y ileber Lias Beta, Inaugural-Dissertation os Erlangung der Doctorwiirde der Naturwissenschaften an der Universitat Tiibingen Gottlob Heinrich Schlichter aus Stuttgart. Tibingen. 1885. Separat-Abdruck aus ,Jahreshefte des Vereins fur vaterl. Naturkunde in Wurtt.* 1885. Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Guttenberg (Carl Griininger) in Stuttgart. Litteratur. Quenstedt: Der Jura. 1858. — Das Flozgebirge Wiirttembergs. 1845. — Petrefaktenkunde Deutschlands. I. Abteilung: 1. Band. Cephalopoden. 2. Bd. Brachiopoden. 3. Bd. Echiniden. 4. Bd. Asteriden und Encriniden. 7. Bd. Gasteropoden. 1846—1884. — Handbuch der Petrefaktenkunde. 3. Aufl. 1882 u. folg. — Epochen der Natur. 1861. — Geologische Ausfliige in Schwaben. 1864. — Die Ammoniten des schwibischen Jura. Lief. 1—5, 1883/84. Fraas: Geognostische Beschreibung von Wiirttemberg, Baden und Hohen- zollern, 1882. Zieten: Die Versteinerungen Wiirttembergs. 1830. Buch: Uber Ammoniten. 1832. (Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften.) Wright: Monograph on the Lias Ammonites of the British Islands, (Palae- ontographical Society. Vol. 32 u. folg.) Sowerby: The Mineral Conchology of Great Britain, Darwin: Uber die Entstehung der Arten. 7. Aufl. 1883. Engel: Geognostischer Wegweiser durch Wirttemberg. 1883. Oppel: Die Juraformation Englands, Frankreichs und des siidwestlichen Deutsch- lands. 1856—1858. Waagen: Der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz. 1864. d@Orbigny: Paléontologie francaise. Terrains jurassiques. Tome I. 1842. Neues Jahrbuch fiir Mineralogie, Geologie und Paliontologie. Jahreshefte des Vereins fiir vaterlindische Naturkunde in Wiirttemberg. Der Lias ¢ besteht der Hauptsache nach aus dunkeln S chiefer- letten, deren Wande sich steil iiber die ausgedehnten Flachen des Alpha erheben. In ihrem Ausseren haben seine Schichten nur sehr Anmerkung: ,Riicken“ und ,,Bauch“ der Cephalopoden sind im Texte stets im Quenstedt’schen Sinne gebraucht. a Sa wenig gemeinsames mit den ihnen unmittelbar vorhergehenden, aber die Betakalke, charakteristische Banke im oberen Drittel der Schichtenhéhe mit ihren Petrefakten (letzte Arieten und Thalassiten) zeigen die Verwandtschaft von Alpha und Beta so klar, dass wir die beiden in natiirlicher Weise als unterer Lias zusammen- fassen. Das Auftreten von Petrefakten ist im diesem Formations- gliede sehr verschieden: Ganz unten in den nachher speziell zu schildernden Schichten des Capricornenlagers und der Grenzbank finden wir eine wohlausgebildete und mit den Arten des oberen Beta verwandte Mollusken- und Echinodermenfauna, sodann folgen die machtigen Ablagerungen der fast ginzlich tierleeren Turneri- thone: eine kleine Terebratel und hier und da em Ammonit oder Belemnit ist alles, was darn gefunden wird. Dariiber ist der Be ta- kalk mit einer reichen und eigentiimlichen Petrefaktenentwickelung abgelagert, und den Schluss der Abteilung bilden wieder Thone, in welchen eine Tierwelt begraben liegt, die, aufs schénste versteinert, in vielen Formen der am Anfange des Beta auftretenden ahnlich ist. Untersuchen wir die Geographische Verbreitung unsere Gruppe, so finden wir in der Schweiz diese Abteilung wenig bekannt , und zwar wie Waacen (der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz, pag. 30) ausfiihrt, da sie sich wegen der leichten Verwitterbarkeit ihrer Gesteme immer unter einer dichten Vegetations- decke verbirgt. An einigen Punkten ist sie aufgeschlossen, jedoch nur 1—3 m machtig und fast voéllig petrefaktenleer. Romryerr (Neues Jahrbuch fiir Mineralogie etc., 1846, pag. 295) nimmt an, dass der Beta in gewissen Gegenden der Schweiz ganz fehlt und auf den Arietenkalken des Lias @ sogleich der Gamma liegt. Auch Norddeutschland (Quensrepr: Jura pag. 95) hat die Thone tiber dem Arietenkalk, aber ebenfalls ohne Petrefakten. In Frankreich hat Marcou (Recherch. géol. sur le Jura salmois. Mém. Soc. géol. de France 1846) bei Salins am Westrande des Jura genau dieselben Schichten (in einer Machtigkeit von 6 bis 8 m) angegeben, welche so vollstandig mit den wiirttembergischen tibereinstimmen, dass er sie ,Marnes de Balingen ou a Gryphaea cymbium“ nannte. Doch rechnet er die Abteilung nicht mehr zum unteren sondern zum mittleren Lias, wozu ihn, wie Oppren (Wiirtt. Jahreshefte 1856, pag. 181) meint, vielleicht die mergelige Gesteins- SI ye ek beschaffenheit der dortigen Schichten, vielleicht auch das Auftreten der cymbium-ahnlichen Gryphaea obliqua veranlasste. Im Cher-Departement bei St. Amand finden wir namentlich die oberen Schichten unseres Beta so wohl entwickelt, dass sie Fraas (N. Jahrb. fiir Min. etc. 1850, pag. 147) fiir eigentlich ,schwibische Verhaltnisse“ erklart. Bei Semur und Beauregard sind die Thone im Sinémurien p’Orsieny’s vorhanden und auch in England begegnet man dieser Formation in vollkommener Ubereinstimmung mit den iibrigen Lindern. In Yorkshire fand Orrrn (Wiirtt. Jahresh. 1856, pag. 172) bei Robin Hoods Bay die miachtige Masse der dunkeln Thone in der gleichen Position, von ahnlicher Ge- steinsbeschaffenheit und mit denselben Petrefakten, wie in Schwaben. In dem bekannten Lyme Regis in Dorsetshire erhebt sich der Beta 30 m iiber die darunterliegenden Saurierschichten. Auch an einem anderen Orte dieser Landschaft, bei Charmouth, kommt er vor. Besonders schén stimmen ferner in Gloucestershire die oberen Thone (mit Am. oxynotus, raricostatus und Pentacrinites scalaris) mit unsern stiddeutschen Bildungen. In der Nahe von Ilchester in Somersetshire findet sich bei Marston Magna ein harter grauer Kalkmergel, welchen Sowxrrsy (Mineral Conchology of Great Britain Vol. I. pag. 167) Marston stone nennt. Er hat fiir die Vergleichung mit dem unteren Beta Wiirttembergs eine Bedeutung, welche ich spater ausfiihrlicher be- handeln werde. In Schwaben endlich finden sich die Schichten in verschie- dener Miachtigkeit: am stirksten entwickelt sind sie in der Gegend von Balingen, im Siidwesten des Landes, wo sie Fraas (Wiirtt. Jahreshefte 1847, pag. 202, Tab. III) zu 25 m Hohe angibt, von dort nehmen sie gegen Nordosten im allgemeinen gleichmissig ab, so dass sie in der Gegend um Ellwangen nur noch etwa 2—3 m miichtig erscheinen. Diese dunkeln Thone, die an der Oberfliche sehr leicht ver- wittern und zerfallen, bilden Hiigel und Halden, welche von Schluchten und Bachrinnen tief durchfurcht, den Charakter des Gesteins aufs trefflichste zeigen und haufig von gelben Thoneisensteingeoden mit schwarzer Blende besat sind. Fast tiberall sind die Petrefakten (aus- genommen im Betakalk) schén verkiest, eime Art der Versteinerung, die hier zum erstenmale im Jura in ihrer vollen Ausbildung auftritt. So stellt sich die Formation des Lias @ als eine in Europa weit verbreitete Masse miachtiger Thone dar, bei welcher sich in den verschiedenen Lindern nicht nur eine Gleichartigkeit des Ge- steins, sondern auch der eingeschlossenen Petrefakten und ihrer Auf- einanderfolge zeigt, so dass Qurensrepr mit Recht den Beta ,nach jeder Richtung eine gliickliche Abteilung“ nennt. Bei der Gleichférmigkeit des Gesteins muss, wie QuENsTEDT im »Jura“ und in den ,Epochen* ausfiihrt, die Wichtigkeit von Unter- abteilungen zuriicktreten. Eine scharfe Trennung ist durch die Biinke des Betakalks gegeben, welche die Thone in untere (Capricornen- lager und Turnerithon) und in obere (Oxynoten- und Raricostaten- lager) scheiden, allein diese Einteilung ist nicht allgemein durchzu- fiihren, da die Kalkbanke zwar in den siidwestlichen Gegenden Wiirttembergs iiberall vorkommen, jedoch weiter nach Nordosten an verschiedenen Orten fehlen. Den Unteren Thonen habe ich meine besondere Aufmerksamkeit zugewandt. Obgleich die- selben bei Balingen 25 m miachtig werden, so bietet doch ihre Haupt- masse ein gleichmassiges Ansehen dar, und naturgemisse Abgrenz- ungen in denselben sind unméglich. Scharf unterscheiden sich je- doch von diesen echten petrefaktenarmen Turnerithonen zwei Schichten, welche bisher (ausser in der gleich nachher erwihnten Notiz Quensrep1’s) von niemand beachtet waren, und deren nicht ge- ringe Bedeutung darin liegt, dass sie die scharf ausgesprochene Grenze gegen den Lias « bilden, welche seither, namentlich wenn die Olschieferschichten auftreten, nur wo Am. Birchi sich findet, genau bestimmt werden konnte. Die obere der beiden Schichten zeigt eine schéne Petrefakten- entwickelung; Quensrepr nennt sie (die Ammoniten des schwibischen Jura, pag. 159) nach dem darin hauptsiichlich vorkommenden Am- moniten das Capricornenlager. Siidlich von Tiibmgen, auf der ,Bleiche* bei Ofterdingen tritt aufs deutlichste eine 1,20 m michtige Thonschicht zu Tage, welche sich durch eine etwas hellere Niiancierung sowohl von den hoéher liegenden dunkeln Thonen, als auch von den schwarzen darunter an- stehenden Olschiefern unterscheidet. In Massen findet sich daselbst die kleine Terebratula Turnere und bei emigem Suchen sieht man Re Rae bald, dass auch andere Petrefakten, Am. capricornus nudus und Am. Turnert durchaus keine Seltenheit sind. Quensrept bemerkt ferner iiber diese Schicht: ,Die Sache ge- winnt noch dadurch an Bedeutung, dass aus England unlangst em grauer harter, bituminéser Kalkmergel, sogenannter Marston stone, von Marston Magna unweit Ilchester (Somersetshire) bekannt ist, der von diesen klemen Ammoniten (planicosta) begleitet von Am. Smnithii formlich wimmelt. Auch dort gehért er ungefahr dieser tegion an, so dass damit miglicherweise ein bestimmter geognosti- scher Horizont bezeichnet werden kiénnte.“ (Die Ammon. des schwab. Jura, pag. 139.) Ich werde spiter auf eine Vergleichung des deut- schen und englischen Vorkommens zuriickkommen. Gleich unter dieser Thonschicht befindet. sich langs der Bleiche die Grenzbank zwischen Lias @ und @. Sie wird daselbst von emer 15 cm dicken Kalkmergelschicht gebildet, in welcher eine Reihe von Petrefakten, in erster Linie die meist schin verkiesten Am. capricornus und Turnert legen. Nachdem an der Bleiche die geognostischen Verhaltnisse 1m allgemeinen in der angegebenen Weise festgestellt waren, machte ich mir zur Hauptaufgabe, diese Schichten, welche hier so klar zu Tage treten, auch noch an anderen Orten aufzusuchen, und es ist mir die Auffindung in bester Weise gelungen. Zunachst wandte ich mich den in der Nahe der Bleiche befindlichen Stembriichen im Lias @ zu, wo ich gleich unter der Humusdecke und tiber dem Olschiefer eine etwa 25 cm dicke Thonschicht bemerkte, welche nach Art und Farbe des Gesteines mit dem Capricornenlager vollstandig itiber- einstimmte. Da jedoch die Schicht ganz oben im Steinbruche ansteht, und nirgends Verwitterungsreste zu bemerken waren, so war es fiir mich nicht méglich, Petrefakten zu erhalten. Die Grenzbank tritt dagegen wie an der nahen Bleiche zu Tage. Nun untersuchte ich den von der Bleiche etwa 1 km gegen Siiden entfernten Ofterdinger ,Kuhwasen*, welcher als einer der besten Fundorte fiir die Petrefakten der oberen Lias ¢-Schichten schon seit lange bekannt ist. Den unteren Teil dieses kahlen Riickens bilden die 18 m machtigen Turnerithone, welche an Verstemerungen sehr arm sind. In ihrem Gebiete konnte ich absolut nichts der Bleiche. Analoges entdecken, bis ich den Lauf eimes klemen Baches verfolgte, welcher am Fusse des Kuhwasens der nur wenige hundert Meter entfernten Stemlach zueilt. Am Grunde desselben fiel mir bald eine harte Kalkmergelbank in die Augen, welche der an der Bleiche gefundenen zu gleichen schien. Sie zieht sich bis zum Niveau der Steinlach hinunter und durchsetzt den Fluss eine kurze Strecke oberhalb des bekannten Arietenschneckenpflasters (QurNsrEpr: Geo- logische Ausfliige, pag. 202), wobei sie emen kleinen Wasserfall von 40 cm Hohe bildet, um dann auf der andern Seite in dem steil ab- fallenden und bewachsenen Ufer zu verschwinden: In dem ersten aus den Felsen des Wasserfalls inmitten der Steinlach herausgeschlagenen Bruchstiicke fand ich einen verkiesten Ammoniten, der sich als identisch mit den Capricornen der Bleiche ergab. Meine weiteren Funde liessen keinen Zweifel, dass ich auch ner die Grenzbank vor mir habe. Dem Lauf des Baches wieder aufwiirts nachgehend, konnte ich jedoch vom Capricornenlager nichts auffinden, da die Ufer mit einer dicken Humusschicht bedeckt waren. Ich liess deshalb an ver- schiedenen Stellen aufgraben und fand bald die graue Thonschicht genau in derselben Weise wie an der Bleiche, 50 m von der Stein- lach entfernt, und bald fielen zahlreiche Am. capricornus und Turneri, sowie andere Petrefakten aus dem weichen Gestein heraus. Merauf durchsuchte ich die Umgebung von Balingen. Da diese Gegend eine der besten fiir das Vorkommen des Beta in Schwaben ist, so schloss ich, dass die von mir gesuchten Schichten wahrscheinlich daselbst auftreten wiirden. Diese Vermutung hat sich insofern bestitigt, als ich bei dem Dorfe EKndingen, zwei Kilometer siidlich von Balingen, die Grenz- bank in der ausgebildetsten Weise und mit schdnen Versteiner- ungen fand. . Auch in der Nahe des von den Fundstellen bei Ofterdingen iiber eine Stunde entfernten, gegen N. N. O. gelegenen Dorfes Duss- lingen sind unsere beiden Schichten an, resp. in der Steinlach an- stehend. Diesen Ort kannte Queysrepr und gibt im ,Jura* pag. 84, Tab. 10, Fig. 14 u. 15 eine Beschreibung und Abbildung von zwei daselbst gefundenen Versteinerungen, doch war es ihm damals nicht méglich, die Sache zu erklaren, da ihm weitere Anhaltspunkte fehlten. Herr Buchhindler EK. Koca von Stuttgart wies bei dem in der Nahe des Hohenstaufen gelegenen Dorfe Maitis das Capricornen- lager nach, und ich habe dasselbe bei Gippingen unterhalb des Wehres im Filsflusse aufgefunden. 2 Ig: =e So ziehen sich in Schwaben diese Schichten von der Gegend des Hohenzollern zum Hohenstaufen und erlangen damit fiir unser Land die Bedeutung eines festen geognostischen Horizontes fiir den untersten Lias 7. Wichtig sind diese Schichten in paliontologischer Hinsicht. Bisher wurde angenommen, dass in den unteren zwei Dritt- teilen des Beta sich nur sehr wenig von organischen Resten finde : Terebratula Turnert und zuweilen ein Am. Turnert und capricornus oder em Belemnit war alles, was die spirliche Fauna aufzuweisen hatte. Kine Korrektion muss hier mit emem Satze Orrris vorgenommen werden. Derselbe sagt (Die Juraformation Englands, Frankreichs und des siidwestlichen Deutschlands, pag. 51): ,Den Am. Turneri habe ich in Schwaben in der ganzen Abteilung nicht gefunden.“ An der Ofterdinger Bleiche aber liegen Exemplare des echten Am. Turner? in grosser Menge. Ausser den angefiihrten beiden Ammoniten habe ich in diesen untersten Betaschichten noch 22 Spezies fossiler Reste gesammelt, so dass jetzt hier die Armlichkeit in der organischen Entwickelung verschwunden ist und wir eine Fiille von Formen haben, welche diese Schichten an andere petrefaktenreiche Glieder des Lias eben- biirtig anreihen. Im nachfolgenden sollen nun die emzelnen Fundorte und thre Petrefakten beschrieben und verglichen werden. Die Bleiche ist ein kahler, vegetationsloser Abhang in der Nahe des siidlich von Tiibingen gelegenen Dorfes Ofterdingen. Sie wird gebildet durch einen gegen das Dorf abfallenden Hiigel und erreicht bei 5 m rela- tiver Hohe eie Liingenausdehnung von 100 m. Zuerst sind die Endglieder des Lias @ daselbst aufge- schlossen. Unten am Wege steht das Pentacrinitenlager an, ganz gefiillt mit den Stiicken des Pentacrinites tuberculatus. Auch den Am. compressaries fand sich hier. Darauf folgen, wie das nebenstehende Profil zeigt, die wechselnden Lager der Olschiefer und Mergelkalke mit ihrer Petrefakten. Lei- der ist es mir trotz des eifrigsten Suchens in diesen Schichten nicht gelungen, den Am. Birehi, welcher daselbst sein Lager hat, heraus- meraben. Qurnstepr hat die Bedeutung erliutert, welche diesem eee |, ee Profil der ,,Bleiche“ bei Ofterdingen. Aufgenommen im Mai 1884. Pentacrinitenbank. Zahllose Glieder von Penta- crinites tuberculatus. Am. compressaries. | Turneri-Thone mit sparlichen Am. Turneri, Belemnites A | 5 m ; m ° of | brevis and Terebratula Turneri. x | Viele Thoneisensteingeoden mit blende. a | Seri a are nF “Se if | Nagelkalk. om An den Abhangen viele Thoneisensteingeoden, zum Teile im Gestein, die andern durch den Regen von oben her- _ unter geschwemmt. 2 | Capricornenlager. Graue, blatterige Thone von = etwas hellerer Farbe, als die dariiber lagernden Turneri- g -— Thone. Am. capricornus, ziphus, Turneri, amalthoides, ra- S 2} | ° . . . y . . aha ~ | dians capricorni, lacunoides, globosus p. Belemnites brevis. 4 | Turbo heliciformis, euomphalus 3. Terebratula Turneri, belem- _ nitica. Pecten aequalis. Monotis inaequivalvis. Cidaris mi- | nutus; Stacheln von Cidariten cf. arictis. Ophiura. Penta- crinites tuberculatus und scalaris. Grenzbank (@. Harter grauer Kalkmergel mit Am. _ capricornus, Turneri, miserabiis. Belemnites brevis. Tere- _ bratula belemnitica. Gryphaea cymbium. Ostrea cf. arietis. is Plagiostoma giganteum, acuticosta. Pentacrinites tuberculatus. san Unten Fukoiden. Schwarzgrauer Mergelkalk mit Fukoiden. S x Weicher Thonschiefer. 2 & Feinblatteriger Olschiefer, sehr bituminés und in diinne f Platten spaltbar. Verwittert leicht und tragt viel zur = & Fruchtbarkeit der Felder bei. S S Cidarites olifex. Am. olifex. Serpula. Fukoiden. 2 oa = a = = aa > a “iS a ws = “od Harter Mergelkalk. S — sH Le iA lalla ae ; A Feinblatteriger Olschiefer. Wie oben. i Harter Mergelkalk mit Geoden. 5 in Schwaben lange nicht gekannten, aber in England so haufigen und wichtigen Ammoniten, auch bei uns zukommt, indem er (die Amm. des schwib. Jura pag. 133) mit Bezeichnung auf die Funde von Dusslingen sagt: , Wir haben damit fiir den Schluss des Lias « in England und Deutschland einen sicheren Horizont gewonnen.* Der Schluss des Lias @ tritt ein vor der folgenden Grenz- bank p. Sie besteht aus einem harten, grauen Kalkmergel, in welchem die Petrefakten, zum Teil schén verkiest, liegen. Ihre Dicke betragt an der Bleiche, wie an den andern Fundorten, circa 15 cm. Leitmuscheln sind hier, wie in dem folgenden Capri- cornenlager, Am. capricornus nudus und Am. Turneri. Die Bank ist unten voll Fukoiden und man findet in deren Begleitung nur wenige andere Versteinerungen, welche dagegen in grosser Menge in dem oberen fukoidenleeren Teile zu finden sind. Von den Petre- fakten, welche das Profil angibt, sind noch Belemnites brevis, Plagi- ostoma giganteum und acuticosta als hiufig vorkommende Formen zu erwihnen. . Dariiber folgt nun das Capricornenlager, eine Schicht von grauen Schieferletten in einer durchschnittlichen Miachtigkeit von 1,20 m. Gegen Nordosten ist eine leichte Abnahme in der Dicke der Schicht zu bemerken. Die etwas hellere Farbe der grauen, an der Oberflache bliitterigen Thone, im Vergleiche mit den héher liegen- den Turnerithonen, habe ich schon erwihnt. Ringsumher liegen an der Bleiche Thoneisensteingeoden mit Blende, welche zu einem grossen Teil nicht der Schicht selbst angehéren, sondern vom Regen von oben herabgeschwemmt wurden. Auch an manchen von den zahlreichen herumliegenden Bruchstiicken des Am. Turneri erkennt man an der rohen Verkiesung und der Art der Verwitterung, dass sie durch die Thatigkeit des Wassers herabgerollt worden sind. Leitend sind wieder Am. capricornus und Turneri, sowie der nachher beschriebene Pecten aequalis, welche sich in grosser Menge finden. Die iibrigen Versteinerungen zeigt das Profil. Uber diesem Thon bin ich an der Bleiche auf eine Nagel- kalkbank gestossen, welche ich auch am Kuhwasen wieder fand. Kinen Horizont zur Trennung des Capricornenlagers von den hoéher liegenden Turnerithonen gibt sie jedoch nicht an, da die letzteren, wie das Profil des Kuhwasens zeigt, sich dort in betraichtlicher Miachtigkeit dazwischen geschoben haben. Dariiber bilden dann den Abschluss der Bleiche die eigentlichen Turnerithone, 2 bis 3m michtig, worin nur Am. Turneri, Belem- nites brevis und Terebratula Turneri gefunden werden. Auch hier zeigt sich die Bleiche noch als guter Fundort, denn wahrend an vielen Orten diese wenigen Spezies in den Thonen sehr selten oder gar nicht auftreten, habe ich hier alle drei Arten gesammelt. Uber die Art des Vorkommens von Am. Turneri sprach ich schon vorhin, Belemniten und Terebrateln sind meist mit faserigem Mergel bedeckt. Im Siiden vom Dorfe Ofterdmgen erhebt sich, etwa 1 km von der Bleiche entfernt, der steile kahle Kuhwasen. Er besteht in seinem unteren Teile aus den Schichten des Lias 8, dariiber bildet Gamma die sehr gedehnte und langsam auf- steigende Kuppe. Den Betaschichten kommt eine Gesamtmiachtig- keit von 22m zu. Der Kuhwasen ist schon lange mit Recht wegen des charakteristischen Auftretens derselben beriihmt, und seit ich an seinem Fusse noch das Capricornenlager und die Grenzbank auf- gefunden habe, stellt er ein Bild des Beta dar, dessen Gesamtheit sich nirgends dem Geologen in derselben Vollstandigkeit zeigt wie hier. An der Miindung eines kleinen von dem nahen Kuhwasen her- kommenden Baches, bildet die Steinlach, wie schon angefiihrt, eimen kleinen Wasserfall, welcher durch die Grenzbank und die darunter liegenden letzten Schichten des Lias a gebildet wird. Genau wie an der Bleiche ist ihr Gestein ein harter, grauer Kalkmergel und ein Zweitel an der Identitit ist unméglich, da auch an beiden Orten die Petre- fakten identisch sind. Siehe das umstehende Profil. Das iiber diese Schicht bereits bei Beschreibung der Bleiche Gesagte gilt auch hier. Die Bank ist am Flusse 15 cm michtig und unter ihr lagert der Alphamergel, welchen das Wasser wegen seiner geringen Harte ausgewaschen hat, so dass er etwa handbreit hinter die Bank zuriicktritt. Verfolet man den Bach aufwiirts, so verschwindet die Bank wieder unter der mit zahlreichen Geréllen des weissen Jura erfiillten Alluvialschicht, tritt aber in einer Entfernung von 50m wieder zu Tage. Dem Ufer der Steinlach zu findet eine Senkung der Schicht statt, welche vier Grad betrigt. Dariiber liegt nun das Capricornenlager. Nur wenige der ausgegrabenen Petrefakten sind so gut erhalten wie die der Bleiche; die Formen sind meist verdriickt, doch erkennbar; die Menge derselben ist sehr gross. a ret ee Profil des Lias ¢ am ,,Kuhwasen“ bei Ofterdingen. Aufgenommen im Mai 1884. Lias 7. Raricostaten- Gryphaca obliqua (cymbiun). | semis i . F | bank. Pentacrinites scalaris. Trochus. Serpwla. Be- Am. raricostatus. lemnites brevis secundus. Terebratula oxynoti. Lingula. Plicatula oxynoti and spinosa. Avi- cula. Monotis papyria und inaequivalvis. Ger- Oxynotenlager. —yi/lja.. Modiola. Myoconcha. Crenatula. Mytilus | Am. oxynotus. — minutus. Myacites. Cucullaea oxynoti, ovum and Minster. Nucula complanata 8, inflewa, Pal- mae, variabilis 8, subovalis, tunicata. Cardium Am. bifer. orynoti und musculosum. Venus pumila. Pecten Am. miserabilis. — qequalis. Pentacrinites scalaris minor, monili- Am. lacunatus. — ferus p. Corbula cardioides. | Machtigkeit 3 m. Am. Turneri, stellaris, betacalcis. Terebratula Betakalk. vicinalis, ovatissima, plicatissima. Spirifer beta- — (10 em.) calcis. Thalassites hybridus. Gervillia. Lima. Pecten. Plagiostoma. Monotis. Myacites liasinus. Pholadomya. Trochus. 10m. Turneri-Thone. Am. Turneri, capricornus. Belemnites brevis secundus. Terebratula Turneri. 3 cm. Nagelkalk. 8 m. Turneri-Thone, wie oben. 1m. Capricornenlager. Graue Thone, etwas heller als die Turneri-Thone. Am. capricornus und Turneri. Belemnites brevis. Pecten aequalis. Plagiostoma acuticosta. 15 cm. Grenzbank. Harter, grauer Kalkmergel. Am. capri- cornus. Plagiostoma giganteum. Lias a. eS ae Etwas weiter aufwiarts am Bache gelangt man dann zum eigent- lichen Anstieg des Kuhwasens. Hier erhebt sich die gewaltige Masse der Turnerithone. Eine Schilderung des einférmigen petre- faktenleeren Gesteins habe ich bereits gegeben. Wahrend die Bleiche noch verhiltnismiassig vieles liefert, ist hier dm. Turneri eme grosse Seltenheit. Nur er. Turneri kommt haufig vor. Uberall enthalt das Gestein Geoden. Das Wasser hat mehrere, 2 bis 4 m tiefe Einschnitte in den Berg gerissen. Die ganze Masse bis zum Betakalk hat eme Hohe von 18m. Dazwischen lagert die schon von der Bleiche her be- kannte Nagelkalkbank. Auf den Betakalk folgen die oberen petrefaktenreichen Thone, beziiglich derer ich auf das Protil verweise. In Endingen bei Balingen findet sich die Grenzbank sehr schén bei den ,,Kapellen- ackern“ im Westen des Dorfes in der Nahe der beriihmten Alpha- steinbriiche, welche Qurysrevr (die Amoniten des schwabischen Jura, pag. 41) beschrieben hat. Auf das letzte Glied derselben, den »Schneller*, folgt eine Olschieferbildung und daritber unsere Bank mit hiibschen Capricornen. In gleicher Weise folgt bei Dusslingen in der Nahe von Tiibingen die Bank iiber den Olschiefern, wo sie jedoch nur bei sehr niederem Wasserstande der Stemlach, welche sie durchzieht, sichtbar wird. Hier ist der Anschluss an Lias @ in- sofern am vollstindigsten, als weiter flussabwarts Am. Birchi ge- funden wurde. Das Capricornenlager steht auf dem rechten Ufer des Flusses 1 m machtig und deutlich sichtbar an. Wie schon erwahnt, fand Herr E. Koc bei Maitis am Hohenstaufen das Capricornenlager. In seiner Sammlung be- finden sich von diesem Orte Am. capricornus und Am. radians capricorn. Unterhalb des Wehres bei Goppingen suchte und fand ich das Capricornenlager mit Am. capricornus, dessen bestes, dort gefundenes Exemplar ich meiem Begleiter, Herrn Kan- didat E. Kroner, danke. aio tio he Bei Untersuchung der in diesen Schichten enthaltenen Petrefakten ist auf die beiden Tierklassen der Mollusken und Echinodermen Riicksicht zu nehmen. Am wichtigsten von ihnen ist natiirlich die Klasse der Mollusken und darunter wieder die Ordnung Cephalopoden. Von diesen kommen vor: 1. Tetrabranchiata. Ammoneen: Ammonites. 2. Belemnea: Belemnites. Die wichtigsten sind wie iiberall im Jura die Ammoniten und von ihnen hier die Familie der Capricornen. Sie sind fiir die genaue Systematik von grosser Schwierigkeit, da wir es mit zahlreichen Ubergangsformen zu thun haben, wodurch (ie Abgrenzung der Spezies in vielen Fallen sehr erschwert wird. Wricur (The Lias Ammonites of the British Islands, Palaeonto- graphical Society Vol. XXXII—XXXVII, pag. 267, 306) bringt nach Neumayr die Capricorner, deren typische Merkmale zuerst Lroronp v. Bucu, der Schépfer der seither gebrauchlichen Ammoniteneinteilung in den Abhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin: »Uber Ammoniten 18324 pag. 12 verdffentlicht hat, nebst vielen anderen in der Abteilung der Aegoceratiden und innerhalb dieser im Genus Aegocerus unter. Jedoch folge ich hier der auch von Queysrepr acceptierten Einteilung L. v. Bucus. | Allgemeine Kennzeichen unserer Gruppe sind: 1. Die geringe Involubilitat der Schale. 2. Die starke Veristelung der Lobenlinie im ausgebildeten Alter, was deren Untersuchung zuweilen schwierig macht. 3. Die Hilfsloben sind zu einem ausgezeichneten Nahtlobus vereiniet. 4. Der Kiel ist meist vollstandig verschwunden. Von den Unterabteilungen der Capricornen kommen hier nur in Betracht die ae We as Planicostae mit stark markierten Rippen, welche sich auf dem Riicken erbreitern. Der Am. capricornus ist der ~wichtigste Ammonit meiner Unter- suchungen. Sein Auftreten in den hier beschriebenen Schichten be- zeichnet die scharfe Grenze des Lias @ und 7. Von da setzt er sich, wenn auch in den Turnerithonen nicht haufig vorkommend und namentlich in den obersten Schichten stark variierend durch den ganzen Beta fort. Gréssere wohlerhaltene Exemplare sind im Capricornenlager an der Bleiche bis jetzt nicht gefunden worden, die beiden gréssten (deren eines in Qurensrepvr’s Ammoniten Tab. 21, Fig. 11 abgebildet ist) haben einen Durchmesser von 17 mm: kleinere dagegen sind haufig, Bruchstiicke, oft von grésseren Schalen, fanden sich in Menge vor. Die braunen, oft schén glanzenden Ammoniten sind verkiest, was leider ihren Zusammenhalt und Grésse oft beeintrachtigt, da meist zu wenig Schwefelkies vorhanden ist, um gréssere Exemplare ganz zu konservieren, weshalb auch bei solchen gewohnlich die Wohnkammer fehlt. Die Lobenlinie ist auf den nnern Umgingen und bei kleinen Tieren einfach gewellt, wird aber bei etwas griésseren vielfach ver- zweigt. Wie bei saimtlichen liassischen Ammoniten gilt natiwlch auch hier das Gesetz vom symmetrisch zweispitzigen Bauch- lobus, welcher schmal und so lang ist, dass sein Ende Ofter die nichst vorhergehende Kammerwand beinahe beriihrt. Die innere tiefe Spitze des Nahtlobus ist bei allen geeigneten Stiicken deutlich erkennbar. Der grosse Seitenlobus ist um ein ziemliches breiter als bei dem héher vorkommenden capricornus der Turnerithone, ist je- doch gerade wie dieser beinahe symmetrisch zweispitzig, nur mit etwas verlangerter unterer Zacke. Bei kleinen Exemplaren wird der Seitenlobus von dem Riicken- lobus an Grésse tibertroffen, im weiteren Verlauf des Wachstums tritt eine Gleichheit beider ein, so dass dann ,im ausgebildeten Zustande“ (s. Cephalopoden pag. 80) der Seitenlobus an Grésse die erste Stelle einnehmen kann. Beobachtet habe ich dies jedoch bei den Erfunden des Capricornenlagers nie. Dagegen besitze ich mehrere kleine Exemplare von 8—9 mm Durchmesser, auf die ich weiter unten zuriickkommen werde, welche einen halben Umgang Wohn- kammer zeigen, daher als erwachsen angesehen werden miissen. Bei diesen ist der breite Riickenlobus entschieden der langste der Loben und Wricur hat somit Unrecht, wenn er (Lias Ammon. pag. 307) als charakteristisches Merkmal des Genus Aegoceras den kleinen Siphonallobus angibt. Die Scheibenzunahme betrigt 3 bis 3,4, die Dicke der Miindung schwankt zwischen 1 und 1.2. Auf der Verschiedenheit der Rhomben und Rippen nach Grésse und Stellung beruht bei diesen Ammoniten eine ganze Reihe von Varietaten. Qcenstept trennt, je nachdem die Rippen Stacheln tragen oder nicht, den capricornus spinosus vom nudus. Beide Unterarten kommen mit vielen Zwischenformen im Capricornenlager vor, in der Grenzbank habe ich nur den nadus gefunden. Der Am. capricornus nudus unterliegt selbst wieder mancherlei Veranderungen. Es ist bemerkenswert, dass nur wenige der Tiere im Capricornenlager den vollkommenen Rhombus zeigen, welchen die schwabischen, etwas héher liegenden Normalformen (Cephalopoden Tab. 4, Fig. 6) so schén besitzen. Die haufigste Form des capricornus nudus hat vielmehr bei gedrangter Stellung der Rippen eine, mit dem Normaltypus ver- glichen, schmialere Rhombenentwickelung, wobei die Rhomben zwar gegen vorn ihre volle Ausbildung erreichen, nach hinten jedoch stets ein Stiick fehlen lassen. Die drei feinen Linien im Rhombus sind haufig sichtbar, nur mit dem Unterschied, dass beide vordere nach vorn streben und die letzte, dem Zuge der Rippen folgend, das Ganze mit einer geraden Linie abschliesst. Verschiedene Bruchstiicke grésserer Exemplare haben dieselbe Hinneigung zum Am. capricostatus (QuEnsrep'r, Ammoniten des schwab. Jura Tab. 19, Fig. 14) wie der aus den Turnerithonen (I. c. Tab. 21, Fig. 4) bei Reutlingen stammende Am. capricornus. Die hintere Halfte des Rhombus fehlt véllig, die vordere ist derart gewélbt, dass, wenn auch noch die hintere Streifungslinie sich nach vorn kriimmt, zuweilen geradezu kleine Halbmonde entstehen. Ausserdem besitze ich noch verschiedene kleine wohl erhaltene Exemplare, (das griésste hat 9 mm im Durchmesser) bei welchen im Gegensatz zu den obigen die Rippen weiter auseinander gertickt erscheinen. Dass man es hier nicht mit jungen, sondern mit aus- gewachsenen Exemplaren zu thun hat, beweisen die drei am besten er- haltenen unter denselben, welche einen halben Umgang Wohnkammer zeigen. Die Lobenlinie ist einfach und zeigt die schon angegebene pad BGT, 20 Higentiimlichkeit, dass der erste Seitenlobus kleiner ist, als der Riickenlobus. Sonst stimmen diese Formen nach Rhomben und Rippen unter allen im Capricornenlager am besten mit der Normalform in den »Cephalopoden“. In der Jugend sind dieselben auf dem Riicken fast volhg glatt, so dass die Rhomben mit ihren Linien zwar unter der Lupe sichtbar sind, aber nicht mehr anschwellen. Kine weitere Varietaét ist dadurch auffallend, dass die Rippen noch dichter stehen als bei allen seither angefiihrten. Von Rhomben kann man hier nicht mehr reden, die Rippen erscheinen tiber den Riicken laufend em wenig nach vorn geschweift und_ erbreitert. An der Bleiche werden sie hiufig gefunden. Sie zeigen, wenngleich kleiner, Ahnlichkeit mit dem von Queysrepr (die Am. des schwab. Jura Tab. 21, Fig. 3) abgebildeten, kranken Turnerier, was ein eigen- tiimliches Licht auf die Verwandtschaft der Arieten und Capri- cornen wirit. Vielen Formen ist die Neigung zur Stachelbildung eigen, wodurch wir zum Am. capricornus spinosus gelangen. In den Verhiltnissen der Rhomben und Rippen stimmt er in den meisten Fallen mit der zuerst genannten und am hiaufigsten vorkommenden Varietit des Am. capricornus nudus, allem die Rippen entwickeln bald Stacheln. Qvurnsrept hat em Exemplar desselben (die Ammon. des schwib. Jura Tab. 21, Fig. 11) abgebildet. Wricut (The Lias Am. Tab. 24, Fig. 5) hat eimen ausgezeich- neten Aegoceras planicosta (identisch mit unserem Am. capricornus) dargestellt. Die Rippen stehen bei diesem durchweg dichter, als an den bei uns in den Turnerithonen gefundenen Formen und _ bilden sehr bald Stacheln. Derselben Spezies gehért der bei pOrsieny (Paléont. franc. Ter. jur. Tome I, Tab. 103) abgebildete Am. Dudressieri an, und es mégen deshalb diese beiden, wenn auch grisser, ebenfalls als ein gutes Bild der im Capricornenlager vorkommenden betrachtet wer- den, wahrend die von Zieren (Verstein. Wiirtt. Tab. 4, Fig. 8) und von L. v. Buc (Uber Ammoniten Tab. 4, Fig. 4d) gegebenen Ab- bildungen mehr mit dem Normaltypus in den ,Cephalopoden* (Tab. 4. Fig. 6) tiberemstimmen, jedoch beide im mittleren Alter gedrangtere Rippen haben. Wricur (The Lias Am. pag. 337, Tab. 24, 25) erlautert an einem grossen Exemplar von Lyme Regis vier Stadien, welche wir in der Entwickelung des Am. capricornus (bei Wricur: | ee einem eigentiimlichen Verhaltnisse zur Entwickelung durch Selektion. In der Jugend glatt, in der Mitte des Lebens durch Knoten ge- schiitzt, die im Alter wiederum verloren gehen, wie kann dies — da doch Rudimentirverhaltnisse ausgeschlossen sind — im harmoni- scher Weise durch das Niitzlichkeitsprinzip erklart worden? Wir stehen hier vor einem jener Falle, wo Darwiys Lehre zur vollstan- digen Erklarung der Erschemungen nicht mehr ausreicht. Abnorm kénnen wir ee derartige Bildung auch nicht heissen, da die Spe- zies in zwei weitentfernten Gegenden gelebt hat. Ausserdem finden wir auch noch bei anderen Ammoniten diese auffallende Tendenz, im spaten Alter Rippen und Knoten schwiicher werden oder gianzlich verschwinden zu lassen. Beim Am. capricornus bleibt die Glatte der imeren Umgange jedoch mehr oder weniger in der Jugend erhalten, als eine Folge des nachher erwahnten biogenetischen Grundgesetzes. Am besten stimmt die Annahme von den an demselben Tiere zusammen auftretenden Formen bei uns in Wiirttemberg fiir die zwei ersten Entwickelungsstadien: den capricornus nudus (planicosta) und ziphus. Qurnsrepr schreibt dariiber im ,Handbuch der Petre- faktenkunde 1882 pag. 549“: Die Jugendexemplare des armatus sparsinodus kann man nicht (vom capricornus nudus) unterscheiden, allen spaiter bekommen sie ganz unférmliche Knoten auf den allmah- lich sparsamer werdenden Rippen (ziphus). Fast méchte man glauben, beide gehérten nur einer Spezies an.“ Einen Am. ziphus habe ich selbst in diesen Schichten nicht finden kénnen, dagegen besitzt Herr Prof. Quensrepr von der Bleiche ein ausgezeichnetes Exemplar, betreffs dessen ausfiihrlicher Beschreibung ich auf die .\Ammoniten des schwab. Jura 8S. 185° verweise. Auf die bisher besprochenen Capricornen wende ich nun das von der Zoologie allgemein angenommene biogenetische Grund- gesetz an. Dasselbe lautet: Die Entwickelung eines jeden Individuums (Ontogenie) ist eine kurze und gedrangte Wiederholung der Stammes- geschichte seiner Spezies (Phylogenie). Ich bin der Uberzeugung, dass sich mit Hilfe dieses Gesetzes noch manche schwierige Fragen der Stammesgeschichte der Ammoneen werden beantworten lassen, da wir bei keiner anderen Tiergruppe die Entwickelung der dussern Ge- stalt, ich méchte sagen, ab ovo, d. h. in diesem Fall von der Anfangs- blase an, schéner vor uns haben. Beziehe ich das Gesetz auf den vorliegenden Gegenstand, so ergibt sich als sicheres Resultat, dass pps) es sowohl Am. Dudressieri, als auch Am. ziphus derart verwandt sind, dass ihr gemeinsamer Stammvater Am. capricornus nudus ist. Der Beweis folgt daraus, dass jede dieser Formen im Jugendalter den capricornus-Zustand zu durchlaufen hat. Meine Aufmerksamkeit auf eine weitere Thatsache gelenkt zu haben, bin ich Herrn Prof. Ermer in Tiibingen zu Dank verpHichtet. Seine zoologischen Forschungen haben ihn zu dem Satze gefiihrt, dass die Tiere im reifen Alter am meisten zur Erlangung neuer Abinderungs- charaktere geneigt sind, welche, wenn passend im Kampf ums Da- sein, von den Nachkommen festgehalten werden. Zu einem gleichen Resultate ist auch Worrensercer gelanet. Kine Bestatigung dieser Thatsache bildet die Entwickelung unserer Ammonitengruppe. Hier unten, im Capricornenlager und der Grenzbank, wo sie zum erstenmale erscheinen, zeigen die Tiere in der Jugend alle das gleiche Aussehen, aber spiiter, an einem ge- wissen Punkte des Alters, beginnen Variationen auf der Oberfliche der Schale, von denen wir verschiedene an den spater auftretenden Formen als feststehende Artmerkmale wieder erkennen. Zum Schlusse kann ich nicht unterlassen, einen Mangel zu er- wahnen, welcher der palaontologischen Kenntnis speziell der Weich- tiere, wohl immer anhaften wird. Es ist unméglich, die Geschlechter zu trennen; und da wir wissen, wie sehr dieser Unterschied die Ge- stalt der Tiere beeinflussen kann, so mag es wohl sein, dass bei Vergleichung verwandter Formen manches verschiedenen Arten zu- geteilt wird, was nur geschlechtliche Differenzen sind. Aus der Familie der Arieten ist Am. Turneri fiir diese Schichten ebenso wichtig, wie Am. capri- cornus. Nach ihm hat Herr Prof. Dr. v. Quensrepr, schon lange ehe sein Vorkommen im Capricornenlager bekannt war, die Haupt- masse der petrefaktenarmen Ablagerungen ,Turnerithone“ ge- nannt, welcher Bezeichnung von manchen, hauptsiachlich von Oppr. (den ich dieser Sache wegen schon angefiihrt habe) widersprochen wurde, weil sich Am. Turnert, als dessen Normalform er den von Sowersy (Mineral Conchology of Great Britain, tab. 452, Fig. 1) ab- gebildeten annimmt, bei uns tiberhaupt nicht finde. Von diesem echten Sowrrsy’schen Turneri habe ich nun in den untern Schichten an der Bleiche in wenigen Stunden die Bruch- stticke dutzendweise gesammelt und denselben auch an den andern SERS | a Fundorten vorgefunden und ich kann fiir diese unteren schwabischen Erfunde keine bessere Beschreibung finden, als wenn ich die Worte Sowersys (Min. Conch., Vol. V, pag. 75) beisetze: ,, Depressed, radiated, carimated, a furrow on each side of the keel; imner whorls exposed ; radii numerous, equal, curved towards the front; aperture oblong, quadrangular. “ Das Exemplar, welches Zmren (Versteinerungen Wiirttembergs, Tab. 11, Fig. 5) abbildet, und welchem erst Quensrepr (Flézgebirge Wiirtt., pag. 156) seine richtige Stellung im Lias ¢ gab, wurde in den Turnerithonen gefunden. An den in diesen etwas hidheren Schichten vorkommenden, gewéhnlich von entstellenden Schwefel- kieswulsten umgebenen Formen hat Quensrepr stets den Zreren’schen Typus wiedererkannt. Derselbe stellt diese Varietaét nach genauer Vergleichung (Die Ammoniten des schwib. Jura, pag. 140) dem eng- lischen stellaris und obtusus naher, als unserem echten, schwabischen Turneri, da sie mit jenen den dicken Kiel, wenig ausgepragte Neben- furchen und (wenigstens in Spuren) punktierte Spiralstreifen gemein hat, wahrend der Am. Turnert Sownrsys tief gefurcht und ungestreift ist. Uber den Zusammenhang des von Sowrrey (Min. Conch., Vol. IV, pag. 148, Tab. 406) Am. Smithw genannten Turneriers mit dem schwibischen, hat Quensrepr (die Am. des schwab. Jura, pag. 140 bis 143) ausfiihrlich gesprochen. Der zweite, an Wichtigkeit des Vorkommens hinter dem Am. Turnert zuriicktretende Ariet ist Am. miserabilis. Quensrept hat denselben in den ,Amm. des schwab. Jura, pag. 106“ genau beschrieben. Er findet sich zu- erst im Lias @ tiber den Arietenbanken schén gelb verkiest in den thonigen Kalken. Es sind kleine Tiere mit eimer schmalen Riicken- kante. Ich fand nur ein einziges hiibsches und, da die Wohnkammer fehlt, bis zum Ende mit Loben bedecktes Exemplar in der Grenz- bank an der Bleiche. Der Kiel ist deutlich sichtbar, die Lobenlinie noch weniger gezahnt, als bei der von Quxensrepr (Amm. des schwab. Jura, Tab. 13, Fig. 28) abgebildeten Form, so dass sie selbst unter der Lupe von einer einfachen Wellenlinie sich kaum unter- scheidet. Die Scheibe ist beimahe glatt, doch zeigt sie an der Miindung am Kiele einige leichte Erhebungen, und an eimigen anderen Stellen sind schwache Streifen bemerkbar. Familie der Amaltheen. Quensrepr erwahnt schon im ,Jura“ (pag. 48, Tab. 10, Fig. 15) einen kleinen Ammoniten, welcher zusammen mit einem Pecten (Pecten aequalis, siehe nachher) aus der friiher beschriebenen Fundstelle an der Steinlach bei Dusslingen stammt und dem Capricornenlager an- gehort. Er sagt daselbst tiber ihn: ,Die Rippen spalten sich wie bei Falciferen, gehen aber auf dem Riicken zu einem Knotenkiel zu- sammen, nach Art des Lamberti. Ferner ist derselbe in den ,Ammoniten des schwab. Jura, 8. 163“ beschrieben und abgebildet. Quensrepr nennt ihn daselbst Am. amalthoides. An der Bleiche wurde ein gut erhaltenes etwas grésseres Bruchstiick derselben Spezies gefunden. Die Rippen sind sichelférmig und teilen sich meist in der Mitte, einige derselben gehen ungegabelt bis zum Riicken. Von der Spurlinie, welche aut dem Exemplare von Dusslingen bemerkbar ist, findet sich bei dem anderen gar nichts, denn es riihrt dieselbe bei dem ersteren augen- scheinlich nur vom Drucke her, da sie an eimer Stelle aufhért, wo dieser nachliess. Das eigentiimlich charakteristische und diese For- men den Amaltheen anschliessende Kennzeichen ist der Kiel. Der- selbe ist bei dem Exemplare von der Bleiche anfangs gleichmissig glatt fortlaufend, wird aber spater durch Einschniirungen unter- brochen, so dass er dem Zopf des amaltheus abnlich sieht. Die Scheibe ist etwas involut, die Miindung hoher als breit. Leider lassen sich die Loben nicht beobachten. Fiir die Stammesgeschichte der Ammoniten ist diese Spezies interessant, da sie eine deutliche und zugleich die friiheste Zwischenform der Falciferen und Amal- theen bildet, welche Familien bisher im untern Lias nicht bekannt waren. Besonders merkwiirdig ist das Vorkommen der Familie der Falciferen im Capricornenlager, deren friiheste Vertreter seither nicht tiefer, als im Lias 0 gefunden (Jura, pag. 173, Tab. 22, Fig. 28, 31, 32, Hand- buch der Petrefaktenkunde, 3. Aufl., pag. 559) und Am. radians amalthe: genannt wurden. Herr Prof. Quenstepr besitzt em ausgewachsenes Exemplar des- selben von Kirchheim mit fast einem halben Umgang Wohnkammer von nur 17 mm Durchmesser, welches den im Capricornenlager vorkommen- den genau gleicht. Ich nenne daher den im Lias ? vorkommenden, seinem Lager entsprechend, Am. radians capricornt. Die im ,Jura’ (Tab. 22, Fig. 31, 32) abgebildeten Exemplare eignen sich weniger zur Vergleichung, da sie keine Loben zeigen, Fig. 32 gibt iibrigens im allgemeinen ein gutes Bild vom Habitus unserer Formen, welche jedoch etwas grésser werden. An der Bleiche fand ich ver- schiedene, schin verkieste Bruchstiicke dieses Ammoniten, das voll- stindigste ist eine halbe Scheibe von 19 mm Durchmesser.. Alle zeigen die Lobenlinie aufs beste, Stiicke mit Wohnkammer habe ich nicht gefunden. Auch in den Thonen an der Steinlach fand sich ein kleines, schlecht erhaltenes Bruchstiick, das aber die Loben auf der Seite gut erkennen lasst, und darin mit den Formen der Bleiche iibereinstimmt. Bei allen stehen die Rippen dicht und entwickeln erst in der obern Halfte die wenig gekriimmten, aber doch deutlich sichtbaren Sicheln. Der Kiel ragt ziemlich hoch hervor und wird von den Rippen nicht erreicht, so dass zu jeder Seite desselben eine glatte Flache sich hinzieht, die jedoch nicht im geringsten gefurcht ist. Bei den ohne, 7mm best erhaltenen Stiicken betragt die Dicke der Miindune —— = 1,4, = oman . 19 mm ect! é die Scheibenzunahme —-_—— = 2,7, die Lobenlinie ist sehr ein- 7 mm fach und stimmt genau mit dem radians der Amaltheenthone, welchen ich oben erwihnte. Die Sattel sind wie bei Ceratiten glatt. Wo die innersten Windungen vorhanden sind, hat man auf ihnen blosse Wellenlinien. Die Loben auf den Seiten haben eine Reihe von Zahnchen, welche mit dem zunehmenden Wachstum griésser werden. Der Siphonallobus wird von dem ersten Seitenlobus an Grésse um ein ziemliches iibertroffen. Der Bauchlobus reicht tief hinab. Die Familie der Dentaten ist im Capricornenlager vertreten durch eine von der Bleiche stam- mende Form, welche Quensrepr in den ,Ammoniten des schwab. Jura S. 162“ als Am. laeunoides beschreibt. Ich habe ihn haufig gefunden; zwar nicht in vollkommenen Exemplaren, aber doch in deut- lich erkennbaren Bruchstiicken oder in verdriickten Scheiben, aus welchen die nahe Verwandtschaft mit dem gleich tiber den Betakalk vorkommenden Am. lacunatus klar hervorgeht. Er zeigt, wie dieser, eine schmale Furche auf dem Riicken, die gedrangt stehenden Rippen gabeln sich meist, jedoch nicht immer; an eimigen meiner Exemplare ist auch schon die in der Nahe der Naht beim lacwnatus auftretende Knotung sichtbar. Scharf ausgeprigt sind bei allen Stiicken, welche die Riickenfurche zeigen, die daselbst auftretenden kleinen Knoten. Loben konnte ich keine beobachten. Jedenfalls ist dieser Ammonit, wie Qurnsrepr angibt, der Stammvater des lacunatus. Zur se GRY ee Familie der Macrocephalen stellt Quensrept den Am. globosus 8. In den ,Ammoniten des schwi- bischen Jura S. 162“ beschreibt derselbe zwei Exemplare, welche von der Ofterdinger Bleiche stammen und nennt sie wegen des schiet auf die Seite geschobenen Riickenlobus Am. globosus obliquedorsalis. Ich fand nur ein einziges Exemplar, ebenfalls an der Bleiche, welches stark involut ist und eine betrachtlichere Dicke hat als die soeben angefiihrten. Der Durchmesser desselben ist 6'/2 mm. Rippung ist an den Seiten schwach sichtbar, die Wohnkammer fehlt, der Am- monit ist bis ans Ende mit Loben bedeckt, welche nur schwach ge- zackt sind. Die Belemneen sind in diesen untern Betaschichten nur durch eine einzige Spezies vertreten, durch Belemnites brevis. Er tritt zuerst im obern Lias @ zu- sammen mit gekielten Arieten, Gryphien und Pentacriniten auf, und ist dadurch merkwiirdig, dass er der alteste Vertreter dieser Cepha- lopodengruppe ist, welche im héheren Schwarzen und mittleren Braunen Jura eine so grosse Bedeutung erlangt. Quenstept nennt diesen Alpha-Belemniten brevis primus, gegen- iiber dem in den Betaschichten vorkommenden Belemnites brevis secundus. Tm allgemeinen ist der Habitus beider ahnlich, jedoch gibt es natiirlicherweise vielerlei Varietiten, allein dieselben in noch weitere Spezies zu zerreissen, wire ebenso unzweckmassig, als un- natiirlich. Die Schale ist kurz, die Alveole reicht iiber die Halfte hinaus. Er geht durch den ganzen Lias #, tritt jedoch in der petre- faktenleeren Hauptmasse der Turnerithone nur selten auf, dagegen wird er sowohl unten im Capricornenlager, als auch tiber den Beta- kalken haufig gefunden. Auch in der Grenzbank stecken zuweilen Exemplare von ihm. In den Thonen ist er meist durch einen harten, grauen Kalk- mergeliiberzug entstellt, doch habe ich auch einige Stiicke gefunden, denen derselbe fehlt, so namentlich bei meinem schénsten Exemplar, welches am Fusse des Kuhwasens herausgegraben wurde. Dasselbe ist bis zur Spitze vollstandig erhalten und zeigt die Rundung welche beim brevis secundus den Riicken dem Bauche ahnlicher macht, als beim brevis primus. Die nachste Ordnung der Mollusken, die MOE Gasteropoden finden wir hier durch zwei Arten vertreten. Turbo heliciformis ist ziemlich selten, ich fand ihn an der Bleiche und zu Endingen. Quenstept (Petrefaktenk. Deutschlands, Gasteropoden, pag. 426, Tab. 201, Fig. 107 bis 111) hat ihn be- schrieben und abgebildet. Das schéne Exemplar von Endingen ist etwas kleiner als Fig. 108, stimmt aber sonst genau mit derselben iiberein. Eine andere Form, die ich an der Bleiche zu wiederholten- malen sammelte, kann ich nirgends anders unterbringen, als beim Turbo ewomphalus ¢, da die Exemplare diesem am nichsten zu stehen scheinen. Freilich von der zarten Streifung der Ober- flache (Gasteropoden, pag. 428) kann ich bei meinen Funden nichts bemerken, weil entweder eine Kalkmergeldecke den Uberzug bildet, oder die Steinkerne jede Spur von Schale verloren haben. Von der Ordnung der Brachiopoden haben wir im Capricornenlager zwei Vertreter. Die erste Form ist die in den unteren Betathonen hiufig vorkommende Terebratula Turneri. Sie kommt in mannigfachen Varie- taten vor, deren bemerkenswerteste Quenstept (Petrefaktenk. Deutschl. Brachiopoden, pag. 45, Tab. 37, Fig. 41—51) genau abgebildet und beschrieben hat. Meistens sind die Schalen auf einer, zuweilen auch auf beiden Seiten mit emer Kalkmergeldecke tiberzogen. Wichtig ist diese Terebratel besonders dadurch, dass sie stets genau das Lager des unteren Beta einhalt; ihr tiefstes Vorkommen ist nun ins Capricornenlager zu setzen, wo sie sich in grosser Menge findet, namentlich an der Bleiche, welche Stelle an Wichtigkeit den in den ,Brachiopoden*, pag. 45 angegebenen Fundorten hinzugefiiet werden darf. Die Terebratula belemnitica geht aus dem Alpha herauf noch bis ins Capricornenlager fort. Sie ist in der Grenzbank nicht haufig, ich fand sie darin nur zweimal: bei Endingen und an der Bleiche, dagegen kommt sie im Capricornenlager wieder etwas hiufiger vor. Die Ordnung der Conchiferen ist durch die Familien der Austern, Pectineen und Aviculaceen ver- treten. Von den J. Austern finden sich in der Grenzbank zwei Spezies: Gryphaea cymbium, breiter als arcuata und eine Ostrea, welche Quenstepr (Jura, pag. 85, Tab. 10, Fig. 10) beschreibt und abbildet. Er nennt sie wegen ihres Vorkommens im Lias @ Ostrea arietis und bemerkt, dass sie der difformis des Muschelkalks noch in vieler Hinsicht gleicht. Ich fand sie nur zweimal an der Bleiche in der Grenzbank. I ePeciineen. Pecten aequalis. Derselbe ist im Capricornenlager wegen seiner Haufigkeit wichtig. Zuerst fand ihn Queysrepr an der Stein- lach bei Dusslingen in diesen Schichten, und gibt eme Beschreibung und Abbildung von denselben im ,Jura“ (pag. 84, Tab. 10, Fig. 14). Alle Rippen sind gleich und nehmen gleichmiassig an Dicke zu. Er ist auf der Aussenseite meist mit Kalkmergel tiberzogen, 1m tibrigen jedoch gut erhalten und wird nicht selten grésser, als der im ,Jura* abgebildete. Er wird auch in der Grenzbank, aber seltener gefunden. Plagiostoma giganteum ist in der Grenzbank keine seltene Erscheinung. Eime andere Plagiostoma ist die im ,Jura“, pag. 87, Tab. 11, Fig. 7 dargestellte und erwahnte Form. Plagiostoma acuticosta kommt in der Grenzbank haufig vor (slehe Jura, pag. 148, Tab. 18, Fig. 22—25). Seither wurde ihr erstes Auftreten in die Oberregion des Beta gestellt. ll. Aviculaceen. Nur vertreten durch Monotis tnaequivalvrs. Man findet sie in verschiedener Grésse. Ausser den radialen Rippen sind zu- weilen noch konzentrische Anwachsringe sichtbar. Die meisten tragen auf der Aussenseite den Kalkmergeliiberzug. Die zweite im untersten Lias # vorkommende Tierklasse, die Echinodermen sind daselbst vertreten durch Echiniden, Asteriden und Crinoideen. Sie zeigen hier allerdings nicht so mannigfache Lebensformen wie die Weichtiere, allein eine Gattung derselben, die Pentacriniten, welche schon im Lias @ durch ihr massenhaftes Erschemen Bedeutung gewonnen, sind auch noch im Beta von besonderer Wichtigkeit. Soke Mele Lot I. Echiniden (Seeigel). Nur die regularen kommen vor, und auch diese nicht hiufig. An der Bleiche fand ich ein hiibsches Exemplar des kleinen Cidaris minutus. Derselbe ist nur 5 mm gross, zeigt je- doch unter der Lupe die Verhiltnisse der Oberfliche. Er stimmt mit den von Quensrepr (Petrefaktenk. Deutschl., Echiniden, pag. 152, Tab. 67, Fig. 89—91) beschriebenen und ab- gebildeten Formen aus den Turnerithonen von Géppingen und Betz- genried fast vollstandig. Die Zahl der klemen Warzen ist gross; die geringere Anzahl der Asseln unterscheidet thn von dem ihm vor- hergehenden Cidaris olifex aus dem Olschiefer, dem er im iibrigen ziemlich ahnlich ist. In dem mit Gestein ausgefiillten Afterkreise liegt ein Teil eines kleinen, haarférmigen Stachels. Auf dem Kuh- wasen bei Ofterdingen wurden im oberen Beta ahnliche Cidariten gefunden, deren Schale jedoch fiir eine Sicherstellung zu schlecht erhalten ist. Die Stachelstiticke, welche ich ausserdem noch an der Bleiche fand, gehéren ihrer bedeutenderen Grisse wegen anderen Tieren an. Wie schwierig es ist, die bald glatten, bald pustulésen oder gestreiften Stacheln zu klassifizieren, darauf hat Quenstepr (Il. c. pag. 136) hingewiesen. Am meisten haben sie mit Cidaris arietis aus Lias @ Ahnlichkeit. Il. Asteriden. Von einer Ophiura fand ich an der Bleiche ein Armstiick, das aus vier zusammenhiingenden Gliedern besteht. Auf der Hinterseite der Seiten- schienen lassen sich unter der Lupe drei kleine Gruben beobachten, welche ebensovielen Stacheln entsprechen. Ob sie mit der im Ol- schiefer vorkommenden Ophiira olifex verwandt ist, muss wegen der Unkenntnis der Detailverhiltnisse dieser letzteren dahingestellt bleiben. (Petrefaktenk. Deutschl., Asteriden und Encriniden, pag. 138, Tab. 95, Fig. 26.) Ul. Crinoideen. Von diesen kommen im Capricornenlager Pentacrinites tuber- culatus und scalaris vor, in der Grenzbank habe ich nur den er- steren gefunden. Der Pent. scalaris kommt gross und klein vor, letztere Form sehr hiiufig. 30 — Schon friiher, bei Besprechung unserer Schichten im allge-. meinen, habe ich Quensrepy’s Ansicht tiber den Zusammenhang der- selben mit dem englischen Marston stone angefiihrt, bis jetzt aber alle weiteren Vergleichungen zwischen schwabischen und englischen Formationsgliedern und Versteinerungen unterlassen, um den Gegenstand nicht zerstreut vorzubringen, da ich diesen Versuch, die schwabischen und englischen Verhiltnisse einander gegentiberzustellen, fiir einen wichtigen Teil der Sache halte. Eime derartige Vergleichung muss natiirlich auf erhebliche Schwierigkeiten stossen, da sich zur Zeit der Juraperiode die Boden- gestaltung der Erde bereits in solcher Weise differenziert hatte, dass durch lokale Einfliisse die Schichten in den verschiedenen Lian- dern in mannigfacher Weise abinderten. So auch hier. Zwar finden wir in vielen Richtungen ahnliche, ja sogar gleiche Verhaltnisse zwi- schen England und Schwaben, werden aber umgekehrt oft durch Verschiedenheiten iiberrascht, deren Erklarung schwierig wird. Im vorliegenden Falle kommt noch als erschwerender Faktor die Unvollstandigkeit des zur Vergleichung vorhandenen Materiales in Betracht. Zwar von schwibischer Seite liegen mir die klassischen Werke Qurnsrept’s vor, welche die geologischen Verhiltnisse des stidwestlichen Deutschland vom gréssten zum kleinsten in immer gleich exakter Weise klarlegen, und ausserdem verftige ich noch tiber die Erfunde meiner Exkursionen. Anders steht es mit dem Gegenstand in England.