AN , & AR ; EN Ba “ Antritts-Rede gehalten am Namenstage ‘Sr. Königlichen Hoheit des Durchlauchtigsten Grossherzogs LEOPOLD am 15dten November 1833 von FRIEDRICH SIGISMUND LEUCKART. 2 Ueber die Verbreitung der übriggebliebenen Reste einer vorweltlichen organischen Schöpfung, insbesondere die geographische Verbreitung derselben in Vergleich ‚ mit der, der noch jetzt existirenden organischen Wesen. Freiburg ‘ Universitäts - Buchhandlung und Buchdruckerei der Geer. GROOS. 1835- Ueber die Verbreitung übriggebliebenen Reste einer vorweltlichen organischen Schöpfung , insbesondere die geographische Verbreitung derselben in Vergleich mit der, der noch jetzt existirenden organischen Wesen. Von FRIEDRICH SIGISMUND LEUCKART, Doctor der Medicin und Chirurgie, ordentlichem öffentlichem Professor der Medicin, Phy- siologie und vergleichenden Anatomie an der Universität zu Freiburg im Breisgau, Director der zootomisch- physiologischen Anstalt daselbst, der Kaiserl. Leopoldinisch. Karolinischen Akademie der Naturforscher , der Kaiserl. Russisch. Societät der Naturforscher zu Moskau, der Königl. Academie der Medicin von Frankreich, der naturforschenden und medicinischen Gesellschaften zu Halle, Leipzig, Frankfurt a. M., Erlangen, Jena, der Wetterau, dem Fürstenthume Moldau, zu Heidelberg, Mannheim und Freiburg ordentlichem, correspondirendem oder Ehren - Mitgliede. 6 Natura docer:i. Freiburg. Universitäts - Buchhandlung und Buchdruckerei der Grsr. GROOS. "1835. MCZ LIBRARY IARVAR 'D Eu ESSlfYV ca IDSE MA..SA — Mundi naluram totius aetas Mutat, et ex alio terram status excipit alter. Quod potuit, nequeat; possit quod non tulit ante. Luvckerıvs, de rer. nat, L. F. v. 832, ssg. VORREDE. Der Zoolog, wie der Botaniker, wird zu dem Studium der Petre- factenkunde hingezogen, um in den vorweltlichen Thieren und Pflanzen eine untergegangene Schöpfung mit der unserer Tage zu vergleichen, die Verschiedenheiten der Typen jener uralten Zeiten mit denen der jetzigen aufzusuchen, so wie ihre verwandten und analogen Bil- dungen nicht zu verkennen. Vor allen aber muls er mit den nur früheren Erdepochen angehörenden, gänzlich ausgestorbenen orga- nischen Wesen, so viel als möglich, Lücken in seinen Systemen auszufüllen sich bemühen, Verwandtschaften zwischen jenen und den organischen Gestalten der Jetztwelt zu erkennen streben und so das natürlicheSystem, dieVerwandtschafts- und Stufen-Folge der Pflanzen und Thiere zu vervollkommnen suchen. Das ist die allerdings oft mit grofsen Schwierigkeiten verknüpfte Aufgabe des Zoologen und des Botanikers, da er jene vorweltlichen Typen nur in Bruchstücken und als erstorbene, leblose Massen vor sich sieht. Der Geognost dagegen kann das Studium der Petrefacten nach dem nunmehrigen Stand- punkte der Kenntnifs von unserer Erdrinde nicht mehr entbehren, a. = En indem ihm durch dieselben eine sichere Anleitung gegeben wird, sowohl die Analogie wie die Verschiedenheit dieser und jener Ge- birgsformation zu erkennen, ihre frühere oder spätere Ablagerungs- zeit näher zu bestimmen, demnach die Verbreitung der fossilen Ueber- reste in den verschiedenen Gebirgsformationen, ihr wechselseitiges Erscheinen, Bleiben und Verschwinden darin auszumitteln. Er hat ‘es daher insbesondere mit der geognostischen, oder wie man sie auch nennen kann, mit der physikalischen Verbreitung jener Reste zu thun. — Ich habe mich im oben angegebenen Sinne insbesondere als Zoolog mit der Versteinerungskunde beschäftigt, da die Lehre von den Thieren seit meinen Kinderjahren nicht allein den Gegenstand meines Lieblings-, sondern auch meines Haupt - Studiums ausmacht. Ich bin nicht Geognost von Fach, obgleich mich allerdings auch die Geognosie interessiren muls und in der That interessirt. Ich halte aber dafür, dafs man sich nicht mit zu Vielem beschäftigen darf, denn solche Menschen, die das thun, wissen selten viel (multum ). Das Studium des Thierreichs, des Lebens der Thiere wie des Men- schen in seiner ganzen naturhistorischen Bedeutung ist wahrlich auch reich genug, zu reich schon, um einem ganzen Menschenleben genügenden Stoff der Betrachtung und Arbeit zu liefern. — Mein lieber, alter Linse, der von jeher mein unerreichbarer Leitstern war, dessen treffliche Grundsätze leider jetzt von den meisten Natur- forschern nicht mehr so beachtet werden, wie sie es verdienen, be- merkte einst: „Lithologia cristas mihi non eriget” — ich brauche mich nicht zu schämen, von mir dasselbe zu sagen. Sollte ich mich demnach in dieser Schrift bei geognostischen Angaben hier oder da einmal unabsichtlich geirrt haben, so möge man mit Nachsicht mich verbessern. Ich kann hierbei nicht zu bemerken unterlassen, dafs ich bei diesen Angaben insbesondere F. A. Waucnner’s wackeres Handbuch der gesammten Mineralogie. Zweiter Band. Geognosie. — vI — Carlsruhe 1832. 8. zu Rathe gezogen habe. Aufserdem bin ich meinem verehrten Freunde, dem Herrn Bergrathe Wauchner, so wie meinem werthen Freunde und ehemaligen Zuhörer, Herrn Professor Braun, in Carlsruhe, für einige mir gütigst mitgetheilte und in dieser Schrift benutzte Notizen meinen besten Dank schuldig. — Ich habe, wie ich das zu thun gewohnt bin, sorgfältig die Werke und Abhandlungen angegeben, die ich bei dieser meiner Arbeit benutzte. Es ist mir leid gewesen , verschiedene interessante Bücher dabei nicht zur Hand gehabt zu haben, wohin ich z. B., aulser Ruope’s Beiträgen zur Pflanzenkunde der Vorwelt, die neueren Schriften von E. TT. Arrıs *), H. WırHan **), Linouey und W. Hurron ***), B. Corra 7), das Prachtwerk von A. Goupruss 77), von @. MantTeLL jr), von BrAvARD, CroIsET et JoBERT, aine +77), so wie auch die von D’Or- BIGNY, VOR SOWERBY, von DErRAnNcR herausgegebenen Arbeiten über fossile Conchylien, und manche andere rechnen mufs. Lange nach- dem diese Abhandlung ihren ursprünglichen Zweck erfüllt hatte, erhielt ich v. Meyer’s Pal&ologica. Dieses Werk, wie manche an- dere neueren Werke, welche ich später bekommen konnte, benutzte ich, um meine Arbeit, so viel ich es für passend fand, zu vervoll- ständigen und zu erweitern. So ist aus der anfänglichen Rede eine gröfsere Abhandlung geworden. Dennoch aber hielt ich es für *) Antediluvian Phytology, illustrated by a Collection of the fossil Remains ‚of Plants peculiar of the Coal Formations of Great Britain. Lond. 1825. 4. **) Observations on fossil Vegetables, accompained by Representations of their internal Structure, ete. Edinb. 1831. 4. **K) The fossil Flora of Great Britain, ete. Lond. 1831. 8. Heftweise. +) Die Dendrolithen, u.s. w. Dresd. u. Leipz. 1832. 4. ++) Abbildungen u. Beschreibungen der Petrefacten des Museums der Königl. Preufs. Rhein. Universität zu Bonn, u. s.w. Düsseldorf. Seit 1826. Fol. Heftweise. +77) Illustrations of the Geology of Sussex. Lond. 1827. Tre) ee sur les ossemens fossiles du Departem. du Puy de Dome. Clermont. 1827. NN ee Pflicht, mich so kurz zu fassen als möglich, um mich nicht zu sehr von dem vorgesetzten Ziele zu entfernen. Der Text ist deshalb im Wesentlichen wenig verändert, dagegen ist manche Angabe, und das wichtigste Neue, so weit es mir bekannt wurde und so weit ich es für zweckmäfsig erachtete, in Anmerkungen zugefügt. Die Amphibien und Säugethiere mufsten dadurch insbesondere etwas reicher aus- gestattet werden als die übrigen Klassen. Bedenklichkeiten und Scrupel erregte, was ich vor fast zwei Jahren über die Fische hier niedergeschrieben hatte. Seit der Zeit nämlich hat Asassız angefangen, ein ganz neues Licht über die Ichthyolithen zu verbreiten und fast alles früher darüber Bekannte über den Haufen zu werfen. Leider aber ist von ihm das Werk bis jetzt nur begonnen. Die wenigen Hefte seiner Recherches sur les Poissons fossiles, die aus einem wahren Durcheinander bestehen, welches erst geordnet werden kann, wenn das ganze Werk fertig ist, wurden benutzt, um einige vorläufige, allgemeine Bemerkungen in den Noten zuzufügen. Das im Texte über die Fische Vorkommende konnte demnach nur unvollkommene Angaben aus einer frühern Zeit enthalten, Angaben, die später ihre Berichtigung finden werden. — Ob alle die neuen Arten und Geschlechter fossiler, besonders höherer Thiere, die von verschiedenen Naturforschern aufgestellt sind, in der Folge sich wirklich als solche bestätigen und erhalten werden ? — Ungläubig zwar, wagte ich doch nichts darüber zu entscheiden, möchte aber wahrlich, wenigstens bei manchen, nicht darauf schwören. — Cuvıer’s ‚klares, scharfsehendes Auge, was so Vielen auch auf diesem Felde des Wissens voranleuchtete, ist gebrochen, sein grofser Geist aber, erhaben jetzt über das Irdische und über jene zahllosen , im dunkeln Schofse der Erde einst begrabenen Trümmer, von denen so viele seinen Namen verherrlichen helfen, weilt unsterblich in den lichten, ewigen Räumen einer andern, trümmerlosen Welt. — Zum ersten Male begrülse ich, als Lehrer dieser Hochschule, unsere den academischen Feierlichkeiten geweihten Hallen. Zum ersten Male, feierlich und öffentlich, Sie,Hochansehnliche Versamm- lung! — Mit Vergnügen ergreife ich dazu diese Gelegenheit, die Pflicht und Amt von mir fordern. Sie sind die Veranlassung, dafs ich es schüchtern wage, öffentlich hier aufzutreten und vor Ihnen, so gewichtigen und so gelehrten Männern, zu reden. Mit besonderm Vergnügen und aus treuer Ergebenheit für den in jeder Beziehung edlen Landesfürsten ergreife ich die mir darge- botene Gelegenheit an dem heutigen Tage, dem Namenstage Sr. Königlichen Hoheit unseres durchlauchtigsten, allver- ehrten Grofsherzogs, den die ewigwaltende Vorsehung uns noch lange erhalten wolle. Möge das schöne Land, das Er regiert, immer die schönste, glänzendste Perle Seiner Krone sein, und Sein erhabener Thron stets umkränzt werden von der festen Treue und Anhänglichkeit aller Seiner Unterthanen. Mögen schützende Engel Ihn und Sein fürstlich-erlauchtes Haus umschweben und der Geist Seines grofsen, unsterblichen Vaters, den alle Regenteniugen- den zierten, allenthalben segnend Ihn begleiten. — Möge auch durch Ihn, durch Seine weise, landesväterliche Fürsorge unsere Univer- sität immer mehr und mehr blühen und gedeihen! m il. Be er Erlauben Sie mir, Hochgeehrteste Anwesende, Sie auf kurze Zeit von ihren gewohnten Beschäftigungen abzuleiten, indem ich Ih- nen einige Bemerkungen über die Verbreitung der übriggebliebenen Reste einer vorweltlichen organischen Schöpfung, ins- besondere die geographische Verbreitung dersel- ben in Vergleich mit der der noch jetzt existi- renden organischen Wesen vorlege, und Sie ersuche, mit Nachsicht mir Ihr geneigtes Ohr zu leihen. — Jedoch nur Andeutungen vermag ich zu geben, da eine einigermalsen ausführliche und speciellere Behandlung dieses so in- teressanten Gegenstandes bei weitem die Gränzen einer academi- schen Rede überschreiten würde, und ich Ihre Geduld viele Stun- ‘ den lang, wovor mich Gott bewahren soll, in Anspruch nehmen mülste. Pflanzen und Thiere, die wir unter dem Begriffe der organi- schen Wesen zusammenfassen, weil sie zu ihrer Selbsterhaltung, wie zur Erhaltung ihrer Art in der Regel mit besonderen, in sich selbst thätigen Werkzeugen oder Organen versehen sind, sind in zahlloser Menge über unsern Erdplaneten verbreitet. Die Erde wie die Gewässer sind, diels lehrt uns die physikalische Verbrei- tung dieser Geschöpfe, von ihnen bewohnt und belebt. — Von den Polarregionen an, selbst über die Gränzen des ewigen Schnees hinaus, bis zu dem glühenden Himmel der Aequatorialgegenden, finden sich die verschiedenartigsten Organismen, deren Verbreitungs-Bezirke bald beschränkter, bald ausgedehnter sind. Jede Gegend, jedes Land, je- der Erdtheil hat mit seinen Bergen und Ebenen, seinen Seen und Strömen, zugleich auch seine besonderen, eigenthümlichen Pflanzen- und Thierformen , die nicht selten den Character der Gegenden nicht allein, sondern auch selbst den Charakter der Menschen und Völker vorzüglich bestimmen. Schon dadurch erklärt sich die grofse Wichtigkeit des Studium der geographischen Verbreitung organischer Körper, welche uns gerade ihr Vorkommen über die Erdoberfläche und in den verschiedenen Gegenden und Theilen der Erde kennen lehrt: ein Studium, welches aufserdem, wie schon Bur- ron mit Recht bemerkte, von so hoher Bedeutung für die genauere Kenntnils der Pflanzen- und Thierwelt selbst ist. — Aber nicht allein die noch jetzt existirenden Organis- men können wir in Beziehung auf ihre physikalische und geogra- phische Verbreitung betrachten, sondern auch die untergegange- nen Formen, die wir gewöhnlich mit dem Namen fossile oder urweltliche Reste, Versteinerungen, Petrefacten bele- gen, und die wir nicht selten bald mehr bald minder umgeändert, häufig völlig versteinert oder petrificirt finden; deren Existenz oft nur noch durch bald mehr bald minder wohl erhaltene Abdrücke und sogenannte Steinkerne erweislich wird. Allein man hat doch auch unter gewissen Umständen solche Organismen wenig verän- dert beobachtet, wie Früchte, wie, als besonders auffallende Beispiele, jenes nordische Rhinoceros, Rhinoc. tichorhinus, Cuv., welches man in gefrorenem Sande an den Gestaden des sibirischen Flusses Willugi, und den berühmten Mammuth, den Apaus im Jahre 1806 am Ausflusse der Lena im Eise fand, beide noch mit Haut und Hlaaren und mit noch geniefsbarem Fleische, was offenbar nur durch ein plötzliches Erkalten jener nördlichen Gegenden auf diese Weise erhalten werden konnte. Ja HenscHeL in Breslau will urweltliche Seetange so wenig verändert gefunden haben, dafs er sie mittelst Anfeuchten durch Wasser aus ihrem tausend- und abertausendjäh- rigen Todesschlafe erwecken konnte. — — en Bevor ich weiter gehe, erst einige wenige geschichtliche Notizen in Beziehung auf Petrefactenkunde. Die wissenschaftliche und genauere Untersuchung der urweltli- chen Reste gehört ausschliefslich der neuern Zeit an; denn wenn auch schon den Alten dieselben nicht gänzlich unbekannt waren, so konnten sie doch durchaus zu keinen weiteren Angaben und Schlüs- sen darüber gelangen. So soll z. B. der berühmte Philosoph Xr- NOPHANES, aus Kolophon,, von Fischabdrücken in den Steinbrü- chen von Syracus und in den tiefen Marmorfelsen von Paros ge- redet haben ; Hrrovor erzählt von fossilen Conchylien, in Egyp- tens Bergen gefunden. Auch dem grofsen Stagiriten ArısToTELES waren solche Versteinerungen nicht gänzlich unbekannt und aus TuropHrasr’s Abhandlung de Pissibus in sicco degentibus geht her- vor, dafs ihm fossile Fische vorgekommen waren, obgleich ihm nicht klar geworden ist, wie ihr Vorkommen zu erklären sei. Srraro, Vır- ein, Livıus, Sexneca, Prinivs u. a. wufsten von der Existenz solcher Versteinerungen. Letzterer z. B. gibt uns unter anderen Nachricht von Ammonshörnern in Aethiopien, ohne jedoch ihre thie- rische Natur zu erkennen. — Es wurden nicht selten die irrigsten und abentheuerlichsten Meinungen und Behauptungen, deren manche selbst noch die neueren Zeiten aufzuweisen haben, darüber aufge- stellt. So, um nur einige Beispiele der Art anzuführen, meinte man früher — ich nenne hierbei nur AckrıcoLA, GeEsNeR , MaAr- THIOLUS, IMPERATI, u. a. — fast allgemein, die urweltlichen Ueber- bleibsel rührten alle noch von der noachischen Sündfluth her. — Es erklärte ein ganzes ehrbares Collegium medicum in Gotha, da im Jahre 1695 fossile Elephantenknochen bei Burge 'Tonna aufgefunden wurden, diese für Mineralien, durch ein zufälliges Spiel der Natur also umgestaltet, und nur der wackre Bibliothekar TenzeL wagte es, sie als wirkliche Elephantenknochen zu erkennen und zu be- schreiben. Andere hielten solche grofse fossile Säugethierknochen 0 Zr für die Reste von riesenhaften Menschen, ja sogar — soweit gieng sonst die fromme Einfalt — für Knochen von Heiligen oder Engeln. Sacus v. Loewennem und Kırcner glaubten, die fossilen Kno- chen seien mit Salpeterwasser vermischter Mergelschlamm. — Der so geistreiche VowraIre, welcher sich heftig gegen die Annahme einer Sündfluth ereifern konnte, suchte zu beweisen, dafs die fossi- len Muscheln von Pilgern an den Landstrafsen zurückgelassen wären. — Sogar noch in den neueren Zeiten wähnten Gelehrte, solche urwelt- lichen Reste seien blofse Spiele der Natur, und selbst Hr. v. Rau- MER *) war noch der wunderlichen Meinung, dafs dieselben nur als unvollkommene und so zu sagen verunglückte Bestrebungen der schaffenden Naturkraft zur Bildung von organischen Körpern und gleichsam als ihre Vorläufer betrachtet zu werden verdienten. — Manche hielten auch aus Unwissenheit, oder Aberglauben, oder über- triebener Einbildungskraft wirkliche sogenannte Naturspiele — Lu- sus Naturae — für Versteinerungen. — Selbst Betrügerei war mitun- ter im Spiele und am ärgsten liefs sich wohl der ehrliche, nur zu leichtgläubige Brrineer in Würzburg täuschen, dem muthwillige Burschen alle möglichen, mühsam fabricirten Gegenstände, wie Sonne, Mond und Sterne, hebräische Buchstaben und eine Menge anderer Curiosa zutrugen, die er, leider den Betrug zu spät erfahrend, in unmäfsiger Freude über den saubern Fund, in seiner berüchtig- ten Lithographia Wirceburgensis als wirkliche Petrefacten beschrieb und abbildete. — Manche, besonders frühere Naturforscher, suchten alle Petrefacten, irriger Weise, auf lebende Arten zurückzuführen. — *) Vergl. Das Gebirge Niederschlesiens, der Grafschaft Glatz u. s. w., darge- stellt durch €. v. Raumer, Berlin. 1819. S. 165. Anm. „Ich möchte, sagt er hier, die Folge von der halbmetallischen Glanzkohle, die keine Vegetationsspur zeigt, bis zum fast vegetativen Holze (!) des jüngsten Gebirges, als eine Entwicklungsfolge nie gebehrener Pflanzen-Embryonen (!) betrachten.“ = u — Es untersuchten und beschrieben zwar mehrere tüchtige Gelehrte wie z. B. Scnheucnzer, BrückmAnn, Leisnitz, Knorr, WarchH, HoLLMANN , SCHROBTER , ANDREAE, Fausas Sr. Fonp und meh- rere Andere, viele fossile Ueberbleibsel bald mehr, bald minder genau, bis dieselben jedoch erst in den neuesten Zeiten von einem BLumeNnBACH,, v. SCHLOTHEIM , PARKINSON , CUVIER, v. STERNBERG, BuckLand, BroccHI, Lamarck, v. HumsoıLor, Leor. v. Buch, Lisck, BrongnıaRT, BRonN, JarseR, GoLpruss, H. v. Meyer, MaAnTELL u. v. A. wahrhaft wissenschaftlich untersucht, sowohl für die Erwei- terung der Pflanzenkunde und Zoologie mit Umsicht benutzt wurden, als auch für die Vervollkommnung der Geologie ihre hohe Wich- tigkeit erlangten. — Die Versteinerungen und urweltlichenReste sind die, nicht selten wohlerhaltenen Zeugen, dafs grofse allgemeine wie partielle Umänderungen und Revolutionen auf unserm Erdballe Statt fanden und dafs allmählig durch dieselben die Erde so aus- gebildet wurde, wie wir sie jetzt sehen. Metamorphosen waren es, die diesen Planeten auf solche Weise aus seinem embryonischen Zustande allmählig weiter und zweckmälsiger gestalteten, so dafs endlich , nach den letzten grofsen Erdkatastrophen und Metamor- phosen , die vollkommensten Wesen ihren Wohnsitz darauf nehmen konnten. — Schon die ältesten Völker ahnten solche Umwand- lungen, die sie alle einer grofsen, allgemeinen Fluth zuschrieben , wie sich diefs in den Mosaischen Schriften findet, wie es ferner die alten Sagen von einer Ogygischen, Deukalionischen, Sa- mothrakischen Fluth darthun, wie es überhaupt die Kosmogonien der meisten Völker lehren. Nach Schuserr’s geistvollen Untersuchun- gen möchte, nach den Angaben der Alten, die Erscheinung aller _ jener Fluthen in dieselbe Zeitrechnung fallen und auf eine einzige Fluth, die unstreitig partiell und in einer spätern Zeit wirklich Siatt fand, zu beziehen seien. ei Betrachtet man die Petrefacten noch im Allgemeinen , so mufs man natürlich darauf geführt werden, dafs schon in frühe ren, älteren Erdperioden die schaffende Natur sehr thä- tig und grolsartig war im Erzeugen von Pflanzen und Tıhieren. Dies-wird erwiesen 1) durch das überaus häufige Vorkommen solcher Reste in so verschiedenen Gebirgsformationen der Erde; ferner 2) durch die grofse Masse derselben in manchen G e- birgslagern; eben so 3) durch die enorme Gröfse so vieler derselben, und endlich 4) dadurch, dafs sich jetzt in allen Welttheilen Ueberbleibsel jener uralten Bildungen gefunden haben. Die Wahrheit der zuerst angegebenen Sätze bezeugen schon die secundären, vor Allem aber die tertiären Gebirgsbildungen, wel- che insbesondere eine grofse Menge Arten von wirbellosen sowohl, als von Wirbel-Thieren begraben haben. Es beweisen diefs die Massen verkohlten Holzes, die oft gleich ungeheuren unterirdischen Waldungen erscheinen, so wie die in zahlreicher Menge zusammen- gehäuften, oftmals zu Bergen aufgethürmten Conchylienreste und Trümmer, die nicht selten, wie z. B. in manchen Schichten des Muschel- kalks verschiedener Gegenden, mächtige Lager bilden. — So kommen auch in dem Grobkalke von Paris allein zwischen 1200 — 1300 Arten fossiler Thiere vor, von denen die meisten zu den Conchylien gehören. Weberhaupt ist diese Gebirgsformation ausnehmend reich an solchen Resten. — Es beweisen diels ferner unter anderen die unzähligen Ueberbleibsel von Mammuthen, deren ungeheure Stofszähne als Elfenbein benutzt, noch jetzt einen nicht unwichtigen Han- delsartikel für Sibirien ausmachen. — Was die enorme Gröfse so verschiedener Arten untergegangener N Wesen anbelangt, so ist zu bemerken, dals man z. B. mächtige Pal- men und palmenartige Gewächse, baumartige Farrenkräuterstämme, . hohe, der Familie der Schachtelhalme ohnstreitig angehörende Pflan- zenformen u. s. w. selbst in unseren nördlichen und gemäfsigten Him- melsstrichen entdeckt hat. Vor Allem aber findet sich eine sehr auffallende Dimensionsentwicklung bei vielen Thieren der Urwelt, und hier hat die bildende Thhätigkeit der Natur in jener Urzeit häufig die der jetzigen Schöpfung bei weitem übertroffen. Sie scheint sich früher besonders darin gefallen zu haben, grofse, gar oft sehr bizarre Massen zu erschaffen. — Ich erinnere hier nur an Ammoniten- Arten, die man fast von der Gröfse eines Wagenrades gefun- den hat, an ungeheure Haifische , von denen besonders ihre enormen Zähne, Glossopetren genannt, auf eine gewaltige Grölse des ganzen 'Thiers, wenigstens von 90 Fufs und darüber, mit- unter schliefsen lassen, Colossale Bildungen zeigen sich vorzüg- lich unter den urweltlichen Amphibien und Säugethieren. Unter den ersteren gigantische Salamander, die der achtbare Naturforscher SCHEUCHZER einst für fossile Menschengerippe hielt und als Homo diluvii testis beschrieb; riesenartige Crocodile und andere Formen eidechsenartiger Thiere, die der jetzigen Schöpfung gänzlich fremd sind, wie die Megalosauren, Ichihyosauren , Plesiosauren , Ste- neosauren, Iguanodonten, Mosasauren u. s. w., Thiere, die theils der nur fossil vorkommenden Ordnung der Enaliosauren angehören, und von denen manche nicht selten eine Länge von 20 — 30, ja einige selbst von 50 — %0 Fuls erreicht haben müssen. Unter den Säugethieren zählen wir hierher muthmalfsliche Reste von Wall- fischen, wovon Sam. SHoFIELD in den vereinigten Staaten von Amerika so ungeheure Knochen fand, dals das ganze Thier nach genauen Messungen und Vergleichungen mindestens 250 Fufs lang gewesen sein mufs.*) Wem sind auch nicht bekannt die riesenhaften Hirsche *) Froriep’s Notiz. Bd. 14. Nro. 2. 1826. Mai. S. 20. und Tapire oder den Tapiren ähnliche Typen, die elephantenartigen Thiere der Urwelt, die colossalen Mammuthe nämlich, so wie die Masto- donten, welche man früher mit Unrecht für die fleischfressenden Riesen der Urzeit hielt, und wovon manche eine Gröflse von 20 Fufls und darüber erreicht haben müssen! Unter den Vögeln hat man bis jetzt nur eine gigantische Art aus einer frühern Erdepoche kennen gelernt, einen Raubvogel nämlich, den Gryphus Antiquitatis, Schu. Die gefun- denen Federkiele dieses Thiers sind so weit, dals man mit der ganzen Hand hinein fahren kann, der Kopf 2%, Fufs lang und der Vogel mufs mit klaffenden Flügeln an 40 Fufs in der Breite gemessen haben. — Es ist endlich, um auf den vierten Satz zu kommen, durch Naturforscher erwiesen, dafs in allen Welitheilen organische Reste aus einer ÜUrzeit existiren; allein leider kennen wir bis jetzt nur erst wenige, in Vergleich mit Europa, aus den vier übrigen Welttheilen ; da sich die meisten in aufsereuropäischen Regionen Reisenden wenig oder gar nicht mit diesem wichtigen Zweige der Naturkunde beschäftigten, und die Bewohner dieser Gegenden sich auch, mit Aus- nahme der Nordamerikaner, bis jetzt zu wenig darum bekümmerten. Selbst in Europa, wo gewils das Meiste dafür gethan ist, werden bis diese Stunde fast täglich noch unbekannte Reste der Urzeit gefunden, oder aber neue Fundorte schon bekannter Arten entdeckt. In Asien hat man bis dahin besonders aus Sibirien eine nicht geringe Ausbeute von Petrefacten gemacht, und man weils, dafs der- gleichen auch am Caucasus, in Indien, auf den molukkischen Inseln, u. s. w. vorkommen. Sowohl im Norden, als im Süden von Afrika zeigen sie sich dem Forscher. Enrenzere z. B. fand in der Iybischen Wüste — wie er in einer Abhandlung zur Charakteristik der nordafrikanischen Wüsten angibt*), — viele Pflanzen- und Ühierver- *) 8. Abhandlung. der Königl. Akad. der Wissenschaften zu Berlin. J. 1827. Berlin. 1830. 4. Physikal. Klasse. S. 81. 2 =. > steinerungen,, grolse, früher besonders zum Baue der Pyramiden benutzte Lager von Nummuliten z. B., die Strabo einst, wegen der grofsen Aehnlichkeit der Nummulitenversteinerungen mit Linsen, für die versteinerten Ueberbleibsel der Mahlzeiten der beim Baue jener Pyramiden beschäftigten Egyptier hielt. PaArrerson unter An- _ deren, später Lichtenstein, u. Ss. w. sahen Versteinerungen, wie Conchylien, Fische, an der Südspitze von Afrika vorkommen. Im Norden besonders, aber auch im Süden Amerika’s hat man sehr viele fossile Beste entdeckt, und dergleichen auch in verschiedenen Ge- genden Australien’s wie auf Neuholland, Neuseeland, Timor, Decres (nach Peron) u. s. w.*) bemerkt. Besonders in der neuesten Zeit hat man mehrere Säugethierreste in Neuholland aufgefunden, ähn- lich solchen, noch jetzt daselbst lebenden Arten und den Beutel- thier-Geschlechtern Dasyurus, Halmaturus, Hypsiprymnus, Phasco- lomys u. a. angehörend **). Wenn wir das fossile Vorkommen organischer Reste zuerst an sichund ohne Beziehung auf ihre physikalische und geographische Verbreitung betrachten wollen, se müssen wir vor Allem bemerken, dafs 1) vorzugsweise nurdie festeren und härteren Theile von Pflanzen und Thieren versteinert wahrgenom- men sind. So hat man unter den Vegetabilien vorzüglich Blätter, *) J. R. Forster erwähnt noch, dafs er nirgends auf den australischer Inseln eine Versteinerung gefunden habe. S. dessen Bemerkungen auf seiner Reise um die Welt. Uebersetzt u. m. Anmerkungen von G. Forster. Berlin. 1783. 8. Ss. 19. **) Fourther Notices in regard to the fossil bones found in Wellington Country, New-South-Wales; by Major Mırcnun. In Jameson Edinb. New philos. Journ. April. u. Jun. 1831. p. 179, ff. Zugleich wurde auch eine foss. Ele- phantenart, so wie Reste eines dem Dugong ähnlichen Thieres gefunden. a Stämme, Kern - und Steinfrüchte auf diese Weise gefunden. Sehr selten sind die zärteren Blüthen der Pflanzen erhalten und aus ei- ner Klasse von Gewächsen, deren Arten mit wenigen Ausnahmen, zu welchen Clavarien gehören, aus sehr weichen Theilen bestehen, und den Gallerithieren in mancher Beziehung zu vergleichen sind, ich meine die Schwämme, hat man, so viel ich weils, noch keine urweltlichen Ueberreste entdeckt. Möglich vielleicht auch, dafs da- mals diese niederen organischen Gebilde in dem Tropenhimmel der Urwelt noch nicht existirten. Von den Thieren finden wir in der Regel nur übriggeblieben die kalkigen Gebäude der Polypen, die harten Hüllen der Echinodermen, die Schalen der Mollusken, die kalkigen Gebilde und hornartigen Schnäbel der Cephalopoden und die festeren Umgebungen der Gliederthiere. Die Gallertthiere und weichen Theile der Geschöpfe wurden, mit wenigen Ausnahmen, gänzlich zerstört. Ebenso hat man fast immer nur die Skelette und Zähne der Wirbelthiere und nicht selten auch die Schuppen und Schilder von Fischen und Amphibien ausgegraben. Diese "Theile nun zeigen sich nicht selten ganz erhalten und regelmäfsig gelagert, so dafs sie dadurch deutlich verrathen, ein natürlicher Tod habe sie entweder an ihren gewohnten Aufenthaltsorten dahingerafft, oder ein ruhiges Zurückziehen des alten Oceans habe sie an ihrem Fundorte begraben; häufig aber sind nur ihre Trümmer zu erkennen und, wild durcheinander geworfen, zeigt ihre Zerstörung, dafs das stür- misch bewegte Element des Urmeers sie plötzlich und gewaltsam vertilgte. Diefs sehen wir auch daraus, dafs man z. B. fossile Raub- fische gefunden hat, die ihren Frafs noch im Rachen halten, die also nicht einmal so lange Zeit übrig behielten, denseiben zu verschlin- gen. Auch schnell erfolgende Veränderung der 'Temperatur und des Klima, die plötzliche Erhebung von Gebirgen, das plötzliche Zurück- treten der Gewässer, Durchbrüche grofser Meere, tödteten schnell und gewaltsam in jenen grolsen Erdkatastrophen die Wasserbewohner sowohl, wie die das Land belebenden Geschöpfe. wi Man findet aber nicht einzig und allein die härteren, schwerer zerstörbaren Gebilde der Pflanzen- und Thierwelt in den Schichten der Erde. Ebenso erscheinen auch in einer Art von fossilem Zustande noch weichere Körper derselben, so wie besondere pflanzliche und thie- rische Theile. Es sind, wenn auch sehr selten, Pflanzenblüthen auf diese Weise beobachtet worden, und in ungeheurer Menge zeigt sich an man- chen Orten jenes merkwürdige und so wichtige erhärtete urweltliche Baumharz, der Bernstein. Fausas St. Fono hat ferner eine dem Kaut- schuk ähnliche, vegetabilische (?) Substanz, in Gestalt eines schwarzen elastischen Bitumen und wie altes Leder, beobachtet*). — Tıresıus be- schrieb in seinen naturhistorischen, besonders die Petrefaktenkunde betreffenden Abhandlungen den wohlerhaltenen Abdruck einer urweltli- chen Actinie, eines vollkommen weichen, der Klasse der Polypen ange- hörenden 'Thiers. Nach einer mir gemachten Mittheilung des Herrn Prof. Hessen in Markurg ist auch in der dortigen naturhistorischen Sammlung der Abdruck eines solchen Weichthiers aufbewahrt. RarınEsquE will in einer Sammlung zu Lexington eine fossile Meduse, welche ein neues Geschlecht, Trianisites von ihm genannt, bilden mufs, in krystallisirtem Kalksteine entdeckt haben*). — Zu den besonderen thierischen Theilen, die der Urzeit angehören, kann man den Koth mancher Thiere dieser Zeit, namentlich den Koth, aber auch unstreitig den mehr festen Harn mehrerer gänzlich ausgestor- bener Geschlechter von Amphibien, den Koth urweltlicher Hyänen *) Sur le Caoutchoue, ou Bitume elastique de Derbyshire, Annal. du Mus. Tom. I. 1802. p. 161. sq. **) Vergl. Sıruıman , Americ. Journ. Tom. 1Il. 2. 1821. Okexv’s Isis. 1823. Hft. VII. S. 749. Tafl. 9. — So habe ich während meines letzten Aufenthalts in Carlsruhe, in dem dortigen Naturalienkabinette eine Versteinerung des Solenhofer litho- graph. Steins gesehen, die ich für nichts anderes, als den Abdruck einer Medu- senart halten kann. Es gehört dieselbe vielleicht unter die noch proble- matischen Arten, von denen Germar einige aus dem Solenhofer Kalkschiefer beschrieben und daraus sein Gen. Medusites gebildet hat. u ME u. s. w. rechnen, den man noch nicht gar lange mit den Knochei- resten dieser Thiere gefunden und den BuckLanp, welchem wir so genaue Nachrichten darüber verdanken, mit dem Namen Coprolithes belegt hat*). Man hat ferner, neben fossilen Knochen von Vögeln, urweltliche Eier dieser Thiere vor einigen Jahren in der Auvergne gefunden**). — Es können hieher selbst die hier und da im Geisteine entdeckten deutlichen Fufstritte***) verschiedener Thiere der Urwelt gerechnet werden. — Sehen wir auf die verschiedenen Formen der Pflanzen und Thiere, die sich uns als urweltliche Ueberbleibsel darstellen, so ist 2) der Satz von Interesse, dafs aus allen gröfseren Abthei- lungen derselben solcheUeberrestevorgekommen sind.-- Betrachten wir die Pflanzenwelt, so erscheinen hier unter den uralten Bildungen aus-der Reihe der so einfachen und unvollkom- menen Agamen verschiedene, obgleich wenige, Conferven und Algen; aus der Abiheilung der Cryptogamen Lebermoose und Moose, Equi- *) On ihe Discovery of Coprolithes or fossil Faeces. In Transact. of the Geo- logie. Societ. of London. Second Series. Vol. III. p. 223. **) Leitres sur quelques points de la Geologie de !’ Auvergne; par JAUBERT, aine. In Annal. des Scienc. natur. Mai. 1829. p. 89, sq. #+**) Solche Fulstritte hat unter Anderen früher H. Duncan beschrieben in seinem Account of the Tracts of Footmarks of Animals found impressed in Sandstone in the Quarry of Corncockle Muir, Dumfries-shire. Edinb. Journ. of Sc. no.16. Aprl. 1828. p. 305, sq. Ganz vor kurzem J. K. L. SıckLEr, Sendschreiben an Brumsngach über die höchst merkwürdigen vor einigen Monaten erst ent- deckten Reliefs der Fährten urweltl. grofser und unbekannter Thiere in den Hefsberger Sandsteinbrüchen bei der Stadt Hildburghausen. M. Abbildg. Hild- burgh. 1834. 4. Sollen nach Prof. Wıremann in Berlin von Beutelthieren (Pedi- manen) und Saurern herrühren. — Selbst menschliche Fufsstapfen will man auf ähnliche Weise beobachtet haben ( ??). Siehe z. B. SchooLcrarr, Remarques sur les empreintes de pieds humains, observes dans un calcaire secondaire de la valldee du Missisippi. Journ. de Physique. Tom, 95. 1822. p. 265, sq. Rühren vielleicht auch von grofsen Pedimanen her. ge setaceen, Farrenkräuter, Lycopodiaceen, Marsiliaceen und Characeen; von Monocotyledonen kommen Gräser vor, palmenartige Gewächse, u.s.w.; eben so auch eine nicht geringe Anzahl Arten von höheren Phanerogamen, wie Coniferen oder Zapfenbäume, Cycadeen und mehrere eigentliche Dicotyledonen. — Von Thieren hat man zwar bis jetzt noch keine fossilen im Innern anderer Thiere lebenden Schmarotzer, Helminthen nämlich, noch keine infusorischen Bildungen, noch keine oder doch nur sehr wenige eigentliche Gallertthiere oder Acalephen*), ohnstreitig ihrer weichen oder gallertigen Natur wegen, entdecken können ; wohl aber aus der grofsen Abtheilung der wirbellosen Thiere viele andere Zoophy- ten-Bildungen, wie eine grofse Menge von Polypenresten, namentlich Corallinen, viele Echinodermen, wie Asteroiden und Echiniden, vielleicht selbst Holothurioiden**); aus der Abtheilung der Mollusken eine ungeheure Menge von Schaalthierresten, so wie viele Glieder- thiere, besonders krebsartige Thiere und eigentliche Insekten. Aus keiner Klasse von Wirkelthieren fehlen der frühern Schöpfung Repräsentanten und es zeigt sich uns fossil insbesondere eine beträcht- liche Anzahl von Fischen, Amphibien und Säugethieren. Unter allen Thierklassen finden wir als urweltliche Ueberreste verhältnifs- mäfsig die wenigsten von Arachniden, eigentlichen Insekten und Vögeln**), und ihre Zahl scheint vor unserer jetzigen Erdepoche *) Mit Ausnahme der vorhin(S. 12.) erwähnten Beispiele von dem Vorkommen fossiler Medusen, welche aber doch wohl erst durch genauere Untersuchungen noch bestätigt werden mülsten. **) Vergl. E. Rürrsır, Abbildung und Beschreibung einiger neuen oder wenig bekannten Versteinerungen aus der Kalkschieferformation von Solenhofen. Frank- furt a. M. 1829. 4. S. 10. Tafl. HI. Fig. 3. ***) Manche solcher Reste von Vögeln, wie Federn, erscheinen dabei manchmal sehr dubiös. So beschreibt z. B. Fausas St. Fonp (Sur quelques fossiles rares de Vestena Nova dans le Veronais etc. Annal. du Mus. T. Ill. p. 18, sq.) Vogel- mn sehr gering gewesen zu sein; wenn man nicht annehmen will, was jedoch nicht erwiesen werden könnte, dafs die fliegenden Insek- ten und Vögel durch ihre Flug- und Wanderfähigkeit sich den iödtlichen Folgen jener grofsen Erdmetamorph osen entziehen konnten. Die geringe Zahl von Arten aus den beiden letzigenannten Thier- klassen, deren Typen insbesondere, wegen der sehr grofsen Ausbrei- tung ihrer Respirationsorgane, als die Thiere der Luft und des Lichts betrachtet werden müssen, spricht vielmehr in mancher Beziehung für die Ansicht von Parror und Bronentart, der zu Folge in den früheren Erdepochen die Athmosphäre mit einer weit bedeutendern Menge von Kohlensäure geschwängert gewesen sein soll, daher die damals lebenden Wesen in einer weit schwerern und dichtern Luft lieben mufsten. Die höchsten Organismen der Schöpfung waren, selbst vor der letzten grofsen Erdveränderung, noch nicht verhanden. — Das Geschrei der Affen sowohl, wie die Stimme des Menschen erschallten damals noch nicht in den Wäldern der Urwelt. Selten tönte wahrscheinlich der Gesang der Vögel und nur wenige Insekten belebten Wald und Flur. Dagegen erbebten sie, selbst in unserm Vaterlande, von dem furchtbaren Gebrülle der Mastodonten, der Mammuthe, der Rhinoceroten, Flufspferde, Tapire und anderer mächtiger und riesenhafter T'hiere jener Zeit. — Vielleicht war in dieser Periode der Elephant das klügste Geschöpf unserer Erde. — Betrachten wir endlich 3) die Verhältnisse der fossilen Arten von Pflanzen und Thieren in Vergleich mit der Zahl der jetztexistirenden;so können wir alsGesetz auf- stellen, dafs es in der Urzeit weit wenigere Arten und Geschlechter gab als jetzt. — Wenn man schon dagegen einwenden könnte, dafs so viele Arten noch hier und dort begraben, federn (mit Abbildg. dazu), welche Trzviranvs (in sr. Biologie. Bd. 111. S. 171.) für Meergräser hält. — = 6 = dem Auge des Forschers entgangen sind, dafs viele von ihnen, beson- ders völlige Weichthiere oder solche, deren Verbreitungsbezirke nur sehr beschränkt waren, ohne irgend eine Spur zurückzulassen, völlig zerstört wurden; so müssen wir doch, wenn wir das in dieser Hin- sicht schon so emsig durchsuchte Europa gleichsam als den Mittel- punkt für das Studium der Petrefaktenkunde ansehen wollen, jenes Gesetz bis jetzt wenigstens, als begründet erkennen. — Wir dürfen ferner es nicht verschweigen, dafs ja gewifs auch von den jetzt lebenden Pflanzen und Thieren eine grolse Menge, insbesondere von solchen aufser Europa und in verschiedenen Meeren vorkom- menden Arten, noch gänzlich unbekannt und unentdeckt sind: denn auch von ihnen werden noch fast täglich neue Species aufgefunden und beschrieben. Es spricht dafür auch noch die weit gleichmäfsigere und allgemeinere Verbreitung der fossil gefundenen Pflanzen und Thiere und die gröfsere Gleichförmigkeit derselben in den verschie- denen Welttheilen. So kommen z. B. nach Broxentarr’s schönen Untersuchungen in den Steinkohlenformationen von Nordamerika, Neuholland und mehreren Gegenden Indiens fast dieselben Pflanzen vor, wie in denen von Europa. Mammuthe, Rhinoceroten und andere Thierarten sind von einem Pole zum andern, und sowohl in Europa, als in Afrika, Asien, Neuholland (Mırcaeut) und Amerika ausgegraben. Der grofse Ar. v. Humsorpr hat auch schon bemerkt, dals sich in den verschiedenen Welttheilen, in der alten wie in der neuen Welt, die auffallendsten Uebereinstimmungen und Analogien, nicht allein in den Verhältnissen der Ablagerung und Zusammensetzung der Gebirgsformationen, sondern auch selbst der in’ den Lagern gleichen Alters eingeschlossenen organischen Körper zeigen. — Finden wir aber auch auf einer Seite nur eine geringe Zahl von urweltlichen Arten organischer Wesen; so zeigt sich dagegen auf der andern Seite, dafs in früheren Erdperioden, wie die[s wenigstens so viele fossile Pflanzen und Thiere zu bestätigen scheinen, die u, Zahl der Individuen einer und derselben Art ungemein beträchtlich gewesen sein muls *). — Wenn wir das numerische Verhältnils zwischen urweltlichen Resten organischer Körper und den jetzt in unserer Erdepoche lebenden und bekannten Arten etwas genauer und specieller ver- gleichen wollen**), so müssen wir uns zuerst über die geringe Menge der entdeckten fossilen Vegetabilien sehr verwundern. Es sind von ihnen kaum einige hundert Arten beschrieben, während die jetzige uns bekannte Pflanzenwelt zwischen 50 — 60,000 Arten, ja vielleicht noch mehrere, zählt. Während jetzt wenigstens 78 — 80,000 lebende Thierarten von den Zoologen entdeckt sind, kennt die Ver- steinerungskunde nur zwischen 4500 — 5000 fossil vorkommender *) Uebrigens sind auch noch jetzt namentlich manche Pflanzen nicht allein weit verbreitet, sondern Arten derselben auffallend reich an Individuen. In den tro- pischen Gegenden liefern hievon Beweise die Palmen, die Cactus-Arten Süd- amerika’s, u. s. w.— Sehr bemerkenswerth ist es insbesondere aber, dafs auch in den gemälsigten und nördlichen Himmelsstrichen eine oder die andere Art in unabsehbarer Menge der Individuen weite Strecken einnimmt. Als auffallendes Beispiel braucht nur das Haidekraut, Erica vulgaris, L., genannt zu werden. Selbst im höhern Norden ist die Zahl der Individuen verschiedener Arten von Pflanzen sowohl, wie von Thieren ganz aufserordentlich. Der treffliche Haus- mann bemerkt in dieser Hinsicht Folgendes: „Die Natur des Norden’s zeigt ihre Gröfse besonders in der Menge ven Individuen. Legionen von Ratten und Mäusen bevölkern Norwegen und Schweden. Die Anzahl der Mücken in Lapp- land ist so grols, dafs der Reisende im Sommer dort die Luft durch einen Flor filtriren mufs. Dichte Nadelholzwaldungen bedecken den gröfsten Theil des bewohn- baren Norden’s; das Rennthiermoos überzieht in Lappland die gröfsten Flächen, und Steinflechten kommen in solcher Menge vor, dafs Norwegen und Schweden von einigen ihrer Arten ganze Schiffsladungen nach England versendet, wo man sie auf Farben benutzt.“ S. Umrisse nach der Natur. Göttingen. 1831. 8.8.15. ”*) Es ist hier bei meinen Angaben insbesondere die Abhandlung des Herrn Prof. Wacner, über das numerische Verl:ältnifs der Thiere, in Oken’s Isis, Hft. 1 und 2. 1833. S. 162, ff. benutzt. 4 N Arten*). Ein Verhältnifs also, wie etwa1l: 16. Unter diesen gehören bei weitem die meisten zu der grolsen Abtheilung der Mollusken. Man zählt von ihnen ungefähr über 3000 Arten, von jetzt lebenden dagegen etwa 5000 Arten, eine Zahl, die aber höchst wahrscheinlich zu gering ist. Am geringsten zeigt sich die bis jetzt beobachtete Zahl der Arten fossiler Vögel. Während wir von ihnen etwa 25 — 30 (bis 50 jetzt) kennen, haben die Naturforscher schon 6500 (bis 8000 jetzt) Arten lebender Vögel ausgemittelt. Ein Verhältnifs also wie etwa1:216. Bis dahin hat man 150 urweltliche Insectenarten, jetzt lebende aber schon zwischen 50 und 55,000 beschrieben. Von fossilen Polypen- resten zählt man 500, von noch existirenden nicht viel mehr Arten, und es ist bemerkenswerth, dafs sich nur bei diesen unvollkomme- neren und einfachen Thieren ein ganz gleiches Verhältnifs zwischen der Zahl der urweltlichen und der jetzt lebenden Typen herausstellt. Von fossilen Strahlenthieren und Ringwürmern hat man 350 Arten gefunden, während von jetzt lebenden etwa 1800 bekannt sind. Die Zahl der versteinerten Krebsarten beträgt gegen 100, die der jetzigen Schöpfung aber 1500, die der fossilen Fische 250*), der jetzt lebenden ‘bekannten 7000. Von fossilien Amphibien hat man einige 50 (bis80), von der heutigen Schöpfung angehörenden Arten 1500 kennen gelernt. Während von Säugethieren 120 urweltliche Arten aufgeführt sind, stellen die Zoologen für unsere jetzige Erdperiode *) Ich sehe in der Anzeige einer mir weiter noch nicht bekannten Schrift von Kererstein (Die Naturgeschichte des Erdkörpers in ihren ersten Grundzügen dargestellt. Erster Band. Leipzig. 1834. 8.), dals derselbe jetzt schon die Zahl der fossilen Arten von Pflanzen und Thieren auf 9629 angibt. Vergl. LEoxHArD und Bronn, neues Jahrb. für Mineralogie u. s. w. Hft.5. 1834. S. 610. **) Mein werther Freund und ehemaliger Zuhörer, Hr. Professor Acassız, hat nun aber durch seinen unermüdlichen Eifer schon 800 Arten von Ichthyolithen zusammen gebracht. S. Dess. Recherch. sur les Poissons fossiles. Livrais. IV. 18358. p. 60. u bereits 1100 und darüber aus dieser vollkommensten aller Thierklassen in ihren Systemen auf. Ein Verhältnifs also wie 1:9 — 10. — Im Allgemeinen ist die Zahl der fossilen Meeres- thiere am überwiegendsten, dann folgen die Thiere, welche sumpfige Gegenden und die Ufer der Meere, Seen und Flüsse liebien und bewohnten. Süfswalser-- und Landthiere finden sich in nicht so beträchtlicher Menge und vorzugsweise in den jüngeren und jüngsten, also den obersten Schichten der Erde. — Die jetzige Schöpfung hat demnach offenbar unendlich viel mehr Arten und Geschlechter von organischen Wesen aufzuweisen als die Vorwelt. — — Wollen wir die physikalische Verbreitung der urweltlichen Geschöpfe zuerst näher untersuchen, eine Untersuchung, welche vorzugsweise wichtig für den Mineralogen und Geognosten ist, indem durch das Vorkommen von Petrefacten in den verschiedenen Gebirgs- formationen das relative Alter, wie überhaupt der Charakter dersel- ben näher bestimmt werden können ; so lernt man insbesondere dieselbe dann kennen, wenn die verschiedenen Schichten der Erde und die Gebirgsformationen näher betrachtet werden, aus welchen sie gebildet sind, in denen nicht selten immer bestimmte Arten organischer Wesen vorkommen, während in manchen dieselben wiederum von anderen Arten constant begleitet werden. Wir erfah- ren dann, dafs sich in den, gemeiniglich sonst als die ältesten Formationen betrachteten Grund- oder Urgebirgen*) noch keine *) Man benennt jetzt gewöhnlich diese Gebirge, welche, mehr im Innern der Erde gelagert,in sehr verschiedenen Erdcatastrophen durch Feuers-Gewalt oft zu hohen Bergesketten von unten heraufgehoben wurden und nicht seiten die über ihnen liegenden geschichteten oder neptunischen Gebirgsmassen durch- brochen haben, die plutonischen oder massigen Grundgebirge, im Gegensatze von jenen ersteren, aus dem Wasser ahgesetzten. —. u — derartigen Reste zeigen, dafs also ohne Zweifel diese eher gebildet wurden, bevor Pflanzen und Thiere erzeugt waren. Defshalb sind der Urgranit, Gneis, Glimmerschiefer, Grünstein u. s. w. für die Petrefactenforscher völlig unergiebig und es ist der gänzliche Mangel an Versteinerungen ein auffallender Character für diese massigen Gebirge. — Das auf dieselben gelagerte,, nicht selten in sehr grolser Mächtigkeit auftretende Uebergangsgebirge, vorzüglich zusam- mengesetzt aus zertrümmerten Gebirgsarten, aus Grauwacke, aus kalkigen Schiefern, dichtem Kalksteine, u. s. w. unterscheidet sich von dem Urgebirge nun schon durch die darin vorkommenden, jedoch gemeiniglich noch nicht gar häufigen Versteinerungen. Für die Entwicklungsgeschichte der Pflanzen- und Thier-Welt aber ist es von Wichtigkeit, dafs in den Uebergangslagern der Erde fast ausschliels- lich einfachere und unvollkommenere Formen aus beiden organi- schen Reichen aufbewahrt sind. Seetange, Farrenkräuter, Equisetaceen, Lycopodiaceen, Monocotyledonen, die sich insbesondere häufig in den obersten Schichten zeigen, in den alten oft nicht unbedeutenden Steinkohlen-Gebilden, welche aber manche Geognosten zu der folgen- den Hauptformation rechnen wollen*), aus dem Pflanzenreiche: Corallinen, wie z. B. Madreporen; Asteroiden, wie Crinoideen (Encriniten und Pentacriniten); Orthoceratiten , Goniatiten, Planuliten, Euom- phaliten, Productus- und Spirifer-Arten, Trilobiten, u. s. w., welche *) Allerdings haben neuere Untersuchungen das Vorkommen von Kohle im Ueber- gangsgebirge erwiesen. Verschiedene Anthracitlager finden sich namentlich darin. Nach einer gefälligen Mittheilung des Herrn Bergrath Waucuhner gehören z. B. die Authracitlager bei Diersburg, Gunsweyer und Berghaupten, so wie die bei Oberweiler, nicht fern von Badenweiler, in unseren Gebirgen, entschieden dem Uebergangsgebirge an. u BE alle besonders im Uebergangskalke vorkommen, aus dem Thierreiche, hat man hier aufzusuchen, und seltener sind aufserdem Fischreste in diesen Lagern eingeschlossen. — Das Uebergangsgebirge wird bedeckt von den zu der dritten Reihe der Hauptgebirgsmassen gehörenden Lagern, die die soge- nannten secundären oder Flötz-Gebirge bilden, welche, wie Ar. v.Humeonor wenigstens bemerkt*), mit einer grolsen Zerstörung monokotyledoner Pflanzen beginnen. Verschiedene Formationen bilden die älteren und unteren, andere die oberen und Jüngeren Flöizgebirg.. Es würde uns zu weit führen, wenn wir dieselben hier näher betrachten wollten; allein es müssen doch die wichtig- sten nothwendig hervorgehoben werden, da sich in diesen secundären Formationen schon eine grofse Menge und Mannigfaltigkeit von Petrefacten findet, die nicht selten durch ihre bedeutende Anzahl in diesem oder jenem Lager ganz characteristisch für dasselbe sind. Das Rothe Todtliegende der teutschen Geognosten bedeckt als das älteste Flötzgebirge, welches vorherrschend aus rothem Sandsteine und Conglomeratbildung besteht, die Uebergangsgebirge, an manchen Orten aber besonders die alten Steinkohlenlager, und enthält nebst anderen organischen Resten vorzüglich die meisten der in diesen vorkommenden Pflanzenarten. Sie, namentlich von fossilen Phane- rogamen, Coniferen etc., Kryptogamen, wie Farrenkräutern, Lyco- podiaceen, Equisetaceen u. s. w. herrührende Reste, findet man ausschliefslich im Sandsteine, den Conglomeraten u. s. w., während die thierischen Ueberbleibsel, Schaalthiere nämlich, in den Kalklagern des Roth Todtliegenden begraben sind. In der Zechsteinformation, einer kalkigen Ablagerung, zeigt sich nicht selten als charakteristisch .*) Vergl. Dessen Uebersicht der Gebirgsformationen, in: Voyage aux regions €quinoxiales da nouveau monde. Tom. III. p. 251. Mitgetheilt von Noereserarn, in der Uebersetzung von G. Cuvier’s Werke, die Umwälzungen der Erdrinde etc. Nach der öten Original- Ausg. Bd. I. Bonn, 1830. 8. Zu S, 247. en. U der Productus aculeatus, eine Schaalthierversteinerung, und der Kupferschiefer dieser Hauptgebirgsformation führt, nebst verschie- denen Algen, Lycopodiaceen , vielleicht auch Farrenkräutern und anderen vegetabilischen Resten, so wie auch verschiedenen Conchy- lien und Fischen, z. B. Palaeothrissum-, Palaeoniscus-Arten u. a., die ersten Spuren von Amphibienversteinerungen, von einem Monitor ähnlichen Thiere (Gen. Protorosaurus, H.v. M.) übrig geblieben. Der bunte Sandstein, eine dritte Flötzformation, enthält neben Resten von Kryptogamen und Monocotyledonen, wie Liliaceen, auch höhere Phane- rogamen, gymnospermische Exogenen (Coniferen und Cycadeen) näm- lich; von Thieren mehrere Conchylien, selten Fisch- und Amphibien- Ueberbleibsel, und zwar besonders in seinen obersten Straten. Sehr interessant ist die Muschelkalkformation. Wenn es gleich manche Schichten derselben giebt, die wenige oder gar keine organischen Beste in sich schliefsen, so sind dagegen andere Schichten wirklich davon, und namentlich von Schaalthierresten, gänzlich angefüllt und diese hier selbst in Kalk oft umgewandelt. Auch fossile Echinodermen, Krebse und Knochen von Saurern finden sich darin, und es sollen sogar, wie Einige beobachtet haben wollen, Knochen von Seehunden und Delphinen in ihr vorkommen*). Selten zeigen sich aber Vegeta- bilien hier. In der Keuperformation hat man verhältnilsmäfsig wenige 'Thierträmmer, dagegen viele Pflanzenversteinerungen**), wie Far- *) Diese Angabe ist unstreitig falsch und unrichtig, und wir können wohl anneh- men, dafs unterhalb der tertiären Gebirgslager keine Säugethier- knochen beobachtet sind. — So ist auch das angebliche Beutelthier aus dem Forest-marble von Stonesfield, nach den neuesten Untersuchungen von Acassız, wie mirHerr Prof. Braun mitgetheilt hat, sicher ein Amphibium. — Bei Durch- lesung der Correctur dieses Bogens sehe ich zu meiner Verwunderung in Acassız Recherch. sur les Poissons fossiles. Livrais. IV. 1835. p. 44., dals Ac., nach genauer Untersuchung der Reste dieses Thiers, dasselbe wirklich für ein Säuge- thier erklärt, ob aber zu Didelphis gehörend, kann er nicht angeben. ++) Mein werther Freund, Herr Prof. Braus, hat mich insbesondere auf den _- 23 — renkräuter, Equiseiaceen, Cycadeen, auch Monocotyledonen u. s. W., von Thieren jedoch verschiedene Muscheln und Amphibien entdeckt. Die übrigen Formationen der secundären Gebirge enthalten auch alle Petrefacten, und ihre Zahl nimmt, gegen die obersten Lager dersel- ben hin, immer mehr und mehr zu. Wir erwähnen insbesondere noch den Oolithenkalk oder Roggenstein, die Liasformätion, den eigentlichen Jurakalk, die secundären Süfswasserbildungen mit ihren Thon- und Kalklagern, sowie die Quadersandstein- und Kreide- Formation, welche letztere obere mit der erstern darunter liegenden eine Hauptformation bildend, und als besonders characteristisch die noch immer räthselhaften, Hippuriten genannten, Thierreste führend, als die oberste und jüngstein dieser Reihe von Gebirgslagern zu betrach- ten ist. Vorherrschend sind in fast allen diesen Straten fossile Muscheln, auch viele Madreporiten, Echiniten, Belemniten, Ammoniten, u.s.w. Aulserdem finden sich Fischversteinerungen und es erscheinen nunmehr merkwürdige fossile Amphibienformen, wie Schildkröten, und jene schon früher genannten ausgestorbenen colossalen eidechsen- ' artigen Thiere der Urwelt, wie die Ornithocephalen oder Pierodak- tylen, die Megalosauren, Iguanodonten , Ichthyosauren, u. s. w. Auch Beutelthierreste, von einer Didelphis *), will man, und zwar namentlich in dem Oolithenschiefer von Stonesfield, gefunden haben. ‘ Dabei zeigen sich noch häufig in jenen Formationen baumartige Farren, wie auch andere Kryptogamen, palmenähnliche Gewächse, u.s. w. wozwischen die Flora in diesen Lagern allmählig eine andere Gestalt annimmt, indem immer mehr dicotyledonische Pflanzen Pflanzenreichthum der Keuperformation aufmerksam gemacht. Die Gegenden von Sinsheim, Würzburg, Heilbronn, Stuttgart, Bamberg u. s. w. haben , nach seinen Bemerkungen, schon schöne Pflanzen-Reste geliefert, wovon jedoch die meisten noch unbeschrieben sind. *) WVergl. die frühere Anmerkung. S. 22. Me auftreten, die von jenen früheren, mehr tropischen Gewächsen mehr und mehr abweichen und den Vegetabilien gemälsigter Zonen ähn- licher werden. Ein Beweis offenbar, wie bei der Bildung dieser Gebirgslager viele Landpflanzen schon erzeugt gewesen sind. Häufig finden sich hier noch Steinkohlen- und zugleich Braunkohlen-Lager. Die Liasformation zeichnet sich besonders häufig, in manchen Lagern wenigstens, durch eine beträchtliche Beimischung der fossilen Reste einer Muschel, der Gryphaea arcuata aus, welshalb ihren kalkigen Schichten auch der Name Gryphitenkalk beigelegt wurde, der jedoch nicht immer passend ist*). Mit jener Muschel sind hier aufserdem noch eine Menge anderer organischer Reste begraben, wie Crinoi- deen, Ammoniten, Belemniten, Terebratuliten, mehrere den eigent- lichen Acephalen angehörende Muscheln, eben ‚so auch Fische und Amphibien. Hier finden sich auch in grofser Menge die urweltlichen Excremente oder Coprolithen jener unter- gegangenen Amphibienarten, besonders seit kurzem in Eng- land entdeckte Im Jurakalke sind als besonders charakte- ristisch und in reichlicher Menge vorhanden Seeigelreste und vor allen Corallinen, namentlich Madreporen,, welshalb diese Formation auch wohl mit dem Namen des Korallen- oder Madreporenkalks bezeichnet wird. Zu den jurassischen Formationen wird unter anderen anch der sogenannte Nummulitenkalk gezählt, und es gehört daher noch der merkwürdige, an fossilen Resten so reiche Solenhofer Kalkschiefer, berühmt durch seine lithographischen Kalksteine. Die secundären Sülswassergebilde, thonige, mergelartige, kalkige und sandige Schich- ten, unterscheiden sich von allen übrigen hierher gehörenden, mari- nischen Lagern durch die Süfswassergeschöpfe , welche sie in ansehnlicher Menge enthalten, wie Unionen, Paludinen, Melanien *) Andere Arten des Genus Gryphaea sind für andere Erdlager bezeichnend und charakteristisch ; so z. B. Gryph. dilatata für den Oxfordthon, Gryph, Co- lumba für die Kreide, u. s. w. u wa aus der Abtheilung der Mollusken; ferner Schildkröten, Krokodile und andere mächtige eidechsenartige Wasseramphibien, wie Iguanodon- ten, Ichthyosauren, Plesiosauren u. a., aufserdem aber auch von Pflanzen Equisetaceen, baumartige Farren, palmenähnliche Formen, nebst beträchtlichen Kohlenlagern. Vorzüglich merkwürdig sind die Lager von Tilgate Forest, in der Grafschaft Sussex, wo man jene fossilen Weberbleibsel insbesondere häufig gefunden hat. In der Kreideformation endlich, welche als die Scheidewand angesehen werden kann zwischen den älteren und den jüngeren Gebirgslagern, hat man auch viele Versteinerungen entdeckt, Meeresthiere besonders, namentlich Echiniten, Madreporiten u. a., auch Schaal- thiere, wie Ostraciten, Hippuriten, Terebratuliten, Inoceramus- Arten, Belemniten, Ammoniten u. s. w. Dazwischen Fische und Amphibien, selbst Koprolithen. Pflanzen kommen hier im Ganzen nicht häufig vor. Betrachten wir nun noch einmal mit einem allgemeinen Ueber- blicke die Flötzgebirgsreihe, so werden wir darin an Petrefacten als besonders vorherrschende Bildungen von wirbellosen Thieren Ammoniten, Belemniten, Gryphiten u. a., von Wirbelthieren aber mehrere ausnehmend grolse eidechsenartige Amphibien wahrnehmen. Unter den Pflanzen ist die Form palmenartiger Gewächse und die der baumartigen Farren hier noch immer von Bedeutung. — Je näher man der Erdoberfläche und den letzten, die Erdrinde bildenden Gebirgslagern kommt, desto mehr kann man bemerken, dafs I) dieZahl der fossilen Pflanzen und Thiere allmählig immer mehr und mehr zunimmt, dafs insbesondere die höheren phanerogamischen Gewächse ein auffallendes Uebergewicht über die Monocotyledonen und Krypto- ‘ gamen erhalten. Dafs 2) diese organischen Wesen sich, theilweise wenig- stens, immer mehr von denen der frühesten Bildung, 4 A Zi _ die nicht selten, wie diefs insbesondere die ausgestor- bene Flora der Steinkohlen darthut, mit solchen, aufser Europa und in derjetzigen Tropenwelt lebenden For- menin vielfacher Beziehung Aehnlichkeit hatten, ent- fernen: dafs sie ü 3) immer ähnlicher werden den jetzt noch lebenden Arten und Geschlechtern, bis sich endlich zwischen wirklich ausgestorbenen , oder für jene Gegenden wenigstens ausgestorbenen, Schöpfungen solche zeigen, die mit noch lebenden von ganz ähnlicher, wo nicht gleicher Artsind, und dafs diese inden obersten Schich- ten insbesondere zunehmen: dals sich 4) zwischen solchen Pflanzen und Thieren, die mehr für die heifseren Zonen geschaffen zu sein scheinen, immer häufiger solche finden, die auch in gemäfsigten Himmelstrichen gedeihen konnten: dafs ferner 5) manche Abtheilungen, manche Familien von Thie- ren eine mehr oder minder auffallende Verschiedenheit ihres Typus zeigen, je näher sie von denälteren Ge- steinen an zu den jüngerenGebirgsformationen hinauf- steigen: dafs endlich 6) diese Bildungen gerade dadurch deutlich zeigen, wie in jenen früheren Erdepochen die Temperatur- verhältnisse in den nun gemäfsigten und selbst nörd- lichen Regionen der Erde sehr von den jetzigen diffe- rirten, ohne Zweifel aber mehr mit denen der Tropen- welt unserer Zeit übereinstimmten; wie sich allmählig dieklimatischenEinflüsse, so wie auch die des Bodens verändern konnten und verändert haben und den Charakter anzunehmen im Stande waren, denin dieser Hinsicht die jetzige Erdperiode mit ihren Geschöpfen behauptet. — MM Alle diese Sätze finden wir besonders in den tertiären Gebirgen mit ihren fossilen Ueberkleibseln bestätigt. Es fangen diese Formationen mit einer grofsen Zerstörung dicotyledo- nischer Gewächse an. Sie enthalten eine grofse Menge von Thierpetre- facten, und die vollkommneren Thierformen, Vögel und vorzüglich Säuge- thiere, werden in beträchtlicher Menge ausschliefslich in ihnen wahrge- nommen. Merkwürdig ist, in geognostischer Hinsicht, der eigenthüm- liche Wechsel von marinischen und Süfswasser-Gebilden darin und defs- halb eben auch derWechsel der in ihnen vorkommenden Meeres-,Süflswas- ser und selbst Land-Bewohner. Vorzüglich wichtig sind besonders die jüngeren Kalkgebilde der tertiären Lager, die eines Theils als Sülswas- serkalk erscheinen und eine Menge von Sülswasser-Conchylien und Fischen enthalten. — Auf die secundären Lager folgt als unterste tertiäre und zwar Sülswasser-Bildung ein plasticher Thon, mit Sülswassermollusken, wie Paludinen, Lymnäen, Planorben, aber auch mit Ostraceen, Cerithien, verschiedenen Amphibien und Säugethieren, namentlich Paläothieren. Mächtige Braunkohlenlager sind darin häufig. Ueber ihr liegt in manchen Gegenden die Formation des Grobkalks, oftmals ausschliefslich mit Resten von Meerthieren, beson- ders Muscheln, ausgestattet. An anderen Orten finden sich darin, aufser Süfswassermollusken, Fische, Amphibien, selbst einige Säuge- thiere. Es lagern sich, wie z. B. bei Paris, auf diesen Kalk wieder Sülswassergebilde, wie Gipsmassen u. s. w., zuweilen wechselnd mit Meer- und Süfswasser-Conchylien, auch Insekten und Fischab- drücke, Süfswasseramphibien, namentlich Schildkröten, sowie von Säugethieren besonders Paläotherien und Anoplotherien einschlies- send. Darüber legt sich wieder eine Meeresformation , die der Molasse oder des Sandsteins von Fontainebleau, vorzüglich aus Sand, Sandstein und Mergel zusammengesetzt. In der eigentlichen Molasse, namentlich der der Schweiz , sind besonders Sandstein und Nagelfluh vorherschend mit untergeordneten Lagern von Braun- u ME kohle u. s. w. Vorzüglich reich ist diese Formation an meistens sehr zerstörten Meeresconchylien, Ostraceen u. a., oft ganz ähnlich denen noch lebender Arten. Auf diese Meeresformation folgt wie- derum eine Süfswasserformation, besonders aus Mergel, Kalk und Quarz gebildet. Sülswasser - und Land - Conchylien , identisch mit denen der jetzigen Schöpfung, wie Lymnäen, Paludinen, Buli- mus- und Helix-Arten u. s. w., eben so Pflanzen, die nicht in älteren Erdschichten sich zeigen, wie Charen, Nymphäen u, a. kommen mit Schildkröten und Landsäugethieren hier vor. Dann folgt die jüngste Meeresformation, von den neueren Geognosten auch wohl Crag-Formation genannt, durch Mannigfaltigkeit des Gesteins ausgezeichnet und zusammengesetzt aus Sandstein, Kalk, Muscheln, Thon, Mergel und Nagelfluh. Hieher gehört auch der Muschelsandstein und der an Petrefacten überaus reiche Oeninger- Kalkstein. Sehr viele Meerbewohner, vor Allem Conchylien, aber auch Fischreste, wie Zähne von Haifischen, ebenso Süfswasser- und Land-Conchylien, Baumblätter, Insecten, Crustaceen, Amphibien, Vögel, grofse Landsäugethiere, vorzüglich Dickhäuter, Wiederkäuer, Raub- thiere, sind hier, an manchen Orten regellos durcheinander gewor- fen, vorhanden. Braunkohlenflötze bilden untergeordnete Lager. — Man- che in den älteren Schichten sich zeigende Thierreste sind in diesen jüngeren Gebilden völlig verschwunden, wie Ammoniten, Belemniten, Orthocerathiten, Gryphiten, Productus-Arten, Trilobiten, Thiere, die entweder durch die mannigfaltigen gewaltsamen Katastrophen völlig vertilgt wurden, oder die wahrscheinlich jetzt nicht mehr ihr Leben in dem nun durch alle vorhergegangenen Metamorphosen so umgeän- derten Meere und in den so verschiedenen Teemperaturverhältnissen dieser Erdperiode zu fristen im Stande waren. Sehr selten hat man auch palmenartige Gewächse, baumhohe Farrenkräuter, Epuisetaceen u. a. hier aufgefunden. Alle diese Geschöpfe gehörten also vor- zugsweise früheren Epochen der Erde an. ‘Die Flora der tertiären re Gebirge ist nach Bronentarr's trefflichen Untersuchungen, mehr der von Europa und dem nördlichen Amerika analog geworden. — Die letzten, die äufserste Hülle oder Rinde der Erde bildenden Lager sind die des aufgeschwemmten Landes und Gesteine von meistens geringem Zusammenhange. Sie wurden von mehreren Geognosten, wie von Au. v. Humzoıpr, u.a., als die obersten Schich- ten der tertiären Bildungen betrachtet; allein neuere Naturforscher haben sie davon getrennt und in zwei Abtheilungen geschieden, näm- lich 1)in diederälterenDiluvial- und 2) in die darüber liegenden jüngeren Alluvial- oder postdiluvianischen Formationen, welche den durch Menschenhände bebauten und urbar gemachten Boden in der Regel liefern. — Die Diluviallager (Diluvium), aus Trümmergebilden, Thon, Lehm, Sand, Gerölle u. s. w. bestehend, zusammengetrieben und entstanden durch mächtige Strömungen, Fiuthen und Ueberschwemmungen, wodurch ganze Länder und weite Erdstrecken bedeckt wurden und die bis zu beträchtlichen Höhen hinauf stiegen, waren die Hauptmomente zur Entstehung dieser Schichten. Meeresgeschöpfe,, wie solche des sülsen Wassers und des Landes, die gröfstentheils noch lebenden Geschlechtern angehö- ren, wurden hier begraben. Hier finden sich vorzugsweise eine Menge Säugethierknochen, von grofsen Pachydermen besonders, von Pferden, Wiederkäuern, Bären, Hyänen u. a. Besonders charakte- ristisch ist das Vorkommen des Mammuth, Elephas primigenius, Br. und des nordischen Nashorns, Rhinoceros tichorhinus, Cuv. — Dieser Periode gehören auch die Knochenbreccien, angefüllt mit Knochen- resten von Wirbelthieren, unter denen auch Vögel sich befinden, und mit Schalen von Weichthieren. Solche Breccien liefern Gibraltar, Corsika, Sardinien, die Gegenden von Cette , Nizza, u. s. w. — In dieselbe Periode sind ferner die 'Thierknochen zu. zählen, die sich in grofsen Felsenhöhlen, von denen ich in unserm teutschen Vaterlande nur die Baumanns- und Scharzfelder Höhle des Harzes, > die Gailenreutherhöhle u. a. nenne, oft sehr häufig gezeigt haben. Knochen von Höhlenkären, Hyänen u. a., aber auch von Hirsch- arten und kleineren Thieren, wie Hasen, Mäusen, Vögeln u. s. w., Thieren, die sich gemeiniglich hier aufhielten, wie die erst genann- ten, oder die hieher als Beute von Raubthieren geschleppt wurden, oder die sich vor den anströmenden Wasserwogen flüchtend, dort sicher zu bergen suchten, oder aber solche, welche durch Strö- mungen zufällig dahin geschwemmt wurden. Man hat hier auch Menschenknochen gefunden, die aber zufällig und gewils später in diese Höhlen geriethen, wenn man nicht annehmen will, dafs solche Geschöpfe in jenen Gegenden noch zugleich mit dem Menschen, also in der jetzigen Erdepoche, lebten. — Die Alluvialformation (Alluvium), die oberste Decke der Erde bildend und bewohnt von den jetzt leben- den Thieren, wohin wir nun auch die vollkommensten von allen, die Affen und den Menschen rechnen können, schliefst nur Reste von Pflanzen und Thieren ein, die gemeiniglich noch an solchen Orten leben. Diese Formation bildet sich lokal auch noch jetzt fort, durch Meeres- wie durch Flufsanschwemmungen und Ablagerungen, durch Verfaulen organischer Reste u. s. w. Kalktuffe aus dem sülsen Wasser, neue Kalk- und Sandstein-Gebilde aus dem Meere, setzen sich noch jetzt daraus ab, auch Torflager, aus abgestorbenen Pflan- zentheilen und Pflanzen entstanden, scheinen sich an manchen Orten weiter auszubreiten. In allen diesen Massen sind der jetzigen Schöpfung angehörende Thiere zu bemerken und noch jetzt werden sie nach ihrem Tode darin häufig aufgenommen. Zugleich mit ihnen findet man Menschenknochen und nicht selten Werkzeuge der Men- schen dabei, wie Waffen, Arbeitszeug, Schmuck u. dgl. — — Bevor ich diese Betrachtungen schliefse kann ich nicht uner- wähnt lassen, dafs vor nicht gar langer Zeit der wackere Schweizer- Naturforscher Hucı in seiner naturhistorischen Alpenreise als Gesetz für die physikalische Verbreitung der Petrefacten aufgefunden hat: — DE „dafs die Versteinerungen vorzugsweise häufig nur in Zwischenlagern „erscheinen, bei Uebergängen, wo gewöhnlich der Kalkgehalt abnimmt, „dagegen Thon und Kieselerde auftreten. Finden sie sich in mehr „gleichartigen Gebilden, in der Hauptformation selbst, so sind sie „besonders den tiefsten und höchsten Schichten eigen, den Ueber- „gängen, dem Anfange und Ende der Formation sehr nahe. Mit „der Mächtigkeit der Formation steht die Petrefacten-Menge im „Allgemeinen im. umgekehrten Verhältnisse. Bei ee „der Gebilde findet man, dafs, wenn, was jedoch selten ist, Verstei- „nerungen darin auftreten, dieselben Species stets um vieles kleiner „vorkommen, als sie sich bei geringerer Stärke der nämlichen For- „mation zeigen.“*)— Es gehört hieher ferner noch die Bemerkung, dafs man fossile organische Reste, Meeresproducte, nicht allein in den verschiedenen Tiefen der Erdrinde antrifft; sondern, dafs sie sich auch mitunter auf hohen Bergen, und zwar in sehr bedeutenden Höhen finden, was man früher für einen Beweis hielt, dafs die Gewässer des Meeres einst so hoch gestanden haben sollen. Wohin mögte aber diese so ungeheure Wassermasse im Laufe der Zeit gekommen sein!— Leicht erklärlich wird das Vorkommen von Petrefacten in so mächtigen Höhen, wenn man der früher von Paızas, De Lvc u. A. schon geahnten, später insbesondere von Leor. v. Buch, Erız DE Beaumont u. A. so höchst annehmbar gemachten Ansicht von all- *) Interessant für die physikalische Verbreitung der Petrefacten ist auch die An- gabe Bronn’s, dafsfast alle Glieder des südteutschen Alpengebirgs eine Vermengung fossiler Arten aus verschiedenen Formationen darbieten. Der Graf Zu Münster hat dieses in Bezug auf das Kalkmergellager von St. Cassian in Tyrol bestätigt, mit dem Beifügen, dafs eine solche Erscheinung bis jetzt an anderen Orten ohne Beispiel ist und zur Zeit als ein anomales und zugleich völlig isolirtes Factum beirachtet werden mufs. Vergl. Neues Jahrb. der Mineralogie, von v. LEONHARD und Broxn. Jahrg. 1834. Hft. 1.8. 1. a BE mähliger Erhebung solcher Bergeshöhen, die aus massigen Gebirgs- lagern vorzugsweise bestehen, huldigt. — So sah LICHTENSTEIN in Südafrika in einer Höhe von 5000 Fuls über der Meeresfläche noch Fischabdrücke im Thonschiefergesteine. Der fleifsige Untersucher der Pyrenäen Ramon fand hier auf den höchsten Bergen, wie auf dem Mont perdu, in einer Höhe von 8400 Fufs noch Conchylienreste, z. B. austerartige Muscheln. V. Humsorpr sam- melte auf dem Plateau von Santa Fe in Südamerika, in einer Höhe von 1350 Toisen, noch Zähne von Mastodonten. Das Steinkohlen- gebiet bei Chipo in Columbia, welches zu einer Höhe von 8160 Fuls steigt, schliefst Versteinerungen ein; ja der umsichtige Reisende UrroA fand auf einem über 13000 Fufs hohen Gebirge der peruanischen Cordilleren Steinkohlenlager, worin fossile Reste von Meerthieren waren und nach dem Zeugnisse des Abbe Mouına sollen ähnliche Versteinerungen auf dem Gipfel des noch weit höhern Descabe- sado in Chili vorkommen. Dr. GerArD aber stiels bei seinen Wan- derungen in den Himalaya-Gegenden, in einer Höhe von 15,500 Fufs, auf zahlreiche Muschelversteinerungen*). — — Wir haben nun noch die eigentlich geographische Verbreitung der Petrefacten zu untersuchen und dabei in dieser Beziehung das Verhältnifs derselben zu der jetzt lebenden Schöpfung auszumitteln. In’s Specielle hier einzugehen, würde die Gränzen des Vortrags *) In einer der neuesten, an naturhistorischen Bemerkungen sehr reichen, Reise- beschreibungen, von Dr. J. F. Meven (Reise um die Erde, u. s. w., in den Jahren 1830 — 32. Thl. 1. Berlin. 1834. 4. S. 42.) nämlich, wird angegeben, dafs sich Ammonshörner im Zechsteine auf dem Gipfel des Feuerbergs von Maypo, weit über die Region des ewigen Schnees hinaus, vorfanden, und D’Orsıenv sah (S. Frorıer’s Notiz. Bd. 40. Nro. 10. April. 1884. S. 152) auf einer Hochebene der Anden, mehr als 12,000 Fufs über der Meeres- fläche, noch fossile Seethiere. — a überschreiten und es sind demnach nur die wichtigsten Momente hervorzuheben, von denen einige, wie z. B. über die gleichmälsigere, allgemeinere und bei weitem weniger beschränkte Verbreitungsweise so vieler fossiler Reste, schon früher berührt werden mufsten. Hier- aus können wir also abnehmen, als ein meistens gültiges Gesetz, dafs die urweltlichen Ueberbleibsel, im Allgemeinen wenigstens, bei weitem ausgedehntere und weitereVer- breitungs-Bezirke gehabt haben müssen, als die jetzt existirenden organischen Wesen. Bei der fernern Untersuchung dieses Gegenstandes werde ich, was auch beson- ders Interesse hat, vorzüglich die Pflanzen und Thicere berück- sichtigen, deren Verwandte völlig ausgestorben sind; sowie ferner die, von denen an den Orten, in den Welitheilen, wo sie aufgefunden werden, entweder keine ähnliche, oder, wenn dies ist, doch sehr veränderte Formen lebend sich finden. Bei diesen Betrachtungen mufs ich vorzüglich unsern Welttheil im Auge haben, um die Flora und Fauna der Vor- und Jeiztwelt zu vergleichen. — Bei der Untersuchung der geographischen Verbreitung der Petrefac- ten mufs es uns natürlich gleich auf den ersten Blick verwundern, dafs so viele von ihnen und ihren Verwandten nicht mehr an den Orten und selbst in den Erdtheilen leben, wo man sie jetzt oftmals ausgegraben hat; dafs so viele verwandie Geschlechter und Arten nur in wärmeren, tropischen Zonen noch vorkommen. Diefs machte natürlich besonders frühere Naturforscher stutzig und viele hegten den Glauben, dafs die fossilen Reste ursprünglich Bewohner dieser Gegenden gewesen seien, und nur, durch mächtige Fluthen in die gemäfsigteren und nördlicheren Elimmelsstriche getrieben, hier ihr Grab gefunden haben sollten. Nach allen genaueren Untersuchun- gen und Beobachtungen aber müssen wir offenbar zu der Annahme gelangen, dafs jene urweltlichen Geschöpfe an den Orten lebten, wo wir sie jetzt begraben finden. — 5» EINEN). ; BE Wenn wir mit der Betrachtung des Pflanzenreichs beginnen wollen, so werden wir wohl zuerst durch die merkwürdigen Kohlen- lager der verschiedenen Formationen daran erinnert. Es ist, trotz vieler Einwendungen, wohl als erwiesen anzusehen, dafs nicht allein die Braunkohlen, sondern auch die Steinkohlen vegetabilischen, wenn schon, besonders was die letzteren betrifft, nicht rein vegetabilischen Ursprungs sind. Die verschiedenen Kohlenformationen verdanken durch unterirdische Wärme verkohlten und bald mehr bald minder petri- ficirten, in den Schofs der Erde begrabenen Vegetabilien ihre Entste- hung. Palmen oder palmenähnliche Gewächse, so wie auch andere Monocotyledonen, Stämme von Farrenkräutern aber auch, nament- lich wenn man die jüngeren Kohlenlager ins Auge falst, höhere, ins- besondere gymnospermischen Phanerogamen angehörende Bäume u. s. w. sind zuihrer Bildung verwendet. Schwer ist es oft, beson- ders in den Steinkohlenlagern dieselben gehörig nachzuweisen. In den Steinkohlenschichten der Erde finden wir nun aufserdem die meisten noch deutlich ausgeprägten besonders älteren Pflanzenver- steinerungen, wie unter anderen Farrenkräuter, die in einer frühern Erdperiode eine sehr grolse Rolle in der Natur gespielt haben müssen, eingeschlossen. Wie sich die fossile Kohle in allen Welt- theilen zeigt, so sind auch in allen die in ihr vorkommenden Vege- tabilien, obgleich von den jetzt existirenden verschieden und als ausgestorbene Formen zu betrachten, von ähnlicher und gleicher Beschaffenheit und Art. Dieser letztere Punkt spricht besonders mit dafür, wie das auch schon Graf STERNBERG, u. A. nachwiesen, dafs sie unter gleichen Verhältnissen der Temperatur und der Atmosphäre sich verbreiten mufsten. In Europa finden wir in dieser Beziehung besonders Teutschland;, Frankreich, England und Belgien ausnehmend reich, während jene Kohlenbildung in Griechenland, Italien, Spanien, aber auch in Nordafrika und Westasien fast gänz- lich fehlt, daher diese Gegenden auch arm an vorweltlichen Pflanzen = BD > sind. Nur auf dem Monte Bolca bei Verona erscheint die Flora der Urwelt von Italien einzig und allein reich an Arten derselben. — Aus der Klasse der unvollkommensten Gewächse, der Agamen nämlich, bieten die Conferven nur einige wenige fossile Arten dar und spielen also eine unbedeutende Rolle in der Flora jener Vorzeit. Auf der Insel Bornholm z. B. und auf dem :Monte Bolca hat man ein Paar fossile Confervenarten gefunden. Die Conferven der jetzi- gen Schöpfung kommen mehr in der gemäßsigten, als in der Aequi- noctialzone vor. Von fossilen Fucoiden, zu denen z. B. die Genera Cauler- pites, Bronen., Sphaerococeites, StErne., Delesserites, Bronen., Cysto- seirites, STERNE. u. a. gehören, von welchen dagegen die jetzt lebenden Meeresbewohner, obgleich jede Zone, also auch die der Nordmeere, eigenihümliche Geschlechter derselben besitzt, besonders in den Aequinoctial-Regionen ihren Hauptreichthum ausbreiten, hat man schon mehrere Arten in den ältesten, organische Ueberbleibsel ein- schliefsenden Erdlagern von Nord-Europa und Amerika, in Teeutsch- land, England, Spanien, Canada, u. s. w. entdeckt. Urweltliche Moose, finden sich, sonderbarer Weise, selten und sind auf noch lebende Geschlechter zurückzuführen. Eigenthümlich ist es hierbei, dafs jetzt von. diesen Kryptogamen eine so ansehnliche Menge von Arten in allen Welttheilen verbreitet ist. Merkwürdig wird das Erscheinen fossiler Schachtelhalme oder Equisetaceen, vorzüglich durch die beträchtliche Gröfse so mancher von ihnen, namentlich wenn man die ausschliefslich urweltlichen Calamiten hierher rechnet, von denen jedoch auch die noch jetzt lebenden Verwandten besonders in gemäs- sigten, feuchten Himmelsstrichen, :oder auf Bergeshöhen der wär- mern Zone leben. Petrificirt hat man sie in mehreren Gegenden Teutschlands, Grofsbritanniens und Frankreichs, aber auch in Nord- amerika bemerkt. Auch unter den wenigen vorweltlichen in den Steinkohlen von Teutschland und England vornehmlich gefundenen Lycopodiaceen, wohin das nur in den älteren Steinkohlenformationen BR. .. ERROR vorkommende Gen. Lepidodendron, Srerne. u.a. gestellt werden*), hat man Formen von baumartiger Gröfse wahrgenommen, während die der jetzigen Schöpfung, von denen Arten in allen Welttheilen entdeckt sind, eine geringere Grölse besitzen. Vor Allem auffallend und zahlreich sind die fossilen Reste der meistens mit ihren noch lebenden Familien- verwandten bald mehr, bald weniger Aehnlichkeit zeigenden Far- renkräuter. Man hat sie meistentheils in den Steinkohlenlagern Europas und der übrigen Welttheile gefunden, mitunter Geschlechter, die völlig ausgestorben sind, wie die Genera Neuropteris , STERNE., Sigillaria, Bronenw., Pachypteris, B., Odontopteris, B., Lonchopteris, B., Taeniopteris, B., das an Arten reiche Genus Pecopteris, welches mit verschiedenen noch lebenden Geschlechtern der Farrenkräuter viele Aehnlichkeit hat, u. a m. Auffallen muls es, dafs selbst in Europa unter ihnen hohe baumartige, den Palmenbäumen nicht unähnliche Farren sich finden, wie sie sich jetzt nur unter dem tropischen Himmel zeigen, während die jetzige Farrenkrautbildung in Europa im Vergleich mit jener urweltlichen völlig erschöpft zu sein scheint, indem hier nur kleine, höchstens strauchähnliche Arten gedeihen. Aber es ziehen doch auch jene tropischen, baumartigen Farrenkräuter, von denen so viele im Süden von Amerika vege- tiren, hier gemeiniglich ein gemälsigteres Klima auf Bergeshöhen, oder ein feuchtes, warmes dem heilsen vor. Die Verwandten der fossilen Cannaceen sind alle aufser Europa und meistens in den Tropenländern einheimisch. Die fossilen monocotyledonischen Pal- men, wohin man z. B. die Gen. Flabellaria, Palmacites, Noeggerathia bis jetzt gerechnet hat, bieten durch ihre Verbreitung eine interes- sante Erscheinung dar. Nicht selten mit jenen Farrenkräutern vorkommend, zeigen sie sich überall auch in Europa verbreitet und oft von rielsenhafter Gröfse. Die Verbreitungsbezirke der jetzigen *) Wahrscheinlich gehören verschiedene zu Lepidodendron gerechnete Arten der Familie der Farrenkräuter an. er gu Palmenarten, dieser Fürsten der Pflanzenwelt, wie sie Linve nannte, erscheinen dagegen weit beschränkter als in den früheren Erdepochen und es ist die wahre Heimath derselben nunmehr die heifse Zone von Amerika, Asien, Afrika und Australien, während sich im Süden von Europa längs den Küsten des Mittelmeers, als Repräsentant gleichsam, nur eine mehr zwergartige Form dieser Familie, die Chamaerops humilis nämlich, im wildwachsenden Zustande findet. Nur sehr wenige Arten, wie z. B. die gigantische Wachspalme (Coreoxylon Andicola), leben in höher gelegenen, weniger heifsen Gegenden. Bemerkenswerth ist es hiebei noch, dafs in Japan auf einige und dreifsig Grad der Breite, wo nicht selten Schnee fällt, auch noch Palmen und aulserdem Cycadeen und Scitamineen gedei- hen*). — Cycadeen, die man in älteren Erdlagern gefunden haben will und deren Vorkommen sich hier gewifs bestätigt, was man allenfalls schon daraus abnehmen kann, dafs diese Familie so manche Uebereinstimmung theils mit Farrenkräutern, theils mit Palmen und selbst mit Coniferen hat**), wachsen jetzt auch insbesondere in den Tropengegenden ; während, wenn wir den vorzüglichsten Ver- breitungs-Bezirk der jetzt lebenden Coniferen aufsuchen, dieser, merk- würdiger Weise, der nördlichen und gemälsigten Zone, also der zwischen dem nördlichen Polarkreise und dem Wendekreise des Krebses, anheim fällt. Die fossilen Dicotyledonen haben in petre- factologischer Hinsicht im Allgemeinen lange nicht das Interesse, welches die gymnospermischen Phanerogamen, die Monocotyledonen und Kryptogamen gewähren. Die fossilen Früchte und besonders die Blätter, welche von ihnen vorkommen, lassen sich häufig auf noch jetzt lebende Geschlechter, die nicht selten an denselben Orten noch erscheinen, reduciren. Schwieriger wird dies bei den oft sich ») S.J. F. Schouw, Grundzüge einer allgemeinen Pflanzengeographie. Berlin. 1823. 8. S. 432. **) Vergl. L. €. Rıcuarp, Commentatio de Coniferis et Cicadeis. Opus posthum. Situtgardiae. 1826. 4. p. 177, sq. ’ a findenden fossilen Hölzern und mitunter auch selbst bei Früchten, besonders solchen, die ohne Zweifel nichts Analoges mit den europäischen Arten haben, und von denen verwandte Bildungen wiederum nur unter den aufsereuropäischen und den Tropengewächsen zu suchen sind. Es machen sich auch noch in tertiären Gebirgslagern Europa’s manche Genera von Pflanzen bemerkbar, welche jetzt nicht mehr in diesem Erdtheile existiren, wiez. B. Taxodium europaeum, Broxcn. welches in dem Süfswassergebilde der Insel Iliodroma (Nordgrie- chenland) beobachtet ist. Die Verbreitung der lebenden Arten jenes Geschlechts ist auf Nordamerika und Ostasien beschränkt*). — Reste von Weiden, Juglans-Arten, Birken, Pappeln, Ulmen, ferner von Coniferen (Juniperus, Cupressus u. s.w.) u. a. sind nicht selten, vorzüglich in jüngeren Gebirgslagern aufgefunden**). Eine besondere Erwähnung verdient hier am Schlusse unserer Angaben über die geographische Verbreitung von Vegetabilien noch ein pflanzliches urweltliches Produckt, welches wahrscheinlich von, oft ungeheure Strecken bedeckenden, untergegangenen Tannenarten herrühren mufs; ich meine den Bernstein. Dieses merkwürdige Harz, ein wichtiger, schon den Phöniciern bekannter, Handelsartikel , das vorzugsweise ®hd in grofser Menge an den Küsten der Ostsee sich zeigt, kommt aulserdem noch in Grönland, der Schweiz, in Spanien, Italien, *) S. Annal. des Scienc. natur. Par. 1833. Aout. p. 168. — Nach einer Mitthei- lung des Hrn. Prof. Braun soll jenes Taxodinm auch am Bodensee häufig gewe- sen sein. — Eben derselbe hat z. B. unter den Oeninger Pflanzen noch manche andere Belege für den oben aufgestellten Satz gefunden, so z.B. einen Liqui- dambar, den er Lig. europaeum nennt. — *) Ob wirklich zu der Familie der Cacteen gehörende Arten auch unter den vorweltlichen Vegetabilien vorkommen, wage ich nicht zu entscheiden. Diese so sonderbaren Gewächse, deren Vaterland jetzt ausschliefslich die südlicheren und südlichen Theile Amerika’s ist, wachsen insbesondere in sandigem unfrucht- barem Boden oder auf nackten Felswänden und ich möchte de/shalb bezweifeln, dafs der mehr feuchte Boden der Vorwelt jene Saftpflanzen hervorgebracht habe. u E — Egypten und dem übrigen Afrika, in Syrien, Ostindien und China, jedoch in weit geringerer Menge, vor. Es ist, nach WaLchner, in früheren Zeiten auch mit der Braunkohle des Schienerbergs am Bodensee zu Tage gefördert. Eben so hat man es in Begleitung dieser Kohlenformation bei Halle, Helmstädt u. s. w., also in ver- hältnifsmälsig jüngeren Formationen, ausgegraben. Nach einigen Naturforschern soll der den Bernstein liefernde Baum ein dem Aloeholzbaume, Aloexylon agalloechum, in Cochinchina zu Hause, nahe verwandtes Gewächs sein. In diesem Bernsteine findet sich wieder eine kleine Welt vorweltlicher, meist wohlerhaltener Thiere, insbesondere Insekten, Arachniden und auch Crustaceen, eingeschlos- sen*). — ‘Der treffliche Graf Sterveere nahm früher schon drei Zeit- räume der Pflanzenbildung an, nämlich 1) eine auflsereuropäische Pflanzenwelt in der Steinkohlenformation ; 2) eine Ueber- gangspflanzenwelt in der Braunkohle und 3) eine neueuro- *%), Wenn früher viele Naturforscher den Bernstein dem Mineralreiche zugesell- = ten, und ihn für ein verdicktes mineralisches Harz, für ein verhärtetes Steinöl oder ein Erdpech erklärten, so ist jetzt doch wohl die allgemeine Meinung und zugleich die richtige, dafs er dem Pflanzenreiche angehören müsse. Dieser Meinung waren selbst schon ältere Gelehrte, wie z. B. Pıinıus, Hist. nat. Lib. 37. cap. 3. welcher auch bemerkt, dafs Ameisen und Mücken, sogar Eidechsen darin vorkommen; Taeıtus, de situ, moribus et populis Germaniae. cap. 49, wo sich derselbe auf ähnliche Weise ausspricht, u. s. w. Das beste frühere Werk über den Bernstein und die mumienähnlich in ihm eingeschlossenen ‚Thierleichen ist von dem wackern SenpeLivs, Histora Suc- cinorum corpora aliena involventium. Lips. 1742. fol. Mit Abbild. In neueren Zeiten haben wir besonders interessante Bemerkungen darüber erhalten von dem trefflichen, zu früh den Wissenschaften durch Meuchelmord. entrissenen A.F. Schweiseer, in seinen Beobachtungen auf naturhistorischen Reisen. Berlin. 1819. 4.S.101, ff.; von G. C. BerexDT, die Insekten im Bernstein. Ein Bei- trag zur Thiergeschichte der Vorwelt. Hft. 1. Danzig. 1830. 4.; u. a. — a päische, deren Ueberreste sich im aufgeschwemmten Lande und im Torfe finden. In späterer Zeit hat derselbe seine drei Vegetations- Perioden folgender Weise characterisirt: für die erste Periode als besonders ausgezeichnet das Vorherrschen der Farrenkraut- bildung, sowie das Vorkommen der Genera Lepidodendron, STERNB., Sigillaria, Beonen., Rotularia und Annularia, Sterxe. Nach Bronc- NIÄRT soll dieselbe am passendsten einer Inselvegetation ent- sprechend sein. Die zweite Periode beginnt dann mit dem Erlöschen jener genannten Genera und sie characterisirt sich durch das Vorherrschen der Cycadeen. Nach Bronentarr's Untersu- chungen aber ist dieselbe mit einer solchen der Küstenländer übereinstimmend. Die dritte Periode, bezeichnet durch Ueber- gänge von Meerbedeckung, welche durch die Juraschiefer, Mergel und Sandstein hindurch bis in die Kreideformation selbst hinein- reichen und durch zahlreiche Fucoiden, welche den Uebergang kund thun, dargestellt, erscheint vorzüglich characteristisch in dem Ueber- gewichte dicotyledoner Pflanzen. Bronenıarr hat diese Flora mit der der Binnenländer und der grölseren Continente ver- glichen *)., — u *) Linpzey und W. Hurrox (The fossil Flora of Great Britain. Lond. Fol. Nr. I— Vll. 1832 — 1833) haben in der Vorrede des vierten Heftes eine kurze Uebersicht der periodisch auf einander gefolgten fossilen Floren gegeben. In der Periode der Steinkohlenformation waren riesenmäfsige Coniferen, ähnlich den Lycopo- diaceen, dann viele Cacteen oder Euphorbiaceen, Palmen und andere Monocoty- ledonen vorhanden. Nach dem rothen Sandsteineverschwinden die Cacteen und die Farrenkräuter herrschen. In der Periode des Lias und der Oolithe vermin- dern sich diese verhältnifsmäfsig , die Riesengewächse verschwinden, Cycadeen, den Pflanzenformen am Cap und in Neuholland analog, werden sehr gemein, die Coniferen erscheinen im Uebermafse, theils in Arten, die schon früher vor- handen gewesen. — Eigentliche Dicotyledonen sind mit Gewifsheit noch nicht bekannt. Nach der Kreide nähert sich die Flora immer mehr der noch beste- henden. Die Cycadeen sind verschwunden, die Farrenkräuter vermindert, die N Die geographische Verbreitung der fossilen und vorweltlichen Thierreste bietet uns bei weitem vielfachere und merkwürdigere Momente der Betrachtung dar, als die der Pflanzen-Ueberbleibsel. Von ihnen giebt es gar manche, die zur Bildung mächtiger Gebirgs- lager, insbesondere der der Kalke, ein Grofses beigetragen haben. Unter ihnen erscheinen so viele, von denen in der jetzigen Schö- pfung keine Spur, ja keine verwandte Typen vorkommen und sie zeigen uns besonders deutlich, wie schon aus den früheren Angaben erhellt, eine allmählige Entwicklung und Vervollkommnung der Formen, yon dem frühesten Auftreten in den älteren Gebirgen an bis zum jetzigen Leben der Erde. Sie liefern uns auch eine Menge von Belegen, wie sich in so mancher Hinsicht der Habitus und die Lebensweise vieler Thiere bis zu unserer: Zeit hinauf gar bedeutend verändert haben müssen. Man kann in der 'I'hat insbesondere von verschiedenen Thieren, vorzugsweise aber von Meeresthieren, jedoch selbst von Landthieren der jüngeren vorweltlichen Bildungsperioden der Erde, annehmen, dals sie die mehr oder minder gewaltsamen Metamorphosen überlebend, unserer jetzigen Schöpfung auch ihre Nachkommenschaft sicherten. — Von den niedrigsten Thieren, die zu der Abtheilung der Zoo- phyten gehören , finden sich schon viele Arten. Unter ihnen vorzüglich Polypengebäude oder Corallen , insbesondere aus der Familie der Milleporen und Madreporen, sowohl in den älteren wie in den neueren Formationen und in den rerschiedenen Ländern in und aufser Europa. Selten kommen weichere Polypengebilde Coniferen nehmen an Zahl der Arten zu. Palmen und andere tropische Mono- cotyledonen treten auf mit Erlen, Weiden, Pappeln, Kastanien, Sycomoren und anderen Dicotyledonen. Palmen, Cecropien, Sterculien und einige Malvaceen erscheinen in den mittleren und oberen tertiären Niederschlägen und die letzten Süfswasserschichten bieten nur noch Arten der gegenwärtigen Flora. Vergl. v. Leoxnaro’s und Bronn’s neue Zeitschrift f. Mineralogie. Jahrg. 1834. Hft. 9. S. 493, 6 (vgl. S. 11.) vor. und es scheinen nur wenige Ueberbleibsel von sogen. Fleisch-Polypen, wohin die urweltlichen Geschlechter Defran- cia, Brown, Jerea, Hippalimus, Lamovrovx u. a. gehören, vorhanden zu sein. Obgleich Lamarck, Lamouroux, GoLpruss u. A. mehrere neue Geschlechter aus fossilen Corallinen gebildet haben, wie die Genera Stromatopora, Catenipora, Columnaria, Clamopora, Aulopora, Syrin- gopora, Ocellaria, Spiropora u. m. a., so haben doch alle jene urweltlichen Polypenreste, wenn sie auch neuen Geschlechtern angehören, meistens Aehnlichkeit mit den noch jetzt existirenden, ausschliefslich in den verschiedenen Meeren der Erde, besonders häufig aber in den südlicheren Meeren lebenden Geschlechtern, und sie zeigen in Form und Bildung keine auffallenden und überraschenden Verschiedenheiten mit diesen*). Anders verhält es sich mit den in älteren bis zu den jüngsten Gebirgen begrabenen Ueberresten der mit kalkartigen Hüllen versehenen Strahlenthiere, der Familie der Seeigel und vorzüglich der der Seesterne. Unter ihnen aber zeichnen sich vor allen die Crinoideen (von Müruzr)aus. Diese haben fast alle gegliederte Kalkstiele gehabt, ähnlich sonst den Pflanzenstielen, mit welchen sie fest salsen. Die früheren Naturforscher nannten sie Encriniten oder Seelilien und Pentacriniten oder Seepalmen, die Aehnlichkeit ihrer Gestalt mit Vegetabilien nicht verkennend. Sonderbare, den Seesiernen oder Aste- roiden, besonders dem Genus Comatula, das auch petrificirte Arten, sehr ähnlich, wo nicht völlig gleich jeizt lebenden aufzuweisen hat, sich nähernde Formen**). Von ihnen sind viele Reste, welche in mehr- *) Einige wenige, allerdings auffallende Bildungen bieten jedoch unter anderen die fossilen Corallen-Geschlechter Vaginopora, Derr., aus jüngeren Gebirgen, Sidereporus, Bronxn, aus der Kreide? u. s. w. dar. **) Mehreres über jene urweltlichen Thiere, verglichen mit den jetzt lebenden Verwandten, enthält meine Abhandlung: Ueber das Asteroiden - Geschlecht Comatula, Lam.; in Hevsıeer’s Zeitschrift f. d. organ. Physik. Bd. III. Hft. 4. Kisenach. 1829. 8. S. 375, ff. RN: © fachen Arten die ältesten wie die jüngeren Gebirgsformationen, vorzüglich häufig aber die älteren Kalklager in ihrem Schofse auf- bewahrt haben, in verschiedenen Gegenden von Teutschland und England vorzüglich, selbst in Nordamerika, zu Tage gefördert. Die gewöhn- lichste Art, Encrinites liliiformis, Lam., findet sich insbesondere im Braunschweigischen , bei Göttingen und in England. Die einzelnen oft in Menge umhergestreuten Glieder der Stiele jener Thiere werden Entrochiten, Schraubensteine, Rädersteine u. s. w. genannt*). Nur zwei lebende Arten hat man bis jetzt kennen gelernt, die mit den Crinoideen besondere und auffallende Aehnlichkeit haben, näm- lich Encrinus Asteria, Bıume., ein sehr seltenes Thier, an den Küsten von Barbados, und eine winzig kleine Art, Pentacrinus euro- paeus, T., vor wenigen Jahren erst von Tiuomrson an den Küsten von England bemerkt. Die fossilen eigentlichen Seesierne und die Seeigel von welchen letzteren häufig auch ihre nicht selten ungemein grofsen Stacheln (Judensteine wohl genannt) vorkommen, sind denen der jetzigen Natur völlig ähnlich, mit Ausnahme des Genus Echino-Encrinites, H. v. M. **), eines merkwürdigen gestielten Geschlechts von Seeigeln, welches bis jetzt nur in Teutschland beob- achtet ist. !Es macht dieses Geschlecht vielleicht durch das Gen. Pentremites, Say, von dem eine Art in Nordteutschland,- die andere in Nordamerika entdeckt wurde, den Debergang von den Seeigeln zu den Crinoideen **). — *) Der wackere MıtLer hat in seiner meisterhaften Monographie der Crinoideen (Natural History of Crinoidea etc.) diese Familie in mehrere Geschlechter ge- trennt, von denen wir nur die Genera Encrinites, Pentacrinites, Apiocrinites, Poteriocrinites, Actiniocrinites, Eugeniacrinites hier namhaft machen wollen. **) Herem. v. Meyer hat über dieses Genus Nachrichten ertheilt in KAstver’s Archiv f.d. Naturlehre. Bd. VII. Hft.2. S. 185, f. M. Abbildg. Taf. II. und Bd. V1ll. S, 232, f. Vielleicht gehört hieher das Genus Echinosphaerites, WAHLEnB., bei dem man aber bis jetzt keinen Stiel wahrnehmen konnte. ***) Die Existenz vorweltlicher Ueberbleibsel von Holothurien (vergl. S. 14.) ist ae HL 4 Die kalkigen Schalen der Mollusken, die in so grofser Zahl in den älteren wie jüngeren Gebirgsformationen begraben liegen, zeigen uns wiederum, namentlich in den obersten Erdschichten, theils eine grofse Aehnlichkeit oft selbst Gleichheit mit den noch jetzt lebenden Formen, theils sind sie, wie dies besonders viele Arten der älteren Ablagerungen beweisen, gänzlich von ihnen verschieden und gehören nur einer frühern Schöpfung an. Es würde zu weit führen, bei der grofsen Menge jener Reste in eine nähere Untersuchung über ihr geographisches Vorkommen uns einzulassen und wir müssen demnach auch hier nur die wichtigsten Momente in dieser Bezie- hung hervorzuheben suchen. Die gröfste Zahl von Arten der daher zu zählenden Versteinerungen gehören offenbar noch lebenden Ge- schlechtern an, von denen die meisten selbst in unseren europäischen Ländern und Meeren existiren. Manche jedoch leben jetzt in aulser- europäischen Gegenden und in den Meeren der Tropenregionen. Von den kopflosen Mollusken, wohin die sogen. Muscheln gehören, zeichnen wir die räthselhaften Hysterolithen aus, deren Verwandte gänz- lich ausgestorben sind, und die in den ältesten Formationen auftreten und in verschiedenen Gegenden Teutschlands besonders gefunden wurden. Während in verschiedenen Gegenden Europa’s aus dem Geschlechte der Terebrateln eine grolse Menge von Arten fossil vorkommt, hat man in der jetzigen Schöpfung von ihnen nur einige wenige, von denen nur eine Art im Mittelmeere lebt, entdeckt. Die ganz ausgestorbenen Geschlechter der zu den Rudisten gehörenden Typen, z. B.der bis jetzt noch sehr problematischen Hippuriten, so wie der Calceoliten oder Pantoffelmuscheln, der Radiolithen, austern- ähnliche Thiere, zeigen sich in älteren Erdlagern verschiedener noch sehr zweifelhaft. Der nach Rürreıı, von einem solchen Thiere herrührende Abdruck ist von H. v. Meyer für einen grolsen Darmkoth, von Acassız für das Fragment eines Eingeweides gehalten. Gegenden entschied , Frankreichs u. s. w. Aus dem häufig vorkommenden Geschlechte Gryphaea kennt man nur eine lebende höchst seltene Art (Gr. tricarinata oder angulata); alle übrigen sind nur als vorweltliche Formen in den verschiedenen europäischen Län- dern wahrgenommen. Die Genera Productus, Inoceramus, Spirifer, Plagiostoma, Posidonia, u. m. a. sind nur im fossilen Zustande ent- deckt. Aspergillum Leognanum , Horsınen. , im Grobkalke bei Bordeaux , hat nur Geschlechtsverwandte in den Meeren der heifsen Zone, im rothen Meere, an Java u. s. w. Von Schnecken oder Gasteropoden , die besonders den jüngeren und jüngsten Erdlagern angehören, finden sich nur ausnehmend wenige ausschliefs- lich fossile Geschlechter. Fast alle gehören zu noch jetzt lebenden, von denen Arten in Europa sich finden. Die Genera Euomphalus, Pırkıns., Cirrus, Sowe., Pleurotomaria, Derr. u: a. sind jedoch zu den ausgestorbenen zu zählen. Von allen Mollusken am wichtigsten und interessantesten unter den petrifieirt gefundenen sind offenbar die ohne Zweifel in die Klasse der sepienartigen Thiere, Kopf- füfsler oder Cephalopoden, gerechneten Geschlechter der Ammons- hörner oder Ammoniten, Goniatiten*), Belemniten, Nummuliten, *) Nach den genauen Untersuchungen eines unserer geistreichsten und ausge- zeichnetsten Geognosten, des hochverehrten L. v. Buch, sind die Goniatiten, welche ve Haan von den Ammoniten als eine besondere Familie geschieden hat, durchaus nicht von ihnen zu trennen. — v. Buch, macht ferner auf die beson- deren Abweichungen zwischen allen Ammoniten und den Nautilen aufmerksam, von denen wir nur die anführen wollen, dafs sich die ersteren jederzeit durch sechs Hauptloben der Septa, durch die dorsale Lage des Sipho von den letzte- ren, bei welchen die Zwischenwände so wenig eingeschnitten sind, der Sipho aber immer durch dieMitte geht, unterscheiden (S.138,£.).— Ich kann nicht umhin, hier noch der interessanten Bemerkung von v. Buch zu gedenken, dafs nämlich nach allen genaueren Beobachtungen ein allmählig durch die Formationen hin sich verändernder Typus der Ammoniten wahrscheinlich ist und dafs sich Ver- schiedenheiten in der Gestaltung dieser Geschöpfe wahrnehmen lassen, wenn — 46 — Hamiten, Orbuliten, Orthoceratiten u. a., Formen, welche von den neueren Petrefacten-Forschern Sowersy, D’Okrsienv u. a. in eine sehr grofse Menge von Geschlechtern getrennt wurden. Alle diese Thiere, deren Schalen vielkammerig sind, gehören ausschliefslich einer urweltlichen Schöpfung an, und haben, wie namentlich die Ammoniten, nur in vielen Stücken Aehnlichkeit mit zwei jetzt lebenden Geschlechtern, dem Gen. Nautilus nämlich , dessen Arten im indischen Oceane vorkommen *) wovon aber auch verschiedene fossile in Teutschland, Schweden, England u. s. w. nachgewiesen sind, und dem Gen. Spirula, wovon die einzig bekannte, kleine Art in der Südsee von Pzron entdeckt ist. Die vorweltlichen Arten jener vor- hin genannten vielkammerigen Mollusken kommen in allen europäischen Ländern so wie auch in Amerika, Afrika u. s. w. vor. Von Ammo- niten namentlich, von denen wenigstens einige 100 Arten bekannt sind, hat man in allen Welttheilen, und zwar insbesondere in älteren Gebirgsformationen gefunden. Aufserdem hat man aber auch noch versteinerte Sepienknochen (Ossa Sepiae), selbst die hornartigen, blatt- _ man sie von älteren Gesteinen an bis zu jüngeren Lagern als jene, von den ver- schiedenen Uebergangsformationen also bis zu den Flötzen, verfolgt (S. 148). Man sehe v. Bucn’s Abhandl. über die Ammoniten in den älteren Gebirgs- schichten; in den physikal. Abhandl. der Königl. Akademie der Wissensch. zu Berlin a. d. Jahre 1830. Berlin. 1832. 4. S. 435, fl. *) Wenn übrigens auch ohnstreitig, nach v. Bucu’s Bemerkungen, die Organisa- tion der die Ammoniten einst bewohnenden Thiere verschieden gewesen sein mag von denen der noch jetzt lebenden Arten des Gen. Nautilus, so müssen wir dieselben doch gewils, der Analogie nach, zu den Cephalopoden zählen. Solche Verschiedenheiten mögen vielleicht von ähnlicher Art gewesen sein, wie sie sich zwischen dem Thiere des Nautilus Pompilius und den übrigen 'sepienartigen Typen unserer Zeit finden, indem jenes nach den schönen Untersuchungen des Engländers Rıcn. Owen, Memoir on the pearly Nautilus, with illustrations of its external Form and internal Structure. Lond. 1832. 4. (Mit trefflichen Abbildungen), von diesen, durch die Bildung der Arme u. s. w., beträchtliche Abweichungen zeigt. — we förmigen, den Sepienknochen entsprechenden, auf dem Rücken im Mantel der Arten des Gen. Loligo, u. s. w. eingeschlossenen Theile, sowie hornartige Kiefer jener Thiere beobachtet, und alle diese Reste mögen wohl eigenen vorweltlichen Typen, von denen jetzt noch in fast allen Meeren lebende Repräsentanten aufzuweisen sind, angehört haben*). — Fossile Gliederthiere zeigen uns das, in der Bildungsgeschichte der Erde und ihrer Bewohner fast beständig durchgreifende Gesetz, dafs immer die Wasserthiere, überhaupt die Wasser- bewehner, früher da gewesen sind und inälterenForma- tionen auftreten als die auf dem Lande lebenden Wesen. Ueberreste von Ringwürmern einer frühern Schöpfung, die von Manchen unter dem Namen Vermiculiten beschrieben wurden, sind noch sehr zweifelhaft. Ich bin sehr geneigt, das, was man dafür angesehen hat, mit Bronw für die ausgeworfenen Därme von Holothurien, oder aber, wenigstens manche, mit Asas- sız für Fischexcremente, Fischeingeweide u. dgl. zu halten. Nur die kalkartigen Gehäuse einiger wenigen Geschlechter dieser Klasse, wie z. B. die des Gen. Serpula, konnten sich leichier erhalten. Die krebs- artigen Thiere treten mit Bestimmtheit zuerst auf, und unter diesen besonders die schon in den ältesten Debergangsgebirgen eingeschlos- senen sonderbaren Trilobiten (Paläaden von Daıman genannt), eine Familie, die sehr reich an Arten ist welche von neueren Natur- forschern in mehrere Geschlechter, wie Calymene, Asaphus, Bronen., Cryptonymus, Eıcnw., Illaenus, Olenus, Darm. u. s. w. getrennt wurden, die, wie zu glauben ist, alle ausschliefslich in den Ueber- Fandsforinationen vorkommen, also durchaus einer frühern Schöpfung *) Ja es sind, wie es scheint, selbst vorweltliche 'Tintenbeutel von Sepien, deren früher schon BucktLano von Lyme Regis gedachte, als ganz besondere Theile dieser so merkwürdigen Thiere, ziemlich wohlerhalten, was bei so dünnhäuti- gen Organen gewils sehr auffallend sein mufs, übrig geblieben. Vergl. v. Zızren, die Versteinerungen Würtembergs. Hft. V. S. 34. Taf. XXV. Fig. 4 — 7. en angehören, dabei aber sicher einige Aehnlichkeit mit der Abtheilung der Asseln und mit den gröfseren Entomostraceen haben. Es sind Arten in allen Ländern Europas, besonders in Teutschland, England, Frankreich, Schweden und Rufsland, aber auch in Nordamerika u. Ss. w. von ihnen beobachtet*). Die anderen versteinerten Krebse beginnen insbesondere da, wo die Trilobiten aufhören und erstrecken sich bis zu den jüngsten Ablagerungen der Erde. Reste von Limu- lus, einem krebsartigen Geschlechte, was nur noch im indischen Meere lebt, hat man namentlich im Kalkschiefer von Solenhofen und Pappenheim entdeckt. Andere ‚selten wohl erhaltene Ueber- bleibsel von Krebsen, lang- wie kurzschwänzigen, und, wenn gleich meistens besondere Arten, doch jetzt lebenden europäischen Geschlech- tern in der Regel angehörend, haben sich in verschiedenen Gegenden Europa’s bemerklich gemacht. Oftmals haben sie viel Achnlichkeit mit solchen, die jetzt noch im indischen Archipele leben. — Arachni- den, Myriapoden und Insecten , fast alle noch jetzt existirenden Geschlechtern zuzugesellen, hat man nur in jüngeren und den jüng- sten Gebirgsformationen entdeckt und von ihnen insbesondere eine sehr grofse Zahl im Bernsteine, vorzüglich in dem, welchen die Ost- seeküsten liefern, eingeschlossen aufgefunden, Spinnen-, Scorpionen-, Scolopender-, Ameisen-, Fliegen-, Mücken-, Libellen-, Schaben-, *) Früher wurden diese Thiere entweder für dreischalige Mollusken, ferner für zu den sogen. Käfermuscheln (Chiton) gehörende Geschöpfe, oder für insec- tenartige Thiere, oder endlich — und dies ist gewifs die richtige Ansicht — für Crustaceen gehalten. — Vor kurzem hat Jac. Green in einer Monography of the Trilobites of North-Amerika. Philadelph. 1832. 4. ( Sı.ınan’s American Journal.— Frorırr’s Notiz. Bd. 40. Nro. 4. März 1834. 8.49.) angegeben, dafs Dr. James Eıcurs lebende Trilobiten in der Südsee, in der Nähe der Falklandsinseln, entdeckt habe und nächstens mit anderen Entomostraceen beschreiben werde. Diese Trilobiten haben kurze, zahlreiche, unter der Schale verborgene Beine, mit Augen am Schilde, denen von Calymene Bufo ähnlich. u 0 Heuschrecken-, Schlupfwespen-, Käfer-Arten u. s. w. Selbst Larven dieser Thiere, so wie Individuen in der Begattung begriffen, hat man darin beobachtet. Zweiflügler und Ameisen sind am häufigsten in demselben. Nur wenige jener Thiere haben die Revolution über- lebt, während welcher sie zerstört wurden, und es sind entweder ganz eigene Bildungen, oder man hat sie von noch lebenden bis dahin nicht gehörig unterscheiden können. Es sind ferner nicht selten solche, noch jetzt in entfernteren, meistens tropischen Gegenden existirenden ähnliche und mitunter, wie es scheint, sogar gleichar- tige Formen, oftmals noch mit den schönsten und glänzendsten Farbenzeichnungen geschmückt, — Wenn man die Klassen der Wirbelthiere nun auch noch etwas näher betrachtet, so ist wiederum zu ersehen, dafs die unvollkom- mensten aller ihrer Bildungen, die Organismen, welche ausschlielslich dem Elemente des Wassers angehören, die Fische also, unter allen Thieren dieser grofsen Abtheilung am frühesten fossil erscheinen, und, sich schon in den älteren Gebirgsformationen kund thuend, bis zu den jüngsten Lagern hinauf reichen. Man hat von ihnen ganze Abdrücke, Schuppen, Skelette, Zähne gefunden. Ihre Gestalt weicht von der der jetzt lebenden Familien wenig oder gar nicht ab, und von den meisten können wir die zur Zeit noch existirenden Typen, sowohl der des sülsen Wassers, wie der des Meeres, nach- weisen. Möglich ist es, dafs wir von den Fischen, die wir bis dahin für ausgestorben und ausschliefslich vorweltlich halten müssen, die nächsten Verwandten später in den Meeren und Flüssen der heifsen Zone auffinden können. Vor allen und überaus reich an Fischversteinerungen ist der Monte Bolca, die Arten aber, welche er einschliefst, sollen, wie man bisher geglaubt hat, ihre Originale meistens in dem Mittelmeere haben*). Unter den Geschlechtern, *) Nach den neuesten Untersuchungen von Acassız unterscheiden sich jedoch T == WW > welche ausschliefslich petrificirt vorkommen, sehen wir das Gen. Pa- laeothrifsum, Brarsv., dessen Arten besönders im Mansfelder Kupfer- schiefer entdeckt sind, Palaeorhynchum, Br., im Thonschiefer von Glarus , Palaeoniscum, Bw, im Oeninger Kalke u. s. w. Andere Fische der Art gehören Geschlechtern dieser Schöpfung an, welche vorzugsweise die heilsen Zonen der Erde bewohnen, wie Reste von Pegasus, Balistes, Diodon, Tetrodon, Chaetodon, Fistularia u. a. (aus dem Monte Bolca), oder sie sind diesen doch wenigstens verwandte Geschlechter*). In verschiedenen Gegenden Teutschlands alle diese fossilen Fische so auffallend von den jetzt im Mittelmeere vorkom- menden, ja überhaupt von den jetzt lebenden, dafs wenigstens ein Drittheil derselben nicht einmal zu den von Cuvier in so ansehnlicher Menge gebilde- ten Fischgeschlechtern gerechnet werden kann , sondern generisch verschieden davon und als ganz neuen Fisch-Formen angehörend zu betrachten ist. Es ist ferner kein einziger Fisch des Monte Bolca zu den Süfswasserfischen zu rechnen. Vergl. Recherches sur les Poissons fossiles. Livrais. IV. 1835. p. 33 und 44, *) Eine grofse Abtheilung der Fische, nämlich die der Ganoiden (Ganoides) nach Acassız, welcher besonders auf die Verschiedenheit der Schuppen sich stützend, vier Hauptabtheilungen dieser Klasse annimmt, enthält jetzt schon über 50 völlig. ausgestorbene Geschlechter. Unter den jetzt lebenden Fisch- typen müssen die Plectognathen, Syngnathen und Störarten jener Abtheilung angeschlossen werden. Die Ganoiden, sowie die Abtheilung der Placoiden (Placoides, Ac.), welche die Knorpelfische mit Ausnahme der Störe begreift, sind die ältesten Fische und gehören den älteren Gebirgslagern an. Die Ctenoiden ( Ctenoides, Ac.), wohin die Stachelflosser , Acanthopterygii, Arrevı u. Cuv. gehören, und die Cycloiden (Cyeloides, Ac.), welche den Weichflossern, Mala- ‚copterygi der Zoologen, entsprechen, kommen in den jüngeren Formationen vor, sind also jüngern Ursprungs als die ersteren, haben defshalb auch am meisten Aehnlichkeit mit den jetzt lebenden Arten. Es kommen unter ihnen auch viel verschiedenere Formen und Bildungen vor als unter den beiden ersten Abtheilungen. Acassız a. a. O. p. 59 und 63. Interessant ist offenbar das von Acassız für die Fische auch aufgefundene Gesetz, dafs andere Fisch- typen in den älteren Formationen vorkommen als in den jüngeren und jüngsten, dafs sich jene Typen immer mehr von denen der jetzt lebenden Fische a (bei Mansfeld, Solenhofen, Oeningen, Eichstädt, Steinheim z. B.), Frankreichs (Montmartre z. B.), der Schweiz (Glarus z.B.), Englands, Italiens (Monte Bolca z. B.), so auch in aufsereuropäischen Ländern, wie in Nordamerika, am Libanon u. s. w. hat man versteinerte Fische wahrgenommen. Die in den jüngeren Formationen, besonders denen des Kalks beobachteten Ichthyolithen, Arten von Karpfen, Hechten, Salmen, Heringen, Schollen u. s. w. erscheinen gemeiniglich ähnlich noch lebenden, allein, besonders nach den neuesten sorgfältigen Unter- suchungen von Acassız, specifisch doch von ihnen verschieden. Zähne von Haifischen, nicht selten eine riesenhafte Gröfse des Thiers bewei- send, hat man, hier und dort zerstreut, in verschiedenen Gegenden Eu- ropa's, sehr häufig in Teutschland z. B., entdeckt. Sie gehören theils noch lebenden Typen, theils ausgestorbenen Formen an*.— Keine der bis jetzt in Hinsicht auf urweltiiche organische Bildungen durchmusterten Klassen von Geschöpfen zeigt so sonder- bare und abentheuerliche Gestalten als die der Amphibien, von denen die grölsten und merkwürdigsten in älteren Erdlagern schon erschei- nen. Unter den fossilen froschartigen Amphibien (Batrachern) sind besonders ein Paar, in Vergleich mit den noch lebenden Arten entfernen, in je älteren Gebirgslagern sie begraben liegen. Es ist einleuchtend, dals diese Verschiedenheit sehr wichtig sein muls für die Bestimmung des relativen Alters der verschiedenen Straten des Erdkörpers selbst. *) Um ein Beispiel zu geben, wie viele neue Fischgeschlechter aus einer frühern Zeit in der Erde aufbewahrt sein müssen, führe ich nur einige der- selben von Acassız meistentheils aufgestellt und alle zu seiner Abtheilung der Ganoiden gehörend, Geschlechter, deren Arten meistentheils in verschie- denen Gegenden Teutschlands zu Tage gefördert sind, an: Gen. Tetragono- lepsis, Bronw und Leptolepis, Acass., beide namentlich im Gryphitenkalke bei Donaueschingen entdeckt; Gen. Acanthodes, Ac., ohnstreitig eins der sonder- barsten Fischgeschlechter der Vorwelt, aus der Gegend von Saarbrücken; ferner die Genera Palaeoniscus, Braınv., Osteolepis, Pholidophorus, Amblypterus, Platysomus, Catopterus, Pygopterus, Sphaerodus, Microdon, Acass., u. a. m, —-— 12 — enorm grofse Salamander-Versteinerungen zu nennen, wovon die eine (Salamandra gigantea), Scheuchzer’s Homo diluvii testis, im Oeninger Kalkschiefer, die andere aber, wovon nur Bruchstücke des Hinter- hauptes bekannt geworden sind, demnach also doch noch zweifelhafte (Salamandroides giganteus), von Jaeger im Würtembergischen, im Alaunschiefer der Keuperformation, gefunden ist *). Wirklich fossile Frösche sind, wie auch Schlangen, nur in den jüngsten Gebirgsfor- mationen und zwar sehr selten enthalten, und sie gehören vielleicht noch jetzt an Ort und Stelle lebenden Arten an oder sind ihnen doch wenigstens auffallend ähnlich. Von Chelonern oder schildkrö- tenartigen Amphibien finden sich in Teutschland, der Schweiz, Frankreich, z. B. bei Paris, Cette, Lünelvieil u. s. w., in England, Holland, Ueberreste, und zwar sowohl von See-, Sülswasser- wie auch Land-Schildkröten, ohnstreitig als eigenthümliche, obgleich oft- mals schwer zu bestimmende Arten zu betrachten *). Merkwürdig *) Wie ich gehört habe, hat der berühmte Reisende Hr. Dr. v. SırsoLn aus Japan eine ausgezeichnet grofse Salamander-Art lebendig nach Holland gebracht. Vielleicht sind dieser die fossilen Reste am meisten ähnlich. **) In der Schweiz, wo jetzt nirgends lebende Schildkrötenarten ihren Wohn- sitz haben, findet man an verschiedenen Orten Reste von Süfswasserschild- kröten, wie es scheint auch von Seeschildkröten; so in der Rappenfluh bei Aarberg, in dem Gemenge von buntem Mergel und lockerer Molasse. Verzgl. B. Stuver, Beiträge zu einer Monographie der Molasse oder geognostische Untersuchung über die Steinarten und Petrefacten, die zwischen den Alpen und dem Jura gefunden werden. Bern. 1825. 8. S. 295. Auch Hucı in seiner schon erwähnten naturhistorischen Alpenreise hat mehrere Arten (an 20, wie er meint) von Sülswasserschildkröten aus der Juraformation ohnfern Solothurn (ich habe Hucr’s schöne Abbildungen von diesen Thierresten selbst gesehen) erhalten; in der 'That ein Beweis, wie solche Thiere der urwelt- lichen Schöpfung in sehr ansehnlicher Menge jenes nicht so gar grofse Alpen- land einst belebten. — Bronn hat in neuester Zeit eine neue Landschildkröte aus dem Süfswasser-Gypse von Hohenhöwen im Fürstenbergischen unter " u ; besonders ist das Vorkommen von Seeschildkröten bei Mastrich, in einigen Gegenden von F'rankreich, England, Teutschland, der Schweiz, | während die jetzt lebenden Verwandten nur in südlicheren Gegen- den der Erde leben, vor allem aber das Vorkommen von Resten des Schildkrötengeschlechts Trionyx bei Paris und an einigen anderen Orten von Frankreich, in England , vielleicht auch in Teutschland, da die jetzt noch lebenden Arten desselben Genus nur in dem Nile, dem Euphrat und in einigen Flüssen Nordameri- ka’s existiren. In Europa finden sich heut zu Tage nur noch in den südlichsten Theilen, in Ungarn, Dalmatien, Italien, Süd-Frankreich, Spanien, u. s. w. einige Arten von lebenden Schildkröten, und nur eine, nämlich Emys europaca od. orbicularis, erstreckt sich nördlicher bis Schlesien, vielleicht selbst bis Preufsen u. s. w. Drei Schild- krötenarten besitzt das adriatische und Mittel-Meer und die Chelone Mydas hat sich nur zuweilen aus ihren tropischen Meeren an die Küsten von Frankreich verirrt*). dem Namen Testudo (Chersine) antiqua genauer beschrieben: s. Acta Acad. Leop. Carol. Nat. Curios. Vol. XV. P. 2. S. 203, f. M. Abbildg. — Buck- and will selbst Spuren von Schildkrötentritten im rothen Sandsteine von Dumfries gesehen haben. S. Annal. des Sc. natur. Tom. 13. 1828. p. 85. %) Sehr auffallend mufs es uns demnach erscheinen, dafs früher so viele Schild- krötenarten, besonders Emyden oder eigentliche Sülswasserschildkröten, in so verschiedenen Gegenden Eurupa’s vorkamen, während jetzt nur so wenige hier leben. Von Emyden kenne ich nur Emys orbicularis (od. europaea), und eine neue dieser ähnliche Art aus Dalmatien, jedoch mit mehr ovalem und schmä- lerm Schilde als die E. orbicularis. Ich sah sie zuerst im vorigen Jahre im zoologischen Kabinette zu Wien, habe sie dann selbst während meiner Reise an den Küsten des adriatischen Meers erhalten und noch lebend bei mir. Ferner kommen vor Clemmys (Emys) caspica, wovon ich auch zwei lebende Individuen aus Dalmatien mitgebracht habe, und Clemmys lutaria, Mus.Vindobon.,in Spanien. Diese vier Arten wären also jetzt in Europa bekanut, während Huer, wie oben bemerkt ist, allein in der Schweiz an 20 Arten von fossilen Süfswasserschildkröten entdeckt ee u Vor allen interessant sind viele Krokodile, krokodilähnliche und eidechsartige Amphibien (Saurer) der Vorzeit, von denen die meisten nicht einmal zu den jetzt lebenden Geschlechtern gebracht werden können, verschiedene sogar besondere neue Familien, selbst Ordnungen bilden müfsen. Unter ihnen zeigen sich die colossalsten Thiere der Vorwelt, von denen manche auch in unserm Vaterlande einstmals lebten. Hie- her gehören als völlige Wasserihiere das mit merkwürdigen Flofsen versehene Gen. Ichthyosaurus, Könıs *), wovon mehrere Arten vorkommen in Teutschland, namentlich dem Würtembergischen, in Nordamerika, im Lias bei Lyme Regis u. a. Orten in England, wie auch in Frankreich; die langhalsigen Arten des verwandten Gen. Ple- siosaurus, Conve., von dem auch Ueberbleibsel im Innern von England, Irland, Teutschland, Frankreich und Nordamerika, entdeckt wurden‘*); haben will. Nur eine Landschildkröte, Testudo graeca, lebt in Europa, besonders die Küstenländer des adriatischen und Mittel-Meers bewohnend. Von wirklich europäischen Seeschildkröten kenne ich Chelene Caouanna und Chel. atra, beide im mittelländischen und, die letztere wenigstens, auch im adriatischen Meere, so wie die sonderbare Lederschildkröte des Mittelmeers, Sphargis mercurialis, Merr. — Der vorzüglichste Verbreitungsbezirk der Süfswasserschildkröten ist jetzt in Amerika, sowohl im Norden wie im Süden (Brasilien z.B.), anzunehmen. *) R. BakeweLL meint (in seiner letzten Ausgabe der Introduction to Geology. cap. 16. p. 313), die an den Küsten von Nordamerika so oft gesehene grolse Wasserschlange möchte ein Saurer, analog dem fossilen Ichthyosaurus, sein. Sırıman aber, in einer Anmerkung dazu, glaubt, dafs sie eher für einen Ple- siosaurus, wegen des langen Halses dieser fossilen Amphibien, gehalten werden könnte. Vergl. Frorıer’s Notiz. Bd. 40. Nro. 21. Jun. 1834, S. 328. — Ich glaube keines von beiden, und es sind diese grofsen Wasserschlangen über- haupt noch sehr problematisch, wie ich in einer frühern Schrift: De rariori et singulari animalium quorundam vertebratorum habitu , anomalum interdum vel luxuriantem naturae formationis typum arguente. Heidelbergae. 1832. 4. p- 3,., gezeigt habe. **) Indem ich diesen Bogen zum Drucke befördere, liegt ein neues treffliches Prachtwerk vor mir von 'Tuom. Hawrıns, Memoirs of Ichthyosauri and Ple- siosauri, extinet Monsters of the ancient Earth, witlı twenty -eight Plates. RN 7 die Gen. Saurocephalus, Haer. und Saurodon, Hays, von welchem erstern Lewis und Crarke am Soldiers River, der sich in den Missisippi ergielst, Reste fanden, während von dem letztern Geschlechte Ueberbleibsel in einer Mergelgrube bei Moorstown (New - Yersey) ausgegraben wurden*). Crocodilartige Geschlechter sind die Genera Mastodonsaurus und Phytosaurus, von Jaeger im Würtenbergi- schen, Steneosaurus, GEorFFR. (Gen. Streptospondylus, H. v. M., Cuvier’s premier Gavial de Honfleur) in Frankreich und Teutschland (Altdorf) und Teleosaurus, Georrr., in Frankreich (bei Caen) und in England gefunden. Das letzte Genus hat besonders in der Schädelbildung sehr viel Aehnlichkeit mit dem im Ganges lebenden langrüfsligen Crocodile oder Gaviale, was auch der Fall ist mit dem in Baiern gefundenen langrüfsligen Crocodile, Soemmerring’s Croco- dilus priscus **), woraus H. v. Meyer ein eigenes Genus gemacht hat, Aeolodon genannt. Auch wirkliche Arten des Gen. Crocodilus, von dem die jetzt lebenden Species alle aufsereuropäisch sind, und in Afrika, Süd-Asien und Amerika ausschliefslich vorkommen, hat man in verschiedenen Gegenden von Teutschland, Frankreich, England, in Nordamerika, am Iravadi in Birmanien u. s. w. ausgegraben: eben Lond. 1834. gr. fol. Die Abbildungen sind ausnehmend gut und schön. Die von Hawxıns beschriebenen englischen Arten (aus der Liasformation) des erst- genannten Geschlechts haben übrigens, wie die Plesiosauren ganz fürchterliche Namen erhalten, die manchmal kanm auszusprechen sind. Er beschreibt einen Ichthyosaurus chiroligostinus, Icht. chiropolyostinus, Icht. chirostrongulostinus und Icht. chiroparamekostinus. Von Plesiosaurus erwähnt er Pl. triatarsostinus, Pl. tessarestarsotinus, Pl. pentetarsostinus und Pl. (h) extarsostinus. *) Für das von Harıan aufgestellte Genus s. m. Trancact. of the Acad. of nat. Sciene. of Philadelphia. Year 1824. für das Gen. Saurodon die Transact. of the Americ. philos. Soc. Vol. III. Part. 2. April. 1830. lag **) M. s. Sormmerring’s trefffiche Beschreibung in den Denkschriften der Königl. Akad. der Wissensch. zu München. Bd, V. (J. 1814 — 15.) München. 1817. 4.8.9, ff. M. Abb. u. so ausgestorbene, riesenartige Eidechsenarten, das Gen. Mosasaurus, Conyp., bei Mastrich, in England und Nordamerika; in Baiern Söm- MERRING’s Lacerta gigantea*), jetzt das Gen. Geosaurus, Cuy.; Cuvıer’s Monitor von Thüringen, aus dem H. v. Meyer sein Gen. Protorosaurus gebildet hat, ein Amphibium was insbesondere in verschiedenen Ge- genden Teutschlands, in Thüringen, Hessen, Franken u. s. w. einst. lebte; das colossale Geschlecht Megalosaurus, BuckL., in England und Frankreich entdeckt, mehr als 40 — 50 Fuls lang und das Gen. Iguanodon, Manterz, dessen gigantische , gleich einem Rhinoceros gehörnte, pflanzenfressende Art an 8— 10 Fufs hoch und an 60 — 100 Fufs lang gewesen sein mufs, nur in den Wäldern von Sussex (Tilgate Forest) bemerkt, aber nach BuckLanp auch auf den Inseln Wight und Purbeck vorkommend *). Das sonderbarste Amphibien- Geschlecht der Urwelt mufs aber das mit einem Flugapparate ver- sehene Gen. Ornithocephalus, Soemmer., oder Pterodactylus, Cuv., gewesen sein**). Es gehören hieher einige fossile Arten, die *) Von Sormmerring beschrieben a. a. O. Bd. VI. S. 37, f. | **) Bullet. des scienc. nat. Octbr. 1830. p. 49. — Manteız meint, dafs dieses Thier meist in Flüssen und Süfswasserseen lebte. Es kommt vor mit Resten von Crococilen, Megalosauren, Plesiosauren, Schildkröten u. s. w. S. Annal. - ‚des Sc. nat. T. IV. Avrl. 1825. p. 473. — Es scheint mir sehr möglich, dafs ' jenes Riesenamphibium auch auf dem Lande leben konnte. — Neuerdings ist das vollständige Exemplar eines Iguanodon in der Grafschaft Kent in einer Sandsteinformation entdeckt. S. Lond. and Edinb. philos. Magaz. 1834. Jul. V. S. 77. LeonHarn u. Bronw Jahrb. 1834. Hft. 6. S. 729. | ***) Mein unvergelslicher Freund, der ehrwürdige Sosmmerrine beschrieb zuerst zwei Arten dieses Gen., nämlich Ornithoceph. antiquus (S. Denkschr. der Akad. zu München. Bd. IH. (J. 1811 — 12.) 1812. S. 89, ff. M. Abb.) und Ornith. brevirostris (a. a. O. Bd. VI. S.89, f. M. Abb.) mit seiner gewohnten Genauigkeit. Er irrte jedoch darin, dafs er diese Thiere für Säugethiere und zwar Fledermäuse hielt, während namentlich die erste Art, früher von Coruını für einen Fisch, dann von Bıumensach für einen Vogel gehalten war. Cuvier und Oken bewiesen später, dafs dieses Gen. den Amphibien ange- hören müsse, unter denen es offenbar eine besondere Familie bilden kann. — Be manche Aehnlichkeit mit den Fledermäusen haben, wie diese umher- flogen und vielleicht auch in der Lebensweise mehr oder weniger damit übereinstimmten. Sie lebten insbesondere in Teutschland und sind meistens im Mergelschiefer bei Solenhofen begraben *). — Es sind an 10 Arten jetzt bekannt, die meisten davon aber in dem Schiefer von Solenhofen, einige jedoch auch in England, bei Stonesfield und Lyme _ Regis entdeckt. — Wacuer’s Klasse der Greife, Gryphi (S. dess. natürl. System der Amphibien u. s. w. München. 1830. 8. S. 57, f.), wohin aufser den Mono- tremen, zu denen das Schnabelthier z. B. gehört, auch noch die Genera Ichthyo- saurus, Plesiosaurus uud Ornithocephalus von ihm gerechnet wurden, ist als ein Unding zu verwerfen. *) Verschiedene andere Geschlechter auszestorbener Amphibien, wohin z. B. die noch problematischen Genera Rhacheosaurus, Pleurosaurus u. a. gehören, hat H. v. Meyer in seiner wackern Schrift „Palaologica”, worin besonders sorg- fältig die fossilen Amphibien bearbeitet sind, angegeben. In einer neuern Abhandlung: Beiträge zur Petrefacienkunde. 8. Museum Senckenbergianum u.s. w. Bd. 1. Heft I. Frankf. a. M. 1833. 4. S.1 ff., hat derselbe wieder ein Paar neue Amphibien-Geschlechter aufgestellt, nämlich das Gen. Gnathosaurus, aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen und das Gen. Conchiosaurus, aus dem Muschelkalke von Bayreuth. Wir können hiebei nicht unser Bedenken verbergen, ob nicht der übrigens sehr genaue Petrefactologe zu viel neue Genera zu machen sich bemüht. — Auch der Graf v. Münster will ein Paar neue Genera hierher gehörender Thiere, nämlich Gen. Nothosaurus und Dra- cosaurus, im Mnschelkalke der Gegend von Bayreuth entdeckt haben. S. LzoxHArD u. Bronn, Jahrb. 1834. Hft. 5. S. 521, ff. — Das Werk von GrorrRoY Sr. Hıraıre, Recherches sur les grands Sauriens trouves ä l’etat fossile vers les confins maritimes de la Basse-Normandie, etc. Par. 1831. 4. ist mir nur aus dem eben erwähnten Jahrbuche (1833. Hft. 5. S. 612.) bekannt. Es scheinen die darin vorkommenden Genera Cryptosaurus und Palaeosaurus auch neu zu sein. Wenn wir das Vorkommen merkwürdiger fossiler Amphibien im Allge- meinen betrachten, so muls es auffallen, dafs sich namentlich dieselben in Teutschland, und hier wieder insbesondere in Baiern, eben so in England, hier aber vorzüglich in der Grafschaft Dorset (Lyme Regis) und in der Graf- schaft Sussex (Tilgate Forest) bemerklich machen, dals diese Gegenden also = Hi Die wenigen fossil gefundenen Reste von Vögeln sind im All- gemeinen von keinem besondern Belange für die geographische Ver- breitung der urweltlichen Thiere. Es findet sich unter ihnen, mit Ausnahme des schon genannten aber noch problematischen Gryphus Antiquitatis in den Eismassen der amerikanischen und nordasiatischen Küsten, vorzüglich in Neusibirien und auf den Lächowschen Inseln, keine einzige eigenthümliche und ausgezeichnete Form, wie wir sie unter den übrigen Wirbelthieren, namentlich bei fossilen Amphibien und Säugethieren, bemerken, die nur der Urwelt angehörte. Die Knochen, die meistens einzeln von denselben gefunden und schwer zu bestimmen sind, rühren gewöhnlich von Wasser- und Sumpf- Vögeln her, die dem Gen. Pelecanus, Anas, Scolopax, Ibis u. a. an- gehören. Sehr selten finden sich Reste von Raubvögeln, Singvögeln, Tauben und Hühnern, nur in den jüngeren oder tertiären Formatio- nen, in Knochenbreccien *), im Gipse von Paris, im Oeninger Stink- in einer frühern Erdperiode für die Ausbildung jener Formen besonders günstig sein mufsten. — Wir sehen ferner, dafs in einer frühern Epoche unsers Pla- neten das Vorkommen von Amphibien sehr häufig gewesen ist, dafs sie sich nicht allein durch ihre ungemeine Gröfse und Anzahl, sondern auch durch ihre oft abentheuerlichen Gestalten, die an die fabelhaften Ungeheuer des Alterthums erinnern, auszeichneten und dafs sie damals in Breiten lebten, wo jetzt nur ganz kleine Amphibienarten in nicht gar grofser Menge ihr Dasein fristen. Der treffliche GıpEon MAnteLL nennt deshalb die Amphibien der damaligen Zeit the Lords of the Creation, before the Existence of the human Race. Vergl. dessen Abhandlung: The geological Age of Reptiles; in Jameson’s new philos. Journ. Aprl. — June. 1831. p. 181, ssq. *) Es ist wohl als ausgemacht anzusehen, dafs alle die früher als Vögelreste betrachteten Petrefacten, so in älteren Gebirgen, also unter der Kreide, ent- halten sind, die nämlich, welche in der Juraformation von Pappenheim und Solenhofen, Stonesfield und Tilgate Forest vorkommen , vorweltlichen Amphi- bien und namentlich dem Gen. Ornithocephalus, Sosmmer., wovon selbst Schädel für Vögelschädel gehalten wurden, angehören. — Ueber die fossilen Vögel sehe man insbesondere Broxw’s Artikel: Ornitho- wu ja schiefer, im Süfswasserkalke der Auvergne, in verschiedenen Knochen- höhlen. — Endlich haben wir uns noch mit der letzten und vollkommensten Klasse aller Thiere, mit der der Säugethiere, einige Augenblicke zu beschäftigen. Sie sind es, die sich in keiner ältern Gebirgs- formation, nur in den tertiären, und zwar den jüngsten Lagern der Erde dem Auge des Forschers darbieten, und wir sehen daraus, dals sie nebst den Vögeln am spätesten von allen Thhieren entstanden sein müssen. Allein dennoch sehen wir, selbst im aufgeschwemmten lithus, in Erscu’s und Gruser’s Encyclopädie der Wissenschaften u. 3. w. Dritte Section. Bd. V. Leipz. 1834. 4. S. 463, ff.. und R. Wacner, über die fossilen Insectenfresser, Nager und Vögel der Diluvialzeit u. s. w., in den Abhandl. d. mathem. physikal. Klasse der königl. bair. Akad. d. Wissensch. Bd. I. München. 1832. 4. S. 770, A. Obgleich ich früher, S. 15, angegeben habe, dafs man durchaus nicht zu erweisen im Stande sei, es haben sich die Vögel durch ihre Flug- und Wander-Fähigkeit den früheren grofsen Erdmetamorphosen entziehen können, so darf man doch dies wehl nur zugleich mit der Ansicht vereinen, dals bei allgemeineren Fluthen diese Thiere in ihren, tertiären Formationen angehörenden Ruhestellen begraben wurden. Aber waren diese Fluthen wirklich auch so allgemeine? Mehrere Geognosten, wie Bovz u. a. behaupten bestimmt das Gegentheil und nehmen partielle mehr locale Fluthen an. Wäre das letztere der Fall, so läfst sich allerdings denken, dafs sich die Vögel mittelst ihrer Flugfähigkeit der eintretenden Zerstörungsperiode entziehen konnten. Es ist selbst nicht unwahrscheinlich , dafs sie schon beim Herannahen solcher Momente, vermöge ihres grofsen Witterungsvermögens frühzeitig genug gewarnt, derselben zu entgehen im Stande waren. Jenes bekannte Erdbeben in Cala- brien im J. 1551 verscheuchte von da nicht allein Vögel, sondern auch andere Thiere. S. Kastner’s Handbuch der Meteorologie. Bd. 1. S. 53. Bei einer im. J. 1380 in verschiedenen Ländern wüthenden Epidemie z. B. verliefsen schleunigst,, als dieselbe ausbrach, die Vögel jene Gegenden und man weils, dals diese Thiere bei einbrechendem gelben Fieber die angesteckten Gegenden so lange meiden sollen, bis die Luft wieder rein geworden ist. Vergl. meine = I - Lande noch, fossile Reste von ihnen auftreten, welche gänzlich unter- gegangenen Arten, selbst Geschlechtern angehören, und es ist dabei ınerkwürdig, dafs dies nicht selten, wie es auch bei manchen Am- phibienresten bemerkt ist, ganz enorm grofse, colossale T'hiere der Urwelt sein mulsten. Selbst bei den fossilen Säugethieren bemerken wir noch die allgemeinere und gleichmälsigere Vertheilung der Arten und sehr viele haben weit gröfsere Verbreitungsbezirke, als die jetzt lebenden Formen dieser Klasse. Sie bieten nebst den ge- nannten fossilen Amphibien die merkwürdigsten Reste urweltlicher Wirbelthiere dar und häufig finden wir die verwandten und ähn- lichen Bildungen derselben nur in den tropischen und heifsen Him- melsstrichen der jetzigen Welt.— Unter den wallfischartigen Thieren sind nur wenige von Delphinen, Balänen u. a. entdeckt, und nur ein Geschlecht, das Gen. Ziphius, Cov., wovon man in der Provence und bei Antwerpen Reste, ohnweit dem Meere gefunden hat, scheint gänzlich ausgestorben. Knochen von Manatis oder Lamantins, die jetzt nur noch am Senegal und in Südamerika leben, hat man in ver- schiedenen Gegenden F'rankreichs ausgegraben. Vor allen interes- sant und reich an fossilen Thieren ist die Ordnung der Dickhäuter und unter ihnen namentlich finden sich mehrere sonderbare Ge- schlechter, die, gänzlich ausgestorben, nur der Urwelt angehörten. Zu diesen letzteren sind folgende Geschlechter zu zählen: das Gen. Anthracotherium (Kohlenthier), Cuv., dessen Arten in der Braunkohlen- Schrift: Einleitung in die Organiatrik und insbesondere die Zoiatrik oder Thier- arzneikunde. Heidelb. 1832. 8. S. 36.— — Bei allen dem bleibt es aber doch immer sehr auffallend, dafs bis jetzt noch gar keine Ueberbleibsel be- obachtet wurden, von solchen Vögeln herrührend, die nicht zu fliegen im Stande sind, wie die Aptenodytes-Arten (Fettgänse), die Straufse, Casuare, oder von solchen, die nur wenig fliegen und dabei in ungeheuren Schaaren zusammen- brüten, wie die nordischen Alken oder Papageitaucher, unter denen selbst noch eine zum Fluge völlig unfähige Art (Alca impennis) vorkömmt, u. s. w. — formation meistens gefunden und den Schweinen nicht unähnlich, in verschiedenen Gegenden Frankreichs, ohne Zweifel auch in Teutschland und England, selbst in Bengalen vorkommen *); ferner das verwandte Gen. Anoplotherium, Cuv., vorzugsweise in den Gypsen des Montmartre entdeckt *); Palaeotherium, Cvv., dessem» Arten, mit den Tapiren und Rhinoceroten manches Aehnliche zeigend, auch in jenen Gypsablagerungen , aber noch in einigen anderen Gegenden Frankreichs ausgegraben sind **); das, einige riesenmälsige Arten *) Ich habe Reste von Änthracotherium medium, Mus. Vindob., im k. k. mine- ralogischen Kabinette zu Wien gesehen, aus der Gegend dieser Hauptstadt; ferner einen Unterkiefer in Kohle, bei Wiener Neustadt gefunden. M. s. auch L. Fırzınger, Nachricht über die zu Wien in der Sandgrube am Rennwege gefundenen fossilen Zähne und Knochen, u. s. w. Wien 1827. 8. S. 16. In den tertiären Lagerungen von Brahm-putra, an der Nordwestgränze Bengalens sogar zeigen sich Reste einer kleinen Art von Anthracotherium (A. silistrense). S. J. B. Pentrann, Transact. of the geologie. Soc. Vol. 11. Part. 3. 1828. p. 398., und unter den fossilen Ueberbleibseln von Ava sind auch, neben. Mastodonten, Rhinocerossen, Pferden, Wiederkäuern u. s. w., solche von Kohlenthieren auf- geführt, S. Asiat. Journ. Avrl. 1828. Bullet. des Sc. natur. Juin. 1829. p. 338. *) Allein auch in anderen Gegenden Frankreichs, z. B. im Depart. der Loire _ häufig (Anoplot. minimum), nach Georrroy Sr. Hıraıre. S. L’Institut. 1833. I, p- 114. LeoxHarn u. Bronn, Jahrb. d. M. 1834. Hft. 6. S.728. Eben so in Teutschland, England u. s. w. vorkommend. **) Arten von Palaeotherien kommen auch in anderen Ländern, wie z. B. in Teutschland und der Schweiz vor. H. v. Meyer hat sie (Palaeoth. aurelianense) im erstern Lande (in Baiern) gefunden; m, s. dessen Schrift: Die fossilen Zähne und Knochen und ihre Ablagerung in der Gegend von Georgensgmünd in Baiern. M. Abb. Frankf:a.M. 1834. 4. S. SO, f, Scumz hat ihr Dasein in der Schweiz. bestätigt in einer Abhandl. über die Ueberreste organischer Wesen, welche in den Kohlengruben des Canton Zürich bisher aufgefunden wurden; s. Denkschriften der allgem. Schweizerisch. Gesellsch, f. d. gesammt. Naturwissensch. B. I. Abtheil. 2. Zürich. 1833. 4. S. 61. Zähne fanden sich (im Canton 'Thurgau ) merkwürdigerweise in oder neben Kohlenmassen. Bei — TB ee in sich begreifende Gen. Lophiodon, Cvv., den Tapiren ähnlich, auch besonders in verschiedenen Theilen Frankreichs , aufserdem aber noch in Teutschland (wie bei Eppelshein) und in Sibirien nach Fischer (Lophiodon sibiricus, F.) aufgefunden, und einige andere verwandte „Genera *). Besondere Erwähnung verdient hier aber noch das Geschlecht der mit Höckerzähnen versehenen Mastodonten, die den Elephanten wohl am nächsten standen, die zu den colossalsten aller Thiere gehörten und deren Reste insbesondere in Amerika und Europa zu Tage gefördert sind. Die bekannteste Art, das Ohiothier nämlich, Mastodon giganteus, Cuv. (oder ohioticus) findet man vor- zugsweise in Amerika vom 50sten Grade nördl. Br. bis zum 3östen Grade südl. Br., aber auch wahrscheinlich in Sibirien und am Ural. Zürich hat man aus einer besondern Ader im Sandsteine den rechten Un- terkiefer eines Palaeotherium erhalten. S. ScHinz, einige neuere Entdeckungen fossiler Säugethierknochen in der Schweiz, in d. Schweizerischen Zeitschr. f. Natur- u. Heilkunde; herausg. von v. Pommer. Bd. I. Hft. 2. Zürich. 1834. 8. S. 246. — In England sollen Reste von Palaeotherium wie Anoplotherium in einer untern Frischwasser-Formation (lower fresh Water Formation) auf der Insel Wight bemerkt sein. S. Annal. of Philos. 1821. Jan. — Rexscer (Ueber den Umfang der Juraformation in den Alpen u. s. w., Ss. dieselben Denkschriften. Bd. I. Abth. 1. 1829. S. 230 u. 32) weist Reste von Paläotherien und selbst Anoplotherien (Anoploth. minimum) in diesem Lande (Cant. Aarau) nach. *) Hierher gehören z.B. noch die Genera Chaeropotamus, Cuv., den Bisam- schweinen oder Pekaris ähnliche Thiere, wovon Arten in Frankreich, Teutsch- ‚ land, der Schweiz und wahrscheinlich auch am Irawadi in Birmanien vorge- kommen sind. -Chalicotherium, Kave, (Ossemens fossiles. Cah. 2. p. #, sq.) den Paläotherien ähnlich, ohne Angabe des Fundortes, wahrscheinlich aber aus der Gegend ron Eppelsheim; Hyotherium, H. v. M., ein schweinearliges Thier, von dem bis jetzt Reste in Baiern entdeckt ‚wurden (s. Heru., v. Mever, die fossilen Zähne, u. s. w. von Georgensgmünd. S. 43, f.),u. a. — Bemerken kann ich hierkei noch, dafs man auch untergegangene wirkliche Schweinearten in verschiedenen Gegenden Teutschlands, Frankreichs u. s. w. ausgegraben haben will. a u Auch andere Arten dieses Geschlechts sind in Amerika, besonders in den südlicheren Theilen, bemerkt. Der Mastodon angustidens, Cuv., zeigt sich dagegen besonders verbreitet in Europa, wie in Teutsch- land, Frankreich, England, Ungarn, in der Schweiz, wahrscheinlich selbst in Nord- und Süd-Amerika. Ein Paar Arien, z. B. Mastod. elephantoides, Crırt, kommen auch am Irawadi in Birmanien vor *). Ueberbleibsel grolser Tapire, von denen die zwei jetzt noch exi- stirenden kleineren Arten an den Flüssen Südamerikas und Ost- indiens hausen, hat man in Teutschland, Frankreich und Nordamerika begraben gefunden. Jener Riesentapir aber, Cuvırr’s Tapirus gi- ganteus, welcher in Frankreich, Tieutschland (z. B. bei Eppelsheim, bei Wien **), in Mähren, Steiermark u. s. w.) vorkommt, kann offenbar nicht diesem Geschlechte angehören und ist von Kaup mit Recht zu einem besondern Genus, was er Dinotherium (Dinoth. gigan- teum) nennt, erhoben **). Beste von Nilpferden oder Hippo- *) Sehr nahe verwandt mit Mastodon, wo nicht damit in der That zu ver- einigen, ist das von Gopman aufgestellte Gen. Tetracaulodon , welches Wırııam Coorer und Harran für das Junge von Mastodon ziganteus hielten. Is. Hays, von dessen Arbeit ich einen besondern Abdruck besitze, Description - ef the inferior maxillary Bones of Mastodons , in the Cabinet of the Ame- rican philosophical Society , with Remarks on the Genus Tetracunlodon (Extracted from the Trausact. of the americ. philes. Society, Vol. IV.). Phi- ladelphia 1838. 4. Mit 10 Kupfertafeln. (Nicht 29 Tafeln, wie H. v. Meyer angegeben hat. Es gehen die Tafeln von Pl. XX — XXIX.), hat dagegen ge- zeigt nach Untersuchung von jungen und alten Kiefern und Zähnen des Riesen- mastodont so wie solcher von Tetracaulodon, dafs die beschriebenen Reste des Gen. Tetracaulodon allerdings verschieden von Mast. giganteus sind. Nach Kaur soll Mastod. angustidens zu Tetracaulodon gehören; s. LEoxsarD und Bronn, Jahrb. 1833. Hft. 2. S. 223. **) Ich habe Stücke davon (Unterkiefer) im k. k. Mineralienkabinette zu Wien gesehen. ***) S. dessen Ossemens fossiles. Livrais. . — Kaup hat jetzt drei Arten dieses potamus- Arten, deren lebende Geschlechtsverwandte nur im Innern Afrika’s jetzt die Ufer der Flüsse betreten, lieferten England, Teutschland, Frankreich, Italien und Sicilien *). Fossile und aus- gestorbene Arten des Gen. Rhinoceros **) und Elephas, deren lebende Typen jetzt nur im Süden von Asien und im Innern von Afrika ihr Wesen treiben, wohnten in einer vorweltlichen Zeit, von dem letztgenannten Geschlechte aber insbesondere das berühmte Mammut oder Mammoent, Elephas primigenias, Brume., vom hohen Norden an, in den alten Ebenen vieler Gegenden Europa’s, Asien’s (vor- Geschlechts angenommen; nämlich aufser jener oben genannten noch Dinoth. Cuvieri (Din. bavaricum, H. v.M)., in Baiern, bei Eppelsheim und in Frankreich und Dinoth. medium, aus dem Sande von Eppelsheim. Sehr merkwürdig sind besonders die grofsen Stofszähne, die nicht im Oberkiefer , wie früher ange- nommen wurde, sondern im Unterkiefer vorkommen, und die nicht nach oben gerichtet sind, wie Kaup anfänglich meinte und wie auch die von ibm in der vorhin angeführten Lieferung enthaltenen Abbildungen zeigen, sondern nach unten hin ohnstreitig hervorgeragt haben müssen. Vergl. dessen Verzeichnils der Gypsabgüsse von urweitlichen Thieren u. s. w. 2te Ausg. Darmst. 1834. 8. S, 13. und die Abbildungen auf dem Umschlage; ferner Kaur, über die Gattung Dinotherium , in LeonuArn u. Bronn, Jahrb. 1833. Hit. 5. S. 509, f. Taf. VII. Fig.2. Es können diese Zähne wohl zu nichts anderm gedient haben, als da- mit in der Erde zu wühlen, nach Nahrungsmitteln, vielleicht selbst um Höhlen zu graben, ja sogar zum Fortbewegen des trägen, schwerfälligen Körpers. — Nach Kauvp soll auch der Krallenphalanx von Eppelsheim , wonach Cuvier seinen Riesenpangolin, Manis gigantea, aufstellte, zu Dinotherium gehören: s. LeonHAarn und Bronn, Jahrb. 1833. Heft 2. S. 172. M. Abb. — *) Hier. sind in den Knochenbreccien, nach F. Horrmann, insbesondere die Knochenreste von Hippopotamen vorherrschend, Ueberreste von Mammuten und Rhinoceroten seltener. Vergl. LeowHarn u. Bronn, Jahrb. 1833. Hft. 1. S. 89. *+) Kaup hat aus dem, dem lebenden Rhinoc. javanicus am meisten ähnlichen vorweltlichen Rhinoceros incisivus, Cuv., und seinem Rhin. Goldfussii ein be- sonderes Genus, Acerotherium nämlich, gebildet. Ossem. fossil. Cah. 3. p. 49, sq. Auch Couvirr’s Rhin. minutus soil wahrscheinlich hierher gehören. Zu = züglich Sibirien’s), Nord - wie Süd-Amerika’s. Cuvıer’s Kennerblick wagte es nicht, nach den im Mergel und Sande, in Knochenbrecceien und Torfmooren verschiedener Gegenden Europa’s, Asien’s und Nordamerika’s aufgefundenen und für vorweltliche Knochen und Zähne von Pferden angesprochenen Ueberbleibseln besondere Arten des Genus Equus zu bilden. Er beobachtete bei seinen Unter- suchungen jener Theile, obgleich er zugesteht, dafs eine Pferdeart in einer frühern Erdepoche der treue Gefährte von Elephanten und anderen T'hieren dieser Zeit war, die gröfste Aehnlichkeit zwischen ihnen und den Skeletten jetzt lebender Arten. H. v. Meyer *) hat zwei Arten von vorweltlichen Pferden angenommen, nämlich Equus fossilis, welcher, wie Meyer selbst sagt, keine wesentlichen Art- verschiedenheiten von unserm Egq. Caballus zeigt, also offenbar als *) S. Nov. Act. Acad. Leop. Carol. 1832. Tom. XVI. P. 2. 8. 423, ff. — Die auf- gefundenen Pferdezähne, welche ich bisher untersuchen konnte und wovon ich selbst verschiedene aus den Torfmooren meines Heimathlandes Braunschweig besitze, weichen durchaus nicht von unseren Pferden wesentlich ab. Ick glaube, dafs dieselben alle aus unserer Zeit stammen und halte es nicht für unwahr- scheinlich, dafs das edle Rofs wie der nicht zu verachtende Esel Geschöpfe der jetzigen Erdepoche sind, nur geschaffen gleichsam zum unmittelbaren Nutzen des Menschengeschlechts.- In Nordamerika gefundene Reste von Pferden (wie von Bären, Büffeln u. s. w., die alle noch im Lande leben) hält W. Coorer (Ueber die Lagerstätten fossiler Knochen im Big-Bone-Lick, Monthly Americ. Journ. 1831. Octb. Novbr. Leonnarn u. Broxw, Jahrb. 1834. Hft.4. S. 501) gleichfalls für nicht eigentlich fossil. — Wenn solche Knochen und Zähne unter anderen wirklich fossilen vorkommen, so kann dies allenfalls als zufällig betrachtet werden. — Wenn H. v. Meyer bei der Beschreibung seiner fossilen Pferde an Moia’s Equus bisulcus erinnert, so mufs bemerkt werden, dafs wir von diesem problematischen Thiere so viel als gar nichts wissen und dafs dasselbe, wenn es wirklich existirt, nicht zu den Pferden gezählt werden kann, sondern höchst wahrscheinlich eine Kameel-Art ist, wie ich ausführlicher in einer besondern Abhandlung über dieses Thier (S. Oxun’s Isis. 1825. Hft. 3. S. 362.) gezeigt habe. 9 ae = besondere Art wegfällt, und Eg. primigenius, wesentlich verschieden von dem vorigen *). Bei Eppelsheim im Hessen - Darmstädtschen wurden Reste eines gigantischen, wie es scheint an 24 Fufs langen, Schuppenthiers (Manis gigantea, Cuv.), dessen Jebende, bei weitem kleinere Geschlechtsverwandte nur in Westafrika und Ostindien existiren, entdeckt **). Bravarn will in der Auvergne Ueberbleibsel eines Gürtelthiers (Dasypus), von denen nur Südamerika die jetzt lebenden Arten aufzuweisen hat, bemerkt haben. Zu den merk- würdigsten vorweltlichen Säugethieren müssen aber ohnstreitig die plumpen und colossalen, über 12 Fufs langen, den Pachydermen nicht unähnlichen, faulthierartigen Geschöpfe gehört haben, aus denen man jetzt die Genera Megatherium, Cuv., und Megalonyx, JEFFERS., gebildet hat, deren Körper gleich dem der Gürtelthiere gepanzert ge- wesen zu sein scheint ***) und die ausschliefslich über Amerika, vom *) Wenn der Eguus primigenius mit seinen allerdings abweichenden Backen- zähnen wirklich, wie Kaup angibt (S. Nov. Act. Acad. Leop. 1835? u. Katalog der Gypsabgüsse u. s. w. S. 21.) vier Zehen an den Vorderfüfsen und After- klauen wie ein Hirsch hatte, so mufs derselbe nicht allein ein eigenes Genus bilden, Hippotherium von Kaup genannt, sondern kann gar nicht in die Ord- nung der Pferde oder Einhufer gebracht werden. Gehört ohnstreitig in die der Pachydermen. Kaur’s Hippother. gracile begreift Mever’s Equus Caballus und Mulus primigenius, Hippother. nanum Kr. dagegen Equus Asinus primi- genius, Mey. **) Vergl. hierbei S. 64. Anmerk. *#*) Weiss hat solche, ohnstreitig von jenen Thieren herrührenden Panzerstücke beschrieben und abgebildet in seiner interessanten Abhandlung: Ueber das südliche Ende des Gebirgszuges von Brasilien u. s.w. S. Abhandl. d. Königl. Akademie d. Wissensch. zu Berlin. A. d. J. 1827. Berlin 1830. 4. (Physikal. Klasse). S. 276, f£. Taf. I. u. I. — Die trefflichsten Abbildungen des Riesen- faulthiers (Megatherium ) lieferten Panper und D’Aıron (Das Riesenfaulthier, Bradypus giganteus. Bonn 1821. Querfol.) Sie untersuchten das von diesem Thiere in Madrid vorhandene berühmte Skelett, welches 14 spanische Fufs lang und 7 Fuls hoch ist. eg Ale Norden bis zum Süden, bis Paraguay, verbreitet waren, während die jetzt lebenden kleinen und schwachen Faulthiere nur auf Süd- amerika, besonders Brasilien, beschränkt sind. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dafs unter den als fossil beschriebenen und in verschie- denen Ländern Europa’s, Nordamerika’s und Asien’s aus Morästen, Torfmooren, aus den grofsen Flufsbettien (wie dem des Rheins ) u. s. w. an’s Licht gezogenen , grofsen Ochsenarten solche vor- kommen , die sich jetzt noch lebend in jenen Erdtheilen zeigen und dals man von anderen annehmen kann, sie haben noch in unserer Erdperiode, in der geschichtlichen Zeit gelebt und seien nur allmählig ausgestorben oder vielmehr ausgerottet durch Jagden u. dgl. *). Aufser verschiedenen anderen Hirscharten, die als fossile bezeichnet sind, hat man insbesondere eine merkwürdige, wahrhaft riesenmäfsige Art, nämlich den Cervus giganteus, Bıume. oder Eu- ryceros, Auproy., dessen schaufelförmige Geweihe * — 12 Fulfs oft messen, in Teutschland, Frankreich, Italien u. s. w. **), vornehmlich aber in Irland gefunden. Nach Weaver’s und Hısgerr’s Untersuchun- gen soll dieses Thier kein vorweltliches sein, sondern in früherer *) Es war ein Irrthum, wenn man sonst den, vormals in unseren teutschen Wäldern hausenden Auerochsen (Bos Urus) für die Stammart unsers Haus- ochsen hielt; denn Cuvirr hat in s. Recherch. sur les ossem. fossil. Tom. IV. p. 109, sq. und Regne anim. T.I. p. 279 nachgewiesen, dafs dem nicht so ist. Nicht allein die Stellung der Hörner am Kopfe weicht constant bei beiden ab, sondern auch die Rippenzahl, indem unser Hausochs nur 13, der Auerochs aber 14 Rippenpaare besitzt. Der Urus der Alten ist als die Stammart unserer domesticirten Ochsen zu betrachten; dieser aber scheint gänzlich ausgerottet zu sein und man kann ihn nur noch in an verschiedenen Orten ausgegrabenen Ueberresten erkennen. Der Bonasus oder Bison der Alten ist dagegen nach Cuvier identisch mit dem noch jetzt existirenden und zumal in Litthauen wild lebenden Auerochsen. **) In dem schon erwähnten Mineralienkabinette zu Wien sah ich Reste dieser Hirschart aus der Theis in Ungarn. — BB — geschichtlicher Zeit in jenen Ländern, wo seine Reste jetzt begraben liegen, gelebt haben. Der thätige Hısserr ist der Meinung, dafs es der Schelch oder Schelk der alten Teutschen gewesen sei *). Während **) Schon vor mehreren Jahren glaubte Tuom. WeAver in s. Abhandlung On the fossil Elk of Ireland; Philosoph. Transact. for 1825. Part. II. p.429, sq., vergl. auch Philos. Magaz. and Journ. March. 1826. p. 196, dafs diese Thierart nicht antediluvianisch sei, sondern der neuern Zeit angehöre, dafs sie aber durch beständige Verfolgung vertilgt wäre. Dasselbe hat auch gleichzeitig Sam. Hızserr in s. Notice of the Remains of an Animal resembling the Scandinavian Elk, u. s. w. in d. Edinb. Journ. of Sc. By Brewster. Jul. No.5. 1825. p. 129, sg. vermuthet. In späteren Nachträgen über den Cervus Euryceros oder Irish EIk (s. Edinb. Journ. of Sc. April. 1830. p. 301, sq.) bemerkt Hısserr, dafs dieser Riesen-Hirsch ein alter Bewohner der gemäfsigten Gegenden Europa’s war und da anfing, wo der Aufenthalt des Rennthiers aufhörte (?), dafs er in den Wildnissen Preufsens etwa bis 1550 lebte (2), und dafs er sich zwischen dem baltischen Meere und den Alpen, besonders aber in Grofsbritannien und Irland aufhielt. Hısserr glaubt, jenes Thier in Serasr. Münster’s Cosmographia uni- versalis. Basil. 15502 (die in meiner Bibliothek sich findende Ausgabe ist erschienen Basil. 1572. fol. — Vergl. p. 934) unter den Thieren Preufsens erwähnt, gefunden zu haben. Die darauf bezügliche Stelle heifst wörtlich: „Habet deinde bisontes, quos quidam vocant damas, sunt quoque pro parte cervis et pro parte jumentis similes, nisi quod oblongas habent aures et mares latissima in fronte gestant cornua, qualia passim ex Anglia ad nostram germa- niam superiorem deferuntur.” Allerdings ist diese Stelle in Bezug auf jenes besprochene Thier interessant, denn die Damae von Münster scheinen nach seiner Beschreibung ausnehmend grolse Thiere gewesen zu sein und passen nicht gut, wie dies sowohl die angegebene beträchtliche Grölse wie die bei- stehenden Abbildungen zeigen, auf unsere Dammhirsche, die bekanntlich kleiner und schwächer als Edelhirsche sind, und, obgleich sie jetzt sehr verbreitet durch Europa vorkommen, mehr in den gemäfsigteren, wärmeren Gegenden dieses Erdtheils, wo nicht im Freien, doch in Thiergärten leben ; deren ei- gentliches Vaterland aber, wie Cuvıer glaubt, (Regne animal. Tom. I. p. 262) die Barbarei zu sein scheint. Eine Stelle, welche Hısserr noch in Bezug auf jene Hirschart ceitirt, nämlich: u 0 der nunmehrige Verbreitungsbezirk der Moschusthiere ( Moschus) ausschliefslich auf die gemäfsigten und südlichen Theile Asiens und der Sunda-Inseln beschränkt ist, lebten Arten dieses Genus in einer frühern Erdperiode auch in europäischen Gegenden; denn man hat Ucberreste von ihnen im Würtembergischen, bei Eppelsheim und auf der Insel Wight entdeckt. Zähne eines kameelartigen Thiers, sehr wahrscheinlich aber zu dem Gen. Camelus gehörend,, lieferte Sibirien und Bosanus bildete daraus sein noch sehr zweifelhaftes Gen. Merycotherium *). Von Nagethieren ist zu erwähnen das, wie „Darnach schlug er schiere einen Wisent und einen Elk, Starker Ure viere und einen grimmen Schelk ” ist aus dem Niebelungenliede ( Abenteure 16. v. 3761) entnommen. — Es ist allerdings dieser Schelk oder Schelch ein zweifelhaftes Geschöpf und gewifs kein gezähmites, sondern ein in den Wäldern einst lebendes, grofses jagdbares Säugethier, wie offenbar aus dem Niebelungenliede hervorgeht. Demnach also kein Taurus admissarius, wie J. G. Scurrzivs in s. Glossarium germanicum medii aevi etc. Tom. poster. Argentor. 1784. fol. p. 1388 angibt, kein Zucht- stier, wie J. H. Campe (nach Scherzıvs) in d. Wörterbuche d. deutschen Sprache. Thl.4. Braunschw.1810. 4. S.105 übersetzthat. Nach dem gelehrten Commentator des Niebelungenliedes F. H. v. Haczn (Anmerkungen zu der Niebelungen Noth. Frankf, a. M. 1824. 8. S.107) ist der Schelk, Bockshirsch, mit Bart und Zot- teln am Halse, mit dem Elk verwandt und mit diesem in den Utrechter Jagd- Urkunden vorkommend, vielleicht der Brandhirsch, der noch in Böhmen häufig lebt. Diese Vermuthung ist aber falsch, denn der Brandhirsch ist kein Schau- felhirsch, keine besondere Art, sondern nur eine Varietät unseres Edelhirschs; vergl. D. aus peu Wincker, Handbuch für Jäger u. s. w. 2te Aufl. Thl, 1. Leipz. 1820. 8. S. 466. Es ist nach allen dem allerdings nicht ohne Grund, wenn man den Schelk in der That für den Cervus Euryceros ansehen will. — *) Man will in der neuesten Zeit, was bis dahin noch nicht geschehen war, einige wirklich untergegangene Geschlechter von Wiederkäuern entdeckt haben; so H. v. Meyer ein dem Gen. Moschus ähnliches, was er Palaeomeryx genannt hat (Die fossilen Knochen u. s. w. von Georgensgmünd. S. 92, f.), ferner Kaur das Gen. Dorcatherium, bei Eppelsheim gefunden (soll im vierten Hefte seiner Ossem. fossil. beschrieben werden) und Georrrox Sr. Hırams das Gen. Der- u es scheint, untergegangene Gen. Trogontherium, Fisch., dessen Reste, nur bei Tlaganrok am asowschen Meere bemerkt, auf ein grofses, dem Biber ähnliches Thier schlielsen lassen. An Skelettiheilen, übereinstimmend mit denen der Pfeifhasen oder Graber (Lagomys, GEoFFR.), welche jetzt nur noch im nördlichen Asien (Sibirien) leben, sind besonders reich die Knochenbreccien, die sich an den Küsten- ländern des Mittelmeers (Südfrankreich , Sardinien, Corsika) aufge- häuft haben. In dem Oeninger Schiefer finden sich Knochen eines 'Dhiers, was zu dem Geschlechte der Meerschweinchen (Cavia), die mit ihren Verwandten der jetzigen Schöpfung nur im Süden von Amerika, besonders in Brasilien, verbreitet sind, gehört. Aus dem Genus der Springhasen (Dipus), deren noch lebende Arten nur in den wärmeren Gegenden von Asien und Afrika, so wie auch in Amerika vorkommen, weisen Rufsland und Würtemberg fossile Reste auf *). Solche von einigen Beutelthierarten (Didelphis), deren le- bende Verwandte alle ausschliefslich in Amerika und Australien existiren, entdeckte Cuvıer im Gipse des Montmartre und? in den Schiefern von Stonesfield.e Knochen und Zähne von Hyänen, deren Arten jetzt nur in Westasien und durch Afrika verbreitet leben, von Hunde- **) und Bären-Arten, unter denen solche vorkommen, motherium, in der Auvergne entdeckt und auch dem Gen. Moschus ähnlich (S. Mexer, a. a.0. S. 101 u. Revue encyclopedique. 59. 1833. p. 82. 95.). *) Kaup hat einige neue Genera von Nagern in Oxen’s Isis, J. 1832. Hft.9. S. 992, ff. (m. Abb.) aufgestellt, nämlich Palaeomys und Chalicomys, beide dem Bieber am nächsten verwandt, und das Gen. Chelodus, zwischen Hystrix und Castor zu stellen. Die Knochentheile, wonach jene Geschlechter gebildet sind, wurden im Sande bei Eppelsheim ausgegraben. **) Nicht mit Unrecht bemerken Croiser und Jorerr, dafs die fossilen Hunde, von denen man Reste in Teutschland, Frankreich, Sardinien u. s. w. gefunden hat, darnach nicht zu unterscheiden sind von unseren jetzigen. Bovr ete., Journ. de Geologie. 1830. No. 2. p, 151. — Kaur will vor Kurzem nebst anderen Be die auf eine beträchtlichere Gröfse jener Thiere in Vergleich mit der jetzigen Schöpfung angehörenden Typen, schliefsen lassen, sind aus den Diluvialgebilden und aus den grofsen Felsenhöhlen Teutsch- lands, Frankreichs, Englands und Italiens ans Licht gezogen. Mäch- tige Katzen, ähnlich den Löwen und bengalischen Tigern , hausten einst, nach den in eben den Bildungen aufgefundenen Resten zu urtheilen, in den vorweltlichen Wäldern jener europäischen Länder *). Die Verbreitungsbezirke jener zuletzt genannten Ge- schlechter, der Hunde, Bären und Katzen, sind heutiges Tages sehr ausgedehnt, und Typen derselben, bald mehr bald minder zahlreich, kommen im Norden wie im Süden der Erde, und, mit Ausnahme fossilen Knochen, den Unterkiefer eines fossilen Iundes aus dem Rheine er- halten haben, nahe verwandt mit dem des Jagdhundes. Er betrachtet diese Art, die er Canis Propagator nennt, als die Stammrage der Jagd-, vielleicht auch Metzger-Hunde, bezweifelt jedoch, dafs sie die Stammart aller Handeragen sei. Sie soll noch zur geschichtlichen Zeit, in welcher Bos primigenius, Cervus Euryceros (mit deren Resten jener Kiefer gefunden wurde) als reine Stammrage gelebt haben. Vergl. Oken’s Isis. 1834. Heft 5. S. 533. — Ich bemerke hierbei, dafs Manche, wie Paıras, Zimmermann u. a. bekanntlich den Wolf, Fuchs und Schakal für die Stammarten des Haushundes gehalten haben. — Nach Hopgson soll der wilde Hund von Nepal oder Buansü , den derselbe Canis primaevus benannt hat, die Stammrage unsers Haushundes sein. S. BREwsTER, Lond. and Edinb. philos. Magaz. and Journ. Jan. 1834. Frorızp’s Notiz. Bd. 40. April. No. 6. 1834. S. 90. — Es läfst sich darüber mit Gewilsheit sehr schwer etwas entscheiden. — Man sollte doch auch ja darin behutsam sein und nicht gleich jeden Knochen, den man in der Erde oder im Wasser findet, für einen fossilen oder von einem untergegangenen Thiere abstammenden halten. *) Von fossilen Raubthieren, die bis jetzt auch noch keine besonderen vorwelt- lichen Geschlechter aufzuweisen hatten, will nun Kaup auch ein Paar neue unterschieden wissen, nämlich das Gen. Machairodus, wohin der Ursus etruscus oder cultridens, Cvv., zu zählen sein soll, und das den Hunden ähnliche Gen. Aguotkerium, beide bei Eppelsheim ausgegraben (S. Ossem. fossil. Cah. 2. p. 24 und p. 28.). ge ze Australiens, wo jedoch auch Hunde (der Dingo) existiren, über alle Welttheile ausgedehnt vor. — Mit den Raubthieren schliefst sich unseren Blicken die letzte vorweltliche Schöpfung und sie erscheinen als die am vollkommen- sten ausgebildeten Säugethiere also überhaupt 'Thiergestalten der früheren Erdperioden. Die letzten Umwandlungen und Revolutionen unsers Planeten begruben sie in den Formationen, die durch jene Katastrophen gebildet wurden, demnach in den obersten, tertiären Lagern der Erde. — Vierhänder oder Affen aber, wie Menschen, die vollkommensten Geschöpfe der Erde, gab es zu jener Zeit noch nicht und es war demnach ihre Erzeugung dem neuen Schöpfungs- acte der verjüngten Erde, wie wir sie jetzt sehen, dem letzten grolsen Schöpfungsmomente also, vorbehalten *). Wie früher sich die — *%) Schon in einer frühern Schrift, wo ich eine Entwicklungs- und Verwandt- schaftsfolge der Thiere aufstellte (Versuch einer naturgemäfsen Eintheilung der Helminthen, nebst dem Entwurfe einer Verwandtschafts- und Stufenfolge der Thiere überhaupt. Heidelb. 1827. 8. S. 82.) mufste ich nach allen Unter- suchungen auf das Bestimmteste behaupten, dafs es keine vorweltlichen Ueberbleibsel von Menschen gebe und geben könne, dafs der Mensch und die Affen zuletzt von der Natur und in unserer jetzigen Erdperiode erschaffen seien. Dieser Meinung bin ich auch noch jetzt mit voller Ueberzeugung. Denn alle die in den neueren Zeiten aufgefundenen Knochentheile von Menschen, die Manche für vorweltliche und fossile haben halten wollen, kann ich nicht dafür erkennen und kein einziger genügender Beweis spricht dafür, Es ist hinlänglich bekannt, dafs man früher gar oft die Knochen verschiedener vor- weltlicher Thiere für Menschenknochen irriger Weise angesehen hat. Die aber, welche man wirklich im Diluvium, in Höhlen und Spaltausfüllungen ver- schiedener Gegenden Teutschlands, Frankreichs, Englands u. s. w. hin und wieder gefunden hat, beweisen durchaus nichts, selbst wenn sie hier mit Resten fossiler Thiere vorgekommen sind. Der Zufall kann viel bewirken. Zufällig können, tief in die Erde gegraben und an Orten, wo solche Thierreste sich bemerklich machen, Menschenknochen in die Diluvialgebilde gekommen sein, zufällig können sie sich mit Knochen anderer Thiere, noch lebender oder aus- de schöpferische Kraft der Natur besonders wohlgefallen hatte in dem Erzeugen von grolsen Massen, sich also mehr extensiv bildend ge- gestorbener, vermischt in manchen Knochenhöhlen, in welche sie durch Fluthen geschwemmt wurden, zeigen; zufällig mögen sie selbst in Spaltausfüllungen gekommen sein, denn wer wird es leugnen, dafs solche Ausfüllungen von Spalten der Erde nicht erst spät und in der jetzigen Erdperiode Statt finden konnten! Und — wissen wir es denn auch so gewils, dals nicht manche Thiere, wie solche, deren Ueberbleibsel sich in Knochenhöhlen finden, noch in der frühern Zeit der jetzigen Erdepoche lebten und erst allmählig ausgerottet wurden und ausgestorben sind? Konnten nicht jene Höhlenbären u. s. w., die nicht selten noch mit Knochen jetzt lebender Thiere vermischt vorkommen, auf unserer Erde, wie sie jetzt ist, existiren? Wenn es keinem Zweifel unter- liegen kann, dafs verschiedene Thierarten wirklich in der geschichtlichen Zeit, ja erst vor wenigen Jahrhunderten aus der Reihe der lebenden Wesen vertilgt sind, so können wir dies eben so gut noch von manchen anderen annehmen, wenn wir dessen auch nicht so gewils sind. Auch Wanderungen von Thieren und das Zurückdrängen und Zurückziehen mancher Arten aus einer Gegend müssen bei diesen Betrachtungen, wie überhaupt bei der Untersuchung wirk- lich vorweltlicher oder nicht vorweltlicher Geschöpfe, wohl berücksichtigt werden: ja selbst der Umstand, dafs früher zur Zeit der Römer eine Menge ausländischer Thiere, Löwen, Hyänen, Rhinocerosse, Elephanten, Giraffen u. s. w. nach Europa herübergebracht wurden, um bei Volksspielen die Menge durch ihre Kämpfe u. s. w. zu unterhalten, — Dann möchte ich doch auch weiter fragen, wie es kommt, dafs man gar keine Affenreste aufgefunden hat, da wir wohl annehmen können, dafs die Affen wahrscheinlich noch früher existirten, als die Menschen, wenn wir jenes grofse Naturgesetz beachten wollen, wonach die unvollkommeneren Wesen früher entstehen und entstanden sind, als die vollkommeneren; ein Gesetz, was sich ja so deutlich auch bei den vor- weltlichen Pflanzen und Thieren zeigt? — — Die neuere Litteratur über die vorgeblichen fossilen Menschenreste findet man ziemlich vollständig in H. v. Meyer’s Schrift „Palxologica” S, 4.; eben so auch in einem andern Werke, -was ich vor ein Paar Tagen aus der Buchhandlung erhalten habe, nämlich @. FiscHher v. Waronem, Bibliographia palaeonthologica Animalium systematica. Edit. altera. Mosquae. 1834. S. p. 128, sq., und in den neueren Heften von Leonuarv’s u. Bronn’s neuem Jahrbuche f. Mineralogie u. s, w. a N. zeigt hatte, so war es ihr nun vorzüglich darum zu thun, neben den übrigen Thieren die intensiv wie extensiv vollendetsten Wesen der jetzigen Erdperiode zu erzeugen, den Menschen mit den hohen Vor- zügen seines Geistes, und neben ihm, gleichsam um ihn noch be- sonders an seine Thierheit und an seine Mängel zu erinnern, seine ihm zunächst verwandten komischen und fratzenhaften Carricaturen, die verschmitzten und lasciven Geschlechter der Bäume bewohnenden Affen. — — Einige Schlussbemerkungen. 1. Es ist anzunehmen, dafs in den früheren Erdepochen auf unserm Planeten eine gleichmäfsigere Temperatur, ein gleichmälsi- geres Clima allenthalben existirte, dafs dasselbe insbesondere in den nördlichen und gemäfsigteren Himmelsstrichen wärmer war als jetzt und mehr dem Clima der Tropengegenden gleich. Es konnten dem- nach auch Pflanzen wie Thiere gleichmäfsiger über die Erde ver- breitet vorkommen. Die innere Wärme der Erde war auch bedeu- .tender, die vulkanischen und elektrischen Erscheinungen waren damals energischer. 2. Es hat keine Veränderung der Erdaxe Statt gefunden, son- dern die Erde ist, insbesondere von den Polen an, immer mehr und mehr abgekühlt, was einestheils wohl im gleichen Verhältnisse stand mit den allmähligen Metamorphosen derselben und mit der Abnahme der Wassermenge. 3. Durch diese Momente wurden die Pflanzen und Thiere der Vorwelt, die einzigen historischen Denkmäler jener Zeit, entweder gänzlich oder doch gröfstentheils vertilgt, was besonders in den früheren Erdrevolutionen, vor der Bildung der Kreide, der Fall gewesen sein mag, oder aber, sie wurden nicht völlig ausgerottet a und konnten sich den verderblich einwirkenden Ursachen entziehen, was man insbesondere für die letzteren Umänderungen der Erde, namentlich wenn sie nicht ganz allgemein über diese einbrachen, bei vielen Thieren vorzugsweise annehmen kann. 4. Das erste freie Land bestand aus Inselbildungen; sie wurden zuerst von Pflanzen und Thieren, die darauf leben konnten, natür- lich in nicht gar grofser Zahl von Arten, bewohnt. Nach dieser Inselbildung treten demnach, wenn neue Metamorphosen über die Erde hereinbrachen und das Lebende zerstörten, in den neuen Er- zeugnissen der Erdrinde neben fossilen Wassergeschöpfen auch solche des Landes auf, besonders feuchte Gegenden und Sümpfe liebende organische Wesen. — Nach wiederholten Umwandlungen bildeten sich allmählig die grölseren Continente, und die Zahl der Geschöpfe des Landes mufste sich damit zugleich bedeutend vermehren, wäh- rend sich die des Meeres ohnstreitig verminderte; wozu auch noch der Umstand beitragen konnte, dafs manche Meergeschöpfe allgemach sich in die Flüsse der Continente übersiedelten, ja vielleicht sogar sich dem alten Schofse des Meeres entwanden, um ein we es, luftiges Leben auf dem Lande zu wählen. & 5. War dieses letztere der Fall, so kann man annehmen, dafs solche Geschöpfe sich nach veränderten ursprünglichen Wohnsitzen auch nach und nach mehr oder weniger bedeutend umwandelten und umänderten, sich in Lebensweise und Bildung mehr nach den neu gewählten Wohnplätzen accommodirten. 6. Die erste Bildung der Erde ist ohnstreitig die unvollkom- menste gewesen und die ersten Stadien, die sie in ihrer Entwicklung durchlief, kann man mit dem embryonischen Zustande der organi- schen Wesen vergleichen. Nach den verschiedenen Metamorphosen, die sie bis zur jetzigen Entwicklung durchlaufen mufste, wurde sie immer vollkommener ausgebildet und hiermit fand zugleich eine all- re Ze » mählig fortschreitende, vollkommenere Ausbildung der Pflanzen und Thiere der Vorwelt Statt. %. Zugleich wurde der alte Ocean durch vielfältige Präcipitatio- nen und Ablagerungen von seinem Schlamme und von Stoffen ver- schiedener Art befreit und gereinigt und das mochte wohl auch auf die Entwicklung vieler Geschöpfe des Meeres einen wohlthätigen Einflufs haben , während andere wahrscheinlich dadurch zu Grunde gerichtet wurden. 8. Es ist erwiesen, dafs die niedrigsten Pflanzen und Thiere zuerst entstanden und deshalb mulste man sie schon in den älteren, vorweltliche Reste bergenden Gebirgsformationen finden. Je näher der Naturforscher den obersten Schichten der Erde kommt, desto mehr sieht er in jenen Ueberbleibsein selbst ein allmähliges Voll- kommenwerden der Pflanzen- wie der Thier- Welt. Zugleich be- merkt er auch ein Zunehmen der Arten und Geschlechter in beiden organischen Reichen. 9. Von Pflanzen treten zuerst die einfacheren Kryptogamen auf, Conferven, Fucoiden, Farrenkräuter, Equisetaceen, dann Monocotyle- donen so wie gymnospermische Phanerogamen und endlich in den obersten Straten insbesondere die vollkommeneren Dicotyledonen. — Von Thieren zeigen sich anfänglich Typen aus der niedrigsten Ab- theilung der Zoophyten, polypenartige Gebilde, insbesondere Corallinen und Echinodermen, ferner Mollusken und zwar zuerst unvollkommenere kopflose Weichthiere, mit welchen jedoch, auffallender Weise, schon die vielkammerigen Schalen höher ausgebildeter und zu den Cepha- lopoden gehörender Typen auftreten, während die Gasteropoden jüngerer Bildung sind. Von Gliederthieren erscheinen anfänglich Crustaceen und zwar zuerst die zu der unvollkommenern Ordnung der Eintomostraceen oder Branchiopoden gehörenden Trilobiten; weit später erst treten die vollkommeneren Insecten auf. Fische und bald darauf Amphibien sonderbarer Art entstanden einstmals zuerst unter den — 1 —. Wirbelthieren und wir sehen hier selbst wiederum bedeutende Ver- schiedenheiten zwischen den in den älteren Gebirgsformationen, dem Üebergangsthonschiefer, Kupferschiefer, Jurakalke u.s. w., abgelagerten Resten und solchen, welche in jüngeren Lagern der Erde begraben liegen *). Nachdem die Erde schon mehr abgekühlt war wurden die . warmblütigen Vögel und Säugethiere, die ausgebildetsten Geschöpfe, erzeugt; sie wurden am spätesten geschaffen, wie das ihr Vorkommen in den jüngsten Straten der Erde darthut; sie entstanden also zu einer Zeit, in welcher unsere Erde sich auch vollkommener ausge- bildet hatte und der jetzigen Periode am ähnlichsten sich darstellte. Unter den Säugethieren der Vorwelt müssen wir die plumpen Dick- häuter oder Pachydermen als die dominirenden Typen ansehen. 10. Wie sich, wenn wir die jetzt lebenden organischen Wesen und ihre geographische Verbreitung über die verschiedenen Länder und Erdtheile vergleichen, sogenannte Uebergangs-Floren und Faunen bemerklich machen, so können wir solche auch bei den fossilen Resten der Pflanzen-, wie der Thier- Welt bemerken, wenn wir die ver- schiedenen in auf einander folgenden Epochen abgelagerten Gebirgs- formationen näher untersuchen. So finden sich nicht selten ver- *) Die ältesten Geschlechter der Fische sind nach Acassız als gänzlich ans- gestorben zu betrachten und dasselbe ist bei den ältesten Amphibien (den Ich- thyosauren, Plesiosauren u. s. w.) der Fall. Nach Asassız kommen in den For- mationen unter der Kreide keine Fische vor, die mit den Scomberoiden eine nur entfernte Verwandtschaft zeigten; überhaupt keine Spur vor Stachel- flossern, mit Ausnahme des zu den Percoiden gehörenden Gen. Acanus. — Auf die eigenthümlichen Veränderungen des Typus der Ammoniten in den ver- schiedenen Gebirgslagern machte L. v. Buch aufmerksam, s. S. 45, Anmerk. — Sehr interessant ist auch die Beobachtung, dafs die ältesten fossilen, den Sau- rern verwandtesten Amphibien den Fischen insbesondere durch ihre Wirbel- bildung nahe stehen, während es fossile Fische gibt, die andererseits jenen Amphibien sich nähern, wie nach Acassız das Gen. Saurichthys durch seine Kieferbildung. a u schiedenartige Thiere in einer Formation, neben älteren solche, die jüngeren Bildungen angehören. 12. Die Pflanzen und Thiere der Vorzeit zeigen uns schon ein grofsartiges Wirken von Naturkräften in jenen früheren Epochen der Erde, und liefern uns zugleich deutlich den Beweis, dafs sie im Allgemeinen nach denselben Gesetzen gebildet wurden, wie die organischen Wesen der jetzigen Schöpfung. Jedoch ist dabei nicht zu verkennen, dafs diese Gesetze nicht selten mehr oder minder modificirt werden mufsten nach den eigenthümlichen Einflüssen und Wirkungen in jener uralten Zeit. Die vorweltlichen Ueberbleibsel, welche in den jüngsten Gebirgsformationen vorkommen, sind denen der Jetztwelt, wenn nicht gleich, doch am ähnlichsten gestaltet. 13. So wie unter den vorweltlichen Pflanzen- und Thier - Formen solche sich finden, von denen heut zu Tage keine ähnliche Bildungen auf der Erde existiren, so sehen wir auch, dals, wie aus allen Be- obachtungen bis dahin wenigstens hervorzugehen scheint, die Erde in ihrer jetzigen Gestaltung Geschöpfe trägt und ernährt, von denen sich keine analoge Formen in den früheren urweltlichen Zeiten bemerklich machen. 14. Pflanzen und Thiere wurden durch andere Typen allmählig verdrängt, wie. dies manche Gebirgsformationen mit ihren Resten zu beweisen scheinen. 15. Die Physiognomie der vorweltlichen Natur mufste einen ganz andern Charakter, insbesondere in unseren nördlichen und gemälsigten Himmelsstrichen haben, als die, welchen die jetzige hat. 16. Mit der üppigen Vegetation der Vorwelt mufsten auch zuerst die Pflanzenfresser wohl in überwiegender Anzahl auftreten. — Auf- fallend ist dabei die Beobachtung, dafs jetzt bei der so reichen Pflanzen- fülle Südamerika’s und Australien’s hier nicht so viele und nicht so grolse Herbivoren vorhanden sind, wie in der Vorwelt und in =, m den südlichen, ja selbst den gemälsigten Himmelsstrichen der übrigen Welttheile unserer Erde. 17. Allerdings sind eine Menge von Pflanzen- und Thier-Typen durch jene früheren Erdumänderungen völlig untergegangen, andere aber haben höchst wahrscheinlich dieselbe glücklich überlebt und existiren noch. — Gar manche Thiere jedoch, die man nun auch, irriger Weise, zu den untergegangenen vorweltlichen und fossilen rechnet , lebten noch in unserer jetzigen Periode, ja manche selbst noch in der ge- schichtlichen Zeit. Die weitere Verbreitung und Vermehrung des Nien- schengeschlechts, Völkerwanderungen, das Ausrotten und Lichten der Wälder, die Urbarmachung weiter Strecken Landes, die Vertilgungs- wuth des Menschen, Jagden namentlich auf das Leben gefährdende Raubthiere oder auf Thiere, die durch Haut, Fleisch u. s. w. dem Menschen Nutzen und Vortheil schafften, haben nicht allein manche Thiere aus ihren bisherigen Wohnsitzen verdrängt *), sondern es sind auf diese Weise manche sogar gänzlich vertilgt **) worden. Ausgedehnte partielle Fluthen, Meeresdurchbrüche, vulkanische Er- scheinungen, die in früheren Zeiten der jetzigen Erdepoche Statt fanden, können dazu vielleicht auch das Ihrige beigetragen haben. 18. Ob alle die Bestimmungen der vorweltlichen Pflanzen und Thiere ven den Petrefactologen richtig sind, kann wohl mit Recht bezweifelt werden. Manche von ihnen sind doch wohl nicht mit der Botanik und der Zoologie so recht vertraut, wie sie sein sollten, gar Manche wissen von der vergleichenden Osteologie nicht, was sie wissen sollten. Ein Cuvıer, der grölste Zoolog und Zootom unserer Zeit, ein Mann, dem die grölste zoologische und verglei- *) Rennthiere, Auerochsen, Bären, Bieber, Luchse u.a. finden sich jetzt ent- weder gar nicht mehr oder nur, wie die letzteren, ganz einzeln in Teutschland. **) Von Vögeln der Dronte (Didus ineptus), von Säugethiereu der Cervus gi- ganteus, die Stammart unsers Hausochsen, vielleicht selbst die Höhlenbären, manche für fossil angesprochene Hirsch-, Katzen-, Nager-Arten, u. a. m. a, - chend-osteologische Sammlung in der Welt zu Gebote stand, konnte irren: wie viel mehr mufs dies bei Anderen, die in jeder Hinsicht mit geringeren Subsidien versehen sind, der Fall sein! 19. Wenn früher oder später durch eine neue grolse Erd- revolution eine verjüngte Welt organischer Wesen entstehen sollte, so würde sie, sich dadurch vervollkommnend, wieder verschieden- artige und neue Typen erhalten. Höhere Menschennaturen würden sehr wahrscheinlich entstehen und sie müfsten in ihren jüngsten Ablagerungen als besonders characteristische Typen derselben aus der Pflanzenwelt die von Menschenhand cultivirten Gewächse, aus der Thierwelt aber allenthalben verbreitete Reste von Menschen und, im Süden der Erde, die Gebeine der Affen erkennen. — — — & e- Es ist gewifs in jeder Hinsicht auffallend, merkwürdig und wichtig, dafs uns die Natur jetzt noch Gebilde organischen Ursprungs kennen lehrt, die, in verschiedenen Zeiträumen einst untergegangen durch grofse Umänderungen und Revolutionen unsers Planeten, sich nicht selten nur noch als leblose geformte Steinmassen darbieten. — Die fossilen Reste sind die einzigen Trümmer jener langen, langen Vergangenheit, die, wo nicht alles, doch den gröfsern Theil des Organischen vernichtete und hier und dort, theils als einzelne Zeu- gen eines frühern Lebens zerstreute, theils dazu benutzte, Berge und grofse Felsmassen, gleich den unzerstörten Pyramiden der Egyptier aufzuthürmen. — Es mufs dem denkenden Menschen ein eigenes Gefühl sein, zu erfahren, wie aus Zerstörung und Tod neue Bildungen, ein neues Erdenleben hervorgingen, auf den Ruinen, auf dem Grabe mehrerer, in verschiedenen Erdepochen untergegangenen Schöpfungen zu wandeln, und zugleich ein erhabener Gedanke in so vieler Hinsicht, da es nicht zu leugnen steht, dafs nur auf solche Weise, gleich einem Phönix, unsere Erde, wie sie jetzt ist, sich ur. gestalten konnte. — Ueber jener uralten Zeit, in welcher die unter- gegangenen Organismen lebten, schwebt undurchdringliches Dunkel herrscht feierliche Stille der Nacht, und sie sind die einzigen stummen Verkündiger derselben. — Aus Trümmern und Gräbern redet in schau- erlich- ernsten Tönen, wie man sich die aus dem Geisterreiche denkt, eine kaum geahnete Vorwelt zu uns herauf. Gleich den noch immer räthselhaften Bildern, die sich an den Trümmern der uralten Kö- nigsstadt Persepolis gefunden haben, ziehen von den niedrigsten Organismen bis zu den riesenhaften Mammuthen und Mastodonten vor unseren Blicken vorüber die wunderbaren, erstarrten Zeugen jenes urweltlichen Erdenlebens, und wie beim ungewissen Scheine halbbeleuchteter Mitternacht, vom Schauer des Alterthums ergriffen, verfolgen wir mit unbefriedigter Neugierde den nach langem 'Todes- schlafe aus seinen Gräbern erstandenen, mit seltsamen Gestaltungen durchwebten und Staunen ja Grauen erregenden, unabsehbaren Zug *). — Das Gemüth des Furchtsamen und Schwachen kann bange Ah- nungen umstricken, wenn er an solche Umwandlungen und Revo- lutionen der Erde denkt; denn nicht unmöglich ist es, dafs über kurz oder lang, ob schon der grolse, heilige Gang der Sphären seine ewige Bahn verfolgt, durch neue Revolutionen auf unserm Planeten der jetzigen Schöpfung Untergang droht und eine neue Erdepoche, durch gewaltige Metamorphosen herbeigeführt, beginnt. — *Mag aber auch in einer ungewissen Zukunft alles jetzt Beste- hende untergehen; mögen die Werke der Gelehrten und Künsiler, die wir verehren und bewundern; mögen die Thaten der Helden, die wir anstaunen; mag die Geschichte der Menschen und Völker, in derem Kreise, wie SchisLer so schön bemerkt, die ganze mora- *) Vergl. J. G. v. Heroer, die Vorwelt. Herausg. von J. v. Mürrer. Tübingen 1805. 8. Vorrede. S. VI. 11 = Bd lische Welt liegt; — mag alles dieses, in ein grofses Grab gelegt, verschlungen werden von der ewig wechselnden Zeit und einer kom- menden, neuen Welt von Wesen vielleicht anderer, höherer Art Platz machen; mögen einst neue, vollkommenere Menschengestalten auf den Trümmern der jetzigen Schöpfung sinnend weilen! — Es kann und mufs uns nicht hindern, dem grofsen Entwicklungs- sange des menschlichen Geistes seinen unaufhaltbaren Lauf zu lassen: es darf uns nicht abhalten, stets nach etwas Besserm, Höherm zu streben; ritterlich, mit der siegenden Kraft der Vernunft zu kämpfen für das edelste Kleinod des Men- schen, für jene reine Himmelstochter, die ungetrübte Freiheit des Geistes; zu ringen nach dem Lichtglanze der Erkennt- nifs der Wahrheit; nicht abhalten von dem Streben nach jenem höchsten Schmucke der menschlichen Würde, dem Streben nach Weisheit und Tugend; nicht stören und irre machen in dem schönen, tiefin unsere Brust gepflanzten Glauben an Gott undan die Unsterblichkeit der Seele — — Benutzte Schriften. Ueber fossile Pflanzen: A. Bronentart, Histoire des Vegeteaux fossiles, etc. Paris. 4. Seit 1828, Livrais, - 1—9,. Mit Abbildg. Graf Kasp. STERNBERG, Versuch einer geognostisch-botanischen Darstellung d. Flora der Vorwelt. Regensburg u. Prag. 1825 bis 1833. Fol. Sechs Hefte. M. Abbild. Ueber fossile Thiere: a) Wirbellose: H. Bronn, System der urweltlichen Pflanzenthiere, u.s.w. MHeidelb. 1825. Fol. M. Abbildg. J. Lamovroux, Exposition ealeahnne des genres de l’ordre des Polypiers, etc. Par. 1821. 4. M. Abbildg. MiLLer , a natural History of the Crinoidea or Lilly-schaped Animals, ete. Bristol. 1821. 4. M. Abbild. D. ve BraınvirLe, Manuel de Malacologie et de Conchyliologie, etc. Par. 1825. 8. M. Abb. H. Broxn, System der urweltlichen Konchylien, u. s. w. Heidelb. 1824. Fol. M. Abb. G.»e Haan, Monographise Ammoniteorum et Goniatiteorum speeimen. Lugd. Bat.1825. 8. Sander Rang, Manuel de l’Histoire naturelle des Mollusques, etc. Par. 1829. 8. M.Abb. J. C. M. Reinecke, Maris protog&i Nautilos et Argonautas in Agro Coburgico et vicino reperiundos descripsit, etc. Coburgi. 1818. 8. M. Abb. C.H. v. Zieruen, die Versteinerungen Würtembergs, u. s. w, Stuttgart. 1830. u. f. Zwölf Hefte. Fol. M. Abbild. E. Eichwarn, geognostico-zoologic® per Ingriam marisque baltiei provincias nec non de Trilobitis observationes. Casani. 1825. 4. M. Abb. N Re A. G. Desmarest, Histoire naturelle des Crustac&s fossiles, etc.; les Trilobites, par A. Broncntarr. Paris. 1822. M. Abb. ve Lamarcr, Histoire naturelle des Animaux sans vertebres. Tom. 1—%. Par. 1815 bis 1822. 8. b) Wirbelthiere: L. Acassız, Recherches sur les Poissons fossiles, etc. Neufchatel. 1833, f. 4. Livrais, 1—4. M. Abbild. ® vE BLAINVILLE, die versteinerten Fische, u. s. w. Uebers. u. herausgeg. von J. F. Krücer. Quedlinburg. 1823. 8. Ittiologia veronese, etc. (SerAarH. VoLra). Verona. 1796. Fol. M. Abbild. G.F. Jzcer, de Ichthyosauri sive Proteosauri fossilis speciminibus in agro bollensi in Würtembergia repertis. Stuttgardie. 1824. Fol. M. Abb. ; Dr. Jäcer, über die fossilen Reptilien, welche in Würtemberg aufgefunden sind. Stuitg. 1828. 4. M. Abb. J. B. Fischer, Synopsis Mammalium. Stuttg. 1829. 8. J. Kaup, Description d’Ossemens fossiles de Mammiferes, inconnus jusqu’ä present. Cahier 1—3. Darmstadt. 1832 — 34. 4. M. Abb. G. Cuvier, Recherches sur les Ossemens fossiles, ete. Troisieme Edit. V Volum. Paris. 1825. 4. M. Abb. Allgemeinere Werke: J. F. BLumengach, Specimen Arch»eologi& telluris terrarumque inprimis hannoverana- rum. Gotting. 1803. 4. M. Abb, Ejusdem Specimen Archxologi& etc. alterum. Gotting. 1816. 4. M. Abb. Desselben Handbuch der Naturgeschichte. 10te Ausg. Göttingen. 1821. 8. A. Bouz, synoptische Darstellung der die Erdrinde ausmachenden Formazionen, u. s. w. M.1Karte. Hanau. 1827. 8. (Abgedruckt aus der Zeitschrift £. Mineralogie). H. Bronn, Ergebnisse meiner naturhistorisch -öconomischen Reisen. 2 Thle, Heidelb. 1826. 8. Der 2te Band 1832. 8. H. Bronx, Lethxa geognostica oder Abbildung und Beschreibung der für die Gebirgs- formationen bezeichnendsten Versteinerungen. Erste Lief. Stuttg. 1834. Text 8. Abbild. gr. 4. W. Buckzax, Reliquise diluvian®, or Observations on the organic. Remains in Caves, etc. Lond. 1823. 4. M. Abbild. T, A. Carurto, Saggio di Zoologia fossile, Padova. 1827. 4. M. Abb. *), G. Cuvier, le Regne animal. Nouv, edit. Tom. 1—5, Par. 1829, 8. Cuvier’s Ansichten von der Urwelt, nach der zweiten und dritten Originalausgabe ver- deutscht und mit Anmerkungen von J. Nöcezrartn. 2 Bde. Bonn. 1822 u. 1826, S, F Horr, Handbuch der Petrefactenkunde, mit einer Einleitung über die Vorwelt der organischen Wesen auf der Erde, von L. Cnouranr. 4 Bändchen, Dresd. 1831. 8. Hucı, naturhistorische Alpenreise. M. Kupfern u. Karten, Solothurn. 1830. 8. K. W.G. Kastner, Handbuch der Meteorologie. 2 Bände. Erlangen. 1823 u. 1825. 8. F. S. Levckarrt, allgemeine Einleitung in die Naturgeschichte. Stuttg. 1832, 8, H.F. Lincx, die Urwelt und das Alealluun erläutert durch die Naturkunde. 2 Thle. Berlin, 1822, 8. Herm. v. Meyer, Paleologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschöpfe. Franktf. a.M. 1832. 8. J. Parkınson, organic Remains of a former World. Il vol. Lond. 1804 —11. 4. M. Abbild. **). E. F. v. Scutoruem, die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte, u. s. w. Gotha. 1820. 8. M. Abb. in 4. Desselben Nachträge zur Petrefactenkunde. Zwei Abtheilungen. Gotha. 1822 u. 23. 8. M. Abbild. in 4. G. H. Scuugert, Ansichten von der Nachıtseite der Naturwissenschaft. Alte Ausg. Dresd. 1803, 8. ***), Derselbe, die Urwelt und die Fixsterne. Dresden. 1822. 8. v. Tıresıus, naturhistorische Abhandlungen und Erläuterungen, besonders die Petre- factenkunde betreffend. M. illum. Kupf. Kassel. 1826, gr. 4. G. R. Trevıranus, Biologie oder Philosophie der lebenden Natur. Band Ill. Götting. 1805. 8. % *) Ich verdanke der Güte des Herrn Professor CarurLo in Padua noch eine andere in- teressante Schrift, die ich hier gelegentlich deshalb auführe, weil sie, wie ich glaube, noch wenig bei uns bekannt ist, nämlich: Memoria geognostico-zoologica sopra alcune Conchiglie fossili del Calcare jurese, ete. Padova. 1834. 4. (Besonders abgedruckt aus dem 4ten Bande der Nouovi Saggi dell J. R. Academia di Science, Lettere ed Arti di Padova.). *) Eine neuere Schrift desselben Verfassers: Examination of the mineralized Remains of the Vegetables and Animals of the antediluvian World. Dept 1830. T. 1. II. kenne ich weiter nicht. | iu """) Eine neue Auflage erschien Dresd. 1818. — Ki F. S. Vorer, Grundzüge einer Naturgeschichte , als Geschichte der Entstehung und weitern Ausbildung der Naturkörper. Frankf. a. M. 1817. 8. F. A. Warcuner, Handbuch der gesammten Mineralogie, u.s.w. Bd. 2. Geognosie. Carlsruhe. 1832. 8. Manche andere Arbeiten sind im Verlaufe dieser Schrift vollständig angezeigt und deshalb in diesem Verzeichnisse nicht angegeben. — Ich besitze in meiner Bibliothek noch mehrere ältere über vorweltliche Reste handelnde Schriften, wie die von Horımann, v. Hüpscn, Kein, Lange, LEIBNITZ, LisTER, SCHEUCHZER, ScııLa, Varnisnerı , WorrArT u, a,, die ich hier aber nicht angeführt habe, weil sie mir hei dieser Arbeit keinen wesentlichen Nutzen leisten konnten. Druckfehler. S.13. Zeile 6. I. Gesteine st. Geisteine. „54. „ 5 v.u.l. formatricis st. formationis. „63 „12 v.u.l. Tetracaulodon st. Tetracunlodon. 08. „16. 1. hervorgeht st. hervorzugehen scheint. ER, Rn I ERS Pr: N # Bu .