Iprogian pati, Ri N 7: COLLECTION. Nationen Unterhaltigen tus Der 4 4 4 e WEN DE ARD, er Mag me Cie Der Il. Cipher asc Zäzelt. del, et: auler. rut WW 3 ® 3 3 sen nettes ümmmun ir 5 2 Pr 29 7 FE 1 2 * 1 RR Tab. I. % Pavo Criftatus, le Poon. Der Pfauenhahn. (1) Die Pfauenhenne. (2) Der Doppelſporn. (3) Um mit der Ordnung von Vögeln, die wir jetzt zu beſchreiben anfangen, naͤher bekannt zu werden, haben wir nicht nöthig, in menſchenleeren, afrika⸗ niſchen Wuͤſten, unter einem brennenden Himmel, in dicken Waͤldern, an Seeen und Savannen, oder auf Gebirgen und Klippen herumzuirren. Nein, nur in unfre Huͤhnerhoͤfe dürfen wir unſre Leſer führen, Sie werden da Geſchoͤpfe finden, die die Schönheit ihres Gefieders, ihr mannigfaltiger Nutzen, und ihre natuͤrlichen Anlagen zur haͤuslichen Selaverey dem Menſchen ſo werth machten, daß er ſie mit Ver⸗ gnuͤgen als Hausgenoſſen aufnahm. Alle diejenigen Voͤgel, die in die Ordnung der huͤhnerartigen oder Hausvoͤgel (Gallinæ) Vögel II. Theil. A gehd⸗ 2 Der Pfau. 9 0 haben einen erhabnen Schnabel, der von der Wurzel bis an die halben Naſenldcher mit einer fleiſchigen Haut überzogen iſt, und deſſen obere Raͤn⸗ der über die untern hinausragen. Die Meiſten ha⸗ ben drey, am erſten Gelenke verbundnen Vorderzehen und eine Hinterzehe, zu der noch bey einigen Maͤnn⸗ chen ein Sporn kommt. Ihre Fluͤgel find kurz, ihr Schwanz hat mehr als 12 Federn, und ihre Nahrung beſteht in Körnern, die fie im Kropfe einweichen, ſo wie auch aus Inſecten und Gewuͤrmen. Gern waͤlzen fie ſich im Sande. Ihre Neſter find kunſt⸗ los. Ein Maͤnnchen hat mehrere Weiber und eine zahlreiche Nachkommenſchaft. Ihr betraͤchtlicher Nutze fuͤr uns, ihre wohlſchmeckenden Eyer, ihr zum Theil vortreffliches Fleiſch, ihre Federn, ihre An⸗ haͤnglichkeit an den Menſchen, haben ſie eben ſo all⸗ gemein zu Hausthieren gemacht, als gewiſſe wies derkaͤuende Thiere unter den vierfuͤßigen. Soll die Schönheit allein den Rang unter un⸗ ſerm Hausgefluͤgel beſtimmen, ſo gebuͤhrt unlaͤug⸗ bar dem Pfauen der Allererſte, ja auch die andern Ordnungen wuͤrden ſchwerlich ein Geſchoͤpf aufzu⸗ weiſen haben, das ihm denſelben ſtreitig machen koͤnnte. 3 prächtige Federn, ein an⸗ * r ſehn⸗ Der Pfau. l ſehnlicher ſchlanker Wuchs, eine edle Stellung, ein zuweilen ſtolzer Gang, und ſchoͤne Verhaͤltniſſe aller Theile, machen dieſes Meiſter ſtuͤck der Natur zum vorzuͤglichſten Schmucke unſerer Huͤhnerhpfe, in de⸗ nen er auch den Herrn ſpielt. Vier Arten faßt dieſe Gattung in ſich, die alle vorwaͤrts liegende Kopffedern, einen ziemlich ſtarken gewoͤlbten Schna⸗ bel, weite Naſenlöcher, und lange Deckfedern am. Schwanze mit praͤchtigen Flecken oder Augen haben. Der gemeine Pfauenhahn (I) hat an jedem Fuße einen ſtarken Sporn, zwey andere Pfauenarten aber ihrer zwey, und eine gar keinen. Auf dem Kopfe desſelben prangt ein beweglicher Federbuſch, der das Thier ziert, ohne es zu belaͤſtigen. Er beſteht aus 24 nur an der Spitze baͤrtigen Federchen, von gruͤnlichem Goldglauze. Das ganze Gefieder des Hahnes vereinigt in Abſicht der Farben alles, was die Blumen Buntes, der Regenbogen Majeſtaͤti⸗ ſches, die Juwelen Funkelndes haben. Eine Farbe geht in die andere über, ſchmilzt mit ihr unmerklich zuſammen, und macht ein harmoniſches Gemaͤlde, das keine Beſchreibung erreichen kann Wie aus. einem Stuͤcke Sapphier iſt der Kopf, der Hals und die — geformt. Einen weißen und ſchwarzen Fle⸗ * | cken 4 Der Pfau. cken bemerkt man um die Augen, fo wie einen gel⸗ ben an den Fluͤgelſpitzen. Die Fluͤgel und der Ruͤ⸗ cken ſind von gemeinerer Farbe, braͤunlich, grau, ſchwarzgeſleckt; aber die 4 Fuß langen Deckfedern des Schwanzes, die der Vogel willkuͤrlich wie ein Rad aufftellen kann, haben an ihrem Ende pracht⸗ volle, bunte Sonnen, mit vielerley Kreiſen, in denen ſich der Strahl der Sonne tauſendfaͤltig ſpiegelt, und unbeſchreiblich ſchoͤne Spielungen hervorbringt. Zur Zeit der Liebe iſt der Hahn ſchoͤner, feuriger und lebhafter als ſonſt. Er ſcheint, um die Gunſt der Henne zu gewinnen, ſich im volleſten Glanze zu zeigen, und alle ſeine Schaͤtze auszukramen. Jetzt | ift in feinem Gange mehr Stolz, in feinen Bewe⸗ gungen mehr Anſtand; heller funkeln feine Farben, und ſein ſonſt widerliches Gekreiſche iſt jetzt ein ſanftes Murmeln, das, wenn auch nicht uns, doch ſeiner Henne (2) ganz wohl gefallen mag. Dieſe iſt zwar bey Weitem nicht fo ſchoͤn als der Hahn, und nicht nur kleiner, ſondern auch von gemeiner braͤun⸗ licher und grauer Farbe, mit weißer Kehle; aber doch ſo verliebt, daß ſie ſich oft im Staube waͤlzt und dann Windeyer zur Welt bringt. Um Oſtern iſt gewöhnlich die Begattungszeit. Der Hahn nimmt ſeine Der Pfau. 5 feine 6 Hennen auf ſich, liebt fie leidenſchaftlich und kaͤmpft auch um ihren Beſitz. Doch mag dieß wohl eher von denen gelten, die ein gemaͤßigter Himmel und haͤusliche Gefangenſchaft noch nicht abgekaͤhlt hat, in der fie ſich auch mit weniger Hennen begnuͤ⸗ gen. Acht bis zwölf Eyer legt jede Henne. Sie ſucht dazu einen verborgnen Ort, und verbirgt ſie vor ihrem Manne, deſſen Zudringlichkeiten ſie in ih⸗ rem muͤtterlichen Geſchaͤfte ſtoͤren wuͤrden. Im Un⸗ muth würde er die Eyer, als Hinderniſſe feines Um⸗ ganges mit der Henne, zertreten. Sie ſind von braungelber, zuweilen weißlicher Farbe mit ſchmu⸗ tzigen Puncten, oben zugeſpitzt, unten kolbig. Da die Pfauenhenne im Bruͤten eben kein Muſter von Emſigkeit iſt, ſo uͤderlaͤßt man ihre Eyer lieber der fleißi⸗ gern Truthenne, wenigſtens muß man jener einen ſtil⸗ len Ort und ihr Futter in die Naͤhe geben, ſonſt ſteht ſie auf, und laͤßt die Eyer kalt werden. In einem Monate fuͤhrt die Mutter ihre Kleinen ins Freye, die im Anfange das gar nicht verſprechen, was ſie mit der Zeit werden. Denn erſt im dritten Jahre bekom⸗ men ſie den Prachtſchweif. Man fuͤttert ſie mit Amei⸗ ſeneyern, Gerſtenmehl, Brodkrumen, Gruͤtze, Brey, auch kleinen Heuſchrecken, die ſie ſehr lieben. Erſt wenn A 3 im 6 | Der Pfau. im Zten Monate der Federbuſch zum Vorſchein kommt, erkennt ſie der Hahn, der ſie zuvor immer steckte, für feine wahren Kinder. Die Mutter trägt fie auf ihrem Ruͤcken auf Zweige, und lehrt fie herunter huͤpfen, bis fie ſelbſt fliegen konnen. Vom dritten Jahre ihres Lebens an ſtiften ſie ſelbſt Familien. Sie leben 25 Jahre. Andere ſchreiben ihnen ein weit hoͤheres Alter zu. Im Auguſt verliert der Hahn ſeine groͤßte Zier⸗ de, den Schweif. Er iſt dann nledergeſchlagen, und ſcheint ſich verſtecken zu wollen. Es iſt das um fo wahrſcheinlicher, da er in der That eitel iſt, und oft, bloß durch Lobſpruͤche und Bewunderung gereizt, fein ſchoͤnes Rad ſchlaͤgt, ſobald er aber Kaltſinn merkt, ſeine Schaͤtze wieder einpackt. Der Fruͤhling bringt ihm ſeinen Putz und ſeinen Stolz wieder. Obgleich die Schwere der Pfauen und die Laͤnge des Schweifs ihnen das Fliegen erſchwert, ſo ſetzen ſie ſich doch ſehr gern auf Bäume und Dächer. Ihr Geſchrey iſt ein abſcheuliches Kreiſchen, das man ſehr weit hört, und den Aus ſpruch, der von manchen Gecken gleichfalls gilt, ſehr wahr macht: ut placeat, taceat, (Er muß ſchweigen, wenn er gefallen will). So wenig wir dieſes Geſchrey, das eine nahe Aenderung des Der Pfau. 7 des Wetters andeuten fol, ſchoͤn finden koͤnnen; fo muͤßen wir doch geſtehen, daß uns noch kaum etwas Alberneres vorgekommen ſey, als die Verſichrung: es ſey ein ſchamvolles Seufzen des Pfaues beym An⸗ blick ſeiner haͤßlichen Fuͤße. Faſt ſo laͤcherlich, als der Glaube, es bedeute den Tod eines Nachbaren, oder der Wahn, der Pfau trage ein Stuͤck Leinwur⸗ zel unter den Flaͤgeln, um ſich vor Bezauberung zu verwahren. So viel uns bekannt iſt, haben die Thiere, ihrem Herrn, dem Menſchen, die Ehre aber⸗ glaͤubiſch zu ſeyn, bisher noch allein gelaſſen. Man will an den Pfauen eine befondere Vorliebe zu den Tauben und Truthuͤhnern bemerkt haben; ja es ſoll ſich einmal einer uͤber den Tod einer jungen Perſon, die er ſehr liebte, zu Tode gegraͤmt haben. Sein Gang iſt etwas ſchleichend. Nicht uͤbel iſt daher das Sprichwort, er habe die Federn von einem Engel, die Stimme von einem Teufel, den Gang von einem Diebe. So ſchoͤn und eitel der Pfau auch iſt, ſo fordert er doch weder eine leckerhafte Koſt, noch eine zierliche Wobnung. Einige Getreidekörner für den Hunger, und ein Zweig oder eine Huͤhnerſtange zur Ruhe, das iſt alles, was er braucht. Die Laͤuſe plagen ihn ſehr; oft kratzt daher einer dem andern, bie⸗ * 8 Der Pfau. biethet auch wohl dem Menſchen ſeinen Kopf dar, um ſich dieſe Gefaͤlligkeit zu erbitten. Seine Reine lichkeit, vermoͤge deren er feinen Koth ſorgfaͤltig verſcharrt, hat ihm dem Vorwurf des Neides zu⸗ gezogen. Er mißgonne den Menſchen, fagte man, die großen Heilkraͤfte, die in dieſem Kothe laͤgen. Doch wir wollen unſere Leſer mit den Wunderkraͤf⸗ ten, die faſt alle Pfauentheile, ſelbſt der Rauch vers brannter Federn haben ſollen, nicht belaͤſtigen. Oſtindien, gerade das Land, dem die Natur ihre koſtbarſten Schaͤtze, funkelnde Edelſteine und gewuͤrzreiche Pflanzen gab, iſt auch das Vaterland dieſer fo prächtigen Vogel. Hier leben fie wild in ungeheurer Menge. Weil fie beym Anbllcke eines Jaͤgers in unzugaͤngliche Gebuͤſche fliehen, fo jagt man ſie nur bey Nacht. Mit einer Fahne, auf der Pfauen gemalt und brennende Lichter befeſtiget ſind, naͤhert man ſich dem Baume, auf dem welche ſitzen. Neugierig ſtreckt der Pfau den Hals nach dem Ge⸗ maͤlde, zugleich aber auch nach der Schlinge aus, die da angebracht iſt. Schoͤnheit und Stolz haben dieſen Vogel der Juno geheiliget. Sein Nugen iſt nicht groß. Nur das Fleiſch der Jungen iſt genießbar. Sonſt pflegte man Der Pfau. | 9 man bey feyerlichen Gaſtmahlen einen Pfauen, in ſeiner vollen Pracht, als Schaugerichte, auf die Tafel zu ſtellen. Vitellius und Heliogabal ließen ungeheure Schuͤßeln von Pfauenhirn, oder Pfauen⸗ zungen zurichten. Zwar waten ſie unſchmackhaft, aber doch erreichten jene Thoren ihren Zweck, die Schätze des Staates auf die unbeſonnenſte Art zu verſchleudern. Aus den Federn macht man Flie⸗ genwedel, Schirme, Kraͤnze fuͤr Dichter, Peit⸗ ſchen. Selbſt Zeuge hat man daraus verfertiget. Papſt Paul III. ſchenkte Pipin einen Mantel von Pfauenfedern. In China dienen die Pfauenfedern dem Frauen⸗ zimmer zu einem vorzuͤglichen Kopfputze. Aber ei⸗ nen weit wichtigern Werth hat in jenem Reiche das Tragen eines Pfauenſchwanzes bey dem maͤnnlichen Geſchlechte. Sterne und Ordensbaͤnder konnen bey uns kaum die Wuͤrde und Auszeichnung unter dem Volke verſchaffen, als der Pfauenſchwanz einem chi⸗ neſiſchen Hofcavalier. Hievon ſah man erſt vor eis nem Jahre (1793) einen entſcheidenden Beweis. Als Lord Macartney, der mit einem glaͤnzenden Gefolge nach China gekommen war, um gewiſſe Handlungsvortheile fuͤr die engliſche Nation zu er⸗ Voͤgel II. Theil. B lan⸗ 10 Der Doppelſporn. langen, dem Kaiſer vorgeſtellt werden ſollte, ſo for⸗ derte er: ein chineſiſcher Großer, von eben dem Ran⸗ ge, den er in England haͤtte, muͤßte dem Bildniſſe des Königs von England eben die Ehrfurchts bezeu⸗ gungen erweiſen, die von ihm nach chineſiſcher Sitte vor dem Kaiſer gefordert wurden. Einer der fünf erſten Miniſter bewilligte dieß, ohne es gehdrig zu überlegen, Zur Strafe für dieſes Majeſtaͤts⸗-Ver⸗ brechen wurde er im Range mehrere Grade zuruͤck⸗ geſetzt, und mußte, anftatt des Pfauenſchwanzes, einen Kraͤhenſchwanz tragen. Se. Majeſtaͤt von China machten hiebey die nicht uͤble Bemerkung, es ſey doch ſeltſam, ſo weit herzukommen, und ſeine Geſchaͤfte mit Etikette: Streitigkeiten anzufangen. Ohnehin wurde der ſo koſtſpieligen em all ihr Geſuch rund abgeſchlagen. Nur Spielarten ſind der weiße und der bunte Pfau. Aber eine eigne Art iſt der Doppelſporn (Pfaufaſan, P. Bicalcaratus, Eyperounier 3) in China. Seine Schoͤnheit macht ihn der Gattung, zu der er gehört, ganz würdig. Ein Federbuſch auf dem Kopfe und ein gedoppelter Sporn am Fuße find dem Männchen eigen. Die Hauptfarbe des Gefieders iſt ein ziemlich gemeines Braun. Aber f die Tab. II. Die Trappe. 11 die Fluͤgel und der Ruͤcken haben runde blaue Spie⸗ gel, der Schwanz aber goldgelbe ovale, mit den koſt⸗ barſten Spielungen ins Blaue, Gruͤne und Purpur, ſo daß dieſer Vogel vollkommen das Anſehen hat, als waͤre er mit Juwelen beſetzt. Die Chineſer, oh⸗ nehin große Freunde des Gefluͤgels, halten ihn ſehr gern zum Schmuck ihrer Gärten und Höfe —— ̃ ͤ— Tab. II. Die große Trappe. Otis Tarda, C Outarde. (4) Der Trappenzwerg. Otis Tetrax, la petite Outarde. (5) Ein kurzer, kegelfoͤrmiger Schnabel, deſſen obere Hälfte gewölbt iſt, eyrunde Naſenloͤcher, eine zuge⸗ ſpitzte, etwas gezaͤhnelte Zunge und Lauffuͤße find das Eigenthum der neun Trappen⸗Arten. Ihrer nackten Kniee wegen, rechnete man ſie ſonſt unter die Sumpfodͤgel. Jetzt aber hat man fie mit Recht unter die Huͤhnerartigen verwieſen. N Unlaͤugbar der groͤßte Landvogel der gemaͤßigten alten Welt iſt die große Trappe (Trappgans, ö 332. Acker⸗ 12 Die Trappe. Ackergans 4), die in der Hoͤhe den waͤlſchen Hahn noch uͤbertrifft. Ihr Kopf und Hals ſind aſchgrau. An beyden Seiten und von der Mitte der untern Kinnlade hängt ein fingerlanger, weißer Knebelbart. Im Zorn kann ſie dieſen und die langen Federn, wel⸗ che die Scheitel bedecken, ſtraͤuben, und ſich ein etwas bedeutenderes Anſehen geben. Der Ruͤcken iſt roſtfarbig mit ſchwarzen Querſtreifen, der Un⸗ terleib weiß, die laͤngſten Schwungfedern ſchwarz, die Dunen roſenfarbig. An einigen Arten will man das Sonderbare bemerkt haben, daß gewiſſe Federn oben und unten Flaum haben, und alſo der Bart in der Mitte zwiſchen Flaum ſteht. Der Schnabel und die dreyzehigen Fuͤße ſind graulich. Statt der Hinterzehe beſitzt die Trappe einen hars ten Hügel, von der Große einer Nuß. Den Schwanz, der aus 20 Ruderfedern beſteht, kann der Hahn etwas ausbreiten. Nur halb ſo groß iſt ſeine Henne. So ſchwer dieſe Voͤgel ſind, ſo koͤnnen ſie doch ziemlich hoch fliegen und weite Reiſen machen. Das Auffliegen aber koſtet ihnen Muͤhe. Sie hoͤ⸗ ren und ſehen ſehr ſcharf. Die Trappe iſt aͤußerſt menſchenſcheu und vorſichtig. Sie ſcheint ihre Staͤrke gar nicht zu ken⸗ nen Die Trappe. 13 nen und denkt daher nie auf Vertheidigung gegen ihre Feinde. Auch in der weiteſten Entfernung er⸗ greift ſie, ſobald ſich der Menſch ſehen laͤßt, ſo ſchleunig die Flucht, als waͤre er ihr ſchon auf dem Nacken. Das geringſte Neue und Ungewohnte macht dem ſchuͤchternen Thiere Sorgen, und laͤßt es auf ſeine Rettung denken. Inzwiſchen hat die Na⸗ tur für die Sicherheit der Trappen eben nicht ſtief⸗ muͤtterlich geſorgt, und ihnen ſcharfe Sinnen, dauer⸗ hafte Fluͤgel und treffliche Lauffuͤße gegeben, mit denen ſie ſich ſo ſchnell aus dem Staube machen, daß es ſelbſt dem Windhund ſauer wird, ſie einzuhohlen. Der Fluͤgel bedienen ſie ſich zur Flucht weit ſeltner als der Fuͤße. Sie haben aber alle dieſe Mittel zu ihrer Rettung ſehr noͤthig, und oft nuͤtzen auch dieſe ihnen nichts, weil ſie die hohe Ehre genießen, zur hohen Jagd zu gehoͤren, bey der es immer etwas ſchnell hergeht. In dieſer Schule iſt ihnen vermuth⸗ lich der unuͤberwindliche Abſcheu vor Hunden einge⸗ praͤgt worden. Sie ſehen und fliehen iſt eins. Zum Pferde haben ſie weit mehr Zutrauen, gewiß darum, weil der gute Ackergaul ſich wenig um ſie bekuͤmmert, und ihnen manches Mal in ſeinem Miſte halbverdaute Körner zurüͤcklaͤßt. Aber eben dieſes Zutrauen zu B 3 Pfer⸗ 14 Die Trappe. Pferden wußte man zum Verderben der Trappen anzuwenden. Auf einem Wagen in Stroh gehuͤllt nähert ſich ihnen der Jaͤger. In Straßburg fängt man ſie in Netzen, in die ſie durch eine ausgeſtopfte Trappe und einen Krautskopf, der nebenbey liegt, gelockt werden. Was Aelian von der Trappe er⸗ zaͤhlt, ſcheint ſie doch gar zu dumm zu machen. Der liſtige Fuchs ſoll naͤhmlich ſich auf die Erde legen, mit in die Hoͤhe gerichtetem Schwanze die Bewe⸗ gungen eines Vogelhalſes nachaͤffen, und dadurch die Trappe in ſeine Klauen locken. Ob unſre Leſer hier über die Klugheit des Fuchſes, über die Dumme heit der Trappe, oder uͤber die Leichtglaͤubigkeit des Erzaͤhlers mehr erſtaunen wollen, daruͤber ſollen ſie die freye Wahl haben. Auf weitlaͤuftigen Feldern trifft man die Trap⸗ pen in ganz Europa herdenweiſe an. Ihre Nah⸗ rung iſt Getreide, dem ſie ſehr ſchaͤdlich ſind. Doch freſſen ſie auch gruͤne Saat, Kohl, Gewuͤrme, In⸗ ſecten, ſogar Heu. Auch Metalle und Steine, die größer als eine Nuß find, verſchlucken fie oft, wie der Strauß. Im Winter geht es ihnen nicht ſelten ſo hart, daß ſie zu Baumrinden ihre Zuflucht neh⸗ men muͤſſen. Regenwaſſer iſt ihr Trank, Andre Gewaͤſſer vermeiden ſie. um Die Trappe. 15 Um die Begattungszeit, im Maͤrz und April, iſt der Hahn ganz ſtolz, und ſucht ſich ſeinem Weibe in vollem Glanze zu zeigen. Er bruͤſtet ſich mit ſei⸗ ner Krauſe, ſchlaͤgt mit dem Schwanze ein Rad, und wagt auch wohl mit dem Nebenbuhler einen Kampf auf Leben und Tod. Mit dem Neſte macht ſich die Trapphenne keine große Muͤhe. Sie ſcharrt ein Loch in die Erde, legt 2 — 3 braun gruͤne, dun⸗ kel gefleckte große Eyer, und bruͤtet einen Monat daruͤber. Daß ſie aber die Eyer, bey einer Gefahr, unter die Flügel nehmen, und damit flüchten kön⸗ ne, iſt unbegreiflich. Wie die Haushenne fuͤhrt fie ihre Jungen, die man zaͤhmen und als Hauss voͤgel aufziehen kann. Noch jung ſind ſie eine recht ſchmackhafte Speiſe. Das Fleiſch der Alten hingegen iſt hart, ſchwarz, und, ohne eine beſon⸗ dere Zubereitung, gar nicht genießbar. Die Eyer ſollen ſehr gut ſchmecken. Mit den Federſpulen kann man ſchreiben. Die Fiſcher befeſtigen ſie gern an ihre Angeln, weil die Fiſche die ſchwarzen Puncte an den Schaͤften fuͤr Fliegen anſehen und dann leichter anbeiſſen ſollen. Nur ſo groß als ein Faſan iſt der Trappen⸗ zwerg (5), der das ſuͤdliche Europa bewohnt. Er ö hat 16 Der Trappenzwerg. hat weder die langen Bart⸗ noch Kopffedern der gro⸗ ßen Trappe. Seine Scheitel iſt ſchwarz mit roſt⸗ farbigen Strichen; die Schlaͤfen und Kehle roͤthlich weiß und ſchwarz gefleckt; der Hals ſchwarz, und bey dem Männchen mit zwey weißen Halöbändern geziert; der roſtfarbige Rüden dunkelbraun geſtri⸗ chelt; die Schultern, die Fluͤgeldeckfedern, die Fluͤ⸗ gelraͤnder, ſo wie auch der Unterleib weiß; der Schwanz in der Mitte ſchwarz, übrigens aber ſchwarz und weiß gefleckt. Im April kommen die Trappenzwerge in großen Scharen in ihrem Sommeraufenthalte an. Steinige, mit Klee und Luzerne befäte Aecker find ihnen am Liebſten. Im Junius legt das Weibchen, deren mehrere ſich mit Einem Manne begnügen, 3 —s glänzend grüne Eyer auf die bloße Erde hin. So liſtig und argwoͤhniſch die Trappenzwerge auch ſind, ſo weiß man doch in Frankreich, vermit⸗ telſt ausgeſtopfter Weibchen, die Haͤhne zu fangen. Ihre Verſchlagenheit hat ſie auch an mehreren Orten zum Sprichworte gemacht. Sobald ſie irgend eine Gefahr zu vermuthen Urſache haben, ſo machen ſie ſich geſchwind aus dem Staube, und fliegen ganz nahe an der Erde hin zwey bis drey Hundert Schritte. | Laſſen ‚MIN N N, 05 . 7 Das waͤlſche Huhn. 17 Laſſen ſie ſich dann auch nieder, ſo laufen ſie, wenn ſich Jemand naͤhert, pfeilſchnell weiter, ſo daß es faſt unmdglich iſt, fie einzuhohlen. Fleiſch und Eyer ſind von vortrefflichem Ge⸗ ſchmacke. Jenes will man ſogar dem Birkhahne vorziehen. Ein trauriger Vorzug fuͤr einen Vogel, deſſen Gefahren dadurch ſtuͤndlich vermehrt werden! r ̃⅛— ˙Ak[—ñ—— r. — — — — — — Tab. III. Das waͤlſche Huhn. Meleagris Gallopavo, Je Dindon. Der Hahn (o). Die Henne (7). Der Napol. penelope Satyra, le Fuiſan cornu. (8) Wuten die waͤlſchen Huͤhner (Puter, Kaleku⸗ ter, Indian, Truthuhn, Kuhnhahn) auf unſern Huͤh⸗ nerhoͤfen nicht fo gemein, als fie wirklich find, wir wuͤrden fie gewiß als aͤußerſt ſonderbate Geſchoͤpfe anſtaunen, wenn etwa ein Thierfuͤhrer fie in unfre Gegenden braͤchte. Ihre Geſtalt und ihre Sitten haben ſo viel Eignes, daß nur der gewohnte Anblick Voͤgel II. Theil. 0 uns 18 Das waͤlſche Huhn. uns gleichgiltig gegen ſie machen konnte. Ihren Beſitz verdanken wir der Entdeckung von Amerika, und fie find ſicher nicht das Schlechteſte, was die Europaͤer da gehohn haben. In großen Herden von 200 — 300 leben ſie daſelbſt, zumal auf den Ans tillen, wild, werden weit größer und ſchwerer als bey uns, und ſehen meiſtens ſchwarz aus. Ihre Nahrung find Eicheln, ihr Aufenthalt hohe Bäume, Mit dummer Ruhe ſehen ſie zu, wenn man einen nach dem andern aus ihrer Mitte wegſchießt. Die Mexikaner nennen den Hahn Hucxolotl, die Henne Cihuatotolin, woraus ſich unſre Leſer einen kleinen Begriff von den ſonderbaren Benennungen in dieſer Sprache machen konnen. In England wurden fie im J. 1524 und in Deutſchland 1530 einheimiſch gemacht. Ob ſie gleich jetzt faſt uͤberall zahm zu haben ſind, ſo laſſen doch einige beguͤterte Perſonen in England aus Liebhaberey zuweilen wilde kom— men, die in den Thiergaͤrten bald angewoͤhnen. Der ſchwammige Fleiſchlappen am Kopfe, und die faltige Haut an der Kehle ſind der Charakter der Truthuhn⸗Gattung, die nur Eine Art, die Unſrige, hat, bey welcher freylich die haͤusliche Sclaverey manches Farbenſpiel hervorbringt. Son⸗ Das wälfhe Huhn. 19: Sonderbar geſtaltet ift das waͤlſche Huhn. In der Größe übertrifft es die Gans. Ziemlich klein. iſt, den übrigen Verhaͤltniſſen nach, der Kopf. Ihn bedeckt, ſtatt der Federn, eine rothe und blauliche, druͤſenartige Fleiſchhaut, und uͤber der Wurzel des Deerichnabels ſitzt ein Fleiſchzapfen, den das waͤl⸗ ſche Huhn ungemein verlaͤngern und ganz welk uͤber · den Schnabel herabhaͤngen laſſen kann. Koͤnnte es ihn nicht verkürzen, fo wuͤrde es dadurch im Freſſen ſehr gehindert werden. Auch unter dem Schnabel am Halſe herunter haͤngt ein rother fleiſchiger Bart, wozu noch am Unterhalſe des Hahnes ein Buͤſchel ſchwarzer, harter Haare, wie eine Pferde-Maͤhne, koͤmmt. Dieſe Haare erſcheinen erſt im zweyten Jahre und ſind bey einem Vogel ein ungemein merk⸗ wuͤrdiger-Umſtand. Das Gefieder der waͤlſchen Suͤhner iſt verſchieden. Man findet weiße, ſchwar⸗ ze, geſcheckte, weiß und gelbroͤthliche und graue. Der Schwanz iſt in gewiſſer Ruͤckſicht gedoppelt. Nur mit den 18 obern Ruderfedern, die den Buͤrzel umgeben, ſchlaͤgt der Hahn ſein Rad. Auch hat nur er den Sporn am Fuße. Kleiner und ſanftmuͤ⸗ thiger iſt die Zenne (7), ihr Geſchrey ein pipender Klageton, ihr Gang ſchlelchend und demuͤthig. Sie C2 ſenkt 20 Das waͤlſche Huhn. ſenkt haͤufig den Kopf, und zieht oft den Hals ein⸗ waͤrts. Von weit blaͤſſerer Farbe, als bey dem Hahne, ſind ihre Fleiſchlappen. Ueberhaupt gehen die waͤlſchen Huͤhner, wenn ſie nicht in einer leiden⸗ ſchaftlichen Bewegung ſind, nur langſam und ihr Flug iſt ſchwer und unbehilflich, daher dieſe Gat⸗ tung keinen Welttheil bevoͤlkern konnte, wo Mens ſchenhaͤnde ſie nicht hinbrachten. Im ruhigen Zuſtande iſt der hautige Kopf und Halsſchmuck des Hahnes bleich und welk. Sobald er aber gereizt wird, oder wenn die Leidenſchaft der Liebe in ihm erwacht, dann werden jene Haͤute roͤther und ſchwellen auf. Sein ſonſt faſt eben ſo demuͤthig ſchleichender Gang, wie der Henne ihrer, gewinnt ein ſtolzes Anſehen, die Federn ſtraͤuben ſich; der Schwanz bildet ein Rad, die Fluͤgel ſtreifen rau⸗ ſchend an der Erde hin, und er macht wunderliche Spruͤnge. Ueberzeugt, alle ſeine Schoͤnheiten jetzt ausgekramt zu haben, geht er jetzt, eitel wie ein Stutzer, naͤhert ſich bald, bald entfernt er ſich wie⸗ der, und laͤßt ein dumpfes Kullern hoͤren, das er aber plotzlich mit einem hellen, durchdringenden Schrey unterbricht. Eben ſolche leidenſchaftliche Bewegungen bemerkt man an ihm, wenn er rothes a Tuch Das waͤlſche Huhn. 2 Tuch erblickt. Er wird zuweilen ſo wuͤthend, daß er auf den rothen Gegenſtand zufaͤhrt und unbarm⸗ herzig um ſich beißt. Unerklaͤrlich iſt es immer, warum gerade dieß einen ſo widrigen Eindruck auf ihn macht. Inzwiſchen iſt dieſe Laune ihm nicht allein eigen. Auch unter den Saͤugethieren ſehen wir hievon ein Beyſpiel am Nashorn. Toller konute es in dieſem Stuͤcke kein waͤlſcher Hahn machen, als der, der einſt im Marienburger Thiergarten lebte: aber ſinnreicher laͤßt ſich auch kaum etwas denken, als das Mittel, wodurch der Auffeher allen rothge⸗ kleideten Herren Ruhe ſchaffte. Er nahm den Hahn, diruͤckte ihm Hals und Schnabel gegen das Pflaſter, und zog über Stirn und Schnabel einen dicken, ge⸗ raden Strich mit Kreide, etwa zehn Zoll lang. Starr blickte nun der Hahn auf den weißen Strich, waͤhnte vermuthlich, es liege ihm ein Balken auf der Naſe, der ihn aufzuſtehen verhinderte, und ließ allen Rothrocken Ruhe, da er immer in jener Stellung blieb. Man kann einem guten Hahne 6— 10 Hennen geben. Aber nur zwey Jahre kann er ſeinem Amte mit gutem Erfolge vorſtehen. Hat er darin aus⸗ gedient, ſo iſt er noch zum Bruͤten brauchbar. Will man das, ſo rauft man ihm die Federn am 1 Unter⸗ 22 Das waͤlſche Huhn. Unterleibe aus, peitſcht die nackte Stelle mit Neſ⸗ ſeln, und reibt ſie mit Branntwein und Pfeffer; hle⸗ durch wird er ſo ſehr wie eine Henne aufs Bruͤten erpicht. Vermuthlich empfindet er an der kahlen Stelle nun ein Jucken, das ihm das Liegen auf den Eyern lindert. Auch berauſcht man ihn, damit er im Taumel ſich auf die Eyer ſetze. Hat er die Brut vollendet, ſo fuͤhrt er die Kuͤchlein, ſchuͤtzt und fuͤttert ſie, ſo treu, als eine Mutter. Zuweilen gibt es, wenn mehrere waͤlſche Haͤhne in Einem Huͤhnerhofe ſind, Kaͤmpfe, aber weder ſo blutige noch ſo hartnaͤ⸗ ckige, als beym Haushahne, der wohl ſogar den waͤl⸗ ſchen im Reſpect zu erhalten weiß, wenn er, wie zuweilen geſchieht, ſich mit den Haushennen zu ges mein machen will. Die Emſigkeit der waͤlſchen Henne im Bruͤten macht, daß man ihr auch an⸗ dere Eyer, von Faſanen, Pfauen, Enten u. d. g. gibt. Auch ſie kann man durch jene ſchon angefuͤhr— ten Mittel recht bruͤtluſtig machen. Bey einer gro⸗ ßen Zucht uͤberlaͤßt man Einer Henne die ausge⸗ kommnen Eyer von zwey Bruten, um die Haͤlfte der Hennen noch ein Mal zu benuͤtzen und zu ſetzen. Sie legt 20, auch mehr Eyer, die etwas groͤßer als Huͤhnereyer und mit gelbroͤthlichen Flecken bezeichnet ſind. 14 5 Das waͤlſche Huhn. 23 find, Ihre Güte kann man daran erkennen, wenn ſie in lauem Waſſer ſogleich unterſinken. Mehr als 15 — 17 läßt man ihr nicht, denn mehr kann fie nicht wohl bedecken. In einem ruhigen, trocknen Winkel bruͤtet ſie ſo unverdroſſen fort, daß man ſie oft zum Freſſen und Saufen wegheben muß, ja oft ſogar 2 Bruten hintereinander vollendet, ohne ſich dazwiſchen zu erheben. Sie wuͤrde, wenn man ſie nicht zur Nah⸗ rung nöthigte, vor Fleiß ſterben. Den Hahn muß man von ihr abhalten, denn gern laͤßt er ſeinen Zorn uͤber die Abweſenheit ſeines Weibes an den Eyern aus. Vom 26 Tage muß man fleißig nachſehen, um die Jungen, ſobald ſie zum Vorſchein kommen, wegzunehmen und in warme Tuͤcher zu huͤllen. Als ein ſehr gutes Mittel, dieſe zarten, ſchwachbefieder⸗ ten Geſchoͤpfe abzuhaͤrten, raͤth ein erfahrner Lands wirth, fie am erſten Tage einen Augenblick in kal tes Brunnenwaſſer zu tauchen, ihnen ein Vfeffere korn in den Hals zu ſtecken, und ſie ihrer Mutter wie⸗ der zu geben. Den erſten Tag ihres Lebens muͤſſen ſie faſten. Nach Verfluß desſelben bekommen ſie gehackte Eyer, auf die man in einigen Tagen klein⸗ geſchnittne Zwiebel und gekochte Erbſen folgen laͤßt. Bey zunehmender Staͤrke treibt man ſie an heitern Tagen 7 & R * 1 Das waͤlſche Huhn. Tagen ins Gras, wo fie Grasſpitzen, Inſecten und Gewuͤrme zu ſich nehmen. Dreymal des Tages fuͤt⸗ tert man ſie mit Brodkrumen, Hirſe, Schafgar⸗ ben, Neſſeln u. d. und waͤſcht ihre empfindlichen Fuͤße mit Branntwein, damit die Neſſeln ſie nicht verletzen. Friſches Waſſer muͤßen ſie immer haben. Große Hitze und Kaͤlte, Thau und Regen ſind ihnen ſchaͤdlich, und bittre Mandeln, und der Same des rothen Fingerhut⸗Krautes wahres Gift. So zaͤrt⸗ lich ſie in der Jugend ſind, zumal wenn ſie zu ſehr verzaͤrtelt werden; ſo dauerhaft und ſtark werden ſie | mit ihren reifern Jahren, fo daß fie auch die kaͤl⸗ teſten Winternaͤchte im Freyen zubringen konnen. Mit Wein und Waͤrme kann man ihnen, wenn ſie kraͤnkeln, begegnen. Treu fuͤhrt die Mutter ihre Jungen, warnt ſie beym Anblick eines Raubvogels, einen ſichern Ort zu ſuchen, und verkuͤndet ihnen, ſobald er wieder weg iſt, mit einer ganz andern Stimme, daß ſie ohne Sorgen ſich wieder um ſie verſammeln konnen. Erſt nach 6 — 8 Wochen bes kommen die Jungen die druͤſigen Fleiſchknoten am Kopfe und am Halſe. Sie ſind dann unpaß, und muͤßen mit Wein geſtaͤrkt und vor Kaͤlte und Naͤſſe ſorgfaͤltiger als ſonſt bewahrt werden. Im Grunde ſind Der Napol. 25 find die waͤlſchen Hühner fchüchtern und lenkſam. Auch der Schatten eines Steckens iſt hinreichend, eine Herde im Zaum zu halten. Doch wiſſen ſie gegen Marder und andere Raͤuber ſich muthig genug zu vertheidſgen. Von der Vortrefflichkeit ihres Fleiſches duͤrfen wir nichts ſagen. Sie iſt zu allgemein bekannt. Zur Maſtung ſind in neuern Zeiten Wallnuͤſſe als ein vor⸗ treffliches Mittel empfohlen worden. Wo dieſe haͤu⸗ fig und wohlfeil find, mag es angehen. Aus den Federn verfertigen die Wilden ſchöͤne Fächer. Von vorzuͤglicher Schoͤnheit iſt der Napol, oder das gehoͤrnte Truthuhn, aus Bengalen. Doch iſt er nicht, wie man etwa denken koͤnnte, eine Art waͤlſches Huhn, ſondern vielmehr ein Mitglied der aus 6 Arten beſtehenden Penelopegattung, die alle einen an der Wurzel nackten Schnabel, einen mit Federn bedeckten Kopf, eine nackte Kehle und einen Schwanz von 12 Federn haben. Wirklich ſonderbar ſieht unſer Napol (8) aus. Blaue, walzenfoͤrmige, etwas vorwaͤrts gebogne Hörner, eine ſchwarze Larve, unter dem Schnabel eine ſchwarze haarige, und an den Seiten eine blaue und gelbe Halskrauſe mit meh⸗ rern Falten, ein ſchoͤn rother Ober⸗ und Vorderleib, Voͤgel II. Theil. D und 26 Der Curaſſo. und ein brauner Hinter- und Unterleib, das Ganze wie beſaͤet mit weißen, ſchwarz eingefaßten Perlen, die an den vordern Theilen ganz rund, nach hinten zu aber laͤnglich und thraͤnenformig find, und Sporen an den weißlichen Fuͤßen, das iſts, was dieſen Vogel gleich für den erſten Anblick vor allen andern aus; zeichnet. Es iſt zu vermuthen, daß er ſeine Krauſe, bey leidenſchaftlichen Aufwallungen aufblaſen kann. Ueber ſeine Lebensart, Sitten, Nahrunz und Fort⸗ pflanzung ſind noch immer naͤhere Nachrichten zu wuͤnſchen, als wir bis jetzt noch nicht beſitzen. Tab. IV. Der Curaſſo. Crax Alector, /e Hoco de la Guiane. Der Hahn (9). Die Henne (10). e e e Crax Pauxi, e Nerre de Cayenne. (11) | Die Natur iſt unerſchoͤpflich, ihre Kinder auszu⸗ zeichnen, und faſt jedem eine eigne Ausſteuer zu geben. Kaum bewunderten wir am waͤlſchen Hahne die ſon⸗ derbare Bekleidung ſeines Kopfs und Halſes, erſtaun⸗ ene. ten — = N EN N N 7 Der Curaſſo. 27 ten über die blauen Hoͤrner des Napols; als ſchon wieder eine Sonderbarkeit, bey einer neuen Gattung von der Ordnung der huͤhnerartigen Voͤgel, unſre Aufmerkſamkeit auf ſich zieht. Wir ſehen naͤhmlich die Hoko's, an denen uns eine Wachshaut an dem Ober⸗ und Unterſchnabel, wie wir bey den Adlern und Falken bemerkten, und uͤberdieß noch ein Birnformi⸗ ger Hoͤcker, der von der Wurzel des Schnabels fidy erhebt, auffaͤllt. Dieß ſowohl, als auch die vorwaͤrts liegenden Kopffedern und der ziemlich anſehnliche Schwanz machen den Charakter der HSokogattung aus, die aber in Abſicht auf ihre Eigenſchaften noch nicht ſo genau bearbeitet iſt, als es der Freund der Naturgeſchichte wuͤnſchen mochte. Sie hat drey oder vielleicht mehr Arten; denn es iſt noch nicht von je⸗ der ausgemacht, ob die Abaͤnderungen, die man in der Form des Schnabels und in den Farben des Ge⸗ fieders wahrnimmt. zufällige oder bleibende Veraͤnde⸗ rungen ſeyen. Daher auch die Menge von Nahmen, f Indianiſcher, Guianiſcher, Peruaniſcher Hahn, Mitu⸗ poranga u. a. m., mit deren Regiſter wir uns den Platz nicht wegnehmen wollen. Der Curaſſo kommt dem waͤlſchen Huhn in der Größe ziemlich nahe. Sehr merlwuͤrdig iſt an ihm D 2 ein 28 Der Curaſſo. N ein ſchwarzer, zuweilen ſchwarz und weißer Feder⸗ buſch, der ſich von der Schnabelwurzel bis uͤber den Hinterkopf erſtreckt. Die Federn haben vorwaͤrts ge⸗ kruͤmmte Spitzen, und man will bemerkt haben, daß die Baͤrte von mehrern bis an die Haͤlfte ihres Schaf⸗ tes in einer Art von haͤutigen Scheide ſtecken. Will⸗ kuͤrlich kann der Vogel ſeinen Kopfſchmuck aufrichten und ſinken laſſen. Der Schnabel iſt etwas ſtaͤrker, als ihn die uͤbrigen Huͤhnerarten zu haben pflegen. Er iſt vorn grau; von der Mitte bis an die Wurzel nahe an die Augen hin umgibt ihn oben und unten eine ſchoͤne gelbe Wachshaut, uͤber der ſich bey dem Hahne ein Hocker von eben dieſer Farbe befindet. Das Ge⸗ fieder des Hahnes (9) iſt ſchwarz, nur bemerkt man am Unterleibe und der Schwanzſpitze einige weiße Stellen. Die Henne (10) aber hat eine braunrothe Farbe und einen weißgefleckten Hals. Ihr Feder⸗ buſch iſt weiß und ſchwarz, und gibt ihr, zumal wann ihn das Thier, wie in der Abbildung, aufrichtet, ein ſtolzes Anſehen. Ihr Schnabel iſt ganz grau ohne Hoͤcker, der Schwanz ſchwarz, die Fuͤße braͤunlich. In den Waͤldern und Gebirgen des mittaͤglichen Amerika iſt der Curaſſo in großer Menge anzutreffen. Aber auch im noͤrdlichen findet man ihn hie und da. Er Der Curaſſo. 20 Er verraͤth nicht das geringſte Mißtrauen gegen ſeine Feinde, und es mag ein Fallſtrick noch ſo plump ſeyn, den Curaſſo zu betruͤgen iſt er immer fein genug. Ueberhaupt bemerkt man an den Vögeln und auch an andern Thieren fehr deutlich, wann fie ſchon durch eine Reihe vieljaͤhriger Erfahrungen den Menſchen als ihren gefaͤhrlichſten Gegner kennen gelernt haben. Ein großer Theil der Geſchoͤpfe ſcheint von Natur Liebe und Zutrauen zu dem Menſchen zu haben. Nur erſt die Gefangenſchaft und der Tod, womit der Menſch die Liebe vergalt, hat ſie ſchuͤchterner und vorſichti⸗ ger gemacht. So ſcheint auch wirklich der Curaſſo den Menſchen noch nicht hinlaͤnglich zu kennen. Von Vorſichtigkeit, Sorge fuͤr ſeine Sicherheit, ſchleuni⸗ ger Flucht weiß er nichts. Mehrere hintereinander aus Einem Trupp Curaſſos kann man ſchießen, und mit aller Gemaͤchlichkeit immer wieder ſeine Flinte laden, ohne daß der Anblick der getoͤdteten Geſell⸗ ſchafter den Eindruck auf ſie machte, daß die Uebrigen ihr Heil in der Flucht ſuchten. Als ob der Curaſſo es fuͤhlte, daß er in der Freyheit ſich nicht recht fort⸗ helfen konne, und einer Stuͤtze beduͤrfe, begibt er ſich oft freywillig in den Schutz der Menſchen. Er läßt ſich gar leicht zaͤhmen, und lebt auf dem Huͤhnerhofe D 3 mit 30 Der Pauri. mit dem Hausgefluͤgel in Friede und Eintracht. Ent⸗ fernt er ſich unter Tages auch noch ſo weit, ſo kommt er dennoch Abends gewiß wieder zu Hauſe „und klopft an die Thuͤre, um eingelaſſen zu werden. Er zupft das Geſinde an den Kleidern, wenn es ihn etwa mit dem Futter vergeſſen hat. Seinem Herrn bezeigt er, wenn er ihn eine Weile nicht geſehen hat, über das Wiederſehen die lebhafteſte Freude. Ueberhaupt iſt ſeine Anhaͤnglichkeit an den Menſchen unverkennbar. Der Curaſſo hat einen gravitätiſchen und lang⸗ ſamen Gang. Er gehoͤrt unter die ſchwerfliegenden Vogel, und kann weder weite Reifen machen, noch beſonders hoch fliegen. In der Freyheit naͤhrt er ſich mit Fruͤchten. Im zahmen Zuſtande gibt man ihm Getreide, Brod u. d. Hier ereignet ſich auch bey dieſer Vogelart, was faſt bey allen Thieren, die als Hausthiere leben, geſchieht, daß ſie mannigfalti⸗ gere Farben bekommen. Auf Baͤumen ſitzt er gern, und pflegt gemeiniglich daſelbſt die Nächte hinzu⸗ bringen. Sein Fleiſch iſt weiß und etwas trocken. ö Wenn es eine Weile aufbewahrt wird, ſo gibt es eine wohlſchmeckende Speiſe. Der große, blaue Hoͤcker uͤber der Stirn und Schuabelwurzel gibt dem Pauxi (Cusco, Steinvogel von Der Pauxi. 31 von Cayenne 11) ein ſeltſames Anſehen. Auch er gehoͤrt in die Hoko⸗Gattung. Weil der birnfoͤr⸗ mige Auswuchs mit einer amerikaniſchen Nuß, mit Nahmen Cusco, Aehnlichkeit hat, ſo erhielt der Vogel auch die Benennung Cusco, ſo wie ihm die Haͤrte desſelben den Nahmen Steinvogel erwarb. Denn dieſe ſonderbare Kugel iſt nicht etwa ein mel: cher Fleiſchklumpen, ſondern ein ſchwammartliges, knochiges Gewebe, das ſo hart, wie ein markiger Knochen, iſt. Ein kurzer Stiel, ſo dick wie ein Schwanenkiel, verbindet ſie mit dem Stirnbein. Obgleich dieſes Gewaͤchs ſehr hart iſt, ſo iſt es doch ſo leicht wie eine Feder, und belaͤſtiget den Vogel nicht im Geringſten. Die blaue Wachshaut des übrigens rothen Schnabels uͤberzieht dieſen ſonder⸗ baren Helm, deſſen Zweck und Nutzen fuͤr den Vo⸗ gel noch nicht bekannt iſt. Der Schnabel iſt eiuiger Maßen wie ein Papageyenſchnabel gekruͤmmt. Das ſchoͤne Schwarz des Gefieders ſpielt mit einem blauen und purpurfarbigen Wiederſchein. Die Füße haben eine dunkle Fleiſchfarbe und ſchwarze Klauen an den vier Zehen. Der Bauch und die Schwanz⸗ ſpitze ſind weiß. Die Henne iſt an den Stellen braun, wo der Hahn ſchwarz if, g Der 32 Der Pauri. Der Daupi iſt bey Weitem nicht ſo haͤufig, als der Curaſſo. Obgleich Edwards dieſen faſt in allen engliſchen Thiergaͤrten antraf, ſo hat er doch mehr nicht, als einen einzigen Pauxi zu Ge⸗ ſicht bekommen. Er ſcheint ſich in unbekannten, von Menſchen entfernten Gegenden aufzuhalten. Sein Vaterland iſt Neuſpanien. Der Pauxi iſt eben ſo dumm, als der Curaſſo, und kann, gleich ihm, mit leichter Muͤhe gezaͤhmt werden. An ihm kann auch der elendeſte Schuͤtze fein Meiſterſtuͤck machen. Denn, wenn man auch ein, zwey, auch mehrere Male fehlt, ſo bleibt er gut⸗ willig ſitzen, bis man endlich ihn trifft, oder weil es ihm ſelbſt zu lange wird, nun fortfliegt. Bey dem allem laͤßt er ſich aber doch nicht anruͤhren. Auf Bäumen hält er ſich gewöhnlich auf. Seine Eyer legt er auf die bloße Erde, und fuͤhrt, wie die Brut⸗ henne, ſeine junge Familie, bis ſie ſich ſelbſt ernaͤhren und ferthelfen kann. Im zarten Alter beſteht ihre Nahrung in Inſecten. Erſt, wenn ſie ſtaͤrker werden, freſſen ſie Fruͤchte, Getreide und alles, womit ſonſt das Hausgefluͤgel ſeinen Hunger zu ſtillen pflegt. Von ſeinen uͤbrigen Sitten und Gewohnheiten laͤßt ſich darum nichts ſagen, weil er noch zu wenig beob⸗ — — — — @ NND ll Das Haushuhn. 33 beobachtet iſt. Zwar könnte man fragen, wozu er; nuͤtze? warum ihn die Natur hervorgebracht habe? Inzwiſchen iſt ja das ſchon ein ihrer wuͤrdiger Zweck, mit einer Gattung mehr die Erde zu bevoͤlkern. Und wer kann wiffen, wie manches in den weit ent⸗ kennen amerikaniſchen Wäldern lebende Geſchoͤpf der⸗ eiuſt noch, wie das waͤlſche Huhn, bey uns einheimiſch werden, und, bald durch den Wohlgeſchmack ſeines Fleiſches uns erfreuen, hald durch die Annehmlichkeit ſeiner Sitten uns vergnuͤgen wird? — X —ä— Tab. v. VI. vn. Das Haushuhn.“ Phaſianus Gallus, le Cog commun. Der wilde Stammhahn (12). Der Haus⸗ hahn (13). Die gehaubte Haushenne (14). Der Engliſche Hahn (15). Die Engliſche Henne (16) Der Kluthahn (17). Der Kruphahn (13). Die Kruphenne (19). Die ſtraubige Henne (26). Der rauch⸗ fußige Hahn (21). So gemein auch das Haushuhn iſt, fo Hifi nicht nur in den Hühnerhofen der Großen, ſondern auch in Voͤgel II. Theil. E den nm ne nn 34 Das Haushuhn. den Huͤtten der Armen die ſo nuͤtzlichen und fleißigen Hennen angetroffen werden; ſo hoffen wir dennoch, auch von dieſen Vögeln manches anzufuͤhren, was der Aufmerkſamkeit unſrer verehrten Leſer nicht ganz unwerth ſeyn wird. Ohnehin können Thiere Jahre lang unter unſern Augen leben, ohne daß wir ihre Natur und Sitten ganz kennen lernen. Denn nicht ihre Naͤhe, ſondern nur eine aufmerkſame und anhaltende Beobachtung macht uns mit ihnen hinlaͤnglich bekannt. f Eigentlich machen unſre Haushuͤhner feine für ſich beſtehende Gattung aus. Sie gehören vielmehr in das aus 10 Arten und einer Menge Abarten beſtehende Geſchlecht der Safanen. Das, was alle Mitglieder dieſer merkwuͤrdigen, und fuͤr uns aͤußerſt nuͤtzlichen Gattung gemein haben, iſt: ein kurzer, ſtarker Schnabel, eine nackte und glatte Wangenhaut, und Fuͤße, die bey dem maͤnn⸗ lichen Geſchlechte groͤßtentheils mit Sporen vers ſehen ſind. Von Aſien aus haben ſich die Haushuͤhner, dieſe nuͤtzlichen Vogel, faſt über die ganze Erde verbreitet. Ihre urſpruͤngliche Wildheit iſt durch die allgemeine Aufnahme, die ſie in allen Haͤuſern fanden, in etwas fonfs Das Haushuhn. 85 35 ſanftere Sitten uͤbergegangen. Dampier war der Erſte, der den wilden Stammhahn (12) in Ju⸗ dien auf Pulo Condor entdeckt hat. Seine Farbe iſt ein Gemiſche von rothbraun, grau, gelb und gruͤn, und an den Spitzen der Hals- und Fluͤgelfe⸗ dern bemerkt man flache, hornichte Blaͤttchen. Er iſt nicht fo groß, als der Haushahn gewoͤhnlich wird, der nie Nahrungsmangel hat, was bey den in der Freyheit lebenden doch zuweilen der Fall iſt. Auf Baͤumen iſt ſein Aufenthalt. Vergleicht man den wilden Stammhahn mit unſerm zahmen Gefluͤ⸗ gel, das in der ganzen alten Welt und ſogar auf den Sädſee⸗Inſuln gegenwärtig in Menge lebt, nach Amerika aber erſt durch die Spanier verſetzt worden iſt; ſo ſieht man, welchen Einfluß das haͤusliche Leben nach und nach auf die Geſchoͤpfe hat. Doch iſt er bey Vögeln bey Weitem nicht fp- auffallend, als bey einigen Saͤugethieren. Ein anſehnlicher Kamm von hochrother Farbe, und zwey ſolche Lappen am Untertheil des Schna⸗ bels ſchmuͤcken den Haushahn und feine Henne. Doch finden ſich in der Form und Grdͤße derſelben ungemein viele Verſchiedenheiten, wie z. B. die Vers gleichung des Haushahnes (13) mit dem engli⸗ in E 2 | ſchen 30 Dias Haushuhn. ſchen Hahne (15) augenſcheinlich zeigt. Die Nas ſe befindet ſich an den beyden Seiten des Oberſchna⸗ bels, die Ohren an den Seiten des Kopfes und un⸗ ter letztern gemeiniglich ein weißes Haͤurſchen. Die Süße find vier⸗ zuweilen, wie bey unſerm Rruphah⸗ ne (18), fuͤufzehig, doch fo, daß immer nur drey vorwärts ſtehen. Der Schwanz, den aber auch nicht alle gleich haben, beſteht aus 14 Ruderfedern, von denen bey dem Hahne die beyden mittelſten um viel länger als die Uebrigen find. Statt ausgebrei⸗ tet zu ſeyn, iſt der Schwanz zuſammen gedruͤckt und in der Mitte wie in zwey Abtheilungen geſpalten. Er iſt bald ſchoͤn gebogen, bald gerade aufſtehend, bald buſchig, bald ganz kurz. Scharfe Sporen ſind zwar nur dem Hahne gewoͤhnlich eigen; doch hat man auch ſchon mit Sporen bewaffnete Hennen ge⸗ ſehen. Das Gefieder der Haushuͤhner iſt von un⸗ endlicher Verſchiedenheit, von der gemeinſten bis zur ſeltenſten Farbe; von alltaͤglichem Braun oder Schwarz bis zum Glanze des Goldes, des Silbers und der Perlen. Unter den innerlichen Theilen der Haushuͤhner verdient ihr Magen beſonders aus⸗ gezeichnet zu werden. Er iſt von jo außeror dentli⸗ 8 daß ſie eine glaͤſerne Kugel, in we⸗ niger Das Haushuhn. 37 niger als 4 Stunden, zu Staub reiben, und eine ble⸗ cherne Rohre platt drucken könen. Sie feinen beſtändig ein dringendes Bebrfuiß zu fühlen, die Leere desſelben entweder mit kleinen Kieſelſteinen, oder auch mit Gras, auszufuͤllen. Nur die Hen⸗ nen, nicht aber die Haͤhne, picken gern Kalk. Allein dieß hat einen ganz andern Grund, als jenen beſtaͤndigen Hunger. Ihr Inſtinct ſcheint ihnen zu ſagen, daß in ihrem Leibe etwas vorgehe, wozu fie - kalkartige Materie "bedürfen. Da naͤhmlich die Schale ihrer Eyer aus Kalk beſteht, ſo muͤſſen fie ſich damit verſehen. Die Natur wußte dleſes Ver⸗ langen, auf eine uns freylich unbegreifliche Art, fo ſtark in ſie zu legen, daß ſie zuweilen von ihren eig⸗ nen Eyern die Schale freſſen, um nicht e zu ſeyn, Windeyer zu legen. / Der SHaushahn iſt ein ſtolzer, ann gel. Sein Gang iſt langſam und ernſthaft, wenn nicht eine Leidenſchaft ihn beſchleunfgt. Er fliegt nur ſelten und nicht ohne Anſtrengung. Seine Stimme iſt ſcharf und durchgreifend, und ertoͤnt bey Nacht und bey Tage. Man will bemerkt haben, daß er regelmaͤßig Nachts um 10, um 12, und um 2 Uhr kraͤhe. Nur dann ſoll er, fo ſagt die Legende, eine Aus⸗ 99028 E 3 nahme 38 Das Haushuhn. N nahme machen, wenn eine Hexe uͤber das Haus fliegt. Ein Umſtand, den er freylich nicht unauge⸗ zeigt laſſen kaun. Er verkuͤndet den nahen Anbruch der Morgenröthe und iſt die Uhr des Wanderers und des Landmannes. Der Hahnenruf weckt oft den nichts Beſorgenden, deſſen Eigenthum von Dieben bedrohet wird; erquickt den Kranken, der ſich ſchlaflos auf ſeinem Lager winden muß, durch die Hoffnung des nahen Tages, und ermuntert den flei⸗ ßigen Hauswirth und ſein Geſinde aus dem tiefen Schlummer. Bey den Letztern gilt er auch als ein Wetterprophet. Oft wiederhohltes Kraͤhen ſoll eine nahe Aenderung der Witterung anzeigen. Auch die Senne kann kraͤhen, doch bey Weitem nicht ſo ſtark als der Hahn. Zuweilen kraͤhen ſogar ganz kleine, neugebohrne Haͤhne. Man macht daraus die ſeltſamſten Schluͤſſe. Als Joachim der II. Churfuͤrſt von Brandenburg, im J. 1532 gegen die Tuͤrken zu Felde zog, kraͤhten 2 junge Haͤhne, die erſt 2 Tage alt waren. Jetzt war das Ungluͤck der armen Tuͤr⸗ ken entſchieden. Sie wurden natürlich geſchlagen — was freylich auch geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn jene geſchwiegen haͤtten. Um Futter zu ſuchen, ſcharren die Haushuͤhner in der Erde und verſchlingen eine Menge Das Haushuhn. 39 Menge kleiner Kieſelſteinchen. Körner und die ih⸗ nen ſo geſunden Regenwuͤrmer ſind ihre gewöhnliche, Gerſte ihre liebſte Nahrung. Auch Brod, ges hacktes Fleiſch und Gras freſſen ſie. Wenn ſie trin⸗ ken, fo ſchöpfen fie erſt mit dem Schnabel das Waſ⸗ fer wie mit einem Löffel, heben ihn dann in die Ho⸗ he, und laſſen es ſo die Kehle hinunter laufen. Sie ſchlafen auf einem Fuße ſtehend, den Kopf unter den Fluͤgel derjenigen Seite geſteckt, auf welcher ſie den Fuß aufheben. Daher iſt auch gewöhnlich der Schenkel, der gemeiniglich den ganzen Körper zu tragen hat, etwas fleiſchiger, als der andere, der weniger geuͤbt wird. Ein feuriges Auge, ein ſchlanker anſehnlicher Wuchs, ein ſtolzer Gang und lebhafte Bewegungen find die Eigenſchaften, auf die man bey dem Haus⸗ hahne ſehen muß, durch den man ſeinen Huͤhnerhof zu bevölkern wuͤnſcht. Er iſt ſo wild und ſtuͤrmiſch in ſeiner Liebe, daß er, in Ermanglung einer Henne, ſelbſt des Grolles, den er ſonſt gegen andere Haͤhne hegt, zu vergeſſen ſcheint, und ſie als Hennen be⸗ handelt. Dieſe unnatuͤrliche Paarung muͤſſen ſchon die Alten bemerkt haben, denn Plutarch gedenkt eines Geſetzes, das fo aus ſchweifende Zaͤhne zum | Tode 49 Das Haushuhtk | Tode verurtheilte. Ein Geſetz, wobey der, der es gab, gewiß weiter dachte, als für den erſten Anz blick ſcheint. Der Haus hahn iſt der wahre Schutz⸗ und Schirmvogt feiner Hennen. Er begleitet ſie, nimmt ſich muthig ihrer an, ruft ihnen herbey, wenn er einen guten Biſſen findet, und theilt denſelben zum dftern redlich mit ihnen. Mit ſichtbarer Bes haglichkeit ſteht er in ihrem Kreiſe, wenn fie freſſen. Strenger kann man die Alleinherrſchaft nicht behaup⸗ ten, und eiferſuͤchtiger iſt kein Sultan iu feinem Has rem, als er. Wie jener, hat auch der Haushahn feine Favorithennen, mit denen er ſich vorzüglich viel zu ſchaffen macht. Sobald er einen Nebenbuhler er⸗ blickt, fo rennt er mit funkelnden Augen und ſich em⸗ porſtraͤubenden Federn auf ihn los, Zorn und Eifer⸗ ſucht befluͤgeln ſeine ſonſt abgemeſſenen Schritte. Jetzt fängt ein Kampf auf Tod und Leben an. Dieß verſteht ſich freylich nur von jungen Haͤhuen, die noch im vollen Gefühl ihrer Kraft ſind. Die alten, halb abgelebten, die man oft auf unſern Huͤhnerhd⸗ fen das Gnadenbrod freſſen laͤßt, vertragen ſich leich⸗ ter mit einem andern Hahne, und ſind zuweilen froh, eine Stuͤtze an ihm zu haben. Unlaͤugbar iſt der Zaushahn eins der ſtreitbarſten, muthvolleſten Thiere, * Das Haushuhn. 41 Thiere, das lieber ſterben als Unterjochung und Ab⸗ haͤngigkeit von einem andern Hahne erdulden will. Seine angeborne Streitluſt und Eiferſucht hat man durch Kunſt zu verſtaͤrken, und aus den Hahnen⸗ kaͤmpfen ein Schauſpiel fuͤr geſittete und ungeſittete Nationen zu machen gewußt. Ja man ſuchte ſogar, durch den Anblick von Hahnengefechten, den Keim der Tapferkeit und des Heroismus im Menſchen zu entwickeln. Um, kurz vor einem Angriffe der Perſer, feine Armee recht muthig zu machen, ließ Themi⸗ ſtocles vor ihren Augen Haͤhne kaͤmpfen. „Seht „ hier die Wuth, rief er, mit denen dieſe bloß um die „Ehre des Sieges ſtreiten; und ihr wolltet fuͤr euren „Heerd, fuͤr eure Weiber und Kinder, fuͤr die Graͤ⸗ „ber eurer Vaͤter weniger thun?“ Wirklich be⸗ geiſterte dieß die Soldaten ſo ſehr, daß ſie — wie Haͤhne kaͤmpften und den Sieg erfochten. Ein feyer⸗ licher Hahnenkampf erneuerte in Athen alle Jahre das Andenken an dieſen Vorgang. Schon in den N aͤlteſten Zeiten waren die Haͤhne von Rhodus, Chal⸗ cis, Pergamus und Tanagra wegen ihres Muthes ſehr beruͤhmt, und die Kaͤmpfe derſelben ein belieb⸗ tes Schauſpiel; und noch heutiges Tages werden ſie in China, Ceilon, auf den Philippinen, den Sun⸗ Voͤgel II. Theil. F dai⸗ 42 Das Haushuhn. daiſchen Inſuln, im Dariſchen Meerbuſen und vor⸗ zuͤglich in England für etwas aͤußerſt Angenehmes angeſehen. Alles verſammelt ſich, alles nimmt Parthey, der fuͤr dieſen, der andere fuͤr jenen Kaͤm⸗ pfer; man wagt die ausſchweifendſten Werten, um dem Schauſpiele noch mehr Intereſſe zu geben, und ſetzt nicht ſelten ſeine Ehre, ſeine Ruhe und das Gluͤck einer Familie auf den Schuabelhieb eines Hahnes. Jung und Alt draͤngt ſich in England in die Buden, in deren Mitte der Kampfplatz mit Raſen be⸗ deckt iſt. Sorgfaͤltiger als mancher junge Herr wer⸗ den die Streithaͤhne erzogen, und man gibt ſich alle Mühe, ihre Leidenſchaften recht feurig zu ma⸗ chen. Einige Tage vor dem Kampfe, wozu man ihre natuͤrlichen Waffen mit ſilbernen auch ſtaͤhlernen Sporen vermehrt, fuͤttert man fie mit in engliſch Bier getunktem, gerdſteten Brode. Die Vegierde, mit der die Zuſchauer ihre Augen auf die Kaͤmpfer haften, damit kein Hieb, kein Stich, keine Wen⸗ dung ihnen entgehe; die Wuth der Haͤhne ſelbſt, die die Gegenwart ſo vieler Zeugen noch mehr anzufa⸗ chen ſcheint; das Freudengeſchrey derer, die ihre Wette gewinnen; die Fluͤche der Verlierenden, und das Hohngelaͤchter, unter dem der, der die Wette f nicht Das Haushuhn. 42 nicht bezahlen kann, von der Budendecke herab, zu der ihn die Glaubiger in einem Korbe hinaufziehen, accordiren muß, das alles zuſammen macht in der That ein Schauſpiel, das in ſeiner Art einzig iſt. In Siam gehdren dieſe Kämpfe zu den größten Na⸗ tionalfeſten. Zwar predigen die Talapoins oder Prleſter ſehr eifrig dagegen, aber es hilft nichts. Umſonſt geben ſie vor, daß die Freunde ſolcher Kaͤm⸗ pfe ſich in jenem Leben mit eiſernen Staͤben herum⸗ ſchmeißen muͤſſen; umſonſt verſichern fie, wer an fo grauſamen Luſtbarkeiten Freude faͤnde, verrathe eine niedrige Denkungsart, man hört fie und geht — in Indien wie bey uns — zum Hahnenkampfe. Der Anblick ihres eignen Bildes im Spiegel ſcheint den Kampfhaͤhnen Muth und Vertrauen auf ihre Waffen einzuflößen, und fie zum Angriffe zu reizen. Laͤßt man ſie nun auf einander, ſo ſtreifen erſt die Kaͤmpfer mit gefunkelten Flügeln rauſchendam Erdboden hin, ſtraͤuben die Halsfedern, daß ſie ei⸗ nen Kragen bilden, und ſpringen und flattern dann ſo aufeinander los, daß ſie bald mit den Schnaͤbeln, bald mit den Klauen und Sporen ſich die gewaltig⸗ ſten Stöße verſetzen. Auch die Augenblicke, die ſie zur Erhohlung noͤthig haben, bleiben ſie in einer - 52 wehr⸗ 44 Das Haushuhn. wehrhaften Stellung. Sie treten einige Schritte zuruͤck, ſenken den Hals gegen die Erde und ſehen mit funkelnden Augen unverwandt auf einander. Der Kampf wird nun erneuert, und gemeiniglich im⸗ mer wiederhohlt, bis einer von beyden auf dem Schlachtfelde bleibt. Der Sieger verkuͤndigt nun kraͤhend ſeinen Sieg und geht im Gefuͤhl ſeiner über: legnen Tapferkeit mit ſichtbarem Stolze herum. Iſt der Ueberwundene nicht todt, ſo ſucht er beſchaͤmt einen Schlupfwinkel, um dem uͤbermuͤthigen Hohn⸗ gelaͤchter ſeines Siegers zu entgehen. So eiferſuͤchtig und unvertraͤglich aber faſt alle Haushaͤhne gegen einander ſind, ſo beweist doch | eine fehr merkwürdige Geſchichte die Möglichkeit vertraͤglicher und liebreicher Geſinnungen, felbft un⸗ ter Hähnen, Zu Cheſter wollte man unter zwey beruͤhmten Kaͤmpfern den tapferern kennen lernen, und ließ ſie, was bisher noch nie geſchehen war, auf einander, da ſie ſonſt nur mit andern Haͤhnen gekaͤmpft und immer geſiegt hatten. Alles nahm an dem Schauſpiele Theil, das man ſich im Voraus als eins der blutigſten und hartnaͤckigſten vorſtellte. Doch, ſtatt zu kaͤmpfen, ſahen ſie ſich friedfertig an. Man wirft ihnen Koͤrner vor, um den Neid rege zu machen. Das Haushuhn. 45 machen. Sie verzehren ſie in bruͤderlicher Eintracht. Durch Eiferſucht will man jetzt die Gemuͤther tren⸗ nen, und läßt eine Henne in den Kreis. Umſonſt; wechſelsweiſe befriedigen ſie eintraͤchtig ihre Triebe. Jetzt faͤrdt ihnen der Eigenthuͤmer die Federn, da⸗ mit ſie ſich nicht kennen ſollen. Aber auch die ver⸗ änderten Kleider ſibren die Harmonie nicht im Ges ringſten. Fuͤr jeden der zwey Herzensfreunde wird nun ein andrer Hahn herbey gebracht. Mit Wuth fallen ſie uͤber dieſe her, und beweiſen, daß nicht Muthloſigkeit fie fo friedlich mache. Im Augen⸗ blicke der hoͤchſten Erbitterung nimmt man die zwey fremden Haͤhne weg, in der Meinung, nun wuͤrden doch wohl die beyden Freunde, in der Blindheit der Leidenſchaft, ihre Waffen gegen einander kehren. Fruchtlos war auch dieſer Verſuch. Sie blieben dle alten friedfertigen Haͤhne, die kein noch fo erfinde⸗ riſcher Witz ihres Herrn gegen einander reizen konnte. Gewiß machen ſolche Spiele der Menſchheit wenig Ehre. Es iſt traurig, daß man die Leiden eines Thieres jemals zu einem angenehmen Schauſpiele machen konnte. Muß man denn Geſchoͤpfen Qua⸗ len verurſachen, um ſich zu freuen? Hat die Natur nicht ſonſt Freuden genug? Mund! d F 3 Die \ 46 Das Haushuhn. Die Senne bedarf des Fahnes nicht um Eyer zu legen, aber ſie bedarf ſeiner, wenn ſie fruchtbar ſeyn ſollen. Auch eine vom Hahne 20 Tage ent⸗ fernte Henne kann noch fruchtbare Eyer legen. So lauge dauert jene Wirkung. Unter den Eyern findet ſich manche Sonderbarkeit, die dem Aberglau⸗ ben und der Unwiſſenheit viel zu thun machte. Wenn zwey Eyer ſich zu gleicher Zeit vom Eyerſtocke los⸗ machen, und mit einander den Eyergang durchlau⸗ fen, wo die kalkartige Huͤlle, die wir die Schale nen⸗ nen, eutſteht, und dieſe nun beyde umſchließt, fo gibt es ein Ey mit zwey Dottern. Fehlt es an jenem kalkartigen Stoffe, ſo gibts Sliegeyer, die gar keine, oder Windeyer, die nur eine ſchwache Scha⸗ le haben. Findet ein Ey in ſeinem Wachsthume ein Hinderniß, und geräth in den Kreis eines an⸗ dern Eyes, das nun ordentlich zunimmt, ſo kann ein Ey im Eye entſtehen, wie man ſchon dfters fand. Eben ſo mag es zugegangen ſeyn, daß man ſchon zuweilen eine Stecknadel oder auch andere fremde Kdiper in Eyern entdeckte. Daß man aber im Jahre 1681, während der Zeit, als ein Comet und eine Sonnenfinſterniß, zwey Dinge, deren eins ſchon gewiſſe Kopfe ſchwindelnd machen kann, ſicht⸗ f bar Das Haushuhn. 47 bar war, auf den Eyern einer Henne die Sonne und Sterne bemerkt haben will, oder daß einmal ein Dotter wie ein Menſchenkopf ausgeſehen, ja daß man ſogar in einem Eye 2, ſage zwey, kleine Igel gefunden habe; das ſcheint erdichtet zu ſeyn, wenn wir auch noch zur Noth die 1642 vom 12. Jul. bis zum 20. Sept. in Ulm von fünf Hennen gelegten und mit etwas Sonnen aͤhnlichen Flecken bezeichneten fuͤnf Eyer gelten laſſen wollen. Auch in der Form der Huͤh⸗ nereyer ſpielt die Natur oft ſonderbar. Sie ſind bald klein bald groß, bald kugelrund bald birnfoͤrmig, zuweilen wehl gar wie ein halber Mond, oder auch mit einem kleinen Stiele verſehen. Auch hellleuch⸗ tende will man ſchon geſehen haben. Die beruͤch⸗ tigten Hahneneyer, aus denen der Aberglaube einen Baſilisk zitternd erwartete, ſind nichts anders, als Eyer von kranken, alten Hennen. Die vertrockneten Bänder in denfelben, die freylich ſchlangenfoͤrmige Kruͤmmungen haben, ſah die Dummheit für Schlan gen an. | Um die Mauſerzeit, gegen den Winter hin, wo die ausfallenden Federn oͤfters durch Federn von andern Farben erſetzt werden, legen die Hennen nicht. Gute Sennen legen im Fruͤhlinge und Som⸗ 48 Das Haushuhn. Sommer alle Tage ihr Ey, und bezahlen damit ihr Futter. In Samogetien ſollen fie jeden Tag zwey, und einige Illyriſche Hennen wohl gar drey Ever legen. Die Waͤrme des Himmels traͤgt dazu viel bey. Will man die Eyer friſch erhalten, ſo darf man nur die Ausduͤnſtung derſelben verhindern. Dieß geſchieht am Beſten, wenn man ſie mit etwas Fett oder Talg beſtreicht, wodurch die kleinen Oeff⸗ nungen verſtopft werden. Die Hennen haben auch vorzuͤglich das Geſchaͤfte des Ausbruͤtens zu beſor⸗ gen, obgleich es nicht an Beyſpielen von Haͤhnen und Kapaunen fehlt, dle es gleichfalls uͤbernahmen, und fuͤr ihre Brut alles thaten, was eine zaͤrtliche Mutter nur immer thun kann. Mit freudigem Gacken kuͤndigt es die Henne an, wenn ſie ein Ey zur Welt gebracht hat. Hat ſie eine gewiſſe Anzahl gelegt, ſo erwacht der Bruͤtungstrieb mit zaͤrtlichem Glucken fo laut und heftig, daß fie auch über Eyern von bloßer Kreide figen würde, und ihre Hitze, wenn man fie nicht brüten laſſen will, durch Eintau⸗ chen in kaltes Waſſer geloͤſcht werden muß. Sie iſt ſo eifrig und emſig in dieſem Bruͤtgeſchaͤfte, als begriffe ſie die Wichtigkeit desſelben. Ganz junge Hennen ſind zu dieſer Arbeit zu flatterhaft, und ſo wie Das Haushuhn. 40 wie ein Hahn in zwey Jahren erſchoͤpft iſt, fo wird auch die Henne nach vier Jahren zur Zucht untaug⸗ lich. Oft verheimlicht die Henne ihr Lager, und traͤgt auch wohl, wenn fie bemerkt zu werden bes ſorgt, das zum Legen reife Ey ſtundenlang mit fi ch herum. Hat man dieß zu vermuthen Urſache, ſo darf man ihr nur den Legedarm mit Salz einreiben, gleich eilt ſie fort und verraͤth ihr Neſt. Die Jens ne, die man bruͤten laſſen will, bekommt 11, 15 oder 17 Eyer; in ungerader Zahl, weil ſie ſich beſſer in einander legen; nicht mehr aber, weil ſie die⸗ ſelben ſonſt nicht bedecken kann. Wie die Entwick⸗ lung des Kuͤchleins im Eye allmaͤhlich vor ſich gehe, davon iſt bereits in der Einleitung zum erſten Theile geredet worden. Mit ungefaͤhr drey Wochen erdͤff⸗ net ſich der kleine Gefangne die Thuͤren ſeines Ker⸗ kers und begrüßt pipend die Welt. Daß durch Waͤr⸗ me vorzuͤglich die Entwicklung des Kuͤchleins im Eye vor ſich gehe, beweiſen die vielfaͤltigen kuͤnſtlichen Verſuche, Eyer auszubruͤten. Die Kaiſerinn Livia bruͤtete in ihrem Buſen ein Huͤhnerey aus, um zu er⸗ fahren, ob das Kind, mit dem ſie ſchwanger war, ein Knabe oder ein Maͤdchen werden wuͤrde. Zu⸗ faͤlliger Weiſe beſtaͤtigte der Ausgang ihren Aberglau⸗ Voͤgel II. Theil. G ben, 30 | Das Haushubld ben. Ein anderes Frauenzimmer Asche in den Verſuch mit Diſtelſiuken⸗ Sun „und ſogar von einer Hündin ruͤhmt many, ſie ie habe Hühner ausgebruͤtet. In Aegypten darf man jährlich 92 Millionen Huͤh⸗ ner rechnen, die in den daſelbſt for gewöhnlichen Bruͤtofen auß gebruͤtet werden. Es verſteht ſich, daß die Waͤrme immer ſehr genau abgemeſſen, und der Wärme einer bruͤtenden Henne, naͤhmlich 33 Grade R. ſeyn muß, man mag ſich nun der Ofen, oder der Lampen, oder des erhitzten Miſtes zu dies ſem Geſchaͤfte bedienen. Wenn es der Raum er⸗ laubte, ſo waͤre es wirklich der Muͤhe werth, die kunſtreichen Einrichtungen, die man hiezu erſonnen! hat, näher zu beſchreiben. Die Bauern, die zu der Aegyptiſchen Bruͤtofen die Ever zutragen, erhaltene dafür den Korb, den ſie voll von Eyern brachten, mit Huͤhnern angefuͤllt. Der großere Raum, den diefit eianehmen, macht ungefähr den Handel gleich. In China hat man aͤhnliche Auſtalten zu Ausbruͤtung“ der Enteneyer. Freylich laſſen ſich in warmen Laͤn⸗ dern dieſe von den erxſten Tagen ihres Lebens an mut⸗ terloſen Geſchoͤpfe leichter aufziehen, als bey uns, wo erſt vom Aus kriechen des Kuͤchleins an, die Mühe, > Sorgfalt und Treue einer Mutter Bebärfniß für die 9 i Klei⸗ Das Haushuhn. SL Kleinen iſt. Will indeſſen doch Jemand bey uns einen Verſuch machen, der nehme einen Cylinder von Blech, der 1 Fuß weit und hoch'iſt. In dieſen muß ein anderer paſſen, der nur 9 Zell im Durch⸗ ſchnitte hat. In den Letztern thue er Spreu und Ever, und in den aͤußern, der ihn umſchließk, wär⸗ mes Waſſer, das vermittelſt einer unter der Maſchiue angebrachten Oehllampe immer in dem gehdrigen Grad der Waͤrme erhalten wird, den das im Waſſer haͤngende Thermometer angibt. In drey Wochen find die Kuͤchlein aus den Eyern * Nichts gleicht der Sorgfalt einer Gluckhenne fuͤr ihre Familie. Sie beſchaͤftigt ſich nur mit ihr, | verſagt ſich alles, um es ihren Kindern zu geben, ruft, ſo oft ſie etwas Genieß bares findet, ihnen her⸗ bey, ſchuͤtzt fie mit ihren Fluͤgeln, wirft ſich muthig dem Raubthiere und dem Hunde entgegen, und ſcheint mit der Verzweiflung zu ringen, wenn eins | ihrer Stiefkinder, ein Entchen, dem Triebe der Na⸗ tur folgend, ins Waſſer eilt. Die erſte Nahrung der Büchlein beſteht in hartgeſottnen Eyerdottern, angefeuchteten Brodkeumen, Hirſe, Hanfſamen u. d. Auch Fleiſch und Wuͤrmer lieben ſie. Caffeebohnen und 5 Mandeln find ihnen ſchaͤdlich. In unge⸗ G 2 faͤhr 52 Das Haushuhn. ‚fahr 15 Monaten haben fie ihr vollkommnes Wachs⸗ thum erreicht. Zu Fortpflanzung ihres Geſchlechts taugen fie aber ſchon früher. Ihr Alter konnten ſie auf 20 und mehr Jahre bringen, wenn nicht vie⸗ len Tauſenden, ja Millionen, die Menſchen es gar ſehr verkuͤrzten. Auch Krankheiten ſind ſie haͤu⸗ fig unterworfen. Bald quält fie der Pips, wenn die Druͤſen ſich verſtopfen, und die Zungenſpitze hart wird; bald haben ſie die Darre, wenn die Fettdruͤſe uͤber dem Schwanze ſich verhaͤrtet. Ein anderes Mal leiden ſie an der Verſtopfung, oder am Zip⸗ perlein, oder ſie bekommen ſteife Beine, oder einen geſchwollnen Kropf. In der Mauſerzeit muͤſſen ſie waͤrmer gehalten und ſorgfaͤltiger gefuͤttert werden. Man kann mit jedem Huhn den oben bey dem waͤl⸗ ſchen Hahne angefuͤhrten Verſuch machen, daß es unbeweglich ſtille liegen bleibt, wenn man ihm ei⸗ nen dicken Strich mit Kreide vor den Schnabel zieht. Nur muß man ihm den Kopf wohl niederdruͤcken und auch, nachdem der Steich ſchon gemacht iſt, die Hand einige Minuten auf dem Kopfe laſſen. Die ſes Gefuͤhl des Drucks, verbunden mit dem Anblick des Striches, uͤberredet das Thier, es liege ihm ein Balken auf dem Kopfe. Jetzt darf man ſich immer weg⸗ Das Haushuhn. 53 wegbegeben, poltern, laͤrmen, wie man will, es bleibt liegen, bis ein ploͤtzlicher Stoß durch einen neuen Eindruck den Vorigen verdraͤngt. Um die Huͤhner recht fett zu machen, verſchnei⸗ det man ſie. Die Schwelgerey hat uns das Kunſt⸗ ſtuͤck gelehrt, ganze Generationen auf einmal zu ver⸗ ſchlucken, und aus jungen Haͤhnen Rapaunen, und aus Hennen Poularden zu machen. Auch pflegt man wohl den Haͤhnen einen ihrer Speren wegzuſchneiden, und ihn an die Stelle des gleichfalls weggeſchnittnen Kammes gleichſam einzuimpfen, wo er dann fortwaͤchst. In der That ein gar arm⸗ ſeliges Kunſtſtuͤck. Der Kapaun mauſert ſich nicht mehr, ſeine Stimme iſt heiſer, und Haͤhne und Hen⸗ nen begegnen ihm mit ſichtbarer Verachtung. FR laßt er fih zum Bruͤten brauchen. Ungemein auffallend find die Spielarten von ens baͤhnern, wovon wir jetzt einige der Merkwuͤr⸗ digſten kurzlich beſchreiben wollen. Am Leibe nicht beſonders groß, aber auf ziemlich hohen Fuͤßen ſchrei⸗ tet der engliſche Hahn (Ph. G. anglicus, le Coꝗ d' Angleterrèe 15) einher. Er iſt ein trefflicher Kaͤmpfer. Kamm und Federbuſch ſind nicht ſehr groß. Ueber der Naſe hat er rothe Fleiſchlnotchen, G 3 und und die Halsfedern find nicht fo lang und ſtruppig, als bey andern. Eine große, ſchoͤne Haube hat die engliſche Henne (16), die aber im Legen kein Mu⸗ ſter von Fleiß iſt. Doch find ihre Eyer deſto größer, Ueberhaupt aber gibt es gar viele mit Hauben ge⸗ zierte Huͤhnerarten, worunter man beſonders dieje⸗ nigen ſchaͤtzt, die wie unſre Bruthenne (14), einen ganz ſchwarzen Buſch, uͤbrigens aber vollkommen weißes Gefieder haben. Ganz ohne Schwanz iſt der Rluthahn (Ph. G. ecandatus, le Coq Jans crou- pion 17) und feine Henne. Die Einwohner von Virginien verſichern, daß auch die von auswärts hingebrachten Huͤhner bey ihnen den Schwanz ver⸗ lieren. Sie ſehen hinten wie ein runder Kloß aus. Ihre Schnaͤbel und Fuͤße ſind blaulich. Durch ſehr kurze Beine, die wie der Schnabel ſchoͤn gelb ſind, zeichnet ſich der Kruphahn (Ph. G. pumilio, le Cog nain 18) und feine Henne (19) aus. Man nennt ſie auch ungariſche Huͤhner. Sie ſind zwar klein, aber ſehr fett und fleißig im Legen und Bruͤten. Ganz verkehrt ſtehen am Struphuhne (bh. G. criſpus, le Cog Fri) die Federn, wie an der abge⸗ bildeten ſtraubigen Henne (20) ſichtbar iſt. Sie muͤſſen nothwendig fuͤr Kaͤlte und Waͤrme zu em⸗ pfind⸗ TH — N | Das Haushuhn. 55 ꝓfindlich ſeyn, als daß ſie gute Zuchthuͤhner abgeben koͤnnten. Ziemlich klein, aber ſchoͤn ſind die rauch⸗ fuͤßigen Huͤhner (Ph. G. puſillus, le Coq de Ban- tam 21), die auch die Japaniſchen genennet werden. Alle dieſe und andere Arten haben ſich nun freylich ſo untereinander vermiſcht, daß es ſelten iſt, ganz reine, von aͤchter, unvermiſchter Race zu ſehen. Es iſt das faſt der naͤhmliche Fall, wie bey einer Menge von Hunden. Noch muͤſſen wir attführen: das Wollhuhn, deſſen Federn ſo ſchlicht als die Haare eines Saͤugethieres ſind, und zu der Fabel ihrer Ab⸗ ſtammung von einer Henne und einem Caninchen Gelegenheit gegeben haben; das Paduaniſche, das doppelt fo groß, als die gewohnlichen, und das Mohrenhuhn, das ein wahrer Neger unter den Huͤhnern iſt, und Kamm, Backenlappen, ja vo. die Knochen ſchwatz haben ſoll. Das zleiſch und die zu einer Menge Speiſen fd vortrefflichen Eyer haben uns die Huͤhner ſehr werth gemacht, auch iſt ihr Miſt ein guter Dünger, Junge Huͤhner, Kapaunen und Poularden ſind ih⸗ res Fleiſches wegen, aͤltere aber um der kraͤftigen Bruͤhe willen, die ſie geben, von nicht geringem Nu⸗ Ben, Aus den Eyerſchalen werden Pfeifenkoͤpfe, u fal⸗ 56 Das Haushuhn. falſches Porcellan und Farben gemacht. Die Federn geben Betten, die freylich nicht die beſten ſind, aber doch den ihnen gemachten Vorwurf nicht ver⸗ dienen, man habe auf ihnen einen haͤrtern Todes kampf. Huͤhnerfedern, Eiderdunen und Stroh find dann wohl ganz gleich, und nur ein Thor kann jenes Vorgeben erſonnen haben. Denn Ruhe und Friede haben ihren Sitz nicht im apf * dern im Herzen. Schon ſehr alt iſt die Gewohnheit, die Büldniſſe von Haͤhnen auf Kirchthuͤrme als Wetterfahnen zu ſetzen. Wenn man gewiſſen Leuten glauben will, die zu allem eine tief ausgedachte und weitgeſuchte Erklärung in Vereitſchaft haben, ſoll dieß eine nachdruͤckliche Aufforderung an die Geiſtlichkeit ſeyn, eben fo wachſam, als der frühe ſchon kraͤhende Hahn, fuͤrs Beſte der Gemeine zu ſorgen; eben ſo rein wie er, der den Staub von ſeinen Fluͤgeln abſchuͤttelt, zu wandeln; eben fo freygebig, wie er ſeine Huͤhner fuͤttert, die geiſtliche Speiſe mit⸗ zutheilen; eben fo muthig, wie er kaͤmpft, gegen den Suͤnder zu eifern. Kurz, eine ganze Paſto⸗ raltheologie ſoll der Sahn 1. der een ſpitze vortragen. 2 „0 Ein | Das Haushuhn. 57 Ein ſonderbarer Gebrauch herrſcht bey den Ju⸗ den an ihrem Verſöhnungstage. Der Hausvater nimmt einen Hahn, ſpricht ein Gebeth und ſchlaͤgt ſich den Hahn dreymal um den Kopf mit den Wor⸗ ten: Dieſer Hahn ſey ſtatt meiner Suͤnden. Wie ich ihn nach Willkuͤr hin und her bewege, fo vera wandeln ſich die Engel, die mich verklagen, in Fuͤrbitter. Eine aͤhnliche Ceremonie wird von allen im Hauſe begangen. Am Ende werden — was noch das Beſte bey der Sache iſt, die Huͤhner ge⸗ ſchlachtet, und die Suͤnden, die ihnen aufgebuͤrdet worden, mit ihnen rein aufgezehret. | Auſſer den ſchon beſchriebenen Hahnenkaͤmpfen, hat man noch andere Luſtbarkeiten auf Koſten dieſer armen Geſchoͤpfe erdacht. Hieher gehoͤrt das Hah⸗ nenſchlagen, eine gewoͤhnliche Bauernfreude an ih⸗ ren Hochzeitfeſten. Man bindet einen Hahn an ei⸗ nen Pfahl, und laͤßt nach der Reihe herum die Ge— ſellſchaft mit verbundnen Augen nach ihm ſchlagen. Wenn werden doch die Menſchen einſehen, daß die Rechte, die ihnen der Schoͤpfer uͤber die Thiere ein⸗ geraͤumt hat, ſich nicht weiter, als auf den vernuͤnfti⸗ gen Gebrauch derſelben erſtrecken, und daß ſolche Miß⸗ handlungen ein wahres Verbrechen n Nicht zu Voͤgel II. Theil. H ge⸗ 58 Das Haushuhn. U gedenken, das ſolche blutige Freuden gewiß einen nachtheiligen Einfluß auf die Denkungsart haben, und zur Grauſamkeit und Härte gewöhnen konnen. Domitian kannte keine größere Freude, als Fliegen zu ſpießen, und dieſe Geiſel der Fliegen wurde der grauſamſte Tyrann; und Karl IX. König von Frankreich, der aus feinen Fenftern auf die uns gluͤcklichen, ſich fluͤchtenden Hugenotten ſchoß, und mit Wolluſt den Verweſungsgeruch von der Leiche des ermordeten Coligni einzog, liebte die Jagd ſo ausſchweifend, daß er ſeine Haͤnde im Blute der erlegten Thiere zu waſchen pflegte. In dieſer Schule lernte dieſer von Natur wohlwollende Fuͤrſt — Blut zur Luſt vergießen. Mit Recht hoffen wir, ſolcher Grauſamkeiten gegen die Thiere werden immer weniger werden. Erſt vor einem Jahre (1794) iſt in Ulm das bey dem jaͤhrlichen Fiſcherſtechen uͤbliche Martern einer Gans, die man an den Fuͤßen quer uͤber das Waſſer hieng, um ihr im Durchfahren den Hals abzureißen, gaͤnzlich abgeſchafft worden. Es ſey nun, daß die Weisheit der Obrigkeit, oder der Geſchmack eines geſitteten Publicums, oder die Menſchlichkeit der Fiſcherszunft dieſes bewirkt habe; ſo gereicht dieſe Sache IR \ 18 1 14 N Der gemeine Faſan. 59 Sache immer zur wahren Ehre jener freyen Reichs⸗ ſtadt, deren jaͤhrliches Volksfeſt dadurch ſicher in den Augen aller Vernuͤnftigen gewonnen hat. w— — een Tab. VIII. & IX. Der Faſan. | Phafianus, le Faifan. Der gemeine Faſan (22) und ſeine Henne (23) Der Goldfaſan (24) und ſeine Henne (25) Der Silberfaſan (26) und feine Henne (22) Der bunte Faſan. (28) Bey Weitem nicht ſo faͤhig zu einem ruhigen haͤus⸗ lichen Leben, wie unfre Haushuͤhner, iſt der Faſan, ob er gleich mit ihnen zu einer Gattung gehört, Auch die ſorgfaͤltigſte Pflege und treueſte Wartung wird ihn nie dahin bringen, daß er gern in unſern Haͤuſern wohne. Er bleibt nur, weil er muß, iſt immer wild und unruhig, denkt bloß auf ſeine Frey⸗ heit, und ſtoͤrt auch wohl den Frieden und die Ruhe derer, die mit ihm einerley Loos der Gefangenſchaft theilen. Schenkt man ihm ſeine Freyheit wieder, ſo iſt vollends kein fo mißtrauiſches Gefchhpf als er. H 2 Ueber⸗ 69 Der gemeine Faſan. Ueberall ahndet er Gefahr, und auch der Schatten eines bewegten Baumzweiges verſcheucht ihn. Schon der Nahme des gemeinen Sefans (Col- chicus) verraͤth ſein Vaterland. Er haͤlt ſich beſon⸗ ders haufig am Fluße Phaſis, in den tuͤrkiſchen Pros vinzen Georgien und Mingrelien, auf. Von hier brach⸗ ten ihn die Argonauten, bey Gelegenheit ihrer Reiſe nach Colchis, nach Griechenland, und es iſt keine Frage, daß fie ſich hiedurch ein größeres Verdienſt erworben haben, als durch die Eroberung des goldnen Vließes, wenn auch gleich jene kein Drache be⸗ wachte. Von Griechenland aus haben ſich dieſe trefflichen Voͤgel faſt uͤberall, hier ſeltner, dort haͤu⸗ figer, verbreitet. Doch ſoll man in Schweden, Großbrittanien und in der Schweiz keine Faſanen wild finden. Die große Menge von Faſanen in Böhmen, die zu einem Handelszweige geworden ſind, ſoll, wie faſt nicht zu zweifeln iſt, noch immer eine wohlthaͤtige Folge von Herzog Friedrichs Groß⸗ muth ſeyn, der 200 Faſanen auf einmal die Frey⸗ heit ſchenkte, und ſie zu fangen oder zu toͤdten aufs ſtrengſte verboth, bis ſie ſich recht verbreitet haͤtten. Ein ſolches Capital eines Fürften iſt in der That auf teiche Zinſen angelegt, und die ſpaͤte Nachkommen⸗ ſchaft % Der gemeine Faſan. 61 ſchaft ſegnet noch den Mann, der ſein Land auf dieſe Art wahrhaft bereichert hat. Da, wo der Safan zu Lande hinkommen konnte, und ihm das Clima nicht zu kalt war, hat er ſich auch verbreitet. Allein einen Flug nach Amerika zu wagen, ſind ſeine Fluͤ⸗ gel zu kurz. Zwar findet man dort welche, aber nur ſolche, die zu Schiffe hingebracht worden find, So groß als der Haushahn, aber geſtreckter und ſchlanker, iſt der gemeine Faſanenhahn (22). Jun feinem Gange und Anſtande hat er etwas von dem Stolz des Pfauen, mit dem er jedoch, fo ſchoͤn er auch iſt, nie um den Preis der Schönheit ſtreiten kann. Denn immer wird ihm der ſchoͤne Hals, die bewegliche Krone, das prachtvolle Rad fehlen. Seine Backen haben eine ſcharlachrothe, warzige, nackte Haut. Der Augenring iſt gelb, der etwas ge⸗ kruͤmmte Schnabel hornfarbig; der Oberleib braun, gelblichroth und weiß, Kopf und Hals ausgenom⸗ men, die praͤchtig ins Gruͤne, Blaue und Violette ſpielen. Unter den Ohren zeigen ſich um die Begat⸗ tungszeit goldgruͤne Federbuͤſchel, daher man bey einigen Schriftſtellern von gehdrnten Faſanen, von ſtehenden Ohren derſelben u. d. etwas finden kann. Der Unterleib iſt roͤthlich mit dunklern Flecken, die H 3 Fluͤ⸗ U 62 Der gemeine Faſan. Fluͤgel ſind braͤunlich; die Schwungfedern gefleckt. Sein Schwanz, der aus 18 Ruderfedern beſteht, worunter die Mittelſten die laͤngſten find, iſt roͤth⸗ lichbraun mit Schwarz und Purpur. Die kleinere Henne (23) hat einen kuͤrzern, braun und ſchwarz geſprenkelten, was uͤberhaupt die herrſchende Farbe ihres Gefieders iſt. Ihre Bruſt iſt aſchgrau mit et⸗ i was roth, und ihre Stimme ſchwaͤcher. Nur fo lange die Federn in Verbindung unter einander ſte⸗ hen, haben ſie die angefuͤhrten Spielungen. Ein⸗ zeln ſehen ſie gemeiner aus. Die drey Vorderzehen der Faſanen, wozu noch die hintere und bey dem Hahne ein ganz kleiner Sporn kommt, ſind einiger Maßen durch eine Haut verbunden, und wirklich lleben ſie etwas feuchte Gegenden, ſo daß alſo die Natur durch die Beſchaffenheit der Füße ihrem Nas turell zu Huͤlfe kam. Ebne Waldungen find ihre Wohnung. Sie uͤbernachten auf den Gipfeln der Baͤume, und ſchlafen mit unter die Flügel geſlecktem Kopfe. Widrig iſt ihr Geſchrey, faſt wie der Pfauen ihres, und laut klatſchen die Haͤhne mit den Fluͤ⸗ geln, wodurch fie fich oft verrathen. Nicht ohne daß man fie dazu noͤthigt, fliegen ſie auf. Im Lau⸗ fe find fie ſchneller als die Hühner, Die Der gemeine Faſan. 63 Die Wildheit der Faſanen tft unbezwinglich. Wenn man ſie auch ſo weit gezaͤhmt hat, daß ſie auf ' einen Pfiff zur Fuͤtterung erſcheinen, fo iſt doch, ſo⸗ bald ihr Beduͤrfniß befriedigt iſt, ihr menſchenſcheues Weſen wieder da, und nie werden ſie gegen den, der ihnen wohlthut, zutraulich und zahm. Ihre Liebe zur Freyheit, die ihnen um keinen Preis feil iſt, iſt eben ſo groß als ihre Wuth, wenn ſie ſich nun ge⸗ fangen ſehen; eine Wuth, die ſie nicht ſelten an den unſchuldigen Mitgenoſſen ihres Schickſals durch grauſame Schnabelhiebe aus laſſen. Auch ſie ſelbſt untereinander haben keine Neigung zum geſellſchaft⸗ lichen Leben. In der Freyheit haͤlt ſich der Zahn nur zu Einer Henne. Der Menſch, der auch uͤber die Geſetze der Natur erhaben zu ſeyn glaubt, und ſie nach ſeinen Grillen aͤndert, hat fuͤr gut befunden, in Faſaner ien jedem Hahne ſieben Weiber zu ges ben. In einem dunkeln, verborgnen Winkel macht die Henne aus Stroh, Blaͤttern, und aͤhnlichen Ma⸗ terialien ihr Neſt. Sie iſt fo daran gewohnt, es ſelbſt zu verfertigen, daß, wenn ſich auch ein bereits fertiges Neſt ihr darbiethet, ſie es erſt zertruͤmmert, und dann ſich aus den Ruinen desſelben ein neues nach ihrer Weiſe baut. Nur Ein Mal im Jahre, we⸗ 2 5 nig⸗ 64 Der gemeine Faſan. nigſtens in unſern Gegenden, legt fie 12 20 fehr weiche, gruͤnlich graue Eper, deren Zahl einige noch beträchtlich vermehren, und bruͤtet 20 2g Ta⸗ ge daruͤber. In Faſanerien muß der große Umfang ihres Aufenthalts ſo viel moͤglich das Anſehen hä⸗ ben, als lebten die Faſanen in der Freyheit. Wohl⸗ gerüche lieben fie. ungemein. Man verſuͤßt ihnen durch einen Rauch von Anis, Kampfer, Weihrauch ie ihren Aufenthalt, und lockt auch wohl die Verflog⸗ nen dadurch zuruck. Die Haͤhne muͤßen mit ihren Weibern in beſondern Gehegen fo von andern Haͤh⸗ nen abgeſondert werden, daß ſie einander gar nicht ſehen. Sonſt fangen ſie an zu kaͤmpfen, oder übers laſſen ſich, auch beym bloßen Anblick eines Hahns, einer wuͤthenden Eiferſucht, die ſie in ihrem Berufe ſtört. Oft hegt man in Faſanenreichen Gegenden bloß Hennen, wo denn von Zeit zu Zeit wildlebende Haͤhne ſich einfinden und Beſuche abſtatten, die nicht ohne Nutzen find, Durch große Muͤhe hat man die ſtarke Abneigung des Faſanen vor unnatär⸗ licher Paarung zu uͤberwinden gewußt, und ihn zum ehelichen Umgange mit der Haushenne gendthigt, wovon man eine ſehr fd“. .adhafte, aber en bare Baſtardart erhielt. 1811 Da Der gemeine Faſan. 65 Da, wo man die Faſanen in einem Walde hegt und fuͤttert, iſt der Verluſt der rechten Hand auf die Luͤſternheit, einen Faſanen zu toͤdten, geſetzt. In der That, ein furchtbarer Erſatz für einen ſolchen Vogel! In neuern Zeiten hätten die Faſanen faſt eine Empbdrung veranlaßt. Aus Liebe zu ihnen bes fahl Carl III. König von Spanien, alle Katzen auf der Inſul Procida, wo die königlichen Faſanen gehegt würden, zu toͤdten. Ein Privatmann konnte ſich nicht dazu eutſchließen, behielt feine Katze, und wurde deßwegen ansgepeitſcht, und auf die Galeeren geſchmiedet. Jetzt nahmen Ratten und Maͤuſe ſo uͤberhand, daß kein Kind in der Wiege mehr ſicher war. Das Volk empörte ſich, das Edict zu Gun⸗ ſten der Faſanen ward widerrufen, und die Katzen erhielten wieder den Zutritt auf Procida. Die jungen Faſanen koͤnnen zwar, ſobald ſie die Eyer verlaſſen haben, laufen, muͤßen aber doch ſorgfaͤltig gewartet werden. Nach dem erſten Tage ihres Lebens, der ein Faſttag fiir ſie iſt, bekommen fie klein gehackte Eyer mit Neſſeln, Schafgarben und Ameiſeneyern. Vor Naͤſſe verwahrt man fie und gibt ihnen auch nichts zu ſaufen. Nach 6 Wo⸗ chen nehmen ſie das gewoͤhnliche Futter, Gerſte, Voͤgel II. Theil. J Wei⸗ 66 | Der gemeine Faſan. Weizen ꝛc. an. Oft quälen Wuͤrmer und Inſecten die Faſanen. Um ihnen Erleichterung zu verſchaf⸗ fen, raͤth man, einen kleinen Haufen feinen Sand, worin ſie ſich waͤlzen koͤnnen, in ihr Gehege zu thun. Der dritte Monat, wo die langen Schwanz⸗ federn zu treiben anfangen, ift für fie ein kritiſcher Zeitpunct. Daß fie ihr Alter nur auf 7 Jahre bringen, und die Querbaͤnder am Schwanze die Zahl ihrer Lebensjahre angeben ſollen, iſt N unerweislich. Die Nahrung der Faſanen beſteht in Bü Pflanzen und Getreide, auch gewiſſen Inſecten, beſonders Ameiſeneyern, Heuſchrecken, Tauſendfuͤ⸗ ßen, Obſtwuͤrmern u. d. Selbſt Schnecken, ja Kroͤ⸗ ten freſſen ſie, und es iſt ſehr merkwuͤrdig, daß ſie keinen Froſch und keine Eidechſe anruͤhren. Kranke, wehrloſe Faſanen werden von ihren gefunden Bruͤ⸗ dern aufgefreſſen. Sogar Aas verſchmaͤhen ſie nicht ganz, doch mag dieß immer ein ſehr ſeltner Fall ſeyn. Ein Jaͤger war einmal Zeuge davon. Er ſah von ferne einen Haufen Kraͤhen, in deren Geſellſchaft ſich einige ihm fremdſcheinende Voͤgel befanden, an einem Aaſe gemeinſchaftlich freſſen. Er ſchoß auf Gerathewohl unter den Vogelhaufen und fand, als er Der Goldfaſan. 62 er näher hinzukam, mit Erſtaunen, daß er eben ſo viele Faſanen als Kraͤhen getoͤdtet habe. Mit Schlingen, Huͤhnerhunden, Netzen und Schießgewehren ſtellt man ihnen nach. Der ſtolze, muthige Hahn ſtutzt den Huͤhnerhund an, als wollte er ihn fragen, was er da zu ſchaffen habe, und laͤßt dadurch dem Jaͤger volle Zeit, ihn recht zu faſſen. Die demuͤthigere Henne druͤckt ſich, im Gefuͤhl ihrer Ohnmacht, vor dem Hunde, wie das Rebhuhn, an die Erde. Auch mit Raubooͤgeln macht man Jagd auf ſie. Wie anderes Gefluͤgel werden die Saſanen gemaͤſtet. Ein junger gemaͤſteter Faſan iſt eine treffliche geſunde Speiſe. So wenig man Faſanen ſelten nennen kann, ſo ſind ſie doch nicht ſo haͤufig, daß ihr Preis nicht immer in einer betraͤchtlichen Hoͤhe ſich halten ſollte. Der an Unſinn aller Art ſo große Heliogabal fuͤtterte feine Löwen mit Faſanen. Nicht bloß der Menſch iſt ihrem Leben gefaͤhrlich. Habichte, Huͤhnergeyer, Fuͤchſe, Iltiſſe, Marder u. d. ſtellen ihnen haͤufig nach, und Kraͤhen und Aelſtern ſtehlen ihre Eyer. Ein unbeſchreiblich praͤchtiges und reizendes Thier iſt der Goldfaſan (Ph. pictus, le Faiſan doré, der chineſiſche, dreyfarbige, rothe Faſan), S J 2 der 68 Der Goldfaſan. der den gemeinen Faſan, fo ſchön er auch iſt, ums endlich uͤbertrifft. Der gluͤcklichere Himmels ſtrich, den er bewohnt, hat ihm noch neue Reize geſchenkt. Doch hat ihn ſein buntes Kleid nicht fo ſtolz gemacht, daß er ſich ſeines Urſprungs ſchaͤmte. Im Gegen⸗ theil erkennt er die gemeinen Faſauen fuͤr ſeine Ge⸗ ſchwiſter, lebt friedlich mit ihnen, und erzeugt mit denſelben unfruchtbare Baſtarde, die ein ziemlich ge⸗ meines Gefieder und einzelne goldgelbe Federn auf dem Kopfe, als Denkzeichen ihrer Abkunft, haben. Der Goldfaſanhaͤhn (24) iſt etwas kleiner (*) als der gemeine, den Schwanz ausgenommen, der um ein betraͤchtliches laͤnger iſt. Auf ſeinem Kopfe prangt ein praͤchtiger, hochgelber Federbuſch, der wie ein Topas ſchimmert. In der Begattungszeit erhebt er ihn majeſtaͤtiſch, und dann ſieht er auch (% Ni icht ohne Grund iſt diefet Umſtand in der ’ Zeichnung nicht beobachtet worden, um in dem Colorit des Gefieders nicht auf einen zu kleinen Naum eingeſchraͤnkt zu ſeyn. Ueberhaupt muͤßen wir hier wiederhohlen, daß es nach unſerm Plane unmoglich ſey, bey allen Voͤgeln das wahre Ver⸗ haͤltniß ihrer Groͤße gegen einander zu beobach- ten. Unſer W wie unſte Kupfertafeln haben gewiſſe Der Goldfaſan. 60 noch ſchöͤner aus. Der Oberhals iſt dunkelgelb mit blauen Querflecken. Der Anfang des Ruͤckens iſt ſmaragdgruͤn mit ſchwarzen Streifen; der uͤbrige Theil des Ruͤckens goldgelb. Die Fluͤgel ſind braͤun⸗ lich roth, mit einer ſchoͤnen blauen Stelle an den kuͤrzern Schwungfedern. Ein reines, brennendes Scharlachroth bedeckt den ganzen Unterleib. Der lange Schweif ſcheint roͤthlich braun und ſchwarz in einander geſchmelzt. Die Augenringe, der Schna⸗ bel, die Fuͤße und die Klauen ſind gelb. Dieſer Reichthum von den edelſten und ſchoͤnſten Farben iſt in einer ſolchen Verbindung, daß das Ganze des Vogels wirklich unbeſchreiblich ſchoͤn iſt. Die Goldfaſanenhenne (25) ſteht in Abſicht auf Schoͤnheit ſehr weit hinter ihrem Gatten. Ihre Farbe iſt ein Gemiſche von braun, gelb und grau. | N Sehr | gewiſſe Schranken, die fi ſie nicht überſchreiten. dürs fen. Wie könnte man auch ven unſern naturhi⸗ ſtoriſchen Wochenblaͤttern eine Vollkommenheit erwarten, die man den groͤßten und ſchoͤnſten Wer⸗ Ken zu geben faſt unmödalich fand? Und wie muͤß⸗ te wohl das Werk beſc haffen ſeyn, in dem der Strauß und der Zaunkönig, der Dronte und der Colibri im richtigſten Verhaͤltniſſe gegen einander abgebildet waͤren? 70 Der Goldfaſan. Sehr merkwuͤrdig ift der Umſtand, daß in England zwey Goldfaͤſanenhennen ſich nach und nach von der gemeinen Farbe einer Schnepfe bis zum koſtbaren Gefieder eines Hahnes verſchoͤnert haben. Bey weitem nicht ſo wild als die gemeinen Fa⸗ fanen find die Goldfafanen. Sie ſcheinen vielmehr viele Sanftmuth in ihren Sitten und Anhaͤnglichkeit an den Menſchen zu haben. Die Eper, die fie legen, ſind kleiner, als die von unſren Haushennen, und gelbroͤthlicher, als die gemeinen Faſaneneyer. Inzwiſchen muͤßen wir hier die Bemerkung hinzu fuͤgen, daß man gar oft von deuſelben Vogelarten Ener von verſchiednen Farben antrifft. So iſt wirk⸗ lich bey den Faſanen der Fall, daß zuweilen auch der gemeine gelbroͤthliche, und dann der Goldfaſan grauliche Eyer legt. Aehnliche Erfahrungen hat man ſchon bey Truthuͤhnern, Pfauen und andern Vögeln gemacht. Ob hieran ein kraͤnklicher Zuſtand, oder das Alter der Vögel, oder eine gewiſſe Art von Futter Schuld ſey, laͤßt ſich ſchwer entſcheiden. Wer will alle Geheimniſſe der Natur ergruͤnden? So koſtbar dieſer Vogel iſt, fo leicht gewöhnt er ſich doch an unſer europaͤiſches Clima. Er iſt ſtark und dauerhaft, und erreicht auch fern von ſeiner Heiz Der Silberfaſan. 71 Heimath ein ziemliches Alter. China iſt ſein Va⸗ terland; aber man findet ihn jetzt in allen deut⸗ ſchen Menagerien, wo er zur Zierde gehalten wird. Gewiß ließe er ſich auch im Freyen einheimiſch machen, wenn man nicht den kindiſchen Muth⸗ willen derer beſorgen müßte, die kein Geſchoͤpf in der Freyheit ſehen konnen, ohne einen 10 zu fühlen; es zu zerſtöoren. Auch der Silber faſan (Ph. Nycthemerus, le Faiſan blanc de la Chine, der ſchwarz und weiße chineſiſche Faſan,) verdiente um ſeines, wenn auch nicht mannigfaltigen, doch auszeichnend angenehmen Gefieders willen, die guͤnſtige Aufnahme, die er in den Gaͤrten der Reichen fand. Zwar iſt er bey wei⸗ tem nicht ſo bunt und ſchimmernd als der Vorige, aber doch immer ſchoͤn genug. Ein indigblauer Fe⸗ derbuſch prangt auf dem Kopfe des Süberfaſan⸗ hahns (26). Die Augen umgibt nicht nur die nackte, rothe, allen Faſanen gemeine Haut, ſondern es haͤngen auch anſehnliche Lappen von ihr herab. Der Oberleib, die Fluͤgel und der Schwanz find ſil⸗ berweiß. In jenem und den obern Fluͤgel⸗Deckfe⸗ dern bilden ſchwarze Federn runde Einfaſſungen; die Schwung⸗ und Ruderfedern aber haben ſchwarze Quer⸗ 12 Der Silberfaſan. Querſtreifen. Der ganze Unterleib, Hals Brust und Bauch find ſchwarz in Purpur und Indigblau ſpielend. Hie zu kommen noch gelbe Augenringe / ein eben ſolcher Schnabel, und rothe Fuͤße mit einem weißen Sporn. Weil ſein Oberleib ganz hell, und der Unterleib ganz dunkel iſt, ſo iſt der lateiniſche; oder vielmehr griechiſche Nahme Nyithemerus; Tag: und Nachtfaſan, ganz ſchicklich gewählt. Der Suberfaſanhahn iſt großer als der ges meine. Seine Ferme (er) iſd kleiner, und von roth⸗ brauner Farbe. Unter ihrer ruthen Wangenhaut befindet ſich eine weißliche Stelle. Am ſchnintzig weißen Unterleibe bemerkt man einige ſchwarze Streit: fen. Auf ihrem Kopfe iſt ein dunkelbrauner Feder⸗ buſch. Die Fuͤße haben elm helleres Roth ip bey dem Hahne ‚numsp maß W Wenn dieſe Hennen Junge haben, fo en Eifer, ſie zu beſchützen, ſie beynahe raſend. Solbſt ihr gewöhnlicher Pflegevater und Eruaͤhrer darf es nicht wagen, ohne mit einem Pruͤgel verſehen zu ſeyn, in ihre Wochenſtube zu kommen. Er ſetztꝛſich ſonſt der Gefahr aus, daß ihm die uͤbertrieben wach⸗ ſame Mutter auch durch den Stiefel ein Loch in den Fuß hackt, oder wohl gar ihm auf den Kopf fliegt, und Der bunte Faſan. 73 und eine Wunde in die Stirne beybringt, die die ſtaͤrk⸗ ſte, ja gefaͤhrlichſte Verblutung nach ſich ziehen kann. Auch der Silberfaſan iſt in China zu Hauſe, von wo aus er in mehrere Gegenden als Mitglied der Thiergaͤrten gebracht worden iſt, in denen er ſich auch fortpflanzt. Eine große Seltenheit iſt der bunte Faſan (Ph. varius, le Faifan varie 28). Er hat ein ganz weißes Gefieder, in dem man aber alle Farben ande⸗ rer Faſanen, in zerſtreuten Flecken, entdeckt. Die⸗ fer Umſtand hat die Naturforſcher auf eine Vermu— thung gefuͤhrt, die die Wahrnehmung, daß gar ſo felten ein bunter Safan gefunden wird, zu beſtaͤti⸗ gen ſcheint. Es gibt in Flandern eine Art ganz weißer Faſanen, die aus mitternaͤchtlichen Laͤndern dahin kommen. Ihr weißes Kleid koͤnnte, wie das bey mehrern Thieren im Norden der Fall iſt, eine Folge der ſtrengen Kaͤlte ſeyn. Aus der Vermiſchung eines gemeinen Faſanes mit einem ſolchen weißen, fol nun der bunte Safan, als eine Baſtardart, ent⸗ ſtanden ſeyn. Er hat eine dicke Haube, ſehr nied⸗ liche Flecken und einen ziemlich langen Schwanz. Eine andere Erfahrung kommt obiger Vermu⸗ thung, er ſey nur eine Baſtardart, ſehr zu Statten. Vögel II. Theil. K Man 74 Der bunte Faſall. Man will am bunten Faſane bemeikt haben, daß er zur Fortpflanzung nur wenig tauge. Dieß hat man ſchon an gar vielen Baſtarden wahrgenom⸗ 5 men. Zu nicht geringem Schaden mußte dieß ſchon mancher Haus wirth erfahren. So ſollen z. B. die von Huͤhnern ausgebruͤteten Enten zwar gute, frucht bare Eyer legen, aber nie im Stande ſeyn, ſie aus⸗ zubruͤten. Andere behaupten, * die N tau⸗ gen nichts und ſeyen lauter. Narsden gedenkt in feiner Nesse eines 8 wuͤrdigen Sumatraiſchen Faſans, von außerordent⸗ licher Schoͤnheit, den die Eingebornen Cuh⸗Auh nennen. Es iſt bisher noch nicht gelungen, ihn als. Hausvogel lebendig zu erhalten. Noch nie uͤber⸗ lebte einer den Verluſt ſeiner Freyheit laͤnger als ei⸗ nen Monat. Er haſſet das Licht, und laͤßt ſeine Stimme nur an einem dunkeln Orte hoͤren. Sie ſoll ungemein klaͤglich und faſt wie fein Nahme klin⸗ gen. Er iſt großer als der gemeine Faſan. Sein Fleiſch fol aber eben fo ſchmecken. In Europa iſt aus ſehr begreiflichen Urſachen noch keins dieſer ſchoͤ⸗ nen Thiere geſehen worden, und wirds auch wohl nicht eher, als bis man Mittel findet, ſeinen unuͤber⸗ windlichen Abſcheu vor Einſperrung ihm abzugewoͤh⸗ nen, uud ihm das haͤus liche Joch erträglich zu machen. Tab. NEE 75 ee Das Perlhuhn. Numida Meleagris, la Peintade. ’ Der Hahn. (29) Die Henne. (30) Das buſchige Perlhuhn. Numida criftata, Ja Printade huppee. (31) Mit allen Arten des Schmucks war die Natur ge⸗ gen ihre Kinder freygebig. Auch mit etwas den ſo ungemein geſchaͤtzten Perlen Aehnlichem, zierte ſie einige Voͤgel aus. Dieß Loos traf die Perlhuͤh⸗ ner, abermals eine nicht unbedeutende Gattung in der Ordnung der huͤhnerartigen oder Haus⸗ vogel s Aus nicht mehr denn drey Arten, wenigſtens ſind bisher ihrer noch nicht mehrere entdeckt, beſteht die Perlhuͤhner⸗ Gattung, deren gemeinſchaftli⸗ cher Charakter ein kurzer, aber ſtarker Schnabel, mit einer warzigen Wachs haut, in der die Naſenld⸗ cher liegen, ein Helm auf dem Kopfe, ein etwas ſchwacher, nackter Hals, ein kurzer, abwaͤrts haͤn⸗ gender Schwanz, und ein mit perlartigen Tropfen beſaͤter Leib iſt. 2 ö | K 2 „Schon 76 Das Perlhuhn. Schon den Römern und Griechen waren die Perlhuͤhner ſehr wohl bekannt. Allein in den traurigen und finſtern Zeiten, die auf die glänzenden Perloden jener Natlonen folgten, verſchwinden die Perlhuͤhner wieder ſo ganz, daß man bey den Schriftſtellern des Mittel- Alters auch keine Spur mehr von ihnen antrifft. Erſt von der Zeit an, da der Weg nach Indien um die afrikaniſchen Kuͤſten entdeckt wurde, leben ſie in Europa wieder auf, und werden allgemein bekannte Hausthiere, die aus ih⸗ rer Heimath, Afrika, nun in alle Welttheile, ſogar nach Amerika verſetzt werden. In St. Domingo, | wo fie die Europäer hinbrachten, findet man fie wild, und es iſt eine der Sonderbarkeiten, deren man in der Naturgeſchichte ſo viele wahrnimmt, daß die Perlhuͤhner, die doch als Zahme in jene Inſul gebracht werden, daſelbſt in der Freyheit ſo verwildern, daß ſie zum ſtillen, haͤuslichen Leben nun gar nicht mehr taugen. Wer daher in Amerika welche unter ſeinem Hausgefluͤgel zu haben wuͤnſcht, der laͤßt ſie aus Afrika kommen, obgleich er wildle⸗ bende genug in der Naͤhe hat. Faſt alle Nahmen der aftikaniſchen Länder find den Perlhuͤhnern beygelegt worden. Der Eine hieß ſie Numidiſch, 8 der Das Perlhuhn. 77 der Andere Barbariſch, der Dritte Lybiſch, u. ſ. w. Einige Mahomedaner verkauften ſie ſonſt ſehr theuer an einfaͤltige Chriſten unter der Benennung: Huͤh⸗ ner von Jeruſalem. So wie ſie aber den Betrug merkten, ſo ſuchten ſich dieſe wieder einfaͤltige Tuͤr⸗ ken, und verhandelten ſie als Huͤhner von Mecca. Etwas groͤßer als der Haushahn iſt das gemei⸗ ne Perlhuhn. An beyden Seiten ſeines Schlun⸗ des hängen, bald größere, bald kleinere Fleiſchlap⸗ pen, doch ohne Kehlenfalten, Kopf und Hals find nackt, wie beym Truthahne, und haben eine Menge Borſten. Auf dem Kopfe befindet ſich ein knorpe⸗ liger, braͤunlicher Helm. Er ſoll eine vortreffliche Schutzwehr der etwas ſchwachen Hirnſchale ſeyn, da dieſe Vögel ſehr zaͤnkiſch und ftreitfüchtig find, Der Schnabel iſt röthlich, die kleine Ohröffnung ganz unbedeckt. Die Fußzehen haben halbe Schwimm⸗ haͤute, die bey der Vorliebe dieſer Voͤgel fuͤr mora⸗ ſtige Gegenden nichts weniger als zwecklos ſind. Ohne reich an ſchoͤnen Farben zu ſeyn, haben die Perlhuͤhner doch ein auszeichnendes Gefieder. In einem bald mehr, bald minder blauen Grunde befinden ſich in einer regelmaͤßigen Ordnung weiße, rundliche Flecken, dle beynahe den Perlen gleichen. K 3 Sr 78 Das Perlhuhn. So toi bie Fabellebre die Schweſtern Nreleagers aus Gram uͤber den Tod ihres Bruders, in Perlhuͤh⸗ ner verwandelt werden ließ; ſo fand ſie auch in je⸗ nen weißen Tropfen, auf dem Kleide dieſer Huͤhner, Thränen, und man kann nicht laͤngnen, daß das wenigſtens eben ſo wahrſcheinlich ſey, als andere mythologiſche Erzaͤhlungen gewoͤhulich find Nicht mit Unrecht nennt Martial das Perlhuhn dieſer Flecken wegen das betröpfelte Huhn. Von der ur⸗ ſptuͤnglich dunklen Farbe haben die Perlhuͤhner im zahmen Zuſtande viel verloren, und jetzt iſt / beſon⸗ ders bey der Henne, ihrem Gefieder viel Weißes und Aſchgraues beygemiſcht. Alle Federn haben bis an die Haͤlfte Flaum. Auf dieſem liegt der Bart der vorſtehenden auf. Die Fleiſchbaͤrte am Schnabel find bey dem Hahne (20) blau, an dem auch der | untere Hals braͤunlich iſt, bey der Henne (30) roth. Letztere iſt immer von bleicherer Farbe. Die Fluͤgel der Perlhuͤhner find kurz, der Schwanz haͤngend, die Stellung immer etwas buckelſg. Allein dieß gilt auch bloß von der Stellung. Denn, wenn man ihnen die Federn ausrupft, ſo entdeckt man auch keine Spur von n een Ihre Fuͤße m d braun. Die n Das Perſhuhch⸗ 70 2 Die Perlhuͤ hneul konnen laut und dürchdtin⸗ gend iſchrezen. Dies macht es etwas laͤſtig, ihrer mehteren den Aufenthalt in. feinen. Haufe zu ver⸗ ſtatten. Lieber wollen daher viele amerllaniſche Coloniſten auf ihre ſchmackhaften Eyer t unde ihr vortreffliches Fleiſch Verzicht thun, als einen fo ungeſtuͤmmen Schreyer in ihrer Nahe dulden Um der Juſecten, die ſie plagen, los zu werden, auch wohl aus Verliebtheit, waͤlzen fie fi, wie andere ſtaubſcharrende Vögel, (die Alten nannten gie pul- verdttices,) im Staube. Ihr Flug iſt, wie die Kuͤrze ihrer Flügel bey dem Gewicht ihres Kiaqpels vermuthen laͤßt, ſchwer und ſchlecht. Deſto beffer und fertiger aber konnen ſie laufen. Sie leben, um auszuruhen, etwas hohe Plaͤtze, und ſetzen ſich gern auf Baͤume, Manekn und Dächer: Ueber⸗ haupt bemerkt man das bey mehrern Boͤgeln, die von ihrem Flügeln außerft wenig Gebrauch machen, daß ſie dennoch an een Orten gein ihre Ruhe⸗ er haßen. u nen nenne ler 5 2 Körner, Inſecten rod 2 ie find ihre Nah⸗ ne Da fie im Aufſuchen derſelben eben nicht beſonders emſig ſind, ſo muß man fie, ſorgfaͤltiger eee fuͤttern, als andere Vogel, wenn fie 82 nicht 88 Das Perlhuhn. nicht allzumager werden ſollen. Bey einem Perl⸗ huhne bemerkte doch einmal einer ſo viel In⸗ ſtinct, daß es ein Stuͤck, das ihm fuͤr Eine Mahlzeit zu groß war, verſcharrte, und ſo fuͤr die n beſorgt war. Das Perlhuhn iſt ein lebhaftes, e ene Geſchoͤpf. Es hat nicht uͤbel Luft, den gebiethen⸗ den Herrn auf dem Huͤhnerhofe zu ſpielen, fuͤrchtet auch den fo zornmuͤthigen Truthahn nicht, und ver⸗ ſetzt dieſem ſchwerfaͤlligen Thiere immer 20 Hiebe, bis es Einen empfaͤngt. Was Salluſt von Numi⸗ diſchen Reutern ſagt, ſie greifen ſtuͤrmiſch an, wen⸗ den, wenn fie Widerſtand finden, plotzlich den Ruͤ⸗ cken, ſitzen aber bald darauf ihrem Gegner, ehe er ſichs verſieht, wieder auf dem Nacken, das ſoll buch⸗ ſtaͤblich von den kampfluſtigen Numidiſchen oder Perlhuͤhnern gelten. Ob, wie einige vermuthen wollen, der Himmelsſtrich auf Huͤhner und Men⸗ ſchen einen fo vollkommen gleichen Einfluß haben, muͤßen wir dahingeſtellt ſeyn laſſen. Trotz dieſer ſcheinbaren Wildheit ſind ſie doch ungemein leicht zu zaͤhmen, und nehmen gleich in dem naͤhmlichen Au⸗ genblicke, als ſie gefangen werden, Nahrung an. Eine Bemerkung, die unſre Verwunderung uͤber das Ver⸗ Das Perlhuhn. 81 Verwildern der Perlhühner, die nach St. Do⸗ mingo zahm gebracht und dort in Freyheit geſetzt werden, allerdings vermehren muß. Der Reiſende Brue bekam von einer Prinzeſſinn auf der Inſul Senegal zwey Perlhuͤhner zum Geſchenke, die ſo zahm waren, daß ſie mit ihm von Einem Teller aßen. Wenn er ihnen zuweilen die Erlaubniß gab, von ſeinem Schiffe einen Ausflug ans Ufer zu thun, ſo kamen ſie doch ordentlich, auf den Klang der Glocke, die das Schiffsvolk zum Mittag⸗ und Abende eſſen verſammelte, auf das Schiff zuruͤck. Der Hahn nimmt 6— 12 Kennen auf fi), Letztere legen 16 - 25 Eyer, ja, wenn man die friſchgelegten immer wieder wegnimmt, bis an hun⸗ dert. Sie ſind nicht ganz ſo groß, als die Eyer der Haushennen und haben harte Schalen. Man be⸗ merkt zwiſchen den Eyern der zahmen und der wil⸗ den Perlhuͤhner eine Verſchiedenheit. Die letztern haben dunkle Flecken; die erftern aber find anfangs hellroth, und bekommen, wenn ſie kalt ſind, die Farbe einer trocknen Roſe. Die Brutzeit waͤhrt 25 Tage. Ueber das Verhalten der Hennen gegen die Jungen ſind die Meinungen getheilt. Einige ſchrei⸗ ben ihnen eine außerordentliche Sorgfalt fuͤr ihr Be⸗ Voͤgel II. Theil. L fies, 1 Das Perlhuhn. ſtes, andere aber eine ſeltene Gleichgiltigkeit zu. Der Zeitpunct, wenn die Jungen ihre Helme und ihre Baͤrte bekommen, iſt fuͤr ihr zartes Leben hoͤchſt gefaͤhrlich. Sie ſind alsdann ſehr krank und muͤßen forgfältig gewartet werden. Wenn man von Ju⸗ gend auf einen Perlhahn mit gemeinen Huͤhnern erzieht, ſo kann man eine Baſtardart bekommen. Aber nie wird dieſe andre, als durchſichtige, zur Zucht unbrauchbare Eyer legen. Die Natur erkennt ein ſolches Machwerk des menſchlichen Witzes und Taͤndelgeiſtes für unterſchobne Waare. Sie ver⸗ ſagt ihm Nachkommenſchaft, weil ſie fuͤr Mannig⸗ faltigkeit der Geſchoͤpfe hinlaͤnglich geſorgt zu en ben err Das Fleiſch der jungen Perlhuͤhner iſt vor⸗ trefflich. Die wildlebenden auf St. Domingo ſollen im Wohlgeſchmack den Faſanen gleich kommen. Auch die Eper werden für eine ſehr angenehme Speiſe gehalten. Im alten Rom wurden dieſe Huͤhner, ihrer Seltenheit wegen, ſehr geſucht und theuer bezahlt. In Griechenland muͤßen ſie nicht ſo ſelten geweſen ſeyn, da ſie und eine Gans das gewoͤhnliche Armenopfer bey den Myſterien der Iſis waren. Der Das buſchige Perlhuhn. 83 Der Wohlgeſchmack ihres Fleiſches, und ihre Emſigkeit im Legen erregt den Wunſch, daß dieſe nuͤtzlichen Geſchöpfe aus den Menagerien reicher Leute, wo ſie doch nur zur Zierde gehalten werden, in die Meyerhöfe des Landwirths wandern, und da zum Nutzen gehalten werden moͤchten. Nicht etwa nur eine Spielart, ſondern eine fuͤr fich beſtehende Art, iſt das buſchige Perlhuhn (31). Es iſt etwas kleiner als das gemeine. Kopf und Genicke, die beyde nackt ſind, haben eine dunkel⸗ blaue Farbe. Der Hals iſt blutroth. Auf dem Kopfe prangt eine dunkelſchwarze Krone. Der ganze Leib iſt ſchwarz mit blaulich weißen Flecken. Die Schwungfedern ſind ſchwarzbraun. Eigentliche Backenlappen hat dieſes Perlhuhn nicht, wohl aber eine Falte nach dem Schnabelwinkel zu. Der Schwanz iſt zugerundet, zuſammengedruͤckt, und etwas länger herabhaͤngend als am gemeinen. Der Schnabel iſt von braͤunlicher, die Fuͤße aber ſind von ſchwaͤrzlicher Farbe. Oſtindien iſt das Land, aus dem dieſer Vogel in die hollaͤndiſchen Thiergaͤr⸗ ten gebracht worden iſt. Ueber ſeine Sitten und Lebensart ſind noch keine auszeichnende Bemerkun⸗ gen bekannt gemacht worden. T ab. Tetrao Urogallus, /e grand Coq de Bruyere, Der Hahn. (32) Die Henne. (33) Das Birkhuhn. Tetrao Tetrix, le petit Cog de Bruyere, . Der Hahn. (34) Die Henne. (35) Die waidhuͤhner „von denen wir jetzt einige naͤ⸗ her beſchreiben wollen, machen unlaͤugbar eine ſehr 3 wichtige Gattung aus, man mag nun auf die Zahl der Arten, deren nicht weniger als 67 ſind, oder auf die beträchtliche Größe einiger derſelben, oder auf den Nutzen, den ſie uns leiſten, Ruͤckſicht neh⸗ men. Alle haben einen nackten, warzigen Fleck uͤber den Augen mit einander gemein, und dieß iſt der in die Augen fallende Charakter, der dieſe Menge ſonſt freylich ſehr verſchiedner Voͤgel in den Syſte⸗ men der Naturgeſchichte zu Einer Gattung verbin⸗ det. Weil aber doch ſo viele Arten die Ueberſicht der ganzen Gattung erſchweren wuͤrden, ſo ſuchte man ſie wieder zu theilen, und fand ſich durch die „ daß einige nackte, andere aber be⸗ fiederte * Ze a K 4 Ben IE Das Auerhuhn. 85 ſiederte Fuͤße haben, hinlaͤnglich berechtiget, ſie als zwey Familien Einer Gattung zu betrachten, von denen wir uns jetzt mit derjenigen zuerſt beſchaͤfti⸗ gen, deren Mitglieder an di n mit ar verſehen find; Fiaſt ſo groß als ein Tilt iſt der Auer⸗ hahn (22). Sein Nahme ſcheint von feinem Auf⸗ enthalt in waldigen Gegenden herzukommen, die ſönſt Auen (*) hießen. Die noͤrdlichen Gegenden von Europa, Aſien und Amerika ſind ſeine Heimath. In Deutſchland hat er ſeinen Wohnſitz beſonders im Thuͤringer⸗ und im Schwarzwalde. Er kann mit ſeinen Fluͤgeln beynahe 4 Fuß klaftern, und hat eine Schwere von 12 — 15 Pfund. Sein Schnabel iſt ſtark, gekruͤmmt, ſchneidend und blaßgelb; ſein Kopf ſehr groß. Am Hinterkopfe und an der Kehle befinden ſich ſtarke Federbuͤſchel. Kopf, Hals und Ruͤcken ſind ſchwarz, grau und weiß geſprenkelt; die Bruſt iſt glaͤnzend ſchwarzgruͤn, die Deckfedern der Fluͤgel find braun mit wellenfoͤrmigen Linien. Am ee der Fluͤgel bemerkt man einen weißen | L 3 | Fleck. ) Noch bis dieſe Stunde heißt ein gewiſſer, der Reichsſtadt Augsburg angehdriger Wald die Stadtau. — 86 Das Auerhuhn. Fleck. Der Unterleib und der Schwanz iſt ſchwarz mit Weiß gemiſcht. Die ſtaͤmmigen Fuͤße haben eine Federbekleidung, und braune Zehen ohne eine Spur von einem Sporn. Bey den Auerhuͤhnern tritt der ſeltne Fall ein, daß die Zenne (33) bunter iſt als der Hahn. Sie iſt ſchoͤn rothbraun und ſchwarz geſprenkelt. Ihr Schnabel iſt ſchwaͤrzlich, der Unterleib citronengelb. Den rothen Fleck über dem Auge und die hochrothen Augenwimpern haben beyde gemein. Mit den 18 Ruderfedern des Schwan⸗ zes kann der Hahn ein Rad ſchlagen. Die Auer⸗ huͤhner haben eine kleine ſpitzige Zunge, die ſie, wenn fie geſchoſſen werden, plotzlich in die tiefe Gaumenhoͤhle zuruͤckziehen. Daher die Sage ent⸗ ſtanden ſeyn mag, ſie haben keine Zunge. Sie lieben dicke, gebirgige Waͤlder in der Naͤhe von Baͤchen; daher fie auch Berg- und Waldhuͤhner heißen. Nie ziehen ſie von ihrem Aufenthaltsorte weg; denn die Natur hat ſie gegen Kaͤlte durch ein dickes Gefieder ſo wohlthaͤtig geſchuͤtzt, daß ſie auch an der Hudſousbay wohnen koͤnnen. Ihre Nah⸗ rung find Baumknoſpen, Tannenzapfen, Brom⸗ beeren, Blaͤtter und Bluͤthen von jungen Pflanzen. Auch Getreide freſſen ſie, ſcharren in der Erde, und verſchlucken, wie alle Kornfreſſenden Vögel, Kieſel. Im Das Auerhuhn. 87 Im Maͤrz und April tritt die Begattungs⸗ oder Falzzeit des Auerhahns ein, und im Junius mauſert er ſich ſchon. Am Liebſten falzt er da, wo es ehemals ſchon geſchehen iſt. In Revieren, wo Rothbuchen, Fichten und Kiefern ſtehen, in der Naͤhe von Bergen und rauſchenden Waldbaͤchen, ge⸗ gen Sonnenaufgang zu, laͤßt er ſich ſchon Morgens um 2 Uhr hören. Alles iſt dann bey ihm in ſicht⸗ barer Spannung. Er haͤlt den Hals ausgeſtreckt, ſtraͤubt die Scheitel- und Kehlenfedern, breitet den Schwanz faͤcherformig aus, und macht allerley Spruͤnge. Wie ein Beſeſſener ruft er unaufhörlich da Huͤtt, da Huͤt, geht dann in ein Zwitſchern di, dri, ri, ri, ritt uͤber, bis ihm endlich eine Henne, deren er mehrere hat, mit einem fteundli⸗ chen Kokkok die Einwilligung gibt, ſich ihr zu na⸗ hen. Er iſt um dieſe Zeit ſo in Entzuͤckung verloren, daß er des Gebrauches feiner Augen, Ohren und al⸗ ler Sorgfalt fuͤr ſeine Sicherheit ganz vergeſſen zu haben ſcheint, und ſehr leicht entweder geſchoſſen, oder von einem Raubvogel gepackt wird. Auch ein Fehlſchuß auf ihn kann ihn aus ſeinem Taumel nicht erwecken, und eben daher iſt die Vergleichung eines von einer Leidenſchaft verblendeten Menſchen mit einem 38 Dias Auabubn⸗ einem Auerhahne ſehr treffend, die hie und da als Sprichwort üblich iſt. Man thut ſehr wall, die alten Auerhaͤhne wegzuſchießen, weil fie, weit und breit die jüngern Hahne, von denen doch für die Ber völkerung des Reviers mehr zu erwarten waͤre, verfolgen. Außer der Falzzeit find die Auerhaͤhne ſehr vorſichtig, hoͤren den leiſeſten Fußtritt eines Menſchen, ſehen ungemein gut in die Ferne, und N können daun. nicht ohne große Muͤhe und DAR lichkeit gefangen werden. f Die Henne legt au einen trocknen St, = Moos, am Fuße eines Baumes, 8 — 14 blaßroths gelbe, dunkelgelbgeſprenkelte Eyer, die etwas grd⸗ ßer als gemeine Huͤhnereyer ſind. So emſig und treu bruͤtet ſie vier Wochen uͤber ihrem Neſte, daß, wenn man ſie auf demſelben uͤberraſcht, manche ſich lieber mit der Hand fangen, als ihre Eyer im Stiche laſſen will. Zwingt ſie der Hunger, ſich etwas Futter zu ſuchen, was bey ihrem der Vielweiberey ergebnen Gatten, der ſich wenig um die Brut bekuͤm⸗ mert, immer der Fall iſt; ſo deckt fie forgfältig. ihr Neſt mit Blaͤttern zu, die ſie in dieſer Abſicht ſam⸗ melt. Sehr fertig laufen die Jungen, ſobald ſie aus den Eyern ſind, von deren Schalen zuweilen noch Stuͤcke 1 Das Auerhuhn. 89 Stuͤcke an ihnen kleben. Sie ſuchen dann Heidel⸗ beeren und Ameiſeneyer. Mit aller Sorgfalt und Wachſamkeit fuͤhrt die Mutter ihre Familie. Sie bleibt fo lange bey ihr, bis im naͤchſten Fruͤhjahre der Ruf der Natur und des Beduͤrfniſſes ſie trennt. Eine ſehr artige Bemerkung hat Günther mit eig⸗ nen Augen gemacht. Jagt man in den letzten drey Tagen, ehe die Jungen auskriechen, die Senne gewaltſam von ihren Eyern, ſo fangen die Eyer an, poſſierlich herumzurollen, in die Hoͤhe zu huͤpfen und einige Minuten lang Bewegungen zu machen. Was eine Neſſel wird, brennt bald; noch in ihrem Gefaͤngniſſe eingeſchloſſen, verrathen die Jungen ſchon die Wildheit, die ſie einſt unter den Bewoh⸗ nern des Waldes auszeichnen wird. Das Fleiſch dieſer Vögel iſt, wenn es wohlge⸗ beitzt und geblaͤut wird, ſehr ſchmackhaft. Nach der Sprache der Weidmaͤnner hat der Auerhahn keinen Aufenthaltsort, ſondern einen Stand; er fliegt nicht, ſondern er ſteigt oder tritt auf einen Baum; er begattet ſich nicht, ſondern er falzt; und ſein Eingeweide, das aber Geſcheide heißt, wird nicht ausgenommen, ſondern aufgebrochen. Er gehört zur hohen Jagd, und wird bald geſchoſ⸗ Voͤgel II. Theil. M ſen, 90 Das Virkhuhn. ſen, bald aber auch mit E 5 Drath⸗ ſchlingen gefangen. 7 n Faſt eben dieſelbe Heimath, r de Vorige, hat das Birkhuhn, dem fein Aufenthalt in Birken⸗ waͤldern dieſen Nahmen gab. Es iſt um ein Be⸗ traͤchtliches kleiner. Sein gabelfoͤrmiger, aut waͤrtz halbrund gebogner Schwaͤnz macht den Hahn (34) für den erſten Anblick kenntlich. Er iſt ſchwarz ins Blauliche fallend, mit einem weißen Fleck auf den Fluͤgeln und am After. Mit zunehmenden Jahren wird das Blau immer ſichtbarer. Der Schnabel iſt ſchwaͤrzlich, am Fuße kein Sporn und uͤber dem Au⸗ ge der hochrothe Fleck. Die viel kleinere Henne (35) iſt rothbraun und ſchwarz gewellt, ihr Schwanz weit weniger gabelfoͤrmig. Beyde haben befiederte Fuͤße mit 4 Zehen. Die vordern verbindet bis zum erſten Gelenke eine etwas ausgezackte Haut. Die Fluͤgel ſind kurz und zu einem hohen Fluge unge⸗ ſchickt. Doch leiſten ſie darin immer noch mehr als der viel ſchwerere Auerhahn. | Den Birkhuͤhnern ſchenkte die Natur 4 lich ſcharfe Sinnen, die ſie den Nachſtellungen der Jaͤger oft gluͤcklich entziehen. Ihre Nahrung bes ſteht in Blättern, Erlen: und Virkenzaͤpfchen, wovon 1 fie Das Birkhuhn. 91 fie das Holz recht geſchickt abzuſchaͤlen wiſſen, Hei⸗ delbeeren und Himbeeren. Doch freſſen ſie auch Ge⸗ treide, Eicheln, Rinden u. d. m. Im Winter iſt freylich ihre Koſt magerer. Da muͤſſen ſie froh ſeyn, wenn fie Wachholder und andere Winterbeeren aus dem Schnee hervorſcharren können. Ja man hat ſogar die Vermuthung, daß fie die haͤrteſten Winter⸗ tage in einer Art von Erſtarrung unter dem Schnee zubringen. Sie wandern nie. Nicht leicht konnen fie ein anderes Clima als das nördliche ertragen. Wie haͤufig ſie in der Ukraine ſeyen, kann man dar⸗ aus ſchließen, daß ein Edelmann mit Einem Netz⸗ zuge 130 Paare fieng. Ihre Begattungszeit iſt in den erſten Monaten des Jahres. Die Haͤhne fangen damit an, daß ſie ſich förmliche Schlachten liefern, und die jungen, feigherzigen in die Flucht ſchlagen. Jetzt ſetzen ſich die nicht uͤberwundnen Kaͤmpfer auf Baumſtruͤnke und Zweige. Ihre Au⸗ gen funkeln, die Wimpern ſind aufgeſchwollen, die Federn geſtraͤubt, und der Schwanz, ſo weit ſichs thun laͤßt, ausgebreitet. Sie taumeln im Kreiſe herum und huͤpfen wie Vertuͤckte. Ihr ungeſt mmes Geſchrey Frau, Frau, denn ſo lautet es deutlich, ertönt auf eine halbe Meile weit, ſteigt von einer M' 2 Terze 92 Das Birkhuhn. Terze zur andern, und wird zuweilen durch ein Gur⸗ geln begleitet. Auf eine ſo dringende Einladung antwortet die Henne nach ihrer Weiſe und kommt zum Hahne, deren jeder 2 — 3 hat. — In dickes Gebuͤſch, auch unter Heidekraut legt die Henne auf die bloße Erde 8 — 16 Eper, die kleiner und laͤnglicher, als die von Haushennen und roſtfarbig punctirt ſind. Wenn ſie weggehen muß, 4 fo verbirgt fie diefelben eben fo wie die Auerhenne. Sie bruͤtet 4 Wochen, und verliert waͤhrend der Brutzeit den Geruch. Bald nachdem die Jungen aus den Eyern find, huͤpfen fie und ſchlagen mit den Fluͤgeln. In ſechs Wochen fliegen ſie. In dieſem Alter werden ſie durch eine Lockpfeife, die aus dem Fluͤgelknochen eines Habichts verfertigt iſt, ins Garn und in Schuß gelockt. Selbſt die erfahr⸗ nere Mutter glaubt ein verirrtes Junges rufen zu hören, und kommt dem Werkzeug ihres Verderbens naͤher. In Curland, Lievland und Litthauen wer⸗ den die Birkhuͤhner auf eine eigne Art gefangen. In der Nähe des Taumelplatzes ihrer Liebe befeſtigt man auf einer Birke einen ausgeſtopften, oder bloß durch Kunſt gemachten Birkhahn. Dieſe Puppe nennt man dort Balban. Um ihn verſammelt ſich eine Das Haſelhuhn. 93 eine Menge, und kaͤmpft mit ſolcher Unbeſonnenheit, daß man ſie lebendig fangen und zaͤhmen kann, wor inn ſich die Birkhuͤhner von den Auerhuͤhnern fehr unterſcheiden, die unbezaͤhmbar ſind. Auch außer der Falzzeit werden ſie mit Balbanen, in Netzen von Pechdrath und auf andere Arten gefangen, was wegen der Liſt, Vorſicht und dem Mißtrauen dieſer Vögel immer ſchwer ift, um ihres ſchmackhaften Fleiſches willen aber ſich wohl der Muͤhe lohnt. | Tab. XII. \ Das Hafelbubn Tetrao Bonafia, Ia Gelinote. (36) Das Schneehuhn. Tetrao Lagopus, /e Lagopede. (37) Das Kragenhuhn. T. Umbellus, Je Cog de.Bruyere & fraife.(38) Der Schneemercur. I. Cupido, le Cog de Bois d Amerique. (30) Auch das Haſelhuhn hat unter den Waldhuͤh⸗ nern ſeine Stelle. Es gleicht einiger Maßen dem Rebhuhne, iſt aber größer, fo daß es dem Haushahne M 3 nahe 94 Das Haſelhuhn. nahe kommt. Der Aufenthalt in Haſelgeſtraͤuchen, deren Zaͤpfchen es ſehr liebt, hat ihm ſeinen Nah⸗ men gegeben. Doch verſchmaͤht es auch Beeren, Baumknoſpen und andere Dinge nicht. Bloß die ſchwarze Kehle unterſcheidet das Männchen von dem Weibchen; ſonſt haben beyde einen aſchgrauen Ruͤ⸗ cken, dunkelbraune und roͤthlich gefleckte Fluͤgel, ei⸗ nen grauen Schwanz mit weißen Enden und einem ſchwarzen Querbande, das nur durch die zwey brau⸗ nen mittelſten Ruderfedern unterbrochen wird, eine roͤthlichbraune mit herzformigen Flecken bezeichnete Bruſt und Unterleib, einen ſchwarzen Schnabel, und bis nahe an die Fußwurzel befiederte Fuͤße. Nicht ohne Muͤhe und hoͤrbares Geraͤuſch koͤn⸗ nen die Haſelhuͤhner fliegen, aber dafuͤr deſto fers tiger laufen. Sie ſind ſcheu und wild, lieben die Verborgenheit und Freyheit über alles, und uͤberle⸗ ben den Verluſt der Letztern nie lange. Ihre Ge⸗ duld, ſich, wo ſie Gefahr merken, im Dickig ſtock⸗ ſtill verborgen zu halten, kann auch den beharrlich⸗ en Jaͤger ermuͤden. Schlau genug ſetzen ſie ſich auf die Aeſte, da wo ſie aus dem Stamm heraus⸗ gehen. Hier bemerkt ſie der Raubvogel und der Menſch weniger, als wenn ſie außen ſaͤßen. Die ’ wal⸗ Das Haſelhuhn. 95 waldigen Gegenden von ganz Europa ſind ihre Hei⸗ math. In der Falzzeit verrathen fie ihre Gegen⸗ wart durch ein ſtarkes Pfeifen, das man, um ſie in den Schuß zu locken, nachahmt. Unter Haſelge⸗ ſtrauche verſtockt die Baſelhenne ihre 1a —20 Eyer, Sie ſind etwas größer als Taubeneyer und helltoſt⸗ farben mit dunkeln Flecken. Jeder Hahn hat nur Eine Henne. Schießt man dieſe, ſo ſucht ſich der Hahn eine andre Gattinn. Verliert aber die Henne ihren Gatten, ſo ruht dieſe nicht; ſie ſucht den Ver⸗ lornen raſtlos auf, bis auch ſie dem Jaͤger in die Hände geraͤth. Von den vielen Eyern kommen nur 6 8 Junge aus, die, ſobald fie erwachſen ſind, wie⸗ der unter ſich Familien ſtiften. Auch das arme Ha⸗ ſelhuhn mußte in den ſo beruͤchtigten Baſiliskenge⸗ ſchichten eine Rolle uͤbernehmen. Wenn, ſo erzaͤhlt man, ein alter Haſelhahn ein Ey legt, und eine Kröte es ausbruͤtet, ſo wird daraus ein wilder Ba⸗ ſilisk. Sind die zahmen ſchon fo fürchterlich „wie mögen erſt die wilden ſeyn!! Sicher iſts, daß wenn einmal ein Hahn legt, und eine Kröte brütet, etwas ganz Sonderbares zum Vorſchein kommen muß! Das Fleiſch der Haſelhühner iſt das koſtbar⸗ ſte, weißeſte Vogelwildprett, und wird darum fuͤr ni } einen 96 Das Schneehuhn. einen wahren Kaiſerbiſſen gehalten. Deßwegen nannte man ſie auch Kaiſersvoͤgel. Man beizt es in Wein und Eſſig, jedes zur Haͤlfte. In Schlin⸗ gen werden fie gefangen. Ihre Seltenheit in Frank⸗ reich veranlaßte Ludwig XIV. zu dem Befehl, ſie einheimiſch zu machen. Aber die eigenſinnige Natur | befolgte ihn nicht, und fie blieben nach wie vor ſelten. Auf den Schweizer- und Savoyifchen Alpen und in den noͤrdlichſten Gegenden der Erde wohnt das Schneehuhn (Rypeu, Schneehaſe, Haſen⸗ fuß 37), das die Größe einer Taube hat. Der ihm ganz elgne imſtand, daß es nicht nur an den Fuͤßen, wie viele, ſondern auch unter den Fuͤßen, wie der Haſe, rauh iſt, zeichnet es aus. Vom Schnabel durch die Augen weg bis zu den Ohren geht ein ſchwarzer Zügel Der obere Theil des Lels bes iſt weiß mit ſchwarzen, aſchgrauen und roſtfar⸗ bigen Strichen. Die Fluͤgel, der Unterleib und die Fuͤße ſind ganz weiß. Der Schwanz ift ſchwarz mit weißen Enden und zwey aſchgrauen und ſchwarz⸗ gefleckten Mittelfedern. Das Winterkleid der Schneehuͤhner iſt blendend weiß; nur die Zuͤgel durchs Auge und die Schwanzfedern bleiben ſchwarz. e fein find die Federn an den Fuͤßen. Mit Recht Das Schneehuhn. 97 Recht ſagt man, die Natur habe ſie mit warmen, gefütterten Struͤmpfen beſchenkt, um fie gegen die ſchneldende Kaͤlte ihres Aufenthalts zu beſchuͤtzen. Ja fie gab ihnen uͤberdieß ſcharfe Klauen, um deſto beſ⸗ fer in den gefrornen Schnee Löcher und Minen gras ben zu können, in denen fie gegen Kälte und Sonnen⸗ ſtrahlen Schutz und Schatten ſuchen. Sie fliegen truppweiſe. Den Menſchen fürchten fie nicht. Haͤlt man ihnen Brod hin, ſo kommen ſie zutraulich herbey. Ihre Neugierde gereicht ihnen oft zum Ver⸗ derben. Auf einen ungewohnten Gegenſtand eilen ſie blindlings zu, um ihn naͤher zu unterſuchen und koͤnnen dann ſehr leicht ergriffen werden. Uebri⸗ gens hat die Natur ihren Aufenthalt mit Schnee, Eis und furchtbaren Abgruͤnden zu gut verwahrt, als daß der Beobachter ihnen oft nachſchleichen, und ihre Sitten, Familien⸗Verhaͤltniſſe u. d. haͤtte belau⸗ ſchen koͤnnen. Auf den nackten Felſen legen ſie 6—7 ſchwaͤrzlich gefleckte Eyer. Baumkaͤtzchen, Kno⸗ ſpen, Blaͤtter, Tannennadeln, Bergpflanzen, Rin⸗ den und Beeren ſind ihre Nahrung. Ihr Fleiſch ſchmeckt etwas bitter aber angenehm. Wahrſcheinlich im vollen Staat zur Begattungs⸗ zeit iſt unfer KAragenhuhn (Mantelhuhn 38) abge⸗ Voͤgel II. Theil. N bildet. 98 | Das Kragenhuhn. bildet. Es ift größer als das Haſelhuhn, hat auf dem Kopfe eine Haube und an den Seiten zwey ſchwarze ins Gruͤne ſpielende Federbuͤſchel. Auf dem Oberleibe iſt feine Farbe ein Gemiſche von Gelb, Braun und Blau; der braune Schwanz hat blauliche Enden; die Kehle iſt dunkel orangefarben; die Fluͤ⸗ gel ſind braun, die befiederten Fuͤße weißgrau, dle Zehen fleiſchfarbig. In der leidenſchaftlichen Hitze der Salzzeit laßt es ein dumpfiges Geſchrey mit ei⸗ nem Kullern hören. Aber noch weiter als dieſes er⸗ tönt fein Fluͤgelklatſchen. Auf einem Strunke ftes hend peitſcht fi der Aragenhahn, alle Morgen um 9 Uhr und Nachmittags um 4 Uhr, gewaltig mit ſeinen Fluͤgeln. Die Bewegung wird immer ſchnel⸗ ler, und endlich ſo ſchnell, daß man eine Trommel wirbeln zu hoͤren glaubt. Einige Naturforſcher wollen dieſen Schall mit dem Rauſchen des heftig bewegten Faͤchers einer leidenfchaftlichen Schöne vergleichen. Wir ſind weit davon entfernt, dieſe ſpitzfuͤndige Vergleichung zu unterſchreiben. Nach einer kurzen Pauſe faͤngt der Hahn wieder von vorne an. Die beſcheidner ausſehende Henne verſteht die Einladung, aber lelder hoͤrt ſie auch der Jaͤger, dem die Trunkenheit des Paares ſeine Muͤhe erleichtert. In Der Schneemercur. 990 In Penſylvanien und Maryland ſind ſie haͤufig, und leben von Körnern, Roſinen und Epheubohnen, die andern Thieren toͤdtlich ſind. Zweymal im Jahre bruͤtet das Weibchen feine 12 — 16 Eyer drey Wo⸗ chen lang in einem Neſte von Blaͤttern auf der Erde, oder am Fuße eines Baumes, aus, und verbirgt die Kleinen ſorgfaͤltig vor dem Raubvogel, der ihr wohl⸗ ſchmeckendes Fleiſch ſehr liebt, und — alſo auch in dieſem Stuͤcke etwas von dem Menſchen hat. Die Fluͤgelaͤhnlichen Federn am Kopfe haben dem Schneemercur (30) den Nahmen Mercur ge⸗ geben, den Linné in Cupido verwandelte. Dieſes Waldhuhn iſt größer als das Rebhuhn, hat einen ſchwarzen Schnabel, ein rothbraunes Gefieder mit ſchwarzen und weißen Strichen, einen Federbuſch auf dem Kopfe und gelbliche Wollenfedern an den Beinen. Was es einzig in ſeiner Art macht, ſind die fuͤnf Federchen, die ſtufenweiſe ſich verlaͤngernd auf bey⸗ den Seiten des Nackens herauskommen. Der Vo⸗ gel kann ſie welk haͤngen laſſen, oder horizontal aus⸗ ſtrecken, wenn er in Bewegung iſt. In der Falzzeit ſind ſie immer ausgeſpannt, und dann lockt der Hahn alle Tage mit Sonnenaufgang eine halbe Stunde lang. Der Henne fehlt dieſer Kopfputz, der dem N 2 Hahne 10⁰ Der Francolin. Hahne ficher die Flucht erleichtert. Das mittaͤgliche Amerika iſt die Zeimath dieſer feitiamen Geſchd⸗ pfe, von deren Sitten noch wenig zu uns gekom⸗ men iſt. Sie legen viele Eyer und nen ag vorzüglich mit Eicheln. EEC ²˙ AAA KETTE — — — — — Tab. XIII. 5 Der Francolin. (40) Das gem. Rebhuhn. (41) Das rothe Rebhuhn. (42) Die Wachtel. (43) Noch immer ſind wir mit den Waldhuͤhnern nicht zu Ende. Wir haben bisher immer nur ſolche mit gefiederten Fuͤßen betrachtet. Auch einige mit ungefiederten muͤßen wir anfuͤhren. Angenehm gezeich⸗ net iſt der Francolin (T. Francolinus, le Franco- lin 40). Die Scheitel iſt roͤthlich und ſchwarzge⸗ fleckt; uͤbrigens aber der Kopf ſchwarz, den weißen Fleck unter den roͤthlich braunen Augenringen aus⸗ genommen Auf einer kleinen Erhöhung befinden ſich die Nafenlöcher im ſchwarzen Schnabel. Ein orangerothes Halsband umgibt den Hals. Der Oberruͤcken, die Bruſt und der Unterleib ſind ſchwarz mit runden, weißen Flecken. Der Schwanz iſt oben ſchmutzig weiß und ſchwarz geſtreiſt, unterhalb roͤth⸗ lich. N Der Francolin. 101 lich. Die Fluͤgel und der übrige Theil des Ruͤckens find braunroth mit dunklern Stellen in der Mitte, und hellern, runden Flecken an den Schwungfedern. Die roͤthlichen Fuͤße haben einen Sporn. Der Francolin iſt etwas größer als das Reb⸗ huhn, und bewohnt die waͤrmern Gegenden der als ten Welt. Hie und da haͤlt mau ihn auch zahm. Seine Stimme iſt ein bloßes Geziſche. Die auser⸗ leſene Vortrefflichkeit und Seltenheit ſeines Fleiſches hat in Europa die ſtrengſten Verbothe, ihn zu toͤdten, veranlaßt. Um dieſer Unverletzlichkeit willen ſoll er ſeinen Nahmen erhalten haben. Wieer kennt nicht das um ſeines vortrefflichen Fleiſches willen ſo beruͤhmte gemeine oder graue Rebhuhn (T. Perdrix, le Perdrix, Feldhuhn 41), das in den Feldern und den ihnen nahe liegenden Waͤldern des gemaͤßigten Europa und Aſiens ſo haͤu⸗ fig wohnt? Ihm iſt große Hitze fo zuwider als all⸗ zuſtrenge Kaͤlte, die manchem das Leben koſtet. Und doch uͤberwintern in Schweden viele im Schnee und in Hoͤhlen. Wahrſcheinlich hat ihnen da die Natur ein etwas waͤrmeres Kleid gegeben. Sie wandern nie und bleiben da, wo ſie aufwuchſen, immer, wenn nicht die zu ſehr anwachſende Menge Nahrungsman⸗ gel beſorgen laͤßt. N 3 Das 102 Das Rebhuhn. Das Rebhuhn hat ungefaͤhr die Große einer Taube. Sein Gefieder iſt eine ſchoͤne Miſchung von Aſchgrau, Braun und Roth. Unter dem Auge be⸗ findet ſich ein hochrother Fleck, der bey dem Weib⸗ chen blaͤſſer als bey dem Manne iſt, welchem uͤberdieß noch ein kaſtanienbrauner Fleck an der Bruſt und ein ſtumpfer Sporn eigen iſt. Der Schwanz iſt dunkel⸗ roth, der Schnabel nach dem Alter verſchieden. Die Rebhuͤhner find friedliche, geſellige Vögel. Sie leben in großer Menge beyſammen und verdienen den Nahmen Voͤlker, den ſolche Herden fuͤhren. Eine Zeitlang trennt ſie die Sorge fuͤr die Nachkom⸗ menſchaft; dann vereinigen ſie ſich wieder, und thei⸗ len Freude und Leid. Auf Weizen⸗Gerſten-und Erbſenfeldern ſuchen ſie ihre Nahrung am Lieb⸗ ſten, rufen mit anbrechendem Morgen dreymal laut auf, dann faͤllt das ganze Volk auf ein nahgelegnes anderes Feld und bleibt da, wenn es nicht geflört wird, den ganzen Tag uͤber. Sobald der Schnee weg iſt, trifft jedes Maͤnnchen, oft nach blutigen Kaͤm⸗ pfen, ſeine Wahl, und bleibt dann ſeiner Gattinn mit unverletzlicher Treue ergeben. Oft rufen fie ſich Morgens und Abends traulich zu, um ſich nicht von einander zu verlieren. Das Neſt macht ihnen we⸗ nig Das Rebhuhn. 103 nig Muͤhe. Etwas Gras und Stroh, einige Halme und ausgerupfte Federn, in eine Vertiefung, die zu⸗ fällig der Fuß eines Menſchen oder der Huf eines Pferdes getreten hat, das iſt alles. Feldhennen von mehr Erfahrung ſuchen auch wohl hiezu den Schutz eines Buſchwerks. Ueber ihren 16 — 21 ſchmu⸗ Big gruͤnlich weißen, zugeſpitzten Eyern ſitzt das Weibchen emſig. Der Mann haͤlt Wache, begleitet feine Nahrung ſuchende Gattinn, und vergißt feiner Pflicht, auch wenn andere Hennen ihn freundlich locken, nie ſo weit, daß er ihr untreu wuͤrde. Gleich nach dem Aus kriechen laufen die wolligen Jungen, oft noch mit einem Stuͤck von der Schale auf ſich, davon. Jetzt theilt der Mann die Sorgen der Er⸗ ziehung mit der Mutter. Er ſitzt neben ihr auf der zahlreichen Brut, deren Köpfe rings herum mit den blinkenden Augen artig genug unter den Alten her⸗ vorgucken. Sehr weiſe pflanzte der Schoͤpfer dem Manne eben ſo viel Liebe ein, weil ſeine Gehuͤlfinn allein einer ſolchen Anzahl von Jungen unmöglich vorſtehen koͤnnte. In jener lieben Familien⸗Gruppe ſtoͤrt fie der Jaͤger nicht gern, wenn auch nicht aus Schonung, doch um die Jungen groͤßer werden zu laſſen. Stuͤrzt aber doch der Hund in der Hitze dar⸗ auf a - | Das Rebhuhn. auf zu, ſo ſpringt zuerſt der Mann mit einem warnen⸗ den, nur dann ihm eignen, Schrey auf, und macht wohl Miene, ſich gegen ihn zu ſetzen. Ihm gibt die Liebe eine bey Vögeln ſeltene Schlauigkeit ein, die dem Fuchſe Ehre machen wuͤrde. Mit ſchleppendem Fluͤgel ergreift er die Flucht. In der Hoffnung, das hinkende Thier bald einzuhohlen, ſetzt ihm der Jaͤ⸗ ger nach. Gerade ſo geſchwind, um nicht eingehohlt zu werden, und gerade ſo langſam, um dem Jaͤger die Hoffnung zu laſſen, er muͤße es endlich doch einhohlen, flieht das Rebhuhn immer weiter. Bis der Jaͤger ſich betrogen ſieht, hat die gute Mutter bereits in aller Stille ihre Kleinen und ſich in Sicherheit gebracht, und Jaͤger und Hunde koͤnnen nun immer nach Hauſe gehen. Oder die Henne flattert dem Raubvogel und der gierigen Katze immer vor den Augen herum, um ihre Aufmerkſamkeit von den Jungen hinweg ganz auf ſich allein zu ziehen. Artig iſts, mit welcher Stille und Vorſicht der treue Huͤhnerhund zum La⸗ ger der Rebhuͤhner hinſchleicht. Demuͤthig buͤckt fich der Vogel zur Erde, und eben ſo beſcheiden ſteht der Hund da. Es ſcheint, als wollten beyde einander durch verſtellte Hoͤflichkeit hintergehen. Ameiſeneyer, Juſecten und Grasſpitzen find die Nah⸗ Das Rebhuhn. 565 Nahrung der Jungen, Koͤrner und Geſaͤme der Aeltern. Im Winter halten fie ſich an Wachholder⸗ beere. In Abſicht dieſer hat die Natur die für Tau⸗ ſend Vo zel im nahrungsloſen Winter hoͤchſt wohlthaͤ⸗ tige Einrichtung getroffen, daß zu allen Jahrszeiten Stauden mit bluͤhenden, halbreifen und ganz reifen Beeren angetroffen werden, ſo daß ſie alſo nie ganz ausgehen. Die Stimme der Rebhuͤhner iſt ein un⸗ angenehmes Zwitſchern, wodurch ſich ein zerſtreutes Volk bald wieder ſammelt. So zahm ſie find, ſo bruͤ⸗ ten ſie doch in der Gefangenſchaft nie. Man laͤßt ſie daher in der Begattungszeit fortgehen. Dann kom⸗ men ſie mit ihren Bruten zuruͤck. Auch durch Haus⸗ hennen läßt man die geſammelten Eyer ausbruͤten, und dann folgen die Jungen dieſer ihrer Stiefmut⸗ ter, als waͤre ſie eine leibliche, behalten aber Zeit⸗ lebens das Eigne an ſich, daß ſie, ſo oft eine Henne kraͤht, antworten. In China ſind fie völlige Haus⸗ thiere. Mit Anbruch des Tages ruft ihr Hirte mit einem gewiſſen Laut. Sie verſammeln ſich nun um ihn, und folgen ihm wie Schafe aufs Feld. Dieſe Anhaͤnglichkeit an Menſchen bekommen ſie dadurch, daß man fie bald nach dem Aus bruͤten ein Paar Tas ge auf der Bruſt ins Hemd ſteckt, und zuweilen mit ſeinem Speichel naͤhrt. Voͤgel II. Theil. O Eine 106 Das Rothhuhn. Eine zahme Seldhenne dient den Vogelſtellern als Lockvogel. Auf ihre Stimme kommen die Haͤhne ſo begierig herbey, daß ſie ſelbſt auf die Schulter ih⸗ res Wuͤrgers blindlings fliegen. In einer Kuͤhhaut verkleidet, wobey auch die Schelle nicht vergeſſen werden darf, treibt man ſie ins Streichnetz. Wer auch bey der Jagd auf die Erhaltung und Vermehrung dieſer nuͤtzlichen Geſchoͤpfe bedacht iſt, der ſucht bloß die Maͤnnchen aus, deren ein Drittheil mehr gebo⸗ ren wird. Letztere werden 16, die Weibchen aber 20 Jahre alt. Das Wildprett dieſer Vogel iſt vortrefflich und ſaftreich, ohne fett zu ſeyn. Auch die Eyer ſol⸗ len ſehr gut ſchmecken. Die Federn geben mittelmds ßige Betten, und von ihrem medictniſchen Gebrau⸗ che ließen ſich Bogen anfuͤllen. Größer als das gemeine, und im ſuͤdlichen Europa, im Orient und im nördlichen Aftika zu Haufe, iſt das Rothhuhn (T. Rufus, la Bartavelle 42). Ein ro⸗ ther Schnabel und eben ſolche Fuͤße, ein braun und etwas röthlicher Oberleib, eine weiße mit einer fchönen ſchwarzen Binde umgebene Kehle, und ein aſchgrauer Schwanz zeichnen dieſes Rebhuhn, das auch das griechiſche und rothe heißt, aus. Auf den Inſuln des Archipelagus iſt es ein gewoͤhnliches Meyergefluͤgel. Die Die Wachtel. 10 Die Maͤnnchen kaͤmpfen um den Veſitz ihrer Weiber mit einer unbeſchreiblichen Wuth. Die Letztern le⸗ gen 8 — 16 weiße rothpunctirte Eyer. In Cypern ſind die Kaͤmpfe der Maͤnnchen ſehr beliebte Schau⸗ ſpiele. Sie gehen in Gegenwart der Weibchen vor ſich. Dieß reizt ihre Eiferſucht, und entflammt fie zu einer Wuth, die man von ſonſt ſo ſchuͤch⸗ ternen, wehrloſen Geſchoͤpfen nie erwarten ſollte. Ihr Fleiſch iſt vortrefflich. Noch ein merkwuͤrdiges Waldhuhn iſt die vom Cap bis Lappland verbreitete Wachtel (T. Cotur- nix, la Coille 43). Ihr Gefieder hat nicht viel Aus zeichnendes. Graulich gelb gefleckt iſt der ganze Körper, Der Mann hat eine ſchwaͤrzliche, das Weib eine weißliche Kehle. Ueber ihren Augen be⸗ findet ſich ein weißer Strich. Die Fluͤgel ſind kurz, die Bruſtmuskeln deſto ſtaͤrker. Wenn das Rebhuhn faſt alle ehelichen und geſellſchaftlichen Tugenden ei⸗ nes Vogels hatte, ſo iſt die Wachtel von allem das Gegentheil. Ihre Sitten ſind wild, ihr Tem⸗ perament iſt ungeſtuͤmm, und ihre Unruhe im Vogel⸗ bauer ſo heftig, daß ſie ſich, wenn es nicht mit Tuch bedeckt iſt, den Kopf einrennet. Nur ganz junge kann man zaͤhmen. Liebe und Beduͤrfniß vereinigen | O 2 8 die 108 Die Wachtel. die Wachteln auf eine Zeitlang. Der Mann iſt wuͤthend vor Hitze. Aber bald verläßt er fein Weib wieder, ftößt fie auch wohl mit dem Schnabel von ſich, und buͤrdet ihr die Laſt der Erziehung allein auf. Wieſen und Felder, nie aber Bäume, find ihr Aufenthalt, Weizen, Hirſe, gruͤne Pflanzen, Geſaͤme, Inſecten ihre Nahrung. Sie ſaufen we⸗ nig und ſelten. Und doch ſind ſie einer ſonderbaren Krankheit ausgeſetzt, bey der ihnen beſtaͤndig ein Tropfen Waſſer am Schnabel haͤngt. Im May, wenn der Weizen bereits hoch genug iſt, ſie zu verbergen, kommen ſie aus Afrika zu uns, wohin ſie im September ziehen. Wenn dieſer allge⸗ waltige Trieb zur Wanderſchaft erwacht, ſo fuͤhlen ihn auch die Eingeſperrten; ſelbſt die, die von ihrer Jugend an die Suͤßigkeit der Freyheit nie kennen ge⸗ lernt haben. Man bemerkt im April und September an ihnen den Tag uͤber Niedergeſchlagenheit und Traurigkeit, eine Stunde vor Sonnenuntergang aber die heftigſte Unruhe. Naͤchtlicher Weile wandern die Wachteln. Ein Umſtand, der zuverlaͤßiger iſt, als was Plinius erzaͤhlt, ein Schwarm Wachteln habe ſich auf ein Schiff geſetzt und durch ſein Gewicht es verſenkt. Nicht die Kaͤlte ſcheint der Grund ihres Fort⸗ Die Wachtel. 109 Fortziehens zu ſeyn, denn fie konnen auch im rauhe⸗ ſten Norden leben, und haben ſo viel natuͤrliche Hitze, daß man in China ſie in der Hand zu tragen pflegt, um ſich daran zu waͤrmen. Wohl aber die Sorge für ihre Nahrung ndthigt fie, Pilgrimme zu werden. In unermeßlichen Scharen, ſo daß ſie wie eine große Wolke ausſehen, ziehen fie und laſſen ſich da nieder, wo ſie einen vollgedeckten Tiſch zu finden glauben. So hoch ihr Flug iſt, fo kann man fie doch in ſtillen Fruͤhlingsnaͤchten an ihrem Geplapper unter einan⸗ der über ſich wegziehen hören. Ihr Flug iſt um deſto bewunderungswuͤrdiger, da ihre außerordentliche Fettigkeit ſie noch 3 Tage vor der Abreiſe ſo ſchwer macht, daß ſie kaum zwey Ackerbreiten fliegen koͤnnen. Ueberhaupt brauchen ſie außer der Wanderzeit ihre Fluͤgel zur Flucht weit ſeltner, als ihre hurtigen Fuͤße. Bey Neapel ſcheinen ſie auf ihrer Reiſe eine Station zu haben. Um Nettuno fieng man in einer Strecke von 4—5 Ital. Meilen ihrer 100,000, und der Bi⸗ ſchoff von Oſtia hat von ihrem Hin = und Ruͤckſtrich ein Einkommen von 4000 Ducaten; eine Summe, für die er ſich den Titel Wachtelbiſchoff ganz wohl gefal⸗ len laſſen kann. Ehe ſie uͤber das Meer fliegen, warten ſie auf günftigen Wind; ändert er ſich ſchnell O 3 im 110 Die Wachtel. im Zuge, ſo verungluͤcken viele. Ob ſi ch dann dle ganze Wolke aufs Waſſer niederlaſſe, und einen Fluͤ . gel als Segel aufſpanne, iſt ungewiß. Ueberhaupt hat die weite Reiſe ſolcher fonft zum Fluge ungeſchick⸗ 5 ten Vögel auf ſeltſame Grillen gefuͤhrt, und mancher lieh ihnen ſo viel Witz und Klugheit, daß man ſeinen Erzaͤhlungen deutlich anſah, er habe den Wachteln alles gegeben, und fuͤr ſich nichts davon behalten. Der Eine ließ ſie ein Stuͤckchen Holz mitnehmen, um darauf, wie auf einem Floße, ausruhen zu koͤn⸗ neu; ein Anderer gab ihnen 3 Steine in den Schna⸗ bel, damit ſie durch ihr vermehrtes Gewicht dem Winde beſſer widerſtehen Fünnten; wieder Einer bes hauptete, dieſe liſtigen Thiere waͤhlen ſich den Wach⸗ telfüntg, einen Vogel von einer andern Gattung, zum Anführer, weil fie wohl wußten, daß der erſte Ans koͤmmling allemal ein Raub des Habichts würde, Nach ihrer Ankunft bey uns paaren ſie ſich. Ein Mann macht mehreren Weibchen den Hof. Dieſe legen in eine kleine Hoͤhlung auf Halmen und Blaͤtter 10 — 14 gruͤnliche, braungefleckte Eyer, die wie mit Firniß uͤberzogen, und fuͤr ſo kleine Voͤgel ziemlich groß ſind. Die Natur wollte, daß die Jungen ſchon im Ey eine hinlaͤngliche Größe und ein etwas dich⸗ teres Die Wachtel. 111 teres Kleid bekaͤmen, um des Beyſtandes ihrer min⸗ der zaͤrtlichen Eltern früher entbehren, und in 4 Mo⸗ naten die große Reife, von der nur Spaͤtlinge und alle zudicke Fettwaͤnſte ausgeſchloſſen find, antreten zu konnen. Die Fruchtbarkeit der Wachteln iſt ſo groß, daß man von Einem Paare in 4 Jahren 32000 Nachkommen berechnet hat. Tauſenden mag die Seereiſe das Leben koſten. Puͤpuͤ ruft das Weib⸗ chen; kurz und laconiſch, in 3 Schlaͤgen antwortet der Mann. In Thüringen muntern ſich die Land⸗ leute damit zum Fleiße auf, und ſie ſagen, ſie ſinge: Buͤck den Ruͤck! und ein wuͤrdiger Schulmann vers ſicherte feine Schüler, fie rufe: Die cur bie? Die wuͤthenden Kaͤmpfe der Maͤnuchen, wozu man ſie nur mit etwas Hirſe, den man zwiſchen ſie ſtreut, reizen darf, dienen in China zu einem Schau⸗ und Wettſpiel. Bringt man fie nicht auseinander, ſo gehts auf Leben und Tod. Auguſtus ließ einſt feinen Statthalter in Aegypten, Erotes, hinrichten, weil er eine beruͤhmte Kampfwachtel aß. Denn auch die Raſerey herrſchte einmal, daß man einen hohen Werth darauf ſetzte, Vögel, die durch ihre Fer⸗ tigkeiten einen Nahmen erlangt hatten, zu eſſen. Die Athenienſer verurtheilten einen jungen Menſ chen zum 112 Die Taube. zum Tode, weil er die Bosheit hatte, allen Wachteln, die er antraf, die Augen auszuſtechen. Vielleicht rettete dieſe Strenge manchem das Leben, den dieſer kuͤnftige Tyrann kaltbluͤtig getödtet haben wuͤrde. Ihr ſehr gutes und geſundes Fleiſch hat nur ein Vorurtheil verdächtig gemacht. In einer vor ei⸗ nem Spiegel haͤngenden Schlinge faͤngt ſich das ei⸗ ferſuͤchtige Thier ſelbſt. Alles an ihnen, vom Schna⸗ bel bis zur Schwanzſpitze, ſoll fuͤr etwas gut ſeyn. Tab. XIV. — XVII. Die Taube. ee ee, le Pigeon. Die wilde (44) Die Feld⸗(45) Die Kropf⸗ (40) Die Trommel- (47) Die Mon- (48) Die Poſt⸗ (49) Die Moͤvchen⸗ (50) Die Purzel⸗(51) Die Perücken⸗(52) Die Pfau⸗ en⸗(53) Die Ringel-(54) Die Turtel⸗(55) Die Lach⸗(50) Die Pompadour⸗(52) Die Kron (58) Die Guineiſche⸗ (59) Die ſchwarzgehaubte-( es) Die Sper⸗ liugs⸗Taube. (01) | Wenn S Schönheit und Mannigfaltigkeit der Geſtalt und des Gefieders, wenn Anmuth und ſanfte Sit⸗ ten, | * Die Taube. 113 ten, wenn große Ausbreitung und Nutzbarkeit irgend einer Vogelgattung Auſpruͤche auf eine liebreiche Auf⸗ nahme in unſere Haͤuſer gaben; ſo hatten wohl vor⸗ zuͤglich die Tauben das Recht, eine ſolche zu erwar⸗ ten. Ihr leichter Flug machte es freylich weniger wahrſcheinlich, daß ſie freywillig den eingeſchraͤnk⸗ ten haͤuslichen Zuſtand der Freyheit vorziehen wuͤrden. Allein man wußte dadurch, daß man ihnen ihren Aufenthalt durch alle Bequemlichkeiten und reichen Ueberfluß verſuͤßte, und ſo ihre Ketten vergoldete, ſie ſo zu feſſeln, daß ſie nun eben ſo gern bey uns blei⸗ ben, als das Pferd, das ſeine Halfter, und das Huhn, das ſein ſchwerer Flug zuruͤckhaͤlt. Wir wuͤrden uns Vorwuͤrfe von allen Taubenfreunden zuziehen, — und wer liebt dieſe guten Vogel nicht? — wenn wir ihre Geſchichte nicht ſo vollſtaͤndig, als es der Raum unſrer Blätter erlaubt, beſchreiben wollten. Ein hornartiger, gerader, an der Spitze unter⸗ waͤrts gekruͤmmter Schnabel, laͤngliche Nafenlöcher, - die mit einer weichen, aufaetriebnen Haut umgeben ſind, und eine ganze, ungeſpaltne Zunge iſt das all⸗ gemeine Kennzeichen, das allen Tauben eigen iſt, ſo verſchieden ſie ſonſt ſind. Die ganze Gattung be⸗ ſteht aus 72 Arten; zahlloſe Spielarten, die man Voͤgel II. Theil. P nach 114 Die Taube. nach Willkuͤr vermehren kann, ungerechnet. Viel⸗ fältig ſind die Dienfte, die den Tauben ihr Schna⸗ bel thut. Er iſt der Löffel, mit dem fie ihren Unter⸗ halt ſchopfen, die Hand, die ſich das liebende Paar zur Verſichrung des ehelichen Bundes reicht. Mit ihm bauen ſie ihr Neſt, aͤzen ihre Jungen, und putzen ſich, indem ſie die verwirrten Federn in Ordnung le⸗ gen. Mit ihm reinigen ſie ſich von Inſecten, und wehren ſich gegen ihre Feinde. Der runde Kopf iſt bald glatt, bald mit einer Schneppe, bald mit einem Schleyer oder einer Peruͤcke geſchmuͤckt. Die Augen ſind platt und mit einem duͤnnen Haͤutchen verſehen, womit die Tauben, ohne die Augenlieder zuzuſchlie⸗ ßen, das Auge bedecken konnen. Der Hals und die Bruſt haben gemeiniglich koſtbare Farbenſpielungen, wenn das Gepraͤge der Natur noch nicht verwiſcht worden iſt. Die Tauber haben kuͤrzere Haͤlſe und laͤngere Fuͤße, als die Taͤubinnen. Von außeror⸗ dentlicher Beweglichkeit iſt der aufwaͤrtsgehende Buͤrzel. Immer werden die Tauben, wenn ſie ba- den, erſt ihre Federn in Ordnung bringen und dann aus ihrem Oehlmagazin etwas hohlen, um ihr Ge⸗ fieder dadurch gleichſam zuſammen zu leimen, und ihm die noͤthige Schluͤpfrigkeit zu geben. Andere | hal⸗ Die Taube. 115 halten jenes Oehl für eine ſich abſondernde Unreinig⸗ keit, der die Taube bloß darum Luft machen ſoll, um die nachtheiligen Folgen der Verſtopfung dieſer Druͤſe zu vermeiden. Daß ſie hernach den Schnabel ab⸗ wiſche, verſtehe ſich von ſelbſt. Der Schwanz der Tauben beſteht aus 12 Ruderfedern, und ihre Fluͤ⸗ gel ſind ziemlich lang, zumahl bey den wilden Arten, bey denen ſie oft uͤber den Schwanz hinausgehen. Die Füße find bald nackt, bald rauh; gemeiniglich roth, und immer ziemlich kurz. Von den innerli⸗ chen Theilen der Tauben beruͤhren wir bloß die Galle. Allgemein iſt der Irrthum, ſie haben keine. Wahr iſts, eine Gallenblaſe fehlt ihnen; aber dem⸗ ungeachtet ſondert die Leber Galle vom Gebluͤte ab, und immer findet man die Gallengaͤnge angefüllt, Auch koͤnnen ſie ſo gut wie andere Thiere zornig wer⸗ den. Bechſtein erzaͤhlt von einer bruͤtenden Taͤu⸗ binn, die den Tauber, der fie mit Girren unterhal⸗ ten wollte, ſehr oft mit ihren Fluͤgeln im Schlage herumpruͤgelte. Vergaß der unter dem Pantoffel ſtehende Gatte ſeiner Pruͤgel wieder, ſo war er ſicher, eine neue Tracht zu erhalten. Um in der Hoffnung, eine zahlreiche Nachkom⸗ menſchaft in ſeinem Taubenſchlage zu ſehen „nicht Pa ges 4 115 Die Taube. getäufcht zu werden, was dann immer geſchehen wird, wenn man ein Paar von gleichem Geſchlechte zuſam⸗ menſperrt, muß man, außer dem ſchon angefuͤhrten Geſchlechtsunterſchiede, auf das dem Tauber eigne Trommeln merken. Auch wird dieſer, wenn man ihn auf der Hand haͤlt, und mit angedruͤckten Fluͤgeln ſanft aufs und niederſchwingt, den Schwanz immer N nach unten ſenken, da hingegen bey eben dieſem Ver⸗ ſuche die Taͤubinn ihn aufwärts hält. Ueberdas muß der Taubenfreund, um eine gute Zucht zu be⸗ kommen, keine zu alte und noch weniger ſolche, die in der Naͤhe geflogen ſind, kaufen. Jene taugen wenig oder nichts; und dieſe fliegen ihm mit erſter Gelegenheit davon. Ob ſie gleich laͤnger brutfaͤhig ſind, ſo dienen ſie doch nur 4 Jahre zu ſchoͤnen Zuchttauben. Man merkt ſich ihr Alter damit, daß man alle Jahre eine ihrer Klauen verkuͤrzt. Sobalds an die vierte geht, ſo haben ſie im naͤchſten Jahre ausgedient. Gleichviele von jedem Geſchlechte müß ſen immer im Schlage ſeyn. Was diejenigen Tauben betrifft, die in voller Freyheit leben, fo pflegen fie ihr Neſt aus Birken⸗ und andern ſchlanken Reifern, Federn u. d. kreisfbrmig zu bauen, ohne etwas Weiches hineinzulegen. Sorg⸗ flaͤltig Die Taube, 117 faltig wird von den Reiſern und Federn im Hintra⸗ gen zum Neſte der Staub abgeſchuͤttelt, ja ſie unter⸗ ſuchen wohl auch, ob ſie zu der bogenfoͤrmigen Kruͤm⸗ mung des Neſtes elaſtiſch genug ſind. Nur Ein Mal benuͤtzen ſie es, und bauen immer wieder aufs Neue. Meiſtens gegen Morgen, und oft unter manchem Seufzer, legt die Taͤubinn zuerſt ein ſtumpfrundes Ey, das einen Tauber, und nach einer Ruhezeit von 3 Tagen, abermal Morgens, ein kleineres etwas ſpitzigeres, das eine Taͤtbinn enthält. Was fie zu andern Tagszeiten legt, taugt gemeiniglich eben ſo wenig, als ein Ey, das am 8 Tage noch durchſichtig iſt. Mehr nicht als zwey Junge legte ihr die weiſe, muͤtterliche Natur fuͤr Eine Brut auf. Die große Gefraͤßigkeit und ſchnelle Verdauung der Jungen wuͤrde die Eltern, wenn ſie mehrere erziehen ſollten, ganz entkraͤften und aufreiben. Durch wieder hohlte Bruten erſetzte ſie reichlich, was auf einer Seite zu mangeln ſcheint. Wer kann Weisheit und Guͤte hierin verkennen? Blind, mit ungeſtalten Koͤpfen und ungeheuren Gedaͤrmen, kommen die Jungen, in gelbe, naſſe Milchfedern gehuͤllt, am 18 oder 19 Bruͤttage aus dem Ey. Am erſten Tage werden ſie von ihren El⸗ P 3 tern 118 Die Taube. : tern bloß abgetrocknet, und muͤſſen faſten. Den an⸗ dern Tag blaſen ſie ihnen den Kropf auf, und ſchuͤt⸗ N ten inen den aus Körnern in ihrem Kropfe bereite⸗ ten Milchfaft fo ein, daß fie den Schnabel ihrer Klei⸗ nen zwiſchen den ihrigen faſſen. Noch koͤnnen die Jungen keine ſtaͤrkere Speiſe ertragen, auch ſind ſie ſo empfindlich, daß heftiges Geraͤuſche und ſtarke Donnerſchlaͤge ihnen toͤdtlich werden konnen. Willig und friedlich theilen die Eltern die Beſchwerden der Aezung. Am neunten Taße ſtellt ſich das Geſicht ein; die größern Kiele der Schwung- und Ruderfe⸗ dern erſcheinen; das Unformliche, Haͤßliche vers ſchwindet allmaͤhlich; Kopf und Schnabel werden verhaͤltnißmaͤßiger; die Kleinen erheben ſich aus der Tiefe des Neſtes auf den hoͤhern Theil desſelben. Schon treffen die Eltern wieder Anſtalten zu einer neuen Hecke, ohne jedoch der Pflege und Wartung, die ſie ihren aͤltern Kindern ſchuldig ſind, daruͤber zu vergeſſen. Mit z — 6 Wochen find dieſe ausgewach⸗ ſen, nur verraͤth noch die pipende Stimme ihre zarte Jugend. In dem fuͤnften Monate findet ſich alles ein, um ſelbſt Ehebündniſſe zu ſchließen. Eine ſo ſchnelle Reife laͤßt ein kurzes Leben vermuthen. In⸗ deſſen bringen fie es doch auf 10 — 12 Jahre, und auch unter ihnen gibt es zuweilen Greiſe. Die Die Taube. 119 Die Tauben ſind ſanfte, geſellige Thiere, die gern und friedlich untereinander leben. Mit Anbruch des Tages ſtuͤrzt die ganze Geſellſchaft aus ihrem Haufe heraus. Sie leben fo gern in größerer Anzahl untereinander, daß ganz wenige Paare zumal ein et⸗ was großes Taubenhaus wohl gar aus Langeweile verlaſſen. Man hat eine Menge zum Theil laͤcher⸗ licher Mittel, ſie an ihren Aufenthalt zu feſſeln, er⸗ funden; worunter man beſonders das Beſtreichen der Fluͤgel mit Anisoͤhl rechnet. Das Sicherſte iſt immer, daß man ihnen durch reichliches Futter und Sicherheit vor ihren Feinden das Leben recht angenehm mache — und eine redliche Nachbarſchaft habe. Wenn die Tauben gemeinſchaftlich freſſen, ſo ſieht man keine Spur von Neid und Zaͤnkerey. Liebreich nehmen ſie verirrte oder verſtoßene Fremdlinge bey ſich auf, und theilen mit ihnen Brod und Wohnung. Selbſt Haͤhner und Sperlinge duͤrfen ungeſtraft zu ihrer offenen Tafel kommen. Nur dann, wenn man ihnen in ihrem Bruͤtungsgeſchaͤfte Hinderniſſe in den Weg legt, gibt ihnen die Wichtigkeit ihres Berufes Muth und Eifer, mit Schnabelhieben und Fluͤgel⸗ ſchlaͤgen die ihnen ſo theuren Eyer zu beſchuͤtzen. An ihrer ſonſtigen Sanftmuth mag immer Feigherzigkeit 7 eint⸗ 126 Die Taube, einiger Maßen ſchuld ſeyn. Stets ſchwebt den zahmen Tauben der Raubvogel vor den Augen, daher ſie ſich nicht gern auf einen Baum ſetzen, und aus keiner truͤben Pfuͤtze leicht trinken werden, um, ſo ſagt man wenigſtens, im Spiegel des klaren Waſ⸗ fers, den uͤber ihrem Haupte ſchwebenden Mörder ſo⸗ gleich wahrzunehmen. Naͤchtlicher Weile ſollen fie Schildwachen ausſtellen. Ihr Wohnhaus iſt ihnen ſo theuer, daß ſie aus einer Entfernung von mehre⸗ ren Meilen dahin zuruͤckkehren, ja, weun Flammen es ergreifen, ſich in dieſelben ſtuͤrzen, um ihre geliebte Huͤtte nicht zu uͤberleben. Nur heftiger Geſtank in dieſer, oder eine Liebſchaft in der Ferne, und ihre na⸗ tuͤrlichen Feinde, der Marder, das Iltiß, die Katze, können fie daraus vertreiben. In dieſem Falle wird alles im Stiche gelaſſen, und ſelbſt auf einem Dache lieber uͤbernachtet. Doch erwacht die Liebe zur alten Herberge bald wieder; ſie legen ſich auf Kundſchaft in der Nähe, und ziehen, ſobald fie ſich ſicher glau⸗ ben, mit Sack und Pack aufs Neue ein. Einige, etwas Mißtrauiſchere, bleiben aber doch fuͤr immer weg, und ſuchen ihr Gluͤck wo anders. So ſchmerz⸗ haft es ihnen ſeyn mag, wenn ſie einmal uͤbers andre um ihre Jungen kommen, ſo vergeſſen ſie es doch bald und Die Taube, 121 und bruͤten da immer fort, wo ein anderer Vogel gewiß in ſeinem Leben kein Neſt mehr bauen würde, Ihre geruͤhmte Keuſchheit iſt nicht weit her. Die in der Freyheit bleiben ſich zwar treu; wenn man aber eine zahme Taͤubinn mit einem fremden Tauber, und neben ihr ihren Gatten, einſperrt, fo wird jene in ſeiner Gegenwart die Treue brechen, wozu freylich der arme Gefangne gar ſaure Geſichter macht. Ja ihre Enthaltſamkeit iſt ſo groß, daß lauter Taͤubin⸗ nen untereinander ſich widernatuͤrlich paaren. Da man nun in Aegypten eine ſchwarze Taube zum Sinublld einer Wittwe wählte, die eine freudenloſe Einſamkeit der zweyten Heurath vorzog, ſo muͤſſen dort die Taͤubinnen eingezogner gelebt haben. De⸗ ſto mehr muͤſſen wir der Reinlichkeit der Tauben Gerechtigkeit widerfahren laſſen. Sie putzen ſich be⸗ ftändig, baden fleißig, und pflegen im Neſte, ruͤck⸗ waͤrts wie ein Krebs, gegen den Rand desſelben zu kriechen, damit ihr Unraih hinaus auf den Boden falle. Der Geſtank von Miſt, Aas, faulen Eyern, beſonders aber vom Teufelsdreck iſt ihnen in den Tod zuwider. Schon mancher muthwillige Junge und Taubendieb fieng daher eine Taube „deren Beſitzer er einen Streich ſpielen wollte, und ſchickte ſie mit Voͤgel II. Theil. rg jenem ® 122 Die Taube. jenem Harz beſtrichen zuruͤck, worauf die ganze Ges ſellſchaft aus wanderte. So wenig man die Klugheit der Tauben ruͤhmen kann, ſo hat man doch ſchon abgerichtete. einen Spielwagen ziehen, ja aus den Ohren eines beruͤchtigten Propheten freſſen ſehen. Muſtermaͤßig iſt ihre eheliche Zaͤrtlichkeit. Nie wer⸗ den fie einander uͤberdruͤßig; nie ſtoͤrt uͤble Laune die ſuͤße Harmonie. Liebe und Sorge fuͤr die Nachkom⸗ menſchaft beſchaͤftigen ſie beſtaͤndig, und alle Laſten des Hausſtandes werden gemeinſchaftlich getragen. Kein Thier thut feine Liebeserklaͤrungen mit mehr Umſtaͤnden. Mit blitzendem Auge und unter aller⸗ ley Beugungen naht ſich der Tauber ſeiner Gattinn. Er macht Kreiſe um ſie, die immer enger werden. Dann ſchnaͤbeln ſie ſich, und theilen eius dem andern von den Koͤrnern mit, die fie in ihrem Kropfe haben. Der Mann lauft oft zum Waſſer, um die trocknen Körner in feinem Kropfe deſto eher zum Heraufſtei⸗ gen zu bringen. Schleicht zuweilen ein Mißverſtand in den Taubenehen ein, ſo tauſchen, wie man ſicher bemerkt hat, die Maͤnner ihre Weiber untereinander, und der Friede iſt wieder hergeſtellt. Trennt aber der Tod das eheliche Band, ſo betrauert eins das an⸗ dere einige Tage, und geht dann in der Taubenre⸗ publik * Die Taube, 123 publik wieder aufs Freyen aus. Ihre Fruchtbar⸗ keit iſt ſehr groß. Die liebſte Nahrung der Tauben beſteht in Weizen, Hirſe, Erbſen, Wicken. Doch verſchmaͤ⸗ hen fie Linſen, Gerſte, Bohnen, Eicheln, Hafer und Rocken auch nicht. Letzterer, ohne Abwechslung, ſoll ihnen ſchaͤdlich ſeyn. Was nach Salz und Sul peter ſchmeckt, iſt ihnen ſehr angenehm, daher ſie oft an alten Waͤnden picken. Reines Waſſer iſt ihr Trank; zuweilen, vielleicht als Arzney, Miſtjauche. In der Beſtellungszeit der Felder, in der Naͤhe von großen Fruchtmaͤrkten und Meyerhdfen, dürfen fie wenig gefuͤttert werden. Sie verſorgen ſich dann ſelbſt. Verſchieden find: Wohnhaͤuſer der Tauben. Man hat Taudenſchlaͤge, die in eignen mit Brettern verſchlagnen Behaͤllniſſen im Haufe ſelbſt beſtehen; oder Koͤten, die man außen an die Haͤuſer hängen kann, oder auch mitten im Hofraume zuweilen auf einer Säule ruhende Taubenhaͤuſer. Man wähle von dieſen, was nach den Umſtaͤnden einem am Be⸗ ſten daͤucht, nur gilt allgemein, daß der Stall im⸗ mer etwas dunkel, warm und vor Taubenfeinden wohlverwahrt ſeyn muß. Freye Ausſicht gegen Morgen, um die erſten Strahlen der Sonne zu ge⸗ j Q2 nie⸗ 124 Die Taube, nießen, und Ruhe und Stille iſt ihnen immer werth. In der Hoͤhe, wo reinere Luft iſt, gerathen ſie beſſer, als in der Tiefe. Graf Buͤffon konnte in feinem am hoͤchſten llegenden Taubenſchlage immer 400 junge Paar ausnehmen laſſen, wenn er aus ſeinen niedriger liegenden Schlaͤgen nur 130 erhielt. Man erſtaune nicht uͤber die Menge, die man bey keinem Taubenhaͤndler ſuchen wuͤrde! Es war ein Vorrecht des franzoͤſiſchen Adels, Taubenhaͤuſer zu halten. Schoͤnere und praͤchtigere Taubenſchlaͤge gibt es wohl nirgends, als in Perſien. Um Is pahan allein zahlt man ihrer über 3000. Man liebt dort fie darum ſehr, weil ihr Miſt die Melonen-Felder trefflich bvuͤngt. In griwr Menge ſchwaͤrmen die wilden Tauben herum, die von verraͤtheriſchen zahmen in die Schlaͤge gelockt werden. Die armen, wehrloſen Tauben haben außer⸗ ordentlich viele Feinde. Der blutgierige Marder mordet im Schlage, ſo lange etwas Lebendiges darin iſt, und beißt allen die Koͤpfe ab; die etwas beſcheid⸗ nere Katze begnuͤgt ſich, einige rein aufzufreſſen. Wieſel, Ratten, Maͤuſe, Schlangen ſaufen die Eyer aus, oder beiſſen auch die Jungen todt. Der Adler, der Geyer, der Falke, der Habicht ſtuͤrzt aus der Hoͤhe Die Taube. 125 Höhe pldtzlich auf die Taube herab und ſchleppt fie in ſeinen Horſt. Denn noch immer fehlt es der in⸗ nigen Freundſchaft des Ruͤttelgeyers gegen ſie, der ſich ſogar zu ihrem Beſchuͤtzer aufwerfen ſoll, an hin⸗ laͤnglichen Beweiſen. Auch die menſchenſcheue Eule ſtellt ihr nach, und Warzen und Flöhe plagen fie, trotz ihres Badens und Waͤlzens im Staube, entſetz⸗ lich. Von Krankheiten ſind die Tauben auch nicht frey. Außer dem kraͤnkelnden Zuſtande, in dem ſie, waͤhrend der Mauſerzeit gegen den Herbſt zu, ſich befinden, verſtopft ſich oft, zumal bey großer Hitze und Waſſermangel, die Buͤrzeldruͤſe. Sie zehren dann ab, und muͤßen, wenn ihnen nicht durch ihren eig⸗ nen Schnabel oder durch andre Huͤlfe geſchafft wird, elend verſchmachten. Oft macht ſie ihr dickes, ſchwarzes Gebluͤt, ohne ein eigentliches koͤrperliches Leiden, hypochondriſch. Traurig und in ſich gekehrt ſitzen fie da, legen den Kopf auf den Nuͤcken, und werden nicht eher wieder heiter, bis eine junge Gat⸗ tinn die Grillen verſcheucht. Auch werden die Alten mit der Kraͤtze, die Jungen mit den Pocken oder ge⸗ wiſſen eiternden Blattern oft behaftet. Das Erſtere iſt die Folge von unreinem Waſſer, das Andre von großer Sommerhitze. Q 3 Eine 126 Die wilde Taube. Eine ſehr alte Sache iſt die Taubenliebhaberey. Schon Plinius eifert gegen die Taubenwuth, die ſo weit gieng, daß man zu Pompejus Zeiten 30 Fl. für ein vorzuͤgliches Paar bezahlte. In neuern Zeiten wurden ſeltene Tauben noch ungleich theurer ges kauft. Will der Taubenfreund von einem beſon⸗ ders fchönen Paare viele Junge bekommen, fd - darf er nur der Taͤubinn ihre Eyer gleich nach dem Legen nehmen, und ſie einer ſchlechtern zum Aus⸗ bruͤten geben. Dadurch legt die ſchoͤne Taube weit dfter, als es geſchehen würde, wenn fie ihre Zeit mit Bruͤten zugebracht haͤtte. Wenn wir jetzt einige vorzuͤglich merkwuͤrdige Taubenarten näher beſchreiben, fo find unfre Leſer felbft fo billig, nicht alle, ja nicht einmal alle Nah⸗ men derſelben hier zu erwarten. Wir haben 340 verſchiedne Taubennahmen gezaͤhlt, deren Aufzeich⸗ nung ſchon allein eine, wahrſcheinlich ſehr ungenieß⸗ bare, Lieferung unſrer Wochenblaͤtter ausmachen wuͤrde. Zuerſt beſchaͤftigen wir uns mit der gemei⸗ nen Taube, die ſchon fuͤr ſich eine große Familie in der Taubengattung ausmacht. Als Stammmutter aller gemeinen Tauben kann man die wilde Taube (C. Oenas fera, li- via, Die wilde Taube, 127 via, le Biſet 44) anſehen. Sie ift fo groß, wie die Feldtaube, und wohnt in den Wald- und Felſenge⸗ genden von Europa und Aſien. Doch vertauſcht fie zuweilen die Einſamkeit der Waͤlder mit dem lebhaf⸗ ten Gewuͤhl der Taubenhaͤuſer, kommt mit Haus⸗ tauben zuruck, lebt den Winter. über mit ihnen fried⸗ lich und paart ſich wohl mit ihnen. Auf dem Felde hält fie ſich gern zu den Raben. Ihr Inſtinct ſcheint ihr zu ſagen, daß der Raubvogel, um der ſchwarzen Geſellſchaft willen, fie dann verſchone. Auch verraͤth das eine Art von Witz, daß ſie, wenn der Habicht auf ſie ſtoßt, ſich bald rechts, bald links, bald in die Höhe, bald in die Tiefe, ſchwingt, um ihn zu ermuͤden und zu verwirren. Eben darum wird auch der Habicht unter einem Fluge von wilden und zahmen Tauben immer erſt auf die Letztern Jagd machen, die ihr Hans ſtand ſchon etwas ge⸗ laͤhmt bat. Dunkel aſchgrau, ins blauliche ſpielend iſt der Leib der wilden Taube; der Ruͤcken hat einen braͤunlichen Anſtrich; Hals und Bruſt haben den Schimmer von Gruͤn, Purpur und Kupferroth, der dem Taubenhalſe eigen, allein bey vielen Spielarten ganz erloſchen iſt. Auf den Fluͤgeln ſind zwey Bin⸗ den von ſchwarzer Farbe, die Fuͤße aber und der Schna⸗ 128 Die Feldtaube. Schnabel roth. Merkwuͤrdig iſt es, daß bey den wilden Tauben der Unterſchied zwiſchen Maͤnn⸗ chen und Weibchen auffallender iſt, als bey den Zahmen. Dieſe beduͤrfen, da ihre Stimme, Sit⸗ ten u. d. fie kennrlich genug machen, indem fie im⸗ mer unter unſern Augen ſind, keines aͤußerlichen Un⸗ terſcheidungszeichens; jene hingegen fuͤhrt oft nur ein ſchneller Augenblick dem Jaͤger vors Geſicht, der nun die bruͤtende Mutter ſchonen kann. In hohle Bäume, Felſenldcher und Thuͤrme machen die wilden Tauben ihr Neſt. Zweymal im Jahre le⸗ gen ſie 2 auch 3 Eyer, doch kommen immer nur zwey Junge auf, deren Fleiſch von auserleſenem Geſchmacke iſt. Vergleicht man dieſe Fruchtbar⸗ keit mit der unſrer Haustauben, ſo erſtaunt man uͤber die Veraͤnderungen, die der Menſch in der Natur und ihren Geſetzen hervorzubringen wußte. Wahrſcheinlich bringen die wilden Tauben den Winter in Afrika zu, von woher fie im Fruͤhjahre wieder zu uns kommen. Aid Faſt fo wie die wilde Taube, nur etwas ſchlan⸗ ker und ſanfter, ſieht die Feldtaube (C. Oenas vi- nago, le Pigeon de nos Colombiers, Haustaube, Holztaube, Feldfluͤchter 48) aus. Sie iſt zwar eine Die Kropftaube. 129 eine zahme Hauetaube, liebt aber doch die Frey⸗ heit fo ſehr, daß ſie oft entwiſcht, und Baumhöhlen und Felfenlöcher zum Aufenthalt wählt, Elne blau⸗ graue Farbe, ſchoͤne Spielungen am Halſe und zwey ‚Bänder auf den Flügeln machen fie der vorigen ziemlich aͤhnlich. Da fie in einem Jahre wohl zwoͤlf⸗ mal bruͤtet, jo kann man daraus ihre ſtarke Vermeh⸗ rung in einigen Jahren abnehmen. In vier Jahren kann Ein Paar 14762 Kinder und Enkel haben. Dieſer Fleiß macht ſie dem Landmanne ſehr werth. Sie ſcheint ihn wenig zu koſten, weil ſie ſich ihr Futter auf dem Felde ſeloſt hohlt, was denn doch mit auf ſeine Rechnung geht. Ihr ſchneller Flug macht, daß der auf ſie ſtoßende Raubvogel oft mit leeren Klauen abziehen muß. Bon dieſen wilden Tauben und Feldfluͤch⸗ tern nun werden eine Menge Abarten hergeleitet; ob aber nicht doch manche darunter eine für fich bes ſtehende Art ſey, wollen wir nicht eutſcheiden. Eine aͤußerſt ſeltſame Geſtalt hat die Kropf⸗ taube (C. Gutturoſa, le Pigeon d groſſe gorge 46), die man von allen Farben findet. Zwar konnen alle Tauben ihre Kroͤpfe aufblaſen, aber keine in dem hohen Grade, wie ſie. Da der Kropf nun dadurch Voͤgel II. Theil. R faſt ey 130 Die Trommel und Montaube. faſt ſo dick, wie der uͤbrige Koͤrper wird, ſo iſt ſie gendthigt, den Kopf zurückzubiegen und kann ſich kaum ſtehend erhalten. Aber eben darum kaun fie nicht gut um fich ſehen, und geraͤth einem ihrer Feinde leicht in die Klauen. Man haͤlt ſie mehr der Seltſamkeit als des Nutzens wegen. 573 Mit ſtark befiederten Füßen verſehen iſt die Trommeltaube (C. Daſy pus, le Pigeon tamboun 47). Sie druͤckt ihre Leidenſchaften, beſonders Lie be und Zorn, durch eine Art von Trommeln aus, und begrüßt mit ihrer Baßſtimme die aufgehende Sonne. Auf ihrem Kopfe ſitzt eine Muſchelhaube und an der Schnabelwurzel beugt ſich eine Art Schneppe vor⸗ waͤrts. Mit ihr viel Aehnliches hat die Montaube (C. Criſtata, le Pigeoiı patu, hupꝰ 48), die ihren Nahmen daher haben ſoll, weil fie alle Monate bruͤ⸗ tet. Sie hat eine Haube und Federfuͤße. Zur Zucht iſt ſie vortrefflich, doch ſollen zu viele Paare in Einem Stalle leicht Händel anfangen. Zwey Tage nach der Begattung, wenn es im Sommer iſt, legt die Taͤubinn ihr erſtes Ey, und haͤlt es, bis das andere nachkommt, warm, ohne es zu bebruͤten. Sie ſitzt 17, 18 Tage, im Winter aber etwas laͤnger. Ihre Eyer liebt ſie ſo, daß auch Martern ſie nicht davon E 73% | . treno Tab. 1 = + S — Die Poſttaube. 131 trennen. Man ſah eine, deren Zehen, weil ihr Neſt an der Oeffnung des Taubenſchlages war, vollig erfroren, und die doch ihre Eyer nicht verließ. In der Nähe der guten Mutter fitzt der Tauber und gurrt ihr eins vor. Wenn Hunger oder Durſt ſich bey ihr melden, ſo ermuntert ſie ihn durch liebreiches Girren ihre Stelle einzunehmen, was er gewoͤhnlich zwey⸗ mal des Tages zwey Stunden lang thut, klagt auch wohl bitter, wenn er zu traͤge ſeyn will, und treibt ihn gar mit Puͤffen zu ſeiner Schuldigkeit an. N Beruͤhmt durch ihre Geſchicklichkeit im Beſtellen der Briefe iſt die Poſttaube (C. Tabellaria, le Pigeon meſſiger, Brie tuͤrkiſche Taube 40). Doch duͤrfen unſre Leſer nicht glauben, daß dieß beſonders abgerichtete Tauben, oder daß ſonſt keine andere zu dieſem Geſchaͤfte tuͤchtig ſeyen. Die ganze Sache gruͤndet ſich auf die Vorltebe der Tauben fuͤr ihre Haͤuſer und Familien. Man nimmt ſie aus ihrem Kobel mit ſich in die Ferne, fuͤttert ſie gut, und taucht ihre Fuͤße in Eſſig; jenes, damit der Hun⸗ ger, dieſes, damit die Luſt zum Baden ſie nicht an⸗ wandle, und bindet ihnen das Billet, das man an den Ort ihres gewöhnlichen Aufenthalts beſtellt ha⸗ ben will, unter die Fluͤgel. Wenn ſie nun unter⸗ R 2 wegs 0 9 1 | 132 Das Moͤdchen. | wegs nicht von Straſſenraͤubern „deren es auch sie der Luft gibt, angefallen wird, fo beſtellt fie das Billet richtig — in ihr Neſt, wo es der andre abge⸗ redeter Maßen hohlt. Will man daher von etwas, z. B. von der Ankunft eines Schlifer, ſchnell Nachricht haben, ſo ſendet man die Taube durch einen Bothen mit der Anfrage an die Behoͤrde. Mit der Antwort macht nun die Taube den Weg in einem Tage zu⸗ ruͤck, wozu der Bothe 6 Tage gebraucht haben wuͤrde. Um Aleppo und uͤberhaupt im Orient iſt dieſes ge⸗ braͤuchlich. Nicht ohne den beſten Erfolg haben ſich Hirtius und Brutus, ſo wie auch die Leidner und die Harlemer, der Poſttauben bey Belagerungen bedient. Auch mit Schwalben und Kraͤhen iſt ſchon das Naͤhmliche gelungen. Jetzt haben wir Fern⸗ ſchreiber oder Telegraphen, die noch geſchwinder ſind, und denen der Habicht nichts anhaben kann. Die Poſttaube iſt gehaͤubt, hat an der Schnabel⸗ wurzel eine ſehr höckerige Naſenhaut, die wie gepu⸗ dert iſt, und rothe, warzige Stellen um das Auge, faſt wie die tuͤrkiſchen Enten. Ihr Geſieder iſt dun⸗ kel, ihre Größe anſehnlicher, als der vorigen, und ihr Vaterland Arabien, Perſien, die Tuͤrkey. Sie entfernt ſich von ihrem Stalle hoͤchſt ungern, und wird, Die Purzel⸗Peruͤcken⸗Pfauentaube. 133 wird, da ſie im Locken ſehr geſchickt iſt, gern als Gelegenheitsmacherinn gebraucht. Ein liedes niedliches Geſchoͤpf iſt das Moͤv⸗ chen (C. Turbita, le Pigeon cravate 50). Außer dem kleinen Wuchs zeichnen es die krauſen Federn an der Bruſt aus, die ihm ein allerliebſtes Anſehen geben. Auf ſeinen Fluͤgeln trifft man mehrmals eis nen rothen, oder blauen Schild an. Nicht gern ver⸗ miſcht es ſich mit andern. Gleichfalls klein und glatt am Kopfe iſt die Purzeltaube (C. Gyratrix, le Pigeon culbutant, der Tuͤmmler 31). Ihre Au⸗ gen umgibt ein roͤther nackter Ring. Sie fliegt ſehr hoch und ſtuͤrzt unter lauter Purzelbaͤumen herab. Der geuͤbteſte Raubvogel wird an ihr zu Schanden, Indem er ſchnappen will, macht ſie einen Purzler, der ſie rettet. Groͤßer und von gravitaͤtiſchem An⸗ ſehen iſt die Peruͤckentaube (C. Cucculata, le Pi- geon nonain, Schleyer⸗Nonnen⸗Jacobinertaube 32), Ihr Gefieder lauft von der Muſchelhaube, wie ein ſte⸗ hender Halskragen oder Schleyer, nach der Bruſt zu. Dieſe Federn ſtehen verkehrt. Ganz ſonderbar ſieht die Pfauentaube (C. Laticauda, le Pigeon paon 33) mit ihrem faͤcherfoͤrmigen Schwanze aus, den ſie, wenn ſie verliebt iſt, unter manchen poßierlichen Gebehrden, R 3 wie 134 Die Ninaeltaube, wie mehrere ſogenannte Zittertauben zu e a pflegen, entfaltet. Eine eigne fuͤr ſich beſtehende Art, nicht eptel art der Haustaube, wie alle bisherigen, iſt die Ain⸗ geltaube (C. Palumbus, le Pigeon ramier, Holz⸗ Schlag- Ploch-Kohltaube 34), die ſich mit jenen freywillig nicht vermiiſcht. Sie liebt volle Frey⸗ heit, und lebt von Fichten-Tannen⸗ und Kiefern ſamen, Getreide, Beeren, Bohnen, Eicheln und kleinen Schnecken. Nach Gaudelouppe haben die reifen Körner des Campechebaumes eine ungeheure Menge Ringeltauben gelockt, deren Fleiſch von dieſer Speiſe ſehr fett und gewuͤrzhaft wird. Wenn fie fart find, fo kaun man unter die dichten Haufen ſo oft ſchießen, als man will. Sie huͤpfen bloß von Zweig zu Zweig, und ſchreyen bey dem Falle eines ihrer Bruͤder laut auf. Unter den einheimiſchen Tauben iſt die Ziingeltaube die größte, und hat einen etwas wilden Blick. Ein weißer, an der Kehle offner Halbmond um den Hals, den gold— gruͤne Federn umgeben, ein blaues, mit Aſchgrau gemiſchtes Gefieder, eine zumal bey dem Tauber hochrothe Bruſt, ein ſchmutzig weißer Unterleib, Fluͤgel und Schwanz mit weißen, blaulichen und ſchwar⸗ Die Turteltaube. 135 ſchwarzen Federn, ein braͤunlicher Schnabel, mit roͤthlichen weißen Hoͤckern, und ſchmutzig rothe, faſt ganz befiederte Fuͤße, find ihr eigen. Sie kommt im Früͤhjahre zu uns und eilt im Herbſte waͤrmern Ge⸗ genden zu. In ſehr warmen Laͤndern iſt fie ein Standvogel. Zweymal im Jahre baut ſie auf die hoͤchſten Baume, am Liebſten auf Nadelholz, ein kunſtloſes Neſt, deſſen Flache dazu ſehr bequem iſt, damit die unerſaͤitlichen Jungen den Unrath leichter hinaus werfen konnen. Ste legt 2 auch 3 Eyer. An heitern Tagen girrt ſie ſehr ſtark, ſchweigt aber an trüben, Junge gemaͤſtete ſchmecken vortrefflich. Aber eben der Umſtand macht dieſe ohnehin nicht fruchtbare Art immer ſeltner. Sehr beliebt, und um ein merkliches kleiner, iſt die Turteltaube (C. Turtur, la Tourterelle, We⸗ getaube 85). Ihre Scheitel und ein Theil des Ober⸗ halſes iſt blaulich, nach unten zu dunkler und ſchmu⸗ tziger. An den Seiten des Halſes iſt ein ſchwarzer Fleck mit weißen Strichen. Die Bruſt iſt fleiſch⸗ roth; die ſchwaͤrzlichen Deckfedern find bey dem Tau⸗ ber roth⸗ bey der Taͤubinn roſtbraun eingefaßt. Die obern Schwungfedern ſind blaulich, die laͤngern ſo wie der Schwanz ſchwarz; letzterer weiß eingefaßt. Ueberall 136 Die Turteltaube. ueberall wohnt dieſes freundliche Thier und lebt von Fichtenſamen, Getreide und Geſaͤme. Auf den Suͤdſee⸗Juſuln fand man fie fo zahm, daß fie ſich Ä auf Menſchen, als auf Baumzweige ſetzten, und mit einem Stode in Einem Nachmittage wohl 6 Ds tzend erlegen konnte. In Deutſchland hat man ſie und die Lachtäube, die oft faͤlſchlich hren Nahmen fuͤhrt, gern als Stubenvogel, und bekommt von bey⸗ den eine Baſtardart. Sie iſt aͤußerſt zahm, umgaͤng⸗ lich und verliebt. Noch mehr Grimacen als der ges meine macht dieſer Tauber, buͤckt ſich unter hetz⸗ brechenden Seufzern wohl 18 — 20 Male vor ſeiner Taͤubinn und berührt dabey mit feinem Schnabel die Erde oder den Baumzweig. Erſt thut fie ſproͤde. Aber bald verrathen einige ſaufte Töne, was in ihr vorgeht. Hat ſie einmal eingewilligt, ſo ſcheint ſie nun durch zuvorkommende Liebe ihren Gatten fir ihre vorige Kälte entſchaͤdigen zu wollen, bis die Sorge für ihre Familie fie zu wichtigern Beſchaͤſtik gungen abruft. Ihre Keuſchheit iſt erdichtet, und ihre Treue verdaͤchtig, da ihr jeder Tauber willkom⸗ men iſt. Ihre Rückkehr zu uns iſt ein ſichres Zei⸗ chen, daß der Winter ganz zu Ende iſt. Sie ſucht kuͤhle, dicke Waͤlder und macht auf niedrige Baͤume und Die Lachtaube. 137 und Geftränche ein Neſt von Reiſig, das der Wind gar oft zerſtoͤrt. In den § Monaten, die ſie bey uns ſind, paaren ſie ſich, niſten, bruͤten und erziehen ihre Jungen fo weit, daß fie ſchon im Auguſt die große Reiſe mit ihnen antreten konnen. l Eher kleiner als ſie, iſt die aus Indien ſtammen⸗ de Lachtaube (C. Riſoria, la Teurterelle d collier 86), die oft ein ſchallendes Gelaͤchter aufſchlaͤgt. Sie iſt weiß, bläulich auch ſemmelfarb, meiſt ein: faͤrbig und zeichnet ſich durch einen ſchwarzen, halb⸗ mondformigen Flecken um den Hals aus. Ihre Reinlichkeit und Vertraͤglichkeit macht ſie dem Men⸗ ſchen werth, deſſen Krankheiten ſie zwar erbt, aber — nicht heilt. — Und nun noch einige Blicke auf auslaͤn⸗ diſche Tauben, unter denen ſich die Heine Pompa⸗ dourtaube (C. Pompadora, Pompadour Pigeon 87) in Ceylon auszeichnet. Sie hat eine hellblaue Scheitel, graulich blauen Schnabel, den ein hoch⸗ gelber Kreis umgibt, einen blaßgruͤnen Ruͤcken und Unterleib. Die Fluͤgel ſind hoch Pompadourfarbe, und die vordern, ſchwarzen Schwungfedern haben eine ſchoͤngelbe Einfaſſung; die Füße find hellroͤth⸗ lich. Auf einer Art von Feigenbaͤumen, deren Fruͤch⸗ Voͤgel II. Theil. S te 138 Die Kronen und guineiſche Taube, i te ihre Nahrung ſind, nie auf der Erde, halten ſich dieſe Tauben auf. Um ihres ſchmacthaften xleiſches willen fängt man fie häufig auf Leimruthen. Faſt ſo groß wie ein Truthuhn iſt die auf Banda einheimiſche Kronentaube (C. Coronatay le Bi- geon couronne 58 ). Vom ſchwarzen Schnabel lauft ein dunkler Zuͤgel durch die Augen nach der Scheitel hin. Die immer aufgerichtete Krone bes ſteht aus einem Federngewebe von lauter abgeſon⸗ derten gekraͤuſelten Bartfaſern. Die Hauptfarbe des ganzen Vogels iſt blaulich aſchgrau; der Ruͤ⸗ cken und die obern Fluͤgeldeckfedern ſind rothbraun; einige unter ihnen ſtehende 1 weiß mit rothbrau⸗ nen Flecken; die übrigen wie die Hauptfarbe. Die Fuͤße ſind weiß mit rothen Flecken. Wenn der Tau⸗ ber ſich feiner Taͤubinn naht, fo. fell er ein Blöcken hoͤren laſſen, und den Kopf gegen die Bruſt ziehen. Schon zum oͤftern hat man dieſe Voͤgel nach Europa gebracht. Sie bauen auf Baͤume, und legen weiße Eyer. In Oſtindien halt man fie als Haus vogel. Auch die guineiſche Taube (C. Guinea, le Pigeon A taches triangulaires 59), die ſich durch weiße, dreyeckige Flecken auf den Fluͤgeln, eine rothe Haut um die Augen, goldaͤhnliche Augenringe, ein ſchö⸗ 3 nes Die ſchwarzgehaubte u. Sperlingstaube. 13€ * nes Blaugrau, ſonderbare Spitzen der Federn am Halſe, roͤthlichbraune Ruͤcken⸗ und Deckfedern fe ſehr auszeichnet, verdient Erwaͤhnung. 4 Auch grüne Tauben gibt es. Unter dieſe gehört die fi chwarzgehaubte Javaniſche (C. Me- Janocephala, le Pıgeon d calotienoire6o), Sie iſt | vorn am Kopf und an der Kehle weiß, hat aber auf dem Hinterkopf eine ſchwarze Platte. Ein an⸗ genehmes Grün iſt die Farbe ihres Gefieders, die großen Schwungfedern find dunkel purpurroth. Der hintere Unterleib iſt gelb. Die kleinſte aller Tauben ſoll den Beſchluß ma⸗ chen. Nicht viel großer, als eine Lerche, iſt die Sper⸗ lingstaube (C. Faflerina, le Kokozin, la petite Tourterelle, die Jalouſietaube 61). Ihre Farbe iſt am Kopf, dem Leibe und den Fluͤgeln aſchgrau braun, die Bruſt ſchillert purpur farbig, der Schwanz iſt braun, die beyden mittelſten grauen Federn ausge⸗ nommen. Sie leben von Beeren, gehen immer paarweiſe, und ſind gar nicht ſchuͤchtern und leicht zu zaͤhmen. Das Fleiſch der Jungen ſchmeckt ſehr gut, und ſoll die Kraft haben, den Frauenzimmern, die ohne ihr Wiſſen davon eſſen, die Eiferſucht zu ver⸗ treiben. Wäre dieſes laͤcherliche Vorgeben fo ger S 2 gruͤn⸗ * 140 Die Tabea. gründet, als man im gemäßigten und heißen Ame⸗ rika, der Heimath dieſer Voͤgel, es glaubt, fo haͤtte man ſicher dieſes nuͤtzliche Voͤgelchen auch in Eu⸗ ropa einheimiſch zu machen geſucht. Ueberſeyen wir nun noch am Schluße dieſer merkwuͤrdigen Vogelgattung ihren Nutzen oder Scha⸗ den; ſo koͤnnen wir zwar nicht laͤugnen, daß ſie zu⸗ weilen ganze Stellen auf dem Saatfelde kahl freſſen, reife Aehren aufbrechen, Strohdaͤcher zerwuͤhlen. Doch freſſen ſie gemeiniglich nur die freyliegenden Koͤrner, die ohnehin nicht gewurzelt haben wuͤrden. Ueber⸗ dieß ziehen ſie den Samen eines gewiſſen, ſehr ver⸗ derblichen Unkrauts dem Getreide vor, und befreyen die Aecker davon. Auf den Leinfeldern find fie vol⸗ lends unſchuldig. Sie freſſen freyliegenden Lein⸗ ſamen, aber weniger zum Schaden der Menfchen, als zu ihrem eignen. Der keimende Lein ſame ballet fi in ihrem Halſe zuſammen, woran ſehr viele ſter⸗ ben. Die Felder ſelbſt leiden ſo wenig dabey, daß Zorn gerade auf denen den fchönften, laͤngſten Flachs fand, wo die Tauben ſich einzufinden pflegten. In der That erſetzen ſie den Schaden, den man durch Einſperren zur Saat- und Erntezeit verhuͤten kann, reichlich. Der Taubeuſchlag iſt auf dem Lande, wo fri⸗ ſches Die Taube. 141 ſches Fleiſch im Sommer fo ſchwer zu bekommen und aufzubewahren iſt, ein ergiebiges Speifegewölbe, Das Fleiſch der Jungen iſt, obgleich ſchwarz, doch zart und ſaftig und wird faſt von allen Nationen gern gegeſſen. Br uns iſt es zwar unter fo vielen Speiſen nur Eine mehr. Aber z. B. foͤr die Bewohner der Bahamiſchen Inſuln, denen ihre nackten Felſen ſo wenig nahrhafte Speiſen anbiethen, iſt es wahres Beduͤrfniß. Nur die Ruſſen eſſen es nicht. Dieß erfuhr ein Reiſen⸗ der auf folgende Art. Er befahl ſeinem Bedienten, ihm zum Eſſen Tauben zuzurichten. Wie verſteinert ſtand der Kerl da. Dreymal wiederhohlte der Herr ſeinen Befehl. Wie? Tauben — Tauben wollen ſie eſſen? rief der Bediente. Ja Tauben will ich. Jetzt machte der arme Menſch drey Kreuze, ſegnete ſich aus allen Kräften und rief mit dem Ausdruck des tiefſten Schmerzens — Sie wollen den heiligen Geiſt eſſen? Er gieng nun hinaus, und brachte keine Tauben, da man ſie um jenes Symbols willen durchaus nicht eſſen darf. Sehr wirkſam iſt der ungemein hitzige Tau⸗ benmiſt, wenn er duͤnn aufgeſtreut wird. Halb abgeſtorbne Baͤume kann man durch reichliche Be⸗ duͤngung mit demſelben wieder ins Leben zuruͤckbrin⸗ S3 gen. gen. In Frankreich wiſſen die Baͤcker aus dieſem Miſt eine Lauge zu Einmachung des Semmelnteiges zu bereiten, wodurch die Semmeln vorzüglich (mad: haft werden. Er ſteht daſelbſt in Einem Preiſe mit der Gerſte. In Holland wird er zum Tobacks bau ſehr geſucht, und der Scheffel mit 1 Thlr. bezahlt. Nur muß man, wenn der Miſt wirkſam ſeyn ſoll, ihn vor Wind, Regen und Sonne bewahren. Auch Vorſichtigkeit iſt noͤth e, daß nicht brennbare Sachen in der Naͤhe liegen, ſonſt entzuͤndet er ſie. So brann⸗ te ein vortrefflicher, hoher Thurm vom Caſtell der Japaniſchen Stadt Surunga bloß durch die Menge des ſich auf dem ſelben anhaͤufenden Taubenmiſtes ab. Ein ſehr gemeines Opfer bey den Juden waren Tauben. Hiebey ſah der Geſetzgeber wohl mehr auf ihre Wohlfeilheit, als ihre geprieſenen Tugenden. Keinem Thiere widerfuhr in der Kirche ſo viel Ehre, als der Taube. Von Gold und Silber wurde ihr Ebenbild verfertigt, um zum Behaͤltniſſe gewiſſer Heiligthuͤmer zu dienen. Ueber Altaͤren, Taufſtei⸗ nen, Kanzeln, über den Grabftätten der Märtyrer und ſelbſt in den Haͤuſern haͤngte die Andacht ihr Bildniß auf. Auch die Medicin hat ſich, wie leicht zu erachten, dieſes Vogels bemaͤchtigt, und in ihm eine Zub. LI II. Der Ochſenhacker. 143 eine Menge kraͤftiger Heilmittel entdeckt, die unfre Aerzte, Gottlob! nicht mehr aus Taubenſchlaͤgen hohlen. & 2 Doch genug von den uns ſo nuͤtzlichen und wer⸗ then Hausvoͤgeln, vom ſtolzen Pfaue, bis zur beſcheid⸗ nen Taube herab. Dürfen wir am Schluſſe dieſer Ordnung, aus der ſo viele Tauſende, ja Millionen jaͤhrlich geſchlachtet werden, noch ein Vorwort für dieſe Geſchöpfe einlegen, ſo waͤre es, ihre Todesart ſo wenig als moͤglich grauſam zu machen, und ih⸗ nen die Angſt, die jedes lebende Weſen in den letzten Augenblicken anwandeln muß, zu verkuͤrzen. Man ſpotte daruͤber nicht, als uͤber eine zu weit getriebene Empfindſamkeit! Es iſt ein für allemal eines vernuͤnf⸗ tigen, denkenden Menſchen hoͤchſt unwuͤrdig, irgend einem Geſchoͤpfe zwecklos auch nur eine Seeunde Leiden zu verurſachen. Genießen duͤrfen wir im Reiche der Natur, aber nie unnuͤtz quälen, — — Tab. XV III. Der chſenhacker(62) Der Madenfreſſer (oz) Der Cucurucuru (04) Das Blauauge (65) Eine neue Ordnung von Voͤgeln, naͤhmlich die ra⸗ benartigen (Coraces), fangen wir jetzt zu bes. ſchrei⸗ 144 Der Ochſenhacker. ſchreiben an. Einen ſtarken, oben erhabnen Schna⸗ bel von mittelmaͤßiger Große und kurze Füße haben alle gemein. Ihre Nahrung beſteht in Getreide, f Pflanzen, Samen, Inſecten und Aas. Die Mei⸗ ſten haben ein unſchmackhaftes, wilberndes Fleiſch. Auch in dieſer Ordnung werden unfre Leſer Vögel kennen lernen, die die Schönheit des Gefieders, Kunſttriebe und Sitten merkwuͤrdig genug machen, und mancher hoͤchſt verſchrieene Raͤuber wird ihnen als ein Wohllhaͤter der Menſchheit erſcheinen. Eine Gattung für ſich macht der afrikaniſche Ochſenhacker (Buphaga africana, le pic boeuf 62) aus, die der faft vierkantige Schnabel mit den nach außen zu erhöhten Kinnladen kenntlich genug macht. Er iſt ungefähr fo groß als eine Lerche und hat Lauf⸗ fuͤße. Sein Schnabel iſt von der Wurzel an gelb, vorn aber roth, zuweilen ſchwarz. Der ganze Ober- leib iſt graubraun, der Unterleib gelb. Die Federn des keilfbrmigen Schwanzes find alle etwas zuge⸗ ſpitzt, die Fuͤße braun. Er wohnt am Fluße Sene⸗ gal. Hier wird er ein Wohlthaͤter des Rindviehes. Da er die Larve der Ochſenbremſe vorzuͤglich liebt, ſo ſetzt er ſich auf den Ruͤcken der Ochſen, und hohlt die Larven jenes Quaͤlgeiſtes aus der Haut hervor, i | in # 4, Der Madenfreſſer. 145 in die die ſorgfaͤltige Mutter das Ey verſteckt hatte, um ihren Nachkommen ein gutes Lager zu bereiten. Sie dachte wohl nicht, daß ſie hler einem Vogel, den fein Inſtinct hinfuͤhren würde, eine angenehme Speiſe hinlege. Ganz anders als der Ochſenhacker ſehen die drey Madenfreſſer-Arten aus, deren Charaktere ein zuſammengedruͤckter, halb eyrunder, ſtark gebog⸗ ner, am Rüden meſſerformiger Schnabel, durch⸗ ausgehende Naſenldcher und Kletterfuͤße ſind. So groß wie eine Droſſel iſt der afrikaniſche Madenfreſſer (Crotophaga ani, le Bout de pe- tun 63), der in Afrika und Amerika angetroffen wird. Ganz ſchwarz iſt fein Gefieder, nur hat es hie und da eine violette, am Halſe aber eine grüne liche Spieiung. Um die Augen und die Schnabel⸗ wurzel bemerkt man ſtarke Borſten und ſehr lang iſt der keilformige Schwanz, In Abſicht ihrer Fortpflanzung und Nachkom⸗ menſchaft leben die Madenfreſſer in einer Art von Republik, was bey Voͤgeln etwas Seltnes iſt. Die ganze Schar, von oft mehr als 50 Paaren, die ſich zuſammenhalten, baut ein großes Neſt in Hecken und Gebuͤſche. In dieſes legen alle Weibchen, und Voͤgel II. Theil. T zwar N 9 146 Der Madenfreſſer. zwar zwey⸗ auch dreymal im Jahre, ihre meergruͤnen, am Ende gefleckten Eyer, ſetzen ſich dann nebenein⸗ ander, und leben ſo in ihrer großen Wochenſtube ganz friedlich beyſammen. Mützen fie des Futters wegen die Eyer verlaͤſſen, fo werden dieſe ſorgfaͤltig mit Blaͤttern bedeckt. Sobald die Brut ansgeſchlof⸗ fen iſt, fo haben die Alten die Hände voll zu thun, um in eine fo bevölkerte Kinderflube Futter genug zu liefern. Fruͤchte, Koͤrner, Wuͤrmer, Inſecten, be⸗ ſonders aber die Müben, die ſich in die Ochſenhaut einfreſſen, ſind ibre Nahrung. Wirklich ſollen auch die Ochſen, wenn ſie Madenfreſſer ſehen, ſich nie⸗ derlegen, damit dieſe recht gemaͤchlich die Milben heraushohlen koͤnnen. Ohne eben ſchuͤchtern zu ſeyn, werden ſie doch ſehr laut, wenn ſie Menſchen ſehen. Durch dieſe unnuͤtze Geſchwaͤtzigkeit verſcheuchen ſie die Thiere, denen der Jäger nachſchleicht; denn ſie ſelbſt ſind um ihres ſtinkenden und ſchlechten Flei⸗ ſches willen keinen Schuß werth. Alle Curucucuru, oder Baumhacker, deren Nahme ihrem Geſchrey gleicht, haben einen kurzen, dicken, am Rande gezaͤhuelten Schnabel und Klet⸗ terfuͤße. Bisher ſind 9 Arten dieſer Gattung entdeckt. Sie ſind einſiedleriſche Voͤgel, die in di⸗ cken, Der Curucucuru. 147 cken, feuchten Wäldern den Inſecten nachgehen. Auf etwas niedrigen, dickbelaubten Aeſten ſitzt das Männchen in einer gewiſſen Entfernung von feinem Weibchen, und immer hoͤrt man ihr melancholiſches Geſchrey, ohne fie ſelbſt gewahr zu werden. Ihr dickes Gefieder, das nach dem Alter ſehr verſchieden iſt, macht fie größer, als fie wirklich ſind. Sonder⸗ bar iſts, daß die Federn gar nicht tief in der Haut ſtecken, und ſehr leicht aus fallen. Daher iſt es ſchwer, dieſe Vögel auszuſtopfen. Ganz artige Gemälde, auch Putz verfertigen die Mexicaner aus dieſen Federn. Nur den Curucucuru mit gelbem Bau⸗ che Trogon viridis, le Couroucou verd, a ventre jaune de Cayenne 64) konnen wir etwas näher be⸗ ſchreiben. Er iſt in Cayenne zu Hauſe, und wird, um einiger Aehulichkeit mit dem Kukuk willen, auch der gelbbaͤuchige Kukuk genannt. Er hat ein ſchoͤnes Gefieder. Eine violette Scheitel mit etwas Gold⸗ gruͤn, eine ſchwarze Larve mit e einem ziemlichen Bart um den graulichen Schnabel, ein goldgruͤuer Ruͤcken, von dem aus um die Bruſt ein ſolches Band geht, unter welchem die den Unterleib bedeckende Orange⸗ farbe aufaͤngt, ein langer ſchwarz und weiß gefleck⸗ T 2 ter 148 Das Blauauge. | ter Schwanz, die zwey grünen Mittelfedern mit ſchwarzen Enden ausgenommen, ſchwaͤr liche Fluͤ⸗ gel, und eben ſolche bis an die Zehen befiederten Kletterfuͤße, das iſt es, was dieſes niedliche Ge⸗ ſchoͤpf auszeichnet. In der Grdße gleicht es der Schwarzdroſſel und ſeine Nahrung ſind Inſecten. Nur Eine Art hat die Gattung, die das Blauauge (glaucopis cinerea, 65) heißt. Sein Schnabel iſt gewoͤlbt, die obere Kinnlade laͤnger als die untere. Unter dieſer entſpringt ein orangerother Fleiſchlappen. Die Naſenlbcher bedeckt zur Hälfte eine knorpelartige Haut wie ein Deckel. Aeußerſt ſonderbar iſt die mit Haͤrchen beſetzte Zunge. Sie iſt wie ein Knorpel, und hat vorn die Figur Nu faſt wie eine Säge. Das Blauauge hat Gange fuͤße; in der Größe kommt es der Aelſter gleich. Das ganze Gefieder iſt ſchwaͤrzlich grau, am Kopfe etwas dunkler, der Augenring ſchoͤn blau, die Hin⸗ terklaue länger als die vordere. Diefer Vogel lebt mehr auf der Erde als auf den Baͤumen, und frißt Beeren, Inſecten, auch kleine Voͤgel. Seine Stim⸗ me iſt bald ein Geziſch, bald ein Murren, das For⸗ ſter nicht unangenehm fand, ſein Fleiſch ſchmack⸗ haft, Neuſeeland ſeine Heimath. Tab. S 140 Tab. XIX. & XX. Der Rabe. Corvus, Je Cor beau. Der Kolkrabe. (66) Die Rabenkraͤhe. (67) Die Saatkraͤhe. (68) Die Nebelkraͤhe. (69) Die Dohle. (20) Die Bartdohle. (21) Der Holzheher. (72) Der Nußheher. (73) Mei it und breit beruͤchtigt iſt die an Arten fo zahl⸗ reiche Gattung von Vögeln, die zum Geſchlechte der Raben gehören. Man betrachtet fie als eckel⸗ hafte, diebiſche Geſchoͤpfe, die die Welt leicht miſſen konnte. Ihre nicht zu laͤugnenden Raͤubereyen auf Feldern und ihre gierige Gefraͤßigkeit auf Hochge⸗ richten hat ein ſolches Vorurteil gegen ſie erzeugt, daß man den unuͤberſehbaren Nutzen, den ſie durch Vertilgung des Aaſes und tauſend ſchaͤdlicher Thiere ſtiften, in gar keinen Anſchlag brachte, und ſie den ſchaͤdlichſten Raubthieren gleich behandelte. Es iſt um ſo mehr der Muͤhe werth, dieſe Vogelgattung nach den hauptſaͤchlichſten Arten näher kennen zu ler⸗ nen, da man, zumahl in unſern Gegenden, faſt je⸗ den ſchwarzen Vogel, den man auf einem Felde be⸗ T 3 merkt, 150 Der Kolkrabe. merkt, einen Raben nennt. Alle die 45 Arten, die zu ihr gehbren, haben einen erhabnen, runden, meſſerformigen Schnabel, deſſen Wurzel mit vor⸗ wärts liegenden Borſten beſetzt iſt, eine kuorpel⸗ artige geſpaltne Zunge und Gangfüͤße. ü Faſt in der ganzen Welt, vom Nord- bis zum Suͤdpole wohnt der Nolk⸗ oder gemeine Rabe (Corvus Corax 66), den ſeine Größe, in der er, die kurzen Füße ausgenommen, dem Kapaun gleicht, | unter feiner Gattung hinlaͤnglich auszeichnet. Sein ganzes Gefieder ſammt dem Schnabel und den Für ßen iſt dunkelſchwarz, und zeigen ſich hie und da auf dem Ruͤcken blaue und gruͤne Spielungen. Auch weiße und graue Raben hat man ſchon oͤfters, be⸗ ſonders in nördlichen Gegenden angetroffen. Im Jahre 1739 ſchoß ein Pole einen ſchneeweißen, den man als eine Seltenheit einbalſamirte. Je weiter nach Suͤden zu, deſto dunkler ſcheint auch das Gefie⸗ der des Naben zu werden. Sein Geiuch iſt außer⸗ ordentlich ſcharf und wittert das Aas meilenweit. Hinten walgenformig, vorn aber glatt und geſpalten und an den Seiten ſtachlich iſt ſeine unge. Lang, ſtark und mit 20 Schwungfedern verſehen ſind ſeine Fluͤgel; die Züge kurz. Er huͤpft nie, ſondern geht immer. Der Kolkrabe. 151 immer. Sein Flug iſt hoch und kuͤhn. Stuͤrme und Ungewitter hindern ihn darinn nicht. Der aus 12 Federn beſtehende Schwanz iſt keilförmig, und von der mittelſten ſtufenweiſe abnehmend. In der Hitze des Sommers lieben die Naben waldige Ge⸗ genden, im Winter aber kommen ſie in freye Ebnen. Sie haben auf Baͤumen und in Felſenhoͤhlen ihre Ru⸗ heplaͤtze, und leben in ziemlich zahlreichen Geſell⸗ ſchaften. Wo fie einmal ihr Fortkommen finden, da bleiben ſie immer. Ihre Ehe ſoll ſehr zaͤrtlich und treu ſeyn. Auf die hoͤchſten Baͤume bauen ſie ihr Neſt, das aus Reiſern, mit Wolle, Haaren und Wurzelfaſern ausgefuͤttert, beſteht, und oft mehrere Jahre Dienſte thun muß. In dieſes legen die Weib⸗ chen im März 3 — 5 ſchmutzig blaßgruͤne, dunkelge⸗ fleckte und geſtrichelte Eyer, faſt ſo groß wie die von gemeinen Hennen. Dieſe bebruͤten ſie, mit ihren Maͤnnern abwechſelnd, ungefaͤhr 20 Tage, waͤhrend welcher Zeit die letztern reichlich fuͤr Futter ſorgen. Die Jungen ſind zuerſt weißlich, und werden aus dem Kropfe ihrer Eltern im Anfange mit Inſecten und Wuͤrmern, und dann mit Eyern, Vögeln und Maͤuſen gefuͤttert. Muthig gehen die Naben den ihrem Neſte drohenden Weihen zu Leibe. In 14 Tagen ſind 152 Dier Kolkrabe. . find die Jungen fluͤgge. Ihre erſtaunliche Gefraͤßig⸗ keit macht den Alten viel Mühe, Und doch, fo treu dieſe das Ihrige thun, ſchreyen ſie immer heiß⸗ hungrig. Eben darum werden ſie ſehr bald im Flie⸗ gen unterrichtet, und ihrem Schickſale uͤberlaſſen. Sie erreichen ein hohes Alter, und dann ſoll das Schwarz ihres Gefieders etwas gelblich werden. Man weiß ganz zuverlaͤßig von Raben, die uͤber hundert Jahre alt wurden, und ohnweit Ronda in Spanien fand ſich dreyhundert Jahre hintereinan⸗ der immer derſelbe Rabe ein. Er war an en weißen Federn kenntlich genug, 5 Alles nur erfinnliche Böͤſe hat man dem na⸗ ben nachgeſagt. Man ſah ihn fuͤr den ſchaͤndlich⸗ ſten Raubvogel an, der in Schindgruben und bey Aeſern am Liebſten ſeine Nahrung ſuche, und be⸗ ſchuldigte ihn ſogar, er falle Ochſen an, daher das Rindoieh ſein natuͤrlicher Feind ſeyn ſoll. Moͤglich iſts, daß fein Geſchmack an Inſecten ihn auf dem Rüden eines Ochſen gefuͤhrt, wo er dann etwas unſanft ge⸗ hauen haben kann; moͤglich, daß ſeine Sucht, nach glaͤnzenden Dingen zu hacken, ihn verleitet hat, Ochſen und Schafen nach den Augen zu ſchnappen; daß er fie aber abſichtlich anfreſſe, iſt nicht zu glau⸗ ben. 1 Der Kolkrabe. 153 ben. Ein unverſchaͤmter Freybeuter iſt er allerdings. Er ſtiehlt ziſche, Krebſe, Hafen, Enten, ohne daß eigentliches Beduͤrfniß ihn zum Blutvergießen nd: thigte, denn er kann auch Inſecten, Samen, Ge⸗ treide und Fruͤchte genießen. Man will zwey Ra⸗ ben, die ſich zu verſtehen ſcheinen, gemeinſchaftlich auf einen Haſen Jagd machen geſehen haben, ja man verſichert, ſie fallen die mit Wunden bedeckten Pferde auf dem Felde an. Ju Island ſtiehlt der dreiſte Rabe dem Gefluͤgel ſein Futter, hackt neugebornen Laͤmmern, ehe fie noch ganz aus Mutterleibe find, nach den Augen, und pluͤndert das Neſt des Eidervo⸗ gels. Oft frißt er ſeine eignen Eyer, ja wohl die aus dem Neſte gefalnen Jungen, verzehrt in einem harten Winter ſeine Bruͤder, die ein Schuß oder ſonſt ein Zufall wehrlos machte, und zerreißt Papiere, ja ganze Buͤcher, deren er habhaft werden kann. Schalthiere laͤßt er auf einen Felſen fallen, um das Thier heraus zu bekommen, und einſt ſah ein glaub⸗ wuͤrdiger Beobachter, wie ein Rabe eine Nuß wohl zwanzigmal hintereinander herabfallen ließ, um die Schale zu zerbrechen; was aber dem einfaͤltigen Thiere nicht gelang, weil es den Verſuch uͤber einem Acker machte. Er zerbricht Fenſterſcheiben, löst das Voͤgel II. Theil. u Bley 1854 Der Kolkrabe. Bley ab, zerreißt Vorhaͤnge und bricht Blumen ab. Er ſoll, wie der Eisvogel, Graͤthe, Knochen, Kirſch⸗ kerne und Stiele nach der Mahlzeit wieder von ſich geben. Oft errettet er die ſchuͤchterne Taube von der Verfolgung des Habichts und — frißt ſie ſelber. Oft aber verſchafft er ihr dadurch, daß er den Ha⸗ bicht beſchaͤftigt, Gelegenheit zur Flucht. Gegen den Adler bleiben die Raben immer in einem ge⸗ wiſſen Reſpect, und ſchließen oft einen Kreis um ihn. Furcht ſcheint aber der Rabe nicht zu kennen; wenigſtens war einſt bey einer franzoͤſiſchen Armee einer, der beſtaͤndig anf den Canonen, waͤhrend dem Abfeuren derſelben, ſaß. 5 Die breite Zunge macht den Raben geſchickt, die Sprache des Menſchen nachzuahmen, was man durch Löſung des Zungenbandes noch zu befoͤrdern glaubte. Bekannt iſt der Rabe im ehemaligen Rom, der dem ſiegreich zuruͤckkommenden Kaiſer zurief: Ave Cæſar, Victor, Imperator. Ein anderer war daſelbſt, der den Tiberius, Germanicus, Druſus und das roͤmiſche Volk namentlich gruͤßte. Einſt bewarf er einem Schuſter die Schuhe, die er in der Hand trug, mit Koth. Der erzuͤrnte Schuſter toͤd⸗ tete den Virtuoſen. Jetzt brachte das Volk den Schu⸗ Der Kolkrabe. 155 Schuſter um, und hielt dem Raben ein praͤchtiges Leichenbegaͤngniß. In Sachſen wird man nicht ſel⸗ ten mit dem Zuruf: Dieb und Spitzbub, von den Ra⸗ ben empfangen, die man in Wirths haͤuſern zur Luft haͤlt. Ein hungriger Rabe pflegte den Koch im Hauſe immer bey ſeinem Nahmen Conrad zu rufen, wenn er ihn füttern ſollte, und ein andrer Rabe ant⸗ wortete auf die Frage, wer biſt du? immer: Herr Rab. Von einem poſſierlichen Auftritte war einſt Goͤze Zeuge. Ein Rabe, der „ wacker Rabe, wer biſt du?“ ſagen konnte, ſpazirte einſt im hohen Graſe im Garten des Hauſes. Ein Hüͤhnerhund ſchlich hinzu, und ſtand, als ob er ein Volk Feldhuͤhner vor ſich haͤtte. Ploͤtzlich ſagt der Rabe zum Hunde: Wer biſt du? Eiligſt ergriff der Hund die Flucht. a In einigen Laͤndern nehmen die Geſetze den Ra⸗ ben in Schutz, weil er das Aas fortſchaft; in andern erklaͤren ſie ihn, um ſeiner Raubſucht willen, fuͤr vo⸗ gelfrey. Man haͤlt ihn, beſonders dann, wenn er ſo ſchluchzt, als ob ihm die Kehle zugeſchnuͤrt wuͤrde, fuͤr einen Ungluͤck verkuͤndenden Vogel, der auch, wie die Sage geht, dem Cicero und Alexander, den nahen Tod verkaͤndigt haben ſoll. Sein melancholi⸗ ſches Cras, Cras⸗Schreyen zeigt entweder die Nähe u 2 eines '156 Die Nabenkraͤhe. eines Aaſes, oder die Aenderung des Wetters an. Die, die ihn für einen Zukunftspropheten hielten, haben ſich die unſelige Mütze gegeben, feine Stim⸗ me fo genau zu beobachten, daß fie 64 verſchiedne Arten des Kraͤchzens deren jede ihre eigne Deu⸗ tung hatte, zu entdecken glaubten. Ja es gab Meuſchen, die, um Propheten zu werden, das Herz und die Eingeweide der Raben aßen. Die Groͤnlaͤnder fangen die Raben mtt den Haͤn⸗ den. In eine Schneehoͤhle verſteckt, deren Oeffnung nur ſo leicht mit Schnee bedeckt iſt, daß ſie hineinſin⸗ ken, lauern fie auf den nach der Locktpeſſe gehenden | Vogel. Nabenfteiſch effen ſelbſt die Wilden nicht. Nur der aͤußerſte Mangel kann ſie dazu bringen. In dieſem Falle wird die lederartige Haut abgezogen. Die ſtaͤrkern Federn benuͤtzt man zum Schreiben, Zeichnen und zum Bekielen muſicaliſcher Jnſtrumente. Kleiner und von etwas andern Sitten, iſt die Nabenkraͤhe (C. Corone, la Corbine, Corneille, ſchwarze, gemeine Kraͤhe 67), uͤbrigens aber, die mehr braunen als ſchwarzen Fluͤgel und den ganz zugerun⸗ deten Schwanz ausgenommen, dem Kolkraben ſehr aͤhnlich. Das Weibchen, das uͤberhaupt bey dieſer Gattung ſchwer zu kennen iſt, unterſcheidet ſich von ihrem Die Rabenkraͤhe. 157 ihrem Manne bloß durch den mindern Glanz des Ge⸗ fiederz. In großen Wäldern find die Rabenkraͤ⸗ hen Standodgel, in kleinern Strichvdgel; als ſolche ziehen ſie mit den Dohlen und Saatkraͤhen ihrer Nah⸗ rung nach. Sie ſind ſo geſellig, daß man auf Einem Baume oft mehr als 20 Neſter antrifft. Alles konnen fie freſſen: Fiſche, Vogel, Inſecten, Würmer, Eyer, Unrath, ee Samen, Früchte. Sie verſcharren die Ueberbleibſel ihres Raubes, ſehen dabey ſorgfaͤltig um, ob Niemand zuſieht, und legen, wenn ſie im Weg⸗ fliegen bemerkt haben, daß noch etwas aus der Erde hervorrage, noch mehr Blätter, Moos u. d. darauf. Unzaͤhlige Krebſe tragen ſie in ihre Neſter, und oft ſucht der Jaͤger die angeſchoßnen Enten umſonſt, weil ihm die liſtigen Kraͤhen zuvorgekommen ſind. Ihre Einigkeit im Theilen des Raubes mag das Sprich⸗ wort: Keine Kraͤhe h ackt der Andern die Angen aus, veranlaßt haben. Sie folgen dem wflüͤger auf dem Fuße nach, leſen Würmer und Erbinaten auf, zer⸗ | ſtoͤren eine Menge Feldmaͤuſe, denen fie aufpaſſen, freſſen Grillen und Heuſchrecken, und erſetzen dadurch den Schaden, den fie durch den Raub fo vieler Reb⸗ huͤhner⸗Eyer, die fie aͤußerſt geſchickt zu ſchießen und 1 verſtehen, anrichten. Sie find faſt u 3 uͤber⸗ 158 Die Rabenkraͤhe. überall, im Norden etwas ſeltner, in Suͤden allges mein verbreitet. Ihre Ehebuͤndniſſe ſollen fie auf Zeitlebens ſchließen und im Falle der Trennung im Wittibſtande bleiben. Ihr Neſt iſt aus Dornen und Zweigen ſorgfaͤltig geflochten, mit Erde und Pferdmiſt verkuͤttet, und mit Wurzelfaſern ausge⸗ fuͤttert. Sie legen 5 — 6 gefleckte Eyer. Reich⸗ lich naͤhrt das gute Ehepaar die Jungen und verthei⸗ digt ſie muthig. Oft bezahlt die Weihe ihren An⸗ griff auf ſie mit dem Leben; aber noch oͤfter be⸗ maͤchtigt ſich der kleinere doch kuͤhnere Wuͤrger der⸗ ſelben. Auch die Kraͤhe lernt ſprechen. So wie die vornehmen Tuͤrken mit Falken und Sperbern Voͤgel fangen, ſo bedienen ſich die geringern hiezu abgerichteter Kraͤhen. Ihre Schlauigkeit und ihr ſcharfer Geruch macht es ſchwer, ſie zu fangen. Al⸗ lein welches Thier kann ſich vor dem Scharfſinne der Menſchen retten? Man lockt ſie durch einen Uhu, mit dem ſie gern ihren Spaß haben, auf mit Vogelleim beſtrichne Zweige, oder in den Schuß; man wirft ihnen Sumpfbohnen hin, in denen ein Stuͤck einer verroſteten Nadel verſteckt iſt, oder man beftreicht den Rand von Papier duten, in denen etwas Fleiſch zu liegen pflegt, mit Vogelleim. Indem ſie | nach — Die Saatkraͤhe. 159 nach demßleiſche ſchnappen, bleibt die Kappe an ihrem Kopfe kleben. Sie ſteigen damit in die Höhe, wo fie bald ſchwindlig werden und herabſtuͤrzen. Am ſelt⸗ ſamſten iſt folgende Art, eine Kraͤhe lebendig durch eine ihrer Schweſtern zu fangen. Man befeſtigt eine lebendige Rabenkraͤhe mit zwey halbeirkelfoͤrmigen Hacken fo an die Erde, daß fie auf dem Rüden liegt. Ihr erbaͤrmliches Geſchrey lockt nun eine Menge her⸗ bey, die ihr helfen wollen. Die Gefangne ergreift mit dem Schnabel und den Fuͤßen die, die ihr am naͤch⸗ ſten kommt, haͤlt im Drange ſich loszumachen ſie fett, und liefert fie fo dem Vogelfaͤnger in die Haͤnde. Solche Kunſtgriffe, Thiere zu fangen, muͤßen nothwendig den geſelligen Tugenden derſel⸗ ben Abbruch thun, und ſie beym Huͤlferufen der Geſchöpfe ihrer Art mißtrauiſch machen. Ihr ſehr aͤhnlich an Geſtalt, Farbe und Größe iſt die Saatkraͤhe (C. Frugilegus, le Freuæ, la Frayonne, Ruck⸗Nacktſchnabel 8), nur hat fie eis nen laͤngern und duͤnnern Schnabel. Dieſen umgibt an der Wurzel eine ſchuppige, weißliche Haut, die bis an die Kehle herabgeht. In ihr entdeckt man kleine, unvollkommne Kiele, die faſt auf die Vermuthung fuͤhren, auch dieſe Rabenart habe, wie die uͤbrigen Mit⸗ 180 Die Saatkrähe. Mitglieder dieſer Sattung, einen am Ende beſie⸗ derten Schnabel gehabt, dieſe Federn aber durch Futterſuchen ſo ab geſtumpft⸗ daß W nun ein Erbfehler aller geworden. F en In ungeheuren Geſellſchaften, wahrſcheinlich um dem Raubvogel Reſpect einzuflößen, halten ſich die Saatkraͤhen zuſammen. Wenn ein Flug ſolcher unbeſtellten Schnitter auf einen Acker faͤllt, ſo kann f man ſich vorſtellen, daß es ohne betraͤchtlichen Scha⸗ den nicht abgehe. Inzwiſchen nehmen einige ſie ge⸗ gen den Vorwurf der Schaͤdlichkeit in Schutz, und behaupten, ſie ſeyen durch Vertllgung vieler Millio⸗ nen Inſecten, Larven, Wuͤrmer, und der ſo verderb⸗ lichen Kornmaden höoͤchſt nuͤtzlich. Wirklich gehen auch ſie fleißig hinter dem Pfluge her, und leſen dieſe auf. Sie ſetzen ſich auf den Ruͤcken der Schweine, und freſſen die Feld maͤuſe, die ſie aufwuͤhlen. Außer dem ſchon genannten, dienen ihnen alle Getreidear⸗ ten, auch Erbſen und Kohlpflanzen, im Winter aber Aas und das, was ſie im Miſte finden, zur Nahrung. Hoͤchſt merkwuͤrdig iſt es, daß wenn irgendwo ſich ſchaͤbliche Naupen in ſo ungeheurer Menge ſehen laſſen, daß fie ganze Wieſen kahl zu freſſen drohen, und der Aberglaube ſchon von Zornruthen des Ewigen ſpricht, Die Saalkraͤhe. 161 ſpricht, alſobald zahlloſe Schwaͤrme von Saatkraͤhen erſcheinen, als haͤtte ihnen Jemand Nachricht davon ertheilt. Ob das wohl auch der Zorn Gottes thut? Gern in der Naͤhe bewohnter Gegenden wohnen die Saatkrahen und laͤrmen abſcheulich. Auf Ei⸗ nem Baume, der wenig Unterholz hat, zuweilen auch an den Giebeln alter gothiſcher Haͤuſer, niſten oft 16 — 20 Paare gemeinſchaftlich. Unter vielen Zaͤnkereyen flechten dieſe die e Crundlage aus Zwei⸗ gen, Dornen, Genifte, fo daß die Neſter zuſammen⸗ haͤngen und oft ſich auf den benachbarten Baum hinuͤber erſtrecken. Auf dieſer allgemeinen Grund⸗ lage behauptet jedes Paar ſeinen eignen Platz. Eins davon haͤlt immer Wache, indeß das Andere die Ma⸗ terialien zum eigentlichen Neſte hohlt. Ohne dieſe Vorſicht wuͤrde ein Nachbar dem andern das bereits Eingelieferte fehlen, Hier iſt nicht die friedliche Geſchaͤftigkeit, die in der Republik der Biber herrſcht. Hier iſt nur das Zuſammenwohnen einer Raͤuber⸗ horde, die die Furcht vor ihren Feinden verband. Wenn nun jedes Paar ſein Neſt aus Dornen und Reiſern vollendet, und mit Wolle, Moos und Haa⸗ ren ausgefuͤttert hat, dann wird Ruhe. Zweymal im Jahre vermehren fie ſich, und legen 4 — 5 dunkel⸗ Voͤgel II. Theil. x ges 162 Die Nebelkraͤhe. gefleckte, gruͤnliche Eyer. Die Jungen, deren Fleiſch nicht übel ſchmeckt, werden aus dem Kropfe der Alten geſpeißt, und gern ziehen ſie dazu die auf⸗ gekeimten Zuckererbſen aus dem Erdreich. Weder der Habicht und die Eule, noch das Schießen unter fie halt fie ab, an dem gewohnten Orte wieder zu bauen; ſobald aber ein Rabenpaar ſich in ihrer Naͤhe haͤuslich niederlaͤßt, ſo wandert die ganze Colonie aus. Oft ſtellt die Tule der Saatkraͤhe auf den Kornboͤden nach; dafür aber läßt dieſe ihre ganze Rache die Eule am Tage fuͤhlen, wenn das blendende Sonnenlicht den Nachtvogel wehrlos macht, und geht darin den kleinern Voͤgeln mit ihrem Beyſpiele vor. Etwas groͤßer als die Vorige iſt die Nebelkraͤ⸗ he (C. Cornix, la Corneille mantelbe, graue Kraͤ⸗ he 69). Kopf, Kehle, Fluͤgel und Schwanz ſind ſchwarz mit blaulichem Wiederſchein; das Uebrige iſt grau. Um dieſes grauen Mantels willen hat ſie auch den Nahmen Nonne. Nicht ſelten finden ſich unter den Jungen weiße und weißbunte, die aber ſich nicht fortpflanzen, und, wenn ſie im Hauſe erzogen werden, dieſen Aufenthalt, auch wenn ſie volle Frey⸗ heit dazu haben, nie wieder verlaſſen. Sie iſt im noͤrdlichen Europa haͤufiger, und ſteht da in großer, nicht Die Nebelkraͤhe. 163 nicht ganz unverdienter Verachtung. Den Winter uͤber bleibt ſie oft bey uns, und ſucht dann auf Gaſ⸗ fen und Miſtſtaͤtten ihre Nahrung. Auch frißt fie Aas ſehr gern und befucht die Hochgerichte. Sonſt lebt fie von Fröſchen, Maͤuſen, Heuſchrecken, Du: ſcheln, Schnecken, und ſtiehlt auch Fiſche, Enter, Haus⸗ und Feld hühner, muͤdgehetzte Hafen u. d. Ihre Vertraulichkeit geht bis zur Unverſchaͤmtheit. Sie kommt in die Bauernhöfe, theilt mit den Schwei⸗ nen und dem Hausgefluͤgel das Futter, ſchleppt wohl auch davon mit ſich fort, ſetzt ſich den Haus⸗ thieren auf den Rücken, bohrt in die Strohdaͤcher, um aus voohlgefül ten Scheunen Getreide heraus zu⸗ hohlen, ſtiehlt in Gaͤrten Birnen und Wallnuͤſſe, und laßt oft in die Blumenbeete die Knechen fallen, die ſie fand. Der Saat iſt ſie nicht ſo gefaͤhrlich, als die Saatkraͤhe, und auch ſie vertilgt Inſecten und Wuͤrmer. Ihr Geſchrey iſt bald hell, bald dunkel, immer aber unangenehm, und mit Verbeugungen und Grimacen verbunden. Den Sommer uͤber laͤßt ſich keine bey uns ſehen. Ihre Ankunft verkuͤndigt den Herbſt und Winter, ihr Wegziehen aber, daß nun kein Froſt mehr zu beſorgen ſey. Immer nur Ein Paar niſtet auf einem Eichen⸗Apfel⸗ oder andern | X 2 Baume 164 Die Dohle. Baume in Gaͤrten und Feldhölzern. So treu liebt fie die aus ihren 4—6 hellgruͤnen und braun geſtrichel⸗ ten Eyern hervorkommenden Jungen, daß man den Baum umhauen kann, ohne daß fie ihr Neſt verließe. Der Bandwurm ſoll die Nebelkraͤhen [hr quaͤlen. Nur ſo groß wie eine Taube iſt die Dohle 0 Monedula, /e Choucas 70), deren Heimath das nordweſtliche Europa iſt. Ihr Hinterkopf iſt etwas lichtgrau, ſonſt iſt ſie ganz ſchwarz, nur am Unter⸗ leibe heller. In Sumatra findet man eine gelbliche Dohle, die die Menſchenſtimme, vollkommner als irgend ein Vogel, nachahmen ſoll. Auch die Dohle vertilgt Regenwuͤrmer und Erdmaden in Menze, erweist den Schafen den Gefallen, ihnen die Laͤuſe vom Ruͤ⸗ cken zu hohlen, frißt aber auch Getreide, Huͤlſen⸗ fruͤchte und gruͤne Saat. Alles Glaͤnzende ſtiehlt ſie und traͤgt es in ihr Neſt. Dieß koſtete einſt einem Unſchuldigen in Merſeburg das geben. Ihm wurde der Diebſtahl eines Ringes zugeſchrieben, den doch eine Dohle begangen hatte, Umſonſt betheuerte der arme Kammerdiener ſeine Unſchuld. Die Schmer⸗ zen der Folter erpreßten ihm endlich das Geſtaͤndniß, er ſey der Thaͤter, und brachten ihn aufs Blutgeruͤſte. Bald nachher fand man den Ring in einem Doh⸗ len⸗ Die Bartdohle. 165 lenneſte. So wurden auch erſt vor Kurzem in elnem ſolchen Neſte auf dem Erfurter Domdache viele roͤmiſche Münzen gefunden. Am Ende des Octobers ſieht man eine zahlloſe Menge Raben, Saatkraͤhen unter Jack⸗Jack⸗Ru⸗ fen, von einem Orte zum andern ziehen. Die ver⸗ ſchiedenen Schwaͤrme machen oft Kreiſe in der Luft, als wollten ſie ſich etwas aufhalten, damit die Nach⸗ kommenden, vielleicht Schwaͤchern, nicht gar zu weit zuruͤckbleiben. Außer Jack rufen die Dohlen auch Tian. Sie niſten Colonienweiſe. In Schichten bauen ſie auf Baͤume, alte Thuͤrme und in das Ge⸗ baͤlke verlaßner Schloͤſſer ihre Leſter übereinander, fuͤhren eine treue und keuſche Ehe, ſchnaͤbeln ſich wie die Tauben, plaudern beſtaͤndig, ſtehlen einander die Baumaterialien, ſinnen dann auf Rache, und zei⸗ gen ſich in der That als muntere, liſtige Vögel, Sie legen 5 — 6 meergruͤne, dunkelgefleckte Eper. Sie lernen leicht reden, aber ihre Dieberey empfiehlt ſie eben nicht zu Hausthieren. Seltſam ſieht die Bartdohle (C. Hottentottus, le Choucas du Cap de bonne efperance 21) aus. Zwar find auch ihre Federn ſchwarz und ſchillernd; aber der lange Bart, um den noch viele kurze Borſten herumſiehen, und +3 / die 166 Der Holzheher. die ſtruppigen Federn am Halſe, die wle eine Maͤhne ausſehen, zeichnen dieſe Dohle ſehr aus. Sie wohnt auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung und iſt ſo groß wie eine Amſel. A Ein nieblicher Vogel iſt der Zolzheher (C. Glandarius, le Seals, Marcolph, Hezle, Herrenvo⸗ gel u. a. 72), der in den europaͤiſchen Waldungen wohnt. Er iſt ſo groß wie eine Dohle. Die Haupt⸗ farbe feines aͤußerſt feinen Gefieders iſt blaßroͤthlich afcheran. Ein artiger gefleckter Federbuſch, ein ſchwarzer Fleck an beyden Seiten des Schnabels, und prächtig blaue große Fluͤgel-Deckfedern mit weis ßen und ſchwarzen Stellen machen ihn kenntlich. Unaufhdͤrlich iſt er in Bewegung, verſucht alle Stel⸗ lungen, klemmt ſich auch wohl zuweilen den Kopf zwiſchen zwey Zweige, und ahmt das Geſchrey der Eulen, Falken und anderer Vogel, die zum Singen nicht mehr Talent als er ſelbſt beſitzen, ja wohl die Sprache der Menſchen nach, und ganz beſonders gelingt ihm das Wort Richard. Beym Anblick eines Rauboogels, ſchlaͤgt er durch den ganzen Wald Laͤrm, und bald iſt Verſtaͤrkung da. Oft verraͤth ſein Ge⸗ ſchrey dem Jaͤger die verlorne Spur des Wildes; aber eben ſo oft warnt es auch dieſes vor der Annaͤ⸗ herung Der Nußheher. 167 herung des Jaͤgers. Dem Krammetsvogel in der Schlinge hackt er das Gebirn aus, bleibt aber zu⸗ weilen ſelbſt Hängen; Lebensmittel verſteckt er, ver: gißt aber oft, wo er ſie hingethan hat, und manche gewaltige Eiche, mancher ſchoͤne Nußbaum verdankt dieſem diebſſchen Vergraben des Solzhehers ſein Daſeyn. Eicheln, Kaſtanien, Erbſen, Beeren, Kir⸗ ſchen, kleine Vögel, die er im Fluge und aus den Schlingen raubt, find feine Nahrung. Nelkenſa⸗ men iſt ihm beſonders lieb. Gibt man ihm mehrere Nelken hintereinander, ſo legt er ſie neben ſich. Jetzt nimmt er eine nach der andern, tritt mit dem Fuße darauf, entblaͤttert ſie Blatt fuͤr Blatt, und hohlt den Samen aus dem Kelche. Im May bauen die Holzheher ihre Neſter auf Eichen und Tannen, umgeben ſie außen mit groͤbern Zweigen als einer Bruſtwehre, und legen 4 — 7 graugruͤne, dunkelpun⸗ ctirte Eper. Die Jungen bleiben das Jahr uͤber bey ihren Eltern. Erſt im naͤchſten Fruͤhjahre er⸗ ſcheint der blaue Prachtſchild, und mit ihm die Luſt ſelbſt Familien zu ſtiften. Als Hausvogel freſſen fie alles, find aber ſehr unruhig und geſchwaͤtzig. Auch weiße und fünfzehige Holsheher finder man. Zwar eben ſo groß, aber lange nicht ſo ſchoͤn iſt “ Nußheher (C. Caryocatactes, le Caffenoix, 23). Sein 168 Die Aelſter. Sein ſchwarzbrauner Leib hat weiße Flecken die theils rund, theils eckig ſind. Die Schwung⸗ und Schwanzfedern find ſchwarz, letztere mit weißen En⸗ ten. Der Schnabel iſt bis über die Naſeunldcher mit zuruͤckgeſchlagnen, weiß und braun geſtreiften Federchen bedeckt. Uebrigens iſt er lang, glatt, an den Seiten zuſammengedruͤckt, mit breiten, ſchnel⸗ denden Spitzen. Die obere Kinnlade geht uͤber die untere etwas vor. Er iſt ein einfaͤltiger, geſchwaͤ⸗ tziger und dreiſter Vogel, und wohnt in dicken, ge⸗ birgigen Waͤldern. Die Alten kann man mit dem Stocke todtſchlagen, die Jungen mit den Haͤnden fangen. Nuͤße, die er bald ganz verſchluckt, bald aufs bohrt, ſind ſeine vorzuͤglichſte Nahrung. Doch frißt er auch Inſecten, z. B. Bienen, Welpen, Käfer, ſo wie auch Tannenſamen, Eicheln und Beeren. In großen Scharen ſtreichen fie von ihren Gebirgen in die Ebnen herab. Sie niſten in Baumhoͤhlen, hacken wie dle Spechte, und verrathen ſich dadurch dem Jaͤger. — ͤ ——— ä — en ann an 1 Tab. XXI. DAT Die Aelſter. (74) Die Mandelkraͤhe. fe Der Plauderer. (26) Der Maisdieb. (77) Noch einen Vogel vom Rabengeſchlechte, voll In⸗ ſtinet und Munterkeit, muͤßen wir beſchreiben. Dies if Die Aelſter. 169 iſt die Aelſter (C. Pica, Ia Pie, Azel, Heiſter 74), die zwar der Rabenkraͤhe etwas ähnlich iſt, ſich aber doch durch ihre kleinere Geſtalt, ihr ſchwarz und weiß⸗ buntes und, je nachdem man fie haͤlt, ſchoͤn ſpielen⸗ des Kleid, einen langen, keilfdrmigen Schwanz, den ſie aufgerichtet tragen kann, und etwas lockere, zottige Federn am Unterleibe, hinlaͤnglich auszeich⸗ net. Europa iſt ihr Aufenthalt, und ſie wohnt gern in der Nähe bewohnter Oerter. Inſecten haſcht fie im Fluge, Larven graͤbt fie aus, Vögel ſind weder in der Ruhe noch im Fluge vor ihr ſicher; ſie beſucht die Schlingen des Vogelſtellers, und iſt dreiſt genug, ſelbſt in ſein Haus zu kommen. Auch uͤber einem Krebſe hat man ſie ertappt, der ihr ar zuvorkam, und ſie mit ſeinen Scheren erwuͤrgte. Sie fliegt auf den Ruͤcken der Schweine und Schafe, um fie von Inſecten zu befreyen, was nur die erſten zu ſchaͤtzen wiſſen, die andern aber aus Furcht ſich ſchuͤttelnd verbitten. Auch ſie ſtiehlt Dinge zuſammen, die ihr unnuͤtz ſind. Im Winter frißt ſie Aas. Sobald fie Futter für ſich, oder einen drohenden Raubvogel über ſich gewahr wird, fo ruft fie mit lautem Scha⸗ haha alle Aelſtern der Nachbarſchaft zufammen, Sehr leicht wird ſie zahm und lebt mit Menſchen, ja Voͤgel II. Theil. 7 wohl 170 Die Aelſter. wohl mit Katzen zuſammen. Sie iſt eine ewige Schwaͤzerinn, und ahmt alle Arten von Tonen nach. Sie blockt wie ein Kalb, meckert wie eine Ziege, bellt wie ein Hund, kraͤht wie ein Hahn, gluckt wie eine Henne. Ja ſelbſt die Flöte des Schaͤſers und die Stimme des Menſchen macht ſie nach, und ſagt am Liebſten Margot (Margaretha). Auf der Erde ſitzt ſie nie ruhig, bald geht, bald huͤpft, immer aber wippt fie mit dem Schwanze. Sie iſt ſpoͤttiſch und ſchalkhaft, und lacht oft hoͤhniſch. Im Bane ihres Neſtes zeigt fie viel Klugheit. Ihr Gewiſſen, das mancher Neſtdiebſtahl druͤcken mag, ſcheint ihr zu ſagen, daß auch ſie kein beſſeres S hickſal verdiene, und eben daher geht fie fo ſicher als moͤglich zu Werke. Sie waͤhlt dazu den Platz im Dickig eines hohen Baumes. So klein das eigent⸗ liche Neſt iſt, fo macht es doch mit dem, was dazu gehort, ein Ganzes von 2 Fuß aus. Es iſt mit eis nem ſtachlichen Verhau umgeben, der den Eingang in das Neſt erſchwert, deſſen Spur das ewige Plaus dern der Aelſter allen Waldbewohnern verkaͤth. Mit vereinter Thaͤtigkeit flicht das Aelſtern⸗Paar das Gerippe desſelben aus beugſamen, kleinen Zwei⸗ gen, verkuͤttet alles mit einem aus naßgemachter Erde Die Aelſter. 171 Erde verfertigten Mörtel, und macht daruͤber ſehr geſchickt einen Deckel aus Dornenreiſern. Die einzige Oeffnung, die in das Neſt fuͤhrt, iſt immer an der unzugaͤnglichſten Seite angebracht. Im Grunde des ſelben iſt ein weicher Polſter für die Jungen. Immer hält eins Wache und blickt nach allen Ge⸗ genden. Die Kraͤhe wird, fo wie fie erſcheint, vers folgt, um ſie von dem theuren Neſte zu entfernen. Kommt gar ein Adler oder Falke, ſo wirft ſich auch ihm die Velſter muthig entgegen, und oft weichen jene, wenn auch nicht der Uebermacht, doch aus Mitleid vielleicht; zuweilen aber kommt ſie uͤbel da⸗ von. Sieht die Lelſter einen Menſchen in die Hütte gehen, die etwa an den Stamm des Baumes, auf dem ſie ihr Neſt hat, angebaut iſt, ſo geht ſie ſicher nicht in dasſelbe, bis er wieder heraus iſt. Gehen, um ſie zu betruͤgen, zwey hinein und nur einer her⸗ aus, ſo wartet ſie geduldig auch den andern ab. Eben fo macht ſie es, wenn 2. 4. und 5. hineinge⸗ hen. Durchaus muͤßen alle heraus ſeyn, bls fie in ihr Neſt ſich begibt. Aber mit dem ſechsten iſt ihre Weisheit zu Ende. Der kann in der Huͤtte bleiben, ohne daß ſie es merkt, ſo daß ſie alſo im eigentlichen Verſtande nur fünfe zählen kann. Sie legt 7 — 8 Y 2 ſehr . 122 Die Mandelkraͤhe. ſehr kleine, gruͤnliche, dunkelgefleckte Eyer, und, wenn man ſie wegnimmt, immer weniger. 5 Die blin⸗ den Jungen werden von ihren Eltern erſt mit Nau⸗ pen, Schnecken u. d. dann aber mit Vögeln und Eyern gefüttert. Ihr Alter bringt die Zelſter auf 20 Jahre. Das Fleiſch der Jungen ſoll nicht ganz uͤbel ſchmecken. Geſchwaͤtzigkeit hat dem Bacchus dieſen Vogel heilig gemacht. Denn wen, fraͤgt Ho⸗ raz, macht der Becher nicht beredt? | Den Rabenarten in Manchem ähnlich, jedoch ausgezeichnet genug, um eine eigne Gattung aus⸗ zumachen, find die 18 Nacker⸗ oder VBirkheher⸗ arten (Coracias). Ihr meſſerfoͤrmiger Schnabel hat eine unterwärts gekruͤmmte Spitze und iſt an der Wurzel nackt. Die knorpelige Zunge iſt geſpalten, und die kurzen Züße find Gangfuͤße. Unter ihnen verdient unſer Landsmaun, die Mandelkraͤhe (Co- racias Garrula, le Rollier, Racke, Blauracke, ges meiner Birkheher 75), als einer der ſchoͤnſten Voͤgel, wirklich den Nahmen deutſcher Papagey. Ein ins Hellblaue ſpielendes Gruͤn bedeckt faſt den ganzen Leib; nur iſt der Rüden roſtbraͤunlich und an den Deckfedern des Schwanzes und den kleinern der Fluͤgel entdeckt man ein praͤchtiges Blau. Die vor⸗ dern ) Die Mandelfrähe, 173 dern Schwungfedern find ſchwarz, unten blau, die Schwonzfedern, deren aͤußerſte etwas länger als die mitteln ſind, theils gruͤnlich, theils blau. Die Augen umgibt eine nackte gelbliche Haut, der Schna⸗ bel iſt braun, die Fuͤße gelblich. Sie iſt ſo groß als eine Dohle, und zieht im Herbſt aus den noͤrdlichen in ſuͤdliche Laͤnder, von wo ſie das Fruͤhjahr aber ziemlich fpät wieder zuruͤckbringt. Schnecken, Wuͤr⸗ mer, Fröſche, Beeren, Getreide, nicht aber, wie man aus ihrem Nahmen ſchließen möchte, Mans deln, ſind ihre Nahrung. Nur darum heißt ſie Mandelkraͤhe, weil ſie gern auf den uͤbereinander gelegten Garben, die man Mandeln nennt, zu oberſt ſitzt. Zaͤymen laͤßt fie ſich nicht. Ihre Gefangen⸗ ſchaft uͤberlebt ſie nur wenige Tage. Ihre Stimme iſt dem unangenehmen Quacken des Laubfroſches aͤhnlich. Hoch und dauerhaft, ſo wie es die weite Wanderung erfordert, iſt ihr Flug, der dicke, einfas me Wald ihr liebſter Aufenthalt. Hier macht dieſe Schwaͤzerinn in hohle Baͤume, beſonders faule Eichen, ihr Neſt, trägt eine Menge Heu, Gras, Moos und Wurzeln zu, um das Loch, ſoviel es noͤthig iſt, auszufuͤllen, bereitet dann ein Lager von Thierhaa⸗ ren, Sauborſten und Federn, und legt 4 ſchneeweiße, Y 3 glaͤn⸗ 174 Der Plauderer. glänzende Eyer, die das unſaubere Thier ost be⸗ ſchmutzt. Den Jungen tragen ihre Eltern die Ae⸗ zung, Wuͤrmer und Koͤrner, nicht im Schnabel, ſon⸗ dern im Rachen zu. Dieſe kann man leicht fangen. Deſto ſchwerer aber die vorſichtigen Alten, deren Fleiſch angenehm ſchmeckt. Einen meſſerfoͤrmigen, hinten nackten Schnabel, eine ganze fleiſchige zunge und Gangfuͤße haben alle die 132 Arten, die die Azeln⸗ Gattung (Gracula) aus⸗ machen. Zwey davon, der Plauderer und der Mais⸗ dieb, verdienen von uns naͤher gekannt zu werden. Sonderbar genug ſieht der Plauderer (G. Religio- fa, le Mainate, Mino 76) aus. Sein Gefieder iſt ſchwaͤrzlich, ins Violette fpielend, der Schnabel, fo wie die Beine, gelb. Eine hellgelbe Binde mit Lap⸗ pen umgibt den Hinterkopf, und auf den Fluͤgeln zeigt ſich ein weißer Fleck. Dieſer Vogel, der die Größe einer Dohle hat, beſitzt elne ganz vorzuͤgliche Aulage zum Reden, und ſoll es darin weiter als der Papagey bringen. Den ganzen Tag plaudert er und wird mit ſeiner Geſchicklichkeit, die er immer zeigen will, wirklich laͤſtig. Er lebt in Indien, be⸗ ſonders auf der Inſel Borneo. Seine Sitten ſind ſanft; feine Nahrung Fruͤchte. Noch fehlt es an ge⸗ Der Maisdieb. 175 genauen Nachrichten von feiner Bar und ip pflanzung. | Etwas kleiner iſt der Maisdieh (G. Quiscula, la Pie de la amaique 77). Das ſchwarze Gefieder des Maͤnnchens ſpielt ins Purpurfarbige, der Schna⸗ bel und die Fuͤße ſind ſchwarz. Das Weibchen iſt braun. In ganz Amerika iſt die Menge der Mais⸗ diebe ſo groß, daß durch ihren Flug zuweilen die Luft verdunkelt wird. Sie fallen auf die Mais felder, bez ſuchen im Winter die Scheunen, und thun freylich anſehnlichen Schaden. Dieſen aber verguͤten ſie da⸗ durch reichlich, daß ſie eine ungeheure Menge In⸗ ſecten, zumal die Erbſenkaͤfer, vertilgen. Well man in Penſylvanien immer nur ihre ſchlimme, nie ihre gute Seite kannte, ſo ſetzte man auf die einge⸗ lieferten Köpfe dieſer Vögel einen kleinen Preis. Ihrer wurden nun wohl zwar weniger, aber dafür vermehrten ſich die Inſecten fo fuͤrchterlich, daß man recht froh ſeyn mußte, wie dieſe nuͤtzlichen Vögel ſich allmaͤhlich wieder vermehrten. So beſtraft die Na⸗ tur die Eingriffe, die uͤberkluge Menſchen in ihre weiſe Inſecten⸗Polizey zu thun verſuchen. Außer dieſem führt in Amerika eine Pirolart (Oriolus pheeniceus) den Rahmen Maisdieb. Er wird aͤrger als die Peſt ver⸗ 176 Der Pirol. verabſcheut. Die Paͤchter pflegen den Samen, ehe fie das Feld anbauen, in einem Decoct von Nießwurz einzuweichen. Auf die Baͤume einſamer Gegenden niften die eigentlichen Maisdiebe, und legen 86 blauliche, ſchwarz geſtrichelte und gefleckte Eyer. » A Lab, NA Der gemeine Pirol. Das Männchen. (78) Das Waschen (29) Der Jupufaba. (80) 5 Der Bartvogel. (81) Die fo zahlreiche Gattung Vögel, die den gemein⸗ ſchaftlichen Nahmen Pirole (Oriolus) führen, haben alle einen kegelförmigen, erhabnen, runden Schnabel, der bey den meiſten ſehr ſpitzig gerade ausgehend und oben etwas laͤnger als unten iſt; eine geſpaltne, ſpitzige Zunge, und Schreitfuͤße. Der größte Theil der 52 Arten hat feinen Aufenthalt in Amerika. Nur der gemeine Pirol (Oriolus Gal- bula, le Loriot), der in der ganzen alten Welt ans getroffen wird, läßt ſich auch in Deutſchland ſehen, und verdient um der Schoͤnheit ſeines Gefieders und ſeines kunſtvollen Neſtes willen unſre Aufmerkſamkeit. Er 1 4; Der Pirol. 177 Er iſt ſo groß wie die Amſel und hat eine Menge Nahmen, z. B. Kirſchvogel, Wiedewall, Pfingfts vogel u. a. Ein praͤchtiges Goldgelb iſt die Haupt⸗ farbe des Männchens (78). Zuͤgel, Flügel und Schwanz ſind ſchwarz. letzterer iſt an der Spitze gelb. Der etwas gekruͤmmte Schnabel iſt blutroth, die Fuͤße find ſchwarzolau. Das Weibchen (70) iſt zeiſig⸗ gruͤn und hat ſchwarzgrauliche Fluͤgel. Erſt gegen den Junius hin kommen die Pirole aus den waͤrmern Laͤndern, wahrſcheinlich Afrika, wo ſie uͤberwintern, bey uns an, bleiben nicht laͤnger als bis ans Ende des Auguſts, und widmen die kurze Zeit ihres Aufent⸗ halts bey uns ganz der Sorge fuͤr ihre Nachkommen⸗ ſchaft. Auf einem Baume oder Strauche waͤhlt das ſich treu ergebne Paar zu feinen Neſte die Stelle, wo zwey Zweige eines ſchlanken Aſtes eine Gabel bilden. An dieſen Zacken wird es ſo angebunden, daß es einem Korbe gleicht, der an Handhaben getragen wird. Stroh und Hanfhalmen find die Bindfaden, deren ſie ſich hiezu bedienen. Dieſe gehen theils außen herum, theils erſtrecken ſie ſich in das Neſt ſelbſt hinein, das dreyerley Schichten hat. Die Aeuſ⸗ ſere beſteht aus Baſt, Wolle, Stroh und Grashals men; die Mittlere wird aus Moos, Baumflechten, Vögel II. Theil. 1 Spin⸗ 178 Der Pirol. Spinnengeweben und Raupengehaͤuſen verfertiget; die Innere, die den Polſter vorſtellt, iſt ein feines Gewebe aus zarten Grashalmen und Wurzeln. Al⸗ les iſt trefflich in einander geflochten, und gern um⸗ winden fie die Gabel mit Schafwolle, die fie au Schwarz: und Weißdornbuͤſchen ſuchen. Damit die ſchwankende Bewegung des Aſtes die Eyer nicht her⸗ ausſchleudere, fo wird noch um den Rand des Ne⸗ ſtes ein eingebogner etwas hoher Saum, wie ein Bollwerk, verfertiget. Mag nun der Wind immer damit ſpielen. Die Eltern haben es zu gut vor Anz ker gelegt, beſonders da am innern Polſter die Jun⸗ gen ſich fo anklammern können, daß man Mühe hat, eins herauszunehmen. Sehr wohlthaͤtig pflanzte die Natur dieſem ſchöuen Pirole die größte Vorſicht im Baue ſeines Neſtes ein. Denn da er nur einmal im Jahre bruͤtet, ſo wuͤrden die Nachſtellungen, die ſein praͤchtiges Geſieder veranlaßt, bald das ganze Geſchlecht ausrotten. Mit anhaltendem Eifer bruͤtet das Weibchen 3 Wochen uͤber feinen 3 weißen, ſchwarz⸗ gefleckten Eyern, und muthig ſetzen ſich die Alten den Freybeutern zur Gegenwehre, die ihr Neſt pluͤndern wollen. Ja es fehlt nicht an Beyſpielen, daß die gu⸗ te Mutter ſich mit dem Neſte forttragen ließ, im Bruͤ⸗ Der Jupujaba. 179 Bruͤten fortfuhr, und endlich auf ihren Eyern ſtarb. Bis die Jungen reif ſind, ſehen ſie wie ihre Mutter aus. Nie zahlreich, immer nur Familienweiſe, zie⸗ hen die Pirole weiter. Sie ſind ſehr vorſichtig und ſcheu, verſtecken ſich immer im dicken Laube, und rufen mit einem leicht nachzuahmenden Floͤtentone, Puͤloh, Puͤloh. Aber dieß iſt nur ihr Locken; ſonſt fingen fie auch wie die Drofſeln. Aufzuziehen find fie ſchwer. Inſecten, Raupen, Inſecten⸗Eyer, Wuͤrmer, Kaͤfer, Froͤſche, auch Kirſchen, Feigen, Vogelbeere und Erbſen ſind ihre Nahrung. Ein Paar kann in einem Tage mit einem Kirſchbaume ziemlich fertig werden. Sonderbar iſts, daß der Pirol nur das Fleiſch der Kirſchen frißt, den Kern aber wegwirft; indeſſen der Kirſchfink das Fleisch wegwirft und den Kern aufknackt. So groß wie eine Dohle iſt der Jupujaba (O. Perſicus, Caſſique jaune dis Brefil, Japu 80). Sein ſchwarzes Gefieder ſpielt in Purpur, und hat auf den Flügeln einen fchöngelben Flecken. Auch der Hinterruͤcken und der obere Theil des Schwan⸗ zes iſt goldgelb. Die Augen find Sapphier-Blau, die Fuͤße ſchwarz, der Schnabel gelblich. Sehr merkwuͤrdig iſt das Neſt dieſer Pirolart. 3 2 Aus 180 Der Bartvogel. Aus Schilf, Binſen und andern Pflanzentheilen, die man fuͤr Haare und Schweineborſten angeſehen hat, beſonders aus dem in Suͤdamerika ſehr gemeinen Ge⸗ waͤchſe Altmannsbart (Tillandha uſneoides Lin. ), das wie Roßhaar aus ſieht, baut fie ihr kuͤnſtliches Neſt, das wie ein anderthalb Fuß langer Beutel am Ende ſchwacher Baumzweige haͤngt, und dadurch vor dem Ueberfalle der Meerkatze u. a. ſicher iſt. Man hat ſchon vierhundert ſolcher Neſter an Einem Baume, nahe bey den Wohnungen der Menſchen angetroffen. Sehr zahlreich muͤßen die Jupujabas in Cayenne, Braſilien und den heißen Gegenden von Suͤdame⸗ rika ſeyn, da ſie in Einem Jahre dreymal bruͤten. Nicht ganz koͤnnen wir die zur Großmaul⸗ oder Pausbackgaͤttung gehoͤrigen Vögel, die aber ſchick⸗ licher Bartvoͤgel (Bucco) heißen, übergehen, Sie find an ihrem Kazenbarte, der oft laͤnger als der ſtarke und gerade Schnabel iſt, ſehr kenntlich. Die Naſenld⸗ cher find verſteckt, die Schwanzfedern kurz und ſchwach, die Füße, Kletterfuͤße. Die 18 Arten dieſer Gattung wohnen in Aſten, Afrika und Suͤdamerika. Unter Faul⸗ heit und Unthaͤtiakeit fließt ihr Leben hin, das fie in den von menſchlichen Wohnungen weit entlegnen Waͤl⸗ dern, wo ſie noch zum Uederfluſſe hinter dickbelaubten Zwei⸗ Der Bartvogel. 181 Zweigen ſich verſtecken, ganz in der Stille hinbringen. Gemaͤchtich keit und Ruhe geht einem ſolchen Phleg⸗ maticus über alles. Stunden und Tagelang ſitzt er mit zwiſchen die Schultern eingezognem Kopfe, ohne ſich von der Stelle zu bewegen, und laͤßt mehrere Male auf ſich schießen, ehe er die Flucht ergreift. Seine Nahrung ſind Juſecten, beſonders große Kaͤfer; ſein Fleiſch iſt unſchmackhaft. Unter dieſen Bartvoͤgeln nennen wir bloß den gelbwangigen (B. Zeylanicus, le Barbet d joues jaunes 81), der in Ceylon und Batavia wohnt. Sein Schnabel iſt röthlich. An die hellbraune Farbe des Kopfes und Halſes ſchließt ſich eine ſchoͤne grüne Farbe, die den Rüden, die Fluͤgel und den Schwanz bedeckt. Um die Augen herum iſt ein großer, nackter, hellgelber Fleck. Der Bauch iſt hellgruͤn, die Fuße ſind blaßgelb. Er iſt ſo groß wie ein Stieglitz. Hohe Baͤume ſind ſein Aufent⸗ halt, auf denen er ſich wie eine girrende Turtel⸗ taube hören laßt. Von dieſem Geſchrey führt er in Ceylon den Nahmen Kottorea. Sein Leben fuͤhrt er als ein menſchenſcheuer Einſiedler in der Einſamkeit. Von ſeinen Sitten iſt noch nichts Merkwuͤrdiges bekannt geworden. 15 8 33 Tab. 182 DO Tab. XXIII. & XXIV. Der Paradiesvogel. Paradiſea, / Oiſeau de Paradis. Der Große. (82) Der Koͤnigsparadies⸗ vogel. (83) Der Praͤchtige. (84) Der Violettkehlige. (85) Der Sechsfaͤdige. (86) Der mit dem Halsbande. (87) Sehr ſchoͤne und merkwuͤrdige Vögel ſind es, mit denen wir jetzt unſre Leſer bekannt zu machen das Vergnuͤgen haben. Man ſah in ihrem Gefieder fo viel Eignes, beobachtete ſo manches Auszeichnende an ihnen, daß man ihnen auch einen ganz beſondern Nahmen vom Paradieſe zu geben fuͤr gut fand. Aber eben dieſer Nahme, bey dem ſich mancher oh⸗ nehin ſchon etwas entzuͤckt fuͤhlt, ſchien die Einbil⸗ dungs kraft zu berechtigen, die ſeltſamſten Dinge von dieſem Vogel zu erſinnen. Gewiß ohne betrügeris ſche Abſichten ſchnitten die Indianer, ehe ſie die Leicht⸗ glaubigkeit der Europäer kannten, den Paradies⸗ voͤgeln die Fuͤße weg. Denn, wenn ſie zu Feder⸗ buͤſchen u. d. beſtimmt waren, ſo mußte man ja die feſten Theile, beſonders die plumpen Füße, weg⸗ ſchneiden, und in den hohlen Leib einen Stab ſtecken, ſo 2 * Rn 5 2 8 3 + * Der Paradiesvogel. 183 ſo daß der Vogel im eigentlichen Verſtande ſeine Haut bloß an einem Stecken trug. Jetzt geriethen ſolche Vögel dem nach Merkwürdigkeiten haſchenden Europäer in die Hände, Augenblicklich mußte eine Naturgeſchichte, fo wie fie ſich für Vögel ohne Züge ſchickte, entworfen werden. Beobachtungen waren hiezu nicht noͤthig. Nun mußten dieſe armen Vögel ewig fliegen, und im Fluge ſchlafen; doch erlaubten ihnen einige aus Mitleiden, ſich an ihren langen Schwanzfedern zum Schlummern aufzuhaͤngen. Man ließ ſie vom Thau, von der Luft und Duͤnſten le⸗ ben, gab innen, ſtatt aller Eingeweide, bloß einen Fett⸗ klumpen, und wußte, um den Unſinn vollzumachen, ſelbſt ihre Fortpflanzung im Fluge zu veranſtalten, indem man vorgab, das Weibchen lege fein Ey in eine Höhle auf den Rücken des Maͤnnchens, und ſetze ſich darauf, wobey die beyderſeitigen Federn ſo — klug wären, ſich während des ewigen Fluges neſtfoͤrmig in einander zu flechten. Nur im Tode ſollen dieſe Voͤgel die Erde beruͤhren. Solche Wunderdinge konnen wir zwar unſern Leſern nicht verſprechen, dafuͤr aber Wahrheit, die immer mehr als ſolche Ammenmaͤrchen gelten muß. Alle Paradies voͤgel, von denen bisher 9 Ar- ten bekannt ſind, haben die Wurzel des bey eini⸗ gen 184 Der Paradiesvogel. =“ gen geraden, bey andern etwas gekruͤmmten Schna⸗ . bels, mit ſammetartigen Federn bedeckt. Sehr lang 1 und gewohnlich von fchönen Farben find die Federn in den Weichen. Ihr Vaterland iſt ſehr einge⸗ ſchraͤnkt; Neuguinea ihre Heimath, von wo aus ſie nach den Molukiſchen und den benachbarten Inſuln fireichen. Bey den Meiſten find die Augen und Köpfe ſehr klein. Ihres guten Fluges wegen hei⸗ ßen ſie auch die Schwalben von Ternate. Melſtens nur dem großen Paradiesvogel (P. Apoda 82) widerfuhr die Ehre, daß man ihm die Züge abſprach, weil ihre merkliche Grdße, ſo wohl beym Putze als beym Einpacken, nur das Gewicht vergrößerte, und mehr verunſtaltete, als zierte. Dem Körper nad) ift dieſer Vogel nicht großer als ein Stahr, allein fein Gefieder gibt ihm einen grös ßern Umfang. Blaßgoldfarben iſt der obere Theil ſeines Kopfes und Halſes; au den Seiten und der Kehle aber ſchwarz mit gruͤnlichem Glanze, und die an dieſer Stelle gerade aufſtehenden, ſteifen und dichten Federchen bilden einen wahren Sammet. Der Leib iſt oben heller, unten dunkler kaſtanien⸗ braun, und ſeidenartig fein anzufühlen. Sehr ſelt⸗ ſam iſt das Gefieder am hintern Theile des Leibes. g Aus Der Paradiesvogel. 185 Aus den Weichen, oder aus der Gegend zwiſchen den Fluͤgeln und Lenden, entſpringen auf jeder Seite 40 — 50 ſehr lange Federn die ſich über und unter den Schwanz hinaus ſehr welt erſtrecken, ſich mit dieſem vermiſchen, und eine Art von falſchem Schwanz bilden, aus dem der wahre, wie in einem Netze liegend, durchſchimmert. Die Fahnen dieſer Federn ſind ſehr duͤnn und leicht, und machen ein floraͤhnliches durchſichtiges Gewebe. Die laͤngſten darunter ſind anderthalb Fuß lang und lichtbraun, die Fürzern gelbuch, am Ende rothgefleckt. Aus ih⸗ ter Mitte hervor, von der Gegend der Fettdruͤſen her, kommen noch zwey drittehalb Fuß lange Baßſaiten aͤhnliche Federn, die, am Ende ausgenommen, ganz bartlos und bey dem Weibchen kuͤrzer find, Aber eben dieſer reiche Schmuck iſt den Paradies voͤgeln oft im Fluge hinderlich, beſonders wenn ſich ein Sturm erhebt. Gegen einen ſchwachen Wind flies gen fie gern und ohne Mühe, ja fie pflegen dieß ges wohnlich zu thun, weil, wenn ſie dem Strome des Windes folgten, das Federngewebe vorwaͤrts geſchla⸗ gen und verwickelt wuͤrde. Auch kommen ihnen auf dieſem Wege die Schmetterlinge, die lieber mit dem Winde fliegen, entgegen. Bringt ein ſtarker Wind Vogel II. Theil. A a ihre * 136 Der Paradiesvogel. ihre Federn in Unordnung, fo fallen ſie zu Boden, . wo ihnen das Auffltegen oft ſehr ſchwer, ja unmoͤg⸗ lich wird. Uebereilt fie der Sturm nicht zu ſchnell, fo find fie klug genug, ſich pfeilſchnell in höhere und ſtillere Regionen zu erheden, bis die Orcane unter ihnen ausgetobt haben. Die Mauſerzeit beraubt ſie ihres Schmuckes und dauert mehrere Monate. Sie ſuchen dann wie beſchaͤmt die Verborgenheit. Im Auguſt ſind ſie wieder neugekleidet, und ziehen jetzt wie die Stahre, wobey ſie gerade wie dieſe beſtaͤndig untereinander ſchwaͤtzen, und einen Anfuͤhrer haben, der immer etwas hoͤher fliegt, herum. Ihr gewuͤrzrei⸗ cher Aufenthalt gibt ihnen vortreffliche Nahrung. Vom Genuße der Muskatennuͤſſe ſollen ſie, wie berauſcht, niederfallen. Sie freſſen große Schmetterlinge, und wohnen und niſten in Wäldern, Hier lauern die in Huͤt⸗ ten verſteckten Indianer auf fie, und ſchießen fie mit 4 ſtumpfen Rohrpfeilen, oder fangen fie mit Vogelleim. Sogleich oͤffnen fie den Leib, ſchneiden die Eingeweide mit einem Theile des Fleiſches und die Füße weg, bren⸗ nen den Körper mit einem gluͤhenden Eiſen etwas aus, und trocknen ihn dann im Rauchfange. Inzwiſchen iſt nicht alles ein Paradies vogel, was fo heißt. So wie dieſe Waare in Werth kam, ſo ſchnitt man an⸗ dern * Der Paradiesvogel. 187 dern Voͤgeln, die ſehr ſchöne Farben und lange Schwanzfedern entweder wirklich hatten, oder bey denen man ſie geſchickt anbringen konnte, die Fuͤße ab, und ſchuf jo Papageyen, Bienenwoͤlfe, ſtruppi⸗ ge Wiedehoͤpfe u. a. in Paradiesodgel um. Die Leichtigkeit und der glaͤnzende Schimmer geben den Federn des Paradiesvogels einen wahren Werth zum Putze. Der Marktpreis in Aru iſt fuͤr das Stauͤck ein eiſerner Nagel. In Indien ahtet man dieſen Vogel auch darum hoch, well ihm die Prie⸗ ſter gewiſſe Wunderkraͤfte zuſchreiben und daher den Nahmen Gottesvogel beylegen. So heißt vorzuͤg⸗ lich auch eine andere Art, der Noͤnigsparadies⸗ vogel (P. Regia, le Mamucode 83). Ein ſolcher ſoll unter dem ganzen Haufen die koͤnigliche Würde haben. Ihm gehorche, ſo verſicherte man, alles; er ſchwebe beſtaͤndig uͤber ſeinen Unterthanen, theile die nöthigen Befehle aus, und ſuche die Quellen auf, aus denen man ohne Gefahr trinken konne, weil die Indianer, um ſich des ganzen Fluges zu bemeiſtern, dieſe zu vergiften pflegen; ja er ſoll, was wirklich eine ſeltene Liebe zu ſeinen Unterthanen verriethe, die erſte Probe jeder Quelle an ſich ſelbſt machen. Dieſe abgeſchmackten Fabeln brachten oft die Reiſen⸗ * Aa 2 den, \ * 188 Wer Paradiesvogel. den, ſtatt der naͤhern Beſchreibung der Sitten dieſer Geſchoͤpfe, zurück, und treulich erzaͤhlten fie uns alles, womit die Indianer ihre Wunderſucht zum Beſten hatten. Nur ſo groß wie eine Feldlerche IR der Koͤnigs⸗ Paradiesvogel. Auch er hat eine Sammethaube; ſchwarze Flecken umgeben feine Augen, und wie At⸗ las glänzt fein Gefieder, das oben hellroth, unten weißlich iſt. Ueber die blutrothe Bruſt geht eine goldgruͤne, polirtem Metalle aͤhnliche Querbinde. Aus ſeinem Schwanze kommen zwey lange, nackte Kiele hervor, die oben roͤthlich und unten ſchwaͤrz⸗ lich ſind. An ihrem Ende haben ſie eine Fahne, die wie Smaragd glaͤnzt, und ſich ſchneckenformig bald ein- bald auswärts rollt. An beyden Seiten unter den Fluͤgeln hängt ein Buͤndel graubrauner Federn mit grünglaͤnzenden Enden herab, die an das von eben der Stelle ausgehende Floraͤhnliche Gewebe des großen Paradies vogels erinnern. Der Schnabel iſt weißlich gelb, die ziemlich plumpen Fuͤße ſind gelblich braun. Auf der Inſul Aru, wohin er aus Neuguinea kommt, wird er am haͤu⸗ figften angetroffen. Mit Recht trägt der Praͤchtige (P. Magni« fica, Der Paradiesvogel. 189 fica, le Magnifique 84) feinen Nahmen. Seinen hellgelben Schnabel umgeben oben und unten loſe, ſtruppige Federn, von kaſtanienbrauner Farbe. Den Kopf und Nacken bedeckt ein ſammetartiges Ge⸗ fieder von eben dieſer Farbe. Von letzterm an ent⸗ ſpringt ein hochgelber Federbuͤſchel, mit ſchwarzen Flecken am Ende, und hart an diefen ſchließt ſich ein noch dickerer, ſtrohgelber Buͤſchel. Der Ruͤcken und der Schwanz ſind hellrothbraun, Kehle und Bruſt aber blaugruͤn mit einem Goldſchimmer. Uebrigens nimmt eine ſchwarzgruͤne Farbe die Seiten des Koͤr⸗ pers ein, und theils gelb, theils braun ſind die Fluͤ⸗ gelfedern. Aus dem Schwanze ragen zwey draht⸗ aͤhnliche Schaͤfte hervor, die nur auf einer Seite faſt unſichtbare kleine Baͤrte haben und ſich zirkel⸗ foͤrmig kruͤmmen. Die Fuͤße ſind dunkelgelb. Auch dieſes fo ſchoͤne Geſchdpf wohnt in Neuguinea und hat die Größe einer Schwarzdroſſel. Die mit allen Arten des Federſchmucks bey die⸗ ſer Gattung aͤußerſt freygebige Natur gab ſogar dem Violettkehligen P. (P. Superba, O. d. P. d gorge violetie 85) gleichſam vier Flügel. Denn unter und zwiſchen den wahren Fluͤgeln entſpringen auf beyden Seiten ſtarke Buͤſchel ungleicher, ſammetartiger Fe⸗ 5 Aa 3 dern, 190 Der Paradiesvogel. dern, die ſich, lan dem Ruͤcken, faſt wie ausge⸗ breitete Fluͤgel erſtrecken, und zum Theil ſo lang wie dieſe find, An den Wurzeln des Schnabels bemerkt man einen ſchwarzen, ſehr feinen Federbuſch. Kopf, Hals und Ruͤcken bedeckt ein goldgruͤner Sammet. Die Federchen, die ihn bilden, liegen wie Fiſchſchup⸗ pen uͤber einander. Außer dieſem verdient noch die viclette Kehle, der hellgruͤne Bauch, das matte Schwarz der Fluͤgel und der blaulich ſpielende Schwanz bemerkt zu werden. Die Fuͤße ſind braun. In der Größe übertrifft er den Koͤnigsparadies vogel. Ob die Faͤden, die ſonſt den Paradiesvoͤgeln ſo gemein ſind, dieſer Art ganz fehlen, oder ob ſie nur bey den Exemplaren, die man fand und abbildete, durch einen Zufall verloren gegangen, tft ſchwer zu entſcheiden. Deſto reichlicher mit Faͤden begabt | iſt der ſechsfaͤdige Paradiesvogel (P. Aurea, le Si- let 86), der in der That ſeltſam aus ſieht und an ums fern Schueemercur erinnert. Von beyden Seiten des Kopfes entſpringen drey nackte, nur am Ende mit einer eyrunden Fahne verſehene Faͤden, die ſo lang ſind, daß wenn ſie gerade nach hinten zu laͤgen, ſie über ein Viertheil des keilfoͤrmigen Schwanzes ſich hinaus erſtrecken würden, Auch bey dieſer Art bes merkt Der Paradiesvogel. 191 merkt man uͤbrigens den Luxus und die Pracht des Gefieders, die bey den Paradlesvdgeln fo gemein iſt. Von der Wurzel des ſchwaͤrzlichen Schnabels erhebt ſich ein kleiner Schopf. Der Bauch iſt bey nahe zot⸗ tig wegen der Menge von Federn, die ſowoyl ihn als auch den Schwanz umgeben, und fo lockere Fahnen wie die Straußfedern haben. Die Farben jeibfi aber ſind ſo praͤchtig und mannigfaltig, ſie ſpielen und verfließen ſo in einander, daß Maler und Schrift⸗ ſteller in die größte Verlegenheit kommen, fie nur eis niger Maßen zu ſchildern. Die Scheitel, Wangen und Kehle ſind vlolettſchwarz, der Augenſtern it hel gelb. Koſtbar goldgruͤn ſchimmert der Vorderhals und die Bruſt, und ein eben ſolcher Fleck bezeichnet den Hin⸗ terhals. Fluͤgel, Schwanz und Ruͤcken ſind dun⸗ kelſchwarz. Letzterer ſpielt ins Violette. Die Fuͤße ſind ſchwaͤrzlich. Auch dieſes treffliche Geſchoͤpf, das in der Große wie eine gemeine Turteltaube iſt, beſitzt Neuguinea. Noch eines prachtvollen Vogels, der zu dieser Gattung gehört, muͤſſen wir gedenken. Der Pas radies vogel mit dem Halsbande (P. Nigra 87) iſt zu ſchon, als daß wir ihn unſern Leſern vorent⸗ halten konnten. Dem Korper nach iſt er zwar nur 5 wie 192 Der Paradiesvogel. wie eine Schwarzbroffel, den ſehr langen Schwanz abgerechnet. Etwas gebogen iſt der ſchwarze Schna⸗ bel. Seine Wurzel umgibt oben und unten ein ziemlich ſtarker, ſchwarzer und dicker Federbuſch, der ſich wie Sammet anfuͤhlt. Vom Schnabelwin⸗ kel aus lauft nach der Bruſt zu ein immer breiter werdendes Band, das einen Halbmond bildet, und deſſen praͤchtiger Kupferglanz faſt alles uͤbertrifft, was man nur immer in Abſicht auf Federn ſehen kann. Von dieſer ſchimmernden Stelle aus be⸗ deckt den ganzen Unterleib ein ſchoͤnes Dunkelgtuͤn, das, ungefaͤhr in der Mitte, ein hellgruͤnes, glaͤn⸗ zendes Querband durchſchneidet. Der hintere Theil des Kopfes bis an den Rücken hin iſt ebenfalls ſchon goldgruͤn. Auch das Schwarz des Ruͤckens und des ungeheuren Schwanzes hat eine Kupfer ſpielung; tiefſchwarz aber ſind die Fluͤgel. Die zwölf Federn, woraus der Schwanz beſteht, ſind von ſehr ungleicher Laͤnge, ſo daß die mittelſten 22, die aͤußerſten nur 5 Zoll lang fiud, Zu wuͤnſchen iſt, daß man nun auch, nachdem der Ungrund fo vieler Fabeln von dieſen merkwuͤrdigen Ge⸗ ſchöpfen aufgedeckt iſt, uͤber die Sitten, Fortpflanzung, Wanderungen derſelben genaue Beobachtungen an⸗ ſtelle. Tab, ne: * f J * 4 > . 193 Tab. XXV. X XXVI. Der Kukuk. Cuculus, le Coucou. Der gemeine. (38) Der braune. (89) Der T Turaco. (90) Der Honigkukuk. (91) Der glaͤnzende. (02) Der blaue. (93) Wir wuͤrden unſern Unterhaltungen den Vorwurf einer weſentlichen Luͤcke zuziehen, wenn wir den fo berüchtigten Kukuk nicht jo ausführlich befchreiben wollten, als es nur immer die Graͤnzen dieſer Blaͤt⸗ ter erlauben. Ihm ſind ſo viele Laſter aufgebuͤrdet, von ihm ſo unglaubliche Dinge erzaͤhlt worden, daß es der Muͤhe werth iſt, dieſen Einſiedler aus ſeiner Einſamkeit hervorzuziehen und in ſeiner wahren Ge⸗ ſtalt kennen zu lernen. Ein Vogel, bey dem die Na⸗ tur ihre ſonſt fo ſchone Ordnung aufgehoben, den fie, wie man vorgab, zu Verbrechen beſtimmt zu haben ſcheint, und den ein blinder Naturtrieb zum Mut⸗ ter- und Brudermord hinreiſſen ſoll verdient unſre doppelte Aufmerkſamkeit, und es kann dem, der uͤberall Ordnung und Weisheit zu ſehen gewohnt iſt, unmdͤglich gleichgiltig ſeyn, ob er den fo troͤſtenden Glauben an ſie aufgeben, oder in ihm noch ferner die Freude ſeines Lebens finden ſoll. Voͤgel II. Theil. B b Nicht 194 Der Kukuk. — nen PR, nur zwey unfre Landsleute Fa 1 man bisher entdeckt. Sie alle haben einen faſt runden, vorne etwas gebognen, an den e Seiten zuſammen⸗ gedruͤckten Schnabel, in dem die Naſenloͤcher liegen, die ein erhoͤhter Rand umgibt. Flach und ungeſpal⸗ ten iſt die pfeil foͤrmige Zunge. Die Fuße find Kletter⸗ fuͤße, und die Klauen, beſonders an den Seiten, ſehr ſcharf. In der ganzen Welt findet man hier dieſe, dort jene Art von dieſer Vogelgattung. N So groß wie eine Turteltaube, aber laͤnger und ſchlanker, iſt der gemeine Rukuk (C. Canorus, 88), der von ſeinem bekannten Rufe dieſen Nahmen er⸗ hielt, und dadurch ihn allen in obengenannten Stuͤ⸗ cken wit ihm verwandten Vögeln verſchaffte, wenn gleich ihre Stimme eine andre war. Das Gefieder des Maͤnnchens hat am Oberleibe die Spielungen des Taubenhalſes, d. i. dunkel aſchgrau ins gruͤnli⸗ che und kupferfarbne ſchillernd; der Unterleib iſt helle aſchgrau um die Bruſt, weiterhin weiß mit grauen, wellenformisen Querlinien. Die Schwungfedern und der Schwanz ſind ſchwarz mit weißen Flecken. Letzterer beſteht aus zehn ſtufenweiſe abnehmenden Federn und iſt keilförmig. Der Schnabel iſt ſchwarz, die * Der Kukuk. 195 die Fuͤße find hellgelb. Inzwiſchen iſt nicht zu laͤug⸗ nen, daß man in Abſicht des Gefieders auf manche Verſchiedenheiten, auch bey einer und derſelben Art, ſtoße. Das Bukuk weibchen iſt kleiner, dunkel⸗ grau mit ſchmutzigbraunen Flecken, am Unterhalſe aſchfarbig und gelblich gemiſcht mit ſchwarzbraunen, wellenfoͤrmigen Que reifen, am Bauche ſchmutzig weiß und in die Quere geſtreift. Einige Aehnlichkeit des Gefieders mit dem Sperber hat das alberne Maͤhrchen erzeugt, der Kukuk verwandle ſich in eis nen Sperber, und alle Raubvoͤgel hegten deßwegen eine ganz beſondere Freundſchaft und Liebe fuͤr ihn. Der Rukuk wohnt am Liebſten in Waͤldern, die in der Naͤhe von Wieſen und Feldern liegen. Nadelhoͤlzer ziehet er dem Laubholze vor. Ein Paar waͤhlt ſich immer eine Strecke von ungefaͤhr einer Stunde im Umfange, und duldet in dieſem Reviere durchaus kein anders Paar. Sein Gang iſt huͤpfend, doch macht er von dieſer Fertigkeit ſelten Gebrauch. Aus den waͤrmern Laͤndern, wahrſcheinlich Nord⸗ afrika, wo er, um Winterquartiere zu halten, in ziemlicher Geſellſchaft im September hinzog, kommt er, wie der in Geſellſchaft, erſt am Ende des Aprils zuruͤck, und verkuͤndet feine Ankunft den Bewohnern B b 2 der — 196 Der Kaki. der Walder, durch feinen, obgleich fp | doch angenehmen Ruf. Za dieſer Reife bedient er ſich ſeiner eignen Fluͤgel; eine Bemerkung, die wir unterlaſſen kounten, wenn man nicht dem Milan die a unbegreifliche Höflichkeit zugeſchrieben harte, er ſey der Fuhrmann und Träger des RBukuks. Ganz unerweislich iſt das Vorgeben einiger, er bleibe den Winter über, in einem hohlen Baume ſchlummeind, bey uns. Daß er aber fo ſpaͤt bey uns ankommt, hat einen ſehr weiſen Grund. Die muͤtterliche Natur ruft ihre Kinder nur dann aus der Ferne zuruͤck, wenn ſie ihnen bereits ihren Tiſch gedeckt hat. Da nun die vorzüͤglichſte Nahrung des Rufufs in Blaͤtter- und Blunenraupen, Heuſchrecken, Schne⸗ cken, Kaͤfern u. d. beſteht, wie Zorn und andere an den Fluͤgelſchalen, Raupenhaaren u. d. in feinem Magen deutlich genug bemerken konnten; fo darf er nicht eher kommen, bis Futter genug für ihn vor⸗ handen iſt. Seine Liebe zu gewiſſen Heuſchrecken⸗ Larven hat Veranlaſſung gegeben, aus dem foges nannten Aufufsfpeichel ein großes Wunder zu machen. Da die Schaumcicade einen Schaum aus⸗ ſchwitzt, der theils als Schutzwehr, theils als Netz dienen mag, um kleine Inſecten zu fangen, und 5 man ur Der Kukuk. 197 * man den Aukuk oft in dieſem Schaume ſuchen ſah, ſo mußte das ein Speichel des Aukuks ſeyn, aus dem, mit der Zeit, ein Juſect hervorkaͤme; eine Be⸗ kauptung, in Abſicht deren man wirklich, wenn der Kukuf die Larven aus dem Schaume nicht bereits herausgehohlt hatte, am Ende Recht behielt. Hochſt wahrſcheinlich der ſehr ſtarke Appetit des KRukuks, und die nicht geringe Muͤhe, die er ſich geben muß, um nur für feine Perſon täglich ſatt zu werden, war der Grund, warum die Natur ihn, un⸗ ter allen Vögeln ganz allein, des Bruͤtungs⸗ und Ae⸗ zungsgeſchͤͤftes feiner Nachkommenſchaft gaͤnzlich uͤberhob, und ihm den Taſtinct einpfianzte, feine Kinder in eine fremde Wiege zu legen. Denn ſo ausgemacht und unlaͤugbar es iſt, daß kein Kukuk⸗ weibchen feine Eyer ſelbſt ausbruͤte; ſo erweislich iſt es doch, daß nicht ſein Bau, z. B. die Lage des Magens, die doch bey einigen andern Selbſtbruͤten⸗ den ganz eben dieſelbe iſt, daran Schuld ſey. Ob der Umſtand, daß kein Vogel, der von einem Vogel anderer Art ausgebruͤtet worden, je zum Bruͤten tauge, wie manche Hauswirthinn z. B. bey den von Huͤhnern ausgebruͤteten Enten mit Schaden lernt, oder feine große, nie verminderte Begattungswaͤrme, Bb 3 die m Der Kukuk. die keinen Trieb, ſich in einem warmen Neſte zu la⸗ gern erzeugt, hiezu beytrage, iſt ſchwer zu entſchei⸗ den. Am wahrſcheinlichſten bleibt immer die Schwie⸗ rigkeit, gefraͤßige Junge, die lange die treueſte Pflege nöthig haben, ſelbſt zu verpflegen, der rund, warum der Kukuk für feine Nachkommenſchaft fremde Huͤlfe ſuchen muß. Wenn nun aber eine Unmdͤg⸗ lichkeit der Kukusmutter das andern Voͤgeln ſo werthe Bruͤtgeſchaͤfte verbiethet, und fie zu einer unnatuͤrlich ſcheinenden Handlung noͤthiget; verdient ſie wohl den Nahmen einer Rabenmutter, den man ihr gab, beſonders da man bemerkt hat, daß ſie ſich in der Naͤhe ihres ausgeſetzten Kindes aufhaͤlt und auf ſeinen Ruf fleißig antwortet? Um die Paarungszeit laſſen die Rukuk⸗ maͤnnchen, deren es weit mehr als Weibchen gibt, ein oftmaliges kuku, FuFu hören, das fie zuweilen mit einem Tone unterbrechen, der gerade ſo lautet, als wollten fie ſich raͤuſpern. Mit Gluchzen antwor⸗ tet das Weibchen: Glu, glu. Außer jenem Rufe hoͤrt man vom Manne auch noch einen heißern Schrey, wie man von den kleinen Tauchern zu hören gewohnt iſt. Bald darauf wird unter vielem Aechzen die Paarung auf den hoͤchſten Bäumen vollbracht. Von Der Kukuk, 199 Von jetzt an beobachten die Kukuke ſorgfaͤltig den Fortgang des Neſtbaues verſchiedner kleiner Vogel: der Rothkehlchen, Weidenzeiſige, Zaunkoͤnige, ges meiner und grauer Gras muͤcken, Mönche, weißer und gelber Bachſtelzen, kleiner Neuntddter und eini⸗ ger andrer. Man hat auf 20 Arten beobachtet, bey denen ſie ihre Eyer in Penſion geben. Es iſt aber bey der Kukusmutter nicht beſtimmter Ent⸗ ſchluß, dieſen oder jenen Vogel zur Amme ihres Kindes zu nehmen, ſondern immer trifft den das Loos, der gerade dann, wenn ſie ihr Ey zum Legen reif fuͤhlt, auch ſein letztes Ey gelegt hat. Mit dem Anfange des Junius legt ſie ihr erſtes E y. Dieſes iſt nach Verhaͤltniß ziemlich klein, weil ein kleiner Vogel das Bruͤtgeſchaͤfte übernimmt, rund, ſchmutzig weiß, und an der ſtumpfen Halfte braun, braungrau, violett geſtrichelt, ſo daß die Striche zuweilen die Zahlen 1 und 5 vorſtellen. Iſt der Eingang in das fremde Neſt ihr ſelbſt zu enge, ſo legt ſie das Ey auf die Erde, faßt es dann mit dem Schnabel, und trägt es in das ihr anſtaͤndige Neſt. Dieſes Geſchaͤfte treibt fie faſt alle Tage einmal bis in die Mitte des Jullus. Aber fo viele Eyer fie auch legt, ſo ſucht fie doch Für en ein eignes Neſt auf, was ihr bey den freund⸗ lichen 200 Der Kukuk. | lichen Einladungen, die ſie von allen Seiten bekommt, zu finden gar nicht ſchwer falt. Mehr als Ein Ey könnten die kleinen Pflegemuͤtter weder bedecken, noch, wenn es auskommt, verſorgen; wohl aber hat Bechſtein, dem wir manche ſehr ſchoͤne Bemer⸗ kung uͤber dieſen Vogel verdanken, ſchon ſelbſt den Fall in der Nähe feines Hauſes geſehen, daß eine Bachſtelze, zweymal hintereinander in Einem Jahre, und zwar, was ſie ſonſt nicht thut, in Einem und demſelben Neſte einen Bukuk ausbrütete, Man darf nicht glauben, daß die Vögel, die die Rufufsmutter zu Pflegeeltern auserſehen hat, über dieſen Zuwachs ihrer Mühe boͤſe find. Zwar ſah man einmal ein Rothkehlchenpaar ſich hartnaͤckig weigern, ein Kukuksey aufzunehmen. Allein eine ſolche Ausnahme beweist weiter nichts, als daß es unter Voͤgeln eben ſolche Verſchiedenheiten der Cha⸗ ractere, wie unter Menſchen, geben möge, Der Eine iſt gaſtfrey, der Andre filzig; der Eine zu jedem Dienſt der Liebe berelt, der Andre lieblos. Wine Taube thut alles fuͤr ihre Junge, eine Andre laͤßt ſie Hungers ſterben; Ein Finke trinkt maͤßig, ein And⸗ rer ſauft des Tages zweymal das Geſchirre aus; Ein Rothkehlchen iſt, ſo wie es in den Vogelbauer kommt, Der Kukuk. 201 kommt, kirre, ein Andres rennt ſich vor Wildheit den Kopf ein; Ein Gimpel lernt ſogleich alles nachpfei⸗ fen, ein Andrer iſt und bleibt Zeitlebeus — ein Gim⸗ pel. So mögen jene ſonſt fo willigen Rothkehlchen beſondere Urſachen gehabt haben, ſich bey dem Aus kuk die Ammenſtellen zu verbitten; denn im Allge⸗ meinen ſind ſie und andre kleine Voͤgel zu dieſem Ge⸗ ſchaͤfte immer ſehr willig, und ficher iſt das Geſchrey, das fie beym Aublick des Rukuks erheben, eher ein Freudengeſchrey und eine Einladung, ihnen eln Ey anzuvertrauen, als ein Angſtgeſchrey, weil ſie, wie man fabelte, denſelben für einen Sperber anfügen. So betruͤbt ſonſt eben jene kleinen Voͤgel bey Annaͤ⸗ herung irgend eines Geſchoͤpfs zu ihren friedlichen Wohnungen werden, und ſo fertig ſie jedes fremde Ey, das man mit der größten Kunſt und Vorſicht im Stillen hineinlegt, über Bord werfen, oder wohl gar das ganze Neſt, voll Ingrimm uͤber diefe Stoͤ⸗ rung, verlaſſen; ſo ſcheinen ſie dagegen, ſobald ein uff ſich ſehen laͤßt, vor Freude über die ihnen zugedachte Ehre, außer ſich zu ſeyn. Freundlich ver⸗ läßt die kleine Zaunkoͤniginn ihr Neſtchen, damit die Kukuksmutter ihr Ey recht bequem hinein⸗ gleiten laſſen konne, huͤpft unter freudigem Locken Voͤgel II. Theil, Ce mit 202 Der Kukuk. mit ihrem Manne, dem ſie herbeyruft, um den ſo willkommnen Fremdling herum, und wirft, was zum Erſtaunen iſt, von ihren eignen Eyern welche aus dem Neſte, wenn ihr das Kukuksweibchen nicht ſelbſt ſchon darin zuvorgekommen iſt, damit es ja | dem anvertrauten nicht an hinreichendem Platze und Waͤrme fehle. In den Haͤnden dieſer wohlthaͤtigen Amme iſt nun das Ey ſicher aufgehoben. Da iſt, auch wenn in Abweſenheit des Neſtbeſitzers alles das vorgieng, keine Spur von Verdruß, einen un⸗ vermutheten Erben zu finden, wahrzunehmen, und auch der Gemahl laͤßt ſichs ganz gerne gefallen. Gewöhnlich geht über dem Fuͤndlinge die Pflege der leiblichen Kinder verloren, und gemeiniglich in ſechs Tagen ſterben dieſe, weil die Gefraͤßigkeit des Stief⸗ ſohnes die ganze Zeit und Kraft der gutherzigen Als ten fordert, die gegen jene ſichtbar kaͤlter als gegen dieſen find. In einem eutfleiſchten Pferde-Schedel fand einſt ein Jaͤger Rothkehlcheneyer und ein Ku⸗ kuksey. Das Rothkehlchen bruͤtete alle aus, aber bald fand man die leiblichen Kinder todt vor dem Neſte liegen, ſo daß die Mutter immer uͤber dieſe den Weg nehmen mußte, wenn ſie durch die Augenhoͤhle ab⸗ und zuflog, ihrem angenommenen Kinde Futter zu Der Kukuk. 203 zu bringen. O wie viele Sorgen, Ermuͤdung, Gier fahren, ja eignen Mangel ertraͤgt nicht das zarte Geſchöͤpf die Zaunköniginn, die nun nicht nur laͤn⸗ ger bruͤten, ſondern einen um viele Male größern und unerfaͤttlichen Koſtgaͤnger ernaͤhren muß! Und doch wandelt ſie und alle, deren Obſorge die Kukuks⸗ mutter ein Ey überläßt, keine Spur von der Ungeduld und dem Neide an, die ſo mancher andern Stief⸗ mutter, die freylich nicht in die Claſſe der Poͤgel gehort, zur hoͤchſten Schande gereicht. Im Gegen⸗ theil ſehen jene lieben Thierchen mit ſichtbarer Freude dem Wachsthume ihres Zöglinges zu, und feinen die Gleichgiltigkeit der leiblichen Mutter, die mit dem Legen des Eyes ihre Mutterpflichten faſt ganz er⸗ füllt zu haben glaubt, gar nicht zu fuͤhlen. Ein ganz andres Kleid als ſeine Eitern traͤgt der junge Kukuk. Er iſt oben rothbraun und weiß nach ber Quere geſtreift, unten weiß und ſchwaͤrzlich gewellt. Bald nachdem er aus dem Eye iſt, wird ihm die nicht fuͤr ihn gebaute Wiege zu enge. Er dehnt ſich aus und erweitert die Oeffnung, um zu ſeiner Zeit ausfliegen zu koͤnnen. Leben noch Stiefgeſc wiſter, ſo verdraͤngt er ſie aus dem Neſte, in welchem Falle ihnen daun die Eltern entweder auf die Erde Speiſe Cc 2 brin⸗ 204 Der Kukuk. bringen oder ſie auch zuwe len dem Hungertode uͤber⸗ laſſen. Klug genug geht es der junge Bukuk an, um allein Hahn im Korbe zu ſeyn. Man bemerkte dieß bey einer kleinen Grasmuͤcke, die ſich in Einem Neſte mit ihm befand; ruͤcklings gieng er auf ſie zu, ſchob ſeinen Rüden unter fie, fo daß fie auf feine Fluͤgelknochen zu liegen kam, und kletterte nun mit dies: ſer Laſt ruͤckwaͤrts an den Rand des Neſtes. Noth⸗ wendig mußte ſie hinabſtuͤrzen. Sobald der nun fluͤgge gewordne junge Rukuk feine bisherige Woh⸗ nung verläßt, ſetzt er ſich auf einen nahe gelegenen Baum, ſtreckt und dehnt ſich einige Male, zieht ſeine Federn durch den Schnabel, und ruft hoch und krei⸗ ſchend: Girrke, Girrke. Jetzt verſammeln ſich alle die guten Stiefeltern jener Gegend, Grasmuͤ⸗— cken, Bachſtelzen, Rothkehlchen u. a. begruͤßen und begucken mit vieler Freude den jungen KAukuk, und tiazen ihm wetteifernd Nahrung zu. Jedes will das Erſte ſeyn; jedes dem lieben Unbekannten am Meiſten Liebe beweiſen. Er kann kaum ſo ſchnell freſſen, als er von den lieben, dienſtfertigen Geſchoͤ⸗ pfen bedient wird. Ja man darf ihn, ehe er voll⸗ kommen fliegen kann, fangen und in einen offnen Käfig ſetzen, fo zeigt ſich jener Dienſteifer ſogar ſtaͤr⸗ ker, Der Kukuk. 205 ker, als die natürliche Schüchternheit. Auch da wird er, mit Gefahr des Lebens und der Freyhelt, reichlich genaͤhrt. Verſucht er endlich feine Kraͤfte im Fluge, und begibt ſich auf en ferntere Bäume, ſo begleiten ihn ſeine gaſtfreundlichen Ernaͤhrer, und fuͤttern ihn ſo lange als er nur immer Unterſtuͤtzung bedarf. Doch nicht nur mit dem Pflegbefohlnen, ſondern ſelbſt mit dem ganz fremden Kukuk, dem es kümmerlich geht, ſcheinen gewiſſe Voͤgel Mitlei⸗ den zu haben. Aus vollem Halſe ſchrie ein junger Kukuk, den man aus dem Neſte einer blauen Bach⸗ ſtelze genommen, und auf den Hof geſetzt hatte. Ein zahmer Goldammer, den man mit Koͤrnern fuͤtterte, flog geruͤhrt herbey, eilte in den nahe liegenden Gar⸗ ten, hohlte fuͤr den Hungrigen Spinnen, und trug ihm auch die raupenfürinig geſchnittne Milz zu, um ihn zu fuͤttern. Das Mitleiden der Voͤgel mit ihren angenommenen Kindern mag dadurch berſtaͤrkt wer⸗ den, weil die jungen Kukuke die Stimme ihrer Pfiege⸗ eltern nachzuahmen pflegen: eine Stimme, die ihre ganze Liebe erweckt, und die, was hoͤchſtmerkwuͤrdig iſt, nur ſo lange dauert, als ſie Pflege beduͤrfen. Was ſagen unfre Leſer zu dieſen denkwuͤrdigen Anſtallen der Natur? Vielleicht verzeihen fie jetzt i dem 20 Der Kukuk. dem Bukuk das Ausſetzen ſeiner Kinder, N er unmoglich bruͤten kaun. Daß aber die andern, die ſich als Ammen brauchen laſſen, nun gegen ihre eigne Brut ſo unnatürlich handeln, ſie einem Fremd⸗ linge aufopfern, das ſcheint ihnen unbegreiflich. Allein wir bitten fe folgendes zu bedenken. Hätte die Natur den wahren Kukukseltern die Gleichgiltig⸗ keit gegen ihre Eyer, und dagegen den Stiefeltern die herzliche Liebe zu den angenommenen Kindern nicht eingepflanzt, ſo muͤßte dieſes ganze Geſchlecht zu Grunde gehen. Denn entweder die Alten oder Jungen muͤßten des Hungertodes ſterben. Mit Aufopferung einiger einzelnen Geſchöͤpfe wußte fie die ganze Gattung zu erhalten. Sey es daher auch, daß der Preis manche Bachſtelze, Meiſe, Gras⸗ muͤcke u. d. fen; dieſe find kein Verluſt fuͤr die Welt. Ganze Gattungen aber muͤßen bleiben, fie duͤrfen nie ausſterben; indeſſen nach den Geſetzen eben der Natur tauſend und aber tauſend Individuen ſich untereinander zerſtbren, ja einander ſelbſt zur Nah⸗ rung angewieſen ſind. Auch hier alſo zeigen ſich Weisheit und Guͤte im ſchduſten Bunde, und alle die harten Anklagen des Kukuks erſcheinen theils in einem andern Lichte, theils Der Kukuk. 207 theils als Unwahrheiten. Grundfalſch iſt es, daß die Kukukemutter, wenn fie ein Ey bringt, die ſchon im Neſte befindlichen Jungen erwuͤrge; denn es ſind noch gar keine darin. Falſch, daß ſie die Eyer andrer Voͤgel ausbruͤte und nur ihren eignen abgeneigt ſey, denn ſie hat gar keine Zeit zum Bruͤten; falſch, daß der Pflegſohn ſeine wohlthaͤtige Stief⸗ mutter ermorde; denn daß einmal ein junger Ru⸗ kuk den Kopf und Hals einer zwiſchen den Sproſſen eines Bauers ſteckenden Grasmuͤcke im Rachen hatte und daran erſtickte, war ſicher wohl mehr die Folge von Dummheit und Hunger, indem er nach Raupen gierig ſchnappte, als daß unnatuͤrliche Grauſamkeit dabey im Spiel geweſen waͤre. Im Gegentheil ſchien ein jähriger Kukuk, den Buͤffon mit 3 noch nicht ganz befiederten Grasmuͤcken zuſammenſperrte, die Ver⸗ bindlichkeiten, die er ihrem Geſchlecht hatte, zu fuͤh⸗ len, und erlaubte den kleinen, erfrornen Thierchen, ſich unter feinen Fluͤgeln zu waͤrmen. Grundfalſch iſt endlich der zum Sprichwort gewordne Undank des Kukuks, da man ſogar bemerkt hat, daß er auch auf der langen Reiſe nach Afrika der empfangenen Wohl⸗ thaten eingedenk bleibt, und gleich nach ſeiner Zu⸗ ruͤckkunft ſich an feinem Geburtsorte einſtellt, da 0 denn 208 Der Kukuk. 5 denn, wenn er einige ſeiner alten Freunde und Be⸗ kannten antrifft, des Bewillkommens „des Freuden⸗ geſchreyes und der e ein * Ende iſt. if N Unmoͤglich Tonnen wir bier eine Geſchichte uͤber⸗ gehen, die die unbeſchreibliche Treue der Pflegemutter eines jungen Kukuks, mehr als irgend eine, ins Licht ſetzt. Im ſpaͤten Herbſt 1778 trafen zwey Jaͤger in der Gegend von Treuenbriezen eine Bachſtelze an, die ſehr einſig Futter ſuchte, und immer einer alten Eiche damit zuflog. Das Unerwartete, jetzt noch ein ſolches Wögelchen zu finden, da alle andre Bachſtel⸗ zen ſchon lange vorher in waͤrmere Gegenden fortge⸗ zogen waren, machte ſie aufmerkſam. Sie naͤherten ſich in der Stille dem Baume, und fanden, daß das gute Thier einem Vogel Speiſe brachte, der, dem großen Kopfe nach zu urtheilen, zu einem ganz andern Geſchlechte gehörte. Ihre Verwunderung nahm zu. Auf einer Leiter ſtiegen ſie nun den Baum binan, und bemerkten, daß dieſes große Pflegkind in eine Baumhoͤhle fo eingeſperrt war, daß es nur den Kopf hervorſtrecken konnte. Da ſie nun bald darauf mit einem Beile, unter allen Zeichen der größten Angſt von Seiten der bekuͤmmerten Pflegemutter, die Oeff⸗ Der Kukuk. 209 Oeffnung vergrößerten, fo entdeckten fie in dem ums bekannten Vogel einen Kukuk, der aber des beſchraͤnk⸗ ten Raumes wegen nicht voͤllig ausgewachſen war. Wahrſcheinlich hatte in dieſes Bachſtelzenneſt ein Kukuk ſein Ey fallen laſſen, obgleich er ſelbſt nicht hinein konnte. Die Bachſtelze bruͤtete das Ey aus; der junge Kukuk wuchs, ehe er fliegen konnte, zu ei⸗ ner ſolchen Größe heran, daß der Ausgang der Höhle fuͤr ihn zu klein wurde. Und dieſes eingeſperrte, an⸗ genommene Kind fuͤtterte die treue Bachſtelze mit unſaͤglicher Muͤhe, in einer an Inſecten armen Jahrs⸗ zeit, Monate lang. Um es nicht umkommen zu laſſen, unterdruͤckte ſie den ſtarken Trieb mit ihren Schweſtern fortzuwandern, war taub gegen die Stimme der Natur und des Beduͤrfniſſes, blieb aus Mitleiden gegen das hilfloſe Geſchoͤpf allein zuruͤck, und opferte ihm ihre Freuden, Bequemlichkeiten, ja ſelbſt ihr Leben, auf. Dann in wenig Wochen toͤd⸗ teten Hunger und Kaͤlte das gute Thier, uͤber das jede boͤſe Stiefmutter ersöthen ſollte. Wer uͤbri⸗ gens, wenn wir zuweilen in dieſen Unterhaltungen von geſellſchaftlichen Tugenden der Voͤgel ſprachen, mitleidig laͤchelte, und dieſe Aeußerung fuͤr Schwaͤr⸗ merey hielt, dem empfehlen wir dieſe Geſchichte, Voͤgel II. Theil. D d fuͤr 210 Der Kukuk. fuͤr deren Wahrheit der Halberſtaͤdtiſche nen Herr Pauli zu Thale, Buͤrge iſt. Man kann den jungen Rukuk zahm fat Immer aber iſt der Zeitpunct des Uebergangs des Herbſts in den Winter kritiſch, ſehr oft toͤdtlich für ihn. Er kann ſo zahm gemacht werden, daß er den Ruf ſeines Herrn keunt und ihn wohl auch auf die Jagd begleitet. Ein Naturforſcher erzog einen mit Seidenwuͤrmern und Gartenraupen. Dieſe, ſo wie die Schmetterlinge, faßte er immer beym Kopfe zuerſt, nahm ſie der Laͤnge nach in den Schnabel, zerquetſchte ſie ſo, daß aller Saft herausgieng, und der Biſſen nun ſchluͤpfrig und leicht hinunterglei⸗ tend wurde. Eben ſo faßte er auch die in laͤng⸗ liche Streifen geſchnittnen Schafslebern und Ham⸗ melsnieren, die man ihm nach der Raupenzeit, aber immer etwas angefeuchtet, gab. Todte In⸗ ſecten fraß er nicht. Die natuͤrliche Waſſerſcheue, die man an ihm wie an andern bemerkte, uͤber⸗ wand er endlich doch, wahrſcheinlich weil ihn die trockne Nahrung dazu zwang. Das Fleiſch der in der Freyheit ſo reichlich er⸗ naͤhrten jungen Kukuke fol ſehr gut und fett ſeyn. Man lockt ſie durch Nachahmung ihrer Stimme n in den Schuß. Einige halten den RKukuk für einen Ungluͤcks⸗ andere für einen Gluͤcksvogel, fragen ihn in Verlegenheiten um Rath, und ſehen — wir muͤſ⸗ ſen unſern Leſern den Unſinn ohne ſeines Gleichen bekannt machen — die Erde, die ſich unter dem rechten Fuße desjenigen befindet, der das erſte Ge⸗ ſchrey des Rukuks im Fruͤhlinge hört, fuͤr ein ſiche⸗ res Mittel gegen Floͤhe und anderes Ungeziefer an. So nuͤtzlich er uns durch Verminderung ſchaͤdlicher Inſecten wird, ſo ſind doch alle ſeine andern Vor⸗ zuͤge, von ſeiner geprieſenen Prophetengabe bis zur Heilkraft ſeiner Aſche gegen die fallende Sucht herab, laͤcherliche Erdichtungen. Als ein erfrorner Kukuk gieng nach der Mythologie Jupiter auf ein Aben⸗ teuer aus, und eroberte ſo ſeine Gemahlinn Juno; da⸗ her ſoll bis dieſen Tag die Gewohnheit kommen, daß Eheluſtige den Kukuk fragen, wie lange ſie noch warten muͤſſen. Auch nach dem Getreidepreiſe erkundigt ſich der Aberglaube bey ihm. Doch dieſe Dinge ſind bloß laͤcherlich. Furchtbar war hingegen die Gewohnheit, ihn zu fragen, wie lange man noch leben werde? Man will Beyſpiele von einigen haben, die ſich darüber, daß ihnen der Aufuf nur wenige Jahre noch verkuͤndigte, zu Tode graͤmten. So feſt D d 2 glaubte 212 Der Kukuk. glaubte ein krankes altes Weib an dieſen Luͤgenpro⸗ pheten, daß ſie, bereits in Zuͤgen und vollkommen ſprachlos, muͤhſam die Finger aufhob, und damit zeigte, wie viele Jahre ihr der Kukuk noch verhei⸗ ßen haͤtte. Wir wuͤrden ſolche Dinge nicht anfuͤh⸗ ren, wenn nicht leider! ſich noch genug Spuren eines fo thoͤrichten und oft hoͤchſt gefährlichen Aberglaubens zeigten. Die vielen Verschen, womit man den Aus kuk zu fragen pflegt, erlaſſen uns unſre Leſer, ſo wie wir ihnen auch mit den ſonſt ſo beruͤhmten Ge⸗ danken des Dichter Brockes, „der Kukuk ſchreyt und ruft, Guck! Guck! des Fruͤhlingspracht ꝛc.“ die Dichtkunſt nicht fuͤr immer entleiden wollen. Aber von den Sprichwoͤrtern, zu denen dieſer Vogel, mehr als irgend einer, Veranlaſſung gab, muͤſſen wir doch noch ein Paar Worte ſagen. Man ſagt: ma⸗ ger wie ein Kukuk, weil er ſehr ansgemergelt von ſeiner weiten Reiſe bey uns ankommt; faul wie ein Kukuk, weil er ſich den Pflichten der Natur entzieht; ſchlau wie ein Kukuk, weil er andere ſich dienſtbar macht; das weiß der Kukuk — weil er alles, ſelbſt die Zukunft weiß; und nicht uͤbel wird der ermuͤdende Schwaͤzer Aufuf genannt, weil er ſich immer wiederhohlt. | Außer Der braune Kukuk. 213 Außer dem gemeinen Aufuf läßt ſich, wies wohl ſeltner, der braune (C. Rufus, 89) bey uns ſehen. Sein braunrother Oberleib hat ſchwarze, der rothbraune Schwanz aber breite, winklige Quer⸗ ſtreifen. Seine Kehle iſt gelblich. Er iſt kleiner als der gemeine; ſein viereckiger Kopf iſt dick, der Leib ſchlank, der Schnabel ſtark. Die gelblichen Fuͤße ſind kurz. Dem erſten Anblick nach ſcheint er aus lauter ſchwarzen und braunrothen Bändern zuſammengeſetzt. Vermuthlich waͤhlt dieſe Art ih⸗ ren Aufenthalt tief im Walde, daher man ſie ſelt⸗ ner zu Geſichte bekommt. Von auslaͤndiſchen Kukukarten muͤſſen wir unſern Leſern vor allen den Turaco (C. Perfa, le Touraco 90) als ein ungemein ſchoͤnes Thier bekannt machen. Ein ziemlich hoher, ſeidenartiger, ſchoͤn gruͤner oben rother Federbuſch prangt, faſt immer aufgerichtet, auf ſeinem Kopfe, und eben ſo feine, gruͤne Federn bedecken Hals, Bruſt, und den obern Theil des Ruͤckens und der Fluͤgel. In einem ſchwarzen Fleck, uͤber und unter dem ſich ein weißer Strich befindet, liegen die mit rothen Fleiſchwarzen umgebnen Augen. Kurz und ſtark iſt der roͤthlich⸗ braune Schnabel, und blaͤulich purpurfarben der D hin⸗ 214 Der Turaco. hintere Theil des Ruͤckens, der Schwanz und die größern Fluͤgel⸗Deckfedern; carmeſin und ſchwarz geraͤndert ſind die Schwungfedern; aſchgrau die Süße, Er iſt fo groß wie eine Aelſter. Auffallend kurz find feine Fluͤgel. Der Turaco iſt ein ungemein lebhaftes Thier. Er geht nicht, ſondern huͤpft. Ohne daß er den Schnabel offnet, hört man ihn oft rauh und tief kroͤ, kroͤ rufen, und dann wieder von Zeit zu Zeit ſcharf und durchdringend ko, ko, ko, ko, ko, ko, ko. Er lebt von Fruͤchten und wohnt um das Vorge⸗ birg der guten Hoffnung. Wichtiger als er iſt den Bewohnern dieſer Ge⸗ gend der Honigkukuk (C. Indicator, le Coucou Indi- cateur, Sengo gr), von dem es uns ein großes Ver⸗ gnuͤgen macht, eine gute Abbildung liefern zu koͤn⸗ nen, was ziemlich ſelten angetroffen wird. Er iſt kleiner als der gemeine, und hat meiſt braune und weißgefleckte Federn. In einer ſchwarzen, nackten Stelle liegen die Augen, und auf den Fluͤgeln be⸗ merkt man einen hochgelben Flecken. Ihn macht ſein Inſtinct hoͤchſt merkwuͤrdig und zum Wohlthaͤ⸗ ter der Bewohner des ſuͤdlichen und innern Afrika. Da Honig ſeine liebſte Speiſe iſt, ſo verraͤth er durch unbaͤn⸗ NXTT. 7 e. Ta Der Honigkukuk. 215 unbaͤndiges Rufen die Stellen, wo die wilden Bie⸗ nen ihren Honig bauen, wenn auch nicht aus Wohl⸗ wollen gegen die Menſchen, denn auch dem Honig⸗ dachs erzeigt er dieſe Liebe, doch in der Hoffnung, es werde beym Aus nehmen der Neſter auch für ihn etwas abfallen. Gemeiniglich Morgens und Abends ertönt fein ſchnarrendes Cherr, Cherr. Dieſem Ruf folgt man ganz ohne Geraͤuſch, um den Weg⸗ weiſer nicht ſcheu zu machen, nur pfeift man leiſe und ſanft, was den Vogel immer noch hitziger macht, weil er nun weiß, daß ihm Jemand folgt. Iſt das Neſt weit entlegen, ſo macht er, weil er ſchneller fliegt, als ein Menſch geht, zum dftern Halte, und erwartet ſeinen Nachfolger. Je naͤher er zum Neſte kommt, deſto kuͤrzere Abſaͤtze macht er im Flug und deſto anhaltender ſchreyt er. Sobald er ſchweigt, ſo kann man nun ſicher ſeyn, daß man beym Neſte iſt. Er ſchwebt daruͤber, ſetzt ſich ganz ruhig, ſobald man es gefunden hat, in die Naͤhe, und wartet nun auf ſeinen Wegweiſerlohn. Dieſer wird ihm zwar immer, aber ſo ſchmal zugemeſſen, daß er nur deſto luͤſterner wird, ſeine Honigjagd fortzuſetzen. Eben darum achtet man dieſen Vogel in ſeinem Vaterlande ſehr hoch, und Sparrmann wurde mit nicht geringem ; Uns 216 Der glaͤnzende Kukuk. Unwillen angeſehen, da er ſich die Freyheit nahm, zwey Honigkukuke zu ſchießen. Man zeigte ihm ein Neſt aus Rindenfaſern, in Form einer umgekehr⸗ ten Flaſche, mit einem bogenfoͤrmigen Sproſſen uͤber die abwaͤrts gehende Oeffnung, von dem man ihm ſagte, es gehoͤre dem Honigkukuk. Daß er aber mit den wilden Thieren im Verſtaͤndniß ſey, und die Menſchen durch ſein Rufen in ihre Klauen locke, iſt eine einfaͤltige Sage; ſo wenig wir laͤug⸗ nen wollen, daß ſchon mancher, der ihm zu weit nachfolgte, zufaͤllig verungluͤckt ſeyn moͤge. Nur um von dieſer merkwuͤrdigen Vogelgattung den Vorwurf eines ziemlich gemeinen Gefieders zu entfernen, führen wir noch ein Paar ungemein ſchoͤne Kukuke an, die die Ehre ihrer Gattung retten. Ein reicher Goldglanz bedeckt den grünen Oberleib des glänzenden Rufufs (C. Lueidus 92), und gold⸗ gruͤn gewellt iſt der Unterleib. Er hat Schnabel und Fuͤße blaulich. Seine Heimath iſt Neuſeeland, und ſeine Groͤße die einer kleinen Droſſel. Um viel größer aber und unſerm gemeinen gleich, iſt der blaue Rukuk von Madagaskar (C. Cæruleus, le Tuit- ou 93), deſſen ganzes Gefieder ſchoͤn blau, hie und da mit gruͤnlichen und violetten Spielungen iſt. Den * DIL LATE, Die Lerche. 217 Den Schatten zu dieſem ſchoͤnen Colorit geben die ſchwarzen Fuͤße und der Schnabel. Mit ihm beſchließen wir die achte Ordnung, in der feſten Ueberzeugung, daß unſre verehrten Leſer, die ſich den Nahmen rabenartig nicht zu⸗ ruͤckſchrecken ließen, in ihr manchen Vogel kennen gelernt haben, der von Seiten des Gefieders ſo⸗ wohl, als des Inſtincts, jedem andern kuͤhn un⸗ ter die Augen treten darf. — 9 — BTL e Alauda, / _Alouette. Die Feldlerche. (94) Die Waldlerche. (95) Die Haubenlerche. (96) Die Pieplerche. (97) So klein diejenigen Voͤgel groͤßtentheils ſind, die in die Ordnung der Sperlingsartigen (Paſſeres) oder Singvoͤgel gehoͤren; ſo unbedeutend ſie dem vorkommen moͤgen, der nichts fuͤr nuͤtzlich halt, was ſich nicht braten laͤßt; obgleich auch dieſe Ordnung unſre Kuͤche reichlich verſorgt: ſo enthaͤlt ſie dennoch allerliebſte Geſchoͤpfe, die ein buntes Gefieder, ſanfte Voͤgel II. Theil. Ee Sit⸗ 3 Die Lerche. Sitten und treffliche Stimmen zur freundſchaftlich⸗ ſten Aufnahme in unſte Haͤuſer empfehlen. Aus ihr nehmen wir die geliebten Saͤnger, die uns oft in der Einſamkeit Geſellſchaft leiſten, uns manche truͤbe Stunde durch ihr unſchuldiges Geſchwaͤtz aufheitern, und ihr geringes Futter redlich verdienen. Sie ſind von der Natur reichlich mit Inſtinct begabt, haben im kunſtvollen Neſtbau wenige ihres Gleichen, ler⸗ nen die Hand, die ihnen wohlthut, ſehr bald kennen, und gewoͤhnen ſich an die Kerker, die ihnen eine ganz unndthige Grauſamkeit oft viel zu enge anweist. | Ein kegelfoͤrmiger, ſcharf zugeſpitzter Schna⸗ bel, der, je nachdem ihnen Pflanzenſamen oder Sins ſecten zur Nahrung angewieſen ſind, laͤnger oder kuͤrzer, ſtaͤrker oder ſchwaͤcher, iſt, bloße, eyfoͤrmige Naſeuldcher, und ſchwache, meiſtens kurze Gang⸗ fuͤße find das Eigenthum aller Singvoͤgel. Sie le⸗ ben in einer treuen Ehe, ſorgen fuͤr ihre Jungen mu⸗ ſtermaͤßig, und fuͤttern ſie aus dem Kropfe und aus dem Schnabel; jenes die Pflanzen- diefes die In⸗ ſectenfreſſer. Sechzehn Gattungen und uͤber 900 Arten enthaͤlt dieſe Ordnung. Auch aus ihr wol⸗ len wir das Intereſſanteſte für unſre Leſer aus waͤh⸗ len; ſie werden hier manche liebe, alte Bekannt⸗ ſchaft Die Feldlerche. 210 ſchaft erneuern, manche neue machen. Schon die erſte Gattung, die wir naͤher betrachten, iſt uns von mehr als einer Seite werth. Alle 35 Kerchens arten haben einen ſehr ſpitzigen, oben und unten gleich langen, geraden, ſchwachen Schnabel, eine geſpaltne Zunge, und ungemein lange Hinterkrallen. Ihre Fluͤgel haben das Eigne, daß drey zunaͤchſt am Leibe liegende Schwungfedern ſehr breit und lang ſind. Dieß bewahrt den Fluͤgel vor der Naͤſſe des Graſes, wodurch der Flug gehindert wuͤrde. Alle Lerchen ſind Staubodgel, die ſich gern im Sande baden. | Eine mit Recht berühmte Saͤngerinn iſt die ges meine Lerche (A. Arvenfis, Feld⸗ Acker⸗Him⸗ mels⸗ Sandlerche, Bardale 94), deren Geſtalt und Farbe bekannt genug iſt, und die ſich unter den mit ihr verſchwiſterten Arten beſonders dadurch auszeich⸗ net, daß die beyden aͤußern Schwanzfedern weiß, und die mittlern innen roͤthlich braun ſind. Außer den gewoͤhnlichen roſtbraunen und gelblichen, hat man auch ſchon ſchneeweiße, wie auch ganz ſchwarze Felde lerchen gefunden. Der Fruͤhling bringt die Lerche aus ihren Winterquartieren zu uns zuruͤck, und als⸗ bald ee. fie fingend ihre Ankunft an. Sie ges Ee 2 hört 220 Die Feldlerche. hört unter die wenigen Vögel, die im Fluge fingen, Je hoͤher ſie ſich ſchwingt, deſto ſtaͤrker erhebt ſie ihre Stimme, und oft hoͤrt man aus einer Höhe, wo das ſchaͤrfſte Auge ſie nicht erreicht, ihre lieblichen Lieder ſehr deutlich. Auch die Geſaͤnge anderer Vo⸗ gel kopirt oder vielmehr verſchoͤnert ſie. Faſt immer bleibt ſie auf Aeckern und Wieſen, und, wenn ſie auch in Waͤlder geht, ſetzt ſie ſich doch nie auf Baͤu⸗ me. Das Maͤnnchen iſt immer groͤßer und braͤuner als das Weibchen, hat einen weißlichen Ring vom Kinne nach dem Genicke zu und eine kuͤhnere Stel⸗ lung. Sobald die warmen Strahlen der Fruͤhlings⸗ ſonne das Gefühl der Liebe in dem treuen Paare er⸗ wecken, ſo ſchwingt ſich der Mann ſingend in die Höhe, gauckelt entzuͤckt vor dem Auge feiner ihn bes gleitenden Gattinn herum, beſchreibt im Fluge bald ungeheure Bogen, ſtuͤrzt bald in ſchiefer Linie, oder fallt in gerader, fo ſenkrecht wie ein Stein, herab, ſteigt dann eben fo gerade auf, verliert ſich plotzlich in den Wolken, kommt wieder zum Vorſchein — bis endlich, nach manchem Herumſchwirren, die Ehe vollzogen wird. Sogleich erinnert ſich die Gattinn an ihre muͤtterliche Pflicht, macht in eine Vertiefung auf dem Felde, oder auch nur zwiſchen 2 Erdſchollen, | ihr Die Feldlerche. 221 ihr Neſt, fuͤttert es mit Kroͤutern und zarten Wur⸗ zeln aus, und legt 4 — 5 kleine grauliche und braun⸗ gefleckte Eyer, die ſie in 14 Tagen ausbruͤtet. Wenig Zeit und Muͤhe koſtet der erſte Unterricht der Jungen; ſie ſind bald im Stande, ſich ſelbſt fortzu⸗ bringen und ihre Eltern gewinnen dadurch Zeit, zu einer zweyten Hecke Anſtalt zu machen. Inzwiſchen darf man nicht glauben, daß es die Mutter an Liebe und Treue fehlen laſſe. Sie flattert oft uͤber ihnen, beobachtet wachſam ihre Schritte und Tritte, und ſtillt ihre Beduͤrfniſſe. Dieſen ruͤhrenden Trieb, kleinen und hilfloſen Geſchoͤpfen beyzuſtehen, be⸗ merkte Buͤffon ſelbſt an einer ganz jungen Lerche, die noch nicht einmal allein eſſen konnte, und alſo ge⸗ wiß nie Mutter geweſen war. Kaum hatte er ſie ‚entwöhnt, fo brachte man ihm Z andere kleine Ler⸗ chen, die noch um einige Tage juͤnger ſeyn mochten. An dieſen erzeigte nun jenes faſt ſelbſt noch hilfloſe Geſchoͤpf wahre Muttertreue, waͤrmte fie, fo gut es konnte, unter ſeinen Fluͤgelchen, theilte mit ihnen den Biſſen und aͤzte ſie; ja es nahm die Freyheit, die man ihm anboth, nicht an, um ganz für die pflegbefohlnen Kinder zu leben. Aber es fehlte dem * Thierchen, wenn gleich nicht an gutem Wil⸗ E e 3 len, 3 Die Feldlerche. len, doch an Kraft zu dieſem Berufe: es zehrte ab, und ſtarb. Bald folgten ihm auch ſeine Stief⸗ kinder. 121 g Inſecten, Hafer, Saͤmereyen ſind die Nah⸗ rung der Feldlerchen. So ungewohnt der haͤus⸗ liche Zwang ihnen im Aufange iſt, ſo ſind ſie doch leicht zu zähmen, und werden dann freundlich und zuthaͤtig. Sehr wohl thut man, den Boden ihres Bauers ein Paar Finger hoch mit Sand zu beſchuͤtten, damit ſie ſich darin waͤlzen und ihrer Quaͤlgeiſter, des Ungeziefers, entledigen koͤnnen. Gerſtenſchrot und Semmeln in Milch geweicht iſt fuͤr ſie, wie fuͤr alle Stubenvoͤgel, ein vortreffli⸗ ches Nahrungsmittel. Auch mit Ameiſeneyern, Hirſekleyen, Hanf kann man fie füttern. Ihr Alter bringen fie auf 10 — 18 Jahre. Im September und October verſammeln ſich ungeheure Scharen, um in waͤrmere Gegenden zu ziehen. Dieß iſt eigentlich die ſchlimmſte Zeit fuͤr ſie, aber die beſte fuͤr die Freunde ihres Fleiſches. Man faͤngt ſie in unzaͤhliger Menge mit Streichnetzen, Schlagwaͤnden, Halsſchlingen, Leimruthen. Auf die Lockpfeife gehen ſie nicht, vermuthlich weil ſie die Feinheit des Tones nicht erreicht, um eine Lerche zu Die Waldlerche. 223 zu taͤuſchen. An nebligen Tagen faͤngt man fettere Lerchen, als an heiter, Aber nicht der Nebel, ſondern der Umſtand, daß ſie bey duͤſterm Wetter ſtille liegen, und keine Reiſeſtrapatzen haben, iſt Schuld an der Fettigkeit. Ihr Fleich iſt vortreffe lich und ſehr geſund. / Kleiner und ſeltner als diefe, aber in Schwarze wäldern nicht ungewöhnlich, ift die Waldlerche (A. Arborea, le Cujelier, Baum- Dulllerche 95), die einen kuͤrzern Schwanz, einen weißen Kreis um die Augen und die Gabe beſitzt, ihre Kopffedern, wie eine Haube, in die Hoͤhe zu ſtraͤuben. Sie ni⸗ ſtet unter Heidekrautbuͤſchen. Ihr Geſang iſt vor⸗ trefflich. Stundenlaug kann man aus der Hoͤhe ih⸗ ren lullenden Floͤtenton hören. Auch bey Nacht und ſelbſt nach der Mauſerzeit ſingt ſie, und nimmt mit dankbaren Geſaͤngen von den Gegenden, die ſie er⸗ naͤhrten, Abſchied, wenn ſie die Wanderſchaft an⸗ tritt. Sie beſchreibt im Fluge noch groͤßere Kreiſe, als die Feldlerche, weil die geringere Zahl von Weib⸗ chen dieſer Art den Gatten noͤthigt, in einem weitern Bezirke aufs Freyen auszugehen, und nothwendig dfter als jene muß fie ihre Stimme hören laſſen, weil eine, ohnehin nicht zahlreiche Geſellſchaft, im 224 Die Haubenlerche. im Gehölze, wo ja die Waldlerche wohnt, ſich leich⸗ ter verliert, als auf dem flachen Felde. In den Gebuͤſchen, die etwas hoch und nahe bey Doͤrfern und Feldern liegen, auch auf den Heer⸗ ſtraßen in Waldungen, findet man die Hauben⸗ lerche (A. Criſtata, le Cochevis, Kothmoͤnch, Kos bellerche 96), die etwas ſtaͤrker als die Feldlerche und mit einem ſpitzigen Federbuſche geſchmuͤckt iſt. Der ſchwarze Schwanz iſt auf beyden Seiten weiß eingefaßt. Sie wandert nicht, fluͤchtet ſich aber, wenns ihr im Winter gar zu kuͤmmerlich geht, in die Staͤdte und Doͤrfer. Unter Erdſchollen, auf Strohdaͤcher und Lehmwaͤnde macht fie ihr Neſt. Ihr Geſang iſt ſchoͤn und angenehm, ihr Futter eben das, was die andern Lerchenarten ernaͤhrt, ihr Fleiſch nicht beſonders. Noch gedenken wir der kleinſten Lerchenart, der Pieplerche (A. Trivialis, ’.Alouette Pipi, Gereuth⸗ lerche, Heidelerche 97). Ihr Oberleib iſt oliven⸗ braun, der Unterleib rothgelblich; beyde ſchwarz⸗ gefleckt. Auf den Fluͤgeln bemerkt man weiße Baͤn⸗ der, die von den weißen Spitzen der groͤßern Deck⸗ federn gebildet werden. Gern ſitzt die Pieplerche auf dem Gipfel eines Baumes, fliegt oft in einem klei⸗ 7 — m Ta Tab. LA DANHIRNIHEE TITTEN I Der Stahr. 225 Heinen Bogen fort, aber immer wieder an die alte Stelle zuruͤck, und ſingt dabey nicht uͤbel. In ih⸗ rem Neſte, das fie an einſamen Oertern unter ei⸗ nem Raſenhuͤgel hat, piept fie unaufhoͤrlich. Sie zieht Inſecten und Raupen den REN vor. Ihr e 5 ee | RT em | Tab. XXVIII. eee ee T Sturnus, VEtourneau. Der gemeine. (98) Der Waſſerſtahr. (0) Der amerikaniſche. (100) | Der dauuriſche. (101) Auch mit dieſem poßierlichen Schwaͤtzer, dem Stahre, der in der ganzen Welt anzutreffen iſt, muͤßen wir unſre Leſer naͤher bekannt machen. Die 17 Arten, die zu der Stahrengattung gehoͤ⸗ ren, haben einen pfriemenfoͤrmigen, eckig niederge⸗ druͤckten, etwas ſtumpfen Schnabel, oben geraͤn⸗ derte Naſenldcher, und eine ſpitzige, am Rande ein⸗ gekerbte Zunge. In dichten, ungeheuren Scharen ziehen fie, unter immerwaͤhrendem Geſchwaͤtz und Voͤgel II. Theil. Sf Fluͤ⸗ 226 Der gemeine Stahr. Fluͤgelſchlaͤgen, hin und her, laſſen ſich naͤchtlicher Weile oft im Rohre nieder, und finden da zu Hun⸗ derten ihren Tod aus der Hand des lauernden Jaͤ⸗ gers. Auch mit Vögeln, die nicht zu ihrer Gattung gehoͤren, leben ſie zuweilen in geſelliger Eintracht. Inſecten find ihre gewöhnliche Nahrung. So groß wie eine Rothdroſſel iſt der gemeine Stahr (S. Vulgaris, die Sprehe 98). Er hat einen gelblichen, vorn braunen Schnabel, ein gruͤn⸗ lich ſchwarzes hie und da in Purpur ſpielendes Ge⸗ fieder, voll weißer Flaͤmmchen, und braune Schwung⸗ federn. Sein Neſt macht ihm wenig Mühe, Auch wenn er ſelbſt eins baut, und ſich nicht, wie zuwei⸗ len wohl geſchieht, das zueignet, das der Gruͤnſpecht ſich gezimmert hat, ſo ſind einige Blaͤtter und etwas Kraut und Moos, die er in eine Baum⸗ oder Mauer⸗ hohle legt, die kunſtloſe Matratze, mit der er ſich, ſtatt eines ordentlichen Neſtes, begnuͤgt. Dieſe Liebe zur Bequemlichkeit benuͤtzt man oft zu ſeinem Schaden, und hängt Toͤpfe, auch Kaͤſtchen, an die Baͤume, in der nun die Haushaltung errichtet, aber auch die ganze Familie gefangen wird. Um die Be⸗ gattungs zeit kaͤmpfen und plaudern die Maͤnnchen mit gleicher Heftigkeit. Zweymal im Jahre bruͤtet N | das — Der gemeine Stahr. 227 das Weibchen, und zwar fuͤr das erſte Mal 5 — 7, für das zweyte Mal 3 — 5 gruͤnlich graue Eyer aus. Die Jungen haben eine ſo auffallende Aehnlichkeit mit den Amſeln, daß es wirklich einmal daruͤber zum Prozeſſe kam, indem Einer behauptete, er habe Einem einen jungen Stahr zum Abrichten uͤbergeben, und dafür eine abgerichtete Amſel zuruͤck erhalten. Seht bald fuͤhren die Eltern ihre Jungen unter dickbelaubte Baͤume und Gebuͤſche, nahe am Waſſer, fuͤttern ſie treulich, und laſſen oft, wenn ſie Gefahr ahnden, ihre. Warnſtimme hören, worauf alles dem Neſte zueilt. Die Stahre freſſen Maulwurfsgrillen, Heu⸗ ſchrecken, Schnecken, Erdmaden u. d. und werden dadurch große Wohlthaͤter des Landmannes. Sie beſtreichen die Aecker⸗ und Krautfelder, ſaͤubern ſie fleißig von Ungeziefer, und reinigen beſonders den jungen Samen von dieſer Plage. Auch Koͤrner und Obſt, beſonders Kirſchen, freſſen ſie. Gern halten ſie ſich um das Rindvieh auf, weil ſie da immer In⸗ ſecten anzutreffen gewiß ſeyn koͤnnen, und eben das, nicht aber Liebhaberey am Aaſe ſelbſt, mag Schuld ſeyn, daß ſie auch beym Aaſe zu finden ſind. Vermdͤge feiner biegſamen Kehle iſt der Stahr faͤhig, ſehr leicht alle Toͤne nachzumachen. Er lernt | Ff 2 ſcharf 228 Der gemeine Stahr. ſcharf und deutlich ſprechen, behaͤlt Arien und Lieder⸗ melodien ziemlich gut, und Zorn hatte einen, der das Lied: Was Gott thut, das iſt wohlgethan, gar artig pfiff. In der Nachahmungs ſucht, ja auch in poßierlichen Geberden, iſt der Stahr ein wahrer Affe. Er ahmt die Flöte des Schaͤfers nach, gackt wie eine Henne, kraͤht wie ein Hahn, und verſucht bald dieſen bald jenen Laut nachzumachen. Aber ſehr vergeßlich iſt er auch, man muß ihn ſeine Lection oft wiederhohlen laſſen, wenn er nicht bald wieder ſo unwiſſend und ungeſchickt wie zuvor ſeyn ſoll. Gern miſcht er zuweilen in das, was man ihn ge⸗ lehrt hat, etwas von ſeiner eignen Compoſition ein, das freylich keinen großen Meiſter verraͤth. In der Mauſerzeit, der gewöhnlichen Vacanz unfrer gefies derten Tonkuͤnſtler, ſchwitzt er vollends viel aus, und man muß ihm nachher wieder ins Geleiſe hel⸗ fen. Er iſt ungemein zuthaͤtig und geſellig, und wird allmaͤhlig ein ſo treuer Freund vom Hauſe, daß er dasſelbe, ſelbſt wenn es ihm vollkommen frey ſteht, nie wieder verlaͤßt. Uns ſelbſt iſt ein Stahr bekannt, der faſt immer der Frau vom Hauſe auf der Schul⸗ ter ſaß, mit ihr überall herumgieng, und nie fort verlangte, Gar oft liebkoste er fie aufs zärtlichfte, und Der gemeine Stahr. 229 und eilte i Immer, wenn fie ins Zimmer kam, vor ab len andern auf fie zu. Bey Nacht ſetzte er ſich ge⸗ meiniglich auf die Hauskatze, die in der ſeltenſten Vertraulichkeit mit ihm lebte, und ihrer natuͤrlichen Wildheit und Blutgier ganz vergaß, um ihm ein warmes Nachtlager zu bereiten. Er bließ wie ein Poſtillon, feilte wie ein Schloſſer, rollte wie ein Schubkarren u. d. und wenn man ihn lobte, fg war der Freundlichkeit vollends kein Ende. Man ſchießt die Stahre ſehr haufig. Auch in die Fiſchrenſen, die man in die mit Schilf bewachs⸗ nen Suͤmpfe legt, worin ſie zu uͤbernachten pflegen, gehen ſie. Da ſie die Gewohnheit haben, ehe ſie ſich zur Ruhe begeben, gewaltig miteinander zu ſchwaͤtzen, ſo verrathen ſie dadurch ihr Nachtlager, und gar oft wird ihr Schlummer, zugleich ihr Tod. Schlagwaͤnde, Netze und andre dergleichen den Voͤ⸗ geln verderbliche Erfindungen, werden gegen ſie mit reichem Erfolge angewendet. Ihr Fleiſch iſt von mittelmaͤßiger Guͤte, und, wenn man nicht die Haut ganz abzieht, bitter. Immer, auch im haͤrteſten Winter Weine uns bleibt der Waſſerſtahr (S. Cinclus, le Merle d’eau 99), und weiß auch dann, wenn eine Eisdecke die 5 f 3 Quel⸗ 2°“ Der Waſſerſtahr. Quellen feiner Nahrung verſchloſſen hat, Fiſche, Waſſerinſecten und kleine Schnecken unter dem Eiſe | heroorzuhohlen, Er liebt zu feinem Neſtbaue das betäubende Geraͤuſch der Mühlen, Waſſerfaͤlle und Wehre, und bringt fein Neſt unter den Betten und im Gebaͤlke derſelben an. Sonſt wohnt er auch, aber einſam, an Waldbaͤchen. Im Ganzen ge⸗ nommen iſt er ſo groß als der gemeine Stahr, nur iſt er am Leibe etwas ſtaͤrker, am Kopfe ſpitzi⸗ ger; Fluͤgel und Schwanz ſind etwas kuͤrzer. Seine Hauptfarbe iſt rothbraun, oben ins Schwarze fal⸗ lend, die Bruſt welßlich. Man beſchuldigt ihn, er ſey der Forellenbrut nachtheilig. Sein Fleiſch iſt eßbar, ſeine Heimath Europa und Aſien. Weder eine Lerche, wie Linn“ (alauda magna), noch eine Amſel, wie Buͤffon annimmt, ſondern ein wahrer Stahr iſt der amerikaniſche Stahr, (8. Americanus, le Fer d cheval, die Rieſenlerche, der halbe Mond 100), der in Nordamerika nicht ſelten angetroffen wird, und ſich immer auf den Gipfeln der Baͤume aufhaͤlt. In der Größe kommt er der Sing⸗ droſſel gleich. Sein braunrother und etwas grauli⸗ cher Oberleib iſt ſchwaͤrzlich gefleckt; der Unterleib goldgelb, und über die Bruſt geht ein ſchwarzer huf⸗ eiſen⸗ Der amerikaniſche Stahr. 231 eifenformiger Fleck, daher er auch die Amſel mit dem Ringkragen heißt. Seine Schwungfedern find braun und ſchwarz gefleckt. Die braunen Fuͤße ſind ziemlich lang. Die Stimme dieſes Stahrs iſt angenehm, jedoch ſchwach. Er laͤßt ſie beſonders im Fruͤh⸗ linge hoͤren. Koͤrner ſind ſeine einzige Nahrung, wenigſtens hat man bisher noch nicht genau beob⸗ achtet, ob er auch den Inſecten nachgeht. Mit dem Schwanze ſoll er wie die Aelſter wippen. Sein Fleiſch ſchmeckt angenehm. Auch aus dem kalten Sibirien wollen wir un⸗ ſern Leſern noch einen Stahr bekannt machen, deſ⸗ ſen Kenntniß wir, vor nicht gar langer Zeit, dem beruͤhmten Pallas zu verdanken hatten. Am aͤußer⸗ ſten Dauurien fand er dieſen ungemein ſchoͤnen Stahr, und nannte ihn den Dauuriſchen (S. Dauuri- cus 101). Er hat die Größe einer Rothdroſſel, und gleicht ihr auch in der Art des Fluges und dem Ge⸗ ſchrey waͤhrend desſelben. Man findet ihn in Ge⸗ buͤſchen, auf dem offnen Felde und auf den Klippen dieſer Gegend. Inſecten, beſonders Bienen und Kaͤfer, ſind ſeine Nahrung. Doch frißt er auch Pflan⸗ zenſchoͤßlinge und gewiſſe Laucharten ganz gern. Nach 1 232 Der dauuriſche Staht. Nach der Brutzeit, wo jedes Paar ſeine Wirthſchaft fuͤr ſich hat, verſammeln ſich große Scharen und hal⸗ ten ſich geſellſchaftlich zufammen, Sie leben in einer treuen Ehe, und bauen ihre Neſter auf den Ruͤcken der Gebirge und auf die Dächer der hie und da zer⸗ ſtreuten Huͤtten aus Grashalmen, Kamelhaaren und Wollflocken. Nur dreh, aber ſchoͤn glaͤnzende, roſt⸗ farbige Eper, mit angenehmem Tuͤrkisgruͤn, legen die Weibchen. Die Hauptfarbe dieſer Voͤgel iſt blaugrau am Kopf und Nacken, glänzend’ dunkel violett am Nücen, gelblich weiß am gabelfdrmigen Schwanze. Die weißen Enden einiger 1 der Fluͤgel bilden eine ſchraͤge Binde. Doch wir muͤſſen die Staͤhre verlaſſen. Sonſt konnten wir freylich unſern Leſern noch manchen an⸗ dern, z. B. drey mexikaniſche Stahre beſchreiben, naͤhmlich: den Tolocatzanatl, den Caxcaxto⸗ totl und den Pismalotl. Allein ſicher find fie ſchon an den Nahmen erſchrocken. Wir begnügen uns demnach, ſie im Vorbeygehen auf diefe Sprache aufmerkſam gemacht zu haben, in der Mozart, mit all ſeinem Genie, wohl ſchwerlich eine Zauber⸗ flöte zu Stande gebracht haben würde, | Tab, 30 233 Tab. XXIX. & XXX. Die Droſſel. Tur dus. Die Miſteldroſſel. (102) Die Wachholder⸗ droſſel. (103) Die Rothdroſſel. (104) Die Singdroſſel. (105) Die Spottdroſſel. (106) Die Amſel. (Mann (a) Weid (b) (107) Die Roſenamſel. (108) So vortrefflich auch der Geſang der meiſten Droſ— ſeln iſt, ſo ſchuͤtzt ſie derſelbe doch nicht vor dem Vogelſteller, der ſie bald in Schlingen, bald mit Lockodgeln und Netzen auf Vogelherden in großer Menge faͤngt. Dann eben in dieſer Gattung, die nicht weniger als 135 Arten in ſich faßt, hat er feine reichſte Ernte; auf fie beſonders find jene kuͤnſt⸗ lichen Anſtalten zum Vogelfange abgeſehen, wenn gleich im Vorbeygehen auch mancher andere in die Netze geraͤth, die nicht fuͤr ihn geſtellet waren. Bey allen Mitgliedern dieſer Gattung iſt die obere Kinn- ladenſpitze ihres runden, meſſerfoͤrmigen Schnabels umgebogen und ausgeſchnitten; eine duͤnne Haut be⸗ deckt die nackten Naſenloͤcher zur Haͤlfte, die Zunge iſt am Rande faſerig, der Schlund etwas borſtig. Voͤgel II. Theil. Gg Die 234 Die medio. Die Droſſeln lieben de Freyheit ungemein, find aber ziemlich ungeſchickt, fie zu behaupten. Wenn fie bemerken, daß man ihnen nachſtellt, fo ſcheint ſie die Furcht auf einen Baum zu bannen, ſo daß auch der ungeſchickte Jaͤger an ihnen ſein Probſtüͤck machen kann. Ihre Dummheit war ſchuld, daß man ſie fuͤr taub ausgab, was aber ungegruͤndet iſt. Sie kommen in zahllofer Menge, zum Theil bey An⸗ naͤherung des Winters, uͤber die Oſtſee, und werden zu Hunderten und Tauſenden ein Raub der Men⸗ ſchen. Man hat berechnet, daß jaͤhrlich allein in Danzig 80000 Paar verzehrt werden. Nicht alle Arten ziehen zu gleicher Zeit in waͤrmere Gegenden; waͤre das, ſo wuͤrde ihre Menge faſt die Sonne ver⸗ finſtern, und es wuͤrde ihnen an Platz und Futter auf ihren Reiſeſtationen fehlen. Einige ziehen bey uns nur durch, andere bleiben und helfen ſich durch den Winter, fo gut fie konnen, andere kommen im Fruͤhjahr. Mit großer Weisheit und Güte hat die Natur den Droſſeln, ſo wie allen Voͤgeln, verſchie⸗ dene Wanderzeiten angewieſen. Waͤre das nicht, ſo wuͤrde zu Einer Zeit ein entſetzliches Gewimmel, zu einer andern Todesſtille, jetzt Ueberfluß, dann Mangel herrſchen. Nicht zu gedenken, einer Menge ande⸗ Die Miſteldroſſel. 2385 anderer ſchaͤdlichen Folgen, die jeder aus der Bes ſtimmung dieſer Geſchoͤpfe ſelbſt ableiten kann. Etwas kleiner, als die Aelſter, iſt die Miſtel⸗ droſſel (T. Viſcivorus, la Draine, Miſtelziemer, Schnarre, 102). Ihr Oberleib iſt olivenbraun, der Unterleib bald mehr bald minder gelb, mit runden und eckigen Flecken von ſchwarzer Farbe, der Schna⸗ bel gelblich. In gebirgigen Schwarzwaͤldern wird ſie am haͤufigſten angetroffen. Nach einer Abwe⸗ ſenheit von 4 Monaten, iſt ſie ſchon im Februar wie⸗ der bey uns, kuͤndigt ihre Ankunft mit einem hellen, melodiſchen Geſange an, und bringt uns fo den er⸗ ſten Fruͤhlingstroſt. Sie naͤhrt ſich dann von den Miſtelbeeren, einer Schmarotzerpflanze, die ſie ſelbſt oft fortpflanzt, indem die Körner halb verdaut von ihr gehen. Wuͤßte ſie, daß der Vogelleim daraus gekocht wird, ſie wuͤrde gewiß eine ihrer Gattung ſo verderbliche Pflanze nicht vermehren helfen. Man rechnet, daß unter 100 Miſtelpflanzen 99 durch Drofs ſeln fortgepflanzt werden. Da die Samenkerne in einer klebrigen Subſtanz liegen, ſo bleiben ſie, wenn der Vogel ſeinen Schnabel abwiſcht, kleben. So wußte die Vorſehung Pflanzen, die der Menſch des Aubaues nicht werth gehalten hätte, und die dennoch G 9 2 mit 235 Die Miſteldroſſel. mit in der großen Haushaltung der Natur nothwen⸗ dig ſind, durch die Voͤgel zu vermehten. Im Som⸗ mer lebt die Miſteldroſſel von Inſecten und Wuͤr⸗ mern, im Herbſte von Vogel⸗ und Wachholderbeeren. Auf die Gabelförmigen Zweige der Gebuͤſche und nicht alzuhoher Baͤume macht dieſe Droſſel ihr Neſt von Moos und Heidekraut, und legt für die erſte Brut 4 — 5, für die zweyte 3 graulich grüne roth punk⸗ tirte Eper. Ihre Jungen Azt fie mit Inſecten. Der Geſang der Maͤnnchen beſteht in verſchiednen Abſaͤtzen; ſonſt hört man ſie auch Tre, Tre, krei⸗ ſchen. Unter ſich leben ſie ſehr friedfertig. Sie ſind etwas vorſichtiger als andre Droſſeln, und gehen nicht ſogar blindlings in die Schlingen. Mit Hirſe⸗ kleyen in Milch kann man ſie viele Jahre im Kaͤfig erhalten. Ihr Fleiſch iſt von mittelmaͤßiger Guͤte. Etwas kleiner als die Miſteldroſſel iſt die Wach⸗ holderdroſſel (T. Pilaris, la Litorne, Tourdelle, der Krammetsvogel 103). Ein aſchgrauer Kopf und Rumpf, ein kaſtanienbrauner Ruͤcken und eben ſolche Deckfedern der Fluͤgel, mit weißem Unterfut⸗ ter, ein roſtgelber ſtarkgefleckter Unterleib, ſchwaͤrz⸗ liche Schwung und Schwanzfedern zeichnen fie hin⸗ laͤnglich aus. Das Männchen hat einen gelblichen, f das Die Wachholderdroſſel. 237 das Weibchen einen braͤunlichen Schnabel. Sie find mittelmaͤßige Sänger und bringen, trotz des bes ſtaͤndigen Dichtens, nicht viel Kluges zu Stande. Im nördlichen Europa und Aſien wohnen fie gewoͤhn⸗ lich, ziehen aber, wenn es ihnen dort zu kalt wird, ſuͤdlicher, und kommen dann auch zu uns, wo die guͤtige Natur ihnen auch im harten Winter an den Wachholderbeeren ein ſehr gutes Futter bereitete. In wolkenaͤhnlichen Scharen und unter gewaltigem Geſchrey ziehen ſie, und fallen auf die Wieſen und Heiden nieder, wo viele der Gebuͤſche ſtehen, von denen fie ihren Nahmen tragen. Zuweilen erſchei⸗ nen ſie in Frankreich fruͤher, wenn die Sperberbee⸗ ren reif ſind, halten mit großer Haſtigkeit ihre Ernte, verſchwinden dann plotzlich, und ſtellen zu ihrer gewoͤhnlichen Zeit, im November, ſich wie⸗ der ein. Auch Wuͤrmer freſſen ſie, wenn der Erd— boden aufgethaut iſt. Sonderbar iſt die Wirkung, die der haͤufige Genuß des Weins bey einem zah⸗ men Krammetsvogel hatte. Er wurde ein Kahl⸗ kopf, und erlangte erſt nach einjaͤhriger Enthalt⸗ ſamkeit ſein Gefieder wieder. Im Norden niſten dieſe Droſſeln auf Baͤumen und Gebuͤſchen, und kleben die aus Lehm verfertig⸗ 633 ten 233 Die Rothdroſſe. ten Neſter, wie die Schwalben unter Dachgeſim⸗ ſen, neben einander. Gibt man ihnen junge Mi⸗ ſteldroſſeln in ihr Neſt, ſo weigern ſie ſich nicht, ſie an Kindesſtatt aufzunehmen. Ihr Fleiſch iſt ans genehm. Die alten Römer hielten es ſehr hoch, und hatten ungeheure Vogelhaͤuſer, in denen viele Tauſende gefuͤttert wurden. Gleichfalls in ungeheuren Scharen aus W Norden kommt mit dem Winter die Nothdroſſel, (T. Iliacus, le Mauvis, Zip- Weindroſſel 104), und wird in großer Anzahl gefangen. Sie iſt etwas kleiner als die beyden vorigen; ihr Oberleib iſt braͤun⸗ lich, der Unterleib ſchmutzig weiß mit braunen Fle⸗ cken. Ueber ihrem Auge befindet ſich ein weißer Strich, an den Seiten des Halſes eine dunkelgelbe Stelle, und unter den Fluͤgeln ein dunkles Orauge⸗ roth. Sie lebt von Beeren und Wuͤrmern. Der Fuchs iſt ihr natürlicher Feind. Sobald fie ihn ers blickt, ſo ruft ſie Tan, Tan, kan, kan, und ver⸗ folgt ihn mit dieſem Geſchrey, was dieſem Feinde aller Publicitaͤt hoͤchſtzuwider iſt. Dafür raͤcht er ſich aber auch wieder, und pluͤndert bald die Neſter, bald die Schlingen. Ihr Geſang iſt von keiner Bes deutung. Inzwiſchen kann man bey uns nicht ganz ent⸗ l Die Singdroſſel. 230 entſcheidend daruͤber urtheilen, weil ſie nicht bey uns bruͤtet und die meiſten Vögel nur zur Zeit der Liebe beredt ſind. Sie niſtet auf Baͤume, und legt zweymal im Jahre 3 — 6 blau- grüne, ſchwarzge⸗ fleckte Eyer. In Fraukreich richtet ſie in Weinber⸗ gen großen Schaden an. Ihr Fleiſch iſt ſehr gut. Eine vortreffliche Saͤngerinn iſt die Singdroſ— ſel (T. Muſicus, la Grive, Weißdroſſel 105), die der Miſteldroſſel in Geſtalt und Sitten ſehr aͤhnlich, nur aber kleiner iſt. Ihr Oberleib iſt braun, der Unterleib von der Kehle an gelb, am Bauche grau und gefleckt. Blaß orangerothe innere Fluͤgeldeck⸗ federn zeichnen ſie beſonders aus. Ihr Schnabel iſt oben ſchwarz, unten weißgelb. Nach Suͤddeutſchland kommt ſie im Maͤrz, und geht im October wieder fort. In einige Gegenden ruft fie das Reifwerden der Trauben. Von den Zuͤ⸗ gen der Singdroſſeln bleiben immer einige zuruck, und niſten am Liebſten in Waͤldern, wo Laub⸗ und Nadelholz vermiſcht ſteht. Auf kleine Fichten⸗Birn⸗ Aepfel⸗Eichenbaͤume, auch auf Buͤſche von Weißbu⸗ chen, machen ſie aus verfaultem Holz, Reiſig, Moos und Lehm ein ſehr kuͤnſtliches Neſt, und legen erſt 5 6, dann 3 — 4 dunkelgruͤne, ſchwarzgeſprenkelte Eper, 240 Die Spottdroſſel. Eyer, die auf den bloßen harten Lehmboden des Neſtes, ohne ſonſt eine weiche Ausfuͤtterung, zu lie⸗ gen kommen. Ganze Stunden ſitzt das Maͤnnchen auf dem Gipfel eines Baumes, und unterhaͤlt ſeine Gattinn, der es treu ergeben iſt, mit den lieblichſten Liedern. In den Geſaͤngen dieſer Singdroſſel herrſcht viel mehr Abwechslung, als in dem Liede der Miſteldroſſel. Beſonders ſcheint ſie in der Morgen⸗ und Abenddaͤmmerung, die Ankunft und den Ab⸗ ſchied der Sonne mit dem Beſten, was ihre Kehle vermag, zu feyern. Aber eben dieß macht, neben dem Wohlgeſchmack ihres Fleiſches, ihr Leben un⸗ ſicher. Man ſtellt ihr Netze und Schlingen, und oft genug geraͤth ſie, ungeachtet ihres ſcharfen Ge⸗ ſichts, in dieſelben. Beſonders haͤufig bekommt man ſie, wenn ſie ſich in einem Weinberge berauſcht hat. In Polen faͤngt man ſie in ſolcher Menge, daß man ganze Kaͤhne voll damit beladet. So viel Gerechtigkeit wir dem Talent dieſer Droſſel zum Singen widerfahren laſſen mußten, ſo kommt ſie doch hierin der Spottdroſſel (T. Poly- glottus, le grand Moqueur, amerikaniſche Nachti⸗ gall 106) bey Weitem nicht gleich; denn dieſe wird fuͤr die beſte Saͤngerinn auf der ganzen Erde, ſelbſt die Die Spottdrofel. 241 die Nachtigall nicht ausgenommen, gehalten. Sie hat nicht nur einen for eignen vortrefflichen Geſang, ſondern beſitzt auch die Gabe die Lieder andrer Vd⸗ gel aufs Taͤuſchendſte nachzuahmen, ja zu ver choͤnern. Auch begleitet ſie ihren Geſang mit einem gewiſſen Ausdruck in Mienen und Bewegungen, und ſcheint von innigen Gefuͤhlen dabey durchdrungen zu ſeyn. Faͤngt ſie ein Lied an, ſo hebt ſie ihre Fluͤgel allmaͤh⸗ lich in die Höhe, laͤßt fie dann mit dem Tone wieder ſinken, und gibt durch Taͤnze und Pantomimen dem Geſange mehr Lebhaftigkeit. Verſucht ihre Kehle ge⸗ wagte, fluͤchtige Laͤufe, ſo eilt die kuͤhne Saͤngerinn in ſchlangenformigen Kreiſen in der Luft herum; ſchmettert fie hurtig und gewaltig, fo huͤpft fie im Fluge eben ſo lebhaft; faͤllt dann ihr Ton in eine kunſtvolle Cadenz, fo ſchlaͤgt fie mit den Flügeln den Tact dazu, und ſchließt ſie endlich ſo, daß ſie den volleſten Ton und die reizendſte Melodie allmaͤhlich leiſer und immer leiſer werden und gleichſam hin⸗ ſterben laͤßt; ſo werden in eben dem Grade, als der Ton abnimmt, die Fluͤgelſchlaͤge immer gelinder und ſchwaͤcher, und endlich ſcheint ſie,faſt odllig unbe⸗ weglich und wie im Entzuͤcken verloren, mehr in der Luft unbeweglich zu haͤngen, als zu ſchweben. Voͤgel II. Theil. Hh Un⸗ ) 242 Die Sootraf l. Unlaͤugbar iſt dieſer kleine Polyhifter e und Gauckler zugleich, und nicht uͤhel nennen ihn die Wilden den e e e 900 nach ihrer Sprache: Cencontlat oll. Auch bey dieſer Spottdroſſel zeigt ſich, wie bey unſrer Nachtigall, daß oͤfters große Talente uns ter einem ganz gemeinen Rocke verborgen ſind. Ihr Gefieder iſt gar nicht auszeichnend. Den ganzen Oberleib bedeckt ein dunkles Graubraun, das nur durch weiße Stellen uͤber den Augen, weiße Flecken auf den Fluͤgeln und eine eben ſolche Schwanzein⸗ faffung unterbrochen wird; der Unterleib iſt weiß. In der Große gleicht fie der Rothdroſſel. Ihre Hei⸗ math ſind die heißen Gegenden von Amerika. Doch hat man ſie auch in Spanien ohne viele Muͤhe im Kaͤfig erhalten. Nur muß man ihr durch gute Be⸗ handlung den Verluſt ihrer Freyheit, ſo viel als moͤglich, ertraͤglich zu machen ſuchen. Da ſie gar nicht ſcheu iſt und ein gewiſſes Zutrauen zu den Men⸗ ſchen aͤußert; ſo ſcheint die Natur dieſe liebe Saͤn⸗ gerinn ganz vorzüglich zu unſerer Unterhaltung und Freude beſtimmt zu haben. Fruͤchte und Inſecten ſind ihre Nahrung. Auf Ebenholzbaͤume baut ſie ihr Neſt. Sehr ſchmackhaft ſoll ihr Weg 1 94 ah ad In Die Amſel. 243 In den Waͤldern aller Welttheile wohnt die Am⸗ ſel (T. Merula, le Merle, die Schwarzdroſſel 107). Ganz ſchwarz mit gelbem Schnabel, deſſen gelbe Far⸗ be aber erſt mit der männlichen Reife ſich einſtellt, iſt das Männchen (a), braun das Weibchen (b). An ihrem einmal gewaͤhlten Aufenthalt bleibt ſie immer, nur zieht fie ſich bey rauher Witterung ins Innere der Waͤlder, am Liebſten ſolcher, wo immer gruͤne Baͤume und warme Quellen ſind. Sie lebt im Win⸗ ter von Beeren, im Sommer und Herbſt von In⸗ ſecten und Fruͤchten, und zieht die einfürmige Ein⸗ ſamkeit den Freuden der Geſelligkeit vor. Sperrt man ſie mit andern Voͤgeln zuſammen, ſo faͤngt ſie immer Zaͤnkereyen an, und neckt ihre Mitgefangnen unaufhoͤrlich. Ihre Liſt macht es ſchwer, fie zu fan⸗ gen. Laut und angenehm iſt der naturliche Geſang der Amſeln. Wenn die andern Bewohner der Waͤlder ſchon lange ſchweigen, fo ertönt er noch. Was fie aber zu Stubenvoͤgeln noch mehr empfiehlt, iſt ihr vortreffliches Gedaͤchtniß, vermoͤge deſſen fie allerley Lieder pfeifen lernen und Zeitlebens behalten. Unter allen Waldbewohnern haben ſie fruͤher als die Meiſten, und zwar ſchon im Maͤrz, Nachkommen⸗ ſchaft, die aber der rauhen Jahrs zeit wegen oft verun⸗ H 9 2 glůckt. 244 Die Amſel. 10 gluͤckt. Bald am Anfange des Jahres bauen ſie ihr Neft, in der Form einer Backmulde ins niedere Dickig, bekleiden es außen mit Moos, innen mit | Lehm, und legen 4 — 6 gruͤnlich graue hellbraun gefleckte r yer. Sie pflegen die Wuͤrmer, ehe ſie | ‚fie verſchlingen, zu toͤdten, und wenn ſie ſich zur Ruhe begeben, durch ein wildes Geſchrey alles aus ihrer Nachbarſchaft zu verſcheuchen. Man faͤngt die Amſeln auf verſchiedne Weiſe, mit Netzen, Meiſenſchlaͤgen, Schlingen, Leimru⸗ then, beſonders im Junius und Julius, wo die Als ‚ten mit den Jungen im Walde herumſtreichen. Wenn man einen maͤßigen Baum abſtuͤmmelt, auf die abgehauenen Aeſte Leimſpindeln ſteckt, und dann mit einer Lockpfeife das Eulengekraͤchze hoͤren läßt, fo kommen die Amſeln herbey, um ſich einen Spaß zu machen. Dieß gelingt noch beſſer, wenn man eine lebendige oder aus geſtopfte Eule aufſtellt, oder auch bloß einem Haſenbalg die Form einer Eule gibt, und mit einem Staͤbchen den Wechſelbalg bewegt. Denn ſo genau nimmts die Amſel nicht. Die Luſt, eine Eule zum Beſten zu haben, ſcheint ſie ganz blind zu machen. Ihr Fleiſch wird gegeſſen. Man gibt ihm Schuld, es mache ſchwermuͤthig, was, nach der ehe⸗ Die Roſenamſel. 245 ehemaligen Art zu denken, kein Wunder iſt, da die Amſel immer in Trauer iſt, und die Einſamkeit ſucht. Dier ſchoͤnſte Vogel unter der Droſſelgattung iſt amläugbar die Roſenamſel (T. Roſeus, le Merle couleur de roſe, Acker droſſel 108). Unſre Abbildung, die nach dem Leben iſt, verdanken die Leſer dieſer Un⸗ ‚terhaltungen der Güte des Herrn von Wachter, Pfarrer zu Frickenhauſen, ohnweit Memmingen, der dem Verfaſſer eine treue Zeichnung und genaue Beobachtungen unaufgefordert einſendete. In jener Gegend wurde unſre Roſenamſel den 7. Jun. 1794, aus einem Fluge von 7 — 9 Stuͤcken, durch einen Schuß ſo gluͤcklich getroffen, daß die Wunde geheilt werden konnte. Der Flug gieng von Suͤdweſt nach Nordoſt, von einem Kirſchbaume zum Andern. Die willkommne Gefangne gewoͤhnte ſich an den haͤus⸗ lichen Zwang und das Futter von Gerfienmehl mit Milch ſehr bald, wurde ſo zahm, daß ſie Inſecten aus der Hand des Menſchen fraß, und fieng bald ihre Geſaͤnge an, die anfangs in einem kreiſchenden, zuſammenhaͤngenden Pfeifen bestanden, und nach einiger Zeit etwas heller und anhaltender wurden und noch ſind. Vogelkenner finden darin ein Gemi⸗ ſche von dem Geſange der meiſten Waldodgel. Einer Hh 3 der⸗ 246 Die Noſenamſel. derſelben, der den Vogel noch nicht geſehen hatte, und bloß die Stimme hörte, glaubte ein Concert von 2 Stahren, 2 Diſtelfinken und etwa einem Zeiſig zu hören, und konnte hernach kaum begreifen, daß ein fo vielſtimmiger Geſang aus Einer Kehle hervorkomme. Das Kleid, das dieſe Roſenamſel bey ihrer Gefan⸗ gennehmung trug, war rein ſchwarz und roſenroth; der Schnabel von der Wurzel bis zur Haͤlfte glaͤn⸗ zend ſchwarz, uͤbrigens roſenfarbig. Bis zur Mau⸗ ſerzeit, die mit dem October eintrat, blieb ſie ſich gleich, nur wurde die ſchwarze Stelle des Schna⸗ bels bleyfarben, das übrige fleiſchfarben. Da- Ro⸗ fenroth ihrer Bekleidung wurde nun blaͤſſer, und auf dem Ruͤcken mit ſchwarzen Zafern, an der Bruft und dem Bauche mit etwas hellgrau vermiſcht; am Kopf und Hals zeigten ſich, wie beym Stahre, weißliche Federſpitzen und ein Purpurſchiller. Die zugeſpitzte Haube verlängerte ſich; allein der Vogel erhebt fie nur wenig, und ſelbſt im Zorn nicht. Die Halsfe⸗ dern aber ſtraͤubt er im Singen. Die ſchwarze Farbe bekam an den Schultern einen blauen und purpur⸗ farbigen, und an den Schwung: und Schwanzfedern einen gruͤnlichen Schiller. Uebrigens hat dieſer Vo⸗ gel einen dunkelbraunen Augenkreis, den ein weißer, erhab⸗ Der Seidenſchwanz. 247 erhabner Ring umgibt, und fleiſchfarbige Füße, Am Ende der Mauſerzeit fand der Beſitzer die innere Magenhaut im Vogelbauer, und die Haͤutung hatte auf den Geſang, Appetit und die Munterkeit des Vogels nicht den geringſten Einfluß, Lappland und die Schweiz iſt die Heimath der Roſenamſel, von wo aus fie in kleinen Scharen zieht, und in verſchiednen Theilen von Europa ges ſehen wird. In Rußland trifft man ſie häufig an, und Cepechin bemerkte in den an der Wolga liegen⸗ den Steppen eine Menge, die Schlehen, Weißdorn und wilde Apfelbaͤume dahin gelockt hatten. Ueber⸗ haupt lebt ſie, nach der Weiſe ihres Geſchlechts, im Fruͤhjahre und Sommer von Juſecten und Wuͤr⸗ mern, ſpaͤter von Fruͤchten. Sie wird ſehr fett und fell vortrefflich ſchmecken, ob fie gleich auch im Miſte Nahrung ſucht. Ihr Neſt baut ſie zwiſchen Felſen. Bey den Tuͤrken ſteht dieſer Vogel in großem Anſehen. Tab. XXX. Der Seidenſchwanz. Ampelis, le Jafeur. (100) Bent nahe an die Droſſeln graͤnzt der Seiden⸗ * ſchwanz, 248 Der ——— Y ſchwanz, der aber eine eigne Gattung sony Arten ausmacht. Ihr Charakter iſt ein kurzer gerader, etwas erhabner Schnabel, der oben etwas länger, eingek uͤmmt und an beyden Seiten ausge ſchnitten iſt. Die BR if E_ und knorpelig. W eee Mit einem ſchoͤnen, a Gederbufgie prangt der gemeine Seidenſchwanz (A. Vulgas ris, le Haſeur de Boheme , Sterb⸗ Pfeffer⸗Boͤhmer⸗ Vogel, Haubendroſſel 109), Er iſt ſo groß wie die Rothdroſſel. Braun und Aſchgrau, mit verſchied⸗ nen Spielungen, iſt fein Gefieder; feine Kehle iſt ſchwarz; die ſchwarzen Schwungfedern haben in der Mitte gelbe und weiße Stellen, und der ſchwarze Schwanz IR am Ende ſchon gelb. Aus einem ſchwarzen Felde funkeln die rothen Augen ſchoͤn her⸗ vor; Schnabel und Fuͤße ſind ſchwarz. Was ihm aber vor allen Voͤgeln ganz eigen iſt, und ihn unge⸗ mein aus zeichnet, ſind die zinnoberrothen, eyfoͤrmi⸗ gen, in der Anzahl nicht hey allen gleichen Fortfäße, die von den hintern Schwuygfedern ſich gegen den Schwanz hin erſtrecken. Sie ſind rothen Spaͤhnen aͤhnlich und ſcheinen verlaͤngerte Schaͤfte zu ſeyn. ec n ſie von andrer Subſtanz und erſcheinen unter Der Seidenſchwanz. 249 unter dem Mikroſkop als lauter Drüfen und Waͤrz⸗ chen. Gotz fand bey einem Maͤnnchen 9 foldye Sproschen, bey einem Weibchen 3. Sie find etwas hart, fpröde und faſt wie Siegellack. Noch iſt es nicht gelungen, die verborgne Weisheit, die in die⸗ ſer Anſtalt der Natur liegt, zu entdecken. Aus den noͤrdlichſten Gegenden von Europa kommt er in die ſuͤdlichen, trifft zuweilen im haͤrte⸗ ſten Winter ein, und bleibt dann bey uns. Dieß geſchieht aber nicht alle Jahre. Zuweilen kommt er 2, Z Jahre hintereinander; dann bleibt er auch wohl wieder eben ſo lange aus. Eben darum ſcheint die Kaͤlte nicht der einzige Grund ſeiner Auswanderung zu ſeyn. Seinen Rahmen Bohmervogel fuͤhrt er mit eben dem Recht, wie er ihn von allen Laͤndern fuͤh⸗ ren koͤnnte, in und durch die ſeine Reiſe geht. Man hat dieſe Vogel ſchon in fo großer Menge ziehen ſehen, daß man ſie fuͤr eine Wolke halten konnte. Ihre Lie⸗ be, Eintracht und Geſelligkeit untereinander geht ſo weit, daß fie ſich immer ſehr nahe zuſammenſetzen; daher man wohl ſchon 20 auf Einen Schuß fallen ſah. Bey denen, die man zahm im Käfig hielt ; ſchienen Dummheit, Traͤgheit und Gefraͤßigkeit um den Vor⸗ zug zu ſtreiten; Eigenſchaften, die nicht ſelten ſchwe⸗ Voͤgel II. Theil. 33 ſter⸗ 250 Der Seidenſchwanz. ſterlich beyſammen wohnen. Schwerfällig geht der Seidenſchwanz zu feinem Freßtroge, nimmt taͤg⸗ lich ſo viel zu ſich, als ſeine ganze Schwere betraͤgt, gibt es halb verdaut von ſich, und frißt es heiß | hungrig noch einmal. Ein elendes, verwirrtes Zwitſchern, zi, zi, ri, iſt all fein Dank für Brod und Wohnung. In der Freyheit ſind Inſecten und Bee⸗ ren ſeine Nahrung. Von Weintrauben iſt er ein großer Freund, und den Wachholderbuſch verlaͤßt er nicht eher, bis er rein abgeleert iſt. Sein Fleiſch iſt eßbar und aus feinen Federn wiſſen die Federſchmuͤ⸗ cker ganz artige Straͤuschen zu machen. | Der Aberglaube hat ſich mit dieſem Vogel viel zu ſchaffen gemacht. Man ſah in der Ankunft die⸗ fer Emigranten einen ſichern Vorbothen von Krieg, Hunger und Peſt. Um wenigſtens das Letztere zu erklaͤren, gab man vor, ſie braͤchten Gift mit ſich. Allein mit ihrem Elufluß in die Cabinette der Gro⸗ ßen, wo Kriege beſchloſſen werden, wollte es den ſcharfſinnigen Erklaͤrern gar nicht gelingen, wenn ſie auch mit der Peſt fertig zu ſeyn glaubten. Wohl uns, daß wir einmal ſo weit ſind, daß ſolche in der That kindiſche Behauptungen dg Ruhe n mehr ſtoͤren konnen! N N | d I ab. a“ Tab. XXAT. LODIH 251 Tab. XXXI. X XXXII. Der Kernbeiſſer. Loxia. Der Kreuzſchnabel. (10) Der Kirſchfink. (11:1) Der Dompfaff. (112) Der Cardi⸗ nal. (113) Der gekroͤnte Kernbeiſſer. (114) Der Kornfreſſer. (115) Der Reißdieb. (116) Der Gruͤnfink. (117) Sehr meikwürdige Vogel von aus zeichnendem Ger fieder und zum Theil ſonderbaren Sitten faßt die Kernbeiſſer⸗Gattung in ſich, die, außer den in der Rubrik genannten, aus noch gr Arten beſteht. Ihr Schnabel iſt, wie er ſich für ihren Beruf ſchickt, dick, gewoͤlbt, kegelförmig; die untere Kinnlade hat einen etwas eingebognen Rand, beyde aber find. beweglich, und machen den Vogel geſchickt, die Samenkörner, ehe er ſie verſchluckt, erſt abzuſchaͤ⸗ len. Ihre Naſenldcher find in der Schnabelwurzel, ihre Zunge iſt geſpalten, das Pflanzenreich liefert ihnen den größten Theil ihrer Nahrung. } Der Kreuzſchnabel (L. curviroſtris, le Bec- croife, der Krummſchnabel, Kruͤnitz 110) hat in der That einen Schnabel, den man für einen Na⸗ Ji2 tur⸗ 252 Der Kreuzſchnabel. turfehler halten konnte, wenn man nicht wußte, daß dieſe Form allen ohne Ausnahme eigen, und daß "1 gerade das unbequem und regellos ſcheinende für feinen Beſitzer die größte Wohlthat if. Da der Oberſchnabel ſich ſeitwaͤrts hinab, bald nach der rechten, bald nach der linken Seite, der Unter⸗ ſchnabel aber ſich hinaufwaͤrts kruͤmmt, ſo entſteht eine kreuzfoͤrmige Geſtalt. Der Rock dieſes Vo⸗ gels iſt nicht immer eben derſelbe. Nach dem ers ſten Mauſern bekommt das Maͤnnchen eine hell⸗ rothe Farbe, nach der Zeit wird es fuͤr ſein gan⸗ zes kuͤnftiges Leben, zumal in der Gefangenſchaft, gruͤngelb. Nur die ſchwarzen Schwung⸗ und Schwanzfedern bleiben ſich immer gleich. Das Weibchen iſt beſtaͤndig ſchmutziggruͤn. Der große Kopf und die Kuͤrze des Halſes und der Fuͤße ge⸗ ben ihm ein etwas plumpes Anſehen. Doch nimmt er ſich im Ganzen nicht uͤbel aus. Man findet eine größere und eine kleinere Art. Die gebirgigen Schwarzwaͤlder im Norden von Europa, Aſien und Amerika ſind die Heimath des Rreusfehnabels. Er ift überall gern, wo es Tan⸗ nen= und Fichtenſamen gibt, der feine vorzuͤglichſte Nahrung iſt, und wird auch in Deutſchland in den Harz⸗ Der Kreuzſchnabel. 253 Harz⸗ und Thüringer» Wäldern gefunden. Sein wi in ihm zum Klettern, wie zum Aufbrechen der Tannen⸗ und Fichtenzapfen, unumgaͤnglich nothig. Da er ſich beym Klettern gerade fo wie der PNapagey benimmt, und mit dem Schnabel in den Stamm hackt und dann die Fuͤße nachzieht; ſo nannte man ihn den Tannenpapagey; eine Benennung, die durch feine Geſtalt und ſein harlekinmaͤßiges Betra⸗ gen noch mehr gerechtfertigt wird. Wenn er freſſen und feinen Kropf fuͤllen will, fo wirft er erſt ſo viel Zapfen vom Baume auf die Erde herab, als er aus⸗ zuleeren Luſt hat. Dann faßt er den Zapfen mit dem Fuße, ſetzt den untern Schnabelhacken unter die Schuppen, laͤßt den Obern, vermlttelſt einer Wen⸗ dung des Kopfs, hineingleiten, und hohlt fo den Samen heraus. Im zahmen Zuſtande heißt er auch Hanfſamen, Ruͤbdſaat u. d. Wenn in allen Waldvdͤgeln die Gefühle der Liebe ſchweigen, ſo tritt ſeine Begattungszeit ein, die Kaͤlte ſey ſo ſtreng als ſie wolle. Im December, Jaͤnner und Februar baut er fein Neſt, bruͤtet und erzieht ſeine Junge. Aber umſonſt hat die immer weiſe und guͤtige Natur dieſe Anſtalt nicht getroffen. Sie beſtimmte uͤberhaupt fuͤr jeden Vogel den Zeit⸗ via punck 354 Der Kreuzſchnabel. 75 punct zur Vermehrung ſeiner Familie, wenn der reichſte Vorrath des ihm angewieſenen Futters fuͤr die nun vergrößerte Haus haltung zu finden iſt. Da nun die Waͤrme des Sommers die Tannen und Fichtenzapfen offnet und die Samenkoͤrner umher⸗ ſtreut; fo wuͤrde ja alsdann der Kreuzſchnabel ſehr kuͤmmerlich für feine Familie Proviant zuſam⸗ menſuchen muͤſſen. Im Winter aber find jene Zap⸗ fen verſchloſſen, und eine Menge des nahrhafteſten Futters liegt in einer Capſel beyſammen. In kurzer Zeit konnen die Eltern ihren Kropf füllen, und Fuͤite⸗ rung genug fuͤr ihre Kinder haben. Wegen der Fe⸗ ſtigkeit des Zapfens darf ihnen gar nicht bange ſeyn; ihr Schnabel iſt ein zu guter Eis- und Nußbrecher, als daß irgend eine Schale ihnen widerſtehen könnte, ſo wie es ihm ein Leichtes iſt, fingerdicke Ruthen entzwey zu brechen. Vor dem Erfrieren aber ſchuͤtzt die ſchwache Brut das warme Blut der Eltern, das durch ihre gewöhnlichen Nahrungsmittel noch mehr erhitzt wird. Wer findet nun in der ihnen angewie⸗ ſenen Brutzeit nicht die Hand eines Weſens, das nie anders als mit weiſer Liebe handelt? — Mitten auf den oberſten Aeſten einer Tanne oder Fichte, nie nahe am Stamme, baut der Kreuz⸗ ſchna⸗ Der Kreuzſchnabel. 258 ſchnabel ſein korbfoͤrmiges Neſt. Gern waͤhlt er eine Stelle, wo dicke Zweige ein Dach über ihm bil⸗ den, und den Schnee aufhalten. Das aͤußere Ge⸗ rippe des Neſtes beſteht aus ſchwachen Keifern feiner Lieblingsbaͤume. Auf dieſen ruht eine dicke Lage von Erdmoos, das wie ein Fils durchgearbeitet iſt, und dem Neſte eine vorzuͤgliche Waͤrme verſchafft. Die innete Ausfütterung macht er mit den feinfien Theis len des Haar- und Corallenmooſes, das mit großer Kunſt hetumgelegt und ungemein weich anzufuͤhlen iſt. Daß er aber noch uͤberdas fein; Neſt Falfatere und durch Pech gegen das Eindringen der Naͤſſe ſchuͤtze, wird von Augenzeugen widerſprochen. Die Eyer find nicht ganz fo groß als eine Haſelnuß, und haben, auf weißem Grunde, am ſtumpfen Ende ei⸗ nen Kranz von ſchwarzrothen Flecken. Bald im Anfange des Februars fuͤhrt er ſeine Jungen aus. Er wandert gewohnlich nicht. Und doch kom⸗ men bisweilen ungeheure Scharen in eine Gegend, wo ſie ſonſt ſelten ſind. Es muß eine uns noch un⸗ bekannte Urſache geben, die zuweilen unter Thieren, wie unter Menſchen, Emigrationen veranlaßt. Viel⸗ leicht daß ein fuͤrchterlicher Orcan, oder ein gaͤnzli⸗ cher Mißwachs des vorzuͤglichſten Beduͤrfnißes daran Schuld 256 Der Kirſchfink. Schuld iſt. Wenigſtens kommen dann dieſe Emi⸗ granten immer fo zerſtdrt und beſtuͤrzt au, daß man fie mit der Hand fangen kann. Ueberhaupt iſt der Breuzſchnabel dumm und unvorſichtig. Auf die Leimruthe gehr er ſehr leicht, und kann auf alle Arten gefangen werden. Die Gefaugenſchaft laͤßt er ſich bald gefallen, und lernt dann nicht uͤbel pfeifen. In der Freyheit iſt ſein Geſang unbedeutend. Man halt ihn gern als Stubenvogel, beſonders weil man aus dem Umſtaud, daß er ſehr leicht boͤſe Augen und geſchwollne Fuͤße bekommt, ſchloß, er ziehe die Krankheiten an ſich. Auch ſoll das Waſſer, wovon er ſauft, fuͤr die fallende Sucht gut ſeyn. Begreiflich ifis, daß man von der Kreuzform ſei⸗ nes Schnabels Veranlaſſung nahm, ihn zum Vor⸗ bothen von Kreuz und Landplagen zu machen. Sein Fleiſch iſt ſchmackhaft und geſund. Von eben dieſer Große iſt der Kirſchfink (I. Coccothrauſtes, le Gros - ber, Kernbeiſſer 11). Sein dicker Schnabel iſt kegelformig. An das braune Gefieder ſeines Kopfs ſchließt ſich im Nacken ein ſchoͤnes Aſchgrau; der Ruͤcken iſt hellkaſtanſenbraun; die Kehle ſchwarz, die Bruſt ſchmutzig fleiſchroth; Schwung⸗ und Schwanzfedern ſchwarz, jene mit Nun wei⸗ „Der Kirſchfink. 257 weißen Binden. Das We bchen unterſcheidet ſich vom Männchen durch die blaͤſſern Farben. Von Schweden bis Italien wohnt dieſer Vogel vorzüglich in Buchenwaͤldern ganz in der Stille, und läßt feine Stimme felten hören. Kirſchkerne, Bucheckern, Ahornkdruer u. d. liebt er ſehr; die faſt eiſernen Gas mencapſeln der Hagen- und Steinbuchen zerqueiſcht er mit bewunderungs wuͤrdiger Leichtigkeit. Aber an ſeinem Kopfe verraͤth auch alles Kraft. Die dicke Hirnſchale, die ſtarken Muskeln, die feſten Kinnba⸗ cken, alles traͤgt bey, daß er Dinge zermalmen kann, die wohl kein Menſch je aufknacken wird. Und wie zweckmaͤßig iſt nicht die innere Einrichtung des Schnabels, damit der ſchluͤpfrige Kern feſt liege! In der untern Kinnlade befindet ſich ein kleiner An⸗ ſatz, an dem ſich der Kern ſtemmt; die obere aber hat rauhe Erhöhungen und Vertiefungen, fo daß der Kern bey dem Drucke nicht ausweichen kann. Wenn der Birſchfink über einen Kirſchbaum kommt, fo raͤumt er gewaltig auf, und es iſt um deſto vers drießlicher, da er gerade das, was wir lieben, das Fleiſch, wegwirft, und nur den Kern fuͤr ſich behaͤlt Auf niedrige Baͤume und in die Hecken baut er aus zarten Reiſern, die mit feinen Wurzeln ausgefuͤttert Vogel II. Theil. Kk wer⸗ 258 Der Dompfaͤffe. werden, fein halbkugelfoͤrmiges Neſt. Seſlne 4—5 Eyer ſind gruͤnlich grau mit ſchwarzbraunen, etwas erhabnen Flecken und blaulichen Sprenkeln. Der ſcharfe Schnabel und der Muth dieſes Vogels moͤchte jedem die Luſt benehmen, ihm ſeine Junge zu rauben, und Katzen und Hunde haben es oft nicht ungeſtraft verſucht. Sein Fleiſch ſchmeckt ange⸗ nehm. Ziemlich blindlings geht er auf Leimſpin⸗ deln und ins Vogelgarn. Will man ihn im Vo⸗ gelbauer halten, wo er mit Hanf⸗Ruͤbſamen und Leindotter mehrere Jahre ernaͤhrt werden kann, ſo muß man ihn allein einſperren. Denn ſein Schna⸗ bel iſt ein zu furchtbares Gewehr fuͤr re und ſchwaͤchere Geſchoͤpfe. Mit Recht beliebt iſt der Dompfaffe (L. pyt⸗ rhula, % Bonvrewil, Gimpel, Blutfink u. a. 112). Ihm gibt die Natur nach dem erſten Mauſern ein ſchdnes Gefieder und ſanfte Sitten; ihm ſchenkt aber auch die Erziehung nicht geringe Fertigkeiten. Beyde Geſchlechter lernen vortrefflich Lieder pfeiffen, was um deſto merkwuͤrdiger iſt, da ihr natuͤrlicher Geſang, außer einem ſehr leiſen Tone aus dem Bauche und einem lauten Tui, Tui, faſt wie das Quicken eines . 3 lautet. Der ehe e Je uU Kopf, Der Dompfaffe. 250 Kopf, der blaugraue, gegen den Schwanz zu weiß⸗ liche Ruͤcken, das Schwarz der Fluͤgel und des Schwanzes, und der hochrothe Unterleib dieſes Voz gels machen eine ſehr ſchoͤne Wirkung. Es gibt auch ganz weiße und ganz ſchwarze Gimpel. Er lebt in gebirgigen Waldungen vom Samen der Pflanzen, Beeren und Inſecten. Nie wandert er, zieht aber von einem Walde zum andern. Im Winter kommt er den Wohnungen der Menſchen naͤher, und dann unterbricht ſein leiſes etwas trau⸗ riges Floͤten die Stille der Natur. Aus Reiſern, die er mit Erdmoos belegt, baut er ſein Neſt auf Baͤume. Schmutzig weiß und etwas blaͤulich uͤber⸗ laufen find feine 4—6 Eyer, und haben am ſtum⸗ pfen Ende einen Guͤrtel von ſchwarzen und violetten Flecken. Die Ehe dieſer Vögel iſt ſehr zärtlich, und man will bemerkt haben, daß der gefaͤllige Mann eine Spinne lange im Schnabel hielt, bis ſein Weib⸗ chen, dem er ſie gewidmet hatte, abkommen konnte. Auch ruͤhmt man die Geſchwiſterliebe der Jungen, ſeit man ſah, daß von 4 jungen Dompfaffen in einem Neſte die 3 Aelteſten, die ſchon allein freſſen konnten, dem Juͤngſten, der noch nicht ſo geſchickt war, liebreich Futter reichten. Fuͤr den Menſchen Kk ſind 260 Der Cardinal. find dieſe lieben Geſchopfe einer dauerhaften Ziels gung faͤhig. Auch nachdem fie ein ganzes Jahr die Suͤßigkeiten der Freyheit genoſſen hatten, kamen ges zaͤhmte Gimpel frey willig wieder zuruͤck, und andere grämten ſich darüber zu Tode, wenn fie gewaltſam von ihrem guten Herrn getrennt wurden. Das Fleiſch des Dompfaffen iſt zart und wohl⸗ ſchmeckend, doch etwas bitter. So gelehrig ſie jeden Unterricht annehmen, ſo find fie doch nichts weniger als liſtig. Wahrſcheinlich darum, weil ſie ſogar einfältig dem Lorrvogel nachgehen, wurde der Nahme Gimpel zum Schimpfwort der Dummheit Doch erklaͤren es andere auf eine andre Art. Wir fuͤhlen aber keinen Beruf, hier alle die grundge⸗ lehrten Auslegungen anzuführen. | Ganz roth iſt das Gefieder des gehauen Cardinals (L. Cardinalis, le Gros-bec de Virginie 113), und auch ſelbſt der Schnabel und die Fuße has ben dieſe Farbe. Bleicher und bräuner iſt das Weib⸗ chen. Beyde können ihren Schopf ſehr hoch auf⸗ richten, was ſie haͤufig thun. Sie ſind ſtarke, mu⸗ thige, lebhafte Voͤgel. Ihren Geſang ſetzt man den trefflichen Melodien der Nachtigall an die Seite, und wenn man ſie abrichtet, ſo erreichen ſie den lieb⸗ —llchen — Tab. XKAAT. Der gekroͤnte Kernbeiſſer. 261 lichen Floͤtenton des Canarienvogels. In der Grdße gleichen fie der gemeinen Lerche. Bienen und Koͤr⸗ ner ſind ihre Nahrung, von letztern ſammeln ſie oft einen Vorrath. Auch der haͤrteſte indianiſche Feld⸗ weizen kann der Staͤrke ihres Schnabels nicht wi⸗ derſtehen. Nordamerika iſt ihre Heimath. Bloß ihre Farbe gab zu ihrer Benennung Cardinal Veranlaſſung, gewißlich nicht Religions ſpoͤtterey, wle ein andaͤchtiger Naturforſcher behauptete. Dieß kann doch wohl nur Der vorgeben, der das We⸗ ſen der Religion in Benennungen ſetzt. | Aber noch weit ſchoͤner als er, iſt der gekroͤnte Kernbeiſſer, (L. Dominicana coronata, le Car- dinal — . 114). Sa t roth ie an die Bruft und den Nacken. Ein er ſcheidet dieſe von dem fo ſchönen Silbergrau der andern Theile des Leibes. Dunkler iſt der Ruͤ⸗ cken, und ſchwaͤrzlich ſind die Schwung⸗ und Ru⸗ derfedern. Er wohnt in Braſilien und St. Do⸗ mingo. Von ſeinen Sitten haben wir noch keine zuvetlaͤßige Nachrichten. Inzwiſchen verdient er doch wohl um feiner ausnehmenden Schönheit wil⸗ len den Platz, den wir ihm hier einraͤumten. ’ Kk 3 Unter 262 Der Kornfreſſer. Unter der ganzen Kernbeiſſer⸗Gattung der größte, iſt der Kernfreſſer (L. Enucleator, le Duc- het on gros: hec de Canada, Talbit, ſchwediſcher Papagey 115). Wo der Kreuzſchnabel iſt, da iſt auch er, nur kommt er ſeltner nach Deutſchland, und nur ins noͤrdliche. Er ſcheut ſich nicht, um die Hudſons bay zu uͤberwintern, und beſitzt an ſeinem ſtarken, über das Unterkiefer eingebognen Schnabel eine vortreff⸗ liche Eishacke. Sein ſchoͤnfarbiges Kleid iſt um deſto merkwuͤrdiger, da die Natur den gefiederten Bewohnern des Norden gemeiniglich nur ſchlechte, ganz gemeine Kleider gab. Aber auch er verliert mit den Jahren, beſonders im Zimmer, fein ſchoͤnes Roth, und wird gelb. Doch fallen die Federn nicht aus, ſondern faͤrben ſich bloß. Die ſchwarzen Federn an Kopf und Ruͤcken haben rothe Spitzen. Auch der Unterleib iſt roth, nur etwas blaͤſſer. Die kleinen Fluͤgeldeckfedern ſind etwas roͤthlich eingefaßt, die übrigen braun und ſchwarz mit weißen Enden, ‚wor durch weiße Querbinden entſtehen. Die laͤngſten Schwung⸗ und Ruderfedern ſind ſchwaͤrzlich, letztere aſchenfarb gefuͤttert. Er lebt von Fichtenſamen und Beerenkernen. Auf den Genuß der Sperberbeeren, die er fleißig abſchaͤlt, bis er zum Kern kommt, iſt er Der Reiß dieb. 263 er fo begierig, daß er, wie der liebetrunkne Auer⸗ hahn, nichts um ſich weiß. Ueberhaupt iſt er nicht ſcheu und auch ein ziemlicher Laͤrm verſcheucht ihn nicht. In Schlingen, die zwiſchen einem Meßing⸗ drath vorn an einer Stange angebracht ſind, wird er hänfig gefangen, und es iſt faſt unbegreiflich, daß man vor feinen Augen mit der Stange herum gehen und ihm ganz gemaͤchlich die Schlinge uͤber den Kopf ziehen kann, ohne daß er wegfliegt. Hoͤchſtens huͤpft er auf einen Aſt in der Naͤhe, bis man richti⸗ ger gemeſſen hat. Auf niedrige Baͤume macht er fein Weſt, und bruͤtet 4 weiße Eyer aus. Sein Geſang iſt nicht uͤbel und wird auch bey Nacht gehort, daher der Rernfreffer in Schweden der Nachtwaͤchter heißt. Sein Fleiſch iſt gut und wird in Petersburg haͤufig zu Markte gebracht. Schon der Nahme enthaͤlt die Vorwuͤrfe, die man dem Neißdieb (L. Oryzivora, le Gros- bec cendre de la Chine, 116) macht. Weil er beſonders den noch in Huͤlſen befindlichen Reiß, den die Chineſer Padda nennen, liebt, ſo fuͤhrt er auch dieſen Nah⸗ men. Blaͤulich aſchfarb iſt ſeine Hauptfarbe; dabey hat er einen ſchwarzen Kopf, weiße Schlaͤfen, rothe Augenkreiſe, Fuͤße und Schnabel, einen blaßrothen Unter⸗ 264 Der Grünfink. Unterleib, und ſchwarze Schwung⸗ und Schwanzfe⸗ 1 dern. Die Farben ſeines Gefieders ſind wie hingeweht, und gleichen dem feinen Staub, der die Pflaumen uͤberzieht. Keine Feder ſteht vor. Oſtindlen, China ꝛc. iſt ſeine Heimath, wo er die Reißplantagen ſehr haͤufig heimſucht. Auf chineſiſchen Gemälden und Tapeten findet man häufig, neben den Fratzen einer regellofen Einbildungskraft, fein angenehmes Vild. fun So groß wie er, und das iſt etwas größer als der gemeine Fink, iſt der niedliche Gruͤnfink (L. Cbloris, le Verdier, Gruͤnling, die Zwuntſche 117). Das ſchoͤne Grün ſeines ganzen Gefieders macht mit dem Hochgelben der Schwung: und Schwanz federn eine ſchone Wirkung. Im ſuͤdlichen und mitt⸗ lern Curopa iſt er gar nicht ſelten, ſucht, zumal im Winter, immer gruͤne Waͤlder zu ſeinem Aufent⸗ halt, und lebt von Saͤmereyen, beſonders Ruͤbſa⸗ men, Knoſpen, Beeren, Hanf, auch Inſecten. In und außer dem Walde macht er ſein Neſt aus Moos, Blaͤttern, Stroh und Heu, und füttert es mit Haa⸗ ren, Wolle und Febern. Die 8 — 6 Eper, die das Weibchen zweymal im Jahre legt, ſind blaßgruͤn, und am ſtumpfen Ende etwas ſtaͤrker, als an den uͤbrigen Stellen, rothgefleckt. Sehr fleißig bruͤtet es dar uͤber, — Der Gruͤnfink. 20565 uͤber, und wird vom Manne oft abgeloͤst, der in größern oder kleinern Kreiſen, deren Mittelpunct immer das Neſt iſt, um den Baum herumfliegt. Der Gruͤnfink hat ein ſchmackhaftes Fleiſch. Abrichten laͤßt er ſich ſehr leicht. Kein Vogel be⸗ greift die Spielerey mit dem Waſſerziehen baͤlder. Er lernt feinen Herrn kennen und frißt ihm aus der Hand. Sein natürlicher Geſang iſt nicht vor⸗ zuͤglich und etwas grillenartig. Unmoͤglich koͤnnen wir die bisher beſchriebne Gattung verlaſſen, ohne einer, ſeit nicht gar langer Zeit naͤher bekannten Kernbeiſſerart, in Aſien, die von den Hindur Baya genannt wird, zu erwähnen, Dieſer Vogel hat zwar nur ein gemeines gelbbraunes Gefieder mit gelbem Kopf und lichter Bruſt, auch iſt er nicht viel größer als ein Sperling; aber wenn Treue, Gelehrigkeit, Liebe zum Geburtsort, Anhängs lichkeit und Neigung zum Menſchen, und bewunde⸗ rungswürdige Kunſt im Neſtbaue Anſpruch auf eine Stelle in dieſen Unterhaltungen geben, ſo verdient er ſie vor Tauſend andern. Man kann ihn abrich⸗ ten, daß er ein Stuͤck Papier, oder ſonſt etwas Leich⸗ tes, das man ihm bezeichnet, herbeybringt. Wirft man einem ſolchen abgerichteten Baya einen Ring Vögel II. Theil. gl ins 266 Der Grünfink. 5 er 4 ins Waſſer, fo haſcht er ihn, ehe der Ning noch auf den Grund ſinkt, ja er ſoll einen Zettul in Haͤuſer bringen, die man ihm nur 2 oder dreymal zeigen durfte. Es koſtet nur ein gewiſſes Zeichen, ſo hehlt der Baya dem über die Straße gehenden Frauen⸗ zimmer das Goldplaͤttchen, das es zur Zierde zwi⸗ ſchen den Augenbraunen anklebt, von der Stirn weg, und bringt es dem Geliebten. Sein Neſt haͤngt er an einen uͤber ein Waſſer haͤngenden Indi⸗ aniſchen Feigenbaum, und verfertigt es, in der Ge— ſtalt einer großen Bouteille, aus Gras, das er wie Tuch in einander webt. Es beſteht aus 2 oder 3 Abtheilungen, und hat die Oeffnung nach unten zu, wodurch es vor allen Raubthieren geſichert iſt. Man findet in demſelben leuchtende Johannis⸗ wuͤrmchen mit Kuhmiſt befeſtiget. Daß er dieß aber thue, um es zu erleuchten, iſt unerweis lich. Seine Eyer ſind wie große Perlen. Sie ſowohl als das Fleiſch werden gegeſſen. In der Freyheit lebt er von Inſecten, zahm von eingeweichten Huͤlſen⸗ fruͤchten. Selin Geſang iſt mehr ein Zirpen, als eine angenehme Melodie. In Bengalen heißt dieſes merkwuͤrdige Geſchoͤpf, von dem noch keine Abbildung zu uns gekommen iſt, Babui, im Sanſcrit Berbera. Tab. 7 I.XX NM. En 7 267 Tab. XXXIII. & XXXIV. Die Ammer. Emberiza. Die Schneeammer. (118) Die graue Ammer. (119) Der Ortolan. (120) Die Goldammer. (121) Die Rohrammer. (122) Die weißkoͤpſige Ammer. (123) Die Witt⸗ we mit dem goldnen Halsbande. (124) Die Koͤnigsammer. (125) Die Paradiesmerle. Tanagra Tatao. (126) Abermals eine ſehr zahlreiche Galen von 78 | Arten machen die Ammern aus, von denen man diejenigen, die unfere Gegenden beſuchen, gewoͤhn⸗ lich Emmerlinge nennt. So ſehr fie auch unter eins ander verſchieden find, wie eine auch nur fluͤchtige Ueberſicht der 8 Arten, die wir abgebildet liefern, zeigt; ſo kommen ſie doch alle darin uͤberein, daß die Kiefer des kegelförmigen Schnabels am Urſprunge abwaͤrts von einander ſtehen, indem der obere an der Spitze etwas zuſammengedruͤckt, der untere an den Seiten etwas enger iſt. Zu dieſer ihnen ſehr | L212 nuͤtz⸗ 208 Die Schneeammer. nuͤtzlichen Einrichtung gab ihnen die Natur in ihrem Schnabel einen knochigen Anſatz, der zum Aus huͤl⸗ fen der Korner, die ihnen zur Nahrung angewieſen find, vortreffliche Dienſte leiſtet. Durch eine fo ſimple Anſtalt, verbunden mit der Muskelkraft des Kopfes, leiſtet dieſes kleine Geſchoͤpf, die Ammer, mit unge⸗ meiner Fertigkeit, dasjenige, was wir beym Dinkel u. a. nicht ohne Maſchienen zu Stande bringen. Da, wo die furchtbarſte Kälte herrſcht, um Spitzbergen, die Hudſonsbay und auf den lapplaͤn⸗ diſchen Alpen, iſt das anmuthige Thier, die Schnee⸗ ammer, (E. Nivalis, “' Ortolan de neige, der Schneevogel 118) am Liebſten; doch zieht ſie ſich im Winter ſuͤdlicher, und kommt, zuweilen in uns ermeßlichen Scharen, nach Deutſchland. Ihre Wintertracht in der Heimath iſt ſchwarz und weiß; die weißen Schwungſedern find mit ſchwarzen Enden verſehen, und die aͤußerſten Federn des ſchwarzen Schwanzes find weiß. Gelinde, warme Witterung miſcht ihrem ſonſt blendend weißen Gefieder etwas gelbliches und braͤunliches bey. Eine Bemerkung, bey der ſich unſre Leſer an das Sommer- und Winters kleid des Schneehuhns erinnern werden. In der Groͤße gleicht dieſe Ammer der Feldlecche, mit der fie auch den ö betraͤcht⸗ Die Schneeammer. 269 beträchtlich langen Hinternagel gemein hat. Ihre Zunge iſt pergamentartig und vorn geſpalten; der Schnabel kurz, gelblich und an der Spitze ſchwarz. Die Fuͤße ſind ſchwarz. In ihrer Heimath leben die Schneeammern von Pflanzenſamen, beſonders vom Samen der Zwergbirke; bey uns von Koͤrnern, die ſie auf Fel⸗ dern, Landſtraßen, auch wohl im Miſte ſuchen; denn auch der Unrath iſt in der Haushaltung der Natur nicht verloren. Haͤlt man ſie zahm, ſo freſſen ſie Hirſe, Hafer, gruͤne Erbſen: Hanf aber macht fie ſo fett, daß ſie in ihrem eignen Fett erſticken. Bey uns, wo ſie nur als Wandrer ſind, zwitſchern ſie mehr, als daß man ſagen konnte, fie fangen; will man ſie greifen, ſo ſchreyen ſie wie ein Holzheher. So lange das Bruͤtgeſchaͤfte währt, in ihrer Hei⸗ math, ſollen die Maͤnachen vortrefflich fingen. Im May baut das friedliche und treue Ehepaar in Fel⸗ ſenritzen fein Neſt, deſſen Einrichtung in Ruͤckſicht auf die Kaͤlte des Aufenthalts ein wahres Meiſter⸗ ſtuͤck iſt. Es beſteht aus drey Schichten. Die Aeu⸗ ßerſte iſt von Gras; die Mittle von Federn; die Innere ven den Haaren des Schneefuchſes. In die⸗ ſem warmen Neſte bebruͤtet das Ehepaar abwech⸗ 21 3 ſelnd 270 Die graue Ammer. ſelnd die fuͤnf weißen, zumal am ſtumpfen Ende braun und ſchwarzgefleckten Eyer. Weit lieber an der Erde, als auf Baͤumen, halten ſich dieſe Am⸗ mern auf, was ihr an Baͤumen eben nicht reicher Aufenthalt leicht vermuthen laͤßt. Sie laufen faſt immer gerade aus, wie eine Herde Vieh, hinter der ſich ein Treiber befindet, und haben auch hierin ei⸗ nige Aehnlichkeit mit den Lerchen. Nur wenig Zeit fordert ihr Schlummer. Sobald fie Licht ſehen, find fie munter. Wie wenig mögen fie nicht dem⸗ nach auf dem Gipfel ihrer nördlichen Gebirge ſchlum⸗ mern, wo es, fo lange fie dort find, nie recht Nacht wird. Oft ſitzen fie fo dicht beyfammen, daß man 10 und mehr mit einem Schuſſe erlegen kann. Auch mit Schlingen faͤngt man ſie. Ihr Fleiſch iſt vor⸗ trefflich und wird friſch und getrocknet gegeſſen. Um ein Merkliches größer als dieſe, iſt die graue Ammer (E. Miliaria, le Proyer, Gerſtenammer 119). Wenn jene ihrer Falten Heimath zueilt, fo. kommt dieſe aus dem noͤrdlichen Europa und Aſien zu uns, und waͤhlt zu ihrem Aufenthalt ebne Gegen⸗ den, Felder, Wieſen, Gaͤrten und einzelne Gebuͤ⸗ ſche. Immer ſitzt ſie gern auf etwas hohen Stellen. So lange fie bey uns bleibt, lebt fie von Inſecten und Die graue Ammer, 271 und Geſaͤme. Nach den Schwalben nimmt fie Ab⸗ ſchied. Selten wird man im Winter graue Am⸗ mern im ſuͤdlichen Deutſchland ſehen. Im nord: lichen aber fallen ſie dann oft in großen Scharen auf die Meyerhöfe. Den Sommer über leben fie Paar⸗ weiſe. Wenn fie auf Baͤumen ſitzen, fo wählen fie immer die höchſten, in die Augen fallendſten Spitzen der Zweige zum Ruheplatze. Da nun dieß der un⸗ ſicherſte Platz auf dem ganzen Baume iſt, und ſie noch uͤberdas beſtaͤndig hoͤchſt albern ſchreyen; fo werden ſie dadurch ihre eignen Verraͤther. Mit ei⸗ ner zitternden Bewegung und haͤngenden Beinen ſin⸗ 5 ken ſie auf die Stelle herab, wo ſie ſitzen wollen. Ihre Farbe iſt ganz gemein, grau, am Unterleibe ſchwarzbraun gefleckt. So gern ſie im Niedern ihre Nahrung ſuchen, ſo niſten ſie doch nicht auf der bloßen Erde; ſondern auf dicken Gras buͤſcheln. Das Weibchen legt 4 - 6 Eyer; waͤhrend es bruͤtet, ſorgt der Mann fuͤr Proviant, und unterhaͤlt es mit ſeinem unangenehmen, klirrenden tei, tei, tei, tieritz; dieſer langweilige Klingklang hat ihm den Nahmen Strumpfwirker erworben. Auch das Weib⸗ chen ſingt, jedoch bloß um Mittagszeit. Sonſt ſchweigt es immer, und thut ſehr wohl daran. Oft ver⸗ 272 Der Ortolan. verraͤth das unruhige Flattern der Alten uͤber ihrer Brut das Neſt, das ſonſt dem Jaͤger ſammt fels nem Hunde entgangen ſeyn wuͤrde. Fett und wohl⸗ ſchmeckend iſt ihr Fleiſch. a Um feines auserleſenen Fleiſches willen ſchon bey dem Alten beruͤhmt, war der Ortolan (E. Hor- tulana, ' Ortolan, Fettammer, Korufink 120), der von der Große eines Gimpels iſt. Sein Kopf und Hals ſind graulich nlivengrän; die Kehle und die vom Schnabelwinkel gegen den Hals laufenden Streifen hochgelb; der Ruͤcken rothbraun und ſchwarzgeſleckt, der Unterleib rothgelb mit hellbrau⸗ nen Spielungen, die Schwung⸗ und Schwanzfedern ſchwarz; von jenen die drey aͤußerſten weiß geraͤn⸗ dert, von dieſen die beyden Seitenfedern nur nach außen ſchwarz. Das ſuͤdliche und gemaͤßigte Europa iſt der Aufenthalt dieſes Zugvogels, der nur die beſte Jahrszeit vom May bis Ende Auguſts da zubringt. In Feldhoͤlzern, Gärten und Weinbergen find die Ortolane gern, doch in den Letztern nicht um der Trauben, ſondern der Inſecten willen. Dieſe und Körner, beſonders Hafer, am allerliebſten aber Hirfe ſind ihre Nahrung. In Carolina kommen ſie ſcha⸗ renweiſe an, wenn der Reiß in der Milch iſt, und freſſen Der Ortolan. 273 freſſen ſich oft ſo voll an, daß ſie platzen. Mit Hirſe und Mohn füttert man fie in der Gefangens ſchaft, worin man fie um ihres vortrefflichen Flei⸗ ſches und ihres angenehmen Geſanges wegen haͤlt. Was den Letztern betrifft, ſo iſt freylich die Bach⸗ ſtelze etwas andrer Meinung, als der Menſch. Ihr iſt er unertraͤglich. Sie droht dem ſingenden Ortolan lange, zuͤrnt gewaltig, und jagt ihn end⸗ lich mit ausgeſtreckten Fluͤgeln in die Flucht. Der Nachtigall moͤchte eine ſo Wu Kritik eher zu verzeihen ſeyn. Ziemlich nachlaͤßig cake die Ortolane ihre Neſter in Hecken, Zaͤune, auch wohl ins Getreide, und haben 4 — 5 grauliche Syer. Bey dem Dorfe St. Nappe, auf Cypern, werden ſie in ungeheurer Menge gefangen. Obgleich man dort ihrer 12 fuͤr einen Groſchen haben kann, da in Schweden hinge⸗ gen Einer mit einem Ducaten bezahlt wird; ſo ver⸗ dienen ſich doch die Bauern ein ſchoͤnes Stuͤck Geld damit. Sie verſchicken aus jener Gegend jaͤhrlich 4000 Faͤßchen, die bey 150000 Ortolane enthalten. Wenn man ihnen den Kopf und die Fuͤße abſchneidet, den Rumpf im heißen Waſſer einen Wall thun laͤßt, und in Gewuͤrze und Eſſig legt; ſo halten ſie ſich ein Voͤgel II. Theil. M m Jahr - 274 Die Goldammer. Jahr lang. Wenige Voͤgel legen mehr Fett an, als die Ortolane. Man ſetzt fie, um dieß zu befoͤr⸗ dern, in ein Zimmer, das gegen das Tageslicht ganz verwahrt iſt, und durch Lampenſchein in einer beſtaͤndig gleichen Helle erhalten wird. Doch muß man wohl acht geben, daß ſie nicht bey reichlichem Hirſe⸗ und Haferfutter im Fett erſticken. Unter den verſchiednen Arten, ſie zu bereiten, hat die Leckerey auch das Kunſtſtuͤck ausgedacht, ſie in einer na⸗ tuͤrlichen oder kuͤnſtlichen Eyerſchale, in einem kuͤnſt⸗ lichen Eyergelb ſchwimmend, auf die Tafel zu bringen. Man faͤngt ſie in Schlingen und auf Vogelherden mit Lockvoͤgeln und aufgeſtellten Ha⸗ ferbuͤſcheln. Zwar nicht fo auserleſen für den Gaumen, aber deſto reizender fuͤrs Auge iſt die Goldammer (E. Citrinella, le Bruant, die Gelbgans rar), die faſt nie im Innern der Waͤlder, ſondern in buſchreichen Feld⸗ und Vorhoͤlzern ſich aufhält, und in ganz Eu⸗ ropa angetroffen wird. Das Maͤnnchen fällt beſon⸗ ders durch das glaͤnzende Hochgelb am Kopfe und am Unterleibe ſehr gut ins Geſicht. Auf der Scheitel iſt dieſe Farbe zum dͤftern mit etwas Braun vermiſcht; Kehle, Bruſt und Bauch aber ſind reingelb. Das 2 | übrige Die Goldammer. 275 uͤbrige Gefieder iſt theils hell- theils olivenbraun, Die beyden aͤußerſten Federn des ſchwaͤrzlichen Schwanzes haben innen einen weißen Fleck. Das Weibchen iſt von blaͤſſerer Farbe und etwas fleckig. Beyde haben eine Zunge, die ſich in Zaſern pinſel⸗ artig endet, und beyde den nuͤtzlichen Knochenzahn, der den Ammern zum Aus huͤlſen der Körner eigen iſt. Die Goldammern leben den Sommer uͤber von Inſecten, und erwerben ſich durch Verminderung der ſo ſchaͤdlichen Kohlraupen ein Recht, im Winter etwas von unſern Saͤmereyen zu genießen. Wenn es ihnen in dieſer harten Jahrszeit auf dem Felde gar zu kuͤmmerlich geht, ſo kommen ſie in Scheunen und Staͤlle. Einige bleiben immer bey uns; andere ſtreichen weiter, doch ziehen ſie nie ganz fort, und werden im Winter ſo kirre, daß ſie, mit den Sper⸗ lingen und Finken in Geſellſchaft, ſich unſern Woh⸗ nungen nähern. Sie gehoͤren unter die Vögel, die faſt vor allen andern zur Freude uͤber das Ende des Winters einladen, und die erſten Strahlen ver Fruͤh⸗ lingsſonne ſchon im Februar mit ihrem zwar einfoͤr⸗ migen, doch angenehmen Geſange begruͤßen. Den Ton Ti wiederhohlen ſie ſiebenmal, nur das letzte Wal gezogner, und ſitzen dabey auf einem etwas ni M m 2 vor⸗ 226 Die Goldammer. vorſtehenden Baumzweige. Später hin, im Anguſt, hat ihr Geſang etwas mehr Mannigfaltigkeit und Anmuth. Auch miſchen ſie dann etwas von den Liedern andrer Voͤgel ein, in deren Naͤhe ſie leben. um die Brutzeit werden die Maͤnnchen von der Ei⸗ ferſucht ſehr gequaͤlt, und beiſſen diejenigen, die ihnen ins Gehege gehen, heftig. Die Fruchtbarkeit der Goldammern iſt ſo groß, daß ſie oft viermal in einem Jahre brüten. Im niedern Gebuͤſche, auf eis ner Krautſtaude, auch zwiſchen Erdſchollen machen ſie ihr kunſtloſes Neſt. Stroh, Moss und trockne Blaͤtter bilden das aͤußere Geruͤſte; Haate, Wolle, Wurzeln und feines Stroh den Polſter. Die 4—5 faſt ganz runden yer find auf weißem Grunde niedlich braun geſtrichelt und gefleckt. So treu brüs tet das Weibchen, daß es lieber ſeine Freyheit, als ſeine Jungen Preis gibt. Moͤrderlich ſchreyt es, wenn man ſeinem Neſte nahe kommt. Mit Samen und Inſecten fuͤttern die Eltern ihre Kleinen, und find ſorgfaͤltig genug, von den Maykaͤfern, die fie ihnen bringen, erſt die harten Fluͤgeldecken wegzu⸗ thun. Das Fleiſch der Goldammern iſt ſchmack⸗ haft. Da es etwas gelblich iſt, ſo kam man auf den ſcharfſinnigen Gedanken, es ſey ſehr gut gegen die Gelb⸗ AAA T: & 5 7 N Die Rohrammer. 277 Gelbſucht — was ungemein begreiflich iſt. Wenn Schnee liegt, ſind ſie ſehr leicht zu bekommen, weil der Hunger ſie kuͤhn und unvorſichtig macht. In Schlagnetzen, auch unter Sieben, die man auf ein Staͤbchen aufſtellt, das man ſchnell wegzieht, oder in Schleifen von Meßingdrath, die auf Daͤchern angebracht werden, wo ſie dann den Drath für Stroh anſehen, faͤngt man ſie haͤufig. Sperrt man die Goldammer mit Meiſen zuſammen, ſo verfol⸗ gen dieſe fie unaufhoͤrlich, hacken ihr den Schaͤdel auf, und freſſen ihr Gehirn. Dieſe Speiſe behagt den kleinen Tyrannen ſo gut, daß, wenn nun keine Ammer mehr da iſt, die ſtaͤrkere Meiſe mit der Schwaͤchern eben ſo grauſam verfaͤhrt. Sehr geſchickt klettert die Rohrammer (E. Schoeniclus, / Ortolan de roſeauæ, Rohrſperling, Rohremmerling, Schilfſchmaͤtzer 22) an ihren Lieb⸗ lingspflanzen, Schilf und Rohr, auf und ab. Wenn ſie ihre feuchte Wohnung verlaͤßt, ſo begibt ſie ſich auf Felder und Heerſtraßen. Rohr- Binien- Grass ſamen, Hirſe, Hanf und Inſecten find ihre Nah⸗ rung. Sie iſt in ganz Europa anzutreffen. Nie ſieht man ihrer viele beyhſammen. Zur Zeit ihres Ruͤck⸗ ſtrichs, der nach einer Anweſenheit von 7— 8 Monaten Mm 3 in 278 Die Rohrammer. in den October faͤllt, geſellen ſie ſich zu den Gold⸗ ammern. Ihre Wachſamkeit beraubt den Jager oft der Früchte feiner ſauren Muͤhe. Wenn er oft ſtundenlang still und vorſichtig herumgeſchlichen iſt; fo erhebt die Rohrammer, ſo wie fie ihn erblickt, ein gewaltiges Geſchrey, und warnt die Mitbewoh⸗ ner ihres Reviere, Sie iſt überhaupt unruhig und lebhaft, und ſchlaͤgt noch heftiger, als die Bach⸗ ſtelze, den Schwanz auf und nieder. Hat man ſie im Käfig, fo flattert und ſingt fie faſt die ganze Nacht. Ihre Stimme iſt nicht unangenehm, obs gleich das ti, ti, ti, tu, ti, ti ziemlich einfoͤrmig klingt. Vielleicht ſchaͤtzt man ſie darum, weil ſie auch dann noch bey Nacht ſich hoͤren laͤßt, wenn unſer Liebling, die Nachtigall, ſchon lange verſtummt iſt. Aus trocknen Grashalmen, etwa 3 Fuß uͤber das Waſſer erhaben, flicht ſie ſehr geſchickt um 4 Schilfrohre herum ihr Neſt, und legt 4 — 5 blaͤu⸗ liche, purpurfarbgefleckte Eyer. Sehr kenntlich iſt die Rohrammer durch ihr Gefieder. Auf dem Kopfe traͤgt das Maͤnnchen eine ſchwarze Kappe. Dieſe umgibt vom Schnabelwin⸗ kel an eine weiße Binde. An dieſe graͤnzt das ſchwarzgefleckte Roſtbraun, das faſt den ganzen Ruͤ⸗ cken Die weißköpfige Ammer. 2709 cken und die Fluͤgel bedeckt. Der Unterleib ift ſchmu⸗ ‚Big grau und dunkel geſtrichelt, und eben fo iſt die Stelle zwiſchen den Fluͤgeln und dem roſtbraunen, weißeingefaßten Schwanze. Das Weibchen iſt heller und hat mehr eine weiße als gelbe Halsbinde. Bey beyden iſt der Schnabel ſchwarz, die Fuͤße ſind braun. Nach der Mauferzeit vertaufcht das Maͤnn⸗ chen ſeine ſchwarze Kappe gegen eine braune. Ungemein fchon gefiedert iſt die fo ſelten abs gebildete weißkoͤpfige Ammer, (C. Leucophris 123). Auf der Scheitel iſt ein nicht ganz bis an den Schnabel reichender weißer Streif, ihn faſſen zwey gezackte ſchwarze Baͤnder ein. Hinter ihnen laufen 2 weiße nach dem Nacken hin, und werden da wieder ſchwarz begraͤnzt. Das ganze Gefieder iſt aſchgrau, roſtgelb ſpielend, die Bruſt hellgrau. Die braunen Fluͤgel und Schwanzfedern haben et⸗ was hellere Raͤnder. Canada iſt die Heimath dieſes ſchoͤnen Vogels. Auch um Aſtrahan fand man ihm aͤhnliche Ammern. Sein Left macht er am Fuße der Weidenbaͤume und legt chocoladefarbige Eyer. Samen und Würmer find feine Nahrung. Sein Gefang iſt ſchoͤn, ertönt aber nur, wenn er ſtille ſitzt. Ob⸗ 280 Die Witttoe mit dem gold. Halsbande. Obgleich einige Naturforſcher für gut fanden, die Wittwen bald zu den Sperlingen, bald zu den Finken zu rechnen; fo gehören fie doch zu den Am⸗ mern. Un re Le er dürfen ſich nicht etwa, ihres Nah⸗ mens wegen, traurige und niedergeſchlagne Vögel in ihnen denken; denn nur ein Mißverftand ſchuf ihre Benennung. Da die Portugieſen ſie nach ih⸗ rem Aufenthalte in Afrika Whidda⸗Voͤgel nannten, ſo glaubte man, das dunkle Kleid und die Trauer⸗ ſchleppe haben ſie veranlaßt, ſie Wittwen zu nennen, und nahm auch in andern Laͤndern dieſen Nahmen an. Sie find ſchoͤne muntere Vogel. Eine lange Mauſerung beraubt die Maͤnnchen ihrer langen Schweife und lieblichen Stimmen. Die Weibchen buͤßen weniger ein, weil ſie weniger dabey zu ver⸗ lieren haben. Ihre Weſter bauen fie aus Baum⸗ wolle, zwey Stockwerke hoch. Im obern wohnt der Mann, im untern das Weibchen. Ein niedlicher Vogel iſt die Wittwe mit dem goldnen Hals⸗ bande (E. Paradiſæa, la Veuve d collier d'or, Pa- radiesammer 124). Von dem Schwarz des Kopfs, der Kehle, der Fluͤgel und des Schwanzes ſticht die orangerothe Bruſt, der goldgelbe Hinterhals und der weiße Bauch ſehr ab. Ueber ihrem eigentlichen Schwanze Die Koͤnigsammer. 281 Schwanze bilden 4 Federn noch einen zweyten. Die beyden laͤngſten find bogenförmig gekruͤmmt; die kuͤrzern endigen ſich in zarte Faͤden. Der Win⸗ ter nimmt dieſer Wittwe ihren Putz; dann faͤrben ſich Kopf und Kehle gelb, und der Oberleib braun mit Flecken, ſo daß nun das Maͤnnchen ſeinem Weib⸗ chen gleicht. Im Königreiche Angola iſt dieſer Vo⸗ gel häufig. Er ſingt ſchoͤn, aber ſchwach, und haͤlt ſich auch in unſerm Clima als Stubenvogel. Er badet gern, frißt Hanf, Hirſe, Cichorienblaͤtter, und iſt ſo groß als die Goldammer. Kleiner als er iſt die Königsammer (E. Regia, d quätre brins, 725), und eben ſo wenig in Trauer als die vorige Wittwe. Denn obgleich der Oberleib von der Stirn bis ans Ende der 4 ſonderbaren Fäden, ſchwatz iſt, ſo ſind ihre uͤbrigen Farben deſto ſchreyender; der Schnabel und die Fuͤße roſenroth; die Schlaͤfen, die Kehle, die Bruſt und der Unterleib gelbroth. In der Mauſerzeit wird ſie graulich, und die langen Klele, die bis ans aͤhrenformige Ende ſchwache Baͤrte has ben, fallen aus. Sonſt kamen von der afrikani⸗ ſchen Kuͤſte viel ſolche Vögel nach Paris. Auch die Merlen oder Tangaras wurden von einigen fuͤr Sperlingsarten gehalten. Indeſſen Voͤgel II. Theil. Nn nah⸗ 282 Die Paradiesmerle. nahmen Linn und mit ihm viele für ſie eine eigne Gattung an, deren Charakter ein kegelfbrmiger, zugeſpitzter, an der Wurzel dreyeckiger und an der Spitze abhaͤngiger Schnabel fl, Schon 50 Arten find entdeckt, die alle in Amerika wohnen. hr} Einer der ſchoͤuſten unter allen Vögeln iſt die Paradiesmerle (126), die faſt eine vollſtaͤudige Far⸗ benſammlung auf ihrem Gefieder traͤgt, obgleich ſie nicht größer als ein Stieglitz iſt. Ein ſchwarzer N Schnabel, ein gelblich grüner Vorder- und ein ſammtſchwarzer Hinterkopf, ein feuerrother Ruͤcken und Steiß, in Orange uͤbergehend, ein glaͤnzend violettblauer Vorderhals, ein meergruͤner Unterleib von der Bruſt an, Fluͤgel, an denen die kleinen Deck⸗ federn goldgruͤn, die mitteln blau, die groͤßern vi lett, die laͤn ſten ſchwarz und blau geraͤndert ſind — in der That, Dinge genug, die einem Mahler bange machen koͤnnen, wozu noch die Schaͤrfe, Beſtimmt⸗ heit und der Schimmer dieſer Farhen kommt, die ihm vollends alle Hoffnung nehmen, ein fo buntes Ge⸗ | ſchoͤpf treu darzuſtellen. Die Fuͤße und der Schwanz ſind ſchwarz. Die Weibchen und die noch unreifen Jungen ſind von blaͤßern Farben. In der Naͤhe der bewohnten Gegenden von Guiana iſt dieſer Harlekin £ F ’ Sur nicht Der gemeine Fink. 283 nicht ſelten, kommt auch in unermeßlichen Zuͤgen nach Cayenne. Er naͤhrt ſich von den faſt noch uns entwickelten Früchten eines großen guianifchen Baus mes, den weder Buͤffon noch Latham nennen, und leert ihn rein ab. Statt des Geſanges beſitzt er nur einen kurzen ſcharfen Laut. Die Wilden eſſen ihn nicht, weil ſie glauben, er habe die fallende Sucht. Sie wollen bemerkt haben, daß dieſe Merlen zuwei⸗ len wie todt hinfallen, indeß andre ein dumpfes Gemurmel um fie herum machen. Ploͤtzlich let der Scheintodte auf und fliegt davon. Tab. XXXV. — _ XXXVII. Der Fin, k. Fringilla. Der gemeine Fink. (127) Mann (a) Wei (6) Der Bergfink (128) Der Stieglitz. (129) Der getiegerte Bengaler. (130) Der Ca⸗ narienvogel. (131) Der Zeiſig. (132) Der Haͤnfling. (133) Mann (a) Weib (b) Der Flachsfink. (134) Der Sperling. (135) Der Feloſperling. (130) Mann () Weib (b) Zwar werden unſre Leſer den groͤßten Theil dieſer Nun 2 belieb⸗ 284 Der gemeine Fink. beliebten Geſchoͤpfe kennen, da ſie vielleicht täglich mit ihnen in Geſellſchaft lehen; indeſſen wird es ih⸗ nen doch nicht unangenehm ſeyn, daß auch dieſe hier eine Stelle finden. Denn nicht zu gedenken, daß ſchon die Vollſtaͤndigkeit dieſer Unterhaltungen ihre Aufnahme erfordert; ſo kann man ja oft lange um ein Thier leben, ohne ſeine Sitten, Kunſttriebe ꝛc. genau kennen zu lernen, wozu ohnehin die Gefan⸗ geuſchaft nicht der ſchicklichſte Ort iſt. Nicht weni⸗ ger als 116 Arten Vogel find bereits entdeckt wor⸗ den, die man zum Finkengeſchlechte rechnet. Ein kegelfoörmiger, gerader, zugeſpitzter Schnabel iſt der Charakter dieſer fo reich bevoͤlkerten Gattung. Wir muͤßen uns begnuͤgen, nur die obengenannten 10 Arten naͤher zu beſchreiben, ob es uns gleich oft wehe thut, um der Graͤnzen unſrer Blaͤtter willen, manches Intereſſante zuruͤckhalten zu muͤßen. . Der gemeine Link (F. Celebs, le Pingon, Buch⸗Roth-Gartenfink 127) hat die Größe des Sperlings, und iſt in ganz Europa, von der Oſtſee bis Gibraltar, ja bis an die Kuͤſten von Afrika ver⸗ breitet. Dem bräunlichen Gefieder des Maͤnn⸗ chens (a) iſt, beſonders an der Bruſt, viel Rothes beygemiſcht. Das Weibchen (5) hat eine gemeinere 5 braune Eh, Der gemeine Fink. 285 braune Farbe. Der etwas gabelfoͤrmige Schwanz und 5 die Flügel des Finken find ſchwarz mit weißen und gelblichen Streifen und Flecken. Sein ſonſt brauner Schnabel färbt ſich im Fruͤhlinge blau. Er beſitzt in ihm eine Stärke, die ihn kleinen Vögeln furcht⸗ bar macht, ja ſelbſt gegen Menſchen ſetzt er ſich zuweflen und beißt ſie bis aufs Blut. Obgleich die Finken in großer Menge vor dem Winter fortziehen, fo bleiben doch viele, aber meis ſtens nur Maͤnnchen, bey uns zuruͤck, und kommen mit Sperlingen und andern Bögeln, die der Hunger kirre macht, auf die Höfe. Sie fingen dann nicht, wenigſtens nur einige Augenblicke, wenn ein beſon⸗ ders ſchöner Tag fie das Ungemach des Winters vergeſſen laͤßt. Gegen die Kaͤlte verbergen ſie ſich in Hecken und ſolche Baͤume, die das Laub nicht ganz verloren haben. Ueberhaupt aber ſcheint nicht ſowohl die Kaͤlte als der Schnee, der das Auffin⸗ den ihres Unterhalts erſchwert, der Grund ihrer Wanderungen zu ſeyn. Der Link iſt ein vortrefflicher Saͤnger. Sei⸗ nem Geſange wird, wie dem Liede der Nachtigall, das Ehrenwort Schlagen beygelegt. Es herrſcht darin eine ungemeine Mannigfaltigkeit, ja man Nn 3 hat 286 Der gemeine Fink. hat bemerkt, daß in einem Reviere von einigen Mei⸗ len alle Finken überein, in einem entferntern aber alle wieder anders ſchlagen, als ob jedes ſeinen Ton⸗ geber haͤtte. Jeder ink hat 2 — 4 verſchiedne Schlaͤ⸗ ge, die er der Reihe nach durchſingt und dann wie⸗ der von vorne aufaͤngt. Deutlich unterſcheidet man ein Vorſpiel von gleichen Noten, dann einen herun⸗ terſteigenden Lauf von 7 Tonen, und endlich Schluß⸗ noten. Da die Endſylben der Finkengeſaͤnge die ans genehmſten ſind, ſo haben ſich Vogelfreunde die Muͤhe gegeben, dieſe zu zählen, und dann die ver⸗ ſchiednen Lieder mit Woͤrtern von aͤhnlichem Falle der Sylben zu benennen. So heißt ihr Geſang: Reitherzu, Braͤutigam, Musquetier, Kuhdieb, Sparbarazier, Gutjahr, Mitſoviel, Zizigall, Sitz⸗ aufthul u. ſ. f. weil die letzten Sylben ungefaͤhr wie, dieſe Woͤrter klingen. Die Staͤrke ihres Tones iſt ſo bewunderungswuͤrdig als die Reinheit. Zwar finden ihn manche zu ſchneidend. Inzwiſchen duͤr⸗ feu ja nur Perſonen von ſo ſchwachen Nerven den ihnen laͤſtigen Finken im Walde laſſen für den allein, und nicht fuͤr ihr enges Zimmer, die Kraft ſeiner Kehle abgemeſſen iſt. Er druͤckt verſchiedne Leidenſchaften auch verſchieden aus. Im Zorn iſt ſein Der gemeine Fink. 287 ſein Ton einfach und fein: in der Furcht klagend und oft wiederhohlt, in der Freude lebhaft und anhal⸗ tend. Die Gefangenſchaft lehrt ihn Geſaͤnge, die ihm ſonſt fremd ſind. Sehr gute Fortſchritte macht der junge Fink, den man dem Canarienvogel oder der Nachtigall in die Lehre gibt. Doch bringt ers in ihren Liedern nie bis zur vollkommenſten Gleichheit; wohl aber in dem Liede der Goldammern, welches er ſich fo eigen macht, daß er zum Lockvogel derſelben, noch beſſer als fie ſelbſt, gebraucht werden kann. Um die Begattungszelt, die bey dem Finken, noch ehe die Bäume belaubt find, eintritt, iſt ihm ein gewiſſes bebendes Schirken eigen. Sein Neſt, das er in Waͤldern und Gaͤrten baut, iſt ein Meiſterſtuͤck. Nur das Weibchen verfertigt es, ſo geſchaͤftig auch der Mann beym Aufſuchen der Materialien hin und her fliegt, und zur Unterhaltung fein Lied anſtimmt. Da wo mehrere Zweige und Aeſte zuſammen laufen und eine dauerhafte Unterlage bilden, wird das Neſt, das einem niedlichen Körbchen gleicht, mit Spinnen⸗ weben und Haaren ſo feſt gemacht und angekuͤttet, daß kein Sturmwind es losreißen, kein Platzregen abwaſchen kann. Außen wird dieſe vollkommne, nur oben eingedruͤckte Kugel mit der Moosart be⸗ 0 klei⸗ 288 Der gemeine Fink. kleidet, die an demſelben Baume waͤchst, ſo daß auth das ſchaͤrfſte Auge das Neſt fuͤr einen bloßen Auge wuchs des Aſtes halten und gluͤcklich uͤberſehen muß. Aber auch das Bette ſelbſt iſt merkwuͤrdig. Zu un⸗ terſt kommen etwas grobe Federn und Moos; uͤber dieſes Diſtelflocken, Thierhaare, feinere Federn. Alles dieß wird von der fleißigen Mutter ſo mit dem Schnabel und den Füßen durchgearbeitet, daß es ſich wie feiner Fils anfuͤhlt. Auf dieſes weiche La⸗ ger legt fie 8 — 6 röthlich, graue mit ſchwaͤrzlichen Flecken, zumahl am ſtumpfen Ende, wie beſaͤete Eyer. Der Mann ſorgt fuͤr Futter und haͤlt treue Wache. Ueberhaupt iſt er eiferſuͤchtig, und hat oft blutige Händel mit ſeinen Nebenbuhlern. Die Jungen werden mit Inſecten aufgefuͤttert. Weil man zufaͤllig einen blinden Finken auhol⸗ tender fingen hörte, als ſehende, fo erlaubte ſich der Menſch, der immer ſo laut uͤber Tyranney klagt, und doch, ſobald er kann, ſelbſt Tyrann iſt, ihnen die Augen aus zuſtechen, oder die Raͤnder der Augen⸗ lieder mit einem gluͤhenden Drath ſo zu brennen, daß der arme Vogel nun fuͤr immer ſeine Augen ſchließen muß. Er ſingt dann bey Tag und Nacht, weil er keinen Unterſchied der Tagszeiten mehr kennt, N und „Der Bergfink. 289 und iſt auch als Lockvogel auf dem Herde fleißiger als der ſehende, der oft launig iſt und vom Wind und Wetter abhaͤngt. Inzwiſchen können dieſe Vortheile eine ſo abſcheuliche Grauſamkeit nicht entſchuldigen. Man faͤngt den Finken auf ſeiner Weg⸗ und Ruͤck⸗ ‚reife ſehr haͤufig. Seine Schlauigkeit verraͤth ihm oft die zu ſeinem Verderben beſtimmten Leimruthen und Lerchennetze, daher man fie wohl verſtecken muß ; aber zuweilen fährt ihn auch die blinde Eiferſucht in die vor einem Spiegel haͤngende Schlinge, oder in die mit Vogelleim beſtrichne gabelfürmige Ruthe, die man einem Finkenmaͤunchen mit geſtutzten Fluͤ⸗ geln auf den Schwanz, bindet. Im Anfange der Gefangenſchaft zeigt er durch ungeſtuͤmmes Flattern Schnabelwetzen und feine Weigerung Futter zu neh⸗ men, wie nahe ihm der Verluſt ſeiner Freyheit gehe. Hanf und Sommerruͤbſaat iſt alsdann ſeine Nah⸗ rung; in der Freyheit Inſecten und Geſaͤme. Sein Fleiſch iſt bitter, doch angenehm und geſund. Etwas bunter gekleidet, aber ein ſchlechterer Sänger iſt der Bergfink (F. Montifringilla, le Pingon d' Ardennes, Miſtfink, Nikawitz, Gaͤgler ꝛc. 128). Aus den mitternaͤchtlichen Gebirgen zieht er in zahlloſer Menge im Herbſte nach Suͤden, Vögel II. Theil. O0 und { 290 Der Bergfink. und laͤßt ſich auch in Deutſchland da nieder, wo es Bucheckern gibt. Er hat kein beſtimmtes Ziel feiner Reiſe, und ſcheint beſonders vom Schnee abzuhaͤn⸗ gen. Ungeheure Schwaͤrme zerſtreuten ſich im De⸗ cember 1775 den Tag über in den Wuͤrtembergiſchen Feldern und Waͤldern, und ließen ihr Nachtquartier, das ſie alle Abende in einem Thale am Rheine nah⸗ men, reichlich mit Miſt bedeckt. In Lothringen waren ſie 9 Jahre vorher in ſo dichten Scharen an⸗ gekommen, daß man jede Nacht 7000 mit Stangen todtſchlug; dann auf ſie zu ſchießen hielt man nicht der Muͤhe werth. Und doch blieben ſie, bis ein tie⸗ fer Schnee fie verſcheuchte. Außer Bucheckern freſ⸗ ſen ſie allerley Geſaͤme. Ihr Geſang iſt ein unme⸗ lodiſches Eulen: und Katzengekraͤchze; doch find fie nicht ohne Talent zur Nachahmung befferer Sänger, Sie niſten immer nur in noͤrdlichen Laͤndern. Ihr Gefieder iſt ſchoͤn. Kopf und Ruͤcken find glänzend ſchwarz und gelblich eingefaßt; die Bruſt und die kleinern Fluͤgeldeckfedern orangegelb; die innern hochgelb; die vordern Schwungfedern dunkelbraun; der gabelfoͤrmige Schwanz ſchwarz, und weiß ein⸗ gefaßt. Um der nicht unangenehmen Bitterkeit ihres Fleiſches willen faͤngt man ſie auf Vogelherden. Faſt Der Stieglitz. 291 Faſt alles, was einen Vogel empfehlen kann, vereinigt der Stieglitz (F. Carduelis, le Chardon- neret, Diſtelfink 129) in ſich: ein buntes Gefieder, eine ſchoͤne Stimme, Gelehrigkeit und fanfte Sitten. Nur ſeine Gemeinheit hat uns gegen ihn gleichgiltig gemacht; kaͤme er aus fremden Laͤndern, ſo wuͤrde uns kein Preis für ein fo niedliches Geſchoͤpf zu hoch ſcheinen. Ein ſchoͤnes Scharlachroth bedeckt die Stirn des Maͤnnchens und eine Stelle unter dem ſpitzigen, weißgrauen Schnabel, deſſen Wurzel, ſo wie die Augen, ein ſchwarzer Saum umgibt. An das ſich herabziehende Schwarz der Scheitel graͤnzt ein weißer Fleck, der im Nacken ein Band bildet, und auch die Schlaͤfen und Wangen bedeckt. Der Ober- und Unterleib iſt ſchoͤn braun; die Schwung⸗ federn haben weiße Enden; auf der Mitte der Fluͤ⸗ gel iſt ein goldgelber Spiegel; der etwas geſpaltne Schwanz iſt ſchwarz mit weißen Stellen. Alle dieſe Farben ſind rein und glaͤnzend, bey dem Weibchen aber, deſſen Schnabeleinfaſſung braun iſt, bläffer. In den Gärten und Feldhoͤlzern von ganz Eu⸗ ropa und den benachbarten Laͤndern der uͤbrigen alten Welt hat der Stieglitz ſeine Wohnung, die er nie verändert, es müßten dann Kälte, Schnee und Nah⸗ | O o 2 rungs⸗ 292 Der Stieglitz. rungsmangel ihn dazu zwingen. Er lebt bloß von N Samen, und liebt beſonders den von Diſteln und Kletten, den aus dem ſtachligen Gewebe heraus zu⸗ hohlen, ihm fein Schnabel ſehr nuͤtzlich if. Zahm gibt man ihm Mohn und Hanf, den das Maͤnnchen durch ſeinen ſchoͤnen Geſang redlich verdient. Das Neſt der Stieglitze iſt faſt noch runder und ſchöner gedrechſelt, als das Finkenneſt. Die Materialien find Mors, Leberkraut, Binſen, Wolle, Haare u. d. alles aufs Beſte vertheilt; die Stelle iſt der gablige Zweig eines Apfel-Birn- oder Nußbaums; die Fe⸗ ſtigkeit und Dauer außerordentlich. Fuͤnf blaßgruͤne, rothgefleckte Eyer legt das Weibchen gegen das Ende des Fruͤhlings, und wiederhohlt dieß Geſchaͤfte oͤfters im Jahre, jedoch mit weniger Eyern. Die Eltern verpflegen ihre Jungen ſehr treu aus dem Kropfe; daß ſie aber, wenn ſie ihre Kinder in der Gefangen⸗ ſchaft ſehen muͤßen, ſie verhungern laſſen, weil ſie ihnen doch das edelſte Gut, die Freyheit, nicht ſchen⸗ ken konnen; oder daß fie, in der Freyheit lebend, ihre gefangnen Kleinen, ſtatt zu fuͤttern, mit einem gewiſſ jen Kraut vergiften ſollen; das heißt in der, That ihrem Heroismus, wie ihren botaniſchen Ein⸗ vn gleich unbäͤndig geſchmeichelt. Von ihrer 3 Begat⸗ Der Siegl. 293 Begattung mit Canarienhennen erhält man ſchoͤne Baſtarde, die vortrefflich ſingen und ſich fortpflan⸗ zen. Ihr Leben bringen die Stieglide ziemlich hoch, obgleich ſie der fallenden Sucht unterworfen ſind. Geßner ſah in Mainz einen von 23 Jahren. Man mußte ihm alle Wochen den Schnabel und die Kral⸗ len abſchneiden; ſonſt konnte er weder freſſen noch ſitzen. Wie ein hilfloſer Greis blieb er den ganzen Tag in der Stellung, die man ihm gab. 5 Ä So zaͤnkiſch die Stieglige gegen fremde Vögel find, fo eigenſinnig ſie auch im Vogelhauſe immer den hoͤchſten Platz behaupten; ſo ſind ſie doch unter ſich friedlich und eintraͤchtig . Sie muͤſſen immer et⸗ was zu thun haben, ſchleppen im Bauer alles hin und her, und ſehen ſich gern im Spiegel, vielleicht weil ſie dann in Geſellſchaft zu ſeyn glauben. Mit Leichtigkeit lernen fie ſich todt ſtellen, kleine Cano⸗ nen losbrennen, in einem Eimer, oder auf einem kleinen Wagen, ihr Futter heraufziehen, und andere dergleichen Spielereyen, die eben ſo ganz unſchuldig nicht ſind, weil die Erfahrung beweist, daß dadurch ihre Lebensdauer verkürzt wird. Man fängt fie mit Lockvdgeln und Lelmruthen, die man auf einen Buͤn⸗ del Diſtelkdpfe ſetzt. Um ihres ſchoͤnen Kleides „ willen, 204 Der getiegerte Bengaler. willen ſchenkt man ihnen das Leben, obgleich iht Fleiſch gut ſchmeckt. Ohnehin find fie bey uns nicht gar haͤufig. Freylich kommt das bey Menſchen in keine Betrachtung, die, ohne einen vernuͤnftigen Zweck, Voͤgel bloß zur Luſt ſchießen und in der Zer⸗ fiörung Freude finden. Wohl uns, daß ihre Macht ſich bloß uͤber einige wehrloſen Voͤgel erſtreckt! Denn wie leicht konnte fie ſonſt eine Luft anwandeln, wie jenen Tyrannen von Marocco, deſſen gewoͤhnlichſtes Vergnuͤgen war, dem den Steigbuͤgel haltenden Sclaven den Kopf abzuhauen, und ſo in 18 Jahren 40000 Menſchen mit höchfteigner Hand hinzuwuͤr⸗ gen; oder wie den Kaiſer Domitian, vom Fliegen⸗ ſpießen zum Menſchenſchlachten uͤberzugehen? Noch niedlicher und eben ſo klein wie der Zaun⸗ koͤnig iſt der getiegerte Bengaler (F. Amandaua, le Bengali piquetè, Fink aus Bengalen 130). Sein feuerrothes hie und da braunes Gefieder iſt am Ober⸗ leibe dunkler, als am Unterleibe, die Fluͤgel und der Schwanz ſind grau. Mit weißen Flecken iſt er ganz uͤberſaͤet, und hat einen blaßrothen Schnabel und hellgelbe Fuͤße. Seine Farbe iſt großen Veraͤnderun⸗ gen unterworfen. Er wohnt in Aſien, vorzuͤglich in Bengalen, Java und Malacca. Unter ſich find dieſe a lieben NN I - rs N Der Canarienvogel. 295 lieben Voͤgel ſehr geſellig und zärtlich, liebkoſen fich oft, ſetzen ſich, wenn man viele in ein großes Vogelhaus thut, alle neben einander, und ſingen nach der Reihe, wobey die uͤbrigen ſchweigen. Ihr Geſang lautet wie das Lied einer Bachſtelzenart, die Fitis heißt. Auch unter einem fremden Him⸗ mel kommen ſie fort. In ihrer Heimath fallen ſie in großen Scharen auf die beſaͤten Hirſefelder. Aus Rache ſollen ſie dafuͤr die Neger ſammt den Fe⸗ dern eſſen, was ihnen wohl kein Europaͤer, bey allem Unmuth gegen die Sperlinge, nachthun wird. Man fängt fie unter ausgehoͤhlten Kuͤrbiſ⸗ ſen, die man ſo auf ein Staͤbchen ſtuͤtzt, daß es der verſteckte Vogelfaͤnger wegziehen kann. Wer kennt nicht den Canarienvogel, (F. Ca- naria, le Serin de Canarie 131), der von den Ge⸗ waͤſſern der Canariſchen Inſuln in unſre Gegenden verſetzt, und faſt unſer Liebling geworden iſt. Seit den nicht ganz 300 Jahren, daß er bey uns einhei⸗ miſch geworden iſt, hat die urſpruͤnglich graue und gruͤnliche Farbe der Stammeltern, ſolche Veraͤnde⸗ rungen erlitten, daß man ihre Nachkommen in alle Farben gekleidet ſieht, und auch Kakerlacken mit rothen Augen unter ihnen findet. Am Meiſten ſchaͤtzt mau die 255 Der Canarienvogel. die goldgelben mit ſchwatzen Flügeln. Außer ihren naturlichen, mannigfaltigen Geſaͤngen, die bald Strophen des Nachtigallenſchlages enthalten, bald im ſchoͤnſten Silberton eine Oktave durchlaufen, bald durch Trompetenſtöße, Terteng, Terteng, unterbrochen werden, lernen fie, nach einer Fldte, Melodien ſingen, ja auch andre Töne, Woͤrter, den Schall des Thalerzaͤhlens ꝛc. nachmachen. Ges wohnlich ſingt nur das Männchen, zuweilen auch das Weibchen. Eins detſelben ſang ſo gut, daß man es fuͤr ein Maͤnnchen hielt. Zufaͤllig entdeckte man ſein Geſchlecht, ließ es bruͤten, und weg wat ſeine Kunſt. Dieſe unſte lieben Hausgenoſſen ſind ſauft, geſellig, kennen ihren Wohlthaͤter und folgen ihm. Ihre Liebkoſungen find angenehm; ihr Unwille verletzt nie, ihre Erziehung fordert weder große Miis he, noch Aufwand. Das ganze Jahr Sommerruͤb⸗ ſamen, zuweilen etwas zerquetſchten Hanf, Cana: rien⸗Mohnſamen, im Sommer zuweilen Kohl: Sa: lat⸗ Kreſſeblaͤtter, im Winter ein Stuͤckchen Apfel, und uͤberdieß fleißig friſches Waſſer und Kiesſand; das wird ihnen beſſer bekommen, als alle Kuͤnſte⸗ leyen. Sie fingen den Sommer und Winter hin⸗ | durch, erheitern unfre Einſamkeit, und ſtellen uns in ihrer Der Canarienvogel. 297 ihrer Hecke das Bild einer liebenswuͤrdigen Haus hal⸗ tung dar. Hier gibt man dem Maͤnnchen zwey Hen⸗ nen, und dieſen zu Neſtern aus Holz gedrechſelte Halb⸗ | kugeln. Man ſieht befonders darauf, daß fie Son⸗ nenſchein und friſches Waſſer haben, und zum Neſt⸗ baue Leinwandfaſern, Moos und kurzer Heu finden. Drey⸗ bis fünfmal im Jahre legt die Henne 3—6 Eyer. Den Jungen gibt man klein gehackte Eyer und weiche Semmeln, womit ſie von den Alten aus dem Kropfe gefuͤttert werden. Aeußerſt verſchieden iſt der natuͤrliche Charakter der Maͤnnchen. Die Einen ſind ſchwermuͤthige Traͤumer, die ſelten einen Laut hören laſſen, andre muntre Schwaͤtzer; die Ei⸗ nen lernen ſehr leicht, an andren iſt alle Mühe vers loren; die Einen ſind ſo zaͤnkiſch, daß ſie ihre Weib⸗ chen todtbeiſſen wuͤrden, wenn man ihnen nicht ihrer zwey gaͤbe, deren vereinte ſchweſterliche Kraft ſie im Reſpect erhaͤlt, andere friedlich; einige ſind ſo bos⸗ haft, daß ſie die Eyer zerbrechen und die Jungen grauſam heraus zerren würden, wenn man es nicht dadurch verhinderte, daß man die friſchgelegten Eyer mit elfenbeinernen ſo lange vertauſcht, als die Henne zu einer Brut ihres Mannes bedarf, und alsdann ihn ganz abſonderte. Die groͤßten Wildfaͤnge ſin d oft Voͤgel II. Theil. P zur 298 Der Sanarindogh, - | zur Zucht am Beſten. Andere ſind das Muſter zaͤrt⸗ licher Gatten, theilen mit ihren Hennen den Biffen, unterhalten ſie mit Geſaͤngen, und helfen voll Sanft⸗ muth und Liebe im Bruͤtgeſchaͤfte. Man hat von den Canarienvoͤgeln mit Stieglitzen, Zeischen, Sperlingen, Haͤnflingen und Blutfinken ſehr ſchone und fruchtbare Baſtarde erhalten. In der Mauſer⸗ zeit kraͤnkeln ſie. Sehr wohl bekommt es ihnen dann, wenn man in ihr Waſſer einen verroſteten Nagel legt. Ueberhaupt aber kann die ſorgfaͤltigſte War⸗ tung und das beſte Futter den Vogel fuͤr die Leiden nicht entſchaͤdigen, die er bey uns zu dulden hat. Denn eben das oft zu reichliche Futter und der haͤus⸗ liche Zwang ziehen ihm eine Menge von Krankhei⸗ ten zu, von denen er in der Freyheit nichts weiß, oder doch wenigſtens vom Inſtincte ſogleich zum be⸗ ſten Arzte geleitet wird. Die Sucht, die Kraͤtze, Engbruͤſtigkeit, Entzündungen, Eiterbeulen „Aus⸗ zehrung, Schlagfluͤſſe und manches andere verdankt er großen Theils ſeiner Aufnahme bey uns. In Ty⸗ rel iſt die Canarien-Zucht ein Zweig der Induſtrie. Die meiſten gehen nach Conſtantinopel; ein einziger Vogelhaͤndler zieht jährlich 1600, die auf dem Ruͤ⸗ cken in die Tuͤrkey getragen werden. Noch Der Zeſſig. 299 Noch gemeiner iſt unſer fo fanfter und gelehri⸗ ger Zeiſig, (F. Spinus, le Tarin, Erlenfink 132), deſſen Geſtalt und Gefieder bekannt genug ſind. Aus dem aͤußerſten Norden kommt er, um bey uns zu uͤberwintern, und iſt uͤberall gern, wo es Erlen⸗ ſamen gibt. Doch verſchmaͤht er auch den Samen von Fichten, Diſteln und Hopfen nicht. Sein fleiſ⸗ ſiges Zwitſchern reizt andere Vögel zum Singen, auch lernt er die Geſaͤnge größerer Meiſter, als er ſelbſt iſt. Sehr leicht laßt er ſich abrichten. Wenn er mit mehrern in Einem Vogelhauſe lebt, ſo waͤhlt er ſich einen Zeifig zum Freunde, deſſen Dienſten er ſich ſo ganz widmet, daß er ihm zu Liebe ſelbſt ſeinen etwas ſtarken Appetit unterdruͤckt. Auf ſehr hohe Fichten und Erlen, die am Waſſer ſtehen, macht er fein Neſt aus Haarmoos, Pflanzenwolle und Wuͤr⸗ zelchen, und hat z — 6 graumeiße, purpurfarbgefleckte Eyer. Weil es ſehr klein und hoch oben iſt, ſo fand man es lange gar nicht, und fo entftand die Sage, die Eltern verſtuͤnden die Kunſt, es unſichtbar zu machen. Auch in Zimmern hat man die Zeiſige ſchon zum Bruͤten gebracht. Um ihre Strichzeit faͤngt man ſie in Menge. Ihr Fleiſch iſt wohl⸗ hmeckend und hat gelbes Fett. Y p 2 en 300 Der Haͤnfling. Ein Vogel voll guter Eigenſchaften und Anla⸗ gen, und etwas kleiner als der Fink, iſt der Haͤnfling (F. Cannabina, la Linotte, Leinfink 133), der in ganz Europa und Nordamerika wohnt. Ihm gab die muͤtterliche Natur ein ſchoͤnes Kleid, ein gelehriges Naturell und eine reizende Stimme. Aber eben dieß war ſein Ungluͤck, das ihn zum Sclaven der Men⸗ ſchen machte. Hier verliert er das ſchoͤne Roth, das Scheitel und Bruſt ſchmuͤckt, und ein Rothbraun tritt an deſſen Stelle. Als ein beſtaͤndiges Kenn⸗ zeichen hat er ſchwarze Schwung- und Schwanzfe⸗ dern mit weißen Raͤndern auf beyden Seiten. Uebri⸗ gens iſt das Gefieder nach dem Alter und den Jahrs⸗ zeiten manchen Veraͤnderungen unterworfen. Das Maͤnnchen (a) iſt gewoͤhnlich braunroth, das Weib⸗ chen (b) ganz grau und gelbbraun, wenn ihm nicht der betruͤgeriſche Vogelhaͤndler rothe Flecken ſchenkt, um es fuͤr ein Maͤnnchen zu verkaufen. Laut, ab⸗ wechſelnd und lieblich iſt des Haͤnflings natuͤrlicher Geſang. Auch ihn hat die Kunſt — ſollen wir ſa⸗ gen — verſchoͤnert oder verkuͤnſtelt, und ihm einfoͤr⸗ mige Lieder und einzelne Wörter beygebracht. Haͤngt er bey der Nachtigall oder beym Buchfinken, fo macht er ſich ihren Schlag eigen und vergnuͤgt uns damit, wenn Der Hänfling, 301 wenn jene ſchwelgen; wird er fruͤhe, ehe er im Sin⸗ gen ganz ausgelernt hat, ein Waiſe, ſo erhaſcht er von den Liedern des naͤchſten beſten Vogels etwas, was in Verbindung mit dem, was er aus ſeinem erſten Unterricht behielt, einen ganz eignen Geſang ausmacht. Auf niedrige Gebuͤſche von Schwarzholz, Wach⸗ holder, Fichten u. d. in gebirgigen, waldigen Gegen⸗ den, wohl auch in Weinbergen, niſtet der Saͤnf⸗ ling. Das Neſt beſteht aus zarten Wurzeln, klei⸗ nen Blaͤttern und Moos dicht in einander gewebt. Die 4— 6 weißgruͤnlichen Eyer haben am ſtumpfen Ende roͤthliche Streifen und Puͤnetchen. Im Kropfe bereiten die guten Eltern ihren Kleinen die Saͤme⸗ reyen, die ſie ihnen einſchuͤtten. Nach Vollendung der zweyten Brut verſammeln ſich die Haͤnflinge in Geſellſchaften und fallen auf die reifenden Hauffelder; So vereint bleiben fie den Winter uͤber; faͤllt Schnee, ſo ſind ſie wie verſchwunden; thaut er auf, gleich ſind ſie wieder da. Sie leben in der Freyheit von Saͤmereyen, im Kaͤfig von Ruͤbſamen. Hier muͤſ⸗ fen fie reinlich gehalten, ſorgfaͤltig gefüttert und mit Waſſer und Sand fleißig verſorgt werden. Ihren Wohlthaͤter lernen ſie bald kennen und ſind ungemein zuthaͤtig gegen ihn. Pp 3 Ein 302 Der Flachsſink. Ein gelber Schnabel, eine glänzend rothe Schei⸗ tel, ein dunkelbrauner, roſtgelb eingefaßter Nuͤcken, eine ſchwarze Kehle, eine hochroſenrothe Bruſt, zwey weiße Binden uͤber die Fluͤgel und dunkelbraune Schwung⸗ und Schwanzfedern machen den Jlachs⸗ finfen (F. Linaria, le Sizerin, Meerzeiſig, Ci⸗ trinchen 134) kenntlich. Er iſt fo groß wie der Zei⸗ ſig, und kommt im Herbſte zahlreich aus den noͤrd⸗ lichen Laͤndern zu uns, wo er von Saͤmereyen, be⸗ ſonders vom Fichten- und Erlenfamen lebt. Da er nicht regelmaͤßig alle Jahre kemmt; ſo ſah man auch in ihm einen Bothen der Peſt und des Krieges. Er liebt ſumpfige Gegenden, und baut auf Fichten und Erlen ein Neſt von drey Schichten; erſt Gras und Straͤucher, dann Federn und Flechten, und endlich als Polſter feines Wollgras. Die weißgruͤnen Eyer find am ſtumpfen Ende roͤthlich gefleckt. Aeußerſt freundlich und zuthaͤtig ift der Flachsfink. Er be trägt ſich gegen alle körnerfreſſenden Voͤgel liebreich und zaͤrtlich, und ſchnaͤbelt und liebkost fie, Seines Geſanges wegen nennt man ihn Zitſcherlein. Bitter, aber doch augenehm iſt ſein Fleiſch. Hlochſt übel beruͤchtigt iſt der Sperling (F. Pomeſties, le Moinsau, Spatz 135). Jung i gen | * — ———— — — — 4 2 N N 5 2 Der Sperling, 303 gen Haß und Verachtung überall, und doch haͤlt ihn das nicht ab, ſich immer in unſrer Naͤhe zu hal⸗ ten, freundlich an unſer Fenſter zu picken, und ſeine | Kinderſtube unter unſern Augen aufzuſchlagen. So 8 wie die Maus ganz unverlangt unſer Hausthier wird, und uns mit ihrer zahlreichen Nachkommenſchaft — erfreut; fo gewiſſer Maßen auch der Sperling. Be⸗ kannt genug iſt ſein ſchwaͤrzliches und braunes Ge⸗ fieder. Durch eine ſchwarze Kehle zeichnet ſich der Mann aus. Zuweilen findet man auch ganz weiße, ſchwarze, ſcheckige und andere Spielarten. Immer iſt der Sperling gern um die Menſchen und ihr Getreide, und flieht menſchenleere Wuͤſten. In man⸗ chen Gegenden bleibt er durchaus nicht. Auch wenn man ihn und ſeine Bruͤder in Saͤcken nach Reichen⸗ ſtein in Schleſien und nach Mauſebach im Alten⸗ burgiſchen braͤchte, er wuͤrde doch ſogleich wieder aus: wandern. Ein Jaͤgerpurſche ſoll ihn, ſo verſichert die Sage, verbannt haben. Die Schlauigkeit des Sperlings iſt ſo groß als ſeine Lebhaftigkeit. Seine Stimme iſt, je nachdem er lockt, warnt, ſchaͤckert oder zoͤrnt, ſehr verſchieden. Er iſt kuͤhn genug, uns in unfrer Gegenwart zu beſtehlen, und eben nicht ſel⸗ ten ſpottet er unſrer Schlingen, Netze und Popanze. etz Unger: 304 Der Sperling. Unverſchaͤmter kann man nicht ſtehlen, als er. Er begleitet den Saͤmann, macht dem Schnitter ſeinen Beſuch, beraubt die ihr Gefluͤgel fuͤtternde Landwir⸗ thinn, läßt ſich das Poltern des Dreſchflegels nicht abſchrecken, auf die Tenne zu kommen, ja pickt fogar der jungen Taube den Kropf auf, um Körner, heraus zu hohlen. Und er begnuͤgt ſich erſt nicht mit Korn allein, ſondern auch die jungen Pflanzen, Zuckererb⸗ fen, Trauben, Kirſchen, Kaͤſe, und — als waͤre ſei⸗ nes Unfugs noch immer nicht genug — unſre fleiſ⸗ ſigen Bienen entgehen ‚feiner Raubſucht nicht. Ohne geſellſchaftlich zu ſeyn, vereinigt doch gemein⸗ ſchaftlicher Raub zuweilen dieſe Corſaren; oft aber haben ſie Haͤndel, zumal die Maͤnnchen, denen an Liebeswuth kaum ein Vogel gleichkommt. Ihre Neſter bauen fie unter Daͤchern, in Mauerritzen, Gitterwerk, auch Baͤume; geſchieht dieß an einem unbedeckten Orte, ſo machen ſie ein Dach daruͤber. Zuweilen vertreiben ſie auch die gute Schwalbe aus ihrem Eigenthum, dafür foll die letztere wirklich ſchon einen Sperling in ihr Neſt, zum warnenden Exem⸗ pel, eingemauert haben. Sie legen 3 — 4 Mal im Jahre 5 — 8 grauweiße Eyer, die, beſonders am ſtumpfen Ende, braun geſtreift und punetirt find: Eben Der Sperürnz. BR 305 Eben diese Fruchtbarkeit macht ſie pnrchthar. "Ber: bricht man die Eyer, ſo haben dieſe wolluͤſtigen Voͤ⸗ gel in 8 Tagen wieder friſche; zerſtoͤrt man dat Neſt, ohne es zu verbrennen, ſo ſteht in 24 Stun⸗ den wieder ein neues da, weil ſie nur die Truͤmmer des alten ſammeln duͤrfen. Um den Schaden, den ſie thun, recht graͤßlich vorzuſtellen, ſo hat man be⸗ rechnet, daß in einem Lande von 100 Staͤdten und 4000 Dörfern, das, was die Sperlinge jaͤhrlich an Korn verzehren, fuͤnftehalb Millionen Thaler betraͤgt, wenn man auf jede Stadt 1000, auf jedes Dorf 500 ſolcher Raͤuber rechnet. Wir wollen dieſe Berech⸗ nung nicht anfechten, obgleich allerdings der Um⸗ ſtand in Anſchlag gebracht zu werden verdient, daß die vielen Sperlinge tauſend Korner, die aus der reifen Aehre fielen, ehe ſie in die Scheune kam, und anderes verlornes, verſtreutes Getreide aufleſen. Allein es iſt eben ſo genau berechnet, daß zwey Sperlinge woͤchentlich 3360 Raupen freſſen; daß ſie in den Bluͤthenkelchen nicht aus zerſtdrendem Muth⸗ willen wuͤhlen, fondern noch zur rechten Zeit das In⸗ ſect heraus hohlen, das unſer Obſt zernichten wuͤrde; es iſt erwieſen, daß, als einſt in Preußen ſich eine grimmige Verfolgung gegen die Sperlinge erhob, Vogel II. Theil. rz der der Raupen eine ſolche Menge wurde, daß man der Vermehrung ihrer Feinde mit Verlangen ente gegen ſah; erwieſen, daß, da im ſiebenjaͤhrigen Kriege die Sperlinge ſich von Göttingen eulfern⸗ ten, weil ſie, auf eine uns unbekannte Weiſe, er⸗ fuhren, daß in einer gewiſſen Gegend viel Korn ver⸗ ſchuͤttet worden, man ſich in den Gaͤrten vor Rau⸗ pen kaum zu retten wußte. Sollten nicht ſolche Er⸗ fahrungen den Abſcheu vor ihnen mildern? Inzwi⸗ ſchen begehren wir die Schaͤdlichkeit einer zu großen Vermehrung derſelben nicht zu laͤugnen. Auch hat man alle erſinnlichen Ar ftalten gemacht, fie zu vers mindern. Man hat Körbe aufgeſtellt, in die fie wohl hinein- aber nicht herausſchlupfen koͤnnen; man hat durch ſtarke Schweisldämpfe fie auf Bau men zu erſticken, durch Netze und Schlagwaͤnde ſie zu fangen geſucht. Durch etwas Geraͤuſch machen⸗ des werden ſie aus den Gaͤrten eher verſcheucht, als durch aufgeſtellte Schreckbilder, vor denen ſie nur in den erſten Tagen etwas Reſpect haben, und deren Ohnmacht fie bald kennen lernen. An elnigen Orten wurde, um ihre Zahl zu vermindern, den Bauern eine gewiſſe Anzahl Sperlingskoͤpfe als Tribut ein⸗ zuliefern aufgelegt. Allein, um nicht weit zu gehen, hegte der bequeme Bauer nun ſelbſt welche, und der Be⸗ Der Sperling, 307 Befehl mußte abgeändert werden. Mit Schießge⸗ wehr hat man ihnen ſehr hart zugeſetzt. Geht mans klug an hat man eine Buͤchſe von großem Caliber ſpart man das Schrot nicht, und ſtreut eine 10 — 12 Ellen lange Reihe von Korn und Spreu auf friſchgefall⸗ nen Schnee, ſo kann man in einer Reihe 60 — 100 auf Einen Schuß niederſchmetteru. Gut iſts, wenn die Anſtalten, fie zu vermindern, in mehrern denach⸗ barten Laͤndern gemeinſchaftlich getroffen werden; widrigen Falls pflegen ſie, wenn ſie in einem Lande zu ſehr verfolgt, im andern zu ſehr verſchont werden, in dieſes zu emigriren, wie wirklich gegenwartig in einigen Gegenden des fraͤnkiſchen Kreiſes der Fall ſeyn ſoll, ſeit ſich im Wuͤrzburgiſchen eine Verfolgung gegen ſie erhoben hat. Zu wuͤnſchen iſt immer, daß man nur auf ihre Verminderung, nie auf ihre Aus⸗ rottung, antrage. Sehr weiſe iſt die Gewohnheit ei⸗ niger Landwirthe, an die Giebel ihrer Haͤuſer thoͤ⸗ nerne Glocken zu befeſtigen, in die die Sperlinge nis ſten. Die erſte Brut laſſen ſie ausfliegen, denn ihre Gegenwart iſt im Fruͤhlinge und Sommer am Noͤ⸗ thig ien; bey der zweyten nehmen ſie die Alten mit den Jungen gefangen und toͤdten fi. Ihr Fleiſch iſt, beſonders wenn man ſie mit Weizen und Hirſe 292 miuaͤſtet, 308 Der Feldſperling. maͤſtet, vortrefflich. Ehemals aß man es allgemein. Vielleicht ſah ein weiſer Mann ihre zu große Ver⸗ minderung ungern, und brachte den Wahn in Um⸗ lauf, dieſer Genuß koͤnne die Epilepfie hervorbrin⸗ gen. Nun wurden fie geſchont. Es wäre Zeit, zu ihrem Genuſſe zuruͤckzukehren. Erſt kuͤrzlich wurden im Reichsanzeiger gewiſſe Pfarrerstoͤchter geruͤhmt, die dieſe Voͤgel mit ihren Eyern vortrefflich zuzube⸗ reiten verſtuͤnden. Sie wuͤrden ſich durch die Be⸗ kanntmachung ihres Kuͤchengeheimniſſes manchen Dank verdienen. Vom mediciniſchen Gebrauche ſchweigen wir; unſre Leſer wuͤrden uns doch nicht glauben; und unſte Leſerinnen gar unwillig werden, wenn wir ihnen gegen die Sommerflecken rathen woll⸗ ten, ihr fchönes Geſicht mit Sperlingskoth zu beſalben. Kleiner, und in allen noͤrdlichen Laͤndern zu Haufe, iſt der Feldſperling (F. Montana, le Fri- guet 136), der ſich ſelten unſern Wohnungen nähert, fondern immer im Felde auf niedrigen Bäumen und Stauden ſich aufhaͤlt. Seine Hauptfarbe iſt roth⸗ braun, und die weiſen Enden ſeiner Fluͤgeldeckfedern bilden 2 artige Linien. Das Weibchen (b) ſieht ſei⸗ nem Manne (a) ſehr ähnlich, nur fehlt ihm die ſchwarze Kehle und rothbraune Scheitel, die dieſen auszeich⸗ * 1 nen, 7 XXX * Der Paradiesfliegenſchnaͤpper. 309 nen. Er iſt weder fo zahlreich, noch ſo raͤuberiſch, als der Hausſperling. Zwar frißt er auch Getreide, aber man muß ihm zur Ehre nachſagen, daß er den ganzen Sommer uͤber ſehr fleißig unſre Baͤume vom Ungeziefer ſaͤubert. Er iſt immer munter und leb⸗ haft, macht mit dem Schwanze und dem ganzen Koͤrper tauſend Bewegungen, und hat einen ſehr dauerhaften Flug. Mit dem Sperlinge hat er keine Gemeinſchaft, und ſcheint ſeinen Muthwillen zu fuͤrchten. Aus Stroh und Federn macht er ſein Neſt in hohle Weidenbaͤume, und legt 3 — 7 dunkel grau⸗ braune, marmorirte Eyer. Sein Fleiſch iſt noch angenehmer, als das vom Hausſperlinge. E 2 —. zer 29 a ——— rn nn —ͤ— Le mean Tab. XXXVIII. Der Fliegenfängen Mufcicapa, le Gobe mouche. Der Paradiesfliegenfehnäpper. (137) Der ſchwarzruͤckige. (138) Der Savannenty⸗ rann. (139) Der gekroͤnte Tyrann. (140) Nicht immer erkennen wir das Nuͤtzliche und Wohl⸗ s ſogleich auf den erſten Blick. Oft ſind wir 2 9 3 voll 310 Der Paradiesfliegenfehnäppen voll Dankbarkeit fuͤr geringere Dienſte, die ſogleich in die Augen fallen, unerkenntlich hingegen gegen weit wichtigere, die wir uͤberſehen. So wie unter den Menſchen ein großer Ruhm dfters denjenigen Thaten, die bloß ein ſchimmerndes Gepräge haben, weit eher folgt, als den wahrhaft gemeinnuͤtzigen, die in be⸗ ſcheidner Stille verrichtet werden; ſo erfahren auch die Vögel einen ſolchen Undank. Wer ſollte es glau⸗ ben, daß die Fliegenfaͤnger weit gegründetere Anz ſpruͤche auf unſre Dankbarkeit haben, als tauſend andre Voͤgel? Daß ohne ſie manche jetzt paradie⸗ ſiſche Gegend eine freudenloſe Wuͤſte ſeyn wuͤrde? Daß dieſe kleinen gering geachteten Geſchöpfe in der Reihe der Weſen eine bedeutende Rolle ſpielen? Denn ſie ſind es, die mit unausſprechlicher Lebhaftigkeit vom frühen Morgen bis zum Abende in der Schoͤ— pfung herumjagen. Millionen Inſecten ſchaffen ſie im Fluge aus der Welt. Ohue ihre Huͤlfe wuͤrde, zumal in heißen Laͤndern, ſich der Menſch umſonſt auſtrengen, jene Schwaͤrme leicht befluͤgelter Raͤu⸗ ber zu vertreiben; ihre zahlloſe Menge und ihre furcht⸗ bare Fruchtbarkeit wuͤrde die Erde verwuͤſten, und die Luft ſo erfuͤllen, daß man kaum athmen koͤnnte, ohne ihrer eine Menge zu verſchlucken. Sie, die In⸗ | ſecten, Der Paradiesfliegenſchnaͤpper. 311 ſecten, wuͤrden, ohne die wachſame Policey unfrer Fllegenfaͤnger, die Menſchen mit ihren Stichen ver: folgen, ſich dem fortſchreitenden Anbau der Laͤnder widerſetzen, mit ihrem Auswurf und ihren Eyern alle Lebensmittel verunreinigen, und die ſchoͤnſten Anlagen in Gaͤrten und Feldern im Keime zernichten. Mit großer Weis heit vertheilte der Urheber der Natur die 103 Arten, die zu dieſer Gattung gehoͤren, auf dem Erdboden ganz nach den Beduͤrfniſſen der Laͤn⸗ der, gab den heißen Gegenden, wo die Inſecten⸗ ſchwaͤrme ungeheuer find, viele ſolcher nuͤtzlichen Sie ger, den gemaͤßigtern, die weniger damit heimge⸗ ſucht ſind, weniger. Zu dieſem wichtigen Berufe erhielten fie auch die noͤthigen Eigenſchaften; vor al⸗ lem eine Lebhaftigkeit, Gelenkigkeit und Schnelle, die nie zu ermuͤden ſcheint; ſodann einen faſt drey⸗ kantigen, zuſammengedruͤckten, an der Spitze einge: kruͤmmten und etwas ausgeſchnittenen und an den Seiten geraͤnderten Schnabel, der ziemlich duͤnn und lang iſt. Um die Wurzel desſelben ſtehen ſteife, nach der Kehle zu gekehrte Haare, und eben ſolche bedecken auch die Naſenloͤcher. Einige von dieſer Gattung kommen auf ihren Zügen den Sommer über zu uns, und bleiben die heiße Jahrszeit uͤber; andre font 312 Der Patadiesfliegenſchnaͤpper. kommen fruͤher an und bleiben etwas laͤnger, wo als⸗ dann ein unvermutheter, den Inſecten ſo verderblicher, Froſt ſie oft einem bittern Nahrungsmangelpreis gibt. Sie ſind, ihren Beruf ausgenommen, größten Theils dumm und einfaͤltig, wenden auf ihre Neſter nur wenig Zeit, verbergen ſie vor den Blicken der Menſchen und Thiere faſt gar nicht, und leiſten im Singen wenig. Ein ſehr ſchoͤner Vogel iſt der Paradiesflie⸗ genſchnaͤpper (M. Paradiſi, le Moucherolle huppe à tſte couleur dacier poli, Hurdiole 137), den feine Landsleute Weygehoe nennen. Er iſt ſchneeweiß, nur der Kopf mit ſeiner langen Haube und der Hals ſind ſchwaͤrzlich, mit einem praͤchtigen, blauen Stahlſchimmer. Die laͤngſten Schwungfedern ſind ſchwarz. In der Mitte ſeines Schwanzes befinden ſich zwey 15 Zoll lange Federn, die bis zur Haͤlfte ſchwarze Schaͤfte und ſolche Enden haben. Die leb⸗ haften Augen umgibt ein weißer Ring. Er wird in Senegal, auf dem Cap und in Madagaskar ange⸗ troffen. Von ſeinen Sitten wiſſen wir nichts. Bekannter in unſern Gegenden, ja einheimiſch bey uns, iſt der ſchwarzruͤckige Fliegenſchnaͤp⸗ per (M. Atricapilla, le Gobemouche de Lorraine 138), der im May häufig. in unſern Gärten und Feld⸗ Der ſchwarzruͤckige Fliegenſchnaͤpper. 313 Feldhoͤlzern eintrifft, und nicht groͤßer als die Kohl⸗ meiſe iſt. Er hat keine andre Farbe als ſchwarz und weiß; beyde von der hoͤchſten Reinheit. Die letztere Farbe befindet ſich an der Stirn, dem Unterleibe, auf den Fluͤgeln und am Rande des Schwanzes. Er ſoll aber mit den Jahrszeiten ſeine Farbe aͤndern, und dann bald mehr, bald weniger graubraun und ſeinem Weibchen ähnlicher werden. Am ſchoͤnſten und reinſten iſt feine Farbe, wie unfre Leſer leicht vermuthen werden, um die Zeit feiner Hochzeitfeyer; denn da erſcheinen die Voͤgel, wie die Menſchen, in ihrem beſten Anzuge. In Waͤldern und Gaͤrten baut er ſein Neſt aus Stengeln und Moos, und waͤhlt dazu Baumhoͤhlen und Gebuͤſche. Oft verraͤth er es durch ſein unndthiges Schmatzen und Pipen, denn das iſt ſeine Stimme. So verdroſſen und ſchwer⸗ muͤthig er ſonſt ſcheint, fo lebt dech alles an ihm, wenn er auf der Fliegen- und Bremienjagd iſt. In ſeinen funkelnden Augen liest man ſeine Begierde nach Raub. Greift man ihn mit der Hand, ſo kann man kaum verhuͤten, daß er nicht entwiſche; denn er iſt in unaufhoͤrlicher Bewegung, ſo erpicht iſt er auf ſeine Beute. Auch dieſes kleine Geſchoͤpf mußte im Wörterbuch des Aberglaubens Todtenvoͤgelein Vögel II. Theil. Rr heißen. 314 Der Savannentyraun. heißen. Freylich ſieht ſchon fein Anzug, ſchwarz und weiß, ziemlich trauermaͤßig aus; und dann kommt der Vogel, aus Inſectenmangel, unſern Wohnungen im Früh: und Spaͤtjahre näher, wo ohnehin die Sterblichkeit etwas ftätker iſt. Mehr bedurfte es bey gewiſſen Leuten nicht, um für eis nen Todespropheten angeſehen zu werden. Weit lebhafter und unternehmender iſt eine an⸗ dere Art Fliegenfaͤnger, der Savannentyrann (M. Tyrannus, le Savana, Tyran d queue four- chue 139) in Surinam, den fein langer, ſcheren⸗ foͤrmiger Schwanz gar ſehr auszeichnet. Er weiß ſogar Raubodͤgel in Furcht zu ſetzen und leidet in ſei⸗ net Nachbarſchaft keinen andern Vogel. Sobald er von einem Reviere Beſitz nimmt, ſo iſt ſeine erſte Sorge, alles daraus zu verjagen, was an eben das Futter, wie er, Anſpruch zu haben glaubt. Sein Hunger iſt unerſaͤttlich, wahrſcheinlich, weil ſeine ungufhoͤrliche Bewegung die Verdauung ſehr ſchnell befördert. Wenn feine Gattinn Junge hat, dann ellends gar nicht mit ihm auszukommen. Mit ſachtiger Wachſamkeit ſitzt er auf einem Zweige dhe, und wehe dem, der einen Wochenbe⸗ wollte! Wie ein Pfeil ſchießt er auf den a | Siem Der Savannentyrann. 315 Fremdling, ohne Ruͤckſicht auf ſeine Große, zu, und jagt ihn grimmig aus dem Gebiethe, das er, wenn auch nicht nach dem Recht des Staͤrkern, doch nach dem Recht des Unverſchaͤmtern, als fein ausſchließ⸗ liches Eigen ihum anſieht. Was feinen Gliedern an Kraft mangelt, das muß die Muskelkraft der Kehle erſetzen, dann er ſchreit unbaͤndig, fo lange er mit Verfolgung ſeiner Feinde beſchaͤfftigt iſt. Auf eine Viertelmeile im Umkreiſe erſtreckt ſich feine tyranni⸗ ſche Herrſchaft. Selbſt einen Adler ſoll er wuͤthend verfolgen, doch wird eben das von einer Wuͤrgerart, die den Zunahmen Tyrann führt, erzählt. Catesby ſah es ſelbſt mit an, wie der König der Vögel mit allen möglichen Verſuchen und den tobendſten Fluͤ⸗ gelſchlaͤgen den Mißhandlungen eines feiner kleinſten Unterthanen nicht entgehen konnte, und endlich, durch wuͤthendes Kämpfen und Straͤuben ermuͤdet, kein anderes Mittel hatte, als ſich auf einen Baum zu ſetzen, und — großmuͤthig zu erwarten, bis ſein Qualgeiſt, der ihm auf dem Rüden ſaß, ihn nun genug gemartert zu haben glaubte. | Nur fo groß wie die Haubenlerche ift der Sa⸗ vannentyrann. Seinen Kopf bedeckt eine eckige, ſchwarze Kappe, die Stirn aber ein gelber Flecken. Rr 2 Der 316 Der gekroͤnte Fliegenſchnaͤpper. Der Hals, die Kehle, die Bruſt und der Unterleib ſind weiß, der Ruͤcken und die kleinern Fluͤgeldeck⸗ federn gruͤnlich grau; die Fluͤgel braun, die langen Schwungfedern ſchwarz mit weißem Saume. Er wippt damit wie eine Bachſtelze. Außer Surinam findet man ihn auch in Canada. | er | Waͤre es auch nur um der ſonderbaren Lage ſeiner Krone willen, fo verdiente der gekroͤnte Tyrann oder Fliegenſchnaͤpper (M. Criſtata 140) Kon um deß⸗ willen hier eine Stelle. Anſtatt daß ſonſi die Kronen und Hauben nach der Länge auf dem Kopfe liegen, jo liegt die ſeinige quer uͤber der Scheitel, und beſteht aus 4— 5 Reihen rothbrauner Federn mit ſchwarzen Spiegeln. Um den langen, breiten und platten Schnabel ſteht ein betraͤchtlicher Bart, der ſich bis gegen die gekruͤmmte Spitze erſtreckt. Ueber dem Auge liegt ein weißer Streif. Den Hals umgibt un⸗ terhalb der gelben Kehle ein dunkles Halsband. Eben fo dunkel iſt der Ruͤcken, gelblich aber der Buͤr⸗ zel und der ſchwarz gewellte Unterleib. Fahlbraun ſind die Fluͤgel, und hellbraun die Schwanzfedern. Sehr ſelten iſt dieſer Vogel; man hat erſt einen ein⸗ zigen aus Cavenne nach Europa gebracht. Uebrigens muͤſſen wir hier noch anmerken, daß meh: * > nn l! Das Felſenhuhn. 317 mehrere Fliegenfaͤnger ungemein nahe an die Wuͤr⸗ ger graͤnzen, und von manchen wirklich unter ſie gerechnet werden. | — — — Tab. XXXIX. Das Felſenhuhn, Pipra rupicola, le Cog de roche. Der Hahn. (141) Die Henne. (142) Grosten Theils nur in Amerika findet man die aus 28 Arten beſtehende Gattung der Manakins, von denen wir nur des fo merkwuͤrdigen Felſenhuhns gedenken. Bey allen dieſen Arten iſt der mit der Spitze umgebogne Schnabel kuͤrzer als der Kopf, und an der Wurzel etwas dreyſeitig. Die Mei: ſten tragen eine Haube auf ihrem Kopfe. Zwar nicht ſehr bunt gekleidet, aber doch ſchon und merkwuͤrdig iſt das Felſenhuhn, das in Suri⸗ nam und Guinea wohnt. Es hat die Größe einer Ringeltaube. Auf dem Kopfe des Maͤnuchens ( 141) prangt eine gedoppelte, ſich oben zuſammenneigende Reihe orangegelber Federn, mit einem rothen Ran⸗ de. Sie ſtehen in einem Halbzirkel und bilden einen | Rrz durch⸗ 318 Das Felſenhuhn. durchſichtigen Sennenfaͤcher. Der ganze Leib iſt ſafrangelb. Die Schwungfedern ſind ſchwärzlich braun, mit weißen Stellen vermiſcht. Der abge⸗ ſtumpfte Schwanz hat eine braune Binde und gold⸗ gelbe Spitzen. An einigen Federn bemerkt man lo⸗ ckere Franſen. Die Kelſenhenne (142) iſt faſt ganz braun, und hat mehr eine bloße Haube, als eine Krone. Beyde haben Schreitfuͤße. | In tiefen Felſenſpalten, ja wohl in Berghoͤhlen, in denen tiefe Nacht herrſcht, weil kein Sonnenſtrahl hineindringt, wohnen die Felſenhuͤhner. Inzwiſchen ſind ſie darum doch nicht lichtſcheu; denn ſie fliegen und ſehen bey Tage gleich gut. Vielleicht, jawohl wahrſcheinlich, gab ihnen die Natur den Vorzug, der einigen Raubthieren eigen iſt, daß ſie bey Tage und bey Nacht ſehen konnen. Denn ſonſt würden fie iu den Höhlen, in die man nur mit Fackeln gehen kann, ihre Jungen unmöglich beſorgen koͤnnen. Uebrigens fordert die Nettigkeit ihrer Neſter eben keine große Helle. Denn einige kleine, trockne Stuͤcke Holz das iſt das ganze Ober- und Unterbett, das ſie ihren Nachkommen bereiten. Sie legen 2 Eyer, die weiß, kugelrund und etwas größer, als die größten Taubeneyer find, In Die Nachtſchwalbe. 319 In ihren Sitten haben die Selfenhühnet man⸗ ches mit unſerm Haushuhn gemein. Sie ſcharren in die Erde, ſchlagen mit den Fluͤgeln und naͤhren ſich von Fruͤchten. Man kann ſie zaͤhmen und maͤ⸗ ſten. Ihre Stimme iſt ein helles, ſcharfes Ke, Re; Rufen. Sie ſollen ſtark nach Muskus riechen. Nicht ohne viele Muͤhe bekommt man ſie. So viel auch die Wilden ſonſt wagen, und ſelbſt den Zweykampf mit dem Caiman nicht ſcheuen, ſo er⸗ kuͤhnen fie ſich doch nicht, in die dunkeln Höhlen zu gehen, in denen die Felſenhuͤhner eine ſo ſichre Zu⸗ flucht haben. Lange muß man hinter einem Felſen verſteckt harren, bis eins zum Vorſchein kommt. Da fie uͤberdas ſcheu, lebhaft und von ſchnellem Fluge ſind, ſo verliert man ſie gar bald aus dem Schuſſe. Ihrer ſchoͤnen Federn wegen werden fie ſehr ge⸗ ſchaͤtzt. Vielleicht gelingt es noch, ſie als BR geflügel zu halten. — ſ—— — — ll —EñE4ͤũ Tab. XXXIX. Die Nachtſchwalbe. Caprimulgus Nycticorax, Engouleuent( 143) Urte Leſer duͤrfen hiebey durchaus nicht an unſte ſo geliebten Hausfreunde, die Schwalben, denken, die ohne 320 Die Nachtſchwalbe. ohne daß wir ſie gefangen nehmen, doch bey uns wohnen. Nur eine ſchwache Aehnlichkeit mit ihnen haben die Nachtſchwalben, die eine eigne Gat⸗ tung von 16 Arten ausmachen, von denen aber nur eine bey uns einheimiſch ift. Alle haben einen kleinen, ſpitzigen, etwas gekruͤmmten Schnabel, der an der Wurzel niedergedruͤckt iſt. Den weit ge⸗ ſpaltenen Rachen umgibt eine Reihe ſteifer Borſten. Die Zunge iſt ganz, ſpitzig, und kann von ihnen herausgeſtreckt werden. An den vierzehigen Fuͤßen iſt die mittlere Zehe mit der Seitenzehe durch eine Haut verbunden. Die Ohren ſind ſehr groß. Alle Nachtſchwaͤlben lieben die Nacht zu ihren uns ſehr erſprießlichen Raͤubereyen. Viel hat ſich der Aberglaube mit IR Euxo⸗ paͤiſchen Naͤchtſchwaͤlbe zu ſchaffen gemacht, wie ſich ſchon aus ihren ſo abenteuerlichen Nahmen, Hexe, Ziegenmelker, Ziegenſauger, Nachtrabe, Tag: ſchlaͤfer u. a. vermuthen läßt. Sie hat die Größe des Kukuks, und iſt mit unzaͤhlichen Puncteu und Strichen am Oberleibe ſchoͤn marmorirt, am Uuter⸗ leibe roſtfarben und ſchwarz gewellt. Ihre aſchgrau⸗ lichen Fluͤgel und der ihnen aͤhnliche Schwanz ha- ben dunkelbraune Querbinden und mannigfaltige 0 Stri⸗ Die Nachtſchwalbe. 321 Striche und Flecken. Die Schenkel find befiedert. Ihre Federn ſind ſo fein wie Seide anzufuͤhlen. Drohend blicken die großen Augen umher. Die Nachtſchwalbe iſt ein Zugvogel, der vom May bis in den September bey uns verweilt. Vom aͤußerſten Norden bis in die ſuͤdlichen Länder trifft man ſie an. Ihre Wohnung ſchlaͤgt ſie in den Waͤl⸗ dern auf, waͤhlt aber um der Waͤrme willen immer die Mittagsſeite. Mit ihrem Neſte macht ſie ſich keine große Muͤhe. Der nackte Boden, oder etwa ein Fel⸗ ſenloch. muß ihr dazu dienen. Sie legt 2 große Eyer, die in der Form und Farbe den Eyern des Kiebitzes gleich kommen. So nachlaͤßig ſie in Abſicht ihrer Kinderſtube iſt, ſo kann man ihr dennoch keinen Man⸗ gel an Zaͤrtlichkeit gegen ihre Jungen vorwerfen. Weun fie Gefahr merkt, fo jagt oder waͤlzt fie ihre kleinen Nachkommen in ein andres, beſſer verborgnes Neſt, wenn man das naͤchſte, beſte Loch, das fie an⸗ trifft, ſo nennen darf. Sie frißt Inſecten, die ſie im Fluge faͤngt. Ihr weiter Rachen iſt ihr dazu unge⸗ mein nuͤtzlich. Ueberdieß befindet ſich in demſelben eine Art Leim, der das Inſect feſthaͤlt. Die Mor⸗ gen⸗ und Abenddaͤmmerung iſt ihre Zeit zu dieſer Jagd. Am Tage ſieht man ſie nie fliegen. Ihre Voöͤgel II. Theil. SS Stimg 322 Die Nachtſchwalbe. Stimme iſt ein ſchauerliches Geheul. Wenn ſie nach dem Raube fliegt, fo hört man von ihr ein ſon⸗ derbares Brummen, das dem Schnurren eines Spinn⸗ rades nicht unaͤhnlich iſt. Allein dieß iſt nicht ſo⸗ wohl eine Stimme dieſes Vogels, als vielmehr eine Folge der Luft, die in ſeinen immer offnen Rachen dringt, und dieſen Schall bildet. Schnell und un⸗ regelmaͤßig fliegt die Nachtſchwalbe. Ihre Vor⸗ ſicht taͤuſcht oft den Jaͤger, und fie ſcheint ploͤtzlich verſchwunden zu ſeyn. Der Laͤnge, und nicht wie an⸗ dere Vogel der Quere nach, ſetzt fie ſich auf Zweige. Niemand, als die Ehehaͤlfte, darf dieſem Einſiedler Geſellſchaft leiſten. Oft verirrt fie ſich, im Inſecten⸗ verfolgen, in die Staͤlle, und dieß hat zu der Be⸗ ſchuldigung, fie ſtehle den Ziegen die Milch aus dem Euter, Veranlaſſung gegeben. Vermuthlich hat ein⸗ mal ein Durſtiger ſich im Stalle mit Ziegenmilch gelabt, und dann vorgegeben, es habe die Nacht⸗ ſchwalbe dieſen Diebſtahl begangen. Aber ganz gewiß iſt ſie an dieſen und aͤhnlichen Milchdiebe⸗ reyen eben ſo unſchuldig, als die Kroͤte, der man das Naͤhmliche aufbuͤrden wollte. Man haͤtte doch wohl bedenken ſollen, daß zum Melken immer zwey gehbd⸗ ren, und daß, wenn man auch der Nachtſchwalbe ſo Die Nachtſchwalbe. 323 fo viel Inſtinct, ja Kunſt, zutrauen wollte, man doch gewiß in der ganzen Welt keine ſo gefaͤllige Ziege finden möchte, die dieſe mit einem Schnabel ſehr ſchmerzhafte Operation mit ſich vornehmen ließe. Ihre traurige Stimme und ihr naͤchtlicher Beruf | hat auch fie zum Bothen des Schreckens gemacht. Ohnehin gilt auch in der Naturgeſchichte das Sprich⸗ wort: die Nacht iſt keines Menſchen Freund. Es bedurfte weiter nichts, als daß ein Vogel die Nacht liebte, und eine widrige Stimme in ſchauerlicher Dämmerung hören ließ, fo war dieß hinreichend, er⸗ wachsne und unerwachsne Kinder in Furcht und Schrecken zu ſetzen. Aber wahrhaft bedauern muß es der Freund der Natur, daß, obgleich ſie ſo laut zur Freude und Heiterkeit auffodert, dennoch ſo viele in ihr Gegenſtaͤnde des Entſetzens zu ſehen und zu hoͤren glauben. In den wohlthaͤtigſten Geſchoͤpfen ſieht der Furchtſame Geiſeln; und anſtatt ſich beym Geheul der Nachtſchwalbe darüber zu freuen, daß auch ihr Fleiß der laͤſtigen Inſecten weniger macht, hoͤrt der Aberglaube in ihm, Gott weiß, welche Schreckens-Bothſchaften. Wann werden wir doch den Geiſt der Liebe, der in der ganzen Natur lebt und webt, beſſer kennen lernen? N S 8s 2 Tab. 32 e Tab. XL. — XLIII. Die Bachſtel ze. Be; Motacilla., eh Die Machrigeh, (144) Die ne 85 Die Fluͤelerche. (140) Die Beccafige. (147) Die weiße Bachſtelze. (148) Die gelbe Bach⸗ ſtelze. (149) Der Weißſchwanz. (150) Der Moͤnch. (151) Das Schwarzkehlchen. (152) Der Rothſchwanz. (153) Das Roihkehlchen. (154) Das Blaukehlchen. (155) Der Zaunkoͤnig und fein Neſt. (156) Das Goldhaͤhnchen. (157) Der Schneidervogel im Neſt. (158) Ein kunſtvolles oſtindiſches Neſt. (150) Unter der ganzen Volksclaſſe iſt keine Gattung an Arten reicher, als die Motacillen⸗ oder Bachſtel⸗ sen: Gattung. So verſchieden auch die bit her ent⸗ deckten 184 Arten ſind, ſo haben ſie doch alle etwas miteinander gemein, was ſie zu Mitgliedern Eines Geſchlechtes macht. Alle haben einen geraden, pfriemenfdrmigen, dünnen und zugeſpitzten Schna⸗ bel, deſſen obere Kinnlade einen Einſchnitt hat, übris gens aber mit der untern von gleicher Laͤnge iſt. Die Naſenldcher ſind verkehrt eyfoͤrmig, die Zunge iſt fa⸗ d | ſerig W 2 x or II DS N Die Nachtigall. 325 ſerig ausgeſchnitten. Sie leben theils von Inſecten, theils von Beeren, doch hauptſaͤchlich von erſtern; aber eben deßwegen muͤßen die Meiſten, wenn die nahrungsloſe Jahrszeit eintritt, ihren Stab weiter ſetzen. Dann bemerkt man auch an den Gefange⸗ nen, beſonders bey Nacht, eine große Unruhe, woraus man ſchließen kann, daß ſie bey Nacht ziehen. Auch von ihnen werden wir jetzt dlejenigen näher beſchrei⸗ ben, die ſich durch ihren Geſang, ihre Sitten und Kuunſttriebe vorzuͤglich aus zeichnen. Und welchen Vogel müßen wir hier eher nennen, als die Saͤnge⸗ rinn der Natur, unſre geliebte Nachtigall (M. Luſcinia, le Roflig iguol, Philomele 144), die jedes gefuͤylvolle Herz ſo hoch ſchaͤtzt? Seit Jahrhunder⸗ ten iſt ſie ein Gegenſtand der Bewunderung. Ihr Aeußerliches hintergeht den der das Verdienſt nach feinem Rocke zu wuͤrdigen gewohnt iſt. Die Natur bedurfte die Aufmerkſamkeit der Menſchen nicht erſt durch einen reichen Federſchmuck auf ſie zu ziehen. Oben roͤthlich, unten hellgrau und am Schwanze braunroth, das iſt ihr ganzer Staat, der noch dazu in der Gefangenſchaft etwas grauer wird. Sie iſt nur ſo groß als ein Sperling, aber geſtreckter. Al⸗ lein es 28 eine größere Art, die den Nahmen Ss 3 Sprofs 326 Die Nachtigall. Sproſſer fuͤhrt, da hingegen die kleinere der Rothvogel heißt. Jener hat einen dickern Kopf, einen ſchmutzig rothbraunen Schwanz, und einen ſtaͤrkern, ſchmetternden Geſang; dieſer aber mit dem wir es jetzt vorzuͤglich zu thun haben, verdient den Vorzug in Abſicht auf die Reinheit und Annehm⸗ lichkeit desſelben. Im Anſtande der Nachtigall berricht ein gewiſſer edler Stolz. Ihren Schwanz trägt fie immer etwas erhaben und macht Bewegun⸗ gen damit. Alles beobachtet ſie mit einem ernſthaft forſchenden Auge. Ihr Geſang iſt in der That be⸗ zaubernd, und hat beſonders dann einen unaus⸗ ſprechlichen Reiz, wenn er in tiefer, mitternächtlis cher Stille ertönt, und die ſchweigende Natur ihm aufzuhorchen ſcheint. Mit Vergnügen hören wir den Haͤnfling, den Finken u. a. aber in der That nur fo lange, bis dieſer unnachahmliche Sänger feine Stimme erhebt. Er läßt zuerſt einige ſanfte Töne hören, als wollte er fein Inſtrument ſtimmen und flaͤchtig ſein Thema durchlaufen; allmählich heben fie ſich; jetzt ſtrömen fie in ihrer ganzen Fülle aus der Kehle; feurige Stoͤße, ſtarkes Schmettern, wech⸗ ſeln mit einem ſanften Rollen und einem ſchmach⸗ tenden Ziehen ab, und in der ſchoͤnſten Verbindung bilden Die Nachtigall. 327 bilden volle und gedaͤmpfte, bebende und ſcharfe, gedehnte und ſchnelle Toͤne ein treffliches Ganzes. Liebe, Verlangen, Wolluſt ſind der Text zu dieſen Noten, und der bewundernde Zuhörer gerärh über die unbeſchreibliche Anſtrengung dieſes kleinen Geſchdpfs in Sorgen, es moͤchte ſich die Kehle zerſprengen. Denn der Ton iſt ſo ſtark, daß er bey ſtiller Luft im Umkreiſe einer Stunde gehört wird. Zuwellen macht dieſe Saͤngerinn betraͤchtliche Pauſen; zuweilen geht ihr Lied ſehr lang an Einem fort. Ihr Locken iſt ein pfeifendes Witt, witt, wozu ſie noch, zumal wenn fie zornig oder aͤngſtlich iſt, ein ſchnarrendes Krr ſetzt. Wenn die Nachtigallen aus ihren noch unbe⸗ kannten Winterquartieren, in der Mitte des Aprils, zuruͤckkommen, und ſich in Europa und Aſien verbrei⸗ ten; ſo nehmen die Maͤnnchen, die immer 14 Tage früher eintreffen, von den dicken, ſchattigen Gebuͤſchen und Waͤldern, die ſie das Jahr zuvor bewohnten, wieder Beſitz, nur muß ſie unterdeſſen das Beil des Holzhauers nicht zu lichte gemacht haben. Jetzt ſe⸗ tzen ſie ſich ſpaͤhend auf die Gipfel der Baͤume und ſingen ſehr fleißig, auch die Nacht hindurch, um von den voruͤberziehenden Weibchen gehoͤrt zu werden. Am ſchoͤnſten und fleißigſten ſingen ſie waͤhrend der f Brut⸗ 328 Die Nachtigall. 3 Brutzeit. Ihr Eifer erkaltet, ſo bald die Junge da find, weil ſie dann mit Futterhohlen die Haͤnde voll zu thun haben. Einige ſingen bloß bey Tage, au⸗ dere bloß bey Nacht. In der Freyheit hoͤrt man ihre Lieder kaum 3 Monate lang, und dann wird ihr Ton ein Geſchrey, worin man die melodiſche Philomele ganz verkennt. In der Gefangenſchaft ſingen ſie oft 7 Monate, well Ueberfluß und forgenlofes Leben das Feuer der Begierden immer unterhaͤlt. Allein ſie fangen weder zu gleicher Zeit au, noch hören ſie mit einander auf, und beduͤrfen, jung gefangen, guter Lehrmeiſter „ ſonſt bleiben ‚fie. Stuͤmper. Nichts gleicht der Eiferſucht dieſer Kuͤnſtler. Will ſich ein Vogel mit ihnen in Wettſtreit einlaſſen, fo thun fie ihr Aeußerſtes, und gerathen zuweilen in eine Art von Wuth, die ſchon manchen das Leben gekoſtet haben ſoll. So erblickte einſt eine ihr eignes Bild im Spiegel, rannte gegen den vermeintlichen Neben⸗ buhler und zerſchmetterte ſich den Kopf. Nicht alle Naͤchtigallen fingen gleich; die Eine hat mehr Starke, die Andre mehr Anmuth; die Eine mehr Mannigfaltigkeit, die Andre einen reinern Silberton, Mit eigentlichen Juſtrumenten ſie nach Noten nach⸗ zuahmen, iſt noch nicht gelungen; doch haben es Men⸗ Die Nachtigall. 329 Menſchen mit Baumrinden, oder mit einem Stuͤck⸗ chen Blech im Munde, ſo weit gebracht, daß man ſie taͤuſchen konnte. In London war einer, der ſelbſt Nachtigallen hintergieng. Sie flogen herbey und ließen ſich greifen. Je mehr man ihnen ihren Auf⸗ enthalt im Kaͤfig durch reichliches Futter, gruͤne Ge⸗ genſtaͤnde u. d. verſuͤßt, deſto ſchoͤner ſingen ſie, zu⸗ mal wenn andre Vögel in der Nähe fie im Wetteifer erhalten. Sie lernen auch Woͤrter ſprechen und Stuͤckchen pfeifen, wenn man geſchmacklos genug iſt, ſie damit zu peinigen, und dieſe Kuͤnſteleyen den Mei⸗ ſterſtuͤcken ihter unerſchoͤpflichen Kehle vorzuziehen. Die beyden Prinzen des Kaiſer Claudius hatten Nachtigallen, die griechiſch und lateiniſch ſprachen, und wirklich ſollen ſie immer ſtudirt haben, um ihre durchlauchtigſten Gebiether durch neue Wendungen oft zu uͤberraſchen. So gaben wenigſtens die Schmeichler vor. Daß aber eine Nachtigall in ei⸗ nem Gaſthofe zu Regensburg die ganze Nacht von geheimen, politiſchen Angelegenheiten geſprochen ha⸗ ben ſoll, iſt ein abgeſchmacktes Maͤhrchen, ſelbſt wenn man annimmt, daß fie den Tag über alles angehört habe. Ihren Ernaͤhrer gewinnt die Gefangne lieb, und aͤußert eine ſichtbare Freude, wenn ſie ſeinen voͤgel II. Theil. Tt Fuß⸗ 330 Die Nachtigall. Fußtritt hoͤrt. Die Trennung von ihm hat ſchon mancher das Leben gekoſtet. In der Mauſer zeit gibt ſie ſich umſonſt Muͤhe, ihn durch Geſaͤnge zu unter⸗ woͤhnt ſie ſich doch bald an den häuslichen Zwang, und erreicht ein Alter von 15 und mehr Jahren. Im Walde, ja ſelbſt auf ihrer Wanderung flie⸗ hen die Nachtigallen alle andere Geſellſchaft, ja fie haſſen ſogar ihre Geſchlechtsverwandten. Jedes Paar behauptet ſtreng einen gewiſſen Kreis, um deffo weniger dem Mangel ausgeſetzt zu ſeyn. Fuͤr dieſen Eifer danken wir ihm, denn ein Nachtigallen Con⸗ cert hat wirklich nichts Reizeudes. Selbſt die Jun⸗ gen, die, wenn ſie von der erſten Wanderung zuruͤck⸗ kommen, gern ihren Geburtsort wieder aufſuchen, werden von den Alten nicht geduldet. Hingegen ſind dieſe voll Liebe und Zaͤrtlichkeit gegen die verwaisten Jungen andrer Vögel, und verpflegen fie fo treu, als ihre eignen Kinder. Es ſcheint beynahe, als thaͤ⸗ ten ſie es, weil ihre kleine Eitelkeit nichts von ihnen zu beſorgen hat. Auf niedrige Gebuͤſche, zuweilen wohl gar auf die Erde, bauen fie ihr Neſt, das außen aus Blaͤttern, Binſen und Stengeln, innen aus Fa⸗ ſern, Wurzeln, Haaren und Wolle beſteht, und eben f 2er „ nien kei⸗ Die Nachtigall, 331 keinen großen Kuͤnſtler verraͤth. In dieſer elenden Härte verlebt der größte Sänger feine erſten Lebens⸗ tage. Mit ſeinem Ruhme beſchaͤftigt, vernachlaͤßigt er, als ein aͤchter Virtuos, fein Hausweſen. Ueber feinen 4—6 gruͤnlich braunen Eyern bruͤtet das Weibchen 28 — 20 Tage. Das Jugendkleid der Kleinen it grau und gelb geſprenkelt. Zwar fcheint die Wochenſtube ihrer niedrigen Lage wegen leicht zu entdecken. Allein da ſie faſt von gleſcher Farbe mit dem Gebuͤſche iſt, und auch die Eltern kein aus⸗ zeichnen ses Geſteder haben, ſo faͤllt fie gar nicht ins Auge. Auch bleiben die Jungen nur ſo lange es die hoͤchſte Noth erfordert darin, und halten ſich auf der Erde flatternd ſehr ſtill. Wenn ſie Hunger lei⸗ den, rufen ſie Tſcha, ka, ka, und dann ſtoßen ih⸗ nen die Alten das Eingeſammelte tief hinein. So⸗ bald fie fluͤgge ſind, fo gehis an die zweyte Hecke, beſonders dann, wenn ein ſchoͤnes Fruͤhjahr fie ſchon im Anfange des Aprils zu uns fuͤhrte. Auch gefang⸗ ne hat man ſchon zum Bruͤten gebraucht, nur muͤſſen fie dann in einem mit Netz umſpannten buſchigen Platze in ſcheinbarer Freyhett leben. Will man fie in einem Park anſiedeln, ſo ſuche man eine ganze Hecke zu bekommen, bringe das Neſt in eine Lage, Tit 2 wie 332 Die Nachtigall. wie ſeine vorige war, und laſſe nun die Alten frey. Gehts ihnen hier wohl, ſo kommen ſie ſicher im fol⸗ genden Jahre wieder. Inſecten und ihre Larven und Puppen, beſonders die von Ameiſen, auch Fruͤchte find ihre Nahrung. Im Käfig gibt man ihnen, aus Ber den ſogenannten Ameiſeneyern, auch gekochte Rinderherzen und Mehlwuͤrmer, die ſie erſt toͤdten, ehe ſie ſie verſchlingen. Genau wiſſen ſie die Zahl ihrer taͤglichen Portion von den letztern, und bleiben ſo lange ſtehen, bis man ihnen den letzten reicht. Spinnen ſind ein gutes Reinigungsmittel fuͤr ſie, und unverdauliche Dinge geben ſie in Form kleiner Pillen von ſich. So ſchuͤchtern fie find, fo lockt doch der Hunger ſie in alle Arten von Fallſtricken, ohne daß man gerade Neugierde, wie gewöhnlich geſchieht, annehmen darf. Faſt jeder Schall, waͤre es auch das widerliche Geſchrey der an einen Baum gebund⸗ nen Katze, ruft ſie herbey. Eine Stelle aufgekratz⸗ tes Erdreich laͤßt ſie einen Wurm daſelbſt zu finden hoffen; ſie finden ihn zwar wirklich, aber auch ihre Gefangenſchaft. In vielen Gegenden, wo die Geſetze auch fuͤr das allgemeine Vergnuͤgen ſorgen, iſt ihr Fang bey ſchwerer Strafe unterſagt. Ihr Fleiſch iſt vortrefflich, kann aber wohl nur Dem ſchmecken, der ſich Die Grasmuͤcke. 333 ſich des Gedankens erwehren kann, daß ſeine Leckerey einem kunſtreichen und nuͤtzlichen Geſchoͤpfe und ſei⸗ nen Nachkommen das Leben koſtet. Heliogabal aß Gerichte von Nachtigallenzungen; und zu dem be⸗ ruͤhmten Gerichte des Schauſpieler Eſopus, das aus 100 im Singen und Sprechen vorzuͤglichen Voͤgeln beſtand, kamen auch Nachtigallen. Es koſtete 1500 Thaler. In Japan bezahlt man für eine 100 Carolins, und eine ganz weiße Nachtigall, die für Claudius Gemahlinn zum Geſchenke beſtimmt war, wurde mit mehr als 15000 Thalern bezahlt. Eine gleichfalls beiiebte, unermuͤdete Saͤngerinn iſt die Grasmuͤcke (M. Curucca, la Fauvette ba- hillarde, Nachtſaͤnger, Heckenſchmatzer, Weiden⸗ zeiſig 145). Auch mit ihrer Tracht hat die Natur keinen Aufwand gemacht. Ein aſchgrau brauner Ober⸗ ein weißlicher Unterleib, ein brauner Schwanz, deſſen aͤußerſte Federn auf beyden Seiten halb weiß ſind, und dann eine leichte Roſtfarbe auf der Schei⸗ tel und den Fluͤgeln, das iſt ihr ganzer Anzug. Im Fruͤhlinge kreiſet ſie immer uͤber den Hecken und Ge⸗ buͤſchen herum, die ſie bewohnt, und laͤßt dabey ihre fröhlichen und immer gleichen Lieder ertönen, Mit einem etwas rauhen Tone pfeift ſie aus ihrem Hin⸗ Tt 3 ters 334 Die Grasmücke. terhalte ſcharf und anhaltend Bjie, Bjie. Ihrer Geſchwaͤtzigkeit kommt nichts gleich, als ihre Leb⸗ haftigkeit. Unaufhorlich flattert und huͤpft ſie, fliegt von einem Zweige auf den andern und iſt nie ruhig. Mehrere Jahre hintereinander kommt ſie in Gaͤrten g und hohlt ſich da ihr Futter, Inſecten. Aus Gras und Moos baut ſie ihr Neſt im niedern Gebuͤſche, und hat 4 — 5 Eper, die mehr ſtumpf, als ſpitzig, und auf weißlichem Grunde dunkel geſieckt und ge⸗ ſtrichelt ſind. Bedroht eine Katze dieſe kleine Haus⸗ haltung, ſo flattert die liſtige Mutter immer vor ihr her an der Erde hin, bis ſie das Raubthier weit ge⸗ nug entfernt glaubt; und dann kehrt ſie auf einem Umwege wieder zuruͤck. Im ganzen gemäßigten Europa wohnen Grasmuͤcken. Sie find jo groß wie die Bachſtelſen. Am öfteſten trifft ſie das Loos, Kufufseyer auszubruͤten, was ſie auch mit aller Treue verrichten. In der Mitte des Herbſtes ziehen ſie bald nach der Nachtigall fort. Doch gibt es auch eine Art, die den Winter uͤber bleibt und bloß hin⸗ und herſtreicht. Dieſe behilft ſich dann mit Beeren. Ein ſehr gemeiner Stubenvogel in der Schweiz iſt die Fluͤe⸗ (d. h. Felſen⸗) Lerche (M. Alpina, la Fawvette des Alpes, Alpengrasmuͤcke 146). 1221 2 Ihr Die Fluͤelerche. 335 Ihr Aufenthalt find die Schweizeralpen, die Pyre⸗ naͤen und die Gebirge Oeſterreichs. In großer Men⸗ ge feht man fie im Sommer auf den maleriſchen Viehweiden am Abhange der Schwetzerverge. In ihrem Gefieder herrſcht etwas mehr Mannigfalkigkeit als bey andern Grasmuͤcken. Sie iſt oben weißgrau mit dunkelbraunen Flecken. Die weiße Kehle hat ſchwarze Muſchelflecken, die Bruſt eine weißgraue, die Seiten eine rothbraune Farbe. Durch einen an den Seiten eingedruͤckten Schnabel unterſcheidet ſie ſich von andern Gliedern ihrer Gattung. Ihren Leib traͤgt ſie mit Auſtand, und bewegt im Gehen und Hipfen die Flügel und den Schwanz. Sie iſt et⸗ was größer als der Hausſperling. Faſt immer iſt fie auf der Erde, ſehr ſelten auf Baͤumen. Im Lau⸗ fen thut ſie es dem Rebhuhn und der Wachtel gleich. Ein ſtarker Schnee treibt ſie aus den Gebirgen von mittlerer Höhe, die ſie bewohnt, in die Thaͤler, Ebnen, Dörfer und Scheunen herab. Sie niſtet auf die Erde in Ritzen und Felſenlöͤcher. Ihr Geſang iſt angenehm und etwas melancholiſch. Nur wenige Jahre uͤberlebt ſie den Verluſt ihrer Freyheit. Im Kaͤfig fuͤttert man ſie mit Hanfſamen und andern Saͤmereyen, mit Inſecten und Ameiſeneyern. Ihr Fleiſch wird dem Ortolan an die Seite geſetzt. Im 330 Die Beccafige. Im ſuͤdlichen und gemaͤßigten Europa einhei⸗ miſch iſt die Seccafige (M. Ficedula, le Bec-figue, der Feigenfreſſer 147), die der Wohlgeſchmack ihres Fleiſches ſehr beruͤhmt gemacht hat. Ihr Gefieder hat nichts Auszeichnendes. Der Oberleib iſt braͤun⸗ lich, der Unterleib weiß, die Bruſt aſchgrau gefleckt. Die Fluͤgel haben eine weiße Querbinde; die Schwung: und Ruͤderfedern find ſchwaͤrzlich. Nur die Reife der ſaftreichen Fruͤchte, die ſie beſonders liebt, fuͤhrt ſie aus ihren warmen Gegenden in die gemaͤßigtern und oft ziemlich weit noͤrdlich. Sie iſt auf Weintrauben eben ſo erpicht als auf Feigen, und nicht uͤbel laͤßt ſie Martial die Frage aufwerfen: Warum man ſie nicht eben ſo gut Weinvogel als Fei⸗ genfreſſer genannt habe? In der Einſamkeit der Waͤlder leben die Beccafigen-Ehepaare, jedes vor ſich, und naͤhren ſich mit Inſecten und Fruͤchten. Ihre Neſter ſind wohl verſteckt, und ihr Geſchrey lautet bzi, bzi. Aus Cypern wurden ehemals wohl 1000 — 1200 Töpfe voller mit Weineſſig und wohlriechenden Kraͤu⸗ tern eingemachten Feigenfreſſer nach Venedig ver⸗ ſendet. Die Alten reden mit einer Behaglichkeit von dem Wohlgeſchmack ihres feinen und ſaftreichen Flei⸗ ſches, daß einem der Mund waͤſſert. Eine 77 24 TE DREH 7 — ce et A a Die weiße Bachſtelze. 337 Eine Freundinn der Menſchen und treue Be⸗ gleiterinn des pfluͤgenden Landmannes iſt die weiße Bachſtelze (M. Alba, la Lavandiere, das Acker⸗ maͤunchen 148). Eine ſchwarze Kappe bedeckt den Kopf, und eine weiße Maske die Stirn, von der etwas Weiß am ſchwarzen Bruſtharniſch herablaͤuft; die Kehle iſt weiß, der Rüden ſchön grau. Mit dem langen, horizontal liegenden Schwanze, der ih⸗ ren ſonſt ziemlich kleinen Körper etwas anſehnlicher macht, wackelt ſie unaufhoͤrlich. Auf ihren hohen Stelzenbeinen lauft ſie ungemein ſchnell an Baͤchen auf und ab, wagt ſich auch wohl in ſeichtes Waſſer. An Schleußen und Muͤhlendaͤmmen iſt ſie gern, um⸗ flattert freundlich die daſelbſt arbeitenden Waͤſcherin⸗ nen, ſucht die Brodkrumen, die fie fallen laſſen, und nimmt an ihrem Geplauder und Waͤſchklopfen, das dieſe Art Leute gleich ſtark beſchaͤfrtigt, mit klo⸗ pfendem Schwanze Antheil. Dieß ſoll der Grund ihres franzoͤſiſchen Nahmens ſeyn. Schon im Februar find die Bachſtelzen von ihrer Wanderung zuruͤck, und niſten, weil ſie frühe anfangen, dreymal im Jahre unter Daͤchern, in Holzſtoͤße, ausgehoͤhlte Uſer und Baͤume. Aus klei⸗ nen Wurzeln, Moos und trocknem Graſe beſteht das Voͤgel II. Theil. uu Neſt; 338 Die weiße Bachſtelze. Neſt; alles iſt ziemlich nachlaͤßig untereinander ver⸗ bunden, und mit Federn, Haaren und Wolle ausge⸗ fuͤttert. Bey einer andern Bachſtelzen-Art, der Braunelle, iſt der Bruttrieb ſo ſtark, daß ſie auch im Kaͤfig ſich ein Neſt macht und ſich darein ſetzt, ohne ein Maͤnnchen zu haben. Die Eyer der weißen Bachſtelze find bläulich weiß mit braunen Puncten. Voll Treue verſorgen, und voll Muth beſchuͤtzen die Eltern ihre Kleinen. Mit aͤngſtlichen, klagenden Tönen werfen ſie ſich dem entgegen, der dem Neſte nahe kommt, und ſuchen ſeine Aufmerkſamkeit von dieſem ihnen ſo theuren Gegenſtande abzuziehen. Den Unrath werfen ſie nicht bloß hinaus, ſondern tragen ihn weit weg; legt man, um ſich den Platz des Neſtes zu merken, ein Papier dazu hin, ſo ſchlep⸗ pen ſie dieſe verraͤthriſche Spur fort. Vier Wochen verpflegen die auf der Inſectenjagd unverdroßnen Alten ihre Jungen reichlich, und fuͤllen ſich beſonders auch mit Ameiſeneyern an, um mittheilen zu koͤnnen. Auch kleine Fiſche ſollen ſie freſſen. Ihr Flug iſt wellenfoͤrmig und huͤpfend, ſie helfen ſich dabey mit dem Schwanze, und locken mit helltoͤnender Stimme guit, guit. Die auf der Erde ſitzenden antworten alsdann. Durch einen eignen Ton warnen ſie die Voͤgel Die gelbe Bachſtelze. 339 Voͤgel bey der Ankunft des Raubvogels, ſind am red⸗ ſeligſten, wenn ſie den Klauen des Sperbers gluͤcklich entgangen find. und jagen ihn oft, wenn auch nicht durch ihre Staͤrke, doch durch ihre Menge, in die Flucht. Auch den Schaͤfer und feine Herden, in deren Ges ſellſchaft ſie der Inſecten wegen gern ſind, warnt dieſer Ton. Im Zimmer ſingen ſie nicht unange⸗ nehm. Im Herbſte ſieht man ſie in großer Menge beyſammen. Sie necken ſich dann untereinander, aber mehr ſcherzend als im Ernſte. Auch die vor⸗ uͤberfliegenden Vogel kommen nicht ungerupft weg. Ihr lautes Geplapper ſcheint dann die Verabredung des Reiſeplans, und ein allgemeiner Zuruf das Zei⸗ chen der Einwilligung zu ſeyn. Jetzt bricht die Ca⸗ savane auf, und unter lautem Geſchwaͤtz ſieht man ſie an einem hellen Octobermorgen einem mildern Himmel zueilen. ‚Man fängt fie mit Leimruthen, Schlingen u. d. Merkwuͤrdig iſt es, daß ein Reiſen⸗ der einmal eine Bachſtelze auf elner Klippe ſitzen und mit Meerwaſſer den Hintern beſtaͤndig benetzen ſah. Er fand ſie den andern Tag todt, und entdeckte eine Blatter, die ſie wahrſcheinlich aufzuldſen verſucht hatte. Ihr ziemlich ähnlich, aber etwas kleiner am Koͤr⸗ pet, und mit einem noch laͤngern Schwanze verſe⸗ Uu 2 hen, 340 Die gelbe Bachſtelte. hen, iſt die gelbe Bachſtelze (M. Flava, la Ber- geronette jaune 149). Wenn jene faſt mit allen ihren Schweſtern fortzieht, ſo bleiben von den gelben mehrere zuruͤck, und ſuchen ſich in Doͤrfern durch den Winter zu ſchlagen. Sie laſſen. auch alsdann, wenn nur die Kalte nicht gar zu ſtrenge iſt, ihren angenehmen, lelſen Geſang hoͤren, der von dem durchgreifenden Schrey, womit ſie in die Luft auffahren, ſehr ver⸗ ſchieden iſt. Sehr bald kommen die Ausgewander⸗ ten wieder zuruͤck. Im Sommer wohnen ſie an kal⸗ ten Kieſelbaͤchen, niſten immer in der Naͤhe eines Waſſers, und verfertigen ihr Neſt mit etwas mehr Sorgfalt, als die Vorigen. Ihre 5—7 Eyer find an der Spitze ſchmutzig weiß, am ſtumpfen Ende fleiſchfarbig marmorirt. In der Freyheit freſſen ſie Fliegen und andere Inſecten „ wodurch fie den Vieh: herden wohlthaͤtig werden; im Kaͤfig gibt man ihnen Milch, Semmeln und Kleyen. Ihr Gefieder ift ſchoͤn. Kopf und Ruͤcken ſind aſchgrau, letzterer mit einem Olivenſchiller. Der ganze Unterleib, Buͤrzel und Steiß ſind hochgelb. Die Fluͤgelfedern find braun, ſchwarz und gelb, und der ſchwarze Schwanz bat auf beyden Seiten 3 weiße Federn. Das Maͤnn⸗ chen zeichnet ſich durch eine ſchwarze Kehle aus. Adan⸗ Der Weißſchwanz. 341 Adanſon fand dieſen in ganz Europa einheimiſchen Vogel auch in Senegal, und ruͤhmt ihn als eine vortreffliche Speiſe. m bn Größer ift der Weißſchwanz (M. Oenanthe, le Cul-blanc o Motteux, Steinkletſche, Stein: ſchwacker 150). In Steinbruͤchen, und unter Erd⸗ ſchollen umgearbeiteter und Brach ⸗ Felder trifft man ihn nicht ſelten an. Hier ſucht er Wuͤrmer und In⸗ ſecten, auf die er haſtig zuſtuͤrzt. Verſcheucht man ihn, ſo zeigt er im Fliehen die untere weiße Stelle ſeines Hinterleibs. Daher ſein Nahme. Ein gro⸗ ßer, dunkler Fleck umgibt ſein Auge. Die Stirn iſt weiß, der Rüden gruͤnlich, der kurze Schwanz rörh; lich weiß mit ſchwarzen Enden, der weiße Unterleib rothlich uͤberlaufen. Die Fluͤgel ſind ſchwarz und braun. An der Wurzel iſt der Schnabel breit und lauft ſpitzig zu. Wenn ſich der Weiß ſchwanz auf niedrigen Gebuͤſchen wiegt, fo laͤßt er bald einen dunkeln Ton, titreu, titreu, bald einen ſcharfen, far, far, far, farr, hören. Erſt im April, wenn kein Nachtfroſt mehr zu beſorgen iſt, kommt er zu uns zuruͤck. Sein Neſt baut er in Steinkhifte, un ter Erdſchollen, und in die Eingaͤnge verlaßner Car ninchenhöͤhlen, aus Moos, duͤrren Grashalmen, a N 2 un 3 Federn «€ Federn und Wolle kuͤnſtlich genug, und verſieht es mit einem Obdache. Die 3 — 6 Eper find blaulich grün. Emſig verſorgt der treue Gatte die bruͤtende Mutter mit Ameiſen und Fliegen. Kommt Jemand nahe, ſo lockt er ihn ſicher auf einen an⸗ dern Weg, als der iſt, der zum Neſte fuͤhrt. Hat er ihn weit genug betrogen, ſo eilt er vergnuͤgt auf einem Umwege ſeiner Familie wieder zu, die ſeine Klugheit gerettet hat. In England faͤngt man die Weißſchwaͤnze, ihres guten Fleiſches wegen, in Menge. Dazu iſt weiter nichts noͤthig, als daß man Stuͤcke Raſen aufgrabe und ſie neben die Hoͤhle lege, die dadurch entſteht. Als Freunde von Würmern und Erdſchol⸗ len fliegen ſie alsbald herbey und finden beydes, aber auch eine Pferdehaar- Schlinge, die ihrer Freyheit ein Ende macht. 0 Durch reizende Geſaͤnge belebt der Moͤnch (M. Atricapilla, la Fauvette à töte noire, Kloſterwenzel, ſchwarzplattige Grasmuͤcke 151) die ſtille Einſamkeit der Gebuͤſche, und unterhaͤlt den Freund der Natur auf feinen Spaziergaͤngen hoͤchſt angenehm. Er iſt der beruͤhmte Vogel, von dem man ſonſt behauptete, * ſey den Sommer über ein Feigenfreſſer, und vers ö wandlt Der Moͤnch. 343 wandle ſich erſt im Herbſt, ehe er wegzoͤge, in einen Moͤnch. Allein dieß kam daher, weil die Jungen wirklich im Sommer jenem aͤhnlich ſehen, und erſt im Herbſte die Kopfbedeckung erhalten, die bey dem Männchen ſchwarz, bey dem Weibchen braun iſt. Uebrigens iſt ihr Gefieder oben dunkelbraun, unten heller. Sie ſind etwas kleiner als die Nach⸗ tigall, kommen mit dieſer im Fruͤhjahre bey uns an, wohnen im dicken Gebuͤſche und floͤten den gan⸗ zen Sommer hindurch. Wenn jener bezaubernde Fruͤhlingsſaͤnger ſeine Floͤte ſchon lange weggelegt hat, fo iſt unſer Moͤnch noch unermuͤdet; feine Kies der haben zwar nicht den Reiz und das Feuer von jenem, aber ſie athmen eine gewiſſe Ruhe und das geraͤuſchloſe Gluͤck, für das unſere Herzen in einſa⸗ men Wäldern fo offen find, deren Stille nur das füße Geſchwaͤtz zufriedner Geſchoͤpfe unterbricht. Auch verlangt der Moͤnch im Zimmer nicht den Aufwand, den uns jener Virtuos verurſacht. Fuͤr weißes Brod mit Milch unterhaͤlt er uns ſehr angenehm. Ruͤh⸗ rend iſt dann feine Anhaͤnglichkeit an ſeinen Ernaͤhrer. So wie er ſich nähert, pickt der gute Vogel freun d⸗ lich an die Staͤbe feines Kaͤſigs, und druͤckt durch Fluͤgelſchlaͤge und ein fanftes Liſpeln feine Erkennt⸗ lichkeit und das Verlangen aus, ihm näher zu Tom: men. 344 Das Schwarzkehlchen. men. Nur um die Wanderzeit find auch die jung gefangnen Mönche in größer Unruhe. Oft tödtet fie der Gram; daß fie mit ihren Brüdern nicht forts ziehen dürfen. Gibt man fie jung der Nachtigall in die Lehre, fo machen fie Fortſchritte, die dem Meiſter und Schäfer gleiche Ehre machen. Ein⸗ oder zwey⸗ mal im Jahte machen ſie aus duͤrrem Gras und Moos ihre Neſter in dicke Gebuͤſche, und legen 4—8 braͤunliche, dunkelgefleckte Eper. Treulich wechſelt das Männchen mit dem Weibchen im Bruͤten ab, und fuͤttert es. Wenn im Fruͤh⸗ und Spatjahre noch kein großer Ueberfluß an Inſecten iſt, die ihre vorzuͤglichſte Nahrung ausmachen, fo behelfen fie ſich mit Beeren. Ihr Fleiſch iſt ſchmackhaft. Nicht ohne Nutzen für die Schönheit ſeines Ges fanges ſcheint das Schwarzkehlchen (M. Phœni- curus, le Roſſignol de muraille, Mauernachrigall, Saulocket 152) einerley Vaterland und Wanderzeit mit der Nachtigall gemein zu haben. Zwar hat ſeine Kehle weder die Staͤrke, noch die Mannigfaltigkeit der Melodien jenes beruͤhmten Saͤngers; doch ſind feine Lieder voll Ausdruck und ſchmachtender Zaͤrt⸗ lichkeit. Da fie aus Ruinen, von Thuͤrmen und Daͤchern herab, und aus dem unzugaͤnglichen Dickig der Das Schwarzkehlchen. 345 der Wälder ertbnen, ſo gibt ihnen die melancholiſche Einſamkeit einen neuen Reiz. Denn hier, in hohlen Bäumen, in Manerldchern und auch auf Weiden⸗ baͤumen an Baͤchen, wohnt und niſtet dieſes artige Geſchoͤpf, und laͤßt, wenn man ſich feinen 8 — 6 blaulich grünen Eyern naͤhert, ein aͤngſtliches Huͤ⸗ tik, Huͤtik⸗ tik hoͤren. Es bedient ſich auch bey der zweyten Brut ſeines alten Neſtes, das aus lauter weichen Dingen, Haaren, Wolle und Federn beſteht. Die Schwarskehlchen find ſchuͤchterner als viele andere Voͤgel, und verlaſſen die Eyer, wenn ein Menſch ſie beruͤhrt. Uederhaupt bemerkt man an ihnen Zuruͤckhaltung, Ungeſelligkeit, Neid und Un⸗ vertraͤglichkeit. Und doch nehmen ſie ein Kukuksey mit Freuden auf. Weil ſie in der Brutzeit oft den ſchmatzenden Ton hören laſſen, womit man in Preuſ⸗ ſen die Schweine zuſammenlockt, nennt man ſie dort Saulocker. In ihrein Gefieder zeichnet fie die ſchwaͤr⸗ ze Kehle, die aber nur den Maͤnuchen eigen iſt, das glänzend Roſtrothe der Bruſt und des Schwanzes, der immer convulſiviſch zittert, ſo wie das Blaulich⸗ grau des Oberleibes aus. Ihre Nahrung, Inſe⸗ cten, haſchen ſie im Fluge. Sehr ſcharf muß ihr Geſicht ſeyn, denn auch das kleinſte Inſect in ziem⸗ Voͤgel II. Theil. * licher 346 Der Rothſchwanz. licher Entfernung entgeht ihnen nicht. Bey truͤbem Wetter kommen fie zu den Bienenſtöͤcken. Man faͤngt ſie mit Hollunderbeeren in Sprenkeln. Sie find etwas größer als das Rothkehlchen. Mit jenen nahe verwandt iſt der Rothſchwanz (M. Erithacus, le Rouge queue, Wiſtling 153), der einen tief blaulich grauen Ober- und Unterleib, eine ſchwarze Kehle und Bruſt, und einen roſtrothen Schwanz hat. Auch er wohnt gern auf Kirchen, Schloͤſſern und Thuͤrmen, und erhebt oft ein kraͤch⸗ zendes Geſchrey, als ob er ſich erbrechen wollte. Sein Weſt, aus Moos und Grashalmen, iſt korb⸗ foͤrmig und hat die Oeffnung gegen die Oſtſeite. Er macht es bald in Gebuͤſche, bald ins Gebaͤlke alter Gebäude, Die Eyer find ganz weiß; einige ſchrei⸗ ben ihnen am ſtumpfen Ende einen Kranz von braun⸗ rothen Puncten zu. Auch er iſt ein unermuͤdeter Inſectenjaͤger. Von ſeiner Wanderung in warme Gegenden iſt er ſchon im Maͤrz zuruͤck. Sein Fleiſch hat einen ſehr guten Geſchmack. Freund und Geſellſchafter des Menſchen iſt das nathkehlchen (M. Rubecula, le Rouge - gorge, Rothbrüäſtchen, Rothbart 154), das durch eine oran⸗ aerothe Kehle bey einem gemeinen braunen Gefieder ſich Das Rothkehlchen. 347 ſich aus zeichnet. Man läßt es gern frey im Zimmer dem Junſectenfange nachgehen, und freundlich miſcht es ſich dann unter die Tiſchgeſellſchaft und ißt mit feinem Herm aus Einer Schuͤſſel. Den Sommer über lebt es im Walde, um die Zeit feiner Hinz und Herz reife aber ſieht man es häufig um unſre Wohnungen. Viele bleiben im Winter bey uns, es ſey nun, daß ein zu hohes Alter, oder zarte Jugend oder Kraͤnk⸗ lichkeit, ihnen die weite Reiſe widerrathen. In dieſer kuͤmmerlichen Jahrszeit beſucht dann das Rothkehl⸗ chen den Holzhauer im Walde, ſucht die Krumen auf, die von ſeinem aͤrmlichen Mittags brode auf die Erde fielen, pickt freundlich, wenn tiefer Schnee auch dieſen ſeinen Wohlthaͤter in der Huͤtte zuruͤck⸗ haͤlt, an unſer Fenſter, ſcheint um eine Zuflucht zu bitten, und belohnt die gaſtfreye Aufnahme durch die liebenswuͤrdigſte Vertraulichkeit. In einem Cars thaͤuſer⸗Kloſter ſtellten ſich einſt mehrere ein, und er⸗ heiterten die ſtille Einſamkeit desſelben. Im Fruͤh⸗ linge. wurde ihnen das Kloſter zu enge, und ſie ſehn⸗ ten ſich nach ihrem lieben Walde. Auch ſchenkten ihnen die guten Patres ihre Freyheit wieder. Dauk⸗ bar kamen ſie mit dem Winter wieder zuruͤck, und Ai; wie überhaupt alle Rothkehlchen, uner⸗ 8 K x 2 muͤdet, 348 Das Rothkehlchen. muͤdet, als wollten fie mit jedem Tage die Guͤte ih⸗ rer Ernaͤhrer preiſen. Auch Goͤtze machte eine Erfahrung, bey der man kaum weiß, ob man mehr uͤber die Treue, oder das Gedaͤchtniß dieſes Vogels, erſtaunen fol. Freywillig kam ein foldyer im ſpaͤten Herbſt zu ihm und bath um ein Winterquartier. Sogleich nahm er das Futter, das man ihm gab, an, und wollte in der Theetaſſe baden. Dreymal mußte man ihn im Fruͤhlinge fortja gen, ſo theuer war ihm dieſes Haus geworden. Im Herbſte meldete er ſich wieder vor den Fenſtern, und kam, da man nicht darauf achtete, durch ein Kellerloch in den Keller, wo er ſich freywillig fangen ließ. Es ließ ſich nicht zweifeln, daß er der Naͤhmliche ſey, dem man vor einigen Monaten die Freyheit aufgedrungen hatte. Denn er ließ ſich im Zimmer an eben dem Orte nie⸗ der, wo er ſonſt immer ſaß, flog beym Erwachen ſogleich an den Ort, wo ſein Freßteller immer ſtand, that mit der Frau vom Hauſe ſogleich ſehr bekannt, und war eben ſo zudringlich, wie ſonſt, wenn der Na⸗ turforſcher ſich mit Beobachtung gewiſſer Inſecten beſchaͤftigte, ihm ſeinen Fund wegzuſchnappen. Im Fruͤh jahre eutließ man ihn wieder. Mit ſichtbarer Wehmuth treunte er ſich von denen, unter welchen es Das Nothkehlchen. 349 es ihm ſo wohl gegangen war, blieb noch einen halben Tag im Garten, ſah oft nach den Fenſtern, und flog endlich traurig uͤber die Gartenmauer. Zu allgemeiner Freude kam das gute dankbare Thier im Herbſte freundlich wieder. Der erfreute Na⸗ turforſcher nahm ſich vor, ihm, wenn ers wieder entließe, zum Zeichen feiner Treue, ein filberneg Ringelchen um einen Schenkel zu legen; ob es ger ſchehen ſey, wiſſen wir nicht. Ziemlich nahe an die Erde, unter und auf dicke Buͤſche, baut das Rothkehlchen fein Neſt aus Moos und Eichenlaub, und fuͤttert es ſehr weich aus. Oft bedeckt es dasſelbe mit Blaͤttern, durch die ein enger Eingang zu den 8 — 7 mattweißen und braun⸗ geſprenkelten Eyern fuͤhrt, und auch dieſen verſtopft es oft, wenn es weggeht, mit einem Blatte. Der Mann unterhält feine brütende Gattinn mit einem ſanften, melodiſchen Geſange voll von Zärtlichkeit und Sehnſucht. Nicht gern hat das Ehepaar Ge⸗ ſellſchaft um ſich. Alle Vögel, auch die von feiner Art, jagt es aus ſeinem Buſche fort und beißt nach ihnen. Auch im Kaͤfig verfolgt das Rothkehlchen feines Gleichen und andere kleine Vögel, todtet fie ie auch 5 gar, und ſpielt, ſo klein es iſt, gern den Tyran⸗ * x 3 nen; 350 Das RNothkehlchen. nen. Und doch hat dieſes ſonſt fo unvertraͤgliche Geſchoͤpf eine wahrhaft edelmuͤthige Liebe gegen kleine hilfloſe Junge, die auch nicht ſeines Geſchlechts ſind. Nicht zu gedenken, wie treu es an dem Kukuk han⸗ delt, ſo ſah einſt ein Naturforſcher, wie ein Roth⸗ kehlchen eine Muͤcke ſieng, und mit dieſem, ſeiner Meinung nach, koͤſtlichen Biſſen auf einen noch un⸗ muͤndigen Canarienvogel zuflog. Lange weigerte ſich der Kleine, von einem ſo unbekannten Pflegevater etwas anzunehmen. Endlich öffnete er doch den Schnabel, und nun ſtieß ihm das Rothkehlchen mit der gewohnten Haſtigkeit die Mucke in den Hals, ſo daß er faſt hinabpurzelte, und ſchien vor Freude außer ſich, eine ſo edle That gethan zu haben. Im Fruͤhling und Sommer find Inſecten und Würmer, im Herbſte Beeren, und im zahmen Zuſtande faſt alle Eßwaaren die Nahrung der Rothkehlchen. Sie find ſehr wachſam, und laſſen ſich ſehr frühe Morgens und ſpaͤt Abends hoͤren. Wenige Woͤgel ſind zutraulicher als ſie. Man darf ihnen ſo nahe kommen, daß man fie faſt mit den Händen greifen kann. Aus Liebe zur Geſellſchaft der Menſchen be⸗ gleiten ſie oft den Reiſenden huͤpfend eine Strecke Wege. Ihre Neugierde lockt fie in die Sprenkel und Das Blaukehlchen. 351 und auf Leimruthen. Sobald ſie eine Lockſtimme hören, kommen fie mit dem Rufe Tirit, tiritit, tirititit herbey, und gehen in ihr Verderben. Ent⸗ geht aber eins dem Fallſtrick, ſo warnt es durch ein bedaͤchtliches ti — i ti —i feine herbeyeilenden Bruͤ⸗ der, und ſie entfernen ſich alle. | ; Eben fo groß, aber angenehmer gekleidet iſt das Blaukehlchen (M. Suecica, la Gorge bleue a tache blanche 155), das wit nach dem Leben abgebildet liefern. Es iſt oben aſchgraubraun. Ueber den Augen befindet ſich ein weißlicher Strich. Vom ſchoͤnſten Blau iſt die Kehle und der Unterhals, und hat in der Mitte einen, auch zwey ſilberweiße Fle⸗ cken. Etwas tiefer iſt eine ſchwaͤrzliche Stelle, worauf eine roſtbraune Binde folgt. Eben dieſe Farbe bemerkt man am Anfange des uͤbrigens ſchwaͤrz⸗ lichen Schwanzes. Dieſes ſchoͤne Thierchen liebt etwas naſſe Gegenden, und niſtet gemeiniglich auf Weidenbaͤumen. Es mag eben fo wenig als das Roth⸗ kehlchen ſeines Gleichen, die geliebte Sie ausgenom⸗ men, um ſich dulden. Seine Stimme iſt ein ſon⸗ derbares Schnurren. Nur zur Zeit der Liebe hoͤrt man melodiſche Lieder von ihm. Zarte Fruͤchte und Inſecten ſind ſeine Nahrung. Es lauft ungemein ge⸗ 352 Der Zaunkoͤnig. geſchwind. Um die Wanderzeit werden, des ſeht ſchmackhaften Fleiſches wegen, viele gefangen. Man haͤlt es auch im Zimmer, wo man aber ein unver⸗ traͤgliches, gefraͤßiges Geſchöͤpf an ihm findet. Mit nie zu ermuͤdender Lebhaftigkeit ſchlupft der kleine Zaunkoͤnig (M. Troglodytes, ſe Troglos dyte, Zaunſchlupfer, Schnee: Winterkoͤnig 186) in allen Winkeln und Loͤchern herum, um ſeine Lieb⸗ lingsſpeiſe, Inſecteneyer und kleine Spinnen auf⸗ zuſuchen. Kommt er auf Kornboͤden, fo macht er ſich durch Vertilgung des weißen und ſchwarzen Korn⸗ wurms um die Menſchen ſehr verdient. Ihn vers treibt die Haͤrte des Winters nie aus den nordlichen und gemäßigten Gegenden der Welt, die feine Hei⸗ math ſind. Auch in der ſtrengſten Kaͤlte ſieht man ihn heiter und froh, und er iſt ein Bild des gluͤcklichſten Temperaments. Ihm bringt jede Jahrszeit Ver⸗ gnuͤgen, und ſeine Stimmung haͤngt nie von den aͤuſ⸗ fern Umſtaͤnden ab. Sehr troͤſtend iſt der Anblick, dann, wenn faſt alle Geſchoͤpfe einen Schutz vor der Härte der Jahrs zeit ſuchen, ein fo zartes Thierchen mit ſeiner gewohnlichen Munterkeit in der, wie tod⸗ ten Natur herumeilen, und von dem Herrn derſelben nicht unverſorgt gelaſſen zu ſehen. Durch ſeinen ſchmet⸗ 5 EN A a ib RE . Der Zaunkoͤnig. 353 ſchmetternden Geſang, den es dem Canarienvogel abgeborgt zu haben ſcheint, belebt es dann die ein⸗ ſame Stille. Es verlaͤßt um dieſe Jahrszeit die Waͤlder, ſchluͤpft um die Zäune herum und ſucht ſeine Nahrung. Doch iſt es auch im Sommer nicht menſchenſcheu und haͤlt ſich oft nahe bey unſern Woh⸗ nungen auf, Sein Flug iſt kurz und kreiſelnd; die Fluͤgel bewegt es dabey ſo ſchnell, daß man ſie gar nicht wahrnimmt, und laͤßt ſie im Sitzen immer et⸗ was abwärts hängen, indeſſen es den Schwanz, wie die Huͤhner, ſteif in die Hoͤhe haͤlt. Der Zaunkoͤnig iſt ein König ohne Krone, Sein Kleid iſt nichts weniger, als fuͤrſtlich. Dun⸗ kelbraune Streifen hat der braune Oberleib, und ſchwarze Baͤnder bezeichnen die braunen Fluͤgel und den Schwanz. Ein ſchwaches Roth bemerkt man an ſeinem ſchmutzig weißen Unterleibe. Zuweilen findet man im Winter wohl zwanzig ſolcher Vogel beyſammen, die ſich in einem hohlen Baume aufhal⸗ ten, und geſellſchaftlich warme Quellen beſuchen. Sonſt aber ſind ſie ſehr unvertraͤglich, und die Maͤnn⸗ chen beiſſen und necken einander mit großer Heftig⸗ keit. Denn Sanftmuth iſt nicht immer das Eigens thum kleiner Gefchdpfe, In Holzſtoͤße, Baumhoͤh⸗ Voĩgel II. Theil. Dy len, 354 | Der Zauntönig len, Gebuͤſche, Erdkluͤfte, auch unter. Dächer. Boat der Zaunkönig fein ſehr geraͤumiges Neſt in Form eines Backofens. Es iſt ſehr warm und weich; denn er fuͤttert es reichlich mit Moos, Haaren und Federn aus, die er in großer Menge zuſammen traͤgt. Dieſer liſtige Baumeiſter gibt ſeinem Neſte das Anz ſehen eines rohen Klumpen von Moos, den der Vor⸗ uͤbergehende keiner Auſmerkſamkeit würdigt, Auch die Oeffnung verdient bemerkt zu werden. Sie iſt nicht nur ungemein klein, ſondern auch mit Faſern und Moos fo eingeſaͤumt, daß der Vogel durchſchlupft, ohne durch oftes Hin⸗ und Wiederfliegen ſie zu erwei⸗ tern. Zuweilen nehmen die Waldmaͤuſe von dieſem Neſte Beſitz, es ſey nun, daß ſie die Erbauer ge⸗ waltſam daraus vertreiben, oder wenn dieſe es nicht mehr noͤthig haben. Dreyzehn Tage bruͤtet das Weibchen über feinen 7 — 8 weißen, roͤthlich gefleck⸗ ten Eyern, bekommt aber auch zuweilen das Ge⸗ ſchaͤfte, ein Kukuksey auszubruͤten. Die Jungen verlaſſen das Neſt ſehr bald, und wackeln dann wie die Ratzen im Gebuͤſche herum. Die Neugierde gibt den Zaunkoͤnig dem Vogelſteller oft Preis, da ihn ſonſt ſeine Geſchwindigkeit ſehr ſchwer zu fangen ma⸗ chen wuͤrde. Hie und da fuͤhrt er ironiſch den Nah⸗ men Ochſe. n nc / Das Goldhaͤhnchen. 355 Noch kleiner, ja der kleinſte aller Europaͤiſchen Voͤgel iſt das Goldhaͤhnchen (M. Regulus, le Roitelet, Sommerzaunkoͤnig, Haubenkoͤnig 157). Das ganze Jahr hindurch iſt es in den Laub⸗ und Nadelwaͤldern Deutſchlands, ja der ganzen alten und neuen Welt, Afrika ausgenommen, anzutreffen, und erweist uns den Gefallen, die Menge der In⸗ ſecteneyer zu vermindern. Seine Geſtalt und ſein Gefieder ſind gleich niedlich. Die ſafrangelben und goldgelb eingefaßten Scheitelfedern kann es wie eine Haube erheben. Ein ſchwarzes Band umgibt fie. Der Rüden iſt zeiſig grün, der Unterleib gelblich weiß; die Fluͤgel und der Schwanz ſind ſchwarzgrau, erſtere mit weißen Querlinien. Ihm ganz allein ei⸗ gen find die 4 ſteifen, kammartigen Federn an den ovalen Naſenlöchern. Eig leiſes Zwitſchern iſt der Geſang der Goldhaͤhnchen. Sie find in unauf⸗ hoͤrlicher Bewegung, und haͤngen ſich oft, wie gewiſſe Meiſen, mit oberwaͤrts gerichteten Fuͤßen an Zweige. Ihr ballfürmiges Neſt befeſtigen fie an die aͤußer⸗ ſten Spitzen der Baumzweige. Es iſt ſo weich wie Sammet anzufählen und hat 3 Schichten. Die aͤuſ⸗ ſerſte beſteht aus klar gebißnen Spitzen von Erd⸗ moos; die zweyte aus Puppen- und Diſtelſamen⸗ Dy 2 huͤl⸗ 356 Der Schneidervogel. huͤlſen, die innerſte aus Federn. Die 3 — 6 Eyer find nicht größer als Zuckererbſen und fleifchfarbig. Will man dieſe niedlichen Voͤgel ſchießen, ohne ihr Gefieder zu verderben, ſo muß es mit Sand, oder mit einem Blasrohre geſchehen. Sie ſind ſo kirre, daß man fie mit Stocken todtſchlagen oder mit einer an einem Stocke befeſtigten Leimſpindel auffaſ⸗ ſen kann. Aber kaum hat man ſie in der Hand, ſo entwiſchen ſie, weil man ſie, aus Furcht ſie zu zerdruͤ⸗ cken, nicht feſt genug faßt. Durch die kleinſte Ma⸗ ſche des Vogelgarns, durch eine unbedeutende Deffs nung des Vogelbauers entſchluͤpfen ſie. Ihr Fleiſch ſoll ein guter Biſſen, aber freylich nur ein Biſſen ſeyn. Noch ein Paar große Kuͤnſtler aus dieſer Vogel⸗ gattung muͤſſen wir unſern Leſern bekannt machen, und wenn je der Inſtingt der Geſchoͤpfe ihnen Be⸗ wunderung abndthigte, ſo wird dieß ſicher jetzt der Fall in hohem Grade ſeyn. Im heißen Indien, wo es in den ungeheuren Waͤldern von raͤuberiſchen Thieren wimmelt, weil ſich der Menſch dort noch nicht ſo ſehr ausgebreitet hat, ihnen die Herrſchaft ſtreitig zu machen, mußte die muͤtterliche Natur ſo wehrloſen Geſchoͤpfen, als Vögel find, eine ganz beſondere Vorſicht im Neſtbaue einpflanzen, um den Nachſtel⸗ lun⸗ Der Schneidervogel. 357 lungen unzaͤhlicher Feinde zu entgehen. Hier wohnt nun auch der ſo geſchickte Schneidervogel, (M. Sartoria, 158 ). Er iſt kleiner als der Zaunkoͤnig, und hat eine blaßgelbe Farbe. Wenn andere Voͤgel aus Vorſicht ihr Neſt an die Spitze eines Zweiges haͤngen, ſo iſt ihm das noch nicht ſicher genug, er weiß es an ein Blatt zu haͤngen. Zu dem Ende ſucht er ein welkes, abgeſtorbnes Blatt; dieſes naͤht er an das herabhaͤngende, friſche Blatt eines Man⸗ gobaumes ſo an, daß beyde miteinander eine tuten⸗ fürmige Hoͤhlung bilden. Dieſe fuͤttert er nun mit Wolle und Baumfedern aus, und legt darauf feine weißen Eyer, die in der Große der Ameiſenpuppen find. Sein Schuabel iſt ſeine Naͤhnadel, und die feinſten Sofern der Gewaͤchſe muͤßen ihm zum Zwirn dienen. Man denke ſich die Leichtigkeit eines Neſtes, das mit allen feinen Bewohnern der ſchwache Stiel eines Blattes tragen kann. Faſt noch künſtlicher iſt ein anderes oſtindi⸗ ſches Neſt (159), deſſen Eigenthuͤmer noch nicht recht bekannt iſt. Dieſer naͤht 3 an Einem Stiele haͤngende Blätter des Pompelnuß⸗ oder chineſiſchen Orange⸗ baums mit bunten Federn zuſammen, und iſt klug genug, unten einen ſichtbaren Knoten zu machen. Y y 3 Unſere 358 Die Rohfmeife, Unfere Leſerinnen werden es dem Thierchen verzei⸗ hen, daß die Stiche nicht ſehr gleich ſind. Zu dem Zwecke, und mit der Nadel und dem Zwirn ſind ſie immer geſchickt genug. Das Innere iſt mit Wolle gefuͤttert, und die bunten Faͤden, die der Vogel muͤh⸗ ſam ſammelt, thun eine artige Wirkung. Iſt nicht der Adler, wie der Strauß ein elender Pfuſcher gegen dieſe Schneider? Wer kann ohne Ruͤhrung dieſe An⸗ ſtalten eines hoͤchſt gütigen Weſens für die Erhaltung aller ſeiner Kinder bemerken? Und welcher Ungluͤckli⸗ che ſollte nicht hiebey die Kraft der Worte: Seyd ihr dann nicht mehr, dann fie? doppelt troͤſtend fühlen? Tab. XL KLIV. & XLV. Die Meiſe. Parus. Die Kohl: (160) Die Blau: (161) Die Schwanzmeife und ihr Neſt (162) Die Bart⸗ (163) Die Sumpf: (164) Die Beutelmeiſe mit ihrem Neſt (165) Die Hudſonsmeiſe( 166) Ungemein poßierliche Wögel find die Meiſen. Ibre Lebhaftigkeit Kuͤhnheit und Thaͤtigkeit iſt außer⸗ ordentlich. Alle Ritzen der Baumrinden durchſtoͤren fie, Tab. XIII! 75 Die Kohlmeiſe. 359 fie, um die Inſecteneyer in den verborgenſten Schlupf⸗ winkeln aufzuſuchen. In allen moͤglichen Stellun⸗ gen ſieht man ſie an Zweigen haͤngen, und wenige Vogel haben mehr Gaucklertalente als ſie. Haͤngt man eine Nuß an einen Faden auf, fo haͤngen fie ſich an die Nuß, und laſſen ſich mit der ſchwanken⸗ den Bewegung des Fadens hin⸗ und herſchleudern. Da ſie auch im Winter bey uns bleiben, ſo gab ih⸗ nen die Natur ein etwas waͤrmeres Kleld, als andern, und eine Menge ſeidenartiger Federn. Wenn ihnen im Winter ihre Hauptnahrung, Inſecten, fehlt, ſo freſſen fie auch Beeren und Samen. Allein wenn andre Vögel dieſe aufknacken fo hacken dagegen die Meiſen die Körner auf, und lecken das Genießbare heraus. Sie ſind ziemlich grauſam, hacken kranken und in Schlingen gefangnen Vögeln die Hirnuſchale auf, freſſen das Gehirn, und lieben uͤberhaupt den Genuß von Fleiſch und Blut. Mit wuͤthenden Hie⸗ ben ſtuͤrzen ſie am Tage auf die lichtſcheue Eule, picken den Vogelſteller in die Finger, und ſchreyen, wenn fie Gefahr merken, um Verſtarkung, wodurch ſie im Grunde weiter nichts gewinnen, als daß ſie die Anzahl der Gefaͤhrten ihres Ungluͤcks vermehren. Man faͤngt ſie auf alle Arten, in Meiſenhuͤtten, Spren⸗ 360 Die Kohlmeiſe. Sprenkeln, mit Leimruthen dc. in Menge, beſondets | dann, wenn man fie durch einen mit Wein angemach⸗ ten Teig berauſcht hat. Da die Bienen von dieſen Freybeutern viel zu befuͤrchten haben, ſo iſts ſehr gut, wenn man ihrer allzugroßen Menge Einhalt thut. Immer aber iſt zu rathen, hierin eine gewiffe Maͤßigung zu beobachten. Sehr vortrefflich hat da⸗ her erſt vor Kurzem eine weiſe Landespolizey in Bai⸗ reuth die Meiſen in Schutz genommen, weil man entdeckt hat, daß ſie die Eyer der den Fruchtbaͤumen fo verderblichen Ringelraupe zerſtoͤren. Ihre Frucht⸗ barkeit iſt ſehr groß, und die Natur ſcheint auch bey ihnen nach dem welſen Geſetze gehandelt zu haben, dem, was im Ganzen nuͤtzlich iſt und keinen großen Aufwand fordert, eine groͤßere Ausbreitung zu geben. Alle die bisher entdeckten 32 Meiſenarten haben einen kurzen, ſpitzigen und ungekerbten Schnabel, deſſen Wurzel borſtenartige Federn umgeben. Die ſtumpfe Zunge endigt ſich in 4 Faſern, die wie Bor⸗ ſten ſind. Ihre muskuldſen Fuͤße ſind, ohne Klet⸗ terfuͤße zu ſeyn, zum Klettern ſehr geſchickt. Ein ſchönes, buntes Gefieder, von großer Mannigfaltig⸗ keit und Feinheit, erhöhet den Reiz dieſer durch ihre muntern Bewegungen ohnehin ſchon ſo angenehmen Geſchupfe. So Die Kohlmeiſe. 361 So groß wie ein Rothkehlchen iſt die Kohlmeiſe (P. Major, la groſſe Maſange on Charbomere, Brand⸗Spiegel⸗Pick⸗Finkmelſe 160). Sie vorzuͤg⸗ lich iſt der kleine Tyrann, der, ohne gerade durch Hunger dazu gendtbiget zu ſeyn, andern, auch groͤ⸗ ßern Voͤgeln, als ſie ſelbſt iſt, die Hirnſchale durch⸗ ſtoßt, ja ſogar ſchon ſchlafenden Kindern die Augen ausgehackt haben ſoll. Auch ihren Kaͤfig zerſplittert fie, wenn die Stäbe hölzern find, zum dftern, Sie bewohnt Laubwaͤlder und Baumgaͤrten. Ihr Ges fang, der am Abende vor einem Regentage am helles ſten ertönt, iſt gewoͤhnlich dem Quicken einer Feile aͤhnlich; im Fruͤhlinge iſt er angenehmer und gleicht dem Finkenſchlage. Sie wird ſehr zahm und laͤßt ſich abrichten. Ihr Neſt macht ſie in Baum⸗ und Mauerhoͤhlen ſo weich als moͤglich, und bruͤtet jaͤhr⸗ lich zweymal 8 — 14 weiße Eyer, mit roͤthlichen Fle⸗ cken und Puncten aus. Mit einem ziſchenden Tone vertheidigt die Mutter ihre Brut gegen Nachſtellun⸗ gen. Ueberhaupt, gliche die Staͤrke dieſes Vogels ſeinem Muthe, ſo waͤre er wirklich furchtbar. Die Kohlmeiſe hat ein ſehr in die Augen fal⸗ lendes Gefieder. Ein glaͤnzendes Schwarz bedeckt den Kopf und die Kehle, und durchlaͤuft den gelben Voͤgel II. Theil. 33 Unter⸗ 362 Die Blaumeiſe. Unterleib. Die Schläfe iſt weiß, das Genick gelb, der Rüden olivengruͤn; die aſchblauen Fluͤgel ſind an den Schwungfedern weiß eingefaßt. Mit ihren ſcharfen Klauen klettert ſie den Raupenneſtern al⸗ lenthalben nach. Oft erſcheint ſie am Flugloche der Bienenrepublik. So wie ein emſiges Glied der⸗ ſelben herauskommt, um fich nach dem unbekannten Ankoͤmmlinge umzuſehen, iſt er ein Raub der Meiſe. Außer Inſecten frißt ſie auch Fleiſch, Speck, Nuͤſſe, Geſaͤme. Ihre Neugierde iſt ihr oſt ſehr verderblich. Im Kaͤfig hat man fie, ihrer Poſ⸗ ſen wegen, gern. Mit ihr, in Geſtalt und Sitten, viel Aehnlichkeit hat die viel kleinere Tannenmeiſe, die deßwegen auch dle kleine Kohlmeiſe heißt. Faſt uͤberall bekannt iſt die viel kleinere Blau⸗ meiſe (P. Caeruleus, la Mefange bleue, Pimpels Jungfernmeiſe, Blaumuͤller 161), deren reizendes Gefieder durch das praͤchtige Blau der Stirn, der Fluͤgel und des Schwanzes, den gelben Unterleib, die weißen Schlaͤfen und den gelblich gruͤnen Ruͤcken ſehr gut ins Auge füllt, Man macht ihr den Vor⸗ wurf, fie zerftdre die Knoſpen der Obſtbaͤume, da fie doch bloß den verſteckten Inſecteneyern nachſpuͤrt. Mag auch dabey hie und da eine Knoſpe zu Schan⸗ den Die Schwanzmeiſe. 363 den gehen, am Ende wäre ja doch nichts aus ihr ge⸗ worden, weil fie den Keim der Zerſtoͤrung ſchon in ſich hatte. Vom Fleiſche iſt die Blaumeiſe eine große Freundinn, und löst alles fo rein von den Kno⸗ chen ab, daß man fie zum Skelettmachen brauchen kann. Zuweilen ſoll ſie ſo viel freſſen, daß ſie berſtet. Ihr Neſt, an dem fie keine Federn ſpart, macht fie in hohle Baͤume, und hat 8 — 17 weiße Eyer mit rothen Punctien. Ja man will ihrer ſchon 22 gefun⸗ den haben. Mit außerordentlicher Heftigkeit vers theidigt die gute Mutter ihren Kinderhaufen. Und in der That, die Natur mußte einem ſo kleinen Ge⸗ ſchoͤpfe, das jo viele Junge aufziehen ſol, einen hohen Grad von Liebe und Waͤrme geben, wenn es in ſeinem muͤhevollen Berufe nicht ermuͤden ſollte. Sie iſt unter den Plaggeiſtern der Eule der Ausgelaſſenſte. Oft zieht ſie mit der Kohlmeiſe, was aber, da beyde un⸗ friedlich ſind, ohne Zaͤnkereyen nie abgeht. Kenntlicher als irgend eine iſt die Schwanz: meiſe (P. Caudatus, la Mefange d longe queue, Schneemeiſe, Pfannenſtiel u. a. 162), die in ganz Europa und Amerlka gefunden wird. Dem Leibe nach iſt fie nur ein wenig größer als die Vorige, aber ihr Schwanz iſt viel langer als bey jener, und gibt ihr 33 2 im 364 Die Schwanzmeiſe. im Fluge das Anſehen eines Pfeils. Auch ſie hat die nie ermuͤdende Thaͤtigkeit der Meiſen und iſt in immerwaͤhrender Bewegung. Obgleich nicht bunt, doch angenehm gefärbt iſt ihr reichliches und dickes Gefieder. Der Kopf iſt weiß, der Ruͤcken ſchwarz und braun in Purpur ſpielend, der Unterleib weiß und an der Bruſt mit Fleiſchfarbe uͤberlaufen, die Fluͤgel und der Schwanz ſind ſchwarz und weiß. Sie iſt ſehr diebiſch, und wird, wenn man im Zim⸗ mer einen trocknen Baum ſtehen hat, ein Hanfkorn nach dem andern in die Ritzen der Rinden verſtecken. Ihr Neſt verdient Bewunderung. Es ſtellt einen ziemlich großen, ovalen Sack vor, den ſie ent⸗ weder an dem Stamme des Baumes oder zwiſchen gabligen Zweigen feſt macht. Außen iſt es mit dem Mooſe bekleidet, das an dem Baume waͤchst, wo⸗ durch es faſt unbemerkbar wird. Eine fait unglaubs liche Menge von Moos, Federn, Wolle und Haa⸗ ren macht das Bette aus. Mit großer Emſigkeit und Geſchwindigkeit vollendet ſie den anſehnlichen Bau, und ſchleppt Buͤndel von jenen Materialien herbey, die faſt mehr Umfang als ſie ſelbſt haben. Der Eingang iſt an der Seite gegen Sonnenaufgang, und hat zuweilen noch einen canalfoͤrmigen Anſatz, worin Die Bartmeiſe. 365 worin der lange Schwanz, wie in einer Scheide, be⸗ deckt liegt. Ja man will ſolche Neſter mit zwey Ausgaͤngen gefunden haben, damit ſich der Vogel, wenn er heraus will, nicht umwenden darf, da ohne⸗ hin fein Schwanz leicht auffällt, Die Schwanz⸗ meiſe legt 12 — 20 weiße Eyer, mit rothen Puͤnctchen. Weil nun ihr kleiner Körper fo viele Eyer und Jun⸗ gen unmöglich bedecken kann, fo lehrte fie der Schoͤp⸗ fer ein ſo ungemein warmes Neſt bauen, in dem die abwechſelnd bebruͤteten Eyer nicht kalt werden. O koͤnnten wir manchmal unbemerkt in die Haushal⸗ tungen dieſer lieben Geſchoͤpfe blicken, welche Wun⸗ der wuͤrden wir nicht noch entdecken, die uns jetzt ihre Schuͤchternheit wahrzunehmen verbiethet! Die zahlreiche Familie bleibt den Reſt des Jahres bey der Mutter; jetzt hoͤrt man nur eine helle Lockſtimme von ihr. Erſt im Fruͤhlinge wird ihr Geſang angenehmer. Von den dreyeckigen Federbuͤſchen am Schnabel führt die Bartmeiſe (P. Biarmicus, le Mouſtaclie, Bartmaͤnnchen, indianiſcher Sperling 163) ihren Nahmen. Sie iſt ſo groß wie die Kohlmeiſe, hat eine perlgraue Scheitel, einen braun gelben Ober- und ei⸗ nen weißen, roͤthlich überlaufenen Unterleib, ſchwaͤrz⸗ liche, weiß und rothbraun geränderte Schwung⸗ und 333 Schwanz: 366 Die Sumpfmeiſe. Schwanzfedern, und wohnt im Schilf großer Tei⸗ chen und Seen, des nordweſtlichen Europa. Man ſagt, das Maͤnnchen fell fein Weibchen, wenn es ſich zur Ruhe begibt, mit ſeinen Fluͤgeln zudecken. Eine Galanterie, die in der Vogelgeſchichte ohne Beyſpiel iſt. Um die Haͤlfte kleiner iſt die Sumpfmeiſe (P. Paluftris, la Nonnette cendree, Moͤnchmeiſe 164), die am Kopfe und der Kehle ſchwarz, auf dem Ruͤcken aſchgrau, an den Schlaͤfen und am Unter⸗ leibe weiß iſt. Gärten, Laubhoͤlzer und Gebuͤſche, beſonders die in der Naͤhe eines Waſſers, ſind ihre Wohnung. Sie liebt den Hanf, zerhackt die Sa⸗ menförner der Sonnenblumen, und ſucht Weſpen und Raupenneſter auf. Etwas ganz Eignes iſt es, daß wenn dieſe Meiſen im Winter herumziehen, immer eine einzeln hinter der andern fliegt. Von ihrem kuͤnſtlichen Neſte hat die Beutel— meiſe (P. Pendulinus, la Mefange de Pologne, Pendulin, Cottonvogel, Remitz 165) ihren Nahmen. Es hat bald die Geſtalt eines Filzſchuhes, bald einer Tobaͤckeblaſe, bald eines Beutels. Aus Pflanzen⸗ wolle und Kaͤtzchen einiger Baͤume, Gras⸗ und Hanf⸗ ſtengeln u. d. webt es dieſer kleine Weber ſo dicht, und durchſchießt die verarbeitete Wolle mit jenen zaͤ⸗ hen Die Beutelmeiſe. 367 hen und langen Stengeln ſo genau, daß man eher das Ganze zerreißt, als ſie herausziehen kann. Den Ein⸗ gang bringt die Beutelmeiſe immer an der Seite an, wo das Neſt gegen das Waſſer haͤngt, und fuͤgt zuweilen eine canalformige Verlaͤngerung hinzu. Sie haͤngt es an Weiden, Erlen u. d. auf, und dle ſchwankende Bewegung des Zweiges macht dieſen Aufenthalt ſicher und luftiger. Wie in einer Wiege liegen nun die Jungen. Die Eyer find ſchmu⸗ Big weiß, nach einigen grau gewollt, 5 Roth⸗ und ſchwarzbraun iſt die ſehr liſtige Beu⸗ telmeiſe am Ober- hell aſchgrau am Unterleibe und ſchwarz am After. Auf der Stirn iſt eine ſchwarze Binde, die durch die Augen lauft. In der Größe gleicht ſie der Schwanzmeiſe. Sie naͤhrt ſich von Waſſerinſecten. Im obern Italien, Polen, Sibe⸗ rien, findet man ſie haͤufig. * In Polen und Rußland verkauft man ihre Ne⸗ ſter ſackweiſe fuͤr einen Ducaten. Man empfiehlt ihren Gebrauch gegen boͤſe Haͤlſe, gegen Kopfſchmer⸗ zen, wenn man die Muͤtzen damit fuͤttert, auch zur Erwärmung der Füße, um als Fußſocken anzuziehen. In Italien haͤngt ſie der Aberglaube als Verwah⸗ rungsmittel gegen den Blitzſtrahl uͤber die Haus⸗ thuͤren. 368 Die Schwalbe, thuͤren. Auch wird um deßwillen der Vogel ſelbſt, der einen ſolchen Ableiter verfertigt, für hellig gehalten. Nur noch der ungemeinen Niedlichkeit wegen führen wir die Zudſonsmeiſe (P. Hudſonicus 166) an, um auch einen Nichteuropaͤer von dieſer Gat⸗ tung kennen zu lernen. In großen Scharen fliegt ſie im Winter in ihrer kalten Helmath herum, und lebt von Wachholderbeeren. Die ſtrengſte Kaͤlte ſchreckt ſie nicht. Bey den Eingebornen heißt ſie Pechekekeſchiſch. * 5 — —— fſ—— ——— — — — Tab. XLV. & XLVL Die Schwalbe. Hirundo. Die Rauch- (167) Die Haus: (168) Die Ufer: (169) Die Mauerſchwalbe. (170) Die Salangane mit ihrem eßbaren Neſte. (171) Sehr viel eignes und der Betrachtung wuͤrdiges haben die Schwalben, deren 37 Arten find, an ſich. Nur ſie ſind uns noch uͤbrig, und ſo moͤgen dieſe unſre Freunde, und immer willkommnen Hausgenoſſen den Neu machen. Ihr Schnabel iſt kurz, ſpitzig, umge⸗ ie 7 » Die Schwalbe. 369 umgebogen und an der Wurzel platt, die Zunge breit und vorne lappig. Der aufgeſperrte Rachen hat einen größer Umfang als der Kopf ſelbſt, und iſt zum Aufſchnappen der Inſecten im Fluge ſehr ge⸗ ſchickt. Die Fuͤße ſind kurz und mit ſcharfen Klauen verſehen. Zum Gehen taugen ſie wenig; zum An⸗ haͤngen und Klettern deſto beſſer. Sehr lang ſind die Flügel und uͤberkreuzen ſich auf dem gabelfoͤrmi⸗ gen Schwanze. Durch ſie ſind die Schwalben im Fliegen ſolche Meiſter, die nur von Wenigen uͤber⸗ troffen werden. Faſt ihr ganzes Leben verfließt un⸗ ter Fliegen. Im Fluge freſſen, ſaufen, baden, ja uͤtzen fie auch wohl ihre Jungen. Mit einer bewun⸗ derungswuͤrdigen Gelenkigkeit folgen ſie den vers ſchlungenen Wendungen der Inſecten, ſteigen bald bis zu den Wolken, ſinken dann wieder in die Tiefe, ſchwirren hart an der Oberflaͤche des Waſſers oder der Erde hin, und ſind in der groͤßten Schnelligkeit des Fluges Herren aller ihrer Bewegungen. Könnte man die Tauſend ſich kreuzenden Wendungen derſel⸗ ben zeichnen, ſo wuͤrde man ein Labyrinth ſehen, als noch nie die Einbildungskraft erdacht hat. Aber eben dieſer leichte, ſchnelle, aus dauernde Flug offnet ihnen den Zutritt in alle Welttheile: kein Meer kann Voͤgel II. Theil. Aa a ſie 370 Die Schwalbe. ſie abhalten, in andere Laͤnder zu ziehen. Dieß ge⸗ ſchieht auch, wenigſtens von den Meiften, beym Ein: bruch der ranhern Jahrszeit. Inzwiſchen herrſcht uͤber die Wanderungen der Schwalben noch Unge⸗ wißheit und Widerſpruch. Daß man zuweilen im Waſſer, in hohlen Bäumen, Steinbruͤchen und Schilf ganze Klumpen Schwalben gefunden habe, die in einem warmen Zimmer auf eine kurze Zeit wieder auf⸗ zuleben anfiengen, das iſt wohl keine Frage. Aber wirklich ſcheint daraus eben noch kein Winterſchlaf derſelben zu folgen. Denn koͤnnen nicht die Gefund⸗ nen ſolche geweſen ſeyn, die etwas zu fruͤhe ankamen, und dann, vom Froſte übereilt, da niederſanken, wo ſie ihre Nahrung ſuchten, oder auch ſich in Baͤume und Schilf vor der ſo rauhen Luft fluͤchteten? Wirklich iſt ihre Witterungskunde ſogar zuverlaͤßig nicht, und manchmal kommt noch Froſt, wenn die Schwal⸗ ben ſchon da ſind. Oder waren es nicht vielleicht Spaͤtlinge und Kranke, die die Wanderung nicht mit antreten konnten, und inn verungluͤckten oder ſich ver⸗ bargen, in welchem Falle ſie auch mitten im Winter ein beſonders ſchoͤner Tag hervorlocken konnte. Man | fand fie dann bloß ſcheintodt, und Wärme belebte fie wieder. Waͤre es wirklich wahr, daß alle Schwal⸗ 550 X ach 39 ben, Die Schwalbe. 371 ben, wenigſtens die zwey erſten Arten, von denen man es behauptet, ſich in Teiche, Ciſternen, Suͤmpfe u. d. den Winter uͤber verbaͤrgen; fo müßte man doch das Hinabſtuͤrzen und Hervorkommen derſelben ſchon oft wahrgenommen haben; es haͤtte dieſer alle Fruͤh⸗ und Spaͤtjahre wiederhehlte Vorgang nur durch ein noch größeres Wunder, als dieſes Leben ohne Nah- rung und ohne Athemhohlen waͤre, bisher von allen Menſchen uͤberſehen werden, und ſchwerlich wurde ein Fiſcher einen Fiſchzug thun koͤnnen, ohne auch Schwalben zu bekommen; was bisher ſo ſelten ge⸗ ſchehen iſt, daß auch die öffentliche Zuſage, aus dem Waſſer gefiſchte Schwalben mit Silber aufzuwie⸗ gen, ohne Erfolg geblieben iſt. Einige Naturforſcher banden fortziehenden Schwalben einen bloß mit Waſſerfarbe gefaͤrbten Faden um den Fuß; zur ge⸗ woͤhnlichen Zeit kamen ſie wieder zuruͤck; der Faden war unverfaͤrbt, und alſo ſicher nicht im Waſſer gewe⸗ ſen. Auch ſtarben die Schwalben, die man im Augen⸗ blick ihrer Abreiſe fieng und ins Waſſer warf, in weni⸗ gen Minuten. Es gelang zwar, einige, die nur ſehr kurze Zeit darin geweſen waren, wieder zu beleben. Allein, was bewelst das fuͤr eine Untertauchung von ne Mongten 2 Das Wahrſcheinlichere ſcheint Aaa 2 daher 372 Die Schwalbe. daher immer zu ſeyn, ihre Wanderung aus den gemaͤßigtern Laͤndern anzunehmen, weil da eine Zeitlang ein gaͤnzlicher Inſectenmangel iſt, was in Egypten, Aethiopien und andern Laͤndern von Afrika nie der Fall iſt. Auf mehreren Meeren traf man große Züge Schwalben und oft fo ers: muͤdet an, daß fie ſich auf die Schiffe in Menge, ſetzten und mit Händen greifen ließen. | Mit Recht fieht der Menſch die ehen e als feine Freunde an. Denn ſie befreyen ihn von, einer Menge ſchaͤdlicher Inſecten und leben ſelten auf, ſeine Koſten. Oft erſcheinen ſie wie gerufen zur Zeit einer Inſecten-Landplage. Nicht leicht wird in uns fern Gegenden eine Schwalbe getöoͤdtet, da man fie. fuͤr einen Gluͤcksvogel haͤlt. Wer aber doch auch bey dieſem nuͤtzlichen Geſchoͤpfe ſeiner Luſt zum Vogel⸗ ſchießen nicht widerſtehen kann, der mag ſich von dem Irokeſen beſchaͤmen laſſen, den der Obriſte Senft 1785 nach Deutſchland brachte. Der ſoge⸗ nannte Wilde ſollte in Neuwied feine große Geſchick⸗ lichkeit im Schießen mit dem Bogen zeigen. Man wies ihm zu dieſem Ende eine Schwalbe. Schwei⸗ gend ſchuͤttelte er den Kopf. Nach langem Zaudern, den Grund ſeiner Weigerung zu ſagen, fragte end⸗ 5 W lich Die Rauchſchwalbe. 373 lich der wilde Srokefe den feinen Europaͤer ziemlich bitter: „Schießt denn ihr die nuͤtzlichen Vögel? Zeigt „mir einen Korndieb, den will ich ſchießen, aber „nicht die Schwalbe, die das Ungeziefer fortſchaft.“ Und wirklich ſchoß nun der wakre Irokeſe mit bes wunderungswoͤrdiger Fertigkeit Sperlinge. | Durch eine kaſtanienbraune Stirn und Kehle und einen ſehr gabelfbrmigen Schwanz, der, wenn er ausgebreitet iſt, auf jeder Feder, die Gabel ausge⸗ nommen einen weißen Flecken zeigt, zeichnet ſich die Kauchſchwalbe (H. Domeftica, (Ruſtica Zinn.) Hirondelle de cheminee ou domeftique, Feuer⸗ Stachelſchwalbe 167) aus. Ihr ſchwarzer Leib ſpielt ins Blauliche. Auch ganz weiße fand man ſchon von dieſer Art. Vom aͤußerſten Norden bis ans Cap und faſt in ganz Aſien trifft man ſie an. Sie iſt die geſel⸗ ligſte unter allen, ſchlaͤgt ihre Herberge gern innerhalb unſrer Haͤuſer auf, und kommt auch am Fruͤheſten an. Wenn ein Reiſender ſie erblickt, fo darf er ſicher ſeyn, daß er nicht mehr fern von Menſchen und ihren Woh⸗ nungen ſey. Auch wenn man einige von ihrer Geſell⸗ ſchaft todtſchießt, flieht dieſe Freundinn der Men⸗ ſchen nicht. Mit Recht wuͤrde man ſie Stadtſchwalbe nennen. Oft uͤbernachtet ſie im Schilf verſteckt. Aa a 3 Wenn 374 Die Rauchſchwalbe. Wenn von irgend einer Schwalbenart ſich das Ueber⸗ wintern bey uns, aber gewiß nicht i im Waſſer, ver⸗ muthen ließe, ſo wuͤrde es wohl nur von dieſer mit einiger Wahrſcheinlichkeit geſchehen konnen, da man im Januar ganze Klumpen in einem Steinbruche fand. So wie die Nauchſchwalbe bey uns ers ſcheint, ſo geht es in Staͤllen, Scheunen und Schorn⸗ ſteinen an den Neſthau, oder an die Ausbeſſerung der Hütte, die fie dar Jahr zuvor bewohnte. Gras, Strohhalmen, Lehm und Koth ſind ihre Baumate⸗ rlalien. Die Form des Neſtes iſt rund; oben bleibt es offen. Seine Feſtigkeit verdient Bewunderung. Um die Zeit der Liebe fingen die Männchen anges nehm, und auch die Weibchen find nicht ganz ſtumm. Zweymal im Jahre brüten dieſe einmal 5 dann 3 weiße Eyer aus. Waͤhrend dieſer Zeit ſitzt der gute Gatte faſt immer am Rande des Neſtes oder fouras girt. Mit bereinigten Kräften ſorgen die Alten für den Unterhalt der Jungen und die Reinlichkeit des Neſtes. Artig iſts, wie ſie dieſe im Fliegen unter⸗ richten, ihnen ein Inſect in einiger Entfernung zei⸗ gen, und, wenn ſie dann darauf zueilen, ſich wieder weit entfernen, ihnen mit Zwitſchern Muth einſpre⸗ chen, und dadurch ſie ihre Kraͤfte kennen und anwen⸗ den Die Hausſchwalbe. 375 den lehren. Man will eine Schwalbe geſehen ha⸗ ben, die bey ihrer Zuruͤckkunft vom Futterhohlen, das Haus, wo ihr Neſt war, in vollen Flammen antraf. Aus Liebe zu den Jungen ſtuͤrzte ſie ſich durch die Flammen zu ihrem Neſte. Durch einen eignen Schrey verkuͤndigen fie die Annäherung eines Raubvogels, der dann auch wirklich forteilt, zu⸗ mahl er das Fleiſch derſelben nicht liebt. An Re⸗ gentagen, wenn wenig Juſecten in der Luft her⸗ umſchwaͤrmen, freſſen ſie wohl auch Bienen. Ge⸗ gen den Anfang des Octobers verſammeln ſie ſich auf Baͤumen und Daͤchern, und ſcheinen, wenn es mit der Reiſe ſeine Richtigkeit hat und kein widriger Wind ſie aufhaͤlt, den 6. Oct. in Afrika einzutreffen. Hier bruͤten ſie nicht, und liegen Paar und Paar im Sande. In Spanien bringt man ſie zu Markte und liebt ihr Fleiſch. Mehr außerhalb der Haͤuſer, unter Dachgeſim⸗ ſen, an Kirchenfenſtern, auch an Felſen, macht die etwas kleinere Hausſchwalbe (H. Agreſtis, (urbica Linn.) L. d croupion blanc, de muraille, Fenſter⸗ Mehl: Spyrſchwalbe 168) ihr Neſt, das wie ein Backofen ganz gewölbt iſt, und aus Lehmkluͤmpchen beſteht, die wie Quaderſtuͤcke uͤber einander liegen. Eine 376 Die Hausſchwalbe. Eine ziemlich enge Oeffnung iſt an der Seite. Oft nimmt in ihm der bequeme Sperling ſein Quartier. Aber empfindlich raͤchten ſich deswegen einſt dieſe Schwalben. Ein Paar Sperlinge hatten ein Neſt der Hausſchwalbe in Beſitz genommen. Die Eigen⸗ thuͤmer kommen vom Futterhohlen, und fordern zwit⸗ ſchernd das Ihrige zuruͤck. Der Streit wird heftiger. Jene wollen nicht weichen, dieſe ihre Wohnung durch⸗ aus nicht abtreten. Nach vielem Geplauder kommts zu Schnabelhieben, aber umſonſt. Jetzt fliegen die Schwalben fort und laſſen ihre Laͤrmſtimme ertoͤnen. In großer Menge verſammeln ſich ihre Bruͤder. Dieſen tragen fie ihr erlittenes Unrecht vor. Theil⸗ nehmend hört man fie an, und wirklich begleitet fie ein Ausſchuß zum beſtrittnen Neſte, um ſelbſt den Augenſchein von dem Frevel der Sperlinge einzu⸗ nehmen. Dieſe weichen jetzt ſo wenig wie zuvor. Bey der Zuruͤckkunft der Deputation berathſchlagt ſich das Schwalbenvolk. Deutlich ſieht man, daß eine Verſchwoͤrung gegen die Sperlinge im Werk iſt. Jetzt verſieht ſich alles mit Koth, und eilt aufs Neſt zu. Noch einmal macht man den Sperlingen guͤt⸗ liche Vorſtellungen, und da auch dieſe fruchtlos ſind, wird nun mit vereinter Thaͤtigkeit der Ausgang zu⸗ gemau⸗ Die Hausſchwalbe. 377 gemauert. An einem andern Orte hohlten die Schwalben, denen auch die Sperlinge nicht weichen wollten, gleichfalls Verſtaͤrkung und bohrten das Neſt auf allen Seiten an. Und einen andern Be⸗ weis vom Einverſtaͤndniß dieſer Voͤgel untereinan⸗ der und ihrer geſellſchaftlichen Huͤlfe ſah einſt ein kaiſerlicher General in Ungarn. In der Stube eines Bauernhauſes, wo er im Quartiere lag, wollten zwey Schwalben an der Decke ihr Neſt bauen. Mehrmals zerſtoͤrten die Bedienten die angefangne Arbeit. Plötzlich erſcheint ein ganzer Schwarm, und haͤngt ſich wie ein Klumpen an die Decke. In einer halben Viertelſtunde waren ſie weg. Ein Neſt ſtand fertig da, und eine Schwalbe ſaß ſchon auf zwey Eyern. Zwey, auch drey Mal im Jahre bruͤ⸗ tet die Zausſchwalbe. Ihr ſchwarzer Oberleib ſpielt ſchoͤn blau, der Unterleib iſt weiß, die Fuͤße ſind ganz befiedert, da die der Rauchſchwalben bins gegen nackt ſind. Sie kriecht mehr, als ſie geht. Etwas hoͤher in der Luft, als die Vorige, ſucht ſie ihre Nahrung. In ungeheurer Menge verſammeln ſich die Schwalben dieſer Art zur Abreiſe, und er⸗ heben ſich, ehe ſich der Zug in Bewegung ſetzt, et⸗ liche Male bis in die Wolken, als wollten ſie ſich uͤben, oder den Wind beobachten. Voͤgel II. Theil. B bb Et; 378 Die Uferſchwalbe. ER Etwas kleiner und oben hellbraun, unten weiß iſt die Uferſchwalbe (H. Riparia, IH. de Riuage, Erdſchwalbe 169). So viele Mühe ſich die Vori⸗ gen ihr Neſt koſten laſſen, ſo wenig Zeit wendet dieſe daran, und begnuͤgt ſich, in Leim und Sandgruben, Uferhoͤhlen, Steinbruͤchen, auch wohl in den Minen der Waſſermaͤuſe und den Löchern der Eisvogel ihrer Nachkommenſchaft ein Lager zu bereiten. Man hat ſchon Ufer gefunden, die wie ein Sieb durchloͤchert waren, ſo daß mehr denn Hundert ſolcher Schwal⸗ ben da wohnten. Nur einmal im Jahre bruͤten ſie. Die Jungen ſollen ſo fett und ſchmackhaft wie Orto⸗ lane ſeyn. Auch ſie lebt von Inſecten. Den Sommer uͤber ſieht man ſie in ganz Europa. Am Ende des Auguſts zieht ſie fort. Großer als alle bisher genannten Schwalben iſt die Nauerſchwalbe (H. Apus, le Martinet noir, Stein: Thurmfchwalbe 170). Sie iſt ſchmu⸗ tzig ſchwarz, die weißliche Kehle und Stirn ausge⸗ nommen. Bey ihren 4 Zehen iſt das Eigne, daß fie auch die eigentliche Hinterzehe vorwaͤrts richten kann. Ihre Naͤgel ſind ſehr ſcharf. Nur mit Muͤhe reißt man ſie da los, wo ſie ſich angehaͤckelt hat, und, ge⸗ ſchieht das an den Haͤnden, ſo gehts ohne Wunden nicht HEHHFEN AHA m nin 7 en —— R Sn 0773 — Die Mauerſchwalbe. 379 nicht ab. Mit großem Geſchrey fliegen zahlreiche Scharen dieſer Schwalben um die Thuͤrme und Baͤume herum, die fie zur Wohnung wählen, Sie kommen nie auf die Erde, und haben Mühe, wieder in die Hoͤhe zu kommen, wenn ein Zufall ſie herab⸗ ſtuͤrzte. Kriechend, mehr als gehend, ſuchen ſie dann eine höhere Stelle zu gewinnen, um Spielraum für ihre langen Fluͤgel zu haben. Auf einem glatten Boden kommen ſie gar nicht von der Stelle. Hier iſt das leichteſte Thier nun das Unbehuͤlflichſte, und heißt mit Recht Ohnefuß (Apus). Nur in der hoͤch⸗ ſten Luft gehen fie den Inſecten nach. Sie ſtoͤrzen ſich in ihre Mauer⸗ und Baumlbcher in vollem Fluge ſo ſchnell, daß man glaubt, ſie ſeyen verſchwunden. Alle Jahre ſuchen fie die Naͤhmlichen wieder auf, Sie kommen ſpaͤter, und ziehen fruͤher fort, als die an⸗ dern. Doch ſieht man zuweilen einige im Spaͤtjahre. Wo ſie hinziehen, iſt ſchwer zu entſcheiden, weil ſie große Hitze nicht leiden konnen und nur in der Mor⸗ gen⸗ und Abendkuͤhle Futter ſuchen. Faſt alles Moͤg⸗ liche, was man in den Neſtern verſchiedner Vogel findet, trifft man in dem Ihrigen an, und man hat Urſache zu vermuthen, daß ſie dieſe Dinge aus an⸗ dern Neſtern ſtehlen, oder auch warten, bis der B b ba Sturm⸗ 330 Die Salangane. | Sturmwind etwas Brauchbares aufwirbelt. Denn auf der Erde ſieht man ſie nie. Wahrſcheinlich in ihrem Neſte begatten fie ſich; man hört aus demſel⸗ ben einige verraͤthriſche Tone. Nur dreymal des Tages füttern fie ihre 5 Jungen, aber reichlich. Sie ſind ſehr gut zu eſſen. | Wer kennt nicht, wenigſtens vom Hörenfagen, die beruͤhmten Indianiſchen Vogelneſter, von denen jaͤhelich auf den Inſuln des Indianiſchen Meeres, auf der Halbinſul jenfeits des Ganges, in Tunkin ꝛc. wohl 4 Millionen geſammelt, und groͤßten Theils nach China verkauft werden, daher ſie faͤlſchlich die chineſiſchen heißen. Sie ſind das Werk einer Schwal⸗ be, mit Nahmen Salangane (H. Eſculenta, le Sa- langane, Indianiſche, Chineſiſche Schwalbe 171), die nicht ganz fo groß als der Zaunkönig iſt. Ihr Schwanz, der auf jeder Feder einen weißen Flecken hat, iſt fo lang als ihr Körper. Der ſchwarzgraue Oberleib ſpielt ins Gruͤnliche; der Unterleib iſt weiß⸗ grau, der Schnabel ſchwarz; die Fuͤße ſind braun, die Augenkreiſe gelb. In zahlloſen Geſellſchaften ſchwaͤr⸗ men dieſe Vögel herum und fangen Inſecten über ſtillſtehenden Gewaͤſſern weg. Ihre Neſter bauen ſie an Felſenwaͤnden, Klippen und in Berghoͤhlen an den Ufern. Die Salangane. 381 Ufern. Dasjenige wirkliche Neſt, das der Verfaſſer dieſer Blaͤtter, durch die Guͤte des Herrn von Cob⸗ res, (*) dieſes großen Befoͤrderers dieſer Unterhal⸗ tungen, gegenwaͤrtig vor ſich liegen hat, hat eine ovale Form, und fieht beynahe wie ein etwas unre⸗ gelmaͤßiger Loͤffel aus, von dem der Stiel abgebro— chen worden iſt. Seine Farbe iſt weißgrau und hat außen einen gewiſſen muſchelartigen Glanz, aber auch ſolche Unebenheiten und Runzeln, wie dieſe zum Theil haben; innen iſt es mit einer Menge unordent⸗ licher Faͤden hin und her bezogen, die aus einem zaͤ⸗ hen Schleime entſtanden zu ſeyn ſcheinen. Man ſieht hinten die Stelle, wo es an der Felſenwand feſt war, und nur mit Gewalt abgebrochen werden konnte. Wirklich verſichert auch ein Reiſender, den ein Zu⸗ fall in eine ſolche Hoͤhle fuͤhrte, daß ſie ziemlich feſt an den Waͤnden ankleben, die damit wie tapezirt ſeyen. Der Form, wie der Maſſe nach, ſollte man ſie fuͤr alles eher als fuͤr Neſter halten. Man glaubt ein gekruͤmmtes Stuͤck Hauſenblaſe oder eine etwas durch⸗ Bbb 3 fichtige () Auf jeder Seite müßte der Nahme dieſes Mens ſchenfreundes vorkommen, wenn der Verfaſſer als ler der Unterſtuͤtzung, die er von Ihm genoſſen hat, gedenken wollte, 332 Die Salangane. ſichtige Muſchel zu ſehen. Lange wußte man nicht, was die Materialien dieſes ziemlich feſten Körpers waͤren. Viele glaubten, die Salanganen verfer⸗ tigten dieſe Neſter aus Seeſchaum oder auch aus Fiſchlaich. Jetzt aber iſt es ausgemacht, daß die be⸗ ſten und kraͤftigſten Theile der Juſecten, von denen dleſe Vogel leben, den Stoff dazu hergeben. Drey⸗ mal im Jahre ſammelt man dieſelben, nicht ohne Lebensgefahr; auf Strickleitern klettern die dazu be⸗ ſtellten Leute um die Felſen herum und ſtoßen ſie mlt Stangen ab. Ehe die Ernte anfängt, wird ein Buͤf felochſe geſchlachtet; auch ſegnet und beraͤuchert ein Prieſter die Arbeiter. Nur der Grundherr hat das Recht, dleſe Neſtleſe in feinem Gebiethe anzuſtellen. Zuvor werden Wachen ausgeſtellt, die aber oft, beſto⸗ chen oder durch Opfum berauſcht, ihrer Schuldigkeit vergeſſen. An Ort und Stelle koſtet eines einen hal⸗ ben Gulden; ein Preis, den die Liebe zu dieſer vor⸗ geblichen Dellcateſſe ſehr erhöht hat. Judeſſen muß man dieſe Neſter nur als Wuͤrze anſehen, wodurch andre Speiſen etwas beſonders nahrhaftes und kraͤf⸗ tiges erhalten. Man kocht ſie zu einem ſchleimigen Brey, pflegt, beſonders in China, Kapaunen damit zuzurichten, und findet dieſe Speiſe von Inſecten⸗ IHRE enen thei⸗ * Beſchluß. 383 theilen vortrefflich, ſo abſcheulich man eben die Inſecten finden wuͤrde, wenn man ſie einzeln eſſen ſollte. Eine betruͤgeriſche Induſtrie wußte auch dieſes Werk der Natur nachzuahmen. Doch wir find jetzt am Ende unſrer Betrach⸗ tungen über dieſe merkwürdige Thierclaſſe, die Vögel, Wet erſtaunt nicht, wenn er noch einmal den zuruͤck⸗ gelegten Weg mit einem flüchtigen Blicke uͤberſieht, uͤber die Wunder der Natur, mit denen auch dieſer Theil der Naturgeſchichte uns naͤher bekannt machte. Und doch war dem Menſchen das Wunderbare noch nicht wunderbar genug; auch dieſe ſo reiche Thier⸗ elaſſe ſchien einer regelloſen Einbildungskraft ſo arm, | daß fie für gut fand, fie mit Erfindungen und Traͤu⸗ men zu bevölfern. So entflanden die Greife, die Harpyen, die Hereyniſchen, Seleuclſchen, Caſpiſchen, Stymphaliſchen, Memnons ꝛc. Vögel, und der beruͤhm⸗ te Phoͤnix, der nach einer Lebensdauer von 500 Jah⸗ ren einen Scheiterhaufen von wohlriechenden Hoͤlzern N errichten und — doch wir ſchaͤtzen unſre Leſer zu ſehr, als daß wir dieſer ſonderbaren Erfindungen weitlaͤuftig gedenken, oder gar ihnen einen Platz in unſern Abbil⸗ dungen einraͤumen ſollten. Verweiſen wir ſie auf immer aus dem Gebiethe der Naturgeſchichte, und 2 geben 364 Beſchluß. geben ſie dem Allegorienmaler, dem Heraldiker und der Rockenſtube Preis. Moͤgen wir auch noch ſo gern uns mit wundervollen, erſtaunungswuͤrdigen Dingen beſchaͤftigen, nie wird es die Natur dieſer Neigung an Befriedigung fehlen laſſen. Jemehr ſich der Kreis unſrer Einſichten erweitert, deſto mehr Stoff zur Bewunderung werden wir finden. Auch die Thierclaſſe, die wir jetzt durchwandert haben, enthaͤlt unzaͤhlige Belege davon. Aber faſt noch haͤufiger wird ſich das in derjenigen beſtaͤtigen, die wir von nun an beſchreiben werden, wenn anders unſre verehrten Leſer für gut finden, uns auf unſern Wanderungen durch das graͤnzenloſe Gebiethe der Natur noch eine Strecke zu begleiten. Ende des aten oder letzten Theils der Unterhaltungen aus der N. G. der Voͤgel. * \ 4 Das Yu Mi 8% 5 . 4 23 Regiſter⸗ De Regiſter. Die erſte Zahl bedeutet den Band, die zweyte dle Textſeite, die dritte die Nummer der Abbildung. Ackerdroſſ⸗ el ſ. Noſeuamſel. Baue ſ. Nachteule. Ackergans ſ. Trappe. Ackerlerche ſ. Feldlerche. Baumfalke. I. 31. Baumgans. I. 209. 67. Ackermaͤnnchen ſ.Bachſt. weiße Bauma Baumläufer, Adler, gemeiner, ſ.ſchwarzbraun Baumlaͤufer. I — O⸗ Waihiſcher. I. 170. 55. — großer ſ. Goldadler. — ſchwarzbranner. I. 9. 2. — weiß koͤpfiger. I. 10. 3. — von Orensoko ſ. Heiducken⸗ 5 adler. Aelſter. IT. 169. 74. Agami ſ. Trompete. Albatros ſ. Schiff vogel. Alpengrasmücke |. Ahekedche. Ae ene. „125. 37. Ammer. II. 267. graue. II. 270. 119. — weißföpfige, II. 279. 123. Amſel. II. 243. 107 eam Höfnttäger. Aras. I. 119. — blauer. I. 124. — grüner. I. 128. — xother. I. 121. 38. — ſchwarzer. T. 125. Auerhubn. II. 85. 32. 1 mann. I. 330. 111. Azel ſ. Aelſt a — elſter. Azeln. II. 174. Bachſtelze. II. 324. — gelbe. II. 3 er 149. — weiße. II. 337. 148. Bardale ſ. f. Feldietche. f Bart dohle. II. 165. 71. Bartgeyer ſ. Laͤmmergeyer. Baktmeiſe. II. 365. 163. Bartvogel. II. 181.81. Vogel II. Theil, + Btilleneule. I. 68. 17. Ces Buch 166. 53. Baumlerche ſ. Waldlerche. Boumenticher ſ. 1 1 Bap. II. 265. Bersafige, II. 336, 147, ae Venggler, getiegert. II. 294. 130 Bea f Bürger, großer. Bergfink. II. 289. 128. e II. 366. 168. Bienenftefi 17 fe Immenwolf. Birkheher. II. 172. Birkhuhn. II. 90. 34. N Biſamente. I. 221.71. Bloßhuhn, ſchwarz. . 337.1 15 Blaͤßling. Ebend. Blauauge. II. 148.65, Blaukehlchen. II. 351. 155, Blaumeiſe. II. 362. 161. Blaumuͤller. Ebend. Blauracke ſ. Mandelkraͤhe. Blauſpecht ! Spechtmeiſe. Bleyfalke. I ö Blumenſpecht 14 Colibri. Blutfink ſ. Gimpel. See Seidenſ ſchlwanz Brachvogel, egyptiſch, ſ. Ibis. — großer, ſ. F dect. Brandeule. I Brandmeiſe ſ. Kohlmeise. 9 ſ. Hausteufel. Brieftaube ſ. Poſttaube. uch 2 8 5 Regiſter. i 3 le Vuchfin f. gu, e gemeiner. Buntſpecht. I. 142. 44. Buttelnaſe . Papageytaucher. Körg mit gelber Haube. I N 2108. 27. — mit rother Haube. I. 168.28. — mit weißer Haube. I. 109. Calao ſ Nashornvogel. Canarien vogel. II. 295. 131. Cardinal. II. 260. 113. Caſuar. I. 361. 120. Citrinchen ſ. Flachs fink. Colibri. I. 127. — gemeiner. T. 78 57. — granatkehliger. J. 186. 60. — kleinſter. I. 182. 36. — rubin koͤpfiger, pi figer, ſ. Juwelencolibri. Ente. X 213 * indianische . Biſamente. — 118 . Ebend. — wilde. I. 218. — zahme. I. 216. 0 Cree bel Uierſchwalbe Er 3 ſ. Zeiſtg. 5 Euie. I. 52. N Be a f. Nacteule, — kleine, ſ. Kaͤnzchen. — ſchwarze, ſ. Nachteule. — weiße. I. 77. Falke ſ. Edelfalke. Falkeule. J. 77 Farier ſ. Trompete. Faſan. II. 59. — bunter. II. 73. 28. — chineſiſcher ſ. Goldfaſau. Condor. I. 47. Cormoran ſ. Scharbe. Cottonvogel ſ. Beutelmeiſe. — dteyfarbiger. Ebend. — gemeiner. II. 60. 22. — other ſ. Goldfaſan. ſchwarz u. weißer ſ. Silberf. Feigenfreſſer ſ. Beccafige. Feldſtuͤchter f. Feldtaube. Feldhuhn ſ. Rebhuhn. Feldlerche. II. 219. 94, Keldſperling. II. 308. 136. Feldtaube. II. 128. 45. Felſeuhuhn. II. 317. 141. Fenſterſchwalbe ſ. Hansſchw. a f. 7 tgans. I. gr e Rauchſcwalb, — wi Bengalen f. Bengaler. — gemeiner. II. 283.127. Singer. Wuͤrger, roth⸗ koͤpfiger Finkenhabicht ſ. Sperber. 1 ef. Kohlmeiſe. 1 er ſ. Sperber. 0c gar. I. 13. iſchadler. I. 11. Cuh, Auh. II. 7 Cupido f. Schnemercit, Curaſſo. II. 26. 9. Cusco f. Puri. Diſtelfink ſ. Stieglitz. Dohle. II. 164. 70. Dompfaff. II. 258. 112. Doppelſchnepfe I. 313. 104. Doppelſporn. II. 10. 3. Dorndreher. I. 86. 23. Dorntreter. Ebend. Dredträmer 1; Wiedehopf. Drehbals. I 2147 47. Drone. I 365, 121. Droſſel. II. 233. Dudu ſ. Dronte. Dulllerche ſ. Waldlerche. Edelfalke. I. 23 7. Eidergans. I. 211. 68. Eisvogel. I. 153. 49. Elbſch ſ. Schwan. Cucurucurn. II. 77 65. | S err I = * Flachs Regiſter. Flachsfink. II. 302. 134. Grünſpecht. I. 145. 46. Flamant, Flamingo. 1 270.91. Guit⸗guit. I. 169. Fliegeufänger. II. 309. Habicht. I. 32. 8. — ſchwarztuͤckig. II. 312. 138. Sänftng, in 105 133. — ſchnaͤpper. Ebend. Haferbock Flüelerche. II. 334. 146. Flußteufelſ. Blashuhn, ſchwarz Fräulein v. Numid. I. 290. 97. Francolin. II. 100. 40. Fregatte. I. 251. 83. Gabelſchwanz. I. 186. 67. Gabelweyhe ſ. zrähugrargee, Gägler f. Bergfink. Gaͤuſehirt ſ. echo. Gaus. I. 1 — kapiſche T . 209. 66. — ſtneſiſche f. Schwanengans. — ſpaniſche. Ebend. — wilde. I. 208. 65. — jahme. I. 198. 64. Gartenfink f. Fink, gemeiner. Geiskopf I. 3 Gelbgans ſ. Goldammer. Gereuthlerche ſ. Pieplerche. 5 ſ. graue Am̃er. Geyer. I 2 1 — großer. I . 48, 11. Geyerkoͤnig. J. 50. 12. Gimpel ſ. Dompfaff. Goldadler. I. 3. 1. Goldammer. II. 274. 121. Goldfaſan. II. 67. 24. f Goldgeyer ſ. Laͤmmergeyer. Holztaube f. Feldtaube. Goldhaͤhnchen. II. 355. 157. Honigkukuk. II. 214.91, Goldregenpfeifer. I. 326. 109, | Honigſauger f. Colibri. Goloneck ſ. Würger, 1 8 Hornkräger. I. 278. 93. a nen] f Heerſchnepfe. Halbmond ſ. Stahr, amerikan. Halbweyhe. I. 17. ; Halswindel f. Drehhals. Haſelhuhn. II. 93. 36. Haſenfus ſ. Schneehuhn. Hanbencolibti. I. 185. 59. Haubendroſſel ſ.Seidenſchwanz Haubenkoͤnig ſ. Goldhaͤhnchen. Haubenlerche. II. 224. 96. Haubentaucher. I. 260. 86. Hausſchwalbe. II. 375, 168. Haustaube ſ. Feldtaube. Haustenfek. I. 317. 106. Heckenſchmatzer |, Grasmuͤcke. Heerſchaepfe. I. 314. 105, Heidelerche ſ. Pieplerche. Heiduckenadler. I. 19.5. Heiſter ſ. Aeiſter. Herkenvogel ſ. Holzheher. Hexe ſ. Nachtſchwalbe. Heile ſ. Nußheher. Himmelslerche ſ. Feldlerche. Himmelsziege ſ. Heerſchnepfe. Hocko ſ. Euraffo. asg I. 281.95. Holiheher. II. 166. 72. —— nn ( FETT Grasmücke. II. 333. Hudſonsmeiſe. II. 368. 166. . — ſchwariplattige . Mönch. Huͤhnerfalke. I. 17. Greifgeyer. I. 47. Hlbnerg ver. I. 14.4. Großherzog ſ. Uhu. Huhn. II. 32. Großmaul. II. 180. — gage 11:53, 15, ei II. 26 4.117. — gehaubtes. II. 54. 14. — ling * II. W cc 2 — Klut⸗ Keil — Kluthuhn. I 54. 17. — Kruphuhn. II. 54. 18. — Paduaniſches. II. 55. — tauchfuͤßiges. II. 55 21. — Stammhuhn. II. 35. 12. — ſtraubiges. II. 54, 20, or‘ waͤlſches. H, 17. 6 D abiru. J. 280. 94. acang ſ. Spornflügel, acobinertaube ſ. Peruͤckent. ako ſ. Papagey, aſchgrauer. alouſie⸗taube f ieren apu ſ. Jupujaba bis. I. 333. ri * mmenwolf. I. 157.50 ndian f. Huhn, waͤlſches. prump ſ. Rohrdommel. ungfernmeiſe ſ. Blaumeife, upujaba. II. 129. 80. Juwelencolibri. I. 184. 58. Kalekuter ſ. Huhn, waͤlſches. Kamichy ſ. Hoentraͤget. Kampfhaha ſ. Hausteufel. Käuzchen. I. 73. 19. Kauz I. 70 18 Keilbaacken f. Dospefänene Kernbeiſſer. II. 251. — gekroͤnter. II. 267 114 Kerufreſſer. II. 262. 115. Kiebitz. I. 321. 108. Kirchenfalke. I. 31. Kiccheule ſ. Schleyereule. Kirſchfink. II. 256. 111. Kirſchoogel ſ. Pirol Kloſterwenzel ſ. Moͤuch. Knarrhuhn ſ. Trompete. Kneifer. I. 75 74. Knorreule. I. 7 Kobellerche ſ. Mubenlerche. Köoͤnigsadler ſ. Gol dadler. Koͤnigsammer. II. 281. 125. Koͤnigsvogel. I. 291. 98. Kohlmeiſe. II. 358. 160. Kohltaube fe Ringeltaube. * Kolkrabe. II. 150. 66. ! * Korkorre fe Flamingo. Kornfink ſ. Ortolan. Korda Wiedehopf. Kothmoͤuch ſ. Haubenlerche. Kraͤhe, gemeine f. Nabenkrähe. — graue ſ. Feen 8 Kragenhuhn. II. 97. 3 Krammetsvogelſ. Fasbopen, drvsiel, Kranich. I. 283. 96. Sei are in 2517. 110. 1 Krick. IT . 0 Krickliſter 5 Würger, großer. Krieckente. I. 220. 20. Kronentaube. II. 138. 58 Y Kropftaube. II. 129. 46. Krumſchnabelſ. Seeifemabel; Krün. Ebend. Supnbubn f „Bub, wilſchetz. Kukuk. Nene 15 216. 934065 brauner. II. 213. a 70 gemeiner. II. 194. 88. glaͤnzender II. 276. 92. Kuttengeyer ſ. Geyerkoͤnig. Lachtaube II. 137. 56. Fimmtergeyer: I. 45. 10. Landadler ſ. Gol dadler. Leichen! eg f. Kaͤuzchen. Leinfink ſ. Haͤufling. 0 erden f. Loͤffelente. Lerche. II. 217. f Ler henſperßer f Sperber. Loͤffelenre. I. 222. 72. 76 Lͤffelgans. I. 276. 92. e Loͤffelteiher Ebend. * Lori-Noira. I. 114. 31. Lummer. I. 262. Macao ſ. Aras. u Sa # — — — — Madenfreſſer. II. 145, 63. Maͤuſe abicht. * 33. ' Mais⸗ Regiſter. Maisdieb. II. 175. 77. Makukawa ſ. Trompete. Man akin. II. 317. eandelkraͤhe. II. 121. 75. Manelhuhn ſ. Kragenhuhn. Marcolph ſ. Holzheher. 3 OBEEN® ſ. Schwarz⸗ kehlchen Mauerſchwalbe. II. 378. 170. Mauerſpecht. I. 16. 54. Meeraͤlſter ſ. Auſterdieb. Meerhuhn, grünfüßiges. I F 338. 114 Meerrachen ſ. Kneifer. Meerzeiſtz ſ. Flachs fink. Me blſchwalbef. Hausſchwalbe. Meiſe. II. 358. Merle. II. 281. Meve. I. 264. 89. Milan ſ Huͤhnergeyer. Mino ſ Plauderer. f Mipeldeofel, II. 235. 102. Miſtelziemer. Sbend. Miſtfink . Bergſink. Moͤnch. II. 342 151. Moͤnchmeiſe ſ. Sumpfmeiſe. Möͤochen. II. 133. 30. Mohrenhuhn. II. 55: Montaube II. 130 48. Toer her f. Rohrdomel. Mornell. I. 329. | Nachteule. I. 63. 15. Nachtigall, amerikaniſche, f. „ Sportbroffel. gemeine. H. 325. 14 Nachtrobe f Pace Nachtreiher. I. 305. 101. Nachtſaͤnger Ai . Nachtſchwalbe. II. 319 acktſchnabel F Sautkraͤhe⸗ 1 „23. 73. Napol. II. 25. 8. Nashornvogel. I. 135. 43. — nn — be. e ee Hals Ir 4 7 3 J Srebbals. Nazarvogel. I. 367. Nebelkraͤhe. II. 162. 6. Neuntoͤdter ſ. Würg. rothkoͤpf. — — kleiner, ſ. 7 70 Nikawitz ſ. Bergſink. ö Nilgans ſ. Gans, En Nilreiher ſ. ſ. Ibis. Nimmerſatt. I. 334. Nonnentaubeſ. Perückentaube Nußhacker ſ. Blauſpecht. Nußheher. II. 167.73. Ochſenhacker. II. 144. 62. Ohreule ſ. un, Ortolau. II. 272. 120, Padda ſ. Reißdieb. — a Papaged. 189 aſchgrauer. I. 110. 28. bunter. 1. 112. 29. buntgefluͤgelter. I. 118.32. deutſcher ſ. Mandelkraͤhe. gruͤner. I. 113. 30. ſchwediſcher ſ. Kernfteſſer. violetter. I. 128. 40. Papegeyentaucher. I. 230. 76. Paradiesammer ſ. Wittwe. Paradiesfliegenſchnaͤpper. II. 312. 1372. Paradies merle. II. 282. 126. Paradiesvogel. II. 182. großer. II. 184. 82. mit Halsband. II. 191,87. königlicher. II. 187. 83. praͤchtiger. II. 188. 84. ſechsſädiger. II. 190, 86. violettkehliger. II. 189.88. Pa . I. 129.39 — kleinſter. I. 129. 41. Pauxi. II. 30. 11. Pelican. I. 244. 82. 1 ſ. Beutelmeiſe. Cec 3 Pene/ a Regiſter. Penelope ſ. Napol. Ringeltanbe, II. 134. 54. Perleule ſ. Schleyereule. Rohrammer. II. 277. 122. Perihuhn. II. 75. [Rohrdommel. I. 306. 102. — — - buichigeß, II. 83. 31. 9 8 en — i gemeines. II. 75. 29. Rohrhuhn. I. 337. | Peruͤckentaube. H. 133. 52. Nane Soremmen, Pfannenkiet ſ. Schwanzmeife. | Roſenamſel. II. 245. 108. Man II. 1. 1. Rothbart ſ. Rothkehlchen. Pfauentaube. II. 133. 53. Rothbruͤſtchen. Ebend. Pfaufaſan ſ. Doppelſporn. Rothdroſſel. II. 238. 104. Pfefferfraß. 1. 130. 42. Rothfink ſ. Fink, gemeiner. Pteffervogel f. Seidenſchwanz Rothgans ſ. Baumgans. Pfingſtvogel ſ. Pirol. Rothhuhn. II. 106. 42. Pfuhlſchnepfe. J. 316. Rothkehlchen. II. 346. 154. Philomele ſ. Nachtigall, gem. Rothſchwanz II. 346. 153. Pickmeiſe ſ. Kohlmeiſe. Rothvogel. II. 326. Pieplerche. II. 224. 97. Rubin ſ. Colihri, gemeiner. Pimvelmeiſe ſ. Blaumeiſe. Ruckſchnabel 1 Saatkraͤhe. Pinguin f. er Ruͤttelgeyer. 1. 31. . Dr Rn 1 177 * a Rypen ſ. Schneehuhn. attſchnaͤbler offelgans. Saatkraͤhe. II. 159. 68. Plauderer. II. 174. 76. Säbelſchnäbler. I. 330, 112. Plochtaube ſ. Ringeltaube. Salangane. 11. 380. 171. Pompadourtaube. II. 132. 57. Sandlerche ſ. Feldlerche. Poftaube, II. 131. 49. m Schwarzkehlchen. SS . Putzeltaube. II. 33.51. 1 ö Puter ſ. Huhn, wälfches. Se eis Quackreiher ſ. Nachtreiher. Sede „Flamingo. Rabe, an ſ. Kolktabe. Sci rag An I. he Schlaghahn f. Haubentaucher. Kader. II. 172. Schlagtaube ſ. Ringeltaube. Rolle . Wachtelkönig. Schlangenvogel. I. 235. 78. e. . ih everraube de 0 Wine, Er oder graues. Schnarre J. Miſteldroſſel. Reiher. I. 283. 1 II. 268. 118. — gemeiner. I. 301. 100. Schneehaaſe ] II. 96, 37. Reiß dieb. II. 263 116. Schneehuhn Remitz ſ. Beutelmeiſe. Schneekoͤnig ſ. Zaunkoͤnig. Renomiſt ſ. Hausteufel. Schneemeiſe ſ. Schwanzmeiſe. Rieſenlerche ſ. Stahr, amerik.] Schneemercur. II. 268. 118. Ringelgans ſ. Baumgans. Schneidervogel. II. 352.158. Schne⸗ Regiſter. Schnepfe. I. 309. 103. ee ſ. Wachtelkoͤnig. Schuffut J. Seine 368. — chinefifche iudianlſche. f. Salangane. Schwan. 1. 190. 62. Schwanengans. I. 197. 63. Schwanzmeiſe II. 363. 162. Schwarzdroſſei ſ. Amſel. Schwarzkehlchen II. 344. 152. Schwaczſpecht. I. 143. 45. Schweizereremit. 1. 163. Secretaͤr I. 22. 6. Seelerche I. 328. 110. Seeſchwalbe I. 266. 9o. Seidenſchwanz. II. 248. 109. Silberfaſan. II. 21. 26. Singdtoſſel. II. 239. 105. Sittich ſ. Papagey. 5 — — mit roſenrothem Kopf. JI. 115. 34 Sommerhalbente f. Ktiekente. Sommerzaunkoͤnig ſ. Gold⸗ hähnchen. SITE Souimanga I. 169. Spatz ſ. Sperling. Specht I. 138. f Spechtmeiſe I. 149. 48 Sperber. I. 35 9. Sperling, gemeiner. II. 202.125 — gnuineiſcher. I. 116. 35. Sperlingstaube. II. 139 61. Spiegelmeiſe ſ Kohlmeiſe. Spornfluͤgel, mexic. 1.343.116. Spottdroſſel. II. 240 106. Sprehe ſ. Stahr, gemeiner. Sproſſer. II. 326. Spyrſchwalbe ſ. Hausſchwalbe. Stachelſchwalbe ſ. Rauchſchw. Stahr, americ. II. 230. 100. — dauuriſch. II. 231. 101. — gemeiner. II. 226, 99. — Steinadler ſ. Goldadler. Steindreher. I. 320. 107. Steineule ſ. Kauz. Steinfanz Ebend. Steinkletſche ſ. Weißſchwanz. Steintappe. I. 163. Steinſchwacker. Ebend. Steinſchwalbe ſ. Mauerſchw. Steinvogel v. Cayenne ſ. Pauxi Sterbvogel ſ. Seidenſchwanz. Sternadler ſ. Goldadler. Stieglitz. II. 291 129. Stockfalke ſ. Habicht. Storch J. 293. 99. Strandlaͤufer. I. 316. Strandpfeifer ſ. Seelerche. Strauß. I. 351. 119. Steaußcaſuar ſ Dronte. Strtuntjaͤger |. Meve. Sturmvogel I. 232. 77. Sumpfmeife. II. 366. 164. Tagſchlaͤfer ſ. Nachtſchwalbe. Talbit ſ Kernfreſſer. | Tangara. II. 281. Taſchenmaul f. Loͤffelente. Taube II. 112. — groͤnlaͤndiſche. I. 261. 87. — guineiſche II. 138.59. — ſchwarzgehaubt. II. 139.60. — kuͤrkiſche ſ. Poſttaube. — wilde II. 127. 44. Taubengeyer ſ. Habicht. Taucher. I. 259 — — kleiner. I. 263. 88. Tauchente ſ. Kneifer. Tauchergans ſ. Ebend. Tharu. I 21. Thurmfalfe: I. 31. Thurmſchwalbe . Manerſchm, Todteneule ſ. Kaͤuzchen. Toͤlpel. I. 254 84. Toucan ſ. Pfefferfraß. Trappe. II. 12. 4. 5 } Trap⸗ 2. 5 Regiſter. Trappemwerg. II. 15. 5. [Weindxoſſel f. Rothd Trommeltaube. II. 130. 47. Weiß back f. Papagehent Trompete. I. 348.118. [Weiß droſſel ſ. Singdroff Tropikvogel. I. 326. 79. Wenden die . Truthuhn ſ. Huhn, waͤlſches. Wendehals ſ. Drehhalss. 25 59 weh 12 99 8 25 fie enfalke. J. 32. 10 * 4 0 I\ * Tümmler ſ Putzeltaube. Wiedehopf. T, 159 fu a Tuiete f. Parkit, kleinſter. . 1 . 162; 32. Turaco. II. 213. 90. Wiedewall ſ. Pixol. ae II. 135. 55. ee 1 Wachtel ann. I. 89. 24. 3 Sn = gektänter. il 316. 140. Wilen Nanning. N Uferlerche ſ. Seelerche. Wilen 0 SR BEN Uferfehtoalbe. II. 378. 169. — ae Salebande | . 0 * 4 Be ie erkehrtſchnabe 243.81. |? ürgengel 1 rger, gro Vogelfalke ſ. Sperber. Würger. I ger, g ber Wachho'derdroſſel. II. 236.103. — großer. x 82. 20, kleiner. I. 84. Wachtel. II. 107. 43. 7 2 I tothe. ſenegal. I. 90. 2 Wachtelkoͤnig. I. 345. 117 85 rothköpiger. 1. 1.00.25 Wächter ſ. Würger, großer. Zaunkoͤnig 0 Waldkatzeſ. Bürger: rothkoͤpf. — ſchlubfer ] 352. 156% a 8001 er Degen W 132. A epfe nepfe. iegenmelker Wanderfalke. L 31. f Kiga ſau ler Naceſcwalbe. Waſſerochs ſ. Rohtdommel. Aimmermun t. Gruͤnſpecht. Waſſerhuhn l. 337. Zipdroſſel ſ. Rothdroſſel. Waſſerſtahe: II. 229 99. Zwergeule ſ. Kaͤu ichen. Wegetaube ſ. Turteltaube. Zwunlſche ſ. Gruͤufink. a 2 — gedruckt mit Deckardtſchen Schriſten. —