacholder auf- genommen; man jeßt in manchen Gegenden der heiligen Maria einen immergrünen Kranz von Wacholderzweigen auf, um dadurd) ihre Emwigfert anzudeuten.“ ?) Tach alten medizinischen Kräuterbüchern giebt e3 faum eine einzige Krankheit, bei welcher jich nicht der Wacholder, der vom Gebirgsbewohner auch „Sochhandel” genannt wird, vorzüglich !) Reling und Bohnhorjt. Unfere Pflanzen. — 158 — bewähren jolltee Schon im 15. Jahrhundert Heißt e8 in Megenbergs „Buch der Natur“: „Juniperus der Frametbaum heißt teutjch ein mwechalter und man jpricht, das der framet hefff für der gelider miüden und darumb jo ettlich mid werden, jo ichlaffen jy unter de3 baumes fchatten."!) Nun, noch heutzutage dient er zur Stärfung der ermatteten Glieder, freilich nunmehr al3 erquidender Trank, der aus jeinen Beeren bereitet wird und den Frankreich und nach ihm andere Nationen nach dem lateinijchen Grundworte Genevre benannt haben. ?) | Daß eine jo viel vermögende Pflanze im Bolfsglauben mit allen nur erdenklichen geheimen Kräften ausgeitattet wurde, ver- jteht fich ganz von jelbit. Bald jollte fie Warzen und Hühner- augen vertreiben, bald .die Kobolde und böje Geifter bannen uf. Sa, jogar zur Ermittelung der Diebe mußte jie dienen und Diele zwingen, das gejtohlene Gut wieder zurüdzubringen. Unjer Strauchftegt in jehr naher Beziehung zu dem in der Ebene umd im Vorgebirge ziemlich Häufig vorfommenden gemeinenWacholder J. communis L.), der jofort an den pfriemfürmigen, jtarren, meitabjtehenden, jtechenden Blättern zu erkennen ijt. Zu derjelben Familie gehören auch die verjchtedenen Arten von CHprejjen, die vielfach in Gärten und Anlagen angepflanzt werden. Juniperus gehört zu den Windblütlern, deren Blütenjtaub duch die Luftbewegung von einer Blüte zur andern getragen wird. Pinus Pumilio Haenke. (Coniferen Juss. S. 24, XXI Kl.) Knieholz. Zwerg-Kiefer. Tafel 47. Nr. 93. Stamm niederliegend, mit bogig-aufsteigenden Ästen. Nadeln zu 2, derb, am Grunde von braunen, trocken- häutigen Schuppenblättern umgeben. Blüten 1häusig. d Blüten zahlreich in kurzgestielten, dicht um den Zweig stehenden Kätzchen. Staubbeutel gelb, Zfächerig. 2 Blüten einzeln, stets mit Deckblättern, aus denen 1) Diejer Glaube mweijt auf den Propheten Elias hin, von dem eg heißt: „Er ging Hin in die Witte eine Tagereiie und fam en und jegte jich unter eine Wacholder .... und legte jich und fchlief unter der Wacholder.” 2) Söhns. Unjere Pflanzen. — 166 — später die holzigen, an der Spitze verdickten, mit rautenförmigem Schilde versehenen Fruchtschuppen entstehen. Zapfen dunkelbraun, kugelig - eiförmig, symmetrisch. Höhe 1—2 m. Mai— Juni D. Auf einer Wanderung vom Thale auf die Hochgebirgs- fämme begleitet uns auf allen Zugängen hoher Wald. Se höher wir jteigen, dejto jeltener werden die Bäume, bis fie endlich vom Knieholz fait ganz verdrängt werden. Diejes bildet meijt große Begetationsmaffen. Anfangs mwächjt der junge Stamm aufrecht, zerteilt fich aber bald in zahlreiche, fich, niederlegende und mit ihren Endteilen fich bogig aufrichtende Afte, welche mit Moojen und Flechten — bejonder® mit dem jogenannten „isländiichen Mooje” — bekleidet find. Das jtarre, vielfach verichlungene Geäft einer Knieholzrojette gewährt einen interefjanten Anblid. „Mag jich der Schnee zu Riejenlajten türmen, ihr jeid zu zäh! — euch bricht er nicht! Stet3 jiegreich durch die Nacht zum Licht geht ihr hervor aus allen Winterftürmen !“ „gu den auffallenditen und interejjantejten Erjcheinungen, welche die Pflanzenwelt des Niejengebirges bietet, gehört ohne Zweifel das Kniehog. Ein wahrhaft edles, echt alpines Gewächs, bietet eS Landichaftlich das ausdrudfvollite Bild des Kampfes zwiichen PBflanzenleben und feindlichen Naturfräften, des Ringens der organischen Natur mit den Elementen. Haben auch die winterlichen Schneelaften den Wuchs hHerabgedrüdt, jo jtreden doch Fühn und trogig fich Aite und Zweige empor; und peitjcht fie der mwütende Sturm des Hochgebirges, jo weichen elajtilch fie aus, um immer von neuem und fraftvoll dem Lichte entgegen zu jtreben; und wie der Anprall des Orfans, jo juchen bobe und dauernde Kältegrade und Eis und Schnee vergebens jo zähes Leben zu unterdrüden. Und am verwitternden Felsabhang: wie it der Strauch unjchägbar als Befejtigungsmittel beweglicher Trümmer, die weithin friechenden Wurzeln find dem Lojejten Geröll gewachien, und jelbjt in feinem Geäjt und der dichten Mafje unzähliger Wipfel fängt er die rollenden Steine; falt be= graben in Grus, grünt er freudig fort. Auch durch die Majjen- haftigfeit jeines Borfommens in den oberen Regionen des Ge- birges, wo er — über dem Fichtenwalde — als breiter, zu- jammenhängender Gürtel dasfelbe umfchlingt, und feine öden — 167 — Hochflächen nebjt den Abhängen ernit- freundlich belebt, durch jeine Bedeutung für die Sammlung und Regelung der atmo- iphärischen Niederichläge, durch das für ein Nadelholz ungewöhn- liche, fajt jtammlofe, ftrauchartige Auftreten, mit nach allen Seiten ausgebreiteten, meift getvundenen, derben Üften und Bmeigen, durch feine mannigfachen Beziehungen zu ähnlichen Nadelholz- arten, wie durch jeine eigenartige Verbreitung, wird er fich immer die Beachtung aller Naturfreunde, wie jedes aufmerfiamen Be- obachters erwerben.“ (Fief.) Das Kniehol; wird al3 eine ftrauchartige Form der Berg- Kiefer (P. montana Mill.) angejehen, die auf Torfmooren als Baum vorkommt: Lomnig b. Hirichherg, Heufchener, Neinerz, Sejenfe. ES fteht aber auch der gemeinen Fiefer (P. sil- vestris L.) jehr nahe, unterjcheidet fich jedoch von ihr, außer der Strauchform, durch ftarrere, grasgrüne Nadeln und faft un- gejtielte, rundliche Zapfen. An einzelnen Stellen zwängt es fich wie ein Keil in den Hochwaldbeitand und nimmt mit ihm den Kampf auf. So fteigt eS 3. B. unterhalb der fl. Schneegrube, den Moränewall überjchreitend, tief in die Waldregion herab. Den tiefiten Standort jedoch erreicht es in Jafobsthal und auf der Serwiefe. E3 ift in den Alpen, Karpathen und in einigen deutjchen Mittelgebirgen anzutreffen; fehlt aber dem Glaber Schnee- berge, dem Gejenfe und der Nordlandsflora. Fm Jahre 1881 wurden weite Flächen — bejonder3 zwiichen den Duarziteinen und der Elbwiefe — von einer Blattwejpe arg vermilitet, wovon heut noch die abgejtorbenen Sträucher zeugen. Seitdem ift das Knieholz an verichiedenen Stellen — auf jchlefiicher wie böhmijcher Seite — angepflanzt worden. Seit einer Neihe von Jahren iind die Gebirgsabhänge zwiichen der neuen jchlefiichen Baude und den Schneegruben auch mit der Birbelfiefer, Arve, (P. Cembra L.), die bejonders in den Alpen heimifch ift, mit gutem Erfolge bepflanzt worden. Sn Oartenanlagen wird viel- fach die Weymuths Kiefer (P. Strobus L.) gezogen. Die heut noch — wie früher — vielfach feilgebotenen Knieholzwaren find nicht aus Knieholz gearbeitet. Das Knieholz gehört — wie Kiefer, Fichte, Tanne — zu den Nadelhölzern (Koniferen), welche das immertreue Grün unjerer Wälder bilden. Außerdem gehören zu Diejer Familie noch: Lärche, Eibe, Zirbel- und Weymuths Kiefer, Wacholder, Ceder und Ehprefie. Die Koniferen find Wind- bfütler, bei denen der Wind die Beftäubung vermittelt. Da fich — 18 — die d und > Blüten auf einer und derjelben Bflanze nicht gleich- zeitig entwideln, kann die Zuführung von Blütenjtaub nur von einer anderen Pflanze erfolgen. Dieie Fremdbeftäubung wird auch durch die räumliche Trennung gejichert. So findet man bei den meijten Nadelhölzern nur unten und an den herabhängenden Zweigen 3 Blüten, während die 2 Blüten in größerer Menge weiter oben angetroffen werden. Sowie der Wind den Be- ftäubungsaft ausführte, jo jorgt er auch für die Verbreitung der mit Slugorganen ausgejtatteten Früchte. Die Nadelhölzer jtanden jchon bei den alten Kulturvölfern in hohem Anjehen. Bei den tithmiichen Spielen wurde die Stirn des Siegerd mit einem Sranze von Fichtenzweigen gejchmückt und diejfer einfache Kranz galt in Griechenland als die höchite Auszeichnung. „Ob id) an Blüten gleich darbe, mein Reichtum ijt Beftändigfeit, ob Sonne jcheint, ob’ jtürmt und jchneit, nie ändere’ ich meine Farbe.” (A. Grün.) Iso&tes lacustris L. (Lycopodiaceen DC. S. 25, XXIV. Kl) Sumpf-Brachsenkraut. Tafel 48. Nr. 94, Pfianze unter Wasser. Wurzelstock niedergedrückt, knollenförmig, mit vielen Fasern. Stengel fehlend. Blätter binsenartig, lineal-pfriemförmig, halbstielrund, aufrecht, dunkelgrün, innen querfächerig. Sporen- behälter (Sporangium) an der inneren Fläche des er- weiterten Blattgrundes, häutig, einfächerig. Makro- sporen höckerig, Mikrosporen glatt. Höhe 5—15 cm. Juli— August }. Das Brachjenkraut, dejien Name auf die in Seen vorfommende Karpfenart der Brachfen Hindeutet, ift eine der merfwirrdigiten Pflanzen. Merkfwürdig ift der Standort, merfwiirdig aber auch ver Bau. Die Pflanze wurde 1866 von Profeffor Milde amı Ausfluffe des gr. Teiches entdedt. E3 ift dies im Gebiete der einzige Standort; außerdem ift fie vielfach in nordischen Gemwäffern anzutreffen. Vom Donat- Denkmal unterhalb des Mittagjteines führt ein bequemer Zugang zum Teichrande. Yon hier aus fan — 19 — man durch Knieholz Hinducch zur Abflußftelle gelangen. Auch vom Kamme aus Yäßt fich diejelbe auf jchtwach betretenem Pfade über Zölfel3 Hibel hinab erreichen. Bei ruhigem Wafjeripiegel erblickt man füdöftlich von der bezeichneten Stelle nahe am Ufer auf dem Fiefigen Grunde dunfelgrüne Nafen. Stoßen wir einen derjelben Io3, fo jteigt er behende zur Oberfläche auf. Bei ge- nauerer Betrachtung bemerfen wir, daß fich die Blätter am Grunde verbreiten und eine Höhlung bilden, in welcher, an Fäden befeitigt, zweierlei Sporen eingebettet find. Die größeren, fugelfürmigen, die Mafrofporen, find mit leiftenartig verlängerten gebogenen Hödern befegt; die Eleineren dagegen, die Mifrojporen, find glatt. Dem Standorte unferes Pflänzchens gilt das Gerh.-Hauptmanniche Mort in der „Berfunfenen Glode”: „Bwißchen eljen, tief und far fiegt der See, der mich gebar, wie aus jchwarzem Edelitein; goldne Sterne funfeln drein.” Selaginella spinulosa A. Br. (Lycopodiaceen DC, S. 25, XXIV.Kl.) Wimperzähnige Selaginelle. (Dorniger Moosfarn.) Tafel 48. Nr. 95. Moosähnliches Pflänzchen. Stengel niederliegend, krie- chend, fädlich, ästig, mit endständigen Fruchtähren. Blätter schraubenförmig gestellt, allseitig abstehend, eilanzettlich, zugespitzt, von entfernten Zähnen fein- dornig-gewimpert, hellgrün. Fruchtähre endständig. Deckblätter blaß, fast doppelt so lang als die Stengel- blätter. Sporenbehälter von zweierlei Art: Makrosporen meist 4klappig, Mikrosporen 2klappig, sehr klein. Länge bis 10 cm. Juli— August *. Unser Pflänzchen ift im Gebiete wohl das Eleinjte Glied der Gefäß-Kryptogamen, einer bedeutungspollen Pilanzengeneration, die einst die Erde beherrichte. ES ift jo winzig und jo geftaltet, daß wir glauben, ein Moos vor uns zu haben. Aber die gelben Sporenbehälter in den Blattachieln der blafjen Decblätter be- {ehren und, daß e3 zu den Bärlappgewächien gehört. 3 liebt grafige, fteinige Abhänge des Hochgebirges: Keffelfoppe (in beiden Gruben, am häufigjten aber in der Nähe des alten Bergwerfes), — 10 — Krkonofeh (Südfeite), Hampelbaude, Brunnberg bis zum Schnee- graben, gr. Teich, Kiesberg (altes Bergwerk), Aupaprund (bejonders am Aupafall), Teufelsgärtchen, Gejenfe; Alpen- und Nordlands- flora. Unfer Pflänzchen hat, wie die vorige Art, zweierlei Sporen, die in einem Sporenbehälter vereinigt find: Mafrojporen, mit 3 an der Spibe zujammenlaufenden Rippen, und Mifrofporen, mehlartig, feinjtachelig.. Bei diejer Pflanze, wie bei allen Bär- lappgewächen, öffnen fich die Sporenbehälter, deren Inhalt der Wind herausfchüttelt und von Blüte zu Blüte trägt, nur bei teodener Witterung. Bei Negen und trübem Wetter bleiben die Klappen geichloffen. ® Lycopodium alpinum L. (Lycopodiaceen DC. S. 25, XXIV.Kl.) Gebirgs-Bärlapp. Tafel 48. Nr. 96. Stämmchen kriechend, mit aufsteigenden, gabelig-ge- teilten, Akantigen Ästen; unfruchtbare Äste rundlich. Blätter lineal-länglich, ganzrandig, halbstielrund ge- wölbt, angedrückt, vierreihig. Ahren einzeln, sitzend. Deckblätter eiförmig, mit lanzettlicher, abstehender Spitze. Ahren gelblich-grün. Länge des Stengels bis 1 m. Höhe der Aste 2—-10 cm. August—Sep- tember N}. Der Gebirgs-Bärlapp bewohnt in großer Menge und Aus- breitung die Kuppen und Kämme des Hochgebirges. Er zwängt ih, mit dem magerjten Boden fürliebnehmend, durch das zähe Wurzelgeflecht jeiner Umgebung hindurch, Hlettert über die fich in den Weg jtellenden Hindernifje hinweg und fendet jeine oft über einen Meter langen Triebe nach allen Richtungen hin. Mit jeinen zwar furzen, aber ftarfen Wurzeln Elammert ex fich feit an die furzgrafige, felfige Bodenjchicht an und bildet oft ein ver- ihlungenes, dichtmaschiges Wurzelneg, welches fir das abfließende Gemwäfjer eine wirffame „Ihaliperre” abgiebt. Dadurch ftellt jich unfere Bilanze neben Nardus strictus, Scirpus caespitosa u. a. in den Dienft de3 großen Natur- Haushalts. Ohne die fonjervative TIhätigfeit diefer Pflanze wiirde der unaufhaltjam jortichreitende Zerjegungs- und Berftörungsprozeß viel rafcher er- folgen; ja ohne diejen „staat3erhaltenden” Charakter würde jchon längit das Gebirge der legten Humuzsfchicht entfleidet worden fein — 11 — und nur noch ein fahles Fels-Skelett bilden, dent jeder Pflanzen- ihmucd mangelte. Entzieht fich auch diefe jegensreiche Wirffam- feit dem „jaujfenden Webjtuhl der Zeit“, jo mwebt und erhält fie doch dem Gebirge das „Lebendige Kleid“. Und dies follte doch Grund genug fein, der Pflanze eine größere Beachtung zu jchenfen. Aber achtlos fchreitet der Wanderer an ihr vorüber und würdigt jtie faum eines Blides, obwohl fie fajt überall an den Touriften- tweg herantritt. Aber eS ergeht ihr wie vielen anderen Hoch- gebirgs- Kindern, die nur über ein jchlichtes Gewand und über eine unjcheinbare Blüte verfügen. Dabei führt der Stammbaum, der ungezählte Jahrtaufende zurücreicht, eine Ahnenreihe auf, die faum ein anderes Aoelsgejchlecht nachzumeijen vermöchte. Sshre Vorfahren, die Sigillarien und Stigmarien, die neben den Schadtelhalm- und Farnarten einen hervorragenden Anteil an der Entjtehung der „Ichwarzen Diamanten“, der Steinfohlen, haben, waren majeftätiiche, bis 30 Meter hohe Stämme, aus denen fich ein jchauerlich-erhabener Urwald aufbaut. Die vor- weltlichen Bärlapp-Arten bildeten in der Steinfohlenperiode zwar eine kleine — e8 find nur 40 folfile Arten befannt —, aber mächtige Gruppe, die fait das ganze Pflanzenreich beherrichte. Venn man die hwächlichen, am Boden Friechenden Nachkommen diejes gewaltigen Gejchlecht3 mit jenen NRiejengeftalten vergleicht, jo wird man verjucht, an der Richtigkeit der Abjtammung zu zweifeln. Doch geben uns die in Steinfohlenflözen aufrecht itehenden verjteinerten Mumien unumftößlihe Bürgichaft. hr Stammbaum it echt und ihre bedeutjame Stellung durch unan- fechtbare Siegelabdrüde dofumentiert. Die Stämme waren näm- (ih mit Blättern dicht bejeßt, die abfielen und fiegelartige Ein- drüce Hinterließen. Unjere Pflanze, die auch in der AUlpen-, Broden-, Dftjudeten- und Nordlandsflora enthalten ift, hat ihren Namen von den ariechiichen Wörtern Iykos (Wolf) und podion (Füfchen) er- halten, weil die behaarten jungen Zweige mit einem Tierfuße HHnlichkeit Haben. Zu den Bärlapp- Arten gehören: Tannen-Bärlapp (L. Selago L.). Sporenbehälter einzeln in den AUchjeln der mittleren Stengelblätter, ohne Ihren. Von der Ebene bis auf die Kämme des Hochgebirge. Sprojjender Bärlapp. Schlangen- moo3 (L. annotinum L.). Sporenbehälter in jigenden hren. Stengel weithin friechend, vieläftig. Wurde im Kochel- — 12 — und Badelfalle zur Befränzung der Bejucher benußt. Sumpf- Bärlapp (L. inundatum L.). Stengel kurz, mit 1—2 liten. Sporen wie vor. er- und SKobelwiefe. Keulenfürmiger Bärlapp (L. clavatum L.). Blätter gleichgeftaltet. Ahren gejtielt. Bis aufs Hochgebirge. Fladher Bärlapp (L. com- planatum L.). Blätter der fruchttragenden und unfruchtbaren Alte verjchieden. Ahren geftielt. Bis an die Knieholzregion. Auch diefer Pflanze hat fich der Volf3-Aberglauben bemächtigt. Die Friechenden, jchlangenartig gewundenen Stengel — daher auch die Bezeichnung Schlangenmoos —, noch) mehr aber die von den beiden zulebt genannten Arten ausgeftreuten Sporen- Mengen gaben zu allerlei Deutung Beranlafjung. Das gelbe Sporen- Pulver, welches in der Apothefe bei der Pillenbereitung und in der Feuerwerferei Verwendung findet, wurde für fchtoefel- haltig angejehen und erhielt die Bezeichnung Herenmehl. Allosorus erispus Bernh. (Polypodiaceen R. Br. S. 25, XXIV. Kl.) Krauser Rollfarn. Tafel 49. Nr. 97. Wurzelstock schief, mit langen Wurzelfasern. Blätter verschieden gestaltet, in dichten Büscheln, langgestielt, doppelt-gefiedert. Unfruchtbare Wedel eiförmig; Fieder- chen am Grunde keilförmig, fiederspaltig, vorn gezähnt; fruchttragende eiförmig-länglich, weithöher; Fiederchen ungeteilt oder fiederteilig, am Rande gekerbt und eingerollt. Fruchthäufchen auf der Rückseite der Blätter, rundlich, ohne Schleier, von dem umgerollten Blattrande bedeckt. Höhe 15—30 cm. Juli—August . Der erjte Anblik unjerer Pflanze erinnert uns an ein be- liebte3 Kiüchengewächs, Peterfilie, bejonders an deifen Fraufe, fiederjpaltige Blätter. Bei weiterer Entwidelung der Pflanze aber zeigt fich die Verjchiedenheit der Blätter. Die fruchttragen- den Wedel mit ihren zuricgerollten Blättern überragen die un- fruchtbaren und stehen aufrecht. Dadurch wird die Verbreitung der Sporen in fehr wirkfamer Weife gefördert. Der Wind, der das Gejchäft des Ausftreuens allein zu bejorgen hat, fann num von allen Seiten die Fruchttwedel beftreichen und die Sporen nad) jeder Richtung Hin ausftreuen. | — 173 — Unjere Pflanze ift eine Felsbewohnerin, die mit Vorliebe den Geröllboden bewohnt. Hin und wieder zeigt fie fich auch in Felsipalten: Kejjelfoppe (bejonders auf der Nordieite des die beiden Kefjelgruben trennenden rates), Fl. Schneegrube (füdficher Ab- Iturz), gr. Schneegrube (Häufig an den Abjtürzen des hohen Rades), HZiegenrüden, Aupagrund, Teufelsgärtchen, Brunnberg (fdlich vom Schneegraben), El. Koppe; Alpen- und Nordlandsflora. Nur an einer Stelle fteigt die Pflanze in niedrigere Negionen herab: Chaufjee von Wurzelsdorf nach NRochlit. In den Dftjudeten icheint die Pflanze nicht vertreten zu fein. Unjere Pflanze gehört, wie auch die folgenden, zur großen artenreichen Gruppe der Farnfräuter (Filices). Syhren bejonderen Merkmalen nah ijt fie ein Glied der Tüpfelfarne Sm der Snojpenlage find die Blätter, Wedel, der zu diefer Yamilie ge- hörigen Pflanzen jpiralfürmig eingerollt. Die Sporenbehälter bilden rundliche oder längliche Fruchthäufchen auf den Adern der Blattunterfeite. Sie find geftielt und mit einem jenfrechten, am Stiel unterbrochenen Ringe verjehen. jSiehe Schlußbemerfung Geite 179. Blechnum Spicant With. (Polypodiaceen R. Br. S.25, XXIV.Ki.) Rippenfarn. Tafel 50. Nr. 98. Wurzelstock schief, oberwärts mit braunhäutigen Spreu- schuppen. Fruchtbare und unfruchtbare Blätter ver- schieden gestaltet, rasenförmig. Die unfruchtbaren, äußeren, lederartig, kürzer, teilweis niederliegend, überwinternd, kurzgestielt, lineal-lanzettlich, kamm- förmig-fiederteilig, mit lineal-länglichen, aufwärts ge- krümmten, ganzrandigen Zipfeln, bis gegen den Grund belaubt. Die fruchtbaren, inneren, länger, steif auf- recht, langgestielt, mit entfernten, schmal - linealen, unterseits vollständig von den Fruchthäufchen be- deckten Zipfeln. Fruchthäufchen lineal, der Mittel- rippe parallel. Schleier am Blattrande entspringend, nach innen offen. Höhe 20—50 cm. Juli— August 1. Bon unjerer Pflanze ließe fich auch jagen: „überall bin ich zu Haufe, überalf bin ich befannt.“ Denn fie ift im Gebiete eine der befanntejten Erjcheinungen der Kryptogamenflora. ES dürfte wohl faum einen Gebirgs- befucher geben, der nicht eine nähere Befanntjchaft mit ihr ge- macht hätte. Sie ift eine treue Keifegefährtin des Touriften auf jeinen Wanderungen im Gebirge, und begleitet ihn vom Thale durch die Waldregion big auf die Kuppen und Kämme des Hoch- gebirges: Sm ganzen Sudetenzuge verbreitet; Alpen-, Broden- und Nordlandsflora (Farder); nur im hohen Norden jcheint fie zu fehlen. Die Pilanze ift jofort an den regelrecht gejtellten, Leder- artigen, nach oben und unten jchmäler werdenden Blättern und den fammartig geformten, jchtwach gebogenen, zum Teil zufammen- fließenden Abjchnitten zu erkennen. Zur Beit der Fruchtreife breiten fich meift die unfruchtbaren fürzeren Wedel auf dem Boden aus und bilden einen Präjentierteller, auf welchen fich die be- deutend längeren fruchttragenden Wedel mit ihren eingerollten Blattabichnitten ftraff erheben. Nun ann der Wind dieje Stengel von allen Seiten fajfen, die Sporen aus den Behältern heraus- ihütteln und auf feinen Flügeln meit hinwegtragen. Die Pflanze gehört zu der Abteilung der Tüpfelfarne, und zwar zu denen, die mit einem Sporenjchleier verjehen find. Siehe Schlußbemerfung Seite 179. Asplenium viride Huds. (Polypodiaceen R. Br. S. 25, XXIV. Kl.) Grünstieliger Streifenfarn. (Grüner Milzfarn.) Tafel 48. Nr. 99. Stiel grün, krautig, nur am Grunde rotbraun, mit nerven- losen, starr gitterförmigen Spreuschuppen, oberseits gefurcht. Fiedern kurzgestielt, flach, rundlich-rauten- förmig, wechselständig, stumpf, gekerbt, mit der Spindel zugleich verwelkend. Fruchthäufchen von der einen Seite eines Nerven entspringend, länglich, vom Rande entfernt. Schleier flach, mit einer Seite dem Nerven angeheftet. Höhe 5—12 cm. Juli bis August 4. | Auf einer Wanderung nach dem Hochgebirge finden wir viel- fach jchon im Vorgebirge an Feljen, Mauern und bufchigen Ab- hängen einen zierlichen Streifenfarn mit hornartig - elaftilchen, — 15 — beiderjeits jchmal = häutig - geflügelten, ziemlich jtarren Stengeln, twelche Durchtveg rot- bis glänzend jchwarzbraun gefärbt find. 3 ijt dies der braunftielige Streifenfarn (A.TrichomanesL.). Se höher wir fteigen, dejto feltener wird er, bis uns auf den Höhenpunkten des Gebirges ein ganz ähnlicher Farıı, aber mit grünen Blattjtielen und weicheren Blättern, entgegentritt. Das it unjer Streifenfarn, ein echter Felsbewohner: Kefjelfoppe (am alten Bergwerd), Krkonofch, El. Schneegrube (Bajalt), Kiesberg (altes Bergwerk), Teufelsgärtchen, Heufcheuer, Glater Schneeberg, Gejenfe; Alpen- und Nordlandsflora.. Hin und wieder jteigt die Pilanze auch in niedrigere Höhenlagen herab: Finfterftein b. Bord.-Kraujebauden, Eijenfoppe im langen Grunde, Sattlerichlucht b. Zangenau (Böhmen), Schreiberhau, St. Peter, Neuhofer Fort, Sungbuch (Aupaufer), Bleiberge b. Supferberg. Bon den zur Gattung Asplenium gehörigen Arten fteigt außer der nachitehenden noch folgende bi3 aufs Hochgebirge: Nördlicher Streifenfarn (A. Septentrionale Sw.). Blätter in 2—4 lineal-feilföürmige Abjchnitte geteilt. Bom Vorgebirge bi8 later Schneeberg und Gejenfe. Siehe Schlußbemerfung Seite 179. Asplenium alpestre Mett. (Polypodiaceen R. Br. S. 25, XXIV. Kl.) Gebirgs-Milzfarn. Tafel 51. Nr. 100. Laub 2—3fach gefiedert. Blattstiel am Grunde mit biegsamen, breiten, eiförmig -lanzettlichen Spreu- schuppen. Blätter eiförmig bis lanzettlich; Fiedern lanzettlich, Fiederchen länglich, mit eiförmig-länglichen, gesägten Zipfeln. Fruchthäufchen von der einen Seite eines Nerven entspringend, meist rundlich, am Grunde des Einschnitts, in den Winkeln der Zipfel, sitzend. Sporenschleier gewölbt, nur anfangs sichtbar, sehr klein, später unter dem Fruchthäufchen ver- borgen oder verkümmert. Höhe !—1!/, m. Juli bis August 4. Bom Thale bis in die Waldregion begleitet ung der weib- fihe Milzfarn (A. femina Bernh.), deffen Sruchthäufchen mit deutlichem, gemwimperten Schleier ausgejtattet find. Hier — 1716 — aber tritt derfelbe zurüd und überläßt fajt die Alleinherrichaft unjerem Milzfarn, der fic) auf allen Waldblößen, in jchattigen Schluchten, an den Duellzuflüffen und auf Kuppen und Kämmen in großer Menge ausbreitet: Ssjer-, Riejen-, Waldenburger und Heufchenergebirge, Hohe Menje, Glager Schneeberg, Gejenfe; Alpen-, Broden- und Nordlandzflora. Bald nach der Schneeichmelze im Hochgebirge erwacht Die Pflanze aus dem Winterjchlafe und erhebt ihre braunen, Höchit merkwürdig gejtalteten Köpfchen. E3 find dies jchnedenartig zu- fammengerollte Blattgebilde. Nach und nach Löfen fich Diele Bogengänge auf, das Blatt mit feinem zarten, dunklen Laube jtrebt zur Höhe und bildet fräftige, hohe Wedelitöde. Die zahl- reichen Sporenhäufchen, welche anfangs gelblich-weiß, jpäter bräun- lich gefärbt find, bededen fajt die ganze Unterjeite der Fiedern. Auf diefe Weije werden fie in der jorgjamjten Weije vor Wetter- ungunft gejhüßgt. Bei der Fruchtreife bilden die aufrecht jtehenden Wedel einen Trichter, der auf allen Seiten dem die Sporen aus- ftreuenden Winde Angriffspunfte bietet. Unter dem gedämpften Lichte der Nadelhölzer entwicelt jich eine Farnvegetation, die jeder Gebirgsiwanderer mit Bewunderung betrachtet. Freilich reicht diejfe Vegetation nicht im entfernteiten an jene großartige Pflanzenwelt heran, als die jchon in der Urzeit untergegangenen Riefenahnen unjered Farnfrautes in Ber- bindung mit Schadhtelhalm und Bärlapp in der Gteinfohlen- periode einen großen Teil unjerer Erde bededte. Der Milzfarn, deifen Name wohl andeutet, daß er früher al3 ein Heilmittel gegen Milzfranfheiten benußt wurde, führt und mitten hinein in das waldige Reid. Siehe Schlußbemerkung Geite 179. „D> Wald, o Wald, grünmogig Meer! Bon fern jchon tönt dein Naufchen her, wenn jeder Wipfel, windbemwegt, viel Taufend Blätterwellen Klägt. Wie jtärkt und frifchet Herz und Mut ein Bad in fühler Waldezflut ! D Wab, o Wald, du Wunderjtadt, wie feine jonjt die Erde hat! Drin jubiliert im Iuft'gen Zelt die frei’ste Bürgerjchaar der Welt. D glüdlich, wem Gott ein Gemad) beihieden unterm Waldesdach! — 17 — D Wald, o Wald, ehrwinrd’ger Dom! Drin mwallt der reinjte Opferjtrom; hier niet die frommifte Beterjchaar im Yeierkleid am MooSaltar, und drüber raufcht e8 Hoch und hehr: „Allein Gott in der Höh jet Ehr!“ (KR. Beuthner.) Aspidium Lonchitis Sw. (Polypodiaceen R. Br. S. 25, XXIV.Kl.) Scharfer Schildfarn. Tafel 51. Nr. 101. Wurzelstock schief, mit zahlreichen Blättern. Blattstiel im unteren Teil mit zahlreichen, großen braunen Spreuschuppen. Wedel lanzettlich, einfach gefiedert, lederartig, starr, unterseits und auf der Spindel spreu- haarig. Fiedern länglich-lanzettlich, ganzrandig, sichel- förmig aufwärts gekrümmt, doppelt-dornig-gesägt, am Grunde mit einem nach oben gerichteten Ohr- zipfel. Schleierchen schildförmig, nur an einem Punkte angeheftet. Fruchthäufchen rundlich, auf einem säulen- förmigen Fruchtboden. Höhe 10—40 cm. Juli bis August 4. Hier tritt ung eine der größten Seltenheiten der Krypto- gamenflora des Hochgebirges entgegen. WS fichere Standorte im Riejengebirge gelten nur der Kiesberg im NRiejengrunde (um das alte Bergwerk) und die Kefjelfoppe (Nordjeite des die beiden Gruben trennenden rates, unterhalb des alten Bergierfes). Außerdem bewohnt die Pflanze das Gefenfe (gr. Keffel), die Alpen und die hochnordiihen Gebirge. Un den lederartigen, meijt rojettenfürmig ausgebreiteten, oberwärts glänzenden Wedeln, und bejonders an den fichelfürmig gefrümmten, am Grunde ftarf geöhrten Fiedern it die Pflanze jofort zu erfennen. Zu unjerer Gattung gehört auch der gelappte Schildfarn (A. lobatum Sw.). Blätter unten meijt doppelt, oberwärts einfach geftedert. Fiedern langzugejpist, meift mit einem nad) vorn gerichteten 3edigen Öhrchen: Buchberg (Siergebirge), Farıı- und Teufelöberg b. Wurzelsdorf, Kiesberg, Gejenfe. Siehe Schluß- bemerfung Seite 179. — 178 — Polystichum montanum Rith. (Polypodiaceen R. Br. S. 25, XXIV. Kl.) Berg-Punktfarn. (Bergfarn.) Tafel 52. Nr?'102. Wurzelstock kurz, schief, dick. Wedei 1—3fach ge- fiedert, nach oben und unten stark verschmälert, läng- lich-lanzettlich, unterseits mit goldgelben Drüsen. Blattstiel nebst dem unteren Teil der Spindel schwach mit braunen Schuppen besetzt. Fiedern fiederteilig, die unteren klein, 3eckig,; die oberen verlängert- lanzettlich; Zipfel länglich, stumpf, ganzrandig. Schleier drüsig, früh abfallend. Fruchthäufchen randständig, ziemlich gesondert. Höhe 40—80 cm. Juli— August }. „Komm mit, verlaß dad Marktgejchrei, verlag den Dualm, der jich dir ballt ums Herz, und atme wieder frei, fomm mit mir in den grünen Wald!“ Wir geh’n auf taubeperltem Pfad duch jchlanfes Gras, durch duft’ges Moos, durch frischer Lüfte jtärkend Bad dem grünen Dieicht in den SchoP. Geh'n in der Hallen weite Pracht, wo endlos Säul’ an Säule jteht und durch) der Schatten hehre Nacht des Unfichtbaren Schauer weht.“ (©. Rfarrius.) Das ift der Drt, wo wir unjeren anjehnlichen, Fräftigen, faft einen Meter Hohen Farnjtod juchen müfjen. Denn er liebt feuchte, Ichattige Waldpläge und fteigt von der Ebene durch das Borgebirge bis an die Knieholzregion: Sferkamm, Theifenhübel, Badelfall, Keffelgrube, Krkonoich, St. Peter, Elb-, Riejen-, Blau- und Melzergrund, Brunnberg, Hl. Teich, gr. Teich, Kiesberg, Grenzbauden, Eulengebirge, Glager Schneeberg, Gejenfe; Broden. Sn der Alpen: und Nordlandsflora fcheint unjer Farıı zu fehlen. Der Punktfarn, dejjen Name von den deutlich hervortreten- den Sporenhäufchen herrührt, hat große Ahnlichkeit mit dem Wurmfarn (P.FilixmasRth.). Blattabjchnitte gefägt. Schleier ziemlich groß, dauernd. Bom Thale bis in die Schluchten des Hochgebirges, häufig. Ebenjo fteigt auch der dDornige Bunft- farn (P. spinulosum DC.), mit 3edigen Wedeln, jcharf- gejägten Blattzipfeln und deutlichem Schleier, biS auf die Hoch- gebirgsfämme. Siehe Schlußbemerfung ©. 179. — 179 — Botrychium Lunaria Sw. (Ophioglossaceen R. Br. S. 25, XXIV. Kl.) Mondraute. Tafel 49. Nr. 103. Pflanze kahl. Wurzelstock kurz, mit wagerechten, starken Wurzelfasern. In der Mitte des Stieles das unfruchtbare Laub und an der Spitze eine Rispe einseitswendiger Fruchtähren. Unfruchtbares Blatt sitzend, länglich, einfach gefiedert. Fiedern halbmondförmig, obere keil- förmig, meist ganzrandig. Sporenbehälter auf der Unterseite der schmalen Abschnitte, 2reihig. Höhe 10—30 cm. Juli—August +. Unjere Pflanze ift ein merfwürdiges Kind der Kryptogamen- flora. Sie zählt zu den wenigen Öliedern der Laubfarne, deren Sporenhäufchen in einer Ahre oder Nijpe vereinigt find. Gie (tebt grafige Abhänge und Hügel und fteigt von der Ebene durch da3 Borgebirge bis an die Knieholzregion: Buchberg (Siergeb.), Schreiberhau, Keffelfoppe, Elbgrund, FH. Schneegrube, El. Teich, Teufelsgärtchen ufmw., Gejenfe; AUlpen- und Nordlandsflora. Bei der eigentümlichen Geftaltung unferer Pflanze fanıı e3 durechaus nicht überraschen, daß diejelbe al3 Arzneimittel früher vielfach gebraucht wırde. Nach alten Kräuterbüchern wurde ihr eine bejondere Heilkraft beigelegt. Auch im Bolfsglauben fpielte fie eine hervorragende Rolle. Davon zeugt au der Name Walpurgisfraut, den fie wohl heute noch in verjchiedenen Gegenden hat. Nicht nur durch ihre äußere Erjcheinung zeigt fie fich Höchjt merkwirdig, jondern auch durch die Art und Weije der Verbreitung der Sporen. Beim Auzftreuen der Sporen- förnchen geht die Mondgaute jehr jparfam zu Werfe. Die Offnung der Behälter bildet einen Duerjpalt, der fi) nur bei heiterer, trocfener Witterung jo weit erweitert, daß der Wind die Sporen herauszufchüitteln vermag. Bei trüber, feuchter Witterung jedoch ichliegen fich die Klappen. Zu unferer Gattung gehört auch Die vautenblättrige Mondraute (B. Matricariae Spr.). Be- haart. Unfruchtbare Blätter 2—3fach fiederteilig: Buchberg, Brunnberg (Kunaboden), Kupferberg, Gejenfe. Der Name Botry- chium bedeutet Traubenstengel, womit auf den rijpigen Blüten- stand Hingewiefen wird. Die Bezeichnung Mondraute deutet auf die halbmondförmige Gejtalt der Wedelabjchnitte Hin. Schlußbemerfung Die Laubfarne (Filices) nehmen unter den Pflanzen des behandelten Gebietes eine hervorragende 12* — 180 Stelle ein. Die Blätter jtehen zerjtreut oder an der Spiße des MWurzelftodes rojettenförmig. Sie find einfach oder gefiedert, bei der Entwidelung meift jchnedenförmig eingerolit. Die Frucht behälter bilden auf dem Rüden oder am Rande der Blätter Sporenhäufchen, welche entweder nadt, oder mit einem Schleier oder mit dem zuricgerollten Blattrande bededt find. Betrahten wir das zierliche, fein zerteilte Farnpflänzchen, welches fich der Felsrige entwindet, und vergleichen e3 mit den prächtigen Wedeln, denen wir oft an den Gebirgszugängen und ihren Wafjerläufen begegnen, jo fünnen wir dem fich uns dar- bietenden üppigen Begetationsbilde unjere Bewunderung nicht ver- lagen. Was find aber die Fräftigiten Farnitöde am Waldesjaum im Verhältnis zu jenen 15 m hohen baumartigen Laubfarnen der Tropen! Und doch find auch diefe nur Zwerge, wenn wir fie im Geifte neben die Riejengeitalten der jchon vor Sahr- taujenden untergegangenen Steinfohlenflora ftellen. „Schlanfe FSarnjtämme von braumer Färbung, bis auf die Wurzel herab von den dien Schtwielen abgejtorbener Blattjtiele oder von tafel- artiger Stuccatur bededt, von üppigen grünen Moojen bervohnt, itrebten viele Fußhoch zum Lichte, das finjtere Wolfen twejentlich dämpften, aber dadurch gleichzeitig beitrugen, den das Dunkle fiebenden Farren das günftigite Klima zu geben. Hohe, jchopfartig gejtellte Wedel, in zierliche gefiederte Blättchen vielfach geteilt, bildeten wie prachtvolle Straußfedern den von jedem Winde leicht bewegten Wipfel. So jproßten fie palmenähnlich aus dem jung- fräulichen Boden hervor. hr leichtes, Iuftiges Blätterdach, voll Unmut und Grazie, war aus 3—5 m langen und mehr als 1'!/; m breiten Wedeln gebildet. So jenfte es fih in fanften Schwingungen bald traumhaft zur Erde nieder, bald lag es wie die Speichen eines Nades wagerecht am Gipfel ausgebreitet, aber immer ätheriich leicht. Von unten aus betrachtet, mußte diejes wunderbar zarte Blätterdach, deifen Obergrund die finjteren Wolfen waren, einen jeltjamen Kontraft mit diefen drohenden Wolfen bilden, die nicht zu Diefer unendlichen Sanftheit der Wedel paßten. Doch nicht alle Farren bejaßen palmenartige Schafte. Sehr viele wucherten mit ihren Wedeln auf dem Boden, ungeheure üppige Büjche bildend.” (RK. Müller. Buch der Pflanzenwelt.) Die Fortpflanzungsorgane der meiften Farnfräuter, deren Sporen vom Winde weiter getragen werden, ftehen auf der Unter- \eite der Wedel, wodurch fie gegen Wetterungunft ficher gefchüßt — 1831 — ind. Sie find mit einem bejonderen Ausjchleuderungs-Apparate ausgerüftet. Ein Ning von diewandigen Zellen umschließt die Sporenhäufchen. Bei der Sporenreife zerreißt derjelbe, Eriimmt lich zurück und jchleudert mit Gewalt die Sporen meit hinmeg, die dann von jtarfer Luftitrömung weiter geführt werden. Die Farnfräuter enthalten geringe Mengen von Gerbjäure, welche den ri als Schußmittel gegen Tierfraß (Weidevieh, Schneden ır. a.) ienen. „Baumeijterin Natur jcheint für ich felbjt zumeiit zu bau’n und baut zulegt doch alles für den Geijt.“ (Fr. Nücdert.) Überblifen wir am Schlufje noch einmal die durchiwanderte Pflanzenwelt, jo drängt ich uns immer wieder die uralte Wahr- heit auf: „Ein großes Bilderbuch ijt die Natur;) von Gottes eigner Hand gejchrieben, zeigt jedes Blatt der ew’gen Güte Spur und lehrt un$ glauben, hoffen, lieben.“ Erklärung und Register der Fachausdrücke. — 0 Seite EN BRIIEREN eleın (SR Archsßoniet‘. .-. 24 Beerenfrüchte. Fruchtfleischig, saftig. nicht en Biologie. Lehre vom Leben; Biologie der Pflanzen: Lehre von den Lebensbeziehungen der Pflanzen. Bluvtern 29) 12 Deckblätter (Stützbl.). Blätter a am Grunde des Blötenstieles, Dolde. Blütenstand mit gestielten Blüten aus gemeinsamer Achse, welche gleiche Höhe bilden. Blütenstand mit ver- zweigten Blütenstielen = Trugdolde. Drüsen. Gebilde der Oberhaut, die eine eigentümliche Flüssigkeit absondern. Binwescehtechtier. Hal. 2a rare ae Binhausim.2.. 13 Fiedern. Blatteinschnitte, die et Bis zum Mittelnerv Schen. Flügel '#. BRAUN Beau 1) APRES N a GE Erenestaukune DENE Re 1 a RN... PEuchi mieten En an. Rn nn EREITTEHU N ET I sa le EL RT Bar Erümen. n i R a Fuller DBullchers a a N Insakteunlütlanı en ul Son nl are Ka Le re Kaborsutient., EEE WAY 6 Makrosporen, Mikresporen N A Ne ME NAHE. N, N Nektarıum RS Be Nebenblatt. Blätter am Grunde des Blattstieles. Proöterandarie 1.00 kann u AS ProötBalliunt.: Aus ee HN La ee Saftmal.. j Schaft. Blattloser Blütenstengel. Schiffchen Schließfrucht. Öffnet sich eh Frucheschale ken! Selbstbestäubung Spaltfrucht. Frucht aus mehreren sans o Stücken bestehend. Dolden. Sporen. Sporenbehälter (Sporangium) . Steinfrucht. Fruchtschale aus zwei Schichten bestehend, äußere fleischig, innere steinartig. Stempel. Trockenfrüchte, Fruchtschale durchweg ars Wechselständig. Blätter in verschiedener Höhe und auf verschiedener Seite des Stengels. Windblütler. Zweihäusig Zwitterblüten . Seite 13: 58 13 24 13 13 13 13 = Ba Erklärung der Zeichen und Abkürzungen. © — einjährige Pflanze. Hoffm. == Hoffmann. ® —= zweijährige Pflanze. | Huds,. = Hudson. =) — ausdauerndePflanze. | Jacq. — Jacquin. b — Baum, Strauch. Juss. — ussieu. d = männlich. L. — Linne. ? —= weiblich. Lind. ‘= Lindley. Kl. — Klasse des Linne- | Mett. — Mettenius. schen Systems. Nutt. — Nuttall. R.'Br; = Rob. Brown. Ad. —= Adanson. Rchb. = Reichenbach. A. Br. = Alexander Braun. Rich. —= Richard. Bart. = Bartling. Rth. = Roth. Bernh. —= Bernhardi. Schumm. = Schummel. Bl. —.Bluff. Scop. —= Scopoli. Cass. = Cassini. Sm. — Smile. Bier = De Candolle. Sw. — Swartz. Delarb. = Delarbre. Tsch. = "Tausch, Duf. = Dufour. Vent. — Ventenat. Endl. = Endlicher. Vill. —= Villars. Gärtn. = Gärtner. Willd. —= Willdenow. Grck. = Garcke. With. = Withering. Good. —= Goodenough., Wulf. —= Wulfen. Achyrophorus . Aconitum Adenostyles Agrostis . Alchemilla Alectorolophus Allermannsharnisch . Allium . Allosorus Alsina . Alsinaceen Ampfer Androsace Anemone Angiospermen . Aspidium Asplenium Bärlapp Bärwurz . Baldgreis . Bartschia Berghähnlein Betula . Betulaceen . Binse Birke Blechnum — 137 — 40 103 142 49 128 2.44, ,.100 156—158 172 69 134 Boraginaceen Botrychium . Brachsenkraut . Brandlattich Brombeere . Campanula . Campanulaceen Caprifoliaceen . Cardamine Carex.. Chrysosplenium Cichoriaceen Circaea Colchicaceen Compositen . Coniferen Corallorrhiza Corymbiferen . Crassulaceen Crepis . Cruciferen Cynareen Cyperaceen . Delphinium . Dicotylen 173 | Doronicum . Seite 22 179 168 102 52 106—108 22 22 LE. r; 145—147 92 21 80 24 20 24 154 21 18 95 18 21 23 1) O 17 101 Drosera Droseraceen Ehrenpreis . Eisenhut . Empetraceen Empetrum Enzian Epilobium Erdrauch Ericaceen Eriophorum Fettkraut Filices . Fingerkraut Frauenmantel . Fuchswurzel Fumaria . Fumariaceen Galium Gemswurz Gentiana . Gentianaceen Germer Geum . 1 Glockenblume . Gnaphalium. Gramineen . Grossulariaceen Grundfeste . Gymnadania Habichtskraut . Habmichlieb Hachelkopf . Hahnenfuß . Hedysarum . — 13 — Seite 63 18 125 40 18 2.1000 121—123 82 59 22 148 130 25 97 49 40 59 18 111 ie! 121—123 22 162 ar 3 hype 5°) 106—108 104—106 23 18 u 18000898 149—151 96 116 94 46 58 Seite Hexenkraut 80 Hieracium 2 .. 96—98 Himmelschlüssel . 1417, Höswurz . 149—151 Homogyne 102 Hypopitiaceen .. 18 Imperatoria . 74 Isoetes 168 Johannisbeere . 72 Juncaceen 24 Juncus 160 Juniperus 163 Kiefer . 165 Klapper 128 Knieholz . 165 Knotenfuß RE N 3.2) Köpernik. Köpernikel . 7 Korallenwurz 154 Krähenbeere 66 Kreuzkraut . 100 Kryptogamen . 15 Kugelranunkel . 47 Labkraut 111 Läusekraut . 126 Lentibulariaceen . 22 Lieschgras 142 Liliaceen . 24 Lilium . 155 Linnäa 112 Listera 152 Luzula 161 Lycopodiaceen 25 Lycopodium 170 Mannsschild 119 Marbel 161 Meirich Meisterwurz Meum . Milchlattich . Milzfarn Milzkraut Mönchsrhabarber Mondraute Monocotylen Moosbeere Mulgedium Multebeere . Myosotis . Myrrhis Nelkenwurz Oldog . ÖOnagraceen Orchidaceen Papilionaceen . Pedicularis . Pestwurz . Phanerogamen Phleum Pinguicula Pinus Pippau Pirola . Pirus 4 Pleurospermum Po3.zV EIER Polygonaceen . Polystichum Pomarien Potentilla Primula Primulaceen Pulsatilla . Punktfarn = SN Seite 69 t 74 76—78 99 175 92 132 179 23 109 99 52 114 79 55 162 20 24 18 126 103 15 142 130 165 95 70 73 ae 7 143—144 22 178 19 Ranunculaceen Ranunculus . Rauschbeere Rhodiola . Ribes Rippenfarn . Rippensame . Rispengras Rittersporn . Rollfarn Rosaceen. Rose Rosenwurz Rubiaceen Rubus . Ruhrkraut Rumex Saffllor . Salicaceen Salix Santalaceen . Saxifraga. Saxifragaceen . Schaumkraut Schildfarn Schnittlauch Schwalbenwurzel . Scrophulariaceen. Sedum. Segge . Selaginella Senecio Siebenstern . Sinau Sonnentau Steinbrech Straußgras Streifenfarn . Seite L2 46 66 48 72 173 Se, 75 143—144 39 172 18 50 48 22 UHR NIDZ 104—106 132 97 NS 136 —141 a?” . 84—92 20 67 174 158 101 22 a 145—147 169 100 115 49 — 190. — Seite Streptopus: . 1... U 159) Veratium., Sturmhut.. 0.0. 0 2,2040 Mersißmeinnicht - Susdolde” 2.0... A. 20: UEFTZBR Vergeiakraut SUBRleeAN me IBM Meronicen SWEeBLIANE By a. eo Viele! Ne Violaceen EIREISDATEN N u to nieliee He N re Wacholder ; warnte alte. 9.15 Weide Be Trolblume . ..... .. .. 47 | Weidehröschen eo Se ae in 07 Miele ABtkeRbund 7% .u...%..155 Wintergrün . Wolligras . Draabelkferen cu es... 19 Zapfenkraut. Naceimium er. 27.2 109 | Zweiblatt. Veüchen‘........ . 2: 60-61 | Zwergmispel ALLE SE » a EOS 136—141 82 162 70 148 159 152 - d 1. Delphinium elatum L. ober Ritterjporn. d 2. Aconitum Napellus L. Wahrer Sturmhut, Eifenhut, Fuhsmurzel. Taf. 3. 3. -Anemone narcissiflora L. Berghähnlein. 4. Pulsatilla alpina Delarb. (Anem. alp. L.) Zeufelsbart. Taf.5, 5. Ranunculus aconitifolius L. Sturmbutblättriger Hahnenfup. 7. Rhodiola rosea L, 6. Trollius europaeus L. Rojenimwurz. Kugelranunfel, Trollblume, HN Taf.7. 12, Yotentilla aurea 1. Ö. ıchemnula I2ssa Schumm, Soldblunniges Fingerfraut, Belpaltener zsrauenmantel, Stnau 10. Rubus Chamaemorus L. 9, Rosa alpina L. Bmerg-Brombeere, Multebeere. Gebirgs=- Roje. Taf. 11. Geum montanum L. Berg -Nellenmurz Taf.10. 13. Hedysarum obscurum L. 14. Fumaria capreolata L. Gebirg3- Süßklee. Kanfender Erdraud). ff 15. Viola biflora L. 16. Viola lutea Sm. Bmeiblütiges Beildhen. Gelbe3 Beilden. 3 Taf.ı2, u | eLY | RN yv 17 Drosera rotundifolia L. Rumdblättriger Sonnentau, SOmyLr; y? “ rar f 20. Alsina verna Bartl. 19. Cardamine resedifolia L. 18, Empetrum nigrum L. Brühlings = Alfine, Rejedablättriges Schaumfraut. Schwarze Krähenbeere, Raufchbeere) v % 22, Ribes petraeum Wulf. 23. Pirus sudeticus Tsch. Veljen- Zohannisbeere, Sudeten= Zwergmifpel. Bi A I ee Fe Taf.14. 21. Pirola uniflora L. 24. Imperatoriä Ostruthium L. Einblütiges Wintergrün. Meifterwurz. | Taf. 15, 25. Pleurospermum austriacum Hoffm. Nippenjame. 26. Meum athamanticum Jacg. Haarblättrige Bärtwurz. Meum Mutellina Gärt. Küpernif, Köpernifel. Taf. 16. N x mn ae are ra % 23. Myrrhis odorata Scop. Wohlriehende Sühdolde. 29, Circaea alpina L. Gebirg3=Herenkraut. 3, Saxifraga oppositifolia L. GBegenblättriger Steinbred). N De w “ ) WIE: 3 i 30, Epilobium alsinefolium Vill. 32.Saxifraga bryoides L. 33.Saxifraga muscoides Wu Doitenblättrigeg Weidenröshen. Knotenmoodartiger Steinbred). Moosartiger Steinbred). Taf. 19. 34, Saxifraga nivalis L. 35. Saxifraga Aizoon Jacg. Scnee-Steinbred. Zraubenblütiger Steindred, Hausmurzel. 37. Achyrophorus umiflorus Bl 36. Chrysosplenium oppositifolium L. Einblütiger Hacheltopr. Begenblättrige® Milzkraut. N RE h ; BI Br f ae N ! h E h: Taf. 21. ı 38. Crepis grandiflora Tsch. Sroßblütige Grundfeite, Pippau. \ a Ara =e#— —--— Ta f; 22. N u ; E: i r : fa 44. Doronicum austriacum Jacg. 48. Gnaphalium supinum L. Gemdwurz, Schwalbenmwurzel. Nievriges Ruhrfraut. r Ar, > ”s u T ’ : #2) pi kr “ 27 [7 v r EN, UBER 40. Hieracium aurantiacum L Pomeranzenblumiges Habichisfraut. al. Hieracıum. villesum Zoitiges Habi htöfraut, 1 ERBE DETCREBITE AENNRT- a a a en este nz 5 Fr ur Bert mn Eee > h3 Binde N ae de 39. Hieracium alpinum L. Bebirgs = Habichtöfraut. 47, Gnaphalium norwegicum Gunner. Norwegiiches Kudrkraut. Be 4 eo se „ “ ! - . > we re j + 4 Be Taf.25.. Il | < 42. Mulgedium alpınum > e Gebirge -Milchlattid). \ 43. Senecio crispatus DC, (Var. sudeticus.) Sudeten=Baldgreis. 45. Homogyne alpina Cass. Gebirgs=-Brandlattich. Taf. 27. 46. Adenostyles albifrons Rchb. 49 Campanula Scheuchzeri Vill. Graublättrige Peitwurz. Bebirgs- Öloedenblime. u u _ 50. Campanula barbata L. Bärtige Glocdenblume. 53. Taf. 28. Linnaea borealis L. Nordiiche Rinnäe. 55. Trientalis europaea L. 52. Galium saxatile L. 54. Myosotis silvatica Hoffm, (Var. alpestris.) Giebenitern. Telien = Labfraut. Gehirns - Nerniimetrnicht Taf. 30. en - RN Vaccinium Oxycoccus L. 56 Primula minima L. Monsbeere. Habmichlieb. A EN “7 altl| In ” 58. Sweertia perennis 1. 61. Veronica vellidioides L. 60. Gentiana verna L. Ausdauernde Smweertie. Mapliebchenartiger Ehrenpreis. Frühlings Enziar. ‚ „ . re ar en m a 57. Androsace obtusifolia All. Stumpfblättriger Mannzjchild. % Taf. 32, 59. Gentiana asclepiadea L. Gebirgd- Enzian. 44 Taf. 33, 65. Pinguicula vulgaris L. 62, Pedicularis sudetica Willd. Yettkraut. Sudeten -Läujefraut. . Bartschia alpina L. 63. Alectorolophus alpinus Greke. 66. Thesium alpinum L. Gebirg3- Bartichie. Bebirg3- Klapper. Gebirgs = Verneinkraut. N A Ta u Sebirg 8, Betula nana L. 69, Salix Lapponum L. 70, Salix silesiaca Willd. 71. Salix herbacea, Zwerg - Birke. Lappländijche Weide. Schlejtiiche Weide. Krantartige Weide. 72. Agrostis rupestris All. 73. Phleum alpinum L. Seljen- Straußgra?. Gebirgd = Liejchgras. Beten Taf. 39. » 76. Carex rigida Good. 77. Carex atrata L. GStarre Segge. Schwärzliche Segge. Taf.4o, 78. Carex irrigua Sm. 79. Carex capillaris L. Öletiher-Segge. Haarhalmige Segge. Taf.saı. 0.0) ER, ara Pr SARA RE: SE er 5 he u I; 1.1Stera’cordata KR; DY, . Eriophorum alpinum L. 84. Corallorrhiza innata R. Br. . Gebirgs-Wollkraut. Rorallenwurz. Herzblättriges Bmeiblatt. 81. Gymnadenia cofopea R. Br. 82. Gymnadenia albida Rich. Sliegenartige Hösmurz. Weihlide Hösmurz. Taf. 43. 85, Lilium Martagon L. Türfenbund - Lilie. 87. Allium sibiricum Willd. , 86. Allium Victorialis L. Sibirtiher Schnittlauch. Allermanndharniid. x % Taf.45. 88, Streptopus amplexifolius DC. 89. Juncus trifidus L. Stengelumfafjendes Bapfenfraut. Dreifpaltige Bine. a en y eW sr > ’ 90. Luzula spicata DC. 91. Veratrum Lobelianum Bernh. Ahriger Marbel. Germer, Werdedode, Didog. u PR N u Se Vılld uniperus j J 92. Dinar - Tarlı any‘ Zwerg = Wadjolden Taf. 48. 95.Selaginella spinulosa A. Br. 96.Lycopodium alpinum 1.99, Asplenium viride Hud: Bimperzähnige Selaginelle. Sebirgö=Bärlapp. Srünitieltger Streifenfarn. Taf. 49, 97. Allosorus crispus Bernh, 103. Botrychium Lunaria Sw. Kraufer Rolfarn. Mondraute. Rippenfarn. Yes D 7 . np ® Ss BR, Taf. 51. KEaTe Aor 7 ji nlon e.. 1..% Par, - 109. Asplenium SIDESTITIE Mett.. 101. ASDIdIUN Lon I11S DW Gebiras- Milsfarn Scharfer Schildfarn. pad a) W Poiystichum montanum Rth. v> Berg - Bunktfarn. r v ! H \ AN Khh {) / h x . * a r ; | | * 1 | ww; s A | » / 0 u i * ® f | - f | N ee 4 nn 4 _ h ”i i ‘ ’ t | i | { | | u . . } | i ’ » D i a" f M, x | . | e dr | A » | | h \ [3 * h | * , - er N P f ‘ > ’ 4 1 | i 4 ‚ | P ’ IR 7% N #8 j ‘ ß ) \ N h. FE 4 " ‚ . i LO RAR | | EL 4 s f | A n . .') ? nr LR. nr E74 ’ v7 ker “ N [ “ » I N 4 % ub: ‘ I Y T 1 ru u ff; N. f et, WR ///// LAU ll; /4 ö — fj u I 4 S / AZ . : Ni - A / 2 PR /E///) | N f/ N FE Mppi NV Er /// / /f} } / ie N, VIARKLH . BR / /// / u RP? / / / Aka IHR, . / / f ; // AN) IT ) ; 7 - 7% 7 #/ PHNREZ : I: Weror ff "Dary NR A N //} Ne FH / Vi HAN: AT, & /f j; FH, Y4 / ON) li 7 j RL Y/ f 1a." 5 / HH in } GR UP lOng ö ö \ )// 2 Id dasarr“ WS Ss HN. ) /) LM ' MR “ ku fl ill / Y Pr 7); N U) NEN N r IR, Hl Ex & N NN WO REEELTR RR) A Y x \ © & Bas: PL EN ; N X) fe % j CL a WE WR I BE IN!I|\\ | l!| III I| Il [I u ee 3 5185 00021 3114 Prugn,. vr \ HR N > HN, u NZ Le fpoh, Mans Vi WEMDRS Mi Er | / f f, J 7 /AR/; \ / / ki 7) /Y/ / Zi , } V # “