'VHX^ •«'«»ti-^ rinn HlWr.^>t. IHM f; □ ru HOl 2=^ o ^ □ m^ i-q o m □ XJeber Malaria- und andere Blutparasiten nebst Anhang Eine wirksame Methode der Chromatin- und Bluttärbung. Von Dr. Hans Ziemann, Mari lies tabsarz t. Mit 165 farbigen Abbildungen und Photogramnipu auf 5 Tafeln und 10 Fieberkurven. JENA, Verlag von Gu stav Fischer. 1898. Alle Rechte vorbehalten. ÄLAIJ^AKD M. MLIUAIJ Vo r w o r t. In 2 kleineren Arbeiten^"-) hatte ich versucht, eine Darstelking der bei heimischer Tertiana und tropischer Malaria sich findenden Blutparasiten zu geben. Mein Beobachtungsmaterial unterschied sich insofern von dem der meisten Autoren, als ich Gelegenheit hatte, wegen meines militärischen Verhältnisses oft dieselben erkrankten Mannschaften während eines grösseren Zeitraumes zu beobachten und sowohl bei Neuerkrankungen als auch bei Recidiven durch Blutuntersuchungen den Entwickelungsgang der Parasiten zu ver- folgen. Die Untersuchungen wurden zum Teil von zehn zu zehn Minuten ausgeführt. Die Gelegenheit dazu bot sich in den Militärhospitälern zu Wilhelmshaven 1894 und Lehe bei Bremerhafen i8g6, sowie an der westafrikanischen Küste an Bord S. M. S. „Hyäne" 1894 — 95. Die sttitistischen Daten werden später gegeben werden. Jene Untersuchungen wurden in sehr wesentlichen Punkten ergänzt gelegentlich einer sechsmonatlichen Studienreise, welche ich in den Monaten April bis September incl. 1897 nach den Fieber- gegenden Italiens unternehmen konnte. Die Möglichkeit zur Aus- führung vordanke ich der Munificenz des Kuratoriums der Gräfin Bose-Stiftung bei der medizinischen Fakultät zu Berlin infolge \"er- leihung des Reisestipendiums, sowie dem Wohlwollen und der För- derung meiner vorgesetzten Behörde, welche mich so lange be- urlaubte. Es ist mir eine angenehme Pflicht, dafür an dieser Stelle meinen aufrichtigsten und tiefgefühlten Dank auszusprechen. Gleich- zeitig bin ich Herrn Professor Golgi in Pavia für die liebens- i) Ueber Blutparasiten bei heimischer und tropischer Mahiria. Vortrag auf der Naturforscher -Versammlung zu Frankfurt a. M. Centralbl. f. Bact. u. Parasitenkunde, Bd. XX, 1896, No. 18/19. 2) Zur Morphologie der Malariajxirasilen. Centralbl. f. Bact. u. Parasitenkunde, Bd. XXI, 1897, No. 17/18 u. 20/21. IV Vorwort. würdige Aufnahme in seinem J.aljoratorium, sowie für das lebhafte Tnteresse, das er meinen Untersuchungen entgegenbrachte, zu tiefem Danke verpflichtet, ebenso der Direktion und den Aerzten des Hospi- tals zu Crema, Grosseto und des Militärhospitals zu Rom. Durch die Unterstützung der italienischen Regierung und das Entgegenkommen der Hospitalärzte war es mir sogar ermöglicht, die betreffenden Kranken selbst zu be- handeln. Ausserdem -uairden bis jetzt eine grosse Zahl von Vögeln und Kaltblütern untersucht, um durch das vergleichende »Studium der betreffenden Blutparasiten ein erhöhtes Verständnis für die Biologie der Malariaparasiten zu gewinnen. Für den, der sich eingehender mit Malaria beschäftigt, ist das unerlässlich. Unbedingt notwendig ist ein vorhergehendes Studium der normalen und pathologischen Histologie des Blutes ^■~^). In Folgendem gestatte ich mir nun meine Resultate, die von denen Laverans, Golgis, Cellis, Marchiafavas, (xrassis und Felettis, sowie Mannabergs mehr oder weniger ab- weichen, zur Darstellung zu bringen. Um den Charakter der Arbeit als einer selbständigen zu wahren, und um nicht durch Vermehrung des Inhalts den Preis zu verteuern, habe ich nur dasjenige in den Bereich der Darstellung gezogen, für das ich glaube, auf Grund eigener Untersuchungen eintreten zu können. Eine Verwendung der Krankengeschichten sowie aller der Notizen, die im Verlaufe der letzten Jahre aus der gewaltig angeschwollenen Literatur gesammelt wurden, hätte den Umfang der Arbeit auf das dreifache anschwellen lassen. Die wichtigsten Literaturnachweise dürften indes zum grossen Teile er- wähnt sein. Aus diesem Grunde sind auch die hochinteressanten Versuche der Italiener über künstliche Malariainfektion durch Impfung^) nur gestreift worden. Da ich in Italien stets in Malaria- gegenden mich aufhielt, war ich gar nicht in der Lage, dort voll- kommen einwändsfreie Impfungsversuche zu machen. Vergleiche 1) cfr. E. Grawitz, Klinische Pathologie des Blutes. Berlin, O. Enslin, 1896. 2) V. Lim Beck, Grundriss einer klinischen Pathologie des Blutes. Jena, G.Fischer, 1896. 3) E. Ehrlich u. Dr. Lazarus, Normale und pathologische Histologie des Blutes, aus ,,Spec. Pathologie und Therapie'' von Nothnagel, Wien, 1898. Alfred Holder. 4) cfr. Di Mattei, Beitrag z. Studium d. experhnentellen malarischen Infektion etc. Archiv f. Hygiene, Bd. XXIII, Heft 3, p. 191 — 300. Vorwort. V iiulos später dcMi Im})f\orsiich auf I lelgoland und die Iiupfun^" bei Vöi^eln. Abgesehen dav^on ist, glaube ich, die Morphologie und Bio- logie der Malariti- und der anderen Blutparasiten ausreichend be- handelt worden, vor allem aber auch ihre Pathologie. In Bezug auf historische Entwickelung der Lehre von den Malariaparasiten und die Morphologie und Biologie verweise ich noch auf Mannabergs^) ausgezeichnetes Werk mit seinen Literaturnachvv^eisen, ferner auf die sehr klare Arbeit von Rüge 2), sowie tiuf die bekannten ätiologischen und klinischen Malariastudien F. Plehns, in Bezug auf Gesamtdarstellung der Malarialehre noch auf die Werke von Laverau'^), Duberge*), Filippo Rho^) und William vSydney Thayer*^). An entsprechenden Stellen ist auf meine früheren Arbeiten verwiesen. Dieselben enthalten namentlich eine ^uisführlichere Be- schreibung der Tertianparasiten, ausserdem Hinweise auf die Therapie. Eine vorläufige Mitteilung über die jetzige Arbeit findet sich in der Deutschen medicinischen Wochenschrift, i8y8, No. 8''). Die Photogramme sind gearbeitet nach meisterhaften Negativen , die Herr Prof Zettnow in Berlin nach meinen Präparaten angefertigt hatte, die farbigen Tafeln nach farbigen Zeichnungen von Frl. M. Ziem an n. Letztere sind mit dem Zeichenapparat und wie die Photogramme in tausendfacher Vergrösserung hergestellt, die kolorierten nach meinen Präparaten, die unkolorierten (Taf. III, I — 2T,) nach meinen Zeichnungen. Für die Beschreibung der un- gefärbten, wie der gefärbten Präparate wurde ein Mikroskop von Leitz mit Oelimmersion Yi^. und Ocular I bez. IV verwandt. Alle Zeichnungen sind nicht schematisch gehalten. Bei schematischer Darstellung hätte man vielleicht noch stärker die Unterschiede der einzelnen Parasitenarten hervorheben können. Herrn Professor Zettnow sage ich für seine seltene Güte, mit der er mich unterstützte, meinen tiefempfundenen Dank. Die i) Mannaberg, Die Malariaparasitcn. 1893. 2) Rüge, Der Parasitenbefund bei den Malariaiiebern und srine Verwertbarkeit für die Erkennung, Behandlung und Verhütung der Malariafieber. Arch. f. Schiffs- u. Tropen- hygiene, Bd. I. 3) Laveran, Traite du pahidisnie Paris 1891. 4) Dr. A. F. Duberge, Le paludisme. Paris 1896. 5) Dottore Filippo Rho, La malaria secondo i piu reccnti studi. Forino 1896. 6) W. S. Thayer, Lectures on the rnalarial fevers. New-York 1897. 7) Ziemann, Neue Untersuchungen über die Malaria und den ]\[alariaerregern nahestehende Blutparasiten. VI Vo r w o r t. Reproduktion konnte die wundervolle Klarheit der Negative nicht wiedergeben. Das ausserordentliche Entgegenkommen der Verlags- buchhandlung gestattete es, trotz der grossen Kosten der Tafeln den Preis des Buches niedrig zu stellen. Die mühselige Her- stellung der kostspieligen Tafeln hat die Herausgabe des Buches ganz bedeutend verzögert. Helgoland, im Juni i: Ziemanii. Inhalt. Seite 1. Historischer Ueberblick i 2. Einteilung der Maiariaparasiten 7 3. Allgemeine Morphologie und Biologie der Malariaparasiten 17 Die Geisseikörper 30 4. Der Quartanparasit 32 5. Der Tertianparasit 43 6. Die Parasiten der estivo-autuinnalen Fieber der Italiener (der Perniciosa in den Tropen) 45 7. Die sterilen Formen der kleinen Parasiten 54 8. Klinische Bedeutung des Parasitenbefundes bei tropischen bez. estivo-autumnalen Fiebern 61 9. Beeinflussung der Parasiten durch Einwirkungen irgend welcher Art mit thera- peutischen Bemerkungen 65 A. Durch Tod des Patienten 65 B. Beeinflussung der Parasiten durch Konservienmg von Mafariablut in Blutegeln 66 C. Beeinflussung der Parasiten durch PhenocoUum hydrochloric ... 69 D. Beeinflussung der Parasiten durch Methylenblau 70 E. Spontanheilung 74 F. Beeinflussung der Parasiten durch Chinin 75 10. Leben der Parasiten in der Aussenwelt und der Infektionsmodus 85 1 1 . Inkubation , 90 12. Stellung der Blutparasiten im Tierreiche und Einteilung 92 13. Untersuchungen über die Parasiten des Texasfiebers der Rinder 99 14. Die Blutparasiten bei Vögeln .... 104 Einteilung 109 1) Typus A 109 2) Typus B 120 3) Typus C 123 15. Eine neue Parasitenform beim Steinkauz (Athene noctua) 128 16. Blutparasiten bei Kaltblütern 137 17. Die sogenannte Cytamöba bacterifera Labbe 144 Eine wirksame Methode der Chromatin- und Blutfärbung 146 Tafelerklänmg 178 Fieberkurven. Druckfehlerberichtigung. 3976G 1. Historischer Ueberblick. Zum Verständnis für das Folgende schicke ich einige kurze historische Daten voraus. BekanntHch war es Golgi zuerst, der in klassischen Arbeiten i) nach Laverans berühmter Entdeckung des Malariaparasiten Ord- nung in den Wust der Beobachtungen zu tragen und den Parasiten- befund im Blute mit den klinischen Erscheinvuigen in Ueberein- stimmung zu bringen suchte. Er beschrieb einen Parasiten des Quartan — sowie des Tertian ■ — Fiebers, die in 3X24 bezw. 2X24 Stunden ihre Entwickelung in den roten Blutzellen durchmachen und bei der jedesmaligen Reifung einen neuen Fieberanfall auslösen sollten. Er beschrieb auch Fälle von Quotidiana , bedingt durch zwei Generationen von Tertianparasiten , die in der Entwickelung 24 .Stunden voneinander getrennt waren, ebenso Fälle, wo drei Quar- tan-Parasitengenerationen eine Quotidiana bedingten, die in Wirk- lichkeit eine Quartana triplicata war. Es ist leicht einzusehen, dass man bei dieser Auffassung dazu kommen kann, die kompliziertesten Fälle zu analysieren. So giebt Golgi an, gleichzeitig drei Gene- rationen des Quartan- und zwei des Tertianparasiten im Blute ge- funden zu haben. Auch eine Anzahl unregelmässiger Fieber führte er auf die unregelmässige Aufeinanderfolge verschiedener Parasiten- Generationen zurück. Nach Golgi bestehen zwischen beiden Para- siten-Arten folgende Unterschiede. Vergl. Taf. III, Fig. i — 6 u. 7— 10. A) Biologische, i. indem der Tertianparasit seine Entwicke- lung in zwei Tagen durchmacht, der Quartanparasit in drei Tagen. i) Golgi, Suir infezione malarica. Nota preventiva. Accadeniia di mcdicüia di Toiino. novembre 1885. Golgi, Suir infezione malaiioi. (Archivio per le scienze medichc, pag. 109 — 139, 1886. Golgi, Ancora sull' infezione malarica. (Societä medici di Pavia 5. giugno 1886. e gazzetta degli ospedali. num. 53. 1886. Golgi, SuUo sviluppo dei parassiti malarici nella febbre lerzana. Archivio per le scienze mediche, pag. 173. 1889. Ziemann. TJeber Malaria etc. 1 2. Die amöboiden Bewegungen des Tertianparasiten sind viel lebhafter als die des Quartanparasiten. Bei letzterem finden sich dieselben nur im Jugendstadium und in sehr geringem Grade, wenn er am ersten fieberfreien Tage als blasses, noch unpigmentiertes Scheibchen sich innerhalb des roten Blutkörperchens befindet. Beim Tertianparasiten findet sich die amöboide Beweglichkeit in geringerem Grade noch, wenn er bereits etwa die Hälfte des roten, dann meist schon vergrösserten und etwas abgeblassten roten Blutkörpers erfüllt. 3. Der Quartanparasit verzehrt die Substanz des ihn beher- bergenden roten Blutkörpers nur langsam, derart, dass es die cha- rakteristische gelbgrüne Farbe noch behält, wenn von ihm nur noch ein schmaler Ring übrig geblieben ist, der den jetzt herangewachsenen, stark pigmentierten Parasiten umgiebt. Im Gegensatze dazu wird der einen Tertianparasiten beherbergende rote Blutkörper schon frühzeitig etwas entfärbt. 4. Die roten Blutzellen, befallen von den Quartanparasiten, be- halten die Grösse der normalen Blutzellen, die vom Tertianparasiten infizierten gewinnen ein hydropisches Aussehen. Die Grösse der letzteren kann das 2 — 3 fache des Normalen erreichen. (Vergl. Taf. III, 3 und 9.) B) Morphologische Unterschiede, i. Der Tertianparasit hat ein zarter aussehendes Protoplasma. Seine Konturen sind eben- falls zarter wie beim Quartanparasiten, wo sie viel bestimmter her- vortreten. 2. Das Pigment des Tertianparasiten ist viel feiner und von mehr bräunlicher Parbe, das des Quartanparasiten gröber und von mehr schwärzlicher Farbe. 3. Art der Segmentation. a) Dieselbe geht beim Quartanparasiten in typischer Weise derart vor sich, dass sich das Pigment nach der Mitte konzentriert, und dass von der Peripherie her speichenartige, feine Linien nach der Mitte zu vorrücken, welche 'den Parasiten in 6 — 1 2 Segmente teilen. Es entsteht eine margarethenblumenähnliche Figur (Taf. III, 5). Zuletzt werden die einzelnen Teilstücke oval, dann rundlich, während gleichzeitig ein nucleus in jedem einzelnen auftritt. Damit sind die jungen Parasiten fertig. Sie weichen dann voneinander, um aufs neue die roten Blutzellen zu infizieren. Das übrig bleibende Pigment wird von den Leukocyten aufgenommen. b) Bei den Tertianparasiten. Auch hier konzentriert sich das Pigment bei Beginn der Seg- mentation nach der Mitte der Parasiten (nicht selten auch in der Nähe der Peripherie), worauf im Protoplasma zwei Reihen konzen- trisch liegender, heller, kleiner Gebilde auftreten in der Anzahl v^on 15 — 20. Golgi verglich das Ganze mit einer .Sonnenblum(\ Es ist jetzt schon zu sagen, dass ich jene regelmässige Form nur ziem- lich selten fand, dass vielmehr die jungen künftigen Parcisitcn meist traubenförmig nebeneinander lagen. Golgi nahm dann noch eine zweite Art der Segmentation an, wonach sich ein peripherer Protoplasmaring abgrenzen sollte \'on einer zentralen Protoplasmascheibe, welche den Pigmentblock ent- hielt. Darauf sollte der periphere Ring in 15 — 20 kleiner Kügel- chen , die künftigen Parasiten, zerfallen. Wir werden später sehen, dass nur eine Art der Segmentation vorkommt. Uebrigens gab Golgi noch an, dass die jungen, eben entstandenen Tertianparasiten kleiner seien wie die entsprechenden Formen des Quartanparasiten. Golgi zog aus seinen Beobachtungen unter anderen folgende Schlüsse. 1. Es existiert in der Tertiana und Quartana ein proportionales Verhältnis zwischen der Intensität der Anfälle und der Menge der im Blute befindlichen Malariaparasiten. Wir müssen auf dieesn Punkt noch besonders zurückkommen. 2, Bisweilen finden sich die Parasiten nur in so geringer Zahl, dass sie nicht imstande sind, einen Fieberanfall hervorzurufen. Die erwähnten Parasiten der Tertiana und Quartana bedingen Fieber, welche im Allgemeinen sich durch einen typischen Verlauf auszeichnen. Es sind meist wahre Intermittenten, bei denen die Anfälle mit PYost beginnen. Es folgt Hitze und Schweiss. Wenn sämtliche Parasiten ihre Reifung durchgemacht und die jungen Parasiten die roten Blutzellen infiziert haben, folgt ein Stadium der Apyrexie mit relativem Wohlbefinden, bis mit der Reifung und neuen Aussaat der Parasiten das Fieber aufs neue beginnt. Diesen milden Fiebern stehen nach den Forschungen der Italiener andere gegenüber, welche in intensiveren Malariaherden, wie z. B. die römische Kampagna, dort hauptsächlich im Sommer und Herbst, auftreten und sich durch die Neigung- perniciös zu werden, auszeichnen. Diese Fieber sind auch z. T. weniger regelmässig in ihrem Verlaufe. Die AnfäUe verlängern sich oft, so dass die fieberfreien Pausen sehr kurz werden. Auch in den fieberfreien Pausen bemerkt man häufig starke Abgeschlagenheit. .Sodann wider- stehen sie auch länger dem spezifischen Heilmittel , dem Chinin. Endlich kommt es bei den Parasiten dieser Pleber zur Bildung von den sogenannten Halbmonden (Taf. II, Fig. 26. Tiif. III, P'ig. 17 und 18). Diese Parasiten erscheinen im Jug-endstadium als kleinste blasse Scheibchen oder Ringelchen innerhalb der roten Blutzellen, von etwa V20 Grösse der letzteren vmd mit lebhafter amöboider Beweglichkeit. Wachsend bekommen sie Siegelringformen. vSchliesslich können sich feine Pigmentkörnchen an der Peripherie bilden. Dieselben konzen- trieren sich allmählich zu einem Klümpchen, während der Parasit eine rundliche Form annimmt, worauf derselbe in eine Anzahl kleinster junger Parasiten zerfällt (Taf. IIT, Fig. 12 — 16). Dieser Teilungsvorgang findet vorzugsweise oder fast ausschliesslich in inneren Organen statt, im Gegensatz zum Quartan-Parasiten, dessen Teilungsformen man immer auch im peripheren Blute findet. Ein Unterschied gegenüber den grossen Parasiten der Tertiana und Quartana liegt auch darin, dass diese kleinen Parasiten bereits zur Fortpflanzung kommen, wenn sie noch einen Bruchteil der roten Blutzellen erfüllen. Zuweilen geht die Entwickelung dieser Parasiten so schnell vor sich, dass es gar nicht zur Pigmentbildung kommt. Gemeinsam ist ihnen allen, dass die infizierten roten Blutzellen oft eine Nekrose erleiden, indem sie eine an Messing erinnernde Farbe annehmen und zusammenschrumpfen, Globuli rossi ottonati der Italiener. Die Namen Celli und Marchiafava, Bignami und Basti an elli werden mit der Erforschung jener Krank- heitserreger stets untrennbar verbunden bleiben. Wie schon ausgeführt, zeigen die betieffenden Fieber teilweise ein atypisches Verhalten, so dass es schwierig schien, sie zu analy- sieren, wie es Golgi in Bezug auf die leichten Fieber der Tertiana und Quartana durch gleichzeitige Feststellung des Parasitenfundes g-elungen. Marchiafava und Bignami i~'^) suchten indes dieses unregel- mässige Verhalten als nur scheinbar zu erklären und nahmen zwei besondere Parasiten Varietäten bei jenen Fiebern an. i) Eine Varietät, welche ein quotidianes Fieber bedingt, die also in etwa 24 Stunden ihre Entwickelung durchmacht. Die unpigmentierten Jugendformen sollten amöboide Beweg- lichkeit zeigen. Der Zerfall in (6 — 8) sogenannte Sporen erfolgte bereits, wenn der Parasit etwa Y^ — 72 der oft geschrumpften roten Blutzelle erfüllt. i) Ueber die Varietäten der Malariaparasiten und über das Wesen der Malaria- infektion. Deutsche med. Wochenschr., 1892, No. 51 u. 52. 2) Marchiafava und Bignami, La quotidiana e la terzana estivo. autumnale. Riforma medic;i, num. 217, 1891. 3) Marchiafava und Bignami, Le febbri malariche estivo. autumnali, Bolletino della R. Accadumia di Roma. Anno XVII, fasc. V, 1892. Zur Sporulation käme es gelegentlich auch ohne Pigmentbildung. Das betreffende Fieber wäre manchmal eine ganz regelmässige Quotidiana , namentlich bei den Recidiven , könnte aber auch einen mehr irregulären oder Continua Charakter annehmen. Diese Quoti- diana ist daher scharf zu trennen von einer Quotidiana, die in Wirk- lichkeit eine Tertiana duplicata oder Quartana triplicata ist. Die Parasiten der letzteren Fieberarten haben wir schon oben kurz gestreift. 2) Eine Varietät, welche ein malignes Tertian Fieber bedingen, deren Entwickelung also in etwa 48 Stunden stattfinden sollte. Dieser im Jugendzustande auch bewegliche Parasit sollte wie der Quotidianaparasit ebenfalls die charakteristische Ringelchenform zeigen können , wachsend Pigment ansammeln und nach Konzen- trierung des Pigments in 10 — 12, seltener 15 — 16 Sporen zerfallen. Dieser Zerfall sollte stattfinden, nachdem der Parasit etwa ^j.-, — 'Ys der roten Blutzelle erfüllt. Auch dieser Parasit könnte zur Halbmondbildung führen. Als charakteristisch wurde von Marchiafava und Bignami für die maligne Tertiana auch die Fieberkurve angesehen , wenigstens in typischen Fällen. Dieselbe sollte einen steilen Anstieg zeigen bei Beginn des Anfalls, dann einen pseudokritischen Abfall, eine Periode oscillatorischer T.-Schwingungen, einen neuen noch höheren i.\nstieg und dann den endgültigen T. -Abfall. Marchiafava und Bignami stellen gegenüber den Parasiten der einfachen milden Tertiana folgende Unterschiede auf. i) Volum des Parasiten der Tertiana maligna ist in dem- selben Entvvickelungsstadium kleiner wie bei der Tertiana simplex. 2) Die jungen Parasiten der Tertiana maligna streben ring- förmig zu werden, die der Tertiana simplex nicht. Das letztere trifft nach meinen Untersuchungen nicht ganz zu, und kann ich das durch P h o t o g r a m m e belegen (Taf V, 3). 3) Das Pigment ist bei Tertiana maligna reichlicher als bei Ter- tiana simplex, bei letzterer auch stets beweglich, bei ersterer nicht. 4) Spaltungsformen bei der Tertiana m^Uigna sind kleiner, auch weniger zahlreich und bedeutend seltener im Fingerblut wie bei Tertiana simplex. 5) Die infizierten roten Blutzellen bei Tertiana maligna haben die Tendenz, ein dunkleres Kolorit anzunehmen und sich zu runzeln, bei Tertiana simplex sich zu vergrössern und abzublassen. — 6 — 6) Die Parasiten der Tertiana maligna besitzen die Phase der Halbmondform, die der Tertiana simplex nie. Marchiavara und Bignami fassen die Unterschiede zwischen den Parasiten der Quotidiana und der Tertiana maligna folgender- massen zusammen. i) Der Parasit der Quotidiana entwickelt sich in 24 Stunden, manchmal ohne Pigmentproduktion , der der Tertiana maligna in 48 Stunden und stets mit Pigmentproduktion. 2) Der Parasit der Quotidiana erreicht im gleichen Entwicke- lungsstadium ein kleineres Volum als der der Tertiana maligna. 3) Die Beweglichkeit erhält sich bei den ausgewachsenen Quotidianparasiten weniger lange als bei den Parasiten der Tertiana maligna. 4) Die Dauer der amöboiden, nicht pigmentierten Phase ist verschieden. Bei der Tertiana maligna kann sie sich jmehr als 24 Stunden hindurch fortsetzen. 5) Die junge Parasiten-Generation erscheint bei Quotidiana nach Beginn des Anfalls sofort im Blute, bei Tertiana maligna erst einige Stunden nachher. In Bezug auf Nr. 3, namentlich aber auch auf Nr. 5 werde ich noch zurückzukommen haben, da ich bei Ter- tiana maligna die jungen Parasiten schon im Beginn des Anfalls sah, einmal einen Bruchteil sogar schon vor dem Beginn des Anfalls. Uebrigens machen Marchiafava und Bignami selbst auf die Schwierigkeiten der Differentialdiagnose aufmerksam. Grassi und Feletti^) nahmen an, dass die Halbmonde aus einer besonderen kleinen Parasitenart entständen, welche zwar im Jugendzustande den erwähnten kleinen, direkt sporulierenden Para- siten sehr ähnlich sei, sich aber später in die Halbmondform ver- wandelte. Das gleichzeitige Vorkommen der Halbmonde und der Parasiten erklärten sie für Mischinfektion. Zugleich trennten sie die Pigment erhaltenden kleinen Parasiten von den unpigementiert bleibenden. Alle Malaria-Parasiten teilten sie ein in zwei genera: I. Genus haemamöba, welches direkt Sporulation zeigt, mit fol- genden Arten: i) Grassi und Feletti, Contribuzioni allo studio dei parassiti malarici. Memoria. S. A. Cit. nach Mannaberg. a) Haemamöba malariae, Parasit der Qiuirtana, b) Haemamöba vivax, Parasit der Tertiana, c) Haemamöba präcox, der Pigment erhaltende Parasit der perniciösen Fieber, d) Haemamöba immaculata, der unpigmentiort bleibende Para- sit der perniciösen Fieber. IL Genus Laverania. Nur bei diesem sollte es zur Bildung von Halbmonden, Ovalen, Spindeln etc. kommen. Canalis^) lässt die Halbmonde aus den kleinen Parasiten der Sommerherbstfieber Roms hervorgehen. Er nimmt einen doppelten Entwickelungscyklus der letzteren an, derart, dass sie entweder direkt sporulieren oder zunächst zu Halbmonden werden, worauf diese sich zu sporulierenden runden Körpern umbilden sollten. Die römische Schule Bignami und Basti an elli'-), scheinbar auch Celli und Marchiafava, lassen die Halbmonde zwar auch aus den kleinen Parasiten der Sommerherbstfieber hervorgehen, halten sie aber aus klinischen Gründen für absterbende Formen. Mannaberg^) lässt sie durch Pseudoconjugation oder Syzygien- bildung zweier Parasiten der Malaria maligna entstehen. Er teilt dementsprechend die Parasiten ein in: I. Malaria- Parasiten mit Sporulation ohne Syzygienbildung, d. h. ohne Halbmonde. Dazu gehörte: a) der Ouartan-Parasit, b) der Tertian-Parasit. IL Malaria-Parasiten mit Sporulation und mit Syzygenbildung, d. h. mit Halbmonden. Dazu gehörte nach Mannaberg: a) der pigmentierte Quotidianparasit, b) der unpigmentierte Quotidianparasit, c) der maligne Tertian-Parasit. 2. Einteilung- der Malaria-Parasiten. Ich gehe jetzt zu meinen eigenen Untersuchungen über, die an einem Material von 254 Fällen einheimischer, tropischer und italienischer Malaria gewonnen sind, und 1) P. Canalis, Studi sulla infezione nialarica. Archivio per le scienze med. 1890, Volum XIV. 2) G. Bastianelli und A. Bignami, Studi sulla infezione malarica. BuUeUuo della R. Academia Medica di Roma. Anno XX, 1893 — 94. 3) Mannaberg, Die Malariaparasiten, 1893. welche sämtliche bekannten Fiebertypen umfassen. Diese Mannigfaltigkeit des Materials lassen die meisten Veröffentlichungen über Malaria vermissen. Mannabergs Einteilung in ParavSiten mit Halbmondbildung und ohne Halbmondbildung können wir zunächst folgen. Der ausserordentliche Unterschied jener beiden Parasitenarten ist von allen neueren Beobachtern anerkannt. Die Unrichtigkeit der An- nahme Grassis von der besonderen Herkunft der Halbmonde hoffe ich weiter unten beweisen zu können. Andererseits werden wir sehen, dass auch Mannabergs Annahme von der Ent- stehung der Halbmonde durch Conjugation zweier Para- siten sich nicht halten lässt. Ferner ist zu sagen, dass ich die Halb- mondbildung bei den kleinen Parasiten der perniciösen Fieber durch- aus nicht immer als konstanten Befund finden konnte, auch nicht bei Punktionen der Milz. Immerhin bieten sie ein so charak- teristisches Verhalten dar, dass sie einen Grund mit für die Trennung der kleinen von den Tertian- und Quartan- parasiten abgeben. Dazu kommen dann noch die charakteristi- schen klinischen Unterschiede. Die Möglichkeit , durch künstliche Kultur die einzelnen Parasiten von einander zu trennen, fehlt leider bis jetzt. Die experimentelle Wiedererzeugung einer bestimmten Para- sitenart durch Einimpfung von Blut, welches jene enthält, in ein anderes Individuum bietet bei der bis jetzt nur geringen Zahl von einwandsfreien Experimenten auch nur Wahrscheinlichkeitswerte. Die überwiegende Mehrzahl der einwandsfreien Impfver- suche spricht dafür, dass die inokulierte Parasitenart sich in dem neuen Wirte erhält und das ihr eigentümliche Fieber wieder erzeugt ^~^). Ich selbst hatte zu derartigen Ex- perimenten an Menschen nur einmal'^) Gelegenheit, da ich, wie schon in der Einleitung erwähnt , meine Malariastudien bis jetzt i) cfr. Litteratixr bei Mannaberg 1. c. 2) Ferner di Mattei, Beitrag zum Studium der experimentellen malar. Infektion am Menschen und an Tieren. Archiv f. Hygiene, XXII, 3, p. 191. 3) Danilewsky, Zur Lehre von der Malaria. Infektion bei Menschen und Vögeln. Archiv f. Hygiene, 1895, Bd. XXV, Heft 3, S. 228. 4) Hier auf Helgoland wurde ^j.-. Dem Blut einer Kranken mit Tertiana dujilicata endovenös einem Herrn v. Br. eingespritzt. Die Beobachtung ist noch nicht abgeschlossen, da die Impfung während der Drucklegung geschah. Jedenfalls war innerhalb von 22 Tagen nach der Impfung noch keinZcichen einer malarischen Infektion des Blutes festzustellen. Das überimpfte Blut enthielt eine nicht unbeträchtliche Anzahl halb- und ganzerwachsener Parasiten. Bei letzteren war der Teilungsprozess meist schon eingetreten. immer an mehr oder wenig-er intensiven ]\Ialariahcerden betrieben, eine nachträgliche natürliche Infektion also nie auszuschliessen war. Vergl. indess die Infektionsversuche bei Vögeln. Es bleiben uns bis jetzt hauptsächlich biologische, morphologische, z. T. auch klinische Unterscheidungsmerkmale übrig. Indes sind diese für mich schwerwiegend genug, um allerdings vorläufig eine Trennung der Parasiten der verschiedenen Fieber- arten vorzunehmen. Laveran vertritt noch in seinem neuesten Werke seinen alten Standpunkt, dass alle die verschiedenen Para- sitenformen nur der verschiedene Ausdruck eines und desselben Para- siten seien. Da ich früher die Variabilität des Tertianparasiten betont, scheint er auch mich irrtümlicherweise als Unitarier betrachten zu wollen. Ich betonte indes von vornherein den grossen Unterschied zwischen den Parasiten des Kamerun Fiebers und den heimischen Tertianparasiten. Bei der speziellen Beschreibung hoffe ich noch eine Vermehrung der bis jetzt bekannten Unterschiede geben zu können. Eine grosse Rolle spielen bei Laveran in seinen Beweis- gründen die Halbmonde, die nicht nur in den unregelmässigen und perniciösen, sondern auch in vollkommen regelmässigen Fiebern vorkämen. Nun, wir wissen, dass auch die kleinen Parasiten eine vollkommen regelmässige Tertiana und Quotidiana bedingen können. Wenn gleichzeitig Halbmonde und die Parasiten der gewöhnlichen Tertiana und Quartana vorkommen, so war eben eine Mischinfektion mit kleinen Parasiten, aus denen die Halbmonde entstanden, vorher- gegangen. Eine Ursache dafür, dass Laveran noch an seinem alten Standpunkte als Unitarier festhält, scheint mir der zu sein, dass er noch keine Gewnssheit über die Bedeutung jener Formen erlangt hat. Ich hoffe weiter unten die Frage jener so viel um- strittenen Gebilde zu einem gewissen Abschlüsse zu bringen. Sodann kann man mit Recht fragen, wanmi denn ein Patient, der z. B. in den Tropen nur die kleinen Parasiten aufgewiesen, in der nordischeu Heimat vmter für jene Parasiten viel ungünstigeren klimatischen Bedingungen nun nicht die Parasiten der milderen Tertiana oder Quartana aufweist. Auch die kleinen Parasiten dege- nerieren, indem sie zu Halbmonden werden. Die degenerierenden Parasiten der leichten heimischen Malaria werden aber nie zu Halbmonden. Letztere gehören vielmehr nur den Parasiten der bösartigen Tropen-, bezw. estivo-autumnalen Fieber an. Mein Standpunkt in dieser ¥ra.ge ist der, dass es bis jetzt nicht erwiesen ist, dass der von Golgi beschriebene Tertian-, bezw. Quartanparasit sich in die kleinen Paj L I B ?V A R Y /VTa«i©^CN — lO siten der estivo-autumnallen Fieber verwandeln kann bezw. umgekehrt. Laverans Vergleich der Malariaparasiten mit den Coccidien, die in einer verschiedenen Jahreszeit auch ein anderes Aussehen darböten, ist auch nicht glücklich gewählt, da die Malariaparasiten gar keine Beziehung haben zu den Coccidien. Ob man nun für die verschiedenen Malariaparasiten besondere Arten oder Varietäten aufstellen will, halte ich nicht von praktischem Interesse. Aus diagnostischen, prognostischen und therapeu- tischen Rücksichten ist jedenfalls vorläufig an einer Trenn- ung unbedingt festzuhalten. Eine Trennung der nicht halbmondbildenden Para- siten in Parasiten der Tertiana und Quartana, die in Deutschland bisher nicht anerkannt war, glaubte ich früher auch mit Skepsis betrachten zu müssen, umsomehr, als es mir gelang, einen Fall von Kameruner Malaria zu beobachten, bei dem die, sonst nur quotidiane, maligne Tertian- oder irreguläre Fieber bedingenden kleinen Parasiten auch eine ganz typische Quartana bedingten. Häufige Nachprüfungen in Italien zeigten, dass man allerdings einen morphologisch und biologisch wohl cha- rakterisierten Quartanparasiten den Tertianparasiten der leichten Fieber gegenüberstellen kann. Eine Trennung der kleinen Parasiten in Quotidian- und maligne Tertianparasiten vorzunehmen, ist mir bisher nicht mit Sicherheit gelungen. Wie schon früher i) erwähnt, konnte ich in Kamerun bei Tertian, Quotidian, irregulären und kontinuierlichen Fiebern immer nur dieselben kleinen, meist ringförmigen Parasiten im peripheren Blute finden. Die Notwendigkeit wegen des typischen Verhaltens in dem erwähnten Falle von Quartana aus Kamerun auch einen spezifischen Parasiten für eine Quartana maligna anzunehmen, kann ich noch nicht einsehen. Wir kommen auf diesen Fall noch zurück. Münd- lichen Vernehmen nach sind auch später in Kamerun an Bord ver- schiedentlich Fälle von Quartana beobachtet worden. Bei den von mir beobachteten Fällen von Quotidiana, die durch die kleinen ringeiförmigen Parasiten bedingt waren, war nur in einem Bruchteile eine etwa 24stündige Entwickelung der Parasiten möglicherweise anzunehmen. i) Ziemann, Ueber Blutparasiten bei heimischer und tropischer Malaria. Cen- tralbl. f. Bact. u. Parasitenkiinde, 1896, Bd. XX, N. 18/19. Vortrag auf der Nattu"- forscher-Versammhmg zu Frankfurt a. M. 1896. In den übrigen Fällen konnte es sich ebenso gut auch um zwei Generationen von etwa 48stündiger Entwickelungsdauer handeln, deren Entwickelung etwa 24 vStunden von einander getrennt war. In Grosseto und in Rom beobachtete ich Fälle von typischer Tertiana mahgnen Charakters, wo allerdings die Segmenta- tionsformen z. T. grösser waren wie die Segmentations- formen, wie sie beschrieben sind für die Quotidiana maligna, und wie ich sie auch in Milz und Knochenmark bei Perniciosa fand. Auch die Zahl der jungen Parasiten in den reifen Formen war grösser, 8—16, bei den anderen 6 — 8. Vergl. Taf. II, 12 und 23. Die Jugendformen waren in jenen Fällen die gleichen, auch die Halbmonde, Ovale etc. Die Entwickelungsdauer betrug etwa 48 Stunden. Die von Marchiafava undBignami für die Tertiana maligna als charakteristisch angesehene Fieberkurve war indes, selbst in typischen Fällen, nicht immer zu finden. Vergl. Fieberkurven. Wir gehen also nicht fehl, wenn wir unterscheiden: 1. Parasiten der Tertiana benigna, 2. Parasiten der Quartana benigna, 3. Parasiten der quotidianen, malignen Tertian -, mög- licherweise auch Quartan-, sowie irregulärer Fieber, welche der Halbmondbildung fähig sind. Die unter Nr. 3 erwähnten Parasiten könnten dementsprechend in etwa 24., bezw. etwa 48 — 72 Stunden ihre Entwickelung durch- machen. Ob es sich bei dieser letzteren, mindestens ausser- ordentlich nahe verwandten Parasiten um Ausdrücke einer wechselnden Vitalität einer und derselben Art handelt, oder um ver- schiedene Varietäten oder Arten, ist mit Sicherheit heute gar nicht zu sagen. Die irregulären Fieber wären durch das Nebeneinanderbestehen zwei oder mehrerer verschiedener Parasitengenerationen zu erklären. Uebrigens darf auch nicht vergessen werden, dass jene Parasiten derartig schwere Veränderungen in den mannigfaltigsten Organen zu erzeugen imstande sind, dass auch sekundär Fieber auftreten kann, für die der Blutbefund keine Erklärung zu geben vermag. Die Möglichkeit des Daseins einer besonderen Varie- tät oder Art für die Tertiana maligna will ich zugeben. Eine Trennung der unpigmentierten, sogenannten Quotidian- parasiten von den pigmentierten,] wie sie Grassi, Feletti und Mannaberg annehmen, konnte ich in meinen Fällen nicht vor- nehmen. Niemals habe ich, auch nicht bei Vögeln, Fälle beob- achtet, wo alle Parasiten ohne Pigment blieben. Wenn es sich wirklich um eine besondere Varietät handelte, müssten bei der grossen Menge des Materials derartige Fälle doch schon beobachtet sein. Anerkannt ist jedenfalls, dass auch dieser angeblich pigment- lose Quotidianparasit fähig ist zur Halbmondbildung, also zur Bil- dung steriler, pigmenthaltiger Formen. Man wird ebensogut an- nehmen können, dass bei den unpigmentiert gebliebenen Parasiten die Entwickelung so schnell vor sich ging, dass es gar nicht zur Pigmentierung durch Aufzehren des Hämoglobins kommen konnte. Die Fälle von angeblich ganz regelmässig und typisch ver- laufender Quintana, Septana, Nonana , von denen bereits die Alten berichten scheinen noch nicht auf den Parasitenbefand hin unter- sucht zu sein. Derartige Fälle habe ich nicht beobachten können. In Lehe bei Bremerhaven hörte ich von gelegentlichem Vor- kommen von Quintana. Diese sowie Septana etc. können auch so erklärt werden, dass eine Generation der Tertianparasiten an einem bestimmten Tage einen regelrechten Anfall bedingt. Wie wir noch sehen werden , werden unter Umständen in einem An- falle sehr viele Parasiten steril, sodass nur ein geringer Bruchteil neugebildeter Parasiten zur Entwickdlung kommt. Diese sind nach etwa 48 Stunden nicht fähig wegen ihrer geringen Anzahl, einen regelrechten Anfall hervorzubringen. Indess werden zur Zeit, wo der Anfall eigentlich stattfinden sollte, so viel neue junge Para- siten gebildet, dass nach weiteren etwa 48 Stunden durch die Reifung der Parasiten ein Anfall ausgelöst werden kann. Wir hätten dann eine Quintana, die durch den Tertianparasiten bedingt ist. Ebenso Hessen sich die angeblichen Fälle von Septana-Nonana erklären. Ich selbst beobachtete in Lehe einen Matrosen-Artilleristen, der, nachdem er eine Tertiana überstanden, sich nicht recht erholte. Parasiten konnten trotz mehrfacher Untersuchungen nicht gefunden werden. Endlich gelang es, am 10. Tage nach der Entlassung einen grossen , wenn auch sterilen Parasiten mit lebhaft beweg- lichem Pigment aufzufinden als Zeichen einer latenten Infektion. Drei Tage später, also am 13. Tage nach der Entlassung kam es zu einem kleinen Fieberanfalle mit sehr geringem Parasitenbefunde. Aehnhch sind vielleicht die Verhältnisse bei der Quartana benigna (Octana etc.). Ich kam zu dieser Anschauung durch das Verhalten von Fiebern mit langen Intervallen, bedingt durch die zur Halbmond- bildung fähigen Parasiten. Man beobachtete Fieber, die in mehr oder weniger unregelmässigen Zwischenräumen von 5 bis 14 und — 13 — mehr Tagen wiederkehrton. Canalis i) erklärt diese langen Zwischen- räume durch den angeblich doppelten Entwickelungscyklus d.r kleinen Parasiten. Wenn jene direkt sporulierten, käme es zu den erwähnten quotidianen, malignen Tertian oder irregulären Fiebern. Käme es dagegen zur Halbinondbildung, so dauerte es längere Zeit, ehe die Halbmonde, nach Umbildung zu runden, sporentragenden Parasiten, zur Reifung kämen. Mit anderen Worten das Wieder- auftreten jener Art von Fiebern wäre an die verschieden lange Entwickelung der Halbmonde geknüpft. Auch Mannaberg bringt die Recidive in Zusammenhang mit den Halbmonden. Wie ich beweisen werde, ist diese Anschauung unhaltbar, da wir in den Halbmonden nicht weiter entwickelungsfähige Formen erblicken werden. Ausserdem muss man daran festhalten, dass auch die Tertiana und vor allen die Quartana eine Neigung zu Recidiven zeigen. Bei diesen aber kommt es nicht zur Halbmondbildung. Also können auch die Halbmonde nicht zur Erklärung der Recidive von jenen Fiebern herangezogen werden. Dann aber ist derselbe Grund, welcher ver- antwortlich zu nitichen ist für die Recidive der Sommerherbstfieber, wohl auch verantwortlich zu machen für die Recidive der Tertiana und Quartana. Nach Bignami und Bastianelli -) sind die jungen Parasiten (bei ihnen Sporen) imstande, in Leukocyten eine Zeit lang ein gleich- sam latentes Dasein zu führen. Bei Zerfall derselben könnten sie frei werden und auf diese Weise aufs neue zur Entwickelung in den roten Blutzellen kommen. Sie bilden sogar einen solchen mit jungen Parasiten vollge- pfropften Eeukocyten ab. Nach meinen bisherigen Untersuchungen sind die Leukocyten überhaupt nicht imstande, innerhalb der Blutgefässe entwickelungs- fähige, ehr omatinhaltige Parasiten aufzunehmen, ohne mindestens selbst zu degenerieren, wenigstens nicht bei der menschlichen Ma- laria. Wir kommen darauf noch zurück bei Besprechung der Phago- cytose. Ich bemerke zunächst, dass bei sehr energischer, auch nach der Entfieberung noch eine Zeitlang anhaltender Chinintherapie jene langintervallären Fieber wenig oder gar n i c li t beobachtet zu werden scheinen. V< )raus- setzung ist natürlich, dass keine Neuinfektion stattfindet. In Kamerun i) 1. c. 2) Studi sulla infezione malarica. Estiatto dal Bolletino della R. Accadeinia Me- dica di Roma. Anno XX, 1893 — 94. — 14 — hatte ich seiner Zeit keine Gelegenheit, an Bord der „Hyäne" und der Hulk „Cyklop" derartige Fälle zu beobachten. Allerdings wurde auch nach der Entfieberung anfangs täglich, etwa 2 — 4 Tage, später bis meist zum 8. Tage jeden 2. Tag i g Chinin gegeben. Näheres darüber später Ich glaube aber, dass, wenn auch während des Plebers täg- lich I — 2 g Chinin gegeben ist, einige der kleinen, widerstands- fähigen Parasiten durch das Chinin unter Umständen nicht abgetötet werden. Diese werden (iventuell höchstens in ihrer Entwickelungs- fähigkeit beeinträchtigt, namentlich bei unrationeller Chinintherapie. Daher dauert es geraume Zeit, bis sich die Parasiten derartig ver- mehrt haben, dass sie fähig sind, einen neuen Anfall hervorzurufen. Es ist nicht leicht, diesen Prozess im peripheren Blute zu verfolgen, da die Entwickelung jener Parasiten hauptsächlich in inneren Or- ganen stattfindet. Einmal war es in Kamerun erst im 49. Präparat möglich, am vierten Tage nach der Entfieberung, als bereits völliges Wohlbefinden eingetreten, noch einen kleinen ringförmigen Parasiten zu finden. Ich stelle mir also das Zustandekommen wenigstens eines Teiles der Recidive ähnlich vor wie das Verhalten der Parasiten von der statt- gehabten Infektion bis zum Ausbruch des ersten Fiebers. Im Be- ginn nimmt der Körper nur eine in der Quantität schwankende, indess meist wohl immer relativ kleine Menge des virus auf, welches je nach der persönlichen, örtlichen und zeitlichen Disposition ent- weder durch den Körper wieder vernichtet wird, oder sich vermehrt, oder auch in einem gleichsam labilen Stadium verharren kann. Der Körper setzt in letzterem Falle der übermässigen Entwickelung der Parasiten Schranken entgegen, ohne jedoch eine völlige Vernich- tung bewirken zu können. So kann, je nach der Disposition, eine Zeitlang scheinbar vollkommenes Wohlbefinden bestehen oder auch als Zeichen der latenten Infektion deutliche Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen. Appetitlosigkeit etc. Ich selbst litt seit dem Aufenthalte in Grosseto bis vor kurzem an solch latenter Malaria, die die Arbeitsfähigkeit sehr minderte. Alle 5—8 Tage stellte sich Ziehen in den Gliedern und ausser- ordentliche Abgespanntheit ein, zuweilen auch Kopfschmerzen mit Appetitlosigkeit und Erbrechen, ohne dass es zu Temperatursteigerung über 38% kam. Dennoch wurden einigemale nicht unbeträchtliche Mengen der kleinen Parasiten gefunden, d. h. im Anfangsstadium der Infektion. Einigemale sank der Hämoglobingehalt des Blutes auf 80^0. ein immerhin bemerkenswertes Zeichen bei einer sonst sehr kräftigen Konstitution. — 15 — Wenn nun irgend eine .Schädlichkeit die Widerstandsfähig- keit herabsetzt, wie Erkähung, seehsche Erregung, Krankheit etc., so können die Parasiten das Uebergewicht erhalten und durch rapide Vermehrung einen Fieberanfall auslösen. Der häufige Zu- sammenhang zwischen Malariaanfällen und äusseren .Schädlichkeiten, die den Körper treffen, ist eine altbekannte Thatsache ^). Dass man schon vor dem Ausbruche des ersten Fiebers die Parasiten im Blute bei aufmerksamen .Suchen finden kann, habe ich schon früher gezeigt. Eine zweite Erklärung für das Zustandekommen mancher Recidive werden wir noch später erörtern. Jedenfalls habe ich mich bis jetzt nicht davon überzeugen können, dass die Parasiten der menschlichen Malaria in anderen Körperzellen als in roten Blutkörpern ihre Entwickelung durch- machen. Die geheimnisvolle Ecke, in der sie bis zum Auf- treten der Recidive gleichsam schlummern sollten, ist noch nicht entdeckt, und scheint mir die obige Erklärung die ungezwungenste und natürlichste. Üeber parasitenhaltige Leukocyten bei Vögeln verweise ich auf den betreffenden Abschnitt. Thatsache ist, dass die P'ieber mit längeren unregel- mässigen Intervallen, wie sie Golgi beschreibt, auch von den kleinen, ringförmigen Parasiten verursacht werden. Einen typischen derartigen Fall beobachtete ich in Grosseto bei einem Wildschweinjäger aus den Maremmen Toskanas. Derselbe hatte immer i — 2 Tage Fieber, gefolgt von 3 — 7 fieberfreien Tagen, Während der Anfälle selbst traten, was klinisch interessant ist, immer deutliche bronchitische Erscheinungen über beiden Lungen auf, um mit dem Fieberabfalle wieder sofort zu verschwinden. Aehn- liches hatte ich übrigens schon in Lehe bei 50 ^o der gewöhnlichen Tertianafälle beobachtet. Dies nebenbei. Auch an den fieber- freien Tagen konnte ich bei dem Wildschweinjäger neben zahlreichen sterilen Formen, wie Halbmonden und Ovalen etc., äusserst wenige, kleine ringförmige Parasiten im Blute entdecken. Vielleicht ist die Anwesenheit der zahlreichen ste- rilen Formen nicht ohne Bedeutung, insofern als dadurch gezeigt wird, dass ein bedeutender Bruchteil der Para- siten gar nicht zur Entwickelung kam, und dass die zur Entwickelung kommenden möghcherweise längere Zeit wie gewöhn- I) Vergl. darüber auch die Sanitätsberichte der deutschen Murine, deren wertvolles statistisches Material noch wenig gewürdigt ist. — i6 — lieh zur Entwickelung brauchten, oder dass sie erst durch mehrfache Vermehrung die genügende Zahl erreichten, um einen Anfall aus- zulösen. In anderen Fällen waren die Verhältnisse ähnliche. Stets han- delte es sich um bereits ältere Erkrankungen. Die einzelnen An- fälle waren meist ziemlich leicht und ausgezeichnet durch Auf- treten relativ zahlreicher steriler Formen. Wenn ^dso Canalis die Halbmonde zu jenen Fiebern in Be- ziehung brachte, so hatte er Recht, nur nicht in der Deutung jener Beziehung. Uebrigens war auch der von mir bereits erwähnte Fall von Kameruner Quartana, Recidiv einer Irregularis, ausgezeichnet durch sehr zahlreiche sterile Formen , durch die Leichtigkeit der einzelnen Anfälle und durch die leichte Beeinflussbarkeit durch Chinin (cfr. Pleberkurve). Bei den gewöhnlichen, sich oft in längeren, mehr oder weniger unregelmässigen Intervallen wiederholenden Fiebern hätten wir da- her möglicherweise eine partielle Neigung zur Spontanheilung vor uns, bezw. eine verringerte Virulenz der Parasiten. Mehrfach sah ich Recidive von tropischer Malaria; wo die Betreffenden nach 3—4 Stunden wieder vollkommen arbeitsfähig waren, um nach zwei Wochen bis mehreren Monaten ein neues Recidiv zu erleben. Natürlich ist damit nicht gesagt, dass solche Recidive unter Umständen nicht noch schwerer verlaufen können wie die Ersterkrankung. Recidive, die nach vielen Wochen und Monaten erst erfolgen, er- klären Bignami und Bastian eil i i) so, dass einige Sporen sich mit einer Membran umkleideten und auf diese Weise die Fähigkeit gewönnen, lange Zeit im Organismus zu verbleiben , um bei gege- benem Anlass wieder auszukeimen. Sie berufen sich dabei auf Benedenia octopiana, bei der die Sporen auch anfangs membranlos und färbbar sind mit Hämatoxylin, die aber in der Folge eine Mem- bran erhalten und damit ihre Färbbarkeit verlieren. Diese Annahme einer Dauerform hat in jenen Fällen viel Verführerisches an sich. Wir kommen auf diesen Begriff der Dauerformen noch bei dem Abschnitt ,,Infektionsm odus" zurück. Anderer- seits ist zu (^rwägen, ob nicht auch für die erst nach sehr langen Zwi.schenräumen auftretenden Recidive meine oben gegebene Er- klärung zutrifft. Jedenfalls ist ein sicherer Beweis noch nicht zu er- bringen. I) 1. c. S. 76. — 17 — 3. Allgemeine Morphologie iiinl Biologie der Malariaparasiteii. Celli und (Tiiarnierii) unterschieden im Leben der Malaria- parasiten zwei Stadien, das amöboide Stadium und das der sichel- förmigen Körper. Wie wir schon gesehen, kommt es bei der Ter- tiana und Quartana gar nicht zur Bildung der vSichelkörper. Im amöboiden Stadium unterschieden sie wieder zwei Phasen, die vegetative und die reprcxluktive. In der vegetativen Phase wären die Parasiten zusammengesetzt aus zwei Substanzen, einer äusseren, dem Ektoplasma, welches Pigment aufnimmt und sich mit Anilinfarben stark färbt, und einer inneren, dem Endoplasma, welches sich wenig oder gar nicht färbt. Darnach würde bei kleinen, ring- förmigen, noch nicht pigmentierten Parasiten der Ring das Ekto- plasma darstellen. Bisweilen erkannten sie bei grösseren Formen innerhalb des Endoplasma einen wohlumgrenzten Körper von netzförmiger Struk- tur mit I — 2 stark färbbaren Punkten. In der Reproduktionsphase sahen sie von jenen Einzelheiten nichts mehr. Grass i und Feletti-) "• ^), beschrieben bei den Malaria- parasiten der Quartana einen deutlichen , bläschenförmigen Kern, bestehend aus einer Membran, Kernsaft und Kernnetz. Dieses Kernnetz sollte dargestellt werden durch einen nucleolusförmigen Knoten von verschiedener Gestalt, von welchem verschiedene sehr zarte Fädchen gegen die Membran ausstrahlen sollten. Bei Herrannahen der Reproduktion sollte sich der Kern , besonders aber der nucleolusförmige Knoten vergrössern. Letzterer sollte sich darauf in i — 6 — lo etc. Teile teilen, von denen sich jeder mit Kern- saft und einer Membran umgeben sollte. Was aus dem Netzwerke und aus der Membran des nucleus wird , wird nicht gesagt. Grassi und Feletti lassen auch in Halbmonden einen Kern be- stehen, oft auch einen Kernkörper, letzterer zuweilen im Begriff i) Suir ctiologia dull' infe/ione malarica. A Celli e G. Guarnieri. Annali di agriciiUura 1889. 2) Ueber die Parasiten der Malaria. Vorl. Mitteil. v. B. Grassi und R. Feletti, Centralbl. f. Bakteriol. und Parasitenkunde 1890, Nr. 13, S. 398, und nach Bastia- nelli und Bignami, 1. c. 3) Grassi und Feletti, Contribuzione allo studio dei parassiti malarici (Atti dell' Accademia Gioenia di scienze naturali in Catania. Vol. V, Ser. IV, 1892, citiert nach Achillle Monti: ,,Sull" infezione malarica". Rivista Italiana di Patologia generale e Anatomia patologica 1896. Fase. 10, S. 230. Ziemann, Ueber Malaria etc. 2 sich zu teilen. Romanowsky ^), der seine Beobachtung-en an sechs Fällen von Tertiana machte, lässt den jungen Tertianparasiten be- stehen aus einem excentrisch gelegenen Klümpchen von Chromatin, einer dasselbe umgebenden achromatischen Zone und einer Proto- plasmamasse. Beim wachsenden Parasiten sollte das Chromatin in eine Anzahl von Fasern zerfallen. Die Vermehrung sollte auf karyoki netischem Wege erfolgen. M a n n a b e r g 2) lässt den Parasiten bestehen aus Protoplasma, Kern und Kernkörper. Vor der Vermehrung sollte erst der Kern- körper, dann auch der Kern im Protoplasma sich auflösen, worauf ein intermediäresStadium aufträte. Darauf sollten allmählich im Proto- plasma die nucleoli der juhgen Parasiten hervortreten, bis sich diese zuletzt auch mit einem nucleus und einem Protoplasmaleibe umgäben. Ich bemerke jetzt schon, dass bei Mannaberg der nucleolus dem entspricht, was ich später als Chromatin bezeichnen werde. Bignami und Bastianelli^) endlich entwerfen in Bezug auf die jungen Parasiten der estivo-autumnalen Fieber folgende Schil- derung. Die Ringfigur stellt das citoplasma cromatico dar, der von ihr eingeschlossene Raum das citoplasma acromatico. Im gefärbten Präparat sieht man im Verlaufe des Ringes, meist im schmäleren zarteren Teile desselben, ein rundes oder etwas in die Länge ge- strecktes, stark färbbares Körperchen, manchmal auch zwei und mehr, die sogenannten granuli cromatici. Beim wachsenden Parasiten sollte das citoplasma cromatico und acromatico \vachsen, derart, dass die Substanz des roten Blut- körpers immer weniger durch die dünne Schicht des citoplasma acromatico hindurchschimmert. Auch das granulo cromatico sollte noch etwas wachsen. Indes, wenn der Parasit Pigment angesammelt, und sich dieses auf einen Haufen konzentriert hat, lassen sie den wichtigsten Teil des Parasiten, eben jenes granulo cromatico, ver- schwinden. Im weiteren Laufe der Entwickelung, bei Beginn der Teilung, träten in der Peripherie des Parasiten stärker färbbare Pünktchen auf, zuerst ohne bestimmte Konturen. Darauf sollten dieselben bestimmtere Formen annehmen. Das Zentrum sollte sich stärker färben und das neue granulo cromatico darstellen, die Peri- pherie schwächere Färbung zeigen und das citoplasma cromatico darstellen. Das citoplastna acromatico, wie es sich bei den Sporen i) Zur Frage der Parasitologie und Therapie der Malaria. 1891. 2) Die Malariaparasiten. 1893. Wien. 3) Studi sulla infezione malarica. Estratto dal Bulletino della R. Accademia Me- dicu di Roma. Anno XX. 1893. 94. — ig — der Tertiana und Ouartanparasiten fände, sollte sich bei den Sporen der kleinen Parasiten nicht finden. Nach dem Tode des Pa- tienten ginge die Differenzierung innerhalb des Para- siten verloren. Wie wir sehen werden, ist das, wenig- stens innerhalb der ersten 14 Stunden, durchaus nicht der Fall. Die Halbmonde fassen auch sie als sterile Formen der kleinen Parasiten auf aus klinischen Gründen. Uebrigens machen Bignami und Bastanelli noch einen Unterschied zwischen Sporen und den jüngsten Plasmodien. Ich habe mich über die Anschauungen der einzelnen Autoren kurz verbreitet , um zu zeigen , wie ausser- ordentliche Unterschiede der Meinungen noch bestehen. Der Grund liegt darin, dass z. T. mit zu geringem Materiale gearbeitet wurde, z. T. nur an bestimmten Parasitenarten, vor allem aber darin, dass die Färbungsmethoden grösstenteils nicht genügten. Gegen Grassis und Felettis Methode z. B., bei der der lebende Parasit gefärbt wird mit Methylenblaulösung, lassen sich mit Recht Bedenken erheben , da artifizielle Veränderungen des Parasiten entstehen können. In der That scheint es keinem anderen Forscher gelungen zu sein, ihre Beobachtungen zu kontrollieren. Dadurch, dass ich über eine Methode verfügte, welche die feinsten Strukturverhältnisse durch Doppelfärbung des Protoplasmas und des Chromatin zeigte, und dadurch, dass ich sämtliche über- haupt beobachteten Malariaparasiten arten beobachtete, ferner die Blutparasiten vieler Tiere, hoffe ich die Frage der allgemeinen Bio- logie jener Tebewesen zu einem gewissen Abschluss bringen zu können, letzteres, soweit es .sich um das Verhalten innerhalb des menschlichen oder tierischen Organismus handelt. Zunächst ist noch zu bemerken, dass im Folgenden der von Celli eingeführte Namen Plasmodium vermieden ist. Es ist wünschens- wert, dass jener Ausdruck überhaupt verschwindet. Auch den von Mannaberg und den Italienern gebrauchten Ausdruck Sporen und Sporulation will ich vermeiden. Die sogenannten Sporen sind von den jungen Para- siten g-ar nicht zu unterscheiden in der vStruktur. Es ist das wichtig, weil man den Sporen eine ganz besondere Widerst^mds- kraft gegen das Chinin beimass. Im nach unserer Methode gefärbten Präparat stellt sich der junge Parasit, der eben ein rotes Blutkörperchen befallen, dar als bestehend aus einem intensiv karmingefärbtem Chromatinklümpchen von runder, ovaler, manchmal auch etwas in die Länge gestreckter Figur , umgeben von einer breiteren oder schmäleren , manchmal kaum sichtbaren achromatischen Zone und dem zartblau gefärbten 20 Protoplasmaleibe (vergl. Taf. I, i, 12, 14, Taf. II, i, 14, 22, Taf. IV, I und 24, Taf. V, i). Diese achromatische Zone kann das Chroma- tin allseitig umgeben oder auch ihm nur an einer Stelle anliegen. Zuweilen war diese achromatische Zone überhaupt nicht nachweis- bar. Der Protoplasmaleib, der das Chromatin an Volum übertrifft, zeigt oft eine unregelmässige Gestalt, bedingt durch die amöboide Beweglichkeit des Parasiten (Tafel I,| 15, 17, 18, 19, Taf. II, 3, 4.) Nur ziemlich selten wird man die runde oder ovale Gestalt des Para- sitenprotoplasmas wiederfinden, wie wir sie bei den jungen Parasiten im reifen Mutterparasiten sehen (Taf. I, 11, 38). Die Lage des Chromatinklumpen zum Protoplasmaleibe kann eine verschiedene sein. Bei den jungen Tertianparasiten ist sie oft eine excentrische , wie ohne Zusammenhang mit dem Protoplasma- leibe (Taf I, 15, ig). Ein Zusammenhang wird natürlich bestehen, indes war derselbe färberisch noch nicht sicher nachweisbar. Eine Membran, welche das Chromatin körn und die achromatische Zone umhüllte, existiert nicht. Einige Male glaube ich jedoch in der achromatischen Zone ein ganz ausserordent- lich feines Gerüstwerk wahrgenommen zu haben. Von einem eigentlichen Kerne kann man gar nicht sprechen. Auch bei den jungen Quartanparasiten nimmt das Chromatin- korn seine Lage fast immer wenigstens in der Nähe der Peripherie ein. Sehr selten sah ich bei jungen Quartanparasiten Ringform des Protoplasmaleibes. Es scheint das noch nie beobachtet zu sein. Etwas häufiger sieht man jene Form schon beim Tertianparasiten, ganz gewöhnlich indess bei den kleinen Parasiten der perniciösen Fieber (Taf. I, 16, Taf II, 16, 17, 18, Taf V, 3, 18). Bei den Ring- formen liegt das Chromati nkorn meist im Verlauf des Ringes und zwar im schwächeren Teile desselben, seltener schon innerhalb des Ringes (Taf I, 16, Taf II, 16, 17, 18, Taf V, 3). Im frischen Präparat sieht man die Stelle des Chromatins , namentlich, wenn dasselbe im Verlaufe der Ringfigur liegt, häufiger deutlich als eine kleine, helle, ziemlich stark lichtbrechende Stelle (Taf. III, 8). Bei jungen, endo- globulären Quartanparasiten sah ich dasselbe nicht, häufig bei den Parasiten der Tertiana- und der estivo autumnalen Fieber. Ich wiederhole, immer ist diese helle, stärker lichtbrechende Stelle, die von den Autoren teilweise als Kern angesprochen wurde, nicht zu sehen. Beim wachsenden Parasiten nimmt mit dem Protoplasma auch das Chromatin an Volumen zu, wahrscheinlich auch die achromatische Substanz (vergl. Taf I, i u. 5 etc., Taf II, 13 u. 21, T. V, i, 6). 2 1 Beim Tertianparasitcn , besonders aber beim Quartan- Parasiten tritt eine A u f 1 o c k e r u n g der C h r f ) m a t i n m a s s c ein, während sie bei den kleinen Parasiten im Ganzen eine mehr kompakte Beschaffenheit behält (vergl. Taf. I, i u. ,5, Taf. II, 13,21). Aehnliche Erscheinungen werden wir auch bei den verschie- denen Blutparasiten der Vögel sehen. tiat der Parasit das Maximum der Grösse erreicht, so teilt sich das mehr oder weniger aufgelockerte Chromatin auf noch zu beschreibende Weise in zwei Teile (Taf. I, 6, 26, 27; Taf. V, 8), nach- dem meist eine Proliferation vorhergegangen. Die neu entstandenen Teilstücke teilen sich wieder, nach meist ebenfalls vorangegangener Proliferation. Wir beobachten dann 4, 5, 6, 7, 8 und mehr Chro- matinstränge, meist von aufgelockerter Beschaffenheit und mit begin- nenden Einschnürungen am Rande (Taf. I, 7, 8, 28, 29, 30; laf. V, 9, IG). Im gefärbten Präparate sieht man am Rande der Chromatin- figuren oft eine schmale, stärker lichtbrechende, ungefärbt bleibende Zone, die achromatische Substanz. Der ganze Teilungsvorgang entspricht am ehesten noch der sog. Kernzerschnürung. Im ungefärbten Präparat kann man bei den kleinen Parasiten die Stellen des Chromatins öfter an den stärker lichtbrechenden Stellen erkennen. In jener Periode der Entwickelung beginnt das Pigment , falls es sich überhaupt um pigmentbildende Parasiten handelt, nach der Mitte oder nach der Peripherie hin zu konzen- trieren (Taf. I, 9, 29, 33, 37, 38), wenigstens in der grossen Mehrzahl der Fälle. Die am(')boide Beweglichkeit, soweit sie sicht- bar, hat aufgehört, beim Quartanparasiten schon, als er nur etwa Y5 Grösse eines roten Blutkörpers erreichte. Die Vogelblutpara- siten zeigten in meinen Fällen überhaupt keine sichtbare, amöboide Beweglichkeit. Wenn die Teilung des Chromatin ihr Ende erreicht hat, ge- winnen die neu entstandenen Teilstücke meist eine mehr runde oder ovale Form. Fast alle zeigen sich ganz oder teilweise um- geben von einer achromatischen Zone. Erst wenn die Chromatinteilung ganz oder fa.st ganz vollendet ist, tritt äusserlich sichtbar eine Differenzierung des Parasiten- protoplasma ein. Es ist das wichtig zu betonen , da in allen Lehr- büchern nach Golgi die Teilung des Parasiten erst seit Beginn der Veränderungen im Protoplasma datiert wird. In Wirklichkeit ist nach meinen Untersuchungen der wich- tigste Teil der Teilung, die Teilung des Chromatins, dann schon ganz oder fast ganz vollendet. Das Chromatin, bei Mannaberg der nucleolus, bei Bignami und Bastianelli der Granulo cro- matico, verschwindet also nicht, wie jene Autoren annehmen. Im Gegenteil, es entfaltet eine ganz ausserordentliche vitale Thätigkeit. Aus dem ursprünglichen Chromatinkorn des jungen Parasiten sind, je nach der Parasitenart, 6—20 neue geworden (vergl. Taf. I, 1 1, 38, Taf. II, 12, 23, Taf III, 27, Taf. IV, 28, Taf. V, 14, 21). Das Gesamtvolumen der letzteren kann beinahe die Hälfte des gesamten Parasiten erreichen. Die schon im frischen Präparat sichtbare Dif- ferenzierungdes Parasitenprotoplasma ist so zu erklären, dass an jedes der neugebildeten Chromatinklümpchen ein Stück Protoplasma des Mutterparasiten herantritt. Damit ist der junge Parasit fertig. Letztere rücken nun etwas voneinander und lagern sich mehr oder weniger regelmässig um das konzentrierte Pigment. In jenem Sta- dium ist die Substanz des infiziert gewesenen roten Blutkörperchens fast immer schon aufgezehrt. Kurze Zeit darauf weichen die jungen Parasiten ganz vonein- ander, um aufs neue die roten Blutzellen zu infizieren. Dies ist das ungefähre Schema für die Entwicke- lung aller Malariaparasiten. Die eventuellen Ausnahmen bei den anderen Blutparasiten lernen wir später kennen. Die Entwickelung sämtlicher zur Fortpflanzung kommenden Malariaparasiten ist an die roten Blutzellen gebunden. Eine selbständige Fortentwickelung im Plasma, wie sie Laveran als möglich annimmt, kann ich vorläufig nicht anerkennen. Die Blutparasiten der Vögel und der Kalt- blüter verdienen in dieser Beziehung eine gesonderte Besprechung. Die Tertian- und Quartanparasiten entwickeln sich zweifellos inner- halb der roten Blutzellen. In Bezug auf die kleinen Parasiten des estivo-autumnalen Fieber nehme ich mit Mannaberg als möghch an , dass sie einen Teil der Entwickelung gewissermassen nur an- geklebt an die roten Blutzellen durchmachen. Einigemale habe ich im gefärbten Präparate gesehen, dass auch schon etwas grössere Formen jener Parasiten teilweise den Rand der infizierten roten Blutzellen überragten, speziell das Chromatin. Bei rein endoglobulärem Vorkommen wäre das nicht möglich gewesen. Ein derartiges Verhalten würde auch rein mechanisch den Umstand erklären, dass jene Parasiten weniger in den Körperkreislauf gelangen , sondern sich in oft ungeheurer An- zahl in den Kapillarnetzen der inneren Organe ansammeln. Die hervorstehenden Parasitenleiber würden für die Cirkulation der infi- zierten roten Blutzellen ein zu grosses Hindernis abgeben. — 23 — In der weitaus grossen Mehrzahl schneidet indes die Peripherie randständig sitzender Parasiten mit der Peripherie der infizierten njten Bhitzellen ab. Uebrigens hat es praktisch keine grosse Bedeutung, ob die Parasiten der estivo-autumnalen Fieber nur ange- lehnt an die roten Blutzellen sind, im Sinne Laverans, oder wirklicli/ endoglobulär. Bereits von den Italienern, auf deutscher Seite von F. Plehn^) ist darauf aufmerksam gemacht worden, dass unmöglich alle Para- siten zur Fortpflanzung kommen können, da selbst die gutartigen Parasiten sich schliesslich derartig vermehren müssten, dass auch die ursprünglich mild verlaufende Malaria perniciös werden müsste. Die Gefahr würde auch dann noch sehr gross sein, w^enn die Reifung einer Parasiten-Generation auf einmal erfolgte. Indes wir wissen, dass die einzelnen Parasiten in ihrer Ent- wickelung selbst bei dem typischsten Fall einer Tertiana oder Quar- tana etwas voneinander zeitlich verschieden sind, so dass auch die Reifung nicht auf einmal erfolgt. Auf diese Weise gewinnt der Körper Kraft, der voraussichtlich bei der Reifung und Teilung der einzelnen Parasiten frei werdenden Toxine sich zu erwehren. Ausserdem gewinnt jedoch während der malarischen Infektion der Körper die Fähigkeit, einen Teil der noch endoglobulären Parasiten steril werden zu lassen. Ueber die Ursachen werden wir noch bei der Spontanheilung- zu handeln haben. Gehen wir z. B. aus von einem endoglobulären Tertianpara- siten, der etwa ^/^ des vergrösserten, jetzt schon abgeblassten, roten Blutkörpers erfüllt (Taf. I. 40). Unter normalen Verhältnissen hat er jetzt rundliche oder ovale Form angenommen. Die Beweglichkeit des feinen, braunen Pig- ments hört auf, und das Chromatin bereitet sich vor zur Teilung. Die amöboide Beweglichkeit hat schon aufgehört. Handelt es sich nun um einen steril werdenden Parasiten, so nimmt der Parasit fast ausnahmslos die runde Form an. Das Pigment gewinnt die Form brauner Stäbchen und gröberer Körnchen (Taf. I, 41) und kann in eine ganz ausserordentlich lebhafte, mückenschwarm ähnliche Bewegung geraten. Manchmal ist es auch nur eine zitternde Be- wegung auf der Stelle. Zuweilen sieht man eine grössere, bläschen- förmige, stärker lichtbrechende, deutlich konturierte Stelle, in die l) Aetiologische und klinische Mahiriastudien. 1890. Berlin. /r\^ tj*-'*' 'V V^»! -- Nach 36 Stunden hat der Ouartanparasi t das unverändert bleibende rote Blutkörperchen etwa zur Hälfte erfüllt. Am(')boide vmd Pigmentbewegung ist nicht mehr zu entdecken im lebenden Blute. Das Pigment ist grobkörnig, zum Teil stäbchenförmig, an- scheinend mehr in der Peripherie als im Zentrum angehäuft. Die Form ist meist eine rundliche, öfter auch eine äusserst charak- teristische breite, bandförmige, derart, dass der Parasit sich von einer Stelle der Peripherie bis zur gegenüberliegenden Seite erstreckt (Taf I, 4). Auf diese Weise wird der vom Parasiten nicht eingenommene Teil des roten Blutkörpers in zwei mehr oder weniger gleiche Seg- mente zerlegt. Besonders deutlich war dies Verhalten bei der Quartana aus Mittelamerika. Soviel ich weiss, ist auf diese charak- teristische Lagerung noch niemals aufmerksam gemacht worden. Beim Tertianparasiten habe ich sie trotz einer nach hunderten zäh- lenden Reihe von Präparaten noch niemals gefunden. Hierauf, wie auf das schwer zu beschreibende, eigenartige, porcellanartige Aus- sehen des Protoplasmas ist ganz besonders hinzuweisen. Die Stelle des Chromatins kann man im frischen Blute nicht erkennen. Im gefärbten Präparat sieht man das Chromatin voll- kommen in feine, anscheinend wirr durcheinander liegende, kurze Fädchen zerfallen. Auch jetzt noch liegen sie in der Peripherie oder doch in der Nähe derselben, und zwar als rundliches oder in die Länge gestrecktes Häufchen, nie excentrisch. Eine umgebende achromatische Zone ist durchaus nicht immer ausgesprorhen. Der Tertianparasit nach 36 Stunden, d. h. etwa 12 Stunden vor dem Anfalle. Das infizierte rote Blutkörperchen kann schon bis um das Doppelte vergrössert sein. Die Entfärbung ist deutlich. Der Parasit erfüllt etwa Y2 — Vs ^^^ Blutzelle (Taf. I, 25, 26). Seine Form ist jetzt meist rundlich oder oval. Amöboide und Pigmentbewegung hat aufgehört. Das bereits ruhende, bräunhche Pigment ist bedeu- tend reichlicher wie im Jugendstadium, aber noch feinkörnig und ziemlich gleichmässig im Parasiten verteilt. Sieht man Formen mit jetzt noch stark beweglichem Pigment, so handelt es sich um steril werdende Formen. Zuweilen sieht man noch die Stelle des Chromatins im unge- färbten Präparat als helle, bläschenförmige Stelle. Ln gefärbten Präparat hat das Chromatin seine excentrische Lage aufgegeben (Taf I, 25). Jedoch liegt es oft noch immer in der Nähe der Peri- pherie. Das ursprünglich kompakte Chromatinkorn hat in seinem Volumen um das Doppelte bis Dreifache zugenommen. Es zeigt ent- - 3« - weder eine etwas in die Länge gestreckte P^orm , in der Mitte wenig oder gar nicht aufgelockert, mit einer oder mehreren kurzen Einschnürungen oder aber, es ist in eine Anzahl feiner, kurzer, scheinbar wirr durcheinander, aber dicht nebeneinander liegender Ghromatinfibrillen zerfallen. Im Queerschnitt erscheinen die Fädchen natürlich als feine Körnchen. Indes kommen auch Uebergänge zwischen beiden Formen vor. Der Uebersichtlichkeit in der Beschreibung halber lasse ich hier jene Uebergangsformen bei Seite. Die achroma- tische Zone, welche das Chromatin ganz oder teilweise umgiebt, ist fast immer im gefärbten Präparat zu sehen. Oben sahen wir, dass bereits beim jungen Tertianparasiten das Chromatin sich teilen kann, indem es sich in die Länge streckt, worauf nach vorhergegangener Einschnürung zwei bis drei neue Chromatinkörnchen entstehen. Es wäre dieser bei Quartana schein- bar nicht vorkommende Fall als vorzeitige Chromatinteilung zu be- zeichen. In der Mehrzahl der Fälle aber beginnt jetzt erst, etwa 12 Stunden vor dem Anfalle, die Chromatinteilung, oft noch etwas später, die dann zur Zeit des Anfalls vol- lendet ist. Man kann zwei Arten unterscheiden, die jedoch Uebergänge ineinander erkennen lassen. War das Chromatin erst wenig oder gar nicht aufgelockert, so kann es zu Proliferation desselben kommen mit folgenden Ab- schnürungen. Die neuentstandenen Chromatinstücke zeigen dasselbe Schauspiel. Man sieht dann zwei, drei bis vier mehr oder weniger kompakte und oft gekrümmt verlaufende Chromatinstränge, die das rote Blutkörperchen beinahe ganz oder bis zu einem Bruchteil durch- setzen (Taf. I, 29, 31). Zuweilen zeigen sie kurze, dicke dentritische Verzweigungen. Die Peripherie dieser Chromatinfiguren erscheint immer mehr oder weniger mit kurzen Einbuchtungen versehen. Auch jetzt noch kann man oft deutlich eine mehr oder weniger ausgesprochene, ganz oder z. T. umgebende achromatische Zone er- blicken (Taf I, 31). Im ungefärbten Präparat kann man die wStelle des Chromatins zuweilen noch als stärkerlichtbrechende Stellen im Protoplasma erblicken. Zuletzt entstehen, während das Pigment sich in der Mitte oder in der Nähe der Peripherie konzentriert, durch Abschnürung 5 bis etwa 18 Chromatinklümpchen. Uebrigens tritt jene Konzentration des Pigments manchmal überhaupt nicht ein. Während dessen verschwindet der rote Blut- körper allmählich. — 39 — Dies Verschwinden des roten Blutkörpers erfolgt zuweilen schon bald nach Eintritt der Chromatinteilung (Taf. I, 31), zuweilen erst bei Beendigung derselben. So kommt es, dass man freie Formen sehen kann, deren Chromatinteilung noch nicht vollendet ist (Taf. I, 34—35)- Jedes der neuentstandenen Chromatinklümpchen umgiebt sich mit mehr oder weniger deutlicher achromatischer Zone und einem kleinen Klümpchen Protoplasma vom Protoplasmaleibe des Mutter- parasiten (Taf. I, 37, 38). Damit ist die Neubildung der jungen Ge- neration vollendet. Nachträglich sah ich übrigens auch zuweilen junge Parasiten, die noch innerhalb des Mutterparasiten bereits zwei Chromatinkörner zeigten. War das Chromatin des erwachsenen Tertianparasiten schon in eine Anzahl feinster Chromatinfäserchen zerfal- sen. so gestaltet sich die folgende Teilung ganz ähnlich, wie beim Quartan-Parasiten, jedoch derart, dass sie nach im Ganzen etwa 48 Stunden schon vollendet ist. Die Zahl der neu entstandenen Parasiten betrug in der Mehrzahl 16. Nach 48 Stunden. Der Quartan-Parasit. Ein schmaler Saum des nicht entfärbten, nicht vergrösserten roten Blutkörpers umgiebt den gewachsenen, rundlichen Parasiten (Taf. I, 5). Das dunkelbraune Pigment hat noch zugenommen. Keinerlei Bewegung ist zu entdecken. Findet sich jetzt Pigment- bewegung , so handelt es sich um sterile oder steril werdende Formen. Das Bündel von Chromatinfasern liegt als rundliches oder mehr in die Länge gestrecktes Häufchen in der Nähe der Peri- pherie. Mir schien, als ob in der Mehrzahl der Fälle das Gesamtvolumen der von Chromatin eingenommenen Stelle grösser sei als beim Tertiana Parasiten nach etwa 36 stündiger Entwickelung. Auch schienen mir die kurzen Chromatinfäserchen, im Queerschnitt Körn- chen, feiner zu sein wie beim Tertianaparasiten. Dass bei letzterem zuweilen kein deutlicher Zerfall des Chromatins in einzelne P"äser- chen stattfindet, haben wir schon gesehen. In manchen Präparaten jetzt schon, also etwa 24 Stunden vor dem nächsten Fieberanfalle, beginnt die Teilung des Chromatins, derart, dass die rundliche oder mehr in die Länge gestreckte Chro- matinfigur durch einen gewöhnlich unregelmässig verlaufenden, un- gefärbt bleibenden Spalt durchsetzt wird (Taf I, 6). Derselbe — 40 — teilt die Chromatinmasse in zwei, manchmal verschieden grosse Teil- stücke. Dieselben rücken dann v^oneinander ab. Die Teilstücke erscheinen in Form rundlicher oder auch ganz unregelmässiger Figuren, denen die an der Peripherie hervorstehen- den Chromatinkörnchen und Fädchen ein gezacktes Aussehen ver- leihen (Taf. I, 7, 8). Für die Tertianparasiten , deren Chromatin nicht ein kompak- teres Aussehen bewahrte, sondern in eine Anzahl feiner Chromatin- fäserchen (Chromosomen) zerfallen, gestaltet sich der Teilungsvorgang von jetzt an ganz ähnlich (Taf. I, 26, 27, 28). Nur erfolgt er, wie schon erwähnt, schneller^). Hintereinander oder gleichzeitig sieht man die entstandenen Chromatinhälften sich wieder teilen. Man sieht dann 3, 4, 5 auch 6 aufgelockerte Chromati nfiguren ziemlich gleichmässig über den ganzen Parasitenleib zerstreut. Im ungefärbten Präparat be- merkt man von diesen wichtigen Vorgängen gar nichts. Nach 60 Stunden etc. Der Quartanparasit erscheint oft bereits frei, von der Grösse eines roten Blutkörpers, rundlich, mit noch zerstreutem, reichlichem, ruhendem, dunklen Pigment (Taf. III, 4, Taf. I, 7). Jetzt beginnen im ungefärbten Präparat die schon früher er- wähnten, von Golgi zuerst beschriebenen, typischen Veränderungen der Teilung, wie wir sie am ungefärbten Präparate sehen. Das Chromatin hat das eben geschilderte Aussehen. Wenn die Chromatinteilung dieses Stadium erreicht hat, erfolgt eine mehr oder weniger auftretende Verdichtung der ein- zelnen Chromatinfiguren (Taf. I, 8, g). Mögen die entstandenen Chromatinfiguren mehr das Aussehen von unregelmässig geformten, am Rande oft eingebuchteten Klümpchen oder von dentritischen Verzweigungen haben , in jedem Falle treten Abschnürungen von Chromatinsubstanz ein. Man sieht dann manchmal 3 — 4 kompakte, mehr oder weniger rundliche Chromatinklümpchen neben einander liegen, durch einen dickeren oder dünneren Verbindungsfaden von Chromatinsubstanz noch miteinander in Verbindung stehend (Taf. V, 11). Zuweilen sieht man selbst in diesem Stadium das Pigment noch verteilt. In ein- zelnen Fällen konnte man auch beim Quartanparasiten um jene Chromatm-Figuren herum etwas achromatische Substanz erblicken. Zuletzt lösen sich die Verbindungen, und es entstehen nach einander i) H. Ziemann, Zur Morphologie der Malariaparasiten. Centralbl. f. Bact. u. Parasitenk., Bd. XXI, 1897, S. 645. — 41 — 5—12 kompakte rundliche oder mehr stäbchenförmige Chromatin- klümpchen etwa von derselben Grösse wie beim jungen Parasiten (Taf. I, lo, ii). Zuweilen bemerkte man neben ihnen auch losgesprengte, ganz kleine Chromatinstückchen, die möglicherweise der Resorption anheim- fallen. Die grösseren Chromatinklümpchen scheinen sich grossenteils auch mit achromatischer Substanz zu umgeben. Beim Tertianparasiten war das im entsprechenden Stadium jedoch deutlicher. Gleichzeitig zerteilt sich das Protoplasma der Mutterparasiten, und die einzelnen Teilstück treten an die einzelnen Chromatinklümpchen heran. Es entspricht dies Stadium dem Zeitpunkte, wo nach Golgi im ungefärbten Präparaten von der Peripherie her nach dem Centrum zu eine speichenartige Zeichnung auftritt. Ausserdem beginnt in der Mehrzahl der Fälle das bis dahin zerstreute Pigment sich in Stränge zu ordnen und sich nach der Mitte zu konzentrieren, etwa wie (Taf. I, 9). Uebrigens sah ich einige Male das Pigment auch in zwei Häufchen in der Mitte bez. in der Peripherie konzentriert (Taf. I, 10, 11). In einem Falle wo es sich um 14 junge Parasiten im Mutterparasiten handelte, kam es überhaupt nicht zur Konzentration des Pigments. Im Uebrigen ist die Konzentration des Pigmentsauf rein mechanische Weise durch das Wachsen der neu entstehenden jungen Parasitengeneration zu erklären. Nach Golgi ist die Lage der jungen Parasiten eine regel- mässige. Mit dem centralen Pigmentklumpen sollen sie das Aus- sehen der Margarethenblume darbieten (Taf. III, 5). Die dickeren abgerundeten Enden sollen nach der Peripherie, die zugespitzten Enden nach der Mitte zu schauen. Schliesslich gewönnen die jungen Parasiten runde Form und wichen dann von einander (Taf. III, 6). In allen Lehrbüchern ist die Entwickelung, so wie sie Golgi im lebenden Blute geschildert, wiedergegeben. Ich gestehe, jene regelmässigen Formen nach Art der Margarethenblume im lebenden Blute auch gefunden zu haben, insbesondere, wenn es sich um 5 — 6 junge Parasiten in einem Mutterparasiten handelte. Zuweilen jedoch boten die Teilungsformen auch Morulaform , wie sie sich bei der Reifung des Tertianparasiten findet, dies meist dann, wenn es sich um etwa 10 — 12 junge Parasiten handelte. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass sich einigemale unter dem Mikroskope die bis da- hin unregelmässige Teilungsform in die Margarethenblumenform verwandelte. Bei sofort gehärteten Präparaten, die die naturgemässe T>age- rung am besten wiedergeben dürften, fand ich die Margarethen- — 42 — blumenform seltener. Vielleicht spielt die Herstellung der Präparate bis zu einer gewissen Grenze eine Rolle für die Beurteilung der verschiedenen Resultate, indem Golgi einen senkrechten Druck auf das Deckgläschen ausübt , um die Ausbrei- tung des Blutstropfens zu bewirken, während ich nur einen ganz leichten Stoss von der Seite ausübe, um eine Ausbreitung des kleinen Blutstropfens zu bewirken. Ausserdem fand ich nicht selten einen jungen Parasiten in der Mitte des Mutterparasiten, kenntlich an der charakteristischen Chromatinfärbung , der Golgi naturgemäss im lebenden Blute entgehen musste, da er durch den centralen Pig- menthaufen verdeckt wurde. Die Grösse der fertig gebildeten jungen Parasiten scheint in der Mehrzahl der Fälle die gleiche zu sein, wie es auch Golgi angiebt. Indes fand ich das Volumen des wichtigsten Bestandteiles, des Chromatins, durchaus nicht immer gleich. Auch die Form konnte schwanken , indem neben mehr rundlichen auch mehr ge- streckte Chromatinformen sich fanden (Taf I, 1 1 ). Wenn ferner in den Lehrbüchern die Lage der als Kern der jungen Parasiten beschriebenen, hellen Stelle als eine regelmässige geschildert wird, so trifft bei meinen Präparaten das nicht immer zu. Jene Stelle, die von Chromatin und achromatischer Substanz einge- nommen wird, liegt bald mehr nach dem centralen Pigmenthaufen, bald mehr nach der Peripherie des verschwindenden Mutterparasiten zu. Wir sehen also, dass der innere Ent wickelungsgang der Parasiten doch sich etwas komplizierter darstellt, als wie nach der Golgi'schen Darstellung, die der Beob- achtung des lebenden Blutes entnommen ist, annehmen mussten. Dass bereits vor dem Beginn des Schüttelfrostes sich eine leichte Steigerung der Temperatur finden kann, habe ich ebenfalls gefunden. Dieselbe ist wohl bedingt durch die Reifung einer Anzahl von Parasiten, ehe die Hauptmasse derselben zur Reifung gekommen. Andererseits fand ich einigemale bei typischer einfacher Quartana einige Teilungsformen zu einer Zeit, wo man nur jüngere Formen erwarten sollte, und wo doch keine Temperatursteigerung trotz sorg- fältiger Beobachtung sich fand. Golgi muss in solchem Falle gleich mehrere Parasiten-Generationen annehmen, von denen nur die reich- haltigste einen Fieberanfall auszulösen vermochte, während die schwächere ganz oder fast ganz symptomlos ihre Entwickelung durchmacht. Die strenge allgemeine Gültigkeit des Gesetzes, dass zwischen Zahl der zur Entwickelung kommenden Para- — 43 — siten und der Heftigkeit des Fiebers eine Beziehung besteht, kann ich nicht zugeben. Eine grössere oder gerin- gere Disposition des Kranken, vielleicht auch eine durch lokale Verhältnisse bedingte grössere oder geringere Virulenz der Para- siten spielen unter Umständen ebenfalls eine wichtige Rolle. So beobachtete ich in Grosseto einen Fall von typischer Quartana, wo die ganz ausserordentlich geringe Zahl der Parasiten in dem auf- fallendsten Missverhältnisse stand zu den aussergewöhnlich heftigen und lang andauernden Anfällen der Quartana. Eine gleichzeitige Infektion mit estivo-autumnalen Formen war ausgeschlossen, da der Entwickelungsgang der spärlichen Parasiten mit dem Fieberverlaufe in engster Beziehung stand und auch das Milzblut nur die Quartan- formen zeigte. Ueberhaupt konnte ich eine solche Gleichmässigkeit der Ent- wickelung, wie sie Golgi beschreibt, nicht immer finden. Bei Fällen von Quartana triplicata, zuweilen schon bei Quartana duplicata konnte man durchaus nicht immer eine sichere Abgrenzung der einzelnen Parasitengenerationen vornehmen. Vielmehr kamen in solchen Phallen auch alle möglichen Uebergangsformen vor. Berücksichtigt man nur die Mehrzahl der auf derselben Entwickelungstufe stehenden Parasiten, wird man trotzdem zu diagnostisch und prognostisch ver- wertbaren Resultaten kommen. Im ganzen w^ohnt sicherlich den Quartanparasiten eine grössere Gleichmässigkeit der Entwickelung inne, wie den sogenannten Tertianparasiten. Mischinfektionen von Quartan- mit anderen Parasiten habe ich nicht gesehen, Uebergänge von Quartana simpl. in Quartana trip- licata oder duplicata, bez. umgekehrt, mehrfach. 5. Den Tertianparasiten beobachtete ich in 14 Fällen in Lehe bei Bremerhaven, sechsmal in Pavia, bez. in Crema und Umgegend, also in Oberitalien, achtmal in Grosseto in Toskana, viermal in Rom, einm^d in Helgoland, zu- sammen in 33 Fällen. Ungefärbte Trockenpräparate von Tertiana aus Amerika, die ich der Güte des Herrn Dr. med. S. R. Ross in East-Grand-Are (St. Louis) verdanke, zeigten gefärbt dasselbe morphologische Verhalten, wie in Europa. Interessant ist, dass während Golgi ^) seiner Zeit in Rom während der Sommer-Herbst-Monate in etwa der Hälfte der Fälle i) Golgi, Sur les fievres malariques estivo-automnales de Rome. Lettre au prof. G. Baccelli. Extrait des Archives italieiines de biologie. A. XX. — 44 — die grossen Parasiten der Tertiana und Quartana fand, in der anderen Hälfte die kleinen Parasiten der estivo-autumnalen Fieber, ich in Grosseto bei dem gewaltigen Materiale in über 90*^/^ der Fälle nur die kleinen estivo-autumnalen Formen beobachtete. Das gleich- zeitige Vorkommen von Tertian- oder Quartanparasiten mit den kleinen Parasiten habe ich im peripheren Blute nie beobachtet. Dagegen sah ich dreimal in Grosseto zuerst Tertianparasiten. Als diese bereits durch Chinin abgetötet waren, folgten noch im Hospitale neue Anfälle, bedingt durch die kleinen estivo-autumnalen Formen. Der Zusammenhang zwischen der biologischen Entwickelung der Parasiten und dem jeweiligen Stadium der Krankheit besteht auch bei der Tertiana. Indess die Vorbehalte und Einschränkungen, die ich bereits für die Quartana machte, bestehen für die Tertiana in verstärktem Masse. Die Entwickelung der einzelnen Glieder einer Parasitengeneration schwankt innerhalb noch grösserer Grenzen wie bei der Quartana. Das Bestimmende ist immer die Mehrzahl einer Parasitengene- ration. .Sicherlich wird man bei Uebung in der Mehrzahl der Fälle eventuell zwei Parasitengenerationen voneinander trennen können. Indes kann es auch vorkommen, dass man eine Tertiana duplicata vor sich zu haben glaubt, da sich scheinbar zwei Parasitengenera- tionen finden, während beide zusammen gelegentlich eines, indes sehr verlängerten Fieberanfalles zur Reifung kommen. That- sächlich kann man gelegentlich eines Fieberanfalles bei einer typischen Tertiana duplicata alle Formen vom jungen, noch extraglobulären Parasiten bis aufwärts zum sich teilenden Mutterparasiten finden. Findet man neben den ganz jungen und den älteren Formen noch eine beträcht- liche Zahl etwa halberwachsener Parasiten, so kann man annehmen, dass diese letzteren in weiteren etwa 24 Stunden einen neuen Anfall bedingen werden. Indes kann diese zweite Generation zum grösseren Teile auch steril werden. Man erkennt das daran, dass zu einer Zeit, wo der Parasit sich schon rundet und das Pigment zum Stillstand kommen müsste, letzteres nicht eintritt, sondern lebhafteste Molecularbewe- gung zeigt. Wir haben dann den Fall, dass eine Tertiana duplicata sich in eine einfache Tertiana verwandelt. Die letzte Generation der Para- siten kann im Verlaufe des folgenden Anfalles z. T. oder grössten- teils steril werden. Je nachdem das in ein oder mehreren Anfällen eintrifft, wird auch das Abkhngen der malarischen Infektion auf einmal oder Staffel weise erfolgen. — 45 — Eine febris irregularis, bedingt durch den Tertianparasiten, fand ich nur einmal bei einem Recidiv eines Patienten, der deutliche Zeichen einer Anaemie darbot. Die Regel schien eine Tertiana Simplex, oder eine duplicata, oder auch ein einzelner Anfall zu sein. (Vergl. die Fieberkurven.) Den eventuellen (irund der interessanten Spontanheilung werde ich an anderer Stelle streifen. Jedenfalls findet ilabei eine eigen- artige, zerstörende Einwirkung auf eine grössere oder geringere Zahl von Parasiten statt. — Die nicht seltenen typischen Fälle von Ter- tiana duplicata sind vielleicht so zu erklären, dass eine Selbstregu- lierung für einen gewissen Abstand in der Entwickelung zweier Parasitengenerationen stattfindet, indem der zerstörende Einfluss auf die Parasiten nur in einem gewissen Stadium der Entwickelung statt- findet. Die Untersuchungen über diesen Punkt sind noch nicht ab- geschlossen. Dass ein Parasit, dessen Chromatin durch Teilungen bereits an Volum zugenommen hat, weniger beeinflussbar ist durch äussere Einwirkungen, werden wir ebenfalls noch später sehen. Die Entwickelung des Tertianparasiten haben wir bereits bei Besprechung des Quartanparasiten kennen gelernt. In Bezug auf weitere Einzelheiten verweise ich auf die früheren Aufsätze i). Die Lagerang der jungen Parasiten im Mutterparasiten bot nur selten die regelmässige, von Golgi beschriebene Sonnenblumen- form. Meist zeigten sie, wie schon erwähnt, die Morulaform (Taf. III, lo). Wenn ferner (xolgi zwei Arten der Teilung beschreibt, denen er noch eine dritte als möglicherweise vorkommend anreiht, so halte ich dem gegenüber an der von mir beschriebe- nen einzigen Teilungsart fest. Wie ich schon früher ange- deutet, findet sich dieselbe mit geringen Abweichungen bei allen Malariaparasiten und den ihnen nahestehenden Blutparasiten der Tiere. 6. Die Parasiten der estivo-autimiiialeii Fieber der Italiener (der Perniciosa in den Tropen). Bereits früher gaben wir eine kurze Charakteristik der erstge- nannten Parasitenformen. Dieselben bieten morphologisch und kli- nisch eine so vielfache Uebereinstimmung mit den tropischen Formen aus Westafrika, speziell aus Kamerun, dass ich sie zusammen hier i) 1. c. - 46 - abhandeln will. Diese letzteren Formen beobachtete ich in 87 Fällen an der Westküste Afriicas. Dazu kommen noch ein Fall aus Mo- hammerah (Persien) , ein Fall aus Erythräa in Ostafrika (früherer Gefangener Meneliks), ein Fall in Crema (lombardische Ebene), 115 Fälle in Grosseto (Maremmen Toskanas) , fünf Fälle in Rom , zu- sammen 210 Fälle. Soviel ich weiss, waren bis dahin in der lom- bardischen Ebene die kleinen estivo-autumnalen Formen nicht be- obachtet worden. Ob nicht doch bis jetzt noch unbekannte feine Unter- schiede zwischen den einzelnen Formen bestehen, wollen wir hier unentschieden lassen. Vielleicht verdient z. B. Er- wähnung, dass die kleinen Parasiten des Falles in Crema und überwiegend die kleinen Parasiten in Grosseto z. T. eine geringere amöboide Beweglichkeit zu zeigen schienen, wie die in Kamerun beobachteten. Der Fall in Crema heilte ohne irgend welche Chinintherapie spontan. Halbmonde waren noch 14 Tage nach Entfieberung in reichlicher Zahl vorhanden. Ueber etwaige klinische Unterschiede dieser Fieber, je nach dem Ursprungsorte, können wir uns hier nicht auslassen. Darüber zu handeln, wird der Ort sein, wenn erst umfassende klinische Be- schreibungen aus allen Malariagegenden der Erde vorliegen. Jeden- falls ist bei der Deutung etwaiger Unterschiede äusserste Vorsicht geboten. Wenn ich z. B. in Kamerun bei meinen Kranken meist nur ganz geringe Milzschwellung fand, in Italien dagegen oft eine sehr erhebliche, so ist daraus noch keine Verschiedenheit der Para- siten zu folgern. In Kamerun sah ich fast nur Erstlingsfieber, in Italien in der Mehrzahl Recidive. Die Kinder der Duallas, der Neger in Kamerun, zeigten auch oft sehr bedeutende Milzvergrös- serungen. Dass die Heftigkeit der Malariainfektion an demselben Orte ausserordentlich verschieden sein kann, je nach den veränderten klimatischen und tellurischen Verhältnissen, ist eine alte Erfahrung. So haben wir an der Küste Westafrikas gute und schlechte Jahre. In Wilhelmshaven war zur Zeit des Hafenbaues eine enorme Zahl von schweren Malariaerkrankungen zu verzeichnen. Jetzt ist die- selbe ausserordentlich gering, die Malaria selbst leicht. Wie bei den Parasiten der leichten Fieber konnte ich auch bei denen der estivo-autumnalen keinen besonderen Unterschied zwischen den sogenannten vSporen und den ganz jungen Parasiten finden. Eine Veränderung der kleinen Parasiten, nachdem der betreffende Patient den Infektionsort verlassen und — 47 — ein kälteres, gesunderes Klima aufgesucht, war niemals festzustellen. Ich machte diese Beobachtung bei mir selbst in Deutschland bei Recidiven von Malaria, die in (irosseto voraussichtlich erworben war, ferner bei Matrosen m Wilhelmshaven, die in Kamerun an Malaria gelitten. Nur war, was hauptsächlich bei der Kameruner Malaria in Wilhelmshaven zu beobachten war, die Zahl der sterilen freien Sphären und Halbmonde beträchtlich grösser als in Kamerun. Der Grund ist, dass die veränderten günstigeren klimatischen Bedingungen die Parasiten in irgend einer Weise ungünstig be- einflussten, und so eine ganze Anzahl Parasiten steril wurde. Die folgende Beschreibung stützt sich, wie früher, auf durch Chinin oder andere Mittel nicht beeinflusste Fälle. Angenommen, es handelt sich um eine typische Ter- tiana maligna, wie ich sie inGrosseto beobachtete. Die Be- schreibung gilt zunächst auch für die jüngsten Parasiten der Quotidiana und Perniciosa in Italien, sowie der Kameruner Malaria. (Vergl. auch die Beschreibung von Mar- chiafava und Bignami im Abschnitt 2.) Mann bemerkt dann im Hitzestadium eine mehr oder weniger grosse Anzahl endoglobulärer, kleinster, meist ringeiförmiger, heller Parasiten, mit mehr oder weniger amöboider Beweglichkeit, die meist in der Nähe der Peripherie des roten Blutkörpers sich befinden (Taf II, I, 14; Taf. III, 12; Taf. V, 16, 17, 18, 19.) Die Parasiten sind zuweilen ziemlich stark lichtbrechend. Der Kontur ist ein schärferer wie bei den jungen Formen der Tertianparasiten. Gerade die Bil- dung dieser ganz charakteristischen, äusserst winzigen Ringelchen schützt am besten vor der Verwechslung mit den eigenartigen Bildungen, wie sie durch Zusammen- ziehung des Stroma in den roten Blutkörperchen zuweilen auftreten. Letztere sind durchschnittlich auch grösser, stärker lichtbrechend, meist rund oder oval, bedeutend schärfer konturiert und mehr nach dem Centrum der roten Blutzelle zu gelegen, Ihre Beweglichkeit ist auch geringer. Sie beschränkt sich darauf, dass sie bald mehr rundliche, bald mehr ovale Form annehmen. Bei den jüngeren Kamerun Parasiten konnte man den schnellen Uebergang von der Ring- in die Scheibenform und umgekehrt oft besonders schön erkennen. Die Ringform entstand durch Verdün- nung, bezw. Schwund des Protoplasmas in der Mitte des Scheibchens. Nicht ganz selten sah man im gefärbten Präparat auch die alier- jüngsten Formen als allerkleinste, noch rundliche Protoplasmaklümp- chen von etwa i -1Y2 /" DurchmesserTat.il, 13 (Taf. V, 15 oben). In - 48 - der Nähe der Peripherie findet sich das winzige, meist rundliche oder ovale, kompakte Chromatinklümpchen mit durchschnittlich etwa ■Y4 /i Durchmesser, öfter umgeben von einer b^dd mehr, bald weniger deutlichen achromatischen Zone. Nicht immer war dieselbe mit Sicherheit festzustellen. Bei den Ringformen lag das Chromatin meist immer im Ver- laufe der Ringfigur, seltener schon innerhalb derselben. Der Durch- messer der kleinsten Ringelchen beträgt etwa i Y^ /^- Oefter schon bei diesen kleinen Formen sieht man, im Gegensatz zu den Parasiten der leichteren Fieber, speziell der Quar- tana, wie sich das Chromatinkörnchen in die Länge streckt, Stäbchenform annimmt und nach vorhergegangener Ein- kerbung in 2 —3 sich wieder rundende, kleine Chromatin- körnchen zerfällt. (Taf II, 2, 3, 4, 17, 18). Dieselben rücken all- mählich von einander ab. Handelt es sich um 2 Körnchen, so nehmen dieselben schliesslich die Endpunkte eines grössten Durch- messers der Ringfigur ein , liegen sich also einander gegenüber (Taf. V, 18). Nicht selten zeigt der junge Parasit auch Hufeisenform dar, deren Pole von je einem Chromatinkörnchen eingenommen wird. (Taf II, 15). In diesem Falle konnte man die Stellen, wo das Chromatin lag, bereits im ungefärbten Präparate als kleine, helle, bläschenförmige Stellen entdecken. Im Laufe der nächsten Stunden wächst der Parasit, während seine amöboide Beweglichkeit etwas abnimmt. Die Ringfiguren werden etwas stärker, die Chromatinkörner etwas grösser, die oben geschilderten Abschnürungs- und Teilungsvorgänge des Chromatin noch etwas häufiger. Nicht selten sieht man solche grössere Formen schon im Be- ginn des Hitzestadiums. Sie verdanken ihr Dasein voraussichtlich Parasiten, welche schon eine Anzahl von Stunden vor dem eigent- lichen F'ieberanfalle zur Reifung gekommen waren. Wie Golgi schon bei den leichten Fiebern noch vor dem Beginn des Schüttel- frostes ein mehr oder weniger langsames Ansteigen der Temperatur beobachtete, konnte ich dasselbe auch bei der Tertiana maligna thun. Einmal waren bereits vier Stunden vor dem Be- ginne des eigentlichen Schüttelfrostes eine beträcht- liche Anzahl jüngster endoglobulärer F'ormen im peri- pheren Blute zu sehen. Es ist vielleicht erwähnenswert, dass meine Fälle von Tertiana maligna meist mit Frost begannen, die übrigen estivo-autumnalen und tropischen Formen meist mit Hitze. — 49 — Die oben erwähnten grösseren Formen fanden sich zuweilen auch zusammen mit kleineren in einem roten Blutkörperchen (Taf. II, i). Ob hier das rote Blutkörperchen zuerst von einem Parasiten infiziert wurde, erst später von einem zweiten, der infolgedessen noch jünger und kleiner erscheint, oder ob der eine Parasit das Wachstum des anderen nur beeinträchtigt hat, hat wohl keine praktische Bedeutung. In Grosseto beobachtete ich einmal einen Fall von fünffacher Infektion eines roten Blutkörpers. Die Pläufigkeit einer mehrfachen Infektion einer Blut- zelle bei estivo autumnalen Fiebern bietet mit der früh- zeitigen rapiden Chromatineinteilung einen sehr charakte- ristischen Unterschied gegenüber den Parasiten der hei- mischen Fieber. Wie wir sahen, war eine mehrfache Infektion eines roten Blutkörpers, bez. frühzeitige Teilung des Chromatin beim Tertian- parasiten seltener, beim Quartanparasiten bis jetzt gar nicht zu beob- achten. Neben den grösseren Ringfiguren sieht man im gefärbten Präparat auch mehr unregelmässige oder in die Länge gezogene Formen, ein Beweis, dass die amöboide Beweglichkeit noch nicht aufgehört hat (Taf. II, 3, 4). Schliesslich sammelt sich das Protoplasma an irgend einer Stelle der Ringfigur noch mehr an, sodass Siegelringformen entstehen. Fast immer liegt das Chromatin im Verlaufe der von der Hauptmasse des Parasiten ausgehenden zierlichen Halbringfigur. Innerhalb derselben schimmert die Substanz des inficierten roten Blutkörpers durch (Taf. III, 13). Auch kann, wie ich schon früher i) bei den Kameruner Para- siten dargethan, in der Hauptmasse des Parasitenprotoplasmaleibes eine Verdünnung eintreten (Taf. V, 19 rechts unten). Das Chromatin- korn ist jetzt etwa i /.t im Durchmesser gross. Dieses Stadium ist das letzte, was man in der Mehrzahl der Fälle bei tropischen und estivo autumnalen Fällen in Italien im peripheren Blute beobachten konnte. Die Parasiten verschwinden aus der Beob- achtung, um in inneren Organen ihre weitere Entwickelung durch- zumachen. Es ist das der Grund, dass die Gesetze, die Golgi in Bezug auf den sichtbaren Parasitenbefund und sein Verhältnis zu dem jeweiligen Krankheitsstadium aufgestellt, hier, die praktische Be- deutung zu verlieren scheinen. Zum weiteren Studium ist daher das Blut, das durch Milzpunktion gewonnen wurde, unerlässlich. Verfolgen wir nun zunächst die weitere Entwickelung der Parasiten der Tertiana maligna in Italien. Bei ihnen konnte man, im Gegensatz zu der Kameruner Tertiana, die Entwickelung i; 1. c. Ziemann, Ueber Malaiin etc. — 50 — im peripheren Blute weiter beobachten. Vergl. Fieberkurve IV, Y und VII. Man bemerlct dann, wie die unregelmässigen oder Siegel- ringformen anfangen sich zu runden. Es geschieht das etwa 24 — 36 Stunden nach Eintritt des Schüttelfrostes. Fast immer bleibt der Parasit in der Nähe der Peripherie der roten Blutzelle. Gleichzeitig haben sich einige feine dunkle Pigmentkörnchen oder Stäbchen ge- bildet, meist in der Nähe der Peripherie und gegenüber der Stelle, wo das Chromatin liegt (Taf, III, 14; Taf II, 5). Dieselben koncentrieren sich ziemlich bald, während sie etwas zahlreicher und gröber werden, nach der Mitte des Parasiten oder etwas excentrisch. Eine Bewegung des Pigments war mit Sicher- heit niemals zu entdecken. Nach etwa 30 — 36 Stunden erscheint der Parasit als runde oder ovale, ziemlich scharf kontu- rierte, kleine Scheibe mit einem Aussehen, das man am besten mit dem von hellem, mattem Glase vergleichen kann. Die amöboide Beweglichkeit hat aufgehört. Der Parasit hebt sich sehr scharf und deutlich von dem unverändert gebliebenen roten Blutkörper ab und nimmt etwa Yg — Y5 "^om Volumen desselben ein. Von den hellen, bläschenförmigen Stellen, wo beim jungen Parasiten das Chromatin lag-, ist im ungefärbten Präparat jede Spur verschwunden. Indes dieses Verschwinden ist nur scheinbar. Das Chromatin aller Malariaparasiten, die sich der Reife nähern, ist schwerer zu färben als das der jung-en. Dies ist der Grund, dass die bisherigen Methoden zu unrichtigen Anschauungen über den Bau und die Entwickelung jener Krank- heitserreger geführt. Gesetzt, es war nicht schon im Jugendstadium des Parasiten zu den erwähnten frühzeitigen Teilungen des Chromatins gekommen, so entfaltet dasselbe jetzt eine intensive Thätigkeit. Das Chromatin- klümpchen, das bis dahin mehr in der Nähe der Peripherie gelegen, verlängert sich, während gleichzeitig eine leichte Auflockerung auf- tritt (Taf. II, 5, 6, 7). Niemals sah ich indes, wie immer bei der Quartana, und häufig bei der Tertiana, emen Zerfall des Chro- matins in einzelne kleinste Fäserchen. Es entsteht vielmehr ein kurzer, etwas aufgelockerter, meist leicht gekrümmter, an der Peri- pherie mit kurzen Ausfransungen vmd Einbuchtungen versehener Chromatinstrang , zumeilen mit kurzen seitlichen Verzweigungen. Eine achromatische Zone längs dieser Chromatinfigur war im ge- färbten Präparat nicht immer mit Sicherheit zu sehen. Nach vorauf- gegangener Einkerbung treten Abschnürungen bez. Teilungen auf. — 51 — und CS entstehen 2 — 3 Teilstückc, die sicli ihrerseits wieder ver- längern und ebenfalls wiederum Abschnürungen erleiden (Tni. II, 8, g). . Gleichzeitig wächst der Parasit weiter bis zur halben oder '^/^ Grösse des inficierten roten Blutkörpers. Im ungefärbten Präparat zeigt er im Uebrigen dasselbe Aussehen einer hellen matten Scheibe, wie es oben geschildert wurde (Taf. III, 15). Diese grössten P'ormen fanden sich noch dicht vor dem eigentlichen Anfalle im peripheren Blute, ja zum Teil noch während des Schüttelfrostes. Im Gegensatz zu den Fällen von gewöhnlicher Tertiana sind bei der Tertiana maligna in Italien die inficierten roten Blutzellen nicht vergrössert, auch nicht abgeblasst. (Vergl. Taf. II, 10 — 12 mit Taf. I, 34 — 38.) Im Gegenteil erscheinen sie oft etwas dunkler, man möchte sagen bräunlicher, wie die gewöhnlichen Blutzellen. Nicht selten sah man auch ein e eigenartige Auf klüftu ng in dem von dem Parasiten nicht eingenommenen Teile des roten Blutkörperchens, derart, dass derselbe von senkrecht oder schief aufeinander stehenden Linien durchsetzt wurde. Es war, als ob ein gelbes, mattes Glasscheibchen einige Risse bekomme. An- gedeutet in (Taf. III, 15). Niemals war Aehnliches bei den gewöhn- lichen Tertian- oder Quartanparasiten zu sehen. Das i.st ein Beweis, dass auf das Protoplasma der inficierten roten Blutzellen von jener kleinen Parasitenart eine eigenartige erstarrende Wirkung ausgeübt wird. Das inficierte rote Blutkörperchen würde in diesem Falle durch den Druck des wachsenden Parasiten gewissermassen aus- einanderbersten. Das allerletzte Stadium der Reifung ging aber auch bei meinen Fällen von Tertiana maligna in Italien in inneren Organen vor sich, wenigstens in der Mehrzahl der Fälle. In Fällen, wo bei Beginn des Anfalles eine Punktion der Milz vorgenommen wurde, konnte man sehen, wie eine Differenzierung des bis dahin homogenen Protoplasmas der Parasiten auftrat. Es bildeten sich allmählich immer stärker lichtbrechende, runde, kleinste Stellen aus (Taf III, 16), die zuletzt öfter eine weniger lichtbrechende und eine punkt- förmige, stärker lichtbrechende Stelle erkennen lassen. Es handelte sich um das Protoplasma und die Stelle des Chromatins der neu entstehenden jungen Parasiten. Die Zahl derselben schwankte zwischen 8 — 16 (Taf III, 16). Ihre Grösse entsprach der der jüngsten endoglobulären Parasiten der Tertiana maligna. Währtmd der Bildung der jungen Parasiten blasst die Substanz des inficierten, nicht vergrösserten roten Blutkörpers ab, um sciiliesslich zu zer- fallen, oder aber, sie bricht, wenn schon eine Auflockerung vor- 4* — 52 — banden vv^ar, ganz auseinander. Die Trümmer werden von den Leukocyten aufgenommen. Gleichzeitig weichen die jungen Para- siten voneinander, um in kurzem andere rote Blutkörper zu infi- cieren. Einzelne, noch ektoglobuläre , amöboid bewegliche, jung-e Parasiten der estivo-autumnalen Fieber habe ich im ungefärbten Präparat, wie schon früher erwähnt, nur im Beginne meiner Malaria- untersuchungen zu diagnosticieren gewagt. Der central oder etwas exentrisch gelegene Pigmentklumpen des Mutterparasiten zeigte eine braun schw^arze bis schwärzliche Farbe. Nicht selten sieht man neben dem grösseren, ruhenden Pigmentklumpen im Parasiten noch ein kleineres Pigmentkörnchen oder Häufchen in mehr oder weniger lebhafter molekularer Be- wegung. In solchen Fällen handelte es sich, wenn Analogieschlüsse zu den Parasiten der leichten Fieber gestattet sind, voraussichtlich um sterile oder steril werdende Formen. Nachzutragen ist noch die Entwickelung des Chromatins bei den zur Reifung kommenden Parasiten. Wir sahen, dass bereits bei Parasiten, die erst Yg — Y5 der roten Blutzelle erfüllen, aber schon eine Concentrierung des Pigments autweisen, sich öfter 2 — 3 Chromatinstränge gebildet haben. Die Abschnürungen von den neuentstandenen Klümpchen und Strängen gehen weiter, bis sich zuletzt 8 — 16 runde oder ovale Chromatinklümpchen mit Morulaform bilden (Taf. II, g — 12). Die Einzelheiten erinnern sehr an den Prozess, wie wir ihn bei Teilung des gewöhnlichen Tertianparasiten gesehen haben. Schon früher erwähnte ich, dass mir die Chromatinfiguren eine noch kompaktere Form anzunehmen schienen, wie speziell bei den entsprechenden Formen der Quartana. Um jedes der neuentstehenden Chromatinklümpchen bildet sich eine achromatische Zone, während gleichzeitig Teile vom Portoplasmaleibe des Mutterparasiten an die Chromatinkörner herantreten, um so die neue Generation von jungen Parasiten zu bilden. Die Grösse des jungen Parasiten in toto er- schien durchschnittlich immer als die gleiche, nicht die der Chromatinkörner. Bei runder Form betrug der Durchmesser der letzteren, wie schon erwähnt, etwa ^4 y"- Nicht ganz selten sieht man übrigens das Chromatin der jungen Parasiten noch innerhalb des Mutterkörpers in Stäbchenform. Ganz ähnlich spielt sich die Entwickelung der kleinen Para- siten ab, wie ich sie bei tropischer Malaria, speziell aus Kamerun, Loanda und bei Fällen von Perniciosa in Grosseto beobachtete. Einige Unterschiede möchte ich jedoch hervorheben. Die Jugendformen sind von denen bei der Tertiana maligna der — 53 — Italiener wohl wenig oder gar nicht zu unterscheiden (cfr. die obige Beschreibung, sowie Abschnitt 2). . Haben jene Parasiten die Grösse der Siegelringformen erreicht, so verschwinden sie in der Mehrzahl der Fälle aus der peripheren Blutbahn. Zuweilen sieht man noch grössere Formen, deren Durch- messer bis etwa Y^ Durchmesser eines roten Blutkörpers gleich- kommt, und die in der Peripherie ein äusserst feines, staub- förmiges, braunrotes Pigment mit geringer Beweglichkeit ansammeln. Die Konzentrierung des Pigments und die weitere Entwickelung- findet in inneren Organen statt. Die Teilung des Chromatins der Parasiten bei Kameruner Malaria bez. Perniciosa entspricht der bei den Parasiten der Tertiana maligna in Italien beschriebenen. Indess erreichte die Grösse der reifen Mutterparasiten fast immer nur höchstens Y^ bis Y2 ^^^ infizierten, nicht vergrösserten roten Blutkörpers, zuweilen nur Yg- Letzterer zeigte bei Präparaten von Milzblut oft bis zuletzt keine Veränderung, um sich dann ziemlich schnell zu entfärben. In anderen Fällen konnte man die bereits von den Italienern beschriebene Farbe von altem Messing an ihnen entdecken. Die Zahl der jung'en Parasiten betrug zwischen 6 — 8 in einem Mutterparasiten. In einem Falle von tötlich endender Perniciosa fand ich in Grosseto in Milz und Knochenmark , sowie in der Pia mater auch einige wenige endoglobuläre Parasiten , deren Teilung in 6 junge vollendet schien, und die keine Spur von Pigment aufwiesen. Die Mehrzahl der Parasiten zeigte Pigmentierung. Aus jenem Befunde, wie Mannaberg und Grassi und Feletti auf eine Mischinfektion von pigmentierten und unpigmentiert bleibenden Quotidianparasiten zu schliessen, sehe ich durchaus keine Veranlassung ein. Viel ungezwungener erscheint die Annahme, dass einzelne Individuen bei der ungeheuren Proliferationsfähigkeit des Chromatins sich so schnell fortpflanzten, dass es gar nicht zur Pig- mentierung kam. Bedeutsamer wäre schon , wenn es gelänge , in einigen Fällen ausschliesslich nur unpigmentiert bleibende Malariaparasiten zu finden. Das ist noch keinem der Italiener und auch mir nicht gelungen. Schon in einem früheren Aufsatze beschrieb ich, dass bei heimischer Tertiana einmal ein grösserer Parasit mit vor- geschrittener Chromatinbildung ohne Pigmentbildung gesehen wurde (Taf. I, 32). — 54 — Was also beim Tertianparasiten möglich ist, ist es voraussicht- lich noch eher bei den kleinen Parasiten. Selbst eine Trennung der eben erwähnten Parasiten von denen der Tertiana maligna erscheint noch nicht ganz sicher bewiesen. Die thatsächlich sich findende geringere Grösse der reifen Formen, die schwächere Pigmentierung, bezw. der gänzliche Mangel derselben, die geringere Zahl der neu gebildeten jungen Parasiten lassen sich auch erklären aus einer beschleunigten vitalen Thätig- keit, bedingt durch für die Entwickelung der Parasiten besonders günstige lokale Verhältnisse. Darnach wäre es möglich, dass die Quotidiana estivo-autum- nalen Typs bedingt ist durch Parasiten, die in etwa 24 Stunden ihre Entwickelung durchmachen. Eine gegenteilige Ansicht wäre die, dass sie bedingt wäre durch zwei Parasiten generationen, die in je etwa 48 Stunden ihre Entwickelung durchmachen, von denen aber die eine von der anderen in der Entwickelung etwa 24 vStunden getrennt ist. Eine genaue Bestimmung der En t wickelungsdauer ist wegen ihres zeitweisen Versch win dens aus dem peri- pheren Blute mir nicht möglich gewesen. Jedenfalls ist es am richtigsten , wie wir es schon früher ge- than, alle erwähnten kleinen Parasiten des estivo-autumnalen Typs vorläufig in einer Gruppe zusammenzufassen, eine v^erschieden lange Entwickelungsdauer von etwa 24—48, möglicherweise auch bis 72 Stunden, aber zuzugeben. Fälle von noch kürzerer Entwickelungs- dauer als 24 Stunden habe ich nicht gesehen. In klinischer Beziehung bieten die betreffenden Infektionen xiol Gemeinsames. Dass ich die für Tertiana maligna in Italien angeb- lich charakteristische Fieberkurve- durchaus nicht immer gefunden, ist schon früher erwähnt. Vergl. indess die Fieberkurven. 7. Die sterilen Formen der kleinen Parasiten. Viel Gemeinsames bieten die sterilen Formen bei allen kleinen italienischen, wie auch den tropischen Parasiten dar. Schon an früherer wStelle ^) habe ich eine Beschreibung vom Bau jener Gebilde gegeben. Indess war trotz der zahlreichen von mir beobachteten Fälle von tropischer Malaria gerade das Beobachtungsmaterial an sterilen Formen seltener, speziell in Bezug auf die freien sphärischen Körper. I) 1. c. — 55 — Erst bei RecicHven von Kameruner Malaria in Europa wurden die sterilen Formen häufiger gesehen. Bei meinen Fällen von italie- nischer Malaria, bedingt durch die kleinen Parasiten, gehörten jene Formen zu den alltäglichen Dingen. In der grossen Mehrzahl han- delte es sich mdess um Kranke, die schon früher häufig Malaria- anfälle überstanden hatten. Die Halbmonde (Taf III, 17, 18; Taf. II, 26) sind bekanntlich 8 — 10 ju lange, 2 — 3 ju breite, scharf konturierte Gebilde, in der Mitte mit einer Einkrümmung versehen , bald frei, bald noch um- geben von einer schmalen Zone des entfärbten roten Blutkörpers. Nicht selten sieht man noch eine feine bogenförmige Linie, welche an der konkaven Seite des Halbmondes die Schenkel desselben ver- bindet, und die als Rest des entfärbten roten Blutkörpers aufzufassen ist. Die Farbe jener ausserordentlich charakteristischen Gebilde er- innert am ehesten an die der roten Blutzellen. Von dem Vorhandensein einer Membran, wie sie Mannaberg annimmt, habe ich mich nicht überzeugen können. Das oft sehr reichliche Pigment ist meist in der Mitte kon- zentriert. Eine Anordnung in Achterform, auf welche IMannaberg Wert legt, habe ich selten gefunden. Vielmehr schien die Anord- nung der Pigmentkörnchen und -Stäbchen in der grossen Mehrzahl eine durchaus unregelmässige zu sein. Zuweilen lag der Pigmenthaufen auch mehr in dem einen Schenkel des Halbmondes als gerade in der Mitte. In seltenen Fällen bemerkte man in jedem Schenkel ein Pigmenthäufchen, be- ziehungsweise eine ziemlich gleichmässige Pigmentverteilung im ganzen Halbmonde. In meiner früheren Arbeit^) war gesagt, dass bei den fertig gebildeten tropischen Halbmonden eine Bewegung der Figur und des Pigments nicht hätte entdeckt werden können. Wenn man nämHch glaubt, doch eine gewisse Bewegung des Halb- mondes bemerken zu können, so muss man immer die feinen Plasma- strömungen berücksichtigen, die in den Präparaten sich finden und zu Irrschlüssen führen können. Da der Halbmond oft verschieden lange Schenkel hat, trifft die Strömung auf verschieden lange Hebel- arme, und kann so eine langsam rotierende Bewegung resultieren. Eine ganz ausserordentlich geringe Beweglichkeit des Pig- ments glaube ich zweimal in Grossetto im Verlaufe einer einstündigen Beobachtung gefunden zu haben. Maynard-) sah in Ostindien 1) 1. c. 2) Maynard, Notes on the examination of malarial blood. Indian med. gaz., 1895, S. 416. - 56 - einmal in einem Halbmonde das Pigment in „rapid motion". Ein ander Mal sah er ebenfalls deutliche Pigmentbewegung-, vv^ährend die Halbmonde selbst vorwärts oder rückwärts um ihr Zentrum rotierten. Vergl. weiter unten meine Beobachtung. Nicht ganz selten beobachte ich in Italien, dass die Krüm- mung des Halbmondes so weit ging, dass sie eher einer Abknickung gleichkam. Es entstanden zwei mehr oder weniger gleich grosse Teilstücke, die nur noch durch eine dünne Verbindungsbrücke mit- einander in Verbindung standen. Jedes der Teilstücke zeigte ein kleines Pigmenthäufchen. Mit der Fortpflanzung steht dieser Vorgang aber nicht in Verbindung. Mannaberg hält das für möglich. Er ist, wie ich schon früher ausgeführt, höchst- wahrscheinlich in Parallele zu setzen mit den Abschnü- rungen, die wir bei den sterilen Formen der heimischen Malariaparasiten kennen lernten. Während bei meinen Fällen von tropischer Malaria die Pole der Halbmonde fast immer deutliche Abr.undung zeigten, sah ich in Italien mehrfach auch eine ganz spitze Ausziehung, sodass rich- tige Sichelformen entstanden (Taf. III, i8). Daraus eine Artverschiedenheit der betreffenden kleinen , zu Halbmonden ausgewachsenen Parasiten herleiten zu wollen, sehe ich mich nicht veranlasst. Ich sah auch Halbmonde, deren einer Pol abgerundet war, während der andere zugespitzt war. Ein oder beide Pole konnten auch seitliche Einbuchtungen zeigen, sodass eine kurze, mehr oder weniger spitze Ausziehung am Pol- ende entstand. In seltenen Fällen sah man ^uich kleinere Halb- monde von nur etwa öY^ — 7 A* Länge. Die jüngeren Formen waren im peripheren Blute überhaupt nicht zu sehen, nur in inneren Organen. Ich komme auf dieses praktisch wichtige Moment noch später zurück. Die Ovale bieten auch in Italien dieselben Verhältnisse dar, wie die Halbmonde, abgesehen von ihrer bereits durch den Namen ausgedrückten anderen Gestalt. Einigemale näherte sich ihre Form schon der der freien Sphären (Taf. II, 27, 28; Taf. III, 21). Freie vSphären und Geisseikörper der kleinen Parasiten. In meiner früheren Arbeit sagte ich, dass bei Kameruner Malaria, Recidiv in Wilhelmshaven, freie Sphären mit ausserordentlich lebhaft beweglichen Pigment gesehen wurden, von demselben Aussehen wie die freien Sphären bei heimischer Malaria, nur durchschnittlich um die Hälfte bis Yg kleiner als die letzteren, ebenso Geisseiformen. In demselben Falle sah ich auch einige grössere, endoglobuläre, runde — 57 — Formen, die etwa Y2 — Vs ^^'^^ nicht vergrösserten, etwas abgeblassten Blutkörpers erfüllten, \'on hyalinem Aussehen und mit ausserordent- licher Beweglichkeit des ziemlich reichlichen, bräunlichen, körnchen- förmigen Pigments, mit anderen Worten, noch endoglobuläre, sterile Formen. Ich knüpfte daran die Anschauung, dass die Sphären und Geisselkörper bei manchen Tropenfiebern im nativ^en Präparat von denen bei heimischer Tertiana nicht zu unterscheiden seien. Diese Anschauung nehme ich als zu weitgehend zurück. Speziell ist die geringere Grösse der sterilen Tropen parasiten zu berücksichtigen. Eine Aehnlichkeit der beiden Formen werden wir indess in einem gewissen Stadium der Degeneration anzuerkennen haben. Die sterilen Sphären und Geisselkörper der italieni- schen estivo-autumnalen Fieber unterschieden sich zweifel- los von den entsprechenden Formen bei Tertiana und Quar- tana. Wir bemerken bei den estivo-autumnalen Formen runde Gebilde, von etwa "V4 bis ganzer Grösse eines roten Blutkörpers (Taf. TU, 20). Die] äussere Kontur wird dargestellt durch den Rand eines inficierten roten Blutkörpers. Derselbe wird bis auf eine meist äusserst schmale, hellere Randzone eingenommen von dem runden, sehr scharf konturier- ten, meist homogen aussehenden; sterilen Parasiten. Sein Aussehen ist das von mattem, grau weissem Glase. Im Centrum oder auch etwas excentrisch, liegt ein Häufchen ziemlich dicht zusammengeballten, bei- nahe schwärzlichen Pigments. Seltener ist das Pigment ganz un- beweglich. Meist zeigen i — 3 Pigmentkörnchen neben dem grösseren Pigmenthäufchen liegend, eine stärkere Beweglichkeit. Zuweilen dehnt sich ihre Ortsbewegimg bis zur Peripherie des Parasiten aus. Nicht selten ist eine kranzartige Anordnung des Pigments. Zwischen der Peripherie des Parasiten und dem Kontur des entfärbten roten Blutkörpers finden sich oft i — 2 winzige, helle Kügelchen, die dicht nebeneinander liegen, und die im ungefärbten Präparat keine Struktur erkennen lassen. vSie sind wohl als Reste des degenerierten roten Blutkörpers bezw. Abschnürungsprodukte des sterilen Parasiten auf- zufassen. In einem weiteren Stadium verschwindet der Kontur des roten Blutkörpers gänzlich, während die 1—2 erwähnten, knospen- ähnlichen Gebilde, die auch ungleiche Grösse zeigen können, der Peripherie der Sphäre noch ansitzen können. Zuletzt lösen auch diese sich ab. Neben den Formen mit unbeweglichem oder nur teilweise be- weglichem Pigment konnte ich, besonders in Material, das Leichen entnommen wurde, auch solche sehen mit Pigment, das im ganzen Parasitenkadaver lebhafte, mückenschwarmähnliche Bewegung zeigte. — 5» — In solchem Falle konnte man auch ganz kleine Sphären sehen von etwa y4 — Yg Durchmesser eines roten Blutkörpers mit ebenfalls be- weglichem Pigment. Wir haben also bei diesen Parasiten in einem gewissen Stadium dieselben Verhältnisse wie bei den kleinen Sphären der heimischen Parasiten, die sich durch Abschnürung von grösseren Sphären bilden (Taf. III, 22). Die Möglichkeit für die Zunahme der Pigmentbewegung ist in der zunehmenden kadaverösen Erweichung des frü- heren Parasiten zu suchen. Schliesslich werden die Bruchstücke von Leukocyten aufgenommen. Die Geisseiformen der kleinen Parasiten bieten, abge- sehen von den Geissein, die wir schon bei den Parasiten der hei- mischen Tertiana kennen lernten, nichts besonderes dar gegenüber den Sphären. Ich beobachtete Geisseiformen in Italien, ziemlich häufig, nie im sofort gehärteten und gefärbten Präparat, wohl aber öfter schon i — 2 Minuten nach Anfertigung des Präparates im lebenden Blute. Auch bei ihnen kommen Abschnürungsvorgänge vor ganz wie bei den Sphären. Ueber den Zusammenhang der Halbmonde und der Sphären sind sich wohl alle Forscher klar. Wie entstehen nun jene Gebilde? Man naber g^) nimmt, wie wir sahen, eine Entstehung der Halbmonde durch Pseudokonjugation zweier Parasiten in einem roten Blutkörper an, wodurch Dauerformen entständen. Canalis glaubt, dass die kleinen Parasiten zu Halbmonden unter Umständen auswüchsen, die nach Umbildung zu runden Körpern sporulieren könnten. Golgi bringt die Halbmonde eben- falls zu den lang intervallären Fiebern in Beziehung. Zweifellos hat jene Theorie viel Bestechendes an sich, um so mehr, als die Halbmonde sich allerdings oft noch lange nach dem Aufhören eines Fiebers im Blute finden, und bei Auftreten eines neuen Fiebers sich scheinbar verringern, während junge Parasiten auftraten. Auch will man durch Infektion mit Blut, das angeblich nur Halbmonde enthielt, irreguläres Fieber erzielt haben-). Thatsächlich sah ich einige Male bei einem Rekon valescenten von äthiopischer Malaria, einem italienischen Soldaten in Mantua freie Sphä- ren, bei denen eine Differenzierung des Protoplasmas ein- zutreten schien, indem eine Andeutung von helleren kreis- förmigen, k leinen Figuren, die neben einander lagen, zu 1) 1. c. 2) Calandruccio, citiert nach Mannaberg S. 64, — 59 — bemerken war. Da ich Derartigfes noch nicht bemerkt, glaubte ich auch sclion einen neuen Anfall bevorstehend» da es sich um Teilung'svorgänge handelte. Indess dieser An- fall blieb aus. In gleichzeitig gefärbten Präparaten war keine Spur einer Teilung des Chromatins zu sehen. Es trat auch kein Anfall ein. Es handelte sich vielmehr um degenerative Vorgänge im Protoplasma des Parasitenkadavers. Derartige degenerative Pro- zesse werden Canalis zu dem falschen Glauben verleitet haben, dass es sich hier um eine echte Teilung handele. Auch die oben erwähnten Resultate von Impfungen mit halbmond- haltigem Blute beruhen auf irrigen Beobachtungen. Nicht die über- impften Halbmonde sind es, die in jenen Fällen das später aus- brechende Fieber bedingten, sondern die einfach übersehenen, neben den Halbmonden vorhanden gewesenen kleinen Parasiten. Mir selbst ist es mehrfach, namentlich anfangs, begegnet, dass ich die kleinen, ringförmigen Parasiten der Tropenfieber im ungefärbten Präparat einfach übersah. Auch die Mannabergsche Anschauung von der Entstehung der Halbmonde durch Pseudokonjugation zweier Parasiten kann ich nicht gelten lassen. Es gelang nämlich, im Knochenmark ii Stunden nach dem Tode, ferner im Milzblut, das dem Lebenden entnommen wurde, neben jungen und erwachsenen Parasiten mit vollständig erhaltenem Chromatin, endoglobuläre Parasiten estivo-autumnalen Typs zu finden , die indes grösser waren als normal und auch eine reich- lichere Pigmentierung zeigten. Die infizierten Blutzellen hatten etwa normale Grösse. Das Pigment war zerstreut und scheinbar unbeweglich. Die Form des Parasiten war eine rundliche bis drei- eckige mit stumpfen Ecken oder auch eine langgestreckte (Taf. II, 24, 25, 26). Man sah alle Uebergangsformen von den lang- gestreckten zu den schon geschilderten Halbmondsformen. Im gefärbten Präparate sah ich zuweilen noch ein mehr oder weniger kompaktes Klümpchen von Chromatinsubstanz , das indess fast immer schon ein verkümmertes Aussehen hatte. Die achroma- tische Zone war noch mehr oder weniger ausgesprochen (Taf. II, 24). Der Umstand, dass sich also überhaupt im Halbmonde noch Chromatin nachweisen lässt, falls solches vor- handen, widerlegt am besten den Einwurf, dass es sich um encystierte Körper, bei denen möglicherweise die Färbemethode versagte, handle. Niemals lässt die innere Struktur im gefärbten Präparate auch nur im geringsten vermuten, — 6o — dass es sich um Gebilde handelte, die aus zwei Parasiten entstanden wären. In der übergrossen Mehrzahl der Fälle verschwin- det das Chromatin gänzlich. Es bleibt eine hellere Stelle übrig, die sich wie die achromatische Zone nicht färben lässt, bis auch diese verschwinden kann. Jetzt wird es uns auch klar, warum im gefärbten Präparat die Halbmonde vielfach nur an den Polen Färbung annahmen, während nach der Mitte zu eine ungefärbte Stelle erhalten bleibt. Jene ungefärbte Stelle würde darnach den ungefärbt bleiben- den Stellen entsprechen , die wir zu\veilen bei sterilen Formen der heimischen Parasiten trafen. Uebrigens giebt es auch chromatinlose Halbmonde, die sich vollkommen gleichmässig blau färben , ebenso wie es auch ganz gleichmässig gefärbte, chromatinlose Sphären der heimischen Parasiten giebt. Ob sich die Sphären der kleinen Parasiten auch schon primär als solche endoglobulär entwickeln, oder erst nach Umbildung aus den Halbmonden , ist wohl kaum von Wichtigkeit. Möglich erscheint mir beides. An dieser Stelle mache ich auf eine vereinzelt gebliebene frühere Beobachtung aufmerksam. Ich sah nämlich, wie ein endo- globulärer, grosser, runder, mit beweglichem Pigment versehener, steriler Parasit sich in die Breite schnellte. Es bildete sich die nierenförmige Figur des Halbmondes, an der konkaven Seite überspannt von einer feinen bogenförmigen Linie, die durch den Rand des jetzt entfärbten roten Blutkörpers dargestellt war. Aus dem einen Pole des Halbmondes ergoss sich das Pigment in den hyalinen Raum zwischen diesem Bogen und der konkaven Seite der Parasiten. Wie wenn er wieder aufgeschlürft würde, strömte es gleieh darauf wieder nach der Mitte des Halbmondes. Das wieder- holte sich fünf mal , während der Halbmond heftige zuckende Be- wegimgen ausführte, wobei die Pole sich einander näherten. Nach dem fünften Male blieb der Halbmond ruhig. Nach zehn Minuten war auch das Pigment in Ruhe (cfr. oben die Mitteilung May- n a r d s). Einer der Hauptunterschiede zwischen sterilen Formen der benignen und malignen Parasiten ist jedenfalls die eigenartige Starr- heit, welche das Protoplasma der Halbmonde und der entsprechenden Sphären, im allgemeinen, wenigstens anfangs zeigt, ausserdem die dunklere Farbe des Pigments 1). Vielleicht übte dasselbe toxische Prinzip, welches die erstarrende Wirkung auf die infi- l) In Kamerun wurden gelegentlich auch endoglobuläre, steril werdende Parasiten mit lebhaft beweglichem, mehr bräunlichem Pigment gesehen. — 6i — zierten roten Blutkörper ausübt, dieselbe erstarrende Wirkung- auch aus auf das Protoplasma des absterbenden Parasiten. Diese Starre ermöglicht es jenen (iebieten, ohne Orts- und Pigmentbewegung- noch längere Zeit nach dem Aufhören des Fiebers im Blute zu cirkulieren. Jetzt wird es uns auch klar, warum noch so grosse Dosen von Chinin gegen dieselben vollkommen wirkungslos sind. Ueber die Chininbehandlung in solchen Fällen noch später. Dass schliesslich doch eine kadaveröse Erweichung- auftritt und dadurch in den Sphären ein Pigment- schwärmen ermöglicht wird, haben wir schon oben gesehen. In Rom hatte ich Gelegenheit, den Herren Celli, Marchiafava, Big- nami, Bastian elli den Untergang des Chromatins in jenen Ge- bilden zu demonstrieren, und für das, was jene und auch ich schon aus klinischen Gründen angenommen, den direkten Beweis zu er- bringen. Den Beweis für die Sterilität jener Gebilde zu er- bringen, war die Klinik allein nicht im Stande. Damit dürfte jene lange umstrittene und praktisch wichtige Frage wohl ihren relativen Abschluss gefunden haben. Mein früher aufgestelltes Gesetz von dem gesetzmässigen Zusammenhängen zwischen Zu- nahme des Pigments und Abnahme der Virulenz trifft auch für die kleinen Parasiten mit iliren sterilen Formen zu, ebenso das Gesetz bezüglich des Verhältnisses zwischen Sterilität des Parasiten und Zunahme ihres Volumens. 8. Klinische Bedeutung des Parasitenbefundes bei tropischen bez. estivo-autuninalen Fiebern. Schon von den Italienern ist hervorgehoben, dass der zuweilen auffallend geringe Parasitenbefund im peripheren Blute im Wider- spruch zu stehen scheine mit der bedrohlichen Schwere der kli- nischen Symptome. Ja es sind Fälle beobachtet, wo selbst die sorg- samste Untersuchung keine Parasiten im peripheren Blute erkennen liess, und wo doch nach Ueberzeugung der Beobachter es sich um echte Malaria handelt i). Ich selbst beobachtete in Grosseto nur vier derartige Fälle, wo der Milztumor, die übrigen klinischen Symptome, die prompte Wirkung des Chinins die Diagnose auf Malaria stellen Hessen, und wo trotz einiger Dutzende von Präparaten keine Para- siten zu entdecken waren. Es ist sehr möglich, dass man bei noch i) cfr. Goigi, Sur les fievres malari ques estivo-autumnales de Rome 1. c. — 62 ~ grösserer Reihe von Präparaten und Fortsetzung der Untersuchungen jene Mikroorganismen doch gefunden hätte. Man fand dann, dass jene Parasiten ihren Entwickelungsgang in überwiegender Menge sicher in inneren Organen durchmachen, wovon ich mich bei Sektionen überzeugen konnte. Der Grund ist vielleicht, wie schon erwähnt, darin zu suchen, dass jene kleinen Parasiten den roten Blutzellen bloss angeheftet sind im Sinne Laverans. Es ist klar, dass in den Kapillarnetzen dadurch Cirkulationshemmungen entstehen können. Andererseits ist auch die Möglichkeit hervorzuheben, dass die eigenartige Starre, welche die von den kleinen Para- siten inficierten Rlutzellen erleiden, ebenfalls ein Hemm- nis für die Cirkulation abgeben kann. Indes wäre es falsch, aus einer ausserordentlich grossen Zahl von Parasiten im peripheren Blute auf eine besonders schwere In- fektion mit Sicherheit schliessen zu wollen. Sowohl in Kamerun wie in Italien sah ich Malariakranke, die trotzdem vor, während und nach dem Fieber eine geradezu gewaltige Menge von Parasiten im Fingerblute zu sehen war, doch durchaus nicht den Eindruck von Schwerkranken während des Anfalles machten. Es ist wohl zuzugeben, dass, wenn der Parasitenbefund auch im peripheren Blute ein reichlicher ist, auch die absolute Menge der Parasiten voraus- sichtlich vermehrt sein wird, da ja die inneren Organe so wie so eine Ueberfüllung mit Parasiten in solchen Fällen zeigen. Eine relative Gerin fügigkeit der klinischen Symp- tome würde in solchen Fällen zu der Annahme einer besonders entwickelten vSchutzkraft des Organismus gegen das Malaria virus führen bezw. einer geringeren Virulenz der Krankheitserreger. Andererseits fand ich in einem Falle von Tertiana maligna in Grosseto mit ganz besonders reichlichem Parasitenbefunde, 30 — 40 zuweilen in einem Gesichts- felde, auch ganz besonders bedrohliche Symptome, eine mit jedem Anfalle auftretende Herzdehnung, die mit jedem Anfalle zurück- ging'). Es musste daher nach dem zweiten Anfalle schon energisch Chinin gegeben werden. Im Allgemeinen wird es sicher geboten sein, sich bei reichlichem Parasitenbefunde des peripheren Blutes nicht auf die erwähnte, möglicherweise vorhandene Schutzkraft des Organismus oder etwaige geringere Virulenz der Parasiten zu ver- lassen, und die Infektion lieber als eine ernste anzusehen. l) Vergleiche darüber auch G. Dock, Pernicious malarial Fever. The American Journal of medic. scienses 1894. Vol. CVII, S. 380. Daselbst ein äusserst lehrreicher Sektionsbefund. - 63 - Wie schon früher hervorgehoben, hatte ich bei meinen Fällen von Tertiana maligna in Italien Gelegenheit, den jeweiligen Parasitenbefund mit dem jeweiligen Krankheits- stadium in Uebereinstimmung zu bringen ähnlich wie bei der Tertiana simplex. Die ganzen jungen Formen waren schon während des Anfalles in erheblicher Anzahl zu sehen, am Tage der meist nur kurz währenden Apyrexie die grösseren Siegelring oder bereits gerundeten kleineren Formen mit beginnender Pigment- ansammlung, vor und auch noch während des Beginnes des Anfalles, die gr<')sseren, rundlichen, homogen aussehenden Formen mit Pig- mentblc^ck. Wie wir sahen, sind die letzteren Gebilde in Wirklichkeit schon weit vorgeschritten in der Entwickelung. Wenn auch das allerletzte Stadium sich in inneren Organen abspielte, so bieten doch die erwähnten Merkmale dem Beobachter die nötigen Handhaben für sein therapeutisches Eingreifen. Was ich schon bei der gewöhnlichen Tertiana hervorhob, dass nur die Mehrzahl der zeitlich auf derselben Entwickelungsstufe stehenden Parasiten die jeweiligen Anfälle veranlasste, gilt auch bei der Tertiana maligna in Italien. Eine ganz gleichzeitige und gleichartige Ent- wickelung sämtlicher Mitglieder einer Parasitengeneration findet sich eben nicht. Dieselben sind oft mindestens 12 — 14 Stunden aus- einander liegend. Dies ist auch wohl der Grund für die oft ausser- ordentlich lange Dauer der Anfälle, sodass die Apyrexie zuweilen nur einige Stunden beträgt. Nach manchen Beobachtungen ist dieselbe zuweilen nur schwach angedeutet. Aber auch bei der Tertiana maligna in Italien kann man nicht immer mit Sicher- heit darauf rechnen, den ganzen oder doch fast den ganzen Ent- wickelungsgang der Parasiten im peripheren Blute beobachten zu können, da der grössere Teil derselben schon nach etwa der Hälfte der Entwickelung die periphere Blutbahn verlässt, um in inneren Organen die weitere Entwickelung durchzumachen. In den übrigen Fällen von extivo-autumnalen und Tropen- fiebern war es mir nicht m()glich, die Gesetze, die Golgi für die Tertiana und Quartana aufgestellt, praktisch anwenden zu können, da die Parasiten eben relativ früh aus dem Fingerblute verschwinden. Andererseits wäre es direkt verwerflich, zu diagnostischen Zwecken für die allgemeine Praxis Milzpunktionen einzuführen, blos um die Endstadien der Entwickelung der Parasiten zu sehen und einen nahenden Anfall zu diagnosticieren. Eine Milzpunktion ist kein Ein- stich in die Fingerkuppe. Praktisch liegt die Sache so, dass man in der überwiegenden Mehrzahl der erwähnten Fieber während und gleich nach dem Anfalle eine Anzahl jüngster endo- — 64 — obulärer Parasiten findet, welche einen Rückschluss auf die vorher stattgehabte Reifung der kleinen Parasitenart gestatten. Im Stadium der Apyrexie findet man grössere Ring-Siegelring- oder schon vmregelmässige P'ormen. Die weitere Fntwickelung findet in inneren Organen statt. Wenn auch wirklich, wie es vorkommt, die Parasiten einige Stunden vor dem neuen Anfalle aus dem peripheren Blute verschwänden, so wird eine etwas später vorgenommene neue Untersuchung die kleinen Parasiten wieder finden lassen. (Vergl. Fieberk. IV. V. VI. VII. VIII.) Es kommt ja vor allen darauf an, zu wissen, ob es sich über- haupt um Malaria handelt oder nicht. Diese Diagnose aus der Blut- untersuchung stellen zu können, hat man bei genügender Ausdauer fast immer Aussicht. Vor allem ergiebt die Blutuntersuchung die diagnos- tisch und prognostisch so überaus wichtige Thatsache, ob es sich um die grossen Parasiten der Tertiana, bezw. Quartana, oder um die kleinen Parasiten handelt. Bei Fibris irregularis fand ich in Kamerun wie in Grosseto, im peripheren Blute die Parasiten mehrfach auf verschiedener Entwicke- lungsstufe, neben ganz jungen auch halberwachsenen mit den ent- sprechenden Uebergangsformen. Sicherlich muss man F Plehn i) Recht geben, wenn er sagt, dass ein vollkommen typisches intermittierendes Fieber durch ver- kehrte Behandlung zu einem irregulären gemacht werden kann. Indess, man sieht auch Erstlingsfieber der Tropen, die trotz rein symptomatischer Behandlung von vorn- herein einen irregulären oder kontinuierlichen Charakter haben. In Kamerun zeigten an Bord der „Hyäne" alle Erstlingsfieber in der überwiegenden Mehrzahl einen mehr irregulären Charakter, die Recidive durchgehend den intermittierenden Charakter der Tertiana oder Quoti- diana. Bei dem von mir erwähnten Falle von typischer Quartana, Recidiv in Wilhelmshafen, hatte es sich vorher um Irregularis gehandelt. Naturgemäss wird der Tropenarzt, der an Land prakti- ziert, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle Recidive zu be- handeln haben, da die betreffenden Patienten länger dem mörderischen Klima, speziell Kameruns, ausgesetzt bleiben. l) Ueber die praktisch verwertbaren Erfolge der bisherigen ätir)logischen Malaria- forschung. Archiv f. Schifts- u. Tiopen-Hygiene, Bd. I, S. 384. - 65 — Es ergiebt sich daraus eine ^"erschi'^denheit des Beobachtungs- miiterials in den Tropen für Landarzt und Schiifsarzt. Der (rrund dafür, dass im allgemeinen die milderen Intermittenten mehr bei den Recidiven des estivo-autumnalen Typs vorzukommen scheinen, ist vielleicht in der grösseren Neigung der Recidive zu einer partiellen Spontanheilung zu suchen. Wir kommen darauf noch zurück. Indess, auch meine Fälle von Irregularis oder Continua heilten bei frühzeitiger und energischer Behandlung in kurzer Zeit. Die Steigerungen der T. hielten durchschnittlich höchstens 3 Tage an. nur in einem Falle 5 Tage. Selbst 2 Fälle von Irregularis, bezw. Continua, mit bedrohlichen Symptomen, wie Delirium, Herzschwäche, unstillbarem Erbrechen, fortwährenden Nasenblutungen und mit einer aussergewöhnlich reichen Zahl von Parasiten im peripheren Blute, gingen nach 2 — 3 g Chinin pro die in kurzer Zeit in Genesung über. Viel schwieriger gestaltete sich die Sachlage, wenn man \'er- schleppte, unrichtig oder gar nicht behandelte Fälle zu sehen be- kommt. vSolche sah ich in Grosseto bei Arbeitern , die z. T. schon Dutzende von Fiebern durchgemiicht und sich selbst mit ungenügenden Dosen von Chinin zur inirechten Zeit behandelt. In solchen Fällen ist der Fiebertypus fast immer irregaüär, der Parasitenbefund meist ein spärlicher, der Verlauf ein äusserst hartnäckniger, die Anämie deutlich ausgesprochen. In diesen Fällen hat es gar keinen Zweck, die Chinindosen zu häufen. Im Gegenteil man wird durch übertriebene Chinindosen nur schaden. Ich komme im fol- genden Abschnitte darauf noch zurück. Findet man Halbmonde, Ovale, Sphären, Geisseikörper, so kann man sicher sein, dass die Infektion schon eine Zeitlang besteht, da ja die kleinen Parasiten sich erst in jene Gebilde umwandeln mussten. Bei energischer Behandlung scheint es, wie erwähnt, wenig oder gar nicht zur Halbmondbildimg zu kommen, insbesondere weniger bei Erstlingsfiebern. Ueber die Bedeutung der Halbmonde in therapeutischer Beziehung siehe unten. 9. Beeinflussung der Parasiten durch Einwirkungen irgend welclier Art mit therapeutischen Bemerkungen. A. Durch Tod des Patienten. Bei den von mir ausgeführten vSektionen bei Fällen von Perni- ciosa fand ich i r bezw. 14 Stunden nach dem Tode in ungefärbten Präparaten aus inneren Organen die endoglobulären Parasiten ruhend. Zioniann, Uober Maliiiia flu. fi — 66 — Die amöboide Beweglichkeit der Parasiten scheint also an die Lebens- fähigkeit des Wirtes gebunden zu sein, in diesem Falle an die Lebens- fähigkeit der roten Blutzellen. Die sterilen Formen, die vSphären, zeigten dagegen, ganz im Gegensatz zu der Anschauung Manna- berg's z. T. eine lebhafte Molekularbewegung des Pigments. Diese Erscheinung steht auch vollkommen im Einklänge mit den von mir früher dargelegten Anschauungen über die Natur der sterilen Formen. Interessant ist das Verhalten im gef^irbten Präparat. Wie wir früher sahen, zeigt das Chromatin der kleinen gefärbten Parasiten oft die mannigfaltigsten Formen, Stäbchenformen mit Abschnü- rungen etc. Nach dem Tode des Patienten wird das Chromatin- klümpchen rundlich, ohne indess, wenigstens nach 14 Stun- den, an Färbbarkeit einzubüssen. Letzteres wohlverstanden bei Anwendung der später zu schildernden Färbemethode. (Vergleiche die Parasiten aus Milzblut einer Leiche, Taf. II, 22.) Auch die bei der Teilung des Chromatins entstehenden Figuren zeigen rundliche Formen. Die ausserordentlich zierlichen Ring- formen, die wir im lebenden Blute sehen konnten, sind verschwunden. Der Protoplasmaring schrumpft zusammen und wird dicker, oder aber das Protoplasma nimmt überhaupt statt der Ring- die Scheibchenform an. Das Chromatinklümpchen bleibt in der Nähe der Peripherie, wird jedoch nie excentrisch. Die Lage der Chromatinklümpchen in den fertigen Teilungsformen um den Pigmentblock herum ist eine regelmjässige. vSo kam es, dass ich z. B. in der Pia mater und im Knochenmark Rosettenformen fand (Taf. II, Fig. 23). Die Ge- stalt der neugebildeten Chromatinklümpchen der jungen Parasiten war ebenfalls meist eine rundliche. Mir erscheint das als ein äusseres Zeichen dafür, dass die frühere lebhafte, aktive Thätigkeit des Chromatins nachgelassen oder aufgehört hat. Diese Untersuchungen werden an noch älteren Leichen fort- zusetzen sein, um die weitere Degeneration der Parasiten in der Leiche verfolgen zu können. B. Beeinflussung der Parasiten durch Konservierung von Malaria- blut in Blutegeln. Um die Veränderungen, die die Parasiten ausserhalb der menschlichen Blutbahn eingehen, zu studieren, setzte ich einer Anzahl von Patienten je 4 — 6 Blutegel am linken Oberarm an. An jedem der folgenden oder zweitfolgenden Tage untersnchte ich immer das Blut je eines Blutegels und zwar im gefärbten und ungefärbten Präparat. Vor dem Ansetzen der Blutegel war natürlich zur Kon- trole auch das Blut des Patienten geprüft worden, dem das Blut entnommen wurde. Die Aufbewahrung der Blutegel erfolgte in Wasser, das täglich erneuert wurde. Eine weitere Ausdehnung der Versuche, vor allem auch Infektionsversuche mit dem parasitenhaltigen Blutegelblute, die sehr wünschenswert waren, mussten leider aus äusseren (Iründen unterbleiben. Vergleiche darüber auch vSacharoff i), Thayer-). 1. Fall von Quartana. Blut enthält zur Zeit der Entnahme mehr oder weniger ausgebildete Teilungsformen. Blutegelblut 24 Stunden später zeigt die Teilungsformen scheinbar grösstenteils erhalten. Blutegelblut nach 3X24 Stunden. Dieselben Formen. Indess die erwachsenen, bez. in Teilung begriffenen Formen etwas glasig. Chromatin der Parasiten noch färbbar. Blutegelblut nach 5X24 Stunden. Parasiten hyalin, rund- lich, Teilungen nicht mehr zu erkennen. Pigment klumpig, meist in 4 — 5 dickere Klümpchen koncentriert. Blutegelblut nach 7X24 Stunden. In dem sehr veränderten Blute Parasiten nicht mehr mit Sicherheit zu erkennen. 2. Fall von Tertiiina duplicata (Helgoland). Blut enthält zur Zeit der Entnahme eine Anzahl halberwachsener und Teilungs- formen. Nach 24 Stunden im Blutegel: Parasiten z.T. etwas glasig aussehend, noch endoglobulär. Chromatin noch gut, Proto- plasma bei einem Teile der Parasiten kaum noch färbbar. Nach 2X24 Stunden. Parasiten im ungefärbten Präpa- rate noch glasiger aussehend wie oben. Sonst derselbe Befund. Nach 4X24 Stunden. Parasiten nur noch an dem Pig- ment erkennbar, im gefärbten Präparate nicht mehr nach- weisbar. 3. Fall von Malaria estivo-autumnalis (Quotidian. Typ.). Blut entnommen im Fieberabfall, zeigt eine Menge endoglobulärer kleiner Parasiten in Ringelchenform. Das Chromatin derselben körn- oder stäbchenförmig, z. T. mit Abschnürungserscheinungen. i) Ueber den Einlluss der Kälte auf die Lebensfähigkeil der Malariaparasiten. Centralbl. f. B. u. Paras., 1894, Bd. XV, S. 158. 2) 1. c. 5* Blutegelblut nach 24 Stunden zeigt die Ringelchen noch vollkommen gut erhalten. Chromatin noch gut färb- bar, auch die Protoplasmaleiber. Blutegelblut nach 2X24 Stunden. Die ringförmigen Parasiten zu einem kleinen Teile schon extraglobulär. Man sieht das Chromatin z. T. noch in Stäbchen-, meist aber in Körnchenform. Protoplasma schon weniger färbbar. Nach 3X24 Stunden. Die Mehrzahl der Parasiten extraglobulär. Chromatin kornförmig. Protoplasma kaum noch färbbar. Ringform ersetzt durch Scheibenform. Nach 5X24 Stunden. Parasiten extraglobulär. Nur noch die rundHchen Chromatinkörner mit Sicherheit zu er- kennen. 4. Fall von Tertiana maligna in Italien. Blut, entnommen im Fieberabfall , zeigt eine Menge kleinster endoglobulärer Ringel chenformen, ähnlich wie bei Fall 3. Blutegelblut nach 24 Stunden. Die kleinen Ringelchen, wohlerhalten, entsprechend Fall 3. Blutegelblut nach 3X24 Stunden. Parasiten stark licht- brechend. Statt der Ringelchen- herrscht die Scheibenform vor. Viele Parasiten jetzt extraglobulär. Protoplasma der Parasiten meist nicht mehr färberisch nachweisbar. Chro- matin kornförmig, noch gut färbbar. Blutegelblut nach 4X24 Stunden. Alle Parasiten extra- globulär. Protoplasma nicht mehr nachweisbar. Chromatin kornförmig, noch stark gefärbt, im ungefärbten Präparate stark lichtbrechend. Keine Ringelform mehr nachweisbar. Blutegelblut nach 6X24 Stunden. Befund wie oben. Blutegelblut nach 8X24 Stunden wie nach 4X24 Stunden. Aus diesen Versuchen, die allerdings der Wiederholung und Nachprüfung bedürfen, scheint mir hervorzugehen: I. dass die Parasiten sich grossenteils bis 24 Stunden im Blutegel konservieren lassen, ohne scheinbar morphologisch sich zu verändern. 2. dass eine weitere Entwickelung innerhalb des Blutegels nicht stattfindet, im Gegenteil von einem bestimmten Zeitpunkte an ein degene- rativer Process. 3. dass das Chromatin länger färbbar bleibt bei diesem Experiment als das Protoplasma des Pa- rasiten. - 6g - 4. dass die jungen Parasiten des esti vo-autiim- nalen Typus nach 2 — 3X24 Stunden anfangen, ein extraglobul äres Dasein zu führen. Diese letztere Erscheinung kann man mit mindestens demselben Rechte wie auf das etwaige Zugrundegehen inficiert gewesener roter Blutzellen auch darauf zurückführen, dass die Parasiten die Verbindung mit den alterierten Blutzellen selbständig aufgegeben haben. Bei der Annahme, dass die kleinen Parasiten den roten Blutzellen nur angeheftet sind, hätte das nichts Unwahrscheinliches an sich. C. Beeinflussung der Parasiten durch Phenocollem hydrochloric. Schon an anderer Stelle^) wurde erwähnt, dass ich das Phenoc. hydrochl. bei Fällen von Tropenfieber ohne den g-eringsten Erfolg versucht hätte. Da in Italien diesem Heilmittel eine Anzahl von Lobrednern -""^) erstanden ist, speziell in Bezug auf Quartana, nahm ich die Versuche wieder auf, und zwar unter gleichzeitiger Blutkontrolle der Patienten. Meines Wissens hatten das die betreffenden italienischen Beobachter nicht gethan. Ich wandte das Ph. hydr. bei allen Fieberarten an, ohne irgend einen Erfolg. Allerdings wurden nur solche Fälle ausgesucht, die bei der Blutuntersuchung eine Neigung zur Spontanheilung nicht zeigten, bei denen also keine zahlreichen sterilen Formen auf- traten. Bei einem Falle von Quartana entwickelte sich, trotz 2 g Ph. hydr. pro die, die betr. Parasitengeneration weiter. Die Symptome des erwarteten Anfalles wurden zwar durch das weiter gereichte Mittel unterdrückt, und blieb die T. Steigerung aus. In- des die Infektion, d. h. die Entwicklung der Parasiten, ging ihren Gang ungestört weiter. Der dann folgende An- fall war trotz des immer weiter gereichten Mittels heftiger wie die früheren. In Fällen von Tertiana und estivo-autumnaler Malaria wurden 1) Ziemann, 1. c. 2) Intorno alle applicazioni lerapeutiche dello idrochlorat« di fcnocoUa. Rivista sintetica. Vittoria dall' Oliv. Bologna 1895. 3) Le chlorhydiate de phenocolle sjieciiique contre les fievres palustres. Dali' Oliv. Bologna 1897. 4) La fenocoUa nella malaria. Giovanni Villani. Rassegna medica di Bologna. No. 16. Anno IV. 1897. 5) Intorno alla cura delle febbri jialuslri. Tito Modonesi. 1896. Bologna. 6) Contributo all' azione antimalarica dell' idrochiorato di fenocolla pel (iinto Righi. Rassegna medica di Bologna 1895. Anno III. No. 11 u. 12. nicht einmal die Symptome der Anfälle unterdrückt. Ich glaube daher , vor Experimentieren mit jenem Arzneimittel warnen zu müssen, speziell bei estivo-autumnalen Fiebern, bevor man nicht versucht hat, durch eine rationelle Chinintherapie etc. der Infektion Herr zu werden. Das Phenocoll, das enge Beziehungen zum Phenacetin hat und an Stelle des Radikals Acetyl COCH3, die Gruppe GOCH, NH, enthält, ist, wenn überhaupt, jedenfalls ein sehr viel schwächeres Protoplasmagift bei Protozoen als das Chinin. Es scheint das auch aus den vergleichenden Untersuchungen Mossos und Faggiolisi) hervorzugehen. Dieselben verglichen die Wirkungen von Phenokoll- und Chininlösungen auf Paramaecium aurelia (Ehrenberg), Euglena viridis, Rotiferen etc. D. Beeinflussung der Parasiten durch Methylenblau. Von jeher ist es das Bestreben gewesen, neben dem spezifisch wirkenden Chinin andere Mittel zur Bekämpfung der Malariaparasiten zu finden. Seit den Veröffentlichungen Ehrlich's und Gutt- mann's^) über die Wirksamkeit des Methylenblau hat man dasselbe von verschiedenen Seiten 3""^) empfohlen. Grawitz^) sah dagegen von Methylenblau keinen günstigen Erfolg, ebensowenig F. Plehn**). In meinem früheren'') Aufsatze sagte ich, ich hätte bei An- wendung von Methylenblau nicht den Eindruck gewonnen, dass die Parasiten von heimischer und tropischer Malaria durch Methylenblau schneller abgetötet wurden als durch Chinin. Mein Beobachtungs- material in Bezug auf Methylenblau war damals nur ein geringes. Vor allem hatte ich noch nicht gelernt, die richtige Auswahl der Fälle zu treffen , um die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit des Mittels beweisen zu können. Schon damals erwähnte ich das 1) Sur l'action physiologique du PhenocoUe par Ugolino AIosso e Fausto Faggioli- Archives Italiennes de biologie. 1894. Bd. XX, S. 16 1. 2) P. Guttmann, Ueber die Behandlung der Malaria mit Methylenblau. Deutsche med. Wochenschr., 1893, No. i, p. 23. 3) z.B. Blatteis, Ueber das Methylenblau (Merk) bei Malaria. Therap. Monatsh. Jan. 1893. 4) Bourdillon, Revue niedicale. 1892. Sep. pag. 665. 5) Grawitz, Ueber Blutuntersuchungen bei ostafrikanischen Malariaerkrankungen. Berlin, klin. Wochenschr., 1892, No. 7, pag. 138. 6) F. Plehn, Ueber das Schwarzwasserfieber an der afrikanischen Westküste. Deutsche med. Wochenschr., 1895, No. 25, 26 u. 27. 7) Z iemann, Ueber Blutparasiten bei heimischer und tropischer Malaria. Centralbl. f. Bact. u. Parasitenk., 1896, Bd. XX, No. 18/19. Auftreten von Appetitlosigkeit nach Einnahme von Methylen- blaukapsehi, ein Umstand, der gerade in den Tropen das Mittel mit grosser Reserve betrachten liesse. Ein für die Praxis nicht unerhebliches Moment ist auch die Blaufärbung des Urins. Wer den Charakter des Negers kennt, wird es begreiflich finden, wenn ich sage, dass zwei Neger beim Anblick des mit einem Male blau gefärbten Urins mich für einen ganz bösen Zauberer hielten. Jedenfalls fassten sie ein grosses Misstrauen gegen die „schlechte Medizin". Aehnliche Erfahrungen machte ich in der Beziehung bei einigen armen Landarbeitern in Italien , dies , trotzdem ich vorher auf die Blaufärbung des Urins aufmerksam gemacht hatte. Herr Geh. Med.-Rat Prof. Ehrlich, der von meinen früheren Untersuchung'en Kenntnis erhalten, forderte mich auf, dieselben in Italien wieder aufzunehmen und gab mir zu diesem Zwecke aus- reichende Mengen von Methylenblau med. pur. und Neu-Methylen- blau der Firma Casella in Frankfurt a. M. mit. Acetyl-Leuco-Methylenblau , das mir ebenfalls mitgegeben wurde, kam nicht zur Anwendung. Nun hatte ich bei Untersuchung- der zahlreichen Malariafälle die Beobachtung gemacht, wie ausserordentlich häufig die Spontan- heilung aller Malariafieber vorkommt, d. h. besonders bei den Reci- diven. Diese sogenannte Spontanheilung ist so zu verstehen, dass 2 bis mehrere Fälle vorkommen , die allmählich schwächer werden und zuletzt ohne Chinin verschwinden, um nach kürzerer oder längerer Zeit wieder aufzutreten. Eine definitive Heilung ohne Chinin wird also nicht oder selten erzielt. In diesem Sinne g'ibt es nicht nur bei den tropischen Fiebern, sondern auch bei Tertiana und Qartana eine Spontanheilung, und kann ich das durch Krankengeschichten erhärten (cfr. Fieberkurve III). Es sind das Fälle, wo man bei Tertiana und Quartana zu einer Zeit noch Parasiten mit beweglichem Pigment findet, wo die Pigmentbewegung schon längst hätte aufhören müssen, wo sich mit anderen Worten schon vor dem Fieberanfalle eine Anzahl der grossen sterilen Formen im Blute finden. Diese Fälle sind daher bei Versuchen aus- zuschliessen, ebenso jene Fälle von estivo-autumnalen oder Tropenfiebern, bei denen sich eine Menge steriler Formen wie Halbmonde etc. im Blute finden. Diese letzteren Fälle heilen, namenthch bei KHmawechsel und besserer Ernährung, nicht selten spontan in dem oben erwähnten Sinne. Dass man anderer- l) 1. c. seits äusserst hartnäckige Infektionen finckni, bei denen sich monate- lang auch die Halbmonde im Blute finden, weiss ich sehr wohl. Es kam mir daher darauf an, wennmöglich Erstlingsfieber aus- zusuchen, bei denen die Blutuntersuchung die Neigung zur Spontan- heilung ausschloss, oder wenn es sich um Recidive handelte, wenigstens nur solche auszusuchen, bei denen seit Wochen und Monaten zur bestimmten Zeit immer aufs neue Anfälle auftraten. Diese auf vorhergehender Blutuntersuchung beruhende kritische Auswahl der Fälle ist beim Ausprobieren der Methylenblautherapie meines Wissens noch nicht geübt worden. Von einem dem Chinin ebenbürtigen Ersatzmittel muss man verlangen, dass es bei sachgemässer Anwendung auch die nicht zur Spontanheilung führenden Erstlingsfieber heilt, auch wenn der betreffende wie bisher unter ungünstigen Ver- hältnissen weiterlebt. Eine Erstlings-Tertiana und Quar- tana heilt bei rationeller Chinintherapie prompt, auch wenn im übrigen die Pflege und Ernährung noch so dürf- tig sind. Diese Voraussetzung erfüllte das Methylenblau nicht, wenigstens in meinen Eällen nicht. Ich wandte das M. in Italien je 3mal bei Tertiana, Quartana, ferner bei den estivo-autumnalen Eiebern an, in Einzeldosen von o,i g bis 0,3 g und in Tagesdosen von 0,9 steigend bis 2,0 g und zwar in Gelatinekapseln, ohne eine Einwirkung auf die Parasiten und damit auf den Gang der Infek- tion zu erzielen. Es ist sehr gut möglich, dass ich bei weniger kritischer Aus- wahl der Eälle die Kasuistik in Bezug auf die Wirksamkeit des Methylenblau noch sehr hätte vermehren können. Man darf nicht vergessen, dass schon der Hospitalaufenthalt an sich die Wider- standskraft des armen italienischen Arbeiters bedeutend stärkt und in seinem Endeffekt allein schon einigen Gramm Chinin gleichwertig erscheint. Aus diesem Grunde kann ich mich auch durch noch so imponierende Zahlengruppierungen und Statistiken vorläufig nicht von meinem vStandpunkte abbringen lassen. Ausserdem war zuweilen das Gefühl der Strangurie, trotz Ver- abreichung von Muskatnus, sehr lästig, Appetitlosigkeit stark, Er- brechen nicht selten. So kam es, dass selbst die mit oft rührender Geduld begabten italienischen Arbeiter mich baten, von jenem IMittel abzusehen. Dieselben Erfahrungen machte ich mit Neumethylenblau bei derselben Anwendungsweise und bei derselben Dosierung. Läng'er als drei Tage kam das Mittel gewöhnlich nicht zur Anw^endung. Meine Ani^aben oclten also nur für eine energische Methylen- blauverabrcicliunif, die währiMid weniger Tage ausgeübt wird. I'l'eber eine durch Wochen sich erstreckende Verabreichung kleinerer Methylenbkiudosen von 0,4- 0,6 pro die habe ich keine Erfahrungen. Man hat darüber günstige Resultate gemeldet in 1^'ällen, wo Chinin angeblich erfolglos angewandt war. Dass Methylenblau imstande sein sollte, schliesslich nach und nach Formen, die so wie so zuletzt steril werden würden, abzutöten, das will ich nicht bestreiten. Bei einer länger andauernden Erprobung des Methylenblau sind aber gleichzeitig vorgenommene, exakte Blutuntersuchungen unerlässlich. Nur dann können wir erfahren, ob das IMethylenblau nach und nach auch voll- kommen normal entwickelte Parasiten abtötet, oder nur sterile, oder auch solche die sich in einem Zustande verminderter Lebensfähigkeit be- finden. Wir dürfen nicht vergessen, dass die letzteren und ste- rilen Formen gerade bei den hartnäckigen Fiebern oft einen bedeutenden Bruchteil der Parasiten im Blute ausmachen- An anderer Stelle hatte ich früher erwähnt, dass man sich die kleinen Parasiten des Kameruner Fiebers im lebenden Präparat zu- gänglicher machen kfMinte durch Zusatz von verdünnter Methylen- blaulösung. Häufige Nachprüfungen bei estivo-autumnalen Fiebern führten zu dem Resultate, dass es sich in den obenerwähnten Fällen um Parasiten gehandelt haben muss, die dem Untergange gew^eiht waren. Die entwickelungsfähigen, ringförmigen, endoglo- bulären Parasiten der estivo-autumnalen Fieber nehmen im lebenden Präparate die Färbung durch Methylenblau- lösung nicht an. Ich bin weit davon entfernt, derartigen Experimenten, bei denen das Mittel auf die Parasiten unter nicht natürlichen Verhält- nissen einwirkt, eine beweisende Kraft beizumessen. Indess die Thatsache, dass das Methlenblau im lebenden Präparat sehr leicht die Sphären färbt, also absterbende Formen, ferner die Thatsache, dass im gehärteten Trockenpräparat sämtliche Parasiten sich sehr leicht färben , lässt die Wirkungslosigkeit das Methylenblau in der Blutbahn des lebenden Patienten vielleicht eher verständlich er- klären. Wenn übrigens auf das lebende Präparat das Methylen- blau längere Zeit eingewirkt hat, gehen die Blutelemente zu Grunde, und kann dadurch mittelbar auch eine Färbbarkeit der Parasiten erzielt werden. Vergleiche darüber später die Färbeme- thode Grassis und Felettis. Euchinin ist bis jetzt nicht zur Anwendung gelangt. Die viel umstrittene Frage der Einwirkung des Arsenik auf die malarische Infektion will ich hier nicht berühren. Ein direkter Einfluss des — 74 — Arsenik auf die Malariaparasiten selbst liegt jedenfalls nicht vor, wie ich mich durch ßlutuntersuchungen zu überzeugen geglaubt. E. Spontanheilung. Das Zustandekommen der Spontanheilung und die dabei ent- stehenden sterilen Formen haben wir schon früher gestreift. Ueber den näheren Mechanismus sollen die Untersuchungen noch fortge- setzt werden. Ob es die von den Parasiten selbst gebildeten Toxine sind, die einen Teil der Parasiten entweder direkt oder durch Schädigung ihrer Wirte steril machen, oder ob der Organismus selbst die die Parasiten abtötenden Stoffe bildet, ist mit .Sicherheit noch nicht aus- zumachen. In Bezug auf das Schwarzwasserfieber Kameruns nimmt A. Plehn^) an, dass die Parasiten zu Grunde gehen an den Folgen ihrer eigenen Thätigkeit, durch Vernichtung ihrer Wirte. Jedenfalls ist der Vorgang des Absterbens der Para- siten bei Spontanheilung verschieden von der Abtötung, wie sie durch Chinin erfolgt. Darüber weiter unten. Den Leukocyten, denen einige Beobachter wie Golgi und Metschnikoff bei Spontanheilung eine Rolle zugewiesen haben durch Annahme von Phagocytose, vermag ich in dieser Beziehung keine Bedeutung beizumessen. Niemals ist es mir trotz einer sehr grossen Reihe von Präparaten gelungen, in sofort gehärteten Präparaten Leu- kocyten zu finden, welche wohl entwickelte, chromatin- haltige Parasiten der menschlichen Malaria eingeschlossen gehalten hätten. Und wenn Bignami und Bastianelli eine Abbildung geben von einem Leukocyten, der angeblich eine ganze Anzahl junger Sporen aufgenommen, so bezweifle ich bis jetzt, dass es sich um wirklich fortpflanzungsfähige junge Parasiten gehandelt. Bei Anwendung der zu schildernden, spezifisch zu nennenden Färbe- methode wird sich der Beweis dafür bei eventuellen Nachprüfungen erbringen lassen. Wenn im lebenden Präparat unter dem Mik- roskop die Leukocyten sich allmählich thatsächlich der Parasiten bemächtigen, so ist das noch lange kein Beweis für ihre Bedeutung als Heilfaktor. Im lebenden Präparate befinden sich die Parasiten unter vollkom- men anomalen Verhältnissen, welche das allmähliche Absterben herbei- führen. Uebrigens sah ich auch im lebenden Präparat, wie zuerst l) Beiträge zur Kenntnis von Verlauf und Behandlung der tropischen Malaria in Kamerun. Berlin i8q6. — 75 — die sterilen Formen, insbesondere die Sphären und Geisseikörper von den Leukocyten umflossen wurden. Speziell das häufig- beobachtete Umflossenwerden der Geisseikörper gehört zu den interessantesten mikroskopischen Beobachtungen. Auch die unzweifelhaft während und einige Zeit nach dem Anfalle zu beobachtende Leukocytose hat mit der Bekämpfung der Parasiten selbst gar nichts zu thun, wenigstens nicht unmittelbar^). Ob die Leukocyten während der Periode der Leukocytose die Stoffe produzieren , welche das Sterilwerden vieler Parasiten be- dingen, ist noch nicht ausgemacht. Die Leukocyten nehmen dagegen, wie schon erwähnt, die ste- rilen Formen bez. Parasitentrümmer und das Pigment der Teilungs- formen auf. — Ueber das Verhalten der einzelnen Leukocytenarten im Malariablute, sowie der Blutplättchen werden die LTntersuchungen noch fortgesetzt. Die Ang-aben der Autoren schwanken darüber bis jetzt noch ganz ungemein. Erwähnenswert war vielleicht eine geradezu auf- fallende Vermehrung der Blutplättchen in einigen Fällen von lange Zeit bestehender Quartana und Irre- gularis sowie in Präparaten von in Blutegeln aufbe- wahrtem Malariablute. Vor der Aufsaugung durch die Blut- egel hatten sich in dem betreffenden Malariablute nicht entfernt so viele Blutplättchen befunden , und müssen zweifellos die Blutegel für jene Vermehrung die Veranlassung gegeben haben. Die weitere Erörterung dieser interessanten Thatsache würde uns hier zuweit führen: Cfr. im Abschnitt „Färbemethode" den Absatz über Blut- plättchen. Eosinophile Zellen fand ich durchaus nicht immer, wie Gra- witz"-'), vermehrt. Eine diagnostische Bedeutung habe ich ihnen bis jetzt bei der Untersuchung des Malariablutes nicht beimessen können. F. Beeinflussung der Parasiten durch Chinin. Während bei der Spontanheilung das Chromatin der Parasiten schwindet und darauf auch die anderen schon beschriebenen charakteristischen Veränderungen im Parasiten eintreten (Zunahme des Volumens, Zunahme i) Vergleiche darüber: Dr. Loewy und Dr. P. Fr. Richter, Ueber den Einfluss von Fieber und Lenkocytose auf den Verlauf von Infektionskrankheiten. Deutsche med. Wochenschr., 1895, No. 5, S. 240. 2) I. c. - 76 - des Pigments etc.), wird nach meinen Untersuchungen durch Chinin in erster Linie der Protopasmaleib des Parasiten betroffen. Das Chromatin wird scheinbar erst ckirch die Zerstörung des Protoplasma in Mitleidenschaft gezogen. Dass die Parasiten selbst von dem Chinin zerrissen werden, ist eine schon durch Binz'""2) erkannte Thatsachc, nicht aber, dass die einzelnen Bestandteile des Parasiten sich verschieden verhalten gegen die Ein- wirkung des Chinins. Betrachtet man z. B. ein nach unserer Methode gefärbtes Prä- parat von gewöhnlichen Tertianparasiten am Tage der Apyrexie, nachdem etwa sechs Stunden vorher Chinin gegeben ist, so beob- achtet man eine ganze Anzahl endoglobulärer, Yg — Yg erwachsener Parasiten, deren Protoplasmaleib in lauter einzelne, unregelmiässig gestaltete Teilstücke zerrissen ist. Dieselben liegen über das ganze inficierte rote Blutkörperchen zerstreut. Bei Methylenblaufärbung zeigen sie einen graublauen Farbenton (Taf. I, 44, 45, 46). Das Chromatinklümpchen zeigt scheinbar zunächst dasselbe Aussehen wie in dem nicht mit Chinin behandelten Blute. Auch die achromatische Zone war öfter noch erhalten. Im nicht mit Chinin behandelten Malariablut ist der Zusammenhang des ganzen Parasitenleibes gewahrt. Nur das Chromatin hat beim Tertianpara- siten häufig eine excentrische Lage, wie ohne Zusammenhang mit den übrigen Parasiten. Indes nicht alle der in diesem Stadium befindlichen Parasiten, die dem Chinineinflusse unterworfen waren, zeigen ebenso starke Veränderungen. Bei manchen sieht man kaum eine oder scheinbar gar keine Veränderung. Ob diese letztere Er- scheinung beruht auf besonderer Widerstandsfähigkeit der betreffen- den Parasiten oder einer besonderen Konstitution der inficierten roten Blutzellen, vermag ich nicht zu sagen. Je weiter der Parasit in der Entwickelung fortschreitet, desto schwieriger wird es, die zerstörende Wirkung des Chinins wahrzunehmen. Giebt man das Chinin so, dass die Hauptwirkung desselben in die Zeit der Hauptthätigkeit der Chromatinteilung fällt, so geht die Ent- wickelung der Parasiten ruhig weiter, d. h. die Teilung des Chromatin schreitet fort. Damit ist nicht gesagt, dass das noch in Cirkulation befindliche Chinin nicht die jungen Parasiten zu beeinflussen vermag, welche aus der Teilung der Mutterparasiten bald darauf entstehen. 1) Binz, Ueber den Vorgang der Heilung des Malariafiebers durch Chinin. Deutsche med. Wochenschr., 1894, ^o- ^• 2) Binz, Unsere jetzige Kenntnis von der Malariafieberheilung durch Chinin. Centralbl. f. d. med. Wissensch., 1894, No. 2. - - 77 — Vgl. darüber Golgi^^-). Wenn nun das Chinin auf das Chroma- tin der halberwachsenen Parasiten scheinbar nicht oder weniger einwirkt, auf den Protoplasmaleib dagegen oft sehr stark, wenn ferner das Chinin auf die bereits in Teilung begriffenen Parasiten scheinbar wenig oder keine Wirkung ausübt, so muss das einen Grund haben. Derselbe scheint mir darin zu liegen, dass beim halberwachsenen Parasiten das Verhältnis des schwerer beeinflussbaren Chromatins zu dem leichter beeinfluss- baren Protoplasma ein ganz anderes ist, als bei dem in der Teilung befindlichen Parasiten. Während im ersteren Falle das Chromatin etwa '/g des Ge- samtvolumen des Parasiten einnimmt, nimmt bei schon einiger- massen vorgeschrittenen Teilungsformen, die nach unserer Methode gefärbt sind, das Chromatin die Hälfte ein. Diese beiden Zahlen sollen kein absolutes Mass bilden, sondern nur zur Veranschaulichung des Unterschiedes dienen. Indes die Volumenzunahme des Chromatins an sich scheint die geringere Wirksamkeit des Chinin weniger zu bedingen als vielmehr die ausserordentlich erhöhte vitale Eigenschaft, die sich während der Teilung im Chromatin offenbart. Und wenn die kleinen Parasiten der estivo-autumnalen Fieber auch schon im jüngeren endoglobulären Stadium dem Chinin mehr Widerstand entgegensetzen als die Para- siten der Tertiana und Quartana, so scheint mir auch hierbei die besonders starke Proliferationsfähigkeit des Chromatins der ersteren mitzuwirken. Uebrigens konnte ich bei den Ring- und Siegelring- formen der kleinen Parasiten, die dem Einflüsse des Chinins unter- worfen wurden , nicht die deutliche Zerreissung des Protoplasmas erkennen, wie ich sie bei den Tertian- und Quartanparasiten am Tage der Apyrexie gefunden. Dass die Jugendformen, insbesondere die noch extraglobulären am leichtesten dem Einflüsse des Chinins erliegen, ist eine schon länger bekannte Thatsache. In diesem Zusammenhange ist es vielleicht nützlich, daran zu erinnern, dass bei den Experimenten mit Blutegeln sich das Chro- matin der Parasiten ganz bedeutend länger nachweisen Hess als das Protoplasma. Meines Wissens hat man es bis jetzt nicht x^ersucht, die hoch- i) Golgi, Action de la quinine sur les parasites malariques et sur les acces febriles qu' ils determinent. Rendiconti del R. IstitiUo lonibardo Serie II. Vol. XXV, fasc. 3 u. 5. Resume par Rondelli. Archives Italienn. de biologie, 1892, Bd. XVII, S. 456. 2) Ueber die Wirkung des Chinins auf die Maiariaparasiten und die diesen ent- sprechenden Fieberanfälle. Deutsche med. Wochenschr., 1892, No. 29 — 32. - 7« - interessanten Strukturveränderungen, die während der Entwicklung des Parasiten stattfinden, zur Grundlage zu machen für eine rationelle Chinintherapie. Ausserdem decken sich die durch obige Erwägungen gewonnenen Resultate mit den empirisch gefundenen Thatsachen. Es ist durchaus rationell, das Chinin in einem möglichst frühen Stadium auf die Parasiten wirken zu lassen, wenn irgend möglich noch auf die extraglobulären Formen, dieses sowohl bei der heimischen wie bei der tropischen Malaria. Da die Parasiten im Körper als obligate Zellschmarotzer aufzufassen sind, befinden sie sich ausserhalb der roten Blutzellen noch in einem Zu- stande verminderter vitaler Eigenschaft. Eine ältere Vorschrift sagt bereits, dass das Chinin, welches nach 5 — 6 Stunden seine Haupt- wärksamkeit entfaltet, ,5 — 6 Stunden vor dem Anfalle zu geben sei, da dann im Anfalle selbst das Chinin auf die neu entstandenen Parasiten wirkt. Es ist aber auch noch rationell, das Chinin im Fieberabfall zu geben, wenn sich schon jüngste endoglobuläre For- men finden. Meist gab ich das Chinin bei tropischen und estivo- autumnalen Fiebern beim ersten T. Abfall, um nicht die Wirkung des Chinins mit der des Anfalles zusammenfallen zu lassen. Bei heimischer Malaria braucht man derartige Rücksichten weniger zu nehmen, da die betreffenden Anfälle an sich schon leichter sind. Aehnlich wird schon längere Zeit von den Marineärzten gehandelt. Nach den obigen Darlegungen ist es auch nicht ganz unrationell, das Chinin bei Tertiana und Quartana noch zu geben, wenn die Parasiten schon etwa die Hälfte ihrer Entwicklung erreicht haben. Indess die Wirkung wird schon unsicher, da ein Teil der Pa- rasiten nicht mehr beeinflusst wird. Man kann aber auf diese Weise unter Umständen erreichen, dass der nächste Anfall wegen der geringeren Zahl der zur Entwicklung kommenden Parasiten schwächer wird. Empfehlenswert ist es im allgemeinen, bei Tertiana und Quartana an dem alten Modus festzuhalten und 1,0 Chinin 5 bis 6 Stunden vor dem Anfalle einzugeben. Ueber die weitere Behand- lung siehe weiter unten. Die halberwachsenen Formen der kleinen Parasiten sind noch resistenter. Je mehr die Entwicklung des Chromatins fortschreitet, desto weniger wird die Teilung desselben beeinflusst. Man erreicht viel- leicht noch eine gewisse Verlangsamung des Teilungsprozesses, wenn man das Chinin 8 — 14 vStunden vor dem Anfalle gibt. Indess der Anfall selbst tritt doch ein, wenn auch mit Verspätung. Uebrigens scheinen die Parasiten in allen den Fällen, wo es sich um eine Neigung zur Spontanheilung handelt — 79 — wo mit anderen Worten viel sterile Formen auftreten^ auch leichter in bereits vorgeschrittenen Stadien beein- flusst zu werden. In diesen Fällen handelt es sich von vorn- herein um Parasiten von verminderter Lebensfähigkeit. Man kann also, was früher nicht berücksichtigt worden ist, durchaus nicht jeden Fall von Malaria gebrauchen, um allgemein gültige Gesetze für eine rationelle Chinintherapie herleiten zu können. Die Fälle mit Neigung zur Spontanheilung sind vielmehr auszuschliessen bei entsprechenden Versuchen. Mir gelang es z. B. in zwei Fällen von Tertiana, durch i g Chinin, gegeben am Tage der Apyrexie, den erwarteten Anfall zu koupieren. Indess beide Fälle zeigten bei einem grossen Teile der Parasiten die Neigung, steril zu werden. Es ist also möglich, dass der erwartete zweite Anfall so wie so nur sehr schwach aufgetreten wäre. Von praktisch grosser Bedeutung ist die Frage, ob man be- rechtigt ist, Chinin noch weiter zu geben, wenn nach völliger Ent- fieberung eines Patienten nur noch die Halbmonde den einzigen positiven Befund im peripheren Blute bilden. Wie ich früher i) schon bewiesen und bereits in meiner ersten Veröffent- lichung') angenommen, sind die Halbmonde und ihre verwandten Formen als sterile Gebilde aufzufassen. A. Plehu'^) in Kamerun, der der Halbmonde mit Bignami und Basti an elli aus klinischen Gründen für nicht aktive Parasiten anzusehen geneigt ist, hält daher auch Verabreichung von Chinin für irrationell in diesem Falle. Thatsache ist, dass Halbmonde ziemlich lange Zeit nach einem Fieber bei relativem oder völligem Wohlbefinden des Patienten sich im Blute finden können. Chinin übt keine Wirkung auf sie aus, wenn man die Dosen auch noch so steigert. Bei der eigenartigen Starre ihres Protoplasmus kann uns das auch nicht weiter wundern. Wenn ich nun trotzdem in solchen Fällen i g Chinin an jedem dritten Tage gab, so gab ich es nicht der Halbmonde wegen, sondern prophylaktisch, um die eventuell noch in inneren Organen befindlichen kleinen Parasiten zu töten. An anderer Stelle^) sagte ich bereits, dass ihre Gegenwart oft 1) H. Ziemann, Zur Morphologie der Malariaparasiten. Centralbl. f. Bact. u. Paras., 189?, Bd. XXI, No. 17/18. 2) H. Ziemann, Ueber Blutparasiten bei heim, und trop. Malaria. Vortrag auf Naturforscher-Versammlung zu Fankfurt a. M. Gentralbl. f. Bact. u. Paras., 1896, Bd. XX, No. 18/19. 3) A. Plehn, Die Blutuntersuchungen in tropischen Fiebergegenden und ihre praktische Bedeutung. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhygiene, 1897, Bd. I, No. I. — 8o — als der Ausdruck einer latenten Infektion zu betrachten war. „Uebrigens fanden sich einigemal auch deutliche Störungen des Allgemeinbefindens, wenn sie den einzigen Befund bildeten." Es ist also sehr gut möglich, dass in inneren Organen sich noch fort- pflanzungsfähig'e Parasiten befanden. Wenn man also überhaupt in einem so mörderischen Klima wie in Kamerun eine Chininprophylaxe bis zu einem g-ewissen Grade für angezeigt hält, so ist sie es erst recht in diesem Pralle, wenigstens an Bord, wo häufiger ein Klimawechsel stattfindet. Der Umstand, dass man zuweilen in solchen Fällen an manchen Tagen mehr, an anderen weniger Halbmonde im Blute findet, lässt auch daran denken, dass die Halbmonde sich zeitweise wieder er- gänzen, während andere verschwinden. Diese Ergänzung kann aber nur durch Umbildung der in inneren Organen befindlichen kleinen Parasiten erfolgen. Wenn ferner A. Plehn sagt, er hätte Fälle gesehen, wo Patienten trotz der noch im Blute befindlichen Halbmonde und ohne Chininbehandlung längere Zeit frei v^on Recidiven gewesen sind, so gebe ich die Möglichkeit gerne zu. Ich selbst erwähnte bereits einen derartigen Fall aus der lombardischen Ebene. Andererseits sah ich wiederum Fälle in Grosseto, wo Rekonvalescenten mit Halbmonden als ein- zigem Befunde im Blute das Hospital verliessen, um wegen eines Recidivs bereits nach einigen Tag'en wieder eingeliefert zu werden. Man könnte einwerfen, dass es sich in diesen Fällen, in denen übrigens der Blutbefund bei der ersten und der zweiten Aufnahme übereinstimmte, möglicherweise gar nicht um ein Recidiv gehandelt, sondern um eine nach der ersten Entlassung stattgehabte Neu- infektion. Trotzdem halte ich in diesen Fällen aus den oben erwähnten Gründen eine prophylaktische Chininbehand- lung für durchaus nicht unrationell, im Gegenteil. Man schadet dem Rekonvalescenten durch massige Dosen von i,o Chinin an jedem dritten Tage nicht, kann aber unter Umständen ihn vor dem drohenden Recidive bewahren. Die Höhe der einzelnen Dosis überschritt bei der Tertiana und Quartana simpl. nicht i,o. Wenn fünf bis sechs Stunden vor dem erwarteten Pleberanfalle i,o Ch. gegeben war, so wurde diese Dosis auch an dem folgenden Tage wiederholt. Selbst schwe- rer verlaufende Fälle von Tertiana wichen durchaus den gewöhnlichen Chinin dosen. Ich denke dabei speziell — 8i — an einen Matrosenartilleristen in l.ehe, der in tiefer Rewusstlosig'keit eing^eliefert wurde, und an 'J'ertiana dupl. litt. Nach der Entfieberung wurde auch bei heimischer Malaria ■ noch drei bis vier Tage täglich i,o Chinin gegeben, ein V'erfahren, das ich später Golg-i in Pavia ebenfalls anwenden sah. Man hat dadurch die Mög-lichkeit, etwa noch übrig- gebliebene Krankheits- keime ebenfalls abzutöten, und dadurch spätere Recidive nach Mög- lichkeit zu verhüten. Bei Tropen- und estivo-autumnalen Fiebern war die höchste Tagesdosis 3,0 Ch. Es war das nur in allarmierenden Phallen , wo es sich um einen enormen Parasitenreichtum handelte. Meist kam ich mit I — 2,0 vollkommen aus. Selbst in den schwersten Fällen konnte ich mich nie entschliessen, die Kranken mit hohen Dosen über 3,0 zu quälen. Indikation zu sofortiger Chiningabe war das Vorhandensein einer Anzahl kleinster endoglobulärer Parasiten. Fehlten dieselben einmal nach Eintritt des Fiebers und ging die Temperatur nicht herunter, wurde trotzdem Chinin geg^eben, in der Annahme, dass sie sich noch in inneren Organen aufhielten. Wie wir schon früher gesehen, wird eine etwas später vorge- nommene Blutuntersuchung' in solchen Fällen fast inmier die kleinen Parasiten finden lassen. Eine Verzettelung des Chinins in kleine Dosen fand nicht statt. Im Gegenteil wurden eine Stunde nach Verabreichung des ersten gr Chinin, eventuell noch 0,5 — 1,0 Chinin gegeben, nach einigen Stunden im Bedarfsfalle noch einmal 0,5 — 1,0. Handelte es sich bei Remittens in Kamerun um Parasiten verschie- dener Entwicklungsstufe, so muss man jedenfalls versuchen, durch auf den Tag verteilte Chinindosen eine fraktionierte Sterilisation des Blutes zu erzielen. Das A und O jeder Therapie eines Erstlingsfiebers ist eine möglichst frühzeitige und ener- gische C h i n i n b e h a n d 1 u n g. Nach unseren Untersuchungen schwinden die kleinen Parasiten bei durchschnittlich 2,0 Chinin pro die schnell aus dem Blute. Gegen die im Blute möglicherweise kreisenden Stoff Wechselprodukte der Parasiten ist das Chinin vollkommen machtlos. Diese Stofif- wechselprodukte sind es ja, welche bei Perniciosa einige Unter- sucher wie SteudeU) zu exorbitanten Chinindosen geführt. Es ist ein Verdienst von A. und F. Plehn, von vornherein dagegen Front g-emacht zu haben. In Bezug auf das Schwarzwasserfieber Afrikas hat noch kürzlich F. Plehn '-^j diesen Standpunkt mit aller i) Steudel, Die perniciöse Malaria in Deutsch-Ostafrika. Leipzig. 2) F. Plehn, Ueber die j^raktisch verwertbaren Erfolge der bisherigen ätiologüjpteii/-» j-^^s,. Malariaforschiing. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhygiene, 1897, Bd. I, Heft 6. /v^ ' — ^ x\ Zicniiinn, Deber ituhiiia etc. 6 /cV^'v^O^ ''ö^O'^^ /^ ^ — - V\age kämen, mit Schwierigkeit verknüpft. Zu den Infusorien oder Mastigophora gehören sie sicher nicht. Ob sie zu den Sarcodinen, speziell zu den Amöben, wie es Grassi und Feletti wollen, gehören, erscheint ebenfalls nicht sicher. Ich habe es stets vermieden, unsere Parasiten als „Amöben" zu bezeichnen, wie es in der Literatur mehrfach z. B. auch bei Bignami und Basti an elli geschieht. Die Encystierungen , die bei den Amöben häufiger sich finden, sind bei den Malariaparasiten u. s. w. bis jetzt wenigstens nicht bekannt. Formen wie auf (Taf. III, 20) sind jeden- falls, wie wir gesehen, nicht als Cysten zu bezeichnen. Einen gewichtigen Gegengrund gegen die Amöbennatur der Blutparasiten macht schon Manna berg geltend, indem er sagt, i) Braun, Die thierischen Parasiten des Menschen. 1895. — 95 — dass unsere Parasiten als obligate Zellschmarotzer anzusehen sind, während dies bei den Amr)ben bis jetzt nicht beobachtet wäre. Eine Ausnahme führt er jedoch an, wonach einmal im Darmkanal eines Kaninchens eine Am(')be innerhalb einer Epithelzelle gesehen worden sei. Ich weiss nicht, ob später noch ähnliche Beobacht- ungen gemacht worden sind. Vielleicht ist auch erwähnenswert, dass bei meinen bisherigen Färbeversuchen nach der zu schildernden Methode sich die Am()ben in kurzer Zeit intensiv dunkel färbten, ohne bei Nichtanwendung einer Entfärbung eine innere Striktur erkennen zu lassen, während die Blutparasiten durchschnittlich eine längere Zeit gebrauchten, dann aber meist alle Details prachtvoll her\-ortreten Hessen. Uebrigens sind die Färbeversuche bei Amöben noch nicht abgeschlossen. Auch betone ich Mannaberg gegenüber, dass die Halbmonde keinen Gegengrund abgeben gegen die etwaige Amöbennatur unserer Parasiten. Wie erinnerlich, unterscheide ich mich scharf von Mannaberg in der Auffassung dieser Gebilde, in- dem ich sie nur als degenerative Formen betrachte. Die Vermehrung durch nackte Keime, die amöboide Beweglichkeit lassen immerhin eine Verwandschaft unserer Parasiten mit den Amöben als möglich erscheinen. Und wenn diese amöboide Beweglichkeit sich nur in einem gewissen Stadium der Blutparasiten bei Säugetieren und Kalt- blütern findet, scheinbar nicht bei den Vögeln, so ist auch daran zu denken, dass vielleicht das dichtere Gefüge des roten Blutkörpers beim Vogel eine äusserlich sichtbare amöboide Beweglichkeit hindert. Ausserdem werden wir bei dem Vogelblutparasiten im ge- färbten Präparate auch noch kurze amöboide Fortsätze kennen lernen. Jedenfalls wird es Sache der späteren •'oologischen Forschung sein , die endgültige Unterbringung dieser interessanten Parasiten im zoologischen Systeme zu bewirken. Jetzt scheint es noch unmög- lich, das mit Sicherheit zu thun. An dieser Stelle sei schon erwähnt, dass, wie wir später sehen werden, einige Pilze, wie z.B. Sacharomyces cervisiae, Torula rosacea, alba, nigra, Oidium lactis in der inneren Struktur manche Anklänge an die Blutparasiten zeigen. Daraus irgend welche Schlüsse ziehen zu wollen, liegt mir bis jetzt fern. Bei dieser Gelegenheit möchte ich kurz die Einteilung streifen die in Wasielewski'si) Buche nach Labbes Vorgang den Acysto- sporidien gegeben wird. I) 1. c. - 96 - Die Acystosporidien werden dort eingeteilt in I. Familie Acystidae, mit sichelförmigen Keimen, IL Familie Haemamöbidae, mit amöboiden Keimen. Die Familie der Acystidae, deren Entwickelung- sich im Darm- epithel von PYöschen, Salamandern und Tritonen abspielt, können wir hier beiseite lassen, da es sich nicht um Blutparasiten handelt. Uebrigens scheint es sich bei ihnen um Organismen zu handeln, deren Entwickelung- nach den g-eg^ebenen Abbildung'en \'ielleicht zu trennen ist von den sehr niedrig stehenden übrig^en Acystosporidien, den Hämamöbiden. Letztere werden dort eingeteilt in a) zweisporige Hämamöbiden (f-rattung Halteridium Labbe). Syn. Laverania Grassi und Feletti (Laverania Dani- lewskyi) Haemoproteus pro parte Kruse, Haemproteus, Varietät. A. Celli und Sanfelice, Laverania -\- Pseu- dovermiculi -|- Polymitus. Danilewsky. b) einsporige Hämamöbiden (Gattung Proteosoma Labbe): Synonyme: Haemamöba Grassi und Feletti (Haema- möba relicta -\- H. subpraecox --|- H. immaculatia). Haemo- protus Kruse pro parte, Haemoproteus, Var. B. u. C. Celli u. Sanfelice. Zu a) sollten die hanteiförmigen Blutparasiten gehören, welche wir noch bei dem Sperlinge, der Nachtigall kennen lernen werden (Taf. IV, 3, 4, 5). Die Hantelfigur, welche an je einem Pole einen Kern hätte, sollte sich durchschnüren in der Mitte, sodass zwei Proto- plasmakugeln entständen, welche ihrerseits wieder in zahlreiche ovale Keime zerfielen. Zu b) gehörten die übrigen, in roten Blutkörpern schmarotzenden Parasiten bei Menschen und Tieren mit Ausnahme der Hämospo- ridien Labbes^). Ich kann diese Einteilung nicht annehmen, da ich weder das Vorhandensein von zwei Sporen bei der sogenannten Gattung halteridium, noch überhaupt eine Fortpflanzung derselben bis jetzt erkennen konnte. Darüber noch weiter unten. Das Be- streben auf diesem Gebiete eine feste Systematik zu schaffen, hat bis jetzt durchaus noch nicht zu einer wünschenswerten Klarheit geführt. Bis jetzt erscheint es jedenfalls am praktischsten, alle Parasiten der roten Blutkörper von Menschen und Tieren, wenn schon ein Sammelname sein soll, als Hämosporidien zusammenzufassen, wie es I) i. c. — 97 — auch in Brauns Ikich ^x'schieht, ihre SteUunt^' im zoolog-ischen vSystem aber oifen zu lassen ^). Alle diese Parasiten sind an die roten Blutzellen gebunden, wie wir sehen werden auch die Parasiten der Vögel, welche indes scheinbar eher von einem gewissen Zeit])unkt an ein extraglobuläres Leben führen können. Der Name „Cytozoen" würde \-ielleicht ebenso passend sein. Da indes der Name Hämosporidien sich einzubürgern scheint, wollen wir ihn vorläufig bestehen lassen. Die Blutkörperparasiten oder Hä- mosporidien in unserem Sinne würden also sowohl die Acysto- sporidien Wasielewskis wie auch die in seinem Buche davon ge- trennten Hämosporidien Labbes umfassen. Die Hämosporidien oder Bhitkörperparasiten wären dann ein- zuteilen in i) Hämosporidien des Menschen oder eigentliche Ma- lariaparasiten mit folgenden Arten oder Varietäten, a) Parasiten der Tertiana. b) Parasiten der Quartana. c) Parasiten der Tropen bez. estivo-autumnalen Fieber. 2) Hämosporidien anderer vSäugetiere. Zu ihnen gehörte als den Malariaparasiten nahestehend a) Der Parasit der febrismalarioformis -). Die betr. Arbeit erschien nach Fertigstellen der meinigen. Mit unserer Färbungsmethode wird es voraussichtlich ein leichtes sein, auch die noch unbekannte Ver- mehrung dieser Gebilde festzustellen. b) Parasiten des Texasfiebers der Rinder und des Carceag der Schafe ^). c) Parasiten der Ictero- Hämaturie der Schafe*). Ent- sprechende Präparate habe ich leider nicht auftreiben können. d) Parasiten des Hundes ^). Es handelte sich um birn- förmige, kleine, bewegliche, endo- und extraglobuläre i) Vergl. darüber .luch Parasites endoglobulaires. Archivcs de Zoologie expeiimen- tale. III. Serie, T. II. 2) Ueber einen neuen palhogencn Parasiten im Blute der Rinder in Süd-Afrika. Dr. W. Kolle, Zeitschrift für Hygiene u. Infekt.-Krankh., Bd. XXVII, 1898, S. 45. 3) Litteratur vergl. unten. 4) Bonome, Ueber parisitäre Ictero-Hämaturie der .Schafe. Virchow's Archiv, Bd. CXXXIX, 1895, p. I. Bonome bezeichnet den Erreger als Amobosporidium poly- phagum. 5) Plana G. P. e Galli Valerio, Su di un infezione del cane con parassiti endoglobulari nel sangue. Moderne Zooiatro. 1895. '^ ^^^ggio- Z i e m a u n , Ueber Malaria etc. 7 - 98 - Gebilde mit einer kleinen ovalen oder rundlichen Figair im Innern, färbbar mit Methylenblau und nach Chinin verschwindend. Sie fanden sich bei einem Hunde, der nach einer Jagd im vSumpfterrain unter Fieber, vSchwäche und etwas Icterus erkrankt war. Ob und welcher Zusammenhang unter den Formen von a — d besteht, kann nach dem jetzigen ^Stande unserer Kenntnisse noch nicht entschieden werden. 3) Hämosporidien der Vögel, cfr. das betr. Kapitel. 4) Hämosporidien der Kaltblüter, cfr. das betr. Kapitel. Zweifellos wird sich die Zahl der Hämosporidien, welche Tier- blut infizieren können, bei weiteren Beobachtungen noch etwas ver- mehren. Bis jetzt sind die bezüglichen Beobachtungen noch zu lückenhaft, um daraufhin eine vollständige Tabelle jener Parasiten aufstellen zu k()nnen. In Kamerun sah ich bei einem Mopse, der an Fieber mit Tertianatypus erkrankt war, äusserst spärliche, kleine, endoglobuläre Parasiten, ähnlich den in Kamerun bei Malaria des Menschen vor- kommenden. Ob sie identisch sind mit den geschilderten kleinen Parasiten der Kamerunfieber, ist durchaus ungewiss. Ueber den feineren Bau kann ich nichts aussag-en, da es sich um einen äusserst spärlichen Befund handelte, und ich damals noch nicht über die Fär- bungsmethode verfügte. In Togo hörte ich von angeblichen Malaria- anfällen bei Pferden, die mit Orchitis einhergehen sollten. Unter- suchungen bei zwei unter unregelmässigem Fieber erkrankten Pferden bei Grosseto waren ohne Erfolg. Die betreffenden Pferde waren in der Nähe von ausserordentlich fieberverrufenen Sümpfen gehalten worden. Nach Aussage des Tierarztes war eine Erklärung für das z. T. intermittierend verlaufende Fieber nicht zu finden gewesen. Im Sudan will der Tierarzt Pierre, in Senegambien Dupuy, in Tunis Berard^), bei Pferden malariaähnliche Erkrankungen festgestellt haben. Bei einem Wildschweine, gefangen in den Maremmen bei Grosseto, war eine Untersuchung ebenfalls negativ. i) Recueil de med. veterin (1886—95), citiert nach A. Celli und F. S. Santori, Die Rindermalaria in der Campagna von Rom. Centralbl. f. Bact. u. Parasitenk., 1897, Bd. XXI, No. 15/16, S. 570. 99 18. Untersiioliiiiifieii über die Parasiten des Texasfiel)ers der Rinder. An verschiedenen Teilen der Erde findet sich eine bald akut, bald chronisch verlaufende Krankheit der Rinder, die in den schwereren Fällen sehr oft zum Tode führt. Bei akutem Auftreten kommt es zu hohem Fieber, nicht selten auch zur Hämoglobinurie. Nach dem zuweilen schon nach 36 Stunden erfolgenden Exitus findet man akute Milzschwellung, Hämorrhagien in den Nieren, sowie öfter auch in Magen und Darm. Die leichtere Form ist von Hämoglobinurie nicht begleitet. Auch ist das Fieber leichter. Bis jetzt hat man diese Krankheit gefunden in Europa in Rumänien, im vSüdwesten von Russland, im Südosten von Ungarn, in Finnland, in Itahen (Ager Romanus), in Sardinien, in Amerika im Süden der vereinigten Staaten, in Afrika neuerdings in unserer ostafrikanischen Kolonie, sowie in Südafrika, ferner einem Gerüchte nach auch in Australien. Eine meisterhafte Beschreibung gab Th. Smith ^). Ferner beobachteten die Krankheit Babes-), Ali Krogius und V. Hellens^), Sanfelice und Loi^), Weisser und Maassen^), Celli und Santori*^) und R. Koch^). Als Krankheitsursache lernte man kleine Parasiten von leb- hafter Beweglichkeit innerhalb der roten Blutzellen kennen. Die kleinsten zeigten nur eine Grösse von i — i Y2 /'• O^ sah man Doppel- infektion der roten Blutzellen. Wegen der sich häufig findenden Form von zwei nebenein- anderliegenden Birnen gab Th. Smith dem Parasiten den Namen pyrosoma bigeminum Es hiesse wohl richtiger pirosoma bigeminum, Synonym (apiosoma bigeminum). Indes, auch das Beiwort bige- minum ist nicht ganz glücklich gewählt, da man nicht selten auch nur einen Parasiten innerhalb eines roten Blutkörpers sieht. Wir 1) Die Aetiologie der Texasfieberseuche des Rindes (Centralblatt f. Bact. u. Para- sitenkunde, Bd. XIII, 1893) zusammen mit Kiiborne, Investigation into the nature, causations. and prevention of southern cattle fever. 89^ annual reports of the Bureau of animal industry. Washington 1893. 2) Die Aetiologie der seuchenhaften Hämoglobinurie des Rindes (Virchows Archiv, Vol. 125, 1889). 3) Des hematozoaires de rhemoglobimirie du boeuf (Archiv, de med. exp. 1894). 4) Suir etiologia della ematinuria dei bovini in Sardegna (Mod. Zooiatro Anno 1895. 5) Zur Aetiologie des Texasfiebers (Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte, Bd. XI, 1895. 6) 1. c, pag. ante. 7) R. Koch, Ueber das Texasfieber der Rinder. Deutsches Kolonialblatt, Xo. i, 1898, p. 2. 7* lOO werden daher nur kurzweg- vom Parasiten des Texasfiebers sprechen. Ueber die Art der Fortpflanzung weiss man noch nichts. Man weiss nur, dass der Parasit durch die Rinderzecke, ixodes bovis, auf die Rinder über tragen wird. Auch die Kenntnisse vom inneren Bau waren z. T. noch ungenügende. Indes weiss man, dass das para- sitenhaltige Rinderblut, eingeimpft in andere Rinder, die Krankheit wieder zu erzeugen vermag. Daraus lässt sich also schliessen , dass vora vissichtlich die Parasiten sich im Körper des Impflings vermehren. Auch bei Impfungen mit Malariablut muss die relativ geringe Zahl der überimpften Malariaparasiten sich erst so und so häufig vermehrt haben, bis sie hinreichend ist, um einen Anfall zu bedingen. Impfungen auf andere Tiere waren nach Celli und Santori^) und Smith^) erfolglos. In Bezug auf die nähere Darstel- lung der Aetiologie und vSy m ptoma tologie der Krank- heit verweise ich auf die ausführlichen Arbeiten der citierten Autoren. Die Krankheit scheint in Gegenden vor- zukommen, die auch sonst mehr oder weniger der Sitz mensch- licher Malaria sind. Die eventuellen Analogien des Texasfiebers und mancher Formen der Malaria will ich hier bei vSeite lassen. Die Befunde von Smith und den anderen genannten Au- toren befestigten in mir die Ueberzeugung, dass das sogenante Texasfieber der Rinder eine etwas weiter verbreitete Krankheit sei, als man bisher angenommen, und dass es bisher aus Unkenntnis z.T. übersehen, z. T. falsch gedeutet sei. Während meines Aufenthaltes in Italien war ich daher bemüht, über das event. Vorkommen jener Krankheit Erkundigungen einzuziehen. Selbst in den verrufenen Maremmen konnte ich nichts Positives erfahren. Die dortigen zahlreich vorhandenen Rinder gehören der langhörnigen, stark- knochigen Rasse an , die schon seit Jahrhunderten dort gezüchtet wird. Es ist also bereits Akklimatisation eingetreten. Es ist das wichtig zu betonen, da vom Texasfieber fast immer nur frisch im- portierte Tiere ergriffen werden. Dass etwa Rinder aus Holland, der Schvv^eiz oder der lom- bardischen Ebene dort eingeführt und an texasfieberähnlicher In- fektion erkrankt seien, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Indes gelang es mir, in der Nähe von Codigoro, einem 1) Die Rindermalaria in der Kampagna von Rom. Centralbl. t. Bact. ii. Para- sitenk., 1897, Bd. XXI, No. 15/16. 2) 1. c. 3) Recueil de med. veterin (1886 — 95), (citierl nach Celli u. Santori 1. c). lOI — kleinen Orte südlich von Venedig, in den sogenannten valle di Comachio, eine Gegend zu finden, in der die er- wähnte Krankheit vorzukommen scheint. Jene Gegend war früher, vor Einführung der in grösstem Massstabe betriebenen Boden- melioration, wegen ihrer Malariafieber berüchtigt. Jetzt wird durch riesige Saugpumpen das Wasser aus den Sümpfen abgesogen und durch einen Kanal dem adriatischen Meere zugeführt. Trotzdem ist noch jetzt, besonders im August und September, wenn die ersten Regen fallen, die Malaria ein häufiger Gast. In einem Landstriche bei dem nahen Comachio, dem sogenannten bosco, sollen nach Aus- sagen des Dr. Dali' Olio in Comachio, auch perniciöse Fieber- formen im August und vSeptember sich finden. Der Brauch, Nachts die Fenster zu schliessen wegen der „aria cattiva", wird in jener Gegend besonders streng durchgeführt. Als ich nun einem Tierarzte in Codigoro, einem Herrn Luciani-Cinti Antonio, die Symptome des Texasfiebers schilderte und fragte, ob vielleicht eine ähnliche Krankheit dort vorkäme, erfuhr ich, dass allerdings eine solche sich fände, genannt „piscia sangue". Blutpissen. Die Krankheit kommt nicht häufig vor, jedoch im Verlaufe des ganzen Jahres. Leider konnte ich nicht so lange dort bleiben, um einen etwaigen Fall zu erwarten. Ich bat daher um Uebersendung von Blut- präparaten und gehärteten Organteilen. Bald darauf sandte Herr Luciani auch Blutpräparate, sowie die kurze Krankengeschichte eines an Blutpissen eingegangenen Rindes. Dieser Fall schien in klinischer Beziehung mit akut auftretendem Texasfieber identisch zu sein. Nach Eintritt von starker Hämoglobinurie war Exitus letalis eingetreten. Die plötzlich und akut aufgetretene Krankheit hatte nur 3 Tage gedauert. Die Organteile gelangten leider nicht in meine Hände. In den Blutpräparaten waren nur äusserst spärliche Parasiten sichtbar. Auch beim Texasfieber finden sich die Erreger hauptsächlich in inneren Organen, insbesondere in den Nieren. Erst nach einigem Widerstreben ging ich daran, von jenem Befunde Kenntnis zu geben, weil es sich nur um einen Fall han- delte, und ich die sehr wichtige Beobachtung des leben- den Blutes nicht hatte machen können. Immerhin regt jener Befund zu Nachprüfungen an. Ausserdem hatte Herr Professor Celli die Liebenswürdigkeit, mir eine Anzahl von gehärteten und ungefärbten Deckglaspräparaten \'on Fällen aus dem ager romanus zur Verfügung zu stellen. I02 Bei Anwendung unserer Färbemethode ergaben sich nun folgende Resultate. Zunächst besteht auch der Parasit des Texasfiebers aus einem Chromatinklümpchen , einer mehr oder weniger, zuweilen auch gar nicht sichtbaren achromatischen Zone, und dem Protoplasmaleibe. (Taf. n, 29-35). Celli hatte bei Färbung mit Löffler'schem Methylenblau oder mit Hämatoxylin und Eosin an ihnen zwei Substanzen unterschieden, eine stärker und eine weniger färbbare. Ausserdem sollte man in einigen ein stärker gefärbtes Korn sehen, welches vielleicht die Bedeutung eines Kernes hätte. Dieses Korn findet sich indes bei richtiger und kräftiger P^ärbung bei normal entwickelten Parasiten immer und entspricht dem Chromatin, nicht dem Kern. In nicht kräftig genug gefärbten Präparaten bemerkt an der Stelle des Chromatins, bez. des Chro- matins und der achromatischen Zone, eine helle, zuweilen ziemlich stark lichtbrechende Stelle. Oefter ist der Protoplasmaleib an irgend einer Stelle verdünnt oder durchlöchert, sodass die Substanz des roten Blutk()rpers durch- schimmert. Naturgemäss ergibt sich daraus eine stärker gefärbte äussere und eine schwächer gefärbte innere Schicht. Eine qualitative Ver- schiedenartigkeit dieser Schichten kann ich deswegen noch nicht anerkennen. Wir haben vielmehr ähnhche Verhältnisse wie bei den kleinen Parasiten der estivo-autumnalen Fieber, wie denn überhaupt die beiden Parasiten sich morphologisch vielfach ganz ausserordent- lich ähneln. Ein Theil der allerdings manchmal schwächer gefärbten bez. ungefärbten inneren Zone ist auch auf Rechnung der achromatischen Zone zu setzen, ganz wie bei den kleinen Malariaparasiten. Das Chromatin liegt meist in der Peripherie des Protoplasmaleibes, seltener schon innerhalb des Protoplasmaringes. (Taf. II, 30). Nur einmal sah ich es ausser- halb desselben. Also auch in der Beziehung ganz ähnliche Ver- hältnisse wie bei den kleinen Parasiten der menschlichen Malaria. Bei den schon älteren Präparaten war indes die P'ärbbarkeit des Chromatins zweifellos schwieriger zu erzielen wie bei den frischen Malariaparasiten. Die Form der kleinsten Parasiten des Texasfiebers war meist eine rundliche. Der Durchmesser betrug etwa i- ly, /*. Die grösseren zeigten ovale Stäbchen — Birn und auch unregelmässige Formen. (Taf. II, 31, 32, 33). Fetztere waren ein Beweis für die amöboide Beweglichkeit der Parasiten. — I03 — Die ungefähren Grössen Verhältnisse ergeben sich aus den Abbildungen (looofache Vergrösserung). Bei den grösseren Parasiten schien meist die ovale oder Birn- fbrm zu überwiegen. Alle diese Angaben entsprechen , um diis noch einmal zu betonen, den Befunden im gefärbten Präparate. Ziemlich häufig, durchaus nicht immer waren Doppel- infektionen (Taf. II, 31, 32). Mehrfach sah man auch beide Parasiten durch einen dünnen Protoplasmastrang miteinander schein- bar in Verbindung stehen. Handelte es sich um Birnformen , so lag das Chromatin bald in dem breiteren Pole, bald in dem spitzen. Bei den kleinsten Formen zeigte sich das Chromatin als kleines, meist rundliches Klümpchen, bei den grösseren nicht selten auch in Stäbchenform, zuweilen auch mit An- deutung von Einschnürungen (Taf. II, 29, 31, 32, 33). Schon jetzt lässt sich beinahe mit vSicherheit sagen, dass, wenn überhaupt eine Fortentwickelung der Parasiten im Tier- körper stattfindet, die Teilung ganz ähnlich der der kleinen Malariaparasiten stattfinden wird. Ich schhesse das aus den vielfachen Analogieen der beiden Parasitenarten. Bis jetzt kennt man, wie gesagt, die Teilung nicht. Die zu schildernde Färbemethode wird auch in dieser Beziehung die Entscheidung herbeiführen helfen. Wie schon erwähnt, hatte ich leider nicht Gelegenheit, Präparate von inneren Organen, speziell von Nieren, zu färben. Ueberhaupt ist eine Nach- prüfung der obigen Befunde an der Hand eines grösseren Materials geboten. Die betreffende Färbemethode wird auch zu Auf- schlüssen führen über etwaige Verschiedenheit der Para- siten bei akutem und chronischen Verlaufe jener Krankheit. Erwähnenswert ist vielleicht jetzt schon, dass ich zuweilen Parasiten ohne Chromatin sah, also voraussicht- lich absterbende Formen. In welcher Beziehung diese, wenn sie häufiger vorkommen, etwa zu Fällen mit Spontanheilung stehen, müssen weitere Unter- suchungen lehren. Jedenf^dls ergäbe das ev. eine weitere interessante Parallele zur menschlichen Malaria. Mit aller Reserve sei erwähnt, dass einmal ein kleines halbmondähnliches, stark konturiertes Ge- bilde ohne Pigment und ohne Chromatin getroffen wurde, nur etwa drei- bis viermal kleiner als die kleinen Halbmonde der mensch- lichen Malaria. Pigmentierung der Pareisiten wurde bis jetzt nicht beobachtet. Nicht selten sieht man rote Blutzellen, bei denen kleine rundliche Stellen von verschiedener Grösse basische Farbstoffe, z. B. — I04 — Methylenblau, angenommen haben (Taf. II, 36). Der Mangel an Chromatin beweist sofort, dass jene Stellen nur als Zeichen einer Degeneration des Protoplasmas der roten Blutzellen zu betrachten sind, nicht etwa als junge Para- siten (polychromatiphile Degeneration). 14. Die Blutparasiten bei Vögeln. Der systematischen Beschreibung schicke ich einige statistische Daten voraus. Im Oktober und November 1897 wurden auf Helgoland untersucht an Vögeln, die aus dem Norden nach Süden zogen: 6 Sumpfohreulen I Waldeule 1 Sperber 2 Waldschnepfen 4 Weindrosseln Asio accipitrinus Pall. Asio otus (L.). Accipiter nisus (L.). vScolopax rusticola L. Turdus eliacus L. 4 Wachholdcrdr Ossein Turdus pilaris L. I Ringdrossel 8 Staare I Goldammer 4 Schnccammern I Lerche I Grasmücke 5 Goldhähnchen I Felsenpieper I Stockente 1 2 Seestrandläufer Merula torquata L. Sturnus vulgaris L. Emberiza citrinella (L.). Emberiza nivalis (L.). Alauda arvensis L. Sylvia cinerea Bechst. Regulus flavicapillus (Nat.). Anthus obscurus (Lath.). Anas boschas L. Calidris arenaria (L). Sa. 53, sämtlich mit negativem Resultate. Nur im Blute einer Weindrossel fanden sich Würmchen, die als Filarien anzusprechen waren. Darüber soll an anderer Stelle gehandelt werden. Der Umstand, dass von so vielen avis dem Norden, bez. Nordwest kommenden Vögeln kein einziger eine Infektion durch Blutkörperparasiten zeigte, ist immerhin bemerkenswert. Im März, April und Mai i8g8 wurden umgekehrt die aus dem Süden kommenden Vögel untersucht. Bemerkenswert ist, dass erst von Mitte April an Blutkörperparasiten gefunden wurden. Im Ganzen kamen zur Untersuchung: — I05 14 Staare I I Wachholderdrosseln 6 Schwarzdrosseln I Ring-drossel 12 Buchfinken I Distelfink 2 Berjyfinken I (jrünling I gelbe Bachstelze 2 Birkenzeisig-e 7 Grasmücken I Gartenrotschwanz I Nachtigall I (Goldhähnchen Sturnus vulgaris L. Turdus pilaris L. Merula nKTula (L.). Morula torquata L. Fringilla coelebs L. inficiert 8. Carduelis carduelis L. Fringilla montifringilla L. Chloris chloris (L.). Motacilla flava (L.). Acanthis linaria (L.). Sylvia cinerea Bechst. Ruticilla phoenicurus (L.). P^rithacus luscinia (L.). Regulus cristatus Koch, oder ignicapillus (Brehm). 2 schwarze Fliegenschnäpper Muscicapa atricapilla (L.), 1 Steinschmätzer Saccicola oenanthe (L.). 3 braunkchl.Wiesenschmätzer Pratincola rubetra (L.) infic. 3. 3 Rauchschwalben Hirundo rustica L. 2 Kiebitze Vanellus vanellus (L.). 2 Goldregenpfeifer Charadrius auratus. I Brachvogel (Kronschnepfe) Numcnius arquatus (L.). Columba risoria F. Cerchneistinnunculus(L.) infic. 4. Asio accipitrinus Fall, infic. 3. Accipiter nisus (F.). (Spec?) inficiert i. Fanius collurio F. inficiert i. Corvus cornix (F.). Sterna cantiaca Gm. Calidris aren^iria (F.) Muscicapa parva (Bechst.) 3 zahme Fachtauben 6 Turmfalken 4 Sumpfohreulen I Sperber I grauer Würger I rotrückigcr Würger 5 Nebelkrähen I Seeschwalbe 5 vSeestrandläufer I grauer Fliegenschnäpper Sa. 102 diirunter inficiert 20 = 20 "/o^)- Zu bemerken ist, dass bei den Buchfinken, soweit sie nicht in der Gefangenschaft starben, regelmässige Blutuntersuchungen statt- fanden und noch stattfinden. Von jedem gestorbenen Vogel wurde die Sektion gemacht, und wie auch in Italien von inneren Organen Präparate angefertigt. Auffallend ist, dass die Vogelarten, welche l) Nach der Drucklegung wurden noch untersucht: i rotrückiger Würger, 3 Turtel- tauben. Von letzteren war i inficiert. — io6 — überhaupt eine Infektion aufwiesen, gleich einen sehr starken Prozent- satz an Infektion zeigten. Die hier in Helgoland gefundenen Blutparasiten ähnelten ein- ander und sollen daher zusammen abgehandelt werden. Zu erwähnen ist, dass noch bei i Sperber, i braunkehligem Wiesen- schmätzer, 2 Staren, 2 Schwarzdrosseln, die schon er- wähnten kleinen Filarien im Blute gefunden wurden, ferner im Herzblute eines in der Gefangenschaft gehalte- nen, inficierten Buchfinken (Fringilla coelebs) einFlagellat und zwar Trypanosom a. Vergleiche darüber weiter unten. In Pavia (Norditahen) betraf die Blutuntersuchung im April und Mai 1897 : 5 Schwarzdrosseln Merula mcrula (L), I Kirschkernbeisser Coccothraustes vulgaris, infi eiert i. 10 junge Kohlmeisen Parus major (L), 7 Nachtigallen Erithacus luscinia (L), inficiert 4. 6 Zeisige (2 Alte, 4 Junge), Chrysomitris citr. (L), 18 Sperlinge Passer Italiae, inficiert 4. Sa. 47 davon inficiert 9= 19,2*^/0. In Crema (Norditalien) wurden untersucht im Juni und An- fang Juli 1897 : 2 Mehlschwalben Chelidon urbica (L), 6 Rauchschwalben Hirundo rustica (1.), 5 Schwarzdrosseln (2 kaum flügge) Merula merula (L), 5 Grünhnge Chloris chloris (L), inficiert 2. 9 Sperlinge (2 junge) Passer Italiae, 4 Buchfinken Fringilla coelebs (L), I ganz junger Turmfalke Cerchneis tinnunculus (L), inficiert i. ■k Steinkäuze Athene noctua, inficiert i. Sa. 35 darunter inficiert 4 = 1 1,4 7u- Alle drei Exemplare von Athene noctua zeigten ausserdem eine ausserordentlich reichliche Infektion mit einer Parasiten form, die wir später besonders abhandeln wollen, und die nicht zu den endoglobulären Parasiten der roten Blutkorpcr zu rechnen ist. Ausser- dem wurden einmal bei Athene noctua, bei dem Exemplar, welches — loy — Parasiten der roten Blutk(")rpcr aufwies, noch Gebilde gesehen, die den Gau leschen Würmchen bei rana esculenta, dem drepanidium ranarum, glichen. Ueber diese später. In Grosseto (MittelitaHen) wurden Ende Juli und August 1897 untersucht : 3 Lerchen Alauda arvensis, inficiert 2. 3 Sperlinge Passer Italiae. Sa. 6 davon inficiert 2 = 33,3 "/q. In allen Fällen handelte es sich in Italien um Vögel, welche in der unmittelbaren Umgegend der betreffenden Städte gefangen waren und sich höchstens erst einige Tage in der Gefangenschaft befanden. Von 88 Vögeln in Italien waren also 15:^17"/,, inficiert, und steht diese Zahl hinter der auf Helgoland im Frühjahr i8g8 aus- findig- gemachten auffallenderweise zurück. Im Ganzen wurden ige Vögel untersucht, darunter 30 inficierte. Soweit ich aus der mir zugänglich gewesenen Litteratur ent- nehmen kann, scheinen wohl sämtliche, bis jetzt überhaupt beobachtete Vogelblutparasiten gesehen worden zu sein. Amöboid bewegliche Parasiten, wie sie Kruse in der Nebelkrähe beobachtete, wurden allerdings nicht gesehen. Gern hätte ich besonders in Grosseto die Untersuchungen an Vögeln in noch grösserem Massstabe wie in Oberitalien fortgesetzt, wenn nicht die Beschäftigung mit dem dortigen enormen Materiale an menschlicher Malaria zuviel Zeit in Anspruch genommen hätte. Es kam ja in erster Linie darauf an, durch das verglei- chende Studium der Tierblutparasiten die Kenntnis von der malarischen Infektion womöglich noch zu vertiefen. Es war nicht leicht, aus der Fülle des Materials gewisse Typen herauszuschälen , um die Beschreibung zu erleichtern. Zweifellos ähneln sich einige Typen, wie wir noch sehen werden, einander so, dass man versucht ist, an einen LT ebergang eines Typs in den anderen zu glauben. Vergl. Taf. IV, die Parasiten der Nachtigall, des Sperlings, des Turmfalken. Ohne die Zwischenform der Sperlings- parasiten wäre schon aus den durchaus nicht s c h e m a t i s c h gehaltenen Abbildungen ein deutlicher Unterschied zwischen den Parasiten der Nachtigall und des Turmfalken zu erkennen. Die i) cfr. die Anmerkung auf Seite 105. — io8 — Parasiten des Kirschkernbeisser sind jedenfalls morpho- logisch wie klinisch von denen der Nachtigall und des Sperlings zu trennen. Bei den morphologisch einander nahestehenden Parasiten sind möglicherweise kleine Verschiedenheiten in der äusseren Form etc. vielleicht auch in der verschiedenen Dichte der inficierten Blutkörper bei den verschiedenen Vögeln begründet. Ohne zwingende Not immer neue Arten und Varietäten aufzustellen, führt durchaus nicht immer zur wünschenswerten Klarheit. Wenn ich daher morphologisch die Parasiten der Nachtigall trenne von denen des Sperlings in Italien, des braunkehligen Wiesen- schmätzers, des Neuntöters etc. in Helgoland, so lasse ich die Frage, ob es sich um verschiedene Arten oder Varietäten handelt, noch vollkommen offen. Thatsache ist , um das schon jetzt hervorzuheben , dass Impfungen von parasitenhaltigem Blute in nicht infizierte Vögel derselben Art stets dieselben, wohlcharakterisierten Parasiten wieder auftreten Hessen. Versuche, 4 nicht inficicrte Schwarzdrosseln, 3 zahme Lachtauben. 2 Bergfinken mit dem Blute inficierter Buch- finken durch Impfung zu inficieren, waren resultatlos. 4 nicht inficierte Buchfinken, die schon 3 Wochen lang unter ständiger Blutkontrolle standen, wurden durch die Impfung sämt- lich inficiert. Aeusserst interassant ist aber, dass es auch gelang, einen Grünling durch das Blut eines inficierten Buchfinken, I Lachtaube durch das Blut einer inficierten Turteltaube zu inficieren. Beide Impflinge waren vier Wochen lang unter ständiger Blutkontrolle gewesen. In beiden Fällen wurde Y^ bez. Y2 cm ^ Blut eingeimpft , eine für die Vögel sehr beträchtliche Blutmenge. In beiden Fällen aber verschwanden die Para- siten allmählich wieder aus dem Blute der Impflinge. Ob die überimpften, äusserst zahlreichen Parasiten, die den verschie- densten Entwickelungsstadien angehörten, sich wirklich im Impfling vermehrten oder sich nur eine Zeitlang- in dem fremden Wirte be- haupteten, war nicht auszumachen. Eine Mischinfektion mit Parasiten , die sicher verschiedenen Arten oder Varietäten angehörten, wie z. B. den Parasiten der Nachtigall und des Kirchkernbeissers, habe ich im Vogelblute bis jetzt nicht finden können. Celli und Sanfelice geben an, eine derartige Mischinfektion gesehen zu haben. Allen Vogelblutparasiten war gemeinsam, dass sie auch in kernlosen roten Blutzellen schmarotzen konnten- lOQ — Eine Beweglichkeit des PignT^nts f;ind sicli nur bei Formen, die wir als sterile oder stcrilwerdende bezeichnen müssen. Gemeinsam war ferner allen Vogelblutparasiten, dass die gestreckten, endoglobulären, erwachsenen Formen bei der Beobachtung des lebenden Blutes nach einiger Zeit z. T. das Bestreben, zeigten, extraglobulär zu werdcMi und sich abzurunden. Einteilung. Die beobachteten Parasiten teile ich ein in 3 Typen, wodurch wir den Ausdruck „Arten oder Varietäten" vermeiden. i) Typus A. Eine Fortpflanzung Hess sich innerhalb der roten Blutkörper nicht mit Sicherheit feststellen. Dieser Typus entspricht in der Arbeit von Celli und Sanfelice^) ungefähr den Formen mit langsamer Entwicklung. Synonyme sind: Halteridium Labbe, Laverania Grassi und Feletti, Laverania Danilewskyi, Haemoproteus , Varietät A. Celli und Sanfelice, Aus morpho- logischen Gründen und um die Beschreibung zu erleichtern, teile ich diese Formen in 2 Unterabteilungen, in a) Parasiten von gestreckter Form, mit oft typischer Hantelfigur. ß) Parasiten von oft mehr plumper Form mit abgerundeten Ecken, z. T. auch mit kurzen, amöboiden Fortsätzen. In der äusseren Form nähern die letzteren sich schon 2) Typus B, bei dem eine Teilung des Chromatins vorzu- kommen schien, und der in seinem ganzen morphologischen Verhalten eine Mittelstellung zwischen A und C einnahm. Der Typus B entspricht in der Arbeit Cellis und Sanfelices ungefähr den Para- sitenformen mit beschleunigter Entwickelung. 3) Typus C, mit schneller Entwickelung, die in einem Falle hc)chstens etwa 48 Stunden dauerte. Dieser Typus ist klein, dreht den Kern des infizierten roten Blutkörpers in typischer Weise um seine Längsachse, bildet oft nur 6—8 junge Parasiten und kann pathogen sein. Im Einzelnen verhalten sich die Parasiten folgendermassen. i) Typus A. Unter diese Rubrik fasse ich Parasiten zusammen, die ich in Italien bei 4 Nachtigallen, 5 Sperlingen, i Steinkauz, 2 Lerchen, in Deutschland bei 8 Buchfinken , 3 braunkehligen Wiesenschmätzern, 1) Celli und Sanfelice, Ueber die Parasiten des roten Blutkörperchens im Maischen und in Tieren. Beitr. z. vergleich. Hänioparasitologie. Fortschr. d. Medicin, No. 12, 1891. I lO — 4 Turmfalken, 3 Sumpf ohrculen, i Sperber, i Neuntöter, i rot- rückigem Würger, i Turteltaube auf Helgoland gesehen habe. Wenn auch kleine Unterschiede zu bestehen schienen, so waren dieselben doch so gering, dass wir jene Gebilde zusammen abhandeln können. Allen gemeinsam war der Umstand, dass es, wie schon erwähnt, nicht ^möglich war, innerhalb der infizierten roten Blutzellen eine Vermehrung zu finden. Celli und Sanfelice sahen den Typus A, bez. sehr nahe- stehende Gebilde in der Taube (Columba livia), .Staar (Sturnus vul- garis), Sperlingseule (bei Celli und vSanfelice Athene noctua), Schleiereule (.Strix flammea), Sumpfohreule (Asio accipitrinus, Syrni- um aluco?). Bei Wasiele wski ^) sind als Wirte aufgeführt, Frin- gilla coelebs (Buchfink), Sturnus vulgaris (Staar), Alauda arvensis (Peldlerche), Garrulus glandarius (Eichelhäher). Soviel ich weiss, waren die betreffenden Parasiten bei der Nachti- gall, beim braunkehligen AViesenschmätzer und Neuntöter noch nicht beobachtet worden. Betrachten wir nun zunächst die hantei- förmigen Parasiten der Nachtigal (Taf. IV, i — 7). Im Jugendstadium stellten sie sich dar als kleine, bereits in die Länge gestreckte, bewegungslose, wenig lichtbrechende Gebilde von etwa 5 /t Länge, meist parallel der Längsachse des Kerns vom roten Blutkörper, und ziemlich dicht neben dem Kerne (Taf. IV, i). Diese fast ausnahmslose Lage in der Längsrichtung des roten Blutkörpers erscheint charakteristisch gegenüber den später zu beschreibenden. Ganz rundliche jugendliche Formen zu sehen, ist mir bis jetzt nicht gelungen. Es scheint jeden- falls der jugendliche Parasit sich sehr schnell in die Länge zu strecken. Grade die Lage dicht neben dem Kerne des Blutkörpers erschwert das Auffinden der jungen Parasiten , die sich auch nur wenig von der Substanz des roten Blutkörpers abheben. Im ge- färbten Präparate zeigen sie sich, wie auch die Malariaparasiten, als bestehend aus Chromatin, umgeben von einer mehr oder weniger sichtbaren achromatischen Zone, und einem zartgefärbten Proto- plasmaleibe von geringem Volumen. Die Konturen desselben sind im Jugendstadium aller Vogelblutparasiten viel unbestimmter wie bei den jugend- lichen Parasiten der menschlichen Malaria im entspre- chenden Stadium, wenigstens im gefärbten Präparat. Bei den Buchfinken waren sie, wie wir sehen werden, im un- gefärbten Präparat sogar besser zu sehen, wie im gefärbten. I) 1. c. Ebenso erscheint das Chromatin bei allen Vogelblut- parasiten e h e r u n d leichter aufgelockert w i c> bei den Para- siten der menschlichen Malaria. Bei den letzteren war die Form mehr rundlich oder stäbchenförmig, aber meist mehr kompakt. Wachsend behalten die Parasiten ihre gestreckte Form bei und sammeln schwärzliches, bez. schwarzbraunes Pigment im Proto- plasmaleibe an (Taf. IV, 2, 3). Das dunkelbraune bis schwarze Pigment zeigt Körnchenform und ist unbeweglich. Zuerst sammelt es sich hauptsächlich in der Peripherie an. Bei den Parasiten von Nachti- gallen und Sperlingen zeigte es sich später über den ganzen Proto- plasmaleib verteilt. Bei Athene noctua und der Lerche war das Pigment mehr auf einzelne, getrennt liegende Häufchen verteilt, ebenso bei den auf Helgoland beobachteten Vögeln. Eine amöboide Bewegung habe ich, wie schon früher erwähnt, nicht entdecken können. Celli und Sanfelicei) ist dasselbe auch nicht gelungen. Während des Wachsens zieht sich das Chromatin der Parasiten von Nachtigallen und Sperlingen oft bandförmig in die Länge, sodass dasselbe nur als meist schwach sichtbarer, zarter Strang die beiden Enden des Parasiten zu verbinden scheint (Taf. IV, 2,9). Die achro- matische Zone kann oft sehr deutlich sein. Der Parasit kann in diesem Stadium zuweilen die Form einer in die Läng'e gezogenen 8 haben. Wenn er indes weiter wächst, zieht sich das Chromatin mehr nach dem einen Pole desselben hin (Taf. IV, 3, 10). Als typische Lage des Chromatins kann man im erwachsenen Parasiten des eben beschriebenen Typus eine Stelle etwas querab von einem der Endpole vom Kerne des infizierten roten Blutkörpers bezeichnen. Dort liegt es als kleines, mehr oder weniger rundliches Häufchen kurzer, dicht nebeneinander Hegender Chromatinfibrillen. Der Durchmesser beträgt etwa i — i ^/.^ /*. Zuweilen ist die Färbung des Chromatins so schwach, dass das (lanze den Eindruck einer staubförmigen Masse macht (Taf. IV, 4, 5, 6, 11). Ueberhaupt ist die schwache Entwickelung des Chromatins bei den geschilderten Parasiten typisch. Haben die letzteren das Maximum ihrer Grösse erreicht, so kann man an den Enden oft je eine Anschwellung des Protoplasmas erblicken, die durch einen dünneren Protoplasmastiel mit der ge- genüberliegenden Anschwellung verbunden ist. Das Ganze sieht dann ähnlich aus wie eine Hantel. Der Kern des infizierten roten Blutkörpers behält im Allgemeinen seine normale Lage im roten Blutkörper bei. I) 1. c. I 12 Der rote Rlutkörper, 7.um t^rössten Teil erfüllt von dem fremden Gaste, verschwindet schliesslich ganz und es bleibt nur der freie Kern übrig. (Taf. IV, 4). Der jetzt freie Parasit nimmt meist die runde F'orm an, (Taf. IV, 7). Im sofort gehärteten Präparat sieht man auch noch gestreckte, freie Formen. Solche wie auf (Taf. IV, 6) waren bei der Nachtigal selten. Ueber die Frage der eventuellen weiteren Entwickelung weiter unten. Neben den genannten, manchmal mit lichtbrechenden kleinen Körnchen versehenen Parasiten mit ruhendem Pigment sieht man auch solche, welche hyalin sind und eine lebhafte Beweglichkeit des Pigments zeigen. (Taf. IV, 5, 13). Dieselben sind analog den entsprechenden Formen der menschlichen Malaria als Degenerations- erscheinungen zu betrachten. Kürzere oder längere protoplasmatische Fortsätze, die von den genannten endoglobulären Parasiten ausgingen, habe ich in sofort gehärteten Präparaten nicht gesehen. Bei den infizierten Buch- finken auf Helgoland waren dagegen die kurzen proto- plasmatischen Fortsätze der Parasitenleiber zuweilen deutlich ausgeprägt. Die Parasiten der italienischen Sperlinge ähnelten denen der Nachtigal. Indes waren sie stets plumper. (Taf. IV, 8 — 13), Zuweilen sah man auch endoglobuläre, schon rund gewordene Formen. (Taf. IV, 14). Bei zwei Lerchen aus Grosseto waren die Parasiten denen der Nachtigallen und Sperlinge ebenfalls ähnlich. Indes man vermisste die Hantelform und bei den heranwachsenden Parasiten die eigenartige, bandförmige Ausziehung des Chromatins. Das Chromatin war meist etwas stärker ausgeprägt und bei den langen Formen immer nach Art eines kleinen Häufchens von kurzen Chromatinfibrillchen oder Körnchen angeordnet. Dasselbe lag bald mehr nach der Mitte der Parasiten zu, bald mehr nach einem der Pole. (Taf. IV, 15, 16). Auf Taf. IV, 1 5 schwach ausgeprägt. Es fehlte also öfter die geradezu typische Lage des schwächer ausgebildeten Chromatinhäufchens in der unge- fähren Höhe von einem der Kernpole des infizierten Blutkörpers, wie wir sie bei den geschilderten Parasiten der Nachtigallen gefunden. Ausserdem waren die Parasiten der Lerche vielleicht etwas stärker lichtbrechend wie die der Nachtigallen und schlanker, ihr Proto- plasma homogener. Im übrigen war die Lage eine leickt gekrümmte, neben dem Kerne des roten Blutkörpers. (Taf. IV, 15, 16). Das unbewegliche, dunkelbravme bis schwarzbraune körnchenförmige Pigment war — I T 3 — durchschnittlich nicht zerstreut, sondern in Form kl(Mner liäufchen ang-cordnet, welche aus zwei bis drei Körnchen bestanden. Auch im Blute der Lerche konnte man noch endoglobuläre Parasiten mit beweglichem Pigment sehen. Diese Formen sind jedoch als absterbende anzusehen. Eine weitere Entwickelung der endoglobulären P'ormen konnte nicht aufgefunden werden. Die Infektion war bei beiden Lerchen nur eine äusserst spär- liche, die Zahl der sich ebenfalls findenden freien, runden Formen daher nur gering. Bei einem Exemplar von Athene noctua in Crema waren die Parasiten ebenfalls ähnlich denen der Nachtigallen vmd der Sperlinge, wenigstens in einem vorgeschrittenen Stadium der Ent- wicklung, unterschieden sich jedoch durch einige Merkmale von ihnen. Zunächst konnte man sehr deutlich die jungen Parasiten sehen, welche als kleine, helle, rundliche oder dreieckige Figuren mit ab- gerundeten Ecken sich von der .Substanz des roten Blutkörpers ab- hoben. Wie wir gesehen, war das bei den Parasiten der Nachti- gallen und Sperlinge nicht der Fall gewesen. Wachsend nehmen auch sie eine Lage ein, die im allgemeinen als parallel dem Kerne des roten Blutkörpers zu bezeichnen ist. Sehr häufig zeigen sie die Form eines länglichen graden Keils mit cibgestumpften Ecken, nie eine Hantelform. Das Chromatin war zweifellos bedeutend stärker entwickelt wie bei den Parasiten der Nachtigallen und der Sper- linge. Die achromatische Zone war ebenfalls mehr oder weniger ausgesprochen. Nie war die Lage des Chromatins eine excentrische, wie wir das bei der menschlichen Tertiana kennen gelernt haben. Sodann bildete sich wenig- dunkelbraunes, fast schwärzliches I^ig- ment, dessen Körnchen zu 2 — 3 neben einander lagen, nicht zer- streut im Protoplasmaleibe. Hatte der Parasit seine grösste endoglobuläre Entwicklung er- reicht, so ähnelte er, wie schon erwähnt, den Formen bei den Nachti- gallen und Sperlingen. Indes ist er plumper und dicker, auch etwas gr(')sser und nicht hantelfr)rmig. Der Kern des infizierten roten Blut- körpers kann zur Seite gedrückt sein , das letztere selbst ver- schwinden. Celli und Sanfclice, die dieselbe Parasitenart bei der .Sper- lingseule gesehen zu haben .scheinen, beschreiben noch eine oft deut- lich auftretende Zähnelung, welche an den Polen s<> deutlich sein kann, da.ss man losg'elöste Körperchen mit einem dunkleren Punkte in der Mitte sähe. Letztere wären vielleicht Sporen. Ich habe eine derartige gezahnte Form des Parasitenkörpers auf Helg-oland mehr- Z i e ui a n II , Uober Malaria etc. y — 114 — fach bei Buchfinken zu sehen bekommen. Nach Celli und San- felice fände die Entwicklung in 4 — 5 Tagen statt. Das Chromatin lag bei den erwachsenen Formen, als rundliches, deutlich ausgesprochenes Häufchen im Verlaufe des mittleren Drittels des Protoplasmaleibes. Bei allen Parasiten des Typus A war in Italien eine Doppelinfektion eines roten Blutkörpers, wenn überhaupt vorkommend, jedenfalls ganz ausserordentlich viel sel- tener als bei den Vertretern des Typus B und besonders des Typus C. Eine gewisse Ausnahmestellung nahmen dem gegenüber die Parasiten von 3 braunkehligen Wiesenschmätzern, 8 Buchfinken, 4 Turmfalken, 3 Sumpfohreulen, i Neuntöter, i rotrückigem Wür- ger, I Turteltaube auf Helgoland ein. Unter sich ähnelten sie ein- ander so, dass wir sie hier zusammen abhandeln können. Ins- besondere bei den Buchfinken war eine 2 — 3 fache Infektion der Blutzellen durch junge Para.siten ungemein häufig. Die letzteren hoben sich wie die Jugendformen bei Athene noctua in Crema sehr deutlich als kleine, helle, ziemlich scharf umschriebene, rundliche oder ovale, bezw. dreieckige Flecke mit abgerundeten Ecken ab von der ^Substanz des roten Blutkörpers. Sie konnten nicht nur neben dem Kerne des Blutkörpers, sondern auch an den Polenden oder irgend einer anderen Stelle desselben ihre Lage haben (ähnlich wie auf Taf IV, 17), Sie näherten sich da- durch schon den Parasiten des Typus B, wie sie denn in morpho- logischem Sinne überhaupt den Uebergang zu diesen darstellten. Sehr frühzeitig zeigt sich ein dunkles Pigmentkorn. Zur weiteren Entwicklung kommt in einem roten Blutkörper immer oder fast immer nur ein Parasit. Wachsend zeigt er hyaline Beschaffenheit, welche ihn mit Leichtigkeit auffinden lässt. Stets bleibt der Parasit plumper, rundet sich auch eher ab als speziell der Nachtigallparasit aus Pavia. Das dunkelbräunliche Pigment sammelt sich meist in Form von 2 — 4 dicht nebeneinander liegenden Körnchen in der Nähe eines oder beider Pole des Parasiten an. Dass sich öfter kurze protoplasmatische Fortsätze finden, insbesondere auch eine Zähnelung des Parasitenleibes bei den erwachsenen Formen, haben wir schon früher gesehen. Häufig waren Formen wie auf Taf IV, 14. Das Chromatin konnte sich sowohl mehr in der Mitte wie an den Enden des Para- siten finden. Niemals kam es zu so bandfömigen Ausziehungen des Chromatins wie auf Taf. IV, 2 und 5. Die freien Formen ähnelten etwa den Figuren (Taf IV, 7 und 21). Bemerkens- — II ,s — wert ist, dass von 8 lebenden, infizierten Ruchfinken 5 in der Ge- fangenschaft starben, darunter 4 mit ganz besonders reicher Infektion. Allen Parasiten der Vögel, speziell von dem Typus A und B, gemeinsam scheint das relativ häufige Vorkommen runder freier Formen. Man sieht dieselben auch in sofort gehärteten Präparaten, so- dass mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen ist, sie kommen schon im Gefässsystem selbst vor. Andererseits ist sicher, dass, wenn man ein Präparat des lebenden Blutes einige Zeit unter dem Mikro- skop betrachtet, sich die Zahl der freien Formen noch vermehrt. Es findet also eine Auswanderung aus infizierten roten Blut- körpern statt. Auch die runden freien Formen zeigen, wie die endo- globulären, keine amöboide Beweglichkeit. Das Pigment der freien Formen verhält sich verschieden. Bei einigen ist keine Beweglichkeit zu bemerken, bei anderen von vornherein eine mückenschwarmähnliche Bewegung, genau, wie wir sie auch bei der menschlichen Malaria kennen gelernt haben. Ich fasse in Ana- logie mit den echten Malariaparasiten jene Beweglichkeit als ein Zeichen der Agonie auf. Betrachtet man übrigens das Präparat von lebendem Blute längere Zeit, so kann man schliesslich in einigen freien Formen eine mehr oder weniger deutliche Beweglichkeit des Pigments auftreten sehen, die vorher nicht vorhanden war. Es gibt das der obigen Ansicht eine weitere Stütze. Bei den Parasiten der menschlichen Malaria konnten wir im gefärbten Präparat das Sterilwerden der Formen durch Nachweis vom Schwunde des Chromatins bew^eisen. Zweifellos sieht man auch bei den Parasiten der Typus A und B freie Formen, wo das Chromatin nur als äusserst schwach gefärbtes, kleines Häufchen von Chro- matinfibrillchen oder Körnchen erscheint, wo auch dieses schliesslich verschwindet, wo das Protoplasma, wie beiden sterilen Sphären des Malariaparasiten, an P^ärbbarkeit ein- büsst, die Pigmentierung scheinbar noch zunimmt. Derartige Parasiten kann man auch schon im endoglobulären Stadium erblicken. Indes die Zahl derartiger freier, chromatinarmcr bezw. chromatinloser Parasiten ist verhältnismässig gering. Die anderen freien Formen zeigen durchaus nicht immer eine Volumabnahme des Chromatins. In diesem Zusammenhange möchte ich auf einen Umstand auf- merksam machen, der vielleicht ebenfalls als Zeichen der Degeneration aufzufassen ist. Man sieht nämlich freie runde Formen , deren 8* — ii6 — Färbbarkeit vollkommen erhalten erscheint, deren Chromatin aber aussergewöhnlich stark aufgelockert ist, so dass einzelne Fibrillen- beinahe die Peripherie des Parasiten erreichen (Taf. IV, 12). Bei den Parasiten, die schon im endoglobulären Stadium sich als sterile erweisen durch Abnahme der Färbbarkeit des Protoplasmas und Eintritt von Beweglich- keit des Pigments, gewinnt das letztere einen gelbgrün- lichen Farben ton (Taf. IV, 5). Vergl. auch Taf. IV, 13. Wie bei den Sphären der Tertian- oder Quartanparasiten kön- nen sich auch von den freien Formen bei Nachtig'allen und Sper- lingen kleinere, rundwerdende Bruchstücke abschnüren, ebenfalls mit beweglichem Pigment versehen. Ob die kleineren runden freien Formen, die man zuweilen neben grösseren im Blute sieht, alle durch Abschnürungen von den grösseren Formen entstanden sind, oder ob nicht auch z. T. aus halberwachsenen, die den infizierten Blutkörper vorzeitig verlassen , will ich nicht entscheiden. Grosse praktische Bedeutung wohnt dem wohl kaum inne. Thatsache ist, dass unter den Parasiten von dem Typus A und B sich ganz bedeutend mehr freie Formen finden, wie z. B. bei der Tertiana und Quartana, und dass diese Formen oft durchaus keine Volumabnahme des Chromatins zu zeigen scheinen. Es liegt darin ein nicht unwesentlicher Unterschied zwischen der Blutinfektion des Menschen und der Vögel. Dass sämtliche Parasiten des Vogelblutcs auch in kernlosen roten Blutzellen vegetieren können, haben wir schon früher gesehen. Geissei- formen sah ich besonders bei Nachtigallen , .Sperlingen und Buch- finken, zuweilen schon wenige Augenblicke nach Anfertigung des Präparates. Die Zahl der beweglichen Geissein betrug 2 — 6. Im übrigen gleiclien sie den runden freien Formen mit beweglichem Pigment. Wie findet nun die Fortpflanzung des Parasiten Typus A statt? Bis jetzt ist es weder Celli und Sanfelice noch mir gelungen, die sogenannte Sporulation jener Parasiten in den roten Blutkörpern zu beobachten. Die bei Wasielewski als solche abgebildeten Sporulations- formcn habe ich nie gesehen. Celli und Sanfelice^) geben an, dass man bei der Taube columba livia bei reichhchem Parasitenbefunde alle Entwickelungs- phasen gleichzeitig sieht. Wenn aber nur wenige Parasiten vor- 1) 1. c. handen wären, vollzöge sich der ganze Cyklus von den kleinsten bis zu den grossen Formen und dann wieder bis zu den kleinsten im kürzesten Pralle in 8 Tagen, wie auch (irassi und Feletti bei Sperlingsparasiten beobachtet hätten. Celli und vSanfelice stimmen mit (jrassi und Feletti darin überein, dass es eine Fortpflanzung geben muss. Ich bemerke dazu Folgendes. Ich will die beiden Lerchen, die nur eine spärliche Infektion zeigten, hier ausser Acht lassen, da die Tiere nicht lebend, sondern ganz frisch geschossen zur Blut- untersuchung- kamen , eine systematische, läng^ere Zeit andauernde Blutuntersuchung- also nicht stattfinden konnte. Die peinlichste Untersuchung- aller inneren Organe, von denen nach der so über- aus wirksamen Chromiitinfärbemethode Präp^irate g-efertigt wurden, liess keine Fortpflanzung erkennen. Das eine Exemplar von Athene noctua hatte ich schon zehn Tage in der Gefangenschaft, ohne dass sich jemals andere Par^isiten gezeigt hätten als die später zu beschreibenden sogenannten „Leuco- cytozoen." Am vierten Tage hängte ich den Käfig mit der x\thene noctua in Crema Nachts zum Fenster heraus und liess ihn von da an Nachts immer draussen. Am zehnten Tag-e fand sich eine Infektion mit ganz jungen endoglobulären Parasiten, wie sie schon beschrieben. Der Befund war in den folgenden Tagen derselbe. Der Vogel zeigte keine Krankheitssymptome, im Gegenteile noch grössere Fressgier, wie die anderen. Am fünfzehnten Tage fanden sich neben den kleinen auch halb und ganz erwachsene, iim sechzehnten Tage neben grösseren wieder mehr kleinere. Da ich von Crema abfahren musste, der Blutbefund auch da- für zu sprechen schien, dass jetzt genide eine Fortpflanzung, event. nur in inneren (3rganen, stattfände, so tötete ich djis Tier und machte die Sektion. Es fanden sich überall die sogenannten Leu- cocytozoen, aber niemals P'ormen mit Teilungsfiguren der Blutkörper- parasiten. Die Nachtigallen habe ich nicht länger als höchstens drei Tage am Leben erhalten. Sie zeigten im Lesben die Parasiten stets in allen Formen der Entwirkclung nebeneinander im Blute, niemals indes Formen mit Chromatinteilung. Auch in den inneren Organen fanden sich niemals Fortpflanzungsformen. Jedenfalls scheint der Tod nicht durch die Blutinfektion erfolgt zu sein. Der in 2 Fällen ausserordentlich spärliche Parasitenbefund hätte kaum einen Grund dafür abgegeben. Sodann ertrugen . Sperlinge eine viel — ii8 — reichlichere Infektion durch denselben oder mindestens sehr ähnlichen Parasiten ganz leicht. Es ist vielleicht nützlich, hierbei einen vergleichenden Rück- blick auf die malarische Infektion des Menschen zu werfen. Ge- meinhin stirbt der Mensch nicht an den halb oder ganz erwachsenen Parasiten, sondern während oder nach einem Fieberanfalle voraus- sichtlich an den Folgen der Toxine die durch die Reifung einer Parasiten- generation frei werden bez. durch den Hämaglobinvcrlust. Bei der Sektion findet man in solchen Fällen mehr oder weniger grosse Mengen von Fortpflanzungskörpern in den inneren Organen, in Milz, Pia mater, Knochenmark. Stirbt ein Patient an Kachexie, so braucht man zwar keine Parasiten mehr im Blute zu finden, indes ist dann doch ein schwerer Krankheitszustand vorhergegangen. Wenden wir diese Bemerkungen an auf die Blutinfektion der Vögel, so trifft das alles nicht zu. Weder ein äusserlich erkennbarer Krankheitszustand beim Ankauf der Vögel war zu erkennen noch irgend eine Teilungsform der Parasiten nach Eintritt des Todes. Jedenfalls ist der baldige Tod der zarten Nachtigallen wohl eher auf äussere Umstände zurückzuführen. Bei den Sperlingen war die Blutinfektion ganz dieselbe. Stets, auch bei spärlicher Infektion, waren junge und ältere Formen nebeneinander im Blute zu sehen, sodass es unmög-lich war, einen bestimmten Zeitraum für die Ent- wickelungsdauer einer Parasitengeneration anzugeben. Dasselbe Ver- hältnis zeigte sich in Pavia bei zwei Sperlingen während 1 4 Tagen, wo- nach sie getötet wurden. Bei den übrigen inficierten Sperlingen war dasselbe der Fall. Sämtliche inficierten Sperlinge zeigten keine Spur einer Krank- heit durch Verminderung der Fresslust. Nur einer starb aus mir unbekannten Gründen. Auch die auf Helgoland beim braunkehligen Wiesenschmätzer, Buchfinken, Turmfalken , Sperber, Neuntöter ge- fundenen Blutparasiten liessen meist zu gleicher Zeit sowohl junge wie halb und ganz erwachsene Formen im Blute erkennen. Indes war doch bei einigen in der Gefangenschaft gehaltenen Buchfinken ein deut- liches Fortschreiten in der Entwickelung der Blutparasiten zu erkennen. Nach mehrwöchentlicher Beobachtung, kam ich dazu, als durchschnitt- lichen Zeitraum für die Entwickelung einer Parasitengeneration 6 — 7 Tage anzunehmen. Das heisst in 6—7 Tagen wuchsen die schon be- schriebenen kleinsten Parasiten zu einer Grösse wie auf Taf. IV, 10, 14 heran, worauf wieder junge Parasiten auftraten. Auf 2 Buchfinken, deren Blut sich während drei- bez. vier- wöchentlicher Beobachtung gelegentlich jeden zweiten Tag stattge- fundener Blutuntersuchung als nicht inficiert erwiesen, wurde Buch- — 119 — finkcnblut überimpft , welches vorwieg-end grosse, (erwachsene Para- siten enthielt. Am siebenten bez. achten Tage wurden im Blute der Impflinge die ersten jungen Parasiten gesehen, die sich dann seitdem schon mehrere Male vermehrt haben. Ueber die Technik der Impfung weiter unten. Die Impfung fand statt in Helgoland, W'O also eine nachträgliche natürliche Infektion ziemlich ausgeschlossen war. Niemals gelang es indes, innerhalb der roten Blutzellen, auch nicht in inneren Organen, die Fortpflanzung nachzuweisen. Wie Celli und Saufelice bemerkte auch ich, dass die Para- siten im Knochenmark spärlicher waren als im peripheren Blute. Ausgiebige Fütterungen mit Organteilen, welche inficiert waren durch Parasiten des Typus A führten bei zwei Exemplaren von Athene noctua nicht zur Infektion. Auch Verfütterung von stark inficierten Vögelorganen an Schwarzdrosseln auf Helgoland führten zu keiner Infektion. Immer- hin ist bemerkenswert, dass die Raubvögel auf Helgoland, welche sich von den kleinen, oft inficierten Vögeln nähren, einen so hohen Prozentsatz an Infektion aufwiesen. Fassen wir das alles zusammen, die bisherige Unmöglichkeit, Teilungsformen zu finden, das oft scheinbare vollkommene Wohl- befinden der inficierten Tiere, die ziemlich geringe Entwickelung des Chromatins, speziell bei den Parasiten der vSperlinge und der Nachtigallen, die Häufigkeit der freien, voraussichtlich steril werdenden Formen, so liegt nichts Absonderliches an der Annahme, dass mög- licherweise die Parasiten des Typus A überhaupt nicht in roten Blutkörpern zur Fortpflanzung kommen. Die Gebilde machten ihre Entwickelung dann nur bis zu einem gewissen Punkte in den regten Blutkörpern durch, hätten dann aber nicht mehr die vntale Kraft, zur Teilung zu schreiten. Die inficierten roten Blutkörper würden wohl zerstört, indes durch die Energie der blutbildenden Organe immer gleich ersetzt. In welchen Organen findet nun aber die Fortpflanzung statt? Eine sichere Entscheidung vermag ich darüber nicht zu geben. Indes sei hier mit aller Reserve mitgeteilt, dass ich speciell bei den Buchfinken auf Helgoland glaube, mehreremale Parasiten mit 8 bis 20 Chromatinfiguren im Protoplasmiileibe von Leukocyten in Milz und Knochenmark gesehen zu haben. Diese Beobachtung wäre, wenn sie sich bestätigen sollte, von prinzipieller Bedeutung. Wer das Gewirr der verschiedenartigsten Blutelemente in Milz und Knochenmark kennt, wird die Reserve dieser Beobachtung gegenüber begreiflich finden. I20 An dieser Stelle sei darauf aufmerksam gemacht, dass es gelang", beim lUichfinken und der Sumpfohreule auf Helgoland auch kleine, hyaline,- z. T. mit i — 2 Geissein versehene Gebilde zu entdecken, die gefärbt den später zu beschreibenden sogenannten Leukocytozoen bei Athene noctua einigermassen entsprachen. Nur waren jene Gebilde bei Athene noctua grösser. Wir kommen darauf noch zurück. Ich füge nachträglich hinzu , dass bei fast allen inficicrten Vr)geln auch die Schleimhaut des ca\'um narivmi und der Trachea auf Parasiten untersucht wurde , um den Modus der Infektion fest- zustellen, bis jetzt mit negativem Resultat. Wie schon früher erwähnt, haben die Parasiten des Typus A auch den Namen Laveranea Danilewskyi erhalten. Unter Laveranea muss man die sterilen Sphären, Geisseiformen und Halbmonde verstehen. Dieselben entbehren des Chromatins, auch die Halbmonde, wenigstens die ausgebildeten Formen. Unsere Parasiten des Typus A, die man wegen ihrer gestreckten Formen gern den H^dbmonden an die Seite stellte, zeigen, wenn auch schwach, im endoglobulären Stadium das Chromatin fast regel- mässig. Ferner lernten wir in den Hcübmonden die sterilen Formen der kleinen Parasiten kennen, welche die bösartigeren Fieber bedingen. Dieselben kommen, zuerst wenigstens, stets gemeinsam mit den kleinen Parasiten vor. Auch bewahren die Halbmonde, frei geworden, ihre eig-enartige Gestallt. Die beschriebenen freien Parasiten des Typus A waren dagegen meist rund. Ich halte es für müssig, mit Gewalt dort Vergleiche aufstelllen zu wollen, wo keine Notwendigkeit dazu vorliegt. Wir können vorläufig nur sagen, dass es sich bei dem Typus A um meist harmlose Parasiten handelt, deren Fortpflanzung- noch nicht sicher festgestellt ist. 2) Parasiten des Typus B. Wie schon erwähnt, stehen dieselben zwischen dem Typus A und C. Ich fand dieselben ausg-esprochen nur einmal bei einem ungen, noch nicht flüg-gen Turmfalken, Cerchneis tinnunculus, der in iCrema aus dem Neste gefallen war. Diis Nest befand sich etwa 40 m über der Erde in einem Glockenturme. Der Vogel war so- fort tot und gelangte etwa 20 Minuten später zur Sekti<^n. 121 — Pariisitcn fanden sich zahlreich, sowohl im llerzblute wie in inneren Organen. Wie erinnerlich, waren die jungen Parcisiten des Typus A, wenigstens bei Sperlingen und Nachtigallen, nicht leicht zu erkennen, da das Chromatin sich gleich in die Länge streckte, der Kontur des Protoplasmas wenig umschrieben war, und sie meist durch ihre Lage neben dem Blutkörperkern wenig auffielen. Die jungen Formen des Parasiten beim Cerchneis tin. dagegen waren wie die der Buchfinken auf Helg-oland deutlich zu erkennen, etwa I Vg - 2 /(. im Durchmesser haltend und rundlich. Ihre Lage war oft in der Nähe des Polendes vom roten Blutkörper, also nicht bloss oder vorwiegend an der Längsseite des Blut- körperkerns (Taf. IV, 17 — 23). Das Protoplasma hatte ein blasses, homogenes Aussehen. Das Chromatinkorn war kräftig entwickelt und rundlich. Andeutung einer Auflockerung desselben w^ar bereits in den Jugendformen mehrfach zu sehen. Als fernerer Unterschied gegenüber Typus A war zu bemerken, dass die weitere Entwickelung sowohl zwischen Pol des Kerns und entsprechendem Pol des Blutkörpers stattfinden konnte, als auch seit- lich vom Kern des Blutkörpers (Taf IV, 18, ig). In beiden Phallen kommt es nicht zu den typischen Hantel- formen. Im allgemeinen hat der Parasit die Neigung sich ab- zurunden, bez. ovale Form anzunehmen. Indes kommen auch spitze Ausziehungen an dem einen Ende vor (Taf IV, 20). Eine Entfärbung des infizierten roten Blutkörpers tritt nicht ein. Ent- wickelt sich der Parasit mehr an dem einen Pole des Blutkörpers, so kann der Kern verlagert werden nach dem entgegengesetzten Pole zu, wobei er sich um seine Längsachse um einen Winkel bis zu go 7o drehen kann, wie (Taf. IV, 28). Häufiger ist seine Ent- wickelung neben dem Kerne des roten Blutkörpers, wobei er meist o^'ale Form zeigt. Zuweilen wird der Kern des BlutkörjDcrs ganz umflossen von dem Parasiten (Taf. IV, 23). Nicht ganz selten waren auch Dc^ppclinfektionen. Amöboide Beweglichkeit Hess sich nieinals nachweisen. Das I^igment trat zuweilen schon in jungen, noch runden Parasiten auf in Form feiner dunkelbrauner, unbeweglicher Körnchen. Andererseits konnte man, wenn auch selten, runde Parasiten von etwa 3 /t Durchmesser sehen , die noch keine Spur von Pigment zeigten (Taf IV, 18). — 122 — Die erwachsenen Formen waren etwas grösser wie die des Typus A. Die Pigmentkörnchen waren bald ziemhch gleichmässig zerstreut, bald mehr in einzelnen Häufchen angesammelt. Einige- male war es nur in dem einen Pole des Parasiten angesammelt, dann lag das Chromatin in dem anderen Pole. Sterile Formen konnte man auch bei dem Typus B bereits im endoglobulären Stadium erkennen an der hyalinen Beschaffenheit des Protoplasmas und der Beweglichkeit des Pigments. Im ge- färbten Präparate erkannte man diese Formen an der geringen Färb- barkeit des Protoplasmas. Niemals sah ich, wie bei der menschlichen Malaria, Stäbchen- immer nur Körnchenform des Pigments. Nur waren die Körnchen bei den scheinbar steril werdenden Formen manchmal sehr aus- geprägt und von gclbgrünlicher Farbe. Das Chromatin verhielt sich verschieden. Handelt es sich um Formen, die nicht degenerierten, die sich auch kräftig färben liessen, so war das Chromatin in P^orm einer meist runden, kleinen, kräftig gefärbten Chromatinfigur zu er- blicken. Dieselbe bestand aus einem Häufchen von dicht neben- einander gelagerten Chromatinfibrillen (Taf. IV, 20). Handelte es dagegen um steril werdende Formen, so zeigte das Chromatin eine staubförmige Auflösung, wobei dasselbe sich über einen bedeutenden Bruchteil des Parasiten zerstreute. In einigen Parasiten konnte man überhaupt kaum noch etwas von Chromatin erblicken. Die freien Formen waren, w4e bei den Typus A häufig. Man sah sowohl die jüngsten wie die am meisten in der Ent- wickelung vorgeschrittenen Formen. Neben runden erblickte man auch gestreckte freie Formen. Ausserdem konnte man runde, pigmcntlose, freie Parasiten treffen, deren Protoplasma sich in einem dunkleren Blau färbte als gewöhnlich, und deren Chromatin als ein mehr kompaktes Häufchen erschien. Auch Teilungen des Chromatin kamen, wenn auch seltener, vor. Die Art der Chromatinteilung erinnerte an die beim Quartanparasiten beschriebene. Ausgebildete Teilungsformen wie z. B. bei dem Quartanpara- siten habe ich indess nicht gesehen. Das Maximum der Chrömatin. Teilungsfiguren, die beobachtet wurden, betrug acht. Dieselben zeigten ebenfalls in jenem Stadium nie das kompakte Aussehen, wie wir es insbesondere bei den kleinen Parasiten der estivo-autumnalen Fieber kennen gelernt hatten. Celli und vSaufelice bilden bei diesem Typus B bis zu 32 jungen Parasiten innerhalb des Mutter- parasiten ab. — 123 — Thatsachc ist also, dass eine Vermehrung' im 'rierkrtr])er statt- findet. Ueber die Dauer des Entwiekelunj^seykUis kann icli niehts sagen, da der Falke bereits tot war bei der ITntersuchung, ebenso- wenig über die pathogene Wirkung der Parasiten. Verfütterung der Organteile an Athene noetua war nicht im Stande, dieselbe Infektion wieder hervorzubringen. Die Berechtigimg, den eben beschriebenen vSchmarotzern des Falkenblutes eine besondere Stellung vorläufig anzuweisen, gewinne ich bis jetzt also nur aus morphologischen Gründen. 3) Parasiten des Typus C. Dieselbe fanden sich einmal bei einem Kirschkernbeisser (Cc^cco- thraustes vulgaris) in Pavia, zweimal bei Grünlingen (chloris chloris) in Crema. Den Kirschkernbeisser hatte ich bereits 14 Tage im Käfige, anfangs zusammen mit Sperlingen, von denen zwei inficiert waren durch Parasiten des Typus A. Die anderen Sperlinge wurdcMi übrigens durch das Zusammenleben mit den inficierten Tieren nicht inficiert. Sämtliche Tiere waren munter und fresslustig. Nach acht Tagen nahm ich den Kirschkernbeisser in einen besonderen Käfig, da er die anderen Vögel biss. Sämtliche Käfige wurden vor der Neubenutzung immer £iufs gründlichste gereinigt, insbesondere die Wassernäpfchen. Das Blut des Kirschkernbeissers wurde jedem zweiten Tag untersucht, in den ersten 14 Tagen immer mit nega- tivem Erfolge. Das Blut wurde, wie bei alllen Vögeln, entnommen durch Einschnitt an der Unterseite der Flügel in der Nähe des Flügel- ansatzes. Man lernt bald die in einer Muskelrinne dort verlaufende kleine Ader treffen. Etwa 48 Stunden nach der letzten nega- tiven Blutuntersuchung zeigte der bis dahin iiusserordentlich zutrauliehe und muntere Vogel die Zeichen schwerer Erkrankung. Er lag auf dem Boden mit gesträubtem Gefieder. Die Atmung war beschleunigt. T. Messung wurde nicht v^orgenommen. Kurze Zeit darauf starb er. Die Sektion wurde sofort ausgeführt. Ueber den Infektionsmodus liess sich nichts feststellen. Untersuchung des Trinkwassers ergab ein negatives Resultat. Es muss noch bemerkt werden, dass die Fenster des Raumes, in dem sich der Vogel befand, meist geöffnet, und dass Gärten und Aecker in der Nähe waren. Die 2 Grünlinge in Crema zeigten die Infektion gleich bei der Einlieferung. Die Parasiten waren morpho- logisch nicht zu unterscheiden von denen des Coccothraustes vulgaris. Bei allen diesen Vögeln fanden sich alle Stadien der Ent- Avickelung des Parasiten gleichzeitig im Blute. — 124 — Indes waren die Parasiten bei den Grünlingen etwas weniger zahlreich und die frühzeitige Teilung- seltener auftretend. Beide Grünlinge aber zeigten von Anfang an die Zeichen einer Erkrankung. Die Tiere frassen nicht, sondern sassen mit gesträubtem Gefieder da. Nach etwa 48 Stunden wurde der eine sterbend g"efunden und sofort seziert, der andere nach 72 vStunden. Vielleicht hängt mit der im Verg^leich zum Coccothraustes längeren Krankheitsdauer der etwas sparsamere Parasitenbefund zusammen. Die anderen Grünlinge, die mit den infizierten denselben Käfig teilten, auch zusammen gefangen waren, zeigten während einer Be- obachtungszeit von im Ganzen 3 Wochen keine Infektion. Ein Grünling, der von vornherein von den infizierten getrennt worden war, wurde mit dem Blute eines der infizierten Grünling-e geimpft. Nach 3 Tagen wurden spärliche jung'e Parasiten von der- selben Art, wie sie übergeimpft waren, im Blute gefunden. Krank- heitssymptome zeigte der Vogel nicht. Leider entfloh derselbe, als einmal, der Vogelbauer unvorsichtig geschlossen war, und gelang es so nicht, die Beobachtung fortzusetzen. Strikt beweisend ist diese Impfung noch nicht, da die Infektion ev. auch auf natürlichem Wege erfolgt sein konnte, wie wir es bei dem Coccothraustes annehmen müssen. Es ist zu bedenken, dass es sich um eine Malariagegend handelte. Derartige Experimente müssen, um beweisend zu sein, in durchaus malariafreier Gegend ausgeführt werden, wie es z. B. bei den Impfungen auf Helgoland der Fall war. Eine solche Gegend aber war in keinem Teile Italiens, in dem ich mich der Studien halber aufgehalten hatte. Impfungen mit Blut von einem infizierten Grünling auf 2 Schwarzamseln, 2 Sperlinge, 2 Buchfinken blieben negativ. Die Beobachtungszeit betrug 2—3 Wochen. Aus äusseren Gründen konnte dieselbe nicht länger ausgedehnt werden. Die Impfung fand meist derart statt, dass y., cm^ von etwa 40*^ C warmer, sterilisierter, physiologischer Kochsalzlösung in die sterilisierte Pravaz'sche Spritze aufgesogen, dann ein Schnitt an der Unterseite des Flügels von dem infizierten Vogel gemacht, und das hervor- quellende Blut ebenfalls aufgesogen wurde. Man bekam dann etwa ■'/s cm^ Impfflüssigkeit im günstigsten Pralle. Man muss sich sehr beeilen, da das Vogelblut bekanntlich ausserordentlich schnell ge- rinnt. Dann wurde sofort in die Bauchhöhle des Impflings injiziert. Bei diesem Verfahrrn verliert der infiziert gewesene Vogel relativ wenig Blut und kann für neue Versuche verwandt werden. Eine, Assistenz ist zur schnellen Ausführung der Impfung notwendig. Wie ich mich durch Kontrollpräparate überzeugte, schien die Koch- 12- salzlösuiiLT, wenigstens während der ersten 5 IVIinutcn, keine sichtbare zerst()rende Wirkung- auf die Bkitkorperparasiten auszuüben. Ohne Zuhülfcnahmedor Kochsalzlösung würde man meist zu wenig Flüssigkeit in der Pravaz'schen Spritze hiiben und die Spritze nicht funktionieren. Sämtliche im kaufe der Zeit geimpften Vögel vertrugen den kleinen Eingriff leicht. Wegen der vollkommenen morphologischen Aehnlichkeit und der ähnlichen klinischen Symptome sollen hier die Schmarotzer des Coccothraustes und der Grünlinge zusammen abgehandelt werden. Was zunächst diesen Parasiten charakteristisch ist, ist die geradezu erstaunliche Proliferationsfähigkeit des Chromatins, sodass es zur Fortpflanzung kommen kann ohne .Spur einer Pigmentbildung, ferner die häufig'e, 2 — 8- ja lo-fache Infektion eines roten Blutkörpers. Die kern- losen roten Blutk()rper sind d^uon ebenso betroffen wie die kern- haltigen (Tiif. IV, 24, 25, 26). Die jungen, meist rundlichen Parasiten bestehen aus einem krriftigen, ziemlich kompakten Chromatinkorn , und einem ziemlich schwach färbbaren Protosplasmaleibe mit nicht sehr bestimmter Kontur. Zuweilen kann man auch eine schmale achromatische Zone um das Chromatinkorn herum erblicken (Taf. IV, 24). Im lebenden Präparate sieht man sie als hyaline, lichtbrechende Kr)rper, bei denen sich eine akti\'e Beweg^lichkeit nicht finden lässt. Indes sieht man im g-efilrbtcMi Präparate auch etwas in die Länge gestreckte, jüngste Formen, die der Peripherie des Blutkin-pers noch angeschmiegt liegen. Man gewinnt den Eindruck, als ob dieselben eben erst den Blutk(')rper inficiert li;ltten. Die Lage derselben kann in jedem Teile des Blutkörpers sein, also sowohl an einen der Polenden, als auch neben dem Kerne. Häufig entwickelten sie sich an einem der Polenden, wobei der Kern des Blutkörpers anfangen kann, sich um seine Längsachse zu drehen. Durch Platzverdrängung- des Kerns durch den Pa- rasiten ist das allein nicht zu erklärten wenigstens durch- aus nicht immer, da diese Drehung sich schon finden kann, wenn der Parasit noch klein ist und vom Kerne des Blutkörpers entfernt. Der wachsende Parasit behält im Allgemeinen seine rundliche Form, und können sich jetzt einige feine dunkle Pigmentkr)rnchen ansammeln. Diese Pigmentbildung kann aber auch voll- kommen ausbleiben. Wie schon hervorgehoben , kann sich das Chromatin sehr frühzeitig teilen , auf ganz ilhnliche Weise , wie es bei den — 126 — kleinen Parasiten der estivo-autumnalen Fieber vorkommt. Das ziemlich kompakt bleibende Chromatin teilt sich nach einander in etwa 6 — 8 mehr oder weniger rundliche, ebenfalls ziemlich kom- pakte Körnchen, die sich mit einem zarten, kleinen, kaum sicht- baren Protoplasmaleibe umgeben. (Taf, IV, 27, 28). War es überhaupt zur Pigmentbildung gekommen, so konzentriert sich dasselbe nach dem Centrum zu, um welche sich die jungen Parasiten herum lagern. Auch die pigmentlosen Teilungsformen zeigen Morulaform. Der ganze reife, rundliche Parasit hatte etwa einen Durch- messer von 4 fi. Es ist vielleicht notwendig zu betonen, dass ge- rade diese Formen mit frühzeitiger Teilung sich vorwiegend an einem der Pole des Blutkr)rpers entwickelten, und der Kern zuletzt im anderen Pole eine quere oder mindestens schiefe Lage ein- nahm. Neben diesen kleinen Formen fanden sich bei allen drei infizierten Vögeln auch grössere, deren Jugend- formen indes die gleichen waren wie die oben beschrie- benen. Die Thätigkeit des Chromatins war jedoch schwächer ausge- prägt. Dasselbe war mehr aufgelockert. Entsprechend der schein- bar langsameren Entwickelung kam es auch ausnahmslos zur Pig- mentierung. Das Pig-ment war in I'orm brauner, etwas gröberer Körnchen über den ganzen Parasiten mehr oder weniger gleich- massig verteilt. Eine amöboide und Pigmentbewegung war auch hier im leben- den Blute nicht zu erkennen. — Üeber die sterilen Formen weiter unten. Ein Abblassen der infizierten roten Blutkörper war wie bei allen anderen Vogelblutinfektionen nicht zu erkennen. Die grösseren Formen nahmen im Allgemeinen eine ovale Form an, entsprechend der Kontur des roten Blutkörpers, wobei der Kern zur Seite geschoben wurde, bald nach der einen Längs- seite des Blutkörpers, bald nach dem einen Pole zu. Diese grösse- ren Formen können die roten Blutzellen oft bis zu Y5 erfüllen. Die Teilung des Chromatins, welches während der ganzen Entwickelung etwas aufgelockerter erschien, erfolgt ähnlich wie bei den kleinen Teilungsformen. Die Zahl der neuentstehenden jungen Parasiten betrug bis 18. Konzentrationen des Pigments zu einem kompakten Pigmentblock, wie z. B. bei der Tertiana maligna, habe ich nicht gesehen. 127 — Ob die grösseren Formen artverschieden sind von den kleineren, die bloss 6 — 8 junge Parasiten hervorbringen, lasse ich sehr dahin- gestellt. Die Jugendformen sind jedenfalls, wie erwähnt, gar nicht zu trennen. Ausserdem wäre es doch merkwürdig, dass immer dieselbe Mischinfektion sich gefunden hätte. Am ungezwungensten erscheint bis jetzt die Annahme, dass es sich um demselben Parasiten handelt, welcher bald schneller bald langsamer zur Teilung führt. Unter den mittelgrossen und besonders den grossen Formen konnte man auch sterile bez. steril werdende erkennen an der ge- ringeren Färbbärkeit des Protoplasmas und der staubförmigen Auf- lösung des Chromatins. Dieselben zeigten rundliche oder ovale Form. Im ungefärbten Präparat waren sie besonders hyalin und zeigten öfter bewegliches Pigment. Ganz ausserordentlich häufig, ja typisch, waren, wie schon hervorgehoben, die mehrfachen In- fektionen eines und desselben roten Blutkörpers. Man konnte eine ausgebildete endoglobuläre Teilungsform mit 6 — 8 jungen Parasiten sehen und dicht daneben eine Anzahl jüngster und mittel- grosser Parasiten. In demselben Blutkörper findet man also die verschiedensten Entwickelungsstadien vertreten. Nicht selten bemerkte man auch 6 — lo mittelgrosse Parasiten, z. T. schon fein pigmentiert, um den Kern eines roten Blutkörpers herumgelagert. Es war oft schwer, dieselben voneinander zu trennen, da die Protoplasmaleiber dicht aneinander gedrängt lagen, und es den Anschein erweckte, als ob ein einziger grösserer Parasit den Kern des Blutkörpers umflossen hätte. Dieselben Bildungen kamen auch in kernlosen Blutzellen vor. Erst im gefärbten Präparate gelang es nach einiger Uebung- festzustellen, dass diese Bildungen voneinander zu trennen w^aren. Extraglobulär konnte man sämtliche beschriebenen Formen wiederfinden , wenn auch seltener wie die endog-lobulären , dieses auch in sofort gehärteten Präparaten des lebenden Blutes. Also auch hier ist, wie bei allen bisher beschriebenen Vogelblutschma- rotzern, bemerkenswert, dass die Parasiten unter Bedingungen, die wir bis jetzt noch nicht genau kennen, wenigetens zeitweise ein extraglobulär es Dasein führen können. Beim Kirschkernbeisser waren zuweilen auch in Leukocyten chromatinhaltige jüngere Parasiten zu sehen. Da etwa 20 Minuten zwischen dem Tode des Tieres und der Sektion vergangen waren, ist immerhin möglich, dass es sich hierbei nur um einen postmor- talen Befund handelt. — 128 — Bei der menschlichen Malaria hatten wir, wie erinnerlich, be- stimmt behauptet, dass die Infektion nur die roten Blutzellen beträfe. Wir sahen auch, dass im lebenden Präparate die Leukocyten sich allmählich der Parasiten, in erster Linie der sterilen, bemächtigten. Einen Beweis, dass im Kirschkernbeisser die Parasiten sich nicht von vornherein in den Leukocyten entwickelt hätten, würden wir dann haben, wenn es gelänge, innerhalb der in Leukocyten be- findlichen Parasiten eine Pigmenticrung zu finden. Solches ist mir aber bis jetzt nicht gelungen. Uebrigcns wurden in sofort gehärteten Präparaten von Grün- lingen Parasiten in Leukocyten nicht gefunden. Mit aller Reserve sei hier berichtet, dass im gefärbten Präparate vom Knochenmark der Grünlinge einigemale auch runde Gebilde von etwa durchschnitthch 4 — 6// Durchmesser gefunden wurden, mit einem etwas aufgelockerten, gekrümmt verlaufenden , ziemlich langen und starken Chromatinfaden in der Mitte. Ln lebenden Blute wurden dieselben nicht gesehen. Eine Spur von Pigmenticrung wurde nicht gesehen. In gewisser Beziehung erinnerten sie an die freien runden Formen der sogleich zu beschreibenden Parasiten der Athene noctua (Taf. III, 29 [mittlere Figur]). Nur waren sie kleiner und das Chromatin in der Mitte wenig"er massig' entwickelt wie auf Taf III, 29. Ihre Bedeutung lasse ich noch offen. Wie erinnerlich , waren ähnliche Gebilde auch im Knochen- mark der Buchfinken auf Helgoland gefunden worden. Es handelt sich ganz zweifellos um parasitäre Gebilde, deren Bedeutung und eventuelle Beziehung zu den Blutkörperparasiten ich noch offen lasse. 15. Eine neue Parasitenforin beim Steinkauz (Athene noctua)^ (Das sogenannte Leukocytozoen Danilewskyi?) Im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde ^) giebt Professor Danilewsky eine kurze Beschreibung- der Geisseiformen von Blutparasiten, wie sie sich bei Menschen und Vögeln finden. Danilewsky nennt die betreffenden Blutparasiten Pseudovacuolen. Aus ihnen erst bildete sich die Geisseiform, der von ihm soge- nannte Polymitus, welcher somit die höchste Stufe der Entwickc- lung darstellte. Die von Danilewsky angeführten Gründe sind i) Ueber den Polymitus iiialariae, von Prof. P.. Dan ilcwsky, Bd. IX, 1891, No. 12. I2Q — ■ nicht stichhaltig'. Bei Besprechung' der sterilen Formen der mensch- lichen ]\Ialaria sind schon die (TCgengründe angeführt. Seine ausführlichere Arbeit ^) stand mir nicht im Original zur Verfügung, Vielleicht ist es von Wert, an dieser Stelle zu betonen, dass Danilevvsky sich auch in der Auffassung der Halbmonde ganz bedeutend voii mir unterscheidet. Nach ihm kcMmten sich dieselben sowohl einzeln (!) als auch durch Schwärmersporen vermehren. Nach den früheren Darleg^ungen darf ich diese Annahme als endgültig widerlegt betrachten. Wenn nach Danilewsky ferner bei dem sogenannten Polymitus malariae und avium sich weder in morphologischer noch biologi- scher Hinsicht irgend ein wesentlicher Unterschied finden lässt, so ist das Faktum selbst zwar zum Teil zuzugeben. Daraus allein kann man aber noch keinen Rückschluss machen auf den Polymorphismus der betreffenden Parasiten. Danilewsky glaubt wie Laveran fest an den Polymorphismus unserer Blutparasiten. Die Blutparasiten der Menschen und Tiere können jedoch recht gilt artverschieden sein, während ihre sterilen Formen einander ähneln. In Bezug' auf den sogenannten polymitus a\'ium nimmt nun D. an, dass sich derselbe sowohl in roten Blutkörpern entwickeln könnte , als auch in degnerierten Teukocyten. Im ersteren Falle würde er pigmentiert, im letzteren bliebe er unpigmentiert , und würde er auch grösser. Die letztere Form, die er bei der grauen Krähe beobachtete, nannte er Leukocytozoon. Da die Frage, ob ein Parasit sich innerhalb von Leu- kocyten entwickeln kann, von prinzipieller Bedeutung ist für die Biologie der Blutparasiten, gehe ich darauf näher ein. Nach D. erscheint das erste Stadium in Form einer grossen, regelmässigen, mattgrauen Kugel. Innerhalb derselben bemerkte man, bisweilen selbst in vivo, einen hellen, runden kleinen Fleck, nucleus. Sodann käme ein weiteres Stadium , während dessen innerhalb des Körpers eine Art Segi'nentation stattfände, unter Bildung mehrer kugelförmiger Körper. Diese vSegmentationskugeln wären deutlich konturiert und matt homogen. Gleichzeitig oder nach i — 2 Tagen fänden sich auch degene- rierte, feinkonturierte Leukocyten, deren Inhalt iius 4 — 6 homogenen parasitären Kugeln bestände von zuweilen ungleicher Grösse, und zwischen denen bisweilen glänzende, ovale, stark lichtbrechende Körner zu sehen seien. Der doppelt konturierte Kern des degene- 1) Parasitologie du sang I, 1889, p. 29 — 52. Z i o m a n n , Ueber Malaria etc. — I30 — rierten Leukocyten diente gleichsam als Cyste für die sich vermeh- renden Parasiten. Bereits wenige Minuten nach Anfertigung des Präparats wäre die Bildung sehr beweglicher Geissein an diesen intra- globulären, kugeligen Körperchen (polymitus) noch innerhalb des Leukocyten zu bemerken. Ausserdem sähe man innerhalb des Leu- kocyten noch homogene helle, kleinere Kugeln, die wahrscheinlich aus der Teilung der grossen entständen! Mehr aus den Abbildungen, als aus der obigen Be- schreibung schliesse ich, dass die Gebilde, die ich bei drei Exem- plaren von Athene noctua in Crema entdeckt, in einigen Beziehungen an die Beschreibung D an ilewskys erinnerten. Andererseits jedoch bieten sie wieder so viel Charakteristisches dar, dass sie vielleicht eine Gattung für sich darstellen. Soviel ich aus der Ijtteratur ersehen kann , sind sie noch nicht beschrieben worden. Die spätere Bezeichnung und Einreihung in das zoologische vSystem wollen wir den Zoologen überlassen. Ich berjierkte bei allen drei Vög'eln schon am ersten Tage einen Blutbefund, der sich während eines Zeitraumes von drei Wochen fast gar nicht änderte. Die Tiere zeigten bis zuletzt keine äusseren Symptome von Krankheit und waren immer fresslustig. Das Blut wurde täglich untersucht. Die Beobachtung des lebenden Präparats allein führte nicht zum Ziel. Erst die Färbung gab Aufschluss über diese mir bis dahin vollkommen räthselhaften Parasiten. L Phase. Man bemerkte zunächst eine Anzahl runder oder ovaler, ziemlich zart konturierter Parasiten z. T. mit fein granu- liertem, z. T. mit gleichmässigem matten Protoplasma und von '^j.^ bis zu der ganzen Grösse eines roten Blutkörpers. (Taf. III, 2 g mittlere Figur). Dieselben waren frei, wenig lichtbrechend und zeigten in der Mitte meist eine hellere Zone. Zuweilen war die- selbe sehr ausgesprochen. Eine amöboide Bewegung war im ungefärbten Präparate nicht mit Sicherheit wahrzunehmen. Vergleiche indes über diesen Punkt die später zu behandelnden Geisseiformen. Sofort gehärtet und gefärbt, zeigten sie zuweilen auch eine mehr gestreckte, wurstförmige Form oder mehr spitze Ausziehung an dem einen Ende. Es führt das zur Annahme, dass vielleicht doch eine amö- boide Beweglichkeit besteht. Fast immer konnte man im gefärbten Präparate eine gefärbte äussere und eine ungefärbte oder weniger gefärbte innere Zone unterscheiden. Die äussere Zone zeigte zu- weilen einen mehr grauen als blauen P'arbenton. Fast immer war die Färbung nur eine schwache. Die ungefärbte oder nur ganz schwach gefärbte innere Zone war verschieden gross. Zuweilen nahm sie beinahe -/.j vom Gesamtvolumen des Parasiten ein. Nicht selten war eine gelappte Form derselben. In Ueber- einstimmung mit den IMalariaparasiten will ich sie achromatische Zone nennen Innerhalb derselben lag das Chromatin. Dasselbe zeigte in manchen Präparaten eine kompakte, runde Form von etwa i'/.2 — 2 /t Durchmesser, oder eine mehr gestreckte, fadenförmige und gekrümmt verlaufende. Ver- gleiche die ähnlichen, aber kleineren Formen, die wir mehrfech im Knochenmark der Buchfinken und Grünlinge beobachteten. Bei Fadenform konnte das Chromatin bis Y^ Fänge des Pa- rasiten erreichen. In anderen Gesichtsfeldern wieder zeigt es sich zerfallen in eine Anzahl feinster Fäserchen, die scheinbar wirr durcheinander lagen. (Taf. III, 29). Nicht selten sah man die Masse dieser Fäserchen durch einen unregelmässig verlaufenden Spalt in zw^ei mehr oder weniger gleichmässig grosse Hälften ge- teilt werden. Die Auffaserung und Auflockerung des Chromatins konnte soweit gehen, dass es beinahe staubförmige Beschaffenheit zeigte und bis Ys ^^^ ganzen Inhalts des Parasiten erfüllte. IL Phase. Neben den eben erwähnten freien Formen findet man auch solche, die ein ganz ähnliches Aussehen haben, die indes zum grössten Teile umgeben sind von einer äusserst fein kontu- rierten Masse, welche z, T. auch spärliche kleinste Granulationen zeigen kann. Die betreffenden Parasiten waren immer solche mit mehr oder weniger aufgelockertem Chromatin. Ihr Protoplasmaleib hob sich durch dunklere Färbung deutlich ab von der er- wähnten feinkörnigen, kaum lärbbiiren Masse. Innerhalb der letzteren fand sich noch ein Leukocytenkern , manchmal von noch normalem Aussehen, meist aber mit deutlichen Zeichen der Degeneration. (Taf. III, 30 und 3 1 die karmingefärbten Teile rechts oben, bez. rechts in der Abbildung.) Es zeigten sich an seiner Peri- pherie vorspringende Chromatinfäden, Auflockerung in der Mitte u.s.vv. Das ganze hatte meist eine unregelmässige Kontur, auch im sofort gehärteten Präparat. Stets lag der jetzt meist ovale Parasit mit mindestens einer seiner Längsseiten der Peripherie an. Die feinkörnige, äusserst zart konturierte Masse zeigte, wenn überhaupt, einen Farbenton, der sich noch am ehesten mit einem äusserst zarten „Graurötlich" bezeichnen Hess. Sie umschloss den Leukocytenkern bald allseitig (Taf. III, 30 und 31), bald nur teilweise. — 132 — vergleiche auch die Tafelerklärung). Wie sind nun diese Bil- dungen zu erklären? Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder der anfänglich freie Parasit ist umschlossen von einem Leukocyten. Dann wäre die fein- körnig^e Masse der degenerierte, sich kaum noch färbende Protoplasma- leib des Leukocyten. Indes wäre es in diesem Falle merkwürdig, dass man niemals Parasiten sieht, die allseitig umgeben sind von dem Protoplasmaleibe des Leukocyten. Eine Infektion von vollkommen normalen Leukocyten durch diese Parasiten scheint jedenfalls ausgeschlossen. Dass der Leukocyt selbst den Parasiten umflossen, wie es bei der Phagocytose geschieht, wäre wohl weniger anzunehmen, da während der Phagocytose nur tote oder absterbende Zellen von den Leukocyten umflossen werden, unser Parasit aber noch eine weitere Entwickelung durchmacht. Ausserdem wäre es nicht recht ver- ständlich, wie ein schon degenerierter Leukocyt noch eine phagocytäre Wirkung ausüben sollte. Man müsste also eher annehmen, dass der Parasit den schon degenerierten Leukocyten infiziert hätte. In diesem Falle ist es wieder nicht recht erklärlich, warum manchmal der Leukocytenkern gleichsam eingeschlossen liegt in einem langen amöboiden Fortsatze der feinkörnigen, schwach färbbaren Masse. Die Peripherie der letzteren schneidet in diesem Falle grösstenteils mit der Peripherie des Parasiten ab. Eine zweite Möglichkeit ist die, dass der Parasit selbst die er- wähnte feinkörnige, schwach färbbare Masse absondert, um mit dieser einen der zahlreichen freien Leukocytenkerne, wenn er gerade erreichbar, zu umfliessen. Die mikroskopische Betrachtung der Prä- parate könnte zu dieser Annahme führen. Indes der leicht graurötliche Farbenton der feinkörnigen Masse sticht meist ab von dem mehr bläulichen Tone des eigentlichen Parasiten, und spräche vielleicht mit gegen die Annahme eines ge- meinsamen Ursprunges. Andererseits kann im weiteren Verlaufe der Entwicklung dieser Farbenunterschied verschwinden. Eher für die Annahme, dass es sich bei der feinkörnigen Masse um den degenerierten Protoplasmaleib eines Leukocyten handelt, spricht wieder der Umstand, dass man in ihr Körner, ähnhch den Granu- lationen der neutrophilen Leukocyten finden kann. Eine strikt be- weisende Kraft liegt in keiner dieser Erwägungen. Auch die Beobachtung des lebenden Blutes führte leider nicht zur sicheren Entscheidung. Niemals beobachtete ich, trotz der geradezu enorm zahlreichen Infektion, dass ein Parasit im Begriff gewesen wäre, einzudringen in einen Leukocyten. — 133 — Die Deutung wurde noch erschwert dadurch, dass es niemals gelang, einen Leukocytcn mit degeneriertem Protoplamaleibe zu finden, dessen Kontur aber noch deutlich zu sehen gewesen wäre. Ich sah, wie schon angedeutet, immer nur wohlerhaltene Leukocyten oder freie Kerne, ev. noch mit einem Rest des degenerierten Proto- plasmaleibes. Die Kontur unserer Gebilde dagegen ist eine, wenn auch äusserst zarte, doch bestimmte (Taf. III, 30). Ein sicherer Beweis scheint also bis jetzt für keine der beiden Möglichkeiten erbracht. Und doch wäre es in hohem Masse wünschenswert, zu wissen, ob unser Blutparasit auch schmarotzen kann in einem Leukocyten, oder ob er selbst die freien Leukocyten- kerne umfliesst, um diese für seine Ernährung nutzbar zu machen. Die letztere Annahme würde vielleicht eher die ge- radezu typischen, oft äusserst regelmässigen Formen wie Taf. III, 32 erklären. Wir streifen diesen Punkt noch weiter unten. Welche Annahme aber auch die richtigere sein mag, die Beschreibung der weiteren Entwickelung unseres Parasiten bleibt dieselbe. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung sehen wir, Avie das Chromatin sich fast immer in aufgelockerter Form längs der einen Längsseite des Parasiten ausbreitet (Taf. III, 30, links L.nten). Gleichzeitig tritt eine Streckung der erwähnten feinkörnigen Masse, die bisher ganz unregelmässige Form zeigen konnte, ein. Die Masse des Leukocytenkernes wird noch mehr aufgelockert. Es tritt eine fädige Zeichnung in demselben auf, als wenn er angezogen würde von dem Parasiten. Zugleich wird dann auch der Leukocytenkern in die Fänge gestreckt, wobei die Dichte wieder zunehmen kann (Taf. III, 31, rechts). Zuletzt nimmt er die Form eines Hanteis mit langem Stil und mehr oder weniger kolbigen Enden an (Taf III, 32, rechts, Taf. V, 22, links). Er liegt jetzt ausgebreitet über der einen Längsseite des ovalen Parasiten. Letzterer hat in diesem »Stadium die i — i^o fache Grösse eines roten Blutkörpers von Athene noctua, hat also an Volumen etwas zugenommen. Gefärbt zeigt der Parasit in diesem Stadium ein ganz auffällig viel dunkleres Blau als im freien Zustande (vergl. Taf. III, 32, und 2g u. 30). Nicht selten findet man in ihm zerstreut kleinste dunklere Granulationen. Ob dieselben vielleicht aus dem degene- rierten, in die Länge gestreckten Leukocytenkerne stammen, oder aus der beschriebenen feinkörnigen , schwach färbbaren Masse, will ich nicht entscheiden. Neben diesen, nicht immer regelmässig vorkommenden Granu- lationen sieht man an Zahl allmählich zunehmende, anfangs kleinste, — 134 — später etwas grössere, runde , stark lichtbrechende Stellen , die über den ganzen Parasiten zerstreut sich finden und ihm ein siebartiges Aussehen geben können. Die durchschnittliche Grösse dieser licht- brechenden , vollkommen ungefärbten Stellen beträgt etwa i /* (Taf. III, 32) innerhalb der blauen Masse. Sehr charakteristisch verhält sich in diesem Stadium das Chro- matin des Parasiten. Wie erinnerlich, war das Chromatin in den freien Parasiten oft sehr aufgelockert gewesen, oder von der Ge- stalt eines dicken Fadens oder runden Kornes. Jetzt bemerken wir ein intensiv gefärbtes, dunkelrotes, rundes Chromati nkorn , dem ein kleines Büschel dicht nebeneinander liegender, kurzer Chromatin- fäserchen bez. Körnchen von derselben Färbung angehängt ist (Taf. III, ^2, in der Mitte vom linken Rande der blau gefärbten Masse). Niemals sah ich bis jetzt bei anderen Blutparasiten eine derartige Anordnung des Chromatins. Interessant ist nun, dass das erwähnte dunkle, runde Chromatinkörnchen allmählich sich trennen kann von dem Chromatinbüschel und durch den Parasitenlcib nach der Peripherie zu fort wandert. Ueber sein weiteres Schicksal kann ich nichts sagen. Der Parasit bildet jetzt mit dem ihn überlagernden, bandförmig gewordenen Leukocytenkern , sowie den Restern der feinkörnigen Masse eine ganz ausserordentlich charakteristische, oft wetzsteinför- mige Figur. Die feinkörnige Masse reduziert sich auf je eine spitz ausgezogene, äusserst zart aber deutlich konturierte, kaum oder nicht mehr färbbare dreieckige Figur, deren konkave Basis dem konvexen Polende des blauen Parasiten aufsitzt. Die Grenze ist meist scharf markiert (Taf. V, 22). Jetzt kann auch in den spitzen Enden der Wetzsteinfigur ein schwach bläulicher Farbenton auftreten. Ferner sieht man in entsprechenden Präparaten, wie die spitzen Enden sich umschlagen können. Man erkennt dann deutlich die blatt- artige Beschaffenheit der spitzen Enden. Ein derartiger Vorgang wäre, wenn es sich nur um die Reste eineis dege- nerierten Leukocytenkörpers handelte, nicht recht er- klärlich. Diese wetzsteinförmigen Gebilde, die eine Länge von 44 jli erreichen konnten, waren es, die im ungefärbten Präparate nebst den Geisseiformen zuerst die Aufmerksamkeit erregten. Sehr häufig waren 7 — 8 in einem Gesichtsfelde. Eine amöboide Bewegung konnte nicht wahrgenommen werden. — 135 — Nachdem die Färbunjr über die Entwickelung und Struktur aufgeklärt, konnten auch im ungefärbten Präparate der bandförmig in die Länge gestreckte Leukocytenkern, der eigentHche Parasiten- leib und die spitzen, oft hyalinen Enden der Wetzsteinfigur deut- lich von einander getrennt werden. III. Phase. Der bis dahin ovale Parasit nimmt noch weiter an Volumen zu. Die ovale Form verwandelt sich in eine runde. Die spitzen Enden der früheren Wetzsteinfigur verschwinden ganz. Die hanteiförmige Figur des degenerierten Leukocytenkernes bleibt zu- nächst noch haften an der Peripherie des runden Parasiten (Taf. III, 33). Letzterer hat etwa das 2 — 3 fache seines früheren Volumens erhalten. Die schon früher erwähnten, stark lichtbrechenden, runden kleinen Stellen werden womöglich noch zahlreicher und z. T. auch noch etwas grösser. Dieselben zeigen auch nicht die Spur einer ^Struktur. Die tiefblaue Färbung des Protoplasmas kann noch erhalten bleiben. Das Chromatin zeigt die schon erwähnte büschelförmige Form mit oder ohne das runde dunkle, kompakte Chromatinkorn. Schliesslich kann sich auch der degenerierte Leukocytenkern ablösen und der runde Körper des Parasiten zerfallen. Blaue Trüm- mer desselben mit den lichtbrechenden runden Stellen sah ich mehr- fach. Vergeblich bemühte ich mich, eine Teilung des Chromatins zu finden, ähnlich wie wir sie bei den Malariaparasiten und den Parasiten des Coccothraustes vulgaris etc. gefunden. Nur einmal sah ich innerhalb eines zerfallenden, grossen, runden Para- siten sieben rundliche, kompakte Chromatinkörner, indes von ungleicher Grösse. Die Grösse schwankte zwischen etwa Y4 — 1V2 /* ^"^ Durchmesser. Ein zugehöriger Protoplasmaleib war indes nicht zu entdecken. Zweimal gelang es noch, im Blute ein kleines freies, rundliches Ge- bilde von etwa 4 /< im Durchmesser zu finden, bestehend aus einer peripheren, zart gefärbten, blaugrauen Schicht, und einer zentralen wenig oder gar nicht gefärbten, in deren Mitte ein rundes kleines, kompaktes Chromatinkorn lag. Diese Gebilde könnten vielleicht die Jugendformen der im Anfang dieses Kapitels geschilderten freien Parasiten sein. Vergleiche die erwähnten ähnlichen Gebilde im Knochenmark des Buchfinken u. s. w. Indes es handelte sich in dem betreffenden Präparate um das Blut einer Athene, die nöschen finden, letztere auch im übrigen Europa''^). Ich selbst sah in Itahcn beide Formen zusammen und war es mir nicht möglich, mit Sicher- heit einen Unterschied aufzustellen. Wie entstehen nun diese (jebilde? Celli und Sanfelice^) lassen sie hervorgehen aus den oben beschriebenen Blutkörperparasiten (Dactylosoma), indem die letzteren, statt sich zu runden und zu sporulieren, sich weiter in die Länge strecken, um schliesslich extraglobulär zu werden. Im Blutplasma i) Citiert nach v. Wasielewski, 1. c, S. 37. 2) WasielcM'ski, 1. c. 3) 1. c, S. 504. — 141 — könnten sie noch weiter wachsen und di(^ bekannten wurmartigen Bewegungen ausführen. Eine weitere Vermehrun.g konnten sie nicht finden. Darnach ergäbe sich also eine interessante Parallele zu den Halbmonden der menschhchen Malaria. Nach Labbe') w^ären es (jebilde, die von den geschilderten Froschparasiten (Dactylosoma) zu trennen sind. Bei Wasielewski sind diese drepanidien, (t au leschen Würmchen, von Rana esculenta mit ähnlichen Schmarotzern bei Eulen, Buntspechten, jVIandelkrähen (Drepanidium avium, bei Eidechsen (Karyolysus lacertarum), bei Schildkröten, Fröschen ((xattung Danilewskya) als Hämosporidien zusammengefasst (cfr. die Einteilung). Nach Labbe sollten nun diese würmchenartigen Gebilde (Dre- panidium ranarum) zuletzt ihr ektoglobuläres Dasein aufgeben, und, eventuell nach vorheriger Konjugation zweier Individuen, sich innerhalb einer neuen Wirtszelle abrunden unter Cystenbildung. Die von einer Membran umgebenen Cysten fänden sich vorzugsweise in Milz, Leber und Knochenmark. Innerhalb der Cysten entständen durch karyokinetische Kernteilung 4 — 20 Makro- bez. bis wenigstens 50 Mikrosporozoitcn. Jene Sporozoiten hätten eine länglich ovale, z. T. leicht sichelförmige Gestalt von 3 — 8 [x I^änge. Die Sporo- zoiten drängen darauf in die roten Blutkörper, wo sie zu den ge- schilderten würmchenartigen Gebilden heranwüchsen. Wie man sieht, ist der Unterschied zwischen den Anschau- ungen Cellis und Sanfelices einerseits, Labbes andererseits ganz bedeutend. Mir selbst war es nicht möglich, trotz der grossen Reihe von Präparciten, die von Labbe geschilderte Cystenhildung und karyo- kinetische Kernteilung wiederzufinden. Ich fand wohl Bildungen, wie Figur 31a, in Wasielewskis Buche, d. h. runde, helle vStellen im Körper des roten Blutkörper, an der Peripherie abgegrenzt durch eine dunkle, membranähnliche Masse. Bei Wasielewski sind diese Bildung^en als beginnende Cysten- bildungen dargestellt. In meinen Präparaten indes erwies sich diese sogenannte Membran als zusammengesetzt iius aneinander gereihten bakterienähnlichen Gebilden. Wir kommen auf diese bei Bespre- chung der sogenannten Cytamöba bacterifera noch zurück. Im Innern der fraglichen Cyste war keine Spur von Struktur zu sehen. Unwillkürlich drängte sich der Gedanke auf, ob es sich nicht um eine der ziemlich häufigen Vakuolenbildungen handelte, die im l) Citiert nach v. Wasielewski. — 142 — roten Blutk(")rpcr vorkommen und die im vorlieg-enden Falle zufällig gleichsam austapeziert werden durch jene bakterienähnlichen Ge- bilde. Zuweilen sah man übrigens in der fraglichen Cyste auch eine Anzahl wirr durcheinanderliegender, scharf konturierter , dunkel ge- färbter, kurzer stäbchenartiger Gebilde ohne wahrnehmbare feinere Struktur. In entsprechenden Präparaten des lebenden Blutes konnte man auch ein lebhaftes Durcheinanderschwärmen der kleinen Stäb- chen sehen. Niemals jedoch erinnerten diese Gebilde an die von Labbe beschriebenen grösser gewordenen Cysten mit Sporozoiten. Ferner war es mir bis jetzt, ebenso wie Celli und Sanfe- lice, unmöglich die jungen endoglobulären Formen von Drepani- dium oder den G a u 1 e sehen Wurm chen zu trennen von den jüngeren Formen der amöboiden Blutkörperparasiten des Frosches. Jeden- falls sah ich im gefärbten Präparat auch endoglobuläre erwachsene Parasiten von derselben Form wie die extraglobulären Gau leschen Würmchen, im übrigen aber mit denselben Bau wie die amöboiden Blutkörperparasiten. Früher erwähnte ich, dass die letzteren eine weitgehende Auf- lockerung des Chromatins zeigen könnten, ganz analog den Blut- körperparasiten dei" Vögel und des Menschen. Interessant ist nun, dass es gelang, extraglobuläre, längs- ovale Gebilde zu finden, von der halben Länge eines roten Blut- körpers vom Frosche, die wie erfüllt schienen von äusserst fein ver- teiltem, staubförmigem Chromatin, und die eventuell als steril werdende Formen der amöboiden Blutkörperparasiten (Dactylosoma) aufzufassen sind. Wir hätten dann jedenfalls eine Parallele zu den Blutkörper- parasiten bei den Vögeln, wo ja auch bei den freien Formen öfter eine staubförmige Auflockerung des Chromatins eintrat. Ob aber nun die erwähnten, längsovalen, freien Gebilde mit staubförmigem Chromatin auch in Beziehung zu bringen sind zu den Gauleschen Würmchen, das vermag ich mit Sicherheit nicht zu sagen. Ich kann nur wiederholen, dass im gefärbten Präparat die Jugendformen keinen Unterschied erkennen liessen, dass die von Labbe als beginnende Cystenbildungen beschriebenen Formen in meinen Präparaten keine Cysten repräsentierten, und dass ich end- lich eine Fortpflanzung der Gauleschen Würmchen nicht entdecken konnte. — 143 — Eine sichere Entscheidung-, ob das Drepanidiuni und T^ictylo- soma ranae artverschieden ist oder nicht, hesse sich durch geeignete Impfversuche feststellen. Wenn Froschblut, das nur amöboide Blutk()rperparasiten ent- hält, überimpft auf andere nicht infizierte Frösche nur dieselbe In- fektion hervorrufe, wenn umgekehrt Drepanidien haltiges Blut im geimpften Tiere nur eine Vermehrung der Drepanidien bedingte, könnte man an eine Artverschiedenheit der Drepanidien und des Dactylosoma denken. Indes sind Fehlerquellen ni(^ht leicht zu vermeiden, da diese Para- siten in der Jugend jedenfalls viel Aehnlichkeit mit einander haben. Daher kann es kommen , dass man Drepanidien und Dactylosoma zugleich überimpft, während man nur Drepanidien zu übertragen glaubt. Vielleicht ist es nützlich, daran zu erinnern, dass Impfungen mit halbmondehaltigem Blute auch zu Fehlschlüssen Anlass gegeben haben. Wie ich schon ausgeführt, sind erfolgreiche Impfungen mit Blut, das angeblich nur Halbmonde enthielt, durchaus nicht als Beweis für die P'ortpflanzungsfähigkeit der Halbmonde zu be- trachten. Nicht die Halbmonde waren es, die das Fieber des Ge- impften bedingten, sondern die einfach übersehenen kleinen Para- siten. Die Darstellung und die Abbildungen, die Canalis von der Fortpflanzung der Halbmonde gibt, habe ich je- denfalls als irrig erweisen können. Man muss dies wohl festhalten, wenn man die Halb- monde und die Drepanidien als Parasiten sui generis auf- stellen und mit einander vergleichen will. Die Halbmonde ihrerseits sind nur sterile Formen der kleinen Parasiten des Menschen. Ob entsprechend die Drepanidien nur als steril werdende Formen der amöboiden Blutkörperparasiten aufzu- fassen sind, lassen wir also dahingestellt. Handelte es sich wirklich um .steril werdende Formen, so hätte das Gesetz, wonach mit dem Eintritt des Sterilwerdens der Blutkörperparasiten eine Volumen- zunahme eintritt, auch für die amöboiden Blutkörperparasiten des Frosches seine Anwendung gefunden. Jedenfalls muss die Bestimmtheit, mit der Labbe in sehr schönen Abbildungen eine Vermehrung der Drepa- nidien durch Sporozoiten angiebt, zu Nachprüfungen an- regen. Labbe will auch durch Ueberimpfen von Cytamöben auf nicht infizierte Frösche immer nur Cytamöben im Impfling gesehen haben. — 144 — Erwähnenswert ist noch, dass mehrfach Frösche, die vorher bei wiederholten Blutuntersuchungen sich als scheinbar nicht infiziert herausgestellt hatten, nach einigen Tagen infiziert waren durch amöboide Blutkörperparasiten, wenn sie zu infizierten Fröschen in ein Glas gesetzt wurden. Das Glas w^urde absichtlich wenig ge- reinigt. Die Art der Infektion konnte nicht fest gestellt werden. Möglich ist auch, dass es sich schon vorher um eine latente Infek- tion gehandelt hat. Jedenfalls sah man immer alle Entwickelungs- stadien vertreten. In der grossen Mehrzahl der infizierten Frösche sah ich nur Drepanidiumformen. Wie erinnerlich , bilden auch die sterilen Halbmonde bei der menschlichen Malaria zuweilen den einzigen positiven Blutbefund. Schon bei Besprechung der Vogelblutparasiten erwähnten wir, dass bei einem Exemplare von Athene noctua ebenfalls Drepanidien gesehen wurden. Dieselben glichen scheinbar den bei Rana escu- lenta beobachteten. Auch bei ihnen war keine Pigmentierung vor- handen. Wir lernten zwar beim Coccothraustes vulgaris und bei Chloris chloris Parasiten kennen, die unter Umständen ohne Pigmcntbildung endoglobulär zur Fortpflanzung kommen, bis jetzt aber noch keine grösseren Vogelblutparasiten, die pigmentlos und extraglobulär würmchenartige Bewegungen ausführten. Der betreffende Stein- kauz zeigte gleichzeitig auch die schon erwähnte Infektion mit den sogenannten Leukocytozoen und pigmentierten Blutkörperparasiten. Die Deutung der Drepanidien wird dadurch nur noch mehr erschwert. 17. Die sogenannte Cytaniöba bacterifera Labbe. Labbe beschreibt ausser den schon erwähnten amöboiden Blut- körperparasiten bei Rana esculenta auch noch solche, die durch das Auftreten von Bakterien ausgezeichnet seien. Ich bemerke zunächst, dass auch im Froschblutkörper, genau wie im roten Blutkörper des Menschen, Vakuolen vorkommen, die eine amöboide Beweglichkeit vortäuschen können. Ich bemerke ferner, dass die von Labbe als Bakterien angesprochenen und bei der angeblichen Cytamöba bacteri- fera abgebildete Stäbchen in sofort gehärteten und gefärbten Prä- paraten von mir auch gesehen wurden (Taf. III, 28, Taf. V, 20 oben). Es scheint sich in der That um Bakterien zu handeln. Ein Ver- i) 1. c, Wasielewski. — 145 — such, dieselben durcli Kultur weiterzu/.üchten, wurde allerding-s aus äusseren (Tründen nicht g-emacht. Indess diese Stäbchen fanden sich überall im Präparate, im Plasma, auf oder in den roten Blutkörpern, einzeln, in der Mehrzahl aber als ein Bündel mehr oder weniger zahlreicher, meist sich kreuzender Stäbchen. Wir sehen dieselben die Wände der geschil- derten PseudoCysten Labbe's austapezieren, wir sehen sie oft auch in den Vakuolen, deren amöboide l^eweglichkeit ich vorhin hervor- gehoben. Indes eine feinere Struktur der bakterienhaltigen Vakuolen liess sich nicht erkennen. Dass bei dem nicht seltenen Vorkommen jener Stäbchenbündel es ab und zu auch mal vorkommt , dass ein solches auf einen amöboiden Blutkörperparasiten zu liegen kommt, dürfte weiter nicht wunderbar sein. Ich habe das bis jetzt nur einmal gesehen. Jedenfalls kann ich nach meinen bisherigen Resultaten mich noch nicht veranlasst sehen, eine besondere Cyta- möba bacterifera anzuerkennen. Sehe ich ab von den drepanidienähnlichen Parasiten bei Ei- dechsen und Schildkr(")ten, so glaube ich mit Vorstehendem in grossen Zügen die für uns in P>age kommenden Blutparasiten be- handelt zu haben. Meine Aufgabe war es, durch vergleichende Betrachtung der Tierblutinfektion ein höheres Verständnis für die malarische Infektion des Menschen zu gewinnen. Sache der wei- teren Forschung wird es sein, die vergleichenden Untersuchungen noch zu erweitern und zu vertiefen. Für den, der ernstlich sich mit dem Studium der Malaria beschäftigt, ist die Kenntnis der Tierblutparasiten unerlässlich. Dies umsomehr, als auch in experi- menteller Hinsicht die Tiere ein bequemeres Objekt darbieten als der Mensch. Zieraann, Uelici- Malaria etc. JQ Eine wirksame Methode der Cliromatin- und Blutfärbnng. Im Verlaufe meiner Färbeversuche bin ich seit einiger Zeit dazu gelangt, mich einer Färbemethode bedienen zu können, welche, wie Golgi, Marchiafava, Celli, Sanfelice, Bignami, Bastia- nelli etc. mir mündlich bestätigten, in ausgezeichneter Weise die feinsten Strukturverhältnisse der Blutparasiten zeigt. Wie ich das Glück hatte zu finden, scheint diese Methode einer allgemeineren Anwendung fähig zu sein. Darüber später. Von Anfang an war das Bestreben darauf gerichtet, eine Methode der Färbung, speziell der Malariaparasiten, zu finden, welche mit dem Vorzuge der Schnelligkeit die Möglichkeit bietet, die feinere Struktur der Parasiten zu erkennen. Es würde den Rahmen dieses Aufsatzes weit überschreiten, wollte ich hier alle die Methoden aufzählen, die zum Studium der Malariaparasiten empfohlen sind. Manchmal sind dieselben einander so ähnlich, dass man gar nicht von besonderen Methoden sprechen kann. Eine Zusammenstellung verschiedener Färbungsarten hat Mannabergi) gegeben, ferner Barbacci^), Monti^) und andere. Die für die Blutfärbung allein bestimmten Methoden konnten hier nicht berücksichtigt werden. Ich erwähne zunächst als Methode, die zur gewöhnlichen Fär- bung dient, diejenige F. Plehns*), welcher das 3—5 Minuten in absolutem Alkohol gehärtete Präparat einlegt in eine Lösung, be- stehend aus i) Die Malariaparasiten, 1893. 2) Ueber die Aetiologie der Malariainfektion nach der heutigen Parasitenlehre. Zu- sammenfassendes Referat von Ottone Barbacci. Centralbl. für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie, 1893, Bd. III, No. 2. 3) Suir infezione malarica. Rivista italiana di Patologia generale e Anatomia pato- logica. 1896. Fase. Ii, 12, S. 285. 4) Aetioiogische und klinische Malariastudien, S. 13- — 147 — Konzentrierter wässeriger Methylenblaulösung- 60,0 Ygproc. Eosinlösung in 75 perc. Alkohol 20,0 Destiliertem Wasser 40,0 versetzt mit 12 Tropfen 2oproc. Kalilauge. Plehn will auf diese Weise eine Doppelfärbung der roten Blutzellen und der Parasiten in 5 — 6 Minuten erzielen. Empfehlenswert ist auch folgende einfache Färbung: Einlegen des lufttrockenen, 20 Minuten in absolutem Alkohol gehärteten Präparates in eine verdünnte Methylenblaulösung für 3 — 5 Minuten. Zur Darstellung der feineren Struktur sollen unter anderen folgende Methoden dienen. Methode Grassis und Felettis*). Diese sammeln einen kleinen Tropfen Malariablut auf einem Deckgläschen und lassen letzteres, nachdem man es umgekehrt, rasch auf einen sich auf einem Objektträger befindenden Tropfen einer verdünnten Methylen- blau- oder Fuchsinlösung fallen. (Ein Tropfen gesättigter Lösung in ein Uhrglas destillierten Wassers genügt.) Um das Blut mit der Flüssigkeit zu mischen, heben siie das Deckgläschen ein wenig auf und lassen es dann wieder fallen. Sie geben an, damit gewöhnlich den nucleolusförmigen Körper des Para- siten intensiv gefärbt zu haben und ebenso auch die Chromatin- f äserchen, wenn sich deren finden. Die Membran des Kernes (die nicht existiert) kann gefärbt erscheinen oder nicht, und so auch der Zellleib. Auf (jrund dieser Methode kamen Grassi und Feletti dazu, im Jahre 1891 bei den Parasiten des Quartan- fiebers eine endogene Sporenbildung durch direkte Kernteilung an- zunehmen. Jene Anschauung und jene Färbemethode Grassis und Felet- tis scheinen indes kein Bürgerrecht erworben zu haben. Vor allem sind, wie auch Bignami und Bastianelli -) in ihrer ausgezeich- neten Arbeit hervorheben, die Resultate nicht gleichförmig. Mannabergs Methode^). Man lässt das Trockenpräparat durch 5 Minuten auf destilliertem Wasser schwimmen , trocknet zwischen Fliespapier, und zieht bis zur vollständigen Abgabe des Hämoglobin mehrmals durch eine sehr verdünnte Essigsäurelösung 1) Weiteres zur Malariafrage. Centralblatt für Bact. und Paiasitenkunde, 1891, Bd. X, S. 519. 2) Studi sull' infezione malarica, 1. c. 3) Mannaberg, Malariaparasiten, S. 16. 10* — 148 — (i Tropfen Essigsäure auf 20 cm'' Wasser). Hierauf wird das farb- lose Präparat für zwei Stunden auf die Fixierlösung gelegt, Konzentrierte wässrige Pikrinsäurelösung 30,0 Aqua destillat. 30,0 Eisessig i ,0, aus welcher es, für abermals zwei .Stunden , in absoluten Alkohol übertragen wird. Darauf 12 — 24 Stunden Färben in Alaunhäma- toxylin, schliesslich differenzieren mittelst 0,25 proc. Salzsäurealkohol (Alkohol von 75 proc.) und Ammoniakalkohol (3 Tropfen Ammoniak auf 10 cbcm 7 5 proc. Alkohol), Auswaschen in Soproc. Alkohol, Mon- tierung in Xylolcanadabalsam. Die roten Blutzellen sind entfärbt. Sowohl die komplizierte Mannabergsche wie die anderen Methoden scheinen vor allem den Nachteil zu haben, dass sie den hauptsächlichsten Bestandteil des Kerns, das Chromatin, nicht im ganzen Verlaufe der Entwicklung zeigen. Mannaberg sagte, dass der Kernkörper, bei mir das Chromatin. vor der Reifung des Parasiten im Protoplasma verschwindet, sodann auch der Kern, worauf die Nucleoli, dann auch die Nuclei -der künftigen jungen Parasiten erscheinen sollen. Auch Bignami und Bastian elli^) lassen das Chromatinkorn vor der Reifung des Parasiten sich im Protoplasmaleibe auflösen, worauf später die Chromatinkörner der sich nun bildenden jungen Parasiten wieder sichtbar werden'. Das Chromatin verschwindet aber nicht vor der Reifung des Parasiten. Im (iegenteil, es entfaltet, wie wir gesehen haben, eine ausserordentliche Thätigkeit. Wie das Protoplasma der jungen Zelle sich immer nur bildet aus dem Protoplasma der Mutterzelle, wie z.B. auch die Chromatophoren-) sich immer nur bilden aus schon vorhanden gewesenen älteren Chromatophoren, so entsteht auch der wichtigste Bestandteil des Kerns, das Chromatin, immer nur aus schon vorhandenem Chromatin. Romanowsky^), der den Bau des Parasiten des Tertianfiebers bei einem Materiale von sechs Fällen beschreibt, nimmt allerdings das Fortbestehen der Chromatinsubstanz während der ganzen Ent- wickelung der Parasiten an, glaubt aber an eine mitotische Teilung der Parasiten. Er beschreibt dieselbe genau. Wie ich hoffe bewiesen zu haben, ist eine solche nicht an- i) 1. c. 2) Lehrbuch der Botanik, v. Strasburger, NoU, Schenck, Schiniper, Jena 1894, S. 58. 1) Zur Frage der Parasitologie und Therapie der Malaria, 1891. — 149 — zunehmen (cfr. die betr. Abschnitte). Wie ich ferner ausg-eführt, finden sich in der biologischen Entwickelung gerade des Tertian- parasiten oft grosse Verschiedenheiten, und ist es nötig, das Material nur aus einer grossen Anzahl von l>eobachtungen zu sammeln. Romanowsky empfiehlt als Methode der Darstellung der Parasiten folgende. Ausbreiten eines Blutstropfens zwischen zwei wohlgereinigten Deckgläsern, Abziehen der Deckgläser voneinander und Fixieren dex Präparate während mindestens ^/^ Stunde bei einer Temperatur von 105 " — 1 10*^ C. Schon jetzt möchte ich betonen, dass man mit 15 — 20 Minuten langem Einlegen der Präparate in absoluten Alkohol dieselben ausgezeichneten Resultate erhalten kann. Unter Umständen genügen auch schon 5 — 10 Mi- nuten, bez. bei gewöhnlicher Färbung mehrmaliges Durchziehen durch die Flamme. Für den im Auslande oft unter schwierigen Verhältnissen praktizierenden Arzt ist das nicht unwichtig. Romanowsky hat dann eine konzentrierte wässrige Methylen- blaulösung und eine i % wässrige Eosinlösung-. Von der ersteren Lösung filtriert er i Volum ab und fügt dazu 2 Volum der Eosin- lösung. Ein Ueberschuss von Eosin soll nicht schaden. Es ent- steht dann nach sorgfältigem Mischen nach Romanowsky eine dritte neutrale Farbe, die eine besondere Affinität zu den chroma- tiven Kernnetzen haben soll. Das Eintreten der neutralen Reaktion soll man an dem Ausfallen eines Niederschlages erkennen. Um gute Resultate zu erhalten, müssen die Präpiinite 2 — 3 vStunden in die Farbmischung gelegt werden. Später bevorzugte er eine Mischung, die weniger Niederschlag giebt, aber eine 24 stündige Färbedauer beansprucht: gleiche Teile einer ^/., proz. Eosinlösung und einer zur Hälfte mit destilliertem Wasser verdünnten gesättigten Blaulösung. Nach Romanowsky erscheint in gelungenen Präpa- raten das Chromatin der jungen Parasiten der Tertiana als rötlich violettes Klümpchen. Die Vorgänge bei der angeblichen mitotischen Teilung dei Parasiten können wir hier bei Seite lassen. Wenn ich noch hinzu- füge, dass nach R. bei älteren Methylenblaulösungen weniger von der Eosinlösung notwendig ist, nach g Monaten blo.ss noch 1^/.-, Volumteile Eosin auf i Teil Methylenblau, so glaube ich seine Färbe- methode vollkommen wiedergegeben zu haben. Zu erwähnen ist noch, dass er seine Uhrschälchen mit der Farblösung und den Präparaten in die feuchte Kammer stellte. — I50 — R. veröffentlichte diese Methode im Jahre 1891, ohne dass die aus den 6 Tertianafällen gewonnenen Resultate sich Anerkennung verschaffen konnten. Mannaberg erwähnt in seinem in der ganzen Welt bekannten Buche Romano wskys Methode und sagt, dass die Resultate oft sehr schön wären, was ihn indes nicht hindert, sich gegen Rs. Anschauung betr. die Entwickelung der Malariapara- siten zu wenden. Bei Limbeck^) ist ebenfalls Erwähnung gethan, ferner bei Thayer^), auch bei Laveran in seinem neuesten Werke-^). Aus einem kurzen Referat über die Sitzungsberichte des Moskauer Kongresses ersehe ich, dass Gautier-^) angiebt, mit Ro- mano wskys Methode gearbeitet zu haben. Er kommt aber mit jener zu Resultaten, die denen Rs. widersprechen, indem auch er das Verschwinden der Kernsubstanz vor der Teilung der Para- siten annimmt. Von Russen giebt Sacharoff^) an, ähnlich wie R. gefärbt zu haben und kommt auch zu dem Schlüsse wie R., dass eine mitotische Teilung der Blutparasiten stattfände. Nur ver- wandte er zur Hälfte mit Wasser verdünnte konzentrierte Methylen- blaulösung, der er i ^j^ Eosinlösung bis zur Bildung eines körnigen Niederschlages zusetzte. Korolko^) nimmt 2—3 Volumen Methylenblau und setzt 3—5 Volumen 1*^/0 Eosinlösung hinzu, bis eine violette Eärbung und ein schwarzkörniger Niederschlag entsteht. Wie R. filtriert auch er nicht die hergestellte Farbmischung. Eine allgemeine Geltung hatte sich Rs. Methode jedenfalls nicht verschaffen können, insbesondere, weil Rs. Angaben den Leser, wie wir sehen werden, nur vom Glücke abhängig machen. An eine Verallgemeinerung der bei seinen sechs Tertianafällen gewonnenen Beobacht- ungen und Schlüsse für die anderen Malariaparasiten und überhaupt andere Mikroorganismen scheint R. ebenfalls nicht gedacht zu haben. Das unzweifelhafte, grosse Verdienst Rs. als erster wie ich glaube erkannt zu haben, dass Methylenblau und i) Klinische Pathologie des Blutes, 1896. 2) Lectiires on the malarial fevers 1897. Ich bekam dieses Buch erst nach Fertig- stellung dieser Arbeit. 3) Traite du paludisme. 1898. 4) Semaine medicale. (September 1897, Sur certains details de structure des hema- tozoaires de Laveran durant leur evolution.) 5) Centralbl. f. Bacteriologie, 1895, Bd. XVIII, S. 375. Vergl. auch Saccharoff, Ueber den Einfluss der Kälte auf die Lebensfähigkeit der Malariaparasiten. Centralbl. f. Bact. u. Par., 1894, Bd. XV, S. 161, 6) Fortschritte der Medizin, 1892, Bd. X, S. 874. Eosin eine neutrale Farbmischling ergeben können, mit besonderer Affinität zu den chromativ-en Kernnetzen, soll damit gewiss nicht geschmälert werden. Als ich nun versuchte nach R. zu färben, unter ganz ge- nauer Innehaltung aller von Romanowsky angegebenen Kautelen, glückte kein Präparat. Ich teilte damit nur des Schicksal vieler Vorgänger. Manchmal trat überhaupt keine äusserlich erkennbare Färbung des Trockenpräparates auf, andere Male fand sich ein so ausserordent- lich dichter Niederschlag, dass überhaupt von dem Blutpräparate nichts zu sehen war. Andere IMale fand sich nur die gewöhnliche Blaufärbung der Leukocyten und der Parasitenleiber. In Kamerun, wo zuerst diese Arbeiten ausgeführt wurden, stand ich schliesslich nach wochenlangen, immer erneuten und modifizierten Versuchen als nutzlos davon ab. Indes die Vorstelhmg, dass es möglich sein müsste, bei bestimmten Mischungsverhältnissen des basischen Me- thylenblau und des sauren Eosin ein neutrales Farbengemisch zu finden , haftete fest. Dasselbe musste aber im vStande sein , nicht nur die Blutelemente, sondern auch die Parasiten in ihren I3etails zur Darstellung zu bringen. Es ist eins der grossen Verdienste Ehr- lichs, diese neutralen Gemische für die Bluthistologie eingeführt zu haben. Ein solch neutraler Farbkörper ist z. B. das pikrinsaure Rosanilin, das durch Einwirken von essigsaurem Rosanilin auf pikrinsaures Ammoniak entstanden ist. Da bemerkte ich bei einer gelegentlichen Mischung des Restes einer älteren, bis dahin unbenutzt gewesenen, ziemlich konzentrierten Methylenblaulösung mit i % Eosinlösung, wie sich ein dicker Schlamm im Mischgefäss bildete, welcher bei der Reinigung einen schwer zu entfernenden, rotvioletten, zähen Belag zurückliess. Ein absicht- lich mit jenem Schlamm einige Minuten in Berührung gebrachtes Blutpräparat von einem jungen Krokodil zeigte die Kerne der roten Blutzellen dunkelviolett, gefärbt, soweit der massenhaft gebildete Niederschlag das erkennen liess. In Deutschland wurden die Versuche in systematischer Weise wieder aufgenommen. Ich arbeitete zunächst mit konzentrierten Methylenblau und I % Eösungen wasserlöslichen Eosins. Die konzentrierten Methy- lenblaulösungen wurden so dargestellt, dass zunächst kl(Mne Quanti- täten Methylenblau in siedend heissem Wasser gelöst und unter fortwährendem Schütteln und Umrühren immer mehr Methylenblau zugefüllt wurde, bis eine dicke, ziemlich schwerflüssige Masse ent- stand, mit einem Ueberschusse von noch ungelöstem Methylenblau. — 1,52 — Füg-t man eine grosse Monge von Methylenblau mit (Hnem Male zu siedendem Wasser, oder giesst man umgekehrt das siedende Wasser auf Methylenblau, so kann man es trotz sofortigen Um- schütteins erleben, dass man am anderen Tage in der Flasche eine dickbreiige blaue Masse findet, welche für die Färbeversuche un- brauchbar ist. Oder aber es löst sich nur ein zu geringer Teil des Methylenblau bei dieser Art des Verfahrens, und wir erhalten eine nicht konzentrierte Lösung. Dann giebt ein Teil der Methylen- blaulösung mit zwei Teilen einer i "/„ Eosinlösung nie und nimmer die von R. erstrebte Farbenreaktion. Man muss das im Auge behalten , um sich vor Enttäuschungen zu bewahren. An dem Misslingen der Farbenreaktion kann, theoretisch ge- nommen, entweder das M. oder das Eosin schuld sein, vorausgesetzt, dass im übrigen die Herstellung der Lösungen eine richtige war. Ich will hier gleic i vorweg nehmen, dass nach vielen Ver- suchen das Eosin nicht die Schuld an einem etwaigen Missling-en zu tragen scheint, indem Eosin verschiedenen Ursprungs dieselben Farbenreaktionen mit demselben M. gab, aber nicht dasselbe Eosin mit M. verschiedenen Ursprungs. Später benutzte ich nur das Eosin der Höchster Farbwerke imd zwar die Marke BA und A(t, und haben die später folgenden Zahlenangaben nur auf diese Marken Bezug. Beide Marken unterscheiden sich nur durch ihren Bromgehalt etwas von einander. Um die zu erwähnende Farbenreaktion hervorzubringen, waren von beiden Marken BA und AG fast dieselben Mengen notwendig. Auch die Resultate waren fast die gleichen, guten. Die I 7o Eosinlösungen wurden hergestellt durch Auflösen von einem genau abgewogenen Gramme Eosin in loo g heissen Wassers. Eine Filtration dieser I^ösung wurde nicht, auch nicht vor dem Gebrauche, vorgenommen , da es sich von vornherein um vollkommen klare Lösungen handelte. Wenn sich eine Trübung einstellte, wurde eine neue Lösung hergestellt. Sehr viel unnütze Mühe entstand dadurch, dass zuerst das Methylenblau von Zwischen- händlern für die Versuche bezogen wurde, und dass infolgedessen oft ein nicht genügend gereinigtes Methylenblau, das die Bezeichnung purum trotzdem trug, zur Anwendung gelangte. Wir müssen unterscheiden zwischen dem Chlorzinkdoppelsalz des Methylenblau und dem reinen Methylenblau, dem Tetramethyl- thioninchlorhydrat von der Formel NQH3 N(CH3),^ - 153 — Ersteres, dasCh]<)r/ink(lo])pelsalz, enthält meist geringe Mengen Arsen und Zink, und kommt in Form kupferroter Krystallc oder eines braunroten Pulvers in den Handel. Nach einer Reihe von Versuchen schaltete ich dieses Methylenblau als unbrauchbar zum Hervorbringen der Reaktion aus. Ein solches chlorzinkhaltiges M. ist z. B. das M. BX Grübler und M. für Bacillenfärbung n. Koch (Grübler). Das einfache Tetramethylthioninchlorhydrat, welches im Handel in Form grüner Krystalle oder grüngrauer Pulver sich öfter findet, enthält ebenfalls meist geringe Mengen Arsen, Zink und Chrom und auch noch mehr oder weniger Dextrin. Zur Anwendung gelangte nur Methylenblau deutscher Fabrikation. Es wird in Deutschland hergestellt von der Anilinfabrik in Berlin vor dem Schlesischen Thore, von der badischen Anilinfabrik (Ludwigshafen), von den Höchster Farbwerken und den Farbwerken Friedrichsfeld (Mannheim). Ausser- dem verwandte ich noch das Methylenblau (Ehrlich, Guttmann) und Methylenblau rectificat. n. Ehrlich von der bekannten Firma Dr. G. Grübler u. Co. in Leipzig. Die Anilinfabrik Ludwigshafen giebt im Kleinen kein M. ab und lässt die Reinigung bei Merck in Darmstadt besorgen. Ich nahm auch dieses gereinigte M. von Merck in Gebrauch. Stets wurde bei den Fabriken gereinigtes M. bestellt. Die Versuche wurden so angestellt, dass sowohl frische, abge- kühlte, als auch ältere, filtrierte, konzentrierte M.-Lösungen zur An- wendung gelangten. Dann wurde eine Anzahl von Glasschälchen aufgestellt, immer 3 hintereinander, und alle mit einem in Alkohol gehärteten, ge- trockneten Blutpräparate von Menschenblut beschickt. Präparate von Menschenblut sind jederzeit leicht zu beschaffen. Bedingung ist, dass die Deckgläschen aufs peinlichste gereinigt sind und keine Spur von Säure oder eine Base sich daran befindet. Der nicht zu grosse Blutstropfen wurde gewonnen durch Einstich mit einer Nadel etc. in die wohlgereinigte Fingerkuppe. Der erste Bluts- tropfen wurde abgewischt, der zweite aufgefangen auf der Mitte eines Deckgläschen, ein zweites Deckgläschen darüber gelegt, sodass die 4 Ecken über das erste Deckgläschen hervorragten und schnell das zweite Deckgläschen von dem anderen abgezogen. Wartet man damit, so trocknet das Blut zwischen den Deckgläschen fest und die roten Blutzellen deformieren sich beim Abziehen der Deck- gläschen. War der Blutstropfen nicht zu gross, so erhält man eine dünne, gleichmässig ausgebreitete Schicht von Blut auf den Deck- — 154 — gläschen. Jeder Druck beim Abziehen ist zu vermeiden. Darauf werden die Präparate durch Hin- und Herschwenken in der Luft getrocknet und mit der Präparatenseite nach oben 20 — 30 Minuten in absokitem Alkohol gehärtet, und zuletzt zwischen Fliespapier ge- trocknet Der Reihe nach wurden immer je 3 Schälchen gefüllt mit einer Mischung von M. und Eosin im Verhältnis von 4:1, 4:2, 4:3, 4:4, 4:5, 4:7, 4:8 etc. Wir kommen darauf und auf kleine Modifikationen noch zurück. Schema: D^ D^ D^ Dl \J\. Di D D dI d} dI d} d d nl nl Ml ni nl n) n D' D' D' D' D' D' D etc. M : Eosin wie 4:14:24:34:44:54:6 Die Mischung war so vorgenommen, diiss zu der genau ab- gemessenen Methylenblaulösung von 4 cbcm im Messglase je 2, je 3, 4, 5, 6, 7, 8 etc. cbcm i ^/q Eosinlösung zugegossen und dann ausserordentlich sorgsam mit dem Glasstabe mindestens zwei Mi- nuten lang umgerührt wurde. Um immer drei Schälchen mit einer Mischung füllen zu können, muss man natürlich, so lange es sich um ein Verhältnis des Me- thylenblau zu Eosin handelte, wie 4:1, 4:2 bis etwa 4 : 8, von jeder Flüssigkeit entsprechend mehr zugiessen, z. B. bei dem Verhält- nis 4:1, in Wirklichkeit 1 2 cbcm Methylenblau- und 3 cbcm Eosin- lösung. Wenn die Mischung nicht ganz sorgfältig vorge- nommen wird, kommt man zu ganz fehlerhaften und wider- sprechenden Resultaten. Dann erst erfolgte das Eingiessen in die drei Präparatenschälchen (cfr. Schema). Wir hatten also von links nach rechts gerechnet einen allmählich steigenden Eosingehalt der einzelnen Mischungen. Gleich drei wSchälchen wurden mit derselben Mischung beschickt, um eine bessere Kontrolle zu haben. Ein anderer Grund soll später noch erwähnt werden. Bei jeder Reihe wurde die Zeit des Eingiessens der Mischung notiert. Dann wurde von etwa 10 zu 10 Minuten nachgesehen, ev. bei langsamen Eintritt der Reaktion auch in längeren Zwischen- räumen, ob die Kerne der Leukocyten die gewünschte karminviolette Farbe zeigten. Die Beobachtungszeit wurde bis 48 vStunden und länger aus- gedehnt. Schon aus diesen kurzen Andeutungen lässt sich ent- nehmen, das die Versuche bei der unendlichen Mannigfaltigkeit der Kombinationen ausserordentlich zeitraubend waren. — 155 — Ich fand nun, bei meinen Versuchen wenigstens, dass nur das Methylenblau med. pur. der Höchster Farbwerke, das Me- thylenblau rectificat. nach Ehrlich von Dr. (xrübler. und das Methylenblau, das im Wilhelmshafener Lazaret angeb- lich von der badischen Anilinfabrik bezogen war, die er- wähnte Reaktion gab. Es soll damit nicht gesagt werden, dass das Methylenblau der anderen Fabriken einen anderen Untersucher zu anderer Zeit nicht doch das gewünschte Resultat giebt. Mir war es unmöglich, jenes Ziel zu erreichen, obgleich das Methylenblau (Friedrichsfeld) (Berlin, Marke extra D), (Merck) bei Mischung mit besimmten Eosinmengen einen dicken Niederschlag gab. Romanowsky^) sagt, dass gerade das Ausfallen dieses Niederschlages den Zeitpunkt der grössten Farbenkapacität der Mischung bedingt. Wir sehen also, dass das durchaus nicht allgemein zutrifft. Da das Methylenblau (badische Anilinfabrik) mir später nicht mehr zur Verfügung stand, da ferner das Methylenblau (recti- ficat. Ehrlich von Dr. Grübler) fast dieselbe Wirkung zeigte wie das Methylenbkm med. pur. (Höchst), so gelangte später nur noch das letztere Methylenblau zur Anwendung für die Versuche. Ich betone das für diejenigen, die meine Resultate nachprüfen wollen. Wo daher im Folgenden von Methylenblau die Rede sein wird, wird nur Methylenblau (Höchst) gemeint sein. Neu-Methylenblau, das von der Firma Casella in Frankfurt a. M. bezogen wurde, erwies sich als unwirksam bei Mischungen mit Eosin, da das Chromatin der Parasiten sich nicht deutlich färbte. Zum Verständnis für das Folgende ist es nützlich, sich zu erinnern, dass Methylenblau (Höchst) ein basischer, Eosin, das Kali- salz des Tetrabromfluorescins, ein saurer Körper ist. Es kommt nun darauf an, die wirksame Mischung zu finden, d. h. die dritte, neutrale Farbe, welche zum Chromatin die grösste Affinität hat. Wie es mir gelang zu finden, ist dieser dritte Farb- körper in einem Ueberschusse von Methylenblau oder Eosin wieder löslich. Diese Erklärung löst alle Schwierigkeiten, die sich bei Be- trachtung von Resultaten der Mischungen von Methylenblau und Eosin ergeben. I) 1. c. - 156 - Gesetzt, wir haben im Messglase 4 cm'^ frischer, filtrierter, kon- zentrierter M (H) und fügen i cm -^ i % Eosinlösung hinzu, mischen äusserst sorgfältig, giessen die blau erscheinende Mischung in das Schälchen mit dem Präparat und sehen von Zeit zu Zeit zu. Makro- skopisch erscheint dann das Präparat farblos. Nur die Protoplasma- leiber der Lymphocyten , in schwächerem Masse auch der grossen mononukleären Leukocyten sind blau gefärbt, ebenso die Kerne der übrigen Leukocyten. Oder wir nehmen i cm ^ konzentrierter und filtrierter Methylenblaulösung und 10 cm^ 1 ^/q Eosinlösung, mischen wieder sorgfältig und giessen die jetzt rötlichviolette Flüssigkeit in das Präparatenschälchen ein. Wir prüfen wieder nach 10 Minuten bezw\ nach mehreren .Stunden, und finden das Präparat intensiv rosa gefärbt. Sämtliche roten Blutzellen sind rosa gefärbt, die Granulationen der eosinophilen Zellen besonders tief. Die Kerne der Leukocyten sind vollkommen farblos. Von Blau ist in dem Präparat keine Spur zu sehen. Was ist geschehen? In beiden Fällen, sowohl, als viel Methylenblau und wenig Eosin, wie, als wenig Methylenblau und viel Eosin gemischt wurde, bildete sich der dritte Farbkörper. Im ersten Falle, wo es sich um eine zu grosse Methylenblaumeng-? in der Mischung handelte, löste er sich im Üeberschusse von Methylenblau, im zweiten Pralle im Ueberschusse der Eosinlösung. Unsere Aufgabe bleibt es nun, auf rein empirischem Wege, wie er schon angedeutet, eine Mischung zu finden, w"o der dritte neutrale Farbkörper weder in dem Methylen- blau, noch in der Eosinlösung der Mischung sich auflöst. In diesem Stadium behält das Methylenblau seine Affinität zu den Protoplasmaleibern der Lymphocyten, in schwachem Masse auch zum Protoplasma der grossen mononukleären Leukocyten und der Mastzellen, das Eosin zu den roten Blutzellen und eosinophilen Granulationen. Die anderen körperlichen Blutelemente färben sich mit dem dritten neutralen Farbkörper. Das gewünschte Blut- präparat muss dann folgendermassen aussehen. Die roten Blutzellen sind rosa gefärbt, die Kerne der sämtlichen Leukocyten in einem beinahe leuchtenden, wundervollen Karmin violett, die Protoplasmaleiber der Lympho- cyten blau, der grossen mononukleären Leukocyten blassblau, oft bis auf eine schmale Randzone beinahe farblos, der Mastzellen eben- falls bläulich. Der Protoplasmaleib der neutrophilen Leukocyten erscheint blass karminviolett gefärbt, die Granulationen derselben noch etwas dunkler karminviolett. Indes kommen beim Protoplasma der neutrophilen Leukocyten Uebergänge vor in den Nuancen — 157 — zwischen dorn zarten Blau des Protoplasmas der grossen mono- nukleären Leukocyten und dem blassen Karminviolett des Proto- plasmas der gewöhnlichen neutrophilen Zellen. Sehr deutlich er- scheint oft ein mehr oder weniger grosser heller Hof um den Kern des Lymphocyten, bez. der grossen mononukleären Leukocyten. Die Granulationen der eosinophilen Zellen erscheinen tiefrot. Findet man, wie nicht g^anz selten bei Perniciosa, kernhaltige rote ßlut- zellen, so ist auch deren Kern dunkel karmin violett gefärbt. Auf das Verhalten der mononukleären Zellen mit neutrophilen Granulationen, die in pathologischen Fällen gefunden werden , ferner der mononukleären eosinophilen Zellen, der kleinen neutrophilen Pseudolymphocyten, der Reizung-sformen ') braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden. Sehr interessant ist, dass auch die Blutplättchen ebenso wie das Chromatin der Kerne der weissen Blutzellen die karminviolette Färbung annehmen. Sie erscheinen als zusammengesetzt aus einer Anzahl äusserst feiner, kurzer, dicht zusammenliegender Körnchen und Fädchen. Der Umstand, dass die Blutplättchen auch die cha- rakteristische Farbenreaktion des Chromatins geben, ist vielleicht wichtig für die noch so viel umstrittene Histo- genese jener Gebilde. Handelt es sich um Malariablut, so erscheint das Chromatin der Parasiten ebenfalls karminviolett, oft umgeben von einem deut- lich sichtbaren hellen Hofe, das Protoplasma der Parasiten blau. Bei Tertianablut färben sich die roten Blutzellen, die schon etwas herangewachsene Parasiten beherbergen, nur schwachrosa, entspre- chend der schon im lebenden Präparat zu bemerkenden Entfärbung. Jede der schon früher geschilderten Veränderungen des Chromatins, seine weitere Entwickelung, wie das vSchwinden desselben bei den sterilen Formen, treten auf das Deutlichste hervor. Wir sahen oben , dass , wenn man z. B. 4 cm ^ frischer kon- zentrierter, kalter und frisch filtrierter Methylenblaulösung mit i ccm ^ I 7o Eosinlösung mischt, sich nur die Protoplasmaleiber der Lympho- cyten etc. und die Kerne der eosinophilen und neutrophilen Leuko- cyten blau färben. Steigern wir nun allmählich den Zusatz von Eosin (cfr. das obige Schema) , so wird die Mischung allmählich dicker. Am Stabe bilden sich allmählich klumpig'e Niederschläge. Das Präparat wird allmählich auch makroskopisch nach dem Ab- spülen in Wasser an der rosigen Farbe sichtbar. Mikroskopisch i) Ehrlich und Lazarus, Die Anämie, I, c, S. 53. — 15« — erweisen sich die roten Blutzellen nach etwa 30 Minuten als rosa gefärbt, die Kerne aller Leukocyten und der Protoplasmaleib der Lymphocyten als blau gefärbt. Das Mischgefäss ist noch leicht zu reinigen, ebenso der Mischstab. Steigert man nun weiter den Eosinzusatz, so setzen sich am Stabe immer mehr klumpige Niederschläge ab, die Mischflüssigkeit wird dicker. Oben auf der Mischflüssigkeit bildet sich im Präpa- ratenschälchen ein anfangs nur kleines, metallisch schimmerndes Häutchen. In der grossen Mehrzahl der Versuche war die Bildung dieses Häutchens ein Zeichen, dass die gewünschte Farben- reaktion eingetreten war, oder nahe bevorstand, w^enigstens bei den Methylenblausorten, die ich als wirksam erfunden. Bei Mischungen von Eosin mit den anderen Methylenblau- sorten trat diese Häutchenbildung auch ein, ohne dass jedoch die spezifische Färbung des Chromatins sich einstellte. Prüft man bei Eintritt der Häutchenbildung nach 20 — 30 Mi- nuten das Präparat, so findet man die roten Blutzellen rosa, die Kerne der eosinophilen und neutrophilen Zellen vielleicht noch blau, die Kerne der Lymphocyten aber in einem Blau, das schon deutlich Uebergänge zum Violett zeigt. Oder aber sie erscheinen eigenartig stahlgrau mit Uebergängen zu einem äusserst zarten Karmin. Lässt man die Präparate weiter in der Farbmischung, so kann nach einigen Stunden das ersehnte Resultat jetzt schon eingetreten sein, d. h. die Kerne der weissen Blutzellen zeigen die erwähnte pracht- voll karmin violette Farbe. Notwendig ist das durchaus nicht, ob- gleich bei Mischung der Flüssigkeiten sich schon anfangs ein Nieder- schlag gebildet. Steigert man nun den Eosingehalt der Mischung noch etwas, etwa um i cbcm der i '^/^ Eosinlösung, so wird die Mischung noch etwas dickflüssiger und erhält einen Stich ins Violette. Der Misch- stab klebt oft ordentlich an den Wänden des Mischgefässes. Die nach mindestens einer Minute dauerndem , äusserst sorg- fältigem Mischen resultierende Flüssigkeit zeigt, ausgegossen, im Präparatenschälchen oft die Bildung eines sehr starken, metallisch schimmernden Häutchens. Sowohl das zum Mischen benutzte Gefäss wie der Stab sind oft schwer zu reinigen wegen eines zähen, rötlich-violetten Belages. Am Stabe befindet sich oben an der Stelle, bis zu welcher er in die Mischflüssigkeit beim Mischen hineingetaucht war, ein typischer rötlicher Ring. — 159 — Ich führe diese kleinen Kennzeichen an als ev. Handhaben bei Anstellung von Nachprüfungen. In dieser Flüssigkeit zeigen die Präparate nach einer wechselnd langen Zeit, über die wir später handeln wollen, die typische, ge- suchte Farbenreaktion. Ich betone nochmals, dass die Versuche nach dem oben er- wähnten Schema angestellt wurden, dass also zu den Mischflüssig- keiten mit höherem Eosingehalt nicht solche von geringerem Eosin- gehalt benutzt wurden, die schon für frühere Versuche in Anwendung gekommen waren, denen man also einfach noch nachträglich Eosin zugesetzt hätte. Dass für jedesmalige neue und peinliche Reinigung der IVIischgefässe zu sorgen ist, dass ferner kein säure- oder alkali- haltiges Wasser bei Reinigung der Gefässe und bei Bereitung der Lösungen selbst zu verwenden ist, muss noch besonders hervor- gehoben werden. Steigert man nun noch den Eosingehalt der Misch- flüssigkeit weiter, so kann man unter Umständen in noch kürzerer Zeit die gewünschte Farbenreaktion erhalten. Indes es bildete sich vielfach ein mehr oder weniger dichter Niederschlag von büschelförmigen, bräunlichen, mehr oder weniger langen Krystallnadeln, die schliesslich das Präparat fast ganz ver- decken. Oder aber das Präparat erhält einen immer dichter werden- den Schleier. Benutzt man nun Mischungen mit noch höherem Eosingehalt, so wird die Mischung wieder dünnflüssiger, ihr Aussehen rotviolett. Präparate mit dieser Mischung gefärbt, zeigen höchstens nur noch äusserst schwach und nur nach längerer Einwirkung die karmin- violette F^ärbung des Chromatins. Bei weiterem Eosinszusatz wird die Mischung ganz dünnflüssig und schmutzigrosa gefärbt. Das metallisch schimmernde Häutchen kann noch sehr stark ausgeprägt sein. Indes im Präparate sind nur noch die roten Blutzellen und zwar rosa gefärbt. Mit anderen Worten, der Ueberschuss an Eosin Hess die Farbenreaktion nicht mehr aufkommen. Dies ungefähr ist das Ergebnis aller der zahlreichen Versuche, die ich mit Mischungen der Lösungen von Me- thylenblau und Eosin verschiedenster Konzentration an- gestellt. Nur dass bei schwachen Methylenblau- und Eosinlösungen nicht ein solch dichter Niederschlag entstand. Darüber noch weiter unten. — i6o — Bei dieser allgemeinen Er(")rterung der Resultate sind noch einige Punkte zu erwähnen, die für das Gelingen der Versuche von grösster Wichtigkeit sind. Angenommen, wir hätten die richtige Mischung, die die specifische Färbung des Chromatins erzielt, in ein F"arbschälchen gelegt, und es hätte sich oben das erwähnte metallische Häutchen gebildet. Legen wir nun das gehärtete und trocken gewordene Präparat mit der Präparatenseite nach unten oben auf die Oberfläche der mit dem geschilderten Häutchen bedeckten Flüssigkeit, so bildet sich ein derartiger dichter Niederschlag von Krystallnadeln , und ein derartig dichter Schleier, dass das Präparat vollkommen un- brauchbar ist. Der Schleier und die Krystallnadeln haften ganz ausserordentlich fest. Entfernen wir das Häutchen vorsichtig mit einem Stückchen Fliespapier und legen dann das Präparat mit der Präparaten seite nach unten auf die Oberfläche der Flüssigkeit, so erhalten wir, wenn über- haupt , erst spät die Farbenreaktion des Chromatin. Ausserdem bildet sich das Häutchen meist wieder. Wenn nun das Präparat aus der Flüssigkeit genommen wird, so lässt eine Berührung des Präparates mit dem ev. neu gebildeten Häutchen sich kavmi oder gar nicht vermeiden. Das Präparat zeigt entweder einen Schleier und Niederschlag von Krystallen, oder das Chromatin ist zum min- desten schwach gefärbt. Legen wir das Deckglas auf den Boden des Farbschälchens mit der Präparatenseite nach oben, so ist das Präparat nachher oft verschleiert, da der zu Boden sinkende Niederschlag der Mischflüssigkeit zwar eine specifische, kräftige Färbung des Chromatin bedingt, aber auch Niederschläge im Prä- parat selbst. Legt man andererseits das Präparat nachdem man das ev. ge- bildete Häutchen durch Filtrierpapier entfernt, mit der Präparatenseite direkt auf den Boden des Schälchens, sodass es auf die dort befind- liche Sclilammschicht zu liegen kommt, so kann man vor lauter Krystallen oft die Blutelemente nicht sehen. Ich fand es praktisch, Glasblockschälchen mit kon- kavem Boden mit der wirksamen Mischflüssigkeit zu füllen, dann das sich bildende Häutchen mit einem Streifen Filtrier- papier abzustreifen, und das Präparat mit der Präparaten- seite nach unten in die Flüssigkeit unter zu tauchen. Es ruht dann in horizontaler Richtung mit seinen vier Ecken über, nicht auf der den Boden des Glasblockes bedeckenden Schlammschicht. ^ i6i — Vor dem Herausnehmen des Präparates entfernt man ein ev. wieder gebildetes Häutchen. Spült man dann sorgfältig" mit kaltem, klarem Wasser ab, so erhält man Präparate von wunder- v^oller Klarheit. Nie versäume man, die obere Seite des üeck- glaspräparates ebenfalls abzuspülen und mit einem Tuche abzu- reiben. Zu hüten hat man sich vor dem Einlegen des Präparates, bei Entfernen des metallischen Häutchens mit dem Filtrierpapier zu tief in die Mischflüssig'keit einzutauchen, da dadurch eine filtrierende Wirkung ausgeübt wird, welche die färbende Kraft der Flüssigkeit unt(^r Umständen etwas \ermindern kaiui. Ich komme auf diesem Umstand noch zurück. In letzter Zeit legte ich die Präparate mit der Präparatenseite nach unten gleich in das Blockschälchen, goss dann die Farbmischung darauf, und entfernte erst \'or der Herausnahme der Präparate das Häutchen. Um klare Präparate zu erhalten, ist es notwendig, die Block- schälchen ganz zu füllen. P'üllt man zu wenig von der Misch- flüssigkeit ein, so zieht man die Präparate leicht mit dem Stück Plltrierpapier fort, welches das Entfernen des Häutchens bewirken sollte. Das Präparat kommt dann unfehlbar mit dem Häutchen oder dem Rande des Blockschälchens in Berührung, und es bildet sich Niederschlag, der die Güte des Präparates beeinträchtigt. Die Blockschälchen in die feuchte Kammer zu stellen, sah ich mich nicht veranlasst, da, wie wir sehen werden, bei meinem Xer- fahren eine kräftige Färbung in so kurzer Zeit erzielt wird, dass eine nennenswerte Verdunstung nicht eintritt. Arbeitet mtm in sehr heissen, trockenen Räumen, so kann man ja die feuchte Kammer anwenden. Alischflüssigkeiten, welche schon einmal zur Chromatinfärbung benutzt, und welche somit den geschilderten Manipulationen unter- worfen gewesen waren, färbten zum zweiten Male fast immer weniger intensiv und gut. Sie wurden daher immer fortgegossen und durch neue Originalmischungen ersetzt. Die frisch bereiteten, koncentrierten und fihrierten Methylen- blaulösungen (Höchst), die im Laufe der letzten i \/., Jahre zur An- wendung kamen, gebrauchten verschieden grosse Mengen i ^/q Eosin- lösung, um die gewünschte Farbenreaktion des Chromatins zu er- zielen. Es würde hier zu weit führen, alle die in die hunderte zählen- den Protokolle aufzuführen, in denen ich die A\"irksamkeit der \-er- Ziematiu, Ueber Malaria etc. 11 IÖ2 — schiedenen Mischungen vmd die zum Hervorbringen der Reaktion nötige Zeit bemerkte. Es genüge, zu bemerken, dass in der wirksamen Misch- flüssigkeit das Verhältnis der frisch bereiteten, koncen- trierten, filtrierten Methylenblaulösung zur i Yo Eosin- lösung schwankte in dem A^erhältnis von i : 1V2 ^is i : 6. Was war der Grund? Entweder waren die jedesmal benutzten Methylenblausorten verschieden, oder die Zubereitung der koncentrierten Methylen- blaulösungen war eine ungleichmässige. Zweifellos verhielten sich die Methylenblaulösungen von M. rectificat. (Ehrlich), der Badischen Anilinfabrik und der Höchster Fabrik verschieden in ihrer Wirksamkeit. Indes auch bei alleiniger Berücksichtigung des Höchster Fa- brikats ergaben sich doch Verschiedenheiten. Die Fabrik erklärte nun, für die stets gleichmässige Herstellung des Methylenblau haften zu können. Dann musste es auch stets unter denselben Bedingungen und bei gleichen Mischungsverhältnissen bei derselben Zeit der Ein- wirkung auch dieselben Resultate geben, was nicht der Fall war. Entweder war also das Fabrikat doch nicht immer vollkommen gleichmässig, oder, und hieran wird es wohl oft gelegen haben, die Herstellung der koncentrierten Methylenblaulösungen war keine ganz gleichmässige. In keinem Falle aber waren bei meinen Versuchen zur Er- zielung der Chromatinfärbung mehr als höchstens 40 Minuten not- wendig, niemals bis 24 Stunden, wie bei Romanowsky. Liess ich das Präparat länger in dem Blockschälchen, so wurde das Chromatin beinahe schwarz gefärbt, das Präparat aber bald meist stark ver- schleiert. Ja ich hatte koncentrierte Methylenblaulösungen, die filtriert und gemischt mit i 7o Eosinlösung- im Verhältnis von 3:11 in i^g Minuten eine wundervolle Chromatin- färbung erzielten. In 6 — 8 Minuten wurde die Färbung des Chro- matins ziemlich häufig erzielt. Durch sehr vorsichtiges Er- wärmen über der Flamme erhielt ich die Färbung oft in Y2 Minute. Indes musste man sich hüten, die Farbflüssigkeit auf dem Deckgläschen zum Sieden zu bringen, da dann das Präparat sofort verdorben war. Da die Resultate, die durch Erwärmen ge- wonnen wurden, öfter ungleichmässig waren, verzichtete ich später auf diese Methode und suchte nur durch vorsichtige Steigerung im Zusatz von F.osin den Eintritt der Farbenreaktion zu beschleunigen. — i63 — Oft, wie schon erwähnt, mit dem Resultate, dass die Reaktion schon nach 6 — 8 Minuten eintrat. Allen benutzten koncentrierten, frisch bereiteten Methylenblau- lr)sungen war eigentümlich, dass sie, älter geworden, weniger Eosin in der Mischflüssigkeit erforderten. So habe ich z. B. eine koncen- trierte Methylenblaulösung, die in frischem Zustande und filtriert anfangs die 2^/2isLch.e Menge von i ^/q Eosinlösung erforderte. Damals waren etwa 30 Minuten zur Erzielung der Chromatinfärbung notwendig. Jetzt nach 18 Monaten ist das Verhältnis des Methylenblau zum Eosin in der Mischflüssigkeit wie 4 : 3, und sind blos 8 — 10 Minuten für die Chromatinfärbung erforderlich. Romanowsky sagt ferner, die wirksame Mischflüssigkeit, die die Chromatinfärbung bedingte, dürfte auf keinen Fall filtriert werden. Ich kann auch das nicht für alle Fälle bestätigen, wenigstens nicht bei Mischungen, die bei den Versuchen eine besonders stark und schnell wirkende färbende Kraft entwickelten. Ich filtrierte solche Mischungen zw^eimal. Das erste Filtrat färbte das Chromatin öfter noch ausgezeichnet nach 20 Minuten, das zweite Filtrat etwas schwächer nach etwa 60 Minuten. Da der Niederschlag in der Mischflüssigkeit aber zweifellos in Beziehung stand zur Färburg des Chromatins, da Präparate, welche mit der Präparatenseite auf den Niederschlag gelegt waren, zwar ausser- ordentlich viele Krystallnadeln aufwiesen, scheinbar aber auch eine besonders kräftige, specifische Chromatinfärbung, so filtrierte ich grössere Mengen wirksamer Mischflüssigkeit und sammelte den schlammigen zurückbleibenden Niederschlag auf dem Filter. Dann wurde mit Wasser ausgewaschen, um das über- schüssige Methylenblau und Eosin zu entfernen. Es blieb eine körnige dunkle Masse zurück, welche zerrieben schon makroskopisch das wundervolle, leuchtende Karminviolett zeigte, welches wir im mikroskopischen Präparate an dem Chromatin bewunderten. Versuche, diese Masse, über deren chemische Zusammensetzung ich nichts sagen kann, aufzulösen, blieben bis jetzt \'ergeblich. Prä- parate, mit der Präparatenseite nach unten in eine wässrige Auf- schwemmung dieser Masse gelegt, zeigten ebenfalls eine prachtvolle Chromatinfärbung. Die bisher gewonnenen Resultate ge- statteten uns, mit Sicherheit die gewünschte Chromatin- färbung zu erzielen, da wir die beiden Komponenten der wirksamen Mischung hatten. Indes war es bei jeder neu bereiteten, koncentrierten Methylen- blaulösung erst notwendig, durch \^ersuche nach der oben geschil- 11* — 164 — derten Methode das richtige Mischungsverhäknis zu dem Eosin zu finden. An und für sich war das ja nicht schwer. Hatte man eine Lösung sich gewissermassen eingestellt, so konnte man mit derselben arbeiten, bis nach einiger Zeit eine Verringerung des Eosinzusatzes nötig wurde. Ein gewisser Uebelstand war bei dem Arbeiten mit den kon- centrierten Lösungen die unausbleibliche Beschmutzung des Arbeits- raumes und der grosse Wasserverbrauch für die Reinigung der Gläser. Wer nicht in der beneidenswerten Lage ist, im Laboratorium zu arbeiten, wird dadurch der Schrecken der Wirtinnen. Jener Umstand ist für den unter besonderen Umständen leben- den Schiffsarzt von grösster Bedeutung. Ausserdem ist bei Ein- giessen einer koncentrierten Methylenblaulösung in ein IMessglas das Ablesen an den Teilstrichen mühseliger und zeitraubender. Ich verdünnte daher die koncentrierte filtrierte Methylenblaulösung und die I proc. Eosinlösung um das zehnfache, ja bis um das zwanzig- fache und erhielt trotzdem oft recht befriedigende Resultate. Nur schien die Chromatinfärbung bei den sehr verdünnten Lösungen etwas länger zu dauern und auch eher eine Verschleierung einzu- treten. Was aber etwas unangenehm war, bestand darin, dass, ent- sprechend den koncentrierten Stammlösungen , die zum Hervor- bringen der Farbenreaktion nötigen Mischungsverhältnisse des Me- thylenblau und des Eosin wechselten. Um mit konstanteren Bedingungen zu rechnen, stellte ich in neuerer Zeit mir 10% Methylenblaulösungen her, d. h. in ein Erlen- meiersches Kölbchen wurde etwas siedendes Wasser geschüttet, dann etwas Methylenblau med. puriss. (Höchst) hinzugethan, ge- schüttelt, dann weiter Methylenblau und Wasser hinzugefügt, bis im Ganzen 10 g Methylenblau und 100 cbcm heissen Wassers sich in dem Kölbchen befanden. Dann wurde mindestens 10 Minuten lang geschüttelt. Im Laufe der nächsten 24 Stunden wurde ebenfalls noch mehrfach umgeschüttelt. Trotz des sorgfältigen Schutt eins hatte sich das Methylenblau in dem Kölbchen meist nicht völlig gelöst. Nach 24 Stunden wurden Mischversuche mit unfiltrierter i % Eosinlösvmg vorgenommen, und zwar mit filtrierter wie unfiltrierter I o "/o Methylenblaulösung. Es zeigte sich dabei, dass die filtrierte 10 % Methylenblau- lösung meist eine geringere Menge von der i 7o Eosinlösung er- forderte für die Chromatinfärbung wie die unfiltrierte 10% Methylen- blaul(')sung. Es hängt das damit zusammen, dass in einer unfiltrierten - i65 - Methylenblaulösung- die absolute Menge des IMethylonblau grösser ist als in einer filtrierten. Das nach meist 30 Minuten schon wirhsame Mischungsver- hältnis zwischen lo^o unfiltrierter JMethylenblaulösung- und i ^/q Eosinlösung schwankte zwischen i : 4 und i : 7. Die stärkste Wirk- samkeit trat aber meist bei dem Verhältnis \'on 1:5, bez. i : 6 ein. Die Schwankungen sind wohl so zu erklären, dass zuweilen noch ungelöste, kleinste Methylenblauklümpchen in die Mischflüssigkeit übertragen wurden, welche das Verhält- nis des Methylenblau zum Eosin etwas verschoben. Dieselbe i o "/^ Methylenblaulösung erforderte , filtriert , meist Y« — I cbcm i^/o Eosinlösung weniger, um dasselbe Resultat zu erzielen. Da wenn auch kleine Schwankungen in den Resultaten zuweilen noch bestanden, wurden frische 5 ^o Methylenblau- und 0,5 "^/q Eosin- lösung hergestellt. Bei sorgfältiger Zubereitung gelang es, in der 5 % Methylen- blaulösung fast alles Methylenblau zur Lösung zu bringen. Filtrierte und unfiltrierte 5 "/^ Methylenblaulösung ergab fast dieselben Resultate. Das wirksame Mischungsverhältnis zur 0,5 "/^ Eosinlösung schwankte meist zwischen i : 5 bis i : 6. Die Zeit bis zum Eintritt einer kräftigen Chromatinfärbung betrug etwa durch- schnittlich 30 Minuten. In I % Methylenblaulösung löste sich das McthylcMiblau beim Um schütteln leichter. Die entsprechende 0,1 ^^j^ Eosinlösung wurde immer durch Ver- dünnung von vorrätiger i \ Eosinlösung hergestellt. Wegen der leichten Reinigung der Mischgefässe etc. benutzte ich zuletzt fast nur diese i ^|o Methylenblau- lösung. Das wirksame Mischungsverhältnis zum 0,1 ^[^ Eosin betrug meist 1:5 oder 1:6. Ein dicker Niederschlag bildet sich bei diesen dünnen Lösungen nicht mehr, wohl aber noch das metallisch schimmernde Häutchen. Nach durchschnittlich 30 Minuten hat man ein prachtvoll klares Präparat mit intensiver Färbung des Chromatins. Nach etwa drei Wochen ist das Mischungsverhältnis der beiden Farbenkomponenten manchmal schon wie etwa i : 4^|o oder lo^j.,- Als Beispiel für einen solchen Versuch mit i ^'^ Methylenblau - lösung und 0,1 ^o Eosinlösung füge ich aus meinen Protokollen, gende Daten an. — i66 — A) I "/o Methylenblaulösimg (Höchst) von älterem Pulver be- reitet, unfiltriert, sieben Tage alt, gemischt mit o,i % Eosinlösung (BA) Höchst im Verhältnis von 1:4: Im Blockschälchen keine Häutchenbildung. Pr. nach 30 Minuten etwas verschleiert. Leukocyten nur blau. Nach 80 Minuten Andeutung von Chromatinfärbung in den Kernen der Lymphocyten. 1:5: Auf dem Blockschälchen kleines metallisch schimmerndes Häutchen. Am Mischstabe kleine Bröckelchen. Nach 30 Minuten schwache Chromatinfärbung. Rote Blutzellen z. T. mit Vacuolen. Nach go Minuten Chr. mittelkr. Pr. gut. 1:6: Auf dem Blockschälchen stärkeres Häutchen. Nach 30 Min. Chromatin sehr kräftig gefärbt. Pr. wunderschön klar. 1:7: Mischung schon violett. Häutchenbildung geringer. Nach 30 Min. Pr. noch ziemlich gut. Färbung des Chromatins schon schwächer. Kerne der l.eukocyten z. T. auch nur blau gefärbt. 1:8: Häutchenbildung. Mischung schmutzigrosa. Nach 30 Min. ^ I nur die roten Blutzellen und rot ge- „ 3 Stund. J ^"^^'- B) I "/o Methylenblaulösung, von frischem Methylenblau, un- filtriert, 6 Tage alt und 0,1 % Eosinlösung (BA) Höchst, letztere hergestellt durch Verdünnung, gemischt im Verhältnis von 1:3: Keine Häutchenbildung. Kerne der Eeukocyten (ausgen. d. Lymphocyten) blau, auch noch nach 60 Minuten. 1:4: Ivleines Häutchen. Nach 25 Minuten Leukocyten blau. 65 I : 5: vStarkes Häutchen. Nach 20 Minuten kräftige Chromatinfärbung. Nach 40 Minuten Färbung sehr intensiv. 1:6: Häutchen etwas geringer. Nach 20 Minuten Präparat sehr gut. Chromatinfärbung aber schwächer wie bei Mischung 1:5. Nach 40 Minuten Pr. sehr gut. 1:7: Häutchen gering. Nach 30 Minuten Kerne der Leuko- cyten noch blau, nur die der Lymphocyten fast unge- färbt. Nach 40 Minuten Chr. nur sehr schwach. — 167 — C) 1% Methylcnblaulösung, von frischem M. (Höchst) un- filtriert, 8 Tage alt und 0,1 Eosinlösung AG (Höchst), gemischt im Verhältnis von 1:4: Aeusserst kleines Häutchen auf dem Glasblockschälchen. Nach 30 Minuten Andeutung von Chromatinfärbung bei den Lymphocytenkernen. I : 5: Häutchen gering. Nach 1,5 Minuten Chromatin- färbung sehr kräftig. Pr. gut. 1:6: Häutchenbildung gering. Nach 28 Minuten die specifiische Färbung des Chromatin geringer wie bei der Mischung I : 5- D) I 7o Methylenblaulösung. Von altem M. (Höchst), das etwa 10 Monate aufbewahrt war. Lösung 16 Stunden alt, unfiltriert und gemischt mit 0,1 7o Eosinlösung. BA (Höchst) im Verhält- nis von 1:3: Keine Häutchenbildung. Nach 30 Minuten noch keine specifische Chromatinfärbung. Nur Blaufärbung der Leu- kocytenkerne. Nach 60 Minuten dito. 1:4: Kleines Häutchen. Nach 30 Minuten schwache Chroma- tinfärbung. 1:5: Starkes Häutchen. Nach 30 Minuten ideale Färbung. Chromatin noch etwas schwach. 1:6: Starkes Häutchen. Nach 30 Minuten Pr. ausge- zeichnet. Chromatin sehr stark gefärbt. 1:7: Starkes Häutchen. Nach 30 Minuten Pr. wie bei Mischung I : 6. Chromatin etwas schwächer gefärbt. 1:8: Keine Chromatinfärbung mehr. E) I 7o Methylenblaulr)sung von frischem M. (Höchst), 14 Tage alt, unfiltriert, gemischt mit 0,1 % Eosinlösung BA (Höchst) im Verhältnis von 1:3: Kein Häutchen, auch nach 3 Stunden keine specifische Chromatinfärbu n g. 1:4: Ganz kleines Häutchen. Nach einer Stunde gewöhnliche Blaufärbung der Leukocyten. Nach 3 Stunden Chroma- tinfärbung schwach angedeutet bei den Kernen der I^ymphocyten. 1:5: Kleines Häutchen. Nach einer Stunde Beginn der spec. Chromatinfärbung bei den Lymphocytenkernen. Nach 3 Stunden Pr. sehr gut, Chromatinfärbung der Leuko- cytenkerne aber sehr schwach. — i68 — I : 6: Stärkeres Iläutclien. Nach einer Stunde Präparat ausgezeichnet. Chromatinfärbung stark. 1:7: Starkes fläutchen. Nach einer Stunde Chromatinfärbung schon schwächer wie bei Mischung i : 6. Nach 3 .Stun- den Chromatinfärbung genügend , aber viele Krystall- nadeln. Unter E) trat die gewünschte Farbenreaktion ausserordentlich spät ein, erst nach 60 Minuten. In der grossen Mehrzahl der Fälle tritt sie früher ein. Alle die angeführten Beispiele aus den Proto- kollen, die ich noch um viele vermehren könnte, zeigen, dass durch- schnittlich bei einem Mischungsverhältnis der i ^^ Methylenblau- und der 0,1 '^/q Eosinlösung wie i : 5 bez. i : 6 die grösste und schnell- wirkende Färbekraft erzielt wird. Bei einem Verhältnis von i : 4 oder I : 7 kann man zwar unter Umständen auch noch die specifische Färbung erzielen, braucht aber dazu viel länger Zeit. In der wirksamen Mischflüssigkeit, bei der wir ein Verhältnis des Methylenblau zum Eosin wie i : 6 annehmen, verhalten sich die Gewichtsmengen des Methylenblau und des Eosin folgendermassen : In I cbcm der 1 ^/q Methylenblaulösung befinden sich 0,01 M. In I cbcm der 0,1 "^/o Eosinlösung befinden sich 0,001 Eosin. In 6 cbcm der 0,1 ^/q Eosinlösung befinden sich 0,006 Eosin. In den 7 cbcm der wirksamen Mischung sind also 0,01 Methylenblau und 0,006 Eosin enthalten. Bei Besprechung der wirksamen Mischungen sprach ich von einem Verhältnis des i ^/^ Methylenblau- zur 0,1 ^o Eosinlösung, wie 1:4, 1:5, 1:6 etc. Es geschah das der Uebersichtlichkeit halber. In praxi empfiehlt es sich dringend, ein Verhältnis wie 2:8, 2:10, 2:12, 2:14, bez. gar 3:12, 3:15, 3:18 etc. zu wählen, da dann, wie leicht verständlich, eher Fehler- quellen in dem gegenseitigen Verhältnis der beiden Farben vermieden werden. Ausserdem reicht dann, wie wir gesehen, die Menge der Farb- mischung in dem Messglass gleich für die drei Blockschälchen aus, die wir zum Studium einer bestimmten Mischung gebrauchen. Ver- gleiche das Schema. Unter Zuhilfenahme der bis jetzt gewonnenen Resul- tate empfehle ich zur Nachprüfung zunächst i '^/q Lösung von Methylenblau med. puriss. (Höchst), etwa 24 Stunden alt, gut geschüttelt, zu nehmen, in der sich keine unge- lösten Methylenblaustückchen mehr befinden, und 0,1 ^/'^ Eosinlösung, bereitet durch Verdünnung" einer i °/o Eosin- — i6g — (Höchst)lösung, cv. dos Vcrirleichs wog-cii auch eine io% Methylcnblau(Höchst)lösung- und eine i ^/^ Eosin (I I <)chst)- 1 ö s u n g. Dann nehme man unter Benutzung des ange- gebenen Schemas die Mischungen vor, fülle immer drei Schälchen, die mit je ein Präparat beschickt sind, mit derselben Farbmischung und sehe von lo zu lo Minuten nach, ob die Farben- reaktion eingetreten ist. Handelt es sich um Methylenblau von derselben Färbekraft, wie es mir zur Verfügung stand, dann wird man bei einem Verhältnis des Methylenblau zum Eosin wie i : 4 bis I : 7 die gewünschte Farbenreaktion eintreten sehen. Diejenige Farbmischung, welche in möglichst kurzer Zeit eine kräftige Chro- matinfärbung und dabei ein klares Präparat erzielte, nehme man als Grundlage für weitere Färbeversuche. Wie wir schon sahen , trat bei einem Verhältnis des Methylenblau zu Eosin wie 1:5, bez. i : 6 nach 20 — 40 Minuten die beste Färbung ein. Zu empfehlen ist , nachdem man die Methylenblaulösung in das Messglas gegossen , etwas zu warten , ehe man die Eosinlösung zugiesst, da das an den Wänden des Messglases noch befindliche Methylenblau herunterfliessend das Niveau der schon abgemessenen Methylenblaulösung noch steigen lässt. Giesst man sofort Eosin- lösung hinzu, so kann man leicht verwirrende Resultate erhalten. Exaktes Arbeiten ist unbedingt notwendig. Je mehr von der Misch- flüssigkeit sich im Messglase befindet, desto sorgfältiger und länger muss die Mischung stattfinden, wie bereits schon früher angedeutet. Die Präparate müssen vor allem auch in reinem Wasser ab- gespült werden, das fortwährend zu erneuern ist, am besten in dem dünnen Strahle der Wasserleitung, wenn man so glücklich ist, über solche zu verfügen. Das Spülwasser in einem Schälchen färbt sich gleich blau durch aus dem Präparate ausziehendes Methylenblau. Lässt man nun das Präparat einige Zeit in einer solchen gleichsam verdünnten Methylenblaulösung, so kann eine Entfärbung bis zu einem gewissen Grade auftreten. Wir kommen darauf noch zurück. Dass der zum Mischen benutzte Stab wie auch das Messglas vor jedesmahgem Gebrauche gründlich zu reinigen und trocken abzu- reiben ist, ist selbstverständlich. Die Mischflüssigkeit ist stets neu herzustellen vor dem Gebrauche. Bei genauer Innehaltung der jetzt und weiter oben gegebenen Regeln wird wohl jeder zum Ziele gelangen. Wenn man dabei gelegentlich zu etwas anderen Mischungs- verhältnissen des Methylenblau und des Eosin kommen sollte, wie ich sie zuletzt als brauchbar erfunden, so ändert das an der angegebenen Methode nichts. Wie schon 170 — früher angegeben, scheinen die einzelnen Methylenblausorten, soweit sie überhaupt wirksam sind zur Hervorbringung der spezifischen Chromatinfärbung, sich etwas verschieden zu erhalten. Sollfe die Methode einmal nicht gelingen , so wiederhole man den Versuch noch ein- oder zweimal und bereite sich anderenfalls eine neue Methylenblaulösung. Frische Methylenblaulösungen leisten mindestens dasselbe wie ältere Methylenblaulösungen. Durchschnitt- lich schienen sie noch klarere Präparate zu erzielen. Dass aber nicht jede Methylenblausorte brauchbar ist, haben wir bereits gesehen. Natürlich muss auch das Eosin vollkommen rein sein. Nach den angegebenen Regeln (cfr. Schema) gelingt es, in einer Stunde etwa die richtige Mischung herauszufinden, und kann man dann das Mischungsverhältnis für einige Wochen weiter beibehalten, worauf der Eosinzusatz ev. verringert werden kann. Man hat dann eine Färbemethode, welche sowohl bei der Blutfär- bung unübertreffliche Resultate leistet als auch bei einer Reihe von Mikroorganismen durch die spezifische P^ärbung des Chromatins Aufschluss über die feinsten Strukturverhältnisse giebt. Noch an ^4 Jahre alten ungefärbten Trockenpräparaten ver- mochte ich das Chromatin der Feukocyten und der Malariaparasiten zur Darstellung zu bringen. Zum Einbetten der Präparate nehme man am besten Xylolcanadabalsam. Meine Präparate er- hielten sich bis jetzt i Y2 Jahre z. T. vollkommen unverändert. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Nuancen der spezifischen Chromatinfärbug schwankten zwischen einem zarten Rot bis zu einem kräftigen, leuchtenden Karmin violett, das zuletzt in eine beinahe schwärzliche P^ärbung übergehen konnte. Diese letzteren Nuancen erhält man bei Anwendung besonders wirksamer Mischungen und bei längerer Dauer der Färbung. Ich schilderte oben die eigenartige Farbenreaktion, die Me- thylenblau, das reine Tetramethylthioninchlorhydrat und Eosin, das Kalisalz des Tetrabromfluorescin, bei gewissen Mischungen er- geben. Es ergab sich die Forderung von selbst, nun auch die dem Kalisalz des Tetrabromffuorescins nahestehenden Verbindungen zu prüfen. Es kamen von der Höchster P^abrik in Anwendung i) Erythrosin A, das Natronsalz des Tetrajodfluorescins, 2) Phloxin BA extra, das Kalisalz des Tetrachlortetrabrom- fluorescins, 3) Rose Bengale BT, das Natronsalz des Dichlortetrajodfluore- scins, 4) Uranin N la, Natronsalz des P^luorescin. — 171 — Das Kalisalz des Tctrajodfluoresrins und das Natronsalz des Tctrabromfluorescins konnte ich mir nicht verschaffen. Alle diese Farbstoffe wurden in i \ Lösung mit konzentrierter filtrirter Methylenblaulösung gemischt und nach unserem Schema erprobt. Phloxin, Rose Bengale und Uranin erwiesen sich als un- wirksam. Dagegen hatte ich das Glück, in i ^j^, Erythrosin- lösung einen Körper zu finden, der mit Methylenblau- lösung bei gewissen Mischungen eine prachtvolle, kar- minviolette Färbung des Chromatins ergab, auch bei den Malariaparasiten. I \ Erythrosinlösung muss im (xegensatz zu i \ Eosinlösung, da sie nicht ganz klar ist, filtriert werden. Konzentrierte filtrierte Methylenblaulösung, wahscheinlich aus der badischen Anilinfabrik, gab mit i 7o Erythrosinlösung (Höchst) folgende Resultate. Gemischt im Verhältnis von 3:4 bis 3 : 8 zeigte sie wechselnd in 2 bis 30 Minuten kräftige, spezifische Färbung des Chromatins. Bei Mischungen mit geringerem Zusatz von Erythrosin w^aren die roten Blutzellen fast gar nicht gefärbt. Die Färbung derselben trat erst ein bei weiterem Zusatz von Erythrosin. Eine alleinige Färbung der Leukocyten, d. h. die spezifische Chromatin- färbung der Kerne, und eine Kontrastfärbung ihrer Proto- plasmaleiber wurde übrigens einige Male auch bei Methylenblau- und Eosinmischungen beobachtet, während die roten Blutzellen vollkommen farblos geblieben waren. Es gelang, bei vorsichtiger Erwärmung der Methylenblau- Erythrosinmischung über der Flamme, manchmal sogar in einer Minute, Chromatinfärbung in Karminviolett zu erzielen. Selbst das Filtrat jener ausserordentlich wirksamen Mischungen erzielte noch die gewünschte spezifische Färbung. Neuerdings gaben i % Methylenblaulösungen von älterem Me- thylenblau (Höchst), frisch zubereitet, mit 0,1 % Erythrosinlösung, be- reitet durch Verdünnung der unfiltrierten i % Erythrosinlösung, die Chromatinfärbung bei dem Mischungsverhältnisse von 2:3 bis 3:4 und meist erst nach etwa 45 Minuten. Die roten Blutzellen waren nur meist sehr blass oder grünbläulich gefärbt. — 172 — Im allgemeinen waren die Mischungen mit Erythrosin etwas unzuverlässiger in Bezug auf die Resultate. Auch scheint es eher zu störenden Niederschlägen kommen zu können. Ich sehe daher auch ab von der Wiedergabe der entsprechenden Protokolle. Die ausserordentliche Wirksamkeit unserer Chromatinfärbung bei den Malariaerregern und den Blutelementen veranlasste mich schon im Frühjahr 1897, entsprechende Färbeversuche bei Oidium lactis und Torula rosea, nigra, alba, und Spirillen und Bakterien anzustellen. Es gelang, um das gleich vorweg zu nehmen, mit der- selben Lösung, die für die Blutfärbung wirksam war, auch bei jenen Mikroorganismen prachtvoll deutliche, karminviolett gefärbte Chro- matinkörnchen zu finden, oft umgeben von einer achromatischen Zone. Der Protoplasmaleib war blau. In der Folge indes geschah es häufiger, dass die Färbung auch bei kurzem Einlegen der Prä- parate in die wirksame Farblösung eine zu dunkle wurde. Insbe- sondere verdeckte das tiefe Blau des Protoplasmaleibes oft die kar- min oder karminviolette Färbung der Chrom atinkörnchen. Es wurde damals zunächst mit V«"^ 7o Essig- oder Salzsäure entfärbt, durchaus nicht immer mit genügendem Erfolge. Eine viel elegantere Methode ergab sich bei aufmerk- samer Betrachtung der Art und Weise, wie die Bildung der dritten Farbe, welche eine besondere Affinität zum Chro- matin hat, zustande kommt. Wir sahen, dass bei Mischung von viel Methylenblau und wenig Eosin sich nur eine Blaufärbung der Leukocyten ergiebt, weil die gebildete dritte Farbe sich im Ueber- schusse des Methylenblau auflöst, dass wir bei weiterem Eosinzusatz allmählich auch eine Rotfärbung der Erythrocyten erzielen, schliesslich auch die gew^ünschte spezifische Karminfärbung des Chromatins, dass ferner bei weiterem Eosinzusatz die Reaktion ziemlich schnell authört. Der gebildete dritte Farbkörper löst sich eben auf in dem Ueberschusse von Eosin. Wie nun, wenn wir, jene empirisch gefundene That- sache uns bei der Entfärbung nutzbar machten. Gehen wir aus von einem kräftig gefärbten Blutpräparate, in welchem die roten Blutzellen kräftig rosa, die Leiber der Lympho- cyten kräftig blau, die Kerne der Leukocyten dunkel karminviolett, die Leiber der neutrophilen Zellen blass karmin, die Granulationen der eosinophilen Zellen kräftig rosa gefärbt sind. A priori lässt sich schon annehmen, dass, wenn man ein solches Präparat in eine konzentrierte Methylenblaulösnng oder in eine i Yo Eosinlösung legt und eine Entfärbung dann überhaupt eintritt, diese so schnell eintritt, dass praktische Erfolge nicht zu erwarten waren. — 173 — Die Erfahrung" bestätigte das vollauf. Der ung^eheure Ueber- schuss von M. in einer konzentrierten ]x)sung, an Eosin in iproz. Eösung löste fast sofort den gebildeten dritten Farbkörper, der das Chromatin färbte, auf. Erproben wir dagegen die Entfärbung unseres Präparates in iproz. M. -Lösung, bezw. o,iproz. Eosinlösung, so müsste die Entfärbung naturgemäss viel langsamer vor sich gehen und damit dem I^eobachter zu praktischen Resultaten ver- helfen. Nehmen wir zuerst die Entfärbung in iproz. M.-Lösung vor, indem wir das Präparat 2 — 3mal in der iproz. M.-Lösung hin- und herschwenken, sorgfältig abspülen, mikroskopisch untersuchen, wieder 2 — 3 mal in der ipröz. M.-Lösung hin- und herschwenken, wieder untersuchen etc. Wir können dann chronologisch die Reihenfolge der Ver- änderungen im Präparate verfolgen. Bei der Entfärbung in iproz. M.-Lösung gestalten sich nun die Verhältnisse, unter alleiniger Hervorhebung des Wichtigsten, etwa folgendermassen. i) Die roten Blutzellen blassen ab, ebenso die blass karmin- gefärbten Protoplasmaleiber der neutrophilen Zellen und die Granulationen der eosinophilen. 2) Die ebengenannten Elemente werden farblos. 3) Die kräftig karminviolettgefärbten Kerne der neutrophilen und der eosinophilen Zellen blassen ab. Die kräftige Karmin- färbung der Lymphocytenkerne, und die Blaufärbung ihrer Protoplasmaleiber bleiben erhalten. 4) Kerne der grossen mononukleären Leukocyten blassen ab und werden mehr bläulich , die der neutrophilen Zellen bläulich. 5) Auch die Kerne der kleinen Lymphocyten blassen all- mählich ab und zwar von der Peripherie her. 6) Die Kerne der neutrophilen Zellen sind blau, ihre Leiber ungefärbt. 7) Kerne sämtlicher Leukocyten blau. Es ist leicht einzusehen, dass wir es in unserer Hand haben, den Entfärbungsprozess durch weitere Verdünnung der M.-Lösung noch mehr zu verlangsamen. Nehmen wir umgekehrt die Ent- färbung mit o, iproz. Eosinlösung vor, so verschwindet zuerst das Blau in dem Präparat, dann allmählich auch die Färbung des Chro- matins, derart, dass die Kerne der kleinen Lymphocyten ihre spezifische Färbung zuletzt verlieren. Zuletzt bleiben — 174 — nur die roten Blutzellen und zwar rot gefärbt. Die Kerne der Leukocyten sind farblos. Aus beiden Versuchsreihen geht hervor, dass die spe- zifische Chromatinfärbung, insbesondere bei der dichten Chromatinmasse des Kerns der kleinen Lymphocyten sich länger erhält bei der Entfärbung als eine der Kontrast- farben, Blau oder Rosa. Diesen Umstand kann man nun benutzen, um in überfärbten Präparaten das Chromatin färberisch zur Darstellung zu bringen. In weiterem Verfolge der Entfärbung kann man dann auch statt eines zu stark gefärbten Chromatins ein zart gefärbtes erhalten. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass das Chromatin der einzelnen Objekte die spezifische Färbung verschieden schnell annimmt. Ich erwähnte schon, dass die Kerne der Lymphocyten die spezifisch zu nennende Färbung früher annehmen wie die anderen Leukocyten und auch schwerer wieder verlieren. Andererseits nehmen die kleinen Chromatinkörner der jungen Parasiten, die sich bei Tropen- und estivo- autumnalen Fiebern finden, die spezifische Färbung eher an als die Kerne der Lymphocyten. Ferner ist die Färbung der Chromatinteilungsfiguren der erwachsenen Parasiten schwerer zu erzielen als die der jungen Parasiten. Präparate von Vogelblut erfordern länger dauernde Pärbung als die von Menschen oder Froschblut, vorausgesetzt, dass man auch die Kerne der roten Blutkörper karminviolett färben will. Man müsste also, wenn man die Wirksamkeit der Färbeme- thode an anderen mikroskopischen Objekten erproben will, für jedes Objekt die Zeitdauer feststellen , innerhalb welche eine genügend kräftige spezifische Chromatinfärbung erzielt wird. Eine Ueberfär- bung schadet nicht, da wir in der angedeuteten Entfärbungsmethode ein ganz ausgezeichnetes Mittel haben, um Strukturbilder von jeder gewünschten Zartheit und Klarheit zu erhalten. Trypanosoma in Rana esculenta zeigte die schon früher er- wähnte spezifische Färbung des Chromatins in derselben Zeit, welche nötig war, auch das Chromatin der gleichzeitig vorhandenen Blut- körperparasiten und die Kerne der roten Blutkörper selbst zu färben. Dieselbe Zeit erforderten zur Färbung auch die Erreger des Texasfiebers. Es kamen bei den Versuchen unter Anderen noch zur Anwendung Oidium lactis, Oidium albicans, Aspergillus niger. ~ 175 ~ Torula rosacea, Torula alba, Torula nigra, Sacharomycos cerevisiae, Spirillum undula majus, Spirilluni undula minus, Spirillum rugula, Präparate von faulenden Infusen etc. Von jedem Objekte wurden Präparate angefertigt, lufttrocken gemacht und ein Teil derselben durch dreimaliges Durchziehen durch die Flamme, ein anderer durch Einlegen in absohiten Alkohol während 30 ]\Iinuten gehärtet. Ein nennenswerter Unterschied der Resultate hat sich dadurch nicht ergeben. Die Untersuchungen über andere Methoden der Härtung sind noch nicht abgeschlossen. Alle die Präparate zeigten in einer Farbmischung, die bei Menschenblut nach 25 — 30 Minuten die besten Färbungsresultate ergab, meist schon nach 10 — 15 Minuten deutliche Chromatinfärbung. Wie aber schon früher angedeutet bei Oidium lactis und Torula rosacea, war das karmingefärbte Chromatin öfter undeutlich gemächt durch das tief gesättigte Blau, mit dem der Protoplasmakörper gefärbt war. Das Eosin in der Farbmischung hatte hier also gar keine P'ärbung erzielt, sondern nur mit dem Methylenblau zusammen die Bildung des dritten Farbkörpers ermöglicht. Es war demnach unsere Aufgabe, das überschüssige Methylen- blau in dem Präparat zu entfernen, die spezifische Chromatinfärbung aber zu erhalten. Da nun zur Entfärbung in diesem Pralle natürlich nicht das Methylenblau dienen konnte, mussten wir es mit ganz verdünnter und zwar 0,1 "/o Eosinlösung versuchen. Die Entfärbung fand unter denselben Vorsichtsmassregeln statt, die wir bei den Blutpräparaten schon kennen gelernt. Wer ganz vorsichtig ver- fahren will, kann ja die Eosinlösung noch mehr verdünnen. Es ergaben sich nun folgende Resultate. Bei Oidium lactis konnte man innerhalb des Zellinhaltes deutlich unterscheiden das blau gefärbte Protoplasma und das karmingefärbte Chromatin. Letzteres zeigte sich in Form kleiner kompakter Körnchen von wechselnder Grösse oder etwas grösserer, mehr aufgelockerter Klümpchen. Die Zahl dieser Bildungen schwankte zwischen i — 6 und mehr. Um dieselben herum oder neben ihnen war eine wenig oder g£ir nicht gefärbte hellere Zone, entsprechend wohl der achromatischen Zone, die wir bei den Malariaparasiten kennen gelernt hatten. Zuweilen waren Abschnürungsvorgänge innerhalb der Chromatinmasse zu entdecken ebenfalls analog den - 176 - Vorgängen, die wir bei den Malariaparasiten schon kennen gelernt. Auch die aufgelockerten Chroniatinhäufchen erinnerten, namentlich wenn sie, wie durch Teilung eben neu entstanden, noch neben einander lagen, an entsprechende Bildungen bei der Chromatin- teilung der Tertian- und Quartanparasiten. In Zellen, die scheinbar dem Absterben geweiht waren, war eine Blaufärbung des Proto- plasmas überhaupt nicht mehr vorhanden. Man sah nur die Zell- membran und von dieser eingeschlossen eine Anzahl feinster Körnchen, wie staubförmig aufgelöst, die die Karminfärbung zeigten. Bei Oidium albicans erhält man ebenfalls eine prachtvolle Doppelfärbung des Cliromatins und des Protoplasmas. Das Chro- matin zeigt öfter eine Bänderform, z. T. mit kurzen, dentri tischen Verzweigungen. Wir hatten diese Art von Chromatinfiguren schon kennen gelernt in gewissen Stadien der Chromatinteilung bei den heimischen Tertianparasiten. Gelungene Präparate von Oidium lactis und albicans, die nach meiner Methode gefärbt sind, ev. unter Zuhülfe- nahme der erwähnten Entfärbungsmethode, gehören zu den elegantesten, und kann ich diese beiden Objekte in erster Linie zur Nachprüfung meiner Angaben empfehlen, insbesondere Oidium albicans. Aspergillus niger. Die .Sporen zeigten i — 2 kompakte Chroma- tinkörper und den blauen Protoplasmaleib. Torula rosacea, alba, nigra. Auch hier waren i — 2 kompakte, karmingefärbte Chromatinkörperchen zu sehen, öfter umgeben von einer deutlichen achromatischen Zone. Wie bei Sporen von As- pergillus niger konnte man auch Zellen mit Chromatinschwund sehen. Die betreffenden Bilder erinnerten an Taf. II, 22. Hefezellen, Sacharomyces cerevisiae. Die Zahl der kleinen, kom- pakten, nicht immer gleich grossen Chromatinkörner schwankte zwischen i — 10 und mehr. Eine achromatische Zone war nicht mit Sicherheit auszumachen. Das Protoplasma war blau gefärbt. Spirillum undula majus, minus und vSpirillum rugvila. Das karmingefärbte Chromatin zeigte sich in Form von i — 5 und mehr kleinen, kompakten Körnchen, die in dem Spirillum hintereinander lagen, oder in Form eines dünnen Chromatinstranges, aus dem durch Abschnürung wohl die kleinen Chromatinkörnchen entstanden. Trotz der relativen Kleinheit des Objektes war die Kontrastfärbung zwischen Chromatin und dem blau gefärbten Protoplasma auf das deutlichste zu sehen. Entsprechende Präparate demons- trierte ich mit solchen von Oidium lactis und Torula rosacca schon im JMärz 1897 im hyi^-ienischen Institute zu Berlin luul ilcrrn Professor Zettnow. Präparate von Heu-Infusen etc. Hefezellen zeigen die schon erwähnte Chromatinfärbung, ebenso einig-e Magellaten, deren Be- stimmung mir als Nichtzoologen nicht möglich war. Auch einige grosse Wasserbakterien zeigten eine Kontrastfärbung zwischen Chromatin und Protoplasma. (xcrade bei den Präparaten aus Heu-Infusen etc., die eine Anzahl verschiedener Mikroorganismen enthalten, ist es nötig, die Färbe- dauer länger oder kürzer zu gestalten, je nachdem man z. B. vor- zugsweise Hefepilze, grosse Bakterien oder Flagellaten färberisch zur Darstellung' bringen will. Die Flagellaten erforderten eine relati\- lange T'ärbedauer, etwa 30 Minuten. Die kurzen Angaben machen auf Vollständigkeit durchaus keinen Anspruch, da hier ja keine Morphologie jener (xebilde gegeben werden soll, und die Untersuchungen noch zu vervollständigen sind. Insbesondere ist noch weiter die Rolle zu verfolgen, die die Veränderungen des Chromatins bezw. die \^ermehrung bei der Teilung jener Zellen spielen. Hag'ellaten aus dem Darm des Reg"enwurms zeigten ebenfalls die charakteristische Chromatinfärbung. \"ersuche, die angestellt wurden mit 1. Cholerabacillus, 2. Vibrio aquatilis, 3. Vibrio Elbe I und Elbe II, 4. Vibrio Metschnikof, ,5. Diphtheriebacillus, 6. Tuberkelbacillus, 7. Bacillus anthracis, 8. Bacillus subtilis, 9. Streptococcus und vStaphylococcus pyogenes aureus blieben bis jetzt negativ. Milzbrandbacillen und Bacillus subtilis wurden nach unsere Methode g'efärbt, um speziell das Verhalten der Sporen gegenüber der Chromatinfärbung zu erproben, wie gesagt, mit negativem Erfolge. Die Sporen blieben stets ung'efärbt. Der Mangel an geeignetem Material hat eine umfassendere Nachprüfung an einer grösseren Reihe von Bakterien bis j(>tzt xerhindert. Die- selbe ist unbedingt notwendig. Unwirksam zeigte sich bis jetzt ferner dii> Methode bei Coccidium oviforme aus der Leber des Kaninchen und den Sporan- gien, sowie den .Sporen von mucor mucedo. Man muss annehmen, dass die dicke Membran der Coccidien und der Sporangien das Eindringen des F'arbstoffes verhinderte. Zifinann, Ueber Malaria etc. 1- - 178 - Man müsste also versuchen , jene Membranen aufzulösen und dann zu färben. Geprüft wurde ferner die Methode bei Blut- und Lymph- drüsenpräparaten von zwei noch nicht ärztlich behandelten Syphilis- kranken mit frischer Roseola, bei Präparaten von frischer Kälber- lymphe, von Blut, Galle, Milz und Lebersaft von rinderpestkranken Rindern, von Bläscheninhalt bei Maul- und Klauenseuche. Die Untersuchungen darüber werden noch fortgesetzt. Es bestand immer eine grosse Schwierigkeit, hier auf Helgoland ge- eignetes und frisches Material zu erhalten. Wie sehr die Methode geeignet ist, auch bei grösseren Ob- jekten feinere .Strukturverhältnisse zur Darstellung zu bringen, zeigte sich bei den Filarien in den Blutpräparaten von Sturnus vulgaris und Turdus merula etc. Li gut gefärbten Präparaten, in denen keine Ueberfärbung der Blutkörper zu bemerken war, zeigten sich die Würmchen stark blau überfärbt. Durch vorsichtige Entfärbung mit o,i% Eosinlösung gelanges mir, das Methylenblau allmählich zu extrahieren, während die chromatinhaltigen Elemente gefärbt bheben. Erst durch jene wirksame Entfärbungsmethode scheint überhaupt die geschilderte spezifische Färbung des Chromati ns eine weitere Anwendung finden zu können. Als Methode der Blutfärbung leistet sie jetzt schon ausge- zeichnetes. Die Untersuchungen über die bei den Blutelementen gefundenen Ergebnisse sind noch nicht abgeschlossen. Es ist zu hoffen, dass jene Methode bestimmt ist, auch noch Dienste zu leisten bei den so überaus wichtigen Unter- suchungen über die Malariaerreger ausserhalb des mensch- lichen Organismus. Vgl. die Experimente mitLisekten in Abschn. lo. Weitere Untersuchungen über die Morphologie und Biologie tierischer und pflanzlicher Mikroorganismen (z. B. der Sporozoen und Algen) sind dringend wünschenswert, ebenso über die Aetiologie maligner Tumoren und mancher Lifektions- und Blutkrankheiten (z. B. perniciöse Anämie und Leukämie). Ich selbst hatte leider zu derartigen Untersuchungen bis jetzt keine Gelegenheit. Schon jetzt lässt sich mit grösster Wahrscheinlichkeit sagen, dass es gelingen wird, mit Hülfe jener Methode die Fortpflanzung der Parasiten des Texasfiebers und der febris malariaformis der Rinder^) zu finden. Jedenfalls habe ich die geschilderte Färbungsmethode als erster und in systematischer Weise ausgebildet, verallgemeinert und prak- tisch verwertbar gemacht. Tafelerkläruno-. ibo Tafel I. 1. Junger Quai tanparasit. Rechts Protoplasmaleib gestreckt. 2. dito. Pigmentbildung. Deutliche achromatische Zone um das runde, kompakte Cliromatinkorn. 3. Chromatinliorn oben etwas in die Länge gestreckt. Nach rechts unten ein amö- boider Fortsatz des Protoplasmas. 4. Chroniatin in der Mitte des blauen Parasiten deutlich aufgelockert, liegt in der Mitte der achromatischen Zone. Beachtenswert die breite Bandform des Parasiten. 5. Parasit herangewachsen. Chromatin aufgelockert, deutliche achromatische Zone. Rote Blutzelle vollkommen unverändert. Vergleiche dagegen das geblähte ver- grösserte rote Blutkörperchen (Fig. 25), das durch den Tertianparasiten inficiert ist. 6 — 9. (Jhromatinteilung. Pigment beginnt sich in Fig. 9 zu koncentrieren. In Fig. 7— 1 i niuss das Pigment dunkler gedacht werden. 10. Teilungsform. Chromatin der jungen Parasiten z. T. verkümmert und noch auf- gelockert. 11. Teilungsform. Chromatin der jungen Parasiten z. T. noch gestreckt. Achro- matische Zone in der Nähe des Chromatin z. T. deuthch ausgesprochen. 12. Junger extraglobulärer Tertianparasit. Taf. I, 12 — 38 mit Taf. V, I — 14 zu vergleichen. 13 — 14. dito, endoglobulär. I 5 . Einkerbung des Chromatins. 16. Zwei Chromatinkörner (vergl. Taf. V, 3). Achromatische Zone deudich. Ringform. 17. Pigmentloser, endoglobulärer Parasit mit drei Chromatink(")rnern. Achromatische Zone bei jedem derselben. 18. Verzweigte Form des Protoplasmaleibes. 19. Extraglobulärer Parasit, etwas herangewachsen. Chromatin excentrisch gelegen. 20. Beginnende Pigmentbildung. Rote Blutzelle beginnt sich etwas aufzublähen. 21. Chromatinlose, sterile Form. 22. Rote Blutzelle schon etwas abgeblasst. Im Chromatin eine hellere, vakuolen- artige Stelle. 23 — 24. Einkerbung bez. Auflockerung des Chromatins. Achromatische Zone deutlich. 25. Rote Blutzelle gebläht und etwas entfärbt. Chromatin deutlich aufgelockert. 26 — 31. Teilung des Chromatins; 27 entspricht Taf. V, 8. 29 entspricht Taf. V, 9, 30 ent- spricht Taf. V, 10. Bei 31 achromatische Zone deutlich längs der Chromatinstränge. Das Pigment muss in Fig. 27 — 31 und 35 — 36 feiner gedacht werden wie in der Abbildung. 32. Erwachsene P'orm mit Teilung des Chromatins ohne Spur von Pigment- bildung. Achromatische Zone deutlich. 33 — 35. Chromatmteilung. Pigment hat zugenommen. 36. Schmaler Rest des entfärbten roten Blutkörpers noch erhalten. R. 2 Paar Blut- plättchen, die aber mehr aufgelockert zu- denken sind. 37. Pigment koncentriert sich. Die jungen Parasiten beginnen sich zu differenzieren. 38. Pigment in der Mitte koncentriert. Achromatische Zonen um die Chromatin- körner meist sehr deutlich. 39. Chromatinkörner scheinbar verkümmert. 40. Starke Pigmentierung. Rechts oben Andeutung einer staubarügen Auflösung des Chromatins. Steril werdende Form. 41. Links oben nur noch die achromatische Zone angedeutet. Chromatin verschwunden. 42. Rechts die früher achromatische Zone nur noch schwach angedeutet, sterile Form. 43. Achromatische Zone ganz verschwunden, Parasit nur noch schwach färbbar. Kon- turen schon zerfliessend, sterile Form. 44 — 46. Chininformen. Protoplasma zerrissen namentlich in 45. Protoplasma zeigt mein graublauen Farbenton. Chromatin in Fig. 46 noch ziemlich gut erhalten. Vergl. darüber den Text. Vergrösserung looofach. Das Chromatin ist absichüich in verschiedenen Farbennüancen gehalten, da je nach der Färbedauer etc. Verschiedenheiten des Farbentones vorkommen. Taf.I. Quartana -Parasit Q 3. t. >• Tertiana -Parasit /£. /5. • l'i^. 15. 18. 19. f^. ^ •* y6". 17. ,^-;^- ^ 'f''^" 29. w v^ .54-. 35. 36. J7 58. 59. Sterile. Formen. W. 4/. 4£. •3* .'.. ^■^ Chinin Formen ^f. ^.5. '/6. . , r; S>' ■>.„ -.._ f-,ay :™?j^v-;7r/-:^. i8i Tafel II. I. Tertiana maligna in Italien. Dreifache Infektion, links unten jüngste F^irni. 2 — 12. Vergl. Text. Rote Blutzellen nicht vergrössert und abgeblasst. Pigment dunkler, klumjnger, Parasiten kleiner wie der gewöhnliche Tertianaparasit. In Fig. 9 — 12 ist das Pigment noch kompakter zu denken. 13 — 21. Parasiten bei Kameruner Malaria. Typisch die Ringelformen. Vergleiche Taf. V, 15, 16, 17, 18, 19. 22. funge Parasiten aus dem Knochenmark. Fall von Perniciosa in Grosseto (Ital.) Achromatische Zone deutlich. Auf der Tafel müsste es heissen Perniciosa nicht Pernisiosa. 23. dito. Teilinigsform. 24. dito. Hall)mon(l mit noch erhaltenem, aber schon slaul)f(Jrmig werdendem Chro- matm. Achromatische Zone sehr deutlich. Der inficierte rote Bhukörper ■/.. T. noch sichtbar. 25. Endoglobulärer , steriler, chromatinloser Parasit aus dem Knochenmark eines P'alles von Perniciosa (Grosseto). Künftiger Halbmond, bezw. Sphäre. 26. Halbmond. Das dunkle Pigment in der Mitte angehäuft. Rechts der rute Blutk(")rper noch erhalten. Z~ — 28. Ovale, Pigment in P'igur 28 über den ganzen Parasiten zerstreut. 29 — 35. Parasiten des Texasfiebers der Rinder. 31 u. 32, die typischen Birnlormen. Bemerkenswert die nicht seltene Stäbchenform des Chromatins. Vergl. die Ab- bildungen der Parasiten der Tertiana maligna und der Kameruner Malaria. 36. Polychromatophile Degeneration der roten Blut/.ellen. Bei Texasfieber häufig, Teile der roten Blutzelle färben sich basophil. Vergrösserung looofach. Parasit der Tertiana maligna -I Tut: II. s.# w I s. 9. *4» 10. //. «^^V w. 12. ^ Parasiten bei Qiiotieliana (Kamerun) bez.Pernisiosa (GrejssetoJ /3. li. 15. 16. 17. IS. 19. 20. 21. 20. 28. #> ^:'b Pareisiten des 'Je.x:as~Piebers eier Rinder fA/ii'o.^oinabiffemm,um) 29. 30. 31. 32. ' i M'irg. Zutmanri. jiinx '.•'■■• Lm; von Gustav Fischer m. Jnm l82 — Tafel III. I — 6. Ouartan])arasit im ungefärbten Präparat. Meist runde Form, reichlich Pig- ment. Amöboide Bewegung gering, nur im Jugendstadium vorhanden. Rote Blut zelle bis dicht vor der Teilung unverändert. Vergl. Text. Das Pigment ist etwas dunkler zu denken wie in den Abbildungen. 7 — lo. Tertianparasit. Stärkere amöboide Beweglichkeit, weniger und feineres Pigment. Rote Blutzelle aufgebläht. Mehr junge Parasiten in einer Teilungs- form. Vergl. Text. II. Sterile Form des Tertianparatiten, gebläht, mit reichlichem, oft stäbchenförmigem, zuweilen mückenschwarmähnlich bewegtem Pigment. 12 — 16. Parasiten der Tertiana maligna in Italien. 12. Jiuige Form. 13. Ringform, bei der Kameruner Malaria oft noch sehr viel zierlicher und kleiner. 14. Parasit mit 2 Pigmentkc'nnchen. Rote Blutzelle ist nicht als ge- bläht gedacht, wie z. B. auf Taf. III, 9. In Fig. 14—16 ist das Pigment noch dunkler zu denken. 15. Parasit mit Pigmentblock. Schrumpfiuig der roten Bhitzelle. 16. Teilungsform. Junge Parasiten kleiner wie beim Tertian- und Quartan- parasiten. 17 — 18. Halbmonde und Sichelf ormeii. 19. Exkapsulation einer Sphäre aus einem roten Blutkörper. Pigment kranzförmig in der Mitte. 20. Sphäre, doppelt konturiert. Innerer Kontur entspricht der Peripherie des Para- siten, äusserer Kontur der Peripherie des infizierten Blutkör]5ers. Keine Membranbildung. Am linken Rande der sterilen Form zwischen den beiden Konturen 2 kleine, helle, runde Körperchen. Vergl, Text. 21. Sterile Form. Pigment verteilt sich. 22. Sterile Form. Abschnünmgsprozess wie bei den Sphären der Terlianparasiten. Pigment mückenschwarmähnlich bewegt. 23. Geisseiformen der kleinen Parasiten. 24. Junger Parasit (dactylosoma Fabbe) bei Rana esculenta. Der von der blauen Ringfigur imischlossene Teil könnte noch etwas heller sein, vergl. Taf. V, 20, rechts vom Kerne des untersten roten Blutkörpers. Daselbst ist unten das rundliche dunkle Chromatinkorn. Nur die Randzone des ovalen Parasiten tritt hervor. 25. Parasit gewachsen. Ungleichmässige Färbung des Protoplasmas. 26. Teilung des Chromatin. 27. Teilimg der Parasiten fast vollendet. Vergl. Taf. V, 21. 28. Bakterienähnliche Gebilde im roten Blutkörper des Frosches, liegend in einer Vacuole. (Angebliche cytamöba bacterifera. ) Vergl. Taf. V, 20 rechts vom Kerne des obersten roten Blutkörpers. 29. Ein Blutparasit beim Steinkauz (Athene noctua, Crema). Oben freier Leucocytenkern , in der Mitte Parasit mit sehr reichlichem , stark aufge- lockertem Chromatin. Achromatische Zone hier nicht deutlich , in der Mehrzahl der Fälle aber vorhanden. Unten roter Bluüvörper. 30. Chromation des Parasiten links unten bandförmig ausgebreitet. Der blaue Proto- plasmaleib sehr zart gefärbt. Rechts oben Leukocytenkern. Betreffs der fein- konturierten, beinahe hyalinen Masse, welche Parasiten und Leukocytenkern um- giebt, vergl. Text. 31. Leukocytenkern rechts schon etwas in die Länge gestreckt. 32. Parasit in einem tieferen Blau gefärbt, mit einer grossen Anzahl heller, kleiner, runder, lichtbrechender Stellen. Chromatin dargestellt durch dunkel gefärbtes Chromatinkf)rn mit angehängtem Büschel von Chromatinfäserchen. Hantelform des sehr in die Länge gestreckten Leukocytenkernes, rechts. Vergl. Taf. V, 22. 33. Parasit rundlich. P^einkonturierte hyaline Masse verschwunden. Leukocyten- kern sitzt kappenartig dem Parasiten auf. Vergrösserung looofach. {) Harlan - Parasit ,3. / ,'■ ': * TaClil 'rcriian -Parasit I) 10. Parasiten bei Tcitiana maligna J5. j^. //, ja. ■feä // IS. Sterile Formen der l< leinen Parasiten 10. 20. 21. 22. V.'M ^''" 6 2't. Pareisiten des /''rösches (rana-esculenta ) 2B. 26. 27. * # # .f • Parasiten I)ei Athene noetua 30. §^ T * - i83 Tafel IV. I — 7. Parasiten der Naclitig'all (Erithacus hiscinia). 1. Parasit schon etwas in die Länge gestrecivt. Chromatin schon etwas aufgelockert. Achromatische Zone. 2. Wachsender Parasit. Chromatin dicht neben dem Bhitkörperkern, band- förmig. 3. Hantelform des kräftig blau gefärbten Parasiten. Das dunkle Pigment zerstreut. Chromatin aufgelockert. Lage an dieser Stelle typisch. 4. Rote Blutzelle schon verschwunden. Chromatin in staubförmiger Aul- lösung. 5. Steril werdende Form. Chromatin staubförmig. -Tnent erhält gelb- grünlichen Farbenton. Färbbarkeit des Parasiten geringer. 6. Seltene Form. Kern der Blutzelle wird von dieser Parasitenform selten umflossen. 7. Freie Sphäre. Das dunkle Pigment zerstreut. Das aufgelockerte Chro- matin innerhalb der achromatischen Zone deutlich. 8 — 14. Parasiten des Sperlings (Passer Italiae), etwas plumper wie bei dei Nachtigall. 8. Junger Parasit. Chromatin schon aufgelockert. 9. Kurze amöboide Fortsätze des Parasitenleibes. 10. Freie Form. Chromatin kräftig. Pigment gering. 11. Steril werdende Form. 12. Runder Parasit in kernlosem rotem Blutköiper. Chromatin von ver- zweigter Form. 13. Sterile Form. Protoplasmaleib nicht mehr färbbar. Eine reichliche Menge gelbgrünlichen Pigments. Chromatin sehr reichlich , aufgelockert. (Künftige Geisseiform ?). 14. Schon abgenmdeter, endoglobulärer Parasit. Kern des roten Blutkörpers zur Seite gedrängt. Diese Form avich häufig bei braunkehligen Wiesen- schmätzern und Buchfinken auf Helgoland, cfr. Figur 19. 15. 16. Parasiten der Lerche (Alauda arvensis, Grosseto), vergl. Text. Auf der Tafel steht fälschlicherweise Alanda. 17 — 23. Parasiten des Turmfalken (Cerchncis linnunculus). !/• Junger Parasit, rundlich. Chromatin schon etwas aufgelockert. Dieser Parasit entwickelt sich nicht nur neben dem Kerne des roten Blut- körpers sondern auch an den Polenden und ist noch plumper und meist noch grösser wie der in Figiu- 8 — 14 geschilderte. 23. Chromatinteilung. Kern des roten Blutkörpers ganz umflossen von dem Parasiten. Oben achromatische Zone um das Chromatin. 24 — 28. Parasiten beim Kirschkernbeisser. Rapide Entwickelung. Häufig mehr- fache Infektion, scheinbar pathogen. 27^28. Teilung ohne Pigmentbildung kommt auch vor. Beachtenswert die Drehung des Kerns vom roten Blutkörper, cfr. bes. 28. Vergrösserung looofach. Tuf.i]-: Nac/it iijii U fJiiifhaais lusciniai J. 2. .-. Ä i §i^ ß 5. 6. Sperling (Passer Italiael V /' 10. 11. 12. FeUUerchc (Aiarida luvensis) 13. l'j. 15. - Iß. £■: I '\ Turmfalke ( Cerchneis Immmailiis) 17. ■ /.v. 19. 20. 21. /{// seil kei '11 he isser (Cocco th rcaistes vulgaris) 25. 26. 27. '/' !.<* '•• 4t ^ 2i. 25. 26. 27. 2S. .7'J- /.umann p.inx. VerUig von. QiisUvFiSchtr in Jer.o i84 Tafel V. -14. Parasiten der Tertiana. Vergi. Taf. I, 12 — 38. 1. Junger Tertianparasit. Cbromatinl— 1 Sr' ^ i > ^ :^ ^ Im zweiten Anfalle zahlreiche sterile f'onnen. Figur IV. Tertiana maligna (Grosseto). Toni Giuseppe 23.Sept.97 24. Sept. 25. Sept. 26. Sept. 27. Sept. 28. Sept. 29. Sept. 40 39 38 i^ von jetzt an Chinintherapie Im Fieberanfalle ( Hitzestadiiim) kleine Parasiten im peripheren Blute wie Taf. II, i, Taf. III, 12, in der Apyrexie Formen wie Taf. II, 4, 0, Tal. III. 13. 14, im Schüttelfrost Foniien wie Taf. II, 9 — 12 bez. faf. III, 15, ausserdem wieder jüngste Formen, cir. dajjej^en Fieberkurve Fig. 7. - i87 - Figur V. Tertiana maligna (Grosseto). Tei Battista. 23. Juli 24. .Iiili 25. Juli 26. Juli 27. Juli 28. Juli 29. Juli 41 40 39 38 37 36 ._ _4^ .. f " "- — -H — — -- \- — — u — — — l~ U 1 — — — — -r — -t h — -- j_- — — — — — ' — — — — — 1 — — — — — — — M orr, , 1 1 / ^ 1 / _^ A j / y 1 V ^ Y »^ J j \ r\ fiy \ ,, f' fX }^% 1 \ 1 V E s .5 Od E c« 0 M rt ^ .^1 1 !'*" J l \ ^ \ "^ \ n \ ^ T r l \ f" L 1 \ \ [ ,L r L-+« r^ r' \ 1 '. y >. »^ A > 1 ^ jff ' ?' z^" ^1*. ^l s \ \ 1 1 .,^' > u- § ^^ ^«'^ s: ^< ^> j T' «-"^ "1 1 s=--n^^ — ^^^ J^ s ^sr ^.^-^■^ ^fc,^ i^ "5^ „:2l — --^"T ^^ 1 ^_ ■ ^H ■" ^ •^^"' K ■^ „ 5 J ->iY s 1^^ .„ > 1 ^ t/1 " 0) 2 o .s H ^ ' ' i*- rt « rt a; \ \ \ v V s 1 V \ 9an V 1 Im Hitzestadium kleinste Ringelchen, in der Apyrexie° grössere Ringel- bez. Siegelring- und un regelmässige Formen. -c I go — K 1 \ l — ) N 1 .2 i ^ ^P CS \ oi ^^ ^' < ' - IX. aria 1. gern ^ l V, - s ) Kr, «'S ^ 1 \ ■ \ - -- \ 03 ^ 3 ^ ^_ ^ X > r* '^ 03 o^ — -- ^^ .^ ^ E '^^ r CÖ X ^ / ^ -M *^4 r r^ ( !$ •«^ 1 ' M ^ 1 1 Hz g 1 - k, C^J ' s g « ^ ,_^ > — " -^ ] < *^ ^ Z ^ > 5 ^ A ^ fS ^ c % £ 1 's. o; "» O — igi 0^ ^1 00 \o o -t- H Kameruner Malaria (Irregularis). Matr. Renz. Erstlingsfieber, Enorme Zahl von Parasiten XX " "^ ] ' o < 3 p % % % o < n 3 er Ol •-( K> 0 <: ff 3 er o >-t i 1 i ! 1 '": :^j- i ^ -. [ i i } 1 / i 1 >1 J- _ ^^ 1^1 <] 1 1 + ^ 7 1 1 j / 1 j \ 1 ] ' 1 \i 1 1 ' ] 1 ' ^ ■'^-- ; 1 i ; 1 1 1 ! ! i i II i ' 1^ 1 — ( — 1 . 1 1 ' "^ i ' Im 1 ir' 1 Q ±i: 1 fi i 1 1 ' 1 ' [^ f : ! : 1 ^ ty c r< ' j < ^ X > ft' 1 1 *! r-"' ""t"^3 _ ^ / ^ / ^X ^ (/Q *^^ IT S 1 y 1 <. 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Auf Seite 3 Zeile 19 von oben statt „dieesen" lies „diesen". „ ,, 4 ., 9 von unten lies statt „indes" „indess", ebenso noch mehrere Maie im Texte. „ „ 8 unten in der Anmerkung 4 lies statt '/'., Dem Y-> cbcm. „ ,, II Zeile 1 2 von unten lies statt „zwei'' „zweier". „ „ II „ b von unten ist hinter „Tertiana maligna" einzuschieben „der Italiener". „ „ 12 „II von oben ist hinter „berichten" ein Komma zu setzen. „ „ 14 „ 5 von unten lies statt „38 "/q" „38,0". ,, „ 16 „19 von oben hinter Malaria statt eines Semikt)lon ein Komma. „ „ 29 „ 15 von unten ist hinter „Tertiana maligna" noch zu setzen „in Italien". „ „ 30 Anmerkung 3 lies satt „Laverau" „Laveran". „ ,, 30 Zeile 2 von unten lies statt „Zeit ang" „Zeitlang''. „ „ 3(j ,. 12 von oben lies statt „omöboide" „amöboide". „ „ 48 „ 2 von unten hinter „maligna" zu setzen „in Italien". ,. „ 53 M 1 1 von oben lies statt „Quotidiana" ,, Kameruner Malaria". M „ 54 " 3 i"id 4 von oben lies „Selbst eine Trenmuig der erwähnten tro- pischen Parasiten von denen der Tertiana maligna in Italien" etc. ,, „ 57 „16 von oben lies: Wir bemerken speciell bei Tertiana maligna in Italien runde Gebilde etc. .> „ 63 „ 2 von oben hinler Tertiana maligna zu setzen „in Italien''. „ Tafel II ist obenhinter „Tertiana maligna" zu setzen „in Italien"; ferner lies statt Quo- tidiana „Pernibiosa" „Perniciosa" und statt „Apisama bigoemiiuini" ..Pirosoma bigeminum". ,, „ III lies hinter „Tertiana maligna" noch „in Italien". ,, „ IV lies statt „Alanda arvensis" „Alauda arvensis". „ Fieberkurve VIII Hess statt „9 a ;/" „9 a w". Ziomann, Ueber Mahiria etc. .-.iEi^ ***«J**rf*»i MVknivntr