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JAMES A, PETERS

MEMOIRES

L’AGADEMIE IMPERIALE DES SCIENCRS DE ST.-PETERSBOU RG, VIr SERIE. Tone XIV, N’ 6

Bes; DER VIPERIDEN.

nebst Bemerkungen

UBER DIE GROGRAPIISCR VERBREITUNG DIESER GIRTSEHLANGEN-PANIIIE,

VON

Dr. Alexander Strauch, Mitgliede der Akademie

(Mit zwei Kupfertafeln.)

Lu le 8 4ordl 1869.

Sr.-PETERSBOURG, 1869 Commissionnaires de l’Acad&mie Impe6riale des sciences:

ä St.-Petersbourg, a Rise, a Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N. Kymmel; M. L&opold Voss,

et Jacques Issakof; Prix: 1 Rbl. 35 Kop. = 1 Thlr. 15 Ngr. ge ensan

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“Imprimerie par ordre de l’Academie Imperiale des sciences.

Aoüt 1869. C. Vesselofski, Secretaire perpetuel.

Imprimerie de l’Academie Impe&riale des sciences. (Wass.-Ostr., 9 ligne, NO 12.)

VEURSWENRUTE

Als ich vor etwa zwei Jahren den Entschluss fasste, die geographische Verbreitung der Giftschlangen zu bearbeiten und die für diesen Zweck erforderlichen literarischen Vor- arbeiten begann, erkannte ich leider nur zu bald, dass eine solche Aufgabe bei der grossen Confusion, die in der systematischen Anordnung der 7Toxicophidier herrscht, absolut nicht durchführbar sein würde. Ein genauer Vergleich der,verschiedenen Classificationen, welche seit dem Erscheinen von Schlegel’s berühmtem Essai sur la Physionomie des Serpens für die Toxicophidier proponirt worden sind, lehrte mich nämlich, dass die einzelnen Herpeto- logen nicht einmal hinsichtlich der Zahl und Umgrenzung der Familien, geschweige denn der Gattungen und Arten mit einander übereinstimmen, und es musste also die in Rede stehende Unterordnung zuerst in systematischer Beziehung einer gründlichen Revision unterworfen werden, bevor an eine Bearbeitung derselben in zoogeographischer Beziehung zu denken war. Ich unternahm denn auch diese Revision und kam hinsichtlich der Zahl und Umgrenzung der Familien, deren ich, wie die meisten Autoren, vier annehme, bald in’s Klare; eben so hielt es auch nicht schwer, die grosse Menge der z. 'Th. ganz unhaltbaren Gattungen auf das gehörige Maass zu reduciren, bei der Unterscheidung der einzelnen Arten dagegen stellten sich mir auf Schritt und Tritt Hindernisse entgegen, die ich bei der Ober- flächlichkeit und Ungenauigkeit vieler Artbeschreibungen nicht zu überwinden vermochte, und deren Beseitigung vielleicht überhaupt nur nach Vergleich der Originalexemplare zu diesen Beschreibungen möglich sein wird.

Die Ueberzeugung, dass das mir zu Gebote stehende Material an Giftschlangen zu einer systematischen Uebersicht der Arten dieser Unterordnung bei Weitem nicht ausreicht, nöthigte mich denn auch, meinen ursprünglichen Plan aufzugeben, und ich beschloss, um wenigstens einen Theil der von mir über das Vorkommen der Toxicophidier bereits gesam- melten Notizen zu verwerthen, mich auf die Bearbeitung einer einzigen der vier Giftschlangen- Familien zu beschränken, dieselbe dafür aber nicht allein in zoogeographischer, sondern auch in

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Seric. . 1

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systematischer Beziehung zu erläutern. Meine Wahl fiel auf die Familie der Viperiden, theils weil dieselbe am wenigsten artenreich ist und dabei meist auffallende, d.h. leicht von einander zu unterscheidende Arten enthält, theils aber auch weil das mir zu Gebote stehende Material der akademischen Sammlung zu jener Zeit gerade an Viperiden verhältnissmässig noch am reichsten war. Aber auch die Bearbeitung dieser kleinen Familie hätte ich kaum in einer den gegenwärtigen Ansprüchen der Wissenschaft selbst nur einigermaassen ent- sprechenden Weise auszuführen vermocht, wenn mir nicht die Gelegenheit geworden wäre, in den Sommermonaten des verflossenen Jahres die Museen zu Berlin, Halle, Göttingen, Leyden, München, Stuttgart und Wien zu besuchen und die daselbst vorhandenen meist reichen Sammlungen von Giftschlangen, welche mir in der liberalsten Weise zur Disposition gestellt wurden, mit in den Kreis meiner Untersuchungen zu ziehen. Durch Benutzung aller dieser Materialien bin ich denn in den Stand gesetzt worden, von den 22 Arten, welche gegenwärtig in der Familie der Viperiden zu unterscheiden sind, nicht weniger als 19 aus eigener Anschauung kennen zu lernen, und da mir von diesen 19 Arten im Ganzen 392 Exemplare zur Untersuchung vorgelegen haben, so glaube ich mich wohl der Hoffnung hin- geben zu können, dass die Merkmale, welche ich in der vorliegenden Abhandlung zur Unter- scheidung der einzelnen Arten benutzt und meist an zahlreichen Exemplaren verificirt habe, auch für alle Fälle stichhaltig sein werden.

Was nun die Einrichtung der nachfolgenden Abhandlung anbetrifft, so habe ich die Synopsis der Viperiden genau nach deniselben Plane ausgearbeitet, wie meine im Jahre 1866 veröffentlichte Synopsis der Orocodiliden, nur schien es mir nothwendig, hier auch die Färbung und Zeichnung zu berücksichtigen, da diese Verhältnisse bei den meist bunten Vipern nicht wenig zum leichteren Erkennen der Arten beitragen, während sie bei den Crocodiliden so gut wie gar keine Bedeutung haben. Es sind also die einzelnen Viperiden- Arten, deren Zahl sich, wie schon bemerkt, auf 22 beläuft, und die ich in drei Gattungen vertheilt habe, nicht detaillirt beschrieben, sondern nur kurz charakterisirt, jedoch ist da- bei auf alle Organisationsverhältnisse, die irgend etwas der betreffenden Species Rigenthüm- liches besitzen, Rücksicht genommen. Um ferner das Erkennen der Arten zu erleichtern, habe ich jeder derselben ausser der Diagnose und der Beschreibung von Färbung und Zeich- nung noch einige Bemerkungen über die wesentlichsten und am meisten in die Augen fallen- den Unterscheidungsmerkmale beigefügt und zugleich auf die Differenzen, welche sie von den ihr zunächst verwandten Arten darbietet, aufmerksam gemacht. Alsdann bin ich be- müht gewesen, sowohl bei jeder Gattung, als auch bei jeder Art eine möglichst vollständige Aufzählung der Synonymie zu geben, und habe die einzelnen Citate stets in den Original- werken nachgeschlagen, jedoch mit Ausnahme einiger wenigen, die ich wegen Mangels der betreffenden Werke kopiren musste und die durch ein dahintergestelltes * ausgezeichnet sind; in allen Fällen, wo ich ein Synonym anders deuten zu müssen glaubte, als es bisher geschehen war, habe ich die Gründe für meine abweichende Ansicht eines Genaueren ausein- andergesetzt. Hinsichtlich der Synonymie der Arten muss ich noch bemerken, dass ich

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 3

darin nur solche Namen aufgeführt habe, welche von einer Beschreibung, einer Diagnose, oder doch wenigstens von einigen das Erkennen der Art ermöglichenden Bemerkungen be- gleitet sind, wesshalb denn auch alle Namen aus Wagler’s Natürlichem System der Amphibien, Fitzinger’s Systema Reptilium und überhaupt aus allen Werken, in welchen die Species nur dem Namen nach, ohne alle Charakteristik, aufgeführt werden, fortgelassen sind; eben so hielt ich es auch für überflüssig, einen Theil der älteren Literatur, wie Suckow’s Naturgeschichte der Thiere, Borowski’s Naturgeschichte des Thierreichs, Müller’s Bearbeitung des Linne’schen Natursystems und ähnliche Compilationen, die sämmtlich in Donndorff’s Zoologischen Beiträgen zusammengetragen sind, zu berücksich- tigen, und von den zahlreichen Sammlungskatalogen habe ich nur die des British Museum und des Museum’s zu Pavia aufgeführt, da in denselben die Arten mit Diagnosen oder kurzen Beschreibungen versehen sind. Den Schluss jeder Artbeschreibung bildet ein besonderer Abschnitt, in welchem ich bemüht gewesen bin, den Verbreitungsbezirk, oder wo das nicht möglich war, wenigstens das Vorkommen der betreffenden Art möglichst genau zu schildern, und wenngleich die Angaben über die geographische Verbreitung der Vipern zur Zeit noch sehr ungenügend und lückenhaft sind, so habe ich es doch versucht, sie in einem eigenen Kapitel zu einer kurzen Uebersicht über die Verbreitung der Viperiden auf dem Erdballe zusammenzustellen.

Endlich habe ich der vorliegenden Abhandlung noch ein systematisches Verzeichniss sämmtlicher im hiesigen akademischen Museum vorhandenen Viperiden angehängt und darin bei jedem Exemplar die Zahl der Schuppenreihen im vorderen Drittel des Rumpfes, so wie die Zahl der Bauch- und Schwanzschilder angegeben: die Schilderzahl ist in der allgemein gebräuchlichen Formel (Bauchschilder + Analschild -+ Schwanzschilder) ausgedrückt, und die Zahl der Schuppenreihen habe ich durch eine der Formel vorgestellte und von ihr durch ein Kolon getrennte Ziffer angegeben; selbstverständlich zeigt die vierte und letzte Ziffer bei den Vipera-Arten, die doppelte Schwanzschilder besitzen, die Zahl der Paare und nicht die der einzelnen Schilder an.

Schliesslich ergreife ich mit Freuden die Gelegenheit, den Herrn Professoren Giebe in Halle, Keferstein in Göttingen, Krauss in Stuttgart, Peters in Berlin, Schlegel in Leyden, v. Siebold in München, so wie Herrn Custos Dr. Steindachner in Wien hiemit meinen verbindlichsten Dank zu sagen für die ausserordentliche Liberalität, mit welcher sie mir die ihrer Obhut anvertrauten Sammlungen in der ausgedehntesten Weise zur Disposition gestellt haben.

Die Giftschlangen, Toxicophidia, bilden bekanntlich die dritte und letzte Unterordnung der Schlangen und besitzen bei aller Verschiedenheit in Habitus, Organisation und Lebens- weise ein gemeinsames Merkmal, durch welches sie mit Sicherheit und ziemlicher Leich- tigkeit von den beiden anderen Unterordnungen, den Scolecophidiern und Azemiophidiern, unterschieden werden können, nämlich den Giftapparat. Dieser Giftapparat, der stets paarig ist, besteht aus einer besonderen, in der Temporalgegend liegenden Drüse, deren Aus- führungsgang auf einen der Länge nach von einem Kanale durchbohrten Zahn, den soge- nannten Giftzahn, ausmündet, und ist sowohl in anatomischer, als auch in physiologischer Beziehung so oft geschildert und beschrieben worden, dass ich ihn als vollkommen bekannt voraussetzen und füglich mit Stillschweigen übergehen kann. Nur die Giftzähne muss ich einer specielleren Besprechung unterziehen, und zwar nicht allein desshalb, weil dieselben als einziges äusserlich wahrnehmbares Kriterium der Toxicophidier eine nicht unbedeutende Rolle in der systematischen Eintheilung dieser Thiere spielen, sondern auch desshalb, weil von Seiten der Verfasser der Erpetologie generale z. Th. ganz irrige Ansichten über den’ Bau dieser Organe verbreitet worden sind.

Die Giftzähne der Schlangen, die sich von den übrigen Zähnen dieser Geschöpfe be- kanntlich stets durch bedeutendere Grösse und ausgesprochen pfriemenförmige Gestalt unterscheiden, kommen ausschliesslich nur im Oberkieferbein vor und sind sämmtlich nach ein und demselben Typus gebaut. Ausser einer an der Basis befindlichen Höhlung, die für die Ernährungsorgane des Zahnes bestimmt ist und allen Schlangenzähnen ohne Ausnahme zukommt, besitzt jeder Giftzahn noch einen der Länge nach verlaufenden Kanal, den soge- nannten Giftkanal, der immer an der vorderen, convexen Seite des Zahnes liegt und mit zwei Oeffnungen nach aussen mündet. Die eine dieser Oeffnungen, die stets eine mehr oder weniger rundliche Gestalt besitzt, befindet sich nahe der Basis des Zahnes und vermittelt, indem sie sich beim Oeffnen des Rachens und der dadurch bedingten Lagenveränderung des Zahnes an den Ausführungsgang der Giftdrüse anlegt, den Eintritt des Giftes in den Zahn, die andere Oeffnung dagegen, die an der Spitze des Zahnes liegt und zum Austritte des

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Giftes dient, ist immer spaltförmig'). Bei der Mehrzahl der Giftschlangen sind nun diese beiden Oeffnungen am Giftzahn durch eine feine, oft schwer wahrzunehmende Spalte mit einander verbunden und der Giftkanal folglich vorn nicht ganz geschlossen, bei der Minder- zahl dagegen erscheint der Zahnkanal vollkommen abgeschlossen und es findet sich an Stelle der Spalte höchstens eine feine Linie; hiernach unterscheidet man denn auch zwei Katego- rien von Giftzähnen, nämlich gefurchte, d. h. solche, deren Kanal vorn eine Spalte zeigt, und glatte oder solche mit rings abgeschlossenem Kanal. Die Spalte an den gefurchten Gift- zähnen hat jedoch schwerlich irgend eine physiologische Bedeutung, da sie stets so eng ist, dass eine mehr oder weniger viscide Flüssigkeit, wie das Schlangengift, unmöglich durch sie nach aussen treten kann, und es muss daher ihre Anwesenheit einen anderen Grund haben. Dieser Grund ist denn auch nicht schwer zu finden, da schon das Vorhandensein eines Analogons dieser Spalte au den glatten Giftzähnen darauf hinweist, dass dieselbe mit dem Entwickelungsleben des Zahnes in Beziehung steht und wohl nur als ein Ueberbleibsel aus einer früheren embryonalen Epoche aufgefasst werden muss, Und in der That verhält es sich auch so, denn alle Autoren, die über die Bildung und das Wachsthum der Giftzähne Untersuchungen angestellt haben, stimmen darin überein, dass der Entstehung des Kanals stets die Bildung einer Furche vorausgeht, und dass der Kanal durch Aneinandertreten oder auch Verwachsen der Ränder dieser Furche entsteht.

Dug2&s’), der meines Wissens die Entwickelung der Giftzähne zuerst klar und deutlich auseinandergesetzt hat, schildert den Vorgang, wie folgt: «Un petit cöne d’os &maille, ereux et support6 par un cöne membraneux ou plutöt charnu (pulpe dentaire) en est le premier germe; peu-a-peu le cöne s’allonge en croissant vers la base et conservant toujours sa ca- vit& et des parois quelquefois-assez minces, surtout s’il s’agit d’un crochet & venin. Pour ceux-ci, le cöne, des ses premiers accroissemens, s’aplatit et se creuse en gouttiere sur sa face ant6rieure ou convexe; & mesure qu’il s’accroit, la gouttiere devient plus profonde, si le serpent est de ceux qui n’ont que peu de dents maxillaires; elle reste superficielle et se reduit, depuis le commencement jusqu’ & la fin, A un simple sillon longitudinal, chez la plu- part des serpens ä crochet postsrieur comme le Col. monspessulanus. Dans les deux cas, la cavit& du cöne a une coupe semi-lunaire; dans le premier seulement, les bords de la gout- tiere ne tardent pas & se rapprocher, & se toucher m&me ä& quelque distance de la pointe, de sorte qu’elle se convertit en un canal entour& par la cavit& r&elle de la dent de plus en plus aplatie; aussi & une certaine hauteur, cet osselet semble-t-il forme de deux cönes courbes, enfermös l’un dans l’autre, mais se touchant du cot& convexe. Le plus petit, le plus inte- rieur, est celui de deuxieme formation; il est ouvert en bas, c’est-A-dire vers la pointe par

1) Man vergleiche die speciell über den Bau der | pars 1. (1828) p. 143—158, so wie den betreffenden Ab- Giftzähnehandelnden Arbeitenvon Smith in: Philosophi- | schnitt in Fischer’s Familie der Seeschlangen. Hamburg cal Transactions 1818 p. 471—476, von Knox in: Mem. | 1855 p. 18. : Werner. nat. hist. Soc. V. part 2. (1826) p. 411—423 und 2) AnnalesdesSciencesnaturelles2deserie. III, p.146. von Schlegel in: Nov. Act. Acad. Leop. Carol. XIV.

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une boutonniere qui n’est que le reste de la gouttiere commencante; dans le reste de son etendue il semble ferme, mais il est toujours possible de decouvrir, sur convexite du crochet, la fente longitudinale qui resulte du rapprochement des deux bords de cette gout- tiere. Jusque-lä, le crochet ne serait point apte & transmettre le venin, car cette fente est trop etroite pour l’admettre; mais quand l’accroissement de cette arme dangereuse approche de son complement, la base du cöne se renfle tout en s’allongeant, les bords de la gouttiere s’&cartent de nouveau et forment en haut une deuxieme boutonniere, mais plus large et plus profonde que celle d’en bas, propre enfin & admettre le liquide venimeux qui doit sortir, lors des morsures, tres pres de la pointe aiguö du erochet. J’ai constat& cette structure et ce d&veloppement sur des dents de Orotale, de Drigonocephale et de Naja.»

Schlegel'), der den Bau und die Entwickelung der Schlangenzähne gleichfalls sehr eingehend untersucht hat, ist zu ganz gleichen Resultaten gelangt, wie Duges. Nach Schlegel’s Untersuchungen besteht jeder Schlangenzahn im ersten Entwickelungsstadium aus einer Lamelle mit einwärts gerollten Rändern und bietet folglich ‚an seiner vorderen Fläche eine breite Furche dar: bei den soliden Zähnen verschwindet diese Furche schon . sehr früh, bei den glatten Giftzähnen dagegen bleibt sie etwas länger offen, schliesst sich aber, sobald der Zahn ausgewachsen ist, gleichfalls vollkommen; bei den gefurchten Gift- zähnen bleibt sie in Form einer meist äusserst feinen Spalte zeitlebens bestehen und bei den hinteren Furchenzähnen der giftlosen Schlangen, der sogenannten Opistoglyphen, schliesst sie sich gar nicht, sondern behält nahezu ihre ursprüngliche Form bei.

Ungeachtet dieser klaren Auseinandersetzung über den Bau und die Entwickelung der Giftzähne ist von M. C. Dumeril, der bekanntlich den grösseren Theil seines Lebens speciell dem Studium der Herpetologie gewidmet hat, fast zwanzig Jahre später eine durch- aus falsche Darstellung der gefurchten Giftzähne veröffentlicht worden. Dum6ril, der seine Eintheilung der Ophidier ausschliesslich auf den Zahnbau begründet hat und daher die Zähne wohl sehr gründlich untersucht haben müsste, spricht nämlich den gefurchten Gift- zähnen den Giftkanal völlig ab und behauptet, sie besässen nur eine Furche an der vorderen Seite, welche zum Abflusse des Giftes dient; demzufolge lautet denn auch die Charakteristik seiner Unterordnung Proteroglyphes, welche eben die Giftschlangen mit gefurchten Giftzähnen enthält, wörtlich, wie folgt: «Serpens dont les crochets anterieurs sont canneles et non per- fores dans leur base.»°) Wie er zu dieser Ansicht gekommen ist, lässt sich schwer begrei- fen, denn abgesehen von den recht zahlreichen Beschreibungen und bildlichen Darstellungen der gefurchten sowohl, wie der glatten Giftzähne, die ihm nicht unbekannt sein konnten, hätte er sich bei einer selbst nur oberflächlichen Untersuchung der Giftzähne einer grösseren Art aus seiner Unterordnung Proteroglyphes, etwa der Naja tripudians Merr., leicht von der Irrigkeit seiner Anschauungsweise überzeugen können. Wenn man nämlich den Gift-

1) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 28. 2) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1178.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. j T:

zahn der gemeinen Brillenschlange untersucht, so fällt einem freilich zuerst die Längsfurche. an seiner vorderen convexen Seite in die Augen, die anfangs ziemlich breit ist, sich aber gegen das Centrum, d. h. die Längsaxe des Zahnes rasch verengt und endlich in die mit blossem Auge nicht mehr wahrnehmbare Längsspalte übergeht: vom Kanal ist bei Betrachtung des Zahnes von der Vorderseite allerdings nichts zu sehen, bringt man aber den Kopf des Thieres in eine solche Lage, dass der Giftzahn mit der Seite gegen das Licht gerichtet ist, und betrachtet denselben alsdann, so scheint der Giftkanal in seiner ganzen Länge vollkom- men deutlich durch und ist auch mit unbewaffnetem Auge leicht wahrzunehmen; noch besser lässt sich die ganze Einrichtung erkennen, wenn man an einem skeletirten Exemplare unter. sucht, oder wenn man den Zahn vom Os supramaxillare ablöst und mit der Loupe betrachtet. Dumeril hat nun skeletirte Exemplare der Naja tripudians Merr. zu seiner Disposition gehabt, wenigstens hat er eine vortreffliche Abbildung!) des Schädels dieser Schlange ver- öffentlicht, und dennoch ist ihm der Giftkanal entgangen! Dieses Factum erscheint um so merkwürdiger, als Dum&ril die Anwesenheit des Kanals in den gefurchten Giftzähnen früher gekannt hat, denn in der synoptischen Tabelle,?) in welcher er und Bibron zum ersten Male ihre Eintheilung der Schlangen bekannt gemacht haben, schreiben sie allen Giftschlangen durchbohrte Giftzähne zu und unterscheiden, je nachdem diese durchbohrten Zähne an der vorderen convexen Seite eine Furche haben oder nicht, zwei Unterordnungen Apistophides und Thanatophides, deren Benennungen Dum6ril später?), nach Bibron’s leider zu früh erfolgtem Tode, in Proteroglyphes und Solenoglyphes abgeändert hat, und zwar nur desshalb, weil er entdeckt haben wollte, dass die gefurchten Giftzähne keinen Kanal be- sitzen. Ohne mich weiter auf eine Erklärung dieser allerdings sehr auffallenden Wider- sprüche einzulassen, bemerke ich nur, dass Dum&6ril’s irrige Angabe über den Bau der gefurchten Giftzähne, ungeachtet sie von verschiedenen Seiten widerlegt und berichtigt worden ist, in Frankreich auch gegenwärtig noch Geltung zu haben scheint, mindestens äussert sich Prof. A. Dume6rilt), der Nachfolger seines Vaters am Jardin des Plantes, da- hin, dass nur bei einem Theile der Schlangenarten aus der Unterordnung der Proteroglyphes der Kanal im Giftzahn nachgewiesen ist, während es doch seit mehr als dreissig Jahren fest- steht, dass alle Giftzähne nach ein und demselben Typus gebaut und folglich auch alle mit einem Giftkanale versehen sind.

Es ist somit die Differenz zwischen den gefurchten und glatten Giftzähnen nur eine sehr unbedeutende, und ich habe selbst mehrmals Gelegenheit gehabt, mich davon zu über- zeugen, wie schwierig es in vielen Fällen ist, zu entscheiden, welche Art von Zähnen man . vor sich hat, denn bei den kleineren Arten unter den Toxicophidiern, deren Zähne selbst- verständlich auch klein sind, lässt sich die Frage, ob an einem Giftzahne eine wirkliche

1) Memoires de l’Acad. d. Sciences de Paris XXIII. 3) M&moires de l’Acad. d. Sciences de Paris XXTII. (1853) pl. IIp 13. p- 419. > 2) D. et B. Erpetol. gener. VI. p. 71. 4) Archives du Museum X. p. 212, Note 4.

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Spalte, oder aber bloss das Analogon derselben, die feine Längslinie, vorhanden ist, nur dann mit Bestimmtheit beantworten, wenn man einen Querschnitt des betreffenden Zahnes unter dem Mikroskope untersucht. Schon dieses letzteren Umstandes wegen halte ich die Beschaffenheit der Giftzähne, die auch in den neuesten Eintheilungen der Giftschlangen noch eine Rolle spielt, für ein in systematischer Beziehung durchaus werthloses Merkmal und werde weiter unten zeigen, dass dieses Merkmal in letzter Zeit durch genauere Untersu- chung einiger bis dahin noch wenig bekannten Schlangenformen auch wirklich alle diagnosti- sche Bedeutung verloren hat.

Was nun die systematische Eintheilung der Toxicophidier anbetrifft, so sind, seit Wieg- mann im Jahre 1832!) alle Giftschlangen in eine Unterordnung vereinigt hat, die Ansich- ten der verschiedenen Autoren im Ganzen wenig auseinandergegangen. Wiegmann, dem unstreitig das grosse Verdienst gebührt, zuerst die Zusammengehörigkeit aller Giftschlan- gen erkannt und sie als Serpentes venenati in eine Unterordnung zusammengefasst zu haben, theilt diese Unterordnung in folgende 4 Familien:

1. Hydrini, Seeschlangen. Kopf mit Schildern bekleidet; Nasenlöcher oben auf der Schnauze; Rumpf zusammengedrückt, an der Bauchseite mit Schuppen, seltener mit Schildchen bekleidet; Schwanz kurz, stark zusammengedrückt, ein vertikaler Ruderschwanz. Giftzähne vorn im Oberkiefer vor mehreren undurchbohrten Zähnen.

2. Elapidae, Giftnattern. Kopf mit Schildern bekleidet; Zügelschilder fehlen meist; Pupille rund; Nasenlöcher seitlich an dem Schnauzenende; Körper rundlich oder durch Erhebung der Rückenfirste stumpf dreikantig; Bauchseite mit Schildern bekleidet; Schwanz kurz, rundlich, mit paarigen oder unpaaren Schildern. Hinter den vorn im Ober- kiefer stehenden Giftzähnen finden sich meist einzelne kleinere, undurchbohrte Zähne. Der Oberkiefer hält hinsichtlich seiner Länge zwischen denen der Nattern und Ottern die Mitte.

3. Viperini, ®ttern. Kopf mit Schuppen oder bis zum Scheitel mit kleinen Schil- dern bedeckt, hinten sehr breit, stark abgesetzt; die Pupille länglich, vertical; Schwanz kurz, rundlich, unterhalb meist mit paarigen Schildern bekleidet. Der kurze Oberkiefer trägt nur Giftzähne.

4. Trotalini,. Grubenottern. Kopf breit, eiförmig oder stumpf dreieckig; Nasenlöcher seitlich an der Schnauzenspitze, zwischen ihnen und dem Auge eine tiefe von Schildehen eingefasste Grube; Pupille länglich, senkrecht; Kiefer und Giftzähne wie bei voriger Familie.

Diese Eintheilung hat, da sie in einem Handbuche?) publieirt worden ist, durchaus keine Berücksichtigung gefunden und doch ist sie unter allen bisher vorgeschlagenen un-

1)’ Die zahlreichen vor 1832 vorgeschlagenen Ein- | g&ner. VI. p. 12—48) besprochen worden sind. theilungen der Ophidier, in welchen die Giftschlangen 2) Wiegmann und Ruthe. Handbuch der Zoolo- noch nicht in eine Gruppe vereinigt sind, übergehe ich | gie. 1. Aufl. Berlin 1832. p. 195—197. hier, da sie bereits von Dumöril und Bibron (Erpetol.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 9

streitig die beste, sowohl hinsichtlich der Einfachheit und Uebersichtlichkeit, als auch hin- sichtlich der Schärfe der Unterscheidungsmerkmale.

Fünf Jahre nach Wiegmann veröffentlichte Schlegel sein berühmtes Werk, Essai sur la Physionomie des Serpens, worin er die Toxicophidier gleichfalls als besondere Unter- ordnung auffasst, sie aber nur in drei Familien, Serpens de mer, Serpens venimeux colubri- formes und Serpens venimeux proprement dits eintheilt. Da Schlegel, wie schon der Titel seines Werkes andeutet, seine Eintheilung ausschliesslich auf den Allgemeinhabitus basirt und geflissentlich alle sogenannten künstlichen Merkmale vermieden hat, so ist es begreiflich, dass er die Viperiden und Crotaliden, die im Habitus einander sehr ähnlich sind und sich nur durch die Ab- oder Anwesenheit der Frenalgruben von einander unterscheiden, unter dem Namen Serpens venimeux proprement dits in eine Familie vereinigt hat; die beiden an- deren Familien entsprechen genau den Wiegmann’schen, und zwar die Serpens de mer den Hydrini und die Serpens venimeux colubriformes den Elapidae.

Im Jahre 1843 erschien der erste und einzige Faseikel von Fitzinger’s Systema Reptilium, der zwar nur die Gruppe der Amblyglossae unter den Sawriern speciell behandelt, dem aber als Einleitung (p. 15— 56) eine Uebersicht über das ganze System der Reptilien und Amphibien, die Fitzinger in eine Klasse vereinigt, vorausgeschickt ist; aus dieser Uebersicht, die nur die Namen der einzelnen systematischen Einheiten ohne alle Charakte- ristik enthält, geht hervor, dass Fitzinger gegen seine frühere Änsicht') sämmtliche Gift- schlangen in eine besondere Section Chalinophidia vereinigt und in 5 Familien, Aydrophes, Geophes, Aspidophes, Chersophes und Bothrophes vertheilt wissen will. Von diesen fünf Familien umfasst die erste, Zydrophes, die Seeschlangen, die letzte, Dothrophes, die Orotali- den und beide entsprechen somit genau den beiden Wiegmann’schen Familien Aydrını und Crotalini. Die drei anderen Familien dagegen sind in einem ganz neuen Sinne gefasst, und selbst die Familie Chersophes, die sämmtliche Vipern enthält, entspricht nicht der Wiegmann’schen Familie Viperini, sondern enthält ausser den echten Vipern noch zwei Gattungen, Zchiopsis und Acanthophis, von denen die erstere auf Naja curta Schleg. (Alecto curta Dum.) basirt ist; aus dem Umstande, dass sowohl Naja curta Schleg., als auch Acan- thophis antarctica Shaw eine längliche Pupille besitzen, schliesse ich, dass Fitzinger in seiner Familie Ohersophes alle Toxicophidier mit senkrechter Pupille, denen aber die Frenal- grube fehlt, vereinigt hat. Wie sich endlich die Familien Geophes und Aspidophes, die alle übrigen Zlapiden Wiegmann’s oder Serpens venimeux colubriformes Schlegel’s umfassen, von einander unterscheiden, lässt sich, da Fitzinger die Unterscheidungsmerkmale nicht aufgeführt hat, zur Zeit nicht angeben. Ä

1) Fitzinger. Neue Classification der Reptilien. | unschädlichen Chersydrus fasciatus Shaw mit den ent- Wien 1826 p.29—34. Indiesem Werkerechnet Fitzinger | schieden giftigen Arten von Bungarus, Trimeresurus und die Seeschlangen mit Ausnahme der Gattung Platurus | Naja in ein und dieselbe Familie. zu den giftlosen Schlangen, vereinigt dagegen den völlig

Memoires de 1’Acad, Imp. des sciences, VIIme Serie.

[O)

10 A. STRAUCH,

Sechs Jahre später gab Gray') bei Gelegenheit der Publication seines Schlangen- katalogs eine Uebersicht über die Eintheilung der Ophidier, die er in zwei Unterordnungen Viperine und Colubrine Snakes eintheilt; da er jedoch unter den Viperinen nur die Orotali- den, die Viperiden und einige wenige Gattungen der Elapiden aufführt, alle übrigen Gift- schlangen dagegen, wie namentlich die Seeschlangen, zu seinen Colubrine Snakes rechnet, also giftige und giftlose durch einander wirft, so verdient seine Eintheilung als völlig ver- fehlt und werthlos keine weitere Berücksichtigung.

Die nächste Classification, welche ich zu besprechen habe, ist von M. C. Dum6ril’) in der Erpetologie genrale?) vorgeschlagen worden. Dieser Gelehrte basirt seine Einthei- lung, wie bekannt, ausschliesslich auf den Zahnbau und theilt demnach die Ordnung der Schlangen in fünf Unterordnungen, von denen die beiden letzten die Giftschlangen umfassen. Diese beiden Unterordnungen, denen er die Namen Proteroglyphes und Solenoglyphes beige- legt hat, unterscheiden sich von einander nur durch die Beschaffenheit der Giftzähne, die bei den Proteroglyphes keinen Giftkanal, sondern nur eine an der convexen vorderen Seite befindliche Längsfurche besitzen, bei den Solenoglyphes dagegen äusserlich fast glatt, dafür aber von einem geschlossenen Giftkanale durchzogen sein sollen. Die Proteroglyphes werden weiter nach der Form des Schwanzes in zwei Familien, Conocergues mit drehrundem, coni- schem und Platycergues mit comprimirtem, ruderförmigem Schwanze, eingetheilt, und eben so zerfallen auch die Solenoglyphes in zwei Familien, nämlich in Viperiens, denen die Frenal- grube fehlt, und in Orotaliens, bei welchen diese Grube stets vorhanden ist. Neu ist an dieser Eintheilung eigentlich nur die Trennung der Toxicophidier in zwei Unterordnungen, denn die vier darin vorgeschlagenen Familien entsprechen fast vollkommen den vier Fami- lien Wiegmann’s und sind nur z. Th. auf andere Merkmale basirt; während nämlich Wiegmann seine Zlapidae und Viperini vorzugsweise durch die Beschaffenheit der Kopf- bedeckungen unterschieden hat, benutzt Dumöril zur Trennung seiner Conocerques und Viperiens die Beschaffenheit der Giftzähne und gelangt, was Umgrenzung der Familien an- betrifft, zu einem nahezu gleichen Resultat. Gegen die obige Eintheilung Dumeril’s liess sich nun auch zur Zeit, als sie vorgeschlagen wurde, im Ganzen nicht viel einwenden, denn wenngleich der Unterschied zwischen den gefurchten und glatten Giftzähnen keineswegs so bedeutend ist, wie Dum£ril ihn irriger Weise schildert, so kann doch am Ende nicht ge- läugnet werden, dass ein Unterschied zwischen beiden Zahnsorten wirklich besteht und sich

1) Gray. Catalogue of the specimens of Snakes in the Collection of the British Museum. London 1849 p. 2.

2) Der VIE und IX. Band der Erpetologie generale, die beide nach Bibron’s Tode verfasst sind, stechen so- wohl was Inhalt, als auch was Form anbetrifft, so un- vortheilhaft von den früheren, zu Bibron’s Lebzeiten und unter seiner Mitwirkung herausgegebenen Bänden ab, dass ich den verstorbenen Bibron unmöglich für die zahllosen Ungenauigkeiten und die stellenweise mehr als flüchtige Redaction dieser beiden Bände verantwort-

lich machen kaun. Ich werde in Folgendem daher stets nur M. C. Dumeril allein anführen, mit Ausnahme der Citate und Synonyme, wo es sich um den vollen Titel des Werkes handelt, wo also auch beide Autoren genannt werden müssen.

3) D. et B. Erpe6tol. gener. VII. p. 1178 u. 1359. Eine recht ausführliche Uebersicht über das von ihm adoptirte System der Ophidier hat Dumeril bereits zwei Jahre früher in den M@moires de l’Acad. d. Sciences de Paris XXIII. p. 399—536 veröffentlicht,

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. il

stets nachweisen lässt, wenn der Nachweis auch oft mit mancherlei Schwierigkeiten ver- bunden ist. Freilich hat Dumeril sich bei Vertheilung der einzelnen Arten in die von ihm angenommenen Familien einen nicht unbedeutenden Fehler zu Schulden kommen lassen, in- dem er die längst bekannte neuholländische Schlange, Acanthophis antarctica Shaw, zu den Viperiens, also in die Unterordnung der Solenoglyphes stellt, während sie doch, wie Cope!') zuerst mitgetheilt und wie ich mich an zwei neuerdings acquirirten Exemplaren unserer Sammlung auf das Entschiedenste überzeugt habe, ganz deutlich gefurchte Giftzähne be- sitzt und folglich zu den Proteroglyphes gehört’). Abgesehen von diesem Fehler, dessen Be- richtigung nur eine kleine Abänderung in der Umgrenzung zweier Familien, der Conocerques und der Viperiens, nach sich zieht, lässt sich die Dume6ril’sche Eintheilung gegenwärtig dennoch nicht aufrecht erhalten und namentlich muss die Trennung der Giftschlangen in zwei besondere Unterordnungen durchaus aufgegeben werden. Man hat nämlich in den letzten Jahren zwei Schlangenformen entdeckt, oder richtiger gesagt, genauer untersucht, welche Dumöril nicht in natura gekannt hat und welche gleichsam eine Mittelform zwischen den Proteroglyphes und Solenoglyphes darstellen. Diese beiden Schlangen, welche gegenwärtig in eine Gattung, Dendraspis Schleg., vereinigt sind, zeigen in ihrer äusseren Erscheinung eine solche Uebereinstimmung mit den Conocergues oder Blapiden, dass die eine von ihnen, Dendraspis Jamesoniü Traill, ursprünglich als Zlaps”), die andere, Dendraspis angusticeps Smith, als Naja‘) beschrieben worden ist, und doch besitzen beide durchaus glatte Gift- zähne, die von den Zähnen der Viperiden und Orotaliden, wie ich selbst Gelegenheit gehabt habe, mich zu überzeugen, in keiner Weise zu unterscheiden sind. In welche der beiden Unterordnungen Dume£ril’s sollen nun diese Dendraspis- Arten gestellt werden? Rechnet man sie zu den Conocerques, was entschieden geschehen muss und von Seiten A. Dum&6ril’s?) auch bereits geschehen ist, so umfasst die Unterordnung der Proteroglyphes Arten mit ge- furchten und mit ungefurchten Giftzähnen und hat folglich ihr einziges Merkmal emgebüsst; berücksichtigt man dagegen nur den Zahnbau und stellt diese beiden Thiere zu den Sole- noglyphes, wobei sie selbstverständlich zum Typus einer besonderen Familie erhoben werden müssen, so wird die ganze Eintheilung eine durchaus künstliche und kann schwerlich auf einen grösseren Werth Anspruch machen, als etwa eine Eintheilung der Giftschlangen in zwei grosse Abtheilungen nach der Beschaffenheit der Subcaudalschilder, die bekanntlich bald einfach, bald getheilt sind, oder nach der Beschaffenheit der Schuppen, die entweder

1) Proc. Acad. Philadelph. XI (1859) p. 343. Cope, der sein Exemplar der Acanthophis antaretica Shaw aus dem Pariser Museum erhalten hat, nennt die Furche am Giftzahn «a delieate groove», ein Ausdruck, mit wel- chem ich mich nicht einverstanden erklären kann, da an meinen Exemplaren die Furche keineswegs auffallend fein erscheint, sondern genau so beschaffen ist, wie dieFurche am Giftzahn von Naja tripudians Merr.

2) Prof. Peters, gewiss eine der bedeutendsten

Autoritäten im Gebiete “der Ophiologie, spricht sich (Berliner Monatsberichte. 1867. p. 710) gleichfalls dabin aus, dass Acanthophis antarctica Shaw zu den Elapiden gestellt werden muss.

3) Schlegel. Kssay on the physiognomy of Serpents Translated by Traill p. 179. pl. IL £. 19, 20. #

4) Smith Illustr. of Zoology of South Africa. Rept pl. LXX.

5) Archives du Mus6öum X. p. 215.

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gekielt oder glatt erscheinen. Kurz, von dem Momente an, wo die beiden Dendraspis-Arten genauer untersucht und ihre Giftzähne als ungefurcht erkannt worden sind, ist die Trennung der Giftschlangen in die zwei von Dumeril vorgeschlagenen Unterordnungen unmöglich geworden, denn die Untersuchung dieser beiden Thiere hat auf das Entschiedenste dar- gethan, dass bei den Towicophidiern die Beschaffenheit der Giftzähne mit der übrigen Or- ganisation keineswegs immer im Einklange steht.

Im Jahre 1858 veröffentlichte der nunmehr verstorbene Prof. Jan in Mailand seinen Prodrome d’une Iconographie des Ophidiens!) und gab darin als eine Art von Prospeetus der angekündigten Iconographie eine Uebersicht über die Eintheilung der Giftschlangen. In dieser Uebersicht theilt er die Toxicodonta, unter welchem Namen er alle Giftschlangen zu- sammenfasst, in zwei Divisions, von denen die erste Proteroglypha heisst, während die zweite keinen besonderen Namen erhalten hat, aber die Solenoglyphes Dumeril’s enthält. Jede dieser beiden Divisions wird nun weiter in zwei Sous-Divisions getheilt, die jedoch keine besonderen Namen tragen. Die beiden Sous-Divisions der zweiten Division (der Sole- noglyphes) unterscheiden sich von einander durch die Ab- oder Anwesenheit der Frenalgru- ben (fossettes nasales Jan) und entsprechen somit genau den beiden Familien Viperiens und Crotaliens Dumeril’s; die beiden Sous-Divisions der ersten Division (der Proteroglyphes) da- gegen werden nach dem Vorhandensein oder dem Fehlen von soliden Oberkieferzähnen un- terschieden, und zwar in der Weise, dass die erste dieser beiden Sous-Divisions alle Protero- glyphen enthält, deren Oberkiefer nur Giftzähne trägt, die zweite hingegen alle diejenigen, welche im Os supramaxillare ausser den Giftzähnen auch noch einfache, d. h. massive un- durchbohrte Zähne besitzen. Es sind somit in dieser zweiten Sous-Division die Seeschlan- gen, die doch sicherlich eine sehr natürliche und nach allen Seiten hin scharf umgrenzte Gruppe bilden, mit dem grösseren Theile von Dum£ril’s Conocerques vereinigt, eine An- ordnung, die wohl schwerlich zu billigen ist, und deren Unhaltbarkeit Jan übrigens auch selbst eingesehen hat, denn in seinem wenige Jahre später veröffentlichten Elenco giebt er eine neue Eintheilung der 7oxicophidier, die von der eben erläuterten sehr wesentlich ver- schieden ist. In diesem Elenco?) verwirft Jan die Eintheilung der Schlangen in die drei gewiss sehr natürlichen Unterordnungen der Seolecophidia, Azemiophidia und Toxicophidia und theilt die ganze Ordnung einfach in 20 Familien, von denen zwar keine charakterisirt ist, über deren Umgrenzung und Bedeutung man jedoch durch die bei jeder einzelnen aufge- zählten, zugehörigen Gattungen und Arten einen Begriff erhält. Die fünf letzten dieser 20 Familien umfassen die Giftschlangen und sind vom Autor mit den Namen Hydrophidae, Elapidae, Dendraspidae, Viperidae und Crotalidae belegt worden. Schon die Benennungen, namentlich aber die Uebersiehtstabellen der zu jeder Familie gehörigen Genera und Species

1) Guerin Revue et Magasin de Zoologie. 2 ser. XI. | paräte Brochüre, Paris 1859, erschienen. (1859) p. 122 et 148. Diese beiden Abtheilungen sind 2) Jan. Elenco sistematico degli Ofidi deseritti e vereinigt auch unter dem oben angeführten Titel als se- | disegnati per l’Iconografia generale. Milano 1863.

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zeigen nun, dass Jan die 4 Familien der Erp6tologie gen6rale genau in demselben Umfange, in welchem Dume£ril sie gefasst, adoptirt und für die beiden oben erwähnten Dendraspis- Arten eine fünfte Familie creirt hat. Es lässt sich nun zwar nicht läugnen, dass diese neue Eintheilung der früheren, im Prodrome vorgeschlagenen, ohne Widerrede vorzuziehen ist, dennoch glaube ich, dass die Errichtung einer besonderen Familie für die Dendraspis-Arten nicht gebilligt werden kann, und zwar hauptsächlich desshalb, weil’diese Thiere ihrer gan- zen Organisation nach zu den Zlapiden gehören und sich von den übrigen Arten dieser Familie nur durch die ungefurchten Giftzähne, also durch ein Merkmal von mindestens sehr zweifelhaftem diagnostischem Werthe, unterscheiden. Ausserdem hat Jan seine Eintheilung auch keineswegs mit der unerlässlichen Consequenz durchgeführt, denn während er auf der einen Seite der Beschaffenheit der Giftzähne einen so hohen Werth beilegt, dass er sie zum Familiencharakter erhebt, berücksichtigt er dieselbe auf der anderen Seite gar nicht und rechnet Acanthophis antarctica Shaw, ungeachtet ihrer unzweifelhaft gefurchten Giftzähne, dennoch in die Familie der Viperiden. Genau dieselbe Ineonsequenz hat Jan sich auch in Bezug auf die Atractaspis-Arten zu Schulden kommen lassen, die er zu seiner Familie Bla- pidae rechnet, obwohl sie, wie Peters!) und Cope?) übereinstimmend angeben, durchaus ungefurchte Giftzähne besitzen und folglich in die Familie Dendraspidae gestellt werden müssten. S Ein Jahr nach dem Erscheinen von Jan’s oben besprochenem Prodrome veröffentlichte Cope?) seine ausschliesslich auf osteologische Merkmale basirte Eintheilung der Giftschlan- gen, in welcher er diese Thiere bei hauptsächlichster Berücksichtigung der Form und Ein- lenkung der Supramaxillarknochen in drei Familien Viperidae, Najidae und Hydrophidae eintheilt. Die erste dieser Familien, die Viperiden, charakterisirt er durch äusserst verkürzte, vertikal gestellte Oberkieferbeine, von denen jedes durch Winkelgelenke oder Charniere (ginglymoid articulations) mit dem Os frontale anterius und mit dem sehr verlängerten Os pterygoideum externum (eetopterygoid bone) seiner Seite verbunden ist und folglich einen hohen Grad von Beweglichkeit besitzt. Die beiden anderen Familien besitzen nach Cope’s Untersuchungen zwar auch verkürzte, aber horizontal- gestellte Ossa supramaxillaria, die ausserdem noch nach hinten in einen längeren oder kürzeren, oft zahntragenden Fortsatz ausgehen und durch weniger bewegliche Gelenke (imperfeetly moveable articulations) mit dem Os frontale anterius, so wie mit dem entsprechend verkürzten äusseren Flügelbein der betreffenden Seite verbunden sind. Die Verschiedenheit in Gestalt, Länge und Einlenkung der Supramaxillarknochen ist aber bei diesen 2 Familien nur eine graduelle und bietet, da der genannte Knochen bei den Hydrophidae nur etwas länger und weniger beweglich ist als bei den Najidae, kein sicheres Unterscheidungsmerkmal dar, desshalb hat Cope sich ver- anlasst gesehen, noch ein zweites, sichereres Merkmal anzugeben, und dazu die Dornfortsätze

1) Wiesgmann’s Archiv £. Naturgesch. 1855. 1. p. 55. | 3) Proe. Acad. Philadelph. XI (1859) p. 2) Proc. Acad. Philadelph. XI (1859) p. 335.

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der Schwanzwirbel gewählt, die bei den Najiden von gewöhnlicher Gestalt, bei den Hydrophiden dagegen sehr verlängert und auffallend stark comprimirt sind. Die Familie der Hydrophiden wird nicht weiter in Gruppen eingetheilt, bei den zwei anderen Familien dagegen unter- scheidet Cope noch besondere Gruppen, denen man etwa die Bedeutung von Tribus bei- legen kann. So zerfallen die Najidae je nach der An- oder Abwesenheit der Furche an den Giftzähnen in zwei Tribus, Najinae und Dendraspidinae, und die Viperidae theilt er sogar in 4 Tribus, Orotalinae, Viperinae, Atractaspidinae und Oausinae, von denen die letzte durch die Anwesenheit einer undeutlichen Furche am Giftzahn und durch einen undeutlich vom Rumpfe abgesetzten Kopf (head moderatly distinet) ausgezeichnet ist; die drei anderen Tribus besitzen durchweg ungefurchte Giftzähne und unterscheiden sich von einander durch die Frenalgrube (lachrymal fossa), die nur den Orotalinae zukommt, so wie durch die Form des Kopfes, der bei den Yiperinae sehr deutlich, bei den Atraclaspidinae dagegen gar nicht vom Rumpfe abgesetzt ist.

Diese keineswegs sehr einfache Eintheilung hat Cope übrigens selbst verworfen und im Jahre. 1864!) durch eine neue, noch bedeutend complicirtere ersetzt. In dieser letzteren berücksichtigt er in erster Linie gleichfalls nur osteologische Merkmale und theilt die Gift- schlangen zunächst in zwei Unterordnungen, Proteroglypha uud Solenoglypha, die aber durch- aus nicht mit den gleichnamigen Abtheilungen in der Erpetologie generale identifieirt werden dürfen, sondern, ungeachtet der auf die Giftzähne deutenden Benennungen, lediglich durch die Gestalt des Oberkieferbeins und die Art seiner Einlenkung von einander differenzirt sind. Die erste derselben, Proteroglypha, ist aus den vereinigten Familien Najidae und Hy- drophidae der früheren Eintheilung gebildet, die zweite, Solenoglypha, hingegen entspricht genau der ehemaligen Familie Viperidae und ist auch in die vier oben bereits als Tribus charakterisirten Familien Causidae, Atractaspidae, Viperidae und Orotalidae eingetheilt. Hinsichtlich der weiteren Eintheilung seiner Proteroglypha ist aber Cope durch fernere Studien und Untersuchungen zu einem durchaus neuen Resultate gelangt, denn während er früher sämmtliche Giftnattern (mit Ausnahme der Gattungen Atractaspis und Causus, die er damals zu den Viperidae und somit jetzt zu den Solenoglypha stellt) unter dem Namen Na- jidae in eine Familie vereinigt hatte, trennt er sie jetzt nach der An- oder Abwesenheit der Postorbitalknochen in zwei Familien, Elapidae, denen diese Knochen fehlen, und Najidae, bei welchen diese Knochen stets vorhanden sind, und unterscheidet somit unter den Pro- teroglypha drei Familien, Zlapidae, Najidae und Hydrophidae, von denen die letzte genau der gleichnamigen Familie in der früheren Eintheilung entspricht. So verdienstvoll, wich- tig und dankenswerth Cope’s Untersuchungen der Schlangenschädel überhaupt und der- jenigen der Giftschlangen insbesondere an und für sich auch sind, so lässt sich am Ende doch nicht läugnen, dass sein Versuch, auf die vorhandenen Differenzen in der Form und Einlenkung des Oberkieferbeins eine Eintheilung der Giftschlangen zu basiren, für durch-

1) Proc. Acad, Philadelph. XVI (1864) p. 231.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 15

aus misslungen erklärt werden muss; denn abgesehen davon, dass die von ihm benutzten Kriterien fast sämmtlich nur an skeletirten Exemplaren untersucht werden können und da- ier, so Jange noch äusserliche und viel leichter wahrnehmbare Unterscheidungsmerkmale

vorhanden sind, diesen letzteren schwerlich vorzuziehen sein dürften, ist seine Eintheilung namentlich in ihren Hauptabtheilungen eine durchaus künstliche, bei welcher den natür- lichen, vorzugsweise im Allgemeinhabitus ausgedrückten Verwandtschaften der Giftschlangen nicht im Geringsten Rechnung getragen wird. Die von ihm eingeführte Vereinigung der Gattungen Atractaspis und Causus mit den so eigenthümlich gestalteten und auf den ersten Blick zu erkennenden Viperiden und Orotaliden in ein und dieselbe Unterordnung ist voll- kommen unnatürlich, denn die Arten dieser beiden Gattungen (namentlich die Atractaspis Arten) bieten auch nicht die geringste Aehnlichkeit mit den so eben genannten Giftschlangen- formen dar, sondern gleichen vollkommen den Giftnattern und sind auch von allen übrigen Autoren zu dieser Familie gezählt worden. Rechnet man zu dieser widernatürlichen Ver- theilung der Giftnattern in verschiedene Unterordnungen noch die schwer zu billigende Vermehrung der Giftschlangen-Familien von vier auf sieben hinzu, so wird man zugeben müssen, dass Cope’s System vor den Anordnungen seiner Vorgänger in keinerlei Hinsicht den Vorzug verdient, zumal seine eigenen Untersuchungen gezeigt haben, dass der Bau des Kieferapparats bei den Toxicophidiern wider alles Erwarten nicht mit der übrigen Organi- sation Hand in Hand geht und dass daher diesem Merkmal in systematischer Beziehung auch kein grösserer Werth als etwa der Beschaffenheit der Giftzähne beigelegt werden kann. Schliesslich bleibt mir noch Günther’s Ansicht über die Eintheilung der Giftschlan-

gen kurz zu erörtern übrig. Dieser um die Herpetologie so hoch verdiente Gelehrte hat in seiner herpetologischen Fauna von British Indien!) eine ganz neue Eintheilung der Schlangen in 3 Unterordnungen vorgeschlagen, von denen die erste, Ophidis colubriformes, sämmtliche giftlosen Schlangen, sowohl die Scolecophidia, als auch die Azemiophidia, um- fasst, während die beiden anderen, Ophidii colubriformes venenosi und Ophidii viperiformes, von den Giftschlangen gebildet werden. Jede dieser beiden letzten Unterordnungen, die hier allein in Betracht kommen, wird in zwei Familien eingetheilt, und zwar die Ophidü colubriformes venenosi je nach der Form des Schwanzes in Elapidae mit drehrundem, coni- schem, und in Hydrophidae mit comprimirtem, flossenförmigem Schwanze, die Ophidii viperi- formes dagegen nach der An- oder Abwesenheit der Frenalgrube in Crotalidae und Vipe- ridae. Wie schon die Charakteristik der vier Familien andeutet, hat Günther hinsichtlich der Toxicophidier das System der Erp6tologie generale adoptirt und ist nur in so fern von Dume&ril’s Ansichten abgewichen, als er seine beiden Unterordnungen durch ein ganz neues Merkmal von einander differenzirt hat; während nämlich Dum&ril das Hauptkriterium der Beschaffenheit der Giftzähne entlehnt hat, charakterisirt Günther seine Unterordnungen, die übrigens mit denen Dumöril’s vollkommen identisch sind, dadurch, dass er den Ophidiü

1) Günther. The Reptiles of British India p. 165.

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colubriformes venenosi aufrecht stehende (erect) und unbewegliche, d. h. an ein unbeweg- liches Oberkieferbein befestigte Giftzähne zuschreibt, den Ophidiz viperiformes dagegen auf- richtbare (ereetile), d. h. solche Giftzähne, die an einen beweglichen Supramaxillarknochen festgewachsen sind!). Dieses von Günther angegebene Unterscheidungsmerkmal ist aber keineswegs stichhaltig, denn wenn es sich auch nicht läugnen lässt, dass bei den Seeschlan- gen und bei einigen Zlapiden die Giftzähne eine nahezu senkrechte Stellung haben und da- her beim Oeffnen des Rachens entweder gar nicht oder doch nur sehr unbedeutend nach vorn bewegt werden dürften, so haben doch andere Hlapiden, wie namentlich die Arten der Gattung Naja, sehr stark nach hinten gerichtete Giftzähne, die, wie ich mich selbst über- zeugt habe, hinsichtlich der Lage gar nicht von den Giftzähnen der Vipern abweichen und mit denen das Thier, falls sie beim- Aufsperren des Rachens dieselbe Richtung beibehalten sollten, wegen der vollständig nach hinten zu liegenden Spitze kaum verwunden könnte. Es unterliegt daher wohl keinem Zweifel, dass bei der Brillenschlange und den ihr zunächst verwandten Zlapiden die Giftzähne nicht «erect», sondern «erectile» sind und sich von den Giftzähnen der Viperiden und Orotaliden ‚nur durch geringere Grösse und geringere Be- weglichkeit unterscheiden, ja nach Cope’s eben angeführten Untersuchungen giebt es sogar einzelne Zlapiden, wie namentlich die Atractaspis- und Causus-Arten, welche hinsichtlich der Form und Beweglichkeit der Oberkieferbeine vollständig mit den Viperiden und Crota- liden übereinstimmen, und die Günther, wie sich aus der Charakteristik seiner Familie Elapidae entnehmen lässt, doch zu den Ophidii colubriformes venenosi rechnet. Es entbehren daher die beiden Unterordnungen, in welche Günther die Giftschlangen vertheilt wissen will, aller diagnostischen Merkmale und lassen sich somit in keinem Falle aufrecht erhal- ten; hinsichtlich der von ihm unterschiedenen vier Familien gilt, da sie mit den Familien der Erp6tologie generale vollkommen identisch sind, natürlich dasselbe, was ich oben bei Besprechung der Dum&ril’schen Eintheilung gesagt habe?).

Die vorstehende Uebersicht über die in den letzten drei Decennien vorgeschlagenen. Classificationen der Giftschlangen lehrt vor Allem, dass sämmtliche Versuche, diese Thiere in zwei besondere Unterordnungen zu theilen, gescheitert sind, da es sich dabei stets heraus- gestellt hat, dass entweder die Merkmale, auf welche die Unterordnungen basirt worden sind, nicht stichhaltig waren, oder aber dass, wie bei Cope’s Eintheilung, die scharf ge- schiedenen Unterordnungen in ihrer Zusammensetzung durchaus nicht den natürlichen Ver- wandtschaften der Toxicophidier entsprachen. Mit Hülfe eines sogenannten künstlichen Merkmals lassen sich also die in Rede stehenden Schlangen keinesfalls in zwei Abtheilungen scheiden, aber auch selbst eine Gruppirung derselben nach dem Habitus, wie Schlegel sie vorgeschlagen hat, spricht nur scheinbar zu Gunsten einer Trennung, denn wenn es sich

1) Günther. Reptiles of British India p. 337 u. 383. | lich der Stellung von Acanthophis antarctica Shaw mit 2) Auf p. 395 seiner Reptiles of British India sagt | Dum&ril übereinstimmt und diese Schlange zu den Günther: «The Vipers inhabit the Old World and | Viperiden rechnet. Australia», woraus ich entnehme, dass er auch hinsicht-

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 1l7f

auch nicht leugnen lässt, dass die Viperiden und Orotaliden, Schlegel’s Serpens veni- meux proprement dits, durch den herzförmigen oder dreieckigen, scharf vom Rumpfe ab- gesetzten Kopf ausgezeichnet sind und sieh also durch den Totaleindruck oder die Physio- nomie von den Zlapiden und Seeschlangen unterscheiden, so fehlt es doch nicht an Zwischen- formen, die, wie z. B. Vipera berus L., Acanthophis antarctica Shaw und in geringerem Grade selbst Causus rhombeatus Licht., in der Physionomie einen allmählichen Uebergang von einer Form zur anderen vermitteln. Eine Vertheilung der Toxicophidier in zwei Unter- ordnungen lässt sich daher in keiner Weise recht bewerkstelligen und ist meiner Meinung nach auch völlig überflüssig, denn diese Thiere bilden eine natürliche und in sich abge- schlossene Gruppe, deren Repräsentanten bei aller sonstigen Verschiedenheit in dem Gift- apparate ein sehr wesentliches und allen gemeinsames Merkmal besitzen.

Was die weitere Eintheilung der Toxicophidier anbelangt, so sind, wie sich aus dem weiter oben Gesagten ergiebt, einerseits die Seeschlangen durch ihren eigenthümlich ge- formten Ruderschwanz und andererseits die Crotaliden durch die stete Anwesenheit der Frenalgruben so scharf gekennzeichnet, dass fast alle Systematiker sich dahin geeinigt haben, jede dieser Gruppen als besondere Familie aufzufassen. Hinsichtlich der übrigen Giftschlangen, der sogenannten Giftnattern und der Viperiden, dagegen gehen die Ansichten der Autoren sehr auffallend auseinander, und sämmtliche in neuerer Zeit gemachten Vor- schläge, diese Geschöpfe, die doch ebenfalls zwei sehr natürliche Gruppen darstellen, nach der Beschaffenheit der Giftzähne oder nach der Form und.Beweglichkeit der Supramaxillar- knochen in Familien einzutheilen, haben in so fern nicht das gewünschte Resultat gehabt, als alle auf jene Merkmale begründeten Familien entweder nicht sicher genug charakterisirt waren, oder aber eine durchaus unnatürliche Trennung der Giftnattern nach sich zogen. Es handelt sich daher gegenwärtig um ein Kriterium, durch welches die Klapiden für alle Fälle mit Sicherheit von den Viperiden unterschieden werden könnten, und ein solches bietet sich, wie Wiegmann bereits vor mehr als dreissig Jahren gezeigt hat, in der Be- schaffenheit der Kopfbekleidung dar.

In Wiegmann’s oben besprochener Classification werden die Elapiden oder Gift- nattern von den Viperiden oder Ottern dadurch unterschieden, dass bei den ersteren der Kopf von der Schnauzenspitze bis über den Scheitel hmaus mit regulären und symmetrisch angeordneten Schildern bekleidet ist, bei den letzteren dagegen auf der Schnauze stets Schuppen oder kleine irreguläre und unsymmetrische Schildchen trägt, die sich auch bis zum Hinterkopfe fortsetzen und nur bei einer einzigen Species auf dem Scheitel durch symmetrisch angeordnete reguläre Schilder ersetzt sind. Der Hauptunterschied liegt also in der Bekleidung des vor den Augen befindlichen Kopftheils, d. h. der Schnauze, die bei den Zlapiden auf der horizontalen Oberfläche mit zwei') aufeinander folgenden Schilderpaaren

1) Während alle bisher bekannten Plapiden stets | Kopffläche im Ganzen 9 Schilder besitzen, zeigt eine west- zwei Paar Frontalia und folglich auf der horizontalen | afrikanische Giftnatter, Brachyeranion corpulentum Hal-

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 3

18 A. STRAUCH,

gedeckt ist, bei den Viperiden dagegen ausnahmslos Schuppen oder zahlreiche kleine, ganz unregelmässige Schildchen zeigt, und es lässt sich nicht in Abrede stellen, dass bei Berück- sichtigung dieses einen Merkmals, das freilich ein künstliches ist, die Zlapiden und Vipe- riden nicht allein vollkommen sicher von einander differenzirt, sondern auch ihrem Habitus entsprechend gruppirt sind. Wiegmann hat zwar noch ein zweites Merkmal zur Unter- scheidung der beiden in Rede stehenden Familien angegeben, nämlich dieForm der Pupille, die nach ihm bei den Zlapiden rund, bei den Viperiden dagegen länglich und vertical sein soll, doch hat dieses Kennzeichen gegenwärtig keine: so grosse Bedeutung mehr, da man bereits zwei Giftschlangen, Alecto curta Schleg. und Acanthophis.antarctica Shaw, kennt, - die hinsichtlich der Kopfschilder mit den Zlapiden übereinstimmen, dabei aber eine soge- nannte verticale Pupille besitzen; es unterliegt übrigens kaum einem Zweifel, dass Wieg- mann diese Schlangen, wenn sie ihm bekannt gewesen wären, zu den Zlapiden gestellt und das der Pupillenform entnommene Merkmal aufgegeben hätte. Ich theile somit nach Wiegmann’s Vorgange die Unterordnung .der Toxicophidier in 4 Familien, die sich durch folgende Merkmale von einander unterscheiden: Der Schwanz I. stark comprimirt, stellt eine breite, am Ende abgerundete, verticaleFlosse dar. Aydrida. II. drehrund und mehr oder weniger zugespitzt. Die jederseitige Frenalregion, d. h. der Raum zwischen dem Nasenloch und dem Auge, erscheint a) einfach, ohne Spur einer Grube. Die Schnauze ist auf ihrer horizon- talen Oberfläche 1) mit 4 grossen regulären und symmetrischen Schildern gedeckt. Zlapida. 2) beschuppt oder mit sehr zahlreichen kleinen und durchaus irregulären und unsyınmetrischen Schildchen bekleidet ...... Viperida. b) mit einer tiefen, von Schildern umgebenen Grube versehen. ........ Crotalida. Von diesen 4 Familien entsprechen die erste und die letzte genau den meist gleich- namigen Familien der übrigen Autoren, die Zlapiden und Viperiden dagegen sind in etwas veränderter Umgrenzung aufgefasst. Die Familie Zlapida ist aus den Zlapiden, Najiden, Atractaspiden und Causiden der Cope’schen Eintheilung zusammengesetzt und umfasst folglich ausser den Conocerques Dum6ril’s, den Zlapiden Günther’s und den Zlapiden und Dendraspiden Jan’s noch die Gattung Acanthophis, die von den 3 zuletzt genannten Autoren zu den Viperiden gestellt wird, obwohl die typische und zugleich einzige Art dieser Gat- tung nicht allein gefurchte Giftzähne, sondern, wie Cope!) bereits ganz richtig angegeben hat, auch noch 2 kleine solide Zähne im jederseitigen Os supramaxillare besitzt und da-

low. (Proc. Acad. Philadelph. VII (1854) p. 99.)nur ein | ist daher, wie Hallowell (Proc. Acad. Philadelph. IX einziges Paar Frontalia und folglich im Ganzen nur 7 | (1857) p. 70) selbst bemerkt, ziemlich wahrscheinlich, . Kopfschilder; das einzige bisher bekannte Exemplar die- | dass Brachyeranion corpulentum nur auf ein anomales ser Art stimmt aber bis auf die Zahl der Frontalschilder | Exemplar irgend einer Atractaspis-Art basirt ist. vollkommen mit den Atractaspis- Arten überein und es 1) Proc. Acad Philadelph. XI (1859) p. 343.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 19

her weder dem Zahnbau, noch auch der Kopfbekleidung nach zu den Viperiden gerechnet werden kann; im Habitus erinnert diese Schlange zwar einigermaassen an die Viperiden, lässt sich aber dennoch vollkommen ungezwungen in die Familie der Zlapiden einreihen und stellt das Endglied in der Reihe der Giftnattern dar, welches zwar alle Familiencharak- tere dieser Thiere besitzt, aber durch den etwas modifieirten Habitus den Uebergang zu der nächstfolgenden Familie vermittelt. Die Familie der Viperiden endlich fällt genau mit der gleichnamigen Familie der Cope’schen Qlassification zusammen und unterscheidet sich von den Viperiden der übrigen Autoren, wie schon bemerkt, durch das Fehlen der Gattung Acanthophis W ag].

Was schliesslich die geographische Verbreitung der einzelnen Giftschlangen-Familien anbetrifft, so bewohnen die Aydriden ausschliesslich das Meer und sind namentlich im ost- indischen Archipel, so wie in den Gewässern südlich von China und nördlich von Australien

_ sehr häufig, sollen aber, wie Günther!) angiebt, westwärts bis nach Madagascar und ost- wärts sogar bis an die Westküste von Amerika vorkommen. Von den drei anderen Familien, deren Repräsentanten sämmtlich auf dem festen Lande oder höchst selten in süssen Gewäs- sern leben, kommen die Zlapiden in allen Welttheilen, Europa ausgenommen, vor, sind aber besonders in Australien zahlreich vertreten und bilden die einzigen Giftschlangen dieses Welttheils. Die Viperiden und Crotaliden endlich besitzen viel beschränktere Verbreitungs- bezirke, denn die ersteren gehören ausschliesslich der östlichen Hemisphäre an und be- wohnen daselbst Europa, Asien und Afrika, die letzteren hingegen finden sich zwar auf bei- den Hemisphären, sind aber auf der östlichen nur auf Asien und die zu diesem Continente gerechneten zahlreichen Inseln beschränkt.

Familie Viperida.

Caput subtrigonum vel cordato-conicum, plus minusve depressum et semper a corpore distinetum; rostrum breve vel brevissimum, supra squamis vel sceutellis parvis irregularibus tectum; vertex squamatus vel scutellatus, in una tantum specie scutis regularibus et sym- metrice dispositis ornatus; pupilla verticalis, i. e. formam rimae oblongae praebens; fossae frenales nullae; truncus plus minusve teres, caudam versus incerassatus, supra squamis semper carinatis, subtus seutis latis tectus; cauda brevissima, conica, acuminata, infra scutis aut divisis et in duas series longitudinales dispositis, aut integris et uniseriatis instructa; os supramaxillare brevissimum, transversum, tantum telis veneniferis armatum.

Die Repräsentanten dieser Familie, deren Zahl sich gegenwärtig im Ganzen auf 22 beläuft, gehören, wie so eben bemerkt, ausschliesslich der östlichen Hemisphäre an und sind in ihrem Vorkommen auf die sogenannte alte Welt, auf Europa, Asien und Afrika beschränkt. Tschudi behauptet zwar, auch auf der westlichen Hemisphäre, namentlich in

1) Günther. Reptiles of British India p. 352.

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Peru, eine echte Viper, die er unter dem Namen Oalechidna ocellata beschrieben und ab- gebildet hat!), gefangen zu haben, doch widerspricht diese Angabe allen bisher über das Vorkommen der Giftschlangen gemachten Erfahrungen und ist auch von keinem anderen Naturforscher oder Reisenden bestätigt worden. Welche Bewandniss es also mit dieser an- geblich in allen heissen Gegenden Peru’s einheimischen, also häufigen Viper hat, lässt sich zur Zeit nicht entscheiden, zumal sowohl die Beschreibung, als auch die Abbildung der- artig mangelhaft sind, dass sich bisher noch Niemand ein Urtheil über die wahre Natur des in Rede stehenden Thieres zu bilden im Stande gewesen ist; da ich jedoch durch mündliche Mittheilungen erfahren habe, dass sämmtliche, von verschiedenen Seiten gemach- ten Versuche, die Calechidna ocellata Tsch. zur Ansicht zu erhalten, vergeblich gewesen sind, so drängt sich mir unwillkührlich der Verdacht auf, dass diese vermeintliche Viper Frenalgruben besitzt, welche Tschudi aus irgend einem, hier nicht näher zu erklärenden Umstande übersehen hat. Wie dem nun auch sei, für jetzt kann Calechidna ocellata Tsch. nicht weiter berücksichtigt werden, und ich halte es überhaupt für gerathen, diese Art gänzlich aus den Listen der Wissenschaft zu streichen, es wäre denn, dass Herr v. Tschudi sich entschlösse, eine genaue Beschreibung oder eine den gegenwärtigen Ansprüchen der Wissenschaft mehr entsprechende Abbildung derselben zu veröffentlichen.

Ueber die Zahl der Gattungen, in welche die 22 bisher bekannten Vipera-Arten zu vertheilen wären, sind die einzelnen Autoren sehr verschiedener Ansicht, denn während Schlegel sämmtliche Viperiden in eine einzige Gattung, Vipera, zusammenfasst, unter- scheidet von den neueren Herpetologen Dum£ril deren.fünf, Gray sechs und Cope sogar sieben, denen er später noch eine achte zugefügt hat. So wenig ich mich mit einer der- artigen Vervielfältigung der Gattungen, wie sie von den drei letztgenannten Autoren vor- genommen worden ist, einverstanden erklären kann, so scheint mir doch auch Schlegel’s Ansicht nicht ganz annehmbar zu sein, denn wenn auch die Vipera- und Echis-Arten abso- lut keinen anderen Unterschied als die doppelten oder einfachen Schwanzschilder darbieten und daher vielleicht in eine Gattung vereinigt werden könnten, so bilden doch die Baum- vipern, die mit den Zchis-Arten in der Anordnung der Schwanzschilder übereinstimmen, durch ihren comprimirten Rumpf, ihren Greifschwanz und ihre abweichende Lebensweise gewiss eine recht natürliche Gruppe und müssen daher als einer besonderen Gattung an- gehörig angesehen werden.

Ich vertheile daher, wie schon aus dem eben Gesagten hervorgeht, die Viperiden in drei Gattungen, Vipera, Echis und Atheris, die sich, wie folgt, von einander unterscheiden: Die Unterseite des Schwanzes 1) mıt paarigen, Schildern bekleidetn 2. 2.0.2200 202.000 Vipera.

1) Tschudi Fauna Peruana. Herpetol. p. 60 tab. IX. | Wiegmann’s Archiv f. Naturg. 1845. I. p. 166 ver- Eine Diagnose dieser Art hat Tschudi bereits früher in | öffentlicht.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 91

2) mit einfachen Schildern bekleidet. Die Schuppen an der Unterseite des Kopfes a) glatt. Der Rumpf rund oder leicht abgeflacht. Der Schwanz EINTACHE 9. BEE HR N Echis. b) sehr deutlich gekielt. Der Rumpf comprimirt. Der Schwanz zumsGreienkemgerichtet urn u 1.0 N Ve ee u Atheris.

1. Gattung Wipera Laurenti.

Sceuta subcaudalia partita, duplici serie collocata, squamae gulares laeves.

Synonymie.

Vipera Laurenti. Synopsis Reptilium p. 99. Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 149. Fitzinger. Neue Classification d. Reptilien p. 33. Wagler. Natürl. Syst. d. Amphibien p. 177. Gray. Zoological Miscellany p. 71. Fitzinger. Sys- tema Reptilium p. 28. Gray. Catal. of Snakes p. 30. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1403.

Cobra Laurenti. Synopsis Reptilium p. 103. Fitzinger. Neue Classification d. Repti- lien p. 33.

Aspis Laurenti. Synopsis Reptilium p. 105. Fitzinger. Neue Classification d. Repti- lien p. 33.

Pelias Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 148. Wagler. Natürl. Syst. d. Amphi- bien p. 177. Gray. Zoological Miscellany p. 71. Fitzinger. Systema Rep- tilium p. 28. Gray. Catal. of. Snakes p. 31. D. et B. Erpetol. gener. VII. p- 1393.

Echidna Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 150. Wagler. Natürl. Syst. d. Am- phibien p. 177. Fitzinger. Systema Reptilium p. 28. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1420.

Cerastes Wagler. Natürl. Syst. d. Amphibien p. 178. Gray. Zoological Miscellany p. 70. . Gray. Catal. of Snakes p. 27. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1438. Daboia Gray. Zoological Miscellany p. 69. Gray. Catal. of Snakes p. 23. Günther.

Reptiles of British India p. 395. Olotho Gray. Zoological Miscellany p. 69. Gray. Catal. of Snakes p. 24. Bitis Gray. Zoological Miscellany p. 69. Gray. Catal. of Snakes p. 25. Rhinechis Fitzinger. Systema Reptilium p. 28. Chersophis Fitzinger. Systema Reptilium p. 28. Gonyechis Fitzinger. Systema Reptilium p. 28. Echidnoides Mauduyt. Herpetol. de la Vienne p. 29. Rhinaspis Gray. Catal. of Snakes p. 31.

DD IND

A. STRAUCH,

Die Arten der Gattung Vipera, deren man gegenwärtig bereits 17 kennt, besitzen in den constant getheilten und in zwei Längsreihen angeordneten Schwanzschildern das einzige allen gemeinsame Merkmal, bieten aber sonst sowohl im Habitus, als auch in der Beklei- dung des Kopfes und z. Th. selbst des Rumpfes mancherlei Verschiedenheiten dar, die mit- unter nicht ganz unbedeutend sind und eben desshalb Veranlassung zur Aufstellung der zahlreichen, oben in der Synonymie verzeichneten Gattungen und Untergattungen gege- ben haben.

Schon Laurenti, der doch höchstens die drei europäischen Vipern in natura, die übrigen von ihm aufgeführten Arten aber meist aus den keineswegs naturgetreuen Abbil- dungen in Seba’s Thesaurus gekannt hat, vertheilt in seiner Synopsis Reptilium die hier- hergehörigen Schlangen in drei Genera, Vipera, Cobra und Aspis, und stellt ausserdem die gemeine Kreuzotter (V. berus L.) ihres beschilderten Scheitels wegen in seine Gattung Co- luber. Die Gattung Vipera kennzeichnet er durch einen beschuppten Kopf und seitlich ste- hende Nasenlöcher und rechnet dahin nicht weniger als 10 Arten, von denen jedoch nur die drei ersten, V. Francisci Redi, V. Mosis Charas und V. illyrica, echte Vipern sind, nämlich die beiden ersten V. aspis L. und die dritte V. ammodytes L. Die Gattung Cobra unter- scheidet sich von der vorhergehenden nur durch vertical stehende Nasenlöcher und enthält ausser dem Coluber Atropos L.noch zwei in Seba’s Thesaurus (II. tab. XCII. undtab. XCIV. i. 2.) abgebildete Schlangen, denen Laurenti die Namen der beiden anderen Parcen, Clotho und Lachesis, beigelegt hat, die aber beide höchst wahrscheinlich nach schlechten Exemplaren einer und derselben Art, der Puffadder (V. arietans Merr.), angefertigt sind. Der Gattung Aspis endlich, die mit Cobra hinsichtlich der. Lage der Nasenlöcher überein- stimmt, schreibt Laurenti als Unterscheidungsmerkmal ungekielte Schuppen zu, doch beruht diese Angabe auf einem Irrthume, denn die einzige Art dieser Gattung, Aspis Oleo- patrae Laur., ist auf Coluber vipera Hasselq. (Vipera Avizennae Alp.) basirt, von welchem Hasselquist!) ausdrücklich bemerkt: «Squamae ..... angulo longitudinali superiore superficie notatae.»

Diese drei Gattungen sind denn in der Folge auch nicht weiter berücksichtigt wor- den; zwar hat Fitzinger in seinem «Neue Qlassification der Reptilien» betitelten Werke drei Genera aufgestellt, die genau eben so benannt sind, dieselben aber durch völlig andere Merkmale von einander unterschieden und folglich auch in ganz anderem Sinne aufgefasst. Das Genus Vipera dieses Autors unterscheidet sich durch einen «vertex scutellatus» von seinen beiden anderen Gattungen, denen ein «vertex squamatus» zugeschrieben wird und die von einander dadurch differenzirt sind, dass die Cobra-Arten ein «abdomen arcuatum», die Aspis-Arten dagegen ein «abdomen angulatum» besitzen. Von den Arten der Gattung Vipera Fitz. zeigt aber nur die eine, V. Redi Daud. (=V.aspis L.) wirklich einen «vertex scutellatus», die beiden anderen, V. berus Daud. und V. chersea Fitz., die beide bekannt-

1) Hasselquist. Iter Palaestinum p. 315.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 23 ı lich nur Farbenvarietäten der gemeinen Kreuzotter (V. berus L.) sind, besitzen dagegen

einen mit regulären und symmetrisch angeordneten Schildern bekleideten Scheitel, der folglich nicht «scutellatus», sondern «seutatus» genannt werden muss. Unter den 4 Arten, die Fitzinger in seine Gattung Cobra rechnet, haben drei, nämlich C. ammodytes Di ©. arietans Merr. und ©. Atropos L., allerdings ein «abdomen arcuatum», die vierte hin- gegen, ©. Oleopatrae Fitz., die der Aspis Cleopatrae Laur. entspricht und also auf Coluber vipera Hasselg. basirt ist, besitzt, wie aus Hasselquist’s') Worten: »Lineae 2 longitudi- nales, una utrinque, parum elevatae, subtus ad latera ‚abdominis scuta prope apicem per- eurrentes» deutlich hervorgeht, entschieden ein «abdomen angulatum» und hätte daher in die dritte Gattung, Aspis, gerechnet werden müssen. Diese dritte Gattung endlich enthält nur zwei Arten, A. cerastes Fitz., die gemeine nord-afrikanische Hornviper, deren Bauch- schilder bekanntlich nur schwach gekielt sind, und A. ocellata Fitz., eine Art, die ich nicht zu deuten vermag; Fitzinger identificirt sie zwar mit der Vipera ocellata Latr., muss sich aber entschieden geirrt haben, denn V. ocellata Latr. ist, wie auch Wagler?) nach Un-. tersuchung des Originalexemplares im Pariser Museum angiebt, nur eine der zahlreichen Farbenvarietäten der V. aspis L., die, wie bekannt, auch keine Spur von Seitenkielen auf den Bauchschildern besitzt.

Bereits sechs Jahre vor Veröffentlichung der eben besprochenen Fitzinger’schen Eintheilung hatte Merrem in seinem Tentamen Systematis Amphibiorum sämmtliche Vi- periden in zwei Gattungen, Pelias und Vipera, eingetheilt und in der Gattung Vipera noch zwei Untergattungen, Echis und Echidna, unterschieden, von denen Zchis durch einfache Schwanz- schilder ausgezeichnet ist und folglich nicht hierher gehört. Die übrigbleibenden Gattungen Pelias und Echidna sind nun durch die Beschaffenheit der Kopfbedeckungen von einander unter- schieden, und zwar umfasst Pelias die Arten, deren Scheitel mit regulären, symmetrisch ange- ordneten Schildern bekleidet ist, Echidna dagegen diejenigen, deren Kopfüberall gleichmässig beschuppt erscheint. Zur Gattung Pelias rechnet Merrem nur zwei Arten, P. berus L. und P.niger Merr., welcher letztere auf Catesby’s Black Viper basirt und folglich mit Trigono- cephalus contortrix L., einer Giftschlange aus der Familie der Crotaliden, identisch ist; die Untergattung Echidna umfasst dagegen nicht weniger als 23 Species, von denen jedoch ein grosser Theil auf kaum zu deutende Beschreibungen oder Abbildungen der älteren Autoren begründet ist und daher keine weitere Berücksichtigung finden kann.

Wagler, der nächste Autor, dessen Eintheilung der Viperiden mit getheilten Schwanz- schildern ich hier zu erörtern habe, adoptirt in seinem Natürlichen System der Amphibien Merrem’s Gattung Pelias, theilt dagegen dessen Untergattung Zchidna in drei Gattungen, Echidna, Vipera und Cerastes, die von einander hauptsächlich durch die Stellung der -Nasen- löcher und die Bekleidung der Supraorbitalregion unterschieden sind. Die Gattung Echidna,

1) Hasselquist. Iter Palaestinum p. 314. 2) Wagler. Natürl. Syst. d. Amphibien p. 178. Anmerk. 1.

24 A. STRAUCH,

zu welcher nur Y. arietans Merr. und V. Atropos L. gerechnet werden, ist durch vertical stehende, d. h. auf der Oberfläche der Schnauze angebrachte Nasenlöcher und durch den Mangel eines Supraorbitalschildes charakterisirt; die Gattung Vipera unterscheidet sich von der vorhergehenden durch seitliche, d. h. unterhalb des Canthus rostralis liegende Nasen- löcher, so ‚wie durch ein stets deutliches Supraorbitalschild und umfasst folgende drei Arten. V. ammodytes L., V. aspis L. und V. elegans Merr. (= V. Russelliü Shaw); die Gattung Cerastes endlich, welche für die sogenannten Hornvipern errichtet ist, zeichnet sich durch halbmondförmige, vorn an der Schnauze stehende Nasenlöcher und hornähnlich aufgerichtete Supraorbitalschuppen aus und enthält zwei Arten, V. cerastes L. und V. cornuta Daud. Was nun diese drei Gattungen anbetrifft, so muss ich bemerken, dass V. Atropos L. keines- wegs vertical gebohrte Nasenlöcher besitzt und daher nicht recht in Wagler’s Gattung Echidna passt, dass ferner die Vereinigung der V. Russellii Shaw, bei welcher die Nasen- löcher nicht unterhalb des Canthus rostralis, sondern auf demselben liegen, mit V. aspis L. und V. ammodytes L. in die Gattung Vipera sich von Wagler’s Standpunkte aus schwer rechtfertigen lässt, da die indische Art mit den beiden süd-europäischen Species ausser dem Supraorbitalschilde wenig Gemeinsames besitzt, und dass endlich von den beiden Haupt- merkmalen der Gattung Cerastes keines stichhaltig ist, indem einerseits V. cornuta Daud. nicht halbmondförmige, sondern genau eben so runde Nasenlöcher wie V. Atropos L. besitzt und andererseits der V. cerastes L., wie Wagler selbst in einer Anmerkung angiebt, die Supraorbitalhörner auch ab und zu fehlen. Kurz, die drei neu errichteten Genera Wagler’s sind zwar durch sichere und leicht in die Augen fallende Merkmale von einander differen- zirt, können aber schon desshalb nicht adoptirt werden, weil es, wie oben gezeigt, Arten giebt, die sich in keine derselben einreihen lassen. Gleichzeitig mit Wagler’s Natürlichem System der Amphibien erschien auch die «Monographie Synopsis of the Vipers or the Family Viperidae» von Gray'), in welcher die- ser Autor die hier in Betracht kommenden Arten in fünf Gattungen Daboia, Clotho, Cera- stes, Vipera und Pelias eintheilt; von diesen Gattungen sind vier recht gut und sicher cha- rakterisirt, die fünfte dagegen, Cerastes, zu welcher Gray ausser den beiden Wagler’schen Cerastes-Arten, der V. cerastes L. und der V. cornuta Daud., noch eine stets hornlose Schlange, ©. Richiei Gray (= V. Avizennae Alp.) stellt, besitzt absolut kein einziges sicheres Unterscheidungsmerkmal und benimmt daher der ganzen Fintheilung den ihr sonst nicht ganz abzusprechenden Werth. Uebrigens hat sich Gray von der Unhaltbarkeit seiner Gattung Cerastes auch selbst überzeugt, denn in seinem 18 Jahre später veröffentlichten Schlangenkataloge?), in welchem er die obige Eintheilung beibehalten hat, ist das fragliche Genus in einer ganz anderen Bedeutung aufgefasst und dem zufolge auch sicher ge-

1) Gray. Zoological Miscellany p. 68—71. 2) Gray. Catal. of Snakes p. 22.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 25

kennzeichnet. Nachfolgende Tabelle wird lehren, durch welche Merkmale Gray in seiner umgearbeiteten Eintheilung die fünf oben genannten Genera von einander unterscheidet. Der Kopf I. mit scharf gekielten Schuppen bekleidet. Die Nasenlöcher a) gross. Die Pupille

1) rund. Das Nasalschild vorn ganzrandig (smooth.)......... Daboia. 2) länglich, vertical. Das Nasalschild vorn durch ein kleines Sehildehensunterbrochen 3. . 1.2. a2002. a2. Clotho. bikleinsghalbmondfürmier su en sr a an len 23. Balaae Cerastes.

II. mit flachen Schildchen oder regulären Schildern bekleidet. Der Scheitel a) mit kleinen Schildchen-bekleidet. Die Schnauzenspitze mehr oder weniger anfzeworten, var ass. la ae IR Vipera. ß) mit regulären Schildern bekleidet. Die Schnauzenspitze abgerundet. Pelias.

Was zuerst die differenziellen Merkmale der Gattungen Daboia und Olotho anbetrifft, so verdient das eine derselben, welches Gray in der Form der Pupille gefunden zu haben glaubt, wohl keine weitere Berücksichtigung, da es gegenwärtig keinem Zweifel mehr unterliegt, dass sämmtliche bisher bekannten Viperiden ausnahmslos eine senkrechte Pupille besitzen. Das andere, der Beschaffenheit des Nasalschildes entlehnte Merkmal ist gleichfalls nicht recht stichhaltig, denn wenn es sich auch nicht läugnen lässt, dass bei allen von Gray zu Clotho gerechneten Arten (mit Ausnahme der Cl. mauritanica D. et B.) das fast ringförmige Nasalschild vorn durch ein kleines Schildehen oder eine Schuppe unterbrochen ist, so bieten doch. die Daboia-Arten Gray’s hinsichtlich der Form, Lage und Umgrenzung des Nasen- lochs so bedeutende Differenzen dar, dass sie, falls die Beschaffenheit der das Nasenloch um- gebenden Schilder überhaupt zum generischen Merkmal erhoben werden soll, entschieden in zwei Genera vertheilt werden müssen; bei Daboia Russellü Shaw befindet sich nämlich das auffallend grosse Nasenloch auf dem Canthus rostralis und wird von 3 Schildern be- grenzt, von denen das vordere in direkter Berührung mit dem Rostralschilde steht, bei Daboia zanthina Gray dagegen liegt das mässig grosse Nasenloch unter dem Canthus ro- stralis in einem einfachen Nasalschilde, welches letztere von dem Schnauzenschilde durch ein deutliches, im unteren Theile mit dem Nasale verwachsenes Praenasalschild getrennt ist. Eben so wenig genügen auch die beiden anderen Merkmale, die Gray noch in seiner Uebersichtstabelle angiebt, die ich aber fortgelassen habe, zur sicheren Unterscheidung der beiden in Rede stehenden Gattungen, denn das eine derselben, die Form des Kopfes, der bei Daboia länglich, bei Clotho dagegen kurz und breit sein soll, bietet, wie man sich bei Vergleich von D. xanthina Gray und Cl. arietans Merr. leicht überzeugen kann, in natura wohl kaum eine grössere Differenz dar, als zwischen dem Kopfe von Cl. arietans Merr. und Ol. Atropos L. besteht, und das andere, die Beschaffenheit der Schuppenkiele, welche bei den Daboia-Arten einfach, bei den Clotho-Arten dagegen in einen Dorn verlängert sind,

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 4

26 A. STRAUCH,

ist gleichfalls nicht scharf genug, da dieser Dorn bei einigen Olotho-Arten recht deutlich,

bei anderen dagegen kaum wahrzunehmen ist. Das einzige wirklich constante Merkmal,

durch welches sich diese beiden Genera für alle Fälle mit Sicherheit von einander unter-

scheiden lassen, hat Gray zwar auch gekannt, demselben aber eine mehr untergeordnete

Bedeutung beigelegt und es in der Gattungsdiagnose, nicht aber in der Uebersichtstabelle

aufgeführt. Dieses Merkmal besteht in der Bekleidung der Supraorbitalregion, welche bei den Daboia-Arten am Aussenrande stets mit einem einfachen oder getheilten Supraorbital- schilde, beiden Clotho-Arten dagegen mit kleinen flachen oder auch hornartig aufgerichteten Schuppen versehen ist, und lässt sich sehr gut verwerthen, nur muss alsdann die V. mauri- tanica D. et B., die Gray fraglich zu seiner Gattung Olotho rechnet, in die Gattung .Daboia gestellt werden, da diese Art deutliche Supraorbitalschilder besitzt, deren Zahl sich auf drei bis fünf beläuft und von denen das vorderste oder das mittelste gewöhnlich das grösste zu sein pflegt. Ausserdem legt Gräy seinen beiden Gattungen noch den Werth von geo- graphischen Gruppen bei und bemerkt ausdrücklich, dass die Daboia-Arten nur in Asien, die Clotho-Arten hingegen nur in Afrika vorkommen, doch hat diese Angabe gegenwärtig keine Bedeutung mehr, denn ganz abgesehen von der zu Daboia gehörenden V. mauritanica D. et B., die sich sowohl in Afrika, als auch in Asien findet, kennt man gegenwärtig noch zwei andere Arten, von denen die eine, V. superciliaris Peters, in Afrika lebt und zu der Gattung Daboia gestellt werden muss, während die andere, V. persica D. et B., in Asien vor- kommt und doch alle Charaktere der Gattung Clotho zeigt. In seiner Gattung Olotho unter- scheidet Gray noch drei besondere Unterabtheilungen oder Gruppen, von denen jedoch nur eine mit einem besonderen Namen belegt ist; die eine dieser Gruppen enthält die Arten mit hornähnlichen Fortsätzen auf der Schnauzenspitze (V. nasicornis Shaw), die andere die- jenigen, welche, wie V.cornuta Daud., hornähnliche Fortsätze über dem Auge besitzen, und die dritte endlich, welche den Namen Bitis erhalten hat und zwischen die beiden anderen eingeschoben ist, umfasst die übrigen Arten, die weder an der Schnauzenspitze, noch über dem Auge hornähnliche Verzierungen tragen.

Die dritte Gattung der obigen Gray’schen Eintheilung, Cerastes, wird durch die kleinen, halbmondförmigen, vorn an der Schnauze liegenden Nasenlöcher charakterisirt, zeichnet sich aber, wie Gray in der Gattungsdiagnose angiebt, ausserdem noch durch die kurzen kolbenförmigen, das Ende der Schuppen nicht erreichenden Kiele, so wie durch die an den Körperseiten in schräge Reihen angeordneten Schuppe aus und ist somit sehr gut und scharf gekennzeichnet; dasselbe gilt auch von den Gattungen Vipera und Pelias, die gleich- falls auf sichere und leicht wahrnehmbare Merkmale begründet sind und von denen die erstere, zu welcher nur zwei Arten, V. aspis L. und V. ammodytes L., gehören, noch in zwei Untergattungen, Vipera und Rhinaspis, getheilt wird.

Die eben besprochene Eintheilung der Viperiden mit doppelten Schwanzschildern in fünf besondere Genera hat denn auch die ihr gebührende Anerkennung gefunden und ist

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 27

nicht allein von Cope'), sondern allem Anscheine nach auch von Peters und Günther adoptirt worden, Dum6ril?) dagegen hat sie verworfen und durch eine neue, aber keines- wegs bessere ersetzt. Dieser Gelehrte vertheilt die hier in Betracht kommenden Arten in 4 Gattungen Pelias, Vipera, Echidna und Cerastes, die er, wie folgt, von einander unter- scheidet:

Narines a) concaves; vertex N), a.plagnesietrarecussomcentwaln. nennen, Pelias. 2) Ecailleux; narines DL SULMESHEOLES Nr ae as A Vipera. B)erapprocheessenldessusir..nisn oda nie. Scır 2arelelenetde: Echidna. b) planes ou ä lames convexes; soureils tres saillants .............. Cerastes.

Von diesen vier Gattungen entspricht Pelias genau der gleichnamigen Gattung in Gray’s Eintheilung und ist somit sicher und scharf gekennzeichnet, die drei anderen da- gegen lassen sich in keinem Falle aufrecht erhalten, da Dum6ril zu ihrer Begründung auffallender Weise solche Merkmale gewählt hat, die zwar einigen, aber keineswegs allen zu der betreffenden Gattung gerechneten Arten zukommen. So enthält die Gattung Vipera’), deren Hauptmerkmal in den an der Seite der Schnauze angebrachten Nasenlöchern besteht, ausser den beiden Gray’schen Vipera-Arten, der V. aspis L. und der V. ammodytes L., noch eine dritte Art, V. hewacera Dum. (= V. nasicornis Shaw), bei welcher die Nasen- löcher nicht wie bei den beiden eben genannten süd-europäischen Arten lateral, sondern ge- nau eben so subvertical liegen, wie bei der ihr so nahe verwandten V. rhinoceros Schleg., welche letztere Dum6ril zu seiner Gattung Zchidna gestellt und als neue Art, Echidna gabonica, beschrieben hat. In seiner Gattung Zechidna‘) ferner, die von Vipera doch nur durch die vertical gebohrten Nasenlöcher differenzirt ist und welcher in der genaueren Charakteristik ausdrücklich «narines sup6rieures ou non laterales» zugeschrieben werden, unterscheidet Dum6ril selbst zwei Gruppen, von denen die erste durch «narines verticales», die zweite dagegen in direktem Widerspruch mit der Gattungsdiagnose durch «narines la- terales» charakterisirt ist’). Die Gattung Cerastes endlich umfasst die sogenannten Horn- vipern und entspricht daher genau der gleichnamigen Gattung Wagler’s, über deren Un- haltbarkeit ich mich weiter oben ausgesprochen habe, Dum£ril schreibt zwar den Arten seiner Gattung Oerastes ausser den Supraorbitalhörnern noch ein zweites Merkmal zu, wel- ches er der Beschaffenheit der Näsenlöcher, die «planes ou ä James convexes» sein sollen, entlehnt hat, jedoch hat dieses Merkmal keine weitere Bedeutung, denn abgesehen davon, dass desselben in der Gattungsdiagnose mit keinem Worte Erwähnung geschieht, stellt es

4) Proc. Acad. Philadelph. XI. (1859) p. 334—335. 4) ibidem p. 1420. 2) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1370. 5) ibidem p. 1424. 3) ibidem p. 1406. A

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Ss A. STRAUOH,

[i

sich auch bei näherer Untersuchung heraus, dass Dumöril’s Cerastes lophophrys (= V. cornuta Daud.) genau eben so beschaffene Nasenlöcher besitzt wie seine Zchidna Atropos und dass auch zwischen seinem Cerastes aegyptiacus (= V. cerastes L.) und seiner Zchidna atri- cauda (= V. Avizennae Alp.) hinsichtlich der in Rede stehenden Organe absolut nicht die mindeste Differenz vorhanden ist. Dass für Dum&ril bei Entscheidung der Frage, ob eine Viper-Art zu Cerastes oder zu Echidna gehört, einzig und allein die An- oder Abwesenheit von Supraorbitalhörnern maassgebend gewesen ist, leuchtet übrigens schon daraus hervor, dass er die hornlosen Exemplare der gemeinen nord-afrikanischen Hornviper, V. cerastes L., die im Ganzen nicht sehr selten zu sein scheinen, mit der allerdings sehr ähnlichen, aber doch total verschiedenen V. Avizennae Alp. zusammengeworfen und als Zchidna atricauda Dum. beschrieben hat). Kurz, die eben erläuterte von Dum£ril vorgeschlagene Einthei- lung der hier in Betracht kommenden Viperiden-Arten in vier selbstständige Genera ist eine durchaus verfehlte, die zugleich lehrt, wie flüchtig und ungenau dieser Autor bei Abfassung der von ihm allein, ohne Mitwirkung Bibron’s, edirten Bände der Erpetologie generale zu Werke gegangen ist.

Schliesslich habe ich noch die übrigen in der vorstehenden Synonymie aufgeführten, bisher aber nicht besprochenen generischen und subgenerischen Benennungen mit wenigen Worten zu erläutern. Was zunächst die von Fitzinger in seinem Systema Reptilium vor- geschlagene Eintheilung anbetrifft, so lässt sich über den Werth derselben kaum ein Urtheil fällen, da die einzelnen Gattungen und Untergattungen nicht charakterisirt, sondern nur ein- fach mit Angabe der typischen Art aufgeführt sind. Dieser Gelehrte theilt die Viperiden, die, wie schon weiter oben bemerkt ist, nur einen Theil seiner Familie Chersophes bilden, in drei Gattungen Pelias, Vipera und Echidna, von denen die erste keine weiteren Unter- abtheilungen besitzt und allem Anscheine nach nur aufeine einzige Art, V.berus L., basirt ist; die beiden anderen Genera dagegen zerfallen jedes in drei Subgenera, und zwar die Gattung Vipera in die Subgenera Vipera (V. aspis L.), Rlünechis, (V. ammodytes L.) und Chersophis (V. Russellii Shaw) und die Gattung Zchidna in die Subgenera Gonyechis (V. cerastes L.), Echidna (V. arietans Merr.) und Echis, von denen das letzte alle zu jener Zeit bekannten Viperiden mit einfachen Subeaudalschildern enthält und folglich zu der von mir adoptirten Gattung Echis Merr. gehört. Trotzdem nun Fitzinger bei jeder seiner Untergattungen die typische Art genannt hat, bin ich doch nicht im Stande zu ermitteln, welche Merkmale er zur Unterscheidung seiner Genera Vipera und Echidna benutzt hat, und eben so wenig kann ich auch angeben, zu welcher Gattung oder Untergattung die übri- gen 11 Vipera-Arten, welche er nicht aufgeführt und z. Th. auch nicht gekannt hat, ge-

1) Eines der hauptsächlichsten Unterscheidungsmerk- | dass Dum6ril, der als Maximum der Bauchschilder bei male der beiden genannten Arten bilden nämlich die | seiner Zehidna atrieauda die Zahl 150 angiebt, neben Bauchschilder, deren Zahl bei V. cerastes L. zwischen | der echten V. Avizennae Alp. auch ein hornloses Exem- 130 und 150, bei V. Avizennae Alp. dagegen zwischen | plar der V. cerastes L. vor Augen gehabt haben muss. 109 und 122 schwankt, und es liegt also auf der Hand,

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 29

stellt werden müssen. Der Name Echidnoides endlich ist von Mauduyt für eine in Frank- reich einheimische Viper, die Echidnoides trilamina Maud. vorgeschlagen worden, welche sich von der Vipere commune, der V. aspis L., durch einen mit drei symmetrischen Schil- dern bekleideten Scheitel unterscheidet; da von den drei bisher in Frankreich beobachteten Vipera-Arten nur die V. berus L. einen regulär und symmetrisch beschilderten Scheitel be- sitzt, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass Mauduyt’s Echidnoides trilamina eben weiter nichts als die gemeine Kreuzotter ist, und dass folglich die Gattungen Echidnoides und Pelias synonym sind.

Aus der vorstehenden Auseinandersetzung geht nun hervor, dass unter allen bisher ver- öffentlichten Versuchen, die Viperiden mit getheilten Schwanzschildern in mehrere Gattun- gen unterzubringen, die Eintheilung Gray’s die beste ist, dennoch glaube ich sie nicht adoptiren zu können, und zwar einzig und allein desshalb, weil ich der Ansicht bin, dass durch eine so weit getriebena Splitterung der Gattungen das System nur überflüssiger Weise complieirt wird, ohne dabei an Uebersichtlichkeit zu gewinnen. Meiner Meinung nach könnte den Gray’schen Gattungen höchstens der Werth von Untergattungen beigelegt werden, doch sehe ich zur Zeit keinen Grund ein, in einer Gattung, die überhaupt nur 17 Arten enthält, besondere, mit Namen belegte Gruppen oder Untergattungen anzunehmen. Ich adoptire daher die Ansicht des verstorbenen Jan, die er in seinem Elenco!) ausgesprochen hat, und vereinige alle Viperiden mit getheilten Subcaudalschildern in eine Gattung, Vipera, ohne dieselben weiter in Untergattungen zu theilen. Für Diejenigen jedoch, welchen eine weitere Eintheilung der Vipera-Arten wünschenswerth erscheinen sollte, bemerke ich, dass von den 17 weiter unten aufgezählten Species die 1' zur Gattung Pelias, die 2'° und 3' zur Gattung Vipera, die 4°—7' zur Gattung Daboia, die 8°—15' zur Gattung Olotho und die beiden letzten zur Gattung Cerastes der Gray’schen Eintheilung gehören. Sollen übrigens diese fünf Genera, in welcher Bedeutung es auch sei, adoptirt werden, so müssen zwei der- selben, Clotho und Cerastes, andere Benennungen erhalten: der Name Olotho ist nämlich be- reits im Jahre 1808 an eine Mollusken- und im Jahre 1809 an eine Arachniden-Gattung vergeben worden, wesshalb Peters?), der zuerst auf diesen Umstand aufmerksam gemacht hat, vorschlägt, der betreffenden Gattung den Namen Bitis, mit welchem bekamntlich Gray die zweite Gruppe seiner Olotho-Arten bezeichnet, beizulegen; der Name Cerastes dagegen ist durchaus unpassend, da die so benannte Gattung gegenwärtig keineswegs mehr sämmt- liche gehörnten Vipern in sich vereinigt, ja da die Anwesenheit der Supraorbitalhörner gar nicht zu ihren Merkmalen gehört, und liesse sich am Besten durch die von Fitzinger pro- ponirte Benennung Gonyechis ersetzen, indem dieser Name (von yovv Knie und &yıs Otter)

1) Jan. Elenco sistematico degli Ofidi. p. 120. In | Unterschiede, dass er die Acanthophis antarctica Shaw seinem Prodrome d’une Iconographie descriptive des | als Typus einer besonderen Gattung auffasst, während Ophidiens p. 27 u.28 hat Jan alleihm damals bekannten | diese Schlange bei Schlegel eine Art der Gatlung Viperiden unter dem Namen Vipera in eine Gattung ver- | Vipera, die V. acanthophis, bildet. einigt, also Schlegel’s Ansicht adoptirt, jedoch mit dem 2) Berliner Monatsberichte 1866. p. 891.

30 . A. STRAUCH,

auf die nur den beiden Gray’schen Cerastes-Arten, der V. cerastesL. und der V. Avizennae Alp., zukommenden gekielten oder winklig (knieförmig)gebogenen Abdominalsehilder hinweist. Was nun endlich die differenziellen Merkmale der 17 gegenwärtig bekannten Vipera- Arten anbetrifft, so habe ich die wichtigsten und zugleich am Leichtesten wahrnehmbaren ausgewählt und in der nachfolgenden synoptischen Tabelle zusammengestellt. Die Schuppen an den Seiten des Rumpfes A) bilden eben so Längsreihen, wie die der Rückenmitte. Zwischen dem Auge und den darunter gelegenen Oberlippenschildern s) findet sich nur eine einzige Schuppenreihe............. 1. V. berus. ss) finden sich zwei oder mehr Schuppenreihen. Das Interorbi- talspatium D) mit flachen oder Höchstens leicht dachförmig erhobe- nen Schuppen bekleidet. Die Schnauzenspitze a) abgestutzt, leicht aufgeworfen und scharfkantig. 2. V. aspis. b) mit einem fleischigen, beschuppten, fingerförmi- | Gens Hortsatzerversehene 202. :00. a las 3. V. ammodytes. II) mit deutlich gekielten Schuppen bekleidet. Die Supra- orbitalregion 1) mit deutlichen Schildern bekleidet. Der Vorder- _ rand des Nasalschildes a) ist vom Rostralschilde durch ein längliches Schild getrennt. Jederseits a) findet sich ein einziges Supraorbital- schildern SH Blebek 4. V. zanthina. ß) finden sich 3—5 Supraorbitalschilder, unter denen eines die übrigen an Grösse überteifit..... Ama sun. 2.e 5. V. mauritanica. b) steht mit dem Rostralschildein unmittelbarer Berührung. Jederseits ein einziges Supra- orbitalschild. Das Nasenloch liegt &) zwischen zwei Schildern. ......... 6. V. supereiliaris. ß) zwischen drei Schildern........... 7. V. Russellü. 2) mit Schuppen bekleidet, welche x) vollkommen mit den übrigen den Kopf be- kleidenden Schuppen übereinstimmen; in Folge dessen erscheint das Auge von einem geschlossenen Ringe gleichartiger Schuppen umgeben. Die Supranasalschilder sind a) stark comprimirt und bilden aufrecht

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 31

stehendehornähnlicheFortsätze, deren

jederseits @) drei vorhanden sind. ........ 8. V. nasicornis. ß) ein einziger vorhanden ist..... 9. V. rhinoceros.

b) von gewöhnlicher Gestalt, d. h. flach und höchstens gekielt. DieNasenlöcher liegen n) oben auf der Schnauze und sind mit der Oeffnung nach oben ge- richtet, sr Ur 10. V. arietans. 7m) an der Seite der Schnauze und sind mit der Oeffnung nach aussen und vorn gerichtet. Der Kopf @) länglich, birnförmig. Der

Rumpf einfarbig........ 11. V. inornata. ß) kurz, herzförmig. DerRumpf gelleckt eg ven 12. V. Atropos.

xx) zu aufrecht stehenden, hornähnlichen Fort- sätzen umgebildet sind. Solcher Fortsätze a) finden sich jederseits mehrere, die an Länge !

r) nahezu gleich sind und sämmtlich mit der Spitze leicht nach hinten

gekrümmt erscheinen........ 13. V. cornuta. rr) sehr ungleich sind und, da der mittelste alle übrigen überragt, ein etwa knospenförmiges Horn

darstellen wa DEN 14. V. persica.

ß) findet sich jederseits nur ein einziger. 15. V. caudalis. B) sind in schräge Reihen angeordnet, die der Rückenmitte dagegen

bilden Längsreihen. Die Bauchschilder

a) sind wenigstens in der Zahl 130 vorhanden. Das Analschild

einfach ungetheiltü4 1. ADLER DRIN. 16. V. cerastes. b) sind höchstens in der Zahl 122 vorhanden. Das Analschild ADDIEREN IN ER N HR RE 17. V. Avizennae.

Von den 17 vorstehend aufgezählten Species der in Rede stehenden Gattung, die, wie schon bemerkt, nur in der sogenannten alten Welt, in Europa, Asien und Afrika, einheimisch sind, kommt eine in allen drei Welttheilen vor, eine findet sich in Europa und Afrika, gleich- falls eine gehört Europa und Asien gemeinschaftlich an, zwei bewohnen Asien und Afrika,

32 A. STRAUCH,

drei gehören ausschliesslich Asien und neun ausschliesslich Afrika an. Demnach besitzt Europa im Ganzen 3, Asien 7 und Afrika 13 Arten aus der Gattung Vipera.

1. Vipera berus Linne.

V. capite elongato, deplanato, postice parum dilatato et a trunco indistinete separato; rostro brevi, apice rotundato et supra scutellis parvis, planis, irregularibus tecto; naribus lateralibus, utrinque scutum unicum perforantibus; scutello praenasali utrinque distincto; vertice scutis magnis regularibus et symmetrice dispositis tecto; scuto supraorbitali magno; oculo a scuto supralabiali 4°°, infra posito, simpliei serie squamarum separato; scutis supra- labialibus utringue 8—11, infralabialibus 9—11; squamis in trunci parte anteriore in 21 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 134—158, anali simplici, subcaudali- bus utringue 25—48.

Synonymie.

Vipera Rajus. Synopsis meth. Animalium Quadrup. et Serpentini generis. p. 285.

Vipera ceilonica Seba. Thesaurus I. p. 54. tab. XXXII. £. 5.

Vipera squamosa Seba. Thesaurus II. p. 9. tab. VII. f. 4.

Echis americanus Seba. Thesaurus II. p. 36. tab. XXXVI. £. 1.

Echidna ex Insula S" Bustachiü Seba. Thesaurus II. p. 36. tab. XXXVL. f. 2.

Coluber Tlehua Seba. Thesaurus II. p. 58. tab. LIX. £. 1.

Vipera orientalis Seba. Thesaurus II. p. 82. tab. LXXVII. f. 1. Shaw. General Zoo- logy III. part 2. p. 435. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 50.

Anguis scutis abdominalibus COXLIV, caudalibus XXXIX Hast. Amphibia Gyllenborgiana Pp- 5.

Coluber scutis abdominalibus OXLIV. , caudalibus XKXXIX Linne. Amoenitates academicae I. pelalar

Ooluber scutis abdominalibus 150, caudalibus 34 Linne. Abhandl. d. sanellisanen Acade- mie XI. p. 258. tab. VL. £. 122%:

The Adder or Viper Borlase. Nural History of Cornwall p. 282. pl. XXVII. f. XXXIIL.

Coluber berus Linn. Systema naturae. Fdit. X, I. p. 217. M 183. Linne. Fauna sue- cica. Edit. altera. p. 104. M286. Linne. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 377. N: 183. Laurenti. Synopsis Reptilium p. 97 et 192. tab. II. f.1. Scopoli. Annus historico-naturalis II. p. 39. Müller. Zoologiae Danicae prodromusp. 36. Weigel in: Abhandl. d. Hallischen naturforsch. Gesellschaft I. p. 8. Gme- lin. Linnaei Systema naturae. Edit. XIII, I. p. 1090. M 183. Schmidt in: Abhandl. d. böhmisch. Gesellschaft d. Wissenschaften IV. p. 96. tab. Let I. Lindaker in: Neuere Abhandl. d. böhmisch. Gesellschaft d. Wissenschaften I. p. 126. Bechstein. Getreue Abbildungen naturh. Gegenstände. Hundert.

Coluber

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 33

p- 11. tab. X. f. 1. Schrank. Fauna boica I. p. 292. Retzius. Fauna suecica p- 291. Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien IH. p. 173. tab. I. f. 1. Shaw. General Zoology III. part 2. p. 365. pl. CI. Quensel. Svensk Zoologi I. tab. III. Drümpelmann und Friebe. Getreue Abbild und naturh. Beschreib. d. Thierreichs aus Liefland, Esthland u. Kurland p. 3. tab. II. f. 1. Reider und Hahn. Fauna boica. Abth. III. tab. (sine M)

chersea Linne. Systema naturae. Edit. X, I. p. 218. M 184. Linnö. Fauna suecica. Edit. altera. p. 103. M 285. Linne. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 377. ® 184. Laurenti. Synopsis Reptilium p. 97. Weigel in: Abhandl. d. Hallischen naturforsch. Gesellschaft I. p. 12. Gmelin. Linnaei Systema na- turae. Edit. XII, I. p. 1091. M 184. Bechstein. Getreue Abbildungen naturh. Gegenstände. 1'° Hundert. p. 11.tab. X. f. 2. Schrank. Fauna boica 1. p. 292. Retzius. Fauna suecica p. 292. Shaw. GeneralZoology III. part2. p. 382. Wolfin: Sturm. Deutschlands Fauna. Abth. III. Amphibien. Heft III. tab. XII, . Heft IV. tab. II. Quensel. Svensk Zoologi II. tab. LVII. Wolf. Abbildung und Beschreibung der Kreuzotter p. 5. tab. f. 1—3. Strickland in: Loudon. Magaz.. of Nat. Hist. VI. (1833) p. 399.

Coluber prester Linne. Fauna suecica. Edit. altera. p. 104. M 287. Linne. Systema

naturae. Edit. XII, I. p. 377. M 185. Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XIII, I. p. 1091. M 185. Bonaterre. Eneyclopedie meth. Ophiologie p. 15. Lindaker in: Neuere Abhandl. d. böhmisch. Gesellschaft d. Wissenschaften I. p. 127. Latreille. Histoire nat. des Salamandres de France p. XXVIII. Retzius. Fauna Sueeica p. 293. Shaw. General Zoology III. part 2. p. 375. Wolf in: Sturm. Deutschlands Fauna. Abth. III. Amphibien. Heft IV. tab. I. Quensel. Svensk Zoologi II. tab. LI.— Reider und Hahn. Fauna boica. Abth. IH. tab. (sine |)

Coluber vipera Anglorum Laurenti. Synopsis Reptilium p. 98 et 188. tab. IV. f. 1.

Schrank. Fauna boica I. p. 292.

The Viper Pennant. British Zoology III. p. 17. Coluber melanis Pallas. Reise durch versch. Provinzen d. Russ. Reichs I. p. 460.

Gmelin. Linnaei Systema naturae: Edit. XIII, I. p. 1087. Bonaterre. Ency- clopedie m&th. Ophiologie p. 38. Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 207. Shaw. General Zoology III. part 2. p. 431.

Coluber scytha Pallas. Reise durch versch. Provinzen d. Russ. Reichs II. p. 717. Gme-

lin. Linnaei Systema naturae. Edit. XII, I. p. 1091. Shaw. General Zoology Ill. part 2. p. 385.

Ooluber aspis Müller. Zoologiae danicae prodromus p. 36. Adder Van Lier! Verhandel. over de Slangen en Adders van Drenthe p. 84. tab. II.

5

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie.

34

A. STRAUCH,

Coluber schytha Bonaterre. Encyclopedie meth. Ophiologie p. 15. Bechstein. De La-

cep&de’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 209.

Coluber berus part. Bonaterre. Encyclopedie möth. Ophiologie p. 56.

La Vipere noire Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens II. p. 56. La Melanis Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens II. p. 60.

La Schythe Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens I. p. 62. Coluber chersaea Strom in: Skrivter af Naturhistorie Selskabet I. Haeft. 2. p. 25. Coluber thuringicus Beehstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 182.

tab. L. f. 2.

Englische Natter Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 203.

tab. II. f. 3.

Vipera prester Latreille. Hist..nat. des Reptiles III. p. 309. Daudin. Histoire des

Reptiles VI. p. 161. Link in: Voigt. Magazin für d. neuesten Zustand d. Naturkunde XII. p. 295. Pallas. Zoographia rosso-asiatica III. p. 51. Krynicki in: Bulletin de Moscou 1837 (X) M IH. p. 61. Plieninger. Jahres- hefte d. Ver. für vaterl. Naturkunde in Würtemberg III. p. 200.

Vapena melanis Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 311. Daudin. Histoire des

Reptiles VI. p. 191. Pallas. Zoographia rosso-asiatica III. p. 52.

Vipera schyta Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 312.

Vipera

berus Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 89. pl. LXXI. f.1 et V. pl. LX. f. 16—18. Link in: Voigt. Magazin f.d. neuesten Zustand d. Naturkunde XII. p. 291. tab. IV. f. 1. Pallas. Zoographia rosso-asiatica III. p. 50. Wagner. Erfährungen über d. Biss d. gemeinen Otter oder Viper Deutschlands p. 30. tab. (sine N) Brandt und Ratzeburg. Medicinische Zoologie I. p. 171. tab. XX. Eichwald. Zoologia specialis III. p. 172. Schinz. Naturgesch. und Abbil- dungen d. Reptilien p. 173. tab. LXXVII. f£. 1. Schlegel. Essai sur la Physio- nomie des Serpens I. p. 194, II. p. 591. pl. XXI. f. 14 16. Cuvier. Regne animal. Edit. illustree. Reptiles. pl. XXXI, f. 2.— Schinz. Europäische Fauna II. p. 53. Zawadzki. Fauna der galizisch-bukowinischen Wirbelthiere p. 150. Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pävia p. 63. Nils- son. Skandinavisk Fauna III. Amphib. p. 54. Schaefer. Moselfauna p. 262. Schulz. Fauna Marchica p. 459. Plieninger. Jahreshefte d. Ver. für vaterl. Naturkunde in Würtemberg III. p. 199. Martiny. Naturgesch. d. für d. Heil- kunde wichtigen Thiere p. 189. tab. VIII. Berthold in: Wagner. Reise nach Kolchis p. 335. Glückselig in: Lotos I. p. 182. Kessler. Eereets. Hero- pia I’yöepsiü Kiesckaro yueöa. Orpyra. Amphib. p. 43. Heinrich. Mährens und K.K. Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel. p. 42.

Vipera scytha Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 150. n Vipera trigonocephala Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 175.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 35

Coluber caeruleus Sheppard in: Transactions of Linnean Society of London VII. p. 56.

Viperachersaea Link in: Voigt. Magazin für d. neuesten Zustand d. Naturkunde XII. p. 294. Cuvier. Regne animal II. p. 85.

Vipera chersea Pallas. Zoographia rosso-asiatica III. p. 53. Cuvier. Rögne animal. Edit. II. p. 92. Eichwald. Zoologia speeialis III. p. 172.—Krynicki in: Bulletin de Moscou 1837. (X) ® IH. p. 61. Gallenstein in: Canaval. Jahr- buch d. Naturh. Landesmuseums von Kaernthen II. p. 8. Heinrich. Mährens und K. K. Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel p. 43.

Vipera communis Leach. Zoological Miscellany III. p. 7. tab. OXXIV. Jenyns. Manual of British Vertebrate Animals p. 297.

Vipere rouge Blainville in: Faune frangaise. Reptiles. pl. XII. f. 3.

Pelias berus Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 148. Frivaldszky. Monographia Serpentum Hungariae p. 35. Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. Anfibi. tab. (sine N). Steenstrup in: Kröyer. Naturhist. Tidsskrift II. p. 545. Bell. History of British Reptiles p. 58. Steenstrup in: Isis 1841. p. 425. Gray. Catal. of Snakes p. 31. Czernay. Payna Xappkosckoi T'yOepnin I. p. 12.—D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1395. pl. LXXIX®, f. 2. Bielz. Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens p. 156. Betta. Erpetologia delle pro- vincie Venete e del Tirolo meridionale p. 229. Clermont. Quadrupeds and Reptiles of Europe p. 234.

Vipere ordinaire Cloquet. Faune des Medeeins III. pl. XXV.

Vipera limmaea Bendiscioli in: Brugnatelli. Giornale di Fisica, Chimica e Storie natu- rale. 2 Decade IX. p. 431. *

Pelias dorsalis Gray. Zoological Miscellany p. 71.

Vipera torva Lenz. Schlangenkunde p. 133. tab. I—-IV et VII.

Pelias chersea Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. Anfibi. tab. (sine M) Glück- selig in: Lotos I. p. 186.

Pelias prester Steenstrup in: Kröyer Naturhist. Tidsskrift II. p. 545. Steenstrup in: Isis 1841. p.- 425. Glückselig in: Lotos I. p. 187.

Echidnoides trilamina Mauduyt. Herpetologie de la Vienne p. 29.

Kreuzotter Linck. Schlangen Deutschlands p. 92.

Vipera Pelias Soubeiran. De la Vipere, de son venin et de sa morsure. p. 30.

Pelias Renardi Christoph in: Bulletin de Moscou 1861. II. p. 600.

V. berus L., die gömeine Kreuzotter, deren Kopf nach hinten zu verhältnissmässig nur wenig in die Breite gezogen erscheint und daher auch weniger deutlich vom Rumpfe abge- setzt ist, besitzt zwei Hauptmerkmale, vermittelst welcher sie für alle Fälle mit Sicherheit : und Leichtigkeit von allen ihren Gattungsgenossen unterschieden werden kann. Sie ist nämlich die einzige Vipera-Art, deren Scheitel mit regulären, symmetrisch angeordneten Schildern bekleidet ist, und deren Augapfel von dem darunter liegenden Oberlippenschilde

*

36 A. STRAUCH,

gewöhnlich dem 4°) stets nur durch eine einzige Schuppenreihe getrennt erscheint. Von diesen beiden Hauptmerkmalen ist das zuletzt genannte zuerst von Jan erkannt worden und besitzt, so weit meine Erfahrung reicht, grösseren diagnostischen Werth als das andere, der Beschilderung des Scheitels entnommene, denn unter den zahlreichen Exemplaren der Kreuz- otter, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe, ist mir kein einziges vorgekommen, bei welchem mehr als eine Schuppenreihe zwischen Augapfel und dem entsprechenden Oberlippenschilde vorhanden gewesen wäre, während ich zwei Stücke gesehen habe, deren Oceipitalschilder in Folge einer Anomalie in eine Menge kleiner Schildchen zerfallen waren, und die folglich statt der gewöhnlichen drei Scheitelschilder nur ein einziges, nicht ganz reguläres Verticale besassen. Ich habe dem zufolge in der synoptischen Tabelle zur Be- stimmung der Vipera-Arten der regulären und symmetrischen Scheitelschilder, denen sogar der Werth eines generischen Merkmals beigelegt worden ist, gar nicht gedacht, sondern die in Rede stehende Art durch die stets einfache Schuppenreihe, welche den Augapfel von dem darunter liegenden Oberlippenschilde trennt, charakterisirt.

V. berus L. erreicht gewöhnlich eine Länge von 50 60 Ctm., jedoch sollen aus- nahmsweise auch Exemplare von 70 Ctm. Totallänge vorkommen.

Färbung und Zeichnung. Bekanntlich variirt die Kreuzotter hinsichtlich der Färbung und Zeichnung in hohem Grade, dennoch lassen sich genau genommen nur zwei Varietäten un- terscheiden, nämlich eine einfarbige und eine gefleckte. Die einfarbige Varietät ist stets tief schwarz und zeigt höchstens auf den Lippen- und Bauchschildern vereinzelte, weder in Form, noch in Zahl, noch in Stellung constante Flecken von weisslichgelber Farbe; diese schwarze Form, die Linn& unter dem Namen Coluber prester als besondere Art beschrieben hat, wird von vielen Autoren für eine Gebirgsvarietät der Kreuzotter gehalten, doch findet sie sich keineswegs nur im Gebirge, sondern lebt auch in ebenen Gegenden, wie z. B. in der Kirgisensteppe, ja scheint sogar im Charkow’schen Gouvernement recht häufig zu sein, wenigstens gehören die meisten Exemplare, die unser Museum aus dem genannten Gouver- nement besitzt, zu dieser Varietät.

Die zweite oder gefleckte Varietät, die bald als V. berus, bald als V. chersea aufge- führt wird, zeigt auf hellerem Grunde längs der Rückenmitte eine dunkele Zigzagbinde, die, am Oceiput beginnend, bis zur Schwanzspitze verläuft und jederseits von einer Längsreihe gleichfalls dunkeler Makeln begleitet wird. Die Rückenbinde, die bald breiter, bald schmäler erscheint, ist nicht selten in einzelne rundliche oder in die Quere gezogene Makeln aufgelöst, und eben so zerfallen auch die Makeln der jederseitigen Flankenreihe, die sowohl in Form, als auch in Grösse und Deutlichkeit grossen Veränderungen unterworfen sind, oft in meh- rere kleinere Flecken von sehr variabeler Gestalt; wenn die Rückenbinde in ihrer ganzen Länge oder auch nur in einzelnen Theilen ihres Verlaufes in Makeln aufgelöst ist, so pflegen diese grossen Rückenmakeln mit den stets kleineren seitlichen zu alterniren. Die Ober- seite des Kopfes zeigt gleichfalls dunkele Zeichnungen, die meist aus 8 Makeln bestehen, von denen zwei unpaar, die übrigen dagegen paarig sind. Von diesen Makeln, die in der

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 37

Grösse je nach den einzelnen Exemplaren sehr variiren, findet sich eine unpaare auf der Oberfläche der Schnauze, auf sie folgen drei in einer Querreihe stehende, von denen die mittlere, unpaare auf dem Verticalschilde, jede der seitlichen auf dem betreffenden Supra- orbitale steht. Hinter dieser Querreihe finden sich über der Temporalregion und auf dem Hinterkopfe jederseits noch zwei längliche Makeln, von denen die hintere grösser ist als die vordere und eine kurze, am Oceipitalschilde beginnende und schräg nach hinten und aussen ziehende Binde darstellt; in dem dreieckigen Raume, der durch das Auseinander- treten dieser beiden letzten bindenförmigen Makeln entsteht, nimmt die Dorsalbinde ihren Anfang. Endlich findet sich an jeder Seite des Kopfes eine dunkele Längsbinde, die am Hin- terrande der Orbita beginnt und schräg nach hinten und unten gegen den Hals zieht, um sich meist mit der vordersten Flankenmakel zu vereinigen. Ausser dieser letzten Binde, die niemals fehlt, sind die Kopfmakeln keineswegs immer deutlich von einander abgegrenzt, sondern verschwimmen oft so mit einander, dass der grösste Theil der horizontalen Kopf- fläche dunkel gefärbt erscheint. Die Grundfarbe der Oberseite des ganzen Thieres varüirt in allen nur denkbaren Schattirungen zwischen hellgelblichbraun, mit oder ohne grünlichen Anflug, und dunkelschwarzbraun, und eben so sind auch die stets dunkleren Zeichnungen sehr verschiedenfarbig, richten sich aber immer nach der Grundfarbe, und zwar in der Weise, dass bei den hellgelblichbraunen, fast sandfarbenen Exemplaren die Binden und Flecken hellcastanienbraun, bei den dunkler gefärbten braun in verschiedenen Abstufungen und bei den ganz dunkel, schwarzbraun gefärbten endlich vollkommen schwarz erscheinen. Die Unterseite aller Theile ist meist dunkelgrau, oder selbst schwarz, und jedes Schild zeigt gewöhnlich mehrere gelbliche Flecken, die weder in Form, noch in Zahl, noch in Stellung constant sind und mitunter. auch zusammenfliessen; nur bei den Exemplaren mit heller, gelblichbrauner Oberseite ist die Unterseite sehr hell bräunlichgelb gefärbt und die einzel- nen Schilder tragen vereinzelte, meist sehr kleine Flecken von schwärzlicher oder doch dunkeler Farbe.

Obwohl es nun bekannt ist, dass die zahlreichen Farbenvarietäten dieser Giftschlange keineswegs an bestimmte Gegenden gebunden sind, also nicht etwa als geographische Varietäten aufgefasst werden können, so muss ich doch bemerken, dass unter den mir vor- liegenden transkaspischen Exemplaren die meisten sehr hell, fast sandfarben gefärbt sind und statt der Rückenbinde gewöhnlich eine Längsreihe rundlicher oder in die Quere ge- zogener Makeln von hellcastanienbrauner Farbe besitzen; eben so stimmen auch die Exemplare aus Ost-Sibirien grösstentheils darin mit einander überein, dass ihre meist helle Grundfarbe stark in’s Grünliche spielt, und dass ihre Rückenbinde stets sehr schmal erscheint und dabei entweder stark im Zigzag gebogen, oder aber in schmale Querflecken von ausge- sprochen rhombischer Gestalt aufgelöst ist.

Habitat. Die Kreuzotter ist nicht allein unter allen Giftschlangen, sondern überhaupt unter allen Schlangen die am weitesten verbreitete Art, denn ihr Verbreitungsbezirk erstreckt sich von Portugal ostwärts bis zur Insel Sachalin, überschreitet in Skandinavien den Polar-

38 A. STRAUCH,

kreis und dehnt sich nach Süden einerseits bis in’s südliche Spanien, andererseits bis zur Nordgrenze von Persien aus. In dem innerhalb dieser äussersten Grenzpunkte liegenden enormen Ländercomplexe kommt sie fast überall mehr oder weniger häufig vor, bewohnt je nach den Ländern bald Wälder und Wiesen, bald Moore und Sümpfe, ja sogar Steppen und Wüsten und steigt in Gebirgsgegenden bis zu einer Meereshöhe von 6—7000 Fuss hinauf. Ihr Wohngebiet umfasst nun wenigstens zum grossen Theile die in zoologischer Beziehung am Besten erforschten Gegenden der östlichen Hemisphäre, und es existirt daher eine überaus grosse Zahl von Angaben über ihr Vorkommen, dennoch hält es zur Zeit nicht ganz leicht, die Polar- und namentlich die Aequatorialgrenze ihrer Verbreitung genauer anzugeben: die Polargrenze ist in so fern leichter zu ermitteln, als so hoch im Norden eben ausser der leicht kenntlichen Kreuzotter keine andere Giftschlange, ja überhaupt keine andere Schlange vorkommt und daher alle Angaben über das Vorkommen von Giftschlangen, oder selbst von Schlangen ohne Weiteres auf diese Art bezogen werden können; in den Ländern dagegen, wo die Aequatorialgrenze ihrer Verbreitung zu suchen ist, giebt es nicht allein zahlreiche Arten von Schlangen, sondern auch Giftschlangen, unter denen in Europa namentlich die V.aspisL. der Kreuzotter sehr ähnlich ist und fast ganz dieselben Abänderungen in Färbung und Zeichnung zeigt, wesshalb es denn in vielen Fällen nach den mitunter sehr kurzen, oft sehr mangelhaften Beschreibungen schwer zu eruiren ist, welche der beiden Ottern, V. be- rus L. oder V. aspis L., ein resp. Autor vor Augen gehabt hat. Ungeachtet dieser Schwie- rigkeiten will ich in Nachfolgendem doch versuchen, den Verbreitungsbezirk der V.berusL. so genau, als es beiden gegenwärtig vorhandenen Daten überhaupt möglich ist, zu schildern, und glaube mein Ziel am Einfachsten in der Weise zu erreichen, dass ich zuerst ihr Vor- kommen in den einzelnen Ländern, in denen sie bisher beobachtet worden ist, behandele und dann zum Schlusse diejenigen Punkte angebe, welche zur Zeit die Polar- id Aequa- torialgrenze ihres Wohngebietes bilden.

Was zuerst das Vorkommen der Kreuzotter auf der pyrenäischen Halbinsel anbetrifft, so existiren darüber nur sehr dürftige und überdies noch einander mitunter widersprechende Angaben. In Portugal ist sie von Barboza du Bocage!), dem neuesten Bearbeiter der portugiesischen Fauna, zwar nicht beobachtet worden, kommt aber, wie schon Vandelli°) ganz richtig angegeben hat, daselbst dennoch vor und scheint auf den Norden des Landes beschränkt zu sein, wo Dr. Steindachner’) sie in neuester Zeit bei O Porto gefangen hat. Eben so dürftig steht es auch um die Nachrichten über ihr Vorkommen in Spanien: nach Graells*) soll sie daselbst ganz fehlen, Waltl°) und Rosenhauer*) haben sie gleich-

4

1) Gu&rin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XV. 4) Bull. d. 1. Soc. Imp. zool. d’Acclimatation X. (1863) p. 333. (1863) p. 399.

2) Memor. Acad. real das Seieneias de Lisboa 1. 5) Walt]. Reise durch Tyrol, Ober-Italien und (1797) p. 69. Piemont nach dem südlichen Spanien II. p. 17—31.

3) Reise der Novara. Reptil. p. 89. 6) Rosenhauer. Die Thiere Andalusiens p. 15.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 39

falls nicht gefunden, und Machado!) führt sie in seiner Herpetologia hispalensis auch nicht auf, bemerkt dabei aber, dass in der Provinz Sevilla ausser der V. ammodytes L. noch zwei andere Vipera-Arten vorkommen sollen, von denen die eine, vom Volke Viboro genannt, in den Gebirgen, die andere, vulgo pequena Vibora, in bewaldeten Niederungen lebt; es könnte daher leicht der Fall sein, dass die erste dieser beiden Ottern, die sogenannte Viboro, mit der Kreuzotter identisch ist, zumal diese Art im Süden wirklich hauptsächlich auf Gebirgen vorkommt. Diese Voraussetzung gewinnt sehr an Wahrscheinlichkeit, wenn man in Betracht zieht, dass V. berus L. von Dr. Steindachner’) wirklich in Spanien gefangen worden ist, und zwar nicht bloss in dem nördlichen Küstenstrich des Landes, bei Ferrol und Bilbao, sondern auch tief im Süden, in der Sierra Morena.

Ueber die Verbreitung der in Rede stehenden Giftschlange in Frankreich besitzt man gegenwärtig, Dank den Bemühungen der Societe Imperiale zoologique d’Acclimatation zu Paris, recht ausführliche Nachrichten. Diese Gesellschaft hat sich nämlich in Folge der zahl- reichen, sich jährlich wiederholenden, durch Vipernbiss verursachten Unglücksfälle an Thieren und selbst an. Menschen veranlasst gesehen, die geeigneten Maassregeln zur Ausrottung dieser schädlichen Reptilien zu ergreifen; zu dem Zwecke hat sie Prämien für die Vertil- gung der Vipern ausgesetzt und zugleich von einer besonderen Commission sachkundiger Männer ein sogenanntes Questionnaire ausarbeiten lassen, welches allen denjenigen Personen in den einzelnen Departements zugeschickt wurde, welche vermöge ihrer Stellung oder ihrer Bildung im Stande waren, die im Questionnaire enthaltenen Fragen zu beantworten. Die recht zahlreich eingelaufenen Antworten auf diese Fragebogen hat nun Dr. Soubeiran?) zu einem in jeder Hinsicht musterhaften Berichte verarbeitet und darin unter Anderem auch sehr werthvolle Mittheilungen über die geographische Verbreitung der Vipern in Frankreich gemacht. Nach seinen Untersuchungen kommt V. berus L. in folgenden Departements vor‘): Pyrenees, Haute-Garonne, Ardeche, Lozere, Cantal, Creuse, Lot, Dordogne, Vendee, Vi- enne, Loire-Inferieure, Ille-et-Vilaine, Cötes-du-Nord, Finisterre, Morbihan, Maine-et-Loire, Sarthe, Calvados, Oise, Seine-et-Oise, Somme, Pas-de-Calais, Yonne, Seine-et-Marne, Vos- ges, Doubs, Jura, Meuse und Savoie, fehlt dagegen in den Departements du Nord, de la Haute-Saöne (arrondissement de Lure), du Bas-Rhin und du Haut-Rhin, in welchen Gegen- den überhaupt gar keine Vipern vorkommen sollen°). Diese letztere Angabe scheint aber nicht für alle genannten Departements volle Gültigkeit zu haben, denn Latreille°) be- schreibt unter dem Namen Coluber prester eine Viper aus dem Departement du Nord, und namentlich aus der Umgegend von Arras, welche von Baillon’) zwar für eine Vipere com-

1) Revista de Ciencias, Literatura y Artes (Sevilla) 5) Ibidem p. 401. IV (1859) p. 570. 6) Latreille. Histoire nat. des Salamandres de 2) Reise der Novara. Reptil. p. 89. France p. XXIX. ' 3) Bull. d. 1. Soc. Imp. zool. d’Acelimatation X. (1863) 7) Mem. d. 1. Soc. d’&mulation d’Abbeville 1833. pP: 396— 422. p- 78. 4) Ibidem p. 399.

40 A. STRAUCH,

mune (V. aspis L.) erklärt wird, meiner Ansicht nach aber eine echte V. berus L. ist. Ausser in den von Soubeiran angegebenen Gegenden, findet sich die Kreuzotter noch im Departe- ment der Seine-Inferieure, und zwar in der Gegend von Havre'), im Departement de la Seine, wo Dum&ril?) sie im for&t de Senart bei Paris beobachtet hat, im Departement de l’Aisne®), namentlich zwischen La Fere und Laon, im Departement de la Saöne -et-Loire bei Tournus‘), im Departement des Alpes maritimes°), jedoch nur auf den höchsten Ge- birgen, und endlich im Departement de la Charente-Inferieure, wo sienach Baltremieux°) überall gemein ist. Die im Vorstehenden aufgezählten Departements, in denen V. berus L. bisher mit Bestimmtheit beobachtet worden ist, bilden nun, wie man sich bei Betrachtung einer Karte von Frankreich leicht überzeugen kann, keineswegs ein zusammenhängendes Ganzes, sondern sind über das ganze Land zerstreut und manche unter ihnen, wie z.B. das Departement de la Vienne, erscheinen vollkommen isolirt, d.h. sind rund herum von lauter Departements umgeben, in welchen das Vorkommen der Kreuzotter bisher noch nicht con- statirt ist. Da jedoch die meisten Departements durchaus nicht durch natürliche Grenzen von einander geschieden sind, so lässt sich wohl mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass die in Rede stehende Schlangenart, die sowohl im Norden und im Süden, als auch im Westen und im Osten Frankreichs einheimisch ist, auch in allen denjenigen Departements, in wel- chen sie zur Zeit noch nicht beobachtet worden ist, die aber zwischen den von ihr bewohn- ten Departements liegen, vorkommen wird, mit anderen Worten, dass sie über ganz Frank- reich, einige wenige Gegenden, wie die Rhein- und Mosel-Departements, ausgenommen, ver- breitet ist. Selbstverständlich ist sie nicht überall gleich häufig, jedoch lässt sich zur Zeit über ihre Häufigkeit in den einzelnen Gegenden Frankreichs kaum etwas Genaueres mit- theilen; Soubeiran’) giebt zwar an, dass in einzelnen Departements, wie namentlich Vendee, Loire-Inferieure, Lot, Haute-Marne und Cöte-d’Or, Vipern sehr häufig vorkommen, in an- dern dagegen, wie Meuse, Vosges, Bouches-du-Rhöne, Correze, Oise und Somme, nur sehr selten und einzeln angetroffen werden, jedoch beziehen sich diese Angaben nicht allein auf V. berus L., sondern auch auf V. aspis L., welche beide in Frankreich gleich häufig zu sein scheinen. Beide Arten kommen auch grösstentheils in den gleichen Döpartements vor, wo- bei stets die eine vor der andern zu praevaliren scheint; so ist in den D&partements Sarthe, Ille-et-Vilaine, Vendee, Cantal, Doubs und Jura V. aspis L. häufiger als V. berus L., im Departement de l’Yonne dagegen waltet das. umgekehrte Verhältniss ob. Eben so existiren

1) Jan. Elenco sist. degli Ofidi p. 121.

2) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1399.

3) Gu£rin. Reyue et Mag. de Zoologie. 2 ser. VII. (1855) p- 133.

4) Ann. Soe. Linn&enne de Lyon. Nouy. Serie II. p, 75.

nehme, im Döp. des Alpes maritimes nur eine einzige Giftschlange, V. aspis L,, vor, es könnte also Risso’s Angabe möglicherweise auf einem Irrthume beruhen

6) Baltremieux. Vert&bres de la Charente-Infer. (ithographirt) p. 20.

5) Risso. Hist. nat. de 1’Europe merid. III. p. 92. Nach Verany (Zoologie des Alpes maritimes) kommt, wie ich aus Troschel’s Jahresbericht für 1862 p. 622 ent-

7) Bull. d. 1. Soc. Imp. Zool. d’Acclimatation X. (1863) p 401.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 41

auch Angaben!) über den Einfluss der Bodenbeschaffenheit auf das Vorkommen und die Häufigkeit der beiden genannten Vipera-Arten, jedoch stehen diese Angaben zur Zeit mit einander noch so sehr im Widerspruch, dass es nicht der Mühe verlohnt, sie einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Im Allgemeinen lässt sich über das Vorkommen der Kreuz- otter in Frankreich nur sagen, dass sie in den nördlichen Theilen des Landes häufiger ist als V. aspis L. und im Süden aller Wahrscheinlichkeit nach nur im Gebirge vorkommt.

In Belgien findet sich die in Rede stehende Schlange gleichfalls, scheint daselbst aber im Ganzen wenig verbreitet zu sein, da sie bisher nur in einigen, nahe der Südgrenze des Landes liegenden Gegenden beobachtet worden ist; nach Selys-Longehamps kommt sie in mehreren sumpfigen Holzschlägen Flandern’s?) vor, und zwar ziemlich häufig, bewohnt ferner die Umgegend von Philippeville®) und ist endlich auch bei Beauraing®) nicht selten.

- In Holland ist V. berus L. weit verbreitet und findet sich nach Schlegel*) bald mehr, bald weniger häufig in den Provinzen Groeningen, Vriesland, Drenthe, Overyssel und Utrecht, fehlt hingegen in den Provinzen Nord- und Süd-Holland, so wie in der Provinz Zeeland; diesen Angaben Schlegel’s stimmt auch Herklots°) im Allgemeinen bei, bemerkt aber, dass die Kreuzotter namentlich in der Provinz Drenthe sehr gemein ist, in den Pro- vinzen Groeningen, Vriesland, Overyssel, Gelderland, Utrecht und Nord-Brabant dagegen weniger häufig vorkommt.

Alsdann findet sich die Kreuzotter auch in Grossbritannien, und zwar sowohl in England und Wales, als auch in Schottland, nicht aber in Irland, wenigstens wird sie weder von Templeton®), noch von Thompson’) unter den Wirbelthieren Irlands aufgeführt. Bell®), der ihr Fehlen auf der letztgenannten Insel- gleichfalls eonstatirt, spricht sich dahin aus, dass aus der bisherigen Erfolglosigkeit, sie daselbst aufzufinden, noch nicht mit absoluter Sicherheit auf ihre wirkliche Abwesenheit in Irland geschlossen werden könne. Was nun ihre Verbreitung in England anbetrifft, so giebt Bell?) an, dass sie daselbst und in Wales überall vorkommt, und in der That lässt sich aus den bisher bekannten Angaben über ihr Vorkommen in den einzelnen Grafschaften wohl schliessen, dass sie über das ganze Land verbreitet ist. Man hat V. berus L. bisher nämlich in folgenden Grafschaften beobachtet: in Cornwall°), wo sie übrigens selten sein soll, in Devon !”), in Sommerset''), in Dorset ''), unter anderen auch in der Gegend von Cranborne '?), in Berks'?), in Kent'!‘), in verschie-

1) Bull. d. 1. Soc. Imp. zool. d’Acclimatation X. 7) Thompson. Natural History of Ireland IV. (1863) p. 400. 8) Bell. British Reptiles p. 59.

2) Selys-Longcehamps. Faune belge p. 176. 9) Couch. Cornish Fauna p. 30.

3) Bull. d.1’Acad. roy. de Belgique 2 ser. XII. p. 450. 10) Gray. Catal. of Snakes p. 32.

4) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 11) Jenyns. Manual of British Vertebrate Animals II. p. 598. p-. 298. Gray. Catal. of Snakes p. 32.

5) Herklots. Bouwstoffen voor eene Fauna van Ne- 12) Transactions Linnean Soc. of London XII. p. 549. derland III. p. 98. 13) Jenyns. Manual of British Vertebrate Animals

6) Charlesworth’s Magazine Nat. Hist. I. p. 403 | p. 298. ; —413. 14) Gray. Catal. of Snakes p. 32.

Meioires do l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 6

42 A. STRAUCH,

denen Theilen von Suffolk!), in Cambridge’), wo sie sehr selten ist, in Worcester?), nament- lich bei Evesham°), in Hereford ®), in verschiedenen Gegenden von Shrop°), in Lancaster, namentlich in der Gegend von Liverpool®), und endlich in West-Riding bei Leeds ), und zwar in einem Umkreise von zwanzig englischen Meilen. Ueber ihr Vorkommen in den Grafschaften Northumberland, Durham, Cumberland, Westmoreland, Nord- und Ost-Riding liegen zur Zeit zwar keine Nachrichten vor, doch lässt sich schon desshalb nicht daran zweifeln, dass sie auch in diesen Gegenden einheimisch ist, weil sie nördlich davon, in Schottland, vorkommt. In diesem letzteren Lande soll sie nach Bell°) gemein sein, doch lässt sich gegenwärtig wegen Mangels an Nachrichten nicht angeben, ob sie sich in ganz Schott- land findet oder nur auf die südlicheren Theile beschränkt ist. Eben so ist auch über ihr Vorkommen auf den zahlreichen zu Schottland gehörigen Inseln äusserst wenig bekannt, denn zur Zeit weiss man nur, dass sie auf der Insel Arran°) im süd-westlichen Schottland lebt, und Prof. Duns'’) vermuthet, dass sie auch auf Lewis, der grössten und nördlichsten Insel in der Gruppe der Hebriden, einheimisch ist.

Nachdem ich das Vorkommen der V.berus L. in den westlichsten Ländern Europa’s be- sprochen habe, will ich jetzt ihre Verbreitung in dem centralen Streifen dieses Welttheils, d. h. in allen übrigen europäischen Staaten, das Russische Reich ausgenommen, erläutern und beginne auch hier wieder mit den südlichsten Ländern.

In Italien ist die Kreuzotter nur auf die nördlichen Gegenden beschränkt und erreicht die Südgrenze ihrer Verbreitung in demjenigen Theile der Abruzzen, welcher an die Pro- vinz Ascoli !}) grenzt: Lenz'?) behauptet zwar, dass sie auch in der Umgegend von Rom vorkomme, und stützt sich dabei auf Metaxa, dessen V. chersea er für die echte Kreuz- otter hält; Metaxa’s V. chersea ist aber, wie alle italienischen Naturforscher übereinstim- mend angeben, auf eine der zahlreichen Farbenvarietäten von V. aspis L. basirt und folg- lich beruht Lenz’s Angabe auf einem Irrthume. Genau dieselbe Bewandniss wird es auch mit der von Rafinesque"”) unter den Reptilien Sicilien’s aufgeführten V. berus haben, auch sie wird zweifelsohne auf ein Exemplar der im südlichen Italien häufigen V. aspis L. basirt sein. Ausser in der genannten Gegend der Abruzzen kommt V. berus L., wie die Exemplare im Mailänder Museum '*) beweisen, auch in der Umgegend von Ferrara vor, ob sie aber in dem nicht unbeträchtlichen Distrikte, der zwischen Ferrara und der Provinz Ascoli liegt, auch einheimisch ist, kann ich zur Zeit wegen Mangels aller Nachrichten nicht

1) Transaetions Linnean Soc. of London VII. p. 56. 9) Gray. Catal. of Snakes p. 32.

2) Jenyns. Manual of British Vertebrate Animals. 10) Proc. Royal Soc. Edinburgh V. p. 619. Dieses p- 298. Citat entnehme ich Günther’s Record II. p. 121.

3) Loudon. Magazine Nat. Hist. VI.-p. 399. 11) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica

4) Ann. and Mag. Nat. Hist. 1 ser. V. p. 187. (Text ohne Pagination)

5) Ibidem 1 ser. III. p. 24. 12) Lenz. Schlangenkunde p. 167.

6) Ibidem 1 ser. XVII. p. 450. 13) Isis 1845. p. 225.

7) Ibidem 1 ser, V. p. 392. 14) Jan. Elenco sistematico degli Ofidi. p. 124.

8) Bell. British Reptiles p. 59.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 43

mittheilen. Ferner findet sie sich im Polesine'), namentlich auch bei Rovigo?), alsdann bei Padua°), bei Mantua‘) und bei Verona°), so wie besonders in der von den Flüsschen Tion, Tartaro und Molinella bewässerten, südlich von Verona und östlich von Mantua liegenden grossen Ebene‘); alsdann bewohnt sie die Umgegend von Venedig °), wo sie übrigens selten sein soll, das niedere Friaul®), so wie die Gegend von Belluno°) und ist endlich auch in der Lombardei, und zwar sowohl in der östlichen), als auch in der westlichen '°), beobachtet worden. Ueber ihr Vorkommen im ehemaligen Königreiche Sardinien '') fehlen zur Zeit alle Nachrichten, doch wird sie höchst wahrscheinlich auch in diesem Theile Nord-Italiens nicht ganz fehlen.

Ferner bewohnt V. berus L. die Schweiz, kommt daselbst aber mehr sporadisch, als in zusammenhängender Verbreitung vor, fehlt oft in grossen Bezirken und ist nur in weni- gen einigermaasen häufig‘); nach Tschudi') findet sie sich ziemlich überall auf den centralen und nördlichen Alpen und vertritt selbst in der alpinen Region des Südens die V. aspis L., welche letztere nie in bedeutendere Höhen hinaufsteigt. Schinz'*) giebt an, dass die Kreuzotter in der östlichen Schweiz bis zum Fusse der Albiskette, so wie im ganzen Jura fehlt, dagegen auf allen Alpen der Centralkette vorkommt; im Canton Zürich hat er sie auf den Höhen nördlich von Zug bei Kappel, so wie bei Maschwanden und Richterschwyl beobachtet und theilt ausserdem noch mit, dass sie auch aufden Bündtner und Glarner Älpen, im Oberland auf der Grimsel und auf dem Gotthard, in einer Höhe von 6000 Fuss und höher, gefangen worden ist. Fast genau dieselben Angaben finden sich auch bei Tschudi”): auch er berichtet, dass V. berus L. auf den Bündtner, Glarner und Tessiner Alpen, auf der Grimsel und auf dem Gotthard (bis über 6000 Fuss Meereshöhe) vorkommt, so wie dass sie oft erst oberhalb der Liaubgrenze auftritt und in den Glarner Alpen selbst bis zu einer Höhe von 7600 Fuss (Heustock in Mühlebach) hinaufsteigt; auf der obertoggenburgischen AlpFliss soll sie häufig sein, «noch zahlreicher ist sie im Glarnerschen Hochberge in Bergli, am häufigsten aber wohl in den oberengadiner Bergen, wo sie z. B. im Berninaheuthal, an der Alp Nuor beim Mortiratschgletscher, im Roseggthal u. s. w. sehr stark verbreitet ist.» Hinsichtlich der schwarzen Abart, der sogenannten V. prester, welche Tschudi für eine

10) Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pavia p. 63.

1) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. 2) Massalongo. Catal. dei Rettili delle Prov. Ve-

nete p. 6. 3 11) Die Arbeit von Payot über die Reptilien der Um- 3) Wiener-Sitzungsberichte. Math. naturw. Cl. X. | gegend des Mont Blanc (in den Ann. Se. Phys. et Natur. p- 659. de Lyon VII. p. 454— 475), in welcher vielleicht auch

4A) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica.

5) Martens. Italien. p. 313.

6) Betta. Materiali per una Fauna Veronese p. 125.

7) Martens. Reise nach Venedig II. p. 406.

8) Betta. Erpetologia delle Provincie Venete e del Tirolo meridionale p. 235.

9)Bonaparte. Iconografia della Fauna italica.

auf die Fauna der angrenzenden Theile Sardinien’s Rück- sicht genommen ist, steht mir leider nicht zu Gebote. 12) Tschudi. Thierlebender Alpenwelt. 5. Aufl.p. 267. 13) Ibidem p. 242. 14) Neue Denkschriften d. allg. schweiz. Gesellsch. f. d. gesammt. Naturw. I. p. 142. 15) Tschudi. Thierleben der Alpenwelt.5. Aufl.p.267.

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Gebirgsvarietät der gemeinen Kreuzotter hält, berichtet er'), dass sie nie in den unteren Gegenden, sondern nur in den Alpen gefunden wird, «so im Glarnergebirge im Wiederstei- nerloch (6200 Fuss), auf der Mühlebach- und Uebelisalp, in den Alpen des waadtländischen Oberlandes, des Wallis und wahrscheinlich -sporadisch in der ganzen Centralkette».

In den zur Krone Oesterreich gehörenden Staaten und Ländern kommt die Kreuzotter gleichfalls vor, scheint aber, so weit sich aus den vorhandenen Daten schliessen lässt, in manchen Gegenden ziemlich selten zu sein. So ist sie in Tirol, woher sie schon Scopoli”) kannte, allem Anscheine nach sehr selten, denn Betta, der die Fauna dieses Landes speciell studirt hat, giebt an, dass er daselbst nur ein einziges Exemplar, und zwar im Val di Non?), nahe beim Rochetta-Pass, gefangen habe, und dass ihm ihr Vorkommen in der Gegend von Trient und Roveredo‘) nur von Hörensagen bekannt sei. Ausserdem findet sie sich in Tirol noch in der Gegend südlich von Botzen, wo Leybold°’) ein Exemplar auf Mon Roen zwi- schen Kaltern und Tramin gesehen zu haben glaubt und wo Frauenfeld°) die Art auch wirklich gefangen hat. Im Salzburgischen dagegen ist V. berus L. nach Frauenfeld®) nicht selten und kommt auch in Kaernthen‘) vor, doch lässt sich leider nicht angeben, ob sie sich in dem letzteren Lande häufig oder selten findet, da bisher nur ein specieller Fundort, der an der Grenze der Grafschaft Goerz unweit des Predilpasses gelegene kleine Raibler See, wo Gallenstein°) sie gefangen hat, bekannt ist. Ferner bewohnt sie Krain und findet sich nach Freyer°’) sowohl in den Waldungen Innerkrains und in der Losa Waldung am Karst, als auch auf den Gebirgen, wie namentlich im Süden auf dem Schneeberge und im Norden auf dem Steinerberge im Urata Thal bei Moistrana. In Steyermark ist sie nach Frauen- feld'°) nicht selten. und bewohnt die steyerischen Alpen, ist aber auch bei Fizenbach bei Gaishorn und bei Hochmoelling nördlich von Liezen im Ennsthale gefangen worden. Im Erzherzogthume Oesterreich ‚dagegen ist V. berus L. nicht häufig, findet sich aber, wie Fitzinger!!) angiebt, sowohl in der Ebene und auf Voralpen, als auch auf Alpen, und zwar noch in einer Höhe von 5000 Fuss. Sie bewohnt das Land ob der Enns, wie auch dasjenige unter der Enns, denn man kennt sie sowohl vom Dachstein und den andern Alpen des Landes ob der Enns, als auch vom Schneeberge und dessen Umgebung, vom Oetscher und Wechsel, aus der Gegend von Moosbrunn, Margarethen am Moos und Himberg; in der nächsten Um-

1) Tschudi. Thierleben der Alpenwelt.5. Aufl.p.271. | Fitzinger. Neue Classifie. d. Reptilien p. 62.

2) Scopoli. Annus hist. natur. II. p. 39. 8) Canaval. Jahrbuch d. naturh. Landesmuseums 3) Verhandl. zool. botan. Ver. zu Wien II. Abhandl. | von Kaernthen. II. p. 9.

p- 157. h 9) Freyer. Fauna d. in Krain bekannten Wirbel- 4) Betta. Erpetologia delle Proyincie Venete e del | thiere p. 43.

Tirolo meridionale. p. 235. 10) Verhandl. zool. botan. Ver. zu Wien. IV. Sit-

5) Verhandl. zool. botan. Ver. zu Wien IV. Sitzungsb. | zungsb. p. 21. Sartori’s Faunavon Steyermark. Gratz. p- 20. \ 1808 steht mir nicht zu Gebote.

6) Ibidem IV. Sitzungsb. p. 21. 11) Beiträge zur Landeskunde Oesterreichs unter der 7) Betta. Catal. syst. Reptil. Europae p. 23. | Enns I, p. 327.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 45

gebung Wien’s dagegen kommt sie nach Erber') eben so wenig vor, wie irgend eine andere Giftschlangen-Art. Alsdann bewohnt die Kreuzotter nach Glückselig”) ganz Böhmen und kommt auch in Prag’s nächster Umgebung, namentlich im Procopithal, vor; die schwarze Varietät (V. prester) hat Glückselig°) höchst selten bei Elbogen, Tuppau, Gottesgab und Asch, also im Erzgebirge, die kupfrige (V. chersea) nur im Riesengebirge und bei Asch ge- fangen. Nach Lindaker‘) findet sich V. berus L. hauptsächlich im Böhmerwalde und im Riesengebirge, nach Niemez°) im Mittelgebirge und Palacky°) hat sie sowohl im Böhmer- walde, als auch bei Prag, Leitmeritz und Ji&in beobachtet. In Mähren bewohnt sie nach Heinrich’) Gebirgsgegenden und ist namentlich am Rautenberge im Basaltgerölle häufig, in Oesterreichisch Schlesien hat Milan?) sie in den Sudeten beobachtet, Heinrich‘) giebt an, dass sie im mährisch-schlesischen Gesenke, namentlich im Kessel beim Ursprung des Moraflusses vorkommt, und nach Spatzier’) soll sie ziemlich über das ganze Land ver- breitet sein. In Galizien und in der Bukowina, wo sie in den Karpathen '’) vorkommt, ist sienach Zawadzki'') nicht selten und findet sich selbst bei Lemberg, namentlich in den waldigen Schluchten gegen Winiki; in Gebirgsgegenden soll sie daselbst gemein sein und in bedeutende Höhen (über die Krummholzregion) hinaufsteigen. Eben so ist sie auch in Un- garn ziemlich häufig: Friwaldszky'”) hat sie im Zempliner und den benachbarten Comi- taten, so wie auch bei Pesth und Ofen beobachtet und theilt ausserdem mit, dass die schwarze Varietät, die sonst in Ungarn fehlt, in den Karpathen vorkommen soll; ferner hat Erber'”) die Kreuzotter bei Leutschau erbeutet und Jeitteles'”), der das Vorkommen der schwarzen und auch der kupfrigen Varietät in Ungarn leugnet, theilt mit, dass er die typische Form auf dem Berge Hradova bei Kaschau, in der Nähe des Badeortes Ränk und auf der «Hola» bei Arany-Idka gefangen habe. In Siebenbürgen kommt V. berus L. nach Bielz") auf den Bergen und in Gebirgswäldern bis nahe an 5000 Fuss Höhe vor und ist an manchen Orten nicht selten; bisher hat man sie bereits bei Hammersdorf, Heltau, Zoodt, auf den Heuwiesen bei Klausenburg, bei Balänbänya, Borszek, Rodna u. a.O. gefangen. Endlich findet sich die in Rede stehende Art auch in der Banater Militairgrenze, wo Erber'*) sie bei Orsowa er-

1) Verhandl. zool. botan. Gesellschaft zu Wien XIV. p. 708.

10) Brandt und Ratzeburg. Medicinische Zoologie I. p. 177.

2) Lotos. I. p. 184.

3) Ibidem I. p. 197.

4) Neue Abhandl. d. königl. böhm. Gesellschaft d. Wissensch. I, p. 126.

5) Sammlung physic. Aufsätze v. einer Gesellsch. böhm. Naturforscher II, p. 360.

6) Lotos VII. p. 256.

7) Heinrich. Mährens und K. K. Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel. p. 43.

8) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens II. p. 599.

9) Lotos IX. p. 38.

11) Zawadzki. Fauna d. galizisch-bukowinischen Wirbelthiere p. 151.

12) Frivaldszky. Monographia Serpentum Hunga- riae p. 37.

13) Verhandl. zool. botan. Gesellsch. zu Wien XIII. p- 130.

14) Jeitteles. Prodromus FaunaeVertebratorum Huu- gariae superioris-p. 42. Verhandl. zool. botan. Gesellsch. zu Wien XIT. p. 286.

15) Bielz. Faunad. Wirbelthiere Siebenbürgensp. 157.

16) Verhandl. zool. botan. Gesellsch. zu Wien. XIV, p. 708.

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beutet hat. Ueber ihr Vorkommen in Syrmien, Slavonien, Kroatien '), Istrien und Dalmatien ist mir leider nichts bekannt geworden und da Dr. Michahelles, der die Fauna Dalmatiens sehr eingehend untersucht hat, sie nicht unter den dalmatischen Thieren aufführt, so muss ich annehmen, dass sie in diesem Lande wenigstens nicht einheimisch ist; ihre An- oder Abwesenheit in den übrigen oben genannten Ländern bleibt bis auf Weiteres dahingestellt.

Ob die Kreuzotter auch in den südlich an den österreichischen Staat grenzenden, zum türkischen Reiche gehörigen oder unter dessen Oberhoheit stehenden Ländern vorkommt, lässt sich zur Zeit wegen Mangels aller betreffenden Nachrichten nicht angeben; es existirt zwar eine Angabe über das Vorkommen der V. berus L. in der Umgegend von Constan- tinopel, doch scheint mir dieselbe keineswegs ganz sicher zu sein. Rigler°) führt nämlich in seinem Werke über die Türkei unter den in der Umgegend von Constantinopel vorkom- menden Reptilien auch drei Vipern auf, nämlich Ooluber berus, Coluber vipera’) und Colu- ber cerastes, von denen die beiden letzten sicherlich nicht bei Constantinopel vorkommen können, da sie entschiedene Wüstenbewohner und nur in Nord-Afrika einheimisch sind. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass Rigler zwei der von ihm beobachteten Schlangen falsch bestimmt hat, und es bleibt daher immer noch fraglich, ob auch die dritte Art, die er Coluber berus nennt, die gemeine Kreuzotter gewesen ist. Unter so bewandten Umstän- den scheint es mir für jetzt wenigstens gerathener, Rigler’s Angabe nicht weiter zu berück- sichtigen und in diesem Theile Europa’s die Südgrenze des österreichischen Staates als äqua- toriale Grenze des Verbreitungsbezirkes von V. berus L. anzunehmen.

Was die Verbreitung der Kreuzotter innerhalb der Grenzen Deutschland’s anbetrifft, so existiren darüber recht zahlreiche und mitunter auch sehr detaillirte Angaben, die ich hier, mit den südlichen Staaten beginnend, der Reihe nach aufführen will. Ueber ihr Vorkommen im Grossherzogthume Baden kann ich leider nur wenig mittheilen, da mir der Aufsatz von Weber‘) über die Schlangen Badens nieht zu Gebote steht; nach Fischer’) kommen im Grossherzogthume alle drei Varietäten der Kreuzotter vor und finden sich sämmtlich im Schwarzwalde, namentlich bei St. Blazien am Feldberge und am Feldberger See, sind da-

gegen in den unmittelbar am Rhein liegenden Gegenden des Landes selten. In Würtemberg .

soll die in Rede stehende Art besonders zahlreich auf der schwäbischen Alp°), wie z. B. bei Wiesensteig’) und auf dem Teck ®), vorkommen, fehlt aber auch dem als rauhe Alp’) be- zeichneten Theile dieses Gebirges nicht; alsdann bewohnt sie nach Plieninger') den

1) Tkalek. Naturhist. Skizzen aus Civilkroatien. 5) Beiträge zur rheinischen Naturgeschichte. Jahr- Agram. 1855 konnte ich mir leider nicht verschaffen. gang I. Heft I. p. 26.

2) Rigler. Die Türkei und ihre Bewohner. ]. p. 125. 6) Tschudi. Thierleben d. Alpenwelt. 5. Aufl. p. 267.

3) Unter dem Namen Coluber wipera hat, wie ich 7) Das Stuttgarter Museum besitzt Exemplare von schon mehrmals zu bemerken Gelegenheit hatte, Hassel- | diesem Orte. quist die Vipera Avizenmae Alp. beschrieben. 8) Würtemberger Jahreshefte III. p. 200.

4) Im 21sten Jahresbericht d. Mannheimer Vereins f. 9) Günther. Catal. of Colubrine Snakes p. 269.

Naturkunde. 1855. p. 46—86. 10) Würtemberger Jahreshefte III. p. 200,

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 47

Schwarzwald, wo man sie bei Freudenstädt, nach Fischer!) auch bei Kniebis und Herrn- wies, beobachtet hat, ferner die Vorberge des Vorarlbergs, wie namentlich die Gegend von Isny, und findet sich endlich auch im Jaxtkreise, wo Bauer?) sie bei Utzmemmingen im Oberamte Neresheim gefangen hat. Ihre Verbreitung im Königreiche Bayern ist, Dank den Bemühungen der bayerischen Zoologen, sehr eingehend untersucht und in den letzten Jahren auch in einem besonderen Aufsatze geschildert worden. Pfarrer Jäckel?), der Verfasser dieses Aufsatzes, hat nämlich alle die zahlreichen von Schrank’), Wolf?), Reider und Hahn‘), Koch’), Waltl°), Siebold°) und namentlich Andreas Wagner'°) veröffentlich- ten Angaben über das Vorkommen der Kreuzotter in Bayern zusammengestellt, mit zahl- reichen neuen Beobachtungen vermehrt und das so entstandene Material nach den einzelnen Kreisen des Landes geordnet; aus diesem Aufsatze geht nun hervor, dass V. berus L. in den sieben eisrhenanen Kreisen Bayerns einheimisch ist, im transrhenanen achten dagegen nicht vorzukommen scheint. Im Kreise Oberbayern findet sie sich sowohl in den meisten Bezirken des Hochgebirges, als auch in den vor denselben liegenden «Filzen und Mösern», z. B. bei Marquartstein, Rosenheim, Benediktbeuren ete.; alsdann kommt sie bei Wolfrats- hausen, beim Starnberger See, bei Schongau, bei Freysing, Dachau und Erding, so wie um München vor, bewohnt ferner die unteren Lechauen, wie namentlich die sumpfigen Gegen- den bei Burghausen und Geisenfeld, und fehlt auch ganz im Süden des Kreises an der österreichischen Grenze nicht, wo sie bei Hohenschwangau, und, wie Exemplare im Mün- chener Museum lehren, auch bei Kreuth und Reichenhall gefangen worden ist. In Nieder- bayern ist sie weniger verbreitet, kommt jedoch bei Deggendorf, bei Passau und auch, wenngleich sehr selten, im Bayerischen Walde vor, im Kreise Schwaben dagegen ist sie mehr verbreitet und findet sich sowohl im Gebirge, als auch in den «Mösern» des Flach- landes; man kennt sie aus der Gegend von Füssen, Kempten, Mindelheim, Ottobeuren, Günzburg und Augsburg, bei welcher letztern Stadt sie namentlich ziemlich häufig vor- kommt. Alsdann findet sich V. berusL. so ziemlich im ganzen oberpfälzischen Kreise, ist aber nur um Regensburg einigermaassen häufig; die schwarze Abart soll namentlich in den Forst- ämtern Kelheim, Neumarkt, Wernberg, Vilseck, Weiden, Vohenstrauss und Kulmain, so wie um Speinshart vorkommen. Im Kreise Oberfranken hat man sie in den Forstämtern Wun- siedel, Selb (bei Rehau, Selb und Seussen), Goldkronach, Bayreuth, Kronach, Lichtenfels und Ebrach, so wie in der Gegend von Hof, von Schwarzenbach und von Muggendorf be- obachtet, und in Mittelfranken ist sie namentlich in der Gegend von Nürnberg häufig, findet

1) Beiträge zur rheinischen Naturgeschichte. Jahr- 6)Reider u. Hahn. Fauna boica. Amphibien (Text gang J. Heft I. p. 26. ohne Pagination). 2) Würtemberger Jahreshefte XIV. p. 7. 7) Fürnrohr. Naturhistorische Topographie von 3) Correspondenzblatt des zool. mineral. Vereins zu | Regensburg III. p. 35. Regensburg XIX. (1865) p. 155—158. 8) Correspondenzblatt des zool. mineral. Vereins zu 4) Schrank. Fauna boica I. p. 292. Regensburg. II. (1848) p. 16. 5) Wolf. Abbildung und Beschreibung der Kreuz- 9) Ibidem XIX. (1865) p. 154.

otter p. 6. 10) Münchener gelehrte Anzeigen XXI. p. 671—73.

48 A. STRAUCH,

sich aber auch im Süden des Kreises bei Heidenheim, Pappenheim und Eichstädt; bei Er- langen hat weder Wagner, noch Jäckel sie gefunden,. dennoch kommt sie daselbst vor, denn Küster!) führt sie unter den bei Erlangen einheimischen Thieren auf. Im Kreise Unterfranken endlich bewohnt sie einen Theil des Steigerwaldes, namentlich die Gegend um Geroldshofen, den Hassberg, wo sie bei Königshofen gefangen worden ist, und die Rhön, wo sie sich im Reviere Oberbach des Forstamtes Kothen aufhält, fehlt dagegen in der Ge- gend von Würzburg, im Spessart und um Aschaffenburg und scheint auch in der Bayeri- schen Pfalz, dem einzigen überrheinischen Kreise Bayerns nicht einheimisch zu sen, zum Mindesten fehlen alle darauf bezüglichen Nachrichten. Im Grossherzogthume Hessen ist sie nach Martiny°) im Ganzen nicht häufig und im ehemaligen Herzogthume Nassau kommt sie nach Lenz?) im Taunusgebirge vor, muss daselbst aber entweder sehr selten oder vielleicht auch ganz ausgerottet sein, da es Kirschbaum‘), der sich jahrelang mit der Erforschung der Nassauer Fauna beschäftigt hat, niemals gelungen ist, ein Exemplar dieser Schlange zu fangen. Eben so scheint die Kreuzotter auch in der Rheinprovinz sehr selten zu sein, da sie bisher nur im Regierungsbezirke Trier’) beobachtet worden ist, von Merrem®) aber unter den bei Duisburg einheimischen Thieren nicht aufgeführt wird. Kurz V. berus L. ist in den Rheingegenden allem Anscheine nach selten, wie in der Schweiz, in Baden, in Hessen, in Nassau, in Rheinpreussen und in Holland, oder sie fehlt auch ganz, wie in den beiden Rhein-Döpartements Frankreichs und in der Bayerischen Pfalz.

Ueber das Vorkommen der Kreuzotter in Westphahlen ‘), im Grossherzogthume Olden- burg, im ehemaligen Königreiche Hannover, in Braunschweig, in den Lippe’schen Fürsten- thümern, in Waldeck und im ehemaligen Kurfürstenthume Hessen fehlen bisher alle Nach- richten, und es lässt sich daher nicht angeben, ob sie daselbst häufig oder selten ist, denn ganz fehlen dürfte sie in diesem Theile Deutschlands wohl schwerlich. In den Thüringischen Landen dagegen ist sie nach Lenz°) recht häufig und bewohnt fast alle mit Gebüsch, Heide etc. bestandenen Bergwände, so den Herrmannstein, Wachkopf, die Laubgebüsche zwischen Friedrichroda und Reinhardsbrunn, den Abtsberg, die Haiden bei den Kallen- bacher Teichen, den Querberg, den Burgberg, das Lauchaer Holz, den Wald um Schwarz- hausen und Sondra, den Nonnenberg, die Berge um Fischbach und Winterstein, den Insels- berg, die Jagdberge ete., fehlt aber auch auf den einzeln in der Ebene vor dem Gebirge liegenden buschigen Hügeln nicht, wie auf dem Seeberge und Kronberge bei Gotha, dem

1) Küster. System. Verzeichniss d. in d. Umgegend Erlangens beobachteten Tbiere. p. 8.

ich nicht und habe das Citat aus Troschel’s Jahresbe- richt für 1858 im Archiv f. Naturgesch. 1859 IL. p. 57

2) Martiny. Naturgesch. d. für d. Heilkunde wich- tigen Thiere p. 192.

3) Lenz. Schlangenkunde p. 167.

4) Jahrbücher d. Ver. für Naturkunde im Herzog- thum Nassau_1862—63. p. 80.

5) Schnur in: Jahresber. d. Gesellsch. £. nützl. Forschung zu Trier 1858. p. 69. Diesen Bericht kenne

entlehnt.

6) Schrift. d. Gesellschaft naturf. Freunde zu Berlin IX. p. 195. N

7) Nach Suffrian (Jahrbücher d. Ver. für Natur- kunde im Herzogthum Nassau 1846 p. 126) fehlt V. berus im Regierungsbezirke Arnsberg der Provinz Westphalen.

8) Lenz. Schlangenkunde p. 167.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 49

Steigerwalde bei Erfurt u. s. w. Ausser bei Erfurt kommt V. berus L. in der Provinz Sachsen nach Wagner!) auch im Schweinitzer Kreise vor und wird höchst wahrscheinlich über die ganze Provinz verbreitet sein. Eben so wird sie auch im Königreiche Sachsen ziemlich überall vorkommen, doch vermag ich nichts Genaueres über ihre Verbreitung daselbst mitzutheilen, da mir die Arbeit von Reibisch°) über die Reptilien Sachsens leider nicht zu Gebote steht und ich ausserdem nur angeben kann, dass sie nach Tobias°) in der Ober-Lausitz einhei- misch ist. In Schlesien bewohnt sie die Gegend von Görlitz, wo sie sich nach Fechner‘) besonders in bergigen und waldigen Gegenden aufhält, ist ferner bei Bunzlau°) häufig, fin- det sich auch bei Reinerz‘) in der Grafschaft Glatz und soll nach Gloger’) überhaupt in ganz Schlesien, in Gebirgsgegenden ziemlich gemein, in der Ebene etwas seltener sein, am häufigsten aber nach der polnischen Grenze zu vorkommen. Ueber ihre Verbreitung in der Provinz Posen, wo sie schwerlich fehlen wird, ist zur Zeit Nichts bekannt, in Ost- und West-Preussen dagegen kommt sie nach Rathke°) häufig vor und ist sowohl bei Königs- berg’), als auch bei Thorn '°), Marienwerder !°) und Elbing'') beobachtet worden. In Pom- mern '?) findet.sie sich gleichfalls, doch ist mir an speciellen Fundorten nur Greifswalde bekannt, wo Weigel") sowohl die typische Form, als auch die Varietät chersea gefangen hat, und in der Provinz Brandenburg bewohnt sie nach Schulz'*) die Umgegend Berlins, namentlich die Freienfelder und Rudower Wiesen, so wie die Umgebungen von Wrietzen, Freienwalde, Spandau’), Landsberg an der Warthe ete. In den Meklenburgischen Landen hat schon Link '*) die Kreuzotter ziemlich häufig beobachtet, und zwar die typische Form und die schwarze Varietät bei Rostock, die kupfrige bei Ludwigslust; Koch!) fand V. be- rus L. in dem Moor zwischen dem Trebel- und Recknitzthale und Boll’) giebt an, dass sie zur Begattungszeit in der Lewitz in grossen Haufen zu finden ist. sonst aber auch im Haide- gebiet um Ludwigslust, so wie bei Neu-Brandenburg und Rostock vorkommt. Struck und Boll") haben sie vereinzelt bei Doberan, in der Rostocker und Nassentiner Haide, bei Neu-Brandenburg und bei Schonebeck (unweit Friedland) beobachtet, bemerken aber aus-

1) Wagner. Erfahrungen über den Biss der gemei- nen Otter p. 38. N

9) Sitzungsberichte der Gesellsch. Isis in Dresden. 1867. p. 118.

3) Abhandl. d. Gesellsch. zu Görlitz XII. p. 92. Dieses Citat.entnehme ich dem Troschel’schen Jahres- berichte für 1864 in Archiv für Naturgeschichte 1865 II. p. 58.

4) Fechner. Versuch einer Naturgeschichte d. Um- gegend von Görlitz p. 11.

5) Sachse. Allg. deutsche naturhist. Ztg. II. p. 386.

6) Uebersicht d Arbeiten d. schlesisch. Gesellsch. f. vaterl. Kultur im Jahre 1847. p. 81.

7) Gloger. Schlesiens Wirbeltbier-Fauna p. 67.

8) Neue Preuss. Provinzialblätter II. p. 16.

9) Ibidem I. p. 412.

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie.

10) Lenz. Schlangenkunde p. 167.

11) Wulf. Ichthyologia cum Amphibiis Regni borus- sici p. 11.

12) Wolfin: Sturm. Deutschlands Fauna Abth. II. Heft II. (Text ohne Pagination) Brandt und Ratze- burg. Medicinische Zoologie I. p.177. Lichtenstein. Nomenel. Reptil. et Amphib, Mus. zool. Berol. p. 34.

13) Abhandl.d. Hallischen naturf. Gesellsch. I. p.12,13.

14) Schulz. Fauna Marchica p. 460.

15) Exemplare im Berliner und Stuttgarter Museum.

16) Voigt. Magazin f. d. neuesten Zustand d. Natur- kunde XII. p. 291, 294, 295.

17) Archiv d. Vereins d. Freunde d. Naturgesch. in Meklenburg III. p. 159.

18) Ibidem V. p. 200.

19) Ibidem XI. p. 131.

50 A. STRAUCH, drücklich, dass sie in der Haidebene, namentlich im Ludwigsluster Physicatskreise, häufiger ist; später fand Struck!) sie auch in der Gegend von Dargun, so wie in den Tannenscho- nungen nach Glasow zu, häufiger aber in der Rosin und um Wendisch-Teich, und Sarcan- der?) endlich giebt an, dass er sie in der Gegend von Fürstenberg, wo sie selten ist, so wie bei Wokuhl, Drögen und Priepert gefangen hat: Kurz die Kreuzotter scheint über die ganzen Meklenburgischen Lande verbreitet zu sein, jedoch nur in der Haide häufiger vor- zukommen, und eben so muss sie auch in Holstein und Schleswig nicht allein weit verbrei- tet, sondern auch sehr häufig sein, da Boje°) angiebt, dass daselbst ihr Fett benutzt wird.

Ueber das Vorkommen der FY. berus L. in Dänemark existiren zur Zeit nur sehr dürftige Nachrichten; Boje?°) giebt an, dass sie in Jütland einheimisch ist, und Steen- strup‘) hat sie bei Thy, bei Mariager und Randers, so wie im nördlichen Seeland und auf Mön beobachtet.

In Schweden dagegen ist ihre Verbreitung genauer bekannt und man weiss durch

Nilsson°), dass sie daselbst überall, von den südlichsten Gegenden Schonens bis in’s süd- liche Lappland und die entsprechenden Theile Norwegens, vorkommt. Man kennt gegenwärtig bereits Exemplare aus der Gegend von Lund), aus dem östlichen Smäland ”), von der Insel Gottland®), aus der Gegend von Göteborg’), aus Wermland'’); aus Upland''), namentlich aus den Umgebungen von Upsala'?), aus Dalarne'”) und aus Luleä Lappmark, wo sie nach Löwenhjelm'*‘) an der Sonnenseite der steilen Abhänge des Berges Gaskaiwos, so wie an den steinigen der Sonne ausgesetzten Ufern des Saggatjaurs vorkommen soll, und woher das Stockholmer Museum «ein bei Quickjock ”) gefangenes Exemplar besitzt; in Norwegen kommt sie in dem ganz im Süden gelegenen Distrikte Tellemarken '°) vor, fehlt aber auch in den Gegenden nördlich von Drontheim '”) nicht und ist sogar 1816 auf dem Festlande ge- genüber der Insel Tjöttö"’) (südlich von der unter dem 66° n. Br. liegenden grossen Insel Alstenö) gefangen worden. Der nördlichste Punkt, an welchem die Kreuzotter in Skandina- vien beobachtet worden, ist Quickjock und man kann daher in diesem Lande die Nord- grenze ihres Verbreitungsbezirkes durch den 67° n. B. bezeichnen.

Schliesslich bleibt mir noch übrig, die Verbreitung der V. berus L. innerhalb der

10) Nilsson. Skandinavisk Fauna III. Amphibierna. 2. Uppl. p. 73.

1) Archiv d. Vereins d. Freunde d. Naturgesch. in Meklenburg XVI. p. 176.

2) Ibidem XIX. p. 22.

3) Kröyer. Naturhist. Tidsskrift. III. p. 208.

4) Ibidem I. p. 543 und Isis 1841. p. 424.

5) Nilsson. Skandinavisk Fauna III. Amphibierna. 2. Uppl. p. 73. 5

6) Proc. Acad. Philadelph. XI. p. 341.

7) Tiselius. Bidrag till Kännedom om Östra Smä- lands Vertebratfauna. p. 35.

8) Oefvers. kongl. Vetensk. Acad. Förhandl. 1856.

p- 281.

9) Ein Exemplar (N 3237) im Berliner Museum durch H. Malm eingesandt.

11) Wolf in: Sturm. Deutschlands Fauna Abth. III. Amphib. Heft IIl.

12) Oefvers.kongl. Vetensk. Acad. Förhandl. 1844.p. 84.

13) Nilsson. Skandinavisk Fauna. III. Amphibierna. 2. Uppl. p. 73.

14) Oefvers. kongl. Vetensk. Acad. Förhandl. 1844. p. 32. Isis 1846. p. 705.

15) Nilsson. Skandinavisk Fauna III. Amphibierna. 2. Uppl. p. 73.

16) Skrivter af Naturhistorie Selskabet. I. Heft 2. p.25.

17) Ibidem p. 28.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 51

Grenzen des Russischen Reichs zu schildern, und ich beginne diese Schilderung mit dem an Skandinavien grenzenden nördlichen Theile des europäischen Russlands, nämlich mit Finn- land. In dem genannten Grossfürstenthume ist die Kreuzotter von Middendorff hoch im Norden, in der Breite des Polarkreises, gefangen worden, findet sich aber, wie ich mit Be- stimmtheit angeben kann, auch in den südlichen, am finnischen Meerbusen gelegenen Theilen des Landes und wird ohne Zweifel mehr oder weniger häufig in ganz Finnland vorkommen; eben so scheint sie auch im Gouvernement Olonez, wo schon Blasius!) sie am Onega-See beobachtet hat, weit verbreitet zu sein, und nach Kessler?) soll daselbst namentlich die schwarze Varietät häufig vorkommen. Ueber die Verbreitung der V. berus L. im Archan- gel’schen Gouvernement dagegen ist zur Zeit nichts Näheres bekannt, jedoch kommt sie dort sicher vor, wie ein vom verstorbenen Böhtlingk bei der Stadt Archangelsk gefange- nes, leider sehr schlecht erhaltenes Exemplar beweist, und im Gouvernement Wologda soll sie nach Mejakoff°) häufig sein und dabei meist in der schwarzen Varietät vorkommen.

Im Gouvernement Petersburg ist die in Rede stehende Schlange gleichfalls weit ver- breitet, wenigstens besitzt unser Museum Exemplare sowohl aus den nächsten Umgebungen der Residenz, wie aus Pawlowsk und aus den nördlich von der Newa gelegenen Dörfern Kolomjagi und Pargolowo, als auch aus der Gegend von Luga, und in den 3 Ostseeprovin- zen scheint sie auch ziemlich überall vorzukommen, denn Gimmerthal‘) hat sie auf Oesel beobachtet, und ich kenne Exemplare aus Merreküll (einem Dorfe am esthländischen Strande unweit Narwa), aus der Gegend von Hapsal, vom livländischen Ufer des Peipus-Sees, so wie aus der Umgegend von Dorpat, Wenden und Riga; ausserdem weiss ich aus zuverlässi- gen mündlichen und brieflichen Mittheilungen, dass sie auch in den meisten Gegenden Kur- lands einheimisch ist. In West- und Klein-Russland ist sie gleichfalls weit verbreitet und scheint daselbst recht häufig vorzukommen; Eichwald?°) hat sie überall in Litthauen, Vol- hynien und Podolien häuflg beobachtet, Andrzejowsky°) giebt an, dass sie in Volhynien gemein ist und südwärts bis an’s schwarze Meer vordringt, Kessler’) hat sie überall in den ‚Gouvernements Podolien, Volhynien, Kiew, Tschernigow und Poltawa gefunden und nach Krynicki°®) und Czernay’) kommt sie eben so auch im Charkow’schen Gouvernement vor und ist daselbst, wie der letztere Autor angiebt, namentlich in der schwarzen Varietät sehr gemein.

Wie es um die Verbreitung der V. berus L. im Königreiche Polen steht, kann ich leider nicht angeben, da mir zur Zeit nur zwei Orte, Chodez und Kowal'”), bekannt sind, wo man

1) Blasius. Reise im europ. Russland I. p. 73. 6) Nouv. M&moires de Moscou II. p. 335. 2) Kessler. Marepiaıpı zıa mOsHaHin OHEKCKAaro 7) Kessler. Ecrecrsennaa ucropia T’yOepnih kieg- o3epa u 060HeKCKaro Kpan. p. 30. CKArO ygeöHaro okpyra. 300x1oria. Amphibia’ p. 48. 3) Bull. de Moscou 1857. II. p. 587. 8) Bull. de Moscou 1837. Ill. p. 61. 4) Correspondenzblattd.naturf. Ver. zu Riga. I. p.116. 9) Ibidem 1851. I. p. 279. 5) Eichwald. Naturhist. Skizze von Litthauen, Vol- 10) Lenz. Schlangenkunde p. 167.

hynien und Podolien p. 234.

52 A. STRAUCH,

sie mit Bestimmtheit beobachtet hat, doch lässt sich schwerlich annehmen, dass sie daselbst auf diese beiden Oertlichkeiten beschränkt sein sollte, da sie doch in allen Ländern, welche Polen einschliessen, vorkommt. Eben so ist mir auch nicht bekannt, ob sie in Bessarabien einheimisch ist, doch glaube ich aus dem Umstande, dass Belke') sie bei Kamieniec-Po- dolskij beobachtet hat, schliessen zu können, dass sie wenigstens in dem nördlichen, an Po- dolien grenzenden Theile Bessarabiens nicht fehlen wird. In den Gouvernements Cherson und Taurien hat Oberst Kuschakewitsch sie neuerdings gefangen und unserer Sammlung namentlich Exemplare aus der Gegend der Stadt Cherson und von der Landenge von Pere- kop mitgetheilt, von denen jedoch die cherson’schen leider so schlecht erhalten waren, dass es nicht der Mühe verlohnte, sie aufzubewahren; im Gouvernement Cherson ist sie übrigens auch von Krynicki°), und zwar bei Nikolajew, gefangen worden und von der taurischen Halbinsel, wo bereits Pallas°) diese Schlange bei der Festung Arabat häufig beobachtet hat, sind unserer Sammlung vor einigen Jahren durch Dr. Radde Exemplare zugekommen.

Ueber das Vorkommen der Kreuzotter im Jekaterinoslaw’schen Gouvernement und in den Kosakenländern ist zur Zeit durchaus nichts bekannt und nicht viel besser steht es auch um die Kenntniss ihrer Verbreitung in den südlich von Olonez und Wologda gelege- nen Gouvernements von Gross-Russland; Pallas?) hat sie in diesem Theile Russlands beim Wyksenskij Sawod, so wie überhaupt in allen Wäldern längs der Oka, und zwar in der schwarzen Varietät, häufig beobachtet, Sabanejew°) giebt an, dass die Kreuzotter im Gou- vernement Jaroslaw ziemlich in allen Kreisen mehr oder weniger häufig vorkommt, und Dr, Sewerzow, der sich sehr eingehend mit der Wirbelthierfauna des Woronesh’schen Gouvernements beschäftigt hat, theilt mit, dass V. berus L. in dem genannten Gouvernement in den Steppen am oberen Ikorez.sehr häufig °), in derjenigen zwischen dem Bitjug, dem Don und dem Ikorez aber sehr selten ist”), und dass sich die schwarze Abart derselben haupt- sächlich in den steinigen Steppen zwischen dem Bitjug, dem Choper, der Tschigla und der Elanj findet°); so dürftig diese Angaben an und für sich auch sind, so lässt sich aus denselben doch mit ziemlicher Sicherheit entnehmen, dass die Kreuzotter in Gross-Russland wohl eben so überall vorkommen wird, wie in Klein- und West-Russland. In den östlichsten Gou- vernements des europäischen Russlands endlich ist V. berus L. gleichfalls weit verbreitet und schon Pallas hat sie auf seinen Reisen an den verschiedensten Punkten dieser Gegen- den beobachtet, so in der Nähe der Tura bei dem Blagodat-Kuschwinskij Sawod°) im Gou- vernement Perm, bei dem Dorfe Saykowa'”), östlich von Tscheliabinsk im Gouvernement

1) Bull. de Moscou 1853. 1. p. 421 und 1859. I. p. 33. 6) Sewerzow. Ilepioruyeckin ABıeHiA BB >KH3HU 2) Ibidem 1837. III. p. 61. sßEpeü, mrume u rau Bopone;kckoü T’y6epkiu. p. 104. 3) Pallas. Bemerkungen auf einer Reise in den südl. 7) Ibidem p. 99. Statthalterschaften d. Russ. Reichs II. p. 267. 8) Ibidem p. 108. 4) Pallas. Reise durch versch. Prov. d. Russ. Reichs 9) Pallas. Reise durch versch. Prov. d. Russ. Reichs I. p. 140. II. p. 210.

5) Bull. de Moscou 1868. I. p. 252, 262, 279, 501. 10) Ibidem. II. p. 389.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 53

Orenburg, am unteren Laufe der Kama!) unterhalb der Stadt Sarapul, an der Wolga?), an der Samara°), in der Umgegend der Festung lletzkaja®) am Jaik (Ural), in den Steppen am Bache Kuschum’), der sich in den Kamysch-Samarskischen See ergiesst, in der Sandwüste Naryn°) (Ryn-Peski) und an der Mündung der Wolga in der Umgegend von Krassnojarsk ’); Eversmann‘) fand die bunte Form überall in den trockenen Vorbergen des Ural, so wie in den südlichen Steppen des Kasan’schen @ouvernements, die schwarze Varietät dagegen, die nach ihm ausschliesslich in feuchten Gegenden leben soll, nur in den nördlicheren Theilen des genannten Gouvernements; ferner kommt die Kreuzotter auch in der Gegend von Uralsk und, wie es scheint, recht häufig vor, wenigstens hat unsere Sammlung vom Grafen A. Keyserling mehrere Exemplare aus der "Umgegend dieser Stadt erhalten, und endlich ist sie nach Becker’) in der Steppe um Sarepta sehr gemein, woselbst auch Christoph"), die von ihm als Pelias Renardi beschriebene Varietät erbeutet hat.

Was ferner das Vorkommen der in Rede stehenden Art in den Kaukasischen Ländern anbetrifft, so ist sie daselbst gleichfalls weit verbreitet und findet sich sowohl in Cis-, als auch in Transkaukasien. M&en6&tri6s'') hat sie im Kaukasus bis zu einer Höhe von 6000 Fuss beobachtet und giebt an, dass sie namentlich auf dem Besch-Tau, südlich von Pjätigorsk, gemein ist; Eichwald'?) fand sie in den Steppen an Nordabhange des Kaukasus, nament- lich beiKisljar, so wie auch in Transkaukasien bei Tiflis, bei Bjelokljutsch und an der Schu-' lawera, einem Nebenflüsschen der Kzia, welche letztere sich unterhalb Tiflis in den Kur er- giesst; M. Wagner erbeutete mehrere Exemplare dieser Art in Grusien, so wie an den Abhängen des Kaukasus”) und theilt zugleich mit, dass die Kreuzotter auch auf den Höhen Össetiens'*) in der Alpenregion zwischen 7000—7500 Fuss Höhe vorkommt und daselbst ganz allein die Klasse der Reptilien repräsentirt; endlich besitzt unser Museum ausser den von Menötries gesammelten Exemplaren noch mehrere andere aus der Gegend von Tiflis, aus den kaukasischen Gebirgen (leider ohne nähere Angabe des Fundortes) und aus Russisch- Armenien, welche letzteren von Hrn. von Motschulsky gesammelt worden sind. Dagegen findet sich unter den überaus zahlreichen Reptilien, welche unsere Sammlung durch Fricke aus der Gegend von Elisabethpol und durch Pastor Hohenacker aus der Gegend von Len- koran zugeschickt erhalten hat, kein einziges Exemplar der Kreuzotter, wesshalb man wohl annehmen kann, dass sie in diesen Theilen Transkaukasiens eben so wenig einheimisch ist wie in Persien. /

Ausser in Transkaukasien findet sich die Kreuzotter auch in einem grossen Theile des

1) Pallas. Reise durch versch. Prov. d. Russ. Reichs | Statthalterschaften d. Russ. Reichs I. p. 112 et 114.

III. p. 497. 8) Bull.phys.math. de St. P&tersbourgIV.p.124—125. 2) Ibidem I. p. 460. 9) Bull. de Moscou 1855. I. p. 473. 3) Ibidem I. p. 157 et 460. 10) Ibidem 1861. II. p. 606. 4) Ibidem I. p. 238. 11) Men&tries. Catalogue raisonn&e p. 73. 5) Ibidem III. p. 522. 12) Eichwald. Fauna caspio-caucasia p. 129.

6) Ibidem III. p. 538. 13) Wagner. Reise nach Kolchis p. 335. 7) Pallas. Bemerkungen auf einer Reise inden südl. 14) Ibidem p. 327 —328.

54 A. STRAUCH,

übrigen asiatischen Russlands und bewohnt sowohl die südlichen Gegenden von West- und Ost-Sibirien, als auch namentlich die Kirgisensteppen. Die erste Nachricht über ihr Vor- kommen in den letztgenannten Steppen verdankt man dem älteren Gmelin'), der sie in der kleinen Kirgisen-Horde am Tschebarkul-See in grosser Menge angetroffen hat; später ist sie vom verstorbenen Dr. Lehmann’) auch in den Emba-Steppen und von Dr. Mobitz in den Steppen zwischen der Emba und dem Temir gefangen worden und neuerdings hat Dr. Sewerzow ein Exemplar am Issembai, einem Quellflusse des Ilek, erbeutet. Ueber ihr Vor- kommen in der mittleren Kirgisen-Horde ist nichts bekannt, im Semipalatinsker Distrikte dagegen , wo schon Pallas?°) sie in der Nähe der Semijarskaja Staniza beobachtet hat, ist sie im Anfange der vierziger Jahre von Dr.’A. von Schrenck in den Steppen am Alatau, an den Ufern des Urdshar, der im Tarbagatai entspringt und sich in den Alakul-See ergiesst, so wie auch im Tarbagatai selbst in zahlreichen Exemplaren gefangen worden. Es scheint also, dass die Kreuzotter in diesem Theile Asiens den 45° n. Br. nach Süden nicht über- schreitet, denn ihr Vorkommen in der Bucharei, woher das Berliner Museum‘) durch - Eversmann ein Exemplar besitzt, scheint mir mehr als zweifelhaft und ich vermuthe, dass Eversmann dieses Stück auf der Reise nach Buchara in irgend einer Gegend der Kirgisen- steppe erbeutet haben wird, zumal im Anhange zu seiner Reise’) bei V. berus L. kein spe- cieller Fundort angegeben ist.

In West-Sibirien ist die Kreuzotter zwar im Gouvernement Tobolsk noch nicht direkt beobachtet worden, wird daselbst aber mindestens in den an die östlichen Gouvernements des europäischen Russlands grenzenden Gegenden nicht fehlen, im Gouvernement Tomsk dagegen hat schon Pallas°) sie unweit Smeinogorsk bei dem Dorfe Jekaterinenskoi am Alei (Nebenfluss des Obj) beobachtet, im Berliner Museum findet sich ein Exemplar aus dem Altai und unsere Sammlung hat ganz neuerdings durch Hrn. von Middendorff ein in der Barabinskischen Steppe gefangenes Stück der schwarzen Varietät geschenkt erhalten. In Ost-Sibirien endlich kommt V. berus L. in die Gouvernements Jenisseisk und Irkutsk vor, denn unsere Sammlung besitzt durch Hrn. Markelow ein Exemplar aus den -Jenisseisker Goldwäschen und durch Hrn. Czekanowsky den Kopf eines bei Padun erbeuteten Stücks, in Transbaikalien dagegen, sowie im Jakutskischen -scheint sie zu fehlen: Pallas’) spricht zwar von Giftschlangen, die ihm in Transbaikalien beim Argunjskoi Ostrog und am Onon vorgekommen sind, bezeichnet dieselben jedoch nicht näher, wesshalb es denn auch zweifel- haft ist, ob sich diese Angabe auf die Kreuzotter oder aufGrubenottern bezieht; mir scheint es sogar wahrscheinlicher, dass die von Pallas beobachteten Giftschlangen Crotaliden ge-

1) Gmelin. Reise durch Sibirien IV. p. 318. Musei Berolin. p. 34.

2) Baer und Helmersen. Beiträge zur Kenntniss 5) Eversmann. Reise von Orenburg nach Buchara des Russ. Reichs XVII. p. 334. p. 147. L

3) Pallas. Reise durch versch. Prov. d. Russ. Reichs 6) Pallas. Reise durch versch. Prov.d. Russ. Reichs I. p. 493. II. p. 523.

4) Lichtenstein. Nomencel. Reptil. et Amphibior. | © 7) Ibidem III. p. 434.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 95

wesen sind, denn die zahlreichen Toxicophidier, welche unser Museum durch Dr. Radde vom Argunj und vom Onon erhalten hat, gehören sämmtlich zur Crotaliden-Gattung Trigo- nocephalus und es findet sich in der überaus reichen Ausbeute, welche dieser Reisende aus Transbaikalien mitgebracht hat, überhaupt nicht ein einziges Exemplar der V. berus L., ein Umstand, aus welchem sich wohl schliessen lässt, dass die Kreuzotter in diesem Theile Si- biriens entweder ganz fehlt oder zum Mindesten doch ausserordentlich selten sein muss. Im Amurlande hingegen ist diese Schlange in der Küstenprovinz recht häufig, dennHr. v. Mid- dendorff') hat sie am Udskoi Ostrog und in den Quellgegenden des Tugur-Flusses beob- achtet, Cand. Maack -fand sie am Ussuri, Dr. L. von Schrenck in der Umgegend der Stadt Nikolajewsk, auf der kleinen Insel Uisut im Amur-Liman, so wie auch bei der Bai Hadshi, und Mag. Fr. Schmidt schenkte unserer Sammlung 4 Exemplare, welche er auf der Insel Sachalin bei dem russischen Posten Dui gefangen hat.

Aus der vorstehenden Zusammenstellung aller bisher bekannten Angaben über das Vorkommen der V. berus L. ergiebt sich nun, dass der Verbreitungsbezirk dieser Art sich vom 9 bis zum 160° östl. L. v. F. erstreckt, im Norden von einer Linie begrenzt wird, welche in Schottland (wahrscheinlich an der Nordküste) beginnt, in Skandinavien ihren nördlichsten Punkt bei Quickjock (67° n. Br.) erreicht und von da in süd-östlicher Richtung über Archangelsk (64° n. Br.) und Jenisseisk (58° n. Br.) zum Udskoi-Ostrog (54° n. Br.) zieht, und dessen Aequatorialgrenze in Spanien dem 38, in Italien dem 43, in Ost-Europa dem 45, in Transkaukasien dem 41, in West-Sibirien dem 45 und in Ost-Sibirien wahr- scheinlich dem 48° n. Br. folgt.

3. Vipera aspis Linne.

V. capite elongato, deplanato, postice dilatato et a trunco distincete separato; rostro brevi, apice truncato, leviter erecto et supra cum vertice scutellis parvis, irregularibus, planis et vix imbricatis tecto; naribus utrinque in scuto simpliei positis, lateralibus; scutello praenasali utrinque distincto; scuto supraorbitali magno; oculo a scutis supralabialibus et 5°, infra positis, duplici serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 9—-10, infralabialibus 10—12; squamis in truneci parte anteriore in 21 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 139— 158, anali simplici, subcaudalibus utrinque 33—46.

Synonymie.

Vipera Matthioli. Commentarii in libros VI Dioscoridis de medica materia p. 700. Aldrovandi. Serpentum et Draconum historia p. 115, 116.—Jonston. Historiae

nat. de Serpentibus libri duo p. 7. tab. I. Redi. Experimenta circa varias res naturales II. p. 153. Ruysch. Theatrum universale Animalium II. pars VI. p. 7. tab. I.

1) Middendorff. Sibirische Reise II. Theil 2. p. 247.

6 A. STRAUCH,

[71

La Vipere Charas. Nouvelles exp£riences sur la Vipere p. 8.

Coluber aspis Linne. Systema naturae. Edit. X, I. p. 218. M 192. Linne. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 378. M 192. Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XII, I. p. 1093. M 192. Bonaterre. Eneyclopedie m&th. Ophiologie p. 32. pl. NXXVI. £. 1. Vandelli. Mem. Acad. Real d. Seiene. de Lisboa I. (1797) p. 69. Latreille. Histoire nat. des Salamandres de France p. XIX. Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 200. tab. I. f. 2. Shaw. General Zoology II. part 2. p. 381.

Vipera Francisci Redi Laurenti. Synopsis Reptilium p. 99 et 198.

Vipera Mosis Charas Laurenti. Synopsis Reptlilium p. 100.

Coluber Redi Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XIII, I. p. 1091. Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 191. Shaw. General Zoo- logy III. part 2. p. 380.

Vipere commune Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens II. p.1. pl. I. f. 1.— Blainville in: Faune francaise. Reptiles pl. XIL.f. 1, 2.— OCuvier. Regne animal. Edit. illustree. Reptiles pl. XXXT. f. 1.

L’Aspie Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens II. p. 53. pl. II. f 1. Daubenton in: Valmont de Bomare. Dictionn. raisonne univers. d’hist. natur. I4p.2943-

Coluber berus Razoumowsky. Hist. nat. du Jorat. I. p. 115.

Coluber chersea Razoumowsky. Hist. nat. du Jorat. I.p. 118. seele, Histoire nat. des Salamandres de France p. XXVII.

Coluber berus part. Bonaterre. Encyclopedie möth. Ophiologie p. 56.

Coluber vipera Latreille. Histoire nat. des Salamandres de France p. XXI.

Coluber Charasü Shaw. General Zoology III. part 2. p. 379.

Vipera vulgaris Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 212. £. 1.

Vipera ocellata Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 292..£. 1. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 140. pl. LXXII. £. 2.

Vipera chersea Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 297. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 144. Metaxa. Monografia de’Serpenti di Roma p. 43. Ben- discioli in: Brugnatelli. Giornale di Fisica, Chimica e Storie naturale. 2 Decade 10: 0, 2a) AR IE, <

Vipera Redi Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 304. Daudin. Histoire des Rep- tiles VI. p. 152. Metaxa. Monografia de’Serpenti di Roma p. 42. Bendis- cioli in: Brugnatelli Giornale di Fisica, Chimica e Storie naturale. 2 Decade IX. p- 428. B 12. * Lenz. Schlangenkunde p. 332. Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Reptilien p. 177. tab. LXXVI. f. 2. Schaefer. Moselfauna p- 263. Martiny. Naturgesch. d. für d. Heilkunde wichtigen Thiere p. 194.

Vipera berus var. 5 Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 103.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 57

Vipera berus Meisner. Museum d. Naturgesch. Helvetiens p. 89 .tab. I. f. 1,2. Cuvier. Regne animal II. p. 84. Meisner in: Wyder. Essai sur ’hist. nat. des Ser- - pens de la Suisse p. 17. tab. I. f. 1, 2. Metaxa. Monografia de’Serpenti di Roma p. 42. Bendisecioli in: Brugnatelli. Giornale di Fisica, Chimica e Storie naturale. 2 Decade IX. p. 424. M 9.* Cüvier. Regne animal. 2% Edit. II. p. 91. Gu£rin. Iconographie du Rögne animal. Rept. pl. XXII. f. 1.— Gal- ‚lenstein in: Canaval. Jahrbuch d. Naturh. Landesmuseums von Kaernthen II. p. 8.

Vipera Redit Meisner. Museum d. Naturgesch. Helvetiens p. 90. tab. I. £. 3, 1. f. 1. Meisner in: Wyder. Essai sur l’hist. nat. des Serpens de la Suisse p. 17. tab. I. f. 3, I. 1. Schinz. Europäische Fauna I. p. 54.

Vipera atra Meisner. Museum d. Naturgesch. Helvetiens p. 93. tab. II. f. 2.— Meisner in: Wyder. Essai sur l’hist. nat. des Serpens de la Suisse. p. 18. tab. Il. f. 2.

Vipera prester Meisner. Museum d. Naturgesch. Helvetiens p. 93. tab. II. f. 3. Meisner in: Wyder. Essai sur l’hist. nat. des Serpens de la Suisse p. 18. tab. I. f. 3. Metaxa. Monografia de’Serpenti diRoma p. 43.— Bendiscioli in: Brugnatelli. Giornale di Fisica, Chimica e Storie naturale. 2 Decade FX. p. 427. M 11. *

Vipera (Echidna) aspis var. « Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 151.

Vipere rouge Cloquet. Faune des Medeecins I. pl. XIV.

Vipera aspis Metaxa. Monografia de’Serpenti di Roma p. 42. Bendiscioli in: Brug- natelli. Giornale di Fisica, Chimica e Storie naturale. 2 Decade IX. p. 426. 10. * Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. Anfibi. tab. (sine M) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 194, II. p. 599. pl. XXI. f. 17, 18.— Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pavia p. 64. Gray. Catal. of Snakes p. 30. Soubeiran. De la Vipere, de son venin et de sa mor- sure p. 31.—D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1406. pl. LXXIX® f. 3. Betta. Erpetologia delle provincie Venete e del Tirolo meridionale p. 238. Clermont. Quadrupeds and Reptiles of Europe p. 236. Strauch. Essai d’une Erp6tol. de l’Algerie p. 70.

Vipera Hugyi Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Reptilien p. 179. tab. LXXVII. f. 2. Schinz. Europäische Fauna II. p. 55.

Vipera communis Mauduyt. Herpetologie de la Vienne p. 33.

V.aspis L. zeigt zwar in vielen Beziehungen grosse Verwandschaft mit der Kreuzotter, lässt sich von derselben aber bei direktem Vergleiche schon durch den viel breiteren Kopf, so wie durch die an der Spitze abgestutzte und etwas aufgeworfene Schnauze leicht unter- scheiden; ausserdem ist der Scheitel bei dieser Art nicht mit regulären und symmetrisch angeordneten Schildern, wie bei der Kreuzotter, sondern mit kleinen unregelmässigen, flachen, kaum dachziegelförmigen Schildchen bekleidet, unter denen sehr häufig ein einzel- nes von rundlich-polygonaler Form die übrigen an Grösse übertrifft und seiner Stellung nach als Verticalschild gedeutet werden muss. Das sicherste Merkmal zur Unterscheidung

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 8

58 A. STRAUCH,

der beiden genannten Arten bilden aber, wie schon früher bemerkt, die Schuppenreihen, welche den Augapfel von den darunter gelegenen Oberlippenschildern trennen und deren Zahl bei V. aspis L. stets zwei beträgt, während bei der Kreuzotter nie mehr als eine solche Schuppenreihe vorhanden ist. Von V. zanthina Gray, welche Berthold, wie ich weiter unten zeigen werde, fälschlich als V. aspis beschrieben hat, unterscheidet sich die in Rede stehende Art sowohl durch die Zahl der Längsreihen, in welche die Schuppen des Runipfes angeordnet sind, als auch besonders durch die Beschaffenheit der Kopfbedeckungen; bei V. aspis L. finden sich nämlich im vorderen Drittel des Rumpfes nie mehr als 21 Längs- reihen von Schuppen und die Bekleidung der horizontalen Oberfläche des Kopfes besteht aus flachen, durchaus ungekielten Schildchen, bei V. zanthina Gray dagegen beträgt die Zahl der Schuppenreihen in der genannten Körpergegend 23 und die horizontale Kopffläche ist mit sehr deutlich gekielten, dachziegelförmig gelagerten Schuppen bekleidet, die von den Schuppen des Rumpfes nur durch etwas geringere Grösse abweichen.

Die grössten Exemplare der V. aspis L., die bisher beobachtet worden sind, hatten eine Totallänge von 65 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die in Rede stehende Giftschlange bietet ganz ähnliche Abän- derungen in der Färbung und Zeichnung dar, wie die Kreuzotter, und diesem Umstande ist es auch hauptsächlich zuzuschreiben, dass beide Arten in früherer Zeit so häufig mit einander verwechselt worden sind. Bonaparte und nach ihm Betta unterscheiden zahl- reiche Varietäten, denen sie auch besondere Benennungen, wie cinerea, rufa, fusca, isabellina, nigra, rufiventris, ocellata etc. beilegen, jedoch bemerkt der letztere der beiden genannten Autoren, dass es bei der grossen Zahl von Zwischen- und Uebergangsformen sehr schwie- rig, ja fast unmöglich ist, die einzelnen Varietäten für alle Fälle mit Sicherheit von einan- der zu unterscheiden, und es scheinen mir daher auch bei dieser Species hinsichtlich der Färbung und Zeichnung eigentlich nur zwei Formen, eine einfarbige und eine bunte, ange- nommen werden zu können. Die einfarbige Varietät der V. aspis L. ist, eben so wie die- jenige der V. berus L., tief schwarz, scheint aber im Ganzen viel seltener vorzukommen, wie die schwarze Kreuzotter, die sogenannte V. prester. Bei der bunten Form ist die Grund- farbe der Oberseite aller Theile gewöhnlich aschgrau mit einem mehr oder weniger ausge- sprochenen Stich in’s Grünliche, doch kommen häufig auch Exemplare mit kastanienfarbe- ner, rothbrauner, gelbbrauner, isabellfarbener, olivgrüner und grünlichbrauner Grundfarbe. vor; eben so variirt auch die Grundfarbe der Unterseite aller Theile, indem sie bald hell- bräunlichgelb oder hellbräunlichgrau, bald heller oder dunkler grau, bald endlich schwarz erscheint; dabei sind die einzelnen Schilder entweder einfarbig oder schwarz punktirt und werden eben durch Ueberhandnehmen der schwarzen Flecken sehr häufig ganz schwarz, oder doch schwarz mit einzelnen hellen Flecken. Der Kopf, dessen Färbung an der Unter- seite mehr oder weniger mit der Grundfarbe der Oberseite harmonirt, oft aber auch einen röthlichen Anflug besitzt, zeigt auf der Schnauze und dem Scheitel einzelne dunkele Flecken, die jedoch weder in Form, noch in Zahl, noch in Stellung constant sind: jederseits vom

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 59

Hinterrande der Orbita zieht eine mehr oder weniger breite Binde von dunkeler Farbe schräg nach hinten und unten gegen den Rumpf, und auf dem Hinterkopfe finden sich zwei ähn- liche, kürzere Binden, die, nahe bei einander entspringend, nach hinten zu stark divergiren; in dem dreieckigen Raume, der durch die Divergenz dieser beiden letztgenannten Binden entsteht, findet sich eine meist viereckige Makel von gleichfalls dunkeler Farbe. Die Ober- seite des Rumpfes und Schwanzes zeigt vier parallele Längsreihen dunkeler Makeln, von denen die der jederseitigen äusseren Reihe kleiner sind als die der centralen Reihen und mit denselben alterniren. Die Makeln der beiden mittleren Reihen sind entweder vollkommen getrennt und alterniren mit einander, oder aber sie stehen einander gegenüber und ver- schmelzen. alsdann zu schmalen Querbinden, seltener zu rundlichen Flecken, oder endlich sie nehmen bedeutend an Grösse zu und es verschmelzen nicht allein die einander gegenüber stehenden, sondern auch die der Länge nach auf einander folgenden, wodurch eine sehr stark und sehr unregelmässig ausgezackte Dorsalbinde entsteht. Alle diese Flecken und Binden der Oberseite sind stets dunkler als die Grundfarbe und variiren zwischen hellröth- lichbraun und dunkelschwarzbraun in allen möglichen Abstufungen. Zuweilen sind die Makeln schwarz gesäumt und wenn alsdann die der Rückenmitte gross und mehr oder we- niger rundlich erscheinen, so entsteht die Varietät, welche Bonaparte mit dem Namen ocellata bezeichnet hat.

Habitat. Während die Kreuzotter hauptsächlich die mittleren und nördlichen Gegenden des europäisch-asiatischen Continents bewohnt und mit einem verhältnissmässig kleinen Theile ihres Verbreitungsbezirkes dem ceircummediterranen Faunengebiet angehört, findet sich die zweite europäische Otter, die V. aspis L., ausschliesslich in den zum Mittelmeer- gebiete gehörenden Ländern und überschreitet nur in Frankreich die Grenzen. dieses Gebiets.

Ihr Vorkommen auf der pyrenäischen Halbinsel ist zwar unzweifelhaft nachgewiesen, jedoch datiren die wenigen darauf bezüglichen Nachrichten aus älterer Zeit, d. h. vom Ende des vorigen und Anfange dieses Jahrhunderts, und haben neuerdings keine Bestätigung er- fahren. Schon Vandelli!) nämlich beschreibt unter dem Namen Coluber aspis eine in Por- tugal einheimische Giftschlange, welche der Beschreibung nach vollkommen mit V. aspis L. übereinstimmt, und die ich um so weniger Anstand nehme, dafür zu erklären, als Link?) wirklich in der Serra de Gerez im Norden der .Provinz Entre Minho e Duero, nördlich von den Städten Caldas und Montalegre, die V. aspis L. gefangen hat und angiebt, dass sie da- selbst nicht selten und sehr gefürchtet sei, im übrigen Portugal jedoch nicht vorzukommen scheine®). Vandelli und Link sind aber auch die einzigen Autoren, welche bisher die V. aspis L. in Portugal beobachtet haben, denn der neueste Bearbeiter der portugiesischen Fauna, Barboza du Bocage‘), führt unter den Reptilien dieses Landes als einzige Gift-

1) Memor. Acad. real das Sciencias de Lisboa I. | V. Redi, nicht V.berus L. ist (1797) p. 69. 3) Ibidem II. p. 309.

2) Link. Bemerkungen auf einer Reise durch Frank- 4) Gu&rin..Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XV. reich, Spanien und Portugal II. p. 94. Der Verfasser be- | (1863.) p. 333. merktausdrücklich, dassdie von ihm beobachtete Schlange

60 A. STRAUCH,

schlange die V. ammodytes L. auf und scheint über das Vorkommen der V. aspis L. nichts zu wissen, doch lässt sich dieser letztere Umstand wohl einfach dadurch erklären, dass Barboza bisher wahrscheinlich noch nicht Gelegenheit gehabt haben wird, den nördlichen Theil seines Vaterlandes, wo allein V. aspis L. einheimisch ist, zu untersuchen. Während die in Rede stehende Giftschlange wenigstens im nördlichen Portugal mit Bestimmtheit nachgewiesen ist, weiss man über ihr Vorkommen in Spanien absolut Nichts'), denn weder Waltl?),noch Rosenhauer°), noch endlich Steindachner‘) erwähnenihrer in den betreffen- den Abschnitten ihrer Werke, und doch lässt sich schwer annehmen, dass sie im genannten Lande fehlen sollte, zumal sie in den an Spanien grenzenden Departements Frankreichs ein- heimisch ist. Die Mittheilung Machado’s°), dass nach vonihm eingezogenen Erkundigungen in der Provinz Sevilia ausser der V. ammodytes L. noch zwei andere Vipera-Arten vorkom- men sollen, führt allerdings auf die’ Vermuthung, dass diese beiden Vipern, die Machado nie selbst hat untersuchen können, den beiden anderen, in Europa einheimischen Gift- schlangen-Species, der V. berus L. und der V. aspis L., entsprechen, und ich habe weiter oben auch versucht, die Gründe auseinanderzusetzen, welche dafür sprechen, dass die in Sevilla mit dem vulgairen Namen Viboro bezeichnete Otter wahrscheinlich die gewöhnliche Kreuzotter ist. Ob aber die andere Art, die sogenannte pequena Vibora, die in den bewal- deten Niederungen, namentlich bei Cartuja, vorkömmen soll, mit V. aspis L. identisch ist, wage ich schon desshalb nicht zu entscheiden, weil V. aspis L. nicht, wie die Kreuzotter, auch in anderen Gegenden Andalusiens beobachtet worden ist. Kurz, das Vorkommen der V. aspis L. in Spanien bleibt bis auf Weiteres zweifelhaft und unter so bewandten Umstän- den scheint es mir am richtigsten, die Aequatorial-Grenze ihres Verbreitungsbezirkes auf der pyrenäischen Halbinsel für durchaus unbekannt zu erklären: wollte man diese Grenze jedoch durchaus angeben, so könnte sie für. jetzt wenigstens durch eine Linie bezeichnet werden, die in Portugal mit der Serra de Gerez beginnt und schräg nach Osten und Norden zu den östlichen Ausläufern der Pyrenäen zieht; in dem nördlich von dieser Linie gelegenen Theile Spaniens ist zwar die in Rede stehende Schlange zur Zeit auch noch nicht nachge- wiesen, doch lässt sich wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie wenigstens in den an die Serra de Gerez grenzenden Gegenden, so wie in dem spanischen Antheile der Pyrenäen vorkommen wird. &

In Frankreich dagegen ist V. aspis L. weit verbreitet und soll in den südlichen D6- partements im Allgemeinen häufiger sein als in den nördlichen. Soubeiran°) theilt in sei-

1) Vielleicht wird V. aspis L. in dem Werke: Me- mont nach dem südlichen Spanien II. p. 17—31.

morias della comision del Mapa zoologico de Espana, 3) Rosenhauer. Die Thiere Andalusiens p, 15. ano de 1855. Parte zoologiea por Mariano della Paz 4) Reise der Novara. Reptil. p. 89.

Graells unter den Thieren Spaniens aufgeführt, doch 5) Revista de Ciencias, Literatura y Artes. (Sevilla) kenne ich diese Arbeit nicht aus eigener Anschauung IV. (1859). p. 570.

und habe auch nirgends eine Angabe über den Inhalt 6) Bull. d. 1. Soc. Imp. zool. d’Acelimatation X. derselben finden können. = (1863) p. 398.

2) Waltl. Reise durch Tyrol, Ober-Italien und Pie-

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 61

nem Berichte an die Pariser Acclimatisationsgesellschaft mit, dass sie nordwärts zwar bis in die Gegend von Rouen, Foret d’Eu, so wie bis in das Departement Calvados vordringt; aber nördlich von Paris, Meudon, Montmoreney und Fontainebleau nirgends mehr häufig ist und nur sehr vereinzelt. angetroffen wird; sie bewohnt nach ihm die Departements der Pyrenees (wahrscheinlich alle drei), Haute-Garonne, H£rault (jedoch nur den gebirgigen Theil desselben), Ardeche, Lozere, Cantal, Creuze, Lot, Lot-et-Garonne, Tarn-et-Garonne;, Deux-Sevres, Vienne, Vendee, Loire-Inferieure, Morbihan, Ille-et-Vilaine, Sarthe, Eure-et- Loir, Seine-et-Oise, Oise, Seine-Inferieure, Seine-et-Marne, Yonne, ‚Cöte-d’Or, Haute- Marne, Jura, Doubs, Vosges, Allier, Hautes-Alpes, Savoie, Haute-Savoie und Alpes-Mari- times und kommt, wie schon bei Besprechung des Verbreitungsbezirkes von V. berus L. be- merkt ist, in einzelnen Departements, wie Vend6e, Loire-Inferieure, Lot, Haute-Marne und Cöte d’Or, sehr häufig, in andern dagegen, wie Vosges und Oise, sehr selten und vereinzelt vor!). Ausser in den aufgezählten D&partements findet sich V. aspis L. nach Dumeril?) auch im Departement de la Seine, d. h. in der nächsten Umgebung von Paris, im Departe- . ment de la Maine-et-Loire bei Angers, im Departement de /’Isöre bei Grenoble und im D6- partement de la Gironde bei Bordeaux, kommt ferner, wie die Exemplare im Leydener Mu- seum?) beweisen, bei Lyon im Departement du Rhöne vor, ist nach Lesson‘) und Baltre- mieux°) im Departement de la Charente-Införieure überall gemein und bewohnt endlich auch das Departement de la Moselle, wo Holandre®) sie in der Umgegend von Metz beob- achtet hat. Die vorstehenden Angaben berechtigen nun wohl zu der Annahme, dass V. as- pis L. auch in denjenigen, südlich vom 49° n. Br. gelegenen Departements, in welchen sie bisher noch nicht nachgewiesen ist, vorkommen wird, da diese Departements, wie man sich mit Hülfe einer Karte von Frankreich leicht überzeugen kann, von denjenigen, in welchen das Vorkommen dieser Schlange bereits festgestellt ist, meist eingeschlossen werden und dabei von ihnen nur selten durch natürliche Grenzen geschieden sind; man kann also, ohne einen Fehler zu begehen, behaupten, dass V. aspis L. in Frankreich den 49° n. Br. nach Norden nur um ein Geringes überschreitet und in allen, südlich von diesem Breitengrade ge- legenen Gegenden des Landes einheimisch ist, mit Ausnahme der beiden Rhein-Departements, wo, wie schon früher bemerkt, nach Lereboullet’) überhaupt keine Vipern vorkom- men sollen. Durch die Entdeckung der V. aspis L. in der Umgegend von Metz hat sich Selys- Longchamps?) veranlasst gesehen, zu behaupten, dass sie ohne Zweifel auch im Luxem-

1) Bull. d. 1. soce Imp. zool. d’Acclimatation X. 6) Holandre. Faune du Döpartement de la Moselle. (1863) p. 401. Vertebres. Dieses Werk steht mir nicht zu Gebote und 2) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1410. ich habe die Angabe über das Vorkommen der V. aspis 3) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens | L.beiMetz aus Selys-Longehamps. FauneBelgep. 176. II. p. 601. entnommen. 4) Actes d. la Soc. Linn&enne de Bordeaux XII. p. 57 7) Bull. d. 1. Soc. Imp. zool. d’Acclimatation X. et 58. £ (1863) p. 401.

5)Baltremieux.VertebresdelaCharente-Infer.p.20. 8) Selys-Longehamps. Faune belge p. 176.

62 A. STRAUCH,

burgischen vorkommen müsse, und führt gleichsam zur Bestätigung seiner Ansicht noch an, dass ein gewisser Carlier sie einmal sogar auch in Belgien, im Walde von Quimkempoix in der Nähe von Lüttich, gesehen zu haben glaubt; hinsichtlich dieser beiden Angaben muss -ich bemerken, dass diejenige Carlier’s, die viel zu unbestimmt lautet und dabei leicht auf einem Irrthume, d. h. auf einer Verwechselung der in Rede stehenden Art mit der ge- meinen Kreuzotter beruhen kann, gar keinen Werth hat, und diejenige Selys’ immerhin sehr problematisch ist, denn wenn es sich auch nicht läugnen lässt, dass V. aspis L. im Luxemburgischen vorkommen kann, so muss doch, bevor man dieses Land in ihren Ver- breitungsbezirk aufnimmt, erst nachgewiesen werden, dass sie auch wirklich daselbst ge- fangen worden ist. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Angabe über das Vorkommen der V. aspis L. in Rhein-Preussen: Schaefer) behauptet nämlich, dass sie wahrscheinlich bei Bertrich, einem kleinen Städtchen am linken Mosel-Ufer unweit Trier, vorkommt, und gründet diese Behauptung auf das Factum, dass vor längerer Zeit, etwa um das Jahr 1829, ein Landmann in dieser Gegend in Folge eines Schlangenbisses zu Grunde gegangen ist; wesshalb nun ge- rade V. aspis L. diesen Unglücksfall verursacht haben soll, ist durchaus nicht einzusehen, und Schaefer giebt am Schlusse seiner Mittheilung auch selbst zu, dass die betreffende Schlange möglicherweise auch die gemeine Kreuzotter, die, wie ich weiter oben gezeigt habe, im Regierungsbezirke Trier einheimisch ist, gewesen sein kann. In einem anderen Theile Deutschlands scheint V. aspis L. aber wirklich vorzukommen, nämlich im südlichen Bayern, woher das Berliner Museum?) durch Wagler ein Exemplar besitzt; der specielle Fundort dieses Stückes ist leider nicht bekannt, doch wird dasselbe, falls-es wirklich in Bayern ge- fangen worden ist, aus einer der südlichsten, an Tirol grenzenden Gegenden des Landes stammen und könnte leicht ein durch Zufall aus Tirol verschlagenes Exemplar sein. In Je- dem Falle muss diese Art in Bayern äusserst selten sein, denn keiner der zahlreichen Au- toren, welche über die bayerische Fauna geschrieben haben, erwähnt derselben auch nur mit einem Worte, und Gistl’s®”) Angabe, dass er bei Grosshesselohe, in der Nähe von Mün- chen, eine Viper mit viereckiger, abgestumpfter und leicht aufgeworfener Schnauze gefan-

gen habe, ist zu unbestimmt, um aus derselben mit Sicherheit auf V. aspis L. schliessen zu können.

In der Schweiz dagegen ist V. aspis L. recht häufig und ziemlich weit verbreitet. Wyder‘) giebt an, dass sie daselbst alle gebirgigen Gegenden bewohnt, besonders aber im Jura und in einigen Theilen der Cantone Waadt und Wallis häufig vorkommt, Tschudi

1) Schaefer. Moselfauna. p. 263. geführten Schlangen gesagt werden kann.

2) Lichtenstein. Nomenel. Rept. et Amphib. Mus. 3) Isis 1829. p. 1071. zool. Berol. p. 34. Ich habe mich durch Untersuchung 4) Wyder. Essai sur l’hist. nat. des Serpens de la

dieses Exemplars, welches die N 2864 trägt, überzeugt, | Suisse p 10. Schinz (Naturgesch. und Abbildungen dass die Lichtenstein’sche Bestimmung richtig ist, was | der Reptilien p. 177) bestreitet die Richtigkeit von Wy- bekanntlich nicht von allen in diesem Verzeichnisse auf- | der’s Angabe auf das Entschiedenste.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 63

dagegen behauptet mit Bestimmtheit, dass sie in der östlichen Schweiz fehlt!) und nur im Westen und Süden des Landes einheimisch ist?). Nach Schinz°) ist es hauptsächlich der Jura, wo diese Schlange häufig beobachtet wird, und zwar findet sie sich durch die ganze Länge des Gebirges, von Schinznach bis nach Genf; ausserdem bewohnt sie noch die süd- lichen und östlichen Theile desCantons Waadt, so wie die Gebirge der Cantone Wallis und Tessin, dringt daselbst aber nie in so bedeutende Höhen, wie die Kreuzotter, vor‘).

Alsdann findet sich V. aspis L. in Italien und ist daselbst nach Martens’) auf trocke- nem Felsboden die gemeinste Giftschlange. Bonaparte°), der diese Art gleichfalls für eine Bewohnerin von ganz Italien erklärt, behauptet zugleich, dass sie auch auf den dazu ge- hörigen Inseln vorkommt, doch ist diese Angabe nur in Betreff der Insel Sicilien richtig, wo V. aspis L. wirklich häufig zu sein scheint’) und auch auf dem Aetna°) an der Vege- tationsgrenze beobachtet worden ist. Auf Sardinien dagegen kommt sie ganz entschieden nicht vor, denn G&n&°) bemerkt ausdrücklich, dass auf dieser Insel gar keine Giftschlangen einheimisch sind, und eben so fehlt sie nach A. Dumeril'°) auch aufMalta; ob sie auf dem geographisch gleichfalls zu Italien gehörigen Corsica vorkommt, kann ich zur Zeit nicht angeben, da mir keine Nachrichten über die herpetologische Fauna dieser Insel bekannt sind. Wie es nun um die Verbreitung der V. aspis L. auf der italischen Halbinsel steht, ob diese Schlange daselbst überall häufig ist oder in einzelnen Gegenden auch fehlt, darüber lässt sich aus den wenigen speciellen Angaben nichts entnehmen, und man weiss zur Zeit nur, dass sie bei Lecce!!) gefangen worden ist, dass sie in der Umgegend von Rom’) in allen möglichen Farbenvarietäten vorkommt, dass Filippi') sie in der Lombardei beob- achtet hat und dass sie endlich in der Provinz Venetien sehr häufig ist. Nach Massa- longo') bewohnt sie nämlich alle gebirgigen Theile Venetiens, ist aber besonders in der Gegend von Treviso und von Verona ausserordentlich zahlreich, und Betta'”) giebt an, dass sie bei Treviso hauptsächlich auf dem Bosco Montello, der dadurch eine traurige Berühmt- heit erlangt haben soll, vorkommt, bei Padua fast ausschliesslich die Colli Euganei bewohnt, in Friaul in den Bergen von Forgaria, von Medun und S. Simeone sehr zahlreich lebt und im Veronesischen '*) sowohl in der Ebene, als auch in den Bergen einheimisch ist; bei Ve- nedig selbst soll sie nach Martens”) äusserst selten sein.

1) Tschudi. Thierleben der Alpenwelt. 5. Aufl. p.51. 2) Ibidem p. 267.

3) Neue Denkschriften d. allg. schweiz. Gesellsch. gesammt. Naturw. I. p. 143.

4) Schinz. Europäische Fauna I. p. 54.

5) Martens. Italien II. p. 313.

rum p. 3. 10) Archives du Museum VI. p. 270. 11) Allg. deutsche naturh. Ztg. Neue Folge II. p. 219. 12) Metaxa. Monografia de’Serpenti diRoma p.42,43. 13) Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pavia p. 64.

f. d.

6) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica.

7) Isis 1845 p. 225. Das Leydener Museum besitzt 2, unser akademisches4sieilianische Exemplare d. V.aspisL.

8) Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Rep- tilien p. 179.

9) Gene. Synopsis Reptilium Sardiniae indigeno-

14) Massalongo. Catal. dei Rettili delle Prov. Ve- nete p. 6.

15) Betta. Erpetologia delle Provincie Venete e del Tirolo meridionale p. 247!

16) Betta. Materiali per una Fauna Veronese p. 126.

17) Martens. Reise nach V.enedig II. p. 406.

64 A. STRAUCH,

Ferner bewohnt V. aspis L. Tirol und ist daselbst nach Betta!) bei Roveredo, Calli- ano. Trient, Riva und mehr oder weniger im ganzen Trientiner Thale häufig, fehlt aber auch im Val di Non nicht, wo der eben genannte Naturforscher?) sie bei Castelfondo, bei Tajo, so wie bei Fondo beobachtet hat, und ist endlich von Leybold°) auch bei Botzen am Ein- gange des Eggenthales in einer Höhe von 1400 Fuss gefangen worden. Wahrscheinlich findet sie sich auch in den nördlich von Botzen gelegenen Gegenden Tirols, jedoch fehlen darüber zur Zeit alle Nachrichten, dagegen weiss man mit Bestimmtheit, dass sie, wenn auch selten, in Kaernthen, namentlich im Unterlavanthale‘), vorkommt, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die schwarze Abart auch bei Raibl°) in Ober-Kaernthen, so wie auf dem Reisskofel‘) in den gailthaler Alpen einheimisch ist. Alsdann bewohnt die in Rede ste- hende Otter Istrien, wie Bonaparte’) und Fitzinger‘) übereinstimmend angeben, fehlt dagegen merkwürdiger Weise inKrain, wenigstens erwähnt Freyer°) ihrer in seiner Fauna dieses Landes nicht, und hinsichtlich ihres Vorkommens in Dalmatien sind. die Ansichten getheilt, denn während Schlegel '’) ausdrücklich bemerkt, dass sie in diesem Lande fehlt, führen Schinz!') und Bonaparte?) Dalmatien unter den Fundorten dieser Schlange auf.

Ob V. aspis L. in den übrigen südlichen, an die Türkei grenzenden Ländern Oester- reichs einheimisch ist, lässt sich zur Zeit wegen Mangels der betreffenden Daten nicht an- geben, und eben so besitzen wir auch keine Nachrichten über ihr Vorkommen in der Tür- kei und in den unter türkischer Oberhoheit stehenden Ländern, dennoch ist nicht anzuneh- men, das sie im osmanischen Reiche fehlen sollte, da man sie doch auf einigen der griechi- schen Inseln beobachtet hat; es.scheint mir daher mehr als wahrscheinlich, dass unter den drei Vipera-Arten, welche nach Rigler'*) in der Umgegend von Constantinopel vorkommen sollen, eine oder selbst zwei, nämlich Coluber berus und Coluber vipera, als V. aspis L. ge- deutet werden müssen.

1) Betta. Erpetologia delle Provincie Venete e del Tirolo meridionale p. 248.

2) Verhandl. zool. botan. Vereins zu Wien II. Ab- handl. p 156. ;

3) Ibidem IV. Sitzungsb. p. 20.

4) Canaval. Jahrbuch d. naturh. Landesmuseums von Kaernthen II. p.8. Gallenstein nennt zwar die Viper, dieer im Unterlavanthale beobachtet hat, V. berus, jedoch geht aus der beigefügten Beschreibung hervor, dass er unter diesem Namen V. aspis L. versteht, und die echte V. berus L., die Kreuzotter, mit dem Namen V. chersea belegt.

5) Ibidem p. 10.Da Gallenstein bemerkt, dass seine |_

V.prester nur eine Varietät ist, und zwar bald von V. as- pis L. (= V. berus Gallenst.), bald von V. berus L.

(= V chersea Gallenst.), so lässt sich schwer entschei-

den, welche der beiden Arten er bei Raibl gefangen hat. 6) Ibidem. Jahrgang IV—VIII oder Heft IV. p. 64.

Kohlmayer führt V. berus als auf dem Reisskofel ein- heimisch auf, da esjedoch anzunehmen ist, dass er seine Reptilien nach Gallenstein’s Arbeit bestimmt hat, so könnte es leicht der Fall sein,.dass er unter dem Namen V. berus, eben so wie Gallenstein, die V. aspis L. ver- steht. - 7) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. Anfıbi. (Text ohne Pagination). i 8) Wiener Sitzungsberichte. Math. naturw. Cl. X. p- 660. ; 9) Freyer. Fauna d. in Krain bekannten Wirbel-

thiere p. 43.

10) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens II. p. 601.

11) Scehinz. Europäische Fauna II. p. 54.

12) Bönaparte. Iconografia della Fauna _italica.

13) Rigler. Die Türkei und ihre Bewohner I. p. 125.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 65

In Griechenland, woher schon Schinz!) und Bonaparte’) diese Art gekannt zu haben scheinen, muss sie äusserst selten sein, denn bisher ist sie mit Bestimmtheit nur auf den Cycladen beobachtet worden, wo sie nach Erhard?) hin und wieder zwischen den dürren Gestrüppen der sonnverbrannten Berghalden vorkommt, aber im Ganzen weit seltener ist als die dort gleichfalls einheimische V. ammodytes L. Das Vorkommen der V. aspis L. auf der griechischen Halbinsel dagegen ist noch so wenig bekannt und verbürgt, dass Betta‘), der eine herpetologische Fauna Griechenlands verfasst hat, diese Art nur auf Bonaparte’s Autorität unter den Reptilien des genannten Reiches aufführt und ausdrücklich bemerkt, _ dass es ihm nie gelungen ist, ein in Griechenland gefangenes Exemplar derselben zu Ge- sicht zu bekommen.

Oestlich von den Öycladen scheint die in Rede stehende Art nicht mehr vorzukommen, wenigstens existiren darüber keine verbürgten N achrichten; Bonaparte?) und Dumeril®) behaupten zwar, dass sie auch in Klein-Asien einheimisch ist, keiner der beiden Autoren führt aber die Quelle an, auf welche er diese Behauptung gründet, und es bleibt daher das Vorkommen der V. aspis L. in diesem Lande mehr als zweifelhaft, zumal auch in keiner der bekannten Sammlungen ein klein-asiatisches Exemplar derselben vorhanden ist. Da ausser- dem auch Berthold’s Angabe, dass M. Wagner’) die V. aspis L. in Transkaukasien ge- fangen habe, auf einem Irrthume beruht, indem diese vermeintliche V. aspis, wie ich mich nach Untersuchung des Originalexemplares im Goettinger Museum überzeugt habe, ein Exemplar der weiter unten zu behandelnden V. wanthina Gray ist, so glaube ich für jetzt wenigstens, das Vorkommen der V. aspis L. östlich von den Cycladen in Abrede stellen zu müssen. :

Endlich kommt V. aspis L., wie schon Filippi°) ganz richtig angegeben hat, auch an der Nordküste von Afrika vor, scheint daselbst aber nur auf den nördlichsten Theil der Alg£erie beschränkt zu sein, wo der nunmehr verstorbene Commandant Loche ein Exem- ' plar in der Nähe der Stadt Alger bei dem Dorfe Ain-Benian (Guyotville)’) gefangen hat; ob ausser diesem einen Exemplar noch andere in Algerien beobachtet worden sind, lässt sich zur Zeit nicht feststellen, denn Lallemant!°), der einzige Autor, der nach mir die herpetologische Fauna dieser Kolonie bearbeitet hat, giebt in Bezug auf diese Schlange ein- fach an, dass sie in der Umgegend von Alger selten ist, und scheint sich somit auf das eine

von mir untersuchte Exemplar in der Sammlung der Exposition permanente de l’Algerie zu beziehen.

1) Schinz. Europäische Fauna II. p. 54. 6) Archives du Museum VII. p. 270. 2; Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. 7) Berthold in: Wagner. Reise nach Kolchis und Anfıbi. (Text ohne Pagination). nach den deutschen Kolonien jenseits desKaukasus p. 337. 3) Erhard. Fauna der Cycladen 1. p. 73. 8) Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del 4) Betta. Rettili ed Anfibi del Regno della Grezia | Museo di Pavia p. 64. p- 70. 9) Strauch. Essai d’une Erpetologie de 1’Algerie. 5) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. An- | p. 71. fibi. (Text ohne Pagination). | 10) Lallemant. Erpetologie de l’Algerie p. 35.

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie, - 9

66 A. STRAUOH,

Aus der vorstehenden, allerdings noch sehr lückenhaften Schilderung der geographi- schen Verbreitung von V. aspis L. ergiebt sich nun, dass diese Giftschlange einen im Ver- gleich mit der Kreuzotter sehr beschränkten Verbreitungsbezirk besitzt, dessen Polar- und Aequatorialgrenze zur Zeit noch sehr unvollkommen bekannt sind; ihr Wohngebiet erstreckt sich etwa vom 9 bis zum 44° östl. Länge von Ferro, wird im Norden successive vom 49, 48, 47 und im östlichen Europa wahrscheinlich vom 45° n. Br. begrenzt und überschreitet nach Süden den 37° n. Br. nur um ein Geringes.

3. Vipera ammodpytes Linne.

V. capite elongato, deplanato, postice dilatato et a trunco distincte separato; rostro brevi, apice verruca carnea, squamata, cylindrica vel conica, plerumque erecta armato et supra cum vertice squamis imbricatis vel subimbricatis, leviter tectiformibus, sed non cari- natis tecto; naribus utrinque in scutello simpliei positis, lateralibus; scutello praenasali utrin- que distineto; scuto supraorbitali magno; oculo a seutis supralabialibus 4* et 5%, rarius et 6°, infra positis, duplici serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 9—11, infralabialibus 10—12; squamis in trunci parte anteriore in 21, rarissime in 23 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 142—156, anali simplici, subcaudali- bus utringue 28—38.

Synonymie. . Ammodytes Matthioli. Commentarii in libros VI Dioscoridis de medica materia p. 701.

Gesner. Schlangenbuch fol. XX. Aldrovandi. Serpentum et Draconum hi- storia p. 169. Jonston. Historiae naturalis de Serpentibus libri duo p.11. tab. I. Rajus. Synopsis meth. Animal. Quadrup. et Serpentini generis p. 287. Ruysch. Theatrum universale Animalium II. pars VI. p. 11. tab. 1.

Coluber scutis abdominalibus OXLII, caudalibus XXXII Linne. Amoenitates academicae I. p. 506. tab. XVII. f. 2.

Die Otter Meyer. Angenehmer und nützlicher Zeit-Vertreib mit Betracht. curioser Vor- stellungen allerhand kriechender, fliegender und schwimmender etc. Thiere II. p. 5. tab. XVI— XVII.

Coluber ammodytes Linne. Systema naturae. Edit. X, I. p. 216. M 174. Host in: Jacquin. Colleetanea ad botanicam, chemiam et historiam naturalem spectantiaIV. p- 350. tab. XXIV—XXV. * Linn. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 376. NM 174. Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XIII, I. p. 1087. M 174. Bonaterre. Encyclopedie meth. Ophiologie p. 56. pl. VI. f. 1—3. Wolf in: Sturm. Deutschlands Fauna. Abth. III. Amphibien. Heft II. tab .IX—X. Shaw. General Zoology III. part 2. p. 379. Hermann. Observationes zoologicae p. 274. BReider und Hahn. Fauna boica. Abth. III. tab. (sine M).

Vipera illyrica Laurenti. Synopsis Reptilium p. 101. Scopoli. Annus historico-natu- ralıs II. p. 39, V. p. 13.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 67

L’Ammodyte Lacepede. Hist. nat. des Quadrupödes ovip. et des Serpens II. p. 67. Daubenton in: Valmont de Bomare. Dictionn. raisonne univers. d’hist. natur. I. p. 270.

Die Sandnatter. Bechstein. De Lacep£de’s Naturgesch. der Amphibien IEp2 215, tab. II. £. 1.

Vipera ammodytes Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p.306. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 193. pl. LXXIV. f 2. Cuvier. Rögne animal I. p. 85. Cuvier. Rögne animal. Edit. II. p. 91. Lenz. Schlangenkunde p. 403. Bibron et Bory de St. Vincent. Expedition scient. de Mor&e. Zool. p. 74. pl. XI. f. 3. Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Reptilien p. 179. tab. LXXVII. £. 1. Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 194, II. p- 602. pl. XXI. f. 19—20. Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. Anfibi. tab. (sine M). Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Paria p- 65. Schinz. Europäische Fauna Il. p. 54. Martiny. Naturgesch. d. für d. Heilkunde wichtigen Thiere p. 194. Gray. Catal. of Snakes p. 31. Gal- lenstein in: Canaval. Jahrbuch d. Naturh. Landesmuseums von Kaernthen II. p. 9. Soubeiran. De la Vipere, de son venin et de sa morsure p. 34. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1414 pl. LXXVIIT £. 1.— Bielz. Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens p. 157. Betta. Erpetologia delle provincie Venete e del Tirolo meridionale p. 253. Clermont. Quadrupeds and Reptiles of Europe p. 237.

Vipera (Echidna) ammodytes Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 151. Frivaldszky. Monographia Serpentum Hungariae p. 33.

L’Ammodyte terrestre Cloquet. Faune des Medecins I. p. 351.

Durch die Anwesenheit des unpaaren fleischigen Fortsatzes an der Schnauzenspitze ist V.ammodytesL.so scharf und sicher gekennzeichnet, dass an eine Verwechselung derselben mit irgend einer anderen Viperiden-Art wohl kaum zu denken ist. Dieser fleischige, an der Spitze stets zugerundete Fortsatz, der an der vorderen oder unteren Fläche mit zwei läng- lichen Schildchen, an der Spitze und an der hinteren oder oberen Fläche aber mit Schup- pen bekleidet ist, variirt übrigens sowohl hinsichtlich der Grösse und der Form, als auch hinsichtlich der Stellung, oder vielmehr Richtung; er ist nämlich gewöhnlich conisch mit breiterer oder schmälerer Basis und dabei senkrecht in die Höhe gerichtet, erscheint aber zuweilen auch cylindrisch und ist alsdann nicht allein länger, sondern auch schräge nach oben und. vorn gerichtet oder selbst vollkommen horizontal gestellt. Die Schuppen des Kopfes sind klein, mehr oder weniger dachziegelförmig und niemals deutlich gekielt, son- dern höchstens stärker oder schwächer dachförmig erhoben, und die Schuppenreihen des Rumpfes scheinen hinsichtlich der Zahl nicht ganz constant zu sein, wenigstens liegt mir eine Sandviper aus Dalmatien vor, welche nicht, wie alle übrigen von mir untersuchten Exemplare 21, sondern 23 Längsreihen von Schuppen im vorderen Drittel des Rumpfes besitzt.

*

68 A. STRAUCH,

Ausgewachsene Stücke der Sandviper erreichen eine Totallänge von 70 Ctm., jedoch soll die Art ausnahmsweise auch 100 Ctm. lang werden.

Färbung und Zeichnung. V. ammodytes L. ist in der Färbung und Zeichnung eben so, wie die beiden anderen europäischen Vipern, nicht unbedeutenden Abänderungen unterworfen, scheint jedoch nie einfarbig schwarz vorzukommen, wenigstens ist mir keine Angabe über eine der V. prester L. entsprechende Varietät der Sandviper bekannt. Die Grundfarbe der Oberseite wechselt bei dieser Art in allen möglichen Nüancen vom Gelblichgrauen in’s Weissliche, Bräunliche, Grünliche, Olivgrüne, Röthliche und selbst Schwärzliche, die der Unterseite dagegen ist zwar stets bräunlichgelb, bietet aber eine solche Menge feiner schwar- zer Pünktchen dar, dass die einzelnen Schilder mit Ausnahme des bräunlichgelben Hinter- randes heller oder dunkler grau gefärbt erscheinen und dabei häufig noch mit grösseren oder kleineren schwärzlichen Makeln versehen sind; letztere nehmen zuweilen so über- hand, dass die Unterseite völlig schwarz wird und nur hie und da einzelne Fleekehen von hellbräunlicher Farbe zeigt. Die Schwanzspitze ist meist zinnoberroth gefärbt, jedoch ver- ändert sich diese Farbe an Weingeistexemplaren sehr bald in ein helles Gelb. Auf dem Hinterkopfe finden sich gewöhnlich vier schwärzliche Makeln, die jedoch meist bis zur Un- kenntlichkeit verwischt und nur selten scharf begrenzt sind; eben so ist auch die dunkele Binde, welche vom Hinterrande der Örbita schräg nach unten und hinten gegen den Rumpf zieht, meist sehr verschwommen, ja fehlt nicht selten ganz, in welchem letzteren Falle denn auch die übrigen Zeichnungen am Kopfe kaum wahrzunehmen sind. Längs der Rückenmitte - findet sich eine breite, im Zigzag gebogene Binde von dunkelbrauner oder selbst schwarzer Farbe, die ab und zu in ihrer ganzen Länge oder auch nur stellenweise in einzelne, meist ausgesprochen rhombische Makeln aufgelöst ist, und zu jeder Seite dieser Dorsalbinde ver- läuft gewöhnlich noch eine Längsreihe bald grösserer, bald kleinerer gleichfarbiger Flecken, die mit den seitlichen Vorsprüngen der Mittelbinde oder, falls diese in einzelne Makeln aufgelöst ist, mit diesen Dorsalmakeln alterniren. Bei einem.der mir vorliegenden Stücke un- serer Sammlung (N: 402 a.), das durch 23 Schuppenreihen ausgezeichnet ist, sind alle Zeichnungen sehr undeutlich, und es zeigt oben auf dunkelbräunlichgrauem Grunde sehr schwache Andeutungen der eentralen rhombischen Makeln, während von den seitlichen Makeln, eben so wie von den Zeichnungen auf dem Kopfe nichts vorhanden ist; bei einem anderen Exemplare (402 b.) findet sich auf hellgelblichbraunem Grunde eine Dorsalreihe schwarzbrauner, meist sehr regelmässiger, der Länge nach gestellter Rhomben, die sämmt- lich mit einander zusammenhängen und mit den kleinen Makeln an den Flanken alterniren, und das Exemplar 402 ec. unterscheidet sich von dem so eben besprochenen nur durch eine mehr grünlichgraue Grundfarbe, so wie dadurch, dass bei ihm die Rhomben an einzelnen Körperstellen nicht mit einander zusammenhängen, sondern vollkommen isolirt sind. Die kaukasischen Stücke endlich, die sämtlich gleich gefärbt und gezeichnet sind, zeigen auf heller oder dunkler grünlichgrauem Grunde schmale schwarze, meist in gleichen Abstän- den auf einander folgende Querbinden, die ziemlich kurz und dabei entweder gerade, oder

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 69

winklig gebogen sind und nur selten durch zwei Längsreihen alternirender Makeln ersetzt werden. Die Unterseite ist bei diesen Exemplaren durch die Menge der feinen schwarzen Punkte heller oder dunkler grau und besitzt mehr oder weniger zahlreiche hellbräunlich- gelbe Flecken, welche letzteren die eigentliche Grundfarbe repräsentiren; nur bei einzelnen Stücken stehen die schwarzen Punkte stellenweise so dicht, dass dadurch schwarze Makeln entstehen, die jedoch durchaus ganz unregelmässig vertheilt sind.

Habitat. Die dritte der in Europa einheimischen Giftschlangen, die sogenannte Sand- viper, V. ammodytes L., gehört, eben so wie die V. aspis L., ausschliesslich dem eircumme- diterranen Faunengebiet an, ist aber, obwohl sie die Grenzen dieses Gebietes nirgends über- schreitet, doch weiter verbreitet als die letztgenannte Art, denn sie bewohnt alle drei das Mittelmeer umgebenden Welttheile und erreicht die Ostgrenze ihrer Verbreitung am kaspi- schen Meere.

Was nun das Vorkommen der Sandviper in den einzelnen, zum circummediterranen Faunengebiet gehörigen Ländern und Staaten anbetrifft, so scheint sie auf der pyrenäischen Halbinsel weit verbreitet zu sein und ist in Portugal, wo Steindachner') sie in der Ge- gend von Cintra gefangen hat, nach Barboza du Bocage?) überall in Bergen und Wäl- dern gemein; in Spanien, wo auch Graells°) sie beobachtet hat, wird sie wahrscheinlich gleichfalls überall vorkommen, denn Dr. Steindachner') hat sie ganz im Norden des Lan- des, in den Pyrenäen, so wie auch in der Nähe der Nordgrenze von Portugal bei Sanabria gefangen, und Machado‘®) giebt an, dass sie in der Umgegend von Sevilla sehr häufig ist, und dass das Judenviertel dieser Stadt (Cartijo del Judio) durch die Menge der dort vor- kommenden Sandvipern geradezu Berühmtheit erlangt hat.

In Frankreich dagegen ist V. ammodytes L. wenig verbreitet und sollnach Soubeiran’) nur im Süd-Osten des Landes vorkommen, womit denn auch die ältere Angabe Daudin’s°), dass sie in der Dauphine und bei Lyon einheimisch ist, vollkommen übereinstimmt; jedoch auch in diesen Theilen Frankreichs muss sie nur sehr 'selten gefangen werden, da, wie A. Dum&ril’) versichert, die. Mönagerie des Reptiles im Pariser Pflanzengarten niemals ein aus Frankreich stammendes Exemplar dieser Schlange hat erhalten können.

In der Schweiz fehlt die Sandviper durchaus, in Italien dagegen kommt sie vor und ist daselbst viel weiter verbreitet, als gewöhnlich angenommen wird. Bonaparte‘) giebt an, dass sie in einzelnen Gegenden Nord-Italiens, namentlich aber bei Ferrara vorkommt, und Bibron°) hat sie auch auf der Iusel Sieilien gefangen; diese beiden Angaben lassen nun

1) Reise der Novara. Reptil. p. 89. 5) Bull. d. 1 Soc. Imp. zool. d’Acclimatation X. 2) Gu&rin. Revue et Mag. .de Zoologie. 2 ser. XV. | (1863) p. 401.

(1865) p. 333. 6) Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 200. 3) Bull. d. 1. Soc. Imp. zool. d’Acclimatation X. . 7) Archives du Museum VI. p. 279.

(1865) p. 401. 8) Bonaparte. Iconografia della Fauna italica. An-

4) Revista de Ciencias, Literatura y Artes (Sevilla) | fibi. (Text ohne Pagination.) IV. (1859) p. 570. 9) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1415.

70 A. STRAUCH,

wohl vermuthen, dass sie auch in den zwischen Ferrara und Sieilien gelegenen Gegenden einheimisch ist, und wirklich hat man sie auch bereits in Calabrien!) und bei Lecce in der Terra d’Otranto°) beobachtet. Ferner scheint sie in der Lombardei vorzukommen, wenig- stens erwähnt A. Dume&ril°?) zweier Exemplare aus der Gegend von Mailand, und fehlt auch in Venetien nicht, wenn sie daselbst auch weniger häufig und nicht so weit verbreitet ist, als V. aspis L. Massalongo‘*) und Betta°) bestreiten nämlich ihr Vorkommen in den süd- lichen Theilen Venetiens, namentlich im Paduanischen und Veronesischen, wo Prof. Pollini sie gefangen haben will, mit Entschiedenheit und behaupten beide, dass sie nur in der Ge- gend von Belluno, und zwar recht häufig, gefangen wird; später fügt Betta°) noch hinzu, dass die Sandviper auch in den Bergen bei Cividale (an der Grenze von Istrien), so wie über- haupt in den Gebirgen von Friaul beobachtet worden ist.

Alsdann bewohnt V. ammodytes L., wie schon Scopoli’) angegeben hat, die Graf- schaft Tirol und ist daselbst von Leybold°) im Kühbacher Walde, südlich von Botzen, be- obachtet worden; sie muss in dieser Gegend nicht selten sein, denn, wie Betta°) berichtet, hat Prof. Gredler am Abhange der Haselburg in dem genannten Walde in drei Jahren 12 Exemplare gefangen. Ausser den Gredler’schen Stücken hat Betta nur noch ein bei Mit- terberg, zwischen Kaltern und der Etsch, gefangenes Exemplar gesehen, jedoch unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, dass diese Art auch in den nördlichen Theilen Tirols einhei- misch ist, da man mehrere Exemplare derselben selbst noch im Bayerischen Oberlande, namentlich in der Gegend von Rosenheim °), beobachtet ‚hat; dagegen scheint mir Koch’s 10) Behauptung, dass sie auch in der Gegend von Nürnberg vorkommt, wenig Glauben zu ver- dienen, und falls wirklich in der Nähe dieser Stadt ein Exemplar gefangen sein sollte, so wird -es entschieden ein der Gefangenschaft entronnenes oder sonst zufällig verschlagenes Stück gewesen sein.

Ferner findet sich die Sandviper in Kaernthen und ist daselbst nach Gallenstein!) die gemeinste Giftschlange, die sowohl an der Südseite der Sattnitz, als auch in nördlichen Gegenden vorkommt; in Steyermark ist sie gleichfalls einheimisch, doch kann ich über ihre Verbreitung daselbst nichts mittheilen, da ich bisher überhaupt nur ein steyerisches Exem- plar dieser Schlange, welches im Leydener Museum aufbewahrt wird, gesehen habe. Als- dann soll sie auch im Erzherzogthume Oesterreich vorkommen, namentlich behauptet Host,

SS

1) Allg. deutsche naturhist. Zeitung I. p. 520. 7) Scopoli. Annus historico-naturalis II. p. 39, V. 2) Ibidem. Neue Folge II. p. 220. p- 13. 3) Archives du Mus&um’X. p. 438 et 457. 8) Verhandl. zool. botan. Ver. zu Wien IV. Sitzungsb. 4) Massalongo. Catal. dei Rettili delle Prov. Ve- | p. 19.

nete p. 7. 9) Reider und Hahn. Fauna boica. Abth. III. (Text 5) Betta. Erpetologia delle Provincie Venete e del | ohne Pagination.)

Tirolo meridionale p. 257 —58. $ 10) Sturm. Deutschlands Fauna. Abth. III. Heft VI. 6) Betta. Rettili ed Anfibi del Regno della Grecia | p. 11.

p- 72. 11) Canaval. Jahrbuch d. naturhist. Landesmuseums

von Kaernthen II. p. 9.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 71

wie ich aus einer Mittheilung Schlegel’s') entnehme, sie am Flüsschen Wien gefangen zu haben, doch muss sie wohl nur am obersten Laufe dieses Flüsschens leben, da Erber?) mit Bestimmtheit angiebt, dass in der nächsten Umgebung der Stadt Wien Giftschlangen durch- aus fehlen. Ferner bewohnt sie sowohl Krain, wo sie nach Freyer°) ausschlieslich in Kalk- gegenden leben soll, als auch Istrien und scheint in letzterem Lande ziemlich gemein zu sein; Martens*) giebt an, dass sie daselbst längs der Seeküste vorkommt, jedoch nur so weit, als das Kalkgebirge reicht, nämlich bis Duino, an welchem Orte sie schon von Lau- renti°) beobachtet worden ist, und nach Küster®) soll sie im Sommer sehr häufig auf dem Karst bei Triest gefangen werden; übrigens scheint sie keineswegs auf die Küstenstrecke des Landes beschränkt zu sein, da Lenz’) auch von Exemplaren spricht, die in der Gegend von Goerz erbeutet worden sind. In Kroatien ist V. ammodytes L. allem Anscheine nach bisher nur bei Fiume®) beobachtet worden, in Dalmatien dagegen ist sie nicht allein weit verbreitet, sondern muss daselbst auch ausserordentlich häufig sein, da die meisten in Sammlungen vorhandenen Stücke aus diesem Lande stammen; was nun ihre Verbreitung in Dalmatien anbetrifft, so hat Erber sie bei Zara?) gefangen und bemerkt, dass sie daselbst am Lago di Bocagnazzo'’) besonders häufig ist, Küster fand sie ebenfalls häufig in den Gärten und Weingärten bei Ragusa'), in der Umgegend der Stadt Cattaro'”), so wie auf den Felsen der Insel Lissa '”), und Botteri'*) führt sie unter den Thieren der Insel Lesina auf, woselbst sie nach Dormitzer”°) die einzige Giftschlange sein soll. In Ungarn bewohnt die in Rede stehende Schlange nur die südlichsten Gegenden, namentlich das Banat, und ist daselbst von Frivaldszky'*) bei Mehadia, von Erber’) bei Mehadia und bei Orsowa beob- achtet worden; nach Bielz'°), der gleichfalls angiebt, dass sie bei Mehadia, und zwar bei den Herculesbädern, nicht selten ist, soll sie auch im süd-westlichen Theile von Siebenbürgen vor- kommen und dürfte, wie er ausdrücklich bemerkt, im Hatzeger Thale, im Schiel-Thale, das nur durch eine Bergreihe vom Cserna-Thale bei Mehadia getrennt ist, so wie im Bisstra-Thale beim Eisenthorpass schwerlich fehlen.

Ueber das Vorkommen der Sandviper in der Türkey und in den unter türkischer Ober- hoheit stehenden Ländern fehlen bisher noch alle Nachrichten, dennoch kann es kaum zwei-

1) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 10) Ibidem XIV. p. 708. II. p. 605. 11) Isis 1842. p. 749. 2) Verhandl. zool. botan. Gesellsch. zu Wien XIV. 12) Ibidem p. 848,

p. 708. : i 13) Ibidem p. 612. nn re Fauna der in Krain bekannt. Wirbel- 14) Verhandl. zool. botan. Ver. zu Wien II. Sitzungsb.

p- 129. 15) Lotos II. p. 185. 16) Frivaldszky. Monographia Serpentum Hunga-

4) Martens. Italien II. p. 313.

5) Laurenti. Synopsis Reptilium p. 101.

6) Isis 1842. p. 292. ron eb

7) Lenz. Schlangenkunde p. 404. EENS Ä 2

x Wiener beiten Math’ natum. Olasse x: 17) Verhandl. zool. botan. Gesellsch. zu Wien XIV. p. 660. Da i N

9) Verhandl. zool. botan. Gesellschaft zu Wien XIII. 18) Bielz. Faunad. Wirbelthiere Siebenbürgensp. 157. p- 130.

72 A. STRAUCH,

felhaft sein, dass sie daselbst einheimisch ist, da sie in dem südlicher gelegenen Griechen- land häufig zu sein scheint. In der Wallachei z. B. kommt sie gewiss vor, denn unsere Sammlung besitzt ein Exemplar aus diesem Lande, und bei Constantinopel scheint Rigler') sie beobachtet zu haben, wenigstens halte ich es für mehr als wahrscheinlich, dass ‚der Co- luber cerastes dieses Autors als V. ammodytes L. zu deuten ist, oder mit anderen Worten, dass Rigler sich durch die Anwesenheit der hornähnlichen Verzierung auf der Schnauzen- spitze hat verleiten lassen, die ihm vorliegende Sandviper für die echte Hornviper, V. ce- rastes L., zu halten. |

In Griechenland dagegen scheint diese Art weit verbreitet zu sein, denn Bory de St. Vincent’) hat sie in Morea beobachtet, Betta°) spricht von Exemplaren aus Rumelien, namentlich vom Parnass-Gebirge, so wie von den Jonischen Inseln und nach Erhard‘) soll sie in grosser Menge auf den Cycladen, besonders in Weingärten, vorkommen.

Ob V. ammodytes L. auch in Klein-Asien einheimisch ist, lässt sich zwar zur Zeit wegen Mangels aller Nachrichten nicht angeben, ist aber doch sehr wahrscheinlich, denn einerseits liesse sich die Angabe Cloquet’s°), das sie im Orient lebt, recht gut auf Klein- Asien beziehen und andererseits kommt diese Schlange auch weiter östlich, nämlich in Transkaukasien und in Syrien vor, wird also auch in dem zwischen diesen Ländern und Griechenland liegenden Klein-Asien schwerlich fehlen. In Transkaukasien, dem einzigen Theile des Russischen Reiches, wo V. ammodytes L. einheimisch ist, findet sie sich, wie die Exemplare unserer Sammlung beweisen, bei Elisabethpol und bei Borshom, einem Gebirgs- orte westlich von Tiflis, und in Syrien hat Tristram°) sie in neuerer Zeit auf dem Libanon beobachtet:

Endlich bewohnt die Sandviper, wie Lenz’) und Schinz°) ganz richtig angegeben haben, auch die Nordküste von Afrika, und zwar besitzt das Stuttgarter Museum ein Exem- plar derselben aus der Algerie, nur ist leider nicht bekannt, aus welchem Theile der Ko- lonie dieses Stück stammt. Ausserdem soll diese Art nach Linn6°) auch in Libyen vor- kommen, jedoch scheint mir diese Angabe, die im Laufe der Jahre von keiner Seite her bestätigt worden ist, mehr als zweifelhaft zu sein, und ich glaube sie daher vor der Hand unberücksichtigt lasseu zu müssen. ö

Der Verbreitungsbezirk der V. ammodytes L. erstreckt sich somit ungefähr vom 9 bis zum 65° ö. L. von Ferro, wird im Norden von einer Linie begrenzt, die in Spanien etwa dem 43, in Frankreich dem 46, in Italien dem 45, in Bayern und Oesterreich dem 48, in Ungarn und Siebenbürgen dem 46 und in Klein-Asien und Transkaukasien dem 41° n. Br. folgt, und erreicht südwärts in Syrien den 34, in Algerien aber höchstens den 36° n. Br.

1) Rigler. Die Türkei und ihre Bewohner I. p. 125, 6) Proc. zool. Soc. of London 1864. p. 489. 2); Expedition scientifigue en Moree. Zool. p. 74. 7) Lenz. Schlangenkunde p. 404. 3) Betta. Rettili ed Anfibi del Regno della Grecia 8) Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Rep- p- 71. : tilien p. 179. 4) Erhard. Fauna der Cycladen 1. p. 73. 9) Linne. Amoenitates academicae I. p. 507.

5) Cloquet. Faune des Medeecins I. p. 354.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 73

4. Vipera xanthina Gray.

V. capite elongato, deplanato, postice dilatato, subcordiformi et a trunco distincte- separato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis imbricatis, carinatis tecto; naribus utrinque in scutello simpliei positis, lateralibus; scutello praenasali magna ex parte cum scutello nasali coalito; scuto supraorbitali mediocri, margine externo convexo et bulbum superante; oculo a seutis supralabialibus 4" et 5'°, infra positis, dupliei serie squa- marum separato; scutis supralabialibus utrinque 9, infralabialibus 10—12; squamis in trunei parte anteriore in 23 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 150— 176, anali simpliei, subcaudalibus utrinque 23—32.

Synonymie.

2 Coluber lebetinus Forskäl. Descripftiones Animalium p. 13.— Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XII, I. p. 1094. ® 201. —Bouaterre. Eacyclopedie möth. Ophio- logie p. 40. Shaw. General Zoology IH. part 2. p. 384.

? Vipera lebetina Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 324. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 137.

Daboia xanthina Gray. Catal. of Snakes p. 24.

Vipera aspis var. ocellata Berthold in: Wagner. Reise nach Kolchis p. 337.

Bekanntlich hat Jan!) den bisher durchaus räthselhaften Coluber lebetin«s Forsk. auf die in der Erpe6tologie generale als Zehidna mauritanica D. et B. beschriebene Viper be- zogen und muss zu dieser durchaus irrigen Anschauungsweise entschieden nur durch den Umstand verleitet worden sein, dass beide genannten Giftschlangen auf der Insel Cypern einheimisch sind, denn die kurze Beschreibung, welche Forskäl von seinem Obluber lebetinus gegeben hat, passt keineswegs auf die V. mauritanica D. et B. Forskäl, dem zwei Exem- plare des Ooluber lebetinus aus Cypern zugekommen waren, hat sie, wie folgt, beschrieben: «Longitudo corporis subeubitalis, caudae 4 pollicaris: versus collum angustior et sesquipol- lice crassus. Caput latum, depressum, subceordatum. Squamae dorsi ovato-obtusae, planae, stria media elata, carinatae. Dorsum deflexum (en dos d’äne). Color superne griseus, ordi- nibus quatuor macularum transversalium, alternarum. In seriebus mediis ambis flavescunt maculae: sed in lateribus fuscae vel nigrae. Subtus albidus et densius nigropunctatus. Scuta abdominalia 152, squamae caudae 43». Aus dieser Beschreibung, die für jene Zeit vollkom- men genügte, jetzt aber allerdings etwas oberflächlich und zugleich unbestimmt erscheint, lassen sich nur die auf Färbung und Zeichnung bezüglichen Angaben verwerthen, und nament- lich fällt der Passus: «in seriebus mediis ambis flavescunt maculae, sed in lateribus fuscae vel nigrae» zuerst in die Augen, der auf keine der bisher bekannten Viperiden-Arten passt

1) Gu£rin. Reyue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XI. | petologie de l’Algerie p.71 Jan’s Ansicht adoptirt habe, (1859) p. 152. Obwohl ich in meinem Essai d’une Er- | muss ich sie gegenwärtig für durchaus falsch erklären.

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 10

74 A. STRAUCH,

und allein schon genügt, um darzuthun, dass Forskäl’s Coluber lebetinus unmöglich eine V. mauritanica D. et B. gewesen sein kann, da bei dieser letzteren Art die Makeln der bei- den mittleren Reihen, abgesehen davon, dass sie zu einer Zigzagbinde vereinigt sind, eben so dunkelbraun gefärbt erscheinen, wie die der seitlichen Reihen. Dagegen liegt mir eine Viper vor, auf welche Forskäl’s oben eitirte Beschreibung sehr wohl passt, und die ich für ein ausgewachsenes Exemplar der von Gray beschriebenen Daboia zanthina halte; diese Schlange, deren Oberseite überall dunkelgrau gefärbt ist, besitzt auf Rumpf und Schwanz 4 Längsreihen von Makeln, und zwar sind die Makeln der beiden mittleren Reihen von schmutzig gelblichweisser Farbe, die der jederseitigen äusseren Reihe dagegen tief schwarz. Ausser der Färbung und der Zeichnung passen auch die übrigen, allerdings wenig bezeich- nenden Angaben der Forskäl’schen Beschreibung ganz gut auf das mir vorliegende Stück, jedoch mit Ausnahme der Bauch- und Schwanzschilderzahl, die nicht 152 +- 43, sondern 176 -+ 32 beträgt; da es übrigens genugsam bekannt ist, dass Exemplare einer und der- selben Schlangen-Art, in der Zahl sowohl der Bauch-, als auch der Schwanzschilder nicht unbedeutend von einander differiren'), so hat die Verschiedenheit, die zwischen dem Ooluber lebetinus Forsk. und der mir vorliegenden V. xanthina Gray in der Schilderzahl vorhanden ist, nicht viel auf sich und es würde also die Identität beider Arten als erwiesen angesehen werden können, wenn nicht noch ein anderer Umstand hinzukäme, der diese Identität doch noch einigermaassen zweifelhaft erscheinen lässt. Coluber lebetinus Forsk. stammt nämlich, wie schon bemerkt, von der Insel Cypern, wo V. xanthina Gray meines Wissens bisher noch nicht gefangen worden ist, und es bleibt daher immer noch fraglich, ob die gelbge- fleckte Viper Cyperns mit der gelbgefleckten Viper des vorder-asiatischen Festlandes iden- tisch ist, oder ob nicht beide trotz der Uebereinstimmung in Färbung und Zeichnung am Ende doch zwei verschiedenen Arten angehören. So unwahrscheinlich die letztere Suppo- sition auch sein mag, so lässt sich die Möglichkeit eines solchen Falles doch nicht leugnen, und da in Forskäl’s Beschreibung auf keines der Merkmale Rücksicht genommen ist, durch welche die verschiedenen Vipera-Arten gegenwärtig unterschieden werden, so kann die obige Frage streng genommen nur durch Untersuchung der Forskäl’schen Originalstücke, oder doch wenigstens cyprischer Exemplare der gelbgefleckten Viper entschieden werden. Es scheint mir daher nach der vorstehenden Auseinandersetzung für jetzt wenigstens rich- tiger, für die in Rede stehende Giftschlange den von Gray vorgeschlagenen Namen, V. xan- thina, zu adoptiren und die ältere Forskäl’sche Benennung erst dann einzuführen, wenn durch Auffindung der V. zanthina Gray auf der Insel Cypern die Identität derselben mit Coluber lebetinus Forsk. unzweifelhaft nachgewiesen sein wird.

1) Auch V. zanthina Gray variirt in dieser Hinsicht | derzahl passt fast vollkommen auf das Berthold’sche sehr bedeutend, denn dasvon Berthold als V. aspis be- | Exemplar, dagegen differirt dieses letztere hinsichtlich schriebene Exemplar besitzt 150 Bauch- und 23 Paar | der Subeaudalia so bedeutend, dass ich fast glauben Schwanzschilder, während bei meinen beiden Stücken | möchte, Forskäl habe mit 43 die Gesammtzahl der 170 oder 176 Bauch- und 27 oder 32 Paar Schwanzschil- | Schwanzschilder, nicht aber die Zahl der Paare bezeichnet. der vorhanden sind. Forskäl’s Angabe der Bauchschil- .

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 75

V. xanthina Gray, die von Berthold, wie ich mich nach Untersuchung des Original- exemplares im Goettinger Museum auf das Entschiedenste überzeugt habe, als V. aspis be- schrieben worden ist, hat im Habitus, so wie überhaupt in der ganzen Organisation die grösste Aehnlichkeit mit der V. mauritanica D. et B., unterscheidet sich von derselben aber nicht allein durch die völlig verschiedene Färbung und Zeichnung, sondern hauptsächlich durch die Beschaffenheit der Supraorbitalschilder; bei V. xanthina Gray findet sich näm- lich jederseits ein einziges Supraorbitalschild von mässiger Grösse, das an seinem äusseren Rande sehr convex erscheint und den Augapfel bedeutend überragt, bei V. mauritanica D. et B. dagegen ist die Supraorbitalregion am Rande mit 3—5 flachen Schildchen bekleidet, unter denen stets eines, bald das vorderste, bald das mittelste, die übrigen fast um das Doppelte an Grösse übertrifft. Ausserdem bieten beide Arten noch mehrere andere Unter- scheidungsmerkmale dar, denen jedoch meiner Ansicht nach nur eine mehr untergeordnete Bedeutung beigelegt werden kaun. So besitzt V. xanthina Gray constant 9 Supralabialia und 23 Längsreihen von Schuppen im vorderen Drittel des Rumpfes, während bei V. mauri- tanica D.etB. die Zahl der Oberlippenschilder 11, selten 12, beträgt und die Schuppen in 24—26 Längsreihen angeordnet sind. Ferner besitzt die letztgenannte Art auffallend stark entwickelte Supranasalschilder, deren jederseits ein einziges vorhanden ist, während bei V. xanthina Gray jederseits 2 Supranasalia von gewöhnlicher Grösse hinter einander stehen. Endlich ist bei V. mauritanica D. et B. das 4'° Oberlippenschild das grösste von allen und übertrifft das vorhergehende fast um das Doppelte an Grösse, bei V. wanthina Gray da- gegen ist zwischen dem 3” und 4” Supralabialschilde kein auffallender Grössenunter- schied zu bemerken. Die Zahl der Schuppenreihen, welche den Augapfel von den darunter liegenden Supralabialschildern trennen, so wie die Beschaffenheit der das Nasenloch be- grenzenden Schilder scheint jedoch bei beiden Arten keineswegs immer verschieden zu sein, und zwar ist es V. mauritanica D. et B., bei welcher diese Verhältnisse hin und wieder Abänderungen unterworfen sind. Während nämlich bei V. zanthina Gray, so weit meine Erfahrungen reichen, constant 2 Schuppenreihen zwischen dem Augapfel und den darunter gelegenen Oberlippenschildern vorhanden sind, finden sich bei V. mauritanica D. et B. deren in den allermeisten Fällen drei vor, jedoch besitzt die akademische Sammlung den Kopf ei- nes bei Oran erbeuteten Exemplares, an welchem jederseits der Augapfel von den Suprala- ‚bialschildern nur durch 2 Schuppenreihen getrennt ist. Aehnlich verhält es sich auch mit den das Nasenloch umgebenden Schildern. Das Nasalschild ist bei V. wanthina Gray ein- fach, besitzt aber in seinem hinteren Theile eine oder selbst zwei eingedrückte Linien, welche dasselbe bei oberflächlicher Betrachtung allerdings getheilt erscheinen lassen, welche ich aber schon desshalb nicht für Suturen ansehen kann, weil ihre Lage und Richtung bei ein und demselben Exemplar auf der rechten Seite eine andere ist, als auf der linken; dieses Nasalschild nun, das ich für einfach halte, grenzt mit seinem Vorderrande an das Praena- sale und ist in seinem unteren, den Supralabialschildern zunächst gelegenen Theile sogar mit demselben verschmolzen, im oberen Theile dagegen findet sich zwischen beiden genannten

76 A. STRAUCH,

Schildern eine tiefe und deutliche Furche, die fast senkrecht von oben nach unten verläuft und beide von einander trennt. Genau dieselbe Anordnung des Nasal- und Praenasalschildes findet sich auch bei-V. mauritanica D. et B., jedoch nicht immer, denn wie ich weiter unten zeigen werde, giebt esauch Exemplare dieser Art, beidenen das Nasenloch deutlich zwischen zwei Schildern liegt, so wie auch solche, bei denen das bald einfache, bald doppelte Nasale durchweg vom Praenasalen getrennt erscheint. Kurz das sicherste Merkmal zur Unter- scheidung der beiden in Vorstehendem verglichenen Arten bleibt immer die Beschaffenheit der Supraorbitalschilder, und da die Differenz in der Zahl und Form dieser Schilder zugleich mit einer sehr auffallenden Verschiedenheit in der Färbung und Zeichnung Hand in Hand geht, so hält es selbst bei nur oberflächlicher Betrachtung nicht schwer, beide Arten von einander zu unterscheiden.

Ausser mit V. mauritanica D. et B. bietet V. wanthina Gray, wenigstens die jungen Exemplare, auch mit V. aspis L. einige Aehnlichkeit dar, jedoch nur in der Färbung und Zeichnung, denn in den übrigen Organisationsverhältnissen sind beide Arten meist durch- aus verschieden. Es ist daher schwer abzusehen, wesshalb Berthold das ihm vorliegende Exemplar der V. zanthina Gray als V. aspis beschrieben hat, da er doch selbst angiebt, dass dasselbe 23 Schuppenreihen und gleichartige Kopfschuppen besitzt; die Zahl der Schuppenreihen und die Beschaffenheit der Kopfbekleidung bilden aber, wie schon weiter oben bemerkt, die hauptsächlichsten Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden ge- nannten Arten, denn V. wanthina Gray besitzt im vorderen Rumpfdrittel constant 23 Rei- hen von Schuppen und ihr Kopf ist gleichfalls mit Schuppen, und zwar mit stark und deut- lich gekielten, bekleidet, bei V. aspis I,. dagegen beträgt die Zahl der Schuppenreihen stets 21 und die Kopfbekleidung besteht aus flachen, polygonalen, kaum dachziegelförmig gela- gerten Schildchen.

Das grössere der beiden mir vorliegenden Exemplare, das ausgewachsen zu sein scheint, besitzt eine Totallänge von 74 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Gray’s Beschreibung der V. zanthina ist wie alle Beschreibun- gen dieses Autors sehr kurz und oberflächlich und bezieht sich lediglich auf die Färbung und Zeichnung; sie lautet in der Uebersetzung wie folgt: «hellbraun, unten heller, dicht punktirt; der Rücken unregelmässig braun gefleckt, die centrale Reihe (der Flecken) am grössten; Hinterkopf jederseits mit einem dunkelen Fleck; Schläfen mit einer schrägen braunen Binde, die am hinteren Rande der Orbita entspringt und nach hinten an Breite zu- nimmt; auf der Lippe unter dem Auge ein kleiner brauner Fleck». Mit dieser Beschreibung stimmt von den 4 Exemplaren, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, das im Berliner Museum sub M 2866 aufgestellte noch am Besten überein, nur ist dieses etwa halbwüch- sige Stück, das noch aus den Zeiten Rudolphi’s stammt, durch das lange Liegen im Wein- geist in der-Färbung ein wenig alterirt. Es ist oben dunkelgraubraun gefärbt und zeigt auf dem Rücken Längsreihen brauner Makeln, unten dagegen erscheint es gelblichweiss, sparsam schwarz punktirt und besitzt am Aussenrande fast eines jeden Bauchschildes

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 77

schwarze Makeln; auf dem Hinterkopfe finden sich zwei kleine, dicht neben einander stehende, braune Flecken, hinter welchen zwei schräge, etwa sichelförmige, gleichfalls braune Makeln stehen, und an den Seiten des Kopfes ist eine ebenfalls braune, vom Hinterrande der Orbita schräg nach hinten und unten ziehende Binde, so wie ein kleiner, wenig deutlicher Fleck unter dem Auge auf den Supralabialschildern vorhanden. Von diesem Stücke etwas ab- weichend und mehr mit dem mir vorliegenden jüngeren Exemplar übereinstimmend ist das von M. Wagner gefangene in der Goettinger Sammlung, dessen Färbung und Zeichnung Berthold, wie folgt, beschrieben hat: «oben mit gelben, braun umsäumten Netzflecken, unten grau, grünlich marmorirt; hinter dem Auge eine schmale, lange, dunkele Binde, auf jeder Seite des Hinterhauptes ein schräger, breiter, dunkeler Strich»; zu dieser, allerdings sehr kurzen Beschreibung muss ich nun hinzufügen, dass die Zeichnungen auf dem Kopfe genau so beschaffen sind, wie bei dem Berliner Exemplar, und ferner, dass die sogenannten Netzflecken nicht rein gelb, sondern durchaus bräunlichgelb und zugleich auch nicht über- all deutlich braun gesäumt sind.

Was. nun die beiden Stücke uns°rer Sammlung anbetrifft, so ist das kleinere derselben (NM 403 b) auf der Oberseite überall sehr hell kaffeebraun gefärbt und zeigt auf Rumpf und Schwanz alternirende braune Makeln, die in vier Längsreihen angeordnet sind; die Makeln der jederseitigen äusseren Reihe sind ziemlich gross und deutlich der Quere nach gestellt, die- jenigen der jederseitigen inneren Reihe dagegen sind viel kleiner und der Länge nach gerichtet- Zwischen diesen beiden inneren Makelreihen, also längs der Rückenmitte, sieht man bei ge- nauerer Betrachtung eine Längsreihe sehr grosser runder Makeln von heller röthlichbrau- ner Farbe, die besonders dann deutlich hervortreten, wenn das Thier im Weingeist liegt oder doch sehr feucht ist, beim Trockenwerden der Schuppen aber beinahe verschwinden '); Diese centralen Makeln sind im vordersten Theile des Rumpfes, namentlich gleich hinter dem Kopfe, rund herum braun eingefasst, weiter nach hinten aber reducirt sich die Ein- fassung auf einen seitlichen Saum, der eben durch die der Länge nach gestellten braunen Makeln der vorhin erwähnten zwei inneren Längsreihen gebildet wird. Jede dieser röth- lichbraunen Makeln des Rückens scheint nun aus zwei, einander nicht ganz genau gegen- überstehenden Makeln entstanden zu sein, wenigstens sind in dem hinteren Theile des Rum- pfes die beiden Hälften jeder Makel mehr oder weniger verschoben und zeigen eine entschie- dene Neigung mit einander zu alterniren. Die Oberseite des Kopfes ist genau so gezeichnet, wie bei den Exemplaren im Berliner und Goettinger Museum: es finden sich nämlich auf dem Hinterkopfe zwei kleine dunkelbraune Makeln, von denen jede etwas nach hinten und zugleich nach innen vom Supraorbitalschilde steht und von einer halbmond- oder sichel-

1) Auf diese centralen, nur unter gewissen, oben an- | mir in russischer Sprache veröffentlichten Beschreibung gegebenen Umständen deutlich hervortretenden Makeln | der Y.xanthina Gray gar nicht gedacht; man vergleiche: bin ich erst nach Untersuchung des Exemplares im Goet- | Tpyası mepzaro eBE31a PyccKuxB ecTecTBoncusITaTereh tinger Museum aufmerksam geworden, früher waren sie | 86 C. IIerepöypr&. Ornbıenie 30010rin. p. 290 mir völlig entgangen und daher ist ihrer auch in der von

%

n

A. STRAUCH,

förmigen, mit der Convexität nach hinten und schräg nach innen gerichteten, gleichfalls dun- kelbraunen Makel gefolgt ist; an den Seiten des Kopfes zieht vom Hinterrande der Orbita eine nach hinten zu breiter werdende, dunkelbraune Binde schräg nach abwärts gegen den Rumpf, um mit der ersten seitlichen Rumpfmakel zu verschmelzen, und auf den weisslichen Oberlippenschildern findet sich unter dem Auge, also auf der Nath zwischen dem 4'” und 5'® Supralabiale, ein mehr oder weniger deutlicher bräunlicher Fleck. Die Unterseite aller Theile ist gelblichweiss, erscheint aber, da sie mit zahllosen feinen, schwarzen Pünktchen besäet ist, hellgrau, jedoch mit Ausnahme der einzelnen Schildränder, die an 3 oder A Stellen nicht punktirt und daher gelblichweiss gefärbt sind; diese hellen Stellen alterniren gewöhnlich mit denjenigen der beiden benachbarten Schilder. An den Seiten der meisten Bauchschilder stehen mehr oder weniger deutliche, kleine, hellbraune Flecken, die Schwanz- schilder dagegen sind einfarbig. Auf der Unterseite des Kopfes finden sich, eben so wie bei dem Berliner Exemplar, jederseits zwei gleichfalls braune Flecken, von denen der vordere auf dem 5‘ und 6‘, der hintere dagegen nach innen vom 10‘ Infralabiale steht.

Das grössere der mir vorliegenden Exemplare stimmt in der Zeichnung grösstentheils mit dem soeben beschriebenen überein, weicht in der Färbung aber nicht unbedeutend von demselben ab. Die Grundfarbe der Oberseite ist nämlich ein ziemlich dunkeles Grau, das stellenweise, wie namentlich auf dem Kopfe und im vorderen Theile des Rumpfes einen, sehr schwachen grünlichen Anflug besitzt. Die Zeichnungen auf dem Kopfe sind schwarz, stim- men aber sonst mit den Zeichnungen des jüngeren Exemplares vollkommen überein, mit Ausnahme der grossen Makeln des Hinterkopfes, welche nicht halbmondförmig sind, sondern zwei schräge von vorn und innen nach hinten und aussen gerichtete, am hinteren Ende kol- big aufgetriebene Binden darstellen. Die 4 Längsreihen alternirender Makeln auf dem Rumpfe sind bei diesem Exemplare gleichfalls schwarz und diejenigen der jederseitigen äusseren Längsreihe ausserdem noch zu ganz deutlichen Querbinden umgestaltet; dabei fin- det sich zwischen je 2 auf einander folgenden Querbinden meist noch ein rundlicher schwar- zer Fleck, der z. Th. auf dem Bauchschilde, z. Th. auf den Schuppen der jederseitigen äus- sersten Längsreihe steht. Die grossen hellen Makeln der Rückenmitte haben hier eine un- bestimmte schmutzig gelblichweisse Farbe und treten gleichfalls nur dann deutlich hervor, wenn das Thier im Weingeist liegt, oder doch sehr stark befeuchtet ist: im vorderen Theile des Rumpfes sind sie einfach und gross, theilen sich aber später in je 2 kleinere, die ent- weder vollkommen getrennt sind und ganz deutlich mit einander alterniren, oder aber z. Th. noch an einander hängen und alsdann eine aus zwei verschobenen Hälften gebildete Figur darstellen; seitlich erscheinen diese helleren Makeln meist schwarz gesäumt, und zwar ent- spricht auch hier der Saum den längsgestellten Makeln der jederseitigen inneren Längs- reihe. Der Schwanz ist auf der Oberseite fast einfarbig dunkelgrau, da die Zeichnungen sehr verschwommen und undeutlich sind. Die Unterseite aller Theile ist gelblichweiss, doch ist diese Farbe nur an der Seite der einzelnen Schilder deutlich und erstreckt sich auch auf den Unterrand der die jederseitige äusserste Längsreihe bildenden Schuppen; der grösste

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 79

Theil der Unterseite erscheint in Folge der zahllosen darauf befindlichen schwarzen Pünkt- chen grau gefärbt, und ausserdem trägt jedes Schild 3, 4 oder 5 schwarze Makeln von unregelmässig viereckiger Form, die mit denen der benachbarten Schilder alterniren und daher der Unterseite des Rumpfes und Schwanzes ein schachbrettartiges Aussehen verlei- hen. Der Kopf besitzt unten ausser den 4 Makeln, deren Stellung bereits bei dem Stück b angegeben ist, noch vereinzelte unregelmässige schwarze Fleckchen auf den Gularschildern.

Habitat. V. zanlhina Gray gehört gleichfalls dem eircummediterranen Faunengebiete an, ist aber in ihrem Vorkommen ausschliesslich auf Asien beschränkt. Die beiden Exem- plare, auf welche Gray die Art begründet hat, waren dem British Museum aus Klein- Asien zugekommen, und zwar das eine ohne nähere Angabe des Fundortes, das andere, grössere dagegen aus Xanthus, einem Orte am Flusse gleiches Namens im alten Lycien, der dem heutigen Gunik, im südlichsten Theile von Anatolien, entspricht. Später erhielt das ge- nannte Museum noch ein Exemplar aus Xanthus') und in neuester Zeit hat Tristram?) diese Art auch in Galiläa gefunden. Ausser den obigen Exemplaren sind mir, wie schon be- merkt, noch vier andere bekannt, nämlich eines im Berliner Museum (N? 2866) ohne Angabe des Fundortes, eines in der Universitätssammlung zu Göttingen, das M. Wagner am Ur- miah-See in der persischen Provinz Adserbeidshan erbeutet hat und das vom verstorbenen Berthold irrthümlich als V. aspis L. bestimmt worden war, und endlich zwei Stücke aus dem Kaukasus, welche in den Jahren 1851 und 1852 vom kaiserlichen botanischen Garten hieselbst nebst anderen, unzweifelhaft kaukasischen Reptilien an das akademische Museum eingeschickt worden waren, von denen ich aber trotz aller Mühe den genauen Fundort nicht habe in Erfahrung bringen können. Wahrscheinlich stammen sie aus irgend einer hochgele- genen Gegend des kaukasischen Gebirges, zum Mindesten behauptet M. Wagner in seinen Beiträgen zur Naturgeschichte Vorder-Asiens®), die zwei Jahre später als die Reise nach Kolchis erschienen, dass er die von Berthold als V. aspis bestimmte Giftschlange auch im Kaukasus, in Regionen von bedeutender Höhe, zwischen 6—7000 Fuss gefangen habe. End- lich ist es ziemlich wahrscheinlich, dass V. wanthina Gray auf der Insel Cypern, woher Forskäl seinen Coluber lebetinus erhalten hat, einheimisch ist, ob sie aber, wie Shaw be- hauptet, auch in Griechenland und auf den griechischen Inseln lebt, bleibt noch sehr zwei- felhaft, bisher wenigstens ist sie daselbst weder von den Mitgliedern der Expedition scienti- fique enMor£e, noch von Erhard, dem Erforscher der Cycladen, beobachtet worden, noch wird ihrer auch in Betta’s*) herpetologischer Fauna Griechenlands gedacht.

5. Vipera mauritanica Dum. et Bibr.

V. capite elongato, deplanato, postice dilatato, subcordiformi et a trunco distincte se- parato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis imbricatis, carinatis

1) Günther. Catal. of Colubrine Snakes p. 268. Kurden II. p. 302. Anmerk. 1. 2) Proc. zool. Soc. of London 1864 p. 489. 4) Betta. Rettili ed Anfibi del Regno della Grecia.

3) Wagner. Reise nach Persien und dem Lande der

) A. STRAUCH,

an

teeto; naribus utrinque in sceutello simpliei vel diviso positis, lateralibus; scutello praena- sali distineto, interdum magna ex parte cum scutello nasali coalito; scutellis supraorbitali- bus utringue 3—5 parvis, planis, antico vel medio ceterum majori; oculo a scutis suprala- bialibus et 5°, infra positis, tripliei, rarius duplici serie squamarum separato; scutis su- pralabialibus utrinque 11—12, infralabialibus 12—13; squamis in trunci parte anteriore in 24—26 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 154—-180, anali simplici, subcaudalibus utrinque 42 —48.

Synonymie.

2? Vipera euphratica Martin. Proc. zool. Soc. of London 1838. p. 82. Martin. Ann. and Mag. .Nat. Hist. 1 ser. Ill. p. 203. Vipera ? echis Schlegel in: Wagner. Reisen in der Regentschaft Algier III. p. 131. Clotho 2 mauritanica Gray. Catal. of Snakes p. 27. 2 Daboia euphratica Gray. Catal. of Snakes p. 116. Echidna mauritanica Guichenot. Exploration scient. de l’Algerie. Reptiles p. 24. pl. IIT). D. et B. Erpeto]. gener. VII. p. 1431. Vipera lebetina Strauch. Essai d’une Erpetol. de l’Algerie p. 71. Vipera confluenta Cope. Proc. zool. Soc. ofLondon 1863. p. 229. —ÜCope. Ann. and Mag. . Nat. Hist. 3 ser. XIII. p. 181. - i

Nach einem genauen Vergleiche der Beschreibungen von Y. euphratica Mart. und von V. confluenta Cope mit V. mauritanica D. et B. halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass alle drei Arten identisch sind, wenigstens ist es mir nicht gelungen, irgend ein Merkmal zur sicheren Unterscheidung derselben aufzufinden. Hinsichtlich der Identität von V. confluenta Cope mit Y. maurilanica D. et B. bin ich übrigens auch keinen Augenblick in Zweifel, denn diese Art stimmt, wie ich aus der von Cope veröffentlichten, ausführlichen Beschrei- bung und der beigefügten xylographischen Abbildung des Kopfes entnehme, genau mit ei- nem mir vorliegenden, aus der Gegend von Oran stammenden Exemplare der V. mauritanica D. et B. überein und weicht von demselben nur in einigen wenigen, sehr unwesentlichen Punkten, wie namentlich in der Zahl der Schuppenreihen und der Bauchschilder, etwas ab. Vergleicht man aber den von Cope abgebildeten Kopf der V. confluenta mit der im herpe- tologischen Theile der Exploration scientifique de l’Algerie gegebenen Abbildung der V. mauritanica D. et B., so stellen sich zwischen beiden allerdings zwei sehr in die Augen fal- lende Differenzen heraus, und diesem Unistande ist es wohl auch zuzuschreiben, dass Cope seine Viper für eine neue und, wie er ausdrücklich bemerkt, der V. lebetina Jan (= V. mauritanica D. et B.) sehr nahe verwandte Art gehalten hat. Bei der V. confluenta Cope liegt nämlich das Nasenloch in einem einzigen Schilde, welches zugleich von dem davorge-

1) Die Abbildungen zum herpetologischen Theile der | nicht irre, bereits im Jahre 1848 ausgegeben, während Exploration scientifique de l’Algerie wurden, wenn ich | der Text erst 1850 erschien.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. sl

legenen Praenasalschilde vollkommen getrennt ist, beidem von Guichenot auf pl. III. £. 1a abgebildeten Kopfe der V. mauritanica D.etB. dagegen wird das Nasenloch von zwei Schil- dern begrenzt, von welchen das vordere, grössere, nur im oberen Theile vom Praenasale ge- trennt, im unteren aber mit demselben verwachsen ist. Wie wenig jedoch die eben erwähn- ten Differenzen zu bedeuten haben, lehrt das mir vorliegende Stück 404 a unserer. Sammlung, bei welchem auf der rechten Seite zwei Nasalschilder vorhanden sind, von denen das ver- dere genau so, wie Guichenot es zeichnet, mit dem Praenasale verwachsen ist, während auf der linken Seite das Nasalschild einfach und, wie bei Cope’s V. confluenta, vom Prae- nasale vollkommen getrennt erscheint. Eben so geringe Bedeutung ist nun auch den Diffe- renzen beizulegen, welche zwischen V. confluenta Cope und V. mauritanica D. et B. in der Zahl der Schuppenreihen und der Bauchschilder existiren: V. confluenta Cope besitzt im vorderen Drittel des Körpers 25 Längsreihen von Schuppen und die Unterseite ihres Rum- pfes ist mit 180 Schildern bekleidet, das mir vorliegende Exemplar der V. mauritanica D. et B. zeigt 26 Schuppenreihen und 165 Bauchschilder und bei den zwei Exemplaren der V. mauritanica D. et B., die im Berliner Museum vorhanden sind, beträgt die Zahl der Schuppenreihen 24, die der Bauchschilder aber 154 und 158; kurz es sind also sowohl die Schuppenreihen, als auch die Bauchschilder in der Zahl variabel und können daher bei Entscheidung der Frage, ob die beiden in Rede stehenden Arten identisch oder verschieden sind, nicht weiter in Betracht kommen. Während nun, wie ich eben gezeigt habe, V. conflu- enta Cope und V. mauritanica D. et B. nur in solchen Organisationsverhältnissen von ein- ander abweichen, welche überhaupt wenig constant sind, stimmen sie in den wesentlichen Merkmalen, wie namentlich in der Beschaffenheit der Supraorbital- und Supranasalschilder vollkommen mit einander überein, und da auch die Färbung und Zeichnung bei beiden ge- nau dieselbe ist, so scheint mir wohl die Identität beider Arten kaum bezweifelt werden zu können.

Anders verhält es sich mit der V. euphratica Mart. Die Beschreibung, welche Martin von dieser Art gegeben hat, ist nämlich in vieler Hinsicht unvollständig, mitunter sogar un- klar, und es hält daher schwer, sich einen richtigen Begriff von der wahren Natur dieser Schlange zu machen. Der Umstand jedoch, dass V. euphratica Mart. nicht ein einfaches Supraorbitalschild, sondern an Stelle dessen mehrere Schildchen besitzt, die, wie Martin ausdrücklich bemerkt, die Schuppen des Interorbitalspatiums an Grösse übertreffen, veran- lasst mich, in dieser Art eine V. mauritanica D. et B. zu vermuthen, und ich würde auch keinen Augenblick zögern, sie mit Entschiedenheit für die letztgenannte Species zu erklä- ren, wenn nicht aus der Beschreibung hervorginge, dass bei ihr die das Nasenloch umge- benden Schilder etwas anders gestaltet sind als bei V. mauritanica D. et B. Martin, der das Nasenloch als gross bezeichnet und noch von einer besonderen, mir nicht ganz verständ- lichen Klappenvorrichtung in denselben spricht, bemerkt nämlich weiter, dass «a large elon- gated scale intervenes between the nasal cavity and the rostral plate», und man sollte daher glauben, dass bei V. euphratica Mart. eine ähnliche Anordnung der Nasalschilder besteht,

Memoires de 1’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. _ 11

82 A. STRAUCH,

wie bei V. Russelliöi Shaw, bei welcher bekanntlich das sehr grosse Nasenloch zwischen 3

Schildern liegt, von denen das vorderste in direkter Berührung mit dem Rostrale steht und

daher genau dieselbe Stellung einnimmt, wie das von Martin erwähnte Schild. Das Vor-

handensein einer solchen Anordnung der Nasalschilder bei V. euphratica Mart. ist aber

schon desshalb mehr als unwahrscheinlich, weil Martin im Anfange der Beschreibung seiner

Schlange ausdrücklich bemerkt, dass dieselbe der V. Russellü Shaw (V. elegans Daud.)

nahe verwandt ist, sich von ihr aber «in the disposition of the plates around and between : the nostrils» unterscheidet, und es scheint daher die Ansicht Gray’s über die Stellung und

Bedeutung der oben erwähnten «large elongated scale» doch am Ende richtig zu sein; Gray

sagt nämlich in Bezug auf dieses Schild, dass sich «an elongated plate between the nasal

and rostral plates» findet, und deutet dasselbe somit als Praenasalschild. Sollte nun V. eu-

phratica Mart. wirklich ein Praenasalschild besitzen, so müsste sie ohne Widerrede mit

V. mauritanica D. et B. vereinigt werden, denn auch die übrigen, allerdings sehr dürftigen

Angaben in der von Martin veröffentlichten Beschreibung passen sehr gut auf die letztge-

nannte Art und selbst die enorme Grösse des Martin’schen Exemplares es ist 5 Fuss

engl. lang, würde einer solchen Identificirung nicht widersprechen, da auch V. mauri-

tanica D. etB., freilich nur selten, eine Totallänge von 150 Ctm. erreicht; eben so stimmen

beide Arten auch in ihrem Vorkommen ziemlich überein, wenigstens ist V. euphratica Mart.

bisher nur in solchen Gegenden gefunden worden, in denen V. mauritanica D. et B. sehr

wohl einheimisch sein könnte. So wahrscheinlich nun die Identität der beiden in Rede ste-

henden Vipera-Arten auch ist, so lässt sie sich zur Zeit doch nicht mit vollkommener Sicher-

heit feststellen, denn Gray hat, wie er ausdrücklich angiebt, das Originalexemplar der V. euphratica Mart. nicht gesehen, und folglich beruht seine Angabe über das Vorhanden- sein des Praenasalschildes nur auf einer allerdings nicht unwahrscheinlichen Vermuthung. Unter so bewandten Umständen halte ich es für richtiger, die V. euphratica Mart. wenig- stens bis auf Weiteres als fragliches Synonym zu V. mauritanica D. et B. zu stellen und die Entscheidung der Frage, ob beide Arten wirklich identisch sind, competenteren Rich- tern zu überlassen.

V. mauritanica D. et B. besitzt jederseits 3—5 flache Supraorbitalschilder, unter de- nen entweder das vorderste, oder das mittelste die übrigen fast um das Doppelte an Grösse übertrifft, und unterscheidet sich durch dieses Merkmal von allen ihren Gattungsgenossen, deren Supraorbitalregion entweder mit einem einzigen Schilde, oder aber mit kleinen ge- wöhnlichen oder hornförmig erhobenen Schuppen bekleidet ist; von den Vipera-Arten mit be- schuppter Supraorbitalregion unterscheidet sie sich ausserdem noch durch die Anwesen- heit des Praenasalschildes, welches den Raum zwischen dem Rostrale und dem vorderen Theile des Nasalschildes einnimmt und an dessen Stelle sich bei jenen stets eine Menge kleiner Schuppen findet. Im Habitus stimmt diese Art, wie schon weiter oben bemerkt, am Meisten mit V. zanthina Gray überein, mit V. arietans Merr. dagegen, mit welcher sie nach Guichenot und Dume£ril nahe verwandt und früher sogar verwechselt worden sein

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 83

soll, hat sie wohl kaum mehr als die getheilten Subcaudalschilder, d. h. das Gattungsmerk- mal, gemein.

Diese Art erreicht gewöhnlich eine Totallänge von 8S0—100 Ctm., jedoch habe ich in der Sammlung des Hrn. Gaston in Oran ein Exemplar von 150 Ctm. Länge gesehen.

Färbung und Zeichnung. Die Grundfarbe der Oberseite erscheint bald hellgelblichbraun, bald mehr gelblichgraubraun, die der Unterseite dagegen stets sehr hell bräunlichgelb. Auf dem Kopfe finden sich jederseits zwei mehr oder weniger deutliche Längsbinden, von denen die untere, längere, am Hinterrande der Orbita entspringt und schräge nach hinten und un- ten gegen den Rumpf zieht, während die obere, kürzere, auf den Hinterkopf beschränkt ist und nahezu dieselbe Richtung hat; unter jedem Auge steht ein bald grösserer, bald kleine- rer, oft sehr undeutlicher, gleichfalls brauner Fleck. Längs der Rückenmitte zieht eine breite, braune, sich auf den Schwanz fortsetzende Wellenbinde, die aus der Verschmelzung grosser, runder, alternirender Makeln entstanden zu sein scheint und. an einzelnen Stellen auch wirklich in mehr oder weniger deutliche Makeln aufgelöst ist; an jeder Seite des Rumpfes und Schwanzes findet sich eine gleichfalls braune Binde, die aber meist in rund- liche, mit den Rückenmakeln alternirende Makeln aufgelöst ist und nur an einzelnen Stellen, wie gleich hinter dem Kopfe und auf dem Schwanze, als continuirliches Band erscheint. Auf der Unterseite trägt fast jedes Schild mehrere, aus feinen schwärzlichen Pünktchen zusam- mengesetzte, mehr oder weniger verschwommene, graue Nebelflecken, die jedoch weder in Zahl, noch in Stellung constant sind. Die cyprischen, so wie überhaupt alle nicht algieri- schen Exemplare dieser Art haben eine mehr graue Färbung und besitzen auch nicht braune, sondern dunkelbraungraue, meist wenig scharf begrenzte Zeichnungen. Habitat. Ausser auf Cypern und in der Algerie findet sich diese Art auch in Aegypten, in Persien und, falls sich meine Vermuthung in Bezug auf die Identität der V. euphratica Mart. und der V. mauritanica D. et B. bestätigen sollte, auch in Galiläa und am Euphrat. Auf der Insel Cypern, wo V. mauritanica D. et B. nach Steindachner') die einzige Gift- schlangen-Art sein soll, scheint sie nicht selten vorzukommen, denn sowohl das Pariser und das Mailänder), als auch das Leydener Museum besitzen eyprische Stücke dieser Art. In der Algerie ist sie auffallender Weise auf ein ganz kleines Gebiet beschränkt, nämlich auf eine Schlucht am Meere, eine Stunde westlich von der Stadt Oran°), wo auch das mir vor- liegende Stück von einem Spanier, und zwar auf specielle Bestellung, gefangen worden ist. Eichwald‘) behauptet zwar, dass V. minuta L., mit welchem Namen er die in Rede ste- hende Art bezeichnet, im Süden der Algerie einheimisch sei und nur bei Oran bis an’s Meer vordringe, irrt dabei aber entschieden, denn alle übrigen Autoren, die über die her- petologische Fauna von Algerien geschrieben haben, wie namentlich Schlegel, Wagner,

1) Unger und Kotschy. Die Insel Cypern. p. 572. 3) Wagner. Reisen in der Regentschaft Algier III. 2) Jan. Elenco sist. degli Ofidi p. 121. Gu£rin. | p. 132.

Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XI. (1859) p. 152. 4) Nouv. Mem. de Moscou IX. p. 438. = *

‚84 A. STRAUCH,

Guichenot und Lallemant!) stimmen darin überein, dass V. mauritanica D. et B. in der Algerie ausschliesslich bei Oran vorkommt, und ich kann diese letztere Angabe nur bestä- tigen, da es auch mir während meines Aufenthaltes in der genannten Kolonie nicht gelun- gen ist, andere als Oran’che Exemplare dieser Art zu Gesicht zu bekommen. Ueber die Verbreitung der in Rede stehenden Giftschlange in Aegypten kann ich leider nichts mitthei- len, da das einzige mir bekannte aegyptische Exemplar derselben, das ich im Berliner Mu- seum zu sehen Gelegenheit hatte, nicht mit einer speciellen Fundortsangabe versehen war; eben so ist auch nicht bekannt, wie weit sie in Persien verbreitet ist, da der verstorbene Filippi°) sie im Anhange zu seiner persischen Reise einfach aufführt, ohne anzugeben, in welcher Gegend des Landes er sie gefangen hat. Endlich muss ich noch bemerken, dass die V.euphratiea Mart., die mir, wie bereits gesagt, von der V. mauritanica D.etB. kaum ver- schieden zu sein scheint, von der Euphrates-Expedition an den Ufern des Euphrat entdeckt worden ist, und dass Tristram’) dieselbe in neuester Zeit auch in Galiläa gefangen hat.

6. Vipera superciliaris Peters.

V. capite elongato, deplanato, postice dilatato et a trunco separato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis, carinatis tecto; naribus utrinque inter scutella bina positis, lateralibus; scutello praenasali nullo; seuto supraorbitali magno, rugoso; oculo a scuto supralabiali 4', infra posito, dupliei serie syuamarum sepa- rato; scutis supralabialibus utrinque 9, infralabialibus —?; squamis in trunci parte ante- riore in 27 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 142, anali simplici, subcaudalibus utrinque 40, |

Synonymie.

Vipera superciliaris Peters. Berliner Monatsberichte 1854 p. 625. Peters in: Wieg- mann. Archiv für Naturgeschichte 1855. I. p. 55.

V. superciliaris Peters und V. Russellü Shaw sind die beiden einzigen Arten der in Rede stehenden Gattung, bei welchen das Rostralschild in unmittelbarer Berührung mit dem Nasalschilde steht und nicht, wie bei allen vorhergehenden Arten, durch ein Praenasal- schild, oder wie bei allen folgenden, durch kleine Schuppen von demselben getrennt ist. Von einander unterscheiden sich beide Arten nicht allein durch den Habitus, sondern haupt- sächlich durch die Form und Lage des Nasenlochs, so wie durch die Zahl der Schuppen- reihen, welche den Augapfel von den darunter gelegenen Oberlippenschildern trennen. V. supercilaris Peters hat nämlich den gewöhnlichen Habitus der Vipera-Arten, d. h. einen flachen, breiten Kopf und einen kurzen, dicken Schwanz, dabei liegt ihr Nasenloch, das von

1) Lallemant. Erpetologie de l’Algerie p. 35. 3) Proc. zool. Soc. of London 1864. p. 489. Ann. 2) Filippi. Note di un viaggio in Persia nel 1862. | and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XV. p. 90. pP: 357.

SYNOPSIS DER WIPERIDEN. 85

ganz gewöhnlicher Grösse ist und mit der Oeffnung nach. aussen gerichtet erscheint, an der Seite des Kopfes zwischen zwei Schildern und ihr Augapfel ist von dem darunter gelegenen 4‘ Oberlippenschilde durch zwei Schuppenreihen getrennt; V. Russellü Shaw dagegen, die bekanntlich durch einen eigenthümlich gestalteten Kopf und einen, wenn auch nicht lan-. gen, so doch sehr dünnen und schlanken Schwanz von allen ihren Gattungsgenossen abweicht, besitzt ein ovales Nasenloch von enormer Grösse, das subvertical steht und von’ drei Schil- dern begrenzt wird, und ihr Augapfel ist von den darunter gelegenen Oberlippenschildern (dem 4'” und 5°) durch drei, ausnahmsweise sogar durch vier Schuppenreihen getrennt. Ferner unterscheiden sich beide genannten Arten auch durch die Zahl der Schuppenreihen im vorderen Drittel des Rumpfes, indem V. superciliaris Peters deren 27, V. Russellii Shaw aber 29 oder 31 besitzt, und endlich ist auch die Färbung und Zeichnung bei beiden durchaus verschieden. i

V. superciliaris Peters erreicht, so weit sich nach dem einzigen bekannten Exemplar urtheilen lässt, eine Totallänge von 57 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Oben orangeroth mit 3 Längsreihen schwärzlicher Makeln, die . jederseits durch ein schmales gelbes Band mit einander verbunden sind; der Kopf mit schwärzlichen Streifen und die Unterseite auf weisslichem Grunde schwärzlich gefleckt.

Habitat. Das einzige bekannte Exemplar dieser Art hat Prof. Peters im Lande Que- rimba an der Küste von Mossambique entdeckt.

7. Vipera Russellii Shaw.

V. capite elongato, cordato-conico, supra leviter deplanato, postice parum dilatato et a trunco separato; rostro brevi, angusto, apice recte vel oblique truncato et supra cum ver- tice squamis parvis, imbricatis et carinatis tecto; naribus permagnis, utrinque inter scutella tria positis, subverticalibus; scutello praenasali nullo; scuto supraorbitali longo, sed plerum- que angusto; oculo a scutis supralabialibus 4 et 5'°, infra positis, tripliei, rarius quadru- pliei serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 10—11, infralabialibus 14—15; squamis in trunci parte anteriore in 29 vel 31 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 163—171, anali simpliei, subcaudalibus utrinque 45—60.

Synonymie.

Le Daboie Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens 1lI. p. 255. pl XTIE. 8.2:

Katuka Rekula Poda Russell. Account of Indian Serpents I. p. 10. tab. VII.

Coluber Russellü Shaw. Naturalists Miscellany VIII. pl. CCXCI. Shaw. General Zoology II. part 2. p. 418. pl. CVII.

Coluber ... Russell. Account of Indian Serpents II. p. 37. tab. XXX.

Goetzen-Natter Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien IV. p. 17. tab. II. f. 2.

S6 A. STRAUCH,

Coluber trinoculus Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien IV. p. 245. tab. XXXVII. £. 1:

Vipera daboya Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 119.

Vipera elegans Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 124. pl. LXXIII. Lenz. Schlangen-

kunde p. 405. Lesson in: Belanger. Voyage aux Indes orientales. Zoologie p. 318. Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 193, II. p. 588. pl: XXT. f. 4,5.

2 Ooluber triseriatus Hermann. Observationes zoologicae p. 278. Vipera (Echidna) daboia Merrem. Tentamen Syst. Amiphibior. p. 152. Vipera (Echidna) elegans Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 153. Daboia pulchella Gray. Zoological Miscellany p. 69. Echidna elegans Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Reptilien p. 181. tab. LXXIX. f. 1. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1435. Daboia elegans Gray. Catal. of Snakes p. 23. Shortt. Proc. zool. Soc. of London 1862. p. 251. Shortt. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XI. p. 384. Daboia Russellü Gray. Catal. ofSnakes p. 24. Günther. Reptiles of British India p. 396. Hinsichtlich der Merkmale, durch welche sich 7. Russelliü Shaw von allen ihren Gattungsgenossen unterscheidet, habe ich bereits bei Besprechung der vorhergehenden Art das Nöthige gesagt und es bleibt mir hier daher nur übrig, in wenigen Worten auf die Ei- genthümlichkeiten hinzuweisen, welche die in Rede stehende Viper in der Form des Kopfes und Schwanzes darbietet. V. Russellii Shaw besitztnämlich einen länglichen, ausserordentlich dicken, d.h. hohen, und nach hinten nur wenig an Breite zunehmenden Kopf, der namentlich bei jüngeren Exemplaren nur undeutlich vom Rumpfe abgesetzt ist. Ihre Schnauze ist höher als breit, mit sehr deutlichem Canthus rostralis und an der Spitze nach Schlegel gerade, nach meinen Erfahrungen aber schräge, von oben und vorn nach unten und hinten, gestutzt; in Folge dieser schrägen Abstutzung ragt denn auch die Schnauzenspitze, die übrigens von rechts nach links abgerundet ist, etwas über die Mundspalte vor und erscheint gleichsam leicht aufgeworfen. Die Nasenlöcher, die mit der Oeffnung nach oben und aussen gerichtet sind und dicht am Aussenrande des Rostralcanthus stehen, sind von enormer Grösse und haben eine ausgesprochen ovale Form; jedes derselben wird von 3 Schildern begrenzt, unter denen das vordere vertical gestellt ist und mit seinem ganzen Vorder- oder Innenrande an das hohe und schmale Rostralschild grenzt. Das Auge ist verhältnissmässig gross und das darüber stehende Supraorbitalschild lang, aber meist sehr schmal, linear. Der Rumpf ist von gewöhnlicher Form, vielleicht um ein Geringes schlanker als bei den übrigen Arten, der Schwanz dagegen erscheint, wenn auch nicht bedeutend länger, so doch auffallend schlank und dünn. V. Russellii Shaw wird sehr gross und erreicht eine Totallänge von 210 Ctm. Färbung und Zeichnung. Auf der Oberseite des Rumpfes finden sich auf bräunlichgelbem, bräunlichgrauem, röthlichbraunem oder gelblichbraunem Grunde drei Längsreihen grosser

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 87

dunkelbrauner oder selbst schwarzbrauner, weiss oder gelb gesäumter, alternirender Makeln, zwischen welchen ab und zu noch kleine schwarze, gleichfalls gelb oder weiss gesäumte, rundliche Flecken stehen. Die Makeln der centralen Längsreihe sind von ovaler Form und sollen hin und wieder zusammenfliessen, die der jederseitigen Flankenreihe dagegen erschei- nen kreisrund und bei allen sind die Ränder dunkler gefärbt als das Centrum. Zuweilen be- sitzt jede seitliche Makel noch einen gegen die Bauchschilder gerichteten Fortsatz von un- regelmässiger Gestalt, der von der Makel selbst nicht immer durch den gelblichen Saum geschieden ist. Auf dem Schwanze fliessen die Makeln jeder Längsreihe zusammen, wo- durch drei Längsbinden entstehen. Auf der Oberseite des Kopfes, dessen Grundfarbe mit derjenigen des Rumpfes übereinstimmt, finden sich meist fünf mehr oder weniger deutliche Makeln und ausserdem noch jederseits eine schmale gelbe oder weisse Binde, die am Mund- winkel beginnt und schräge nach innen und vorn zieht, um sich auf der Schnauze mit der der anderen Seite unter spitzem Winkel zu vereinigen, wodurch eine chevronartige Zeich- nung entsteht. Am Hinterrande der Orbita entspringt eine dunkele Binde, die schräg nach hinten und unten gegen den Rumpf zieht, und auf den stets sehr hell gefärbten Labialschil- dern finden sich mehrere dunkele Flecken, von denen einer, der auf dem Rostralschilde steht, eine halbkreisförmige Gestalt besitzt. Die Unterseite aller Theile ist heller oder dunkler bräunlichgelb und dabei entweder einfarbig, oder aber schwarz gefleckt undmarmorirt.

Habitat. V. Russellii Shaw, die dem asiatischen Faunengebiete angehört, ist besonders in den britischen Besitzungen in Ost-Indien weit verbreitet, kommt aber auch in den süd- lichen Provinzen des Königreichs Siam!) vor und ist selbst, wenngleich selten, auf Suma- tra?) und auf Java?) beobachtet worden. In British Indien bewohnt sie die Insel Ceylon), wo sie nicht selten zu sein scheint, so wie die beiden indischen Halbinseln, ist aber in Vor- der-Indien nicht allein häufiger, sondern auch viel weiter verbreitet als in Hinter-Indien, wo Theobald°) sienur im Tharawadi Distrikt, so wie in der Nähe von Rangoon, und zwar häufig, beobachtet hat. Was ihre Verbreitung in Vorder-Indien anbetrifft, so hat Russell°) sie bei Bombay erbeutet, Schlegel’) giebt an, dass sie überall von Bombay bis Bengalen vorkommt, .Dr. Shortt hat sie in der Gegend von Chingleput°) und auf den Sherwaroy-Hills®) (4800 Fuss über dem Meere) sehr häufig beobachtet, und Günther’) spricht von Exemplaren von den Anamallay Mountains, von Waltair, von Bombay, von Almorah (5500 Fuss Höhe), so wie von Kulu (3400 Fuss Höhe) im Himalaya, wo sie von Schlagintweit'!') und neuerdings auch von Dr. Stolicka'?) gefangen worden ist. Ferner

1) Nouy. Archives du Museum II. Bulletin p. 9. 7) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 2) Im Museum zu Leyden findet sich ein Exemplar II. p. 589. dieser Art aus Sumatra. 8) Proc. zool. Soc. of London 1861. p. 265.

3) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1436. | 9) Ibidem 1862. p. 251. H

4) Günther. Reptiles of British India p. 396. Jan. 10) Günther. Reptiles of British India p. 396. Elenco sist. degli Ofidi p. 122. 11) Proc. zool. Soc. of London 1860. p. 164.

5) Journal of the Linnean Society. Zoology-X. p.64.ı 12) Reise der Noyara. Reptil. p. 88.

6) Russell. Account of Indian Serpents II. p. 38. |

ss A. STRAUCH,

kennt man sie aus Madras'), aus Jessore°), aus der Umgegend von Subathoo °), so wie aus den Umgebungen von Caleutta‘), und Breton°) führt sie unter den Thieren der Distrikte von Ramghur, Chota Nagpore, Sirgoojah und Sumbhulpore auf. Endlich scheint sie auch in der Gegend von Darjiling vorzukommen, wenigstens halte ich die Viper, welche Blyth°) aus dieser.Gegend unter dem Namen V. sikkimensis aufführt, die aber meines Wissens nirgends beschrieben ist, für diese Art. Es scheint also, dass V. Russellii Shaw in Vorder-Indien überall verbreitet ist und nördlich bis zum Himalaya vordringt, in Hinter-Indien dagegen ist ihre Verbreitung noch sehr wenig bekannt, denn man hat sie bisher nur in Pegu und im südlichen Siam gefunden, jedoch lässt sich aus ihrem Vorkommen auf Sumatra und auf Java wohl schliessen, dass sie wahrscheinlich auch in den Tenasserim Provinzen und auf der Malayischen Halbinsel, in welchen Gegenden sie bisher noch nicht beobachtet worden ist, vorkommen wird.

8. Vipera nasicornis Shaw.

V. capite elongato,. deplanato, subtrigono, postice valde dilatato et a trunco distinete separato; röstro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis et carinatis tecto; naribus magnis, utrinque inter scutella bina positis, subverticalibus; scutellis supranasalibus utrinque tribus vel duobus porrectis, quasi cornua, rostri apicem versus magnitudine diminuentia, simulantibus; squamis praenasalibus et supraorbitalibus parvis, numerosis; oculo a scutis supralabialibus 6°, 7”° et 8", infra positis, quadruplici, rarius quineuplici serie squamarum separato; scutis supralabialibus utringque 16—18, infralabiali- bus 17—19; squamis in trunei parte anteriore in 31—37 series longitudinales dispositis; seutis abdominalibus 12S—140, anali simpliei, subeaudalibus utringque 20—31.

Synonymie.

Coluber nasicornis Shaw. Naturalists Miscellany II. pl. XCIV. Shaw. General Zoology IT Spart 29.397. pl CV.

Vipera nasicornis Daudin. Histoire des Reptiles VIII. p. 322. Reinhardt. Kongl. Danske Videnskab. Selsk. naturvid. Afhandlinger X. p. 273. tab. II. £. 8, 9. Schlegel. Verslagen en Mededeelingen der Koningl. Academie van Weten- schappen III. p. 315.

Vipera (Echidna) nasicornis Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 150.

Olotho nasicornis Gray. Catal. of Snakes p. 25.— Wolf and Selater. Zoological Sketches

BE 1) Reise der Noyara. Reptil. p. 88. 4) Exemplare im Berliner und Leydener Museum. 2) Journ. Asiat. Soc. of Bengal. XXIV. p. 722. 5) Brewster. Edinburgh Journal of Science VI.

3) Ibidem XXIX. p. 114. Die geographische Lage | p. 321. . = von Subathoo habe ich nicht ermitteln können. 6) Journ. Asiat. Soc. of Bengal. XXII. p. 409.

SYNOPSIS DER - VIPERIDEN. 89

Vipera hexacera D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1416. pl. LXXVIII f. 2. Echidna nasicornis Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. IX. p. 62.— A. Dumeril. Archi- ves du Museum X. p. 220.

Mit V. nasicornis Shaw beginnt die Reihe derjenigen Vipera-Arten, bei welchen das Rostralschild durch kleine Schuppen vom Vorderrande des Nasalschildes getrennt ist, und welche’ in der Supraorbitalgegend statt eines Schildes eine Menge kleiner gekielter, bei ei- nigen Arten auch zu eigenthümlichen, hornförmigen Fortsätzen umgewandelter Schuppen besitzen. Das Hauptmerkmal, durch welches sich die in Rede stehende Art von allen ihren Gattungsgenossen unterscheidet, besteht in den stark comprimirten und zu hornförmigen Fortsätzen umgestalteten Supranasalschildern, deren jederseits drei, selten zwei, in einer Längsreihe hinter einander stehen, und zwischen denen die Oberfläche der Schnauze mehr oder weniger tief der Länge nach ausgehöhlt erscheint. Von diesen jederseitigen Fortsätzen, die weich und biegsam sind, ist der hinterste, der am Innenrande des Nasenloches steht, am längsten und zeigt auf seiner nach aussen gekehrten Fläche eine Längsrinne, die beiden vor- deren dagegen, die das Aussehen blattförmig comprimirter Schuppen haben, sind bedeutend kürzer und nehmen nach vorn successive an Länge ab, so dass der vorderste zuweilen äus- serst kurz und daher kaum wahrzunehmen ist. Die 15 Exemplare dieser Art, die ich in den Museen zu Berlin, Leyden, München und Stuttgart gesehen habe und unter denen sich auch 8 ganz reife, aus einem trächtigen Weibchen genommene Fötus befanden, besassen sämmtlich diese hornförmigen Fortsätze an der Schnauzenspitze, nur waren dieselben bei den ganz jungen Stücken natürlich nicht so deutlich entwickelt, wie bei den ausgewachsenen, und ich glaube daher auch, dass bei den beiden jungen Exemplaren d und e im British Museum, denen Gray die «Nasal horns» abspricht, diese hornförmigen Fortsätze nur sehr schwach ausgebildet, aber doch vorhanden sein werden, zumal das Stück e aus dem Leydener Museum stammt und daher ohne Zweifel zu derselben Brut wie die 8 von mir untersuchten Fötus gehören wird. V. nasicornis Shaw besitzt die grösste Achnlichkeit mit der nächst- folgenden Art, der V. rhinoceros Schleg., mit welcher sie sowohl im ganzen Habitus, als auch in der Form und Stellung der Nasenlöcher vollkommen übereinstimmt, unterscheidet sich von derselben aber nicht allein durch die grössere Zahl der hornförmigen Fortsätze auf der Schnauzenspitze, sondern auch durch die Zeichnungen auf dem Kopfe und z. Th. auch auf dem Rumpfe; von V. arietans Merr., mit welcher sie im Habitus gleichfalls grosse Aehnlichkeit zeigt, differirt sie, abgesehen von den Supranasalhörnern, die jener stets fehlen, sowohl durch die völlig verschiedene Färbung und Zeichnung, als auch hauptsächlich durch die Lage der Nasenlöcher, die bei V. arietans Merr. oben auf der Schnauze, nach innen vom Canthus rostralis, angebracht und mit der Oeffnung direkt nach oben gerichtet sind.

V. nasicornis Shaw gehört zu den grössten Arten der Gattung und erreicht eine Länge von fast 200 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die Grundfarbe der Oberseite ist bei dieser Schlange gelblich- grau oder bräunlichgrau mit mehr oder weniger ausgesprochenem grünlichen Anfluge, die

Memoires de l’Acad. Imp..des sciences, VIIme Serie. 12

90 A. STRAUCH,

Unterseite dagegen erscheint gelblich gefärbt. Auf der Oberfläche des Kopfes findet sich eine grosse, schwarzbraune, gelb gesäumte, dreieckige Makel, deren Spitze zwischen den beiden hintersten Supranasalhörnern liegt, während die Basis, die jederseits mehr oder we- niger deutlich dreieckig ausgerandet ist, sich auf den vordersten Theil des Rumpfes erstreckt; diese Zeichnung erinnert in der Form sehr an eine Pfeilspitze und ist zuweilen, wie bei dem in der Erpetologie generale abgebildeten Kopfe, an der Seite der Basis so stark aus- geschnitten, dass sie jederseits einen schmalen, nach aussen und hinten gerichteten, den Widerhaken des Pfeils entsprechenden Fortsatz besitzt. An den Seiten des Kopfes findet sich eine, nicht immer deutliche, braune Postorbitalbinde, die schräge nach hinten und unten gegen den Rumpf zieht, und vor derselben ein schmaler gelber Strich, der den Unterrand des Auges mit dem 12'“—-13‘” Supralabialschilde verbindet; an der Seite der Schnauze, in der Nähe ihrer Spitze, steht noch ein mehr oder weniger deutlich ausgesprochener, gelber Fleck und der Raum zwischen diesem und dem vorhin erwähnten gelben Strich ist dunkel- braun gefärbt, so dass also unter dem Auge ein grosser dreieckiger, dunkeler Fleck vorhan- den ist. Die Supranasalhörner sind stets sehr hell, gelblich oder gelblichgrau gefärbt. Auf der Mitte von Rücken und Schwanz findet sich eine Längsreihe grosser schwarzbrauner Makeln von rhombischer oder auch ganz unregelmässiger Gestalt, die bald in mehr oder weniger gleichen Abständen auf einander folgen, bald aber auch stellenweise zu kürzeren oder längeren Längsbinden zusammenfliessen. Auf diesen Makeln oder Binden stehen nun, meist in gleichen Abständen auf einander folgend, grünliche, gelbgesäumte Parallelogramme, die meist doppelt so lang als breit sind und an denen sowohl der Vorder-, als auch der Hinter- rand stets deutlich dreieckig ausgerandet ist; gewöhnlich, wie z. B. bei dem von Reinhardt abgebildeten Exemplar, ist jedes dieser Parallelogramme der Länge nach von einer gelben Linie durchzogen und in zwei gleiche Hälften getrennt, so dass eine solche Figur aus zwei regulären, gelbgesäumten Trapezen zusammengesetzt erscheint, welche mit der kurzen Pa- rallelseite an einander grenzen. Die Seiten des Rumpfes und Schwanzes sind in verschie- dener Weise dunkel getleckt, und zwar alterniren die Flecken, falls sie grösser und deutlich sind, meist mit den braunen Rückenmakeln und haben zuweilen eine ausgesprochen rhom- bische Gestalt. An der Verbindungsstelle der Bauchschilder mit der jederseitigen letzten Schuppenreihe findet sich gewöhnlich eine Längsreihe grösserer oder kleinerer gelber Ma- keln. Die Unterseite des Kopfes besitzt einen mehr oder weniger deutlichen, röthlichen oder orangefarbenen Anflug, die Bauch- und Schwanzschilder dagegen sind auf gelblichem Grunde schwarz gesprenkelt oder mit einer Menge meist viereckiger schwarzer Makeln besäet. Habitat. V.nasicornis Shaw, die ausschliesslich dem afrikanischen Faunengebiet angehört, scheint an der Westküste Afrika’s, namentlich inOber-Guinea, häufig vorzukommen'), fehlt aber auch in Unter-Guinea nicht und soll, wie A. Dumeril?) behauptet, auch im Kaplande gefangen

1) Verslagen en Mededeeliugen. d. k. Acad. van We- 2) Guerin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. VIIT. tensch. III. p. 316. p. 558.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 91

worden sein. Die nördlichste Gegend, in der man sie beobachtet hat, ist die Republik Li- beria, wo Dr. Ford!) ein Paar Exemplare erbeutet hat: alsdann bewohnt sie die Goldküste ?) und ist daselbst sowohl in den ehemaligen dänischen Besitzungen?) an der Küste, als auch über- haupt im Lande der Ashantees *) gefangen worden; ferner ist sienach Burton’) im Camaroon- Gebiet einheimisch und scheint endlich, wie die Exemplare im Pariser °) und Mailänder ’) Museum sowohl, als auch in der Sammlung zu Philadelphia®) beweisen, am Gabon nicht selten zu sein. Es erstreckt sich somit ihr Verbreitungsbezirk wahrscheinlich längs der gan- zen Küste, von Liberia bis in’s Kapland hinein, und umfasst also etwa diejenige Strecke der Westküste Afrika’s, welche zwischen dem n. und dem 33—34 s. Br. gelegen ist.

9. Vipera rhinoceros Schlegel..

V. capite elongato, deplanato, subtrigono, postice valde dilatato et a trunco distinete separato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis et carinatis tecto; naribus magnis, utrinque inter scutella bina positis, subverticalibus; sceutello supranasali utrinque in processum corniformem attenuato; squamis praenasalibus et supraor- bitalibus parvis, numerosis; oculo a scutis supralabialibus 6°, 7”° et 8, infra positis, qua- drupliei serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 16—18, infralabialibus 17—19; squamis in trunci parte anteriore in 31—38 series longitudinales dispositis; sceutis abdominalibus 130—140, anali simpliei, subeaudalibus utringue 18—33.

Synonymie.

Cerastes nasicornis Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. III. p. 319. Echidna gabonica D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1428. pl. LXXX. Vipera rhinoceros Schlegel. Verslagen en Mededeelingen der Koningl. Academie van We- tenschappen III. p. 315. Echidna rhinoceros A. Dumeril in: Gu&rin. Revue et Mag. de Zoologie. 2. ser. VIII. (1856) p. 559. A. Dumeril. Archives du Museum X. p. 220. Clotho rhinoceros Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. p. 340. Wie ich aus einer Notiz von Peters°) entnehme, hat Schlegel diese Art bereits im Jahre 1851 mit dem Namen Y. rhinoceros belegt, dieselbe aber erst im Jahre 1855 be- schrieben, und es müsste somit dem Prioritätsrechte nach der Name V. gabonica D. et B.,

1) Proc. Acad. Philadelph. IX. p. 64. | and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XII. p. 239. 2) Gu&rin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. ÄT. | 6) Gu&rin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. VI. p- 152. Lichtenstein. Nomencl. Reptil. et Amphi- p. 558. bior. Mus. Berol. p. 34. | 7) Jan. Cenni sul Museo civico di Milano p. 50. 3) Kongl. Dansk. Videnskab. Selsk. naturvid. Af- | 8) Proc. Acad. Philadelph. IX. p. 64. handl. X. p 273. | 9) Wiegmann. Archiv für Naturgeschichte 1855. 4) Gray. Catal. of Snakes p. 25. I. p. 55.

5) Proc. zool. Soc. of London 1863. p. 16. Ann. !

99 A. STRAUCH,

der im Jahre 1854 publieirt worden ist, der Schlegel’schen Benennung vorgezogen wer- den, da jedoch alle Autoren, Prof. A. Dumeril nicht ausgenommen, sich für die Annahme des Namens V. rhinoceros Schleg. entschieden haben, so adoptire ich denselben gleichfalls.

V. rhinoceros Schleg. stimmt mit der vorhergehenden Art in jeder Hinsicht vollkommen überein und unterscheidet sich von derselben nur durch die abweichende Färbung und Zeich- nung, namentlich des Kopfes, .so wie hauptsächlich durch die Zahl der zu Hörnern umge- stalteten Supranasalschilder, deren sie jederseits nicht drei, sondern nur ein einziges be- sitzt, welches am Innenrande des Nasenloches steht und somit dem dritten oder hintersten Supranasalhorne der V. nasicornis Shaw entspricht.

Auch diese Giftschlangen-Art wird sehr gross und erreicht eine Totallänge von 200 Ctm.

Färbung und Zeichnung. In der Anordnung der Zeichnungen auf dem Rumpfe hat diese Art wohl einige Aehnlichkeit mit der vorhergehenden, lässt sich von derselben aber, selbst wenn man von dem völlig anders gezeichneten Kopfe absieht, doch ganz leicht unterscheiden. Da ich nur Weingeistexemplare der V. rhinocerosSchleg. gesehen habe, bei denen die Farbe mehr oder weniger alterirt war, so halteich mich hinsichtlich des Coloritsan dievon Dumeril veröffentlichte Beschreibung eines der Mönagerie des Reptiles im Pariser Pflanzengarten gehörigen lebenden Exemplares. Die Grundfarbe der Oberseite ist röthlichbraun, auf dem Kopfe selbst ziegelroth, die der Unterseite dagegen weisslich- oder gelblichgrau. Auf der Oberfläche des Kopfes findet sich eine äusserst schmale, schwarze Längsbinde, die von der Schnauzenspitze bis zum Hinterkopfe reicht, und fast die ganze Schläfengegend wird von einer breiten braunen Binde eingenommen, die am Hinterrande der Orbita entspringt und am Mundwinkel endet; unter dem Auge sieht man hin und wieder einen, nie sehr deutlichen, dunkelen Fleck. Aufdem Rücken findet sich eine Längsreihe grosser, regulärer, dunkelgrün- lichbrauner Rhomben, die einander mit den Spitzen meist berühren: in jedem solchen Rhom- bus steht ein längliches, röthlichbraunes, rechtwinkeliges Parallelogramm, das mit seinen vier Ecken die Seiten des Rhombus berührt, oder mit anderen Worten, es dient jede der vier Seiten des röthlichbraunen Parallelogramms einem dunkelgrünlichbraunen, gleichschen- keligen Dreiecke zur Basis; in Folge dessen sieht man auf der Rückenmitte zwischen je zwei auf einander folgenden Parallelogrammen eine sanduhrförmige Figur von dunkelgrünlich- brauner Farbe, die eben den gegen einander gekehrten Spitzen zweier auf einander folgen- den Rhomben entspricht. An den Seiten des Rumpfes findet sich eine Reihe grosser, bräun- licher, dunkel gerandeter Makeln, die der Quere nach stehen und mit den grossen Rhomben der Rückenmitte alterniren; jede dieser Makeln besitzt ausser dem dunkelen Rande noch einen feinen weisslichen Saum, und an der Verbindungsstelle der Bauchschilder mit den Schuppen der jederseitigen äussersten Längsreihe stehen kleine, weisse oder gelbliche Flecken, die häufig zu einer hin und wieder unterbrochenen Längsbinde zusammenfliessen. Der Schwanz erscheint auf der Oberseite heller oder dunkler röthlichbraun, da die Zeichnungen sehr verwischt und undeutlich sind. Die Unterseite des Kopfes und Schwanzes ist einfarbig,

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 93

auf den Bauchschildern dagegen findet sich meist jederseits ein grösserer oder kleinerer schwarzer Fleck.

Habitat. Während V. nasicornis Shaw allem Anscheine nach auf die Westküste Afrika’s beschränkt ist, findet sich die ihr so nahe verwandte V. rhinoceros Schleg. sowohlan der West-, als auch an der Ostküste dieses Welttheils, jedoch sind die Nachrichten über ihr Vorkom- men zur Zeit noch sehr wenig zahlreich und dabei so lückenhaft, dass sich unmöglich ein Bild ihres Verbreitungsbezirkes entwerfen lässt. Ursprünglich wurde diese Giftschlange von Savage!) beim Cap Palmas, östlich von Liberia, entdeckt und ist später auch an der Gold- küste, bei Boutry und Dabocrom, gefangen worden °); ferner kennt man sie aus der Gegend des Gabon°), aus Cabinda*), einer Küstenstadt nördlich vom Zaire, so wie aus dem südlich von Benguela gelegenen Hererolande°), und endlich hat Peters’) sie auch in Boror an der Küste von Mossambique beobachtet.

10. Vipera arietans Merrem.

V. eapite elongato, deplanato, subtrigono, postice valde dilatato et a trunco distinete separato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis et carinatis tecto; naribus, mediocris magnitudinis, utrinque inter scutella bina positis, verti- ealibus; seutellis supranasalibus utringue duobus, carinatis; squamis praenasalibus et supra- orbitalibus parvis, numerosis; oculo a scutis supralabialibus 6" et 7"", vel 7" et 8”, infra positis, tripliei vel quadruplici serie squamarum separato; seutis supralabialibus utrinque 14— 15, infralabialibus 15 18; squamis in truneci parte anteriore in 31—32 series longi- tudinales dispositis; seutis abdominalibus 124— 146, anali simpliei, subeaudalibus utrinque 20—34.

Synonymie.

Serpens corallina Seba. Thesaurus II. p. 30. tab. XXX. f. 1. 2 Yipera japanica Seba. Thesaurus U. p. 55. tab. LIV. f. 4. 2? Vipera Bitin Seba. Thesaurus II. p. 98. tab. XCI. f. 1. Vipera major Seba. Thesaurus II. p. 99. tab. XCIV. f. 2.

2 Cobra Clotho Laurenti. Synopsis Ireptilium p. 104.

Cobra Lachesis Laurenti. Synopsis Reptilium p. 104.

Coluber Lachesis Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XII, I. p. 1085. Shaw. 1) Proc. Acad. Philadelph. IV. p. 37. nicht angeben, da ich nur einen Separatabdruck von Bar- 2) Das Leydener Museum besitzt Exemplare aus den | bozadu Bocage’s Aufsatze besitze; im Separatabdrucke

genannten Ortschaften. befindet sich die betreffende Angabe auf p. 17. 3)D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1429. Jan. 5) Berliner Monatsberichte 1862. p. 26.

Elenco sist. degli Ofidi p. 121. 6) Berliner Monatsberichte 1854. p. 626. Wieg-

4) Jornal de Sciencias mathematicas, physicas e na- | mann. Archiv für Naturgeschichte 1855. I. p. 55. turaes de Lisboa 1866. N 1. Die Seitenzahl kann ich

94 A. STRAUCH,

General Zoology Ill. part 2. p. 402. pl. CV etCVI. Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien IV. p. 143. tab. XVII. £. 1.

? Coluber Clotho Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XII, I p. 1086. Shaw. Ge- neral Zoology II. part 2. p. 401. Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien IV. p. 144. tab. XVII. f. 2.

? L’Hebraique Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens II. p. 106.

# Coluber Bitin Benaterre. Encyclopedie meth. Ophiologie p. 22.

Coluber intumescens Donndorff. Zoologische Beiträge III. p. 209.

Vipera inflata Burchell. Travels in South Africa I. p. 469 *. Burchell. Voyage en Afrique p. 409. ® Smith in: Edinburgh Philosoph. Journal I. p. 284. * Japanische Natter Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 252.

tab Not. 1:

? Vipera severa Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 335. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 115.

? Vipera Clotho Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 171.

Vipera (Echidna) arietans Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 152.

Puffende Viper Merrem. Beiträge zur Gesch. der Amphibien II. p. 121.

Echidna arietans Wagler. Descript. et Icones Amphibior. tab. XI.— Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Reptilien p. 180. tab. LXXX.— D.etB. Erpetol. gener. VII. 2. 1298 DE DOIDLT ET,

Vipera brachyura Cuvier. Regne animal. 2% Edit. II. p. 90.

Clotho lateristriga Gray. Zoological Miscellany p. 69. Gray. Catal. of. Snakes p. 26.

Vipera arietans Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 193, II. p. 577. pl. XXI. f. 1, 2, 3. Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’ Serpenti del Museo di Pavia p. 62.

Olotho arietans Gray. Catal. of Snakes p. 25.

Von den vier oben eitirten Abbildungen aus dem II. Bande von Seba’s Thesaurus, die schon Merrem auf seine V. arietans bezogen hat, ist meiner Ansicht nach die erste (tab. XXX f. 1.) recht gut, die drei anderen dagegen sind völlig verfehlt und erinnern nur durch die cheyronartigen Rückenzeichnungen etwas an die in Rede stehende Art, wesshalb es denn immerhin noch fraglich bleibt, ob sie auch wirklich nach Exemplaren der soge- nannten Puffadder angefertigt worden sind. Gerade die beiden schlechtesten dieser Abbil- dungen (tab. XCIIL f. 1. und tab. XCIV f. 2.) hat nun Laurenti zur Begründung seiner beiden Aspis-Arten, der A. COlotho und der A. Lachesis, benutzt und es kann daher wohl kaum in Frage kommen, dass weder die eine, noch die andere der Laurenti’schen Benen- nungen zur Bezeichnung dieser Art in Anwendung kommen kann. Dasselbe gilt auch von der Benennung Coluber intumescens, die Donndorff vorgeschlagen hat, denn auch sie be- zieht sich nur auf die oben citirten Seba’schen Figuren; der von Burchell proponirte Namen, V. inflata, dagegen ist zwar nicht auf die Seba’schen Figuren begründet, scheint

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 95

aber doch von keiner ausreichenden Beschreibung begleitet zu sein, wenigstens hat keiner der späteren Autoren ihn acceptirt, und es bleibt somit nur die Benennung V. arietans übrig, die Merrem im Jahre 1820 vorschlug und die ich denn auch nach dem Beispiele fast aller Autoren zur Bezeichnung der in Rede stehenden Giftschlange adoptirt habe.

V. arietans Merr. ist die einzige unter allen ihren Gattungsgenossen, bei welcher die Nasenlöcher oben auf der Schnauze, nach innen von dem allerdings sehr undeutlichen Can- thus rostralis liegen und mit der Oeffnung vertical, d. h. direkt nach oben gerichtet sind. Im Habitus stimmt sie, wie schon bemerkt, mit den beiden vorhergehenden Arten überein, unterscheidet sich von denselben aber, abgesehen von den kleineren, vollkommen vertical gestellten Nasenlöchern, durch die einfach gekielten, nicht zu hornförmigen Fortsätzen um- gestalteten Supranasalschilder und durch die völlig verschiedene Färbung und Zeichnung. Das Charakteristische in der allerdings sehr variabelen Färbung und Zeichnung dieser Art bilden bekanntlich die Chevrons auf dem Rücken, die je nach den Exemplaren bald gelb, bald schwarz sind und im ersteren Fall einen schwarzen, im letzteren einen gelben Saum besitzen; desshalb glaube ich auch die Clotho lateristriga, welche Gray auf eine aus der Ge- gend des Gambia stammende, ausgestopfte Schlange begründet hat und welche diese Che- vrons ebenfalls besitzt, als Synonym zu dieser Art stellen zu müssen, zumal sie von der V. arietans Merr. nur durch ganz unwesentliche, wahrscheinlich durch die Präparation der Haut bedingte Differenzen in der Färbung abweicht und dabei aus einer Gegend (Senegam- bien) stammt, wo die Puffadder, wie ich weiter unten zeigen werde, gar nicht selten vor- kommt.

Das grösste Exemplar der V. arietans Merr. befindet sich meines Wissens im Pariser Museum und hat eine Totallänge von 122 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Bei der in Rede stehenden Art, die hinsichtlich der Färbung und in geringerem Grade auch hinsichtlich der Zeichnung nicht allein nach dem Alter, son- dern auch individuell nicht unbedeutend zu variiren scheint, ist die Unterseite aller Theile stets heller oder dunkler strohgelb und die einzelnen Bauchschilder erscheinen entweder einfarbig, oder aber jederseits mit einem schwarzen, stark in die Quere gezogenen Fleck verziert; diese gefleckten Schilder stehen nur selten hinter einander, sondern sind meist durch 3—5 einfarbige, ungefleckte von einander getrennt, und bisweilen finden sich auf der Mitte der Schilder rundliche oder eckige schwarze Makeln, wodurch in der Mitte des Abdomens eine mehr oder weniger regelmässige, häufiger oder seltener unterbrochene Längsreihe von Makeln entsteht. Die Oberseite des Rumpfes zeigt auf hellem, bald bräun- lichgelbem, bald gelblichbraunem Grunde drei Längsreihen breiter, brauner oder schwarzer, mit der Spitze nach hinten gerichteter Chevrons, die stets bräunlichgelb oder gelblichbraun gesäumt sind und von denen die der mittelsten oder Dorsalreihe sehr deutlich, die der seit- lichen dagegen meist verschwommen und unregelmässig, oder aber auch zu einfachen Quer- strichen umgestaltet sind. Zuweilen nimmt jedoch die dunkele Farbe so überhand, dass die ganze Oberseite des Rumpfes dunkelbraun oder schwarz gefärbt erscheint und mit drei

96 A. STRAUCH,

Reihen schmaler, gelber oder bräunlichgelber Ohevrons geziert ist; zwischen diesen hellen Chevrons, die mitunter durch Abrundung des Winkels die Gestalt eines mit der Convexität nach hinten gerichteten Bogens erhalten, sind eine Menge kleiner, gleichfalls gelber oder bräunlichgelber Flecken zerstreut, von denen jeder meist der Spitze einer Schuppe entspricht. Auf dem Schwanze sind die Chevrons sehr undeutlich, wesshalb derselbe sehr unregelmässig getleckt erscheint. Zwischen den beiden extremen Formen dieser Art, der gelblichbraunen mit dunkelen Zeichnungen und der fast schwarzen, gelb gezeichneten, existiren nun alle nur denkbaren Zwischenformen, und es ist wirklich schwer zwei Exemplare der V. arietans Merr. zu finden, die absolut gleich gefärbt und gezeichnet wären. Die Zeichnungen auf dem Kopfe dagegen scheinen constanter zu sein, wenigstens habe ich bei den meisten der 27 von mir untersuchten Exemplare auf der Oberseite des Kopfes eine dunkele, gelbgesäumte Quer- binde gefunden, welche die Augen einschliesst und mit ihren abgerundeten Enden den Ober- vand der Supralabialschilder berührt. Ferner fand ich bei den Exemplaren mit heller Grund- farbe jederseits auf dem Hinterkopfe, oberhalb der Schläfe, eine recht deutliche, dunkelfar- bige Binde, die von vorn und innen nach hinten und aussen zieht, und ausserdem noch meh- rere, freilich sehr undeutliche und weder in Form, noch in Stellung constante dunkele-Makeln; endlich scheint auch die Schnauzenspitze immer dunkel gefärbt zu sein, jedoch mit Aus- nahme des Rostralschildes, welches stets eben so gelb ist, wie die Supralabialia.

Habitat. V. arietans Merr. die Puffadder der Kapkolonisten, ist eben so wie die beiden vorher besprochenen Arten nur in Afrika einheimisch und gehört zu den am weitesten ver- breiteten Giftschlangen dieses Welttheils, denn sie bewohnt, wie es scheint, alle südlich vom 17° n. Br. gelegenen Gegenden des afrikanischen Continents. Was zuerst ihr Vorkom- men in West-Afrika anbetrifft, so muss sie in Senegambien') nicht selten sein, denn, wie ich aus einer Mittheilung von A. Dumöril?) entnehme, hat allein die Pariser Menagerie des Reptiles nicht weniger als 6 Exemplare dieser Schlange, die sämmtlich vom Senegal stammten, besessen. Ferner bewohnt sie die Küste von Sierra Leona°), so wie die Gold- küste‘), wo schon Bosman') sie bei, St. Georges d’Elmina beobachtet hat, und ist auch in Unter-Guinea, namentlich in den portugiesischen Besitzungen Angola°) und Benguela einhei- misch, wie die im Lissaboner Museum °) aufbewahrten Exemplare aus Duque de Braganza und aus Equimina darthun. In Süd-Afrika soll sie nach Smith’) in allen bisher von Euro- päern besuchten Distrikten vorkommen, scheint aber, so weit sich nach den in Sammlungen vorhandenen Stücken urtheilen lässt, besonders in der Kapkolonie sehr häufig zu sein und

1) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1428. 2) Archives du Museum VII. p. 278.

| turaes de Lisboa 1866 .% 1. Wie schon bemerkt, besitze ich dieses Journal nicht und kann daher die Seitenzahl

3) Smith. Illustr. of Zoology of South-Africa. Rep- tiles. App. p. 21.

4) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens II. p. 578.

5) Günther. Catal. of Colubrine Snakes p. 268.

6) Jornal de Sciencias mathematicas, physicas e na-

nicht angeben. Im Separatabdrucke des Aufsatzes «Lista dos reptis das possessoes partuguezas d’Africa oceidental que existem no Museu de Lisboa por J. V. Barboza du Bocage» findet sich die betreffende Angabe auf p. 17. 7) Smith. Illustr. of Zoology of South-Africa. Rep-

tiles. App. p. 21.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 97

findet sich selbst in der Umgegend der Kapstadt nicht selten '). In Ost-Afrika hat Dr. Kirk?) diese Art am Zambese und in der Gegend des Nyassa gefangen und Prof. Peters?°), der sie gleichfalls am Zambese, und zwar sowohl bei Tette, als auch in Boror, beobachtet hat, giebt an, dass sie überhaupt in Mossambique vorkommt, eine Angabe, die auch von Bian- coni‘) bestätigt wird. Ferner bewohnt sie die Küste von Zanzibar°), und zwar besitzt das Berliner Museum durch den verstorbenen Baron von der Decken ein Exemplar aus der Gegend von Mombas; alsdann hat Speke‘) zwei Exemplare aus Ost-Afrika mitgebracht, deren specieller Fundort jedoch nicht bekannt zu sein scheint, und nach Rüppell’) ist diese Art auch in Kordofan einheimisch. Hartmann) endlich, der sie gleichfalls in Kordofan ge- fangen hat, theilt mit, dass sie auch in den dem Nordlaufe des Bahr-el-Abjad benachbarten Steppen und selbst im südlichen Bejudah vorkommt. Die nördlichsten Punkte, an denen die Puffadder bis jetzt gefunden worden ist, sind somit im Westen der Senegal und im Osten der südliche Theil von Bejudah, die beide etwa unter dem 17° n. Br. liegen, und es muss daher für jetzt wenigstens dieser Breitengrad als Nordgrenze für den Verbreitungsbezirk von V. arietans Merr. angesehen werden. Es existirt allerdings auch eine Angabe über das - Vorkommen dieser Giftschlange in der Algerie, jedoch beruht dieselbe ohne allen Zweifel auf einem Versehen; M. Wagner’) berichtet nämlich, dass Dr. Guyon ein bei Oran gefan- genes Exemplar der V. brachyura Cuv. (= V. arietans Merr.) nach Paris gesandt habe, doch ist diese vermeintliche V. brachyura Cuv. sicherlich weiter nichts als die bei Oran ein- heimische V. mauritanica D. et B. gewesen, denn im entgegengesetzten Falle würden die Verfasser der Erpetologie generale schwerlich unterlassen haben, mitzutheilen, dass dem Pariser Museum die V. arietans Merr. auch aus der Algerie zugekommen ist.

11. Vipera inornata Smith.

V. capite elongato, deplanato, subpyriformi, postice dilatato et a trunco distincte separato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis et carinatis tecto; naribus parvis, utringue inter scutella bina? positis, subanterioribus; squa- mis praenasalibus et supraorbitalibus parvis, numerosis; oculoascutis supralabialibus, infra positis, duplici? veltriplici? serie squamarum separato; squamis in trunci parte anteriore in —? series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 140, anali simpliei, subeaudalibus utrinque 24.

1) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 6) Proc. zool. Soc. of London 1864. p. 115. II. p. 578. Proc. Acad. Philadelph. XII. p. 509. 7) Rüppell. Verzeichniss der im Senckenbergischen 2) Proc. zool. Soc. of London 1864. p. 307. Museum aufgestellten Amphibien p. 21. 3) Berliner Monatsberichte 1854 p. 626. Wieg- 8) Barnim. Reise durch Nord-Ost-Afrika p. 283. mann. Archiv für Naturgeschichte 1855. I. p. 55. 9) Wagner. Reisen in der Regentschaft Algier III. 4) Memor. dell’ Acad. di Bologna I. p. 179, 189. p. 139.

5) Berliner Monatsberichte 1866. p. 891.

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 13

98 A. STRAUCH,

Synonymie. Echidna inornata Smith. Ilustr. of the Zoology of South Africa. Rept. pl. IV.— D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1437. Clotho ? inornata Gray. Catal. of Snakes p. 26.

Wie schon die vielen Fragezeichen in der vorstehenden Diagnose andeuten, hat Smith diese Art nur sehr oberflächlich beschrieben und mehrere von den Merkmalen, welche ge- genwärtig hauptsächlich zur Unterscheidung der einzelnen Viperiden-Arten benutzt werden, gar nicht berücksichtigt, wesshalb es denn auch schwer hält, sich eine richtige Vorstellung von dieser Schlange zu machen, zumal noch die beigefügte Abbildung nicht ganz mit der Beschreibung übereinstimmt. Dennoch unterliegt es keinem Zweifel, dass V. inornata Smith eine selbstständige Species ist, welche, so weit nach der Beschreibung geurtheilt werden kann, der V. Atropos L. zunächst verwandt ist, sich von derselben aber sowohl durch den länglichen, etwa birnförmigen Kopf und die stark gewölbte jederseitige Supraorbitalregion, als auch durch die Färbung und den Mangel aller Zeichnung unterscheidet.

V. inornata Smith besitzt eine Totallänge von 37 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die Oberseite aller Theile einfarbig, dunkelgelblichbraun, der Schwanz sehr undeutlich braun gefleckt; die Unterseite bräunlichgelb mit spärlichen bräun- lichen Flecken. ;

Habitat. Das einzige bisher bekannte Exemplar dieser Giftschlange hat Smith aus Süd- Afrika mitgebracht, wo es in den Sneeubergen (Schneebergen), nördlich von Graaf Reynet (32° s. Br.), gefangen worden war.

12. Vipera Atropos Linne.

V. capite brevi, parum deplanato, subcordiformi, postice dilatato et a trunco distinete separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbri- catis et carinatis tecto; naribus parvis, utrinque inter scutella bina positis, subanterioribus; squamis praenasalibus et supraorbitalibus parvis, numerosis; oculo a scutis supralabialibus 4 et 5'°, infra positis, dupliei vel tripliei serie squamarum separato; scutis supralabialibus utringue 10—12, infralabialibus 11—13; squamis in trunei parte anteriore in 23—31 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 127—145, anali simplici, subcaudalibus utrinque 20—29.

Synonymie.

Coluber atropos Linne. Museum Adolphi Friderici regis p. 22. tab. XIII. f. 1. Linn. Systema naturae. Edit. X, I. p. 216. ®153.— Linne. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 375. ® 153. Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XII, I. p. 1086. N 153. Bonaterre. Encyclopedie meth. Ophiologie p. 16. pl. VII. f. 4. Shaw. General Zoology III. part 2. p. 404.

Cobra atropos Laurenti. Synopsis Reptilium p. 104.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 99

L’Atropos Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et,des Serpens II. p. 134.

Airopen-Natter Bechstein. De Lacepe&de’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 285. tabeX IR. 2.

Vipera atropos Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 334. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p.210.— Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 193, IP 5SL. PE-XXT. 8.607.

Vipera montana Smith. Edinburgh philosoph. Journal I. p. 284. *

Vipera (Echidna) atropos Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 152. Smith. Ilustr. of the Zoology of South Africa. Rept. pl. LI.

Vipera (Echidna) atropoides Smith. Illustr. of the Zoology of South Africa. Rept. pl. LIM. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1434. -

Clotho Atropos Gray. Catal. of Snakes p. 26.

Echidna atropos D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1432.

Die Stellung der Nasenlöcher, die klein und mit der Oeffuung nach vorn und aussen gerichtet sind, der kurze, ungefähr herzförmige Kopf, so wie die kleinen, einfachen, d.h. nicht zu hornförmigen Fortsätzen umgewandelten Supraorbitalschuppen charakterisiren diese Art für alle Fälle so sicher, dass eine Verwechselung mit irgend einer anderen Viper kaum mög- lich ist. Im Habitus stimmt V. Atropos L. nicht allein mit V. inornata Smith, sondern auch mit V. cornuta Daud., und zwar in noch weit bedeutendrem Grade, überein, lässt sich aber von beiden doch ganz leicht unterscheiden; von der allerdings noch sehr ungenügend be- kannten V. inornata Smith unterscheidet sie sich, wie schon bemerkt, durch den kurzen, etwa herzförmigen Kopf und durch die Färbung und Zeichnung, von der V. cornuta Daud. dagegen hauptsächlich durch die Beschaffenheit der Supraorbitalschuppen, welche bei V. Atropos L. bis auf die etwas geringere Grösse vollkommen mit den übrigen Kopfschuppen übereinstimmen, während sie bei V. cornuta Daud. zu aufgerichteten, nahezu gleichlangen und meist in einen Büschel vereinigten Hörnern umgewandelt sind.

Was die von Smith beschriebene V. atropoides aubetriftt, so hat schon Gray sie mit der V. Atropos L. vereinigt und gewiss mit Recht, denn die Unterschiede, welche sie von letzterer darbietet, bestehen lediglich in der etwas geringeren Länge des Kopfes, in der etwas differenten Stellung der Augen und Nasenlöcher, in der gleichfalls nur wenig ver- schiedenen Färbung und Zeichnung, so wie in noch einigen anderen, eben so unwesentlichen Abweichungen, die alle augenscheinlich individueller Natur sind und daher wohl schwerlich zur Begründung einer besonderen Species genügen können.

V. Atropos L. erreicht eine Totallänge von gegen 60 Utm.

Färbung und Zeichnung. Die Grundfarbe der Oberseite aller Theile ist gewöhnlich sehr dunkel braun, soll jedoch nach Smith ab und zu auch gelblichbraun sein, und die Unterseite erscheint entweder einfarbig dunkelbleigrau, oder aber zeigt auf rostgelbem Grunde eine Menge dichtgestellter schwärzlicher Quermakeln. Auf dem Kopfe finden sich vier, mehr oder

weniger scharf begrenzte, schwarze oder schwarzbraune, mitunter weisslich gesäumte *

100 A. STRAUCH,

Makeln, von denen die beiden hinteren auf dem Hinterkopfe stehen und grösser sind, als die beiden vorderen. An den Seiten des Kopfes zieht, am Hinterrande der Orbita beginnend und allmählich an Breite zunehmend, eine schwarze oder doch sehr dunkele Binde schräge nach hinten und unten, und vor derselben sieht man gewöhnlich drei sehr helle, weissliche Makeln, von denen die hinterste bindenförmig ist und den Unterrand der Orbita mit dem Mundwinkel verbindet, während die beiden vorderen, kleineren, eine ausgesprochen dreieckige Form besitzen und auf den Oberlippenschildern stehen, die eine unter, die andere vor dem Auge. Auf dem Rumpfe und Schwanze finden sich jederseits zwei Längsreihen schwarzer oder sehr dunkelbrauner, weisslich gesäumter Makeln, die meist mit einander alterniren und von denen die der oberen oder inneren Längsreihe mehr oder weniger deutlich halb- kreisförmig, die der unteren dagegen ausgesprochen viereckig sind. Diese viereckigen Ma- keln der unteren oder äusseren Reihe stehen zwischen zwei schmalen, hellen, weisslichen oder gelblichen Längsbinden, von denen die äussere oder untere sehr deutlich wellenförmig ge- bogen ist; unterhalb. dieser hellen Wellenbinde erscheint der Rumpf meist heller gefärbt und mit mehr oder weniger zahlreichen Makeln von dunkeler Farbe und sehr verschiedener Grösse bedeckt. Die von Smith mit dem Namen V. atropoides belegte Varietät ist durch eine hellere, röthlichbraun gefärbte Oberseite ausgezeichnet und besitzt auf dem Rumpfe jederseits nur eine Längsreihe deutlicher Makeln, die meist klein sind und an denen der helle Saum fehlt; die Makeln der jederseitigen äusseren Längsreihe sind hier kaum wahr- zunehmen und von den beiden hellen Längsbinden, zwischen welchen diese letzteren Makeln bei V. Atropos L. stehen, ist hier nur noch die innere oder obere vorhanden, die zwar an Breite sehr zugenommen hat, aber nicht ein continuirliches Band, sondern eine Längsreihe von Makeln darstellt.

Habitat. V. Atropos L., die Bergadder der Kapkolonisten, findet sich nach Smith in allen bisher von Europäern besuchten Distrikten Süd-Afrika’s, scheint aber namentlich im Kaplande sehr gemein zu sein, denn alle in europäischen Sammlungen vorhandenen Exem- plare derselben, deren specieller Fundort bekannt ist, stammen aus der Umgegend der Kapstadt oder aus der östlich davon gelegenen Kolonie Gnadenthal.

13. Vipera cornuta Daudin.

V. capite brevi, parum deplanato, subcordiformi, postice dilatato et a trunco distinete separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbri- catis et carinatis tecto; naribus parvis, utrinque inter scutella bina positis, subanterioribus; squamis praenasalibus parvis, simplicibus, supraorbitalibus vero elongatis, erectis, longitu- dine subaequalibus et utrinque in faseiculum junctis; oculo a scutis supralabialibus 5°, 6' et 7”°, infra positis, triplici serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 12—13, infralabialibus 13—14; squamis in trunci parte anteriore in 25—27 series lon- gitudinales dispositis; scutis abdominalibus 120—141, anali simpliei, subcaudalibus utrin- que 18—36.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 101

Synonymie.

Cerastes Kolb. Reise an das Cap du bonne Esperance p. 215. tab. IX. f. 5. Horned Snake Paterson. Narrative of four Journeys in the Country of the Hottentots and Caffraria p. 161. pl. XV). Vipera cornuta Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 188. Schlegel. Essai sur la Phy- sionomie des Serpens I. p. 193, I. p. 582. pl. XXI. f. 8, 9. Smith. Illustr. of the Zoology of South Africa. Rept. pl. XXXII. Vipera armata Smith. Edinburgh philosoph. Journal I. p. 284. * Vipera lophophrys Cuvier. Regne animal. 2% Edit. II. p. 92. Lenz. Schlangenkunde | p: 405. Smith. Illustr. of the Zoology of South Africa. Rept. pl. XXXII. Clotho cornuta Gray. Catal. of Snakes p. 27. Cerastes lophophrys D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1444. pl. LXXVIIT f. 4.

Diese Art zeigt im Habitus, so wie in der ganzen Organisation eine solche Ueberein- stimmung mit V. Atropos L., dass Schlegel ihre artliche Selbstständigkeit zu bezweifeln scheint und die im Kaplande ansässigen Naturforscher ausdrücklich auffordert, «de d&montrer les differences de ces deux especes voisines, d’apres des caracteres tires d’une serie com- posee d’individus de tout äge.» Nichts desto weniger sind beide Arten doch verschieden und lassen sich durch die Beschaffenheit der Supraorbitalschuppen ganz leicht von einander un- terscheiden: bei V. Atropos L. stimmen diese Schuppen, wie schon bemerkt, bis auf die et- was geringere Grösse vollkommen mit den übrigen Kopfschuppen überein, bei V. cornuta Daud.dagegen sind sie, nicht wie Schlegel behauptet, «le plus souvent», sondern immer zu mehr oder weniger langen, aufrechtstehenden, mit der Spitze leicht nach hinten gekrümmten und unter einander an Länge wenig oder gar nicht verschiedenen, hornförmigen Fortsätzen umgewandelt, die, wie ich mich nach Untersuchung von 8 Exemplaren überzeugt habe, bei jungen Individuen ziemlich kurz und jederseits in zwei Längsreihen angeordnet erscheinen, bei ausgewachsenen hingegen recht lang und in einen deutlichen Büschel vereinigt sind. Eben so leicht und sicher, wie von V. Atropos L., lässt sich V. cornuta Daud. auch von den 3 nächstfolgenden Arten unterscheiden, welche mit ihr durch die Anwesenheit von hornför- migen Fortsätzen in der Supraorbitalgegend übereinstimmen. Zwei von diesen sogenannten Hornvipern, V. caudalis Smith und V. cerastes L., besitzen jederseits nur ein einziges, ge- rades oder pfriemenförmiges, conisches Horn und sind folglich von der in Rede stehenden

1) In der zu London im Jahre 1789 erschienenen Aus- ! gefunden; in diesem Atlas, zu welchem der Text in der gabe von Paterson’s Reise findet sich diese Tafel nicht, | akademischen Bibliothek zu fehlen scheint, finden sich eben so fehlt sie auch in der deutschen Ausgabe «Pa- | im Ganzen 88 Tafeln und Karten, von denen 68 zu Bru- terson’s Reisen in das Land der Hottentotten und der | ce’sReise, die letzten 20 (pl. 69—88) dagegen zu Pater- Kaffern übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von | son’s Reise gehören und in der Liste des Planches die J.R. Forster. Berlin 1790», dagegen habe ich sie in | Ueberschrift «Planches du Voyage de Paterson» führen. dem Atlas zu Bruce’s Reise « Cartes et Figures du Voyage | Die in Rede stehende Giftschlange ist auf pl. 84 (15). ab- en Nubie et en Abyssinie par James Bruce. 4to. Paris 1792 | gebildet.

102 A. STRAUCH,

Art, bei welcher jederseits ein Büschel von Hörnern oder Fortsätzen vorhanden ist, durch- aus verschieden; bei der dritten Hornviper, der V. persica D. et B., finden sich zwar in der jederseitigen Supraorbitalregion gleichfalls mehrere hornförmige Fortsätze, jedoch sind die- selben nicht allein von sehr verschiedener Länge, sondern auch zu einem stumpfen, coni- schen, einer Blumenknospe nicht unähnlichen Horne vereinigt, und es kann daher auch diese Art nicht mit der V. cornuta Daud. verwechselt werden, zumal sie von derselben, wie ich weiter unten zeigen werde, auch im Habitus, in der Stellung und Umgrenzung der Nasenlöcher, so wie in der Beschaffenheit der Schuppenkiele sehr auffallend abweicht.

V. cornuta Daud. erreicht eine Totallänge von 50-Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die Grundfarbe der Oberseite aller Theile ist bald heller oder dunkler grau, bald hellgelblichgrau, bald endlich hellbräunlichgrau mit mehr oder weniger aus- gesprochenem röthlichen Anfluge, immer aber finden sich auf dem Rücken und dem Schwanze 4 Längsreihen kastanienbrauner, mehr oder weniger deutlich gelblich oder weisslich gesäumter Makeln von etwa viereckiger Gestalt. Die Makeln der beiden mittleren Reihen, die stets grösser sind als die der seitlichen Reihen, alterniren im vorderen Drittel des Rumpfes mit einander, während sie in den beiden letzten Dritteln und auf dem Schwanze gewöhnlich zu Querbin- den zusammenfliessen, welche meist einen bogenförmig gekrümmten, mit der Convexität nach hinten gerichteten Hinterrand besitzen und also eine entfernte Aehnlichkeit mit Halb- monden darbieten. Die Makeln der jederseitigen Flankenreihe sind nur wenig breiter als lang, alterniren gewöhnlich mit denen der centralen Reihen und sind auf dem Schwanze entweder sehr undeutlich und kaum zu unterscheiden, oder aber sie verschmelzen zu einer schmalen, stellenweise unterbrochenen Längsbinde. Auf dem Hinterkopfe findet sich meist jederseits eine gleichfalls kastanienbraune, dreieckige Makel von bedeutender Grösse, deren nach hinten gerichtete Ecke in einen ziemlich langen, schmalen Fortsatz ausgezogen ist, und auf Stirn und Schnauze kann man meist auch kleinere oder grössere, kastanienbraune Flecken unterscheiden, die jedoch weder in Form, noch in Zahl, noch in Stellung constant sind und bei einzelnen Exemplaren sogar bis auf geringe Spuren verschwinden. An den Seiten des Kopfes dagegen finden sich constant eine schräge vom Hinterrande der Orbita nach hinten und unten gegen den Rumpf ziehende, kastanienbraune Binde und ein gleichfarbiger, bald grösserer, bald kleinerer Fleck unter dem Auge. Die Unterseite aller Theile ist hellbräun- lichgelb gefärbt und mit einer Menge sehr feiner schwärzlicher Punkte übersäet, die stel- lenweise dichter stehen und daher die einzelnen Schilder mehr oder weniger deutlich gefleckt erscheinen lassen; diese Flecken sind aber nie scharf begrenzt. Aehnliche, aber schärfer begrenzte Flecken finden sich auch auf der Unterseite des Kopfes, und zwar stehen deren . 4 auf der jederseitigen Infralabialregion. -

Habitat, Diese Art bewohnt gleichfalls die etakehsten Theile von Afrika, scheint da- selbst aber, so weit sich nach den bisher vorhandenen, allerdings noch sehr lückenhaften Daten urtheilen lässt, viel weiter verbreitet zu sein, als V. Atropos L. Ausser im Kaplande,

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 103

wo sie nicht selten sein muss!) und u. A. auch bei der Algoa-Bai?) gefangen worden ist, findet sie sich noch im Kafferlande?) und im Namaqualande‘), ferner bei Otjimbingue°) und bei Neu-Barmen‘°) im Hererolande und soll endlich nach Jan’) auch an der Küste von Mossambique vorkommen, doch muss sie daselbst jedenfalls äusserst selten sein, da es Prof. Peters, der diese Gegend der ost-afrikanischen Küste jahrelang und sehr eingehend unter- sucht hat, nicht gelungen ist, ein Exemplar der V. cornuta Daud. zu erhalten.

14. Vipera persica Dum. et Bibr.

V. capite elongato, deplanato, subpyriformi, postice dilatato et a trunco distincte sepa- rato; rostro brevi, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis et cari- natis tecto; naribus parvis, utrinque inter scutella bina positis, subverticalibus; squamis praenasalibus parvis, simplicibus, supraorbitalibus vero elongatis, erectis, longitudine valde inaequalibus et utrinque processum conicum, apice obtusum, gemmae similem, fingentibus; oculo a scutis supralabialibus 5'°, 6 et 7”°, infra positis, triplici serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 13, infralabialibus 14; squamis in trunci parte anteriore in 33 series longitudinales dispositis; carinis squamarum brevibus, clavuliformibus, squamae apicem non attingentibus; scutis abdominalibus 154—156, anali simpliei, subcaudalibus utrinque 47—49. ;

Synonymie.

? Vipera cerastes Pallas. Zoographia rosso-asiatica III. p. 48. Cerastes persicus D. et B. Erp6tol. gener. VII. p. 1443. pl. LXXVIIT f. 5.

Pallas’ V. cerastes, die er mit den Worten «albicans, corniculis supraocularibus subu- latis corneis» charakterisirt, kann nur auf die in Rede stehende Art bezogen werden, da alle übrigen gehörnten Vipern entweder ausschliesslich in Afrika, oder aber, wie die ge- meine nord-afrikanische Hornviper, V. cerastes L., ausser in Afrika nur noch im nordwest- lichen oder petraeischen Arabien einheimisch sind; da jedoch Pallas die von ihm charak- terisirte Schlange nicht selbst gesehen hat, sondern über ihr Vorkommen in den kaspischen und west-sibirischen Steppen nur nach mündlichen Mittheilungen der Eingebornen, so wie besonders auch eines Arztes, des Dr. Wier, berichtet, so bleibt die Identität dieser ver- meintlichen Y. cerastes L. mit der V. persica D. et B. immerhin noch zweifelhaft, zumal auch keiner der zahlreichen Reisenden, die später die aralo-kaspischen Steppen untersucht

1) Im British, im Pariser, im Leydener, im Berliner, | Kafferlande vorhanden.

im Münchener und in unserem Museum finden sich kap- 4) Smith. Illustr. of Zoology of South Africa 1. c. ländische Exemplare dieser Art. 5) Berliner Monatsberichte 1867. p. 237.

2) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 6) Das Berliner Museum hat durch den Missionair II. p. 583. Hahn ein Exemplar dieser Art aus Neu-Barmen erhalten.

3) Im Berliner Museum ist ein Exemplar aus dem 7) Jan. Elenco sist. degli Ofidi p. 122.

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haben, von einer in diesen Gegenden einheimischen, gehörnten Schlange gehört, geschweige denn ein Exemplar gesehen hat. Während die Pallas’sche Hornviper sich mit grosser Wahr- scheinlichkeit als V. persica D. et B. deuten lässt, ist Georgi’s!) Coluber cerastes, der von Gueldenstaedt in der Steppe «von Orel nach Tambow» beobachtet worden sein soll, durch- aus räthselhaft und verdient, da bekanntlich im europäischen Russland ausser der gemeinen Kreuzotter keine Giftschlaäge vorkommt, auch keine weitere Berücksichtigung.

Das hauptsächlichste Unterscheidungsmerkmal der V. persica D. et B. besteht, wie schon weiter oben bemerkt, in dem eigenthümlich gestalteten jederseitigen Supraorbital- horne, welches aus der Vereinigung mehrerer aufrechtstehender, an Länge sehr ungleicher und einander dachziegelförmig deckender Schuppen entstanden ist und daher in der Form einigermaassen an eine Blumenknospe erinnert. Eine weitere Eigenthümlichkeit bietet die in Rede stehende Art in der Stellung und Umgrenzung der Nasenlöcher dar, die zwar auch an der Spitze der Schnauze stehen, aber mit der Oeffnung, nicht wie bei den übrigen Horn- vipern nach vorn, sondern nach oben und etwas nach aussen gerichtet sind; die Nasalschil- der, deren jederseits zwei vorhanden sind, weichen gleichfalls von denen der vorhergehen- den Arten ab, und zwar in so fern, als hier das vordere derselben gross, fast ringförmig, und das hintere klein, schuppenförmig, erscheint, während bei V. cornuta Daud., so wie bei allen übrigen von Gray zu seiner Gattung Olotho gezählten Arten stets das hintere gross und ringförmig, das vordere dagegen klein und schuppenförmig ist. Alsdann zeichnet sich V. persica D. et B. auch durch die Beschaffenheit der Schuppenkiele aus, welche, ähnlich wie bei V. cerastes L. und bei V. Avizennae Alp., das Ende der Schuppe nicht erreichen, sondern ungefähr am Anfange des letzten Drittels derselben mit einer kolbenförmigen Ver- diekung endigen, und endlich besitzt sie auch einen gestreckteren Kopf, der um die Hälfte länger als an der Basis breit ist, und einen für eine Viper auffallend schlanken Schwanz, dessen Länge ein Achtel der Totallänge beträgt.

Das grössere der beiden mir vorliegenden Exemplare dieser Art basti eine Total- länge von 89 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Leider sind die beiden Exemplare unserer Soncalns, eben so wie dasjenige des Pariser Museum’s, grösstentheils von Epidermis entblösst, und ich kann daher, eben so wenig wie Dumeril, die Färbung der Art ganz genau angeben. Die Grund- farbe der Oberseite ist bei dem grösseren Exemplare bleigrau, bei dem kleineren weisslich- grau, bei beiden erscheinen aber die Stellen, an denen die Epidermis sich erhalten hat, mehr bräunlichgrau, und zwar bei der grösseren dunkler, bei dem kleineren sehr hell. Der Kopf scheint keine Zeichnungen zu besitzen, ausser einer undeutlichen Postorbitalbinde, die bei dem grösseren Stücke am oberen Rande einen schmalen, weisslichen oder gelblichen Saum zeigt, welcher letztere sich in Form einer kurzen, bald verschwindenden Längsbinde

1) Georgi. Geographisch-physikalische und naturhistorische Beschreibung des Russischen Reichs. Theil III. Band VI. p. 1978.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 105

auf den vordersten Theil des Rumpfes fortsetzt und die gleich zu erwähnenden, auf jeder Körperhälfte vorhandenen, zwei Makelreihen von einander trennt. Auf dem Rumpfe finden sich 4 Längsreihen braunschwarzer, meist viereckiger Makeln, welche an den von Epider- mis entblössten Stellen eine sehr dunkele blaugraue Farbe besitzen; die Makeln der beiden centralen Reihen, welche bei beiden Exemplaren vollkommen deutlich sind, alterniren im vorderen Theile des Körpers grösstentheils mit einander, während sie, namentlich bei dem - grösseren Exemplare, in der hinteren Rumpfhälfte meist zu mehr oder weniger regelmässi- gen Querbinden zusammenfliessen. Die Makeln der jederseitigen Flankenreihe, von denen bei dem kleineren Stücke überhaupt nur sehr undeutliche Spuren existiren, sind bei dem grossen Exemplare anfangs ziemlich klein und verschmelzen gleich hinter dem Kopfe zu einer kurzen, stellenweise unterbrochenen Längsbinde; weiter gegen die Mitte des Körpers nehmen sie jedoch sehr an Breite zu und bilden mehr oder weniger deutlich umgrenzte, meist sehr unregelmässige Querbinden, die mit denen der centralen Reihe alterniren. Zwi- schen diesen seitlichen Binden sind die Flanken mit zahlreichen, bald kleineren, bald grösse- ren, durchaus unregelmässigen, weisslichgelben Flecken übersäet, und da somit weder die dunkelen Binden, noch die hellen Flecken regelmässig vertheilt und scharf umgrenzt sind, so erscheinen die seitlichen Theile des Rumpfes überhaupt ganz unregelmässig gescheckt. Der Schwanz, dessen Spitze nicht, wie Dume£ril angiebt, schwarz, sondern sehr hell gefärbt ist, zeigt auf der.Oberseite 3 Reihen dunkeler, schwarzbrauner Flecken, von denen jedoch die seitlichen sehr bald verschwinden, so dass die letzte Schwanzhälfte mit immer kürzer wer- denden Querbinden besetzt erscheint. Die Unterseite aller Theile, die bei beiden Exemplaren nahezu gleich gefärbt und gezeichnet ist, erscheint, je nachdem die Epidermis fehlt oder vorhanden ist, weisslich oder aber sehr hell bräunlichgelb. Jedes Schild zeigt eine grössere oder geringere Anzahl feiner schwärzlichgrauer Punkte, die an zwei oder drei Stellen dich- ter stehen und daher mehr oder weniger scharf begrenzte, unregelmässige Makeln bilden; im mittleren und hinteren Theile des Rumpfes sind diese Makeln deutlich und erscheinen jederseits in eine mehr oder weniger regelmässige Längsreihe angeordnet, im vorderen Theile dagegen sind sie sehr schwach ausgebildet, oft undeutlich und fehlen an der Unter- seite des Kopfes ganz. Auf den Subcaudalschildern finden sich die oben erwähnten, schwärz- lichgrauen Pünktchen in so grosser Anzahl, dass die Unterseite des Schwanzes schwarz marmorirt erscheint, jedoch mit Ausnahme der Spitze, die überall sehr hell gefärbt ist, und zwar oben grau, unten bräunlichweiss.

Habitat, Das Originalexemplar der V. persicaD.et B., das in der Sammlung des Pariser Pflanzengartens aufbewahrt wird, hat Aucher-Eloy aus Persien mitgebracht, jedoch ist leider nicht bekannt, in welcher Gegend des Landes es gefangen worden ist. Die beiden mir vorliegenden Stücke stammen gleichfalls aus Persien und sind dem Museum vom Grafen Eugen Keyserling, welcher an der unter Leitung des Herrn von Chanykoff ausgeführ- ten Expedition nach Chorassan Theil genommen hat, geschenkt worden. Das grössere und besser erhaltene Exemplar hat Graf Keyserling in der Gegend von Seri-Tschah, südlich von 14

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIlme Serie.

106 A. STRAUCH,

Birjand, erbeutet, der Fundort des kleinen Stückes dagegen war leider nicht zu ermitteln, da der im Glase befindliche Zettel mit der Fundortsangabe ganz schwarz geworden und die auf das Glas aufgeklebte Etiquette fast vollständig abgerieben war. ‚Da jedoch Magister A. Goebel, der die Chorassan-Expedition gleichfalls mitgemacht, mir freundlichst mitge- theilt hat, dass ihm auch bei Buschrujah, östlich von Tebes, so wie bei Robat-schur-Ab, nordöstlich von Birjand, gehörnte Schlangen vorgekommen sind, so könnte es leicht sein, dass das jüngere der beiden mir vorliegenden Exemplare aus einer der genannten Gegenden - herrührt. V. persica D. et B. scheint also nur im centralen Theile Persiens, und zwar vor- zugsweise in gebirgigen Gegenden, einheimisch zu sein, könnte aber desshalb doch in den aralo-kaspischen Steppen vorkommen, da diese Steppen manche Zeptilien mit jenem Theile Persiens gemein haben, wie z. B. den merkwürdigen Gecko, den ich als Teratoscincus Key- serlingiä beschrieben habe und der vom Grafen Keyserling bei Seri-Tschah, von Dr. Leh- mann und Dr. Sewerzow aber in den östlich vom kaspischen Meere gelegenen Gegenden gefangen worden ist. 15. Vipera caudalis Smith.

V. capite subelongato, deplanato, cordiformi, postice valde dilatato et atrunco distincte separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis et carinatis tecto; naribus parvis, utrinque in scutello simpliei positis, subanterioribus; squa- mis praenasalibus simplieibus et numerosis, supraorbitalibus parvis, excepta tamen utrinque una, elongata, erecta, acuminata et cornu subulatum simulante; oculo a seutis supralabiali- bus, infra positis, quadrupliei serie squamarum separato; squamis in trunci parte anteriore in 27 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 149, anali simpliei, subcau- dalibus utrinque 27, parvis, tectiformibus. _

Synonymie. Vipera ocellata Smith. Mag. Nat. Hist. New Series II. Febr. 1838 p. 92. * Vipera caudalis Smith. Illustr. of the Zoology of South Africa. Rept. pl. VII. Jan in: Gu&rin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XI. (1859) p. 155. Vipera (Cerastes) caudalis D. et B. Erp6tol. gener. VII. p. 1446.

V. caudalis Smith, die ich nicht aus eigener Anschauung kenne, scheint der V. cera- stes L. am nächsten verwandt zu sein, wenigstens stimmt sie mit derselben sowohl in der Beschaffenheit der Subcaudalschilder, die sehr klein und dachförmig erhoben sind, als auch in der Zahl der Supraorbitalhörner, deren jederseits nur ein einziges vorhanden ist, überein und erinnert auch in der Färbung und Zeichnung einigermaassen an die genannte Art. Dennoch sind beide Species völlig verschieden und lassen sich hauptsächlich durch die An-

_ ordnung der Rumpfschuppen, durch die Beschaffenheit der Schuppenkiele, so wie z. Th. auch durch die Form der Supraorbitalhörner sehr leicht von einander unterscheiden. Bei der süd-afrikanischen Hornviper, der V. caudalis Smith, ist nämlich das jederseitige Supraor- hitalhorn glatt, d. h. ungefurcht, ziemlich klein und mit der Spitze nach hinten gekrümmt,

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 107

folglich von pfriemenförmiger Gestalt, die Schuppen bilden am Rumpfe und Schwanze überall ganz reguläre Längsreihen und besitzen durchweg gewöhnliche, d. h. bis an die Spitze der Schuppe reichende oder dieselbe selbst überragende Kiele, bei der nord-afrikanischen Horn- viper, der V. cerastes L., dagegen ist das jederseitige Supraorbitalhorn, das übrigens bei manchen Exemplaren auch fehlt, verhältnissmässig gross, durchaus gerade und an der äus- seren Fläche mit einer tiefen Längsfurche versehen, die Schuppen auf Rumpf und Schwanz sind nur in der Mitte, d. h. längs der Vertebrallinie, in gerade, an den Seiten aber (mit Ausnahme der jederseitigen äussersten, gerade verlaufenden Reihe) in sehr schräge Reihen angeordnet, und die Schuppenkiele endlich sind kurz, am Ende mehr oder weniger deutlich kolbig aufgetrieben und erreichen niemals die Spitze der Schuppe, ja sind auf den Kopfschup- pen sogar auf einen conischen Tuberkel reducirt. Als weitere, weniger wesentliche Unter- scheidungsmerkmale der beiden genannten Arten liessen sich noch die Bauchschilder an- führen, die bei V. caudalis Smith vollkommen glatt, bei V. cerastes L. dagegen an jeder Seite mit einer mehr oder weniger scharf ausgeprägten, der Länge nach verlaufenden Kiel- andeutung versehen sind, ferner das Nasenloch, das bei der nord-afrikanischen Art in die Quere gezogen und spaltförmig, bei der süd-afrikanischen rund ist, und endlich die Schuppen- reihen, deren Zahl bei dieser 27, bei jener aber 29—32 beträgt; kurz, beide Arten bieten eine solche Menge von Unterscheidungsmerkmalen dar, dass an eine Verwechselung derselben, trotz der mitunter ziemlich übereinstimmenden Färbung und Zeichnung, nicht zu denken ist. Von der V.cornuta Daud., mit welcher Gray die V. caudalis Smith irriger Weise identi- fieirt hat, unterscheidet sie sich nicht allein durch die Anwesenheit von nur einem einzigen hornförmigen Fortsatze in der jederseitigen Supraorbitalregion, sondern auch durch den etwas längeren Kopf, durch das einfache Nasalschild, durch die kleimen, dachförmig erhobe- nen Subcaudalschilder, so wie endlich auch durch die gänzlich verschiedene Färbung und Zeichnung; lauter Merkmale, die zugleich auch zur Unterscheidung dieser Art von der dritten Hornviper, der V. persica D. et B., dienen können, welche letztere übrigens, wie oben an- gegeben, auch in der Form des Kopfes und Schwanzes nicht unbedeutend von allen übrigen Hornvipern abweicht.

V. caudalis Smith erreicht eine Totallänge von etwa 36 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Da ich, wie schon bemerkt, niemals ein Exemplar dieser Art gesehen habe, so sehe ich mich genöthigt, die Angaben, die Smith über Färbung und Zeichnung gemacht hat, hier in einer nahezu wörtlichen Uebersetzung folgen zu lassen. Smith’s Beschreibung lautet, wie folgt: «Oben gelblichroth, verschiedenfarbig gefleckt und gezeichnet, unten hellrosenroth mit perlmutterartigem Glanze. Längs dem Rücken drei unregelmässige Reihen ziemlich grosser Makeln, von denen diejenigen der centralen Reihe länglich und etwa viereckig, die der seitlichen Reihen dagegen mehr oder weniger circulär sind: alle diese Makeln sind von orangebrauner Farbe und zeigen einen strohgelben Saum, der bei denen der centralen Reihe auf den Vorder- und Hinterrand beschränkt, bei denen

der seitlichen Reihen aber complet ist; ausserdem besitzen die meisten Makeln dieser letz- . *

108 A. STRAUCH,

teren Reihen auch einen lilafarbenen Punkt in der Nähe ihres Centrums. Die Seiten des Rumpfes sind mit kleinen, verschwommenen Nebelflecken oder auch mit ganz irregulären Makeln bedeckt, welche etwas heller als die Rückenmakeln sind, keinen hellen Saum be- sitzen und ziemlich bei jedem Exemplar anders gestellt und gestaltet erscheinen. Auf der oberen Fläche des Kopfes finden sich zwei pfeilföürmige Makeln von derselben Farbe, die beide gelblichweiss gesäumt sind und von denen die eine zwischen den Augen, die andere auf dem Hinterkopfe steht; zwischen diesen beiden Makeln sind meist zwei oder selbst noch mehr runde orangebraune Flecken vorhanden, die gewöhnlich auch gelblichweiss gesäumt sind. An den Seiten des Kopfes folgen meist vier, bald senkrechte, bald mehr schräge, z. Th. gelblichweiss gesäumte Streifen hinter einander, von denen die drei vorderen vom Auge zu den Oberlippenschildern ziehen, während sich der vierte am Mundwinkel befindet. Die Iris ist orangeroth. Bei manchen Exemplaren ist die Grundfarbe der Oberseite viel dunkler, in welchem Falle denn die orangebraunen Makeln sehr undeutlich sind, bei anderen wieder ist die Grundfarbe asch- oder stahlgrau und mit gleichfarbigen, aber viel dunkleren Zeichnun- gen geziert. Ganz eben so variiren auch die Zeichnungen auf dem Kopfe und zwar, (wie es scheint), nicht bloss in der Färbung, sondern auch in der Form.

Habitat. Smith, dem man die Entdeckung dieser allem Anscheine nach seltenen Schlange verdankt, hat den speciellen Fundort der von ihm untersuchten Exemplare nicht angegeben, sondern nur bemerkt, dass diese’ Art ausschliesslich in trockenen, sandigen Distrikten Süd- Afrika’s einheimisch ist. Später hat Jan!) ein oder mehrere Stücke der V: caudalis Smith aus dem grossen Namaqualande erhalten, und neuerdings ist diese Art, wie Günther?) mit- theilt, auch in West-Afrika entdeckt worden, jedoch scheint leider nicht bekannt zu sein, in welcher Gegend der west-afrikanischen Küste Dr. Welwitsch sie gefangen hat.

16. Vipera cerastes Linn.

V. eapite brevi, leviter deplanato, cordiformi, postice valde dilatato et a trunco di- stinete separato; rostro brevissimo, apice rotundato, obtusissimo et supra cum vertice squa- mis parvis, imbricatis, carinatis vel tuberculatis tecto; naribus parvis, utrinque in scutello simpliei positis, anterioribus; squamis praenasalibus parvis et numerosis, supraorbitalibus vel omnibus parvis, simplicibus, vel saepius utrinque una elongata, erecta, cornu reetum, acumi- natum etfacie externa canalieulatum, simulante; oculo a scutis supralabialibus 5", 6% et 7”°, infra positis, quadruplici, saepius quincupliei serie squamarum separato; scutis Snnralahia® ibus utringue 12—14, infralabialibus 13—15; squamis in trunci parte anteriore per 29— 32 series, indorsolongitudinales, in utroquelatereobliquas, dispositis; carinissguamarumbrevibus clavuliformibus, squamae apicem non attingentibus; scutis abdominalibus 130— 150, in utro- que latere subcarinatis, anali simpliei, subcaudalibus utringue 25>—40, parvis, tectiformibus.

1) Gu&rin. Revue etMag.de Zoologie. 2ser. XI.p. 153. | 2) Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XV. p. 89.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 109

Synonymie.

Le Ceraste Belon. Observations en Grece, Asie, Esypte, Jud&e etc. Livre II. chap. 26. p. 203. * Belon. Portraits d’Oyseaux, Animaux, Serpens, Herbes ete. p. 111.

. Lacepede. Hist. nat. des Quadrupedes ovip. et des Serpens II. p. 72. pl. I. f. 2 Oerastes Gesner. Schlangenbuch fol. XXXI. Jonston. Historiae nat. de Serpentibus libri duo p. 12. tab. II. Rajus. Synopsis meth. Animalium Quadrup. et Ser- pentini generis p. 237. Ruysch. Theatrum universale Animalium II. pars VI.

p. 12. tab. II. Bruce. Travels to discover the Source of the Nile V. p. 198. pl. (sine M). |

Cerastes ex Lybia Aldrovandi. Serpentum et Draconum historia p. 175.

Cerastes legitima Antiquorum Alpinus. Historia Aegypti naturalis p. 210. tab. V.

Cerastes altera Alpinus. Historia Aegypti naturalis p. 210. tab. VI.

Coluber cornutus Hasselquist. Acta Soc. reg. Scientiar. Upsal. ab anno 1744 ad 1750. p. 27. Hasselquist. Iter Palaestinum p. 315. M 61 i

Coluber cerastes Linne. Systema naturae. Edit. X, I. p. 217. a: 175. Ellis. Philo- sophical Transactions LVI. p. 287. pl. XIV.— Linne. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 376. M 175. Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XIII, I. p. 1087. N 175. Bonaterre. Encyclopedie möth. Ophiologie p. 20. pl. XXXV. f. 1. Shaw. Naturalists Miscellany IV. pl. CXXII. Shaw. General Zoology I. part 2. p. 385. pl. CI.

Gehörnte Natter Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 220. tab. II. f. 2.

Vipera cerastes Latreille. Hist. nat. des Reptiles III. p. 313. £. 2. Daudin. Histoire des Reptiles VI. p. 178. pl. DEN ever Regne animal II. p. 85. Cloquet. Faune des Mödeeins IH. p. 424. Cuvier. Regne animal. Edit. II. p. 91. Eichwald. Zoologia specialis III. p. 172. Lenz. Schlangenkunde p. 404. Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 193,-Il. p. 585. pl. XXL f. 12, 13. Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pavia p. 63. Strauch. Essai d’une Erpetol. de l’Algerie p. 72.

Vipera (Echidna) cerastes Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 150.

Vipere ceraste Geoffroy St. Hilaire. Description de l’Egypte. Edit. XXIV. p. 83. Atlas. Rept. pl. VI. f. 3.

Oerastes Hasselquistiüi Gray. Catal. of Snakes p. 28.

Cerastes aegyptiacus D. et B. Erp6tol. gener. VII. p. 1440. pl. LXXVIIT’ f. 3.

V. cerastes L. und V. Avizennae Alp., welche eine besondere Gruppe in der Gattung Vipera bilden, unterscheiden sich von allen bisher behandelten Arten durch die Anordnung ihrer Rumpfschuppen, die nur auf der Rückenmitte in reguläre Längsreihen, an den Seiten aber (mit Ausnahme der jederseitigen äussersten, gleichfalls gerade verlaufenden Reihe) in

110 A. STRAUCH,

sehr schräge Reihen angeordnet sind, und vermitteln dadurch den Uebergang zu den Arten der nächstfolgenden Gattung, Zchis, bei denen sich genau dieselbe Anordnung der Rumpf- schuppen findet. Alsdann weichen beide Arten auch in der Form der Nasenlöcher, so wie z. Th. auch in der Beschaffenheit der Schuppenkiele von allen ihren Gattungsgenossen ab, und zwar sind bei ihnen die Nasenlöcher, die in einem einzigen, kleinen Schilde liegen und, vorn an der Schnauzenspitze angebracht sind, klein, in die Quere gezogen, ungefähr halb- mondförmig und mit der Oeffnung nach vorn und etwas aufwärts gerichtet, und die Schup- penkiele, die in ähnlicher Weise, wie bei V. persica D. et B., am Ende eine kolbenförmige Auftreibung zeigen, erscheinen ausserordentlich kurz und erreichen niemals die Spitze der Schuppe, ja sind auf den Kopfschuppen sogar meist auf einen kleinen conischen, etwa die Mitte der Schuppe einnehmenden Tuberkel reducirt. Ferner zeichnen sich die beiden ge- nannten Arten noch durch ein sogenanntes Abdomen angulatum aus, d.h. jedes ihrer Bauch- schilder besitzt jederseits nahe dem äusseren Ende einen mehr oder weniger deutlich aus- gesprochenen Längskiel, und da die Kiele der einzelnen Schilder genau hinter einander ste- hen, so entsteht an jeder Seite in der ganzen Länge des Bauches eine mehr oder weniger scharf ausgebildete Längsleiste, welche das Abdomen an dieser Stelle leicht geknickt oder winklig gebogen erscheinen lässt. Endlich besitzen beide Arten sehr kleine Subcaudalschil- der, welche die Schuppen an der Oberseite des Schwanzes nur wenig an Grösse übertreffen und, ähnlich wie bei V. caudalis Smith, sehr stark dachförmig erhoben sind.

Was nun die differenziellen Merkmale der beiden in Rede stehenden, allerdings nahe verwandten und einander sehr ähnlichen Arten anbetrifft, so besitzt V. cerastes L., abgesehen von dem, bekanntlich nicht immer!) vorhandenen, jederseitigen Supraorbitalhorne, das lang, conisch, zugespitzt und an der äusseren Fläche mit einer Längsfurche oder Rinne verse- hen ist, auf der Stirn vor den Augen constant zwei kleine horntörmige Tuberkeln, denen sehr häufig zwei ganz ähnliche auf dem Hinterkopfe entsprechen, während bei V. Avizennae Alp., deren Supraorbitalregion niemals gehörnt ist, sich von diesen Tuberkeln keine Spur findet. Alsdann bilden die Schuppen bei der erstgenannten Art 29—32 Reihen, von denen jederseits 6—9 sehr schräge gestellt sind, und ihr Analschild ist constant einfach, bei der letztgenannten Art dagegen sind die Schuppen in 24—25 Reihen angeordnet, von denen jederseits 5 schräge stehen, und das Analschild ist gewöhnlich getheilt. Ferner sind die Kiele auf den Abdominalschildern bei V. cerastes L. nur auf den Basaltheil des Schildes

1) Gray (Catal. of Snakes p. 28) hält die ungehörn- ten Exemplare der V cerastes L. für Weibchen, jedoch mit Unrecht, denn abgesehen davon, dass ich ein männ- liches Individuum mit ausgestülpten äusseren Begattungs- werkzeugen gesehen habe, bei welchem keine Spur der Supraorbitalhörner vorhanden war, spricht gegen Gray’s Vermuthung schon der Umstand, dass die ungehörnten Exemplare unverhältnissmässig selten sind. Unter den zahlreichen Hornvipern, die ich während meiner Anwe-

senheit in der Algerie in den dortigen Sammlungen ge- sehen habe, ist mir kein ungehörntes vorgekommen, und von den 31 Exemplaren, die ich bei Abfassung der vor- liegenden Abhandlung zu untersuchen Gelegenheit ge- habt, besassen 24 vollkommen ausgebildete Supraorbital- hörner, bei 5 fehlten diese Hörner ganz und bei 2 war die rechte Supraorbitalregion mit einemnormal entwickel- ten Horne versehen, die linke dagegen mit kleinen Schup- pen bekleidet.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 111

beschränkt, bei V. Avizennae Alp. dagegen reichen sie bis zum freien Rande desselben und sind überhaupt viel deutlicher ausgebildet, und endlich besitzt die erstere Art niemals weni- ger als 130 Bauchschilder, während bei der letzteren sich die Zahl dieser Schilder höch- stens auf 122 beläuft. Rechnet man zu den aufgezählten Unterscheidungsmerkmalen, unter: denen meiner Ansicht nach die Zahl der Bauchschilder') das hauptsächlichste ist, noch hinzu, dass V. cerastes L. einen ziemlich gewölbten Kopf und einen schlanken Rumpf, V. Avizennae Alp. dagegen einen auffallend flachgedrückten Kopf und einen dicken, gedrungenen Rumpf besitzt, so wie dass beide Arten auch in der Farbe der Zeichnungen gewöhnlich etwas von einander abweichen, so liegt auf der Hand, dass eine Verwechselung der ungehörnten Exem- plare von V. cerastes L. mit V. Avizennae Alp., wie Dumeril sie sich hat zu Schulden kommen lassen, in keiner Weise zu entschuldigen ist.

Die nord-afrikanische Hornviper erreicht eine Totallänge von etwa 65 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die Oberseite zeigt auf sandfarbenem, bald bräunlichgelbem, bald mehr röthlichbraunem Grunde dunklere, oft sehr undeutliche Makeln, welche je nach der Grundfarbe entweder braun, oder rothbraun sind, die Unterseite dagegen ist überall einfarbig, gelblichweiss oder strohgelb, mit Ausnahme der Schwanzspitze, die zuweilen schwarz gefärbt erscheint. Der Kopf ist meist einfarbig, jedoch kommen bei einzelnen Exem- plaren an den Seiten desselben einige dunklere Zeichnungen vor, und zwar meist ein kleiner Fleck unter dem Auge und eine mehr oder weniger regelmässige Binde, welche den Hinter- rand der Orbita mit dem Mundwinkel verbindet. Von den Makeln des Rumpfes, welche 6 Längsreihen bilden, sind. diejenigen der beiden mittleren Reihen ungefähr viereckig, etwa doppelt so gross, als die der seitlichen, und dabei im hinteren Theile des Rumpfes stets zu Querbinden verschmolzen, im vorderen dagegen hin und wieder auch getrennt und mit ein- ander alternirend; bei den sehr dunkel gefärbten, rothbraunen Exemplaren erscheint der Grund zwischen je zwei auf einander folgenden, dunkelen Querbinden fast immer mehr oder weniger deutlich violetgrau gefärbt. Die Makeln der beiden jederseitigen Flankenreihen

1) Da ich die Bauchschilderzabl für eines der sicher- | 9. Mus. Hallense.... 145. | 19. Mus. Petropol ... 139. sten Merkmale zur Unterscheidung dieser beiden Vipera- | 10. » Lugdun.... 145. |20. » ID ao Labh Arten halte, so scheint es mir nicht überflüssig, mitzu- | 11. » Petropol... 145. |21. » Berolin.... 138. theilen, wie viele Bauchschilder ich namentlich bei den | 12. » » ...144.|22. » Petropol... 136. einzelnen, von mir untersuchten Exemplaren gefunden | 13. » Hallense... 142. |23. » » ... 135. habe. Von V.cerastes L. standen mir zwar 31 Exemplare | 14. » Petropol...142.|24. » » 0... 184. zu Gebote, jedoch konnte ich die Bauchschilder nur bei | 15. » » 2 141. 1725.» Da 133: 27 zählen, und von V. Avizennae Alp. habe ich über- | 16. » Lugdun.... 140. |26. » » 2.0183: haupt nur 12 Exemplare untersucht. Ich lasse nun das | 17. » » ... 140. |27. » » 2.0150. Verzeichniss,der Exemplare mit Angabe der Sammlung, | 13. » Petropol... 140. in welcher sie sich befinden, hier folgen und gebe bei Vipera Avizennae Alp. jedem Stücke die Zahl der Bauchschilder an: 1. Mus. Lugdun.... 122. 7. Mus. Berolin.... 118.

Vipera cerastes L. 2. » Petropol... 120. 8. » » old 1. Mus. Berolin.... 148. | 5. Mus. Lugdun.... 147.| 3. » » ... 119. 9. » Stuttgart... 113. 2, » Lugdun....148.| 6. » » ...146.| 4 » Stuttgart... 119. 10. » Petropol... 113. 3. » Petropol... 148.| 7. » Berolin....145 | 5. » Lugdun....119. 11. » Stuttgart... 110. 4. » Hallense.. 147.| 8 » » ....1485.| 6 » Berolin.... 118. 12. » Hallense... 109,

112 A. STRAUCH,

sind klein, von rundlicher Gestalt und alterniren sowohl unter einander, als auch mit den grossen Makeln der Centralreihen. Der Schwanz, der sehr undeutlich braun oder rothbraun gebändert erscheint, ist ab und zu, jedoch im Ganzen selten, in dem letzten Drittel seiner Länge tief schwarz gefärbt.

Habitat, V. cerastes L., eine ausschliesslich in Sandwüsten lebende Giftschlange, ist so-. wohl in den südlichen, an die Sahara grenzenden Theilen der Algörie, als auch in den Nil- gegenden ausserordentlich häufig, wird aber wahrscheinlich in allen am Nordrande der Sahara und der libyschen Wüste gelegenen Ländern, so wie in den Wüsten selbst vorkom- men und findet sich ausserdem noch im petraeischen Arabien. Ob sie, wie Shaw) behaup- tet, auch in Syrien einheimisch ist, kann ich zur Zeit nicht mit Bestimmtheit angeben, da mir kein syrisches Exemplar derselben bekannt ist, dagegen halte ich Erhard’s?) Vermuthung, dass diese Art auch auf den Cycladen vorkommt, für durchaus unbegründet und glaube, dass die Mittheilungen, welche diesem Gelehrten über eine auf den genannten Inseln vorkommende gehörnte Schlange von den Eingebornen gemacht worden sind, sich höchst wahrscheinlich auf künstlich präparirte Exemplare von Zrys jaculus L. beziehen werden, wie solche ja bekanntlich in Aegypten durch Einpflanzen einer Vogelkralle in die jederseitige Supraorbitalregion häufig genug hergestellt werden und schon von Hasselquist und Linn& als besondere Art unter dem Namen Anguis cerastes beschrieben worden sind. Was nun die Verbreitung der V. cerastes IL. in Nord-Afrika anbetrifft, so weiss man zwar nicht, ob sie im Marokkanischen einheimisch ist, Jedoch ist ihr Vorkommen daselbst sehr wahrscheinlich, da Berthoud’°) sie in der Wüste von Angad, im westlichsten Theile der Provinz Oran an der marokkanischen Grenze, gefangen hat. In der Algerie fehlt sie an der Küste durchweg, ist dagegen in den südlichen, gegen die Sahara hin gelegenen Gegenden sehr häufig und über alle drei Provinzen verbreitet; in der Provinz Oran hat Berthoud sie, wie eben bemerkt, in der Wüste von Angad beobachtet und unsere Sammlung be- sitzt ein Exemplar aus Saida, in der Provinz Alger‘) ist sie bei Djelfa und bei El- Aghouat gemein und in der Provinz Constantine‘) hat man sie bei Biskra, bei Batna und nach Lallemant°) auch bei Bou-Saada gefangen. Ferner kommt sie in Tunis vor, wie ein im Leydener Museum aufbewahrtes Stück beweist, und in Tripolis muss sie, obgleich mir keine Exemplare aus diesem Lande bekannt sind, auch einheimisch sein, denn Bruce‘) behauptet, sie in der Cyrenaica (dem heutigen Barka) äusserst häufig beobachtet zu haben. In Aegypten, wo sie schon von Belon’) auf dem Wege von Kairo nach dem Berge Sinai beobachtet worden ist, dringt sie nördlich bis nach Alexandrien ®) vor und muss

1) Shaw. Naturalists Miscellany IV. pl. CXXII. 7) Cloquet. Faune des Medeecins III. p. 426. Das 2) Erhard. Fauna der Cycladen I. p. 75. Originalwerk, Belon’s Observations en Grece, Asie, 3) Gu&rin. Revue zoologique 1848. p. 74. Egypte etc. steht mir nicht zu Gebote.

4) Strauch. Essai d’une Erpetol. de l’Algerie p. 73. 8) Wiener Sitzungsberichte. Math. naturw. Klasse X. 5) Lallemant. Erpetologie de l’Algerie p. 36. p- 660. Auch die Münchener Sammlung besitzt ein

6) Bruce. Travels to discover the Source of the | Exemplar der V. cerastes L. aus Alexandrien. Nile V.p. 199.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 113

in diesem Lande überhaupt sehr häufig und weit verbreitet sein, da die meisten in Samm- lungen aufbewahrten Exemplare aus Aegypten stammen. Ferner hat Dr. Hartmann sie in Nubien') und in der Bejudah-Steppe ?) gefangen, und Schlegel?) behauptet, dass sie südlich bis nach Darfur und Sennaar vordringt, ja nach Shaw‘) soll sie sogar auch in Abyssinien vorkommen, doch scheint mir diese Angabe sehr zweifelhaft zu sein und ist auch von Dr. Rüppell, der die Fauna dieses Landes sehr eingehend untersucht hat, nicht bestätigt worden. Endlich bewohnt diese Art auch das nord-westliche Arabien, und zwar habe ich im Museum zu München zwei Exemplare gesehen, das eine aus der Gegend von Arabah, südlich vom Todten Meere, das andere aus dem petraeischen Arabien, ohne nähere Angabe des Fund- ortes. Es scheint somit, dass V. cerastes L. einen sehr ausgedehnten Verbreitungsbezirk be- sitzt, der sich von der atlantischen Küste Nord-Afrika’s bis tief nach Arabien erstreckt, nordwärts das Gestade des Mittelmeeres erreicht oder, wie in der Algerie, den 35.° n. Br. überschreitet, und dessen Südgrenze höchst wahrscheinlich mit dem südlichen Rande der Sa- hara zusammenfällt.

17. Vipera Avizennae Alpin.

V. capite brevi, deplanato, cordiformi, postice valde dilatato et atrunco distinete sepa- rato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbricatis, carinatis vel tuberculatis tecto; naribus parvis, utrinque in scutello simpliei pasitis, anterio- ribus; squamis praenasalibus et supraorbitalibus parvis, numerosis; oculo a scutis supra- labialibus 5'°, et 7”°, infra positis, quadruplici, rarius tripliei serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 11, infralabialibus 11—13; squamisin trunci parte anteriore per 24—25 series, in dorso longitudinales, in utroque latere obliquas, dispositis; carinis squamarum brevibus, clavuliformibus et squamae apicem non attingentibus; scutis abdomi- nalibus 109— 122, in utroque latere carinatis, anali plerumque diviso, subcaudalibus utrin- que 13— 24, parvis, tectiformibus.

Synonymie.

Vipera Avizennae Alpinus. Historia Aegypti naturalis p. 210. tab. VII. f. 1.— Strauch. Essai d’une Erpetol. de l’Algerie p. 72.

Vipera Hasselquist. Acta Soc. reg. Scientiar. Upsal. ab anno 1744 ad 1750. p. 25.

Ooluber vipera Hasselquist. Iter Palaestinum p. 314. M 60. Linne. Systema naturae. Edit.X, I. p. 216. ® 140. Linne. Systema naturae. Edit. XII, I. p. 375. M140. Gmelin. Linnaei Systema naturae. Edit. XIII, I. p.1085. M 140. Bona- terre. Encyclopedie möth. Ophiologie p. 21.— Shaw. General Zoology III. part 2. Pe 3a.

1) Barnim. Reise durch Nord-Ost-Afrika p. 197. | II. p. 586. 2) Berliner Monatsberichte 1862- p. 278. 4) Shaw. Naturalist’s Miscellany IV. pl. CXXII. 3) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie.

15

114 A. STRAUCH,

Aspis Cleopatrae Laurenti. Synopsis Reptilium p. 105. Vipere d’Egypte Lacepede. Hist. nat. des Quadrup£des ovip. et des Serpens II. p. 63. Vipernatter Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der Amphibien III. p. 211. Vinera aegyptia Latreille. Hist. nat. des Reptiles Ill. p. 320. Fipera aegyptiaca Daudin. Histoire des ReptilesVI. p. 212. Fipera (Echidna) aegyptiaca Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 152. Cerastes Richiei Gray. Zoological Miscellany p. 70. Cerastes Ritchii Gray. Catal. of Snakes p. 28. Echidna atricauda D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1430.

V. Avizennae Alp. unterscheidet sich von der ihr so nahe verwandten V. cerastes I. , wie ich schon bei Besprechung dieser letzteren angegeben habe, durch die constant geringere Zahl der Bauchschilder und auch der Schuppenreihen auf dem Rumpfe, durch die Abwesenheit jeglicher hornförmigen Tuberkeln auf dem Kopfe, durch die stärker ausgebildeten Kiele auf den Bauchschildern, so wie durch das gewöhnlich getheilte Analschild, und weicht end- lich auch in der Farbe der Zeichnungen mehr oder weniger bedeutend von derselben ab. Die Schuppenreihen dagegen, welche den Augapfel von den darunter liegenden Ober- lippenschildern trennen und deren Zahl nach Gray bei V. cerastes L. (= Cerastes Hassel- quistii Gray) vier oder fünf, bei V. Avizennae Alp. (= Cerastes Ritchü Gray) aber nur drei betragen soll, bieten durchaus kein sicheres Merkmal zur Unterscheidung der beiden genannten Species dar, denn, wie ich mich nach Untersuchung einer nicht ganz unbeträchtlichen Anzahl von Exemplaren beider Arten überzeugt habe, besitzt die erstgenannte Art freilich fünf oder seltener vier solcher Schuppenreihen, bei der letztgenannten Art beläuft sich die Zahl dieser Reihen aber gewöhnlich gleichfalls auf vier und nur in seltenen Fällen finden sich drei solcher Reihen vor. Von den 31 Exemplaren der V. cerastes L., welche ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe, besassen 23 jederseits fünf Schuppenreihen zwischen dem Augapfel und den darunter liegenden Supralabialschildern, bei 7 betrug die Zahl dieser Schuppenreihen jederseits vier und bei einem (NM 2895 der Berliner Sammlung) fand ich auf der linken Seite vier, auf der rechten dagegen fünf solcher Reihen; von den 12 von mir untersuchten Exemplaren der V. Avizennae Alp. zeigten 10 jederseits vier Reihen von Suborbitalschuppen und nur bei 2 war der Augapfel durch drei Schuppenreihen von den darunter liegenden Oberlippenschildern getrennt ').

Die erste Notiz über die in Rede stehende Art findet sich, wie Jan zuerst ermittelt hat, bei Alpin, der in seiner Naturgeschichte Aegyptens eine zwar rohe, aber doch vollkom- men kenntliche Abbildung dieser Giftschlange unter dem hier adoptirten Namen, V. Avi- zennae, veröffentlicht hat. Einige Jahre später beschrieb Hasselquist, dem Alpin’s Ab- bildung nicht bekannt gewesen zu sein scheint, diese Art unter dem Namen Coluber vipera,

1) Das eine dieser beiden Exemplare befindet sich | das andere gehört unserer Sammlung und besitzt’ 120 im Museum zu Stuttgart und besitzt 113 Bauchschilder, | Bauchschilder.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 115

und obwohl er in der für jene Zeiten sehr ausführlichen Beschreibung ausdrücklich hervor- gehoben hat, dass sein Ooluber vipera nur 118 Bauchschilder besitzt und sich sowohl da- durch, als auch durch den Mangel der Supraorbitalhörner von seinem Ooluber cornutus (= V. cerastes L.) unterscheidet, haben die neueren Autoren beide genannten Arten den- noch für identisch erklärt Meiner Meinung nach steht es aber unzweifelhaft fest, dass Co- luber vipera Hasselg. nicht mit V. cerastes L., sondern mit V. Avizennae Alp. identisch ist, und folglich müssen auch alle diejenigen (nominellen) Arten, welche auf diesen Coluber vipera Hasselg. basirt und bisher zu V. cerastes L. gestellt worden sind, wie namentlich Aspis Cleopatrae Laur., V. aegyptia Latr., V. aegyptiaca Daud., Echidna aegyptiaca Merr., so wie Lacepede’s Vipere d’Egypte, als Synonyme zu der in Rede stehenden Art gerechnet werden. Ferner gehört, wie schon oben bemerkt, auch Gray’s Cerastes Ritchü hierher, und endlich hat M. ©. Dumöril, wie ich aus einer Bemerkung!) seines Sohnes entnehme, die V. Avizennae Alp. als neue Art unter dem Namen Zchidna atricauda beschrieben. Dume- ril’s Beschreibung dieser Zchidna atricauda ist aber ohne allen Zweifel nach einem horn- losen Exemplar der V. cerastes L. entworfen, da er die Zahl der Bauchschilder auf 150 und diejenige der Schuppenreihen auf 35 angiebt, und es erweist sich also, dass dieser Autor, wie ich bereits mehrmals zu bemerken Gelegenheit gehabt, die hornlosen Exemplare der V. cerastes L. mit der V. Avizennae Alp. zusammengeworfen und die zahlreichen und keineswegs schwer wahrzunehmenden Unterscheidungsmerkmale, die zwischen beiden vor- handen sind, total übersehen hat.

V. Avizennae Alp. steht der gemeinen nord-afrikanischen Hornviper an Grösse bedeu- tend nach, denn das grösste Exemplar, welches ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, besass eine Totallänge von nur 40 Ütm.

Färbung und Zeichnung. Die Oberseite des Rumpfes zeigt auf sehr hellem, bräunlichgel- bem (sandfarbenem) Grunde schwärzliche, nicht sehr scharf begrenzte Makeln, welche in vier Längsreihen angeordnet sind und von denen diejenigen der beiden mittleren Reihen im ersten und letzten Rumpfdrittel zu unregelmässigen Querbinden verschmelzen, im mittleren Drittel dagegen getrennt bleiben und sowohl mit einander, als auch mit den Makeln der jederseitigen äusseren Reihe alterniren. Diese seitlichen oder äusseren Makeln, die im vor- deren Theile des Rumpfes sehr klein und undeutlich sind, nehmen nach der Mitte hin an Grösse und Deutlichkeit zu und zerfallen im letzten Rumpfdrittel sogar in je zwei Flecken, so dass also auf jeder Seite zwei Längsreihen alternirender Flecken entstehen. Der Kopf, der gleichfalls bräunlichgelb gefärbt ist, zeigt zwar auch einige schwärzliche Makeln, jedoch sind dieselben stets so undeutlich, dass sich weder ihre Zahl, noch ihre Form, noch ihre Stellung näher bezeichnen lässt. Der Schwanz endlich ist in seiner hinteren Hälfte tief schwarz, doch habe ich unter 12 Exemplaren auch zwei (im Museum zu Stuttgart und zu Halle) gesehen, bei welchen der Schwanz von der Basis bis zur Spitze bräunlichgelb war;

1) Nouv. Archives du Museum I. Bulletin p. 33 et 40.

116 A. STRAUCH,

bei den Exemplaren mit schwarzer Schwanzspitze findet sich gewöhnlich noch eine tief schwarze Querbinde auf dem Schwanze, welche von der schwarzen Spitze durch eine schmale Binde von bräunlichgelber Farbe getrennt ist. Die Unterseite des Kopfes, des Rumpfes und der vorderen Schwanzhälfte oder in seltenen Fällen auch des ganzen Schwanzes ist einfarbig gelblichweiss.

Habitat. Diese Art, die gleichfalls nur in Wüsten einheimisch ist, bewohnt wahrschein- lich die ganze Nordküste Afrika’s, ist aber bisher nur aus der Alserie, aus Tripolis und aus Aegypten bekannt. Ueber ihre Verbreitung in Tripolis lässt sich zur Zeit nichts Näheres angeben, da überhaupt nur drei Exemplare aus diesem Lande bekannt sind '); in Aegypten, wo sie namentlich auch bei Kairo) gefangen worden ist, muss sie sehr häufig sein, da der grösste Theil der in Sammlungen aufbewahrten Exemplare aus diesem Lande stammt; in der Algerie endlich scheint sie im Ganzen selten zu sein (wenigstens ist es mir während meines Aufenthalts daselbst nicht gelungen, ein Exemplar der V. Avizennae Alp. zu Gesicht zu bekommen), findet sich aber sowohl im Westen, als auch im Osten der Kolonie, denn das Pariser Museum hat Stücke dieser Art aus dem Desert de l’Ouest?) und aus dem Süden von Constantine‘) erhalten, welche letztere Provinz auch Lallemant?) als Fundort für seine

Exemplare aufführt.

2. Gattung Echis Merrem.

Scuta subcaudalia integra, uniseriata; squamae gulares laeves.

Synonymie.

Echis Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 149. Fitzinger. Neue Classification d. Reptilien p. 33. Wagler. Natürl. Syst. d. Amphibien p. 177.— Gray. Zoological Miscellany p. 70. Fitzinger. Systema Reptiliun p 28. Gray. Catal. of Snakes p.29. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1447. Günther. Reptiles of British India p. 396.

Vipera part. Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 192, II. p. 573.

Toxicoa Gray. Catal. of Snakes p. 29.

Die Echis-Arten stimmen in jeder Hinsicht mit den Vipera-Arten überein und unter- scheiden sich von denselben lediglich durch die einfachen, d. h. nicht getheilten, und dem zufolge auch nur in eine Längsreihe angeordneten Subcaudalschilder; am nächsten verwandt sind sie den beiden letzten Arten der Gattung Vipera, der V. cerastes L. und der V. Avi- zennae Alp., indem sie, eben so wie diese, kurze, am Ende kolbig aufgetriebene, die Spitze der Schuppe nicht erreichende Schuppenkiele besitzen und indem ihre Rumpfschuppen nur

1) Gray. Catal. of Snakes p. 28. 3) D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1431. 2) Gu&rin. Reyue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XI. 4) Nouv. Archives du Museum I. Bulletin p. 40. (1859) p. 152. 5) Lallemant. Erpetol. de l’Algerie p. 35.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 107

auf der Rückenmitte in gerade, an den Flanken dagegen in schräge gestellte Reihen ange- ordnet sind.

Obwohl man zur Zeit nur zwei Zchis-Arten kennt, hat Gray es doch für nöthig erachtet, die Gattung in zwei Untergattungen, Zchis und Toxicoa, zu theilen, welche sich dadurch von einander unterscheiden, dass bei der Art, welche die Untergattung Zchis bil- det, jederseits ein deutliches Supraorbitalschild vorhanden ist, während bei dem Typus der Untergattung Toxicoa die Supraorbitalregion mit kleinen, den übrigen Kopfschuppen durch- aus ähnlichen Schuppen bekleidet ist. Diese beiden Untergattungen, welche Cope!) sogar zu selbstständigen Gattungen erhoben hat, lassen sich nun selbstverständlich nicht aufrecht erhalten, zumal sie auf ein Merkmal basirt sind, welchem Dr. Günther nicht einmal den Werth eines specifischen Charakters einräumt; dieser Gelehrte behauptet nämlich, sich nach Untersuchung einer beträchtlichen Zahl von Exemplaren beider Zchis-Arten überzeugt zu haben, dass die Bekleidung der Supraorbitalregion bei ihnen keineswegs constant ist, und zwar sind ihm nicht allein Stücke der 2. carinata Schneid. vorgekommen, bei wel- chen an Stelle des schmalen, linearen Supraorbitalschildes kleine Schuppen vorhanden wa- ren, sondern er hat sogar auch Exemplare der E. arenicola Boje mit deutlichem Supraor- bitalschilde gesehen”). Meine Erfahrungen stimmen nun zwar mit den Angaben Günther’s nicht überein, denn ich habe bei allen 42 Exemplaren der E. arenicola Boje, welche ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, die Supraorbitalregion beschuppt gefunden, und die 7 von mir untersuchten Exemplare der Z.carinata Schneid: besassen alle jederseits ein sehr deutliches lineares Supraorbitalschild, dennoch unterliegt es keinem Zweifel, dass die Diffe- renz in der Bekleidung der Supraorbitalregion durch die von Günther beobachteten ano- malen Exemplare ihren diagnostischen Werth eingebüsst hat, und ich adoptire daher zur Unterscheidung der beiden genannten Arten das von Günther vorgeschlagene und nach ihm einzig sichere Merkmal, welches der Zahl der Bauchschilder entnommen ist, und wel-

. ches ich gleichfalls constant gefunden habe. Es würden also die beiden Arten der Gattung Echis, wie folgt, zu unterscheiden sein: Die Zahl der Bauchschilder beträgt A)SWENIeStensallo 3a. AR) LEN RT DENE TE DANN: 18. E. arenicola. b)uhochstens-1y AL a EEE ».19. E. carinata.

Was die geographische Verbreitung dieser beiden Arten anbetrifft, so gehört Z. are- nicola Boje dem circummediterranen Gebiete an und ist in demselben recht weit verbreitet, E. carinata Schneid. dagegen kommt nur im asiatischen Faunengebiete, und zwar ausschliess-

lich in British Indien, vor. 18. Echis arenicola Boje.

E. capite brevi, deplanato, subcordiformi, postice valde dilatato et a trunco distincte separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbri-

1) Proc. Acad. Philadelph. XI. (1859) p. 335. | 2) Günther. Reptiles of British India p. 397.

118 A. STRAUCH,

catis et carinatis tecto; naribus parvis, utrinque inter scutella bina positis, anterioribus; superciliis squamatis, rarissime scutello angusto, lineari tectis; oculo a scutis supralabiali- bus 4% et 5°, infra positis, duplici, rarius tripliei serie squamarum separato; scutis supra- labialibus utringque 11— 12, infralabialibus 11—13; squamis in trunci parte anteriore per 27—34 series, in dorso longitudinales, in utroque latere obliquas, dispositis; carinis squa- marum brevibus, clavuliformibus, squamae apicem non attingentibus; scutis abdöminalibus 163—187, anali simpliei, subcaudalibus 29—42.

Synonymie,

Vipere des Pyramides Geoffroy St. Hilaire. Description de l’Egypte. Edit. Atlas. Rept. pl. VIL £. 1. Suppl. pl. IV. £. 1.*

Echis arenicola Boje. Isis 1827 p. 558.

Scythale des Pyramides Geoffroy St. Hilaire. Description de l’Egypte. Edit. XXIV. p. 77. Atlas. Rept. pl. VII. £. 1. Suppl. pl. IV. £. 1.

Echis pavo Reuss. Museum Senckenbergianum I. p. 157.

Echis varia Reuss. Museum Senckenbergianum I. p. 160. tab. VII. f. 2a, b.

Vipera echis part. Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 193, II. p. 583. pl. XXI. f. 10, 11. a, Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pavia p. 62.

Echis (Toxicoa) arenicola Gray. Catal. of Snakes p. 29.

Echis carinata Guichenot in: Voyage en Abyssinie. Hist. nat. Su p. 215. Atlas. Rept. pl. II.

Echis carinata part. D. et B. Erpetol. nenn VI. p. 1448. pl. LXXXI 23:

Echis frenata D. et B. Erp6tol. gener. VII. p. 1449. pl. LXXXT £. 1, 2.

Vipera carinata Strauch. Essai d’une Erpetol. de l’Algerie p. 73.

Wie bereits bemerkt, hat Dr. Günther nach Untersuchung einer grossen Anzahl von Exemplaren beider Zchis-Arten die Ueberzeugung gewonnen, dass dieselben sich durch die bald beschuppte, bald mit einem linearen Schilde bekleidete Supraorbitalregion nicht für alle Fälle mit Sicherheit unterscheiden lassen, sondern dass das einzige stichhaltige Unter- scheidungsmerkmal in der Zahl der Bauchschilder zu suchen ist, welche bei Z. arenicola Boje zwischen 167 und 180, bei E.carinata Schneid. aber zwischen 149 und 154 schwan- ken soll. Den letzten Theil von Günther’s Angaben kann ich nun im Allgemeinen bestäti- sen, da auch ich gefunden habe, dass E. arenicola Boje stets eine grössere Anzahl von Bauchschildern besitzt als Z. carinata Schneid., was aber speciell die Zahl der Schilder anbetrifft, so weichen meine Erfahrungen von denen Günther’s etwas ab: von den 42 Exem- plaren der E. arenicola Boje, welche mir im Ganzen vorgelegen haben, konnte ich nur 35 auf die Zahl der Abdominalschilder untersuchen und habe gefunden, dass bei 12 Exempla- ren diese Zahl zwischen 181 und 187, bei 17 zwischen 171 und 180, bei 5 zwischen 165 und 170 schwankte und bei einem sogar nur 163 betrug; eben so habe ich unter den we-

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 119

nigen, von mir untersuchten Exemplaren der Z. carinata Schneid. zwei mit 153, drei mit 147, eines mit 142 und eines sogar nur mit 138 Bauchschildern gefunden. Trotzdem nun die Zahl der Abdominalschilder bei beiden Arten in weiteren Grenzen varürt, als Günther angegeben hat, bleibt dieselbe dennoch ein. ganz vortreffliches Merkmal zur speeifischen: Unterscheidung derselben und muss ohne Widerrede adoptirt werden.

Hinsichtlich des von Gray vorgeschlagenen, der Bekleidung der Supraorbitalregion entlehnten Unterscheidungsmerkmals ist schon weiter oben bemerkt, dass dasselbe, obwohl ich es an allen von mir untersuchten Exemplaren constant gefunden habe, durch Günther’s Untersuchungen seine diagnostische Bedeutung eingebüsst hat und also nur als accessori- sches Kennzeichen verwerthet werden kann. Ein weiteres, gleichfalls accessorisches Merk- mal glaube ich auch in der Zahl der Schuppenreihen, welche den Augapfel von den darun- ter gelegenen Supralabialschildern trennen, gefunden zu haben; Günther giebt in seiner Charakteristik der Gattung Echis die Zahl dieser Schuppenreihen auf 2 an, ich habe aber gefunden, dass dieselbe bei Z. arenicola Boje zwischen 2 und 3, und bei EZ. carinata Schneid. zwischen 1 und 2 variirt. Unter den 7 von mir untersuchten Exemplaren der E. carinata Schneid. besass nur ein einziges jederseits zwei Reihen von Suborbitalschuppen, bei zweien fand ich auf der linken Seite eine, auf der rechten dagegen zwei solcher Reihen, und bei den übrigen war das jederseitige Auge nur durch eine einzige Schuppenreihe von den darunter gelegenen Oberlippenschildern getrennt; bei Z%. arenicola Boje dagegen ist die Zahl der in Rede stehenden Schuppenreihen fast immer zwei, jedoch besitzt unsere Samm- lung 6 Exemplare dieser Art aus den aralo-kaspischen Steppen, bei denen das jederseitige Auge durch 3 Schuppenreihen von den darunter gelegenen Supralabialschildern getrennt erscheint, und ich würde diese Exemplare sicherlich als besondere Varietät unterschieden haben, wenn mir nicht 3, ebenfalls aus den genannten Gegenden stammende Exemplare, NM 413], n und q, vorlägen, von denen n jederseits 2 Reihen Suborbitalschuppen be- sitzt, während bei | auf der rechten Seite 3, auf der linken 2, bei q dagegen umge- kehrt auf der rechten 2 und auf der linken 3 Reihen von Schuppen zwischen dem Augapfel und den darunter gelegenen Oberlippenschildern vorhanden sind.

Schliesslich muss ich noch bemerken, dass die E. frenata D. et B., welche sich von der E. arenicola Boje (= E.carinataD. et B.) durch die Anwesenheit eines einzigen Paares ausserordentlich grosser Inframaxillagschilder unterscheiden soll, kaum als Varietät auf- recht erhalten werden kann, da ich mich überzeugt habe, dass zwischen den Exemplaren mit nur einem Paare Inframaxillaria und denen mit 4 5 Paaren solcher Schilder ganz allmähliche Uebergänge existiren. Die Kehlfurche liegt nämlich bei den Zchis-Arten immer zwischen 4—5 auf einander folgenden Schilderpaaren, von denen das vorderste stets grösser ist als die übrigen; bei der von Dumeril als Z. frenata unterschiedenen Form ist nun die- ses vorderste Paar der Inframaxillaria von ganz besonders in die Augen fallender Dimension, die dahinter stehenden Paare dagegen sehr klein, kaum grösser als die Gularschuppen, und es hat daher bei oberflächlicher Betrachtung allerdings den Anschein, als ob ein solches

120 A. STRAUCH,

Exemplar nur ein einziges Paar Inframaxillaria besässe: mir liegen aber Exemplare vor, bei welchen das vorderste Paar der genannten Schilder eben so gross ist, wie bei 2. fre- nata D. et B., die aber zugleich hinter diesem vordersten Paare noch 3 4 kleinere, die Kehlschuppen aber fast um das Doppelte an Grösse übertreffende Schilderpaare besitzen, und somit den Uebergang zu der von Dumeril als E. carinata bezeichneten Form vermitteln. 5

E. arenicola Boje erreicht eine Totallänge von gegen 60 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die Oberseite aller Theile ist bald heller oder dunkler braun, bald mehr gelblichbraun oder isabellfarben, die Unterseite dagegen immer gelblichweiss und gewöhnlich mit kleinen, vereinzelten, schwärzlichen Flecken geziert, welche mitunter in mehr oder weniger regelmässige Längsreihen angeordnet erscheinen. Auf dem Scheitel, gleich hinter den Augen, findet sich eine helle, gelbe oder bräunlichgelbe, mehr oder we- niger vollständig schwarzbraun eingefasste Makel von unregelmässiger Gestalt, welche je- doch mitunter, namentlich bei den aralo-kaspischen Stücken, eine mehr oder weniger deut- lich ausgesprochene Kreuzform annimmt. Ferner zieht vom Hinterrande der Orbita, und zwar an ihrem obersten Theile beginnend, eine gleichfalls hell gefärbte Binde schräg nach hinten und abwärts gegen den Rumpf, und unter dem Auge steht ein gleichfarbiger, nicht sehr scharf begrenzter Fleck; zwischen diesem Fleck und der schrägen Temporalbinde er- scheint die Grundfarbe mitunter sehr dunkel, und es hat alsdann das Aussehen, als wenn eine dunkele, oben und unten hell gesäumte Postorbitalbinde vorhanden wäre. Die Rücken- mitte zeigt eine Reihe ziemlich kleiner, gelber oder sehr hell gelblichbrauner, entweder überall, oder auch nur stellenweise schwarzbraun umrandeter Makeln, die gewöhnlich stark in die Quere gezogen sind, mitunter aber auch eine mehr oder weniger deutlich ausge- sprochene rhombische Gestalt besitzen und stets in gleichen Abständen auf einander folgen. An den Flanken zieht jederseits eine ebenfalls gelbe oder hellbräunlichgelbe, ab und zu schwarzbraun gerandete, ganz regelmässige Wellenbinde, deren mit der Convexität nach oben gerichtete Bogen den gelben Dorsalmakeln sehr nahe kommen und von ihnen nur durch die schwarzbraune Umrandung getrennt sind. Bei den aralo-kaspischen Exemplaren, die durchweg viel heller gefärbt sind, als die ägyptischen und persischen, ist diese Wellenbinde nirgends unterbrochen und zeigt, eben so wie alle hellen Zeichnungen, nur eine sehr un- vollständige schwarzbraune Umrandung; bei den übrigen von mir untersuchten Exemplaren, deren Rückenmakeln meist eine rhombische Gestalt besitzen, sind die hellen Zeichnungen vie] vollständiger schwarzbraun umsäumt, und die Wellenbinde an den Flanken ist meist in. der Weise unterbrochen, dass von den mit der Convexität nach unten gerichteten Bogen ein grösseres oder kleineres Stück gänzlich fehlt. Bei dem abyssinischen, von Reuss als E. varıa beschriebenen Exemplare dieser Art findet sich von der eben erwähnten Wellen- binde keine Spur vor und dasselbe besitzt nur die dorsalen Makeln, die von ovaler Ge- stalt sind.

Habitat, Ursprünglich ist diese nur in Sandwüsten lebende Giftschlange in Aegypten

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 121

entdeckt worden, wo sie nach Geoffroy St. Hilaire!) bei den Pyramiden nicht selten ist, aber auch bei Kairo vorkommt; überhaupt scheint sie in den Nilgegenden weit verbreitet zu sein, denn Rüppeli hat sie, wie ich aus einer Mittheilung von Schlegel?) entnehme, auf seiner Reise von Kairo nach Abyssinien überall beobachtet, Dr. Hartmann fing sie in Nu- bien°®) und in der Bejudah-Steppe‘®) und unter den von Dr. Petit’) in Abyssinien gesam- melten Reptilien fand sich gleichfalls ein Exemplar dieser Art vor. Ausser in den Nil- gegenden findet sich Z. arenicola Boje auch im nord-westlichen Afrika, namentlich in Tu- nis?) und in der Algerie®), und soll in letzterem Lande nach Lallemant”) im Süden der Provinz Constantine beobachtet worden sein; ferner kommt sie nach Schlegel) in Ara- bien vor, ist von Tristram’°) am Todten Meere gefangen worden und bewohnt, wie die von Filippi'®) und vom Grafen E. Keyserling erbeuteten Exemplare beweisen, auch Persien. Endlich ist diese Art auch in den aralo-kaspischen Steppen einheimisch, wo Karelin sie zuerst gefunden hat, und wo sie neuerdings von Dr. Sewerzow bei Ak-Tjube und von Mag. A.Goebel an den Ufern des Krasnowodskischen Busens gefangen worden ist. E. are- micola Boje scheint somit sehr weit verbreitet zu sein und dürfte im afrikanischen Antheile des eircummediterranen Faunengebiets nahezu denselben Verbreitungsbezirk besitzen, wie V.cerastes L., nur dringt sie noch weiter nach Süden vor, als jene, denn während das Vor- kommen der nord-afrikanischen Hornviper in Abyssinien noch sehr der Bestätigung bedarf, ist die in Rede stehende Art wiederholt in diesem Lande gefangen worden; über die Ver- breitung der E. arenicola Boje im asiatischen Antheile des genannten Faunengebiets da- gegen lässt sich zur Zeit leider noch nichts Näheres mittheilen, da die einzelnen Angaben über ihr Vorkommen in Asien noch zu wenig zahlreich sind und dabei z. Th. auch sehr unbestimmt lauten.

19. Echis carinata Schneider.

E. capite brevi, deplanato, subcordiformi, postice valde dilatato et a trunco distincte separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis parvis, imbri- catis et carinatis tecto; naribus parvis, utrinque inter scutella bina positis, anterioribus; seutello supraorbitali utrinque distineto, lineari, rarius in scutella parva squamiformia di- viso; oculo a scutis supralabialibus 4" et 5, infra positis, simpliei vel dupliei serie squa- marum separato; scutis supralabialibus utringue 11—12, infralabialibus 12—13; squamis in trunei parte anteriore per 25—29 series, in dorso longitudinales, in utroque latere obli-

1) Description de l’Egypte. 2de Edit. XXIV. p. 82. | dieser Art aus der Algerie.

. 2) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 7) Lallemant. Erpetol. de l’Algerie p. 36. II. p. 584. 8) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens 3) Barnim. Reise durch Nord-Ost-Afrika p. 197. | II. p. 583. 4) Ibidem p. 283. 9) Proc. zool. Soc. of London 1864. p. 489. 5) Voyage en Abyssinie. Hist. nat. VI. p. 214. 10) Filippi. Note di un viaggio in Persia nel 1862.

6) Das Leydener Museum besitzt zwei Exemplare | p. 357.

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 16

122 A. STRAUCH,

quas, dispositis; carinis squamarum brevibus, clavuliformibus, squamae apicem non attin- gentibus; scutis abdominalibus 138—154, anali simpliei, subeaudalibus 21— 33.

Synonymie.

Horatta Pam Russell. Account of Indian Serpents I. p. 2. tab. I.

Pseudoboa carinata Schneider. Historia Amphibiorum II. p. 285.

Boa horatta Shaw. General Zoology III. part 2. p. 359.

Scytale bizonatus Daudin. Histoire des Reptiles V. p. 339. pl. LX. £. 27, LXX. f. 1,2.

Vipera (Echis) carinata Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 149.

Echis carinata Schinz. Naturgesch. und Abbildungen der Reptilien p. 180 tab. LXXIX. f. 2. Gray. Catal. of Snakes p. 29. Günther. Reptiles of British India p- 397.

Vipera echis part. Schlegel. Essai sur la Physionomie des Serpens I. p. 193, II. p. 583. Filippi. Catal. ragg. d. Raccolta de’Serpenti del Museo di Pavia p. 62.

Echis carinata part. D. et B. Erpetol. gener. VII. p. 1448,

Vipera (Echis) superciliosa Jan in: Gu6rin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XI (1859) p. 156. Jan. Prodrome d’une Iconogr. descript. des Ophidiens p. 31. pl. E. £. sans M.

E. carinata Schneid. unterscheidet sich von der vorhergehenden Art ausschliesslich durch die geringere Zahl der Bauchschilder, deren bei ihr nie mehr als 154 vorhanden sind, und besitzt ausserdem auch jederseits ein langes und schmales, lineares Supraorbital- schild, welches jedoch nach Günther ausnahmsweise auch in mehrere kleine schuppen- förmige Schildchen zerfallen soll. Als ferneres, jedoch nur accessorisches Merkmal liesse sich auch die Zahl der Reihen, in welche die Rumpfschuppen angeordnet sind, anführen, indem diese Reihen bei X. carinata Schneid., wie es scheint, die Zahl 29 niemals über- steigen, während die Zahl derselben bei E. arenicola Boje nach meinen Erfahrungen zwi- schen 27 und 34 schwankt. Die Zahl der Schwanzschilder dagegen, die bei E. arenicola Boje zwischen 29 und 42 varürt, bei E. carinata Schneid. nach Günther aber nur 21 26 betragen soll, bjetet kein Unterscheidungsmerkmal dar, denn ich habe mich über- zeugt, dass auch unter E. carinata Schneid. Exemplare mit grösserer Subcaudalschilder- zahl vorkommen; so beträgt die Zahl dieser Schilder bei zwei dem Stuttgarter Museum gehörigen Exemplaren 27, bei einem dritten gleichfalls in Stuttgart aufgestellten 28 und bei den vier Stücken der Leydener Sammlung habe ich durchweg 33 Schwanzschilder ge- zählt. -

Jan’s E. superciliosa, welche sich von seiner E. carinata (= E.arenicola Boje) durch ein deutliches Supraorbitalschild, so wie durch die Anwesenheit eines einzigen Paares von Inframaxillarschildern unterscheidet, gehört, obgleich der Fundort derselben nicht bekannt ist, ohne allen Zweifel als Synonym zu Z. carinata Schneid., da sie, wie Jan ausdrücklich angiebt, 145 Bauch- und 24 Schwanzschilder besitzt.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 193

Die grössten Exemplare der Z. carinata Schneid., welche Günther zu untersuchen Gelegenheit gehabt hat, besassen eine Totallänge von etwa 50 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung stimmt diese Art voll- kommen mit EZ. arenicola Boje überein. Günther, der ohne Zweifel die meisten Exem- plare der E. carinata Schneid. vor Augen gehabt hat, beschreibt die Färbung und Zeich- nung, wie folgt: Braun oder bräunlichgrau mit einer Reihe viereckiger oder ovaler, weiss- licher, schwarzbraun gerandeter Makeln; zur Seite einer jeden dieser Dorsalmakeln findet sich eine halbkreisförmige Binde, welche eine dunkelbraune Seitenmakel begrenzt; (diese halbkreisförmigen Binden entsprechen den mit der Convexität nach oben gerichteten Bogen der bei Z. arenicola Boje erwähnten seitlichen Wellenbinde). Auf der Oberseite des Kopfes zwei braune, schwarz gerandete, längliche Makeln, die nach vorne zu convergiren; ein brauner Fleck unter und eine schräge breite Binde hinter dem Auge. Die Unterseite weiss- lich mit mehr oder weniger zahlreichen, rundlichen Flecken von brauner Farbe.

Habitat. Ueber die Verbreitung dieser in Sammlungen im Ganzen noch seltenen Gift- schlange ist zur Zeit nur wenig bekannt. Nach Schlegel findet sie sich in Bengalen ''), bei Pondichery), so wie im Innern der Indischen Halbinsel’), nach Jerdon?°) ist sie an der Küste Carnatic sehr häufig, Günther‘) giebt an, dass sie in mehreren Theilen der Indi- schen Halbinsel, namentlich in den Anamallay-Bergen, an der Küste Carnatie und in der Umgegend von Madras, gemein ist, und Blyth endlich theilt mit, dass sie von Theobald auch im Punjab°) gefangen worden ist und daselbst in felsigen Gegenden, wie besonders bei Pind Dadan Khan‘), sehr häufig vorkommt. Die 7 Exemplare, welche ich zu unter- suchen Gelegenheit gehabt habe, stammten sämmtlich aus Bengalen, jedoch liess sich der genauere Fundort der 4 Stücke im Leydener Museum nicht in Erfahrung bringen, die 3 Exemplare der Stuttgarter Sammlung dagegen waren in der Gegend von Tinevelly gefangen worden.

3. Gattung Atheris Cope.

Seuta subcaudalia integra, uniseriata; truncus compressus; cauda prehensilis; squa- _ mae gulares distincte carinatae.

Synonymie. Atheris Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIV. p. 337. Günther. Proc. zool. Soc. of

London 1863 p. 16. Günther. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XII p. 239. Poecilostolus Günther.- Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XI..p. 25.

1) Schlegel. Essai sur la Physionomie des Ser- ! 4) Günther. Reptiles of British India p. 397. pens II. p. 583. 5) Journ. Asiat. Soc. of Bengal. XXIII. p. 738. 2) Ibidem p. 584, 6) Ibidem XXI. p. 410.

3) Journ. Asiat. Soc. of Bengal. XXTI: p. 524.

124 A. STRAUCH,

Während die beiden vorhergehenden Gattungen, Vipera und Echis nur durch die ge- theilten oder einfachen Subcaudalschilder, also durch ein Merkmal von mehr untergeord- neter Bedeutung, differenzirt sind, bildet die Gattung Atheris eine durchaus natürliche Gruppe, deren Repräsentanten zwar durch die einfachen Subcaudalschilder mit den Echis- Arten übereinstimmen, sich von denselben aber durch einen sehr deutlich comprimirten Rumpf, durch einen zum Greifen eingerichteten Schwanz, durch stark gekielte Kehlschup- pen, so wie endlich auch durch eine völlig abweichende Lebensweise sie leben nämlich auf Bäumen unterscheiden. Die erste der drei gegenwärtig bekannten Baumvipern wurde im Jahre 1854 von Hallowell als ZEchis squamigera beschrieben und ihrer be- schuppten Supraorbitalregion wegen von Cope in die Gattung Toxicoa gestellt, im Jahre 1862 aber zum Typus einer besonderen Gattung, Atheris, erhoben. Die zweite Baumviper beschrieb Schlegel im Jahre 1855 als Vipera chloroöchis, und die dritte Art endlich be- legte Günther mit dem Namen Poecilostolus Burtonü, zog aber, da er sich von der Iden- tität der Gattungen Atheris und Poecilostolus überzeugte, den Namen Poecilostolus selbst ein und ersetzte ihn durch die ältere, von Cope vorgeschlagene Benennung Atheris.

Die drei Baumviper-Arten unterscheiden sich nun von einander, wie folgt:

Die Schuppen des Rumpfes sind /

1) höchstens in 19 Längsreihen angeordnet. Der Rand der Oberlippe ist jederseits

a) mit 11 Schildern bekleidet. 17—1S Schuppenreihen ..... 20. A. squamigera. b) mit 9 Schildern bekleidet. 19 Schuppenreihen .......... 21. 4A. Burtonit. 2) wenigstens in 31 Längsreihen angeordnet ......... 22. A. chloroöchis.

Die drei Atheris-Arten bewohnen ausschliesslich die Westküste Afrika’s und sind bis- her nur in dem aequatorialen Theile dieser Küste beobachtet worden.

20. Atheris squamigera Hallowell.

A. capite brevi, deplanato, postice valde dilatato, subcordiformi et a trunco distincte separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum ver tice squamis imbricatis et carinatis tecto; naribus utrinque in scutello simpliei vel subdiviso positis, lateralibus; su- perciliis squamatis; oculo a scutis supraorbitalibus 4°”, 5'° et 6°, infra positis, simpliei serie squamarum separato; scutis supralabialibus utrinque 11, infralabialibus 10—-12; squamis in trunci parte anteriore in 17 vel 18 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 155, anali simplici, subcaudalibus 58.

Synonymie.

Echis squamigera Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VI. p. 193. Toxicoa squamigera Cope. Proc. Acad. Philadelph. XT. p. 341. Atheris squamatus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIV. p. 337. Atheris squamigera Peters. Berliner Monatsberichte 1864. p. 645.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 125

Diese und die nächstfolgende Art sind sehr nahe mit einander verwandt und könnten sich trotz der sehr auffallend verschiedenen Färbung mit der Zeit möglicherweise doch als Varietäten einer und derselben Art erweisen. Sie unterscheiden sich nämlich, abgesehen von der Färbung, nur durch die Zahl der Supralabialschilder und der Schuppenreihen, und zwar besitzt A. sguamigera Hallow. jederseits 11 Oberlippenschilder und ihre Schuppen sind im vorderen Drittel des Rumpfes in 17 18 Längsreihen angeordnet, während bei A. Burtoniüi Günth. jederseits nur 9 Supralabialia vorhanden sind, ihre Schuppen aber 19 Längsreihen bilden. Zieht man nun in Betracht, wie gering der Unterschied in der Zahl der Schuppenreihen ist, und wie sehr die Zahl der Oberlippenschilder bei den Viperiden zu variiren pflegt, so wird meine oben ausgesprochene Vermuthung nicht ganz unbegründet erscheinen, zumal beide Arten auch dieselben Farben, nämlich Grün und Gelb, zeigen und der Unterschied in der Färbung nur durch die verschiedene Vertheilung dieser beiden Farben bedingt wird, indem nämlich bei der einen Art das Grün, bei der anderen das Gelb präva- lirt. Selbstverständlich ist eine ganze Reihe von Exemplaren erforderlich, um die Identität beider Arten nachzuweisen, und so lange eine solche nicht vorhanden ist, müssen beide zwar als nahe verwandt, aber doch als verschieden angesehen werden.

A. squamigera Hallow. erreicht eine Totallänge von etwa 54 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Oben heller oder dunkler olivgrün, der Schwanz stets etwas dunkler gefärbt. Die meisten Schuppen sind gelb gefleckt und auf dem hinteren Theile des Rumpfes finden sich zahlreiche, mehr oder weniger deutliche, gelbe Querbinden. Die Unter- seite ist einfarbig grünlichgelb. |

Habitat. So weit mir bekannt, ist diese Giftschlange bisher nur in der Gegend des Gabon beobachtet worden.

21. Atheris Burtoni Günther.

A. capite brevi, deplanato, postice valde dilatato, subeordiformi et a trunco distincte separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis imbricatis et carinatis tecto; naribus utrinque in scutello simpliei positis, lateralibus; supereiliis squa- matis; oculo a seutis supralabialibus 4'° et 5'°, infra positis, simpliei serie squamarum se- parato; scutis supralabialibus utrinque 9, infralabialibus 10; squamis in trunei parte ante- riore in 19 series longitudinales dispositis; scutis abdominalibus 163, anali simpliei, sub- caudalibus 58.

Synonymie.

Poecilostolus Burtonii Günther. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XI. p. 25. Atheris Burtoniü Günther. Proc. zool. Soc. of London 1863. p. 16. pl. II. Günther. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. XII. p. 239. Peters. Berliner Monatsberichte 1864. p. 645. } ! Diese Art unterscheidet sich von Hallowell’s A. sguamigera, wie schon bei Bespre-

126 A. STRAUCH,

chung dieser letzteren angegeben ist, durch die grössere Zahl der Schuppenreihen und durch die geringere Zahl der Supralabialschilder, von welchen letzteren ausserdem auch nur zwei, nämlich das und 5'°, unter dem Auge stehen, während bei jener das bis 6" diese Stellung einnehmen. > |

Das von Günther beschriebene Exemplar hat eine Totallänge von etwa 35 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Ueberall citronengelb mit vereinzelten kleinen Flecken von grü- ner Farbe auf der Oberseite des Kopfes, Rumpfes und Schwanzes.

Habitat. Das einzige bisher bekannte Exemplar dieser Baumviper hat Burton im Oa- maroon-Gebiet gefangen.

22. Atheris chloroöchis Schlegel.

A. capite brevi, deplanato, postice valde dilatato, subcordiformi et a trunco distincte separato; rostro brevissimo, apice rotundato et supra cum vertice squamis imbricatis et carinatis tecto; naribus utrinque in scutello simplici positis, lateralibus; supereiliis squa- matis; oculo a scutis supralabialibus 5'°, et 7"°, infra positis, duplici serie squamarum separato: scutis supralabialibus utringque 11 —12, infralabialibus 13 14; squamis in truneci parte anteriore per 31—36 series, in dorso longitudinales, in utroque latere leviter obliquas, dispositis; scutis abdominalibus 160—165, anali simpliei, subcaudalibus 53—58.

Synonymie.

Chloroechis part. Bonaparte. Proc. zool. Soc. of London 1849. p. 145. Nota.

Vipera chloroöchis Schlegel. Verslagen en Mededeelingen der Koningl. Academie van We- tenschappen III. p. 317.

Toxicoa chloroöchis Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. p. 341.

Vipera (Echis) chloroöchis Jan in: Guerin. Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XI (1859) pP. 512.

Atheris polylepis P.eters. Berliner Monatsberichte 1864. p. 642.

Atheris chloroechis Peters. Berliner Monatsberichte 1864. p. 645.

Während die beiden im Vorhergehenden besprochenen Atheris- Arten eine so grosse Uebereinstimmung mit einander zeigen, dass man sie mit der Zeit vielleicht in eine Art wird vereinigen müssen, zeichnet sich die A. chloroöchis Schleg. nicht allein durch eine viel grössere Zahl von Schuppenreihen, sondern auch dadurch aus, dass bei ihr die Schuppen an den Seiten des Rumpfes in etwas schräge gestellte Reihen angeordnet sind, so wie dass die jederseitige äusserste Reihe, welche gerade verläuft, aus Schuppen zusammengesetzt ist, welche die übrigen um das Doppelte und Dreifache an Grösse übertreffen. Was die Gesammtzahl der Schuppenreihen anbetrifft, so giebt Peters dieselbe auf 31—33 an, ich dagegen habe an den Leydener Exemplaren von 33 bis 36 solcher Reihen gezählt, jedoch hat diese Differenz schon an und für sich nicht viel zu bedeuten und könnte ausserdem, da die Schuppen an den Flanken in schräge Reihen angeordnet sind, möglicherweise auch von

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 127

der verschiedenen Art der Zählung herrühren. Endlich unterscheidet sich die in Rede stehende Art von ihren beiden Gattungsgenossen auch durch die Zahl der Schuppenreihen, welche den Augapfel von den darunter gelegenen Supralabialschildern trennen, denn wäh- rend sowohl bei A. squamigera Hallow., als auch bei A. Burtoniü Günth. nur eine Reihe von Suborbitalschuppen existirt, finden sich bei A. chloroöchis Schleg. deren constant zwei Vor.

Die erste Notiz über diese Baumviper verdankt man dem Prinzen Bonaparte, der in einem 1849 veröffentlichten Aufsatze ganz beiläufig von einer neuen, Chloroöchis genannten Giftschlange des Leydener Museums spricht, unter diesem Namen aber, wie Peters be- reits bemerkt hat, die in Rede stehende Baumviper mit der Dendraspis Jamesonü Traill zusammenzuwerfen scheint. Genauer bekannt wurde diese Atheris-Art erst im Jahre 1855, wo Schlegel sie als V. chloroöchis kurz charakterisirte, die Zahl der Schuppenreihen aber durch ein Versehen auf 23 angab; durch eben dieses Versehen wurde Peters veranlasst, eine Baumviper, die ihm aus Liberia zugekommen war und welche nicht 23, sondern 31 33 Schuppenreihen besass, als neue Art unter dem Namen 4. polylepis zu beschreiben. Kurze Zeit darauf überzeugte sich Peters jedoch nach Untersuchung eines der 3 im Ley- dener Museum vorhandenen Originalexemplare der V.chloroöchis Schleg. von der Identität dieser letzteren Art mit der von ihm aufgestellten A. polylepis und theilte diese Thatsache Dr. Günther mit, welcher sie in seinem Record für 1864 p. 125 veröffentlicht hat.

A. chloroechis Schleg. erreicht eine Totallänge von etwa 45 Ctm.

Färbung und Zeichnung. Die Oberseite aller Theile ist heller oder dunkler olivgrün und entweder einfarbig, oder aber auf Rücken und Schwanz mit gelben und schwarzen Zeich- nungen verziert. Auf dem Rücken finden sich drei Längsreihen gelber oder orangefarbener, mehr oder weniger deutlicher Makeln, von denen die der centralen Reihe, welche stets deutlicher sind, als die der seitlichen Reihen, in der hinteren Rumpfhälfte zu unregelmäs- sigen, gezackten, meist schwarz gesäumten Querbinden umgestaltet sind. Der Schwanz ist mit schwarzen, mehr oder weniger regelmässigen Querbinden versehen und zeigt an den Seiten, eben so wie der Rumpf, noch eine Längsreihe mehr oder weniger deutlicher, weiss- licher Makeln. Die Unterseite ist entweder gelb, oder grünlichgelb und die einzelnen Bauch- schilder zeigen an ihren äusseren Enden weissliche Flecken, während die Subcaudalia mit mehr oder weniger zusammenfliessenden, schwarzen Makeln verziert sind.

Habitat. Die drei Exemplare der A. chloroöchis Schleg., welche im Reichs-Museum zu Leyden aufbewahrt werden, stammen aus Ober- Guinea, namentlich aus der Gegend von Boutry und Dabo-Krom, das Stück im Berliner Museum dagegen ist in der Republik Li-

beria gefangen worden.

128 A. STRAUCH,

Uebersicht über die geographische Verbreitung der Viperiden.

Die Viperiden, welche, wie bereits bemerkt, ausschliesslich der östlichen Hemisphäre angehören, bewohnen daselbst nur die sogenannte alte Welt, d. h. Europa, Asien und Afrika, und es umfasst also ihr Verbreitungsbezirk drei Faunengebiete, das eircummedi- terrane, das asiatische und das afrikanische, auf welche sich die 22 Viperiden-Arten in folgender Weise vertheilen:

_ Circummediterranes Asiatisches Afrikanisches

Faunengebiet. Faunengebiet. Faunengebiet. 1) V. berus. 7) V. Russellüi. 6) V. superciliaris. 2) V. aspis. 19) E. carinata. 8) V. nasicornis. 3) V. ammodiytes. 9) V. rhinoceros. 4) V. wanthina. 10) V. arietans.

5) V. mauritanica. | 11) V. inornata.

14) V. persica. 12) V. Atropos.

16) V. cerastes. 13) V. cornuta.

17) V. Avizennae. 15) V. caudalis. 18) E. arenicola. 18) E. arenicola.

20) A. squamigera. 21) A. Burtonü. 22) A. chloroechis.

Das erste der drei genannten Faunengebiete, das circummediterrane, umfasst keines- wegs nur die das Mittelmeer umgebenden Länder, sondern erstreckt sich auch über Mittel- und Nord-Europa, Vorder-Asien, über die südlichen Theile Sibiriens, so wie wahrscheinlich auch über die nördlichen Distrikte Chinas, und würde also genau mit Selater’s «Palae- arctic Region» übereinstimmen, wenn nicht Japan, das in herpetologischer Beziehung zum asiatischen Faunengebiete gerechnet werden muss, davon ausgeschlossen wäre. Wenn ich nun diesen ausgedehnten Ländercomplex, von welchem die Länder des Mittelmeerbeckens nur einen Theil ausmachen, dennoch mit dem Namen des eircummediterranen Gebietes belege, so geschieht es nur desshalb, weil eben diese Länder des Mittelmeerbeckens, so zu sagen, den Heerd für die Reptilienfauna des ganzen Gebietes darstellen, indem sie das Centrum bilden, in welchem alle Formen des Gebietes einheimisch sind und von welchem aus nur einige wenige dieser Formen sich über Mittel- und Nord-Europa, so wie über das südliche Sibirien ausbreiten. Die Nordgrenze des ganzen Gebietes fällt selbstverständlich mit der Polargrenze des Verbreitungsbezirkes von V. berus zusammen, d. h. sie folgt einer Linie, welche an der Nordküste Schottlands begiunt, in Skandinavien den Polarkreis überschreitet und alsdann in süd-östlicher Richtung über Archangelsk, Jenisseisk und den Udskoi-Ostrog zur Insel Sachalin zieht; die Südgrenze wird in Afrika etwa von 17° n. Br. gebildet, fällt im westlichen Asien aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem 30.” n. Br. zusammen und ist

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 129

im östlichen Asien zur Zeit noch unbekannt, dürfte aber wohl in den nördlichsten Theilen des chinesischen Reiches zu suchen sein. In dem so begrenzten Gebiete, das sich vom at- lantischen Ocean östlich bis zum Ochotskischen Meere erstreckt, finden sich im Ganzen 9 Arten von Viperiden, die sämmtlich in den das Mittelmeer umgebenden Ländern zu Hause sind und von denen sich nur eine einzige, die gemeine Kreuzotter, V. berus, über Mittel- und Nord-Europa, so wie über die südlichen Theile von Russisch-Asien verbreitet. Was nun denjenigen Theil des in Rede stehenden Faunengebietes anbetrifft, in welchem alle 9 eircummediterranen Viperiden- Arten einheimisch sind und welcher somit bei der nachfol- genden Besprechung vorzugsweise in Betracht kommt, so umfasst er, wie schon bemerkt, die Länder des Mittelmeerbeckens, d. h. die drei süd-europäischen Halbinseln, die ganze Nordküste Afrikas, das nördliche Arabien, die asiatische Türkey, Persien, Transkaukasien und die aralo-kaspischen Steppen, und lässt sich entsprechend den drei das Mittelmeer um- grenzenden Welttheilen in drei Distrikte, einen nördlichen oder europäischen, einen süd- lichen oder afrikanischen und einen östlichen oder asiatischen, eintheilen, von denen jedoch der europäische keine ihm ausschliesslich angehörende Otter-Species besitzt. In jedem ein- zelnen der drei genannten Distrikte finden sich nun folgende Arten:

Europäischer Distrik. . Afrikanischer Distrikt. Asiatischer Distrikt. 1) V. berus. 2) V. aspis. 1) V. berus. 2) V. aspis. 3) V. ammodytes. . 3) V. ammod\yltes. 3) V. ammodyltes. 5) V. mauritanica. 4) V. zanthina. 16) V. cerastes. 5) V. mauritanica. 17) V. Avizennae. 14) V. persica. 18) E. arenicola. 16) V. cerastes.

18) E. arenicola.

Unter den drei Vipern Europas besitzt V. aspis den kleinsten Verbreitungsbezirk und muss, trotzdem sie auch bei Ain-Benian in der Algerie gefangen worden ist, für eine rein europäische Form angesehen werden, denn der nördlichste Theil der algerischen Küste, wo eben Ain-Benian liegt, gehört bekanntlich sowohl seiner Thier-, als auch seiner Pflanzen- welt nach entschieden noch zu Europa und die specifisch afrikanische Fauna beginnt erst im Süden der nördlichsten Atlaskette, also etwa mit dem 36.° n. Br. Am häufigsten findet sich V. aspis auf der italischen Halbinsel, in einigen Gegenden der Schweiz, wie namentlich im Jura-Gebirge, und in Frankreich, wo sie nordwärts bis zum 49.” n. Br. vordringt, auf der pyrenäischen und auf der türkisch-griechischen Halbinsel dagegen ist sie zwar auch mit Bestimmtheit nachgewiesen, scheint daselbst aber im Ganzen selten und wenig verbreitet

zu sein und erreicht die Ostgrenze ihres Verbreitungsbezirkes auf den Cycladen, wo sie gleichfalls nur hin und wieder beobachtet worden ist. Die andere süd-europäische Otter, V. ammodytes, welche ein ausgedehnteres Wohngebiet besitzt und in allen drei Distrikten des circummediterranen Gebietes vorkommt, ist eben so, wie die vorige Art, vorzugsweise

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences. VIIme Serie. 17

130 A. STRAUCH,

in Europa zu Hause und bewohnt alle drei süd-europäischen Halbinseln, scheint aber beson- ders im Osten, in Dalmatien und in Griechenland, in ausserordentlicher Menge vorzukom- men; ausserdem dringt sie aber auch nach Asien vor und ist daselbst in Transkaukasien, wo sie nicht selten zu sein scheint, so wie in Syrien gefangen worden, und endlich hat man sie auch in der Algerie, und zwar wahrscheinlich im nördlichsten Theile des Küstenstriches, beobachtet. Die dritte der europäischen Vipern endlich, die gemeine Kreuzotter, die vor- zugsweise in Mittel-Europa gemein ist und sich von da sowohl hoch nach Norden, als auch weit nach Osten verbreitet, fehlt auch in Süd-Europa nicht und erreicht daselbst einen Theil der Aequatorialgrenze ihres Wohngebietes. Was ihr Vorkommen im südlichen Eu- ropa anbetrifft, so ist sie auf der pyrenäischen Halbinsel zwar nicht häufig, aber doch weit verbreitet und dringt südwärts bis in die Sierra Morena vor, auf der italischen Halbinsel scheint sie gleichfalls nur vereinzelt angetroffen zu werden und überschreitet daselbst nach Süden den 43. n. Br. nur um ein Geringes, auf der türkisch-griechischen Halbinsel da- gegen ist sie bisher noch gar nicht beobachtet worden und die Aequatorialgrenze ihres Ver- breitungsbezirkes wird in Ost-Europa allem Anscheine nach vom 45.° n. Br. gebildet.

Der südliche oder afrikanische Distrikt des circummediterranen Faunengebietes wird von 6 Arten aus der Familie der Viperiden bewohnt, von denen jedoch zwei, V. aspis und V. ammodytes, nur im nördlichsten Theile der Alg6rie gefunden worden sind und daher, als zur europäischen Fauna gehörig, hier nicht weiter in Betracht kommen. Was nun die vier übrigbleibenden Viperiden-Arten anbetrifft, so gehört eine derselben, V. Avizennae, allem Anscheine nach diesem Distrikte ausschliesslich an, wenigstens ist sie bisher nur im Süden der Algerie, in Tripolis und in Aegypten beobachtet worden, die drei anderen dagegen kommen alle zugleich auch in Asien vor, jedoch muss V. cerastes für eine specifisch afri- kanische Form angesehen werden, da sie in Asien bisher nur im Süden des Todten Meeres und im peträischen Arabien gefangen worden ist, in Afrika dagegen nicht allein in allen Küstenländern, wie Marocco, Algerien, Tunis, Tripolis und Aegypten, vorkommt, sondern auch nach Nubien und in die Bejudah-Steppe, ja vielleicht sogar nach Darfur und Sennaar vordringt und also wahrscheinlich über den ganzen afrikanischen Distrikt verbreitet ist. E. arenicola ferner scheint dieselben Gegenden Nord-Afrikas zu bewohnen, wie V. cerastes, nur dringt sie in den Nilländern etwas weiter nach Süden vor und ist zu wiederholten Malen in Abyssinien, also im nord-östlichsten Theile des afrikanischen Faunengebietes, ge- fangen worden; in Asien hingegen ist sie bedeutend weiter verbreitet, als die nord-afrika- nische Hornviper, und erreicht die Ostgrenze ihres Wohngebietes in den aralo-kaspischen Steppen. V.mauritanica endlich ist in Afrika bisher nur in der Algerie, und zwar an einem einzigen Punkte, in der Nähe der Stadt Oran, und in Aegypten beobachtet worden, scheint dagegen in Asien ziemlich weit verbreitet zu sein und kommt auf Cypern, in Persien, so wie wahrscheinlich auch in Galilaea und am Euphrat vor.

Der letzte der drei Distrikte des circummediterranen Faunengebietes, der asiatische, ist an Viperiden-Arten; reicher, als jeder der beiden vorhergehenden, und besitzt in V. wan-

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 131

thina und V. persica auch zwei ihm ausschliesslich eigenthümliche Formen; die 5 übrigen in demselben vorkommenden Arten bewohnen zugleich auch andere Distrikte, und zwar sind einige in Europa, andere wieder in Afrika einheimisch, und es stellt somit der asiatische Distrikt, der im Norden an den europäischen grenzt, im Süden aber unmittelbar in den afrikanischen übergeht, gleichsam den Sammelplatz für die circummediterranen Viperiden- Arten dar. Von den 3 europäischen Arten finden wir hier zwei wieder, nämlich V. berus ) und V. ammodytes, von denen die Kreuzotter nur im Norden des Distriktes vorkommt und nach Süden nicht über Transkaukasien einerseits und die Emba-Steppen andererseits hin- ausgeht, während die Sandviper wahrscheinlich über Klein-Asien ostwärts bis nach Trans- kaukasien und südwärts bis zum Libanon-Gebirge vordringt. Die afrikanischen Arten sind hier zwar in der Zahl drei vertreten, jedoch kommt V. cerastes nicht weiter in Betracht, da sie sich, wie schon bemerkt, in einem verhältnissmässig sehr kleinen Theile des Distrik- tes, nämlich im Süden des Todten Meeres und in einer nicht näher bekannten Gegend des petraeischen Arbiens, findet; Z. arenicola und V. mauritanica dagegen sind in Vorder-Asien weit verbreitet, denn die erstere findet sich in Arabien, am Todten Meere, in Persien und in den aralo-kaspischen Steppen, wo sie nördlich bis Ak-Tjube vordringt, und die letztere bewohnt, wie schon bemerkt, Cypern und Persien und ist höchst wahrscheinlich auch in Galilaea und am Euphrat einheimisch. Von den beiden dem asiatischen Distrikte aus- schliesslich angehörenden Arten endlich ist V. persica, wie schon der Name andeutet, bis- her nur in Persien, und zwar allem Anscheine nach ausschliesslich im centralen Theile des Landes beobachtet worden, gehört also dem Osten des Distriktes an, während V. xanthina mehr im Westen desselben vorkommt und von Klein-Asien, wo sie ursprünglich entdeckt worden ist, sowohl nach Transkaukasien und in die persische Provinz Adserbeidshan, als auch nach Galilaea vordringt.

Obwohl die eben besprochenen 9 Viperiden-Arten des eircummediterranen Gebietes in ihrer Verbreitung keineswegs an die einzelnen, dieses Gebiet zusammensetzenden Welt- theile gebunden sind, so giebt es unter ihnen doch auch keine, welche gleichmässig über alle drei Distrikte verbreitet wäre, im Gegentheil, es stellt sich heraus, dass jeder der drei Distrikte zwei Arten besitzt, welche für ihn charakteristisch sind, d. h. deren Verbreitungs- bezirk entweder ganz, oder doch zum grössten Theile in dem betreffenden Distrikte liegt; so sind für den europäischen Distrikt V. aspis und V. ammodytes charakteristisch, für den afrikanischen V. Avizennae und V. cerastes und der asiatische besitzt in V. xanthina und V. persica sogar zwei ihm ausschliesslich angehörende Formen. Die drei an der Gesammt- zahl 9 noch fehlenden Arten dagegen haben ausgedehntere Verbreitungsbezirke und jede derselben ist, in nahezu gleicher Weise über zwei Distrikte verbreitet, jedoch zeigen auch diese Arten ein eigenthümliches Verhalten, indem sie einander in ihrem Vorkommen aus- schliessen. Die eine von ihnen, V. berus, ist nämlich über den grössten Theil von Europa, so wie über den Süden des asiatischen Russlands verbreitet, bewohnt also ausschliesslich die nördliche Zone des circummediterranen Gebietes, die beiden anderen, EP. arenicola und V.

*

132 A. STRAUCH,

mauritanica, finden sich dagegen in Nord-Afrika und in den südlichen Theilen von Vorder- Asien und gehören somit der südlichen Zone des genannten Gebietes an.

Das zweite der hier zu behandelnden Faunengebiete, das asiatische, umfasst die bei- den indischen Halbinseln, den grössten Theil von China, das Japanische Reich, so wie den Sunda-Moluckischen und Philippinischen Archipel, und reicht westwärts bis zu den Gebir- gen, welche das Indus-Thal vom Westen her begrenzen; im Süden und im Osten ist dieses Gebiet überall vom Meere umgeben, und die Nordgrenze wird in der westlichen Hälfte vom Himalaya-Gebirge gebildet, lässt sich dagegen in der östlichen Hälfte, d. h. in China, nicht näher bestimmen, da von der Fauna dieses Landes noch so wenig bekannt ist, dass es nicht einmal möglich ist, mit Sicherheit anzugeben, ob die nördlichen Theile des chinesischen Reiches zum circummediterranen (palaearctischen) oder aber zum asiatischen Faunengebiete gehören. In dem so begrenzten Gebiete, das mit die günstigsten Bedingungen für die Exi- stenz der Reptilien darbietet, kommen nun auffallender Weise überhaupt nur zwei Viperiden- Arten vor, welche überdies noch auf einen verhältnissmässig kleinen Theil desselben be- schränkt sind. Die eine dieser beiden Arten, V. Russellii, welche einen recht ausgedehnten Verbreitungsbezirk besitzt, findet sich in Vorder-Indien ziemlich überall und steigt in den Gebirgen bis zu einer Höhe von 5500 Fuss hinauf, auf der Insel Ceylon ist sie gleichfalls recht häufig, scheint in Hinter-Indien aber weniger verbreitet zu sein, da man sie daselbst bisher nur im Tharawadi-Distrikte, in der Umgegend von Rangoon, wo sie häufig sein soll, und in den südlichen Provinzen des Königreichs Siam beobachtet hat; auf der Malayischen Halbinsel fehlt sie allem Anschein nach gänzlich, kommt dagegen, wenn auch im Ganzen selten, auf den westlichen Sunda-Inseln, und zwar sowohl auf Sumatra, als auch auf Java, vor. Die andere Viperiden-Art des in Rede stehenden Faunengebietes, die E. carinata, lebt besonders in felsigen Gegenden und ist, soweit bisher bekannt, nur in Vorder-Indien _ einheimisch, wo man sie namentlich im Fünfstromlande, an der Küste Carnatic und, wie es scheint, auch in Bengalen häufig beobachtet hat.

Das dritte und letzte Faunengebiet, in welchem die Familie der Viperiden Vertreter besitzt, das afrikanische, ist auf denjenigen Theil des Continents von Afrika beschränkt, der südlich vom 17.” n. Br. gelegen ist, denn die sonst noch zu diesem Gebiete gehörenden In- seln, wie Madagascar, die Mascarenen, die Comorren, die Seychellen ete., kommen hier nicht weiter in Betracht, da bisher noch auf keiner derselben Giftschlangen beobachtet worden sind. Dieses Gebiet, das grösstentheils vom Meere umgeben ist und nur im Nor- den, wo es von den grossen Wüsten begrenzt wird, stellenweise, wie namentlich in den Nil- gegenden, unmittelbar in das circummediterrane übergeht, wird im Ganzen von 12 Viperi- den-Arten bewohnt, von welchen jedoch eine, E. arenicola, dem Mittelmeergebiete angehört und, südwärts die Grenzen desselben überschreitend, bis nach Abyssinien vordringt. Unter den 11 ausschliesslich zur afrikanischen Fauna gehörenden Arten sind nun besonders.die drei Baumvipern, welche die Gattung Atheris bilden, interessant, da sie die zuerst von Dr.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 133

Günther') gemachte Beobachtung, dass nämlich unter den afrikanischen Ophidiern eine auffallend grosse Menge von Baumschlangen existirt, und dass selbst solche Gruppen, deren Repräsentanten in den übrigen Gebieten niemals auf Bäumen leben, in Afrika neben den gewöhnlichen noch besondere dendrophile Formen zeigen, auch in Bezug auf die Familie der Viperiden bestätigen. Was nun die Verbreitung dieser 11 afrikanischen Ottern anbe- trifft, so ist nur eine derselben, V. arietans, über das ganze Gebiet verbreitet, die übrigen dagegen besitzen mehr beschränkte Verbreitungsbezirke und vertheilen sich auf die drei Distrikte, in welche der hier in Betracht kommende continentale Theil des Gebietes getheilt

werden kann, in folgender Weise:

West-Afrikanischer Distrikt. Süd-Afrikanischer Distrikt. Ost-Afrikanischer Distrikt. 8) V. nasicornis. 8) V. nasicornis. 6) V. superciliaris. 9) V. rhinoceros. 10) V. arietans. 9) V. rhinoceros. 10) V. arietans. 11) V. inornata. 10) V. arietans. 13) V. cornuta. 12) V. Atropos. 13) V. cornuta. 20) A. sguamigera. 13) V. cornuta. 31) A. Burtomüi. 15) V. caudalis.

22) A. chloroöchis.

Der erste dieser drei Distrikte, der die ganze Westküste, von Senegambien südlich bis zum Wendekreise des Steinbocks umfasst, besitzt die meisten Arten und ist durch das Vor- kommen der Baumvipern ausgezeichnet, welche bisher nur nördlich vom Aequator, und zwar in der Küstenstrecke von Liberia bis zum Gabon beobachtet worden sind. Von den übrigen hier einheimischen Arten bewohnt V. nasicornis etwa dieselben Gegenden, wie die erwähnten Atheris-Arten, soll aber südwärts auch bis in’s Kapland vordringen, und V. rhi- noceros, deren Verbreitungsbezirk sich von Liberia südlich bis in’s Hereroland erstreckt, ist zugleich auch an der Küste von Mossambique beobachtet worden, scheint dagegen im süd-afrikanischen Distrikte zu fehlen. V. cornuta ferner findet sich hauptsächlich in Süd- Afrika, gehört aber, da sie nördlich bis etwa zum 17.° s. Br. geht, allen drei Distrikten gemeinschaftlich an und bewohnt in West-Afrika nur die Gegend von Otjimbingue, so wie von Neu-Barmen im Hererolande, und V. arietans endlich, die über das ganze Gebiet ver- breitete Art, ist in aller bisher untersuchten Gegenden West-Afrikas gefangen worden.

In dem nächstfolgenden Distrikte, dem süd-afrikanischen, der sich nördlich bis zum Wendekreise des Steinbocks erstreckt, sind bisher 6 Viperiden- Arten beobachtet worden, und zwar gehören darunter 3 ausschliesslich diesem Theile Afrikas an. Von diesen 3 Arten ist V. Atropos die häufigste und kommt in allen bisher von Europäern besuchten Gegenden Süd-Afrikas vor, eben so soll auch V. caudalis, die übrigens ausschliesslich sandige Gegen- den bewohnt, ziemlich über den ganzen Distrikt verbreitet sein, V. inornata dagegen scheint

1) Proc. zool. Soc. of London 1858. p. 379 380.

134 A. STRAUCH,

sehr selten zu sein und ist bisher nur einmal in den Schneebergen, nördlich von Graaf Rey- net, gefangen worden. Ausser der V. Atropos gehören auch V. arietans und V. cornuta zu den häufigen Arten dieses Distriktes und sind allem Anscheine nach über ganz Süd-Afrika verbreitet, überschreiten aber beide, wie schon mehrmals bemerkt, den Wendekreis des Steinbocks nach Norden, und V. nasicornis endlich, deren Verbreitungsbezirk sich über einen grossen Theil von West-Afrika erstreckt, soll auch bis in’s Kapland vordringen.

Der letzte der drei hier zu besprechenden Distrikte endlich, der in Bezug auf seine Fauna noch sehr wenig bekannt ist, umfasst die Ostküste Afrikas vom Wendekreise des 'Steinbocks nördlich bis zum 17.° n. Br. und besitzt, trotzdem er im Ganzen nur von 4 Vi- periden-Arten bewohnt wird, dennoch eine ihm ausschliesslich angehörende Species, näm- lich die von Prof. Peters im Lande Querimba an der Küste von Mossambique entdeckte, seltene V. superciliaris. Von den 3 übrigen Arten dieses Distriktes ist nur V. arietans über die ganze Ostküste verbreitet und dringt nördlich bis nach Kordofan und in’s süd-westliche Bejudah vor, die beiden anderen dagegen, die west-afrikanische V. rhinoceros und die süd- afrikanische V. cornuta, sind in Ost-Afrika bisher nur an der Küste von Mossambique beob- achtet worden.

Schon der Umstand, dass die Viperiden ausschliesslich auf der östlichen Hemisphäre vorkommen, deutet darauf hin, dass manche auffallenden Erscheinungen in der Verbreitung dieser Geschöpfe, wie namentlich ihre ungleichmässige Vertheilung auf die drei von ihnen bewohnten Faunengebiete, nur bei Berücksichtigung der geographischen Verbreitung sämmt- licher Giftschlangen-Arten zu erklären sein werden, und wirklich finden wir auch, dass von den drei Giftschlangen-Familien, deren Repräsentanten auf dem festen Lande leben, die Familie der Seeschlangen, welche auf das Meeresgebiet beschränkt ist, kommt hier nicht weiter in Betracht nur eine, die Familie der Zlapiden, über alle sechs Faunengebiete des Festlandes verbreitet ist, während die beiden anderen, die Viperiden und die Orotaliden, nur in einzelnen dieser Gebiete einheimisch sind und einander in ihrem Vorkommen mehr oder weniger vollständig ausschliessen. Die Familie der Zlapiden, die am weitesten ver- breitet ist, kommt zwar auf beiden Hemisphären vor, ist aber in Amerika verhältnissmässig ‚schwach vertreten, denn während auf der östlichen Halbkugel sämmtliche Gattungen dieser Familie einheimisch sind, findet sich in den beiden amerikanischen Faunengebieten nur eine einzige, nämlich Zlaps, deren amerikanische Arten jedoch recht zahlreich sind und sich von denen der östlichen Hemisphäre durch die constant in 15 Längsreihen angeordneten Rumpfschuppen, so wie durch das getheilte jederseitige Nasalschild unterscheiden. Auf der östlichen Halbkugel ist vorzüglich Australien reich an Zlapiden, und zwar gehören sämnt- liche Giftschlangen dieses Faunengebietes zu der genannten Familie; alsdann besitzt auch das afrikanische Gebiet eine beträchtliche Zahl dieser Thiere, im asiatischen und im eircum- mediterranen dagegen kommen verhältnissmässig nur wenige Arten von Elapiden vor. Die Familie der Viperiden ferner ist, wie sich aus der vorliegenden Abhandlung ergiebt, haupt- sächlich im afrikanischen und im circummediterranen Gebiete zahlreich vertreten, jedoch

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 135

bewohnen zwei Arten derselben auch das asiatische Gebiet, und die Familie der Orotaliden endlich findet sich eben so, wie diejenige der Elapiden, auf beiden Hemisphären, ist aber auf der östlichen ausschliesslich auf Asien beschränkt; die meisten Arten dieser Familie gehören den beiden amerikanischen Gebieten an, doch ist das asiatische gleichfalls sehr reich an Orotaliden und nur im circummediterranen beschränkt sich die Zahl derselben auf einige wenige Arten, die ausschliesslich im asiatischen Antheile des Gebietes einheimisch sind.

Es besitzen also nur zwei Faunengebiete, das eircummediterrane und das asiatische, Repräsentanten aller drei hier in Betracht kommenden Giftschlangen-Familien, in drei Ge- bieten, im afrikanischen, im nord- und im süd-amerikanischen, sind nur je zwei Familien vertreten und die Giftschlangen des sechsten Gebietes, des australischen, gehören sämmtlich nur einer einzigen Familie an. Abgesehen von Australien, wo, wie schon bemerkt, nur Elapiden vorkommen, herrscht in jedem der: fünf anderen Faunengebiete stets eine der da- selbst repräsentirten Giftschlangen-Familien vor und übertrifft die anderen meist um ein sehr Bedeutendes an Artenzahl, so praedominiren in den beiden Gebieten der westlichen Halbkugel, so wie auch im asiatischen die Crotaliden, im afrikanischen die Zlapiden und im circummediterranen endlich die Viperiden. Was nun schliesslich die Gesammtzahl der in jedem der 6 Faunengebiete des Festlandes vorkommenden Giftschlangen-Arten anbetrifit, so scheint dieselbe in den 4 tropischen Gebieten nahezu gleich gross zu sein, ist dagegen in den beiden nördlichen, im eircummediterranen und im nord-amerikanischen, fast um die Hälfte geringer, fragt man aber nach der relativen Zahl dieser Geschöpfe, d. h. nach dem Verhältnisse, in welchem die Giftschlangen eines bestimmten Gebietes zu den giftlosen des- selben Gebietes stehen, so tritt der umgekehrte Fall ein, denn während in den beiden nörd- lichen Gebieten jede fünfte oder jede sechste Schlangen-Art giftig ist, kommt in den tropi- schen Gebieten im günstigsten Falle auf eilf giftlose Arten eine giftige, mit Ausnahme jJe- doch des australischen Gebietes, in welchem in dieser Hinsicht ganz anomale Verhältnisse obwalten, indem nämlich fast zwei Drittel aller bisher bekannten australischen Schlangen- Arten Giftschlangen sind.

A. STRAUCH,

Verzeichniss der im zoologischen Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften aufgestellten Viperiden-Arten.

5 (ls b. (21: ereE d..( 21: e. (21: (AR g. (21: h. (21: i k

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1. (400) Vipera berus Linne.').

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1501-29). 150-+1--33). 150 +-1-+- 28). 153 +1-+ 40). 148+-1-—-29).

München. Dr. Michahelles. 1832.

Riga. H. Pape*.*

Mereküll (Esthland). Dr. Strauch*. 1861.

Finnland (Polarkreis). Acad. v. Middendorff. 1848. Finnland (Polarkreis). Acad. v. Middendorff. 1848.

144-129). Finnland. Dr. Bonsdorff.

154--1-- 30). 144—+-1-+-39). 148-+1-+ 40).

:139-+1-+- 55).

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146-+-1-+ 34). 148 -+-1-+- 28). 150 -+-1-+ 28).

158-4-1 +30).

Petersburg. Dr. Krohn“.

Pargolowo (Petersburg). Stud. Bykoff*. 1864. Luga. H. v. Solsky*. 1863.

Charkow. H. v. Sacharshewsky. 1841. Charkow. H. v. Sacharshewsky. 1841. Charkow. H. v. Sacharshewsky. 1841.

Isjum (Charkow). Prof. Tschernjajew*. 1868. Perekop. Oberst Kuschakewitsch. 1862. Krimm. Dr. Radde. 1854.

Kaukasus. H. Menetries. 1830.

Kaukasus. K. botanischer Garten*. 1852.

Tiflis. Dr. Moritz*.

Armenien. Oberst v. Motschulsky. 1839. Uralsk. Graf A. Keyserling*. 1842. Zwischen Emba und Temir. Dr. Mobitz*. 1840. Kirgisensteppe. Oberst v. Motschulsky. 1839. Kirgisensteppe. Oberst v. Motschulsky. 1839. Issembai. Dr. Sewerzow.

Ufer des Urdshar. Dr. A. v. Schrenck. 1842. Steppe am Alatau. Dr. A. v. Schrenck. 1842. Berg Tanatsch im Tarbagatai. Dr. A. v. Schrenck. 1842. Tarbagatai. Dr. A. v. Schrenck. 1842.

Ussuri. Cand. Maack. 1855.

Bai Hadshi. Acad. L. v. Schrenck. 1854.

1) Die zweite in Klammern beigefügte Zahl zeist an, | getragen ist. Bei denjenigen Exemplaren, welche dem unter welcher Nummer die betreffende Species in dem | Museum als Geschenke zugekommen sind, findet sich General-Kataloge der herpetologischen Sammlung ein- | ein* hinter dem Namen des Gebers.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN.

gg. (21:151 +1 -+- 32). Insel Uisut im Liman. Akad. L. v. Schrenck. 1854. hh. (21:152-+ 1 + 32). Dui auf Sachalin. Mag. Schmidt*. 1863.

ii. (21:149 + 1-+ 39). Dui auf Sachalin. Mag. Schmidt*. 1863.

kk. (21:154 +1 -+- 32). Fluss Tugur. Akad. v. Middendorff.

ll. (21:153 +1 ?). Jenisseisker Goldwäschen. H. Markelow*. 1367. mm.(21:146 + 1-38). Nikolajewsk. Akad. L. v. Schrenck. 1854. on. (21:148-+1-+ 28). Barabinskische Steppe. Akad. v. Middendorff*. 1868.

2. (401) Vipera aspis Linne.

a. (21:153-+1-- 40). Süd-Europa. Dr. Schinz. 1837. b. (21:145 +1 -+- 53). Sicilien. H. Grohmann. 1835.

c. (21:144 + 1 -+ 36). Sieilien. H. Grohmann. 1835.

d. (21:141 +1 -+- 42). Sieilien. H. Grohmann. 1855.

e. (21:139 ++ 1 + 33). Sicilien. H. Grohmann. 1835.

f. (21:140 +1 + 41). Süd-Europa? H. Parreyss 1839. g. (21:143+ 1-41). Paris. Dr. Strauch*. 1861.

3. (402) Vipera ammodytes Linne.

(23:151 +1 -+ 29). Dalmatien. H. Effeldt. 1865.

. (21:151 +1 -+- 39). Wallachei. H. Effeldt. 1865.

(21: 2? +1-+-38). Dalmatien. Dr. Michahelles. 1832. (21:153—+ 1-+ 38). Elisabethpol. H. Fricke. 1840. (21:154+1-+- ?)). Elisabethpol. H. Fricke. 1840. (21:150-+-1--38). Elisabethpol. H. Fricke. 1840. .(21:152 + 1-+- 38). Elisabethpol. H. Fricke. 1840. (21:156 + 1+- 38). Kaukasus. Dr. Kolenati. 1845. (21:154-+- 1-31). Borshom. Akad. Brandt”. 1868.

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4. (403) Vipera xanthina Gray. a. (23:176 + 1-+ 32). Kaukasus. Kais. botan. Garten“. 1852. b. (23:170 + 1-+- 27). Kaukasus. Kais. botan. Garten“. 1851. 5. (404) Vipers mauritanica Dum., et Bibr. a. (26:165 + 1-+ 48). Oran. Dr. Strauch“. 1861. b. (nur der Kopf). Oran. Dr. Strauch“. 1861. 6. (405) Vipera Russellii Shaw.

a. (29165 +1 + 56). Fundort? H. Dupont. b. (29:166 -+ 1-50). Ost-Indien. H. Parreyss. 1841.

Memoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 18

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A. STRAUCH,

7. (406) Vipera arietans Merrem.

1:140 +1 -- 30). Uitenhage (Kapland). HH. Ecklon und Zeyher. 1834. 1:146 +1-+ 33). Goldküste. H. Frank. 1857. 142 + 1 + 20). Kapland. H. Salmin. 1869. :142 +1 + 31). Kapland. H. Salmin. 1869.

8. (407) Vipera Atropos Linne.

:134-+ 1 + 22). Fundort? Kunstkammer. :136 + 1 -+ 22). Fundort? Kunstkammer. :132 + 1 + 22). Fundort? Kunstkammer. :129 + 1 -+ 29). Fundort? Kunstkammer. :132 + 1-+ 24). Fundort? Kunstkammer. :132 + 1-- 22). Fundort? Kunstkammer.

9. (408) Vipera cornuta Daudin.

:124 + 1-25). Fundort? Kunstkammer. :141 + 1-36). Kapland. H. Salmin. 1869.

10. (411) Vipera persica Dum. et Bibr.

:154 +1 + 47). Seri-Tschah. Graf E. Keyserling*. 1862. :156 + 1 + 49). Persien. Graf E. Keyserling*. 1862.

11. (410) Vipera cerastes Linne.

:135 +1 -+ 36). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. :144+-1-- ? ). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. :145 + 1 + 54). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. :133 +1 -+ 51). Algerien. Dr. Guyon*. 1861. :136 +1 28). Algerien. Dr. Guyon*. 1861. :134—+1-- 28). Algerien. Dr. Guyon*. 1861. :130 = 1 -+- 29). Algerien. Dr. Guyon*. 1862. :141 +1 28). Saida. Dr. Strauch*. 1861. :derhalbeRumpf). El-Aghouat. Dr. Strauch*. 1861. (nur mit einem Horne). :1483+-1-+-40). Aegypten. H. Parreyss. 1842. (ohne Hörner).

12. (409) Vipera Avizennae Alpin.

:119 +2 -- 19). Algerien. H. Effeldt. 1865. :113 +2 -+-2]). Algerien. H. Effeldt. 1865. :120+-2-+- 22). Aegypten. H. Keitel. 1868.

SYNOPSiS DER VIPERIDEN.

13. (412) Echis arenicola Boje.

-a. (30: b. (28: e. (28: d. @7: @. (Bill e 12,8%: g. (28: h. (34: 1. (34: k. (33: a3:

m. (32: n. (34: 0. (33: p- (34: q. (31:

r..(28

176-+1-+- 33). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. 167 +1-+ 36). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. 181 -+1-+ 31). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. 166 +1 -+ 37). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. 182 +1 -- 31). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. 172 +1 +38). Aegypten. Dr. Clot-Bey*. 1842. 182 -+-1-+- 33). Fundort? H. Parreyss. 1839. 187 +1-+- 33). Ostufer des Kaspi. H. Karelin. 185 + 1 -+- 33). Ostufer des Kaspi. H. Karelin. 181-+1-+ 31). Persien. Graf E. Keyserling*. 1862. 177 +1-+- 35). Ak-Tjube. Dr. Sewerzow. 1859. 183 + 1 -+ 32). Ak-Tjube. Dr. Sewerzow. 1859. 183 + 1 + 34). Krasnowodsk. Mag. Goebel. 1865. 186 + 1-+ 31). Krasnowodsk. Mag. Goebel. 1865. 177 + 1-+- 32). Krasnowodsk. Mag. Goebel. 1865. 183 +1-+- ?). Krasnowodsk. Mag. Goebel. 1866. :163 + 1-+ 37). Fundort? H. Parreyss. 1842.

140

A. STRAUCH,

ALPHABETISCHES VERZEICHNISS

sämmtlicher für die Viperiden vorgeschlagenen generischen, subgenerischen und specifischen

Benennungen.

Seite Seite aecyptia, Viperan... rer 114 \brachyura, Vipera =... 02u0enueaeneenen 94 aegyptiaca, Echidna, Vipera............. 114 | Burtonii, Atheris, Poecilostolus .......... 125 aegyptiacus, Cerastes .........ecem20... 109 | caeruleus, Coluber ..........2200022... 35 altera, Gerastess Arte ie 109: i/Qälechidna= oa. een americanuswEichiswen er. 32 | carinata, Echis, Vipera.............-... 118 Ammodyiesee ser ee 66 | carinata, Echis, Pseudoboa, Vipera... 121. 122 ammodytes, Coluben........no.a2.2..n. 66 | caudalis, Cerastes, Vipera .............. 106 ammodytes, Echidna..............-.... 67 | ceiloniea, Vipera -.......ucoecosenecn., 32 ammodytes, Vipera................. 66867 NGerastesn a el 21. 101. 109 arenIcolasEichise ge 117. 118-| Cerastes ex Lybia..................... 109 arenicolaloxicoan 118 | cerastes, Coluber, Echidna.............. 109 arietans, Clotho, Echidna ..............- 94 | cerastes, Vipera............... 103. 108. 109 ALIeLANSSAVI Der 93. 94 | Charasü, Coluber ..........eccer22c..- 56 ATMaLayVIDEral 101 | chersaea, Coluber .........22222222200: 34 INSPISERE ES N a Eee 2l@ \chersaea AVipera za a 35 aspis> Coluber- esse Ne 33. 56 | chersea, Coluber ..........c222222... 33. 56 aspiswEichrdnaye se Szuichersea, Bellası. 2°. au ae: 35 ASDISCVIDErAN Hardy lchersean Viperar 2.2 nn: 35. 56 aspis var. ocellata, Vipera .............. 78..Chersophist 2... a 21 AtHERISERT esse Eee 12321 Chloroechisesen, 126 atra Viperae a eek 57 \ chloroöchis, Atheris, Echis, Toxicoa, Vipera 126 aunleaudasEchidnae ee 114 | Cleopatrae, Aspis .... -oeecceeeceeeen 114 atropoides, Echidna, Vipera ............. IOINNOTOEHON re ee ee 21 Atropos, Cobra, Coluber ................ 9821 K@lothow Cobra Fr 93 Atropos. Clotho, Echidna ............... 99 | Clotho, Coluber, Vipera ................ 94 AGEOPOS Viperanae a a en 98991100 DEAN RE RN 21 Ayızennaes Viperan. Soc ee. 113 | communis, Vipera ...ouceecerecen.n 35. 57 berus AColubere ae 32. 34. 56 | confluenta, Vipera .......c2cecereenee. 80 Deruswellas. nu. no Era e 35,KcorallinamSerpens aan 93 berusaViperan Ana 327342 5697| cornutan Clothomy ga 101 BibinaColubenz er er. 94 | cornuta, Vipera..........eceenen.. 100. 101 BIETAVIDeLaN 952 lcornutusm@olubere gr 109 SE ee DIN Dan lan reales een lee 21 bızonatusaSeytales mn 122 | daboia, Echidna, Vipera................. 86

IN

SyYNOPSIS DER VIPERIDEN. 141

Seite Seite daboyas Mipera\.. . on.......2020ra.a.. 86) BeliassViperann.e ee 35 dorsaiswBelası a8 nenne race Söhipersieca Vaperanı 0 103 Behidnar aaa. 0... ee ll 21\ıpersicus,i@erastes,. 2... on ara an 103 Echidna ex Insula S" Eustachiü.......... 321) Boecilostoluspaaee a u: 20103 IECHIAUOTdESEA ee een eenaee lerannelee 21% vpolylepiswAtheris an na 126 CHUR re Ueeätaren 16) Aprester.Goluber2 1 33 echis: Viperar. cu. .24.2.. an SO-M8S2 1222 prester Beliasene ren 35 elegans, Daboia, Echidna, Vipera......... 86y presterAViperase 2 34. 57. euphratica, Daboia, Vipera.............. SON pulchella, Daboar a sa ee 86 Franeisci Redi, Vipera.................. 56. KRediy GolubersViperan a 56 renata Bchistin.. Seile sr LIschRedisVapera ran ar. 57 gabonica, Echidna.............:....... I RenardıpBelas man. 35 GONYECHIS RN Ne 21. SRININaSPISEr EHER a N 21 Hasselquistii, Cerastes ........... NE 1995 @Rhhinechise nn. ae ea 21 hexacera, Vipera .....»22...2ee20- 2.0.0. 89 | rhinoceros, Clotho, Echidna, Vipera....... 91 horattay Boa eek 1225 vRichieiOerastese Da 114 Elusyi Viperalaki ee ee: Dr HRitchilnGerasteser ee 114 lyEIcaViperau as se ealtiistern@tekene 66 | Russellii, Coluber, Vipera............:.. 85 INHataaVaDera near 94, hRussellusDabolan an 86 inornata, Clotho, Echidna............... IE ıschytaavıpenaen er 34 INOrnatasaViperaisas en. Zee erlag 9:7 ‚schyitha-gGolubersen sn 34 intumescens, Coluber .. .......2222220. gas kscythas Golubersg ae ee 33 japanica, Vipera......... „le. . 93 | seytha, Vipera....... EEE AN ee 34 Lachesis, Cobra, Coluber ............... 93,,Serpensgcorallnan ee 93 lateristriga, Qlothor.. 2.2.2... IA SEVELa VIDeLa er een. 94 lebetina, Viperaa 0.2.2 22 na 73. 80 | sikkimensis, Vipera.......2:.222222 22... 88 lebetinus, Coluber..................... Zn squamatusAtherIsy az 124 legitima Antiquorum, Oerastes .......... 109 | squamigera, Atheris, Echis, Toxicoa ...... 124 Iimnaea, Viperansa..e.. nenne nee. 35. /squamosamViperat oe 32 lophophrys, Cerastes, Vipera ............ 1012 ssuperciharis@Viperane nn 84 major, Vipera ..... N AD 93 | superciliosa, Echis, Vipera.............. 122 mauritanica, Clotho, Echidna............ 80 | thuringieus, Coluber ...... ..cec22202.. 3 mauritanica, Vipera.......2...2.2..0.... 732 U Mehua2Coluber: Li ran 32 melanis, Coluber................ RE Sa KLORVASAVIDErAN. ee re 35 melanis, Vipera u.a. nu. 3441: TORI CO a N N Ne ee 116 minutassViperan a Men ee 83 | trigonocephala, Vipera ................. 34 montana, Vipera ....... SEN UBER 99 | trilamina, Echidnoides .........2....... 35 Mosis Charas, Vipera................... 568 htzinoeulusl@oluber a n.2.2.2: Dyeleane 86 nasieorDIS, Gerastesı ... 2.0... 2. n.necnen ge striserratusy Goluben a. an 86 nasicornis, Clotho, Coluber, Vipera ....... BSH VAaLlasHEichis ee ae 118 nasicornis, Echidna . ...2........... ISSN IN NVIDErAE ee ee 21. 32. 55 oeellata, @alechidna ....... 2 .cmen..co.. 20, wiperay Coluber u no... 56. 113 ocellata, Viperar . a2... un... 56. 106 | vipera Anglorum, Coluber .............. 33 orientalis@Vipera ea na ae 32. PvulsauisSViperas ee 56 PayomBchisia nn. RS ranthınasDaboia, Viperan an 73 Belasien ne as. ee el 21

142 A. STRAUCH,

ERKLÄRUNG DER TAFELN.

Taf. I. Vipera xanthina Gray in natürl. Grösse. f. a. Das Exemplar M 403a der akademischen Sammlung. abe N 403b » » Taf. II. Vipera persica Dum..et Bibr. in natürl. Grösse. f. a. Das Exemplar ® 411a der akademischen Sammlung. f£. b. Der Kopf desselben von der Seite, um die Beschaffenheit des Supraorbital- hornes und der Nasenschilder zu veranschaulichen. f

f. c.-Einige Rumpfschuppen vergrössert, um die verkürzten, am Ende kolbig auf- getriebenen Kiele zu zeigen.

SYNOPSIS DER VIPERIDEN. 143 INHALTSVERZEICHNISS. Seite Seite VOLRWOrt nen lerea ee tekekse een lee nlene 116. Vipera cerastes u... .... ..oounen.en. 108 Einleitung au ea ge stehen Delsehess 4 | 17. » Avizennae Alp.....oreeceeeco. 113 "Familie Viperida „222-2 22ceecneeenen 19 2. Gattung Echis Merrt...........2...... 116 1. Gatiung Vipera Laur. ........2. 22.2... 21 | 18. Echis arenicola Boje ............2.... 117 1=Viperanberus Ren... 22.2.4227 ennee 32|19. » earinata Schneid................ 121 2. DERDGASPI SEEN En a ee 55 3. Gattung Ätheris Cope ................ 123 3. DEammodytesalu..n. ee: 66 | 20. Atheris squamigera Hallow. ........... 124 4. Da szanthinayGraye oe scene. 73121. DE BUGtonInGUnther ee 125 5. » mauritanica D. et B............ 79|22. » _ chloroöchis Schleg. ............ 126 6. » supereiliaris Peters............ 84 | Uebersicht über die geographische Verbreitung 7. » Russellii Shaw. ............... 85 deröViperiden...... none seen 08 8. » nasicornis Shaw. .............- 88 | Verzeichniss der im zool. Museum der K. Aka- 9. » rhinoceros Schleg. ........... 0. demie der Wissenschaften aufgestellten Vi- 10. » arietans Merr. ......... Da SUN KEDErIdene 136 11. » imornata Smith ..... „2.2.2220. 97 | Alphabetisches Verzeichniss sämmtlicher für die 12. DISNLLOPOSER A ee: 93 Viperiden vorgeschlagenen generischen, sub- 13. DE cornutalDaudı. nennen 100 generischen und specifischen Benennungen . 140 14. » . persica D. et B. .............. 103 | Erklärung der Tafeln .............2..... 142 15. » caudalis Smith .......... . 106

144 A. STRAUCH, SYNOPSIS DER VIPERIDEN.

CORRIGENDA.

Pag. 7 Anmerk. 1 statt pl. II p 13 lies pl. II f. 13.

26 Zeile 7 von unten statt Schuppe lies Schuppen.

31 —5 _ doppelt gewöhnlich doppelt.

40 Anmerk. 6 statt Vertebres lies Vertebres.

49 Zeile 18 von oben statt F’reienfelder lies Friedrichsfelder.

49 Anmerk. 18 statt ». 200 lies p. 199—200.

m a a) ce)

58 Zeile 6 von unten statt schwarz punktirt lies schwarz punktirt und gefleckt.

71 Anmerk. 1 statt p. 605 lies p. 604.

78 Zeile 18 von oben muss das Komma vor und nicht hinter dem Worte «einen» stehen.

80 5 _ statt majori lies majore.

—-— 93 9 _ Dabokrom lies Dabo-Krom.

9 —- ı _ . südlichen süd-westlichen. Zoo bedeutendrem lies bedeutenderem.

104 4von unten der grösseren dem grösseren. S

lim de Acad. Ip d.66.Il.däse. DAN A Strauch Synopsis der Vinerilm. LI.

Mäm.de | rad. mp. d.oe. VL Senie DIN N Strauch.oynopsis der Iiperiden. [1

Jvanson del.et sculp. Was.0.2 Lin, N227, S}Petersbur6

L

rer

ni!